BIBLIOTHEK DER GRIECHISCHEN LITERATUR ISSN 0340-7853 . BAND 17
BIBLIOTHEK DER GRIECHISCHEN LITERATUR HERAUSGEGEBEN VON PETER WIR TH UND WILHELM GESSEL
BAND 17
EIN BAND DER ABTEILUNG BYZANTINISTIK HERAUSGEGEBEN VON PETER WIR TH
ANTON HIERSEMANN STUTTGAR T
1982
JOHANNESKANTAKUZENOS
Geschichte
ÜBERSETZT UND ERLÄUTERT VON GEORGIOS FATOUROS UND TILMAN KRISCHER
ERSTER TEIL (BUCH I)
ANTON HIERSEMANN STUTTGAR T
1982
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Johannes (Imperium Byzantinum, Imperator, VI.): Geschichte / Johannes Kantakuzenos. Übers. u. erl. von Georgios Fatouros u. Tilman Krischee. Stuttgart : Hiersemann Einheitssacht. : Historia (dt.) NE: Fatouros, Georgios [Übers.] Teil 1. (Buch I). - 1982. (Bibliothek der griechischen Literatur ; Bd. 17 : Abt. Byzantinistik) ISBN 3-7772-8221-9 NE: GT
Printed in Germany © 1982 Anton Hiersemann, Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere die des Nachdrucks und der Übersetzung. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses urheberrechtlich geschützte Werk oder Teile daraus in einem photomechanischen, audiovisuellen oder sonstigen Verfahren zu vervielfältigen und zu verbreiten. Diese Genehmigungspflicht gilt ausdrücklich auch für die Verarbeitung, Vervielfältigung oder Verbreitung mittels Datenverarbeitungsanlagen. Fotosatz in Sabon-Antiqua und Druck von Allgäuer Zeitungsverlag Druckerei, Kempten. Bindearbeit von Großbuchbinderei Ernst Riethmüller, Stuttgart. Einbandgestaltung von Alfred Finsterer, Stuttgart.
ISBN 3-7772-8221-9
INHALTSVERZEICHNIS
Vorwort. Einleitung Johannes Kantakuzenos' politische Karriere und Werk Johannes Kantakuzenos, Geschichte Vorwort. Buch I . . . . . . . . . . . . . . . Anmerkungen Zum Vorwort . Zum Buch I .. Bibliographische Abkürzungen Register . . . . . . . . . . . .
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VORWORT
Der Stil der Historiae des Johannes Kantakuzenos gilt als einfach und verständlich, besonders im Vergleich zu der komplizierten und gekünstelten Ausdrucksweise seines Zeitgenossen Nikephoros Gregoras. Nichtsdestoweniger steht der Übersetzer, der den Text getreu wiedergeben will, vor erheblichen Problemen. Keineswegs überall erreicht der Autor eine Klarheit, die Mißverständnisse ausschließt. Selbst ein Kenner wie Pontanus und manche Benutzer des Werkes mißverstehen hin und wieder den Text. Wir hoffen, hier einen gewissen Fortschritt zu bringen. Eine weitere Schwierigkeit bietet die Terminologie. Titel haben wir in der Regel unübersetzt gelassen und in den Anmerkungen erläutert. Völlige Konsequenz war indessen nicht erreichbar. Es ist üblich, 'Basileus) mit 'Kaiser) zu übersetzen. Wenn aber Kantakuzenos den älteren wie den jüngeren Andronikos mit 'Basileus) betitelt, so ergeben sich, wenn man durchgehend mit 'Kaiser) übersetzt, leicht Mißverständnisse. Wir haben daher in der Übersetzung zwischen 'Kaiser) und 'Mitkaiser) unterschieden. Auswärtige Herrscher, die den gleichen Titel erhalten, werden von uns selbstverständlich 'Könige) genannt. Vergleichbare Schwierigkeiten ergeben sich bei Ortsnamen und anderwärts. Wir haben uns bemüht, den Gepflogenheiten zu folgen und dabei so konsequent zu bleiben wie möglich. Da das Geschichtswerk des Kantakuzenos die Hauptquelle seiner Biographie darstellt, haben wir in der Einleitung unserer Übersetzung auf eine detaillierte Darstellung seiner politischen Karriere verzichtet. Dem Herausgeber der 'Bibliothek der griechischen Literatur\ Herrn Dr. Peter Wirth, danken wir für die Aufnahme unserer Arbeit in die Reihe sowie für eine Anzahl wertvoller Hinweise und Korrekturen. Herr Dr. Reimar W. Fuchs vom Verlag Hiersemann hat sich um die Betreuung der Arbeit sehr verdient gemacht; auch ihm gilt unser herzlicher Dank. Für technische Hilfeleistung danken wir Fräulein Bettina Kunzmann und Herrn Andreas Gog. Ferner danken wir Herrn Nikolaus Rolin für die Erstellung des Registers. Berlin-Dahlem im Frühjahr 1982 Georgios Fatouros, Tilman Kriseher
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EINLEITUNG
JOHANNES KANTAKUZENOS' POLITISCHE KARRIERE UND WERK
Als Quellen für ein curriculum vitae des Kaisers Johannes VI. Kantakuzenos l dienen an erster Stelle sein Geschichtswerk 2 sowie das seines Zeitgenossen Nikephoros Gregoras3, der in mancher Hinsicht sein Rivale war. An zweiter Stelle kommt eine Menge untergeordneter Quellen in Betracht, wie Urkunden und Kurzchroniken, Gedichte (Manuel Philes, Simon Atumanos
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Nach AMANTos, Konstantinos in: BZ 28 (1928) 14f. stammt der Familienname aus der ursprünglichen Bezeichnung 6 xata Kou~l']väv, wobei xata dem deutschen 'von' entspricht und Kou~l']vä~ eine volkstümliche Benennung des südlichen Teils des Berges SipyIon darstellt (AHRWEILER: Smyrne 90). Zum Nachleben der Familie in nach byzantinischer Zeit s. NICOL: Kantakouzenos V f. Heute ist der Familienname Kataxou~l']v6~ (bzw. KataxOu~lv6~) in Griechenland ziemlich verbreitet: allein schon im Telephonbuch von Athen kommt er 40mal vor. Bereits seit der Zeit GIBBONS hat sich zu Recht der Brauch durchgesetzt, Kantakuzenos' Werk als «Memoiren» zu bezeichnen und es mit den commentarii Cäsars zu vergleichen, da es als Rechtfertigungsschrift für die politische Tätigkeit des Autors betrachtet werden kann. Für die vorliegende Arbeit ist jedoch nach dem handschriftlich überlieferten Titel des Werkes die Bezeichnung «Geschichte» vorgezogen worden. Übersetzung und Kommentar stützen sich auf die Ausgabe von SCHOPEN, Ludwig: loannis Cantacuzeni eximperatoris historiarum libri IV, graece et latine, Vol. I. Bonn 1828,1-306. Eine neue Ausgabe des Geschichtswerkes wird im Rahmen des Corpus Fontium Historiae Byzantinae von T. S. MILLER vorbereitet. Der künftige Herausgeber hat bereits einen Teil des Geschichtswerks als Dissertation (The History of John Cantacuzenus [Book IV]: Text, Translation, and Commentary. Washington, D. C. 1975) vorgelegt. Die moderne Literatur über Kantakuzenos ist sehr umfangreich. Die vollständigste Analyse der politischen Tätigkeit des Kantakuzenos bleibt immer noch die 1845 erschienene Studie von PARISOT: Cantacuzene. Eine interessante Untersuchung der Struktur der byzantinischen Gesellschaft aufgrund der politischen Karriere des Kantakuzenos bietet WEISS: Kantakuzenos. Viel mehr als nur prosopographische Fragen untersucht die vortreffliche Studie von NICOL: Kantakouzenos. Nicephori Gregorae byzantina historia, graece et latine, cura L. SCHOPENI. Bd. 1-2. Bonn 1829-1830, Bd. 3 ed. I. BEKKER. Bonn 1855. Eine neue Edition wird im Rahmen des obenerwähnten Corpus von J.-L. VAN DIETEN vorbereitet. - Die deutsche Übersetzung des Geschichtswerkes erscheint in dieser Reihe: Nikephoros Gregoras, Rhomäische Geschichte, übersetzt und erläutert von J.-L. VAN DIETEN. Bisher erschienen: Teil I u. 11,1-2 (Bibliothek der griechischen Literatur, Bd. 4, 8, 9). Stuttgart 1973 u. 1979.
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EINLEITUNG
usw.), Briefe (Nikephoros Chumnos, Michael Gabras, Nikephoros Gregoras, Theodoros Hyrtakenos, Nikolaos Kabasilas, Demetrios Kydones, Maximos Planudes und Manuel Raui), schließlich panegyrische Reden (Thomas Magistros u. a.). Aus dem rhetorischen Dickicht der letztgenannten Werke kann man oft konkrete Informationen über die Taten des Kantakuzenos gewinnen4 • Alle genannten Quellen geben uns etwa ab 1320 über das Leben des Johannes Kantakuzenos Auskunft. Dieses Jahr stellt also ein agnoscitur des Mannes dar, um mit dem bekannten Terminus der antiken Biographie zu sprechen. Da er mit großer Wahrscheinlichkeit 1295/6 geboren wurde, war er damals 25 jährig und bereits mit Irene Asanina verheiratet, wie er uns selbst versichert. Er betitelt sich selbst um diese Zeit als Großdomestikos, nach Nikephoros Gregoras war er jedoch damals noch Großpapias (vgl. unten S. 220 A.37) Über den Vater des Johannes Kantakuzenos wissen wir so gut wie nichts. Johannes erwähnt ihn nur einmal in seinem Geschichtswerk (I 85) und sagt, daß er mit 21 Jahren von Andronikos 11. zum Statthalter der Peloponnes ernannt wurde, wo er nach acht Jahren gestorben sei. Es ist jedoch in der modernen Forschung umstritten, welche Jahre diese acht Jahre der Statthalterschaft seines Vaters sind (vgl. unten S. 236f. A.l07). Von seiner Mutter hingegen, welche aus dem Haus der Palaiologen stammte, ist in seinem Geschichtswerk häufig die Rede; die Art und Weise, wie er über sie spricht, weist darauf hin, daß er ihr einziges Kind war bzw. daß er hauptsächlich von ihr erzogen wurde s. Mit dem jüngeren Andronikos, mit welchem er verwandt und fast gleichaltrig war, war Kantakuzenos seit seiner Jugend eng befreundet oder sogar zusammen aufgewachsen. Deshalb stellte er sich prompt auf seine Seite, als der ältere Andronikos seinen Enkel enterbte und ihn zur Rebellion gegen seinen Großvater und Kaiser zwang. Kantakuzenos verließ die Hauptstadt am Mittwoch, den 15. April 1321 (Kantak. 88,24f.; VAN DIETEN: Greg.
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Beispielsweise seien hier erwähnt Theodoros Hyrtakenos epp. 54 und 55 (S. 18 f. LA PORTE-DU THEIL) woraus wir über einen erfolgreichen Feldzug des Kantakuzenos gegen die Türken in Kleinasien erfahren (vgl. unten S. 277 A. 288) und Gabras ep. 411 (II 637f. FATOUROS, wo von einem Zwischenfall mit den Türken die Rede ist, über den auch Kantakuzenos berichtet (vgl. unten S. 277 f. A. 289). NICOL a.a.O. 33.
KARRIERE KANT AKUZENS
II, 1, S. 141, A.60) an der Spitze einer Streitmacht, angeblich um als Statthalter von Thessalien gegen die dort befindlichen Katalanen zu kämpfen. Stattdessen v~reinigte er sich jedoch in Thrakien mit Andronikos d. J., der ebenfalls fünf Tage (vgl. Kantak. 88,15) später unter einem Vorwand die Hauptstadt verließ, sowie mit Theodoros Synadenos (er verließ mit Andronikos III. die Stadt drei Tage nach dem 17. April, vgl. Kantak. I, 89,5 und dazu VAN DIETEN: Greg. II,1, S. 141) und Syrgiannes Palaiologos. Diese erste Phase des Bürgerkrieges, während derer es zu keiner erwähnenswerten Kriegshandlung kam, endete mit dem Vertrag von Rhegion am 6./8. Juni 1321. Laut dieser Abmachung wurde die Verwaltung des byzantinischen Reiches mit Ausnahme der Außenpolitik zwischen den beiden Andronikoi geteilt, die als Amtskollegen regieren sollten. Es dauerte nicht lange, und der Bürgerkrieg brach im November/Dezember 1321 erneut aus. Diese zweite Phase des Bürgerkrieges wurde mit dem Vertrag von Epibatai im Juli 1322 beendet. Die Teilung des Reiches wurde aufgegeben, und die Regierungsgeschäfte wurden dem älteren Andronikos überlassen. Die Zentralregierung verpflichtete sich, dem jüngeren Andronikos eine hohe Apanage sowie Gelder für die Erhaltung einer Streitmacht zu zahlen. Es folgte eine fünf jährige Periode friedlicher Koexistenz zwischen den beiden Kaisern. Die Aktivitäten des Großdomestikos während dieser Zeit sind nicht lückenlos bekannt. Von Theodoros Hyrtakenos erfahren wir von einem erfolgreichen Feldzug des Kantakuzenos gegen die Türken in Kleinasien, über welchen merkwürdigerweise sowohl er selbst als auch Gregoras schweigen 6 • Kantakuzenos berichtet von den Kriegen des jüngeren Andronikos gegen die Bulgaren und die Mongolen im Jahre 1323, an welchem er selbst teilnahm. Die dritte und letzte Phase des Bürgerkrieges zwischen den beiden Andronikoi begann im Oktober 1327, wahrscheinlich weil der ältere Kaiser die vereinbarten Gelder für seinen Enkel nicht entrichtete, weil dieser durch den Einsatz von Anhängern die Vormachtstellung in den Städten und Provinzen zu erringen versuchte, und weil Andronikos 11. sich durch dessen Geheimabkommen mit dem bulgarischen Zaren vom 13. Mai 1327 bedroht fühlte. Während dieser Phase des Bürgerkrieges kam es zu Feindselig6
Oben A. 4. Im übrigen ist es nicht völlig auszuschließen, daß Hyrtakenos einem Irrtum zum Opfer gefallen ist.
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EINLEITUNG
keiten hauptsächlich in Makedonien und Thrakien, und mancher byzantinische Bauer bekam bereits einen Vorgeschmack dessen, was etliche Jahre später auf ihn zukommen sollte. Kantakuzenos war zu dieser Zeit der ständige Begleiter und militärische Berater des jüngeren Andronikos. Er fungierte als dessen «Ministerpräsident» (Mesazon) 7 sowie als Oberkommandierender der Streitkräfte. Er war dabei, als Thessalonike im Januar 1328 (zum Datum VAN DIETEN: Greg. 11,1, S. 209 f.) vom letzteren eingenommen wurde, und ebenso, als Andronikos d. J. sich in der Nacht vom 23. zum 24. Mai 1328 der Hauptstadt bemächtigte und seinen Großvater absetzte. Mit Beginn der Alleinherrschaft des jungen Andronikos wurde Kantakuzenos auf eigenen Wunsch als Mesazon von Alexios Apokaukos abgelöst, wobei er freilich einige der wichtigsten Aufgaben des Mesazon für sich behielt. Den Vorschlag des Kaisers, ihn zum Mitkaiser zu erheben, lehnte er, wie er selbst uns versichert, ab. Bei einer schweren Krankheit Andronikos' 111. im Januar 1330 erklärte er sich lediglich bereit, im Falle des Ablebens des Kaisers als Regent zur Verfügung zu stehen. Im Juni 1329 begleitete Kantakuzenos den jungen Kaiser auf einem Unternehmen gegen die bithynischen Türken. Im Juli 1331 nahm er an dem mißglückten Feldzug Andronikos' 111. gegen Bulgarien teil. Den Sieg des Kaisers über die Genuesen von Chios (1329) und Lesbos (1335/36) bereitete er durch seine diplomatische Aktivität und seine Kontakte mit den türkischen Emiren Umur und Saruchan sowie mit der Familie des Chioten Leon Kalothetos sorgfältig vor. Eine wichtige Rolle spielte er auch bei der Annexion des Fürstentums Epiros durch das byzantinische Reich (1337-1340)8. Er gab seine älteste Tochter Maria 9 dem Thronprätendenten des Epiros, Nikephoros, zur Frau. Nach dem Tode Andronikos' 111. am 15. Juni 1341 kam es zu einer politischen Krise, da sowohl Kantakuzenos als auch die Kaiserinmutter Anna und der Patriarch Johannes Kalekas (1334-1347) die Vormund7
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Vgl. BECK, Hans-Georg: Der byzantinische «Ministerpräsident». BZ 48 (1955) 312. Genauer könnte der Mesazon als «Kanzler>' bezeichnet werden; Vgl. LOENERTZ, RaymondJean: Le chancelier imperial a Byzance au XIve et au XlIIe siede. OCP 26 (1960) 280f. Der Historiker selbst nennt sich (Kant. II 84, 14) «Paradynasteuon». Die chronologischen Fragen dieser Expedition sind nicht restlos geklärt worden, da die Geschichtswerke des Kantakuzenos und des Gregoras diesbezüglich beträchtliche Unterschiede aufweisen. Vgl. NICOL a. a. O. 130 f., VAN DIETEN: Greg. 11,2, A. 492, S. 384 f.
KARRIERE KANTAKUZENS
schaft über den minderjährigen Johannes V. und die Regentschaft für sich beanspruchten. Der sterbende Andronikos hatte, wie es scheint, keine Zeit, einen Regenten zu ernennen. Anna und Kalekas, unterstützt von Alexios Apokaukos, nutzten im Herbst 1341 die Abwesenheit des Johannes Kantakuzenos von der Hauptstadt, ihn seines Kommandos zu entheben, zum Rebellen zu erklären und die Mitglieder seiner Familie unter Hausarrest zu stellen. So sah sich Kantakuzenos veranlaßt, sich von seinen Soldaten am 26. Oktober 1341 in Didymoteichon zum Kaiser der Rhomäer proklamieren zu lassen. Die Lage in Thrakien wurde für ihn bald unhaltbar, da die Sympathien großer Teile des Volkes dem legitimen Kaiser Johannes V. galten. So ließ er eine Garnison unter seiner Frau Irene in Didymoteichon zurück und brach im März 1342 nach Thessalonike auf, da der dortige Stadtkommandant, sein Freund und alter Mitstreiter Theodoros Synadenos, sich bereit erklärt hatte, ihm die Stadt zu übergeben. Dieser Plan wurde jedoch durch den sogenannten Zelotenaufstand, der inzwischen in Thessalonike ausgebrochen war und die Vertreibung des Synadenos aus der Stadt zur Folge hatte, vereitelt. Gejagt und vom Schicksal hart getroffen, suchte Kantakuzenos im Sommer 1342 mit ca. 2000 Mann, die ihm übriggeblieben waren, bei dem Serbenkral Stephan Dusan Zuflucht, den er bereits zu Lebzeiten Andronikos' III. persönlich kennen gelernt hatte. Von dort aus versuchte er wiederholt, seine Gattin, die von den Regierungstruppen in Didymoteichon belagert wurde, freizusetzen, ohne jedoch viel weiter als bis Serrai vorstoßen zu können. Seine Streitmacht war nunmehr auf fast 500 Mann zusammengeschrumpft. Nichtsdestoweniger gelang es ihm, mit dem türkischen Emir von Aydin, Umur, Kontakt aufzunehmen. Auf den Hilferuf des Freundes kam dieser mit 380 Schiffen und 29000 Soldaten zur Mündung des Hebros, rückte bis nach Didymoteichon vor und entsetzte Irene Kantakuzene, indem er die regierungstreuen Truppen und das bulgarische Kontingent in die Flucht schlug. Umur zog sich jedoch gleich darauf nach Kleinasien zurück. Eine Wende des Schicksals bedeutete für Kantakuzenos, daß die Stadt Berrhoia sich ihm anschloß. Im Frühjahr 1343 verließ er Serbien und kam nach Berrhoia. Seine Streitmacht bestand aus wenigen eigenen Soldaten und einem Kontingent deutscher Söldner, das ihm Stephan Dusan geliehen hatte. In der Zwischenzeit entschieden sich auch andere Städte Westmakedoniens für Kantakuzenos. Mit seinem Heer, das nunmehr ständig wuchs,
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EINLEITUNG
marschierte er von Berrhoia nach Thessalonike, das er jedoch nicht einnehmen konnte. Vor der Stadt schlossen sich ihm 200 Reiter und 6000 Soldaten Umurs an. Mit dieser Streitmacht machte sich Kantakuzenos nun auf den Weg nach Thrakien und Didymoteichon. Komotene und andere Städte Thrakiens schlugen sich auf seine Seite. Nach einiger Zeit stand der größte Teil Thrakiens unter seiner Herrschaft. Inzwischen änderte Stephan Dusan seine Haltung gegenüber Kantakuzenos. Er nützte den Bürgerkrieg der Byzantiner, fiel in Makedonien ein und eroberte bald den größten Teil dieses Landes. Am 25. September 1345 fiel die bedeutende Stadt Serrai in seine Hände. Bald darauf ließ er sich zum «Kaiser der Serben und Rhomäer» proklamieren. Am 16. April 1346 vollzog der Patriarch von Serbien die Kaiserkrönung Dusans. In den folgenden Jahren eroberte er noch Thessalien und den Epirus, so daß mehr als die Hälfte des byzantinischen Reiches in serbische Herrschaft überging lO • Das Glück wurde nunmehr den politischen Gegnern des Kantakuzenos untreu. Am 11. Juni 1345 wurde Alexios Apokaukos, der Führer im Kampfe gegen Kantakuzenos, während einer Inspektion von Gefangenen ermordet. Als letzterer vom Tode seines erbittertsten Feindes erfuhr, rückte er mit seinen türkischen Verbündeten eilends vor Konstantinopel, um bei Gelegenheit die Stadt einzunehmen. Als er jedoch erkannte, daß die Stadt fest in den Händen des Patriarchen war, machte er kehrt und zog sich nach Didymoteichon zurück. Spätere Versuche, sich mit Hilfe seiner Konstantinopler Freunde der Hauptstadt zu bemächtigen, scheiterten ebenso. Am 21. Mai 1346 wurde Kantakuzenos vom Patriarchen von Jerusalem Lazaros in Adrianopel zum Kaiser gekrönt. Einige Wochen später wurde in Selymbria die Hochzeit seiner Tochter Theodora mit dem türkischen Emir Orchan gefeiert. Schließlich gelang es Kantakuzenos, in der Nacht vom 2. zum 3. Februar 1347 in Konstantinopel einzudringen. Anna von Savoyen, die ursprünglich im Blachernenpalast noch Widerstand leisten wollte, zeigte sich nach ein paar Tagen versöhnlich. Bald darauf kam die Verlobung von Kantakuzenos' Tochter Helene mit Johannes V. zustande. Am 21. Mai 1347 wurde Kantakuzenos vom Konstantinopler Patriarchen Isidoros (1347-1350) zum zweiten Mal gekrönt. Einige Tage später wurde die Hochzeit von Helene Kantakuzene und Johannes V. begangen. 10 ÜSTROGORSKY:
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Geschichte 431 f.
KARRIERE KANT AKUZENS
In der Folgezeit begann Kantakuzenos, sich mit den gewaltigen Problemen zu befassen, die sich dem byzantinischen Reich um diese Zeit stellten. Der größte Teil der Westprovinzen stand unter serbischer Herrschaft. Byzantinisch war noch das von Unruhen erschütterte Thessalonike sowie ein Teil der Peloponnes. Die kleinasiatischen Türken waren stärker denn je und sollten nach einigen Jahren in Europa für dauernd Fuß fassen. Chios und Phokaia waren abermals in genuesischer Hand. Das größte Problem aber war die beklagenswerte finanzielle Lage des Reiches, der totale Bankrott, dem mit keinem Mittel beizukommen war. Die Bevölkerung konnte keine Steuern mehr entrichten, da der Ackerbau infolge der ungeheuren Verheerungen des Bürgerkrieges so gut wie aufgehört hatte. Kantakuzenos machte nun den Versuch, die Einwohner Konstantinopels zu einem freiwilligen Beitrag für das Gemeinwesen zu bewegen, freilich ohne den gewünschten Erfolg. Außerordentliche Steuern wurden für den Bau einer Flotte erhoben. Die Lage verschlimmerte sich nach einem unglücklichen Krieg mit den Genuesen von Galata (1348-1349). 1350 gelang es Kantakuzenos, Berrhoia und Edessa einzunehmen, doch bald fielen die bei den Städte wieder in serbische Hand. Als ob dies alles nicht genug war, dezimierte 1348 eine furchtbare Pestepidemie die Einwohner der Hauptstadt. Kopfzerbrechen bereitete Kantakuzenos seit langer Zeit auch die Spaltung der Kirche, die durch den schweren Konflikt zwischen Gregorios Palamas, der die religiöse Mystik des sogenannten Hesychasmus verbreitete, und Barlaam sowie Gregorios Akindynos und Nikephoros Gregoras, die an der Spitze der antihesychastischen Bewegung standen, verursacht wurde. Als der Patriarch Johannes Kalekas den Hesychasmus verurteilte und Gregorios Palamas exkommunizierte, schlugen sich die Hesychasten auf die Seite des Gegenkaisers Johannes Kantakuzenos, obwohl nicht alle Anhänger des letzteren die hesychastische Bewegung billigten. Kantakuzenos und der Patriarch Kallistos (1350-1353) beriefen nun im Mai-Juni und Juli 1351 zwei Konzile nach Konstantinopel ein, um den Streit endgültig in ihrem Sinne beizulegen. Dieses dauerte bis zum August. Einige der Hauptgegner des Hesychasmus, Nikephoros Gregoras, Matthaios von Ephesos und Joseph von Ganos erhielten beim ersten Konzil Gelegenheit, ihre Ansichten vor den versammelten Bischöfen darzulegen. Im August erklärte dieses Konzil die Lehren des Palamas für rechtmäßig und die Praktiken der Hesychasten für konform mit der Tradition der Kirche. Während des venezianisch-genuesischen Krieges, der bald darauf aus7
EINLEITUNG
brach, gelang es Kantakuzenos nicht, neutral zu bleiben, wie er sich vorgenommen hatte. Konstantinopel wurde in den Krieg verwickelt und zog dabei den kürzeren. Der Krieg wurde dann am 6. Mai 1352 durch einen Vertrag zwischen Kantakuzenos und den Genuesen beigelegt. Inzwischen brachen Feindseligkeiten zwischen Kantakuzenos' Sohn Matthaios und Johannes V. Palaiologos in Thrakien aus. Unter dem Banner des Matthaios hatten sich alle diejenigen Anhänger des Kantakuzenos zusammengefunden, welche die Versöhnung mit Anna von Savoyen und das Mitkaisertum ihres Sohnes von Anfang an ablehnten. Johannes Kantakuzenos mußte zugunsten seines Sohnes eingreifen. Mit Hilfe des Emirs Orchan, seines Schwiegersohnes, der seinen Sohn Suleiman mit 10000 Reitern schickte, besiegte er die bulgarischen und serbischen Verbündeten Johannes' V. und zwang letzteren, mit seiner Frau und seinem zweiten Sohn Manuel auf der Insel Tenedos Zuflucht zu suchen. Von Tenedos aus machte Johannes V. im März 1353 den Versuch, sich der Hauptstadt zu bemächtigen, während Kantakuzenos noch in Thrakien weilte. Das Unternehmen scheiterte jedoch an der Wachsamkeit der Kaiserin Irene Kantakuzene, woraufhin J ohannes nach Tenedos zurückkehrte. Unter dem Einfluß dieser Ereignisse und dem Druck seiner Anhänger proklamierte Kantakuzenos im Frühjahr 1353 seinen Sohn Matthaios zum Mitkaiser. Im Februar des nächsten Jahres wurde Matthaios vom Patriarchen Philotheos gekrönt. Ein Versuch des Johannes Kantakuzenos, im Sommer 1354 ein Arrangement mit Johannes V. Palaiologos zu treffen, hatte keinen Erfolg. In der Nacht vom 21. zum 22. November 1354 (evtl. aber auch erst eine Woche später: FAILLER, REB 34 [1976] 119-124) gelang es jedoch dem letzteren, in die Hauptstadt einzudringen. Nach anfänglichem Hin und Her, bei dem Kantakuzenos von seinen Anhängern und seinen katalanischen Söldnern zum Kampf aufgefordert wurde, kam es am 24. November zu einer Vereinbarung, wonach beide Kaiser nebeneinander regieren sollten, während Matthaios Kantakuzenos als unabhängiger Herrscher in Adrianopel anerkannt wurde. Johannes Kantakuzenos schien jedoch bereits den Entschluß gefaßt zu haben, abzudanken und den Rest seines Lebens im Kloster zu verbringen, eine Absicht, die er bereits in früheren Zeiten erwogen hatte. Nach einigen Tagen verwirklichte er diesen Plan: Am 10. Dezember 1354 dankte er im Blachernenpalast feierlich ab und nahm die Mönchskutte unter dem Mönchsnamen Joasaph. Er zog sich
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KARRIERE KANTAKUZENS
anschließend ins Kloster des Heiligen Georg von Mangana (vgl. unten S. 291 A.346) zurück, während seine Gattin, die unter dem Namen Eugenia Nonne wurde, ins Marthakloster ging. Später zog Kantakuzenos jedoch ins Charsianiteskloster um und scheint sich dort lange Zeit aufgehalten zu haben l1 . In den folgenden Jahren blieb Johannes-Joasaph Kantakuzenos in Konstantinopel und war offenbar keineswegs hinter den Mauern des Klosters tatenlos verschwunden. Er nahm vielmehr regen Anteil am politischen Geschehen und fungierte des öfteren als Ratgeber seines Schwiegersohnes Johannes V. Er erfreute sich allgemeinen Respekts und wurde immer noch mit 'Basileus angeredet 12 . 1361 unternahm er mit seiner Familie eine Reise zu seinem Sohn Manuel, dem Despoten der Peloponnes, wo er sich über ein Jahr aufhielt 13 • In den folgenden Jahren hören wir gelegentlich von Kantakuzenos im Zusammenhang mit Besuchen von päpstlichen Gesandten in Konstantinopel und Diskussionen über die Kirchenunion. Kantakuzenos muß um diese Zeit den größten Teil seines Geschichtswerkes geschrieben und abgeschlossen haben, da die Florentiner Handschrift seiner 'Historiae, der Laurentianus IX 9, als Entstehungsdatum den 8. Dezember 1369 14 angibt. Es ist nicht sicher, daß er einige Jahre auf dem Athos verbracht hat, wie manchmal behauptet wird 15 . l
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HUNGER, H~rbert: Das Testament des Patriarchen Matthaios I. (1397-1410). BZ 51 (1958) 293 f. Zur Abdankung des Kantakuzenos: NICOL: Abdication 269 f. Das Datum der Abdankung ist durch eine Kurzchronik überliefert worden: LAMPROS, Spyridon in: NE 14 (1917) 403. Statt «10. Dezember» glaubt jedoch FAILLER, Albert: Note sur la chronologie du regne de Jean Cantacuzene. REB 29 (1971) 294 f. (befolgt von SCHREINER: Kleinchroniken 11 611 Nr. 41) «mit sehr großer Wahrscheinlichkeit» im Text der Kurzchronik «4. Dezember» gelesen zu haben. Vgl. dazu auch FAILLER, REB 34 (1976) 119-124. Vgl. ferner NICOL: ebenda 271. Zur politischen Aktivität des Kantakuzenos nach seiner Abdankung: MAKSIMOVIC, Ljubomir: Politicka uloga Jovana Kantakuzina posle abdikacije (1354-1383). ZRBI 9 (1966) 120-193 (mit engl. Zusammenfassung 189f.). Zur Chronologie dieser Reise: NICOL: Kantakouzenos 87 A. 129. Vgl. MILLER: Cantacuzenus 10; NICOL a.a.O. 100; HUNGER: Literatur I 468. Diese Information stammt von dem späteren Historiker Dukas und wurde von den Mönchen von Vatopedi propagiert und durch DU CANGE weiterverbreitet: NICOL: Kantakouzenos 92f.; DERS.: Abdication 280.
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EINLEITUNG
Eine schlimme Zeit durchlebte Johannes Kantakuzenos während der Jahre 1379-1381, als er zusammen mit seinen Töchtern von seinem aufsässigen Enkel Andronikos IV. in Galata als Geisel festgehalten wurde. Dieses Abenteuer bestärkte ihn in seinem Entschluß, Konstantinopel für immer zu verlassen und sich auf die Peloponnes zu begeben. Er starb in Mistra am 15. Juni 1383 und wurde ebenda begraben 16 •
Das Geschichtswerk des Johannes Kantakuzenos, welches den Titel clo'toQCut trägt und in vier Bücher eingeteilt ist, umfaßt die Zeit von 1320 bis 1356, in vereinzelten Details erstreckt es sich bis zum Jahr 1363. Das erste Buch umfaßt den Bürgerkrieg zwischen den beiden Andronikoi (1320-1328), das zweite Buch die Regierungszeit Andronikos' In. (1328-1341), das dritte die Ereignisse nach dem Tode des Andronikos sowie den Bürgerkrieg zwischen Kantakuzenos und der Konstantinopler Führung (1341-1347) und das vierte die Regierungszeit des Kantakuzenos, seine Abdankung sowie die Ereignisse der unmittelbar darauffolgenden Jahre (1347-1356). Buch In ist dabei bei weitem das ausführlichste, obwohl es die kürzeste Zeitspanne umfasst. Das Werk stellt im großen und ganzen einen Rechenschaftsbericht bzw. eine Rechtfertigungsschrift des Autors dar. Es ist also nicht verwunderlich, daß die vom Autor immer wieder beschworene Herausfindung der Wahrheit mitunter zu kurz kommt. Ein Jahrhundert später sollte das byzantinische Reich von den Türken den letzten, tödlichen, Schlag erhalten und sich auflösen. Wie mit Recht bemerkt worden ist 1?, war seine Auflösung nicht unbedingt unvermeidlich, sie wurde vielmehr durch politische Taten, die bis in die Zeit der Bürgerkriege zurückreichen, schrittweise vorbereitet, so daß der Widerstand gegen die türkische Expansion allmählich erlahmte. Einer der hierfür verantwortlichen Akteure war J ohannes Kantakuzenos, die zentrale Gestalt der Zeit der Bürgerkriege. Der schwere Vorwurf, der ihm bereits von den Zeitgenossen gemacht wurde, ist, daß er während der Jahre des Machtkampfes die Türken zum politischen Faktor des Reiches 16
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Das Todesdatum ist durch eine Kurzchronik überliefert worden: SCHREINER: Kleinchroniken I 69 f. Nr. 24. Vgl. CHARANIS: Short Chronicle 358. MILLER: Cantacuzenus 1 f.
DAS GESCHICHTSWERK KANTAKUZENS
und mit dessen Schwächen vertraut gemacht habe. Kantakuzenos selbst, der nach seiner Abdankung und während der Abfassung" seiner Geschichte viel Zeit zum Überlegen hatte, scheint diesen Vorwurf sehr ernst genommen zu haben; darauf weisen jedenfalls seine zahlreichen Versuche hin, sich dagegen zu verteidigen 18. Da der Autor nicht nur auf die eigene Person Bezug nimmt, sondern sich auch bemüht, die allgemeine geschichtliche Lage zu schildern, stellt das Werk eine ausgezeichnete Quelle für ein gutes Drittel des 14. Jahrhunderts dar und gibt zugleich darüber Aufschluß, durch welche historischen Kräfte das byzantinische Reich zugrunde ging. Das Geschichtswerk ist durch sechs Manuskripte überliefert worden: a) Seragliensis gr. 28, b) Laurentianus IX 9, c) Bononiensis 2212, d) Parisinus-Coislinianus 144, e) Mutinensis 224-225 und f) Monacensis 106. Die Manuskripte a-d stammen aus dem 14., e-f aus dem 16. Jahrhundert 19 . Erstere sind wahrscheinlich in ein und demselben Skriptorium unter der Aufsicht von Manuel Tzykandyles, der mit Kantakuzenos in Beziehung stand, im Auftrage des letzteren entstanden. Der Laurentianus IX 9 ist mit einem Abschlußdatum versehen: den 8. Dezember 1369. Wahrscheinlich sind auch die übrigen drei der ersten Gruppe (a, c und d) zu einem nicht sehr weit von diesem Datum entfernten Zeitpunkt geschrieben worden 20 • Der Text des Geschichtswerkes, welcher, wie gesagt, aus einer ununterbrochenen Erzählung über die Jahre 1320 bis 1356 sowie aus Berichten über vereinzelte Ereignisse der Jahre 1356-1363 besteht, ist in zwei Formen überliefert worden. In der ersten Form, die durch die Manuskripte c und d repräsentiert wird, endet die Haupterzählung mit einem Nachwort, während die Kapitel über die vereinzelten Ereignisse als Anhang hinzugefügt sind. In der zweiten Form, die von allen übrigen Handschriften vertreten wird, folgen die vereinzelten Ereignisse direkt der Haupterzählung, wobei das Nachwort ans Ende gestellt ist21 • Die editio princeps des Geschichtswerkes des Kantakuzenos erschien 1645 in Paris und beruhte auf dem Coislinianus 144. Sie war mit der bereits 1603 erschienenen lateinischen Übersetzung des Jakob Pontanus sowie mit
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Vgl. Kant. 11 595,8 f.; III 37,6f. usw., ferner WERNER: Kantakuzenos 255 f. a.a.O. 7. Stemma der Codices ebenda 31. Ebenda 29 f. Nach MILLER sind die vier Manuskripte wahrscheinlich in Mistra geschrieben worden. Ebenda 7f.
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EINLEITUNG
den Anmerkungen von Jakob Gretser versehen. Pontanus hatte für seine Übersetzung den Text des Monacensis 106 benutzt. Die Einteilung des Textes in Kapitel wurde in dieser ersten Edition eingeführt, die dann die folgenden Herausgeber übernommen haben. Ein zweite Edition des Geschichtswerkes erschien 1729 in Venedig; sie stellt praktisch einen Nachdruck der Pariser Ausgabe dar. Eine dritte Edition legte 1828-1832 L. SCHOPEN im Rahmen des Corpus Scriptorum Historiae Byzantinae (Bonner Corpus) vor. Er benutzte dabei die Pariser Ausgabe sowie den Monacensis 106. Das Geschichtswerk erschien noch einmal 1866 in den Bänden 153 und 154 der Patrologia Graeca von MIGNE aufgrund des Textes der Ausgabe von Venedig. Einen Teil des Geschichtswerks legte schließlich T. S. MILLER aufgrund der vorhandenen Codices in einer modernen Anforderungen durchaus entsprechenden Ausgabe vor (vgl. oben S. 1 A.2). Obgleich Kantakuzenos sich um attischen Stil bemüht und seine Diktion sich teilweise stark an Thukydides anlehnt, bedient er sich in seinem Geschichtswerk im großen und ganzen einer sehr einfachen Sprache, die eine Verachtung der rhetorischen Figuren und Prinzipien sowie zum Teil eine erstaunliche Armut an Vokabular an den Tag legt. Dies ist, wie man bemerkt hat n , nicht zufällig, sondern ist auf die Tendenz des Autors zurückzuführen, seinen Leser von der Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit und dem guten Glauben des Erzählers zu überzeugen. Seine Thukydides-Nachahmung scheint ebenfalls eine innere literarische Funktion zu erfüllen (vgl. S. 218 f. A. 33). Ein anderer Autor, den er gelegentlich nachahmt, ist Libanios. Außer dem Geschichtswerk verfaßte Johannes Kantakuzenos eine Reihe von theologischen Abhandlungen und Streitschriften, von denen die meisten noch unediert sind. Bis auf eine sind diese Schriften nach seiner Abdankung entstanden. Es handelt sich um folgende Titel: a) Eine Abhandlung gegen den Islam und gegen Mohammed, bei MIGNE, PG 154, 371-692 aufgrund einer Baseler Ausgabe von 1543 ediert, die wiederum sich auf Codex Parisinus gr. 1242 stützt23 • Die Schrift zerfällt in
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KAZDAN: Cantacuzene 316, der ebenda 305 f. eine Analyse der Diktion des Historikers bietet. Vgl. ferner JORGA, N. in: Byzantion 2 (1925) 293; HUNGER a.a.O. 474. KRUMBACHER: Litteratur 106; TRAPP, Erich: Manuel 11. Palaiologos. Dialoge mit einem 'Perser'. Wien 1966, S. 44~--48'~; zur Chronologie vgl. GÜTERBOCK, Carl: Der Islam im Lichte der byzantinischen Polemik. Berlin 1912, 51 f.
WERKEKANTAKUZENS
zwei Teile: aa) Contra sectarn Mahometicam apologiae IV (371 f.) und bb) Contra Mahometem orationes quatuor (583 f.). Kantakuzenos versucht, einzelne Lehren des Koran zu widerlegen, gestützt im großen und ganzen auf die Confutatio Alcorani des Dominikaners Ricoldo da Monte Croce, die Demetrios Kydones ins Griechische übertragen hatte 24 • Vom ersten Teil dieser Abhandlung gibt es im Codex Parisinus gr. 1243 vom Jahr 1635 eine vulgärgriechische Paraphrase von Meletios Syrigos 25 . b) Eine Streitschrift gegen die Juden in neun Kapiteln, die in mehreren Codices unediert vorhanden ist26 • c) Eine Widerlegungsschrift (AOYOL av'tLQQ'Y]'tLXoi naQu XQLO'tOÖOVAOlJ Ilovaxou alJYYQa
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BEcK: Kirche 732; GÜTERBOCK a.a.O. 58f.; BibI. griech. Lit. 12,71, Nr. 2,10. KRuMBACHER a. a. O. NICOL: Kantakouzenos 100 A. 167. Ebenda 99 A. 163. Ebenda 99 A. 164. Ebenda 99 A. 165. Ebenda 99 A. 166. VOORDECKERS, E.: Quelques remarques sur les pretendus «Chapitres theologiques» de Jean Cantacuzene. Byzantion 34 (1964) 619f.
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EINLEITUNG
h) Die Korrespondenz zwischen Johannes Kantakuzenos und dem Patriarchen Paulus, enthalten in mehreren Codices. Sie umfaßt sieben Briefe, von welchen der dritte und der sechste die Antworten des Paulus sind 32 • Ersteren hat PARISOT: Cantacuzene 331 f. ediert. i) Ein Proömium zu seinen Schriften gegen Barlaam und Akindynos (IIQoOLflLOV d~ 'tou~ naQu 'tOll flovaxoll XQW'tOÖOUAOlJ alJYYQaq:>Ev'ta~ A6yolJ~ xa'tu 'tfJ~ 'tOll BaQAaufl xai 'AXLVÖUVOlJ atQEaHü~) ist schließlich bei MIGNE, PG 154,693 f. ediert. Außerdem wird Kantakuzenos eine Paraphrase der Nikomachischen Ethik des Aristoteles zugeschrieben 33 , dies ist jedoch wahrscheinlich auf einen Schreibfehler im Titel des Codex Brit. Mus. Addit. Ms. 19060 zurückzuführen. Die Paraphrase ist, wie es scheint, im Auftrage des Kantakuzenos geschrieben worden 34 • Unter seinem Namen sind auch kirchliche Hymnen in Umlauf. Kantakuzenos ist niemals als Handschriftenschreiber tätig gewesen, wie man bisweilen geglaubt hat. Es handelt sich um einen anderen Mönch Joasaph, der sich im Hodegetriakloster in Konstantinopel von 1360 bis in die ersten Jahre des 15. Jahrhunderts als Kopist betätigt hatte 35 •
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Ebenda 620 f. KRuMBACHER: Litteratur 300. NrcoL: Kantakouzenos 101. POLITIS, Linos: ]ean-]oasaph Cantacuzene fut-il Copiste? REB 14 (1956) 195 f. Vgl. DERS.: Eine Schreiberschule im Kloster Twv 'O<'JllYwv. BZ 51 (1958) 17f.
ÜBERSETZUNG
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JOHANNES KANTAKUZENOS, GESCHICHTE
VORWORT
Neilos an Christodulos 1 Du willst, wie ich dich kenne, alle meine Angelegenheiten erfahren, deshalb darf ich, was ich zu berichten habe, nicht verschweigen, obgleich nichts Großartiges darunter ist. Du kennst die Spaziergänge, die ich mit Freunden oft unternehme; dort wird vieles gesprochen, teils im Ernst, teils im Spaß. Da kamen einige auf den Krieg zu sprechen, den die Kaiser gegeneinander geführt haben, wie er ausbrach und solche Ausmaße annahm, und was diese prächtigen Männer veranlaßte, die Bande der Natur zu verleugnen, wer zuerst anfing, den anderen zu bekämpfen und wer die größere Versöhnungsbereitschaft / an den Tag legte, wobei die einen den Großvater, die anderen den Enkel für schuldig erklärten. Ich hörte diesem Gespräch zu, war sehr betroffen und warf den Männern Leichtfertigkeit vor, weil sie, obwohl vom Anfang an Teilnehmer an den Ereignissen, keinen Bericht ihrer Taten der Nachwelt hinterlassen hatten. Diese Taten lassen eine doppelte Erklärung zu, ähnlich wie, nach dem allgemeinen Glauben, die Theorien des Euklid2 • Du bist aber der richtige Mann, uns von diesem Unbehagen zu befreien, indem du uns sowohl über die Ereignisse aus der Zeit der beiden Kaiser als auch über die unserer Zeit informierst. Dies könntest du auf dem kürzesten Wege durch ein Geschichtswerk erreichen, das allein einen in die Lage versetzt, die Wahrheit zu erkennen. Als du nämlich noch in der Politik tätig warst, zeigtest du dich als Retter in auswegloser Situation; und jetzt, nachdem du zu deiner Ruhe gefunden hast, hast du dein Leben zum Vorbild für Wahrheit und Gerechtigkeit gemacht. Da du nun als Urheber der Ereignisse giltst und es auch bist, wirst du deine Taten gewiß kennen; da du andererseits dein Leben lang nichts über die Wahrheit gestellt hast, wirst du auch die Wahrheit sagen; und da du die Leichtfertigkeit aus deiner Seele für immer verbannt hast, wirst du die damit verbundenen Mühen nicht scheuen. Meine Bitte könnte ich mit vielen Beispielen begründen. Du magst dich nämlich an unsere eigenen politischen Persönlichkeiten erinnern oder an die fremden; in jedem Falle wirst du die Ge-
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ÜBERSETZUNG: VORWORT
schichtsschreibung gewiß nicht verachten. Denn diese wie jene gingen daran, Bücher zu schreiben, in dem Glauben, dies werde dem menschlichen Leben großen Nutzen bringen. Mit einem Wort, die moralischen Abhandlungen, die die Tugend lobpreisen und das Laster verurteilen, sind nützlich / und bewundernswert; ob es jedoch möglich ist, daß die Menschen sich danach richten, dies ist eine vieldiskutierte Frage, wobei manche erklären, die Taten könnten nicht gänzlich mit den Worten übereinstimmen. Denjenigen aber, die sich das Ziel gesteckt haben, die Taten von Männern zu verewigen, und aus deren Schriften man lernt, die Tugend sich anzueignen und das Laster zu meiden, kann man schwerlich widersprechen, denn sie überzeugen nicht durch logische Schlüsse, sondern durch Taten, und gegen Taten auftreten zu wollen, wäre reiner Wahnsinn. Nimm also diese Aufgabe auf dich, um so, falls das gegenwärtige Geschehen nicht nach Wunsch endet, dem menschlichen Leben einen großen Dienst zu erweisen, indem du den anderen hilfst und deinem eigenen Charakter treu bleibst.
Christodulos an Neilos Ich habe deinen Brief gelesen, lieber Neilos, und fand deine Auffassung lobenswert. Denn erfahren wollen, was in unserer Zeit den Kaisern der Rhomäer widerfuhr, das heißt nach der Wahrheit trachten. Es kam nämlich während dieser Zeit zu sonderbaren und merkwürdigen Ereignissen, die bei früheren Kaisern ihresgleichen suchen und die ein hohes Maß an Irrationalität aufweisen, sowohl was den rapiden Wechsel der Lage als auch was das Leben und die Sitten der Menschen betrifft. Während nämlich in früheren Zeiten eine allseitige Stabilität und Unbeweglichkeit und ein bewundernswerter Widerstand gegen Veränderungen das Leben kennzeichnete, befinden sich die Menschen unserer Zeit wie der Euripos3 / ständig in Bewegung· und ist ihr Leben unstet. Auf der anderen Seite wird demjenigen, der die Dinge sorgfältig verfolgt, der tiefe Sinn der Beschlüsse Gottes ersichtlich. Aus diesen Gründen zögerte ich lange, ehe ich mich mit diesem Thema befaßte, dachte an die Mannigfaltigkeit und Vielseitigkeit des Berichts. Da jedoch nichts stärker ist als die Freundschaft und nichts einen besser dazu überreden kann, sogar etwas zu versuchen, was die eigenen Kräfte übersteigt, fühle auch ich mich von ihr bezwungen und beginne meine Darstellung. Möge Gott, der Beschützer der Wahrheit, nicht von meinem Munde
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ÜBERSETZUNG: VORWORT
das Wort der Wahrheit nehmen [Ps. 118,43]. Denn weder Abneigung noch Zuneigung, wodurch zumeist die Unwahrheit erzeugt wird, haben mich bewogen, diese Worte zu schreiben, sondern die Wahrheit, und ich wende mich an einen Freund der Wahrheit. Hinzu kommt, daß ich den Bericht dieser Ereignisse nicht von älteren Leuten, vom Hörensagen oder von Legenden, an denen nichts Wahres ist, übernommen habe - ein Verfahren, das schon viele Geschichtsschreiber die Wahrheit verfehlen ließ -, sondern darüber berichten werde als einer, der an allen Ereignissen selbst teilnahm lind wie keiner sonst ihre wahren Gründe nach bestem Wissen ermittelt hat. So werde ich denn vor allem anderen der Wahrheit den Vorzug geben. Wenn du nun ein Liebhaber der Wahrheit bist und mich nichts davon abbringen kann, mich während der ganzen Erzählung an die Wahrheit zu halten, dann hast du, was du gewünscht hast. Es empfiehlt sich dabei, in der Abfolge des Kaisergeschlechtes ein wenig zurückzugreifen, damit wir wissen, wer von wem geboren wurde, und welcher Sohn welches Monarchen zum Kaiser gekrönt wurde, während die übrigen Söhne dem Gekrönten unterstellt wurden. / Kaiser Alexios [111.], mit dem Beinamen Angelos, gab seine Tochter Theodoros Laskaris 4 zur Frau und machte ihn zu seinem Nachfolger. Dieser wiederum verheiratete, da er keinen männlichen Nachkommen hatte, seine Tochter Irene mit Johannes [111. Dukas] Batatzes\ der aus einer führenden Familie stammte, und machte den Schwiegersohn zum Kaiser. Von Irene bekam Batatzes einen Sohn, Theodoros [11. Laskaris]6, und dieser regierte ebenfalls als Kaiser der Rhomäer. Sohn des letzteren war Johannes [IV. Laskarisf, mit welchem die Reihenfolge seines Kaisergeschlechtes endete, indem die Kaiserwürde an Michael [VIII.] Palaiologos überging [1. I. 1259]. Dieser zeugte drei Söhne, Andronikos, der den Kaiserthron bestieg, Konstantin 8 , den Purpurgeborenen, und Theodoros 9 , den dritten in der Reihenfolge, sowie ebenso viele Töchter, Irene, Eudokia und Anna 10. Dieser Kaiser Andronikos [11. Palaiologos], der Sohn des Kaisers Michael, verehelichte sich zweimal: In seiner ersten Ehe mit Anna, der Tochter des Königs von Ungarn 1!, zeugte er zwei Söhne, Michael, der mit ihm zusammen als Mitkaiser regierte, und dessen Bruder Konstantin, welchem der Titel eines Despotes verliehen wurde, da er nach dem Mitkaiser geboren wurde und in jeder Hinsicht nur den zweiten Rang einnahm; in seiner zweiten Ehe mit Irene, der Tochter des Herrschers über die Lombardei, des Markgrafen von Montferrat 12', zeugte er drei Söhne, Johannes, Theodoros
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ÜBERSETZUNG: VORWORT
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und Demetrios, und eine Tochter, Simonis • Der Mitkaiser Michael 4, der Sohn des erwähnten Kaisers Andronikos, verehelichte sich mit der Tochter des Königs von Armenien, [Maria], und bekam von ihr zwei Söhne, den (späteren) Kaiser / Andronikos und den Despotes Manuel, sowie zwei Töchter, Anna und Theodora. Was nun während der Regierungen der genannten Kaiser, seit der Zeit des [Theodoros 1.] Laskaris bis zu der Zeit des zweiten Michael Palaiolo1 gos, des Mitkaisers, vor sich ging, haben viele 5, und das mit viel Eifer, behandelt. Aus diesen Schriften könntest du dich, oder wer sonst es wünscht, über den Ablauf der Ereignisse genau informieren, falls diese Autoren nicht aus Gründen, die ich oben erörtert habe, der Wahrheit Lebwohl gesagt und ihren Bericht jeweils nach ihrer Beziehung zu den Geschehnissen formuliert und dabei als hinreichenden Lohn ihrer Mühen das Lob des Begünstigten oder die Schelte des Verhaßten ohne jegliche Rücksicht auf die Wahrheit gelten ließen. Seitdem aber der jüngere Michael Palaiologos, der Mitkaiser, aus diesem Leben verschied [12. Oktober 1320], hat kaum jemand die Taten der Kaiser sowohl aus der Zeit des Friedens als auch aus der des Krieges, den sie gegeneinander führten, behandelt; oder, falls jemand 16 es getan hat, dann hat er die Ereignisse nicht in ihrem tatsächlichen Ablauf wiedergegeben, da er keine genaue Kenntnis davon hatte, zumal sich vieles und Verschiedenartiges innerhalb kurzer Zeit ereignete. Deshalb hast du gut dar an getan, dich von einem, der einwandfreie Kenntnis der Ereignisse hat, informieren zu lassen; und ich werde nun ohne Zögern mit der Darstellung der Geschehnisse beginnen und dabei die Wahrheit allem voranstellen. /
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ÜBERSETZUNG
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BUCH I
1. Der genannte Kaiser Michael, der zusammen mit seinem Vater, dem Kaiser Andronikos [11. Palaiologos] die Regierung ausübte und, wie wir soeben berichtet haben, zwei Söhne und zwei Töchter hatte, gab nun die eine Tochter, Anna, dem Despotes Thomas [Angelos] 17, Sohn des Despotes Nikephoros und Herrscher von Akarnanien, zur Frau, während er die andere, Theodora, mit Svetoslav [-Theodor]18, dem Zaren der Myser [Bulgaren] verheiratete. Seine Söhne, den Mitkaiser Andronikos und den Despotes Manuel, vertraute er dem Kaiser, ihrem Großvater, an, damit sie bei ihm eine kaiserliche Erziehung erhielten, während er selbst in den Osten auszog, um den dortigen Untertanen des Kaiserreiches der Rhomäer, die durch die Perser [Türken]19 in großer Bedrängnis waren, die bestmögliche Hilfe zu bringen. Es dauerte nicht lange, und Michael kehrte nach Konstantinopel zurück; von dort entsandte ihn sein Vater, der Kaiser, nach Adrianopel, wo er sich längere Zeit aufhielt. Dann begab er sich, wieder auf Befehl seines Vaters, nach Thessalonike 20 . Während er dort verweilte, bekam er die Hiobsbotschaft, seine Tochter, die Gemahlin des Despotes Thomas, sei gestorben. Kurz darauf kamen wieder Unglücks boten zu ihm mit noch schlimmerer Nachricht: sein Sohn, der Despotes Manuel, sei gestorben21 . Sei es, daß eine akute Krankheit, die bereits in ihm steckte, durch die Flamme der Mutlosigkeit neu entfacht wurde, sei es, daß die maßlose Trauer selbst den Tod herbeiführte, acht Tage nach der Nachricht vom Tod / seines Sohnes starb auch Michael in Thessalonike, im dreiundvierzigsten Lebensjahr, im Jahre 6829 22 [a. D. 1320], am zwölften Oktober, am ersten Tag der Woche. Nachdem dies sich so zugetragen hatte, wurde dem Kaiser Andronikos, dem Vater des Verstorbenen, der Tod seines Sohnes und Mitkaisers gemeldet; er trauerte eine Weile um seinen Sohn, den Mitkaiser, doch berührte der Tod des guten Sohnes die Tiefen seines Herzens nicht [Eur. Hec. 242]. Danach erhob sich ein verderbenbringender Dämon stürmisch und wild gegen das Glück der Rhomäer oder, genauer gesagt, Gott, der Urheber aller Dinge, duldete dies, damit wir für unsere Sünden, die an Menge und Größe das Maß überstiegen, bezahlten: Kaiser Andronikos kam es in den Sinn, seinen Enkel, den jüngeren Andronikos, der bereits als Mitkaiser eingesetzt war, seines Amtes zu entheben 23 und in den Stand
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ÜBERSETZUNG: BUCH I, 1
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eines Privatmannes zu versetzen, und zugleich den eigenen Sohn, den Despotes Konstantinos 24, mit der Würde des Mitkaisers zu ehren. Er entschloß sich dazu nicht so sehr um des Konstantinos willen, sondern damit Konstantinos' Sohn Michael, den jener mit einer Konkubine erzeugt hatte und der nach der Mutter den Namen Katharos erhalten hatte, ordnungsgemäß von seinem Vater die Kaiserwürde erbe. Dieser Michael stammte also von einer unbedeutenden Mutter niederer Herkunft und hatte selbst keine besonderen Fähigkeiten aufzuweisen. Er war nämlich weder von Natur stark im Denken noch / hatte er eine Allgemeinbildung genossen. Er war auch überhaupt nicht geübt, an militärischen Operationen teilzunehmen, und hatte keinen Funken von dem, was junge Leute auszeichnet. Obwohl er nun jeglicher Tugend entbehrte 25 , überkam den Kaiser die unwiderstehliche Begierde, ihn zum Oberhaupt dieser glanzvollen Kaiserherrschaft über die Rhomäer zu machen, die nur von einem scharfsinnigen Geiste ausgeübt werden kann. Dies also war seine Absicht, und er fing sogleich an, sie in die Tat umzusetzen; er ließ Michael vom Hause seiner Mutter holen und machte ihn zu seinem Hausgenossen und Vertrauten. Der Junge saß immer neben ihm, wurde sein ständiger Begleiter und genoß alle Ehren eines echten Sohnes des Kaisers. Wann immer Gesandte aus fremden Ländern empfangen oder hohen Würdenträgern der Kirche und anderen weisen Männern Audienzen gewährt wurden oder Gespräche stattfanden, die geeignet schienen, den Zuhörer klüger zu machen, als er dies bis dahin war, der Kaiser sorgte dafür, daß Michael anwesend war und zuhörte. Und wenn Michael einmal bei einer Diskussionsveranstaltung des Kaisers zufällig nicht anwesend war, entbot dieser viele Diener, um ihn zu holen, als ob er damit eine wichtige Angelegenheit erledige. Dabei gab er als seine Absicht an, er wolle den Jungen ehren und die Rhomäer dazu bringen, ihm als kaiserlichem Enkel Achtung zu schenken, in Wirklichkeit aber wollte er ihn in das höchste Amt, für das er ihn vorgesehen hatte, einführen und mit der Erledigung der Regierungsgeschäfte vertraut machen. Trotz alle dem wies der Kaiser Andronikos selbst später nach dem Abschluß der Verträge mit seinem Enkel, dem Kaiser Andronikos dem Jüngeren, jede Schuld von sich ab und behauptete, / die Sache mit Michael sei ohne Absicht und böse Hintergedanken, sondern unbedacht und rein zufällig geschehen. Seine Kaiserwürde und die Tatsache, daß er sein Leben lang die Wahrheit verehrte, wären Grund genug, dieser Behauptung Glauben zu schenken, wenn nicht der Ausgang der Ereignisse ihren Anfang als keineswegs zufällig und 20
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ÜBERSETZUNG: BUCH I, 1-2
beiläufig, sondern als wohlbedacht und Ergebnis einer ungerechten Absicht erwiesen hätte. Aber prüfen wir dies aus den Ereignissen selbst. 2. Es hatte sich bei den Rhomäern der Brauch eingebürgert 26 , daß, immer wenn ein Kaiser aus dem Leben schied, alle Statthalter der Provinzen von ihrem Amt entbunden wurden und zusammenkamen, um dem hinterbliebenen Kaiser.:.... oder beiden Monarchen, falls es deren gab - den Treueid zu leisten, wobei dieser nach Gutdünken über die Neuverteilung der vakanten Ämter entschied. So verfügte auch damals nach dem Tode des Sohnes und Mitkaisers Michael der Kaiser Andronikos, daß alle Beamten und Würdenträger des Reiches, die ein neues Amt bekleiden sollten, den regierenden Kaisern den Treueid zu leisten hätten. Die Vereidigung ging diesmal aber nicht nach den bislang üblichen Modalitäten vor sich. Zu Lebzeiten des Mitkaisers Michael war es nämlich Brauch gewesen, wenn jemand diesen Eid leisten mußte, zunächst die heiligen Namen, auf welche er vereidigt wurde, zu nennen, dann den Treueid auf die Kaiser auszusprechen, zuerst auf Andronikos, den Älteren und Vater der anderen Kaiser, und auf seine Gemahlin, dann auf seinen Sohn / Michael und dessen Gemahlin, und drittens auf den jüngeren Andronikos, den Sohn Michaels und Enkel des älteren Andronikos. Dieser Brauch kam auf in der Zeit des ersten PalaiologenkaisersMichael 27 • In früherer Zeit durfte man nicht dem Sohn des Kaisers den Treueid leisten, und dieser durfte auch nicht die Kaiserinsignien tragen, es sei denn, sein Vater war bereits aus dem Leben geschieden und die Kaiserrnacht einwandfrei auf ihn übergegangen. Während nun zu Lebzeiten Michaels die Vereidigung in der oben beschriebenen Weise vollzogen wurde, wurde nach seinem Tode verfügt, daß der Treueid nur dem älteren Andronikos sowie demjenigen, den dieser zum Kaiser der Rhomäer ernennen würde, geleistet werden durfte, wobei der Name des jüngeren Andronikos völlig außer acht gelassen wurde. Dies hat die Besonnenen unter den Rhomäern betrübt, da sie bereits die künftige Zwietracht und den Zusammenstoß zwischen den beiden Kaisern sowie das daraus resultierende Verderben für den rhomäischen Staat kommen sahen. Trotzdem leisteten alle aus Angst vor dem Herrscher den Treueid, wie er ihnen diktiert wurde, bis auf einen einzigen, der das Amt des Parakoimomenos innehatte, Andronikos Kantakuzenos 28 • Dieser hatte beizeiten seine Meinung frei ausgesprochen und behauptet, es sei eine offene Mißachtung Gottes, wenn er in seinen Eid nicht auch den jüngeren Andronikos, den Mitkaiser miteinschlösse; denn in dieser Weise sei man auch früher vereidigt worden. So
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ÜBERSETZUNG: BUCH I, 2
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sahen die mit der Vereidigung Beauftragten den Einspruch des Mannes als gerechtfertigt an und erlaubten ihm, obgleich wider Willen, den / Eid nach der früheren Formel zu sprechen. Der Großvater und Kaiser wurde von seinen Leuten über den Vorfall in Kenntnis gesetzt und fand die Freimütigkeit des Mannes zwar schwer erträglich, ließ sie sich jedoch gefallen und traf keine Maßnahmen gegen ihn, damit keine Unruhe daraus entstehe. Als der jüngere Andronikos von diesen Geschehnissen erfuhr, fühlte er sich in seiner Seele tief getroffen, weil er wohl verstand, daß diese Vorkommnisse den Anfang seiner Vernichtung bedeuteten, ertrug jedoch schweigend den Kummer, das Herz verzehrend, wie Homer sagt [Od. 9,75], da er nicht den Eindruck entstehen lassen wollte, daß er sich auch nur mit Worten dem Großvater und Kaiser gegenüber erdreiste. Während nun der Enkel sich in Schweigen hüllte, kam ein Mann zu ihm, der auf seine vornehme Abstammung stolz war - denn seine Vorfahren mütterlicherseits waren kaiserlichen Geblüts, während sein Vater einer der vornehmsten Kumanen war, die zum Kaiser Uohannes III. Dukas] Batatzes [1222-1254] nach dessen Aufstieg auf den Thron des Rhomäerreiches übergelaufen waren; Sytzigan hieß er in seiner Muttersprache, von dem Mann aber, der bei der heiligen Taufe sein Pate war, bekam er den Beinamen Syrgiannes. Der Sohn also dieses Syrgiannes, ebenfalls Syrgiannes 29 genannt, kam nachts zum jüngeren Kaiser und sagte zu ihm 30 : «Mein Kaiser, du hast sicherlich von diesen neuartigen Schikanen gehört und, da du besonnen bist, mußt du auch an die Folgen dieser Geschichte gedacht haben, wie sie der Anfang vermuten läßt. Man kann nämlich nicht behaupten, dein Großvater, der Kaiser, habe aus Unverstand oder Unerfahrenheit solches getan. Denn die vergangene Zeit bezeugt ihm sowohl erhebliche Erfahrung als auch ein großes Maß an Einsicht. / Wenn er also nicht vorher klargemacht hätte, wen er bald mit dem Schmucke des Purpurs zieren werde, hätte er ihn dir nicht so offen entzogen; denn dies bedeutet meines Erachtens die Streichung deines Na-· mens aus der Eidesformel und seine Ersetzung durch einen anderen, nach seinem Belieben gewählten. Du mußt dich also über die ganze Angelegenheit vernünftig beraten, denn es geht nicht um kleine und wertlose Dinge, sondern darum, entweder in Ehren zu leben oder ruhmvoll zu sterben. Meinerseits werde ich entschlossen alle deine Befehle ausführen und bereit sein, nicht nur mein Hab und Gut, sondern auch mein Leben für deine Ehre zu opfern 31 .» Bei diesen Worten sagte der Mitkaiser: «Für deine Freundschaft zu mir und deine Bereitwilligkeit bin ich dir zu großem Dank ver-
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ÜBERSETZUNG: BUCH I, 2-3
pflichtet; da aber der Großdomestikos Johannes Kantakuzenos sowohl mit dir Kontakt pflegt und äußerst freundschaftlich verkehrt als auch mit mir durch unzerbrechliche Bande der Freundschaft verbunden ist - einer Freundschaft, die im frühen Kindesalter angefangen hat und bis zum heutigen Tage weitergediehen ist und eine derartige Innigkeit erreicht hat, daß sie den Eindruck erweckt, als bewege meine Seele seinen Körper und rühre seine Seele sich in mir und tue und sage alles, was ich will, und als seien gewissermaßen beide Seelen in eine verschmolzen und setzten beide Körper in Bewegung 32 ; da wir also beide so zusammengewachsen sind, halte ich es nicht für tragbar, für mich allein eine Entscheidung über mich zu treffen, auch wenn ich mich dadurch in höchste Gefahr begeben sollte. Da du jetzt nach Thrakien reist, um sein Nachfolger im Amt zu werden, werde ich dir einen eigenhändig geschriebenen Brief / geben, den du ihm aushändigst, damit er sich vertrauensvoll - sonst würde er es nie wagen - in ein Gespräch mit dir einläßt. Und nachdem ihr euch getroffen und miteinander über die Angelegenheit beraten habt, werde auch ich billigen, was euch zweckmäßig und nützlich erscheint. Ich bin nämlich fest davon überzeugt, daß, falls nicht die göttliche Vorsehung eurer Erkenntnis entgegensteht, er das Gute und Vorteilhafte und Nutzbringende keineswegs verfehlen wird, sowohl wegen seines Scharfsinns als auch wegen seiner politischen Erfahrung und seiner innigen Freundschaft und Verbindung mit mir.» Nach dieser Unterredung empfing Syrgiannes den Brief vom Mitkaiser und machte sich auf den Weg nach Thrakien. Dort traf er sich mit dem Großdomestikos und, nachdem er ihm über die Ereignisse berichtet und den Brief des Mitkaisers ausgehändigt hatte, berieten sie sich während der folgenden zwei oder drei Tage über die Lage. Dabei wurden verschiedenartige und vielseitige Aspekte untersucht, da es um eine Angelegenheit von höchster Wichtigkeit ging, und sie brachten beide ihre Ansichten ausführlich zum Ausdruck - beide waren ja zwei der besten unter den Rhomäern in bezug auf Einsicht und strategische Erfahrung. Schließlich sprach der Großdomestikos folgendermaßen 33 : 3. «Ich hätte viel darum gegeben, bester Freund, sogar ein gut Teil meines Lebens, daß wir uns jetzt nicht über solche Angelegenheiten zu beraten brauchten, die, wie immer sie ausgehen, eine höchste Gefahr heraufbeschwören. Wenn man sich nämlich über anderes berät, kann man durch Überlegung voraussehen, daß, wenn die Sache in der einen Weise verläuft, es zu einem guten Ende kommt, / auf die andere Weise hingegen zu einem 23
ÜBERSETZUNG: BUCH I, 3
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schlechten, während in unserem jetzigen Fall, wenn das Schlechtere die Oberhand gewinnt, wir das Leben verlieren werden, wenn aber das den Sieg davonträgt, was uns als das Bessere erscheint, wir ein Übermaß an Unglück erwarten müssen. Da nämlich unser Kaiser für seinen Enkel und Mitkaiser solche Gedanken hegt, müssen wir uns für den Fall, daß seine Pläne zum Ziel kommen, auf das Schlimmste gefaßt machen. Denn es geht dabei um einen Mann, der viele andere aufwiegt, der an Einsicht den Besten den Sieg streitig macht und an Seelenstärke die anderen bei weitem übertrifft, der wegen seines Freimutes und seiner natürlichen Gaben sich als geeignet für ein Amt von dieser Bedeutung erweist, der die Regeln der Freundschaft kennt und respektiert, kurz einen Mann, der in jeder Hinsicht als ein Idealbild der menschlichen Natur anzusehen ist. Dieser Mann wird nun in Abwesenheit der schlimmsten Vergehen für schuldig befunden und muß entweder ein Leben fristen, das schlimmer als jeder Tod ist, (er, der bis gestern als Kaiser geachtet und geehrt wurde, muß sich heute Schmähungen und Beschimpfungen gefallen lassen und wird wie einer vom Pöbel und Straßengesindel angesehen) oder er muß jeder Vernunft und jedem Recht zum Trotz sterben. Wenn es ihm aber auf irgendeine Weise gelingen sollte, dieser Gefahr zu entrinnen, dann werden wir einen tragischen Dichter brauchen, der das Unheil beklagt, das die Rhomäer einander antun werden. Wer begreift nicht, und wäre er empfindungsloser als die leblosen Dinge, daß, wenn die Kaiser sich entzweien, ihr Kaiserreich sich notwendigerweise mitentzweit und es zu Zusammenstößen zwischen den beiden Parteien kommen muß, wobei man sich wie in einer nächtlichen Schlacht aufeinander stürzen und am Blut der Freunde und Verwandten / sättigen wird? Ich lasse beiseite die Plünderungen und materiellen Zerstörungen, von denen unsere Heimat dann heimgesucht würde wie ein feindliches Land. Was soll man also angesichts einer solchen Woge drohenden Unheils beschließen? Den jungen Mitkaiser einfach ignorieren, obwohl er ohne jeglichen Grund verfolgt und seiner Kaiserrechte beraubt wird und vielleicht noch in Lebensgefahr schwebt, dies wäre für mich keineswegs ein kleineres Übel als der Tod. Auf der anderen Seite kriegs bereit erscheinen, bevor die richtige Zeit dafür da ist, und bei den Unbeteiligten den Eindruck erwecken, wir spornten gezielt den Mitkaiser zum Abfall von seinem Großvater und Kaiser an, dies erscheint mir als der Gipfel der Torheit. Obwohl ich ihn nämlich übermäßig liebe und, wie du sogar siehst, bereit bin, mein Leben für ihn zu opfern, so bin ich doch weit davon entfernt, ihn zum Abfall von 24
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ÜBERSETZUNG: BUCH I, 3-4
seinem Großvater und Kaiser anzuspornen, so daß ich, dessen kannst du sicher sein, niemals mit ihm zusammengearbeitet hätte, wenn ich festgestellt hätte, daß er sich aus Habgier und Raublust bemüht, den Kaiser seiner Herrschaft zu berauben; andernfalls wäre ich ein zweiter Ahitophel, jener ein zweiter Absalom [2 Reg. 15,12]34. Da wir nun in eine solche Not geraten sind, müssen wir meines Erachtens unter Vermeidung beider Extreme einen Mittelweg wählen und uns weder völlig nachlässig und leichtsinnig verhalten, als ob wir nichts Schlimmes zu erwarten hätten, noch andererseits einfach unbesonnen und dreist nach unserem scheinbaren Vorteil handeln. Dies aber könnten wir erreichen, wenn wir nach Kräften / die erwartete Flamme der Versuchungen löschten, indem wir mit Besonnenheit und Einsicht vorgehen. Den jungen Mitkaiser müssen wir in Sicherheit bringen, so daß er sich von keiner Gefahr bedroht fühlt, falls das Meer in Bewegung gerät und die Gischt überschäumt. Wenn nun Gott unsere eigenen Sünden sowie die aller Rhomäer übersieht und von oben die erwartete Flamme der Versuchung löscht, indem er das Herz des Kaisers gegenüber dem jungen- Mitkaiser zurechtrückt, dann müssen wir ihm für unsere Rettung vor Unglück miseren innigen Dank aussprechen; wenn aber, wasGott verhüte, das Herz des Kaisers sich verhärtet und er Verderben gegen den Enkel ersinnt, damit die Rhomäer viel Leid erführen, dann werden wir den jungen Mitkaiser in die zuvor bereitete Sicherheit bringen und so zum Handeln übergehen, wobei wir Gott zum Zeugen für das Unrecht und zum Prüfer unserer Taten einsetzen.» 4. So sprach der Großdomestikos, und Syrgiannes erwiderte, daß alles in seinem Sinne gesprochen sei und er es richtig finde und einverstanden sei; nur einer Kleinigkeit bedürfe es noch, um die Diskussion zu Ende zu bringen; man müsse noch überlegen, wie und wo der Mitkaiser in Sicherheit zu bringen sei. Nachdem sie sich auch darüber beraten hatten, beschlossen sie, den jungen Mitkaiser vor die Wahl zu stellen, sich entweder nach Adrianopel35 zu begeben, da dies eine große und volkreiche Stadt sei, welche über eine beachtliche Garnison verfüge, die ebenda stationiert war -, im übrigen habe sich sein Vater, der Mitkaiser Michael, dort lange Zeit aufgehalten und viele Anhänger / und Freunde in der Stadt gewonnen, die jetzt gern bereit seien, einiges für seinen Sohn zu riskieren - oder, falls er diese Lösung ablehne, in der Befürchtung, daß sein Großvater dadurch übermäßig aufgereizt und eher zum Krieg als zur Versöhnung bereit sein werde und dann leicht mehrere Armeen gegen den Enkel entsenden könne, da Kon25
ÜBERSETZUNG: BUCH I, 4
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stantinopel in der Nähe sei, in diesem Falle also sich in die Festung von Christupolis 36 zu begeben, die erstens wegen der Natur des Ortes und ihrer Mauern sicher sei, und zweitens eine Art Schlüsselposition zwischen beiden Landstrichen einnehme, indem sie das westliche Armeekontingent, das stark sei und über große Gefechtserfahrung verfüge, von dem östlichen und dem thrakischen trenne, drittens aber an der Küste liege und eine rasche Hilfeleistung aus allen Meeresrichtungen ermögliche. Nachdem sie damit ihre Beratung beendet und sich verabschiedet hatten, blieb der eine in Thrakien, um seine Statthalterpflichten weiter zu erfüllen, während der Großdomestikos 37 Kantakuzenos den Weg nach Konstantinopel einschlug und unterwegs seine Gattin in Kalliupolis 38 zurückließ; denn in dieser Stadt verbrachte er den größten Teil seiner Zeit, einerseits, weil sie günstig gelegen war, um die Angriffe der Barbaren abzuwehren, andererseits, weil die ganze Seestreitmacht, eine Menge Kriegsschiffe samt ihren Besatzungen, hier stationiert war und die Einheimischen Raubüberfälle und andere Gewalttätigkeiten zu erleiden hatten, falls niemand da war, den Matrosen Angst einzujagen und sie zurückzuhalten; oenn die Zuchtlosigkeit der Seeleute, hat jemand gesagt [Eur. Hec. 607f.], ist schlimmer als das Feuer 39 . Er ließ also die Frau 40 dort unter dem Vorwand, daß er nicht den ganzen weiblichen Hofstaat mitschleppen könne, in Wahrheit aber wollte er / einen passenden Vorwand haben, falls er sich wieder mit Syrgiannes treffen und beraten müsse. Als er nun nach Konstantinopel kam, meldete er sich beim jungen Mitkaiser und berichtete ihm über die Beratung; zugleich machte er ihn mit Apokaukos 41 bekannt, einem im öffentlichen Dienst beschäftigten Mann (er war damals mit dem Absatz des staatlichen Salzes beauftragt), aus unbedeutender Familie, der ansonsten aber scharf zu denken und Situationen zu erfassen und zu meistern verstand - dabei tat er dem Syrgiannes einen großen Gefallen, der den Großdomestikos darum inbrünstig gebeten hatte. In allem dem hatte er den Beifall und das Einverständnis des Mitkaisers, der zu dem bereits Beschlossenen folgendes hinzufügte: «Daß wir zunächst an unsere Sicherheit denken, damit wir dem kommenden Übel vorbeugen können, beurteile ich als äußerst vorteilhaft und notwendig. Deshalb müssen wir jetzt auch versuchen, dieses Vorhaben vor jedem anderen zu Ende zu bringen. Auf der anderen Seite dürfen wir uns an Edelmut und Geduld keineswegs kleinlich zeigen, sondern müssen bis zum äußersten Höhepunkt der Gefahren in den bisherigen Verhältnissen ausharren. Sol1-
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ÜBERSETZUNG: BUCH I, 4-5
ten wir dabei die Früchte unserer Geduld ernten, indem der Kaiser seine Meinung ändert und die Pläne, die er gegen uns schmiedet, aufgibt, wäre in jeder Beziehung alles sehr schön; andernfalls wird man uns wenigstens dies nicht abstreiten können, daß wir uns nicht aus Anmaßung und Dreistigkeit oder aus Habsucht und aus Herrschsucht gegen den Großvater und Kaiser auflehnen, sondern weil uns Unrecht getan wurde und erst / nachdem wir alles auf uns genommen haben, um der sichtbaren Gefahr zu entgehen.» So sprach der junge Mitkaiser. . 5. Der alte Kaiser jedoch, dessen Herz jetzt um so mehr von Haß gegen den Enkel erfüllt war, schickte ihm durch ein Mitglied des Senats folgende Botschaft: «Du erinnerst dich, wie du mich vor einiger Zeit gebeten hast, das Kaiseramt ablegen und als gewöhnlicher Untertan weiterleben zu dürfen. Damals hatte ich dir die gebührende Antwort gegeben; jetzt aber, nachdem ich mir die Sache überlegt habe, finde ich deinen Wunsch richtig und bin einverstanden und möchte dir dies hiermit mitteilen. Mein Nachfolger in der Kaiserwürde wird dir an erster Stelle seine Ehrerbietung und Liebe erweisen42 • Er wird zwar nicht vom Thron aufstehen, wenn du zu ihm kommst, weil es nicht üblich ist, daß der Kaiser sich vor Untertanen erhebt; bei deinen Besuchen bei ihm wirst du ihn jedoch immer stehend vorfinden,und so wird dir Ehre erwiesen und zugleich das Recht des Kaisers gewahrt werden. Dies ist unser Beschluß; er sei dir zur Kenntnis mitgeteilt.» Was der junge Andronikos darauf geantwortet hat, werde ich bald erzählen; jetzt aber lohnt es sich vielleicht zu berichten, was den Kaiser zu diesen Worten veranlaßte. Der junge Andronikos hielt sich, als er einundzwanzig Jahre alt war, die ganze Zeit in der Gegend von Konstantinopel auf, da es ihm nicht erlaubt war, sich von dort zu entfernen 43 • Da er vor jugendlicher Kraft strotzte und von Natur aus leidenschaftlich und nicht zu zähmen war, fühlte er sich unterdrückt, weil-es ihm verboten war, größere Reisen zu unternehmen, und so kam er sich keineswegs besser vor als diejenigen, die im Gefängnis bewacht wurden; trotzdem ließ er sich all dies gefallen, da er notgedrungen den Befehlen des Großvaters und Kaisers gehorchen mußte. Aus den ihm gebotenen Möglichkeiten verschaffte er sich jedoch einen gewissen Trost, / indem er sich mit der Jagd oder mit Pferderennen beschäftigte, und zwar so, daß er dabei den Eindruck erweckte, nicht einmal Zeit zum Schlafen zu haben wegen dieser Beschäftigungen. Darüber ärgerte sich sein Großvater und Kaiser übermäßig und schalt und verspottete den jungen Mann mit beschämenden Ausdrücken nicht nur unter vier Augen, 27
ÜBERSETZUNG: BUCH I, 5-6
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sondern auch in Anwesenheit von Senatsmitgliedern und Verwandten. Dies alles weckte Unmut in der Seele des jungen Mannes, der zusehen mußte, wie er vor aller Augen beschimpft wurde. Was ihn am meisten bedrückte, war der Umstand, daß der Kaiser vor den Anwesenden den angeblich verderbten Charakter des Enkels beschwor, indem er sagte: «Sollte dieser sich für irgendetwas Notwendiges nützlich erweisen, dann verdiene ich, gesteinigt zu werden, falls ich noch lebe, oder ausgegraben und dem Feuer übergeben zu werden, falls ich gestorben bin.» Inmitten solcher Verhöhnungen kam es einmal zu folgendem Vorfall: Der junge Mitkaiser war gekommen, um seinem Großvater die übliche Ehrerbietung44 zu erweisen. Als er gerade durch die Tür in das kleine Gemach eintreten wollte, wo sich gewöhnlich der Kaiser aufhielt, stieß zufällig der kostbare Stein seines Diadems an das obere Türgesims, das aus Marmor war. Daraufhin regte sich der Kaiser erheblich auf und konnte nicht in Schweigen verharren. «Siehst du», sagte er mit lauter Stimme, «was ich immer sagte, hat auch Gott von oben bezeugt: er hat dich als unwürdig des Thrones beurteilt und ließ zu, daß das Symbol der Kaiserherrschaft auf den Marmor stieß» 45. Dieses Wort / traf schärfer als jedes Geschoß den jungen Mann tief ins Herz und verletzte ihn; er ging nach Hause und lag da schwer stöhnend [Horn. 11. 8,334], seine Seele rang nach Luft, um mit dem Dichter zu sprechen. 6. Bald erholte er sich jedoch von seiner großen Mutlosigkeit undentschloß sich, eine Botschaft an den Großvater und Kaiser zu schicken, einerseits um seinen Zorn zu besänftigen und ihn gnädiger zu stimmen, andererseits um den Grund zu erforschen, warum der Kaiser so feindlich gegen ihn handle. Er schickte also einen Mann zu ihm, namens Joseph 46 , der ob seiner Tugend und seiner Frömmigkeit46a berühmt war und dessen Name in aller Munde war; dieser Joseph hatte alles unternommen, was in seiner Macht stand, sein Licht unter den Scheffel zu setzen [Matth. 5,15], erreichte es jedoch nicht, da das Wort des Herrn seine Geltung auf jeden Fall behalten sollte, sondern errang solche Berühmtheit, daß er nach gemeinsamem Beschluß des Kaisers, der heiligen Synode und des gesamten Senats des kirchlichen Throns des neuen Roms [d.i.Kp!.] für würdig befunden wurde, obwohl er wegen seiner angeborenen äußersten Bescheidenheit und Demut diese Würde ablehnte, erschrocken vor der Höhe des Throns und der Größe dieser Stellung. Durch diesert Gesandten teilte er dem Großvater und Kaiser folgendes mit: 28
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ÜBERSETZUNG: BUCH I, 6
«Da alle Eltern von einer eingeborenen Liebe zu ihren Nachkommen durchdrungen sind, ist es nur verständlich, daß sie auch die Fehler ihrer Kinder verdecken wollen. Wenn nun jemand mit vielen wunderbaren Worten sein Kind lobt, dann erweckt er sogleich bei den Zuhörern den Verdacht, daß sein Kind keineswegs so sei, wie er es beschreibt, sondern bei weitem hinter dem Lobe zurücksteht und der Vater sich durch seine Zuneigung / zu ihm getäuscht hat; wenn der Vater jedoch auch nur mit einem geringen Tadel das Kind trifft, dann ist man im Gegenteil geneigt, diesen Tadel zu vervielfältigen, indem man sich auf dieselben Gründe beruft. Wenn aber du, der Vater, gegen mich, den Sohn, in so heftigen Zorn gerätst und mich Tag für Tag mit vielerlei Schmähungen und Beschimpfungen überhäufst; wenn du, was mich am meisten drückt und was ich weder zu hören noch auszusprechen vermag, gegen dich selbst die schlimmsten Verwünschungen des öfteren herbeiwünschst für den Fall, daß ich mich zu irgendeiner nützlichen Tätigkeit begabt zeige; wenn du, was noch bitterer als der Tod ist, sogar unbedeutende Ereignisse, die sich durch Zufall ergeben, als göttliche Zeichen deutest und Offenbarungen des göttlichen Willens, der mich für des Thrones unwürdig erklärt, gibt es dann überhaupt einen Rhomäer, der beim Anhören solcher Anschuldigungen nicht denken wird, daß dem Velter ein ganzes Meer von Lastern von mir bekannt sei und daß nur ein kleiner Teil davon herausgekommen sei als Probe einer Menge verborgener Übeltaten, die sogar dir, dem Vater, unerträglich seien? Denn auch wenn du mich bewundert und großes Lob auf mich ausgebracht und mich über Gebühr herausgestellt hättest, dann hätten sie gewiß das Lob beargwöhnt und deiner Zuneigung zu dem Sohne zugeschrieben. Das ist, was mich betrübt und mir das Leben freudloser macht als den Tod. Daß ich Fehler mache, gebe ich zu, und daß ich dafür Schläge und Peitschenhiebe verdiene, und es wäre für mich die größte aller Wohltaten, wenn du, der Vater, mich heimlich / wegen meiner Fehltritte gepeitscht hättest; daß du dich aber von deinem Zorn dazu hinreißen läßt, mich sogar in Anwesenheit vieler anderer zu beschimpfen, das ist, was mich weit ärger kränkt. Wenn nun Gott gnädig auf meine Sünden blickt und dich veranlaßt, sanftmütiger mir gegenüber zu sein und mich wie einen Sohn zu behandeln, wäre dies der beste Ausgang; sollte es aber auch in der Zukunft so weitergehen, wie bisher, dann proklamiere einen anderen zum Mitkaiser, wen immer du gut und brauchbar finden magst.» Diese Botschaft überbrachte ]oseph vom Mitkaiser Andronikos an sei-
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ÜBERSETZUNG: BUCH I, 6
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nen Großvater und Kaiser; er sprach auch von sich aus viele Worte des Lobs für den jungen Mitkaiser und tadelte in gewisser Weise sanftmütig den Kaiser, weil er barscher, als es sich gehöre, mit dem jungen Mann umgehe. Der Kaiser antwortete mit folgender Botschaft an den jungen Andronikos: «Während alle anderen Väter ihre Söhne erst bei der Geburt zu lieben anfangen und ihre Liebe stärker wird, je größer jene werden, habe ich dich inbrünstig geliebt, noch ehe du ans Licht gekommen bist, und kann viele Zeugen für diese meine Liebe anführen, Leute, die für ihre tugendhafte und gottesfürchtige Lebensführung bekannt sind. Es gibt nämlich keinen unter diesen Menschen, den ich nicht mehrfach inständig gebeten hätte, häufig und inbrünstig deinetwegen zu Gott zu beten, daß bei deiner Geburt kein Unglück geschehen möge und daß du, nachdem du geboren wärest, dich in jeder Hinsicht vortrefflich und der vielen Gebete würdig zeigen mögest. Auch ich selbst habe oft - in zerknirschter Haltung, wie ich zugebe, weil ich mir wegen meines verderbten Lebens keine Hoffnung machen durfte - / Gott unter Tränen gebeten, daß du gesund geboren werden und nach der Geburt dich als meiner Gebete würdig zeigen mögest. Wenn ich dich also, während du noch in den Gemächern deiner Mutter lebtest, so über jedes Maß liebte, wie wäre es denkbar, daß ich dich jetzt, nachdem du ein Mann geworden bist, hasse und verstoße? Dies zu behaupten, ist wider alle Vernunft. Daß ich dich manchmal barscher zurechtweise und durch beißende Worte schelte, das darf man nicht als Zeichen des Hasses, sondern eher als Zeichen höchster Liebe und Besorgtheit, die dem Vater geziemen, welcher möchte, daß sein Sohn in allem der beste ist, verstehen, vor allem wenn du bald mit der Verantwortung eines so hohen Amtes betraut werden sollst. Denn bei einem, der an die Spitze gestellt ist, wird auch der kleinste Verstoß in den Augen der vernünftigen Menschen als das größte Vergehen erscheinen, da jener für alle als Muster alles Edlen gilt und aus diesem Grunde nur Glanz ausstrahlen darf.» Nach solch versöhnlichen und freundlichen Botschaften übersandte auch der junge Mann eine liebenswürdigere Danksagung an den Kaiser, und für die nächsten zwei Jahre 47 ließ die Verstimmung nach, da der Kaiser sich dem Enkel gegenüber wohlgesinnter zeigte; und wenn er ihn einmal tadeln mußte, tat er es in angemessener Weise, so daß der junge Mann ihm dankbar war, da er dadurch zur Besonnenheit ermahnt wurde. Das war jedoch in der Zeit, als der Mitkaiser Michael noch am Leben war; nachdem er aber 30
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ÜBERSETZUNG: BUCH I, 6-7
gestorben war, verfeindete sich der Kaiser mit dem Enkel sowohl aus anderen Gründen als auch, weil er sich jenes Bescheids erinnerte, den der jüngere Andronikos, wie etwas weiter oben berichtet, durch die übermäßigen Schelten gekränkt, an den Großvater gesandt hatte: «Solltest du mir gegenüber deine Haltung ändern,so ist es gut; verharrst du aber in deiner Verbitterung, dann laß einen beliebigen anderen zum Kaiser proklamieren»; nunmehr antwortete ihm der Kaiser: «Deiner Bitte von früher wird jetzt stattgegeben, und statt deiner wird ein anderer zum Kaiser proklamiert, welcher dir größte Reverenz erweisen wird.» Auf diese Botschaft antwortete der jüngere Andronikos folgenderweise: 7. «Wenn Zorn, Kummer, oder etwas Ähnliches die Gedanken der Menschen verwirren, hat dies zur Folge, daß ihr Gedächtnis während der Zeit der Verwirrung weder ihre Worte noch ihre Taten behält. Wenn sie nämlich nicht einmal für kurze Zeit spüren, was sie tun, dann werden sie sich zu einem späteren Zeitpunkt schwerlich an ihre Worte erinnern können. Diejenigen jedoch, die durch Worte oder Taten von jemandem Gutes erfahren, bewahren die Erinnerung an die Wohltaten auch über viele Jahre hinweg. Denn die Seele ist in solchen Situationen sanft gestimmt und ruhig und nimmt die Wohltaten mit Freude entgegen, so daß sowohl Taten als auch Worte ins Gedächtnis wie in Erz gemeißelt werden. So ist es auch mir gegangen, 0 Kaiser: Was ich gesagt habe, als ich mich ärgerte, habe ich völlig vergessen; was ich aber hörte, als ich deine Wohltaten erfuhr, trage ich im Gedächtnis so lebendig und frisch, daß ich es erst kürzlich 47a gehört zu haben meine. Ich hatte angenommen, daß es dir auch so gehe und daß du die Worte, die du im Zorn gesprochen hattest, schnell vergessen, deine Wohltaten aber fest in Erinnerung bewahrt hast. Jetzt stelle ich aber fest, daß gen au das Gegenteil der Fall ist; denn während du meine versöhnlichen Worte des Friedens gänzlich dem Schlund der Vergessenheit hast anheimfallen lassen, / bringst du wieder zur Sprache, was ich aus unermeßlichem Kummer ausgesprochen habe. Daß ich es gesagt habe, kam mir wieder in den Sinn, als du mich daran erinnertest; ich habe es jedoch nicht so ausgedrückt, als ob ich die Kaiserwürde als etwas Schändliches zurückwiese. Ich hätte nämlich den Verstand völlig verloren und an Undankbarkeit jedes Maß übertroffen, wenn ich das, was Gott, der König der Könige, und du, mein Gebieter und Vater, mir als Gipfel aller Wohltätigkeit geschenkt haben, leichtsinnig und töricht als etwas Unnützes beiseite gestoßen hätte. Aber jene meine Worte kamen aus einem verletzten und verwirrten Herzen,
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ÜBERSETZUNG: BUCH I, 7
