BIBLIOTHEK DER GRIECHISCHEN LITERATUR ISSN 0340-7853 . BAND 21
BIBLIOTHEK DER GRIECHISCHEN LITERATUR HERAUSGEGEBEN VON PETER WIR TH UND WILHELM GESSEL
BAND 21
EIN BAND DER ABTEILUNG BYZANTINISTIK HERAUSGEGEBEN VON PETER WIR TH
ANTON HIERSEMANN STUTTGART
1986
JOHANNESKANTAKUZENOS
Geschichte
ÜBERSETZT UND ERLÄUTERT VON GEORGIOS FATOUROS UND TILMAN KRISCHER
ZWEITER TEIL (BUCH 11)
ANTON HIERSEMANN STUTTGAR T 1986
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Johannes (Imperium Byzantinum, Imperator, VI.): Geschichte / Johannes Kantakuzenos. Übers. u. erl. von Georgios Fatouros u. Tilman Kriseher. Stuttgart : Hiersemann Einheitssacht. : Historia (dt.) NE: Fatouros, Georgios [Übers.] Teil 2. (Buch 11). - 1986. (Bibliothek der griechischen Literatur ; Bd. 21 : Abteilung Byzantinistik) ISBN 3-7772-8628-1 NE: GT
Printed in Germany © 1986 Anton Hiersemann, Stuttgart Alle Rechte vorbehalten, insbesondere die des Nachdrucks und der Übersetzung. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses urheberrechtlich geschützte Werk oder Teile daraus in einem photomechanischen, audiovisuellen oder sonstigen Verfahren zu vervielfältigen und zu verbreiten. Diese Genehmigungspflicht gilt ausdrücklich auch für die Verarbeitung, Vervielfältigung oder Verbreitung mittels Datenverarbeitungsanlagen. Lichtsatz in Sabon-Antiqua und Druck von Allgäuer Zeitungsverlag, Druckerei, Kempten. Bindearbeit von Großbuchbinderei Ernst Riethmüller, Stuttgart. Einbandgestaltung von Alfred Finsterer, Stuttgart.
INHALTSVERZEICHNIS
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
VII
Nachtrag zu Band I . . . . . . . . . . . . .
VIII
Johannes Kantakuzenos, Geschichte, Buch 11
1 163 268 272
Anmerkungen zu Buch 11
......... .
Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur. Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
V
VORWORT
Der vorliegende 2. Band unserer kommentierten Übersetzung der Historiae des Johannes Kantakuzenos wird mit einer gewissen Verspätung veröffentlicht. In der Zwischenzeit sind mehrere Rezensionen des 1. Bandes erschienen, in denen die Arbeit im großen und ganzen gut aufgenommen wurde. Soweit im einzelnen Kritik geäußert wurde, haben wir diese sowohl im Nachtrag zum 1. Band als auch im Kommentar des 2. Bandes nach Möglichkeit berücksichtigt. Was das 2. Buch der Historiae betrifft, so weist es z. T. erhebliche Unterschiede zum entsprechenden Abschnitt des Geschichtswerkes des Nikephoros Gregoras auf, vor allem in der Chronologie der berichteten Ereignisse. Wir haben versucht, uns mit den daraus entstehenden Problemen auseinanderzusetzen, ob immer mit glücklicher Hand, das wird die künftige Forschung zeigen. Dem Herausgeber der Bibliothek der griechischen Literatur, Herrn Dr. Peter Wirth, danken wir für Ergänzungen und Korrekturen, Herrn Dr. R. W. Fuchs für seine redaktionellen Bemühungen. Berlin-Dahlem, im Februar 1986 Georgios Fatouros
Tilman Kriseher
VII
NACHTRAG ZU BAND I
Gleichzeitg mit dem ersten Band unserer Kantakuzenos-Übersetzung ist die wichtige A~beit von KYRRIS, K. P.: To BU~UVLLOV xa't
8LV03tWQov 1321). 'EOWU:QLX
VIII
NACHTRAG ZU BAND I A.21 (Manuel P.): T. 255 f./S. 215 A.24 (Michael Katharos): T. 256 f./S. 216 A.26 (Treueid): T. 258f./S. 216 A.28 (Andronikos Kantakuzenos): T. 260f./S. 217 A.29 (Syrgiannes): T. 262f./S. 220 A.38-39 (Kallipolis-Gasmulen): T. 273f./S. 221 A.41 (Apokauchos): T. 274f./S. 222 A.46 (Joseph): T. 278f./S. 223 A.49 (Simonis): T. 241f./S. 226 A.66 (Adelheid): T. 297/S. 231 A.86 (Hocker): T. 310 u.v.a. Beide erwähnten Arbeiten kennen den Kommentar VAN DIETENS zu Gregoras nicht. Ansonsten haben sich folgende Ergänzungen und Berichtigungen ergeben: S. 100 A.2:
Zu Johannes Kantakuzenos vgl. jetzt die Aufstellung der Quellen und der Sekundärliteratur bei Prosop. Lexikon Nr. 10973.
S. 140 Z.3-4: Statt «in heiligen Gewändern» lies «mit den Decken des Altars» und vgl. FAILLER, Albert in: REB 42 (1984) 298. S. 208 A.l:
S. 209 A.3:
S. 210 A.7:
S. 211 A.8: S.212 A.14:
S. 213 A.17: S. 213 A.19:
Zum Widmungsbrief vgl. ferner die Ausführungen von SYKUTRIS, Johannes in: RE Suppl. V 205 f. sowie die ebenda erwähnte Arbeit von GRAEFENHAIN: De more libros dedicandi. Diss. Marburg 1892. Das Sprichwort hat Kantakuzenos, wie es scheint, zu dieser besonderen Anwendung dem Zwischenproämium des Gregoras (11 572) entnommen. Zu den Metaphern der Bewegung in der Geschichte überhaupt s. DEMANDT, Alexander: Metaphern für Geschichte. München 1978, 166f. (das Euriposbild fehlt ebenda). Zu Johannes IV. Laskaris vgl. ferner SEVCENKO: Stephen 173f. Nach HOPF: Griechenland 263 (= S. 197 des Nachdruckes), der sich auf die Registri Angiovini beruft, hielt sich Johannes 1274 in Foggia auf, wo er eine ansehnliche Pension von Karl von Anjou bezog. Diese Nachricht gilt jedoch als Fälschung der Angiovinen: GEANAKOPLOS: Michael 217 f. (oder hat es sich um einen PseudoJohannes gehandelt?). Zu Konstantin s. noch BARISI<=:, Franjo: Konstantin Porfirogenit Paleolog. ZRVI 22 (1983) 43f. Auf Michael IX. beziehen sich ferner eine Monodie des Theodoros Hyrtakenos (BOISSONADE, J.F.: Anecdota graeca I 254f.) und eine Monodie des Staphidakes; vgl. LAMPRos, S. in: NE 1 (1904) 368f.; FOERSTER, Richard in: BZ 9 (1900) 381; MESCHINI, Anna: La monodia di Stafidakis. Padova 1974. Zur Würde des Despotes vgl. noch FAILLER, Albert: Les insignes et la signature du despote. REB 40 (1982) 171 f. Zum Klassizismus der byzantinischen Geschichtsschreiber vgl. ferner TANA~OCA, Nicolae-~erban: La litterature byzantine et le realisme, in: Etudes byzantines et post-byzantines 1 (1979) 77 f.; Do-
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NACHTRAG ZU BAND I
STALOVA, P. in: VV 43 (1982) 23 f. (welche aber auf Kant. kaum eingeht). S. 215 A.24:
S. 216 A.28: S. 218 A.32:
S. 222 AA5:
S. 224 A.51: S. 226 A.65:
S. 229 A.72: S.229 A.74: S.231 A.86:
S. 232 A.89:
x
Kathara war die Kammerzofe der ersten Gemahlin des Despotes Konstantinos, der Tochter des Protovestiarios Muzalon; vgl. Gregoras, hist. I 293. Den Fehler, welcher aus einem Mißverständnis der Stelle Gregoras, hist. I 294,18 - 20 entstanden zu sein scheint und den auch TRONE a.a.O. 256 begeht, übernahmen wir von PAPADOPULOS: Genealogie 37. Was den angeblichen Spruch Platons (Gregoras, hist. 1294) betrifft (vgl. VAN DIETEN: Gregoras II 1,111 A.23), geht er auf Cato zurück: Vgl. Plutarch, Cat.mai. 9,8. Es ist ungewiß, ob man den Fehler auf Gregoras selbst oder auf einen Spruchsammler zurückführen muß. Vgl. noch KURUSES: Gregorios 547. Zum Geburtsdatum Andronikos' d.]. vgl. neuerdings PERENTIDES, Stavros in: Fontes minores VI, hrsg. von Dieter SIMON. Frankfurt/ M. 1984, 284 f. Vgl. noch die von Niketas Choniates S. 458 als böses Omen aufgefaßte Beschädigung der Krone Alexios' III. Angelos und dazu HUNGER: Literatur I 271. Zu den letzten Jahren des Protostrators Theodoros Synadenos vgl. den wichtigen Aufsatz von MAKSIMOVIC: Poslednje godine. Auf der anderen Seite ist aber das Verhüllen des Kopfes noch in byzantinischer Zeit Zeichen einer großen Trauer: MAGUIRE, Henry: The Depiction of Sorrow in Middle Byzantine Art. DOP 31 (1977) 156f. Vgl. noch Kant. II 120,4-5. An unserer Stelle handelt es sich eher um die römische Sitte der Verhüllung des Kopfes bei der Hinrichtung; vgl. Amm.Marc. 14,7,21 obductio capitum. Bei der Metapher handelt es sich wahrscheinlich um ein Sprichwort; vgl. KUKULES: BB VI 341f. Vgl. ferner die Liste der Adynata bei LAMPROS, S. in: NE 17 (1923) 200f. Im übrigen macht CHRISTOPHILOPULOS, A.: AKPOATH~. BZ 44 (1951) 88 darauf aufmerksam, daß das Wort CUtQou'ttl<; (Kant. I 67,4) in diesem Zusammenhang eine juristische Bedeutung einnimmt und den Richter bezeichnet (= das Pendant zum lat. auditor); so muß unsere Übersetzung (S. 54) entsprechend korrigiert werden (desgleichen Kant. I 65,1, S. 52 der Übersetzung). Das Todesdatum des Nikephoros Chumnos ist uns durch eine Kurzchronik überliefert worden; s. LAMPROS, S. in: NE 7 (1910) 139 Nr. 48 (fehlt bei SCHREINER: Kleinchroniken).
NACHTRAG ZU BAND I S. 236 A.107: Die Kantakuzenoi waren im übrigen bereits im 12. Jahrhundert Großgrundbesitzer auf der Peloponnes; vgl. HOPF: Griechenland 212 (= S. 146 des Nachdruckes). S. 237 A.108: Den entsprechenden Abschnitt unseres Historikers hat HOPF, wie es scheint, flüchtig gelesen, wenn er (a.a.O. 422 [= S. 356 des Nachdruckes]) schreibt, daß die Expedition des Kantakuzenos nach Thessalien durch Hofintriguen vereitelt wurde. Ebenda 406 (340) ist von einer angeblichen Statthalterschaft des Kantakuzenos auf der Peloponnes die Rede. Im übrigen hat sich in Attika und auf Euböa bis zur jüngsten Zeit die Erinnerung an die Katalanen lebendig erhalten; das Wort bedeutete bis vor kurzem in diesen Gegenden eine durch Unmenschlichkeit gekennzeichnete Person; s. HOPF a.a.O. 392; BIRES: 'AQßaVL'tE; 93 A.1; RODD, Rennell: The Princes of Achaia, II 130. Die ältere Literatur über die Katalanen bei HOPF a.a.O. 380 (= S. 314 des Nachdruckes) A.74f. S.239 A.113: S. noch DARROUZES: Regestes 2103. S.239 A.115: Es ist nicht sicher, daß die Jagd mit dressierten Falken aus dem Westen nach Byzanz eingeführt wurde; denn laut einer Nachricht des arabischen Chronographen Kamal al-Din haben die Araber von Tarsos im 10. Jahrhundert Jagdfalken und Jagdhunde aus Byzanz importiert. Vgl. FARAG, Wesam A.: Byzantium and its Muslim Neighbours during the Reign of Basil II (976-1025). Diss. Birmingham 1979,52 A.53 (masch.). S. noch KRONASSER, H.: Die Herkunft der Falkenjagd, in: Südostforschungen 12 (1953) 67f. (mit unvollständige~ Heranziehung der Quellen), ferner HEHN, Victor: Kulturpflanzen und Haustiere. Berlin 8 1911,374f. S. 251 A.167: Zur gen auen Lage von Rhegion s. MAMBOURY, E. in: Byzantion 13 (1938) 308 f. S. 253 A.179: Über die Stadt Bizye s. noch VELKOV, V.: Die thrakische Stadt Bizye, in: Studia in honorem V. Bdevliev. Sofia 1978,174f. Zum Namen vgl. DETSCHEW: Sprachreste 61. S.254 A.185: Von Schimpftiraden von den Mauern herab rät im übrigen auch Kekaumenos ab (S. 272 LITAVRIN). S.260 A.203a: Anders MATSCHKE: Reaktion 48; OIKONOMIDES: Armees 358. S. 262 A.214: Das Wort E~Law't~; kommt auch bei Kantakuzenos, II 62,8 vor. Seine Aufgabe besteht hauptsächlich darin, einen Grundvermögensausgleich (daher auch der Name!) bei vorwiegend militärischem Grundbesitz durchzuführen, indem er die mit der Zeit (durch Verteilung an die Söhne usw.) klein gewordenen Grundstücke auf die ursprüngliche Größe wiederherstellt und die zugewachsenen ent-
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NACHTRAG ZU BAND I sprechend verringert. Der E~LawL~~ hat kein Amt inne, sondern erhält einen provisorischen Auftrag vom Kaiser. Vgl. STEIN: Untersuchungen 16f. Anders HEISENBERG: Palaiologenzeit 74 A.1, der von einem Amt der E~Lao)"[a( spricht. Nach OSTROGORSKIJ, Georges: Pour l'histoire de la feodalite byzantine. Bruxelles 1954,103f. haben die E~LawLa( Vermögens ausgleiche bei jeder Art von Grundbesitz vorgenommen, nicht nur bei den militärischen Soldgütern, wie HEISENBERG: Ebenda glaubte. Bei Theod. Stud. magn. catech. 4 (S. 12 COZZA LUZI) wird Gott ö(xmo~ E~WWL~~ genannt. S. 263 A.219: Zur Literatur über Mesembria vgl. noch den Sammelband: Nessebre 1. Sofia 1969. Zum thrakischen Ursprung des Namens s. noch DETSCHEW: Sprachreste 295 f. S. 268 Zu Morrha s. noch KYRIAKIDES: MEtdhm 48 f., zu Tzernomianon A.249-250: ebenda 189. S. 270 A.263: Zur Rolle der Kirche bei der Kaiserkrönung s. noch FAILLER, Albert: La deposition du patriarche Calliste Iec (1353), in: REB 31 (1973) 146 f. und dazu CHARANIS, Peter in: BYZANTINA 8 (1976) 39 f. S.274 A.275: Über die Varäger vgl. ferner CIGGAAR, Krijnie N.: L'emigration anglaise a Byzance apres 1066, in: REB 32 (1974) 301 f. Die Ableitung des Namens aus 'wara' stammt nicht von DENDIAS, sondern von HOPF: Griechenland 148 (82). S. 275 A.276: Zum Omophorion vgl. noch WALTER, Christopher: Art and Ritual of the Byzantine Church. London 1982, 9 f. S. 276 A.286: Die Form 'Zampea' begegnet des öfteren in der Chronik von Morea (Vers 6404,7114 usw. [= Isabelle de Villehardouin)). Die griechische Form des Namens stellt eine ziemlich genaue Transliteration der franz. Form 'Ysabeau' dar; vgl. SCHMITT, John: The Chronicle of Morea. London 1904 (Nachdr. Groningen 1967), 625. S. noch Prosop. Lexikon Nr. 6446. S. 280 A.294: Vgl. noch KURUSES: Gregorios 528 A.3. S. 280 A.297: Irrtümlich leitet THOMOPULOS, I. A.: Ta LOJtwVU!!La !!a~. Thessalonike 1958,65 den Ortsnamen Melenikon aus <EAAYlVLXOV ab. S. 281 A.298: Zur Datierung der Gesandtschaft stützt sich BEYER: Chronol. 132f. ausschließlich auf Gregoras (so bereits REIN, E.: Die florentiner Briefsammlung cod. Laurent. S. Marco 356. Helsinki 1915,29 f.). In dem betreffenden Abschnitt des Gregoras (I 374-384) aber herrscht alles andere als strikte chronologische Ordnung: Die Reihenfolge der ebendort erzählten Ereignisse: a) « Kaisarissa» -Gesandtschaft (März - April 1327 oder, nach BEYER,
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NACHTRAG ZU BAND I
S.283 A.305: S. 283 A.306: S. 284 S.284 S. 285 S. 286
A.309: A.314: A.319: A.320:
S. 287 A.325: S. 289 A.335a:
S.290 A.341: S.291 A.345: S.295 A.365: S. 295 A.366:
S. 295 A.367:
S. 296 A.369: S. 296 A.370:
S.296 A.372: S. 299 A.380:
1326); b) Tod Irenes von Braunschweig (16. 8. 1324); c) Ankunft Annas von Savoyen in Konstantinopel (Febr. 1326); d) TürkenEpisode in Thrakien (Nov. 1326); e) Fall von Prusa (Apr. 1326); f) Mondfinsternis (1. 9.1327). Auch GUILLAND: Correspondance 31 datiert den Brief an Zarides 1325 -1326. Vgl. noch KURUSES: Gregorios 535. Vgl. noch KURUSES a.a.O. 545. Zu Moglaina s. noch KYRIAKIDES: MEA.E'taL 56f.; THEOCHARIDES: KaLEJtave,ua 31 A.1. Vgl. noch DARROUZES: Regestes 2137. Zum Namen der Stadt Prusa s. DETSCHEW: Sprachreste 380f. Vgl. noch DARROUZES: Regestes 2139. Zu Gregorios' Biographie s. jetzt ausführlich KURUSES a.a.O. 516f. Drei Briefe werden ebenda neu ediert. Zu Kokalas vgl. noch MATSCHKE, K.-P., in: Deutsche Literaturzeitung 105 (1984) 11 S. 897. Zum Ausdruck 'tOU E; aQxfj~ aV{}QwJto%'tovou vgl. Joh. 8,44; Niketas Choniates 293, 84 (VAN DIETEN); Theod. Stud. ep. II 138 (PG 99, 1440C); 162 (ebenda 1509B). DARROUZES: Regestes 2140. DARROUZES: Regestes 2135. S. noch STRATES, Evangelos G.:
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NACHTRAG ZU BAND I S. 303 AA03: Zu Prosek s. ferner PRINZING, Günter: Die Bedeutung Bulgariens und Serbiens in den Jahren 1204-1219 usw. Diss. München 1972,100f. sowie die ebenda A.6 angegebene Literatur. S.305 AA13: Zur griechischen Form des Namens Guy de Lusignan vgl. LAMPROS, Spyridon in: NE 6 (1909) 105 f. S. 306 AA16: Der Übergang aus der indirekten in die direkte Rede kommt übrigens auch in der Volksliteratur vor; vgl. die Chronik von Morea 6055 f. (S. 393 SCHMITT). S. 308 AA30: Unsere Ansicht wird durch die Behauptung der bulgarischen Gesandten bei Kant. II 57,22f. bekräftigt, wonach 20 Tage zu knapp sind, um eine Botschaft von Konstantinopel zum Nordwesten Bulgariens und zurück zu bringen (= ca. 2x600 Kilometer). Sie veranschlagen dafür 30 Tage, eine Forderung, die Kantakuzenos als 'gerecht' bezeichnet. S. 309 AA37: Nach MATSCHKE: Demarchen 219 sei Johannes Synadenos als vornehmer Bürger und Grundbesitzer des Stadtviertels beim Tor des Heiligen Romanos mit der Bewachung des entsprechenden Teils der Mauer beauftragt gewesen. Denn laut einer Urkunde (MM I 221) hatte der Vater des Johannes, Phokas Marules, in dieser Gegend seine Besitzungen, die unweit des erwähnten Tores (vgl. oben AA18) lagen, und ebendort hatte er eine Kirche bauen lassen, die später zum Kloster erweitert wurde. MATSCHKE vermutet sogar, daß Synadenos der Demarch (= Bürgermeister) jenes Stadtviertels gewesen sei. Vgl. DARROUZES: Regestes 2203; 2207.
XIV
ÜBERSETZUNG: BUCH 1I, 1
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JOHANNES KANTAKUZENOS, GESCHICHTE
BUCH 11 1. Dies also waren die Taten der beiden Kaiser während ihres gegenseitigen Krieges sowie die gemeinsamen Tätigkeiten während der dazwischenliegenden Friedenszeiten. Jetzt aber, glaube ich, ist es an der Zeit, auch das zu erzählen, was der jüngere / Andronikos leistete, nachdem er Alleinherrscher des rhomäischen Reiches geworden war. Am Tage nach der Einnahme der Hauptstadt und bevor er Hand an irgendeinen anderen Verwaltungsakt legte, regelte er die Verhältnisse, in welchen sein Großvater 'und Kaiser nunmehr leben sollte 1 • Die Regierung und Verwaltung des Reiches übernahm er selbst, von allem übrigen aber schloß er seinen Großvater keineswegs aus. Vielmehr befahl er den Rhomäern, die unter seiner Herrschaft waren, ihn weiterhin als Kaiser zu betrachten und ihm die gleiche Ehre zu erweisen, und machte ihnen klar, daß sie nach Belieben zu ihm gehen und ihm huldigen dürften, ohne daß jemand sie daran hindere 2 • Die Söhne und anderen Verwandten des Kaisers forderte er auf, in den Palast zu kommen und mit dem Kaiser die Zeit zu verbringen und bei ihm zu bleiben, solange sie wollten. Der gesamten Dienerschaft des Kaisers gestattete er, unverändert im Palast tätig zu sein, allein seiner Befehlsgewalt unterstellt. Für seine persönlichen Ausgaben sowie für seinen Haushalt gewährte er ihm aus den öffentlichen Steuereinnahmen die sog. Topike 3, die sich auf jährlich 12000 Goldstücke belief, und befahl außerdem, daß ihm die gleiche Summe aus der kaiserlichen Schatulle ausgezahlt werde. Über die Verwendung dieser Gelder sollte er nach eigenem Wunsch verfügen. Den kaiserlichen Palast stellte er ihm ebenfalls ganz zur Verfügung. Er selbst wohnte, wenn er sich in der Hauptstadt aufhielt, solange sein Großvater noch am Leben war, im Palast des Despotes Demetrios 4 • Häufig besuchte er den alten Kaiser und verkehrte mit ihm in lauterer Gesinnung, beriet sich mit ihm über die politische Lage und bezeigte ihm nicht weniger als zuvor / die gebührende Achtung und Ehre. Die anderen Rhomäer aber suchten ihn nicht auf aus Angst, sie könnten deshalb als Verschwörer verdächtigt werden, obwohl der jüngere Kaiser nicht heuchlerischen Sinnes, sondern aufrichtig aufgefordert hatte, daß jeder, der es 1
ÜBERSETZUNG: BUCH II, 1
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wollte, sich ungehindert zum älteren Kaiser begeben und ihm seine Huldigung erweisen könne. Dem Großlogotheten aber befahl der Kaiser, sich nach Didymoteichon zu begeben und sich in einem der dortigen Klöster aufzuhalten s. Dort blieb er einige Zeit, danach wurde ihm Begnadigung zuteil, und er durfte nach Konstantinopel zurückkehren und sich zu Hause aufhalten. Die Verwaltung von Konstantinopel übertrug der Kaiser dem Protostrator [Theodoros Synadenos]6. Da nun während des Krieges der beiden Kaiser viele ihrer Anhänger von den Parteigängern des Gegners des Vermögens beraubt worden waren, ordnete der Kaiser vorsorglich an, daß keiner wegen der beweglichen Habe einen anderen behelligen. dürfe, sondern die Besitzer Nutznießer bleiben sollten, wohl in der Absicht, keine neuen Zwistigkeiten zwischen den Parteien entstehen zu lassen durch das Bestreben, das Geraubte zurückzuerlangen. Die Immobilien jedoch sollten den früheren Besitzern wieder zurückgegeben werden 7 • Die Ausführung dieser Bestimmungen sollte der Protostrator als Statthalter der Hauptstadt überwachen. Danach begab sich der Kaiser zum Patriarchen, einerseits um ihm seinen Dank abzustatten und sich mit ihm vertraut und freundschaftlich zu unterhalten (denn bei ihrem ersten Treffen hatten sie, da die Umstände und die Lage es nicht erlaubten, nur für ein paar Grußworte Zeit gehabt), andererseits um ihn zu bitten, denjenigen Erzpriestern Vergebung zu erteilen, die, als er vom Patriarchenthron gestoßen und, sozusagen, ins Gefängnis gebracht wurde, nicht nur keinen Widerstand / zu seinen Gunsten geleistet, sondern vielmehr, soweit es in ihrer Hand lag, mitgeholfen hatten, ihn unter Arrest zu stellen. Der Patriarch war nämlich wütend auf sie und verlangte, daß ihnen der Prozeß gemacht werde wegen des Verrats, den sie an ihm begangen hatten 8 • Und obwohl der Kaiser sich sehr für die Erzpriester einsetzte, konnte er nicht dazu gebracht werden, ihnen zu verzeihen, weil sie ihm das schlimmste Unrecht angetan hätten, und bestand darauf, daß sie vor Gericht gestellt würden wegen ihres Verrats. Nachdem nun der Kaiser zum Palast zurückgekehrt war, rief er den Metropoliten von Pherai [Makarios], den Chartophylax [Gregorios] Kutales und den Archon der Klöster Kyberiotes zu sich, brachte ihnen seine Dankbarkeit zum Ausdruck und überhäufte sie mit Wohltaten, weil sie seinetwegen für einige Zeit inhaftiert worden waren. Dem Chartophylax wollte er eine höhere Würde verleihen; da dieser jedoch ablehnte, verlieh er 2
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ÜBERSETZUNG: BUCH II, 1
seinem Amt größeres Ansehen und zeichnete ihn mit dem Titel 'Megas Chartophylax) aus. Seit dieser Zeit hat das Amt des Chartophylax bis heute die Bezeichnung 'Megas) beibehalten 9 • Nun aber gab der Kaiser den Befehl, den Markos Kaballarios, den Sohn des Bardas, der ihn damals von der Mauer herab beleidigt hatte lO , vorzuführen. Dieser hatte sich, da er sich seiner frevelhaften Worte bewußt war, bei der ersten Nachricht, daß der jüngere Kaiser innerhalb der Hauptstadt sei, und noch ehe er gesucht wurde, in unterirdischen und unzugänglichen Schlupfwinkeln versteckt. Die Beauftragten des Kaisers suchten lange Zeit und mit großem Eifer nach ihm, bis sie ihn entdecken und zum Palast führen konnten. Als sich nun das Gerücht verbreitete, jener Beleidiger des Kaisers werde zum Palast gebracht, wo seiner die Strafe harre, begab sich die / ganze Stadt dorthin 11, um sich seine Hinrichtung anzuschauen. Der Kaiser befahl, daß er vorgeführt werde. Als Markos nun die Tür durchschritt und den Kaiser erblickte, wurde er vom Schauder gepackt, drehte sich im Kreise und stürzte zu Boden. Seine Begleiter richteten ihn auf und brachten ihn vor den Kaiser; er war tränenüberströmt und zur Erde gebückt, nicht imstande, den Kaiser anzusehen, da er glaubte, daß er sogleich das Schlimmste erleiden werde. Tiefes Schweigen herrschte unter der Menge, und alle waren in gespannter Erwartung angesichts des drohenden Urteils über Markos. Und da sie ihn so zittern und von Angst erfüllt sahen, wurden die einen durch den bloßen Anblick von Schmerzen erfüllt und brachen in Tränen und Wehklagen aus. Diejenigen aber, die einsichtiger waren als die Leute aus dem Volk, bekamen aus dem gegenwärtigen Geschehen eine Vorstellung vom Jüngsten Gericht, von dem wir so oft hören, und malten sich jene unsagbare Schande der Sünder angesichts des fürchterlichen und unbestechlichen Gerichtshofs aus. Wenn nämlich vor einem sterblichen Herrscher, dessen Strafen nicht lange währen, ein solcher Schreck den Gerichteten packt, daß er noch vor dem Urteil beinah vor Angst stirbt, weil er keine Verteidigung gegen die Anklage vorbringen kann, was würde dann an jenem Tag denjenigen widerfahren, die sich schlechter Handlungen bewußt sind? Dieses warnende Beispiel besserte sie also und gab ihnen Anstoß zu einem besonneneren Leben. Der Kaiser hatte freilich auch zuvor nicht die Absicht gehabt, Markos zu bestrafen. / Als er nun sah, daß alle Anwesenden durch diese Szene zur Besonnenheit gebracht wurden, wartete er eine Weile und sagte dann: «Was war über dich gekommen, Kaballarios, daß du mich so schwer ins 3
ÜBERSETZUNG: BUCH II, 1
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Angesicht beschimpft hast? Wenn du es in meiner Abwesenheit getan hättest, wäre es möglich, dir deine Überheblichkeit zu verzeihen.» Erschreckt durch die Stimme des Kaisers stürzte Markos sogleich nieder, schlug seinen Kopf auf den Boden und gab den Eindruck, daß er bald vor Angst den letz,ten Hauch von sich geben werde. Wiederum hüllte sich der Kaiser eine Weile in Schweigen, dann befahl er Markos, aufzustehen. Dieser aber, sei es, daß er die Worte des Kaisers gar nicht hörte, sei es, daß er vor Angst gelähmt nicht aufstehen konnte, wälzte sich auf der Erde ohne etwas zu sehen oder zu sagen. Schließlich gab der Kaiser den Wächtern ein Zeichen, ihn aufzurichten, und nachdem dies geschehen war, forderte er ihn auf, zu sich zu kommen und seinen Worten aufmerksam zuzuhören. Dann sagte er zu ihm: «Daß du vor Angst zitterst und erwartest, daß bald die schlimmste Strafe dich trifft, ist nur gerecht, und du hast es wohl verdient; denn was du ausgesprochen hast, ist vieler Strafen wert. Ich aber, der ich mir gegenüber dem Herrscher und König aller gar vieler Sünden bewußt bin und, wie du jetzt, um Vergebung bitte, und dies um so mehr, als ich mich nicht, wie du, an einem Mitsklaven 12 versündigt habe, sondern an demjenigen, der mich aus dem Nichts geschaffen hat, und selbst seines Erbarmens bedarf, erlasse dir deine Schuld und gewähre dir Vergebung. Aus zweierlei Gründen aber bin ich besonders bemüht gewesen, dich ausfindig zu machen und hierher bringen zu lassen. Erstens, damit dieses Ereignis die Leute aus der Menge zur Besonnenheit bringe und sie belehre, ihre Zunge zu zügeln und sich nicht zu Beschimpfungen hinreißen zu lassen, / insbesondere wenn hochgestellte und ehrenwerte Personen davon betroffen sind, auf daß man den Spruch, er fällt fährlicher durch seine Rede, denn so er vom Söller fiele [Sir. 20,18], den ein Weiser trefflich ausgesprochen hat, durch die Tat erfahre, wenn man sieht, in welchen Abgrund du wegen deiner Unbeherrschtheit gefallen bist. Zweitens aber, damit du von der lebenslangen Angst und Gefahr befreit wirst; wenn du nämlich nicht hierher gebracht worden wärest und Begnadigung erlangt hättest, hättest du ein Leben geführt, das nicht erträglicher wäre als das Leben Kains; zitternd und stöhnend auf der Erde hättest du erwartet, daß dich sofort totschlage, wer dich findet [Gen. 4,14]. Da dir aber jetzt verziehen worden ist, wirst du froh und furchtlos leben, da dich niemand mehr für deine Verfehlung gegen mich zur Rechenschaft ziehen kann.» So sprach der Kaiser zu Markos. Die Anwesenden indessen, die erwartet 4
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hatten, Zeugen einer ungewöhnlichen Todesart zu werden, dann aber plötzlich und unverhofft die Vergebung des Kaisers für Markos' Tat und den rettenden Freispruch erlebten, bewunderten den Kaiser ob seiner Großzügigkeit und beglückwünschten Markos zu seiner Rettung, indem jeder sich von dieser Wohltat mitbetroffen fühlte. «Dir geziemt es, Kaiser», sagten sie,«Gott als Vater anzurufen und ihn freimütig für deine Sünden um Vergebung zu bitten, da du deinem Schuldiger vergeben hast [Matth. 6,12].» Dies und Ähnliches hörte man von der Menge, dann gingen die Versammelten voll Rührung und Freude auseinander. 2. Der Kaiser hielt es indessen für unerträglich, daß nicht auch den Erzpriestern, die sich gegenüber dem Patriarchen schuldig gemacht hatten, verziehen werde; / deshalb schickte er den Großdomestikos zum Patriarchen, damit er in seinem Namen für die Versöhnung mit den Erzpriestern plädiere und sich selber so weit als möglich für die Befriedung der Kirche einsetze. Dieser ging nun zum Patriarchen und bat ihn wiederholt und inständig zugunsten der Erzpriester, konnte jedoch nichts erreichen, da der Patriarch sich in seinem Zorn unnachgiebig zeigte und ihnen auf keinen Fall Vergebung gewähren wollte, wenn sie nicht vorher für ihre Freveltaten zur Rechenschaft gezogen worden wären. Er tue ihnen kein Unrecht, meinte er, wenn er sie vor Gericht zitieren wolle. Hier unterbrach ihn der Großdomestikos: «Ein solcher Prozeß», sagte er, «wird nicht unter gleichen Bedingungen für dich und sie stattfinden, da du zugleich Richter und Ankläger 13 sein wirst und sie von der gleichen Person gerichtet werden sollen, die sie anklagt. Wenn du dich jedoch nicht über ihre Rechte hinwegsetzen und beim Prozeß nicht deinen Zorn, sondern vielmehr die Macht der Gerechtigkeit walten lassen willst, dann werden sie sich an dem festgesetzten Tag vor dem Gericht einfinden.» Der Patriarch antwortete darauf: «Daß ich und die übrigen Erzpriester unter meinen Amtsbrüdern für die Aburteilung solcher Fälle zuständig sind 14 , kannst auch du nicht leugnen. Da ich aber jetzt als Unrechtleidender das Gericht anrufe, werde ich nicht als Richter, sondern als Gegenpartei anwesend sein, während die anderen Erzpriester die Richter sein werden. Sollte ich mich aber auch an der Führung des Prozesses beteiligen, werde ich nicht so von Sinnen und über alle Maßen unvernünftig sein, mich von meinem Zorn leiten zu lassen und nicht aufgrund der richtigen Beurteilung der Sachlage zu richten, vor allem jetzt, da der Ausgang des Prozesses nicht einen Dritten (das wäre nämlich verzeihbar), sondern mich selbst betrifft.»
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Nachdem sie nun einen Tag festgesetzt hatten, an welchem der Prozeß stattfinden und alle Erzpriester anwesend sein sollten, / nahm der Großdomestikos vom Patriarchen Abschied und ging nach Hause. Der Patriarch aber sagte zu den Anwesenden, er verstehe nicht, wie der Großdomestikos hinsichtlich des Zustandekommens des Prozesses so sicher sein könne oder woher er seine Zuversicht schöpfe, daß die Erzpriester, die sich doch selbst verurteilten [Tit. 3,11] zum Prozeß erscheinen würden, es sei denn, daß er etwas Unerwartetes im Schilde führe. Die Anwesenden antworteten ihm darauf, sie könnten auch nicht verstehen, was er damit beabsichtige, vermuteten jedoch, daß der Großdomestikos keine zutreffende Information über den Sachverhalt habe und, vielbeschäftigt wie er sei und ständig mit Sorgen erfüllt, seine Informationen keiner gen auen Untersuchung unterzogen habe. Wenn er nämlich gewußt hätte, daß die beschuldigten Erzpriester ohne jeglichen Anlaß, auf bloßen Befehl des Kaisers, sich zum Patriarchat begeben hätten und den Patriarchen entgegen jedem Gebot des Rechtes von seiner Herde vertrieben und wie einen Schwerverbrecher unter Arrest gestellt hätten, und daß sie sich der Kirche bemächtigt hätten und das Volk über die Tugend hätten belehren wollen, während sie selbst in höchstem Unrecht und aus Habsucht handelten und dabei gar nicht erröteten, sondern sogar stolz auf den Raub seien, dann hätte er von ihnen natürlich niemals verlangen können, sich einem Prozeß zu stellen. Denn in diesem Fall hätte er selbst sie zuvor einhellig verurteilt. Der Patriarch antwortete darauf, was sie gesagt hätten, sei vernünftig, jedoch glaube er nicht, daß die Sache sich so verhalten habe. «Der Großdomestikos», sagte er, «der, wie wir alle wissen, sehr klug ist, hat sich etwas anderes ausgedacht, worauf wir jetzt nicht kommen / können. Da wir aber zugestimmt haben, daß am festgesetzten Tag alle Erzpriester zusammenkommen werden, ist es notwendig, unser Versprechen auch in die Tat umzusetzen.» Als nun der Zeitpunkt gekommen war, an welchem die Synode der Erzpriester zusammenkommen sollte, fanden sich diese alle beim Patriarchat ein; dorthin kam auch der Großdomestikos mit den beschuldigten Erzpriestern, die sich gegen die Anklage verteidigen sollten, nachdem er sie aufgefordert hatte, sich in Schweigen zu hüllen und kein Wort zu sagen, da er für sie sprechen wolle. Als sie nun alle in einem Raum zusammengekommen waren, warf der Patriarch den beschuldigten Erzpriestern vor, sie hätten ihn von seinem Thron vertrieben und dazu noch unter Arrest gestellt, ohne daß er ein Unrecht begangen hätte. Die Beschuldigten antworteten darauf
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nichts; lange Zeit herrschte tiefes Schweigen, dann ergriff der Großdomestikos das Wort: «Unser Herr Jesus Christus», sagte er, «hat in den Evangelien gesagt: Es sei denn eure Gerechtigkeit besser als der Schriftgelehrten und Pharisäer~ so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen [Matth. 5,20]. Unter 'besser als der Schriftgelehrten und Phärisäer~ verstehe ich nun, wie ich von euch belehrt worden bin, nichts anderes als dies: den Unrechttuenden nicht nur nicht mit Gleichem zu vergelten, sondern ihnen dazu noch nach Möglichkeit Wohltaten zu erweisen. Daher ordnete unser Herr an, als er die rettenden Gesetze gab, daß derjenige~ mit dem jemand rechten und seinen Rock nehmen will~ ihm auch den Mantel lassen solle [Matth. 5,40], und denjenigen~ der einen Streich auf den rechten Backen gibt~ nicht nur nicht zur Rechenschaft ziehen, sondern ihm auch den anderen darbieten solle [Matth. 5,39], und was sonst noch diesen Gedanken / berührt. Um uns zu ermutigen, diese rettenden Gesetze einzuhalten, sagte er einmal: Laß deine linke Hand nicht wissen~ was die rechte tut [Matth. 6,3], sowie auch: Gehe in dein Kämmerlein und bete zu deinem Vater im Himmel [Matth. 6,6], und fügte hinzu: Schließ die Tür zu [ebd.]. Ein anderes Mal aber sagte er: Lasset euer Licht leuchten vor den Leuten~ daß sie eure guten Werke sehen [Matth. 5,16]. Auf den ersten Blick scheinen freilich diese Gebote einander zu widersprechen; meiner Meinung nach gilt jedoch für uns unvollkommene Menschen, die wir uns durch die Zurschaustellung unserer Mühen um unseren Lohn bringen können, das Gebot, die guten Werke nach Kräften zu verhehlen; für euch aber, die ihr Lehrer seid und gemeinsames Vorbild eines rechten und besonnenen Lebens, gilt das Gebot, eure Taten leuchten· zu lassen, damit die Leute aus dem Volk euch anblicken und unseren Vater im Himmel preisen. Wenn ihr euch aber uns, die wir noch zu lernen haben und uns den Trugbildern, den Sorgen und den Vergnügungen des Lebens hingeben, statt ein Licht zu sein, als fürchterlich und unerbittlich und unfähig erweist, denjenigen, die euch Unrecht getan und euch mißhandelt haben, Vergebung zu erteilen, werdet ihr uns nicht dazu treiben, unbändiger und grausamer zu werden als wilde Tiere? Doch wie der menschenfreundliche und gerechte Schiedsrichter euch mit Kränzen und Preisen belohnt, wenn ihr als gutes Vorbild dem Gemeinwohl dient, so werdet ihr jetzt ungewöhnliche Strafen auf euch laden, da ihr Anlaß zum Schaden der Allgemeinheit geworden seid. Ich werde euch außerdem ein Beispiel der Menschlichkeit / nennen, das wir, die wir dem weltlichen Leben nicht ent7
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sagt haben, gegeben haben, und zwar erst in allerjüngster Zeit. Ihr habt nämlich gesehen, wie der Kaiser, der eine so große Herrschaft übernommen hat und noch in der Blüte seiner Jugend steht, in einem Alter also, in welchem einer, auch wenn er sich um das richtige Leben bemüht, sehr leicht von .den Vergnügungen beherrscht und zu maßlosem Zorn hingerissen wird, seinem Beleidiger Markos, der das Schlimmste gewagt hatte, mit Milde und Menschlichkeit, wie keiner erwartet hatte, begegnet ist. Wenn nun er, der, wie gesagt, noch ein junger Mann und Kaiser ist und an den Geschehnissen des Lebens Anteil nimmt, so leicht dem Verletzer vergeben hat, wirst nicht auch du, der du ein Lehrer der menschlichen Gemeinschaft bist und als Vorbild eines tugendhaften Lebens dastehst, den Brüdern, die aus Leichtsinn dir Unrecht getan haben, Vergebung erteilen? Oder wirst du dich weiterhin so unerbittlich zeigen und die Verurteilung der Verfehlungen verlangen, ohne von unseren Bitten gerührt zu werden, ohne Mitleid mit diesen Unglücklichen zu haben, die für ihre Wahnsinnstat bereits gebührend bestraft worden sind, indem sie so lange Zeit vor Gerichte geschleppt wurden und allgemeine Mißachtung erfuhren und das Schlimmste zu erleiden erwarteten? Nicht so, ich bitte dich. Ich werde dich auch an dein Versprechen erinnern, das du mir gegeben hast. Als ich nämlich das erste Mal zu dir kam und dich für diese Erzpriester hier bat, während du dich unnachgiebig gabst und ihnen den Prozeß machen wolltest, sagte ich: 'Nimm dich aber in Acht, damit du nicht, Richter und Ankläger in einer Person, die Rechte der Angeklagten übersiehst.) Damals hast du versprochen, sie nicht zu übersehen. Jetzt ist es an der Zeit, das / Versprochene auch in die Tat umzusetzen; denn die Rechte der Gerichteten vertrete ich jetzt.» Daraufhin stand er sogleich auf, und als der Patriarch und die anderen ebenfalls alle aufgestanden waren, nahm er die angeklagten Erzpriester, und, nachdem er auch die anderen aufgefordert hatte, das gleiche zu tun und sich seiner Bitte anzuschließen, fielen alle vor den Füßen des Patriarchen zu Boden und sagten: «Vergib, Vater, uns Übeltätern, damit auch dir deine Sünden vom himmlischen Vater vergeben werden.» So handelten jene. Der Patriarch aber sagte daraufhin: «Du hast mich in deinem unentrinnbaren Netz gefangen, Großdomestikos, so daß ich nichts anderes tun kann als das, was du mit Eifer betreibst; so werde ich auf den Widerspruch verzichten und tun, was dir willfährig ist.» Und sogleich erteilte er Vergebung und erließ seinen,Peinigern die Anklage. Auch bat er Gott, daß er ihnen ihre Sünden verzeihe, und wünschte dem Großdomesti-
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kos viel Gutes wegen seiner Worte, die er zu ihnen gesprochen hatte. Ja, er küßte die Erzpriester, die ihm Unrecht getan hatten, einen nach dem anderen und würdigte sie seines Segens, was als Zeichen einer aufrichtigen Versöhnung galt. Dann, nach einem kurzen Gespräch, entließ der Patriarch die Versammlung. Die beschuldigten Erzpriester aber kamen zum Kaiser, brachten ihren großen Dank für seine Fürsorge und seine Anteilnahme zum Ausdruck und wünschten ihm viel Gutes. Der Kaiser hielt es nun für angebracht, nachdem er die Würdenträger, die Soldaten und seine anderen Gefolgsleute seine Wohltätigkeiten hatte reichlich erfahren lassen, auch dem Volk und der ganzen Stadt öffentlich eine Wohltat zu erweisen; deshalb hob er die allzu strengen / Steuerforderungen auf und ordnete an, daß diejenigen, die Weingärten oder Häuser auf staatlichem Land besaßen, wofür sie dem Staat regelmäßig Pachtzins zu bezahlen hatten, nichts mehr zu bezahlen brauchten, sondern ihren Besitz gebührenfrei nutznießen durften. Diesen Gnadenerweis bestätigte er durch ein Chrysobull 15 • 3. Um dieselbe Zeit 16 fiel der König der Myser [der Bulgarenzar] Michael [Sisman] mit seiner ganzen Streitmacht ins Reich der Rhomäer ein. Er brachte auch Skythen [Tataren] als Bundesgenossen mit und plünderte die Städte Nordthrakiens über mehrere Tage. Als der Kaiser von diesem Einfall hörte, brachte er, so gut er konnte, eine Streitmacht zusammen, kam eilends nach Bizye und rüstete sich dort zur Schlacht. Da nun Michael durch seine Späher erfuhr, daß der Kaiser sich in Bizye zum Kampf vorbereitete (denn er befand sich noch plündernd auf byzantinischem Boden), beschloß er, eine List anzuwenden, da er fürchtete, einem Angriff des Kaisers nicht standhalten zu können. Er schickte also einen Gesandten 17 zum Kaiser und teilte ihm mit, daß er über seine Ankunft in Bizye informiert worden sei und daß alle Zeichen dafür sprächen, daß der Kaiser ihn angreifen und mit ihm kämpfen wolle. Dazu brauche er seine Soldaten nicht durch einen langen Marsch zu ermüden, denn am nächsten Tag werde er selbst bei Tagesanbruch in Bizye sein, um mit ihm zu kämpfen. Solches trug der Gesandte vor und entfernte sich. Michael aber brach mit seinem Heer auf, legte während desselben Tages und der folgenden Nacht den Weg in Eilmärschen zurück und war am nächsten Tag an der Grenze seines Reiches. Am nächsten Morgen befahl nun der Kaiser seinen Soldaten, die Waffen anzulegen und auf den Angriff der Barbaren / zu warten, und rüstete auch sich selbst zur Schlacht. Er schickte einige Soldaten vor9
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aus, um das Lager der Feinde auszuforschen. Gegen Mittag kehrten die Späher zurück und brachten sechs gefangene Myser mit sich; diese berichteten bei der Vernehmung, ihr König sei bereits am Tage zuvor mit dem Heere in Richtung Heimat aufgebrochen, sie selbst aber seien zur Plünderung zurückgeblieben und seien so von den Soldaten gefangengenommen worden. In dieser Weise also überlistete Michael den Kaiser. Nach einigen Tagen 18 aber drang er selbst in Mysien [Bulgarien] ein, richtete Zerstörungen an und nahm Diampolis im Sturm. Er ließ die Stadt plündern und kehrte in die Heimat zurück. Nachdem nun mehr als sechzig Tage seit dem Einfall des Kaisers vergangen waren, fiel nun Michael seinerseits zum zweiten Mal in das Gebiet der Rhomäer ein. Er marschierte ins Odryserland und nahm durch Verrat das Städtchen Bukelon 19 ein, das die Wächter ihm nachts übergaben. Er schlug darin sein Lager auf, doch kam es zu keinen Übergriffen. Als der Kaiser, der sich in Didymoteichon aufhielt, von dem Einfall hörte, zog er in Eilmärschen nach Adrianopel und sammelte dort sein Heer, um gegen die Myser [Bulgaren] zu kämpfen. Michael bereitete sich gleichfalls in seinem Lager in Bukelon vor und ließ Truppenverstärkung aus seiner Heimat holen. Nach einigen Tagen umzingelte er mit seinem Heer das Städtchen Provaton 20 , das in der Nähe lag, und belagerte es. So lagerten beide dreißig Tage lang einander gegenüber und rüsteten sich zur Schlacht. Als nun alles bereit war und der Angriff eingeleitet werden sollte, schickte der Kaiser Gesandte zu Michael und hielt ihm vor, er habe offenbar die Eide und den Vertrag vergessen, / den sie bei ihrem Treffen in Tzernomianon 21 abgeschlossen hätten, und deshalb sei er als erster in das Gebiet der Rhomäer eingefallen und habe den Krieg entfacht, während er selbst des Vertrages eingedenk sei und an dem Frieden festhalte. Da ihm aber Unrecht getan und zuerst nachgestellt werde, werde er sich zur Wehr setzen; er gehe ungern in den Krieg, weil beide Seiten dieselbe Religion hätten und nicht einander, sondern gemeinsam die ungläubigen Barbaren bekämpfen sollten, außerdem aber, weil Michael der Mann seiner Schwester sei, den er nicht zum Feind, sondern zum Freund haben wolle. Es werde wieder alles in Ordnung sein, wenn er das Städtchen zurückgebe, das er durch Verrat genommen habe. Wenn er es aber nicht zurückgebe, dann werde er das Kreuz, das er ihm früher zugeschickt habe, an seine Fahne heften 22 und so gegen ihn ziehen. Michael ließ dem Kaiser erwidern, seine Schwester sei genauso Kind seines Vaters wie er, und da er nunmehr die gesamte Herr-
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schaft seines Vaters an sich gebracht habe, sei es gerecht, daß auch die Schwester einen kleinen Teil des väterlichen Erbes bekomme. Der Kaiser antwortete darauf23 , er sei völlig einverstanden und sei bereit, ihm nicht nur Bukelon, sondern auch andere Städte abzutreten, da auch er ein Recht auf die väterliche Erbschaft habe; dies müsse jedoch nach dem seit eh und je geltenden Brauch der Rhomäer geschehen. Dieser bestehe nun darin, daß der älteste Sohn des Kaisers zum Kaiser proklamiert werde und Vorrang vor den anderen Geschwistern habe, während diese ihm den Primat zuerkennen und seine treuen Diener werden. / Wenn es ihm nun gefalle, nach dem üblichen Brauch der Rhomäer ein Diener des Kaisers zu sein und als solcher betrachtet zu werden, dann sei er bereit, ihm als Untertan Städte und Landstriche abzutreten. Michael, der gleichfalls in der Nähe lagerte und die Botschaft rasch erwidern konnte, antwortete dem Kaiser, es sei nicht an ge brach t, daß er, als ein Kaiser, sich einem anderen Kaiser unterstelle; wenn er aber Bukelon zurückhaben wolle, dann könne er es gegen Sozopolis 24 , eine volkreiche und große Stadt am Euxeinos Pontos, eintauschen. Darauf gab der Kaiser zunächst keine Antwort, sondern ordnete an, daß den Gesandten Michaels erst einmal Rast gewährt werde. Bei Anbruch des nächsten Tages aber solle das ganze Heer sich rüsten. So legten alle die Waffen an, waren doch nicht nur die Männer, sondern auch die Pferde glänzend und prächtig ausgestattet und hatten teils Panzer aus Leder, teils solche aus Ketten 25 • Das Heer der Rhomäer war stattlich ausgerüstet nicht nur was Waffen und Pferde, sondern auch was die Menge betrifft; denn seit langer Zeit bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich nie ein so großes Heer zusammengefunden 26 • Anwesend waren nämlich die gesamten Truppen aus dem Westen, die Makedonen und die Thraker sowie die Soldaten aus den rhomäischen Städten des Ostens. Von der Hauptstadt selbst waren nicht nur Reiter, sondern auch Fußvolk in großer Menge, schwerbewaffnete Soldaten und leichtbewaffnete Bogenschützen hinzugekommen. Nachdem nun die einzelnen Abteilungen sich in Schlachtordnung aufgestellt hatten, ließ der Kaiser die bulgarischen Gesandten herbeirufen und sagte: «Mein Heer / seht ihr nun, wie es sich zur Schlacht gerüstet hat. Geht zu eurem Zar und meldet folgendes: 'Ich liebe den Frieden, um dessentwillen ich auch bisher des öfteren Gesandte an dich geschickt habe. Da du mir jedoch niemals eine angemessene Antwort gegeben hast, werde ich jetzt, im Vertrauen auf die Macht des Kreuzes, das du mir als Garantie für deine stete Vertragstreue geschickt hast, gegen dich marschieren.)>>
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So sprach der Kaiser. Die Gesandten aber eilten so schnell sie konnten zu ihrem Zaren und überbrachten die Botschaft des Kaisers und berichteten, daß er mit einem großen und gut ausgerüsteten Heer bereits gegen ihn unterwegs sei. Michael aber, der bisher nicht geglaubt hatte, daß die Rhomäer wagen würden, gegen ihn zu kämpfen, sah nun, daß sie zum Kampf entschlossen waren, und erfuhr von der Größe und Ausrüstung ihrer Streitmacht; da hielt er es keineswegs für vernünftig, sich drohender Gefahr im Feindesland auszusetzen. So schickte er die Gesandten so schnell wie möglich zum Kaiser zurück und versprach, das Städtchen Bukelon zu übergeben und den Frieden hinfort zu bewahren, und bat den Kaiser, sein Heer ins Lager zurückzuführen. Der Kaiser auf der anderen Seite zog sich, da ihm ein guter Vorwand zum Rückzug gegeben wurde und er einen Sieg ohne Blutvergießen davontragen konnte, bereitwillig ins Lager zurück. Daß Michael bisher sich weder durch Zureden noch durch eine gute und gerechte Überlegung überzeugen ließ, Bukelon zu übergeben, und daß die Bulgaren jetzt, nachdem das Heer der Rhomäer sich zur Schlacht geordnet hatte, es nicht darauf ankommen ließen, sondern bereits vor dem Zusammenstoß in ihrer Moral geschlagen waren / und sich aus Furcht der Schlacht entzogen, bedeutete ein eindeutiges Eingeständnis ihrer Niederlage gegenüber den Rhomäern. Aus diesem Grund war der Kaiser der Meinung, man solle die Gelegenheit nutzen und nicht mehr als notwendig streiten. In früheren Zeiten nämlich, während der Regierung des älteren Andronikos, waren die Myser [Bulgaren] des öfteren in das Land der Rhomäer eingefallen, und da keiner gegen sie zu Felde zog, sondern der Kaiser durch Gesandtschaften und Zureden die Streitigkeiten aus der Welt zu schaffen suchte, hielten sie sich für unbesiegbar und glaubten, daß die Kaiser der Rhomäer es nicht einmal wagen würden, ihnen ins Angesicht zu schauen. Damals aber, als Michael sah, daß der Kaiser mit einem großen und gut ausgerüsteten Heer vorrückte, beharrte er nicht mehr auf dieser Ansicht, sondern erkannte, daß er nachgeben müsse. Denn so sind die Barbaren allgemein: sie greifen unbändig und mit großer Wucht die Zurückweichenden an, wenn man sich aber unerschrocken zeigt und standhaft im Kampf, dann wagen sie es nicht, vorzurücken. Die rhomäischen Soldaten aber, die geradezu glaubten, man beraube sie der Beute des Feindes, zeigten sich mißmutig, weil sie nicht gegen die Myser hatten kämpfen dürfen. So großer Kampfeseifer hatte sie alle überkommen. Gleichwohl kam es zu einer Vereinbarung über den Frieden derart, daß Michael Bukelon dem Kaiser übergab und am nächsten Tag
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beide ZU Pferd zusammentrafen und ihre Freundschaft erneuerten 27 • Es kam zwischen den Rhomäern und den Mysern nicht mehr zu einem Krieg, sondern sie lebten hinfort in Frieden miteinander. Die beiden Herrscher aber vereinbarten, sich· in naher Zukunft an einem von beiden vereinbarten Ort zu treffen, dann kehrte Michael nach Mysien [Bulgarien] / und der Kaiser nach Konstantinopel zurück, während die Soldaten in ihre Heimatstädte entlassen wurden. 4. Indessen war Syrgiannes, wie wir bereits berichtet haben 28 , auf Beschluß des älteren Kaisers ins Gefängnis geworfen und an Halseisen gekettet worden. Als aber der jüngere Kaiser Konstantinopel eingenommen und die Herrschaft über das ganze Reich in Besitz hatte, erinnerte sich der Großdomestikos an Syrgiannes und besuchte ihn im Gefängnis. Er fand ihn leidend ob der Drangsal der Haft, insbesondere aber an den Schmerzen des Halseisens; deshalb bat er den Kaiser zunächst, ihn vom Halseisen zu befreien; dann erreichte er, daß Syrgiannes aus dem Gefängnis zum sogenannten Turm des Anemas 29 gebracht wurde und dort mit Frau und Kindern wohnen durfte, natürlich noch unter Bewachung. Als nun der Kaiser und mit ihm der Großdomestikos von Thrakien nach Konstantinopel zurückkehrten, bat letzterer den Kaiser, Syrgiannes vollends aus der Haft zu entlassen. Der Kaiser hielt einen Moment inne und sagte dann, daß ihn das gegenwärtige Verhalten des Großdomestikos schmerzlich berühre, indem er zur Begründung hinzufügte: Der Großdomestikos lege eine Gesinnung an den Tag, die der Freundschaft, die der Kaiser für ihn hege, unwürdig sei. Diese Freundschaft sei nämlich so überragend, daß er, sollte der Großdomestikos aus irgendeinem Grund seine Gefolgsleute und Freunde und seinen ganzen Besitz, selbst das Wertvollste und Liebste, verlassen und in ein fremdes Land ziehen wollen, zwar versuchen würde, ihn von diesem Vorhaben abzubringen und zu belehren, wie unvernünftig so etwas sei; falls er ihn aber nicht daran hindern könnte, würde er keineswegs leicht ihre Trennung/ ertragen, sondern würde ebenfalls allen ein herzliches Lebewohl sagen und vorziehen, mit ihm in die Fremde zu gehen. Er sagte noch, daß er, würde er vom Allmächtigen vor die Wahl gestellt werden, daß einer von beiden sterben müsse, mit ganzem Herzen es vorzöge, statt seines Freundes zu sterben. Aber selbst wenn er mit eigenen Augen sähe, wie der Großdomestikos mit dem Schwert in der Hand sich auf ihn stürzen und ihn töten wolle, dann aber aus einem äußeren Grund gegen seinen Willen daran gehindert
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ÜBERSETZUNG: BUCH II, 4
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würde, so könne er dennoch auch in einem solchen Fall ihm niemals böse sein. Und überhaupt gebe es nichts, was der Großdomestikos gerne verwirklicht sähe und was er nicht mit ganzem Herzen gewähren würde, da alles, was jenem gefalle, ihm auch angenehm scheine. Da sich nun die Sache so verhalte, was nach seiner Überzeugung auch der Großdomestikos sehr wohl wissen müsse, wundere er sich jetzt, daß dieser nicht von Anfang an klipp und klar gesagt hätte, daß Syrgiannes seiner Meinung nach aus der Haft entlassen werden solle, sondern, sozusagen, sein Verlangen stufenweise 29a vorgetragen habe, zunächst bittend, daß er vom Halseisen befreit werde, dann daß er aus seinem Verlies in ein erträglicheres verlegt werde, wo er sich der Gesellschaft seiner Frau und seiner Kinder erfreuen könnte, und schließlich, daß er vollends in die Freiheit entlassen werden solle. «Du hättest nämlich», sagte der Kaiser, «von Anfang an dein Anliegen mit der geziemenden Freimütigkeit deutlich machen und deine Bitte nicht in mehrere Teile zerlegen sollen. Du hast aber in einer Weise darüber gesprochen, als ob du mir viel Kleinlichkeit und Geringschätzung meinen Freunden gegenüber vorzuwerfen hättest oder dir eines / Unvermögens bewußt wärest. Aus diesem Grund sage ich, daß ich mich schmerzlich berührt fühle. Da es dir nun lieb ist, daß Syrgiannes entlassen wird, steht dem kein Hindernis entgegen. Denn was dir gut und angenehm dünkt, kann mir unmöglich anders erscheinen. » Der Großdomestikos antwortete darauf: «Was du gesagt hast, mein Kaiser, ist sicherlich wahr; es gibt nichts, absolut nichts, dessen Verwirklichung ich wollte, und wogegen du stimmen würdest. Dies ergibt sich nicht erst jetzt aus deinen Worten mir gegenüber, sondern ist seit sehr langer Zeit aus deinen Taten zunächst mir und dann allen anderen offenkundig geworden. Daß ich in gleicher Weise gegen dich gesonnen bin, brauche ich wohl nicht zu beweisen; denn du bist mir zuvorgekommen und hast in schöner Weise Zeugnis davon abgelegt. Wenn ich nämlich unserer beider Freundschaft vergleiche, finde ich mich bezüglich des Prunks und der Größe des Amtes bei weitem unterlegen, ansonsten stehe ich dir aber in keinem Punkt nach. Denn nicht nur, was du bereits erwähnt hast, sondern sogar noch Größeres bin ich bereit, unserer Freundschaft zuliebe zu tun oder zu erdulden. Und wenn ich immer wieder über die Männer nachdenke, die bei den Autoren und Dichtern seit eh und je um ihrer Freundschaft willen gepriesen werden 30 , und ihre Beziehungen mit der unsrigen vergleiche, so finde ich, trotz des Scheines einer falschen und unnatürlichen Größe, die der Eifer der 14
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Dichter jenen Männern verliehen hat, daß unsere Freundschaft keineswegs nachsteht, wenn nicht gar überlegen ist. Und wenn bei solchen Gedanken gelegentlich Zweifel in mir aufkommen, ob / es etwa eine andere Vorstellung oder Art der Freundschaft gebe, die wir einander nicht erwiesen oder deren höchste Stufe wir nicht erklommen hätten, dann fühle ich mich dabei am Ersticken und ringe nach Luft vor Beklemmung und möchte nicht mehr leben, falls ich mich in diesem höchsten Gut jemandem unterlegen erweise; in solchen Augenblicken lasse ich sofort diese Gedanken fallen und versuche, meinen Geist noch stärker als durch sogenannte geometrische Beweise 31 zu überzeugen, daß es keine Art der Freundschaft je gegeben hat noch auch gibt, die wir nicht im Übermaße einander erwiesen haben. Etwas Ähnliches hat auch der Evangelist Johannes im Sinne, glaube ich, wenn er die Menschen ermahnt, die gleiche Liebe wie den Freunden auch Gott zu erweisen Goh. 15,13f.]. Wenn ich mich nämlich Gott gegenüber so verhielte wie dir gegenüber, von dessen Wunsch ich abhängig bin und um den zu verehren ich alles andere vernachlässige, welche Stufe der Tugend hätte ich nicht erreicht oder welchen Eifer und welche Bereitschaft hätte ich nicht an den Tag gelegt, um seine Gebote mit allem Eifer auszuführen? Wenn du nun, wie du gesagt hast, alles andere deiner Liebe zu mir hintanstellst, und wenn ich es als meine wertvollste Aufgabe erachte, nur was dir lieb ist zu denken und zu tun, wie wäre es möglich, daß ich etwas mit Absicht vorantriebe, von dem ich glaubte, daß es dir zuwider ist? Ich werde dir jetzt erklären, wie sich die Sache mit Syrgiannes verhält. Welche Vorwürfe es sind, derentwegen er von deinem Großvater, dem Kaiser, zu Gefängnis verurteilt wurde, ist dir selbst bekannt. Nachdem wir nun Konstantinopel in unsere Gewalt gebracht / hatten, erachtete ich es als unmenschlich und grausam, es zu unterlassen, wenn nicht anders, so wenigstens durch meinen Besuch sein Leid nach Möglichkeit zu lindern und ihm einen gewissen Trost zu spenden, damit er sich nicht von seinen Freunden völlig verstoßen fühle. Als ich ihn nun im Gefängnis besuchte und seinen schlechten Zustand wegen der Haft, vor allem aber wegen des Halseisens feststellte, tat er mir außerordentlich leid und ich bemühte mich, wenn möglich, einen kleinen Trost für ihn ausfindig zu machen. Ich kam also damals zu dir und bat dich nur um seine Befreiung vom Halseisen, da ich dies als hinreichende Erleichterung seiner schlimmen Lage betrachtete. Doch als ich anschließend den Umgang mit ihm weiter pflegte und ihn häufig besuchte, hat er mir gegenüber trotz allem keine Andeutung ge15
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macht von einer Befreiung aus seiner mißlichen Lage, nicht nur weil er von deinem Bestreben nichts wußte, den Übeltätern zu verzeihen, sond~rn auch, weil er ein sehr schlechtes Gewissen hatte und deshalb eine solche Bitte nicht wagte. Ich aber wurde durch den Umgang mit ihm immer milder gestimmt gegenüber seinem mißlichen Schicksal und glaubte, man sollte ihn in einen erträglicheren Kerker verlegen und ihm dort den Umgang mit seiner Mutter, seiner Frau und seinen Liebsten gestatten, da wir in dieser Weise einerseits Sicherheit vor seinen hinterlistigen Anschlägen haben würden und andererseits für ihn das Leben nicht weniger angenehm und gelöst sein würde, als wenn er vollständig aus der Haft entlassen würde. Darum also bat ich dich und ich erreichte es für ihn. Dann aber kam seine Mutter zu mir, meine Tante 32 , die hoffnungsvoll in die Zukunft blickte, da sie die Verwirklichung dessen erlebte, was sie nie erhofft hatte, und dies / ohne daß mich jemand dazu aufgefordert hätte, und bat mich um Befreiung ihres Sohnes. Dann ist mir bewußt geworden, daß es sich um einen Verwandten von mir handelte. Ich erinnerte mich an unsere alte Freundschaft und Kameradschaft im Krieg; gemeinsam nämlich hatten wir die Kriegskunst erlernt unter der Leitung unseres Onkels, des Großstratopedarchen Ange10s33, der nicht nur unsere Zeitgenossen als Feldherr bei weitem übertraf, sondern auch mit den bei antiken Autoren gepriesenen Feldherren der Rhomäer den Vergleich aushalten könnte; schließlich aber wurden wir am gleichen Tage mit unserem ersten Gegner - es waren Perser [Türken] handgemein. Was mich aber zutiefst überzeugt hat, war die Überlegung, daß, wenn du, trotz der vielen Übeltaten, die er auf dem Gewissen hat, ihm Verzeihung gewährst und ihn von jeder Schuld freisprichst, auch er sich ändern und aus den unmittelbaren Tatsachen lernen würde, welchem Manne gegenüber er undankbar war, und künftig ein wohlgesinnter, treuer Freund werden würde. Damit hätte ich also zwei sehr wichtige Ergebnisse erzielt; ich hätte dir Anlaß zur Menschlichkeit und Milde gegeben und zugleich einen in mancherlei Hinsicht nützlichen Mann, der durch seine eigene Unvernunft zugrunde ging, dir zugeführt, wobei man hätte sehen können, daß ich auch ihm damit die höchsten Wohltaten erwies. So habe ich seiner und seiner Mutter Bitte nachgegeben, kam zu dir und sprach mit dir über seine völlige Befreiung. Hätte ich dabei den Verdacht gehegt, daß er künftig in seiner Schlechtigkeit beharren würde, hätte ich mich nicht nur nicht für ihn eingesetzt, sondern, hätte ein anderer seine Freilassung betrieben, mich dagegen gestellt. Denn / ich habe mir von Anfang an vorgenom-
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men, deinen treuen Anhängern nicht weniger ein Freund zu sein als ein Feind derjenigen, die dir nachstellen.» Solches sprachen sie miteinander. Als nun beschlossen wurde, daß Syrgiannes aus der Haft entlassen werde, und als die Kaiserinmutter Xene 34 erfuhr, daß dies der Beschluß des Kaisers war, geriet sie in heftigen Zorn und machte dem Großdomestikos Vorwürfe, nicht nur, weil er sich dafür ausgesprochen hatte, daß ein Feind des Kaisers, der zeit seines Lebens hinter Schloß und Riegel gehöre, freigelassen werde, sondern auch, weil er sie weder benachrichtigt noch die Angelegenheit zuvor mit ihr besprochen hatte. Der Großdomestikos sagte zu seiner Entschuldigung, er habe nicht gewußt, daß eine solche Maßnahme in dieser Angelegenheit gegen ihren Willen verstoßen würde, und deshalb habe er auch nicht zuvor mit ihr darüber gesprochen. Da es nun aber so beschlossen worden war, wurde Syrgiannes aus der Haft entlassen und genoß hinfort die Gunst und Wohltätigkeit des Kaisers. 5. Um dieselbe Zeit traf auch eine Gesandtschaft der Alemannen [Deutschen] beim älteren Kaiser ein, die um eine Geldanleihe baten. Sie beriefen sich auf das alte Freundschaftsbündnis 35 zwischen ihrem Land und dem Reich der Rhomäer, wonach jeder der beiden Partner vom anderen erhalten solle, was ihm jeweils vonnöten sei. Denn alle Ghibellinen 36 , so sagten sie, hegten freundschaftliche Gefühle gegenüber den Kaisern der Rhomäer und hätten alles im Sinne, was den Rhomäern Nutzen und Ehre verschaffe. Da sie im Augenblick Geld brauchten, seien sie notwendigerweise zum Kaiser gekommen, / in der Zuversicht, daß sie das bekommen würden, was sie gerade brauchten. Da sie indessen feststellten, daß der ältere Kaiser Andronikos vom Thron gestoßen worden war, wendeten sie sich an den jüngeren Kaiser. Als dieser aber den Grund ihrer Gesandtschaft erfuhr, überließ er es dem Großdomestikos, sie mit möglichst plausiblen Reden abzufertigen. Dieser rief nun die Gesandten zu sich und teilte ihnen mit, daß der Kaiser und er den Grund ihrer Gesandtschaft erfahren hätten und daß sie vom alten Freundschaftsbündnis der Ghibellinen mit den Kaisern der Rhomäer sehr wohl wüßten und beide Reiche als eine Herrschaft betrachteten; ferner, daß sie es für recht und billig hielten, daß beide Partner, falls sie etwas nötig hätten, einander unterstützten. So hätten sie Gelder, die sie jetzt erbäten, wären sie vor dem Ausbruch des Bruderkrieges der Kaiser der Rhomäer gekommen, zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse hinreichend erhalten. Da nun aber der Bürgerkrieg die Gelder verschlungen habe, sei zur Zeit 17
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nichts mehr vorhanden. Man könne aber dem Geldmangel in einer anderen Weise abhelfen. Es sei möglich, ihnen ein großes und tüchtiges Heer zur Verfügung zustellen, das gegen ihre Feinde mitkämpfen würde. Sie hätten schließlich nicht aus einem anderen Grund, sondern eben wegen der Aufstellung eines Heeres das Geld nötig, und wenn sie jetzt das Heer erhielten, sei ihr Verlangen erfüllt. Die Gesandten erwiderten aber, sie seien wegen Geldes, nicht wegen eines Heeres gekommen. Ihr Land bringe nämlich viele tüchtige Krieger hervor, die ihr Kaiser einsetzen könne, wenn er über Geldmittel verfüge. In dieser geschickten Weise / entließ also der Kaiser die Gesandten, nachdem er sie so freigiebig wie möglich beschenkt hatte. Als er aber von der Rechtfertigungsrede des Großdomestikos vor den Gesandten erfuhr, sagte er, die Rede sei zwar, wie ihm scheine; passend gewesen und habe den Anschein erweckt, man wolle den lateinischen Freunden helfen, er frage sich aber, falls diese auf die Idee kommen sollten, das versprochene Heer zu fordern, welche Antwort er ihnen erteilen werde. Der Großdomestikos erwiderte darauf, er sei sich dieser Bedenklichkeit bewußt gewesen, als er zu den Gesandten gesprochen habe, habe jedoch gemeint, es sei keine Schande, zuzugeben, daß keine Gelder vorhanden seien, da jene auch in Geldmangel gewesen seien und darum um finanzielle Unterstützung gebeten hätten. Indessen habe er persönlich erwartet, daß sie auf seinen Vorschlag, ihnen ein Heer zur Verfügung zu stellen, antworten würden, sie hätten kein Heer, sondern Geld nötig. Hätten sie jedoch dieses Ersatzangebot akzeptiert, so hätte er erwidert, daß es nicht leicht sei, ihnen im Augenblick ein Heer zu überlassen, da es der Zeit zur Ausrüstung eines solchen bedürfe und da man übrigens auch nicht genau wisse, ob ihr Kaiser damit einverstanden sei. Wenn sie aber nach Hause zurückkehrten und über das Heer berichteten und ihr Herrscher des Heeres bedürfen sollte, dann könnten sie Leute schicken, welche das Heer in Empfang nehmen sollten. Da es sich nämlich um einen langen Feldzug jenseits der Grenzen handle, werde auch die Vorbereitung lange Zeit in Anspruch nehmen. So also ging dies vor sich. Seit der Zeit aber, als der jüngere Kaiser sich von seinem Großvater und Kaiser getrennt hatte und nach Adrianopel kam [20.4.1321], bis zu dieser Zeit überwachte der Großdomestikos von sich aus sowohl alle anderen Regierungsgeschäfte als auch die kaiserlichen Verfügungen, die zur Bestätigung einer Angelegenheit / erlassen wurden, aus Angst, es könnte etwas verkehrt gemacht werden, sei es aus Leichtsinn, sei 18
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es aus Böswilligkeit der zuständigen Beamten. Dies bereitete ihm freilich beträchtliche Arbeit, er hielt jedoch diese Vorsorge und Anteilnahme an allem für notwendig und nahm die Mühe schweigend auf sich. Nachdem aber der Bürgerkrieg und mit ihm die Nachstellungen und Verdächtigungen aufgehört hatten, glaubte er, es sei auch für ihn an der Zeit, von den Mühen etwas entlastet zu werden. Er ging also zum Kaiser, sprach mit ihm über seine bisherigen Bemühungen um die Regierungsangelegenheiten und legte ihm nahe, daß nunmehr, nachdem die Mißhelligkeiten des Bürgerkrieges vorüber seien und kein Grund zu Argwohn bestehe, dafür Sorge getragen werden sollte, daß die Regierungsgeschäfte tüchtig und entsprechend den Erfordernissen wie früher geführt würden und ihm eine kleine Erholungspause gegönnt werde. Dies könne geschehen, wenn der Kaiser die Aufsicht über die kaiserlichen Urkunden 37 und die kaiserliche Kasse sowie über die Eintreiber der öffentlichen Steuern 37a einem anderen nach eigener Wahl übertrage. Der Kaiser antwortete darauf, es sei ihm keineswegs entgangen, welche Mühen der Großdomestikos bisher auf sich genommen habe, indem er die Aufsicht über alles ausübte, sondern er habe dies wohl zu schätzen gewußt und sich gar sehr gewundert, wie er allein mit einer so großen Verwaltung zurechtkommen könne; außerdem habe er sich seinetwegen Sorgen gemacht, da er bedachte, wie strapaziös die Arbeit sei, die er auf sich nahm. «Ich hatte mir die gleichen Gedanken gemacht», sagte der Kaiser, «die du soeben zum Ausdruck gebracht hast, daß es wegen der Bürgerkriege und der hinterlistigen Anschläge notwendig sei, daß du alles beaufsichtigst / und alles durchführst, und so habe ich die Sache gegen meinen Willen laufen lassen, ohne etwas zu sagen. Jetzt aber, nachdem Gott die Situation nach seinem Willen geändert hat, darfst du einen Mann auswählen, der die Erledigung besagter Angelegenheiten übernehmen soll. Ihm sollten wir jedoch nicht die gesamten Regierungsgeschäfte übertragen, sondern die wichtigsten sollst du wieder übernehmen und nach eigenem Ermessen ausführen. Dies würde uns eine ordnungsgemäße Regierung garantieren, und für dich würde es keine geringe Erleichterung bedeuten.» Der Großdomestikos ließ sich durch die Ausführungen des Kaisers überzeugen und schlug zur Betreuung der erwähnten Regierungsgeschäfte den Parakoimomenos Apokauchos vor, ein Vorschlag, dem der Kaiser beistimmte38 • So wurde der Parakoimomenos zum Verwalter der Regierungsangelegenheiten ernannt; die wichtigsten davon hatte er dem Großdomestikos zur Entscheidung vorzulegen. Dieser überprüfte einige, sei es allein, sei
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es zusammen mit dem Kaiser, dann ließ er sie nach seinen Anweisungen durchführen. Was aber nicht von großer Wichtigkeit war, wurde dem Parakoimomenos zur Erledigung überlassen. Um dieselbe Zeit setzte der Kaiser nach Kyzikos über, einerseits um der nicht von Menschenhand gemachten Ikone der Gottesmutter seine Verehrung zu erweisen, die in der Kirche von Hyrtakion [Artake]39 aufgestellt war, andererseits um das Land zu besichtigen, das er zum ersten Mal besuchte. Der tiefere Grund dieser Reise aber war seine Absicht, den Herrscher von Phrygien, Temirchan 40 , den Sohn des Jakschi, der die östlichen Städte am Hellespont, die dem Kaiser untertan waren, unter Druck hielt, zu einem Friedensvertrag zu bewegen. Dies ist dem Kaiser nach Wunsch verlaufen. Von Kyzikos zog er in die Stadt Pegai 41 am Hellespont, wo er Temirchan / zu sich rief. Dieser stellte sich eilends ein und trat in großer Bescheidenheit und, fast könnte man sagen in Unterwürfigkeit, vor den Kaiser. Als er nämlich nahe genug gekommen war, um des Kaisers gewahr zu werden und von ihm gesehen zu werden, stieg er mit den anderen Persern [Türken] vom Pferd ab und ging ihm mit den anderen eine Strecke entgegen. Dann erwiesen die anderen von weit her dem Kaiser ihre Verehrung, indem sie mit dem Kopf die Erde berührten. Temirchan aber ging zu Fuß auf den Kaiser zu, huldigte ihm und küßte seinen Fuß 42 . Dann stieg er aufs Pferd und unterhielt sich mit dem Kaiser unter vier Augen. Der Kaiser sprach viel über den Frieden und stellte ihm seine Wohltätigkeit in Aussicht. Anschließend kehrte Temirchan in sein Lager, der Kaiser aber in die Stadt Pegai zurück. Am nächsten Tag kam Temirchan wieder, erwies dem Kaiser seine Verehrung und gelobte, künftig den Frieden zu bewahren und keinen Angriff gegen die Rhomäer des Ostens zu unternehmen. Der Kaiser belohnte ihn mit Geschenken, die seiner selbst würdig waren, und Temirchan kehrte nach Hause zurück. Er erwies sich in der Folgezeit durch seine Taten als seinen Versprechungen treu. Denn er fügte seitdem den Rhomäern keinen Schaden mehr zu. Der Kaiser aber kehrte nach Konstantinopel zurück. Dort erhielt er vom König der Myser [Bulgaren] eine Botschaft, in der er aufgefordert wurde, falls es auch ihm wohlgefällig sei, sich mit ihm zu treffen und den Friedensvertrag zu erneuern. Denn ihr voriges Treffen in Adrianopel sei kurz gewesen und habe in einer aufgeregten Atmosphäre stattgefunden wegen der ungünstigen Zeit und wegen der störenden Wirren des damaligen Krieges. Da dies auch / im Sinne des Kaisers war, trafen sie
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sich zwischen Sozopolis und Anchialos beim sogenannten Kremna 43 und schlossen einen beständigen Frieden und ein Bündnis, das bis zum Ende ihres Lebens dauern sollte; dann verabschiedeten sie sich und kehrten nach Hause zurück. 6. Der Kaiser aber, der es für empörend hielt, daß die Perser [Türken] die Rhomäer immer wieder angriffen, nicht aber umgekehrt, entschloß sich, gegen die Barbaren in Bithynien zu Felde zu ziehen 44 und zu diesem Zweck nach Kleinasien überzusetzen. Es war Mitte des Frühlings im Mai [1329], und die Perser [Türken] lagerten noch in Zelten auf den Ebenen. Der Kaiser ließ zunächst den Statthalter von Mesothenia45 , den Jägermeister Kontophre 46 zu sich rufen und beriet sich mit ihm über den Feldzug gegen die Barbaren. Kontophre hatte nämlich nicht nur wegen seines Statthalteramtes in Mesothenia Erfahrung in den Angelegenheiten der Barbaren, sondern er war auch ansonsten ein tüchtiger Mann, der viele Kriege mitgemacht hatte, und galt insbesondere als Kenner der Kriegstaktik der Perser [Türken], da er schon in jungen Jahren in deren Gewohnheiten und Umgang erzogen worden war. Er ermutigte den Kaiser zum Krieg gegen die Barbaren und sagte, er würde gerne jenen Tag erleben, an welchem es den Rhomäern gelingen werde, die Barbaren gebührend zu bestrafen für die vielen Untaten, die sie an ihnen begangen hatten. Er empfahl dem Kaiser, nicht zu zögern, da die Barbaren bald von den Ebenen ins Bergland ziehen würden, um der Hitze des Sommers auszuweichen. / Dies sei nämlich die Gewohnheit der Nomaden. Nachdem nun beschlossen worden war, unverzüglich gegen die Barbaren zu Felde zu ziehen, ließ der Kaiser das Heer aus Konstantinopel, Didymoteichon, Adrianopel und Thrakien versammeln; denn die Truppen aus Makedonien und dem Westen herbeizuordern war nicht möglich, da die Zeit drängte und obendrein Kontophre abermals nach Konstantinopel gekommen war und vorgab, es sei höchste Zeit, die Barbaren anzugreifen, da sie im Begriffe seien, sich in das schwer zugängliche Berggelände zurückzuziehen. Der Kaiser nahm also das versammelte Heer und ließ sich, als das Frühjahr schon zu Ende ging47 , bei der Ortschaft Skutari48 nach Kleinasien übersetzen. Als die Barbaren vom Anrücken des Kaisers hörten, nahmen die Nomaden unter ihnen, die sich in Bithynien zerstreut hatten, ihre Zelte, Viehherden und das übrige Gepäck mit sich und zogen sich höher ins Bergland zurück und tiefer als gewöhnlich. Als aber Orchan49 , der Satrap [Anführer] 21
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der dortigen Perser [Türken], erfuhr, daß der Kaiser durch Mesothenia marschieren werde, ein Gebiet, das viele Engpässe und von der Natur befestigte Plätze aufweist, nahm er sämtliches Fußvolk und das gesamte Reiterheer , das er bei sich hatte, mit, begab sich nach Mesothenia und nahm mit seiner Streitmacht in hochgelegenem und schwer zugänglichem Gebiet Stellung, voller Zuversicht nicht so sehr wegen seiner Macht als wegen der Beschaffenheit des Ortes. Der Kaiser marschierte nun von Skutari zwei Tage lang. Als er bei Anbruch des dritten Tages wiederum auf dem gleichen Weg vorrückte, wurde von weitem das Heer der Perser [Türken] sichtbar, das sich auf den Höhen aufgestellt hatte. Der Kaiser stieß noch ein Stück vor, schlug dann sein Lager bei einem Ort namens Pelekanon 50 auf / und rief seine Offiziere zu sich, um mit ihnen die Lage zu beraten. Man faßte den Beschluß, nicht weiter zu marschieren, einerseits weil die türkischen Nomaden, die man angreifen und gefangennehmen wollte, bei der Kunde vom Anrücken des Kaisers sich aus dem Staube gemacht hatten, andererseits weil man es nicht nötig hatte, sich ohne jedweden Nutzen in Gefahr zu begeben, da das Gelände, durch welches sie marschieren sollten, schwer zugänglich war und Engpässe aufwies und ihnen ein Heer mit Fußvolk und Reiterei gegenüberstand. Um aber nicht den Eindruck zu erwecken, daß sie aus Angst vor den Barbaren den Rückzug angetreten hätten, sollten sie sich beim Anbruch des nächsten Tages rüsten und auf der Ebene gegenüber den Barbaren in Schlachtordnung aufstellen. Sollten nun diese die Engpässe verlassen und bereit sein, auf der Ebene gegen sie zu kämpfen, dann könnten sie auch ihrerseits ihre Tapferkeit zeigen; falls aber die Barbaren auf das unzugängliche Gelände nicht verzichten wollten, dann würden sie selbst den Weg nach Konstantinopel in Reih und Glied antreten und durch ihr Verhalten zeigen, daß sie nicht aus Feigheit, sondern weil kein Gegner vorhanden war, gegen den sie hätten kämpfen können, nach Hause zurückgekehrt seien. So lautete ihr Beschluß. Die darauffolgende Nacht verbrachten sie in Pelekanon, bei Tagesanbruch aber gleich nach den üblichen Hymnen zu Gott befahl der Kaiser, daß das Heer auf ein Trompetensignal hin die Waffen anlegen solle. Nachdem sie die Waffen angelegt hatten, rückten sie, in Schlachtordnung aufgestellt, den Barbaren entgegen, wie sie am vorigen Tag beschlossen hatten. Als Orchan nun den Kaiser vorrücken sah, stellte auch er seine Streitmacht in Schlachtordnung auf. Einen Teil seiner Soldaten jedoch ließ er 22
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sich in einem Hinterhalt verstecken mit dem Auftrag, falls die Rhomäer sein Heer angreifen und die Oberhand gewinnen sollten, aus ihrem Versteck plötzlich hervorzubrechen und die Angreifer durch ihren unerwarteten Anblick / zu erschrecken und in die Flucht zu schlagen. Das übrige Heer führte er mit sich und stellte es auf einem Hügel auf. Er wählte unter seinen berittenen Bogenschützen die tüchtigsten dreihundert mit den besten und schnellsten Pferden aus und befahl ihnen, das Heer des Kaisers anzugreifen, ohne sich in eine Schlacht Mann gegen Mann einzulassen, sondern, wenn die Rhomäer vorrückten, keinen Widerstand zu leisten, sondern zurückzuweichen und dabei zu schießen, wenn jene sich aber zurückzögen, wiederum anzugreifen 51 . Die Beschaffenheit des Bodens zwischen beiden Heeren war nun solcherart, daß er in der Nähe der Rhomäer eben und für die Reiterei bequem, in der Nähe der Perser [Türken] aber nicht nur steil und unzugänglich, sondern dazu noch in allen Richtungen von natürlichen Gräben durchzogen war; dies machte die Barbaren bei ihrem Angriff gegen die Rhomäer um so zuversichtlicher. Den dreihundert Reitern wurde also befohlen, in dieser Weise gegen die Rhomäer vorzugehen. Hinter ihnen aber wurden bei den Gräben und den Engpässen weitere tausend Mann aufgestellt, mit der Aufgabe, falls die dreihundert von den Rhomäern zurückgedrängt würden, von den Engpässen aus diesen zu Hilfe zu kommen; aus dem nämlichen Grunde wurden zu beiden Seiten je tausend Mann aufgestellt. Als der Kaiser nun die Perser vom Hügel herunterreiten sah, wählte auch er aus seinem Heer dreihundert Reiter aus, versammelte sie um sich und hielt vor ihnen etwa folgende Ansprache: «Soldaten, ihr vergeßt sicher nicht, daß die Rhomäer seit alters sich einen guten Namen und Ruhm erworben haben, weil sie ihren Feinden Schrecken einzujagen wußten. Sie sind es, die beinah die ganze Welt eroberten und alle Völker Europas / und Asiens zwangen, ihnen untertan zu sein. Doch wenn wir für kurze Zeit von den Barbaren beträchtliche Niederlagen einstecken mußten, so müssen wir darum nicht bezüglich dessen, was noch in unserer Hand ist, verzweifeln. Denn unsere Niederlagen sind keineswegs auf unsere Feigheit zurückzuführen, sondern Gott hat uns durch die Barbaren gestraft, damit wir für unsere Sünden büßen. Es ist also nicht gerechtfertigt, daß diejenigen, deren Gesinnung ungebrochen geblieben ist, um früherer Mißgeschicke willen den Mut verlieren, solange noch Aussichten auf Verbesserung gegeben sind. Man darf nicht vergessen, daß die Menschen in ihrem Handeln scheitern kön23
ÜBERSETZUNG: BUCH II, 6
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nen, hinsichtlich ihrer Gesinnung aber die Tapferen immer tapfer bleiben; wenn also Tapferkeit vorhanden ist, dürfte es schwerlich vorkommen, daß man sich wegen früherer Niederlagen in irgendeiner Unternehmung als feige erweist. Nun seid ihr gegenüber den Barbaren, was Kriegserfahrung betrifft, keineswegs unterlegen, und hinsichtlich des Wagemuts seid ihr bei weitem überlegen 52 . Ihr seht, wie sie ganz erschrocken sich in den Schluchten der Berge verkriechen, das unwegsame Gelände keineswegs verlassen und mit uns keinen Kampf unter gleichen Bedingungen riskieren wollen. Seid also tapfere Männer und richtet den Ruhm unserer Vorfahren wieder auf, der bereits Schaden gelitten hat. Denkt dabei keineswegs, daß ihr für ein Land, das euch nichts anginge, gegen die Barbaren kämpft; denn ihr kämpft alle für die Freiheit und ein jeder für seine Heimat. Wenn wir nämlich hier in ehrenvoller Weise den Kampf aufnehmen und sie besiegen, werden wir nicht nur das Verlorene zurückgewinnen, sondern auch, was wir besitzen, ohne Furcht genießen. Dazu noch ein 'Vort: Würde ich jetzt mit euch diesen Kampf ausfechten, / könnte es jemand zum Anlaß nehmen, feige zu sein, in dem Glauben, daß er unbemerkt bleiben wird. Da ich aber als Kampfrichter außerhalb des Geschehens bleiben werde, soll jeder wissen, daß er im Falle der Feigheit die gebührende Strafe auf sich ziehen wird, während die Tüchtigen den ihnen zustehenden Lohn der Tugend erhalten werden. Was nun das taktische Vorgehen gegen die Barbaren betrifft, seid ihr bereits im Bilde, da ihr seit eurer Kindheit mit Kriegsübungen vertraut seid; ich werde euch aber trotzdem Rat erteilen: Wenn sie, in Schlachtordnung aufgestellt, unter gleichen Bedingungen mit uns kämpfen wollten, wäre es notwendig, daß auch wir in Reih und Glied sie angreifen. Da sie aber, wie man aus ihren Manövern vermuten darf, nicht die Absicht haben, den Nahkampf mit uns aufzunehmen, sondern uns von der Ferne zu beschießen und, wenn wir angreifen, keinen Widerstand zu leisten, sondern sich zu dem unwegsamen Gelände und den dort postierten Leuten zurückzuziehen, müßt deswegen auch ihr, bis auf Pfeilschußweite langsam und in Reih und Glied vorrücken, sobald ihr aber näher kommt, ganz schnell und beherzt handeln, und einerseits dabei stets die Distanz berechnen, damit sie euch nicht in aller Ruhe mit Pfeilen eindecken können; andererseits aber müßt ihr dem Rückzug der Barbaren zuvorkommen, um sie übel zurichten zu können. Ihr dürft sie aber nicht zu weit verfolgen und euch nicht in zuversichtlichem Wagemut in Gefahren begeben, sondern müßt euch, sobald ihr 24
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BUCH
II, 6
die Nachhut des Feindes erreicht habt, wieder in Reih und Glied in die Ebene zurückziehen, und den Angriff der Barbaren abwehren.» / Das riet der Kaiser den Soldaten und wünschte ihnen zugleich die Hilfe Gottes und den Sieg. Sie aber huldigten dem Kaiser und gelobten, entweder rühmlich zu siegen, oder ehrenvoll zu sterben, dann wappneten sie sich mit dem Kreuz.und rückten geordnet und in aller Ruhe gegen die Barbaren vor. An ihrer Spitze stand der Großhetaireiarches [Andronikos] Exotrochos 53 • Die Barbaren rückten auch ihrerseits vor. Als sie sich nun einander bis auf Schußweite genähert hatten, ließen die Rhomäer, wie der Kaiser ihnen befohlen hatte, die Zügel schießen und stürmten auf die Perser [Türken] los, so schnell sie konnten. Diese harrten eine Weile standhaft aus und schossen ihre Pfeile auf die Rhomäer in dem Glauben, sie könnten damit ihren Ansturm abfangen; als sie aber sahen, daß jene weiterhin mit unverminderter Heftigkeit angriffen, ohne sich um die Geschosse zu kümmern, ergriffen sie sogleich die Flucht. Etwa vierzig Barbaren fielen auf der Flucht, die übrigen retteten sich in das unwegsame Gelände und zu ihrer Nachhut. Von den Rhomäern war keiner gefallen oder verletzt worden; nur einige Pferde waren getroffen worden. Daraufhin brachen sie die Verfolgung ab, zogen sich auf das flache Land zurück und warteten dort, wie an einer Startlinie, auf den neuen Angriff der Barbaren. Diese blieben nur eine Weile bei ihren Landsleuten, nahmen neue hinzu, mehr als gefallen waren, und rückten gegen die Rhomäer vor. Als die Gegner sich erneut, wie zuvor, einander genähert hatten, griffen die Rhomäer mit der gleichen Schnelligkeit und dem gleichen Eifer an und schlugen die Barbaren wieder / in die Flucht, wobei etwa dreißig von ihnen bei der Verfolgung umkamen. Bei den Rhomäern aber gab es weder Tote noch Verwundete, bis auf ein paar Pferde. Als Orchan vom Hügel aus wahrnahm, daß seine Leute zum zweiten Mal besiegt worden waren, ermutigte er sie und schickte eine Heeresabteilung zu ihrer Unterstützung. Der Kaiser seinerseits lobte seine Männer für ihre Beherztheit und Tapferkeit und forderte sie auf, in ihrem Wagemut nicht nachzulassen, da sie den Türken stets überlegen sein würden, und schickte eine ebenbürtige Streitmacht gegen die Barbaren. Als die beiden Streitkräfte sich einander genähert hatten, hielten die Perser [Türken] wieder eine Weile stand, dann wurden sie von den Rhomäern zurückgedrängt und flohen zu ihren Landsleuten. Und es fielen einige von ihnen. Solche Scharmützel und Rückzüge boten die Perser [Türken] den Rhomäern bis zum Abend jenes Tages zu Sommeranfang, Anfang des Monats 25
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Juni [1329]. Bei allen Zusammenstößen gewannen die Rhomäer die Oberhand, waren aber nicht in der Lage, den Persern [Türken] eine entscheidende Niederlage zuzufügen, da deren Heereslager von tiefen Schluchten umgeben war, die den Rhomäern eine Umzingelung unmöglich machten; außerd~m war das flache Land, auf welchem die Perser mit den Rhomäern kämpften, überall von natürlichen Gräben durchzogen, in welchen zahlreiche Bogenschützen aufgestellt worden waren, die durch ihre Geschosse aus ihren verschanzten Stellungen einen endgültigen Sieg der Rhomäer verhinderten. Auf der anderen Seite konnte der Kaiser, wegen der Unebenheit des Geländes, nicht das ganze Heer gegen die Perser [Türken] heranführen. Aus diesem Grunde dachte Orchan, die Gelegenheit sei gekommen, einen noch heftigeren Angriff gegen die Rhomäer zu versuchen; er wählte weitere tausend seiner Leute aus und befahl ihnen, / ins flache Land hinunterzugehen und zusammen mit den dreihundert Reitern die Rhomäer anzugreifen. Als der Kaiser nun jene herunterkommen sah, dankte er den Soldaten, die soeben gekämpft hatten, gebührend für ihre Tapferkeit und lobte ihren Anführer Exotrochos wegen seiner Tüchtigkeit und seines Wagemuts; dann entsandte er eine neue Abteilung seines Heeres mit dem Großstratopedarchen Manuel Tagaris 54 an der Spitze, um zusammen mit dem bisherigen Aufgebot dem Gegner entgegenzutreten. Es kam zu einem Zusammenstoß, bei dem von beiden Seiten lange und heftig gekämpft wurde; auf der Seite der Rhomäer wurden viele Pferde getroffen, Verwundete gab es nur wenige, einer kam ums Leben, auf der Seite der Perser [Türken] fielen fünfzig Mann. Orchan stellte nun, während die Schlacht noch im Gange war, das gesamte Heer, das er bei sich hatte, in einer Frontlinie auf (denn bisher war ein großer Teil davon in Hinterhalten versteckt), damit es sowohl von den Rhomäern als auch von den eigenen Leuten deutlich gesehen werde, in der Hoffnung, dadurch den eigenen Leuten Mut einzuflößen, den Feinden aber Schrecken einzujagen. Als er aber feststellte, daß dieses Vorhaben ihm nichts einbrachte, da die Rhomäer den Kampf nicht weniger beherzt fortführten und bereits die Oberhand über die Feinde bekamen, befahl er seinem Bruder Pazarlus 55 [Alaeddin-Pascha?], mit dem ganzen Heer die Rhomäer anzugreifen. Er selbst kam ein Stück weit den Hügel herunter und blieb dort mit wenigen Männern stehen, um zu beobachten, was passieren würde. Als aber der Kaiser sah, daß die Barbaren mit dem ganzen Heer zum Angriff bereit waren, nahm er drei Abteilungen seines Heeres mit sich und 26
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rückte zur Schlacht vor, während er den übrigen Befehl erteilte, ruhig in ihren Reihen zu bleiben. Den rechten Flügel dieser Streitmacht befehligte der Großdomestikos, den linken / führte sein Cousin Johannes Angelos 56 an, während der Kaiser den mittleren Abschnitt befehligte. Sie stießen mit den Barbaren zusammen, die ihrem ersten Ansturm nicht standhalten konnten, schlugen sie in die Flucht und verfolgten sie über das ganze unwegsame Gelände bis zum Fuß des Hügels, wo Orchan stand. Hundertfünfzig Perser [Türken] fielen auf dem Schlachtfeld, bei den Rhomäern aber gab es keine Toten noch auch Verletzte, weder Soldaten noch Pferde. Anschließend zog sich der Kaiser zurück, da er einen weiteren Ansturm gegen den Hügel für unvorteilhaft hielt; er begab sich in die Ebene und befahl seinem Heer, die ursprüngliche Schlachtordnung wieder einzunehmen. Die Barbaren blieben am Fuß des Hügels stehen, da auch sie ein erneutes Vorrücken nicht für nützlich hielten. 7. Als der Kaiser nun feststellte, daß die Barbaren nicht mehr die Absicht hatten, mit den Byzantinern handgemein zu werden, beriet er sich mit seinen Offizieren über das weitere Vorgehen. Dabei ergriff der Großdomestikos das Wort und sprach folgendermaßen: «Ganz wie von Anfang an geplant, ist die Operation günstig für uns ausgegangen. Denn wir haben uns als erste in Schlachtordnung aufgestellt, um nicht den Eindruck zu erwecken, wir zögen uns aus Angst vor den Barbaren zurück; unsere Feinde aber haben nicht gewagt, uns offen entgegenzutreten und dadurch haben sie deutlich Zeugnis dafür abgelegt, daß sie sich uns im Kampfe nicht gewachsen fühlen. Allerdings haben sie es nicht unterlassen, einen Versuch mit ihrer gesamten Streitmacht zu unternehmen. Und obgleich Orchan in der Schlacht nicht zugegen war, weil er / bei uns die Erwartung entstehen lassen wollte, daß er mit seiner Anwesenheit mehr vermöge, ist uns doch aus dem Verlauf der Operation klar geworden, daß er kaum mehr erreicht hätte, wäre er zugegen gewesen. Wenn er nun vermieden hat, sich in einen offenen Kampf mit uns einzulassen, und wenn wir bei den kleineren Gefechten stets die Oberhand gewonnen haben (denn mehr als vierhundert gefallenen Barbaren steht nur ein einziger toter Rhomäer gegenüber), welchen größeren und deutlicheren Beweis dafür würde man verlangen, daß die Barbaren uns nach Kampfesmoral und Kampfkraft unterlegen sind? Ein weiterer Beweis, daß die Barbaren uns für stärker als sich selbst erachten, ist folgender: Während unsere Hilfstruppen den ganzen Tag in ihrer Nähe Pferdefutter gesammelt haben, haben die Barbaren
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überhaupt nicht versucht, sie daran zu hindern, obwohl sie ansonsten über die Maßen kriegslustig und gewinnsüchtig sind. Da aber nun die Sonne bald untergehen wird, scheint mir das Beste für uns, ins Lager zurückzukehren und dort die Nacht zuzubringen, um morgen in aller Frühe gewappnet u,nd in Reih und Glied aufgestellt, den Weg nach Konstantinopel einzuschlagen. Und wenn nun die Barbaren das unwegsame Gelände verlassen und mit uns in der Ebene kämpfen wollen, dann wird es in Gottes Hand liegen, wem von beiden er den Sieg schenkt; wenn sie aber auf dem Hügel bleiben und den Kampf vermeiden wollen, was mir wahrscheinlicher vorkommt, wenn ich bedenke, daß wir durchs flache Land marschieren werden, dann wird unsere Rückkehr einen tiefen Eindruck machen, da wir als zweifache Sieger auftreten werden, sowohl aufgrund des Kampfes am ersten Tage, in welchem wir die Oberhand gewannen, als auch / aufgrund unseres Verhaltens am darauffolgenden Tag, als wir den Gegner zum Kampf herausforderten, dieser aber, da er sich uns nicht gewachsen fühlte, in seinen Befestigungen blieb.» So brachte der Großdomestikos seine Meinung zum Ausdruck, die den Kaiser überzeugte und der auch die übrigen beipflichteten. Daraufhin wurden die Feldzeichen erhoben und die Trompete gab das Signal zum Aufbruch; das Heer machte sich auf den Weg zum Lager, nachdem es einen Siegespäan angestimmt hatte. Orchan aber, der mit dem größten Teil seines Heeres auf dem Hügel geblieben war, schickte ein Aufgebot seiner Streitmacht, das den Rhomäern bis zum Lager folgen sollte. Als nun die Rhomäer die Perser [Türken] hinter sich sahen, verließen vor allem diejenigen, die in der Blüte ihres Mannesalters standen - Adlige wie Nichtadlige - und die wegen ihrer Jugend in ihrem Drang schwer zu halten waren, ihre Reihen, blieben zurück, griffen die Barbaren an und wurden mit ihnen handgemein. Der Großdomestikos aber, dem der ungünstige Zeitpunkt nicht gefiel (denn es war schon spät abends) und der fürchtete, es könnte den Soldaten von den Barbaren Leid zugefügt werden, und außerdem wütend auf diese jungen Männer war, weil sie ohne Befehl vom Kaiser oder ihm selbst, der das ganze Heer der Rhomäer befehligte, ohne Ordnung und Führung zurückgeblieben und mit den Barbaren handgemein geworden waren, überließ die Fahne und seine Abteilung einem seiner Unterfeldherren mit dem Befehl, ins Lager weiterzumarschieren; er aber nahm ein paar ausgewählte Soldaten mit sich und bewegte sich in Richtung derjenigen, die in das Gefecht mit den Barbaren verwickelt waren, einerseits um sie vom Kampf abzuziehen 28
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und mit zum übrigen Heer zu bringen, andererseits um sie / für ihre Zuchtlosigkeit gebührend zu bestrafen. Die gleichen Gedanken machte sich nun auch der Kaiser, der die kaiserliche Fahne und seine eigene Heeresabteilung seinem Cousin Manuel Asanes 57 , dem Sohn des Andronikos, überließ mit dem Auftrag, den Weg ins Lager einzuschlagen, während er selbst mit einigen ausgewählten Soldaten in die entgegengesetzte Richtung marschierte. Es geschah nun, daß die beiden sich unterwegs trafen und einander mitteilten, daß der gleiche Grund sie zu dieser Umkehr bewogen hatte; da sie der Meinung waren, daß ihre Aktion zur rechten Zeit unternommen worden war, rückten sie bis zu der Stelle, wo die Kämpfenden waren, und konnten diese zwar vom Handgemenge zurückziehen, wurden aber selber wider Willen in ein Gefecht mit den Barbaren verwickelt. Als diese nämlich sahen, daß das Heer sich ziemlich weit bereits entfernt hatte und nur wenige Rhomäer zurückgeblieben waren, hielten sie die Gelegenheit für gekommen, diese anzugreifen und zu vernichten; so griffen sie sie mit ebenfalls ausgewählten Soldaten, die zahlenmäßig das Mehrfache der Rhomäer ausmachten, an und brachten sie in höchste Gefahr. Denn der Großdomestikos, dessen Pferd beim häufigen Vorrücken und Umkehren stürzte, wäre beinahe getötet worden, wenn nicht der Kaiser und die anderen sich um ihn herumgestellt und ihm ein anderes Pferd gebracht hätten. Außerdem wurde auch das Pferd des Kaisers durch tödliche Wunden getroffen und blieb gerade noch lange genug am Leben, um den Kaiser von den Barbaren fortzuschaffen. Der Kaiser selbst wurde durch einen Pfeil am Schenkel58 verwundet, während er äußerst beherzt gegen die Barbaren kämpfte, wobei der Pfeil den Schenkel durchbohrte. Die Wunde brachte jedoch keine Gefahr mit sich, vielmehr war er zehn Tage nach der Verletzung wieder gesund, als ob er überhaupt nicht getroffen worden wäre. Sie kämpften also tapfer und edelmütig und töteten von den Barbaren zwar nicht viele, jedoch einige Vornehme. Dann trennten sich die / Kämpfenden, indem die Barbaren zurückblieben und das Heer der Rhomäer wie Feuer mieden und auch nicht in seiner Nähe verbleiben wollten, während der Kaiser und die Männer um ihn unbelästigt zum Heer zurückkehrten und den Marsch in Richtung Lager fortsetzten. Ein Sebastopulos 59 aber, der aus Mysien [Bulgarien] stammte und innerhalb der Heeresabteilung, die der Kaiser selbst befehligte, die Befehlsgewalt über dreihundert Soldaten ausübte, die schlecht bewaffnet waren und über keine tüchtigen Pferde verfügten und die zugleich
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die Nachhut des Heeres bildeten, nahm seine gesamten Männer sowie einige aus dem Fußvolk, verließ das Heer und stürmte gegen die Perser [Türken] vor. Diese begriffen nun sofort, daß dieser Ansturm zum Nachteil der Rhomäer ausgehen würde und taten so, als ob sie in die Flucht geschlagen worden wären, wohl in der Absicht, die Rhomäer so weit wie möglich von ihrem Heer zu entfernen. Diese aber nahmen törichterweise die Verfolgung auf. Plötzlich aber machten die Barbaren kehrt, rotteten sich zusammen und griffen die Rhomäer in großer Schnelligkeit mit Lärm und Kriegsgeschrei an. Da diese den Ansturm der Barbaren nicht abfangen konnten, wandten sie sich um und ergriffen die Flucht. Dabei fielen auf dem Schlachtfeld zwanzig Reiter und fünfundzwanzig Mann aus dem Fußvolk. Die anderen wurden gerettet, nachdem in Eile viele Soldaten vom Heer zu Hilfe geeilt waren. Als nun der Kaiser sein Lager wieder in Pelekanon aufgeschlagen hatte, schickte er sofort Boten nach Konstantinopel, die dem Protostrator über die Ereignisse berichten und zugleich den Befehl überbringen sollten, Schiffe für die Überfahrt bereitzustellen, da das Heer am nächsten oder übernächsten Tag übersetzen werde. Da er aber fürchtete, (was auch / tatsächlich eintraf), daß das Gerücht von seiner Verwundung die Wahrheit verfälschen werde, ließ er den Protostrator auch darüber wissen, daß er nämlich am Schenkel verwundet sei, die Verletzung aber eine leichte sei und daß er nicht aus diesem Grund zurückkehre, sondern weil er dies auch vor seiner Verwundung für vorteilhaft gehalten habe. Der Großdomestikos aber sorgte zunächst dafür, daß das Lager ordnungsgemäß aufgeschlagen werde, dann nahm er eine Anzahl von Soldaten, die ihm als hinreichend erschien, und übernachtete zur Sicherung des gelagerten Heeres am Eingang des Lagers, der eng wie eine Landzunge war, während der innere Teil sich beträchtlich dehnte. 8. Als die Nacht hereinbrach, rief Orchan all seine untergeordneten Satrapen [hohen Offiziere] zu sich und sprach zu ihnen folgendermaßen 6o : «Die Erfahrung der Rhomäer und ihren Wagemut im Kampf hat heute keiner von euch, so scheint mir, übersehen können. Ich möchte sogar meinen, daß jeder von euch mir beipflichten würde, daß weder in unserer Zeit noch in der Zeit unserer Vorfahren die Rhomäer jemals so beherzt und mit so großer Erfahrung gekämpft haben. Haben wir doch den ganzen Tag über versucht, sie durch List, Einschüchterung, Ansturm, tollkühnen Wagemut oder wie immer in Verwirrung zu bringen, sie aber haben sich in keiner 30
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Weise in ihrem Selbstgefühl erschüttern lassen, sondern durch ihre Erfahrung blieben sie in Reih und Glied, durch ihre Tapferkeit und Beherztheit aber zeigten sie sich uns überlegen, und während sie viele von uns getötet haben, sind von ihnen kaum einige wenige gefallen. Und was noch erstaunlicher ist: Als nach dem Rückzug ihres Heeres wenige Soldaten zurückgeblieben waren und von einer viel größeren Anzahl unserer Männer / angegriffen wurden, konnten sie nicht nur nicht überwältigt werden, sondern wir selbst verloren dabei sogar unsere tapfersten und mutigsten Männer. Und als wiederum andere Rhomäer uns leichtsinnig angriffen und den Anschein erweckten, untüchtig im Kampfe zu sein, so daß ich meinte, wir würden sie alle vernichten, konnten wider Erwarten, bis auf wenige, die fielen, alle übrigen sich retten. Und der Kaiser, denke ich, wird ihren Anführer wegen der Unordnung heilsam bestrafen. Aus all diesen Gründen glaube ich, daß der Kaiser am kommenden Tag zuversichtlicher als bisher uns angreifen wird und wir, da wir nicht in der Lage sind, ihm entgegenzutreten, die Flucht ergreifen und eine schändliche und entehrende Niederlage in Kauf nehmen müssen. Wenn wir nun die Möglichkeit haben, uns ohne Risiko zu retten und außerdem den üblen Ruf einer Niederlage zu vermeiden (denn kein vernünftiger Mensch würde uns Vorwürfe machen, wenn wir einem drohenden Unheil ausgewichen sind), uns aber aus Streitsucht in eine tödliche Gefahr stürzen, werden wir dann nicht in den Augen der anderen Menschen als töricht und uns selbst feindselig erscheinen? Deshalb schlage ich vor, dieses Lager zu verlassen und uns in einen jener von Natur befestigten und unzugänglichen Orte, welche diese Gegend zur Genüge bietet, zurückzuziehen und dort den Ausgang der Dinge abzuwarten. Denn es ist viel besser, uns ohne Gefahr zu entfernen, als in die Flucht geschlagen zu werden und die Rhomäer als Verfolger zu haben.» So sprach Orchan im Rat der persischen [türkischen] Anführer. Seine Vorstellungen wurden von allen als äußerst vernünftig und vorteilhaft gebilligt. Der Kolauz Salingari61 aber und Kataigialos / Patatures [Ali Kodscha?]62, die bereits vorgerückten Alters und Altersgenossen Osmans 63 , des Vaters von Orchan, waren und viele Kriege und Gefahren erlebt hatten, waren mit dem Ergebnis der Beratung nicht einverstanden und meinten, man sei schlecht beraten, den Sieg den Rhomäern kampflos zu überlassen, statt sie ohne Risiko auf die Probe zu stellen. Denn das Lager zu verlassen bedeute nichts anderes als die Niederlage offen einzugestehen. «Daß wir dem Kaiser nicht entgegentreten können», sagten sie, «bestreiten wir selbst
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nicht, und wir müssen lieber alles andere in Kauf nehmen als den Rhomäern frontal entgegenzutreten.» Ohne Not die Flucht zu ergreifen, bringe überhaupt keinen Vorteil. Orchan solle das Gepäck der Soldaten und was sonst noch entbehrlich sei, an einen möglichst sicheren Platz bringen lassen, er selbst aber solle mit einer leichtbewaffneten und beweglichen Truppe an Ort und Stelle bleiben. Sein Heer solle er keineswegs sichtbar werden lassen, sondern in den Schluchten und Tälern verstecken, wofür die Gegend recht geeignet sei. Er solle hundert Soldaten auswählen und sie als Wachposten an dem Ort postieren, wo er am Tag zuvor sein Heer aufgestellt hatte. Solange nun der Kaiser ruhig in seinem Lager bleibe, sollten auch sie sich versteckt halten, bis sich herausgestellt habe, was jener zu unternehmen gedenke. «Wenn der Kaiser gegen uns vorrückt», sagten sie, «wird er unmöglich uns angreifen können, da er das unzugängliche und von der Natur befestigte Terrain meiden muß. Denn zur strategischen Erfahrung gehört es nicht nur, das Heer in der richtigen Schlachtordnung aufzustellen, sondern auch, die Gelegenheiten / und Örtlichkeiten richtig einzuschätzen, um möglichst großen Schaden beim Gegner und möglichst viel Nutzen für die Freunde zu verursachen 64 • Wenn die Rhomäer aber die Gebote der Vernunft derart mißachten, daß sie tollkühn und unbedacht zwischen steilen Abhängen und Schluchten vorstoßen, dann können wir das nur begrüßen, denn es würde unserem Wunsch entsprechen. Sie würden uns nämlich auf diese Weise den Sieg verschaffen, da wir sie mühelos vernichten werden. Wir dürfen nicht annehmen, daß sie einen solchen Grundsatz ignorieren, zumal sie, wie wir sehen, Erfahrung im Kriegshandwerk haben. Es bleibt ihnen also nur übrig, den Berg zu umgehen und uns von der anderen Seite her anzugreifen, die flacher ist und sich leicht für einen Angriff eignet. In diesem Fall aber kann jeder verstehen, daß wir, bis sie diesen Umweg zurückgelegt haben, uns der Gefahr und der Bedrohung entziehen können, indem wir uns in das am besten befestigte Gelände zurückziehen; dadurch werden wir zugleich den Anschein vermeiden, daß wir aus Angst vor ihrem Anmarsch fliehen, worin die größte Schande läge, und stattdessen den Eindruck erwecken, daß wir durch einen taktischen Schachzug unsere Männer in Sicherheit bringen. Die hundert Männer aber, die wir als Wachposten vorgeschlagen haben, sollen auf den Kaiser warten, bis er sich ihnen nähert, dann aber sich ebenfalls in Sicherheit bringen, wobei keiner sie einholen würde, da sie leichtbewaffnet und beweglich sind und gute Pferde haben.»