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da ich glaubte, daß der übergroße Schmerz und die überströmende Bitterkeit in der Stimme des Sohnes das Herz des Vaters zum Mitleid stimmen würde. Das verlief in der Tat nach meinem Wunsch, und ich habe bisher in reichem Maße das väterliche Wohlwollen genossen. Wenn nun jemand mich, überführt, todeswürdige Vergehen begangen zu haben, werde ich keineswegs darum bitten, dem verdienten Tode zu entrinnen; wenn es jedoch um solche Vorwürfe geht, die der Zurechtweisung und der väterlichen Züchtigung heischen, dann wirst du die einen verzeihen, wie du selbst Tag für Tag beim himmlischen König, der uns alle an Kindes Statt angenommen hat, für deine Vergehen um Verzeihung bittest, für die anderen aber wirst du mir eine angemessene Strafe auferlegen, diese verhaßten Worte jedoch, die mehr als jede Last drücken, von mir fernhalten. » Nachdem also der jüngere Andronikos seinem Großvater solches geantwortet hatte, erwiderte dieser zu seiner Verteidigung überhaupt nichts, doch ließ sein Schweigen und sein Verhalten tiefen Groll / gegenüber dem Enkel erkennen. Als nun der Großdomestikos aus Thrakien kam und vom jungen Kaiser das Geschehene erfuhr, staunte er sehr über die Bosheiten, die sich der menschlichen Natur bemächtigen, und verfluchte die Ungerechtigkeit, die denjenigen, die sie einmal in ihre Gewalt gebracht, Waffen sogar gegen das eigene Blut in die Hand gibt. «Mächtiger Kaiser», sagte er, «die Ereignisse selbst machen deutlich, daß das Übel unheilbar i~t. Was nun meine Treue betrifft und meine Freundschaft zu dir, die keine Hintergedanken kennt, so kann davon die vergangene Zeit Zeugnis ablegen, wie sie unsere Jugend begleiteten und sozusagen zugleich mit unseren Körpern wuchsen; deshalb, so glaube ich, bedürfen wir keiner langen Reden, da wir miteinander befreundet sind. Aber auch die Zukunft wird diese Freundschaft in gleicher Weise bestätigen, da sie, wie ich voraussehe, äußerst treuer Freunde bedarf. Hätte ich beobachtet, daß du dich in deinen Beziehungen zum Großvater durch Bosheit und Frechheit leiten läßt und danach· trachtest, ihn der Herrschaft zu berauben und dich zum Alleinherrscher zu machen, dann, das versichere ich dir, hätte ich mich trotz meiner innigen Freundschaft zu dir niemals mit dir an einer derart verwerflichen Handlung beteiligt. Da ich aber feststelle, daß ohne jeglichen Grund so schlimme Bosheit gegen dich erwächst, welche, wenn Gott nicht von oben eingreift, gewiß nicht von ungefähr einen unermeßlichen Wuchs erreichen wird, riskiere ich dir zuliebe gerne nicht nur Geld, Besitz, Diener, Freunde, sondern auch mein eigenes Leben, auf daß du damit nach deinem Gutdünken verfährst.» 32
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ÜBERSETZUNG: BUCH I, 7-8
Für diese Erklärung brachte der Mitkaiser dem Großdomestikos seinen tiefen Dank zum Ausdruck und fügte hinzu: «Die Zeit, die alles stumpf macht und allmählich zum / Verschwinden bringt, muß angesichts unserer Freundschaft, die immer stärker und kraftvoller wird, unterliegen. »Er verglich dann diese Freundschaft mit einem Baum, dessen Zweige immer voll von Früchten sind und dessen Ernte jedes Jahr die des vergangenen übertrifft. Daraufhin machten sich die beiden an die Beratung der gegenwärtigen Lage. Das Allerwichtigste schien ihnen die Auswahl der Festung, die sie bei einer künftigen Verfolgung aufnehmen würde und die an einem günstigen Ort liegen und sowohl die Verteidigung der Verfolgten als auch leichte Ausfälle gegen die Angreifer ermöglichen sollte. Sie beschlossen deshalb, die nach Hadrian benannte Stadt [Adrianopel] im Odryserland48 [Thrakien] auszuwählen, wofür viele triftige Gründe sprachen. Da sie jedoch befürchteten, bei einer sofortigen Verfolgung durch das Heer, das dem Kaiser einsatzbereit zur Verfügung stand, ohne daß eine Gegenwehr gegen die Angreifer möglich war, gefangen genommen zu werden, zumal der Weg bis dorthin einen Marsch von weniger als zwei bis drei Tagen ausmachte, ließen sie diesen Beschluß wieder fallen und kamen zu dem Beschluß, sich lieber nach Christupolis in Thrakien zurückzuziehen. Während sie sich noch so berieten, traf beim Kaiser eine Gesandtschaft des Herrschers der Triballer [Serben], des Krals Stephan [Uros 11.]49 ein, welcher die Tochter des Kaisers, Simonis, geheiratet hatte. Anlaß zu der Gesandtschaft war der Umstand, daß der Kaiser aus der Armee des Serbendynasten ein Aufgebot von annähernd zweitausend Kumanen ausgeliehen hatte und dann die Männer nicht wieder nach Hause entließ, sondern zu bleiben überredete und nicht zurückgeben wollte. Darüber war der Kral verstimmt und schickte die Gesandtschaft zu seinem / Schwiegervater. Der Gesandte war ein Mönch namens Kallinikos, auch er ein gebürtiger Triballer [Serbe], der erfahren genug war, um Gelegenheiten und politische Lage auszunutzen. Diesem war bereits der wachsende Zwist zwischen den Kaisern nicht entgangen, und da er damit rechnete, daß dieser Streit seinem Herrn die Gelegenheit bieten würde, den Kaiser für das Unrecht mit den Soldaten zu bestrafen, wollte er sich heimlich mit dem Mitkaiser treffen. 8. Der jüngere Kaiser und der Großdomestikos 50 auf der anderen Seite hielten es gleichfalls für nützlich, mit dem Serbenherrscher auf diplomatischer Ebene über ein Bündnis zu verhandeln, luden Kallinikos zu sich ein und sprachen über eine Allianz und Freundschaft mit dem Kral. Sie hatten 33
ÜBERSETZUNG: BUCH I, 8
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wenig Mühe, ihn davon zu überzeugen, daß diese gesandtschaftlichen Unterhandlungen dem Kral von Nutzen sein würden, da er selber dieser Ansicht war und außerdem bereits zuvor Beweise der Freundschaft von Syrgiannes erhalten hatte; so machte er sich in ihrem Auftrag wieder auf den Weg. Er legte in Eifmärschen und mit großem Eifer den Weg zurück, traf sich mit dem Kral und, nachdem er ihm die Botschaft des jungen Kaisers mitgeteilt hatte, fand er, daß auch jener die Gelegenheit wie einen Glücksfund betrachtete und versprach, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um das Bündnis mit dem jungen Kaiser zustande zu bringen; er sagte außerdem, er werde dem jungen Kaiser dankbar sein, wenn er nur vom Großvater abfiele und sich in die Gegend von Makedonien begeben würde. Er glaubte nämlich, daß das Bündnis mit ihm eine Schwächung der Position seines kaiserlichen Schwiegervaters mit sich bringe. Mit diesen Zusagen kehrte Kallinikos eilends nach Byzanz zurück; voll Freude erschien er vor dem Mitkaiser, der sich gleichfalls freute, teilte ihm die Botschaft des Krals mit und / erklärte, das Bündnis mit ihm sei gesichert, wenn er nur in der Gegend von Makedonien erscheine. So erreichte der jüngere Andronikos auch die Allianz mit dem Kral. Da er nun sah, daß der kaiserliche Großvater bei seinem früheren feindseligen Verhalten und Reden blieb, traf auch er Vorkehrungen für die eigene Sicherheit in der Absicht, wenn die Widrigkeiten sich in irgendeiner Weise beilegen ließen, sich dem Großvater und Kaiser bis zu dessen Lebensende zu fügen; wenn aber die Feindschaft weiterwachse und ihrem Ziele näherkomme, dann wollte er aus der kaiserlichen Stadt fliehen, um sich und seine Anhänger zu retten. Während nun die Zeit in dieser Weise verstrich, kam aus dem Westen nach Byzanz Theodoros Synadenos 51, der Protostrator, der dort aus seinem Amt entlassen worden war; er war nämlich Statthalter von Prillapos52 sowie der umliegenden Landstriche und Städte des unteren Makedoniens gewesen. Dieser Synadenos stammte aus einer vornehmen Familie, und sein Geschlecht war angesehen; denn mütterlicherseits war er kaiserlichen Geblüts, da seine Mutter eine Tochter eines Bruders des ersten Palaiologenkaisers, Michaels [VIII.], war, während sein Vater im Westen Toparch des in Dalmatien liegenden sogenannten Pologos 53 gewesen war. Diese Toparchie und sich selbst unterstellte er dem ersten Palaiologenkaiser Michael und übergab sie seiner Herrschaft, wofür ihm seitens der Rhomäer hohe Ehren zuteil wurden und eine eheliche Gemeinschaft mit vornehmem Geblüt, indem 34
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ÜBERSETZUNG: BUCH I, 8
er die Nichte des Kaisers erhielt. Dieser Protostrator also traf, wie gesagt, aus dem Westen in Byzanz ein; als er nun erfuhr, was der / Kaiser getan und gesagt hatte, um den kaiserlichen Enkel zu entmachten, wurde er darüber äußerst aufgebracht und erkannte in der Sache viel Unbill. Deshalb waren der junge Kaiser und der Großdomestikos zuversichtlich, zumal der Protostrator ihnen auch früher freundlich gesonnen war, insbesondere dem Großdomestikos, mit dem ihn seit der Zeit seines Aufenthaltes in Adrianopel beim Mitkaiser Michael eine starke und dauerhafte Freundschaft verband, und sie meinten, sie müßten auch ihn in ihr Vorhaben einweihen, sowohl wegen seiner Freundschaft zu ihnen als auch wegen seiner Tapferkeit, Kriegserfahrung und Einsicht, Eigenschaften, deren solche Unternehmungen am meisten bedürfen. Sie enthüllten ihm also alles, was der Kaiser seinem Enkel angekündigt, und welche Antworten er darauf erhalten hatte sowie das, was sie selbst in eigener Sache zu tun beschlossen hatten. Dem allem stimmte der Protostrator zu und beschloß, an allen Ratschlüssen und Gefahren des Unternehmens bis zur letzten Konsequenz teilzunehmen. Dem Mitkaiser und seinen Freunden schien es zunächst zweckmäßig, daß keinesfalls ein anderer Rhomäer ihre Ratschlüsse erfahre außer diesen drei, nämlich dem Großdomestikos, dem Protostrator Synadenos und Syrgiannes 54 • Außerdem sollten drei Lateiner aus Genua eingeweiht werden, welche erprobte Freunde des Mitkaisers waren und sich als wichtige Helfer bei ihrer Flucht von Byzanz nach Christupolis erweisen könnten; denn sie selber hatten zugesagt, drei Kriegsschiffe aus eigenen Mitteln sowie weitere sieben auf Kosten des Mitkaisers, also im ganzen zehn, bereitzustellen und mit dieser Streitmacht dem Mitkaiser notfalls bei seiner Flucht zu helfen / und als Verbündete weiterhin in Christupolis bereitzustehen, bis er seine Angelegenheiten nach Wunsch geordnet habe. Ihre Namen: Aus dem Geschlecht der Doria war Raffo Doria 55 dabei, aus dem der Spinola Frederico Spinola56 und aus dem der Demari Raffo Demari57 . Als nun der Mitkaiser sich wieder mit seinen beiden Helfern darüber beriet, welche von den beiden Städten sie als Zufluchtsort auswählen sollten, damit auch der Protostrator sich über die bessere Lösung äußern könne, und als man Christupolis mit dem Bündnis des Krals, Adrianopel aber mit den zahlreichen Einwohnern, mit der dort liegenden Garnison sowie mit der Tatsache, daß sehr viele der dort ansässigen Leute zur Anhängerschaft des Mitkaisers zählten, in Zusammenhang brachte, sprach sich der Protostrator für Adrianopel aus. Die Beratung wurde jedoch nicht zu Ende 35
ÜBERSETZUNG: BUCH 1,8
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geführt, sondern man ging vorher auseinander. Später berieten sich über dasselbe Problem abermals der Großdomestikos und der Mitkaiser unter vier Augen, und sie kamen zu der Einsicht, daß es für den Großdomestikos und Syrgiannes ein Leichtes sei, ihre Ehefrauen aus Thrakien, wo sie sich aufhielten, abzuholen und sie wegzubringen, wohin es ihnen gefiel, während dem Protostrator, dessen Ehefrau· mit zwei kleinen Tächtern 58 in Adrianopel ihren Wohnsitz hatte, eine Umsiedlung erhebliche Schwierigkeiten bereiten würde. Fernerhin wurden sie sich darüber klar, daß es sehr unklug wäre, den Protostrator in solche Not zu treiben; ihn jedoch wegen dieser seiner Schwierigkeiten aus ihrer Gemeinschaft auszustoßen, das sei sowohl unüberlegt als auch ungerecht. Unüberlegt, weil sie einen in jeder Hinsicht ausgezeichneten / Mann aus geringfügigem Anlaß fallenlassen würden; ungerecht aber, weil sie ihn abweisen würden, nachdem sie selbst ihn zu sich eingeladen und sich mit ihm verbrüdert hätten und er zudem viel Eifer und Bereitschaft, die gemeinsamen Gefahren auf sich zu nehmen, an den Tag gelegt hätte. Sie entschieden sich also, auf Gottes Hilfe zu vertrauen und ein kleines Risiko dem Gefährten zuliebe in Kauf zu nehmen und Adrianopel den Vorzug zu geben. So beendeten sie ihre Beratung; sie gaben dem Protostrator ihren Entschluß kund und beflügelten ihn zum Handeln derart, daß er dadurch an Eifer sich selbst übertraf. So gingen sie ihren Vorbereitungen nach. Der alte Kaiser aber steigerte seine Wut gegen den Enkel über die Maßen. Weder begrüßte er ihn bei dessen täglichen Besuchen, noch würdigte er ihn einer Anrede, wenn er wieder nach Hause ging. Vier Monate 59 lang gab er dem Enkel kein gutes oder schlechtes Wort, bis auf den Satz «geh nun endlich nach Hause», welchen er, ohne etwas hinzuzufügen, sozusagen gezwungen durch die unpassende Anwesenheit des jungen Kaisers an ihn richtete; dieser begab sich nämlich absichtlich Tag für Tag in den Palast und weilte dort übermäßig lang. Auch wenn der junge Kaiser mit Mitgliedern des Senats 60 und anderen Würdenträgern beim Großvater war, forderte er ihn niemals auf, sich zu setzen, sondern er nahm gezwungenermaßen Platz, wenn der Kaiser die anderen dazu aufgefordert hatte, weil die Anwesenden den Blick auf ihn richteten und durch ihre Mienen offenkundig machten, daß auch sie nicht Platz nähmen, solange er stünde. Dies verletzte den jungen Kaiser noch mehr, und er sagte denjenigen, denen er vertraute, daß er, solange sein Gebieter und Kaiser / (denn in dieser Weise erwähnte er immer den Namen des Großvaters und Kaisers) den anderen Platz zu nehmen erlaube, ihm 36
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ÜBERSETZUNG: BUCH I, 8-9
aber nicht, grundsätzlich stehen bleiben wolle; und wenn die anderen ihn aufforderten, Platz zu nehmen, sagte er: «Euch hat mein Gebieter und Kaiser erlaubt, euch zu setzen, mir aber nicht; daher geziemt sich, daß ihr Piatz nehmt, und sein Geheiß ausführt, ich aber muß stehen, bis ein Befehl des Kaisers auch mich erreicht.» Solche Worte richtete er an diejenigen, denen er sich anvertrauen konnte, und schaffte so dem Schmerz seines Herzens Luft. Bei dem Versuch, ihn zu trösten und seinen Kummer zu lindern, empfahl ihm der Großdomestikos unter anderem jenen Spruch Salomons 61 [?] zu befolgen, indem er Ausdauer und Geduld, wie es die Zeiten erforderten, an den Tag lege. In der Folgezeit ließen der junge Kaiser und seine Umgebung durch einen Gefolgsmann dem Syrgiannes bestellen, er solle so schnell wie möglich unter einem glaubhaften Vorwand nach Konstantinopel zurückkehren; denn ihre Angelegenheiten entwickelten sich in einer Hinsicht zum Besseren, in anderer aber zum Nachteil. Als er nun in großer Eile in die Hauptstadt zurückkehrte und den Mitkaiser und seine Freunde traf, erfuhr er, daß mit der Verbesserung ihrer Sache der Beitritt des Protostrators Synadenos, mit der Verschlechterung die immer stärkere Feindseligkeit des Kaisers gegen seinen Enkel gemeint war. Man setzte ihn anschließend über alle übrigen Begebenheiten, die sich nach seinem Fortgang nach Thrakien ereignet hatten, in Kenntnis, und dann berieten sie miteinander über ihr künftiges Vorgehen / sowie über die Art und Weise, wie sie sich ohne Gefahr aus der kaiserlichen Stadt entfernen könnten. Als erster sprach der Protostrator Synadenos wie folgt: 9. «Die gegenwärtige Lage läßt mich eine große und deutliche Gefahr erkennen. Denn wenn wir uns wie auch immer aus der Stadt entfernen und der Kaiser uns mit einer Streitmacht auf dem Fuße folgt, wie können wir verhindern, nicht sofort in äußerste Gefahr zu geraten? Wer besonnen ist und gerettet werden will, so scheint mir, zieht keineswegs die offensichtlichen Gefahren der sicheren Rettung vor. Viel sicherer und gefahrloser also als die heimliche Entfernung aus der Stadt, die uns in so starken Verdacht bringt und bei der wir einen sehr starken Gegner zurücklassen, den Kaiser, scheint es mir, diesen zu verhaften und in eine Festung einzusperren, was wir, wie ich glaube, leicht vollbringen können. Denn so werden wir keinen Gegner haben und ohne Mühe alles in die Hand bekommen.» Gleich nach ihm sprach Syrgiannes: «Auch das, was du vorgeschlagen hast», sagte er, «erweist sich als sehr gefährlich, wenn man es genau über37
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legt. Zunächst ist es keineswegs leicht für uns, den Kaiser in unsere Gewalt zu bringen, da viele St;natoren und Würdenträger in seiner Umgebung ihm ergeben sind und eine Menge Söldner sich dauernd im Palast aufhält. Ferner aber werden wir, auch wenn wir das Risiko eingehen und unser Ziel erreichen, dann erst in ·ernste Gefahren geraten, / da wir den Wächtern kein Vertrauen schenken können und die Lage sich plötzlich ändern könnte. Um also diese beiden Gefahrenquellen auszuschalten, ist es besser, ihn so schnell wie möglich des Lebens zu berauben, denn so werden wir gefahrlos Herren der Lage, da weder er imstande sein wird, sich zu rächen, noch andere sich für ihn in Gefahr werden begeben wollen, wenn er dahingeschieden ist.» Dieses Vorgehen gegen den Kaiser schlug Syrgiannes zwar von sich aus vor, doch wurde es ihm maßgeblich von Apokaukos suggeriert. Dieser hatte sich ohne triftigen Grund 62 mit dem Kaiser verfeindet und konnte von sich aus den Vorschlag nicht unterbreiten (denn er war mit dem Mitkaiser noch nicht so eng befreundet, um an den Beratungen teilnehmen zu dürfen); seine Ansicht aber ließ er seinen Freund Syrgiannes wissen in der Annahme, daß dieser bei den Beratungen freimütig sprechen würde. Dazu nahm der Großdomestikos Stellung: «Während ich», sagte er, «den ersteren Vorschlag als unmenschlich beurteile, ist der letztere geradezu der Gipfel der Brutalität und Unmenschlichkeit. Deshalb erachte ich es für nützlich, dies alles fallenzulassen und uns an unseren ursprünglichen Plan zu halten und nicht zu überlegen, wie wir offen den Untergang des Kaisers herbeiführen, sondern danach, uns selber von Unheil unberührt zu erhalten. Dies ist auch der Grund unseres Zusammenschlusses, daß wir dem einen Herrscher, welchem Unrecht zugefügt wird, mit Gottes Hilfe Leben und Ehre retten, dem anderen aber ohne zwingende Notwendigkeit weder dieses noch jene antasten.» So berieten sie ihre einander widersprechenden Meinungen, während der Mitkaiser schweigend daneben saß und zuhörte. Dann ergriff Syrgiannes wieder das Wort / und erhob gegen den Vorschlag des Großdomestikos folgende Einwände: «Da die menschliche Natur unzulänglich ist», sagte er, «und jeder nur unvollkommene Kenntnis der Dinge hat, glaube ich, daß keiner auf einem bereits gefaßten Entschluß beharren darf, wenn nachträglich das Gegenteil sich als richtig erweist; denn sollte dies tatsächlich zur Norm werden, dann würde überall ein unvorstellbares Durcheinander eintreten. Wenn nämlich weder der Handelsmann noch der Landwirt noch der 38
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Steuermann 63 sich nach dem offenkundigen Nutzen orientiert, sondern zwanghaft an seinem ursprünglichen Plan festhält, dann wird der Steuermann rasch sich selbst und das Schiff zum Sinken bringen, sobald widrige Winde aufkommen, der Handelsmann wird mit leeren Taschen nach Hause zurückkehren und der Landwirt wird nicht nur der Früchte seines Fleißes beraubt, sondern dazu noch schallendes Gelächter ernten. Fügen wir Beispiele aus uns vertrauteren Gebieten hinzu! Auch ein Feldherr, der auf seinem ursprünglichen Vorsatz beharrt, wird niemals einen Sieg über den Feind erringen können, sondern wird eine schmähliche, demütigende Niederlage einstecken müssen und zusammen mit seinen Soldaten in große Gefahr geraten. Falls er nämlich zunächst sein Heer für zahlenmäßig überlegen erachtet und ihm größere Kriegserfahrung zuschreibt und aus diesen Gründen sich für einen Zusammenstoß mit dem Feind entscheidet, dann aber, wenn es darauf ankommt, die große Überlegenheit des Feindes nach Zahl, Drill und Waffen erkennt und trotzdem unüberlegt und töricht die Schlacht riskiert, nur um seine ursprüngliche Entscheidung nicht zu annullieren, würden wir nicht darin einig sein, daß dieser Feldherr sich nahe der Grenzen des Wahnsinns bewegt? Dies ist jedem klar. Deshalb wundere ich mich, daß du erklärt hast, wir sollten bei unseren ursprünglichen Beschlüssen bleiben, du, ein Mann, der seit seiner frühen Jugend bis heute nur Feldzüge und die damit / verbundenen Mühen kennt und vergessen zu haben scheint, daß ein günstiger Augenblick Veränderungen in vielen Angelegenheiten herbeiführen kann.» Darauf erwiderte der Großdomestikos: «Ich glaube nicht, daß irgend jemand, der auch nur über das geringste Denkvermögen verfügt, so beharrlich an seinen ursprünglichen Plänen festhält, daß er sie nicht ändern möchte, falls später andere Gesichtspunkte besser erscheinen. Du selbst hättest keinen Grund gehabt, diesen übertriebenen Vorwurf gegen mich zum Ausdruck zu bringen oder in dieser Weise über unsere Probleme zu sprechen, wenn du einer anderen Meinung gewesen wärest. Ich bin weit davon entfernt, der Mensch zu sein, den du beschrieben hast, da ich oft sowohl in öffentlichen Angelegenheiten als auch in meinem Privatleben, obwohl ich bereits einen Entschluß gefaßt hatte, der mir richtig dünkte und ein Höchstmaß an Nützlichkeit zu garantieren schien, und sogar dabei war, ihn in die Tat umzusetzen, dann doch das Gegenteil ausführte, überredet entweder von einem anderen, der mir unterlegen schien im Denken, oder von mir selbst. Was nun unsere gegenwärtige Beratung betrifft, so glaube ich, daß
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wir aus vielerlei Gründen von euren Vorschlägen Abstand nehmen und an dem meinigen festhalten sollten. Erstens findet das Wagnis, die Hand an den Kaiser, den von Gott Gesalbten, zu legen und ihn der Rettung seiner Seele zu berauben, nicht nur bei den Menschen keine Entschuldigung, sondern wir wissen, daß auch Gott solche Taten auf das Strengste vergilt. Ferner war es keineswegs unser ursprünglicher Vorsatz, den einen zu töten und den anderen auf den kaiserlichen Thron zu erheben, sondern wir übernahmen, auf Grund langer Diskussionen über die Gerechtigkeit, die Verteidigung / des jungen Mitkaisers, welchen man der Thronfolge berauben wollte und der für sein Leben fürchten mußte. Es wäre also absurd, wenn der eine sich die Herrschaft mit Hilfe des Rechts erobert, während der andere dabei ungerechterweise sogar das Leben verliert. Und wenn die Machenschaften anderer gegen den einen völlig widersinnig erscheinen, so würden wir selbst uns dabei als Leute entpuppen, die dem anderen noch viel Schlimmeres zufügen. Dies wäre dasselbe, wie wenn man bei einer Waage, die auf der einen Seite stärker belastet wird, durch Druck dasselbe Ungleichgewicht auf der anderen Seite herbeiführte, statt das Gleichgewicht wiederherzustellen. Auch ist die Verhaftung und Bewachung keineswegs milder als ein rascher Tod; für diejenigen nämlich, die gewöhnt sind, Diener und Wachen um sich zu haben, ist, ihrer Würde beraubt im Elend zu vegetieren, schrecklicher als der Tod. Deshalb haben viele der besungenen Kaiser der Rhomäer, die im Krieg Mißgeschick gehabt hatten, den Tod dem schmachvollen Leben in Knechtschaft vorgezogen. Und außerdem sind die Schmähungen und der Spott der Wärter, die die betreffende Person als gemeinen Gefangenen betrachten, viel bitterer als das Wasser des Styx 64 • Dazu kommt noch, daß die Gefangennahme und Bewachung uns keineswegs Sicherheit bietet; wenn er nämlich irgendwie aus der Haft entkommt, dann wird das, was heute unser Vorteil ist, nämlich das Wohlwollen aller Menschen wegen des Unrechts, das uns angetan wird, jenem sich zuwenden, und er wird uns mit noch größerer Kraft bekämpfen, da umwohnende Barbaren und Rhomäer sich bereitwillig mit ihm verbünden werden. Da nun die Tötung nicht nur uns den Ruf von Mördern und Verbrechern einbringen, sondern auch unseren Kindern / in der Zukunft anhaften wird, während die Einkerkerung und Bewachung außer der Schande auch die größten Gefahren für uns mit sich bringt, so erachte ich es für nützlich und zugleich gerecht, daß wir uns an die früheren Überlegungen halten und für das Heil des Mitkaisers sorgen, indem wir seine Angreifer abwehren. Du 40
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wirst vielleicht sagen: 'Wie nun? Wenn der Kaiser gegen uns zu Felde zieht, werden wir nicht gegen ihn kämpfen oder ihn sogar töten, falls es sich so zufällig ergibt?) Gewiß werden wir uns verteidigen, und zwar mit allen Kräften, doch ist es keineswegs das gleiche, ob man den Krieg anfängt oder den Angreifer abwehrt; ersteres ist neben der Schande außerdem mit Unrecht verknüpft, letzteres hat das Recht auf seiner Seite und außerdem den Ruhm der Taten. Sollte nämlich dem Angreifer etwas zustoßen, dann ist es gerecht, den Ausgang der Ereignisse nicht dem Angegriffenen, sondern ihm zuzuschreiben. Nun ist bereits von beiden Seiten vieles gesagt worden, da wir uns rhetorisch üben, die verschiedenen Möglichkeiten zu erörtern. Jetzt ist der Mitkaiser an der Reihe, der allem zugehört hat; er soll wie ein Fischer aus dem Netz, das vieles enthält, das Nützliche herauslesen und das Nutzlose wegwerfen.» Mit diesem Vorschlag waren auch die anderen einverstanden und überließen dem Mitkaiser die Entscheidung über die vorgebrachten Ansichten. Er sagte folgendes: 10. «Diejenigen, die sich über wichtige Dinge beraten, müssen, glaube ich, auch zahlreich sein. Aus diesem Grunde setzten im Altertum die Griechen und Römer in Zeiten der Demokratie, oder auch der Aristokratie, ihre beratenden Gremien aus einem weiteren Personenkreis zusammen in der Überzeugung, daß sie so das / Gute und Nutzbringende schwerlich verfehlen würden, was durchaus richtig ist. Auch ein alter weiser Mann aus unserer Herde hat gesagt: 'wo Ratgeber sind, da gehet es wohl zu) [Proverb. 11,14] und machte damit deutlich, daß, wer keine Beratungen kennt, ein Feind seine~ selbst ist. Nachdem nun ihr, die ihr eine Vielzahl darstellt und in solchen Dingen tüchtig seid, in vielen Reden die Lage erörtert habt, steht es nun auch mir frei, nach Art der Fischer, wie ihr gesagt habt, aus dem schweren Netz das Nützliche herauszulesen und das übrige wegzuwerfen. Ich werde also gleichfalls, was mich das Beste dünkt, darlegen, und jeder von euch wird die Möglichkeit haben, daraus auszuwählen, was ihm nützlich scheint. Nicht immer erscheinen allen Menschen dieselben Dinge vorteilhaft oder schädlich, angenehm oder unangenehm, sondern je nach ihrer Einstellung fällen sie ihr Urteil. So werde auch ich jetzt sagen, wie ich die gegenwärtige Situation auffasse. Ich bin weit davon entfernt zu wünschen, daß meinem Gebieter und Kaiser ein Unheil wider Leben und Ehre zustößt, so weit, daß ich, auch wenn er mit gezücktem Schwert auf mich losginge, um mich zu töten, meine Rettung lieber in der Flucht suchen würde; sollte mir aber auf der Flucht ein Hindernis in den Weg treten, wäre 41
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ich abermals weit davon entfernt, mich umzudrehen und zu wehren, vielmehr würde ich mein Haupt verhüllen und die Schwerthiebe ertragen 65 , da, wenn ich ihm ins Gesicht blickte, die Gefahr bestünde, daß ich durch das Leiden den Verstand verlöre und dazu gebracht würde, ihm das Schwert zu entreißen und es wegzuwerfen; denn auch diese Tat, bei der ich irgendwie die Hand gegen meinen Vater erheben würde, beurteile ich als frevelhaft. Daß dies meine Meinung über die Achtung, die ich meinem Großvater / schulde, ist, dafür rufe ich das Auge Gottes, das alles sieht, zum Zeugen an. Deshalb will ich, daß auch ihr dieser Meinung und Überzeugung seid und keinesfalls dieses Thema zur Diskussion stellt oder mich umzustimmen versucht; denn ihr werdet überhaupt nichts erreichen. Wenn ihr nun an den ursprünglichen Überlegungen festhalten und der lauernden Gefahr entkommen und euch durch Flucht die Rettung verschaffen wollt, so ist alles in Ordnung, und ich werde dabei eure Teilnahme begrüßen und die Gefahr mit euch teilen; wenn ihr aber eure erste Entscheidung als feige und unmännlich verwerft und ohne meine Zustimmung an der zweiten festhalten wollt und als schädlich für euch erachtet, was ich will, dann werde ich mich niemals an solchen Taten beteiligen und überlasse es euch, frei zu wählen, was eurer lvieinung nach eure Sache unbeschadet rettet. Ich bin Gott zu großem Dank verpflichtet, daß euch wegen eures Wohlwollens mir gegenüber bis zum heutigen Tage keine Schwierigkeiten erwachsen sind, und daß keiner außer euch über den Gegenstand unserer Beratungen etwas erfahren hat. Was mich angeht, so werde ich, so gut ich kann und wie Gott es will, die auf mich zukommende Gefahr zu meistern suchen. Ich bin sicher, daß ihr, falls ich im Kampfe falle, meinen Tod sehr beklagen und den Freund oft und oft beweinen werdet, sofern ich euch Beweise meiner Freundschaft gegen euch geliefert habe, die eine Erinnerung verdienen. Sollte ich jedoch überleben und ihr zu mir zurückkommen wollen, soll unsere augenblickliche Trennung keineswegs ein Hindernis dafür sein; denn ihr werdet mich unverändert, wie jetzt euch stets zugeneigt, finden. Denkt / dabei nicht, daß ich leichten Herzens Abschied von euch nehme oder euch ohne viel Federlesens als nichtswürdige Kerle von mir stoße. Seit ich nämlich angefangen habe, darüber zu sprechen, spüre ich, wenn ich nur an unsere Trennung denke, großen Schmerz; ich weiß, daß es mich nachher noch viel stärker schmerzen wird, doch das muß ich ertragen, da die Sache keinen Kompromiß zuläßt. Wenn ihr nun, wie gesagt, beim ursprünglichen Plan bleiben und für unsere Rettung Sorge tragen wollt, ohne Ungebührliches gegen den
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Kaiser zu ersinnen, könnt ihr mit mir als Genossen eures Handelns rechnen; wenn ihr aber anderer Meinung seid, bleibt mir nichts anderes übrig, als euch wegen eurer Freundschaft zu mir viel Glück zu wünschen und allein auf mich gestellt das zu tun, was mir als nützlich erscheint.» Nachdem der Mitkaiser in dieser Weise gesprochen hatte, sahen seine Gesprächspartner lange einander an und bewunderten seine Einstellung, die so nobel war, daß er nichts von seiner Ehrfurcht gegenüber dem Großvater und Kaiser preisgab, obwohl dieser es ihm mit vielen Verdrießlichkeiten dankte. Dann' gab ihm der Protostrator folgende Antwort: «Wir haben vorgeschlagen, 0 Kaiser, was uns als vorteilhaft erschien, als wir dein und unser Interesse gegeneinander wogen. Was wir über den Kaiser sprachen, das sagten wir nicht in dem Wunsch, daß ihm etwas Schlimmes zustieße, sondern nur damit du, falls es zum offenen Krieg kommen sollte, nicht irgendeinen Schein von Gefahr zu erwarten hast; dies ist nämlich unsere Hauptsorge. Da wir nun aber von dir gehört haben, wie du die / eigene Rettung und Sicherheit der Sicherheit und Ehre des Kaisers und Großvaters hintanstellst, bewundern wir deinen Edelmut und Gerechtigkeitssin~ und sind bereit, deinen Vorschlägen Folge zu leisten und das als gerecht und nützlich zu betrachten, was auch dir als solches erscheint. Der Mißklang, der unsere Beratung vor kurzem beschlich, entstand nicht etwa, weil wir uns zerstritten hätten, sondern weil wir nichts ungeprüft lassen wollten. Da wir nun aber übereinstimmen und jeder Zweifel ausgeräumt worden ist, bleibt uns nichts anderes mehr übrig, als die Worte zu beenden und die Beschlüsse in die Tat umzusetzen.» Als Syrgiannes daraufhin sagte, der Protostrator habe ihm nach dem Herzen gesprochen, und hinzufügte: «Für deine Ehrfurcht und Sorge dem Kaiser und Großvater gegenüber wird dich der große König des Himmels belohnen und dazu noch die Meinung derer ändern, die Arges gegen uns planen, oder er wird, wenn sie ihre bösen Absichten in die Tat umsetzen, selber auf unserer Seite kämpfen», da brachte ihnen der Mitkaiser für ihr Wohlwollen und ihre Ergebenheit seinen tiefen Dank zum Ausdruck. Dann machten sie sich an die Beratung, ob sie fliehen sollten oder nicht. Da sie aber feststellten, daß jeder Tag größeres Unglück brachte und daß der Zorn des Großvaters und Kaisers gegen den Mitkaiser immer stärker wurde, wie sie daraus schlossen, daß er bei keiner Gelegenheit auch nur das geringste Wqrt an ihn richtete, und sie somit befürchten mußten, daß etwas Unerwartetes plötzlich hereinbrechen könne und ihnen nicht einmal die Flucht 43
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mehr möglich wäre, kamen sie zu der Überzeugung, Byzanz jetzt verlassen zu müssen, solange sie noch Zeit und Gelegenheit dazu hätten. Der Mitkaiser räumte ihnen zwar ein, daß sie die Lage realistisch beurteilt und / sich sachgerecht geäußert hätten, meinte aber, daß auch Ausdauer und Edelmut vonnöten seien und man warten müsse, bis die Gefahr ihren Höhepunkt erreiche. Er hoffte nämlich immer noch, daß der Kaiser seine Meinung ändern und seine Pläne aufgeben würde. «Im Augenblick sollten wir uns darüber Gedanken machen», sagte er, «ob meine Gattin uns auf der Flucht begleiten soll.» Diese [Irene-Adelheid]66 stammte aus Deutschland und war die Tochter des Herzogs von Braunschweig, der in seiner Heimat sehr angesehen war und alle seine Stammes genossen an Vornehmheit des Geschlechts übertraf. Zweien von ihnen schien es nun notwendig, die Gattin des Mitkaisers mitzunehmen, da auch sie ihre Frauen bei sich hatten, und hielten es deshalb für nötig, alles daranzusetzen, damit die Kaiserin den Mitkaiser auf der Flucht begleite. 11. Der Großdomestikos Kantakuzenos freilich war anderer Meinung und brachte auch die Gründe dafür vor. «Erstens wird», sagte er, «wenn unser Abgang heimlich und in Eile vor sich gehen soll, sich dies als sehr gefährlich für die Frauen erweisen, weil sie schwach und solchen Situationen nicht gewachsen sind. Auch' für uns selbst liegt darin eine nicht zu unterschätzende Gefahr, falls wir bei der Ausführung unseres Planes ertappt werden. Zweitens wird, selbst wenn wir Glück haben und unser Unternehmen glatt abläuft, das Weitere keineswegs ebenso hinausgehen. / Denn, sollte der Kaiser eine Streitmacht zu unserer Verfolgung schicken, werden wir uns in dem Dilemma befinden, entweder die Frauen verlassen und die Flucht ergreifen zu müssen, was uns den Vorwurf der Feigheit und Unmännlichkeit sowie der Torheit und Unbesonnenheit einbringen wirdvon der Unehre ganz abzusehen, die wir der Kaiserin zufügen würden, wenn sie wie eine Kriegsgefangene weggeschleppt wird -, oder aber wir' müßten ihretwegen, zahlenmäßig eine kleine Schar, gegen eine weit überlegene Streitmacht kämpfen und sterben, beides Möglichkeiten, die für besonnene Männer nicht in Frage kommen. Dazu kommt noch, daß wir den Leuten, zu welchen wir uns begeben, kein allzu großes Vertrauen schenken dürfen; deshalb dürfen wir unterwegs keine Zeit vergeuden durch gleichmäßige, gemächliche Tagesmärsche, sondern wir müssen unseren Marsch mit großer Schnelligkeit fortsetzen, damit man nicht vor unserer Ankunft von unserem Kommen erfährt und sich womöglich entschließt, uns nicht in
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die Stadt aufzunehmen, und so den anderen Städten als Beispiel dient, das gleiche zu tun; wir müssen also selbst unsere Ankunft melden und auch schon im Besitz der Stadt sein. Indes wird die Kaiserin auch wegen ihrer Schwangerschaft67 kaum in der Lage sein, Männern, die auf der Flucht sind, zu folgen. Aus all diesen Gründen erachte ich es für sinnvoll, die Kaiserin in ihrer Ruhe zu belassen, während wir die Gefahr auf uns nehmen. Sollte unser Vorhaben mit Hilfe Gottes gemäß unseren Erwartungen ausgehen, dann können wir die Kaiserin dorthin holen, wo der junge Kaiser sich aufhält; sollte aber das Unternehmen entgegen unseren Hoffnungen ausgehen, dann wird wenigstens sie in Sicherheit sein.» Nachdem nun der Mitkaiser und die anderen diesem Vorschlag als vernünftig zugestimmt hatten, berieten sie sich über den rechten Zeitpunkt und die Art ihres Abganges. Da sie aber feststellten, daß die übrigen Mitglieder / des Senats und die hohen Amtsträger den Streit der Kaiser als ernste Gefahr betrachteten und gewaltige Stürme des Unheils für den Staat der Rhomäer erwarteten und dauernd miteinander darüber redeten, und da man erwartete, daß sie bald auch auf den Kaiser einwirkten, keine politischen Umwälzungen herbeizuführen, sondern seinen Enkel in seiner Stellung zu belassen, da ein solcher Versuch großes Unheil und große Unruhen entstehen ließe, faßten sie den Entschluß, die künftigen Entwicklungen abzuwarten, und schickten Syrgiannes nach Thrakien, damit er sich seiner Statthalterschaft annehme, während sie in Konstantinopel ausharrten. So weit waren die Dinge gediehen, als der Großkonnetabel Michael Tornikes 68 , ein Mann, der mütterlicherseits mit dem älteren Kaiser verwandt war und bei ihm große Gunst und hohes Ansehen genoß, nicht nur wegen der Verwandtschaft, sondern auch, weil er für einen grundgescheiten, lauteren Mann galt und bei der Verwaltung der Provinzen, die ihm der Kaiser anvertraut hatte, sich als äußerst gerechter und tüchtiger Statthalter erwiesen hatte - als dieser Mann also im Vertrauen auf die Gunst des Kaisers zu ihm ging und mit ihm insgeheim über den jungen Kaiser sprach; er wies ihn dabei selbstverständlich auf den Widersinn seiner Pläne gegen letzteren hin und führte ihm vor Augen, daß diese Pläne sich als verderblich für das Kaiserreich der Rhomäer erweisen würden, gleichgültig, ob sie verwirklicht würden oder nicht. Das gleiche tat auch der Großlogothet [Theodoros] Metochites 69 , der damals die Funktion eines Leiters der kaiserlichen Regierungsgeschäfte / ausübte und der auch ansonsten scharfsinnig und ein profunder Kenner nicht nur der christlichen, sondern auch der weltlichen Phi45
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losophie war. Er hatte nämlich von einem Mann namens Bryennios70 ein triviales und nicht exaktes Grundwissen in der Astronomie empfangen und dieses durch eigenes Studium korrigiert, so daß in der Folgezeit viele in dieser Wissenschaft mit der gebührenden Exaktheit von ihm unterwiesen werden konnten. Als dies die Bewunderung des Kaisers weckte und er einen seiner Schüler, den [Nikephoros] Gregoras 71 , fragte, wie es möglich sei, daß Metochites von fehlerhaften Leitsätzen aus in dieser Wissenschaft zu einer solchen Vollendung gelangen konnte, antwortete dieser: «Es ist keineswegs verwunderlich, mein Kaiser, daß mit einer kleinen Flamme ein großes Feuer entfacht wird» 72, woraufhin der Kaiser den Scharfsinn seines Gesprächspartners lobte und die treffende Metapher bewunderte. Dieser Großlogothet also, welcher in hohem Maße die Vertrautheit und die Gunst des Kaisers wegen seiner Einsicht und Weisheit und seiner Erfahrung in der Erledigung politischer Geschäfte genoß, faßte gleichfalls den Mut, zum Kaiser zu gehen und ihn wegen des Enkels anzusprechen, und versuchte, ihn davon zu überzeugen, daß er an der gegenwärtigen Situation nicht rütteln dürfe, indem er seinen Enkel der Kaiserherrschaft beraube und diese einem anderen zuspiele, der dafür keinesfalls geeignet sei, und sei es auch nur, daß er davon aus Furcht vor den darob zu erwartenden Unruhen Abstand nähme 73 • Dies und noch anderes erörterten die bei den Männer mit dem Kaiser; es war jedoch, als ob sie versuchten, Steine zu kochen 74 . Der Kaiser hatte sich nämlich auf seinen ursprünglich gefaßten Entschluß versteift und bekundete / seine Feindschaft gegen den Enkel auch in seinem Handeln. Man sagt, daß der Kaiser einmal während dieser Zeit in sich gekehrt und wie von einer Sorge geplagt erschien und, ohne mit jemandem zu sprechen, mehrfach vor sich selbst hinflüsterte, als ob er sich fragte: «Soll sich der Haß stärker als die (Bande der) Natur erweisen?» Keiner hat genau erfahren können, ob diese Frage sich auf einen anderen Gedankengang des Kaisers bezog oder ob damit der Haß gegen seinen Enkel gemeint war. Alle haben jedenfalls diesen Worten die letztgenannte Bedeutung beigemessen und betrachteten sie als Indiz für das kommende Unheil. Mit diesen Begebenheiten ging der Winter zu Ende 75 • 12. Der Frühling hatte kaum begonnen, man schrieb den 5. April [1321f6, einen Sonntag vor dem Palmsonntag, als der Kaiser dem Enkel und Mitkaiser mitteilen ließ, er dürfe sich nirgendwo andershin begeben, sondern habe zu ihm zu kommen und zwar augenblicklich. Der Mitkaiser
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überlegte daraufhin hin und her und grübelte, was diese Aufforderung bedeute, und da er sich nirgends einen Anlaß für sie zusammenreimen konnte, fragte er den Boten und verlangte sogar von ihm, falls auch er etwas davon wüßte, es ihm mitzuteilen. Dieser antwortete, Sicheres vermöchte er nicht zu sagen, er vermute jedoch, daß der Großvater den Mitkaiser in Anwesenheit des Patriarchen und anderer geistlicher Würdenträger zu sprechen wünsche. Welcher Gesprächsgegenstand dies sei und worauf er abziele, wisse er nicht genau. Dann machte er eine kleine Pause und fügte hinzu: «Wie gesagt, ich kann über den Gegenstand der Unterredung nichts Genaues sagen, doch ich vermute, daß es keine milden und freundlichen Worte sein werden, sondern du gleichsam vor Gericht geladen wirst.» Er riet dem Mitkaiser, sich etwas Zeit zu nehmen und eine kurze Überlegung anzustellen, / da er dort Rechenschaft ablegen solle und zu seiner Verteidigung bereit sein müsse. Der Mitkaiser dankte dem Boten, lobte seine Lauterkeit und wünschte ihm, daß Gott ihn dafür belohnen möge; dann fügte er hinzu, es sei in seinem Sinne, daß er in Anwesenheit vieler vor Gericht stehen werde und die Vorwürfe widerlegen könne, und forderte den Boten auf, dem Großvater und Kaiser mitzuteilen, daß er unverzüglich kommen werde. Der Bote wünschte dem Kaiser die Hilfe Gottes in den gegenwärtigen Widrigkeiten, erwies ihm Reverenz und entfernte sich. Der Mitkaiser rief sofort seine Gefolgsleute zu sich. Der Großdomestikos freilich hielt sich damals bei der Familie seines gerade verstorbenen Onkels Uohannes] Tarchaneiotes 77 auf, des Sohnes einer Schwester des ersten Palaiologenkaisers Michael [VII!.], um an den Trauerfeierlichkeiten für seinen Verwandten teilzunehmen. Der Protostrator jedoch, der zu Hause weilte, kam unverzüglich zum Mitkaiser und wollte den Grund der Einladung wissen. Der Mitkaiser teilte ihm die Botschaft des Kaisers mit und erklärte, daß er sich zu verantworten habe und zugesagt habe, eilends zu erscheinen; er fügte noch hinzu, daß er damit einverstanden sei, daß ein Prozeß stattfinde, da er leicht werde beweisen können, daß er keines der ihm gemachten Vorwürfe schuldig sei und daß sein Gebieter und Kaiser nur seinen privaten Wunsch vollstrecken lassen wolle. Der Protostrator sagte daraufhin: «Mir scheint, daß du die Lage sehr unrichtig beurteilst, mein Kaiser, und daß du offensichtlich vergessen hast, was der Großdomestikos bezüglich eines solchen Gerichtsverfahrens gesagt hat, eine Meinung, die du damals gleich uns gutgeheißen hast. Als du nämlich sagtest 'ich möchte vom Großvater und
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Kaiser gerichtet werden und dabei entweder die Beschuldigungen widerlegen oder, falls ich dies nicht kann, nicht nur den Thron, / sondern auch das Leben verlieren), wünschte jener, daß er niemals einen solchen Tag erleben werde, an welchem dir vor dem Großvater und Kaiser der Prozeß gemacht wird; denn genau genommen wäre dieser Tag kein Tag des Rechts, sondern ein Tag der Verurteilung. Man kann nämlich nichts anderes erwarten, wenn Richter und Ankläger ein und dieselbe Person sind. Außerdem ist der Kaiser kein törichter Mensch, der unbesonnen einen Prozeß in Gang setzt und dir dabei sogar Gelegenheit gibt, dich zu verteidigen und entweder die Beschuldigungen zu widerlegen oder gar zu beweisen, daß man dir Unrecht tut; sondern, da er klug und einsichtig ist, wie wir wissen, und dazu noch fähig Situationen auszunutzen, wird er dir erst dann den Prozeß machen, wenn er alle Vorbereitungen in seinem Sinne getroffen hat, so daß nichts anderes mehr übrigbleibt als das Urteil gegen dich zu fällen; dies aber braucht er, um bei den Außenstehenden den Eindruck zu erwecken, daß er gerecht handelt und daß du zweifelsfrei als Urheber ruchlosester Taten überführt bist und deshalb gerechterweise was immer auch erleidest.» Während sie sich in solcher Weise unterhielten, kam ein zweiter Bote vom Kaiser, um das Eintreffen des Enkels im Palast zu beschleunigen. Da diesem nichts anderes übrig blieb, begab er sich zu seinem Großvater und Kaiser 78 , tiefbetrübten Herzens, weil er wegen der Abwesenheit des Großdomestikos keine Gelegenheit gehabt hatte, die Lage mit ihm zu beraten. Kurz darauf kam jedoch auch der Großdomestikos geradewegs zum Palast; der Mitkaiser zwar befand sich bereits drinnen beim Kaiser und Großvater, er traf jedoch den Protostrator, der vor der Tür saß und dessen innere Erregung und Sorge von seinem Gesicht / abzulesen war. Er sprach zu ihm: «Du scheinst mir über ein großes Problem nachzudenken, nach deiner besorgten Miene zu urteilen.» Der Protostrator gab zu, zu überlegen und fügte hinzu, er befasse sich mit der riskanten Situation. Als der Großdomestikos fragte, welche diese sei, antwortete jener: «Der Mitkaiser wollte dich unbedingt treffen, von seinem Großvater und Kaiser vor Gericht geladen, hatte aber keine Möglichkeit dazu; da aber die Zeit keinen Aufschub duldete, ging er zum Kaiser hinein, während ich hier mächtig um ihn bange, insbesondere, wenn ich an deine Worte denke, die du uns damals über diesen Prozeß gesagt hast.» Als der Großdomestikos wieder fragte: «Was ist unsererseits bis jetzt geschehen, was der augenblicklichen Situation gerecht wird?», antwortete der Protostrator: «Gar nichts; denn da die Zeit 48
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zwischen den beiden Depeschen sehr kurz, der Gang zum Kaiser dringend war, haben wir nichts getan, was nötig wäre.» «Wieso ist aber von den Gefolgsleuten des Mitkaisers oder von den deinigen niemand hier?», fragte jener wieder. «Es waren einige da», sagte der Protostrator, «ich schickte sie jedoch weg, da ich fürchtete, daß ihre Anwesenheit hier Anlaß zu allerlei Mutmaßungen geben und dadurch Mißtrauen und Schaden entstehen könnte.» Der Großdomestikos schimpfte heftig über diese Ratlosigkeit und meinte, man könne sich keine gefährlichere Lage denken als die gegenwärtige und keine, die mehr zum Handeln zwinge, um dem Mitkaiser ihre aufrichtige Treue und Zuneigung zu beweisen, indem sie ihn aus den allseits drohenden Gefahren befreiten. «Geh hin», sagte er, «und bringe von deinen Gefolgsleuten und Freunden zusammen, so viele du kannst, und laß sie hierher kommen und warten; ich meinerseits werde hinausgehen / und meine Leute 79 sowie die des Mitkaisers zusammenrufen. Dann werden wir uns vereinigen und den jungen Kaiser von hier, wozu, wie ich glaube, wir imstande sein werden, herausholen und uns anschließend zum heiligen Tempel der Weisheit Gottes [Hagia Sophia]80 begeben, um Rettung im dort gewährten Asyl zu erwirken; von dort aus werden wir eine Botschaft an den Kaiser schicken und Amnestie wegen unseres Wagnisses erbitten; dieser aber wird gewiß aus Furcht vor dem Aufstand dem Mitkaiser und uns Unversehrtheit und Straffreiheit für unsere Taten eidlich zusichern. Sobald nun der junge Kaiser von dieser plötzlich umdräuenden Gefahr befreit ist, können wir uns endlich über die Lage beraten und, was uns als bessere Alternative erscheint, nach Belieben in die Tat umsetzen. Denn entweder werden wir zu Lande eines der Tore nachts aufbrechen und so entkommen, oder wir lassen eines oder zwei Schiffe von den genuesischen Freunden des Mitkaisers bemannen und gehen an Bord und retten uns in die Küstenstädte Thrakiens - diese stehen ja auf unserer Seite, da Syrgiannes dort Statthalter ist. Und wenn wir so fernab der Gefahren sind, werden wir späterhin tun, was unser Interesse erheischt. Im gegenwärtigen Augenblick müssen wir indes notfalls unter williger Aufopferung des Lebens unsere ganze Tapferkeit und Bereitwilligkeit einsetzen, um den Mitkaiser aus den dräuenden Gefahren zu retten, und dürfen nicht zusehen, wie er und seine gerechte Sache untergeht; denn auch die erfahreneren Ärzte und Feldherren nehmen sich der herausfordernden Krankheiten und Kriegssituationen mit größerem Einsatz an.» Da nun dieser Plan auch dem Protostrator der beste zu sein schien, / entschlossen sie sich, ihn auszuführen. Der Protostrator 49
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schickte sofort Boten und rief von seinem Gefolge und seinen Freunden so viele er konnte herbei; sie waren eilends zu Stelle. Der Großdomestikos seinerseits ging fort und sammelte eine möglichst große Zahl seiner Anhänger sowie derer des Mitkaisers; er ließ denjenigen, die irgendwohin unterwegs waren, bestellen, sie sollten sofort nach ihrer Rückkehr zum Palast kommen, und kehrte selbst eilig dorthin zurück. Zum Zeitpunkt, da diese Maßnahmen in Eile getroffen wurden, war gerade Sonntag, und es hatte sich seit langem die Sitte eingebürgert, daß an diesem ersten Tag der Woche die Lateiner aus Genua und Venedig sich zum Palast begaben, um dem Kaiser der Rhomäer zu huldigen und zugleich zum Ausdruck zu bringen, daß sie seiner Souveränität unterstanden; einzig und allein die Huldigung erwiesen sie und kehrten danach, ohne anderes zu bezwecken, nach Hause zurück. Um dem Brauche Genüge zu tun, kamen also auch damals die Genuesen, unter welchen der Großdomestikos zwei der obengenannten Freunde s1 des Mitkaisers erkannte; er erinnerte sie an ihre Versprechungen und belehrte sie über die absolute Notwendigkeit ihrer Hilfe; dann schickte er sie nach Hause, die Schiffe zu rüsten. Diese gingen und handelten in einer dem Gebot des Augenblicks geziemenden Eile; innerhalb von zwanzig Stunden bemannten sie drei Schiffe. Als der Protostrator dies sah, faßte er gute Hoffnungen, freute sich darob über die Maßen und war voller Tatendrang, zumal er in der Umgebung viele Leute aus seiner und des Mitkaisers Gefolgschaft zusammenströmen sah. Keiner der Versammelten wußte jedoch über den Grund der Versammlung Bescheid außer Apokaukos; ihm als einzigem hatte man nämlich den Grund / der Maßnahmen mitgeteilt. Die anderen vermuteten zwar, daß der Appell aus wichtigem Grund erfolgt sei, und erschlossen dies aus dem Umstand, daß sie mit ihren Pferden zum Palast zitiert worden waren, konnten jedoch nichts Konkretes erfahren, außer einem Gerücht über [Michael] Katharos, das inzwischen aller Ohren erreicht hatte; sie erwarteten daher über seine Person etwas reichlich Ungewöhnliches zu sehen und zu hören. In dieser Situation befanden sich die Leute. 13. Der junge Kaiser gelangte in die Nebengemächer des Palastes, indem er vortäuschte, von heftigen Leibschmerzen befallen zu sein, und suchte nach dem Großdomestikos; als er ihn gefunden hatte, fragte er voller Kummer und Verdrossenheit: «Mein Lieber, wo bist du nur so lange gewesen?» Dieser antwortete noch leidenschaftlicher: «Ich war dort, wo ich nicht sein wollte und wohin mich die Not der Stunde gedrängt hat.»; dann teilte er
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ÜBERSETZUNG: BUCH I, 13
dem Mitkaiser mit, was sie bis dahin beschlossen und ausgeführt hatten. Dieser dankte ihm für ihren Entschluß und ihre Maßnahmen, und als er gefragt wurde, was sie tun sollten, meinte er, es bestehe kein Zweifel, daß ihm der Prozeß gemacht werden würde; bisher sei jedoch keinem der Besucher des Großvaters und Kaisers darüber etwas gesagt worden. «Es ist möglich, daß der Kaiser seinen Plan auch dieses Mal zurückstellen und aufgeben wird, weil ihn mein Erscheinen durcheinandergebracht hat, wie es schon vor wenigen Tagen der Fall war, als wir wie üblich die Liturgie des Großkanons 82 feierten.» Das damalige Vorkommnis ist ebenfalls erwähnenswert. Der Großlogothet [Theodoros] Metochites pflegte vornehmlich im Winter, wenn der Tag kurz ist, nicht zweimal, sondern lediglich einmal/am Tage zum Palast zu gehen und dort den Tag zu verbringen; so verbrachte er auch den Tag des Großkanons im Palast. Als er bei Einbruch der Nacht nach Hause zurückkehrte, rief ihn der Kaiser entgegen seiner sonstigen Gepflogenheit eilig zu sich. Als die Söhne des Großlogotheten, Demetrios und Nikephoros 83 , dies bemerkten, rechneten sie verständlicherweise damit, daß hinter der ungewöhnlichen Ladung des Vaters etwas Unerwartetes stecke - denn auch sie waren wohlunterrichtet über die Absichten des Kaisers gegen den Mitkaiser. Aus diesem Grunde kamen sie zu dem jungen Kaiser, setzten ihn über den Vorfall in Kenntnis und rieten ihm, die als notwendig erachteten Maßnahmen zu ergreifen. Der Mitkaiser lobte die beiden und schickte sie nach Hause; er beriet sich dann mit seinen Freunden über die Lage und faßte den Entschluß, da es ohnehin bald an der Zeit war, sich wegen der kirchlichen Feier zum Palast zu begeben - denn sonst hätte sein Erscheinen dort Verdacht erregt -, sich vorzeitig dorthin auf den Weg zu machen. «Sollte nun die Beratung des Kaisers mit dem Großlogotheten etwas anderes betreffen, dann wird man den Eindruck haben, daß wir wegen der Feier gekommen sind; falls aber die Beratung uns betrifft, dann wird sie durch unsere Anwesenheit gesprengt werden.» Und so geschah es. Bei seinem Gespräch mit dem Großlogotheten hatte der alte Kaiser nur soviel gesagt, daß man sich Gedanken einzig darüber machen müsse, wie die Beratung vor sich gehen sollte, nicht aber darüber, ob es überhaupt zu einer Beratung kommen solle oder nicht (wie man später in aller Einzelheit von den Bediensteten des Kaisers erfahren konnte, die dabei gewesen waren); als aber der junge Kaiser erschien, wurde die Beratung abgebrochen, und es war keineswegs ersichtlich, ob es um das vorliegende Thema oder um etwas anderes ging.
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ÜBERSETZUNG: BUCH I, 13
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Dieser Vorfall kam damals dem Mitkaiser in Erinnerung und er sagte zu / seinen Gefährten, der Kaiser werde vielleicht auch jetzt den Prozeß aufschieben, wie er damals die Beratung aufgeschoben habe. Die Sache verhielt sich aber anders, da nun alles unmißverständlich für den Prozeß vorbereitet war. Denn während der Mitkaiser noch mit dem Großdomestikos sprach und die Zahl der versammelten Männer erfahren wollte, worauf dieser ihm antwortete: «Bisher sind es hundert, nach einiger Zeit werden sie sich jedoch auf an die dreihundert belaufen, alle tapfer und kriegserfahren; falls wir uns durchschlagen müssen, werden noch viel mehr, Leute, von denen wir keine Ahnung haben, mitlaufen», - während sie sich nun darüber unterhielten und zu Gott beteten, daß die Stunde des Prozesses hinausgezögert werden möge, damit sich alle Männer sammeln könnten, von denen man erwartete, daß sie für die Sache des Mitkaisers kämpften, erschien, vom alten zum jungen Kaiser geschickt, der Eunuch Michael Kallikrenites 84, und, bevor er etwas verlauten ließ, machte er durch die Tränen und Seufzer deutlich, daß er als Unglücks bote gekommen war; es wäre ihm lieber, beteuerte er, daß die Erde sich zuvor öffnete und ihn verschlinge und er seines teuren Lebens beraubt würde, als daß er eine so schlimme Botschaft zum Mitkaiser bringe; «der Gebieter und Kaiser», sagte er, «dein Großvater, mein Kaiser, lädt dich vor Gericht.» Und als der Mitkaiser darauf sagte: «Deine Tränen zeugen unmißverständlich von deinem Wohlwollen mir gegenüber. Warum aber jammerst du so, obgleich das Ergebnis des Prozesses noch ungewiß ist? Vielleicht gehe ich doch aus dem Verfahren als Sieger hervor», antwortete Kallikrenites: «Die Sachlage selbst gibt Anlaß zur Klage, mein Kaiser; während nämlich dein Großvater, der Kaiser, wie üblich auf einem Thron sitzt und der Patriarch / auf einem Sessel neben ihm, während die Zuhörer des Prozesses rechts und links Platz genommen haben, hat man für dich, auf Befehl des Kaisers, nur einen Schemel dem Kaiser gegenüber, und diesen in beträchtlicher Distanz, aufgestellt. Als ich dies sah, wünschte ich mir, wie gesagt, daß die Erde mich heute verschlinge, da ich diese Sitzgelegenheit als Ort der Verurteilung betrachte. Möge derjenige, der Daniel, seinen Propheten, aus der Löwengrube unversehrt herausgeholt [Dan. 6,19], der die drei Männer dem babylonischen Feuerofen als überlegen erwiesen [Dan. 3,49-50] und die ungerechten Richter der Susanna 85 falscher Anschuldigung überführt hat [Sus. 52 f.], auch dich aus der gegenwärtigen Notlage als Sieger hervorgehen lassen und seinen Engel senden, damit er vor dir hergeht [Exod. 32,34]; ferner möge er dir Weisheit
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ÜBERSETZUNG: BUCH I, 13
und Einsicht einflößen, damit du die Beschuldigungen leicht wie Spinnennetze zerpflücken kannst.» Auf diesen Wunsch des Eunuchen sagte der Mitkaiser: «Möge der Wille Christi geschehen», und er ließ dem Großvater melden, daß er bereit sei, seinen Befehl auszuführen; «jetzt ist es an der Zeit», sagte er, wieder zu seinen Freunden gewandt, «daß wir Tapferkeit und Eifer, Einsicht und Standhaftigkeit in dieser schweren Stunde an den Tag legen. Es gibt viele Fälle, in welchen 1-1änner, die uns der Zahl und den anderen Eigenschaften nach unterlegen waren, weil sie Eintracht übten, wunderbare und unerhörte Taten vollbracht haben. Wenn wir jetzt so zahlreiche und so tüchtige Männer sind, dann gebührt es noch viel mehr, daß wir uns auch in unserem Handeln unserer selbst würdig erweisen, indem wir lobenswerte, edle Taten vollbringen und danach trachten, entweder in Ehren zu leben oder ruhmvoll zu sterben, und dies als unser einzig würdiges Streben betrachten. Ich mache mich nunmehr auf den Weg zum Gericht. / Sollte es der Wille Gottes sein, daß wir uns noch einmal treffen und einer des anderen ersehntes Gesicht wieder erblickt, sei Gott Dank dafür; sollte aber sein Wille anders über uns verfügen, dann entbiete ich euch hiermit meinen letzten Gruß; erweist euch als würdig eurer edlen Abstammung und eures Mannesmuts.» Beide wollten auf diese Ansprache etwas erwidern, der Protostrator hielt sich jedoch zurück, und so sprach der Großdomestikos: «Wenn die vernunftbegabten Menschen den vernunftlosen Tieren dadurch überlegen sind, daß sie sich ihrer Vernunft bedienen und sich für das jeweils Richtige entschließen können, so gibt es meines Erachtens nichts, was mehr not tut oder nützlicher ist, als sich zu einer Freundschaft zu entschließen. Zu deiner Freundschaft, mein Kaiser, habe ich mich seit der Zeit meiner Kindheit entschlossen und sie bis zur Gegenwart bewahrt und gedeihen lassen; so hoffe ich, sie bis zum Ende meines Lebens unversehrt und rein zu erhalten. Sei daher zuversichtlich, mein Kaiser, daß dir nichts Unerwünschtes zustoßen wird, solange ich nicht von meinem eigenen Blut getränkt gefallen bin. So gehe du jetzt deines Weges, gewappnet durch die Hilfe des Heilands und der Mutter Gottes sowie durch die Wünsche des kürzlich vom Kaiser gesandten Boten. Wir werden in dem Vorbau des Gebäudes, in dem der Prozeß stattfinden wird, warten und wir sind bereit, zu deiner Verteidigung auch das Leben aufzuopfern, falls dir Gewalt angetan wird.» Der Protostrator brachte seine Zustimmung in gleicher Weise zum Ausdruck, und
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ÜBERSETZUNG: BUCH 1,13-14
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dann nahmen sie Abschied voneinander; man umarmte einander, als ob es das letzte Mal wäre, und man wappnete sich mit dem Zeichen des Kreuzes und trat in unerschütterlicher und standhafter Haltung und Gesinnung vor Gericht. / 14. Die Gefährten des Mitkaisers blieben außerhalb; er selbst aber betrat das Gebäude des Gerichts, wo sein Großvater und Kaiser auf dem Thron saß, und nahm auf dem oben erwähnten Hocker 86 Platz. Die als Zuhörer zum Prozeß geladenen Gäste setzten sich ebenfalls auf die für sie vorgesehenen Plätze. Eingeladen waren folgende: Der Patriarch Gerasimos [1320-1321]87, ein von göttlichen Gnaden erfüllter Mann, der in Mönchskreisen höchstes Ansehen genoß, der aber in politischen und öffentlichen Angelegenheiten völlig ahnungslos war; ferner der Inhaber des Metropolitenthrones von Philadelpheia, Theoleptos 88 , ein moralisch ebenfalls hochgeschätzter Mann, der nicht nur den Gipfel des asketischen Lebens erklommen hatte, sondern auch in der Lage war, andere darin einzuführen, und der außerdem ein besonnener und in der weltlichen Bildung bewanderter Mann war. Von den Mitgliedern des Senats waren der Großlogothet Metochites, über welchen wir bereits gesprochen haben, und der Chef der kaiserlichen Kanzlei, Nikephoros Chumnos 89 , anwesend, ein weiser Mann, der ob seiner Einsicht bewundert wurde und beim Kaiser in Gunst und Ehren stand; daher hatte der Kaiser denn auch seinen Sohn, den Despoten Johannes 90 , mit Chumnos' Tochter Irene verheiratet. Bis kurz davor fungierte Chumnos beim Kaiser als Mesazon für die Regierungsangelegenheiten, damals war er aber von dieser Funktion wegen Krankheit - es handelte sich um Gicht91 - bereits entbunden worden; nichtsdestoweniger genoß er in hohem Maße die Gunst des Kaisers. Außerdem war noch / Konstantin Akropolites 92 da, der ebenfalls den Titel des Großlogotheten führte. Als es nun langsam still wurde, ergriff der ältere Kaiser Andronikos das Wort und sprach in folgender Weise: «Herr Patriarch und ihr anderen· Anwesenden, dieser Mensch» - er meinte damit seinen Enkel - «ist nicht nur hart und vermessen in seiner Art, sondern dazu noch widerspenstig und nicht willens, meine Autorität anzuerkennen; er macht ständig, was er will, und mißachtet unseren Willen ganz und gar. Deshalb ... » Bis zu diesem Zeitpunkt saß der Mitkaiser schweigend da; da er nun glaubte, daß mit «deshalb» eine Entscheidung des Kaisers begann, fiel er ihm ins Wort: «Gottgefälliger Gebieter und Kaiser, ich bitte dich, unterbrich einen Augenblick deine Rede und erlaube mir für kurze Zeit weniges zu sagen; ich 54
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ÜBERSETZUNG: BUCH 1,14
werde mich mit dem, was ich sagen will, kurz fassen, dann kannst du deine Rede zu Ende bringen.» Als nun der Kaiser ihm erlaubte, zu sprechen, sagte der junge Andronikos: «Ich rufe Gott zum Zeugen meiner Worte an, daß ich mich in allem, was man mir vorwirft, unschuldig fühle. Dasselbe habe ich deiner Majestät erklärt, als mir der bewunderungswürdige Joseph als Mittler diente. Dies behaupte ich auch jetzt und bekräftige es durch Eid, daß ich mir weder jetzt noch damals irgendeiner Schuld bewußt war. Natürlich habe ich mir Dinge zuschulden kommen lassen, wie etwa, als du nicht wolltest, daß ich zur Jagd ginge, und ich es trotzdem tat, oder, als ich längere Zeit, als du vielleicht gut geheißen hättest, ein Pferd benutzte, und dergleichen mehr. Und dabei / war es nicht so, daß ich einen Befehl von dir erhalten und diesen mißachtet hätte, sondern ich tat es nicht wissentlich, und dann schien es dir vielleicht eine Verfehlung. Da ich nun davon überzeugt war, daß ich nichts Unrechtes getan habe, sagte ich zu meinen jeweiligen Gesprächspartnern, daß es auch in meinem Sinne sei, wenn ich vor meinem Gebieter und Kaiser mich vor Gericht rechtfertige, denn, wenn dies zustande käme, hätte ich Gelegenheit zu zeigen, daß mich keine der Beschuldigungen trifft, und der Kaiser würde seinen Verdacht wegen meiner angeblichen Verfehlungen fallenlassen, und sein Zorn würde verebben. Du weißt ja selbst, mein Kaiser, daß du seit dem Tode meines kaiserlichen Vaters bis heute einen derartigen Zorn gegen mich an den Tag legtest, daß du mich während dieser langen Zeit nicht einmal eines einzigen Wortes gewürdigt hast. Dies war für mich schlimmer als der Tod, und ich führte solche Gespräche, weil ich glaubte, daß ich Gelegenheit haben würde, mich zu verteidigen, wie es bei Prozessen üblich ist. Meine Gesprächspartner freilich glaubten, daß ich mit meiner Einschätzung der Lage völlig in die Irre gehe, wenn ich nicht einsähe, daß ich wie in einem Kontumazialverfahren abgeurteilt werde, da Ankläger und Richter ein und dieselbe Person sind, sondern mir einbilde, daß man überzeugende Beweise zu meiner Verurteilung benötigen werde. Ich wollte aber nicht hören. Jetzt hingegen, da ich in der Tat das eintreten sehe, was sie mir damals voraussagten - denn von dir als Richter bin ich bereits einstimmig verurteilt, noch ehe es zur mündlichen Verhandlung kam,\untrüglicher Beweis dafür ist der Hocker, auf welchen man mich verwies~? hat -, habe ich endlich die Einsicht gewonnen, daß jene einsichtiger ~aren als ich; besser wäre es jedoch, wenn ich jenen Ausgang der Angelegenheiten erleben könnte, den ich mir vorgestellt hatte, / um nicht zu sagen, das gerechte Ende. Da nun der Wind des 55
ÜBERSETZUNG: BUCH 1,14--15
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Mißgeschickes mir so sehr ins Gesicht bläst und mein Vater so feindliche Gesinnung gegen mich hegt, daß mir nicht einmal das jedem zustehende Recht gewährt wird, die Beschuldigungen zu entkräften, bitte ich deine kaiserliche Majestät, kein Urteil gegen mich zu fällen, ehe die Delikte, die du mir vorwirfst, einer eingehenden Prüfung unterzogen worden sind. Und wenn sich ergibt, daß ich eine dieser Taten begangen habe, dann laß mich zur schwersten Strafe, zum Tod, verurteilen; wenn ich mich aber aus allem als unschuldig erweise, was, wie ich glaube, auch dein Wille und Wunsch ist, dann wird es dir als Vater und Herrscher freistehen, das Weitere nach deinem Gutdünken zu regeln.» Diese Worte versetzten den alten Kaiser in noch heftigeren Zorn; er sprach in ungewöhnlich scharfem Tone und sagte, er halte seinen Enkel nicht für einen Christen. Daraufhin antwortete der jüngere Andronikos sogleich: «Mächtiger Kaiser, die gegenwärtigen Beschuldigungen wider meine Person sind zahlreich und ernster Natur, ich hätte jedoch noch weitere und ernstere schweigend hingenommen, wenn dies dein Wunsch wäre; was du aber eben gesagt hast, daß ich kein Christ sei, das kann ich nicht schweigend hinnehmen 93 und mich auch nur angesprochen fühlen, sondern mir scheint, daß dies der Laut einer Mücke oder wer weiß was für einer Kreatur war. Aber ich sage dir: Auch wenn du mich nicht für einen Christen hältst, wird derjenige, der sein ehrwürdiges Blut barmherzig für mich vergossen hat, Christus, für den auch ich bereit bin, mein Blut zu vergießen, er wird, wenn die Zeit kommt, desse~ bin ich sicher, mich für einen der Seinen halten und auch so nennen. Was / sollen denn diese Redensarten? Wenn du richten willst, so richte nach den Gesetzen, wenn du aber schon vorher dein Urteil gefällt hast, dann brauchst du mir nur noch die Strafe aufzuerlegen. Tu also, wie dir beliebt. Ich bin dir dankbar, daß du in Anwesenheit dieser Männer hier sagst und tust, was du eben gesagt und getan hast. Denn wenn jetzt etwas Unerwartetes mich trifft, schmerzt es . mich weniger, da mir vor vielen Zeugen Unrecht getan wird.» 15. Solche Worte wechselten drinnen die beiden Kaiser. Den Großdomestikos und den Protostrator aber, die sich, wie bereits erwähnt, in dem Vorbau aufhielten, riß es, als sie den älteren Kaiser mit schneidender Stimme sprechen hörten, von ihren Sitzen und sie machten sich sogleich ein Stück auf den Weg, um dem Mitkaiser Hilfe zu bringen, da sie glaubten, daß die Schärfe des Tones Schlimmes für den jungen Kaiser bedeute; als sich jedoch der Lärm gelegt hatte, beruhigten auch sie sich. In demselben
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ÜBERSETZUNG: BUCH I, 15
Raum saßen mit ihnen noch drei Männer aus dem Kreis der engsten Vertrauten des alten Kaisers, Ioannes Meliteniotes 94 , Andronikos Exotrochos 95 und als dritter Bardas 96 ; diese vermuteten nun, daß die Hilfsbereitschaft der beiden dem jungen Andronikos galt, kamen zu ihnen und sagten: «Die Kaiser unterhalten sich drinnen über verschwiegene Dinge; macht daher, daß Ihr hier wegkommt, und begebt Euch zum Hof des Palastes.» Diese aber sahen sie grimmig an und bekundeten ihren Zorn mit Blicken und Worten, und forderten jene auf, sich zu entfrrnen und sie in Ruhe zu lassen. Daraufhin verhielten sich zwei von ihnen / ruhig und setzten sich wieder, während der dritte, Meliteniotes, zum alten Kaiser hineinging und ihm ins Ohr flüsterte: «Du mußt gut überlegen, mein Kaiser, was dein nächster Schritt sein wird; denn vor deiner Tür stehen ein paar Leute vom Senat, die entschlossen sind, für den jungen Kaiser alles zu tun oder zu erleiden.» Als der Kaiser diese Worte vernahm, stand er sogleich von seinem Thron auf und schritt in das innere Gemach und ließ den Mitkaiser und die Zuhörer des Prozesses im äußeren Gebäude zurück. Dann bat er den Großlogotheten Metochites zu sich und, nachdem er alles, woran ihm lag, mit ihm erörtert hatte, ließ er durch ihn seinem Enkel und Kaiser folgendes mitteilen: «Dich belastet all das, was ich dargelegt habe, und noch anderes; ich werde jedoch dies alles vergessen,und dir verzeihen 97 , vorausgesetzt, daß du tust, was ich dir sage, nämlich folgendes: Zunächst mußt du eidlich versichern, daß du deinen Glauben an Christus rein erhältst; dann, daß du auch mir gegenüber loyal bleiben wirst; drittens, daß du mir deine Helfershelfer und Anhänger nennen wirst 98 ; viertens aber mußt du dich eidlich dafür verbürgen, nicht zu entweichen.» Darauf gab der junge Kaiser folgende Antwort: «Mächtiger Kaiser, deine Forderung, daß ich meinen Glauben durch Eid bekräftigen soll, erscheint mir hart und versetzt mich in große Unruhe; und außerdem widerspricht sie sich selbst. Wenn du mich nämlich aufforderst, bei dem heiligen Evangelium und den ehrwürdigen Ikonen zu schwören und dadurch meinen Eid glaubwürdig zu machen, so zeigst du eben damit, daß ich an Gott glaube und Christus in mir wohnt. Falls du aber / der Meinung bist, daß ich einem anderen Glauben diene, dann ist es völlig sinnlos, mich bei dem schwören zu lassen, woran ich längst nicht mehr glaube; denn ohne weiteres würde ich einen Meineid schwören bei dem, was nicht Gegenstand meiner Verehrung ist. Deshalb bitte ich dich, mein Kaiser, nicht über solche Dinge verhandeln zu wollen; durch die Gnade Christi bin ich nämlich ein rechtgläu-
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ÜBERSETZUNG: BUCH I, 15
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biger Christ. Daß ich gegen dich nichts Böses tue oder plane, schwöre ich dir nunmehr beim Schöpfer des Himmels und der Erde, sowie, daß ich weder bisher zu solchen Gedanken verlockt worden bin noch mich in der Zukunft böse gegen dich erweisen werde; und, falls du es befiehlst, werde ich den Schwur wiederholen. Was nun deine Forderung betrifft, daß ich dir meine Gefährten und Gesinnungsgenossen nennen soll, sage ich nur dies, daß du selbst besser wissen dürftest, was für Leute meine Anhänger sein dürften. Da ich nämlich über keine Geldquelle verfüge, mit der ich vielleicht einige wichtige Leute dazu bringen könnte, ihre Aufmerksamkeit auf mich zu richten, und keinen Zugang habe zu dir, durch dessen Hilfe ich mich einigen bedürftigen Menschen nützlich erweisen und sie zu meinen Freunden machen könnte, kann jedermann aus der Sache selbst erkennen, was für Leute sich um mich gesammelt haben. Falls nun einige von ihnen mir wohlgesonnen sind, so schulden sie mir dieses Wohlwollen nicht, sondern sie schenken es mir. Da sie mir so ihre höchste Gunst aus freien Stücken erwiesen haben, wäre meine Verworfenheit unübertroffen, falls ich mich gegenüber meinen Freunden so gen'ein und verräterisch erweisen sollte. Kommen sie doch selbst zu mir und suchen nichts anderes mir einzureden, als daß ich mich dir, / dem Kaiser und Vater, unterordnen und unterwerfen und deiner Durchlaucht keinen Anlaß zum Zorne geben soll. Und obwohl ich versichere, daß ich mir keiner derartigen Schuld bewußt bin und viele Argumente zu meiner Verteidigung vorbringe, vermag ich damit meine Freunde nicht zu überzeugen, da sie natürlich denken, daß, was die Bande der Natur verbinden, sich niemals mit sich selbst so sehr verfeinden kann, es sei denn, es sind gewichtige Gründe im Spiel; denn nicht einmal die wildesten Tiere haben je gegen ihren Nachwuchs Böses ersonnen. Sollten aber unter meinen Freunden einige sein, die nicht so denken, glaubst du, daß ich ihnen gegenüber so schlecht und undankbar sein kann, ihre Zuneigung mit Verrat zu vergelten? Das kommt nicht in Frage. Eher werde ich, nicht nur für sie alle, sondern schon für einen einzigen von ihnen mein persönliches Heil aufs Spiel setzen, als daß ich zuließe, daß ihnen um meinetwillen auch nur eine geringe Unbill zustößt. Schließlich hast du auch befohlen, daß ich mich eidlich verpflichten soll, nicht aus der Stadt zu fliehen. Ich schwöre dir beim Herrn des Alls, dem allmächtigen Gott, daß ich, sollten sich deine Pläne als gefährlich für mich entpuppen, mit all meiner Kraft und so schnell ich kann, die Flucht ergreifen werde.»
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ÜBERSETZUNG: BUCH I, 16
16. Während nun der junge Kaiser dies sprach, stand der alte Kaiser an der Tür des inneren Gemaches und hörte jedem Wort zu. Alles andere nahm er schweigend zur Kenntnis, als er aber von der Flucht hörte, sagte er: «Du willst fliehen, he du? Du wirst sofort verhaftet und in Ketten abgeführt werden und das Schicksal eines Gefangenen erleiden. Und ich / werde keine drei Heller für deine Freilassung erlegen.» Dann trat er ein paar Schritte vor und sagte zu den Anwesenden: «Seht ihr, wie er meine Worte bestätigt, indem er sich hart und frech und überaus arrogant gibt? Jetzt könnt auch ihr es aus seinem Verhalten einwandfrei erkennen.» Daraufhin sagte der junge Andronikos: «In Wahrheit bin ich weder hart noch frech, mein Kaiser, sondern es ist das Trugbild meiner unzähligen Vergehen, das mich in deinen Augen so erscheinen läßt. Ich rufe den allwissenden Gott zum Zeugen an, daß ich mir keines einzigen Vergehens bewußt bin, welches einen solchen Groll rechtfertigen würde. Deshalb bitte ich deine Majestät, mir Vergebung zu gewähren, ganz gleich, ob ich gefehlt habe oder nicht. Ich will hier vor deinen Füßen sterben ... » - mit diesen letzten Worten wollte er andeuten, er sei nur mit Gewalt von der Stelle zu bewegen, und zugleich warf er sich auf die Erde nieder um den Fuß des Kaisers zu küssen 99 • Dieser aber faßte ihn an der Schulter, hielt ihn hoch und verbat sich auch durch Worte diese Geste; als aber der Mitkaiser seinen Vorsatz zu erzwingen suchte, ließ er die Schulter los und packte ihn an den Haaren, und da jener trotz allem darauf bestand, ohne auf sich selbst zu achten, gab der Großvater nach und ließ ihn auf die Erde gleiten, aus Angst, durch die gewaltsame Bewegung des Kopfes könnten seine Haare ausgerissen werden. Er legte sich hin und küßte den Fuß des Kaisers. Als er sich erhob, faßte der Kaiser seinen Kopf und küßte sein Antlitz. Bei diesem Anblick erhoben der Patriarch und die anwesenden Mitglieder des Senats in dem Glauben, sie seien eben Zeugen einer endgültigen Versöhnung der Kaiser geworden, laut ihre / Stimmen und dankten Gott als dem Spender des Friedens. Auch der junge Kaiser und seine Gefolgschaft glaubten, daß der Kaiser sich mit seinem Enkel versöhnt habe, und freuten sich darüber und betrachteten jenen Tag als einen Tag des höchsten GlÜcks lOo • Nachdem nun der junge Kaiser sich vom Palast nach Hause begeben hatte, erzählte er seinen Freunden von dem Wortwechsel vor Gericht, und alle Anwesenden feierten miteinander und freuten sich über den Ausgang. Sie ließen auch den Syrgiannes über die Ereignisse unterrichten, damit auch er sich zusammen mit seinen Freunden freue und seine Seele nicht vor Kummer verzehre
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ÜBERSETZUNG: BUCH I, 16
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[Ps. 106,26], da nun die vorher beabsichtigten Beschlüsse überholt seien und ein sicherer Friede zwischen den Kaisern eingetreten sei, und die Lage sich nach ihrem Wunsch entwickelt habe; denn dies hätten sie ja immer gewünscht, daß der Kaiser seine feindselige Haltung dem Enkel gegenüber ändere und sie in Ruhe leben könnten, fern von jeder Gefahr. Diese Deutung maßen sie den Begebenheiten bei; doch verhielt es sich, wie spätere Ereignisse für die meisten Menschen deutlich machten, anders. Man hat nämlich das Geschehene folgendermaßen gedeutet: Unter den Kaisern der Rhomäer hatte sich der Brauch eingebürgert, daß, wenn einer aus der kaiserlichen Familie oder sonst ein hoher Würdenträger bei der Verehrung des Kaisers dessen Fuß küßte, der Kaiser dies mit einem Kuß auf die Augen erwiderte. Als nun damals der Mitkaiser dem Großvater den Fuß küßte, erwiderte dieser mit einem Kuß auf die Augen, um nicht den Eindruck zu erwecken, daß ein unversöhnlicher Haß ihn erfülle und er den Enkel und Kaiser nicht einmal dessen würdige, was sonst auch Privatleuten zuteil werde. Die Auseinandersetzung der Kaiser / während jenes Prozesses nahm also dieses Ende. Zwei Tage später schickte der ältere Kaiser jemanden an den Großdomestikos und legte ihm nahe, sich zur Peloponnes zu begeben, um dort die Statthalterschaft zu übernehmen. Diese Meldung schien von Anfang an kein gutes Vorzeichen zu sein; um also Zeit zu gewinnen und den jungen Kaiser über die Botschaft des Kaisers informieren zu können, schickte der Großdomestikos dem letzteren folgende Antwort: «Von deiner Fürsorge und Gunst, mein Kaiser, habe ich auch sonst viele Beweise, am deutlichsten zeugt davon jedoch die Tatsache, daß ich sozusagen von frühester Kindheit an zu hohen militärischen Ämtern und zivilen Statthalterschaften 101 ausgewählt wurde, wozu ich freilich von Haus aus eine Neigung hatte. Deine jetzige Bevorzugung verpflichtet mich deiner Herrschaft gegenüber zu tiefem Dank, mein Kaiser. Ich bitte dich nun, mir auch diese· Gunst noch zu erweisen, daß mir der heutige Tag noch gewährt wird, damit ich mir die Sache überlegen und dir morgen diesbezüglich Bericht erstatten kann.» Eine solche Antwort schickte der Großdomestikos dem älteren Kaiser; andererseits ging er, so schnell er konnte, zum jungen Kaiser und berichtete in Anwesenheit des Protostrators Synadenos über den Befehl des Kaisers. Sie hielten eine neue Beratung über die Gesamtlage für erforderlich; denn die Gefahr drohe nicht nur einem allein, sondern allen zusammen. Als 60
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ÜBERSETZUNG: BUCH I, 16
erster trug der Mitkaiser seine Meinung vor, indem er folgendermaßen sprach: «Wir können es uns selbst bezeugen, und Gott, der unsere Beratungen mitangehört hat, weiß, daß wir weder von Kummer überwältigt noch von unangebrachtem und widerwitzigem Übermut uns hinreißen ließen, etwas Unschickliches zu tun oder zu / beschließen, sondern wir haben eine derartige Seelengröße und Selbstbeherrschung an den Tag gelegt, um dem Kaiser keinen Vorwand zu liefern, seine Pläne gegen uns zu verwirklichen, daß wir, hätte Gott seine schützende Hand nicht über uns ausgestreckt, uns schon jetzt nicht fern der Tore des Todes befänden [Ps. 106,18]. Bisher habe ich selbst euch empfohlen, in der Gefahr standhaft zu sein und habe euch dafür gelobt; denn solange unser Bündnis geheim war, glaubte der Kaiser, mit mir allein den Streit führen zu müssen und ging daher lässiger vor, da es ihm ein Leichtes schien, sein Vorhaben auszuführen, wann immer er wollte. Jetzt aber, da bekannt ist, daß ich Helfer habe 102 , wird er nicht bei seinen alten Überlegungen bleiben, sondern zunächst euch unter dem Vorwand neuer Ämter mir entzweien und dann jeden einzelnen von uns, die wir so des gegenseitigen Beistandes beraubt und in der Isolierung sehr schwach sein werden, nach Belieben bestrafen. Dir befahl er jetzt, nach der Peloponnes überzusiedeln; morgen wird er den Protostrator um irgendeines anderen Amtes willen in die entlegensten Winkel des Rhomäerlandes schicken und ihn zwingen, sich so schnell wie möglich auf den Weg zu machen. Wenn er so euch beide, die Angesehensten, aus dem Weg geräumt hat, wird er nach weiteren Helfern von mir Ausschau halten. In dieser Weise wird er alles nach seinen Vorstellungen arrangieren, um sich dann um so leichter gegen mich wenden zu können und meinen Untergang zu bereiten. Vielleicht wird jemand einwenden, daß der Kaiser, statt deinen Freunden in den entlegensten Winkeln des Rhomäerreiches Ämter zu verschaffen, um, wie du meinst, dich ihres Beistandes zu berauben, viel leichter und wirkungsvoller / sie verhaften und einsperren lassen könnte, um der Sorge ihretwegen ledig zu sein. Was würde den Kaiser daran hindern, so etwas auszuführen? Die Frage ist berechtigt, denn nichts würde ihn daran hindern; der Kaiser ist aber einsichtig genug und verfügt über zu große Erfahrung in der Politik, als daß ihm entgangen sein könnte, daß es äußerst unzweckmäßig ist, mit offenen Feindseligkeiten zu beginnen, bevor er genau weiß, wieviele und was für Leute auf meiner Seite stehen. Es wäre nämlich in diesem Fall zu befürchten, daß viele und mächtige Leute mich unterstützen und daß er durch die Verhaftung von ein oder zwei Männern 61
ÜBERSETZUNG: BUCH 1,16
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die anderen dazu bringen würde, sich gegen ihn zwangsläufig zusammenzutun, und die Sache nicht in seinem Sinne ausgehen würde. Es ist nur natürlich, daß er viele und mächtige Leute auf meiner Seite vermutet; denn die Tatsache, daß ich beim vorgestrigen Gericht, obwohl ich allein dastand, nicht nachgab oder irgendwie von Furcht ergriffen wurde, sondern mit ungebrochenem Willen und fester Haltung sehr selbstsicher widersprach, sowie der Bericht des Meliteniotes, daß einige vornehme Leute draußen warteten und bereit seien, alles für mich zu tun, haben die Pläne des Kaisers weitgehend vereitelt. Deshalb stand er damals auf und tat sogleich, was ihm persönliche Sicherheit zu gewährleisten schien und verließ den richterlichen Thron. Jetzt aber hält er es für das Beste, euch, deren wahre Gesinnung er erkannt hat, unter dem Vorwand einer Beförderung zu entfernen, und danach wird er wiederum in Angriff nehmen, was ihm nach Lage der Dinge nützlich erscheint. Aus all diesen Gründen, glaube ich, dürfen wir nicht mehr zögern und nicht die / deutlich sichtbare Gefahr unterschätzen, als ob die Größe des Unheils uns unserer Sinne beraubt hätte, sondern wir müssen uns selbst retten, so gut wir können. Ich will euch jetzt jedoch auch eine andere Überlegung zur gegenwärtigen Situation mitteilen und, wenn ihr einverstanden seid, diese näher erläutern: Mein Großvater und Kaiser hat, wie ihr selbst wohl wißt, verlangt, daß ich ihm meine Gefolgsleute nenne. Ich habe ihm damals die für den Augenblick passende Antwort gegeben, indem ich behauptete, weder Gefolgsleute zu haben noch sie benennen zu wollen, sollten einige da sein. Jetzt scheint es mir aber zweckmäßig, eine Gesandtschaft zu ihm zu schicken und die Existenz meiner Anhänger zuzugeben sowie von ihm eine eidliche Versicherung zu verlangen, daß er ihnen nichts nachtragen und sich wegen ihrer Zuneigung zu mir nicht an ihnen rächen wird. Sollte er nun meine Worte freundlich und wohlwollend aufnehmen und die Immunität meiner Freunde unter Eid garantieren, wäre dies ein klares Zeugnis dafür, daß er sich mit mir wirklich versöhnt hat und· daß er euch nich t ohne sachlichen Grund oder mit Hintergedanken zur Übernahme von Ämtern fortschickt, sondern einfach, weil er diese euch zugedacht hat. Falls er sich aber darüber empört und die Botschaft zurückweist, dann braucht man keinen deutlicheren Beweis dafür zu suchen, daß er alles gegen uns ins Werk setzt. Als Boten werde ich mich des Großlogotheten Metochites bedienen, da er auch früher eine Vermittlerrolle zwischen mir und dem Kaiser ausgeübt hat und vor ihm freimütig zu sprechen vermag, so daß er guten Muts Botschaften solcher Art übermitteln kann.»
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ÜBERSETZUNG: BUCH I, 17
17. Diese Überlegung stellte deT junge Kaiser ihnen anheim; der Großdomestikos und der Protostrator hießen sie gut und stimmten zu, dann machte sich jeder auf den Weg nach Hause. Der junge Kaiser / aber bat den Großlogotheten zu sich 103 und übergab ihm folgende Botschaft an den Großvater: «Die Wohltat, mein Kaiser, die deine Majestät mir vorgestern erwiesen hat, veranlaßt mich, deiner Hoheit den gebührenden tiefen Dank abzustatten. Auch wenn deine Worte mit Streit und Zorn begannen, sind sie schließlich zu einem freundlichen und einvernehmlichen Ende gelangt und gaben so mehr zur Freude Anlaß als vorher zum Kummer. Deshalb will ich, was du anfangs sagtest, als väterliche erzieherische Maßnahme und Sorge betrachten und nicht mehr daran denken; was aber danach geschehen ist, das zeugt von dem Edelmut und Wohlwollen eines Vaters und Kaisers, und daher glaube ich, es unauslöschlich in meinem Gedächtnis bewahren zu müssen. Insoweit jedoch eine deiner damaligen Aufforderungen sowohl mich stark beunruhigt und mit quälenden Sorgen erfüllt, als auch bei anderen nicht geringe Befürchtungen hervorgerufen hat, bitte ich deine Majestät, auch diesen Schmerz aus der Welt zu schaffen. Ich meine folgendes: Du hast mir, mein Kaiser, durch die Vermittlung des Großlogotheten befohlen, dir die Namen meiner Freunde und Anhänger zu nennen, worauf ich damals zwar die Existenz von solchen nicht gänzlich in Abrede stellte, wohl aber versuchte, durch folgerichtige Darlegungen zu zeigen, daß es derlei Leute nicht geben könne: mit anderen Worten, ich habe dir klargemacht, daß ich weder über Geldquellen verfüge, wodurch ich vielleicht die Gefolgschaft einiger Leute für mich gewinnen könnte, noch über die Macht und den Einfluß bei dir, wie er dem Sohn eines Kaisers zusteht, und um dessentwillen diejenigen, die meine Hilfe brauchen, mit mir liebäugeln könnten. Jetzt aber offenbarte die Lage der Dinge von allein / meine Anhänger und ich gebe auch selbst zu, daß solche existieren, obgleich sie mir, was ich auch damals sagte, keine Gefälligkeit schuldig sind; sie haben mich vielmehr als erste verpflichtet. Deshalb, mein Kaiser, bitte ich eure Majestät mir und meinen Gefährten eidlich zu garantieren, daß wir völlig straflos bleiben. Dann werden wir zuversichtlich einem Leben frei von Angst entgegensehen und deiner Hoheit großen Dank bezeigen.» Eine solche Botschaft ließ der junge Kaiser den Großlogotheten an seinen Großvater und Kaiser ausrichten, und er bat ihn, seine Forderung zu unterstützen und dem Kaiser nahezulegen, daß eine eidliche Zusicherung viele günstige Folgen haben würde. Dieser aber sagte sogleich: «Ich hatte ange-
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nommen, mein Kaiser, daß deine Einladung an mich eine gute Wende herbeiführen würde; ich hatte nämlich gedacht, daß du ehrfurchtsvolle und schmeichelnde Worte durch mich dem Kaiser übermitteln wollest, um sein Herz sanftmütiger und gnädiger zu stimmen. In Wirklichkeit geschieht aber das Gegenteil dessen, was ich erwartet hatte. Deshalb bin ich nicht bereit, eine Botschaft solchen Inhaltes zu überbringen, und habe keinesfalls vor, durch solche Worte den ohnehin zornigen Kaiser noch mehr in Wut zu versetzen. Auf der anderen Seite ist mir nicht einmal vom Hörensagen ein Fall bekannt, daß sich die Herrscher ihren Untertanen gegenüber durch Eid verpflichteten 104 ; das Gegenteil ist vielmehr üblich. In einem solchen Fall würde nämlich der Herrscher seinen Untertanen das schulden, wozu normalerweise die Untertanen dem Herrscher verpflichtet sind, und das wäre gewiß absurd. Ich bin sogar in großer Ratlosigkeit für den Fall, daß der Kaiser fragt, warum ich zu dir gekommen bin, da ich keine schickliche Antwort darauf wüßte. Dem Kaiser gegenüber / werde ich also irgend einen Vorwand für meinen Besuch erdichten, dir aber rate ich und ich bitte dich darum, unter keinen Umständen noch einmal davon zu sprechen. Ich sehe nämlich voraus, daß ein nicht wiedergutzumachendes Unheil das Resultat sein wird, falls der Kaiser davon erfährt.» Daraufhin sagte der junge Kaiser: «Mir steht der Sinn danach, ganz anders darüber zu denken und zu reden; denn ich betrachte diese meine Worte keineswegs als Ursache von Unheil, sondern von unermeßlichem Glück, falls es so kommt, wie ich es verlange. Daß es bei den früheren Kaisern Präzedenzfälle gegeben hat, kann ich beweisen, ohne weit zurückgreifen zu müssen. Mein Ahnherr nämlich, der Kaiser Michael [VIII. Palaiologos], ist, als er noch das Leben eines Privatmannes und Untertans des Kaisers Johannes [lU. Dukas] Vatatzes führte, zum Herrscher der Perser '[Seldschuken], dem Sultan von Ikonion, übergelaufen 105, da er von seiten des Kaisers für sich Gefahr befürchtete; von dort schickte er eine Botschaft, zum Kaiser und verlangte, daß dieser sich eidlich verpflichte, ihm die Flucht zu verzeihen und auch künftig keine Maßnahmen gegen ihn zu ergreifen. Der Kaiser empfing die Botschaft mit Wohlwollen und, obgleich ein Herrscher, leistete er den Eid, wie sein Untertan es verlangte. Er ist nicht das einzige Beispiel; bereits viele Kaiser vor ihm gewährten ihren Untertanen eine eidliche Zusicherung, wenn irgendein Zweck es erheischte. Drum, bei der Wahrheit, sag, wenn diese Leute, für welche ich jetzt den Eid verlange, aus Angst vor der Gefahr zu irgendeinem der uns benachbarten Barbaren 64
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ÜBERSETZUNG: BUCH 1,17
überlaufen und von dort aus eine Botschaft schicken und vom Kaiser ein eidliches Versprechen verlangen, daß er sie bei ihrer Rückkehr nicht bestrafen werde, glaubst du, daß der Kaiser diesem Begehren nicht nachgeben wird? Ich glaube schon. / Was also zu einem anderen Zeitpunkt, wie du zugeben wirst, einer Notlage wegen stattfindet, das soll auch jetzt geschehen um der vielen Vorteile willen, die es mit sich bringt.» Daraufhin gab der Großlogothet eine Antwort, in welcher er seine früheren Ausführungen wiederholte und zusätzliche Argumente vorbrachte, um zu zeigen, daß die Forderung des Mitkaisers nachteilig und unmöglich sei; er weigerte sich mit Nachdruck, eine solche Botschaft zu überbringen, und ging nach Hause. Als später der Friede hergestellt wurde, behauptete der alte Kaiser, wenn die diesbezügliche Botschaft ihm überbracht worden wäre, hätte er den Eid geleistet und kein Wagnis wäre dabei einzugehen gewesen; deshalb gab er für den Bürgerkrieg dem Großlogotheten die Schuld 106 . Seinen Freunden, die ihn gleich danach aufsuchten, erzählte der Mitkaiser, was er dem Großlogotheten sagte und dieser darauf antwortete, und fügte am Ende hinzu: «Wer kennt schon den Willen und den Sinn Gottes?» [Horn. Od. 4,267]. Er forderte seine Freunde auf, ihre Geduld noch eine Weile zu bewahren. «Denn der heutige Tag wird uns etwas Unbekanntes offenbaren; heute nämlich endet die vereinbarte Frist für die Antwort des Großdomestikos an den Kaiser, und von seiner Stellungnahme sind unsere künftigen Beschlüsse und unser weiteres Handeln abhängig.» Nach dieser Beratung gingen sie auseinander. Der Bote des Kaisers vom vergangenen Tag kam aber wieder zum Großdomestikos und verlangte seine Antwort. Dieser nahm folgenderweise Stellung: «Wie ich bereits gesagt habe, mächtigster Kaiser, kommt zu den unzähligen Beweisen deines Wohlwollens nun die gegenwärtige Gunsterweisung hinzu und veranlaßt mich, dir noch mehr und inniger dankbar zu sein als bisher. Ich bitte dich jetzt, mir noch eine / Gunst zu erweisen, die ich keineswegs für weniger wichtig als die anderen erachte, nämlich zu gestatten, daß ich nicht auf die Peloponnes versetzt werde. Es ist nicht Trägheit, was mich zurückhält, oder daß ich dieses Amt für meiner unwürdig hielte, sondern ich würde den Aufenthalt in jener Gegend, in der mein Vater gestorben ist, nicht ertragen können. Denn du weißt besser als ich, mein Kaiser, daß mein Vater einundzwanzig Jahre alt war, als er von dir zum Statthalter der Peloponnes ernannt wurde und daß er dieses Amt acht Jahre lang ausübte, ehe er dort starb 107 . Seinem Gedächtnis zuliebe ist mir allein schon die Erwähnung des 65
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Namens Peloponnes zuwider, und meine Mutter hat mir oft und oft gesagt, sie würde es ungern hören, daß ich Statthalter jenes Landes würde, das mich eines so geschätzten Vaters beraubt hat. Deshalb bitte ich um Vergebung dafür, daß ich dorthin nicht gehen will.» Di~s war nur ein Vorwand und nicht der wirkliche Grund für ihn, die Statthalterschaft der Insel des Pelops abzuschlagen. Als der Kaiser dies hörte, äußerte er in leichtem Spott, das seien nicht die Worte eines einsichtigen Mannes, und wenn er wegen des Todes seines Vaters Angst vor dem Ort habe, so sei das eine unmännliche Furcht. Er ließ durch denselben Boten dem Großdomestikos folgende Antwort bestellen: «Es wäre wohl besser gewesen, ohne Widerspruch den Befehl sofort auszuführen. Da du nun aber einen Grund hast - zwar keinen zwingenden, immerhin aber einen Grund -, die Peloponnes zu meiden, entbinde ich dich von jener Aufgabe, befehle dir aber, nach Thessalien zu gehen und dort die Statthalterschaft zu übernehmen, da die benachbarten Katalanen 108 es angegriffen haben und schweren Druck auf dieses Land ausüben, / und es daher Hilfe und einen fähigen und einsichtigen Strategen braucht.» Der Großdomestikos konnte diesem Befehl nicht widersprechen, deshalb tat er so, als ob er das angebotene Amt annehmen würde. Er nützte jedoch das Wort des Kaisers, Thessalien stehe unter dem Druck der Katalanen und brauche beträchtliche Militärhilfe, aus wie einen glücklichen Fund; so ließ er den Kaiser wissen, daß er nach Thessalien gehen werde, wie ihm befohlen, er müsse aber prüfen und der Kaiser gewähren, was er zur Abwehr der Feinde und zur Sicherung seiner Herrschaft für notwendig erachte. Er dachte sich nämlich, daß entweder der Kaiser vor seinen unmöglichen Forderungen erschrecken und ihn von dieser Mission freistellen werde, oder daß anderenfalls bis zum Abschluß der Vorbereitungen viel Zeit verfließen und er Gelegenheit haben werde, sich mit dem jungen Kaiser zu treffen und über das weitere Vorgehen zu entscheiden, da die schroffe Zuspitzung der Situation unwillkürlich zu einem Entschluß dränge. Als nun der alte Kaiser den Großdomestikos aufforderte, seine Wünsche zu äußern, und dieser sie ihm brieflich mitteilte - er forderte eine kampfbereite Armee und hinreichende Gelder für den Unterhalt der Soldaten -, schlug der Kaiser ihm keinen dieser Wünsche ab, sondern gab Befehl, alles umgehend bereitzustellen. Da nun der Kaiser den Abgang des Großdomestikos beschleunigte und ihm keine Zeit ließ, zu Atem zu kommen, versprach dieser, sich nach Ablauf von fünf Tagen auf den Weg zu machen; dieser Tag war der Montag
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ÜBERSETZUNG: BUCH 1,17-18
[13. April 1321] der bei uns so genannten 'großen Woche) [Karwoche]. Der Kaiser war damit einverstanden und beruhigte sich. An demselben Tag erhielt auch der Protostrator vom / Kaiser den Befehl, sich in die Provinz Prillapos109, die er bereits früher betreut hatte, zu begeben, um ihre Statthalterschaft wieder zu übernehmen. Dieser versprach, den Befehl des Kaisers auszuführen und gab, als man eine Frist für seinen Weggang verlangte, den sechsten Tag der Karwoche [d. i. Karfreitag] als Termin an. Solche Botschaften und Erklärungen gaben sie gegenüber dem älteren Kaiser ab. 18. Zugleich trafen sich die beiden wieder mit dem jungen Kaiser und berichteten ihm über das Vorgefallene; sie faßten den Entschluß, nicht mehr zu warten, sondern die Vorbereitungen zu treffen, um aus Byzanz zu fliehen. Sie sandten auch einen Brief an Syrgiannes und forderten ihn auf, die von ihm befehligte Streitmacht in Bereitschaft zu halten und sich am Ostertag in der Nähe der Hauptstadt einzufinden; denn für diesen Tag hatten sie ihren Abgang vereinbart. Als nun der Montag der Karwoche kam, an welchem Tag der Großdomestikos seinem Versprechen gemäß Konstantinopel verlassen wollte, drängten ihn die Verantwortlichen, sein Versprechen einzulösen; er verschob jedoch unter verschiedenen Vorwänden seine Abreise. Am nächsten Tag erhielt er einen Befehl des Kaisers, so schnell wie möglich die Stadt zu verlassen. Er antwortete darauf, er könne nicht eher aus der Stadt aufbrechen, als ihm die Gelder ausgezahlt seien, die er für die Söldner seiner Truppe sowie für die Garnisonen der kleinen thessalischen Städte benötige. Sobald dieser Wunsch erfüllt sei, gebe es keinen Aufschub mehr und werde man ihn am nächsten Tag außerhalb der Mauern Konstantinopels sehen. Auf Befehl des Kaisers zahlten die Verwalter der kaiserlichen / Kasse Ho d~s Geld, einen Betrag von 50 000 Goldmünzen, noch am selben Tage aus. Die Kassierer des Großdomestikos nahmen die Summe in Empfang, beließen sie aber gleich wieder, gemäß den Anweisungen ihres Herrn, in der kaiserlichen Kasse zur Aufbewahrung. Sie gaben als Grund für diese Maßnahme an, eine der unter dem Kommando des Großdomestikos stehenden Abteilungen sei von einem anderen Feldzug eben zurückgekehrt und habe um einen kurzen Aufenthalt zu Hause gebeten; nachdem nun der Feldherr sein Bestes getan habe, um die Soldaten aus ihren Häusern zu vertreiben, und dabei nichts habe erreichen können, da der eine hierhin, der andere dorthin entkommen sei, habe er wider Willen den Männern erlaubt, das Osterfest mit ihren Familien zu verbringen, ihnen aber befohlen, sich gleich darauf auf den Weg zu machen; dieses Kon67
ÜBERSETZUNG: BUCH 1,18
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tingent sei beauftragt worden, das Geld abzuholen und damit beim Feldherrn zu erscheinen. Dies alles war nur eine Ausrede; man holte das Geld nicht ab, einerseits, um einen hinreichenden Vorwand zu haben, sich in der Nähe von Konstantinopel aufzuhalten - denn dort verweilte der Großdomestikos nach seinem Aufbruch bereits fünf Tage, um die Ankunft des jungen Kaisers abzuwarten -, andererseits, weil er es für gemein und für seiner unwürdig hielt, den Eindruck zu erwecken, er wolle mit Trug und List aus Geldgier den Kaiser bestehlen; eine solche Tat, so meinte er, würde für alle Zeit seinem Ruf und seinem Ansehen erheblichen Abbruch tun. Es gab viele, die, der Geldgier erlegen, seine Handlungsweise als sonderbar betrachteten, weil er eine so große Menge Geldes bei so akutem Geldbedarf leichtfertig als etwas Nichtiges verachtet habe, obwohl er, wenn er nur gewollt hätte, es mit großer Leichtigkeit an sich hätte bringen können. Der Großdomestikos verließ also am vierten Tag der Karwoche [Mittwoch, den 15. April 1321] / Konstantinopel und hielt sich vor der Hauptstadt auf, dem Vorgeben nach, weil er auf die Soldaten und das Geld wartete. Am sechsten Tag derselben Woche [Karfreitag] stand auch der Protostrator vor der Notwendigkeit, die Hauptstadt zu verlassen. Er verließ sie jedoch nicht, sondern versprach, es nach Ablauf von drei Tagen zu tun, wobei er seine noch nicht abgeschlossenen Vorbereitungen und etliche andere Gründe vorschob. An diesem sechsten Tag der Karwoche fand man neben dem Bett des jungen Kaisers ein Buch, in dem folgendes geschrieben war: «Wer dies schrieb oder wie er heißt, kannst du im Augenblick nicht erfahren; ich glaube jedoch, wahrlich, daß heute der Spruch in Erfüllung geht: 'die Stunde ist gekommen, daß ihr alle zerstreut werdet, und mich allein lassee Uoh. 16,32]. Da du einsichtig bist, wirst du diese Worte keineswegs ignorieren 111 .» Was dieses Zitat bedeutete, war eben das, was auch der Mitkaiser vermutete, daß nämlich die Zerstreuung seiner Freunde nichts anderes bezweckte, als ihn leicht angreifbar zu machen. Den Schreiber dieser Notiz suchte der Mitkaiser auch später in der Zeit des Friedens lange, ohne ihn finden zu können; man nahm an, daß er in der Zwischenzeit gestorben war. So war es mit dieser Geschichte. Nun verließ der junge Kaiser im gleichen Frühjahr am 19. April des Jahres 6829 [1321], des vierten Jahres der Indiktion 112, nach Mitternacht 113 , gerade als die Sonne zum zweiten Tag der neuen Woche aufgehen wollte, nachdem er sich das sogenannte Tor der 68
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ÜBERSETZUNG: BUCH 1,18
Gyrolimne l14 / hatte öffnen lassen, die Stadt, angeblich zur Jagd, in Begleitung weniger seiner Diener, welche sich auf Jagdhunde und Vogelbeize verstanden 1l5 . Solche Jagdpartien, die er nach Wunsch veranstaltete, waren bei ihm nichts Ungewöhnliches, so daß sein Aufbruch kein Aufsehen erregte und keine Unruhe stiftete. Der Mehrzahl seiner Leute und Freunde hatte er bereits am Tage zuvor befohlen, durch die verschiedenen Tore der Stadt in voller Rüstung einzeln hinauszugehen, sich an einem bestimmten Ort zusammenzufinden und dort zu warten. Dorthin begab er sich denn auch, vereinigte sich mit seinen Leuten und schlug in Begleitung des Protostrators den Weg nach Adrianopel ein. Als er nun an den fluß Melas 1l6 kam und Herden von zahlreichen Pferden traf, die am Fluß weideten - es handelte sich dabei um Pferde, die der in Konstantinopel stationierten Streitmacht sowie den dort verbliebenen Senatsmitgliedern und anderen weltlichen Würdenträgern gehörten -, wollte er kein Unrecht begehen und warnte deshalb seine Leute vor eigenmächtigen Handlungen und forderte die Pferdehirten auf, sich mit ihren Pferden in die Stadt zu begeben, damit es nicht zu einem Aufruhr komme und die Pferde womöglich geraubt würden. Bald darauf traf er sich mit dem Großdomestikos und Syrgiannes und setzte seinen Marsch so schnell wie möglich fort. So gelang es ihnen, am Dienstag [21. April 1321] nach Mittag in Adrianopel einzuziehen; die Einwohner empfingen sie freundlich und betrachteten die Ankunft des Mitkaisers als ein gutes Omen. Als nun der ältere Kaiser von der Flucht des Mitkaisers erfuhr, war er für eine kleine Weile völlig ratlos; dann faßte er sich und, da er es für ein Leichtes hielt, des Enkels wieder habhaft zu werden, zumal er die Streitkräfte befehligte / und die volle Herrschaft ausübte, rief er einen der Senatoren, den Großstratopedarchen Manuel Tagaris 1l7 zu sich. Dieser stammte zwar aus einer niedrigen und unbekannten Familie, hatte sich aber durch seine Tapferkeit und seinen Mut im Krieg großen Ruf erworben; er hatte sich nämlich während der Belagerung von Philadelpheia [1310-1311] in Lydien 118 durch persönliche Bravour, Kühnheit wie auch durch strategische Erfahrung glänzend hervorgetan, wofür er bewundert wurde und eine vornehme Ehe eingehen durfte: Er erlangte die Nichte des Kaisers, Theodora Asanina 119 , zur Frau. Diesen Mann also rief der Kaiser zu sich und sagte zu ihm: «Mein Enkel ist in der vergangenen Nacht aus der Stadt entwichen. Wo er sich jetzt aufhält, kann man nicht genau wissen, ich bin aber davon fest überzeugt, daß er innerhalb von wenigen Tagen als Gefangener zurück-
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ÜBERSETZUNG: BUCH I, 18
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gebracht werden wird. Du wirst also jetzt mit so vielen Soldaten, als du für diese Aufgabe für ausreichend erachtest, aufbrechen und die Verfolgung dieser Menschen aufnehmen. Und sobald du sie einholst, brauchst du nichts weiter zu tun als den ganzen Haufen gefangenzunehmen und zurückzukommen; sie werden nicht nur keinen Widerstand leisten, sondern es wird ihnen nicht einmal einfallen, dir ins Angesicht zu blicken.» Tagaris aber, der einsichtig und im Kampf erfahren war, erwiderte darauf: «Mächtigster Kaiser, dir scheint es eine leichte Aufgabe zu sein, deinen Enkel gefangenzunehmen und in Fesseln hierher zu bringen, mich hingegen dünkt dies alles andere als leicht. Und ich möchte freilich lieber, daß ich Lügen / gestraft werde, als daß deine Hoffnung enttäuscht wird, mein Kaiser. Nun, wie dies ausgeht, das wird sich zeigen. Da du aber mir befohlen hast, mit einer Streitmacht die Verfolgung aufzunehmen, in der Erwartung, daß die Verfolgten bei einer Konfrontation nicht nur keinen Widerstand leisten, sondern nicht einmal wagen werden, uns ins Angesicht zu blicken, werde ich dir meine Meinung darüber sagen. Dein Enkel und seine Männer sind über die Anzahl der hier stationierten Soldaten sowie über deren Kampferfahrung und Mut genau informiert, und daher hätten sie nie gewagt, die Flucht zu ergreifen, wenn sie ihr Leben nicht den Spitzen ihrer Lanzen anvertraut hätten und entschlossen wären, bis zum letzten gegen ihre Angreifer zu kämpfen. Denn sie wissen genau, daß im Fall einer Gefangennahme kaum eine mildere Strafe als der Tod sie erwartet. Deshalb werden sie als dem Tod geweihte Männer über ihre Kräfte kämpfen, ohne sich selbst zu schonen. Gegen Menschen also, die entschlossen sind zu sterben, mit einer zahlenmäßig gleichen Streitmacht zu kämpfen, scheint mir beinahe Wahnsinn. Denn diejenigen, die gegen solche Leute zu Felde ziehen, müssen zahlenmäßig weit überlegen sein und dürfen in ihrem Einsatz nicht nachstehen. Beides ist fraglich bei uns; wir wissen nämlich weder über die Größe ihrer Streitmacht Bescheid noch über die Gesinnung unserer· eigenen Soldaten, auf welche Seite sie sich schlagen werden. Hinzu kommt, daß sie gegen Mitternacht entwichen sind, wie wir von den Torwächtern erfahren konnten, und da wir bis spät am Abend die Verfolgung nicht aufnehmen können, werden sie sich rechtzeitig in Sicherheit bringen, während wir uns in ein aussichtsloses / Unternehmen einlassen werden. Es wird also eins von beidem geschehen: entweder wir werden uns verspäten und unverrichteter Dinge zurückkehren, was auch einer Niederlage gleichkommt, oder wir werden sie zwar erreichen, aber auf dem Schlachtfeld den 70
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kürzeren ziehen und fallen. Aus diesen Gründen, glaube ich, sollten wir sie nicht gleich jetzt verfolgen und angreifen, sondern auf andere Weise den ' Krieg gegen sie führen.» 19. Aufgrund dieser Darlegungen, denen auch die anwesenden Senatoren beipflichteten, sah der Kaiser von der geplanten Verfolgung ab; er gab jedoch den· Befehl, daß alle seine Untertanen schwören sollten, sich nicht die Sache des Andronikos Palaiologos - auf diese Weise war befohlen, ihn nicht mehr «Kaiser» zu nennen - zu eigen zu machen, sondern ihn als Feind zu betrachten, da er vom Kaiser abgefallen war. Der Eid wurde geleistet, mehr aber erreichten sie nicht; denn nicht nur aus Konstantinopel liefen Tag für Tag viele Senatoren und Angehörige der Streitkräfte zum jüngeren Andronikos über, sondern auch von den anderen Städten und Provinzen des Rhomäerreiches strömten die Leute in Scharen bei ihm zusammen 120, so daß sich in kurzer Zeit eine starke Streitmacht um ihn sammelte. Dieser Aufruhr brachte außerdem in erheblichem Maße Raub und Zerstörung mit sich; die Steuereintreiber wurden nämlich teils von anderen ihrer Gelder beraubt, sofern sie nicht im voraus den Raub kommen sahen und die Steuereinnahmen versteckten, teils unterschlugen sie selbst die Gelder des Kaisers und gaben an, von anderen beraubt worden zu sein. Und wenn jemand mit einem Anhänger des alten Kaisers / wegen privaten Forderungen im Streite lag, nahm er jetzt, da die Zeit günstig war, seine Rache, indem er den Feind seiner Feldfrüchte, Rinder und Schafe beraubte. Als nun der ältere Kaiser feststellte, daß die Dinge einen anderen Lauf nahmen, als er erwartet hatte, rief er die Bischöfe, die sich in Konstantinopel aufhielten, zu sich - der Patriarch Gerasimos war kurz zuvor in eben der Nacht, als der Mitkaiser die Hauptstadt verließ, gestorben 121 -, legte ihnen dar, was er für rechtens hielt, und überredete sie, den Bann über jeden auszusprechen, der Anhänger seines Enkels war oder künftig sein würde. Als nun auch diese Maßnahme den Strom der Abtrünnigen nicht einzudämmen vermochte, fürchtete der ältere Kaiser, daß die Geschichte ein übles Ende nehmen könnte, da sie so ganz anders verlief, als er erwartet hatte; daher schickte er den Metropoliten von Philadelpheia, Theoleptos, sowie den Vorsteher des Koiton 122 , [Michael] Kallikrenites, als Vermittler zu seinem Enkel und schlug einen Ausgleich vor, indem er versprach, daß er jeden ihm brieflich mitgeteilten Wunsch seines Enkels erfüllen werde. Die Gesandten 123 kamen nach Adrianopel und trafen den jungen Kaiser vor der Stadt bei der Inspektion seiner Truppen; sie gingen zu ihm, um ihm
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ihre Verehrung zu erweisen und den Grund ihrer Gesandtschaft mitzuteilen. Die Menge der Soldaten aber umstellte sie mit gezückten Schwertern und, als bekannt wurde, daß das Ziel ihrer Mission der Friede war, forderten sie einander auf, sie niederzumachen. Kallikrenites wurde zutiefst von Furcht ergriffen: Er sprang vom Pferd, umfaßte mit beiden / Händen das Bein des Mitkaisers und lag angsterfüllt da in der Meinung, nunmehr sterben zu müssen. Der Metropolit von Philadelpheia hingegen stand bei allem unerschrocken da, als ob er von leblosen Dingen umgeben wäre und schales Geräusch im Ohr hätte [Eur. Rh. 565]. Als er nun den Kallikrenites erblickte, der vor Angst fast gestorben war, sagte er: «Du sollst aber nicht, mein Bester, solche Angst vor dem Tode bekommen, da wir gewiß, wenn nicht jetzt, so doch eines Tages sterben werden. Da also der Tod unvermeidlich ist, ist es viel besser, wir sterben, wenn sich eine Gelegenheit bietet, uns dabei nützlich zu machen, als wenn dies nicht der Fall ist. Da dem aber so ist, welche Gelegenheit wäre rühmlicher als bei einer Friedensgesandtschaft zu sterben?» Dann wandte er sich zum Großdomestikos, dem Syrgiannes und dem Protostrator (diese hatten ihn nämlich umringt, damit keiner etwas gegen seine Person wagte) und sagte: «Falls es euch möglich ist, diese törichten und frechen Menschen zu besänftigen, tut, was notwendig ist; wenn nicht, lasset sie ihr Vorhaben ausführen. Auf jeden Fall wird nichts geschehen, was Gott nicht wollte.» Diese Worte brachten dem Mann große Bewunderung ein wegen seines Edelmutes und seiner Standhaftigkeit in der Gefahr. Eine Zeitlang hallte lärmendes Geschrei durch die Menge; als es ruhiger wurde, nahm der Kaiser die Gesandten beiseite, und nachdem er ihre Botschaft erfahren hatte, schickte er durch dieselben an seinen Großvater und Kaiser folgende Nachricht: «Im Unglück zusammenzubrechen und sich zu unedlen Worten und Taten hinreißen zu lassen, scheint mir gemeinen und kleinmütigen Menschen eigen, / sich im Glück aufzuplustern und über das schickliche Maß überheblich zu sein, ist die Art der Ungebildeten und Rücksichtslosen, während tapfere und einsichtige Männer sich im Glück wie im Unglück gleich verhalten. So war ich weder damals, als ich unter deinem Vorsitz, mein Kaiser, vor Gericht saß, durch Feigheit bewogen, zu sagen, was ich sagte, indem ich die Wahrheit verhehlte, noch werde ich jetzt, da ich glaube, in Sicherheit zu sein, anderes als damals verlauten lassen, sondern ich werde wiederum Gott als Zeugen anrufen und erklären, daß ich mir keines einzigen der mir zur Last gelegten Vergehen bewußt bin 72
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ÜBERSETZUNG: BUCH 1,19-20
noch eine Sünde begangen habe, die deine Sanftmut zu einem solchen Übermaß an Zorn hätte reizen müssen. Zu einem Vergleich zu kommen und dein väterliches Wohlwollen wiederzugewinnen, ist mein Wunsch. Da es mir aber wegen des außerordentlich zuchtlosen Verhaltens der Truppe, von dem dir deine Gesandten berichten werden, zur Zeit unmöglich erscheint, etwas Nützliches zu sagen oder zu unternehmen, werde ich versuchen, so zu handeln, wie es auch dir am angenehmsten scheinen wird, zumal ich jetzt deinen Willen kenne 124 .» So unterredete sich der Kaiser mit den Gesandten; er flößte ihnen gute Hoffnungen ein und forderte sie auf, nach Konstantinopel zurückzukehren. Diese kamen zum Kaiser zurück und erzählten von dem Eifer und dem Einsatz der Truppe für den jungen Kaiser sowie von ihrem Aufbegehren und ihrer Raserei gegen sie, eine Mitteilung, die freilich keine geringe Aufregung verursachte; auf der anderen Seite übermittelten sie auch die Botschaft des jungen Kaisers und gaben dem alten Kaiser Anlaß zu größeren Hoffnungen. Auch innerhalb Konstantinopels gewann die Partei des jungen Kaisers jetzt großen Zulauf, und / erlangte ungewöhnliche Macht, während die Anhängerschaft des alten Kaisers allmählich verlor und schwächer wurde. Soviel über die Lage in der Hauptstadt. 20. Am nächsten Tag rief der junge Kaiser alle Würdenträger und militärischen Kommandeure zu sich und erteilte der Truppe eine Rüge für die Disziplinlosigkeit am vorigen Tage, die keine lauteren Gründe hatte und keineswegs gerechtfertigt war, denn aus Schlechtem könne sich nichts Gutes entwickeln; dann fügte er hinzu, daß er für den Augenblick bereit sei, den Urhebern der Unruhe zu verzeihen, da sie nicht hätten wissen können, daß er solche Vorgänge ungern sehe, für den Fall aber, daß sie nochmals ähnliches wagen würden, werde er den Disziplinlosen eine gebührende Strafe auferlegen. Er regte eine gemeinsame Beratung an mit den Worten: «In seiner Botschaft hat mein Großvater und Kaiser kundgetan, daß er für den Frieden sei, und uns aufgefordert, ebenso zu denken; dafür sei er bereit, uns jeden Wunsch, den wir ihm vortragen würden, mit Vergnügen zu erfüllen. Nun also kann jeder von euch vortragen, was ihm nützlich scheint.» Daraufhin lehnten alle einmütig, als ob sie es vereinbart hätten, mit einer Zunge zu sprechen, den Frieden ab und erklärten, sie wollten nicht einmal darüber beraten. «Sieh doch, Kaiser», sagten sie, «du bist gerade, wie wir hören, in die äußerste Gefahr geraten und allein durch Gottes Hilfe dem Tod entkommen und nun bist du erpicht darauf, in dieselbe / oder sogar 73
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eine noch schlimmere Lage zu geraten. Deshalb bitten wir dich, von solchen Gedanken Abstand zu nehmen. Da nun aber dein Großvater und Kaiser erklärt hat, er sei bereit, dir jeden möglichen Wunsch zu erfüllen, schlagen wir vor, er solle auf den Kaiserthron verzichten, sich als Privatmann zurückziehen, wohin er will, und dir die Herrschaft über die Rhomäer überlassen. Wenn er nicht einwilligt, dann müssen wir nach Konstantinopel marschieren, gegen ihn; wir glauben nämlich, daß die Einwohner der Hauptstadt gar nicht warten werden, bis wir die Mauern erreicht haben, sondern, während wir noch in der Ferne sind, herauskommen werden, um dich zu begrüßen und wohl dir die Stadt zu übergeben. Falls nun, Majestät, dies auch deine Meinung ist, dürfen wir nicht länger zögern, sondern müssen uns sofort auf den Weg machen. Falls du aber anderer Meinung bist, sag es offen, damit jeder von uns, so gut er kann, sich selbst rettet.» Nachdem nun alle Anwesenden wie mit einer Zunge diese Meinung zum Ausdruck gebracht hatten, erkannte der Mitkaiser, daß jeder Versuch, sie umzustimmen, denkbar unpassend sei; denn einerseits war die Truppe in ihrem Ungestüm ungehalten, allen voran die abendländischen Söldner aus Deutschland 125 , unter welchen sich auch einige Adlige befanden, andererseits war er selber mit den Leuten, bis auf wenige Ausnahmen, noch nicht vertraut genug, um mit ihnen einen improvisierten Dialog zu führen, wie die Situation es verlangte. Deshalb bedankte er sich mehrmals für ihr Wohlwollen und sagte, man müsse die Angelegenheit zum Gegenstand einer eingehenderen Beratung machen und sich nicht unbesonnen in ein so gewichtiges Unternehmen stürzen; «denn wir beraten uns nicht über irgendwelche Kleinigkeiten, sondern nahezu über das Ganze». / Mit diesen Worten löste er die Versammlung auf und kündigte eine Entscheidung für den nächsten Tag an. Nachdem nun die Versammelten auseinandergegangen waren, beriet sich der Mitkaiser mit den dreien erneut über die Lage und forderte einen jeden auf, sich darüber zu äußern. Als erster ergriff Syrgiannes das Wort: «Was wir bereits früher vorgeschlagen haben, mein Kaiser, als wir in Konstantinopel waren, haben wir nicht aus persönlichem Haß gegen deinen Großvater und Kaiser gesagt, noch weil wir darauf erpicht waren, daß ihm Übles widerfährt, sondern weil die Lage uns solches Handeln diktierte, besorgt wie wir waren um dein Heil; denn der Ruhm des einen scheint die Vernichtung des anderen zu sein, wie es auch jetzt der Fall ist. Wenn nun die ganze Truppe bereit ist, gegen ihn zu Felde zu ziehen - dafür aber gibt es triftige
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Gründe, gegen die kein vernünftiger Mensch etwas sagen kann -, und wenn dabei jenen [d. i. den alten Kaiser] ein Mißgeschick trifft, dann sind keineswegs wir, die dazu gezwungen waren, daran schuld, sondern eher diejenigen, die uns in diese Notlage gebracht haben. Da also von der ganzen Truppe diese Ansicht einmütig als vorteilhaft vorgebracht wurde, und wir keinen Grund haben, diesen Entschluß zu kritisieren, muß, was gemeinsam beschlossen wurde, ausgeführt werden.» Dieser Meinung stimmte auch der Protostrator zu. Der Großdomestikos sagte, er halte sich nicht für soviel einsichtiger als alle anderen, um allein gegen das gemeinsam Beschlossene zu sprechen. Daraufhin gingen sie auseinander. Zu später Stunde in der Nacht aber bat der Mitkaiser den Großdomestikos zu sich und beriet sich mit ihm unter vier Augen abermals über dasselbe. Sie kamen zu dem Ergebnis, daß die Überlegungen / der Truppe richtig seien. Nachdem nämlich der Aufstand schon hell aufgelodert war, waren alle auf die weitere Entwicklung der Lage gespannt und wünschten zutiefst eine Veränderung. Marschierten sie nun nach Konstantinopel, würde dies eine akute Gefahr für den [älteren] Kaiser bedeuten, da alle sich sofort auf die Seite des jungen [Kaisers] stellen würden. Damit dies nicht geschehe, machten sie sich viele Gedanken und überprüften viele Möglichkeiten; schließlich dünkte es ihnen die beste Lösung, nach Thessalonike zu marschieren, damit der Kaiser in der Zwischenzeit in aller Ruhe die nötigen Maßnahmen zum Krieg ergreife und nicht durch einen Überraschungsangriff zugrunde gehe. Nachdem sie nun diesen Entschluß als richtig befunden hatten, gingen sie schlafen. Am nächsten Tag kamen wieder alle Würdenträger und Mitglieder des Senats sowie die oben erwähnten Lateiner [Abendländer] zusammen. Von der Versammlung wollte der junge Kaiser wissen, ob jemand noch einen neuen Vorschlag, der anders laute als der vom Vortag, zu machen hätte; «da unsere Beratung», sagte er, «nicht zum Abschluß kam, ist zu erwarten, daß sich jemand neue Gedanken gemacht hat, zumal ihr alle mit diesem Thema beschäftigt seid». Der Großstratopedarch [Andronikos] Palaiologos 126 sagte aber, daß weder er sich neue Gedanken gemacht habe noch der Vorschlag eines anderen ihm zu Ohren gekommen sei, worauf der Ritter Fra Pietro de Pignoli 127 , der / für die Lateiner sprach, hinzufügte, daß es nichts gebe, was der Wahrheit oder der Notwendigkeit besser entspreche als das, was am Vortage beschlossen worden sei. Als nun alle übrigen diesen Äußerungen zustimmten und zum Aufbruch nach Konstan75
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tinopel drängten, da die Stadt sich bei ihrem bloßen Erscheinen ergeben würde, und als sie schließlich um Annahme ihrer Forderung baten, überlegte der Mitkaiser eine Weile und sagte dann: «Mir scheint, daß der Spruch Salomons zutrifft: 'wo viel Ratgeber sind, da gehet es wohl zu) [Provo 11,14]. Obwohl ich mich mehrmals und lange über diese Sache beraten habe, ist mir doch etwas Neues eingefallen, was ich jetzt zur Diskussion stellen möchte, damit geprüft wird, inwieweit es richtig ist. Als ich in dieser Stadt Hadrians ankam, brachten mir sämtliche Einwohner der Stadt gemeinsam ihr Wohlwollen zum Ausdruck, aber auch alle anderen Städte Thrakiens bis hin nach Christupolis öffneten mir ihre Tore; indes auch alle Soldaten, die in den Dörfern Thrakiens stationiert waren, schlossen sich mir an, wofür ich mich ihnen zutiefst verpflichtet fühle, da sie mir selbstlos ihre Gunst erwiesen haben. Keine der vielen und berühmten Städte des Rhomäerreiches aber, die unterhalb von Christupolis bis hin nach Akarnanien und Dalmatien 128 liegen und die über eine nicht zu unterschätzende Militärmacht und viele und tüchtige Feldherren verfügen, schlug sich bisher auf unsere Seite. Das ist es, was mich jetzt stark beunruhigt und meine Erwartungen enttäuscht. Ich halte es keineswegs für vorteilhaft, diese Städte als unbedeutend zu verachten, sondern / glaube vielmehr, daß ihre Bundesgenossenschaft und ihre Teilnahme viel für uns bedeutet. Aus diesem Grunde scheint es mir notwendig, zunächst den Weg in jene Gegend zu nehmen, und wenn die dortigen Einwohner auf unsere Seite träten, könnten wir uns getrost mit einer doppelt so großen Macht und ohne im Rücken Feinde zurückzulassen auf den Weg nach Konstantinopel machen.» So sprach der Mitkaiser, in der Absicht, seine Gefolgsleute zu überzeugen, den Weg nach dem Westen einzuschlagen; diese aber hielten an ihren früheren Entschlüssen fest und behaupteten, man müsse nach Konstantinopel marschieren und nirgendwohin sonst, da man sich der Stadt mühelos bemächtigen könne, und man solle den Krieg nicht in die Länge ziehen, sondern ihn abkürzen. 21. Währenddessen schwieg der Großdomestikos. «Warum sagst nicht auch du deine Meinung über die vorliegenden Fragen, sondern hüllst dich in Schweigen, als ob kein neuer Vorschlag uns hier beschäftigte?», fragte man ihn. «Weil ich sehe», erwiderte er, «daß ihr nicht bei einer Beratung sitzt, sondern das bereits Beschlossene bestätigt. Wenn ihr euch beraten hättet, hätte ich vielleicht auch etwas Nützliches gesagt. Nichtsdestoweniger, da ihr ja mich gefragt habt, werde ich euch sagen, was nach meiner 76
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Meinung unsere Sache fördert. Zunächst wundere ich mich darüber, woher ihr die Zuversicht gewonnen habt, ihr könntet durch euer bloßes Erscheinen ohne jede Mühe die Stadt Konstantins erobern. Solltet ihr mehr wissen oder in Erfahrung gebracht haben, als ich weiß, dann möchte ich erfahren, was das ist, wenn nicht, geht ihr in allem von ganz anderen Überlegungen aus als ich. Ich betrachte es nämlich nicht als die leichteste, sondern als äußerst schwierige Aufgabe, eine Stadt zu erobern, die so groß und volkreich, so mächtig an Geldmitteln, Waffen und Soldaten ist und innerhalb derer / ein so einsichtiger Kaiser residiert, der so viele Jahre die Herrschaft ausgeübt hat und der von einer Menge ihm ergebener Würdenträger umgeben ist, ein Kaiser, der über viel Geld verfügt, mit dem er seine Truppen dazu bringen wird, ihm zu folgen. Und außerdem ermahnt uns ein alter griechischer Philosoph, nicht leichtfertig derartige Hoffnungen zu hegen, denn es liege oft vieles zwischen Lippen und Becher 129 [Apostol. cent. 14,46]. Es gibt auch einen Grundsatz für den Feldherrn, ebenso wie mit dem Erfolg auch mit dem Mißerfolg zu rechnen, und es gilt derjenige als der beste Heerführer, der beim Erfolg den Sieg erringt, beim Mißerfolg das Vorhandene nicht verliert. Überlegt euch nun, in welche mißliche Lage wir geraten werden, wenn wir die Stadt Konstantins angreifen und sie nicht erobern können. Die unmittelbare Folge wird notwendigerweise die sein, daß die Anhänger des älteren Kaisers, wenn wir uns unverrichteter Dinge zurückziehen, wieder Mut fassen und in der Hoffnung auf den Sieg uns mit desto größerem Eifer angreifen werden, ein Mißgeschick, das wir uns selber durch fehlerhafte Planung einhandeln würden. Und da wir von beiden Seiten die Feinde haben werden - denn es ist möglich, daß in den östlichen Städten des Rhomäerreiches und in Konstantinopel selbst eine der unsrigen ebenbürtige Armee gebildet wird sowie im Westen ebenfalls eine gleiche-, werden wir in die Mitte genommen und dabei entweder zwischen den beiden Fronten aufgerieben werden, oder aber unter Verlusten davonkommen, wenn die Feinde von beiden Seiten sich auf uns stürzen und die Ve~bündeten von uns abfallen, in der Erwartung, daß wir bald vernichtet werden. Dazu kommt noch, daß wir mehr Waffen und Gelder brauchen werden, um gegen die bereits / Abgefallenen zu kämpfen und in den Städten der Verbündeten Garnisonen einzurichten, damit nicht auch sie abfallen; welche Schwierigkeiten uns aus dieser Taktik entstehen werden, muß man miterwägen. Ich denke jetzt an noch etwas: Sowohl der Herrscher der Triballer [Serben, Stephan Uros 11. Milutin] als auch der König der Myser
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[Bulgarenzar, Theodor] Svetoslav 130 , die mit dem Kaiser verschwägert sind, sind zwar mit ihm jetzt wegen persönlicher Differenzen im Streit, wenn er sich aber wegen des Krieges gegen uns mit ihnen versöhnt und sie um Hilfe bittet, werden wir gegen die furchtbarsten Gegner zu kämpfen haben. Solche und noch schlimmere Gefahren werden uns drohen, wenn wir die Hauptstadt nicht im ersten Ansturm erobern~ wie ihr behauptet. Falls wir uns aber nach dem Westen wenden, wird erstens uns niemand daran hindern, den ganzen Westen innerhalb kurzer Zeit unter unsere Herrschaft zu bringen; denn die Bewohner des westlichen Reichsteiles, die immer bereit sind abzufallen und sich auf solche Machtwechsel freuen, werden sich sogleich unter die Fahne des jungen Kaisers stellen, und die Anführer jener Städte werden von den eigenen Bürgern unter Druck gesetzt werden, und da sie die Unberechenbarkeit des Schicksals befürchten und nicht wissen werden, welcher von beiden Kaisern die Oberhand gewinnen wird, werden sie demjenigen, der zur Zeit als der Mächtigere erscheint und sie in Bedrängnis bringt, ihre Städte übergeben; zudem wird der Mitkaiser diejenigen, die für ihn Partei ergreifen, durch Geld, Ehren und andere Geschenke belohnen und in dieser Weise auch die anderen auf seine Seite ziehen, die zuvor nicht wollten. Dazu kommt noch, daß die obengenannten Herrscher der benachbarten Länder starke Bedenken haben werden, gegen unsere vermeintliche starke Macht Krieg zu führen, oder sie werden unser Bündnis suchen; wenn die Barbaren nämlich einen Gegenschlag befürchten, sind sie eher geneigt, / den Weg der Freundschaft zu beschreiten. Wenn wir so den Westen, der uns an Stärke gewachsen ist, unter unsere Fahne gebracht und unsere Macht verdoppelt haben, werden wir dann in einer sicheren Lage nach Konstantinopel marschieren. Ergibt sich die Stadt, ist alles in bester Ordnung; wenn nicht, werden wir sie belagern und schließlich zur Übergabe zwingen, ohne daß jemand uns unser Vorhaben abzubrechen zwingen könnte. Aus all diesen Günden unterstütze ich den Plan seiner Majestät als äußerst vorteilhaft und verzichte freiwillig auf weitere Argumentation, obwohl ich noch einiges vorzubringen hätte; denn wenn ihr in der Lage seid, eure Meinung zu ändern, wird das Gesagte schon genügen, wenn nicht, erübrigt sich auch jede weitere Ausführung.» So argumentierte vor der Truppe der junge Kaiser und nach ihm der Großdomestikos, obgleich sie ihren Plan nicht für nützlich hielten. Denn von Überläufern sowie von Einwohnern der Hauptstadt, mit denen sie geheimen Kontakt unterhielten, wußten sie sehr wohl, daß, sobald sie vor 78
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Konstantinopel erscheinen würden, die Einwohner die Tore öffnen und sie empfangen würden 13 l, teils von Angst ergriffen, weil der junge Kaiser in kurzer Zeit das obere sowie das am Meer gelegene Thrakien bis zur Hauptstadt unter seine Herrschaft gebracht und eine starke Armee zusammengestellt hatte, teils weil sie ihm wohlgesonnen waren. Da sie aber fürchteten, daß der ältere Kaiser bei einer Eroberung Konstantinopels in Gefahr geraten würde, taten sie so, als ob sie einen Westfeldzug für vorteilhafter hielten. Denn es schien ihnen keineswegs klug, die wahren Gründe des Verzichtes auf einen augenblicklichen Marsch nach Konstantinopel bekanntzumachen, da / die Truppe dem jungen Kaiser noch nicht völlig ergeben war und wahrscheinlich auseinandergegangen wäre, wenn sie solches erfahren hätte. Auf diese Ausführungen erwiderten die Unterführer wie auch die gesamte Truppe: «Auch wir geben zu, Majestät, daß alles gut besprochen wurde und getreu der strategischen Erfahrung; denn der Westteil des Reiches ist groß und enthält viele bedeutende Städte und ein nicht zu unterschätzendes Truppenkontingent mit überaus fähigen Feldherren und wird leicht auf unsere Seite schwenken, wie ihr selbst gesagt habt. Was uns jedoch bei den Ausführungen des Großdomestikos stutzig gemacht hat, ist die Tatsache, daß er zu beweisen suchte, die Eroberung des Westens durch uns sei außerordentlich leicht, unser Einzug dagegen in die Stadt Konstantins schwierig. Wenn jenes leicht ist, wie er selbst behauptet hat, dann scheint uns dieses bei weitem leichter zu sein. Da wir aber feststellen, daß du, Majestät, unwiderruflich die Entscheidung getroffen hast, einen Feldzug in den westlichen Teil des Reiches zu unternehmen, werden an dieser von dir angeordneten Expedition alle diejenigen von uns teilnehmen, die selbst dazu bereit sind; ihr Eifer dabei wird nicht der gleiche sein, da sie es notgedrungen tun. Sollte aber der Weg nach Konstantinopel gehen, wie wir fordern, werden wir alle folgen und großen Eifer an den Tag legen. Deshalb bitten wir dich, unserer Forderung nachzugeben, die gerechtfertigt und für die augenblickliche Lage sehr vorteilhaft ist.» Dies war auch die Ansicht der oberen Truppenanführer. Da nun der Mitkaiser feststellte, daß sie noch immer drängten, nach Konstantinopel zu ziehen, und er sonst sie nicht zwingen konnte, lobte er sie wegen ihres Wohlwollens und ihres Gehorsams,den sie in ihrem Einverständnis, den Westfeldzug gegen ihren Willen mitzumachen, / erwiesen hatten, und willigte ein, daß die Truppe nach Konstantinopel marschiere. Den Befehl des
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Mitkaisers nahmen die Männer mit großer Freude zur Kenntnis und, während sie sich für den Marsch auf die Hauptstadt vorbereiteten, erweckten sie geradezu den Eindruck, als hätten sie sie bereits eingenommen. Da sie nun die Truppe nicht dazu bringen konnten, nach Thessalonike zu marschieren, und bereits erkannt hatten, daß der ältere Kaiser in eine prekäre Lage geraten würde, entschlossen sich der Kaiser und der Großdomestikos, dem älteren Kaiser insgeheim einen Brief zu schicken und ihren Anmarsch bekanntzumachen. Wäre dieser Schritt unter den Soldaten bekannt geworden, hätte er eine nicht geringe Bestürzung hervorgerufen, da sie sich von ihren Befehlshabern verraten gefühlt hätten. Der junge Kaiser diktierte nun dem Großdomestikos folgenden Brief an seinen Großvater 132 : «Göttlichster Kaiser! Wie bislang oft, rufe ich auch jetzt Gott zum Zeugen an und sage, daß ich mir weder während meines Aufenthaltes in der Hauptstadt eines Vergehens bewußt war, das deine Feindschaft hervorrufen hätte müssen, noch von dir abfiel, um deiner Herrschaft mit allen Mitteln Abbruch zu tun, sondern nur, um der Gefahr zu entgehen, die mir drohte. Jetzt aber, nachdem ich dies erreicht habe und in Sicherheit bin, droht Gefahr ganz gegen meinen Willen für dich. Denn siehe, ich habe mit allen Mitteln versucht, meine Truppen zu überzeugen, daß man gegen den Westen ziehen müsse, doch ohne Erfolg. Also ist es unvermeidlich, daß ich gegen euch ziehe. Doch werde ich langsamer marschieren und vorgeben, daß ich krank sei. Sobald ich in die Hauptstadt eingedrungen bin, werde ich versuchen, mich so schnell wie möglich wieder zurückzuziehen. Du wirst in der Zwischenzeit die Gelegenheit haben, / den Palast durch Wachposten abzusichern und an den Toren Konstantinopels deine zuverlässigsten Söldner aufzustellen mit Schwerbewaffneten, die in der Lage sind, gegen überraschende Attacken Widerstand zu leisten. Sollte die Übergabe der Stadt auf nur eine einzige Schwierigkeit stoßen, werde ich die Truppe wie vor einem unausführbaren Unternehmen zurückziehen. Ich bitte Dich, meinen . Worten auf keinen Fall wie dem Ratschlag eines Gegners zu mißtrauen und die Sicherheitsvorkehrungen etwa aus Kleinmut zu unterlassen. Ich bin nämlich von meinen Leuten in der Hauptstadt genau informiert, daß man uns, sobald wir dort erscheinen, in die Stadt einlassen wird.» Eine solche Botschaft schickte der junge Kaiser seinem Großvater, wobei er einen der treuesten Diener 133 des Großdomestikos mit der Überbringung des Briefes beauftragte. Er selbst brach vom Land der Odrysen [Thrakien] mit schätzungsweise fünfzigtausend [?] Reitern 134 oder etwas weniger, 80
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(denn die genaue Zahl war nicht auszumachen, da ja viele, die nicht der eigentlichen Armee angehörten, dem Mitkaiser zuliebe mitzogen) auf und marschierte auf der Straße nach Konstantinopel, wobei er des öfteren und lange Lager schlug, als wäre er krank. 22. Um diese Zeit traf als Gesandter Svetoslavs, des Königs der Myser [Bulgarenzaren], der seine [des jungen Kaisers] Schwester Theodora zur Frau genommen hatte, Martinos im Lager ein, mit 300 gepanzerten mysischen [bulgarischen] Reitern im Gefolge. Er gab vor, als Bundesgenosse im Kriege gegen seinen Großvater gekommen zu sein und versprach sogar, falls er einer größeren Streitmacht bedürfe, / sei sein Schwager gerne bereit, sie zur Verfügung zu stellen; in Wirklichkeit beabsichtigte er jedoch für den Fall, daß es dem [jungen] Kaiser an Soldaten mangelte, ihn festzunehmen und ihn zu seinem Schwager zu bringen, wie aus dem weiteren Verlauf deutlich wurde. Als Martinos nämlich die Truppen sah, die dem Kaiser folgten, machte er sich sofort auf den Weg nach Hause 13s • Der [junge] Kaiser nun, der den Weg in kurzen Tagesmärschen zurücklegte, schlug am Tage vor Pfingsten [Samstag, den 6. Juni 1321] sein Lager am Fluß Melas auf 136 • Hier traf ihn die Großdomestikissa Eugenia 137 Palaiologina, eine Nonne, Tochter einer Schwester [Eirene-Eulogia] des Ahnherrn der Palaiologen Michael [VIII.]. Sie überbrachte folgende Botschaft des älteren Kaisers: «Über unsere früheren Meinungsverschiedenheiten und über ihre Ursachen jetzt sprechen zu wollen, halte ich für unzeitgemäß; für das aber, was du mir vor kurzem geschrieben hast, bin ich dir zutiefst verpflichtet und lobe deine Sorge um mich und deinen guten Vorsatz. Ich bitte dich nun noch um einen einzigen Gefallen, nämlich deine Streitmacht dort, wo du jetzt gerade bist, zurückzuhalten, bis ich in einem Kloster, mit dessen Wahl du auch einverstanden bist, Unterschlupf gefunden habe und so außer Gefahr bin. Denn sobald hier die Nachricht eintrifft, daß du mit deiner Armee aufgebrochen bist und dich der Hauptstadt näherst, gibt es keine Hoffnung für mich, dem Untergang zu entrinnen. Und doch habe ich all deine Forderungen erfüllt, aber es stellt sich heraus, daß alles umsonst war. Sobald ich nun, wie gesagt, außer Lebensgefahr bin, kannst du hierher kommen und die Stadt übernehmen. Denn was würde es nützen, wenn ich dabei den Tod fände 138 ?» Durch diese Worte ließ der junge Kaiser, der bereits zuvor von sich aus darauf bedacht war, alles zu sagen und zu tun, damit / seinem Großvater 81
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und Kaiser nichts zustieße, sich noch mehr zu Milde stimmen. Er bat die Überbringerin, mit niemandem über den Inhalt dieser Botschaft zu sprechen, es sei denn mit dem Großdomestikos, und fügte hinzu, er werde dafür Sorge tragen, daß das nach seinem Gutdünken Beste daraus werde. Dann berief er eine Heeresversammlung ein und, nachdem alle Offiziere und Unterführer der Truppe zusammengekommen waren, trat er in ihre Mitte und hielt folgende Ansprache: «J eder von euch, glaube ich, weiß, daß zwischen mir und meinem Großvater und Kaiser ein Zwist entstanden ist und daß vieles getan oder geplant wurde, was mich in äußerste Gefahr brachte. Aus diesem Grunde bin ich nicht so sehr vor dem Kaiser als vor der Gefahr geflohen, und ihr seid herbeigeeilt, um mir, der ich Unrecht erleide, zu helfen. Jetzt aber, nachdem ich das Ziel erreicht habe, das ich mir von Anfang an gesteckt hatte, und ihr dabei die angemessene Hilfe geleistet habt, würde das Unrechttun auf meine Seite, die Beteiligung an einer ungerechten Sache auf die eure fallen, sollten wir in diesem Sinne weitermachen wollen. Das Ziel, das ich mir von Anfang an gesteckt hatte, war, nach Möglichkeit weder den Großvater als Feind zu töten noch ihn vom Thron zu entfernen, sondern ich wollte mich aus der Gefahr retten, ohne den Großvater in der Ausübung der Herrschaft zu belästigen. Nun hat Gott selbst mich durch seine Hilfe aus der Gefahr gerettet, die künftige Sicherheit aber und den Frieden, den uns der Kaiser angeboten hat, haben wir zu unserem Nachteil abgelehnt. Denn ihr erinnert euch wohl an eure Meuterei in Adrianopel, wie ihr die Gesandten des Kaisers, die mit Friedensvorschlägen gekommen waren, / unverrichteter Dinge zurückgeschickt und sie sogar in Lebensgefahr gebracht habt. Dies habe ich sogleich als etwas sehr Schlimmes verurteilt und am nächsten Tag während unserer Versammlung habe ich ausführlich darüber gesprochen, daß Zuchtlosigkeit und Unordnung die Quelle manchen Übels seien, und habe euch zugleich eindringlich ermahnt, solche Handlungen künftig zu unterlassen. Nachdem er nun wieder zum gleichen Zweck meine Tante 139 entsandt, uns unsere Verfehlungen vergeben und einen Vergleich angeboten hat, wäre es weder gottfällig noch vernünftig, den Frieden abzulehnen. Denn von den drei Möglichkeiten, einen Krieg zu beenden, nämlich erstens, die Gefahr für sich selbst zu bannen, zweitens, den Gegnern die Macht zu entreißen, und drittens, die Gegner selbst zu vernichten, können wir die beiden ersten ruhmvoll erreichen, während die dritte uns erspart und stets unerwünscht bleiben möge. Daß die Gefahr für uns gebannt ist, hat Gott 82
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gewährt und wird der Kaiser selbst durch Eid verbürgen; wäre dies uns früher vergönnt gewesen, hätten wir von Anfang an gar nicht die Waffen zu ergreifen brauchen. Was die Herrschaft über die Rhomäer betrifft, hat sie· mir der Vater und Kaiser gleich nach der Geburt übertragen, indem er mich zum Mitkaiser erhob, und ich kann sie auch jetzt ohne Gefahr behalten, da sie keinem anderen, sondern mir allein auf Grund des Nachfolgerechts zufallen wird. Für einen Feind habe ich meinen Großvater und Kaiser niemals gehalten und möge niemals dem Wahnsinn verfallen, ihn dafür zu halten oder ihm nach dem Leben zu trachten. Und ganz gewiß würdet auch ihr, meine Freunde, es keineswegs gerne dulden, / daß ich in ein solches Unheil verstrickt und von der ganzen Welt als verruchter Vatermörder 140 verurteilt werde. Wenn nun die Möglichkeiten, dem Krieg ein Ende zu setzen, großenteils auf unserer Seite liegen - bis auf eine, deren Nichtvorhandensein uns sehr glücklich macht - und da diese Entscheidungen uns außerdem Ruhm bringen, müssen wir den Krieg beilegen. Es wäre nicht die Tat vernünftiger Menschen, wenn wir uns weigerten, den Krieg zu beenden. Wenn wir jetzt marschieren und die Hauptstadt einnehmen, werden wir nicht mehr gewinnen, als wir schon haben. Es wäre also eine Tat von Wahnsinnigen und keineswegs von vernünftigen Menschen, wenn wir das, was wir mit Ruhm, Gerechtigkeit und dem väterlichen Segen haben können, uns durch Raub, Ungerechtigkeit und fast schon Vatermord aneignen wollten. Gelingt es uns aber nicht, die Hauptstadt einzunehmen, werden wir obendrein mit Recht bei allen Menschen Haß ernten und verwerflich erscheinen, weil wir aus Ungerechtigkeit und Habsucht der Aufforderung, Frieden zu schließen, nicht Folge geleistet haben. Und außerdem werden wir uns nutzlosen Gefahren aussetzen und vielen Städten und Ländern unheilbares Leid zufügen. Aus diesen Gründen begrüße ich den Frieden mit dem Kaiser und habe ich euch zugeredet, da ich glaube, daß der Friede für euch vorteilhaft ist. Ihr werdet euch gleichermaßen den Ruf der Tapferkeit, Gerechtigkeit und Besonnenheit erwerben, wenn ihr, nachdem ihr durch· eure Waffen den Widerstand eurer Gegner gebrochen habt, nun auch euch selbst bezwingt, indem ihr das Recht verteidigt, ohne Unrecht zu tun, und Mäßigung zeigt und nicht im Glück übermütig werdet, sondern Besonnenheit zeigt.» Nachdem der Mitkaiser / so für den Frieden mit dem Kaiser gesprochen hatte, ergriff der Großdomestikos das Wort: «Was du gesagt hast, mein Kaiser, ist gerecht und vorteilhaft und wird uns zu großem Ruhme gerei-
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chen. Deshalb glaube ich, daß kein Mensch gegen deine Darlegung einwenden kann, sie sei unziemlich. Denn wenn etwas Falsches darin wäre, würde ich selbst Einspruch erheben. Da aber alles angemessen und vom Standpunkt der Gerechtigkeit aus wie auch von dem der militärischen Erfahrung aus richtig ist, brauchen wir nur noch die Beschlüsse zu vollziehen.» Daraufhin spendeten einige Würdenträger und Offiziere, die bereits vorher vom Mitkaiser und vom .Großdomestikos eigens dafür vorbereitet worden waren, den Vorschlag des Mitkaisers zu unterstützen, dem Vorschlag des letzteren Lob und meinten, der Friede müßte akzeptiert werden, da er viele Vorteile mit sich bringe. Nachdem nun auch Syrgiannes und der Protostrator sich sogleich für diesen Vorschlag äußerten, stimmte auch die ganze Menge der Anwesenden zu und der Friede war so bekräftigt..Denn, wenn auch einige noch für den Krieg waren, damit der ältere Kaiser seinen Untergang fände, so wurden sie doch von der großen Mehrheit wie von einem Strom mitgerissen. 23. Nachdem dem so geschehen war, sandte der Mitkaiser durch seine Tante, die zu ihm als Gesandte gekommen war, an seinen Großvater und Kaiser nach Konstantinopel folgende Botschaft: « Von dem, was geschehen ist, mächtigster Kaiser, hätte von Anfang an nichts ins Rollen kommen dürfen. Wie ich bereits des öfteren gesagt habe, rufe ich das allgegenwärtige Auge Gottes zum Zeugen an, daß ich mir t. keines Vergehens bewußt bin, es sei denn, / es handelt sich dabei um Sünden der Jugend, die nicht der Rede wert sind. Da aber Gott wegen meiner unermeßlichen Sünden den Ablauf der Ereignisse so gefügt hat, bin ich ihm meinerseits unendlich dankbar, daß ich nicht aus dem Leben geschieden bin, ehe ich die passende Gelegenheit erhielt, meine Ehrlichkeit sowie meinen Gehorsam und meine Unterwürfigkeit dir gegenüber unter Beweis zu stellen. Du hast nun, mein Kaiser, durch die Entsendung deiner Cousine und meiner Tante verlangt, was dir wohlbekannt ist. Ich bitte den großen Kaiser und Gott, daß du noch viele Jahre unter den Lebenden weilen und das Reich der Rhomäer lenken mögest, ferner, daß ich, dein Sklave und Sohn, deine Anordnungen ausführen möge, wie du es befiehlst. Und in der Folgezeit möge Gott mit uns tun, was ihm lieb ist. Wenn ich zuerst aus dem Leben scheide, dann soll die ganze Herrschaft dir verbleiben, so daß du handeln kannst, wie es dir vorteilhaft erscheint. Wenn du aber zuvor in die Ewigkeit abberufen wirst, dann soll die Herrschaft über die Rhomäer mir hinterlassen werden. Das möge Gott fügen, wie es ihm recht ist. Jetzt aber,
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da man zwischen Notwendigkeit und Ehrfurcht wählen muß, gewinnt die erstere die Oberhand und zwingt uns, etwas Ungebührendes und Schroffes zu sagen und zu tun. Obwohl wir dir nämlich alles, uns selbst, unsere Städte und unsere Gelder übergeben sollten, waren wir aus zweierlei Gründen gezwungen, anders vorzl)gehen. Zum einen habe ich, wie Gott, dem nichts verborgen bleibt, weiß meinen Vorsatz, dir gefällig zu sein, sowie meine Ehrfurcht und Verehrung dir gegenüber, wenn sich mir die Gelegenheit bot, einwandfrei unter Beweis gestellt. Ich bin also davon überzeugt, daß auch du die gleiche Haltung mir gegenüber einnehmen und deine väterliche Gunst und naturgemäße Liebe frei von List und rein erhalten wirst. Da sich aber die Gelegenheit, dies unter Beweis zu stellen, noch nicht dargeboten hat, kann keiner dir deswegen Feigheit vorwerfen. Zweitens aber, was noch gewichtiger ist als das erste, weil ich feststellte, daß meine sämtlichen Gefolgsleute, die einen aus Feigheit, die anderen aus Unbesonnenheit, einige sogar aus Schadenfreude, den Krieg dem Frieden vorzuziehen gedachten und sich gegenüber diesem stocktaub stellten, sah ich mich gezwungen, ein bißchen von den guten und gerechten Prinzipien abzuweichen, um den Frieden allen schmackhaft zu machen. Das bedeutet, daß ich die Verwaltung der Länder und Städte zwischen Selymbria 141 und Christupolis 142 sowie das Kommando über die ebenda stationierten Soldaten und die Steuereinnahmen dieser Gegend beanspruche; du wirst, mein Kaiser, Konstantinopel und seine Umgebung bis Selybria, die Städte des Rhomäerreiches im Osten und alle Inseln sowie die makedonischen und westlichen Provinzen, die sich von Christupolis bis Epidamnos 143 und Dalmatien, den äußersten Grenzen der Rhomäerherrschaft, hin erstrecken, behalten. Ich hoffe, mit der Zeit sowohl mich selbst als auch die Länder, die ich jetzt zu usurpieren scheine, deiner Herrschaft wieder unterstellen zu können, zumal ich auch jetzt nicht vorsätzlich, sondern notgedrungen diesen Schritt tue.» Diese Botschaft schickte der junge Kaiser dem älteren Kaiser und dazu noch zwei Bücher mit schriftlichen Eiden 144, / die sie beide das eidlich Gelobte einzuhalten verpflichteten, sowie der Einteilung der Städte, über welche jeder Kaiser zu gebieten hätte. Falls der ältere Kaiser auch diese Einteilung billigte, sollte er beim heiligen Evangelium und durch seine eigenhändige rote Unterschrift 145 die Schwurtexte bestätigen und an den Mitkaiser zurückschicken, damit auch er das nämliche vollziehe. Da nun jemand vom Gefolge des jungen Kaisers dabei sein sollte, um die Eiddoku85
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mente zurückzubringen, wurde vom Großdomestikos auf Vorschlag des Syrgiannes der Parakoimomenos Apokaukos entsandt. Als nun die Cousine des Kaisers nach Konstantinopel kam und dem Kaiser die Botschaft des Enkels und Kaisers sowie die Bedingungen für den Frieden überbrachte, war der alte Kaiser zunächst so außer Fassung, daß er den Worten seiner Cousine nicht glauben wollte. Als er sich überzeugen ließ, daß die Botschaft wahr sei, nahm er den Frieden mit Freude an und brachte seine tiefe Dankbarkeit seinem Enkel gegenüber zum Ausdruck. Er ließ sogleich die in der Hauptstadt weilenden hohen Geistlichen zu sich kommen, bestätigte die Schwurtexte und machte den über den Mitkaiser und seine Anhänger zuvor verhängten Bann wieder rückgängig, indem er befahl, sein Enkel dürfe wieder Kaiser sein und als solcher angeredet werden. Bevor er nun seine Cousine abermals zum jungen Kaiser schickte, damit sie von diesem den seinerseits geleisteten Eid entgegennehme, brachte er sein Mißfallen darüber zum Ausdruck, daß kein Mann von vornehmer Abstammung, sondern Apokaukos zu ihm gesandt worden sei, um den Eid entgegenzunehmen, und er sagte zu ihr: «Wegen seiner Ehrfurcht / und Fürsorge und Verehrung für mich wünsche ich dem Mitkaiser, meinem Enkel, reichliche Belohnung von Gott, nicht nur in diesem, sondern auch in dem künftigen, dem ewigen Leben. Was ich noch an ihm bewundere, ist sein maßvoller Sinn, die Geradheit seines Charakters und sein Weg zum Guten; statt wie zu erwarten vor Ehrgeiz überheblich zu werden und sich aufzuplustern oder auch rücksichtslos gegen mich vorzugehen, ein junger Kaiser, wie er ist und gewaltige Überlegenheit über seine Gegner gewonnen hat, oder statt wenigstens meine Bitten an ihn bekanntzumachen, damit hernach seine Großzügigkeit mir gegenüber von allen bewundert werde, hat er von diesen Möglichkeiten keinen Gebrauch gemacht, sondern meine Botschaft geheimgehalten und keinen außer einzig den Großdomestikos eingeweiht. Er hat meine Botschaft in überaus einsichtiger und anständiger Weise behandelt. Er hat sich damit doppelten Dank um mich verdient, nicht nur dadurch, daß er nur einen kleinen Teil des Rhomäerreiches für sich behalten und alles übrige mir belassen hat, obwohl sich bereits das ganze Reich ihm zuneigte, sondern auch dadurch, daß er meine äußerst prekäre Lage nicht zu seinem Triumph ausnutzen wollte. Aus diesem Grunde habe ich mich klar überzeugen können, daß mir gegenüber nicht einmal eine Spur von Verachtung zu beweisen ihm in den Sinn kam, sondern er die frühere Ehrfurcht und 86
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Zurückhaltung wahrt. Was ich aber außerordentlich bedauere, ist dies, daß er, obwohl ihm viele edle und gute Verwandte zur Verfügung standen, keinen von diesen entsandt hat, um die Eide entgegenzunehmen, sondern Apokaukos, einen unbedeutenden Mann aus einer unbedeutenden Familie 146 , der vor kurzem noch als Sekretär / der Steuereintreiber fungierte. Und das Schlimmste habe ich noch nicht gesagt, da es unglaublich klingt. Dieser Mann nämlich hatte mich durch viele Versprechungen dazu verleitet, ihn als Aufseher der Salzvorräte des Staates anzustellen. Dann erfüllte er keine von seinen Versprechungen, sondern verpraßte alle Einnahmen aus dem Verkauf des Salzes, und als ich unter diesen Gegebenheiten von dem vielen Geld nur einen kleinen Teil haben wollte, nutzte er die günstige Gelegenheit aus und floh zu meinem Enkel. Wenn nun jemand sieht, wie er bei ihm so in Ehren steht, daß er mit Aufgaben betraut wird, die eigentlich die Alleredelsten übernehmen sollten - würde er nicht glauben, daß dies alles von meinem Enkel und Mitkaiser absichtlich zu meiner Kränkung ersonnen wurde? Auch wenn jener wirklich ohne solche Absicht gehandelt hat, werden doch die meisten Menschen so denken.» Als seine Cousine daraufhin erwiderte, auch sie glaube nicht, daß der junge Kaiser Apokaukos aus Mißachtung entsandt habe, und hinzufügte, «seinen Respekt und seine Ehrfurcht dir gegenüber, mein Kaiser, hat er des öfteren unter Beweis gestellt», entsandte der Kaiser den Protoasekretis Bardales 147 sowie Kallikrenites mit ihr zu seinem Enkel. Als sie angekommen waren und der junge Kaiser die Worte des Kaisers über Apokaukos erfuhr, sagte er: «Möge ich niemals in solchen Wahnsinn geraten, daß ich Großes oder Kleines zum Verdruß oder zur Verachtung meines Gebieters und Kaisers tue. Denn sich grundsätzlich mutwillig gegen ihn zu vergehen, scheint mir gleichermaßen verwerflich, ob es sich dabei um eine größere oder kleinere Verfehlung handelt. Apokaukos ist freilich nicht als Gesandter und um den Frieden zu bestätigen - das war die Aufgabe meiner Tante -, sondern nur als Überbringer des Briefes / entsandt worden. Es ist ja bekannt, daß man zur Beförderung der Briefe, auch wenn deren Inhalt äußerst wichtig und lebensnotwendig ist, sogar die unbedeutendsten Diener benutzt. Aber wenn auch dabei etwas zu tadeln ist, sollte der Kaiser von dem Großdomestikos, nicht von mir, Rechenschaft verlangen; denn von ihm ist Apokaukos entsandt worden.» Daraufhin bestätigte er die Schwurtexte und gab sie den Gesandten, die sich mit Freuden auf den Weg machten.
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24. Er selbst aber brach nach Pfingsten, Anfang Juni [1321], in Richtung Adrianopel auf. Auch sandte er Boten nach Konstantinopel und ließ seine Gattin Irene abholen und zu sich bringen 148 • Nach der Ankunft bei ihrem Mann gebar sie ihm ein männliches Kind, das nach acht Monaten starb. Der, Mitkaiser verbrachte nun den Sommer damit, die Städte seines Herrschaftsgebietes zu besuchen und die vornehmsten seiner Anhänger durch Ehren und Geschenke sowie durch Ämter in der Provinz- oder Stadtverwaltung, die anderen aber durch Gelder und jährliche Renten zu beschenken. Als der Hochsommer sich zu seinem Ende neigte, gegen Anfang des Monats August, teilten ihm seine Freunde, die in der Nähe der Hauptstadt weilten, in einem Brief folgendes mit: «Syrgiannes hat mit deinem Großvater eine Vereinbarung getroffen und wird in kürzester Zeit bei ihm erscheinen.» Als der Mitkaiser und der Großdomestikos diesen Brief gelesen hatten, schien es ihnen zunächst zweckmäßig, seinen Inhalt geheimzuhalten und zugleich jemanden zu ihren Freunden zu schicken und sich informieren zu lassen, ob es überhaupt stimme, was sie über Syrgiannes geschrieben hatten. Denn der Mitkaiser betrachtete als unbillig und hart, bevor er die genaue Wahrheit erfahre, etwas Unangemessenes vorzunehmen / oder zu sagen. Er schickte also sogleich Boten zu seinen Leuten und versuchte, sich Klarheit zu verschaffen. Diese berichteten ihm, sie wären der Sache gründlich nachgegangen und hätten in allen Einzelheiten erfahren, daß Syrgiannes und der Kaiser einander große Versprechungen gegeben und einen Vertrag abgeschlossen hätten. Aus diesem Grunde seien sie außerordentlich betroffen und hätten ihm jenen Brief geschickt. «Du aber», sagten sie, «mußt jetzt dafür sorgen, daß du dich richtig berätst und die geeigneten Maßnahmen ergreifst. » Sobald der Mitkaiser diese Nachricht über Syrgiannes erhalten hatte, bat er ihn zu einer Unterredung unter vier Augen und sagte zu ihm: «Ich habe erfahren, daß du mit meinem Großvater und Kaiser einen Vertrag abge .. schlossen hast und bald zu ihm übertreten willst. Ob du zuerst den Kontakt aufgenommen hast, in der Hoffnung, mehr Nutzen daraus zu ziehen, oder ob du durch viele Versprechungen von der anderen Seite dazu verleitet worden bist 149 , kann ich nicht genau wissen. Sollte diese Information unwahr sein, dann verdienen die Denunzianten eine gerechte Strafe, und ich bin zu tadeln, da ich ihnen geglaubt habe. Wenn du aber, wie ich bereits sagte, dich zu diesem Schritt entschlossen hast, sei es, weil du Vorteile erwartet hast, sei es, weil du dich überreden ließest, so wirst du dennoch, 88
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wenn du meinen Worten folgst und solche Absichten aufgibst und die Treue und Freundschaft zu mir aufrichtig und rein wie bisher bewahrst, meinerseits die gleiche Zuneigung und Gunst genießen, da ich diese Vorgänge sofort vergessen werde, als ob sie gar nicht stattgefunden hätten, zumal nur ich und der Großdomestikos Kenntnis davon haben, sonst aber niemand. Wenn du mich jedoch als undankbaren und schlechten Menschen aufgibst und / den Umgang mit mir für unerträglich hältst und dich unwiderruflich entschlossen hast, auf die Seite meines Großvaters und Kaisers überzutreten, weil du ein großzügiges Entgegenkommen von ihm erwartest, bedaure ich natürlich dein Ausscheiden, da ich einen Freund und Gefährten verliere, werde jedoch keine Gewalt anwenden und nicht versuchen, dich gegen deinen Willen zurückzuhalten, weil ich dich auch anfangs weder aufgrund des Kriegsrechts noch irgendwie sonst mit Gewalt in meinen Dienst genommen habe, sondern du freiwillig zu mir gekommen bist und dich aus freien Stücken entschlossen hast, an meiner Seite die Gefahr zu teilen, und versprochen hast, alles über dich ergehen zu lassen oder für mich zu tun. Dieses Versprechen hast du lobenswerterweise ehrlich in die Tat umgesetzt. So habe ich meinerseits mich keineswegs undankbar oder des Guten uneingedenk erwiesen, sondern ich habe, solange mir Gott nicht nur Zuneigung, sondern auch die Macht gab, meine Freunde zu belohnen, wie es sich geziemte, sowohl die anderen als auch dich durch Ehrungen und angemessene Geschenke für deine Mühen und deine Ergebenheit entschädigt. Da du nun freiwillig zu mir gekommen bist, ist es nicht schön, dich heimlich davonzuschleichen, sondern es wäre besser, dich offen zu verabschieden. Ich glaube jedenfalls nicht, daß mein Großvater und Kaiser einen Krieg gegen mich vorbereitet und dich in seinen Dienst nehmen will, um dadurch mich zu schädigen, sondern ich nehme an, daß er den Frieden und unsere Vereinbarungen aufrechterhalten will und einfach den Wunsch hegt, daß du unter seinem Kommando Dienst tust. Freilich finde ich auch dies unbegreiflich, daß er, wider meine Erwartungen, mir keine Geste der Freundschaft gezeigt hat, während mein Wohlwollen zu ihm und mein Gehorsam durch die Entwicklung der Lage deutlich gemacht wurde. Sollte er wirklich die Absicht haben, Krieg gegen mich zu führen, dann wird mich Gott / in seine Obhut nehmen. Ich möchte dich noch an die Worte erinnern, die du selbst gesprochen hast, als wir uns in Kon~tantinopel über unser Vorgehen berieten. Als du nämlich gemeinsam mit dem Protostrator bezüglich des Kaisers vorgeschlagen hattest, was dir selbst wohlbekannt ist, und 89
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als ich diesem Vorschlag widersprochen hatte, hast du mit Erstaunen gesagt: 'Ich bin fest davon überzeugt, daß, solange du deinem Großvater und Kaiser gegenüber so eingestellt bist, Gott selbst für uns kämpfen und uns alle unsere Sorgen abnehmen wird. Überleg nun gut, was du tun willst; denn diese Worte hast du ausgesprochen.» Als der Mitkaiser so gesprochen hatte, protestierte Syrgiannes heftig und behauptete, daß er verleumdet worden sei und daß kein Wort von der Anklage gegen ihn wahr sei. Da er aber keinen glaubhaften und deutlichen Beweis gegen die Anklage vorbringen konnte, ließen seine Worte denjenigen, der die Situation richtig beurteilen konnte, erheblichen Verdacht schöpfen, daß er keineswegs ein reines Gewissen hatte. Syrgiannes zog sich nun zurück, als der Mitkaiser seine Worte an ihn wiederholte und ihn durch die Zusicherung ermutigte, seine Zuneigung zu ihm werde durch diese Affäre keineswegs Abbruch erleiden. Aus der Hauptstadt kamen jedoch Tag für Tag weitere Nachrichten von den Freunden des jungen Kaisers, die die Anzeige gegen Syrgiannes als wahr bestätigten und besagten, daß der ältere Kaiser sic l1 für einen Krieg rüste und daß dieser ausbrechen werde, sobald Syrgiannes bei ihm ankomme. Bei Einbruch des Winters, am 5. Oktober [1321], sprach der Mitkaiser wieder unter vier Augen mit Syrgiannes und sagte: «Ich glaube nicht, daß du vergessen hast, was ich kürzlich mit dir besprochen habe. Seitdem / bis heute wird mir täglich über dich gemeldet, daß du dich vorbereitest, zu meinem Großvater überzugehen, ja überdies, daß dieser zum Krieg aufrüstet, um gleich nach deiner Ankunft den Krieg gegen mich zu beginnen. Alle, die mir zugetan sind, geben mir den Rat, dich ins Gefängnis zu stecken, weil mit deiner Inhaftierung auch die Gefahr eines Krieges gebannt sein werde. Ich wiederhole jetzt, was ich auch damals gesagt habe: wenn du dich durch meine Worte überzeugen läßt und von solchen Plänen und Taten Abstand nimmst, wäre das eine willkommene Wendung; wenn du aber deinen Entschluß nicht mehr ändern kannst, tu, wie du willst. Ich habe nämlich nicht nur nicht die Absicht, dich einzusperren, obwohl es mir ein Leichtes wäre, wie du zugeben müßtest, sondern werde dich nicht einmal aus deinem Amt entfernen. Ich sage dir dies alles im voraus, damit du bei deinem Abgang darüber im klaren bist, daß du nicht etwa unbemerkt geblieben, sondern bei deinem Vorhaben ertappt worden bist, und daß ich darüber hinweggesehen habe 15 0.» Nach diesen Vorhaltungen behauptete Syrgiannes wieder, daß er verl
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leumdet worden und sich keiner Schuld bewußt sei. Anschließend reiste er mit Erlaubnis des Mitkaisers zu jenen thrakischen Städten ab, die seinem Amtsbereich untergeordnet waren. Er sicherte zwei dieser Städte, Apros 151 und Garella 152 , durch Garnisonen und andere Mittel, damit sie im Falle einer Belagerung standhalten könnten, und ging dann im November zum älteren Kaiser über. Sobald er in Konstantinopel angekommen war, wurde der Krieg zwischen den beiden Kaisern wieder offen geschürt. Der junge Kaiser ließ daraufhin seine gesamten Truppen kurzerhand versammeln und hielt vor ihnen folgende Ansprache: «Daß der Friede Gutes und Nutzen bringt, ist nicht nur den Untertanen, / sondern auch den Anführern bekannt, wie auf der anderen Seite die Übel des Krieges euch allen offenkundig sind. Was aber meine Person betrifft, so wäre mir die Aufrechterhaltung des Friedens weit mehr wert gewesen als mein ganzes Vermögen. Da jedoch mein Großvater und Kaiser, was ich vorher nicht für möglich gehalten hätte, den Vertrag mit uns gebrochen hat und zum offenen Krieg übergegangen ist, ohne daß wir einen Grund oder Anlaß zu diesem Vertragsbruch gegeben hätten, vielmehr wider Willen und notgedrungen jetzt in den Krieg fortgerissen werden, während wir in all unseren Entschlüssen für den Frieden eintraten, so bleibt uns offenbar kaum etwas anderes übrig, als Gott, den Zeugen unserer Eide, anzurufen und gegen die Schuldigen vorzugehen, nicht so sehr, um ihnen Leid zuzufügen, als vielmehr, um ihnen zuvorzukommen und nicht selbst Leid zu erfahren. Denn auf unserem Gebiet abwarten und die Angreifer hier abwehren zu wollen, würde nicht nur von Feigheit, sondern fast schon von Unverstand zeugen. Ich glaube, daß auch Gott, bei dessen Namen wir aufrichtig geschworen haben, uns nicht verlassen, sondern unterstützen und unsere Sache verteidigen wird.» Nach dieser Ansprache des Mitkaisers riefen die Soldaten alle wie mit einer Zunge: «Wir danken dem allmächtigen Gott, unserem König, daß wir nicht einem ungerechten und habgierigen Gebieter folgen, sondern einem, der sogar auf seine verbrieften Rechte verzichten würde zugunsten eines Friedens mit seinen Landsleuten. Und da nach den Worten des Propheten der Herr gerecht ist und Gerechtigkeit lieb hat [Ps. 10,7], wird er daran denken, daß du dem Unrecht entgegentrittst, und daß wir / für das Recht zu Felde ziehen. Da wir nun alle bereit sind, für dich selbst wieder und wieder zu sterben, so laßt uns nicht zögern oder das Unternehmen aufschieben, sondern, auf Gott vertrauend, sofort handeln.»
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Daraufhin sprach der Mitkaiser ihnen für ihr Wohlwollen und ihre Bereitwilligkeit den gebührenden Dank aus und entließ die Truppenversammlung. Anschließend beriet er sich privat mit dem Großdomestikos und dem Protostrator über denselben Gegenstand; sie kamen zu dem gleichen Entschluß, daß das Gesagte richtig und keines Zusatzes bedürftig sei. Am nächsten Tag machte sich der Protostrator auf den Weg nach Adrianopel, um seine Tochter Anna mit Manuel Asanes 153 , dem Bruder der Gattin des Großdomestikos, zu verehelichen. 25. Der Mitkaiser aber befahl seinen Truppen, sich für den Feldzug vorzubereiten, und machte sich auch selbst bereit. Er ließ allerorts die Angelegenheiten in Ordnung bringen. In Didymoteichon l54 hinterließ er zusammen mit seiner Gattin seine Tante Theodora Palaiologina, die Mutter des Großdomestikos 155 , die ihm eine ganze Garnison ersetzte; denn sie hatte Erfahrung in administrativen und politischen Angelegenheiten und verfügte über einen Verstand, der die weibliche Natur bei weitem übertraf. Er befahl den Behörden und Verwaltungs beamten der Städte, allen ihren Anordnungen Folge zu leisten, und befreite sich so von seinen Sorgen um sie. Als nun auch seine Armee innerhalb von acht Tagen die nötigen Vorbereitungen getroffen hatte, brach er von dort auf und marschierte bis Tzuruloe 156 • Dort schlug er sein Lager auf / und blieb einige Tage, einerseits, weil ein außerordentlich strenger Winter begonnen hatte, war doch die kalte Jahreszeit bereits da, denn der Feldzug begann im Dezember, andererseits, damit auch der Rest seiner Armee sich sammeln könnte; was aber noch schwerer wog: die thrakische Stadt Herakleia 157 war vom jungen Kaiser abgefallen und auf die Seite des älteren Kaisers übergetreten, und in ihr hatte sich bereits Syrgiannes mit den Truppen aus Konstantinopel festgesetzt. Man entschloß sich also, zuerst den Versuch zu machen, diese Stadt einzunehmen. Als dabei einige Zeit verstrichen war, beschlossen alle Würdenträger und Heerführer in einer Versammlung, dem älteren Kaiser eine Botschaft zu übermitteln und ein Friedensabkommen vorzuschlagen. Nachdem man nun diesen Beschluß dem jungen Kaiser vorgelegt hatte und dieser einverstanden war, entsandte man einen Mann aus der Truppe namens Kalochairetes 158 mit einem Schreiben; denn die Botschaft bestand aus dem Schreiben, und Kalochairetes war lediglich als Überbringer ausgewählt. Das Schreiben teilte folgendes mit: «Mächtigster Kaiser! Wir sind Sprößlinge rhomäischer Familien, unsere Vorfahren waren Rhomäer, und wir betrachten das Wohlergehen der Rho-
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mäer als unser eigenes Glück; ihre Not sehen wir in gleicher Weise als unser eigenes Unglück an. Aus diesem Grunde legen wir größten Wert darauf, daß ihr beide, unsere Kaiser, einander wohlgesinnt seid und nicht Krieg gegeneinander führt, da wir uns mit dem Blick auf die unleugbaren Tatsachen bewußt sind, daß, solange ihr freundlich zueinander steht, auch unser Staat naturgemäß gedeiht oder zumindest nicht Schaden nimmt, wenn ihr euch aber bekämpft, eure Herrschaft nicht nur durch die benachbarten Barbaren, sondern auch durch euch selbst zugrunde gehen wird. / Als vor einiger Zeit dieser Streit entbrannt und der junge Kaiser gegen dich zu Felde gezogen war, hattest du kaum das Wort 'Frieden) erwähnt, als dein Enkel, obschon er im Kriege die Oberhand zu gewinnen schien, als ob er selber um Frieden gebeten hätte, gerne deine Vorschläge annahm und sich mit dir sogleich versöhnte, als ob es von allem Anfang an nie Krieg gegeben hätte. Dies war für uns, eure Untertanen, ein Grund der Freude und Zuversicht, da wir jenen Tag als den Anfang von Glück für die Rhomäer betrachteten. Jetzt aber, da wir feststellen, daß du, von dem man eher erwartet hätte, daß du den Krieg beilegen würdest, auch wenn dein Enkel, ein junger Mann, sich etwas Verwegenes vorgenommen hätte, ohne ersichtlichen Grund 159 den Vertrag aufgelöst hast und zum offenen Krieg übergegangen bist, sind wir natürlich beunruhigt und betrachten die Auflösung des Vertrages als den Anfang vom Unglück. Deshalb bitten wir dich, Majestät, im Namen Gottes, der die Eide überwacht und der ein Gott des Friedens ist und als solcher anerkannt wird, den Krieg beizulegen und nicht zu dulden, daß deine Untertanen wegen eures Streits von heillosem Leid heimgesucht werden. Wenn du dich nun von unseren Worten überzeugen läßt und statt des Krieges den Frieden gutheißt und die Eintracht und Gemeinschaft mit deinem Enkel vorziehst, dann sind auch wir bereit, unseren Leib und womöglich sogar unsere Seelen jederzeit für deine Interessen und die deines Enkels aufzuopfern. Wenn du aber, was wir nicht wünschen, kraft des Zaubers eines neidischen Dämons, unsere Botschaft zurückweisen und dich / von bösen und schadenfrohen Menschen in den Krieg treiben lassen solltest, schwören wir dir bei Gott, der alles überschaut und jede Tat richtet, daß wir entweder alle auf dem Schlachtfeld fallen oder durch unsere Taten deutlich machen werden, daß wir verdient haben, mit unserer Friedensbotschaft ernst genommen zu werden. Du wirst nämlich dann selbst eine Botschaft zu uns schicken, wenn du feststellst, daß es viel bes~er gewesen wäre, überhaupt keinen Krieg gegen uns zu beginnen. Du sollst dich ferner kei-
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neswegs in dem Gedanken wiegen oder von anderen dazu überreden lassen, daß du durch Geschenke und Versprechungen oder durch unsere Furcht und Feigheit oder durch Ränke oder wie immer einige von uns zum Abfall vom jungen Kaiser und auf deine Seite bringen kannst. Denn wir haben selbst das schlimmste Verderben auf jeden von uns herabgewünscht, der nicht bis zum Tode seinem Eid treu bleiben, sondern vom jungen Kaiser abfallen wird. Angesichts dieser unserer Haltung fordern wir dich auf, die erforderlichen Maßnahmen zu beschließen und auszuführen und nicht, von leeren Mutmaßungen verleitet, dich in Handlungen einzulassen, die du später bereuen wirst.» So lautete die Botschaft, die die Anführer des Heeres und alle Mitglieder des Senats gemeinsam an den älteren Kaiser schriftlich adressierten 16o • Sie bestätigten das Dokument durch die eigene Unterschrift, damit es überzeugend wirke, und händigten es dem oben erwähnten Kalochairetes ein, der sich damit auf den Weg nach Konstantinopel machte. Als er im Palast eintraf, entstand ein Lärm und ein schrilles Geschrei, der Enkel des Kaisers, der Palaiologos / (man erachtete es nämlich wieder für unwürdig, ihn mit seinem Titel zu nennen), habe eine Botschaft an den Kaiser geschickt und bitte ihn um Vergebung, die er jedoch nicht erreichen werde, es sei denn, er stelle sich selbst als Gefangener des Kaisers und werfe sich ihm zu Füßen; auch so werde ihm kaum verziehen werden. Der Kaiser fragte nach dem Grunde des Aufruhrs und befahl den undisziplinierten Schreihälsen zu schweigen; zugleich ließ er den Kalochairetes wissen, er solle ihm die Botschaft seines Enkels zuschicken, da er zur Zeit mit einer dringenden Angelegenheit beschäftigt sei und keine Zeit habe, ihn zu empfangen. Kalochairetes antwortete darauf, er werde keinem anderen als dem Kaiser persönlich den Brief aushändigen; denn so lauteten seine Instruktionen. 26. Der Kaiser war freilich zu jener Zeit damit beschäftigt, seinen Sohn, den Despotes Konstantinos 16 1, mit einem Geschwader von Kriegsschiffen nach dem Westen zu entsenden, damit er die Aufsicht über Thessalonike und die anderen westlichen Städte übernehme und die Reise der Kaiserin [Maria-XeneJ, der Gattin des Mitkaisers Michael und Mutter des jüngeren Andronikos, von dort nach Konstantinopel veranlasse. Daß dies geschah, wie der Kaiser befohlen hatte, versetzte ihren Sohn, den Mitkaiser Andronikos, in nicht geringe Betrübnis, da er hörte, daß seine Mutter mit Gewalt verschleppt worden sei. Als nämlich die Kaiserin den Grund erfuhr, warum der Despotes angekommen war, und der Tag kam, an welchem sie die 94
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Fahrt antreten mußte, ging sie in die Kirche hinein, klammerte sich an die Ikone der Mutter Gottes und wollte sie auf keinen Fall loslassen, komme, was da wolle. Der Despotes kam herbei und versuchte zunächst, mit Worten auf sie einzuwirken. Als / er aber damit nichts erreichte, wurde er handgreiflich. Da er auch so nichts erreichte, befahl er dem Großpapias [Konstantin] Palaiologos 162 , dem Protallagator Senachereim 163 und Johannes Zarides 164, die Kaiserin von der Kirche wegzuschleppen. Diese rissen sie mit Gewalt von der Ikone weg, brachten sie ans Meer und übergaben sie den Schiffsoffizieren, damit sie nach Konstantinopel gebracht werde. Ihrem Sohn, dem jungen Kaiser, schien auch dies schrecklich, daß der Despotes persönlich Hand an seine Mutter gelegt hatte; obwohl sie nämlich die Gattin seines Bruders gewesen war, galt sie doch nach der Etikette des Hofes als seine Vorgesetzte. Daß er aber andere mit dieser Aufgabe beauftragt hatte, erschien als Übermaß von Frevel, das seinesgleichen suchte. Doch davon mehr im folgenden. Als nun der ältere Kaiser von den Sorgen um den Westen frei war, ließ er Kalochairetes zu sich bitten und forderte ihn auf, ihm den Brief seines Enkels zu übergeben und, falls er etwas mündlich mitzuteilen hätte, dies kundzutun. Er antwortete ihm, daß er weder einen Brief noch sonstige Vorschläge des jungen Kaisers mitgebracht habe, sondern solche von den anwesenden Senatsmitgliedern und Anführern des Heeres; und damit händigte er das Dokument aus. Nachdem nun der Kaiser den Text gelesen und zugleich auch die Unterschriften gesehen hatte, sagte er: «Diese Leute drohen mir nach Lust und Laune, ich aber sage, daß sie, was sie jetzt wagen, mit der höchsten Strafe bezahlen werden.» «Sie drohen nicht, mein Kaisen>, sagte Kalochairetes, «sondern zunächst bitten sie; sodann kündigen sie an, was geschehen wird, falls ihre Bitten abgelehnt werden. / Ich selbst bitte dich auch und gebe dir den Rat, mächtigster Kaiser, ihre inständige Bitte nicht abzuschlagen, sondern den Frieden anzunehmen, der nicht nur den Untertanen, sondern auch dir Nutzen bringt, da er wesentlich dazu beiträgt, daß nicht die ganze Welt über dich herzieht. Als nämlich dein Enkel, der junge Kaiser, von dir das erste Mal abfiel und in Adrianopel eintraf, gaben einige ihm, andere dir die Schuld an der Rebellion; die Menschen zweifelten also, wer schuld sei. Als jener jedoch gegen dich zu Felde zog und du den Frieden anbotest, den er mit Freuden und ohne Zögern annahm, und so der Waffenstillstand zustande kam, spendeten euch alle Lob für die Einsicht und die Wende zum Besseren und betrachteten jenen 95
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Tag als einen Festtag, weil sie glaubten, von den Übeln des Bürgerkrieges befreit zu sein. Jetzt aber, da der Kaiser, dein Enkel, in dem ihm zugefallenen Bereich der Herrschaft die Runde machte, für sein Heer eine außerordentliche Fürsorge an den Tag legte, die Mauern der Städte wieder instandsetzen ließ, die mit der Zeit schadhaft geworden waren, und, soviel es möglich war, für Ordnung in den Städten und ihr allgemeines Gedeihen Sorge trug, wurde der Krieg plötzlich wieder angefacht, ohne daß er oder seine Gefolgsleute einen Anlaß dazu gegeben hätten. Es wird also so weit kommen, daß er nicht nur für die frühere Rebellion von jeder Schuld freigesprochen, sondern auch ob der gegenwärtigen Situation Lob ernten wird, da er nicht zuerst angegriffen hat, sondern sich zu verteidigen sucht; und so wird er das Wohlwollen aller / gewinnen, da man ihm als einem Unrecht Leidenden Sympathie bekunden wird; dich hingegen wird man einhellig verurteilen, als habest du dich jetzt und früher eines Unrechts schuldig gemacht. Überlege dir also, wie groß die Strafe Gottes und der Tadel der Menschen für das so entstehende Leid sein werden. Aus diesem Grunde bitte ich dich nochmals, mein Kaiser, dich deiner Untertanen, deines kaiserlichen Sohnes und nicht zuletzt deiner selbst, den alle Rhomäer loben und wie ein überirdisches Wesen bewundern, zu erbarmen, den Frieden anzunehmen und so den Krieg zu beenden. Dulde nicht, daß deine Untertanen vom Krieg vernichtet werden und daß dein kaiserlicher Enkel entweder einen Sieg davonträgt, der schmählicher ist als jede Niederlage - wird er doch seinen Vater besiegen -, oder aber besiegt wird und ungerechterweise und von der Hand seines Vaters stirbt, wobei dein Name, den bisher alle lobpreisen, aus entgegengesetzter Sicht in den Schmutz gezogen wird 165 .» So sprach Kalochairetes und stand anschließend dem Kaiser und den anderen Anwesenden Rede und Antwort; er entkräftete in sehr vernünftiger Weise ihre Einwände und warf sich zuletzt dem Kaiser zu Füßen und flehte inbrünstig, den Frieden nicht von sich zu weisen, damit nicht der . Urheber des Mordes und des Neids, sondern Christus, der Friedensstifter, welcher das Getrennte zusammenfüge, die Oberhand gewinne. Der Kaiser richtete ihn wieder auf und brachte seinen Dank zum Ausdruck, «weil du», sagte er, «hierher gekommen bist und uns über diese Dinge hinreichend unterrichtet hast». Dann hieß er ihn seinen Auftraggebern bestellen, daß er für ihre unvernünftigen Vorschläge keine Antwort habe, aber zu einer solchen bereit sei, wenn sie ihm eine vernünftige Botschaft schickten. / So verließ Kalochairetes unverrichteter Dinge Konstantinopel. Der junge
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Kaiser brach inzwischen von Tzuruloe auf und kam zu dem thrakischen Herakleia, wo er Syrgiannes samt den Truppen aus Byzanz einschloß und für einen Tag belagerte. Anschließend verließ er diesen Ort und errichtete sein Lager in der Nähe von Daneion 166 , am nächsten Tag schlug er den Weg ein, der zur Hauptstadt führt. Bei Rhegion 167 traf er Kalochairetes, der ihm über den Mißerfolg seiner Mission berichtete. 27. Daraufhin schlug er sein Lager auf, und es schien ihm zweckmäßig, auch selbst eine Friedensbotschaft an den Großvater und Kaiser zu senden. Er entsandte also den Großkonnetabel J ohannes Palaiologos 168, den Bruder des Protostrators, sowie Johannes Aplesphares 169 an den Großvater und Kaiser mit einem Schreiben folgenden Inhalts: «Nachdem nun die Senatoren des Reiches, die in meinem Lager sind, sowie die Anführer des Heeres mit meinem Wissen ein Friedensangebot an dich gerichtet haben, das abgeschlagen wurde, sende ich abermals mit ihnen Unterhändler in derselben Angelegenheit an dich, mein Kaiser, und bitten wir alle dich gemeinsam, uns nicht wie ehrlose Lumpen fortzustoßen, sondern uns deiner Gnade und deiner Nachsicht teilhaftig werden zu lassen, da es unser inniger Wunsch ist, deine Knechte zu sein und als solche betrachtet zu werden, und da wir statt vieler anderer Vorteile als Wohltat den Frieden von dir erflehen.» Er entsandte also diese Unterhändler zum Kaiser und befahl ihnen, binnen acht Tagen zurückzukehren, in der Annahme, daß diese Zeit dem Kaiser hinreichen würde, sich über den Frieden zu beraten. Er selbst wartete in Rhegion. / Als nun zwölf Tage verstrichen waren und die Gesandten nicht zurückgekehrt waren, brach er von Rhegion auf und gelangte bis vor die Mauern von Konstantinopel, in einem Abstand, daß seine Soldaten gerade noch außerhalb der Reichweite von Pfeilschüssen waren. Er schickte einige seiner Gefolgsleute weiter vor mit dem Befehl, den Soldaten auf der Mauer folgende Botschaft an den Kaiser auszurichten: «Da die Gesandten innerhalb der Frist nicht zurückgekehrt sind, ist dein Enkel selbst angekommen und bittet um Vergebung.» Jene aber wollten von der Botschaft nichts wissen, sondern zwangen die Leute des jungen Kaisers durch Wurfgeschosse von der Mauer zur Flucht. Dieser wartete nun ebendort bis zum Abend, dann marschierte er eine kurze Strecke und schlug sein Lager in der Gegend des Lympidarios, unweit von Kosmidion 17o , auf, wo er drei Tage blieb. Als nun eine außerordentliche Kälte mit Regengüssen hereinbrach, woran sogar zwei Soldaten im Lager starben, und da keine Hoffnung auf Frie-
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den mehr war und der Winter arg zusetzte und es der Truppe an Lebensmitteln mangelte, weil der junge Kaiser die Plünderung der Umgegend den Soldaten - es waren etwa vierzig Heeresabteilungen - nicht gestattete, kehrte er nach Didymoteichon zurück und löste dort seine Armee auf 171 • Während er noch bei Konstantinopel lagerte, lief Vojslav 172 , der Bruder des Königs der Myser [Bulgarenzaren] vom jungen Kaiser zum älteren Kaiser über. Nach seiner Ankunft in Didymoteichon erkrankte der junge Kaiser an Schüttelfrost, der ihn vierzig Tage hindurch nicht verließ. Und als dies vorbei war, bekam er Nasenbluten, das zwölf Tage andauerte, wobei er eine Unmenge Blut verlor. Nachdem auch dieses Übel nachgelassen hatte, / packte ihn wieder elf Monate lang jeden vierten Tag der Schüttelfrost 173 • Diese Krankheit griff Herz und Lunge und die Milz besonders stark an, so daß er sich bis zu seinem Lebensende davon nicht mehr erholen konnte. Durch Arbeit und tägliche Gymnastik gelang es ihm immerhin, das Übel soweit zu lindern, daß es ihn sich erholen ließ. Der ältere Kaiser auf der anderen Seite, so sehr er seiner Einsicht wegen bewundert wurde und seiner scheinbar großen Kunst, die jeweils richtige Entscheidung zu treffen, und obwohl er einsah, daß sein Enkel Truppen hatte, die an Zahl, Kampfbereitschaft und Tapferkeit den seinigen weit überlegen waren, und daß die Gelegenheit günstig war, unter guten Bedingungen den Frieden anzunehmen, da die andere Seite darum bat, würdigte gleichwohl die Gesandten, die um des Friedens willen gekommen waren, lange Zeit keiner Antwort, und schickte sie dann endlich unverrichteter Dinge zurück. In seiner Entscheidung, den Krieg vorzuziehen, wurde er vor allem durch den Übertritt des Syrgiannes ermutigt, von welchem man erwartete, daß er große und denkwürdige Taten vollbringen werde; nicht zuletzt wurde er jedoch durch die Aufstandsbewegungen von Rhodope dazu bewogen. Der Großstratopedarch Andronikos Palaiologos 174 nämlich, den der junge Kaiser zum Statthalter der Provinzen von Rhodope ernannt hatte sowie der Städte Stenimachos 175 und Tzepaina 176 und vieler anderer Festungen und zum Befehlshaber der ebendort stationierten Truppen, die stark und äußerst kampfgeschult waren, hatte teils durch Geschenke und Versprechungen, teils durch Gewalt erreicht, daß das ihm anvertraute Gebiet zum älteren Kaiser abfiel. Dieses Ereignis erweckte bei letzterem keine geringe Hoffnung, daß er aus dem Krieg als Sieger hervorgehen würde. 98