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Durch diese Worte der Barbaren wurden Orchan und die anderen überzeugt; sie beschlossen, an Ort und Stelle zu bleiben und am nächsten Tag den Beschluß auszuführen. Im Lager der Rhomäer aber / ging das Gerücht um, daß der Kaiser lebensgefährlich verletzt worden sei und daß es ihm wegen der Wunde schlecht gehe. Vor allem die Anhänger des alten Kaisers 65 , die den Feldzug mitmachten, ließen das Gerücht kursieren, der Kaiser werde alsbald sterben. Ob sie dies wirklich glaubten, oder ob sie aus Haß diese Nachricht verbreiteten, ist unklar geblieben, da der Kaiser diese Sache später nicht weiter untersuchte, um nicht den Eindruck zu erwecken, er verfolge sie wegen ihrer Ergebenheit zu seinem Großvater. Ein solches Gerücht setzten sie also in Umlauf und rieten zugleich den Soldaten aus der Hauptstadt, das Lager zu verlassen und in die umliegenden Städte Bithyniens zu fliehen, weil sie alle, wenn dem Kaiser etwas zustoße, von den Persern [Türken] vernichtet würden. Einige von ihnen kamen sogar, Ergebenheit vortäuschend, zum Großdomestikos und rieten ihm, das Heer in die umliegenden Städte zu führen, da es durch das Gerücht beunruhigt sei und binnen kurzem in Panik geraten werde. Er aber lehnte ihren Vorschlag ab und erwiderte, sie seien schlechte Berater. Da sie ihn durch ihre wiederholten Bitten nicht überzeugen konnten, legten sie ihm nahe, den Vorschlag dem Kaiser zu unterbreiten und dann zu handeln, wie es ihm gefalle. Dazu ließ er sich überreden, da auch ihm es gut schien, den Kaiser von den Vorgängen in Kenntnis zu setzen. Der Großdomestikos ging also zum Kaiser und berichtete ihm über den angeblich so guten Rat dieser Würdenträger. Der Kaiser aber fand ihn äußerst unvorteilhaft und brachte seinen Unwillen heftig zum Ausdruck; er befahl dem Großdomestikos, sich so schnell wie möglich zum Eingang des Lagers zu begeben und von dort aus das Heer zurückzuhalten und es nicht in Unordnung geraten zu lassen, andernfalls könnten sie sich selbst ohne Gegner vernichten. / Der Großdomestikos beeilte sich also, den Befehl des Kaisers auszuführen. Als er aber am Eingang des Lagers eintraf, stellte er fest, daß das Heer bereits aufgebrochen war und in die benachbarten Städte floh. Denn die Soldaten aus der Hauptstadt hatten nicht einmal auf seine Rückkehr gewartet, sondern in dem Glauben, der Kaiser sei bereits tot, die Zelte und das andere Gepäck mitgenommen und sich auf den Weg gemacht zu den besagten Städten. Als die übrigen Soldaten dies sahen, wollten auch sie nicht mehr im Lager bleiben, und so war bereits das ganze Heer auf der Flucht. Der Großdomestikos nun, der über dieses Ereignis empört war, versuch-
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te, die ersten Soldaten, die geflohen waren, zur Rückkehr zu zwingen. Da seine Bemühungen aber fehlschlugen, weil das ganze Heer bereits unterwegs war, ließ er alles andere unbeachtet und widmete sich mit allem Eifer der Rettung des Kaisers; so schnell er konnte, eilte er zu seinem Zelt, wo er ihn aber nicht mehr fand. Als seine Diener nämlich sahen, daß das ganze .Heer davonlief und das Lager verlassen war und der Kaiser wegen seiner Wunde das Pferd nicht benutzen konnte, fürchteten sie um ihn, legten ihn auf einen Teppich, brachten ihn zu einem Boot, das zufällig in der Nähe angelegt hatte und befahlen den Matrosen, nach Konstantinopel zu fahren. Der Großdomestikos aber zog sich gleichfalls zurück und marschierte nach Philokrene 66 . Das Heer bestand aus vier Teilen, von denen der eine nach Philokrene unterwegs war, der zweite nach Niketiatu 67, der dritte nach Dakibiza und der vierte nach Ritziu 68 . Orchan aber .wußte von diesen Ereignissen nichts. / Er hatte jedoch seinen Bruder Parzalus [Alaeddin Pascha?] mit einigen wenigen persischen [türkischen] Soldaten ausgeschickt, um das kaiserliche Heer zu beobachten. Er war nämlich der Meinung, daß die Byzantiner die Nacht nicht sorglos verbringen würden, sondern irgendwie versuchten, ihrem Gegner zu schaden. Parzalus konnte sich wegen der Dunkelheit dem Lager unbemerkt nähern, und als er feststellte, daß das Heer aufgebrochen war, benachrichtigte er schnell seinen Bruder Orchan. Dieser indessen glaubte zunächst, die Bewegung des rhomäischen Heeres bedeute für ihn nichts Gutes und wurde in seinen Gedanken verwirrt. Kurz darauf schickte Parzalus einen zweiten Boten und berichtete, das Heer der Rhomäer habe das Lager ohne Ordnung und Disziplin verlassen und marschiere nicht in Richtung Konstantinopel, sondern sei auf dem Wege zu den besagten Städten Bithyniens. Als Orchan dies erfuhr, brach auch er bei Morgengrauen mit seiner ganzen Streitmacht auf und erschien etwa in der zweiten Stunde des Tages [ca. 7.00 Uhr]69 vor Philokrene. Die Rhomäer, die dort angekommen waren, warteten ungeordnet mit dem Troß vor dem Stadttor, da dessen Schlüssel verloren worden war, als die Perser [Türken] bereits zum offenen Angriffübergingen, und waren zunächst nicht in der Lage, sich in Schlachtordnung aufzustellen und den Angriff der Barbaren abzuwehren, da sie zwischen den Lastträgern und der anderen Dienerschaft standen und von ihnen behindert wurden. Als dann der Schlüssel gefunden-und das Tor geöffnet wurde, stürzte der größte Teil von ihnen gleichzeitig in die Stadt hinein. Es kam zu einem großen Gedränge vor dem Tor, bei dem die Männer einander zerquetschten und 34
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zertrampelten. Drei Mann starben am Tor, während die anderen in die Stadt hineingelangten. Draußen aber töteten die Barbaren zweiunddreißig Mann, / unter ihnen zwei der Vornehmen, Manuel Tarchaneiotes 70 und Nikephoros Kantakuzenos 71 , beide Cousins des Großdomestikos. Außerdem wurden hundertfünfzig Mann gefangengenommen, von denen die meisten der Dienerschaft der Soldaten 71a angehörten. Von den Pferden wurden etwa vierhundert erbeutet. Die übrigen Rhomäer aber, die draußen waren, sammelten sich, wurden mit den Barbaren handgemein und töteten fast zweihundert von ihnen. Als Orchan sah, daß die Rhomäer sich wehrten, und er nichts weiter erreichen konnte, entfernte er seine Streimacht von Philokrene und schlug sein Lager in der Nähe auf. So viele also starben vor Philokrene oder wurden gefangengenommen. Bei den Gefechten des vorigen Tages waren im Ganzen von den Reitern und dem Fußvolk siebenundvierzig Mann gefallen. Während des letzten Gefechts starb auch der Großhetaireiarches Exotrochos, der, wie man sagte, nicht von einem Barbaren, sondern von einem Rhomäer verwundet worden war, sei es aus Verwechslung (denn es war bereits dunkel), sei es aus Rache wegen eines Zwistes, wobei die Missetat im Dunkel der Nacht verborgen blieb. Man hat vermutet, daß ein Rhomäer ihn tötete, weil die Perser [Türken] bereits abgezogen waren, als er mit einer Schwertwunde am Kopf, noch auf dem Pferd, gefunden wurde; er hatte bereits seine Stimme verloren, da das Gehirn getroffen worden war, und starb kurze Zeit danach. Die Abteilungen des rhomäischen Heeres aber, die in die benachbarten Städte verstreut waren, kamen am selben Tag wie auf Verabredung in / Philokrene zusammen. Von dort aus zogen sie in geringer Entfernung am Lager Orchans vorbei, gelangten nach Skutari und setzten von dort gefahrlos nach Konstantinopel über, von wo aus sie in ihre Heimat zurückkehrten. Der Kaiser aber stellte die Urheber des Gerüchtes, die im Lager seinen Tod verbreitet hatten, zwar unter Anklage und warf ihnen mancherlei vor, bestrafte sie aber nicht, wie es ihre Bosheit verdient hätte, weil er befürchtete, man würde sagen, er bestrafe sie aus Haß gegen seinen Großvater und Kaiser. 9. Der Kaiser hielt sich einige Tage in Konstantinopel auf, und als er sich von der Verletzung am Schenkel erholt hatte, verließ er die Hauptstadr?2 und begab sich nach Didymoteichen und in die Gegend von Adrianopel. Seit eh und je war es ihm ein Vergnügen gewesen, mit dem Großdomestikos zusammenzusein und sich mit ihm zu unterhalten, so daß die bei den oft 35
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ganze Tage und Nächte miteinander im Gespräch verbrachten. So traf er sich auch damals mit ihm. Er erinnerte den Großdomestikos, und zwar nicht nebenbei, sondern mit Nachdruck und einer gewissen Besorgtheit, an ihre alte Freundschaft und enge Verbundenheit, sowie an das, was er ihm einige Zeit zuvor geantwortet hatte, als dieser ihn bat, Syrgiannes aus dem Gefängnis zu entlassen, daß ihm nämlich niemals eingefallen sei, sich der Verwirklichung irgendeines Wunsches des Großdomestikos entgegenzustellen, statt eifrig daran mitzuwirken, und daß er, falls der Großdomestikos aus irgendeinem Grund Frau und Kinder, sein Haus und sein ganzes Vermögen verlassen und in die Fremde ziehen wollte, es nicht fertig bringen würde, sich von ihm zu trennen, sondern / zunächst versuchen würde, ihm die Sonderbarkeit und die Unvernunft eines solchen Entschlusses vor Augen zu führen und, wenn er ihn dadurch von seinem Vorhaben nicht abbringen könnte, auch selbst allen Lebewohl sagen und eine Irrfahrt in die Fremde vorziehen würde. Ferner sagte er, daß er, wenn der allmächtige Gott unbedingt den einen von beiden zu sich nehmen wollte und sie wählen ließe, auf jeden Fall den Aufenthalt im Hades wählen würde, damit jener ein langes Leben genießen könne. Und weiter, wenn der Großdomestikos aus irgendeinem Grund mit dem nackten Schwert in der Hand gegen ihn vorgegangen wäre, um ihn zu töten, dann aber gegen seinen Willen gehindert worden wäre, seine Absicht zu verwirklichen, dann hätte er zwar diese Tat als verwerflich getadelt, doch hätte er es nie fertiggebracht, ihn zu hassen 72a • Diese engagierte Rede des Kaisers unterbrach der Großdomestikos mit der Bemerkung, er erinnere sich an all diese Dinge besser als irgendetwas und glaube, wenn die Seelen nach dem Abschied von hier Wahrnehmung und Erinnerung an das hiesige Leben bis zu einem gewissen Grad beibehielten 73 , dann werde er alles andere eher vergessen als diese Worte, die unauslöschlich in sein Gedächtnis geschrieben seien. Was aber dies für ihn bedeuten solle, verstehe er gegenwärtig nicht. Das habe seinen Grund, antwortete der Kaiser; denn er habe bisher die ganze Bedeutung dieser Gedanken in sich verborgen gehalten, jetzt aber wolle er sie offen aussprechen. Denn seiner reinen und herzlichen Freundschaft zu ihm sei er sich seit langer Zeit und aufgrund vieler Ereignisse bewußt; er wolle sie nun aber auch allen anderen, nicht nur den Rhomäern, sondern selbst den am Ende der Welt wohnenden Barbaren vor Augen führen. / Dies aber könnte geschehen, wenn auch er den Purpurmantel und die Kaiserinsignien anlege, als Mitkai36
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ser der Rhomäer auftrete und sich mit ihm zusammen als sein Amtskollege berate und die Staatsgeschäfte erledige. «Dies wäre in den Augen Dritter», sagte er, «freilich etwas Großartiges und wäre auch in der Tat etwas Großartiges, doch gemessen an meiner innigen Neigung zu dir wäre es äußerst unzulänglich. Denn Anteil an der Regierung und dem zugehörigen Ansehen, kann man feststellen, haben auch andere in früheren Zeiten gewährt, die Neigung aber und Einmütigkeit, die wir füreinander an den Tag legen, übertrifft bei weitem, glaube ich, die Gefühle derjenigen, die von den Dichtern und Schriftstellern für ihre Freundschaft gepriesen werden 74 • Darum bin ich, auch wenn alle anderen glauben, daß es sich bei meinem Anerbieten um etwas Außergewöhnliches handele, doch der Meinung, daß es eine mittelmäßige und kleine Gabe ist, nicht nur, weil dies meinen innersten Wunsch noch nicht völlig befriedigt und nur als kleiner Beweis meiner Zuneigung zu dir anzusehen ist, sondern auch deshalb, weil sie einen nicht geringen Nutzen für das Gemeinwesen der Rhomäer bringen wird.» Mit solchen Argumenten versuchte der Kaiser den Großdomestikos dazu zu bringen, den Thron und die Regierung mit ihm zu teilen. Dieser aber erwiderte, er hege genau dieselbe Meinung über die Sache; diese sei großartig und wunderbar an sich und scheine in den Augen der anderen als Höhepunkt menschlichen Glücks, in bezug auf ihre gegenseitige Freundschaft aber sei sie nichts Besonderes und nichts, was berechtigtes Erstaunen hervorrufen könnte. Denn was sei Wunderbares dabei, wenn derjenige, der des Freundes Leben seinem eigenen voranstelle und mit großer / Freude statt seiner zu sterben bereit sei, den Freund auch des Kaisertums oder noch außergewöhnlicherer Dinge teilhaftig mache? Für diese seine Huld sei er ihm zu tiefer Dankbarkeit verpflichtet und werde nach Kräften versuchen, in Worten dieser zu entsprechen und sie durch Taten in nämlicher Weise zu erwidern, wobei er ihm die gleiche Neigung und herzliche Liebe entgegenbringe. Was er ihn aber jetzt akzeptieren und als vollendet betrachten heiße (denn was ihn betreffe, sei alles so gut wie geschehen), das könne er selbst weder in die Tat umsetzen, noch entspreche es seiner Überzeugung noch auch seiner Neigung 74a • Deshalb müsse er seine Versuche, ihn in dieser Sache zu überreden, einstellen und für seine Weigerung Verständnis haben. Der Kaiser aber erwiderte, er solle sich nicht so ohne Grund weigern, sondern erst seine Gründe darlegen und ihn davon überzeugen, daß seine Forderung unvernünftig sei, ehe er ihn von jeder Schuld freispreche. Bevor er aber dies tue, sei es weder einsichtig noch die Art eines treuen Freundes, 37
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einfach ohne jeglichen Anlaß zu erklären, er werde sich nie überreden lassen. Wenn nichts anderes, hätten wenigstens seine ständigen Beteuerungen, es gebe nichts, weder großes noch kleines, was der Kaiser wünsche und was er selbst nicht ausführe, ihn zwingen müssen, sich zu fügen. «Sollte dies aber nicht stimmen», fügte der Kaiser hinzu, «dann mußt du es mich wissen lassen, damit ich weiß, daß ich die ganze Zeit hindurch getäuscht worden bin.» Der Großdomestikos versicherte aber, daß die Sache sich so verhalten habe und daß er seit eh und je bereit gewesen sei, alles zu tun, / was sein Freund gewünscht hätte, und daß er jetzt nicht weniger als früher dazu gewillt sei. «Wozu du mich aber jetzt zu überreden trachtest», sagte er, «das ist in sich nicht schlüssig. Wenn ich sage, ich sei bereit, alles zu tun, so meine ich, das zu tun, was für dich, nicht für mich geschehen soll; da wir jetzt aber über mich sprechen, ist es weder gerecht noch folgerichtig, mich durch dieses Argument überzeugen zu wollen, vor allem, weil du dich mir gegenüber ebenso verhältst und dich der gleichen Argumente bedienst. Es ist also nicht gerechtfertigt, dasselbe Argument in meinem Fall als gültig zu betrachten, in deinem aber als nicht gültig. Falls es beiderseits gültig ist, so ist es dann rechtens, daß auch du tust, was ich wünsche, zumal in diesem Fall die Angelegenheit mich betrifft.» Dies und vieles mehr sprachen sie zueinander, wobei der Kaiser den Großdomestikos zu überreden versuchte, die Kaiserwürde anzunehmen, dieser aber ablehnte und sich nicht überreden ließ. Dann gingen sie auseinander, ohne daß der Kaiser sein Vorhaben vollends, aufgegeben hätte und ohne daß der Großdomestikos ihn davon hätte abbringen können. Als der Kaiser aber sah, daß sein Freund sich derart sträubte, hielt er es für nötig, auch andere hinzuzuziehen, um ihn dadurch womöglich überzeugen zu können, die Kaiserwürde anzunehmen. Er rief also Andronikos Asanes 75 , den Schwiegervater des Großdomestikos, sowie den Protostrator [Theodoros] Synadenos zu sich und, nachdem sie in Anwesenheit des Großdomestikos einige andere Angelegenheiten besprochen hatten, begann er auf die bewußte Angelegenheit überzuleiten. Der Großdomestikos / aber, der sofort merkte, worauf er abzielte, bat den Kaiser, mit ihm hinauszugehen, da er mit ihm angeblich eine wichtige Angelegenheit zu besprechen habe; als sie unter vier Augen waren, beschwor er ihn bei Gott, in Anwesenheit der anderen kein Wort über diese Angelegenheit zu sagen, da kein Nutzen daraus entspringen werde. Wenn überhaupt von irgendeinem Menschen, dann könne er eher vom Kaiser als von irgendjemand sonst überredet werden. Er wundere sich jedoch, daß er
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nach so überaus häufigen Unterredungen mit ihm, die zu keinem Resultat führten, jetzt erwarte, daß andere dies erreichen würden. Den Kaiser indessen schmerzte es noch lange, feststellen zu müssen, daß sein Vorhaben nicht mehr zu verwirklichen war. Er war mehrere Tage lang betrübt und beschuldigte den Großdomestikos oftmals des Ungehorsams und der ungelegenen Streitsucht. Er folgte jedoch seinem Rat und vermied es, mit den anderen über seinen Plan zu sprechen. Diese aber, die nicht genau wußten, worüber der Kaiser sprechen würde, vermuteten aus der Situation heraus, daß er über etwas sehr Wichtiges habe sprechen wollen und vom Großdomestikos daran gehindert worden sei; deshalb beschuldigten sie den letzteren und behaupteten, er habe ihnen großes Unrecht zugefügt. Keiner, der dies vernimmt, soll denken, wir brächten unkontrollierbare Lügen vor, weil diese Vorgänge bisher nicht allgemein bekannt geworden sind. Gott, der über alles wacht und stets bei allen Ereignissen anwesend ist und von allem Geheimen und Verborgenen Kenntnis hat, ihn rufe ich zum Zeugen an, daß wir sowohl bei den früheren Berichten weder Haß noch Freundschaft noch irgendetwas anderes / vor die Wahrheit gestellt haben als auch jetzt das bewußte Ereignis genauso wiedergeben, wie es sich zugetragen hat, daß nämlich der Kaiser Andronikos der Jüngere sich nicht nur ein- oder zwei- oder viermal, sondern oftmals mit der ganzen Kraft seines Willens darum bemühte, den Großdomestikos Johannes Kantakuzenos mit den kaiserlichen Insignien auszustatten und zu seinem Kollegen und Mitkaiser zu machen. Und als dieser das Angebot entschieden ablehnte und erklärte, es gebe nichts auf der Welt, was ihn dazu überreden könne, tat es dem Kaiser lange Zeit sehr leid, und er machte dem Großdomestikos Vorwürfe wegen des ungelegenen Streits. Was nun den äußeren Anschein und die Insignien betrifft, ist es nicht so geschehen, wie der Kaiser wollte; in der Praxis unterschied sich jedoch der Großdomestikos von einem Mitkaiser kaum. Denn die ganze Verwaltung der Regierungsgeschäfte unterstand ihm und er unterschrieb die Pros tagmata des Kaisers ebenso wie der Kaiser selbst mit roter Tinte 75a und, was er an Befehlen herausgab, hatte dieselbe Gültigkeit wie die Befehle des Kaisers, und alles, was dem Kaiser zustand, durfte auch er tun. Er durfte zum Beispiel die Bettdecken des Kaisers benutzen, wenn er auf einem Feldzug war und seine eigenen Troßknechte nicht dabei waren, und auf dem Bett des Kaisers, das ohne ausdrückliche Erlaubnis nicht einmal der Sohn und Mitkaiser benutzen darf, durfte er sich ohne weiteres hinlegen, sowohl in
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Anwesenheit als auch in Abwesenheit des Kaisers, und wenn er mit dem Kaiser zusammen übernachtete, durfte er seine Hausschuhe benutzen ebenso wie seine eigenen; mit einem Wort, er benahm sich in jeder Hinsicht wie ein Kaiser, so daß / der Kaiser, der dies alles sah, überaus erfreut war und die anderen verstehen ließ, daß es ihm so genehm sei. Das alles war auch der Kaiserin Anna nicht unbekannt, sondern es wurde oft in ihrer Anwesenheit vollzogen, so daß der Kaiser dem Großdomestikos sagte: «Was wäre schon Schlimmes dabei, wenn auch öffentlich vonstatten ginge, was hier privat geschieht, und alle davon Kenntnis genommen hätten?» Der Großdomestikos lehnte jedoch in gleicher Weise wie zuvor ab und erklärte, er sei mit dem gegenwärtigen Zustand zufrieden. Soviel über diese Angelegenheit um der Wahrheit willen. 10. Wenige Jahre zuvor aber hatte Benedetto [1.] Zaccaria aus Genua Chios angegriffen und erobere 6 • Dem Kaiser der Rhomäer, Andronikos d. Ä., wäre es damals schwergefallen, die Insel durch einen Krieg zurückzuerobern, da er wegen der oftmaligen Angriffe der Perser [Türken] gegen die rhomäischen Städte Anatoliens alle Hände voll zu tun hatte; deshalb entschloß er sich, einen Friedensvertrag mit Zaccaria abzuschließen mit der Bestimmung, daß die Insel in den nächsten zehn Jahren in Zaccarias Besitz verbleiben solle, ohne daß letzterer dem Kaiser Steuern zu entrichten brauche, und daß der Kaiser die Oberhoheit über die Insel behalten und seine Banner auf den Mauern hissen dürfe. Nach Ablauf der zehn Jahre sollte die Insel den Rhomäern zurückgegeben werden. So lautete der erste Vertrag des Kaisers mit Zaccaria. Während dieser Zeit versuchte dieser jedoch, seine Herrschaft auf der Insel zu festigen und die Einwohner für sich zu gewinnen. Er befestigte die Hauptstadt77 der Insel, indem er schadhafte Stellen der Mauern wiederherstellte und, wo es nötig war, / höher aufführte, ferner Gräben und andere Bollwerke anlegte, die ihm von Nutzen sein würden, wenn er sich in einen Krieg verwickelte. Da nun der Kaiser nach Ablauf des Vertrages die Wiedereroberung der Insel wegen der Befestigungen keineswegs als leicht betrachtete und da Zaccaria eine Gesandtschaft zu ihm schickte und den Kaiser bat, ihm wegen der Insel keine Schwierigkeiten zu bereiten, kam es zu einem neuen fünf jährigen Vertrag unter denselben Bedingungen, und nach diesem zu einem dritten 78 • Nach dem Tode Zaccarias behandelten seine Söhne, die nicht nur Chios, sondern auch seine Schlauheit geerbt hatten, den Kaiser in ebenso geschickter Weise und bewerkstelligten vor Ablauf des laufenden Vertrages einen neuen. So beuteten 40
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sie praktisch die Insel aus, während sie die Oberhoheit des Kaisers nur dem nackten Namen nach anerkannten. Als nun der Vertrag auslaufen sollte [1329], begab sich Kalothetos 79 , der führende Kopf der Oberschicht von Chios, der seit langer Zeit mit der Familie des Großdomestikos bekannt war (seine Vorfahren nämlich waren mit den Vorfahren des Großdomestikos eng befreundet sowie er mit ihm), zu der Mutter des Großdomestikos, die sich damals in Didymoteichon aufhielt, und berichtete ihr über die Untaten der Lateiner, durch welche sie Chios den Rhomäern entrissen hätten und so lange Zeit durch Betrug in ihrem Besitz hielten, eine Insel, die keineswegs zu verachten oder von der Hand zu weisen sei, da sie 120000 Goldstücke jährlich an Steuern einbringe. Er erinnerte sie außerdem an seine alte Wohlgesinntheit sowie an seine Freundschaft / gegenüber ihr und ihrem Sohn. Schließlich schlug er ihr vor, daß, wenn möglich, der Kaiser mit einer Flotte vor Chios erscheinen solle, während er selbst zur Wiedereroberung der Insel auf das Mächtigste beitragen werde, da er einer der Mächtigsten unter den Chioten sei und viele seiner Verwandten und Freunde für diese Sache bereits gewonnen habe. Zudem gebe es berechtigte Gründe für einen Krieg gegen Martino [Zaccaria]80, da der Vertrag bald auslaufe und Martino ohne Wissen des Kaisers eine Burg baue, um Chios gewaltsam besetzt zu halten. Er bat sie ferner, die Angelegenheit zuvor genau zu durchdenken, damit sie keine gefährliche Wendung für ihn nehme, falls der Kaiser mit einer unzulänglichen Streitmacht dort erscheine. Er tue zwar alles, damit Chios zum byzantinischen Reich zurückkehre, was einen nicht geringen Gewinn darstelle, nichtsdestoweniger trage er aber auch für sich selbst und seine Leute Sorge, denn wenn die Sache einen anderen Verlauf nehme, als er plane, werde er samt seiner ganzen Familie ins Verderben gestürzt werden, wenn nämlich die Lateiner entdeckten, daß durch seine Bemühungen der Kaiser gegen Chios zu Felde gezogen sei. Aus diesem Grunde unterbreite er erst ihr seinen Plan, damit sie einen Entschluß fasse und er ihn ausführe. Solches teilte Kalothetos über Chios der Mutter des Großdomestikos vertraulich mit. Diese bestärkte ihn noch in seinem Vorhaben und lobte den Plan als ausgezeichnet und nützlich für ihn und die Rhomäer. Da er nun sein Vorhaben aufgrund ihrer alten Freundschaft und / seiner langjährigen Ergebenheit gegenüber ihr und ihrem Sohn erst ihr bekannt gemacht habe, werde sie dafür sorgen, daß es bestens ausgeführt werde. Eine solche Antwort gab sie ihrem Gesprächspartner. Zugleich schickte sie einen Boten
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nach Konstantinopel und lud den Kaiser und ihren Sohn nach Didymoteichon ein, da sie wichtige Dinge mit ihnen zu besprechen habe. Diese ließen alle anderen Angelegenheiten liegen und machten sich sofort auf den Weg. Und als sie in Didymoteichon eintrafen und den Grund ihrer Einladung erfuhren, nahmen sie ihre Vorschläge mit großer Freude an und beschlossen, die Vorbereitungen für einen Feldzug gegen Chios als dringende Angelegenheit zu behandeln. Sie riefen Kalothetos privat zu sich und bestärkten ihn beide in seinem Vorhaben mit aufmunternden Worten. Sie bedachten ihn mit gebührenden Freundschaftsgeschenken und versprachen ihm Wohltaten für ihn und sein Geschlecht. Dann schickten sie ihn nach Chios zurück, damit er die notwendigen Vorbereitungen treffe, um die Lateiner, wenn nötig, anzugreifen. Die beiden aber kehrten nach Konstantinopel zurück, ließen Schiffe bauen 81 und setzten die übrigen Vorbereitungen für einen Feldzug gegen Chios in Gang. Als sie sich nun überlegten, welchen schönklingenden Vorwand für den Krieg sie nehmen sollten, gab der Großdomestikos den Rat, zunächst die Schiffe bauen zu lassen, die notwendigen Waffen vorzubereiten und Matrosen für die Schiffe sowie Schwerbewaffnete aufzubringen. Dann sollte der Kaiser, da der Vertrag mit Martino ablaufe und er ohne die Erlaubnis des Kaisers eine Burg baue, um die Insel zu unterjochen, ein Prostagma 82 an Martino schicken und einerseits ihm vorwerfen, daß er eine Burg ohne sein Wissen baue, und ihn auffordern, auf den Bau zu verzichten / und ihn einzustellen, andererseits ihn nach Konstantinopel einladen, falls er einen neuen Vertrag abschließen wolle, da der bisherige ablaufe. Wenn er nun den Bau einstelle, nach Konstantinopel komme und um einen neuen Vertrag bitte, dann sollten sie sich Gedanken machen und die für sie vorteilhaftere Lösung in die Tat umsetzen. Entweder solle Martino nicht mehr rechtmäßiger Herrscher von Chios sein, sondern auf andere Weise abgefunden werden, während die Insel in den Besitz der Rhomäer übergehe, oder man solle einen neuen Vertrag unter anderen Bedingungen als bisher abschließen, die für sie vorteilhafter sein würden, und Martino für eine bestimmte Zeit als Herrscher von Chios zulassen. Wenn er aber den Bau nicht einstelle und um keinen neuen Vertrag bitte in dem Glauben, daß er die Insel fest in der Hand habe, dann solle man die gerüsteten Schiffe besteigen und gegen die Insel segeln. Zugleich mit dem Prostagma solle man auch an die Chioten schreiben und sie auffordern, nicht weiter an dem Bau teilzunehmen, damit Martino auch wider Willen aus Mangel an Arbeitern den Bau einstel-
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le, oder aber die Chioten mit Gewalt dazu zwinge und sich so mit ihnen noch mehr verfeinde. Sie beschlossen also, die entsprechenden Schreiben nach Chios zu schikken und zugleich die bestehenden Schiffe reparieren und neue bauen zu lassen. Als nun das Prostagma des Kaisers Martino erreichte, übte es keine Wirkung auf ihn aus; nachdem er es gelesen hatte, verstärkte er seine Bemühungen und legte jeden Eifer an den Tag, seine Burg vor einem Angriff des Kaisers mit dem Nötigen zu versehen, denn er hatte bereits selbst Verdacht geschöpft. Benedetto [11. Zaccaria] auf der anderen Seite, der Bruder Martinos, hatte sich mit ihm verfeindet, weil jener ihm 6000 Goldstücke 83 vorenthielt, / die er jährlich von den öffentlichen Abgaben der Insel bekommen sollte, was ihm als väterliches Erbteil zustand. Er begab sich zum Kaiser, erhob wegen dieses Unrechts gegen seinen Bruder Anklage und bat den Kaiser um Hilfe. Er zeigte Dokumente vor, die einwandfrei das große Unrecht und die Rücksichtslosigkeit seines Bruders bewiesen. Der Kaiser versprach, das an ihm begangene Unrecht wiedergutzumachen, sobald er dort eintreffe, und dafür zu sorgen, daß er ebenso das ihm von Martino vorenthaltene Geld bekomme. 11. Es wurde nun eine Flotte von hundertundfünf Schiffen gerüstet, wovon etwas weniger als zwei Drittel Biremen und Triremen waren, darunter acht für den Pferdetransport, die dreihundert Pferde aufnehmen sollten; die übrigen Schiffe waren solche mit nur einem Ruderdeck. Als nun alles fertig war, wurden die Pferde und der Proviant eingeladen. Die Kapitäne wetteiferten tüchtig miteinander 84, wobei jeder die anderen an Glanz und Üppigkeit der Ausrüstung zu übertreffen trachtete. Sie bemühten sich auch ansonsten um eine prächtige Ausstattung und dekorierten die Füllungen der Waffen und, Schilde durch eigene Wappen. Denn diese Kapitäne stammten nicht aus beliebigen, sondern aus adligen und mächtigen Familien. Zusammen mit dem Kaiser fuhren nicht nur Hopliten und viele leichtbewaffnete Soldaten, sondern auch viele Senatsmitglieder; unter den Soldaten waren nicht nur jene, die Pferde benutzten, sondern noch eine Menge Fußvolk. Als die Einschiffung abgeschlossen und nichts mehr vonnöten war, stachen die Schiffe in Richtung Chios in See. Der Kaiser war nun der Meinung 85 , daß, wenn Martino von der Expedition erfahre, noch vor seiner Ankunft in Chios zu ihm komme / und um die Insel bitte, man den Bau der Burg, den Martino angefangen hatte, zu Ende führen und um der künftigen Sicherheit willen mit einer Garnison belegen 43
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sollte; Martino aber sollte man die Herrschaft über die übrige Insel überlassen unter der Bedingung, daß er Benedetto die jährliche Abfindung leiste, die er ihm vordem vorenthalten hatte. Martino jedoch dachte nicht nur nicht daran, seinen Verpflichtungen nachzukommen, sondern, als er von dem baldigen Nahen der Flotte erfuhr, ließ er die bei ihm vorhandenen Triremen (es waren drei 86 ) leer ins Meer versenken und befahl, daß keiner der Rhomäer, die die Insel bewohnten, Waffen tragen dürfe, wer zuwider handle, werde mit dem Tode bestraft. Dann sicherte er die Tore der Stadt, traf seine sonstigen Vorbereitungen, wie es ihm am besten schien, und stieg mit achthundert bewaffneten Soldaten, die er befehligte, auf die Mauern, um den Angriff des Kaisers abzuwehren. Denn sie waren bereits zum offenen Widerstand übergegangen und ließen nicht einmal die kaiserlichen Banner auf den Mauern hissen, wie es der Brauch war, sondern nur das Banner Martinos, in dem Glauben, die Insel bereits fest in der Hand zu haben. Kalothetos und seine Leute auf der anderen Seite wagten aus Angst vor den Lateinern nicht zu den Waffen zu greifen; sie waren nichtsdestoweniger bereit, die Lateiner anzugreifen, falls der Kaiser in einen Belagerungskrieg verwickelt werde. So stellte sich Martino, im Vertrauen auf seine achthundert Mann, zur Schlacht. Als nun der Kaiser an die Insel anlegte, ließ er seine Truppen landen und besetzte sofort das Land, befahl die Pferde auszuladen und rüstete sich für die Belagerung. Benedetto, der Bruder Martinos, hielt seinerseits auch ein Kastell / besetzt, das so nah zur Hauptstadt gebaut war, daß man sich fast mit Steinen von Mauer zu Mauer bewerfen konnte. Er ging zum Kaiser, übergab ihm die Festung und erhob zugleich gegen seinen Bruder viele Vorwürfe, daß er sich zu unsinnigem und ungerechtem Handeln entschlossen habe; unsinnig, weil er sich Hoffnungen mache, einer so großen Streitmacht erfolgreich Widerstand leisten zu können, ohne entsprechende Vorbereitungen getroffen zu haben; ungerecht aber fand er, daß er Chios dem Kaiser vorenthalten wolle, von dem er doch so viele Wohltaten erfahren habe 87 • Der Kaiser betrat also die Festung, nachdem er Benedetto für sein Wohlwollen gelobt hatte; bald darauf kam er wieder heraus und stellte die Truppe zum Kampf um die Mauer auf. Martino indessen, der sich der Streitmacht des Kaisers nicht gewachsen fühlte, und von den Chioten keine Hilfe erwartete, da er vermutete, daß sie ihm nicht minder feindlich gesinnt als sie andererseits dem Kaiser ergeben waren, war äußerst beunruhigt und
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gab jede Hoffnung auf Rettung auf, zum al Benedetto sich dem Kaiser angeschlossen und ihm seine Festung übergeben hatte, was einer Blockade gleichkam, da sie in unmittelbarer Nähe errichtet war. Als nun die Feldzeichen erhoben wurden und die Rhomäer den Kampf begannen, schickte Martino eine Gesandtschaft zum Kaiser, die um Vergebung bat und einen Vertrag vorschlug unter Bedingungen, die der Kaiser diktieren sollte. Dieser lehnte jedoch ab mit der Bemerkung, es sei nicht angebracht, während die Truppe zur Schlacht aufgestellt sei, über einen Vertrag zu verhandeln. Denn Martino habe bisher, ehe der Kaiser angekommen sei, die Möglichkeit gehabt, um Vergebung zu bitten und einen Friedensvertrag abzuschließen, jetzt aber, nachdem er, auf seine / Macht vertrauend, die Waffen gegen den Kaiser erhoben habe, müsse er das tun, was der Kaiser wolle. Eine solche Antwort gab der Kaiser. Martino aber, der jede Hoffnung auf Rettung bereits aufgegeben hatte und um sein nacktes Leben bangte, kam aus der Stadt heraus und übergab sich selbst 88 und seine Truppe dem Kaiser. Als die Chioten sahen, daß ihm nunmehr das Schicksal eines Gefangenen zuteil wurde, stürzten sie sich auf ihn, um ihn vor den Augen des Kaisers zu töten. Der Großdomestikos aber drohte ihnen das Schlimmste an, falls sie ihm etwas antun würden, und wendete so das Unheil von ihm ab. Der Kaiser machte ihm für seine Unbesonnenheit viele Vorwürfe, ohne ihn zu züchtigen; er forderte Martinos Frau 88a , seine Kinder sowie die Dienerinnen, die anwesend waren, auf, so viel wie möglich von seinen Besitztümern und kostbaren Gewändern und anderen Geräten mit sich zu nehmen. Die Sklaven aber sollten sich mit Decken, Teppichen und was noch für die Übernachtung geeignet sei, beladen, die Stadt Chios verlassen und sich an einen Ort begeben, der ihnen gefalle. Martino aber ließ er einsperren. Einen solchen Verlauf nahm diese Episode. Die Frau und die Dienerinnen des Martino nahmen fast alle seine Sachen mit. Den achthundert Mann seiner Truppe ließ der Kaiser Vergebung zuteil werden und sah von einer Bestrafung ab. Er überließ es jedem, nach Wunsch seine Sachen zu nehmen und wegzugehen; wer aber bleiben wollte, solle von niemandem belästigt werden, sondern weiter seinen Sold bekommen in des Kaisers Dienst89 • Es gab nur wenige unter ihnen, die Chios verließen; von den übrigen blieben die einen als Söldner weiterhin auf Chios, die anderen aber wurden den / Dienern des Kaisers zugeteilt. So gelangte Chios wieder unter byzantinische Herrschaft. Der Kaiser hielt es für gerecht, Benedetto sowie die Mächtigen und das Volk von Chios
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für ihre Treue und Ergebenheit zu belohnen. Sie hatten zwar zum Krieg gegen Martino kaum beigetragen, hatten aber eine Gesinnung an den Tag gelegt, die zeigte, daß sie, wenn nötig, jede Mühe und jedes Opfer für den Kaiser auf sich nehmen würden. Aus diesem Grunde erwies er Kalothetos und seiner Familie mehr Wohltaten, als er ihm bei dem geheimen Treffen von Didymoteichon versprochen hatte, und ließ den anderen Chioten Ehren und Gaben zuteil werden. Das Volk aber befreite er von den drückendsten Steuern90 . 12. Der Kaiser lud nun Benedetto, Martinos Bruder, zu sich ein und erinnerte ihn an die Vorwürfe, die er in Konstantinopel gegen seinen Bruder erhoben hatte, daß er ihm nämlich 6000 Goldstücke von den öffentlichen Abgaben der Insel vorenthalte, die ihm zustanden, und ihm das väterliche Erbteil wegnehme, indem er die Insel an sich reiße, ferner an seine Bitten um einen wirksamen Beistand sowie an die eigenen Zusagen, bei einem möglichst raschen Chiosfeldzug Martino für sein Unrecht an dem Kaiser und an seinem Bruder zu bestrafen. Nachdem nun all dies einen günstigen und gebührenden Ausgang gefunden habe und Martino von Chios vertrieben worden sei, sei es nur gerecht, seine Versprechungen jetzt ihm gegenüber einzulösen und ihn für das Wohlwollen zu belohnen, das er an den Tag gelegt habe, als er zu ihm gekommen sei und die Festung übergeben habe. Aus diesem / Grunde übertrage er ihm jetzt die Verwaltung von Chios und gestatte ihm, von den öffentlichen Einnahmen der Insel, die sich auf nicht weniger als 120000 Goldstücke beliefen, zur Verwaltung und Bewachung der Insel sowie zur Befriedigung der übrigen Bedürfnisse soviel als ihm nach gründlicher Prüfung angemessen erscheine, auszugeben; von dem restlichen Geld müsse die Hälfte der kaiserlichen Kasse zufließen, die andere Hälfte dürfe er für sich behalten. Da jedoch ungewiß sei, wann einen jeden Menschen das unvorhergesehene Ende seines Lebens ereile, glaube er, daß es gerecht und nützlich sei, die Burg, die Martino gebaut hatte, wo es nötig sei, zu reparieren und durch eine Garnison zu besetzen, so daß, wenn ihm etwas Menschliches zustoße und er aus dem Leben scheide, die Rhomäer Chios nicht einzubüßen bräuchten, zumal sie viele Feinde, nicht nur in der Ferne, sondern auch in der Nähe hätten, allen voran die Hospitaliter von Delos [TeloS?]91. Als der Kaiser sich solchermaßen Benedetto gegenüber erklärte, wobei er ihm für jenes kleine Wohlwollen eine große Wohltat erwies, staunten die übrigen Anwesenden über die Großzügigkeit des Kaisers, der geringe Ver46
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dienste so reichlich belohnte, ohne in Rechnung zu stellen, wieviel Geld zur Vorbereitung der Flotte und der Expeditionsarmee ausgegeben worden war und wieviel Geld Benedetto aus Chios jährlich zufließen sollte, und dies, ohne daß letzterer zum Krieg um Chios wesentlich beigetragen hatte. Benedetto aber erschien alles zu gering und hielt sich für ungerecht behandelt und benachteiligt, weil ihm nichts Größeres / zuteil wurde. Deshalb lehnte er das Geschenk des Kaisers ab und erklärte, er habe es nicht nötig, als Statthalter von Chios zu fungieren oder die Insel unter denselben Bedingungen zu beherrschen, wie sein Vater und sein Bruder Martino. Wenn der Kaiser ihm aber Chios vollständig abtreten wolle, so daß er es als unabhängige Herrschaft ohne die Oberhoheit der Rhomäer regiere, würde er ihm ungemein dankbar sein. Wenn er die Angelegenheit aber nicht in dieser Weise regeln wolle, brauche er nicht an andere Wohltaten zu denken, da er selbst mit nichts sonst vorlieb nehme, sondern er möge als Herr über die Insel entscheiden, was geschehen solle. Der Kaiser erwiderte darauf, Benedetto stelle eine unbillige Forderung, die nicht erfüll bar sei. Auch wenn er nur die sechstausend Goldstücke erhielte, die ihm Martino vorenthalten habe, könne er zufrieden sein und Ruhe geben. Wenn er nun aber nicht nur das, sondern das Mehrfache von dem erhalte, und dazu noch die Insel verwalten dürfe, woher nehme er nun das Recht, diese großzügige Konzession des Kaisers als nicht zufriedenstellend zu betrachten? Die vollständige Abtretung von Chios an Benedetto, fügte der Kaiser hinzu, werde ihm selbst keineswegs als rühmliche oder freigebige Tat oder Großmut, sondern eher als Wahnsinn und Unüberlegtheit ausgelegt werden. Wenn nämlich er und die Rhomäer sich so vielen Mühen unterzogen und bei der Vorbereitung der Flotte soviel Geld, nicht nur aus der Kasse des Kaisers, sondern auch aus privaten Spenden der Reichen zur Eroberung der Insel ausgegeben hätten, um dann die Insel Benedetto unter der Bedingung abzutreten, daß die Rhomäer weder gegenwärtig noch später irgendwelchen Nutzen von der Insel haben und nicht einmal dem Namen nach / Herren über die Insel heißen sollten, dann wäre es bei weitem besser und vorteilhafter gewesen, die Ruhe und Tatenlosigkeit vorzuziehen, Martino die Insel besitzen zu lassen und ihn darin nicht zu stören. Denn so hätte man nicht nur die Mühen und Drangsale einer Expedition, gar auf See, vermieden, sondern auch das ausgegebene Geld einsparen können. Dazu komme noch, daß, wenn nicht zu diesem Zeitpunkt, wenigstens irgendwann in der Zukunft die Rhomäer wiedererstarkt die Möglichkeit hätten, auf die ihnen unrecht-
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mäßig entrissene Insel Herrschaftsansprüche zu erheben und dann entweder ihre im Unrecht befindlichen Rivalen zu besiegen und Chios an sich zu reißen oder, falls sie den kürzeren ziehen sollten, nicht für gewalttätig oder vertragsbrüchig zu gelten. «Wenn wir aber», fuhr der Kaiser fort, «deinem Anspruch nachgeben und dir die Insel jetzt abtreten, dann wären nicht nur Mühe und Aufwand umsonst, sondern wir lassen den Rhomäern nicht einmal die Hoffnung übrig, daß sie irgendwann Chios wieder einnehmen werden; denn sie würden auf jeden Fall den Eindruck erwecken, ob sie nun siegen oder nicht, daß sie Unrecht tun und Verträge brechen.» Aus all diesen Gründen sei Benedettos Forderung weder gerecht noch erfüllbar, noch könne der Kaiser ihr zustimmen; was er aber zuvor für angemessen erklärt hatte, das sei möglich und sowohl für die Rhomäer wie für ihn von Nutzen. Als nun Benedetto darauf erwiderte, er habe allen Ausführungen des Kaisers aufmerksam zugehört, sei aber keineswegs überzeugt worden, sondern bestehe auf seinen ursprünglichen Forderungen und betrachte nichts anderes als angemessene Konzession des Kaisers als die vollständige Abtretung der / Insel, da sagte der Kaiser: «Es ist nichts Ungewöhnliches, wenn jemand, der über eine Angelegenheit beratschlagt, sich bald die eine Auffassung zu eigen macht, bald darauf aber nach mehr oder weniger kluger Überlegung die gegenteilige Auffassung für richtig hält. Daher ist es nicht angebracht, daß du gleich nach Kenntnisnahme dieser Vorschläge so unüberlegt eine ablehnende Haltung einnimmst; vielmehr mußt du dich erst am zweiten oder dritten Tag mit deinen Freunden beraten und dann zu uns kommen und die endgültige Entscheidung mitteilen. Eine Beratung mit deinen Freunden und Verwandten wird vielleicht etwas Richtiges erbringen.» Als Benedetto darauf versuchte, wieder zu widersprechen, unterbrach ihn der Kaiser, indem er vom Stuhl aufstand und erklärte, daß er nichts mehr hören wolle, bevor er die Angelegenheit mit seinen Freunden besprochen habe und zurückkomme. Darauf kehrte Benedetto voller Erregung nach Hause zurück. Am dritten Tag rief ihn der Kaiser zu sich, erinnerte ihn an ihr voriges Gespräch und fügte noch einiges hinzu, wodurch er sein Wohlwollen und seine Geneigtheit zu weiteren Wohltaten zu erkennen gab. Er gab ihm den Rat, sich überreden zu lassen, da sein Plan zu seinem Vorteil ausschlage. Jener hielt aber an seiner ursprünglichen Meinung fest und empfahl dem Kaiser, sich nicht mit weiteren Umstimmungsversuchen umsonst Mühe zu geben. Wenn 48
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er ihm die ganze Herrschaft über die Insel übergeben wolle, sei alles in Ordnung, wenn nicht, möge er ihm wenigstens die notwendigen Schiffe zur Verfügung stellen, damit er seine Habe einladen und nach Galata fahren könne. Der Kaiser indessen befürchtete, daß man, weil einige Leute von seinen Wohltaten an Benedetto noch nicht / erfahren hatten, sei es weil dieser die Wahrheit verheimlichte, oder weil andere die Kunde davon nicht erreicht hatte, den Eindruck bekommen würde, der Kaiser wolle Benedetto aus Chios ausweisen und habe in Ermangelung eines besseren Vorwandes den Vorschlag Benedettos als willkommenen Anlaß genommen, ihm die Schiffe zur Verfügung zu stellen und die Ausreise aus der Insel zu ermöglichen. Aus diesem Grund forderte er Benedetto nochmals auf, sich während der nächsten drei Tage über diese Sache Gedanken zu machen, da er sich nicht die Kleinmütigkeit Benedettos, sondern nur die ihm als Herrscher gebührende Freigebigkeit und Beharrlichkeit zur Richtschnur machen dürfe. «Vielleicht wirst du {n diesen Tagen», sagte der Kaiser, «die richtige Entscheidung treffen können.» Benedetto aber kehrte, ohne etwas hinzuzufügen, voll Zornes nach Hause zurück in dem Glauben, man habe ihm größtes Unrecht angetan. Der Kaiser aber, der über diese Vorgänge unwillig war, fragte die anwesenden Rhomäer, ob seine Großzügigkeit gegenüber Benedetto, dessen Verdienst bei der Chiosexpedition doch geringfügig oder völlig nichtig sei, nicht angemessen ausgefallen sei, oder ob der Anspruch des Mannes als gerecht und vernünftig zu betrachten sei. Er selber könne nämlich nicht begreifen, was Benedetto damit sagen wolle. Daraufhin verurteilten alle Anwesenden Benedetto und warfen ihm große Einfalt vor. Der Großdomestikos aber sagte: «Wie unvernünftig und wahnsinnig die Ansprüche Benedettos sind, wissen alle sehr wohl und haben ihn in gleicher Weise verurteilt. Deshalb brauchen wir uns auch nicht den Kopf zu zerbrechen, um herauszufinden, was er bezweckt und warum er so unnachgiebig ist. Man könnte / ihn diesbezüglich mit einem Wahnsinnigen vergleichen, der sich weder des Inhalts seiner Reden noch der Person seines Gesprächspartners bewußt ist, sondern allen unverständlich spricht, wie der Dämon seiner Krankheit ihn treibt. Damit aber weder Benedetto noch ein anderer irgendwann in der Zukunft die Wahrheit verdreht, indem er Lügen schmiedet und alles Mögliche erdichtet und dabei uns ganz augenscheinlich fälschlich Bosheit anhängt, werde ich jetzt erklären, was wir machen sollten, wenn auch du einverstanden bist. Da zur Zeit auf Chios sich viele Leute aufhalten, nicht nur Rhomäer, sondern auch genuesische 49
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und venezianische Kaufleute, so der Herrscher über die Kykladen, Nicolo Sanudo 92 , der gekommen ist, um dir als Freund seine Reverenz zu erweisen, ferner der lateinische Erzbischof, dem der Papst das Bistum von Chios verliehen hat93 , sowie einige Fratres Uohanniter] auf Besuch, könntest du den Befehl geben, daß alle diese Menschen zu einer Versammlung erscheinen. In ihrer aller Anwesenheit müssen dann unsere Angebote an Benedetto vorgetragen werden. Wenn er dadurch überzeugt wird und deine Wohltat annimmt, wäre in jeder Hinsicht alles in Ordnung. Wenn er aber auf seinem bisherigen Wahnsinn verharrt und die vorliegenden Gunsterweise von sich weist und etwas, was es weder gibt noch geben wird, begehrt, und wenn wir ihn nicht davon überzeugen können, daß er Unmögliches verlangt, dann werden wir zumindest die Anwesenden nicht nur als Zeugen, sondern auch als Herolde haben sowohl deiner Güte und Freigebigkeit, mein Kaiser, als auch seines / Irrsinns, und wir werden größten, doppelten Gewinn davontragen, indem wir uns vor einer unverdienten Blamage bewahren und die anderen von dem durch die Lüge entstehenden Schaden befreien.» So sprach der Großdomestikos. Der Kaiser aber fand seine Ausführungen richtig und war sofort überzeugt. Er beauftragte ihn mit der Durchführung der ganzen Angelegenheit und fügte hinzu, falls Benedetto nicht unter den zuvor verordneten Bedingungen die Verwaltung von Chios übernehmen wolle, solle man ihm ein zweites Angebot, das keineswegs ungünstiger als die ursprüngliche Wohltat ausfallen solle, unterbreiten. So wurde für einen bestimmten Tag eine Versammlung der Rhomäer und der auf der Insel anwesenden Lateiner vom Großdomestikos anberaumt. In Anwesenheit Benedettos und zahlreicher früherer Anhänger seines Bruders Martino kam es zu einer Diskussion, in deren Verlauf der Großdomestikos die Angelegenheit von Anfang an darlegte und erklärte, wie Benedetto zum Kaiser nach Konstantinopel gekommen sei und gegen den Bruder den Vorwurf der Ungerechtigkeit erhoben habe, was ihm der Kaiser darauf erwidert habe sowie das Wohlwollen, das Benedetto dem Kaiser erwiesen habe, als dieser nach Chios gekommen war, und die Wohltaten, die der Kaiser als Belohnung dafür ihm hatte zukommen lassen. Daraufhin wies Benedetto das großzügige Angebot des Kaisers, das er für seiner unwürdig hielt, noch einmal zurück und erklärte, wenn der Kaiser ihm nicht Chios bedingungslos abtrete und auf die Herrschaftsansprüche der Rhomäer verzichte, bedürfe es keiner anderen Wohltat von ihm, und man solle sich nicht verge50
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bens und ohne Grund abmühen mit dem Versuch, ihm unmögliche Zugeständnisse abzuringen. Die Anwesenden aber, vor allem die Lateiner unter ihnen, warfen Benedetto Unvernunft vor I und verurteilten ihn offen, indem sie zugleich über die Freigebigkeit des Kaisers und die Unbesonnenheit ihres Landsmannes staunten; si~ rieten Benedetto, dem Kaiser nachzugeben, weil er, wenn er es nicht jetzt tue, es später des öfteren bitter bereuen werde. Dieser war jedoch nicht zu überzeugen, sondern verharrte bei seinen früheren Vorstellungen. Als der Großdomestikos sah, wie er unentwegt an seinen Forderungen festhielt, sagte er zu ihm: «Da dir nun diese Vorschläge unannehmbar scheinen und du der Meinung bist, falls deine Forderungen nicht erfüllt werden, auf Chios völlig verzichten zu müssen, will ich dir ein zweites Angebot der Wohltätigkeit unterbreiten, welches mir der Kaiser selbst auftrug. Er schenkt dir nämlich prächtige und teure Häuser in Konstantinopel, will dich zum Senator ernennen, dir die gebührende Würde verleihen und ein bei den Rhomäern angesehenes Amt, und was immer den vornehmen Rhomäern gebührt, sollst auch du erhalten. Außerdem werden dir, damit du ein jährliches Einkommen hast, aus den Steuern von Chios zwanzigtausend Goldstücke zufallen.» Als Benedetto dies hörte, war er nicht mehr zu halten, sondern in äußerstem Unwillen und Protest, als wäre ihm das schlimmste Unrecht widerfahren, verfluchte er sich selbst mit Schwüren und den schlimmsten Verwünschungen für den Fall, daß er irgendeines von diesen Angeboten akzeptiere, ohne daß der Kaiser seine ursprünglichen Forderungen erfülle. Er verlangte vielmehr drei kaiserliche Schiffe, um mit seiner ganzen Familie und Dienerschaft nach Galata zu fahren. Solche Worte voller Irrsinn ließ er vernehmen. Die Zuhörer I aber bewunderten den Kaiser und spendeten ihm für seine Großzügigkeit und Freigebigkeit Lob, Benedetto indessen bezichtigten sie der äußersten Undankbarkeit. Dann wurde die Versammlung aufgelöst. Als der Kaiser erfuhr, was Benedetto gesagt und was man ihm vorgeschlagen hatte, stellte er ihm, da kein angemessener Vorschlag mehr übrig blieb, drei Schiffe zur Verfügung, wie er sie verlangt hatte, worauf er sie mit seiner ganzen Habe belud und nach Gala ta fuhr. 13. Der Kaiser traf anschließend alle möglichen Maßnahmen zur Bewachung der Insel, dann stach er mit den übrigen Schiffen in See und fuhr nach Altphokaia 94 , einer Stadt, die den Rhomäern untertan war. Nach der Landung traf er sich für einige Tage mit Saruchan95 , der über die Perser
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[Türken] Ioniens herrschte und, dort angekommen, dem Kaiser mit der gebührenden Zurückhaltung, man kann fast sagen Unterwürfigkeit, begegnete. Der Kaiser entließ ihn als Bundesgenossen der Rhomäer, nachdem er ihn mit prächtigen Gaben beschenkt hatte. Der Herrscher von Karien indessen, Aydin 96 , konnte nicht zum Kaiser kommen, da er von einer chronischen Krankheit daran gehindert wurde; er entsandte eine Anzahl von Persern [Türken] mit Geschenken zum Kaiser und gab seine Krankheit als Grund an, daß er nicht in der Lage sei, dem Kaiser seine Reverenz zu erweisen. Der Kaiser bedankte sich und schickte die Gesandten mit Gegengeschenken zurück. Anschließend verließ er die Stadt und begab sich nach Neuphokaia. Die Einwohner dieser Stadt waren Rhomäer; doch wie einst Zaccaria / Chios, so hatte auch Andreolo Cattane0 97 aus Genua unter irgendeinem Vorwand Neuphokaia in Besitz genommen, eine Burg gebaut und mit einer Garnison belegt und hielt so die Herrschaft der Stadt fest in seiner Hand. Zu jener Zeit war Andreolo nicht anwesend, sondern war nach Genua gereist, wo er zu tun hatte; stellvertretender Gouverneur von Neuphokaia war sein Onkel, Arrigo Tartar0 98 • Als dieser sah, daß der Kaiser sich der Stadt näherte, forderte er die Einwohner auf, herauszukommen und den Kaiser zu begrüßen; er ließ das Tor öffnen und kam persönlich mit ihnen heraus und erwies dem Kaiser seine Reverenz. Als er in die Stadt zurückkehrte, befahl er der genuesischen Garnison, die Burg zu verlassen und sie dem Kaiser zu übergeben. Die Genuesen kamen heraus, huldigten dem Kaiser und übergaben ihm die Burg. Der Kaiser hielt darin für zwei Tage Hof; am dritten Tag rief er bei Tagesanbruch Arrigo zu sich, befahl den streitaxttragenden Varägern, die Schlüssel der Stadt zu bringen (denn es war Sitte, daß die Varäger 99 , solange sich der Kaiser in einer Stadt aufhielt, die Schlüssel der Stadt in ihre Obhut nahmen) und forderte sie auf, sie Arrigo zu übergeben, wobei er zu dem letzteren sagte: «Ich bin nach Phokaia gekommen, das mir untertan ist, und habe mich hier, solange ich wollte, aufgehalten. Jetzt, da ich die Stadt verlasse, übergebe ich sie dir, und durch dich Andreolo, damit er wie bisher als Gouverneur der Stadt fungiere, solange es mir genehm ist.» Er beschenkte Arrigo und die Besatzung der Burg huldvoll, so daß sie ihm, als er die Stadt verließ, mit Nachdruck ihre Dankbarkeit für seinen Gnadenerweis / bezeugten, dann stach er mit der ganzen Flotte in See, kehrte nach Konstantinopel zurück und löste das Heer auf. Nach kurzem Aufenthalt aber verließ er die Hauptstadt und begab sich
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nach Didymoteichon. Dort erreichte ihn die Nachricht, persisches [türkisches] Fußvolk sei aus Anatolien auf siebzig Schiffen übergesetzt und plündere die Gegend von Trajanupolis und Bera lOO • Da das Heer nun nach Hause geschickt worden war, damit die Männer sich nach der Chiosexpedition erholten, standen dem Kaiser und dem Großdomestikos nur wenige Soldaten zur Verfügung. Sie zogen in sehr kurzer Zeit so viele sie konnten aus den umliegenden Dörfern ein, griffen unerwartet die Perser [Türken] an und trugen einen überwältigenden Sieg über sie davon, wobei die Feinde teils getötet, teils gefangengenommen wurden. Diejenigen, die entkommen konnten, stiegen auf die Schiffe (die Rhomäer verfügten zu dieser Zeit über keine seetüchtige Streitmacht)101 und setzten nach Kleinasien über. Nach diesem Sieg begab sich der Kaiser nach Adrianopel. Benedetto, Martinos Bruder, war inzwischen von Chios nach Galata übergesiedelt und nahm sich vor, nach Kräften am Kaiser Rache zu nehmen. Er fand dort acht Schiffe aus Genua vor, verfügte über seine gesamten Habseligkeiten und brachte gegen Sold die Kapitäne dazu, zusammen mit ihm nach Chios zu segeln in der Hoffnung, die Insel mühelos zu erobern, da der Kaiser seine Streitmacht aufgelöst hatte und nicht rasch herbeieilen konnte. Als die Lateiner in Chios eintrafen, verließen sie die Schiffe, rüsteten sich und marschierten gegen die Hauptstadt, um den Sturm auf die Mauer zu versuchen. Das ganze Volk der Chioten kam jedoch aus der Stadt heraus und besiegte / die Lateiner in einer Schlacht; diese ergriffen schmählich die Flucht. Man verfolgte sie bis zu den Schiffen und tötete über dreihundert von ihren Leuten. Die übriggebliebenen legten vom Ufer ab und ankerten auf hoher See. Am nächsten Tag gaben sie die Hoffnung auf eine Eroberung der Insel auf und kehrten nach Hause zurück. Als Benedetto sich aller Hoffnung beraubt sah, erlitt er einen Schlaganfall und starb, noch ehe sieben Tage 102 um waren. 14. Einige Zeit danach 103 wurde der Kaiser, der sich in Didymoteichon aufhielt, von einer schweren Krankheit befallen, die von den Ärzten 'Kopfentzündung)104 genannt wird. Gleich beim ersten Anfall befiel die Ärzte Furcht wegen der Heftigkeit der Krankheit und sie hegten keine guten Hoffnungen. Der Kaiser selbst argwöhnte, daß der plötzliche Verfall seiner Kräfte ihn in Lebensgefahr bringen könnte. Am zweiten Tag nach dem Befall rief er den Großdomestikos zu sich und sagte: «Es ist dir klar, daß du immer wieder, wenn ich dich überreden wollte, die Kaiserinsignien anzulegen, als ob du es besser wüßtest, einerseits meine Vorschläge abgelehnt
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hast, obwohl ich etwas für die Allgemeinheit Nützliches forderte. Andererseits warst du bestrebt, an dem unverbrüchlich festzuhalten, was du für richtiger hieltest. Jetzt hat sich herausgestellt, daß ich unsere Interessen mehr im Auge gehabt habe als du. Wenn nämlich, was ich forderte, ausgeführt worden wäre, dann wäre weder ich selbst jetzt in großer Beunruhigung und Sorge, noch hätte der Staat der Rhomäer die größten Gefahren zu befürchten. Wenn ich jetzt möglicherweise der Krankheit erliege und sterbe, was keineswegs / auszuschließen ist, dann ist nicht abzusehen, welche Verwicklungen und Unruhen mein Tod hervorrufen wird. Deshalb glaube ich, zumal die gegenwärtige Lage es offensichtlich fordert, daß du den unzeitgemäßen Streit und den unpassenden Widerspruch aufgeben mußt und dich noch zu meinen Lebzeiten durch die kaiserlichen Sandalen und meine Kopfbedeckung, die als Insignien des Kaisertums gelten, vor den Augen der anwesenden Rhomäer schmücken läßt. Sollte ich die Krankheit überwinden, dann wäre damit nichts Besonderes passiert; in diesem Fall wäre einfach das verwirklicht worden, was ich von Anfang an mit Eifer zu verwirklichen gesucht hatte. Sollte ich aber aus dem Leben scheiden, dann wirst du die Herrschaft über die Rhomäer übernehmen, und auf diese Weise kann sich nicht infolge der Anarchie Aufruhr und Bürgerkrieg entwickeln, woran unser Volk untergehen könnte.» So ermahnte der Kaiser den Großdomestikos und fügte hinzu, wenn er ihm jetzt, zumal er krank sei, keinen Kummer bereiten wolle, müsse er sein Geheiß ausführen. Jener aber bestand nicht weniger auf seinem ursprünglichen Standpunkt und hegte die Meinung, er werde sich nie zum Kaiser erheben lassen, komme was da wolle. Als der Kaiser einsah, daß er ihn nie dazu überreden könne, die Kaiserinsignien anzulegen, entschloß er sich, nicht unnötig mit ihm zu streiten, zum al die Lage so prekär geworden war, sondern ihn faktisch zu seinem Nachfolger in der Kaiserherrschaft zu machen. Er befahl also den Umstehenden, zunächst die prominenten Senatoren, dann die anderen Vornehmen und schließlich alle anwesenden Rhomäer herbeizurufen. Als sie nun zusammenkamen und um ihn herum Aufstellung nahmen, / befahl er, daß auch die Kaiserin Anna zu ihm komme. Nachdem auch sie gekommen war, sammelte er so gut er konnte seine Kräfte und hielt den Anwesenden eine kleine Ansprache. Er sagte: «Mein Wohlwollen, meine Freunde, euch gegenüber und mein Bestreben, das ich für meine höchste Aufgabe gehalten habe, nicht nur die Gesamtheit, sondern jeden von euch persönlich meine Wohltaten fühlen zu lassen, sowie 54
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meine Bemühungen, die ich nicht zur Nebensache, sondern zu meiner wichtigsten Aufgabe machte, mit eurer Hilfe das Volk der Rhomäer gedeihen zu lassen, indem ich den Glauben hegte, im Kampf gegen die Barbaren für sie zu sterben, sei seliger und schöner als jede Form des Lebens, kann nur Gott wissen, der die Geheimnisse der Menschen kennt und ihre Herzen und Gedanken prüft. Dies ist mir nach dem Willen Gottes nicht beschieden worden, sondern wie ihr seht, hat er jetzt meinen Tod besiegelt, um durch die Geschehnisse selber alle zu belehren, daß man weder das Geld noch den Ruhm noch die übrigen unbeständigen und vergänglichen Dinge achten darf, sondern daß ein jeder von uns sich das ganze Leben hindurch nur einem widmen muß, Gott, und sein Leben entsprechend zu ändern und anzupassen hat. Ich nehme von euch jetzt das letzte Mal, wie es scheint, Abschied, und es ist ungewiß, ob ich euch noch einmal ansprechen werde. Ich bitte euch, falls ich euch je eine Wohltat erwiesen habe, durch eure Bitten Gott mir gnädig zu stimmen, da ich oft viele seiner Gebote mißachtet habe und eure Hilfe mehr als je zuvor nötig habe. Schließlich hinterlasse ich euch an meiner Stelle als Schutzherrn und Oberhaupt den Großdomestikos. » Daraufhin nahm er dessen Hände, legte sie um die / Hände der Kaiserin, die zu dieser Zeit schwanger mit Maria 105 war, der späteren Gattin Michaels, des Sohnes des Myserkönigs [Bulgarenzaren] Alexander, und unter der Ikone der Muttergottes, die zur Rettung der Menschen in übernatürlicher Weise unseren Herrn Jesus Christus geboren hat, sagte er: «Ich übergebe dir diese Frau und alle Rhomäer, und von nun an wirst du für sie Sorge tragen.» Ein großes Jammergeschrei erhob sich daraufhin, und alle Anwesenden brachen in Klagen aus; man sah allenthalben Menschen, die sich schlugen und zerzausten, während das allgemeine Klagegeschrei weithin die Luft erfüllte und alle Stimmen sich vermischten. Und keiner, es sei denn er hätte ein Herz aus Stein, konnte seiner selbst Herr werden und in dieser Situation seine Tränen zurückhalten. Lange Zeit verharrten alle in ihren Klagen und niemand war in der Lage, die Ansprache des Kaisers zu beantworten. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie zu sich gekommen waren. Sie versprachen, den letzten Willen des Kaisers zu erfüllen, nahmen ein jeder ein letztes Mal von ihm Abschied und gingen ihres Weges, von Tränen überströmt. Den ganzen Tag über waren auf Befehl des Kaisers die Palasttore geöffnet und es durfte ein jeder ungehindert hineingehen 106 , den Kaiser ansprechen und ihm einen letzten Gruß entbieten. Dieser erwiderte den Gruß und forderte sie auf, seinen Anordnungen Folge zu leisten. 55
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So nahm der Kaiser den ganzen Tag lang Abschied von allen seinen Untertanen. Anschließend rief er die Ärzte zu sich und ließ sie / bei Gott, der über Lebende und Tote urteilen werde, schwören, daß sie ihm nicht die Mönchskutte vorenthielten, sondern ihm gestatteten, dieser Würde teilhaftig zu werden. Er erklärte, dieser sein Wunsch sei keineswegs entstanden, weil das Ende seines Lebens nahe sei, und riet den Ärzten davon ab, seinem Wunsch nur dann stattzugeben, wenn jede Hoffnung auf Heilung aufgegeben worden sei, andernfalls aber abzulehnen, sondern er bat sie, den Wunsch sogleich ohne jeden Aufschub zu erfüllen. Denn dies mache ihn glücklicher. Er erklärte unter Eid, es vorzuziehen, viele Jahre in der Mönchskutte zu leben, sich über seine bisherigen Sünden Rechenschaft zu geben und voller Reue an Gott zu wenden, als gleich nach Annahme des Gewandes aus dem Leben zu scheiden, ohne seine charismatische Wirkung genossen zu haben. Die Nachfahren des Asklepios [die Ärzte] 107 redeten ihm zunächst zu, es werde nichts Schlimmes geschehen; dann aber, als er mit seiner ganzen Kraft darauf bestand, versprachen sie ihm seinem Wunsch zu entsprechen. Der Kaiser aber war nicht zu überzeugen und bestand auf einer eidlichen Versicherung, daß man seinen frommen Wunsch nicht mißachten werde. 15. Die Krankheit nahm aber an Heftigkeit zu und verschlimmerte sich. Die Tante des Kaisers, Palaiologina Kantakuzene, die anwesend war, fragte ihn, ob er bezüglich der Kaiserinmutter Xene etwas anzuordnen habe 108 • Als er darauf mit «nichts» antwortete, dachte seine Tante, er habe die Frage wegen der Krankheit nicht verstanden, und fragte dasselbe noch einmal, und dann ein drittes Mal. Der Kaiser antwortete, es sei nicht möglich, daß zwei Personen zugleich, vor allem Frauen, an der Spitze des Staates stünden. Dann ging der Großdomestikos hinaus und befahl, / daß eine Vereidigung vorgenommen werde gemäß der Sitte, die beim Todes eines Kaisers seit langem beobachtet wurde. Man schwor also, Kaiserin Anna als Herrscherin und Oberhaupt des Staates anzuerkennen und ihr reine und unverfälschte Treue zu bewahren 109 und zugleich dem Großdomestikos in jeder Hinsicht zu gehorchen und seine Befehle ohne Widerspruch auszuführen. So wurde die Vereidigung vorgenommen, indem alle, einer nach dem anderen, den Eid ablegten. Der Großdomestikos nahm also die Führung des Staates in die Hand und traf seine Maßnahmen nach Gutdünken; denjenigen, die ihm geeignet schienen, beließ er die Verwaltung der Städte; andere setzte er ab. Die Rhomäer aber, die damals in Didymoteichon anwesend
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waren, nicht nur die Mitglieder des Senats, sondern auch die Anführer des Heeres, versammelten sich und übten auf den Großdomestikos Druck aus, die kaiserlichen Insignien anzulegen; sie erklärten, dies sei ohnehin gerecht und der Kaiser habe diesen Wunsch geäußert. Der Großdomestikos lehnte jedoch ab und forderte sie auf, ihn damit nicht zu belästigen, da sie Unmögliches verlangten. Inzwischen hatte der Despotes Konstantinos llo , der, wie wir im ersten Teil unserer Geschichte erzählt haben, als Gefangener von Thessalonike herbeigebracht worden war, unter dem Namen Kallistos die Mönchskutte angelegt und befand sich noch in Didymoteichon in einem Gefängnis in Gewahrsam. Die anwesenden Senatoren und Würdenträger des Heeres hegten nun die Furcht, daß der Despotes, falls der Kaiser sterben würde, aus dem Gefängnis entkommen, abermals Unruhe unter den Rhomäern anstiften und die politischen Verhältnisse umstürzen und zu einem Bürgerkrieg entfesseln könnte, da er Ansprüche auf den Thron erheben würde. Deshalb kamen sie zum Großdomestikos und baten ihn, daß er den Despotes hinrichten lasse, da sein Tod die beste politische Lösung / darstelle. Der Großdomestikos aber hielt eine solche Tat für überaus unmenschlich und grausam und versuchte auch seine Gesprächspartner davon zu überzeugen; er sagte, er habe sich nie vorstellen können, daß sie, den Despotes betreffend, einen solchen Plan ausdenken und vorschlagen könnten. Falls sie nämlich nicht von sich aus das Richtige erkennen würden, hätten sie doch wenigstens die Möglichkeit, eine Lehre vom Kaiser zu erhalten, der bis zu dieser Zeit durch seine Taten die Menschen belehrte und mit Gottes Hilfe auch künftig noch lange unter ihnen weilen und sie belehren werde, nicht grausam und mordlustig zu sein, vor allem ihren Landsleuten gegenüber. Denn welchen Mann habe der Kaiser zum Tode verurteilt, obgleich nicht wenige ihm nachgestellt hätten und beinahe zu Attentätern geworden seien? Wenn er nun zur Verteidigung seiner Person mit solcher Güte vorgegangen sei, dann hätten auch sie nicht das Recht, im Namen des Kaisers grausamer als die wilden Tiere aufzutreten, sondern sie hätten eher von solchen Gedanken Abstand nehmen und mildere und mäßigere Entscheidungen über den Despotes treffen sollen. Sie aber erwiderten, sie würden nicht freiwillig zulassen, daß der Staat der Rhomäer in Bürgerkrieg, Unruhen und Wirren gerate; denn sie wüßten zu gut, welches Verderben im Staat der Krieg der beiden Kaiser mit sich gebracht habe. Aus diesem Grund bäten sie ihn, das lauernde Unglück aus der Welt zu schaffen und nicht solche Menschen am
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Leben zu lassen, die um den Kaiserthron zu streiten begehrten; lehne er dies ab, so solle er wenigstens die zweite Lösung herbeiführen und sie blenden lassen, damit weder sie selbst das Leben einbüßten 111 noch ihre Landsleute in großes Unheil gerieten. Solches redeten sie und waren zugleich entschlossen, / falls sie den Großdomestikos nicht überreden könnten, gegen seinen Willen den Despotes im Gefängnis zu töten. Der Großdomestikos aber, der ihre Absichten aufgrund ihrer Worte durchschaut hatte, wollte sie von ihrem Vorhaben abbringen und sagte: «Daß der Despotes getötet wird, kommt überhaupt nicht in Frage; ich werde nicht zulassen, daß die Seele des Kaisers seinetwegen durch Verwandtenblut besudelt wird. Aber auch der Beraubung seines Augenlichtes werde ich freiwillig nicht zustimmen.» Damit aber auch nicht der Verdacht von Revolte und Aufruhr entstehe, werde er während der Nacht die Angelegenheit überdenken und am nächsten Tag tun, was ihm für die politischen Verhältnisse nützlich erscheine. So ließen sich diese Leute überzeugen und glaubten, sie seien aller Schwierigkeiten enthoben, wenn der Despotes seines Lichtes beraubt werde. Der Großdomestikos aber befahl dreien seiner treuesten Diener, in der Nacht den Despotes aus dem Gefängnis herauszuholen und in einem unterirdischen, möglichst sicheren Versteck zu verbergen, und zugleich auf dem Fluß Arda 112 , der in der Nähe vorbeifließe, ein Boot umzukippen und heimlich Gerüchte kursieren zu lassen, zunächst, daß der Despotes aus dem Gefängnis entflohen sei; und dann, daß er im fluß ertrank. Die Diener führten nun den Befehl ihres Herren aus und versteckten den Despotes in einem unterirdischen Verließ. Früh am Morgen wurde das Gerücht in Umlauf gesetzt, der Despotes sei aus dem Gefängnis entflohen, worauf alle in Bestürzung und Aufregung gerieten, da sie annahmen, nunmehr breche eine Revolte aus. Als sie aber von dem umgekippten Boot / im Fluß erfuhren, dachten sie, daß der Despotes nach dem Willen der Vorsehung ertrunken sei, beruhigten sich und befürchteten einen Aufruhr nicht mehr. So wurde der Despotes dem Tode entrissen und entging auch der Beraubung seines Augenlichtes. Der Großdomestikos schickte nun Laskaris Kalamanos l13 nach Konstantinopel und benachrichtigte den Protostrator [Theodoros Synadenos], den Gouverneur der Hauptstadt, von dem Zustand des Kaisers. Zugleich befahl er ihm, den oben erwähnten Eid abzulegen und auch die übrigen Senatoren und Vornehmen der Hauptstadt zu vereidigen. Dieser führte den Befehl ohne Aufschub aus.
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16. Als nun der Kaiser Andronikos der Ältere erfuhr, daß sein Enkel, der Kaiser, schwer erkrankt sei und daß man mit seinem Tode rechne, und als er von der Vereidigung hörte, die, wie er wußte, beim Tode eines Kaisers stattfand, fürchtete er, daß er nach dem Tode seines Enkels nichts Gutes zu erwarten hätte und womöglich dabei das Leben verlieren würde, da man davon ausgehe, daß er erneut Ansprüche auf den Thron der Rhomäer erheben werde; aus diesem Grunde verlangte er, Mönch zu werden, in dem Glauben, daß er so dem Tode entrinnen werde, falls der Enkel sterbe. Der Protostrator gab seinem Gesuch statt, und so nahm er die Mönchskutte und erhielt statt des Namens Andronikos den Mönchsnamen Antonios 114 • Der Kaiser Andronikos aber, dem seine Krankheit arg zu schaffen machte und der glaubte, er werde bald diese Welt verlassen, rief seine Ärzte zu sich und sagte: «Ihr erinnert euch nur zu gut an unser Gespräch, als ich euch erklärte, daß ich die Mönchskutte zu nehmen wünsche, nicht weil ich bereits / jede Hoffnung auf Rettung aufgegeben hätte, sondern auch für den Fall, daß ich begründete Hoffnungen auf ein Überleben habe, da ich glaube, daß es in beiden Fällen von Vorteil sein wird. Sollte ich nämlich sterben, so wird es zu meinen Gunsten sein, wenn ich vor jenem fürchterlichen Gericht l15 und vor dem unparteiischen Richter im Gewand der Reue erscheine; sollte ich jedoch die Krankheit überstehen, desto besser, da ich dann Zeit zur Reue und Wiedergutmachung meiner Sünden haben werde. Was ihr mir aber versprochen und eidlich bekräftigt habt, mir eine solche Wohltat nicht vorzuenthalten, sehe ich jetzt durch euch gänzlich ins Gegenteil verkehrt. Denn, obgleich nur wenig fehlt, bis ich die Seele aushauche, stelle ich fest, daß ihr alles andere als was mir nützlich und wünschenswert ist, zu tun gedenkt. Deshalb bitte ich euch, nicht länger in dieser Nachlässigkeit zu verharren, die mir nicht in geringfügigen Dingen, sondern in den allerwichtigsten Schaden zufügt. Was ihr bisher versäumt habt, müßt ihr jetzt eifrig nachholen, bevor das Ende kommt.» So sprach der Kaiser. Die Ärzte aber seufzten tief und wünschten sich oft und oft, sie hätten nie in ihrem Leben die Heilkunde studiert, nur um nicht Augenzeugen einer solchen Szene zu werden; sie erlaubten dem Kaiser, über sich selbst zu verfügen, wie er wolle. Als dieser es hörte, geriet er außer sich vor Freude und, als ob ein strahlendes Glück über ihn gekommen wäre, rief er den Großdomestikos zu sich und forderte ihn auf, in aller Eile seinen geistlichen Vater 116 herbeizurufen. Der Großdomestikos aber, der von dem Vorfall nichts wußte, wollte den Grund für diese Entscheidung /
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wissen. Als er ihn erfuhr, versprach er dem Kaiser, den Auftrag auszuführen den Ärzten aber erteilte er einen nicht geringen Tadel und geriet selbst in ;asenden Zorn. Als nun eine geraume Zeit verstrichen war und der geistliche Vater nicht erschien, drängte der Kaiser auf sein Kommen und fragte die Ärzte über den Grund seiner Verspätung. Ihren Antworten entnahm er, daß sie verlogene Worte redeten, und mutmaßte, daß der Großdomestikos die Ausführung verhindert habe; er rief ihn also zu sich und erinnerte ihn an ihre Freundschaft, die seit frühester Jugend währte, sowie an den Umstand, daß keiner von beiden in seinem ganzen Leben jemals in irgendeiner Weise dem anderen Anlaß zu Erregung und Ärger gegeben habe. Jetzt aber frage er sich, aus welchem Grund sich der Großdomestikos so eifrig bemühe, ihn verärgert über seinen Freund in den Hades gehen zu lassen. «Tu mir nicht ein solches Übel an, bester Freund», sagte er, «bringe mich nicht um die Hoffnung auf die Rettung, sondern wie du dich des öfteren mit großem Mut und Einsatz um dieses unseligen Leibes willen in die Gefahren gestürzt hast, so stehe mir auch jetzt mit ganzem Eifer bei, da meine Seele in noch größerer Gefahr ist, und dies tu nicht nur unserer Freundschaft zuliebe, sondern damit du nicht vom Richter über das All zur Rechenschaft gezogen wirst, weil du ihn, soweit es in deiner Macht steht, einer Seele beraubt hast, für welche er Kreuz und Tod gewählt hat. Vergeude nicht die Zeit, die so drängt und die nicht mehr zurückkehrt, wenn sie einmal vergangen ist, sondern laß sie mich mit viel Gebet und mit besonderem Eifer erfüllen. Denn auch die Zeit, die ich jetzt aufwende, um mit dir zu sprechen, betrachte ich / als größten Verlust.» Der Großdomestikos konnte darauf nichts erwidern, da seine Seele schon in Trauer versunken war l1 ? Als er hinausging, seufzte er bitter, rief laut den Freund an und hauchte beinah vor Jammer die Seele aus. Nichtsdestoweniger faßte er sich wieder, wusch sich die Tränen vom Gesicht und erschien vor dem Kaiser ohne Tränen, als ob ein dritter krank wäre. Als nun der Kaiser mehrere Boten zum geistlichen Vater schickte und ihn aufforderte, sich zu beeilen, befahl der Großdomestikos durch einen Boten dem letzteren, Didymoteichon zu verlassen und sich in den Vororten solange aufzuhalten, bis er ihm ausdrücklich die Rückkehr in die Stadt erlaube, davor aber die Stadt zu meiden, auch wenn es ihm alle Menschen gestatteten. Dann nahm er einen anderen [geistlichen Vater] 118, brachte ihn zum Kaiser und erklärte, sein eigentlicher halte sich außerhalb der Stadt auf, wobei er die Wahrheit seiner Worte eidlich bekräftigte. «Dieser hier», sagte er zum 60
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ÜBERSETZUNG: BUCH II, 16
Kaiser, «ist dir völlig unbekannt; ich habe ihn ganz gegen seinen Willen hierher gebracht, weil du uns dazu gezwungen hast.» Der Kaiser begrüßte ihn und sagte: «Es ist jetzt an der Zeit, Vater, die geistliche Medizin anzuwenden und die Wirksamkeit der menschenfreundlichsten aller Wissenschaften zu zeigen, indem du eine betrübte und an vielen Gebrechen und Sünden leidende Seele zurückrufst, auf den Weg der Rettung leitest und durch 'das Gewand und die Praktiken der Reue ihr den Richter gnädig stimmst.» Der geistliche Vater begrüßte seinerseits den Kaiser und erwiderte: «Es ist nicht erlaubt, solange der Vater, dessen geistlicher Führung du dich anvertraut hast, noch lebt, / einen anderen zu wählen, und noch dazu in einer Zeit, in welcher du aus der Welt scheiden und in das Reich der Engel gelangen willst; denn es ist nur gerecht, das ganze Leben hindurch sich diesem einen Lehrer unterzuordnen und ihm wie einem höheren Wesen zu gehorchen, nicht aber auf gut Glück und unbedacht sich von einem Beliebigen in solchen Dingen unterweisen zu lassen.» Er hatte natürlich Anweisung erhalten, in dieser Weise zu sprechen. Auf diese Antwort hin geriet der Kaiser in großen Zorn und warf dem Großdomestikos vor, er hindere ihn daran, seine Rettung zu erlangen. Als dieser aber die Ansicht des geistlichen Vaters unterstützte und versicherte, daß der für diese Handlung zuständige Mann abwesend sei, außerdem aber versprach, daß jener sofort nach seiner Rückkehr zum Kranken gebracht werde, wurde der Kaiser überzeugt und beruhigte sich. Barys 119 aber, der weitaus erfahrenste der Ärzte, war außer sich und wollte nicht dulden, daß der Kaiser, der in höchster Lebensgefahr schwebte, durch die Tücke des Großdomestikos seiner Rettung beraubt werde. Er nahm sich also vor, die Machenschaften um den geistlichen Vater dem Kaiser anzuzeigen und ihm zugleich zu erklären, daß ein anderer diese Handlung ebensogut vollziehen könne, falls der eigene Geistliche nicht anwesend sei, da die entsprechende Macht vom allwirkenden Geist allen geistlichen Vätern in gleicher Weise verliehen worden sei. Als der Großdomestikos merkte, was Barys vorhatte, führte er ihn ins Vorzimmer und sagte zu ihm: «Du hast vor, wie ich annehme, den Kaiser zu ermuntern, / unter der Leitung eines beliebigen geistlichen Vaters die Mönchskutte zu nehmen. Du bist überhaupt der Initiator dieses Planes des Kaisers. Damals bewahrten dich deine Unerfahrenheit und deine Ignoranz vor schlimmen Folgen. Wenn du aber jetzt wieder dasselbe oder gar noch Schlimmeres versuchst, dann, das sollst du wissen, wird es nicht ohne Strafe abgehen.