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Während_n~m der junge Kaiser sich in Didymoteichon / aufhielt, begab sich Syrgiannes im selben Winter von Herakleia nach Konstantinopel, übernahm die ganze dortige Armee und zog gegen die auf der Seite des jungen Kaisers stehenden thrakischen Städte zu Felde. Zunächst schickte er eine aus Fußvolk und Reitern bestehende Garnison nach Apros und Garella l77 , aus Furcht, daß diese Städte zum jungen Kaiser abfielen, und damit seine Truppen den von Didymoteichon aus unternommenen Angriffen standhalten könnten. Dann kam er nach Rhaidestos 178 und nahm die Stadt in Besitz, nachdem er die Besatzung durch Überredung gewonnen hatte; er war nämlich in solchen Dingen unübertrefflich. Von dort aus griff er Bizye 179 an und plünderte die Umgegend und kam dann nach Sergentzion 180 und nahm die Stadt, die sich ergab, in Besitz. Anschließend kehrte er nach Konstantinopel zurück und hielt sich dort einige Tage auf; dann verließ er an der Spitze der Armee wieder die Hauptstadt und zog nach Selymbria. Als die dortigen Einwohner ihm den Einzug in die Stadt verwehrten, besetzte er eine Festung bei Selymbria, namens Sakkoi 18 1, die die einheimischen Bauern ihm übergaben. Er ließ dort eine Truppe zurück, die die Liegenschaften der Selymbrianer verwüsten sollte, und kehrte nach Konstantinopel zurück. Die Selymbrianer bekamen in der Folgezeit die offenen und heimlichen Angriffe von Sakkoi her hart zu spüren. Damit ging im fünften Jahr der Indiktion [1322] der Winter zu Ende. Mit dem Beginn des Frühjahrs, Anfang März, schickte der junge Kaiser Rundschreiben in die von ihm verwalteten Provinzen mit der Aufforderung, die Truppe solle sich bis zum 15. des Monats in Didymoteichon melden. Und es fanden sich an dem vereinbarten Tage alle Angehörigen der Truppe in Didymoteichon ein. 28. Der Mitkaiser wußte nun keinen Rat, woher er das Geld für die Besoldung der Truppe / beschaffen solle. Denn die öffentlichen Einnahmen waren nicht eingegangen, teils wegen des Durcheinanders im Kriege, teils weil die Bauern, welche für die Steuern hauptsächlich aufkommen, ihre Dörfer verlassen hatten, die nicht nur von den Soldaten des älteren Kaisers geplündert wurden, sondern auch von den Garnisonen, die der junge Kaiser zum Schutze dorthin schickte, aus Habgier der Soldateska ausgeraubt und keineswegs besser als die feindlichen Äcker behandelt wurden 182 • Der Mitkaiser war also in Verlegenheit und von der Sorge geplagt, wo er Gelder beschaffen könne. Der Großdomestikos aber sah, daß er grübelte, und da er den Grund seiner Besorgnis nicht kannte, fragte er ihn danach. Und als er antwortete, daß seine Sorge von dem Geldmangel herrühre, weil keine
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Steuern eingegangen seien, und daß die Truppe Bedürfnisse habe, die befriedigt werden müßten, sagte der Großdomestikos: «Über diesen Geldmangel war auch ich mir im klaren und brachte, als dein Rundschreiben ankam, einiges von meinem Privatvermögen zusammen, soviel für die Bedürfnisse der Truppe genügen würde. Es bleibt nur noch übrig, daß jeder Soldat kommt und den für ihn festgesetzten Sold in Empfang nimmt. Die Auszahlung des Soldes wird innerhalb der nächsten zwei oder drei Tage abgeschlossen sein. Mache du dir keine Sorgen mehr deshalb 183 .» Daraufhin antwortete der Mitkaiser: «Über deine Liebe zu mir brauche ich nichts zu sagen, da, was ich auch sagen möchte, hinter der Wirklichkeit weit zurückbliebe. Mir ist aber nicht eben wohl dabei, wenn ich daran denke, wieviel Geld du von deinem Privatvermögen für die gemeinsamen Bedürfnisse ausgegeben hast, seitdem wir nach Adrianopel gekommen sind, und wieviel du jetzt / bereit bist auszugeben, insgesamt etliche zehntausend Goldstücke, wie du selbst genau weißt. Deshalb bereitet mir der Verlust, den du dabei erleidest, keineswegs weniger Kummer als der Geldmangel zuvor.» Bei dieser Unterhaltung war auch die Mutter des Großdomestikos, Theodora Palaiologina, anwesend, die nun das Wort ergriff. «Ich glaube nicht», sagte sie, «daß eine solche Ausgabe als Verlust, sondern eher als der vorteilhafteste und klügste aller Gewinne zu betrachten ist. Wenn nämlich einer mit Reichtum sein Leben erretten kann [Provo 13,8], dann muß er den Aufwand, sei es für seine Sünden, sei es für sein Leben, nicht als Verlust, sondern als Gewinn ansehen. Im übrigen sagt uns auch die Heilige Schrift: 'wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz [Matth. 6,21]. Bei dir also, mein Kaiser, wird das Herz des Großdomestikos sein, da du sein Schatz bist. Ist dem so, so wird er sein ganzes übriges Vermögen als nichtig betrachten. Und außerdem, wenn ihr jetzt eure Gelder schont und euer Leben in Gefahr bringt, ist es nicht klar, daß eure Gelder, falls ihr eines entehrenden Todes· gestorben seid, anderen, vielleicht sogar euren erbittertsten Feinden zufallen werden? Schont also weder euch selbst noch eure Gelder, bis der in Gang gesetzte Krieg eine für euch günstige Wendung genommen hat 184 .» 29. Der Mitkaiser dankte ihr nun für diese Ermunterung und ging weg, um sich mit seinen Würdenträgern zu beraten, ob man zunächst nach Apros und Garella oder gegen die abgefallenen / Städte, die in größerer Entfernung lagen, marschieren solle. Letztere konnten wegen der entfernteren Lage zwar weniger schaden, waren dafür aber leichter einzunehmen, l
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während erstere größeren Schaden verursachen konnten und eine sehr starke Befestigung aufwiesen sowohl hinsichtlich der Konstruktion ihrer Mauern als auch hinsichtlich ihrer Besatzung. Man beschloß, zunächst gegen Apros vorzugehen. Nachdem nun alles vorbereitet war und die Söldner ihren Lohn bekommen hatten, marschierte man von Didymoteichon nach Apros. Man schlug ein Lager bei der Stadt auf, und der Mitkaiser schickte einige Leute voraus, die Soldaten auf den Mauern zu begrüßen. Er versuchte, sie zu überreden, daß sie ihm die Stadt kampflos übergeben sollten, und versicherte, weder hätten sie etwas verbrochen noch sei er gegen sie erzürnt, sondern die Schuld für den Abfall treffe denjenigen, der die Stadt mit Gewalt unter sich gebracht habe, nicht sie, die dazu gezwungen worden seien. Sollten sie sich kampflos ergeben, so sehe er sich verpflichtet, sie mit vielen Wohltaten zu überhäufen. Die Leute auf den Zinnen aber warteten nicht einmal, bis die Bekanntmachung des Mitkaisers zu Ende gesprochen wurde, sondern antworteten ihm, daß er keineswegs mit guten Absichten gekommen sei und daß er solche betrügerischen Worte nicht an sie, die weder Angst hätten noch sonst leicht zu täuschen seien, sondern an andere hätte richten sollen. Sie hätten jedenfalls vor, jenem die Treue zu halten, der ihnen die Festung anvertraut habe, und diese sicher zu schützen. Daraufhin schickte der Mitkaiser andere Leute und belehrte sie, sie sollten nicht aus Unbesonnenheit Unheil auf sich ziehen, wo es in ihrer Hand liege, sich außer Gefahr zu bringen und Gutes zu erfahren. Als sie diese Aufforderung durch Schmähungen beantworteten und die Leute des Mitkaisers mit Steinen und Pfeilen fortjagten und ihm ausrichten ließen, er solle keinen Unterhändler mehr zu ihnen schicken, weil sie ihn töten würden, sah der Mitkaiser ein, daß er sie mit Worten nicht überzeugen könne. / Deshalb ließ er Leitern herrichten, um am nächsten Tag die Mauern anzugreifen. Als nun die Verteidiger von der Mauer die Anfertigung der Leitern bemerkten, machten sie sich lustig über den Versuch ihrer Gegner, Unerreichbares zu erreichen, da sie glaubten, der Sieg wäre auf ihrer Seite, nicht nur wegen der Festigkeit der Mauern, sondern auch wegen der größeren Zahl ihrer Soldaten. Denn es waren einmal ihre Kampfgefährten aus der Hauptstadt da, zweihundertzwanzig Reiter, zweihundert Bogenschützen zu Fuß, die mit dem Bogen ausgezeichnet umgehen konnten, und dreißig Soldaten, die Geschosse aus den Schleudermaschinen schießen konnten, von ihnen einer besonders für seine Treffsicherheit bekannt, dazu von den Einheimischen hundert bewaffnete Reiter und eine Menge Bogenschützen und Schleuderer
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- viele unter den letzteren waren zusätzlich zu den Einheimischen aus der Umgegend des Krieges wegen dazugestoßen - sowie viele Leichtbewaffnete. Daher hofften sie zuversichtlich, wenn nicht auf mehr, so wenigstens darauf, ihre Stadt ohne Mühe verteidigen zu kö"nnen. Am nächsten Tag stellten sich bei Tagesanbruch die Belagerer sowie die Soldaten auf den Mauern zum Kampfe auf. Es kam zu einem gewaltigen Mauerkampf, in dem sich die Verteidiger bis zur siebten Stunde tapfer schlugen und standhielten. Dann aber brachen die Soldaten des jungen Kaisers durch ihre Tapferkeit und Kühnheit den Widerstand ihrer Gegner, lehnten die Leitern an die Mauern an, drangen in das Städtchen ein und plünderten es. Der Mitkaiser, der befürchtete, daß Apros unbewohnbar werde, wenn alles zerstört werde, befahl, die Ernte zu schonen, damit die Aprier nicht, ihrer Lebensgrundlage beraubt, die Stadt verließen. Außer einem Schwerbewaffneten des Konstantinopler Kontingents gab es während des Mauerkampfes / auf beiden Seiten keine Toten. Den Soldaten aber tötete ein Lateiner nach der Schlacht, weil jener ihn sowie mehrere andere verwundet hatte. Verwundete gab es auf beiden Seiten viele. Die Reiter und das Fußvolk aus Konstantinopel wurden von den Soldaten des Mitkaisers in Fesseln gelegt und in Gewahrsam gehalten. Am dritten Tage aber ließ der Mitkaiser die Gefangenen vorführen und sprach zu ihnen wie folgt: «Es war gewiß nicht klug und für euch selbst keineswegs nützlich, daß ihr uns mit Schmähungen und Schimpfworten geantwortet habt, als wir euch freundlich anredeten. Sich von den Angreifern nicht einschüchtern zu lassen, sondern heftigen Widerstand zu leisten, das gilt für Tapferkeit; aber von den Mauern herab zu schimpfen und übermütig zu sein, das ist ein Zeichen von Frechheit und Verrücktheit. Deshalb rate ich euch, sofern ihr auf mich hören wollt, euch durch Tapferkeit, Mut und die Taten eurer Hand zur Wehr zu setzen, mit Worten aber zurückzuhalten. Denn nicht die Zügellosigkeit der Zunge, sondern nur die tatsächliche Erfahrung beein- . druckt die Angreifer. Da wir euch nun gefangengenommen haben, dürfen wir mit euch nach Gutdünken verfahren, gemäß dem Gesetz des Krieges. Ich bin aber nicht zu Felde gezogen, um Rhomäer zu mißhandeln, und deshalb lasse ich euch frei. Falls ihr in meine Reihen eintreten wollt, werde ich es an der gebührenden Fürsorge nicht fehlen lassen und euch in mein engstes Gefolge aufnehmen. Wollt ihr aber nach Hause gehen, werde ich euch auch so wohlwollend entlassen.» Die Soldaten huldigten dem Mitkaiser und· brachten ihre Dankbarkeit
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für seine Wohltat lebhaft zum Ausdruck 185 , dann erbaten sie sich Bedenkzeit. Nachdem sie sich nun beraten hatten, blieben von den Reitern einige beim Mitkaiser, während die meisten / weggingen. Das Fußvolk aber trat, bis auf wenige, geschlossen in die Reihen des Mitkaisers ein. Er ließ ihnen einen Jahressold auszahlen und nahm sie in seine enge Gefolgschaft auf. Denjenigen aber, die weggehen wollten, ließ er Reisegeld auszahlen. Als er nun sah, daß auch das übrige Volk der Aprier, Männer, Frauen und Kinder, hilflos und unbekleidet hin und her liefen und den Verlust ihrer Habe beklagten, rief er alle Offiziere und Würdenträger der Armee zu sich und sprach zu ihnen folgendermaßen: «Da Gott uns heute viele und große Wohltaten erwiesen hat, ist es rechtens, daß wir uns seiner Gnade würdig erweisen. Denn, daß uns weder die zahlreichen und kriegserfahrenen Verteidiger noch die sicheren und hohen Mauern noch sonst etwas daran gehindert haben, diese frechen und übermütigen Menschen zu bestrafen, kann man gerechterweise kaum einer anderen Ursache als dem Gnadenerweis einer höheren Macht zuschreiben. Und wiederum, daß wir bei einem so gewaltigen Mauerkampf und der Eroberung einer Stadt weder einen der Unsrigen verloren haben, womit wir doch rechnen mußten, noch einen der Verteidiger getötet und uns so mit Brudermord befleckt haben, das können wir nur der Vorsehung und dem sicheren Beistand Gottes verdanken. Wir müssen also auch unsererseits, da wir gesiegt haben, mit dem Leid der Unglücklichen Mitleid haben - denn gegen die Barbaren muß man bis zum Ende kämpfen, gegen Stammesgenossen dagegen bis zum Sieg - und den Besiegten etwas von der Beute zurückgeben, jeder nach seinem Belieben. Dabei werdet ihr dreifachen größten Gewinn haben: Erstens werdet ihr euch Gott gnädig stimmen, der sich das Mitleid mit den Unglücklichen zu eigen macht und / sowohl in dieser Welt als auch nach dem Tode mehrfachen Lohn dafür verheißt. Ferner werdet ihr mein Wohlwollen gewinnen, da ich Wohltaten an Gefangenen besonders zu schätzen weiß. Und drittens werdet ihr euch den Ruf der Tapferkeit und zugleich des Edelmutes erwerben, da ihr durch Tapferkeit eure Gegner besiegt habt, durch Edelmut und Großherzigkeit aber ihnen nicht wie Feinden begegnet seid, sondern ihnen wie Stammesgenossen und Opfern des Schicksals die bestmögliche Fürsorge habt angedeihen lassen.» Durch diese Aufforderung des Mitkaisers wurden die Angehörigen seines Heeres so beeindruckt, daß jeder einen Teil der Beute den Apriern zurückgab. Diejenigen von ihnen, die den Ehrgeiz hatten, Wohltäter zu werden,
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machten sogar die Eigentümer der von ihnen geraubten Güter ausfindig und gaben ihnen die gesamte Beute zurück, ohne etwas für sich zu behalten. 30. Nachdem sie nun nach der Eroberung von Apros sechs Tage ebendort geblieben waren, machten sie sich am siebten Tag auf den Marsch und schlugen ihr Lager bei Garella auf. Die Einwohner dieser Stadt, sei es, daß sie dem jungen Kaiser wohlgesonnen waren, sei es, weil sie durch den Fall von Apros zur Klugheit belehrt waren, schlugen sich gleich bei der ersten Aufforderung auf die Seite des Mitkaisers und ergaben sich kampflos. Der Mitkaiser überhäufte sie dafür mit Wohltaten, brach dann von dort auf und gelangte nach Rhaidestos. Nachdem nun auch die dortigen Einwohner eine Probe seiner Freigebigkeit erfahren hatten, schlugen auch sie sich auf seine Seite. Anschließend gelangte er nach Sergentzion. Als nun auch diese Stadt sich ergeben hatte, schlug er die Straße nach Selymbria ein. Er wollte die Selymbrianer wegen der Verwüstungen, die ihr Land durch die Überfälle des Konstantinopler Heeres ob ihrer freundlichen Haltung gegenüber ihm während des Winters erlitten hatte, mit Wohltaten / und Dankerweisen belohnen. Als sie in der Nähe von Selymbria angekommen waren, stiegen sie von den Pferden ab und wollten eine Weile ausruhen. Der Platz, an dem sie lagerten, lag nahe der Festung Sakkoi, die dem Mitkaiser feindlich war, weil sie sich auf die Seite des Syrgiannes gestellt und die Soldaten aus Konstantinopel aufgenommen hatte, damit sie die Äcker der Selymbrianer verwüsteten. Ansonsten handelte es sich um ein unbedeutendes Fleckchen, das wegen der Kriegsunerfahrenheit seiner Einwohner - diese waren nämlich alle Bauern, die auf den Feldern arbeiteten - sowie wegen des schlechten Zustandes seiner Mauern gering geachtet wurde. Die Besatzung der Festung jedoch begann, da sie sich selbst vergaß und den Feind vor den Mauern verachtete, von der Mauer herab zu höhnen, und den Mitkaiser und seine Soldaten mit Schmähungen zu überhäufen. Der Mitkaiser lachte über ihren Spott und fragte die Umstehenden, ob die Sakkier viel Wein hätten. Als man ihm nun antwortete, daß nicht einmal genug Wasser dort vorhanden sei, sagte er: «Dann haben sie sich sicher mit jenem Kraut angefüllt, das die Seele umnachtet 186 .» Daraufhin ließ er sie durch einen seiner Leute auffordern, vernünftig zu sein und zu schweigen, und verließ mit seinen Offizieren das Lager, um die Wachen zu inspizieren. Die unglücklichen Sakkier ließen jedoch nicht nach, sondern schrien und schimpften nach Leibeskräften weiter. Das von der Truppe mitgeführte dienende Gesinde, das sich über die maßlosen Beleidigungen ärgerte, bat ihre Herren, 104
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ihnen die Sache zu überlassen. Als diese einwilligten, griffen sie an und überrannten gleich -beim ersten Ansturm die Mauern - sie waren leicht einzunehmen -, indem sie statt Leitern zufällig vorhandenes Holz / benutzten, und machten sich dann an die Plünderung. Als nun viele Angreifer auf ein Haus stiegen, in dessen Innerem offenes Feuer brannte, stürzte das Dach, das aus Stroh bestand, auf das Feuer nieder. Sogleich loderte eine grelle Flamme empor, die schnell auf die übrigen Häuser übergriff. Diese waren nämlich auf die gleiche Art gebaut. Da nun die Festung nur über ein einziges Tor verfügte, welches obendrein von den Einwohnern aus Furcht zugemauert worden war, und das zuerst in Brand geratene Haus in der Nähe dieses Tores lag, stiegen einige Angreifer und Einwohner des Dorfes, so schnell sie nur konnten, auf die Mauer und stürzten sich von dort, halb in Flammen, hinab. Die übrigen Angreifer, zusammen mit den verbliebenen Einwohnern des Dorfes und dem Vieh, wußten nicht, was sie tun sollten, da sie von den Flammen umzingelt waren, und brachen in Wehklagen und Jammergeschrei aus. Es war ein bemitleidenswerter Anblick, wie Menschen zusammen mit dem Vieh schreiend und jammernd verbrannten. Das Heer, der Kaiser und die Offiziere ließen alles andere sein und eilten hilfsbereit zur Festung; da sie aber nicht helfen konnten - denn das Feuer hatte bereits alles in seine Gewalt gebracht -, brachen sie aus Mitgefühl ebenfalls in Wehklagen aus. In den Flammen kamen sechs der Eindringlinge und hundertdreiundzwanzig Einwohner, Frauen, Kinder und Greise, um. Außerdem wurde das Vieh und was noch an Sachwerten vorhanden war vernichtet. Dieses Unglück erschütterte den Kaiser tief; er brach von dort auf und gelangte nach Selymbria. Und nachdem er / dort alles geregelt hatte, um dessentwillen er gekommen war, begab er sich weiter nach Chariupolis 187 und löste dort die Armee auf, bis auf tausend Mann, denen er befahl, ihm zu folgen; den übrigen gebot er, sich ohne weitere Aufforderung zum verabredeten Termin wieder bei ihm einzufinden. Der Großstratopedarch [Andronikos] Palaiologos jedoch, Statthalter der Distrikte in der Region Rhodope 187a, hatte, wie berichtet, alle ihm unterstellten Städte und das dort befindliche Heer dazu gebracht, von der Partei des jüngeren Kaisers zu der des älteren überzuwechseln. Es war ihm gelungen, alle für die Sache des älteren Kaisers zu gewinnen, einen Nomaden jedoch mit Namen Syrbanos 188 , einen gebürtigen Daker [Walachen], hatte er seiner Güter beraubt, weil er dem jüngeren Kaiser anhing, zahlreichen Mißhandlungen ausge105
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setzt, ihm zwei Zähne ausgebrochen sowie mit einem glühenden Eisen die Wange gebrandmarkt und, da er ihn gleichwohl nicht zum Abfall von dem jüngeren Kaiser bewegen konnte, in ein Halseisen gesteckt und hielt ihn gefangen. Dieser Mann nun entfloh damals aus dem Gefängnis, sammelte viele· andere leichtbewaffnete Nomaden um sich und vereinigte sich mit dem Heer des jungen Kaisers, welches hierher ausgesandt worden war, um gegen [Andronikos] Palaiologos zu kämpfen, und griff die Truppen im Gebiet von Rhodope an. Als aber die Einwohner der Städte sahen, daß die Landbewohner allesamt gegen sie zu Felde zogen und daß ein Heer im Anmarsch sei, fürchteten sie, daß Zwistigkeiten hinter den Mauern ihr Verderben werden könnten und schlossen sich dem jungeren Kaiser an. Den Feldherrn aber legten sie in Fesseln und ließen ihn bewachen, bis der Mitkaiser von der Sache erführe und ein Urteil über ihn fälle. Sie selbst begaben sich mit Syrbanos zum Kaiser, die einen, um eine Belohnung für ihre Treue zu erhalten, die andern, die / vorher auf der Seite des älteren Kaisers gestanden hatten, um Vergebung zu erlangen. Der Mitkaiser aber wies die Abtrünnigen als Leute, die seinen Wohltaten gegenüber undankbar waren, in milder Form zurecht und ermahnte sie, künftig nicht mehr so leichtfertig abzufallen und ihren Eid zu brechen. Dann verzieh er ihnen, indem er sagte, daß er ihre Schuld vergessen wolle; kurze Zeit später beschenkte er sie sogar und hieß sie nach Hause gehen. Jene aber, die ihm die Treue bewahrt hatten, lobte er und vergalt sie ihnen mit den gebührenden Geschenken und entließ sie, indem er ihnen den Domestikos Uohannes] Tarchaneiotes 189 zum Anführer gab, der den Auftrag hatte, den Großstratopedarchen in Fesseln zum Kaiser zu schicken. Am folgenden Tage aber trat Syrbanos vor den Kaiser, und es schien, daß er etwas sagen wolle. Der Mitkaiser bemerkte es und hieß ihn sein Anliegen vortragen. Kaum hatte jener diese Aufforderung vernommen, da warf er sich zu Boden und bat um Vergebung dafür, daß er, ein gänzlich ungebildeter Schweinehirt und Ausländer, es wage, den Kaiser anzusprechen. Als dieser ihm gebot, ohne Furcht zu sprechen, da setzte er sich für den Großstratopedarchen ein und bat, daß auch er für sein Vergehen gegen den Mitkaiser, das darin bestand, daß er Rhodope zum Abfall gebracht habe, Vergebung erlange. Als nun der Mitkaiser fragte, ob das Ironie oder Ernst sei, antwortete er, es sei ihm ernst damit und fügte zur Bekräftigung einen Eid hinzu. Als Verwandter des Kaisers müsse jener trotz seiner Schuld Vergebung erlangen. «Du vergißt», erwiderte der Mitkaiser, «was er dir Schlimmes angetan hat, /
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indem er dir deinen Besitz, deine Kinder, deine Frau und selbst deine Zähne entrissen hat, daß er deinen Körper mit Schlägen verunstaltet und dir schließlich wie einem Schwerverbrecher die Wange mit glühendem Eisen gebrandmarkt hat, so daß nicht einmal die Narben verschwinden können? Was ist es überhaupt, das dich bewogen hat, für ihn einzutreten?» «Was könnte es Größeres sein, mein Kaiser», sagte er, «als daß einer, der noch unlängst zu den Sklaven jenes Mannes zählte, heute durch Gottes und deine Gunst zu solcher Höhe aufgestiegen ist, daß er sogar für die Verwandten des Kaisers Abbitte leisten und die Abwendung erwarteter Strafen erwirken kann?» Der Kaiser wunderte sich, daß jener Ausländer das ihm angetane Unrecht so völlig vergessen könne, und sprach: «Wenn du, ein Ausländer und niedern Standes, deinen Feinden das schwere Unrecht, das dir angetan wurde, mit Wohltaten vergiltst, so sehr du nur kannst, dann ist es nicht billig, wenn ich, der Kaiser, dem geringeres Unrecht geschah, unnachgiebig erscheine in meinem Zorn. Also will ich, um deiner Fürbitte willen, das Unrecht vergessen und ihm verzeihen.» Der Ausländer dankte dafür, lobte den Kaiser vielmals und fügte eine zweite Bitte hinzu des Inhalts, daß jener weder seinen Rang noch seine Einkünfte noch seine kaiserlichen Ehrengeschenke einbüßen solle. Noch mehr bewunderte da der Mitkaiser sein Eintreten für seinen Peiniger und erfüllte auch diese Bitte. Während Syrbanos noch dem Mitkaiser zu Füßen lag, ließ dieser den Gnadenerlaß ausfertigen 190 , unterschrieb ihn eigenhändig und reichte ihn ihm. Der Mann nahm ihn entgegen, / küßte den Boden, auf dem der Kaiser stand, und entfernte sich frohen Herzens. 31. Am gleichen Tage kam ein Bote aus Thessalonike und meldete dem Mitkaiser, daß es in der Stadt einen Aufstand 191 gegeben habe, bei dem seine Anhänger die Oberhand gewonnen und ihm die Stadt zugeschanzt hätten. Der Despotes Konstantinos sei zum Kloster Chortaites entkommen l92 , dort aber ergriffen und in Gewahrsam genommen worden. Daraufhin schickte der Kaiser sogleich Leute nach Thessalonike, die ihn herbeischaffen sollten; sie wurden zuvor eidlich verpflichtet, den Despotes weder selbst zu töten noch dieses anderen zu gestatten. Diese machten sich auf den Weg und brachten ihn, der Mönchskleidung angelegt hatte, nach Didymoteichon. Das Gewand aber hatte er angelegt, noch ehe sie nach Thessalonike kamen, aus Angst, man werde ihn töten. Mit ihnen aber zogen aus Thessalonike zum jungen Kaiser viele Mitglieder des Senats wie des Heeres, ferner das Oberhaupt der dortigen Kirche, Jeremias, und der Abt des Klo-
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sters Lavra auf dem Heiligen Berg Athos, Gerasimos 193 • Da hätte freilich das um den jüngeren Kaiser versammelte Heer, undiszipliniert wie Soldaten nun einmal sind, beinahe den Despotes erschlagen, nur die persönliche Anwesenheit des Mitkaisers vermochte ihn zu retten; der befahl ihn einzukerkern 194 . Einige Tage danach aber stattete der Despotes durch einen Mittelsmann dem jüngeren Kaiser seinen Dank ab, weil er ihm das Leben gerettet habe; außerdem aber bat er, da er aus gegebenem Anlaß das Mönchsgewand angelegt habe, nun auch noch die herkömmlichen /Weihen alle erlangen zu dürfen, damit er für einen Mann gelte, der freiwillig die Kutte angezogen habe und nicht aus Not. Da der Mitkaiser jedoch argwöhnte, daß er dies erbitte, nicht um sein Leben zu ändern, sondern um aus der Haft freizukommen, sandte er den Metropoliten von Thessalonike und Gerasimos, den Abt der Lavra, zu ihm mit dem Bescheid, daß er Dinge fordere, die zur gegenwärtigen Lage nicht recht paßten. Er werde keine Unbill von seiten seiner Bewacher zu erdulden haben, sondern sich der Ruhe erfreuen können, aber eine Entlassung aus der Haft komme gegenwärtig nicht in Frage; also solle er auch keine derartigen Bitten vortragen. Er aber trug nur um so inständiger dieselbe Bitte vor, indem er sich an jene heiligen Männer klammerte, und versicherte, daß er nicht aus Verstellung und nicht aus Zwang, sondern in aufrichtiger Gesinnung jene Umkehr seines Lebens beschlossen habe. Als der Kaiser dies von ihnen erfuhr, gestattete er, mit ihm zu verfahren, wie er verlangte. Zur gleichen Zeit aber wurden auch jene Männer aus Thessalonike in Fesseln vor den Kaiser geführt, die die Kaiserinmutter [Maria]-Xene, wie bereits berichtet, gewaltsam fortgeschleppt hatten, Konstantinos Palaiologos und Johannes Zarides sowie der Protallagator Senachereim. Von ihnen wurden zwei auf Befehl des Mitkaisers mit abrasiertem Bart und kahlgeschorenem Schädel auf dem Markt öffentlich zur Schau gestellt 195 , den Palaiologos aber bewahrte die Fürsprache des Protostrators, der sein Cousin 196 war, vor dem gleichen Schicksal, doch wurde auch er eingesperrt. Wenig später indessen begnadigte der Mitkaiser sowohl ihn als auch die anderen. Zur gleichen Zeit aber fielen auch die Lemnier vom älteren Kaiser ab, wandten sich an / den jüngeren und, indem sie den Abfall meldeten, erbaten sie einen neuen Statthalter für Lemnos. Der Mitkaiser überhäufte sie mit seiner Gunst, gab ihnen den geforderten Vorgesetzten und entließ sie nach Hause. Während dies geschah, erhielt der Mitkaiser aus Selymbria die Nachricht, zur Unterstützung seines kaiserlichen Großvaters habe von 108
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Osten her ein persisches [türkisches] Heer den Bosporos überschritten, sich mit den Truppen aus Konstantinopel vereinigt und werde in Kürze gegen ihn vorrücken. Als er dies hörte, wunderte er sich, daß sein Großvater gegen die eigenen Stammesgenossen die feindlichen Perser [Türken] zu Hilfe gerufen habe; er selbst aber brach in aller Hast von Didymoteichon auf und eilte dem heranziehenden Heer entgegen, um ihm bei der ersten Begegnung eine Schlacht zu liefern. Am dritten Tage nun stießen zwischen Tzuruloe und Selymbria das Heer aus Konstantinopel, vereinigt mit den Persern [Türken], und der jüngere Kaiser aufeinander. Als aber die Perser und die Rhomäer aus Konstantinopel gewahr wurden, daß sie dem Heer des Mitkaisers nicht einmal ins Angesicht blicken könnten, da wagten sie es nicht, sich in Schlachtordnung aufzustellen und vorzurücken, sondern noch in beträchtlicher Entfernung machten sie kehrt und flohen, so gut sie konnten, die Perser hierhin, die Rhomäer dorthin. Da der Mitkaiser sie fliehen sah, teilte auch er sein Heer in zwei Teile und befahl, die Verfolgung aufzunehmen. Als die Verfolgung sich hinzog und die Verfolger nichts ausrichtetendenn den Fliehenden war nicht beizukommen -, da machten sie kehrt, nachdem die einen drei Perser gefangengenommen hatten, die anderen fünf Rhomäer; die übrigen waren entkommen. Troßpferde jedoch, die dem fliehenden Heer nicht folgen konnten, Kriegsmaterial und Gefolgsleute wurden in großer Menge erbeutet. Der Mitkaiser aber zog weiter und schlug bei Selymbria sein Lager auf. Jene indessen, die sich / durch die Flucht retten konnten, Rhomäer wie Perser, zogen nach Konstantinopel zum älteren Kaiser und meldeten ihre Niederlage. Zugleich aber verlangten die Perser Schiffe, um übersetzen zu können. Der Kaiser jedoch versuchte, sie zum Verbleib in Konstantinopel zu bewegen. Sie aber ließen sich nicht überreden und erklärten, sie selbst würden sinnlos aufgerieben werden, und dem Kaiser werde es nichts nützen, wenn sie zusammen mit den anderen in der Hauptstadt belagert würden. Denn außerhalb der Mauern könne sich nicht einmal der Obersatrap [Emir] mit der gesamten Heeresmacht dem jüngeren Kaiser entgegenstellen, geschweige denn sie. Und da die anwesenden Rhomäer erklärten, daß jene die Wahrheit sagten, erhielten sie Schiffe 197 und setzten über in Richtung Osten. 32. Als dem älteren Kaiser die Hoffnungen, die er auf das Bündnis mit den Persern [Türken] gesetzt hatte, zerronnen waren und die Lage auf den Inseln ungünstig war, da Lemnos bereits offen abgefallen war und auf den übrigen Inseln Verwirrung herrschte und auch sie fast schon abzufallen 109
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drohten, und von den Städten auf dem Festland, die dem älteren Kaiser vordem untertan gewesen waren, die meisten bereits zum jüngeren Kaiser übergegangen waren und seine Situation rundum ausweglos war, beschloß er, abermals eine Gesandtschaft an seinen kaiserlichen Enkel zu schicken. Er entsandte Isaak 198 , das Oberhaupt des Heiligen Berges Athos, einen Mann von Einsicht und vor allem von großem Tugendeifer. Seinem kaiserlichen Enkel ließ er folgendes mitteilen: «Hätte Gott die Menschen von vornherein unbeeinflußbar vom Bösen geschaffen oder wären sie, zur gebührenden / Selbstverantwortung gelangt, im Guten verharrt, dann wäre von den späteren Verfehlungen keine begangen worden. Da aber seit jener ersten Verfehlung die menschliche Natur leicht dem Schlechteren anheimfällt, geht seit jener Zeit bis heute alles drunter und drüber durch die Mitwirkung unseres ewigen Erzfeindes. Und so ist es auch uns jetzt gegangen. Hätte ich doch dein Wohlwollen gegen mich und die geziemende Rücksicht und Ehrerbietung des Sohnes gegenüber dem Vater aus deinen Werken erkennen sollen und jene, die dich zu verleumden suchten, indem sie behaupteten, du plantest eine Verschwörung gegen mich, als meine Feinde von mir stoßen sollen. Ich aber ließ mich täuschen, schenkte deinen unmißverständlichen Taten keine Beachtung, sondern stiftete, verleitet durch die Lügen der Verleumder, Krieg, da Frieden herrschte. Jetzt aber haben die Tatsachen mir meine Unvernunft sichtbar gemacht, und, wie es rechtens ist, klage ich mich selbst an. Du jedoch, anständig wie du bist und nach wie vor voll Wohlwollen und Respekt gegen mich, wirst dafür Sorge tragen, daß statt des Krieges wieder Friede kommen wird.» So sprach er, der junge Kaiser aber erwiderte: «Dank sage ich zunächst Gott, dem König der Könige, daß er in seiner Güte mich gegen meinen Herrn und Kaiser nichts planen noch unternehmen ließ, daß er das Treiben der Verleumder nicht bis zum Ende unentdeckt bleiben ließ, sondern den Kaiser selbst zum Zeugen dafür machte, daß ich kein Unrecht begangen habe, die Verleumder aber es an keinem Unrecht haben fehlen lassen. Doch während selbst der Kaiser, von / schlechten Menschen verleitet, getan hat, was er nicht tun sollte, werden wir, die wir die Eltern zu ehren wissen und auch ein Unrecht ertragen können, mit Gottes Hilfe über die Lage zu Rate gehen und handeln 199.» Mit dieser Antwort des Mitkaisers machte sich der Gesandte auf den Weg zum Heerlager, um dort zu warten, bis der Mitkaiser bezüglich des Friedensschlusses Antwort gäbe. Dieser beriet sich mit dem Großdomesti-
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kos, was in der gegenwärtigen Lage zu tun sei, damit ein Friede solcher Art eintrete, daß kein Verleumder einen Vorwand habe, die beiden Kaiser gegeneinander aufzuhetzen und zum Schaden des Gemeinwesens einen Krieg zu entfachen. Da schien es ihnen denn das Beste, wenn sie das Heer, die Städte und die gesamte Verwaltung des Gemeinwesens dem älteren Kaiser unterstellten, sich selbst ihm unterordneten und als Untergebene seine Befehle ausführten. So hätten nämlich die Verleumder keinen Ansatzpunkt, da alles von dem älteren Kaiser regiert werde. Am folgenden Tage berief der junge Kaiser die Würdenträger, Heerführer und Offiziere zu einer Versammlung ein und sprach zu ihnen folgendermaßen: «Die Übel, die durch einen Krieg entstehen, besonders durch einen Bürgerkrieg, kann man aus vielen anderen Bei~pielen kennenlernen, vor allem aber, wenn man sie betrachtet anhand des Krieges, der jetzt zwischen mir und dem Kaiser ausgebrochen ist20o • Denn in kurzer Zeit haben wir selber durch uns selbst soviel von unserer Macht zerstört, / wie nicht einmal alle angrenzenden Barbaren zusammen ausrichten könnten, wenn wir vereint wären und sie gegen uns gemeinsam zu Felde zögen. Dies habt ihr selbst klar erkannt und darum ganz zu Anfang dieses Krieges eine Gesandtschaft an den Kaiser geschickt und ihn mit meinem Wissen um Frieden gebeten. Da ihr nichts ausrichtetet, habe auch ich in der gleichen Angelegenheit eine Botschaft an den Kaiser gerichtet und ihn dringend gebeten, er möge nicht zulassen, daß wir einander im Bürgerkrieg zugrunde richten. Um Frieden habe ich gebeten wie um eine der größten Wohltaten. Damals freilich, als wir ihn baten, hat er unsere Friedensbotschaft nicht entgegengenommen, jetzt aber hat Gott eine Wende herbeigeführt, derart, daß jene, die den Frieden nicht annahmen, nunmehr selbst in der gleichen Sache sich mit Bitten an uns wenden. Deshalb müssen wir erstens, so meine ich, Gott innig für seine Wohltat danken, da er uns stets stärker sein ließ als unsere Gegner. Ferner aber müssen wir freudig den Frieden akzeptieren und dürfen uns nicht wegen dieses geringen Glücksfalles überheblich und anmaßend zeigen. Vielmehr müssen wir davon ausgehen, als sei es jener Augenblick, da wir in der Beratung den Frieden für notwendig hielten, und müssen jetzt wiederum ebenso darüber beraten und beschließen.» Nachdem der Mitkaiser so gesprochen hatte, äußerte sich anschließend der Großdomestikos folgendermaßen: «Der Kaiser hat euch gesagt, was nötig ist, und nichts ausgelassen, was ein anderer seinen Worten hinzufügen könnte. Denn er hat gezeigt, daß es ein Zeichen von Vernunft und
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Tapferkeit ist, sich im Glück nicht aufzublasen, und daß die Erzeuger / zu achten und zu ehren rechtens ist und notwendig. Jedoch sich der Stammesgenossen anzunehmen und sich ganz für ihr Wohl einzusetzen und nicht zuzulassen, daß sie durch Streitsucht zugrunde gehen, sondern um ihrer Rettung willen notfalls auch auf Eigenes zu verzichten, das ist nach seinen überzeugenden Worten die Handlungsweise von Menschen, die nicht nur rechtschaffen sind, sondern auch Einsicht besitzen. Denn woran man die Verwandten und Stammesgenossen zugrunde gehen ließe, eben daran könne man auch selbst ahnungslos zugrunde gehen. Ein Sieg aber über die Stammesgenossen sei die schimpflichste Niederlage und könne nicht als Sieg gelten. Das Wichtigste von allem aber ist, daß Gott, der alles überblickt, wenn er sieht, daß unser Verhalten im gegenwärtigen Glück rechtschaffen und geziemend ist sowie frei von Überheblichkeit, daß wir nicht roh und unmenschlich und widernatürlich geworden sind, uns auch vieler anderer derartiger und noch zahlreicherer und noch großartigerer Wohltaten für würdig erachtet. Wenn also unsere Pläne gerecht und notwendig sind und unserem Ruhme wie unserem Heile dienen, dann fehlt nichts weiter, als daß auch ihr zustimmt. Ich selbst meine, daß die Vorschläge gut sind und schließe mich ihnen an und spreche mich für den Frieden aus, und soweit es an mir liegt, tritt dieser bereits in Kraft 201 .» Nachdem sich der Großdomestikos solchermaßen geäußert hatte, sprach sich auch der Protostrator für die Annahme des Friedens aus, indem er erklärte, daß der Mitkaiser und, ihm folgend, der Großdomestikos das Richtige gesagt hätten. Als dies die anderen hörten, stimmten sie, wenn auch widerwillig, alle sogleich zu. Da nun alle sich für den Frieden entschieden hatten, stellte / der Mitkaiser wieder die Frage, ob der Friede nicht solcherart sein müsse, daß er für immer sicher sei und späterhin keinen Argwohn und keinen Vorwand zum Kriege aufkommen lasse. Der Großdomestikos, der ja schon vorher mit dem Mitkaiser über die Bestimmungen . des Friedens gesprochen hatte, äußerte sich nun in der Weise, daß es schien, als komme er nicht absichtlich, sondern gezwungenermaßen auf die notwendigen Zugeständnisse zu sprechen. «Mein Kaiser», sagte er, «die Friedensvereinbarungen müssen solcherart sein, daß die Intriganten keine schönklingenden Vorwände haben, euch, die Kaiser, gegenseitig zu verleumden und zum Kriege aufzuhetzen, welcher doch nicht nur euch Unehre und den Verlust der wichtigsten Positionen bringen würde, sondern obendrein allen Untertanen jede Art von Leiden. Denn zwischen euch würde sich 1f2
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etwas ereignen, ganz ähnlich dem, was geschehen würde im Falle, es gerieten zwei wilde Tiere von wunderbarer Größe und Stärke aneinander. Wenn sie einander angreifen und zusammenstoßen, wird natürlicherweise alles, was im Wege steht, zertrampelt und zerstört, obwohl es kein Unrecht getan hat; so gehen, wenn ihr miteinander kämpft, die Untertanen mit zugrunde. Deswegen muß man nicht nur danach streben, daß ein Friede geschlossen wird, sondern es geht darum, daß dieser fest und unauflöslich bestehen bleibt. Sollten wir aber, wie früher, nicht einen gesicherten Frieden, sondern gleichsam einen Waffenstillstand schließen, so wäre es besser, von vornherein darauf zu verzichten. Denn es wird nichts anderes geschehen, als daß der, der zuerst den Vertrag bricht, sich des Meineides schuldig macht.» Als die Vertreter des Senats und des / Heeres diese Worte hörten, ahnten sie nicht im geringsten, daß der Großdomestikos mit seiner Rede solches im Schilde führte. Glaubten sie doch, daß er seine Anspielungen auf die Beständigkeit des Friedens auf nichts anderes gründe als darauf, daß der jüngere Kaiser außerordentlich mächtig sein werde, indem er das von Anfang an ihm gehörige Stück des Reiches und das im Kriege hinzugewonnene zum überwiegenden Teil behalte, während der ältere Kaiser, geschwächt durch die Verkleinerung seines Reiches viel weniger Mut zu einem Umsturz haben werde. Daher stimmten alle zu, daß der Großdomestikos recht und nützlich gesprochen habe, und unter Lärmen verlangten sie, solcherart müsse der Friede sein. Da der Mitkaiser aber merkte, daß sie alle bereits durch die geeigneten Worte gewonnen waren, sprach er: «Auch ich bin der gleichen Meinung. Denn wenn wir gegeneinander Krieg führen, so bringt das weder uns selbst noch unseren Untertanen Nutzen, und das Gleichnis, mit dem der Großdomestikos einen gegenseitigen Krieg versinnbildlichte, ist sehr passend. Denn zwangsläufig werdet ihr, die ihr unter den beiden Kaisern zu Felde zieht, einander im Kampf töten, und die Besitztümer, aus denen die öffentlichen und privaten Einkünfte fließen, werden zerstört. Am wenigsten nützlich aber ist uns ein unsicherer Friede, von dem man annehmen muß, daß jeder, der will, ihn bricht. Daher müssen wir uns die Sache überlegen und zunächst jeden möglichen Anlaß zum Kriege beseitigen. Ein möglicher Anlaß zum Kriege aber besteht für alle Menschen entweder darin, daß sie ihre Rechte verletzt glauben und sich verteidigen wollen, oder darin, daß sie selbst ein Unrecht begehen wollen und mit dem Krieg beginnen. Wenn aber
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jemand / sich selbst der kriegführenden Partei ausliefert, dann beseitigt er jeden möglichen Anlaß zum Kriege. Glaubt nämlich die kriegführende Seite, ihr sei Unrecht geschehen, so hat sie nunmehr den Übeltäter in ihrer Hand und wird sich beruhigen; wenn sie sich aber Gewinn verschaffen wollte, so hat sie mehr gewonnen, als sie hoffen konnte, und wird auch in diesem Falle den Krieg beenden. Daher müssen auch wir nach einem gesicherten Frieden streben und, im Vertrauen auf Gott und auf unsere gerechte Sache, die gesamte Herrschaft über uns selbst und die Städte und die Einkünfte dem Kaiser anvertrauen. Wenn wir so handeln, werden wir den Intriganten jede Gelegenheit zur Hetze nehmen. Sobald aber ihrem schlimmen Treiben Einhalt geboten ist, haben alle die Möglichkeit, einen tiefen Frieden zu genießen. Wenn wir aber wiederum zur Teilung schreiten, dann wird die Tatsache, daß er zweiundsechzig Jahre lang der Herrscher aller war, jetzt aber seiner Macht über alle beraubt wird, ein ausreichender Grund zur Unruhe sein, und die Intriganten werden Glauben finden mit ihrer Behauptung, daß wir ihm nach dem Leben trachten. Ferner aber würden wir ebendiesen Leuten viel Stoff geben, um Ränke zu schmieden; wenn aber sie die Möglichkeit zu ihren Machenschaften haben, wird es nicht lange dauern, bis wir gezwungen sind, abermals Krieg zu führen. Denn sie werden nicht ruhen, bis sie mit allerlei Verleumdungen den Kaiser zum Kriege getrieben haben. Doch wundert euch nicht, wenn ich behaupte, daß von diesen verderbenbringenden Aufrührern der Kaiser verleitet werde, während ich mich selbst ausklammere, als könne mir nicht das gleiche passieren. Freilich ist dies meine Haltung und Gesinnung, nicht einmal / aufgrund von Geschehnissen und Reden, die der Wahrheit entsprechen, geschweige denn aufgrund von Verleumdungen, als erster den Krieg zu beginnen, es sei denn, ich würde durch die Tatsachen gezwungen, die Waffen zu ergreifen, um den Krieg abzuwehren. Doch ihm gegenüber besitzt die Verleumdung genügend Faustpfänder. Denn der Herrschende, der fürchtet,· seine Herrschaft zu verlieren, läßt sich leicht überzeugen, daß er Nachstellungen ausgesetzt sei; hingegen läßt einer, der dient, sich davon nicht leicht überzeugen. Aus den angeführten Gründen also bin ich nach langem Nachdenken zu der Erkenntnis gelangt, daß wir nicht abermals zur Teilung schreiten dürfen, sondern uns selbst und alles, was wir haben, dem Kaiser anvertrauen müssen. Denn so wird sich der gesicherte Friede einstellen, nach dem wir uns sehnen.» Nachdem der Mitkaiser so über den Frieden gesprochen hatte, herrschte
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tiefes Schweigen in der Versammlung, da alle erschrocken waren über seine Rede. Denn sie hatten nicht geglaubt, daß der Friede jemals unter solchen Bedingungen zustande kommen werde 202 • Doch da sie nichts erwiderten, wandte sich der Mitkaiser an den Großdomestikos mit den Worten: «Jetzt gilt es nicht zu schweigen, sondern ihr müßt erklären, wie ihr über meine Worte denkt, du und die andern.» Darauf sagte der Großdomestikos: «Mein Kaiser, wenn wir gegen die Barbaren Krieg führten, die von Natur unsere Feinde sind, dann müßten wir auf nichts anderes achten als darauf, wie wir sie, wenn wir siegen, angreifen und niedermetzeln, bis wir sie ganz aufgerieben haben, oder aber, und das ist die zweite Möglichkeit, wie wir sie unterwerfen und zinsbar machen; stünde der Kampf aber unentschieden, so müßten wir zusehen, wie wir uns selbst an die Lage und den Gegner / anpassen. Da wir aber nicht gegen Barbaren Krieg führen, die von Natur unsere Feinde sind, und nicht gegen Leute, die zwar unsere Religion angenommen haben, ansonsten aber Feinde sind und ihre eigene Führung haben (gegen sie dürfte man wohl auch Gewalt anwenden), sondern gegen unsere Stammesgenossen und engsten Verwandten - welcher vernünftige Mensch, der sich nur ein wenig darum sorgt, nach dem Tode nicht zu den Verdammten zu gehören, würde hier den Krieg dem Frieden vorziehen? Und dabei ist die Herrschaft nicht solchermaßen unter euch, den Kaisern, verteilt, daß der eine das Heer aus dem Osten führt, der andere das aus dem Westen. Dieser Fall wäre nämlich der günstigere, da zwar auch unter diesen Umständen Rhomäer auf Rhomäer stoßen und einander töten würden, aber sie würden es doch für einen gewissen Trost halten, daß nicht die Blutsverwandten einander töten. So aber hat das gemeinsame Unglück der Rhomäer es mit sich gebracht, daß selbst die Häuser und erst recht die Städte so aufgeteilt sind, daß Brüder gegen ihre Brüder im Kriege stehen, Väter gegen ihre Söhne, Freunde gegen ihre engsten Freunde, und das nicht aufgrund eigener Feindschaft, sondern wegen der Feindschaft der Kaiser. Und vermutlich wird mancher in der Schlacht den eigenen Vater oder Bruder oder Freund töten, und wenn er dem Toten die Rüstung abnimmt, wird er seines wahrhaft unglücklichen Sieges gewahr werden. Was könnte es Schlimmeres als das geben? Deswegen also glaube ich, daß der Friede uns nützt, und die anderen stimmen alle zu. Da wir aber jetzt zu prüfen haben, unter welchen Bedingungen der Friede geschlossen werden soll, damit er gesichert ist und nicht wiederum / vielfältigen Anlaß zum Kriege gibt, möchte ich feststellen: wenn ich, mein Kaiser, anderes, als was du vorgetragen hast, für nützlich
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hielte, so würde ich es ohne Zögern sagen. Da aber deine Vorschläge gerecht sind und nützlich für die Gemeinschaft der Rhomäer und dir wie uns ungeschmälerten Ruhm bringen, so wollen wir im Vertrauen auf Gott, den Schützer der Guten, diese Worte in die Tat umsetzen.» So sprach der Großdomestikos, und als danach auch der Protostrator Gelegenheit erhielt zu sagen, was er für nützlich halte, da sprach er: «Daß der Friede für uns und für die Gesamtheit der Rhomäer gut und nützlich ist, dies, ich leugne es nicht, denke auch ich und bin von euch überzeugt worden. Doch muß ich zugeben, daß ich auch nicht entfernt daran gedacht habe, er könne so ausfallen, wie du, mein Kaiser, es dargelegt hast. Dachte ich mir doch, daß wir den Friedensvertrag schließen im Besitz all dessen, was wir vorher hatten, und eines großen Teiles von dem, was uns jetzt zugefallen ist. Deshalb habe ich die Reden über den Friedensschluß mit großer Erwartung verfolgt. Da es aber dir so besser scheint, kann ich nicht umhin, mich anzuschließen. Denn seit ich mich dir angeschlossen und unterstellt habe, habe ich mich darauf eingestellt, mit dir zu leben und zu sterben. Obwohl ich also meinte, daß der Friede anders zustande kommen werde, soll es, da du dich für diesen Weg entschiedest, so geschehen, wie du es für richtig hältst.» Nachdem sich der Protostrator solchermaßen geäußert hatte, dankte ihm der Mitkaiser und befragte die anderen; nach kurzem Zögern antworteten sie: «Dir steht es zu, zu handeln; du bist der Herrscher, tu wie dir gut scheint.» Diese / Antwort gaben sie nicht etwa, weil sie von den Argumenten überzeugt worden wären, sondern eher bekümmerten Herzens. Der Mitkaiser aber tat so, als verstünde er den Sinn ihrer Antwort nicht, dankte ihnen und entließ die Versammlung. Von diesem Tag an bemühten sich der Mitkaiser und der Großdomestikos und der Protostrator sieben Tage lang, die Würdenträger und die Offiziere des Heeres und durch sie das gesamte Heer zu überzeugen, und schließlich gelang es ihnen doch, einen Friedens- . schluß unter den genannten Bedingungen allen akzeptabel erscheinen zu lassen. Dem Mitkaiser stand es natürlich frei, gemeinsam mit nur wenigen hochgestellten Persönlichkeiten den Friedensvertrag zu schließen, doch wollte er sich lieber auf ein allgemeines Votum stützen. Deshalb wurde die Sache so behandelt. 33. Nachdem alle dem Frieden zugestimmt hatten, rief der Mitkaiser den Vorsteher [Protos] des Heiligen Berges, welcher damals als Gesandter diente, zu sich und sprach zu ihm folgendermaßen: «Den Widerstand, den das
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Heer dem Frieden entgegengebracht hat und meine Bemühungen um ihn und die Mittel und Überlegungen, durch die ich ihn für alle annehmbar machte, wirst du selbst als Augenzeuge meinem Herrn und Kaiser berichten. In meinem Namen aber sprich so zu ihm 203 : Das allgegenwärtige Auge Gottes und das unbestechliche Urteil meines Gewissens rufe ich zum Zeugen an, daß ich mir keines vergangenen oder gegenwärtigen Tuns bewußt bin, welches dich, meinen Herren und Vater, mir hätte zum Feind machen können. Deshalb habe ich schon früher, kaum daß du den Frieden erwähntest, keinerlei Einwände erhoben und nichts unternommen, / sondern überzeugt, Gutes zu empfangen, deinen Befehl ausgeführt. Und auch jetzt habe ich, obwohl die Soldaten sehr ungehalten waren über das, wozu ich sie zu überreden suchte, wie du in allen Einzelheiten von dem Gesandten erfahren wirst, dennoch mit Gottes Hilfe zum Ziele gebracht, was du mich geheißen. In den Verträgen nun, die den früheren Krieg beendeten, habe ich das Gebiet zwischen Christupolis und Selymbria meinem Herrschaftsbereich hinzugefügt, nicht weil ich dessen bedurfte, sondern aus Gründen, die ich dir nannte und die damals zwingend waren. Jetzt aber sehe ich ein, daß der unter solchen Bedingungen geschlossene Friede zur Ursache eines neuen Krieges wurde. Denn die Intriganten, unsere gemeinsamen Feinde, die das Glück der Rhomäer heimlich untergraben, haben reichlich Stoff gefunden und viele Beschuldigungen und Verleumdungen ersonnen, mit denen sie dich aufhetzten gegen mich und ohne ersichtlichen Grund den Krieg beginnen ließen. Wenn ich also wiederum den früheren Anteil an der Herrschaft für mich beanspruche oder auch einen größeren, so ist zu befürchten, daß ich damit aufs Neue denen, die intrigieren wollen, eine Handhabe gebe und sie mit ihren Lügen dich wiederum zum Kriege gegen mich reizen, was mir verhaßter ist als der Tod. Daher unterstelle ich alles deiner Befehlsgewalt, nicht nur die Städte und das Land und die öffentlichen Einkünfte, sondern auch mich selbst mit meiner gesamten Anhängerschaft, so daß es hinfort deiner Sorge obliegt, alles zu bedenken und alles zu verwalten. Den Söldnern in meinem Heere habe ich freilich den Sold erhöht und jedem ein Stück Land gegeben, im Werte von zehn Goldstücken 203a • Über die / Erhöhung des Soldes magst du selbst das weitere bestimmen. Was aber das Land anlangt, so bitte ich dich, es den Soldaten nicht wegzunehmen204, einerseits weil die Staatseinkünfte durch diese Verteilung nicht geschmälert werden, andererseits weil es als nützlich erscheint, daß der Landbesitz geringen Umfanges ist und den einzelnen Soldaten nicht zu sehr beschäftigt und ihn
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nicht hindert, jederzeit zum Feldzug bereit zu sein. Ferner muß das für den Sold reservierte Gold mir zugeteilt werden und soll von mir an die Soldaten verteilt werden. Denn so habe ich es festgelegt, als ich über den Frieden zu ihnen sprach und sie sich nicht leicht überzeugen ließen. Mein eigenes Haus aber wird verwaltet werden, wie es dir richtig scheint, denn ich muß gehorchen. Mein Onkel jedoch, der Despotes, wird im Augenblick noch nicht aus dem Gefängnis entlassen, das schien mir aus mehreren Gründen nützlich. Binnen kurzem aber wird er freigelassen werden und bei mir in Ehren leben. Deswegen bitte ich dich auch in dieser Hinsicht um Vergebung.» Mit dieser Botschaft an den Kaiser, seinen Großvater, schickte der junge Kaiser den als Botschafter fungierenden Pro tos Isaak nach Konstantinopel. Als dieser ankam, berichtete er, daß der Friede beschlossen sei und unter welchen Bedingungen, ferner, daß das Heer darüber unwillig gewesen sei und daß der junge Kaiser es nicht an Bemühungen und Kompromißbereitschaft205 habe fehlen lassen und sie dadurch alle dazu gebracht habe, dem Frieden zuzustimmen. Als der ältere Kaiser dies hörte, war er zunächst völlig überwältigt und traute seinen Ohren nicht, wegen des Ausmaßes dessen, was ihm gemeldet wurde. Vermutete er doch nicht im geringsten, daß der junge Kaiser ihm das ganze Reich überlassen werde, vielmehr wäre er auch / zufrieden gewesen, wenn er von Berrhoia oder einem noch entfernteren Punkt bis nach Selymbria alles behalten und ihm nur den Rest belassen hätte. Überhaupt schickte er eine Gesandtschaft, um den Frieden anzunehmen, nicht etwa im Vertrauen auf die gute Sache, sondern im Vertrauen auf den guten Charakter seines kaiserlichen Enkels. Er war schon zufrieden, wenn er diesen irgendwie dazu bringen konnte, den Krieg zu beenden. Danach aber waren er selbst und die vornehmsten seiner Anhänger von Freude und Glück erfüllt, die übrigen Rhomäer aber feierten das allerschönste Freudenfest. 34. Der ältere Kaiser befahl nun, in aller Eile zwei Trieren zu bemannen,· und als sie bemannt waren, schickte er eilends und von Eifer erfüllt Kaiserin Xene, die Mutter des jungen Andronikos, zu ihrem Sohn. Sie sollte einerseits ihm danken für sein rechtschaffenes und ehrerbietiges Verhalten ihm gegenüber und seinen Gehorsam, andererseits sollte sie den vereinbarten Frieden durch einen schriftlich fixierten Eid festigen. Als sie zu dem Epibatai 206 genannten Dorf nahe Selymbria kam, das damals noch nicht befestigt war, eilte der Mitkaiser, ihr Sohn, ihr entgegen und begrüßte sie ehrerbietig. Zugleich brachen sie beide für geraume Zeit in Wehklagen aus, 118
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sie über ihr Witwentum, er aber klagte über den Verlust seines Vaters, denn nach dem Tode dieses Kaisers hatten sich der junge Kaiser und die Kaiserinmutter noch nicht getroffen 207 • Danach aber überbrachte die Kaiserinmutter ihrem Sohn den Dank des älteren Kaisers, seines Großvaters, unterhielt sich mit ihm über verschiedene Gegenstände, nahm von ihrem Sohn, dem Mitkaiser, das Dokument über den beschworenen Frieden / entgegen und kehrte zurück zu ihrem Schwiegervater, dem älteren Kaiser. Dieser beschwor nun, daß er den Frieden fest und unauflöslich einhalten werde und daß dieses die Bedingungen seien: das gesamte Reich und seine Verwaltung falle ihm zu, dem kaiserlichen Enkel aber sei lediglich die Besoldung des Heeres übertragen, wie denn in den Verträgen festgelegt sei, daß er die Soldaten entlohnen solle. Ferner aber sollten wegen des Landes, das an die Söldner verteilt worden sei, von seiten der Verwaltung keinerlei Schwierigkeiten gemacht werden, sondern sie sollten es unbehelligt behalten. Für seinen eigenen Haushalt aber und für seine Gattin, die Kaiserin, sollten aus der kaiserlichen Kasse sechsunddreißigtausend Goldstücke gezahlt werden. Nachdem über diese Vereinbarungen schriftliche Eide an den jungen Kaiser geschickt worden waren, brach dieser von dem Ort, an dem sein Heer lagerte, nach Konstantinopel auf, um dem Kaiser die Ehre zu erweisen. Dieser aber kam seinem kaiserlichen Enkel zur Begrüßung aus der Stadt entgegen 208 • Als sie einander nahe waren, sprang der junge Kaiser vom Pferde, um wie ein Sklave den Kaiser zu Fuß zu begrüßen. Der ältere Kaiser aber trieb mit gestrafftem Zügel sein Pferd zurück. Damit wollte er deutlich machen, daß es rechtens sei, wenn der Mitkaiser nicht zu Fuß, sondern zu Pferde die Begrüßung vornehme. Denn es bestand seit alters die Sitte bei den Kaisern der Rhomäer, daß, wenn sie einander träfen, das beiderseitige Gefolge von den Pferden absteige und zu Fuß folge, sie selbst aber beritten einander begegneten, und zwar so, daß der jüngere Kaiser geneigten Hauptes des älteren Kaisers / Hand umfasse und küsse, nachdem er den Hut abgenommen hat, während der Vater ihm, wenn er sich wieder aufrichtet, zur Erwiderung das Gesicht küßt. Damals aber stieg der junge Kaiser nicht etwa in Unkenntnis des Brauches vom Pferd, sondern um seinem Großvater größte Ehrerbietung und Gehorsam zu zeigen, mehr als Pflicht und Sitte verlangte. Da er aber zu Fuß folgte und nicht abließ, war der ältere Kaiser gezwungen anzuhalten, und als der junge Kaiser sich genähert hatte, küßte er ihm vor aller Augen den Fuß. Als dies geschah, erhob sich für einige Zeit im ganzen Heer Wehklagen vermischt mit Freude,
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wie es bei sehr großen, unverhofft eintretenden Glücksfällen zu geschehen pflegt, oder aber sie gaben sich der Wehklage hin, als sie das unpretentiöse, bescheidene Auftreten 209 des jungen Kaisers sahen. Danach aber bestieg auch der junge Kaiser sein Pferd, und sie gelangten zum Stadttor. Als hier der ältere Kaiser dem jüngeren anheimstellte, sich zu seinem Heer210 zu begeben, willigte dieser nicht ein, sondern gab der Menge durch eine Handbewegung zu verstehen, daß sie außerhalb der Mauer warten solle, betrat mit einigen seiner vornehmsten Begleiter die Stadt und gab dem Großvater bis zur Mese 211 das Geleit; dann verabschiedete er sich und kehrte zu seinem Heer zurück. Am folgenden Tage begab er sich in die Stadt, suchte die Kirche der Hodegetria [wegweisenden Gottesmutter f12 auf und stattete Gott, dem Spender des Friedens, und seiner keuschen Mutter innigen Dank ab. Von dort begab er sich zum Palast und verbrachte die Zeit bei seinem Großvater und Kaiser. Aus dem ganzen umliegenden Lande aber und allen Städten sowie aus Konstantinopel selbst strömten unzählige Menschen zum Palast, / sei es um den Friedensschluß mitzufeiern, sei es um den jungen Kaiser zu sehen, welcher der eigentliche Urheber des gegenwärtigen Glükkes zu sein schien. Und als sie seinen Gehorsam gegenüber dem Kaiser und die maßvolle Bescheidenheit seines Auftretens bewundert hatten, begaben sie sich froh nach Hause. Der jüngere Kaiser aber verbrachte zusammen mit dem älteren fünfzehn Tage in Konstantinopel, übergab ihm alle die von ihm regierten Provinzen und kehrte so dann mit Erlaubnis des Kaisers nach Didymoteichon zurück, wo sich auch seine Gattin, die Kaiserin, befand. Dies geschah Anfang August der fünften Indiktion [1322f13. 35. Nachdem der ältere Kaiser die Herrschaft über alle Rhomäer, die sein Enkel ihm überlassen hatte, fest in seiner Hand hatte, sandte er Verwalter in alle Provinzen, ganz wie es ihm am besten dünkte; auch ernannte er Beamte, die für die Eintreibung der Staatseinkünfte Sorge tragen sollten. Er entbot auch Vermessungsbeamte 214 und ließ die Einnahmen gen au schätzen, die Angehörigen des Militärs sowie Senatoren aus Ländereien zuflossen, und verwaltete mit deren Hilfe das Reich. Zu eben dieser Zeit war Svetoslav, der König der Myser [Bulgarenzar], der mit einer Schwester des jungen Kaisers verheiratet war, erkrankt und gestorben. Seine Nachfolge als Herrscher der Myser [Bulgaren] trat sein Sohn Georgios [11.] Terter 215 an. Noch während des Krieges der beiden Kaiser, als gerade Andronikos Palaiologos 216 , dem die / zum Rhomäerreich gehörigen Provinzen von Rhodope unterstellt waren, vom jüngeren Kaiser
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zum älteren überwechselte, zog Terter gegen jene Städte zu Felde, zerstörte die meisten und nahm Philippupolis 217 ein, obwohl das eine große und volkreiche Stadt war, die durch viel Fußvolk und Reiterei verstärkt war und an einem Platz lag, der sehr geeignet war, sie autark zu machen im Krieg wie im Frieden, weit mehr als alle anderen Städte des Festlandes. Folgendermaßen nahm er die Stadt ein: Von einem seiner Anhänger in Konstantinopel, der sich ihm aus Haß gegen den jungen Kaiser angeschlossen hatte, erhielt er einen vertraulichen Hinweis, daß er Philippupolis leicht besetzen könne, wenn er es plötzlich angreife, da die Stadt fast menschenleer sei, indem die Einwohner teils mit dem jüngeren Kaiser im Felde stünden, teils mit dem Einbringen der Ernte beschäftigt seien. Diesem Hinweis folgte er und rückte an und bemächtigte sich ohne Mühe der Stadt, die von Verteidigern entblößt war. Als aber nach dem Friedensschluß der junge Kaiser nach Didymoteichon kam, schickte Terter ein Heer, das die kleineren Städte in der Gegend von Adrianopel überfiel und plünderte. Der Mitkaiser aber setzte ihnen nach und erreichte sie an der mysischen [bulgarischen] Grenze. Bei einem überraschenden Angriff konnte er einen Teil von ihnen töten, einen Teil gefangennehmen. Nur wenige entkamen beim Einbruch der Nacht. Die Soldaten plünderten das Lager und brachten die Beute zurück. Nach dieser Schlacht aber war dem Mitkaiser klar, daß es nicht ausreiche, die Angriffe der Myser [Bulgaren] abzuwehren, sondern daß er selbst gegen sie zu Felde ziehen müsse. Daher sammelte er ein beträchtliches Heer, fiel dreißig Tage später / in Mysien [Bulgarien] ein und verwüstete den größten Teil des Landes. Gefangene machte er nicht, denn es war bei den Mysern und Rhomäern üblich, bei den wechselseitigen Überfällen keine Gefangenen zu machen. Herden aber und andere Kriegsbeute schleppten sie in großer Menge fort. Von dort aber kehrte er nach Konstantinopel zurück, um mit seinem Großvater und Kaiser den Sieg zu feiern. Dies war sein erster Feldzug ins Gebiet der Barbaren. Als er ankam, erfuhr er, daß Syrgiannes vom älteren Kaiser ins Gefängnis geworfen worden war. Einige Tage später aber saß in Anwesenheit aller hohen Beamten der Rhomäer der ältere Kaiser mit dem jüngeren als Beisitzer zu Gericht 218 • Er befahl, daß Syrgiannes vortreten solle, um sich gegen die Anklage zu verteidigen. Er wurde angeklagt, mit einigen Rhomäern eine Verschwörung angezettelt zu haben, um den älteren Kaiser zu ermorden und sich selbst zum Kaiser der Rhomäer machen zu lassen. Die Ankläger gingen hart vor und versicherten, daß ihre Anklage der Wahrheit entspre-
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che; einen eindeutigen Beweis konnten sie jedoch nicht erbringen. Er aber bestand in gleicher Weise darauf, daß die Anklage auf Verleumdungen beruhe, konnte jedoch nicht durch sichere Beweise den Freispruch erreichen. Als sie aber so längere Zeit miteinander stritten, er und die Ankläger, und das Verfahren unentschieden blieb, da überließ es der ältere Kaiser dem jüngeren, die Entscheidung über die vorgebrachten Argumente zu treffen. Als dieser ablehnte, um nicht in den Verdacht zu geraten, er nehme die Gelegenheit wahr, sich an ihm für seinen Abfall zu rächen, da trug der ältere Kaiser heftige Anklagen gegen Syrgiannes vor, erklärte, daß die Ankläger / wahr gesprochen hätten, verurteilte ihn zu Gefängnishaft und befahl, ihn mit Hals- und Fußeisen zu fesseln, die an einem einzigen Balken angebracht waren, und zu bewachen. Man redete freilich, daß bei dem Friedensschluß der beiden Kaiser auf Betreiben des jungen Kaisers auch dies verabredet worden sei, daß Syrgiannes in sicheren Gewahrsam genommen werden solle. Das war aber offenkundig und unbestreitbar eine Verleumdung. 36. Noch während der junge Kaiser sich it Konstantinopel aufhielt, starb Terter, der König der Myser [Bulgarenzar]. Nach seinem Tode aber wandten sich alle Städte zwischen Mesembria 219 und Stilbnos 220 , die den Mysern [Bulgaren] untertan waren, spontan den Kaisern der Rhomäer zu. Der ältere Kaiser aber schickte in diese neu hinzugewonnenen Städte Statthalter, die er selbst auswählte. Doch als Boesilas [Vojslav], der Bruder des früheren Königs der M yser, der sich als Überläufer bei den Rhomäern befand, vom Tode des Königs erfuhr, machte er sich auf und bemächtigte sich der restlichen Städte Mysiens zwischen Stilbnos und Kopsis 221 , die sich ihm wegen seiner Verwandtschaft mit dem Königsgeschlecht ohne Kampf anschlossen. Nun schickte er zum Kaiser und tat ihm kund, daß er sich und die Städte und sein Heer ihm unterstelle, und dafür verlieh ihm der Kaiser den Titel «Despotes von Mysien». Der junge Kaiser aber sammelte mit Billigung seines Großvaters und Kaisers das in Konstantinopel und Thrakien stehende Heer und zog nach Philippupolis, um die Stadt zu belagern. Als er dort war, traf auch Boesilas [Vojslav] mit seinem Heer ein, um sich an dem Krieg zu beteiligen. Sie kreisten die Stadt ein / und belagerten sie, doch da ein starkes Heer drinnen war, konnten sie nichts ausrichten, sondern erlitten Verluste. Nach der Eroberung von Philippupolis hatte nämlich Terter in der Besorgnis, die Rhomäer könnten wiederkommen und die von Verteidigern entblößte Stadt, wie er selbst es getan, einnehmen, zumal sie.
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im Grenzgebiet zwischen seinem Reich und dem der Rhomäer lag, eine Eliteeinheit von tausend alanischen und mysischen Reitern sowie eine doppelt so starke Truppe von Leichtbewaffneten zu Fuß, die bei ihnen für die tapfersten Kriegergelten, als Besatzung in die Stadt gelegt. Ihre Anführer waren die Alanen 222 Itiles [Attila] und Terneres sowie der Ungar Inas 223 , ihrer aller gemeinsamer Feldherr aber war der Russe Ivan 22 4, ein tüchtiger Kämpfer und erfahrener Heerführer. Diese Männer verließen auch nach dem Tode ihres Königs die Stadt nicht, sondern harrten aus zu ihrem Schutz. Als sie nun von dem Mitkaiser belagert wurden, rückten sie niemals aus, um sich vor den Toren zur Schlacht zu formieren, sondern sie verrammelten die Tore, verteidigten sich nach Kräften von der Mauer herab und fügten so dem Heer des Mitkaisers großen Schaden zu. Der Mitkaiser indessen hielt die Belagerung vier Monate hindurch aufrecht und rang jeden Tag um die Mauer. Als er aber bereits an der Einnahme verzweifelte, machte ihm ein Germane [Deutscher], der ein Fachmann in der Belagerungstechnik war, große Hoffnungen auf eine Eroberung, indem er erklärte, daß die Stadt für einen Handstreich günstig gelegen sei. Auf Geheiß des Mitkaisers baute er nun eine Vorrichtung225 folgender Art: Auf sechzehn Rädern / errichtete er ein hölzernes Haus, welches hundert Mann aufnehmen konnte, die es von innen vorwärts schieben sollten. Oben auf diesem Hause aber hatte er einen hölzernen Turm mit fünf Stockwerken errichtet, so daß von jedem Stockwerk aus acht Mann mit lateinischen Bogen, welche man Tzangrai 226 nennt, Geschosse abschießen konnten, um so die Verteidiger von der Mauer zu vertreiben. Als diese Vorrichtung bereits fertig war und die Schützen sowie die Leute, die schieben sollten, auf ihren Posten standen, da wurden die Feldzeichen erhoben, die Trompeten erschallten, und das ganze Heer begann den Angriff auf die Mauer. Der Turm wurde von den Leuten, die drinnen waren, vorwärts geschoben und bewegte sich im Schritt, ganz wie ein Lebewesen. Denn keiner von den Männern drinnen war von irgendeiner Seite her zu sehen, und daher konnte auch keiner getroffen werden. Als sie in Schußweite kamen, schossen die Leute auf dem hölzernen Turm auf die Verteidiger der Mauern. Diese aber konnten sich nicht wehren, und weil die von den Tzangrai kommenden Geschosse mit ihrer Stärke und Wucht alle Rüstungen durchschlugen, wurden sie teils verwundet, teils getötet, und daher hielten sie nur kurze Zeit stand, dann gaben sie auf und ließen die Mauer ungeschützt. Als es fast soweit war, daß der hölzerne Turm die Stadtmauer berührte, ereignete sich folgendes: Vor
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den Mauern der Stadt lag seit alters eine Zisterne als Wasserreservoir. Mit Balken und Brettern bedeckt, / darüber aufgeschüttete Erde, war sie unsichtbar, und selbst von den Einheimischen wußte keiner um sie, da sie seit alters verborgen war. Wagen freilich und Lasten, die darüber transportiert wurden, hielten die Stützen aus. Als aber der Turm sich darüber befand, brachen sie infolge des Gewichts, und die Vorrichtung versank in der Zisterne. Von den Leuten, die drinnen waren, kam niemand um, sondern alle konnten sich retten. Philippupolis jedoch entging mit knapper Not der Eroberung227 • Denn die Verteidiger schöpften wieder Mut und besetzten abwehrbereit die Mauern, während das übrige Heer des Mitkaisers von dem Angriff auf die Mauer abließ. Etwa zur gleichen Zeit riefen die Anführer der Myser, da ihr König Terter gestorben war, ohne einen Nachfolger zu hinterlassen, Michael 228 , den Herrscher von Bidyne [Vidin], Sohn des Streantzimeres [Stratzimir], eines ihrer Anführer, der seine Abstammung von den Mysern und den Komanen herleitete, zu sich und machten ihn zu ihrem König. Zugleich übergaben sie ihm Trnovo 229 , wo sich ihr Königspalast befand, und das übrige Reich. Dieser zog sein eigenes Heer zusammen und von den verbündeten Ungrovlachen eine nicht geringe Streitmacht und eine weitere von den Skythen. Gegen den Kaiser der Rhomäer, der Philippupolis belagerte, wollte er nicht vorgehen, da er wußte, daß sein Heer dafür nicht stark genug war. Vielmehr wandte er sich gegen jene Städte, die sich nach dem Tode des Terter auf die Seite der Rhomäer geschlagen hatten. Lagen sie doch in den Bergen und konnten den mit ihm verbündeten Skythen 230 sowie seinen übrigen Bundesgenossen, die alle Bogenschützen waren, Schutz gewähren. Also setzte er sich dort fest, verwüstete das Land und belagerte die Städte. Als / dies dem Mitkaiser gemeldet wurde, beriet er sich mit seinen Würdenträgern und beschloß, die Belagerung von Philippupolis aufzugeben und gegen Michael zu Felde zu ziehen. Nachdem dies beschlossen war, befahl der Mitkaiser dem Despotes der Myser Boesilas [Vojslav), sich in seine Heimat zu begeben, die nicht weit entfernt war, sein Heer mit allem, was für den Kampf nötig ist, auszurüsten und sich nach Ablauf von drei Tagen in Potuka 231 einzufinden, wo er ihn erwarten werde. Potuka war eine kleine Stadt, völlig zerstört - offenbar in einem Kriege - und nur einen Tagesmarsch von dem Ort entfernt, wo Michael sein Lager aufgeschlagen hatte. Vojslav also begab sich nach Kopsis, in seine Heimat, um sein Heer für den Kampf zu rüsten, der Mitkaiser
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aber machte Georgios Bryennios zum Statthalter der Städte Stenimachos und Tzepaina und überließ ihm zu ihrem Schutz ein ausreichendes Heer, damit das Land nicht unter den heimlichen Überfällen der Einwohner von Philippupolis zu leiden hätte. Der Mitkaiser selbst begab sich mit seinem gesamten Heer nach Potuka, um gemäß der Verabredung Vojslav dort zu erwarten. Während er aber dort lagerte, kam jemand und meldete, daß Boesilas [Vojslav] plötzlich verstorben sei. Zunächst glaubte man, daß der Mensch lüge und Unsinn rede. Nach kurzer Zeit aber kam ein zweiter, der dasselbe berichtete und der ebensowenig für glaubwürdig gehalten wurde. Nach ihnen kam ein dritter Mann, der erklärte, Boesilas [Vojslav] sei wirklich gestorben, er selbst habe gesehen, wie seine Leiche auf einer Bahre von den Berghängen nach Kopsis zur Bestattung getragen wurde. Diesem Mann glaubte man, weil er ein Rhomäer war und sich auf den Augenschein als sicheren Beweis berief. / Daraufhin beschloß der Mitkaiser, nicht gegen Michael zu kämpfen. Zu diesem Zeitpunkt war nämlich das Heer der Rhomäer dem Feind nicht gewachsen, zum einen weil sie im Gebirge lagerten, umgeben von tiefen Schluchten, so daß der Feind, der viele Bogenschützen hatte, in dem unwegsamen Gelände ihnen großen Schaden zufügen konnte. Zum anderen fehlte ein nicht geringer Teil des Heeres, das zur Schlacht antreten sollte. Wegen des Todes des Boesilas [Vojslav] war nämlich nicht zu erwarten, daß seine Truppen, etwa dreitausend Mann, sich einfinden würden, und zudem hatte es bei der Belagerung von Philippupolis viele Verwundete gegeben (Tote nicht mehr als drei), die zur ärztlichen Pflege heimgeschickt worden waren. Schließlich aber hatte man unter Bryennios eine starke Truppe zum Schutz von Stenimachos und der anderen Städte zurückgelassen. Aus allen diesen Gründen schien es dem Mitkaiser besser, sich kampflos zurückzuziehen. Also begab er sich nach Adrianopel, voller Unmut, daß es ihm nicht gelungen war, den Gegner zu bestrafen. Nach acht Tagen jedoch erhielt der Mitkaiser einen Brief, in dem stand, daß Boesilas [Vojslav] lebe. Er habe giftige Pilze gegessen, woraufhin die Herzgefäße versagten und er sich drei Tage lang bei völliger Bewußtlosigkeit in einem tiefen Koma befand, so daß man glaubte, er sei schon aus dem Leben geschieden. Schließlich aber sei es den Leuten in seiner Umgebung mit Mühe und Not gelungen, ihn mit Schlangenserum und dem, was die Ärzte «Gegengifte» nennen, wieder zu Bewußtsein zu bringen 232 • 37. Diese Gründe waren es, die den jungen Kaiser hinderten, / Michael, dem König der Myser, und seinen Verbündeten eine Schlacht zu liefern. 125
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Michael selbst aber zwang die Städte, die er belagerte und die keine Hoffnung auf Hilfe von seiten des Kaisers der Rhomäer mehr hatten, zur Übergabe. Nach Philippupolis sandte er zum Schutze der Stadt ein anderes starkes Heer mit einem Feldherrn. Den Ivan aber und die Soldaten, die die Stadt verteidigt hatten, hieß er mitsamt ihren Anführern zu sich kommen, um sie für ihre Anstrengungen und die Tapferkeit, die sie während der Belagerung an den Tag gelegt hatten, zu belohnen. Als nun der Feldherr des entbotenen Heeres in der Nähe von Philippupolis anlangte, benachrichtigte er Ivan und teilte ihm seine Ankunft und den Zweck seines Kommens mit. Ivan aber zog mit den ihm unterstellten Anführern und allen Wachmannschaften zur Begrüßung der Ankommenden hinaus und übernachtete bei ihnen, um ihnen am nächsten Tag die Stadt zu übergeben. In der gleichen Nacht indessen gelangte auch Bryennios eines heimlichen Anschlags wegen nach Philippupolis: Er wollte bei Tagesanbruch das der Stadt gehörige Weidevieh wegtreiben. Als er nun erfuhr, daß Ivan und die Besatzung mit ihren Anführern zur Begrüßung ihrer Ablösung hinausgezogen waren, brach er auf und rückte vor bis zur Stadtmauer. Da glaubten die Einwohner der Stadt, die Gelegenheit sei gekommen, sich von den Mysern zu befreien, öffneten die Tore und ließen Bryennios mit dem Heer der Rhomäer herein. Was der Mitkaiser durch eine lange Belagerung und die zahlreichen, ununterbrochenen Mauerkämpfe nicht erreicht hatte, das gelang Bryennios mit Gottes Hilfe mühelos, und so gewann er Philippupolis / für die Rhomäer zurück. Als aber Ivan und die übrigen bei Tagesanbruch von der Einnahme der Stadt erfuhren, zogen sie sich in ihre Heimat zurück. Nach dem Ereignis setzte Michael, der König der Myser, Boesilas [Vojslav], der sich auf Kopsis und vier andere befestigte Plätze stützte, schwer zu und entbot ein Belagerungsheer. Mehr als ein Jahr konnte Boesilas [Vojslav] mit äußerster Anstrengung diesem Krieg Widerstand leisten, wobei auch der Mitkaiser ihn mit Geld, Reiterei und Fußvolk kraftvoll unterstützte. Danach aber mußte er feststellen, daß seine Leute wegen der dauernden Angriffe und der totalen Unterbrechung der Lebensmittelversorgung sich auf Michaels Seite schlugen, und so verließ er sie und begab sich zum Mitkaiser. Jene lieferten nun sich selbst und die Festungen Michael aus. Kaum hatte dieser das Land besetzt, fiel er mit seiner gesamten Streitmacht ins Gebiet der Rhomäer ein und plünderte die nördlichen Teile Thrakiens, wobei er innerhalb von höchstens zwölf Tagen bis Bera233 alles überfiel. Er machte jedoch keine große Beute, da die Bauern sich vorsorglich in den
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Schutz der befestigten Plätze und Städte begeben hatten. Der junge Kaiser indessen, der sich in Didymoteichon aufhielt, zog den Mysern nicht entgegen, weil er kein ausreichendes Heer zur Hand hatte. Es bereitete ihm großen Schmerz, daß er die Feinde nicht abwehren konnte. Wutentbrannt und auf den Boden stampfend, ließ er Michael bei seiner Rückkehr mitteilen: «Mit Vorbedacht hast du dein gesamtes Heer um dich versammelt, bist in unser Land eingefallen und hast Schaden angerichtet, so viel du nur konntest. Ich aber bin zwar im Augenblick nicht in der Lage, dir eine Schlacht zu liefern, doch würde ich mich mit Vergnügen im Duell mit dir messen.» Jener antwortete, ohne Verstand sei / ein Schmied, der das glühende Eisen mit der Hand anfasse, statt die Feuerzange zu gebrauchen 234 . Auch er werde sich lächerlich machen, wenn er nicht mit seinem großen und streitbaren Heer, sondern ganz allein die Gefahr auf sich nehme. Deshalb werde er selbst nicht tun, wozu er ihn auffordere. Im Übermaß seines Zornes habe er sich dazu hinreißen lassen. Binnen kurzem aber würden sie eine beständige Freundschaft schließen und gemeinsam gegen andere Feinde kämpfen. So antwortete Michael und setzte seinen Marsch nach Mysien [Bulgarien] fort. Der junge Kaiser begab sich nun von Didymoteichon nach Byzanz, und schmerzerfüllt ob des Überfalls sprach er zu seinem Großvater: «Es ist nicht rechtens, daß wir, die wir ein großes und starkes Heer haben und in der Lage sind, ins Gebiet der Feinde einzufallen und siein gleicher Weise zu schädigen, statt dessen gänzlich träge und untätig herumsitzen oder zum Friedensvertrag schreiten und Gesandte schicken und durch unsere Handlungsweise zugeben, daß wir nur noch zum Leiden fähig sind, aber nicht mehr dazu, den Gegnern ihre Taten zu vergelten. Deswegen bitte ich dich, mein Kaiser, mir auch den Feldzug gegen sie zu übertragen. Haben wir aber erst einmal die Feinde für das Unrecht, das sie uns angetan haben, bestraft, dann wird es an der Zeit sein, sofern wir es für nützlich erachten, Frieden mit ihnen zu schließen, nachdem sie klar erkannt haben, daß es ihnen keinen Nutzen bringt, Feindseligkeiten gegen uns zu beginnen.» So sprach der junge Kaiser, um den älteren Kaiser zu einem Krieg gegen die Barbaren zu bewegen. Bei ihrem Gespräch aber war auch der Großdomestikos zugegen. Er meinte: «Unrecht erleiden / und mißhandelt werden, von wem auch immer, ist allemal das gleiche, doch schmerzt es mehr oder minder, je nach dem Range dessen, der das Unrecht begeht. Darum pflegen die Menschen den Mächtigen ohne Murren zu dienen, geschieht ihnen aber
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von seiten der Gleichrangigen ein Unrecht, so sind sie entschlossen, sich zu wehren; und aus Furcht, womöglich noch Schlimmeres zu erdulden, ziehen sie den Annehmlichkeiten des Augenblickes die Gefahr um der Freiheit und Ehre willen vor. Die Myser nun, die jetzt gegen uns Krieg führen, stehen kein~swegs über uns, sondern vielmehr weit unter uns. Denn ihr, unsere Kaiser, seid ihren Königen an Einsicht und Tapferkeit und Kriegserfahrung weit überlegen, und Feldherren stehen euch zu Diensten, weit mehr und bessere als jenen und ihr regiert ein Land, das dem ihrigen in jeder Hinsicht überlegen ist, durch die Masse seines Heeresaufgebotes, durch die Größe und Zahl seiner Städte, die jährlichen Einkünfte und das gesamte sonstige Potential. Daher geht es nicht an, daß sie von der schwächeren Position aus uns schädigen, ihr aber eure Macht nicht gebraucht und sie ungestraft laßt. Hier also, so meine ich, liegt eure Pflicht als Kaiser. Was mich anlangt, so bin ich stets bestrebt, eure Befehle auszuführen, und ich gebe zu, daß dies rechtens ist. Zu dem jetzt bevorstehenden Krieg aber will ich nicht nur durch meiner Hände Kraft beitragen, sondern auch durch mein Vermögen und meine Gefolgschaft, und ich will mich mit höchstem Eifer und Entschlossenheit einsetzen zum Nutzen meiner Mitbürger und zu eurem Ruhme, meine Kaiser. Und ich glaube, daß nicht ich allein es bin, der so denkt, sondern ebenso wie ich auch die anderen / Männer von Rang. Wenn es euch so richtig scheint, gebt Befehl, und wir, die Mitglieder des Senats, werden eine interne Konferenz einberufen und beraten, was getan werden muß für diesen Krieg.» 3 8. Da der ältere Kaiser zustimmte und die Senatssitzung genehmigte, nahmen auf Geheiß der Kaiser die Vornehmen, sowohl jene, die mit dem jungen Kaiser gekommen waren, als auch jene, die beim älteren Kaiser in Konstantinopel geblieben waren, in der Mitte der Palasthalle Platz, um über den Krieg zu beraten. Nachdem für einen Moment Stille eingetreten war, forderten die Senatoren aus Konstantinopel jene, die mit dem jungen Kaiser gekommen waren, auf, zu erklären, warum sie die Sitzung einberufen hätten; sie wollten hören, was jene sagten. Doch jene baten den Großdomestikos zu sprechen, da sie ebenso gesonnen seien und dächten wie er; der Großdomestikos sprach folgendermaßen 235 : «Kameraden, die Menschen pflegen nicht minder jenen zu tadeln, der aus Feigheit hinter seinem Ansehen zurückbleibt, als sie jenen hassen, der aus Frechheit nach Ehren strebt, die ihm nicht zustehen. Daher bin auch ich nicht hierher gekommen, um dafür einzutreten, daß wir nach Ehren streben, die uns nicht zustehen, 128
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sondern vielmehr dafür, daß wir nicht aus Angst vor Gefahren schmälern, was unsere Vorfahren in Mühen und Kämpfen bewahrt haben. Wundert euch nicht, wenn ich in Fragen, deren Beratung den Kaisern zusteht, eine Sitzung anberaulTIt habe. Ich bin nämlich der Überzeugung, daß eine freie Stadt / und nicht minder ein Kaiserreich, wenn sie in ihrer Gesamtheit gesund sind, dem einzelnen Bürger mehr Nutzen bringen, als wenn das Gemeinwesen dahinkränkelt, während es dem einzelnen Bürger gut geht. Denn wenn in einem blühenden Vaterland der einzelne ins Unglück gerät, kann er gerettet werden; gerät aber das Vaterland ins Unglück, so geht der einzelne, und mag es ihm noch so gut gehen, gleichwohl mit zugrunde. Wenn also Stadt wie Kaiserreich dem privaten Unglück wehren können, der einzelne aber, was ihnen zustößt, nicht verhindern kann, muß da nicht jeder auf jede Weise sie [d.h. Stadt und Reich] verteidigen? Welche Gewalttaten aber der König der Myser gegen uns begangen hat, das habt ihr alle selbst vernommen. Denn wenn andere Raubzüge unternehmen oder auch mit dem Heer einfallen, so ziehen sie sich, sobald sie die Grenze überschritten haben und ihre Anwesenheit bemerkt wird, eilends in ihre Heimat zurück. Er aber hat sich in aller Ruhe festgesetzt, als schlage er ein Heerlager nicht in Feindesland, sondern im eigenen Land auf, und hat zwölf Tage lang unser Gebiet geplündert. Bis nach Bera und Traianupolis 236 ist er brandschatzend vorgerückt. Wenn aber einer glaubt, weil die Menschen sich und ihr Vieh in den Festungen in Sicherheit gebracht hätten, sei der Schaden geringer geblieben, als er andernfalls hätte ausfallen müssen, und sei daher noch zu ertragen, so möge er wissen, daß er sich selbst täuscht. Wenn wir sie nämlich jetzt nicht gebührend bestrafen, so werden sie ein zweites Mal einfallen und auch ein drittes Mal. Und sie werden nicht nur der Bevölkerung in den Städten, die über geringere Mittel verfügt, selbst diese wegnehmen, sondern auch uns, die Vermögenden, die wir viele schöne Besitztümer auf dem Lande haben, schwer schädigen. Deswegen also / rate ich euch, vereint die Feinde anzugreifen, erfüllt nicht nur von dem Stolz unserer Vorfahren, sondern auch von ihrer Verachtung. Sie waren nämlich aufgrund ihrer ständigen Siege über die Myser von zuversichtlicherem Mut erfüllt und sind voller Verachtung gegen sie zu Felde gezogen, was auch uns freisteht, sofern wir nur der Tapferkeit und Bereitschaft unserer Vorfahren nacheifern. Für den kriegerischen Erfolg gegen sie aber haben wir viele sichere Unterpfänder. Denn einmal ist unser Heer größer und schlagkräftiger als das ihre, und sodann sind von euch, Senatoren, viele
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ihren Königen weit überlegen, nicht nur an Einsicht, sondern auch an Tapferkeit und Erfahrung in der Heerführung. Auch sind unsere Geldmittel, nicht nur die öffentlichen, sondern auch die privaten, reicher als die ihrigen. Und wenn wir diese jetzt nicht gebrauchen, so weiß ich nicht, wann wir je Nutzen davon haben sollten. Da wir ihnen somit in allem überlegen sind, wollen wir ihnen beibringen, daß es sich für sie nicht lohnt, in unser Gebiet einzufallen, daß sie vielmehr zufrieden sein müssen, wenn sie die Erträge ihres Landes unbehelligt genießen können. Voller Eifer wollen wir in diesem Kriege unsere Kaiser unterstützen, mit Geld und Gefolge und dem eigenen Leben, und wir wollen die Ehre des rhomäischen Reiches, auf die wir alle stolz sind, ohne eine Mühe zu scheuen, verteidigen, daß sie nicht den Barbaren zum Gespött wird. Was ich euch hier riet, mit Eifer den Krieg zu betreiben, das werdet ihr selbst, so meine ich, nicht anders beurteilen und als mißlich ablehnen. Doch daß ich selbst von dem gleichen Eifer und der gleichen Bereitschaft erfüllt bin, dafür werdet ihr in meinen Taten / den Beweis finden. Denn daß viele von euch an Tapferkeit und Einsicht und Kriegserfahrung mir voraus sind, gebe ich gerne zu. In meiner Bereitschaft zur Tat jedoch und meinem Willen, zum Nutzen meiner Mitbürger und für die Ehre unserer Kaiser und unser aller Ruhm Geld und Gefolgschaft und mein eigenes Leben in die Waagschale zu werfen, darin, so möchte ich behaupten, stehe ich hinter keinem zurück. Also laßt uns unseren Beschluß fassen und den Krieg betreiben, nicht nur um unserer Ehre willen, sondern auch wegen unserer künftigen Sicherheit. Wir wollen zeigen, daß wir nicht weniger tüchtig sind als unsere Vorfahren, die unter Mühen und Gefahren es erreicht und uns hinterlassen haben, nicht von jenen verachtet zu werden. Es muß uns viel sc;hlimmer erscheinen, den erworbenen Ruhm durch Tatenlosigkeit zu verlieren, als bei dem Bemühen, Ruhm zu erlangen, ein Mißgeschick zu erleiden.» So sprach der Großdomestikos. Nach ihm äußerte sich der Protostrator folgendermaßen: «Glaubt nicht, Anwesende, daß der Großdomestikos allein diese Pläne und diese Gesinnung vertritt, sondern vielmehr, daß wir alle ebenso denken und daß unser Staatswesen nicht in Ordnung kommen kann, wenn wir nicht einen Eifer und einen Wagemut an den Tag legen, der des Ruhmes unserer Vorfahren wie unseres eigenen würdig ist.» Dem stimmten alle Anhänger des jungen Kaisers zu. Den Konstantinopler Anhängern des älteren Kaisers indessen schien das Gesagte nicht zwingend, doch wagten sie nicht, es offen für unnütz zu erklären, sondern häuften
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viele Argumente an, die sie im Verborgenen vorbereitet hatten, daß man sich doch lieber für Untätigkeit entscheiden solle. Schließlich erhob man sich ohne / Einigung, wobei der Anschein erweckt wurde, daß man in ausweglose Probleme geraten sei, in Wahrheit aber waren sie nicht auf den Nutzen des Gemeinwesens bedacht, sondern auf ihren privaten Vorteil. Vom inneren Gemach aus konnten die beiden Kaiser verfolgen, was gesprochen wurde, da sie sich nicht weitab befanden. Der junge Kaiser sagte gar nichts, der ältere aber verurteilte die große Feigheit und Unentschlossenheit seiner Anhänger, staunte hingegen über die Klugheit der Anhänger seines Enkels und lobte ihren Eifer für die gemeinsame Sache. Vor allem aber lobte er den Großdomestikos, der sehr verständige und treffende Vorschläge unterbreitet hatte, und erklärte, er erkenne in ihm genau die Züge seines Großvaters mütterlicherseits 237 , der in gleicher Weise rasch gewesen sei im Erfassen des Notwendigen, fähig, es klarzumachen und es mit großer Tatkraft durchzusetzen. «Denn um mein Urteil abzugeben: Wenn ich stürbe ohne einen Nachfolger aus eigenem Fleisch und Blut auf dem Thron zu hinterlassen, so würde ich den Rhomäern empfehlen, ihn zu ihrem Anführer zu machen 238 .» So verurteilte der Kaiser die einen und würdigte die anderen des Lobes. Er selbst aber beriet mit dem jungen Kaiser, was zu tun sei im Hinblick auf den bevorstehenden Krieg. Dabei prüften sie die Worte, die Michael, der König der Myser, dem jungen Kaiser hatte kundtun lassen (daß sie binnen kurzem Freundschaft schließen und gegen anderweitige Feinde zu Felde ziehen würden) und sie konnten sich darauf keinen anderen Vers machen, als daß Michael die Schwester des Mitkaisers, [TheodoraJ, welche die Gattin des vormaligen Königs der Myser gewesen war, heiraten wolle. So beschlossen sie denn, daß der junge Kaiser Konstantinopel verlassen / und Truppen ausheben solle, um in Mysien einzufallen. Falls innerhalb der Frist für diese Vorbereitungen der König der Myser eine Gesandtschaft schicke und sich zum Friedensschluß bequeme, um die Schwester des Mitkaisers zu heiraten, dann solle er das Heer garnisonsweise wieder nach Hause schicken. Wenn jener aber keine Gesandten entbiete, dann solle er in Mysien einfallen. Gemäß diesen Vereinbarungen verließ nun der junge Kaiser Konstantinopel und sammelte das Heer. 39. Während das Heer sich sammelte, kamen Gesandte des Königs der Myser, namens Gridos und Pantzos 239 , zum jungen Kaiser und erklärten, ihr König wolle mit den Kaisern der Rhomäer Freundschaft schließen, da er
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die Schwester des Mitkaisers, welche die Gattin des früheren Myserkönigs gewesen sei, geheiratet habe und die üblichen Hochzeitszeremonien vollzogen worden seien 240 • Daher müßten alle Differenzen und alle Anlässe zum Krieg aus der Welt geschafft werden; sie selbst müßten einen Friedensvertrag schließen, damit in aller Zukunft Myser und Rhomäer miteinander verkehren könnten, ohne sich gegenseitig Leid zuzufügen; vielmehr sollten sie gleichsam einem Reich angehören. Erfreut empfing der Mitkaiser die Gesandten, belohnte sie königlich und erklärte, daß die vollzogene Eheschließung ganz nach seinem Sinne sei. Sodann schickte er seinerseits den Großstratopedarchen Andronikos Palaiologos sowie Johannes Aplesphares als Gesandte 241 zusammen mit den mysischen Gesandten zu dem König, seinem Schwager, um den Frieden durch einen Vertrag zu besiegeln. Lange Zeit hindurch bestanden nun vertraglich geregelte Beziehungen zwischen den Rhomäern und den Mysern. Sein Heer aber schickte der Mitkaiser nach Hause und teilte seinem Großvater / und Kaiser das Geschehene brieflich mit. So trug sich also dieses zu. Die Skythen indessen aus dem Lande der Hyperboreer, ein schier unermeßlich großes Volk und das stärkste aller Völker überhaupt, pflegten in früheren Zeiten 242 alljährlich ins Gebiet der Rhomäer einzufallen und riesigen Schaden anzurichten, wobei sie alle Menschen, die ihnen in die Hände fielen, zu Sklaven machten. Da nun die Kaiser der Rhomäer sahen, daß sie im Kampf nichts gegen sie ausrichten konnten, wandten sie sich mit Geschenken und Freundschaftserweisen an ihre regierenden Satrapen und erreichten, daß sie von ihren Plünderungen verschont blieben. Was sie aber am meisten besänftigte und in freundschaftliche Beziehungen zu den Rhomäern treten ließ, war, daß man ihnen Frauen aus dem Kaiserhause zur Ehe gab. Um diese Ehre stritten sie sich, weil der Kaiser der Rhomäer als Nachfolger Alexanders von Makedonien sowie des Großkönigs der Perser galt. Da nun die Kaiser der Rhomäer dies wußten, zogen sie Mädchen von besonderer Schönheit, nicht nur aus adligen Familien, sondern auch von unbedeutender Herkunft, im Palast auf, um sie, wann immer es nötig wäre, wie eigene Töchter mit den Satrapen der Skythen zu verheiraten 243 • Diese aber fielen, da man ihnen mit solchen Listen und Mitteln schmeichelte, über viele Jahre nicht ins Gebiet der Rhomäer ein. In dem Jahre nun, als der Rhomäerkaiser Michael [IX.], der zweite Palaiologe, starb 24 4, drang ein skythisches Heer in Mysien ein, durchzog einen Teil des Landes sowie das Gebiet der Odrysen bis Adrianopel, richtete aber 132
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keinen großen Schaden an, da auch das Heer begrenzt war. Im folgenden Jahr aber, als der junge Kaiser wegen des Krieges gegen seinen Großvater vor Konstantinopel Heerlager / hielt245 , fiel ein beträchtliches Heer der Skythen ins Gebiet der Rhomäer ein und überschwemmte ganz Thrakien, konnte aber keinen großen Schaden anrichten, weil die Behörden der Städte Thrakiens vorher von dem Einfall erfahren hatten und die auf dem Lande verstreut lebenden Menschen gesammelt und in die Städte verbracht hatten. Zu Beginn der siebten Indiktion[1323]246 jedoch fielen 120000 Skythen in das Gebiet der Rhomäer ein. Ihre Anführer waren, je nach der Größe der einzelnen Truppen, Myriarchen und Chiliarchen, das oberste Feldherrnamt aber nahmen zwei Männer, Taitach und Toglu Torgan 247 , wahr. Dieser Einfall der Skythen dauerte besonders lange, denn noch am vierzigsten Tage lagerten sie mitten in Thrakien und verwüsteten das Land. Sie versklavten eine Menge Menschen, machten unermeßliche Beute und verheerten insbesondere das dem Kaiser gehörige Land. Der junge Kaiser indessen war nicht in der Lage, das gesamte Heer der Rhomäer zu versammeln, weil die Soldaten verstreut waren und jeder seine Heimatstadt verteidigte; so viele wie möglich sammelte er jedoch um sich, durchstreifte das Land und wo immer. er einem Teil des skythischen Heeres begegnete, schlug er sie zurück, so gut er konnte. Dies tat er fünfzehn Tage hindurch ohne Unterbrechung, doch da er seine Ziele nicht erreichen konnte, begab er sich nach Adrianopel, und da die Stadt mit Lebensmitteln gut versorgt war, ließ er das Gros seines Heeres dort und zog mit einer kleinen Truppe und dem Großdomestikos nach Didymoteichon. Auf dem Wege zwischen diesen heiden Städten, bei einem Dorf namens Promusulu 248 , / stieß er auf ein skythisches Heer, welches Sklaven und andere Beute in großer Menge mit sich führte. Durch die Natur des Ortes bedingt, konnten die Rhomäer die Skythen sehen, nicht aber umgekehrt. Der Mitkaiser beriet sich nun mit dem Großdomestikos, und sie beschlossen, den Feind anzugreifen, obwohl er dreimal oder noch stärker zu sein schien als das eigene Heer. Tatsächlich aber waren sie nicht dreimal, sonder zehnmal so stark. Es befand sich nämlich in der Nähe noch ein weiteres Heer, welches der Hebros, an dessen Ufer es lagerte, verdeckte; diese Truppen eilten, als die Schlacht begann, den Ihren zu Hilfe. Nachdem also der Mitkaiser und der Großdomestikos ihren Beschluß gefaßt hatten, teilten sie ihn den Soldaten mit. Da auch sie für den Kampf waren, sogar mit noch größerem Eifer als der Mitkaiser, 133
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stiegen sie von ihren Pferden, flehten zu Gott, daß er die Angreifer für ihr Unrecht bestrafen und ihrer eigenen gerechten Sache beistehen möge, wappneten sich mit dem Kreuz und bestiegen ihre Pferde, um unbeugsamen und kühnen Herzens dem Feind entgegenzuziehen. Als die Skythen das sahen, rückten auch sie den Rhomäern entgegen, und die in der Nähe lagernden Truppen eilten ihnen zu Hilfe. Es kam zu einer heftigen Schlacht, und da Gott auf seiten der Rhomäer stand, schlugen sie die Barbaren und errangen einen großen Sieg. Die Skythen wurden teils getötet, teils in den Hebros geworfen und ertranken dort. Retten konnten sich von ihnen nicht mehr als achtundzwanzig, denen es gelang, den Fluß zu durchschwimmen. Die Rhomäer aber nahmen den Leichen der Feinde die Rüstungen ab, plünderten das Marschgepäck und zogen mit der Beute und den Gefangenen unter Führung des Mitkaisers nach Didymoteichon. Diejenigen aber von den Barbaren, die entkommen waren, / begaben sich in das Hauptheerlager, und als den Feldherren das Geschehene gemeldet wurde, stellten sie ein großes Heer aus den besten Kriegern zusammen und schickten es an eben den Ort, an dem die Schlacht stattgefunden hatte, um bei der ersten Begegnung mit den siegreichen Rhomäern die Niederlage wieder wettzumachen oder wenigstens die eigenen Toten zu begraben und, falls sie noch einige Verwundete am Leben fänden, diese mitzunehmen und zu versorgen. Nachdem diese Truppen angekommen waren und die Toten bestattet hatten (denn Lebende fanden sie nicht mehr vor), kehrten sie nicht mehr zum Heerlager zurück, sondern setzten den Weg in ihre Heimat fort. Als nun dem Mitkaiser gemeldet wurde, daß sich bei Morrha 249 ein skythisches Heer befinde, verließ er Didymoteichon und zog ihm in größter Eile entgegen. Die Skythen aber hatten bei der Stadt Tzernomianon 25o den Hebros überschritten, und als der Mitkaiser an ebenderselben Furt sein Heer hinüberführte, stieß das Heer, das der Mitkaiser in Adrianopel zurückgelassen hatte, mitsamt seinen Anführern dort zu ihm. Man gratulierte dem Mitkaiser zu seinem Sieg über die Barbaren und bedauerte, nicht selbst dabei gewesen zu sein, sondern die Schlacht verpaßt zu haben. Nun setzte man gemeinsam die Verfolgung fort. Als sie an den Fluß Tundza251 kamen, stellten sie fest, daß das skythische Heer ihn soeben überschritten hatte. Und ganz wie beim vorigen Mal gab die Natur des Ortes den Rhomäern die Sicht frei auf das gesamte Heer der Skythen, während sie selbst nicht sichtbar waren, mit Ausnahme eines Vortrupps von knapp hundert Mann, unter denen sich auch der Mitkaiser befand. / Als die Skythen diese erblickten, 134
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machten auch sie halt, rückten aber nicht zum Kampf vor, einerseits, weil der fluß (es war gerade Frühlingsanfang) Hochwasser führte, andererseits, weil sie den Feind nicht sehen konnten und fürchteten, daß die Begegnung ungünstig verlaufe, wenn der Feind stärker wäre als sie. Den Rhomäern schien es ebenfalls nicht vorteilhaft, gegen die Skythen vorzurücken, die nicht nur zehnmal so viele waren wie sie selbst, sondern noch weit zahlreicher. Gleichwohl standen der Mitkaiser mit seiner Truppe, die den Skythen sichtbar war, sowie Taspugas 252 , einer der skythischen Anführer, mit einer gleich starken Truppe an beiden Ufern des Flusses einander gegenüber und führten einen kurzen Wortwechsel. Als nämlich der Barbar fragte, wer sie seien, ließ der Mitkaiser ihm durch einen Dolmetscher antworten, auch sie seien, wie jene, Menschen, die etwas erjagen wollten. Auch erklärte der Mitkaiser, daß jene nicht anständig und nicht wie tapfere Männer, sondern wie Räuber handelten, da sie ohne Kriegserklärung ins Land einfielen und die Bauern versklavten, Menschen, die das Kriegshandwerk nicht verstünden. Sie hätten vielmehr ihren Angriff vorher bekannt machen müssen, um gegen kriegskundige Soldaten zu kämpfen. «Und wenn ihr diese besiegt», sagte er, «dann wird sich niemand wundern, wenn ihr auch jene unkriegerischen Menschen zu Sklaven macht, als Preis für eure Tapferkeit.» Taspugas antwortete, das hinge nicht von ihrem Willen ab. Sie seien Untergebene und würden auf Befehl angreifen oder abziehen oder bleiben. Auch fragte er die Rhomäer, ob sie es seien, die kürzlich ein skythisches Heer besiegt / und vernichtet hätten. Der Mitkaiser antwortete, sie seien es nicht und hätten auch nichts davon gehört. Es sei jedoch möglich, daß, so wie es ihnen jetzt erginge, wenn nicht der Fluß dazwischen wäre, auch jene auf eine andere Truppe gestoßen und besiegt und vernichtet worden seien. So sei es wahrscheinlich, sagte der Barbar. Jene Soldaten hätten freilich ein Unrecht begangen, da sie keinen geschont, sondern alle teils im Fluß ertränkt, teils erbarmungslos mit ihren Speeren getötet hätten. Nach diesen Worten ging er weg, ohne bemerkt zu haben, daß sein Gesprächspartner der Kaiser der Rhomäer war. Die Hauptmasse des Heeres verweilte noch eine Reihe von Tagen im Gebiet der Rhomäer und brach dann gleichfalls auf. Es entstand indessen allenthalben ein hartnäckiges Gerücht, daß der ältere Kaiser schon früher aus Haß gegen seinen Enkel die Skythen ins Gebiet der Rhomäer gezogen habe und jetzt wiederum, indem er heimlich Gesandte zu ihnen geschickt habe, um Thrakien zu zerstören, weil es sich dem jüngeren Kaiser angeschlossen habe. Daran war jedoch nichts Wahres, obwohl das Gerücht
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von vielen verbreitet wurde, sondern es waren alles reine Lügen. Denn erwar weder früher noch später schuld an dem Einfall der Skythen [Tatarenf53. 40. Der junge Kaiser hielt sich währenddessen in Didymoteichon und Adrianopel auf. Etwa um die Zeit der Getreideernte aber wurde seine Frau von einer Krankheit heimgesucht. Da auch er die Absicht hatte, sich nach Konstantinopel zu begeben, sandte er sie voraus, nicht zuletzt ob ihrer Krankheit. Als sie nach Rhaidestos gelangt war, erlag sie ihrem Leiden und starb am 16. August der siebten Indiktion [1324]254, ohne dem Mitkaiser ein Kind geboren zu haben. Ihr Leichnam wurde nach Konstantinopel gebracht und im / Kloster des LipS255 mit Pomp und kaiserlichen Ehren bestattet. Ihr Mann, der Mitkaiser , befand sich indessen auf dem Wege nach Konstantinopel und erkrankte in denselben Tagen gleichfalls, nachdem er bis Bizye gelangt war, wo er wegen seiner Krankheit einige Tage blieb. Nachdem er wiederhergestellt war, setzte er seine Reise fort. Als er nach Herakleia in Thrakien gelangt war, geschah es, daß er plötzlich vom Tode der Kaiserin erfuhr, und er hielt an jenem Ort fünfzehn Tage lang Trauer. Sodann begab er sich in die Stadt Konstantins und blieb dort bei dem älteren Kaiser bis zum November der achten Indiktion [1324]256. Der ältere Kaiser aber hielt es für notwendig, für seinen Enkel um eine Frau zu werben, einmal, weil dieser in den besten Mannesjahren stand (er war zu jener Zeit siebenundzwanzig Jahre alt), zum anderen aber, weil er noch keinen Nachkommen hatte, was für einen Kaiser wegen der Nachfolge in der Herrschaft etwas vom Wichtigsten zu sein pflegt257 . So teilte er dem jungen Kaiser seine Absicht mit und suchte ihn zu überreden, indem er ihn von seiner Trauer um die Verstorbene ablenkte und ihm zugleich darlegte, aus welchen Gründen eine zweite Heirat notwendig sei. Der junge Kaiser aber überließ in allem die Entscheidung seinem Großvater und erklärte, daß er auf jeden Fall tun werde, was immer jenem nützlich scheine. Als sie nun gemeinsam überlegten, wo sie um eine neue Kaiserin werben könnten, erfuhren sie, daß der Herzog von Savoyen258 , den man in der Sprache der Lateiner «conte» nennt, unter Hinterlassung eines Sohnes und einer Tochter gestorben sei; / der Sohn habe die Herrschaft des Vaters übernommen, während die Tochter noch unverheiratet bei ihrem Bruder lebe. Sogleich wählte man Gesandte aus, den Parakoimomenos Andronikos Tornikes 259 und den epi tou stratou [d.i. Träger des Titels «Heerführer»] Jean de Tzeplet [Gibeletf60, einen gebürtigen Zyprioten aus dem Geschlecht des dortigen Königs in rhomäischen Diensten. Sie wurden nach Savoyen entbo136
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ten mit dem Auftrag, das Mädchen, falls es noch nicht mit einem anderen Manne verlobt sei und falls der Bruder zustimme, dem jüngeren Kaiser als Gattin zuzuführen. Als die Gesandten dort ankamen, trafen sie jene, um derentwillen sie gekommen waren, noch unverlobt an, doch waren kurz vor ihnen auch andere Gesandte aus Frankreich gekommen mit dem gleichen Auftrag, nämlich für ihren König um das Mädchen zu werben 261 • Der Herzog von Savoyen, der Bruder des umworbenen Mädchens, zog es indessen vor, seine Schwester dem Kaiser der Rhomäer zu verloben und behandelte die Gesandten der Rhomäer mit großer Freundlichkeit und Ehrerbietung und versprach, seine Schwester zum Kaiser zu schicken. So hat der Bruder seiner Schwester nicht nur den Titel einer Kaiserin der Rhomäer verschafft, sondern obendrein ihrem ganzen Lebensstil einen großartigen Zuschnitt gegeben; auch er selbst verhielt sich ihr gegenüber anders als früher. Denn zuvor hatte er geglaubt, als der ältere und weil ihm die Herrschaft zugefallen sei, auch über seine Schwester bestimmen zu können. Nachdem sie aber mit dem Kaiser verlobt war, hielt er sie für seine Herrin und redete sie auch so an, und den Gesandten der Rhomäer gegenüber äußerte er sich rühmend, daß ihm zwar aufgrund seines Alters und seiner Herrschaft der / Vorrang zustehe, doch nachdem durch die Fügung Gottes seiner Schwester eine größere Ehre und Herrschaft zugefallen sei, müsse er sich mit dem Ratschluß Gottes abfinden und die Kaiserin der Rhomäer als seine Herrin anerkennen. Denn nicht nur die Barbaren, sondern auch die Fürsten Italiens und wer immer über andere herrschte, sie alle hielten die Herrschaft des Kaisers der Rhomäer für größer und bedeutender als ihre eigene und jede andere 262 • 41. Zur selben Zeit, am 2. Februar der achten Indiktion [1325] wurde zur Zeit des Patriarchen Esaias der junge Kaiser von seinem Großvater und Kaiser in der Hagia Sophia gekrönt263 • Eine solche Kaiserkrönung aber wird folgendermaßen vollzogen: Wenn der festgesetzte Tag gekommen ist, an dem der Kaiser mit der heiligen Salbe gesalbt werden soll, müssen alle Würdenträger und alle Vornehmen und das Heer und nicht zuletzt auch jener, der das heilige Steuerruder der Kirche in diesem neuen Rom führt, und schließlich das ganze Stadtvolk sich bei Tagesanbruch vor dem kaiserlichen Palast einfinden. Um die zweite Stunde 264 desselben Tages wird er, der zum Kaiser gesalbt werden soll, auf einen Schild gesetzt, und der Vater des Designierten, der Kaiser, sofern er noch lebt, sowie der Patriarch fassen am vorderen Teil des Schildes an, an den anderen Seiten aber die höchsten 137
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Würdenträger, Despotai und Sebastokratores, wenn es solche gibt, ansonsten die vornehmsten Mitglieder des Senates. Sie heben ihn auf dem Schild in die Höhe 265 , so weit es geht, / und zeigen der ringsum versammelten Volksmenge den Kaiser. Nach den gebührenden Akklamationen setzen sie ihn ab und geleiten ihn zu der Kirche, in der die Zeremonie stattfinden soll. In der Kirche aber hat man zuvor zu eben diesem Zweck ein kleines hölzernes Haus errichtet, in welches nun der Kaiser hineingeführt wird. Dort legt man ihm den Purpurmantel und das Diadem an, die vorher von den Erzpriestern geweiht wurden. Auf sein Haupt aber setzt man nicht eine der üblichen Kopfbedeckungen, sondern einen Kranz oder was immer man für gut hält. Danach wird das heilige Meßopfer gefeiert. Vor dem kleinen Haus aber hat man eine Tribüne errichtet, gleichfalls aus Holz, die ganz mit roter Seide ausgeschlagen ist. Auf ihr werden, je nach der Zahl der Kaiser, goldene Throne errichtet, nicht von der üblichen Art, sondern weit höher, mit vier oder fünf Stufen. Die Kaiser (sofern es nicht nur einer ist, sondern deren mehrere sind) steigen, sobald sie das kleine Haus verlassen, diese Stufen hinauf und nehmen auf den Thronen Platz. Mit ihnen aber steigen auch die Kaiserinnen hinauf und nehmen Platz, wobei jene, die bereits gekrönt sind, ihre Kronen tragen, während die zu krönende einen Kranz trägt. Vor dem heiligen Hymnus auf die Dreifaltigkeit [Trisagionf66 verläßt der Patriarch das Adyton und steigt hinauf auf die Kanzel, mit ihm die obersten Würdenträger der Kirche, auch sie in ihren heiligen Gewändern. Dann entläßt der Patriarch sie und ruft die Kaiser. Diese erheben sich sogleich von ihren Thronen und / begeben sich zur Kanzel. Tiefes Schweigen und völlige Stille herrscht in der Menge. Der Patriarch liest die für die Salbung der Kaiser vorgesehenen Gebete, teils leise für sich, teils laut, so daß alle es hören können, und erwirkt so die Gnade Gottes für den zu Salbenden. Danach nimmt der zu salbende Kaiser seine Kopfbedeckung ab, welcher Art sie auch sei, und es ist Sitte, daß jetzt alle in der Kirche Anwesenden entblößten Hauptes stehen. Nun zeichnet der Patriarch mit der geweihten Salbe 267 ein Kreuz auf das Haupt des Kaisers und ruft mit lauter Stimme: Heilig! Diesem Ruf schließen sich die auf der Kanzel Stehenden an, indem sie dreimal rufen: Heilig! Danach stimmt die versammelte Menge ebensooft in den gleichen Ruf ein. Daraufhin bringen die Diakone, in ihre heiligen Gewänder gehüllt, die Krone, die sie im Adyton verwahrt haben (sie liegt nämlich nicht, wie manche behaupten 268 , auf dem Altar), zur Kanzel. Wenn nun ein bereits gekrönter Kaiser zugegen ist, so ergreift er gemeinsam
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mit dem Patriarchen die Krone, und sie setzen sie dem jungen Kaiser aufs Haupt, wobei der Patriarch ruft: Würdig! In diesen Ruf stimmen die auf der Kanzel Befindlichen ein, dreimal, danach das gesamte Volk, wie bei der Salbung. Nun spricht wiederum der Patriarch Gebete, und der Kaiser steigt von der Kanzel herab, jedoch nicht auf der Seite, auf der er hinaufgestiegen ist, sondern zum Soleas 269 gewandt. Falls nun der Kaiser zu jenem Zeitpunkt nicht verheiratet ist, steigt er nunmehr wiederum auf die Tribüne / und nimmt wieder auf dem Thron Platz; hat er aber eine Gattin, so muß nunmehr auch sie gekrönt werden. Zu diesem Zweck erhebt sie sich von ihrem Thron, zwei ihrer nächsten Verwandten oder, wenn sie keine Verwandten hat, zwei Eunuchen ergreifen sie von beiden Seiten, führen sie die Stufen hinunter und geleiten sie zum Soleas. Nun steigt der Kaiser vom Thron herab, nimmt aus den Händen der Verwandten oder Eunuchen die für sie vorbereitete Krone entgegen und setzt sie seiner Frau aufs Haupt. Sie aber erweist ihrem Gatten und Kaiser ihre Reverenz und gelobt ihm Gehorsam. Der Patriarch indessen, der gleichfalls am Soleas steht, spricht ein Gebet für den Kaiser und die Kaiserin und alle Untertanen. So also krönt der Kaiser seine Gattin. Falls jedoch der Kaiser bereits gekrönt ist, krönt er bei der Hochzeitsfeier auf dieselbe Weise seine Gattin. Auch dabei steigen beide auf die Tribüne und sitzen auf den Thronen, während die Messe gefeiert wird. Während das Trisagion gesungen wird oder die Schriften der Apostel oder die Herrenworte verlesen werden, erheben auch sie sich. Auf beiden Seiten der Kirche aber stehen auf hölzernen Tribünen, die eigens dazu angefertigt wurden, die Vorsänger, die auch Domestikoj270 heißen, und andere kirchliche Würdenträger, die zu singen verstehen und die man bei dieser Feier die «Rufer» [Kraktai]271 zu nennen pflegt. Sie singen bestimmte Lieder, die eigens für diesen Zweck verfaßt wurden und zu dem Fest passen. Wenn aber / beim heiligen Meßopfer der sogenannte große Introitus 272 bereits begonnen hat, gehen die höheren Diakone der Kirche und rufen den Kaiser; dieser geht nun mit ihnen zur sogenannten Prothesis 273 , wo Brot und Wein für die heilige Handlung ausgestellt sind. Noch vor der Prothesis stehend, legt er den goldbestickt~n Mandyas 273a an, zusätzlich zu Diadem und Purpurmantel. In der Rechten hält er das Kreuz, das er nach der Sitte stets hält, solange er die Krone trägt; in die Linke legt man ihm einen Narthex, so daß er den kirchlichen Rang, welcher «Depotatos»274 heißt, innehat. Dies beides in Händen haltend führt er die heilige Prozession an. Zu beiden Seiten die Prozession entlang geben, mit Beilen
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bewaffnet, jene Männer das Geleit, die man Varäger 275 nennt, sowie etwa hundert Söhne vornehmer Familien in prächtigen Waffen oder auch unbewaffnet. Direkt hinter ihm aber folgen die Diakone und Priester, in heiligen Gewändern und mit Gerätschaften des Gottesdienstes und mit dem Allerheiligsten selbst in Händen. Der Sitte gemäß umschreiten sie nun die Kirche, und wenn sie zum Soleas kommen, bleiben die anderen alle draußen stehen, er selbst aber geht allein in den Soleas hinein und trifft dabei den Patriarchen an, der an den heiligen Schranken steht. Sie begrüßen einander und warten sodann stehend, der Patriarch innerhalb der Schranken, der Kaiser außerhalb. Nunmehr tritt von den Diakonen derjenige, der dem Kaiser als nächster gefolgt war und die anderen angeführt hatte, mit der Rechten das Weihrauchfaß haltend, mit der Linken / das sogenannte Maphorion 276 des Patriarchen, an den Kaiser heran und beräuchert ihn mit Weihrauch. Während dieser nun das Haupt neigt, ruft der Diakon, so daß alle es hören können: « Gott der Herr möge in seinem Reich eures Reiches gedenken, jetzt und immerdar und in alle Ewigkeit». Und er fügt hinzu: «Amen». Der Reihe nach treten nun auch alle übrigen Diakone und Priester vor ihn und sprechen die gleichen Worte. Wenn dies geschehen ist, grüßt der Kaiser den Patriarchen und legt den Mandyas ab. Dieser wird nun von dem Referendar 277 der Kirche weggetragen - so verlangt es die Sitte -, der Kaiser aber steigt wiederum die Tribüne hinauf und nimmt wieder auf seinem Thron Platz, während das Glaubensbekenntnis und das Vaterunser gesprochen werden und wenn der heilige Leib des Herren emporgehalten wird, steht er auf. Ist die Erhebung der Eucharistie beendet, bleibt der Kaiser, falls er zur heiligen Kommunion nicht vorbereitet ist, bis zum Abschluß des heiligen Meßopfers auf seinem Thron sitzen. Ist er aber vorbereitet, so kommen wiederum die Diakone und rufen ihn. Sogleich geht er mit ihnen ins Adyton, und nachdem man ihm ein Weihrauchfaß ausgehändigt hat, hüllt er den heiligen Tisch in Weihrauch, wobei er zunächst nach Osten gewandt ist, dann nach Norden, dann nach Westen und schließlich nach Süden. Wenn er das Weihrauchfaß wiederum nach Osten schwenkt, hüllt er auch den Patriarchen in Weihrauch. Dieser begrüßt ihn, nimmt aus seiner Hand das / Weihrauchfaß entgegen und hüllt auch seinerseits den Kaiser in Weihrauch. Danach setzt der Kaiser die Krone ab und gibt sie den Diakonen, der Patriarch aber gibt ihm ein Stück vom Leibe des Herrn in die Hand. Hat er dies zu sich genommen, so genießt er auch von dem lebenspendenden Blute, nicht mit dem Löffel, wie die Menge, sondern aus dem
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Kelch selbst, wie die Priester278 • Nun setzt er seine Krone wieder auf und verläßt das Adyton. Nachdem das Meßopfer beendet ist, erhält er wiederum von dem an die Menge verteilten Antidoron 279 Anteil, wird von dem Patriarchen und den anwesenden Erzpriestern gesegnet, küßt ihnen' die Hand und steigt sodann auf jene Empore hinauf, welche Katechumena 280 genannt wird, um an einem gut sichtbaren Platz aus der Distanz die Huldigung aller entgegenzunehmen. Ist auch dies beendet, so steigen Kaiser und Kaiserin von dort herab und begeben sich in den Palast, sie allein zu Pferde, während alle anderen zu Fuß folgen. Im Palast aber ist die Tafel bereitet, und das Kaiserpaar nimmt, die Krone tragend, Platz und genießt das Mahl. Der Großdomestikos bedient sie und sorgt für alles Nötige, falls es aber keinen Großdomestikos gibt, der Despotes. Die folgenden zehn Tage hindurch oder etwas länger oder kürzer - es gibt für die Dauer des Festes keine bestimmte Regel, sondern alles hängt vom Willen des Kaisers ab - feiern sie aufs Prächtigste, wobei jedoch Diadem, Krone und Purpurmantel in der Schatzkammer bleiben und das Kaiserpaar andere prächtige und seiner würdige Gewänder trägt. Aufwendige Mähler werden gereicht, an denen alle Senatoren teilnehmen, in Gegenwart der Kaiser, welche an einem gesonderten Tische schmausen. Bedient werden sie dabei von dem kaiserlichen / Mundschenk 281 . Der Großdomestikos jedoch speist an dem ihm zukommenden Platz mit den übrigen Senatoren. Erwähnung verdient auch ein Detail der Feier, welches wir übergangen haben. An jenem Tage nämlich, an dem der Kaiser gesalbt die Kirche verläßt, werden von einem der Senatoren, welchen der Kaiser selbst auswählt, die sogenannten Epikombia 282 ins Volk geworfen. Dies können Päckchen sein, aus Lappen zusammengewickelt, die drei kaiserliche Goldstücke enthalten und ebenso viele oder auch mehr Silberstücke und die gleiche Anzahl kupferner Obolen. Von diesen Päckchen werden rund gerechnet zehntausend unter das Volk geworfen, zumeist auf dem Vorplatz der Kirche. Noch am gleichen Tage aber versammelt sich das ganze Volk vor dem Palast, und dann werden wiederum von demselben Senator wie vorher ebenso viele Päckchen geworfen oder noch mehr. Am folgenden Tage jedoch kommen nicht die Bürger, sondern das gesamte Heer und alle kaiserlichen Bediensteten. Der Kaiser tritt hinaus in den Hof des Palastes, und neben ihm steht sein Schatzmeister, der sein Gewand bis zum Saum mit Goldstücken aus der kaiserlichen Kasse gefüllt hat; der Kaiser aber greift
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hinein und streut die Münzen ringsum unter die Anwesenden. Ist alles verbraucht, so füllt der Schatzmeister wiederum sein Gewand, und das geschieht nicht nur drei- oder viermal, sondern noch öfter. Mit dieser Verteilung von Goldstücken aber will der Kaiser erreichen, daß alle auf seine Kosten schwelgen und sich mit ihm freuen und mit ihm feiern. Solcherart also ist die / bei der Kaiserkrönung stattfindende Feier, und entsprechend fand sie auch im Falle des jungen Kaisers Andronikos statt, Anfang Februar der achten Indiktion. 42. Im Februar des darauffolgenden Jahres in der neunten Indiktion [1326f83 kam die Kaiserin Anna von Savoyen nach Konstantinopel mit einem großen und einer Kaiserin würdigen Gefolge von Männern und Frauen. Denn sie brachte von den bei den Lateinern «Ritter» und «Knappen» [Skuterioi]284 genannten Leuten viele mit aus vornehmem Geschlecht; und so übertraf sie die zu früheren Zeiten aus fremden Ländern ins Reich der Rhomäer gekommenen Kaiserinnen 285 durch die Größe ihres Aufwandes. Entsprechend wurde sie von dem Kaiser, ihrem Schwiegervater, aufs Prächtigste empfangen, ganz wie es sich gebührt für die Gattin eines Kaisers und Kaisersohnes. Es traf sich, daß zu eben dieser Zeit sich auch der junge Kaiser in Konstantinopel aufhielt. Der Kaiserin Anna freilich machten die Anstrengungen der Seereise und der Wechsel des Klimas gesundheitlich zu schaffen, und so erkrankte sie wenige· Tage nach ihrer Ankunft. Der junge Andronikos zog, teils wegen der Krankheit der Kaiserin, teils wegen unaufschiebbarer Verpflichtungen, in die Städte Thrakiens und hielt sich bis zum Herbst dort auf. Anfang Oktober jedoch der zehnten Indiktion [1326] kehrte er nach Konstantinopel zurück. Da wurde die Hochzeit in Glanz und Pracht gefeiert, und wie es bei den Kaisern Sitte ist, wurde nach / Beendigung der Hochzeitsfeierlichkeiten auch die Kaiserin Anna von dem Kaiser, ihrem Gatten, gekrönt286 . Nachdem das Hochzeitsfest vorüber war, kehrten von den Männern und Frauen, die mit der Kaiserin aus Savoyen gekommen waren, die meisten in ihre Heimat zurück. Einige aber blieben bei ihr, unter ihnen eine Frau namens Zampea mit ihren Söhnen. Sie übertraf die anderen Frauen an Klugheit, und aufgrund ihrer Bildung und ihrer übrigen Fähigkeiten stand es ihr wohl an, im kaiserlichen Palast zu verkehren. Es kamen aber aus Savoyen noch viele Adlige ins Land der Rhomäer, die nach Belieben mit dem Mitkaiser verkehrten und vieler Gunstbeweise gewürdigt wurden. Sie waren nämlich nicht nur tapfer und tollkühn im Kampf, sondern sie verstanden sich auch auf die Unterhaltung durch vieler142
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lei Spiele. Nahmen sie doch mit dem Mitkaiser an Jagden teil, und sie waren es, die als erste die Rhomäer die sogenannte Giostra lehrten und die Turniere 287 , Spiele, von denen man hier vorher nichts wußte. Kehrten diese Männer in ihre Heimat zurück, so kamen andere, gleichsam als Ablösung, zum Mitkaiser, und so waren nahezu immer einige Männer aus Savoyen in der Umgebung des jungen Kaisers. So kam es denn, daß nicht wenige Rhomäer sich aus Ehrgeiz in diesen Spielen übten, vor allen anderen aber der Kaiser, der seine Lehrmeister sogar übertraf, so daß nicht nur die aus Savoyen ihre Unterlegenheit zugeben mußten, sondern auch die aus Frankreich, Deutschland und Burgund, bei denen dergleichen doch am meisten geübt wird. Sie alle bewunderten das Talent des Kaisers und gaben zu, daß er diejenigen, die bei ihnen solcher Spiele wegen / in Ehren standen, übertraf. Nur kurze Zeit hielt sich der junge Kaiser nach seiner Hochzeit in Konstantinopel auf, dann verabschiedete er sich von dem Kaiser, seinem Großvater, und verließ mit der Kaiserin die Stadt, um sich nach Didymoteichon zu begeben. Als er zu dem Ort gelangte, welcher Megale Karya heißt, in der Nähe des Berges Lipex 288 , wurde ihm gemeldet, daß persische [türkische] Fußtruppen die Gegend durchzögen und verwüsteten. Die Soldaten indes, die mit dem Kaiser zogen, waren bei Tagesanbruch aufgebrochen und legten ihren Weg, so schnell sie konnten, zurück, während der Kaiser mit dem Großdomestikos und einigen wenigen anderen zurückblieb und sich unterwegs der Jagd hingab. Als der Anmarsch der Barbaren gemeldet wurde, schickte er einen Boten zu den Soldaten und befahl ihnen, daß sie umkehren sollten, um gegen die Barbaren zu kämpfen. Er selbst und der Großdomestikos beschlossen, sich mit ihrem Gefolge dorthin zu begeben, wo sich die Perser [Türken] befinden sollten, da sie glaubten, bei einem Zusammentreffen mit den Barbaren in jedem Falle außer Gefahr zu sein. Sollte sich nämlich zeigen, daß diese leicht angreifbar wären, dann würden sie leicht Herr der Lage sein; sollten die Gegner ihnen aber an Zahl weit überlegen sein, so daß ein Kampf nicht ungefährlich erschiene, dann könnten sie sich als Berittene von dem Fußvolk gefahrlos zurückziehen. Also schickten sie einige ihrer Leute als Späher voraus und rückten in voller Rüstung nach. Die Barbaren jedoch mieden die begangenen Wege ganz und gar und zogen durch unwegsames Gebiet, um die dortigen Einwohner zu überfallen; so kamen sie an den Spähern vorbei, ohne bemerkt zu werden, und stießen plötzlich, ohne es selbst zu merken, / auf den Kaiser. Es kam zu einer 143
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heftigen Schlacht, in welcher die Barbaren tollkühn kämpften und schließlich alle fielen, während die Soldaten des Kaisers, nur wenige ausgenommen, mitsamt ihren Pferden verwundet wurden, aber alle am Leben blieben. Von den Pferden jedoch verloren sie viele. Auch der Mitkaiser wurde am Fuß durch einen Pfeil verwundet, sein Pferd wurde sogar siebenmal getroffen, es starb bald nach der Schlacht. Der Großdomestikos aber wäre beinahe in der Schlacht gefallen. Viele Barbaren umringten ihn nämlich und verwundeten sein Pferd, so daß es sich nicht mehr bewegen konnte, während sie ihn selbst mit Pfeilen, Speeren und Steinen oftmals trafen. Keines dieser Geschosse aber konnte durchdringen, da der Panzer sie abhielt; seine Schenkel und Arme freilich waren ungeschützt. Man riß ihm den Säbel vom Gürtel, zerrte an seiner Kleidung, daß die Säume abrissen, und es ist kaum zu glauben: er wehrte sich, konnte sich retten und wurde nicht einmal verwundet. Nachdem dann der Sieg errungen war, erklärte er, er habe von Jugend an viele schwere Kämpfe durchgefochten und sei nicht ein einziges Mal so sehr in Lebensgefahr geraten. So also fielen alle Barbaren in der Schlacht. Der Mitkaiser aber begab sich nach Didymoteichon und litt lange Zeit schwer an seiner Verwundung289 • Zur Zeit der Getreideernte in demselben Jahr wollte der Myserkönig [Bulgarenzar] Michael sich mit dem jungen Kaiser Andronikos treffen. Dieser hatte wenig Lust dazu, weil ihn aufgrund der Verwundung noch immer der Fuß schmerzte. Gleichwohl stellte er die Sache dem Kaiser, seinem Großvater, / anheim, und als dieser sie ihm selbst überließ, traf er sich in Tzernomianoi 290 mit Michael und dessen Frau, und sie verbrachten dort acht Tage miteinander. Die beiden Herrscher fanden Gefallen aneinander und begaben sich danach jeder in seine Heimat. Als Kaiser Andronikos nach Didymoteichon kam, traf er dort einen Boten von seinen Freunden in Konstantinopel an, der ihm berichtete, daß der ältere Kaiser, wie man aus gewissen Indizien und Reden schließen könne, offenbar Krieg gegen ihn führen wolle 291 • Als der Mitkaiser dies hörte, erschrak er zunächst über das Ungeheuerliche dieser Botschaft, schenkte ihr aber keinen Glauben. Seinen Freunden aber ließ er mitteilen, daß er ihnen sehr dankbar sei für ihr Wohlwollen ihm gegenüber, daß er aber ihrer Nachricht nicht glauben könne, weil er das einfach nicht wahrhaben wolle. Als gute Freunde sollten sie die Angelegenheit aufs Genaueste prüfen und, sobald sie ein sicheres Ergebnis hätten, ihm dieses mitteilen. Seinen Freunden in Konstantinopel also trug der Mitkaiser dieses auf. Mit dem Großdomestikos aber
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und dem Protostrator traf er sich, um gemeinsam zu erforschen, ob sie sich irgendeiner Handlung bewußt wären, welche ein Kriegsgrund sein und den älteren Kaiser bewogen haben könne, den Frieden zu brechen. Immer wieder gingen sie die Zeit vom Friedensschluß bis zur Gegenwart durch und stellten fest, daß sie den älteren Kaiser weder offen noch hinter seinem Rücken verletzt hätten. Sie nahmen jedoch an, daß etwa folgendes Anlaß zum Kriege bieten konnte. 43. Kaiser Michael [VIII.]292, der erste der Palaiologen, hatte drei Söhne, Andronikos, von dem hier die Rede ist und der ihm als / Kaiser nachfolgte, ferner Konstantinos, den Purpurgeborenen, und als dritten Theodoros; Töchter waren es ebenso viele. Von den Söhnen nun hatten die beiden anderen mehrere Söhne, wie zu Beginn unserer Geschichte bereits dargelegt wurde, Konstantin aber, der Purpurgeborene, hatte als einzigen Sohn Johannes Palaiologos 293 . Diesem gab der Großlogothet Metochites seine Tochter Irene zur Frau, nachdem ihm zuvor von dem Kaiser, seinem Onkel, die Würde eines Panhypersebastos verliehen worden war. Dieser Panhypersebastos nun war nicht nur einmal, sondern mehrfach Statthalter von Thessalonike und den übrigen westlichen Städten, die er nach Gutdünken verwaltete. Auch gab er seine Tochter Maria dem Herrscher der Triballer [Serben], dem Kral Stephan [Uros 111.], zur Frau 294 . Nachdem dies geschehen war, beabsichtigte er, sich mit dem Herrscher der Triballer, seinem Schwiegersohn, zu verbünden, um mit seiner Unterstützung von den Städten, deren Statthalter er war, möglichst viele zu besetzen und in seine Gewalt zu bringen und so, vom Kaiser abgefallen, eine eigene Herrschaft zu gründen. Solches also beabsichtigte er und setzte es bereits in die Tat um, indem er mit seiner gesamten Haushaltung zu den Triballern zog. Dennoch war er nicht in der Lage, etwas von seinem Ziel zu erreichen. Denn alle die ihm unterstellten Städte bemerkten seinen Abfall und behandelten ihn als Gegner. Dies aber versetzte die westlichen Städte in beträchtliche Unruhe. Zur gleichen Zeit aber war von den Söhnen des Großlogotheten der eine, Demetrios, mit Beinamen Angelos 295 , Statthalter von Strumitza296 , / Michael aber, mit Beinamen Laskaris, Statthalter von Melenikon 297 , beides makedonische Städte. Diese beiden Männer, die Brüder der Frau des Panhypersebastos, schickten an ihn und an ihre Schwester einen Brief, aus dem ein Abfall zwar nicht herauszulesen war, der aber zahlreiche Verdachtsmomente bot. Denn er war übervoll von zweideutigen Wendungen, erinnerte an die alte Freundschaft und die gemeinsam verbrachte Zeit und deutete
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an, daß man einander das Wohlwollen bewahren müsse aus vielerlei sonstigen Gründen, vor allem aber wegen der Bande der Verwandtschaft. Die Überbringer dieses Briefes wurden unterwegs von Soldaten abgefangen, welche die Wege zu bewachen hatten wegen des Krieges 298 gegen den Panhypersebastos. Diese beschlagnahmten den Brief und beschlossen, ihn nicht an den älteren Kaiser nach Konstantinopel zu schicken, da sie den Großlogotheten fürchteten, der bei dem Kaiser viel vermochte, sie begaben sich vielmehr mit dem Brief nach Didymoteichon zu dem jungen Kaiser. Dieser lobte sie für ihr verständiges Verhalten und entließ sie mit einer Belohnung. Den Brief indessen sandte er nach Konstantinopel an den Großlogotheten und teilte ihm mit freundschaftlichen Ermahnungen mit299 , daß diesen Brief, der voller Verdachtsmomente stecke, seine Söhne an ihren Schwager geschickt hätten. Er als ihr Vater, der zugleich dem Reich der Rhomäer alle nur denkbare Unterstützung schulde, da er selbst dessen Angelegenheiten verwalte, müsse jene vor einem Unglück bewahren und den von ihnen zu erwartenden Schaden im voraus abwenden. Dies / könne geschehen, indem er ihnen die Statthalterschaft über jene Städte nehme und dort andere, unverdächtige Leute einsetze, den Söhnen aber andere Statthalterschaften zuteile, wie immer es ihm nützlich schiene. «Mir selbst», schrieb er, «schien es angebracht, dem Kaiser diesen Brief nicht zur Kenntnis zu bringen, sondern nur dir, damit du als ein verständiger Mensch die Maßnahmen ergreifst, die das Gemeinwohl erfordert und die im Interesse deiner Söhne liegen.» Diesen Rat also gab der Mitkaiser dem Großlogotheten. Der aber befolgte weder wie erforderlich den Rat, noch auch erwies er den geschuldeten Dank für die fürsorgliche Behandlung seiner Söhne, sondern tat genau das Gegenteil. Frostig und barsch antwortete er und schloß mit den Worten, daß nach dem Sprichwort ein Esel, der gekratzt werde, auch seinerseits kratze 300 • Als die beiden sich erforschten und darüber nachdachten, welchen Anlaß zum Kriege sie gegeben hätten, da vermuteten sie, daß der Großlogothet eben deshalb erzürnt war und deswegen den älteren Kaiser zum Krieg getrieben habe. Sicherheit hierüber konnten sie jedoch nicht erlangen. Es verdient indessen auch kurz berichtet zu werden, welche Wohltaten der junge Kaiser dem Großlogotheten und dem Protovestiarios Andronikos Palaiologos 30 1 erwiesen hat, den Männern, die an diesem dritten Kriege am meisten Schuld haben, damit man weiß, welchem Wohltäter sie den Dank
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schuldig geblieben sind. Denn dieser Protovestiarios Andronikos Palaiologos war der Sohn der Anna, der Schwester des älteren Kaisers Andronikos die verheiratet war mit dem Dux Michael [Kutrules], einem der Herrsche; von [Neai] Patrai und dem benachbarten Thessalien. Aufgrund irgendwelcher Streitigkeiten haßte er den Großlogotheten, begab sich zu dem jungen Kaiser, / redete viel Ungereimtes über seinen Feind und fügte endlich hinzu, daß er es satt habe, ihn ewig nur zu hassen, er wolle nun mit aller Kraft auf ihn dreinschlagen, auch wenn er selbst dafür den Tod erleiden müsse. Daher bat er um Hilfe für den Fall, daß er wegen seines waghalsigen Unternehmens in Gefahr geraten sollte. Als der Mitkaiser dies hörte, versuchte er mit vielen Ermahnungen und gütlichem Zureden den Protovestiarios von seinem waghalsigen Unternehmen abzubringen, doch da er ihn nicht überreden konnte, drohte er ihm das Schlimmste an, falls er nicht von derartigen Vorhaben Abstand nehme. Er sagte zu ihm, wenn er etwas derart Unglaubliches unternehme, ohne ihm vorher etwas davon zu sagen, so sei das zwar schlimm, gehe ihn selbst aber nichts an. Da er aber ihm seine Absicht kundgetan habe, könne der Plan unmöglich in die Tat umgesetzt werden. Denn die Verunglimpfung des Großlogotheten müsse, da dieser Vorsteher der Regierung des Kaisers sei, zu einer Beleidigung des Kaisers werden, und das könne er nicht zulassen. Dies flößte dem Protovestiarios Furcht ein, so daß er nachgab und davon Abstand nahm, dem Großlogotheten die schlimmste Schmach zuzufügen. Einige Tage später jedoch packte den älteren Kaiser, sei es aufgrund einer Verleumdung oder weshalb immer, ein solcher Zorn gegen den Protovestiarios, daß er ihn sogar einsperren wollte. Also schickte er den Großlogotheten 302 zum jungen Kaiser und erhob neben anderen Klagen über den Protovestiarios auch diese, daß er ständig Schmähungen und Spott über ihn verbreite; allein dafür verdiene er schon die höchste Strafe, aber dies sei nicht das einzige, sondern er plane obendrein, abtrünnig zu werden. / Aus allen diesen Gründen halte er es für nötig, ihn ins Gefängnis zu werfen, und er teile ihm [dem Mitkaiser] diesen Entschluß mit, damit er Bescheid wisse und selbst zur Verwirklichung beitragen könne. Darauf erwiderte der junge Kaiser folgendes: «Erhabenster Kaiser, daß der Protovestiarios, mein Onkel, ein loses Mundwerk hat und zum Spott neigt, gebe auch ich gerne zu. Deswegen bin auch ich der Meinung, daß er die gebührende Strafe verdient hat. Denn hochgestellte Männer und Verwandte des Kaisers müssen sich verständig 147
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zeigen und auf Schicklichkeit achten und nach höchster vorstellbarer Tugend streben; vor allem aber müssen sie ihre Zunge zügeln können, da sie für die niedriger Gestellten öffentliches Beispiel und Muster sind, damit die Menge auf sie schaut und sich zum Besseren wandelt 303 . Abtrünnigkeit jedoch habe ich selbst ihm niemals vorwerfen können und dergleichen auch nicht von einem anderen, der genau Bescheid wußte, gehört. Also ist es auch nicht rechtens, den, der mit Worten gesündigt hat, mit Taten zu bestrafen; vielmehr sollte man ihm seine Verfehlung verzeihen, ihn aber mit Worten zurechtweisen und ihm für die Zukunft androhen, daß er, wenn er nicht aufhöre mit derartigen Verfehlungen, sowohl für das, was ihm jetzt erlassen wird, wie für alles andere seinerzeit seine Strafe empfangen wird.» So werde nämlich der Protovestiarios vernünftiger werden und er, der Kaiser, brauche nicht einen hochgestellten Mann, der ein Blutsverwandter sei, zu bestrafen. Solches riet er und bat ihn, seinem Rat zu folgen und den Zorn gegen den Protovestiarios zu besänftigen. Wenn / er jedoch unnachgiebig sei und nicht bereit zu verzeihen, so stehe es ihm als dem Herrscher über alle frei, zu tun, was ihm beliebe. Hätte der Kaiser nicht die Macht, seinen Willen durchzusetzen, so würde er selbst gewiß mitwirken, den Übeltäter zu bestrafen. Da der Kaiser aber durchsetzen könne, was immer ihm beliebe, möge er seinen Plan selbst ausführen. Als der Großlogothet dies dem älteren Kaiser berichtete, da nahm dieser von einer Bestrafung des Protovestiarios Abstand, sei es, daß er merkte, wie nützlich die Ratschläge des jungen Kaisers waren, sei es, daß er seine Rechtschaffenheit respektierte. So wurde der junge Kaiser für beide zum Wohltäter, indem er den einen vor Entehrung und Schlägen bewahrte, den anderen aber vor lebenslänglichem Gefängnis. Sie aber wurden bald darauf aus den schlimmsten Feinden die besten Freunde, verschworen sich miteinander und rüsteten zum Kriege gegen den jungen Kaiser und suchten mit List und Tücke den älteren hineinzuziehen, und ihr Dank für die Wohltat war ein Kampf auf Leben und ~od. So also handelten jene. Der ältere Kaiser aber machte den Protovestiarios zum Statthalter von Balagrada304 • Er behandelte ihn freundlich und gütig, machte ihm große Versprechungen und entließ ihn mit dem Auftrag, sich mit allem, was für den Krieg nötig sei, zu rüsten und, sobald er eine entsprechende Nachricht von ihm erhalte, die Truppen aus dem Westen gegen den jungen Kaiser / zu führen. Der junge Andronikos indessen erhielt von seinen Freunden in Konstantinopel einen Brief, in welchem mit aller Deutlichkeit 148
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berichtet wurde, daß der ältere Kaiser zum Kriege rüste. Daher hielt er es denn für nötig, sich mit dem Großdomestikos und dem Protostrator über den Krieg zu beraten. Dabei beschlossen sie, die gleiche Großherzigkeit an den Tag zu legen wie bei den früheren Kriegen, sich nicht als erste zu erheben, sondern den Ausgang der Dinge abzuwarten, zumal sie hofften, den Krieg zu gewinnen, da Gott ihnen als den Verratenen beistehen werde, da sie selbst nicht den leisesten Vorwand zum Bruch der Verträge gegeben hätten. Um sich zu vergewissern, wollten sie jedoch nach Konstantinopel ziehen, damit durch ihre Ankunft der Krieg entweder offen ausbreche oder vereitelt werde, wenn diejenigen, die ihn schürten, es mit der Angst zu tun bekämen. So also beschlossen es der junge Kaiser und seine Freunde. 44. Wenige Tage später, Anfang Oktober der elften Indiktion [1327], begaben sie sich von Didymoteichon nach Selymbria. Ein Heer führten sie nicht mit sich, damit es nicht so aussähe, als hätten sie die Absicht, in den Krieg zu ziehen, aber Gefolgsleute und Freunde begleiteten sie in nicht geringer Zahl. Als der ältere Kaiser dies erfuhr, schickte er den Dikaiophylax Gregorios Kieidas 305 und Niphon, den Bischof von Moglaina 306 , zu seinem Enkel nach Selymbria mit dem Verbot, nach Konstantinopel zu kommen; er werde ihm nämlich den Zutritt nicht gestatten, da er den Vertrag und den Eid gebrochen habe 307 • Wenn ihm also etwas Unerwünschtes widerfahre, / solle er die Schuld nicht ihm zurechnen, sondern sich selbst, da er vertragsbrüchig sei. Als der junge Kaiser dies vernahm, schmerzte ihn die Botschaft nicht wenig, doch nach kurzem Zögern antwortete er: «Ich würde es begrüßen, wenn mein Herr und Kaiser sich jetzt der Loyalität und Ergebenheit, die ich ihm durch Taten erwiesen habe, eingedenk zeigte. Da aber die Menge meiner Sünden ihn bewogen hat, mich für meineidig und vertragsbrüchig zu halten und zu erklären, wo er mich doch für rechtschaffen und erfüllt von Sohnesliebe und ihm in allem ergeben halten sollte, glaube ich, daß eure Ankunft hier ein Glück ist, da ihr verständige Männer seid und in meinen Worten die Wahrheit und das Pflichtgemäße zu erkennen vermögt. Sodann frage ich, ob mein Herr und Kaiser es euch erlaubt hat, mir meine Verfehlungen vorzuhalten und meine Verteidigung gegen die Vorwürfe entgegenzunehmen. Ich hoffe nämlich, mit einer Fülle von Argumenten die Vorhaltungen widerlegen zu können.» Als jene erklärten, daß sie keinen weiteren Auftrag hätten, als ihm das Betreten der Hauptstadt zu verbieten und wieder umzukehren, erwiderte er: «So meldet 308 denn meinem Herrn und Kaiser, daß ich Gott, den Hüter der Wahrheit, der selbst Wahrheit genannt 149
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wird und es in der Tat auch ist, zum Zeugen dafür anrufe, daß ich mir nicht bewußt bin, sei es früher, sei es jetzt in diesem zu Unrecht gegen mich entfachten Kriege, sei es mit Taten oder auch nur mit Worten etwas gegen ihn unternommen zu haben. Deshalb flehe ich ihn bei Gott an, von seinem Zorn abzulassen, Huld und Milde walten zu lassen und nichts zu tun, was dem Recht und dem Nutzen zuwiderläuft. Wenn also / die Bosheit des Teufels, die mich schon oft ins Unglück stürzte, bewirkt hat, daß er meine Ergebenheit und Loyalität, die ich bei jeder Gelegenheit an den Tag gelegt habe, vergißt und statt dessen den Verleumdern und Intriganten sein Ohr leiht und diesen Krieg gegen mich entfacht, so bitte ich abermals, mich nicht ohne Anhörung zu verurteilen, sondern seine Vorwürfe offen auszusprechen und mir Gelegenheit zur Verteidigung zu geben. Kann ich in diesem Prozeß die Vorhaltungen widerlegen und werde freigesprochen, so ist alles in Ordnung; weist man mir aber Meineid und Vertragsbruch nach, so will ich nichts von Vergebung hören, sondern beantrage gegen mich selbst die schwerste aller Strafen.» Der junge Kaiser beauftragte die Gesandten, dieses seinem Großvater zu berichten. Diese aber fragten erneut, ob er sich denn wirklich keines Eidbruches gegenüber seinem Kaiser und Großvater bewußt sei, da sie glaubten, es sei ein Leichtes, den älteren Kaiser mit seinem Enkel zu versöhnen, wenn er nur erführe, daß dieser den Eid nicht gebrochen habe. Als nun der jüngere Kaiser versicherte, daß er bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt den Eid in keiner Weise gebrochen habe, kehrten sie froh nach Konstantinopel zurück in der Hoffnung, daß es ihnen gelingen werde, den Krieg der beiden Kaiser zu verhindern. Es kam aber ganz anders, als sie erwarteten. Als sie nämlich berichteten, mit welchen Gründen sich der junge Kaiser gegen den Vorwurf des Eidbruches verwahrte, ließ der ältere Kaiser nicht im mindesten von seinem Zorn ab und gab ihnen keinerlei Antwort. Den Patriarchen Esaias aber wies er an, den Namen seines Enkels bei der heiligen Handlung weder in der Hagia Sophia noch in den anderen Kirchen fortan nennen zu lassen. Denn selbst aus den Kirchen des kaiserlichen Paiastes 309 habe er das Gedächtnis / seines Namens verbannt. Der Patriarch aber fragte, aus welchem Grunde das Gedächtnis des Mitkaisers aus den Kirchen verbannt werde. Denn selbst wenn er sich in eine der Kirche fremde Irrlehre verstrikke, dann dürfe er nicht ohne jede vorherige Ermahnung und jeden Versuch, ihn zurückzugewinnen, aus den Kirchen verbannt werden. Er selbst sei von Gott zum Hüter der heiligen Dogmen der Kirche bestellt worden und zum
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Hirten der Seelen und er sei verpflichtet und auch willens, nicht nur bis nach Rhegion 31O , wo sich der junge Kaiser gerade aufhalte, sondern bis ans Ende der Welt zu gehen, um eine gefährdete Seele zu retten. Deswegen müsse er sich zunächst zu ihm begeben; und wenn er mit Gottes Hilfe nach vielen Belehrungen und Ermahnungen seinen Irrglauben ablege, die Wahrheit annehme und die Heilsamkeit der kirchlichen Lehre erkenne, dann sei aus jeder Sicht alles in Ordnung, da die Kirche ihren geistlichen Sohn wiedergewonnen habe, er selbst seinen leiblichen Nachkommen und die Rhomäer ihren Kaiser. Falls er sich aber verstockt zeige und dem Licht der Wahrheit willentlich die Augen verschließe und nicht die mindeste Hoffnung auf eine Besserung irgendwann aufkommen lasse, dann «werde ich nicht nur aus den Kirchen Konstantinopels sein Gedächtnis verbannen, sondern ich werde ihn aus der Gemeinschaft der Christen in aller Welt ausschließen». Der Kaiser antwortete, daß er seinem Enkel nicht Irrglauben vorwerfe, sondern Bruch der eidlich beschworenen Verträge, dazu Eigenmächtigkeit und Ungehorsam; ebendeswegen sei er, der Ermahnung und Erziehung halber, auf diese Maßnahmen verfallen, und er werde, wenn jener seine Verfehlungen in angemessener Weise öffentlich wiedergutmache, das Entsprechende veranlassen. «Darum», erwiderte der Patriarch, «bitte ich dich, erhabenster Kaiser, mir diese eine allergrößte Gunst zu gewähren, / nämlich die Erlaubnis, mich in deinem Auftrag zu ihm begeben zu dürfen.» Er hoffe nämlich, den jungen Kaiser überreden zu können, wiedergutzumachen, was er früher etwa an Verfehlungen begangen habe, künftig unbeirrt seine Pflicht zu tun und die inzwischen geschehenen Verfehlungen und Anlässe zum Krieg aus der Welt zu schaffen. Über diese Worte wurde der Kaiser unwillig und sagte: «Du solltest ohne viel Getue meinen Worten Folge leisten und meine Befehle ohne Widerrede ausführen. Da es dir aber aus einem mir unbekannten Grunde immer beliebt, das Gegenteil zu sagen und zu tun, statt mich zu unterstützen, so magst du selbst wissen, was du zu tun hast.» So waren denn der Kaiser und der Patriarch verschiedener Meinung, und deswegen war es in den Kirchen des kaiserlichen Palastes verboten, den Namen des jungen Kaisers zu nennen, in den übrigen Kirchen Konstantinopels jedoch und auch im Heiligtum der Weisheit Gottes [Hagia Sophia] wurde der Sitte gemäß das Gedächtnis beider Kaiser in der heiligen Handlung bewahrt. 45. Der junge Kaiser, der sich von Anfang Oktober bis Dezember in der bei Rhegion gelegenen Ortschaft namens Ennakosia 311 aufhielt, bat den
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älteren Kaiser, den Staat der Rhomäer nicht wiederum in Verderben und Wirren zu stürzen, sondern Mitleid zu haben mit den Untertanen und den Krieg nicht weiter voranzutreiben. Um ihn aber besser für den Frieden gewinnen zu können, schickte er durch Gesandte 312 folgende Botschaft an ihn: «Meinen Eifer, Kaiser, / und meine Bereitschaft, für den Nutzen des gesamten Reiches der Rhomäer einzutreten, kann niemand besser bezeugen als du. Denn du weißt: Als Prusa von den Persern [Türken] belagert wurde und wegen des gänzlichen Mangels an Lebensmitteln der Eroberung nahe war, da bin ich, auf die Kunde hin, ungerufen nach Konstantinopel gekommen und bin mit Bitten und Ratschlägen dafür eingetreten, die Belagerten mit dem Nötigen zu versorgen. Die Hilfe aber sollte darin bestehen, daß ich mit dem Heer bei Trigleia 313 - nicht weit von Prusa - zu Schiff übersetze, die Barbaren, so gut ich kann, angreife und die Einwohner mit Lebensmitteln versorge. Daraufhin hätten sie die Belagerung gewiß lange Zeit überstehen können, denn mit allem anderen war die Stadt bestens ausgerüstet. Solche Bereitschaft habe ich gezeigt, unter Lebensgefahr den Bewohnern von Prusa zu Hilfe zu .eilen, und da du nicht einverstanden warst, hast du mich gegen meinen Willen zurückgehalten. Ebendies aber dürfte der Grund gewesen sein, daß Prusa den Barbaren in die Hände fiel 314 • Ich rede davon nicht lediglich, um mich zu brüsten, sondern um durch eines von vielen Beispielen zu zeigen, wie sehr ich mich für eine einzige Stadt, die in Gefahr war, ereiferte und entschlossen war, ihr Hilfe zu bringen oder ihre Gefahr zu teilen. Um wieviel mehr muß es mich jetzt schmerzen, das gesamte Reich der Rhomäer in Gefahr zu sehen! Denn daß wir beide, die wir gegen Feinde von außen für unser Land Krieg führen sollten, nun aufeinander prallen, das muß für die vollendete Katastrophe des Reiches / gelten. Daher bitte ich dich inständig, mein Kaiser, wenn möglich, die Feindschaft zu beenden und den Frieden dem Krieg vorzuziehen. Wenn aber die Worte der Intriganten so viel vermochten, daß ich mit meiner inständigen Bitte um Frieden nichts ausrichte, so erbitte ich mir wenigstens dieses, mit zwei oder drei Gefährten zu dir kommen zu dürfen, um mich deinem Richterspruch zu unterwerfen. Und wenn es mir gelingt, die Vorwürfe zu entkräften, so ist alles in Ordnung; zeigt sich aber, daß ich Unrecht begangen und den Eid gebrochen habe, so haben für dich alle die vielen Belastungen ein Ende, denn du hast den Übeltäter in der Hand und wirst ihn, bei Gott, nicht schonen, sondern ihn so bestrafen, wie es seinen Verfehlungen angemessen ist. Wenn es dir aber nicht zusagt, daß ich vor deinem Gericht erscheine, so möge an meiner
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ÜBERSETZUNG: BUCH I, 45
Stelle der Großdomestikos vor dir zu Gericht erscheinen. Ist er aber schuldig, so mag er die höchste Strafe erleiden. Mich wird dies jedenfalls nicht weniger schmerzen, als wenn mir am eigenen Leibe das Äußerste widerführe. » Eine solche Botschaft schickte der jüngere Kaiser an seinen Großvater und Kaiser.· Auch der Großdomestikos verfaßte ein solches Schreiben, das die gleiche Bitte enthielt: «Mächtigster Kaiser, was mich angeht, hast du, glaube ich, von beidem genaue Kenntnis, einmal, daß ich dir von Herzen ergeben bin und nichts höher schätze, als dir zu dienen (denn davon haben die Ereignisse viele deutliche Beweise geliefert), und ferner, daß ich für das allgemeine Wohl der Rhomäer nicht nur meinen Besitz, sondern auch mein Leben bereitwillig opfern würde. Da ich aber jetzt sehen muß, daß du ohne jeden Grund den Vertrag brichst und zum Kriege rüstest, bin ich von Schmerz erfüllt und geradezu dem Tode nahe, wenn ich das Unglück bedenke, welches / auf die Rhomäer zukommt durch diesen euren Bruderkrieg. Daher bitte ich dich, nicht zuzulassen, daß deine Untertanen in solches Unglück gestürzt werden, sondern vielmehr dem Unheil zu wehren und dich mit dem Mitkaiser, deinem Enkel, zu versöhnen, der sich meines Wissens weder durch Worte noch durch Taten, weder früher noch jetzt irgend etwas hat zuschulden kommen lassen - und du weißt sehr wohl, daß er nichts sagt und nichts tut, von dem ich ·nicht wüßte. Laß nicht die Intrigen derer, die sich an dem Untergang aller erfreuen, obsiegen über das Allgemeinwohl und folge nicht denen, die zum Kriege treiben, da die Erfahrung dich klar gelehrt hat, daß sie Unmögliches versuchen und eine Last heben wollen, die die Kraft ihrer Schultern übersteigt. Beendest du den Krieg, so bist du gut beraten und tust, was dir und uns nützt; tust du aber das Gegenteil, so weiß ich nicht, welcher von beiden Parteien deine Entscheidung weniger zuträglich ist. Der Mitkaiser, dein Enkel, fordert, daß die gegen ihn erhobenen Vorwürfe gerichtlich widerlegt werden und daß du der Richter bist - eine gerechte Forderung, wie jedermann zugeben wird. Sagt es dir aber nicht zu, mit ihm zur Verhandlung zusammenzutreffen, so sollte ich über alle Streitpunkte Rechenschaft ablegen. Befiehlst du also, daß er kommt, so bin ich fest überzeugt, daß sein bloßer Anblick genügt, um zu zeigen, dag die Lügengewebe der Verleumder leichter als Spinnengewebe zerreißen. Im anderen Falle, wenn du mich kommen läßt, so hoffe ich ~\..l beweisen, daß er nicht nur kein Unrecht getan, sondern die Liebe eines Sohnes gezeigt hat u~d es niemals an -der nötigen Ehrfurcht und Loyalität
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hat fehlen lassen. Folgst du aber den Intriganten und lehnst beide Vorschläge ab, so wird Gott nicht zulassen, daß uns / ein Unrecht geschieht. Wie aber die Sache .für euch ausgeht, das will ich lieber verschweigen, die Erfahrung wird es dir deutlich zeigen. Nur darum bitte ich dich, diesen Brief gut aufzubewahren, damit du am Ende erkennst, ob ich ein guter Ratgeber war. »315 46. Solches also schrieben sie dem älteren Kaiser, doch dieser las die Briefe und antwortete nichts weiter, als daß es ihm nicht leicht falle, den Enkel oder den Kantakuzenos zu einem Prozeß in Konstantinopel zu laden. Als der junge Kaiser diese Antwort 316 vernahm, schmerzte es ihn sehr, daß ihm so wider alles geltende Recht sogar die Verteidigung verwehrt wurde. Er machte keinen Versuch mehr, den älteren Kaiser zu überreden, und schrieb an den Patriarchen folgendes: «Mächtiger Patriarch und erlauchte heilige Synode, die ihm zur Seite steht, ihr seid bestens unterrichtet über die Dinge, die vor einiger Zeit zwischen dem älteren Kaiser und mir vorgefallen sind, durch meine Schuld, wie ich gern zugebe. Doch dies hat die weise Vorsehung Gottes mit leichter Hand aus d,'r Welt geschafft und uns tiefen Frieden geschenkt. Nachdem jedoch allf Allstöße und Hindernisse zwischen uns aus dem Weg geräumt waren und wir uns einer tiefen Ruhe erfreuten, ohne auch nur im geringsten an einen Bürgerkrieg zu denken, da schäumte plötzlich eine schwere Woge empor und ein schlimmer Orkan drohte das Reich der Rhomäer mit allen Einwohnern untergehen zu lassen, und es erging uns ähnlich wie denen, die von einer Krankheit befallen sind. Auch sie leisten dem ersten Anfall der Krankheit, auch wenn er sehr heftig ist, kräftig Widerstand; kommt es aber nach vorübergehender Erholung zu einem zweiten / oder gar dritten Anfall, so trifft er die Menschen geschwächt und rafft sie leicht dahin. Dasselbe ist jetzt auch uns widerfahren. Denn durch die früheren Bürgerkriege und jene Kriege, mit denen uns die Barbaren von außen überzogen haben, sind wir weitgehend erschöpft und werden nicht einmal die Kraft haben, dem aufkeimenden Unheil ins Auge zu sehen, sondern werden daran zugrunde gehen. Dies alles sehe auch ich mit an und erkenne sehr wohl, daß die Gefahr nicht mich alleine bedroht (was nicht so schlimm wäre), sondern alle Rhomäer zusammen; daher sitze ich seit etwa sechzig Tagen 31 ?, wie ihr selbst wißt, in der Nähe von Rhegion und bitte jeden Tag mit der gebührenden Ehrfurcht, Bescheidenheit und ~rgebenheit den Kaiser, mir zu verzeihen, wenngleich ich mir selbst keiner Handlung bewußt bin, die seinen Zorn verdiente. Da ich aber sah, daß
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meine viele Mühe vergebens war, schlug ich einen anderen Weg ein und bat, mit einigen wenigen Begleitern vor dem Kaiser erscheinen zu dürfen, um über das, was mir vorgeworfen wird, Rechenschaft abzulegen. Falls aber dies dem Kaiser nicht genehm wäre, sollte der Großdomestikos hingehen und meine Verteidigung übernehmen. Mit keinem meiner Vorschläge fand ich Gehör, sondern ich werde gegen jedes ~echt in contumaciam verurteilt. Dabei hätte ich jede Strafe, zu der mich der Kaiser für die mir zur Last gelegten Vergehen verurteilt hätte, akzeptiert und mit großer Bereitwilligkeit auf mich genommen. So aber muß ich mitansehen, daß sein Zorn gegen mich allen Rhomäern Schaden bringt, / und das schmerzt mich unerträglich. Deshalb richte ich brieflich diese Bitte an Eure Heiligkeit: wenn ihr denn ein Mann Gottes seid, so setzt Euch ein für den Frieden und laßt nicht zu, daß wir uns mit Bruderblut beflecken, sondern überredet entweder den Kaiser, mich zu Euch kommen zu lassen, damit ich Rechenschaft ablege über die mir zur Last gelegten Vergehen, oder kommt selbst hierher, um mir Gelegenheit zu geben, mich in der gleichen Sache zu verteidigen.» Diese Bitte richtete der junge Kaiser um des Friedens willen an den Patriarchen und die übrigen Erzpriester, und der Überbringer des Schreibens händigte es dem Patriarchen aus. Da versammelten sich die Erzpriester, lasen den Brief, und, da ihnen die Forderung des jungen Kaisers berechtigt schien, begaben sie sich allesamt unverzüglich zum älteren Kaiser, wiesen ihm den Brief seines Enkels vor und stellten sich auf den Standpunkt, daß seine Forderung gerecht sei. Sie erklärten, ebendies, daß er so großen Wert darauf lege, entweder selbst zu kommen, um sich gegen die Vorwürfe zu verteidigen oder aber sich zu dem gleichen Zweck mit dem Patriarchen zu treffen, sei ein deutlicher Beweis für seine Unschuld oder, falls er doch einen Fehler begangen habe, für seinen Willen, ihn wieder gutzumachen. Da dies also durch diese Tatsachen bewiesen werde, sei es rechtens, nützlich und notwendig, eine der beiden Forderungen zu erfüllen. Als der Kaiser sah, daß er diesem Verlangen nichts entgegenzusetzen hatte und daß der Patriarch und die Erzpriester dafür eintraten, da verbot er zwar, daß der junge Kaiser zu jenem [dem Patriarchen] komme und ebenso, daß der Patriarch sich zu ihm begebe, indem er erklärte, daß beides nicht förderlich sei; er gestattete jedoch, daß einige der Erzpriester und der Senatoren, / aber auch einige kirchliche Würdenträger und ArchimandriteD31~sich_zu s~illem Enkel begäben, ihm die Vorwiirfe unter~reiteten und seine Verteidigung gegen diese forderten. Es wurden also sechs Erzpriester
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auf den Weg geschickt und ebensoviele Senatoren, ferner jeweils die gleiche Anzahl von kirchlichen Würdenträgern und von jenen gottesfürchtigen Männern, die man Archimandriten nennt319 • Mit ihnen gingen auch jene, die der ältere Kaiser bereits früher abgesandt hatte, Niphon, der Bischof von Moglaina, und der Dikaiophylax Kleidas, denen denn auch der ältere Kaiser die Anklageschrift gegen den jungen Kaiser aushändigte. Diesen allen wurden fernerhin beigesellt Gregorios 320 , der Erzbischof von Bulgarien, ein geschickter Redner, der eine bewundernswerte Einsicht besaß und die höchste Stufe der wahren Weisheit erreicht hatte, sowie Theodoros Xanthopulos 321 , auch er ein Mann, der sich durch Tugend, Einsicht und Bildung auszeichnete. Alle diese Männer also kamen nach Rhegion, um die Streitpunkte, die zwischen den beiden Kaisern bestanden, zu untersuchen. Als der junge Kaiser sie erblickte, war er sogleich von Freude und Genugtuung erfüllt, da er nunmehr Gelegenheit haben durfte, sich gegen die erhobenen Anklagen zu verteidigen. Er begrüßte die Ankömmlinge und hieß sie sich ausruhen, da am nächsten Tage frühmorgens die Versammlung stattfinden sollte. Diese taten so, und der Mitkaiser berief bei Tagesanbruch die vornehmsten seiner eigenen Gefolgsleute sowie die Gesandten des älteren Kaisers zur Zusammenkunft. Als alle versammelt waren, herrschte eine Weile Schweigen unter den Anwesenden, und alle lauschten gespannt, wie bei Neuigkeiten. Als erster ließ sich der Erzbischof folgendermaßen vernehmen: «Mächtigster Kaiser, / wegen der Differenzen, die zwischen euch Kaisern kürzlich aufgetreten sind, hast du selbst gebeten, nach Konstantinopel kommen und vor dem [älteren] Kaiser Rechenschaft ablegen zu dürfen oder, wenn schon nicht dies, daß der Patriarch hierher komme, um die Vorwürfe gerichtlich zu klären. Dieses beides konnte jedoch nicht ohne weiteres so geschehen, wie du es gefordert hast. Doch kommen wir auf Befehl des Kaisers und des Patriarchen hierher, um zu hören, wie du dich gegen das, was dir zur Last gelegt wird, verteidigst. Also schickt es sich für dich, wenn du etwas dazu zu sagen hast, es vorzubringen.» Darauf antwortete der Mitkaiser: 47. «Eure Ankunft ist mir sehr willkommen 322 , und es ist mein innigster Wunschtraum 322a , eine wie immer beschaffene Gelegenheit zu erhalten, mich gegen die Anklagen, die gegen mich erhoben werden, verteidigen zu können. Nicht recht aber scheint es mir und wider alle Vernunft, daß, während ich oftmals meine Ehrfurcht und Ergebenheit gegenüber dem älteren Kaiser durch die Tat deutlich bewies, er mich emes gleichen Wohlwol-
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ÜBERSETZUNG: BUCH I, 47
lens nicht einmal in dürren Worten würdig erachtete. Und dabei hätte er das Geschwätz der Intriganten und meine Taten miteinander vergleichen sollen und dann jene für ihre Missetat entweder gebührend bestrafen sollen, damit sie aufhörten zu intrigieren und anderen ein Vorbild der Mäßigung wären, oder er hätte sie wenigstens heftig schelten und für ihre Frechheit zurechtweisen sollen. Sein Wohlwollen gegen mich aber hätte er fest und unvermindert bewahren sollen, da er, wie gesagt, in meinen Taten die deutlichsten Beweise dafür besitzt, daß ich ihm aufs äußerste zugetan bin und stets jene Ehrfurcht sowie Loyalität und Ergebenheit bewahre, die ein guter Sohn seinem Vater schuldet. Da aber / dies einen ganz anderen Lauf nahm, als es sollte, sind auch meine Taten dem Gedächtnis des Kaisers völlig entfallen. Und da er gänzlich eingenommen wurde von den Reden derer, die es darauf anlegen, uns zu entzweien und dem Gemeinwohl der Rhomäer zu schaden - was bleibt mir anderes übrig, als, in großem Kummer dessenwegen, was mir unverdient widerfährt, den Vater entweder um Vergebung zu bitten für die Früchte der Verleumdung oder aber um eine peinliche Untersuchung dessen, was mir zu Unrecht zur Last gelegt wird? Eben dies aber tue ich schon lange, und sechzig Tage oder schon mehr sind es nunmehr, daß ich mit diesen meinen Gefolgsleuten unter freiem Himmel die Unbill des winterlichen Wetters auf mich nehme, wie ihr selbst wißt. Am besten wäre es, wenn ich mich vor dem Kaiser in Gegenwart des Patriarchen und aller Rhomäer verteidigen könnte, damit ich entweder die Anklage widerlegen und für alle deutlich machen kann, daß ich von den Intriganten schwerstes Unrecht erleide, oder aber, von allen des Unrechts schuldig befunden, nichts mehr verzögern und keine Berufung einlegen kann wegen Parteilichkeit und Streitsucht der Richter, sondern die verdiente Strafe erleide. Da aber der Kaiser entschieden hat, daß man so verfahren müsse, danke ich zutiefst Gott, dem Herrscher des Alls, daß er mir eine Gelegenheit zur Verteidigung gab, nicht weniger aber dem Kaiser und Patriarchen, diesem, weil er die Untersuchung empfohlen hat, jenem, weil er sie gebilligt hat, euch aber, die ihr gekommen seid, für eure Mühen. Und ich bitte euch, nicht auf mich als Kaiser Rücksicht zu nehmen bei / diesem Prozeß und mir nicht um meiner Stellung willen Dinge zu konzedieren, die ihr ablehnt, sondern, wo immer ihr glaubt, daß ich im Unrecht bin, mich unerbittlich zu verurteilen. Wenn ich aber bei meiner Verteidigung gezwungen bin (und freiwillig würde ich von so etwas niemals sprechen), dem Kaiser, meinem Großvater, Unrecht und Meineid nachzuweisen, so bitte
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ich, für diese Worte nicht mich verantwortlich zu machen, sondern die Natur der Sache, und denkt daran, daß ihr sie nicht selbst zu beurteilen habt, sondern ·daß ihr, was mich betrifft, Richter seid, was ihn betrifft, lediglich Zuhörer. Doch da ich mich verteidigen soll, müssen zunächst die Ankläger die Anklagepunkte vortragen, damit ich mich anschließend verteidigen kann.» So sprach der Mitkaiser. Die Richter aber stimmten ihm zu und hießen diejenigen, denen dieses oblag, die Anklagepunkte vortragen. Da traten der Dikaiophylax und der Bischof von Moglaina vor und zählten alles einzeln auf323 • Als aber der Mitkaiser seine Verteidigungsrede hielt, da zeigte sich, daß die Anklage keinen festen Grund hatte und daß kein deutlicher Beweis vorhanden war, weder aufgrund von Tatsachen noch von Zeugenaussagen. Vielmehr schien, daß alles, statt auf Wahrheit zu beruhen, aufgrund von Verdachtsmomenten zusammengetragen war. Schließlich aber sagten die Ankläger folgendes: «In dem durch Eid bekräftigten Friedensvertrag ist auch dies festgelegt, daß dem Kaiser, deinem Großvater, die gesamte Verwaltung und Leitung des Reiches zusteht, während du ihm unterstellt bist und seine Befehle auszuführen hast und daß, wer dem zuwiderhandelt, den Eid bricht und Unrecht tut. Du aber hast ohne Erlaubnis und Wissen des Kaisers / den staatlichen Steuereintreibern mit Gewalt viertausend Goldstücke weggenommen.» «Daß ich ihnen das Geld weggenommen habe, leugne ich nicht», erwiderte der Mitkaiser, betonte jedoch, daß er deswegen nicht für meineidig gelten dürfe noch für einen, der schamlos den Kaiser mißachte. «Du sprichst rätselhaft», wandten die Richter da ein, «da du, obwohl in dem Eid festgelegt ist, daß du nichts gegen den Willen des Kaisers tun darfst, gegen seinen Willen das Geld genommen hast und gleichwohl behauptest, den Eid nicht gebrochen zu haben. Denn entweder ist nicht festgelegt, daß die gesamte Verwaltung des Staates dem Kaiser zusteht und daß du seinem Willen nicht zuwiderhandeln darfst, oder aber; wenn dem so ist, dann hast du dich des Meineides schuldig gemacht, da du selbst zugibst, gegen den Willen des Kaisers das Geld genommen zu haben.» Xanthopulos aber, einer derer, die aus Konstantinopel angekommen waren, sagte: «Es ist nicht recht, den Mitkaiser zu verurteilen, bevor er sich für das, was ihm zur Last gelegt wird, gerechtfertigt hat. Erst dann erkennen wir nämlich aus seinen Worten, ob wir ihn von Schuld freizusprechen oder zu verurteilen haben.» Da die übrigen dem beipflichteten, rechtfertigte sich der Mitkaiser folgendermaßen 324 :
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ÜBERSETZUNG: BUCH I, 48
48. «Wenn der Kaiser, wie es rechtens ist und wie ich es wünschte, die Ereignisse mit der nötigen Sorgfalt prüfte, dann hätte er mich nicht der Unverschämtheit und Dreistigkeit und, was das schlimmste ist, des Meineides angeklagt. Denn wenn der Richter frei ist von Vorurteilen, dann fallen die Entscheidungen am ehesten gerecht aus; im anderen Falle müssen sie in der Regel zwangsläufig falsch werden. Hätte er aber bei den früheren / Kriegen untersucht, weshalb und warum die Verträge geschlossen und die Eide geleistet wurden, ferner, welche Sorge, welchen Eifer und Einsatz ich darauf verwendet habe, den Krieg zu beenden und welche Fürsorge und Ergebenheit und Liebe ich ihm gegenüber bei jeder Gelegenheit an den Tag gelegt habe, so wäre nicht nur keine derartige Anklage gegen mich erhoben worden, sondern ich selbst wäre befreit von den gegenwärtigen Mißhelligkeiten und die Rhomäer allesamt von den zu erwartenden, der Kaiser aber sähe sich außerhalb jeder Bedrängnis und des üblen Rufes, freiwillig zum Verderben der Rhomäer einen Krieg begonnen zu haben. Nun aber hat er dies alles, wie es scheint, vergessen und jene vielen schweren Anklagen, die ihr alle vernommen habt, gegen mich erhoben. Ich aber hätte die übrigen Vorwürfe, so schwer sie auch sein mögen, schweigend ertragen aus Ehrfurcht vor dem Kaiser und ich weil nicht in die Zwangslage geraten wollte, zu meiner Verteidigung Dinge sagen zu müssen, die ihm Unehre bringen; da er mir aber den Stempel des Meineides aufdrückt, wäre es ruchlos und unannehmbar, wenn ich mich dem Prozeß entzöge, wenngleich ich das ohne Risiko und Mühe tun könnte. Daher werde ich zu zeigen suchen, daß ich mich bis heute nach Kräften bemüht habe, die Verträge und Eide unangetastet einzuhalten. Wenn ich aber dabei nachweise, daß er die Eide und Verträge gebrochen hat, dann werft mir bitte nicht Dreistigkeit und Frechheit vor, sondern bedenkt, daß dieser Vorwurf notwendig in der Natur der Sache liegt. Zunächst also möchte ich dies hervorheben, daß der Eid, der den Vertrag besiegelt hat, nicht allein von mir geleistet wurde, sondern auch vom Kaiser, und daß folglich beide Parteien ihn in gleicher Weise unverbrüchlich / einhalten müssen; wird er aber von einer Seite gebrochen, so trifft die andere Seite, wenn sie sich zur Wehr setzt, daran keine Schuld mehr. Der Kaiser selbst hat vor mir ganz richtig so geurteilt. Sagt er doch, daß ihn, da ich eides- und vertragsbrüchig sei, keine Schuld treffe, wenn er sich zur Wehr setze und dabei die Abmachungen verletze. Und dieser meiner Auffassung würdet auch ihr, so meine ich, nach Recht und Billigkeit zustim-
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men. Mit besonderer Freude aber habe ich es aufgenommen, daß auch der Großlogariastes Kokalas 325 unter euch anwesend ist. Denn er wird durch sein Zeugnis meine Verteidigung nicht wenig stützen, da er sich ärgern wird über das, was ich sagen will. Ist er doch der Schwiegervater des Protovestiarios, meines Onkels, und ist hierhergekommen, um meine Anklage wie meine Verteidigung anzuhören und alles, so gut er kann, seinem Schwiegersohn wahrheitsgemäß brieflich mitzuteilen. Ich aber hätte es außerordentlich begrüßt, wenn auch jener anwesend wäre. Wägt also ab, welche Partei als erste den Eid gebrochen hat. Zu meiner Verteidigung aber will ich mich nicht auf schönklingende Worte stützen und auf bestochene Zeugen, die Mißtrauen und Ablehnungsanträge verdienen, sondern des Kaisers eigene Briefe mögen bezeugen, daß er von langer Hand und mit Vorbedacht den Krieg gegen mich ins Werk gesetzt hat. Zunächst also möge der Befehl verlesen werden, den der Kaiser im Juli der zehnten Indiktion an den Protovestiarios, meinen Onkel, geschickt hat, und der folgendermaßen lautet 326 : 'Geliebter Neffe meiner kaiserlichen Majestät und Protovestiarios Andronikos Palaiologos! Der Bericht, den du an meine Majestät geschickt hast, / ist wohlbehalten angekommen, und ich habe gelesen, was du darin schreibst und vorträgst. Deinen Eifer und deine Gewissenhaftigkeit und deinen Einsatz in dieser Angelegenheit heiße ich gut. Sorge auch in Zukunft dafür, daß sie zum Ziel kommt. Denn du weißt wohl, daß du aus keinem anderen Grunde gesandt wurdest, diesen Statthalterbezirk 327 zu verwalten, als eben um dieses Dienstes willen. Denn schon ehe dein Bericht kam, hat der Kral 328 seinen Gesandten hierher geschickt und meiner Majestät kundgetan, daß er mit dir Kontakt aufgenommen habe und daß er bereit sei, uns mit allem, was ihm zu Gebote steht, zu unterstützen, nicht nur mit seiner Truppe, sondern auch in eigener Person. Nun erhält meine Majestät darüber noch zuverlässige Kunde durch deinen Bericht. Erledige also deine Aufgabe so schnell wie möglich, denn auch meine Majestät ist mit Eifer bei der Sache, und sieh zu, daß wir euch nicht zuvorkommen. So weit also dieses Schreiben. Als zweites Zeugnis will ich einen kaiserlichen Befehl329 an denselben Adressaten vorlegen, geschrieben im September der elften Indiktion. 'Geliebter Neffe, Herr Protovestiarios Andronikos Palaiologos! Du weißt, was meine Majestät im Punkte der Aufgaben an Dich verfügt hat, die dir übertragen wurden, und daß du dich beeilen mußt, damit meine Majestät euch nicht zuvorkommt. Und siehe, es wird geschel
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hen, wie ich es sehe. Denn ich warte auf nichts anderes als auf eine Nachricht von denen, die an Ort und Stelle sind. Wie steht es also mit deiner Gewissenhaftigkeit? Wie steht es mit deinem Versprechen? Denn seit Juli habe ich nichts Genaues von den dortigen Leuten erfahren, / sondern nur Gerüchte, und ich möchte dir in aller Kürze kundtun, daß ich, wie gesagt, auf nichts anderes warte als auf eure Nachricht.) Auch er hier, Kokalas, schreibt dem Protovestiarios, seinem Schwiegersohn, und wirft ihm große Nachlässigkeit und Sorglosigkeit vor und schilt ihn, weil er sein Versprechen nicht erfüllt habe, und sagt, daß der Kaiser darüber betrübt sei und daß er selbst sich seiner schäme, weil er versprochen habe, aufs gewissenhafteste und schnellste das Versprochene zu erfüllen. Weil aber die verlesenen Briefe nicht offen von mir sprechen, könnte man glauben, daß sie sich auf andere Leute beziehen; deswegen werde ich einen weiteren Befehl vorlegen, welcher unumstößlich macht, daß die vorherigen sich auf mich bezogen haben, und welcher offen den Krieg gegen mich verkündet, geschrieben im Oktober der elften Indiktion 330 : 'Geliebter Neffe meiner kaiserlicher Majestät, Herr Protovestiarios Andronikos Palaiologos! Die Berichte von euch allen sind bei meiner Majestät angekommen und wurden verlesen, und ich habe euch in allen Punkten, über die ih)' berichtet, zugestimmt. Die Antworten und Befehle meiner Majestät ergehen einzeln an jeden von euch per Schiff, und zwar durch den geliebten Neffen meiner Majestät, Herrn Michael Asanes 33 \ deinen Vetter. Von ihm wird ein jeder von euch / ausführlicher den Auftrag meiner Majestät erfahren. Damit ihr aber, falls das Schiff sich wegen unruhiger See verspätet, wenigstens im allgemeinen die Order meiner kaiserlichen Majestät kennt, siehe, deswegen tut euch meine Majestät durch einen Boten zu Lande kund, daß ihr an Ort und Stelle so viele und so tüchtige Männer seid, daß selbst ein einziger von euch, der im dortigen Gebiet weilt, ausreichend wäre zum Kampf gegen meinen Enkel. Um wieviel mehr also, da ihr euch dort befindet, so viele und so tüchtige Männer. Kein Problem! Jetzt lasse ich meinen Panther los, der gefesselt war 332 ; handelt, wie eure Klugheit es euch gebietet, denn nunmehr lege auch ich los.) Solches trug der Kaiser seinem Neffen auf, obwohl er mir nichts vorzuwerfen hatte; vielmehr brach er selbst als erster den Vertrag und den Eid. Damit ihr aber wißt, daß er viele Helfershelfer benützte zu diesem Krieg gegen mich und ihn von langer Hand vorbereitete, möchte ich euch als weiteres Zeugnis einen Brief vorlegen, den dieser Mann hier, Kokalas, an
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seinen Schwiegersohn, den Protovestiarios, geschickt hat und der folgendermaßen lautet: 'Zunächst war unser Herr, der Kaiser, erzürnt über euch, vor allem über dich, weil ihr nicht schreibt und nicht berichtet, was ihr tut und wie es euch geht. Jetzt aber ist er zwar zufrieden, daß ihr geschrieben habt, tadelt euch jedoch, weil ihr euren Bericht so unvorsichtig geschickt habt. Wäre nämlich das Schreiben zufällig seinem Enkel, dem Mitkaiser, in die Hände gefallen, so wäre unzweifelhaft bekannt geworden, daß seit einiger Zeit und mit voller Absicht / der gegenwärtige Krieg in die Wege geleitet wurde. Dies habt ihr nicht gut gemacht. Doch wie ich gegenwärtig den kaiserlichen Befehl und diesen Brief in einer Spange 333 versteckt habe (und wer würde in einer Spange etwas vermuten?), so macht auch ihr es. Jetzt aber macht einen Anfang, denn wie du aus seinem Befehl erfahren wirst, setzt nun auch der Kaiser den Beginn. Gleichwohl glaube ich, daß ihr das Ende sehen werdet, ehe ihr von dem Anfang gehört habt. Denn alle Amtsträger und deren Gehilfen, die sich bei seinem Enkel, dem Mitkaiser, befinden, sind vom Kaiser eingesetzt worden und sie genießen seine Wohltaten in Form von Einkünften und Schenkungsurkunden; und sie sind alle bereit undharren der Befehle unseres Herrn, des ehrwürdigen Kaisers, um, wann immer er ihnen befiehlt, ihm den Enkel in Fesseln auszuliefern. Daher werde auch du ab jetzt tätig und zeige eine Leistung, wie sie deiner Einsicht und deiner politischen Erfahrung ansteht. Aus all diesen Zeugnissen könnt Ihr selbst entnehmen, wer von uns beiden den Eid gebrochen hat. Wenn also nach dieser offenkundigen Verletzung der beschworenen Abmachungen auch ich etwas getan habe, was den Verträgen zuwiderläuft, so ist es weder Rechtens noch vernünftig, mir Meineid vorzuwerfen. Auch wenn ich also, wie jene behaupten, vertragswidrig Geld vereinnahmt habe, verdiene ich deswegen noch keine Strafe, da der Vertrag gebrochen ist. Aber auch davon abgesehen, werde ich euch beweisen, daß die Vereinnahmung der Gelder mit dem Eid in Einklang steht. In dem / Eid ist nämlich festgelegt, daß mir für meinen Haushalt und den meiner Gattin, der Kaiserin, sowie für den Sold des Heeres aus der Staatskasse Gelder zugewiesen werden in dem Umfange, in dem der Vertrag es bestimmt. Dies aber wurde nicht formlos vereinbart, sondern durch einen schriftlich festgehaltenen Eid, wie aus dem Chrysobull zu entnehmen ist, welches der Kaiser an mich adressiert hat. Seit jener Zeit sind bis heute vier Jahre und vier Monate verstrichen, für welche mir nach meiner Berechl
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ÜBERSETZUNG: BUCH 1,48
nung aufgrund des Vertrages ein Fehlbetrag von 350000 Goldstücken zusteht334 . Dies läßt sich eindeutig beweisen aufgrund der Quittungen, welche als Belege ausgestellt wurden von denen, die das Geld auf Befehl des Kaisers eingetrieben haben. Welches Unrecht habe ich also begangen, wenn ich, da diese Summe mir geschuldet wird, einen Bruchteil davon vereinnahmt habe? Oder ist es etwa recht und billig, daß der Kaiser, der mir so viel wegnimmt, nicht einmal vermutet, daß er Unrecht tut oder den Eid bricht, mich aber, der ich von dem vielen, was mir geschuldet wird, nur einen Bruchteil genommen habe, vor Gericht zu schleppen und des Meineides anzuklagen und fortzujagen und ins schwerste Unglück zu stürzen? Indessen, wäre ich nur des für meinen Haushalt bestimmten Geldes beraubt worden, so wäre zwar auch das Unrecht gewesen, aber ich hätte es schweigend ertragen aus Ehrfurcht vor dem Kaiser und weil ich der Überzeugung bin, daß ich als Sohn verpflichtet bin, Schmerzen, die mir vom Vater zugefügt werden, welcher Art sie auch seien, zu ertragen, ohne ihm Vorwürfe zu machen und ohne viel Lärmens; vielmehr ihn zu bitten, mir mehr Freundlichkeit und Milde zu bezeigen und mich von dem zu befreien, was mich schmerzt und kränkt. Da er / mir aber den jährlichen Sold für das Heer weggenommen hat, den die Soldaten als einzigen Lebensunterhalt benötigen, schien es mir nicht akzeptabel, das Unglück anderer großmütig hinzunehmen. Seht nur, welches Unrecht ihnen geschieht. Zunächst einmal haben wir es ihnen nicht gestattet, dem Handel oder dem Ackerbau oder einer anderen Betätigung nachzugehen, um für ihren Lebensunterhalt zu sorgen, weil sie immer für einen Feldzug bereit sein müssen und nicht in die Zwangslage geraten dürfen, aus irgendwelchen Gründen zu Hause bleiben zu müssen. Und dann wurden sie vom Kaiser des festgesetzten Soldes beraubt, den jährlich zu zahlen er sich nicht so obenhin verpflichtet hat, sondern eidlich. Drittens aber habe ich diesen Zustand lange Zeit gleichmütig hingenommen, um nicht dem Kaiser Last und Ärger zu schaffen. Dabei hätte ich mich zwar in meinen eigenen Angelegenheiten großmütig zeigen müssen, gleichgültig gegenüber dem Geld und nur darauf bedacht, dem Willen des Vaters zu folgen, was aber die Soldaten betrifft, hätte ich besorgt sein müssen und unerbittlich; alles hätte ich ersinnen und tun müssen, damit sie nicht ihren Sold einbüßen, und ich hätte nicht aus lauter Wohlwollen für den Kaiser sie in die äußerste Not bringen dürfen. Denn das ist nicht Wohlwollen, sondern Grausamkeit und die schlimmste Unmenschlichkeit, wenn man, während andere beinahe Hungers sterben, sich selbst
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großmütig zeigt. Freilich habe ich es nicht unterlassen, den Kaiser immer wieder um den Sold für das Heer zu bitten. Viele der Soldaten gerieten nämlich in solche Not, daß sie es ertrugen, daß ihre Frauen bei Anbruch / der Nacht (damit ihre Bekannten sie nicht erkennen könnten) von Haus zu Haus zogen, um für sich und ihre Männer durch kümmerliche Bettelei etwas Nahrung zu beschaffen. Da mir dies das Herz gebrochen hat, habe ich mir das Geld, dessentwegen ich angeklagt werde, genommen und ihnen damit eine kleine Erleichterung verschafft. Ob ich aber deswegen meineidig bin und ungerecht und meinen Vater mißachtet habe, das möget ihr beurteilen. Zunächst habe ich bewiesen, daß ich in keiner Weise den Vertrag gebrochen habe, sondern selbst unter offenkundigem Vertragsbruch zu leiden hatte; und obwohl ich, wie ihr gesehen habt, den Beweis in der Hand habe, daß der Kaiser als erster den Eid gebrochen hat, bleibe ich hier um des lieben Friedens willen und bitte nun schon so lange Zeit den Kaiser, keinen Krieg zu beginnen. Sollte aber jemand einen Beweis dafür haben, daß ich als erster den Eid gebrochen habe, so trete er vor und zeige ihn. Und was schließlich das Geld betrifft: Wenn ich von der mir geschuldeten Summe von 350000 Goldstücken eine so kleine Summe an mich genommen habe und das ein Unrecht war, möget ihr mich verurteilen.» 49. Solches brachte der jüngere Kaiser zu seiner Verteidigung vor. Aber noch während er sich verteidigte, und zwar ehe der Brief an den Protovestiarios verlesen worden war, setzte ihm Kokalas gewaltig zu, indem er erklärte, daß er die Schuld habe an dem Kriege, da er sich von Intriganten habe verleiten lassen, die den Kaiser verleumdeten und den Protovestiarios und die anderen führenden Männer, daß sie entschlossen seien, Krieg vom Zaun zu brechen. Nachdem aber der Brief verlesen worden war und sich gezeigt hatte, daß Kokalas selbst nicht weniger dazu beitrug, den Frieden zu beenden, da hatte er nichts zu / entgegnen, sondern saß schweigend da; so eindeutig war er überführt worden. Der Mitkaiser aber wandte sich ihm zu und sprach: «Großlogariastes, daß einer schuldig wird und seinem Nächsten Unrecht tut und sich Vorteile zu verschaffen sucht, ist nicht verwunderlich; denn wir sind alle Menschen und unterliegen den gleichen Leidenschaften und sind zum Schlechten eher geneigt als zum Guten. Daß aber einer, der Unrecht tut und Meineide schwört und lügt, hernach auch noch Machenschaften und Intrigen anzettelt und mit aller Kraft versucht, die Schuld auf die Unschuldigen abzuwälzen, um selbst nach einem Mord noch als redlicher Mann dazustehen, das ist nicht mehr die Art eines Menschen, 164
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sondern ganz und gar die des Erzfeindes und Verderbers der Menschheit.» Unter den Anwesenden befand sich aber als Abgesandter des Kaisers der Logothet des Stratiotikon Theodoros Kabasilas 335 , ein verständiger und weiser Mann, der die Gunst und das Vertrauen des älteren Kaisers genoß, nicht weniger aber des jüngeren; er war eng befreundet mit Kokalas und da er sah, daß der junge Kaiser aufgebracht war gegen die Verleumder, wollte er ihn durch einen geistreichen Witz besänftigen und sagte: «Mein Kaiser, hier gibt es nichts zu verwundern; solcherart sind nun einmal die Hinterhalte und Fallgruben des PIanos [Verführers]335a.» Denn in seiner Jugend hatte Kokalas beim Spiel von den Altersgenossen den Spitznamen «PIanos» bekommen. Die Bemerkung kam offenbar im rechten Augenblick, denn sie bewirkte, daß der Zorn des Kaisers in ein joviales Lächeln umschlug. Soviel dazu. Den Erzpriestern aber gebot der Mitkaiser, ihn zu verurteilen, wenn er ihnen des Unrechts und des Meineides schuldig schiene. Sie / entgegneten, daß sie an ihm nichts zu verurteilen hätten und ihn lediglich darum bäten, wie bisher Mittel und Wege zu finden, um das zu erwartende Übel abzuwenden. «Von Anfang an», erwiderte der Mitkaiser, «hätte ich nichts mehr gewünscht, als daß der Krieg gar nicht erst ausgebrochen wäre oder, wenn er einmal ausgebrochen war, möglichst schnell beendet würde. Daß aber dies keine Heuchelei und Verstellung ist, dafür geben die Tatsachen selbst einen deutlichen Beweis. Schon ist es nämlich der dritte Monat, daß ich hier sitze und den Kaiser um Beilegung des Konflikts bitte und daß er nicht zulassen möge, daß unserer Zwietracht wegen heilloses Leid über das Reich der Rhomäer hereinbreche. Aber niemand will auf mich hören. Und dabei bin ich ganz sicher, daß man mir nachstellt, obwohl ich kein Unrecht begehe. Denn ich weiß sehr wohl, daß man nicht nur diese Briefe, deren Inhalt ihr vernommen habt, verschickt hat, um gegen mich zu arbeiten, sondern daß viele ihr Ziel erreichten und ich nur wenige abgefangen habe. Meiner starken Friedensliebe wegen setze ich mein eigenes Wohl und das meiner Anhänger hintan, vertraue allein auf Gott, bei dessen Namen ich die Wahrheit schwöre, und versuche aus eigener Kraft, die zu erwartenden Übel abzuwenden. Wenn aber der Kaiser von dem Geld, das er schuldet, auch nur die Hälfte 336 dem Heer gibt, so werden die Soldaten, des bin ich sicher, zufrieden sein und Ruhe halten, und wir werden befreit sein von dem Leiden, das der Krieg mit sich zu bringen verspricht.» Die Erzpriester erklärten, daß es bei der gegenwärtigen Geldnot nicht leicht sei, eine solche Summe aufzubringen, daß die Soldaten aber, was
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möglich sei, sogleich bekommen sollten, den Rest / zu einem vereinbarten Termin. «Nun, wenn das Schwierigkeiten bereitet», sagte da der Mitkaiser, «so verzichten wir auf die Hälfte dieses Betrages und geben uns mit einem Viertel des Ganzen zufrieden, um des Friedens und der Eintracht willen.» Als sie dies hörten, lobten sie den Mitkaiser für seine Uneigennützigkeit und erklärten, daß ihm die genannte Summe zweifellos gegeben werde. Als der Mitkaiser sah, daß sie darauf eingingen, wollte er deutlich machen, daß er, um den Krieg zu beenden, auch auf die von allen als höchst maßvolle empfundenen Forderungen verzichte, und sagte: «Ihr habt die beschwerliche Reise, mit Entbehrungen und Hunger den ganzen Tag lang, auf euch genommen; daher ziemt es sich, euch einen Gefallen zu tun. Darum verzichte ich euch zuliebe 337 auch auf das Viertel der geschuldeten Summe und fordere vom Kaiser nichts weiter als das, was die Verwalter der öffentlichen Einnahmen unter falschen Vorwänden dem Kaiser vorenthalten und für sich selbst behalten. Aufgrund deutlicher Beweise will ich dieses Geld nehmen und an das Heer verteilen als kleinen Trost. Wundert euch indessen nicht, daß ich erst mit Nachdruck erklärt habe, man könne sich angesichts der Not anderer nicht großmütig und auf die eigene Ehre bedacht zeigen, jetzt aber so leicht das den Soldaten geschuldete Geld ausschlage. Wenn ihnen nämlich in Zukunft der vereinbarte Sold gemäß den Eiden und den Verträgen gewährt wird, werden sie mir zuliebe gerne auf das aus früherer Zeit Geschuldete verzichten. Andernfalls aber fürchte ich, daß wegen des Geldes der Friede hinausgeschoben wird und wir als Leute erscheinen, die aus freien Stücken den Krieg vorziehen. / Deswegen hielt ich es denn auch für nötig, jede Unklarheit und jeden Zweifel zu beseitigen und lieber den eigenen Leuten zur Last zu fallen als einen Vorwand zum Kriege zu liefern.» So sprach der junge Kaiser. Die Abgesandten des älteren Kaisers aber, die Erzpriester und Senatoren, bewunderten den Mitkaiser um seiner Großherzigkeit willen und seiner starken Liebe zum Frieden; sie dankten ihm herzlich und voller Freude baten sie ihn, heimkehren zu dürfen, da sie glaubten, daß der Verwirklichung des Friedens nichts mehr im Wege stehe, sobald sie nur dem Kaiser das Geschehene gemeldet hätten. Da gestattete er ihnen auf ihren Wunsch hin die Heimkehr; dem Kaiser aber, seinem Großvater, ließ er durch sie folgendes mitteilen 338 : «Meinen Eifer und meine Bereitwilligkeit, dir die Herrschaft über die Rhomäer zu überlassen, kennt Gott, der Allwissende, sehr wohl, und du 166
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selbst kannst dafür Zeugnis ablegen. Denn obwohl ich dir in den früheren Kriegen übel hätte mitspielen können, wenn ich gewollt hätte, und über das ganze Reich oder den größten Teil hätte herrschen können, habe ich freiwillig davon Abstand genommen, und es vielmehr für richtig gehalten, dir, dem Vater, zuliebe darauf zu verzichten, solange du lebst; und so habe ich, was ich mir aneignen konnte, freiwillig dir überlassen, und dies nicht ohne Mühen und Gefahren. Alle nämlich, die auf meiner Seite gestanden und die Plagen und Fährnisse des Krieges auf sich genommen haben, sind der Vorteile und Ehren des Sieges verlustig gegangen, weil ich auf deinen Befehl hin sogleich bereitwillig Frieden geschlossen und dir alles überlassen habe, was sie im Kriege als Sieger gewonnen hatten, und deswegen war ich dann von zwei Seiten in Bedrängnis. Sie zur Beendigung des Krieges zu überreden, / war schwierig, da sie behaupteten, im Recht zu sein, und forderten, man müsse nach dem Gesetz des Krieges dem Gegner mit allen Mitteln zu Leibe rücken; und gegen ihren Willen etwas zu unternehmen, war nicht unbedenklich. Denn da der größte Teil meiner Gefolgschaft sich mir aus Freundschaft angeschlossen hatte und in der Hoffnung, daß ich, einmal an die Macht gelangt, mich erkenntlich zeige, war zu erwarten, daß sie, wenn der Friede nicht nach ihren Vorstellungen ausfiele, verzweifelt sich dem Gegner zuwandten, was für mich nicht ungefährlich gewesen wäre. Doch dir zuliebe habe ich allen Gefahren zum Trotz die Mühe, sie zu überreden, auf mich genommen, unterstützt von einem vielleicht oder zweien, da ich glaubte, wenn ich mein außerordentliches Wohlwollen gegen dich durch die Tat bewiese und mich in schwierigen Zeiten nicht als Feind, sondern als Freund erwiese, dann würdest du mir vert~auen und die Feindschaft beilegen. Doch jetzt zeigt sich, daß das Gegenteil von dem, was ich annahm, der Fall ist. Denn all jenes und, was das Höchste ist, selbst die Wahrheit hast du für nichts erachtet und, verleitet von korrupteri und verlogenen Menschen, die nicht das Gemeinwohl im Auge haben, sondern nur ihren eigenen Vorteil, hast du es vorgezogen, Krieg gegen mich zu führen. Ich indessen, dem man mit Ränken und Vertragsbruch begegnet ist und der gewiß das Recht hätte, eher bereitwillig in den Krieg zu ziehen, ich sitze aus Ehrfurcht vor dir und aus unstillbarer Sehnsucht nach dem Frieden schon den dritten Monat hier und flehe dich an und suche deinen Zorn zu besänftigen. Doch jetzt, da die Erzpriester und die Senatoren abgesandt wurden und angekommen sind, um die gegen mich erhobenen Vorwürfe zu untersuchen, hat es mich mit großer Freude erfüllt, eine Gelegenheit zur Verteidigung gefun-
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den zu haben. / Es hat eine Versammlung stattgefunden, in der ich eine wahrheitsgemäße und berechtigte Verteidigung gegen die erhobenen Vorwürfe vorgebracht habe. Was ich auf diese Anschuldigungen erwidert habe, werden sie selbst bei ihrer Ankunft berichten. Ich aber bitte dich abermals, mein Kaiser, laß nicht zu, daß wir und die übrigen Rhomäer an unserem Bruderkrieg zugrunde gehen, sondern überlege dir innerhalb von acht Tagen, was zu tun ist und laß uns wissen, wie du denkst. Solltest du mit der Zustimmung Gottes, des Friedensstifters, milder gegen uns gesonnen sein und den Frieden vorziehen, so ist in jeder Hinsicht alles in Ordnung. Sollten aber die Vielzahl unserer Verfehlungen und dein fester Wille, uns vernichtet zu sehen, dich zum Kriege veranlassen, so will ich dir auch in diesem Falle den sichersten Weg für den Krieg zeigen, auf dem du schnellstens und ungefährdet allen Schwierigkeiten entrinnst. Gott, der Spender alles Guten, der Vater aller und Gebieter der Kaiser, hat dir eine unbezwingliche und wunderbare Macht verliehen, der ich, wie ich gestehe, mich nicht nur nicht zu widersetzen, sondern nicht einmal ins Angesicht zu schauen vermag. Sie besteht darin, daß du mein Gebieter und Vater bist, ich aber dein Sohn und, genau gesagt, dein Sklave339 . Wenn du diese Macht gebrauchst, wirst du in kurzer Zeit und ohne Mühe alles, was du willst, erreichen. Gebietest du mir nämlich als Vater, den Block um meinen Hals zu legen und zu dir ins Gefängnis zu wandern und dort zu bleiben, so werde ich bereitwilligst das Befohlene tun. Doch was rede ich vom Gefängnis und vom Block? Auch wenn du mir etwas anderes, noch Schmachvolleres abverlangst, werde ich es auf dein Geheiß bereitwillig ertragen. Gibst du aber diese Macht auf und wendest dich jener anderen zu, die du dir seit langem, unbemerkt / wie du glaubst, geschaffen hast in der Hoffnung, mich im Kriege zu überwältigen, dann - ich zögere, es zu sagen, aber es muß gesagt werden - fürchte ich, daß, wie schon früher, aus den Folgen deutlich wird, wie nachteilig du beraten warst. Damals wurde mit Gottes Hilfe und Unterstützung der Männer hier bei mir, die mich innig lieben, unter vielem Schweiß und Mühen etwas vollbracht, von dem du nicht etwa dachtest, es seien fromme Wünsche, dies zu verwirklichen, sondern woran du überhaupt nicht dachtest, während ich, mich darum bemühte. Jetzt aber fürchte ich, daß dir auch diese Hoffnung genommen wird, falls die Dinge einen anderen Verlauf nehmen, als du ihn erhoffst. Daher bitte ich dich abermals und rate dir, dich entweder für den Frieden zu entscheiden oder aber, wenn es dich unbedingt zum Kriege treibt, dann jene große Macht zu gebrauchen, die du 168
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als Vater besitzt und mit der du leicht alles durchsetzen kannst, was du willst - Gott rufe ich zum Zeugen an, daß diese meine Worte wahr sind. Vertraue nicht auf die «Feigenhilfe»340, jene Anführer nämlich, die du in den Westen geschickt hast, den Krieg gegen mich vorzubereiten. Du glaubst, viele bewundernswerte Feldherren zu haben, doch solltest du wissen, daß ich und meine Helfer bei weitem überlegen sind. Befolgst du meinen Rat und entscheidest du dich für den Frieden, so wirst du Gott und seine guten Engel erfreuen und uns von Krieg und Gefahren befreien. Entscheidest du dich aber anders, so rufe ich das allsehende Auge [Gottes] und die himmlischen Mächte, die unsere Geschicke lenken, zu Zeugen an, daß ich trotz des Unrechts und des Vertragsbruches, unter dem ich zu leiden habe, gleichwohl den Frieden liebe. Du selbst mögest wissen, welcher / Rat und welche Tat für dich selbst und die übrigen Rhomäer nützlich ist.» Eine solche Botschaft schickte der junge Kaiser an den Kaiser, seinen Großvater. 50. Als die Gesandten in Konstantinopel ankamen, begab sich als erster Kokalas zum Kaiser und berichtete alles in allen Einzelheiten: was sie selbst dem jungen Kaiser zum Vorwurf gemacht hätten und was er jeweils zu seiner Verteidigung vorgebracht habe und schließlich auch, welche Botschaft an ihn er ihnen mitgegeben habe. Es dünkte ihnen, daß die Reise der Erzpriester. und der übrigen Gesandten nicht vorteilhaft gewesen sei, da man nunmehr vor der Notwendigkeit stehe, entweder Frieden zu machen oder, falls man zum Kriege entschlossen sei, vor allen offen als Rechtsbrecher dazustehen. Als nach kurzer Zeit auch die übrigen Gesandten kamen und dem Kaiser ihre Reverenz erwiesen, erhielten sie nicht die Erlaubnis, irgend etwas aus der Botschaft vorzutragen, sondern wurden angewiesen, daß ein jeder nach Hause gehen und sich ruhig verhalten solle, bis der Kaiser ihnen befehle, über ihre Gesandtschaft zu berichten. Dies war ein schönklingender Vorwand. Dem Kaiser schien es nämlich vorteilhafter, die Angelegenheit mit Schweigen zu übergehen, da er fürchtete, wenn die Botschaft öffentlich bekannt gemacht würde, werde er entweder von allen Seiten zum Friedensschluß gedrängt, da alle überze,ugt seien, daß der junge Kaiser fordere, was Rechtens und von Nutzen sei, oder aber, wenn er nicht nachgebe, werde er dastehen als einer, der offenkundig das Recht verletze. So vergingen sechs Tage, während derer von der Botschaft überhaupt nicht gesprochen wurde, bis schließlich der Patriarch, aufgebracht über die ständige Verzögerung, dem Kaiser mitteilen 341 ließ: «Sechs Tage sind nun vergangen, ohne daß du die an den Mitkaiser, deinen Enkel, abgesandten /
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Erzpriester befragt hast. Zeit zum Überlegen hattest du genug; nun mußt du sie fragen, was sie zu berichten haben.» Der Kaiser stellte in Aussicht, es zu tun; doch als abermals sechs Tage vergangen waren, während derer die Gesandten mit keinem Wort erwähnt wurden, schickte der Patriarch wiederum zum Kaiser und bat ihn, er solle nicht die gute Zeit nutzlos verstreichen lassen, sondern den Erzbischof und die übrigen Erzpriester zu sich rufen, anhören, was sein Enkel zu seiner Verteidigung vorbringe, und daraufhin selbst erwägen, was darob für das Wohl der Rhomäer zu tun sei. Der Kaiser erwiderte, daß es niemandem gestattet sei, Nachforschungen darüber anzustellen, wie er die Angelegenheiten seines Hauses regele. Er selbst habe darüber zu befinden, wann welche Maßnahmen getroffen werden müßten. Er aber sei Patriarch und solle sich um die Probleme der Kirche kümmern, sich aus den Angelegenheiten des Staates jedoch und des Kaiserhauses heraushalten. So sprach der Kaiser in dem Glauben, der Patriarch werde angesichts dieser Worte zurückschrecken und sich lieber in Schweigen hüllen. Er aber schickte am nächsten Tag folgende Botschaft an den Kaiser: «Mächtigster Kaiser, dir die nötigen Ermahnungen und Ratschläge zu geben und dich sogar zum Handeln zu zwingen, werde ich weder freiwillig noch unfreiwillig aus Furcht unterlassen. Verlangst du aber, daß ich mein Leben solchermaßen in Untätigkeit verbringe, ohne zu reden, ohne zu hören und ohne zu sehen, so hättest du das vor meiner Wahl zum Oberhaupt der Kirche sagen sollen. Und wäre es mir richtig und nützlich erschienen, so müßte ich mich auch jetzt damit zufrieden geben; hätte ich aber eine andere Vorstellung gehabt / von den Aufgaben des Patriarchen, so hätte ich einem anderen, der zu einem solchen Leben entschlossen ist, den Thron überlassen. Da ich aber durch Gottes Gnade nicht nur Hüter der rechten Lehre der Kirche geworden, sondern auch gezwungen bin, mich vor jene zu stellen, denen Unrecht geschieht, und für sie zu kämpfen, werde ich ohne Unterlaß streitbar auftreten gegen jene, die das Recht verletzen und sich bereichern, ob sie nun niederster Herkunft oder aus erlauchtem Hause und zum Gipfel des Glückes gelangt sind. Und ich streite mehr gegen diese, da ihre ungerechten Handlungen mehr Gewicht haben und mehr Menschen darunter leiden müssen. Wollten wir nämlich nur die kleinen Leute für ihre kleinen Vergehen anklagen und des Unrechts zeihen, bei den ganz Großen aber, die den ganz großen Schaden anrichten, ihrer Stellung wegen wissentlich alles verschweigen und uns nicht zu mucksen wagen, dann würden wir Tierärzten gleichen, die sich mit dem Fell und den Klauen beschäftigen und