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Zunächst kann man nicht am Markt einen neuen Kaiser kaufen, falls wir den gegenwärtigen verlieren; ferner aber könnten wir, auch wenn dies möglich wäre, keinen bekommen, der in jeder Hinsicht der beste ist. Denjenigen nämlich, die eine so hohe Stelle einnehmen sollen, verleiht Gott, der alles voraussieht, Kräfte, die der Größe ihrer Herrschaft entsprechen. Und gibt es nicht übrigens viele Menschen, die, gegen schwere Krankheiten ankämpfend, am Ende ihres Lebens angelangt schienen und von den Ärzten aufgegeben wurden und die der über allem waltende Gott, der nach seinem Willen alles wandelt, wieder aufkommen und sich erholen ließ, so daß sie die Jahre ihres Lebens verdoppeln konnten? Muß man sich also wundern, wenn mit Gottes Hilfe auch im Falle des Kaisers Ähnliches eintreten wird? Aus diesem Grunde fordere ich dich auf, Ruhe zu bewahren, den Kaiser nicht zu belästigen und seinen Status nicht zu ändern. Und wenn Gott gnädig auf die Rhomäer schauen und ihnen ihren Kaiser zurückgeben will, dann werden wir ihm nach Kräften danken und die Gesundheit des Kaisers als unser höchstes Glück betrachten. Falls aber Gott, was nie geschehen möge, aufgrund von Urteilen, die nur er selbst kennt, den Kaiser vom zeitlichen und irdischen / ins bessere und beständigere Reich versetzt, dann wird er als gerechter Richter und Kenner unserer Herzen und Gedanken ihn nach seinen Vorsätzen beurteilen und ihn der gleichen Belohnung würdigen wie die Mönche, da er nicht durch den eigenen Willen, sondern durch Täuschung dieser Gnade verlustig ging.» Nachdem der Großdomestikos so gesprochen hatte, war Barys nicht mehr zu halten 120, sondern erklärte, er wolle dem Kaiser nach Kräften helfen und ihn nicht seinem Schicksal überlassen, wo er in höchster Gefahr schwebe; nicht nur als Arzt werde er, wenn er nicht die notwendigen Ratschläge gebe, die schlimmste Strafe bekommen, sondern auch deshalb, weil er vom Kaiser eidlich verpflichtet worden sei, ihm die ganze Wahrheit bezüglich seiner Person mitzuteilen. Da der Kaiser nun auf keinen Fall unter den Lebenden bleiben werde, warum solle man sich an eitle Hoffnungen klammern und die Rettung seiner Seele vernachlässigen? Als Barys so gesprochen hatte und bereits im Begriff war, dem Kaiser alles zu enthüllen, drohte ihm der Großdomestikos mit dem Tod, falls er nicht von seinem Vorhaben Abstand nehme. Da er wußte, daß der Arzt sehr feige war, wollte er ihm außerdem Angst einjagen, und deshalb ging er mit ihm hinaus und sprach zu den anwesenden Rhomäern folgendermaßen: «Meine Landsleute, dieser Arzt will mir keineswegs gehorchen, sondern auf sich selbst ver62
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ÜBERSETZUNG: BUCH II, 16-17
trauend wie jemand, der Gegenwart und Zukunft gleichermaßen gut kennt, hat er sich vorgenommen, unseren Herrscher vom Kaiser in einen Mönch zu verwandeln. üb ihr mit diesem Plan einverstanden seid, müßt ihr selbst wissen.» Daraufhin umringten die Zuhörer sogleich den Arzt und jagten ihm einen nicht geringen Schrecken ein, indem sie ihm drohten, sie würden sich für ihn eine neuartige Todesart ausdenken, / falls er sein Vorhaben nicht aufgebe. Jener aber bekam es mit der Angst zu tun und gab den Drohungen nach. Der Kaiser aber war, obgleich seine Krankheit heftiger wurde und sich von Tag zu Tag verschlimmerte, psychisch gesund und wurde von der Krankheit, obgleich diese den Kopf angegriffen hatte, geistig nicht beeinträchtigt. Er fragte immer wieder nach dem geistlichen Vater und bekundete ein maßloses Verlangen nach dem Gewande der Naziräer 121 ; auch forderte er den anwesenden Geistlichen auf, die Handlung zu vollziehen, und behauptete, es sei nicht sonderbar, daß er in Abwesenheit des gewohnten geistlichen Vaters entsprechend tätig werde. Dieser aber lehnte entschieden ab und wollte es keinesfalls versuchen, um nicht seine Priesterwürde einzubüßen wegen gesetzwidriger und verbrecherischer Verwaltung der heiligen Dinge. Denn so laute das Gesetz der Kirchenväter. Der Kaiser zeigte zwar Verständnis, konnte aber die Vorenthaltung des Mönchsgewandes kaum ertragen. Er schwieg eine Weile, doch als er an seine Sünden dachte sowie an die Strafe, die er dafür vor dem unbestechlichen und fürchterlichen Gericht erhalten werde, flossen ihm Tränen von den Augen, und lange beklagte er sich selbst. Dann teilte er den Dienern seine letzten Anordnungen mit und beschwor sie bei Gott, wenn er von hinnen scheide und zu Grabe getragen werde, ihn zunächst zum Haus des Großdomestikos zu bringen und dort eine Weile abzusetzen; dann erst sollten sie ihn wegtragen und unter den Grabstein legen, damit allen deutlich werde, daß nicht einmal/der Tod, der alles Weltliche in Vergessenheit geraten lasse, seine Neigung zu ihm habe schwächen können. Auf diese Worte hin brachen die Anwesenden in Tränen aus und bewunderten die Stärke der Freundschaft der beiden Männer, die noch angesichts des Todes so lebendig war. 17. Danach rief der Kaiser den Großdomestikos zu sich und sagte: «Ich weiß sehr wohl, bester Freund, daß der heutige Tag dir nicht nur verhaßter ist als jeder andere Unglücks tag, sondern dazu noch große Probleme und Schwierigkeiten mit sich bringen wird. Denn einerseits mußt du deine Aufmerksamkeit auf die Angelegenheiten des rhomäischen Staates lenken, weil 63
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nach meinem Ableben ein Aufruhr zu befürchten ist, andererseits wird dich mein Verlust mit unermeßlicher Trauer erfüllen, da du mit Recht bedenken wirst, daß deinen liebsten Freund, den weder die Zeit, die alles welken und verblühen läßt, noch die unbeständige und ungewisse Natur der Dinge noch irgendein Zwang auch nur kurz von dir entfernen konnte, jetzt der hereinbrechende Tod, der mächtiger als die Natur ist, von dir wegnimmt und erbarmungslos trennt. Er läßt dich als Körper ohne Seele zurück, mich aber nimmt er weg als eine kraftlose Seele, die bitter über die Trennung weint. Aber was soll man machen? Man muß die Gesetze respektieren, die der Schöpfer der Natur gesetzt hat. Da nun / aber von meinem Leben nur eine kurze Spanne verblieben ist, laß alles andere fahren, lehn dich an mein Bett und leg deinen lieben Kopf auf meine Knie und deine Hände auf meine Augen. Vielleicht wird dies ein gewisser Trost für die Seele sein, die sich vom Körper trennt und große Schmerzen, wie man sagt, verspürt. Wahrscheinlich wird sie doppelt so großen Schmerz empfinden, da sie sich von dir und von dem Körper trennt, und wird dich darum nicht einmal im Hades vergessen können, falls die Seelen nach dem Abschied von hier irgendeine W ahrnehm ung des hiesigen Lebens behalten 122. » Als der Großdomestikos diese Worte hörte, seufzte er bitter, was er bisher in Anwesenheit des Kaisers noch nicht getan hatte, sondern stets hatte er außerhalb des Zimmers geklagt und sich geschlagen, im Gemach aber, so gut er konnte, sich selbst zu beherrschen versucht. Diesmal jedoch wurde er von seiner Empfindung völlig überwältigt, stöhnte aus tiefem Herzen und beweinte den Freund, so daß die Leute draußen, die das Wehklagen hörten, glaubten, der Kaiser sei gestorben. Lange Zeit zog sich das Klagegeschrei dahin, und alle anderen Anwesenden klagten mit. Als der Klage genug war, forderte der Kaiser den Großdomestikos auf, mit dem Gejammer aufzuhören, da es zur Unzeit erhoben werde, und an das Bett zu kommen und sein Geheiß auszuführen: «Wenn die Zeit der Klage da ist», sagte er, «wirst du des öfteren viele Tränen vergießen, und ich werde als Toter die Erinnerung an die anderen Menschen gänzlich verlieren. Wenn mir doch auch nur ein kleiner Teil meiner Erinnerung an dich entschwinden könnte!» Der Großdomestikos trat daraufhin an das / Bett des Kaisers; er berührte dessen Kopf mit den Händen und harrte der kommenden Dinge, indem er stille Tränen vergoß. Bereits zu Beginn der Nacht blieb der Pulsschlag des Kaisers völlig aus, und es gab kaum einen Zweifel, daß der Tod eintreten werde. Um die vierte 64
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ÜBERSETZUNG: BUCH II, 17
Stunde der Nacht [gegen zehn Uhr abends] wollte der Kaiser von den Ärzten wissen, wie lange er ihrer Meinung nach noch leben werde, und befahl ihnen, ihm die Wahrheit zu sagen. Diese teilten ihm nicht ohne Klagen mit, er werde ihres Erachtens bis zum Ausgang der Nacht am Leben bleiben. Kurze Zeit darauf fingen die Extremitäten des Körpers an, kalt zu werden, da der Hauch des Lebens sie verließ, und der Kranke konnte seine Gliedmaßen nicht bewegen, während seine Stimme nachließ. Seine Beine wurden blau bis zu den Knien, seine Arme waren kaum anders als die eines Toten, die Augenlider büßten die natürliche Spannung ein und fielen übermäßig nach unten, die Nase wurde auffallend spitz, die Schläfen fielen ein; mit einem Wort, man konnte alle Zeichen des Todes 123 , die die Mediziner aufzählen, beobachten, so daß die Ärzte nun glaubten, er werde sogar vor der angenommenen Frist sterben. Alles, was zur Beisetzung notwendig ist, war bereits vorbereitet worden, und niemand konnte etwas anderes erwarten als die Beisetzung. Mit matter Stimme, die bereits zu versagen schien, fragte der Kaiser, ob es möglich sei, heiliges Wasser aus der ewig fließenden Heilquelle der Muttergottes [Theotokos Pege]124 ausfindig zu machen. Daraufhin sagte Phakrasina 12 5, eine der adligen Frauen aus dem Westen, die sich in der Umgebung der Kaiserin befanden, einer ihrer Diener sei aus Konstantinopel gekommen und habe vom heiligen / Wasser mitgebracht. Und zugleich holte sie es in aller Eile herbei und stellte es zur Verfügung. Als das Wasser an den Mund des Kaisers gebracht wurde, schien er gierig zu schlürfen, und alle bewunderten ihn, weil er in den letzten Zügen noch an dem Respekt und .der Verehrung für die heiligen Dinge festhielt. Gleichwohl schien er unverändert nahe den Pforten des Hades. Nachdem auch sein Körper mit jenem Wasser benetzt worden war, beruhigte er sich völlig und blieb von jenem Augenblick bis zum Morgen gänzlich ohne Sprache und Bewegung und gab nur durch den Atem zu erkennen, daß er am Leben sei. Gegen Morgen sagte er, als ob er vom Tode ins Leben zurückgekehrt sei: «Ehre sei dir, 0 Gott.» Als der Großdomestikos ihn fragte, wie es ihm gehe, erwiderte er, daß er selbst es nicht wisse, wohl aber der allwissende Gott. Dann trat der Vorsteher der Ärzte heran, fühlte die Handwurzel des Kaisers und nahm einen schwachen Pulsschlag wahr. Da dies ihm völlig unmöglich schien, nahm er an, daß er sich getäuscht habe (denn es gab überhaupt keine Hoffnung mehr, daß er am Leben bleiben würde); deshalb untersuchte er wieder mit großer Aufmerksamkeit den Puls des Kaisers und zählte die 65
ÜBERSETZUNG: BUCH II, 17-18
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Schläge, wobei er beide Hände des Kranken rieb. Als er sich überzeugt hatte, daß er keiner Täuschung unterlag, staunte er über diese unerwartete Wendung und rief: « Groß ist Gott, der allein jemanden an das Tor des Hades bringen und von dort wieder ins Leben zurückrufen kann.» Und da ihn vor lauter Aufregung das Selbstvertrauen verlassen hatte, rief er auch die anderen Ärzte ans Bett des Kaisers und fragte sie, ob sie auch derselben Meinung wären. Als sie zustimmten, waren alle sehr erstaunt darüber und freuten sich wie nie zuvor. Der Kaiser kam inzwischen allmählich wieder zu sich / und kehrte sozusagen vom Tor des Hades zurück. Um die dritte Stunde des Tages [gegen zehn Uhr vormittags] waren bereits seine Pulsschläge, obgleich noch schwach und schlaff, so doch gleich- und regelmäßig zu erkennen. Seine Beschwerden waren auf einmal verschwunden, und er fühlte sich viel besser. Von jenem Tag an erholte er sich nach und nach und erlangte volle unbeeinträchtigte Gesundheit. Das Erstaunen aller Menschen war so groß, daß sie nicht nur ihren Ohren nicht glauben wollten, da sie den Kaiser für tot hielten, sondern beinahe auch ihren Augen nicht ohne weiteres vertrauten. Für diejenigen Rhomäer, die von reiner und unverfälschter Treue zu ihrem Kaiser erfüllt waren, blieb seine schwere Krankheit und seine unerwartete Gesundung keineswegs ohne Folgen, sondern sie nahmen sich die sonderbaren Begebenheiten um ihren Herrscher sehr zu Herzen und dankten Gott durch gute Werke, die einen, indem sie sich von den Lastern, in die sie verstrickt waren, befreiten, die anderen, indem sie durch Almosen, Loskauf von Gefangenen und Fasten in angemessener Weise ihrer Ergebenheit und Dankbarkeit Ausdruck verliehen. So also geriet der Kaiser in die äußerste Lebensgefahr und so wurde er dann wider Erwarten daraus gerettet. 18. Als er sich erholt hatte, befragte er den Großdomestikos nach allem, was er während seiner Krankheit unternommen habe, und als dieser in allen Einzelheiten darüber berichtete, billigte der Kaiser alle Maßnahmen als vorteilhaft und angemessen. Als er aber erklärte, daß er Syrgiannes als Feldherrn in den Westen entsandt habe 126 , vermochte / der Kaiser diesen Schritt nicht mehr gutzuheißen, sondern warf dem Großdomestikos hinsichtlich dieser einen Maßnahme Mangel an Einsicht vor. Denn es wäre besser gewesen, wenn Syrgiannes in seinem bisherigen Status geblieben wäre und keine Möglichkeit erhalten hätte, seine Bosheit in die Tat umzusetzen. Der Großdomestikos erwiderte darauf: «Also wenn du es für richtig hältst, werde ich ihn brieflich seines Amtes im Westen entheben und in
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ÜBERSETZUNG: BUCH 1I, 18
seinen früheren Status zurückversetzen.» Diesem Vorschlag stimmte der Kaiser zu, und der Großdomestikos machte sich auf den Weg, um den Befehl des Kaisers auszuführen. Dieser änderte jedoch seine Meinung, rief den Großdomestikos zurück und befahl ihm, Syrgiannes auf seinem Posten zu belassen, da es nicht gerecht sei und ihm selbst keineswegs angenehm, wenn alle anderen Handlungen des Großdomestikos Zustimmung fänden und nur diese eine als ungültig betrachtet werde. Dieser gehorchte sofort. Von den Anwesenden aber meldeten einige dem Syrgiannes brieflich, daß der Großdomestikos ihn seines Amtes habe entheben wollen, da er es bereue, ihn überhaupt zum Feldherrn ernannt zu haben, daß er jedoch vom Kaiser daran gehindert worden sei. Soweit es also vom Großdomestikos abhänge, sei er schon entlassen, er habe dem Kaiser dafür zu danken, daß seine Entlassung vereitelt sei. Als Syrgiannes dies erfuhr, vergaß er all die früheren Wohltaten des Großdomestikos und tat, zornerfüllt wegen dieser einen Angelegenheit, die obendrein nicht den Tatsachen entsprach, ihm an, was weiter unten berichtet wird. In seinem umfassenden Bericht informierte der Großdomestikos den Kaiser auch über den Despoten Kallistos [KonstantinosJ, wie die Soldaten gegen ihn vorgehen und ihn töten wollten, da sie fürchteten, er könne nach dem Tod des Kaisers aus dem Gefängnis ausbrechen / und einen Aufstand anzetteln, und wie er selbst ihn mit Klugheit und List gerettet habe, so daß er noch lebe. Das erfüllte den Kaiser über die Maßen mit Freude: er lobte den Großdomestikos für sein Vorgehen, begnadigte den Despotes und entließ ihn aus dem Gefängnis. Bereits früher hatte er mehrfach beabsichtigt, ihn aus dem Gefängnis zu entlassen, unter der Bedingung, daß er eidlich versichere, nicht an seinen Feinden in Thessalonike, die ihn gefangengenommen 127 und übel zugerichtet hatten, Rache zu nehmen, wenn er dazu Gelegenheit bekomme. Er aber war nicht zu überzeugen, sondern erklärte offen, daß er sie behandeln werde, wie sie es verdienten, wenn er je die Möglichkeit erhalte, Vergeltung zu üben. Deshalb war er noch im Gefängnis. Damals aber ermahnte ihn der Kaiser gebührend, und als er versprach, seinen Feinden zu verzeihen, wurde er aus dem Gefängnis entlassen. Der Kaiser vergaß aber auch seinen Großvater nicht, den älteren Kaiser Andronikos, sondern wollte vom Großdomestikos wissen, wie er auf seine Krankheit reagiert habe. Dieser antwortete, er sei Mönch geworden und heiße nun statt Andronikos Antonios. Der Kaiser aber war erstaunt und fragte nach dem Grund dieser Veränderung und ob er freiwillig die 67
ÜBERSETZUNG: BUCH II, 18-19
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Mönchskutte genommen habe oder von jemandem dazu gezwungen worden sei. Der Großdomestikos erwiderte darauf, er wisse über den Grund nichts 128 , da keine Vertrauensperson von dort eingetroffen sei und der Protostrator brieflich darüber nicht berichtet habe. Er habe lediglich von den Boten, die aus der Hauptstadt eingetroffen seien, gehört, daß der alte Kaiser, als er erfahren habe, daß sein Enkel an einem tödlichen Leiden erkrankt sei, / aus Furcht, es könne ihm nach dessen Tod etwas Schlimmes zustoßen, das Mönchskleid genommen habe. Den Kaiser betrübte diese Nachricht, und er wurde äußerst unwillig und erklärte, er mißbillige diese Angelegenheit. Der Großdomestikos aber sah seine Betrübnis über dieses Ereignis und befürchtete, der Kaiser könne, geschwächt von der Krankheit, Schaden davontragen; daher versuchte er, ihn aufzurichten und zu trösten, und versicherte ihm, er könne besser als jeder andere bezeugen, welchen Respekt und welche Ehrfurcht er für seinen Großvater noch immer hege, und daß er (der jüngere Kaiser) viel dafür gegeben hätte, daß dies mit ihm nicht passiert wäre und er die bisherige Stellung behalten hätte. Da aber das Geschehene nicht ungeschehen gemacht werden könne, solle er sich jetzt nicht so viele Gedanken über Dinge machen, welche weder jenen Geschehnissen eine Wendung zum Besseren herbeiführen noch ihnen selbst etwas anderes außer empfindlichem Schaden bringen könnten. «Wenn es möglich wäre», sagte der Großdomestikos, «hätte ich mich mit einer hohen Strafe bedacht, weil ich so leichtfertig oder, besser gesagt, unüberlegt ohne Sinn und Zweck eine solche Aufregung und Betrübnis in dir erweckt habe, die gegenwärtig keinesfalls förderlich sein kann. Denn, obwohl wir nicht mehr den Tod zu erwarten oder zu befürchten haben, hast du doch die volle Gesundheit und ein gesichertes Befinden noch nicht erlangt.» Der Kaiser aber erinnerte ihn an seinen Plan, den er bezüglich seines Großvaters und Kaisers vor nicht langer Zeit gehegt hatte. «Wenn dieser Plan», sagte er, «verwirklicht worden wäre, hätte sich so etwas nicht ereignet.» Der Großdomestikos erwiderte darauf: «So etwas gewiß nicht, aber vielleicht etwas viel Schlimmeres und Verderblicheres.« / 19. Da wir nun das Vorhaben des jungen Kaisers gegenüber seinem Großvater und Kaiser erwähnt haben, erscheint es uns angebracht, auch darüber kurz zu berichten, damit nicht unser Geschichtswerk durch Auslassung des als notwendig Erachteten Schaden leidet. Der jüngere Kaiser Andronikos hat, wie oben berichtet 128a , den Großdomestikos zu seinem Mitkaiser ernennen und ihn mit dem Glanz des Purpurs und den kaiserlichen 68
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Insignien schmücken wollen und mit ihm des öfteren und lange darüber gesprochen. Da er aber nichts erreichte, sondern feststellte, daß jener an seiner Meinung festhielt und er ihn in diesem Punkt niemals überzeugen könne, ließ er sein Ansinnen fallen, da er nicht nach Unerreichbarem streben wollte. Kurze Zeit darauf aber kam es ihm in den Sinn, seinem Großvater und Kaiser die ganze Herrschaft und Verwaltung des Reiches der Rhomäer wieder zu übertragen 129 • Diesen Entschluß also wollte er auch in die Tat umsetzen und deshalb teilte er seine Meinung dem Großdomestikos mit, in der Absicht, sie, falls sie sich als nützlich erwiese, sogleich zu verwirklichen. Dieser aber glaubte, der Kaiser wolle ihn auf die Probe stellen in der Meinung, wenn er, der Großdomestikos, erfahre, was er mit seinem Großvater und Kaiser vorhabe, werde er um so leichter das Mitkaisertum, das er zuvor abgelehnt habe, akzeptieren; so ließ er den Kaiser seinen Verdacht wissen. Als dieser antwortete, er hätte nichts dergleichen im Sinne, sondern wolle ohne jeden Hintergedanken seinen Plan in die Tat umsetzen, weil er ihn für gut halte, erwiderte der Großdomestikos: «Mir aber scheint er alles andere als gut, / und ich würde, soweit es an mir liegt, seine Verwirklichung niemals als vorteilhaft anraten. Wenn du aber für deinen Großvater einen solchen Entschluß gefaßt hast und ihn unbedingt verwirklichen willst, dann ist es besser, wenn das, was du als gut erachtest, den Vorrang hat vor dem, was ich für nicht gut halte. Wenn du einen für dich und die Rhomäer ehrenvollen und nützlichen Plan hegst, dann wird Gott, der sich über alle guten Taten freut, auch deine Seele dafür stärken, und die ganze Welt könnte dann dich nicht davon abbringen, selbst wenn alle Menschen versuchten, dich daran zu hindern. Wenn dein Plan aber weder dir noch den Rhomäern zuträglich ist, Gott aber ihn dir suggeriert hat, damit Zwietracht, Aufruhr und Bürgerkrieg unter den Rhomäern entstehen, wer wäre dann so völlig ohne Verstand, um zu glauben, daß er in der Lage sei, den Ratschluß Gottes rückgängig zu machen? Geh folglich jetzt mit dir selbst zu Rate, und wenn du feststellst, daß deine Seele mit ihrer ganzen Kraft dazu neigt, wozu wollen wir uns dann hier darüber beraten? Wenn du aber keine solche Neigung in dir entdeckst, sondern deinem Großvater wiederum die Kaiserherrschaft über die Rhomäer übertragen willst, weil du der Ansicht bist, das sei für dich und deine Untertanen gerecht und nützlich, dann solltest du es nicht so unüberlegt und nebenbei tun, als wäre dies eine wertlose Angelegenheit, sondern du mußt zuvor des öfteren und lange Zeit darüber nachdenken und die Sache von allen Seiten prüfen und dann in die
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Tat umsetzen, damit nicht später etwas Unerwartetes (wie dergleichen häufig vorkommt) eintritt und den anderen und vor allem / uns selbst Anlaß gibt, uns der Unbesonnenheit und Trägheit zu zeihen.» Von diesen Worten ließ sich der Kaiser überzeugen und willigte, des Lobe.s voll, ein, sich hierüber mit ihm zu beraten. Der Großdomestikos aber wollte zuvor die Gründe wissen, die ihn zu diesem Entschluß gebracht hätten. Sollten sich diese Gründe als zwingend und überzeugend erweisen, dann brauche man sich nicht weiter mit einer nutzlosen Beratung abzumühen; denn nichts könne die Realisierung guter Pläne verhindern. Wenn die Gründe aber keineswegs solcher Art seien, dann solle der Großdomestikos wiederum seine Argumente vorlegen dürfen, warum er ein solches Vorgehen als schädlich betrachte. Wenn dann seine Ausführungen richtig und gerecht erschienen, müsse der Kaiser sich überzeugen lassen und von der Verwirklichung unangemessener Pläne Abstand nehmen. Wenn sie aber zu unzureichend seien, als daß sie überzeugen könnten und der Streit dadurch nicht entschieden werde, dann solle der Großdomestikos den Sieg dem Kaiser überlassen, wie es nach der Überlieferung bei den alten Athenern der Fall war, als die Stimme der Athene den Ausschlag gab 130 • «Es gibt drei Dinge», fuhr der Großdomestikos fort, «die dich zur Reue über deine Taten bewogen haben könnten: erstens die Feststellung, daß sie ungerecht waren, zweitens, daß sie für den Staat schädlich waren, und drittens, daß dabei etwas Wichtiges vernachlässigt wurde, weil der alte Kaiser nicht auf dem Thron war. Betrachten wir ein jedes von ihnen. Was den ersten Punkt betrifft, würden alle mir beipflichten, wenn ich sage, daß, was du getan hast, völlig gerecht ist. Denn du hast nicht als erster den Krieg begonnen, sondern du bist durch die Lage der Dinge / dazu gezwungen worden. Gegen deinen Willen hast du damals die Hauptstadt verlassen müssen, um der Gefahr zu entgehen, die vom alten Kaiser ausging. Später warst du gezwungen, dich zu verteidigen, und als du mit Hilfe Gottes die Oberhand gewonnen hattest, da hast du, kaum daß der alte Kaiser Frieden zu schließen vorschlug, ihm Gerechtigkeit widerfahren lassen und ihm sofort die Macht zurückgegeben, obgleich du das Recht hattest, die gesamte Herrschaft für dich zu behalten, weil er den Krieg begonnen hatte (kein Gesetz verbietet nämlich, daß die Sieger sich als Preis für ihre Tapferkeit aneignen, was die Besiegten zuvor besessen hatten). Sowohl die Tatsache also, daß du zuvor benachteiligt worden warst, ohne Unrecht getan zu haben, als auch, daß du nach deinem Sieg deinen Gegnern ihre Rechte 70
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keineswegs genommen hast, zeigt in gleicher Weise, daß du die Gerechtigkeit für dich in Anspruch nehmen kannst. Daß deine Taten aber für den Staat nützlich waren, brauche ich meines Erachtens gar nicht erst zu beweisen. Denn welcher Mensch, es sei denn, er wohnte außerhalb dieser Welt, weiß nicht, daß der Bürgerkrieg den Stammesgenossen Schmach und Verderbnis bringt, der Friede und die Eintracht aber das genaue Gegenteil, nämlich Nutzen und Gedeihen für die Gemeinschaft? Daß aber von uns durch die Entmachtung des alten Kaisers keine wichtige Staatsangelegenheit vernachlässigt wurde, werde ich zu beweisen versuchen. Denn bei den beiden Aufgaben, die einem Kaiser obliegen, nämlich erstens angreifende Feinde abzuwehren und für die sichere Bleibe der Untertanen zu sorgen, falls nötig, durch einen Feldzug gegen die Angreifer, und zweitens in Friedenszeiten sich um das Recht zu kümmern und Gesetze zu geben, um so die Angelegenheiten des Staates zu regeln 13 l, / dürfte der alte Kaiser keinesfalls gegenüber uns besser abschneiden; ich würde eher sagen, auf dem einen Gebiet bist du nicht weniger tüchtig als er, auf dem anderen aber bist du ihm bei weitem überlegen. Während nämlich die Erledigung der übrigen Staats angelegenheiten unter deiner Regierung keineswegs weniger angemessen als früher geschieht, übertriffst du ihn in Kriegszeiten und im Felde bei weitem, da du, wie deine Taten erwiesen haben, überall zugegen bist und dich besserer Feldherren bedienst als er, während dein Großvater damals wie heute zumeist das Haus hütete.» Während nun der Großdomestikos weiter sprechen wollte, um durch viele Argumente zu beweisen, daß es keineswegs von Nutzen wäre, dem alten Andronikos wieder die Regierung zu überlassen, unterbrach ihn der junge Kaiser mit der Bemerkung, er sehe die Richtigkeit dieser Ansichten ein und habe aus keinem dieser Gründe gewollt, dem Großvater die Herrschaft über das Reich zu übertragen. «Ich wollte erstens», sagte der Kaiser, «dem möglichen Gerede leichtfertiger, böswilliger und verderbter Menschen zuvorkommen, die Gerüchte verbreiten und dem Volk einreden könnten, daß ich durch einen vorgefaßten und hinterlistigen Plan an die Regierung gekommen sei, ohne daß der alte Kaiser einen Anlaß zum Krieg gegeben hätte. Zweitens aber zielen mein Wunsch und mein Streben darauf ab, zu tun, was meinem Großvater große Freude und Ehre bringt. Und ich bin der Meinung, daß ihm nichts wichtiger ist, als die Regierung des Reiches in der Hand zu haben.» 20. Dann ergriff der Großdomestikos wieder das Wort. «Mein Wohlwol-
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len und meine Gunst gegenüber dem alten Kaiser», sagte er, / «sowie die Tatsache, daß ich alles getan habe, damit ihm nicht nur kein heilloses Unheil zustößt, sondern damit er auch an der Regierung bleibt und von allen bewundert und gelobt wird, kennt niemand besser als du. Du erinnerst dich noch, als wir uns kurz vor Ausbruch des Bürgerkrieges über unsere künftige Taktik berieten und die anderen die Einkerkerung oder sogar die Beseitigung deines Großvaters vorschlugen, damit wir über kurz vieler von unseren Sorgen ledig würden, wie human du über ihn gesprochen hast und wie ich dich dabei unterstützt und so für mein Teil geholfen habe. Und nachdem wir Krieg gegen ihn geführt und ihn wiederholt besiegt hatten, haben wir ihn, wie du weißt, mit größtem Wohlwollen und Respekt behandelt und ihn mitten aus der drohenden Gefahr gerettet. Wir haben nicht nur für seine Sicherheit gesorgt, sondern wir haben ihm, soweit es möglich war, seine bisherige hohe Stellung weiter gelassen, während alle anderen das Gegenteil wollten und uns davon zu überzeugen suchten 132 • Deshalb kann auch niemand annehmen, daß ich aus Abneigung gegen ihn so über ihn spreche, sondern ich tue das nur, weil ich den Nutzen der Gemeinschaft vor Augen habe. Im übrigen könnte nicht einmal der größte Ohrenbläser der Welt gegen mich die Verleumdung aushecken, daß ich die Kaiserwürde anstrebe und deswegen verhindere, daß er wieder an die Macht kommt. Denn ich hätte ja ohnehin, wenn ich gewollt hätte, schon früher zur Kaiserwürde gelangen können, und ich könnte es jetzt noch, da du sie mir angeboten hast. Somit gebe ich diesen Rat / nicht aus eigennützigen Gründen. Und wenn also die Tatsachen selbst beweisen, daß ich weder aus persönlichem Interesse noch aus Haß gegen den alten Kaiser spreche, dann müssen meine Worte Gehör finden, vorausgesetzt, daß meine Vorschläge sich als zweckmäßig erweisen. Du hast gesagt, aus zweierlei Gründen möchtest du diesen Plan realisieren: Damit böswillige und verderbte Menschen dich nicht verunglimpfen können und weil du nach Möglichkeit vor allem das tun willst, was deinem Großvater Ansehen und Ehre bringt und Freude bereitet. Dem alten Kaiser Gefälligkeiten zu erweisen, halte ich für billig und deiner würdig. Dies kannst du aber auf vielfache Weise zum Ausdruck bringen. So ist es unerläßlich, daß du ihn wie einen Vater ehrst und nach Kräften dafür sorgst, daß er und seine Diener über alles reichlich verfügen, was sie brauchen. Wenn du meinst, daß das ihm zugewiesene Geld seine Bedürfnisse nicht deckt, dann kann kein Mensch etwas dagegen haben, wenn du es verdoppelst oder sogar verdreifachst. Du kannst für ihn 72
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noch andere Dinge tun, die ihm Freude bereiten und anderen nicht schaden. Daß es aber für die Gemeinschaft von Nutzen sei, ihm das Ruder des Staates zu überlassen, davon kannst du mich nicht überzeugen, noch würde ich es einem anderen gegenüber befürworten. Was nun die böswilligen Menschen betrifft, so brauchen wir sie wohl nicht in unsere Überlegungen einzubeziehen; denn es wäre ja schlimm, wenn wir die Rechtschaffenen überhaupt nicht berücksichtigen, den Böswilligen aber uns so willfährig zeigen, daß wir ihnen zuliebe aufgeben, was wir für nützlich und gerecht halten. Was, bei Gott, würdest du sagen, wenn alle rechtschaffenen Menschen sich zum Gericht versammelten, um über uns 133 zu richten, / indem sie uns sagten: 'Ihr tut Unrecht und wendet Gewalt an, indem ihr Kriege unter den Stammesgenossen entfacht. Als der Kaiser nämlich den Krieg gegen euch entfesselt hatte, haben wir sogleich eingesehen, daß man euch Unrecht widerfahren ließ; so teilten wir die Drangsale mit euch und kämpften bereitwillig auf eurer Seite. Und als mit Gottes Hilfe unsere Gegner ohne große Mühe besiegt wurden und zu erwarten war, daß die Urheber des Unrechts bestraft und vertrieben würden, damit wir hinfort frei von Plackereien wären, habt ihr es nicht gewollt, sondern ihr habt, als ob ihr Unheil zu stiften beabsichtigtet, als der Kaiser maßvolle Wünsche vorbrachte und nur um sein Leben bat, zum Nachteil der Untertanen und euerer selbst aus wahnwitzigem Ehrgeiz ihm fast die ganze Herrschaft überlassen, obwohl wir dagegen waren und gegen diese Torheit Protest erhoben. Er aber hat nach kurzer Zeit anscheinend vergessen, in welche Gefahr er sich damals begeben hatte, und wieder das gleiche versucht und einen unerklärten Krieg gegen uns entfesselt. Als wir aber sahen, welche Gefahr dem Reich der Rhomäer drohte und welch verheerendem Unheil wir entgegensteuerten, schickten wir, sowohl privat als auch offiziell, eine Abordnung zum alten Kaiser und baten ihn, Mitleid mit uns zu haben und uns nicht durch einen Bürgerkrieg ins Verderben zu stürzen; falls er sich benachteiligt fühle, solle er einen Vergleich mit euch anstreben. Er aber hat nicht einmal mit halbem Ohr die Worte über den Frieden anhören wollen. Auf diese Weise in eine allenthalben ausweglose Situation geraten, haben wir wieder die Gefahr auf uns genommen und einen zweiten Krieg gegen / ihn ausgetragen, aus welchem wir wieder als Sieger hervorgegangen sind, während er sich in eine ähnliche oder sogar noch schlimmere Lage hineinmanövrierte. Als er einsah, daß der Krieg eine gefährliche Wende für ihn zu nehmen drohte, schlug er einen Friedensabschluß vor, obgleich er davor nicht einmal ein Wort 73
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darüber hatte hören wollen. Ihr aber, die ihr durch die Erfahrungen der Vergangenheit hättet weiser werden sollen, habt - wie ist es nur möglich? das Gegenteil dessen getan, was richtig ist, und ihm wieder die ganze Herrschaft samt der Regierungsgewalt und euch selbst ausgeliefert (um nicht zu sagen, samt uns selbst, den Untertanen, die wir diesen Zustand unerträglich fand~n und das Unrecht, fast möchte ich sagen, beweinten); so habt ihr in dem Glauben, dadurch jeden Anlaß zum Krieg aus der Welt zu schaffen, Unrecht getan und uns beinahe verraten. Jener aber, als ob ihm die ganze Erde zu klein wäre, wenn er sie mit euch teilen sollte, hat euch zum dritten Mal den Krieg erklärt, ohne daß er einen Grund dafür gehabt hätte, und zwar nicht, wie zuvor, plötzlich und ohne Vorbereitung, sondern nachdem er sich im Westen gründlich vorbereitet und eine an Zahl euch weit überlegene Streitmacht zusammengezogen hatte, die nicht nur aus den dortigen griechischen Anwohnern, sondern auch aus den angrenzenden verbündeten Barbaren bestand. Unter diesem Eindruck seid ihr nach Konstantinopel gekommen und habt den Kaiser um Frieden gebeten. Dieser war aber, wie zuvor, nicht zu überzeugen, und so saht ihr euch gezwungen, den Krieg zum dritten Mal auszutragen. Über dieses Übermaß / an Unrecht entsetzt, haben wir mit euch zusammen entschlossen gekämpft und viele Gefahren und Drangsale auf uns genommen. Schließlich konnten wir wieder nach langen Irrsalen und weiten Märschen sowie nach Strapazen dieses langen Krieges mit der mächtigen Hilfe Gottes, der auf unserer Seite stand, einen glänzenden Sieg über unsere Gegner erringen und euch wieder die Herrschaft über die Rhomäer verschaffen. Jetzt aber, da die Kriege aufgehört haben und im Reich der Rhomäer Friede herrscht, stellen wir fest, daß ihr uns in noch größeres Unheil als zuvor stürzen wollt; daher fordern wir euch auf, keinen Umsturz zu ersinnen und keinen Anlaß zu schaffen zur Entstehung des fluchwürdigsten Krieges unter Stammesgenossen. ) Wenn sie uns dies vorgehalten und zum Abschluß als Krönung hinzuge-. fügt hätten, daß wir ihrer Aufforderung nachkommen sollten, damit wir uns nicht später wundern, wenn künftiges Unheil uns selbst mehr als sie treffe; und wenn sie außerdem gesagt hätten, was man kaum zu unterstreichen braucht, daß, wenn nun einmal der alte Kaiser eine solch wankelmütige Gesinnung hege, daß er aus geringfügigem oder nichtigem Anlaß einen Krieg anfange, man ihm nicht die Möglichkeit geben dürfe, Unruhe zu stiften und einen Bürgerkrieg zu entfesseln, der für die Gemeinschaft nur Verderben und Zerstörung bringe; und wenn er Verleumdern und anderen
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verderbten Leuten und Menschen, die sich keinesfalls abheben von Sklaven, gern Gehör schenke, sei es ebensowenig billig und zweckmäßig, sich solchen Kreaturen auf Gedeih und Verderb auszuliefern 134 ; wenn sie schließlich nur dies hinzugefügt hätten, daß sie selbst, / wenn wir jetzt eine solche Entscheidung über den alten Kaiser träfen, welche sie für ungerecht und schädlich hielten, sich im Ernstfall von den Gefahren und Drangsalen des Krieges fernhalten und wie Zuschauer die Ereignisse beobachten würden, könnten wir dann ihren Anspruch als unberechtigt zurückweisen oder ihre Worte als unsinnig außer acht lassen? Ganz zu schweigen davon, daß allen Anlaß zu den Kriegen von allem Anfang an der alte Kaiser gegeben hat, daß er Veränderungen gern hat und daß ein solcher Wechsel für niemanden mehr leicht erträglich wäre und daß das Reich der Rhomäer von den Bürgerkriegen gänzlich erschöpft ist, so daß wir, wenn alles übrige gleich wäre und kein Unterschied zwischen euch beiden bestünde, es uns anhand der Situation gut überlegen und den besseren Herrscher wählen würden; wäre es nicht in diesem Fall angebracht, daß alle sich für dich aussprächen, nicht nur wegen der Milde und Großherzigkeit 134a , die du während der ganzen Zeit des Krieges an den Tag gelegt hast, sondern auch wegen deiner Tapferkeit und Kühnheit im Kampfe und weil das Reich der Rhomäer jetzt nicht nur einen erfahrenen und tüchtigen Feldherren, sondern auch einen, der einen großen Namen hat und in der Kriegskunst erprobt ist, braucht? Ich untersuche das Problem von allen Seiten und kann keinen zwingenden Grund finden, der mich überzeugt, daß du zurücktreten und die Herrschaft deinem Großvater überlassen mußt. Deshalb habe ich auch an dieser Beratung angelegentlich teilgenommen, damit das Allgemeinwohl nicht aus den Augen verloren wird. Wenn aber meine Ausführungen nicht genügen, um dich zu überzeugen, dann könntest du den Rat einsichtigerer / und erfahrenerer Berater einholen und so die richtige Entscheidung nicht verfehlen.» So sprach der Großdomestikos. Der Kaiser aber hüllte sich nach seiner Gewohnheit kurze Zeit in Schweigen, dann sagte er: «Ich kann nicht bestreiten, daß deine Worte vernünftig sind. Trotzdem glaube ich, wir müssen uns die Sache nochmal in aller Ruhe überlegen, ob wir nicht in der Zwischenzeit zu einer besseren Einsicht gelangen könnten.» Daraufhin billigte der Großdomestikos die Meinung des Kaisers, und so gingen sie zunächst auseinander. Am dritten Tag danach trafen sie sich aber wieder und wollten von einander wissen, ob ihnen in der Zwischenzeit etwas Besseres 75
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eingefallen sei. Da das nicht der Fall war, billigten sie das Ergebnis der vorigen Beratung. So wäre der alte Kaiser beinahe wieder in die Regierung des Reiches eingesetzt worden, wenn dieser Plan nicht vom Großdomestikos vereitelt worden wäre. Daran erinnerte sich damals der Kaiser 134b , als er erfuhr, daß sein Großvater Mönch geworden war, und gab dem Großdomestikos zu verstehen, daß dies nicht geschehen wäre, wenn sein eigener Plan verwirklicht worden wäre. Der Großdomestikos erwiderte, daß dies zwar nicht geschehen wäre, vermutlich aber etwas Schlimmeres und weitaus Schädlicheres. Als der Kaiser von seiner Krankheit vollständig genesen war, begab er sich von Didymoteichon nach Konstantinopel, um der allerreinsten Muttergottes der lebensspendenden Quelle [Zoodochos Pege], die eher Heil 135 als Wasser hervorquellen läßt und welcher auch er seine Heilung von der schweren Krankheit verdankte, seinen Dank abzustatten. Die Einwohner der Hauptstadt waren alle herausgekommen, um"den Kaiser zu begrüßen, sogar die Menschen / aus den umliegenden Dörfern und Städten waren in großem Gedränge bis nach Rhegion hinausgezogen, um den Kaiser zu begrüßen und ihm ihre Reverenz zu erweisen. War doch sein Anblick für alle nicht nur liebenswert, sondern wahrhaft staunenswert, da er gleichsam von den Toten auferstanden war. Der Kaiser ging durch das Gedränge bis zum Heiligtum der nieversiegenden Quelle, das vor der Stadt liegt. Und nachdem er Gott seinen Dank abgestattet hatte 136 , ging er zum Palast und verbrachte die folgenden sechzig Tage in Konstantinopel. Dann verließ er die Hauptstadt und besuchte die Städte Thrakiens. 21. Zu dieser Zeit überquerte eine berittene Streitmacht der Perser [Türken] den Hellespont und begann in Thrakien zu plündern l37 . Als der Kaiser das erfuhr, stellte er ein Heer auf, um gegen die Angreifer vorzugehen. In der Zwischenzeit aber war der größte Teil der persischen [türkischen] Streitmacht auf dem Rückweg nach Osten übers Meer übergesetzt. Tau:sendfünfhundert Mann ihrer Elitetruppen blieben jedoch in Thrakien. Der Kaiser griff sie an und besiegte sie, und dabei blieben sie alle auf dem Schlachtfeld. Einige Tage später erreichte den Kaiser die Nachricht aus dem Westen, daß eine Streitmacht der Triballer [Serben] sich vorbereite, Achrida, eine Stadt des Westens unterhalb des Berges Pieria [Pindos?]138, anzugreifen. Wenige Tage später umzingelten die Triballer die Stadt und belagerten sie, nachdem sie die Umgebung geplündert hatten. Als aber der Kaiser zu Hilfe eilte und die Triballer es erfuhren, hoben sie die Belagerung 76
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auf und kehrten nach Hause zurück; da zog der Kaiser in Achrida ein / und versorgte die Stadt so gut er konnte. Einige der benachbarten Festungen der Triballer eroberte er beim ersten Angriff. Auch traf er Maßnahmen für die anderen Städte des Westens und kehrte sodann nach Didymoteichon zurück. Michael aber, der König der Myser [Bulgarenzar], der sich wegen gewisser Streitigkeiten mit dem Kral der Triballer [Serben] verfeindet hatte, bereitete gegen diesen einen Feldzug vor 139 • Da er jedoch wußte, daß auch der Kaiser dessen Feind war, schickte er eine Gesandtschaft zu ihm und bat ihn, den Kral anzugreifen, der, von beiden in die Zange genommen, leicht aufgerieben werden könne. Da nun auch der Kaiser der Meinung war, daß die Gelegenheit günstig war, die Triballer für ihre Übeltaten gegen die Rhomäer zu bestrafen, versprach er Michael den Feldzug und fügte hinzu, auch ohne seine Bitte hätte er vorgehabt, mit dem Heer gegen die Triballer vorzugehen, da sie ihn zutiefst gekränkt hätten. Daraufhin stellte er eine Streitmacht auf und fiel nach den notwendigen Vorbereitungen über Pelagonia 140 ins Land der Triballer ein und verwüstete Teile davon. Eine Festung namens Butzunin nahm er beim ersten Angriff ein, Deuritza aber, Dubrunin, Kaballarios und Siderokastron 14 \ die ebenfalls feste Plätze waren, ergaben sich ihm kampflos. Michael aber zog mit seiner ganzen Streitmacht durch Paionien 142 gegen die Triballer [Serben] zu Felde und lagerte bei einer Ortschaft, die von den Einwohnern der Umgegend Belmasdin [Velbuzd]143 genannt wurde; dabei unterschätzte er den Gegner in der Annahme, daß er nicht wagen würde, ihn anzugreifen. Der Kral Stephan [Uros IH. Decanski] aber, der Herrscher der Triballer, der feststellen mußte, daß er von beiden Seiten von den Gegnern / bedrängt wurde, glaubte, wenn er seine Streitmacht teile, um beiden gegnerischen Herrschern entgegenzutreten, werde er nicht stark genug sein. Also zog er es vor, gegen den König der Myser [Bulgarenzaren] zu kämpfen, kam mit seiner gesamten Streitmacht144 und schlug sein Lager in geringer Entfernung von ihm auf, und zwar in einem günstigen Gelände, welches einen engen und schwer zugänglichen Zugang bot, den er von einer Abteilung seines Fußvolks bewachen ließ, damit niemand ihn durch den Engpaß angreifen könne. Nun nahmen die beiden Gegner durch Herolde Kontakt auf und, da sie unversöhnlich waren und miteinander kämpfen wollten, vereinbarten sie einen Waffenstillstand für den laufenden Tag, um erst am nächsten Morgen zu kämpfen. Da aber im Lager der Myser [Bulga-
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ren] die Lebensmittel ausgegangen waren, beschloß König [Zar] Michael, ein Aufgebot von Elitetruppen auszuschicken, um Lebensmittel zu holen. Daraufhin zerstreute sich der größte Teil der Truppe in den umliegenden Dörfern und machte sich an die Plünderung. Als der Kral aber sah, daß das Heer der Myser sich zerstreut hatte, hielt er die Gelegenheit für gekommen, Michael, der von ihm überlistet worden war, anzugreifen: unbekümmert um die Vereinbarung ließ er so schnell wie möglich sein Heer die Waffen anlegen und rückte dann mit seiner Streitmacht und dreihundert gepanzerten Alemannen [Katalanen]145 gegen die Myser vor. Als Michael den Angriff der Triballer [Serben] bemerkte, war ihm klar, daß er sich hatte überlisten lassen; gleichwohl ließ auch er sein Heer schnellstens die Waffen anlegen und führte es aus dem Lager zur Schlacht. Bevor es sich aber in Schlachtordnung aufstellen konnte, griffen die Triballer an, schlugen die Myser in die Flucht und trugen einen gewaltigen Sieg davon. Einen Teil von ihnen töteten sie während des Gefechtes, diejenigen aber, die sie gefangennahmen, entwaffneten sie und ließen / sie dann frei. Denn sie dürfen einander nicht zu Sklaven machen, da sie stammesverwandt sind. Der König [Zar] Michael aber, der eine tödliche Wunde davongetragen hatte, wurde noch lebend ins feindliche Lager gebracht, wo er nach kurzer Zeit starb 146 • Das Lager der Myser wurde von den Triballern vernichtet. Die zerstreuten Soldaten aber, die Lebensmittel holen sollten, hörten von der Niederlage ihres Königs. Sie wurden zum Teil einzeln eingeholt und getötet, die meisten von ihnen konnten sich jedoch durch die Flucht retten 147 . Nach seinem Sieg marschierte der Kral nicht gegen den Kaiser der Rhomäer, der ebenso gegen ihn im Felde stand und die Grenzstädte belagerte, sondern hielt sich in einer großen Entfernung von ihm im Lager; ob er es tat, weil er seine Streitmacht den Rhomäern für nicht gewachsen hielt und eine größere aufstellen wollte oder ob er etwas anderes im Sinn hatte, war nicht klar. Kurz darauf traf beim Kaiser die Meldung ein, daß die Mächtigen unter den Mysern nach dem Tode ihres Königs Michael, sei es, weil sie den Kral versöhnlich stimmen wollten, sei es aus einem anderen Grund, die Schwester des Kaisers [Theodora] und ihre Kinder verjagt und die Herrschaft über die M yser [B ulgaren] samt Königspalast der früheren Gattin Michaels 148 und Schwester des Krals Stephan [Neda-Anna] und ihren Kindern übergeben hätten. Daraufhin berief der Kaiser eine Versammlung ein und beriet sich mit seinen Würdenträgern über das erforderliche Vorgehen. Man faßte den Entschluß, das Unternehmen gegen die Triballer aufzugeben, da man 78
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wenig oder gar nichts werde / erreichen können, zum al der Kral jetzt von seinem Kampf gegen die Myser befreit war und die Angreifer seines Landes leicht abwehren konnte. Stattdessen wollte man so schnell wie möglich in Mysien [Bulgarien] einfallen, da ein solches Unternehmen große Hoffnungen weckte. Es sei nämlich kein geringer Anlaß zum Krieg, daß die Schwester des Kaisers aus der Herrschaft vertrieben worden sei, die doch mehr Rechte darauf habe, da die Schwester des Krals noch zu Lebzeiten Michaels verstoßen worden war. Nachdem man nun beschlossen hatte, den Rückzug anzutreten, versah der Kaiser die kürzlich eingenommenen Festungen mit Garnisonen, verbesserte den Zustand der anderen Grenzstädte bestmöglich und ließ eine Streitmacht unter dem Befehl des Syrgiannes zurück, der ohnehin Feldherr über den Westen war, mit dem Auftrag, die Triballer [Serben] abzuwehren, falls sie angreifen sollten. Dann brach er mit dem übrigen Heer auf und kehrte nach Adrianopel zurück. Einige Tage später sammelte er, was noch an Streitkräften der Rhomäer vorhanden war, fiel in Mysien [Bulgarien] ein und verwüstete das Land, so gut er konnte; von den Städten, die den Mysern untertan waren, brachte er Anchialos 149 , Mesembria, Aetos 15o , Ktenia, Rhosokastron und Diampolis ohne Blutvergießen in seine Gewalt; dann kehrte er nach Konstantinopel zurück. Während seines dortigen Aufenthaltes 151 war der Patriarchenthron von Konstantinopel vakant, weil der Patriarch Esaias kurz zuvor gestorben war 152 ; es schien ihm (dem Kaiser) dringend, den Patriarchenthron neu zu besetzen. Man begann eifrig nach einer geeigneten Person zu suchen, und es wurden verschiedene Persönlichkeiten / vorgeschlagen; der Großdomestikos aber gab dem Kaiser den Rat, den Presbyter Johannes [Kalekas] 153 zum Patriarchen ernennen zu lassen, der zwar Bürger von Apros war und aus einer unbedeutenden Familie stammte, für die kirchlichen Aufgaben aber besonders begabt schien. Deshalb hatte ihn der Großdomestikos in sein Gefolge aufgenommen, wo er als Priester diente. Als aber wenig später im kaiserlichen Klerus 154 eine Stelle vakant war, ließ er ihn dort aufnehmen, ohne ihm seine bisherigen Einkünfte vorzuenthalten, so daß er zusätzlich zu jenen ein Gehalt vom Kaiser erhielt. Auch dort bewährte er sich in den kirchlichen Aufgaben bestens und genoß deshalb die Gunst des Kaisers. Also billigte der Kaiser den Vorschlag des Großdomestikos und versprach, wenn möglich, seine Wahl durchzusetzen. Als man davon die anderen Erzpriester in Kenntnis setzte, waren diese alle, als ob sie sich miteinander verabredet hätten, dagegen und wollten nicht einmal davon hören. Als nun 79
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der Kaiser bei ihnen einen so großen Widerstand wahrnahm, beauftragte er den Großdomestikos mit der Angelegenheit. Ohne Zeit zu verlieren, berief dieser in der Kirche der ehrwürdigen Apostel Christi 154a eine Versammlung der Erzpriester ein, ergriff selbst das Wort und versuchte, die Anwesenden davon zu überzeugen, daß man den Presbyter Johannes zum Patriarchen wählen müsse. Diese aber erwiderten, daß so etwas weder gerecht sei noch vorteilhaft für die Kirche Gottes. Nachdem so von beiden Seiten verschiedene Ansichten zum Ausdruck gebracht worden waren, standen sie ohne sich zu einigen auf, wobei die einen behaupteten, / es sei nicht zu vertreten, daß jemand auf den höchsten Thron der Lehre Christi erhoben werde, der noch an den Dingen der Welt hänge und mit Frau und Kindern lebe, der Großdomestikos aber entgegnete, daß dies kein Hindernis sei, wenn er ansonsten tüchtig und für diese Würde geeignet sei, zumal er sich dieser Bande durchaus entledigen wolle. Schließlich löste der Großdomestikos die Versammlung auf mit der Aufforderung, man solle jetzt nach Hause gehen und sich von den großen Strapazen erholen, dann jedoch wieder zusammenkommen, um über dasselbe Thema zu beraten. So gingen sie auseinander, der Großdomestikos aber begab sich zum Kaiser und berichtete ihm, was er vorgebracht hatte, um die Erzpriester zu überreden, und welche Einwände sie erhoben hatten, und wie man schließlich vereinbart habe, daß man ein zweites Mal zur Beratung darüber zusammenkommen werde. N ach zehn Tagen befahl er ihnen, sich ein zweites Mal in derselben Kirche zu versammeln. Und nachdem alle zusammengekommen waren, verzichtete er darauf, sie mit den gleichen Argumenten überzeugen zu wollen (denn er wußte, daß er nichts erreichen würde), sondern versuchte, ihnen ihre Zustimmung durch eine List zu entlocken. Er sagte ihnen, es scheine ihm selbst nicht mehr das Richtige, sie überzeugen zu wollen, den Presbyter Johannes auf den Patriarchenthron zu erheben, zum al er ihnen willfährig sei und sie nicht zwingen wolle) etwas gegen ihren Willen und ihre Neigung zu tun. Man müsse jedoch überlegen, ob es gerecht sei, ihn auf den Bischofsthron einer anderen Stadt zu erheben. Dagegen könne jedenfalls kein Einspruch geltend gemacht werden, solange man nicht gegen seine Priesterwürde etwas vorzubringen habe. Die Erzpriester nun, die keinen Verdacht schöpften und nicht begriffen, daß sie sich in ihrem eigenen / NetzISS fangen würden, gaben gern ihre Zustimmung in dem Glauben, die Sieger zu sein, und votierten bereitwillig dafür, Johannes zum Erzbischof von Thessalonike zu ernennen. Nachdem nun darüber Übereinstimmung erzielt worden 80
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war, forderte der Großdomestikos sie auf, diesen Beschluß schriftlich festzulegen, worauf sie sogleich ein Dokument über die Abstimmung ausfertigten. Sobald der Großdomestikos dies in der Hand hatte, sagte er: «Dieses Dokument ist in jeder Hinsicht ordnungsgemäß entstanden, und ich bin euch dafür sehr dankbar. Doch etwas anderes möchte ich von euch wissen: Wenn der Kaiser fragt: 'Die Erzpriester haben lange beraten und beschlossen, daß es rechtens sei, den Presbyter Johannes zum Erzbischof zu ernennen; dabei tauchte kein möglicher Hinderungsgrund auf, sondern er ist von allen einstimmig dieses heiligen Amtes für würdig befunden worden; warum könnte er dann nicht auch auf den Patriarchenthron erhoben werden, zumal dies mein Wunsch ist?) Wenn er diese Frage stellt, was werden wir ihm antworten, oder welche plausible Rechtfertigung werden wir vorbringen? Das möchte ich jetzt von euch wissen.» Darauf antworteten sie: «Wir haben doch einen Beschluß gefaßt, nach welchem Johannes zum Erzbischof von Thessalonike oder einer anderen Stadt erhoben werden soll, keineswegs aber zum Patriarchen.» «Dieser Beschluß aber muß auch einen triftigen Grund haben», sagte der Großdomestikos. «Sollte der Patriarch allein als Gabe des Himmels eine besondere Gnade 156 oder Kraft erhalten, die den anderen Bischöfen vorenthalten bleibt, dann leuchtet der Beschluß ein. Wenn dies aber nicht der Fall ist, sondern die Gabe des Himmels allen Bischöfen, egal ob sie nun eine größere oder eine kleinere Stadt betreuen, gleichermaßen zukommt, / während die Ehren und der Glanz des Bischofsthrones vom Kaiser abhängig sind, der sogar dem Bischof einer kleinen Stadt, wenn er würdig befunden wurde, den Thron einer größeren zuweisen kann, warum sollen wir uns hier unnötig bemühen, indem wir nichtige und leicht widerlegbare Rechtfertigungen ersinnen und dabei den Eindruck erwecken, bewußt gegen den Kaiser Stellung zu nehmen? Dem Willen des Kaisers dürft ihr euch nicht widersetzen, sondern müßt eure Streitsucht erheblich dämpfen und ihm willfährig sein und seinem Wunsch gemäß entscheiden, zumal dieser dem Recht und der Vernunft nicht merklich zuwiderläuft. Dabei lasse ich meine Person ganz aus dem Spiel, wenngleich es sein könnte, daß auch ich euren Dank verdiene.» Nach diesen Worten begriffen die Erzpriester, wenn auch mit Mühe, daß sie in ihren eigenen Schlingen gefangen worden waren 157 und daß sie ihre Entscheidung nicht zurücknehmen konnten. Sie sahen einander an wie Leute, die sich hatten übertölpeln lassen; nichtsdestoweniger wählten sie wider Willen Johannes zum Patriarchen, nachdem der Großdomestikos zuvor
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lange mit jedem einzelnen von ihnen sowie mit ihnen insgesamt gesprochen hatte. Die einen hatte er darauf hingewiesen, daß sie ihm doch bisher wohlgesonnenwaren, die anderen aber, daß sie ihn noch brauchten, hochgestellt wie er sei, und in Zukunft gewiß freundliche Beziehungen zu ihm hab~n wollten. So wurde Kalekas durch die angestrengten Bemühungen des Großdomestikos - denn kein anderer außer ihm hätte die Erzpriester überreden können - zum Patriarchen gewählt und kurze Zeit darauf ordiniert 158 • 22. Nachdem nun der Kaiser sich lange genug in Konstantinopel aufgehalten hatte, verließ er die Hauptstadt und begab sich in die Städte Thrakiens. Während er dort weilte, wurde ihm gemeldet, daß eine berittene Streitmacht der Perser [Türken] 159 den Hellespont überquert und sich dann in zwei Abteilungen geteilt habe, von denen die eine die Umgebung der thrakischen Städte Kissos 16o , / Polyboton 161 und Akonite 162 plündere, während die andere sich nach Rhaidestos in Marsch gesetzt habe. Der Kaiser brachte ein möglichst großes Heer auf und eilte Rhaidestos zu Hilfe. Hier stieß er auf die Truppen des Feindes, die jene Gegend plünderten, und erfocht einen Sieg, wobei die einen getötet, die anderen gefangengenommen wurden, und nur wenige, die man zählen konnte, zu entkommen vermochten. Als nun die Perser [Türken] der anderen Abteilung, die bei Polyboton operierte, erfuhren, daß der Kaiser mit ihren Landsleuten als Gefangenen auch gegen sie anrücke, nahmen sie schnell die Beute und alle Rhomäer, derer sie habhaft geworden waren, und setzten in den Osten über. Der Kaiser traf zu spät ein und verpaßte sie. Syrgiannes 163 aber, der vom Großdomestikos zum Feldherrn über den Westen ernannt worden war, als der Kaiser an jenem schweren Leiden erkrankte, war zunächst wohlgesonnen und zeigte sich dankbar; als er aber hörte, daß der Großdomestikos ihn nach der Genesung des Kaisers habe entlassen wollen und daß der Kaiser ihn davon abgehalten hatte, was bare Lüge war, vergaß er alle Wohltaten, die er in der Vergangenheit vom Groß-. domestikos erfahren hatte, und von Wut ob des Geredes gegen ihn ergriffen, machte er sich daran, eine Gefolgschaft 164 um sich zu sammeln und die Leute für sich zu gewinnen, in dem Glauben 164a , daß der Großdomestikos kaum in der Lage sein werde, ihm nach Belieben zu schaden, wenn er eine hinreichend starke Schar von vielen Freunden und Anhängern um sich habe. Danach strebte er mit aller Kraft, und niemand wußte von seinem Plan, außer seinen engsten Vertrauten. Geraume Zeit blieb er in seinem 82
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Bestreben unbemerkt, doch dann zeigte ihn einer der / Mitwisser beim Großdomestikos an. Dieser verurteilte zwar seine große Undankbarkeit und sein Vergessen aller Wohltaten, da er sich jedoch bemühte, stets der gleiche zu sein, sich selbst treu und in seinen guten Vorsätzen unbeirrbar, sah er davon ab, etwas Feindseliges gegen ihn zu planen oder zu unternehmen. Auch in anderer Hinsicht vermied er jeden Zusammenstoß mit ihm und beließ ihm sein hohes Amt als Statthalter des Westens auf erhebliche Dauer. Syrgiannes aber, der sich die Zuverlässigkeit seiner Freunde sichern wollte, verlangte Eide von ihnen und leistete auch selbst solche. Dabei wurde eidlich folgende Vereinbarung getroffen: Syrgiannes und der Soundso sollten treue Freunde bleiben und keiner dürfe, komme was da wolle, den anderen verraten; sollte aber der Kaiser auf irgendeine Weise ums Leben kommen, dann dürfe nicht jeder tun, was er für gerecht und nützlich halte, sondern sie sollten sich gemeinsam beraten und die Entscheidung, die Syrgiannes dabei treffen werde, in die Tat umsetzen, und ihm ohne Widerspruch unbedingten Gehorsam leisten, wie einem, der für das Gemeinwohl Sorge trage. Soweit die Vorgeschichte. Als aber geraume Zeit danach der Kaiser sich mit vielen hohen Würdenträgern, darunter auch Syrgiannes, auf der thrakischen Chalkidike 165 aufhielt, ergriff der Großpapias Arsenios Tzamplakon 166 vor dem Kaiser das Wort und beschuldigte Syrgiannes des Treuebruchs mit der Versicherung, daß er ihn vor Gericht überführen werde. Bevor nun der Kaiser etwas sagen konnte, erwiderte Syrgiannes, Tzamplakon verleumde ihn mit Lügen und er sei in der Lage, dies / einwandfrei zu beweisen. Der andere erwiderte, Wortgezänk und erlogene Anschuldigungen hätten keinen Sinn, lieber solle jeder vor Gericht die Gelegenheit erhalten, seine Behauptungen zu beweisen. Der Kaiser hüllte sich, als er dies hörte, einige Zeit in Schweigen; denn bis zu diesem Zeitpunkt hatte er nichts über Syrgiannes erfahren. Dann aber sagte er, es sei ihm äußerst unangenehm, solche Worte zu hören; er wolle nämlich keineswegs, daß die einen Untertanen des Treuebruchs angeklagt würden und die anderen als Ankläger aufträten, sondern daß alle ihm wohlgesinnt seien und keiner gegen andere einen Vorwurf erhebe. Da nun aber eine solche Anschuldigung erhoben worden sei, dürfe man nicht so verfahren, daß man sie als glaubwürdig akzeptiere noch als unglaubwürdig zurückweise, sondern müsse die Sache untersuchen, um die Wahrheit herauszufinden. «Es wäre mir lieber», sagte er zum Schluß, «daß Tzamplakon im Übereifer die Un-
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wahrheit gesagt hat, als daß du die Schuld auf dich geladen hast, die er dir zuschreibt.» Syrgiannes bat daraufhin den Kaiser, ihm nur sein Recht zu gewähren undihn nicht wegen dieser gegenstandslosen Verleumdung verurteilen zu lassen; diese erdichteten und erlogenen Worte beunruhigten ihn keineswegs, da er leicht und ohne Mühe ihre Unwahrheit beweisen werde. Der Kaiser antwortete darauf, es sei auch sein Wunsch, daß er die Anklage widerlege und sich in keinem Punkt als schuldig erweise; eine ungerechte Entscheidung gegen ihn werde er jedoch auf keinen Fall treffen, nicht nur, wenn er, wie gegenwärtig, um sein Leben kämpfe, sondern auch wenn er für eine Kleinigkeit vor Gericht gestellt werden sollte. Darauf befahl er Tzamplakon, seine Vorwürfe gegen Syrgiannes kundzutun; denn er hatte nichts davon gewußt. Tzamplakon fing mit der Vorgeschichte der ganzen Angelegenheit an und trug die / folgende Anklage gegen Syrgiannes vor: «Dieser Syrgiannes hier, mein Kaiser, machte es sich, als er mit der Statthalterschaft des Westens beauftragt wurde, zu seiner allerwichtigsten Aufgabe und bemühte sich mit größtem Eifer darum, sich mit einer Gefolgschaft zu umgeben und womöglich alle Leute zu seinen persönlichen Vertrauten und Freunden zu machen. Wir haben natürlich seine Bestrebungen sofort bemerkt, dachten aber zunächst, daß er nach Ruhm und Lob strebe, worauf doch Männer, die für erfolgreich gelten, am meisten erpicht sind, und deshalb haben wir seine Handlungen nicht ernstgenommen. Als wir aber mit der Zeit feststellten, daß seine diesbezüglichen Bemühungen weiter reichten, als es schicklich war, kam uns der Verdacht, daß er nicht um seines Ansehens willen dies alles betreibe, sondern aus einem anderen, tiefer verborgenen Grunde, weshalb wir seine Taten mit größerer Aufmerksamkeit verfolgten. Und als uns im Zuge unserer Nachforschungen gemeldet wurde, daß Syrgiannes mit seinen Gefolgsleuten nicht lediglich unschuldige Freundschaften schließe, sondern daß wechselseitig Eide 167 geleistet und unbedingte Treue verlangt werde, da sahen wir uns in unserem Ver"" dacht bestätigt, daß er eine große Untat vorbereite, und wir versuchten herauszufinden, unter welchen Bedingungen die Eide geleistet wurden. Von Gewährsleuten, die eingeweiht waren, wurde uns berichtet, daß die Eide zunächst die Befestigung der Freundschaft mit seinen Gefolgsleuten sowie die Verfolgung der beiderseitigen Interessen auf jegliche Weise bezweckten; ferner aber sei vereinbart worden, daß, wenn der Kaiser aus irgendeinem Grund sterben sollte, nicht jeder das betreiben sollte, was er für nützlich erachte, sondern daß nach gemeinsamer Beratung die Entscheidung / des 84
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Syrgiannes in die Tat umgesetzt werden sollte. Zur Bestätigung meiner Aussage werde ich Zeugen anführen. Darüber kannst du natürlich selbst urteilen und eine Entscheidung treffen, mein Kaiser; ich halte es jedenfalls für äußerst merkwürdig, daß jemand, der unter einem Kaiser dient und ihm Treue gelobt hat, solche Machenschaften betreibt. Von meinen Vorfahren habe ich gelernt, daß solche Wagnisse von seiten der Untertanen auf nichts anderes als auf Treuebruch und Abfall hinweisen. Deshalb wollte ich dies alles nicht schweigend hinnehmen, sondern hielt es für meine Pflicht, ihn vor dir anzuklagen, da ich glaube, daß man keine geringere Schuld auf sich lädt, wenn man Mitwisser solcher Untaten ist, als wenn man Mitverschwörer ist.» Nachdem nun Tzamplakon so gesprochen hatte, beteuerte Syrgiannes, daß er ihm Unrecht tue und ihn verleumde und daß er diese falschen Anschuldigungen und Lügen erdichtet habe, um eine alte Rechnung mit ihm zu begleichen; als nämlich die Söhne 168 Tzamplakons vom Kaiser abgefallen waren, sei Syrgiannes mit einer Streitmacht gegen sie geschickt worden, ihrer habhaft geworden und habe sie in Fesseln dem Kaiser übergeben. Tzamplakon erwiderte, ihn kümmerten seine Söhne wenig oder überhaupt nicht, da sie weder sein Ansehen erhöhen könnten, wenn sie tugendhaft seien, noch ihm Schande zufügen, falls sie sich einen üblen Ruf zuzögen; der Kaiser werde zu entscheiden haben, welche Behandlung sie verdienten, da sie seine Untertanen seien. Daß er aber aus Feindschaft gegen Syrgiannes die Anklage erhoben habe, gebe er gerne zu; denn er könne nur sein Feind sein, nachdem dieser dem Kaiser die Treue gebrochen habe. Er bat dann den Kaiser, keinem von ihnen zu erlauben, nach Hause zu gehen, vielmehr solle man an Ort und Stelle bleiben, / bis er seine Zeugen herbeigerufen habe, die seine Anklage bestätigen und eindeutig beweisen würden, daß er keine erfundenen Beschuldigungen und keine Verleumdung vorgetragen, sondern nichts anderes als die Taten des Syrgiannes enthüllt habe. Der Kaiser fand die Forderung Tzamplakons gerecht und gab den Befehl, daß es so geschehen solle. Und als Syrgiannes gleichfalls verlangte, Zeugen vorladen zu dürfen, die ihn als unschuldig und Opfer einer Verleumdung erweisen würden, erlaubte er auch ihm, alles zu unternehmen, was zur Herausfindung der Wahrheit beitragen könne. Beide schickten also ihre Leute aus, um die Zeugen für den Prozeß herbeizuholen. Sie selbst aber blieben beim Kaiser und bereiteten sich auf die Verhandlung vor. 23. Während der folgenden Nacht aber, gegen Mitternacht, kam Syr85
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giannes in das Haus des Großdomestikos und bat ihn, nicht zuzulassen, daß er wegen einer Verleumdung die höchste Strafe erleide, sondern seine schützende Hand über ihn zu halten und auf ihn nicht wegen jener Verfehlung in der ihm drohenden Gefahr keine Rücksicht zu nehmen, sondern ihm ~eine Unterstützung zu gewähren. Er gebe zu, daß er sich ihm gegenüber etwas habe zuschulden kommen lassen, zumeist verführt durch bösartige, verderbte und lügnerische Menschen; er zeihe sich dessentwegen großer Undankbarkeit und überlasse es dem Großdomestikos, ihm eine beliebige Strafe aufzuerlegen. Dem Kaiser gegenüber sei er sich jedoch keiner Schuld bewußt, sondern das Opfer einer blanken Verleumdung. Deshalb bitte er den Großdomestikos, ihm seine Verfehlung und Undankbarkeit zu verzeihen und ihn vor dem zu erwartenden Unheil zu retten. Seinerseits werde er ihm durch jeden gewünschten Eid / versichern, daß er ihm zeit seines Lebens niemals Böses zufügen, sondern ihm in jeder Hinsicht zu willen sein werde. Um solches bat also Syrgiannes, worauf der Großdomestikos ihn ermutigte und versicherte, daß er seiner Rechte nicht beraubt werden solle und wegen einer Verleumdung keine Strafe zu befürchten habe; denn weder werde der Kaiser je einen Menschen aufgrund einer Verleumdung verurteilen, noch werde er selbst es zulassen. «Dein Angebot aber», fuhr der Großdomestikos fort, «im Falle einer Unterstützung in der gegenwärtigen Situation mir eidlich zu versprechen, zeit Lebens mir zu willen zu sein und niemals unbillig zu verfahren oder meine Wohltaten zu vergessen, deucht mich nichts anderes als ein unmögliches Ansinnen. Wenn du nämlich bisher weder früher noch später deinen Freunden gegenüber anständig gewesen bist, sondern immerzu aus geringfügigem und minderem Grund oder ohne jeden Anlaß deine Meinung änderst und unstet wie der Euripos169 bist, wie verdienst du es, daß man dir traut, wenn du in Zukunft Treue versprichst? Wir sind, wie du weißt, seit unserer Kindheit Freunde, und ich habe mich stets bemüht, dir keinen Grund zur Trennung oder Störung unserer Freundschaft zu geben. So habe ich, mit der Hilfe Gottes, die gleiche Einstellung zu dir bis heute bewahrt; du aber hast dich plötzlich mehr als einmal, ohne daß du mir etwas vorzuwerfen hattest, nicht als Freund oder Vertrauter, sondern als Feind erwiesen und nach Möglichkeit nichts unterlassen, was mich kränken könnte. Dir deshalb jetzt Vorwürfe zu machen, scheint mir unzeitgemäß, da ich dieses dein Verhalten vergessen habe. Und als du neuerdings auf Befehl des älteren Kaisers mit dem Eisen am Hals im Ge86
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fängnis eingesperrt warst und keine Hoffnung / auf Befreiung aus deiner schlimmen Lage hattest, habe ich an deine Undankbarkeit nicht einmal gedacht, sondern mich stattdessen wie gewohnt an meine Freundschaft und Vertrautheit mit dir gehalten und dir als echter Freund mit Rat und Tat geholfen, wovon du gewiß nie geträumt hättest und was du nie geglaubt hättest, wenn du es von einem Dritten erfahren hättest. Trotz der wiederholten Vorwürfe, die ich von der Kaiserinmutter wegen dieser Unterstützung hören mußte, habe ich dich aus dem Gefängnis und dem Halseisen befreit, wobei der Kaiser aus keinem anderen Grund, als weil ich es wünschte, eingewilligt hat. Aber auch von den öffentlichen Zuwendungen hast du durch meine Unterstützung viel profitiert, da ich dir jährliche Abgaben aus Ländereien verschafft und dich zum Statthalter mehrerer Städte ernannt und dich auch mit meinem Privatvermögen finanziell unterstützt habe. Dies alles jetzt aufzuzählen, wäre unedel und keinesfalls meinem Charakter angemessen; die Ereignisse selbst können dich belehren, was für einen Freund du durch deinen schlechten Charakter verloren hast und wie du ihn durch dessen eigene Großherzigkeit wieder zu gewinnen vermochtest. Schließlich habe ich dich von einem kleinen und unbedeutenden Amt zur Statthalterschaft des gesamten Westens aufsteigen lassen. Für all dies hast du mich auf eine erstaunliche Art und Weise, die ganz zu dir paßt, entlohnt. Denn statt mich mit Wort und Tat für deinen Wohltäter, Retter und Beschützer zu erklären, hast du genau das Gegenteil getan und dich wie gegen einen Feind, durch den du großes Unrecht erlitten hast, gerüstet und hast zahlreiche Gefolgsleute gesammelt, um dich, wenn ich dir, wie früher, Unrecht zufügte und dir Böses täte, mit Hilfe der vorbereiteten / Truppe verteidigen zu können. Dadurch hast du dich, wie deine Ankläger erklären, in einen weit schlimmeren und tieferen Abgrund gestürzt. Und jetzt, da du eingesehen hast, in welches Unheil dich deine Torheit getrieben hat, kommst du hierher und erzählst mir einzig das, was dir geeignet erscheint, um dich aus der gegenwärtigen Klemme zu befreien. Ich werde dir aber erklären, ohne etwas zu verheimlichen, welche Haltung ich dir gegenüber einzunehmen gedenke und was ich tun werde. Ich betrachte dich nicht als meinen Freund und bin nicht bereit, für dich etwas zu tun, wie es gegenüber Freunden gebührt, noch stehe ich dir als Feind gegenüber, der dir mit allen Mitteln zu schaden sucht. Doch solange du vor Gericht stehst und dich gegen die Anklage verteidigst, werde ich mich in tiefes Schweigen hüllen und kein Wort verlauten lassen; solltest du dabei über deine Ankläger 87
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obsiegen und der Verurteilung entkommen, werde ich mich auch damit zufrieden geben und keineswegs neidisch sein, wenn dir Gerechtigkeit zuteil wurde; solltest du aber der große Verlierer sein und des Unrechts überführt werden, und ist dies auf unzulängliche Verteidigung zurückzuführen oder auf Verleumdung von seiten der Ankläger oder auf irgend eine Weise sonst, dann werde ich gerne für dich Partei ergreifen und deine ungerechte Verurteilung nicht hinnehmen, und zwar nicht so sehr deinetwegen, sondern der Gerechtigkeit zuliebe. Solltest du aber zu Recht überführt werden, erwarte keine Hilfe von mir. Seitdem du nämlich meine Freundschaft zurückgewiesen hast und es vorzogst, feindselige Handlungen vorzunehmen, habe auch ich aufgehört, dich als Freund zu betrachten, wobei ich zugleich meinem alten Prinzip treu bleibe, keinem ein Feind zu sein, und so bin ich bisher auch deiner nicht und werde es auch in Zukunft nicht sein. Ich werde dich also, wie gesagt, nicht deinem Schicksal überlassen, wenn dir Unrecht getan wird, / noch dich aus der Gefahr retten, wenn du Unrecht begangen hast. Dementsprechend handle, da du einsichtig und erfahren bist in Wort und Tat, wie du es für richtig hältst.» Diese Worte versetzten Syrgiannes sogleich in nicht geringe Beunruhigung, da er glaubte, bereits in äußerster Gefahr zu schweben. Nichtsdestoweniger unternahm er noch einmal den Versuch, den Großdomestikos zu bewegen, seinen Zorn gegen ihn beizulegen und dem erwarteten Unheil Einhalt zu gebieten. «Ich hatte gedacht», sagte er, «daß du mich nur mit Worten für meine Verfehlungen bestrafen würdest und mich nicht wegen meiner Kleinmütigkeit, die du mir bereits früher des öfteren verziehen hast, jetzt meinen Verleumdern ausliefern würdest. Schon sehe ich meinen Untergang vor mir, der ganz und gar unvermeidlich ist. Wenn ich nämlich zu der klaren Überzeugung komme, daß ich mit meiner Bitte, von deinem Zorn gegen mich abzulassen und mich wieder wie früher unter deinen Schutz zu nehmen, dich nicht umstimmen kann, dann habe ich nur noch das größte Unheil zu erwarten.» Der Großdomestikos erwiderte darauf, es habe wenig Sinn, lange Worte darüber zu verlieren. Er habe soeben in kurzen Worten seine Meinung kundgetan und wolle nun nicht minder dasselbe tun. «Nimm es mir nicht übel», sagte er, «wenn ich mit einem Vergleich meine Worte erläutere. Ich komme mir vor wie ein sicherer Hafen, an einem festen Felsen gelegen, du aber bist wie ein Schiff 169a , das sein Tau am Felsen befestigt hat und sich langer Windstille erfreute; da es aber glaubte, wenn es das Tau losmache, werde es größeren Gewinn erzielen, stach es in See,
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geriet jedoch / in einen Seesturm. Da aber erkannte es deutlich seine Torheit und bat den Felsen, in die offene See herauszukommen und es aus dem Sturm zu retten; dieser aber erwiderte, es verlange Unmögliches; falls es die Windstille des Hafens brauche, solle es zu ihm kommen und die Haltetaue festmachen. Dies solle es nicht mit Worten, sondern mit Taten ausführen; denn die Worte nutzten nichts, solange das Schiff selbst nicht tatsächlich in den Hafen einlaufe.» So brauche auch Syrgiannes von ihm derzeit keine Gefahr zu befürchten noch könne er Hilfe erhoffen; wenn er aber in Zukunft seine Zuneigung durch Taten unter Beweis stelle (denn seinen Worten glaube er nicht mehr, da sie sich mehrmals als leere Behauptungen erwiesen hätten), dann werde er auch seinerseits seine Pflicht tun. Nach diesem Wortwechsel ging Syrgiannes weg, bekümmert, weil er den Großdomestikos nicht dazu bringen konnte, sich seiner anzunehmen. 24. Der Kaiser aber brach von Chalkidike auf und gelangte nach Konstantinopel. Ihm folgten Syrgiannes und Tzamplakon, da der Prozeß in der Hauptstadt stattfinden sollte. Nach kurzer Zeit fanden sich dort auch die Zeugen der beiden Prozeßgegner ein. Als der Kaiser hierüber informiert wurde, ließ er die Gerichtsverhandlung anberaumen. Währenddessen wurde aus Bithynien gemeldet, daß Orchan, der Herrscher der dortigen Perser [Türken], Nikomedeia 170 , eine große und volkreiche Stadt am Astakenischen Meerbusen, mit einem großen Heere / umzingelt habe und mit Hilfe von Belagerungsmaschinen bedränge. Daraufhin beschloß der Kaiser, so schnell wie möglich zu Hilfe zu eilen. Er ließ Reiterei und Fußvolk nicht nur auf Kriegs-, sondern auch auf Handelsschiffe bringen und fuhr nach Nikomedeia, um die Stadt aus der Gefahr zu befreien. Während seine Flotte noch unterwegs war und gerade in Nikomedeia anlegen wollte, schickte Orchan eine Gesandtschaft zu ihm und erwies ihm zunächst seine Reverenz; dann ließ er dem Kaiser mitteilen, daß er den Krieg beilegen wolle, falls auch er dieser Meinung sei; wenn er aber kämpfen wolle, sei auch er dazu bereit. Der Kaiser erwiderte seinen Gruß und antwortete ihm, er könne nicht leugnen, daß er kampfbereit angekommen sei, da die Tatsachen es deutlich machten. Wenn Orchan jedoch den Krieg beilegen und Frieden schließen wolle, sei auch er bereit, diese Lösung zu akzeptieren. So wurden von Gesandten (denn die beiden Herrscher trafen nicht zusammen) Friedensgespräche 171 geführt, und nachdem Übereinstimmung erzielt war, schlossen sie einen Friedensvertrag, der besagte, daß Orchan ein Freund des Kaisers sein wolle und die östlichen Städte, die noch den Rhomäern unter89
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tan waren, nicht feindlich behandle. Dann tauschten sie Geschenke aus, wobei Orchan dem Kaiser Pferde, Jagdhunde, Teppiche und Pantherfelle schickte, dieser aber dem türkischen Herrscher silberne Trinkgefäße, Stoffe, nicht nur aus Wolle, sondern auch aus Seide, sowie eine kaiserliche Satteldecke (?)172, wie sie die Satrapen [Herrscher] der Barbaren stets besonders schätzen und als Ehrung und Zeichen der Freundschaft betrachten. So freute sich auch Orchan damals viel mehr darüber als über die anderen Geschenke und brachte dem Kaiser seinen Dank dafür zum Ausdruck. / Anschließend brach Orchan auf und begab sich nach Hause, der Kaiser aber ging an Land und hielt sich sieben Tage in der Gegend auf (denn er war an jenen Orten noch nicht gewesen)173, ließ alle Lebensmittel an Bord nach Nikomedeia bringen und kehrte sodann mit der ganzen Flotte nach Konstantinopel zurück. Dort ließ er unverzüglich den Prozeß gegen Syrgiannes in Gang bringen. Tzamplakon wiederholte dabei seine früheren Anschuldigungen und bot Zeugen für seine Behauptungen an, Syrgiannes aber brachte gleichfalls Zeugen bei, die seine Verteidigung stützen sollten. Es schien allerdings, als habe er keine starken Argumente, sondern seine Beweise waren wirr, und er machte einen kläglichen Eindruck. Der Kaiser nun und die anderen anwesenden Senatoren prüften die Worte der beiden Prozeßgegner und versuchten, aus ihren Argumenten die Wahrheit herauszufinden. Der Großdomestikos aber sagte kein Wort, sondern hörte sich schweigend die Ausführungen an. Drei- oder viermal kam das Gericht zusammen und verhandelte über die Angelegenheit. Als Syrgiannes aber sah, daß Tzamplakon die besseren Erfolgschancen hatte 174, entschloß er sich, den Prozeß hinauszuzögern. Daher bat er den Kaiser um einen Aufschub des Prozesses, weil er neue Entlastungszeugen beibringen wolle, um so einer Verurteilung zu entgehen. Der Kaiser gab seinem Antrag bereitwillig statt und forderte ihn auf, jede beliebige Maßnahme, von der er sich Hilfe für seinen Prozeß verspre-. che, sofort für sich zu nutzen. Tzamplakon aber machte dem Gericht Vorwürfe und hielt es für eine Schande, wenn / Syrgiannes unter dem Vorwand, Zeugen beizubringen, die Flucht ergreife und sich so der Verurteilung entziehe. Denn es gebe für ihn keinen anderen Grund zum Aufschub des Prozesses; er verfüge nämlich über keine anderen oder besseren Zeugen als diejenigen, die er bereits beigebracht habe. Auch bat er den Kaiser, falls er nicht Syrgiannes begünstigen wolle, sie beide ins Gefängnis zu werfen und unter Bewachung zu stellen, bis die Zeugen des Syrgiannes einträfen. Als
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der Kaiser meinte, das Verlangen des Tzamplakon sei gerecht, sagte Syrgiannes: «Es schickt sich nicht, ohne jeglichen Grund die Plagen des Gefängnisses ertragen zu müssen, obwohl wir beide die Möglichkeit haben, uns stattdessen zu Hause zu erholen und dafür Bürgen 175 zu stellen, daß wir keinen Fluchtversuch unternehmen.» Da man der Meinung war, daß dieser Vorschlag Sicherheit gewährleiste, forderte der Kaiser die Prozeßgegner auf, ihre Bürgen zu benennen, und löste die Gerichtssitzung auf. Am nächsten Tag aber suchte Syrgiannes den Großdomestikos zuhause auf und sprach zu ihm folgendermaßen: «Was du mir auf der Chalkidike versichert hast, hat sich ganz bewahrheitet. Schon früher habe ich darauf vertraut, aber jetzt haben die Tatsachen es erwiesen. Es ist offenkundig, daß du während des Prozesses weder mit Worten noch mit Taten etwas gegen mich unternommen hast. Da ich jedoch in so großer Gefahr bin, hättest du mich nicht im Stich lassen sollen. Und jetzt, da ich dringendst Hilfe brauche, bitte ich dich, mich nicht meinem Schicksal zu überlassen, sondern meine früheren Verfehlungen zu verzeihen und mir nach Kräften zu helfen.» Dann bat er ihn, sich für ihn zu verbürgen, bis er die Zeugen für seine Verteidigung herbeigeholt habe. Der Großdomestikos versprach, seine Bitte gern zu erfüllen, worauf Syrgiannes sich herzlich bedankte und wegging. Am selben Abend / aber verließ er in aller Heimlichkeit die Hauptstadt, ohne Bürgen zu benennen, und setzte nach Galata 176 über, wo er in einem sicheren Versteck untertauchte. Als sich nun das Gerücht verbreitete, daß Syrgiannes entflohen sei, wurde mit allen Kräften nach ihm gefahndet, und man suchte nach ihm überall. Da die Suche jedoch ergebnislos blieb, dachte der Kaiser, man werde ihn aus Nachlässigkeit womöglich noch entkommen lassen, und nahm die Fahndung selbst in die Hand. Er begab sich mit so vielen Rhomäern als er gerade mitnehmen konnte, nach Galata und, da die Lateiner nichts dagegen einzuwenden vermochten, ließ er ihre Häuser eins nach dem anderen durchsuchen. Syrgiannes blieb jedoch unsichtbar, als ob er die Kappe des Hades l77 aufgesetzt hätte. Er hielt sich indessen in einem verfallenen l77a Haus in Galata versteckt, das wegen seines Zustandes nicht durchsucht wurde, obwohl der Kaiser in dessen Nähe verweilte, während die anderen Häuser durchsucht wurden. Nachdem nun der Kaiser die Suche als ergebnislos abgebrochen und sich entfernt hatte, bestieg Syrgiannes ein Schiff, das nach Euboia 178 fuhr. Dorthin reiste er zunächst. Dann begab er sich über Lokris und Akarnanien zu den AIbanern 179 , die als unabhängige Nomaden in Thessalien beheimatet sind,
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und wurde von ihnen freundlich empfangen aufgrund einer alten Freundschaft, die er mit ihnen geschlossen hatte, als er Statthalter des Westens war. Diese versahen ihn mit Führern, und so gelangte er als Flüchtling zum Kral der Triballer [Serben]. Ihm versprach er, viele Städte der Rhomäer unter seine Botmäßigkeit zu bringen. Der Kral gewährte ihm gern Asyl, zum einen da er als Schutzflehender zu ihm gekommen war, zum andern weil er hoffte, durch ihn den Rhomäern großen Schaden zuzufügen. Er erfüllte großzügig alle seine sonstigen Wünsche und stellte ihm eine Streitmacht in der gewünschten Größe zur Verfügung, um die den Rhomäern untertänigen Städte zu unterjochen. Syrgiannes / eroberte nun viele sonstige kleinere Städte sowie Kastoria, eine große Stadt in Botiaia 18o • Als der Kaiser von dem Aufruhr erfuhr, den Syrgiannes im Westen ins Werk gesetzt hatte, hielt es ihn nicht mehr, sondern er verließ Konstantinopel und begab sich nach Didymoteichon, wo er ein Heer aufstellte, um einen Feldzug in den Westen zu unternehmen. 25. Während nun der Kaiser mit der Aufstellung des Heeres beschäftigt war, kam Sphrantzes Palaiologos 18 1, einer der Senatoren, dessen Adel nicht gerade der allerglänzendste war, nachts zu ihm und erklärte, er sei sich vieler strafbarer Verfehlungen bewußt. Gleichwohl sei ihm vom Kaiser statt Strafe nur Vergebung und Gnade zuteil geworden, wofür er seinerseits sich zu revanchieren und seinem so edlem Herrn seine Dankbarkeit zu zeigen wünsche. Weil sich jedoch keine Gelegenheit dazu geboten habe, sei es bis jetzt beim guten Willen geblieben. Da jedoch die gegenwärtige Lage Taten zu ermöglichen scheine und da es an treuen und wohlgesinnten Dienern fehle, sei er zum Kaiser gekommen und bitte darum, ihn in dem Kriege gegen Syrgiannes nach Gutdünken einzusetzen. Er sei bereit, nicht nur durch viele Mühen seine Opferbereitschaft und seinen Eifer an den Tag zu legen, sondern sogar sein Leben zu opfern für die Ziele des Kaisers. Darauf erwiderte der Kaiser: «Für deine früheren Verfehlungen, die freilich nicht gering sind, jetzt Abbitte leisten zu wollen, geht nicht an, da sie dir längst vergeben sind. Doch jetzt willst du aus Wohlgesonnenheit von Herzen eine Aufgabe für mich übernehmen, / und deshalb ist es recht und billig, daß du nicht nur meine Gunst und Freundschaft genießt, sondern auch die entsprechenden Ehren und Wohltaten erhältst, die dich noch stärker an mich binden sollen. Was du eben gesagt hast, daß du dich nämlich in dem Krieg gegen Syrgiannes nützlich zeigen könntest, solltest du mir genauer erläutern, damit ich 92
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nach deinen Worten entscheiden kann, ob es sich um einen nützlichen Vorschlag handelt oder nicht.» Sphrantzes antwortete darauf, er sei gekommen, ohne einen konkreten Plan ausgearbeitet zu haben, doch sei er durchaus bereit, jeden Befehl auszuführen. Der Kaiser müsse jetzt Überlegungen anstellen und ihm eine nützliche Aufgabe stellen. Der Kaiser lobte ihn für seine Gesinnung und forderte ihn auf, sich nach Hause zu begeben, da er ihn erst am nächsten Tag mit einer wichtigen Aufgabe betrauen werde. Dann rief er den Großdomestikos zu sich und beriet sich mit ihm, wie man im Krieg gegen Syrgiannes vorgehen solle. Sie waren der Meinung, daß niemand ihnen einen Vorwurf machen könne, wenn sie, ohne erst ein entsprechendes Heer aufzustellen, ihren Feind ohne Waffen und Gefahren durch List zur Strecke brächten und so den Krieg beilegten, noch ehe er begonnen habe. Denn Kriegslisten solcher Art brächten Ruhmesglanz demjenigen, der den Feind irreführt und sich selbst und den Untertanen nützt 182 • Deshalb faßten sie den Entschluß, Sphrantzes zunächst mit der Statthalterschaft der kleinen Städte in der Umgebung von Kastoria zu betrauen: Sobald er dort eingetroffen sei, werde Syrgiannes nicht eher ruhig schlafen können, bis er Kontakt mit ihm aufgenommen und ihn aufgefordert habe, vom Kaiser abzufallen und auf seine Seite überzuwechseln. / Sphrantzes solle der Aufforderung nachkommen und mit Syrgiannes einen Freundschaftsbund schließen. Und wenn so eine Vertrautheit zwischen ihnen entstanden sei und die beiden ohne Argwohn miteinander zusammenträfen, dann solle Sphrantzes aufpassen, um Syrgiannes ohne große Begleitung zu erwischen (solche Gelegenheiten böten sich des öfteren), ihn gefangennehmen, in eine Festung sperren und dort solange bewachen, bis der Kaiser eintreffe und er ihn an diesen ausliefern könne. Man glaubte, daß auch die Bewachung ein Leichtes sein werde, da er keine eigenen Mannschaften bei sich habe, sondern ein Heer von verbündeten Albanern und Triballern, die sich wegen Syrgiannes keiner Gefahr, etwa durch Belagerung der Festung aussetzen, sondern nach Hause zurückkehren würden, froh, von den Unannehmlichkeiten des Krieges befreit zu sein. Ein solches Unternehmen also wollten sie beide versuchen. Am nächsten Tag rief der Kaiser Sphrantzes zu sich, erklärte ihm den Plan und wollte wissen, ob auch er ihn für nützlich und realisierbar halte. Dieser antwortete, auf einen solchen Gedanken sei er überhaupt nicht gekommen, sondern habe sich einen viel weniger guten Plan ausgedacht; was die beiden aber ersonnen hätten, sei nicht nur nützlicher, sondern auch sehr leicht auszu-
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führen. Deshalb solle man nicht zögern, sondern mit der Ausführung begmnen. Nachdem so der Plan Billigung gefunden hatte, befahl der Kaiser auf Vorschlag des Sphrantzes einem gewissen Dromoras 183 , der mit ihm eng befre,llndet war, sobald Sphrantzes offen zu Syrgiannes abfalle, seine sämtlichen Ländereien, sein Vieh und sein anderes Vermögen zu beschlagnahmen und unter Bewachung zu stellen, damit niemand auf die Idee komme, sie zu plündern / und zu zerstören; dabei solle er als Grund angeben, daß der Kaiser sich dafür interessiere, in Wirklichkeit aber wollte er durch die Bewachung seinem Freund Sphrantzes einen Gefallen tun. Der Kaiser ließ dann eine Urkunde für Sphrantzes ausfertigen, laut welcher er zum Gouverneur der Festungen Soskos 18 4, Deure 185 , Staridola 186 und Chlerenon 187 ernannt wurde, und befahl ihm, Didymoteichon so schnell wie möglich zu verlassen. Er selbst wartete noch ein paar Tage, die nach seiner Meinung Sphrantzes brauchen würde, um das Unternehmen einzuleiten, dann brach er auf und marschierte ohne große Eile in Richtung Thessalonike. Kaum hatte nun Sphrantzes das ihm überlassene Gebiet in Besitz genommen, da entsandte Syrgiannes bereits seine Leute, um ihn zum Abfall zu bewegen. Sphrantzes gab sich als erbitterter Gegner des Kaisers aus und als langjähriger Freund des Syrgiannes, und so schloß er mit ihm unter Eid einen Vertrag ab und wechselte prompt auf seine Seite 188 • Syrgiannes freute sich außerordentlich über den Abfall des Sphrantzes und begab sich, ohne Zeit zu verlieren, mit ihm zum Kral, einerseits um seine wachsenden Erfolge zu zeigen, da gegenwärtig sogar Senatoren vom Kaiser abfielen und zu ihm übergingen, andererseits um ihn dadurch zu bewegen, ihn als seinen Verbündeten mit seiner ganzen Streitmacht zu unterstützen. Syrgiannes befürchtete nämlich, daß er bei einem Angriff des Kaisers nicht in der Lage sein werde, sich allein zu verteidigen, sondern dabei eine totale Niederlage erleiden und zugrunde gehen werde. So überzeugte er den Kral, indem er ihm vorschlug, bei Thessalonike ihr Lager aufzuschlagen, damit diejenigen Städte des Westens, die noch nicht abgefallen waren, ihre Hoffnung auf die Hilfe des Kaisers aufgeben und sich sogleich ergeben würden, wenn sie feststellten, daß die bei den Verbündeten alles, was auf dem Wege lag, mit Waffengewalt erobert / und sie in die Zange genommen hätten. So rückten sie mit dem Kral und seiner ganzen Streitmacht an und schlugen beim Fluß Axios 189 ihr Lager auf. Der Kaiser aber führte durch Makedonien nur einen Teil des Heeres der Rhomäer (die meisten Truppen befanden sich nämlich 94
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noch im Stadium der Vorbereitung, da der Feldzug sehr plötzlich kam) und schlug sein Lager auf zwischen Thessalonike und der Festung Rentina 190 , die beim See Bolbe auf einem Hügel liegt, bei einer Siedlung, die «Dorf der Kreter» heißt, weil sich dort einmal Soldaten aus Kreta 191 niedergelassen hatten, welche die Insel aus irgendeinem Grund hatten verlassen müssen. Während er sich dort aufhielt, kam in großer Eile ein Bote zu ihm und meldete, daß bei der Stadt Sermyle 192 , die früher bewohnt gewesen war und jetzt anscheinend durch einen Krieg zerstört danieder lag, zwischen Pallene und Athos, sechzig persische [türkische] Schiffe l92a angelegt hätten, deren Besatzungen an Land gegangen seien und die Umgegend plünderten. Daraufhin rief der Kaiser den Großdomestikos zu sich und wollte von ihm wissen, ob die dort gelagerte Truppe ausreichen würde, um die Barbaren anzugreifen. Dieser antwortete, auch er kenne die Stärke der Truppe nicht genau, da man schon unweit von Thessalonike lagere und viele Soldaten dorthin gegangen seien, um Proviant zu holen. Er empfahl dem Kaiser, falls auch er einverstanden sei, mit der vorhandenen Streitmacht aufzubrechen und gegen die Perser [Türken] vorzurücken; er selbst werde aus den umliegenden Dörfern so schnell wie möglich / weitere Soldaten mobilisieren, so daß für das Unternehmen genug Soldaten vorhanden sein würden. Der Kaiser ließ sich ohne weiteres überzeugen und setzte sich gegen die Perser [Türken] in Marsch. Der Großdomestikos aber stellte so schnell er konnte eine Truppe auf und vereinigte sich mit dem Kaiser. Am Nachmittag gelangte man zu jenen Ortschaften, die von den Persern geplündert wurden. Es kam ebendort zu einer Schlacht, wobei die Perser sich lange halten konnten, da die Gegend, in der gekämpft wurde, unzugänglich und waldig war, was die Perser, die zu Fuß kämpften, beträchtlich begünstigte. Schließlich erlitten sie eine totale Niederlage: Die einen wurden lebend gefangengenommen, die anderen fielen auf dem Schlachtfeld. Diejenigen, die in den Wald entkommen konnten, gelangten am nächsten Tag zu ihren Schiffen und steckten sie bis auf zwei in Brand; dann stiegen sie auf die beiden verbliebenen Schiffe (denn nur so wenige waren übriggeblieben) und machten sich auf die Fahrt nach Hause. Von den Rhomäern blieben nur wenige auf dem Schlachtfeld, sehr viele Menschen und Pferde jedoch wurden verwundet. Von dort begab sich der Kaiser nach Thessalonike und verbrachte dort einige Tage. Syrgiannes aber verließ das Lager in Begleitung von sechs seiner Diener und des Sphrantzes, der seinerseits dreißig seiner Gefolgsleute mit sich führte; sie begaben sich zu einem zuweilen ausgetrockneten Fluß 95
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namens Galykos 193 unweit von Thessalonike, um sich dort zu erholen und zu erquicken. Sphrantzes hatte ihn also in dieser Weise von seinem Heer getrennt, doch war es für ihn nicht leicht, ihn in seine Gewalt zu bringen, denn er befürchtete, daß man sie im Lager hören und sie angreifen und töten werde. Auf der anderen Seite aber war es ein Leichtes, / Syrgiannes zu töten, und so vergaß er die Ermahnungen des Kaisers, unterhielt sich heimlich mit seinen Leuten (vordem hatte er niemandem seinen Plan anvertraut) und, nachdem er sie überzeugt hatte, töteten 194 sie Syrgiannes, der von diesem Hinterhalt nichts geahnt hatte, ergriffen die Flucht und gelangten nach Thessalonike. Der Kaiser erteilte Sphrantzes für seine Kleinmütigkeit einen Tadel; denn es wäre ihm viellieber gewesen, wenn Syrgiannes lebend zu ihm geführt worden wäre, als daß man ihn tötete. Da sich jedoch das Geschehene nicht ungeschehen machen ließ, schrieb er den Mord dem Zwang der Verhältnisse zu und belohnte Sphrantzes und seine Gefolgsleute für ihren Mut und ihre Kühnheit und weil sie sich seinetwegen in offene Gefahren gestürzt hatten. Sphrantzes ehrte er durch die Würde eines Großstratopedarchen und gewährte ihm die jährliche Abgaben mehrerer Landgüter, und entsprechend belohnte er seine Gefolgsleute. Als der Kral nun erfuhr, daß Syrgiannes einem Anschlag zum Opfer gefallen war, ließ er ihn, noch atmend, zum Lager bringen; und als er kurz darauf starb, beklagte er ihn lange Zeit wie einen Freund und ließ ihn prunkvoll bestatten. Zugleich schickte er Gesandte zum Kaiser und schloß mit ihm einen Friedensvertrag und ein Bündnis 195 ab; am nächsten Tag trafen sich die Gesandten mit dem Kaiser beim Fluß Galykos unweit von Thessalonike, dann kehrten sie nach Hause zurück. Die Städte, die zu Syrgiannes abgefallen waren, erhielten nach dessen Tod vom Kaiser Vergebung und Amnestie für ihren Abfall und unterstellten sich ihm erneut freiwillig. Zu dieser Zeit / zog auch der Herrscher der Ungarn l96 , welcher in der lateinischen Sprache mit dem Titel «Rex» bezeichnet wird, mit einem gewaltigen Heer gegen den Kral zu Felde, nachdem er sich wegen gewisser Grenzzwistigkeiten mit ihm verfeindet hatte. Da aber der Kral befürchtete, , daß er nicht in der Lage sein werde, sich seiner zu erwehren, schickte er eine Gesandtschaft zum Kaiser und bat ihn um Hilfe. Der Kaiser, der sich freute, als er die Gesandten des Krals sah, stellte ein großes und kriegstüchtiges Heer auf und schickte es ihm zur Unterstützung. Als nun der König der Ungarn die Grenze zwischen seinem Lande und dem der Triballer [Serben] erreicht hatte, fiel er nicht ins Feindesland ein, sondern machte kehrt und
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zog sich nach Hause zurück. Man vermutete, daß er den Rückzug antrat, weil er von der Hilfe des Kaisers erfahren hatte. Ob dies der Grund war oder ein anderer, ist indes nicht sicher. Der Kral aber glaubte, daß der König sich wegen der Bündnishilfe des Kaisers zurückgezogen hatte; deshalb brachte er dem Kaiser seinen großen Dank zum Ausdruck und beschenkte seine Feldherren und das Heer reichlich. Frohen Mutes kehrten die Truppen nach Hause zurück, und der Kaiser verbrachte in diesem Jahr den Winter in Thessalonike. 26. Zu Beginn des Frühjahres [1331]197 aber ging ein Schreiben aus Konstantinopel beim Kaiser ein mit der Nachricht, zwei vornehme Myser [Bulgaren], der Protovestiarios Raksin und der Logothet Philipp 198, hätten sich gegen ihre Königin, die Gattin Michaels [Neda-Anna] und Tante des Krals Stephan [Dusan], aufgelehnt und sie ihres Thrones enthoben. Sie sei mit ihren Kindern zu ihrem Neffen, dem Kra1 198a , / geflohen, die Aufständischen hätten aber auch andere einflußreiche Myser [Bulgaren] für ihre Sache gewonnen und den Neffen ihres früheren Königs Michael, Alexander, den Sohn des Stracimir 199 , zum König [Zaren] erhoben. Dieser sei sogleich nach seiner Thronbesteigung mit der ganzen Streitmacht der Myser sowie mit einem großen Hilfscorps der Skythen [Tataren] gegen die Städte zu Felde gezogen, die zum Kaiser übergetreten wären. Bis auf Mesembria habe er sie alle erobert oder zur Kapitulation gezwungen. Als der Kaiser von diesen Ereignissen erfuhr, glaubte er, nicht mehr weiter in Thessalonike bleiben zu können, und brach nach Konstantinopel auf. Zunächst schickte er den Protostrator Synadenos als Statthalter nach Mesembria, da er fürchtete, auch diese Stadt könne, ehe sein Heer ausgerüstet sei, von ihm abfallen. Er gab Befehl, daß das Heer sich in Konstantinopel sammele, und rüstete zum Krieg gegen die Myser [Bulgaren]. Während dieser Vorbereitungen traf indessen eine Meldung aus dem Osten ein, daß ein Heer der Perser [Türken] bereit sei, Nikomedeia2oo anzugreifen. Die Stadt war zwar wegen ihres überaus starken Mauerringes und der natürlichen Befestigungen des Ortes durch Waffengewalt oder Ansturm nicht einnehmbar, doch befürchtete man eine Hungersnot. Dies merkten auch die Barbaren, so daß sie sich auf vergebliche Maüergefechte nicht einließen, sich aber bemühten, den Zugang zu beherrschen, durch den die Stadt versorgt wurde. Der Kaiser auf der anderen Seite, der genau wußte, was die Barbaren vorhatten, machte es zu seiner dringlichsten Aufgabe, / Nikomedeia trotz der Bedrängnis von seiten der Barbaren zu versor97
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gen. Denn wenn ihm dies gelingen würde, könne die Belagerung leicht ausgehalten werden. Als er nun erfuhr, daß die Barbaren ihr Lager bei Nikomedeia aufgeschlagen hätten, verschob er den Einfall ins Land der Myser [Bulgaren], rüstete eine Flotte aus Dreiruderern und Lastschiffen aus, ließ Mannschaften und Lebensmittel einschiffen und fuhr nach Nikomedeia. Bereits vor seiner Ankunft erfuhren die Barbaren, daß er nahte, nahmen ihre Zelte und das übrige Gepäck mit und kehrten aus Angst vor dem Angriff des Kaisers nach Hause zurück; denn ihr Herrscher, Orchan, war noch nicht dort eingetroffen. Der Kaiser aber ging an Land, ermutigte die Einwohner von Nikomedeia durch Zureden und andere Beweise seines Wohlwollens, versorgte sie mit Lebensmitteln und lagerte ebendort zwei Tage lang. Bei Anbruch des dritten Tages kehrte er mit der ganzen Flotte nach Konstantinopel zurück. Dort hielt er sich nur wenige Tage auf und, als das gesamte Heer sich gesammelt hatte und die notwendigen Vorbereitungen getroffen waren, brach er von der Hauptstadt auf, drang einige Tage später in Mysien [Bulgarien]201 ein und plünderte dort etliche Landstriche; dann überquerte er den Hairnos und nahm die Städte, die ihm früher gehört hatten, ohne Waffengewalt wieder ein, bis auf Anchialos, das noch von den Mysern [Bulgaren] besetzt war. Denn inzwischen hatte Alexander, der König der Myser [Bulgarenzar], von dem Einfall des Kaisers erfahren und eilte mit seiner ganzen Streitmacht zu Hilfe. Er schlug sein Lager bei Aetos auf, in nicht allzu großer Entfernung vom Kaiser, der bei Rhosokastron lagerte. Die beiden Heere waren lediglich durch einen engen und steilen Engpaß getrennt, / welchen Alexander blitzschnell mit seinem Fußvolk besetzte. Als der Kaiser erfuhr, daß Alexander sein Lager in der Nähe aufgeschlagen hatte, befahl er bei Anbruch des nächsten Tages seinen Soldaten, die Waffen anzulegen. Nachdem sie sich gerüstet hatten, stellte er sie in die Schlachtordnung auf, führte sie in den Engpaß, der von Alexander bewacht wurde, und forderte die Myser [Bulgaren] zur Schlacht heraus. Ihr Lager konnte er nämlich wegen des Engpasses, der steinig, schmal und dazu noch vom Feind bewacht war, nicht angreifen. Den ganzen Tag über stand er dort in Waffen und, da keiner entgegentrat, kehrte er in sein eigenes Lager zurück. Nach einigen Tagen kam er wieder mit seiner zur Schlacht gerüsteten Streitmacht und verbrachte den Tag wie zuvor am Eingang des Engpasses. Die Myser [Bulgaren] aber wagten auch dann nicht, ins offene Geländer herauszukommen und unter gleichen Bedingungen gegen den Kaiser zu 98
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kämpfen. So kehrte er wieder in sein Lager zurück, nachdem er durch seinen Wagemut die Barbaren eingeschüchtert hatte. Da nun Alexander einsah, daß er nicht in der Lage war, in offener Feldschlacht gegen den Kaiser zu kämpfen, schickte er eine Gesandtschaft zu ihm und schlug ihm einen Friedensvertrag vor. Er verlangte, daß jeder die Feindseligkeiten gegen den anderen einstellen und behalten solle, was er gegenwärtig in Besitz habe. Der Kaiser aber antwortete darauf20 2, er habe weder mit dem Krieg angefangen, noch habe er den Mysern etwas weggenommen; von ihnen, die den Krieg entfesselt hätten, geschädigt, verteidige er notgedrungen sein Recht und versuche, das von ihnen Geraubte zurückzubekommen. Ihm fehle noch die Stadt Anchialos. Wenn er sie zurückerhalte, sei er bereit, den Friedensvertrag mit ihm zu schließen. Wäre er streitsüchtig / und unnachgiebig beim Verhandeln gewesen, so hätte er großen Eifer an den Tag gelegt, auch selbst einige Städte der Bulgaren durch Waffengewalt zu erobern. Da jedoch beide Gegner die gleiche Religion hätten und der Friede jedem Krieg vorzuziehen sei, habe er sich für den Frieden entschieden, vorausgesetzt, daß er lediglich seinen eigenen Besitz zurückerhalte. Alexander aber behauptete, auch er begehe kein Unrecht; denn Anchialos und die anderen Städte, die der Kaiser für sich beanspruche, seien kaum mehr rhomäisch als mysisch, da sie seit geraumer Zeit den früheren Königen der Myser [Bulgarenzaren] untertan gewesen seien. Vielmehr begehe der Kaiser Unrecht, wenn er zu den Städten, die er den Bulgaren weggenommen habe, auch noch Anchialos verlange. Der Kaiser erwiderte darauf, man dürfe sich zur Rechtfertigung nicht auf Unrecht berufen und auch nicht glauben, daß man ewig Städte behalten könne, weil man sie für lange Zeit sich angeeignet habe. Denn diese Städte hätten nicht nur seit eh und je den Rhomäern gehört, sondern seien sogar zum großen Teil von ihnen gegründet und durch Kolonisation besiedelt worden. Die Myser [Bulgaren] hätten sie erst vor kurzem, während der Regierungszeit des Königs [Bulgarenzaren] Svetoslav2 03 , der die Schwester des Kaisers geheiratet hatte, in ihre Gewalt gebracht, als die Rhomäer gegen die Katalanen und die Perser [Türken] Krieg führten. Nach diesem Krieg seien sie sehr geschwächt gewesen und deshalb hätten sie auch die Städte von den Bulgaren nicht zurückgewinnen können. Jetzt begehe er also kein Unrecht, sondern habe seine Städte wieder und verlange, was noch fehle; / wenn Alexander den Frieden wünsche, müsse er seiner Forderung nachgeben. Er selbst jedenfalls werde nicht verzichten, sondern mit jedem Mittel versuchen, seine Herrschaft wiederher-
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zustellen. Alexander antwortete darauf (sie hatten nämlich ihre Lager unweit voneinander, und so wurde der Austausch der Botschaften schnell abgewickelt), es habe wenig Sinn, durch Beweise und plausible Argumente Herrschaftsansprüche geltend machen zu wollen, sondern man müsse mit Waffen und Machtüberlegenheit für sein Recht streiten. Genau dies tue er selbst jetzt und verhandle über die Grenzen seines Landes von einer Machtposition aus. «Ich hätte ohne weiteres Anchialos abgetreten», sagte er, «wenn dies nicht mir und meinem Heer den Vorwurf großer Feigheit eingebracht hätte. Da wir nämlich bisher nicht gewagt haben, Widerstand zu leisten oder auch auf dem Schlachtfeld gegen euch zu kämpfen, obgleich ihr uns mehrmals aufgefordert habt, werden wir, wenn wir euch jetzt Anchialos ohne Gegenleistung abtreten, vor aller Welt einwandfrei unsere Niederlage eingestehen.» Er könne aber Anchialos haben, wenn er ihnen dafür als Deckmantel der Schande Diampolis 204 abtrete; er dürfte aber genau wissen, daß er auch in diesem Fall, wie das Sprichwort sagt, Gold gegen Erz tausche 205 • Nach diesem Tausch werde er haben, was er verlange, und ihm (Alexander) bleibe die Schande erspart, da er den Eindruck erwecken werde, Gleiches mit Gleichem getauscht zu haben. Dem Kaiser schien dieser Vorschlag vernünftig und akzeptabel: Auf der einen Seite war Anchialos eine weit größere Stadt als Diampolis, auf der anderen Seite würde er sich kaum einen Tadel zuziehen, wenn er sich dem Frieden zuliebe etwas nachgiebig zeige. Außerdem neigte sich der Proviant bereits dem Ende zu, und schon suchte eine merkliche Hungersnot / das Lager heim, so daß die Soldaten eine Entscheidung auf dem Schlachtfeld oder die Rückkehr nach Hause verlangten und er viele von ihnen wegen der Hungersnot nach Hause entlassen hatte. Er akzeptierte also Alexanders Vorschlag, und man kam überein, einen Friedensvertrag zwischen Rhomäern und Mysern abzuschließen, demzufolge in Zukunft keiner vom anderen Unrecht erleiden solle. Die Rhomäer sollten Anchialos erhalten und Diarn,. polis abtreten und beide fortan in Frieden leben, indem jeder behalte, was er gegenwärtig besitze. Unter diesen Bedingungen wurde am siebzehnten Juli [1331] zwischen den beiden Herrschern ein Friedensvertrag vereinbart206 , und bereits waren bei beiden die Gesandten der anderen Partei anwesend, die die Städte und die Vertragseide entgegennehmen sollten. 27. Während der Nacht aber vor dem Tag, als die Eide geleistet werden sollten [17.-18. Juli], traf bei Alexander ein verbündetes skythisches [tatarisches] Heer ein. Er hatte dieses Aufgebot bereits zuvor zur Hilfe gegen
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seinen Onkel Belaur206a angefordert, als dieser sich gegen ihn aufgelehnt, einen Teil der Herrschaft an sich gerissen und sich daran gemacht hatte, das Land zu plündern und seinem Neffen Schwierigkeiten zu bereiten. Da Alexander es für ratsam hielt, die Gelegenheit zu nutzen und seine Verbündeten betrügerischerweise gegen den Kaiser einzusetzen, teilte er ihnen mit, Belaur befinde sich in der Nähe mit seinem Heer, und man solle ihn angreifen, bevor er von ihrer Ankunft erfahre; es sei nur natürlich, daß er sich zur Wehr setzen werde, da er nichts ahne. Wenn es aber zum Kampf komme, werde er sehr leicht aufgerieben, da die Verbündeten an Zahl weit überlegen seien, und sie selbst der Mühe enthoben seien, ihn in langen / Märschen zu verfolgen. So überredete er die Barbaren, die den Betrug nicht durchschauen konnten. Denn den Kaiser hätten sie nie angegriffen, wenn sie die Wahrheit erfahren hätten, wegen des eidlich besiegelten Vertrages, den sie kürzlich mit ihm abgeschlossen hatten. Beim Tagesanbruch legten sie sich also die Waffen an und rückten durch den Engpaß gegen die Rhomäer vor. Sobald die Wachposten des Kaisers, die an dieser Stelle postiert waren, sie wahrnahmen, wurde der Angriff schnellstens gemeldet. So befahl der Kaiser sofort seinen Soldaten, die Waffen anzulegen. Nachdem sie sich gerüstet hatten, verließen sie das Lager, in sechzehn Schlachtreihen aufgestellt. An der Spitze des rechten Flügels stand der Protostrator [Theodoros SynadenosJ, an der des linken der Großpapias Tzamplakon, während das Zentrum vom Kaiser selbst befehligt wurde. Sechs Schlachtreihen bildeten die Front, die übrigen zehn folgten mit ihren Anführern 207 • Der Kaiser war mißmutig, weil er betrogen worden war und in der Hoffnung auf einen Friedensvertrag einen großen Teil des Heeres nach Hause entlassen hatte. Da er jedoch glaubte, daß er nur gegen die Myser [Bulgaren] zu kämpfen hatte, griff er mutig an. Erst während des Anmarsches hörte er den Klang einer skythischen [tatarischen] Trompete. Sie klingt nämlich nicht wie die anderen, sondern läßt einen wilden, schrillen Schall ertönen, der geeignet ist, die Wut der Barbaren anzuspornen. Deshalb erkennt man ihren Klang von ferne. Der Kaiser glaubte jedoch nicht, daß es sich um Skythen [Tataren] handele (denn er konnte sich nicht vorstellen, daß sie den Friedensvertrag mit ihm mißachtet hätten), sondern daß er Geten 208 [Ungrovlachen?] vor sich habe, die jenseits des Ister [Donau] wohnen und im großen und ganzen wie die Skythen [Tataren] als berittene Bogenschützen ausgerüstet sind; er dachte, daß sie als Bundesgenossen der Bulgaren gekommen seien und die skythische / Trompete be-
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nutzten, um ihre Gegner einzuschüchtern, und daß Alexander durch sie ermutigt werde, gegen die Rhomäer zu kämpfen. So rückte auch der Kaiser zuversichtlich vor. Als sie sich jedoch einander bis auf Sichtweite genähert und die Sonne inzwischen den Horizont überschritten hatte und den Augen ein deutlicheres Sehvermögen gewährte, da sah man einwandfrei, daß es sich um skythisches [tatarisches] Heer handelte. Sie waren nämlich nicht mit den Mysern [Bulgaren] vereinigt, sondern bildeten eine eigene Schlachtordnung. Als sie nahe genug waren, um den Kampf eröffnen zu können, wichen die Skythen dem Kaiser und dem vorderen Teil seiner Schlachtordnung aus und griffen die Reihen an, die weiter hinten postiert waren. Diese hielten kurze Zeit aus, dann ergriffen sie die Flucht und wurden bis Rhosokastron verfolgt. Dort drehten sich die Rhomäer um und kämpften vor den Mauern gegen die Barbaren. Der Kaiser aber mit den sechs Reihen, die den vorderen Teil der Schlachtordnung bildeten, dachte nicht an einen Rückzug, obgleich die hinteren Reihen die Flucht ergriffen hatten, sondern griff direkt die Myser [Bulgaren] an, und so wurde eine kleine Zahl von Soldaten mit einer viel größeren Menge handgemein. Es kam zu einer sehr heftigen Schlacht, in welcher die Rhomäer großen Mut und heldenhafte Taten an den Tag legten, schließlich aber von den überlegenen Mysern [Bulgaren] zurückgedrängt wurden und, bereits in Gefahr, den Rückzug antraten. Der Kaiser aber mit dem Großdomestikos und dessen Schwager, Manuel Asanes 209 , der die kaiserliche Abteilung befehligte, sowie mit fünfzig Mann von den Elitetruppen schlugen zunächst die angreifenden Gegner in die Flucht; dann aber kam es zu einem heftigen Gefecht, und es stürzten sich viele / auf sie, so daß sie ihre Kampftruppe nicht mehr zusammenhalten konnten, sondern zerstreut wurden und ein jeder sich zurückzog, wie er eben konnte. Nur zwei blieben zusammen, der Kaiser und der Großdomestikos; auch sie wurden für eine Weile getrennt, fanden aber sehr rasch einander wieder. Der Großdomestikos rief dem Kaiser zu: «Jetzt ist es an der Zeit, mein. Kaiser, Beherztheit und Mut an den Tag zu legen; schlag nur zu und zeige dich deiner selbst würdig.» Dieser aber erwiderte darauf, sein Mut und seine Tapferkeit brächten keinen Nutzen, da alle anderen die Flucht ergriffen hätten. Nichtsdestoweniger bot der Kaiser sowie diejenigen, die mit den Mysern [Bulgaren] handgemein geworden waren, trotz des Rückzuges den feindlichen Geschossen keineswegs den Rücken, noch flohen sie Hals über Kopf, sondern sie verteidigten sich tapfer und retteten sich bis nach Rhosokastron 210 ; dort vereinigten sie sich mit dem übrigen Heer und kämpften 102
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entschlossen gegen Skythen [Tataren] und Myser [Bulgaren] bis zur dritten Stunde des Tages [ca. 9 Uhr vormittags]. Da nun die Barbaren nichts weiter erreichen konnten (denn es gelang ihnen nicht einmal, bis in die Nähe von Rhosokastron vorzudringen), lösten sie sich auf und kehrten in ihr Lager zurück. Die Rhomäer verloren auf dem Schlachtfeld oder durch Gefangennahme siebenunddreißig Reiter, sechs davon aus der kaiserlichen Abteilung, ferner fünfundsechzig 211 Mann von den Fußtruppen; die meisten dieser Männer oder fast alle wurden von den Skythen gefangengenommen oder getötet. Die Verluste der Myser auf dem Schlachtfeld waren etwas größer als die der Rhomäer. Gleichwohl fiel der Sieg offensichtlich den Mysern zu, da die Rhomäer nicht hatten standhalten können, sondern sich in ungeordneter Flucht / nach Rhosokastron zurückgezogen hatten. Gegen Mittag desselben Tages [18. Juli] schickte nun der König der Myser [Bulgarenzar] Alexander Ivan, einen seiner vornehmen Gefolgsleute, als Gesandten zum Kaiser und verlangte, daß der am Tage davor vereinbarte Vertrag Gültigkeit behalte; er schlug außerdem die Verlobung seines Sohnes mit der Tochter des Kaisers vor, damit ihre Freundschaft und ihre Vereinbarung zusätzlich gefestigt würden. Der Kaiser antwortete darauf, es sei durchaus auch seine Meinung, daß der vereinbarte Vertrag abgeschlossen werde, denn er habe sich auch zuvor nicht dazu gezwungen gesehen, sondern habe einfach geglaubt, daß der Friede beiden von Nutzen sein werde. Die Verschwägerung lehne er jedoch ab. «Ich würde sonst den Eindruck entstehen lassen», sagte er, «daß ich aus Not oder Angst darein einwillige, da ich von dir besiegt worden bin. Allerdings sind wir nur infolge der zahlenmäßigen Überlegenheit in die Flucht geschlagen worden, was aber unsere Verluste an Menschen betrifft, so unterscheiden wir uns darin nicht von euch; denn ihr habt mehr Leute verloren. Da wir jedoch als die Besiegten gelten, möchte ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Verwandtschaft anknüpfen, sondern nur einen Friedensvertrag abschließen. Sobald ich aber in die Heimat zurückgekehrt bin, werde ich darüber eine Gesandtschaft schicken, nachdem ich in aller Ruhe überlegt habe, welche Entscheidung Nutzen bringe.» Ivan kehrte also zu seinem Herrscher zurück und überbrachte ihm die Antwort des Kaisers der Rhomäer. Nach kurzer Zeit erschien er wieder mit dem Onkel des Bulgarenzaren Alexander, Synadenos 212 , als Mitgesandtem mit dem gleichen Antrag; er sprach in verlockenden Worten über die Verschwägerung, da er hoffte, den Kaiser überzeugen zu können. Dieser aber
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blieb bei seinen früheren / Argumenten; er wolle zunächst den Frieden, sagte er, und sei bereit, einen Vertrag abzuschließen. Zu dem Verwandtschaftsbund wolle er jedoch nicht jetzt, sondern erst später seine Zustimmung geben, falls er sie für ratsam halte. Sollten sie seine Meinung akzeptieren, dann könne man sich weiter über den Friedensvertrag unterhalten; wenn sie aber anders dächten, dann möchten sie weggehen und sich bereit machen, wozu immer sie wollten. Da die Gesandten nun einsahen, daß der Kaiser in seiner Entscheidung unerschütterlich war, erwiderten sie, daß ihr König [Bulgarenzar] auf verwandtschaftliche Bande sehr viel Wert lege und ihnen den Befehl gegeben habe, diesbezüglich ihr Bestes zu tun; wenn aber der Kaiser anderer Meinung sei und sich nicht überzeugen lasse, dann sollten sie diese Angelegenheit auf einen späteren, geeigneteren Zeitpunkt verschieben und sich mit dem Friedensvertrag befassen. Nachdem nun beide Seiten sich in dieser Weise ohne lange Reden geäußert hatten, kamen sie überein und schlossen den Friedensvertrag noch am selben Tage ab 213 . Anschließend leisteten die beiden Herrscher nach dem Brauch die Eide. Die überlebenden rhomäischen Gefangenen wurden daraufhin ohne Lösegeld freigelassen; denn so hatte man es im Friedensvertrag vereinbart. Am nächsten Tag kamen die bei den Herrscher zusammen, nahmen gemeinsam das Morgenmahl ein und blieben den ganzen Tag beieinander und unterhielten sich über die Ereignisse und die Schlacht des vorigen Tages. Alexander und die Myser [Bulgaren] staunten über den Mut und die Beherztheit der wenigen Rhomäer, die gegen eine Übermacht gekämpft hatten und, obgleich ihre Mitkämpfer bereits eine deutliche Niederlage erlitten hatten, in ihrer Tapferkeit / und ihrem Mut keineswegs nachgelassen, sondern ungebrochen, als ob nichts Besonderes geschehen wäre, die Feinde angegriffen hatten. Und als sie dann von dem zahlenmäßig überlegenen Gegner zurückgedrängt worden waren und den Rückzug angetreten hatten, da hätten sie nicht einzig an die Flucht gedacht, sondern hätten sich zurückgezogen und. zugleich verteidigt, welche Taktik auch ihr Leben gerettet hatte. Alexander versicherte seinem Gesprächspartner unter Eid, daß, wenn die Rhomäer nur kurze Zeit noch ausgehalten und nicht die Flucht ergriffen hätten, sie selbst ihre Ordnung kaum noch hätten bewahren können, sondern geflohen wären aus Angst vor der Tapferkeit und Ausdauer ihrer Gegner, vor allem des Kaisers. Solches und anderes mehr besprachen sie miteinander den ganzen Tag, dann nahmen sie gegen Abend Abschied von einander. Alexander kehrte in
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seine Heimat zurück, der Kaiser aber verbrachte einige Tage in Rhosokastron, dann brach er von dort auf und begab sich nach Didymoteichon, wo er das Heer nach Hause entließ. 28. Nach fünfzehn Tagen 214 erreichte ihn die Meldung, Umur, der Gebieter über Smyrna, Ephesos und die anderen ionischen Städte, sei mit fünfundsiebzig. Schiffen über die Ägäis gefahren und habe zunächst auf Samothrake Halt gemacht; von dort sei er in Richtung Festland weitergefahren und segele gegenwärtig die Küste Thrakiens entlang, ohne daß man wisse, wo er landen werde. Der Kaiser stellte daraufhin in Eile aus den anwesenden Soldaten ein Heer auf und setzte sich nach den Küsten Thrakiens in Marsch, um die persischen [türkischen] Mannschaften daran zu hindern, an Land zu gehen und zu plündern. Da geschah es nun, daß der Kaiser bei Kumutzena 21 5, einer Stadt Thrakiens unweit vom Meer, mit seinem Heer übernachtete, während Umur bei Poru 216 , einem Küstenlandstrich Thrakiens / gegenüber von Kumutzena, an Land ging. Als dieser sich mit seinem ganzen Heer ans Plündern machte, rückte der Kaiser vor, um ihn daran zu hindern, und so trafen sie sich bei einer Ortschaft namens Panagia 217 . Es handelte sich um ein flaches, leicht zugängliches Gelände, das für einen Reiterangriff gegen Fußvolk sehr geeignet war, und deshalb war der Kaiser geneigt, die Barbaren anzugreifen. Auf der anderen Seite stimmte ihn aber ihre Überzahl bedenklich, die nicht nur das drei-, vier- oder zehnfache, sondern das Vielfache seiner Soldaten ausmachte. Daher wollte er sich einerseits nicht zurückziehen, da ein Angriff gegen die Perser [Türken] nicht hoffnungslos war, andererseits aber hielt er es für ein gewagtes Unternehmen, mit so wenigen Soldaten gegen ein zahlenmäßig überlegenes Heer vorzugehen. Da er jedoch hoffte, daß eine zweite Streitmacht, die er zu sich beordert hatte, eintreffen werde, wartete er ebendort, um bei ihrer Ankunft gegen die Barbaren vorzurücken. Diesen Rat hatten ihm auch der Großdomestikos und dessen Schwiegervater [Andronikos] Asanes 218 erteilt, die dort anwesend waren. Die Barbaren waren zwar hinsichtlich der Natur des Ortes kaum zuversichtlich, da es keine Möglichkeit eines Rückzugs auf sichere Plätze gab, falls sie von den Reitern zurückgedrängt würden; da sie aber wußten, daß sie ihrem Gegner zahlenmäßig bei weitem überlegen waren, blieben sie an Ort und Stelle stehen, ohne mit den Feindseligkeiten anzufangen und ohne sich zurückzuziehen, damit die Rhomäer nicht ermutigt würden, sie zu verfolgen. So standen beide Heere einander in Schlachtordnung gegenüber, und
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beide waren entschlossen, nicht mit dem Kampf anzufangen, sondern lediglich einen Angriff des Gegners abzuwehren. Und als der Tag sich neigte, riefen die Barbaren zuerst den Rhomäern auf Griechisch zu, daß / es nicht richtig sei, den ganzen Tag an einem und demselben Platz untätig zu verbringen, und daß sie entweder eine Schlacht liefern oder aber einen Vertrag abschließen und nach Hause gehen sollten. Da die Rhomäer darauf nicht reagierten, warteten die Barbaren eine Weile und stellten dann wieder Fragen, und zwar, woher das Heer komme und wer sein Anführer sei. Da befahl der Kaiser zu antworten, daß das Heer aus Einheimischen der umliegenden Städte zusammengestellt sei und vom kaiserlichen Statthalter dieser Städte angeführt werde 219 • Die Barbaren erwiderten indessen, daß sie sehr wohl wüßten, wer der Feldherr der Truppe sei. Ihr Satrap [Herrscher] Umur lasse ihn wissen, daß sie gekommen seien, um Beute zu machen, und geglaubt hätten, dabei nicht auf Widerstand zu stoßen. «Da ihr uns aber in den Weg getreten seid», sagten sie, «sind wir den ganzen Tag hier geblieben, um durch die Tat zu zeigen, daß wir vor einer Schlacht mit euch nicht zurückschrecken, sondern bereit sind, gegen euch zu kämpfen, wenn ihr uns angreift. Da der Tag sich aber seinem Ende zuneigt, ist es an der Zeit, daß wir zu unserem Lager und zu den Schiffen zurückkehren. Wenn ihr es nun für ratsam haltet, von einem Zusammenstoß mit uns abzusehen, werden wir auch damit einverstanden sein; wenn ihr uns aber angreifen wollt, werden wir uns verteidigen, so gut wir können.» So sprachen sie, machten kehrt und setzten sich geordnet in Marsch zu ihren Schiffen. Der Kaiser aber und seine Offiziere gaben sich damit zufrieden, ihr Land vor großer Zerstörung bewahrt zu haben, und wollten sich nicht aus Streitsucht der Gefahr aussetzen, indem eine Handvoll Leute den Kampf aufnahm mit einer großen Menge. Da die Barbaren sich mit leeren Händen zurückzogen und sogar einige ihrer Leute verloren hatten / (denn die Rhomäer hatten einige Versprengte irgendwo erwischt und getötet), . waren auch sie zufrieden, den Sieg ohne Blutvergießen errungen zu haben; deshalb sahen sie von einer Schlacht ab, als ob sie eine Vereinbarung getroffen hätten 219a . So konine Umur-Beg in seine Schiffe einsteigen und nach Asien fahren. Der Kaiser aber kehrte nach Didymoteichon zurück und verbrachte dort ein Jahr, ohne gegen die Barbaren des Westens oder des Ostens Krieg führen zu müssen. Einige Zeit darauf, im Februar der 15. Indiktion des Jahres 6840 [1332], starb der Kaiser Antonios [Andronikos 11.] in seinem zweiundsiebzigsten 106
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Lebensjahr220 . Und anderthalb Jahre nach seinem Tode starb die Kaiserin Xene 22 1, die Mutter des Kaisers Andronikos [lU.]. Kurze Zeit darauf starb auch der Herrscher jenes Teils von Thessalien 222 , der an Botiaia angrenzt, der Sebastokrator Stephanos Gabrielopulos 223 . Der Hyparchos Monomachos, der damals Statthalter von Thessalonike war und als einsichtiger und in politischen Angelegenheiten kluger Mann sowie als geübt im Kriegshandwerk und fähiger Feldherr galt, hielt die Gelegenheit für gekommen, in Thessalien einzufallen und das Land in die Gewalt des Kaisers zu bringen. So stellte er in Thessalonike ein möglichst starkes Heer auf und drang in Thessalien ein, das wegen des Todes seines Herrschers in Aufruhr war. Er nahm die thessalischen Städte Golos 22 4, Kastrin 225 und / Lykostomon 226 ein. Die Städte Stagoi227 , Trikala228 , Phanarion229 , Damasin230 und Elason23 1, welche Gabrielopulos untertan waren, sowie einige andere Festungen brachte der Despotes Dux Johannes [Orsini]232, der Herrscher von Akarnanien, welcher Monomachos zuvorgekommen war, ohne Blutvergießen in seine Gewalt. Er ließ sie durch Garnisonen besetzen und kehrte nach Akarnanien zurück. Als der Kaiser von den Ereignissen in Thessalien erfuhr, hielt er seine Anwesenheit dort für notwendig. Er traf bald darauf ein und eroberte alle Städte, die der Dux eingenommen hatte; seine Garnisonen vertrieb er aus den Städten, ohne jemandem Leid zuzufügen, und schickte sie nach Hause, nachdem er sie belohnt hatte. Während der Kaiser sich in Thessalien aufhielt, kamen zu ihm die unabhängigen Albaner 233 , welche das thessalische Bergland bewohnten und nach ihren Stammeshäuptern Malakasioi, Buioi und Mesaritai 234 hießen, im ganzen an die zwölftausend; sie erwiesen dem Kaiser ihre Reverenz und gelobten, seine Untertanen zu sein. Sie befürchteten nämlich, daß sie im nächsten Winter von den Rhomäern aufgerieben werden könnten, da sie. keine Stadt bewohnten, sondern sich in den Bergen und in unzugänglichen Gebieten aufhielten, die sie im Winter verlassen mußten wegen der Kälte und des Schnees, der in jenen Bergen in unglaublichen Mengen fällt; daher glaubten sie, leicht angreifbar zu sein. Der Kaiser aber brach von dort auf und kam nach Thessalonike 234a . Wenige Tage darauf schickte der Kral eine Gesandtschaft zu ihm und schlug vor, einander an einem zu vereinbarenden Ort freundschaftlich zu begegnen, um eine angenehme Zeit gemeinsam zu verbringen und sich am wechselseitigen Gespräch und Zusammentreffen zu ergötzen. Da auch der Kaiser nicht abgeneigt war / und den Vorschlag des Krals guthieß, wurde
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mit den Gesandten vereinbart, daß das Treffen in einer makedonischen Ortschaft namens Baim?35 stattfinden sollte. Als der Kral von der Vereinbarung erfuhr, brach er in Richtung auf den vereinbarten Ort auf. Der Kaiser aber wollte dem Kral eine Überraschung bereiten oder besser, ihm einen,Beweis seiner unverfälschten und reinen Freundschaft liefern. Daher verzichtete er darauf, mit einer ebenbürtigen Streitmacht und Ausrüstung an dem vereinbarten Treffpunkt zu erscheinen; stattdessen wählte er dreihundert Mann aus seiner Gefolgschaft aus sowie einige der Vornehmen ohne ihre Dienerschaft. Während nun der Kral sich noch mitten in seinem Land beim sogenannten Rhadobosdion 236 befand, wurde ihm gemeldet, der Kaiser rücke unversehens an. Zunächst wurde er in Unruhe versetzt, da er befürchtete, der Anmarsch des Kaisers könnte alles andere als freundschaftlich sein. Als er aber die Zahl der Männer, die den Kaiser begleiteten, erfuhr und ihm dessen Gesinnung klar wurde, freute er sich übermäßig über die redliche Haltung des Kaisers sowie über dessen Edelmut gegenüber seinen Freunden und gratulierte sich selbst, einen solchen Freund gewonnen zu haben. Er bewirtete ihn in sehr prunkvoller und eines Kaisers würdiger Weise und behielt ihn sieben Tage lang bei sich, wobei er ihm große Freundlichkeit erwies und ihn äußerst rücksichtsvoll behandelte, als ob er sein Herr wäre. Nach diesen sieben Tagen kehrte er selbst in seine Heimat zurück und nahm freudig vom Kaiser Abschied, der sich gleichfalls froh nach Hause begab. Bei diesem Treffen lernte der Kral auch den Großdomestikos kennen, und es entstand eine feste Freundschaft zwischen den beiden Männern. / 29. Der Kaiser begab sich von dort nach Thessalonike, wo er sich kurze Zeit aufhielt, dann ging er nach Konstantinopel. Nach einigen Tagen 237 wurde ihm gemeldet, Domenico Cattaneo 238 , der Sohn Andreolos, der aufgrund eines ihm vom Kaiser gewährten Privilegs Herrscher von Neuphokaia war, habe nach dem Tode seines Vaters, der reich geworden war, dessen Vermögen übernommen und, durch das Geld übermütig geworden, sich vorgenommen, den Rhomäern Lesbos wegzunehmen und dort eine eigene Herrschaft zu gründen. Zu diesem Zwecke habe er mit elf Schiffen aus Genua, die er auf eigene Kosten bemannen ließ, einem weiteren aus Sizilien und fünf 239 aus Delos [Telos?] die Lesbier angegriffen, ohne ihnen vorher den Krieg erklärt zu haben. Die Stadt Mytilene eroberte er nach einem Sturm auf die Mauern, nachdem er ihre Einwohner unvorbereitet überrascht und durch sein plötzliches Erscheinen in Angst versetzt hatte; er 108
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bemächtigte sich auch aller anderen Festungen auf der Insel. Eressos 24o und Methymna 241 indessen versuchte er zwar zu erobern, scheiterte jedoch an der Stärke ihrer Mauern, und deshalb blieben nur diese beiden Städte dem Kaiser noch 242 untertan und treu. Als der Kaiser von den Ereignissen auf Lesbos erfuhr, warf er den Lateinern von Galata, die genuesische Kolonisten sind, Hinterlist und Aufruhr243 vor und protestierte gegen ihr Vorgehen, weil sie, trotz der bestehenden Vereinbarungen zwischen den Rhomäern und dem Rat und dem Volk der Genuesen, durch die ihnen eigene Bosheit und Verschlagenheit eine Politik betrieben, die den Kaisern der Rhomäer nicht nur Schaden zufügte, sondern ihnen auch Mühen und Gefahren verursachte. Daß diese Beschuldigungen gerechtfertigt waren, konnten sie selbst nicht bestreiten. Der Kaiser / ließ nun in einem Zeitraum von insgesamt zwanzig Tagen eine Flotte von vierundachtzig Schiffen ausrüsten, von denen vierundvierzig Biremen und Triremen, die übrigen aber Einruderer waren. Ihnen folgten Lastschiffe, welche Fußtruppen, Lebensmittel und den übrigen Troß transportieren sollten. Als alles vorbereitet war und nichts mehr fehlte, stachen sie von Konstantinopel aus in See und fuhren in Richtung Lesbos 244 • Sobald sie die Höhe von Kallipolis am Hellespont245 erreicht hatten, wurden sie von den Wachposten der Lateiner aus Lesbos bemerkt, welche ebendort mit einem langen Schnellschiff nach der kaiserlichen Flotte Ausschau hielten und dank der Geschwindigkeit des Schiffes und der hohen Beschleunigung vor dem Kaiser in Lesbos eintrafen und dessen Nahen und baldige Ankunft dort meldeten. Da die Lateiner über die Anzahl der kaiserlichen Schiffe nicht genau informiert waren, entschlossen sie sich, gegen den Kaiser zu kämpfen, und bereiteten sich auf eine Seeschlacht vor. Die Delier 246 aber, die ihre Vorbereitungen verfolgten, sagten ihrem Admiral offen ihre Meinung und erklärten, sie fühlten sich eher in der Lage, gegen die ganze Menschheit Krieg zu führen als gegen den Kaiser der Rhomäer. Deshalb wollten sie ihm ihre Auffassung mitteilen, bevor der Kampf begonnen habe, damit er so schnell wie möglich die richtige Entscheidung treffe und sich nicht gezwungen sehe, schändlich und unmännlich zu fliehen, da sie selbst weder Waffen gegen ihn erhöben noch auch sich selbst verteidigten. Der Admiral lobte seine Männer wegen ihrer Redlichkeit und brachte ihnen seinen besonderen Dank zum Ausdruck. Dann ging er zu Domenico, der die gesamte Flotte befehligte, und zu den anderen Admirälen / der Lateiner und erklärte ihnen, ihre Entscheidung, noch bevor sie genau erfahren hät-
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ten, über wieviele Schiffe der Kaiser verfüge, unüberlegt und tollkühn eine Seeschiacht zu liefern, sei keineswegs die richtige. Wenn sie nämlich eine Niederlage einstecken würden, würden sie notwendigerweise völlig aufgerieben, da alle Leute am Ort ihnen gegenüber feindlich eingestellt seien und sie mitangreifen würden. Aus diesem Grunde müsse man sich zunächst über die Stärke der kaiserlichen Flotte Klarheit verschaffen, «dann», sagte er, «falls auch ihr über eine entsprechende Macht verfügt, eine Seeschlacht riskieren, andernfalls aber einen sicheren Ort suchen, an den ihr euch retten könntet. Ich hätte bei der Seeschlacht gerne an eurer Seite gekämpft; die Delier sind jedoch nicht dazu zu bringen, gegen den Kaiser die Waffen zu erheben, sondern sie erklären, sie würden eher jede andere Aufgabe auf sich nehmen als gegen den Kaiser zu kämpfen. Ich kann sie freilich nicht zwingen, da sie alle der gleichen Meinung sind. Ich habe mir die Sache überlegt und beschlossen, daß wir uns zurückziehen, bevor der Kaiser eintrifft. Wenn wir nämlich nach seinem Erscheinen abfahren, werden wir den Hospitalitern keine geringe Schande zufügen. Ihr aber müßt in eurer eigenen Angelegenheit eine vernünftige Entscheidung treffen.» So sprach der Admiral der Delier, nahm von seinen Kollegen Abschied und machte sich auf die Fahrt nach Delos. Domenico nun und die anderen, die zurückgeblieben waren, hielten nicht mehr an ihrem Entschluß fest, eine Seeschlacht zu wagen. Stattdessen schickten sie fünf Schiffe nach Kallone 247 , einer Festung auf Lesbos, um Lebensmittel und eine Garnison hineinzubringen; sie befürchteten nämlich, daß der Kaiser sie angreifen und erobern könnte. Sie selbst / aber bewachten mit den übrigen Schiffen Mytileneo Inzwischen traf der Kaiser mit der ganzen Flotte in Eressos ein; er lobte die Einwohner für ihre Treue und würdigte sie seiner Fürsorge, sofern sie ihrer bedürftig waren, dann brach er von dort nach Chios 248 auf. Von einer Warte aber rief jemand laut und fragte, wessen Flotte dies sei; als man ihm antwortete, es sei die Flotte des Kaisers und der Kaiser selbst sei anwesend, erwiderte er: «Wem gehören aber die Schiffe im Golf von Kallone?» Aus seiner Antwort verstand249 der Kaiser, daß ein Geschwader der Flotte von Mytilene Kallone bewache; deshalb machte er kehrt und segelte gegen jene Schiffe. In der Zwischenzeit brach aber die Nacht herein. Als die Lateiner nun den Kaiser sich nähern sahen und begriffen, daß ihnen die Flucht abgeschnitten war und ein Kampf mit dem Kaiser nicht in Frage kam, zogen sie die Schiffe ans Land 250 und versteckten sich selbst im Gehölz, da die Gegend bewaldet war und sie von der Dunkelheit begünstigt wurden. 110
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Die Schiffe wurden von der kaiserlichen Flotte leer ins Schlepptau genommen; zugleich gingen die Truppen an Land und durchsuchten den Busch: mehr als die Hälfte der Lateiner wurde dabei entweder getötet oder gefangengenommen. Diejenigen, die im Schutz der Dunkelheit entkommen konnten, retteten sich zu ihren Landsleuten nach Mytilene. Der Kaiser ließ nun an Ort und Stelle den Pinke rn es [Alexios] Philanthropenos 251 mit einer Streitmacht aus Reitern und Fußvolk zurück, um Mytilene zu belagern; er selbst fuhr weiter nach Phokaia, das zu jener Zeit von Edoardo 252 regiert wurde. Die kaiserliche Streitmacht auf Lesbos nahm inzwischen alle Festungen kampflos ein; Mytilene aber wurde vom Land und vom Meer aus weiter belagert. Der Kaiser / aber schickte eine Gesandtschaft zu Saruchan, dem Herrscher des Gebietes östlich von Phokaia 253 , und schloß einen Bündnisvertrag mit ihm ab, nach welchem Saruchan dem Kaiser eine Land- und Seestreitmacht zur Belagerung von Phokaia und Mytilene zur Verfügung stellen und der Kaiser Saruchans Sohn Suleiman254 sowie die anderen türkischen Jünglinge, die in Phokaia als Geiseln festgehalten wurden, befreien sollte. Die genuesischen Lateiner von Phokaia hatten nämlich Suleiman, den Sohn Saruchans, sowie vierundzwanzig andere Söhne vornehmer Perser [Türken] mit List in ihre Gewalt gebracht und erklärt, sie wollten sie nicht als Sklaven, sondern als Geiseln festhalten, um den Frieden zu sichern. Da Saruchan dagegen nichts tun konnte, verhielt er sich, wenn auch gegen seinen Willen, friedlich aus Liebe zu den Knaben. Damals aber, als der Kaiser ihm versprach, die jungen Leute zu befreien, wenn er sich freiwillig am Kampf gegen die Lateiner beteilige, nahm er am Krieg des Kaisers als Verbündeter teil, weil er auf die Befreiung der türkischen Jünglinge hoffte; er zog selbst mit Fußvolk und Reiterei nach Phokaia, begrüßte den Kaiser und erwies ihm seine Reverenz; anschließend blieb er ebendort und belagerte mit ihm die Stadt. Er stellte dem Heer des Kaisers einen reichen Markt zur Verfügung und befahl den Ländern und Städten seiner Herrschaft, Lebensmittel nach Phokaia zu bringen. Phokaia und Mytilene wurden nun den fünften 255 Monat belagert und besonders vor Phokaia kam es häufig zu heftigen Mauergefechten; es wurden / auch Belagerungsmaschinen sowie andere Geräte, die zur Eroberung der Städte erfunden wurden, herbeigeschafft. Man konnte jedoch die Stadt nicht erobern, da sie von starken Mauern umgeben war und die Lateiner sich kraftvoll verteidigten und nicht nachgaben. Da jedoch die Belagerung sich in die Länge zog, die Lebensmittel sich bereits dem Ende zuneigten und die
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Belagerten vermuteten, daß der Kaiser nicht eher die Belagerung aufheben werde, als bis er sie durch Hunger oder Mauergefechte in die Knie gezwungen habe, versuchten sie Wege ausfindig zu machen, um längere Zeit durchzuhalten; deshalb vertrieben sie die Rhomäer, die in Phokaia wohnten, mitsamt ihren Familien aus der Stadt, sammelten den Weizen und die anderen vorhandenen Lebensmittel, brachten sie in die Burg, die sie selbst besetzt hatten, und konnten so der Belagerung weiter standhalten. Während der Kaiser noch bei Phokaia weilte, statteten ihm die Söhne Aydins, des Herrschers von Ionien, Chetir, Umur 256 (dessen See-Expedition in Thrakien wir oben beschrieben haben) sowie der dritte namens Suleiman einen Freundschaftsbesuch ab, erwiesen ihm ihre Reverenz 257 und gelobten, seine Freunde und Verbündeten zu sein. Der Kaiser belohnte sie für ihr Wohlwollen mit Geschenken und Wohltaten und schickte sie nach Hause. Bei dieser Lage der Dinge traf aus Konstantinopel die Meldung ein, daß einige vornehme Rhomäer heimlich mit dem genuesischen Admiral und den Kapitänen von sechzehn Schiffen, die aus irgendeinem Grunde von Genua aus in Galata eingetroffen waren, Kontakt aufgenommen 258 und sie durch Geschenke und große Versprechungen überredet hätten, zusammen mit den übrigen sechs Schiffen, die / in Galata beheimatet waren, sowie mit Hilfe von sechs weiteren Schiffen aus Mytilene den Kaiser vor Phokaia anzugreifen. Den rhomäischen Verschwörern sei es dabei nicht um die Unterstützung der Genuesen gegangen, sondern es handle sich um Abtrünnige und Verräter am Kaiser, die in dem Bestreben, die Herrschaft an sich zu reißen, Dinge ins Werk setzten, mit deren Hilfe sie ihn glaubten vernichten zu können. 30. Als der Kaiser von diesen Ereignissen erfuhr, bereitete er die Streitmacht, die er bei sich hatte, auf eine mögliche Seeschlacht vor und verschaffte sich von den Barbaren in Ionien eine weitere sehr starke: Saruchan stellte ihm vierundzwanzig Schiffe sowie ein großes Heer aus Fußvolk und Reiterei zur Verfügung, welches nach Phokaia kam und dort sein Lager aufschlug. Umur, der Sohn Aydins, den der Großdomestikos überredet hatte, unterstützte den Kaiser mit dreißig Schiffen. Der Großdomestikos hatte nämlich schon früher 259 Beziehungen zu Umur unterhalten, mit ihm korrespondiert, ihm sein Wohlwollen gezeigt und, als Umur kurz zuvor bei Phokaia zum Kaiser gekommen war, hatte er sich mit ihm für kurze Zeit getroffen. Damals also schickte er, der Notwendigkeit gehorchend, eine Gesandtschaft zu Umur und ließ ihm mitteilen, es sei nicht richtig und ihm
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selbst keineswegs angenehm, wenn sie, wie bisher, nur durch Briefe und Botschaften Kontakt miteinander hätten; denn bisher sei die große Entfernung der Grund gewesen für diese Art der Verbindung. Jetzt aber, da sie nicht weit von einander entfernt seien, sei es, wenn er auch derselben Meinung sei, recht und billig, sich an einem bestimmten Ort zu treffen, sich der gemeinsamen Unterhaltung zu erfreuen und die bereits bestehende Freundschaft zu festigen. / Eine solche Botschaft schickte der Großdomestikos an Umur; sobald dieser sie vernahm, betrachtete er sie als ein Glück ohnegleichen und glaubte, den größten Gunsterweis erfahren zu haben. So ließ er alles liegen und stehen, kam nach Klazomenai 26o und traf sich mit dem Großdomestikos. Als dieser von seinem Schiff stieg, bewirtete er ihn und bezeigte ihm großes Zuvorkommen. Vier Tage verbrachte der Großdomestikos bei seinem Freund, überredete ihn, den Kaiser als seinen Herrn zu betrachten und sich selbst als einen der vornehmen Rhomäer aus dessen Umgebung. Auch schloß er mit ihm unverbrüchliche Bande der Freundschaft 261 • Er forderte Umur auf, so schnell wie möglich die Schiffe an den Kaiser zu schicken, der auf das Bündnis mit ihm angewiesen sei; und tatsächlich trafen sie bald darauf ein. Außerdem gebot er ihm, eine freundschaftliche Haltung gegenüber den Einwohnern von Philadelpheia einzunehmen und ihr Freund und Verbündeter statt ein Feind zu sein und nicht mehr den Tribut von ihnen zu fordern, den sie seinerzeit aufgrund vertraglicher Vereinbarung gezahlt hatten 262 • Umur schlug keine Bitte des Großdomestikos ab, sondern erfüllte sie alle gern und war ihm dazu noch dankbar und glaubte, den größten Gnadenerweis zu genießen. Danach nahm der Großdomestikos von Umur Abschied und begab sich zum Kaiser. Und nachdem auch die Schiffe des Saruchan eingetroffen waren, bereiteten sie sich zur Seeschlacht vor und ärgerten sich, daß ihre Gegner noch nicht zu sehen waren. Die Lateiner aber gaben ihr Vorhaben auf und gingen auseinander, sei es, weil sie die Streitmacht des Kaisers fürchteten, sei es, weil ihre rhomäischen Freunde entdeckt worden waren und es mit der Angst zu tun bekommen hatten (denn die Mutter des GroßdomestikO's und die Kaiserin / hatten von der Verschwörung erfahren und äußerste Sicherheitsrnaßnahmen für den Palast und die übrige Herrschaft getroffen). Als der Kaiser vom Abzug der Lateiner erfuhr, schickte er die Mannschaften Umurs, die als Verbündete gekommen waren, mit Geschenken nach Hause, er selbst aber machte sich noch intensiver an die Belagerung; denn es war bereits Herbst und die Zeit drängte.