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daran ihre Kunst demonstrieren, die aber, wenn eine Krankheit das ganze Tier erfaßt, sich gar nicht darum kümmern, sondern meinen, es sei genug, wenn sie mit anderen dasitzen und den Tod des Tieres mitansehen 341a • Mich hingegen verwundert es sehr, wenn ich daran denke, daß du mich geheißen hast, mich um die Angelegenheiten der Kirche zu kümmern und mich darauf zu beschränken, dich aber das Amt des Kaisers ausüben zu lassen, wie immer es dir beliebt. Das ist ungefähr so, wie wenn der Körper zur Seele spräche: 'Ich brauche die Gemeinschaft und Verbindung mit dir nicht und möchte keinen Helfer beim Handeln haben, sondern meine Angelegenheiten erledigen, so gut ich kann und wie mir es beliebt; du aber kümmere dich um ,deine eigenen Angelegenheiten.) Allen Sündern wurde, gleichsam als eine Medizin, die für alle gut ist, die Reue über / ihre Verfehlungen gegeben, ob es sich nun um eine Verfehlung gegen Gott oder gegen die Menschen handelt. Aber niemand bereut, wenn er nicht zuvor sich selbst Rechenschaft ablegt, beherrschter wird und sich dem unterwirft, der glaubt, daß ihm von seiner Seite Unrecht geschehen ist. Dies aber hat der Mitkaiser, dein Enkel, offenbar schon früher getan, und zwar mehr als nötig, und jetzt nicht minder. Denn damals hätte er, wenn er gewollt hätte, das halbe Reich der Rhomäer an sich ziehen und behalten können, aber er wollte nicht, sondern er hat sich dir untergeordnet, und das, obwohl er keinen Anlaß zu jenem Kriege gegeben hatte. Und was das Größte ist: als er nach dem Friedensschluß zu dir kam, wollte er nicht zu Pferde dich begrüßen, wie es sich unter Kaisern ziemt, sondern zu Fuß machte er dir seine Reverenz und küßte deinen Fuß 342 , was ein Zeichen der völligen Unterwerfung war. Und neuerdings, nachdem dieser Krieg entfacht wurde, wartet er schon lange und bittet dich, nicht den Frieden zu zerstören. Und als auf dein Geheiß die Erzpriester und Senatoren zu ihm kamen, da hat er zunächst einmal mit einer Fülle von Beweisen gezeigt, daß er kein Unrecht getan hat, sondern selbst das Opfer von Unrecht und Intrigen ist. Dann aber hat er, um den Frieden zu erhalten, vieles gesagt und getan, was erwähnenswert ist, und er hat dir vieles ausrichten lassen, wofür ich, als ich es hörte, Gott dankte, daß er ihm so viel Einsicht gegeben habe, und ich ihn gelobt habe für seine Rechtschaffenheit. Von dir aber glaubte ich, daß du, wenn du dies hörst, Gott danken und nach dem Sohn schicken wirst, / damit er schnellstens zu dir gebracht werde, auf daß die erwarteten Schwierigkeiten sich lösen und alle Herzen von Freude und Wonne erfüllt werden über den baldigen Frieden zwischen unseren Kaisern. Du aber hast nicht
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ÜBERSETZUNG: BUCH I, 50
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nur nichts dergleichen getan, sondern obendrein hast du mich, der ich dir riet, was die Pflicht gebietet, von dir gestoßen und mir befohlen zu schweigen und mich nicht in Dinge einzumischen, die mich nichts angingen. Doch ich muß mich vor jene stellen, die Unrecht erleiden, und ihnen helfen nach Kräften. Und dies werde ich auch für den Mitkaiser tun und vor allem für ihn, weil ihm das größte Unrecht geschieht und dieses Unrecht nicht ihn allein trifft, sondern auf alle Rhomäer übergreift. Doch was mich nicht schweigen läßt, ist insbesondere dies, daß ich ihn selbst vor kurzem auf deinen Befehl zum Kaiser gesalbt habe. Da er aber so nach Recht und Gesetz und nach deinem Willen Kaiser geworden ist, wie kann es rechtens sein, ihn jetzt zu vertreiben, und dies ohne jeden Grund? Hätte ich nicht verdient, von vielen Blitzen getroffen zu werden, wenn ich zu solchem Gesetzesbruch schwiege? Deshalb bitte ich dich erneut bei der Wahrheit selbst: wenn du, von schlechten Menschen verleitet, vom rechten Wege abgekommen bist, mach es rasch wieder gut und gib nicht der Lüge die Kraft, über die Wahrheit zu obsiegen.» Eine solche Botschaft schickte der Patriarch dem Kaiser; überbracht wurde sie von dem Chartophylax Gregorios Kutales 343 und dem Vorsteher der Klöster Kyberiotes 344 . Als der Kaiser die Botschaft vernahm, wurde er von einem unbezähmbaren Zorn ergriffen und gab sofort den Befehl, die Überbringer der Botschaft ins Gefängnis zu werfen und außerdem Makarios 345 , den Metropoliten von Serrai, im Palast unter Arrest zu / stellen. Der Patriarch solle von seinem Amtssitz entfernt werden und sich i~ Manganakloster 346 aufhalten und dieses nicht verlassen dürfen; die Erzpriester, die als Gesandte bei dem jungen Kaiser gewesen waren, sollten ihre Häuser nicht verlassen, und niemand dürfe sie besuchen. Dies geschah nun, wie der Kaiser befohlen hatte. Als aber seit der Abreise der Gesandten von dem jungen Kaiser fünfzehn Tage vergangen waren und weder von dem älteren Kaiser noch vom Patriarchen eine Antwort bei ihm eingetroffen war, da vermutete er, daß das Schweigen nichts Gutes zu bedeuten habe, und beriet sich mit dem Großdomestikos und dem Protostrator, was zu tun sei. Da sprach der Großdomestikos: «Mein Kaiser, jetzt ist es an der Zeit, nicht mehr untätig hier herumzusitzen, sondern zur Tat zu schreiten. Nichts können wir mehr tun, was uns eine Hoffnung gäbe, den Krieg zu beenden. Die Zeit, die wir hier sitzen und den Kaiser bitten, hat so weit das angebrachte Maß überschritten, daß man jedes weitere Hinauszögern mit Recht nicht für Großherzigkeit und
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Geduld, sondern für Angst vor der Gefahr und für Feigheit halten wird. Dem Kaiser gegenüber hast du nichts von dem, was deine Pflicht war, unterlassen, sondern du hast zuvor häufig Botschaften an ihn geschickt mit der Bitte, den Frieden nicht zu zerstören, und jetzt hast du dich den Gesandten, die von ihm gekommen sind, gezeigt als ein Mann, der Frieden wünscht: so hast du hier zu ihnen gesprochen und solche Botschaft hast du ihnen mit auf den Weg gegeben. Die Zeit aber, die verstrichen ist, seit die Gesandten / von hier aufgebrochen sind, wäre für den Kaiser ausreichend gewesen, die Lage zu überdenken und eine Antwort zu geben, wenn ihm der Sinn nach Mäßigung stände. Doch daß in so langer Zeit keine Antwort vom Kaiser gekommen ist, ist ein deutliches Zeichen, daß er den Frieden nicht akzeptiert hat, sondern nunmehr offen zum Krieg schreitet. Dies kann man mit einiger Sicherheit den Tatsachen selbst entnehmen. Denn wer sich so lange zum Krieg gerüstet und so viele Leute zu diesem Zweck in den Westen geschickt hat, um sich im Ernstfall auf große Zurüstungen stützen zu können, der dürfte die darauf gegründeten Hoffnungen nicht leicht aufgeben. Deswegen dürfen auch wir nicht untätig dasitzen, sondern müssen die Hoffnung auf den Frieden fahrenlassen und uns nach allen Seiten wappnen, um den Angreifer abwehren zu können.» Nachdem der Großdomestikos so gesprochen hatte, riet auch der Protostrator, zur Tat zu schreiten. «Wenn wir nicht wüßten», sprach er, «daß der Kaiser seit langem auf den Krieg mit uns hinarbeitet, indem er überall Truppen aushebt gegen uns, dann müßten wir uns die Sache reiflich überlegen, damit nicht am Ende er als Bewahrer des Friedens erscheint und wir als Leute, die aus Torheit den Krieg begonnen haben. Da aber dies aus vielen Anzeichen deutlich wurde und der Kaiser selbst nicht leugnen könnte, der Urheber des gegenwärtigen Krieges zu sein, müssen unbedingt auch wir das tun, was uns Nutzen verspricht.» Auch der Mitkaiser selbst sprach sich dafür aus, nicht länger zu zögern, sondern aufzubrechen und zum Kriege zu rüsten, doch riet er, noch nicht die letzte Hoffnung auf den Frieden / aufzugeben, sondern vielmehr sich nach Konstantinopel zu begeben und persönlich um Frieden zu bitten. Falls nun die andere Seite Respekt zeige und den Krieg beende, sei das Ziel erreicht. Andernfalls würden sie Gott und die Einwohner von Konstantinopel selber zu Zeugen dafür anrufen, daß sie auf jede Weise um Frieden gebeten hätten und von ihnen abgewiesen worden seien; danach würden sie umkehren. Darauf antwortete der Großdomestikos: «Nach Konstantino173
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pel, mein Kaiser, werden wir uns begeben, wie du es befiehlst. Ich wundere mich allerdings, daß du, nachdem wir uns solchermaßen um die Erhaltung des Friedens bemüht und nichts weiter erreicht haben, hoffen kannst, der bloße Respekt werde die nötige Wirkung haben. Doch deine Worte sind verzeihlich, da es dir geht wie einem, der von heftigem Fieber gepackt ist. Denn in Gedanken durchwaten diese ständig Quellen und Flüsse und verlangen, daß alle Dinge Wasser hervorsprudeln lassen, und zürnen, wenn dies nicht geschieht, obwohl sie genau wissen, daß sie Unmögliches fordern 346a . So ist es denn nicht verwunderlich, daß du in deinem heftigen Verlangen nach Frieden auch das Unerreichbare für erreichbar hältst und, wie es heißt, im Weglosen Wege ersinnst [Aischylos, Prom. 59]. Ich aber habe die Hoffnung auf den Frieden aus vielen Gründen aufgegeben, nicht zuletzt, weil der Patriarch so viele Tage hindurch keine Botschaft an dich geleitet hat. Da nun die- Tore der Stadt streng bewacht werden, ist zu vermuten, daß es auch ihm nicht erlaubt ist, jemanden an uns zu schicken. Mir scheint indessen, daß der Grund seines Schweigens nicht dieser ist, sondern vielmehr der, daß er nicht zum Unglücks boten werden möchte.» So berieten sie sich untereinander. / 51. Da beschlossen war, zunächst nach Konstantinopel zu marschieren, brachen sie von Rhegion auf und zogen mit einer dreizehnhundert Mann starken Elitetruppe 347 in Richtung Konstantinopel. Nachdem sie aber die auf diesem Weg liegende Brücke 348 überschritten hatten, traf ein Brief an den Mitkaiser von seinen Freunden in der Hauptstadt ein, der in allen Einzelheiten berichtete, wie die Gesandten nach ihrer Ankunft vom älteren Kaiser nicht einmal einer Frage gewürdigt wurden und was der Patriarch in seinem Zorn darüber zum Kaiser sagte und welche Antwort er erhielt und schließlich, wie er und diejenigen, die dem Kaiser gegenüber ein freies Wort gewagt hatten, unter Arrest gestellt wurden. Der Mitkaiser ließ dem Absender des Briefes durch den Überbringer vielmals danken für sein Wohlwollen und befahl sodann seinen Leuten, die Rüstung anzulegen, da er der Meinung war, daß es nicht dem Gebot der Sicherheit und der militärischen Erfahrung entspreche, beim Marsch durch feindliches Land ungeschützt zu marschieren. Sie wappneten sich also, wie ihnen befohlen worden war. Als sie sich aber den Mauern von Konstantinopel näherten, ließ der Mitkaiser das Heer in einiger Entfernung haltmachen; er selbst aber ging mit dem Großdomestikos und dem Protostrator und noch dreißig Soldaten bei dem sogenannten Gyrolimne-Tor an die Mauer heran. Auf der Mauer befanden 174
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sich viele Bewaffnete, unter ihnen auch ihr Anführer, der Domestikos der kaiserlichen Tafel Phokas Marules 349 , den der Mitkaiser von sich aus begrüßte. Dieser antwortete nichts, sondern erwies schweigend seine Reverenz. Denn er fürchtete sich nicht wenig, ihn als seinen Kaiser und Herrn zu begrüßen, da er vermutete, daß der ältere Kaiser / ihn dafür bestrafen werde; doch ihn als Privatmann zu behandeln, schien ihm nicht n,ur als große Frechheit, sondern auch seiner selbst unwürdig, da er in solchen Dingen hinreichend gebildet war. Der Mitkaiser befahl ihm nun, zu dem Kaiser, seinem Großvater, zu gehen und ihm folgende Botschaft zu überbringen: «Der Mitkaiser, dein Enkel, bittet dich, entweder ihn zu dir kommen zu lassen oder aber, wenn dies auf Schwierigkeiten stoßen sollte, ihm als besondere Wohltat die Gunst zu erweisen, auf diesem Turm ein kurzes Gespräch mit dir führen zu dürfen. Sollte aber auch dies nicht möglich sein, so erbitte er als dritte Alternative, daß sein Onkel, der Landgraf, der kürzlich aus der Lombardei gekommen sei, zu ihm gesandt werde, da er nach dessen langer Abwesenheit das Verlangen habe, ihn zu treffen und da jener zugleich die Rolle eines Mittelsmannes übernehmen könne.» Marules erklärte, daß er den Auftrag ausführen werde, und entfernte sich. Nun war der Markgraf Theodoros 35o ein Sohn des älteren Kaisers und der Kaiserin Eirene, der Tochter des Markgrafen von Montferrat, welcher über einen Teil der Lombardei geherrscht hatte. Der Markgraf [TheodorosJ aber war in die Lombardei gegangen und übte dort die Herrschaft aus, die ihm als Erbe von seiner Mutter zugefallen war. Damals aber war er gerade nach Konstantinopel gekommen, teils um seine Verwandten wiederzusehen, teils um sich der Wohltaten des Kaisers, seines Vaters, zu erfreuen. Dies pflegte er regelmäßig alle paar Jahre zu tun. Nach kurzer Zeit nun kam Marules vom Kaiser zurück und meldete dem jungen Kaiser, / daß der Kaiser, sein Großvater, ihm ausrichten lasse, er solle das Gebiet verlassen und nicht seinen Aufenthalt am Ort dazu benutzen, seine [des älteren Kaisers] Stadt für sich zu gewinnen, indem er jeden, dem er begegne, zu hintergehen und umzustimmen versuche. Denn weder könne er selbst auf die Mauer kommen noch ihm den Zutritt gewähren und schließlich werde er auch nicht den Landgrafen, seinen Onkel, zu ihm schicken. Neben Marules aber stand ein gewisser Markos, mit Beinamen Kaballarios, der Sohn des Bardas Kaballarios 351 , ein Diener des älteren Kaisers. Dieser sagte auf linkische und unhöfliche Weise zu dem jungen Kaiser, er solle hier verschwinden, ehe er «sein eigenes Haupt verschlungen 175
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habe»352. Der Mitkaiser lachte herzlich über dieses Wort und sagte: «Mein lieber Markos, das dürfte wohl unmöglich sein. Denn lebend kann ich meinen eigenen Kopf nicht verzehren, und wenn ich gestorben bin, dürfte es mir noch weniger möglich sein, das zu tun; du hast dich also in beiderlei Hinsicht getäuscht.» So sprach der Mitkaiser im Scherz zu Markos, dem Marules aber trug er folgende Botschaft an den Kaiser auf: « Gott selbst dürfte wissen, wie auch ich es weiß und wie die Tatsachen es mitbezeugen, daß ich es nicht an Bereitschaft und Eifer fehlen ließ, zu tun, was du befahlst und was dir gefiel; hatte ich doch damit gerechnet, daß du besser als die anderen darüber Bescheid weißt. Denn so müßte es sein. Aber ein neidischer Dämon hat die Lage so eingerichtet und du hast den ergebenen Gehorsam, den ich dir bei jeder Gelegenheit durch die Tat bewies, vergessen, und hast verleumderischen und korrupten Menschen dich anvertraut und aufs neue Krieg gegen mich entfesselt, nachdem du schon vorher vieles wider mich geplant und angezettelt hattest, wie / aus den Briefen deutlich wurde, die ich abgefangen und dir durch die Erzpriester, die bei mir waren, zugeschickt habe. Und obwohl ich dich immer wieder darum gebeten habe, hast du den Frieden nicht akzeptiert und jetzt, da ich hierhergekommen bin, um deine Knie zu umfassen, und alles tue, nur damit Frieden wird, hast du gleichwohl nicht von deinem Zorn abgelassen, sondern hast mich unverrichteter Dinge weggeschickt, wie man unbrauchbares Gerät wegwirft. Deine Hoffnung hast du auf jenen gefesselten Panther gesetzt, den du auf mich losgelassen hast. Doch siehe, den Frieden und die um seinetwillen geschworenen Eide vertraue ich Gott an, der meine Eidestreue kennt. Und da ich alle meine Angelegenheiten ihm anheimgestellt habe, der alles gerecht richtet, schreite ich nunmehr notgedrungen zum Kriege. Doch ich bin überzeugt, daß binnen kurzem du selbst deine jetzige Torheit einsehen wirst und daß du aus den Tatsachen selbst deutlich erfahren wirst, daß du eben das gewählt hast, was du hättest meiden sollen, und daß du besser mit aller Kraft das festgehalten hättest, was du beschlossen hast aufzugeben.» So sprach der junge Kaiser, stieg vom Pferde und erwies seinem Großvater, dem Kaiser, auch in Abwesenheit seine Reverenz. Auch Marules erwies, ebenso wie zuvor, von der Mauer herab dem jüngeren Kaiser schweigend seine Reverenz. Dann grüßte der Mitkaiser auch die übrigen Männer auf der Mauer, entfernte sich und zog nach Selymbria 353 . Nachdem er dort alles so, wie es ihm am besten schien, geordnet und den Selymbrianern einen Statthalter gegeben hatte, begab er sich nach Didymoteichon. Den Para176
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koimomenos Apokaukos ließ er in Selymbria zurück, mit dem Auftrag, wenn die Sicherheit / der Stadt es erfordere, Maßnahmen zu ergreifen und so dann zu ihm zu kommen. Dies tat er denn auch innerhalb weniger Tage. Der Mitkaiser aber befahl, daß das Heer sich in Didymoteichon sammeln solle. Wenige Tage darauf kamen alle in Thrakien befindlichen Truppen zusammen außer den Kumanen 354 • Diese, an Zahl knapp zweitausend Mann - es waren eben jene Leute, die sich von Dalmatien aus dem Kaiser Michael 11. [IX.] angeschlossen hatten -, waren auf Befehl des älteren Kaisers von Andronikos Tornikes 355 und Manuel Laskaris 356 aus Thrakien weggeführt und auf den Inseln Lemnos, Thasos und Lesbos angesiedelt worden. Ein Grund für diese Maßnahme war nicht zu erkennen, angeblich hatte jedoch der ältere Kaiser erfahren, daß sie heimlich mit den Satrapen der Skythen [Tataren] verabredet hatten, daß diese ein Heer schicken sollten, um zusammen mit der Kriegsbeute auch sie selbst als Bundesgenossen ins Skythenland mitzunehmen, mitsamt ihren Frauen und Kindern. Beweisen ließ sich dieser Vorwurf indessen nicht. Daher war denn auch der junge Kaiser nicht wenig ungehalten über ihre Umsiedlung, duldete sie jedoch schweigend, um nicht den Eindruck zu erwecken, als seien seine Absichten denen des Kaisers entgegengesetzt. 52. Als das Heer sich versammelt hatte, machte der Mitkaiser den Protostrator zum Befehlshaber über ganz Thrakien und überließ ihm einen Teil des Heeres, damit er den Truppen aus Konstantinopel standhalten könne. Er selbst nahm den Rest des Heeres und zog mit dem Großdomestikos nach Makedonien, um dort gegen die Feldherren zu kämpfen, die der ältere Kaiser im Westen stationiert hatte. Er hatte nämlich erfahren, daß diese in den westlichen Städten / ein beträchtliches Heer zusammengezogen hätten und gemeinsam mit einem nicht geringen Kontingent verbündeter Triballer [Serben] gegen ihn vorrückten. Die Kaiserin, seine Frau, ließ er mit seiner Tante Theodora Kantakuzene, der Mutter des Großdomestikos, in Didymoteichon zurück. Als er aber nach Gratianupolis 357 an der Grenze von Thrakien kam, traf er dort seine Mutter, die Kaiserin Xene, an, die dort seine Rückkehr aus Konstantinopel erwartete. Diese hatte nämlich, als noch Frieden herrschte zwischen den Kaisern, ihren Schwiegervater, den Kaiser, gebeten, nach Thessalonike in jenes Kloster zurückkehren zu dürfen, in welchem sie das Nonnengewand angelegt hatte, und es wurde ihr gestattet. Als aber während ihrer Reise der Krieg zwischen den Kaisern ausbrach, blieb sie in Gratianupolis, da sie sich vor der Zügellosigkeit derer 177
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aus dem Westen fürchtete. Als nämlich dort gemeldet worden war, daß der Vertragszustand nicht mehr bestehe, sperrten sie alle Anhänger des jungen Kaisers ein und hielten sie in Gewahrsam. Der jüngere Kaiser also hielt sich dort einige Tage bei seiner Mutter auf, doch als ihm gemeldet wurde, daß das, Heer aus dem Westen bei den makedonischen Städten Drama und Philippoi 358 lagere, betete er zu Gott und seiner allerheiligsten Mutter und brachte ihnen Lobpreis dar 359 ; sodann befahl er, die Eide, die der ältere Kaiser bei Abschluß des Vertrages geschworen hatte und die er selbst gehalten zu haben glaubte, auf die Fahne zu schreiben und geradenwegs gegen den Feind zu marschieren. Die Anführer des feindlichen Heeres aber waren der Neffe des älteren Kaisers, Michael Asanes und der Präfekt Monomachos 360 , ferner der Protovestiarios / Andronikos Palaiologos sowie der Despotes Demetrios 361 , der Sohn des älteren Kaisers. Anführer des verbündeten Heeres der Triballer [Serben] aber, welches aus zwölf Zügen bestand, war Chreles 362 , welcher bei den Triballern in dem Rufe stand, von allen Adligen derjenige mit der größten Tapferkeit und Erfahrung in der Heerführung zu sein. Als der Mitkaiser den Weg zu ihnen einschlug, schickte er ein Schreiben [Prostagma]363 folgenden Inhalts voraus: «Onkel Despotes und ihr, meine Onkel und ihr übrigen Anführer des Heeres! Mit wieviel Ergebenheit, Respekt und Liebe ich meinem Großvater und Kaiser in der Vergang~nheit stets begegnet bin und daß ich ihm keinen Grund zum Krieg geliefert, sondern vielmehr mit Rat und Tat alles unternommen habe, diesen Krieg von Anfang an zu vermeiden, das wissen Gott, der Allwissende, und ich selbst. Gleichwohl ist es mir durch noch so viel Bitten nicht gelungen, den Kaiser zur Einhaltung des Vertrages zu bewegen, da er der Hetze, die ihr gegen mich entfachtet, Vertrauen schenkte. Da ich aber erfahre, daß ihr, nachdem ihr im Westen alles zu eurem Besten geregelt habt, jetzt bis nach Drama und Philippoi gekommen seid, nehme ich an, wie es ja auch den Tatsachen entspricht, daß ihr, um mich zu verfolgen, bis hierher vorgerückt seid. Da ich aber der Meinung bin, daß es mir als dem Jüngeren nicht ansteht, euch durch mein Verbleiben in Thrakien zusätzliche Mühe zu bereiten, habe ich die Eide, die der Kaiser bei Abschluß des Vertrages geschworen hat, auf meine Fahnen geschrieben und den Weg zu euch eingeschlagen, um mit euch zu kämpfen, wo immer ich euch treffe. Weil auch ihr dies nunmehr wißt, rüstet euch zum Kampf.» So lautete der Brief. Da aber jene / merkten, daß sie zu schwach waren, um sich ihm zur Schlacht zu stellen, und erfuhren, daß der Mitkaiser bereits
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bis Xantheia 364 vorgedrungen war, hielten sie es nicht für vorteilhaft, im gleichen Lager zu bleiben, sondern brachen auf und zogen nach Pherai 365 , einerseits weil diese Stadt durch ihre überaus starken Mauern ihnen Schutz bot und zudem imstande war, ein so großes Heer reichlich mit Lebensmitteln zu versorgen, andererseits weil sie hofften, daß der Mitkaiser, wenn er erführe, daß sie sich in Pherai eingenistet hätten und mit Lebensmitteln reichlich versorgt seien, fürchten werde, sie könnten von ihrem befestigten Lager aus einen Angriff unternehmen, und deshalb in der Nähe von Christupolis bleiben werde. Als der Mitkaiser nach Christupolis kam und erfuhr, daß sie in Pherai angelangt waren, zog er ihnen nach und schlug in einem Städtchen namens Zichna 366 , nahe bei Pherai, sein Lager auf. Die Einwohner von Zichna aber hatten bereits früher beschlossen, zum jungen Kaiser überzugehen, und zwar auf Betreiben des Großpapias Alexios Tzamplakon 367 , der von Christupolis aus insgeheim mit ihm verhandelte, und jetzt, da sie sahen, daß die Unterstützung für sie nicht eine vage Hoffnung, sondern ihnen sicher war, fielen sie offen vom älteren Kaiser ab, schlossen sich dem jungen an und übergaben ihm die Stadt. Der Mitkaiser lagerte nun zwei Tage lang in Zichna, damit das Heer sich von den Strapazen des Marsches, vom Regen und den Unwettern erholen könne. Es war nämlich Januar, die Zeit des Winters. Am dritten / Tage aber ließ er bei Morgengrauen mit der Trompete dem Heer das Zeichen geben, sich zu rüsten. Als sie die Waffen angelegt und sich in Schlachtordnung formiert hatten, rückten sie wohlgeordnet und leise vor. Sie marschierten bis vor Pherai, überquerten einen Wasserlauf namens Libobiston 368 und stellten sich in Schlachtreihe auf, um mit dem Gegner zu kämpfen. Nachdem sie aber den ganzen Tag so verbracht hatten und niemand ihnen entgegengerückt war, schlugen sie an Ort und Stelle ihr Nachtlager auf. Die Anführer der Truppen aus dem Westen indessen versammelten sich in eben jener Nacht, zusammen mit Chreles, dem Anführer der mit ihnen verbündeten Triballer [Serben], und berieten, ob sie dem Mitkaiser eine Schlacht liefern sollten. Und sie kamen zu dem Schluß, daß eine solche Schlacht weder für die Rhomäer noch für ihre Verbündeten von Nutzen sei; hatte doch das Heer des Mitkaisers mit seiner Disziplin, seiner Lautlosigkeit und seiner Ausdauer ihnen eine nicht geringe Furcht eingejagt, denn niemals hätten sie einen so unwiderstehlichen Drang gespürt, mit einem überlegenen Gegner, vor dessen Stadt sie lagerten, zu kämpfen, wenn sie sich nicht vorher darauf eingeschworen hätten, zu siegen oder im Kampf zu fallen. Es schien ihnen 179
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jedoch vorteilhaft, das Heer innerhalb der Mauern zu lassen, die Stadt zu schützen und die Belagerung auszuhalten, da sie überzeugt waren, daß der Mitkaiser nicht am Ort ausharren, sondern in Bälde wieder umkehren werde. Am Morgen des folgenden Tages ließ der Mitkaiser wiederum das Heer gewappnet in Schlachtordnung antreten und bis Mittag vor den Mauern ausharren, da er hoffte, die Truppen in der Stadt zur Schlacht herauslocken zu können. Da ihnen aber niemand entgegenrückte, schickte der Mitkaiser Georgios Lukas 369 zu ihnen, einen seiner Gefolgsleute, der verständig war und in Gesandtschaften erfahren. Als dieser an / den Toren anlangte, waren die einen dafür, ihm Einlaß in die Stadt zu gewähren, die anderen waren dagegen. Da aber auch Chreles, der Anführer der Triballer, forderte, den Abgesandten des Mitkaisers zu empfangen, ließen sie ihn herein, um nicht den Anschein zu erwecken, als wollten sie ihren Bundesgenossen absichtlich kränken. Als Lukas nun bei ihnen war, grüßte er sie alle im Namen des Mitkaisers und sprach folgendermaßen zu ihnen: «Der Mitkaiser, meIn Herr, verurteilt eure Mitleidlosigkeit, daß ihr euch nicht im geringsten um ihn kümmert, obwohl er in der winterlichen Jahreszeit schon zwei Tage vor den Toren steht und, wie es in dieser Jahreszeit nicht anders zu erwarten ist, unter der Kälte viel zu leiden hat. Daher hat er mich zu euch geschickt, eure Engherzigkeit zu tadeln und zugleich euch aufzufordern, entweder den Mitkaiser, meinen Herrn, aus Freundlichkeit in die Stadt hereinzubitten oder aber selbst aus dem gleichen Grunde zu ihm herauszukommen. Doch das habe ich eher im Scherz gesagt, um euch versöhnlicher zu stimmen. Der Mitkaiser indessen läßt euch folgendes mitteilen: ' ... Mein Großvater, der Kaiser, hat sich von jenen, die bei ihm gegen mich intrigieren, hinreißen lassen, den Vertrag zu brechen, den wir um des Friedens willen miteinander geschlossen haben, und er hat diesen Krieg gegen mich entfesselt, obwohl ich weder ein Unrecht begangen noch den Vertrag gebrochen habe. Und obwohl ich ihn immer wieder gebeten und alle Hebel in Bewegung gesetzt habe 370 , den Frieden zu erhalten, war er dazu nicht bereit, wie mir scheint, da er euch im Auge hatte und zuversichtlich war, daß ihr mich im Kriegsfalle leicht besiegen würdet. Da aber die Ereignisse, wie ihr seht, nicht den Verlauf genommen haben, den er erwartete, und da die Hoffnungen, die er auf euch setzte, bereits gründlich zerstört sind, bitte ich euch, mit dem Gemeinwesen / der Rhomäer Mitleid zu haben, da es durch unseren gegenseitigen Krieg derart schrecklich in Mitlei-
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denschaft gezogen wird, und zu dem Kaiser einen Boten zu schicken, der ihm die Wahrheit über die hiesige Lage berichtet. Denn ich glaube, wenn er erfährt, wie sich hier die Dinge entwickelt haben, wird er eher von seinem Zorn ablassen und bereit sein, den Krieg zu beenden, da seine vormaligen Hoffnungen auf einen Erfolg im Kampf schwinden. Ich aber werde zunächst hier stillsitzen und während einer zu vereinbarenden Zeitspanne nichts unternehmen, bis der an den Kaiser abgesandte Bote zurückkehrt. Und wenn der Kaiser abermals den Frieden nicht akzeptiert, werde ich den Krieg vorantreiben. Wenn er aber mit Gottes Beistand sich entschließt, den· Krieg zu beenden, werde ich mich zu eidlichen Zusicherungen verpflichten, niemandem etwas nachzutragen, auch wenn er noch so große Schuld trägt an diesem Krieg, sondern werde allen mein Wohlwollen entgegenbringen, Sicherheit sowie Amnestie für alle Vergehen gewähren.'» So sprach Lukas zu ihnen im Auftrag des jungen Kaisers. Sie aber hießen ihn sich vorübergehend entfernen, damit sie sich unter sich beraten könnten; dann ließen sie ihn wieder kommen und erklärten, daß sie nichts von alle dem tun könnten, wozu sie der Mitkaiser auffordere. Denn ihn in die Stadt hereinzulassen, sei zum gegenwärtigen Zeitpunkt völlig unangebracht. Auch würden sie selbst nicht aus der Stadt herauskommen, um ihm eine entscheidende Schlacht zu liefern. Denn wenn das ihre Absicht wäre, dann hätte am Vortage bei seiner Ankunft die Schlacht stattgefunden. Wenn aber jemand sie angreife, dann müßten sie sich notgedrungen von der Mauer aus zur Wehr setzen. Und gar einen Boten nach Konstantinopel zu schicken, um dem Kaiser über / die Lage am Ort zu berichten, das sei nicht ihre Sache. Da sie Untertanen des Kaisers seien, würden sie gegenwärtig ausführen, was ihnen befohlen worden sei, und in Zukunft tun, was die jeweilige Lage erfordere. Ihm aber stehe frei zu tun, was er wolle und was ihm nützlich erscheine. So antworteten die Feldherren des älteren Kaisers. Als aber Lukas dem jungen Kaiser die Botschaft ausgerichtet hatte, berief dieser alle Würdenträger zur Versammlung ein und beriet mit ihnen, was zu tun sei. Der Großdomestikos empfahl, abzuziehen und keine unüberlegten und nutzlosen Strapazen auf sich zu nehmen, während derer die notwendigen Maßnahmen unerledigt blieben. Denn durch eine Belagerung könnten sie Pherai nicht einnehmen, und daß das in der Stadt befindliche Heer nicht wagen werde, sich in offener Schlacht mit ihnen zu messen, hätten diese selbst nicht bestritten. Gleichwohl könnte man einwenden, daß man den Worten des Gegners nicht trauen dürfe, da er stets das Gegenteil von dem
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sage, was er zu tun beabsichtige. «Doch ich entnehme den Tatsachen und nicht ihren Reden, daß sie eine Belagerung der offenen Feldschlacht gegen uns vorziehen. Da wir sie aber in ihrer Verschanzung nicht überwältigen und sie auch nicht durch List und Strategie aus den Mauern herauslocken und .so zur Schlacht zwingen können, ist es unnötig, hier, statt die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, die Zeit zu vergeuden und das Heer unnützen Strapazen auszusetzen. Vielmehr müssen wir die Truppen von hier wegführen zu einem Lagerplatz, an dem die Versorgung mit Lebensmitteln keine Schwierigkeiten bereitet. Danach können wir der Reihe nach tun, was uns aufgrund der Lage nützlich erscheint.» Dies waren die Ratschläge des Großdomestikos, und der Mitkaiser / billigte sie, und alle Würdenträger stimmten ebenso zu. Also kehrten sie um und schlugen abermals in Zichna für zwei Tage ihr Lager auf. 53. So standen die Dinge, als aus Thessalonike als Abgesandter der dortigen Anhänger des jungen Kaisers Philommates 371 kam, der Gutes über die Lage zu berichten wußte und insbesondere, daß die Situation für ihn sehr günstig sei, um, falls er komme, die Stadt ohne Mühe einzunehmen. Als der Mitkaiser dies erfuhr, sonderte er die Lasttiere und das Gepäck sowie von den Soldaten alle diejenigen aus, die keine kräftigen und kriegstüchtigen Pferde hatten; diese ließ er mit dem Großpapias Tzamplakon und einigen anderen in Zichna zurück, während er selbst mit dem Großdomestikos und den übrigen Anführern und der ausgewählten Truppe aufbrach, vorgeblich in Richtung Drama, um dieses zu belagern. Als es aber Nacht wurde, änderte er seine Marschroute und wandte sich über den Strymon gegen Thessalonike. Nachdem er den Fluß überschritten hatte, ließ er bei einem Ort namens Marmarion 372 seine Soldaten absitzen und sich ein wenig ausruhen. Nach dieser Ruhepause setzten sie den eingeschlagenen Weg fort, zogen den darauffolgenden Tag und die folgende Nacht hindurch weiter und kamen bei Anbruch des dritten Tages in Chorta'itu373 an. Bereits am vorausgehenden Tage hatte sich in Thessalonike ein Gerücht verbreitet, daß der Mitkaiser Zichna ohne Gewalt eingenommen habe, nach Pherai gezogen sei und das Heer aus dem Westen mitsamt den verbündeten / Triballern in den Stadtmauern eingeschlossen habe und daß man ihm nicht einmal ins Angesicht zu blicken wagte. Bei der Rückkehr nach Zichna habe er den Parakoimomenos Apokaukos und Alexios Palaiologos 374 hergeschickt, angeblich mit einer Botschaft an den Statthalter von Thessalonike, den Großstratopedarchen Chumnos 375 , sowie an den Metropoliten; in
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Wahrheit aber sollten sie mit den Anhängern ihrer Partei Kontakt aufnehmen und erforschen, ob es möglich sein werde, Thessalonike auf ihre Seite zu bringen. So ging das Gerucht. Chumnos stellte viele Nachforschungen an, um den Urheber dieser Nachrichten ausfindig zu machen, doch es gelang ihm nicht. Gleichwohl erschien es ihm und dem Metropoliten 376 nützlich, daß letzterer sich am folgenden Tage nach Chorta'itu begebe, um, falls das Gerücht sich als wahr herausstelle, dem Alexios Palaiologos sowie dem Parakoimomenos Apokaukos zu befehlen, zum Mitkaiser zuruckzukehren, da ihnen der Zutritt nach Thessalonike nicht gestattet werde. Falls diese dem Befehl nicht Folge leisteten und den Zutritt zu erzwingen versuchten, sollten sie ihnen verkünden, daß sie als heimliche Unruhestifter und Leute, die versuchten, Thessalonike vom Kaiser abtrunnig zu machen, ins Gefängnis geworfen wurden. Diese Maßnahmen also beschlossen sie aufgrund der vernommenen Gerüchte. Bei Anbruch des folgenden Tages' nun begab sich der Metropolit, wie verabredet, nach Chortaltu. Chumnos aber durchschritt mit seinem Gefolge das Tor, welches Asomaton 377 genannt wird, und wartete vor der Stadt ab, welchen Ausgang die Sache nehmen werde, und die ganze Stadt war in Hinblick auf das Gerucht voller Erwartungen. Indessen war jenen, die für Anhänger des jungen Kaisers galten, / befohlen worden, sich weder in Waffen noch zu Pferde zu zeigen, sondern entweder zu Hause zu bleiben oder zu Fuß und unbewaffnet auszugehen. Daraufhin bestiegen diese, da von allen Seiten Gerüchte über den Mitkaiser einliefen, bei demselben Tor die Stadtmauer und warteten unbewaffnet den Ausgang der Ereignisse ab. Als nun der Metropolit sich Chortaltu näherte, stieß er nichts ahnend auf den jungen Kaiser, erschrak uber dessen Ankunft und beklagte sich über die Ungunst der Stunde. Als der Mitkaiser ihn begrußte, erwiderte er, verwirrt durch die plötzliche Gefahr, seinen Gruß nicht, sondern eilte, so schnell er konnte, zur Stadt, um die Ankunft des Mitkaisers zu melden. Der Mitkaiser aber folgte ihm beschleunigteren Schrittes. Als nun seine Anhänger, die auf den Mauern standen, an den Fahnen merkten, daß der Mitkaiser heranruckte, faßten sie Mut und griffen die Leute außerhalb des Tores an, indem sie sie von der Mauer herab mit Steinen bewarfen. Diese aber wußten nicht mehr, was sie tun sollten, da von außen die Feinde anrückten und die Leute drinnen zum offenen Krieg ubergegangen waren; daher begaben sie sich hinter die Mauern und schlossen das Tor. Doch da sie jenen, die sie von der
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ÜBERSETZUNG: BUCH 1,53
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Mauer herab bewarfen, keinen Widerpart leisten konnten, wandten sie sich zur Flucht und besetzten die Akropolis, um sich dort zu verteidigen. Kommandant der Festung war Georgios Lyzikos 378 aus Berrhoia. Die Leute auf der Mauer aber stiegen herab, öffneten das Tor und ließen den Mitkaiser herein. Zugleich schloß sich ihm die ganze Stadt an, und das Volk strömte in Scharen herbei, ihn zu begrüßen. Da der Mitkaiser indessen fürchtete, daß von Pherai aus ein Heer zur Akropolis vorstoßen und so deren Eroberung erschweren / könne, wählte er von seinem Heer eine nach seinem Dafürhalten für das Unternehmen hinreichend starke Truppe aus und befahl ihr, die Akropolis von außen zu bewachen, damit niemand hineingelangen könne. Als die Kunde von dem Marsch des Mitkaisers nach Thessalonike in Pherai anlangte, fürchteten die Anführer ebendas, was tatsächlich geschehen war, daß nämlich die Stadt sich dem Mitkaiser anschließen könne; daher schickten sie eine Elitetruppe von dreihundert Mann aus, um die Akropolis zu besetzen und den Einwohnern der Stadt Mut zu machen zum Widerstand gegen den Mitkaiser. Als sie nun auf die Wache stießen, die der Mitkaiser zum Schutze der Akropolis postiert hatte, wurden sie völlig besiegt und teils von den Wachen getötet, teils gefangengenommen. Der Mitkaiser indessen begab sich nach der erfolgreich aufrechterhaltenen Blockade der Akropolis zum heiligen Schrein des Märtyrers Demetrios M yroblytes [des salbenverströmenden Märtyrers] 379, den er von seiner frÜhesten Jugend an schätzte und in den er sein Vertrauen setzte, mehr als in alle anderen Märtyrer, und den er geradezu glühend verehrte; ihm wollte er seine Reverenz erweisen und zugleich seinen Dank abstatten für den gegenwärtigen Erfolg. Nun war er aber im Kampf gegen die Perser [Türken] am Fuß verletzt worden, und diese Wunde war trotz intensiver Bemühungen der Ärzte' selbst in vierzehn Monaten nicht geheilt, sondern immer noch entzündet und bereitete ihm unerträgliche Schmerzen. Also löste er nach der Reverenz und der Danksagung seinen Schuh, um den Fuß mit dem Balsam des Heiligen zu salben 380 , da er glaubte, was Kunst und Eifer der Menschen nicht zustande bringe, das zu vollbringen habe Gott seinen heiligen Märtyrern gewährt. Als er nun den Fuß / entblößt und die Binden, mit denen er umwickelt war, abgenommen hatte - 0 der reichen Gnade, die Gott seinen Märtyrern zuteil werden läßt! - da zeigte sich, daß der Verbandsmull abgefallen und der Fuß gesund war, derart, daß nicht einmal die Spur einer Narbe oder Wunde zu erkennen war und niemand
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ÜBERSETZUNG: BUCH l, 53
merken konnte, ob er jemals eine Verletzung erlitt. Als der Mitkaiser dies sah, freute er sich darüber mehr als über die Einnahme von Thessalonike, und entsprechend waren auch seine Dankgebete inniger und zahlreicher. Da die Kunde von dem Wunder, das an dem Mitkaiser geschehen war, sich verbreitete, sang die ganze Stadt Lobeshymnen auf Gott und seinen Diener Demetrios. Als der Tag sich neigte, verließ der Mitkaiser das Heiligtum und begab sich zum kaiserlichen Palast 381 , wo er die Nacht verbrachte. Bei Anbruch des folgenden Tages wappnete er sich und ließ das Heer sich gleichfalls rüsten, und unter eifriger Beteiligung des Volkes von Thessalonike zog man zur Akropolis, um sie mit Waffengewalt einzunehmen, falls die Besatzung sie nicht freiwillig übergebe. Zunächst schickte der Mitkaiser einen Boten, ließ die Besatzung grüßen und versprach ihr eine Amnestie und gute Behandlung, falls sie die Akropolis ohne Kampf übergebe. Als sie davon nichts wissen wollten und hart blieben, bezogen die Soldaten ihre Posten und begannen den Sturm auf die Mauer. Drei oder vier Stunden lang hielten die Verteidiger auf den Mauern tapfer stand. Dann aber entzweiten sich die Bewohner der Akropolis sowie diejenigen Einwohner von Thessalonike, die dem älteren Kaiser weniger fest verbunden waren, mit den übrigen, forderten / vom Mitkaiser einen Waffenstillstand und begannen, mit den Kameraden, die mit ihnen belagert wurden, zu verhandeln. Dem Lyzikos indessen, dem Befehlshaber der Akropolis, gestatteten sie nicht, über ihre Vaterstadt mitzuberaten, da er Bürger einer anderen Stadt sei und, wenn Berrhoia sich dem Mitkaiser anschließe, seine eigenen Verwandten seine Auslieferung fordern würden, falls er sich feindselige Handlungen zuschulden kommen lasse. Für die anderen jedoch, so erklärten sie, sei es, da die ganze übrige Stadt sich dem Mitkaiser angeschlossen habe, weder billig noch vorteilhaft, Widerstand zu leisten und den Krieg fortzusetzen. Denn alleine eingeschlossen, könnten sie weder sich selbst noch die Festung retten, da die aus Pherai eingetroffenen Verbündeten geschlagen seien und andere nicht wagen würden zu kommen. «Das Heer des Mitkaisers aber ist groß und stark, und zudem wird die ganze Stadt bis auf den letzten Mann uns belagern und erobern. Und wenn wir uns auch für kurze Zeit halten können, so werden uns zwei gegensätzliche Übel zusetzen: solange wir siegreich sind, töten wir unsere Freunde und engsten Verwandten, und wenn wir unterliegen, so müssen wir sterben. Dies alles ist nicht zu unserem Vorteil. Wenn auch ihr dieser Meinung seid, wohlan, wenn nicht, so wollen wenigstens wir uns und die Akropolis dem Mitkaiser ausliefern!»
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So sprachen sie. Lyzikos aber und die übrigen Anhänger des älteren Kaisers hatten keine andere Wahl und baten mit allen anderen um Straffreiheit, falls sie etwas gegen den Mitkaiser verbrochen hätten; und als diese ihnen gewährt wurde, übergaben sie Qie Akropolis. 54. Der Mitkaiser ging hinein, nahm die dort befindlichen / Anhänger des älteren Kaisers in seine Reihen auf und entfernte sich sofort wieder. Er begab sich zum kaiserlichen Palast und beriet sich mit den Würdenträgern, sowohl jenen, die mit ihm gekommen waren, als auch jenen aus Thessalonike, wohin man sich nunmehr wenden solle, da die Lage es nicht gestatte zu rasten. Während nun die anderen alle rieten, nach Berrhoia 382 zu ziehen, schlug der Großdomestikos vor, Berrhoia zu lassen und lieber nach Edessa 383 zu ziehen und von dort nach Kastoria 384 . Er gab auch die Gründe dafür an, indem er sprach: «Der Despotes Demetrios und der Präfekt Monomachos und Isaakios Raul 385 haben ihre Frauen und Kinder in Edessa; daher werden sie keine Mühe scheuen und jedes Mittel versuchen, um die Stadt in ihre Hand zu bekommen, teils der Frauen und Kinder wegen, teils weil die Stadt leicht zu verteidigen ist weg ~n ihres geringen Umfangs und der Stärke ihrer Mauern und der vorteilhaften Lage. Gelingt es ihnen, uns zuvorzukommen, so wird zwar die Stadt der Eroberung durch uns nicht entgehen, aber die Belagerung wird uns viel Ärger und Zeit und Mühe kosten. Sind wir aber augenblicklich zur Stelle, so werden die dortigen Machthaber, weil sie die anderen nach Belieben leiten und lenken, nicht die geringste Mühe haben, uns die Stadt zu übergeben, und meine Anhänger sind sie schon seit langem. Ja noch vor unserer Ankunft werden sie, wenn sie schriftliche Befehle des Mitkaisers und meine Briefe erhalten, sich auf alle Weise bemühen, zu tun, was ihnen befohlen wird. Und wenn von den soeben genannten Männern einer zu ihnen kommt, werden sie ihn kaum hereinlassen. Kastoria aber ist gleichfalls ein felsenfester Stützpunkt für uns, da es von allen / Seiten vom See umspült wird und weil dort Angelos 386 , der Schwiegersohn des Protovestiarios, Statthalter ist, ein Mann, der mir durch verwandtschaftliche Bande engstens verbunden ist und mir großes Wohlwollen und Gehorsam schuldet, da ich ihn aufgezogen und in die Kriegskunst eingeführt habe. Und wegen der Freundschaft zu mir dürfte er ohne weiteres bereit sein, den Protovestiarios, seinen Schwiegervater, fallen zu lassen und uns die Stadt zu übergeben. Haben wir aber dies erreicht, so werden sich die Einwohner von Berrhoia von selbst auf unsere Seite schlagen. Ich glaube sogar, daß sie, noch ehe es so weit kommt, morgen
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oder übermorgen kommen werden, um uns die Stadt zu übergeben.» Als der Großdomestikos dies vorgeschlagen hatte, pflichtete ihm der Mitkaiser sogleich bei, und auch die übrigen stimmten zu und lobten den Rat, und so wurde beschlossen, den Weg nach Edessa einzuschlagen. Unverzüglich wurden ein Befehp87 des Mitkaisers und ein Brief des Großdomestikos durch berittene Eilboten nach Edessa und Kastoria geschickt. Da ließ Angelos, der Statthalter von Kastoria, sogleich die Stadt bewachen, um sie dem jüngeren Kaiser bei seiner Ankunft zu übergeben. Als aber die Mächtigen von Edessa, die Angeloi mit dem Zunamen Radiporoi, drei Brüder, sowie [... ] Laskaris 388 die Befehle des Mitkaisers erhielten, ließen sie unverzüglich, da das Volk von Edessa von ihnen abhängig war, die Basilissa und Gemahlin 389 des Despotes Demetrios, sowie die Gemahlin des Präfekten Monomachos und die des Raul unter Hausarrest stellen und bewachen. Als kurz darauf ihre Ehemänner kamen und sahen, daß Edessa von ihnen abgefallen war und daß / ihre Frauen gefangen gesetzt waren, suchten sie bei dem Herrscher der Triballer Zuflucht. Sie hatten nämlich, als sie noch in Pherai erfuhren, daß der Mitkaiser den Weg nach Thessalonike eingeschlagen hatte, nicht im geringsten erwartet, daß die Stadt sich ihm anschließen werde, jedoch der Sicherheit halber die dreihundert Mann 390 ausgeschickt, um die Akropolis zu besetzen. Als sie jedoch erfuhren, daß Thessalonike sich dem Mitkaiser angeschlossen hatte und die dreihundert teils gefallen, teils von den Truppen des Mitkaisers gefangengenommen worden waren, da waren sie bereits aller Hoffnungen auf Rettung beraubt und brachen, noch ehe die Ereignisse allgemein bekannt wurden, mit ihrem gesamten Heer auf. Um nicht den Anschein zu erwecken, als würden sie aus Pherai und den übrigen makedonischen Städten fliehen, gaben sie vor, nach Thessalonike zu ziehen, um die Stadt vor der Eroberung zu bewahren. In Wahrheit aber wollte sich ein jeder dorthin begeben, wo er Frau und Kinder hatte. Doch als sie Pherai hinter sich gelassen hatten und unterwegs waren und die Soldaten aus Thessalonike erfuhren, daß die Stadt eingenommen worden war, da fielen sie von ihnen ab und schlugen sich auf die Seite des Mitkaisers. Dasselbe taten auch die Soldaten aus Berrhoia, als sie erfuhren, was in Vodena 391 [Edessa] geschehen war. Die bei ihnen befindlichen mysischen [bulgarischen] Truppen aber, die in rhomäischen Diensten standen, gingen gar zur offenen Meuterei über. Als sie nämlich auf große Herden des Protovestiarios stießen, raubten sie sie und eigneten sie sich vor seinen Augen an. Und als er versuchte, das Geraubte zurückzu-
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gewinnen, / da versagten sie ihm nicht nur den Gehorsam, sondern nahmen auch einem seiner Troßknechte das Pferd weg und machten so durch die Tat deutlich, daß sie sich auch gegen ihn selbst wenden würden, wenn er sich nicht damit abfinde. Das gesamte übrige Heer und die führenden Minner aus den westlichen Städten, die anwesend waren, ließen, als deutlich wurde, wie die Sache des Mitkaisers stand, die Feldherren im Stich und schlugen sich geschlossen auf seine Seite. Der Provestiarios aber, der sich gefürchtet hatte, nach Achrida zu ziehen, wo er seine Frau und seine Kinder gelassen hatte, als er noch mit einem Heer gegen den Mitkaiser marschierte, begab sich nunmehr mit dem Despotes und den übrigen, zusammen etwa hundertfünfzig Mann, zum Kral, dem Herrscher der Triballer [Serben]. In Pherai indessen waren die aus Konstantinopel stammenden Gefolgsleute des Despotes und der übrigen Feldherren bei deren Abzug zurückgeblieben; ihrer aller bemächtigten sich die Einwohner der Stadt, plünderten ihre Habe und führten sie selbst in Fesseln zum Mitkaiser. Der Mitkaiser selbst aber verließ, nachdem man beschlossen hatte, nach Edessa zu ziehen, Thessalonike und traf am zweiten Tage dort ein. Die Bewohner von Edessa zogen ihm in Scharen entgegen, erwiesen ihm ihre Reverenz als Kaiser und übergaben ihm die Stadt. In allen übrigen Fragen verfuhr der Mitkaiser, wie es ihm richtig erschien; was aber das Vermögen anlangte, das, dem Despotes und den übrigen Feldherren gehörig, am Ort zurückgeblieben war, so befahl er, daß die Frauen, was ihnen gehörte, behalten sollten und daß niemand sich daran vergreifen solle; was aber den Ehemännern gehörte, solle ihm angezeigt werden, damit er selbst darüber befinde. Da zeigten die übrigen Frauen ihren eigenen Besitz und den ihrer Männer an, die Basilissa 391a aber, die Gattin des Despotes, fürchtete, daß ihr das Geld weggenommen werde, und zeigte daher von dem Vorhandenen nur weniges an, das / meiste aber übergab sie einem Mönch zur Aufbewahrung. Dort blieb es bis zu einem bestimmten Zeitpunkt verborgen. Als aber nach einiger Zeit der Mönch von den Herrschenden jener Gegend entdeckt wurde, da wurde das Geld geplündert und in alle Winde zerstreut. Als aber dem Mitkaiser über die Vermögenswerte Bericht erstattet wurde, da befahl er, daß die Frauen ihr eigenes Geld und das ihrer Männer behalten sollten, damit sie ihre Männer, die sich im fremden Land aufhielten, versorgen könnten. Sie selbst [die Frauen] aber ließ er von Vodena [Edessa] nach Thessalonike bringen und von dort nach Didymoteichon, damit sie zusammen mit der Kaiserin dort ihren Aufenthalt nähmen 393 • Und so wurden seine Befehle ausgeführt.
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55. Am folgenden Tage brach er von Edessa auf und begab sich nach Kastoria, wo ihn der Befehlshaber des Ortes, Angelos, mit Freuden empfing und ihm die Stadt übergab. Er hatte nämlich schon vorher seine Ankunft erwartet und seinetwegen, seit er Befehle von ihm und Briefe vom Großdomestikos erhalten hatte, die Stadt unter Bewachung gestellt. Der Mitkaiser aber hatte noch während des Marsches nach Kastoria Vojslav, den Despotes der Myser [Bulgaren] und den Großdrungarios Bryennios 394 sowie den Großhetaireiarchen Exotrochos 395 mit zweitausend Mann berittener Stratioten auf den Weg nach Achrida in Marsch gesetzt; sie sollten versuchen, wenn möglich noch vor dem Protovestiarios in die Stadt einzudringen. Also legten sie in Eilmärschen ihren Weg zurück, und da sie einen Tag früher ankamen, öffneten die Bewohner von Achrida die Tore und ließen sie ein; längst war nämlich alles zum jüngeren Kaiser übergegangen, ohne daß irgend ein Zwang ausgeübt wurde. Als der Protovestiarios ankam und erfuhr, daß Achrida eingenommen worden war, / gab er alle Hoffnungen, an die er sich geklammert hatte, auf und trat mit den anderen über zum SerbenkraI396 • Sie versuchten, ihn zu einem Krieg gegen den Mitkaiser zu bewegen, um mit seiner Hilfe womöglich ihre Niederlage wettzumachen. Er ließ sich überreden und zog mit einem starken Heer in das Grenzgebiet zwischen seinem Land und dem der Rhomäer. Der Mitkaiser indessen rastete einen Tag in Kastoria und brach dann auf nach Achrida. Dort befahl er, daß die Gemahlin des Protovestiarios sich mit ihrer gesamten Habe nach Thessalonike begeben solle und von dort zusammen mit den übrigen Frauen nach Didymoteichon. Sie aber hatte den Verdacht, daß man sie hinters Licht führe, und fürchtete um ihr Vermögen, gab es Freunden zur Aufbewahrung und erklärte, sie hätte nichts. Daraufhin wurde sie so, wie sie war, zusammen mit den übrigen Frauen nach Thessalonike gebracht. Kurze Zeit später aber wurde bei irgendjemandem entdeckt, was sie versteckt hatte, Schmuck und vieles andere im Wert von zwanzigtausend Goldstücken. Einige Tage darauf aber kam ein Mann zum Großdomestikos, erinnerte ihn an eine Wohltat, die dieser ihm einst erwiesen hatte, und erklärte, es sei billig, wenn er sich nunmehr nach Kräften dafür revanchiere; dann erklärte er, daß er wisse, wo der Protovestiarios eine große Menge Geld versteckt habe. Der Großdomestikos schickte einen seiner treuesten Diener mit, und unter Führung jenes Mannes, der die Anzeige erstattet hatte, wurde nun das Geld zu ihm gebracht, zwei Kisten, in denen sich ein kupfernes Gef~iß mit zwölftausend Goldstücken befand,
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ferner Gürtel und Becher aus Gold, / sowie ungemünztes Silber, Frauenschmuck und vieles sonst im Werte von insgesamt vierzigtausend Goldstükken. Der Großdomestikos dankte dem· Mann, der über das Geld Anzeige erstattet hatte, in Wort und Tat, dann trat er vor den Mitkaiser, zeigte ihm den Fund des Geldes an und berichtete, wieviel es sei. Der Mitkaiser aber sagte: «Es ist nur recht und billig, daß du, der du es gefunden hast, es auch behältst.» Daraufhin erwiderte jener: «Ich habe auch früher, wenn der Krieg mir eine Gelegenheit dazu bot, niemals irgend jemandem Geld weggenommen, weder größere noch kleinere Summen, wie du selbst weißt, und so will ich auch jetzt der Versuchung nicht erliegen.» «Aber es wäre doch nichts dabei», erwiderte der Mitkaiser, «wenn du, der du soviel Geld durch diese Leute verloren hast und insbesondere durch diesen Protovestiarios 397 , nun auch aus seinem Besitz einiges wenige erstattet bekommst.» «Aber es wäre doch gewiß sonderbar», entgegnete jener, «wenn ich, nachdem ich so großen Schaden durch sie erlitten habe, besonders in diesem zweiten Krieg, und trotz der günstigen Gelegenheiten niemals mit gleicher Münze heimzahlen wollte, jetzt um einer geringen Summe willen meine gewohnte Charakterfestigkeit verraten und offen der Versuchung unredlicher Bereicherung erliegen sollte. Laß es lieber an die Soldaten und wen immer du willst verteilen.» Der Mitkaiser folgte seinen Worten und befahl, das gemünzte Geld samt und sonders an das Heer zu verteilen. Die Gewänder 397a jedoch und einige Gerätschaften verteilte er an hochgestellte Persönlichkeiten, den Rest schlug er der kaiserlichen Kasse zu. Als der Mitkaiser sich so acht Tage in Achrida aufgehalten hatte, kamen die Albanischen Nomaden, die in der Gegend von Deabolis 398 hausten, sowie / die aus Koloneia 399 und die aus der näheren Umgebung von Achrida, huldigten dem Mitkaiser und boten ihm bereitwillig ihre Dienste an. Jene aber, die weiter entfernt an den Grenzen des rhomäischen Reiches wohnten, wurden durch Briefe400 des Mitkaisers nach Thessalonike beordert, damit sie ihm dort ihre Huldigung erwiesen, und sie stellten sich kurz darauf ein. Der Serbenkral jedoch lagerte indessen mit seinem gesamten Heer an der Grenze 401 zwischen seinem Reich und dem der Rhomäer. Täglich baten ihn die rhomäischen Flüchtlinge, gegen den Mitkaiser zu ziehen und ihm eine Schlacht anzubieten, doch folgte er ihnen keineswegs, da er fürchtete, das Unternehmen würde ihm nicht nach Wunsch verlaufen. Er wartete vielmehr auf Chreles, der sich als Bundesgenosse der Rhomäer
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im Kampf gegen den Mitkaiser in Pherai befand und noch nicht zurückgekehrt war. Von ihm wollte er Näheres erfahren über den Mitkaiser und sein Heer, ob man es angreifen könne oder nicht. Als Chreles nun ankam, fragte ihn der Kral, ob er gegen den Mitkaiser zu Felde ziehen solle. Er aber riet, lieber den Frieden zu bewahren und nicht sich und seine Untertanen in einen Krieg zu stürzen. Er habe selbst in Pherai den Mitkaiser an der Spitze eines Heeres gesehen, das zwar nicht groß gewesen sei, aber derart erfahren im Kriegshandwerk und mit Pferden und Waffen so glänzend ausgestattet, daß es durch seinen bloßen Anblick Furcht einflößte. So leise und diszipliniert sei es seinen Anführern gefolgt, daß man glauben konnte, es sei nicht eine Menge, sondern ein einzelner Mann, der hier auf die Kommandos höre und die Befehle mit Eifer befolge. «Ihre Tapferkeit», sagte er, «und ihr Wagemut sind so groß, daß sie, obwohl weit geringer an Zahl als ihre Gegner, ohne Furcht und Murren gegen ein Heer anrückten, das sich in einer befreundeten Stadt verschanzt hatte. / Und als sie so nahe an Pherai herangerückt waren, daß der Kampf beginnen konnte, blieben sie erfüllt von Kampfeseifer stehen und forderten uns den ganzen Tag über zum Kampf heraus. Da aber niemand ihnen entgegenzog, wichen sie ein wenig zurück und schlugen ihr Nachtlager auf, wappneten sich jedoch bei Anbruch des folgenden Tages erneut und stellten sich in Schlachtreihe auf und schickten einen Herold, der uns zum Kampf herausforderte. Da wir aber nicht einmal ihnen ins Angesicht zu blicken wagten und offenkundig zu einer Begegnung nicht bereit waren, kehrten sie um und begaben sich in vollendeter Disziplin in ihr Lager in Zichna. Mit einem Heer, das solchermaßen allseitig geschult ist und viele tüchtige Anführer hat, solltest du meines Erachtens ohne Not den Kampf nicht aufnehmen. Jetzt aber ist obendrein das gesamte Heer des Westens, das gleichfalls groß und tüchtig ist, zum Mitkaiser übergegangen, so daß es noch schwieriger geworden ist, ihnen im Kriege zu begegnen.» So sprach Chreles, und der Kral und die anderen Anführer des Heeres hörten auf ihn und gaben jeden Gedanken an einen Krieg gegen den Mitkaiser auf, behielten jedoch ihr Heerlager bei. Der Mitkaiser indessen brach acht Tage danach von Achrida auf und bog von dem Wege nach Kastoria ab, in Richtung Pelagonia402 • Einerseits wollte er nämlich die dortigen kleinen Städte und das umliegende Land auf seine Seite bringen; andererseits aber hatte er gehört, daß der Kral sich an der Grenze seines Reiches befinde, und wollte nicht den Eindruck erwecken, / aus Furcht vor ihm ausgewi-
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chen ZU sein. Als jedoch die rhomäischen Flüchtlinge erfuhren, daß der Mitkaiser durch Pelagonia marschiere, wandten sie sich an den Kral und versuchten mit allen Mitteln, ihn zum Kampf gegen den Mitkaiser zu bewegen, der ja nicht mehr weit von ihnen entfernt war. Der Kral aber entgegnete, daß er weder jetzt noch später freiwillig gegen den Mitkaiser Krieg führen werde, es sei denn, daß dieser selbst angreife; ihnen aber habe er jede nur mögliche Hilfe gewährt, da er zwölf Abteilungen mit ihren Anführern nach Pherai geschickt habe zu ihrer Unterstützung. Jetzt aber empfinde er auch deswegen Reue, da er ohne jeden Grund gegen jemanden, der kein Unrecht begangen habe, Krieg angefangen habe. Wenn die Kaiser der Rhomäer untereinander Streit hätten, sollten sie sich selbst überlegen, wie sie ihren Krieg führen und unter welchen Bedingungen sie sich versöhnen; er selbst habe von keiner Seite Unrecht erlitten und werde auch gegen niemanden Krieg führen, solange ihm kein Unrecht geschehe. Diese Antwort also erhielten sie, und da ihnen die einzige noch verbliebene Hoffnung zerrann, murrten sie sehr. Sie hörten indessen keineswegs auf, so gut sie nur konnten, den Kral zum Krieg gegen den Mitkaiser zu drängen. Und da sie ihn zu überreden suchten und baten, er möge sie nicht ungerächt lassen, sagten einige vornehme Triballer [Serben], die gerade zugegen waren, folgendes: «Was müht ihr Toren euch blindlings und erfolglos mit eurem Streben nach Unternehmen ab, die ihr doch nicht ausführen könnt, und quält uns mit Bitten, die niemand gewähren kann? Früher, als der Krieg unter den Kaisern, euren Herren, ausbrach, hättet ihr jeden Anlaß zur Verärgerung beseitigen und euch auf jede Weise um Frieden für euch und die anderen bemühen sollen, da ihr wißt, daß einzig und allein dies den Kaisern, / euch selbst und dem Gemeinwesen der Rhomäer Nutzen bringt. Doch was ihr offenkundig tatsächlich getan und den anderen geraten habt, ist davon das gen aue Gegenteil. Seid ihr doch in allen Städten umhergelaufen und habt diejenigen, die den älteren Kaiser im Kriege gegen den jüngeren unterstützten, gelobt und ihnen alle erdenklichen Wunder versprochen; jene aber, die sich für den Frieden entschieden hatten und die anderen dafür gewinnen wollten, behandeltet ihr als Anhänger des jüngeren Kaisers nicht anders als Feinde, und so habt ihr euch auf jede Weise bemüht, den Krieg zu schüren. Worum ihr euch aber damals bemüht habt, das müßt ihr euch jetzt zu Recht gefallen lassen. Wir jedoch raten dem Kral, unserem Herren, keinen Krieg gegen den Mitkaiser zu beginnen und nicht als erster Unrecht zu begehen, sich vielmehr bewußt zu sein, daß Menschen,
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die Unrecht tun, auch von Gott bestraft werden. Sollte jener aber angreifen, so werde der Kral sich mit aller Kraft zur Wehr setzen. Folge er [der Kral] unseren Ratschlägen, so ist es gut; wenn nicht, mag er ausziehen und den Krieg alleine durchstehen, nur von euch unterstützt, denn von uns wird keiner teilnehmen.» So sprachen die Triballer [Serben], und der Kral folgte ihrem Rat und sprach zu den rhomäischen Flüchtlingen: «Wie die Mächtigen in meinem Lande über den Krieg denken, seht ihr; ich aber würde, selbst wenn ich den Krieg mit Eifer betriebe wegen persönlicher Zwistigkeiten mit dem Mitkaiser, davon abstehen, wenn ich sähe, daß diese Männer so denken, wie sie es gegenwärtig tun. Tatsächlich aber beurteile ich die Lage nicht im geringsten anders als sie. Da es mir freisteht, ohne Gefahr in Sicherheit mein Land zu regieren, habe ich kein Verlangen, als Aggressor zu erscheinen und ein unberechenbares / Risiko auf mich zu nehmen, zumal ich noch nicht einmal mein gesamtes Heer versammelt habe. Zu eurem Wohle aber werde ich tun, was immer ich kann, und wenn ihr wollt, werde ich selbst eine Gesandtschaft an den Mitkaiser schicken und ihn bitten, von seinem Zorn gegen euch abzulassen. Wie ich höre, ist er milde gesinnt und bereit zur Versöhnung mit denen, die ihn verletzt haben, so daß er gewiß auch euch verzeihen und eure unglückliche Lage ganz erheblich erleichtern wird. Wenn euch aber dies nicht annehmbar erscheint, werde ich euch zu Michael, dem König der Myser [Bulgarenzaren], meinem Schwager, schicken, damit ihr mit seiner Hilfe nach Konstantinopel gelangt. Sagt euch aber auch dieser Vorschlag nicht zu, so gibt es noch einen weiteren Weg, den ihr einschlagen könnt. Seid ihr nämlich einmal nach Venedig gelangt, so wird es euch nicht schwer fallen, mit Kriegs- oder Frachtschiffen nach Konstantinopel zu gelangen. Und schließlich kann ich euch noch eine andere Hoffnung auf Rettung machen: Da ihr Prosekos 4 0 3 , Prillapos und Strimbitza [Strumitza] besetzt haltet, Städte, die ob der Stärke ihrer Mauern schwer einnehmbar sind, so verteilt sie unter euch und haltet in ihnen aus, bis der Bruderkrieg der bei den Kaiser ein Ende findet.» Diese Worte versetzten die Flüchtlinge in Ratlosigkeit, und es zeigte sich kein Ausweg aus ihrer schlimmen Lage. Nachdem sie aber die gegenwärtige Situation überdacht hatten, zogen sie es dennoch vor, sich in den genannten Städten zu verschanzen und die Belagerung / durchzustehen. Der Protovestiarios mit einigen anderen erhielt Prillapos, Michael Asanes aber Prosekos und die übrigen wurden Herren von Strimbitza [Strumitza]. Zur gleichen
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Zeit errichtete Nikephoros Basilikos 40 4, der Statthalter von Melenikos, eine eigene Herrschaft, indem er erklärte, sich keinem der beiden Kaiser anzuschließen, bis der Krieg beendet sei. 56. Der Protovestiarios starb bald darauf, dem Vernehmen nach, weil ihn das unerwartete Mißgeschick hart getroffen und er die schlimme Lage nicht ertragen hatte 405 • Als er gestorben war, übergaben die Leute aus seiner Umgebung sich selbst und Prillapos dem Mitkaiser. Dem Asanes aber entrissen die Triballer [Serben] Prosekos durch List406 • Der Mitkaiser aber begab sich von dort nach Thessalonike, und nachdem er sich gewisser dringender Geschäfte wegen einige Tage in der Stadt aufgehalten hatte, schien ihm seine Anwesenheit in Strimbitza [Strumitza] erforderlich, und er machte sich abermals mit seinem Heer auf den Weg. Als er vor der Stadt ankam, versuchte er die Besatzung zu überreden, sich und die Stadt zu übergeben, denn militärisch zwingen konnte er sie wegen der Stärke der Mauern nicht. Jene aber ließen sich nicht überreden, sondern erklärten, sie würden die Stadt besetzt halten, bis der Bruderkrieg der beiden Kaiser ein Ende nehme. Da der Mitkaiser hier nicht weiterkam, brach er auf und begab sich nach Melenikos. Als ihm dort Nikephoros Basilikos die gleiche Antwort gab und er nicht in der Lage war, zur Belagerung zu schreiten, kehrte er, da andere wichtige Aufgaben drängten, nach Thessalonike zurück. Als er dort ankam, wurde ihm von dem Protostrator, dem Statthalter von Thrakien, gemeldet, daß der ältere Kaiser / sowohl das Heer aus Konstantinopel als auch ein anderes, zusätzlich ausgehobenes, von beträchtlicher Größe unter der Führung des Konstantinos Asanes 407 gegen ihn, dessen Truppen zur Zeit am Fluß Melas lagerten, ausgesandt habe. Dort stießen denn die Heere aufeinander, und es kam zu einer Schlacht, die lange unentschieden blieb, doch schließlich behielten die Truppen des jüngeren Kaisers die Oberhand, schlugen den Gegner in die Flucht und verfolgten ihn bis nach Konstantinopel. Einen Teil der Soldaten töteten sie, die anderen nahmen sie gefangen, und nur wenige konnten sich in die Stadt retten. Auch der Feldherr wurde gefangengenommen. Nach diesem strahlenden Sieg machten sie sich auf den Heimweg408 • Als diese Ereignisse gemeldet wurden, sprach der Mitkaiser des Sieges wegen ein Dankgebet zu Gott; dann wandte er sich zu den Anwesenden - und dies war eine große Scharund sagte, daß seine Freude über den Sieg der eigenen Leute nicht größer sei als seine Trauer über die Niederlage der Gegner. «Trauern muß man», so sagte er, «nicht nur, weil die Gefallenen Rhomäer sind, welche nicht im 194
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Kampf gegeneinander, sondern im gemeinsamen Kampf gegen die Barbaren hätten fallen sollen, sondern auch, weil zu befürchten ist, daß einige der Gefallenen unsere nächsten Verwandten oder Freunde waren; drittens aber, weil sie nicht durch die Barbaren, welche naturgemäß unsere Feinde sind, getötet wurden, sondern durch uns, ihre nächsten Freunde. Ich glaube, wir gleichen Leuten, die sich aus Wahnsinn von ihrem eigenen Fleisch den Bauch füllen und die man nicht loben sollte um dieser seltsamen Nahrung willen, sondern bedauern. Was aber schwerer wiegt, man muß trauern, weil wir nicht nur von den Hellenen und den Barbaren, die davon hören, / gehaßt zu werden verdienen um unseres gegenseitigen Unrechtes willen, sondern weil fraglich ist, ob Gott an dem Geschehenen Wohlgefallen findet und ob nicht vielmehr vor seinem Richterstuhl in gleicher Weise die Verteidiger wie die Angreifer strafwürdig erscheinen. So wäre es mir denn lieber, wenn die Unsrigen nicht über Rhomäer, sondern über Barbaren gesiegt hätten, damit sie an dem Sieg eine ungetrübte Freude hätten. Da aber ein neidischer Dämon unsere Lage so eingerichtet hat, daß uns selbst der Sieg Grund zum Schmerz wird, sage ich dem Allermächtigsten meinen besonderen Dank nicht nur dafür, daß er den Unsrigen zum Siege verholfen hat, sondern auch dafür, daß ich selbst nicht nur keinen Anlaß zu diesem Kriege gegeben habe, sondern gleich bei seinem Ausbruch mit Wort und Tat vieles versucht habe, um diejenigen, die den Krieg schürten, davon abzubringen, wenngleich dies alles, wie das Sprichwort sagt, ins Wasser geschrieben war 409 .» Die Zuhörer bewunderten den Mitkaiser nicht nur ob seines Scharfsinns, sondern auch deshalb, weil er im Glück nicht aufgeblasen und überheblich war, sondern sich im Wechsel des Geschickes gleichmütig zeigte. Der Mitkaiser aber dankte dem Protostrator brieflich 410 und bedachte die bei ihm befindlichen Senatoren mit Ehren und anderen Gunstbeweisen, die Soldaten mit einer Erhöhung ihres Soldes, und die übrigen bestärkte und ermunterte er durch eine Erhöhung ihrer jährlichen Einkünfte, sich im Kriege für ihn einzusetzen. Er selbst setzte in Thessalonike Vermessungsbeamte 411 ein und ließ durch sie den Westen des Reiches verwalten und schätzen; auch ordnete er an, / daß neben den vorhandenen Truppen weitere ausgehoben würden, damit das Heer stärker würde. Während er damit beschäftigt war, kam abermals ein Brief von dem Protostrator des Inhalts, daß der ältere Kaiser mit dem König der Myser [Bulgarenzaren] Michael, mit dem er zuvor zerstritten gewesen war, jetzt
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einen Friedensvertrag und ein Bündnis abzuschließen im Begriffe sei412 • Er (der Protostrator) wisse freilich nicht, worauf dieses ihr Bündnis abziele, und habe es deswegen für nötig erachtet, ihm anzuzeigen, was sich tue. Als der Mitkaiser dies erfuhr, begriff er sofort, daß das Bündnis seines Großvaters mit den Mysern [Bulgaren] wegen des Krieges gegen ihn selbst abgeschlossen worden sei, doch entschied er, noch nicht auf die erste Kunde hin vom Westen aus aufzubrechen, sondern abzuwarten und sich um die Lage und das Heer zu kümmern, bis sicherere Nachrichten einträfen. Wenige Tage später indessen traf abermals ein Brief des Protostrators an den Mitkaiser ein mit dem Inhalt, daß Friedensvertrag und Bündnis des älteren Kaisers mit den Mysern [Bulgaren] bereits abgeschlossen seien und daß die rhomäischen Überläufer, die bei den Mysern jenes Bündnis vermittelt hätten, sich noch in Konstantinopel aufhielten. Der Mitkaiser beriet sich mit den Würdenträgern, und man beschloß, nicht mehr in Thessalonike zu verweilen, sondern schnellstens nach Konstantinopel zu eilen, bevor eine neue Situation eintrete. Zum Befehlshaber des Westens machte er Guy de Lusignan413 aus Zypern, der später König / von Armenien wurde und sein Vetter mütterlicherseits war. Dann brach er mit seinem Heer von Thessalonike auf und begab sich nach Didymoteichon. Nachdem er sich dort wenige Tage aufgehalten hatte, verließ er die Stadt in Richtung Konstantinopel. Als er am sogenannten Gyrolimne-Tor anlangte, traf er einen gewissen Pepanos 414 , der im kaiserlichen Blachernenpalast die Wache befehligte und der den dortigen Teil der Stadtmauer zu bewachen hatte, denn da der Mitkaiser heranrückte, ließ der ältere Kaiser die Mauern von Byzanz bewachen. Diesem Pepanos also befahl er, zu seinem Großvater, dem Kaiser, zu gehen und ihm zu melden 415 , daß er vor den Mauern stehe und ihn um Verzeihung bitte. Er solle doch nicht wegen der Ereignisse im Westen die schlimme Situation für heillos halten. Wenn er wolle 416 , stehe es ihm auch jetzt frei, den Krieg zu beenden und mit ihm selbst zu verfahren, wie es ihm beliebe~ Da inzwischen nur kurze Zeit verstrichen sei, habe er gewi1~ nicht vergessen, wie er selbst gekommen sei und um den Frieden gebeten habe und ihm geraten habe, diesen dem Krieg vorzuziehen und nicht den Kriegstreibern zu folgen, die ihm nichts nützten bei jenen Geschehnissen, deren Ausgang er selbst lieber nicht prophezeien wollte. Gleichwohl sei alles so ausgegangen, wie er es ihm vorausgesagt habe. Wolle er aber gegenwärtig den Krieg wiederum beenden, so werde er selbst jene Begebenheiten als nicht geschehen erachten und sich ganz darauf einrichten, alles zu tun, was er befehle.
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Daraufhin begab sich Pepanos zum / älteren Kaiser und meldete ihm, was ihm der junge Kaiser aufgetragen hatte. Kurz darauf kehrte er zurück und berichtete dem jungen Kaiser, daß der Kaiser ihm befehle, sich zu entfernen, wohin er wolle, und nicht sinnlos die Zeit zu vergeuden, da er nichts von dem erreichen werde, was er im Sinn habe. Als aber der junge Kaiser fragte, ob ihm denn der Kaiser nichts weiter aufgetragen habe, antwortete Pepanos: «Nichts.» «Also», erwiderte jener, «werde ich den Befehl des Kaisers ausführen und gehen, wohin mich Gott führt.» Damit verließ er den Platz und schlug auf den Wiesen bei der Brücke des Kamels [Kamelogephyra]417 sein Nachtlager auf. Am folgenden Tage aber begab er sich wieder zu dem gleichen Tor und bat den Kaiser, den Frieden anzunehmen und den Krieg zu beenden. Da aber niemand auf ihn hörte, kehrte er um und zog zum fluß Melas, wo der Protostrator mit dem restlichen Teil des Heeres lagerte. Der Mitkaiser zog nun an der Spitze seines Heeres weiter, der Großdomestikos aber blieb aus irgendeinem Grunde zurück. Da kam zu ihm ein Mann in zerrissenen Kleidern, wie arme Leute sie tragen, und sagte, er habe etwas heimlich mit ihm zu besprechen. Also entfernte sich der Großdomestikos hinreichend, um nicht mehr von der Mauer aus gesehen zu werden und hieß ihn sagen, was er mitzuteilen habe. Der aber rief noch einen anderen herbei, der in seine Pläne eingeweiht war, und als niemand sonst mehr zugegen war, erklärten sie, daß sie seit langem die engsten Freunde und Hausnachbarn seien. Mitansehen zu müssen, wie der junge Kaiser ohne jeden Grund Unrecht erlitte und vertrieben werde, bereite ihnen unerträglichen Schmerz und erwecke ihnen den Drang, wenn / möglich, dem Unrecht zu wehren, besonders, seit der Mitkaiser sich in Rhegion von aller Schuld reingewaschen habe - sie selbst seien dabei gewesen - und dann hierher gekommen sei und seinen Großvater flehentlich gebeten habe, keinen Krieg zu beginnen. Dies also, erklärten sie, sei ihre Einstellung und Gesinnung. Da aber ihre Möglichkeiten geringer seien als ihr guter Wille, suchten sie eine passende Gelegenheit, die es ihnen ermögliche, ihre Absichten auch in die Tat umzu. setzen; diese habe sich nun zu ihrem Glück geboten. Denn nachdem der junge Kaiser in den Westen gezogen sei, hätten die Befehlshaber der Wachtruppen - so habe Gott es frühzeitig zu ihrem Nutzen eingerichtet - ihnen den Mauerabschnitt am Tor des Heiligen Romanos 418 zugewiesen, so daß sie mit acht anderen im Wechsel nachts dort zu wachen hätten. Kaum sei dies geschehen, sei ihnen der Gedanke gekommen, daß sie sich dem Mitkai-
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ser einmal nützlich erweisen könnten. Als sie erfahren hätten, daß sein Erscheinen vor Konstantinopel unmittelbar bevorstehe, seien sozusagen die Würfel gefallen 419 , und sie hätten mit den Gefährten beraten, wie sie dem jungen Kaiser die Stadt in die Hände spielen könnten. Sie hätten sie davon überzeugt, daß ihre Vorschläge gerecht seien und nützlich für alle Rhomäer. Nun sei alles vorbereitet, um den Mitkaiser mit Leitern auf die Mauer zu führen, man brauche nur die Nacht abzuwarten, in welcher sie mit der Wache an der Reihe seien. So sprachen jene, der Großdomestikos aber ließ sogleich durch einen Boten dem Mitkaiser mitteilen, er möge warten; dann fragte er seine Gesprächspartner, wie sie hießen und was sie von dem Mitkaiser forderten, da sie einen Anspruch / auf eine Belohnung für ihr Wohlwollen gegenüber dem Mitkaiser hätten. Sie antworteten, daß sie Kamaris und Kastelianos 42o hießen und nichts forderten, sondern die Unternehmung umsonst auf sich nähmen, um der guten Sache willen und des allgemeinen Nutzens. Als er ihnen abermals einen Wunsch freistellte und sie versicherten, daß sie nichts begehrten, führte er sie zum Mitkaiser. Bei diesem angelangt, sagte er: «Gott, dem du kürzlich alles, was dein ist, anheimgestellt hast, erweist dir nun, wie es ihm gut dünkt, seine Gnade.» Zugleich erinnerte er ihn an eine Tat, die er kurz zuvor vollbracht hatte. 57. Denn noch während er sich in Thessalonike aufhielt, schickten sechs Senatoren aus Konstantinopel, welche sich im Gefolge des älteren Kaisers befanden, sich aber gegen ihn verschworen hatten, heimlich nach Thessalonike an den Mitkaiser eine Botschaft, in der sie erklärten, wenn er Konstantinopel einnehmen wolle, würden sie ihm die Stadt ausliefern, wozu sie durchaus in der Lage waren. Dafür müsse er sich aber erstens einmal eidlich verpflichten, den Großlogotheten Metochites seines gegenwärtigen Amtes zu entheben, ihn auf Lebenszeit in Ungnade fallen zu lassen und ihm niemals zu verzeihen 421 • Zum anderen sollte der Mitkaiser ihnen noch einige andere Forderungen erfüllen. Wenn er sich dazu eidlich verpflichte, solle er unverzüglich kommen, und man werde ihm bei seiner Ankunft die Stadt in die Hände spielen. Darauf antwortete der Mitkaiser, daß er weder an dem gegenwärtigen Kriege schuld sei noch auch gewünscht habe, daß ein anderer ihn beginne; und nachdem er begonnen worden sei, habe er jedes erdenkliche Mittel angewandt, durch welches / er glaubte, ihn beenden zu können. Gott, dem alles im voraus bekannt sei, wisse dies und die Ereignisse selbst, wenn sie Stimme hätten, könnten davon Zeugnis ablegen. «Auch 198
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ihr», fuhr er fort, «könnt mir dies bezeugen, sofern ihr die Wahrheit sagen wollt. Da unsere Lage sich nun einmal so entwickelt hat, daß zwangsläufig, weil der Kaiser keinen Frieden akzeptiert, entweder einer von uns beiden seine Herrschaft verliert oder aber die Untertanen sich für eine der beiden Seiten entscheiden und dabei zugrunde gehen müssen, ist es notwendigerweise mein Wunsch, entweder mit eurer Hilfe oder mit anderer Unterstützung Byzanz in meine Gewalt zu bekommen, denn solange dies nicht geschieht, wird der Bürgerkrieg kein Ende nehmen. Zu den Bedingungen allerdings, die ihr stellt, möchte ich nicht nur Byzanz nicht einnehmen, sondern nicht einmal so viele Städte, wie Konstantinopel Türme hat. Zwar hätte ich den Großlogotheten, wenn ich die Macht besäße, seines gegenwärtigen Amtes auch ohne eure Forderung enthoben, um selbst allen Ärger los zu sein. Doch ihn unerbittlich dazu zu verurteilen, daß er zeitlebens in Ungnade stehen soll, das ist mir von allem am wenigsten möglich. Möge ich niemals so sehr dem Wahn verfallen, daß ich, um ihn unerbittlich in Ungnade fallen zu lassen, mich selbst von dem liebenden Erbarmen der Güte Gottes ausschließe. Denn er hat uns kundgetan, daß er uns mit eben dem Maße messen wird, mit dem wir selbst unsere Mitknechte messen [Ev. Luc. 6,38]. Und dabei sind meine Sünden gegen Gott nicht etwa ebenso groß wie die meiner Mitmenschen gegen mich, sondern unendlich größer. Freilich, Byzanz in meine Gewalt bekommen / möchte ich um des gemeinen Nutzens willen sehr wohl, jedoch ohne diese Bedingung zu erfüllen. Seid ihr damit einverstanden, so will ich mir gerne eure übrigen Forderungen anhören.» Daran also erinnerte der Großdomestikos den Mitkaiser, besprach noch einige andere Dinge mit ihm und führte ihm dann die beiden Männer vor. Diese wiederholten vor dem Kaiser ihre Aussagen und versicherten, sie seien wahrlich imstande, ihm die Stadt auszuliefern. Der Mitkaiser lobte sie und fragte sie, ob sie etwas forderten. Sie aber wollten nichts fordern, doch als der Mitkaiser sie immer wieder drängte, baten sie um zwanzig Plethren 421a Land. Der Kaiser lachte über diese Bitte und sagte: «Ja, ich werde euch, so Gott will, für eure guten Dienste eine angemessene Belohnung zukommen lassen.» Während sie noch darüber sprachen, kam aus Skopelos 422 ein Bote des Statthalters, welcher meldete, daß Michael, der Zar der Myser [Bulgarenzar], an der Grenze zwischen seinem Reich und dem der Rhomäer nahe bei der ihm zugehörigen Stadt Diampolis 423 mit einem Heer lagere und ein verbündetes Heer von Skythen [Tataren] mit sich führe, welche bei Rhoso199
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kastron 424 ihr Lager aufgeschlagen hätten. Als der Mitkaiser dies hörte, beriet er sich mit dem Großdomestikos, was zu tun sei, und sie kamen zu dem Schluß, daß man zu der Bergfestung Logus 425 ziehen müsse. Dieser Platz war nämlich einerseits nahe bei Konstantinopel gelegen, so daß man von hier aus die Übergabe der Stadt vorbereiten konnte; andererseits aber war der Ort schwer zugänglich und ließ sich nicht umzingeln, so daß man sich, wenn / jemand angriff, verteidigen, anderenfalls aber sich an die unzugänglichste Stelle zurückziehen und ausruhen konnte. Nachdem sie sich solchermaßen beraten hatten, befahlen sie dem Kamaris, ihnen zu folgen, damit er wisse, wo sich das Heerlager des Mitkaisers befinde; den anderen aber hießen sie nach Byzanz gehen, damit er seinen Gefährten das Geschehene melde. Als sie aber zu dem Fluß Melas kamen, wo der Protostrator mit dem übrigen Heer lagerte, berichteten sie diesem über die Helfershelfer, welche die Einnahme von Konstantinopel vorbereiteten, ferner über die Myser [Bulgaren] und über das beabsichtigte Heerlager in Logus, wobei sie auch die Gründe erläuterten. Da auch der Protostrator den Plan guthieß, brachen sie auf nach Logus und lagerten dort. Am folgenden Tage wurde ihnen gemeldet, daß ein mysisches [bulgarisches] Heer von etwa dreitausend Reitern in Konstantinopel angekommen sei, getreu dem Bündnis mit dem älteren Kaiser. Ihr Anführer sei Ivan der Russe 426 • Diese Nachricht versetzte den jungen Kaiser in außerordentliche Aufregung. Und da er mit dem Großdomestikos und dem Protostrator überlegte, was den Zaren der Myser [Bulgarenzaren] wohl bewogen habe, den eidlich besiegelten Vertrag mit ihm, dessen Schwester er zur Frau habe, zu annullieren und sich stattdessen mit dem älteren Kaiser zu verbünden, da vermutete er, daß der mit jenem geschlossene Vertrag und das Bündnis nicht ehrlich gemeint seien. Vielmehr sei sich der Myser [Bulgare] bewußt, daß der ältere Kaiser, teils aus Haß gegen seinen Enkel, teils aus Furcht davor, daß die Rhomäer in seiner Umgebung von jenem bestochen seien und sich gegen ihn verschwören könnten, lieber eine mysische Wache in den Kaiserpalast nehmen werde, in der Annahme, daß die verbündeten Fremden ihm eher ergeben sein würden; daher habe er ein Heer geschickt, angeblich um gegen / uns [den Mitkaiser] für den älteren Kaiser zu kämpfen, in Wahrheit aber um mit kleinen Abteilungen einzudringen und wenn möglich den Kaiserpalast in seine Gewalt zu bekommen. Danach aber werde er selbst mit seinem gesamten Heer anrücken, um die Byzantiner in seine Gewalt zu bringen und
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in der Folge auch auf das übrige Reich der Rhomäer seine Hand zu legen. Als Beweis aber galt ihnen, daß er die Skythen [Tataren] als Bundesgenossen mitführte, und zwar aus Furcht, daß sie, wenn etwas derartiges geschehe, ihnen [dem Mitkaiser und seinem Heer] gegen Byzanz zu Hilfe eilen könnten. Zu solchen Vermutungen über das Waffenbündnis gelangten sie aufgrund ihrer Überlegungen; und in der Tat trafen sie zu, wie sich später sehr deutlich zeigen sollte 427 • Den Ratschlag aber hatte dem Zaren der Myser [Bulgarenzaren] einer der rhomäischen Überläufer gegeben, der sich auch anheischig machte, ihn selbst auszuführen. Daher wurde er denn auch zum Beauftragten für die Bündnisverhandlungen gewählt. Der Mitkaiser aber schickte, um Ivan auf die Probe zu stellen, einen Boten zu ihm und befahl ihm, das Gebiet der Rhomäer zu räumen. Denn er sei verbündet mit dem Zaren der Myser [Bulgarenzaren], seinem Schwager, er aber sei mit einem Heer ins Gebiet der Rhomäer eingedrungen. Wenn er zu seiner [des Mitkaisers] Unterstützung gekommen sei, solle er in seine Heimat zurü
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chen Sicherheitsvorkehrungen treffen. Er selbst nämlich hege aufgrund der Ereignisse den Verdacht, daß den mysischen Truppen von ihrem Zaren befohlen worden sei, nach Möglichkeit den Palast durch List einzunehmen; aus ebendiesem Grunde lagere dieser mit seinem gesamten Heer und den verbündeten Skythen [Tataren] in dem Grenzgebiet zwischen seinem Reich und dem der Rhomäer, um binnen kurzem selbst zu Hilfe eilen zu können, sobald Ivan seinen Auftrag ausgeführt habe. Als der Kaiser vernommen hatte, was der Mitkaiser, sein Enkel, ihm ausrichten ließ, befahl er dem Pepagomenos, ihm zu melden, daß er sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern und nicht den Ehrgeiz haben solle, andere schulmeistern zu wollen. Er selbst habe nicht weniger Erfahrung, / als der Mitkaiser für sich in Anspruch nehme. Zugleich aber legte er eine Wach truppe in den Palast, ließ ihn in sicherer Obhut und tat alles, was sein Enkel ihm geraten hatte. 58. Der junge Kaiser schickte indessen Johannes Roger 43U als Gesandten zu Michael, dem Zaren der Myser [Bulgarenzaren] und ließ ihm mitteilen, er habe gehört, daß er an der Grenze des rhomäischen Reiches mit einem Heer lagere. Er wisse jedoch nicht, was sein Anmarsch zu bedeuten habe. Er wolle erfahren, ob Michael unter Bruch des mit ihm unter Eid geschlossenen Vertrages einen Krieg entfesseln wolle, damit auch er sich entsprechend rüsten könne. Wenn aber der Feldzug aus einem anderen Grunde unternommen worden sei, so wolle er darüber Klarheit haben. Daß Michael ungerufen komme, halte er für einen Beweis, daß der Zug sich gegen ihn richte; und daß er den Konstantinopolitanern, seinen Feinden, dreitausend Soldaten unter der Führung des Ivan zur Unterstützung geschickt habe, sei offensichtlich eine feindliche Handlung gegen ihn. Er wundere sich, wie Michael, nachdem er erfahren habe, daß er selbst sich in der Nähe von Konstantinopel aufhalte, diese Soldaten zur Unterstützung seiner Gegner nur habe schicken können. Oder wisse er nicht, daß er, Andronikos, nicht einmal ausgebildete Soldaten gegen ihn einsetzen müsse, sondern nur den Bauern Befehl zu geben brauche, und sie würden dafür sorgen, daß die Rückkehr für seine Leute schwieriger würde als eine Rückkehr aus den Toren des Hades. Dies also ließ der Mitkaiser durch seine Gesandten ausrichten. Als nun Michael erfuhr, daß der Mitkaiser bei Konstantinopel angekommen sei und nicht weit von seinem Heere lagere, geriet er um seiner Soldaten willen in nicht geringe Unruhe und sah für sie keine Hoffnung auf
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Rettung, es sei denn, er überzeugte den Mitkaiser schnellstens, daß er den mit ihm geschlossenen Vertrag nicht gebrochen habe und / daß das ausgeschickte Heer nicht mit ihm Krieg führen solle, sondern aus einem anderen Grunde nach Byzanz gekommen sei. Und sogleich zog er vor den Augen des Gesandten die heiligen Gegenstände, die er an seiner Brust verborgen trug, heraus. Unter diesen befand sich ein Kreuz, welches er ihm aushändigte mit den Worten: «Bring dies dem Mitkaiser und sag ihm, daß ich bei Ihm, dessen Leib um unseretwillen an dieses Kreuz geheftet wurde, schwöre, daß ich weder den Vertrag mit ihm gebrochen noch das Heer gegen ihn ausgesandt habe. Daher wünsche ich sehr, daß ihnen kein Leid widerfährt. Daß ich dir aber keine kostbare Halskette mitgebe, obwohl ich deren, wie du siehst, viele besitze, sondern dies aus wohlfeilem Material hergestellte Kreuz (es bestand nämlich aus Bronze), darüber soll er sich nicht verwundern. Ist es doch berühmt bei allen Mysern um seiner Wundertaten willen, die es in großer Zahl zu Lebzeiten meines Vaters vollbracht hat und in großer Zahl noch heute in meiner Lebenszeit wirkt. Also schicke ich es, weil es ein zuverlässigerer Garant meiner Treue ist. Wenn er mich bei einem Betrug oder einer Lüge ertappt, soll er dieses Kreuz ergreifen und gegen mich zu Felde ziehen, denn mit diesem Bundesgenossen wird er siegen und mich vernichten. Zum Beweise aber, daß dies keine Ausrede ist und kein passender Vorwand, will ich sogleich einen Boten entsenden, der dafür sorgt, daß das Heer das Gebiet der Rhomäer unverzüglich verläßt.» Und sogleich gab er dem Gesandten Pferde, welche bei ihm als Postpferde gehalten wurden, und befahl ihm, den Weg in größter Eile zurückzulegen, damit nicht der Mitkaiser in der Zwischenzeit seinem Heere Schaden zufüge. Zusammen mit dem Gesandten aber schickte er einen seiner Diener mit einem Brief, in dem Ivan aufgefordert wurde, das Heer zurückzuführen, und mit einer angesengten Feder; dies ist nämlich bei den Mysern das Symbol der Eile. Als sie nun / mit dem Kreuz bei dem Mitkaiser ankamen und ihm ausrichteten, was Michael zu seiner Verteidigung vorgetragen hatte, da schickte der Mitkaiser an Ivan und die Myser den Brief431 ihres Zaren und die Feder. Als jene die Nachricht erhielten, machten sie sich schleunigst auf den Heimweg. So also endete jenes Unternehmen. Der Mitkaiser aber hatte in eben jenen Tagen, als seine Gesandten auf dem Weg zu den Mysern waren, Leitern und anderes Gerät, das für den Sturm auf Konstantinopel nötig war, anfertigen lassen, und als alles fertig war, hatte sich Kamaris nach Byzanz begeben, um seinen Gefährten Nach-
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richt ZU geben. Verabredungsgemäß paßten sie auf, in welcher Nacht sie die Wache auf der Mauer haben würden; man schrieb den ersten Tag der Woche, in welcher die Herabkunft des Heiligen Geistes gefeiert wird 432 [Sonntag, 22. Mai 1328]. Nun begab sich Kamaris wiederum zum Mitkaiser und rief ihn zu Werke. Nachdem das heilige Meßopfer gefeiert worden war und auch die abendlichen Hymnen erklungen waren, brachen sie von dem Heerlager in Logus auf, marschierten den Rest des Tages und den größten Teil der Nacht und gelangten zu einem Dorf, welches von den Einwohnern Klepta 433 genannt wird. Dort verbrachten sie den Rest der Nacht, bis zum Anbruch des Tages. Dann brachen sie auf und gelangten bei Anbruch der Nacht zu einem Dorf, welches nicht weit von Konstantinopel entfernt ist und Amblyopos434 genannt wird. Dort warteten sie und ordneten das Heer. Zwei aus Stricken und hölzernen Sprossen gefertigte Leitern hatten sie, von denen die eine dem Kommando des Mitkaisers unterstand, die andere dem des Großdomestikos. Jeder Leiter wiesen sie zwölf / Soldaten zu, von denen acht Rhomäer waren, die übrigen «Lateiner» [Abendländer] aus Deutschland435 . Als der Mitkaiser hörte, daß auch «Alemannen» [Deutsche] für diese Aufgabe eingeteilt worden waren, rief er den Großdomestikos zu sich und befahl ihm, die für die Leitern eingeteilten «Alemannen» auszuwechseln und Rhomäer an ihre Stelle zu setzen. Von den Vornehmen aber solle keiner unter denen sein, die als erste die Mauer zu ersteigen hätten, damit diese sich nicht über die niedriger Gestellten erhöben und andererseits die Ehre auch nicht den «Alemannen» zufalle, sondern allein die Rhomäer die Tat vollbrächten. Dies alles wurde ausgeführt, wie es befohlen worden war, und so wurde jede der beiden Leitern zwölf Rhomäern von durchschnittlicher Herkunft ausgehändigt, welche den Auftrag hatten, sobald sie die Mauer erreicht und die im Mauerinneren befindlichen Helfershelfer die Leitern mit Hilfe von Stricken hinaufgezogen hätten, selbst als erste hinaufzusteigen und jeden Angreifer abzuwehren, damit die nach ihnen Kommenden in Ruhe hinaufsteigen könnten. In geringem Abstand zu ihnen folgte der Mitkaiser zu Fuß an der Spitze von hundert Elitesoldaten und hinter ihnen, doch so, daß sie getrennt blieben, weitere hundert, die der Großdomestikos anführte. Die Pferde dieser zweihundert Soldaten wurden von ebensovielen Berittenen geführt, so daß jeder eines hielt; sie folgten in gebührendem Abstand, damit die Männer auf der Mauer nicht den Hufschlag hörten. Sie sollten, falls etwas Unerwartetes geschähe, herbeieilen, den zweihundert ihre Pferde geben und sich selbst nach 204
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Kräften für sie einsetzen. Weitere fünfhundert folgten in mäßigem Abstand, auch sie aus dem gleichen Grunde. In / Amblyopos befand sich der P~oto strator mit dem gesamten übrigen Heer, das gewappnet, in Reih und Glied bereitstand. So also hatten sie das Heer geordnet und rückten leise vor, um nicht die Aufmerksamkeit der Wachen auf der Mauer auf sich zu lenken. 59. Die vierundzwanzig Mann mit den Leitern gelangten unbemerkt von den Wachen ohne Schwierigkeiten zur Mauer, da Kamaris sie zu den Leuten führte, die die Einnahme der Stadt vorbereiteten. Und diese, die sie erwarteten und natürlich bemerkten, ließen Stricke herab, zogen die Leitern herauf und befestigten sie an den Zinnen. So stiegen denn zunächst jeweils die zwölf auf den beiden Leitern empor. Nun war gerade Vollmond, der alles hell erleuchtete, doch zogen die Wolken wegen des durch den Vollmond bedingten Witterungsumschlages nicht zusammenhängend, sondern in abgerissenen Fetzen vorüber, so daß der Mitkaiser und der Großdomestikos mit ihren Leuten immer, wenn eine Wolke über ihnen war, im Schatten vorrückten; war sie aber vorübergezogen, so duckten sie sich auf die Erde und warteten auf die nächste. So gelangten sie, immer nur ein paar Schritte in Bewegung, in die Nähe der Mauer. Als sie nur mehr einen Pfeilschußweit von ihr entfernt waren, wurden sie jedoch von den Wächtern auf der Mauer bemerkt436 , und diese erhoben ein wildes Geschrei und riefen die Einwohner der Stadt zu den Mauern, da Feinde erschienen seien. Die Männer außerhalb der Mauer liefen nun in Eile zu den Leitern, ohne weiterhin auf das Verursachen von Geräuschen Rücksicht zu nehmen, da sie von drinnen ohnehin bemerkt worden waren. Als sie bei diesen anlangten, wollte der Mitkaiser als erster mutig emporsteigen und hieß den Großdomestikos, / ihm zu folgen. Glaubte er doch, wenn sie selbst auf der Mauer seien und es nahe einer der Gegner, so werde er es nicht wagen, sich mit ihnen ins Handgemenge zu stürzen, sondern sich, sobald er gemerkt habe, mit wem er es zu tun habe, zurückziehen. 5.0 würden sie selbst viele ihrer eigenen Leute aufwiegen. Der Großdomestikos aber ließ es nicht zu, sondern erklärte, daß sie ihre Pflicht versäumten, wenn sie dies täten. «Denn von den übrigen», sagte er, «wird dann keiner hinaufsteigen, und zwar nicht etwa aus Angst vor der Gefahr oder weil sie böswillig wären, sondern ihres Ehrgeizes wegen; denn da jeder als erster hinaufsteigen will, werden sie sich gegenseitig behindern, und es wird nicht nur keiner hinaufsteigen, sondern zusammengedrängt werden sie aneinandergeraten und sich gegenseitig tö205
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ten, ohne noch an die Feinde zu denken. Deswegen müssen wir unten bleiben, sie geordnet hinaufsteigen lassen und jeden Streit schlichten.» Diesem Rat des Großdomestikos folgte der Mitkaiser und befahl den Männern in seiner Umgebung hinaufzusteigen. Doch da viele zugleich sich anklammerten und hinaufsteigen wollten, stürzte infolge des übergroßen Gewichtes die Leiter des Mitkaisers zu Boden, da die Taue rissen. Es blieb also nur die Leiter des Großdomestikos übrig, und auf ihr stiegen sie einer nach dem anderen in Ruhe hinauf, während der Mitkaiser und der Großdomestikos am Zugang standen und nicht nur mit Drohungen, sondern auch mit Schlägen dem allzu starken Drängen Einhalt geboten. Doch nachdem knapp hundert Mann hinaufgestiegen waren, eilte der Anführer der Wachen, Synadenos, der Sohn des Marules 437, auf den Hilferuf hin mit zweihundert Mann schnellstens herbei, und da er glaubte, daß die Feinde noch nicht auf der Mauer seien, / sondern von außen angriffen, stieg er mit einigen wenigen, die er bei sich hatte, auf die Mauer, um zu erfahren, wie die Lage stehe. Da wurden er selbst und alle, die mit ihm hinaufgestiegen waren, von den oben Stehenden gefangengenommen. Doch als sie merkten, daß er selbst das Heer führte, riefen sie den unten Stehenden zu, sie sollten zurückweichen und dem jungen Kaiser, der sich bereits innerhalb der Mauern befinde, keinen Widerstand leisten. Vor allem aber würden sie, da auch ihr Anführer gefangen sei, am folgenden Tage der Strafe nicht entgehen, wenn sie versuchten, dem Mitkaiser Schaden zuzufügen. Als die unten Stehenden hörten, daß ihr Anführer gefangen sei und der junge Kaiser sich innerhalb der Mauern befinde, da änderten sie sogleich ihre Haltung, akklamierten dem jungen Kaiser und waren bereit, ihn nach Kräften zu unterstützen. Und nach und nach verbreitete sich die ganze übrige Mauer entlang die Akklamation für den jungen Kaiser. Als dieser und der Großdomestikos das hörten, erklärten sie, es sei nicht mehr nötig, den mühsamen Weg über die Leiter zu nehmen, und befahlen den oben Stehenden, ihnen das Tor zu öffnen. Als es geöffnet wurde, zog der Mitkaiser mit den restlichen Truppen ein und in kurzem Abstand hinter ihm auch der Protostrator mit dem gesamten Heer. Der junge Kaiser aber begab sich zum Palast und huldigte, wie er es gewohnt war, dem Kaiser, seinem Großvater. Als sie sich ein wenig setzten, erklärte der ältere Kaiser, als ob er wegen des Vorgefallenen sich selbst tadelte, er habe die Worte des Mitkaisers sehr wohl im Gedächtnis behalten. Auf diese Weise deutete er an, daß jener ihm das Nützliche und Richtige geraten habe und er selbst ihm gleichwohl nicht 206
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gefolgt sei. Seit eh und je habe der Teufel immer das gleiche / Bestreben, den Menschen zu schaden und ihnen immerzu übel mitzuspielen. Zwar scheitere er meistens, doch komme es auch vor, daß er Erfolg habe, wie bei den jüngsten Ereignissen. Dem pflichtete der Mitkaiser bei, doch der Großlogothet Metochites, der bei ihrer Unterredung zugegen war, meinte: «Wie lange soll das noch dauern? Wenn ihr euch nicht einig werdet, geschieht von dem, was not tut, nichts 438 .» Der junge Kaiser erwiderte nichts, doch fragte er sich verwundert, was das zu bedeuten habe, daß er so tat, als ob er bei den Ereignissen nicht selbst zugegen gewesen wäre und nicht genauer darüber Bescheid wüßte als andere. Indessen fragte er den Kaiser, seinen Großvater, ob er damit einverstanden sei, wenn er sich entferne, um der Gottesmutter Hodegetria zu huldigen. Da der Kaiser keine Einwendungen machte, begab er sich zur Kirche der Hodegetria439 , huldigte ihr und stattete ihr seinen innigen Dank ab für ihre Wohltaten. Von hier machte er sich auf zum Manganen-Kloster und huldigte den dort aufbewahrten Reliquien des heilbringenden Leidens Christi. Auch dankte er, so gut die Gelegenheit es zuließ, dem Patriarchen Esaias, der seinetwegen unter Arrest gestellt worden war, und führte ihn auf einem mit den kaiserlichen Insignien geschmückten Pferd 440 zum Patriarchensitz. Anschließend kehrte er zurück zum Palast und nächtigte ganz in der Nähe im Palast des Porphyrogennetos 441 • Das Heer aber zeltete teils innerhalb der Stadt, der größere Teil aber zog auf Befehl des Mitkaisers zu den Wiesen bei der Kamelsbrücke [Kamelogephyra] und schlug dort sein Lager auf. Zu Plünderungen kam es nicht, außer / im Hause des Großlogotheten442 , und dies gegen den Willen des Mitkaisers. So also kam es zu dem Bruderkrieg der beiden Kaiser der Rhomäer, so gewaltige Wechselfälle brachte er mit sich, und dieses war schließlich sein Ausgang. Das alles wurde beschrieben mit aller Gewissenhaftigkeit und Wahrhaftigkeit, wie wir es eingangs angekündigt haben. Die Dauer des Krieges aber betrug sieben Jahre und einen Monat, da er am 19. April des Jahres 6829 [a.D. 1321] in der vierten Indiktion begann und bis zum 19. Mai [24. Mai] des Jahres 6836 [a.D. 1328] in der elften Indiktion währte 443 .
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ANMERKUNGEN ZUR ÜBERSETZUNG
Zum Vorwort 1
Jedes Geschichtswerk mit einem Proömium zu versehen, stellt eine althergebrachte, zur literarischen Gattung gehörige Sitte dar, welcher alle byzantinischen Geschichtsschreiber folgen. Kantakuzenos weicht vom üblichen Schema des Proömiums insofern ab, als er es in der Form zweier aufeinander bezogener Briefe gestaltet; vgl. LIEBERICH, Heinrich: Studien zu den Proömien in der griechischen und byzantinischen Geschichtsschreibung. II. München 1900, 42 f. Nichts spricht dafür, daß die als Proömium des vorliegenden Werkes dienenden Briefe echt sind, wie DRÄSEKE, Johannes: Zu Johannes Kantakuzenos. BZ 9 (1900) 80 f. zu glauben scheint. DRÄSEKE hat jedoch recht, wenn er gegen die Meinung KRUMBACHERS: Litteratur 298 Neilos nicht als fingierte, sondern als existente Person betrachtet. Dies hatte bereits PARISOT, Cantacuzene 30 A.2 vermutet. Neilos wird abermals am Schluß des Geschichtswerkes (4,50[III 365]) und wahrscheinlich auch am Anfang des dritten Buches (3,1[II 12]), wo allerdings der Plural der Anrede nicht dem Singular der Widmung an Anfang und Ende entspricht, angeredet, so daß man annehmen kann, daß das Geschichtswerk ihm gewidmet ist. Außerdem erweckt Kantak. II,12,2-3 den Eindruck, als gehe er jetzt über sein ursprüngliches Ziel hinaus, was aber nicht gut zu 1,8 'ta 'tf Ecp' ~!l&v paßt. DRÄSEKE a.a.O. 81f. hält ihn für identisch mit Neilos Kabasilas (ca. 1300-1363), dem Lehrer des Demetrios Kydones und Metropoliten von Thessalonike, eine Ansicht, die auch HUNGER: Literatur I 467 sich zu eigen gemacht hat. Sollte jedoch in dem Neilos zugeschriebenen Brief ein Mönch sprechen, dann steckt hinter diesem Namen nicht Neilos, sondern sein Neffe Nikolaos Kabasilas, der bekannte Mystiker und Freund des Kantakuzenos (geb. ca. 1320), welcher nach Aussage des Geschichtsschreibers (4,16[III 107f.], vgl. LOENERTZ: Cabasilas 209; DENNIS: Manuel II,XXXI) bereits einmal den Wunsch geäußert hatte, mit ihm in ein Kloster einzutreten; so schon PARISOT, a.a.O.· Neilos wäre demnach der Mönchsname des Nikolaos Kabasilas. Hinter dem Namen Christodulos verbirgt sich natürlich der Geschichtsschreiber selbst. Vielleicht stellt dieser Name ein etymologisches Spiel dar (ÖOÜAOC; XQLO'tOÜ = Mönch). Den Gebrauch des Pseudonyms sieht IRMscHER, Johannes: Autobiographien in der byzantinischen Literatur, in: Studia byzantina II 4 als durch den autobiographischen Charakter des Werkes bedingt an. Dasselbe Pseudoriym hat jedenfalls Kantakuzenos bei einigen seiner theologischen Abhandlungen benutzt; vgl. oben S. 13 und NICOL: Kantakouzenos 86 A. 125. Im übrigen hat
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Kantakuzenos bei der Ausgestaltung seines Proömiums vielleicht Photios' Bibliothek vor Augen gehabt: Auch in diesem Werk dient ein Widmungsbrief als Proömium, in welchem der Wunsch des Bruders des Autors, Tarasios, als Entstehungsgrund des Werkes angegeben wird. Auch hier wird der Adressat der Widmung am Schluß des Werkes wieder angeredet. Der spätbyzantinische Historiker Kritobulos von Imbros (t ca. 1470) stellt seinem Geschichtswerk bekanntlichebenfalls einen Widmungsbrief voran. Vgl. auch die Briefsammlung des Michael Choni
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habe die Herrschaft von seinem Schwiegervater Alexios III. übertragen bekommen. Er wurde erst etwa im Sommer 1205 von den kleinasiatischen Städten zum Kaiser ausgerufen. Seine Heirat hat er nie als Titel seiner Herrschaft betrachtet (vgl. ANGOLD [A.5] 37). Zu Theodoros I. Laskaris: OSTROGORSKY: Gesch. 351 f.; GARDNER, Alice: The Lascarids of Nicaea. The Story of an Empire'in Exile. London 1912 (Nachdr. Amsterdam 1964), 53f. Es stimmt nicht, daß Theodoros I. keinen männlichen Nachkommen hatte; richtig ist, daß ein Sohn bereits gestorben war und ein anderer bei der Nachfolge übergangen wurde; vgl. ANGOLD, Michael: A Byzantine Government in Exile. Government and Society under the Laskarids of Nicaea (1204-1261). Oxford 1975, 41f.; VAN DIETEN: Gregoras I 218 A.29. Irene war die älteste Tochter des Theodoros und war Witwe von Konstantinos Dukas Palaiologos, als sie 1212 oder kurz darauf Johannes Vatatzes heiratete. Sie war eine kluge Frau und hatte eine vorzügliche Bildung genossen. Johannes III. Vatatzes (1222-1254), dessen Vater Basileios einer unbedeutenden Familie entstammte (:Niketas Choniates 400 [VAN DIETEN]), ist der größte Staatsmann der nikäischen Periode und gilt als einer der bedeutendsten byzantinischen Herrscher; vgl. OSTROGORSKY: Geschichte 359 f.; POLEMIS: Doukai 107 f. Theodoros II. Laskaris (1254-1258) war, wie einst Konstantinos Porphyrogennetos, als gekröntes Haupt Gelehrter und Schriftsteller, zeichnete sich aber auch als tatkräftiger Kaiser aus. Während seiner Herrschaft erlebte das Reich von Nikaia eine kulturelle Blüte. Der Kaiser litt wie sein Vater an Epilepsie. Zu seinem Leben und Werk: PAPPADOPOULOS, Johannes B.: Theodore Lascaris. Paris 1908; GARDNER a.a.O. 197f.; DRÄSEKE, Johannes: Theodoros Laskaris. BZ 3 (1894) 498f.; OSTROGORSKY: Geschichte 367f.; POLEMIS: Doukai 109f. Johannes IV. Laskaris (1258-1261) war sieben oder acht Jahre alt, als sein Vater im August 1258 im Alter von 36 Jahren starb. Vgl. SCHREINER: Kleinchroniken II 196, A.76; VAN DIETEN: Gregoras I 232 A.100. Als Regenten für seinen Sohn hatte Theodoros II. seinen Freund Georgios Muzalon bestimmt, dieser fiel aber 9 Tage nach dem Tode des Kaisers einer Verschwörung des Adels zum Opfer. Die Regentschaft übernahm daraufhin einer der prominentesten Vertreter der Adligen, Michael Palaiologos, der sich bald zum Kaiser proklamieren ließ (1258; zum Datum P. WIRTH: Die Begründung der Kaisermacht Michaels VIII. Palaiologos, JÖBG 10 (1961) 87f.; LOENERTZ: Chronique breve 342). Als es Michael gelang, Konstantinopel von den Lateinern zurückzuerobern (1261), wodurch er höchste Popularität erreichte, ließ er Johannes IV. blenden, obwohl er zuvor mehrmals eidlich versprochen hatte, die legitimen Thronrechte des jungen Kaisers zu respektieren. «Wie Andronikos Komnenos sich des Sohnes Manuels», schreibt OSTROGORSKY: Geschichte 372, «so entledigte sich Michael Palaiologos des letzten Laskariden, dessen Rechte zu wahren
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er eidlich gelobt hatte. Doch während Andronikos selbst einen furchtbaren Untergang fand, vermochte der vielgewandte Palaiologe eine dauerhafte Herrschaft zu errichten und die längstlebige Dynastie der byzantinischen Geschichte zu begründen: die Dynastie, die das Reich bis zu seinem letzten Tage regieren sollte». Zu Johannes IV. Laskaris: GARDNER a.a.O. 233 f.; POLEMIS: Doukai 111. Zu Michael VIII. Palaiologos: GEANAKOPLOS, Deno John: Emperor Michael Palaeologus and the West 1258-1282: A Study in Byzantine-Latin Relations. Cambridge, Mass. 1959; vgl. auch C. CHAPMAN, Michel Paleologue, restaurateur de l'empire byzantin (1261-1282). Paris 1936; OSTROGORSKY: Geschichte 370 f. Konstantin war der dritte Sohn des Kaisers Michael Palaiologos (ein Sohn Manuel verstarb noch vor der Geburt des Sohnes Andronikos, weshalb ihn Kantak. hier nicht mitzählt). Er wird als Purpurgeborener bezeichnet, weil er der erste Sohn Michaels war, der nach dessen Thronbesteigung im sog. Purpurgemach des Palastes kurz nach 1260 geboren wurde. Um 1290 heiratete er Irene, Tochter des Protovestiarios Johannes Raul. Wie wir aus Nikephoros Gregoras, Hist. 6,6 f. (I 186 SCHOPEN) erfahren, fiel Konstantin dem Neide seines Bruders, des Kaisers Andronikos, zum Opfer und verbrachte mehrere Jahre im Kerker. Gregoras vergleicht ihn (ebenda S. 189) mit Kyros, dem Bruder des Artaxerxes. Er starb als Mönch am 5. Mai 1306. Vgl. PAPADOPULOS: Genealogie 23; POLEMIS: Doukai 160 f.; AHRWEILER: Smyrne 174 f.; CHATZES: 'PaouA 23 f. Theodoros war der jüngste Sohn Michaels VIII., geboren um 1263. Er starb als Privatmann nach 1310, nachdem sein Bruder, der Kaiser Andronikos, sich geweigert hatte, ihm die Würde eines Despotes zu verleihen, woraufhin er alle anderen Würden ausschlug. Vgl. PAPADOPULOS: Genealogie 27. Zur Despoteswürde vgl. unten, A.17. Außer Irene, Eudokia und Anna (PAPADOPULOS a.a.O. 27f.) hatte Michael Palaiologos noch zwei uneheliche Töchter, Euphrosyne und Maria: Ebenda 33. Man versuchte zunächst, Isabella, die Tochter Villehardouins, des Herrschers von Achaia, als Braut für Andronikos zu gewinnen, die Verhandlungen scheiterten jedoch an dem Widerstand der Vasallen Villehardouins: ZAKYTHINOS: Despotat I 44; BON, Moree 135. Die Ehe mit Anna, der Tochter Belas IV. von Ungarn, wurde vor November 1272 geschlossen. Anna war bereits die dritte ungarische Prinzessin auf dem byzantinischen Thron. Ihre Mutter war Tochter Theodoros' I. Laskaris. Sie starb schon vor der Alleinherrschaft ihres Gatten. Nach DÖLGER: Ungarn in der byzantinischen Reichspolitik. Archivum Europae Centro-Orientalis 8 (= rrAPA~rrOPA 175) beabsichtigte Michael mit dieser Verbindung seines Sohnes, freie Hand gegen Serbien und Bulgarien zu erhalten. Vgl. ferner GEANAKOPLOS, Deno John: Michael a.a.O. 233; VAN DIETEN: Gregoras I 250 A. 195 (mit der Berichtigung A. FAILLERS in: RSBS 1 [1980] 245).
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Die Ehe des Andronikos mit Jolante, der Tochter Wilhelms VI. von Montferrat, die in Byzanz den Namen Eirene erhielt, wurde 1284 geschlossen: DÖLGER: Regesten IV 2087,2098. Die Braut war zu dieser Zeit elf Jahre alt. Zur Kaiserin: DIEHL, Charles: Figures byzantines 11. Paris 6 1921,234 f.; CONSTANTINIDI-BIBIeou, Helene: Yolande de Montferrat, imperatrice de Byzance. L'Hellenisme co~temporain 4 (1950) 425 f. Außer Simonis hatte Andronikos II. zwei uneheliche Töchter, Maria und Irene: PAPADOPULOS: Genealogie 42. Zu Simonis s. unten A. 49 und HEAD: Twilight 38f. Michael (1277-1320) war der älteste Sohn Andronikos' II. Er wurde bereits zu Lebzeiten seines Großvaters, Michael VIII., im Alter von 4 Jahren (1281), zum Mitkaiser erhoben (vgl. dazu DÖLGER: I1APA~I10PA 187). Gekrönt wurde er erst am 12. Mai 1294: VERPEAUX, Jean: Notes chronologiques sur les livres II et III du de Andronico Palaeologo de Georges Pachymere. REB 17 (1959) 170 f. Sein Vater versuchte zunächst, ihn mit Katharina von Courtenay, der Enkelin Balduins II., die im Westen als Titularkaiserin von Konstantinopel galt, zu vermählen; als jedoch seine Bemühungen fehlschlugen, heiratete Michael am 16. Januar 1295 die Schwester des Königs von Armenien, Rita, die in Byzanz den Namen Maria erhielt und später als Nonne den Namen Xene trug. Vgl. G. BRÄTIANU, Notes sur le projet de mariage entre l'empereur Michel IX Paleologue et Catherine de Courtenay (1288-1294). Revue historique du Sud-Est europeen 1 (1924) 59 f.; VAN DIETEN: Gregoras I 275 f. A.338; II 1,101 A.2. Drei Epigramme des codex Mare. gr. 464 könnten sich auf den Tod Michaels beziehen: GEANAKOPLOS a.a.O. 381 f. Zu Michael IX. vgl. ferner FERJANCIc, Bozidar: Michael IX. Palaiologos (1277-1320). ZRVI XII-1 (Festschrift Ostrogorsky). Belgrad 1974, 333f. (serb. mit dt. Zusammenfassung); PAPADOPULOS: Genealogie 36f.; POLEMIS: Doukai 159f. Ein Gedicht auf den Tod Michaels schrieb Theodoros Metochites: GUILLAND: Etudes byzantines 189 f. Abbildung bei SPATHARAKIS: Portrait Nr. 119i. Er meint in erster Linie Georgios Akropolites, dessen Geschichtswerk die Ereignisse von 1203 bis 1261 behandelt, und Georgios Pachymeres, der das Geschichtswerk des Akropolites bis zum Jahr 1308 fortgesetzt hat; vielleicht denkt er außerdem noch an Nikephoros Gregoras. Hier ist, wie es scheint, Gregoras gemeint. Ohne seinen Namen zu nennen, wirft Kantakuzenos am Anfang des 3. Buches (II 12f.) Gregoras vor, er entstelle aus Unkenntnis der Tatsachen die Wahrheit. Vgl. DRÄSEKE, Johannes: Kantakuzenos' Urteil über Gregoras. BZ 10 (1901) 115 f. Das Geschichtswerk des Kantakuzenos hat der inzwischen verstorbene Gregoras nie zu Gesicht bekommen.
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Thomas Angelos folgte seinem Vater Nikephoros als Herrscher von Epiros (Akarnanien) um 1296. Er regierte dieses Land, bis er von seinem Neffen und Nachfolger Nicolo Orsini 1318 in Jannina ermordet wurde. Seine Witwe Anna verehelichte sich anschließend mit dem Mörder ihres Gatten. Vgl. NICOL: Last Centuries 183 f.; POLEMIS: Doukai 97 f. Thomas' Unterschrift in Dokumenten lautete: 8w!-taC; ÖEoJt61llC; KO!-tVllvoÖouxac;; vgl. LEMERLE, Paul: Le privilege du Despote d'Epire Thomas I pour le Venitien Jacgues Contareno. BZ 44 (1951) 391. Vgl. ferner NICOL in: RSBS 1 (1980) 256f. Die Würde des Despoten wurde 1163 von Manuel 1. Komnenos für seinen präsumptiven Nachfolger, den ungarischen Prinzen Bela-Alexios, eingeführt. Der Kaiser wollte damit ein Pendant zum ungarischen Thronfolgertitel Urum (= mein Herr, vgl. franz. monsieur) schaffen. Seitdem galt der Ehrentitel des Despotes als die höchste Würde nach der des Kaisers und vor der des Sebastokrators. Vgl. OSTROGORSKY, Georg: Urum-Despotes. Die Anfänge der Despoteswürde in Byzanz. BZ 44 (1951) 448 f.; GUILLAND, Rodolphe: Etudes sur l'histoire administrative de l'empire byzantin. REB 17 (1959) 52 f. (= Recherches II lf.); STEIN: Untersuchungen 31; WIRTH, Peter: Die Genesis der byzantinischen Despoteswürde im Lichte der zeitgenössischen höfischen Titulatur. Byzantina 5 (1973) 42lf. Kantakuzenos beginnt im übrigen seine Erzählung wie Gregoras sein 8. Buch, das er wahrscheinlich hier vor Augen hatte. Vgl. VAN DIETEN: Gregoras II 1,101 A.2. Zum Zaren Theodor Svetoslav (1300-1322) vgl. JIRECEK: Bulgaren 285 f. Unter seiner Herrschaft erlebte Bulgarien bessere Tage als unter seinen Vorgängern: OSTROGORSKY: Geschichte 407; Histoire du moyen age IX 267. Zu den Formen seines Namens bei den byzantinischen Geschichtsschreibern: MORAvCSIK: Byzantinoturcica II 294. Seine Gattin Theodora, geboren um 1296, wurde als Zwölfjährige mit dem Zaren vermählt. Als Svetoslav im Sommer 1322 an einer Krankheit starb, blieb die Zarenwitwe eine Weile in Trnovo, der Residenz der bulgarischen Zaren. In Jahre 1324 heiratete sie den Nachfolger Svetoslavs, den Zaren Michael Sisman (vgl. unten A.240). Nachdem ihr zweiter Gemahl am 18. Juli 1330 in der Schlacht bei Velbuzd (Kant. I 428 f.) gefallen war, kehrte Theodora nach Konstantinopel zurück und trat als Nonne Theodosia in ein Kloster ein. Vgl. Kant. 3,36(II 222) und die Interpretation dieser Stelle von LOENERTZ: Ordre et desordre 223 A.6 und VAN DIETEN a.a.O. 119; DÖLGER, Franz: Einiges über Theodora, die Griechin, Zarin der Bulgaren (1308-1330). Melanges H. Gregoire 1(= IIAPALIIOPA 222f.); PAPADOPULOS: Genealogie 45. In attizistischer Manier bezeichnen die byzantinischen Geschichtsschreiber die
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Fremdvölker ihrer Zeit mit antiken Namen. So werden die Türken als Perser, die Bulgaren als Myser, die Serben als Triballer, die Tataren als Skythen usw. erwähnt. Diese Eigentümlichkeit beruht nicht, wie MORAVCSIK behauptet, auf dem irrtümlichen Glauben der Byzantiner, die damit bezeichneten Völker seien mit den Trägern der entsprechenden Namen in der Antike identisch (diese Theorie bewahrheitet sich nur in Ausnahmefällen), sondern eher auf dem Prinzip des Attizismus, keinen Namen zu benutzen, der nicht in den klassischen Texten belegt ist (: Aristeides, Rhetorik 2,10,1[II 537 SPENGEL]). Vgl. MORAvCSIK, Gyula: Klassizismus in der byzantinischen Geschichtsschreibung, in: Polychronion 37lf.; DERs.: Byzantinoturcica II 13f.; AMANTOS: 'Ov6!-tU1:u 97f. Vgl. ferner unten A.230. Daß Michael aus der Hauptstadt entfernt wurde, war das Resultat von Spannungen zwischen ihm und seinem Vater, die auf die Zeit der Türkenfeldzüge Michaels in Kleinasien (1302, vgl. ÜSTROGORSKY: Geschichte 406) zurückgingen. Michael wird von der Hauptstadt ferngehalten, damit er nicht mit den politischen Gegnern des Andronikos gegen seinen Vater konspirieren kann: BOSCH: Andronikos III. 9 f. In der Umgebung Thessalonikes besaß Michael Ländereien; vgl. THEOCHARIDES: '!01:ogCu 375. Kantakuzenos verschweigt hier geflissentlich, wie Manuel starb, obgleich die Episode als der Hauptgrund für den Ausbruch des angestauten Zornes des Kaisers gegen seinen Enkel angesehen wurde. Die Umstände von Manuels Tod erfahren wir aus Gregoras, Hist. 8,1(1285 f. SCHOPEN): Er wurde ermordet von den Gefolgsleuten seines Bruders, des jüngeren Andronikos, die vor dem Haus einer Dame, für die sich der junge Prinz interessierte, einem Rivalen ihres Herrn auflauerten. Wahrscheinlich handelte es sich nicht um einen vorsätzlichen Brudermord, wie BoscH a.a.Ü. 15 A.4 vermutet. VAN DIETEN: Gregoras II 1,110 hält einen Mord durch Anhänger Andronikos' III. nicht für ausgeschlossen, verneint aber ein Mitwissen des Prinzen. Es war wohl ein tragisches Versehen der Gefolgsleute Andronikos' d.]., die Manuel nicht erkannten und ihrem Herrn einen Dienst erweisen wollten, indem sie ihn von einem lästigen Rivalen befreiten. Die «maßlose Trauer» Michaels, von der an unserer Stelle die Rede ist, rührt hauptsächlich von diesem Ereignis her und brachte ihn letztlich ins Grab. Vgl. GIBBON: Decline VI 490; ÜSTROGORSKY: Geschichte 412; PARISOT: Cantacuzene 30 f.; BOSCH: Andronikos III. 12f.; NICOL: Last Centuries 161; VAN DIETEN: Gregoras II 1,104 A.5. Im übrigen ist das Todesdatum Michaels auch durch Kurzchroniken überliefert, die mit der Angabe des Kantakuzenos übereinstimmen; vgl. SCHREINER: Kleinchroniken I 76 Nr. 11c, 92 Nr. 2, 351 Nr. 2; LOENERTz: Chronique breve 349. Gregoras, Hist. 7,13(1 278) erzählt von einem merkwürdigen Zeichen im Palast von Adrianopel, das angeblich den Tod Michaels vorangekündigt habe. Vgl. ferner HEAD: Twilight 45 f.
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Es handelt sich hier um eine Jahreszahl der byzantinischen Zeitrechnung, die von der Gründung der Welt an zählt. Nach ihr war der erste Tag der Schöpfung der Sonntag, 31. März (sie!) 5508 v. Chr. Das Jahr fing am 1. September an. Die praktische Regel, nach der das byzantinische Jahr in ein Jahr unserer Zeitrechnung umgerechnet wird, lautet: Vom 1. Januar bis zum 31. August 5508, vom 1. September bis zum 31. Dezember 5509 abziehen. In unserem Fall: 6829 5509 = 1320. Zur byzantinischen Zeitrechnung: GRUMEL, Venance: La Chronologie (Bibliotheque byzantine, 1). Paris 1958, 111 f. Der vom Kaiser angegebene Grund für die Amtsenthebung des jüngeren Andronikos war natürlich die Schuld an der Ermordung seines Bruders sowie seine unsolide Lebensweise im allgemeinen, was Kantakuzenos hier wieder verschweigt; in Wirklichkeit hatte jedoch der alte Kaiser angefangen, die ständig wachsende Macht seines Enkels zu fürchten, da dieser eine starke Anhängerschaft von Adligen und Genuesen um sich gesammelt hatte. Vgl. BOSCH a.a.O. 13; BALARD: Romanie I 67 f. Vgl. auch VAN DIETEN: Gregoras II 1,138 f. Der Despotes Konstantin darf nicht mit dem gleichnamigen Sohn Michaels VIII. (vgl. oben, A.8) verwechselt werden. Er war der zweite Sohn von Andronikos II. und Anna von Ungarn, geboren um 1280. Obgleich zweimal verheiratet, blieben seine Ehen kinderlos. Den unehelichen Sohn Michael Katharos zeugte Konstantin mit einer Kammerzofe seiner zweiten Gemahlin Eudokia, die den Namen Kathara trug. 1322 wurde er auf Befehl seines Neffen, des jüngeren Andronikos, verhaftet und eingekerkert. Vgl. PAPADOPULOS: Genealogie 37; DÖLGER, Franz: Epikritisches zu den Facsimiles byzantinischer Kaiserurkunden. Archiv für Urkundenforschung 13 (1933) 63f. (= Diplomatik 95f.) (Korrekturen zu den Angaben dieser Autoren bei VAN DIETEN: Gregoras II 1,109 f. A.20 und 21). Nach BOSCH: Andronikos III. 15 AA verfolgt Kantakuzenos mit der Disqualifizierung des Katharos an dieser Stelle den Zweck, das Fehlen jeder Erwähnung des Jungen (er war damals 15) in der folgenden Schilderung der Ereignisse auf seine Bedeutungslosigkeit zurückzuführen und den möglichen Verdacht des Lesers, Katharos könne liquidiert worden sein (was die genannte Autorin für sehr wahrscheinlich hält), abzuwenden. Dies alles bleibt jedoch im Bereich der Spekulation, zum al auch Gregoras von einem gewaltsamen Ende des Katharos nichts weiß. Nach KYRRIS, Kostas P.: <0 KunQLo<; aQXLEnLoxono<; 8WOUAOVLWYj<;
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ausdrücklich versichert, sondern um ihn zu erziehen und später eventuell mit einer ausländischen Prinzessin zu verheiraten, wie wir von Gregoras, Hist. 8,3(1 294 f.) glaubwürdig erfahren; dies letztere hätte eine Anwartschaft des Katharos auf den Thron ausgeschlossen: VAN DIETEN: Gregoras 11 1,110,114 und 115. Der Treueid der hohen Würdenträger und Funktionäre des Reiches dem Kaiser gegenüber, der nach dem Tode eines Kaisers abgenommen wurde, stellt eine byzantinische Institution dar, die vom Römischen Reich übernommen wurde. Die Statthalter der Provinzen wurden erst, wenn sie den Treueid dem neuen Kaiser geleistet hatten, wieder eingestellt, falls dieser damit einverstanden war. Der Treueid wurde schriftlich geleistet und das diesbezügliche Dokument im Archiv des Palastes registriert und aufbewahrt. Ein Teil eines solchen Eides aus der Zeit Manuels I. ist uns im Geschichtswerk des Niketas Choniates (S. 228,36-39, VAN DIETEN) erhalten geblieben. Den Text einer Eidesformel aus der Zeit Justinians hat uns Codex Paris. suppl. gr. 538 aufbewahrt (veröffentlicht von EUSTRATIADES, Sophronios in:
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mals viele Würdenträger den Treueid, nicht nur ein einziger, wie Kantakuzenos an unserer Stelle versichert. Völlig in die Irre geht PARISOT: Cantacuzene 38, der unsere Stelle auf den Geschichtsschreiber selbst bezieht, dem er auch das Amt des Parakoimomenos zuschreibt (paracemomene d'Andronic). Vgl. NICOL: Kantakouzenos 36 A.3; MARTINI: Philae carm. 111. Das Amt des Parakoimomenos stellte einst eine der höchsten Hofwürden dar. Der Träger dieses Amtes schlief in der Nähe des Kaisers und war für dessen Sicherheit verantwortlich. Er begegnet wahrscheinlich erstmals im 7. Jahrhundert. In der frühesten Zeit war das Amt ausschließlich von Eunuchen besetzt und galt als der höchste Rang, den ein Eunuch erreichen konnte. Unter den Palaiologen wird das Amt geteilt. Nun gibt es den Parakoimomenos 't~~ acpEVö6vrl~, der das Privatsiegel des Kaisers bewahrt, und den 'tou XOL'tWVo~, den Vorsteher des sacrum cubiculum. Vgl. GUILLAND, Rodolphe: Fonctions et dignites des eunuques. Etudes byzantines 2 (1944) 191f. (= Recherches 1202f.); BURY: Administrative System 124 f.; STEIN; Untersuchungen 44. Syrgiannes Palaiologos Philanthropenos entstammte einer adligen Familie. Seine Mutter war Eugenia Palaiologina (:PAPADOPULOS: Genealogie 21), eine Nichte Michaels VIII., sein Vater der Großdomestikos Syrgiannes, der kumanischer Abstammung war (vgl. VAN DIETEN: Gregoras II 1,118). Syrgiannes genoß eine gute militärische Ausbildung. Als Fünfundzwanzigjähriger wurde er um 1315 mit einer Cousine des Kaisers Andronikos verheiratet, dessen Gunst er sich zu dieser Zeit in hohem Maße erfreute. Biographisches über Syrgiannes: BINON: Prostagma 138 f.; GUILLAND, Rodolphe: Fonctions et dignites des eunuques. Etudes byzantines 3 (1945) 197f. (= Recherches I 247f.); WEIss: Kantakuzenos 23 f. VAN DIETEN: Gregoras II 1,118 f. bestreitet, daß Syrgiannes' Mutter Eugenia Palaiologina war und daß sein Vater den Titel des Groß domestikos geführt habe. Diese Annahme gründe sich auf die falsche Interpretation einer Stelle des Gregoras (I 320), in welcher die Mutter des Syrgiannes (ohne Namen) als Gesandte des Kaisers an Andronikos d.]. erwähnt wird, und die man mit Eugenia Palaiologina, die nach Kantakuzenos (I 109) ebenfalls als Gesandte an Andronikos d.J. entsandt wird, identifiziert habe. Es ist wahr, daß einige Präzisierungen bezüglich der Elternschaft des Syrgiannes hypothetisch sind, auf der anderen Seite setzt VAN DIETENS Theorie voraus, daß Kantak. eine der Gesandtschaften Andronikos' d. Ä., durch welche die erste Runde des Bürgerkrieges beigelegt wurde, verschweigt, was nicht sehr wahrscheinlich ist; s.. unten A.123. PARISOT: Cantacuzene 37 A.l analysiert Syrgiannes' Namen in 'sir Ianni l ; vgl. dazu BINON a.a.O. 138 A.4. Im übrigen dürfte es kaum stimmen, daß Syrgiannes' Vater ein Zeitgenosse des Kaisers Johannes III. Vatatzes (1222-1254) war, wie Kantakuzenos an unserer Stelle sowie Gregoras (I 296) angeben. VAN DIETEN a.a.O. 118 will diese Stellen in einer Weise verstehen, die
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der Wortlaut des Textes kaum zuliißt. Die ziemlich ähnliche Ausdrucksweise beider Historiker muß hier bedenklich stimmen (oder meint Kantakuzenos unter Jtm{)6~ den Großvater, wie auch an anderen Stellen? Vgl. 129 und passim). Dies gilt auch für den Fall, daß Kantakuzenos hier Gregoras vor Augen hatte. Ungenau interpretiert unsere Stelle AHRWEILER, Helene in: Polychronion 37. Über die Übersiedlung der Kumanen erfahren wir aus Gregoras (I 36f.): Es seien nicht weniger als 10000 Mann gewesen und wurden von Johannes Vatatzes in Thrakien und Makedonien sowie in Phrygien angesiedelt; vgl. dazu WITTEK: Mentesche 13f. Zu den Kumanen im allgemeinen: RASSOVSKIJ, D. A.: Polovcy. Seminarium Kondakovianum 7 (1935) 245 f. und 8 (1936) 161 f. (russ. mit sehr knapper franz. Zusammenfassung); MORAVCSIK: Byzantinoturcica II 167f. Nach Gregoras (I 299 f.) hatte Andronikos d. Ä. Syrgiannes beauftragt, seinen Enkel heimlich zu überwachen, Syrgiannes verriet dies jedoch dem jüngeren Andronikos und stachelte ihn zur Rebellion gegen seinen Großvater an. Nach dem genannten Historiker war Syrgiannes einige Zeit aus dem Kerker entlassen, als er zum jüngeren Andronikos in Verbindung trat. Vgl. FLORINSKIJ: Andronik 96; VAN DIETEN a.a.O. 123f. Syrgiannes gibt hier für sein Mithandeln re~n idealistische Motive an. In der Rede jedoch, die er bei Gregoras (I 300) vor Andronikos d.]. hält, verlangt er als Gegenleistung für seine Unterstützung Ämter und große, ertragreiche Ländereien (sogenannte Pronoiagüter) sowie die Stelle des «ersten Ministers», was ihm der Mitkaiser auch eidlich verspricht. Kantakuzenos verschleiert hier etwas, wie WElss: Kantakuzenos 24 zu Recht annimmt. Er hatte allen Grund zu verschweigen, daß Andronikos III. die später ihm selbst verliehene Stellung ursprünglich dem Syrgiannes eidlich versprochen hatte. Vgl. dazu VAN DIETEN a.a.O. 126f. In diesem Sinne äußert sich auch Gregoras (1301) bezüglich der engen Freundschaft zwischen Andronikos d.]. und Johannes Kantakuzenos, welche er gleichaltrig nennt. Mit Sicherheit kennen wir jedoch nur das Geburtsdatum des Andronikos (25.3.1297): SCHREINER: Kleinchroniken I 76 Nr. 11a (statt '1296) lies ebenda '1297)); LOENERTZ: Chronique breve 348. Zu den überschwengliehen Beteuerungen der Freundschaft zwischen Andronikos d.]. und Johannes Kantakuzenos im Geschichtswerk vgl. DÖLGER: IIAP ALIIOP A 197 f. Mehr vielleicht als jeder andere byzantinische Geschichtsschreiber legt Kantakuzenos in sein Geschichtswerk direkte Reden ein, eine Stileigentümlichkeit, die die Geschichtsschreibung der Byzantiner bekanntlich vom Altertum geerbt hat. Bei unserem Historiker dienen diese Reden nicht nur rhetorisch-stilistischen Zwecken, der Autor beabsichtigt vielmehr, durch sie sein Verhalten zu rechtfertigen. Sie stellen nach den Worten PARISOTS ein Plädoyer für die Tugenden und
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die Macht ihres Verfassers dar, sie tragen seine angebliche Selbstlosigkeit, Gerechtigkeit, Einsicht und Hingabe an seine Freunde zur Schau. Auch wenn einer seiner Gegner spricht, schlägt der Verfasser daraus für sich Kapital, indem er ihn durch das, was er ihm in den Mund legt, als hinterlistig, ungerecht und verleumderisch erscheinen läßt. Zusammengenommen machen diese Reden dem Umfang nach mehr als die Hälfte des Geschichtswerkes aus. Vgl. PARISOT: Cantacuz~ne 10f.; GIBBON: Decline VI 489; HUNGER: Literatur I 472f. Eine literarische Spannung und einen dramatischen Effekt erzeugt nach KAZDAN: Cantacuzene 301 der das Werk beherrschende Gegensatz zwischen der Schilderung der Tugenden des Autors und seiner Freunde und der im lexikalischen Ausdruck hervorgehobenen negativen Eigenschaften der Menschen überhaupt. Schließlich erreicht die Nachahmung des Thukydides durch den Autor, die auch sonst teilweise sehr stark hervortritt, bei den Reden einen Höhepunkt. Sie bezweckt natürlich keine Zurschaustellung der Kenntnisse des Autors, sondern scheint eine innere Funktion des Werkes zu erfüllen. Es wäre diesbezüglich nicht abwegig anzunehmen, daß der Historiker durch die Anlehnung seiner Diktion an Thukydides das Ziel verfolgt, seinen Leser in die Atmosphäre seines großen Vorbildes einzuführen und ihn auf den Verfall des byzantinischen Reiches aufmerksam zu machen sowie sich selbst als einen Untergangshelden zu schildern. Vgl. unten A.200; 322. Anders SCOTT, R. in: Byzantium and the Classical Tradition. Birmingham 1981, 72. Er spielt auf die Geschichte der Bibel (2 Reg. 15 f.) an, wonach Absalom, der dritte Sohn Davids, sich gegen seinen Vater empörte, während Ahitophel sein Bundesgenosse und Ratgeber war. Adrianopel, türk. Edirne, bulg. Odrin, die bekannte, am Zusammenfluß von Tonzos und Hebros 215 Kilometer nordwestlich von Konstantinopel gelegene Stadt, wird bei den byzantinischen Historikern zumeist mit ihrem älteren Namen Orestias genannt. In spätgriechischer sowie in byzantinischer Zeit bekam die Stadt dank ihrer außerordentlichen Lage erhöhte Bedeutung. Vgl. EYICE, Semavi: Adrianopel in der byzantinischen Zeit und das zugehörige Schrifttum (Sonderdruck aus dem Jubiläumsband für Adrianopel). Ankara 1964 (in türk. Sprache, uns unzugänglich); MATSCHKE: Reaktion 52f.; SAMOTHRAKES, A. TH.: AESLXOV YEWyg. xui taL. Li)c; 8gux'Y]C;. Athen 1963, 23 f.; ASDRACHA: Region 13 7 f. Christupolis (bzw. Christopolis) heißt in byzantinischer Zeit das antike Neapolis, eine Gründung der Thasier an der gegenüberliegenden Küste, heute Kavalla. Nachdem König Philipp 11. von Mazedonien die Stadt Philippoi gegründet hatte, diente Neapolis als Hafen dieser Stadt. Ihre Bedeutung wuchs mit dem Bau der via Egnatia. An unserer Stelle ist wohl die Befestigung gemeint, die in spätbyzantinischer Zeit oberhalb der Stadt gebaut wurde mit dem Ziel, den Paß
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oberhalb von Christupolis zu kontrollieren: G. BAKALAKES, 1taQ
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Kantakuzenos' Gattin war Eirene Asanina, Tochter des Andronikos Palaiologos Asan. Das Jahr der Vermählung ist nicht bekannt, es fällt auf jeden Fall vor Oktober 1320. Eirene gebar Kantakuzenos sechs Kinder: Matthaios, Manuel, Andronikos, Maria, Theodora und Helene. Sie nahm am politischen Geschehen ihrer Zeit aktiven Anteil. Vgl. NlcoL: Kantakouzenos 104f.; TRAPP: Asanen 168f. Apokauchos (bzw. Apokaukos, welche Form seines Namens wahrscheinlich die richtige ist, vgl. Prosop. Lexikon Nr. 1180) war ein Mann von unbedeutender Herkunft. Er stammte aus Bithynien. Nachdem er nach Konstantinopel gekommen war und bei Theodoros Hyrtakenos, dem bekannten Lehrer und Epistolographen, studiert hatte, gelang es ihm durch List (vgl. Kant. 3,14[II 89]) Verwalter der staatlichen Salinen zu werden und sich großen Reichtum zu erwerben. Kantakuzenos und Syrgiannes weihten ihn in ihre Pläne ein, da er als Geldgeber von großem Nutzen sein konnte. Zu Apokaukos: GUILLAND, Rodolphe: Etudes de civilisation et de litterature byzantines I: Alexios Apocaucos. Revue du Lyonnais 1921,523 f.; DERS.: Correspondance 299 f.; WEIss: Kantakuzenos 25 f.; EYlcE: Apocauque 92f.; Prosop. Lexikon a. O. MATSCHKE: Reaktion 133 f. Ein Bild des Apokaukos hat STAMULES, A. K. in: DIEE 9 (1926) zu S. 588 sowie MEYENDORFF, Jean: St. Gregoire Palamas, S. 104 veröffentlicht. Vgl. ferner SPATHARAKIS: Portrait Nr. 96 und 97. Zur Verwaltung der Salinen in Byzanz vgl. die vortrefflichen Ausführungen von MATSCHKE, Klaus-Peter: Bemerkungen zum spätbyzantinischen Salzmonopol, in: Studia byzantina II 37f. Nach VAN DIETEN: Gregoras II 1,103 geht aus dieser Stelle hervor, daß für den jüngeren Andronikos nach seinem Verzicht auf die Thronfolge eine Stellung vorgesehen war, die unmittelbar nach der des designierten Thronfolgers rangierte; eine ähnliche Würde wird später Matthaios Kantakuzenos angeboten, ebenfalls als Tausch für einen entsprechenden Verzicht: Kant. 4,49(III 356). Aus Gregoras, Hist. 8,1(1 285) erfahren wir, daß Andronikos d. J. den Plan hegte, sich auf der Peloponnes, auf einer der ägäischen Inseln oder anderwärts unabhängig zu machen und einen eigenen Herrschaftsbereich zu gründen. Es ist daher unfair, wenn Kantakuzenos hier das Verbot für den jungen Andronikos, Konstantinopel zu verlassen, als reine Schikane des Kaisers darstellt: VAN DIETEN a.a.O. 102 AA. Einundzwanzig Jahre wurde Andronikos d. J. 1318, da er 1297 geboren wurde; vgl. oben A.32. Die hier erzählten Ereignisse gehen also in die Zeit vor dem Tode Michaels IX. zurück. Vgl. VAN DIETEN: Gregoras II 1,102f., ferner unten AA7; THEOCHARIDES:
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Arten der Proskynese, «Fallen auf den Boden» (wobei wahrscheinlich Kniefall und Berührung des Bodens mit dem Kopf gemeint ist) und «Fallen auf die Knie». Eine Variante der letzteren ist der Kniefall mit gleichzeitigem Küssen des Knies oder Fußes der zu verehrenden Person. Es gab auch noch einfache Formen der Proskynese, wie Neigen des Kopfes, Verbeugung des Oberkörpers usw. Die Art der Proskynese, die Andronikos d. ]. hier seinem Großvater erweist, ist gewiß nicht das «Fallen auf den Boden»: Wenn er es unten 1,16(175) versucht, verbietet es sich sein Großvater. Bei Gregoras 8,11(1359) küßt Andronikos d. J. Hand und Fuß des Kaisers, der zu Pferde sitzt. Nach einem Kuß des Fußes küßte der Kaiser seinen Verwandten auf die Augen: Kant. 1,16(176). Der Kuß auf die Augen war auch im Altertum praktiziert, vgl. z. B. Libanios, or. 2,6 (I 241 FOERSTER). Vgl. ferner GUILLAND, Rodolphe: Autour du livre des ceremonies de Constantin VII Porphyrogenete. La ceremonie de la 1tQoaxuvY]m~. Revue des Etudes Grecques 59/60 (1946/47) 258f. (= Recherches 1147) sowie RAYBAUD: Gouvernement 87f. Aus der Tatsache, daß das Diadem des Mitkaisers gegen den Türsturz stößt, darf man nicht die Schlußfolgerung ziehen, daß er von außerordentlich langer Statur war, da es sich wohl um ein kleines Anwesen innerhalb des Palastgeländes handelt, in welchem sich der alte Kaiser gerne aufzuhalten pflegte. Im übrigen werden bereits bei antiken Historikern zufällige Begebenheiten um das Diadem eines Königs oder Kaisers als außerordentlich wichtige Omina aufgefaßt; vgl. Diodor 17,116; Arrian, An. 7,22,3 (Alexander d. Gr.); Appian, Syr. 56 (Seleukos); Dio Cassius 56,29 (Cäsar) usw. Ansonsten darf man aus dem Singular TOV AL80V des Textes nicht schließen, daß nur ein Stein vorhanden war und es sich daher evtl. um kein Diadem handelte; denn gemeint ist der wichtigste (größte) Stein des Diadems. Ähnlich spricht Gregoras (I 258) über das Diadem Michaels: «Die Kopfbedeckung des Kaisers, geschmückt, wie üblich, mit dem Stein (nicht «mit Steinen», wie VAN DIETEN: Gregoras I, 197 übersetzt) und den Reihen der Perlen». Joseph der Philosoph, der sich wie viele Mönche auch Rhakendytes nannte, geboren um 1280 auf Ithaka, kam zunächst nach Thessalonike, wo er Philosophie studierte. Anschließend lebte er als Einsiedler in verschiedenen Gegenden Griechenlands, und kam dann nach Konstantinopel, vermutlich vor dem Frühjahr 1308. Es gibt kaum einen Zeitgenossen, der über ]oseph spricht, ohne ihm höchstes Lob zu spenden, wie es Kantakuzenos an unserer Stelle tut. Die Wahl zum Patriarchen soll er viermal abgelehnt haben. ]oseph starb wahrscheinlich um 1330 in Thessalonike. Vgl. TREU, Maximilian: Der Philosoph ]oseph. BZ 8 (1899) 42f.; DRÄsEKE, ]ohannes: Zum Philosophen ]oseph. Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie 42 (1899) 612f.; GUILLAND: Correspondance 338 f.; HUNGER: Palaiologenzeit 150f. Offensichtlich beauftragt Andronikos d. J. Jo-
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seph mit der Botschaft an seinen Großvater, weil der fromme Mann die Gunst des Kaisers genießt. 46a Zur Bedeutung von cpLAoaocp(a = «Frömmigkeit» vgl. DÖLGER, Franz: Zur Bedeutung von cpLAoaocpo<; und cpLAoaocp(a in byzantinischer Zeit, in: Byzanz und die europäische Staatenwelt2 , Darmstadt 1976, S. 197-208; HUNGER, H.: Reich der neuen Mitte 284 f. 47 Die zeitliche Angabe weist ebenfalls auf das Jahr 1318 hin; vgl. oben A.43. 47a X{}E<; /taL ngwYjv ist eine häufige Redensart, die so viel wie «vor kurzem» bedeutet. 48 An der Stelle, an der Hadrian später Adrianopel gründete, bestand in älterer Zeit die Siedlung Uscudama (= Wasserburg), die die Hauptstadt des Odryserreiches war. In seiner attizistischen Manier nennt nun Kantakuzenos die zeitgenössischen Einwohner jener Gegend Odryser. Desgleichen werden ein paar Zeilen weiter die Serben Triballer genannt. Vgl. oben A.19. 49 König Stephan Uros II. Milutin (1282-1321) von Serbien folgte seinem Bruder Stephan Dragutin auf dem Thron, als dieser infolge eines Unfalls abdankte. Er war ein schöner, freundlicher und tapferer Mann. Er hatte sich bereits mehrmals vermählt, bevor er Simonis heiratete. Seine erste Gattin war die Tochter des Sevastokrators Johannes 1. von Thessalien, seine zweite Elisabeth von Ungarn, eine Schwester des Königs Ladislaus IV., die bereits als Kind in ein Kloster eingetreten war und von Uros als Nonne verführt und dann zu seiner Gattin gemacht wurde. Nachdem er sich auch von dieser Frau getrennt hatte, heiratete er als dritte Frau Anna, die Schwester des bulgarischen Zaren Svetoslav. Simonis wurde also seine vierte Gattin - sie war im Jahr der Vermählung (1299) nur sechs Jahre alt -, nachdem Eudokia, eine Schwester Andronikos' II., abgelehnt worden war (Greg. I, 202f.). Diese Heiratsverbindung bezweckte nebenbei die Befestigung eines Friedensvertrages, welchen die Byzantiner soeben mit den Serben geschlossen hatten. Die dritte Frau des Krals wurde zugleich den Byzantinern übergeben. Vgl. DÖLGER: Regesten 2209. Zu Uros II.: JIRECEK: Serben I 332f. Zu Simonis: LASKARIS, Michael: Vizantiske princeze u srednjevekovnoj Srbiji. Prilog istoriji vizantisko-srpskie odnosa od kraja XII do sredine XV veka. Belgrad 1926,53 f.; HUNGER, H./KRESTEN, O. in: JÖB 29 (1980) 223 f. Im übrigen stellt das Wort /tgUAYj<; das byzantinische Pendant zum serbischen Kral dar, das wiederum aus dem Königsnamen Carolus stammt. Zum Gebrauch des Wortes bei Kantakuzenos vgl. TEOTEOI: Conception 175. 50 Obwohl Kantakuzenos hier die Allianz mit dem Kral befürwortet, warnt er nach dem Ausbruch des Bürgerkrieges Andronikos d. J. vor den Gefahren einer Bundesgenossenschaft mit den Serben oder den Bulgaren: Kant. 1,21(1 104), dazu JIRECEK a.a.O. 353. Der serbische Mönch Kallinik ist noch aus einem
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Chrysobullos Logos des Kaisers Andronikos II. vom Januar 1318 bekannt; vgl. DÖLGER: Aus den Schatzkammern 140; DERs.: Regesten 2468, 2665. Theodoros Synadenos Komnenos Dukas Palaiologos entstammte einem alten Adelsgeschlecht. Seine Mutter war Theodora Palaiologina (: PAPADOPULOS: Genealogie 9), eine Tochter des Bruders Michaels VIII., Konstantinos. Sein Vater Johannes Synadenos schloß sich als Toparch (= Feudalherr, vgl. unten A.53, VAN DIETEN a.a.O. 131) von Pologos, das im Herrschaftsbereich der Angeloi lag, dem Kaiser Michael VIII. an, wofür er geehrt wurde und die Nichte des Kaisers zur Frau erhielt. Theodoros wurde wahrscheinlich im Zuge der allgemeinen Entlassungen nach dem Tode des ersten Mitkaisers Michael IX. (vgl. oben S. 21) seines Amtes als Statthalter von Prillapos (Prilep) und Umgebung enthoben. Der Kaiser stellt ihn wieder ein, doch nimmt er die Statthalterschaft nicht an: oben S. 67. Er scheint bereits damals den Titel des Protostrators geführt zu haben, da Kantakuzenos ihn unentwegt so nennt; anders Gregoras I 301,8. VAN DIETEN a.a.O. 130 betitelt ihn als 'Domestikos des ksl. Tisches'. Vgl. HANNICKISCHMALZBAUER: Die Synadenoi 136f. (mit vollständiger Literatur); VAN DIETEN: Gregoras II 1,120f. LEMERLE, Paul: Actes de Kutlumus. Paris 1946,68 f. Abbildung des Theodoros bei SPATHARAKIS : Portrait Nr. 146 (vgl. ebenda 195). Das Amt des Protostrators - er war Adjutant des Kaisers - begegnet erst im 8. Jahrhundert. Diesem Posten kommt unter den Palaiologen erhöhte Bedeutung zu. Außer als Adjutant fungiert der Protostrator seit dem 12. Jh. als höherer Befehlshaber der Streitkräfte (etwa General der Kavallerie) und nimmt in der Hierarchie der Ämter den 8. Rang ein. Trotz dieser Einstufung gibt es wahrscheinlich zu jener Zeit mehrere Träger dieses Amtes. Vgl. GUILLAND, Rodolphe: Etudes de titulature et de prosopographie byzantines. Le Protostrator. REB 7 (1949) 156f. (= Recherches I 478f.); BURY: Administrative System 117 f. Die Festung Prillapos (Prilep) lag am Rande der Ebene von Pelagonia, 41 Kilometer nordöstlich von Monastir. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts war sie die Residenz des legendenumwobenen Königs Marko; vgl. JIRECEK: Serben II 104. Zum Begriff <MaxEoovLa' bei Kantakuzenos vgl. AMANTos, Konstantinos in: EEBS 1 (1924) 44. Pologos war eine Landschaft am oberen Vardar; vgl. JIRECEK, Serben I 372. Anders NICOL, Donald M. in: BZ 49 (1956) 102 A.8, der sie unweit von Kastoria lokalisiert. Der Ortsname ist slavischer Herkunft (bulg. Polog = Talsenke); vgl. VASMER: Slaven 117 Nr. 38. Das Wort 'toJtaQXy]~, das im sog. Strategikon des Kekaumenos häufig vorkommt, bedeutet einen unabhängigen Feudalherren, dessen Ländereien irgend wo an der Grenze des byzantinischen Reiches liegen. Vgl. LITAVRIN, G. G.: Sovety i rasskasy Kekavmena. SoCinenie vizantijskogo polkovodca XI veka. Moskau 1972,405 A.369; LEMERLE, Paul:
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Prolegomenes a une edition critique et commentee des «Conseils et Recits» de Kekaumenos (Academie royale de Belgique, Classe des Lettres et de Sciences morales et politiques. Memoires, 54/1). Brüssel 1960,80f. Aus dem hier Gesagten geht hervor, daß Apokaukos nicht dem engeren Kreis der Verschwörer, den PARISOT «Triumvirat» nennt, angehörte. Es handelt sich offensichtlich um ein Mitglied des berühmten, vielverzweigten genuesischen Adelsgeschlechts der Doria. Der hier erwähnte Raffo Doria ist höchstwahrscheinlich mit dem gleichnamigen Gesandten identisch, der im Oktober 1300 von Genua an den Konstantinopler Hof entsandt wurde: CARO: Genua II 304f. Vgl. ferner BALARD: Romanie I 68. Mit der genuesischen Familie der Spinola war Andronikos d. J. in gewissem Sinne verwandt, da sein Onkel Theodoros Palaiologos, der Markgraf von Montferrat, mit Argentina Spinola, einer Tochter des prominentesten Mitgliedes dieses Geschlechts, Opizino Spinola, verheiratet war; vgl. LAIOU: A Byzantine Prince 400 f. Der hier erwähnte Frederico Spinola ist aus anderen Quellen nicht bekannt. Die Demari waren ebenfalls eins der bekanntesten genuesischen Adelsgeschlechter um diese Zeit. Ein Raffo Demari ist anderwärts nicht bekannt. Die Gattin des Theodoros Synadenos war Eudokia, Tochter des Theodoros Dukas Muzakios, seine Töchter hießen Theodora und Anna: HANNICKI SCHMALZBAUER a.a.O. 137. Abbildung der Eudokia: SPATHARAKIS: Portrait Nr. 146, der Anna ebenda Nr. 148. Aus dem Text ist nicht ersichtlich, warum die Familie des Synadenos in Adrianopel weilte. Nach VAN DIETEN: Gregoras II 1,129 war er dort zu Hause. Diese vier Monate dürften etwa November 1320 bis März 1321 gewesen sein; vgl. Kant. I 69,9 f. Der Senat von Konstantinopel, gleich nach der Gründung der Stadt von Konstantin d. Gr. ins Leben gerufen, stellt eines der wichtigsten Verfassungsorgane des byzantinischen Staates dar. Mit Ausnahme der nachkonstantinischen Zeit ist der Senat von Konstantinopel während der früh- und mittelbyzantinischen Periode an der Wahl des Kaisers fast immer beteiligt. Unter der Herrschaft der Komnenen verlor er an Bedeutung, lebte jedoch unter den Angeloi und Laskariden wieder auf. Er lebt auch unter den Palaiologen weiter, die Senatoren sind freilich nunmehr fast ausschließlich Mitglieder der herrschenden Dynastie oder enge Freunde des Kaisers. Wie aus dem Geschichtswerk des Kantakuzenos hervorgeht, versuchte der Senat während der Bürgerkriege eine schiedsrichterliche Rolle zwischen den beiden Andronikoi zu spielen. Eine knappe Übersicht über die historische Entwicklung des Konstantinopler Senats bietet BECK, HansGeorg: Senat und Volk von Konstantinopel. Probleme der byzantinischen Verfassungsgeschichte (Bayerische Akademie der Wissenschaften. Philos.-Hist.
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Klasse, Jahrgang 1966, Heft 6). München 1966. Vgl. auch RAYBAUD: Gouvernement 112 f. Aus dem Wortlaut des Zitats ist nicht ersichtlich, welcher Spruch Salomons gemeint ist. Geduld wird jedenfalls an ihm des öfteren gepriesen; vgl. z. B. 14, 17; 19,11 usw. Statt der Lesart unseres Textes E~ uttLWV JtUQUAOYWV, scheint Pontanus E~ uttLWV JtuQUVO!lWV gelesen zu haben. Gemeint ist der Bruch des Kaisers mit Apokaukos, nachdem dieser staatliche Gelder veruntreut hatte. Vgl. GUILLAND: Correspondance 299 und oben AAL Die Beispiele aus den verschiedenen Berufen nach sokratisch-platonischer Art; vgl. z.B. Plat., Polit. 28ge.f. usw. Als 'Wasser der Styx' galt im Altertum ein Wasserfall am Hang des Berges Helmos in Nordarkadien. Homer hat daraus einen Unterweltfluß gemacht, bei welchem die Götter schwören. Das Wasser der Styx heißt hier 'bitter" weil es angeblich als Gift wirken konnte. Dem Geschichtsschreiber schwebt hier wahrscheinlich die Erzählung Plutarchs über Cäsar vor, wonach dieser sich den Kopf verhüllte, als er sah, daß seine vermeintlichen Freunde ihn ermordeten: Plut. Caes. 66,6. Die Gattin Andronikos' d. J. war Adelheid von Braunschweig-Grubenhagen, eine Tochter Heinrichs 1. des «Wunderlichen» und Schwester des Herzogs Heinrich H., geboren um 1293. Das Datum der Vermählung erfahren wir aus der Kurzchronik von 1352: 23. Oktober 1317; vgl. SCHREINER: Kleinchroniken I 76 Nr. Ilb; LOENERTZ: Chronique breve 348. Die Gattin des Mitkaisers, die in Byzanz den Namen Irene (Eirene) erhielt, starb bereits am 16. August 1324. Vgl. OHNSORGE, Werner: Eine verschollene Urkunde des Kaisers Andronikos III. Palaiologos für Heinrich, dictus de Graecia, Herzog zu Braunschweig (-Grubenhagen), vorn 6. Januar 1330. BZ 44 (1951) 437f. (= Abendland und Byzanz 492f.); GIBBON: Decline VI 494f. Adelheid erwartete um diese Zeit ein Kind, das sie noch im Jahr 1321 gebar; es war ein Sohn, der nur acht Monate lebte; vgl. Kant 1,24(1 119) und OHNSORGE a.a.O. (= Abendland und Byzanz 493). Michael Tornikes Komnenos Asan Palaiologos, geboren um 1280, war der erste Sohn des bulgarischen Zaren Ivan HI. Asan und der Irene Palaiologina, einer Schwester des Kaisers Andronikos H. Er genoß die Gunst des Kaisers nicht nur als Verwandter, sondern auch wegen der Reinheit seines Charakters. Gestorben ist er vermutlich im serbischen Exil nach 1328. Vgl. PAPADOPULOS: Genealogie 28; SCHMALZBAUER: Tornikioi 131f.; Prosop. Lexikon Nr. 1513; VAN DIETEN: Gregoras H 1,182. Abbildung Michaels mit seiner Gattin Eirene bei NICOL: Kantakouzenos Nr. 4 sowie SPATHARAKIS: Portrait Nr. 151 (vgl. ebenda 198). Obgleich der Entwicklung nach ein Nachfolger des früh- und mittelbyzantini-
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schen XOfl'Y)<; 1:0U 01:a'lJAOU, hat der Großkonnetabel (flEya<; xovomauAo<;) mit den kaiserlichen Ställen nichts mehr zu tun. Er ist ein hoher militärischer Würdenträger, unter dessen Befehl die ausländischen Söldner gestellt sind. Nach STEIN, Untersuchungen 54 stellt das Amt eine Nachbildung des normannischen comestabulus dar. Der erste nachweisbare Großkonnetabel begegnet unter dem Kaiser Johannes III. Vatatzes und ist der spätere Kaiser Michael VIII. Vgl. GUILLAND, Rodolphe: Etudes sur l'histoire administrative de l'empire byzantin. Le grand connetable. Byzantion 19 (1949) 99f. (= Recherches 1469f.). Theodoros Metochites ist einer der größten Literaten der Palaiologenzeit und zugleich der Mann, der im ersten Viertel des 14. Jahrhunderts in der byzantinischen Politik die wichtigste Rolle spielte. In den letzten 30 Jahren ist er wie keine andere spätbyzantinische Persönlichkeit Gegenstand der Forschung geworden. Zwei wichtige Korrekturen zu seiner Biographie hat SEVCENKO: Polemique 129 f. beigebracht: Das bis dahin angenommene Geburtsjahr 1260 hat er zu 1269/70 korrigiert und zugleich erwiesen, daß sein Vater Georgios Metochites, der beim Kaiser in Ungnade gefallen war, nicht gestorben ist, als Theodoros 13 Jahre alt war, sondern viel länger gelebt hat. Die Familie stammte aus Nikaia. Theodoros hat philosophische, astronomische und rhetorische Werke sowie Gedichte hinterlassen. Ein großer Teil seiner Schriften ist noch unediert. Er starb am 13. März 1332, einen Monat nach dem Tod des Kaisers Andronikos II. Von den zahlreichen Arbeiten zu seinem Leben und Werk (vgl. SEVCENKO a.a.O. 3 A.l) seien hier erwähnt: SEVCENKO: Metochites 25 f.; BEcK, HansGeorg: Theodoros Metochites. Die Krise des byzantinischen Weltbildes im 14. Jahrhundert. München 1952; HUNGER, Herbert: Theodoros Metochites als Vorläufer des Humanismus in Byzanz. BZ 45 (1952) 4f.; GUILLAND: Correspondance 358 f. Vgl. ferner VERPEAUX, Jean: Le cursus honorum de Theodore Metochite. REB 18 (1960) 195 f. (mit der Berichtigung VAN DIETENs: Gregoras II 1,140). Mit «Vorsteher der kaiserlichen Regierung)) ist der byzantinische Ausdruck flEm1:EUWV (sonst zumeist in der Form flEa
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!lEau~OVTE~ (bzw. rcaQaöuvaaTEuovTE~) die Regierungsgeschäfte aus. Vgl. VERPEAUX, Jean: Contribution a l'etude de l'administration byzantine: 6 !lEaU~wv. BSL 16 (1955) 270f.; BEcK, Hans-Georg: Der byzantinische «Ministerpräsident». BZ 48 (1955) 309 f.; LOENERTz, Raymond Jean: Le chancelier imperial a Byzance au XIVe et au XIII e siede. OCP 26 (1960) 275 f. Erwähnenswert ist diesbezüglich noch, daß Christus bei Origenes, Klemens, Irenaios, Hippolytos und anderen Kirchenvätern des öfteren als !lEa(T'Y]~ (d.h. Vermittler zwischen Gott und den Menschen) bezeichnet wird (zu den von LAMPE: Lexicon s.v. 1,a,i angegebenen Stellen füge noch hinzu: 1 ep.Ti. 2,5; Theodor Studites epp. 2,1[PG 99,1117CJ, 199[Ebenda 1601C], 204[Ebenda 1620D] usw.). Möglicherweise liegt hier das Vorbild für die Benennung des byzantinischen «Ministerpräsidenten» als eines Vermittlers zwischen Kaiser und Volk. Theodoros Metochites hatte außerdem das Amt des Großlogotheten (!lEya~ A.oyo8ET'Y]~) inne. Dieser Beamte erledigte seit dem ausgehenden 12. Jahrhundert die Geschäfte, welche früher der Logothet der Sekreta wahrnahm: er ist der Vorsteher sämtlicher zivilen Behörden des Staates. In spätbyzantinischer Zeit sind das Amt des Großlogotheten und die Funktionen des Mesazon des öfteren in einer und derselben Hand vereinigt; deshalb entstand bisweilen der falsche Eindruck, der Großlogothet übe die Regierungsgeschäfte aus. Vgl. BECK a.a.O. 321 f.j OSTROGORSKY: Geschichte 304. Der Astronom, Musiktheoretiker und Mathematiker Manuel Bryennios wird zwar in den Quellen des öfteren erwähnt, über sein Leben wissen wir jedoch kaum etwas. Von ihm ist eine musiktheoretische Schrift mit dem Titel
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1855). Zu seinem Leben und Werk: GUILLAND, Rodolphe: Essai sur Nicephore Gregoras. L'homme et l'reuvre. Paris 1926; DERS.: Correspondance If.; VAN DIETEN: Gregoras I 1 f.; BEYER, Hans-Veit: Eine Chronologie der Lebensgeschichte des Nikephoros Gregoras. JÖB 27 (1978) 127 f. Das Bild von der kleinen Flamme, die sich zum großen Feuer entfacht, begegnet in einfacherer Form, ebenfalls auf die Astronomie bezogen, auch im Prooimion des astronomischen Werkes des Metochites; vgl. SATHAS, Konstantinos: MEamWVLlttl ßLßAL08~1t'YJ, I. Venedig 1872, QLU' und HUNGER: Metochites 5 A.5. Urheber der Metapher ist der von den Byzantinern häufig imitierte Synesios; vgl. z.B. ep. 139 (S. 243 Garzya) amv8iiQu ItEltQWt~EVOV Esu'4Jm ItUL JtBQ AU~JtQOV avuöELsm. Vgl. ferner VAN DIETEN: Gregoras 11 2,334 A.353. Was Kantakuzenos hier berichtet, ist nicht als Rechtfertigungsversuch abzutun, sondern scheint der Wirklichkeit zu entsprechen: Metochites (ganz im Gegensatz zu unserem Geschichtsschreiber!) hatte die große Katastrophe kommen sehen und empfahl deswegen dem Kaiser Zurückhaltung seinem Enkel gegenüber; vgl. BECK: Metochites 14 f. Nichtsdestoweniger versucht Kantakuzenos unten 1,17(184), den Schwarzen Peter Metochites zuzuschieben und ihn für den Ausbruch des Bürgerkrieges verantwortlich zu machen: MATSCHKE: Reaktion 45. 'Steine weich kochen' (A({}OU~ E'4JELV) ist einer der vielen sprichwörtlichen Ausdrücke der alten Griechen für das Unmögliche. Die ältesten Belege begegnen bei Aristophanes, Vesp. 280 und Platon, Erx. 405b; am häufigsten kommt das Sprichwort jedoch bei spätgriechischen und byzantinischen Autoren vor: Aristides, or. 46,230(11 302 DINDORF); Libanios, ep. 346,2; Julian, or. 8,249a; Theodoros Metochites, Miscellanea phil. et hist. 46 (S. 275 KIESSLING) usw. Vgl. Apostolios 10,68(11 505 LEuTscH). Andere Ausdrücke für das Unmögliche sind «auf Wasser schreiben», «einen Neger weiß waschen wollen», «Flügel des Wolfes», «Vogelmilch» u.a. Vgl. Plutarchs Auswahl über die Adynata (CPG I 343 f. LEUTSCH-SCHNEIDEWIN) und SALZMANN: Sprichwörter 91. Obwohl Kantakuzenos in seinem Geschichtswerk des öfteren ziemlich gen aue chronologische Angaben macht, folgt er gelegentlich seiner Tendenz zur Thukydides-Nachahmung und nimmt eine chronologische Zäsur nach den Jahreszeiten vor. Vgl. Kant. 1,27(1 136); 2,26(1458) und HUNGER: Beobachtungen 182. Die Ereignisse des 5. April 1321 werden bei Gregoras, Hist. 8,6(1 312 f.) (vgl. dazu VAN DIETEN: Gregoras 11 1,137f.) in einer knapperen Form und in recht unterschiedlicher Weise, vor allem was die Motive der handelnden Personen angeht, dargestellt. Auf die Unterschiede wird im einzelnen im folgenden hingewiesen werden. J ohannes T archaneiotes war der Sohn des Nikephoros T archaneiotes und der Maria-Martha Palaiologina, einer Schwester Michaels VIII. Als Anhänger des
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Patriarchen Arsenios (: BECK: Kirche 702f.) verbrachte Johannes einen Teil seines Lebens im Gefängnis. Vgl. BINON: Prostagma 148 und A.1; NICOL: Kantakouzenos 138 I.; PAPADOPULOS: Genealogie 17 Nr. 27 (wo jedoch der Satz «starb nach dem 29. September 1309» aufgrund unserer Stelle in «starb in den ersten Apriltagen 132h präzisiert werden muß). Nach PARISOT: Cantacuz'ene 42 A.3 nutzte der alte Kaiser die Abwesenheit des Kantakuzenos aus, um gegen seinen Enkel rigoros vorzugehen; vgl. VAN DIETEN: Gregoras II 1,137. Zu_r Etymologie des Namens 'Tarchaneiotes' vgl. AMANTOS, Konstantinos in: 'EAAYJVLxc12 (1929) 435 I. S. noch NICOL in: DOP 27 (1973) 31l. Nach Gregoras, Hist. 8,6(1 312f.) begab sich Andronikos d.]. keineswegs so hilflos und unvorbereitet, wie Kantakuzenos uns berichtet, zum Palast, sondern hatte ein Gefolge von Bewaffneten und trug selbst ebenfalls eine Waffe. Die Waffen wurden aber von allen versteckt getragen. Seine Leute hatten den Auftrag, falls der alte Kaiser etwas gegen den Mitkaiser unternehmen sollte, jenen zu überfallen und zu töten und dann seinen Enkel zum Kaiser auszurufen. Es sei jedoch nicht dazu gekommen, da die Begegnung der bei den Kaiser ruhig verlief und der alte Kaiser sich auf väterliche Ermahnungen beschränkte. Nach WEISS: Kantakuzenos 27, der einen großen Teil seiner Studie der Untersuchung des Gefolgschaftswesens im 14. Jahrhundert widmet, sind die hier erzählten Vorgänge in dieser Hinsicht sehr aufschlußreich. Was die Gefolgschaft des Johannes Kantakuzenos betrifft, tritt sie hier zum ersten Mal in Erscheinung. 'Ay(a ~ocp(a ist der umgangssprachliche Name der berühmten Kirche, während sie bei den hochsprachlichen Autoren zumeist als 'Große Kirche', Tempel der Weisheit Gottes (bzw. des «Logos» Gottes), wie an unserer Stelle, umschrieben wird. Mit «Weisheit Gottes» ist der Sohn und «Logos» Gottes, Jesus Christus, gemeint. Vgl. oben Kap. 8 und A.55-57. Der Großkanon wird am Donnerstag der 5. Fastenwoche, der im Jahre 1321 auf den 2. April fiel, gesungen. Es handelt sich um ein aus 250 Strophen bestehendes liturgisches Gedicht des berühmten Predigers und Kirchendichters Andreas, Metropoliten von Kreta (ca. 660-740). Dieses ist bei MIGNE: PG 97,1329 I. ediert und beginnt mit dem Satz: :rt6{tEV äQ~o!lm {tQYJVELV 'ta~ 'tou a{tA(ou !l0U ßCou :rtQa~EL~. Vgl. BECK: Kirche 500I. Theodoros Metochites hatte fünf Söhne, von denen uns vier mit Namen bekannt sind: Nikephoros, Demetrios, Alexios und Michael. Nikephoros und seine Schwester Irene waren die Lieblingsschüler des Nikephoros Gregoras. Letzterer adressiert ep. 26 an Nikephoros, während er in ep. 16 den fleiß und die Gelehrigkeit seines Schülers lobt; vgl. GUILLAND: Correspondance 8 u. 14; VAN DIETEN: Gregoras II 1,135. Demetrios war Schüler des Theodoros Hyrtakenos, der in ep. 19 (S. 738 LA PORTE-DU THEIL) an Theodoros Metochites die
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Nachlässigkeit seines Schülers verewigt hat. Hyrtakenos schreibt auch an Nikephoros Metochites vier Briefe (epp. 42,44,49 u. 71), in welchen der Adressat als Philosoph apostrophiert wird. Vgl. GUILLAND: Correspondance 357 f.; LAURENT: Dernier Gouverneur 201 f. Nikephoros Metochites fungierte später ebenfalls als Großlogothet, während sein Bruder Demetrios mit dem Großstratopedarchen Demetrios Angelos Metochites (vgl. Kantak. 1209/211) identisch ist. Ihr Bruder Alexios wird in späteren Quellen als Großdomestikos erwähnt. Vgl. DÖLGER: Neues zu Alexios Metochites 241f. VAN DIETEN: Gregoras II 1,137 nimmt an, daß die Söhne des Metochites den jüngeren Andronikos nicht aufgrund einer Vermutung, wie Kantakuzenos es hier darstellt, warnten, sondern nachdem sie von ihrem Vater einen entsprechenden Wink bekommen hatten. Denn bei Gregoras, Hist. 8,6(1314) erinnert Theodoros Metochites Andronikos d. J. dar an, daß er ihm und seinen Söhnen zu großem Dank verpflichtet sei und daß er sein Leben ihnen zu verdanken habe. Angesichts des späteren Schicksals des Großlogotheten war es Kantakuzenos an dieser Stelle möglicherweise peinlich, zuzugeben, daß der Mitkaiser Theodoros Metochites seine Rettung verdankte. V gl. ferner SEVCENKO: Metochites 29 A.81. Außer von Kantakuzenos ist uns Michael Kallikrenites nur als Adressat von zwei kurzen Briefen des Michael Gabras (epp. 48 u. 214) bekannt. In ep. 214, geschrieben nach 1320, wird er als :rtQoxa{}~!lEVO~ 'tOU XOL't&VO~ angeredet, und so betitelt ihn auch Kantakuzenos unten 1,19(I 94). Vgl. FATOUROS: Gabras I 56 Nr. 78. Die Geschichte der Susanna ist uns durch das apokryphe Kapitel 13 des Buches Daniel im Alten Testament überliefert worden. Es handelt sich um eine durch Schönheit und Frömmigkeit hervorragende Jüdin aus BabyIon, die von zwei Richtern, die sie beim Baden überrascht hatten, zu Unrecht des Ehebruchs angeklagt und zum Tode verurteilt wurde. Daniel entlarvte die falschen Ankläger, die daraufhin mit dem Tode bestraft wurden. Nach Gregoras, Hist. 8,6(1 313) nahm Andronikos d. J. auf dem gewohnten Thron neben seinem Großvater Platz. Die ausdrückliche Erwähnung dieses Details in einer so kurz gefaßten Wiedergabe der Episode erweckt den Eindruck, daß Gregoras dies nachdrücklich betont, um die Version mit dem Hokker zu widerlegen. Vielleicht war ursprünglich beabsichtigt, während dieser Versammlung Andronikos d. J. auf einem Hocker sitzen zu lassen, ein Vorsatz, der jedoch später nach reiflicher Überlegung fallengelassen wurde. Zum Prozeß vgl. ferner VAN DIETEN a.a.O. 136f.; HEAD: Twilight 49f. Der Patriarch Gerasimos I. von Konstantinopel (1320-1321) stand im Ruf eines äußerst sittsamen Menschen, der aber nicht nur in Sachen der Politik, wie Kantakuzenos uns hier versichert, sondern auch in der Verwaltung der Kirche völlig unerfahren war. Gregoras, Hist. 8,2(I 292) bezeichnet Gerasimos als
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einfältig und der griechischen Bildung völlig unkundig. Er soll in der Nacht, als Andronikos d. J. mit seinem Gefolge Konstantinopel heimlich verließ, d. h. am 19. April 1321, gestorben sein. Vgl. GEDEON: IIaLQLaQXLltOL Jt(valtE~ 417; LAuRENT: Patriarches 151 f. Theoleptos, Metropolit von Philadelpheia (ca. 1250-1322), war während der 'Regierung Andronikos' II. eine der einflußreichsten Persönlichkeiten in Byzanz. Als 1274 in Lyon die Union der Kirchen abgeschlossen wurde, verließ Theoleptos seine junge Frau in Nikaia und organisierte den Widerstand gegen die Anhänger der Union. Nachdem diese mit dem Tode Michaels VIII. aufgelöst wurde, wurde Theoleptos 1284 zum Metropoliten von Philadelpheia ernannt. Während der ersten Jahre des 14. Jahrhunderts machte er von sich reden wegen seiner Bemühungen um die Verteidigung Philadelpheias gegen die Türken; vgl. Gregoras, Hist. 7,3(1221). Die ein paar Zeilen weiter erwähnte Irene Chumnaina war seine Protegee und geistige Tochter. Als Todesjahr des Theoleptos wurde bis vor kurzem 1324/1325 angenommen, KURUSEs: raßaAä~ 335 f. hat jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit seinen Tod auf Ende 1322 bestimmen können. Zu dem Metropoliten von Philadelpheia: BEcK: Kirche 693 f.; MEYENDORFF: Introduction 30f.; GUILLAND: Correspondance 379f.; LAuRENT, Vitalien: Les crises religieuses a Byzance. Le schisme anti arsenite du metropolite de Philadelphie Theolepte. REB 18 (1960) 45 f. Im übrigen werden an unserer Stelle die Namen der verschiedenen Würdenträger strikt nach der Hierarchie der Ämter genannt: VERPEAUX: Hierarchie 436. Obwohl Nikephoros Chumnos einer der bekanntesten byzantinischen Autoren und Politiker unter Andronikos II. war, besitzen wir über ihn nur spärliche biographische Nachrichten. Er wurde wahrscheinlich zwischen 1250 und 1255 geboren und entstammte einer adligen Familie, die bereits mehrere hohe Würdenträger hervorgebracht hatte. Sein Lehrer war der spätere Patriarch Gregorios II. Kyprios (1283-1289), ein bekannter Literat der Palaiologenära. Chumnos hatte bereits unter Michael VIII. ein politisches Amt inne. Berühmt ist sein literarischer Streit mit Theodoros Metochites geworden: SEVCENKO: Polemique, pas~m. Chumnos hinterließIIl~hrer~ theologiscEe, pti1o~ophische und physik(llische Traktate sowie eine umfangreiche Briefsammlung. Er betrachtete den Kampf der Byzantiner gegen die Türken als kulturelle Mission; vgl. WERNER: Osmanen 130. Er starb als Mönch Nathanael am 16. Januar 1327. Vgl. VERPEAUX: Choumnos, passim; DERs.: Notes prosopographiques sur la familIe Choumnos. Byzantinoslavica 20 (1959) 252f.; GUILLAND: Correspondance 317 f. Der Träger des Titels EJtL LOU ltaVLltAdou (wörtlich: der Bewahrer des kaiserlichen Tintenfasses), seit dem 9. Jahrhundert nachweisbar, ist immer anwesend, wenn wichtige Dokumente vom Kaiser unterschrieben werden, und darf die Übereinstimmung des Urkundentextes mit dem Willen des Kaisers
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beglaubigen. Die Würde, die an sich keinem Officium entspricht, setzt ein besonderes Vertrauensverhältnis mit dem Kaiser voraus und wird oft mit anderen Ämtern kombiniert. Vgl. DÖLGER, Franz: Der Kodikellos des Christodulos in Palermo. Archiv für Urkundenforschung 11 (1929) 44f. (= Diplomatik 50f.); BURY: Administrative System 117; DÖLGERIKARAYANNOPuLos: Urk. 62 und passim. Johannes Palaiologos wurde 1286 als erster Sohn Andronikos' II. und seiner zweiten Gattin Irene von Montferrat (: oben A.12) geboren. Die Ehe mit der 1292 geborenen Tochter des Chumnos, Irene, wurde im Jahr 1303 geschlossen. Johannes starb kinderlos Ende 1307. Vgl. PAPADOPULOS: Genealogie 38; VERPEAUX: Choumnos 48 u. A.4. Wahrscheinlich unter dem Einfuß des Theoleptos ließ die 15-jährige Witwe das Kloster des Philanthrop os Soter östlich der Hagia Sophia in Konstantinopel restaurieren und verbrachte den Rest ihres Lebens (mehr als drei Jahrzehnte) dort als Nonne Eulogia. Vgl. LAuRENT, Vitalien: Une princesse byzantine au cloitre. EO 29 (1930) 29 f. Nach dem Tode des Theoleptos hatte sie einen hochgebildeten Mönch als geistlichen Vater, der nicht mit Sicherheit identifiziert werden kann: DERs.: La direction spirituelle cl Byzance. La correspondance d'Irene-Eulogie Choumnaina Paleologine avec son second directeur. REB 14 (1956) 48f. Einen akuten Gichtanfall beschreibt Nikephoros Chumnos in einem Brief (ep. 67) an Georgios Muzalon: BOISSONADE, Jean Fran<.;:ois: Anecdota nova. Paris 1844 (Nachdr. Hildesheim 1962), 81f. Im Amt des Mesazon (: oben A.69) war Nikephoros der Vorgänger des Theodoros Metochites; vgl. VERPEAUX, Jean: Contribution cl l'etude de l'administration byzantine: 6 !!Eaa~wv. Byzantinoslavica 16 (1955) 281. Der Großlogothet Konstantinos Akropolites, Sohn des Geschichtsschreibers Georgios Akropolites, der unter Theodor II. und Michael VIII. dasselbe Amt innegehabt hatte, war der Vorgänger des Theodoros Metochites. Konstantinos war mit Maria Komnene Tornikaina verheiratet und hatte drei Kinder. Wenn Kantakuzenos hier seinen Titel erwähnt, so bedeutet das keineswegs, daß er noch aktiv ist und das Amt kollegial mit Metochites wahrnimmt, sondern einfach, daß die Bezeichnung ehrenhalber beibehalten wird: BECK: Metochites 14 A.3. Sein Werk umfaßt mehr als 30 Titel, fast die Hälfte davon ist noch unediert. Vgl. NICOL, Donald M.: Constantine Akropolites. A Prosopographical Note. DOP 19 (1965) 249f.; BECK: Kirche 698f.; TREu, Maximilian: Maximi monachi Planudis epistulae. Breslau 1890 (Nachdr. Amsterdam 1960),248 f.; Prosop. Lexikon Nr. 520. BOSCH: Andronikos III. 18 macht mit Recht darauf aufmerksam, daß der Angriff auf seinen Glauben für den Mitkaiser gefährlich werden konnte, da in Byzanz zu allen Zeiten die Orthodoxie eines Kaisers wesentlicher Bestandteil
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der Legitimität seiner Herrschaft war. Zutreffender formuliert H.-G. BECK: Senat und Volk. Mchn. 1966, 39 f. Über Johannes Meliteniotes wissen wir noch, daß er Empfänger von ep. 142 von Michael Gabras ist; vgl. FATOUROS: Gabras I 47 Nr. 46. Unten Kant. 3,15(II 99) wird er als Mesazon bezeichnet. Vgl. ferner MERCATI: Notizie 188. Andronikos Exotrochos ist höchstwahrscheinlich mit dem Kant. 1,55(1 277) und 2,6(1 347) erwähnten Megas Hetaireiarches Exotrochos identisch. Er fiel im Juni 1329 in der Schlacht bei Philokrene gegen die Türken: Kant. 2,8(1 362). Vgl. ferner BOSCH: Andronikos III. 152f. Über Bardas wissen wir kaum etwas. Ob er mit dem 1,51(1 257) erwähnten Bardas Kaballarios identisch ist, bleibt dahingestellt. Kantakuzenos verschweigt hier, daß der alte Kaiser seinem Enkel die Nachfolge eidlich zusicherte, wie wir aus Gregoras, Hist. 8,6 (I 313) erfahren. Unser Historiker will nicht zugeben, daß der Mitkaiser von seinen Anhängern gezwungen wurde, diese Versöhnung wieder aufzukündigen, da es für diese kein Zurück mehr gab und sie vom Kaiser keine Straffreiheit erhielten: VAN DIETEN: Gregoras II 1,138 u. 139 f. Von einer Forderung des alten Kaisers an seinen Enkel, die Namen seiner Gefolgsleute und Anhänger preiszugeben, weiß Gregoras nichts. Überhaupt scheint diese angebliche Bedingung des Kaisers suspekt. Denn es ist unwahrscheinlich, daß er von den geheimen Plänen des Mitkaisers mit Kantakuzenos und den anderen bereits wußte, wie VAN DIETEN a.a.O. 138 f. annimmt. (Dagegen scheint allerdings dessen Forderung nach einem eidlichen Versprechen, nicht zu flüchten, zu sprechen, ein Umstand, auf welchen schon Parisot hinweist; der alte Kaiser hatte andererseits, wie es scheint, Zeit genug, um Vermutungen nach allen Richtungen anzustellen). Und falls in dieser Klausel lediglich die Anhängerschaft des Mitkaisers gemeint ist, so war sie zu bekannt, als daß es einer Auskunft des letzteren bedurft hätte. Deshalb liegt die Vermutung nahe, daß Kantakuzenos diese Bedingung des Kaisers, die eventuell vereinzelte Anhänger des Mitkaisers betraf, verallgemeinert, um die gerechte Empörung des jüngeren Andronikos sowie dessen spätere Forderung nach Straffreiheit für seine Gefährten zu rechtfertigen, ohne zugeben zu müssen, daß diese Forderung von den Gefährten selbst erzwungen wurde. Vgl. die vorige Anmerkung. Zu dem hier geschilderten Fußfall vgl. oben A.44. Hinsichtlich der Reaktion der Anhänger Andronikos' d. J. auf die Versöhnung des Kaisers mit seinem Enkel geh.en die Berichte des Kantakuzenos und des Gregoras weit auseinander. Während unser Historiker behauptet, die Freunde des Mitkaisers betrachteten den Tag der Versöhnung als einen Freuden- und Glückstag, schreibt Gregoras a.a.O.: «Als aber Andronikos von dort herauskam, umringte ihn die Gefolgschaft, die sich mit ihm verschworen hatte; sie
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fühlten sich von ihm betrogen und warfen ihm laut vor, er habe die schrecklichen Eide ihnen gegenüber gebrochen und sie offensichtlich verraten. 'Denn auf welchen Weg der Ungerechtigkeit führt das', sagten sie, 'wenn du durch uns Furcht einflößt und unüberwindlich dastehst und deswegen leicht deinen Willen durchsetzen kannst, wir aber so offensichtlich dem Mund des Schwertes und den Abgründen der Unterwelt überlassen werden'» (nach der Übersetzung VAN DIETENS). Da Kantakuzenos einen Grund hat, eine negative Einstellung der Freunde des Mitkaisers zu verschweigen (vgl. A.97 u. 98), ist Gregoras an diesem Punkt mehr Glauben zu schenken. Vgl. ferner Kant. 1,26(1 131,12f.). Nach Gregoras, Hist. 8,4(1 302) hatten sowohl Syragiannes als auch Kantakuzenos ihre Statthalterschaften in Thrakien nicht vom Kaiser erhalten, sondern «von mächtigen Männern um den Kaiser gekauft». MATSCHKE: Reaktion 45 vermutet, daß diesen Ämterverkauf u.a. Theodoros Metochites beging, der nach allen Mitteln griff, um seine Kasse und die des Staates zu füllen. Diese Vermutung geht auf Gregoras (I 426) zurück; der Historiker schildert dies als Gerücht, wohl weil er seinen Freund nicht selbst belasten wollte. Vgl. auch VAN DIETEN: Gregoras II 1,132, unten A.442. Die Mitarbeiter des jüngeren Andronikos sind dadurch bekannt geworden, daß sie während der Ereignisse des 5. April offen bereit waren, ihn zu verteidigen. In der Erzählung des Gregoras, Hist. 8,6(1 314) scheint das Treffen des Mitkaisers mit Metochites am selben 5. April stattgefunden zu haben, während es nach Kantakuzenos zwei Tage später zustande kommt (vgl. Kant. I 77,1). Dieser Unterschied ist vielleicht darauf zurückzuführen, daß Gregoras einen sehr komprimierten Bericht der Ereignisse gibt. Die Weigerung des Theodoros Metochites, dem Kaiser eine eidliche Zusicherung für die Indemnität der Anhänger Andronikos' d .J. vorzuschlagen, interpretiert MATSCHKE: Reaktion 45 als Ablehnung des bilateralen Treueids und Bejahung des zentralistischen Staatsgedankens von seiten des Großlogotheten; desgleichen SVORONOS, Nicolas: Serment de fidelite, a.a.O. 141 (der versehentlich Andronikos 11. als Gesprächspartner des Mitkaisers annimmt). Diese Ansicht stellt jedoch eine Überinterpretation unserer Stelle dar, da der jüngere Andronikos vom Kaiser keinen Eid im Sinne eines Feudalverhältnisses verlangt, sondern einfach eine Zusicherung der Straffreiheit, wofür es, wie er richtig sagt, bereits Präzedenzfälle in Byzanz gibt. Im Jahre 1257 floh der damalige Statthalter von Mesothynien, Michael Palaiologos, zu dem Sultan von Rum (Ikonion) Izz al-Din Kaikaus 11., da er sein Leben durch Kaiser Theodoros 11. bedroht fühlte. Er kam 1258 nach Byzanz zurück, nachdem der Kaiser eine eidliche Garantie für seine Sicherheit abgegeben und Michael jeder Usurpationsabsicht abgeschworen hatte; vgl. DÖLGER: Regesten 1842. An unserer Stelle verwechselt Kantakuzenos Theodoros 11. mit Johannes
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III., und zwar wahrscheinlich deshalb, weil Michael auch unter diesem Kaiser
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wegen angeblichen Verrats verfolgt wurde. Vgl. Gregoras, Hist. 3,2(1 57 f.); GEANAKOPLOS: Michael 26f.; CHAPMAN, Conrad: Michel Paleologue, restaurateur de l'empire byzantin (1261-1282). Paris 1926, 27 f.; VAN DIETEN: Gregoras I 230 f. Auch diese Aussage des Kaisers, falls sie der Wirklichkeit entspricht, erhärtet die Vermutung, daß er nicht die Absicht hatte, die Freunde des Mitkaisers zu bestrafen, und daher ihre Namen nicht zu wissen brauchte: Oben A.98. Vgl. ferner MATSCHKE a.a.O. Die Angaben, die Kantakuzenos an dieser Stelle über seinen Vater macht, werfen ein Problem auf, das bisher keine befriedigende Lösung gefunden hat. Von ZAKYTHINOS: Despotat I 68 f., ist behauptet worden, der 21jährige Vater des Johannes Kantakuzenos sei im Jahre 1308 zum Statthalter der Peloponnes ernannt worden und habe die Halbinsel bis zu seinem Tode auf dem Schlachtfeld im Jahr 1316 regiert. Diese Chronologie, die auch BOSCH: Andronikos III. 19 A.3 sowie LAIOU: Latins 255 (unter Vorbehalt: ebenda A.52) annehmen, ist jedoch unhaltbar, da in diesem Fall bei der Geburt des Johannes (um 1295) sein Vater weniger als 10 Jahre alt gewesen sein müßte. ZAKYTHINOS ist zu dieser Ansicht gekommen, weil der Nachfolger von Kantakuzenos d. Ä. in der Statthalterschaft der Peloponnes, Andronikos Asan, erst 1316 begegnet; vgl. NICOL: Kantakouzenos 29 A.52. Einen ganz anderen Weg schlägt NICOL: Kantakouzenos 28 f. ein. Er geht davon aus, daß der Großvater des Johannes ein Kantakuzene war, welcher gestorben im März 1264, ebenfalls Verwalter (xEcpaA~) der Peloponnes war. Die Gleichsetzung dieses Mannes mit einem Michael Kantakuzenos wird von NICOL, a.a.O. 13 angezweifelt. Der Vater des Johannes, dessen Vorname uns nicht überliefert ist, müsse also spätestens (und auch frühestens, sollte man hinzufügen, wegen des Geburtsjahres des Johannes!) 1265 (oder richtiger: Dezember 1264) geboren sein. Statthalter der Peloponnes müsse er den Angaben unserer Stelle gemäß zwischen 1286 und 1294 gewesen sein, in welchem Jahre er starb. Diese Theorie, die Vater und Sohn jeweils nach dem Tode des eigenen Vaters geboren werden läßt, ist auch deshalb unwahrscheinlich, weil die Ereignisse auf der Peloponnes, an welchen der Vater des Johannes als Statthalter beteiligt gewesen sein soll, einer viel späteren Zeit anzugehören scheinen; vgl. ZAKYTHINOS a.a.O. Zudem ist 1295 als Geburtsjahr für Johannes Kantakuzenos keineswegs gesichert. Außerdem hätte Johannes hier vor dem Kaiser schwerlich sentimentale Gründe geltend machen können, was die Erinnerung an den Vater betraf, der vor 27 Jahren gestorben sei und den er gar nicht gekannt habe. Die Angabe «einundzwanzig Jahre alt» an unserer Stelle wird schließlich von WEIss: Kantakuzenos 14, vermutlich nach PAPADOPOULOS: Genealogie 17 A.120, auf Johannes selbst bezogen, was außer der syntaktischen
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Härte auch wegen der Chronologie unmöglich ist. Vgl. dazu auch VAN DIETEN: Gregoras II 1,130. Aus all diesen Gründen bleibt uns kaum etwas anderes übrig, als an eine falsche Überlieferung der Zahl 21 zu denken. Es wäre z. B. durchaus möglich, daß die ursprüngliche Zahl im Text 41 war, die ein Schreiber versehentlich als 21 gelesen hat (xa' st. !-ta'). Wenn man somit als sein Geburtsjahr 1265 annimmt, wäre die Ernennung des Vaters des Johannes zum Statthalter der Peloponnes 1306, sein Tod 1314 anzusetzen. Dagegen spricht jedoch der Umstand, daß Kantakuzenos wahrscheinlich einziger Sohn war. Alles in allem: Das Problem bleibt ungelöst, da der Historiker an unserer Stelle nicht nur spärliche, sondern dazu noch tendenziöse Angaben macht: Er sucht einen Vorwand, um nicht auf die Peloponnes geschickt zu werden. Vgl. ferner BON: Moree 203 und A.5, der zu glauben scheint, daß Kantakuzenos für eine Weile den Titel des Statthalters der Peloponnes geführt haben muß. Es handelt sich um jene berüchtigte katalanische Kompanie (la Companya catalana), die unter Roger de Flor im September 1303 in Konstantinopel eintraf, um im Auftrage des byzantinischen Kaisers in Kleinasien zu kämpfen. Nach einigen ersten Erfolgen gegen die Türken kam es zu Spannungen zwischen der kaiserlichen Regierung und den Katalanen, worauf diese sich daran machten, Raubzüge quer durch das byzantinische Reich zu unternehmen. Die Plünderungen und Ausschreitungen erreichten einen Höhepunkt, als der Anführer der Katalanen, Roger de Flor, im April 1305 im Palast Michaels IX. ermordet und die katalanische Kompanie durch neue Kontingente aus der Heimat sowie durch türkische Truppen verstärkt wurde. Schließlich wandten sich die Katalanen, zur Erleichterung des byzantinischen Kaisers, nach Mittelgriechenland, wo sie im März 1311 in einer blutigen Schlacht bei Kephisos in Böotien die Streitmacht der Franken vernichteten und deren Anführer, den Herzog Gautier de Brienne, töteten. Die Blüte der fränkischen Ritterschaft von ganz Griechenland fand in dem Kampf den Tod. Nun gründeten die Katalanen in Athen und Theben ein eigenes Fürstentum. Um die Erforschung der Aktivitäten der katalanischen Kompanie im byzantinischen Reich hat sich vor allem A. RUBIO y LLUCH mit einer Reihe von wertvollen Arbeiten verdient gemacht. Außerdem hat er alle diesbezüglichen archivalischen Quellen in einer monumentalen Edition gesammelt: Diplomatari de l'Orient catalä. (1301-1409). Barcelona 1947. Vgl. LAIau: Latins 134f. (die Titel der Schriften Rubi6s ebenda 377); SCHLUMBERGER, Gustave: Expedition des «Almugavares» ou routiers Catalans en Orient de l'an 1302 ä. l'an 1311. Paris 1925; VAN DIETEN: Gregoras I 284f.; 292f. Wenn nun an unserer Stelle vom Druck der Katalanen in Thessalien die Rede ist, dann sind damit folgende Ereignisse gemeint: Im Jahre 1319 fielen die Katalanen von Athen unter Don Alfonso Fadrique d' Aragon in Südthessalien ein und eroberten die wichtigen Festungen von Neai Patrai (heut. Hypate), Siderokastron, Domo-
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kos, Pharsala, Lamia und Gardiki. Von dort aus unternahm Don AHonso, der nunmehr den Titel vicarius generalis ducatus Athenarum et Neopatriae führte, Streifzüge bis zum Norden Thessaliens. Vgl. SETTON, Kenneth Meyer: Catalan Domination of Athens, 1311-1388. Cambridge, Mass. 1948, 29f.; BOGIATZIDES: XQovLx6v I 152; BON: Moree 225 f.; KouTouLAs, J.: Les Catalans en "Thessalie et en Phthiotide (1309-1363). Athen 1959 (uns nicht zugänglich). Kantakuzenos macht sich also hier beim Kaiser durchaus glaubhaft, wenn er von ihm eine starke Streitmacht verlangt, um gegen die unbesiegbaren Katalanen zu kämpfen; der Kaiser andererseits, der sich dieser Tatsache ebenfalls bewußt ist, gibt jeder Forderung von Kantakuzenos statt, insgeheim wohl auch deshalb, weil er sich auf diese Weise Kantakuzenos' unter Umständen entledigen zu können hoffte. Über Prillapos vgl. oben A.52. Die zentrale Finanzinstitution des Reiches war das ßEOTUIQLOV, dessen Vorstand Erd TOU ßEOTLUQLOU oder :7tQOXUe~[.tEVO<; TOU ßEonuQLou hieß. Wenn Kantakuzenos an unserer Stelle von Tu[.tLm oder unten 1,55(1279) von ßumALxüv TU[.tElOV spricht, dann ist diese Ausdrucksweise auf seinen Attizismus zurückzuführen. Vgl. DÖLGER: Beiträge 30f.; STEIN: Untersuchungen 32f.; MILLER: Basilika 175. Den Sinn dieses geheimnisvollen Textes hat Kantakuzenos im folgenden richtig erfaßt: Der Kaiser wolle seinen Enkel von seinen Freunden isolieren, um mit ihm dann um so leichter abrechnen zu können. Der Text mahnt Andronikos III. zur Flucht, weil für ihn nach der Zerstreuung seiner Anhänger wie bei Christus eine Festnahme erfolgen wird. Indirekt war es also eine Aufforderung an den Mitkaiser, schleunigst Konstantinopel zu verlassen. Laut Gregoras (1315) hatte der Kaiser die Absicht, in den nächsten Tagen seinen Enkel festnehmen zu lassen, und weihte den Patriarchen Gerasimos in diesen Plan ein. Dieser benachrichtigte aber sofort den Mitkaiser, der seine Flucht aus Konstantinopel beschleunigte. Vgl. VAN DIETEN: Gregoras II 1,141. Nach Gregoras benachrichtigte Gerasimos den Mitkaiser mündlich, nicht durch einen Zettel, wie VAN DIETEN a.O. schreibt. Wahrscheinlich haben beide Historiker dasselbe Ereignis vor Augen. Es ist jedoch auch möglich, daß der Zettel aus der Umgebung d~s Metochites stammte. Vgl. oben A.83. Unter Indiktion ist ein Zyklus von 15 Jahren (älter: 5 Jahren) zu verstehen, welcher, ursprünglich aus steuertechnischen Gründen verwendet, zum wichtigsten Element der byzantinischen Chronologie wurde. Die Indiktionenzyklen beginnen mit dem Jahre 312 (oder nach O. SEECK 297) und werden bereits im 4. Jahrhundert bei Datierungen verwendet. Danach erwähnte man das Jahr der Indiktion (1-15), ohne die Reihenfolge der wiederkehrenden Indiktionen durch eine Zahl zu bezeichnen, so daß die Indiktionszahl heute nur hilfsweise zur
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Festsetzung der Datierung benutzt werden kann. Viele byzantinische Urkunden sind nur durch Indiktionsjahr und Monat (= sog. Men%gern) datiert. Das Indiktionssystem wurde bis in die neuere Zeit verwendet. V gl. GRUMEL: Chronologie 193 f.; SE ECK, Otto: RE IX 1327 f. Eine Indiktionentafel bietet Ku BITSCHEK: RE 1666; vgl. LIEBENAM, Willy: Fasti consulares imperii Romani. Bonn 1909,125. Daß die zweite Hälfte der Nacht noch zum 19. April gerechnet wird, kommt daher, daß die Byzantiner den anbrechenden Lichttag als Tagesanfang betrachteten. Ob dies nur volkstümliche Gewohnheit war oder auch offiziell akzeptiert wurde, bleibt dahingestellt; denn die Römer hatten bereits Mitternacht zum Anfang des Kalendertages gemacht (: SONTHEIMER, Walther in: RE IV A 2013). Wenn nun Gregoras (I 315) schreibt, der Mitkaiser habe Konstantinopel am 20. April verlassen, dann läßt er höchstwahrscheinlich, im Gegensatz zu Kantakuzenos, diesen Tag in der Mitte der vorhergehenden Nacht beginnen. Zu den verschiedenen Auffassungen der Byzantiner über den Tagesanfang: ANAsTos, Milton V. in: DOP 4 (1948) 234f. VAN DIETEN a.a.O. 142 führt die unterschiedliche Datierung beider Historiker darauf zurück, daß die Flucht um Mitternacht erfolgte. Das Datum ist ferner durch Kurzchroniken überliefert; vgl. SCHREINER: Kleinchroniken I 77 und 92; MIONI, E. in: RSBS 1 (1980) 73 Nr. 3 (ungenau). Das Gyrolimne-Tor, an der nördlichen Mauer Konstantinopels neben dem Turm des Isaakios Angelos, diente als Eingang zum Blachernenpalast von außerhalb der Stadt. Es verdankte seinen Namen der im innersten Winkel des Goldenen Hornes gebildeten Lagune rUQOAL~Vll (der Name aus uQyuQä ALIlVll wegen der reflektierenden Sonne). Vgl. JANIN: Constantinople 283 f.; 355; BYZANTlos: K(J)va'taVtLVOUJWAL~ I 610; MÜLLER-WIENER: Bildlexikon 303. Die Jagd war die große Leidenschaft des jüngeren Andronikos. Laut Gregoras, Hist. 11,11(1566) hielt er große Scharen von Hunden und Jagdfalken, die einen Aufwand von 15000 Goldmünzen erforderlich machten. Wer bei ihm etwas erreichen wollte, brachte ein Jagdtier als Geschenk mit. Aus einer anderen Stelle des Gregoras (1404) erfahren wir sogar Zahlen: 1000 Hunde und 1000 Jagdfalken sowie eine fast gleiche Anzahl von Betreuern. Ps. -Phrantzes, Chron. 1,8 (S. 182 ed. Grecu), der offensichtlich Gregoras vor Augen hat, erwähnt die gleichen Zahlen für Falken und Betreuer, mehr aber als 1400 Hunde, welche Zahl wahrscheinlich fehlerhaft ist. Das negative Urteil des Gregoras über die aus dem Westen eingeführte Falkenjagd spiegelt sicherlich die Meinung des Durchschnittsbyzantiners wider. S. BOSCH: Andronikos IH. 11 A.3 und PARISOT: Cantacuzene 60 A.2; VAN DIETEN: Gregoras H 1 A.213. Der Fluß Melas ist ein von den Türken Kara Su genannter Wasserlauf auf der Halbinsel von Konstantinopel, der sich mit dem fluß Athyras vereinigt und in
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die Lagune von Büjük Tschekmedsche mündet. Vgl. Niketas Choniates 64f. (VAN DIETEN) (an welcher Stelle geschildert wird, wie der kleine Bach nach einem heftigen Regenguß anschwillt und großen Schaden verursacht); K:inI1a.~ mos 2,14 (S. 74 MEINEKE); PASPATES: ITQoam:na 37; ]IRECEK: Heerstraße 53; 102. Unser Melas darf nicht mit dem von Herodot 7,58 erwähnten gleichnamigen fluß Thrakiens verwechselt werden, der in den ebenso benannten Golfmündete. Es gab im Altertum in Griechenland und Kleinasien mehr als 10 Flüsse dieses Namens. Nach KAZDAN: Otnosenija 48 war die Gegend um den Melas für die Pferdezucht besonders geeignet. Dem Emporkömmling Manuel Tagaris (sein Vater war nach Matthaios von Ephesos einfacher Bauer, zeitweise sogar Bandit: KURUSES: raßaAa~ 280) gelang der Aufstieg erst, als er eine Ehe mit einer Adligen einging. Zu hohem Ansehen brachte er es, nachdem er sich bei der Verteidigung Philadelpheias gegen die Türken ausgezeichnet hatte, wofür ihn der Kaiser mit der Würde eines Großstratopedarchen belohnte und ihm seine Nichte zur Frau gab. Sehr viele Einzelheiten aus seinem Leben, vor allem Details aus seinem Streit mit dem Metropoliten von Philadelpheia, Theoleptos, hat KURUSES a.a.O. 280f., 342f. an den Tag gebracht. Vgl. ferner NICOL, Donald M.: Philadelphia and the Tagaris Family. Neo-Hellenika 1 (1970) 10f.; WEIss: Kantakuzenos 58; REINSCH: Matthaios 5 A.1; LAIOU: Aristocracy 139. Ein Verwandter von ihm, vielleicht sogar sein Sohn, war der berüchtigte Hochstapler Paulos Tagaris, lateinischer Patriarch von Konstantinopel: LOENERTz, Raymond ]ean: Cardinale Morosini et Paul Paleologue Tagaris, Patriarch es, et Antoine Ballester, vicaire du Pape, dans le Patriarchat de Constantinople (1332-34 et 1380-87). REB 24 (1966) 227f. NICOL, Donald M.: The Confessions of a bogus Patriarch: Paul Tagaris Palaiologos usw., ]ourn. Eccl. Hist. 21 (1970) 289-299. Die Würde des Großstratopedarchen (IlEya~ al'Qal'oJ"[EöaQXl1~) begegnet zum erstenmal im 13. Jahrhundert in Nikaia. Er repräsentiert die höchste Instanz, die für die Verproviantierung der Truppe zu sorgen hat. Ihm unterstehen vier einfache Stratopedarchen. Vgl. GUILLAND, Rodolphe: Etudes sur l'histoire administrative de l'empire byzantin. Le stratopedarque et le grand stratopedarque. BZ 46 (1953) 70f. (= Recherches I 502f.); STEIN: Untersuchungen 54f. Philadelpheia in Lydien, die von Attalos 11. Philadelphos im 2. Jahrhundert v.Chr. gegründete Stadt, war um diese Zeit das wichtigste Zentrum des spätbyzantinischen Reiches in Kleinasien. Wegen ihrer Nachbarschaft zu dem Sultanat von Ikonion war sie ständig dem Druck der Türken ausgesetzt. Anfang 1304 wurde sie von den Katalanen (: oben A.108) entsetzt, einige Jahre später, vermutlich 1310-1311 oder 1314 (: KURUSES a.a.O. 285), dank der erfolgreichen Verteidigung durch Manuel Tagaris vor einer Einnahme durch die Türken bewahrt. Trotz ihrer prekären Lage fiel die Stadt erst 1390 in die Hände der
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Türken. Vgl. KURUSES a.a.O. 295 f.; SCHREINER, Peter: Zur Geschichte Philadelpheias im 14. Jahrhundert (1293-1390). OCP 35 (1969) 375f. Theodora Asanina war Tochter der Irene Palaiologina, einer Schwester Andronikos' II., und des bulgarischen Zaren Ivan III. Asan; vgl. PAPADOPULOS: Genealogie 28. Sie war die zweite Gattin des Manuel Tagaris, der in erster Ehe mit einer Dukaina Monomachina verheiratet war: NICOL a.a.O. 11 (sie fehlt bei POLEMIS: Doukai). Nach Gregoras (1319) hatte der Mitkaiser bei den Thrakern so großen Zulauf, weil er in Thrakien Steuerfreiheit verkündet hatte, ein Detail, das Kantakuzenos zwar nicht erwähnt, das aber aus der im folgenden geschilderten Jagd auf die Steuereintreiber erschlossen werden kann. Unter den letzteren befand sich, nach der Vermutung von KURUSES a.a.O. 29 f., ein Bruder des Michael Gabras, der wahrscheinlich unter dem Verdacht der Unterschlagung von öffentlichen Geldern inhaftiert wurde. Vgl. FATOUROS: Gabras II 576f. (ep. 369) und dazu VAN DIETEN: Gregoras II 1,143 A.68; MATSCHKE: Reaktion 64 A.43. Zu den Steuereintreibern (J[Qa%LoQE~) im allgemeinen: DÖLGER: Beiträge 71 f. Vgl. ferner HEISENBERG: Palaiologenzeit 78; ZAKYTHINOS: Crise monetaire 85 A.2. Nach Gregoras a.a.O. starb Gerasimos einen Tag vor der Flucht des jüngeren Andronikos. Wir haben aber oben (A.113) gesehen, daß Gregoras höchstwahrscheinlich von einem anderen Tagesanfang ausgeht und deshalb die Flucht auf den 20. April ansetzt. LAURENT: Patriarches 152 erklärt die Diskrepanz dadurch, daß der Patriarch in der Nacht vom 19. zum 20. April starb. Aus der Kurzchronik von 1352, die ebenfalls den 20. April als Todestag des Gerasimos nennt (vgl. SCHREINER: Kleinchroniken I 77 Nr. 12b), erfahren wir als einziger Quelle, daß der Patriarch im Manganenkloster bestattet wurde. Vgl. LOENERTZ: Chronique breve 349. Die Aufgaben des Eunuchen Kallikrenites, der den Titel des Vorstehers des Koiton (J[QO%a8~!lEVO~ LOU %OLLWVO~) innehatte, sind nicht leicht definierbar. Nach STEIN: Untersuchungen 44 handelt es sich um einen dem Parakoimomenos untergeordneten Hofbediensteten. Da jedoch seit dem 12. Jahrhundert unter Koiton auch die Staatskasse gemeint ist (: DÖLGER: Beiträge 25 A.3), ist es durchaus möglich, daß Kallikrenites mit der Aufsicht über die Staatsgelder beauftragt war. Über Theoleptos vgl. oben A.88, über Kallikrenites A.84. Zu den Ausschreitungen der Soldaten gegen die Gesandten des Kaisers vgl. MATSCHKE: Reaktion 48, zur Reaktion des Kallikrenites darauf vgl. KAZDAN: Cantacuzene 297. Im Gegensatz zu Kantakuzenos, der zwischen dem 19. April und dem 6. Juni 1321 zwei Gesandtschaften des alten Kaisers an seinen Enkel ansetzt, läßt der in äußerst kurzer Form abgefaßte Bericht des Gregoras in diesem Punkt Unklarheit; bei ihm ist von «Gesandtschaften» des Theoleptos und der Mutter des
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Syrgiannes die Rede. Die herrschende Meinung unter den Forschern war früher die, Gregoras habe wegen der Knappheit seines Berichts die beiden Gesandtschaften des Kantakuzenos zu einer verschmolzen; deshalb nahm man an, daß die von Gregoras erwähnte Mutter des Syrgiannes mit der in der zweiten Botschaft bei Kantakuzenos (I 109) genannten Großdomestikissa Eugenia Palaiologina identisch sei. Gegen diese Meinung setzt VAN DIETEN: Gregoras II 1,144 f. die Hypothese, die bei Gregoras erwähnte Gesandtschaft stelle eine dritte dar, die bei Kantakuzenos absichtlich verschwiegen werde (dies hatte bereits BOSCH: Andronikos III. 24 A.2 unter Hinweis auf PARISOT: Cantacuzene 49 vermutet). Gregoras (I 320) spreche nämlich im Zusammenhang mit der Gesandtschaft des alten Kaisers von einem Vormarsch des Syrgiannes in Richtung Konstantinopel, und diesen Vormarsch wolle Kantakuzenos ebenfalls verschweigen. Gegen die Hypothese VAN DIETENS sind jedoch folgende Bedenken geltend zu machen: a) Es ist sehr wahrscheinlich, daß Gregoras in seinem stark verkürzten Bericht zwei Gesandtschaften (a) Theoleptos, b) Mutter des Syrgiannes) vor Augen hat. Darauf weist jedenfalls der Plural JtQEoßdm (I 320,23) hin; denn Gregoras benutzt sonst das Wort im Singular, auch wenn es sich um Gesandtschaften von mehreren Personen handelt: I 193,21; 194,18; 205,1; 10; 254,22; 374,7; 16; 411,12; 417,23; 418,2; II 642,15; 654,10; 666,17; 834,9; 853,23. Der Plural des Wortes kommt noch einmal in seinem Geschichtswerk vor (II 850,18), an welcher Stelle mehrere Gesandtschaften gemeint sind. In gleicher Weise macht übrigens Gregoras unten (I 430 f.) aus den beiden Einfällen des Zaren Michael ins byzantinische Reich einen; vgl. VAN DIETEN a.a.O. II 2,303 f. b) Das Motiv, das VAN DIETEN Kantakuzenos für das Verschweigen der Gesandtschaft zuschreibt (: wie der Vormarsch des Syrgiannes zeige, wolle Kantakuzenos nicht wahrhaben, daß der junge Kaiser ursprünglich mit Syrgiannes für die Eroberung der Stadt war und erst nach dem Verhandlungs angebot seines Großvaters darauf verzichtete), ist nicht überzeugend; denn auch Gregoras sagt nicht, daß der Mitkaiser für einen Marsch gegen die Hauptstadt war, sondern führt diesen ausschließlich auf die Bestrebungen des Syrgiannes zurück (wobei allerdings dem Aufmarsch des Syrgiannes die Aufwiegelung Thrakiens durch Andronikos den Jüngeren und seine Anhänger gegen den alten Kaiser vorausgeht: Greg. 1319 f.). Es ist auch kaum plausibel anzunehmen, daß Kantakuzenos den ganzen Verlauf der Beratung von Adrianopel retuschiert habe, um diese angebliche erste Gesandtschaft des Kaisers zu verschweigen; denn im Bericht über diese Beratung, die nach VAN DIETEN im letzten Drittel des Mai (wahrscheinlich wohl früher, vgl. unten A.13 6) anzusetzen ist, ist nicht nur keine Spur dieser «ersten» Gesandtschaft zu bemerken, sondern außerdem tritt hier Syrgiannes, der Ende April auf die Bitten des Theoleptos und seiner Mutter hin eingelenkt, den Vormarsch gegen Konstantinopel abgebrochen haben und
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nach Adrianopel zurückgekehrt sein soll, als eifriger Unterstützer der Idee eines Feldzuges gegen Konstantinopel auf (Kant. I 99; seine Haltung nennt VAN DJETEN a.a.O. 160 einfach widersprüchlich). c) Man kann sich schwer vorstellen, daß die von Gregoras als Gesandte des alten Kaisers erwähnte Personen nur mit Syrgiannes verhandelten; denn das von Gregoras erwähnte Treffen dieser Gesandten mit dem Mitkaiser in Adrianopel stellt VAN bIETEN in Abrede. Aus diesen Gründen scheint die Hypothese VAN DIETENS die Unterschiede in den Berichten der beiden Historiker hinsichtlich der oben genannten Gesandtschaften des alten Kaisers an seinen Enkel nicht befriedigend zu erklären. Dies bedeutet allerdings nicht, daß die Annahme BINONS und anderer, Eugenia Palaiologina sei mit der Mutter des Syrgiannes identisch, mehr als reine Hypothese ist. Zu dieser Botschaft des Mitkaisers an seinen Großvater vgl. DÖLGER: Regesten 2453. Zu dieser Ausdrucksweise vgl. Kant. 1,58(1301,1) und BOSCH: Andronikos III. 49 A.2. Der Großstratopedarch Andronikos Palaiologos begegnet im Geschichtswerk des Kantakuzenos des öfteren. Eifriger Anhänger des Mitkaisers zu Beginn des Bürgerkrieges, wechselte er später zur Partei des älteren Andronikos über. Als die Anhänger des Mitkaisers ihn gefangennahmen, wurde er von diesem begnadigt. Vgl. GUILLAND a.a.O. 77 (= Recherches I 507); ASDRAcHA: Rhodopes 196f. (mit den Berichtigungen von VAN DIETEN a.a.O. 159). PAPADOPULOS: Genealogie 30 Nr. 49 macht aus unserem Andronikos Palaiologos und einem späteren Namensvetter von ihm, der ebenfalls den Titel des Großstratopedarchen trug, eine Person. Er darf auch nicht mit dem Protovestiarios Andronikos Palaiologos (Kant. 1,43[1211]) verwechselt werden. Den Titel des Großstratopedarchen trägt Andronikos zu dieser Zeit wohl ehrenhalber, da der aktive Großstratopedarch des alten Kaisers Manuel Tagaris ist. Aus der unverständlichen Lesart des Textes cpQallnEQLv tEllmvLO'" hat Pontanus den Namen fra Pietro de Pignolo herausgelesen mit der Bemerkung: familiam quaerant queis otium est! Es handelt sich wahrscheinlich um einen Angehörigen des genuesischen Adelsgeschlechts de Pignoli namens Pietro. Vgl. CARO: Genua II 216. Unter Dalmatien versteht der Mitkaiser hier Nordepiros. Natürlich meint er mit dieser Ausdrucksweise nicht die Städte von Nordepiros und Akarnanien selbst, die damals noch dem Despotat von Epiros zugehörten (erst nach 1337 wurde das Despotat dem Reich angegliedert: OSTROGORSKY: Geschichte 419), sondern an diese Länder angrenzende Städte des byzantinischen Reiches, wie Prilep, Kastoria usw.