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Während aber die Belagerung sich in die Länge zog, sah der Großdomestikos eines Tages zufällig am Tor von Phokaia einen gewissen Giovanni Spinola 263 , einen der vornehmen Lateiner, der ihm von früher bekannt und vertraut war und hellenische Bildung in hohem Maße besaß. Er schickte jemanden zu ihm und ließ ihn bitten, ohne Argwohn zu ihm zu kommen, was dieser ohne Zögern tat. Der Großdomestikos begrüßte ihn und warf ihm Undankbarkeit vor, da er, während sein alter Freund und Vertrauter schon so lange vor dem Stadttor weilte, sich nicht einmal die Mühe gemacht habe, zu ihm zu kommen und ihn als Freund zu begrüßen; er fügte noch einiges hinzu, so viel der Zeitpunkt ihm erlaubte (denn es war bereits spät am Tage), und entließ ihn dann nach Hause, nachdem er ihn gebeten hatte, wenn es auch ihm angenehm wäre, am nächsten Tag wiederzukommen, damit sie sich in aller Ruhe über den gegenwärtigen Krieg unterhalten und jeder dem anderen erläutern könne, was ihm dazu angebracht erschien. Giovanni akzeptierte den Vorschlag und ging nach Hause. Am nächsten Tag früh morgens / erschien er wieder im Zelt des Großdomestikos und begrüßte ihn; der Großdomestikos erwiderte den Gruß, nahm ihn unter vier Augen beiseite und begann folgendermaßen zu ihm zu sprechen: «Ein vernünftiger Mensch würde es weder 264 für lobenswert halten, wegen jedem Anlaß Krieg zu führen noch wird er den Frieden um jeden Preis haben wollen, sondern jedes muß nach den Gegebenheiten für besser oder schlechter gelten. Wenn jemand aber mit dem Krieg beginnt und sich dabei in ein Abenteuer einläßt, das seine Kräfte übersteigt, ist er in den Augen von vernünftig Urteilenden nicht nur ungerecht, sondern dazu noch dumm. Überlegen wir uns jetzt hinsichtlich des gegenwärtigen Krieges, den ihr gegen den Kaiser entfesselt habt, ohne daß er euch Unrecht getan hat, ob er zu eurem Vorteil ausgehen wird. Zunächst habt ihr, ohne vom Kaiser Unrecht erfahren zu haben, Lesbos, eine Insel, die seiner Herrschaft unterstand, ungerechterweise und habsüchtig angegriffen, eine Tatsache, die auch ihr selbst, glaube ich, nicht bestreiten könnt; sodann habt ihr euch dabei eines Höchstmaßes an Torheit und Unbesonnenheit bedient. Denn derjenige, der einen Krieg beginnt, darf nicht nur an das Unrecht denken, das er begehen will, sondern er muß zuerst prüfen, ob er überhaupt dazu in der Lage ist, sodann, ob er auch über die notwendige Macht verfügt, um die unrechtmäßig besetzten Gebiete zu behaupten. Bei euch aber ist die Macht, Fremdes zu rauben, nicht ausreichend, und die Macht, das Geraubte zu bewahren, minimal. Für euren Angriff auf Lesbos habt ihr die Delier und
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die Sikelioten gewinnen können; als aber der Kaiser gegen euch anrückte, verließen euch eure Verbündeten, unfähig, die Waffen gegen ihn zu erheben. Und nachdem ihr allein geblieben wart, ging die Besatzung von fünf Schiffen vor Kallone zugrunde, während das Gros eurer Streitmacht, in Mytilene und Phokaia / eingeschlossen, ohne begründete Hoffnung auf Rettung belagert wird. Du darfst dich nicht wundern, wenn ich behaupte, daß ihr 'ohne begründete Hoffnung auf Rettung~ seid, obwohl ihr euch von den Mauern kräftig verteidigt und von den Geschossen der Belagerungsmaschinen, den Leitern und anderen für die häufigen Mauerkämpfe eingesetzten Vorrichtungen keinen oder nur geringen Schaden erlittet. Denn ich werde überzeugend beweisen, daß ihr von einer tödlichen Gefahr nicht weit entfernt seid. Denn von den drei Möglichkeiten 265 der Rettung für eine belagerte Stadt, welche sind: Vertreibung der Belagerer durch eine Macht von außen, Überfluß an Weizen und anderen Lebensmitteln, der es den Belagerten leicht macht, die Blockade auszuhalten, und drittens Unvermögen der Belagerer, sei es nun aus Materialmangel, Kleinmütigkeit oder sonst einem Grund, eine Blockade durchzuführen, ist, wie ich zeigen werde, in eurem Fall keine gegeben. Eine Hilfe von außen wäre bei euch kaum aus einer anderen Richtung denkbar als von Genua, da ihr Stammesgenossen und Verwandte der Genuesen seid. So etwas ist aber von der Wirklichkeit oder von einer begründeten Hoffnung so weit entfernt, daß eher das Gegenteil den Tatsachen entspricht: die Genuesen werden hierher kommen, um euch als Feinde ihres Gemeinwesens zur Übergabe zu zwingen, wenn der Kaiser es verlangt. Ihr wißt nämlich sehr genau, daß in dem Friedensvertrag 266 , welchen der Rat und das Volk von Genua mit den Kaisern der Rhomäer eidlich abgeschlossen haben, unter anderem auch folgende Bedingung enthalten ist: nicht nur dürfe der genuesische Staat dem Kaiserreich der Rhomäer keinen Schaden oder Nachteil zufügen, solange die Rhomäer keinen Anlaß zum Krieg geben, sondern außerdem müsse, wenn ein / genuesischer Privatmann einem Rhomäer Unrecht tut, letzterer von dessen beweglichem oder unbeweglichem Vermögen entschädigt werden. Wenn der Privatmann dem Kaiserreich der Rhomäer Schaden zufüge, indem er eine Insel, eine Küstenstadt oder sonst etwas plündere, dann müsse er, sei es als Einzelner oder mehrere Personen, von seinem beweglichen oder unbeweglichen Besitz den Kaiser gleichermaßen dafür entschädigen, und gelte zugleich als Feind des (genuesischen) Rates und Volkes, welche gegen ihn als treulosen Verräter an ihrem Gemeinwesen vorgehen könnten. Aus diesem
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Grund hat auch der Kaiser eine Gesandtschaft nach Genua geschickt267 , um nicht nur euer Vermögen als Entschädigung für die Ausgaben des Krieges beschlagnahmen zu lassen, sondern außerdem, um die Genuesen aufzufordern, gemäß dem beschworenen Vertrag Schiffe gegen euch zu schicken. Also von Genua kann man nicht nur keine Hilfe, sondern eher einen Krieg und Angriff zur See erwarten. Was nun eure Lebensmittelvorräte betrifft, kann man aus den Tatsachen selbst untrüglich schließen, daß sie gegenwärtig zur Neige gehen und bald völlig ausgegangen sein werden. Denn die von euch aus der Stadt ausgewiesenen Rhomäer, deren Lebensmittel ihr zum eigenen Gebrauch weggenommen und entsprechend der Menge der belagerten Menschen rationiert habt, behaupten, daß eure Vorräte bald völlig ausgegangen sein werden. Es bleibt euch also nur die eine Hoffnung, daß der Kaiser bald lustlos werde und, sei es wegen der großen Menge des ausgegebenen Geldes, / sei es wegen der Strapazen des Feldzugs oder des bevorstehenden Winters, die Belagerung aufheben werde. Auch in diesem Punkt werde ich zum Verräter der eigenen Sache werden und euch ohne Gegenleistung den wahren Sachverhalt vollständig mitteilen. Ihr hättet nämlich, das weiß ich genau, viel Geld bezahlt, um unsere wahren Absichten über euch zu erfahren. Diesen Gefallen werde ich euch umsonst tun. Der Kaiser nämlich und wir, sowie der größte Teil des Heeres werden nach Hause zurückkehren, um uns nicht ohne jeden Grund hier abmühen zu müssen, zum al die dortigen Angelegenheiten unsere Aufmerksamkeit verlangen, deren Erledigung unsere Gegenwart erforderlich macht. Für die Belagerung werden wir zehn Triremen, zwanzig Einruderer sowie die vierundzwanzig Schiffe Saruchans hier zurücklassen, und wir werden den Mannschaften den Sold bis zum Frühjahr auszahlen. Sie werden euch und die Mytilenäer von der See her sicher in Schach halten und blockieren, während zu eurer Belagerung vom Lande her das Heer Saruchans völlig ausreicht. Ausfälle der Mytilenäer gegen Lesbos aber werden die Söldner der Rhomäer unterbinden. So werdet ihr und die Mytilenäer weder zu Lande noch zur See Lebensmittel einführen können. Und zu Beginn des Frühlings werden wir wieder mit einer großen Flotte gegen euch zu Felde ziehen, in der festen Absicht, auszuharren, bis wir euch durch Hunger oder Waffengewalt besiegt und zu Sklaven gemacht haben. Ich möchte hier auch einen anderen Plan des Kaisers nicht verschweigen; er hat nämlich vor, alle eure belagerten Mitbürger / eidlich vor die Wahl zu stellen, entweder innerhalb der Mauern zu bleiben und als seine und der Kommune Genuas Feinde
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betrachtet zu werden oder herauszukommen und euch zu verlassen, in welchem Fall der Kaiser ihnen nicht nur Vergebung und Amnestie für ihre Verfehlungen erteilen, sondern auch dem genuesischen Staat erlauben wird, von einer Bestrafung abzusehen. Daß diese Maßnahme viele eurer Mitbürger dazu bewegen wird, von euch abzufallen, ist auch dir klar. Wenn ihr nun diesen von Anfang an ungerechten Krieg entfesselt habt, der in ganz anderer Richtung als ihr erwartet habt, verlaufen ist, wobei ihr euch nicht nur den Ruf von unbesonnenen und unverständigen Menschen eingehandelt, sondern dazu noch eine tödliche Gefahr heraufbeschworen habt, wie kann es da jetzt von Nutzen sein oder überhaupt als Handlungsweise vernünftiger Menschen gelten, statt eure falschen Entschlüsse zu ändern und nach Möglichkeit eine Rettung zu suchen, lieber aus sinnloser Streitsucht und Eitelkeit euch selbst ins Verderben zu stürzen und euren Gefolgsleuten nicht nur Armut und den Verlust von Hab und Gut, sondern auch noch lebenslängliche Schande zuteil werden zu lassen? Aber selbst von all dem abgesehen, ist der Krieg gegen den Kaiser, wie ich nun zeigen werde, für euch keineswegs von Nutzen 268 • Selbst wenn wir euch weder durch Waffengewalt noch durch Hunger noch durch eine andere Methode bezwingen können, wird euch die Belagerung kaum einen Vorteil bringen. Denn ihr habt sicher nicht einen so großen Aufwand getrieben für die Eroberung von Lesbos, um dann hier ständig belagert und von Hungersnot und den anderen Übeln des Krieges geplagt zu werden, / sondern vielmehr, um das Mehrfache der ausgegebenen Gelder zu gewinnen und die Herrschaft über die Insel auszuüben. Die Ereignisse nahmen also einen anderen Verlauf als ihr erwartet habt. Denn eure Gelder sind für die Ausrüstung der Flotte ausgegeben worden, die Insel aber befindet sich wiede~ in der Hand des Kaisers, bis auf Mytilene, für dessen Schutz sowie für den Phokaias ihr nicht weniger als tausend Söldner aufbringen müßt. Woher werdet ihr die Gelder für ihre Verpflegung nehmen? Denn weder auf den Schiffen habt ihr das Geld, das für die Belagerung ausreichen würde, noch ist solches aus Genua zu erwarten. Denn eure dortigen Besitztümer, welche Ertrag abgeworfen haben, werden jetzt dem Kaiser zufallen, während die bisherigen Einkünfte aus Phokaia wegen des Krieges ausgeblieben sind. Der Handel ist nämlich völlig eingestellt worden, da wir Herren über die Meereswege sind; und außerdem hindern wir euch daran, das Land zu bebauen, so daß ihr ohne Gefahr nicht einmal aus dem Tor hinausgehen könnt. Die von überallher drohende Gefahr werdet ihr also
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auf keinen Fall los, ganz gleich, ob wir euch mit den Waffen besiegen oder nicht. Da nun eure Existenz auf dem Spiel steht, dürft ihr die Angelegenheit nicht als eine Nebensache behandeln, sondern müßt mit euren Freunden überlegen, welche Entscheidung nötig ist.» 31. Nachdem der Großdomestikos in dieser Weise gesprochen hatte, hüllte sich Giovanni Spinola lange Zeit in Schweigen, erschrocken darüber, daß sein Gesprächspartner das Bild ihrer Lage so klar gezeichnet hatte. Er hatte nämlich bereits selbst bemerkt, daß sie in höchster Gefahr schwebten. Dann faßte er sich und sagte: «Daß wir Unrecht begangen haben, indem wir den Krieg angefangen haben, können wir selbst / nicht bestreiten. Wir haben uns jedoch von der Hoffnung verleiten lassen, Lesbos erobern und einen Angriff des Kaisers abwehren zu können (denn niemals hatten wir gedacht, daß der Kaiser eine so große Seestreitmacht aufbringen werde), und so haben wir den Krieg begonnen. Jetzt aber sind unsere Gelder ausgegangen, und wir werden belagert und haben eine düstere Zukunft vor uns. Da dir aber, wie ich sehe, Gott selbst diese Worte eingegeben hat, bitte ich dich, uns mitzuteilen, was dir für unsere Zukunft notwendig und nützlich scheint; denn an unseren vergangenen Taten können wir nichts mehr ändern.» Daraufhin antwortete der Großdomestikos: «Wenn ihr selbst über eure Zukunft zu entscheiden hättet, würde nichts euch daran hindern, Frieden oder Krieg zu wählen. Da ihr jedoch mich um meinen Rat über eure Angelegenheiten bittet, so werde ich euch gerne mitteilen, was mir für euch nützlich scheint. Euch bleibt es überlassen, meine Vorschläge anzunehmen oder abzulehnen. Ich brauche, so scheint mir, keine langen Reden zu halten, um euch zu überzeugen, worin euer Vorteil liegt; denn meine vorigen Ausführungen, in denen ich gezeigt habe, daß der Krieg euch großes Unheil gebracht hat und noch bringen wird, können beweisen, daß ihr euch für den Frieden entscheiden müßt. Jetzt werde ich euch erklären, auf welche Art und Weise ihr dieses Ziel am besten erreicht. Bevor eure Lage sich derartig verschlimmert, daß ihr den Anschein erweckt, gegen euren Willen zum Kaiser zu kommen, müßt ihr ein gewisses Wohlwollen zeigen, das euer früheres Unrecht wiedergutmacht: ihr müßt eine Gesandtschaft an den Kaiser schicken und für eure Verfehlungen in diesem Krieg um Vergebung bitten. Und da er von Natur aus / mild ist und bereit, den Übeltätern Vergebung zu gewähren, wenn diese seinen Zorn beschwichtigen, wird er auch euch ohne weiteres vergeben, zumal ich Fürsprache bei ihm einlegen werde. Und sobald ihr den Zorn des Kaisers besänftigt habt, nehmt die
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Söhne Saruchans und der anderen Perser [Türken], welche bei euch als Geiseln gehalten werden, und bringt sie dem Kaiser als Geschenk, indem ihr ihm zugleich Mytilene und Phokaia übergebt. Er aber wird euch für euer Wohlwollen belohnen und außer der Vergebung, die er euch erteilen wird, wird er euch die Unkosten für diesen Krieg, sowie den Schaden, den ihr den Lesbiern zugefügt habt und für welchen laut Vertrag der genuesische Staat aus euren Besitztümern aufkommen muß, erlassen. Und obgleich ihr als Feinde der Kommune von Genua geltet und für eure Treulosigkeit vor Gericht gestellt werden müßt, wird er für euch Straffreiheit erlangen, indem er beim dortigen Rat dafür eintritt, daß ihr Verzeihung erhaltet und unbekümmert wieder Bürger der Stadt sein könnt, ohne etwas von eurem Vermögen eingebüßt zu haben. Außerdem wird er euch wie bisher erlauben, Phokaia zu regieren, welches zwar zum rhomäischen Reich gehört, von euch aber verwaltet werden mag, solange es dem Kaiser gefällt. Er wird euch auch zu einem Vertrag mit Saruchan verhelfen, damit ihr die Abgaben, welche euch bisher aus seinem Land zufielen, wieder erhaltet. Er wird ferner dafür sorgen, daß auf allen Inseln und in allen Städten seines Reiches euer Handel nicht behindert wird. Überlegt euch also, wieviel Unheil der Krieg euch eingebracht hat und um wieviel größeres er euch vielleicht einbringen wird, und welche Vorteile euch der Friede / bringt, wenn ihr euch von mir überreden laßt. Heute oder morgen habt ihr noch die Möglichkeit, diesen Schritt zu tun. Wenn ihr aber die Sache für unnötig erachtet und aufschiebt, werdet ihr den Kaiser nicht gleichermaßen zum Ausgleich bereit finden. Denn wenn die Matrosen und die anderen Söldner, die euch während des Winters belagern sollen, erst ihren Sold erhalten haben, den an die Zahlmeister zu verteilen der Kaiser bereits befohlen hat, dessen Auszahlung ich jedoch wegen der erwähnten Überlegungen verhindert habe, dann, so fürchte ich, wird er eure Gesandtschaft nicht mehr empfangen, da er annehmen muß, daß er euch, ehe neuer Sold fällig wird, als Sklaven 269 in seine Gewalt bringen wird und sich für seine jetzigen und früheren Ausgaben entschädigen lassen kann. Ihr müßt also eure Entscheidung rasch treffen und sie uns bekannt machen, da ihr über lebenswichtige Fragen entscheidet und die Zeit keinen Aufschub duldet.» Ein solches Vorgehen empfahl der Großdomestikos den Lateinern. Als aber Giovanni seinen Rat vernahm, ärgerte er sich, weil er Zeit verloren und nicht früher mit dem Großdomestikos Kontakt aufgenommen hatte. Dadurch wären nämlich ihm selbst viele Unannehmlichkeiten erspart ge-
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blieben, und er hätte auch seinen Landsleuten geholfen. Nichtsdestoweniger erwiderte er, das Geschehene könne man nicht ungeschehen machen; doch scheine ihm, er müsse nach Phokaia zurückkehren und den Vorschlag des Großdomestikos den anderen unterbreiten; am nächsten Tag werde er wieder ins Lager der Rhomäer kommen und die gemeinsame Entscheidung mitteilen. Als ihm das erlaubt wurde, kehrte er in die Stadt zurück und machte Edoardo und den übrigen / den Vorschlag des Großdomestikos bekannt: man fand ihn ausgezeichnet und ihrer Sache förderlich und man erklärte sich bereit, ihn in die Tat umzusetzen. Giovanni ging also wieder zum Großdomestikos und erklärte, Edoardo und die Belagerten von Phokaia akzeptierten seinen Vorschlag und seien gern bereit, sich zum Kaiser zu begeben und für ihre Verfehlungen um Vergebung zu bitten. Es sei aber notwendig, auch mit Domenico, der in Mytilene belagert werde und als einer ihrer bedeutendsten Anführer gelte, darüber zu sprechen. Man könne nämlich keine Entscheidung in die Tat umsetzen, wenn er nicht einverstanden sei. So stellte man Giovanni Spinola ein Schiff zur Verfügung, und er fuhr nach Mytilene. Dort traf er sich mit Domenico und unterhielt sich mit ihm über den Frieden 270 ; und als dieser den Vorschlag des Großdomestikos billigte und dem Kaiser seine Dankbarkeit für seine Langmut zum Ausdruck brachte, fuhr Giovanni von dort nach Phokaia zurück und brachte noch jemanden mit, der als Vertreter Domenicos dem Kaiser seine Reverenz erweisen sollte. Auf der anderen Seite kamen die vornehmen Lateiner, die in Phokaia belagert wurden, mit dem Sohn 271 Saruchans und den anderen türkischen Geiseln aus der Stadt heraus und brachten sie dem Kaiser zum Geschenk. Und nachdem sie ihm gehuldigt und für ihre feindlichen Handlungen um Vergebung gebeten hatten, empfing der Kaiser sie freundlich und wohlwollend und verzieh ihnen ihre Vergehen. So wurde alles Wirklichkeit, was ihnen der Großdomestikos versprochen hatte; und es ergab sich auch Mytilene dem Kaiser, nachdem die Garnison die Stadt verlassen hatte. Saruchan aber und die anderen Perser [Türken] erhielten ihre Söhne vom Kaiser zurück / und brachten ihm ihren großen Dank für die Befreiung ihrer Kinder zum Ausdruck. Dann machte sich der Kaiser auf die Fahrt nach Konstantinopel, nachdem er in dieser Weise Lesbos, das schon unter der Herrschaft der Lateiner gestanden hatte, wieder für die Rhomäer zurückgewonnen hatte. 32. Kurze Zeit darauf272 aber meldeten die Statthalter des Westens, daß die albanischen Nomaden von Balagrada und Kanina 273 , unstet von Natur
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und zum Aufruhr geneigt274, die Verträge mit dem Kaiser gebrochen hätten und die dortigen Städte überfielen, plünderten und übel zurichteten. Schon früher hatten sie wiederholt das gleiche gewagt, wobei viele mittellose Menschen sich zusammenrotteten und die Städte plünderten, bis der Kaiser ein Heer gegen sie entsandte und sie zwang, Ruhe zu geben und den Einwohnern der westlichen Städte kein Unrecht zu tun. Sobald aber das Heer des Kaisers sich aufgelöst hatte und die Soldaten in ihre Heimat zurückgekehrt waren und der Sommer kam, waren sie nicht mehr zu halten, sondern suchten die dortigen Städte mit Plünderungen und offenen Einfällen heim. Damals also hatten sich viele Menschen der gleichen Gesinnung zusammengerottet und verheerten in großem Ausmaß Balagrada, Kanina, Kleisura 275 sowie eine Festung namens Skreparion276 ; außerdem hatten sie Timoros, eine Festung im Westen des Landes unweit von Balagrada, nach wiederholten Einfällen und Angriffen eingenommen und sich darin verschanzt. Aus diesen Gründen faßte der Kaiser den Entschluß, gegen sie zu Felde zu ziehen. Da um diese Zeit auch der Dux Johannes [Orsini]277, der Herrscher von Akarnanien, gestorben war, beeilte sich der Kaiser, / den Westen zu erreichen, da er hoffte, Akarnanien unter seine Herrschaft bringen zu können. Während der Vorbereitungen schien es ihm ratsam, wegen der Albaner eine persische [türkische] Hilfstruppe von Fußvolk aus Ionien herbeizuholen. Jene hielten sich nämlich in weiten, schwer zugänglichen Gebirgen auf mit vielen Zufluchtsorten und Schlupfwinkeln, wo die Reiter ihnen kaum Schaden zufügen konnten, vor allem im Sommer, wenn sie auf die Gipfel der Berge stiegen, wo es auch für Fußtruppen nicht leicht war, sie anzugreifen, wegen der natürlichen Befestigung der Orte und weil die Angegriffenen die Angreifer von oben beschießen konnten 278 . So schickte er Gesandte zu Umur und bat um eine Hilfstruppe von Fußsoldaten. Dieser empfing die Gesandtschaft 279 des Kaisers mit Freuden (denn er hielt es für eine große Ehre, etwas für den Kaiser tun zu können) und schickte die Truppe sofort nach Thessalonike. Bald traf auch der Kaiser ebendort mit der Streitmacht der Rhomäer ein, nahm die persischen [türkischen] Verbündeten mit und marschierte durch Thessalien gegen die Albaner. Ihr Land plündernd, rückte er bis nach Epidamnos 28o vor, wobei viele Albaner getötet wurden. Als sie nämlich von dem Vormarsch des Kaisers hörten, nahmen sie in der Annahme, sein Heer bestünde nur aus berittenen Rhomäern, auf den Bergen und in unzugänglichem Gelände Zuflucht, da sie glaubten, so der Vernichtung zu entgehen. Dort wurden sie jedoch von persi-
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schen Leichtbewaffneten und Bogenschützen, die in schwer zugänglichem Gelände vortrefflich kämpften, angegriffen und ohne Mühe überwältigt, nicht nur, weil sie unbewaffnet waren und deshalb von weitem niedergeschossen werden konnten, sondern auch, weil sie durch den unerwarteten Angriff der / Barbaren in Angst versetzt wurden. Sehr viele Albaner wurden getötet oder gefangengenommen. Diejenigen, die entkommen konnten, verließen Frauen und Kinder sowie das übrige Hab und Gut und versteckten sich in unauffindbaren Schlupfwinkeln. Die Perser [Türken] aber machten ihre Frauen und Kinder zu Sklaven, doch gelang es deren Stammesgenossen, die mit dem Kaiser auf gutem Fuß standen, einen Teil von ihnen von den Persern [Türken] freizukaufen. Der Kaiser selbst ließ gleichfalls nicht wenige freikaufen, nachdem ihre Verwandten zu ihm gekommen waren und ihn darum gebeten hatten. Er hätte eine noch größere Zahl oder sogar alle freikaufen lassen, wenn die Verwandten rechtzeitig zu ihm gekommen wären, solange die Perser [Türken] noch unter seinem Kommando standen. Da die Bittsteller jedoch nach dem Abmarsch der Perser erschienen, konnte er nur einen Teil der Gefangenen freikaufen, die Mehrzahl wurden als Sklaven in den Osten gebracht. Die Rhomäer aber machten keine Menschen zu Sklaven; sie dürfen es nämlich nicht, es sei denn, es handelt sich um Barbaren, die an das Erlösungswerk unseres Heilandes Christus nicht glauben 281 • Weidevieh nahmen sie jedoch in nahezu ungezählter Menge in Besitz, außerdem erbeuteten sie sehr viel Hausrat und andere Gegenstände. Es wurde sogar behauptet, und das stellte sich später, als nach dem Unheil die Betroffenen zum Kaiser kamen und ihre Verluste aufzählten, als richtig heraus, daß nämlich die Rhomäer dreihunderttausend Rinder, fünftausend pferde 282 und eine Millionzweihunderttausend Schafe erbeutet hatten. Eine so große Menge von Vieh konnten natürlich die Soldaten nicht mitschleppen; deshalb jagten sie lediglich die Eigentümer davon / und überließen die Tiere ohne Hirten ihrem Schicksal. Die Bürger der Städte, die zuvor von den Albanern ausgeplündert worden waren, kamen herbei und nahmen soviel Vieh als sie wollten in Besitz, ohne daß jemand sie daran hinderte; auch die früheren Eigentümer durften, nachdem sie dem Kaiser Unterwerfung und Loyalität gelobt hatten, eine Menge ihres Viehs, welches sie, in Schluchten und Talgründen zerstreut, fanden, wieder in Besitz nehmen; auch kauften sie vieles von den Soldaten zurück, die für fünfhundert Schafe oder hundert Rinder jeweils ein Goldstück verlangten. Und obwohl sich zuvor bei der Truppe der Brauch eingebürgert hatte, immer wenn eine
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größere oder kleinere Beute gemacht wurde, den fünften Teil als Siegespreis für den Kaiser aufzuheben und danach den gleichen Anteil für den Großdomestikos, der ja der Anführer des gesamten Heeres war, kümmerte sich damals kaum jemand um diesen Brauch, und die Soldaten wurden nicht gedrängt, die fünften Teile beiseite zu legen, sondern jeder durfte wie aus unerschöpflichen Strömen soviel Beute an sich nehmen, wie er wollte. Dies also waren die vormaligen Untaten der Albaner gegen die Einwohner des Westens, und so fiel die Strafe für das begangene Unrecht aus. Die Städte aber, die zuvor durch sie zu leiden hatten, kamen jetzt in den Genuß einer doppelten Wohltat: sie wurden von den Übergriffen der Albaner befreit und durften die Anwesenheit und Fürsorge des Kaisers genießen. Dieser Umstand vergrößerte und verherrlichte ihre Freude, und sie feierten ein Freudenfest wie nie zuvor. Denn seit der Zeit des Kaisers Manuel Komnenos [1143-1180]283 bis zu Kaiser Andronikos [111.] Palaiologos hatte kein anderer byzantinischer Kaiser sie besucht und in diesem Ausmaß seiner Fürsorge / gewürdigt. Deshalb betrachteten sie den Kaiser bei seiner Anwesenheit als nicht aus dieser Welt stammendes überirdisches Wesen. Nach der Unterwerfung der Albaner schickte der Kaiser die persischen [türkischen] Verbündeten nach Hause, die durch Thessalien und Bottiaia nach Thessalonike zogen und von dort mit Schiffen nach lonien fuhren. Er aber hatte sich vorgenommen, in Akarnanien einzudringen. Noch während er sich bei Balagrada aufhielt, war in Akarnanien weit und breit von ihm die Rede, da das Gerücht dort umlief, daß er gegen die Akarnanen zu Felde ziehen werde. Von diesen verlangten die einen, daß man dem Kaiser den Eintritt in die Städte verwehre und weiterhin wie bisher Sympathie für die Angeloi 284 , die schon lange Zeit hier geherrscht hatten, bekunde; man solle sich nicht dem Kaiser unterwerfen, sondern der Gattin des Despotes Johannes, der Basilissa Anna 28 5, die eine Tochter des Protovestiarios Andronikos Palaiologos war (der, wie oben berichtet, der Hauptschuldige an dem letzten Bruderkrieg der beiden Kaiser [Andronikoi] war), sowie seinem Sohn Nikephoros 286 unverbrüchliche Treue bewahren. Andere aber wandten sich dagegen und verlangten, daß man den Kaiser in die Städte einlassen und keinen Krieg heraufbeschwören solle. Wenn man nämlich zum gegenwärtigen Zeitpunkt auf die Seite des Kaisers trete, werde man das Land und sich selbst vor der Unbill des Krieges bewahren und könne außerdem den Kaiser bitten, auf die Interessen der Basilissa und ihres Sohnes Nikephoros Rücksicht zu nehmen. Wenn sie sich aber auf einen Krieg einließen, könne man
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erstens dem Kaiser kaum Widerstand entgegensetzen, nicht nur weil er eine große / Streitmacht mit sich führe, sondern auch weil ihnen ein ebenbürtiger Feldherr fehle, die Kriegführung gegen den Kaiser zu übernehmen, da Nikephoros, der Sohn des Despotes, nicht einmal sieben Jahre alt sei; aber selbst wenn man sich für eine Weile behaupten könne, werde dies kaum mehr einbringen, als daß das Land verheert und das Heer vernichtet werde, und dann müsse man sich notgedrungen dem Kaiser ergeben, und zwar nicht unter gleichen Bedingungen wie zuvor, sondern unter weit schlechteren Bedingungen, da der Kaiser zornig gegen sie sein werde wegen des Krieges. Eine solche Meinung vertraten sie, nicht nur weil sie glaubten, dies sei das Beste für sie selbst und die anderen, sondern auch weil sie im Verborgenen die Sache des Kaisers betrieben, der brieflich geheimen Kontakt mit ihnen aufgenommen hatte, während er das Land der Albaner plünderte und verheerte. Nachdem nun die beiden Parteien in dieser Weise ihre gegensätzlichen Meinungen zum Ausdruck gebracht hatten, schien es ihnen ratsam, auch der Basilissa die Ergebnisse ihrer Beratung vorzulegen, um ihr zu folgen, welchen der beiden Wege auch immer sie wähle. Diese bedankte sich zunächst bei ihnen, weil sie bei ihrer Beratung nicht nur an sich selbst gedacht hätten, sondern auch an sie und ihren Sohn. Dann erteilte sie ihnen den Rat, keinen Krieg gegen den Kaiser zu wagen, da ein solcher nur einen schlechten Ausgang für sie haben könne: sie selbst sei nur eine Frau und ihr Sohn noch ein Kind, und das Volk werde wegen des Mangels an Führung in Zwistigkeiten geraten und daran zugrundegehen. Sie empfahl ihnen, ihre einsichtigsten und für die Behandlung öffentlicher Angelegenheiten geschicktesten Männer auszuwählen und eine Gesandtschaft an den Kaiser zu schicken, um zunächst eine Verlobung der Tochter des Großdomestikos mit ihrem Sohn Nikephoros / vorzuschlagen; sodann solle man womöglich die Autonomie und eine selbständige Verwaltung des eigenen Gebietes zu erreichen versuchen mit der Verpflichtung, dem Kaiser die gesamte Streit-. macht zur Verfügung zu stellen gegen jeden, mit dem er Krieg führen wolle. Auf der anderen Seite solle auch der Kaiser ihnen Hilfe schicken, wenn sie angegriffen würden. «Wenn aber der Kaiser diese Bedingungen ablehnt», sagte sie, «und sich vorgenommen hat, unser Land gänzlich in seine Gewalt zu bringen, dann bittet ihn, zu tun, was mir, meinem Sohn und euch nützt, und tretet ihm das Herrschaftsgebiet und die Städte ab und stürzt nicht aus Streitsucht euch selbst und das Land in die schlimmsten Schrecken des Krieges.»
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33. So redete die Basilissa287 den Akarnanen zu. Da nun die Mehrzahl derselben Meinung war (denn es gab nur wenige, die den Krieg gegen den Kaiser wollten), faßte die Versammlung durch Abstimmung einen entsprechenden Beschluß; dann wählten sie aus den verständigsten Männern eine Gesandtschaft und erteilten ihr den Auftrag, sich zum Kaiser zu begeben und für alle möglichst vorteilhafte Bedingungen auszuhandeln. Die Gesandten begaben sich nun nach Balagrada, erwiesen dem Kaiser ihre Reverenz und unterhielten sich mit ihm über das Ziel ihrer Mission. Der Kaiser sagte, auch er sei damit einverstanden, daß Nikephoros, der Sohn des Despotes, mit der Tochter 288 des Großdomestikos verheiratet werde, und er gebe zu dieser Ehe seine Zustimmung; denn bereits zu Lebzeiten des Despotes, des Vaters des Nikephoros, habe er die Verbindung gebilligt, als der Despotes zu diesem Zweck eine Gesandtschaft zu ihm geschickt hatte. Außerdem werde er für die Basilissa, Nikephoros' Mutter, sobald sie von der Regierung zurücktrete, sowie für ihre Tochter Sorge tragen und ihnen einen Aufenthaltsort zuweisen, den er für den besten / halte. Ihnen selbst aber werde er, jedem nach seiner Würde, Ehrenämter und jährliche Zuwendungen gewähren. Auf keinen Fall werde er jedoch zulassen, daß sie Akarnanien als autonomen Staat weiterregierten, sondern werde mit allen Mitteln versuchen, sie zu unterwerfen und unter seine Herrschaft zu bringen 289 . Auch die früheren Kaiser, seine Vorfahren 290 , hätten sich viel Mühe gegeben, Akarnanien in Besitz zu nehmen, welches sich wider das Recht vom Reich der Rhomäer abgetrennt hatte, nachdem die ersten abtrünnigen Untertanen des Kaisers aus Übermut und Undankbarkeit gegen ihn dort eine eigene Herrschaft gegründet hatten, welche sie lange Zeit behaupten konnten, weil die Kaiser der Rhomäer mit Kriegen gegen andere Völker beschäftigt waren. Jetzt aber habe er alles andere zurückgestellt, um dorthin zu kommen. Wenn sie ihm nun ohne Kämpfe und Gefahren die Städte übergeben wollten, würden sie ihm viel Mühe ersparen und sich selbst große Vorteile verschaffen. Wenn nicht, sollten sie nur weggehen und sich zum Krieg gegen ihn rüsten. So sprach der Kaiser. Die Gesandten aber sahen ein, daß ihnen, wenn sie seine Vorschläge nicht akzeptierten, nichts anderes übrigbleibe, als zuzusehen, wie ihr Land vom Krieg verwüstet werde, da das Heer der Rhomäer bereit war, einzufallen. Daher vereinbarten sie mit dem Kaiser, sich selbst und ihre Städte zu übergeben. Kurze Zeit darauf zog also der Kaiser dorthin und alle Städte sowie das Heer und die Mächtigen der Akarnanen
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ergaben sich ihm freiwillig. Der Kaiser / behandelte sie mit besonderer Milde und Großzügigkeit und erwies nicht nur der Bürgerschaft der Städte kollektiv seine Wohltätigkeit, sondern belohnte auch die Mächtigen der Akarnanen durch Ehrenämter, jährliche Zuwendungen 291 und andere Wohltaten. Nikephoros, dem Sohn des Despotes, versprach er die Tochter des Großdomestikos [Maria] und arrangierte alles übrige, wie es ihm am besten schien; dann besuchte er sämtliche Städte Akarnaniens, nicht nur, um sie kennenzulernen, da er noch nicht dort gewesen war, sondern auch um ihnen die notwendige Fürsorge zuteil werden zu lassen. Den meisten Akarnanen war die Herrschaft des Kaisers willkommen; diejenigen aber, die schon früher den Krieg vorgezogen hatten, konnten ohne Aufruhr nicht leben. Sie glaubten, daß es für den Krieg von Nutzen sei, wenn sie zuvor Nikephoros, den Sohn des Despotes, ins Ausland brächten, damit sie selbst den Eindruck erweckten, für den jungen Prinzen zu kämpfen, und die anderen bewegen würden, sie zu unterstützen, wenn sie in den Krieg einträten. So überredeten sie Riccardo, den Erzieher des Knaben, sowie einige andere, den Dux Nikephoros heimlich ins Ausland zu bringen; sie bestiegen nachts ein Schiff, das über das Ionische Meer fuhr, und so entkamen sie zu der Prinzessin [Katharina], die über Tarent herrschte 292 • Als der Kaiser von der Flucht erfuhr, konnte er die List der Verschwörer nicht durchschauen, noch war er in der Lage, den Knaben zurückzurufen, wegen der großen Entfernung zwischen Akarnanien und Tarent; daher verbrachte er noch kurze Zeit in jenen Städten, bestellte Statthalter für / jede einzelne von ihnen, ernannte den Protostrator Synadenos zum militärischen Oberbefehlshaber und regelte alles übrige, wie es ihm gut schien, und begab sich dann von dort nach Thessalonike. Er war sehr zufrieden und stattete Gott seinen Dank ab, weil er ihn in die Lage versetzt hatte, nunmehr ohne Krieg und Gefahr das zu erreichen, was seinen kaiserlichen Vorfahren trotz großen Aufwands und Mühen nicht gelungen war, nämlich das Land, das sich seit der Zeit des Alexios Angelos vom Reich der Rhomäer abgetrennt hatte, für das Reich zurückzugewinnen. Denn Michael [VIII.], der erste Palaiologenkaiser, hatte um Akarnaniens und Thessaliens willen große Anstrengungen unternommen und große und kriegstüchtige Armeen sowie bewundernswerte Feldherren in mehreren Kriegen gegen die Akarnanen und die Thessalier verloren, und ähnlich war es später seinem Sohn, Andronikos [11.], ergangen. Ihm jedoch war es gelungen, ohne große Mühen und ohne die bösen Folgen eines Krieges über sich ergehen zu lassen, nicht nur Akar-
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nanien 293 , sondern auch Thessalien, die für lange Zeit abgetrennt waren, in seine Gewalt zu bringen und dem übrigen Reich einzuverleiben. Kurze Zeit darauf verließ der Kaiser Thessalonike und begab sich von dort nach Adrianopel. Während seines dortigen Aufenthaltes schickte der König der Myser [Bulgarenzar] Alexander eine Gesandtschaft zu ihm, erinnerte ihn an seine Gespräche in Rhosokastron bezüglich einer Verschwägerung 294 und wollte wissen, ob es ihm jetzt genehm sei, den Heiratsvertrag zu schließen. Dem Kaiser gefiel das nicht. Es war ihm lieber, daß seine Tochter zu Hause bleibe, als daß sie dem Sohn Alexanders zur Frau gegeben werde, da er wußte, daß der Aufenthalt bei den Barbaren für eine Prinzessin, / die in griechischen Sitten und Gebräuchen am kaiserlichen Hof erzogen worden war, nicht angenehm sein werde. Nichtsdestoweniger gab er seine Zustimmung in dem Glauben, die Heirat seiner Tochter werde dem Gemeinwesen der Rhomäer Nutzen bringen. Die Gesandten des Bulgarenzaren Alexander kehrten also frohen Sinnes nach Hause zurück, weil sie den Kaiser zu der Verschwägerung hatten überreden können. Der Kaiser aber verließ die Stadt Hadrians und begab sich nach Konstantinopel, um die Heirat seiner Tochter vorzubereiten. 34. Während der Sommer schon zur Neige ging 295 , kam aus Trigleia 296 am Hellespont die Nachricht, ein persisches [türkisches] Heer von Elitetruppen aus den Städten des Ostens, die unter der Herrschaft des Orchan standen, sei im Begriff, mit sechsunddreißig Schiffen in die Gegend von Konstantinopel überzusetzen, und zwar entweder in derselben Nacht, in der die Nachricht eintraf, oder in der darauffolgenden. Die Truppen seien hinlänglich gerüstet, um nicht gleich zurückzukehren oder die Plünderung heimlich durchzuführen, sondern dreist und mit überlegener Macht alles auszuplündern. Es war nun nicht möglich, eine der türkischen ebenbürtige Streitmacht bereitzustellen, da der überraschende Angriff der Barbaren kaum mehr Zeit übrigließ. Nichtsdestoweniger befahl der Kaiser dem Großdomestikos, das zufällig gerade in der Hauptstadt befindliche Heer, das nicht viele Soldaten zählte 297 , in Marsch zu setzen und an der Küste bei Konstantinopel Stellung nehmen zu lassen, um den Angriff der Barbaren abzufangen. Der Kaiser selbst ließ Kriegsschiffe ausrüsten, um zugleich vom Meer aus anzugreifen. Der Großdomestikos brachte nun das Heer bei einer Ortschaft namens Ennakosia 298 in Stellung und blieb ebendort über die Nacht, nachdem er Späher / an den Stellen postiert hatte, an denen er am ehesten eine Landung der Perser [Türken] erwartete. Gegen
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Tagesanbruch kamen einige der Späher und berichteten, daß die Barbaren an den dortigen Stränden gelandet seien 299 , und zeigten als Beweis für die Wahrheit ihres Berichtes die Wunden, die der Feind ihnen beigebracht hatte. Die Schiffe der Barbaren hatten nicht alle am gleichen Ort angelegt, sondern waren nicht weit voneinander entfernt in zwei Abteilungen vor Ufer gegangen. Die Männer aus der einen Abteilung wandten sich gegen bestimmte andere Ortschaften, jene aus der zweiten jedoch schickten einige als Späher voraus und folgten ihnen in Schlachtordnung durch eben die Gegend, in welcher der Großdomestikos im Hinterhalt lag. Als die Späher nun das Heer der Rhomäer erreicht hatten, wurden sie unversehens angegriffen und alle, bis auf einige wenige, getötet. Diejenigen von ihnen, die sich retten konnten, kamen zu ihrem Heer zurück und berichteten, sie seien einer Streitmacht begegnet, die ihres Erachtens nicht zahlreich (wegen der Dunkelheit konnten sie nichts genau erkennen), jedoch sehr tapfer und kriegstüchtig sei und sie aufgerieben habe. Als die Anführer des persischen [türkischen] Heeres das hörten, rüsteten sie zur Schlacht. Inzwischen war es bereits hell geworden, und die Rhomäer wurden mit den Barbaren handgemein. Das Heer des Feindes, welches ausschließlich aus vornehmen und adligen Persern [Türken] bestand, konnte sich lange Zeit halten; am Ende erlitten sie jedoch eine vernichtende Niederlage und wurden, bis auf sieben Mann, teils getötet, teils gefangengenommen. Um dieselbe Zeit fuhr auch der Kaiser mit zwei Schiffen300 vorbei, welche / er während der Nacht bemannt hatte; die übrigen Schiffe waren nicht seetüchtig. Als er erfuhr, daß der Großdomestikos und das rhomäische Heer eine Abteilung der Barbaren besiegt hatten und daß man vorbereitet war, die andere Abteilung anzugreifen, verließ er sein Schiff, stieg, da die kaiserlichen Pferde nicht mitgeführt worden waren, auf ein Pferd des Großdomestikos, setzte sich an die Spitze der rhomäischen Streitmacht und rückte mit großem Mut und Eifer gegen die Perser [Türken] vor. Als er zu den Ortschaften kam, die die Perser [Türken] plünderten, griff er sie an und fügte ihnen eine vernichtende Niederlage zu; denn bis auf wenige blieben auch diese auf dem Schlachtfeld oder wurden gefangengenommen 301 • Diejenigen, die sich retten konnten, erreichten ihre Schiffe und füllten eins davon vollständig, ein zweites mit acht und ein drittes mit zehn Mann. Dann hißten sie die Segel und entkamen, da sie zu ihrem Glück günstigen Wind hatten, wider Erwarten dem Verderben. Denn Gott im Himmel hatte sowohl die Rettung als auch die Niederlage der Barbaren beschlossen. Als 128
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man nämlich von den beiden Schiffen des Kaisers aus sah, wie die Barbaren die Segel hißten, um auf die offene See zu entkommen, verzichtete man auf eine Verfolgung mit Rudern, da die türkischen Schiffe bereits mit günstigem Wind fuhren, und versuchte ebenfalls, die Segel aufzuziehen. Bei diesem Manöver aber rissen auf dem einen Schiff die Taue, an denen der Quermast bdestigt war, während auf dem anderen die Rahe selbst brach und auf Deck fiel. So scheiterte ihr Vorhaben, und sie gaben die Verfolgung auf. Die übrigen dreiunddreißig türkischen Schiffe302 aber wurden / auf dem Strand leer zurückgelassen. Der Kaiser blieb mit dem Heer und den Schiffen während der Nacht am Ort, und man sammelte die Waffen der gefallenen Feinde. Gegen Mitternacht aber in derselben Nacht legten andere Barbaren, die von den Ereignissen nichts wußten, mit neun Schiffen303 am gleichen Strand an, um sich mit ihren Landsleuten zu vereinigen. Als sie wider Erwarten auf die beiden Schiffe der Rhomäer stießen, wurden sie zwar durch die unverhoffte Begegnung überrascht, doch nachdem sie festgestellt hatten, daß ihre Gegner gering an Zahl waren, faßten sie Mut und griffen an. Beinahe hätten sie die Schiffe zerstört, da sie auf dem einen Fuß fassen konnten. Die Matrosen des Kaisers aber legten eine außerordentliche Tapferkeit an den Tag, besiegten die Perser [Türken] und erbeuteten ihre Schiffe bis auf eins, das entkommen konnte. Es handelte sich hier wieder um ausgewählte adlige Perser, wie bei der ersten Truppe. Daher gaben die Soldaten die Gefangenen gegen hohes Lösegeld ihrer Angehörigen frei. In dieser Weise fanden die Barbaren, die andere ins Verderben stürzen wollten, selbst ein böses Ende 304 . Der Kaiser aber verließ, nachdem alles für die Hochzeit seiner Tochter vorbereitet war, die Hauptstadt und begab sich nach Adrianopel, um die Zeremonie dort zu vollziehen 305 • Dort traf auch der König der Myser [Bulgarenzar] Alexander mit seinem Sohn Michael Asanes ein, der bereits zum König ausgerufen worden war. Die kirchliche Trauung und die geheiligten Hochzeitsbräuche wurden in der Stadt vollzogen, das Festmahl aber und der Umtrunk und was bei solch einem Ereignis zum Vergnügen der Gäste gehört, fanden auf den sogenannten Wiesen der Komnene, / unweit der Stadt am fluß Tunza 306, statt. Acht Tage feierten die Rhomäer und Myser [Bulgaren] gemeinsam die Hochzeit ihrer Herrscher, am neunten Tag aber brachen der Zar Alexander und die Myser mit der Tochter des Kaisers, ihrer neuen Königin Maria Palaiologina nach Mysien [Bulgarien] auf. Ihnen folgten auch viele vornehme Rhomäer bis nach Trnov0 307 • Dort blieben diejenigen, die der Kaiser als ständige Begleiter
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seiner Tochter ausgewählt hatte, bei den Bulgaren, während die übrigen nach Hause zurückkehrten. Geraume Zeit darauf 307a kam es zu einem Aufstand in Akarnanien, der von denjenigen angezettelt worden war, die nicht dem Kaiser untertan sein wolhen 308 und die schon früher die anderen zum Krieg getrieben hatten. Man erachtete die Abwesenheit des Kaisers für eine günstige Gelegenheit zur Auflehnung und konnte viele Anhänger finden. Arta 309 , die Hauptstadt Akarnaniens, wurde von Nikolaos Basilitzes 310 besetzt, nachdem die Stadt durch sein und Kabasilas' Betreiben vom Kaiser abgefallen war, während der Protostrator [Theodoros Synadenos], der sich ebendort aufhielt, ins Gefängnis geworfen und bewacht wurde 311 . Alexios Kabasilas besetzte Rhog0 312 , vierzig andere Aufständische bemächtigten sich des sogenannten Thomokastron 313 , das an der Küste zum Adriatischen Meere liegt, während alle übrigen Städte nicht vom Kaiser abfielen, sondern strikte Loyalität bewahrten. Das waren zahlreiche Städte, wie das sogenannte Mesopotamon, Sopotos 314 und Cheimarrha315 , ferner Argyrokastron 316 , / Parga 317 , Hagios Donatos 318 , Angelokastron 319 , Ioannina 320 , Eulochos, Balton 321 und etliche andere Festungen. Die Abtrünnigen schickten nun eine Gesandtschaft zur Prinzessin und Herrscherin von Tarent [Katharina von Valois] und forderten Nikephoros, den Sohn des Despotes, zurück, damit er als Erbe seiner Väter über sie regiere; außerdem schlugen sie ihr ein Bündnis vor, um mit ihrer Hilfe auch den Abfall der anderen Städte vom Kaiser betreiben zu können, sei es durch freiwilligen Beitritt, sei es durch Waffengewalt. Die Prinzessin, die Nikephoros gern aufgenommen hatte, als er zu ihr geflohen war (denn sie hoffte, durch ihn Akarnanien in ihre Gewalt zu bringen), schickte ihn bereitwillig zurück, nachdem sie erfahren hatte, daß einige Akarnanen vom Kaiser abgefallen waren und sich Nikephoros angeschlossen hatten; auch verlobte sie eine ihrer Töchter (sie hatte deren zwei) mit ihm und gab ihm eine Streitmacht mit, so groß sie sie aufstellen konnte. Diese Prinzessin [Katharina] war nämlich eine N achfahrin Balduins 322 , der in Konstantinopel eine Zeitlang als Kaiser regierte, als die Stadt von den Lateinern erobert wurde. Sie rühmte ihren Vorfahren als Kaiser der Rhomäer und nannte sich als dessen Abkömmling Kaiserin der Rhomäer. Aus diesem Grund war sie auch eifrigst bestrebt, einen Teil des von den rhomäischen Kaisern beherrschten Landes unter ihre Herrschaft zu bringen. Deshalb schickte sie denn auch damals Nikephoros sofort hin und versah ihn mit einer Seestreitmacht in
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dem Glauben, ihr Plan werde sich erfüllen, wenn dieser, verheiratet mit ihrer Tochter, Herrscher von Akarnanien werde, zumal er in Thomokastron, einer Küstenstadt, seine Residenz hatte. Als 'nun der Kaiser von den Ereignissen in Akarnanien erfuhr, erachtete er / es für unzweckmäßig, selbst zum gegenwärtigen Zeitpunkt gegen die Aufständischen zu Felde zu ziehen, da der Herbst bereits zur Neige ging. Nichtsdestoweniger befahl er dem Pinkernes Johannes Angelos 323 sowie [Michael] Monomachos, mit einer Streitmacht in Akarnanien einzudringen und dort zu überwintern, einerseits um den Städten, die dem Kaiser noch treu waren, eine Verstärkung zukommen zu lassen und sie davon abzuschrecken, mit den anderen abzufallen, andererseits um die abgefallenen Städte, wenn auch nicht förmlich zu belagern, so doch durch Beutezüge zu schädigen, damit sie dem Kaiser bei seinem Feldzug im Frühjahr leicht in die Hände fielen, wenn sie bereits im Winter einen Vorgeschmack bekommen und viele Leiden des Krieges erduldet haben würden. Der Pinkernes verbrachte also auf Befehl des Kaisers mit einer Streitmacht den Winter in Akarnanien und schützte die Städte des Kaisers, während er diejenigen, die abgefallen waren, übel zurichtete. Und im Frühjahr kam auch der Kaiser mit dem ganzen Heere nach Akarnanien. Er belohnte das Volk und die Mächtigen der Städte, die ihm die Treue bewahrt hatten, mit vielen Wohltaten, teilte sein Heer in drei Teile und belagerte die abgefallenen Städte aufs härteste. Thomokastron, wo auch der Dux sich aufhielt, konnte der Belagerung leicht standhalten, da die Rhomäer die Stadt nur vom Land her eingeschlossen hatten; alles, was man brauchte, wurde übers Meer ein- und ausgeführt, da der Kaiser über keine Seestreitmacht verfügte. Arta aber und Rhogo, die landeinwärts lagen, spürten die Folgen der Belagerung sehr stark, da sie nichts mehr einführen konnten zur Ergänzung dessen, was sie während des Winters vor der Ankunft des Kaisers gehortet hatten; / sie litten schlimmen Mangel an Brot und anderen Lebensmitteln. Obwohl sie so unzulänglich für die Belagerung vorbereitet waren, ließen sie in ihrer Erbitterung nicht nach und wollten von einem erneuten Nachgeben gegenüber dem Kaiser nichts hören, sondern lieber alles andere erdulden und sich von frevlerischer Kost ernähren, als ihre Städte dem Kaiser zu übergeben. Die Belagerung von Arta leitete der Kaiser persönlich. Er verwickelte sich in heftige und anhaltende Mauerkämpfe und ließ alle erdenklichen Belagerungsmaschinen herbeischaffen, mit deren Hilfe er die Stadt einzunehmen hoffte. Die Einwohner von Arta aber ließen den Proto-
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strator aus dem Gefängnis holen und schickten ihn zum Kaiser, sei es, weil sie fürchteten, er könnte einige ihrer Mitbürger für sich gewinnen und Unruhe stiften, sei es, daß sie andere Pläne hatten. Hartnäckig verteidigten sie die Mauer und vereitelten alle Angriffe des Kaisers und seiner Belagerungsmaschinen. Da nun die Belagerung lange Zeit in Anspruch nahm (sie hatte bereits vom Anfang des Frühlings bis zum Ausgang des Sommers gedauert), beschloß der Kaiser, sich nach Rhogo zu begeben und die Initiative zu Verhandlungen mit Kabasilas zu ergreifen, da er der Meinung war, daß er ihn dazu bringen werde, den Streit beizulegen und die Stadt kampflos zu übergeben. Dieser aber war soweit davon entfernt, sich überreden zu lassen, daß er drohte, falls der Kaiser auf irgendeine Weise Rhogo in seine Gewalt bringe, werde er sich vom Turm stürzen, um nicht lebendig gefangengenommen zu werden und dem Kaiser wieder dienen zu müssen. So sehr war er von Haß und Erbitterung erfüllt 324 • / 35. Der Großdomestikos 325 aber erinnerte sich, daß dieser Kabasilas ihn, als der Kaiser Akarnanien das erste Mal unterworfen hatte, mehrmals inständig gebeten hatte, zu seinen Günstlingen und Freunden zählen zu dürfen, und daß er Kabasilas' Wunsch stattgegeben und ihm seine Gunst in reichem Maße gewährt hatte. Da er nun wegen seiner Freundschaft zu Kabasilas hoffte, etwas erreichen zu können, nahm er einige seiner Gefolgsleute mit und begab sich nach Rhogo. Als Kabasilas von der Mauer aus sah, wie er sich der Stadt näherte, schickte er einen Boten und bat ihn, nicht in die Nähe der Mauer zu kommen. Denn sonst sähe er sich gezwungen, entweder sich gegen seinen Willen mit ihm zu treffen (er sei nämlich entschlossen, ein für allemal mit den Rhomäern zu brechen) oder aber ihn abzuweisen; dies aber wäre das häßlichste aller Übel und für ihn selbst höchst unangenehm. Der Großdomestikos aber antwortete darauf, seine Worte träfen ihn nicht. Er habe sich nämlich gelobt, der Freund des Kabasilas zu sein, und zögere nicht, den Pflichten der Freundschaft nachzugehen. Wenn er ihn aber jetzt abweise, komme er selber in schlechten Ruf, da er sich undankbar gegenüber seinen Freunden und wankelmütig in seiner Gesinnung zeige, zumal er als erster seine Freundschaft gesucht und ihn gebeten habe, zu seinen Freunden zählen zu dürfen. Kabasilas erwiderte darauf, daß auch er seine Freundschaft mit dem Großdomestikos nicht über Bord werfen wolle noch könne, und sehr darunter leide und von dieser Beziehung geplagt werde; auch sei es ihm unerträglich, daß er nicht persönlich, sondern durch / die Vermittlung Dritter mit ihm in Kontakt komme.
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Ferner befürchte er, wenn er sich mit ihm treffe, werde er nicht in der Lage sein, sich selbst zu beherrschen, sondern sich benehmen wie die Wahnsinnigen, die sich selbst zerreißen und sich noch darüber freuen 326 , da sie wegen der Krankheit nicht wissen, was sie erleiden. «Was dies betrifft», erwiderte der Großdomestikos, «lobe ich dich, weil du der Freundschaft verfallen bist, der verfallen zu sein für jeden vernünftigen Menschen eine Freude ist. Falls es dir aber zur Last fällt und unangenehm ist, mir aus nächster Nähe zu begegnen, dann könntest du wenigstens zur Brücke 327 des Flusses kommen, damit wir von Ufer zu Ufer miteinander sprechen, und so werde ich das Gespräch mit dir haben, während dir die Begegnung aus nächster Nähe, die du so fürchtest, erspart bleibt.» Als er darauf einging und zur Brücke kam, sagten sie einander zunächst, was sie sich als Freunde zu sagen hatten, dann aber sprach der Großdomestikos über den Abfall der Städte und warf ihm vor, dabei der Hauptverantwortliche zu sein. Kabasilas wehrte sich dagegen und behauptete, er habe getan, was für ihn selbst und die übrigen Akarnanen nützlich sei, indem er seine Heimat von der Knechtschaft der Rhomäer befreit und das patriotische Regime der Angeloi zu restaurieren versucht habe. Solches und Ähnliches sprachen sie miteinander, dann trennten sie sich, indem der eine ins Lager zurückkehrte, mit der Ankündigung, er werde am dritten Tage wiederkommen, der andere aber zur Stadt ging und ein erneutes Treffen ausschloß. Am dritten Tage begab sich der Großdomestikos wieder nach Rhogo, um sich noch einmal mit Kabasilas zu treffen. Dieser hielt ihn zunächst eine Weile hin, als er aber sah, daß der andere nicht locker ließ, kam er wieder aus der Stadt heraus, ging über die Brücke und traf mit ihm zusammen. I Geraume Zeit sprach der Großdomestikos mit ihm, vermochte ihn aber nicht zu überreden, auf die Seite des Kaisers überzugehen und die Stadt zu übergeben. Nichtsdestoweniger erschütterte er seine Einstellung, so daß er es nicht mehr für völlig ausgeschlossen hielt, sich in den Dienst des Kaisers zu stellen, und nicht mehr Belagerung und Tod einer Übergabe vorzog. Der Großdomestikos verabschiedete sich von ihm, wobei er baldiges Wiederkommen ankündigte, dann begab er sich ins Lager, während Kabasilas in die Stadt zurückkehrte. Nach einigen Tagen kam er wieder und verbrachte den Tag mit Kabasilas, der aus der Stadt herausgekommen war; er überredete ihn, auf die Seite des Kaisers überzuwechseln und die Stadt zu übergeben. Nachdem er ihn so gewonnen hatte, ließ er ihn nach Rhogo zurück und machte sich auf den Weg zum Kaiser,
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der sich im Lager vor Arta aufhielt; er wollte ihm berichten, daß Kabasilas vorhabe, Rhogo zu übergeben. Unterwegs kam er mit seiner Begleitung an eine Quelle, aus welcher kaltes, klares, köstlich schmeckendes Wasser hervorsprudelte 328 ; man beschloß, das Morgenmahl dort einzunehmen, und so stieg man von den Pferden und lagerte sich. Kurz darauf sah man, wie Kabasilas in großer Eile heranritt, und als er nahe war, sprach, noch ehe er etwas sagen konnte, der Großdomestikos zu ihm: «Ich glaube, deine Gefährten schelten dich und werfen dir großen Leichtsinn vor, weil du so unüberlegt zu mir, der dein Feind zu sein scheint, kommst, ohne irgendein Pfand für deine Sicherheit zu haben. Daher hast du ihnen zeigen wollen, daß du nicht unbedacht und tollkühn, sondern wohl wissend, wem du dich anvertraust, deinen Pflichten nachgehst, und so hast du sie, / die nur Torheit im Sinn haben, verlassen und bist zu uns gekommen, denen du mehr vertraust als den anderen.» Kabasilas erwiderte darauf, daß er, wenn er nicht nach den dortigen Verhandlungen als erster angekommen wäre, nicht leicht hätte glauben können, daß noch kein Bote von dort vor ihm eingetroffen sei. «Denn genau solche Worte», sagte er, «sind dort gefallen, woraufhin ich meine Mitbürger verließ und zu dir gekommen bin. Du mußt jetzt entscheiden, was ich am besten tue, entweder mit dir zum Kaiser gehen oder hier bleiben, solange du es für richtig hältst. Du mußt nämlich wissen, daß ich niemals auf die Seite des Kaisers übergewechselt wäre, sondern, wie ich ihm selbst erklärt habe, eher hätte sterben wollen als sein Untertan werden. Meine Freundschaft zu dir aber hat über mich die Oberhand gewonnen, und so habe ich mich und meine Mitbürger dir übergeben, so daß du mit uns tun kannst, was du willst.» Der Großdomestikos dankte daraufhin seinem Gesprächspartner für sein Wohlwollen und forderte ihn auf, nach Rhogo zurückzukehren, da er am nächsten Tag mit den kaiserlichen Gaben dort eintreffen werde, um die Unterwerfung des Kabasilas und seiner Mitbürger entgegenzunehmen. Die-. ser ließ sich überzeugen und kehrte nach Rhogo zurück. Dann begab der Großdomestikos sich zum Kaiser und meldete ihm, daß Kabasilas und Rhogo auf seine Seite übergewechselt seien, wobei der Kaiser ihm anheimstellte, den Einwohnern jede Wohltätigkeit, die ihm gerecht und nützlich erscheine, angedeihen zu lassen. So begab er sich am nächsten Tag wieder nach Rhogo, wo ihn die Einwohner empfingen und ihm die Stadt übergaben. Er übte im Namen des Kaisers Wohltätigkeit, wobei jeder Einwohner entsprechend seiner Würde beschenkt wurde, / dann begab er sich mit den
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vornehmsten Bürgern von Rhogo und Kabasilas zum Kaiser. Sie erwiesen ihm ihre Reverenz und erklärten sich als seine Knechte, woraufhin sie der Kaiser mit milden und freundlichen Worten ansprach, ihnen für ihren Wandel zum Besseren Lob spendete und ihnen seine Gunst im höchsten Maße erwies. Kabasilas erwiderte darauf, die Worte des Kaisers müßten den anderen gelten, nicht ihm; daß er im Sinne des Kaisers gehandelt habe, müßte man nicht ihm, sondern dem Großdomestikos zuschreiben; denn er habe bis zum Vortag auf seiner Entscheidung beharrt, die er auch gleich anfangs dem Großdomestikos wie dem Kaiser selbst, als dieser nach Rhogo gekommen sei, mitgeteilt hatte, daß er nämlich eher den Tod erleiden wolle als eine erneute Unterwerfung unter den Kaiser. Es sei ihm also unerklärlich, wie er nun, von den Worten des Großdomestikos völlig überwältigt, das Gegenteil dessen, was er sich vorgenommen hatte, getan habe. Nur dies wisse er jetzt genau, daß er ein Gefangener jener Worte sei, und statt seiner früheren Einstellung nun die hege, solange er lebe, von seinem Wohlwollen für den Kaiser und den Großdomestikos niemals abzulassen, komme, was da wolle. Nachdem Kabasilas so gesprochen hatte, lobte der Kaiser seine Rede und erwiderte ~ie mit längeren Ausführungen, die seine Milde und sein Wohlwollen für ihn an den Tag legten; er ehrte ihn durch die Würde eines Großkonnetabel 329 und verlieh den anderen entsprechende Ehrenämter. Als nun die Belagerten in Arta erfuhren, daß Kabasilas und die Einwohner von Rhogo sich dem Kaiser ergeben hatten, beschimpften sie sie als Verräter an der gemeinsamen Sache, / warfen ihnen vor, daß sie aus Eigennutz 330 die Interessen des Gemeinwohls mißachtet hätten, und beschuldigten sie arger Schlechtigkeit und Charakterlosigkeit. Sie selbst waren entschlossen, ihre Stadt zu verteidigen und nicht nachzugeben, weder aus Angst vor den Leiden des Krieges noch um tausend schöner Versprechungen willen. 36. Einige Tage nach der Übergabe von Rhogo erschien der Großdomestikos vor dem Tor von Arta und bat um ein Treffen mit Basilitzes, der als Gouverneur der Stadt fungierte. Als dieser sich mit ihm außerhalb des Tores traf, sagte ihm der Großdomestikos, daß es nicht angebracht sei, wenn sie als vernünftige und intelligente Menschen so unvernünftig handelten, daß sie weder zuvor eine vorteilhafte Entscheidung getroffen, noch später, den bitteren Erfahrungen und seinem Zureden zum Trotz, ihre Meinung geändert hätten. «Wenn ihr nämlich», sagte er, «meine nützlichen Ermahnungen befolgt hättet, als wir das erste Mal zu euch kamen zu Be135
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ginn der Umzingelung, dann wären euch die bösen Folgen der Belagerung und die Plünderung eures Landes erspart geblieben, so daß die Mächtigen unter euch große Einkünfte behalten hätten und das Volk einen Überfluß an Lebensmitteln genießen könnte. So aber sind eure Einkünfte versiegt, da eure Ländereien zerstört worden sind, und das Volk 331 ist in Gefahr, Hungers zu sterben. Denn für eine Stadt, die landeinwärts liegt, ist es nicht leicht, wenn das umliegende Land im Krieg oder wie immer verwüstet wurde, anderswoher seine Bedürfnisse zu befriedigen. Auch wenn ihr uns irgendwie zur Aufhebung der Belagerung zwingen / und ohne Furcht leben könntet, auch dann hättet ihr in den Augen der vernünftigen Menschen wegen des angerichteten Schadens nicht zu eurem Vorteil gehandelt. Jetzt aber müßt ihr noch Schlimmeres erwarten als euch bisher widerfahren ist. Denn wenn nicht ein Wunder des Himmels euch rettet, gibt es absolut nichts in der Welt, was uns veranlassen könnte, die Belagerung aufzuheben; so werdet ihr zusammen mit dem Land auch die Stadt verlieren. Ich wundere mich, daß ihr, obgleich ihr in der gleichen oder einer noch schlimmeren Lage seid als die Bewohner von Rhogo und euch bald notgedrungen dem Kaiser unterwerfen müßt, nicht nur kein Wort des Lobes für sie findet, daß sie richtig und zu ihrem Vorteil entschieden hätten, als sie sich durch ihren Gesinnungswandel Rettung und Nutzen verschafften, ehe sie am Rand des Abgrundes angelangt waren, sondern sie sogar mit schweren Beschimpfungen überschüttet, weil sie nicht gewillt waren, die gleiche Torheit mit euch zu teilen. Überlegt euch aber, wie ungerecht und wie sehr zum eigenen Nachteil und zu dem der anderen Akarnanen ihr handelt, wenn ihr eure Gesinnung nicht ändern wollt. Ihr habt nämlich durch den Krieg euch selbst zugrunde gerichtet und seid auch für den großen Schaden verantwortlich, den die anderen Städte erlitten haben, die nicht mit euch vom Kaiser abgefallen sind. Denn ein Heer dieser Größenordnung, das sich auf fremdem Gebiet aufhält, verwüstet nicht nur schonungslos das Feindesland, sondern verursacht auch bei den Bundesgenossen eine plötzliche Hungersnot, da es von ihren Produkten ernährt wird. / Ihr begeht auch großes Unrecht, indem ihr die Herrschaft der Rhomäer, die in dieser Gegend fast in die Zeit Cäsars 332 zurückgeht, durch die Herrschaft der Tarentiner, eines barbarischen Volkes, ersetzt. Denn Nikephoros, für welchen ihr glaubt kämpfen zu müssen, ist nicht in der Lage, seine oder eure Freiheit zu verteidigen. Er ist zu den Tarentinern übergegangen, um mit ihrer Streitmacht, wie er glaubt, den Kaiser aus Akarnanien zu vertreiben. Man kann
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sich kaum vorstellen, daß er so etwas zustande bringt, und falls er es erreicht, dann auf keinen Fall ohne große Anstrengungen und große Gefahren. Glaubt ihr wirklich, daß diejenigen, die einen solchen Krieg gegen den Kaiser auf sich nehmen, sollten sie dabei die Oberhand gewinnen, nicht als Preis für ihre Tapferkeit333 und ihren großen Kampf euch nehmen werden? Das bringt. euch schwerlich den Ruf der Klugheit ein. Und ich möchte sagen, auch wenn ihr Nikephoros ohne fremde Hilfe die Herrschaft über Akarnanien verschaffen könntet, würdet ihr dem Kaiser großes Unrecht tun. Denn die Angeloi 334 errangen die Herrschaft über Akarnanien nicht etwa, indem sie das Land von den Barbaren befreiten, sondern sie nutzten den Krieg der Lateiner gegen die Rhomäer aus und rissen die Herrschaft unrechtmäßig an sich, obgleich sie Untertanen der rhomäischen Kaiser waren und von ihnen mit der Verwaltung des Landes jeweils für ein Jahr beauftragt worden waren. Und als Gott es zuließ, daß die Lateiner Konstantinopel und das ganze Thrakien sowie die meisten Städte Makedoniens eroberten und das Kaiserreich der Rhomäer sich / nach Osten verlagerte, behielten die Angeloi Akarnanien für sich, und so machten sich auch andere Statthalter in den Westprovinzen selbständig, da den Kaisern der Rhomäer der Zugang durch Thrakien und Makedonien, die von den Lateinern besetzt waren, verwehrt war. Und als viele Jahre später die Palaiologen den Thron des rhomäischen Reiches bestiegen, vertrieben sie mit Gottes Hilfe die Lateiner aus dem Reich und vereinigten die Teile Asiens und Europas, die zu ihrer Herrschaft gehörten. Sie verlangten natürlich von den Angeloi Akarnanien zurück, konnten es aber nicht dem Reich wieder einverleiben; denn jene behielten unrechtmäßig und gewaltsam das Land und leisteten mehrmals bewaffneten Widerstand gegen das kaiserliche Heer, wobei sie die benachbarten Barbaren als Bundesgenossen zuzogen. Und wenn der jetzige Kaiser, der gegen euch zu Felde gezogen ist, euch mit Gottes Hilfe unterwirft, dann kann man nicht sagen, er begehe Unrecht, indem er die Herrschaft eines anderen an sich reiße, sondern er ist völlig im Recht, da er das Land seiner Väter zurückgewinnt. Wenn nämlich Nikephoros zu Recht seinen Herrschaftsanspruch auf Vorfahren, die nicht sehr weit zurückgehen, gründet, dann trifft dies noch viel mehr zu im Falle des Kaisers, der in ständiger Erbfolge Nachfahr der ältesten Kaiser der Rhomäer ist. Falls ihr aber die Länge der Zeit zur Rechtfertigung eurer Ansprüche anführt, dann sind eure Überlegungen, dessen könnt ihr sicher sein, ganz verkehrt; denn ihr verdient um so mehr eure Strafe, weil ihr über so lange Zeit Unrecht
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tatet. Da ihr nun auf keine Art und Weise der Unterwerfung entgehen könnt und, selbst wenn ihr die Macht hättet, / den Kaiser aus Akarnanien zu verjagen, das Unrecht gleichwohl auf eurer Seite bliebe, wozu bemüht ihr euch vergebens und verlängert eure Leiden? Ist es nicht besser, euch von mir, der ich euch eines Besseren belehre, überzeugen zu lassen, und dadurch euch selbst große Vorteile zu verschaffen und uns von der nicht allzu großen Mühe zu befreien, die wir auf uns nehmen müssen, um euch niederzuwerfen? Daß meine Ermahnung zu eurem Vorteil ist, können euch eure Verwandten und Freunde in Rhogo bestätigen, die euch gerne beraten und bezeugen werden, welche Gunst und Fürsorge sie von Seiten des Kaisers erfahren haben, nachdem sie ihr Schicksal in meine Hände gelegt hatten. Solltet auch ihr euer Schicksal mir überlassen, dann habt ihr euch, dessen könnt ihr sicher sein, einem aufrichtigen und gerechten Mann anvertraut, der die Macht hat, Wohltaten zu erweisen. Es wäre unbillig, gleich jetzt eine Antwort auf diese Vorschläge zu verlangen, da die meisten abwesend sind und ihr auf die Unterredung nicht vorbereitet seid; beruft also zunächst eine Volksversammlung ein und beratet euch über das richtige Vorgehen, dann könntet ihr uns morgen, wenn ihr das wollt, eure Antwort übermitteln. » So sprach der Großdomestikos zu den Artäern und begab sich sodann ins Heerlager und ließ Kabasilas und die übrigen Leute aus Rhogo bei ihnen zurück, damit sie sich mit ihnen unterhielten und sie dazu brächten, auf die Seite des Kaisers überzuwechseln. Nachdem die Artäer sich von dem Stadttor zurückgezogen hatten, beriefen sie eine Volksversammlung 335 ein. Und da ihnen die gegenwärtige Lage kein gutes Ende anzukündigen schien, beschlossen sie, durch die Vermittlung des Großdomestikos zum Kaiser überzugehen. Am nächsten Tag erschienen sie wieder am Stadttor, wohin auch der Großdomestikos kam und eine Antwort verlangte. / «Unsere Verfehlungen gegen den Kaiser», sagten sie, «sind, wie wir glauben, nicht so schwerwiegend, daß er im Zorn gegen uns unseren Untergang beschlossen hätte. Da wir uns nämlich bewußt waren, daß Akarnanien lange Zeit schon von den Angeloi beherrscht wurde und vom Reich der Rhomäer vollkommen abgetrennt war, waren wir der Meinung, daß der Kaiser, wenn er unser Land unterjochte und Nikephoros der vom Vater ererbten Herrschaft beraubte, Unrecht tue. Daher wären wir uns auch äußerst undankbar vorgekommen, wenn wir nicht mit unserer ganzen Kraft Nikephoros in seinem Kampf um das Erbe seiner Väter unterstützt hätten. So haben wir denn
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diese Aufgabe auf uns genommen und die Städte zum Abfall vom Kaiser bewogen in dem Glauben, daß er es nicht so übelnehmen werde, wenn das Land, das unter vielen Kaisern nicht mehr dem Rhomäerreich zugehört hatte, auch während seiner Herrschaft von einem anderen regiert werde, welcher als Nachfolger vor allen anderen dazu berechtigt war. Jetzt aber, da wir feststellen, daß er gegen uns äußerst aufgebracht ist und uns bereits lange Zeit belagert, und nachdem du sowie einige unserer Freunde uns gestern belehrt haben, daß der Kaiser unseren Abfall übelnehme und, falls wir uns nicht freiwillig ergäben, mit der Belagerung nicht aufhören werde, als bis er uns durch Hunger oder Waffengewalt vernichtet habe, haben wir beschlossen, unsere bisherige Haltung zu revidieren und gegen den Kaiser und euch alle, die ihr so stark seid, keinen bewaffneten Widerstand mehr zu leisten, da wir befürchten, daß wir unser Vaterland, / statt es zu befreien, zugrunde richten und auch selbst mit ihm zugrunde gehen. Deshalb nehmen wir nunmehr vom Krieg gegen den Kaiser Abstand und übergeben ihm durch deine Vermittlung uns selbst und unsere Stadt. Du wirst wohl wissen, wie du unsere Angelegenheiten regelst, um uns zu zeigen, daß für uns und unser Vaterland die Unterwerfung unter den Kaiser angenehmer ist als die Freiheit.» Der Großdomestikos spendete ihnen daraufhin für ihre Worte Lob und sagte: «Wenn eure Antwort nicht zu einem vernünftigen Ziel geführt hätte, dann könnte ich euch, wie schon gestern, durch lange Ausführungen beweisen, daß der Kaiser keineswegs Unrecht tut, sondern sowohl früher von den Angeloi, die ihm Akarnanien lange Zeit vorenthalten haben, als auch jetzt von euch Unrecht erfahren hat, die ihr zu Unrecht von ihm abgefallen seid und euch schwerster Strafe schuldig gemacht habt, weil ihr verantwortlich seid für seine vielen Ausgaben und Anstrengungen. Jetzt aber, nachdem ihr das Richtige getan und den unpassenden Streit sowie den unsinnigen Widerstand aufgegeben habt und freiwillig auf die Seite des Kaisers getreten seid, weiß ich mich euch euretwegen zu großem Dank verpflichtet; einerseits, weil ihr euch dem Kaiser ergeben und nicht die alte Fehde weitergeführt habt, was vielleicht euren Untergang bedeutet hätte, andererseits, weil ihr euch meiner Vermittlung bedient habt, damit die Genugtuung, euch gerettet und zum Kaiser gebracht zu haben, mir allein zufällt; drittens aber, weil ihr die richtige Entscheidung für euch getroffen und zugunsten eures Vaterlandes entschieden habt, wodurch ihr euch selbst und eure Heimat gerettet habt. / Für diese Rettung bin ich euch, so meine ich, die Belohnung 139
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schuldig, da ich wegen meines Wohlwollens gegen euch jedes Glück, das euch trifft, als mein Glück betrachte.» Solche Worte und viele andere, voller Güte und Freundlichkeit336 , sprach er zu ihnen, dann nahm er Basilitzes, den Gouverneur der Stadt, sowie die ande.ren vornehmen Bürger, welche am Gespräch teilgenommen hatten, mit sich und führte sie vor den Kaiser; und nachdem sie Verzeihung für ihren Abfall sowie viele andere \Vohltaten erhalten hatten, kehrten sie zurück, öffneten die Tore und übergaben ihre Stadt, indem sie den Kaiser und sein Heer hineinließen. Der Kaiser indessen hatte schon zuvor eine Krankheit des Unterleibes, und es ging ihm aus diesem Grunde schlecht, damals jedoch war er infolge der Beschwerlichkeiten während des Feldzuges, insbesondere wegen des ungewohnten Klimas, während der ganzen Zeit der Belagerung krank 337 • Aber auch das ganze Heer war von Durchfall, Fieber und Kopfschmerzen schwer heimgesucht, und nur wenige blieben von der Unbill verschont; gestorben ist dabei jedoch niemand außer dem Großstratopedarchen Sphrantzes 338 • Sie rangen geraume Zeit mit der Krankheit und wurden sie dann los. Für Pferde aber und Maultiere sowie die anderen Lasttiere 339 war es schwierig, dem Tode zu entrinnen. Deshalb kehrten aus der berittenen Truppe nur wenige mit Pferden heim. Wegen dieser Krankheit also blieb der Kaiser nach der Übergabe von Arta ebendort zurück. 37. Der Großdomestikos aber begab sich mit dem Heer nach Thomokastron, über das bereits zuvor Belagerung verhängt war. Dort befand sich / auch Nikephoros, der Sohn des Despotes [von EpirosJ, der noch minderjährig 340 war und von Tarent herübergekommen war und jetzt zusammen mit den anderen Flüchtlingen belagert wurde. Diese hatten freilich Überfluß an Lebensmitteln, da die Flotte des Kaisers nicht zugegen war und sie die Meereswege beherrschten; sie waren daher bei weitem widerspenstiger als die anderen und würdigten die Belagerer keines einzigen Wortes. So gaben sie auch keine Antwort, als der Großdomestikos während der zweiund.,. zwanzig Tage, die er dort verbrachte, immer wieder jemanden zu ihnen schickte und nach dem Grund fragte, warum sie sich gegenüber dem Kaiser so abweisend verhielten und lieber alles andere auf sich nehmen wollten als sich seiner Herrschaft zu fügen. Ihre Haltung war einerseits darauf zurückzuführen, daß sie nicht vom Land und vom Meer aus zugleich belagert wurden, andererseits darauf, daß sie aus Tarent Hilfe erwarteten, welche, wie sie glaubten, die Rhomäer in Angst versetzen und zwingen würde, die Belagerung aufzuheben. Nach zweiundzwanzig Tagen trafen tatsächlich
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die erwarteten zehn Triremen und drei Fünfzigruderer ein; ihr Anblick erfüllte die Belagerten in Thomokastron mit Freude, sie feierten ihre Rettung und stimmten auf der Mauer Siegeslieder an in dem Glauben, daß ihre Drangsale nunmehr zu Ende seien. Ihre üble Situation verbesserte sich aber keineswegs. Denn der Großdomestikos machte keine Anstalten, sein Lager abzuziehen, obgleich es sich in der Nähe des Meeres befand, sondern setzte unbeeindruckt die Belagerung fort. Die Tarentiner aber blieben vor Anker liegen, mieden das Land als vom Feind besetzt und unternahmen auch in der Nähe der Stadt keine Landung. / Am dritten Tag darauf schickte der Großdomestikos, der die Vermutung hegte, daß die Besatzung von Thomokastron entmutigt worden war, da sie von der Hilfe der Tarentiner keinen Nutzen hatte, Gesandte mit seinen Vorschlägen zu den Belagerten. Er wundere sich, sagte er, daß sie als Menschen, die, wie er vom Hörensagen wisse (denn gesehen habe er während der Belagerungszeit nur wenige von ihnen), vernünftig und in der Politik erfahren seien, sich selber so abträglich und keineswegs untadlig benähmen. Während er nämlich fünfundzwanzig Tage verweile und wissen wolle, warum sie die Unterwerfung unter den Kaiser so gänzlich ablehnten, gäben sie weder irgendeine Antwort noch zeugten ihre Taten davon, daß sie sich von den Gedanken vernünftiger Menschen leiten ließen, wodurch sie entweder ihre Feinde zu zerschlagen oder aber sich eine Befreiung aus den Drangsalen des Krieges zu verschaffen vermöchten. Sie erinnerten ihn an den Polypen, der, wie es heißt, wenn er aus seinem Loch herausgezogen werde, sich dabei an einem Stein festklammere, und nicht eher loslasse, als bis er entweder einen Fangarm verloren oder ein Stück von dem Stein abgerissen habe und mitschleppe 341 • So sei auch ihr Verhalten zu beurteilen; nachdem sie dem Kaiser einmal nein gesagt hätten, beharrten sie die ganze Zeit auf denselben Ausreden und wollten von einer Meinungsänderung nichts wissen. Bezöge sich diese ihre Entscheidung auf unveränderliche Dinge, dann sei es zu rechtfertigen, wenn sie auf ihrer / ursprünglichen Meinung beharrten; so sei aber jedem klar, daß die Dinge, für welche sie sich so standhaft zeigen wollten, nicht einmal einen Tag unveränderlich blieben, sondern jede Art von Veränderung erführen. Ihre Überlegungen hätten sich also der jeweiligen Lage anpassen und das Beste daraus machen müssen. Schließlich forderte er sie auf, einen von ihren Leuten, der für besonders besonnen gelte, zu ihm zu schicken, damit er ihm einige Vorschläge unterbreite, die er als in ihrem Interesse liegend betrachte. Wenn ihr Unterhändler damit einverstanden sei, dann sei alles in bester Ordnung;
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andernfalls hätten sie selbst die Möglichkeit, eine nützliche Entscheidung zu treffen. Durch solche Worte versuchte der Großdomestikos, wie bei einem Geplänkel sie aus ihrer Reserve zu locken. Sie antworteten darauf, daß sie sich darüber beraten und, falls sie es für richtig hielten, am folgenden Tag einen Unterhändler zu ihm schicken würden. So schickten sie den Erzieher des Nikephoros, Riccardo, der für vornehmer und klüger als die anderen galt. Als man nun in die Verhandlungen eintrat, sprach der Großdomestikos folgendermaßen zu ihm: «Es gibt meines Erachtens keinen Menschen, der etwas unternimmt, ohne ein bestimmtes Ziel im Auge zu haben, es sei denn, er ist seines Denkvermögens völlig beraubt. Ich bin daher überzeugt, daß ihr zunächst den Abfall und jetzt diese scheinbare Zuversicht341a bei der Belagerung aus keinem anderen Grund auf euch genommen habt, als um Nikephoros, dem Sohn des Despotes, die Herrschaft und euch einen gewissen vorteilhaften Wohlstand zu verschaffen. Bedenken wir nun also diese beiden Punkte: Wenn wir in euren bisherigen Taten oder in euren Plänen Anhaltspunkte finden, die euren Zielen förderlich sind, dann solltet ihr in dieser Richtung fortfahren; wenn aber eure Handlungen euren Zielen zuwiderlaufen, dann solltet ihr nicht nur von der falschen Handlungsweise Abstand nehmen, / sondern außerdem euch von mir leiten lassen, der ich euch nur Nützliches rate. Ihr seid, wie gesagt, vom Kaiser abgefallen, obwohl er an euch in keiner Weise unbillig gehandelt hat, und ihr habt mit den Tarentinern gemeinsame Sache gemacht, nicht blindlings und ohne Grund, sondern weil ihr geglaubt habt, mit ihrer Hilfe Akarnanien unter eure Herrschaft bringen zu können. Dieses Ziel ist nun freilich nicht leicht zu verwirklichen. Denn die Tarentiner sind bereits von sich aus, aus reiner Habgier, mit einer großen Streitmacht gegen die Akarnanen zu Felde gezogen und haben das Land, so gut sie konnten, verheert. Sie haben dabei aber weder im Kampf noch durch Belagerung eine Stadt zur Übergabe zwingen und sich ihrer bemächtigen können, sondern sie haben sich unter erheblichen Verlusten zurückgezogen. Eine Ausnahme bildeten dabei die Städte Bontitza342 , Naupaktos 343 und Bothrenton344, welche ihnen von den Archonten der Akarnanen freiwillig abgetreten wurden, damit sie ihre Bundesgenossen im Krieg gegen den Kaiser werden. Wenn nun die Tarentiner im Krieg gegen die Akarnanen allein nichts ausrichten konnten, wie kann man nur hoffen, jetzt die Oberhand zu gewinnen, da der Kaiser mit seiner Streitmacht anwe-
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send ist, der es doch jetzt wie einst mit Akarnanen und Tarentinern zusammen leicht aufnehmen könnte? Es bleibt euch auch keine Hoffnung, daß einige Akarnanen sich auf eure Seite stellen werden; denn auch diejenigen, die einst mit euch abgefallen waren, daß heißt die Rhogier und die Artäer, sind nunmehr eines Besseren belehrt worden, haben sich auf die Seite des Kaisers geschlagen, ihm ihre Städte übergeben, und haben sich auf diese Weise eine Grundlage fürs eigene Wohlergehen verschafft. Denn Bürger und Archonten haben bereits viele Wohltaten des Kaisers entgegengenommen. Es ist euch also klar, daß die Tarentiner, selbst wenn sie hierher kommen, / euch wenig oder gar nicht von Nutzen sein werden; ich will aber nunmehr zu zeigen versuchen, daß sie überhaupt nicht kommen werden. Jeder, der einen Krieg beginnt, sei es in eigener Sache, sei es als Bundesgenosse eines anderen, stürzt sich zunächst, im Vertrauen auf die eigenen Waffen und Geldmittel, mit Eifer in den Kampf; wenn aber seine Operationen mehrere Male fehlschlagen, erkaltet der Eifer. Nun hat die Prinzessin, wie ihr annehmt und was wir nicht bestreiten, bereitwillig für euch den Krieg auf sich genommen, und, nachdem sie fast ein J ahr 345 , in welchem wir gegen euch kämpfen, ihre Vorbereitungen getroffen hat, sind nun auf diesen zehn Schiffen Mannschaften zu euch entsandt worden, die nicht einmal sich selbst, geschweige denn euch helfen können. Während ich nämlich unweit des Meeres lagere, haben sie weder eine Landung unternommen noch sind sie in der Lage, es zu tun, sondern wirken wie leblose Dinge. Es bleibt ihnen also schwerlich etwas anderes übrig als mit leeren Händen zu ihrer Auftraggeberin zurückzukehren. Und wenn diese feststellt, daß der Krieg gegen den Kaiser nicht wenige Vorbereitungen und einen nicht unbedeutenden Aufwand erfordert, wird sie aufhören, Unmögliches zu versuchen. In dieser Weise von ihr im Stich gelassen, wird euch nichts anderes übrigbleiben, als, von der Not bezwungen, euch auf Gedeih und Verderb zu ergeben und als Sklaven 346 weggeschleppt zu werden, oder aber hier, in dieser stickigen und stinkenden Festung eingeschlossen, belagert zu werden und mit Kind und Kegel zugrunde zu gehen. Ihr seht also den Nutzen, den ihr selbst und Nikephoros, / euer Herrscher, von dem Abfall haben werdet. Aber auch wenn wir annehmen, daß die Tarentiner mit einer großen Streitmacht aus ihrer Heimat hierher kommen werden, ist es auch in diesem Fall ungewiß, ob sie uns aus Akarnanien vertreiben werden, zumal sie nicht einmal im Kriege gegen die Akarnanen allein, sooft sie es versuchten, in der Lage waren, sich ohne Verluste zurückzuziehen. Aber selbst wenn wir ein-
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mal annehmen, daß sie sich uns überlegen zeigen und die Städte Akarnaniens in ihre Gewalt bringen, werden düstere Tage für euch kommen'. Denn ihr werdet dann ihre Sklaven sein. Sie werden nämlich nicht so töricht sein, was sie so oft begehrten und schließlich mit großen Mühen und Gefahren erworben haben, ohne jeglichen Grund euch zu überlassen. Was es bedeutet, Sklaven der Tarentiner und der anderen Lateiner zu sein, wißt ihr aus eigener Erfahrung besser als wir. Also, ob nun die Tarentiner eure Bundesgenossen werden oder nicht, ob sie uns besiegen oder von uns besiegt werden, ihr begebt euch auf jeden Fall in die äußerste Gefahr. Auf der anderen Seite kann auch kein vernünftiger Mensch etwa annehmen, daß wir wegen der langen Dauer die Sache fallen lassen und die Belagerung aufheben. Denn wir werden nicht selbst die ganze Zeit hier sitzen, um euch zu belagern. Jetzt harrt der Kaiser freilich noch aus in der Erwartung, daß ihr aufgrund der Lage selbst einsehen werdet, wie sehr eure Entscheidungen euren eigenen Interessen zuwiderlaufen, und daß ihr euch darum auf seine Seite schlagen werdet. Er hat auch davon abgesehen, eure Besitztümer in den anderen Städten anderen zu geben; wenn er aber feststellt, / daß er umsonst auf eure Reue gewartet hat, dann wird er nicht nur eure Besitztümer, sondern auch die eurer Verwandten den Magnaten der Akarnanen übereignen. Und diese werden dann aus Gewinnsucht eure erbittertsten Feinde sein und sogar über ihre Kräfte kämpfen, unterstützt von nur wenigen Soldaten des Kaisers, und nicht eher aufhören, euch zu belagern, als bis sie euch samt Frauen und Kindern in ihre Gewalt gebracht und aus dem Lande getrieben haben, während wir und der Kaiser längst nach Hause zurückgekehrt sein werden. Überlegt euch also, in welches äußerste Unglück euer Krieg gegen den Kaiser euch stürzen könnte. Wenn ihr aber mir, der ich euch zu eurem Vorteil hier berate, Gehör schenkt und euch und die Stadt dem Kaiser übergebt, dann werdet ihr zunächst, wie gewünscht, eurem Herrscher Nikephoros einen gewissen Nutzen verschaffen können. Ich werde nämlich meine Tochter mit ihm verloben, was für ihn, wie ihr selbst erkennen könnt, ein Höchstmaß an Glück bedeutet; denn ich werde ihn wie einen eigenen Sohn erziehen 346a , und der Kaiser wird ihm mir zuliebe durch Ehren und viele Wohltaten Ansehen unter den Rhomäern verschaffen. Außerdem aber werdet ihr auch euch selbst nicht wenige Vorteile verschaffen. Denn der Kaiser wird seine Wohltaten über euch ausstreuen, indem er euren Besitztümern neue hinzufügt, und von dem, was Nikephoros erhalten wird, werdet ihr Nutznießer sein. Keine weiteren Ausführungen, so scheint
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mir, sind notwendig; denn vernünftigen Menschen genügt das Gesagte, um klarzumachen, welches Unglück die Fortsetzung des Krieges für euch bedeutet und welches Glück der Anschluß an den Kaiser. Jetzt mögt ihr euch beraten und eine der beiden genannten / Möglichkeiten wählen.» Nachdem der Großdomestikos in dieser Weise gesprochen hatte, bemerkte Riccardo, er sei zwar einer der Vornehmen aus der Umgebung des Nikephoros, es müßten jedoch auch die anderen über die Ausführungen des Großdomestikos ins Bild gesetzt werden, damit man gemeinsam eine Entscheidung in dieser Angelegenheit herbeiführen könne. Da der Großdomestikos damit einverstanden war, erklärte sich Riccardo bereit, am nächsten Tag wiederzukommen und die Antwort zu überbringen. In die Stadt zurückgekehrt, berief er seine Landsleute zu einer Versammlung ein 347 und beriet sich mit ihnen, ob sie sich selbst und die Stadt übergeben sollten. Sie beschlossen zu tun, wie ihnen der Großdomestikos geraten hatte. Nachdem sie so entschieden hatten, begab sich Riccardo am nächsten Tag wieder zum Großdomestikos und rief Gott als Zeugen dafür an, daß sie weder aus persönlichem Haß gegen den Kaiser noch weil sie sich Vorteile davon versprochen hätten, von ihm abgefallen seien. «Wir haben geglaubt», sagte er, «daß, wenn wir zuerst abfallen, auch die anderen Akarnanen uns folgen würden und daß Nikephoros so die Herrschaft seiner Väter zurückerhalten werde. So haben wir freiwillig die Gefahren auf uns genommen in dem Glauben, dadurch uns selbst Ruhm und unserem Herrscher Nutzen zu verschaffen. Die Lage kehrte sich jedoch um und es ergab sich genau das Gegenteil dessen, was wir erwartet hatten. Jetzt haben wir uns lange über die gegenwärtige Lage beraten und konnten weder für uns noch für Nikephoros etwas Vorteilhafteres finden, als was du uns geraten hast. Deshalb übergeben wir uns selbst und die Stadt durch deine Vermittlung dem Kaiser. Du weißt sicher selbst, wie du die Dinge am besten zu unserem Vorteil regelst.» / So sprach Riccardo. Der Großdomestikos lobte sie für ihre Sinnesänderung und versprach, beim Kaiser Fürsprache für sie einzulegen; dann forderte er seinen Gesprächspartner auf, in die Stadt zurückzukehren und zusammen mit Nikephoros und den anderen wiederzukommen. 38. Als sie nun am nächsten Tag mit dem Dux Nikephoros im Lager erschienen, waren die Tarentiner mit ihren Schiffen noch da und schauten dem Geschehen zu. Der Großdomestikos aber hinterließ eine Garnison in Thomokastron, damit die Stadt nach dem Abzug des Heeres keinen Scha-
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den von den Tarentinern erleide, dann brach er zusammen mit dem Dux Nikephoros und seinem Gefolge auf und kehrte zum Kaiser zurück. Dieser empfing sie mit Freuden und überhäufte sie mit Wohltaten. Den Dux Nikephoros ehrte er durch die Würde eines Panhypersebastos 348 und würdigte ihn ip reichem Maße seines Wohlwollens und seiner Freundschaft. Danach verweilte der Kaiser mehr als zwanzig Tage in Akarnanien, und nachdem er für die Sicherheit der Städte alles Notwendige veranlaßt hatte, brach er zu Beginn des Winters, in den ersten Tagen des November [1340] nach Thessalonike auf, wo er den Winter verbrachte. Während desselben Winters wurde auch die Hochzeit des Matthaios 349 Kantakuzenos, des älteren Sohnes des Großdomestikos, in Thessalonike gefeiert. Er vermählte sich mit [Eirene], der Tochter des Despotes Demetrios 35o , des Sohnes Andronikos' [11.] Palaiologos. Nachdem die Hochzeit mit allem Aufwand und Gepränge vollzogen worden war, bereitete sich der Kaiser vor, nach Konstantinopel zurückzukehren 351 , zumal der Winter bereits seinem Ende entgegenging. / Während dieser Vorbereitungen aber traf der Parakoimomenos Apokaukos aus der Hauptstadt ein. Nach einigen Tagen stattete er dem Großdomestikos einen Besuch ab, erinnerte ihn an die Wohltaten, die er ihm früher erwiesen hatte, und bat darum, mit Erlaubnis des Kaisers seine Kinder zu Erben seiner eigenen jährlichen Einkünfte 352 einsetzen zu dürfen. Was ihn selbst betreffe, so wolle er, auch dies mit Zustimmung des Kaisers, in ein Kloster eintreten, allen weltlichen Dingen Lebewohl sagen und hinfort nur eine Sorge haben, seine Seele von den vielen Flecken, mit welchen er sie durch seine Taten verunstaltet habe 353 , zu reinigen. Deshalb sei er aus Konstantinopel gekommen, seine Anwesenheit habe keinen anderen Grund. Darauf antwortete der Großdomestikos, der annahm, daß jener die Wahrheit sagte, daß er weder selbst seine Zustimmung dazu geben noch darüber mit dem Kaiser sprechen werde. Apokaukos aber kam wieder und wieder zu ihm, bat um die gleiche Sache und versicherte unter Eid, daß er keine Täuschung im Sinne habe, sondern das Verlassen der weltlichen Dinge 354 die wichtigste Angelegenheit für ihn sei und daß er diese Absicht niemals aufgeben werde, komme, was da wolle. Deshalb bitte er um eine letzte Wohltat, die der Großdomestikos zu den vielen früheren hinzufügen möge. Apokaukos also schien diese Bitte mit großem Eifer vorzubringen. Der Großdomestikos aber war betrübt, und der Rücktritt des Parakoimomen~s schmerzte ihn zutiefst, nichtsdestoweniger sah er die Notwendigkeit dieser 146
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Bitte ein und teilte dem Kaiser mit, was jener erbeten hatte. Der Kaiser vermutete indessen, was auch der Fall war, daß / Apokaukos die Unwahrheit sage und das Ganze aus irgendeinem anderen Grunde erdichtet habe. Verwundert fragte er den Großdomestikos, ob er ihm tatsächlich Glauben schenke. Da nun dieser versicherte, daß Apokaukos nicht gelogen habe, sagte der Kaiser: «Also gut, sag ihm, um ihn auf die Probe zu stellen, daß der Kaiser zwar nicht einverstanden ist und daß er sich sogar darüber ärgert, daß du das Weltliche verlassen willst, daß er aber dessen ungeachtet deiner Bitte stattgibt, um nicht einer so guten und gottgeliebten Sache im Wege zu stehen und den Eindruck zu erwecken, daß er auf das Gute neidisch sei.» Der Großdomestikos erwiderte darauf, er werde ihn damit kaum auf die Probe stellen, da er, sobald er diese Antwort des Kaisers gehört habe, Abschied nehmen und das Weltliche verlassen werde; wenn der Kaiser ihn noch brauche, müsse er ihn zurückhalten. Der Kaiser jedoch bestand darauf, daß er ihm diese Antwort überbringe; sobald er diese Worte höre, werde er kaum mehr seinen bisherigen Status ändern wollen. Der Großdomestikos folgte also und teilte Apokaukos die Antwort des Kaisers mit. Dieser aber antwortete, kaum daß der Großdomestikos ausgesprochen hatte, der Kaiser billige offenbar seinen Abschied von der Welt und gebe nur allzu bereitwillig seine Zustimmung; da es ihm aber nicht gefalle, werde er darauf verzichten. Der Großdomestikos sah nun ein, daß er sich von Apokaukos durch dessen Gerede hatte täuschen lassen, ging scherzend zum Kaiser und berichtete ihm über die Antwort des Parakoimomenos. Seine Worte amüsierten den Kaiser, und er sagte dem Großdomestikos im Scherz, nunmehr sei er überzeugt, von ihnen beiden derjenige zu sein, der schärfer denke und die Absichten der Menschen besser aus ihren Worten durchschauen könne. Der Großdomestikos / erwiderte darauf, daß er längst davon überzeugt sei, daß diese Fähigkeit des Kaisers zu groß sei als daß sie verborgen bleiben könne, und er gebe gerne zu, daß er in dieser Angelegenheit einen vollständigen Sieg über ihn errungen habe, was die Klugheit anlange. So sprachen sie im Scherz miteinander. Apokaukos aber kam nach ein paar Tagen wieder zum Großdomestikos und sagte: «Von der Welt gänzlich Abschied zu nehmen, so sehr ich es begehrte, war mir nicht vergönnt. Nun dachte ich mir als die, wie man sagt, zweitbeste Fahrt355 , von meinem Vermögen einen Teil unter meine Kinder zu verteilen, den größten Teil jedoch für den Kampf gegen die Perser [Türken] auszugeben. Denn es ist dir
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bekannt, daß diese bereits über ganze Flotten verfügen, mit deren Hilfe sie schon mehrere Inseln beinahe versklavt haben und bis nach Thrakien und Makedonien, ja sogar bis nach Hellas und der Peloponnes, übersetzen und das Land verheeren 356 • Wenn nun zuerst du und sodann, von dir ins Bild gese~zt, der Kaiser es für nützlich erachtet, mir die Statthalterschaft über die Hauptstadt und die Insel sowie Geld aus der Staatskasse, soviel euch notwendig scheint, zu überlassen, dann werde ich dazu von meinem Geld beisteuern, selbst ein Flotte ausrüsten lassen und mit größtem Eifer und Einsatz gegen die Barbaren kämpfen. Eine solche Streitmacht, glaube ich, wird den Rhomäern keinen geringen Nutzen bringen, da sie das Meer beherrschen und die Barbaren davon abhalten wird, die Inseln und das Festland zu plündern; und außerdem wird sie zur Rettung meiner Seele erheblich beitragen, wenn ich mein Vermögen gleichsam als Lösegeld gebe zugunsten derjenigen, / die sonst von den Barbaren getötet oder zu Sklaven gemacht würden. Da nun einerseits die Gemeinschaft der Rhomäer davon Nutzen haben wird, andererseits ich persönlich die Rettung meiner Seele nicht unbedeutend fördere, bitte ich den Kaiser und dich, mir diese Gunst zu erweIsen.» Der Großdomestikos, der davon überzeugt war, daß der Parakoimomenos für sich selbst und das Gemeinwesen Nützliches verlangte, versprach ihm, seine Bitte zu erfüllen. Er ging zum Kaiser und berichtete ihm darüber und empfahl ihm die Billigung dieses Planes als für den Staat vorteilhaft. Der Kaiser fragte daraufhin, ob dies sein Ernst sei oder Ironie. Als er nun merkte, daß der Großdomestikos das nicht beiläufig sagte, sondern in vollem Ernst gesprochen habe, erwiderte er, daß er sehr erstaunt sei, daß er den Apokaukos für geeignet halte zu einem solchen Unternehmen. «Wenn du glaubst», sagte er, «daß er dein Freund ist, und willst ihm diesen Gefallen tun, dann mußt du wissen, daß du dich gewaltig irrst; denn kaum weniger bin ich dein Feind als er dein Freund. Wenn du aber glaubst, daß man ihm den Krieg gegen die Perser überlassen solle, weil er die Sache der Rhomäer fördern werde, dann muß man sich noch mehr wundern, was dich zu dieser Überzeugung gebracht hat, und warum du mir dergleichen empfehlen willst. Denn sein ganzes Leben lang hat er niemals etwas vollbracht, was einem Soldaten geziemt, noch sich Entsprechendes auch nur vorgenommen, sondern hat sich stets gern mit der Eintreibung der Steuern, mit Geldgeschäften und Vermögensverwaltung befaßt, in welcher Tätigkeit er alt geworden ist, so daß er mit Recht auf / diesem Gebiet als sehr erfahren gelten 148
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kann. Die militärischen Tätigkeiten aber und die Seeschlachten bedürfen eines Mannes, der, in den Waffen erzogen, seinen Mut und seine Erfahrung des öfteren deutlich unter Beweis gestellt hat.» Der Großdomestikos erwiderte darauf, daß auch er ebenso über den Parakoimomenos denke, da dieser sein ganzes Leben lang weder sich in militärischen Übungen hervorgetan noch .seinen Mut oder seine Erfahrung nachgewiesen habe; daher empfehle er auch nicht etwa deswegen, ihm den Krieg gegen die Perser [Türken] zu übertragen, weil er ihn als für ein Feldherrenamt geeignet betrachte. «Ich weiß nur zu gut», sagte er, «daß die Perser [Türken] im Kampf der Fußtruppen oder der Reiterei äußerst erfahren sind und daß nur ein tatkräftiger Feldherr ihnen auf diesem Gebiet Einhalt gebieten kann, in Seeschlachten aber haben sie sich wegen ihrer Unerfahrenheit als äußerst mutlos erwiesen und sind von jedem Beliebigen leicht zu schlagen, zumal auf unseren Schiffen viele, in Land- und Seeschlachten sehr versierte Krieger stehen werden, welche der Parakoimomenos zu seinen Lehrern in der Kriegskunst machen wird. So dachte ich, man dürfe ihn nicht in seiner Bereitwilligkeit für das Gute entmutigen, und so bin ich zu dir gekommen mit der Bitte, ihm das Feldherrenamt zu überlassen. Vielleicht wird dieser sein Eifer seine Ängstlichkeit und Unerfahrenheit kompensieren und ihn brauchbar zeigen, die eine und andere dringliche Aufgabe zu bewältigen.» Darauf erwiderte der Kaiser: «Ich stelle fest, daß du darauf erpicht bist, Apokaukos die Befehlsgewalt über die Flotte zu übertragen; deshalb will ich mit dir darüber nicht lange diskutieren, sondern tue du, was du vorhast. Ich hoffe nur, daß ich mich nicht auch in dieser Sache als wahrer Prophet erweise.» So sprachen sie / miteinander, und als es beschlossene Sache war, daß der Parakoimomenos die Statthalterschaft von Konstantinopel und der Inseln und die jährlichen Einnahmen aus diesen Gebieten erhalten solle, wurde eine kaiserliche Urkunde 357 ausgefertigt, kraft derer die Führung der Flotte gegen die Perser [Türken] dem Parakoimomenos übertragen und er ermächtigt wurde, aus der Staatskasse hunderttausend Goldstücke zu empfangen, damit er davon sowie von den zugesagten Geldern aus seiner Privatschatulle die Schiffe ausrüsten und den Sold der Mannschaften zahlen könne. Nachdem er nun diese Urkunde ausgehändigt bekommen und die Ämter angetreten hatte, begab er sich in die Hauptstadt, wo er aber die kaiserliche Urkunde keineswegs öffentlich verlesen ließ, bei welcher Gelegenheit alle erfahren hätten, daß die Flotte von der Gunst und Fürsorge des Kaisers
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für seine Untertanen herrühre und die Kosten dafür von der kaiserlichen Kasse getragen würden, so daß alle den Kaiser dafür gepriesen und ihm ihren Dank ausgesprochen hätten, sondern er hielt die Urkunde versteckt. Während er nun das Geld von den Kassierern des Kaisers heimlich in Empfang nahm, brachte er sein eigenes vor den Augen aller Menschen aus seinem Hause und ließ die Schiffe ausrüsten. In dieser Weise strebte er nach dem Lobe der Menge und war in aller Munde, weil er um des Allgemeinwohles willen weder Ausgaben aus seinem Vermögen noch Mühen scheute. Auf den Kaiser aber lenkte er, wie zu erwarten war, den Unwillen 358 und die Beschwerden des Volkes, weil er angeblich keine Sorge für das Wohl seiner Untertanen trage. Nichtsdestoweniger ließ er die Schiffe bemannen und umsegelte mit dieser Flotte die Inseln bis nach Chios; und als er unterwegs auf neun persische [türkische] Schiffe / stieß, kaperte er sie samt den Mannschaften und kehrte nach Konstantinopel zurück. Als der Kaiser von seinen Machenschaften mit der Kaiserurkunde hörte und erfuhr, daß er das Gerücht verbreiten lasse, den Aufwand für die Schiffe trage nicht der Kaiser, sondern er selbst, wurde er zornig auf ihn sowie auf den Großdomestikos, weil dieser ihn stets unterstützte. «Siehst du, wie Apokaukos Ränke schmiedet?» sagte er; «und obgleich ich wiederholt darauf drängte, die richtige Entscheidung zu treffen, hast du mich durch dein Eingreifen davon abgebracht. Jetzt aber, glaube ich, wird mich nichts daran hindern, in die Tat umzusetzen, was ich für richtig halte. »358a So sprach der Kaiser in seinem Zorn. Der Großdomestikos aber, der sich dessen bewußt war, daß er die Hauptverantwortung für die Machenschaften des Apokaukos trug - hatte er ihm doch die Ämter verschafft, während sich der Kaiser dagegen ausgesprochen hatte -, hüllte sich in Schweigen und gab keine Antwort. Der Kaiser blieb nun bis Anfang des Frühjahrs 359 in Thessalonike, dann brach er von dort nach Didymoteichon auf. Kurze Zeit darauf begab er sich nach Konstantinopel. Und nachdem er dort nicht lange Zeit verbracht hatte, wollte er wieder nach Thrakien aufbrechen, um eine alte, zerstörte Stadt, die, wie man sagt, Arkadios, der Sohn Theodosios' des Großen, gegründet hatte und welche ihm zu Ehren Arkadiupolis 360 hieß, wiederaufzubauen. Ein Teil der Mauern war noch erhalten, und der Kaiser bewunderte die natürliche Beschaffenheit des Ortes. Denn der Kaiser war auch im Städtebau ehrgeizig und stets zu Ausgaben bereit, nicht nur dort, wo es not tat, sondern auch zu seinem eigenen Ergötzen. In der Gegend / von Thessa-
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lonike ließ er das sogenannte Gynaikokastron 361 , das bisher unbefestigt war, mit Mauern versehen und einen gewaltigen Turm ebendort erbauen, dem Kriegsmaschinen wenig schaden konnten. Davon bekam die Festung auch ihren Namen [Frauenburg], weil der Turm selbst mit einer weiblichen Garnison in der Lage war, jeden feindlichen Angriff abzuwehren. Auch bei Pherai [Serrai] ließ er eine weitere Burg, Siderokastron 362 , befestigen, die gleichfalls wegen ihrer sicheren und starken Mauern diesen Namen [Eisenburg] erhielt. Amphipolis 363 aber, die antike griechische Stadt am Strymon, die lange Zeit zerstört lag, ließ der Kaiser wieder mit Mauern umgeben und besiedeln, indem er Kolonisten aus den Städten der Umgebung dorthin schickte. Aber auch noch eine andere Küstenstadt Thrakiens, die zerstört war und seinerzeit, wie man sagte, von Anastasios, dem Kaiser der Rhomäer, gegründet worden war, weshalb sie auch seinen Namen trug [Anastasiupolis], ließ er wiederaufbauen, nicht in ihrem ganzen Umfang, sondern so weit als möglich, und gab ihr den Namen «Peritheorion»364. Außerdem ließ er eine Festung unweit des Meeres bauen, welche «Dipotamon»365 genannt wurde. All diese Ortschaften ließ der Kaiser einerseits aus Ehrgeiz, andererseits zur Sicherung der Gegend, in welcher sie gebaut waren, befestigen. Arkadiupolis aber, das wegen der Einfälle der Skythen [Tataren] strategisch bedeutsam war, wollte er mit großem Aufwand wiederaufbauen und mit angesehenen Einwohnern besiedeln und zu einer reichen und glücklichen Stadt machen, die den anderen Städten Thrakiens, mit Ausnahme der Hauptstadt, bei weitem überlegen sein sollte. / 39. Inzwischen aber war es zu Unruhen 366 innerhalb der Kirche gekommen, und er wartete ab, bis er den Anlaß dieser Unruhen aus der Welt geschafft hätte, doch kurze Zeit darauf starb er, ohne daß er hätte verwirklichen können, was er sich vorgenommen hatte. Ein in den Gepflogenheiten und Sitten der Lateiner erzogener Mönch aus Kalabrien, namens Barlaam 367, der ansonsten scharfsinnig und äußerst fähig war, Gedankengänge zu erklären, und sich außerdem einen großen Ruf als Kenner des Euklid, des Aristoteles und des Platon erworben hatte, war in das Reich der Rhomäer gekommen zu dessen Unglück; denn er war der Grund einer tiefgreifenden Zerrüttung der Kirche, in welcher bis dahin Eintracht geherrscht hatte. Er verstellte sich nämlich und gab vor, die Gepflogenheiten der Lateiner zu verurteilen, und schrieb gegen sie Traktate, in welchen er ihre Glaubensirrtümer logisch nachwies, während er sich auf der anderen Seite über unsere Sitten und Kirchenbräuche freute und unmißverständlich den Ein-
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druck erweckte, die Bräuche der Lateiner tatsächlich von sich abgeschüttelt zu haben. Aus diesem Grund, aber auch wegen seiner Gelehrsamkeit, genoß er die Gunst und Achtung des Kaisers und war auch beim Großdomestikos nicht weniger beliebt und wurde seiner Fürsorge gewürdigt 367a , so daß es ihm an nichts fehlte, um ein glückliches Leben zu führen. Dieser Barlaam also, sei es nun, daß er seit eh und je die gleiche Gesinnung hegte, sei es, daß er sie später änderte, oder gar vom gemeinsamen Feind der Christenheit dazu getrieben wurde, suchte einen Vorwand, um unsere Bräuche zu verspotten und uns offen den Krieg zu erklären, und ging zu einem / Hesychasten 368 , angeblich, weil er sein Schüler werden wollte. Dieser war freilich der Vernunft völlig bar und kaum verschieden von einem Tier, da er nicht einmal das Denkvermögen eines Stümpers besaß. Barlaam tat nun so, als ob er bei ihm lernen und in die Wege des Hesychasmus sowie in die Gesetze der Unterwerfung eingewiesen werden wolle. Durch seine Bitten überzeugte er ihn und durfte einige Tage bei ihm bleiben. Er forderte dann jenen ungebildeten Mann auf, ihn in den Hesychasmus einzuführen und ihm beizubringen, wie er noch am selben Tage ein Hesychast werden könne. Dieser nun, der die List nicht durchschauen konnte und sich in seiner Eitelkeit geschmeichelt fühlte, berichtete seinem hinterlistigen Gesprächspartner törichterweise unter anderem auch über die Askese der Hesychasten, wie sie allmählich durch stilles Gebet eine gewisse Euphorie und unaussprechbare, von Gott gesandte Wonne in ihrer Seele empfangen und mit den leiblichen Augen ein blitzendes, sie umhüllendes Licht wahrnehmen 369 • Was er über die anderen Dinge hörte, führte Barlaam auf die grenzenlose Torheit und Unwissenheit des Mannes zurück; als er aber von dem Licht hörte, das mit den leiblichen Augen gesehen werden kann, war er nicht mehr zu halten, sondern griff die Hesychasten samt und sonders an, nannte sie Lügner und Betrüger und Massalianer 370 und Nabelseelen 371 , und warf ihnen vor, die orthodoxen Dogmen der Kirche zu verdrehen und sich weitere Verstöße zuschulden kommen zu lassen. Er protestierte offen und erklärte, daß jeder sie meiden müsse, da sie irregeführt seien und irreführten, statt Muster der Tugend und sichere Bewahrer der Dogmen zu sein, zum al die Menschen ihnen wegen ihrer Scheinfrömmigkeit ihre Seelen / anvertrauten. Diese öffentlichen Angriffe gegen die Hesychasten verbreitete er allenthalben nicht nur mündlich, sondern er griff sie auch schriftlich 372 an als die für den angeblichen Irrtum Verantwortlichen, um seinen Frevel zu vereWigen.
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Dies ereignete sich in Thessalonike zu der Zeit, als der Kaiser in Akarnanien weilte. In Thessalonike waren auch viele andere Hesychasten, die über die Auslassungen des Barlaam entrüstet waren, insbesondere Gregorios Palamas 373 , der später den Metropolitenstuhl der Stadt bestieg. Er stammte aus Kleinasien und war am kaiserlichen Hof erzogen worden. Zusammen mit zwei Brüdern verließ er noch im kindlichen Alter Eltern und Besitz, den Glanz des Lebens und die Ehren des Kaisers, die ihm wenig oder gar nichts bedeuteten, und widmete sich ganz dem Leben in Christo und dem Streben nach der daraus hervorgehenden Herrlichkeit. Sie wurden zu Naziräern 374 Gottes und verschrieben sich Ihm zuliebe der Armut, Besitzlosigkeit und Demut. Sie gingen auf den heiligen Berg Athos, den man treffend eine Himmelsstadt375 nennen könnte, und unterwarfen sich dort einem geistlichen Vater. Und während sie dort den geistlichen Wettlauf um das Heil ihrer Seele liefen [Horn. 11. 22,161], verschied der jüngste der drei Brüder als erster, vom obersten Kampfrichter zur Preisverteilung geladen 376 , und bald darauf folgte ihm auch der Lehrer 377 , der sich des irdischen und niedrigen Fleisches entledigte und sich zu jenem begab, den er von Anfang an begehrt hatte. Gregorios aber und der andere Bruder, des Vaters beraubt und zu Waisen geworden, vertrauten ihrem jugendlichen Alter noch nicht, / sondern unterwarfen sich einem anderen geistlichen Vater. Acht Jahre lang blieben sie unter dessen Führung, und als auch dieser das Zeitliche segnete, begab sich Gregorios nach Berrhoia und errichtete in der Nähe des dortigen Kleinklosters eine Einsiedelei 378 und schloß sich darin ein. Er sagte allen irdischen Sorgen Lebewohl und hielt zehn Jahre lang nur mit sich selbst Zwiesprache und mit Gott und züchtigte das Fleisch nach Kräften 379 und unterwarf es dem Geist. Durch die intensive und erbarmungslose Askese und weil die Höhle ungeeignet war, Kälte abzuwehren, wurde er indes schwer krank und wäre beinahe gestorben. Nach Ablauf der zehn Jahre verließ er auf die Empfehlung der dortigen erlauchten Väter 38o , deren besseren Rat er nicht mißachten durfte, jene Höhle und verbrachte zunächst einige Zeit in den Klöstern des Athos; da er aber dringend ärztlicher Behandlung bedurfte, begab er sich danach nach Thessalonike 381 • Dieser Palamas also sowie einige andere, die gegen Barlaam äußerst aufgebracht waren, weil er die heiligen Geheimnisse des Hesychasmus preisgab und die Hesychasten mit maßlosen Schmähungen überschüttete, schickten einige Freunde als ihre Vertreter zu ihm und forderten ihn auf, seine Gesinnung zu ändern und die Beschimpfung der Hesychasten zu 153
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unterlassen, und nicht um der Unerfahrenheit des einzelnen willen alle gleichermaßen zu verurteilen und so seinerseits alles zu tun, um die Menschen von einem Leben auf der höchsten Stufe vollendetster Vervollkommnung abzubringen, indem er Lügen verbreite und die Mönchsaskese als Ursache des Bösen verleumde und die Menschen dazu bringe, / von ihr Abstand zu nehmen. Wenn er darüber etwas Ungebührliches gehört habe, solle er es der Unerfahrenheit seines Gewährsmannes zuschreiben, den Hesychasmus aber als eine göttliche und heilige Angelegenheit betrachten und aufhören, ihn anzugreifen. Wenn er sich habe hinreißen lassen, etwas dagegen zu schreiben, müsse er diese Schriften als nichtswürdig dem Feuer übergeben. Es sei nicht gottgefällig und auch ansonsten nicht sinnvoll, daß man Geometrie, Astronomie und Mathematik nicht etwa beim nächstbesten Ungebildeten, sondern beim tüchtigsten Fachmann dieser Disziplin studiere und lerne, zur Erwerbung der wahren Philosophie aber und der Wissenschaft von den himmlischen Dingen einen uneingeweihten Stümper zum Lehrer nehme. Als Philosoph und als ein Mann von Einsicht, welcher der Menge überlegen sei, hätte er, wenn er über solche Dinge etwas lernen wollte, entweder sich zuvor informieren müssen und reinen Herzens und frei von jeglicher Bosheit zu demjenigen gehen müssen, welcher der Gnade Gottes gewürdigt worden sei (denn durch menschlichen Verstand und menschliches Streben erwirbt niemand solches Wissen), und ihn hätte er um Belehrung bitten müssen. (Denn gewiß hätte ein solcher Mann in seinem Wissen um die göttlichen Dinge auch die Aufnahmefähigkeit eines jeden entsprechend der Stufe seiner inneren Reinheit richtig eingeschätzt und hätte niemals gleich am Anfang einem schwachen Ohr 'den Schall des Donners 382 anvertraut, sondern hätte ihn zuvor belehrt, wie er seine Seele durch strenge Lebensführung, große Frömmigkeit und Abtötung jedes irdischen Gedankens, sei er vernünftig oder nicht, zunächst reinigen und so in die heilige Vorhalle dieser göttlichen Weisheit / eintreten könne, und er hätte Gott und die Männer, die der göttlichen Einsicht gewürdigt wurden, gebeten, ihn bei diesem so hohen und die menschliche Kraft übersteigenden Unterfangen zu unterstützen); oder aber, wenn er sich leichtsinnig und unüberlegt vom ersten Besten habe belehren lassen, dann hätte er die Äußerungen seines Gewährsmannes dessen Unwissenheit zuschreiben sollen und sie nicht als Glücksfund 383 betrachten und mit Berechnung die Gelegenheit ausnützen dürfen, um frech und übermütig gegen den heiligen Hesychasmus vorzugehen und die Hesychasten mit unzähligen Schmähungen zu
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überschütten und sie Betrüger, Lügner und Massalianer zu nennen, indem er als Anhaltspunkt für seine Schmähsucht den Umstand benutze, daß die Heiligen von einem Licht umstrahlt werden. Dabei könne man seinem Gewährsmann in anderen Dingen zu Recht Vorwürfe machen, in diesem Punkt aber keineswegs. Denn viele 384 , die während der Verfolgungen für Christus kämpften, seien von diesem göttlichen Licht umstrahlt worden, unter ihnen der Heilige Antonios 385 , der nicht gegen Tyrannen, sondern gegen noch Schlimmeres, die Dämonen, zu Felde gezogen war, wie man aus seinen Schriften erfahren könne. Aber auch wenn man dies alles übergehe und auf das Urbild zurückgreife, könne man ohne Zweifel den Beweis finden, daß es möglich sei, mit den leiblichen Augen göttliches und unerschaffenes Licht wahrzunehmen. Denn nach der Schrift nahm der Herr vor seinem Leiden die auserwählten unter seinen Jüngern, stieg auf den Thabor und verwandelte sich dort in ihrer Anwesenheit und / sein Antlitz strahlte wie die Sonne. Die Jünger, die den Glanz nicht ertragen konnten, fielen zu Boden. «Wenn nun jene als Menschen, ohne die Vollendung erreicht zu haben, das göttliche und unerschaffene Licht 386 , das sie umstrahlte, wahrnehmen konnten, wie ist es dann verwunderlich, wenn wir sagen, daß auch heute die Heiligen das Licht sehen können, das von Gott ausgeht und sie von oben erleuchtet? Deshalb bitten wir dich», sagten sie, «über diese Dinge weder zu sprechen noch zu schreiben, da du wenig oder gar nichts darüber weißt. Auch mußt du das vernichten, was du bereits geschrieben hast, da diese Schriften vielen Menschen nicht geringen Schaden zufügen können.» Eine solche Botschaft schickten Gregorios und seine Freunde an Barlaam in dem Glauben, ihre Ermahnung würde seinen zügellosen Reden 387 ein Ende setzen. Sie erreichten jedoch das Gegenteil dessen, was sie geglaubt hatten. Während nämlich der Überbringer die Botschaft mitteilte, hörte Barlaam allem anderen ruhig zu; als er aber zu dem Satz kam, in welchem das Thaborlicht als unerschaffen bezeichnet wurde, rief er: «Mein Gott, welche Sinnlosigkeit; wir wollten den Rauch meiden und sind ins Feuer gefallen 388 • Himmel und Erde, vernehmt diese Worte. Das Thaborlicht soll unerschaffen sein? Und was ist es dann nach euch anderes als Gott? Denn nichts außer Gott ist unerschaffen. Und wenn nun jenes Licht weder Geschöpf noch das Wesen Gottes ist, (denn Gott hat keiner je gesehen), was bleibt anderes übrig, als zwei Göttern zu huldigen, einem, der Schöpfer aller Dinge ist und den man für unsichtbar halten muß, und einem zweiten,
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eben diesem unerschaffenen Licht, das euch zufolge gesehen werden kann? Ich aber würde / nach wie vor niemals dulden, daß etwas, das sich vom Wesen Gottes in irgend einer Form unterscheidet, für unerschaffen gehalten wird.» D~ese Worte waren gewissermaßen sein Anhaltspunkt, um gegen Palamas und die anderen Mönche mündlich und schriftlich vorzugehen, und zu seinen früheren Vorwürfen fügte er jetzt die Zweigötterei hinzu. Diese wiederum hatten es natürlich nicht unterlassen, seinen Behauptungen öffentlich zu widersprechen und zu beweisen, daß er falsche Dogmen einführe, die den Worten der göttlichen Weisheit entgegengesetzt seien. Barlaam aber, der nun glaubte, daß er sich durch seine Weisheit und die Überzeugungskraft seiner Worte auch über die Kirchenväter hinwegsetzen könne, fuhr zu Schiff nach Konstantinopel389 , händigte seine Schriften gegen die Mönche dem damaligen Patriarchen Johannes [Kalekas] aus und bat um Einberufung einer Synode, um jene durch ihre Gedanken und Worte als Gegner der orthodoxen Lehre zu überführen; dabei schäumte er über von Reden gegen die Mönche und warf ihnen Zweigötterei vor. Der Patriarch meinte nun, solche Dinge nicht auf die leichte Schulter nehmen zu dürfen und forderte brieflich die Mönche von Thessalonike auf, sich in Konstantinopel dem Gericht zu stellen. Bald darauf trafen sie ein, um über ihre Reden Rechenschaft abzulegen. Zu eben diesem Zeitpunkt, als die Kirche voll Bestürzung und Unruhe war, kam auch der Kaiser von dem Feldzug gegen die Akarnanen in die Hauptstadt zurück. Als er von dem Streit zwischen Barlaam und den Mönchen erfuhr, versuchte er zunächst, ihn zu schlichten, indem er jede der streitenden Parteien ermahnte, auf Streitereien zu verzichten, die Feindschaft beizulegen und wie vordem freundlich miteinander umzugehen, und nicht aus Streitsucht sich und den anderen Aufregung zu verursachen. / Als aber keine der beiden Parteien davon hören wollte und Barlaam vielmehr erklärte, er werde Gregorios und seine Anhänger der Irrlehre überführen, und deshalb auf den Prozeß drängte, während Gregorios versicherte, ihm und seinen Anhängern werde Unrecht getan, und er wolle im Prozeß die Anklagepunkte widerlegen, sah der Kaiser ein, daß ohne die Möglichkeit einer Beweisführung der Streit nicht zu schlichten sei, und so berief er die Synode ein. 40. Die Synode kam also in der Hagia Sophia zusammen 390 • Unter Vorsitz des Kaisers und des Patriarchen Johannes [Kalekas] nahmen die übrigen Erzpriester, viele hohe Würdenträger und Senatsmitglieder an der Syn-
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ode tei1 391 • Barlaam durfte als erster sprechen; denn er war es, der Gregorios und den Mönchen vorwarf, die Dogmen der Kirche verdreht zu haben. Er sprach ausführlich über die Motive, die ihn zu dieser Auseinandersetzung geführt hatten, dann stellte er der Synode eine Schrift zur Verfügung, die er darüber abgefaßt hatte 392, damit sie verlesen werde. Nachdem sie in ihrem ganzen Umfang vorgelesen worden war, fügte er einiges hinzu, das ihm in der Sache von Bedeutung schien, und beschuldigte abschließend die Mönche, nicht einmal das Gebet393 , das sie nach ihren Angaben allein für sich verrichteten, lückenlos und in gebührender Form auszusprechen, daß es vielmehr eines Zusatzes bedürfe, den er hinzufügte, um die Lücke, wie er sagte, auszufüllen. Dann wurde den Mönchen gestattet, zu diesen Beschuldigungen Stellung zu nehmen. Diese aber machten Palamas 394 zu ihrem Sprecher (denn er ragte nicht nur / als Redner hervor, sondern war auch in theologischen und dogmatischen Fragen versiert). Also ergriff er das Wort und untermauerte seine Behauptungen mit unmißverständlichen und soliden Beweisen; er bediente sich dabei nicht der Syllogismen der Logik und der Methode der Geometrie 395 (denn es ist nicht möglich, mit menschlichen Mitteln übermenschliche Dinge beweisen zu wollen), sondern der Worte heiliger Gottesgelehrter, die vom Heiligen Geist, welcher alle Dinge, sogar die unergründlichen Tiefen Gottes, erforschen kann, inspiriert waren. Durch lange Ausführungen bewies er, daß das Licht, das auf dem Berg Thabor die Jünger Christi umstrahlt hatte, die anfangslose Herrlichkeit Gottes, das Licht der Gottheit, die Gottheit selbst, das naturgemäße und ewige Licht Gottes 396 darstellte, und schrieb ihm noch alle jene Eigenschaften und Namen zu, die ihm die Theologen beizugeben pflegen. Dann kam auch er aufgrund von theologischen Zitaten zu dem Schluß, daß das naturgemäße und ewige Licht Gottes keinesfalls erschaffen sein kann, ebensowenig wie die anfangslose Herrlichkeit und das Königreich Gottes und alle die Eigenschaften, die die Theologen jenem Licht zuschreiben. Überdies berief er sich auf den von den ehrwürdigen Mönchen des Athos abgefaßten Tomos 397 , welcher ihm Einklang seiner Ausführungen mit den Worten der Heiligen bescheinigte, Barlaam aber Gotteslästerung und eine beträchtliche Abweichung von der Orthodoxie nachsagte. Als nun nach den vielen Erörterungen der Sieg sich Gregorios und den Mönchen zuneigte, da alle Anwesenden sich entschlossen hatten, den Worten der Heiligen und Theologen, nicht aber den Phantasieprodukten398 Barlaams Glauben zu schenken, sah dieser ein, daß er einer Bestrafung wegen seiner zügellosen Zunge
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und seiner Unwahrheiten nicht entgehen könne; / so ging er zum Großdomestikos, welcher im Konzil dem Kaiser assistierte, und bat ihn um Rat und schnelle Hilfe, damit er der erwarteten Strafe entgehen könne. Der Großdomestikos sagte zu ihm, schon früher habe er ihm den richtigen Rat erteilt, als er ,ihn ermahnte, die Streitsucht aufzugeben und sich von den Mönchen überzeugen zu lassen, die besser über diese Dinge Bescheid wüßten, und jetzt werde er ihn nicht minder in Übereinstimmung mit seinen Interessen beraten und entsprechend handeln. Wenn er nämlich keinen Einwand zu den vorgebrachten Argumenten erhebe und davon überzeugt sei, daß die Mönche Vernunft, Recht und Sprüche der Heiligen auf ihrer Seite hätten, warum solle er dasitzen bis zu seiner Verurteilung und nicht zuvor aufstehen und seine bisherige Ignoranz in all diesen Dingen zugeben, indem er zugleich seine nachträgliche Erkenntnis der Wahrheit beteuere und versichere, daß er den Worten der Heiligen folgen und seine Fehde mit den Mönchen beilegen wolle? Wenn er sich von ihm überzeugen lasse und so handle, werde er wegen seiner Auslassungen keinen Schaden erleiden, sondern vielmehr vom Kaiser und von allen Leuten für seinen Sinneswandel gelobt werden; denn von der Wahrheit abzukommen sei nicht so tadelnswert, wie es lobenswert sei, sich wieder zu ihr zu bekennen und sich von den heiligen Theologen überzeugen zu lassen. «Die Mönche», sagte der Großdomestikos, «werden dir, den Bräuchen der Geistlichen folgend, jetzt eine größere Freundschaft und Dankbarkeit angedeihen lassen als zuvor ihre Bitterkeit und Feindschaft gegen dich war, da sie sich nicht wegen der Schmähungen, die sie von dir erfahren haben, sondern wegen der Verdrehung der Dogmen gewehrt haben. Wenn nun die wahre Lehre zu Recht und gebührend bestätigt ist und du davon überzeugt bist, dann werden sie nichts / weiter verlangen, sondern werden deine Besserung als angemessene Entschädigung für ihre vielen Mühen und Fährnisse betrachten.» Barlaam erwiderte darauf, ihm scheine dieser Ratschlag ausgezeichnet, er befürchte jedoch, daß seine Worte der Reue nicht ausreichten, ihn aus der Gefahr zu befreien, vielmehr werde die Synode ihn als Gegner der Orthodoxie ächten. In diesem Fall werde er als ehrlos gelten und sich auch später nicht rechtfertigen können, daß dies ihm zu Unrecht widerfahren sei, da er durch seinen Widerruf sich selbst verurteilt habe. Sollte ihn ein solches Schicksal erwarten, dann wäre es weit besser, wenn er die Verurteilung schweigend über sich ergehen lasse, damit ihm die Möglichkeit erhalten bleibe zu erklären, daß er Unrecht erlitten habe, und eine Revision der Entscheidung zu verlan-
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gen. Der Großdomestikos ermutigte ihn aber und redete ihm gut zu, keine Angst zu haben, denn, solange er selbst anwesend sei, werde nichts geschehen, was ihm Kummer bereiten könne. So ließ sich Barlaam überzeugen, trat in die Mitte der Versammlung 399 , räumte seine bisherige Unwissenheit ein und bat um Vergebung für seine Behauptungen, da er sich zu diesen nicht aus Streitsucht oder Mißtrauen gegenüber der Gottesgelehrsamkeit der Theologen habe hinreißen lassen, sondern aus Unwissenheit. «Ich glaubte», sagte er, «daß die anderen dogmatische Irrtümer begingen, daher setzte ich meinen ganzen Eifer und Fleiß ein, um sie zu bessern. Da ich jetzt aber fest davon überzeugt bin, daß in unserem Streit die andere Seite die bessere Ansicht vertritt, habe ich keinen Grund mehr, in irgendeiner anderen Frage abweichender Meinung zu sein / und bin mit ihnen auch in dem Glauben einig, daß das Licht auf dem Berg Thabor, das die Jünger Christi umstrahlt hat, ewig ist.» Auf diese Worte hin standen Gregorios Palamas und seine Anhänger auf, umringten Barlaam und erteilten ihm bereitwillig für seine Verfehlungen Vergebung. Sie lobten seinen Wandel zum Besseren und dankten Gott für die Versöhnung; wegen irdischer und vergänglicher Dinge hätten auch sie nicht einen solchen Kampf ausgefochten, sagten sie, sondern vielmehr, um zu verhüten, daß das Übel viele Menschen erfasse und die Kirche von falschen Dogmen erfüllt oder gespalten werde, indem die einen für diese, die anderen für jene Partei Stellung nähmen. Darum hätten sie sich über das Maß streitbar gezeigt, während sie ansonsten umgänglich und demütig seien; wenn aber Gott auf dem Spiel stehe, dann seien sie zornmütig und unnachgiebig und könnten weder durch Verachtung zu Unmut noch durch das Lob der Menschen milder gestimmt werden. Da nun aber der Gott des Friedens und der Eintracht die Streitenden versöhnt habe, ließen sie gerne vom Streit ab und seien Barlaam äußerst dankbar, da er nunmehr der Urheber des Friedens sei. Daraufhin richteten der Kaiser und der Patriarch die gebührenden Worte über den Frieden an jede der bei den Parteien und lösten die Synode auf. Barlaam verbrachte noch einige Tage in Konstantinopel und, als der Kaiser bald darauf starb, hielt er nicht weniger als früher an seinen dogmatischen Streitereien fest und verschrie das Urteil der Synode als Unrecht. / Dann verließ er unbemerkt die Hauptstadt und begab sich nach ltalien 40o ; dort machte er sich, wie in der Vergangenheit, die Ansichten der Lateiner zu eigen und wurde von ihnen zum Bischof von Hierax [Gerace]401 ernannt. Nicht lange danach setzte seinen Streit gegen Palamas ein anderer Mönch
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Gregorios, mit Nachnamen Akindynos 402 , fort, der bei Barlaam als sein langjähriger Schüler die weltliche Philosophie erlernt hatte. Mit ihm ereignete sich etwas Lächerliches; er verurteilte nämlich Barlaam mit Worten, und wenn jemand ihm vorhielt, er vertrete doch dessen Ansichten, verleugnete e;r den Umgang mit ihm und warf Barlaam vor, daß er irrige Meinungen hege und sich den Lehren der Heiligen entgegenstelle, in Wirklichkeit jedoch hegte er ganz genau die Anschauungen Barlaams und wich in keiner Weise von ihnen ab 403 . Und als es wieder zum Aufruhr in der Kirche kam, war der Patriarch ungehalten, daß die Kirche wegen der Streitsucht einiger Leute erschüttert und zerrüttet werde; so berief er eine zweite 404 Synode ein, wiederum in der Hagia Sophia, an welcher er, der Großdomestikos, sowie diejenigen Senatoren, die in der Hauptstadt anwesend waren, teilnahmen. Und nachdem die beiden Gregorioi in langen Ausführungen gegeneinander plädiert hatten, konnte man sich des Eindruckes nicht erwehren, daß Akindynos wie Barlaam spreche und denke 405 ; so wurden er und seine Gesinnungsgenossen durch eine gemeinsame Entscheidung der Bischöfe und Senatoren verurteilt, weil sie ketzerische Anschauungen hegten und propagierten. Und für den Fall, daß sie an ihrer Lasterhaftigkeit festhielten und keine Reue zeigten, wurden sie aus der Gemeinschaft der Orthodoxen ausgestoßen; / und nicht nur sie, sondern jeder, der hinfort Ähnliches versuchen und Palamas und seine Anhänger der Irrlehre bezichtigen würde, sollte ebenfalls mit der gleichen Strafe belegt werden, falls er nicht seine Ansichten revidiere. Daraufhin verfaßten sie nach altem Brauch der Synoden einen Tomos 406, der vom Patriarchen Johannes [Kalekas] sowie den damals anwesenden Erzpriestern unterschrieben wurde (später holten auch viele andere ihre Unterschrift nach, nachdem sie die Entscheidung ihrer Vorgänger gebilligt hatten)407. Der Tomos wurde als Rechtfertigung Palamas und seinen Anhängern überreicht. Dies geschah aber erst später. Damals, als die Synode aufgelöst wurde,· gingen die übrigen Teilnehmer nach Hause, der Kaiser aber befahl, daß man ihn ins Hodegetriakloster bringe, um sich ein wenig Erholung zu gönnen408 . Dort angekommen, erkrankte er am nächsten Tag und hatte anhaltendes Fieber; die Ärzte bezeichneten seine Aufregung und das Fasten während der Synode als Grund des Fiebers. Am zweiten Tag befiel die Krankheit den Kopf und gab zu großen Befürchtungen Anlaß; sie schien nämlich sehr akut zu sein. Am dritten Tage 408a erweckte sie am Morgen den Eindruck nachzulassen, und so schöpften die Ärzte wieder Hoffnung; ge-
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gen Mittag aber schlug sie plötzlich um, und es wurde deutlich, daß der Kaiser bald sterben werde. Die Ärzte gaben jede Hoffnung auf. Als diese Nachricht sich verbreitete, kam der Parakoimomenos Apokaukos zum Großdomestikos und gab ihm den Rat, die Führung des Staates in die Hand zu nehmen und sich nach dem Tode des Kaisers die kaiserlichen Insignien anzulegen 409 ; denn es sei nicht anzunehmen, daß der Kaiser am Leben bleibe. Der Großdomestikos werde damit jedenfalls nichts Ungewöhnliches tun, sondern nur das, wozu ihn auch der Kaiser 410 selbst mehrmals / habe veranlassen wollen und wovon viele Rhomäer, welche ihn nicht weniger ehrten als den Kaiser, Kenntnis hätten. Es werde dafür kaum großer Mühen und Kämpfe bedürfen, sondern es reiche aus, wenn er ja sage, damit alle ihm prompt gehorchten. Er selbst sei wie früher, sein ganzes Leben lang, so auch jetzt bereit, auszuführen, was ihm, dem Großdomestikos, das Beste scheine; er werde dabei keine Mühen und kein Geld scheuen, sondern sogar sein Leben für dessen persönliche Interessen gern aufs Spiel setzen, da er ihm vieles verdanke, mehr als jeder andere. Denn er habe viele Wohltaten von ihm genossen; der Großdomestikos habe ihn nicht nur dem Kaiser vorgestellt und nähergebracht, sondern er habe später, als der Kaiser gegen ihn aufgebracht war, Fürsprache für ihn eingelegt und ihn aus dem Gefängnis befreit. So sei er durch ihn zu der Stellung gelangt, die er jetzt bekleide. So äußerte sich Apokaukos. Der Großdomestikos wartete eine Weile, dann sagte er: «Nie hätte ich gedacht, daß du mich für so heruntergekommen hältst, daß ich noch zu Lebzeiten des Kaisers oder gleich nach seinem Tode, von dir oder wem immer veranlaßt, seine Freundschaft oder, besser gesagt, sein Einvernehmen mit mir verraten und meine persönlichen Interessen wahrnehmen könnte, indem ich zugleich die gemeinsamen Interessen seiner Kinder und seiner Gattin außer Acht lasse. Ich bin zutiefst enttäuscht, wenn du gehofft hast, mich in dieser Sache zu überreden.» Als jener nochmals versuchte, zu erklären, daß er nur / sein Bestes wolle, sagte der Großdomestikos: «Hör mit diesem Gerede auf; denn wer nach dem Tode des Freundes 411 nicht mehr die Regeln der Freundschaft beachtet, der war auch zu dessen Lebzeiten kein echter Freund.» Apokaukos erwiderte nichts mehr, als er diese entschiedene Antwort des Großdomestikos vernahm. Nichtsdestoweniger begab er sich zu dessen Mutter und versuchte, -sie in der gleichen Sache zu überreden, da er glaubte, wenn er sie überzeuge, habe er sein Ziel erreicht, da der Sohn schwerlich der Mutter widersprechen werde in einer Angelegenheit, die ihr zugleich nützlich und gerecht
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erscheine. Als er aber auch von ihr die gleiche oder sogar eine noch strengere Antwort erhielt und aufgefordert wurde, ihrem Sohn keine Ratschläge zu erteilen, die seinen Interessen zuwiderliefen, gab er sein Vorhaben auf. Als nun der Großdomestikos sah, daß der Kaiser in der höchsten Gefahr schwebte, machte er sich bewußt, daß er für die Kinder des Kaisers und für die Regierung Sorge tragen müsse; so begab er sich zur Kaiserin Anna, die untröstlich trauerte, und sprach zu ihr folgendermaßen: «Der Augenblick scheint mir für Tränen und Trauer ungeeignet. Später, sofern nicht Gott gnädig auf uns herniederblickt und uns von dem zu erwartenden Unheil befreit, werden wir die Möglichkeit haben, uns an Wehklagen und Tränen in aller Ruhe zu sättigen. Jetzt müssen wir, so glaube ich, für die Sicherheit der kaiserlichen Prinzen sorgen. Es ist zwar unwahrscheinlich, daß ein Rhomäer uns nachstellen wird, solange ich lebe und hier anwesend bin; sollte aber doch dergleichen vorkommen, dann möchte ich nur dich zu verteidigen haben und nicht alles auf einmal, die Prinzen / und die Kaiserherrschaft. » Die Kaiserin sagte daraufhin, sie wundere sich, daß er in einer solchen Notlage es für seine Pflicht erachtet habe, sie zu fragen, ob sie einverstanden sei, daß er Maßnahmen treffe für die Prinzen und die Kaiserherrschaft; dann forderte sie ihn auf, nichts zu unterlassen, was den Interessen des Gemeinwesens förderlich sei. Er aber nahm sofort den Mitkaiser Johannes, den Sohn des Kaisers, sowie dessen Bruder Michael412 mit sich und führte sie zum Palast. Er befahl, daß ihnen die gebührende Ehrerbietung zuteil werde und ließ den Palast durch eine Garnison bewachen, welche aus Soldaten des Heeres bestand, die er als dem Kaiser besonders ergeben kannte, sowie aus annähernd fünfhundert Leuten seiner Gefolgschaft, die für äußerst zuverlässig galten, und schließlich aus den anwesenden Varägern413 , die mit Beilen bewaffnet waren. Er selbst übernachtete ebendort, um den Söhnen des Kaisers die größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten. Am Abend des vierten Tages starb der Kaiser, durch die Heftigkeit der Krankheit überwältigt, am 15. Juni 414 des Jahres 6849 [1341] der neunten Indiktion.
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Die ersten Maßnahmen, die Andronikos d.]. in bezug auf seinen Großvater trifft, erwähnt auch Gregoras (1428); die Berichte der beiden Historiker unterscheiden sich jedoch in einigen Punkten. Der wesentlichste Unterschied besteht wohl in der Bemerkung des Gregoras , der jüngere Andronikos habe beabsichtigt, seinen Großvater an der Herrschaft teilhaben zu lassen, habe jedoch seine Meinung geändert, als der frühere Patriarch Niphon, ein erbitterter Feind des alten Kaisers, sowie einige seiner Vertrauten ihm energisch davon abrieten. Die Verhältnisse, in welchen nunmehr der alte Kaiser lebte, verschlechterten sich ständig, und außerdem ging es ihm gesundheitlich immer schlechter, wie wir ebenfalls aus Gregoras (I 431 f.) erfahren. Die vergleichsweise positive Schilderung des Kantakuzenos ist nicht nur auf seine tendenziöse Haltung, sondern gleichermaßen auf den Umstand zurückzuführen, daß er die Verhältnisse der allerersten Tage nach der Einnahme Konstantinopels durch Andronikos d.]. beschreibt. PARISOT: Cantacuzene 85 f. unterscheidet drei Stadien der Behandlung des älteren Andronikos: a) von der Einnahme der Hauptstadt bis zur Schlacht bei Pelekanon (Juni 1329), b) von der genannten Schlacht bis zur Annahme des Mönchskleids durch den alten Kaiser (Januar 1330) und c) von diesem Zeitpunkt bis zum Tode Andronikos' d.Ä. am 13. Februar 1332. Der alte Kaiser habe sich wohl bis zur Schlacht bei Pelekanon seiner Hofdienerschaft bedienen und bis zu seiner Mönchwerdung den Palast bewohnen dürfen. Vgl. ferner VAN DIETEN: Gregoras 11 2,301 f.; DÖLGER: Regesten 2599 (mit der Korrektur VAN DIETENS, ebenda); BoscH, Ursula Victoria: Ein «Testament» des Kaisers Andronikos 11. Palaiologos? ZRBI 12 (1970) 58. Gregoras weiß nichts von der Bestimmung, daß jeder Bürger Andronikos d. Ä. nach Belieben besuchen durfte. Allerdings gibt er im Laufe der Erzählung zu (I 461), daß er selbst den alten Kaiser jeden dritten oder vierten Tag besucht habe. Dieser sei unter eine Art Hausarrest gestellt worden. Wenn wir jedoch den vorliegenden Passus des Kantakuzenos kombinieren mit seiner nachfolgenden Aussage (I 312,lf.), daß die Bürger aus Angst vermieden, von dieser Bestimmung Gebrauch zu machen, dann scheinen die beiden Historiker in diesem Punkt kaum noch zu differieren. Aus dem Text des Kantakuzenos geht nicht hervor, woraus nun diese «Topike» bestanden habe; wenn wir aber unsere Stelle mit der entsprechenden Stelle bei Gregoras (I 428,19) kombinieren, wonach Andronikos d.Ä. die jährlichen Abgaben aus der Fischerei der Hauptstadt erhielt, dann kommen wir zu dem Ergebnis, daß unter «Topike» höchstwahrscheinlich der Pachtzins aus der Ver-
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pachtung des Meeres in der Umgebung von Konstantinopel zum Zwecke des Fischfangs gemeint ist; vgl. diesbezüglich die Ausführungen von MATSCHKE, Klaus-Peter: Situation, Organisation und Aktion der Fischer von Konstantinopel und Umgebung in der byzantinischen Spätzeit. Byzantinobulgarica 6 (1980) 287f. Der Terminus begegnet noch in einem Brief aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, herausgegeben von DARROUZES in: REB 22 (1964) 87f. (ebenda S. 127 wird «Topike» mit «monopole» übersetzt; vgl. MATSCHKE: Ankara 150). Das Wort erinnert an das spät- und nach byzantinische «Topiatikon», das ebenfalls den Pachtzins aus der Verpachtung öffentlicher Grundstücke bedeutet (DöLGER: Aus den Schatzkammern 208; SIGALAS, Antonios in: EEBS 9 (1932) 453). In älterer Zeit wurde der Fischfang, wie es scheint, regelrecht besteuert; vgl. Theodoros Stud., ep. 7 (PG 99,932D). Das Meer um Konstantinopel war besonders fischreich und die Stadt war zu allen Zeiten für ihre Fische berühmt; vgl. Akropolites, ep. ad Joh. Tom. (ll 68 f. HEISENBERG); Christophoros Mitylenaios, Gedicht Nr. 127 (KuRTz); Theologakes in: NE 7 (1910) 358; KUKuLEs, BB 5,79 f. Der Bosporus heißt LX8uow; bereits bei Herodot, 4,88, bei Libanios, ep. 86,3 (X 86 FOERsTER) sowie bei Demetrios Kydones, ep. 261 (ll 165 LOENERTz). Der Thunfischfang im Bosporus ist durch Philostratos, imago 1,12 (ll 313 f. KAYSER) verewigt worden. Laut einer Notiz des Herausgebers ist an unserer Stelle mx~v überliefert worden, was PARISOT a.a.O. A.I0 für richtig hält und mit ntaxYl (<<de piscium»!) in Beziehung bringt. Bei Kantakuzenos ist jedoch nochmals unten 4,42 (Ill 312) von der Topike die Rede, an welcher Stelle das Wort als ganzes überliefert worden ist. Ebendort werden die TopikeEinnahmen mit etwas als mehr 10000 Goldstücken jährlich beziffert; auf eine ähnliche Summe schätzt Gregoras die jährlichen Einnahmen aus der Fischerei der Hauptstadt; vgl. ZAKYTHINOS: Crise monetaire 83, ferner MATSCHKE: Reaktion 136. Nach einem venezianischen Dokument vom Jahre 1320 warfen die Fischereien von Buthroton eine Jahresrente von 1500 Lire ab; S. HOPF: Griechenland 420 (= S. 354 des Nachdruckes). Es ist nicht bekannt, in welchem Bezirk von Konstantinopel das Haus des Despotes Demetrios lag; vgl. JANIN: Constantinople 335 f. (wo 'Andronic HP in 'Andronic H' korrigiert werden muß). Zu Demetrios vgl. Bd. I A.361. S. noch FERJANCIc, Bozidar in: ZRVI 17 (1976) 133. Über das Leiden und die Drangsale des Metochites im Exil erfahren wir von Gregoras (I 431) folgendes: Der Großlogothet sei auf unwürdige Weise in die Verbannung geschickt worden. Er habe dort an Harnzwang gelitten, und diese Krankheit habe ihn mehr gequält als die Haft und all die Schmähungen und Schelten nichtiger Menschen. In einem Brief an den Mönch Methodios Senachereim beklagt sich Theodoros Metochites über die schlechte Ernährung in Didymoteichon. Nach seiner Rückkehr nach Konstantinopel wohnte Metochites im
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Chorakloster, da sein Haus von den Einwohnern der Hauptstadt völlig zerstört worden war (vgl. Bd. I A.442). Dieses in der Zeit Justinians gegründete, gegen Ende des 11. Jahrhunderts renovierte und in der Palaiologenzeit wieder in Verfall geratene Kloster hatte Metochites 1316 und in den folgenden Jahren völlig restauriert (assistiert übrigens dabei von Nikephoros Gregoras: Gregoras II 1045 f.). Die Freilassung des Metochites aus dem Exil ordnete Andronikos 111. im Januar 1330 an, als er sterbenskrank war (ebenda I 439). Im Chorakloster verbrachte Metochites den Rest seines Lebens. Erst kurz vor seinem Tode (13. März 1332) nahm er unter dem Namen Theoleptos das Mönchsgewand. Vgl. BECK: Metochites 16 f.; SEVCENKO: Metochites 33 f.; DERS.: Polemique 8 A.2. Über den Tod des Großlogotheten erfahren wir auch aus Kurzchroniken; vgl. SCHREINER: Kleinchroniken I 79 Nr. 26b; 11 241 sowie S. LAMPROS in: NE 7 (1910) 140 Nr. 51 und 53, ferner VAN DIETEN: Gregoras 11 2,334. Theodoros Synadenos behielt die Präfektur der Hauptstadt wahrscheinlich nicht länger als zwei Jahre, da er in den folgenden Jahren mit anderen Aufgaben betraut erscheint. Vgl. WEISS: Kantakuzenos 27; HANNICK-SCHMALZBAUER: Die Synadenoi 137, ferner STEIN: Untersuchungen 36 A.1. Nach BOSCH: Andronikos 111. 182 hat Synadenos bis 1334 als Gouverneur der Hauptstadt fungiert; vgl. jedoch die Einwände von MATSCHKE: Gouverneur 83f.; DERS.: Reaktion 151 A.121. Zu diesen Maßnahmen des jüngeren Andronikos vgl. DÖLGER: Regesten 2716. Der Auftrag des Stadtgouverneurs zur Wiederherstellung der alten Eigentumsverhältnisse betrifft nicht nur die Stadt, sondern auch den Vorstadtraum: MATSCHKE: Reaktion 118 A.219. Darüber berichtet auch Gregoras (I 428 f. und 437), der den Patriarchen Esaias als äußerst nachtragend und rachsüchtig darstellt. Den Besuch des Kaisers beim Patriarchen setzt er allerdings nach der Schlacht bei Pelekanon im Sommer 1329 an. Unter 'erstem Treffen' ist die Begegnung des Patriarchen mit Andronikos kurz nach der Einnahme der Hauptstadt gemeint, wovon Kant. I 305 die Rede war (vgl. Bd. I S. 207). Zum Amt des Chartophylax sowie zu den hier erwähnten Personen vgl. Bd. I A. 343 - 345. Der neue Titel des Kutales bringt überhaupt keine Änderung, was die Position und die Macht des Chartophylax beim Patriarchen betrifft: DARRouZES: Recherches 111; DERS.: Regestes 2134, 2145. Zu unserer Stelle vgl. noch ROHDE, Erwin: Der griechische Roman und seine Vorläufer. Leipzig 3 1914 (Nachdr. Darmstadt 1960), 557 A.3, wo versehentlich von Andronikos 11. statt seinem Enkel die Rede ist. Zum Namen Kyberiotes s. MORITZ: Zunamen 41, zu Kutales ebenda 27. Über den Zwischenfall mit Markos Kaballarios hat Kantakuzenos oben I 257 berichtet (vgl. Bd. I S. 175 f.). Er schildert hier, wie es scheint, die Episode in
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allen Einzelheiten, um die Großherzigkeit des jüngeren Andronikos zur Schau zu stellen. Vgl. Bd. I A.185, ferner KAZDAN: Cantacuzene 297 f. Der große Zustrom von Menschen ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, daß Markos, während man ihn zum Palast brachte, angeprangert wurde. Vgl. Bd. I A. 195. Das Wort 'Mitsklave' (auvCouA.O~), das eine Anspielung auf das Neue Testament (Matth. 18,33) darstellt, spricht Andronikos d.]. in einern anderen Zusammenhang (um Racheakten der Masse vorzubeugen) ebenfalls bei Gregoras (I 427,1) aus; diese Übereinstimmung verleiht seinen Worten den Stempel der Echtheit. Der Ausdruck 6 EX LOÜ ~il öVLo~ d~ LO dvm Jtagayaywv kommt als Umschreibung für 'Gott' in theologischen Texten nicht selten vor; vgl. Bas. ep. 8 (PG 32,249 B); Theod. Stud. epp. I 42 (PG 99,1061D) (als Bestandteil des Gebets); II 110 (ebenda 1372C); 148 (ebenda 1464 C) und LAMPE Lexikon s. v. naguyw. Vielleicht sind an unserer Stelle nach ÖVLWV die Worte
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den Namen des jungen Kaisers im liturgischen Gebet verschwiegen hätten; vgl. DARROUZES: Regestes 215l. Zu diesem Chrysobull vgl. DÖLGER: Regesten 2717. Vgl. noch OIKONOMIDES: Armees 355. Die Chronologie des ersten Einfalls Michaels in das byzantinische Reich wird bei Gregoras (I 430,4) präziser überliefert: nicht ganz dreißig Tage nach der Einnahme der Hauptstadt durch Andronikos IH. (gemeint ist das Eintreffen der Nachricht über den Einfall in Konstantinopel). Mit dieser Chronologie scheint auch eine Kurzchronik übereinzustimmen, die den Aufbruch des Kaisers aus der Hauptstadt auf den 23. Juni 1328 datiert; vgl. SCHREINER: Kleinchroniken I 78 Nr. 20. Aus Gregoras erfahren wir noch, wie der bulgarische Zar seinen Einfall rechtfertigte: Andronikos habe seine Versprechungen gegenüber Michael nicht eingehalten; wegen dieser Versprechungen habe Michael auf ein Bündnis mit dem alten Kaiser verzichtet, das ihm viel Gewinn eingebracht hätte. Es handelte sich also um einen «Entschädigungseinfall» . Ansonsten ist der Bericht des Gregoras über diesen bulgarisch-byzantinischen Konflikt, im Gegensatz zu dem des Kantakuzenos, sehr kurz. In der Komprimiertheit seiner Darstellung wirft der erstere die beiden Einfälle Michaels zusammen; vgl. LOENERTZ: Chronique breve 44 A.1; VAN DIETEN: Gregoras H 2,303 f. Zum Ablauf des Konflikts vgl. ferner BURMOV: Istorija 40f. (am ausführlichsten); PARISOT: Cantacuzene 92f.; FLORINSKIJ: Slavjane 36; BOSCH: Andronikos IH. 69 f. Bei JIRECEK: Bulgaren 292 nimmt diese Auseinandersetzung weniger als drei Zeilen in Anspruch (ebenda ist auch von «Gefechten» die Rede). Zu dieser Botschaft vgl. DÖLGER: Regesten 2718, wo jedoch wegen zu flüchtiger Lektüre unseres Abschnitts Absender und Empfänger der Botschaft vertauscht worden sind, d. h. als Regest für Andronikos IH. ist diese Nummer fehl am Platze; vgl. LOENERTZ a.a.O.; VAN DIETEN a.a.O. 304. Zum thrakischen Städtchen Bizye, das in einer Entfernung von ca. 120 km nordwestlich von Konstantinopel und 25 km von der Küste des Schwarzen Meeres zu lokalisieren ist, vgl. Bd. I A. 179. Es darf nicht mit dem bithynischen Bizya verwechselt werden, wo Maximos der Bekenner gefangengehalten wurde; vgl. DITTEN, Hans in: Byzantinobulgarica 7 (1981) 168. Der Einfall des Andronikos in Bulgarien und die Einnahme von Diampolis ist, wie es scheint, im Juli 1328 anzusetzen, so daß der zweite Einfall Michaels auf byzantinisches Gebiet auf September 1328 angesetzt werden muß. Die Eroberung Bukelons erfolgte vermutlich Anfang September. Das Städtchen lag nördlich von Adrianopel; vgl. BURMOV a.a.O. A.245. Als Odryserland bezeichnet Kantakuzenos die Gegend um Adrianopel; vgl. Kant. 1,7 (I 35,9). Provaton, das bereits bei Theophanes (S. 496 DE BooR) begegnet, ist nordöstlich von Adrianopel zu lokalisieren; s. BABINGER: Beiträge 64 A.102; LEMERLE:
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Philippes I 131; JIRECEK: Heerstraße 147; ASDRACHA: Region 148; bei Akropolites, hist. 12 (120 HEISENBERG) kommt es in der Form IIQoßu'wu<; vor. VAN DIETEN: Gregoras H 2,303 (A.263) schreibt irrtümlich Prosakon. Über das Treffen von Cernomen berichtet Kantakuzenos oben 1,42 (I 207 f.). Im Gegensatz zu Gregoras hat er ebenda den Abschluß eines Vertrages mit keinem Wort erwähnt, sondern die Begegnung der beiden Herrscher ausschließlich als ein Familientreffen geschildert. Vgl. Bd. I A.290. Zur Botschaft des Kaisers an Michael vgl. DÖLGER: Regesten 2721 (mit «sept.ende» ist ebenda die Datierung zu früh angesetzt; die Botschaft muß nach der Chronologie des Kantakuzenos ungefähr Mitte Oktober ausgegangen sein. DÖLGER hat den zweiten Einfall Michaels irrtümlich 60 Tage nach dem ersten, und nicht 60 Tage nach der Eroberung von Diampolis durch Andronikos angesetzt). Zur Argumentation des Andronikos vgl. KÖPSTEIN: Sklaverei 58. Das Kreuz hatte ihm Michael als Garantie für die Einhaltung des Eids zugeschickt; vgl. Kant. 1,58 (1299). In ähnlicher Weise heftete Andronikos d.]. die Eidestexte seines Großvaters an seine Fahne: Kant. 1,52 (I 260). Dies dürfte wohl bulgarische Sitte gewesen sein: vor der Schlacht bei Klokotinitza (April 1230) hatte zum Beispiel der Zar Ivan Asen H. die von seinem treulosen Gegner Theodoros Angelos verletzte Vertrags urkunde auf einem Speer befestigt vortragen lassen. Vgl. HOPF: Griechenland 257 (= S. 191 des Nachdruckes). Zu dieser Botschaft des Andronikos an Michael vgl. DÖLGER: Regesten 2722. Die Schwester des Andronikos war die Gattin Michaels, Theodora (PAPADOPULOS: Genealogie Nr. 71). Zu den Bedingungen, die der Kaiser hier dem Bulgarenzaren stellt, vgl. die Ausführungen von BOSCH a.a.O. 70f. Demnach stellt der Anspruch des Andronikos auf den Primat des byzantinischen Kaisers einen Anachronismus dar; dies dürfte indessen mit der normalen byzantinischen Ideologie konform sein. Sozopolis ist das antike Apollonia, eine milesische Kolonie an der Westküste des Schwarzen Meeres, gebaut auf einem felsigen Vorgebirge, vom Land aus schwer zugänglich. Es wurde in christlicher Zeit Sozopolis genannt (= die rettende Stadt, «Warburg» ) wegen seiner sicheren Häfen. Die Worte «eine volkreiche und große Stadt» stellen offensichtlich eine Bemerkung des Autors (Xenophon~ Zitat!) dar und gehören nicht zur Botschaft Michaels; denn es wäre eine unerträgliche Ironie, wenn dieser nachdrücklich betont hätte, daß er ein Fleckchen mit einer großen Stadt tauschen will. Gregoras (I 210) nennt Sozopolis eine «kleine Stadt», man muß jedoch Kantakuzenos an dieser Stelle mehr Glauben schenken; denn Sozopolis scheint in der Tat im 14. Jahrhundert eine bedeutende Stadt gewesen zu sein. Sie war ein wichtiger Umschlagsplatz für Getreide und verfügte über eine Oberschicht, die aus Magnaten und Adelsfamilien bestand und zum großen Teil in Handel und Seefahrt engagiert war. Vgl. MATSCHKE:
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Reaktion 52; RAZBOJNIKOV, A. S.: Grad Sozopol. Polvdiv 1927; SEURE, G.: Apollonie du Pont, expose des fouilles et decouvertes. Paris 1924 (uns nicht zugänglich). Gemeint sind, wie es scheint, die Panzer der Männer, nicht etwa der Pferde. Unter aAuaw5wtOl 8wgalm; sind Panzerhemden zu verstehen, die bereits bei den Römern bekannt waren und im Westen große Verbreitung hatten. Vgl. KROMAYER-VEITH: Heerwesen 522. Zur Zeit des Kantakuzenos gab es außerdem den Plattenharnisch, den die Kreuzfahrer nicht kannten. Im Gegensatz zu Kantakuzenos beurteilt Gregoras (1430) das Heer des Andronikos als der Streitmacht Michaels nicht gewachsen. Der Entschluß des Kaisers, eine Entscheidung auf dem Schlachtfeld herbeizuführen, ist nach Gregoras eher auf seine Tollkühnheit als auf die Überlegenheit seiner Streitkräfte zurückzuführen. Im übrigen stellt der Satz EX nOAAO'Ü to'Ü Xg6vou ... auvEA{}o'Üaav Thukydides-Nachahmung dar; vgl. Thuk. 5,74,1. Zu diesem Vertrag vgl. DÖLGER: Regesten 2723. Nach LOENERTZ: Chronique breve 44 A.2 (gefolgt von VAN DIETEN: Gregoras II 2,304) hätte DÖLGER das Treffen von Adrianopel, von dem an unserer Stelle die Rede ist, nicht mit dem späteren (Kant. I 341) Vertrag von Kremna gleichsetzen, sondern letzteren in separate Regesten aufnehmen sollen. Dies ist jedoch nicht notwendig, da das Treffen von Adrianopel eine Art Vorvereinbarung für den Vertrag von Kremna war. Dies bestätigen die Worte des Kantakuzenos an unserer Stelle: «sie beschlossen, einander zu einem späteren Zeitpunkt an einem gemeinsam vereinbarten Ort zu treffen», sowie unten, S. 340,21f.: «denn das vorangegangene Treffen von Adrianopel ... war kurz und fand in einer unruhigen Atmosphäre statt». Natürlich müssen bei DÖLGER a.a.O. auch letztere Stelle sowie die entsprechende Chronologie eingetragen werden. Im übrigen erfahren wir aus Grego ras (I 431), daß Rita-Xene, die Mutter des Andronikos, als Vermittlerin zwischen ihrem Sohn und Michael fungierte und daß dank ihrer Bemühungen der Vertrag zustande kam. Davon war oben Kant. 1,35 (I 171f.) die Rede; vgl. Bd. I S. 121f. und A.218. Kantakuzenos nutzt hier die Gelegenheit zu einem Exkurs über seine innige und unverbrüchliche Freundschaft mit dem jüngeren Andronikos. Einige Kapitel weiter (1363 f.) wiederholt er sich. Über diese neue Entwicklung der Affäre mit Syrgiannes berichtet auch Gregoras (I432f.). Der Turm des Anemas lag in der Nähe des Blachernenpalastes und diente als Gefängnis für vornehme Personen. Dort waren u. a. Gregorios Taronites, Andronikos Komnenos und J ohannes Bekkos gefangen gehalten worden. Den Namen verdankt der Turm Michael Anemas, der 1106 vom Kaiser Alexios 1. Komnenos darin eingesperrt wurde. Vgl. JANIN: Constantinople 172 f. (der ansonsten unsere Stelle völlig mißverstanden zu haben scheint). Den Namen
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Anemas (arab. al-Nu 'Man?) trug als erster der Sohn des letzten Emirs von Kreta, Abd al-'Aziz Shu 'ayb, den Nikephoros Phokas 961 gefangen nahm und der von den byzantinischen Historikern Kurupas genannt wird; vgl. ZAKYTHINOS, Denis A.: Byzantinische Geschichte, 324-1071. Wien-Köln-Graz 1979, 200; anders KUKULES, Phaidon in: EEBS 5 (1928) 3. 29a Das seltene Wort avaßaall6~ stellt keine falsche Schreibung für avaßa{}1l6~ dar, sondern kommt tatsächlich bei Aristophanes sowie bei Autoren des Spätaltertums vor. 30 Die berühmtesten Freundschaftspaare des Altertums, auf die Kantakuzenos hier anspielt, waren Theseus - Peirithoos, Achilleus - Patroklos, Orestes - Pylades und Damon - Phintias; vgl. Dio Chrys. 74,28; Diod. Sic. 10,4 sowie die Anmerkung des Pontanus zu unserer Stelle (Karrt. III 455). Beispiele für Freundschaft bieten noch Libanios, ehr. 1,18 (VIII 71 f. FÖRSTER); Themistios, or. 22, 271af. (II 59 f. SCHENKL-DoWNEY-NoRMAN); Plutarch 2,93E; vgl. HUNGER: Literatur I 223. Der Vergleich der Freundschaft Kantakuzenos - Andronikos d.]. mit den erwähnten Beispielen, der unten S. 365 wiederholt wird, muß als rhetorischer Topos aufgefaßt werden. Vgl. DÖLGER: Kantakuzerros 22 (= IIAPALIIOPA 197f.), der an eine «Blutsbrüderschaft» (unten A.261) des jüngeren Andronikos mit Kantakuzenos denkt und sie zugleich für unwahrscheinlich hält; vgl. ferner CLUCAS: Controversy 199. Ähnlich spricht Kant. über seine Freundschaft mit Andronikos III. bei Gregoras (II 583). Zur Ausdrucksweise des Historikers vgl. Libanios, ep. 173,1 "[mv naQu "[oi~ nOLl1"[ai~ Ent CPLA.(~ ßEßOl1IlEVWV. Im übrigen stellt die Rede einige der angeblichen Tugenden des Autors zur Schau; vgl. KAZDAN: Cantacuzene 290. 31 Ein sonst unbekannter, wie es scheint, sprichwörtlicher Ausdruck. Gemeint sind die Beweise der Geometrie. Vgl. Kant. 1552,4 (an welcher Stelle dargelegt wird, es sei nicht möglich, geometrische Methoden zum Beweis göttlicher Dinge anzuwenden). 32 Vgl. Bd. I A.137 und 139. 33 Man nimmt allgemein an, daß es sich hier um den Großstratopedarchen Johannes Synadenos Komnenos Dukas Angelos (HANNICK-SCHMALZBAUER: Die Synadenoi Nr. 22), den Vater des Protostrators Theodoros Synadenos, handelt. So BINON: Prostagma 150f.; NICOL: Kantakouzenos 34; WEIss: Kantakuzenos 14 usw. Zuletzt hat aber VAN DIETEN: Gregoras II 1,120f. die Identifizierung des an unserer Stelle erwähnten Angelos mit dem obengenannten Großstratopedarchen in Zweifel gezogen; er meint, daß es sich nicht um diesen Großstratopedarchen handeln könne, da er bereits um 1290 gestorben sein müsse und infolgedessen als Lehrer des Kantakuzenos in der Kriegskunst nicht in Frage kommen könne. Die erwähnte Zeit seines Todes gehe einwandfrei aus dem Gründungstext des Klosters der Beständigen Hoffnung hervor (DELEHAYE, Hippoly-
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te: Deux typica byzantins 24), in welchem die Gründerin des Klosters und Gattin des genannten Großstratopedarchen Theodora Palaiologina (PAPADOPULOS: Genealogie Nr. 111) schreibt, daß ihr Gatte gestorben sei und daß sie allein mit einer. Tochter und zwei Söhnen, die als V~JtLOl bezeichnet werden, zurückgeblieben sei. Da einer dieser Söhne der Protostrator war, der laut Gregoras (I 301) etwa gleichaltrig mit Michael IX. gewesen sei, also um 1280 geboren war, kommt VAN DIETEN zu der Schlußfolgerung, daß sein Vater spätestens um 1290 gestorben sein müsse, um ihn als V~JtLO~ hinterlassen zu können. Wer ist nach VAN DIETEN nun der an unserer Stelle erwähnte Großstratopedarch Angelos ? Er will in ihm einen Sohn des J ohannes Senachereim Angelos erkennen, der um 1296 als Großdomestikos begegnet (Pachymeres H 237); dieser Sohn des Johannes soll nun mit dem von Gregoras (I 255) erwähnten Großstratopedarchen Senachereim (ohne Vornamen oder Beinamen Angelos), aber auch mit dem Adressaten von Gabras' ep. 83 ('t0 IlEYUAep m:gUtoJtEöugXn xug0 t0 'AYYEAep) sowie mit dem an unserer Stelle erwähnten Großstratopedarchen Angelos ('t0 YJIlEtEgep 8dep 'AYYEAep t0 IlEYUAep GtgUtOJtEöugXn) identisch sein. Er soll wiederum ein Sohn der uns bekannten Eugenia Palaiologina (vgl. Bd. I A.137 und 139) gewesen sein. Gegen die Hypothese VAN DIETENS können folgende zwei Punkte geltend gemacht werden: a) Das Lob, welches Kant. hier seinem Onkel spendet, findet sich wieder in extenso in der Lobrede des Thomas Magistros an den Großstratopedarchen Angelos (hier wiederum die gleiche Anrede: Jtgom:pwVYltLXO~ t0 IlEYUAep GtgutOJtEöugXn t0 'AYYEAep): Kant. vergleicht seinen Oheim mit den großen Feldherren des Altertums: desgleichen Thomas, allgemein (PG 145,373C) oder speziell mit Pausanias und Themistokles (ebenda 376C, 380C). Der Großstratopedarch aber, welchen Thomas Magistros verherrlicht, ist nicht Senachereim, sondern Johannes Synadenos Komnenos Dukas Angelos; denn in der Lobrede wird auf die erfolgreichen Feldzüge des letzteren gegen das Epirotische Reich (377C 'IA.AugLOU<; xutEGtgbjJw, vgl. OSTROGORSKY: Geschichte 402) sowie auf die weniger erfolgreichen Operationen des Angelos gegen Serbien während der ersten Regierungsjahre des Andronikos H. (TgLßUAAOL~ cp6ßov EVE8Ylxu<;, OsTROGORSKY: Ebenda 403) angespielt. Der zitierte Text scheint also BINON: Prostagma 152 Recht zu geben: 'Lorsqu'on parlait cl Byzance, sans autre precision, du grand stratopedarque Ange, tout le monde savait qu'il s'agissait de Jean Comnene Doukas Synadenos Ange'. b) Die Hypothese VAN DIETENS stützt sich hauptsächlich auf das Wort V~JtLO~ der erwähnten Stelle des Gründungstextes, welches er in der Bedeutung 'Säugling, Kleinkind' auffassen will. Das Wort V~JtLO~ hat jedoch bei den christlichen Autoren einen interessanten Bedeutungswandel erfahren: es bedeutet mitunter den noch nicht vollendeten, unerfahrenen Mann, wobei eine gewisse Verhält-
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nismäßigkeit in bezug auf ein Relationsobjekt unverkennbar ist. Vgl. die zahlreichen Beispiele, welche in Lampe Lexikon s. v. v~mo~ und vY]moTY]~ (unter B) angeführt werden, ferner Sokrates, hist. eccl. I 13 (PG 67,105C): Au~6.v(DV TL~ ... nQEoß{JTEQO~ IlUXQOßLO)1'UTO~ YEYOVEV' ö~ xUl Tfl EV N LXUtC;X OUVOöcp xOIlLöfl v~mo~ wv ällU Tep 'AXEOtcp nUQEßuAAE; in Vergleich zu den ehrwürdigen Patres von Nikaia war Auxanon xOIlLöfl v~mo~ (= ein grüner Junge!). Ähnlich in unserem Text: vor der Größe ihres verstorbenen Vaters, des Großstratopedarchen Angelos, erscheinen seine Söhne noch v~mOL (= unerfahrene junge Männer). Deshalb ist eine Schlußfolgerung über das Alter, die sich ausschließlich auf das Wort v~mo~ stützt, kaum zuverlässig: es ist also durchaus möglich, daß der Großstratopedarch Johannes Synadenos Dukas Angelos mehrere Jahre des 14. Jahrhunderts erlebt hat und seinen Neffen und Syrgiannes in die Kunst des Krieges einführen konnte. Man darf andererseits annehmen, daß die bei den noch Kinder waren, als sie diesen Unterricht erteilt bekamen; vgl. Kant. I 346,6-7. Vor seinem Tode nahm der Großstratopedarch Angelos die Mönchskutte und den Mönchsnamen Ioakeim. Sein Todestag war der 6. Februar. Vgl. das obenerwähnte Typikon S. 81 (§ 116) ferner DELEHAYE, Hippolyte a.a.O. 144f. Die Haltung der Königinmutter Rita-Xene Syrgiannes gegenüber, wie Kantakuzenos sie hier beschreibt, scheint in direktem Gegensatz zu dem Bericht des Gregoras (I 440) zu stehen, laut welchem sie ihn (ca. sechzehn Monate später) adoptierte. Da nun die beiden Historiker auch in anderen Punkten in bezug auf Syrgiannes differieren, sind die Interpreten darin einig, daß Kantakuzenos bezüglich dieser Affäre die Unwahrheit sagt bzw. die Tatsachen verdreht. Was insbesondere unsere Stelle betrifft, meint BOSCH: Andronikos 111. 91: «Noch dazu [läßt Kantakuzenos jede Objektivität außer acht], wenn er erzählt, daß Xene ihm Vorwürfe gemacht habe, daß Syrgiannes aus dem Gefängnis entlassen werde, jene Xene, die kurz darauf Syrgiannes adoptiert. Sicher ... ist wohl nur, daß Kant. etwas zu verschweigen hat.» VAN DIETEN a.a.O. 11 2,306 A.269 geht einen Schritt weiter und vermutet, Kantakuzenos plädiere hier für die Entlassung des Syrgiannes, evtl. um der Kaiserinmutter zuvorzukommen, die ihren Sohn darum bitten werde. Damit wird das, was Kantakuzenos hier sagt, ins Gegenteil verkehrt. Wer jedoch die obengenannte Stelle des Gregoras vorsichtig liest, wird feststellen, daß der Entschluß der Kaiserinmutter Xene, sich mit Syrgiannes zu verbünden und ihn zu adoptieren, vom Historiker als eine Kurzschlußreaktion dargestellt wird. Xene fühlt sich ausgestoßen, weil man sie bei der Nachfolgeregelung während der schweren Krankheit ihres Sohnes gar nicht berücksichtigt hat. «Da sie nun in eine Notsituation geraten war», schreibt der Historiker, «und keine Zeit hatte, ihre Interessen auf andere Weise wahrzunehmen, rief sie Syrgiannes zu sich und adoptierte ihn auf der Stelle ... und verband
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sich mit ihm auf Gedeih und Verderb.» Es ist also durchaus möglich, daß zu dem Zeitpunkt, von dem an unserer Stelle die Rede ist, Xene gegen Syrgiannes eingestellt war, da sie in seiner Befreiung eine potentielle Gefahr für ihren Sohn erkannte. Mehr als das, es ist sogar sehr wahrscheinlich, daß Kantakuzenos hier (sowie unten, I 443,7), angesichts der späteren Entwicklung, die damalige Einstellung der Kaiserinmutter gegenüber Syrgiannes mit Nachdruck hervorhebt. Vgl. ferner BARISIC, Franjo in: ZRVI 13 (1971) 165 f. Im übrigen scheint Pontanus in seinem Text statt ulrwi~ ÖEO~EVOL~ (334, 19-20) UlJ1;f]~ ÖEO~EVl1~ gelesen zu haben, welcher Variante der Vorzug gegeben werden muß; denn nach Kant. 333,11-12 hat Syrgiannes um seine Entlassung nicht gebeten. Das Freundschaftsbündnis der Byzantiner mit den Ghibellinen, von dem an unserer Stelle die Rede ist (nuAma au~~uXLU xut q:nALU), geht noch auf nikäische Zeit zurück: am 13. März 1261 wurde in Nymphaion zwischen Michael Palaiologos und den Gesandten der ghibellinischen Regierung von Genua ein Vertrag abgeschlossen. Das Bündnis richtete sich gegen Venedig. Genua versprach Michael Hilfe für die Wiedereroberung Konstantinopels, während Michael Genua seine Unterstützung im Kriege gegen die Lagunenstadt anbot. Obwohl Konstantinopel von Michael ohne die Hilfe seiner Verbündeten eingenommen wurde, erfüllte dieser die Bedingungen des Vertrages von Nymphaion; bald darauf kam es jedoch zu einer Annäherung zwischen Konstantinopel und Venedig. Vgl. CARO: Genua I 105 f.; HEYD: Commerce I 428 f.; KRETscHMAYER: Venedig II 11. Im übrigen handelt es sich hier um deutsche Gesandte des Kaisers Ludwig IV. des Bayern, der um diese Zeit der oberste Anführer der Ghibellinen war. Zwischen Andronikos II. und Ludwig wurde wahrscheinlich im Frühjahr 1328 ein Vertrag abgeschlossen; vgl. LAIOU: Latins 306f.; BOSCH: Andronikos III. 109 f. Kantakuzenos berichtet als einzige Quelle über die ghibellinische Gesandtschaft von 1328. Die Gesandten verlangen Geld, da Andronikos d.Ä. bereits früher die Ghibellinen mit Geld unterstützt hatte; vgl. die folgende Anmerkung. Ghibellinen und Guelfen, die bekannten italienischen Parteien, die wahrscheinlich in den Jahren 1212-1218 entstanden sind, hatten im 14. Jahrhundert in mehreren Städten Italiens Fuß gefaßt. Eine besondere Rolle hatten sie in der Geschichte der Stadt Genua gespielt. Die Begünstigung der Ghibellinen durch die byzantinischen Kaiser, von der hier die Rede ist (gemeint sind Michael VIII. und Andronikos 11.), beruht nicht nur auf dem in der vorigen Anmerkung erwähnten Bündnis, sondern auch darauf, daß die in Genua inzwischen an die Regierung gekommene Partei der Guelfen sich mit den Feinden von Byzanz, dem König von Neapel Robert und dessen Bruder Philipp, verbündet hatte; Andronikos H. unterstützte daher die Ghibellinen, deren Opposition gegen die Regierung in Genua sich sowohl in Italien als auch in den genuesischen Kolo-
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nien des Ostens bemerkbar machte. Es gilt als sicher, daß während des Bürgerkrieges zwischen Ghibellinen und Guelfen in Genua Andronikos II. die ersteren mit beträchtlichen Geldsummen unterstützte, obgleich die diesbezüglichen Quellen sehr spärlich sind. Vgl. LAIOU: Latins 264f.; HEYD: Commerce I 484. 37 Hiermit umreißt Kantakuzenos die wichtigste Aufgabe eines Mesazon, dessen Posten ungefähr dem eines Ministerpräsidenten von heute entspricht; vgl. BECK, Hans-Georg: Der byzantinische «Ministerpräsident». BZ 48 (1955) 319 f.; Bd. I A.69. Die Hauptaufgabe des Mesazon besteht also in der Leitung der politischen Verwaltung, während die Außenpolitik und die Finanzverwaltung getrennte Ressorts darstellen; s. LOENERTZ: Chancelier 281 f.; VERPEAUX, Jean: Contribution cl l'etude de l'administration byzantine: Ö !lEaa~wv. BSL 16 (1955) 278 f. Im übrigen zitiert BECK a.a.O. 312 A.6 die Stelle Kant. 3,15 (II 99) versehentlich als Beleg dafür, daß Kantakuzenos vor Apokaukos der Mesazon war; ebenda ist nämlich nur vom letzteren die Rede; vgl. NICOL: Kantakouzenos 37 A.5. 37a Unsere Stelle scheint den Beweis zu erbringen, daß noch zu dieser Zeit in Byzanz zwei Zentralkassen vorhanden waren, das Bestiarion und das Demosion; erstere entspricht dem Privatvermögen des Kaisers, in letztere fließen die Steuergelder ein. S. darüber die Ausführungen von MILLER: Basilika 171 f. (zu unserer Stelle speziell: Ebenda 181 A.56). Im Gegensatz zu der Meinung MILLERS (ebenda 180) scheint jedoch Apokaukos, was die genannten Kassen betrifft, nur mit der Leitung des Bestiarions beauftragt worden zu sein, während das Demosi on offensichtlich eins der Ressorts war, die noch der Aufsicht des Großdomestikos unterstellt waren (Kant. 1339,13-15). Dies geht wenigstens aus Kant. II 90,11-12 hervor. Die beiden Finanzbehörden hatte bereits LOENERTZ: Chancelier 282 erkannt (der ebenfalls, wie MILLER, von zwei Finanzressorts des Apokaukos spricht). 38 Aus Kant. 3,14 (II 90) erfahren wir, daß der Kaiser nur mit Widerwillen und auf das Drängen des Kantakuzenos hin seine Zustimmung zu der Übertragung der Funktion eines Mesazon an Apokaukos gegeben habe. Es wird ebenda, wie an unserer Stelle, hervorgehoben, daß Apokaukos nur mit den unwichtigen und routinemäßigen Aufgaben des Mesazon beauftragt wurde, während Kantaku~ zenos sich die Durchführung der bedeutendsten vorbehalten habe. Dies war, wie es scheint, eine Kompromißvereinbarung zwischen Kantakuzenos und dem Kaiser, damit dieser das 'Amt' Apokaukos übertrage. Nach BECK a.a.O. 319 wurden dem Apokaukos die Finanzverwaltung sowie militärische Befugnisse vorenthalten. S. noch LOENERTZ a.a.O. 282. 39 Hyrtakion ist eine von den Literaten geschaffene Namensform (vgl. den Namen Hyrtakenos [unzutreffend KRUMBACHER: Litteratur 485]) für die Stadt Artake, die an der südwestlichen Küste der Halbinsel von Kyzikos zu lokalisieren ist
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(heute Erdek). Eine Kirche der Theotokos in Artake begegnet bereits im 7. Jahrhundert (Theophanes a.m. 6102 [1299 DE BOOR]). Unter aXELQoJtOL'Y}'to~ ist ein sehr altes Bild zu verstehen, das nicht durch einen Maler, sondern entweder durch Berührung mit dem Original oder aber durch einen überirdischen Urheber entstanden sein soll. Solche Original bilder, die ihr Pendant in den sog. ÖLOJtE'tf} ayatq.ta'ta der heidnischen Religion der alten Griechen haben, waren in byzantinischer Zeit mehrere in Umlauf; sie stellten Christus oder die Muttergottes dar. Mit der Zeit bürgerte sich die Gewohnheit ein, auch die Kopien solcher Bilder als Acheiropoietoi zu bezeichnen; dies ist wahrscheinlich bei unserem Theotokosbild der Fall, das aus der frühen Palaiologenrenaissance stammt. Im übrigen scheint die Verehrung der Muttergottes auf der Halbinsel von Kyzikos den antiken Kult der Großen Mutter Rhea ersetzt zu haben, deren Metroon von Kyzikos in der Zeit des Kaisers Zenon in eine Kirche umgewandelt wurde. Vgl. JANIN: Eglises 203 f.; HASLUCK, Frederick Williams: Cyzicus. Cambridge 1910, 16f.; 24f. Zu den aXELQoJtoL'Y}'tOL EtX6VE~ vgl. E. von DOBSCHÜTZ: Christusbilder. Untersuchungen zur christlichen Legende. Leipzig 1899, 1 f., 40f., 61 f.; SCHWARZLOSE, Karl: Der Bilderstreit. Gotha 1890 (Nachdr. Amsterdam 1970), 17f.; KITZ IN GER, Ernst: The Cult of Images in the Age before Iconoclasm. DOP 8 (1954) 112f. sowie LAMPE Lexikon s. v. (wo man noch die Stellen Ev. Mare. 14,58; 2 ep. Cor. 5,1; Theodor. Stud. ep. 2,65 [PG 99,1288D] hinzufügen könnte). Nach MAKRES, Konstantinos S. in: MlX(}aaWnxa X(}OVlXa 6 (1955) 165 f. befand sich noch eine Kirche der Theotokos auf einer Insel vor Artake. Zu der seit dem Altertum berühmten Stadt Kyzikos, die jedoch in den letzten byzantinischen Jahrhunderten in Verfall geraten war, vgl. RUGE, W. in: RE XII 228 f.; HAsLucK a.a.O. passim. Literatur zur Topographie der Halbinsel bei LAMPRos, Spyridon in: NE 1 (1904) 78f. Zum Sultan Temirchan von Phrygien (Karasi) s. MORDTMANN, J.: Über das türkische Fürstengeschlecht der Karasi in Mysien, in: Sitzungsberichte der königl. preuß. Akademie der Wissenschaften 1911, I. Berlin 1911, 4f. (uns nicht zugänglich). Bei JORGA: Geschichte 164 wird er Ak-Timur genannt. Zu Jakschi vgl. MORAVCSIK: Byzantinoturcica II 113; LEMERLE: Aydin 96 und A.2. Eine etymologische Analyse des letztgenannten Namens versucht DRÄsEKE: Übergang 485 A.2 ohne Erfolg. Der Ausdrucksweise des Kant. könnte man entnehmen, daß Jakschi der Vater Temirchans war; aus türkischen Quellen erfahren wir jedoch, daß Temirchan und Jakschi Söhne des Karasi waren, der wiederum Sohn des von Gregoras (1214) erwähnten Kalam war; vgl. LEMERLE: Ebenda; WITTEK: Mentesche 21. ZACHARIADOU: Trade 32 A.121 erachtet dennoch den Verwandtschaftsgrad des Jakschi mit den anderen Mitgliedern der Karasifamilie als ungeklärt. Stadt an der kleinasiatischen Küste der Propontis, westlich von Kyzikos, bei der
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Mündung des Flusses Granikos, errichtet an der Stelle des antiken Priapos (heute Karabogha). Sie wird von Niketas Choniates mehrmals erwähnt. Vgl. HAsLucK: a.a.O. 98 f. Im 14. Jahrhundert diente die Stadt als Zufluchtsort der vor den Türken fliehenden kleinasiatischen Griechen; vgl. VRYONIS: Decline 254 u. Ö. Der Ortsname kommt in Griechenland und Kleinasien des öfteren vor. 42 Nach JORGA a.a.O. veranschaulicht diese Szene vortrefflich, wie wenig die türkischen Herrscher Kleinasiens nach Beseitigung des Reiches strebten und wie sie bereit waren, sich der souveränen Macht von Byzanz unterzuordnen. Die Untertanen Temirchans hätten sich nicht im geringsten gedemütigt gefühlt, als ihr Herr vor dem Kaiser in die Knie fiel und als Sklave den mit dem Purpurschuh bekleideten Fuß desselben küßte. Die Unterwürfigkeit Temirchans ist aber in diesem Fall sogar Kantakuzenos aufgefallen: 340,2. Vgl. ferner FLORINSKIJ, Andronik 229 A.l; DERS.: Slavjane 42f. Im Übrigen wird unten 3,64 (I! 393) eine ähnliche Szene mit Umur geschildert; vgl. WERNER: Kantakuzenos 257. Zum Freundschaftspakt von Pegai vgl. DÖLGER: Regesten 2727, ferner PARISOT: Cantacuzene 98 f. 43 Zu diesem Vertrag vgl. oben A.27. Das Städtchen Kremna ist ansonsten nicht bekannt. Der Ortsname kommt auch in Kleinasien vor; vgl. LEMERLE: Philippes I 321. LOENERTz: Chronique breve 44 A.2 (gefolgt von VAN DIETEN: Gregoras I! 2,304) schreibt 'Kremnoi'. Das Wort xgl]!-tv6~ ist jedoch im Griechischen Heterokliton. Nichtsdestoweniger ist bei PAPE/BENSELER: Wörterbuch der griechischen Eigennamen, I 719 neben der Form Kgll!-tva auch Kgl]!-tvo( bzw. Kgll!-tVOL zu lesen (= Staufen!). Zu Anchialos vgl. unten A.149, zu Sozopolis A.24. Vgl. ferner ZLATARSKI, V. N.: Istorija na bulgarskata drzava. Sofia 1940, II! 505. 44 Zu dieser militärischen Operation des jüngeren Andronikos in Bithynien vgl. auch Gregoras (I 433 f.) und dazu VAN DIETEN: Gregoras I! 2,306f. Detaillierte Beschreibung oder Analyse des Unternehmens bieten HAMMER: Geschichte I 97f. (der Kantakuzenos' Bericht zu flüchtig gelesen zu haben scheint); PARISOT a.a.O. 99 f.; ARNAKES: '08w!-tavo( 178 f.; ZINKEISEN: Geschichte I 104f. (der ebenda 105 A.l und 109 A.l ohne triftigen Grund die Erzählung des Kantakuzenos als entstellt und tendenziös betrachtet und Gregoras diesbezüglich fur glaubwürdiger hält); DRÄsEKE: Übergang 481 f.; BOSCH: Andronikos II!. 152 f.; ]ORGA: Geschichte 165 f.; MIRMIROGLU, V.: Die Schlacht bei Pelekanon zwischen Orchan Bey und dem byzantinischen Kaiser Andronikos II!. Belleten (Ankara) 13,50 (1949) 309 f. (uns nicht zugänglich). 45 Obwohl Mesothenia sich nicht genau lokalisieren läßt, muß man darunter die Landschaft nördlich von Nikaia verstehen, wobei man laut Kurzchronik 8/27 (I 80 SCHREINER) annehmen muß, daß auch der Landstrich nördlich von Nikomedeia dazu gehört. Der Name bedeutet offensichtlich die mittlere Region des
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antiken Thynia (= das westliche Bithynien: Ammian. Mare. 22, 8, 14; Theodor. Studites ep. 48 [PG 99, 1072D]). Der Ortsname begegnet noch bei Pachymeres sowie in einem Brief des Gregorios Palamas (NE 16 [1922] 9). Vgl. die Anmerkung des Pos sinus in der Bonner Ausgabe des Pachymeres (I 581 f.), ferner ZAKYTHINOS, Dionysios A., in: EEBS 19 (1949) 3; TOMASCHEK, W.: Die alten Thraker, eine ethnologische Untersuchung. I. Übersicht der Stämme, in: Sitzungs berichte der k. Akademie der Wiss. in Wien, philos.-hist. Classe, Bd. 128. Wien 1893,65 (uns nicht zugänglich); HOPF: Griechenland 174 (= S. 108 des Nachdruckes). Zum nomadischen Charakter des Lebens der ersten Osmanen vgl. ARNAKEs: 'O{}W!lUVOL 50f.; ASDRACHA: Region 78. Der hier genannte Kontophre ist vielleicht mit jenem Protosebastos identisch, der 1346 einen Anschlag gegen das Leben des Johannes Kantakuzenos vereitelt (: Kant. 3,96 [11 589f.]). Es ist sonst nichts über ihn bekannt. ]ORGA: Geschichte 165 nennt ihn «Godofre» und macht aus ihm einen Katalanen, was jedoch nicht wahrscheinlich ist, da der Familienname bereits in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts auftaucht (vgl. DÖLGER: Regesten 111 1769). PARISOT: Cantacuzene 99 und A.3 schreibt «Godefroi». Vgl. GUILLAND: Recherches I 602; ZINKEISEN: a.a.O. 104. Kontophre war anscheinend ein Kenner der Mentalität der Osmanen; vgl. DUCELLIER: Musulmans 108. Der Titel des Protokynegos (Jägermeister) begegnet zum ersten Male in nikäischer Zeit. Er nimmt nach Ps.Kodinos (S. 138 VERPEAUX) den 41. Rang in der Hierarchie ein und entspricht faktisch keinem Amt, sondern wird als Auszeichnung hohen militärischen Würdenträgern verliehen (ursprünglich handelte es sich sicherlich um ein Amt mit fest umrissenen Aufgaben; vgl. Ps.-Kodinos, ebenda S. 182f.). Vgl. GUILLAND a.a.O. I 60lf.; HEISENBERG: Palaiologenzeit 49, ferner BON: Moree 205 A.7. Genaue chronologische Angaben über das militärische Unternehmen in Kleinasien sind durch eine Kurzchronik überliefert worden; vgl. SCHREINER: Kleinchroniken I 78 Nr. 21. Demnach sei Andronikos am 28. Mai 1329 von Didymoteichon aus in der Hauptstadt eingetroffen, am 1. Juni sei er nach Mesothenia übergesetzt. Nach LOENERTz: Chronique breve 45 «harmonisieren sich die Daten der Kurzchronik mit dem Bericht des Gregoras, vor allem aber mit dem des Kantakuzenos, vortrefflich». Dies scheint jedoch nicht ganz zu stimmen, da nach Kantakuzenos (342,21) der Kaiser bereits am dritten Tag seines Marsches von seinem Landungsort Skutari aus Berührung mit dem Feind aufnahm (vgl. HAMMER a.a.O. 582), während dies nach der Kurzchronik am zehnten Tag nach der Landung der Fall war. Man muß also nach LOENERTZ annehmen, daß der Kaiser mit seinem Heer sich sechs Tage in Skutari (welches in der Kurzchronik nicht erwähnt wird) aufhielt. Dies widerspricht jedoch den detaillierten Angaben des Kantakuzenos, der keinen Aufenthalt in Skutari kennt und ausdrücklich sagt, daß der Kaiser es eilig hatte, die türkischen Nomaden noch
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auf der Ebene zu erwischen. Nach LAURENT, Vitalien in: REB 7 (1949) 210 habe der Kaiser fast eine Woche (nicht zehn Tage, wie LOENERTZ a.a.O. 45 A.1 LAURENT zuschreibt) in Skutari bleiben müssen, bis seine Truppe in kleinen Abteilungen, um dem Feind nicht aufzufallen, den Bosporus überquert hatte. Es ist aber in diesem Fall unerklärlich, warum Kantakuzenos, der so ausführlich iiber die Bewegungen der Truppe bei dieser Expedition spricht, über diese taktische Vorkehrung sowie über einen sechstägigen Aufenthalt in Skutari nichts sagt. Zum übrigen Dissens der Kurzchronik mit dem Bericht des Kantakuzenos vgl. LAURENT: ebenda; unten A.58. Vgl. ferner SCHREINER a.a.O. 102 Nr. 2 sowie die Kurzchronik bei MIONI: Cronaca 74 Nr. 5, die aber fehlerhafte Angaben macht. Skutari, der bekannte kleinasiatische Vorort Konstantinopels am Bosporus, bis zum 12. Jahrhundert Chrysopolis genannt (heute Üsküdar). Vgl. BYZANTlos: KWVa1;aVLLvou:rtOA.L~ II 245 f; JANIN: Constantinople 494f. Orchan ('OQX6.vy\~), der Sohn Osmans, Herrscher von Bithynien (1325 -1362). Unter ihm setzt die staatliche Organisation der Osmanen ein. Er soll der Begründer des gefürchteten Korps der Janitscharen gewesen sein. Er wird bei den spätbyzantinischen Historikern des öfteren erwähnt, am meisten jedoch bei Kantakuzenos, dessen Tochter er im Sommer 1346 heiratete. Vgl. GIBBONS: Foundation 54f.; MORAVCSIK: Byzantinoturcica II 221; NICOL: Kantakouzenos 134f.; WERNER: Kantakuzenos 271f.; DERS.: Osmanen 131; PEARS, Edwin: The Destruction of the Greek Empire. London 1903, 97 f. Die genaue Chronologie des Todes Orchans wird uns durch eine Kurzchronik vermittelt: März 1362; s. SCHREINER: Kleinchroniken I 66 Nr. 14 und dazu CHARANIS: Short Chronicle 349 f. In einem an Kaiser Johannes V. adressierten Brief, geschrieben von einem Schüler des Schulmeisters Theodoros Hyrtakenos, ist, als einziger Quelle, von einem gewaltsamen Tod Orchans die Rede; s. KARLSSON, Gustav H.: Codex Upsaliensis Graecus 28. Stockholm 1981, 53 sowie die diesbezügliche Anmerkung von U. STACHE: Ebenda S. 56. Zur Chronologie seines Todes vgl. ferner BABINGER: Aufsätze und Abhandlungen I 125 A.2. Pelekanon (bzw. Pelekanos, vgl. Kant. I 343,17) scheint keine befestigte Ortschaft gewesen zu sein, da die byzantinische Streitmacht bei ihrem Rückzug dort nicht Zuflucht suchte; vgl. LOENERTZ a.a.O. 47 A.2. Der Ort lag südlich von Chalkedon, nahe den türkischen Ortschaften Eski Hissar und Daridja; s. MILIOPOULOS, Johannes: Byzantinische Landschaften. BZ 9 (1900) 474; RAMSAY: Asia Minor 185. Es lag nicht beim türkischen Maldepe, wie HAMMER a.a.O. 97 (vgl. S. 582) vermutet, sondern ist beim späteren Dil Iskelesi zu lokalisieren: SIDERIDES, X. A. in: PhS 27 (1900) 271 A.l. Pelekanon begegnet auch bei Anna Komnena. Dort trafen sich 1097 die Kreuzfahrerfürsten mit Kaiser Alexios 1. Vgl. TOMASCHEK, W.: Zur historischen Topographie von
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Kleinasien im Mittelalter. 1. Die Küstengebiete und die Wege der Kreuzfahrer, in: Sitzungsberichte der k. Akademie der Wiss. in Wien, phil.-hist. Classe. Wien 1891,6 (uns nicht zugänglich). Im übrigen scheint es ein taktischer Fehler des Kaisers und des Kantakuzenos gewesen zu sein, sich in Scharmützel mit der türkischen Reiterei einzulassen, ohne einen befestigten Ort im Rücken zu haben. Nach LOENERTZ a.a.O. 46 entbehrte die Operation eines objektiven Ziels, nachdem die türkischen Nomaden die Ebene verlassen hatten. Hauptziel der Operation aber war nicht die Jagd auf die osmanischen Hirten, sondern, laut Gregoras, u. a. die Entlastung des von den Osmanen belagerten Nikaia, was Kantakuzenos hier verschweigt. Vgl. HAMMER a.a.O. 101; BOSCH a.a.O. 152. Der Fall von Nikaia sowie der von Nikomedeia wird ebenfalls von Kantakuzenos verschwiegen, aber nicht der von Prusa, wie HAMMER a.a.O. 582 meint; vgl. Bd. I S. 152 und A.314. Zum Ausdruck Erd XEQÖEL OUÖEV( (343,7) vgl. KAZDAN: Cantacuzene 295. Nach JORGA: Geschichte 166 erfahren wir hier zum ersten Mal etwas über die Kriegskunst der Osmanen. ZINKEISEN a.a.O. 105 beziffert die Hauptstreitmacht Orchans auf 3000 Mann. Nach ZINKEISEN: Ebenda 106 sei die List Orchans in diesem Fall nicht aufgegangen, wahrscheinlich weil der Kaiser Kontophre bei sich hatte, der in der Taktik der Osmanen sehr erfahren war. Im übrigen scheint vor EX (Kant. I 344,20) das Wort tmtEic; ausgefallen zu sein. Dieser Abschnitt der Rede des Andronikos (345,4 - 15) ist fast wörtlich von einer Demegorie der lakedämonischen Feldherren Knemos und Brasidas bei Thukydides 2, 87, 3 f. übernommen. Desgleichen entspricht der Passus unten, 346,1-5 dem Abschnitt Thuk. 2, 87,9 aus der erwähnten Demegorie. Vgl. HUNGER: Beobachtungen 183f. und Bd. I A.200. Anklänge an eine Rede des Brasidas werden dem jüngeren Andronikos auch unten S. 452,17 f. in den Mund gelegt (vgl. A.182). Vielleicht will der Historiker den Vergleich des Kaisers mit dem spartanischen Feldherrn dem Leser suggerieren und dadurch die strategischen Fähigkeiten des ersteren hervorheben. Uneingedenk der Funktion der Reden bei byzantinischen Historikern schreibt HAMMER a.a.O. 98: «Der Muth dieser Truppe möchte durch die lange Anrede eher erkältet, als angefeuert worden sein, wenn sie der Kaiser wirklich so gehalten hat, wie sie Cantacuzenus überliefert.» Nach SEVCENKO, Ihor in: DOP 15 (1961) 172 reflektiert der Anfang der Rede die Überzeugung des Geschichtsschreibers, die Rhomäer seiner Zeit seien in Verfall geraten. Zum Großhetaireiarchen Exotrochos vgl. Bd. I A.95 und 395. Zu Manuel Tagaris sowie zur Würde des Großstratopedarchen vgl. Bd. I A.117. Der als Bruder des Orchan hier erwähnte Pazarlus ist ansonsten kaum bekannt. Nach HAMMER: Geschichte I 588 handelt es sich um Alaeddin-Pascha, wobei die griechische Variante des Namens aus 'Pascha Ali) entstanden sein soll. Dies
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ist jedoch sehr zweifelhaft, da der Titel 'Pascha' niemals vor den Namen gestellt wird. Vielleicht steckt dahinter der Name Kara Mursals, eines der Heerführer Orchans (ZINKEISEN a.a.O. 101). JORGA: Geschichte 162 A.l schreibt 'Tazarlu'. Zu Alaeddin (t um 1333) vgl. GIBBONS: Foundation 70f.; ARNAKES: '0800~avo( 164f.; DRÄsEKE: Übergang 487. Zum Pinkernes Johannes Angelos vgl. NICOL: Kantakouzenos 147f. und Bd. I A.386. Die an dieser Stelle beschriebene Schlacht stellt ZINKEISEN a.a.O. 106 ohne Grund in Abrede. Es handelt sich um den Schwiegersohn des Protostrators Synadenos; vgl. Bd. I A.153. Nach der oben (AA 7) erwähnten Kurzchronik ist der Kaiser am Kniegelenk, nicht am Schenkel, wie Kantakuzenos berichtet, verletzt worden. Nach LOENERTZ a.a.O. 47 A.l (gefolgt von SCHREINER a.a.O. II 236 A.95) muß in diesem Punkt der Kurzchronik der Vorzug gegeben werden. Aber abgesehen davon, daß eine Schußverletzung am Kniegelenk niemals harmlos ist, ist es unzulässig, dem unbekannten Autor der Kurzchronik den Vorrang zu geben vor dem Manne, der während des ganzen Feldzuges an der Seite des Kaisers war. Laut Gregoras (1435,11) wurde der Kaiser ä1:EQOV 1:0lV JtOÖOlV leicht verletzt; damit ist 'an dem einen Bein' (nicht 'Fuß') gemeint. Unten 363,10 wiederholt Kantakuzenos, daß die Wunde an dem Schenkel war. Nach Kant. 360,17 konnte der Kaiser wegen der Verletzung nicht reiten; dies weist ebenfalls eher auf eine Wunde am Schenkel als an dem Knie hin. Im übrigen erinnert HAMMER a.a.O. 100 daran, daß auch Scipio in der Schlacht bei Munda an dem Schenkel verwundet wurde; Andronikos jedoch «statt wie Scipio, sich in der Sänfte in die Schlacht zurücktragen zu lassen, und dieselbe zu gewinnen, ins Lager von Pelekan entfloh». Nach ZINKEISEN a.a.O. 107 «stürzte [der Kaiser] vom Pferde und entging, wie es scheint, nur mit genauer Noth der Gefangenschaft der Osmanen». Diese Feststellungen stellen jedoch eine Überinterpretation des Textes des Kantakuzenos dar. Das Wort 'Sebastopulos' scheint hier kein Familienname zu sein, wie man angenommen hat (z.B. BOSCH a.a.O. 155, OIKONOMIDES: Armees 364), sondern eher eine Titel- bzw. Adelsbezeichnung, gebildet aus Sebastos wie etwa Archontopulos aus Archon oder Kometopulos aus Kornes; sonst wäre nicht leicht verständlich, warum dieser Bulgare einen griechischen Familiennamen führen sollte. Auch albanische Adelige führen in der Paläologenzeit mitunter den Titel 'Sevastos', z. B. Sevastos Scura (Sguros), Yonima, Yetqui, Blevisci, Thiopia, Arianites usw.; vgl. HOPF: Griechenland 300 (= S. 234 des Nachdruckes). 'Sebastopulos' und 'Kometopulos' stellen allerdings in Byzanz auch Familiennamen dar; vgl. Actes de Dionysiou 135; FOERsTER, R.: Libanii opera IV 407 f.: MATSCHKE: Ankara 119 AA39; MORITZ: Zunamen 33; Prosop. Lexikon Nr.
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12028. HAMMER a.a.O. 100 und BOSCH a.a.O. 72 A.5 vermuten, daß die vom Sebastopulos befehligte Abteilung vom Bulgarenzar Michael geschickt worden war, was nicht sehr wahrscheinlich ist. Im übrigen gibt Pontanus in seiner Übersetzung die Verluste der Byzantiner nicht korrekt wieder, verleitet, wie es scheint, durch die seltsame Ausdrucksweise des Historikers (354,17 f.). Es ist nicht unmöglich, daß Kantakuzenos von dieser Beratung der türkischen Heerführer bei seinen späteren Kontakten zu Orchan erfuhr. Dies hält DRÄsEKE: Übergang 484 indessen für sicher. Die hier eingefügte Rede des Orchan soll offensichtlich dem Leser suggerieren, daß es den Byzantinern nicht an Kriegstüchtigkeit, wohl aber an Glück gefehlt habe. Zu den Anschauungen über die Kriegführung der Türken s. DUCELLIER: Musulmans 112 f. Das Wort Kolauzes stellt offenbar einen Titel dar, da türk. 'kolaus' 'Wegweiser' bedeutet; vgl. HAMMER a.a.O. 582. Es handelt sich um den Gefährten Osmans, der ihm auf dem ersten Streifzug den Weg ins Feindesland gewiesen hat; er wird ebenda 96 Tschausch Ssamssama genannt. Vielleicht ist 'Salingari' eine ironische, an die Schnecke erinnernde Hellenisierung des Namens durch die Byzantiner oder durch Kantakuzenos. Dieser ist nach HAMMER (ebenda) mit dem osmanischen Helden Ali Kodscha zu identifizieren. Osman (Atumanes), der Sohn Ertogruls, der Gründer der Dynastie der Osmanen (1288-1325). Vgl. ]ORGA a.a.O. 149f.; HAMMER a.a.O. 41f.; GIBBONS: Foundation 22f. (der S. 263f. den Mythos widerlegt, Osman sei adliger Herkunft gewesen); ZINKEISEN: Geschichte I 66 f. (zu Osmans Charakter und Persönlichkeit ebenda 96f.). Etymologisch bedeutet der Name den 'Beinbrecher' und soll an den Geier erinnern, der sich nur von den Beinen der erschlagenen Beute ernährt: HAMMER a.a.O. 64. Atumanes bzw. Atmanos kommt auch als Familienname in Byzanz vor: MORAVCSIK a.a.O. 11 215. Im übrigen hat Pontanus den Ausdruck xaLa oLo/la (357,9 [= frontal]) falsch verstanden, wie seine Übersetzung zeigt. Desgleichen unten, Kant. II 116,4, an welcher Stelle er durch 'lingua hostibus occurrere' übersetzt. Hier liegt wieder eine Anlehnung an Thukydides aus einer Rede des Brasidas vor: 5,9,5. Vgl. oben A.52. Es handelt sich, wie es scheint, um einen plumpen Versuch des Kantakuzenos, den Zusammenbruch der Disziplin im byzantinischen Lager den Anhängern des alten Kaisers in die Schuhe zu schieben. Unserer Stelle könnte man allerdings entnehmen, daß die Anhängerschaft des älteren Andronikos beachtlich war und von Kantakuzenos und dem jungen Kaiser keineswegs unterschätzt wurde. Kantakuzenos scheint unten, 363,6, den Kaiser zu kritisieren, weil er diesen Bösewichten nicht die gebührende Strafe auferlegt hatte; vgl. MATSCHKE: Reaktion 147 A.40. Die Großzügigkeit des Kaisers ist nach MATSCHKE: Ebenda 128
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darauf zurückzuführen, daß er die Anhängerschaft des alten Kaisers unter seine Fahne bringen wollte. 66 Die Festung Philokrene, die laut Gregoras (I 434) an der Küste lag, ist zwischen den türkischen Ortschaften Tuzla und Daridja zu lokalisieren. Vgl. MILIOPOULOS a.a.O. 472; RAMSAY a.a.O. 185. 67 Die Festung Niketiaton wird bei Pachymeres dreimal in Verbindung mit Dakibiza erwähnt ('ta 1:WV NLI<.y!1:L(hwv 1:fj<; ~al<.Lßu~y!<;
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scheint, während dieser Zeit die Justizreform anzusetzen, die der Kaiser durch die Ernennung von vier Zivilrichtern vornahm, worüber wir nur von Gregoras (1 437f.) informiert werden. «Als der Patriarch», schreibt der Historiker, «zusammen mit vielen Bischöfen und Priestern die göttliche Liturgie feierte, wählte er (der Kaiser) vier Männer aus, die er für würdig hielt, in den zivilen Prozessen als Richter zu fungieren. Einer von diesen war ein Bischof. Diesen Männern verlieh der Kaiser mitten im göttlichen Tempel die Vollmacht, Recht zu sprechen, indem er ihnen das göttliche und heilige Evangelium übergab zusammen mit dem kaiserlichen Schwert, und zugleich auch selbst von ihnen die schrecklichsten Eide verlangte, ohne Ansehen der Person und unbestechlich die Prozesse zu führen» (nach der Übersetzung VAN DIETENs). Zwei dieser «Unbestechlichen» waren die im Geschichtswerk des Kantakuzenos erwähnten Gregorios Kleidas (I 215; 226) und Michael Glabas (II 91). Zu dieser Justizreform s. LEMERLE: Juge general 295 f.; DARRouzEs: Regestes 2151. Das im folgenden ausführlich geschilderte Angebot der Mitherrschaft an Kantakuzenos ist nach VAN DIETEN a.a.O. 320 vom Kaiser nicht ganz ernst gemeint, sondern als Ausdruck seiner Verdrossenheit nach der Niederlage von Philokrene aufzufassen. Vgl. jedoch unten A.129. S. noch SOULIS: Serbs 199 A.106. 72a Der gleiche Gedanke kommt auch unten, Kant. II 45,17-19 zum Ausdruck. 73 Kantakuzenos bringt seine Gedanken in diesem Abschnitt nach der Art und Weise Platons und auch zum Teil durch platonische Vokabeln zum Ausdruck; vgl. z.B. Plat. Menex. 248b; Phaedr. 84b usw., unten A.122. Zu ayvOE:Lv VOELV vgl. KAZDAN: Cantacuzene 313. 74 Zu diesem Vergleich s. oben A.30. 74a Die ständige Weigerung des Großdomestikos, sich die Kaiserinsignien anzulegen, ist nach CLUCAS: Controversy 194 f. nicht auf Bescheidenheit zurückzuführen, sondern als Teil einer großangelegten Strategie zu betrachten, wodurch er seine Macht zu festigen trachtete. Starkes Bedenken bringt indessen PARISOT: Cantacuzene 156 zum Ausdruck, daß solche Vorschläge von seiten des Kaisers an Kantakuzenos je gemacht worden sind (ihm folgen BOSCH a.a.O. 181 und MATSCHKE: Reaktion 125). DÖLGER dagegen ist der Meinung (Regesten V,V), daß der Bericht des Historikers über diesen Sachverhalt durchaus der Wahrheit entspreche und daß der Großdomestikos die Vorschläge des Kaisers aus Pietät abgeschlagen habe; vgl. DERs.: IIAPALTIOPA 199. Letztere Meinung trifft wahrscheinlich das Richtige, da sie der ambivalenten Persönlichkeit des Kantakuzenos Rechnung trägt. Was Kantakuzenos selbst unten II 24,23 f. als den Grund für seine Weigerung angibt, darf man auch nicht als hypokritisch abtun. PARISOT beurteilt die handelnden Personen des 14. Jahrhunderts in Byzanz oft nach dem Maßstab der machtpolitischen Verhältnisse seiner Zeit und macht selten den Versuch, sich in ihre Mentalität zu versetzen.
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Andronikos Palaiologos Komnenos Asanes, der Schwiegervater des Johannes Kantakuzenos, war der zweite Sohn des Bulgarenzaren Ivan 111. Asan und der Irene Palaiologina, einer Tochter Michaels VIII. Er fungierte zeitweilig als Despotes von Morea. Im Jahre 1355 war er noch am Leben. Vgl. PAPADOPULOS: Genealogie 28 Nr. 46; TRAPP: Asanen 163f.; MATSCHKE: Reaktion 111 A.123; Prosop. Lexikon Nr. 1489 (mit der Berichtigung VAN DIETENS a.a.O. 409). An Andronikos Asanes sind ep. 145 des Nikephoros Gregoras sowie ep. 234 des Michael Gabras adressiert. Vgl. GUILLAND: Correspondance 302f.; KURUSEs: rUßuAac; 34; FATouRos: Gabras I 36. Er ist der Vater von Johannes und Manuel Asanes, welche von 1335 bis 1342 auf Befehl Andronikos' 111. im Gefängnis saßen (vgl. Kant. 11 111) und die im Geschichtswerk des Kantakuzenos des öfteren begegnen. Die Familie galt als lateinerfreundlich; vgl. WEISS: Kantakuzenos 63. S. noch unten A.258. 75a Das Recht des Kaisers, Urkunden mit der roten Tinte zu unterzeichnen, wurde sehr selten an andere Personen übertragen; vgl. DÖLGER: Facsimiles 16f., ferner DÖLGERlKARAYANNOPULOS: Urk. 102 A.9. 76 Die Wiedereroberung von Chios durch Andronikos d.]. schildert Gregoras (I 438 f.) in einem viel kürzeren Bericht. Die Expedition wurde demnach im Herbst 1329 in Gang gesetzt. Die Insel Chios war 1304 von Benedetto I. Zaccaria besetzt worden. Zaccaria hatte kurz zuvor von Andronikos 11. verlangt, daß er Schutzmaßnahmen gegen die Überfälle der Türken und der Katalanen auf die Handelsschiffe der Genuesen von Phokaia treffe, und als der Kaiser darauf nicht einging, besetzte er Chios. Andronikos d. Ä. sah sich gezwungen, diese Besetzung nachträglich anzuerkennen, aber nur für eine begrenzte Zeit, wie wir aus Kantakuzenos erfahren. Die Genuesen konnten jedoch nicht so leicht auf eine Insel verzichten, die seit dem Altertum für ihre üppige Fruchtbarkeit (: PHILIPPSON/KIRSTEN: Landschaften IV 255 f.) berühmt war und das kostbare Harz des Mastixstrauchs als einziger Ort in der Welt produzierte, und außerdem einen ausgezeichneten Stützpunkt zur Kontrolle der Handelsrouten darstellte. Daher der Konflikt mit Byzanz. Vgl. CARO: Genua 11 319; HEYD: Commerce 1463; BoscH: Andronikos 111. 112f.; DÖLGER: Regesten 2259 (mit vollständiger Literatur); LAIOU: Latins 152f. (welche die Eroberung der Insel auf das Jahr 1305 datiert, welche Chronologie jedoch mit dem Ablauf des vierten Vertrages im Jahre 1329 nicht in Einklang gebracht werden kann; vgl. Kant. I 371,12); ARGENTI, Philip P.: The Occupation of Chios by the Genoese and their Administration of the Island (1346-1566). I. Cambridge 1958,54f.; VAN DIETEN a.a.O. 308 f. Die Zaccarias entstammten einer vornehmen Familie aus der ligurischen Stadt Gavi. Der Großvater von Benedetto I. bekleidete im Jahr 1202 ein hohes Amt, sein Vater Fulcho war einer der Unterzeichner des Vertrages von Nymphaion. 75
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Benedetto I. Zaccaria hatte, wie es scheint, eine Schwester Michaels VIII. geheiratet. Nach PAPADOPULOS a.a.O. 2 A.2 gibt es keine diesbezügliche Nachricht in den Quellen, die Nachkommen Zaccarias tragen jedoch den Namen Palaiologos. Als Agent Michaels hatte Benedetto mitgeholfen, die berühmte Sizilianische Vesper zustande zu bringen. Er hatte sich bereits als Admiral im Dienste des französischen Königs Philipp des Schönen, welchem er 1296 eine Invasion Englands vorschlug, ausgezeichnet und galt als einer der kühnsten Seefahrer seiner Zeit. Während des Krieges Genuas mit Pisa befehligte er ein Geschwader der genuesischen Flotte (1283: CARO: Genua II 34f.). Durch die Erteilung des Monopols über die Alaunbergwerke von Phokaia ermöglichte ihm der byzantinische Kaiser, große Reichtümer aufzuhäufen. Unter Benedetto und seinem Bruder Manuele entstand um die Bergwerke die Stadt Neuphokaia (Foglia Nuova), wie in moderner Zeit Wolfsburg um das VW-Werk. Benedetto I. starb 1307. Vgl. MILLER: Essays 284f.; LEMERLE: Aydin 50f.; LOPEZ, R. S.: Genova marinara nel duecento: Benedetto Zaccaria ammiraglio e mercante. Messina 1933 (uns nicht zugänglich). D. h. die Hauptstadt Chios, in der Mitte der Ostseite der Insel. Wegen eines Fehlers in der Übersetzung des Pontanus (Ochyrum oppidum) ist in der Literatur die «Ghost»-Stadt Ochyron entstanden (als Ortsname keineswegs unmöglich, da er in Griechenland und Kleinasien mehr als einmal vorkommt). Der Ortsname erscheint auch im Index der Bonner Ausgabe. Vgl. LAMPROS, Spyridon in: NE 1 (1904) 24lf.; VAN DIETEN a.a.O. 308. Der Vertrag der Genuesen mit dem byzantinischen Kaiser über die Besetzung der Insel wurde 1314 und 1319 sowie auch, wie es scheint, 1324 erneuert. Einer der Gründe, warum der Kaiser 1329 den Vertrag mit Martino nicht verlängern wollte, war nach BOSCH a.a.O. 112 dessen Verbindung mit Philipp von Tarent (1325). Im übrigen verwechselt Kantakuzenos (371,4) Benedetto 1., der die Eroberung der Insel nur drei Jahre überlebte, mit seinen Nachfolgern (desgleichen ARGENTI, Philip P.: Chius vincta. Cambridge 1941, XI. Es handelt sich um Leon Kalothetos, Sproß einer adligen byzantinischen Familie, die bereits im 12. Jahrhundert begegnet. Nach dem erfolgreichen Ausgang der Expedition wurde er zum Gouverneur der Insel ernannt, später, nach 1347, zum Verweser von Altphokaia. Die Familie stammte aus Ephesos. Vgl. AHRWEILER: Smyrne 146f.; WEISS: Kantakuzenos 37; THIRIET: Regestes I 237; TINNEFELD: Kydones I 1,128f.; DÖLGER: Facsimiles 49 Nr. 43; AMANTos, K.: in: EEBS 26 (1956) 38 f. Bibliographie und Quellennachweis über Kalothetos: Prosop. Lexikon Nr. 10617. Nach VAN DIETEN: Gregoras II 2, 310 fungierte Kalothetos vielleicht als Unterhändler Benedettos II. Dies ist nicht auszuschließen, viel wahrscheinlicher ist es jedoch, daß Kalothetos Fürsprecher oder sogar Anführer einer antilateinischen Bewegung der Einwohner der Insel war, für die
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die genuesische Besatzung in vielerlei Hinsicht unerträglich war. Vgl. LEMERLE a.a.O. 56f.; MILLER: Essays 291; ARGENTI, Philip P.: The Occupation of Chios by the Genoese 61. Den Kontakt des Kalothetos mit der Mutter des Kantakuzenos setzt BOSCH a.a.O. 113 AA auf den Sommer 1328 an (unter Berufung auf ARGENTI: Ebenda, der sich jedoch diesbezüglich nicht äußert); dagegen scheint jedoch die Angabe des Kalothetos zu sprechen, der Vertrag sei gerade im Auslaufen begriffen (Kant. 1372,7). Wahrscheinlich fand das Treffen während der bithynischen Expedition des Kaisers (Juni 1329) statt: VAN DIETEN: Ebenda. Die Brüder Martino und Benedetto H. Zaccaria sind die Söhne von Nicolino Zaccaria, einem Halbbruder Benedettos 1., und einer adligen Griechin. Gregoras bezeichnet Martino als tatkräftig und politisch begabt. Wegen seiner Errungenschaften gegen die Türken hatte er sich einen Namen gemacht. Während seiner Herrschaft soll er mehr als 10000 Türken getötet und in nur einem Jahr 18 türkische Piratenschiffe in seine Gewalt gebracht haben. Durch seine Heirat mit Jacqueline de la Roche wurde er auch Herr über Damala und Chalandritza auf der Peloponnes. Er ist am 17. Januar 1345 in Smyrna von den Türken getötet worden. Vgl. HOPF: Griechenland 431 (= S. 365 des Nachdruckes); Prosop. Lexikon Nr. 6495; MILLER: Essays 289f.; LEMERLE: Aydin 52f. und A.2. ARGENTI a.a.O. 56 A.1 bezeichnet die beiden Brüder als Söhne des Paleologo Zaccaria und Enkel des Benedetto 1. Zaccaria. Nach BALARD: Romanie 169 A.208 spreche nichts dagegen, daß sie Söhne des Paleologo Zaccaria und der Giacomina Spinola gewesen seien. Im übrigen deutet unser Passus darauf hin, daß die Errichtung einer Burg durch die Genuesen ausdrücklich untersagt war. Das Verbot stützt sich auf eine Klausel des Vertrages von 1317 zwischen Byzanz und Genua, laut welcher die Genuesen keine Burg auf byzantinischem oder von den Türken kontrolliertem Gebiet bauen durften; vgl. LAIOU: Latins 262 und unten A.266; BALARD a.a.O. 168f.; LAMPROS, Spyridon: NOlltOlla'ta 'toov aÖEAcpoov MaQ'ttvou xat BEvEÖtx'tou B' ZaxaQLcJJV, Öuvao'toov Tiic; XtOU, 1314-1329. Athen 1884 (uns nicht zugänglich). Nach Gregoras (1438) seien keine neue Schiffe für die Expedition gebaut worden, sondern sei der Kaiser mit bereits vorhandenen abgesegelt. Vier davon seien nach dem genannten Historiker vom Herrscher der Kykladen, Nicolo Sanudo (unten A.92) beigesteuert worden. Die Gelder für den Schiffsbau sind nach Kantakuzenos (1381,21) teils aus der Kasse des Kaisers, teils aus Spenden reicher Familien geflossen. Falls überhaupt neue Schiffe gebaut worden sind, dürften es wegen der Dringlichkeit des Unternehmens nicht viele gewesen sein. Vgl. AHRWEILER: La mer 383 A.2. Zu diesem Prostagma des Kaisers vgl. DÖLGER: Regesten 2750. Zu dem gleich darauf erwähnten Schreiben des Kaisers an die Chioten vgl. ebenda 2751. Angesichts der jährlichen Steuereinnahmen von 120000 Goldstücken (Kant. I
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371,23) scheint der hier erwähnte jährliche Steueranteil Benedettos außerordentlich gering. Es fragt sich daher, ob Kantakuzenos hier sowie unten 379,15 und 381,11 fehlerhaft 6000 statt 60000 geschrieben hat (welche Zahl auch MILLER: Essays 291 als die richtige angenommen hat; oder sind die jährlichen Steuereinnahmen mit 12000 statt 120000 zu beziffern?). Bei ARGENTI a.a.O. 61 und 65 A.2 ist versehentlich von 200000 Goldstücken die Rede. Was hier über den Wetteifer der Trierarchen, den Glanz der Ausrüstung usw. gesagt wird, stellt einfach Thukydides-Nachahmung dar; Kantakuzenos hat jene Stelle des Thukydides (6,3lf.) vor Augen, wo von der feierlichen Abfahrt der athenischen Triremen nach Sizilien die Rede ist. Auch wörtliche Anklänge aus dem thukydideischen Text fehlen in unserem Passus nicht. Was hier insbesondere über die luxuriöse Ausstattung der Männer gesagt wird, ist Thukydides entnommen (6,31,3). Die athenischen Hopliten kommen ebenfalls aus angesehenen Familien; vgl. REGENBOGEN, Otto, in: Thukydides (WdF 98), hrsg. von Hans HERTER. Darmstadt 1968,14f. Deshalb braucht man den Ausdruck des Kantakuzenos «sie waren nicht beliebige, sondern von den Adligen und Mächtigen» oder was er über den Wappenschmuck usw. sagt, nicht so wörtlich aufzufassen; anders WEISS: Kantakuzenos 7; BoscH a.a.O. 114; PLJAKOV, Sdravko in: lÖB 32/2 (1982) 13. Von dreihundert Reitern ist in dem betreffenden Abschnitt des Thukydides ebenfalls die Rede. Zu den angegebenen Zahlen vgl. KAZDAN: Cantacuzene 307 f. Über die Art dieser Schiffe vgl. die Ausführungen von UNGER, Richard W.: The Ship in the Medieval Economy 600-1600. London-Montreal 1980, 176f. (sowie die Abbildungen ebenda S. 177 und 180). Sowohl aus diesem Passus als auch aus den folgenden Verhandlungen mit Benedetto H. geht einwandfrei hervor, daß ursprüngliches Ziel des Andronikos nicht war, die Insel den Genuesen zu entreißen, sondern die Oberhoheit des byzantinischen Kaisers über Chios wiederherzustellen, diesmal freilich unter der Bedingung, daß ein Teil der Steuereinnahmen in die Kasse des Kaisers fließen würde (Kant. I 380,6). Ein direkter Angriff des byzantinischen Kaisers gegen Chios hätte nach BOSCH a.a.O. 114 Galata und die Inselfürstentümer in der Ägäis beunruhigen müssen. Vgl. ferner MATSCHKE: Reaktion 84; VAN DIETEN a.a.O. 309. Außerdem standen die Genuesen von Galata sowie die Zaccarias mit der Umgebung von Anna von Savoyen in guten Beziehungen; vgl. BALARD: Romanie I 71. Mit anderen Worten, der Plan des Kaisers und des Kantakuzenos sah nicht die Wiedereroberung der Insel, wie Kalothetos und die von ihm vertretenen Chioten es wünschten (6.va%'t~aaa{}aL 't~v v~aov), vor; vielmehr ist die Befreiung der Insel von den Genuesen als das unerwartete Ergebnis der unsinnigen Politik Martinos und seines Bruders anzusehen. Aus Gregoras (1438 f.) erfahren wir, daß Martino Zaccaria eine Flotte ausgerüstet hatte, mit welcher er die Küsten Kleinasiens beherrschte und den türkischen
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Piraten solche Furcht einflößte, daß sie ihm sogar tributpflichtig geworden waren. Dies konnte Martino natürlich unmöglich mit den drei Schiffen erreichen, die Kantakuzenos ihm hier zuschreibt. Deshalb muß man annehmen, daß die übrigen Schiffe Martinos zu dieser Zeit unterwegs waren. Möglicherweise wurden die drei Schiffe versenkt, um die Einfahrt des Hafens zu blockieren; vgl. ARGENTI a.a.O. 64 (wo von zwei Schiffen die Rede ist). 87 Diesen Vorwurf Benedettos gegen seinen Bruder hebt Kantakuzenos hier offensichtlich mit Absicht hervor, um den später von Benedetto selbst erhobenen Anspruch, die Insel unter gleichen Bedingungen wie sein Bruder weiter zu beherrschen, ad absurdum zu führen. Der Historiker läßt also mit diesem Ausspruch Benedetto sich selbst verurteilen. Im übrigen saß Benedetto in dem sog. Palaiokastron, das nordwestlich der heutigen Stadt zu lokalisieren ist, während die neue, von Martino gebaute Burg am Hafen lag; s. ARGENTI a.a.O. 60 A.2. 88 Die Gedanken des Historikers schweifen immer noch, wie es scheint, um die sizilische Expedition der Athener (vgl. oben A.84). Martino ergibt sich dem Kaiser ähnlich wie Nikias dem spartanischen Feldherrn Gylippos, um sein Leben zu retten (Thuk. 7,85,1). Im übrigen wurde Martino bis 1337 in Konstantinopel gefangengehalten, dann nach der Intervention des Papstes Benedikt XII. und des Königs Philipp VI. von Frankreich freigelassen. Zu seinem weiteren Schicksal s. MILLER: Essays 293. 88a D.h. Jacqueline de la Roche; vgl. MILLER: Ebenda 292; HOPF: Griechenland 395 (= S. 329 des Nachdruckes). Die Gattin Benedettos II. war Ginevra Doria: Ebenda. 89 Zur Dienstbarmachung der Gefangenen vgl. KÖPSTEIN: Sklaverei 67. 90 Zu diesem Steuererlaß fehlt ein entsprechendes Regest bei DÖLGER: Regesten (nach 2751; vgl. ebenda 2717). Zum Gegensatz Öuva"to( - öii!!o~ (Kant. I 379,4) vgl. WEIss: Kantakuzenos 7 A.34. 91 Unter Lm"taA.Lo)"ta~ des Textes sind die sog. Hospitaliter zu verstehen, die ursprünglich Klostergenossenschaften waren, die sich der Pflege der Kranken widmeten und deren Gründung ins frühe Mittelalter zurückgeht. Daraus entwickelten sich mehrere Orden, von denen der bekannteste der Ritterorden der Johanniter war. Sie waren während der Kreuzzüge als Krankenpfleger berühmt geworden, allmählich trat jedoch der Glaubenskampf in den Vordergrund. Von Zypern aus eroberten die Johanniter 1310 Rhodos, und gleich darauf mehrere Inseln der Ägäis. Der Johanniterorden gliederte sich in Ritter, Priester und dienende Brüder. Er wurde von dem Großmeister regiert, der auf Lebenszeit gewählt war und über einen Rat von acht Würdenträgern verfügte. Die Johanniter stellten bis zum 16. Jahrhundert eine bedeutende Seemacht dar und errangen mehrere große Erfolge gegen die Türken. Grundlegend für die Geschichte des Johanniterordens um diese Zeit bleibt immer noch DELAVILLE LE RouLx,
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]oseph: Les Hospitaliers cl Rhodes (1310-1421). Paris 1913 (Nachdr. London 1974). Am 23. Juli 1319 hatte Martino Zaccaria mit Hilfe der Flotte der Johanniter einen bedeutenden Sieg gegen die Türken errungen, die auf Chios landen wollten; s. LEMERLE: Aydin 30 A.3; DELAVILLE LE ROULX a.a.O. 365 f. Im übrigen ist unter ~TJAOU nicht die aus dem Altertum berühmte Insel Delos zu verstehen, sondern das nordwestlich von Rhodos liegende Telos; denn diese Insel gehörte zum Herrschaftsbereich der Johanniter, während diese auf Delos nichts zu suchen hatten. Es ist jedoch fraglich, ob man an unserer Stelle sowie unten, wo die Wörter ~fJAO~ oder ~TJALOL vorkommen (Kant. 1475,10; 477,15; 478,10; 18; 19) TflAO~ bzw. TTJALOL schreiben muß, da die Verwechselung evtl. auf Kantakuzenos selbst zurückgeht. Vgl. noch HOPF: Griechenland 72 (= S. 6 des Nachdruckes): «Die Insel (d.h. Delos) war im Mittelalter unbedeutend und fast verschollen»; vgl. noch ebenda 163 (= S. 97); 309 (= S. 243) (Verzeichnis der Inseln der Ägäis). Nicolo 1. Sanudo (t 1341), Herzog von Naxos und Andros, Sohn des Guglielmo 1. Sanudo und Bruder seines Nachfolgers Giovanni 1. Sanudo, galt als abenteuerlustiger und unerschrockener Krieger. Er hatte an der Schlacht bei Kephisos (1311) teilgenommen und war als einer der wenigen Überlebenden von den Katalanen gefangengenommen worden. Später heiratete er die Schwester Gautiers de Brienne (vgl. Bd. I A.108) Jeannette. Die Familie der Sanudo übte die Herrschaft über die Kykladen seit 1204 aus. Das Herzogtum wurde 1566 von den Türken aufgelöst. Vgl. KRETSCHMAYR: VenedigII202; FOTHERINGHAM,J.K.: Marco Sanudo, Conqueror of the Archipelago. Oxford 1915; HOPF a.a.O. 283 (= S. 349 des Nachdruckes), ferner MORITZ: Zunamen 18 f. Das lateinische Bistum von Chios war kurz zuvor im Zuge der progenuesischen Politik des jüngeren Andronikos errichtet worden; vgl. ARGENTI a.a.O. 67; BoscH a.a.O. 114 A.2. Unter
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Der Emir Saruchan gehörte der Dynastie der Saruchan-Ogullari an; vgl. MoRAVCSIK: Byzantinoturcica II 269 f.; WI1TEK: Mentesche 20; GIBBONS: Foundation 295 f. Er residierte im antiken Miletos. Inspirator dieser Politik der Kontakte mit den türkischen Emiren war wahrscheinlich Kantakuzenos; vgl. LEMERLE a.a.O. 67. Eine Liste der türkischen Emirate Kleinasiens im 14. Jahrhundert bietet GIBBONS: Ebenda 280f. Unter AI:t(vY]~ (richtiger: 'Ai:'dvY]~, vgl. unten I 481,12) ist der Emir von Aydin Mehmet Aydinoglu, der Vater von Umur, zu verstehen. Er wurde wahrscheinlich, wie Saruchan, beim Treffen in Altphokaia auch EVG1COVÖO~ mit Byzanz, obwohl es Kantakuzenos nicht ausdrücklich sagt. Mehmet starb am 9. Januar 1334 an Lungenentzündung. Vgl. LEMERLE a.a.O. 66; 89 f.; MORAVCSIK a.a.O. 57f.; GIBBONS a.a.O. 283; ZACHARIADOU: Trade 112f. Zum Emirat s. LEMERLE: Aydin; Foss: Ephesus 141f. Die Form AI:tLvY]~ kommt auch bei Mazaris (BOISSONADE: Anecd. Gr. III 151) vor. Andreolo Cattaneo della Volta übernahm 1314 von seinem Schwager Palaeologo Zaccaria die Verwaltung von Neuphokaia und wurde von Andronikos II. durch einen Lehensvertrag als Gouverneur der Stadt anerkannt. Nach seinem Tode (1331) ging die Verwaltung der Stadt auf seinen Sohn Domenico über. Vgl. Gregoras I 526; DÖLGER: Regesten 2350; HEYD: Commerce I 486f.; FLORINSKIJ: Andronik 230 (= 130) und A.4; VAN DIETEN: Gregoras II 2,366f. Ein sonst unbekannter Verwandter der Cattaneos. Die Familie T artaro gehörte offensichtlich dem genuesischen Adel an; vgl. CARO: Genua II 364 A.3. Statt
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Nachspiel der Expedition von Chios vgl. ARGENTI a.a.O. 68; LEMERLE: Aydin 66 A.1. Kantakuzenos verschweigt hier einen Einfall seines späteren Freundes Um ur, des Sohnes des Emirs von Aydin (vgl. oben A.96), auf Chios, der um diese Zeit (Ende 1329 - Anfang 1330) stattgefunden haben muß und von dem bei dem türkischen Chronographen Enveri die Rede ist: LEMERLE: Ebenda sowie 59 f. Unter EJ'tLAl1'4'La ist hier nicht etwa 'Epilepsie', sondern wahrscheinlich 'Schlaganfall' zu verstehen (eine andere Deutung des Wortes ist 'Kräfteverfall' bzw. 'Verstopfung'!). Nach BENT, Theodore ].: The Lords of Chios. The English Historical Review 4 (1889) 469 habe Benedetto während dieser Schlacht um Chios eine Wunde davongetragen und sei an ihren Folgen gestorben (ohne Angabe von Quellen). Nach Gregoras (I 439), der ebenfalls über die Erkrankung des Kaisers kurz berichtet, wurde dieser kurze Zeit nach Abschluß der Chios-Expedition in Didymoteichon krank. Dies wäre auf jeden Fall noch innerhalb des Jahres 1329, was BINON: Prostagma 380 angenommen hat. Im Laufe seines ausführlichen Berichtes über die Krankheit des Kaisers und die damit zusammenhängenden Ereignisse erzählt jedoch Kantakuzenos (I 399), daß Andronikos d. Ä. das Mönchsgewand nahm, sobald er von der schweren Erkrankung seines Enkels hörte. Dieses Ereignis ist aber durch eine Kurzchronik festgehalten (SCHREINER: Kleinchroniken I 79 Nr. 22) und genau datiert: 30. Januar 1330. Andronikos d.]. muß also innerhalb des Januar 1330, wahrscheinlich innerhalb der zweiten Hälfte dieses Monats, erkrankt sein. Verfehlt ist auch die Datierung der Erkrankung des Kaisers durch CHRISTOPHILOPULU, Aikaterine: 'H aVLLßaaLAELa EL~ "Co B1J~aVLLov. ~v!l!let'X7:a 2 (1970) 93 A.1 (Dezember 1331 - Anfang März 1332), die die erwähnte Kurzchronik nicht beachtet hat. Was die Dauer der Krankheit betrifft, macht Kantakuzenos darüber keine genauen Angaben, aus seinem Bericht geht jedoch hervor, daß der Kaiser mehrere Tage lang krank war. Bei Gregoras (I 442) ist von drei Tagen die Rede, damit ist aber, wie es scheint, die kritische Zeit der Krankheit gemeint. Im allgemeinen lassen sich die Angaben der beiden Historiker über die Krankheit des Kaisers leicht in Einklang bringen; anders VAN DIETEN: Gregoras II 2,321 A.284. Vgl. unten A.123, ferner: PARISOT: Cantacuzene 104 f. Es ist nicht klar, was Kantakuzenos mit %ECpaAL%OV aUllrt"C(Olla meint. VAN DIETEN a.a.O. 310 A.278 interpretiert: «etwa: Schlaganfall», eine Auffassung, die freilich durch das von Kantakuzenos im folgenden vermittelte Krankheitsbild, vor allem die ständige, graduelle Verschlechterung des Kranken, nicht bestätigt wird. Aus Gregoras erfahren wir, daß Anlaß der Krankheit ein Bad war, nach welchem der Kaiser sich offensichtlich eine Erkältung zuzog. Vielleicht handelt es sich um eine Lungenentzündung, die, in Verbindung mit dem chronischen Malarialeiden des Kaisers, zu Komplikationen führte. Vgl. Bd. I
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A.173. Im übrigen betrachtete die antike Medizin viele Erkältungsarten als vom Kopf ausgehend; vgl. z. B. die Krankheitsbeschreibung bei Libanios, or. 1,199 (I 172 f. FOERSTER), ferner Lib. or. 52,35 (IV 42 FOERSTER); Bas. ep. 66 (PG 32, 425B) waJtEQ %EcpaA~v EQQWIlEVllv Jtav"d, 1:0 aWlla1:L EJtLXOQllYELV 1:~V UyLnav. Nach Kantakuzenos (unsere Stelle sowie unten I 509,5) hatte Andronikos d.]. eine Tochter namens Maria, die mit dem Sohn des Bulgarenzaren Ivan Alexander vermählt wurde; davon weiß auch Gregoras (III 557,19f.) zu berichten, nur daß er als Namen der Prinzessin 'Eirene' angibt. Nach PAPADOPULOS: Genealogie 48 f. irrt sich Kantakuzenos und macht die falsche Tochter zur Gattin des bulgarischen Prinzen. Wenn PAPADOPULOS: Ebenda 49 behauptet, das Geburtsdatum der Maria sei unbekannt, obwohl aus unserer Stelle hervorgeht, daß sie 1330 geboren wurde, dann deshalb, weil er annimmt, daß Kantakuzenos sie hier mit Eirene verwechselt. Wie dem auch sei, plausibel erscheint die Vermutung von SCHAPKAREFF, Ivan K.: Die bulgarisch-byzantinischen dynastischen Beziehungen der Palaiologenzeit 1259-1453. Diss. München 1945 (masch., uns nicht zugänglich), daß es sich um ein und dieselbe Prinzessin handele, die ursprünglich Eirene hieß, als sie jedoch später in zweiter Ehe Francesco 1. Gattilusio heiratete, den Namen Maria erhielt, unter welchem sie auch Kantakuzenos an unserer Stelle erwähnt. Die Ansicht SCHAPKAREFFS hat sich auch VAN DIETEN, Gregoras II 2,389 und 431 angeeignet und vervollständigt. Leider differiert Kant. von Gregoras nicht nur bezüglich des Namens, sondern auch bezüglich des Jahres der Eheschließung, welche von ihm wahrscheinlich auf das Jahr 1337 angesetzt wird; vgl. Kant. 509,10 und A.305 unten. Dies stimmt einen bedenklich, ob das Problem seine endgültige Lösung gefunden hat. Nach PROSOP. LEXIKON Nr. 5973 sind Eirene und Maria zwei verschiedene Töchter des Andronikos, welcher noch eine uneheliche Tochter hatte. Vgl. die vortreffliche Darlegung der ganzen Frage bei TINNEFELD: Kydones 12,560f. In ähnlicher Weise nimmt Alexander d. Gr. kurz vor seinem Tode von seinen Soldaten Abschied; vgl. Arrian, anab. 7,26 und A.328 unten. Als Nachkommen des Asklepios (f\a%AYjJCLuÖm) werden die Ärzte bereits bei Theognis und Platon bezeichnet. Gelegentlich trägt auch ein Arzt den Namen Asklepiades; vgl. z. B. Libanios, ep. 315. Eine andere altgriechische Umschreibung für 'Ärzte', die Kantakuzenos in unsererem Abschnitt auch verwendet, ist JtaLÖE~ La1:Qwv; vgl. HOHLWEG, Armin in: BZ 76 (1983) 307 A.38. Diese Episode betrachten die Interpreten als einen plumpen Versuch des Kantakuzenos, sich gegen die Vorwürfe der Kaiserinmutter und ihrer Anhänger, man habe versucht, sie bei der Regelung der Nachfolge unberücksichtigt zu lassen, zu rechtfertigen. Vgl. Gregoras I 440 und oben A.34. Dieselbe Episode erzählt Kantakuzenos noch einmal unten 3,14 (II 91) anläßlich der Regierungskrise des Jahres 1341 und fügt hinzu, er habe gleich darauf den Großdioiketes Glabas
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(vgl. über ihn LEMERLE: Juge general 309) zu der Kaiserinmutter, die sich zur Zeit in Thessalonike aufhielt, geschickt und ihr versichert, daß bei einem eventuellen Ableben des Kaisers ihr keine Nachteile entstehen würden. Nach VAN DIETEN a.a.O. 312 f. sind Zweifel angebracht, ob die Episode mit Theodora hier sowie an der erwähnten Stelle von Kantakuzenos richtig wiedergegeben worden ist. Ob das Gespräch zwischen Theodora und Andronikos im Wortlaut so stattfand, wie Kantakuzenos es angibt, kann natürlich nicht mehr ermittelt werden, sicher scheint aber zu sein, daß Andronikos bei der Nachfolgeregelung «mit keinem Wort an die Kaiserinmutter Xene gedacht hat», wie Kantakuzenos (II 91,15 f.) versichert. Dies nicht nur, weil Gregoras in beinahe dem gleichen Wortlaut (I 440,5 f.) die Aussage des Kantakuzenos bestätigt, sondern auch deshalb, weil es einen in Byzanz ungewöhnlichen Vorgang darstellen würde, wenn man beim Ableben eines mündigen Kaisers hinsichtlich der Regentschaft der Kaiserinmutter gegenüber der Gemahlin den Vorzug geben würde. Vgl. MASLEV, St.: Die staatsrechtliche Stellung der byzantinischen Kaiserinnen. BSl 27 (1966) 319f. (Die Nonneneigenschaft der Xene wäre hingegen kein Hindernis; vgl. CHRISTOPHILOPULU a.a.o. 76f.). Beide Frauen bei der Nachfolgeregelung zu berücksichtigen wäre in unserem Fall freilich keine kluge Entscheidung, so daß die Antwort des Kaisers, es sei unmöglich, die Regierung zwei Frauen zu überlassen, wahrheitsgetreu wiedergegeben scheint. Die ausdrückliche Erwähnung der Fragen seiner Mutter über Xene mag tendenziös sein, stellt aber keine Lüge des Historikers dar. S. noch KYRRIS, C. P. in: JÖB 32/2 (1982) 468. Im übrigen scheint DRÄSEKE: Geschichtswerk 503 unsere Stelle flüchtig gelesen zu haben. Ungenau wird die Episode bei CLUCAS: Controversy 195 A.14 geschildert. Den Groll der Kaiserinmutter versucht Kant. unten (II 91 f.) als das Werk von Verleumdern darzustellen, welche durch Xene einen Keil zwischen dem Großdomestikos und dem Kaiser zu treiben trachteten. Aus Kant. II 93 erfahren wir ferner, daß die Kaiserinmutter sich gleich darauf auf den Weg machte, um sich bei ihrem Sohn über Kant. zu beschweren, womit sie nach unserem Geschichtsschreiber keinen Erfolg hatte. Der Zeitpunkt dieses Treffens des Kaisers mit seiner Mutter fällt offensichtlich innerhalb jener 60 Tage (Kant. 1427, 8 -9), die der Kaiser in der Hauptstadt verbrachte. Vgl. unten A.136. Allerdings ist nicht auszuschließen, daß Xene ihren Sohn zu der Zeit besuchte, als dieser sich noch in Didymoteichon von der Krankheit erholte. Nach CHRISTOPHILOPULU a.a.O. 100f. haben die Wörter nLonv und nELSEoSm hier bzw. unten 3,14 (II 91,13-15) (nLonv - ElJJtELSELuv) eine staatsrechtliche Bedeutung. Man sollte Anna von Savoyen, an welche beim Ableben des Kaisers die Herrschaft übergehen würde, die Treue bewahren, dem Johannes Kantakuzenos aber, der als ihr «Ministerpräsident» fungieren würde, sollte man gehorchen. In ähnlicher Weise schwört man nach der Erhebung des Johan-
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nes Kantakuzenos zum Kaiser am 26. Oktober 1341 «ihm die Treue aufrichtig und unverfälscht zu bewahren» (Kant. 3,26 [H 161,5 -6]); vgl. DÖLGER: Regesten 2755. Zur Vorgeschichte der Ereignisse um den Despotes Konstantinos s. Bd. I A. 19lf. Nach der Meinung der Interpreten verschweigt Kantakuzenos, daß der Kaiser während seiner Krankheit die Freilassung des Despotes und des Theodoros Metochites angeordnet hat, wie wir aus Gregoras erfahren. Dies stimmt jedoch nicht ganz, da Kantakuzenos die Freilassung des Metochites bereits oben (I 312) erwähnt hat, während er über die des Despotes unten (1413) ausführlich berichtet. Laut Gregoras (1441) gingen die neuen Maßnahmen gegen den Despotes von einer seit langer Zeit in Byzanz kursierenden Prophezeiung aus, die besagte, daß die Nachfolge des älteren Andronikos ein Mann antreten würde, dessen Name mit K anfängt. Über einen ähnlichen Fall berichtet Niketas Choniates (S. 339 f.) aus der Zeit des Kaisers Andronikos 1. Es handelt sich um Phobie vor Zauber, welche die Byzantiner aus der Spätantike geerbt hatten. Kantakuzenos vertritt hier die in Byzanz herrschende Meinung, daß die Blendung eine menschlichere Strafe darstelle als die Todesstrafe; vgl. LAMPSIDES, Odysseus: eH :rcOLV~ 'tii~ 'tucpAwaEW~ :rcaQCt Bu~av'tLvoi:~. Athen 1949, 42f. Er trägt wieder seine Sanftmut zur Schau: KAZDAN: Cantacuzene 289 f. Es handelt sich um den rechten Nebenfluß des Hebros, Arda ("AQöa, welche Schreibweise im Text des Kantakuzenos wiederhergestellt werden muß), der im Rhodopegebirge entspringt; vgl. ASDRAcHA: Region 34f.; JIRECEK: Heerstraße 97. Zum Ausdruck E%E%QU:rc'tO EV aölJ'tOL~ Yii~ vgl. Kant. I 313,21. Laskaris Kalamanos ist ansonsten nicht bekannt, wohl aber die Familie Kalamanos. Sie stammt aus Ungarn und läßt sich bis ins 12. Jahrhundert zurückverfolgen. Damals flüchtete der ungarische Prinz Boritz Koloman (KaIman) nach Byzanz und bat um Asyl. Die Byzantiner nannten ihn Kalamanos, und er gilt als der Ahnherr der gleichnamigen Familie. Sein Sohn ist der bei Niketas Choniates (S. 140 VAN DIETEN) erwähnte Sebastos Konstantinos Kalamanos. Die in den Quellen begegnenden Mitglieder der Familie sind bei MORAVCSIK: Byzantinoturcica H 147 zusammengestellt. Vgl. ferner CHALANDON, Ferdinand: Les Comnene, H. Paris 1912, 62f.; POLEMIS: Doukai 123f. Wie bereits bemerkt (vgl. oben A.103), ist die Tonsur des alten Kaisers zum Mönch durch eine Kurzchronik festgehalten worden: 30. Januar 1330, 6. Stunde der Nacht (= 12-1 Uhr nachts unserer Zeit). In seinem Kommentar zum Text der Kurzchronik meint LOENERTz: Chronique breve 48, die Angabe über die Zeit (&Qa ~''tii~ vu%'t6~) stelle eine leicht zu erklärende Interpolation dar, da normalerweise die Tonsur nicht nachts vorgenommen und die Uhrzeit im allgemeinen nicht festgehalten werde. VAN DIETEN a.a.O. 320f. macht jedoch mit Recht darauf aufmerksam, daß der unbekannte Autor der Chronik durch die
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Zeitangabe eben das Ungewöhnliche an diesem Vorgang hervorheben wollte und daß daher dieser kurze Zusatz zum Text der Chronik gehört, welcher im übrigen mit den Angaben des Gregoras übereinstimmt. Von Gregoras erfahren wir noch, daß die Mönchskutte dem alten Kaiser von Theodoros Synadenos und seinen Leuten praktisch aufgezwungen wurde, da er zwischen ihr und Hinrichtung, Exil oder Gefängnis habe wählen müssen. Mit anderen Worten, die Gegner des alten Kaisers befürchteten, daß er beim Ableben des jüngeren Andronikos eventuell wieder den Thron von Byzanz besteigen könnte, und wollten ihn auf diese Weise ausschalten. Gregoras erzählt ferner (I 446), daß vier Tage später Synadenos den alten Kaiser, der blind war, unter Morddrohungen gezwungen habe, eine Eideserklärung zu unterschreiben, durch welche er auf jeden Anspruch auf den Thron verzichtete. Vgl. PARISOT: Cantacuzene 107; VAN DIETEN a.a.O. 318 f.; VOORDECKERS, S.: Apropos de la renonciation au trone d'Andronic H Paleologue en 1330. REß 26 (1968) 185 f.; DARROUZES: Regestes 2154. Zum Ausdruck QUxYj EVEÖU vgl. TREu, Maximilian in: BZ 8 (1899) 43 f. Als «trockene Angabe, die plötzlich endigt» bezeichnet DRÄSEKE: Geschichtswerk 503 die Nachricht unserer Stelle über die Mönchswerdung Andronikos' d. Ä. Es war in Byzanz nicht ungewöhnlich, daß ein Kaiser kurz vor seinem Tode das Mönchskleid annahm, um dadurch das Erbarmen Gottes für sich zu gewinnen (was auch an unserer Stelle Andronikos als Grund seines Begehrens angibt). So lesen wirbei Niketas Choniates (S. 221 f. VAN DIETEN), daß Manuel 1. Komnenos kurz vor seinem Tode die Mönchskutte verlangte und daß sein Wunsch sofort erfüllt wurde. Ähnlich erging es den Kaisern Konstantin IX. Monomachos, Theodoros H. Laskaris und Manuel H. Palaiologos. Im ganzen sind 13 byzantinische Kaiser als Mönche gestorben, den meisten war jedoch die Mönchskutte aufgezwungen worden. Vgl. GUILLAND: Etudes byzantines 33 f.; HUNGER, H.: Reich der neuen Mitte 278. Die Worte des Kaisers stellen zugleich eine Rechtfertigung des Mönchs Kant. dar. Unter 'Beichtvater' bzw. 'geistlicher Vater' (JCVEUIlULLXO<; JCu"C~Q) ist jener Geistliche zu verstehen, der mit der Seelsorge der kaiserlichen Familie beauftagt war. Nach HEISENBERG: Palaiologenzeit 65 kommt dieser Person in spätbyzantinischer Zeit wie am spanischen Königshofe im 16. Jahrhundert erhöhte Bedeutung zu: den Kaisersöhnen wurde nahegelegt, den Beichtvätern der kaiserlichen Familie besondere Ehrfurcht zu erweisen. Aus dem Fortgang der Erzählung geht hervor, daß der Beichtvater die Umzüge des Hofes mitmachte. Bei der Mönchsweihe des Kaisers mußte er offensichtlich anwesend sein. Ohne triftigen Grund hält Pontanus den Beichtvater des Andronikos für identisch mit dem Metropoliten von Didymoteichon. Den Ausdruck "CTJ<; 'l.\JuXTJ<; "Cf! t..:uJCTI ')w"CußEßuJCLLOIlEVYj<; hat Kantakuzenos aus
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Libanios, or. 64,115 (IV 494 FOERSTER); es handelt sich um die UVtLAoy(a JtQo~ i\QlO1:ElÖ'Y]V UJtEQ 1:WV oQX'Y]Otwv, die in Byzanz viel gelesen wurde, wie die große Zahl der Handschriften beweist: FOERSTER: Ebenda 406f. Vgl. noch Kant. H 135,12-13. Dieser zweite Beichtvater gehörte entweder ebenfalls zum Hofe, betreute aber andere Mitglieder der kaiserlichen Familie, oder er wurde von einem in der Nähe gelegenen Kloster geholt; denn jedes Kloster verfügte über einen JtVEU!-tatlXO~ Jtat~Q, der mit der Funktion eines Seelenführers beauftragt war, soweit der Abt diese Funktion nicht selbst ausübte: BECK: Kirche 133. Im übrigen weist der ~Tiderstand des Kantakuzenos gegen den Wunsch des Kaisers nach der Mönchsweihe darauf hin, daß er die Genesung des Andronikos erwartete (vgl. I 404,11f.), sofern er nicht wieder aposteriori zeigen will, daß er auch in diesem Punkt recht hatte. Wäre der Kaiser inzwischen Mönch geworden, dann hätte eine schwer zu meisternde Krise entstehen können, da Andronikos nicht mehr regierungs fähig gewesen wäre. Der Arzt Barys ist noch aus einer Urkunde des Jahres 1360 bekannt; vgl. MM I 395. Er gehört anscheinend zu jenen Ärzten der Palaiologenzeit, die nicht zugleich als Würdenträger auftreten; vgl. TRAPP, Erich in: BSL 33 (1972) 233. S. noch Prosop. Lexikon Nr. 2357. Als Träger des Familiennamens Barys wird noch in einem Bleisiegel aus dem 11. oder 12. Jahrhundert der Metropolit von Trajanupolis Michael erwähnt; vgl. ZAKYTHINOS: MEAEtm H 161 f. Zur Bedeutung des Familiennamens vgl. MORITz: Zunamen 46. Im übrigen ist die Annahme von PARISOT: Cantacuzene 107, Barys habe nach einer geheimen Vereinbarung mit Kant. die Mönchswerdung des Kaisers betrieben, unbegründet. Er spielt mit dem Namen des Arztes (6 BaQu~ 0'Ö xa{}EXtO~ ~v); vgl. Niketas Choniates S. 525,1 o'Ööa!-lw~ uJtoJtt~oowv ~v 6 Aayw~. Die Naziräer waren eine Mönchssekte, die durch langes Haar und Enthaltsam~ keit, vor allem vom Wein, gekennzeichnet waren. Der Name darf nicht mit 'Nazoräer' verwechselt werden; vgl. Epiphanios fr.24 und die Anmerkung HOLLS dazu in: HOLL, Karl: Gesammelte Aufsätze zur Kirchengeschichte, H. Tübingen 1928 (Nachdr. Darmstadt 1964),361, ferner DITTEN, Hans in: Actes du XIre Congres international d'etudes byzantines (Ochride), H. Belgrad 1964,286 A.95. Das Wort stammt aus dem hebr. Verbum für 'sich enthalten'. Hier steht 'Naziraioi' wahrscheinlich nur allgemein für 'Mönche'. Diese Rede des sterbenskranken Andronikos ist wieder mit platonischen Ausdrükken durchsetzt (vorzugsweise aus Phaidon, vgl. z.B. 67c to XWQ(~ElV uJto toü oW!-lato~ t~V 'tjJUX~v, 88b usw.). Vgl. oben A.73. Der Gedanke, die Seele des Verstorbenen sei befähigt, Trauer und Freude zu spüren, kommt außerdem bei Libanios vor, den Kantakuzenos gut zu kennen scheint; vgl. z. B. Lib. ep. 220,4; 959,7 und dazu RICHTSTEIG, Eberhard: Libanius qua ratione Platonis operibus
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usus sit, 27. Daß Kantakuzenos wegen der düsteren Aussichten (409,1 'to ~EA AOV CUtEOXOnEL) weinte, glaubt man ihm hier gerne. Das Wort aVEvEQYYl'tO~ (407,20) stellt einen ausgesprochen Plotinischen Terminus dar, der bei Kirchenautoren des öfteren vorkommt; vgl. LAMPES Lexikon s. v. Bei Kant. hat es wohl auch einen palamitischen Klang. Statt av (408,19) muß man wohl GV lesen. In bezug auf den Höhepunkt der Krankheit des Kaisers vermittelt Gregoras (I 442,7 f.) das gleiche Bild, allerdings in etwas verschiedener Ausdrucksweise, wie aus dem folgenden Vergleich hervorgeht: KANTAKUZENOS CmOAELnov'to~
GREGORAS
'tou ~W'tLXOU
~W'tLXWV
oQyavwv
aXLVTJ'twV ~ELvav'twv xvii~m ~EV E~EAaLvov'to
... [a1Vvxwv anEOLXULm
xat
nav8'
öoa
'tEAEU'tii~
'tWV 'tOU
ow~a'to~
vExQw8EV'tWV aXQw'tYlQLWV
EXEL'tO VEXQO~ av'tLxQu~
'tEX~TJQLa
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Im Text des Kantakuzenos wird nur ausführlicher beschrieben, worin nun im einzelnen diese «Zeichen des Todes» bestanden. Das Heiligtum der Theotokos Pege lag außerhalb der Mauer von Konstantinopel, in geringer Entfernung von dem gleichnamigen Tor. Es war neben der berühmten Quelle (Pege, heute Balikli) gebaut, deren Wasser von den Christen als geheiligt betrachtet und daher als Heilmittel gegen Krankheiten verwendet wurde. Der Kirchenhistoriker Nikephoros Kallistos Xanthopulos, ein Zeitgenosse des älteren Andronikos, beschreibt in seiner Geschichte des Heiligtums der Theotokos Pege (vgl. BEcK: Kirche 706) 63 Wunderheilungen, wovon 15 sogar in seiner Zeit vor sich gegangen sein sollen; vgl. ferner seine Kirchengeschichte 15,25-26 (PG 147, 72Af.). Zu den Geheilten zählten Verwandte der Kaiser Justinian und Maurikios, die Tochter des Theophilos, Thekla, Kaiserin Eirene u. v. a. In einem Fall soll sogar durch die Berührung mit dem Wasser ein Toter wieder zum Leben erweckt worden sein. In ep. 457 an Manuel Gabalas (II 70H. FATouRos) schildert Michael Gabras, wie sein sterbenskranker Bruder Johannes sich auf einen Stuhl binden und zur Theotokos Pege bringen läßt; dort angekommen, sei er, wie durch ein Wunder, die Treppe der Quelle ohne die Hilfe seiner Begleiter hinuntergestiegen und habe vom heiligen Wasser eimerweise getrunken, worauf er allerdings nach kurzer Zeit gestorben sei. Ähnlich weist der Ausdruck des Kantakuzenos (410,3) xa'taßQox{}(om (= verschlukken!) darauf hin, daß der Kaiser gierig eine große Menge des heiligen Wassers getrunken hat. Nach Gregoras wurde ihm das Wasser über den Kopf gegossen. Zur Theotokos Pege: EUGENIOS HIEREUS (= GEDEON, Manuel):
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tere de la Source a Constantinople. EO 3 (1899-1900) 223 f.; 295 f.; BYZANTIOS: Kwvo'tavtLVourcoALC; I 335 f.; JANIN: Geographie 223 f.; MILLER, Cantacuzenus 247 f. Klöster der Zoodochos Pege gab es noch auf den Inseln Andros und Kerkyra. Vgl. ferner unten A.152; Du CANGE, Cpolis christ. 4,15,13. 125 Die Hofzofe Phakrasina ist nur aus unserer Stelle bekannt. Die bekannten Mitglieder der Familie Phakrases haben LAMPROS, Spyridon, in: NE 13 (1916) 28 f. (vgl. ebenda 264) und NICOL: Kantakouzenos 234 f. zusammengestellt. Einen unglücklichen Versuch, die Herkunft des Familiennamens zu erklären, unternimmt MORITZ: Zunamen 55. 126 Von Gregoras (1440) erfahren wir, daß Syrgiannes zur Zeit der Krankheit des Kaisers als Gouverneur von Thessalonike fungierte; es handelt sich offenbar um dieselbe Funktion, wenn Kantakuzenos ihn an unserer Stelle als o'tQu'tl1Yov 'tfic; EOrcEQUC; bezeichnet; vgl. VAN DIETEN a.a.O. 315. Aus unserer Stelle geht ferner hervor, daß Syrgiannes erst während der Krankheit des Kaisers zum Gouverneur von Thessalonike ernannt wurde; vgl. Kant. I 436,10f. Diese Nachricht steht keineswegs in Widerspruch zu dem obengenannten Text des Gregoras; denn die ebenda geschilderte Reaktion der Kaiserinmutter, die den Anlaß bildet zur Nennung der Funktion des Syrgiannes, muß erst einige Tage nach dem Ausbruch der Krankheit des Kaisers, unmittelbar nachdem Syrgiannes mit der Nachricht, der Kaiser liege im Sterben, in Thessalonike eingetroffen war, erfolgt sein. Vgl. ferner DÖLGER: Regesten 2766. 127 Der Despotes meinte damit die Aufständischen von Thessalonike, die ihn 1322 gefangengenommen und dem jüngeren Andronikos ausgeliefert hatten. Vgl. Bd. I S. 107 und A.191. An unserer Stelle verlieren sich die Spuren des Despotes Konstantinos-Kallistos. Man erfährt von keiner Quelle mehr, wohin er gegangen oder wann er gestorben ist. Denn der im September 1341 erwähnte Onkel des Kaisers, Konstantinos Palaiologos (Kant. II 77), ist nicht der Despotes, sondern der Sohn der Anna Palaiologina, einer Schwester Andronikos' II., und damit ein Onkel Andronikos' III.; denn es ist undenkbar, daß während des Interregnums dem Despotes, falls er noch zu dieser Zeit am Leben war, politische Tätigkeit erlaubt wurde. 128 Diese Zeilen scheinen Kantakuzenos' Antwort auf den Bericht des Gregoras (I 441) darzustellen, wonach der alte Kaiser von Synadenos und seinen Leuten gezwungen wurde, das Mönchsgewand zu nehmen. Kantakuzenos bringt zu seiner Entschuldigung vor, daß seine Variante der freiwilligen Mönchswerdung des älteren Andronikos den Berichten aus Konstantinopel entnommen wurde. Vgl. oben A.114. 128a S. oben S. 36 f. 129 Nach VAN DIETEN: Gregoras II 2,320 ist diese Überlegung des Kaisers, zugunsten seines Großvaters abzudanken, vielleicht darauf zurückzuführen, daß der
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jüngere Andronikos nach der Niederlage von Philokrene entmutigt und der Herrschaft überdrüssig wurde. Dies kann als Motiv wohl eine Rolle gespielt haben, man muß allerdings dabei berücksichtigen, daß nach Gregoras' (1428) Andronikos d.l gleich nach der Einnahme der Hauptstadt mit dem Gedanken gespielt hat, seinen Großvater der Mitherrschaft teilhaftig werden zu lassen. Vgl. oben A.l. Er spielt wohl auf die Stimme der Athene an, die den Freispruch des vor dem Athener Areopag wegen Mutterrnordes angeklagten Orestes bewirkt hat; vgl. Aischylos, Eum. 735. Der Ausdruck i\:fr'Y]vä'.; 'l/Jfjcpo'.; (calculus Minervae) scheint eine sprichwörtliche Wendung zu sein; vgl. Philostratos, vitae soph. 2,3 (II 74 KAYSER). Der im Altertum sowie in moderner Zeit entbrannte Streit, ob der calculus Minervae Stimmengleichheit bewirkte oder eine Plusstimme war, wird aus der erwähnten Stelle der Eumeniden sowie aus Euripides, Iph. T. 964 f. und 1469 f. für die erstgenannte Möglichkeit entschieden; vgl. LESKY, Albin, in: RE XVIII 982. Statt J1{lOXWQELV muß man wahrscheinlich an unserer Stelle rWQaxwQELv lesen. Wie bereits Pontanus bemerkt hat, denkt Kantakuzenos hier an jenen homerischen Vers, der die doppelte Tugend des idealen Königs wiedergibt (n. 3, 179): beides, ein trefflicher König zugleich und ein tapferer Streiter. Was Kantakuzenos hier über seine anständige Haltung dem alten Kaiser gegenüber berichtet, wird von Gregoras (I 432) voll bestätigt: «Nur der Großdomestikos Kantakuzenos bewahrte seine Zunge, sein Herz und seinen Charakter von Schmähungen gegen den alten Kaiser und die anderen gestürzten Persönlichkeiten unbesudelt '" Der Mann war durch natürlichen Menschenverstand und eine tief in seinem Gemüt gewurzelte Einsicht gekennzeichnet; er hatte als Vorbild die Charakterreinheit großer Männer der Vergangenheit und ahmte ihre Großmut und ihre Großzügigkeit nach» usw. Vielleicht ist diese Haltung des Kantakuzenos gegenüber Andronikos d.Ä. teilweise darauf zurückzuführen, daß er von der Schwäche des jungen Kaisers für seinen Großvater überzeugt war. Deshalb ist die Annahme VAN DIETENS a.a.O. 319, Synadenos sei in seinen strengen Maßnahmen gegen den alten Kaiser ein Vollstrecker des Kantakuzenos, nicht sehr wahrscheinlich. Nach 1330 hören wir nicht mehr von Synadenos als Gouverneur der Hauptstadt; es ist nicht auszuschließen, daß er wegen seiner Schikanen gegen den älteren Andronikos vom Kaiser seines Postens enthoben wurde. Vgl. oben A.6. Allerdings stimmt die Behauptung des Kant. nicht, der alte Kaiser sei aus freien Stücken Mönch geworden. Vgl. A.114. D.h. Andronikos d.]. und Johannes Kantakuzenos; vgl. Bd. I A.201. In der folgenden fingierten Ansprache seiner und des jüngeren Andronikos Anhänger versucht Kantakuzenos eine retrospektive Betrachtung der vergangenen Bürgerkriege und ihrer Gründe von seinem Standpunkt zu formulieren. Natürlich
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können nur rechtschaffene Menschen (421,23-24) seine und des jungen Kaisers Anhänger sein! Vgl. Bd. I A.33. 134 Die Karer waren im Altertum verachtet und galten als für die Sklaverei geeignet. «Wie die Karer» (EV Kago~ f.t0Lg<;l bzw. aLan) ist also gleichwertig zu «wie ein Sklave». Vgl. KARATHANASIS: Sprichwörter 44 Nr. 59. Außer den von KARATHANASIS angeführten Stellen vgl. Julian, or. 2,56c; Them. or. 2,27a; Synes. ep. 79 (S. 688 HERCHER). Den Ausdruck benutzt auch Gregoras, hist. II 607,20-21; 910,20; III 218,16. Zur Entstehung des Sprichworts trug der homerische Ausdruck EV Kago~ aLan (n. 9,378) bei. Zu avöga1tDÖWV vgl. KöpSTEIN: Sklaverei 51 AA. In der Übersetzung mußte das Sprichwort «geopfert werden». 134a Kantakuzenos verbindet sonst den Begriff der f.tEyaAO'tvuxLa mit dem der E1tLEL/tELa, um die Eigenschaften des Kaisers zu bezeichnen: Kant. II 568,10f.; 611,5; 613,15; KAZDAN: Cantacuzene 289. Zum Begriff der 1tgaDL'Y]~ vgl. ROMILLY, Jacqueline de: La douceur dans la pensee grecque. Paris 1979,38 f. Zu Megalopsychia vgl. unten A.341a. 134bEr knüpft wieder an die Stelle oben Kant. I 414,2lf. an. 135 IT'Y]Y~ Laf.tClLWV wie hier und unten III 11 heißt die Zoodochos Pe ge auch bei anderen byzantinischen Autoren. Vgl. EUGENIOS HIEREUS a.a.O. 26; BENAY a.a.O.224. 136 Vielleicht ging das am Festtag der Zoodochos Pege, am 13. April 1330 (Freitag nach Ostern, vgl. BENAY a.a.O. 228) vor sich. Man muß davon ausgehen, daß die Genesung des Kaisers nach einer so schweren Krankheit lange Zeit in Anspruch nahm. Sollte das genannte Datum stimmen, dann hielt sich der Kaiser bis zum 13. Juni in Konstantinopel auf. Während dieser Zeit besuchte ihn dann seine Mutter, wie wir aus Kant. II 93,16 erfahren. 137 Der türkische Einfall ist uns nur aus dieser Stelle bekannt; vgl. J ORGA: Geschichte 170. Die Nachricht, alle 1500 Türken der Elitetruppe seien gefallen, kann man nur mit äußerster Skepsis zur Kenntnis nehmen; vgl. HUNGER: Literatur I 469, ferner FLORINSKIJ: Slavjane 38. Nach unserer Stelle ist der Einfall der Türken Frühsommer 1330 anzusetzen. 138 Zu diesem Angriff der Serben gegen Achrida vgl. JIRECEK: Serben I 361 (wo statt «ungefähr 1329» «Frühsommer 1330» gelesen werden muß). Es ist nicht sicher, ob der Serbenkral bei diesem Einfall zugegen war, wie VAN DIETEN a.a.O. 326 A.312 schreibt. Statt ITlEgLav muß man wohl an unserer Stelle IHvöov lesen, da das Pieriagebirge nördlich vom Olymp zu lokalisieren ist. Zu Achrida vgl. Bd. I A.392. 139 Über diesen bulgarisch-serbischen Konflikt berichtet auch Nikephoros Gregoras (I 454 f.). Als Hauptquelle dieses Krieges dient die Fortsetzung der Chronik des serbischen Erzbischofs Danilo (ed. DANICI<::, Zagreb 1866, deutsche Über-
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setzung in: Slawische Geschichtsschreiber, Bd. 9). Die Schlacht bei Velbuzd kann mittels eines Chrysobulls des Krals Stephan Uros III. datiert werden: sie wurde am Sonnabend, den 28. juli 1330, ausgefochten. Sie bedeutet einen Wendepunkt in der Geschichte der Balkanvölker, den aber die zeitgenössischen Historiker noch nicht konstatieren konnten; vgl. OSTROGORSKY: Geschichte 416f. Zum bulgarisch-serbischen Krieg vgl. ferner jIRECEK: Serben I 361f.; DERS.: Bulgaren 292f. (die Quellen ebenda A.17); BURMOV: Istorija I 46f.; BOSCH: Andronikos III. 73 f.; SKRIVANIC, G.: Bitka kod Velbuzda 28 VII 1330. Vesnic vojnog muzeja 16 (Belgrad 1970) 67 f. (uns nicht zugänglich). Zur Botschaft des Kaisers an den Bulgarenzaren vgl. DÖLGER: Regesten 2757 und dazu VAN DIETEN a.a.O. 326 A.312. Zu ergänzen ist schließlich LOENERTZ: Ordre et desordre 223 A.3, der als Hauptquellen der in unserem Abschnitt erzählten Ereignisse nur Gregoras und Kantakuzenos angibt. Während der Kaiser mit seiner Streitmacht in Pelagonia weilte, kam es am 16. Juli 1330 zu einer Sonnenfinsternis, wie wir aus Gregoras (I 454 f.) erfahren, der bei dieser Gelegenheit seine astronomischen Kenntnisse zur Schau trägt. Vgl. VAN DIETEN a.a.O. 327 A. 314 und LOENERTZ: Chronique breve 49. Zu Pelagonia vgl. Bd. I AA02; LOENERTZ: Ordre et desordre 223 AA. Es handelt sich hier um die mehr oder weniger gräzisierten Formen serbischer Ortsnamen. Die Festungen lagen nah an der Südgrenze Serbiens, Debrec unweit von Achrida, Siderokastron (das nicht verwechselt werden darf mit der gleichnamigen nordmakedonischen Stadt, vgl. Kant. 1542) bei Kicevo. Vgl. jIRECEK: Serben I 363. In seinem Kommentar zu Anna Komnene XII 9 (II 650 REIFFERSCHEID) fragt sich DU CANGE, ob Deuritza mit dem unten (454,4) begegnenden Deure identisch sei; vgl. dazu noch A.185 unten. Michael marschierte von Vidin über Sofia nach Süden und betrat den serbischen Boden bei Zemlen (Zemen) am oberen Strymon; vgl. jIRECEK: a.a.O. 362; BURMOV a.a.O. 47. Mit dem klassizistischen Namen Paionia (vgl. Bd. I A.19) benennt Kantakuzenos hier offensichtlich das westliche Bulgarien und einen Teil des südöstlichen Serbiens, obgleich die antiken Paionen ursprünglich am mittleren Axios beheimatet waren. Paionia darf nicht mit Pannonia verwechselt werden (dies tut BURMOV: Ebenda A.298); letzteres umfaßte das heutige Burgenland mit der Gegend um Wien, Westungarn und einen Teil Nordjugoslawiens. Paionen heißen bei einigen byzantinischen Autoren die Bulgaren. Vgl. ferner AMANTOS: 'Ov6!-ta"ta 100. Velbuzd war das heutige Küstendil, ca. 80 km südwestlich von Sofia; vgl. BURMOV a.a.O. 52 A.338. Die Streitmacht der bei den Gegner beziffert jIRECEK a.a.O. 362 auf jeweils ca. 15000 Mann; vgl. ferner BURMOV a.a.O. 50. Unter 'Alemannen' sind hier katalanische Söldner zu verstehen; s. BOSCH: An-
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dronikos III. 74 A.3; DINIe, M. in: ZRVI 6 (1960) 16f. Bei Gregoras, Hist. 455,20 ist von keltischen Reitern die Rede; vgl. jedoch VAN DIETEN a.a.O. 327 A.315. Auf die Armut des Vokabulars bei der Beschreibung der Schlacht weist KAZDAN: Cantacuzene 315 f. hin. Nach Gregoras (I 456) starb der Zar Michael am vierten Tag nach der Schlacht (1. August 1330; ungenau LOENERTZ: Ordre et desordre 223) an seinen Verletzungen. Aus anderen Quellen erfahren wir jedoch, daß er auf dem Schlachtfeld starb. Er wurde im Kloster des Heiligen Georg in Nagoricin bestattet. Vgl. BURMov a.a.O. 54; JIRECEK a.a.O. 362. Die Überreste der Armee Michaels zogen sich unter der Anführung seines Bruders Belaur in die Landschaft Mraka am oberen Strymon zurück, wo sie bald mit dem Serbenkral Frieden schlossen; s. JIRECEK a.a.O. 363. D. h. die erste Gattin Michaels und Schwester des Serbenkrals Stephan Uros III., Neda-Anna. Ihr Sohn Ivan Stephan Sisman wurde zum Zaren proklamiert; er war keineswegs unmündig, wie JIRECEK: Ebenda schreibt, sondern dürfte zu dieser Zeit ca. 30 Jahre alt gewesen sein: BURMov: Istorija II 9 A.34. Nach ihrer Absetzung als Zarin der Bulgaren floh die Schwester des jüngeren Andronikos, Theodora, nach Konstantinopel und trat dort als Nonne Theodosia in ein Kloster ein. Ihre Rivalin Neda-Anna ereilte ein Jahr später ein ähnliches Schicksal. Vgl. BURMov: Istorija II 7 f.; DÖLGER: IIAPALIIOPA 229; JIRECEK: Bulgaren 298; FLORINSKIJ: Slavjane 36. Die bekannte altgriechische Kolonie an der Westküste des Schwarzen Meeres, südlich von Mesembria. In römischer Zeit war Anchialos die wichtigste Stadt der pontischen Westküste, fünf Balkanstraßen endeten hier. Mehr als sechshundert Jahre waren die Städte an der Westküste des Schwarzen Meeres Streitobjekt zwischen Byzantinern und Bulgaren. Vgl. JIRECEK: Heerstraße 145. Zu den verschiedenen Formen des Namens der Stadt vgl. AMANTOS, Konstantinos in: EEBS 1 (1924) 49; KUKuLEs, Phaidon in: 'A617va 27 (1916) 161 f. Zu Mesembria vgl. Bd. I A.219. Es handelt sich um eine Festung, die am Südhang des Kleinen Balkan, ca. 35 Kilometer von der Küste entfernt, unweit von Rhosokastron, lag (heute Ajtos). Vgl. Kant. I 406,23 und JIRECEK a.a.O. 147. Ebenda 97 wird eine andere· Festung gleichen Namens östlich von Stenimachos erwähnt. Der Ortsname kommt heute in Griechenland mehr als zehnmal vor; er betrifft zumeist Gebirgsansiedlungen (= 'Adlernese, 'Adlerhorse). Die Ortschaft Ktenia ist ansonsten nicht bekannt (Ktenion wird bei DÖLGER: Aus den Schatzkammern 208 erwähnt). Zu Diampolis und Rhosokastron vgl. Bd. I AA23 und 424. Mit diesem Satz fängt ein Abschnitt des Geschichtswerkes an, welcher sich bis S. 458,16 erstreckt und Ereignisse des Jahres 1334 umfaßt. Mit anderen Worten, hier liegt im Geschichtswerk des Kantakuzenos ein chronologischer Sprung
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vom Jahre 1330 ins Jahr 1334 vor. Die Ereignisse der dazwischenliegenden Zeit 1331-1333 behandelt nun der darauffolgende Abschnitt, S. 458,17-476,2. Aus diesem Grunde hat LOENERTZ: Ordre et desordre 222 f., einer Erklärung von PARISOT: Cantacuzene 112 folgend, angenommen, daß diese beiden Abschnitte des Geschichtswerkes beim Abschreiben der Autorenentwürfe vertauscht worden sind. Denn Kantakuzenos halte sich sonst im großen und ganzen in seiher Erzählung an die chronologische Reihenfolge der Ereignisse. Der Fehler ist nach LOENERTZ dadurch ermöglicht worden, daß Kantakuzenos den Feldzug in Bulgarien und die Ereignisse um Syrgiannes getrennt bearbeitet und dann die beiden Abschnitte seinem Schreiber gegeben hat, der sie in falscher Reihenfolge abschrieb. LOENERTZ ist in seinen Ausführungen insgesamt überzeugend, trotz der Einwände von VAN DIETEN: Gregoras II 2, 336f., die hauptsächlich darin bestehen, daß bei einer erneuten Umkehrung der genannten Abschnitte keine glatten Anknüpfungspunkte entstehen, und damit unwahrscheinlich werde, daß ihnen ursprünglich eine umgekehrte Reihenfolge zugedacht gewesen sei. Die nicht glatten Anknüpfungspunkte nach einer Richtigstellung bzw. die glatten Anknüpfungen im jetzigen Zustand trotz Inversion können aber darauf zurückgeführt werden, daß Kantakuzenos bei der Überprüfung der Reinschrift wohl die Ungereimtheiten der Übergänge bemerkte und sie glättete, während die Vertauschung der Abschnitte ihm entgangen ist (vgl. unten A.173). VAN DIETEN bietet jedenfalls für die genannte chronologische Unordnung keine befriedigende Erklärung als Ersatz für die Theorie von LOENERTZ. Vgl. ferner PARISOT: Cantacuzene 112f. Das genaue Datum des Todes des Patriarchen Esaias ist durch eine Kurzchronik überliefert: 13. Mai 1332; vgl. SCHREINER: Kleinchroniken I 79 Nr. 26c. Aus derselben Quelle erfahren wir noch, daß der Patriarch EV Lfl ~ovfl Lf\~ ZwoöoXOU Lfl LOU xUQou Mas(~ou bestattet wurde. Darunter ist eine Dependance (~ELOXLOV) des Klosters der Zoodochos Pe ge in Konstantinopel zu verstehen, die im Januar 1329 durch ein Chrysobull des Kaisers dem Patriarchen geschenkt worden war mit der Auflage, nach dessen Tod als Metochion des Lavraklosters zu dienen; vgl. EUGENIOS HIEREUS (= GEDEON, M.) a.a.O. 70f.; 73 f. Nach JANIN: Geographie 225, DÖLGER: Regesten 2739 sowie LOENERTZ: Chronique breve 5lf. (der im übrigen GEDEON falsch zitiert) handelt es sich um das Kloster der Zoodochos Pege selbst, das später zur Dependance des Lavraklosters wurde, was jedoch unwahrscheinlich ist; darauf, daß es sich um ein Metochion der Zoodochos Pege handelt, weisen sowohl die separate Bezeichnung xUQou Mas(~ou als auch die Tatsache hin, daß in keinen der beiden bei GEDEON veröffentlichten Chrysobullen das Kloster als Pege bezeichnet wird. Desgleichen wird das Metochion ohne die ausdrückliche Bezeichnung 'Pege' in der Vermächtnisurkunde des Demetrios Tzamplakon erwähnt; vgl. THEOCHARIDES, G.
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1. in: POLYCHRONION 490 sowie ebenda 492 A.16, an welcher Stelle der Herausgeber, der GEDEONS Monographie offensichtlich nicht kennt, es mit dem Pegekloster identifiziert. 153 Wie wir aus dieser Stelle erfahren, stammte der Patriarch Johannes XIV. Kalekas (1334-1347) aus dem thrakischen Städtchen Apros und begann seine kirchliche Laufbahn als Kaplan der Familie Kantakuzenos. Er war ein kleiner, aber schöner Mann mit einer außerordentlichen Rednergabe und einem beeindruckenden Gedächtnis. In der Politik der folgenden Jahre sowie im palamitischen Streit spielte er eine wichtige Rolle. Vgl. BECK: Kirche 728 f.; WEISS: Kantakuzenos 31; RAYBAUD: Gouvernement 67f.; Prosop. Lexikon Nr. 10288. Zum Porträt des Kalekas bei Kantakuzenos vgl. KAZDAN: Cantacuzene 318 f.; zur Etymologie des Familiennamens vgl. KUKULES, Phaidon in: EEBS 5 (1928) 8. Zur Familie Kalekas s. ZOES, Leonidas Ch. in: EEBS 13 (1937) 179f. 154 Zum kaiserlichen Klerus s. BECK a.a.O. 119; Bd. I A.309. Im übrigen scheint das Wort 'tuln;Ylv (432,6) nicht richtig überliefert worden zu sein; stattdessen ist wahrscheinlich 'ta1hn (= zu Hause) zu lesen. Der Vorschlag des ersten Herausgebers 'tolnq:> scheitert daran, daß man in diesem Fall uu'tep erwartet hätte. 154a Es handelt sich um die berühmte, von Konstantin d. Gr. gegründete, von Justinian gründlich renovierte Apostelkirche in Konstantinopel. Sie lag auf dem Mesolophos an dem Platz, wo nach der Eroberung die Sultan Mehmet Fatih Camii errichtet wurde. Über die Apostelkirche erfahren wir von Prokop, de aedif. 1,4,9 f. sowie aus der Ekphrasis des Konstantinos Rhodios (ed. E. LEGRAND in: REG 9 [1896] 32f.) und des Nikolaos Mesarites (ed. A. HEISENBERG 1908). Eine Vorstellung über die Kirche gewinnen wir durch die Johanneskirche in Ephesos, welcher laut Prokop (ebenda 5,1,6) die Apostelkirche sehr ähnlich war. Noch im 14. Jahrhundert diente sie als Tagungsstätte für Konzile und Erzpriesterversammlungen. Kantakuzenos berief die Versammlung der Erzpriester ebendort, um ihre Bedeutung zu unterstreichen. Vgl. JANIN: Geographie 41f.; MÜLLER - WIENER: Bildlexikon 405 f. (mit vollständiger Literatur). 155 Das Sprichwort ist aus altgriechischen Autoren bekannt; es handelt sich um eine Variante des unten 435,10 -11 benutzten Sprichwortes. V gl. Aischylos, Choeph. 557; SALZMANN: Sprichwörter 57 und unten A.157. 156 Zum Wort XaQL~ bezüglich der Wahl eines Patriarchen vgl. BECK a.a.O. 62. 157 Das im Altertum sehr bekannte Sprichwort geht auf Aischylos, fr.139 (145) zurück: w~ Ö'EOLL ~ueüJv L 'tOSLXep 'tov ULE'tOV ELJtELV LÖOV'tU ~Ylxuv~v Jt'tEQW~U'tO~' 'taÖ' OUX im' aAAüJv, aAAa 'tOL~ uu'twv Jt'tEQOL~ aALaXO~EOeU.
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Der Adler stellt fest, daß er den eigenen Federn zum Opfer gefallen sei, da der Pfeil, der ihn traf, mit Adlerfedern versehen war. Vgl. Makarios 8,57 (II 222 LEUTSCH); SALZMANN a.a.O. 57; Akindynos ep. 7,16,59 (5. 20,22 [CONSTANTINIDES HERo]): Die Chronologie der Einsetzung des Kalekas überliefert eine Kurzchronik: Februar 1334; vgl. SCHREINER: Kleinchroniken I 80 Nr. 28; LOENERTZ: Chronique breve 54 f.; LAURENT: Patriarches 154. Im übrigen verschweigt Kantakuzenos nicht, daß die Kandidatur des Kalekas vom Kaiser persönlich unterstützt wurde; vgl. Kant. I 432,10f.; 434,14. Daß Kalekas dem Kaiser von Kantakuzenos vorgeschlagen wurde, ist durchaus glaubhaft. Nach CLUCAS: Controversy 198 dachte der Kaiser, als er seine Zustimmung zur Wahl des Kalekas gab, dem neuen Patriarchen eine Rolle als Gegengewicht zu den Machtgelüsten des Kantakuzenos zu. Die detallierte Schilderung der Patriarchenwahl sowie der Rolle, die Kantakuzenos dabei gespielt hat, zielt natürlich angesichts der späteren Entwicklung darauf ab, zu zeigen, daß Kalekas ausschließlich Kantakuzenos seine hohe Stellung verdankte; vgl. die Ausführungen des Kant. vor dem Patriarchen unten, Kant. II 48 f. Als «tres curieuse» bezeichnet DARROUZES: Regestes 2168 die von Kant. beschriebene Wahl des Kalekas zum Patriarchen. Zu diesem türkischen Einfall, der aus anderen Quellen nicht bekannt ist, vgl. ZINKEISEN: Geschichte I 185 f. (der ihn auf das Jahr 1332 ansetzt); LEMERLE: Aydin 72; JORGA Geschichte 170. Er ist in das Frühjahr 1334 zu datieren; vgl. LOENERTZ: Ordre et desordre 230. Die thrakische Festung Kissos lag vermutlich auf einem Hügel beim heutigen Kesan. Sie wird noch von Akropolites, hist. 33 und 43 (S. 51 und 72 HEISENBERG) sowie in der Chronik des Ephraim, v. 8484 (S. 341 BEKKER) erwähnt. Vgl. BABINGER: Beiträge 47 und 84. Polyboton, die bekannteste der hier erwähnten thrakischen Ortschaften, ist ebenfalls in der Gegend des heutigen Kesan zu lokalisieren. Sie wird noch bei anderen Autoren erwähnt. Vgl. ZAKYTHINOS: MEAE"CaL II 181. Akonite lag südlich von den erwähnten Ortschaften, nah der Landenge der Halbinsel von Kallipolis. ASDRAcHA: Region 251 bietet die Form Akonites. Zu Rhaidestos vgl. Bd. I A.178. Der Ausdruck 6~E(()~ ßO'Y]8ELV (436,3) ist Thukydides entnommen: 6,10,5. Über die Ereignisse um Syrgiannes und dessen Tod bietet auch Gregoras einen ausführlichen Bericht: I 488-490 und 495 -501. Wie Kant. den Bericht über Syrgiannes unterbricht, um über die Reise des Kaisers nach Nikomedeia zu erzählen, so unterbricht ihn auch Gregoras, um seine Trostrede an den Kaiser anläßlich des Todes seiner Mutter einzuschieben. Im Hauptverlauf der Erzählung über Syrgiannes stimmen beide Historiker überein, in Details weichen sie jedoch von einander beträchtlich ab. Vgl. ferner PARISOT: Cantacuzene 122f.;
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BINON: Prostagma 383f.; BOSCH: Andronikos 111. 92f.; VAN DIETEN: Gregoras II 2,344 f.; J IRECEK: Serben I 373 f. 164 Die Struktur solcher Gefolgschaften (b:atQELat) unter Berücksichtigung der hier erwähnten untersucht WEISS: Kantakuzenos 138 f. 164a Dies wird, wie es scheint, gesagt, nicht ohne Bezug darauf, daß Syrgiannes bald trotz Gefolgschaft ins Netz des Großdomestikos fällt und seinen Untergang findet (s. unten 452,12f.). 165 Der Aufenthalt des Kaisers in der 'Chalkidike' fällt in den Sommer, wahrscheinlich in den Juni 1333; denn der untenerwähnte Prozeß gegen Syrgiannes, der mit ziemlicher Sicherheit datiert werden kann (vgl. unten A.171), fand im August 1333 statt. Vielleicht hielt sich der Kaiser in Wirklichkeit damals in der Gegend von Thessalonike auf, und zwar anläßlich des Todes seiner Mutter, den Kantakuzenos (1473) zwar anderthalb Jahre nach dem Tode des alten Kaisers ansetzt (also August 1333), doch braucht man in diesem Fall seinen chronologischen Ausdruck nicht so wörtlich zu nehmen, d. h. Rita-Xene ist evtl. vor August gestorben. Es ist nämlich unwahrscheinlich, daß Syrgiannes zu Lebzeiten der Rita-Xene in dieser Weise in die Zange genommen werden konnte. Es fällt weiterhin auf, daß Syrgiannes unten (Kant. I 441) Rita-Xene nicht als Entlastungszeugin erwähnt; um diese Zeit muß sie aber nach Kantakuzenos noch am Leben gewesen sein. VAN DIETEN a.a.O. 345 möchte aus der Trostrede des Gregoras, in der der Kaiser als anwesend angeredet wird, folgern, daß dieser gar nicht in Thessalonike zur Beisetzung seiner Mutter gewesen sei. Aus dem Text des Historikers (1490,11-14) geht jedoch nicht hervor, daß die Rede wirklich gehalten wurde; es ist eher wahrscheinlich, daß sie in Schriftform dem Kaiser überreicht wurde, was um diese Zeit durchaus üblich war (trotz JtQooWVYU.tu: vgl. BOISSONADE, J. F.: Anecdota graeca I 248); vgl. die erwähnte Stelle mit dem parallelen Passus des Gregoras (I 465), welcher der wirklich gehaltenen Klagerede für den alten Kaiser vorausgeschickt wird. Nach KYRIAKIDES: MEAE"tat 42 f. versteht der Historiker unter 'Chalkidike' das Gebiet um Komotine und Xanthe; KYRIAKIDES stützt sich dabei auf eine Randbemerkung der Handschrift an unserer Stelle, wonach Chalkidike die Gegend sei, «die gegenwärtig Boleron heißt» (ö VÜV XUAEL"tat BOAEQOV). Kantakuzenos sei demnach (ebenda: 98 A.2) zum Opfer der Ausdrucksweise antiker Autoren gefallen, welche unter Erd E>Qg.xYj<; die Halbinsel Chalkidike meinen; deshalb habe er sie nach Thrakien «transferiert». Zum Begriff 'Chalkidike' bei Kantakuzenos s. noch AMANTOS, Konstantinos in: EEBS 1 (1924) 48. 166 Zum Megas Papias Arsenios Tzamplakon, der mit dem gleichbetitelten Alexios Tzamplakon nicht identifiziert werden darf, vgl. THEOCHARIDES:T~u!-lJ'tAaXW 'VE<; 160f.; Bd. I A.367. Nach THEOCHARIDES: Ebenda 164 war Arsenios der Sohn des Alexios Tzamplakon. Arsenios, der mit Kantakuzenos verschwägert
'tu
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war und dessen Gattin der Familie der Kaballarioi entstammte, nahm bis 1354 am politischen Geschehen teil. 1342 fiel er in die Hände des Apokaukos, der ihn anprangern und anschließend inhaftieren ließ. Arsenios starb als Mönch im Vatopedikloster, wo er sich seit 1355 aufgehalten hatte. Vgl. ferner BANESCU: Zamblacus 33f. SOULIS: Serbs 163 A.25. 167 Nach WEISS a.a.O. 139 ist zur Zeit des Johannes Kantakuzenos der Eid wesentlicher Bestandteil aller politischen Zusammenschlüsse. Man habe dabei Hilfe und Beistand sowie persönlichen Gehorsam bis in den Tod gelobt. Spezieller im Falle des Syrgiannes (ebenda 149) sollte das lockere Verhältnis, das ihn mit seinen oL'X.ELm verband, gefestigt werden. Eine ähnliche Situation glaubt WEISS: Ebenda 149 A.969 im Digenisepos III 40 (S. 46 MAVROGORDATO) entdeckt zu haben, an welcher Stelle der Held über die Ergebenheit seiner Anhänger spricht. Mit Recht macht CLUCAS: Controversy 194 A.10 darauf aufmerksam, daß solche Eide keine Parallele des Feudaleids im Westen sind. 168 Als Söhne des Arsenios Tzamplakon sind Michael und Alexios Kaballarios Tzamplakon bekannt; vgl. THEOCHARIDES: T~a!lnAa'X.wvE<; 174f. Ob es sich hier um diese Personen handelt, bleibt dahingestellt (THEOCHARIDES hat offensichtlich bei der Behandlung der Söhne des Arsenios unsere Stelle übersehen). Ein Kaballarios Tzamplakon wird von Mazaris in seiner «Hadesfahrt» (BOIsSONADE: Anecd. graeca III 121) erwähnt. Aus unserer Stelle scheint hervorzugehen, daß die hier gemeinten Söhne des Tzamplakon seit einiger Zeit im Gefängnis saßen und auf ihren Prozeß warteten; vgl. den Ausdruck EX8EL naAm0, wobei man berücksichtigen muß, daß naAm6<; bei Kantakuzenos oft die allerjüngste Vergangenheit bedeutet, wie z.B. unten I 450,17 'X.aLa cpLALav naAmav (= eine Freundschaft, die höchstens drei Jahre alt sein kann). Vgl. ferner den Gebrauch des Adverbs naAm bei Kinnamos und dazu VON KAp-HERR, Hans: Die abendländische Politik Kaiser Manuels, 34. Der Eifer des Megas Papias in dieser Affäre erklärt sich also auch daher, daß er den Kaiser in bezug auf seine inhaftierten Söhne günstig stimmen will. Nach PARISOT a.a.O. 124 handelte Tzamplakon im Auftrage des Kantakuzenos. 169 Zum sprichwörtlichen Ausdruck EUQLnOlJ ÖL'X.Y)V vgl. Bd. I A.3. Zur dort angegebenen Literatur können noch SALZMANN: Sprichwörter 36 sowie TINNEFELD: Kydones I 2,599 A.6 hinzugefügt werden. 169a Zur Vergleichung des Menschen mit einem Schiff im Sturm vgl. Kant. II 35,6; Bas. ep. 90 (PG 32, 473 A); Theodor. Studites ep. 11 (S. 11 COZZA LuzI); ep. 180 (S. 154 ebenda); KAZDAN: Cantacuzene 309; 313; KAZDANIFRANKLIN: Studies on Byzantine Literature of the Eleventh and Twelfth Centuries. Cambridge- Paris 1984, 263 f. In einer Rede bei Gregoras (II 588) macht Kantakuzenos von fast der gleichen, ausführlichen Vergleichung Gebrauch, um die Unzuverlässigkeit und Untreue des Apokaukos, wie hier des Syrgiannes, zu illu-
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strieren. Diese Übereinstimmung weist darauf hin, daß die Vergleichung nicht nur als rhetorische Zierde des Geschichtswerkes, sondern als von Kantakuzenos in seinen Reden tatsächlich vorgenommen aufgefaßt werden muß. Zur Metaphorik des Schiffes überhaupt in der Geschichtsschreibung s. DEMANDT, Alexander: Metaphern für Geschichte. München 1978, 190f.; BERTHOLD, Heinz, in': Antiquitas Graeco-Romana ac tempora nostra, hrsg. von J. BURIAN und L. VIDMAN. Prag 1968, 95 f. Zur Symbolik des Hafens: RAHN ER, Hugo: Symbole der Kirche. Salzburg 1964,548. Zum Wort yat..YJv'Y] (Kant. I 446,4) speziell: Ebenda 551f.; LESKY, Albin: Thalatta. Wien 1947 (Nachdr. New York 1973), 229f. Die vom König Nikomedes 1. von Bithynien im 3. Jahrh. v. Chr. am östlichen Ende des Astakenischen Meerbusens gegründete Stadt (heute Izmit). Den Höhepunkt ihrer Blüte erreichte die Stadt im Altertum, als Diokletian Ende des 3. Jahrh. seine Residenz dorthin verlegte und sie nach dem Vorbild Roms ausbauen ließ. Diese Blüte fand durch das schwere Erdbeben vom August 358 ein jähes Ende. Aus der byzantinischen Periode sind nur spärliche Nachrichten über die Stadt zu uns gekommen. Vgl. RAMSAY: Asia Minor 179; RUGE, W. in: RE XVII 468 f.; FIRATLI, Nezih: Izmit. Istanbul 1964 (uns nicht zugänglich). Zur Bezeichnung der Stadt «groß und volkreich» vgl. MAKSIMOVIC: Struktur 152f. Der Meerbusen von Nikomedeia hat von der antiken Stadt Astakos seinen Namen; eine geographisch-historische Beschreibung der Küste des Astakenischen Meerbusens bieten HAMMER: Geschichte I 84f.; RAMSAY: Asia Minor 183f. In attizistischer Manier heißt die Stadt unten, 447,4 ~ NLXOIlYJÖOUC;, was bei Niketas Choniates fast immer der Fall ist. Ähnlich nennt Libanios Antiocheia meistens ~ f\Vl"LOXOU. Nach türkischen Quellen sei Nikomedeia bereits 1326 in die Hände der Türken gefallen (ZINKEISEN: Geschichte I 103 A.1), was offensichtlich nicht stimmen kann. Die Chronologie des Friedensvertrages mit Orchan und der Reise des Kaisers nach Nikomedeia ist durch eine Kurzchronik festgehalten worden: August 1333; vgl. SCHREINER: Kleinchroniken 180 Nr. 27. Aus der Kurzchronik erfahren wir noch, daß eine Tributzahlung des byzantinischen Kaisers an Orchan in Höhe von jährlich 12000 Goldstücken vereinbart wurde. Es war dies das zweite Mal, daß Andronikos dem von den Türken bedrängten Nikomedeia zu Hilfe eilte. Die erste Unternehmung fand im Sommer 1331 statt, den entsprechenden Bericht bringt aber Kantakuzenos erst unten, I 459 f., wegen der falschen Stellung des diesbezüglichen Abschnittes im Geschichtswerk (vgl. oben A.151). Dieser Umstand hat natürlich erhebliche Verwirrung unter den Interpreten und Benutzern des Historikers bezüglich der Chronologie der beiden Episoden um Nikomedeia angerichtet; so schreibt z. B. ARNAKES: '08wllavo( 196, daß Orchan den Vertrag mit Andronikos bald verletzte usw. Vgl. LOENERTZ: Chro-
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nique breve 52f.; DERS.: Ordre et desordre 233 A.19; LAURENT, Vitalien in: REB 7 (1949) 211 und unten A.173, ferner GIBBONS: Foundation 64 A.1. Zum türkisch-byzantinischen Vertrag vgl. noch ZINKEISEN a.a.O. 187 f. (welcher unerwarteterweise die richtige Chronologie bietet, betrachtet jedoch Nikomedeia als längst von den Türken eingenommen); DÖLGER: Regesten 2762 und 2763 (wo die Chronologie korrigiert werden muß). Bei den Verhandlungen mit den Griechen sprachen die Türken wahrscheinlich Griechisch; vgl. DUCELLIER: Musulmans 130f. und Kant. 1471,25. Unter ßamAL'Xov E1tLßA'YUW ist wahrscheinlich ein kostbares Tuch zu verstehen, das auf dem Pferd des Kaisers unter dem Sattel ausgelegt wurde. Als «Ehrenkleid» versteht es JORGA: Geschichte 172; desgleichen ZINKEISEN a.a.O. 188 und FLORINSKIJ: Slavjane 38. Zur Vorliebe des Kaisers für Jagdhunde vgl. Bd. I A.115. Diese Bemerkung des Kantakuzenos scheint der oben (A.151) dargelegten Theorie von LOENERTZ zu widersprechen, wonach die Kapitel 26 - 28 des Geschichtswerkes vor Kapitel 22 gestellt werden müssen. Denn im Kapitel 26 lesen wir bereits von einer Expedition des Kaisers zur Entlastung von Nikomedeia, so daß die Bemerkung unserer Stelle, daß der Kaiser die Gegend von Nikomedeia zum ersten Mal besuchte, nicht stimmen kann. Vgl. oben A.171. Man muß also annehmen, daß Kantakuzenos, der die Vertauschung der beiden Abschnitte nicht merkte, diesen Zusatz später bei der Korrektur der Reinschrift gemacht hat. Im übrigen will der Kaiser durch seinen siebentägigen Aufenthalt in der Gegend von Nikomedeia der Zugehörigkeit jener Orte zu Byzanz Nachdruck verleihen (vgl. oben A.99). Der Grund, den Kantakuzenos anführt, er wollte die Gegend kennenlernen (desgleichen oben S. 339,20), ist nur nebensächlich. Nach Gregoras (I 489) waren die meisten Richter geneigt, Syrgiannes freizusprechen. Diese Nachricht ist vielleicht mit unserer Stelle so zu vereinbaren, daß Syrgiannes in der Haltung des Kaisers kein gutes Zeichen für den Ausgang des Prozesses erkannt hatte. Vgl. die folgende Anmerkung. Die Bürgen hat nach Gregoras nicht Syrgiannes vorgeschlagen, sondern der Kaiser verlangt. Dieser Umstand habe Syrgiannes außerordentlich beunruhigt und zur Flucht getrieben. Zum Ausdruck EL'XfI 'Xat !lcC(:ljV, den Kant. des öfteren benutzt, vgl. KAZDAN: Cantacuzene 315. Zu Galata, dem bekannten Vorort von Konstantinopel, vgl. BYZANTlos: K())V01;aV'tLVOU1tOAL~ II 33 f.; JANIN: Constantinople 457 f. Seit der Eroberung von Chios durch die Byzantiner sind die Genuesen von Galata dem Kaiser gegenüber feindlich gesinnt; deshalb leisten sie der Flucht des Syrgiannes gern Vorschub. Vgl. BALARD: Romanie I 72. Die Kappe oder der Helm des Ai~ (= des Unsichtbaren) bzw. Hades, die nach Homer, I/. 5,845 Athene aufsetzt, damit sie nicht von Ares wahrgenommen
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wird, haben bereits die alten Griechen sprichwörtlich gebraucht für jemanden, der plötzlich verschwindet. Vgl. Lib. or. 64,35 (IV 442 FOERSTER); HERMANN, K. F.: Die Hadeskappe. Göttingen 1853 (uns nicht zugänglich). 177a Statt UUAOU muß man im Text offensichtlich UUAl1v lesen; vgl. FATouRos in: BSL 37 (1976) 192. CPUUAl1 obdu wäre dann wahrscheinlich Libanios-Nachahmung: ep. 762,l. 178 Nach Gregoras (I 489) hat Syrgiannes sich ein Jahr nach seinem Verschwinden noch auf Euboia aufgehalten, was jedoch chronologisch unhaltbar ist; vgl. VAN DIETEN a.a.O. 345; SOULIS: Serbs 164 A.26. 179 Diese Albaner sind erst im 14. Jahrhundert von Nordepiros nach Thessalien gekommen; vgl. unten A.233 und DIETERICH: Quellen II 91. Im übrigen ist der Ausdruck La JtQUYIlULU eile; lluAlULU XUXWUElV Thukydideisch: Vgl. Thuk. 8,45,l. 180 Botiaia (bzw. Bottiaia) heißt die nördlich von Pieria und östlich von Eordaia liegende westmakedonische Landschaft. Kantakuzenos versteht jedoch unter Botiaia den ganzen westmakedonischen Landstrich zwischen Axios und Kastoria; vgl. LEMERLE: Aydin 119 A.2. Zum Namen s. DETscHEw: Sprachreste 76f. Zu Kastoria vgl. Bd. I A.384. Zur Bezeichnung von Kastoria als Großstadt s. MAKSIMOVIC: Struktur 152 f. 181 Zu Sphrantzes Palaiologos vgl. PAPADOPULOS: Genealogie 76 Nr. 119; VAN DIETEN a.a.O. 350f.; LAURENT, Vitalien in: BZ 44 (1951) 375. Der Historiker betont an dieser Stelle, daß der Adel des Sphrantzes nicht als erstrangig anzusehen sei, um Fehlschlüssen seiner Leser zuvorzukommen, zu denen sie der Name «Palaiologos» eventuell verleiten würde. Zu der Ausdrucksweise vgl. GUILLAND, Rodolphe in: BSL 9 (1947-1948) 313f. Die Verfehlungen des Sphrantzes gegenüber dem Kaiser stammten wahrscheinlich aus der Zeit des Bürgerkrieges. Nach Gregoras (I 497) war der Mord an Syrgiannes (keine Gefangennahme, wie Kantakuzenos schreibt) von Anfang an verabredet zwischen Sphrantzes und dem Kaiser, der dem künftigen Mörder «Reichtum und Ansehen» versprochen habe. Kantakuzenos verleiht der Geschichte hier, wie es scheint, einen ideologischen Anstrich; vgl. Bd. I A.420. Allerdings verschweigt auch Kantakuzenos nicht ganz, daß Sphrantzes vom Kaiser reichlich belohnt wurde. Vgl. unten 457,12f., wonach Sphrantzes die Steuereinnahmen von gewissen Ländereien erhält; vgl. ferner ZAKYTHINOS: Crise monetaire 87. Nach Kant. 1457,6 warf der Kaiser Sphrantzes Kleinmütigkeit wegen des Mordes an Syrgiannes vor. Zum Fall des Syrgiannes s. noch BOSCH: Andronikos III. 93 f. Über den Tod des Sphrantzes im Jahre 1339 berichtet Gregoras (I 553); vgl. Kant. 2,36 (1525). Zur Beurteilung der sozialen Stellung des Sphrantzes durch Kantakuzenos vgl. LAIOU: Aristocracy 138. Statt xut U1JLOV (451,16) muß man wahrscheinlich EmJLOV lesen.
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Dieser Satz ist fast wörtlich einer Rede des Brasidas bei Thukydides 5,9,5 entnommen. Einen Teil dieses Satzes hat Kantakuzenos bereits oben S. 358,1 zitiert; vgl. A.64. Die genannte Rede ist auch von dem spätbyzantinischen Historiker Kritobulos von Imbros zum Gegenstand der Mimesis gemacht worden; vgl. REINSCH, Diether Roderich: Critobuli Imbriotae Historiae. Berlin-New York. 1983, 5P. Im übrigen ist bei Gregoras (1497) von ähnlichen Gedanken des Kaisers, die ebenfalls von Kantakuzenos inspiriert worden seien, die Rede, so daß es sehr wahrscheinlich ist, daß unser Satz hier sinngemäß einen Teil des Gedankenaustausches zwischen Kantakuzenos und dem Kaiser wiedergibt. Man muß annehmen, daß Gregoras vom Kaiser selbst seine Information bezogen hat. Zum Wort XA.E!l!lUTU vgl. die Anmerkung des Pontanus zu unserer Stelle sowie GOMME, A. W.: A Historical Commentary on Thucydides, BI. Oxford 1956, 644, ferner Amm. Mare. 23,3,8 furta bellorum. Eine Person dieses Familiennamens ist ansonsten nicht bekannt. Zum Ausdruck «Land ... und Vieh» vgl. SEVCENKO, Ihor in: Actes Bucarest I 73. Soskos ist in der westmakedonischen Landschaft Pelagonia zu lokalisieren. Es begegnet noch bei Georgios Akropolites, hist. 80 und 81 (I 167 und 169 HEISENBERG). Deure (bzw. Debre) ist wahrscheinlich mit dem heutigen Anarache, ca. 30 Kilometer östlich von Kastoria, zu identifizieren. Die bei Ephraim, Anna Komnena, Georgios Akropolites und Theodoros Skutariotes begegnende Ortschaft gleichen Namens ist wahrscheinlich eine andere, die nördlich vom See Achrida lokalisiert werden muß; vgl. FALLMERAYER, Jacob Philipp: Das albanesische Element in Griechenland, IB. München 1860,22f. NICOL: Epiros 224. Der Name stammt aus dem Slavischen: VASMER: Slaven 281. Vgl. noch A.141 oben. Staridola ist in der Nähe von Edessa zu lokalisieren. LEAKE: Northern Greece I 311 A.l vermutet, daß das Städtchen beim heutigen Kozane lag, was jedoch unwahrscheinlich ist; vgl. NICOL a.a.O. 224; 226 A.15. Die Festung wird noch bei mehreren spätbyzantinischen Historikern erwähnt. Der Name kommt ebenfalls aus dem Slavischen: VASMER a.a.O. 201 Nr. 80. Chlerenon ist das heutige Florina in Westmakedonien; vgl. JIRECEK: Serben I 374; ZAKYTHINOS, Dionysios A. in: EEBS 21 (1951) 197. DÖLGER: Regesten 2808 lokalisiert diese Festung in Thessalien. Vgl. ferner DINIe, M. in: ZRVI 4 (1956) 7f. Nach Gregoras (I 498) hat der Kaiser, als er von dem angeblichen Überlaufen des Sphrantzes eduhr, getan, als wenn er von nicht wüßte, und dessen Haus beschlagnahmen und seine Frau anprangern lassen. Dies habe jeden Argwohn des Syrgiannes zerstreut, obgleich dieser von seinen Freunden in Thessalonike und Berrhoia gewarnt worden sei, daß Sphrantzes ihm nach dem Leben trachte. Axios, der wichtigste Fluß Makedoniens, war bereits Homer (Il. 2,849 usw.)
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bekannt. Vgl. TAFEL: Thessalonica 287f. Der Flußname wird teils auf der ersten, teils auf der letzten Silbe betont: Ebenda 289 A.6. 190 Aus Kant. 3,38 (II 236) erfahren wir, daß die Festung Rhentina einen Tagesmarsch von Thessalonike entfernt war. Sie lag am westlichen Ende des heutigen gleichnamigen Engpasses, durch welchen der See Bolbe in den Strymonischen Golf mundet (Fluß Rhechios). Vgl. TAFEL a.a.O. 68 f.; DÖLGER: Regesten 2764; LEAKE: Northern Greece III 173; BINON: Prostagma 134 A.3; THEOCHARIDES: KU'tErtuvbuu 24f. Die Ortschaft hieß früher Lite: HOPF: Griechenland 116 (= S. 50 des Nachdrucks). Der Name slavischen Ursprungs; vgl. HOPF: Ebenda; VASMER a.a.O. 211. Es gibt heute einen Fluß gleichen Namens; vgl. SCHULTZE JENA, Leonhard: Makedonien. Jena 1927,185. Zum See Bolbe vgl. TAFEL: Ebenda 263 f.; LEAKE: Ebenda 231 f. 191 Nach TAFEL a.a.O. 302f. hat diese Ansiedlung der Kreter dazu geführt, daß mehrere Orte der Gegend, einschließlich des Flusses Axios, kretische Namen erhielten. Auch in Kleinasien gab es gelegentlich solche Ansiedlungen von Kretern; es handelte sich um Flüchtlinge vor der venetianischen Unterdrückung. Sie galten als tüchtige Krieger. Vgl. OIKONOMIDES: Armees 365. 192 Es handelt sich um die antike Stadt Sermyle, die bereits Herodot und Thukydides kennen. Sie ist auf der Chalkidike am Toronäischen Golf zwischen Pallene und Sithonia, unweit vom heutigen Dorf Ormilia, zu lokalisieren. Bei Thukydides 1,65,2 und 5,18,8 heißt es ~EQ!lUAlWV bwz. ~EQ!lUAL(ÜV rtOAU;, wie an unserer Stelle. Vgl. OBERHUMMER, E. in: RE II A 1736f.; GOMME, A. W.: A Historical Commentary on Thucydides. Oxford 1950, 1221; LEAKE a.a.O. III 154; CHRYSOCHOOS, Michael: 'H ~EQ!lUAYJ COQ!lUALU). Epeteris Parnassos 4 (1900) 104f. 192a Zu diesem Einfall der Türken s. ZINKEISEN: Geschichte I 186, der die Episode auf das Jahr 1332 ansetzt. Sie muß auf den Sommer 1334 datiert werden: LOENERTZ: Ordre et desordre 230; vgl. ferner FLORINSKIJ: Slavjane 39 (mit richtiger Chronologie); THEOCHARIDES a.a.O. 58 A.1. 193 Der fluß Galykos ist zwischen Thessalonike und dem Axios zu lokalisieren. Er wird unter diesem Namen zum ersten Mal von Nikephoros Bryennios 4,19 (S. 287 GAUTIER) erwähnt. Vgl. TAFEL a.a.O. 288; LEAKE a.a.O. III 439 f. (der ihn zu Recht mit dem Echeidoros Herodots identifiziert); HOPF: Griechenland 267 (= S. 201 des Nachdruckes); STRUCK, Adolf: Makedonische Fahrten, II. Die makedonischen Niederlande. Sarajevo 1908,3. An seinen Ufern schlug 480 v. Chr. Xerxes sein Lager auf; nach Herodot 7,127 versiegte der fluß damals wegen des großen Wasserverbrauchs des persischen Heeres. 194 Nach Gregoras (I 500f.) entfernte sich Sphrantzes vom Lager mit zwei Dienern unter dem Vorwand, die Stadtmauern von Thessalonike näher betrachten zu wollen, worauf Syrgiannes, dem, nach den Worten des Historikers, Gott den
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Verstand geraubt hatte, ihnen ohne Begleitung folgte. Als sie ca. zwei Kilometer vom Lager entfernt waren, stürzten sich die drei auf Syrgiannes und töteten ihn. Der Todestag des Syrgiannes ist durch eine Kurzchronik festgehalten worden: 23. August 1334; vgl. SCHREINER: Kleinchroniken I 351 Nr. 1, ferner BARISIC: Monomah 223 (die Chronologie muß bei HOPF: Griechenland 429 [= S. 363 des Nachdruckes] sowie bei anderen Autoren korrigiert werden). S. noch SOULIS: Serbs 164 A.35. 195 Zu diesem Friedensvertrag, durch welchen die makedonischen Festungen Strumitza und Prilep an den Serbenkral abgetreten wurden, vgl. DÖLGER: Regesten 2815. Das Datum des Vertrages hat die Fortsetzung der Chronik des Danilo überliefert: 26. August 1334, also nur drei Tage nach dem Mord an Syrgiannes; vgl. die vorige Anmerkung, ferner JIRECEK: Serben I 374; BARISIC, Franjo in: ZR VIII (1968) 222. Ungenau übersetzt Pontanus die Zeilen Kant. 1457,19 - 21. 196 Es handelt sich um den König Karl Robert (1308 -1342) aus der neapolitanischen Linie der Dynastie Anjou. Über diese Episode berichtet ausführlicher die obengenannte serbische Chronik. Der ungarische Monarch überschritt die Donau und drang ins serbische Gebiet ein, zog sich jedoch beim Anrücken des Serbenkrals zurück. In der Folgezeit wiederholten sich ähnliche Grenzzwischenfälle zwischen Ungarn und Serben. Vgl. JIRECEK a.a.O. 375. Außer OÖYXQOL (bzw. OÖyyQOL), einer Bezeichnung, die erst im 10. Jahrhundert auftaucht, begegnen die Ungarn unter vielen anderen Namen bei den byzantinischen Historikern; vgl. MORAVCSIK, Gyula: Die archaisierenden Namen der Ungarn in Byzanz. BZ 30 (1929-1930) 247f., ferner DARKo, Jenö in: BZ 21 (1912) 472f. 197 Vom Winter 1334-1335, den der Kaiser in Thessalonike verbrachte, springt die Erzählung des Historikers wieder zurück zum Frühling 1331. Vgl. oben A.151. 198 Über diese Personen ist ansonsten nichts bekannt; vgl. JIRECEK: Bulgaren 298; BURMOV: Istorija II 12. Zu Neda-Anna s. ebenda II 15 f. Vgl. ferner oben A.148. 198a Da Stephan Dusan erst am 8. September 1331 zum König der Serben erhoben wurde, liegt an unserer Stelle offensichtlich eine Verwechslung vor: Neda-Anna ist zu ihrem Bruder, Stephan Uros III., geflüchtet. 199 Zum bulgarischen Zaren Ivan Alexander (1331-1371) vgl. JIRECEK: Ebenda 298 f.; TRIFONOV, J.: Despot Ivan Alexander i polozenieto na Bulgaria sIed Velbyzdskata bitka, in: Spisanie der bulg. Akad. der Wiss. 43, hist.-phil. Abt. 21 (1930) 61-91 (uns nicht zugänglich); BURMOV a.a.O. II 13 f. 200 Zu dieser Episode um Nikomedeia vgl. oben A.171 und 173. Zur Häufung des Verbums JtaQaaxEua~Ea{}m an unserer Stelle vgl. KAZDAN: Cantacuzene 313. 201 Über den im folgenden geschilderten byzantinisch-bulgarischen Konflikt bringt auch Gregoras (I 483 f.) einen ausführlichen Bericht. Während aber Kantakuzenos die Ereignisse auf den Sommer 1331 datiert, setzt sie Gregoras nach der Geburt des Sohnes des Andronikos, Johannes (18. 7.1332), an, also im Sommer
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1332. So entsteht ein chronologisches Problem, das bisher keine befriedigende Lösung gefunden hat. Den Anfang der Feindseligkeiten durch Ivan Alexander setzt allerdings auch Gregoras (I 458) im Frühjahr 1331 an. Anhaltspunkte für die eine oder andere Chronologie gehen in Fülle aus der Darstellung beider Historiker hervor. Vgl. FLORINSKIJ: Andronik 122 A.5; KURusEs: rUßuAac; 274f.; LEMERLE: Aydin 73f.; DÖLGER: Regesten 2769; VAN DIETEN: Gregoras II 2,338 f. Zum byzantinisch-bulgarischen Konflikt vgl. ferner BOSCH: Andronikos III. 78 f.; VAN DIETEN a.a.O. 342f. Der Krieg wird auch von einer Kurzchronik erwähnt (mit falscher Jahreszahl); vgl. MIONI: Cronaca 74 Nr. 7 (mit Kommentar ebenda 79). Zu den Festungen Aetos und Rhosokastron vgl. oben A.150. 202 Nach Gregoras (1484) machte Andronikos in dieser Botschaft an den Bulgarenzaren u. a. geltend, daß mehr als fünfzehn Festungen, die jetzt strittig waren, von seinem Großvater entweder neu errichtet oder ausgebaut worden seien. Beim Austausch dieser Botschaften hielt sich nach Gregoras der bulgarische Zar noch in Trnovo auf. Im übrigen waren die Städte der Westküste des Schwarzen Meeres seit Jahrhunderten Streitobjekt zwischen Byzantinern und Bulgaren. Zur Botschaft des Kaisers vgl. DÖLGER: Regesten 2769. 203 Zum Bulgarenzaren Theodor Svetoslav (1300-1322) und seiner Gattin Theodora vgl. Bd. I A.18; JIRECEK: Bulgaren 284f.; DÖLGER: IIAP~IIOPA 222f. Zu den Katalanen vgl. Bd. 1. A.l08. Zur Botschaft des Kaisers vgl. DÖLGER: Regesten 2774. 204 Offensichtlich hielten die Byzantiner Diampolis seit Juli 1328 besetzt; vgl. oben S. 10 und A.18. Aus Versehen verzeichnet BOSCH a.a.O. 80 den Austausch der beiden Städte in umgekehrter Richtung. 205 Der sprichwörtliche Ausdruck stammt aus Homer, 11. 6,236, an welcher Stelle erzählt wird, wie Glaukos, dessen Sinne nach dem Dichter Zeus umnebelt hatte, seinen goldenen Panzer gegen den bronzenen des Diomedes tauscht. Vgl. KARATHANASIS: Sprichwörter 35 f. In den meisten Fällen jedoch, wie an unserer Stelle, wird der homerische Ausdruck umgekehrt, da er sich in dieser Form für die praktische Anwendung besser eignet. 206 Zu diesem Vorvertrag vgl. DÖLGER: Regesten 2776. Gregoras kennt keine Vereinbarung zwischen Andronikos und dem Bulgarenzaren vor der Schlacht am 18. Juli. Er führt den folgenden Zusammenstoß auf die unangemessenen Forderungen des Andronikos zurück. Ob die an unserer Stelle erwähnte Vereinbarung eine Erfindung des Kantakuzenos ist, um die folgende Niederlage der Byzantiner zu rechtfertigen, sei dahingestellt. 206a Belaur, der Bruder des Bulgarenzaren Michael Sisman. Nach JIRECEK soll sein Name auf rumänisch den Drilchen bedeuten. Der Ausdruck A'UJ'tYlQOC; ~v (464,16) nach Thukydides: 1,76,1; 99,1 u. passim.
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Nach Gregoras (I 485) stellte der Kaiser seine Streitmacht in halbmondförmiger Schlachtordnung auf. Ihre Stärke beziffert der Historiker mit 3000 Mann und bezeichnet sie als dem Gegner nicht gewachsen. Bei dem hier erwähnten Tzamplakon handelt es sich im übrigen nach THEOCHARIDES:T~uf!JtA.a%(J)vE~ 164 und A.2 nicht um den oben (vgl. A.166) genannten Arsenios, sondern um Alexios Tzamplakon, den Vater des Arsenios, was freilich keineswegs als sicher zu betrachten ist; vgl. dazu auch VAN DIETEN: Gregoras II 2,346. Unter 'Getai' sind hier wahrscheinlich Ungrovlachen zu verstehen; vgl. Bd. I A.229 und AMANTOS: 'OVOf!u·w 99. Zu Manuel Asanes vgl. Bd. I A.153. Kantakuzenos bemüht sich, wie es scheint, den Rückzug der Byzantiner nach Rhosokastron so geordnet wie möglich erscheinen zu lassen. Nach Gregoras (I 487 f.) spielten sich in der Festung Schreckensszenen ab, und außerdem hatte die Niederlage katastrophale Folgen für die byzantinischen Stützpunkte in Westbulgarien: «Als die Rhomäer nun sahen, daß die Feinde sich anstrengten, zuerst den Hügel zu besetzen, so daß sie sie umzingeln und auch im Rücken angreifen könnten, machten sie kehrt und flüchteten eilends in das Kastell. Die Leute, die darin wohnten, hatten aber die Niederlage gesehen und schlossen aus Furcht vor Alexander die Tore. Die Flüchtenden brachen sie jedoch mit Gewalt auf und stürzten hinein. Die Einwohner warfen sie teils hinaus, teils brachten sie sie wie Feinde um; dann sicherten sie das Kastell. Sie waren niedergeschlagen und völlig verängstigt, da sie deutlich den Tod vor Augen hatten. Denn es gab im Kastell kein Heu für die Zugtiere, keinen Brunnen und auch keine andere Wasserzufuhr. Von den verwundeten Soldaten und Pferden, die unversorgt zurückblieben, starb ein Teil, andere waren dem Tod nahe. Die Tore zu öffnen war völlig unmöglich, da die Feinde in Massen rundum lagerten und die rhomäischen Gebiete weit weg waren; das Wagnis einzugehen, heimlich zu einer verbündeten nahen Stadt an der Küste abzuziehen, war ihnen auch versagt, denn die Stadt Anchialos war auf der Seite der Feinde und Mesembria hatte auf die Nachricht der rhomäischen Niederlage hin sofort die Front gewechselt, die rhomäische Besatzung niedergemacht und die Mauern hinab geworfen, sofern sie nicht zuvor geflüchtet war. Ebenso hatten sich auch alle Kastelle im Haimos verhalten» (nach der Übersetzung VAN DIETENs). Zu Ehren des Kantakuzenos ist zu bemerken, daß er über sich selbst fast nichts sagt, während Gregoras (I 486) ihm heldenhaftes Kämpfen bescheinigt: «Alle kämpften also tapfer und tüchtig ... allen voran der Großdomestikos Kantakuzenos. Er empfing zwar viele feindliche Schwerthiebe, viele Wurfgeschosse und Stöße mit Lanzen, aber er warf selbst sehr viele Feinde nieder und durchstand diesen Kampf unversehrt, ohne Schild oder Schwert zu verlieren, so unerschütterlich und wie angeklebt saß er auf seinem Pferd» (nach der Übersetzung VAN DIETENS). Es ist anzuneh-
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men, daß Gregoras seme Information offenbar von Expeditionsteilnehmern be~ogen hat. Daß solche Zahlen bei Kantakuzenos mit Vorsicht zu genießen sind, mahnt HUNGER: Literatur I 469. Statt auto~ (Kant. 467,17) muß man wahrscheinlich EYYU~ lesen. Die Familie der Synadenoi hatte Verbindungen mit den Herrscherhäusern Ungarns und Bulgariens; daher tritt hier ein Synadenos als Onkel des Bulgarenzaren auf. Vgl. die genealogischen Tafeln bei HANNICK-SCHMALZBAUER: Die Synadenoi 138 und 139. Zu den Botschaften des Kaisers an den Bulgarenzaren vgl. DÖLGER: Regesten 2777 und 2778. Vgl. ferner MAKSIMOVIC: Poslednje godine 183. Zu diesem Friedensvertrag vgl. DÖLGER: Ebenda 2779. Nach Gregoras ließ Ivan Alexander den Kaiser und seine Soldaten erst am Tage nach der Schlacht (19. Juli) unter Zusicherung ungehinderten Abzugs den Weg in die Heimat antreten, nachdem er Andronikos gemahnt hatte, in Zukunft gemäßigter zu sein. Im übrigen kennt Gregoras nicht die Bewunderung des Bulgarenzaren für Andronikos und seine Männer, von der Kantakuzenos spricht; nach Gregoras war das Gefühl, das er für sie hegte, Mitleid. In der Wirklichkeit war die Entscheidung des Zaren, die Rückkehr des byzantinischen Kaisers und seines Heeres in die Heimat zu ermöglichen, wohl das Resultat von politischen Überlegungen. Zur Freilassung der Gefangenen vgl. KÖPSTEIN: Sklaverei 65. D.h. Mitte August 1331. Zu dieser Invasion Umurs in Thrakien vgl. ZINKEISEN: Geschichte I 186f. (mit falscher Chronologie); LEMERLE: Aydin 72f. Nach LEMERLE versteht man diese sonderbare Episode mit Umur besser, wenn man sie als Nachspiel seiner mißglückten Expedition gegen Kallipolis betrachtet, wovon wir aus der «Düstürname» des türkischen Chronographen Enveri erfahren. So habe die «Düstürname» (V. 393 f. [So 61 f. MELIKOFF-SAYARJ) den ersten Teil, Kantakuzenos den zweiten Teil der Expedition Umurs erhalten. Zu Umur vgl. unten A.256. Kumutzena, das heutige Komotene, gilt als das Zentrum des früheren Themas Boleron; vgl. KYRIAKIDES: MEAEtm 40f.; TAFEL: Via Egnatia orientalis 49; LEMERLE: Philippes I 129 f.; ASDRACHA: Region 109 f. Poru ist am See Bistonis zu lokalisieren; vgl. TAFEL a.a.O. 48 f.; LEMERLE: Aydin 72 A.4. ASDRACHA a.a.O. 103, ferner unten A.364. Poru scheint auch als Handelshafen bekannt gewesen zu sein; vgl. LAIOU-THOMADAKIS: Economy 219. Panagia lag dementsprechend südwestlich von Kumutzena, zwischen dieser Stadt und Poru. Vgl. ASDRACHA a.a.O. 112f. Der Ortsname kommt in Griechenland des öfteren vor. Zu Andronikos Asanes vgl. oben A. 75. Diese Lüge bezweckte wohl, bei den Türken den Eindruck entstehen zu lassen,
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daß überall, wo sie landen würden, eine örtliche Streitmacht bereit stünde, ihnen entgegenzutreten. Auf die List fällt Umur jedoch nicht herein. Vgl. ferner FLORINSKIJ: Slavjane 45. 219a Zum Ausdruck wonEQ ano ouv8~1<.l]~ vgl. LEMERLE a.a.O. 73 und A.l; Kant. I 97,17. Ähnlich wird vom Historiker die Wendung wonEQ EI<. ouvihl~aLo~ gebraucht; vgl. z. B. Kant. II 332,5. 220 Das Todesdatum des älteren Andronikos ist durch eine Kurzchronik überliefert worden: 13. Februar 1332; vgl. SCHREINER: Kleinchroniken I 79 Nr. 26 a. Damit stimmt auch die Angabe des Gregoras (I 462) überein, Andronikos d. Ä. sei in der Nacht vom 12. zum 13. Februar gestorben. Nach LOENERTZ: Chronique breve 51 ist der alte Kaiser am Abend des 12. Februar gestorben; diese Ansicht stützt sich jedoch auf eine zu enge Interpretation des Textes von Gregoras; vgl. VAN DIETEN: Gregoras II 2,330 (mit der Einschränkung, daß Gregoras wahrscheinlich den Tag doch ab Mitternacht rechnet; vgl. Bd. I A.113). Aus der Kurzchronik erfahren wir noch, daß der alte Kaiser im Lipskloster beigesetzt wurde. Aus Gregoras (I 472,15) geht hervor, daß Andronikos d.Ä. vierundsiebzigjährig starb, während er laut unserer Stelle bei seinem Tode 72 Jahre alt war. Nach DÖLGER: IIAPA2:TIOPA 186 A.32, der die Altersangaben des Gregoras für zuverlässiger hält, ist Andronikos d. Ä. 1258 geboren worden; vgl. ferner VAN DIETEN a.a.O. 329f., der die Geburt des alten Kaisers zwischen dem 15. August 1258 und dem 13. Februar 1259 ansetzt. Im übrigen beschreibt Gregoras die letzten Stunden des älteren Andronikos ausführlich und erzählt von den Vorzeichen (Sonnen- und Mondfinsternisse, Erdbeben usw.), welche seinem Tode vorangegangen sein sollen. Aus anderen Kurzchroniken (SCHREINER a.a.O. I 231 Nr. 15 und MIONI: Cronaca 74 Nr. 6) sowie aus Gregoras (I 460 f.) erfahren wir, daß in der Nacht, als der Kaiser starb, die Säule vor der Kirche der Vierzig Märtyrer in Konstantinopel infolge eines Sturmes stürzte. Mit dieser Säule habe einst der alte Kaiser, laut Gregoras, durch ein prophetisches Wort die Dauer seines Lebens verbunden. Eine Monodie auf den Tod des älteren Andronikos haben Nikephoros Gregoras (1465 f.) sowie Theodoros Kabasilas komponiert; vgl. Bd. I A.335 und KURUSES, Stavros in: EEBS 42 (1975 -76) 408 f. Zu den Lobreden für Andronikos s. RADOSEVIC, Ninoslava in: ZRVI 21 (1982) 61 f. Zum Tode des Andronikos II. vgl. ferner die Kurzchroniken Nr. 1 bei SCHREINER a.a.O. I 610 und Nr. 52 bei LAMPROS, S. in: NE 7 (1910) 140. 221 Den Tod von Rita-Xene erwähnt auch Gregoras (I 490) ohne gen aue Zeitangabe und fügt hinzu, daß sie in Thessalonike beigesetzt wurde; darauf folgt eine Klagerede des Historikers für die Verstorbene. Im übrigen bedeutet der Name «Xene» nicht die «Ausländerin» (wie VAN DIETEN a.a.O. II 1,163 meint), sondern die «Gastin»; s. PAPE-BENSELER: Wörterbuch der griechischen Eigennamen s. v. SEVO~, SEVl] und vgl. den Gebrauch des Namens heute im Neugriechi-
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schen (Nebenform: SEv(a). Die Vornamen waren bei den Byzantinern nicht selten; vgl. Prosop. Lexikon Nr. 5503; 3315; 8282; 2931; 2041; 7751; 11 065; 11575; 12025 usw. Thessalien, d. h. das Land zwischen Olymp und Parnaß, war 1268 zum separaten Staat geworden unter Johannes 1. Angelos, dem Andronikos II. den Titel des Sebastokrator verliehen und mit dem er sich verschwägert hatte. Nach dem Tode des dritten Herrschers aus der Dynastie der Angeloi, Johannes II., im Jahre 1318, wurde Thessalien als Sonderstaat praktisch aufgelöst. Der westliche Teil des Landes wurde damals von dem hier erwähnten Stephanos Gabrielopulos in Besitz genommen, der östliche geriet unter die Herrschaft der Familie der Melissenoi, während Südthessalien von den Katalanen erobert wurde. Vgl. Gregoras I 110; 278 f.; BOGIATZIDES: XQovL'X6v I 141f.; FERJANCIc: Tesalija 95 f.; 190f.; SOKOLOV, 1.: Krupnye i melkie vlasteli v Fessalij. VV 24 (1923-1926) 33 f.; NICOL: Epiros 35 f. Zu den verschiedenen Wandlungen der geographischen Bedeutung des Namens 8EooaALa s. ABRAMEA: 8EooaALa 17f.; FERJANCIC a.a.O. 1 f. Zu Thessalien vgl. ferner LEoNARDos, 1. A.: NEffi'tU'trj 'tyP; 8EOoaA(a~ XffiQoyQacpLa. Pesth 1836 (uns nicht zugänglich). Zu Botiaia vgl. oben A.180. Man hat bisher angenommen (z.B. HOPF: Griechenland 422 [356]; ARABANTINOS: XQovoyQacp(a I 111; OSTROGORSKY: Geschichte 418 u.v.a.), daß der Sebastokrator Stephanos Gabrielopulos in der zweiten Hälfte des Jahres 1333 gestorben sei, da man laut den Angaben des Kantakuzenos an unserer Stelle 13. 2. 1332 + 1 Yz Jahre + ~E'ta ~L'XQ6v addiert hat (einige Forscher haben sogar den Tod des Gabrielopulos auf 1334 angesetzt). Es ist aber von BARISIC: Monomah 218 f. mit Recht darauf hingewiesen worden, daß der Ausdruck ~E'ta ~L'XQ6v (Kant. 1473,13) genauso gut auf das Todesdatum des älteren Andronikos bezogen und der Satz 10 'Xai ~E'tU ... - 12 E'tEAElrt'YjoEv als parenthetisch aufgefaßt werden kann. In diesem Falle dürfte der Tod des Gabrielopulos ins Jahr 1332 gefallen sein, was BARISIC für sicher hält. So müssen nach BARISIC die Eroberungen des Michael Monomachos und des Johannes Orsini in Thessalien noch im Jahre 1332 erfolgt sein; vgl. OSTROGORSKY, Georg in: ZRVI 11 (1968) 211f. Stephanos Gabrielopulos war vermutlich der Vater oder sonst ein Verwandter von Michael Gabrielopulos, welcher 1342 als Patron der Bürger von Phanari sowie der in der Umgebung liegenden Klöster von Lykusada und Porta Panagia auftritt. S. MM V 260, welche Michael fälschlich auf 1295 ansetzen. Den Fehler hat auch BOGIATZIDES a.a.O. 146f. sowie viele andere übernommen. Richtig BEES, Nikos A. in: BZ 21 [1912] 170 A.l; SOLOVJEV: Archonti 163 A.24; WEIss: Kantakuzenos 140; NICOL: Meteora 56 A.17. Vgl. ferner BEES in: BNJ 18 [1945-1949] 82f. Für den Nachkommen einer Bastardlinie der Angeloi hält JIRECEK: Serben I 376 Gabrielopulos. Der Ansicht HOPFS
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a.a.O. 422 (= S. 356 des Nachdruckes), Gabrielopulos sei ein Mitglied der Familie der Melissenoi gewesen, der auch OSTROGORSKY: Geschichte 418 beizupflichten scheint, ist BOGIATZIDES a.a.O. 150 erfolgreich entgegengetreten; vgl. ferner LOENERTZ, Raymond Jean: Athenes et Neopatras. Regestes et notices pour servir cl l'histoire des duches Catalans (1311-1394). Archivum fratrum praedicatorum 25 (1955) 184f.; WEISS: Kantakuzenos 140; ARABANTINOS: Ebenda. Zum Namen vgl. MORITZ: Zunamen 33. Im Index der Bonner Ausgabe (Kant. In 584) ist er unter dem Namen 'Gabriel' aufgenommen worden. Im übrigen ist die Bezeichnung ÖEO:J'tO~o)V des Kantakuzenos für Gabrielopulos nicht mit ÖEO:J't01:11~ gleichzusetzen, sondern wird wahrscheinlich vom Historiker absichtlich benutzt, um das provisorische bzw. usurpatorische Element der Herrschaft des Gabrielopulos zum Ausdruck zu bringen; vgl. LEMERLE: Aydin 119 A.2. Zu Michael Monomachos vgl. Bd. I A.360. Zur Würde des Sebastokrators s. FERJANCIC, BoZidar: Sevastokratori u Vizantiji. ZRVI 11 (1968) 14lf. S. noch SOULIS: Serbs 8f. Golos ist das heutige Volos am Golf von Pagasai; vgl. GIANNOPULOS, N. 1.:
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Form 'Lykostomion'. S. ABRAMEA: 8EooaALa 75; KODER-HILD a.a.O. 208; LEAKE a.a.O. III 388 f. Ein anderes Lykostomion liegt südöstlich von Stagoi: KODER-HILD: Ebenda 207. Stagoi war das heutige Kalambaka, unweit vom antiken Aiginion; s. ABRAMEA a.a.O. 158 f.; KODER-HILD a.a.O. 262; LEAKE a.a.O. I 419 f.; BOGIATZIDES: XgovL/{.6v II 155 f. Zur Etymologie des Namens: Ebenda 162; SOTERlU, Georgios A. in: EEBS 6 (1929) 292 A.1. Trik(k)ala, das antike Trikke, an den Ausläufern des Gebirges Chassia. In der erstgenannten Form wird es bereits von Anna Komnene, Alex. 5,5 erwähnt. S. KODER-HILD a.a.O. 277f.; ABRAMEA a.a.O. 132f.; LEAKE a.a.O. I 426f.; BLYTSAKIS, Konstantinos Chr.: LUVl'O!lO~ [Ol'ogLa l'ii~ 3t6AEOO~ TgL/{./{.UAOOV. Athen 1891 (uns nicht zugänglich). VASMER: Slaven 98 vermutet slavischen Einfluß auf die Bildung des späteren Namens, was jedoch höchstens für die Endung gelten kann. Phanarion, die gleichnamige heutige Stadt, 12 Kilometer nordwestlich von Karditsa, an der Stelle des antiken Ithome; s. KODER-HILD a.a.O. 237; PHILIPPSON/KIRSTEN: Landschaften 11 1,170. Damasin liegt südlich von Elason, am Fluß Xerias (= Titaresios); s. ABRAMEA a.a.O. 87f.; KODER-HILD a.a.O. 141; LEAKE a.a.O. IV 299f. Elas(s)on liegt am Nordrande der Ebene, welche vom Niederolymp und seinen Ausläufern umgeben ist. Es wird bereits bei Homer, Il. 2,739 in der Form 'Oloosson' erwähnt, während es bei Prokop, de aedif 4,4 'Lossonos' heißt. Vgl. ABRAMEA a.a.O. 86 f.; KODER-HILD a.a.O. 153; LEAKE a.a.O. III 345 f. Andronikos II. hatte dort das Kloster der Muttergottes Olympiotissa bauen lassen; vgl. DÖLGER: Regesten 2824. Es handelt sich um den Despotes von Epiros Giovanni Orsini (1323 -1335), der ca. zwei Jahre später von seiner Gattin Anna Palaiologina vergiftet wurde. Orsini selbst wurde zum Despotes, nachdem er seinen Bruder und Vorgänger Nicolo Orsini (1318-1323) ermordet hatte. Treffend vergleicht NICOL: Meteora 54f. die Morde in der Geschichte der Despoten von Epiros mit den Greueltaten der Atreiden. Vgl. unten A.286, ferner PAPADOPULOS: Genealogie 31 f.; OSTROGORSKY: Geschichte 418 f.; Prosop. Lexikon Nr. 207. Die sog. «albanische Wanderung» wurde durch die rasche Zunahme der Gebirgsbevölkerung Albaniens in den 20er Jahren des 14. Jahrhunderts ausgelöst. Nächstes Ziel der Eindringlinge, die ihre Familien mitgenommen hatten, war Thessalien; nachdem sie Zentralgriechenland restlos ausgeplündert hatten, wanderten sie von dort auf den Peloponnes sowie auf die meisten Inseln der Ägäis aus. In der Folgezeit gräzisierten sich die Albaner in einem Tempo, das an die rasche Amerikanisierung der heutigen Einwanderer in die USA erinnert, vergaßen ihre Abstammung und bald auch ihre Sprache und nahmen sich grie-
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chische Namen (anders AMANTOS, K. in: BNJ 17 [1939-1943] 219). Ein Teil der heutigen Bevölkerung Griechenlands stammt von diesen Einwanderern ab. HAHN: Studien I 32 bezifferte ihn nach den Befreiungskriegen auf ca. 15 % der damaligen Gesamtbevölkerung. Sowohl diese Schätzung als auch die Berechnungen von BIREs: 'AQßavi:-w; 337f. sind mit Vorsicht zu benutzen, da sie als äußerst approximativ zu erachten sind. Vgl. noch THUMB, Albert in: PhS 27 (1900) 333. Bei den heutigen Albanophonen in Griechenland handelt es sich allerdings zumeist um Albaner, die erst während der Türkenherrschaft nach Griechenland einwanderten. Sie haben sich auch rasch gräzisiert; sie fühlen sich und denken wie Griechen und wollen an ihre Abstammung nicht erinnert werden. Zur albanischen Wanderung s. FALLMERAYER: Morea II 240 f. (der den Anteil der Albaner unter der griechischen Bevölkerung überschätzt); HAHN: Studien I 318f.; FERJANCIC: Tesalija 198f.; KOLLlAS, A. P.: 'AQßavL'tE~, Athen 1983, 127 f.; JIRECEK: Bulgaren 299 f.; DERS.: Albanien in der Vergangenheit in: THALLOCZY: Forschungen I 73 f. Über die zerstörerische Kathodos der Albaner berichtet der Venezianer Marino Sanudo Torsello in einem Brief vom Jahr 1325. Nach BAKALOPULos, Apostolos:
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der Albaner Ehrentitel verliehen. Vgl. ferner KAZDAN: Otnosenija 38 f.; DIETERICH: Quellen II 90. Es handelt sich um bekannte albanische Stämme, die bis in die späte Türkenzeit hinein in Griechenland begegnen; s. SULES, Georgios Chr.: IIEQI, LWV !-tEomwVLXWV uAßavLx&v CPUAWV LWV MaAaxaolwv, MJtOUlWV xal, MEoaQLLwv. EEBS 23 (1953) 213 f. Über das Geschlecht der Buioi (Buas) s. noch BIRES a.a.O. 38 f. J IRECEK: Serben I 376 A.3 sowie viele andere Forscher betrachten sie als walachische Nomaden; vgl. jedoch die Einwände von SULES: Ebenda. Auf die Namen dieser Stämme sind Ortsnamen in Griechenland wie MaAaxaoa, MJtoYLaLL usw. zurückzuführen. Vgl. ferner FLORINSKIJ: Andronik 237 (= 137); DUCELLIER, Alain: Les Albanais du XIe ou XIIIe siede: Nomades ou sedentaires? Byzantinische Forschungen 7 (1979) 34. Über den Namen 'Mesaritai' insbesondere vgl. die Ausführungen von MELIARAKES, Antonios in: DIEE 4 (1892) 458f. Die von Kantakuzenos angegebene Zahl (12000) bezieht sich wahrscheinlich auf Familien; vgl. CHARANIS, Peter: The Formation of the Greek People in: The «Past» in Medieval and Modern Greek Culture, ed. by Speros VRYONIS, Jr. Malibu 1978, 96. Der Name der Albaner taucht in der byzantinischen Historiographie im 11. Jahrhundert zuerst bei Michael Attaleiates auf; vgl. THALLOCZY: Forschungen I 126. Der Historiker nennt an unserer Stelle die eingewanderten Albaner ußaolAEuLOL, weil sie bis dahin ihre Unabhängigkeit bewahrt hatten: OSTROGORSKY: Geschichte 418; vgl. FERJANCIc a.a.O. 200. Das Wort versteht Kant. zugleich in negativer Bedeutung (= ohne soziale Ordnung); vgl. Kant. II 86,10. Nach BARISIC: Monomah 223 f. (vgl. ebenda 232) ist der Kaiser Ende Herbst 1332 nach Thessalien gekommen und im Frühling 1333 über Thessalonike nach Konstantinopel zurückgekehrt. Dies kann aber nur stimmen, wenn der Kaiser in Thessalien überwintert hat, was unwahrscheinlich ist; denn in Thessalonike verbrachte Andronikos jeweils nur ein paar Tage (Kant. I 474,20; 476,2) und beim Serbenkral hielt er sich sieben Tage auf (Kant. 1475,19). Gegen die Datierung von BARISIC (Ende Herbst) spricht entschieden der Ausdruck XEL!-tWVO~ EJtEA86vLO~, welcher zeigt, daß der Kaiser vor dem Winter in Thessalien operierte (wobei man berücksichtigen muß, daß bei Kantakuzenos der Winter bereits Anfang Oktober anfängt: Kant. I 122,21); wenn er Ende Herbst dorthin gekommen wäre, dann hätten sich seine Operationen in den Wintermonaten abwickeln müssen. Die Albaner kommen zu ihm offensichtlich aus ihren Bergquartieren im Laufe oder nach Beendigung dieser Operationen (ÖLaLQlßovLa). Der Feldzug Andronikos' III. nach Thessalien und sein Treffen mit dem Kral sind also auf Frühjahr-Sommer 1333 anzusetzen. Als BARISIC seinen Artikel niederschrieb, wußte er höchstwahrscheinlich noch nicht, daß nach der Theorie von LOENERTZ: Ordre et desordre 222f. auf Kant. I 476,2 der Ab-
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schnitt Kant. 1431,20-458,16 folgt (vgl. oben A.151). S. noch SOULIS: Serbs 166 A.52. Die Lage dieser Ortschaft ist unbekannt. Sie wird nur bei Kantakuzenos erwähnt; vgl. DRÄsEKE: Geschichtswerk 496. Rhadobosdion ist an der byzantinisch-serbischen Grenze, unweit von Strumitza, zu lokalisieren. Der Ausdruck des Kantakuzenos, der Kral sei noch «mitten in seinem Land» gewesen, ist wohl übertrieben. Zur Herkunft des Ortsnamens s. VASMER: Slaven 186 Nr. 86 (der die Ortschaft irrtümlicherweise mit Rhadobisti zu identifizieren scheint). Vgl. ferner ABRAMEA: 8EooaALa 180; DRÄsEKE: Ebenda. Nach der Chronologie des Kantakuzenos befinden wir uns jetzt im Frühjahr 1335; vgl. oben A.151 und 197; LOENERTZ a.a.O. 226f. Der im folgenden beschriebene Feldzug des Kaisers nach Lesbos und Phokaia muß also im Sommer 1335 stattgefunden haben. Mit dieser Chronologie stimmt auch eine Kurzchronik überein, die die Abfahrt des Kaisers von Konstantinopel auf den Mai 1335 ansetzt; vgl. SCHREINER: Kleinchroniken I 80 Nr. 29; LOENERTZ: Chronique breve 55 f. Gregoras hingegen datiert das Unternehmen auf den Sommer 1336; vgl. VAN DIETEN: Gregoras II 2,368. Die Chronologie des Kantakuzenos und der Kleinchronik wird noch durch die Angabe des Historikers (Kant. II 111,7) bestätigt, wonach im September 1341 Manuel und Johannes Asan 6 Jahre im Gefängnis saßen; der Putschversuch, an welchem sie beteiligt gewesen sein sollten und der den hier erwähnten Ereignissen unmittelbar folgte, fand also im Spätsommer- Herbst 1335 statt. Vgl. unten A.258. Ansonsten stimmt der gleichfalls recht umfangreiche Bericht des Gregoras (1525 f.) über den Feldzug im großen und ganzen mit dem des Kant. überein, obwohl sich in den Einzelheiten viele Abweichungen zeigen, die zum großen Teil auf den unterschiedlichen Blickwinkel beider Historiker zurückzuführen sind: Gregoras betrachtet die Ereignisse aus der Hauptstadt, Kantakuzenos als Teilnehmer der Expedition an oberster Stelle. Zu den Ereignissen um Lesbos und Phokaia vgl. ferner PARISOT: Cantacuzene 126f.; FLORINSKIJ: Andronik 232 (= 132)f.; HEYD: Commerce I 487f.; BoscH: Andronikos III. 129f.; LEMERLE: Aydin 108f.; VAN DIETEN a.a.O. 366f. Im übrigen unterscheidet sich Gregoras von Kantakuzenos auch darin, daß er den Angriff der Genuesen auf Lesbos als Folge der 1332 geschlossenen byzantinisch-lateinischen Allianz gegen die Türken ansieht, deren Ziel «die Lateiner» aus Angst, der Kaiser könnte ihnen zuvorkommen und sie angreifen, «heimtückisch änderten» (I 525). Zu diesem Bündnis, das 1334 einige Erfolge gegen die Türken aufzuweisen hatte und das von Kantakuzenos überhaupt nicht erwähnt wird, s. HOPF: Griechenland 464 f. (= S. 398 des Nachdruckes); THIRIET: Regestes I 20; DÖLGER: Regesten 2785; LEMERLE a.a.O. 90f.; THEoToKEs, Spyridon in: EEBS 7 (1930) 288 f.; LAIOU, Angeliki:
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Marino Sanudo Torsello, Byzantium and the Turks: The Background to the Antiturkish League of 1332-1334. Speculum 45 (1970) 3741.; ZACHARIADOU: Trade 211.; VAN DIETEN a.a.O. 3651.; HOUSLEY, N. J. in: Byzantion 51 (1981) 5481. Zu Andreolo und Domenico Cattaneo della Volta vgl. oben A.97. Bei THIRIET: Regestes I Nr. 89 handelt es sich nicht um Andreolo, wie der Herausgeber meint (A.l), sondern um Domenico Cattaneo. Die Zusammenstellung der Angriffsflotte der Lateiner wird bei Gregoras (1526) unterschiedlich dargestellt. Danach stellen Cattaneo 8, der Herrscher der Kykladen Sanudo, der von Kantakuzenos überhaupt nicht erwähnt wird, 3 und die Johanniter von Rhodos 4 Schiffe, also im ganzen 15 Schiffe, zur Verfügung. Vgl. VAN DIETEN a.a.O. 366f. Die Stadt Eres(s)os, an der Westküste der Insel Lesbos, ist bereits in der Antike hinreichend bekannt. Sie wird des öfteren bei Thukydides erwähnt. Vgl. BÜRcHNER in: RE VI 420 f. Das heutige gleichnamige Städtchen liegt 4 Kilometer von der Küste entfernt. Methymna, an der Nordküste der Insel, ebenfalls seit dem Altertum bekannt, begegnet mehrmals bei Thukydides. Vgl. ZSCHIETZSCHMANN in RE XV 13911.; MUTZURES, Johannes: MEomWVLXU xcw'tQU 'tii~ AEOßOU. Aeoßwxa 1 (1962) 50f. (uns nicht zugänglich). Die ältere Literatur über die Insel Lesbos hat HOPF: Griechenland 72 (= S. 6 des Nachdruckes) zusammengestellt. Vgl. noch PHILIPPSON/KIRSTEN: Landschaften IV 244. LOENERTZ: Chronique breve 55 A.2 fragt sich, wie man das vüv an unserer Stelle verstehen solle. Solle es etwa bedeuten, daß diese beiden Städte sich unter der Herrschaft des byzantinischen Kaisers befanden, als diese Zeilen geschrieben wurden, d. h. in einer Zeit, als Francesco 1. Gattilusio Herr über die Insel war? Natürlich nicht. Es handelt sich um die Fortsetzung der Nachricht über den Einfall der Genuesen auf Lesbos mit dem bei Kantakuzenos üblichen Übergang zum tempus praesens, durch den der Historiker seinem Leser hin und wieder eine Falle stellt. Vgl. Bd. I A.416; HUNGER: Literatur I 473 und A.143. Eine ähnliche Funktion erfüllt das Adverb vüv unten II 84,13 und 96,12. Von Gregoras (15261.) erfahren wir mehr über die Reaktion der Genuesen von Galata auf die Nachricht der Erfolge ihrer Landsleute auf Lesbos. Sie nahmen eine arrogante Haltung den Byzantinern gegenüber ein und, da sie ihr Viertel mit Bollwerken befestigt hatten, schienen sie nichts zu befürchten. Erst als der Kaiser militärisch gegen sie vorging und sie belagerte und ihre Häuser anzündete, hat sie Angst und Schrecken erfaßt, und sie befürchteten das Schlimmste. Da sie aber bald feststellten, daß der Kaiser mit der Vorbereitung der Expedition nach Lesbos beschäftigt war, faßten sie wieder Mut und gingen zur offenen Rebellion über. Dann setzten sich aber Volk und Kaufleute von Galata den
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Herrschenden entgegen, so daß sie schließlich nachgaben und sich dem Kaiser unterwarfen. Zur genuesischen Kolonie von Galata s. BALARD: Romanie 1179 f. Die Abfahrt der Flotte setzt der von der Astronomie angetane Gregoras nach dem Aufgang desHundsterns an, also auf keinen Fall vor Juli. Vgl. jedoch oben A.237. Er nennt die Stadt «Kallipolis am Hellespont», weil es noch eine gleichnamige Stadt in Karien gab. Im übrigen vgl. Bd. I A.38. In ähnlicher Weise wie hier beobachten im Sommer 1464 venezianische Schnellschiffe die türkische Flotte vor Kallipolis und benachrichtigen ihre Landsleute auf Lesbos vom Heranrükken der Türken; vgl. Kritobulos, hist. 5,7,8f. D. h die Johanniter aus Telos; vgl. oben A.91. Städtchen an der gleichnamigen Bucht an der Westseite der Insel, in der Nähe des antiken Pyrrha. Unsere Stelle stellt den frühesten Beleg des Ortsnamens dar (falls nicht hinter Kallovi bei HOPF: Griechenland 162 [= S. 96 des Nachdrukkes] unsere Ortschaft steckt). Zur Etymologie vgl. AMANTOS, Konstantinos: rAwomxa I!EAEL~l!aLa. Athen 1964, 62. Der Grund dieser Entscheidung des Kaisers, nach Chios zu fahren, muß wohl die Befürchtung gewesen sein, die Genuesen könnten auch auf dieser Insel landen. Der Kaiser wollte vermutlich die Garnison der dortigen Festungen verstärken und dann nach Lesbos zurückkehren. Nach Gregoras (1529) fuhr Andronikos nach Chios, um fünf gekaperte genuesische Schiffe mit Matrosen und Soldaten aus Chios zu bemannen. Der Historiker kritisiert diesen Abstecher des Kaisers, da er dadurch Domenico Cattaneo Zeit verschaffte, die Befestigung von Mytilene voranzutreiben und sich auf Lesbos besser zu verschanzen. Diese Fahrt nach Chios ist es, die den unbekannten Autor der oben (A.237) erwähnten Kurzchronik veranlaßte, als Ziel der Expedition des Kaisers die Eroberung von Chios und Phokaia anzugeben. Wegen der großen Tiefe der Bucht von Kallone kann der Vorbeisegelnde die im innersten Winkel stationierten Schiffe mit bloßem Auge nicht wahrnehmen. Nach Gregoras (1529) handelte es sich um sieben Schiffe der Lateiner, die auf offener See außerhalb von Mytilene der byzantinischen Flotte begegneten und von denen zwei es noch schafften, sich in den Hafen von Mytilene zu retten. Die übrigen seien an der Küste aufgelaufen und dort verlassen worden; ein Teil der Mannschaften habe sich nach Mytilene retten können, ein Teil habe sich verlaufen und sei von den Einheimischen (nicht von den Soldaten des Kaisers, wie Kantakuzenos schreibt) niedergemacht worden. Bei aller Verschiedenheit in den Details stimmen die Berichte beider Historiker über diese Episode im großen und ganzen überein, wobei die Angabe des Gregoras, die gegnerischen Flotten seien auf offener See unweit von Mytilene aufeinander gestoßen, glaubwürdiger zu sein scheint; denn, wenn die Genuesen unterhalb der Festung von Kallone
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von der kaiserlichen Flotte überrascht worden wären, wie Kantakuzenos schreibt, wären die Mannschaften nicht nach Mytilene, sondern in die nahegelegene Festung geflohen. Wahrscheinlich hat unser Historiker die Bucht von Kallone mit der unweit von Mytilene liegenden Bucht von Gera verwechselt. Im übrigen meint Kantakuzenos mit der Angabe, die kaiserlichen Schiffe hätten die fünf genuesischen leer ins Schlepptau genommen, offensichtlich, daß sie leer von Mannschaften waren; denn nach Gregoras waren die gekaperten Schiffe voll Waffen und Proviant. Der Ausdruck ElAXUaaV xEva~ (479,15) ist wahrscheinlich Thukydides-Nachahmung: Thuk. 2,90,6. Zur stereotypen Wendung cmEx'tELVaV - dAOV bei Kantakuzenos vgl. Kant. I 286,7; 390,11 und KAzDAN: Cantacuzene 314, der sich über die Armut des Vokabulars des Historikers Gedanken macht. Es handelt sich um Alexios Dukas Philanthropenos, einen Enkel des gleichnamigen Feldherren und Admirals, der aus mehreren Quellen bekannt ist. Er war der zweite Sohn des Michael Tarchaneiotes, eines Neffen Michaels VIII., führte aber den Namen seines berühmten Großvaters mütterlicherseits. Er war mit einer Tochter des Konstantinos Akropolites verheiratet. Wie wir aus Gregoras (I 195 f.) und Pachymeres (II 210f.) erfahren, war er noch als junger Mann in den neunziger Jahren des 13. Jahrhunderts (er muß um 1270 geboren worden sein) von Andronikos II. zum Pinkernes ernannt und als Feldherr nach Kleinasien geschickt worden, wo er bedeutende Erfolge gegen die Türken erringen konnte. Als er aber 1295 gegen den Kaiser revoltierte, fiel er in die Hände seines Feindes, des prokaiserlichen Protovestiarites Libadarios, und wurde geblendet. Er wurde anschließend an einen unbekannten Ort verbannt. Wie sich aus den an ihn gerichteten Briefen des Michael Gabras ergibt, hielt sich Philanthropenos 1322 in Konstantinopel auf und scheint zu dieser Zeit durch Fürsprache des Patriarchen Esaias (Gregoras I 360) die Gunst des alten Kaisers wiedererlangt zu haben. Gregoras (I 361 f.) berichtet nun, Andronikos II. habe 1324 Philanthropenos ohne Soldaten zu dem von den Türken belagerten Philadelpheia geschickt; allein das Gerücht vom Nahen des erfahrenen und auch den Türken bekannten Feldherren habe genügt, daß die Türken die Waffen wegwarfen und die Belagerung aufhoben. Außer von Gabras, der an ihn 7 Briefe adressiert, ist Alexios Philanthropenos Adressat von 26 Briefen des Maximos Planudes und von 6 Briefen des Nikephoros Gregoras. Vgl. SCHREINER, Peter: Zur Geschichte Philadelpheias im 14. Jahrhundert. OCP 33 (1969) 376f.; KURUSES: raßaAä~ 206f.; GUILLAND: Correspondance 372f.; ATHENAGORAS in: DIEE 1,4 (1929) 64f.; LAIOU, Angeliki: Some Observations on Alexios Philanthropenos and Maximos Planoudes. Byzantine and Modern Greek Studies 4 (1978) 89f. Zum Namen vgl. MORITZ: Zunamen 54. Im übrigen schickt nach Gregoras (I 534) Andronikos III. erst
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nach seiner Rückkehr in die Hauptstadt Philanthropenos nach Lesbos; vgl. dazu die Bemerkungen von VAN DIETEN a.a.O. 373f. Der Pinkernes war ursprünglich der Mundschenk des Kaisers (das Wort stammt von dem Verbum EJtlXlQväv). Seit dem 12. Jahrhundert wird jedoch die Würde des Pinkernes zum funktionslosen Titel, der vorwiegend hohen Militärs verliehen wurde. Vgl. GUILLAND: Recherches I 242f.; 396. Aus dem Titel dürfte wohl der Ortsname IIlxEQVll in Attika stammen: Es handelte sich wahrscheinlich ursprünglich um das Gut eines solchen Würdenträgers; vgl. KALLIGAS, Paulos: MEAE"taL xaL AOyOl. Athen 1882, 324 und A.1. Es handelt sich offensichtlich um den ansonsten unbekannten genuesischen Kommandanten der Garnison von Neuphokaia, der zur Zeit Domenico Cattaneo vertrat. Zu Neuphokaia vgl. oben A.76. Der Herrschaftsbereich des Saruchan wird bei Gregoras (I 214) konkreter definiert: Es handelt sich um alle Gebiete zwischen Philadelpheia und der Küste von Ionien. In Westkleinasien waren um diese Zeit folgende türkische Emirate etabliert (von Norden nach Süden): Karasi, Saruchan, Aydin, Mentesche, Teke; vgl. die Karte bei WERNER: Osmanen 86. Die geschichtliche Erforschung dieser Emirate begann bereits im 18. Jahrhundert mit dem Werk von SCHLÖZER, A. L.: Kritisch-historische Nebenstunden. Göttingen 1797; vgl. HOPF: Griechenland 379 (= S. 313 des Nachdruckes). Zum Vertrag mit Saruchan vgl. DÖLGER: Regesten 2828 (wo die Chronologie korrigiert werden muß, vgl. VAN DIETEN a.a.O. 369). Zu Saruchan vgl. oben A.95. Zu Suleiman und den anderen Söhnen des Saruchan vgl. LEMERLE: Aydin 64 A.2; MORAVCSIK: Byzantinoturcica II 285 Nr. 11. Die Söhne Saruchans und der vornehmen Türken sind natürlich von den Genuesen als Geiseln festgehalten worden, nicht vom byzantinischen Kaiser, wie WERNER: Osmanen 119 verstanden zu haben scheint. Wir befinden uns also im August-September 1335; vgl. unten 484,6f. «es war um den Herbst herum». Der Sommer endet bei Kantakuzenos mit August: Kant. I 119,16. Umur (1309-1348) ist der bekannteste der Söhne des Emirs von Aydin, Mehmed Aydinoglu. Vgl. MORAVCSIK a.a.O. 216f.; ZACHARIADOU: Trade 112f. Gregoras (II 597) schildert ihn als den mächtigsten der Emire Anatoliens. Über seine Freundschaft zu Umur spricht Kantakuzenos unten I 482 f. Zu den Beziehungen Kantakuzenos-Umur vgl. FLORINSKIJ: Slavjane 48; WERNER: Kantakuzenos 256f. Zu den Namensvettern Um urs s. LEMERLE: Aydin 140 A.2; MORAVCSIK a.a.O. 217. Die Taten Um urs sind durch das Werk des türkischen Chronographen Enveri, «Düsturname», das 1465 abgeschlossen wurde, festgehalten worden (ed. !rene MELIKOFF-SAYAR, Paris 1954). Seine Brüder sind ebenfalls aus Enveri bekannt. Zu Hidir vgl. MORAVCSIK a.a.O. 345, zur Um-
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schreibung seines Namens vgl. KYRIAKIDES, Stilpon P. in: 'E).)"'Y/vlxa 13 (1954) 394 A.1. Zu Suleiman vgl. MORAVCSIK a.a.O. 285 Nr. 9. Mehmed hatte im ganzen 5 Söhne: Hidir, Umur, Ibrahim, Suleiman und Isa. Einen Stammbaum der Familie aufgrund der Angaben Enveris bietet LEMERLE: Aydin 13. Im übrigen nennt Kantakuzenos in attizistischer Manier die türkischen Herrscher Kleinasiens des öfteren «Satrapen»; vgl. Kant. I 342,15; 470,16; 505,11; II 55,20 usw., ferner Niketas Choniates, Hist. 18,75; 461,17. Aus dem obenerwähnten Werk des Enveri (V. 1035 f. [So 83 f. MELIKOFF-SAYAR]) erfahren wir, daß Umur sich mit dem Kaiser auf dessen Initiative auf einem byzantinischen Schiff beim Kap Kara Burun (= Melaina Akra, gegenüber von Phokaia) traf. Dabei handelt es sich wahrscheinlich um dasselbe Treffen, das Kantakuzenos an unserer Stelle bei Phokaia lokalisiert. Vgl. LEMERLE: Aydin 108t.; VAN DIETEN: Gregoras II 2,369f. (welcher S. 371 versehentlich annimmt, daß LEMERLE zwei Treffen des Kaisers mit Umur voraussetzt). Unwahrscheinlich scheint die Angabe Enveris, der Kaiser habe Umur die Insel Chios abgetreten. Als wahren Kern dieser Information vermutet LEMERLE: Ebenda 115, der Kaiser habe Umur einen Teil aus den Steuereinnahmen der Insel angeboten. Möglich ist allerdings auch, daß Umur von Andronikos große Ländereien auf der Insel als Geschenk erhielt. Laut Enveri (V. 1037-1038) schrieb Andronikos an Umur vor dem Treffen folgendes: «Komm nach Kara Burun, um mich zu sehen, 0 Pascha; ich werde dir hunderttausend Goldstücke geben, um Dich zu sehen.» Der zweite Satz scheint poetischer Ausdruck des überaus großen Begehrens des Kaisers zu sein, sich mit dem Emir zu treffen; deshalb braucht man ihn nicht wörtlich aufzufassen, wie DÖLGER: Regesten 2820 oder wie VAN DIETEN a.a.O. 370 es tut mit der Bemerkung, laut Enveri habe Andronikos Umur 100000 Goldstücke versprochen. Im übrigen schreibt Enveri (V. 1061f.), Andronikos habe sich mit Umur stehend, während dieser gesessen habe, unterhalten, ganz im Gegensatz zu Kantakuzenos, welcher erzählt, daß der Emir und seine Söhne dem Kaiser ihre Reverenz erwiesen. Enveri als Dichter darf offensichtlich übertreiben! Bei dem im Folgenden (1483) geschilderten Treffen zwischen Umur und Kantakuzenos in Klazomenai werden offensichtlich die Einzelheiten der Vereinbarungen zwischen dem ersteren und Andronikos in Kara Burun festgelegt, und· es kommt zu einem Vertrag; vgl. VAN DIETEN: Ebenda. Zum Treffen von Melaina Akra vgl. ferner DÖLGER: Ebenda, der es offensichtlich mit dem Treffen von Klazomenai zusammenlegt; desgleichen ZACHARIADOU: Trade 39. Über diesen Putschversuch gegen den Kaiser, welcher auf Spätsommer-Herbst 1335 anzusetzen ist (vgl. A.237 oben), erfahren wir weitere Einzelheiten von Gregoras (I 530f.). Die Verschwörer hatten vor, Anna von Savoyen und ihren Sohn zu beseitigen und die Regierung in die Hand zu bekommen. Die Verschwörung sei von der Mutter des Kantakuzenos, Theodora, entdeckt und
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unterdrückt worden. Dies bestätigt auch Kantakuzenos unten (I 483,23 f.). Nach Gregoras hat Andronikos, als er nach Konstantinopel zurückkehrte, die Verschwörer verhaften lassen und ihnen den Prozeß gemacht. Unter ihnen befanden sich die beiden Schwäger des Kantakuzenos, Manuel und Johannes Asan, die zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurden und von 1335 bis 1342 im Gefängnis saßen; vgl. HUNGER, Herbert in: Revue des etudes sud-est europeennes 7 (1969) lOH.; DARROUZES: Regestes 2172; VAN DIETEN a.a.O. 373 A.470 sowie Kant. 3,18 (II 113 f.). Der Umstand, daß bei Gregoras der Name des Despotes Demetrios, des jüngsten Sohnes Andronikos' II., in Zusammenhang mit der Verschwörung erwähnt wird, deutet darauf hin, daß die Verschwörer ihn als Nachfolger Andronikos' III. vorgesehen hatten. Der Kaiser hat nach Gregoras in diesem Fall im allgemeinen Milde walten lassen. Kantakuzenos verschweigt die Einzelheiten dieser Verschwörung, sei es, weil die prominentesten Teilnehmer mit ihm verwandt waren, sei es, weil Geschehnisse, die sich weit entfernt von ihm ereigneten, ihn nicht so besonders interessierten (vgl. unten A.338). Unter dem letztgenannten Aspekt darf es den Leser kaum wundernehmen, wenn dem unbedeutenden Prozeß des Kaballarios (1313 f.) mehrere Seiten des Geschichtswerkes gewidmet werden, ein wichtiges Ereignis aber wie die Verschwörung von 1335 mit ein paar Zeilen abgetan wird. Nach LEMERLE: Aydin 113 geht dieser Briefwechsel des Kantakuzenos mit Umur vielleicht in die Zeit des Einfalls des letzteren in Thrakien (1331; vgl. oben A.214) zurück. Klazomenai, die antike Stadt am südlichen Ufer der Bucht von Smyrna, die Heimat des Philosophen Anaxagoras (heute Urla). In hellenistischer Zeit wurde die Stadt neugegründet und Chytrion genannt. Unter den Griechen war sie vor 1922 als «Skala» bekannt. Vgl. BÜRCHNER in: RE XI 554f.; AHRWEILER: Smyrne 51. Im übrigen ist nach
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Unter aÖEAqJoJtOLLU (das Wort kommt bereits im sog. Testament des Theodoros Studites vor, vgl. PG 99,1820B) ist die durch magische Riten bewirkte Vermischung des Blutes zweier (oder seltener mehrerer) Personen zur Erlangung der Bande der Bruderschaft zu verstehen. Bei den Türken (und zum Teil auch bei den Griechen) wurde sie folgendermaßen vollzogen: die beiden Teilnehmer öffneten vor Zeugen eine Ader ihres Armes und ließen das Blut in einen Becher fließen, dann mischten sie es mit Milch und jeder trank die Hälfte des Inhalts. Von da an galten sie als Brüder mit allen Rechten und Pflichten, die diese Eigenschaft mit sich bringt; so waren z. B. Eheschließungen zwischen ihren Familien nicht erlaubt. Bei den Albanern waren die Bande dieser Art von Bruderschaft so stark, daß in dem Falle einer Vendetta, die bei diesem Volk sehr häufig praktiziert wurde, außer dem Täter und seiner Familie auch die sog. aÖEAoJtoLrrWL die Rache der Familie des Opfers auf sich zogen. Aus der obenbeschriebenen Zeremonie, die türkisch and heißt, kommt der türkische Ausdruck and i~mek (= den Eid trinken), d.h. schwören. Vgl. Niketas Choniates S. 409f. (VAN DIETEN); KYRIAKIDES, Stilpon P. in: MEyaATl <EAATlVL%~ 'EY%U%AOnaLÖdu I 569 f.; GEORGOPAPADAKOS, Anastasios M. in: AUOygUqJLU 13 (1950 bis 1951) 28 f.; MELIKOFF-SAYAR, Irene in der Edition des Enveri, S. 85 A.l. Die Zeremonie einer solchen «Bruderschaft)) wird in dem Roman «KunEtuv MLxaATl~» von N. KAZANTZAKES (S. 37f. der 4. Auflage) ausführlich geschildert (Titel der deutschen Übersetzung: «Freiheit oder Tod))). Die große Zuneigung Umurs zu Johannes Kantakuzenos bestätigt auch Gregoras (II 597 f.). Aus Enveri (V. 977f. [So 81f. MELIKOFF-SAYAR)) erfahren wir, daß Umur einige Zeit zuvor Philadelpheia belagert hatte und daß er die Belagerung bald aufhob, wahrscheinlich nachdem die Einwohner der Stadt ihm eine Tributzahlung angeboten hatten. Diese Nachricht scheint von unserer Stelle bestätigt zu werden: eine der Vereinbarungen von Klazomenai zwischen dem Großdomestikos und Umur war die Einstellung der Tributzahlung von seiten der Einwohner von Philadelpheia. Die Nachricht des Enveri wird außerdem von einem Dokument bestätigt, laut welchem es in Philadelpheia eine Moschee gab, die den Namen Um urs trug. Diese Moschee muß dann wahrscheinlich nach dem Treffen von Klazomenai errichtet worden sein. Vgl. MELIKOFF-SAYAR, Irene in der Edition des Enveri, S. 41 A.l; LEMERLE: Aydin 107. Die Worte des Historikers an unserer Stelle «Bundesgenosse statt Feind zu sein)) deuten darauf hin, daß die Diplomatie des Kantakuzenos es zustande brachte, nicht nur die Drohung Umurs gegen Philadelpheia abzuwenden, sondern dazu noch aus ihm eventuell einen Beschützer der Stadt gegenüber den benachbarten Emiren zu machen; vgl. LEMERLE: Ebenda A.5; WERNER: Kantakuzenos 256, ferner DRÄsEKE: Übergang 485 f. Laut einern neulich veröffentlichten Synaxartext gilt jedoch als sicher, daß Umur 1348 Philadelpheia wieder angriff; s. COUROUPOU, Matoula: Le
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siege de Philadelphie par Umur Pacha d'apres le manuscrit de la bibl. patriarcale d'Istanbul, Panaghias 58, in: AHRWEILER, Helene: Geographica byzantina. Paris 1981, 67f. Zu den Vereinbarungen von Klazomenai vgl. ferner DÖLGER: Regesten 2821 (der Umur mit Saruchan verwechselt); VAN DIETEN: Gregoras H 2,370 f. Zu Philadelpheia s. Bd. I A.118, ferner WÄCHTER, A.: Der Verfall des Christentums in Kleinasien im 14. Jahrhundert. Leipzig 1903, 39 f. (der die Einnahme der Stadt durch die Türken auf das Jahr 1391 ansetzt). Giovanni Spinola, aus dem bekannten genuesischen Adelsgeschlecht, war wahrscheinlich aus der Zeit vor den Bürgerkriegen mit Kantakuzenos bekannt; vgl. oben 1,8 (I 38 f.) und Bd. I A.56. Spinola fungierte wahrscheinlich in Neuphokaia als Kommandeur der Torwache unter Edoardo. Anläßlich von Kantakuzenos' Begegnung mit Spinola meint WElss: Kantakuzenos 17, der Historiker müsse die italienische Sprache einigermaßen beherrscht haben, aus unserer Stelle geht jedoch hervor, daß Spinola gute Kenntnisse des Griechischen hatte oder gar ein gräzisierter Genuese war. Vielleicht war er in Christupolis ansässig; vgl. die zitierte Stelle des Kantakuzenos. Ein im Jahre 1396 begegnender Giovanni Spinola (vgl. BALARD: Romanie H 595 A.231) dürfte mit unserem Spinola nicht identisch sein. Zum Ausdruck 'tQLßOflEVOU 'tOÜ XQDVOU (484,7), welcher bei Kant. des öfteren vorkommt, vgl. KAZDAN: Cantacuzene 315. Mit olhE ... olhE fängt auch die Demegorie des Diodotos bei Thukydides 3,42,1 an. Der Gedanke «ungerecht und dazu noch dumm» kommt in der Präambel der erwähnten Demegorie (Thuk. 3,42,3) ebenfalls vor. LLXEALQna<; (statt LLXEA01J~) ist auch in thukydideischer Manier gesagt. Diese Ausdrucksweise stellt ebenfalls Thukydides-Nachahmung dar; vgl. Thuk. 1,74,1; 5,9,9 u.ö. In Bezug auf die Argumentation erreicht die Nachahmung des Thukydides in dieser Rede des Großdomestikos einen Höhepunkt. Gemeint ist der Vertrag vom Februar 1317 zwischen Andronikos H. und der Stadt Genua, der einen Markstein in den Beziehungen zwischen Byzanz und Genua darstellt (ein diesbezügliches Regest fehlt offenbar bei DÖLGER: Regesten). Eine Reihe von Klauseln dieses Vertrages betraf die Rechte und die Pflichten der Genuesen innerhalb des byzantinischen Reiches. Auf diese Vertragsklauseln bezieht sich offenbar hier Kantakuzenos. Vgl. LAIOu: Latins 261 f. Ob dies tatsächlich der Fall war oder ob Kantakuzenos hier seinem Gesprächspartner gegenüber blufft, sei dahingestellt. Zur Häufigkeit des Verbums AUOL'tEAELV bei Kantakuzenos vgl. KAZDAN: Cantacuzene 328. Nach KÖPSTEIN: Sklaverei 60 übertreibt hier Kantakuzenos in seiner Drohung. Zum Ausdruck EV avöQartDÖWv flO(Q~ vgl. unten A.346. Nach Gregoras (I 531) ist der Friede durch die Vermittlung der J ohanniter von Rhodos zustande gekommen. Wie VAN DIETEN a.a.O. 372 bemerkt, schweigt
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Kantakuzenos über die Vermittlung der Johanniter, um seine eigene Rolle hervorzuheben. Die Vorschläge des Großdomestikos wurden von den Lateinern prompt akzeptiert, weil u. a. der Anschein erweckt wurde, daß die Byzantiner zuerst um einen Vergleich baten. Zum Friedensvertrag vgl. DÖLGER: Regesten 2829. Nach Gregoras wurden mehrere Söhne des Saruchan in Neuphokaia von den Genuesen als Geiseln festgehalten. Über den im Folgenden geschilderten Feldzug des Kaisers gegen die Albaner berichtet auch Gregoras (I 544 f.) kurz, in Verbindung mit der Einverleibung des Despotats von Epiros in das byzantinische Reich. Nach PARISOT: Cantacuzene 133 f., gefolgt von VAN DIETEN: Gregoras II 2,383 A.490, war das Hauptziel der Expedition die Einverleibung des Despotats, während die Operationen gegen die Albaner als sekundäres Ziel anzusehen war. Zum Unternehmen gegen die Albaner vgl. ferner FLORINSKIJ: Andronik 237 (= 137)f.; DERs.: Slavjane 52; BOSCH: Andronikos III. 135 f.; VAN DIETEN a.a.O. 382f.; LEMERLE: Aydin 111. Schwierigkeiten bereitet die Chronologie der Expedition. Nach unserer Stelle traf die Nachricht über den Aufstand der Albaner in Konstantinopel kurze Zeit nach der Rückkehr des Kaisers von der Lesbos-Expedition ein, also im Winter 1335 -1336. Da der Winter für einen Feldzug in das Bergland Albanien kaum in Frage kam, fand das Unternehmen nach der Chronologie des Kantakuzenos frühestens im Frühjahr 1336 statt. Eine andere Chronologie vermittelt uns jedoch Gregoras (I 545), der die Expedition nach Albanien und Epiros als gleichzeitig mit der Einnahme von Nikomedeia durch die Türken darstellt, welche 1337 anzusetzen ist. Dieser Unterschied ist darauf zurückzuführen, daß Gregoras die Albanien-Expedition nach dem türkischen Einfall auf Thrakien im Sommer 1337 ansetzt; vgl. unten A.295. Nach LOENERTZ: Chronique breve 57 trat der Kaiser seine Expedition gegen die Albaner im Frühjahr 1338 :;m; die Kurzchronik jedoch, die ebenda interpretiert wird (vgl. SCHREINER: Kleinchroniken I 80 Nr. 30), scheint den ersten und den zweiten Feldzug des Kaisers in den Westen in einen Topf geworfen zu haben und ist daher für die Chronologie der Expedition gegen die Albaner unbrauchbar. Die von LOENERTZ vorgeschlagene Chronologie wird außerdem durch die Angaben des Kant. widerlegt; vgL Kant. 509,10 und A.305 unten. Vgl. noch ASDRACHA, Catherine in: REB 35 (1977) 166f., welche die Expedition auf Sommer 1337 ansetzt. Die Festung Kanina ist südlich von Aulon zu lokalisieren; vgl. SUFFLAY: Städte 3lf.; ALEXANDER, Paul J. in: Byzantion 15 (1940-1941) 189f.; LEAKE: Northern Greece I 2; TAFEL: Via Egnatia occidentalis 20; NICOL: Epiros 223. Zu Balagrada (bzw. Balagrita) vgl. Bd. I A.304 (zur dort angegebenen Literatur muß SUFFLAY: Städte 32f. hinzugefügt werden). Beide Festungen spielten auch im Krieg Michaels VIII. gegen Karl von Anjou eine Rolle; vgl. LAIOU: Latins 12f.
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Ein ähnliches Urteil fällt Kritobulos, hist. 5,11, H. (S. 196 REINSCH) über die Albaner. Vgl. ferner DIETERICH: Quellen II 91; FALLMERAYER: Morea II 248. Der Ausdruck des Historikers «sich zur Revolte neigen» ist nach POLLO, S./ PUTO, A.: Histoire de l'Albanie. Roanne 1974, 58 so zu verstehen, daß die Albaner die Waffen ergriffen, immer wenn der Staat von ihnen die Steuern mit Gewalt zu erheben versuchte. Kleisura ist im Tal des Flusses Aoos unweit von Tepeleni zu lokalisieren; vgl. LEAKE a.a.O. I 383f. Zu Timoros (Tomor bzw. Domor) vgl. ebenda 1351. Die Festung Skreparion lag südlich von Balagrada, am Fluß Skrapari (Iskarpar); vgl. TAFEL: Ebenda; LEAKE a.a.O. 1375. Giovanni Orsini, der den bedeutenden Namen Dukas zu führen pflegte, war der Sohn des gleichnamigen Grafen von Kephallenia und der Tochter des Nikephoros von Epiros, Maria; vgl. POLEMIS: Doukai 98f. Nr. 56. Ausführlicher berichtet über seinen Tod Gregoras (1536): «Der Herrscher von Ätolien und Akarnanien, der Graf Johannes, war inzwischen eines gewaltsamen Todes gestorben. Die Dike ereilte ihn auch zuletzt, wie es zu erwarten war, genauso wie seine Vorgänger. Er hatte nämlich seinen Bruder (Nicolü Orsini) ermordet, sowie jener den Bruder seiner Mutter (Thomas), und in dieser Weise hatte er die Herrschaft an sich gerissen. Da nun die Dike in solchen Sachen keineswegs zu schweigen pflegt, verlor auch er sein Leben gewaltsam, indem seine Gattin ihm heimlich Gift verabreichte. Da nämlich über dem Herrscherhaus ein gewaltiger Mordfluch zu liegen schien, befürchtete die Frau einen Mordanschlag von seiten ihres Gatten, und so tötete sie ihn, bevor sie getötet würde)) (das Wort voa~/la1;a an dieser Stelle wird vom Historiker in Aischyleischer Weise verstanden und kann mit 'wilde Leidenschaften' oder 'Mordfluch' übersetzt werden). Die Chronologie des Todes von Giovanni Orsini ist im übrigen nicht sicher, die meisten Forscher jedoch setzen seinen Tod in das Jahr 1335; vgl. VAN DIETEN a.a.O. 377 A.475~ Vergleichbaren Schwierigkeiten, wie sie Kantakuzenos hier beschreibt, sieht sich auch Mehmed der Eroberer während seines Albanienfeldzuges im Jahre 1466 gegenüber, da die Albaner sich in die Berge zurückgezogen hatten; vgl. Kritobulos, hist. 5,11,7 f. In gleicher Weise, wie unser Historiker es im Folgenden schildert, machten die türkischen Soldaten Mehmeds auf den Bergen Albaniens Jagd auf die Albaner; vgl. ebenda 8 f. Die Türken rief Andronikos als Verbündete herbei, weil sie wegen ihrer leichten Bewaffnung für den Gebirgskrieg besonders geeignet waren; vgl. WERNER: Osmanen 119. Zu dieser Botschaft vgl. DÖLGER: Regesten 2819, der sie noch im Jahr 1335 ansetzt. Die Erwähnung von Trikkala ebenda weist jedoch darauf hin, daß DÖLGER den Feldzug gegen Albanien mit den Operationen des Monomachos in Thessalien ein paar Jahre zuvor verwechselt; vgl. VAN DIETEN a.a.O. 383. Die
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Botschaft an Umur fällt im Jahre 1336. Bei Enveri, Düstürname V. 1135 -1136 (S. 87 MELIKOFF-SAYAR) lesen wir: «Von dort gingen sie in den Hafen von Qoc und plünderten das Land der Serben und der Albaner.» In einer Anmerkung an der Stelle bezieht die Herausgeberin diese Nachricht des türkischen Chronisten auf die Teilnahme der Truppe Umurs an dem Feldzug des byzantinischen Kaisers gegen die Albaner. Dies kann jedoch nicht stimmen, da Kantakuzenos als Landungsplatz der türkischen Truppe ausdrücklich Thessalonike erwähnt, während Qoc in der Nähe von Volos in Thessalien zu lokalisieren ist; deshalb bezieht LEMERLE: Aydin 125 f. die Nachricht Enveris mit großer Wahrscheinli,chkeit auf eine Operation Umurs in Thessalien. Zu Epidamnos (= Dyrrhachion) vgl. Bd. I A.143. Nach HAHN: Studien I 75 sind die Namen Epidamnos und Dyrrhachion nicht völlig gleichwertig, sondern bezeichneten vermutlich zwei örtlich getrennte Hälften der Stadt, die er 'Asty' und 'Emporion' nennt. Vgl. ferner SUFFLAY: Städte 19 f. Anläßlich unserer Stelle ist bei KYRRIS: Andronicus 111. 297 f. von byzantinischer Milde und Philanthropie gegenüber christlichen Gefangenen die Rede. Diese sei im politischen Programm des Andronikos fest verankert (wie die berühmte dementia Caesaris). Vgl. ferner KÖPSTEIN: Sklaverei 56 f.; FLORINSKIJ a.a.O. 238 (= 138); KAZDAN: Otnosenija 133 f.; ZACHARIADOU: Trade 160. Gregoras (I 545) spricht ebenfalls von einer großen Beute. Im übrigen macht sich PARISOT a.a.O. 134 und A.2 über seinen Landsmann AMEILHON lustig, der an unserer Stelle eine halbe Million Pferde (statt 5000) verstanden hat! Er habe die lateinische Übersetzung des Pontanus benutzt, wobei er zu «equorum quinque» «centena millia» statt «millia» ergänzt habe. FALLMERAYER: Morea 11 249 schreibt «mehr als 12000000 Schafe», allerdings mit Fragezeichen. Es fehlt auch nicht an modernen Interpreten, die der lateinischen Übersetzung des Pontanus zum Opfer gefallen sind. Gemeint ist wohl der Aufenthalt des Kaisers Manuell. Komnenos in Aulon im Sommer 1149, als er auf seinen deutschen Bundesgenossen Konrad 111. wartete, um einen Feldzug gegen die Normannen in Sizilien zu unternehmen. Vgl. Niketas Choniates, hist. S. 88 f. (VAN DIETEN), der den Aufschub der Überfahrt Manuels auf das stürmische Wetter zurückführt. In Wirklichkeit fand die Über-' fahrt nicht statt, weil die Venezianer ihren byzantinischen Kollegen im Stich ließen; vgl. NIEDERAu, K.: Veneto-Byzantinische Analekten zum byzantinischnormannischen Krieg 1147-1158. Diss. Aachen 1983, 31f. Begründer des sog. Despotats von Epiros war bekanntlich Michael Angelos, dem sein Halbbruder Theodoros Angelos auf dem Thron folgte. Im übrigen erwähnt auch Gregoras (I 545 f.) die Ereignisse um Epiros in einem viel kürzeren Bericht. Vgl. ferner PARISOT a.a.O. 135f.; FLORINSKIJ a.a.O. 238 (= 138)f.; BoscH a.a.O. 136f.
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Anna trug den Namen ihrer Großmutter Anna Palaiologina, der zweiten Tochter Michaels VIII.; über sie vgl. PAPADOPULOS: Genealogie 31f.; PAPACHRYSSANTHOU, Denise: Apropos d'une inscription de Symeon Uros. TM 2 (1967) 486f. Den Titel 'Basilissa' durfte die Gattin eines Despoten führen, während die Gattin des Kaisers 'Despoina' oder 'Basilis' heißt; vgl. LAMPRos, Spyridon in: NE 1 (1904) 39f.; KURUSES: raßaAa~ 189 A.1; VAN DIETEN a.a.O. 377 A.475. Dies dürfte indessen der spätbyzantinischen Praxis entsprechen; in mittelbyzantinischer Zeit hieß die Kaiserin noch 'Basilissa'; vgl. z.B. Theod. Stud. ep. I 7 (PG 99,929B); II 181 (ebenda 1560B), ferner MISIU, Dionysia: ~uo ßutav'uvoi xa8EO"(;COLLXoi äQm (Auyouo"(;a xai BaolALOoa). Byzantiaka 2 (1982). Letztgenannter Autorin scheint entgangen zu sein, daß 'Basilissa' auch als Adelstitel in Byzanz verwendet wurde; vgl. ebenda 140 A.83. Den Protovestiarios Andronikos Palaiologos hat Kantakuzenos oben S. 211 eingeführt, an welcher Stelle gesagt wird, daß er zusammen mit Theodoros Metochites die Hauptschuld trug am Ausbruch der dritten Phase des Bürgerkrieges. Zum Protovestiarios vgl. Bd. I A.301. Aus der Ehe der Anna mit Giovanni Orsini sind zwei Kinder bekannt, der hier genannte Nikephoros, der bei den im Folgenden geschilderten Ereignisse um Epiros eine wichtige Rolle spielt, und Thomai's, die spätere Gattin des serbischen Fürsten Symeon Uros Palaiologos. Vgl. HOPF: Griechenland 440f. (= S. 374f. des Nachdr.); POLEMIS: Doukai 99 und A.2. Aus der Ausdrucksweise des Kantakuzenos (501,24) geht jedoch hervor, daß zumindest noch eine Tochter da war. Laut Kantakuzenos (500,2f.) muß Nikephoros um 1329, laut Gregoras (I 545,23 f.) um 1325 geboren sein. Nach POLEMIS: Ebenda A.3 muß bei diesem Widerspruch Kantakuzenos der Vorzug gegeben werden, da es sich um seinen Schwiegersohn handelt. VAN DIETEN a.a.O. 386 A.495 hält Gregoras' Angaben für zuverlässiger. Nach Gregoras (I 538 f.) erstrebte Anna den Anschluß ihres Landes an Byzanz. Es handelt sich um Maria Kantakuzene, wahrscheinlich die älteste der drei Töchter des Johannes Kantakuzenos, die später ebenfalls den Titel 'Basilissa' geführt hat. Zum abenteuerlichen Leben der späteren Ehepartner vgl. NICOL: Kantakouzenos 130 f. Nach VAN DIETEN a.a.O. 385 hat hier der Kaiser mit seiner Forderung, Epiros unter seine Herrschaft zu bringen, die Pläne des Kantakuzenos durchkreuzt, dem ein autonomer Epiros mit seiner Tochter als Basilissa an der Spitze viel lieber gewesen wäre. Dies mag zutreffen; unwahrscheinlich scheint hingegen die Vermutung VAN DIETENS, Anna könnte ihren Mann ermordet haben, um die von ihm angestrebte Heirat ihres Sohnes mit der Tochter des Kantakuzenos zu verhindern.
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Gemeint ist in der Hauptsache Michael VIII. Palaiologos, der wiederholt Kriege gegen das Despotat von Epiros geführt hatte; vgl. OSTROGORSKY: Geschichte 370f.; 375 und Kant. I504,8f. Es handelt sich hier wahrscheinlich um Zuwendungen von Steuereinnahmen; vgl. ZAKYTHINOS: Crise monetaire 86; OSTROGORSKY a.a.O. 397. Aus Gregoras (I 546) erfahren wir, daß Nikephoros nach Patras auf der Peleponnes entkommen sei. Nach PARISOT: Cantacuzene 137 und FLORINSKIJ: Andronik 239 (= 139), gefolgt von VAN DIETEN a.a.O. 387, lassen sich die Angaben beider Historiker in der Weise vereinbaren, daß Patras eine Zwischenstation des Nikephoros auf dem Wege nach Tarent gewesen sei. Anders ASDRACHA, Catherine in: REB 35 (1977) 167 A.22. Die an unserer Stelle erwähnte Fürstin von Tarent ist die Titularkaiserin von Konstantinopel und Fürstin von Achaia Katharina II. von Valois; vgl. LAIOu: Latins 238 f.; BON: Moree 207; VAN DIETEN a.a.O. 387, ferner unten A.322. Daß Kantakuzenos Epiros stets 'Akarnania' nennt, ist nicht auf seinen Attizismus zurückzuführen, da "HJtELQo~ einen im Attischen akzeptierten Namen darstellt, der von Gregoras auch benutzt wird. Der Grund liegt auch nicht darin, daß der Historiker den Landstrich Akarnanien bis nach Albania ausdehnt (denn Epiros kennt er auch, vgl. Kant. II 239,19), sondern wahrscheinlich darin, daß in seiner geographischen Vorstellung der Sitz der Regierung des Despotats, Arta, in Akarnania liegt. In ähnlicher Weise, vermutlich jedoch aus anderen Gründen, versteht Chalkokondyles unter 'Aitolia' Epiros; vgl. PHILIPPSON / KIRSTEN: Landschaften II 2,629 A.33; TRONE, Robert H.: The History ofJohn Kantakouzenos. Diss. Washington 1979, 249f.; AMANTOS, Konstantinos in: EEBS 1 (1924) 46. Nach FALLMERAYER: Morea II 233 A. seien bei Kantakuzenos unter 'Akarnanen' zuweilen auch Albaner zu verstehen, was unwahrscheinlich ist, da der Historiker die Albaner sonst beim Namen nennt; vgl. den Index SCHOPENS s. v. Albani (Kant. III 566). Zum Heiratsvorschlag des Bulgarenzaren vgl. Kant. 1468. Zur Tochter Andronikos' III. vgl. oben A.105. Zu den Verhandlungen über die Familienverbindung der beiden Herrscherhäuser vgl. DÖLGER: Regesten 2822 (der sie noch ins Jahr 1336 datiert); VAN DIETEN: Gregoras II 2,338. Nach der Chronologie des Kantakuzenos befinden wir uns hier offensichtlich im Spätsommer 1337, da im Spätsommer 1336 der Kaiser sich noch in Epiros aufgehalten hat; vgl. Kant. 1495,4 und A.272. Im übrigen ist es nicht einzusehen, warum aus der Chronologie des Kantakuzenos zu folgern sei, daß der im Folgenden geschilderte Zusammenstoß mit der türkischen Kommandotruppe Ende Sommer 1338 vor sich ging, wie VAN DIETEN a.a.O. 388 behauptet (ebenda 362 wird er sogar angeblich aufgrund der Angaben des Kantakuzenos Ende Sommer 1339 angesetzt); vgl. A.305 unten.
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Den Einfall der türkischen Streitmacht in die Gegend der Hauptstadt beschreibt auch Gregoras (I 539 f.) ausführlich; dieses Ereignis hatte, wie es scheint, in Konstantinopel einen großen Widerhall. Gregoras datiert jedoch die Episode noch vor der Albanien-Expedition des Kaisers und stellt sie dadurch zwischen die Operation um Neuphokaia und die genannte Expedition. Da die Chronologie der Operationen um Neuphokaia durch eine Kurzchronik gesichert ist (Mai 1335 Auslaufen der Flotte, vgl. oben A.237, VAN DIETEN a.a.O. 368), müßte man nach der Reihenfolge bei Gregoras den Sommer 1336 als Datum für den Einfall der türkischen Streitmacht in Thrakien annehmen. Dies ist jedoch kaum möglich, da die von Gregoras (I 536) im gleichen Jahr mit dem Türkeneinfall erwähnten Mond- und Sonnenfinsternisse auf das Jahr 1337 anzusetzen sind: LEMERLE: Aydin 109 A.2; VAN DIETEN a.a.O. 376 AA73; vgl. die Kurzchronik Nr. 54 bei LAMPROS in: NE 7 (1910) 140. Da nun aber der Sommer 1337 als Datum für den Einfall der Türken in Thrakien feststeht, muß man die Reihenfolge bei Kantakuzenos (Neuphokaia - Albanien-Expedition - Türkeneinfall) als richtig akzeptieren. VAN DIETEN a.a.O. 380 hält dagegen die Reihenfolge der Ereignisse bei Gregoras für richtiger. Im übrigen kann man aus der Festrede des Gregoras an Andronikos III. (vgl. BEYER: Antirrhetika 1. 94 f.) kaum einen Schluß auf unser Problem ziehen, zumal Gregoras dort die Albanien-Expedition unmittelbar der nach Neuphokaia folgen läßt, während er den Türkeneinfall in Thrakien nach der Albanien-Expedition erwähnt. Außerdem ist die Möglichkeit nicht auszuschließen, daß das Unternehmen Orchans nach der Eroberung von Nikomedeia durch die Türken erfolgte. Es wurde dann von eben jenen Kräften ausgeführt, die nach dem Fall der belagerten Stadt in Bithynien frei wurden. Der Fall von Nikomedeia ist aber noch vor September 1337 anzusetzen, da das Jahr ohne nennenswerte Ereignisse, das nach Gregoras (1545,18 f.) unmittelbar auf den Fall der bithynischen Stadt folgte, mit dem Zeitraum zwischen dem 1. September 1337 und dem 31. August 1338 zu identifizieren ist. Von den modernen beschreibt ZINKEISEN: Geschichte I 189 f. den Einfall der Türken in Thrakien am ausführlichsten; vgl. noch DRÄsEKE: Übergang 487 f. Im übrigen geht weder aus dem Wortlaut des Kantakuzenos noch aus dem des Gregoras hervor, wie ZINKEISEN a.a.O. 190 und VAN DIETEN a.a.O. 387 anzunehmen scheinen, daß Orchan sich selbst an die Spitze der türkischen Kommandotruppe gestellt hatte. Dies ist sonst kaum wahrscheinlich und mit dem militärischen Stil Orchans unvereinbar: Er gehörte nicht jenem «ritterlichen» Anführertyp an, der, wie Andronikos d.J., in kleinen Scharmützeln um der persönlichen Bravour willen alles aufs Spiel setzt. Der gleiche Unterschied ist übrigens zwischen Kaiser Manuel 1. und seinem Rivalen, dem Sultan von Ikonion, zu konstatieren; vgl. Niketas Choniates, Hist. 175,39 f.; V. KAP-HERR, Hans: Die abendländische Politik Kaiser Manuels 11.
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Zu Trigleia vgl. Bd. I A.313. Das Städtchen wird nur von Kantakuzenos erwähnt; vgl. DRÄsEKE: Geschichtswerk 496. Gregoras (I 540) beziffert dieses «Heer» auf 60 Mann. Laut Gregoras griff allerdings der Großdomestikos die Türken bei Tagesanbruch mit 70 Reitern an. Die Ortschaft Ennakosia hat der Historiker bereits oben 219,5 anläßlich des Aufenthaltes des jüngeren Andronikos im Herbst 1327 ebendort erwähnt; vgl. Bd. I A.311. Es handelt sich wahrscheinlich um einen befestigten Platz. Nach Gregoras landeten die Türken kurz vor Mitternacht unweit von Rhegion an einer Stelle, die 110 Stadien (= ca. 21 Kilometer) von der Hauptstadt entfernt war; erst nach der Landung teilten sie sich. Zu Rhegion vgl. Bd. I A.167. Laut Gregoras griff der Kaiser mit drei Triremen an. Im übrigen fehlt der Satz 506,21 "CWV - 22 J[(iv"CE~ in der Übersetzung des Pontanus. Nach den Angaben des Gregoras (I 540f.) sind rund 1000 Türken getötet und 300 gefangengenommen worden, während von den Byzantinern keiner gefallen sei, obgleich die Streitmacht der letzteren aus nur 70 Reitern bestand! So etwas suche in der Weltgeschichte seinesgleichen, ruft der Historiker aus. Sowohl Gregoras als auch Kantakuzenos führen die Niederlage der Türken auf die Hilfe Gottes zurück. Zu den Zahlen der osmanischen Verluste vgl. ARNAKES: '0800llavoL 196 A.181. ZINKEISEN a.a.O. 191, der die Verteidigungsmaßnahmen der Byzantiner «lächerlich» nennt, stellt die Angabe des Gregoras (I 541,1), daß kein Grieche bei dem Gefecht gefallen sei, in Abrede: Schon die Nachricht desselben Historikers, daß viele Pferde dabei getötet worden seien, weise auf das Gegenteil hin. Nach der Schlacht habe sich laut Gregoras der Kaiser in das Hodegetriakloster begeben, um der Muttergottes seine Dankbarkeit für den Sieg zu erweisen; vgl. Bd. I A.212. Gregoras ep. 52 (vgl. GUILLAND: Correspondance 96 f.) bezieht sich nach VAN DIETEN a.a.O. 380 vermutlich auf diesen Sieg. Im ganzen waren also nach unserem Historiker an dem Unternehmen 36 türkische Schiffe beteiligt. Nach Gregoras (1540,5 f.) verfügten die Türken über 24 Schiffe, von denen 10 entkommen konnten. Statt rtEV"CE muß man an unserer Stelle rtaam lesen; vgl. FATOUROS in: BSL 37 (1976) 192. Von dieser Verstärkung der türkischen Streitmacht weiß Gregoras nichts. Die Nebeneinanderstellung zweier Formen des Adjektivs xaxo~ stammt bekanntlich aus der Tragödie; vgl. Aisch. Pers. 1041; Soph. Oed. T. 1365; Eurip. Hee. 233 usw. Kantakuzenos (508,16) schließt diesen Abschnitt mit den Worten xaxoL xaxw~ ab, um seine Abscheu vor jenen schrecklichen Angreifern unschuldiger Menschen zu unterstreichen. Mit dem Verbum artOAAua{}m verbunden kommt der Ausdruck bei spätgriechischen Autoren ziemlich oft vor; vgl. Plutarch 2,205A; eie. 26,3; Brut. 33,6; Ant. 70,7; Lukian, Iear. 33; Alkiphron 2,25,3; Polyb. 7,3,2; Nik. Damask. 66,33; Dio Cassius 53,9; Lib. or.
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64,44 (IV 448 FOERsTER), ferner Theod. Stud. ep. II 73 (PG 99, 1308B). Kant. hatte wahrscheinlich die Stelle Matth. 21,41 vor Augen: xaxou~ xax&~ cmoAEOEL alrtou~. Vgl. noch die Suda (Ill 14 ADLER). Er hat im Neugriechischen in der Form xax~vxax&~ überlebt. Vgl. KURTz, E. in: BZ 3 (1894) 152f. (mit der Anmerkung KRUMBACHERS ebenda 154 A.1). Der Hochzeit der byzantinischen Prinzessin mit dem Sohn des Bulgarenzaren Michael Asen widmet auch Gregoras (1546) fünf Zeilen. Aus ihm erfahren wir, daß auch Anna von Savoyen nach Adrianopel gekommen war. Nach der Chronologie des Kantakuzenos muß die Eheschließung im Herbst 1337 stattgefunden haben. Gregoras scheint sie jedoch 1339 anzusetzen. Aber auch bei den Modernen herrscht bezüglich der Datierung dieses Ereignisses Verwirrung, da das ganze Problem durch die Frage der Identität der byzantinischen Prinzessin (vgl. oben A.105) erschwert wird. So datiert PARISOT: Cantacuzene 138 die Hochzeit auf 1338, PAPADOPULOS: Genealogie 48 auf 1336, BOSCH a.a.O. 81 und HEISENBERG auf 1339, während DÖLGER: Regesten 2822 die Jahre 1337 und 1339 diesbezüglich erwähnt, ohne Stellung zu nehmen. VAN DIETEN a.a.O. 389 scheint der Chronologie des Gregoras den Vorzug zu geben. Gegen die Chronologie, die VAN DIETEN a.a.O. 362 Kant. zuschreibt, spricht entschieden der Ausdruck Kant. 509,10 IlE'tu ÖE Xgovov oux OALYOV (= multo post id tempus), welcher nicht auf ein paar Wochen hinweisen kann; denn VAN DIETEN setzt die bulgarisch-byzantinische Ehe kurze Zeit vor der Rebellion der Epiroten auf Herbst 1339 an (ebenda). Angenommen aber, daß die Eheschließung im Herbst 1337 stattgefunden hat und der Aufstand der Epiroten (welche Chronologie nach Kant. feststeht) im Herbst 1339, bedeutet der Ausdruck IlE'tu ÖE Xgovov oux OALYOV in diesem Zusammenhang 'nach zwei Jahren" was wahrscheinlicher ist. Beide Historiker stimmen allerdings darin überein, daß die Hochzeit vor der zweiten Expedition des Kaisers nach Epiros stattfand. Die Hochzeit der byzantinischen Prinzessin ist nach HEISENBERG, August: Über den Ursprung der illustrierten Chronik des Konstantinos Manasses. Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst 5 (1928) 298 (88)f. der Anlaß für die Übersetzung der Chronik des Konstantinos Manasses ins Bulgarische gewesen. Er hält es sogar für möglich, daß die junge Prinzessin Prachtexemplare der Chroniken des Manasses und des Zonaras nach Bulgarien mitbrachte. Zum Fluß Tundza (Tonzus) vgl. Bd. 1 A.251. Statt 't~v Touv't~av muß man an unserer Stelle wahrscheinlich 'tov Touv't~av lesen; vgl. Kant. I 191,20. Die weibliche Form verteidigt OBERHUMMER, E. in: RE VI A 1714 unter Hinweis auf Theophanes 674 (Bonn). Vgl. ferner DRÄsEKE: Geschichtswerk 496. Zur Stadt Trnovo vgl. Bd. 1 A.229. Die griechische Form des Namens lautet bei Kantakuzenos TLgVOßO~ (I 175,15) oder TgLVOßO~ (unsere Stelle); bei Gregoras heißt die Stadt TEgvOßO~ oder TEgVEßO~, bei Niketas Choniates TEgVOßO~ oder
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TEgVLßO~ (letztere Form bietet Cod. A, welcher keine Autorität hat). Zu den verschiedenen Formen des Namens vgl. NIKOV, Petar in: Studi bizantini e neoell. 5 (1939) 230 A.6. 307a Zu dieser Zeitangabe vgl. A.305 oben. 308 Über den Aufstand der Epiroten (Akarnanen) sowie über den Feldzug des byzantinischen Kaisers gegen Epiros berichtet auch Gregoras (I 546; 55lf.) in einem freilich viel kürzeren Bericht. Die Nachricht über den Aufstand ist nach Kantakuzenos (511,lf.) Ende Herbst 1339 in Konstantinopel eingetroffen, der Aufstand muß also auf den Sommer bzw. Herbst desselben Jahres datiert werden. Der Kaiser zieht erst im Frühjahr 1340 (: Kant. 1511,13) gegen die aufständischen Epiroten zu Felde; vgl. VAN DIETEN: Gregoras II 2,393 (ebenda S. 388 ganz oben muß '1339' in '1340' korrigiert werden). Man muß davon ausgehen, daß zwischen der bulgarisch-byzantinischen Eheschließung und dem Abfall der epirotischen Städte ca. zwei Jahre vergangen waren. Vgl. A.305 oben. Zum zweiten Feldzug des Kaisers gegen Epiros vgl. ferner PARISOT: Cantacuzene 137f.; FLORINSKIJ: Andronik 239 (= S. 139)f.; HAHN: Studien I 316; HOPF: Griechenland 443 (= S. 377 des Nachdruckes); BOSCH: Andronikos III. 137f.; VAN DIETEN a.a.O. 386f. 309 Arta, unweit des Ambrakischen Golfes am fluß Arachthos, die Hauptstadt des Despotats von Epiros seit der Zeit der Angeloi; vgl. LEAKE: Northern Greece IV 228 f.; NICOL: Epiros passim. Arta ist an der Stelle des antiken Ambrakia gebaut; vgl. den Plan bei LEAKE: Ebenda I 206, ferner PHILIPPSON /KIRSTEN: Landschaften II 1,118 f. Die mittelalterliche Stadt wird sehr häufig in den Quellen erwähnt, zum ersten Mal, wie es scheint, im 11. Jahrhundert; vgl. SOUSTALl KODER: Nikopolis 113 f. (mit reicher Literatur). Vieles über das spätbyzantinische Arta erfahren wir aus der sog. Cronaca dei Tocco (ed. SCHIRO); vgl. ferner DUCELLIER, Alain: Aux frontieres de la Romanie: Arta et Sainte-Maure a la fin du moyen-age. TM 8 (1981) 113f. Statt w~ naga XECpaAaLOV muß man an unserer Stelle wonEgd xEcpaAaLOV lesen; vgl. FATOUROS in: BSL 37 (1976) 192. Der Ausdruck stellt wahrscheinlich Libanios-Nachahmung dar; vgl. Lib. ep. 534,3; or. 37,2 (III 240,7 FOERsTER). Aus dieser Ausdrucksweise kam es, wie es scheint, in der Volkssprache des Mittelalters zum Bedeutungswechsel xEcpa':' AaLOV = Hauptstadt; vgl. z. B. die Chronik von Morea 1446 (S. 98/99 SCHMITT). S. ferner ZAKYTHINOS, D. A. in: EEBS 21 (1951) 194f. 310 Nikolaos Basilitzes und Alexios Kabasilas sind aus anderen Quellen nicht bekannt. Zu Kabasilas vgl. ANGELOPULOS, Ath. in: MaxEÖovLxa 17 (1977) 380f.; GUILLAND: Recherches I 473; ARABANTINOS: Xgovoyga(a I 120. Seine Erwähnung in Zusammenhang mit Arta ist ein Indiz dafür, daß die weitverzweigte Familie der Kabasilai, die in mehreren Städten des byzantinischen Reiches begegnet (u. a. in Thessalonike, vgl. WEISS: Kantakuzenos 129), auch in
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Epiros Fuß gefaßt hatte und vermutlich Ländereien besaß. Der Sohn des hier erwähnten Alexios, Johannes Kabasilas, ist als Großgrundbesitzer auf Kerkyra und Freund der Lateiner bekannt; vgl. HOPF: Griechenland 362 (= S. 296 des Nachdruckes) (er hatte den Titel «Marschall von Romania» inne). S. noch ZAKYTHINOS: Crise monetaire 58. Nach Gregoras (1546) wird Synadenos fast ein Jahr nach seiner Einsetzung als Gouverneur von Epiros von den Epiroten ins Gefängnis geworfen; vgl. Kant. I 504,1, ferner VAN DIETEN a.a.O. 386f. Die Festung Rhogo (bzw. Rhogoi) ist an der heutigen Straße Arta-Preveza ca. 10 Kilometer von der Küste entfernt am rechten Ufer des Luros zu lokalisieren; vgl. LEAKE a.a.O. IV 255; PHILIPPSON/KIRSTEN a.a.O. 112f.; SOUSTALIKoDER a.a.O. 251 f. Sie begegnet bereits im 9. Jahrhundert: Ebenda 226f. S. ferner SOTERlU, G. in: 'HJtELgWl"LXa XgovLxa 2 (1927) 98 f.; WOLFE, J. in: Journal of the Royal Geographical Society 3 (1833) 92 (uns nicht zugänglich). Rhogo wird auch in Dokumenten erwähnt; vgl. MM III 127. Laut unserer Stelle muß Thomokastron an der Küste nördlich von Preveza lokalisiert werden. Nach PHILIPPSON/KIRSTEN a.a.O. 287 A.60 ist die Festung mit dem späteren Kastrosykia oder Rhiniassa (heute Riza) identisch. Zur Bildung des Namens vgl. den unten (A.319) erwähnten Artikel von D. BAGIAKAKOS. Der Hafen Sopotos (Suboto, heute Sopoti) liegt zwischen Palermos und Saranda (Hagioi Saranta) in Albanien. Er ist nicht mit Sybota zu identifizieren, wie TAFEL: Thessalonica 482 und LEAKE a.a.O. I 79 meinen; s. PHILIPPSON/KIRSTEN a.a.O. 255; 286 A.51; SOUSTAL/KoDER a.a.O. 262; SOUSTAL, Peter: Sybota und Sopotos. 'HJtELgwLLxa XgovLxa, neue Serie I (noch nicht erschienen). Der Name stammt aus dem Slavischen; vgl. VASMER: Slaven 138f. Mesopotamon ist an der Stelle des antiken Phoinike (ca. 10 Kilometer nordöstlich von Saranda) zu lokalisieren: PHILIPPSON IKIRSTEN: Ebenda; SOUSTAL/KoDER a.a.O. 206f. Der Name deutet darauf hin, daß es zwischen Flüssen lag (vgl. z.B. heute Mesopotamia, westlich von Kastoria, sowie PHILIPPSON IKIRSTEN a.a.O. 287 A.59). Von dem Ortsnamen stammt der byzantinische Familienname Mesopotamites. Cheimarrha lag auf einem steilen Hügel an der nordepirotischen Küste, heute Himara in Albanien; vgl. SousTAL/KoDER a.a.O. 136f.; LEAKE: Northern Greece I 88 f.; BIRES: 'AgßUVLLE~ 297 (welcher Kantakuzenos fälschlich die Form XLllaLgu zuschreibt). Zur Etymologie des Namens: DENDIAS, Michael in: 'A811vä 38 (1927) 99 f. Argyrokastron ist das heutige Gjirokaster in Albanien; vgl. LEAKE a.a.O. 1499; DUCELLIER, Alain in: LdM I 925; SOUSTAL/KoDER a.a.O. 111 f. Die Stadt wird, wie es scheint, zum ersten Mal an unserer Stelle erwähnt. Parga (Barga) ist die heutige gleichnamige Stadt auf einer felsigen Halbinsel der
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epirotischen Küste ca. 50 Kilometer nordwestlich von Preveza; sie wird in den Quellen zum ersten Mal 1318 erwähnt. Von 1401 bis 1797 war sie praktisch in der Hand der Venezianer. Vgl. SOUSTAL/KoDER a.a.O. 226f.; LEAKE a.a.O. I 523 f.; III 3 f. (der S. 8 es mit der antiken Stadt Toryne identifiziert); PHILIPPsON/KIRSTEN a.a.O. 100f.; SOUSTAL: Epirus 269; LUDWIG SALVATOR: Versuch einer Geschichte von Parga. Prag 1908 (uns nicht zugänglich). Der Name stammt aus dem Slavischen; vgl. VASMER: Slaven 64 Nr. 25. Hagios Donatos (Aidonati) ist das heutige Paramythia, im Bergland von Epiros; vgl. NICOL: Epiros 223; 226 A.7; PHILIPPSON/KIRSTEN a.a.O. 230. Zur Wirkungsstätte des Heiligen Donatos treffend ebenda 283 A.22. Die Festung Angelokastron (= Burg der Angeloi oder, nach PHILIPPSON/KIRSTEN a.a.O. II 2,347, «Engelsburg») ist an der Stelle der heutigen Ortschaft gleichen Namens südwestlich von Agrinion in Akarnania zu lokalisieren; vgl. PHILIPPSON IKIRSTEN: Ebenda 617; LEAKE a.a.O. I 125; SOUSTAL/KoDER a.a.O. 108. Nach FALLMERAYER: Morea II 250 A. sei eine Ortschaft Angelokastron, wo immer in Griechenland sie auch begegnet, ein untrügliches Zeichen albanesischer Niederlassung (ohne Begründung). Zur Bildung des Namens s. BAGIAKAKOS, Dikaios B. in: IIvQym xai xaoTQa, herausg. von N. K. MuTSoPULOS. Thessalonike 1980, 50f. Nach BIRES a.a.O. 59 sei der Ortsname als Paretymologie aus 'Achelokastron' zu verstehen. Bei Chalkokondyles S. 213 (Bonn) begegnet er in der Form 'Angelopolichne'. In der modernen Forschung ist die Stadt bisweilen falsch lokalisiert worden: PHILIPPSON IKIRSTEN a.a.O. 633 A.69. Als Flüchtigkeitsfehler ist die Form 'Angelokloster' (vgl. FELs, E. in: BZ 44 (1951) 138) zu verstehen. Zu loannina s. PHILIPPSON/KIRSTEN a.a.O. II 1,84; LEAKE a.a.O. IV 130f.; NICOL a.a.O. passim; ASDRACHA, Catherine in: REB 35 (1977) 168 f.; SouSTAL/KoDER a.a.O. 165 f. Zur Etymologie des Namens s. CHATZES, Antonios eh. in: rEQa~ A. KEQall0JtOVAou. Athen 1953, 19 f. Balton (Baltos) ist in Akarnania an der Stätte des antiken Limnaia am südöstlichen Ufer des Ambrakischen Golfes zu lokalisieren; vgl. PHILIPPSON I KIRSTEN a.a.O. II 2,640 AAS; LEAKE a.a.O. I 124; SOUSTALIKoDER a.a.O. 120. Eulochos begegnet auch in den Formen V(o)lochos, Vlache, Blekola und Vrachova; vgl. HOPF: Griechenland 336 (= S. 270 des Nachdruckes). Die Ortschaft ist östlich des Acheloos, an der Stätte des antiken Thestia, zu lokalisieren; vgl. PHILIPPSON/KIRSTEN a.a.O. 11 2,615; SOUSTAL/KoDER a.a.O. 150. Die Rechte auf den Thron von Konstantinopel hatte Katharina von Valois (1301-1346) von ihrer Mutter, Katharina von Courtenay (t 1308), geerbt. Diese war eine Enkelin des lateinischen Kaisers von Konstantinopel Balduin 11. (1228-1261); vgl. LAIOU: Latins 237f. (Stammbaum Katharinas von Valois ebenda 238 A.158) und oben A.292. Um diese Rechte «zurückzukaufen», hatte
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Andronikos H. versucht, seinen Sohn Michael mit Katharina von Courtenay zu vermählen (ohne Erfolg); vgl. Bd. I A.14; HOPF: Griechenland 334 (= S. 268 des Nachdruckes). Nach dem Tode Katharinas von Valois (1346) ging der Titel des Kaisers von Konstantinopel an ihren ältesten Sohn Robert über; vgl. BON: Moree 214. Sie hatte noch zwei Söhne, Ludwig und Philipp. Die an unserer Stelle erwähnten zwei Töchter Katharinas sind Margaretha und Maria; letztere starb 1368 noch unverheiratet. Vgl. ferner HOPF a.a.O. 430f. (= S. 364f. des Nachdruckes); VON RINTELEN, W. in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas I 332 f. Zu Balduin H. s. LONGNON: Empire Latin 178 f. Zum Pinkernes J ohannes Angelos, einem Cousin des Kantakuzenos, vgl. Bd. I A.386; zu Michael Monomachos ebenda A.360. Letzterer marschierte aller Wahrscheinlichkeit nach von Thessalien aus; vgl. Kant. I 473 f.; FERJ ANCIC: Tesalija 206. Anscheinend war Kabasilas nicht unter denjenigen gewesen, die beim Abschluß des ersten Feldzuges des Kaisers Zuwendungen von ihm erhielten; vgl. Kant. I 503,4 und oben A.291. Was im folgenden erzählt wird, ist nicht als Selbstlob oder Zurschaustellung der diplomatischen Fähigkeiten des Kantakuzenos aufzufassen. Denn Gregoras (I 551f.) bestätigt auch, daß die Unterwerfung des Despotats zum großen Teil den Aktivitäten des Kantakuzenos zu verdanken war, obwohl der Historiker die Rührigkeit und Geschicklichkeit des Großdomestikos an anderen Beispielen erläutert. Im übrigen besaß der Name Kantakuzenos in Epiros, wie es scheint, einen gewissen Nimbus wegen der Basilissa Anna Kantakuzene (gestorben um 1313), der Gattin des Despotes Nikephoros 1. Angelos und Mutter des Despotes Thomas, die eine Verwandte (Tante?) des Johannes war. Sie scheint in der Diplomatie ebenfalls außerordentlich geschickt gewesen zu sein. Zu ihr s. LAMPROS, Spyridon in: NE 1 (1904) 36f.; NICOL: Kantakouzenos 20f. Zu den Reden dieses Abschnitts vgl. DRÄsEKE: Geschichtswerk 505. Über die Beziehungen des Kant. zu Kabasilas s. noch ARABANTINOS: Xgovoygu<j>(u I 123 f. Zum Bild des Wahnsinnigen, der das eigene Fleisch zerreißt oder verzehrt, vgl. Kant. 3,67 (H 413,22f.) und Bd. I A.409. Zum Gebrauch von aw<j>govELV (514,6) und aw<j>goauv'Y] bei Kant. s. LINDAHL, Roy Elwin Jr.: A Study of Sophrosyne in Non-theological Byzantine Literature. Diss. Tulane 1971, 162f. Da Rhogo am südwestlichen Ufer des Flusses Luros lag, verband offensichtlich diese Brücke eins seiner Tore mit dem gegenüberliegenden Ufer. Das Gespräch ging von Ufer zu Ufer vonstatten, wie seinerzeit der Dialog mit den Mongolen über die Tundza (vgl. Kant. I 192,10f.). Die berühmte, von der neugriechischen Volksdichtung viel besungene Brücke von Arta führte nicht über den Luros, sondern über den Arachthos. Als Kantakuzenos diese Stelle schrieb, hatte er einen Passus aus dem sog. Antio-
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chikos (or. 11) des Libanios vor Augen, wie folgender Vergleich des Wortlauts bei der Stellen zeigt: KANT. I 515,15 f. xm:a 'tlva Jtl1Y~v 1pUXQov ä/la QEouaav xat ÖlElÖE~ xat ~ÖLa'tov mdv
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LIBANIOS,Or. 11,72 (II 460 FOERSTER) JtLVl:l 'tii~ Jtl1Yii~ vöwQ '\jJUXQov 'tl: xat ÖLacpavE~ xat ~ÖLa'tov
Da Anklänge aus Libanios auch an anderen Stellen des Geschichtswerkes des Kant. vorkommen, kann man ohne Zweifel auch hier annehmen, daß es sich um eine gewollte Mimesis handelt. Unsere Stelle ist jedoch so unauffällig, daß man dem Geschichtsschreiber kaum das Motiv unterstellen kann, das DÖLGER bezüglich der Mimesis den Byzantinern zuschrieb: «Ein gespreiztes Großtun mit Gelehrsamkeit» (:IlAPA1:IlOPA 38); dafür ist unser Satz zu anspruchslos. Warum dann die Nachahmung dieser Stelle? Aus dem zusammenhängenden Text des Antiochikos erfahren wir, daß es sich um eine Gründungslegende von Antiocheia handelt und daß Alexander d. Gr. der Mann gewesen sei, der das köstliche Wasser der erwähnten Quelle trank und gleich darauf beschloß, die Stadt bei dieser Quelle zu gründen. Kantakuzenos vergleicht sich also, wie es scheint, beim Schreiben dieser Zeilen selbst mit Alexander d. Gr. Alexander war laut Libanios nach der Schlacht bei Issos mit seiner Begleitung unterwegs und machte bei der erwähnten Quelle Rast; desgleichen befindet sich Kantakuzenos auf einem Feldzug und macht ebenfalls mit seinen Gefolgsleuten hier Rast zum Morgenmahl. Für Alexander war die Quelle der Ausgangspunkt, um eine Stadt zu gründen; Kant. will zwar keine neue Stadt gründen, ist aber dabei, Städte für das byzantinische Reich zu gewinnen. Es ist bereits bemerkt worden, daß Kant. den Vergleich seiner Person mit Alexander d. Gr. gern hörte (TINNEFELD: Kydones I 1,103 A.l 0). Hier schmeichelt er, wie es scheint, mit dieser Illusion sich selbst. Daß er sich im übrigen (als Ex-Kaiser) als Nachfolger Alexanders d.Gr. betrachtet, hat er oben (I 188) ausdrücklich bestätigt. Vgl. ferner GLEIXNER, Heribert J.: Das Alexanderbild der Byzantiner. Diss. München 1961, 15. Auch Mehmed II. der Eroberer ließ sich gerne mit Alexander d. Gr. vergleichen; vgl. REINSCH, D. R.: Critobuli Imbriotae historiae. Berlin - New York 1983, 58'~ f. Mit Alexander d. Gr. vergleicht Libanios, or. 59,53 f. (IV 235 FOERsTER) Konstantios und Konstans. Zum Treffen des Kant. mit Kabasilas s. ARABANTINOS a.a.O. 125. Zur Würde des Großkonnetabels vgl. Bd. I A.68. Gemeint sind wieder die Zuwendungen des Kaisers an die Mächtigen von Epiros. Zum Ausdruck vgl. KAZDAN: Cantacuzene 294 f. Zum Begriff «Volk» (öiil-lo~) bei Kantakuzenos vgl. WEISS: Kantakuzenos 70 f.
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Gemeint ist nicht Julius Cäsar, wie Pontanus in seiner Übersetzung interpretiert, sondern eher Octavianus Augustus, der die epirotische Stadt Nikopolis nach der Seeschlacht von Aktion gründete. Vgl. LEAKE: Northern Greece I 185 f. Er ahmt hier wieder Thukydides nach; vgl. Thuk. 6,80,4 (Demegorie des Hermokrates). Zur Gründung des sog. Despotats von Epiros durch Michael Angelos vgl. OsTROGORSKY: Geschichte 357f.; NICOL: Epiros 11f.; STIERNON, Lucien: Les origines du despotat d'Epire. REB 17 (1959) 90f.; LOENERTZ, R.-J.: Aux origines du despotat d'Epire et de la principaute d'Achaie. Byzantion 43 (1973) 360f.; ROMANOS, I.: IIEQL 'tOU CEoJto't(hou 'tfj<; 'HJtELQOU LO'tOQLX~ JtQUYIlU'tElu. Kerkyra 1895 (Nachdr. ebenda 1959, uns nicht zugänglich). Zur damaligen Funktion und Zusammensetzung solcher Volksversammlungen, die Kantakuzenos mit dem attischen Namen EXXA'Y]OLU nennt, vgl. KYRRIS: Urban Classes 27 f. Zu dieser Selbstcharakterisierung des Kantakuzenos vgl. KAZDAN: Cantacuzene 290. Das byzantinische Heer scheint von Dysenterie heimgesucht worden zu sein: VAN DIETEN a.a.O. 392 A.507; darauf weist das von Kant. geschilderte Krankheitsbild. Allerdings ist nicht ausgeschlossen, daß der Kaiser, dessen Symptome von Kant. etwas unterschiedlich dargestellt werden, an Malaria litt. Vgl. Gregoras, hist. I 554. Die Gegend um Preveza und Arta war noch bis zum Zweiten Weltkrieg als Malariagebiet bekannt. Die Krankheit trat vor allem in den sommerlichen Monaten in Erscheinung. Zum Malarialeiden des Kaisers vgl. BOSCH: Andronikos III. 178 A. und Bd. I A.173. Von Gregoras (I 553) erfahren wir, daß Sphrantzes Palaiologos in eine Verschwörung gegen den Kaiser verwickelt war. Er habe in Konstantinopel Mitverschwörer gehabt und sei in Kontakt mit den Albanern und den Katalanen von Theben gewesen; vgl. PARISOT: Cantacuzene 142f. Einen Hinweis auf diese Verschwörung sieht KURUSES: rUßuAa<; 258 in ep. 50 des Matthaios von Ephesos (S. 169 REINSCH), wo von einer Person die Rede ist, welche dem Kaiser «allgemeine Verderb er der Rhomäer» angezeigt hat. Diese Anspielung könnte jedoch auch auf die Verschwörung des Jahres 1335 bezogen werden: Laut Gregoras (1531,21) hat der Kaiser damals die Verschwörer aufgrund von Zeugenaussagen überführt; einer dieser Zeugen könnte auch die Person gewesen sein, von der Matthaios von Ephesos in seinem Brief spricht. Im Gegensatz zu Gregoras, spielt Kantakuzenos (I 481 f.) die letztgenannte Verschwörung herunter (vgl. oben A.258), während er von der Verschwörung des Jahres 1339 überhaupt nichts sagt. Hinter diesem Schweigen muß nicht unbedingt eine Absicht stecken. Kantakuzenos interessiert sich nicht so sehr für die Ereignisse in der Hauptstadt, es sei denn, er ist selber dort anwesend. Den
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Taciteischen Kontrapunkt zwischen Hauptstadt und Front wird man bei Kantakuzenos vergeblich suchen. Dies ist letzten Endes auf den memoirenhaften Charakter seiner Erzählung zurückzuführen. Zu Sphrantzes Palaiologos vgI. oben A.181. 339 Aus einem solchen Gebrauch des Wortes in bezug auf Lasttiere entstand bereits iri byzantinischer Zeit die Bezeichnung af..oyov = Pferd, die heute im Neugriechischen üblich ist. VgI. Kant. 1544,2, ferner HATZIDAKIS, Georgios N.: Einleitung in die neugriechische Grammatik. Leipzig 1892, 34f. 340 Zum Alter des Nikephoros vgI. oben A.286. 341 Bei den altgriechischen Autoren gilt der Polyp sehr häufig als Inbegriff tierischer Anpassungsfähigkeit, vor allem wegen der Angleichung seiner Farbe an seine Umgebung; vgI. z.B. Aelian, NA 7,11; VH 1,1; Antigonos, mir. 25; Eunapios, vit. soph. 16,1,10; Lukian, DMar. 4,3; Oppian, HaI. 2 (vgI. CRUSIUS, M.: Turcograecia 227); Plutarch 2,96F; 916B; 978Ef. usw. (bei einigen Autoren wird das Chamäleon dafür gerühmt). Kantakuzenos hingegen benutzt den Polyp an unserer Stelle als Beispiel eines anpassungs u n f ä h i gen Tieres! Das Bild des Polypen, der sich lieber zerreißen läßt als nachzugeben, kennt Kantakuzenos, wie es scheint, aus seiner persönlichen Erfahrung; es stimmt mit der Wirklichkeit durchaus überein und wird von den heutigen Naturforschern bestätigt. Im übrigen hat Pontanus unsere Stelle in seiner Übersetzung völlig mißverstanden. 341a Das Wort !-tEyaf..ü'\jJuxta bedeutet die Überlegenheit dessen, der sich über die materiellen Interessen dieser Welt erhebt (Größe der Seele). Diesem Begriff hat bekanntlich Libanios,den Kantakuzenos des öfteren vor Augen hat, eine besondere Prägung gegeben. VgI. dazu DOWNEY, Glanville: The Pagan Virtue of Megalopsychia in Byzantine Syria. Trans. & Proc. of the Amer. PhiI. Ass. 76 (1945) 283 f.; KNOCHE, U.: Magnitudo animi. Untersuchungen zur Entstehung und Entwicklung eines römischen Wertgedankens. Philologus, SuppI. 27,3. Leipzig 1935; FATOUROS, G./KRISCHER, T.: Libanios, Briefe. München 1980, 470f. Unten, Kant. II 105,13, wird das Wort in einer anderen Nuance benutzt. 342 Bontitza (heute Bonitsa) liegt an der Südküste des Ambrakischen Golfes; vgI. LEAKE: Northern Greece I 165f.; PHILIPPSON/KIRSTEN: Landschaften II 2,379; SOUSTAL/KoDER: Nikopolis 128 f.; SOUSTAL: Epirus 265. Die drei hier genannten Städte waren ursprünglich als Mitgift der Thamar, der Tochter Nikephoros' 1. von Epiros, dem Angiovinischen Königshaus zugesprochen: Ebenda 266 f. Der Name aus dem bulg. (V)odica (= Angelhaken): GREGOIRE, H. in: Byzantion 22 (1952) 265 f. 343 Zu Naupaktos (Epachto) vgI. LEAKE a.a.O. II 607f.; SOUSTAL/KoDER a.a.O. 210f. Zu den verschiedenen Namensformen der Stadt s. MIGLIORINI, Bruno: Naurcaxtoc;- Lepanto. Studi bizantini 2 (1927) 305 f. In mittelbyzantinischer
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Zeit war sie Themenhauptstadt. Zu der angedeuteten Verwicklung der Stadt im Krieg gegen das byzantinische Kaiserreich s. NICOL: Epiros 189. Bothrento (Butrinto, Buthroton, heute Butrinti in Albanien) liegt an einem See 2 Kilometer landeinwärts an der Stelle, wo Korfu mit dem Festland eine Meerenge bildet; vgl. PHILIPPSON/KIRSTEN a.a.O. II 1,68; SousTAL/KoDER a.a.O. 132; SOUSTAL: Epirus 263. 1258 wurde die Festung vom König Manfred von Sizilien eingenommen, der gleich darauf die eroberte Stadt sowie Korfu, Dyrrhachion und Aulona bei seiner Heirat mit der Tochter des Despotes von Epiros, Michael II. Angelos, als Mitgift erhielt. 1386 wurde die Stadt den Venezianern übergeben. Der von Kantakuzenos an unserer Stelle gemeinte byzantinische Kaiser ist also Theodoros II. Laskaris bzw. Michael VIII. Palaiologos. Vgl. OSTROGORSKY: Geschichte 370; NICOL a.a.O. 166f. Zur Geschichte der Stadt Bothrento vgl. ferner ROMANOS, Ioannes A.: IIEQL BOUÖ'Qu)'tou. DIEE 3 (1889) 548 f. Zu der an unserer Stelle aufgestellten Behauptung des Historikers vgl. ferner die Bemerkungen von NICOL, Donald M. in: Byzantinische Forschungen 4 (1972) 194. Da der Feldzug gegen Epiros im Frühjahr 1340 in Gang gesetzt wurde (vgl. Kant. 1511,13 und oben A.308), kann die Angabe unserer Stelle «fast ein Jahr» nicht auf die Dauer der Operationen in Epiros bezogen werden. Nach VAN DIETEN a.a.O. 393 ist die Zeit seit dem Aufstand der Epiroten gemeint. Seitdem war an sich mehr als ein Jahr verflossen (der Ausdruck EV EVLalJ1:ep flUALG'tU bedeutet «fast ein Jahr»); denn aus dem folgenden Bericht des Kantakuzenos (I 534,16f.) geht hervor, daß der Kaiser nach der Übergabe von Thomokastron sich etwas mehr als 20 Tage in Epiros aufhielt und dann, Anfang November, sich auf den Weg nach Thessalonike machte, wo er den Winter verbrachte. Thomokastron wurde demnach also im Oktober 1340 noch belagert. Der Ausdruck EV EVLUU'tep flUALa'tU muß also auf die Belagerung von Thomokastron bezogen werden, das nach den Angaben des Kantakuzenos (I 525,24) bereits belagert wurde, ehe er dort eintraf; vgl. Kant. 511,17 -19. Im folgenden wird eine synoptische Darstellung der Chronologie des 2. Feldzuges des Kaisers gegen Epiros laut Kant. versucht: Ende Herbst 1339: Nachricht über den Abfall der Epiroten.
Kant.510,23511,2
Frühjahr 1340: Abmarsch des Kaisers.
Kant.511,13-14
Ende Sommer- Herbst 1340: Übergabe der Städte Rhogo und Arta.
Kant. 512,15 -16 516,22-23 525,8-10
ca. einen Monat später, Oktober 1340:
Kant.525,23-24
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ANMERKUNGEN:
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Übergabe von Thomokastron (das bereits seit ca. Herbst 1339 belagert wurde).
526,6-7,14 527,9 530,8-9 533,24
November 1340: Ankunft des Kaisers in Thessalonike.
Kant.534,18-19
Frühjahr 1341: Der Kaiser verläßt Thessalonike und trifft über Didymoteichon in der Hauptstadt ein.
Kant.541,13-14
Zum Ausdruck EV avögaJt6ö())v !lo(g~ vgl. Kant. 1493,10; 11 153,20; 284,23, ferner Aristeides, or. 38,15 (I 633 LENZ); Dionysios Hal., ant. rom. 9,39. 346a Was hier Kantakuzenos sich in den Mund legt, zeigt, daß er sich damals seiner hohen Stellung und Macht im Staatsapparat voll bewußt war; vgl. FLORINSKIJ: Slavjane 55 und A.2. 347 Zur Funktion solcher Volksversammlungen vgl. KYRRIS: Urban Classes 27 f. 348 Zur Würde des Panhypersebastos vgl. Bd. I A.293. Sie nahm um diese Zeit den 5. Rang in der Hierarchie ein. 349 Matthaios Kantakuzenos, der älteste Sohn des Johannes Kantakuzenos und der Eirene Asanina, wurde um 1325 geboren. Er spielte eine wichtige politische Rolle, sowohl während des Bürgerkrieges nach dem Tode Andronikos' 111. auf der Seite seines Vaters, als auch während der Regierungszeit Johannes' VI., deshalb begegnet er des öfteren im 3. und 4. Buch des Geschichtswerkes. Im April 1353 wurde er zum Mitkaiser proklamiert. Nach der Abdankung seines Vaters kam es zu einer Konfrontation zwischen Matthaios, der als autonomer Herrscher einen Teil von Thrakien regieren sollte, und Kaiser Johannes V. mit dem Ergebnis, daß Matthaios auf all seine Privilegien verzichten und zufrieden sein mußte, daß er nicht geblendet wurde. Die letzten dreißig Jahre seines Lebens scheint er auf der Peloponnes verbracht zu haben. Er starb in Mystra wahrscheinlich im Jahr 1391. Er ist Verfasser philosophischer und theologischer Abhandlungen. Vgl. NICOL: Kantakouzenos 108 f.: TINNEFELD: Kydones I 1,139 f.; CHARANIS: Short Chronicle 359; GUILLAND: Correspondance 313 f. (der irrtümlicherweise das Geburtsjahr des Matthaios noch im 13. Jahrhundert ansetzt). 350 Den Namen der Tochter des Despotes Demetrios erfahren wir aus Kant. 4,45 (111 331): sie heißt Eirene. Ansonsten wissen wir kaum etwas über sie. Als im Oktober 1341 der Bürgerkrieg ausbrach, wurde sie in Konstantinopel unter Hausarrest gestellt. Sie schenkte Matthaios fünf Kinder, Johannes, Demetrios, Theodora, Helene und Maria; vgl. NICOL a.a.O. 156; PAPADOPULOS: Genealogie 41 Nr. 64. Die Eheschließung muß nach unserer Stelle auf den Winter 346
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ANMERKUNGEN:
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1340-1341 angesetzt werden, nicht Anfang 1340, wie BOGIATZIDES: XQOVLxov I 161 und PAPADOPULOS, oder 1339, wie ZAKYTHINOS: Despotat I 102, datieren; vgl. NICOL: Ebenda 108 A.2. Die Ausdrucksweise des Kantakuzenos an unserer Stelle läßt mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit darauf schließen, daß die Eheschließung Anfang 1341 zu datieren ist. Zum Despotes Demetrios Palaiologos vgl. Bd. I A.361. Er kehrte über Didymoteichon nach Konstantinopel zurück; vgl. unten 541,14 und Gregoras I 544. Durch die Ausdrucksweise naQu noAEL tft E1tLXEXAYJ~EVn ~LÖU~OtELXq.> an dieser Stelle erweckt Gregoras den Eindruck, als sei hier zum ersten Male von Didymoteichon die Rede, was keineswegs der Fall ist, wie VAN DIETEN a.a.O. 393 A.512 bemerkt. Ähnliche Umschreibungen für nachklassische Namen sind bekanntlich bei den Historikern seit dem Spätaltertum gang und gäbe und sind im Rahmen der archaisierenden Tradition der Historiographie zu verstehen; vgl. diesbezüglich die Ausführungen von CAMERON, Averil und Alan in: Classical Quarterly 14 (1964) 316f. Im übrigen erfahren wir aus Gregoras, daß der Kaiser sich mit Gattin und Kindern in Thessalonike aufhielt. Aus unserer Stelle geht hervor, daß Apokauchos für seine Dienstleistungen während des Bürgerkrieges sowie in der folgenden Zeit Pronoialehen von Andronikos III. erhalten hatte, d. h. Ländereien in Verwaltung unter Überlassung aller Einkünfte einschließlich der Abgaben der auf den Ländereien ansässigen Bauern. Die Pronoialehen waren normalerweise nicht auf die Erben übertragbar, sondern ihre Einkünfte fielen mit dem Tod des sog. Pronoiars wieder dem Staat zu. Nun fing bereits Michael VIII. an, diesbezüglich Ausnahmen zu erlauben, und es scheint, daß in der Regierungszeit der bei den Andronikoi immer mehr Pronoiagüter vererbt wurden; vgl. OSTROGORSKY: Geschichte 397. Das Anliegen des Apokauchos an den Kaiser und den Großdomestikos liegt also nicht so sehr darin, die Erlaubnis des Kaisers zum Rücktritt von seinem Amt zu erlangen, sondern vielmehr darin, daß er um die Erlaubnis bittet, seine Pronoiagüter auf seine Kinder zu übertragen, oder vielmehr benutzt er die letztgenannte Forderung, um ein angeseheneres Amt zu erhalten, was er auch schließlich erreicht. Zum Amtswechsel des Apokauchos vgl. MATSCHKE: Reaktion 138f. Durch die Ernennung des Apokauchos zum Befehlshaber der Flotte gegen die Türken wollte der Kaiser nach BOSCH: Andronikos III. 187 ein Gegengewicht gegen die Macht und die Ansprüche des Großdomestikos schaffen; dies ist jedoch wenig wahrscheinlich, da letzterer das volle Vertrauen des Kaisers genossen zu haben scheint. Zum Ausdruck xYJALÖa :rcQoatQLßEa{}m vgl. Aelian, Fragm. 89; Dio Cassius Fragm. 67,2. Bisweilen heißt es auch :rcQoa~attEa{}m, z. B. Philostratos, VA 3,42 xYJALöa :rcQoa~E~ax{}m tft 'ljJuxft oder :rcEQLCmtELV, z.B. Aelian, NA 7,15; vgl. noch Kant. II 61,12; Bas. ep. 300 (PG 32,1045D). In gegensätzlichem Sinne
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ANMERKUNGEN:
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heißt es urco'tQLßEa'frm, z.B. Kant. II 59,22; Julian, OY. 5,180b urco'tQLtpaa'frm 'tfJc; USEO't'Yj'tOC; 't~v x'YjALöa oder urcovLrc'tEa'frm, z. B. Chrysostomos, Horn. 10 5 in Mt.; Bas. ep. 130 (ebenda 564B) oder urcoxaS~QaaSm: Bas. ep. 269,2 (1001B). Den Ausdruck uvaxooQ'YjaLC; 'tOU xoa~ou haben bereits die Kirchenväter benutzt, z.B. Basileios, ep. 2,2 (PG 32,225B); Johannes Clim. seal. 1 (PG 88,633C). Die sprichwörtliche Wendung ÖElhEQOC; rcAOUC; (= der zweitbeste Weg) hat Platon in die Literatur eingeführt; er begegnet außerordentlich häufig bei spätgriechischen und byzantinischen Autoren, so daß eine Anführung von Stellen hier wenig Sinn hätte. Vgl. dazu CRUSIUS, Otto in: Philologus 46 (1888) 629 f.; SALZMANN: Sprichwörter 55 f., ferner BZ 26 (1926) 16; Ross, Donald L. in: Hermes 110 (1982) 23 f.; HUNGER: Literatur I 224. Zum gewollten Homoioteleuton a'toAoLC; ÖAOLC; vgl. Niketas Choniates, hist. 224 AL'froxoAAOLC; xat ÖAOLC;. Seeoperationen und Einfälle der Türken in Griechenland, Makedonien und Thrakien, wie Apokaukos sie an unserer Stelle schildert, spiegeln sich am besten in der «Düstürname» des Enveri wider; vgl. dazu LEMERLE: Aydin 102f.; ZACHARIADOU, Trade 41f. Über das Piratentum der türkischen Emirate s. ARNAKES: 'OSw~avoL 177 A.141, zum Vorschlag des Apokauchos SEVCENKO, Ihor in: Actes Bucarest I 80. Zur Häufung des Verbums AUaL'tEAELV in unserem Abschnitt vgl. KAZDAN: Cantacuzene 328 (wo die Stellen 538,6; 538,16 und 540,20 hinzugefügt werden können). Zu den geographischen Begriffen 'Makedonien' und 'Thrakien' bei Kantakuzenos S. AMANTOS, Konstantinos in: EEBS 1 (1924) 44 und 46. Der Ausdruck urcElQyouaav ... xaxouQYELV (Kant. 537,20-21) stellt im übrigen Thukydides-Nachahmung dar; vgl. Thuk. 3,1 dQyov 'to ~~ ... xaxouQYELV. Auch das Verbum SaAaaaoxQa'touaav ist Thukydides entnommen. Statt rcUSO~EVQl (Kant. 537,14) scheint Pontanus rcELSO~EVQl in seinem Text gelesen zu haben. Zu dieser Verfügung des Kaisers vgl. DÖLGER: Regesten 2842, an welcher Stelle die Chronologie in «1341 frühj.» korrigiert werden muß (desgleichen bei MATsCHKE:Reaktion 138). Es ist nicht sicher, ob Apokaukos durch den hier erwähnten Erlaß zum Stadtgouverneur von Konstantinopel ernannt wurde, oder ob ihm die Verwaltung der kleinen Städte in der Umgebung der Hauptstadt übertragen wurde. Unter 'Inseln' sind hier wohl in erster Linie die Prinzeninseln zu verstehen. Vgl. MATSCHKE: Ebenda 118 A.219; DERs.: Gouverneur 84, ferner GUILLAND, R. in: BSL 41 (1980) 163; ZAKYTHINOS: Crise monetaire 84. Aus Kant. II 99 erfahren wir, daß Apokaukos, sobald er das neue Amt bekleidete, von seinem Posten als Mesazon (vgl. Kant. I 339 und eben A.38) abgelöst wurde. S. noch LOENERTZ: Chancelier 283. Das Amt des Mesazon übernahmen gemeinsam Georgios Spanopulos und Johannes Meliteniotes, wobei es offen J
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bleibt, ob Kantakuzenos sich wieder einige wichtige Funktionen dieses Amtes vorbehielt. Auf Frühjahr 1341 muß wahrscheinlich auch eine Reise des Johannes Kantakuzenos auf den Berg Athos, wo er angeblich seinen Eintritt in ein Kloster (Vatopedi) vorbereiten wollte, angesetzt werden. Darüber erzählt er erst unten (Kant. III 176 f.), indem er versucht, die Behauptung des Gregoras zu widerlegen, er sei auf Athos gekommen, um von den Mönchen zu erfahren, ob er den Thron von Byzanz besteigen würde. 358 Dieser Vorwurf beruhte, wie es scheint, unter anderem darauf, daß der Kaiser Expeditionen in der Ferne unternahm, während die Umgebung der Hauptstadt von den Türken bedroht war. So erschien das Verdienst des Apokaukos, der für die Sicherheit der Hauptstadt Maßnahmen treffen wollte, in den Augen seiner Mitbürger um so größer. Vgl. dazu MATSCHKE: Reaktion 139. 358a Diese Worte des Kaisers sind so zu verstehen, daß Apokaukos gleich darauf von seinem neuen Amt entlassen wurde; dies erfahren wir nämlich aus Kant. II 99,8 (naQEA.uoEV Eu8üü~ Lii~ aQxii~). 359
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Es handelt sich offensichtlich um den gleichen Frühling, der bereits oben 534,25 angedeutet wurde. Es ist daher ein Versehen, wenn der Herausgeber des Historikers erst hier das Jahr 1341 notiert, was unter den Benutzern des Werkes Verwirrung gestiftet hat. So meint z.B. DÖLGER, es handle sich hier um das nächstfolgende Frühjahr usw. Wie wir aus Gregoras (I 554,22) erfahren, traf der Kaiser am Ende des Frühlings (Mai 1341), von seinem Milzleiden (Malaria!) geplagt, in Konstantinopel ein; vgl. LOENERTZ, R.-J. in REB 17 (1959) 162 (= DERs.: Byzantina et Franco-Graeca, I. Rom 1970,426f.). In diesem Frühjahr muß auch eine Gesandtschaft der Byzantiner an den Großkhan der Mongolen Özbeg angesetzt werden, die vom Vater des Demetrios Kydones angeführt wurde, mit dem Auftrag, einen drohenden Einfall der Mongolen in das byzantinische Reich abzuwenden. Vgl. Kant. 542,19 und LOENERTZ: Ebenda 162f.; LAURENT, Vitalien: L'assaut avorte de la Horde d'Or contre l'empire byzantin. REB 18 (1960) 145f. Diese Information stammt vorwiegend aus Dokumenten, die sich auf den Hesychastenstreit beziehen. Arkadiupolis war das antike Bergule, unweit von dem Fluß Erginias, ca. 50 Kilometer südwestlich von Bizye (heute Lüle Burgas). Die 403 von Arkadios umbenannte Stadt behielt ihren Namen fast ein Jahrtausend. In mittelbyzantinischer Zeit war sie die Hauptstadt des Themas Thrakien. Als Kantakuzenos diese Zeilen schrieb, war sie bereits von den Türken Murads besetzt worden, die sie menschenleer vorfanden. 1549 wurde dort von dem türkischen Architekten Sinan eine Moschee gebaut. Vgl. JIRECEK: Heerstraße 49; 107f. Mit aXQt vuv (Kant. 541,20) ist die Zeit gemeint, zu welcher Andronikos d.J. den Wiederaufbau der Stadt plante, nicht die Zeit der Abfassung dieser Zeilen; vgl. oben A.242. Das Verbum EIlEAAEV an unserer Stelle steht in direktem Gegensatz zu
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543,1-3 <JU!lßCWll~ ... El:EAEl)"[ll<JE, welche Apodosis erst nach 30 Zeilen folgt. Die Aposiopese soll aber zugleich euphemistisch aufgefaßt werden; desgleichen unten 542,19-20 ~ßouAYj811. Die Festung Gynaikokastron ist nördlich von Thessalonike zu lokalisieren. Wie wir aus Gregoras (11 634) erfahren, war sie 200 Stadien (= ca. 36 Kilometer) von Thessalonike entfernt. Dies bestätigt Kantakuzenos unten 4,20 (111 136) «weniger als einen Tagesmarsch». Die Festung sollte als Ersatz für die an die Serben abgetretenen makedonischen Stützpunkte (vgl. oben A.195) die zweitgrößte Stadt des Reiches vor einem Angriff aus dem Norden schützen. Vgl. TAFEL: Thessalonica 279f.; KODER, Johannes: Negroponte 127. Der eigenartige Name war noch in nach byzantinischer Zeit erhalten und ging ins Serbische (Zensko) und Türkische (Avret-Hissar) über; vgl. JIRECEK: Serben I 375. Einen vergleichbaren Namen hat die ostpreußische Stadt Frauenburg. Ein anderes Gynaikokastron lokalisiert LEAKE: Northern Greece I 455 in Thessalien. Die Festung Siderokastron ist bei der heutigen Stadt gleichen Namens, ca. 20 Kilometer nördlich von Serrai, zu lokalisieren. Sie war auf einem steilen Felsen erbaut. Vgl. TAFEL a.a.O. 267 A.86. Die aus dem Altertum berühmte Stadt am linken Ufer des Strymon. In römischer Zeit war sie Station der Via Egnatia. In der Zeit der Komnenen scheint sie unter dem Namen Popolia bekannt gewesen zu sein; vgl. THEOCHARIDES: Kal:EJtaVeXLa 56 A.l. Niketas Choniates erwähnt sie allerdings des öfteren in seinem Geschichtswerk mit dem antiken Namen. Vgl. LEAKE a.a.O. IH 181f.; TAFEL a.a.O. 498 f.; DERs.: Via Egnatia orientalis 9; PAPAZOGLU, Phanula: Eion - Amfipolj - Hrisopolj. ZRVI 2 (1953) 7f. Die Stadt Peritheorion, die bereits im 9. Jahrhundert begegnet, lag zwischen Kumutzena (heute Komotene, vgl. oben A.215) und Xantheia, bei dem oben (Kant. 1470) erwähnten Poru, über 100 Kilometer westlich des Hebros, unweit von Mosynopolis. Die Lage von Anastasiupolis auf der anderen Seite, die bereits bei Prokop, de aedif. 4,11 begegnet, ist nicht bekannt. Nach TAFEL: Via Egnatia orientalis 37 muß sie am rechten Ufer des Hebros unweit des Meeres lokalisiert werden, dies ist jedoch reine Vermutung. Kantakuzenos also, der an unserer Stelle sowie unten 3,32 (H 197) die Umbenennung von Anastasiupolis zu Peritheorion Andronikos IH. zuschreibt, muß entweder sich irren, wie AsDRACHA: Region 100 annimmt, oder, was wahrscheinlicher ist, eine zweite Festung gleichen Namens meinen. Denn der Historiker könnte sich wohl in der Lokalisierung des zerstörten Anastasiupolis irren, kaum aber bei der wiederholten Behauptung, der Name «Peritheorion», den die wiederaufgebaute Festung erhielt, stamme von Andronikos IH. Völlig ausgeschlossen bleibt indessen die Möglichkeit nicht, daß Andronikos IH. nach dem Wiederaufbau der Stadt Anastasiupolis ihr den Namen wiedergab, den sie bereits im Mittelalter führte,
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nämlich Peritheorion. Dagegen spricht jedoch die Tatsache, worauf ASDRACHA a.a.O. 99 f. aufmerksam macht, daß in der sog. Diatyposis Leons VI. Peritheorion der Metropole von Trajanupolis untergeordnet, zugleich aber ein Bischof von Anastasiupolis erwähnt wird. Zu Peritheorion s. ASDRACHA a.a.O. 98 f. (welche nur ein «Peritheorion» voraussetzt und es bei Poru lokalisiert. Die Karten ebenda am Ende des Buches mit irreführendem Maßstab); REGEL, W. in: BZ 5 (1896) 240 (der Anastasiupolis bei Poru lokalisiert, eine Ansicht, die auch KRUMBACHER anzunehmen scheint); KYRIAKIDES: MEAETaL 40f. (welcher Peritheorion bei Abdera an der Stelle, wo später die Buru-Kale-Burg errichtet wurde, lokalisiert). Bei Ausgrabungen westlich des Sees Bistonis auf bei den Seiten der Nationalstraße Xanthe-Komotene sind 1984 die Ruinen einer byzantinischen Stadt entdeckt worden, welche mit dem alten Peritheorion identisch sein soll (die Information ist der griechischen Zeitung «BQaöuv~» vom 8. 8. 1984 entnommen). Ungenau BABINGER: Beiträge 45 A.34. Vgl. ferner TAFEL a.a.O. 44 f.; VELKOV, Velizar: Cities in Thrace and Dacia in Late Antiquity. Amsterdam 1977, 126f.; SOULIS: Serbs 170 A.79. Es ist nicht bekannt, wo dieses Dipotamon lag. Der Name bedeutet, daß es zwischen zwei Flüssen gebaut war. Vgl. ASDRACHA a.a.O. 103. Eine Ortschaft gleichen Namens begegnet in Epiros: LEAKE a.a.O. 1292. Vor dem Bericht über den Tod des Kaisers Andronikos III. wollte Kantakuzenos offenbar einiges über das Konzil von 1341 erzählen, bei dessen erster Sitzung, fünf Tage vor seinem Tode, der Kaiser präsidierte. Um aber den Leser über den Gegenstand des Konzils ins Bild zu setzen, mußte der Historiker über den Streit zwischen Barlaam und Palamas, der mehrere Jahre zurücklag, ausführlich berichten. In ähnlicher Weise verfährt übrigens Gregoras (I 555 f.), der ebenfalls unmittelbar vor dem Bericht über den Tod Andronikos III. Barlaam einführt und über seinen Streit mit Palamas sowie über das Konzil von 1341 spricht; vgl. dazu VAN DIETEN: Gregoras II 2,329 A.325 und 394f. A.515. Die Vermutung wäre nicht abwegig, daß Kantakuzenos Gregoras' Geschichtswerk vor Augen hatte, als er sich entschloß, an dieser Stelle darüber zu berichten (wobei man hinzufügen muß, daß für das Konzil von 1341 hier die geeignete Stelle war). Seine Erzählung ist aber weit ausführlicher als die entsprechende des Gregoras. Zum Streit zwischen Barlaam und Palamas vgl. MEYENDORFF: Introduction 65 f.; DERs.: Les debuts de la controverse hesychaste. Byzantion 23 (1953) 87f.; DIOMEDES, Alexandros N.: Bu~avTLvai I-lEAETaL, I. Athen 1942, 23lf. Den hesychastischen Streit hat Kant. als erster zur Förderung seiner politischen Pläne skrupellos ausgenutzt: WEISS: Kantakuzenos 110; CLUCAS: Controversy 208; 219. Im übrigen sieht MEYENDORFF im Konflikt zwischen Barlaam und den Palamiten den Zusammenstoß des Humanismus mit der mönchischen Spiritualität des Orients. Barlaam sei vom Geist der italienischen Renaissance durch-
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drungen gewesen und sei nach Griechenland gekommen, um das Erbe des antiken Griechenland näher kennenzulernen. Eine andere Interpretation versucht BECK, H.-G.: Humanismus und Palamismus, in: Actes du Xu e Congres international d'etudes byzantines, 1. Beograd 1963, 66f.; 72f.; 8lf. 367 Barlaam wurde um 1290 im kalabrischen Städtchen Seminara geboren. Sein weltlicher Name war Bernardo. Als junger Mann trat er in eines jener Klöster seiner Heimat ein, in denen die byzantinische Tradition und der byzantinische Ritus noch lebendig war, wurde dort im orthodoxen Glaubensbekenntnis erzogen und lernte zugleich, Vergleiche zwischen der katholischen und der orthodoxen Konfession zu ziehen, wovon an unserer Stelle die Rede ist. Seine Einwände gegen die katholische Konfession stellten allerdings keine Hypokrisie dar, wie Kantakuzenos schreibt, sondern dürften echt gewesen sein. Irgendwann in den zwanziger Jahren des 14. Jahrhunderts kam er nach Griechenland, und nach einem längeren Aufenthalt in Thessalonike traf er 1330 in Konstantinopel ein, wo er bald Hegumenos des Soter-Klosters wurde. 1334 wurde er vom byzantinischen Kaiser beauftragt, Unionsverhandlungen mit der katholischen Kirche zu führen. Nach der Synode von 1341 verließ Barlaam Byzanz und kehrte nach Italien zurück. Er starb 1348. Seine Verurteilung durch die Synode von 1341 führte dazu, daß seine antipalamitischen Schriften verloren gingen. Zu seinem Leben und Werk s. JUGIE, M.: Barlaam de Seminara, in: Dict. d'hist. et de geogr. eccles. VI 817 f.; PODSKALSKY, Gerhard: Theologie und Philosophie in Byzanz (Byz. Archiv, 15). München 1977, 126f.; SCHIRO, Giuseppe: Barlaam Calabro, epistole greche. I primordi episodici e dottrinari delle lotte esicaste (Istituto Siciliano di studi bizantini e neogreci. Testi, 1). Parlermo 1954, 21 f.; BEYER: Antirrhetika I 36f.; POLEMIS, Demetrios 1. in: <E}.)..YJVl~ui 18 (1964) 46f. Zu den antilateinischen Schriften Barlaams vgl. MEYENDoRFF: Introduction 410; BECK: Kirche 719; BEYER: Ebenda 67 f. Er hat u. a. einen Traktat über die Sonnenfinsternisse von 1333 und 1337 (vgl. oben A.295) hinterlassen (edd. J. MOGENET und A. TIHON, Louvain 1977). Daß Barlaam sich anfangs seiner Gunst erfreute, wiederholt Kantakuzenos unten 4,24 (lU 179); vgl. WEIss: Kantakuzenos 104 f.; DRÄSEKE, Johannes: Kantakuzenos' Urteil über Gregoras. BZ 10 (1901) 121 f., ferner unten AAOO. 367a Kant. versichert unten (lU 179) noch einmal, zum Teil mit dem gleichen Wortlaut wie hier, daß er Barlaam bei sich zu Hause aufgenommen hatte und wie einen teueren Freund betrachtete. 368 Das Wort «Hesychast» (~auxaa1;~~, ~auxa~wv) bezeichnete bereits in mittelbyzantinischer Zeit einen Mönch, der sich von den anderen isoliert hatte, im Gegensatz zu den Insassen der sog. xOLv6ßLa (vgl. LAMPE s. v.). Im 14. Jahrhundert fängt jedoch das Wort an, wie u. a. unsere Stelle beweist, seine heutige Bedeutung anzunehmen; es bezeichnet nunmehr· den Hesychasten im engeren
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Sinne des Wortes, d. h. einen Mönch, der sich die Praktiken der hesychastischen Lehre zu eigen gemacht hat. Die hinterlistige Annäherung an den hesychastischen Mönch wird auch in Dokumenten bestätigt, außer daß ebendort von mehreren Hesychasten die Rede ist; vgl. MM I 202 f. Gemeint sind die Gebetspraktiken der Hesychasten, die nach stundenlangem, intensivem Gebet und Nabelschau ein Licht zu sehen glaubten, das sie mit dem göttlichen Licht, das einmal Christus auf dem Thabor umflossen hatte, identifizierten; vgl. Kant. I 549,14f. Die Gebetsmethode, die auf Symeon den Neuen Theologen zurückgeführt wurde, wurde Ende des 13. Jahrhunderts von Gregorios Sinaites unter den Mönchen des Athos verbreitet. Wie Barlaam, dessen Motive, im Gegensatz zu dem, was Kantakuzenos ihm hier unterstellt, religiöser Natur waren, hielten auch viele orthodoxe Byzantiner, unter anderen Nikephoros Gregoras, die Praktiken der Hesychasten für verwerflich. Letzterer trat zunächst gegen Barlaam auf, wurde jedoch später zu einem der Hauptgegner der Palamiten. Der von Gregorios Sinaites eingeführten hesychastischen Mystik versuchte Palamas die theoretischen Grundlagen zu geben. Zu diesem Zweck erwies sich sein Streit mit Barlaam als äußerst nützlich. Zu den Gebetspraktiken der Hesychasten vgl. BECK: Kirche 322f.; BEYER a.a.O. 23 f. Zum Hintergrund der Lichtlehre des Sinaites s. BEYER, Hans-Veit: Die Lichtlehre der Mönche des 14. und des 4. Jahrhunderts, erörtert am Beispiel des Gregorios Sinaites, des Euagrios Pontikos und des Ps.-Makarios/Symeon, in: Akten des XVI. Internationalen Byzantinistenkongresses 1/2 (= JÖB 31/2). Wien 1981, 474f. Die Massalianer (Messalianer, Euchiten) pflichteten einer mystischen Lehre bei, die den Menschen ein intensives Gebet vorschrieb, damit der Dämon ihre Seele verlasse (vorwiegend mit dem Speichel oder dem Nasenschleim!) und der Heilige Geist ebendort einziehe. Die Einkehr des Geistes in des Menschen Seele war mit Lichtvisionen verbunden; deshalb verglich Barlaam die Hesychasten mit den Massalianern. Einer seiner antipalamitischen Traktate erschien unter dem Titel «Wider die Massalianer». Diese von Barlaam eingeführte Bezeichnung der Palamiten machte sich später auch Gregoras zu eigen; vgl. Kant. 111 173 f.; Gregoras, hist. 11 714f.; Antirrhetika I. 1,2,2,11 (S. 251 BEYER) u.ö. Den Vorwurf des Massalianismus widerlegte Palamas durch seine Unterscheidung zwischen göttlicher Substanz und Energie (die Massalianer behaupteten, die Substanz Gottes sehen zu können); vgl. BOIS, J.: Le synode Hesychaste de 1341. EO 6 (1903) 51. Eine Widerlegung dieser Doktrin des Palamas versuchte wiederum der spätere Antipalamit Prochoros Kydones in seinem umfangreichen Werk «Über Substanz und Energie». Zur Doktrin der Massalianer vgl. BECK a.a.O. 349 f.; HAUSHERR, Ir.: L'erreur fondamentale et la logique du Messalianisme. OCP 1 (1935) 328 f. (der den Massalianismus «la grande heresie spirituelle de l'orient chretien» nennt); DÖRR, Friedrich: Diadochus von Photike und die
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Messalianer (Freiburger theologische Studien, 47). Freiburg 1937 (uns nicht zugänglich). Zum massalianischen Hintergrund der hesychastischen Lehre s. BEYER: Die Lichtlehre a.a.O. 491f., ferner MEYENDORFF, Jean: Messalianism or Anti-Messalianism. A Fresh look at the 'Macarian' Problem, in: Kyriakon, Festschrift Johannes Quasten, II. Münster 1970, 585 f. Mit «Nabelseeleninhaber» übersetzt BEYER a.a.O. 98 das 6!lCPaAO'\I)'uxou~ des Textes. Barlaam nannte die Hesychasten so wegen ihrer Nabelschau. Ähnliches berichtet Gregoras (1556): «Er nannte sie Euchiten und Omphalopsychen und alles, was damit zusammenhängt; er beschuldigte sie außerdem der Häresie der Massalianer» . Barlaam schrieb mehrere Traktate gegen die Hesychasten, welche nach dem Konzil von 1341 vernichtet wurden; vgl. BECK a.a.O. 718. Über die Schriften Barlaams s. ferner MEYENDORFF, Jean: Gregoire Palamas, Defense des saints hesychastes. Louvain 1959, xxvf. Als Quellen für die Biographie des Palamas gelten unsere Stelle sowie das Enkomion des Patriarchen Philotheos Kokkinos (PG 151,55lf.). Demnach stammte zwar die Familie aus Kleinasien, wie Kantakuzenos schreibt, Gregorios selbst aber wurde in Konstantinopel im Jahr 1296 geboren und war damit mit Johannes Kantakuzenos und Andronikos III. gleichaltrig. Sein Vater, Konstantinos Palamas, war Hofbeamter, daher die Angabe des Kantakuzenos, Gregorios sei «am Hof aufgewachsen». In die Mystik wurde er vom Metropoliten Theoleptos von Philadelpheia (vgl. Bd. I A.88) eingeweiht. Wahrscheinlich im Jahr 1316 kam Palamas mit seinen bei den jüngeren Brüdern Makarios und Theodosios auf den Berg Athos, wo er unter der Leitung des Gregorios Drimys in den Hesychasmus eingeführt wurde. Gleich nach dem Einzug des Johannes Kantakuzenos in Konstantinopel am Ende des Bürgerkrieges (1347) wurde Palamas zum Metropoliten von Thessalonike ernannt. Er starb am 14. November 1357 (nach der richtigen Berechnung von BEYER: Chronol. 151 f.) an Darmlähmung. Vgl. MEYENDORFF: Introduction 45 f.; BECK: Kirche 721 f. Zum Werk des Gregorios Palamas: MEYENDORFF: Ebenda 331 f. Berühmt geworden ist seine Gefangenschaft bei den Türken; vgl. GEORGIADES-ARNAKIS, G.: Gregory Palamas among the Turks and Documents of his Captivity as historical Sourees. Speculum 26 (1951) 104f.; PHILIPPIDIS-BRAAT, Anna: La captivite de Palamas chez les Turcs. Dossier et commentaire. TM 7 (1979) 109 f. Äußerste Vorsicht ist schließlich gegenüber der Information geboten, die Gregoras in seinen Antirrhetika über Palamas gibt, da seine Darstellung sehr tendenziös ist. Zu den Beziehungen des Palamas zu Kantakuzenos s. BECK: Humanismus und Palamismus a.a.O. 70f. Die Literatur zum Palamismus hat STIERNON, Daniel in: REB 30 (1971) 231f. zusammengestellt. Zu den Naziräern vgl. oben A.121.
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Himmelsstadt (ouQavoJtoALC;) heißt sonst Jerusalem bei Klemens, paed. 2,12 (PG 8, 540C) sowie bei anderen Kirchenautoren. Als xm:aoLEQoC; oUQavoC; wird der Heilige Berg Athos in einer Urkunde des älteren Andronikos bezeichnet: DÖLGER: Aus den Schatzkammern 36 Z.51. Voll des Lobes ist auch Gregoras im Proömion seiner ersten Antirrhetika gegen Palamas für den Heiligen Berg; vgl. die Anmerkungen von BEYER a.a.O. 122f., ferner DERs.: Der «Heilige Berg» in der byzantinischen Literatur, 1. JÖB 30 (1981) 176 f. Zum geistlichen Vater eines Mönchs s. oben A.118. Der Ausdruck TU ßQaßELa T~C; avw XA~OEWC; stammt aus Athanasios, ep. Drac. 8 (PG 25,532C). Der folgende Satz «die Fesseln dieses irdischen und niedrigen Leibs» scheint ebenfalls Kirchenautoren entnommen worden zu sein. Diese Ausdrucksweise gewährt Einblick in die Mentalität des Mönchs Kantakuzenos zur Zeit, da er seine Memoiren schreibt. Vgl. A.379. Der frühverstorbene Bruder des Palamas war Theodosios. Gemeint ist der oben (A.373) erwähnte Gregorios Drimys, der geistliche Vater des Palamas und seiner Brüder; vgl. Gregoras, hist. II 919. Nach BECK a.a.O. 712 handelt es sich um Gregorios Sinaites. In den Quellen heißt er jedenfalls rQYlYOQLOC; 6 Jtavu; vgl. BEYER a.a.O. 22. Der Mystiker Gregorios Sinaites ist wahrscheinlich mit dem von Kantakuzenos erwähnten zweiten geistlichen Vater des Gregorios Palamas zu identifizieren. Es ist fraglich, ob das Wort hier als Ortsname aufgefaßt werden darf, wie der Herausgeber der Bonner Ausgabe durch die Schreibweise LX~TYl offensichtlich meint. Denn OX~TYl bedeutet im Griechischen «Einsiedelei», «Klause». Vgl. BAGIAKAKOS Dikaios B.: MovaXLxoc; ßLOC; xal, yAwooa. EEBS 41 (1974) 247; ebenda lesen wir noch, daß die als Einsiedelei benutzte Höhle auch oJtYlAaLa hieß. Die Höhlen waren im übrigen bevorzugte Behausungen für Einsiedler und Mönche; z.B. das Mega-Spelaion-Kloster auf der Peloponnes sowie eine große Anzahl von Klöstern in Palästina und Ägypten; vgl. CHITIY, Derwas J.: The Desert a City. Oxford 1966, Abbildungen nach S. 104. Als OX~tYl diente offensichtlich die unten (546,8) erwähnte Höhle, die auf einem Berg in der Nähe von Berrhoia lag. Palamas war um 1326 dorthin gekommen. Im übrigen gehörte lange Einsamkeit auch im Altertum zur Vorbereitung auf ein ekstatisches Dasein; vgl. ROHDE, Erwin: Psyche, If 97 A.1. Zu diesem Ausdruck vgl. Basileios, ep. 146 (PG 32,596B) ta Jta8Yl T~C; oaQxoc; Jtmöaywyouvta Tq) AOY4>. Der Ausdruck {tEq) JtQooaöoAEoxWV stammt vermutlich aus Chrysostomos (horn. 2,6 in 2 Cor.). Vgl. oben A.376. Unter ÖWXQLTLXOl, JtaTEQEC; sind ältere Mönche zu verstehen, die in den Mönchsidealen eine gewisse Vollendung erzielt haben; vgl. LAMPE Lexikon s. v. A.2. Die Einsiedelei von Berrhoia verließ Palamas um 1331. Der Grund war nicht nur sein schlechter Gesundheitszustand, wie Kantakuzenos berichtet, son-
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Himmelsstadt (ouQuv6noAu;) heißt sonst Jerusalem bei Klemens, paed. 2,12 (PG 8, 540C) sowie bei "anderen Kirchenautoren. Als xm:uo'tEQOe; oUQuv6e; wird der Heilige Berg Athos in einer Urkunde des älteren Andronikos bezeichnet: DÖLGER: Aus den Schatzkammern 36 Z.51. Voll des Lobes ist auch Gregoras im Proömion seiner ersten Antirrhetika gegen Palamas für den Heiligen Berg; vgl. die Anmerkungen von BEYER a.a.O. 122f., ferner DERs.: Der «Heilige Berg» in der byzantinischen Literatur, I. JÖB 30 (1981) 176f. Zum geistlichen Vater eines Mönchs s. oben A.118. Der Ausdruck 'ta ßQußEi:u 'tfJe; avw XAT)OEWe; stammt aus Athanasios, ep. Drac. 8 (PG 25,532C). Der folgende Satz «die Fesseln dieses irdischen und niedrigen Leibs» scheint ebenfalls Kirchenautoren entnommen worden zu sein. Diese Ausdrucksweise gewährt Einblick in die Mentalität des Mönchs Kantakuzenos zur Zeit, da er seine Memoiren schreibt. Vgl. A.379. Der frühverstorbene Bruder des Palamas war Theodosios. Gemeint ist der oben (A.373) erwähnte Gregorios Drimys, der geistliche Vater des Palamas und seiner Brüder; vgl. Gregoras, hist. II 919. Nach BECK a.a.O. 712 handelt es sich um Gregorios Sinaites. In den Quellen heißt er jedenfalls rQlly6QLO<; {) nuvlJ; vgl. BEYER a.a.O. 22. Der Mystiker Gregorios Sinaites ist wahrscheinlich mit dem von Kantakuzenos erwähnten zweiten geistlichen Vater des Gregorios Palamas zu identifizieren. Es ist fraglich, ob das Wort hier als Ortsname aufgefaßt werden darf, wie der Herausgeber der Bonner Ausgabe durch die Schreibweise LXT)'tll offensichtlich meint. Denn OXT)'tll bedeutet im Griechischen «Einsiedelei», «Klause». Vgl. BAGIAKAKOS Dikaios B.: MOVUxLXOe; ß(oe; xUL yAWOOU. EEBS 41 (1974) 247; ebenda lesen wir noch, daß die als Einsiedelei benutzte Höhle auch onllAu(u hieß. Die Höhlen waren im übrigen bevorzugte Behausungen für Einsiedler und Mönche; z.B. das Mega-Spelaion-Kloster auf der Peloponnes sowie eine große Anzahl von Klöstern in Palästina und Ägypten; vgl. CHITTY, Derwas J.: The Desert a City. Oxford 1966, Abbildungen nach S. 104. Als OXT)'tll diente offensichtlich die unten (546,8) erwähnte Höhle, die auf einem Berg in der Nähe von Berrhoia lag. Palamas war um 1326 dorthin gekommen. Im übrigen gehörte lange Einsamkeit auch im Altertum zur Vorbereitung auf ein ekstatisches Dasein; vgl. ROHDE, Erwin: Psyche, 112 97 A.l. Zu diesem Ausdruck vgl. Basileios, ep. 146 (PG 32,596B) 'ta nu811 'tfJe; oUQxoe; naLöuywyoilv'tu 't
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dem auch die Einfälle der Serben, die diese Gegend unsicher machten; vgl. MEYENDORFF a.a.O. 59. Auf dem Athos hielt sich Palamas zunächst in der Skete des Heiligen Sabas, unweit von Lavra, auf. Mitte der dreißiger Jahre wurde er dann Hegumenos des Esphigmenuklosters. In Thessalonike traf Palamas wahrscheinlich um 1338 ein, um die Hesychasten gegen die Angriffe Barlaams zu verteidigen. Sonst unbekannter sprichwörtlicher Ausdruck. Zum Wort EQllmov (= Glücksfund), das auch in der Form cEQIlOÜ ÖWQov begegnet, vgl. SALZMANN: Sprichwörter 7. Zur Herkunft des Ausdrucks vgl. die Suda s.v. EQllaiov. Die Viten der Märtyrer und Heiligen der ersten christlichen Jahrhunderte, auf die Kantakuzenos hier anspielt, berichten des öfteren über ihre Lichtvisionen. Der heilige Stephanos z. B. sieht, wie der mit Licht erfüllte Himmel sich vor seinen Augen öffnet; vgl. BOIS a.a.O. 52. In der Zeit des Ikonoklasmus war es allerdings umgekehrt: Es waren die Ikonoklasten, die über «das unvergängliche und unaussprechliche Licht der Gottheit» sprachen, während die Verfolgten sich diesen Ansichten widersetzten. Vgl. Gregoras, Antirrh. I 2,5,13 f. (S. 311 f. BEYER). In diesen Lichtvisionen der christlichen Heiligen scheint ein neoplatonischer Zug aus dem Spätaltertum unverkennbar zu sein; vgl. ZINTZEN, Clemens in: Die Philosophie des Neuplatonismus (WdF 436),399 sowie die ebenda (A.30) angegebene Literatur. Zum Thaborlicht s. noch BECK: Humanismus und Palamismus a.a.O. 76f. Gemeint ist der berühmte Antonios d. Gr. der Einsiedler, einer der Gründer des Mönchtums, dessen Kampf gegen die weltlichen Mächte der Finsternis und die Versuchungen des Fleisches Athanasios d. Gr. in seiner vita Antonii (PG 26,837 f.) beschrieben hat (in welchem Werk auch von einer Lichtvision des Antonios die Rede ist; vgl. PG 26,860A und dazu BEYER: Die Lichtlehre a.a.O. 502). Zu Antonios vgl. ferner VON HERTLING, L.: Antonius der Einsiedler. Innsbruck 1929; STEIDLE, B.: Antonius magnus eremita. Rom 1956; J. VAN DIETEN, Art. Abendland und Byzanz, Mönchtum, in: Reallexikon der Byzantinistik, Reihe A, Bd. I, Sp. 652-667. Nach Philotheos hat Palamas in seinen Gebetsstunden das Lichtbild des Antonios gesehen; vgl. BEYER: Antirrhetika I 56. Die «Versuchungen des Heiligen Antonios» hat bekanntlich die moderne Kunst in unseren Tagen als Thema wieder entdeckt. Der Ausdruck a/t'tLOtOW cpWt; begegnet des öfteren in den Antirrhetika des Gregoras. Zum Verbum EAAullJ'tEa8m, das insbesondere die Erleuchtung eines Hesychasten bedeutet, vgl. BEYER: Antirrhetika I 24 AA5. S. noch ROHDE, Erwin a.a.O. 27 A.1. Das Wort YAwaaaAy(a benutzen die Kirchenväter in bezug auf die Häretiker; s. LAMPE Lexikon s. v. und vgl. noch unten 552,25, an welcher Stelle das Wort
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mit ßWflOAOXtU gekoppelt wird, sowie Kant. 11 26,13; Theodor. Stud. ep. 155 (S. 138 COZZA-LuZI). Das Sprichwort wendet auch Gregoras, Antirrh. I 1,8,15 (S. 191,26 BEYER) auf Palamas an; vgl. BEYERS Testimonienapparat an der Stelle. Vor Anführung des Sprichwortes argumentiert Gregoras gegen Palamas in weitgehend ähnlichem Wortlaut (vgl. z. B. ebenda 191,17 f. al<.'uo'tov cY~XLO'tU n
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den Angaben des Gregoras. Verleitet durch die besagte Angabe unseres Historikers setzt PARISOT die Synode auf den 11. Juni an. Die Hagia Sophia war im übrigen bereits seit mittelbyzantinischer Zeit die traditionelle Stätte der Synoden. Nach Gregoras wohnte der Synode noch «eine kaum zu zählende Volksmenge» bei. Vgl. LOENERTZ a.a.O. 59 A.1; CLUCAS a.a.O. 162f.; Philotheos, Enkomion (PG 151,599). Aus einem späteren Brief des Johannes Kantakuzenos erfahren wir, daß 36 Bischöfe an der Synode teilnahmen; vgl. DARRouzEs, Jean in: REB 17 (1959) 12. Es handelt sich um die Schrift Barlaams «Wider die Massalianer». Diese wurde von der Synode unter zwei Gesichtspunkten untersucht: a) bezüglich der Ansichten Barlaams über die Beschaffenheit des Thaborlichtes und b) bezüglich seiner kritischen Bemerkungen gegen das «Gebet Christi». Vgl. die folgende Anmerkung und MEYENDORFF a.a.O. 83; BOIS a.a.O. 54. Es handelt sich um die Gebetsformel «Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme Dich meiner» (KUQLE 'lYjoou XQLOtE, ULE 8EOU, EAEYjOOV !-!E). Barlaam beanstandete dabei, daß diese Formel nicht ausdrücklich bekräftigte, daß Christus auch Gott war und sah darin einen Zug aus der Häresie der Bogomilen; vgl. MEYENDORFF: Ebenda; BOIS: Ebenda. Barlaam wollte dem Gebet die Wörter 6 8EOe; ~Wj)v hinzufügen. Seine Argumente wurden von den Palamiten durch Zitate aus dem Neuen Testament leicht widerlegt. Gregoras (I 558,11 f.) bestätigt auch, daß die Gebetsmethode einer der wichtigsten Tagesordnungspunkte der Synode war. Im Cod. Vatic. gr. 165 der Historia Rhomaike sind einige antipalamitische Satzteile durchgestrichen, wofür VAN DIETEN einen Palamiten verantwortlich macht; vgl. VAN DIETEN: Gregoras II 2,396f. BEYER a.a.O. 98f. versucht eine andere Erklärung (vgl. ebenda 99 A.561). Palamas begab sich von Thessalonike nach Konstantinopel und zwar in Begleitung dreier seiner besten Freunde und Anhänger, Markos, Isidoros und Dorotheos. Unterwegs lud er auch seinen fanatischen Anhänger David Dishypatos zum Konzil ein, der zur Zeit Mönch im Mesomilionkloster bei Sozopolis war und später ein eminenter Prediger des Palamismus werden sollte. Palamas und seine Begleiter trafen im Frühjahr 1341 in Konstantinopel ein. Vgl. MEYENDORFF a.a.O. 78f.; LOENERTZ, R.-J. in: REß 17 (1959) 162f. Zum Ausdruck YEw!-!EtQLxaLe; avayxme; vgl. Kant. I 332,6 und oben A.31. Damit ist hier vorwiegend das Aristotelische Denken Barlaams gemeint. Was die Methodik betrifft, ging man in der Synode folgendermaßen vor: man las gewisse Passus aus dem Werk Barlaams vor, dann versuchten die Mönche um Palamas, die Argumente Barlaams durch Zitate aus den Kirchenvätern (Kant. 552,6f. TOLe; Aoyme; tWV aYLwv xat ttEOAOYWV aVDQwv) zu widerlegen. Schließlich faßte der Kaiser die Ergebnisse der Diskussion zusammen und sprach das
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letzte Wort. Vgl. MEYENDORFF a.a.O. 83; CLUCAS: Controversy 167 f., ferner TATAKES, B. N.: 'H ßutavLLv~ qnAoaocp(a. Athen 1977,254. Ein ähnliches Vokabular wie hier begegnet auch in Gregoras' Antirrhetika; vgl. z.B. 2,5,15 (S. 317BEYER). Gemeint ist der sog. Hagioreitikos Tomos, ein feierliches Manifest hesychastischen Glaubens, redigiert von Gregorios Palamas (PG 150,1225 f.). Es erhielt die gewichtige Bezeichnung 'Tomos', da man es als den Beschlüssen einer Synode gleichwertig darstellen wollte. Zur Chronologie des Dokuments (August 1340) vgl. CLUCAS, L. M. in: BZ 70 (1977) 329 und A.19. Das Dokument war u. a. von dem uns bekannten Isaak (vgl. Bd. I A.198), vom späteren Patriarchen Philotheos Kokkinos und vom georgischen Hegumenos des Iberonklosters, Antonios, unterschrieben worden. Vgl. MEYENDORFF a.a.O. 74f. Eine Analyse des Inhalts bietet BOIS a.a.O. 50f.; CLUCAS: Ebenda 328f.; DERS.: Controversy 23 f. Durch die Billigung des Tomos wurden nach CLUCAS: Controversy 180 doktrinäre Innovationen des Palamas von der Synode kritiklos gutgeheißen. Der Ausdruck bezeichnet lügenhafte Behauptungen. Er lebt im Neugriechischen weiter: tU ßyutEl uno t~V XOLAtu tOU (= er erzählt Lügen). VgL noch Theodor. Stud. ep. 2,8 (PG 99,1133B) aUYYQu!!!!ata EX xOLAta<; cpwvoüvta (- VtE<; ed.). Gregoras erwähnt weder die Vermittlung des Großdomestikos noch die Selbstkritik Barlaams noch seinen Freispruch durch die Gegenpartei. Der Historiker spricht nur von der Verurteilung Barlaams mit der Bemerkung, daß, wäre die Doktrin des Palamas ausführlich zur Sprache gekommen, sie von der Synode ebenfalls verurteilt worden wäre. Gestützt auf das Zeugnis von Gregoras ist USPENSKIJ, Feodor: Ocerki po istorii vizantijskoj obrasovannosti. St. Petersburg 1891, 334f. zu der kühnen Behauptung gekommen, die Synode habe Barlaam verurteilt, ohne die Doktrin des Palamas gutgeheißen zu haben. Dagegen sprechen jedoch viel zu viele zeitgenössische Quellen (die meisten davon sind allerdings palamitisch eingestellt). Vgl. oben A.390 und MEYENDORFF a.a.O. 80f. Nach BOIS a.a.O. 55 scheint der Bericht des Kantakuzenos über die Versöhnung Barlaams mit den Palamiten zumindest im Kern der Wahrheit zu entsprechen. Zu dieser Episode s. noch VAN DIETEN a.a.O. 401. In einem Patriarchalbrief, welcher nach der Synode in Umlauf gesetzt wurde, forderte Johannes Kalekas die Einwohner Konstantinopels sowie aller übrigen byzantinischen Städte auf, die in ihrem Besitz befindlichen Schriften Barlaams den kirchlichen Behörden zu übergeben, damit sie öffentlich vernichtet würden; vgl. den Text des Briefes bei MM I 201 f., in welchem Zuwiderhandelnden mit dem Bann gedroht wird, ferner DARROUZES: Regestes 2211; MEYENDORFF a.a.O. 84. Das Dokument ist gleich nach der Synode vom 10. Juni herausgegeben worden: Ebenda A.83. Zur Vernichtung von Häretikerschriften s. SPEYER, Wolfgang:
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Büchervernichtung und Zensur des Geistes bei Heiden, Juden und Christen (Bibliothek des Buchwesens, 7). Stuttgart 1981, 142f. In ähnlicher Weise sah eine Verordnung des 7. Konzils von Nikaia vor, daß die ikonoklastischen Schriften (~EuöoauYYQc([.t!lm;a) beim Patriarchat von Konstantinopel abgegeben werden müßten, damit sie vernichtet werden, wobei Zuwiderhandelnden ebenfalls mit dem Bann gedroht wurde; s. MANSI, Joannes Dominicus: Sacrorum conciliorum collectio, XIII 430B. Zu den Ratschlägen des Kantakuzenos an Barlaam vgl. CLUCAS a.a.O. 148 f. Die Parteinahme des Historikers für die Hesychasten führt der genannte Autor (ebenda 199 f.) ausschließlich auf politische Motive zurück. Barlaam verließ Konstantinopel unmittelbar nach dem Konzil und kehrte wahrscheinlich noch im Jahr 1341 nach Italien zurück. In der Folgezeit hielt er sich bisweilen in Avignon auf, wo er Francesco Petrarca im Griechischen unterrichtete; vgl. MANDALARI, M.: Fra Barlaamo Calabrese, maestro del Petrarca. Rom 1888. Am 2. Oktober 1342 wurde er zum Bischof von Gerace ernannt, nachdem er zum Katholizismus konvertiert war; vgl. GIANNELLI, c.: Un progetto di Barlaam Calabro per l'unione delle Chiese, in: Miscellanea G. Mercati (Studi e Testi 123) III, 1946, 178 A.36. Er starb, wie es scheint, im Juni 1348 in Avignon. Vgl. noch JUGIE a.a.O. 826, wonach er in Gerace gestorben sei. Hierax, ehemalige byzantinische Stadt in Kalabrien. Nach PARISOT a.a.O. 149 A.4 handelt es sich um eine gleichnamige Stadt auf Sizilien, mit deren Bistum Barlaam betraut wurde. Gregorios Akindynos war zu Anfang des 14. Jahrhunderts in Prilep (Prillapos, vgl. Bd. I A.52) als Sohn slavischer Eltern geboren worden. Er studierte in Berrhoia und Thessalonike sowie auf dem Athos unter der Anleitung des Gregorios Palamas, der auch sein geistlicher Vater wurde. Anfangs Anhänger des Palamas, wandte er sich später gegen die Hesychasten und wurde eine Zeitlang zu ihrem gefährlichsten Gegner. Er starb im Frühjahr 1348. Seine Werke sind zum großen Teil noch unediert. Vgl. BECK: Kirche 716 f.; BEYER: Antirrhetika I 55 f.; CONSTANTINIDES HERO, Angela: Some Notes on the Letters of Gregory Akindynos. DOP 36 (1982) 225 f. Zum Namen vgl. MORITZ: Zunamen 5. 'Gregorios' war sein Mönchsname; sein wirklicher Name ist unbekannt, man könnte 'Georgios' vermuten. Dieses Urteil des Kantakuzenos über Akindynos wird von der modernen Forschung bestätigt: die Tragödie des Akindynos liegt nach MEYENDORFF a.a.O. 85 darin, daß er eine via media zwischen Barlaam und Palamas suchte, die in Wirklichkeit nicht existieren konnte. So habe er zwischen der Spiritualität der Hesychasten und der theologischen Doktrin des Barlaam hin und her geschwankt. Nach CLUCAS a.a.O. 209 wissen wir noch zu wenig von der Theologie des Akindynos, um ein endgültiges Urteil über seine Doktrin auszusprechen.
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Ebenda 208 f. verteidigt ihn Clucas gegen Palamas und MEYENDORFF. Im übrigen fehlt der Satz Kant. 556,8 xav lLC; - 9 artHo8EL10 in der Übersetzung des Pontanus. -Diese Synode gegen Akindynos fand noch im Sommer 1341 auf den Emporen der Hagia Sophia unter dem Vorsitz des Johannes Kantakuzenos statt; vgl. PG 150, 901A. Die meisten Forscher, wie MEYENDORFF a.a.O. 86; WEISS: Kantakuzenos 106; BEYER a.a.O. 96; CLUCAS a.a.O. 201, 219 usw., datieren sie auf August 1341. Nur BOIS a.a.O. 56 und LOENERTZ, R.-J. in: OCP 23 (1957) 117, der offensichtlich die Datierung von BOIS nicht kennt, (gefolgt von SCHREINER: Kleinchroniken II 251 A.32 und DARROUZES: Regestes 2212) datieren die Synode auf Juli 1341 aufgrund eines Dokuments bei MM I 202 f., welches (S. 216) die Datierung 'Juli 1341' aufweist, letzteres berücksichtigt aber nur die Synode vom Juni 1341 gegen Barlaam (zur Chronologie des Tomos dieser Synode vgl. jedoch unten A.406). Indem er die zweite Synode auf Juli ansetzte, beabsichtigte LOENERTZ damit die Unfehlbarkeit jener Kurzchronik (SCHREINER a.a.O. 181 Nr. 33, vgl. LOENERTZ: Chronique breve 61) zu retten; welche berichtet, daß Kantakuzenos noch im Juli 1341 die Hauptstadt verließ. Es steht aber außer Zweifel fest, daß diese Kurzchronik die falsche Chronologie bietet; denn sowohl Kantakuzenos selbst bestätigt (II 63,22-23), daß er 60 Tage nach dem Tod des Kaisers noch in Konstantinopel weilte, als auch Gregoras (II 596) sagt ausdrücklich, daß Kantakuzenos erst nach dem Aufgang des Arkturos, also gegen Ende August, die Hauptstadt verließ. Man kann also der Aussage der Kurzchronik gegen das ausdrückliche Zeugnis beider Historiker nicht den Vorrang geben. Die Argumentation von LOENERTZ hat sich auch DARROUZES: Regestes 2213 (S. 168) zu eigen gemacht. Auf der anderen Seite muß betont werden, daß auch die Datierung der zweiten Synode auf August 1341 keine Stütze in den Quellen findet. Man kann nicht mit Sicherheit sagen, wie diese Chronologie sich in die Literatur eingeschlichen hat. Teilnehmer an der Synode waren die gleichen Personen, die auch an der ersten Synode teilgenommen hatten, bis auf Barlaam und den Kaiser, der in der Zwischenzeit gestorben war. Außer Kantakuzenos gelten als Quellen für die zweite Synode das obenerwähnte Enkomion des Philotheos, Kalekas' Interpretation des Tomos Synodikos (PG 150,900f.) sowie einige Schriften des Palamas und des Akindynos. Zur Synode s. MEYENDORFF a.a.O. 86f.; BOIS a.a.O. 56f.; CLUCAS: Controversy 219f. Es dürfte wohl ein Versehen sein, wenn WEISS a.a.O. 112 behauptet, Kantakuzenos erwähne die zweite Synode in seinem Geschichtswerk nicht. Die Behauptung von NICOL: Kantakouzenos 44 A.28, Kantakuzenos scheine den Tod Andronikos' III. auf das zweite Konzil von 1341 folgen zu lassen, ist auf ein Mißverständnis des Textes des Historikers zurückzuführen; vgl. VAN DIETEN a.a.O.398.
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Akindynos wurde von der Synode als dem Barlaam Gleichgesinnter verurteilt; deshalb erwähnen ihn Palamas und seine Anhänger gelegentlich als «Barlaamiten». Dies ist jedoch keineswegs gerecht. Akindynos hob nur einige Punkte der Doktrin Barlaams hervor, die er für richtig hielt. Vor der Synode machte er auf einen Passus Basileios' d. Gr. aufmerksam, in welchem von der Unmöglichkeit, Gott zu erkennen, die Rede ist. Vgl. MEYENDORFF a.a.O. 87; CLUCAS a.a.O. 209f.; CONSTANTINIDES HERO a.a.O. 222f. Nach LOENERTz, R.-J. in: OCP 23 (1957) 117f. habe Kalekas die Synode vorzeitig verlassen, was Kantakuzenos, angesichts der späteren Entwicklung, hier wahrscheinlich absichtlich verschweige; wenn der Historiker schreibe, die Bischöfe hätten Akindynos verurteilt, führe er seinen Leser irre, da dieser glaube, der Patriarch sei auch darunter gemeint: Ebenda 118 A.l. Diese Ansicht von LOENERTZ betrachtet MEYENDORFF: Ebenda 87 A.91 als nicht stichhaltig; vgl. noch WElSS: Kantakuzenos 110. Gemeint ist der oben (A.390) erwähnte Synodikos Tomos, der für beide Synoden galt oder, genauer gesagt, praktisch nur die Synode vom 10. Juni berücksichtigt hat (zumindest der Tomos gab sich so). Denn Akindynos war aufgrund des Vorgehens der ersten Synode gegen Barlaam verurteilt worden. Dieses Verfahren hatte politische Hintergründe. Der Streit zwischen Kalekas und Kantakuzenos um die Macht hatte bereits begonnen, und der Patriarch wollte um jeden Preis vermeiden, daß Johannes Kantakuzenos durch die Verabschiedung eines Tomos einer von ihm geleiteten Synode einen Präzedenzfall für weitere Anmaßung kaiserlicher Machtbefugnisse schaffen könnte. Der Patriarch bot, wie es scheint, den Palamiten die Anerkennung ihres vollständigen Sieges unter der Bedingung, daß die zweite Synode im Tomos keine Erwähnung fände. Außerdem versucht Kalekas, der den Konflikt mit Kantakuzenos auszutragen hatte, die Gunst des Palamas und seiner Anhänger zu gewinnen. Aus diesem Grunde ließ Kantakuzenos später während seiner Herrschaft den Tomos von seinem Platz entfernen und zerstören; nach seinem Rücktritt wurde er jedoch durch eine Kopie ersetzt. Vgl. MEYENDORFF a.a.O. 88f.; CLUCAS a.a.O. 203 f. Im übrigen hat USPENSKIJ a.a.O. 332 die Authentizität des Tomos Synodikos in Zweifel gezogen; vgl. jedoch die Erwiderung von BOIS a.a.O. 59 f. . Nach dem Zeugnis des Codex Patmiacus 423 ist der Tomos im August 1341 herausgegeben worden; vgl. MEYENDORFF: Ebenda 90 und A.404 oben. Der Umstand, daß nicht alle Bischöfe den Tomos gleich unterschrieben, zeigt, daß nicht alles nach den Plänen des Patriarchen vor sich ging. Unter denjenigen, die später unterschrieben, war Athanasios von Kyzikos. Vgl. MEYENDORFF a.a.O. 91; DARRouzEs, Jean in: REB 17 (1959) 12. Allerdings scheint die Verspätung der Unterschrift in den Augen des Kant. nur mit der Abwesenheit der Bischöfe zu tun zu haben.
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ANMERKUNGEN:
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Wie Kantakuzenos hier sein zweites Buch, so schließt auch Gregoras das 11. Kapitel seines Geschichtswerkes (I 559f.) mit dem Bericht vom Tode Andronikos' 111. Zur Vorliebe der beiden Andronikoi für das Hodegetriakloster vgl. Bd. I A.212; es sei hier noch eine Stelle aus einer Lobrede des Theodoros Hyrtakenos (BOISSONADE, J. F.: Anecd. Gr. 111 56) erwähnt, wonach die beiden Kaiser die Muttergottes JtVEOUaL fläAAOV ~ 'tov aEgu. Nicht nur byzantinische Kaiser, sondern auch Mehmed 11. der Eroberer soll ein Verehrer der Jungfrau Maria gewesen sein: BABINGER: Aufsätze und Abhandlungen I 214 f. Es ist im übrigen fraglich, ob die überlieferte Lesart EXEAEUOEV richtig ist; man hätte EJtE8ufl110EV oder etwas Ähnliches erwartet. 408a Folgende Zeilen über die Krankheit des Kaisers klingen wie Tagebucheintragungen. Dabei ist die Kürze auffallend, mit welcher Kantakuzenos die Krankheit des jüngeren Andronikos behandelt, vor allem, wenn man mit der ausführlichen Beschreibung der Krankheit des Kaisers vom Jahr 1330 Vergleiche zieht, welche 20 Seiten des Geschichtswerkes in Anspruch nimmt. Allerdings ist auch bei Gregoras (I 559 f.) die Beschreibung der letzten Krankheit d~s Kaisers kurz (und nicht so genau wie bei Kantakuzenos). Sollte man jedoch Gregoras in seiner Leichenrede für Andronikos (I 564, zitiert von Kantakuzenos 111 175) beim Wort nehmen, dann war der Kaiser bereits während der Synode vom Juni (oder sogar davor) von der Krankheit angegriffen. Ebenda ist von den «Brenneisen der Ärzte» die Rede, ohne daß der moderne Leser die Zweckmäßigkeit solcher Heilmethoden versteht. Als Hauptarzt des Kaisers muß hier wieder der uns bekannte Barys (vgl. oben A.119) fungiert haben; denn in einer Urkunde aus dem Jahre 1360 wird er als Arzt des Klosters <üOl1Ywv erwähn t; vgl. MM 1395. 409 Nach VAN DIETEN: Gregoras 11 2,398 stellt Apokaukos mit seiner Aufforderung an Kantakuzenos, als Nachfolger des im Sterbebett liegenden Kaisers aufzutreten, dem Großdomestikos eine Falle; hätte dieser den Rat des Apokaukos befolgt, hätte er sich ein für allemal kompromitiert. Dieselbe Vermutung hatte bereits GUILLAND: Correspondance 300 geäußert. Noch schärfer bringt diesen Gedanken AMEILHON (bei PARISOT: Cantacuzene 164) zum Ausdruck: wäre Kantakuzenos auf den Vorschlag des Apokaukos eingegangen, dann hätte ihn dieser bei der Kaiserin angezeigt. Das Richtige scheint jedoch PARISOT zu treffen, wenn er den Vorschlag des Apokaukos als ehrlich bezeichnet: hätte ihn Kantakuzenos akzeptiert, dann hätte Apokaukos davon am meisten zu profitieren gewußt und wahrscheinlich eine hohe Stellung neben ihm erklommen (so glaubte er wenigstens). Da Kantakuzenos jedoch ablehnte, habe ihn Apokaukos fallengelassen und sich der Kaiserin und dem Patriarchen angenähert (ebenda). Die Episode erwähnt auch Gregoras (11 578). 410 Zum Angebot Andronikos' 111., Kantakuzenos zum Mitkaiser zu erheben, vgl. Kant. I 365,lf.; 392,2f. In fast ähnlichem Wortlaut drückt sich Gregoras,
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ANMERKUNGEN:
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ebenda, aus: avayxYjv JtoAAaXL<; btEVEyx6vTO~ TOÜ ßaOLAEw~. Hat Kantakuzenos hier diese Stelle vor Augen gehabt? Es gibt kaum einen Anlaß, an der echten Freundschaft zwischen Andronikos III. und Johannes Kantakuzenos zu zweifeln, wie es einige Interpreten des Historikers tun, und das Wort 'Freund' hier in Anführungsstriche zu setzen. Denn man wird notgedrungen zu falschen Schlüssen verleitet, wenn man die heutigen Vorstellungen von «Freundschaft» (die in Westeuropa praktisch nicht mehr existiert) auf die Freundschaft jener Zeit überträgt. Michael war der zweite Sohn Andronikos' III., geboren im Jahre 1337. Über die Geburt des Johannes berichtet Gregoras (1482). Vgl. PAPADOPULOS: Genealogie 73; VAN DIETEN a.a.O. 335 A.366 (statt 'die Kaiserinwitwe' muß ebenda 'er" statt '109' '189' geschrieben werden). Das Geburtsdatum des Johannes ist durch zwei Kurzchroniken überliefert worden: 17. oder 18. Juni 1332; vgl. SCHREINER: Kleinchroniken I 92 Nr. 9 und 102 Nr. 3. Sein Geburtsdatum muß bei VAN DIETEN: Ebenda, OSTROGORSKY: Geschichte 420 A.1 und CHARANIS: Short Chronicle 344 korrigiert werden. Das Alter Michaels erfahren wir aus Gregoras (II 576). Pontanus nennt Michael in seiner Übersetzung 'Manuel' (der Fehler auch im Index der Bonner Ausgabe des Kantakuzenos). Im Übrigen ist dem Satz «führte sie zum Palast» zu entnehmen, daß das Gespräch des Kantakuzenos mit der Kaiserin im Hodegetriakloster stattfand, wo sich auch offensichtlich die beiden Prinzen befanden; vgl. Kant. II 14; Gregoras II 576f. Durch die Rückführung des Thronfolgers Johannes in den Palast will Kantakuzenos nach MATSCHKE: Reaktion 125 sich dessen als eines Faustpfandes für die Verfolgung seiner politischen Pläne versichern. Er tue dadurch also nichts anderes als das, waser kurze Zeit darauf (vgl. Kant. II 70 f.) AlexiosApokaukosunterstelle. Zu den Varägern vgl. Bd. I A.275. Zu den Gefolgsleuten des Kantakuzenos s. WEISS: Kantakuzenos 32. Von einer Privatarmee (des Kantakuzenos) ist bei OIKONOMIDES: Armees 355 die Rede. Als Todesdatum des Kaisers Andronikos III. ist durch eine Kurzchronik der 14. Juni 1341 überliefert; vgl. SCHREINER: Kleinchroniken I 81 Nr. 32. Der Dissens mit unserer Stelle kommt wieder daher, daß der Kaiser in der Nacht vom 14. zum 15. Juni starb, die der unbekannte Autor der Kurzchronik noch zum 14. Juni rechnet. Den Angaben des Kantakuzenos könnte man entnehmen, daß der Kaiser in der zweiten Hälfte der Nacht verschied. Dies scheint auch Gregoras (560,2f.) zu bestätigen, wenn er schreibt: «er verschied vor dem Aufgang der fünfzehnten Sonne des Juni»; vgl. LOENERTZ: Chronique breve 60; VAN DIETEN a.a.O. 397 A.523. Ansonsten ist Gregoras' Berechnung der Regierungszeit des Andronikos (12 Jahre und 22 Tage) nicht richtig; vgl. dazu VAN DIETEN: Ebenda. Mit TETaQTYj ~IlEQa meint Kantakuzenos den vierten Tag der Krankheit, die am 11. Juni begonnen hatte, nicht 'Mittwoch', wie CHARANIS:
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Short Chronicle 344 versteht. Aus der Kurzchronik erfahren wir ferner, daß Andronikos im Hodegetriakloster beigesetzt wurde. Weitere Kurzchroniken vermitteln ein fehlerhaftes Datum für den Tod des Kaisers; vgl. SCHREINER a.a.O. I 64 Nr. 8; 92 Nr. 8; 105 Nr. 1; 351 Nr. 3. Richtig hingegen wird das Datum in der Kurzchronik bei MIONI: Cronaca 74 Nr. 8 überliefert. Am dritten Tag nach dem Tod hielt Gregoras in Anwesenheit der Kaiserin Anra im Palast die Leichenrede, deren Text er in sein Geschichtswerk aufnahm (I 560f.). Das 11. Kapitel seines Geschichtswerkes schließt der genannte Historiker mit einer Charakteristik des verstorbenen Kaisers; ihr ist folgender Abschnitt entnommen (I 565 f.): «Der Kaiser war in seiner äußeren Erscheinung gefällig und liebenswürdig, von aufgewecktem Charakter und leicht ansprechbar, in seiner Gesinnung menschenliebend und sehr mitempfindend. Rat nahm er von überhaupt niemandem an, sondern er gehorchte nur seiner eigenen Meinung und Einsicht. Darum verbarg er auch meistens seine Gedanken und zog eine tiefe Furche in seinem Geist, mied aber den Umgang mit Menschen und haßte es, eine große Menge Leute um sich zu sehen. Darum brachte er es auch nicht fertig, sich ganz den Sorgen und Beschäftigungen eines Kaisers zu widmen, und erfüllte auch auf den größten Festen nicht die üblichen kaiserlichen Aufgaben, ich meine bei Theaterveranstaltungen, öffentlichen Aufzügen und Empfängen, sowie durch Demonstrationen großzügiger Wohltätigkeit und Verteilung von Geld und Würden. Daher drohten die Bräuche einer wohlgeordneten kaiserlichen Herrschaftsausübung in die Tiefen der Vergessenheit zu verschwinden, Bräuche, deren traditionelle Pflege die aufeinanderfolgenden Kaiser immer der Nachkommenschaft weitergaben ... Der Kaiser züchtete ... in großer Zahl Hunde und Vögel für die Jagd und war seiner Leidenschaft für sie so ergeben, daß, wer von ihm empfangen werden wollte, seinen Wunsch am leichtesten erfüllt sah, wenn er einen Vogel oder einen Hund mitbrachte» (nach der Übersetzung VAN DIETENS). Die Heiterkeit und den Frohsinn des jüngeren Andronikos hebt auch Theodoros Kabasilas in einer kurzen Charakteristik hervor; vgl. dessen Monodie auf Andronikos d.Ä., herausgegeben von KURUSES, Stavros 1. in: EEBS 42 (1975-1976) 224,34f. Abbildungen Andronikos' In. bei SPATHARAKIS: Portrait Nr. 121a und 180 (vgl. eben da 238 f.) sowie LAMPRos, Spyridon AEUXW!la ßu~av"tLvwv airwxga"togwv. Athen 1930,77f. (zitiert von BoscH: Andronikos In. 190). Vgl. ferner die Ausführungen von BOSCH: Ebenda. Die Besonderheiten seiner Unterschrift bespricht DÖLGER: Facsimiles 35 Nr. 27. Die Zeit seiner Erhebung zum Mitkaiser versuchen schließlich MAKSIMOVIC, Ljubomir: 0 vremenu proglasenja Andronika In Paleologa za cara. ZRVI 16 (1975) 119 f. sowie KYRRIS, K. P.: To Bu~avnov xa"ta. "tov I~' aLwva, 1., 2 und A.3 genauer zu bestimmen (zwischen 1308 und 1313, wahrscheinlich 1312, gegen CHRISTOPHILOPULU: 'EXAOY~ 236 [Februar 1314]).
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VERZEICHNIS DER ABGEKÜRZT ZITIERTEN LITERATUR (Zusätzlich zu Bd. I S. 312f.)
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REGISTER Die kursiv gesetzten Zahlen verweisen auf den Übersetzungs text (5. 1-162), die in Klammern gesetzten Zahlen auf die Nummern der Anmerkungen (5. 163-267)
EB. Fl. Gern. K. Kg.
Erzbischof fluß = Gemahlin = Kaiser = König = =
Abd al-'Aziz Shu 'ayb s. Kurupas Abdera, ant. St. 253 (364) Achaia 236 (292) Acheiropoietoi (Ikonen) 175 (39) Achelokastron s. Angelokastron Acheloos, Fl. 242 (321) Achilleus 170 (30) Achrida (Ochrid) 76, 77, 200 (138), 201 (141), 211 (185) Adelheid-Eirene, 1. Gern. Andronikos' 111. IX Adrian, röm. K. 127 Adrianopel 10, 18,20,21,35,53, 79, 127, 129, 167 (19) (20), 169 (27), 239 (305) Adriatisches Meer 130 Ägäis 105, 187 (85), 188 (91), 189 (91), 220 (233) Ägypten 257 (378) Ätolien (Aitolia) 233 (277), 236 (293) Aetos (Ajtos), bulg. Festung 79, 98, 202 (150),214 (201) Agrinion, St. in Akarnanien 242 (319) Aidonati s. Hagios Donatos Aiginion, ant. St. 220 (227) Ais 209 (177) Aitines s. Aydinoglu, Mehmed Aitolia s. Ätolien Akarnanen 123, 125, 126, 130, 133, 136, 142, 143, 144, 145, 156, 240 (308) Akarnanien (Akarnania) 91, 107, 121, 123, 125, 126, 130, 131, 132, 136, 137,
272
Kpl. Mtp. Ptr. St.
Konstantinopel Metropolit = Patriarch = Stadt =
=
138, 139, 142, 143, 144, 146, 153, 233 (277),236 (293),242 (319) (321) Akindynos, Gregorios 160, 262 (402) (403),263 (404), 264 (405) (406) Akonite (Akonites), thrak. Ortschaft 82, 205 (162) Akroates X Akropolites, Georgios, Geschichtsschreiber 211 (185) Akropolites, Konstantinos VIII, 226 (251) Ak-Timur s. Temirchan Aktion 245 (332) Alaeddin-Pascha s. Pazarlus Albaner 91, 93, 107, 121, 122, 123, 124, 210 (179), 220 (233), 221 (233), 222 (233) (234) (234a), 230 (261),232 (272), 233 (274) (278), 234 (279), 236 (293), 245 (338) Albanien (Albania) 220 (233), 232 (272), 233 (278) (279), 236 (293), 237 (295), 241 (314) (315) (316),247 (344) Albanophonen 221 (233) Alemannen 17, 78, 201 (145) Alexander d. Gr. 192 (106),244 (328) Alexander Asen s. Ivan Alexander Alexios 111. Angelos, byz. K. X Alexios V. Angelos, byz. K. 126 Alexios I. Komnenos, byz. K. 169 (29) Ali Kodscha s. Kataigialos Patatures Al-Nu 'Man s. Anemas Altphokaia s. Phokaia
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Ambrakia, St. in Epiros 240 (309) Ambrakischer Golf 240 (309), 242 (321), 246 (342) Amphipolis (Popolia) 151 Anarache, westmaked. Ortschaft 211 (185) Anastasios 1., byz. K. 151 Anastasiupolis, St. in Thrakien 151, 252 (364), 253 (364) Anatolien 53, 227 (256) Anaxagoras 229 (260) Anchialos 21, 79, 98, 99, 100, 176 (43), 202 (149), 215 (210) Andronikoi (= Kaiser Andronikos 11. und Andronikoslll.) 123,249 (352),265 (408) Andronikos I. Komnenos, byz. K. 169 (29), 194 (110) Andronikos 11. Palaiologos, byz. K. 12, 17, 40, 71,126,146, 163 (2) (3), 165 (9), 171 (33), 173 (35) (36), 174 (36), 181 (65), 184 (76), 190 (97), 194 (110), 195 (114), 197 (124), 198 (127) (128), 199 (133), 218 (222), 220 (231), 226 (251), 229 (258), 231 (266), 243 (322), 257 (375), 267 (414); katastrophale Politik: VIII; Mönchwerdung: 59, 67; Tod: 106, 163 (1), 217 (220) Andronikos 111. Palaiologos, byz. K. 1, 39, 68, 107, 123, 163 (1), 165 (5) (7) (8), 166 (10) (12) (13), 167 (16) (17) (18), 168 (21) (22) (23), 169 (27) (28), 170 (30), 176 (44), 177 (47), 179 (52), 180 (58), 184 (75), 187 (85), 189 (93), 191 (103), 192 (105), 193 (108), 195 (114) (115) (116), 196 (118) (122), 198 (127), 199 (129) (132), 202 (148), 208 (171), 214 (202) (206), 216 (213),222 (234a), 225 (248), 226 (251), 228 (257), 229 (258) (261), 233 (278), 234 (281), 236 (294), 237 (295), 238 (298), 248 (349), 249 (352), 251 (360), 252 (364), 253 (366), 256 (373), 263 (404), 265 (408 a) (410), 266 (411) (412); Abbildungen: 267 (414); AIbanienexpedition: 121 {.; Aufbruch zum Bürgerkrieg: VIII; Bithynienexpedition:
21 {.; Bulgarienexpeditionen: 9 f., 97 f; Charakteristik: 267 (414); Chiosexpedition: 43 {.; Epirosexpedition: 131f.; Geburtsdatum: X; Krankheiten: 53 f., 59, 160{., 191 (103) (104), 197 (123); Lesbos- und Phokaiaexpedition: 109 f.; Prozeß: VIII; Tod: 160{., 265 (408),266 (414), 267 (414); Vorsitz im Konzil von 1341: 156{. Andros 189 (92), 198 (124) Anemas (Al-Nu 'Man?) 170 (29) Anemas, Michael 169 (29) Anemas-Turm s. Kpl. Angeloi, Herrschergeschlecht 123, 137, 138,139,218 (223),240 (309),242 (319) Angelokastron (Angelopolichne), St. in Akarnanien 130,242 (319) Angelopolichne s. Angelokastron Angelos, Joakeim s. Angelos, Johannes Komnenos Dukas Angelos, Johannes 1., Herrscher von Thessalien 218 (222) Angelos, Johannes 11., Despot von Epiros 218 (222) Angelos, Johannes, Pinkernes 27, 131, 180 (56), 243 (323) Angelos, Johannes Komnenos Synadenos Dukas, Großstratopedarch 16, 170 (33), 171 (33), 172 (33) Angelos, Johannes Senachereim s. Senachereim, J ohannes Angelos Angelos, MichaelI., Despot von Epiros 234 (284), 245 (334) Angelos, Michael 11., Despot von Epiros 247 (344) Angelos, Theodoros, Despot von Epiros 168 (22), 234 (284) Angiovinen s. Anjou Anjou, Adelsgeschlecht IX, 173 (36), 213 (196) S. noch Karl, Philipp, Robert von Anjou Anna von Savoyen, 2. Gern. Andronikos' 111. XIII, 40, 54, 56, 162, 187 (85),193 (109), 228 (258), 239 (305)
273
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Antiocheia 208 (170), 244 (328) Antiochikos 243 (328), 244 (328) Antonios d. Gr., Heiliger 155, 258 (385) Antonios, Abt des Iberonklosters 261 (397) Antonios, Mönch s. Andronikos 11. Palaiologos Aoos, Fl. 233 (275) Apokaukos (Apokauchos), Alexios, Parakoimomenos IX, 19, 146, 147, 148, 149,150, 161, 166 (12), 174 (37) (37a) (38), 207 (166) (169a), 249 (352), 250 (356) (357),251 (358) (358 a), 265 (409), 266 (412) Apollonia s. Sozopolis Apostelkirche s. Kpl., Kirchen Apros, thrak. Ortschaft 79 Araber XI Arachthos, Fl. 240 (309), 243 (327) Archontopulos 180 (59) Arda, Fl. 58, 194 (112) Areopag 199 (130) Ares 209 (177) Argyrokastron (Gjirokaster) 130, 241 (316) Arianites, alban. Adelsgeschlecht 180 (59) Aristophanes 170 (29 a) Aristoteles 151 Arkadios, röm. K. 150, 251 (360) Arkadiupolis, St. in Thrakien 150, 151, 251 (360) Arkturos 263 (404) Arta 130, 131, 134, 135, 140, 236 (293), 240 (309) (310), 214 (312), 243 (327), 245 (337),247 (345) Artäer 138, 143 Artake s. Hyrtakion Asan (Asen), Michael Asanes, Andronikos Palaiologos Komnenos 29, 38, 105, 184 (75), 216 (218) Asanes (Asan), Johannes 184 (75), 223 (237), 229 (258) Asanes (Asan), Manuel 29, 102, 184 (75), 215 (209), 223 (237), 229 (258)
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Asanina, Eirene, Gern. des Johannes Kantakuzenos 248 (349) Asen, Alexander s. Ivan Alexander Asen (Asanes), Michael, Sohn Ivan Alexanders s. Michael Asen Asien 23, 106, 137 Asklepiaden 192 (107) Asklepiades 192 (107) Asklepios 56, 192 (107) Astakenischer Meerbusen 89, 182 (67), 208 (170) Astakos, ant. St. 208 (170) Athanasios d. Gr. 257 (376), 258 (385) Athanasios, Mtp. von Kyzikos 264 (407) Athene 70, 199 (130), 209 (177) Athener 70, 188 (88) Athos 95, 153, 157, 251 (357), 255 (369), 256 (373), 257 (375), 258 (380), 262 (402) Atreiden 220 (232) Attaleiates, Michael, Geschichtsschreiber 222 (234) Attika XI, 227 (251) Atumanes (Atmanos), Familienname 181 (63) Atumanes (Atmanos) S. Osman Auditor X Aulon (Aulona) 232 (273), 234 (283),247 (344) Auxanon 172 (33) Avignon 259 (389),262 (400) Avret-Hissar S. Gynaikokastron Axios, Fl. 94, 201 (142), 210 (180), 211 (189), 212 (191) (193) Aydin, Emirat 190 (96), 191 (102), 227 (256) Aydin(oglu), Mehmed 52, 112, 190 (96), 227 (256), 228 (256)
Bairni, maked. Ortschaft 108 Balagrada (Balagrita), St. in Nordepiros 120, 121, 123, 125, 232 (273),233 (276) Balagrita S. Balagrada
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Balduin 11., lat. K. von Kpl. 130,242 (322), 243 (322) Balikli 197 (124) Balkan 202 (149) (150) Balton (Baltos), St. in Akarnanien 130,242 (321) Barga s. Parga Barlaam (Bernardo) 151, 152, 153, 155, 156, 157, 158, 159, 160, 253 (366), 254 (367) (367 a), 255 (369) (370), 256 (371) (372), 258 (381), 259 (388) (389), 260 (392) (393) (395), 261 (399), 262 (399) (401) (403), 263 (404), 264 (405) (406) Barlaamiten 264 (405) Barys, Arzt 61, 62, 196 (119) (120), 265 (408a) Barys, Michael, Mtp. von Trajanupolis 196 (119) Basileios d. Gr. 250 (354),257 (379), 264 (405) Basilis, Titel Basilissa, Titel 235 (285) Basilitzes, Nikolaos 130, 135, 140, 240 (310) Bekkos, Johannes, Ptr. von Kpl. 169 (29) Belaur, Bruder des bulg. Zaren Michael 101, 202 (147), 214 (206a) Belmasdin s. Velbuzd Benedikt XII., Papst 188 (88) Bera, St. in Thrakien 53, 190 (100) Bergule, ant. St. 251 (360) Bernardo S. Barlaam Berrhoia, St. in Makedonien 153, 211 (188), 257 (378) (380), 262 (402) Bestiarion 174 (37a) Bistonis, See in Thrakien 216 (216), 253 (364) Bithynien 21, 33, 34, 89, 176 (44), 177 (45), 178 (49),237 (295) Bizya, Ortschaft in Bithynien 167 (17) Bizye, Ortschaft in Thrakien XI, 9, 167 (17), 251 (360) Blachernenpalast S. Kpl. Blekola S. Eulochos
Blevisci, alban. Adelsgeschlecht 180 (59) Bogomilen 260 (393) Boibeis (Karlasee) 219 (225) Bojati, Ortschaft in Attika 222 (234) Bolbe, See in Makedonien 95, 212 (190) Boleron, Thema 206 (165),216 (215) Bonitsa S. Bontitza Bontitza, Sr. in Akarnanien 142, 246 (342) Bosporus 164 (3), 178 (47) (48) Bothrento(n) (Butrinto, Buthroton, Butrinti), St. in Nordepiros 142, 164 (3), 247 (344) Bot(t)iaia, maked. Landschaft 92, 107, 123, 210 (180), 218 (222) Brasidas, spart. Feldherr 179 (52), 181 (64),211 (182) Brienne, Gautier de 189 (92) Brienne, Jeannette de, Gern. des Nicolü 1. Sanudo 189 (92) Bryennios, Nikephoros, Geschichtsschreiber 212 (193), 259 (388) Buioi, alban. Stamm 107, 222 (234) Bukelon, thrak. Ortschaft 10, 11, 12, 167 (19) Bulgaren 10,12,20,55, 77, 78,97,98,99, 101, 102, 103, 104, 127, 129, 130, 180 (59), 201 (142), 202 (148) (149), 214 (202) (206), 216 (212) (213), 236 (294), 239 (305) S. noch Myser Bulgarien XIV, 10, 13, 29, 79, 98, 129, 201 (142), 203 (151), 216 (212) S. noch Mysien Burgas S. Lüle Burgenland 201 (142) Buru-Kale, Burg 253 (364) Buthroton S. Bothrenton Butrinto, Butrinti S. Bothrenton Butzunin, serb. Festung 77 Byzantiner 27, 34, 173 (35), 181 (59) (60) (61), 194 (110) (113), 202 (149), 209 (176), 214 (202) (204) (206), 215 (210), 218 (221), 221 (233), 224 (243), 232 (270), 238 (301), 244 (328), 251 (359), 255 (369)
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Byzanz XI, 176 (427), 180 (59), 181 (63), 183 (74a), 184 (76), 190 (96), 193 (108), 194 (110) (111) (113), 195 (114) (115), 196 (117), 209 (173), 231 (266), 235 (285) (287), 251 (357),254 (367) Cäsar, Julius 234 (281), 245 (332) Cäsar, Oktavian 136, 245 (332) calculus Minervae 199 (130) Cato d. Ä. X Cattaneo de la Volta, Andreolo 52, 108, 190 (97), 224 (238) Cattaneo de la Volta, Domenico 108, 109, 110, 120, 190 (97),224 (238) (239),225 (248),227 (252) Cernomen s. Tzernomianon Chalandritza 186 (80) Chalkedon 178 (50), 182 (67) (68) Chalkidike 83, 89, 91, 206 (165) Chalkokondyles, Laonikos, Geschichtsschreiber 236 (293), 242 (319) Charis 204 (156) Chassia-Gebirge 220 (228) Cheimarrha (Himara), St. in Nordepiros 130, 241 (315) Chetir s. Hidir Chios, Insel 40,41,42, 43, 44, 45, 46, 47, 48, 49, 50, 51, 53, 110, 150, 184 (76), 187 (85), 189 (91) (93), 191 (102) (103), 209 (176), 225 (248), 228 (257) Chios, St. 45, 185 (77) Chioten 41, 42, 43, 44, 45, 46, 53, 186 (82) Chlerenon (Florina) 94, 211 (187) Chorakloster s. Kpl. Chortai'teskloster bei Thessalonike XIII Christodulos, Pseudonym des Johannes Kantakuzenos VIII Christupolis VIII, XIII, 231 (263) Chrysopolis s. Skutari Chumnos, Nikephoros X, 182 (70) Chytrion 229 (260) Courtenay s. Katharina von Courtenay Cypern s. Zypern
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Dakibiza, bithyn. Festung 34, 182 (67) Damala 186 (80) Damasin, St. in Thessalien 107, 220 (230) Damon 170 (30) Danilo, Erzbischof, serb. Chronist 200 (139), 213 (195) Daridja 178 (50), 182 (66) Debrec s. Deuritza Delier (Telier?) 109, 110, 114, 189 (91) Delos (Telos?) 46,108,110, 189 (91),225 (246) Delphi 219 (225) Demetrios, Despotes s. Palaiologos Demosion 174 (37 a) Despoina, Titel 235 (285) Despotes, Titel 235 (285) Deure, maked. Festung 94,201 (141),211 (185) Deuritza (Debrec), serb. Festung 77, 201 (141) Deutsche s. Alemannen Diampolis 10, 79, 100, 167 (18), 168 (21), 202 (150), 214 (204) Diatyposis Leons VI. 253 (364) Didymoteichon 2, 10, 21, 35, 41, 42, 46, 53, 56, 57, 60, 76, 77, 92, 94, 105, 106, 150, 164 (5), 177 (47), 191 (103), 193 (108), 195 (116), 248 (345), 249 (351) Dike 233 (277) Dil Iskelesi, türk. Ortschaft 178 (50) Diodotos, S. des Eukrates 231 (264) Diokletian, röm. K. 208 (170) Diomedes, homer. Held 214 (205) Dipotamon, thrak. Festung 151,253 (365) Dishypatos, David 260 (394) Domor s. Timoros Donatos, Heiliger 242 (318) Donau 101, 213 (196) S. noch Ister Dorf der Kreter 95, 212 (191) Doria, Ginevra, Gern. Benedettos 11. Zaccaria 188 (8 8 a) Dorotheos, Anhänger des Palamas 260 (394)
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Drimys, Gregorios 256 (373),257 (377) Dromoras 94 Dubrunin 77 Dyrrhachion (Epidamnos) 121, 234 (280), 247 (344) Echeidoros, Fl. 212 (193) Edessa, St. in Westmakedonien 211 (186) Edoardo, genues. Kommandant von Neuphokaia 111, 120, 231 (263) Eirene, byz. K. 197 (124) Eirene-Jolante von Montferrat, 2. Gern. Andronikos' 11. VIII Eisenburg s. Siderokastron Elas(s)on (Oloosson, Lossonos), St. in Thessalien 107, 219 (225),220 (230) (231) England 185 (76) Ennakosia, thrak. Ortschaft 127, 238 (298) Enveri, türk. Chronograph 216 (214),227 (256), 228 (256) (257), 229 (261), 230 (262),234 (279),250 (356) Eordaia 210 (180) Epachto s. Naupaktos Ephesos 105, 185 (79), 204 (154a), 224 (240) Ephraim, byz. Chronist 205 (160), 211 (185) Epidamnos s. Dyrrhachion Epiros 140, 220 (232), 232 (272), 233 (277), 234 (284), 235 (286) (289), 236 (290) (293) (295), 239 (305), 240 (308) (309), 241 (310), 241 (311), 242 (318), 243 (325), 244 (330), 245 (334), 246 (342), 247 (344) (345), 253 (365) Epiroten 239 (305), 240 (308), 241 (311), 247 (345) Epirotisches Reich 171 (33) Erdek s. Hyrtakion Eressos, St. auf Lesbos 109, 110 Erginias, FI. 251 (360) Ertogrul, Vater Osmans 181 (63) Esaias, Ptr. von KpI. 79, 165 (8), 166 (14), 203 (152)
Eski Fo<;:a s. Phokaia Eski Hissar 178 (50) Esphigmenukloster auf dem Athos 258 (380) Euboia (Euböa) XI, 91, 210 (178) Euchiten s. Massalianer Euklid (Eukleides) VIII, 151 Eukrates s. Diodotos Eulochos (V(o)lochos, Vlache, Blekola, Vrachova), St. in Akarnanien 130, 242 (321) Euripos IX, 86, 207 (169) Europa 23, 137 Euxeinos Pontos 11 S. noch Schwarzes Meer Exisotes XI, XII Exotrochos, Andronikos, Großhetaireiarches 25. 26, 179 (53) Florina s. Chlerenon Foggia IX Foglia Nuova s. Neuphokaia Frankreich 188 (88) Fratres s. Johanniter Frauenburg s. Gynaikokastron Gabalas, Manuel s. Matthaios von Ephesos Gabras, Johannes 197 (124) Gabras, Michael 184 (75), 197 (124),226 (251), 259 (388) Gabrielopulos, Michael 218 (223) Gabrielopulos, Stephanos, Sebastokrator 107, 218, (222) (223), 219 (223) (224) Galata s. Kpl. Galykos, FI. 96, 212 (193) Gasmulen IX Gattilusio, Francesco 1. 192 (105), 224 (242) Gavi, ligur. St. 184 (76) Genua 40, 52, 53, 108, 112, 115, 116, 117, 119, 173 (35) (36), 174 (36), 185 (76), 186 (80), 231 (266) Genuesen 109, 112, 115, 116, 184 (76), 185 (78), 186 (80), 187 (85), 189 (94),
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209 (176), 223 (237), 224 (242) (243), 225 (248) (250), 227 (254), 231 (263) (266), 232 (271) Georg-Kloster zu NagoriCin 202 (146) Gera, Bucht von 226 (250) Gerace s. Hierax Geten (Getai) 101, 215 (208) Ghevse, türk. Ortschaft 182 (67) Ghibellinen 17, 173 (35) (36), 174 (36) Gjirokaster s. Argyrokastron Glabas, Michael 183 (72), 192 (108) Glaukos, horn. Held 214 (205) Godofre, Godefroi s. Kontophre Golos (Volos), St. in Thessalien 107, 219 (224),234 (279) Granikos, Fl. 176 (41) Gregor von Nazianz 259 (388) Gregoras, Nikephoros VIII, X, XII, 163 (1), 164 (3), 165 (5), 167 (16), 168 (21), 169 (26), 172 (34), 177 (47), 179 (50), 184 (75), 186 (80), 191 (104), 192 (105), 193 (108), 194 (110), 195 (114), 197 (124), 198 (126), 201 (139), 205 (163), 206 (165), 207 (169a), 209 (175), 211 (182), 213 (201), 214 (202) (206), 216 (210) (213), 217 (220), 223 (237), 225 (244) (250), 226 (250) (251), 227 (253) (256), 228 (258), 229 (258), 230 (261), 231 (270), 232 (271) (272), 233 (277), 234 (282) (284), 235 (286) (287), 236 (292) (293), 237 (295), 238 (297) (299) (300) (301) (302) (303), 239 (305) (307), 240 (308), 241 (311), 243 (325), 245 (337) (338), 249 (351), 251 (357) (359), 252 (361), 253 (366), 255 (369) (370), 256 (371) (373), 257 (375) (377), 258 (384) (386), 259 (388) (390), 260 (390) (391) (393), 261 (396) (399), 263 (404), 265 (408) (408 a) (409) (410), 266 (412) (414),267 (414) Gregorioi (Palamas und Akindynos) 160 Gregorios, EB von Bulgarien XIII Gregorios Sinaites 255 (369), 257 (377) Griechen 175 (39), 176 (41), 209 (171),
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210 (177), 221 (233), 229 (260), 230 (261), 238 (301) Griechenland 176 (41), 185 (77), 202 (150), 216 (217), 219 (225), 221 (233), 222 (234), 242 (319), 254 (366) (367) Großmeister der Johanniter 188 (91) Guelfen 173 (36), 174 (36) Gylippos, spart. Feldherr 188 (88) Gynaikokastron, maked. Festung 151, 252 (361) Hades 36, 60, 64, 65, 66, 91, 209 (177) Hadrian s. Adrian Hagia Sophia s. Kp!., Kirchen Hagioi Saranta (Saranda), St. in Nordepiros 241 (314) Hagios Donatos (Aidonati), St. in Epiros 130, 242 (318) Hairnos 98, 215 (210) Hebros 194 (112),252 (364) Heiliger Berg s. Athos Heinrich von Flandern, lat. K. von Kp!. XIII Hellas 148 Hellespont 20, 76, 82, 109, 127,225 (245) Hermokrates, S. des Herrnon 245 (333) Herodot 212 (192 (193),219 (225) Hesychasmus 152, 153, 154, 256 (373) Hesychasten 152, 153, 154, 251 (359), 254 (368), 255 (368) (369) (370), 256 (371) (372), 258 (381) (386), 262 (399) (402) (403) Hidir, Sohn Mehmeds Aydinoglu 112,227 (256), 228 (256) Hierax (Gerace), St. in Kalabrien 159, 262 (400) (401) Himara s. Cheimarrha Hodegetriakloster s. Kpl. Homer 209 (177), 211 (189), 214 (205), 220 (231) Hospitaliter 46, 110, 188 (91) S. noch Johanniter Hyrtakenos, Theodoros IX, 174 (39), 178 (49), 265 (408) Hyrtakion (Artake) 20, 174 (39), 175 (39)
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Iberonkloster auf dem Athos 261 (397) Ibrahim, Sohn des Mehmed Aydinoglu 228 (256) Ikonion 237 (295) Ikonoklasmus 258 (384) Ikonoklasten 258 (384) Ioannina, St. in Epiros 130, 242 (320) Ionien 52, 112, 121, 123, 227 (253) Ionisches Meer 126 Irene von Braunschweig, 1. Gern. Andronikos III. XIII Isa, Sohn des Mehmed Aydinoglu 228 (256) Isaak, Protos auf dem Heiligen Berg 261 (397) Isidoros, Anhänger des Gregorios Palamas 260 (394) Iskarpar s. Skrapari Issos, kilik. St. 244 (328) Ister, FI. 101 S. noch Donau Italien 159, 173 (36),254 (367),262 (400) Ithome, ant. St. 220 (229) Ivan, vornehmer Bulgare 103 Ivan Alexander, bulg. Zar 55, 97, 98, 99, 100, 101, 102, 103, 104, 127, 129, 192 (105), 213 (199), 214 (201), 215 (210), 216 (213) Ivan 11. Asen (Asan), bulg. Zar 168 (22) Ivan III. Asen (Asan), bulg. Zar 184 (75) Ivan Stephan Sisman 202 (148) Izmit 208 (170) Jakschi, Sohn des Karasi 20, 175 (40) Janitscharen 178 (49) Jerusalem 257 (375) Johannes Chrysostomos 250 (353), 257 (379) J ohannes, Evangelist 15 Johannes Klimakos 250 (354) Johannes IV. Laskaris, byz. K. IX, 182 (67) Johannes V. Palaiologos, byz. K. 162, 178 (49),213 (201), 248 (349), 266 (412) Johannes XI., Ptr. s. Bekkos
Johanneskirche zu Ephesos 204 (154 a) Johanniter 50, 188 (91), 189 (91) (93),224 (239),225 (246),231 (270),232 (270) Joseph der Philosoph IX Juden 166 (12) Justinian 1., byz. K. 165 (5), 197 (124), 204 (154a) Kaballarioi, byz. Familie 207 (166) Kaballarios, Ortschaft 77 Kaballarios, Bardas 3 Kaballarios, Markos 3, 4, 5, 8, 165 (10), 166 (11), 229 (258) Kabasilai, byz. Adelsgeschlecht 240 (310) Kabasilas, Alexios 130, 132, 133, 134, 135,138,240 (310), 243 (324) (325),244 (328) Kabasilas, Johannes 241 (310) Kabasilas, Neilos VIII Kabasilas, Theodoros 217 (220), 267 (414) Kain 4 Kalabrien 151, 254 (367), 262 (401) Kalam 175 (40) Kalamanos, Konstantinos, Sebastos 194 (113) Kalamanos, Laskaris 58, 194 (113) Kalambaka s. Stagoi Kalekas, byz. Familie 204 (153) Kalekas, Johannes, Ptr. von Kpl. 79, 80, 81, 82, 156, 160, 204 (153), 205 (158), 259 (389) (390), 261 (399), 263 (404), 264 (405) (406) Kallipolis IX, 205 (162), 216 (214), 225 (245) Kallistos s. Palaiologos, Konstantinos-Kallistos Kallone, St. auf Lesbos 110, 115, 225 (249) (250), 226 (250) Kallovi 225 (247) KaIman s. Koloman Kalothetos, Leon 41, 42, 44, 46, 185 (79), 186 (79), 187 (85) Kamal al-Din, arab. Chronist XI Kanina, alb an. St. 120, 121, 232 (273)
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Kantakuzene, Anna, Gern. Nikephoros' I. von Epiros 243 (325) Kantakuzene, Eirene s. Asanina, Eirene Kantakuzene, Helene, Tochter des Matthaios K. 248 (350) Kant,akuzene, .Maria, Basilissa, Tochter des Johannes K. 126, 235 (288) Kantakuzene, Maria, Tochter des Matthaios K. 248 (350) Kantakuzene, Theodora, Mutter des Johannes K. 56. 193 (108), 228 (258) Kantakuzene, Theodora, Tochter des Matthaios K. 248 (350) Kantakuzenoi, byz. Adelsgeschlecht XI, 204 (153) Kantakuzenos, Andronikos IX Kantakuzenos, Demetrios, Sohn des Matthaios K. 248 (350) Kantakuzenos, Johannes, Großdomestikos, später Johannes VI., byz. K. passim Kantakuzenos, Johannes, Sohn des Matthaios K. 248 (350) Kantakuzenos, Matthaios, Sohn des Johannes K. 146, 248 (349) Kantakuzenos, Nikephoros 35, 182 (71) Karabogha s. Priapos Kara Burun (Melaina Akra), Kap 228 (257), 229 (261) Kara Mursal, türk. Heerführer 180 (55) Karasi, Emirat 227 (253) Karasi, Sohn des Kalam 175 (40) Karasifamilie 175 (40) Karditsa, St. in Thessalien 220 (229) Karer 200 (134) Karien 52, 225 (245) Karl von Anjou IX, 232 (273) Karl Robert, Kg. von Ungarn 213 (196) Karlasee s. Boibeis Kastoria 92,93,210 (180), 211 (185),241 (314) Kastrin (Kastri), St. 107, 219 (225) Kastrosykia, Ortschaft in Epiros 241 (313) Kataigialos Patatures (Ali Kodscha?) 31 Katalanen XI, 78, 99, 177 (46), 184 (76),
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189 (92),214 (203),218 (222),245 (338) S. auch Alemannen Kathara X Katharina von Courtenay 242 (322), 243 (322)
Katharina 11. von Valois, Titularkaiserin von Kpl. 126, 130, 236 (292), 242 (322), 243 (322) Katharos, Michael VIII, IX Katholizismus 262 (400) Kekaumenos XI Kephallenia 233 (277) Kephisos, Fl. 189 (92) Kerkyra (Korfu) 198 (124),241 (310),247 (344) Kesan, türk. Ortschaft 205 (160) (161) Kicevo, serb. Ortschaft 201 (141) Kinnamos, Johannes, Geschichtsschreiber 207 (168) Kissos, thrak. Festung 82, 205 (160) Klazomenai 113, 228 (257), 229 (260) (261), 230 (262), 231 (262) Kleidas, Gregorios 183 (72) Kleinasien 21, 53, 153, 176 (41) (42) (43), 177 (47), 185 (77), 187 (86), 190 (95), 212 (191), 226 (251), 228 (256), 256 (373) Kleisura, Ortschaft in Nordepiros 121,233 (275) Klemens, Kirchenvater 257 (375) Klokotinitza 168 (22) Knemos, spart. Feldherr 179 (52) Kokalas, Georgios XIII Kolauzes (Kolaus), türk. Titel 181 (61) Koloman (KaIman), Boritz, ungar. Fürst 194 (113) Kornes 180 (59) Kometopulos 180 (59) Komnene, Anna 178 (50), 201 (141), 211 (185), 220 (228) Komnene, Wiesen der, thrak. Ortschaft 129 Komnenen 252 (363) Komnenos, Alexios I. s. Alexios I. Komnenos
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Komnenos, Manuel I. s. Manuel I. Komnenos Komotene s. Kumutzena Konrad III., dt. Kg. 234 (283) Konstans 1., röm. K. 244 (328) Konstantin d. Gr. 204 (154a) Konstantin IX. Monomachos, byz. K. 195 (115) . Konstantinopel VIII, XIII, XIV, 2, 13, 15, 20, 21, 22, 28, 30, 34, 35, 42, 46, 50, 52, 58, 65, 74, 76, 79, 82, 89, 90, 92, 97, 98, 108, 109, 112, 120, 127, 130, 137, 146, 149, 150, 156, 159, 163 (1), 164 (3) (4) (5), 167 (16), 173 (35), 178 (48), 182 (72), 188 (88), 197 (124),198 (128),202 (148), 203 (152), 209 (176), 217 (220), 222 (234a), 223 (237), 226 (251), 229 (258), 232 (272), 236 (292), 237 (295), 240 (308), 242 (322), 243 (322), 245 (338), 248 (350), 249 (351), 250 (357), 251 (359), 254 (367), 256 (373), 259 (389), 260 (394), 261 (399), 262 (399) (400), 263 (404) Kirchen und Klöster Apostelkirche 80, 204 (154a) Bebaias-Elpidos-Kloster 170 (33) Chorakloster 165 (5) Hagia Sophia 156, 160, 260 (390), 263 (404) Hodegetriakloster 160, 238 (301), 265 (408) (408 a), 266 (412), 267 (414) Lipskloster 217 (220) Soterkloster 254 (367) Sultan-Mehmed-Fatih-Camii 204 (154a) Theotokos (Zoodochos) Pe ge 65, 76, 197 (124), 200 (135) (136), 203 (152), 204 (152) Vierzig-Märtyrer-Kirche 217 (220) Zoodochoskloster (Maximu) 203 (152) Örtlichkeiten Galata 49, 51, 53, 91, 109, 112, 187
(85), 190 (102), 209 (176), 224 (243), 225 (243) Mesolophos 204 (154a) Paläste Blachernen 3, 169 (29) des Despotes Demetrios 1, 164 (4) Stadttore und Türme Tor des Hl. Romanos XIV Turm des Anemas 13, 169 (29) Konstantinos, Despotes s. Palaiologos, Konstantinos Konstantios, röm. K. 244 (328) Kontophre (Godofre), Jägermeister, Protosebastos 21, 177 (46),179 (51) Konzil von 1341 s. Synoden Konzil von Nikaia (11) 262 (399) Korfu s. Kerkyra Kozane, St. in Makedonien 211 (186) Kremna 21, 169 (27), 176 (43) Kreta 95, 170 (29) Kreter 95, 212 (191) Kreuzfahrer 169 (25) Kritobulos von Imbros, Geschichtsschreiber 211 (182), 233 (274) (278) Ktenia (Ktenion), bulg. Ortschaft 79, 202 (150) Küstendil, bulg. Ortschaft 201 (143) Kumutzena (Kornotene), St. in Thrakien 105, 206 (165), 216 (215) (217), 252 (364), 253 (364) Kurupas (Abd al-'Aziz Shu 'ayb), Emir von Kreta 170 (29) Kutales, Gregorios, Megas Chartophylax 2, 165 (9) Kyberiotes, Archon der Klöster 2, 165 (9) Kydones, Demetrios 251 (359) Kydones, Prochoros 255 (370) Kykladen 50, 186 (81), 189 (92), 224 (239) Kyzikos 20, 174 (39), 175 (39) (41) La Roche, J acqueline de, Gern. des Martino Zaccaria 186 (80), 188 (88 a) Laskaris s. Johannes IV., Theodoros 11.
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Lateiner
41, 42, 44, 50, 51, 53, 91, 109,
110,111,113,114,119,120,130,137,
144, 151, 152, 159,223 (237),224 (239), 225 (250),232 (270), 241 (310) Lavrakloster auf dem Athos 203 (152), 258 (380) Leo VI., K., s. Diatyposis Lepanto s. Naupaktos Lesbier 108, 119 Lesbos 108,109,110,111,114,116,117, 118, 120, 223 (237), 224 (240) (241) (242) (243), 225 (245) (248), 227 (251), 232 (272) Libadarios, Protovestiarites 226 (251) Libanios 196 (122), 208 (170), 210 (177 a), 240 (309),244 (328),246 (341 a), 259 (389) Libyssa, ant. St. 182 (67) Limnaia, ant. St. 242 (321) Lipskloster s. Kpl. Lite, maked. Ortschaft 212 (190) Lokris 91 Lossonos s. Elas(s)on Ludwig IV. der Bayer, dt. K. 173 (35) Lüle, Burgas, türk. Ortschaft 251 (360) Lukas, Georgios XIII Lukas, Steiriotes, Heiliger XIII Luros, Fl. 241 (312),243 (327) Lusignan, Guy de XIV Lykostomon (Lykostomion), St. in Thessalien 107, 219 (226),220 (226) Lykusadakloster (Thessalien) 218 (223) Magistros, Thomas 171 (33) Makarios, Mtp. von Pherai 2 Makedonen 11 Makedonien 21, 94, 137, 148, 211 (189), 250 (356) Malakasa, Ortschaft in Attika 222 (234) Malakasioi, alban. Stamm 107, 222 (234) Maldepe, türk. Ortschaft 178 (50) Manasses, Konstantinos, Chronist 239 (305) Mane, pelop. Landschaft 221 (233)
282
Manfred, Kg. von Sizilien 247 (344) Manuel I. Komnenos, byz. K. 123, 195 (115), 234 (283), 237 (295) Manuel 11. Palaiologos, byz. K. 195 (115) Maria, Tochter des Nikephoros I. von Epiros 233 (277) Markos, Anhänger des Gregorios Palamas 260 (394) Marmarion, maked. Ortschaft XIII Marules s. Phokas Massalianer (Messalianer, Euchiten) 152, 155, 255 (370),256 (371) Massalianismus 255 (370) Matthaios Mtp. von Ephesos (Manuel Gabalas) 197 (124), 245 (338) Maurikios, byz. K. 197 (124) Maximos der Bekenner 167 (17) Mazaris, M. 190 (96), 207 (168) Megalopsychia 200 (134 a) Mega-Spelaion-Kloster (Achaia) 257 (378) Mehmed s. Aydinoglu Mehmed 11. der Eroberer 233 (278), 244 (328), 265 (408) Mehmed Fatih Camii s. Kpl., Kirchen Melaina Akra s. Kara Burun Melenikon, maked. St. XII Meliboia, ant. St. 219 (225) Melissenoi, Familie 218 (222), 219 (223) (224) Meliteniotes, Johannes 250 (357) Mentesche, türk. Fürstentum 227 (253) Mesarites, Nikolaos 204 (154a) Mesazon 174 (37) (38), 250 (357) Mesembria XII, 79, 97, 202 (149), 215 (210) Mesolophos s. Kpl. Mesomilionkloster bei Sozopolis 260 (394) Mesopotamia, Ortschaft in Makedonien 241 (314) Mesopotamites, Familienname 241 (314) Mesopotamon, St. in Nordepiros 130,241 (314) Mesothenia, bithynische Landschaft 21, 22, 176 (45), 177 (47)
REGISTER
Messalianer s. Massalianer Messaritai, alban. Stamm 107, 222 (234) Methymna, St. auf Lesbos 109, 224 (241) Metochites, Theodoros 164 (5), 165 (5), 194 (110), 235 (285) Metochites, Theoleptos s. Metochites, Theodoros Metroon von Kyzikos 175 (39) Michael Asen, Sohn Ivan Alexanders 55, 129, 239 (305) Michael VIII. Palaiologos, byz. K. 126, 173 (35) (36), 184 (75), 185 (76), 226 (251), 232 (273), 235 (285), 247 (344), 249 (352) Michael IX. s. Palaiologos, Michael Michael Sisman, bulg. Zar 9, 10, 11, 12, 13, 77, 78, 79,97, 167 (16) (18), 168 (21) (22) (23) (24), 169 (26) (27), 181 (59), 201 (142), 202 (146) (147) (148), 214 (206 a), 236 (290) Miletos, ant. St. 190 (95) Mistra 248 (349) Moglaina, maked. St. und Landschaft XIII Mondfinsternis von 1327 XIII Mondfinsternis von 1337 237 (295) Mongolen 243 (327),251 (359) Monomachos, Konstantin s. Konstantin IX. Monomachos Monomachos, Michael, Hyparchos 107, 131,218 (223),219 (223),233 (279),243 (323) Montferrat s. Eirene Morea 184 (75). S. auch Peloponnes(os) Morrha, thrak. Landschaft XII Mosynopolis 252 (364) Mraka, Ortschaft am oberen Strymon 202 (147) Munda, ant. St. 180 (58) Murad 1., osman. Sultan 251 (360) Muzalon, Theodoros X Myser 9,10,12,13,20,55, 77, 78,97,98, 99, 100, 101, 102, 103, 104, 127, 129 Mysien 10, 13, 29, 79, 98, 129 Mytilenäer 116
Mytilene 108, 110, 111, 112, 115, 117, 119, 120, 225 (248) (250), 226 (250) Nabelseelen s. Omphalopsychoi NagoriCin, serb. Ortschaft 202 (146) Naupaktos (Epachto) 142, 246 (343) Naxos 189 (92) Naziräer 63, 153, 196 (121), 256 (374) Nazoräer 196 (121) Neda-Anna, 1. Gern. Michaels Sisman 78, 97, 202 (148), 213 (198) (198 a) Neues Testament 166 (12), 260 (393) Neuphokaia (Foglia Nuova) 52, 108, 185 (76), 189 (94), 190 (97), 227 (252), 231 (263), 232 (271), 237 (295) Niederolymp 220 (231) Nikaia 172 (33), 176 (45), 179 (50), 262 (399) Nikephoros 1., Despot von Epiros 233 (277), 243 (325) Nikephoros 11., Despot von Epiros 123, 124, 125, 126, 130, 136, 137, 138, 140, 142, 143, 144, 145, 146, 235 (286), 236 (292), 246 (340) Nikephoros 11. Phokas, byz. K. 170 (29) Niketas Choniates, Geschichtsschreiber 176 (41), 189 (93), 194 (110),208 (170), 228 (256), 230 (261), 234 (283), 237 (295),239 (307),250 (355), 252 (363) Niketias, paphl. Ortschaft 182 (67) OrtNiketiaton (Niketiatu), bithyn. schaft 34, 182 (67) Nikias, athen. Feldherr 188 (88) Nikomedeia 89, 90, 97, 98, 176 (45), 179 (50), 182 (67), 205 (163), 208 (170) (171), 209 (171) (173), 213 (200), 232 (272), 237 (295) Nikomedes 1., Kg. von Bithynien 208 (170) Nikon Metanoeite, Heiliger XIII Nikopolis 245 (332) Niphon (Nephon), Ptr. von Kpl. 163 (1) Nordepiros 210 (179) Nordjugoslawien 201 (142) Nordthrakien 9
283
REGISTER
Normannen Nymphaion
Ochyron, Ochyrum oppidum 185 (77) Odryserland 10, 167 (19) Özbeg, Großkhan der Mongolen 251 (359) Oktavian s. Cäsar Oloosson s. Elas(s)on Olymp (Thessalien) 200 (138), 218 (222) Olympiotissakloster zu Elason 220 (231) Omophorion XII Omphalopsychoi (Nabelseelen) 152, 256 (371) Orchan, Sohn Osmans 21, 22, 25, 26, 27, 28,30,31,32,33,34,35,89,90,98,127, 178 (49), 179 (51) (55), 180 (55), 181 (60), 208 (171), 237 (295) Orestes, mythol. Held 199 (130) Ormilia, maked. Ortschaft 212 (192) Orsini, Giovanni Qohannes), Dux, Despot von Epiros 107, 121, 123, 218 (223), 220 (232), 233 (277), 235 (286) Orsini, Nicolo, Despot von Epiros 220 (232), 233 (277) Osman, Ahnherr der Osmanen 31, 178 (49), 181 (61) (63) Osmanen 177 (45) (46), 178 (49), 179 (50) (51), 180 (58), 181 (63) Ossa 219 (225) (226)
Palaiologina, Anna, Tochter Michaels VIII. 198 (127), 235 (285) Palaiologina, Eirene, Gern. des Matthaios Kantakuzenos 146, 248 (350) Palaiologina, Eirene, Tochter Andronikos' 111. 192 (105) Palaiologina, Eugenia VIII, 171 (33) Palaiologina, Irene 184 (75) Palaiologina Kantakuzene s. Kantakuzene, Theodora Palaiologina, Maria, Tochter Andronikos' 111. 55, 129, 192 (105) Palaiologina, Simonis, Tochter Andronikos' , 11. IX Palaiologina, Theodora, Gern. des Johannes Angelos 171 (33) Palaiologina, Theodora-Theodosia, 2. Gern. Michaels 11. Sisman 78, 168 (23), 202 (148),214 (203) Palaiologos, Andronikos II.-Antonios s. Andronikos 11. Palaiologos Palaiologos, Andronikos 111. s. Andronikos 111. Palaiologos Palaiologos, Andronikos, Protovestiarios 123, 235 (285) Palaiologos, Antonios s. Andronikos 11. Palaiologos Palaiologos, Demetrios, Despotes 1, . 146, 164 (4), 229 (258), 248 (350),249 (350)
Pachymeres, Georgios, Geschichtsschreiber 177 (45), 182 (67),226 (251) Pagasai, Golf von 219 (224) Paionen 201 (142) Paionien (Paionia) 77, 201 (142) Palästina 257 (378) Palaiokastron, Burg auf Chios 188 (87) Palaiokastro(n), Ortschaft in Thessalien 219 (225) Palaiologen, Kaiserdynastie 137, 165 (5), 180 (59), 196 (119) Palaiologenrenaissance 175 (39) Palaiologina, Anna, Basilissa 123, 220 (232), 235 (285) (286) (287) (289)
Palaiologos, Johannes, Sohn Andronikos' III. s. Johannes V. Palaiologos Palaiologos, Konstantinos, Onkel Andronikos' III. 198 (127) Palaiologos, Konstantinos, Sohn Michaels VIII. IX Palaiologos, Konstantinos-Kallistos, Despotes VIII, X, 57, 67, 194 (110), 198 (127) Palaiologos, Manuel s. Manuel 11. Palaiologos Palaiologos, Manuel, Sohn Michaels IX. IX Palaiologos, Michael s. Michael VIII. Palaiologos
284
234 (283) 173 (35), 184 (76)
REGISTER
Palaiologos, Michael IX., Sohn Andronikos' 11. VIII, IX, 171 (33),243 (322) Palaiologos, Michael, Sohn Andronikos' 111. 162, 266 (412) Palaiologos, Sphrantzes 92, 93, 94, 95, 96, 140,210 (181), 211 (188),212 (194),245 (338), 246 (338) Palaiologos, Uros Symeon s. Uros Symeon Palaiologos Palamas, Gregorios 153, 155, 156, 157, 159, 160, 177 (45),253 (366),255 (369) (370), 256 (373), 257 (375) (376) (377) (378) (380), 258 (381) (385), 259 (388), 260 (394) (395), 261 (397) (399), 262 (402) (403), 263 (403) (404), 264 (405) (406) Palamas, Konstantinos, Vater des Gregorios 256 (373) Palamas, Makarios, Bruder des Gregorios 256 (373) Palamas, Theodosios, Bruder des Gregorios 256 (373), 257 (376) Palamismus 253 (366), 256 (373), 260 (394) Palamiten 255 (369) (370),260 (393),261 (399), 264 (406) Palermos, Ortschaft in Nordepiros 241 (314) Pallene 95, 212 (192) Panagia, thrak. Ortschaft 105,216 (217) Pannonia 201 (142) Paramythia, St. in Epiros 242 (318) Parga (Barga), St. in Epiros 130,241 (317) Parnaß 218 (222) Patatures s. Kataigialos Patras (Patrai) 236 (292) Patroklos, horn. Held 170 (30) Pausanias, spart. Feldherr 171 (33) Pazarlus (Alaeddin-Pascha?) 26, 34, 179 (55) Pegai, St. am Hellespont 20,176 (42) Pege s. Zoodochos Pege Peirithoos, myth. Held 170 (30)
Pelagonia, westmaked. Landschaft 77, 201 (140), 211 (184) Pelekanon (Pelekan), bithynische Ortschaft 22, 30, 163 (1), 165 (8), 178 (50), 180 (58) Pelion 219 (225) Peloponnes(os) XI, 148, 186 (80), 220 (233), 221 (233), 236 (292), 248 (349), 257 (378) Peritheorion, St. in Thrakien 151, 252 (364), 253 (364) Perser (Türken) 16,20,21,22,23,25,26, 27, 28, 30, 33, 34, 35, 40, 51, 52, 53, 76, 82, 89, 95, 97, 99, 105, 111,119,120, 122, 127, 128, 129, 147, 148, 149 Petrarca, Francesco 262 (400) Phakrases, Familie 198 (125) Phakrasina 65, 198 (125) Phanarion (Phanari), St. in Thessalien 107, 218 (223),220 (229) Pharisäer 7 Pherai (Serrai), St. in Makedonien XIII, 2, 151, 252 (362) Philadelpheia 113, 226 (251), 227 (253), 230 (262) Philanthropenos, Alexios Dukas, Pinkernes 111, 226 (251),227 (251) Philipp, bulg. Logothet 97 Philipp IV. der Schöne, franz. Kg. 185 (76) Philipp von Anjou 173 (36) Philipp 11. von Tarent, Titularkaiser von Kp!. 185 (78) Philipp VI. von Valois, franz. Kg. 188 (88) Philokrene, bithyn. Festung 34, 35, 182 (66), 183 (72), 199 (129) Philotheos Kokkinos, Ptr. von Kp!. 256 (373), 258 (385), 259 (390), 260 (391), 261 (397),263 (404) Phintias 170 (30) Phoinike, ant. St. 241 (314) Phokaia (Altphokaia, Eski Fo<;a) 51, 52, 111, 112, 114, 115, 117, 119, 120, 184 (76), 185 (76) (79), 189 (94), 190 (96), 223 (237), 225 (248),228 (257)
285
REGISTER
Phokas Marules XIV Phokas, Nikephoros s. Nikephoros II. Phokas Phrygien 20, 175 (40) Pieria 76, 200 (138) Pikerq.e, Ortschaft in Attika 227 (251) Pindos 76, 200 (138) Pisa 185 (76) Planudes, Maxirnos 226 (251) Platon X, 151, 183 (73), 192 (107), 250 (355) Polyboton, thrak. Ortschaft 82, 205 (161) Pontanus, J. 170 (30), 173 (34), 181 (59) (63), 185 (77), 195 (116), 199 (131), 211 (182), 213 (195), 234 (282), 238 (300), 246 (341), 250 (356), 263 (403), 266 (412) Popolia s. Amphipolis Porta-Panagia-Kloster (Thessalien) 218 (223) Poru, thrak. Landschaft 105, 216 (216) (217),252 (364),253 (364) Possinus, P. 177 (45) Preveza, St. in Epiros 241 (312) (313),242 (317), 245 (337) Priapos (Karabogha) 176 (41) Prilep (Prillapos) 262 (402) Prinzeninseln 250 (357) Prokop 204 (154a), 220 (231),252 (364) Pronoialehen 249 (352) Pronoiar 249 (352) Propontis 175 (41) Prosakon (Prosek) XIV, 168 (20) Prostagrna, d. h schriftlicher kaiserlicher Befehl 42, 186 (82) u. Ö. Protokynegos Oägerrneister) 177 (46) Provaton, thrak. Ortschaft 10, 167 (20) Prusa XIII, 179 (50) Pylades, rnyth. Held 170 (30) Pyrrha, ant. St. 225 (247)
Qoc, unbekannte Ortschaft Enveris (279)
286
234
Raksin, bulg. Protovestiarios 97 Registri Angiovini IX Rhadobisti 223 (236) Rhadobosdion, serb. Ortschaft 108, 223 (236) Rhaidestos 82, 205 (162) Rhea 175 (39) Rhechios, Fl. 212 (190) Rhegion VIII, 76, 238 (299) Rhentina, rnaked. Festung 95, 212 (190) Rhiniassa (Riza), Ortschaft in Epiros 241 (313) Rhodios, Konstantinos 204 (154a) Rhodopegebirge 194 (112) Rhodos 188 (91), 189 (91), 224 (239) Rhogier 143 Rhogo (Rhogoi), St. in Epiros 130, 131, 132, 133, 134, 135, 138, 241 (312),243 (327),247 (345) Rhornäer 1,9,10,11,12,13,16,17,20, 21,23, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34,35, 36, 37, 40, 41, 42, 44, 45, 46, 47, 48, 49, 50, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 59, 62, 66, 69, 73, 74, 75, 77, 78, 82, 89, 91, 92, 94, 95, 99, 100, 101, 102, 103, 104, 105, 106, 107, 108, 109, 112, 113, 115, 116, 120, 121, 122, 125, 126, 127, 128, 129, 130, 131, 132, 133, 136, 137, 138, 139,140, 144, 148, 151, 161, 162, 179 (52), 215 (210), 245 (338) Rhosokastron, bulg. Festung 79, 98, 102, 103, 105, 127, 202 (150),214 (201),215 (210) Riccardo, Erzieher Nikephoros' II. von Epiros 126, 142, 145 Rita-Xene, Gern. Michaels IX. VIII, 17, 56, 107, 169 (27), 172 (34), 173 (34), 193 (108), 206 (165),217 (221) Ritzion (Ritziu), bithyn. Ortschaft 34, 182 (68) Riza s. Rhiniassa Robert von Anjou, Kg. von Neapel 173 (36) Rom 208 (170)
REGISTER
Romania 241 (310) Romäer s. Rhomäer Römer 169 (25) Sabas, Heiliger 258 (380) Salingari, Kolauz 31, 181 (61) Samothrake 105 Sanudo, venez. Adelsgeschlecht 189 (92) Sanudo, Giovanni I. 189 (92) Sanudo, Guglielmo I. 189 (92) Sanudo, Nicolo I. 50, 186 (81), 189 (92), 224 (239) Sanudo Torsello, Marino 221 (233) Saranda s. Hagioi Saranta Saruchan, Emirat 227 (253) Saruchan, türk. Emir 51, 111, 113, 116, 119, 120, 190 (95) (96),227 (253) (254), 231 (262), 232 (271) Saruchan-Ogullari, türk. Dynastie 190 (95) Schwarzes Meer 167 (17), 168 (24), 202 (149), 214 (202) S. noch Euxeinos Pontos Scipio, röm. Feldherr 180 (58) Scura (Sguros), alban. Adelsgeschlecht 180 (59) Sebastopulos 29, 180 (59), 181 (59) Sebastos 180 (59) Seminara, St. in Kalabrien 254 (367) Senachereim, Großstratopedarch 171 (33) Senachereim, Johannes Angelos 171 (33) Senachereim, Methodios 164 (5) Serben 76, 77, 78, 79, 92, 96, 200 (138), 202 (147) (148), 213 (195) (196), 234 (279), 252 (361), 258 (380) S. noch Triballer Serbien 171 (33),201 (141) (142) Sergioskloster zu Niketiaton 182 (67) Sermyle, ant. St. 95, 212 (192) Serrai S. Pherai Sevastos S. Sebastos Sguros S. Scura Siderokastron, maked. St. 151, 252 (362) Siderokastron, serb. St. 77, 201 (141) Sikelioten 115
Sinaites S. Gregorios Sina"ites Sinan, türk. Architekt 251 (360) Sisman, Ivan Stephan S. Ivan Stephan Sisman Sisman, Michael S. Michael Sisman Sithonia 212 (192) Sizilianische Vesper 185 (76) Sizilien 187 (84), 234 (283), 247 (344), 262 (401) Skala S. Klazomenai Skete 257 (378) Skrapari (Iskarpar), Fl. 233 (276) Skreparion, Festung in Nordepiros 121, 233 (276) Skutari (Chrysopolis) 21, 22, 35, 177 (47), 178 (47) (48) Skutariotes, Theodoros 211 (185) Skythen 9, 97, 101, 102, 103, 151 Slaven 221 (233) Smyrna lOS, 186 (80),189 (94),229 (260) Sofia 201 (142) (143) Sonnenfinsternis vom 16. 7. 1330 201 (140) Sonnenfinsternis von 1337 237 (295), 254 (367) Sopotos (Suboto, Sopoti), St. in Epiros 130, 241 (314) Soskos, maked. Festung 94, 211 (184) Soterkloster S. Kpl., Klöster Sozopolis 11, 21, 168 (24), 176 (43),260 (394) Spanopulos, Georgios 250 (357) Sphrantzes S. Palaiologos Sphrantzes Spinola, Giacomina 186 (80) Spinola, Giovanni 114, 118, 119, 231 (263) Stafidakis IX Stagoi (Kalambaka), St. in Thessalien 107, 220 (226) (227) Staridola, maked. Festung 94, 211 (186) Stenimachos 202 (150) Stephan Dusan, serb. Kral 97, 213 (198 a) Stephan Uros III. Deeanski, serb. Kral 77, 78, 201 (139), 202 (148),213 (198 a) Stephanos, Heiliger 258 (384)
287
REGISTER
StraCimir, Vater Ivan Alexanders 97 Strumitza 223 (236) Strymon, Fl. 151, 201 (142), 202 (147), 252 (363) Strymonischer Golf 212 (190) Suboto s. Sopotos Südthessalien 218 (222) Suleiman, Sohn Mehmeds Aydinoglu 112, 228 (256) Suleiman, Sohn Saruchans 111, 227 (254) Svetoslav-Theodor, bulg. Zar 99, 214 (203) Sybota, Ortschaft in Nordepiros 241 (314) Symeon, der Neue Theologe 255 (369) Synadenoi, Adelsgeschlecht 216 (212) Synadenos, vornehmer Bulgare 103, 216 (212) Synadenos,Johannes XIV Synadenos, Johannes s. auch Angelos Johannes Komnenos Synadenos Synadenos, Theodoros, Protostrator X, 2, 38, 58, 97, 101, 126, 130, 165 (6), 170 (33), 180 (57), 195 (114), 198 (128), 199 (132),241 (311) Synoden von 1341 156{, 160, 253 (366), 254 (367), 259 (390), 260 (391) (392) (393) (394) (395), 261 (397) (399), 262 (400), 263 (404), 264 (405) (406), 265 (408a) Synodos Endemusa 166 (14) Syrgiannes VIII, IX, 13, 14, 15, 17,36, 66, 67, 79, 82, 83, 84, 85, 86, 88, 89, 90, 91, 92,93,94,95,96, 169 (28), 172 (33) (34), 173 (34), 198 (126),203 (151),205 (163), 206 (164a) (165),207 (167) (169a), 209 (174) (175) (176),210 (178), (181),211 (188),212 (194), 213 (194) (195) Tagaris, Manuel, Großstratopedarch VIII, 26, 179 (54) Tarchaneiotes, Johannes 182 (70) Tarchaneiotes, Manuel 35, 182 (70) Tarchaneiotes, Michael 226 (251) Tarent 126, 130, 140, 236 (292)
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Tarentiner 136, 141, 142, 143, 144, 145, 146 Taronites, Gregorios 169 (29) Tarsos, St. in Kilikien XI Tartaro, genues. Adelsgeschlecht 190 (98) Tartaro, Arrigo 52 Tataren VIII, 9, 97, 101, 103, 151. S. auch Skythen Tazarlu s. Pazarlus Teke, Emirat 227 (253) Telos s. Delos Temirchan, Sultan von Karasi 20, 175 (40), 176 (42) Tempetal 219 (226) Tepeleni, St. in Nordepiros 233 (275) Ternobos s. Trnovo Thabor 155, 157, 159, 255 (369), 258 (384), 260 (392) Thamar, Tochter Nikephoros' I. von Epiros 246 (342) Theben 245 (338) Thekla, Tochter des K. Theophilos 197 (124) Themistokles, athen. Feldherr 171 (33) Theodor-Svetoslav s. Svetoslav-Theodor Theodoros 11. Laskaris, byz. K. 195 (115), 247 (344) Theodoros Studites 230 (261), 259 (387) (388), 261 (398) Theodosios d. Gr., röm. K. 150 Theognis 192 (107) Theoleptos, Mtp. von Philadelpheia 256 (373) Theophilos, byz. K. 197 (124) Theotokoskirche bei Artake 175 (39) Theotokoskirche von Artake 20, 175 (39) Theotokos-Pege s. Kpl. Theseus 170 (30) Thessalien XI, 91, 107, 121, 123, 126, 127, 210 (179), 211 (187), 218 (222) (223), 220 (233), 222 (234a), 233 (279), 234 (279), 243 (323), 252 (361) Thessalier 126 Thessalonike XIII, 57, 67, 80, 81, 94, 95,
REGISTER 96,97,107,108,121,123,126,127,146, 150, 153, 156, 193 (108), 198 (126)
(127), 206 (165), 211 (188), 212 (190) (193) (194), 213 (197), 217 (221), 222 (234a), 234 (279),240 (310),247 (345), 248 (345), 249 (351), 252 (361), 254 (367), 256. (373), 258 (381), 259 (389), 260 (394),262 (402) Thestia, ant. St. 242 (321) Thiopia, alban. Adelsgeschlecht 180 (59) Thomai's, Gern. des Symeon Uros 235 (286) Thomas, Despot von Epiros 233 (277), 243 (325) Thomokastron, St. in Epiros 130, 131, 140, 141, 145, 241 (313),247 (345), 248 (345) Thraker 11 Thrakien VIII, XIII, 13, 21, 76, 82, 105, 112, 137, 148, 150, 151, 206 (165), 216 (214), 229 (259), 232 (272), 237 (295), 250 (356), 251 (360) Thukydides 169 (26), 181 (64), 187 (84), 205 (162), 212 (192), 214 (206a), 224 (240) (241), 226 (250), 231 (264) (265), 245 (333),250 (356) Thynia, Landschaft in Bithynien 177 (45) Timoros (Tomor, Domor), Festung in Nordepiros 121, 233 (275) Tirnobos s. Trnovo Titaresios s. Xerias Tocco, ital. Adelsgeschlecht 240 (309) T omor s. Timoros Tomos, Hagiorei'tikos 157, 261 (397) Tomos, Synodikos 160, 259 (390), 263 (404), 264 (406) (407) Tonzus s. Tundza Topiatikon 164 (3) Topike 1, 163 (3), 164 (3) Toronäischer Golf 212 (192) Torsello s. Sanudo Torsello Toryne, ant. St. 242 (317) Traianupolis, St. in Thrakien 53, 190 (tOO), 253 (364)
Triballer 76, 77, 78, 79, 92, 93, 96 Trigleia, St. in Bithynien 127, 238 (296) Trik(k)ala (Trikke), St. in Thessalien 107, 220 (228), 233 (279) Trikke s. Trik(k)ala Trinobos s. Trnovo Trnovo (Tirnobos, Trinobos) 129, 214 (202), 239 (307), 240 (307) Tschausch Ssamssama s. Salingari Türken XIII, 16, 20, 21, 22, 23, 25, 26, 27, 28,33, 34, 35, 40, 52, 53, 76, 82, 89, 95, 97,99,105,111,119,120,122,127,128,
129, 147, 149, 176 (41), 181 (60), 184 (76), 186 (80), 188 (91), 189 (91) (92), 190 (101), 200 (137), 208 (170) (171), 209 (171), 212 (l92a), 216 (219), 221 (233), 222 (234), 223 (237), 225 (245), 226 (251), 227 (254), 230 (261), 231 (262), 232 (272), 233 (278), 237 (295), 238 (297) (299) (301) (302), 249 (352), 250 (356), 251 (358) (360), 256 (373) S. noch Perser Tundza (Tonzus), Fl. 129, 239 (306), 243 (327) Tuzla, türk. Ortschaft Tzamplakon, Alexios 206 (166), 215 (207) Tzamplakon, Alexios Kaballarios 207 (168) Tzamplakon, Arsenios, Megas Papias 83, 84, 85, 89, 90, 91, lOt 206 (166), 207 (168), 215 (207) Tzamplakon, Demetrios 203 (152) Tzamplakon, Michael Kaballarios 207 (168) Tzamplakones, byz. Adelsgeschlecht XIII Tzernomianon (Cernomen), St. in Thrakien XII, 10, 168 (21) Umur, Sohn Mehmeds Aydinoglu 105, 106, 112, 113, 121, 176 (42), 190 (96), 191 (102), 216 (214), 217 (219), 227 (256), 228 (256) (257), 229 (259) (261), 230 (261) (262), 231 (262), 234 (279) Umur-Moschee zu Philadelpheia 230 (262)
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REGISTER
Ungarn 96, 213 (196), 216 (212) Ungrovlachen s. Geten Uranopolis (Himmelsstadt) 257 (375) Urla, türk. Ortschaft 229 (260) Uros, Symeon Palaiologos 235 (286) Valois, Katharina s. Katharina von Valois Valois, Ludwig 243 (322) Valois, Margaretha 243 (322) Valois, Maria 243 (322) Valois, Philipp 188 (88), 243 (322) Valois, Robert 243 (322) Varäger XII, 52, 162, 190 (99), 266 (413) Vatopedikloster auf dem Athos 207 (166), 251 (357) Velbuzd (Belmasdin), St. in Bulgarien 77, 201 (139) (143) Venedig 173 (35) Venezianer 234 (283), 242 (317), 247 (344) Via Egnatia 252 (363) Vidin 201 (142) Vierzig-Märtyrer-Kirche s. Kpl., Kirchen Villehardouin, Isabelle de XII Vlache, V(o)lochos s. Eulochos Volos s. Golos Vrachova s. Eulochos War burg s. Sozopolis Welfen s. Guelfen Westbulgarien 215 (210) Westeuropa 266 (411) Westungarn 201 (142) Wien 201 (142) Wolfsburg 185 (76) Xanthe (Xantheia), St. in Thrakien 206 (165), 252 (364), 253 (364) Xanthopulos, Nikephoros Kallistos, Kirchenhistoriker 197 (124) Xene, als Vorname 217 (221)
290
Xene s. Rita-Xene Xenia als Vorname 218 (221) Xenophon 168 (24) Xenos als Vorname 217 (221) Xerias (Titaresios), Fl. 220 (230) Xerxes 212 (193) Yetqui, alban. Adelsgeschlecht 180 (59) Yonima, alban. Adelsgeschlecht 180 (59) Zaccaria, genues. Adelsgeschlecht 184 (76), 187 (85) Zaccaria, Benedetto I. 40, 52, 184 (76), 185 (76), 186 (80) Zaccaria, Benedetto 11. 43, 44, 45, 46, 47, 48,49,50,51,53, 185 (79), 186 (80), 187 (83) (85), 188 (87) (88a), 190 (102), 191 (102) Zaccaria, Fulcho 184 (76) Zaccaria, Manuele 185 (76) Zaccaria, Martino 41, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 50, 53, 185 (78), 186 (80), 187 (85) (86), 188 (86) (87) (88), 189 (91) Zaccaria, Nicolino 186 (80) Zaccaria, Paleologo 186 (80), 190 (97) Zampea XII Zarides, Andronikos XIII Zemen s. Zemlen Zemlen (Zemen) 201 (142) Zenon, byz. K. 175 (39) Zensko s. Gynaikokastron Zentralgriechenland 220 (233) Zeus 214 (205) Zichna, maked. St. XIII Zonaras, Johannes, Chronist 239 (305) Zoodochos Pege s. Kpl. Zoodochos-Pege-Kloster auf Andros 198 (124)
Zoodochos-Pege-Kloster auf Kerkyra (124)
Zypern
188 (91)
198