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Das Sprichwort will sagen, daß etwas ganz Unerwartetes innerhalb kürzester Zeit eintreten könne. Es geht auf eine Anekdote zurück, die in der verlorenen Po/iteia Samiorum des Aristoteles erzählt wurde. Danach wurde einem gewissen Angaios, der sich bei der Anpflanzung eines Weinberges seinen Sklaven gegenüber unmenschlich benommen hatte, von einem dieser Sklaven vorausgesagt, er werde nicht in den Genuß seines Weinberges kommen. Als nun der Wein fertig war, befahl Angaios eben diesem Sklaven, ihm Wein einzuschenken, und erinnerte ihn an seine Weissagung; dieser antwortete seinem Herrn mit besagtem Sprichwort. Im gleichen Augenblick kam ein anderer Sklave herein und brachte die Nachricht, ein wilder Eber zerstöre den Weinberg. Angaios rannte sofort hinaus und wurde von dem wütenden Tier getötet. Vgl. Aristoteles fr. 176 (FHG II 159 MÜLLER). Zu Uros II. Milutin vgl. oben A.49, zu Theodor Svetoslav A.18. An diesem Punkt erhebt sich die Frage, warum der jüngere Andronikos und Kantakuzenos es unterlassen haben, sich der Hauptstadt zu bemächtigen und den alten Kaiser abzusetzen, zumal sie davon überzeugt waren, daß das Unternehmen für sie ein leichtes wäre. Durch ein solches Eingreifen hätten sie, retrospektiv betrachtet, das byzantinische Reich vor viel Blutvergießen bewahrt. Die Frage hat bisher keine befriedigende Antwort erfahren. Nach VAN DIETEN a.a.O. 148 hatte der jüngere Andronikos kein Interesse daran, die Herrschaft sofort zu übernehmen. Nach BOSCH: Andronikos III. 25 wollte er lieber einen Teil der Provinz fest in der Hand haben als Herr über die Hauptstadt sein. Deshalb ist der Verdacht berechtigt, daß Kantakuzenos an dieser Stelle die Einnahme Konstantinopels als unproblematisch hinstellt, um seine und des Mitkaisers Großherzigkeit zur Schau zu stellen. Zumindest in diesem Stadium des Bürgerkrieges dürften die beiden an die Schwierigkeiten, die kurz zuvor als «angebliche» Gegenargumente von unserem Historiker dargestellt werden, wirklich geglaubt haben. Daß der folgende Brief an den Kaiser dem zu widersprechen scheint, ist nur natürlich; denn man rechnete mit seinem psychologischen Effekt, und der Brief zielte darauf ab, den alten Kaiser einzuschüchtern. Vgl. PARISOT: Cantacuzene 51 und unten A. 171. Zu diesem Brief des Mitkaisers an seinen Großvater vgl. DÖLGER: Reg. 2653. Zu den «Dienern» des Großdomestikos und Andronikos' d. ]., die oft hochgestellte Personen waren, vgl. WEISS: Kantakuzenos 147 f. Die Zahl von 50000 Reitern ist stark übertrieben. Vielleicht entspricht diese Zahl der Gesamttruppe des Mitkaisers. PARISOT: Cantacuzene 50 schreibt 5000 nach der Konjektur des Pontanus. Vgl. ferner LAIOU: Latins 289; Histoire du moyen age 238. Zu dieser Episode vgl. BoscH: Andronikos III. 23 u. 55; VAN DIETEN: Gregoras II 1,147.
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Aus dem Text des Kantakuzenos ist weder ersichtlich, wieviel Tage der Mitkaiser mit seiner Armee von Adrianopel bis zum fluß Melas (außerhalb von Konstantinopel, vgl. oben A.116) benötigte, noch wann er von dort aufbrach. Nach VAN DIETEN a.a.O. 146 soll er sich frühestens im letzten Drittel des Mai auf den Weg gemacht haben, da man auch bei kurzen Tagesmärschen und häufigen Stationen kaum mehr als zwei Wochen für diese Strecke brauchen könne. Es ist jedoch kaum möglich, diesbezüglich eine zuverlässige Schätzung vorzunehmen, da man die Dauer der Aufenthalte nicht kennt, die der Mitkaiser wegen seiner angeblichen Krankheit benötigte. Nach BINON: Prostagma 144 f. ist die Großdomestikissa Eugenia Palaiologina die Mutter des Syrgiannes und die Gattin des Großdomestikos Syrgiannes, eine Hypothese, die von DÖLGER, PAPADOPULOS und anderen übernommen wurde. Dieser Auffassung ist VAN DIETEN a.a.O. 123 mit einer, wie er meint, plausibleren Hypothese entgegengetreten: Eugenia Palaiologina sei die Gattin des Großdomestikos Johannes Senachereim Angelos und die Mutter des Großstratopedarchen Angelos Senachereim. Ausgangspunkt für beide Hypothesen sind die oben erwähnten (A.123) unterschiedlichen Ausführungen von Gregoras und Kantakuzenos über die Kontakte zwischen den beiden Andronikoi während der ersten Runde des Bürgerkrieges. Zu dieser Botschaft des alten Kaisers an seinen Enkel vgl. DÖLGER: Regesten 246l. Eugenia ist eine Tante Michaels IX., also eine Großtante des Mitkaisers: BINoN a.a.O. 145 f. Sie wird unten, Kant. 2,4(1333,23), wie es scheint, auch als Tante des Kantakuzenos erwähnt. Anders VAN DIETEN a.a.O., wonach an dieser Stelle von einer anderen Person die Rede sei. Bei den Römern (aber auch bei anderen Völkern) galt der Vatermord als das scheußlichste aller Verbrechen. Dafür war die poena cullei (Strafe der Einsakkung) vorgesehen: Der Mörder wurde mit Ottern und anderen Tieren in einen Ledersack lebendig eingepackt und ins Meer geworfen. Vgl. Cicero, pro Sex. Roscio 24f.; Dionys. Halikarn. Ant. Rom. 4,62; Diodor 1,77 usw. Selymbria C~:llA.1J!!ßQLa, LllA.1JßQLa, türk. Siliwri), eine 60 Kilometer westlich von Konstantinopel an der Propontis gelegene Stadt, war, wie Byzanz, im 6. Jahrhundert v.Chr. von Megara aus kolonisiert worden. Sie wird von vielen antiken Autoren erwähnt. Erhöhte Bedeutung kommt ihr seit der Gründung Konstantinopels zu. Für eine Weile hieß sie zu Ehren der Gattin des Arkadios Eudoxiupolis. 813 von Krum dem Erdboden gleichgemacht, wurde sie bald wiederaufgebaut. Während der Bürgerkriege im 14. Jahrhundert spielte Selymbria eine wichtige Rolle. Vgl. OBERHUMMER, E.: RE II A 1324f.; EYlcE: Apocauque 77f.; Samothrakes a.a.O. 475-77. Zu Christupolis s. oben A.36.
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Gemeint ist die nordepirotische Hafenstadt Dyrrhachion (Durazzo, heut. Durrhes, die der Historiker mit ihrem altgriechischen Namen, Epidamnos, nennt. Sie bildete den einen Endpunkt der via Egnatia. Die Stadt geriet zeitweise in Verfall, nachdem sie 1273 von einem heftigen Erdbeben zerstört worden war. Vgl. TAFEL: Via Egnatia occidentalis 16f.; PHILIPPSON, RE V 1882f.; NICOL, Epiros 223; JIRECEK, K. in: THALLOCZY: Illyrisch-Albanische Forschungen I 152f. Zu dem von Andronikos d. J. vorbereiteten Vertragsentwurf sowie zu den Schwurtexten vgl. DÖLGER: Regesten 2660 u. 2661. Die Länder, die der Mitkaiser für sich beanspruchte, sind auf der Karte bei BoscH: Andronikos III. nach S. 24 verzeichnet. Mit der Besetzung Thrakiens durch den Mitkaiser wird der alte Kaiser von seinen westlichen Provinzen abgeschnitten, ein Zustand, den er nicht lange erdulden konnte, wie die genannte Autorin, ebenda 26, richtig bemerkt. Die Entsendung der Eugenia und des Apokaukos an den alten Kaiser ist als ein Akt anzusehen: DÖLGER: ebenda 2660. Die rote Tinte wird auf Schriftstücken der kaiserlichen Kanzlei seit der Zeit Leons I. (470) verwendet. Das Privileg, mit roter Tinte zu unterschreiben, hat nicht nur der Kaiser, sondern mitunter haben es auch Mitglieder der kaiserlichen Familie sowie hochgestellte Beamte des Reiches. Vgl. DÖLGER, Franz: Der Kodikellos des Christodulos in Palermo. Archiv für Urkundenforschung 11 (1929) 12f. (= Diplomatik 13f.); DÖLGERIKARAYANNOPULOS: Urk. 28-30 u.ö. Kantak. spricht von der Namensunterschrift des Herrschers (zum Unterschied zum Menologem, d. h. der bloßen Bezeichnung mit Monat und Indiktion). Sowohl bei Kantakuzenos als auch bei Gregoras werden immer wieder abfällige Bemerkungen über Apokaukos ob seiner niedrigen Herkunft gemacht: WEISS: Kantakuzenos 26. Kantakuzenos haßt ihn wegen seines Aufstiegs und versucht immer wieder, ihn gesellschaftlich und politisch zu disqualifizieren: MATSCHKE: Kantakuzenos 204. Zum Porträt des Apokaukos bei Kantakuzenos vgl. KAzDAN: Cantacuzene 316f. Vgl. ferner DÖLGER: Kantakuzenos 29 A.44 (= IIAPALIIOPA 207 A.44); LAIOU: Aristocracy 138 u. A.31. Der Protoasekretis Leon Bardales ist auch aus einer Rede (Bittgesuch) an den Kaiser Andronikos III. aus dem Jahr 1337 bekannt. Wahrscheinlich war er ein Neffe des Theodoros Metochites. Biographisches über Bardales: SEVCENKO, Ihor: Leon Bardales et les juges generaux ou la corruption des incorruptibles. Byzantion 19 (1949) 254f. Der Protoasekretis war der Leiter der kaiserlichen Kanzlei, die in einem eigenen Gebäude in der Nähe des Hippodroms untergebracht war. Der früheste sichere Beleg für dieses Amt (mit Artemios als Inhaber) stammt aus dem Jahre 713. Der Protoasekretis ersetzt den älteren primicerius notariorum. Hervorragende Männer, unter ihnen Photios, haben das hohe und angesehene Amt bekleidet. Vgl. DÖLGER, Franz: Kodikellos a.a.O. 55 f. (=
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Diplomatik 62f.); DÖLGERIKARAYANNOPULOS: Urk. 60ff.; BURY: Administrative System 97 f. Der Mitkaiser ist in die Hauptstadt nicht eingezogen, um der eben erfolgten Teilung des Reiches Nachdruck zu verleihen. Deshalb läßt er seine Gattin von dort abholen. Über Irene-Adelheid s. oben A.66. Vgl. ferner DÖLGER: Regesten 2463. Im Gegensatz zu Gregoras, der eine Reihe von Beweggründen für den Abfall des Syrgiannes anzuführen weiß, nennt Kantakuzenos keinen eindeutigen Grund dafür und läßt den Leser zwischen den Zeilen verstehen, daß die Bosheit und charakterliche Verderbtheit des Syrgiannes als Ursache anzusehen ist. Nach Gregoras, Hist. 8,11(1 351f.) fiel Syrgiannes vom jüngeren Andronikos ab, weil dieser erstens nicht erfüllte, was er ihm vor dem Bürgerkrieg versprochen hatte, weil er zweitens Kantakuzenos mehr Gehör schenkte als ihm und weil er drittens ihn nicht mehr zu seinen Beratungen hinzuzog, sondern als einfachen Anhänger betrachtete. Syrgiannes machte vor dem alten Kaiser hingegen als Grund seines Übertrittes geltend, daß der jüngere Andronikos seine Frau belästige. Dies letztere könnte man als Erfindung des Syrgiannes abtun: Er sprach damit das Bild an, das der alte Kaiser sich von seinem Enkel gemacht hatte (PARISOT: Cantacuzene 53 u. AA glaubt der Geschichte und ist der Meinung, die Initiative für diesen Flirt sei vom Ehepaar Syrgiannes ausgegangen und habe dem Ehemann die Gunst des Mitkaisers wiederverschaffen sollen; dies hätte aber Kantakuzenosnicht unerwähnt gelassen). Das erste der oben genannten Motive des Syrgiannes, sollte es der Wirklichkeit entsprechen, dürfte Kantakuzenos verschwiegen haben, weil er für das Bündnis Syrgiannes - Andronikos d.]. niemals unlautere Gründe auf seiten Andronikos' eingestanden hätte, das zweite wahrscheinlich deshalb, weil er durch seine eigene Rivalität gegen Syrgiannes wohl selber zu dessen Abfall und dem Wieder aufflammen des Krieges beigetragen hat. Gregoras' Ausführungen dürften, was die Motivation des Syrgiannes anbelangt, wohl eher zutreffen, weil er keinen Grund hatte, irgendetwas zu vertuschen, auf jeden Fall fällt bei unserem Historiker auf, daß er keine Motive für das Handeln des Syrgiannes erwähnt. Die hier von Kantakuzenos herausgestellte Großherzigkeit des jüngeren Andronikos gegenüber Syrgiannes könnte der Wirklichkeit entsprechen; denn einige Jahre später verzeiht er Syrgiannes wieder und akzeptiert ihn sogar als Statthalter von Thessalonike (Vgl. jedoch auch VAN DIETEN: Gregoras II 2,315 f.). Apros war eine wichtige Stadt Thrakiens an dem Punkte, wo die Straßen nach Ainos und nach dem thrakischen Chersones sich teilten. In römischer Zeit wird sie als colonia Claudia Aprensis erwähnt. Ammian. Mare. 27,4,12 betrachtet sie als Stadt der Provinz Europa. In der Zeit Theodosios' d. Gr. wurde sie ausgebaut und in Theodosiupolis umbenannt, ein Name, der bald vergessen
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wurde. Apros ist nahe dem heutigen Ainardjik zu lokalisieren. Vgl. ZAKYTHINOS:
MEAE1:aL II 167f.; HIRSCHFELD in: RE II 272 (Aproi). Das antike Olynthos hieß 152
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in der Zeit der Andronikoi ebenfalls Apros: LEMERLE: Kutlumus 243. Zur thrakischen Stadt Garella, die unweit von Apros zu lokalisieren ist, s. ZAKYTHINOS a.a.O. 167. Manuel Komnenos Raul Asanes war ein Sohn des Andronikos Asanes und Enkel des bulgarischen Zaren Ivan III. Asan. Er hatte den Titel eines Sebastokrators inne. Vgl. FASSOULAKIS: RaouI73f.; TRAPP: Asanen 168; Prosop. Lexikon Nr. 1506. Abbildung Manuels mit seiner Gattin bei SPATHARAKIS: Portrait Nr. 148 (vgl. ebenda 196f.). Die Versammlung der Truppe fand offensichtlich außerhalb von Didymoteichon statt. Didymoteichon (volks sprachlich 'Dimotika'), die bekannte Stadt Westthrakiens, so genannt (= die «Zwillingsmauer») wegen einer doppelten Mauer, die über ihr lag. Sie spielte eine bedeutende Rolle während der Bürgerkriege des 14. J ahrhunderts. Hier ließ sich am 26. Oktober 1341 Johannes Kantakuzenos zum Kaiser ausrufen. Schon 1361 fiel die Stadt in die Hände der Türken. In Didymoteichon wurden der Kaiser Johannes Vatatzes sowie der Sultan Bajezid 1. geboren, später wurde hier der König von Schweden Karl XII. von den Osmanen in Haft gehalten. Vgl. GIANNOPOULOS, Philippos Adonis: Didymoteichon. Geschichte einer byzantinischen Festung. Diss. Köln 1975. In der Umgebung der Stadt besaß Johannes Kantakuzenos große Ländereien; vgl. FRANCES, E.: La feodalite et les villes byzantines. BSL 16 (1955) 87. Vgl. ferner ASDRACHA: Region 130 f. Über die Abstammung von Kantakuzenos' Mutter, Theodora Palaiologina Kantakuzene, sind wir nur fragmentarisch unterrichtet. FlUTTI, J. c.: Notice sur les Cantacuzene du XI e au XVIIe siecles. Bukarest 1936,5 (uns nicht zugänglich) hatte nach Du CANGE angenommen, daß Theodora-Theodosia Palaiologina, die Tochter der Maria-Martha Tarchaneiotissa (: PAPADOPULOS: Genealogie Nr. 22), mit der Mutter des Kantakuzenos identisch sei; dies ist jedoch unmöglich, da Theodora-Theodosia bereits 1266 ihren zweiten Mann verloren hatte und Nonne war: Ebenda 16 A.115. Ein kleiner Fortschritt ist neuerdings erzielt worden, nachdem LOENERTZ: Ordre et desordre 223 A.6 und unabhängig von ihm VAN DIETEN: Gregoras II 1,119 (der offensichtlich die Anmerkung von LOENERTz nicht kennt) die bisher mißverstandene Stelle Kant. 3,36(II 222,14f.) richtig interpretiert haben. Dort ist nicht von der Mutter Andronikos' d. j., wie DÖLGER: IIAPA~IIOPA 229f. (nach PAPADOPULOS: Genealogie a.a.O.) und andere angenommen haben, die Rede, sondern von der Mutter des Kantakuzenos. Demnach muß nach VAN DIETEN Theodora Kantakuzene die Tochter einer Tochter der oben erwähnten Maria-Martha gewesen sein. Da nun kaum wahrscheinlich ist, daß Theodora-Theodosia die Mutter der Theodora Kantakuzene
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war, muß man eine unbekannte Tochter der Maria-Martha und ihren ebenfalls unbekannten Ehemann als die Eltern der Mutter des Johannes Kantakuzenos annehmen. Nach PAPADOPULOS a.a.O. 16 f. war die Kantakuzene vielleicht eine Tochter der Theodote Glabaina und des Dux Chandrenos, des Schwiegersohnes des Michael Glabas, doch ist diese Annahme durch Kantak. II 222,14f. ausgeschlossen; vgl. auch den von VAN DIETEN: Greg. II 1,124 erarbeiteten Stammbaum. Kantakuzenos spendet keineswegs als einziger Autor seiner Mutter Lob. Gregoras 11,2(1530) sagt ähnliches über sie: «Sie zeichnete sich durch Erhabenheit des Charakters und äußerste Einsicht aus, und war in aussichtslosen Situationen sehr einfallsreich.» Theodora muß eine sehr energische und politisch begabte Frau gewesen sein. Sie starb am 6. Januar 1342 im Gefängnis. Johannes war wahrscheinlich ihr einziges Kind. Vgl. NICOL: Kantakouzenos 30 f.; LEMERLE: Kutlumus 84 f. Als Beispiel einer emanzipierten Frau ihrer Zeit betrachtet Theodora Kantakuzene WEISS: Kantakuzenos 13 f. Die thrakische Festung Tzuruloe (heut. (:orlu) kommt sonst bei den byzantinischen Historikern in der Form T~OUQOUAO~ (bzw. T~OUQOUAOV) vor. In nikäischer Zeit diente sie als Hauptstützpunkt des Kaiserreichs von Nikäa in Thrakien. Die Festung lag auf einem Hügel beim fluß Xerogypsos, zwischen Bizye und Selymbria; hier fügte man 1090 den Kumanen eine Niederlage zu, indem man schwere Wagen vom Hügel herunterließ. Vgl. JIRECEK: Heerstraße 101; ZAKYTHINOS: MEAf1;m 154. Herakleia, das antike Perinthos (bzw. Peirinthos), samische Kolonie an der thrakischen Küste der Propontis. Wegen ihrer Nachbarschaft zu Konstantinopel hat die Stadt in der Spätantike sowie in byzantinischer Zeit in mancher Situation eine Schlüsselrolle gespielt. Perinthos diente als Stützpunkt der Truppen des Septimius Severus während des Krieges gegen Pescennius Niger, der sich in Byzanz verschanzt hatte. Nach der Niederlage des letzteren (195/96) büßte Byzanz sein Stadtrecht ein und wurde als Dorf Perinthos unterstellt. Auf dem Weg von Perinthos nach Byzanz wurde 275 Kaiser Aurelian ermordet. Ende des 3. Jahrhunderts wurde die Stadt in Herakleia umbenannt, wahrscheinlich zu Ehren des Maximianus Herculius, obgleich der antike Name bei byzantinischen Autoren noch bis zum 15. Jahrhundert gebraucht wird. Im Jahr 1352 wurde Herakleia von Johannes Kantakuzenos an die Genuesen abgetreten. Vgl. OBERHUMMER, E.: RE XIX 802f.; JIRECEK a.a.O. 101; SAMOTHRAKIS a.a.O., s.v. TUQaAoll (529 f.). Kalochairetes ist ansonsten nicht bekannt. Als einen Vertreter des niederen Militäradels bezeichnet ihn MATSCHKE: Reaktion 48; nach PARISOT: Cantacuzene 57 war er einfacher Soldat. Als Grund für die Eröffnung der Feindseligkeiten von seiten des alten Kaisers nennt Gregoras (I 352) den Umstand, daß er nicht länger zusehen konnte, wie
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die Grundbesitzer Thrakiens, die als seine Anhänger galten, vom jungen Kaiser ihrer Ländereien beraubt wurden. Diese Botschaft beweist nach PARISOT a.a.O. 56f. die unabhängige Stellung der Armee, die bisher an den Tag getreten sei. Möglicherweise hat aber der jüngere Andronikos eine Botschaft, die nicht von seiner Person ausging, nur begrüßt, um nicht die Schwierigkeiten zugestehen zu müssen, in die er geraten war. Oder aber Kantakuzenos nennt die Armee als Absender der Botschaft, weil er es vermeiden will, über den unglücklichen Verlauf der Operationen des Mitkaisers zu sprechen. Andronikos d. J. bzw. Kantakuzenos wollten eben den Eindruck vermeiden, der bei der Ankunft des Kalochairetes in Konstantinopel doch entstand, daß nämlich der Enkel seinen Großvater um Frieden bitte. Von einer solchen Botschaft weiß Gregoras nichts. Zum Despotes Konstantinos s. oben A.24. Der Grund der Rückführung der Kaiserinmutter nach Konstantinopel dürfte wohl die Befürchtung des alten Kaisers gewesen sein, Xene könnte durch ihren Einfluß auf die Thessalonizenser die Stadt für ihren Sohn gewinnen. Vgl. TAFRALI: Thessalonique 211 u. unten A.191; BINON: Prostagma 381 A.1; VAN DIETEN: Greg. II 1,163; THEOCHARIDES: 'Iatogla 379. Der Megas Papias Konstantinos Palaiologos war ein Sohn des Michael Kutrules und der Anna Palaiologina, einer Tochter Michaels VIII. Während der Bürgerkriege befand er sich stets auf der Seite der Partei, die Johannes Kantakuzenos bekämpfte. Er starb nach 1345. Vgl. PAPADOPULOS: Genealogie 30 (mit verworrenen Angaben); richtiger VAN DIETEN: Gregoras II 1, 163. Das Amt des Megas Papias entspricht dem eines neuzeitlichen Hofmarschalls: Er ist für alles, was den Kaiserpalast angeht (Sicherheit, Beleuchtung, Reinigung usw.), verantwortlich. Ihm sind viele Hofbedienstete unterstellt. Vgl. GUILLAND, Rodolphe: Fonctions et dignites des eunuques. Etudes byzantines 3 (1945) 202f. (= Recherehes I 25lf.); BURY: Administrative System 126f. Der Protallagator Manuel Senachereim entstammte einer angesehenen Familie, die schon vor ihm mehrere hohe Würdenträger aufzuweisen hatte. Die Senachereim gehörten ursprünglich einer in Vaspurakan herrschenden Dynastie an, die den gleichnamigen König von Assyrien als ihren Ahnherrn betrachtete. Im Jahre 1021 trat der Herrscher von Vaspurakan Johannes Senachereim angesichts der Bedrohung durch die Türken seinen gesamten Besitz an Kaiser Basileios II. ab (: Johannes Skylitzes 435 THURN). Vgl. SCHLUMBERGER. Gustave: L'epopee byzantine a la fin du dixieme siede. II. Basile II, le tueur de Bulgares. Paris 1900, 500t.; DÖLGER: Aus den Schatzkammern 64. Den Titel des Protallagators trägt der Kommandant der aAAayal (= Abteilungen der kaiserlichen Garde). Vgl. STEIN: Untersuchungen 48; GUILLAND, Rodolphe: Etudes sur l'histoire administrative de l'empire byz. REB 18 (1960) 83f. (= Recherehes I 524f.).
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Johannes Zarides sowie sein Bruder Andronikos sind aus den Briefstellern des 14. Jahrhunderts hinreichend bekannt. Johannes Zarides trägt auch den Familiennamen Dukas. Wir wissen nicht, in welcher Funktion Johannes nach Thessalonike geschickt wurde. Vgl. TREU: Planudes 224 f.; POLEMIS: Doukai 187 f.; KURusEs, Stavros I. in: 'A8YJvä 77 (1978-9) 349 f. Vieles von dem, was Kalochairetes hier in den Mund gelegt wird, stellt eine retrospektive Betrachtung des Geschichtsschreibers dar. Als verantwortlich für alles wurde natürlich der ältere Andronikos nach seiner Absetzung abgestempelt. Daneion ist wohl das von Niketas Choniates und anderen Autoren in der Form Daonion erwähnte Städtchen in Thrakien. Es lag an der Küste zwischen Herakleia und Selymbria und wird bereits im 6. Jahrhundert erwähnt. Vgl. JIRECEK: Heerstraße 101; SAMOTHRAKIS 139. Die Hafenstadt Rhegion (heut. Kütschük Tschekmedsche) lag an der Propontis, 20 Kilometer westlich von Konstantinopel, an der Mündung des Flusses Bathynias. Im dortigen Palast machten die Kaiser Station, wenn sie nach Konstantinopel zurückkehrten. Vgl. JIRECEK a.a.O. 55; PASPATES: IIQoa01:ELa 39; SAMOTHRAKIS, a.a.O., 449. Es handelt sich um Johannes Synadenos Komnenos Dukas Palaiologos, einen Sohn des Großstratopedarchen Johannes Synadenos (: oben A.51) und der Theodora Palaiologina (: PAPADOPULOS: Genealogie 9 Nr. 11), und somit einen Bruder des Theodoros Synadenos. Vgl. HANNICKISCHMALZBAUER: Die Synadenoi 135 f. Nr. 23; POLEMIS: Doukai 180 Nr. 194 (zu korrigieren ist PAPADOPULOS: Genealogie 79 f. Nr. 128). Johannes Aplesphares ist nur aus Kantakuzenos bekannt. Im Sommer 1324 kommt er als Gesandter des jüngeren Andronikos zum Bulgarenzaren Michael Sisman. Vgl. Kant. 1,39(1 187). Zu der Botschaft des jüngeren Andronikos an seinen Großvater vgl. DÖLGER: Regesten 2666 (an welcher Stelle die Datierung korrigiert werden muß: unten A.171). Vgl. ferner Prosop. Lexikon Nr. 1170. Unter Kosmidion ist die Gegend des berühmten, bereits in der Zeit Justinians bekannten Klosters der Heiligen Anargyroi Kosmas und Damianos zu verstehen. Der Bezirk des Lympidarios ('ta Au~1tLÖaQ(ou), der aus anderen Quellen nicht bekannt ist, lag offensichtlich in der Nähe des Kosmidion. Der Ort ist außerhalb der Mauer gegenüber dem Blachernenpalast (nach Gregoras ca. 5 Kilometer davon entfernt), unweit des Goldenen Hornes, zu lokalisieren. Bei Kosmidion hatten auch 822 der aufständische Thomas, 1076 Johannes Bryennios und 1096 Godefroy de Bouillon ihr Lager aufgeschlagen. Am 14. August 1261 übernachtete hier Michael VIII. vor seinem Einzug in Konstantinopel. Am 5. Juni 626 wurde das Kloster von den Avaren geplündert, bei der Eroberung Konstantinopels durch die Türken existierte es wahrscheinlich noch. Der Mit-
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kaiser, der von der Küste kommt, schlägt sein Lager in Kosmidion auf, offensichtlich aus strategischen Motiven. Vgl. JANIN: Geographie 286f.; DERs.: Constan tinople 461 f., Samothrakis 314. Der ansonsten sehr ausführliche Kantakuzenos verschweigt hier einiges, wenn wir Gregoras Glauben schenken dürfen. Laut diesem Historiker (I 3530 kam 'der jüngere Andronikos nach Kosmidion in der Hoffnung, sich mit Hilfe seiner Konstantinopler Freunde der Hauptstadt zu bemächtigen, nachdem er an den umliegenden Wegen Wachposten aufgestellt hatte, um seinen Rücken gegen einen Überraschungs angriff des Syrgiannes zu sichern. Diesem gelang es jedoch in der dritten Nacht nach dem Eintreffen des Mitkaisers dessen Wachposten gefangenzunehmen und somit die Soldaten des jüngeren Andronikos derartig einzuschüchtern, daß sie die Flucht ergriffen. Es war also nicht nur die Strenge des Winters, die übrigens auch von Gregoras bestätigt wird, der Grund für den Rückzug des Mitkaisers. Das Datum der Ankunft des jüngeren Andronikos vor die Mauern Konstantinopels ist durch eine Kurzchronik überliefert worden: «Im Jahre 6830 (= 1321), am 24. Dezember, kam er (d. h. Andronikos d. J.) zur Hauptstadt, im Bunde mit einem großen Heere» (: SCHREINER: Kleinchroniken 192; vgl. I! 2280. Diese wichtige Notiz wurde sowohl von BOSCH a.a.O. 28 f. als auch von DÖLGER: Regesten 2666, dessen chronologische Angaben entsprechend korrigiert werden müssen, außer Acht gelassen. Der Mitkaiser erschien also vor den Mauern Konstantinopels am Heiligen Abend und nicht im Januar des folgenden Jahres, wie man bisher angenommen hat. Vgl. VAN DIETEN: Gregoras I! 1,162. Falls wir mit Gregoras unterstellen wollen, daß er mit Hilfe seiner Freunde innerhalb der Mauern die Stadt einzunehmen beabsichtigte, dann hatte er sich vielleicht eine Lockerung ihrer Bewachung während der Weihnachtsfeierlichkeiten erhofft. Über Vojslav, den Bruder des Zaren Smiletz, s. JIRECEK: Bulgaren 283; BURMOV: Istorija I 8 f.; NIKOV, Peter in: St. byz. e neoell. 5 (1939) 238. Das hier dargelegte Krankheitsbild weist auf Malaria hin; vgl. das vortreffliche Expose bei BOSCH: Andronikos II!. 177 A.4, die als erste die Krankheit des Mitkaisers als Malaria erkannt hat. Das Anschwellen der Milz und der Schüttelfrost sowie das jeden vierten Tag eintretende Fieber stellen einwandfreie Symptome dieser Krankheit dar. Schauplatz des Bürgerkrieges waren u.a. die sumpfigen Gebiete Thrakiens, die die Malaria begünstigten. Die Krankheit war in Griechenland noch bis zum zweiten Weltkrieg sehr verbreitet. Bekannt ist die Theorie, die die Ausmerzung der alten Hellenen zum Teil der Malaria zuschreibt. Vgl. ferner GUILLAND, Rodolphe: La destinee des empereurs de Byzance. EEBS 24 (1954) 46 (= Etudes byzantines 10). Über den Großstratopedarchen s. oben A.126. Die Festung Stenimachos, auf einer antiken Ansiedlung gegründet, lag 15 Kilo-
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meter südöstlich von Philippupolis. Noch bis vor 100 Jahren war sie von griechischsprechenden Einwohnern bewohnt. Mit Rhodope ist an unserer Stelle die Gegend von Philippupolis schlechthin gemeint (die Niketas Choniates ~ lAlJtJtou EJtaQXta nennt). Vgl. JIRECEK: Heerstraße 96f.; ApOSTOLIDES, M.: <0 ~'tEVtflaxo~. Athen 2 1962; TSUKALAS, G.: lAlJtJtouJt6AE(J)~. Wien 1851,50 (beide letztgenannte Titel uns nicht zugänglich). Zur Etymologie des Namens: GEORGAKAS, Demetrios J. in: BZ 42 (1943-49) 408f. Vgl. auch Samothrakis 500-503; ASDRACHA: Region 162f. Die Festung Tzepaina (Cepina) lag zwischen Hebros und dem Quellbecken des Flusses Nestos und kontrollierte den Zugang von Bulgarien nach Thrakien. Vgl. JIRECEK a.a.O. 96; CONCEV, D. in: BSL 20 (1959) 285 f.; ASDRACHA a.a.O. 170f. Über diese thrakischen Städte s. oben A.151 u. 152. Rhaidestos, das in der Antike von den Samiern gegründete Bisanthe, war eine der wichtigsten Städte Thrakiens an der Küste der Propontis (heut. Tekirdag). Sie war ein Umschlagzentrum für Getreide. Ihre Bedeutung als Handelsstadt hebt bereits Prokopios, de aedif. 4,9(1V 139 HAURY) hervor. Zweimal wurde sie von den Bulgaren zerstört (813 und 1206), im Jahr 1307 fiel sie nach tapferer Gegenwehr in die Hände der Katalanen. Vgl. ZAKYTHINOS: MEAEt"aL II 175 f.; SAMOTHRAKIS 445 f. Eine Stadt im thrakischen Binnenland (heut. Vizeh), die bereits in der Antike eine wichtige Rolle gespielt hat. Sie galt als der Wohnsitz des mythischen Tereus. Vgl. ZAKYTHINOS a.a.O. 169 f.; MANSEL, A. M.: Grabhügelforschung in Ostthrakien. Isvestija Bulg. Archaeol. Inst. 13 (1939) 154f. (uns nicht zugänglich); SAMOTHRAKIS 104-106; BABINGER: Beiträge 55 A.80. Stadt am Hange des Strandzagebirges (heut. IstrandZa). In ihrer Nähe wurde das Schiffbauholz für die byzantinische Flotte gefällt. Vgl. JIRECEK: Heerstraße 102; MILLER: Cantacuzenus 338. Heute liegt an dieser Stelle die Stadt Sergen. Die bei Selymbria gelegene Festung Sakkoi (heut. Cande?) ist mit der aus einer lateinischen Quelle bekannten Ortschaft Tinsaccos identisch: ZAKYTHINOS a.a.O. 178f. Vgl. ASDRACHA: Region 176. Dieser Abschnitt weist auf die katastrophalen Folgen hin, die der Bürgerkrieg für die Landwirtschaft hatte; vgl. TAFRALI: Thessalonique 103; AHRWEILER: La mer 379. Zur Flucht der Bauern aus dem Lande: KAZDAN: Otnosenija 106f. Vgl. ferner MAKSIMOVIC, L. in: JÖB 31/1 (1981) 154. Die Großzügigkeit des Kantakuzenos an unserer Stelle legt einen Zug der im späten Byzanz herrschenden Mentalität an den Tag: Der Staatsmann muß ein reicher Grandseigneur sein, damit er im entscheidenden Moment dem Staatssäckel aus eigenen Mitteln zu Hilfe kommen kann: WEISS, Kantakuzenos 13
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(unter Berufung auf BECK: Metochites 85); vgl. KAZDAN: Cantacuzene 289. Zur Einberufung des Heeres durch den jüngeren Andronikos vgl. DÖLGER: Regesten 2667. 184 Ähnliche Gedanken wie hier kommen in einer von Theodora unterschriebenen Schenkungsurkunde für das Kloster Kutlumus aus dem Jahre 1338 zum Ausdruck: LEMERLE: Kutlumus 85. Unter Berufung auf unsere Stelle meint NICOL: Kantakouzenos 31, Theodora habe dem Mitkaiser ihre finanzielle Unterstützung angeboten, was freilich aus dem Wortlaut ihrer Rede nicht hervorgeht, faktisch aber der Fall ist, wenn man nicht zwischen ihr und ihrem Sohn Vermögenstrennung voraussetzen will. Die genannte Schenkungsurkunde wird von beiden unterschrieben. Zu Theodora Palaiologina Kantakuzene s. oben A.155, zu ihrer Rede vgi. KAZDAN: Cantacuzene 294 f. Vgi. ferner FLORINSKIJ: Andronik 100 A.3; LAIOU, A. in: JÖB 31/1 (1981) 242f. 185 Der Leser kann sich des Eindruckes nicht erwehren, Kantakuzenos verweile mit aller Ausführlichkeit bei der Eroberung von Apros, einer an sich unbedeutenden Episode des Krieges, weil sie ihm die Möglichkeit bietet, die Menschlichkeit und Großherzigkeit seines Herrn in den glänzendsten Farben zu schildern. Ähnlichen Zwecken scheint weiter unten die detaillierte Beschreibung der Eroberung und Zerstörung des Fleckens Sakkoi zu dienen: Der Mitkaiser weint dort über das Schicksal seiner Gegner. Vgi. jedoch unten A.194. Zur Dienstbarmachung der Gefangenen: KÖPSTEIN: Sklaverei 67. 186 Der Glaube, der Genuß von gewissen Kräutern bringe Wahnsinn hervor, geht auf die Antike zurück. Vielleicht denkt der Mitkaiser hier an Mandragoras, jene wunderwirkende Pflanze, die bei übermäßigem Gebrauch Wahnsinn verursachen konnte; vgi. KRETIKOS, P. G.: '0 MavÖQay6Qa~. AaoyQacp(a 19 (1960) 421. 187 Die thrakische Stadt Chariupolis (heut. Hairebolü) lag an einer Fernstraße vom Hellespont zu den Donaumündungen, 45 Kilometer nordwestlich von Rhaidestos (: oben A.178). 1206 wurde sie von den Bulgaren zerstört, 1357 fiel sie in die Hände der Türken. Vgi. Samothrakis 548 f. 187a Zur Erklärung der Stelle vgi. ASDRACHA: Region 246. 258, welche diese Stelle zitiert. Kantakuzenos umschreibt hier recht umständlich die kleinen Verwaltungseinheiten des Gebietes, welche die älteren Themenorganisation ablösten. 188 Nach MATSCHKE: Reaktion 60 entwirft hier Kantakuzenos, indem er die Treue des vlachischen Hirten Syrbanos gegenüber dem jüngeren Andronikos verherrlicht, ein Bild des Mannes aus dem Volke, «so wie es die herrschende Klasse haben wollte», das aber keineswegs als allgemeingültig angesehen werden müsse. Syrbanos ist aus anderen Quellen nicht bekannt. Über den Großstratopedarchen Andronikos Palaiologos s. oben A.126. Zur Episode des Syrbanos vgi. ferner ASDRACHA: Region 70 f.
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Der Domestikos des Westens Johannes Tarchaneiotes ist auch aus Urkunden bekannt; vgl. DÖLGER, Franz: Die Urkunden des Johannes-Prodromos-Klosters bei Serrai (Sitzungsb. d. bayer. Akad. d. Wiss., phil.-hist. Abt., Jahrg. 1935, Heft 9). München 1935,35. Die Aufgaben des Domestikos des Westens sowie des Ostens sind um diese Zeit nicht mehr militärischer, sondern finanztechnischer Natur. Zu dieser Urkunde vgl. DÖLGER: Regesten 2669 (wo jedoch 'Konstantinos' in 'Andronikos' korrigiert werden muß); GUILLAND: Recherches I, 507 mit A.15 5. Die Hintergründe dieses Aufstandes erfahren wir von Gregoras (5. 356): Als nun der Despotes Konstantinos seine Operation gegen den Mitkaiser (vgl. die folgende Anmerkung) abgeblasen hatte und nach Thessalonike zurückgekehrt war, erhielt er vom älteren Kaiser den geheimen Befehl, 25 angebliche Unruhestifter in Thessalonike festzunehmen und nach Konstantinopel zu schicken. Der Inhalt des Geheimbefehls sickerte jedoch irgendwie durch, und bevor Konstantinos ihn ausführen konnte, riefen die durch Festnahme Bedrohten durch Glokkengeläute das Volk von Thessalonike zum Aufstand auf und setzten sich an die Spitze der ganzen Bewegung. Man eilte zur Residenz des Despotes, doch dieser war bereits in die Burg geflohen. Seine Leute wurden gefangengenommen und teils getötet, teils eingekerkert. Als man nun die Tore der Burg in Brand steckte, entkam der Despotes zum Chortai'tes-Kloster, wo er gleich darauf als Mönch in die Hände der Aufständischen fiel. Ihre Wut gegen den Despotes Konstantinos dürfte wohl in dessen brutalem Vorgehen gegen die Kaiserinmutter Xene ihren Grund gehabt haben; diese erfreute sich nämlich beim Volk von Thessalonike großer Sympathien. Vgl. TAFRALI: Thessalonique 212f.; DÖLGER: Regesten 2475. Während Kantakuzenos oben I, 26 (5. 129 f.) als Hauptziel der Mission des Despotes Konstantinos nach Thessalonike die Rückführung der Kaiserinmutter Xene in die Hauptstadt nennt, erzählt Gregoras (5. 354 f.) über eine großangelegte Operation des Despotes gegen den Mitkaiser, worauf unser Historiker mit keinem Wort eingeht. Demzufolge stieß Konstantinos an der Spitze der gesamten regierungstreuen Truppen Makedoniens bis nach Christupolis vor. Ziel der Operation war, im Einvernehmen mit der Armee des Syrgiannes, der in Ostthrakien operierte, die Streitmacht des jüngeren Andronikos einzuschließen und gefangenzunehmen. Gegen Syrgiannes setzte nun der Mitkaiser ein Aufgebot seines Heeres mit dem Protostrator Synadenos an der Spitze ein; den Angriff seines Onkels aber brachte er durch besonders raffinierte und unlautere Mittel zum Scheitern, wie uns Gregoras erzählt (5. 355): «Er selbst [d.h. der Mitkaiser] entschloß sich, mit gewissermaßen teuflischen Tricks und Listen seinen Onkel, den Despoten, zu bekämpfen. Zu allererst befahl er eilends, viele schriftliche Befehle auszustellen, mit eidlichen Versprechungen von Geld und Besitzungen
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und Verteilung von angemessenen Ehrenämtern für die, die seinen Onkel, den Despoten, festnähmen. Diese gab er vorbeiziehenden Leuten aus dem Volk und befahl ihnen, sie absichtlich beim Lager des Despoten und überall auf den Wegen auszustreuen. Dann befahl er außerdem, den Tod seines Großvaters, des Kaisers, zu verkünden, den die Einwohner von Byzanz bei einem Aufruhr getötet hätten. Leute, geschickt im Vortäuschen solcher Geschichten, verkündeten dies, überall herumziehend, und die meisten beschworen auch noch, sie seien Augenzeugen seines bitteren Endes gewesen. Um die Sache zu beweisen, zeigten sie weiße Haare, die freilich von Schafen waren, aber für Haare vom Haupt und vom Bart des alten Kaisers ausgegeben wurden und die vom Volk eigenhändig (ausgerupft und) ausgestreut wären. Diese Nachrichten ließen die Menschen in den Städten und Dörfern und vor allem das Heer des Despoten nicht zu sicheren Schlüssen gelangen. Bald auch wurden jene ausgestreuten kaiserlichen Befehlsschriften gefunden und dem Despoten übergeben, der darauf von einer verständlichen Angst und Furcht ergriffen wurde. Auch seine engsten Vertrauten rieten ihm zur Flucht mit den Worten: 'Du wirst deiner Auslieferung durch das Heer kaum entrinnen: So flüchtete er nach Thessalonike» (in Anlehnung an die Übersetzung VAN DIETENS). Daß Kantakuzenos die militärische Operation des Despotes verschweigt, liegt vielleicht auch daran, daß er nicht von diesen «teuflischen Tricks» des Mitkaisers (womöglich seiner selbst, da er dessen wichtigster Berater war) sprechen wollte. Das Kloster des Chortai"tes lag auf dem gleichnamigen Berg außerhalb von Thessalonike. Es gab in der Stadt noch ein Kloster gleichen Namens, wahrscheinlich eine Dependance (/-tELOXLOV) des erstgenannten, bezeugt u. a. durch Ignatios von Smolensk und den Historiker Johannes Anagnostes. Vgl. BAKALOPULOS, Apostolos: 'H nUQEOOUAOYLX'YJY ßu~UY'tLY~ /-tOY~ 't0'Ü XOQ'tuC'tou. EEBS 15 (1939) 280f.j TAFEL: Thessalonica 252f.; JANIN: Eglises 414f. Den Metropoliten von Thessalonike, Jeremias, sowie den Abt des Lavra-Klosters, Gerasimos, betrachten BOMPAIRE/MAVROMATIS: Querelle 189 als Wegbereiter des Anschlusses von Thessalonike an den jüngeren Andronikos. Dies wird jedoch von den Quellen nicht bestätigt. Wahrscheinlicher ist vielmehr, da der Despotes Konstantinos mehrfach als Wohltäter der Klöster auf dem Athos aufgetreten war (: DÖLGER: Diplomatik 950, daß die beiden Geistlichen die Reise nach Didymoteichon mitmachten, um den Despotes zu schützen. Nach DÖLGER a.a.O. 95 rettete ihn Gerasimos vor der Hinrichtung. Beide geistliche Würdenträger sind uns auch aus Urkunden bekannt. Zu Jeremias: PETIT, Louis: Les eveques de Thessalonique. EO 5(1901/1902) 90j TAFRALI, 0.: Thessalonique des origines au XIVe siede. Paris 1919,292. Die Jeremias und Gerasimos begleitenden Senatoren gehören natürlich dem Senat von Thessalonike an; vgl. TAFRALI: Thessalonique 7lf.; TSIRPANLIS: Parliaments 44lf. (ebenda 443 A.2
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wird jedoch unsere Stelle als Beleg für die Benennung YEQouo(a versehentlich angeführt). Vgl. ferner MAKSIMOVIC, 1. in: lÖB 31/1 (1981) 184. Angaben über die unmenschlichen Bedingungen, unter welchen der Despotes Konstantinos gefangengehalten wurde, macht natürlich wieder nur Gregoras (S. 357 f.): «Im Felsen nämlich, auf dem Didymoteichon liegt, haben die Bewohner, da er sich, wie sie feststellten, zum Aushöhlen eignete, unterirdische Behälter und ßrunnen ausgehauen, um darin das Regenwasser aufzufangen. Aus einem dieser Brunnen nun schöpften sie das ganze Wasser heraus und ließen darin über eine Leiter den Despoten mit einem Knaben aus seiner Dienerschaft hinab. Sonst ließen sie niemanden dort hineinschauen, sondern sie legten einen Deckel darauf und hielten beide dort, von der Enge des Raumes erdrückt, in einem höchst bejammernswerten Zustand gefangen. Um über die übrigen fürchterlichen Dinge zu schweigen, ich meine die Dunkelheit und die schlechte Luft, wie kann ich das Größte und Schrecklichste darstellen? Da der Raum äußerst eng war, lagen notwendigerweise das Gefäß mit den Exkrementen und dem Urin und das Brot zum Stillen des Hungers nebeneinander. Wie glauben Sie, meine Leser, daß es ihnen zumute war, wenn sie essen mußten, während ein solcher Gestank sich neben ihrem Tisch befand? Außerdem, wenn abends der Eimer von den Bewachern an einem Seil in die Höhe gezogen wurde, entleerten sie ihn oft auf das Haupt des Despoten, sei es, daß die Bewacher ihm absichtlich diesen Streich spielten, sei es, daß der Eimer gegen ihren Willen umkippte. Als aber viele geistliche Männer auf den Kaiser einredeten, wurde der Despot später in ein anderes, milderes Gefängnis gebracht» (nach der Übersetzung VAN DIETENS). Die Episode zeigt, daß Rachsucht doch ein Charakterzug des jüngeren Andronikos war, trotz der Bemühungen seines Freundes, ihn als äußerst großherzig darzustellen. Grund für den Haß des Mitkaisers gegen seinen Onkel war nicht nur dessen grobes Benehmen gegenüber der Kaiserinmutter, sondern wahrscheinlich auch der Umstand, daß der uneheliche Sohn des Despotes, Michael Katharos, dem jüngeren Andronikos die Nachfolge streitig gemacht hatte. Gregoras hingegen charakterisiert Andronikos III. selbst als human; seine Anhänger hätten ihn jedoch zu härterem Vorgehen überredet. Es handelt sich offensichtlich um eine Anprangerung, wie sie in Byzanz als zusätzliche Strafe für fast alle Delikte seit eh und je praktiziert wurde. Dem Delinquenten wurden Haare und Bart abrasiert, dann wurde er, in Lumpen gekleidet oder sogar nackt, auf ein Lasttier (meist einen Esel) gesetzt und herumgeführt, während die Zuschauer ihn mit allerlei Dreck bewarfen. Vgl. KUKULES: BB III 193 f.; DERS. in: Byzantina-Metabyzantina 1,2(1949) 75 f.; HUNGER, H.: Reich der neuen Mitte. Graz-Wien-Köln 1965, 199f. Eine detaillierte Beschreibung eines solchen Schandritts bietet u.a. Niketas Choniates (S. 349,10f. VAN DIETEN). Das Verbum {}Ea'tQ(~ELV, das Kantakuzenos an unserer
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Stelle benutzt, gehört dem Vokabular der Anprangerung an: KUKULES a.a.O. 186. Im übrigen ist eine große Anzahl von Redewendungen und Ausdrücken im Neugriechischen sowie eine Schimpfgeste auf die Anprangerung zurückzuführen: POLITES, Nikolaos G.:
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kydides 3,37,1 modelliert; vgl. besonders den dritten Satz dort, !laAL01:U Ö'fV 1:n VUV U!lE1:EQ<;:t JTEQI. MU1:LAllVULWV !lE1:U!lEAEL<;:t, mit dem dritten Satz der Rede des Mitkaisers. Wenn dieser ein paar Zeilen weiter (155,7f.) sagt !l~ JTEQUÖElV ~!lä~ UU1:0U~ ÖLaCP{}UQEV1:U~, so ist das ebenfalls Thukydides-Nachahmung: 1,25,2 (den gleichen Satz benutzt auch der Großdomestikos in seiner darauffolgenden Rede). In kaum vorstellbarem Maße stimmen Vokabular und Wendungen des Kantakuzenos in seinen Reden mit denen des Thukydides überein. Zur Nachahmung des Thukydides durch Kantakuzenos vgl. HUNGER: Beobachtungen 182f. VAN DIETEN: Gregoras II 1,168 A.129 glaubt einen Widerspruch entdeckt zu haben zwischen den Ausführungen des Kantakuzenos hier und einer späteren Rede von ihm aus dem Jahr 1329 (I 423); er bemerkt dazu: «Kantakuzenos erweckt in seinem Bericht über den Frieden von Epibatai ... den Eindruck, er sei der Urheber dieses Friedensmodells gewesen. Später aber, S. 423,4-12, macht er (wie bei «Rhegion») Andronikos allein verantwortlich und stellt den Friedensschluß als die Dummheit eines Unbelehrbaren dar ... » VAN DIETEN hat aber übersehen, daß an der letztgenannten Stelle Kantakuzenos, obwohl er die Rede selbst fixierte, eigentlich nicht der Sprecher ist, sondern zusammen mit dem jüngeren Andronikos der Adressat einer fingierten Ansprache seiner Anhänger und der des jungen Kaisers (vgl. S. 421,23f. und 424,12f.) und daß dort nicht nur Andronikos d.]., sondern auch Kantakuzenos selbst von seinen Anhängern für den Frieden von Epibatai verantwortlich gemacht und als unbelehrbar hingestellt wird. Desgleichen gehören die kurz zuvor gemachten Vorhaltungen über den Vertrag von Rhegion (S. 422,10 f.) ebenfalls der fingierten Ansprache an und stehen somit nicht im Widerspruch zu dem Plädoyer des Großdomestikos für diesen Vertrag (S. 113,2f.). Mit anderen Worten, Kantakuzenos, der neben dem jungen Kaiser zweifelsohne die Hauptverantwortung für die Friedensverträge von Rhegion und Epibatai trägt, erkennt später an, daß seine und des Mitkaisers Politik zu jener Zeit nicht die richtige war, ohne jedoch die ganze Verantwortung auf den jungen Kaiser abwälzen zu wollen. Im übrigen bestätigt die Erwähnung von 62 Regierungsjahren (Kant. 159, Ilf.) die Ansicht DÖLGERS: IIAPALIIOPA 185, wonach Andronikos 1261 zum Mitkaiser erhoben wurde. Die Anhänger des jüngeren Andronikos hatten natürlich erwartet, daß nunmehr der alte Kaiser abgesetzt und ihr oberster Herr den Thron von Byzanz besteigen würde. Über die Motive des Mitkaisers bezüglich seiner Bedingungen, bei deren Bekanntmachung sich eine Welle der Enttäuschung unter seinem Heer ausbreitete, läßt sich nur spekulieren. Einer der Gründe dürfte wohl auch der von ihm selbst bzw. Kantakuzenos angegebene gewesen sein, man wolle einen erneuten Ausbruch der Feindseligkeiten verhindern; denn ohne territoriale Abgrenzung
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der beiden Rivalen entfällt das Ziel eines künftigen Angriffs. Auf der anderen Seite hatte der Mitkaiser durch die Erweiterung und Konsolidierung seiner Anhängerschaft seine Position so stark ausgebaut, daß ihm der Thron von Byzanz jetzt gesichert schien. Vielleicht glaubte er noch zu dieser Zeit, daß ein rigoroses Vorgehen gegen seinen Großvater ihm nur Prestigeverlust eingebracht hätte. Zu den folgenden Ausführungen des Großdomestikos vgl. KÖPSTEIN: Sklaverei 59. 203 Zu dieser mündlichen Botschaft des jüngeren Andronikos an seinen Großvater vgl. DÖLGER: Regesten 2671. 2 203a Wörtlich 'Plethren' (das sind je nach Messung ca. 1200-2600 m ; SCHILBACH: Metrologie 80/82); vom Ertrag ist hier sicherlich nicht die Rede, da eine Anbaufläche, die jährlich 10 Goldstücke abwirft, dem Gegenwert von 10 konstantinopolitanischen Scheffeln a 307 Litern entspräche. Ginge man vom Durchschnittsertrag eines Ackers der Zeit aus (38,4 kg Weizen je 841 m 2 ), so käme man auf 60000 m 2 Bodenfläche. Da im 14. Jh. 1 modios (841 m2 ) Ackerland ca. 1h Goldstück kostete (oder offiziell 1 Goldstück), hatte der junge Kaiser Grundstücke im Umfang zwischen 8500-17000 m2 an die Soldaten verteilt. 204 Diese ausdrückliche Bitte, die als Bedingung für den Frieden gemeint ist, zeigt, daß diese Ländereien aus dem Grundbesitz von Anhängern des alten Kaisers bzw. von Klöstern enteignet worden waren. Die Versicherung, der Fiskus würde dadurch keinen Einnahmeverlust erleiden, bedeutet, daß die verteilten Ländereien bereits früher steuerfrei waren. Vgl. Kant. 1,34(1 167,8 f.) und VAN DIETEN a.a.O. 167; MATSCHKE: Reaktion 48; KAZDAN, Otnosenija 217. 205 Das Wort OLxovo/-tLa des Textes ist hier durch «Kompromißbereitschaft» übersetzt worden; vgl. S. 163,11 'ta row'Ü'ta 0XOVOI-tEt't0. Andere Interpretationen sind jedoch nicht ausgeschlossen. 206 Die kleine Stadt Epibatai, die dem ebendort vom jüngeren Kaiser unterschriebenen Friedensvertrag den Namen gab, lag zwischen Selymbria und Konstantinopel, an der längs der Küste verlaufenden Reichsstraße. Zu dieser Zeit war sie noch unbefestigt, später ließ hier Apokaukos einen großen Turm bauen, wie wir aus Kant. 3,10(II 70f.) erfahren (an welcher Stelle der Turm selbst Epibatai genannt wird). Vgl. noch Gregoras Hist. 12,4(II 585) und PASPATES: IlQoCW'tEW 33 f. Letzterer hat diesen Turm, der bis 1878 erhalten blieb, noch gesehen. Vgl. auch SAMOTHRAKIS 183-185. 207 Der jüngere Andronikos konnte bei der Beisetzung seines Vaters nicht zugegen sein, da er sich in Konstantinopel aufhielt; vgl. Kant. 1,1(113 f.). Nach Gregoras (I 358 f.) fand das Treffen des Mitkaisers mit seiner Mutter nicht in Epibatai, sondern in Rhegion statt, wo die bei den sich über den künftigen Verlauf der Dinge gründlich berieten. 208 Wenn man die Berichte über die Zusammenkunft der beiden Andronikoi außer-
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halb der Mauern von Konstantinopel bei Gregoras und Kantakuzenos liest, kann man sich des Eindruckes nicht erwehren, daß letzterer den ersteren vor Augen hatte, als er darüber schrieb. Darauf deutet die Ähnlichkeit des Vokabulars sowie der Gesamtdarstellung. Vielleicht war Kantakuzenos bei diesem Treffen nicht zugegen. Zum Zeremoniell vgl. GUILLAND: Recherches I 147. Unter «unpretentiöses, bescheidenes Auftreten» ist hier die Verachtung des Protokolls von seiten des jüngeren Andronikos zu verstehen, wodurch er die Zuneigung vieler Byzantiner gewonnen hatte. Er hatte dies mit Julian und Manuel 1. gemeinsam. Über den Jubel und die Ovationen des Volkes für den jüngeren Andronikos sagt Gregoras nichts, wie bereits Pontanus bemerkt hat. Das Lager des Mitkaisers befand sich nach Gregoras (I 359) beim Kloster der Theotokos Pege, in der Nähe des gleichnamigen Tores von Konstantinopel. Dort hielten sich auch seine Mutter und seine Tante Simonis (: oben A.49) auf. Mit Mese (d. h. 6ö6~ oder AEWcp6Qo~) ist der zentrale Boulevard von Konstantinopel gemeint, der vom Augustaion über das Forum Konstantins und das Philadelphion, wo er sich teilte, einerseits zum Goldnen Tor (im Süden der Landmauer), andererseits zum Tor von Adrianopel (im Norden) führte. Vgl. JANIN: Constantinople 88. Es handelt sich um das Kloster der Theotokos Hodegetria, das östlich der Hagia Sophia unweit des Meeres lag und eine berühmte Ikone der Muttergottes besaß, die angeblich vom Apostel Lukas eigenhändig gemalt worden war. Der Beiname bezog sich ursprünglich auf die Führung von Blinden, die in einer beim Kloster emporsprudelnden Quelle durch die wunderwirkende Theotokos geheilt wurden, später haben jedoch die Byzantiner sie offensichtlich als «Führerin» im Krieg verstanden. So wurde die Ikone in mancher kritischen Situation aus ihrer Kirche geholt und in Prozessionen umhergetragen. In das Heiligtum der Hodegetria begab sich 1296 Andronikos H., um sich für die Niederschlagung des Aufstands des Philanthropenos zu bedanken. Kurz vor seiner Absetzung ließ der alte Kaiser die Ikone zum Palast bringen, da er sich in ihrer Nähe sicher fühlte: Greg. 9,6(1422) und unten A.439. Außer nach dem Frieden von Epibatai erwies der jüngere Andronikos im Mai 1328 nach der Absetzung seines Großvaters (Kant. 1305, richtiger Greg. 1424) sowie im August 1337 nach einem Sieg über die Türken bei Rhegion (Greg. I 541f.) der Ikone der Hodegetria seine Verehrung. Im Kloster der Hodegetria ist der jüngere Andronikos auch gestorben, nachdem er sich einige Zeit zuvor als Schwerkranker dorthin begeben hatte, um Heilung oder Tod zu erbitten (: Greg. 1555 i 559 f.). Das Kloster wurde nach der Eroberung Konstantinopels von den Türken geplündert und die Ikone von den Janitscharen zerstört. S. JANIN: Geographie 208 f'i BYZANTIos: KWV01:UVLLVOUJtOAL~ I 184f., ferner POUTIS, Linos in: BZ 51 (1958) 264; 271f. Die Kurzchronik von 1352 datiert das Treffen. der beiden Kaiser auf den 18. Juli
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1322: «Am 18. Juli der 5. Indiktion des Jahres 6830 traf er sich [d. h. Andronikos d. J.] mit seinem Großvater beim Tor des heiligen Romanos außerhalb der Mauer und versöhnte sich mit ihm»; vgl. SCHREINER: Kleinchroniken I 77 Nr. 13b; LOENERTZ: Chronique breve 350. Dasselbe Ereignis verlegt eine andere Kurzchronik (: SCHREINER: Ebenda I 92 Nr. 5) auf den 17. Juli. Bei DÖLGER: Regesten 2478-2479 sowie 2671-2672 muß die Chronologie korrigiert werden. Unter (moYQacpEL~ sind hier Vermessungs beamte zu verstehen, die mittels eines eigens dafür verfertigten Seiles die Feldmessungen vornahmen, zwecks Festlegung der zu entrichtenden bzw. bei Steuerimmunität der nicht zu entrichtenden Steuern. Vgl. DÖLGER: Beiträge 88f.; TAFRALI: Thessalonique 59 (mit der unten A.411 gemachten Einschränkung). Das Verbum E~(aa~E (= ließ vermessen) ist an unserer Stelle Terminus technicus für die Arbeit der Apographeis. Früher scheinen diese Beamten E~LGWta( geheißen zu haben: DÖLGER a.a.O. 81; MATSCHKE: Reaktion 136 (Gregoras I 392,15 nennt sie noch so). Vgl. ferner MAKSIMOVIC: Uprava 112 f. Der bulgarische Zar Georg H. Terter folgte seinem Vater Theodor Svetoslav nach dessen Tode im Sommer 1322 auf den Thron. Er starb gegen Ende desselben Jahres. Vgl. JIRECEK: Bulgaren 289. Über den Großstratopedarchen Andronikos Palaiologos s. oben A.126. Eine der berühmtesten Städte Thrakiens (heute Plovdiv), gegründet 341 v.Chr. von Philipp H., dem Vater Alexanders d. Gr., dessen Namen sie über 22 Jahrhunderte unverändert trug. Sie liegt auf drei Hügeln in einer geographisch äußerst günstigen Lage am rechten Ufer des Hebros. Hier kreuzte sich die Straße von Oescus (Gigen) an der Donau zur Ägäis mit der von Singidunum (Belgrad) nach Konstantinopel. S. JIRECEK: Heerstraße 4lf.; DANOFF, Christo M. in: RE XIX 2244f. sowie das oben A.175 erwähnte Werk von G. TSUKALAS. Vgl. auch SAMOTHRAKIS a.a.O. 538f. Zur Einstellung Andronikos' d. J., von den Bulgaren keine Gefangenen zu nehmen, vgl. KYRRIS: Andronicus IH 297. Von Gregoras (I 362f.) erfahren wir Einzelheiten über den Hintergrund dieses Prozesses. Syrgiannes sei nach der Versöhnung der beiden Kaiser sehr unzufrieden gewesen. Er habe sich von beiden vernachlässigt und auf die Seite geschoben gefühlt, nachdem er von ihnen während des Krieges zur Erreichung ihrer privaten Ziele ausgenutzt worden war. Er habe geglaubt, in der Person des Andronikos Asan, des Schwiegervaters des Johannes Kantakuzenos, einen Leidensgenossen und Freund gefunden zu haben. Er habe mit ihm offen gesprochen und auf die beiden Kaiser geschimpft. Asan aber sei ihm mit Hinterlist begegnet. Nachdem er genug Geheimnisse von ihm erfahren hatte, habe er Syrgiannes beim alten Kaiser denunziert mit den Worten: «Syrgiannes plant einen Anschlag auf den Thron; wenn du ihn nicht sofort festnimmst, wird er dir
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zuvorkommen und dich töten.» Daraufhin ließ der ältere Andronikos Syrgiannes festnehmen und einkerkern. Aus verständlichen Gründen verschweigt Kantakuzenos hier die Rolle, die sein Schwiegervater in dieser Affäre gespielt hat. Vgl. BOSCH: Andronikos II1. 90f.; VAN DIETEN: Gregoras II 1,174f. PARISOT: Cantacuzene 66f. vermutet sogar, daß hinter Andronikos Asan Kantakuzenos selber steckt, der durch diese Machenschaft den Untergang seines Rivalen bezweckte. Stadt an der Westküste des Schwarzen Meeres, an den Ausläufern des Balkangebirges, im 6. Jahrhundert v.ehr. von Megarensern und Kalchedoniern gegründet. Der Name ist thrakischer Herkunft (bria = Stadt). S. LENK in: RE XV 1072f. Vgl. auch SAMOTHRAKIS 360f.; GJUZELEV, V.: Die mittelalterliche Stadt Mesembria (Nesebar) im 6.-15. Jh., Bulg. Hist. Rev. 6 (1977) 50-59. Die Städte Mesembria und Anchialos wurden von Byzanz dem Bulgarenherrscher Svetoslav als Mitgift seiner Gattin Theodora abgetreten; vgl. DÖLGER: Regesten 2303. Sie waren bereits 1271 als Mitgift der Gattin des Bulgarenzaren Konstantin Tich, Maria, vorgesehen worden; vgl. OSTROGORSKY: Geschichte 378. Die Frage, welche Städte noch hier von Kantakuzenos gemeint sind, erörtert BURMOV: Istorija 1 6f. Die Festung Stilbnos (Sliven, Stlifanos) lag im thrakischen Binnenland und kontrollierte zwei Balkanübergänge von Bulgarien nach Thrakien. Sie war seit dem 12. Jahrhundert in der Hand der Bulgaren und diente als Ausgangspunkt für ihre Einfälle in Thrakien. Vgl. JIRECEK: Heerstraße 151; SAMOTHRAKIS 504. Die Grenzfestung Kopsis ist vermutlich zwischen Sopot und Karlovo zu lokalisieren. Sie wird noch von Pachymeres erwähnt. Der gleiche Ortsname kommt in Westmakedonien vor. Vgl. BURMOV: Istorija I 11; die Städte zwischen Sliven und Kopsis: Ebenda 12. Die Namen Itiles (= Itil) und Temeres (= Temir) sind sicherlich türkischer Herkunft. Temeres (bzw. Temires) wird bei den spätbyzantinischen Historikern und Chronisten der mongolische Herrscher Timur (1369-1404) genannt. Aus diesem Grunde fragt sich MORAVCSIK: Byzantinoturcica II 142 mit Recht, ob unter Alanen hier Tataren zu verstehen sind oder ob diese Alanen Namen türkischer Herkunft führten. Vgl. ebenda 304f.; JIRECEK: Bulgaren 418. Vielleicht ungarisch Ina: MORAVCSIK a.a.O. 139. Ivan der Russe ist vielleicht mit dem Moskauer Großfürsten Ivan 1. Kalita (1328-1341) identisch. Vgl. BOSCH: Andronikos III. 63 A.3; G. STÖKL: Russische Geschichte. Stuttgarr2 1965, 159f. Bei den Ereignissen des Jahres 1328 spielte er ebenfalls eine Rolle: Kant. 1,57(1 295 f.); vgl. JIRECEK: Bulgaren 418f., ferner BURMOV a.a.O. 12 A.70. Bei der hier beschriebenen Belagerungsmaschine handelt es sich um eine Hele-
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polis, wie sie bereits im Altertum im Einsatz war; vgl. KROMAYERIVEITH: Heerwesen 236f. Eine der Beschreibung des Kantakuzenos genau entsprechende Helepolis wird ebenda Abb. 75 abgebildet. Ihre Höhe dürfte ungefähr der des Brandenburger Tores zu Berlin bis zur Höhe der Quadriga entsprechen: Ebenda 237. Auf die eindrucksvolle Schilderung des Einbruchs dieser Belagerungsmaschine macht HUNGER: Literatur I 474 aufmerksam. Vgl. ferner BURMOV a.a.O. 13. Es handelt sich um Armbrüste, die viel stärkere Geschosse bzw. eine viel größere Schußweite als die normalen Bogen hatten. Außer der umgangssprachlichen Benennung, die Kantakuzenos hier verwendet (l~6.YYQaL), heißen sie bei den Byzantinern 10~oßaAALolQaL bzw. XELQoßaAALolQaL. Vgl. KROMAYERIVEITH a.a.O. 227 f.; HARMuTH, Egon in: LdM I 965 f., ferner die Schilderung dieser Waffe bei Anna Komnena 10,8 und dazu DIETERICH: Quellen 11 130f. Thukydides-Nachahmung: 3,49,4 1taQ
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die Petschenegen (vgl. Index der Bryenniosedition von P. Gautier); Laonikos Chalkokondyles hält die 'Skythen' für die Ahnväter der Osmanen; diese selbst heißen aber bei ihm niemals 'Skythen', vgl. H. DITTEN, Der Rußlandexkurs etc. 237. Vgl. MORAVCSIK a.a.O. 279 f. und oben A.19; CAMERON, Averil und Alan in: The Classical Quarterly 14 (1964) 321. Potuka ist. wahrscheinlich zwischen Philippupolis und Sliven zu lokalisieren; vgl. BOSCH a.a.O. 58 A.4; BURMOV a.a.O. 18 A.99. In der antiken Literatur werden gelegentlich Fälle von Vergiftung durch Pilze erwähnt; die Stellen hat LENZ: Botanik 753 f. gesammelt. Der berühmteste Fall ist Kaiser Claudius, bei dem aber seine Gemahlin Agrippina mit Gift nachgeholfen zu haben scheint (: Sueton., de Claudio 44). Als Gegenmittel (Antidoton) bei Pilzvergiftung empfehlen die antiken Mediziner Asche mit Salzwasser und Essig, Hühnermist in Essig aufgelöst, Honig in großer Menge, rohen Rettich u. a.; vgl. STEIER in: RE XX 1375. Vielleicht übertreibt Kantakuzenos mit dem dreitägigen Scheintod des Vojslav ein wenig, um seinen Herrn zu rechtfertigen, dem die Streitmacht Michaels Furcht eingeflößt hatte. Aus Kant. 4,42(III 310) erfahren wir, daß die Festung Bera ursprünglich ein (der Theotokos Kosmosoteira geweihtes) Kloster war, das allmählich wegen der ständigen Kriege zu einem Städtchen wuchs, welches den Bauern aus der Umgegend vor den Barbareneinfällen Schutz gewährte. Das Kloster wurde 1151-1152 von Isaakios Komnenos, dem Vater Andronikos' 1., gegründet. Dort besuchte dieser 1183 das Grab seines Vaters. Im selben Kloster wurde 1195 Kaiser Isaakios Angelos geblendet. Die Festung lag am rechten Ufer des Hebros, ca. 30 Kilometer vom Meer entfernt. 1361 fiel sie in die Hände der Türken. Vgl. TAFEL: Via Egnatia orientalis 51f.; BURMov: Istorija I 21 A.114; ASDRACHA: Region 124 f. Hinter dieser Antwort Michaels steckt wahrscheinlich ein (byzantinisches?) Sprichwort: «Benutze die Feuerzange, nicht die Hand» oder ähnlich. Vgl. Mantissa, provo 3,47 (CPG II 779 LEUTSCH). Ein Regest für diese Botschaft des jungen Kaisers an Michael fehlt übrigens bei DÖLGER: Regesten IV. Vgl. ferner BURMOV a.a.O. 21. Große Teile dieser Rede des Großdomestikos sind mit kleinen Modifikationen aus einer Rede des Perikles bei Thukydides 2,60f. übernommen. Vgl. HUNGER: Beobachtungen 183 und unten A.322. Eine von Trajan westlich des Hebros (ca. 15 Kilometer von der Küste entfernt) an der Stelle der antiken Festung Doriskos gegründete Stadt (heute Therma Lutra). Sie lag an der Via Egnatia. Aus Kant. 3,67(II 415) erfahren wir, daß Trajanupolis seit langer Zeit nur noch aus Ruinen bestand. Sie wurde Anfang des 13. Jahrhunderts von den Bulgaren zerstört. Vgl. TAFEL a.a.O. 34f.; ZAKYTHINOS: MEAE'taL II 161f.; SAMOTHRAKES, A.: 'OALya 'tLva :n:q~L Tgai:avou:n:o-
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AEWe;, 8QaxLxa 18 (1943) 177f. (uns nicht zugänglich); DERs., AESLXOV x'tA., S. 525; ASDRACHA a.a.O. 118 f. Sowohl die Mutter als auch der Vater der Theodora Kantakuzene, von welchem hier die Rede ist, sind uns unbekannt. Den Worten des alten Kaisers kann man ~ntnehmen, daß der uns unbekannte Vater der Theodora, der seine (des Kaisers) Cousine geheiratet hatte (vgl. oben A.155), eine hochgestellte Persönliclikeit und wahrscheinlich etwa gleichaltrig mit dem älteren Andronikos gewesen war. Das wörtlich wiedergegebene Urteil des alten Kaisers über den Großvater des ]ohannes Kantakuzenos klingt wie ein indirekter Legitimierungsversuch für dessen spätere Thronbesteigung. Alle Festredner der Familie machen übrigens den Eindruck, als seien sie sich dessen bewußt, daß ]ohannes Kantakuzenos oder sein Sohn Matthaios den Anschein der Legitimität bitter nötig haben; deshalb heben sie in ihren Reden die Abstammung der Kantakuzenoi aus kaiserlichem Geblüt hervor. Vgl. die Stellen bei NICOL: Kantakouzenos 27 f. Grid und Pance, vornehme Bulgaren; vgl. MORAVCSIK: Byzantinoturcica II 115; 245; ]IRECEK: Bulgaren 290. Nach der Chronologie des Kantakuzenos fällt die Hochzeit Michael Sismans mit der Witwe Svetoslavs Theodora vor den 16. August 1324, das Datum des Todes der Gattin Andronikos' d. ]. (Kant. I 193,23). Diese Datierung hat BURMOV, Alexander: Kum dokument No. XXVlot «Actes de Zographou». Izvestija na Bulg. Istor. Drustvo 22 (1947) 3 (uns nicht zugänglich) (und nach ihm DÖLGER: IIAPALIIOPA 227 A.17) in Frage gestellt, weil die protokollarisch korrekte Erwähnung Michaels als Schwiegersohn des alten Kaisers erst in der im obigen Titel genannten Urkunde vom September 1327 erfolgt, während in der Urkunde Nr. 23 desselben Klosters vom September 1325 in der Titulatur Michaels das Wort «Schwiegersohn» fehlt. Aus diesem Grunde kommen BURMOV und DÖLGER zu der Schlußfolgerung, die Hochzeit Michaels mit Theodora müsse zwischen September 1325 und September 1327 stattgefunden haben. Nach DÖLGER hat Kantakuzenos wahrscheinlich das Projekt einer Heirat mit der Heirat selbst verwechselt. Aus dem Text des Kantakuzenos geht jedoch hervor, daß der Bulgarenzar seine Vermählung mit Theodora als Abwehrmittel gegen den Druck der Byzantiner benutzte, und dieses Mittel wäre natürlich viel wirksamer gewesen, wenn die Heirat als Fait accompli präsentiert worden wäre und nicht als ein Projekt, das von den Byzantinern hätte verworfen werden können. Das Zeugnis des Kantakuzenos scheint auch von Gregoras (I 391) bestätigt zu werden: «Gleich nach der Übernahme der Herrschaft über die Bulgaren bemühte sich [Michael] um eine vornehmere Ehe». Das Adverb «gleich» in diesem Zusammenhang weist auf ein Datum hin, das der Thronbesteigung Michaels (1323) sehr nahe liegt. So kann das aus den genannten Urkunden gewonnene argumentum ex silentio gegen das implizite Zeugnis beider
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Historiker nicht den Vorrang habeo. Nach VAN DIETEN: Gregoras II 1,191 ist die Ehe Michaels mit Theodora zeitlich nach der Ehe des Serbenkrals Stephan Uros III. mit Maria Palaiologina (: unten A.294) anzusetzen. Dies stellt jedoch eine reine Hypothese dar. Zu dieser Botschaft vgl. DÖLGER: Regesten 2674, an welcher Stelle der Bericht des Kantakuzenos wegen der obengenannten Einwände DÖLGERS als «irreführend» bezeichnet wird. Nach einem kurzen Überblick über die bisherigen Einfälle der Tataren in Thrakien beschreibt Kantakuzenos im folgenden den tatarischen Einfall des Jahres 1323/1324. Vgl. dazu BOSCH: Andronikos III. 64f. Diese zum staatslenkenden Prinzip erhobene Diplomatie, die in moderner Zeit mit dem bekannten Spruch bella gerant alii, tu, felix Austria, nube in die Geschichte eingegangen ist, betrieb in byzantinischer Zeit mehr als jeder andere Kaiser der Begründer der Palaiologendynastie Michael VIII. Unter anderem gab Michael 1272 seine uneheliche Tochter Euphrosyne dem tatarischen Heerführer Nogaj zur Frau und machte so die Tataren zu seinen Verbündeten"nachdem sie 1264 und 1271 zwei fürchterliche Einfälle in das byzantinische Reich unternommen hatten. Bereits vorher (1265) hatte der mongolische Fürst Abaka die Tochter Michaels geehelicht, die ursprünglich für seinen Vater, den Khan Hulagu, bestimmt war. Zusammen mit wertvollen Geschenken des byzantinischen Kaisers kam sie zu den Mongolen, aber vor ihrer Ankunft starb der Khan. Auch die uneheliche Tochter des Kaisers Andronikos II., Maria, wurde dem tatarischen Khan Toktaj zur Frau gegeben. Vgl. OSTRO~ORSKY: Geschichte 379f.; MORAVCSIK: Byzantinoturcica I 102; RUNCIMAN, Steven: Despina Khatun, in: Actes du xe Congres international d' etudes byzantines. Istanbul 1957 (ohne Seitenzahlen). Bei Konstantinos Porphyrogennetos, de adm. imp. 13 (S. 72,147f. MORAVCSIKIJENKINS) hingegen wird Romanos 1. noch als einfältig und ungebildet bezeichnet, weil er, den Regeln der Kirche und dem ausdrücklichen Verbot Konstantins d. Gr. zum Trotz, die byzantinische Prinzessin Maria dem Bulgarenzaren Peter zur Frau gab; vgl. DÖLGER: IIAPALIIOPA 223. Wie an unserer Stelle Kantakuzenos, berief sich auf Alexander d. Gr. gerne auch Andronikos d. J.; vgl. Gregoras I 401 und dazu BOSCH a.a.O. 3 A.5; GLEIXNER, H. J.: Das Alexanderbild der Byzantiner. Diss. München 1961,15 (uns nicht zugänglich). D.h. 1320; Vgl. Kant. 1,1(1 14,1f.). Der Einfall ist also auf Dezember 1321 zu datieren; vgl. oben A.171. D.h. im Herbst 1323. Dieser Einfall reicht bis ins Jahr 1324 hinein. PARISOT: Cantacuzene 65 A.1 (S. 66) datiert den Einfall in das Frühjahr oder den Sommer 1324, weil er das Wort taLa~EVTJ<; (vgl. oben 169,10) im Text des Kantakuzenos übersehen hat. Statt 8. muß ebenda 7. Indiktion (= 1. September 1323 -
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31. August 1324) gelesen werden. Nach einer Notiz des Codex Vaticanus gr. 170, fol. 172v , auf welche P. WIRTH aufmerksam gemacht hat (der Text bei BOSCH a.a.O. 64 A.3, er fehlt bei SCHREINER: Kleinchroniken II 609 nach Nr. 26), erschienen am 3. April des Jahres 6831 (= 1323) 80000 Azaren (? gemeint sind wahrscheinlich die Tataren) vor Konstantinopel. Die Jahreszahl muß jedoch offensichtlich in 6832 (= 1324) korrigiert werden. Vgl. ferner BEYER: Chronol. 132 A.30. Mongolische Feldherren; vgl. MORAVCSIK: Byzantinoturcica II 296; 315. Der Genetiv des Namens weist darauf hin, daß es sich um ein großes Landgut handelt. Das Wort XOOQLOV würde in diesem Fall die Grundherrschaft bedeuten; vgl. DÖLGER: Beiträge 126; KAZDAN: Otnosenija 54 f. und A.l. Der gleiche Ausdruck in diesem Sinne in: BNJ 13 (1937) ~' 62 (nach S. 308). Ob der Name mit nQo!-'-ooEAAa (= alter Gaul) verwandt ist oder aus dem Slavischen stammt, sei hier dahingestellt. Vgl. ferner ASDRACHA: Region 136. Morrha ist die spätbyzantinische Bezeichnung einer Provinz, die das Tal der Arda in der Zentralrhodope umfaßte und die in früheren Jahrhunderten Achrido hieß; vgl. JIRECEK: Heerstraße 97; ASDRACHA a.a.O. 148f. Tzernomianon (Cernomen, Cirmen, Zeirinia) lag am rechten Ufer des südlichen Hebros, nördlich der Mündung des Nebenflusses Arda, wie es scheint zwischen Adrianopel und Neutzikon. Bereits im Altertun führte an dieser Stelle eine steinerne Brücke über den Hebros. Vgl. JIRECEK a.a.O. 99. SAMOTHRAKIS, AE~Lx6v s.v. ZELQl1VLa. Hier erlitt am 26. September 1371 der Serbenkönig Vukasin eine vernichtende Niederlage durch die Türken: JIRECEK: Serben I 437f. Vgl. ferner ASDRACHA a.a.O. 149. Tundza (Tonzus), der größte Nebenfluß des Hebros, 416 Kilometer lang. Er entspringt am Fuße des höchsten Balkangipfels Maragedik bei Kalofer. Er bildet viele kleine Inseln, bevor er in der Höhe von Adrianopel in den Hebros mündet. Vgl. JIRECEK: Heerstraße 47. Nach Kantakuzenos unterredete sich der jüngere Andronikos mit dem mongolischen Anführer von Ufer zu Ufer (vgl. Kant. I 514,8f.), nach BOSCH a.a.O. 67 trafen sie sich auf einer Insel der Tundza (ohne Quellennachweis). Vgl. ferner PARISOT: Cantacuzene 10. Zu dem mongolischen Anführer Taspugas vgl. MORAVCSIK: Byzantinoturcica II 300. PARISOT a.a.O. versteht den Namen als Tachbou-khan. BOSCH a.a.O. 67 vermutet in diesem Gerücht doch einen Wahrheitskern: es hätte der alte Kaiser während des Bürgerkrieges tatarische Truppen angefordert, von denen er sich distanzieren mußte, als sie nach dem Abschluß des Friedensvertrages mit seinem Enkel eintrafen. Zu den byzantinisch-tatarischen Beziehungen vgl. oben A.243. Das Todesdatum der Irene-Adelheid ist auch durch eine Kurzchronik überliefert: Donnerstag, 16. August 6832 (= 1324); vgl. LAMPRos in: NE 7 (1910)
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139 Nr. 47 (sie fehlt bei SCHREINER: Kleinchroniken II, 609 vor Nr. 27; bei OHNSORGE: Abendland und Byzanz 493 wird der 17. August angegeben); VAN DIETEN: Gregoras II 1,186. Das Kloster des Konstantinos Lips, vom gleichnamigen Drungarios der Flotte im 10. Jahrhundert gegründet, lag östlich der Apostelkirche in KonstantinopeL Im 13. Jahrhundert wurde es von der Kaiserin Theodora, der Mutter Andronikos' II., restauriert und diente seitdem als letzte Ruhestätte prominenter Mitglieder der Palaiologendynastie: In der Kirche des Klosters wurden Theodora, ihr Sohn Konstantin, Irene-Adelheid, Andronikos II. und die russische Prinzessin Anna, die erste Gattin Johannes' VIII., begraben. Vgl. JANIN: Geographie 307f.; MÜLLER-WIENER: Bildlexikon (mit reicher Literatur); MACRIDY, T. / MEGAW, A. H. S. / MANGo, C. / HAWKINS, E. J. W.: The Monastery of Lips (Fenari Isa Camii) at Istanbul. DOP 18 (1964) 249 f. D.h. bis November 1324; die Jahreszahl muß bei VAN DIETEN a.a.O. korrigiert werden. Nach VAN DIETEN: ebenda bestätigt hier Kantakuzenos, daß der alte Kaiser nicht mehr daran dachte, seinem Enkel die Nachfolge zu verweigern. Dies findet natürlich durch die im folgenden berichtete Krönung des jüngeren Andronikos durch seinen Großvater eine feierliche Bestätigung. Es handelt sich um den Grafen Amedeo V. d. Gr. von Savoyen (1249-1323). In einer Anmerkung zu unserer Stelle wundert sich Pontanus, was aus den übrigen Kindern des Grafen geworden ist; er schreibt ihm allerdings irrtümlicherweise neun Töchter und drei Söhne zu. In Wirklichkeit hatte der Graf von seiner ersten Gattin, Sibille di Bage, die 1294 starb, zwei Söhne und zwei Töchter und von seiner zweiten, Maria von Brabant, die er 1297 heiratete, drei Töchter. Eine dieser letzteren war Giovanna-Anna, die künftige Kaiserin von Byzanz. Sie dürfte um 1305 geboren sein. Der Antilateiner Gregoras vermittelt uns das Bild einer jähzornigen, abergläubischen, leicht beeinflußbaren Frau von mittelmäßiger Intelligenz. Der von Kantakuzenos erwähnte Sohn des Grafen ist ihr Halbbruder Eduard. Zu Anna von Savoyen: MURAToRE, Dino: Una principessa sabauda sul trono di Bisanzio. Giovanna di Savoia, imperatrice Anna Palaiologina (Memoires de l'Academie de sciences, belles-Iettres et arts de Savoie, IV 11). Chambery 1906 (der sie 247f. gegen die negativen Urteile des Gregoras verteidigt); DIEHL, Charles: Figures byzantines II. Paris 1921,245 f. Abbildung Annas bei SPATHARAKIS: Portrait Nr. 181 (vgl. eben da 238f.). Vgl. ferner HEAD: Twilight 53f. Die byzantinische Gesandtschaft machte sich etwa im Juli 1325 auf den Weg nach Savoyen: DÖLGER: Regesten 2533. Für den byzantinischen Kaiser ging es dabei nicht nur um die Heirat des jüngeren Andronikos, der noch keinen Sohn hatte, sondern auch um die Verstärkung der Verbindungen des alten Kaisers zu
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den Ghibellinen Norditaliens, was mit seiner bisherigen Außenpolitik konform war und seine außenpolitische Position verbessern konnte; vgl. LAIOU: Latins 302. Auch für Eduard von Savoyen, der im selben Jahr eine Schlacht gegen seine westlichen Nachbarn verloren hatte, kam diese Allianz mit Byzanz nicht ungelegen. Eine Vermittlerrolle bei der Heirat hat, wie es scheint, Theodoros Palaiologos, der Markgraf von Montferrat (: unten A.350) gespielt: DÖLGER: Ebehda; LAIOU: Ebenda 302f. Zum Ausdruck «conte» des Textes vgl. TEOTEOI: Conception 175. Andronikos Tornikes Komnenos Dukas Palaiologos, einziger Sohn des Isaakios Tornikes und der Maria Tornikaina Palaiologina. Er muß um diese Zeit bereits ein Mann im vorgerückten Alter gewesen sein. Er starb als Mönch Antonios an Schwindsucht. Die Familie stammte aus dem armenischen Herrscherhaus von Taron. Vgl. SCHMALZBAUER: Tornikioi 126f.; THEOCHARIDES: T~a!l1tAa%(j)vE<; 173 f. Zum Amt des Parakoimomenos s. oben A.28. Jean de Gibelet war auf Zypern beheimatet. Die Familie stammte aus Syrien. Während des 13. und des 14. Jahrhunderts tauchen mehrere Personen mit dem Namen Jean de Gibelet auf, so daß nicht immer mit Sicherheit ~nter ihnen unterschieden werden kann. Vgl. DE MAS LATRIE, M. L.: Histoire de l'ile de Chypre. III. Paris 1855,700 A.4; LAIOU: Latins 303 A.79. Derselben Familie entstammte Ernoul de Gibelet, der gegen Ende des 12. Jahrhunderts das Geschichtswerk Wilhelms von Tyros fortgesetzt hat. Es handelt sich, wie es scheint, um den französischen König Karl den Schönen (1322-1328), den letzten der Dynastie der Kapetinger, der um diese Zeit seit dem Tod seiner zweiten Frau, Marie de Luxembourg, Witwer war. Für diese Nachricht, daß der König von Frankreich um Anna von Savoyen warb, stellt unser Text die einzige Quelle dar: PARISOT a.a.O. 69 A.4. Vgl. ferner TEOTEOI: Conception 176. Kantakuzenos schwebt hier das Dogma von der ökumenischen Mission des byzantinischen Kaisers vor: Als Nachfolger des ersten christlichen Herrschers, Konstantins d. Gr., ist der byzantinische Basileus der einzige rechtmäßige Kaiser. So beansprucht Byzanz den ersten Rang gegenüber anderen Staaten, seine Oberhoheit ist jedoch ideeller Natur: OSTROGORSKY, Georg: Die byzantinische Staatenhierarchie. Seminarium Kondakovianum 8 (1936) 4lf. (= DERs.: Zur byzantinischen Geschichte 119 f.); F. DÖLGER: Die «Familie der Könige» im Mittelalter, Hist. Jahrb. 60 (1940) 397-420 = DERs.: Byzanz und die europäische Staatenwelt, 2. Aufl., Dar~stadt 1964, S. 34-69. Das im folgenden in aller Einzelheit dargelegte Krönungszeremoniell eines spätbyzantinischen Kaisers stimmt fast wörtlich mit dem entsprechenden Expose bei Pseudo-Kodinos, de offic. 7 (S. 255 f. VERPEAUX) überein. Es erhebt sich daher die Frage, ob die beiden Texte in einem Abhängigkeitsverhältnis zueinan-
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der stehen. Po nt anus (in einer Notiz zu unserer Stelle) sowie HEISENBERG: Palaiologenzeit 89 und PARISOT a.a.O. 20 haben angenommen, daß PseudoKodinos diesen Abschnitt unseres Historikers im großen und ganzen abgeschrieben habe, zumal sie den Traktat de officiis für jünger als das Geschichtswerk des Kantakuzenos hielten. Heute wissen wir, daß beide Werke fast gleichzeitig entstanden sind (der Traktat des Pseudo-Kodinos, dessen Text übrigens mehr umgangssprachlich ist als der des Kantakuzenos, ist wahrscheinlich sogar etwas früher als das Geschichtswerk des Kantakuzenos anzusetzen), so daß die Möglichkeit erwogen werden kann, daß letzterer aus Pseudo-Kodinos geschöpft hat. Dies wird von VERPEAUX: Pseudo-Kodinos 34 aus verschiedenen inneren Gründen für unwahrscheinlich gehalten. Man muß also annehmen, daß beide Darlegungen des Krönungszeremoniells unabhängig voneinander entstanden sind und daß beide Autoren das einschlägige Protokoll des Hofes benutzt haben. Kantakuzenos beschreibt also hier nicht speziell die Zeremonie der Krönung Andronikos' III. (wie VAN DIETEN a.a.O. 178 A.155 meint), sondern das zu seiner Zeit allgemeingültige Krönungszeremoniell, welches auch in dem Fall des jüngeren Andronikos zur Anwendung kam (vgl. den Schlußsatz des Kantakuzenos [1204,1] «ähnlich verlief auch die Feierlichkeit der Krönung des jüngeren Kaisers Andronikos»). Unter diesem Aspekt sind eben jene Partien des Historikers zu sehen, in welchen von der Gemahlin oder dem Vater des gekrönten Kaisers die Rede ist, Personen, die beide im Fall des jüngeren Andronikos fehlen: VERPEAUX a.a.O. 33. Ein Krönungsprotokoll aus mittelbyzantinischer Zeit hat sich bei Konstantinos Prophyrogennetos, de cerim. I 38 f. (I 191f. REISKE) erhalten, von welchem das Expose des Kantakuzenos beträchtlich abweicht. Kaisersalbung und Schilderhebung z. B. kennt das mittelbyzantinische Protokoll nicht (vgl. unter A.265 und 267). Nach TREITINGER: Reichsidee 27 f. galt die kirchliche Krönung des Kaisers in Byzanz als separater Akt, durch den die Autorität sowie die staatsrechtliche Stellung des Kaisers nicht berührt wurden. Als erster Kaiser wurde Phokas 602 in einer Kirche gekrönt, Konstans II. 641 als erster in der Hagia Sophia. Bei der kirchlichen Krönung wirkte der Patriarch von Konstantinopel seit eh und je mit, seine Mitwirkung wurde jedoch niemals so aufgefaßt, als verliehe sie der Krönung rechtliche Gültigkeit. Vgl. ENSSLIN, Wilhelm in: BZ 42 (1943-49) 370f., ferner SICKEL, W.: Das byzantinische Krönungsrecht bis zum 10. Jahrhundert. BZ 7 (1898) 524 f. Zum Patriarchen Esaias (30. November 1323 - Ende 1334), der nach über 30monatiger Vakanz des Patriarchenthrones nach dem Tode des Gerasimos (: oben A.87) die Leitung der Kirche übernahm, s. GEDEON: IIa'tQwQXLxoL rtLvaXEe; 417f.; LAURENT: Patriarches 152f.; VAN DIETEN: Gregoras II 1,171f. Die Chronologie der Krönung ist auch durch eine Kurzchronik überliefert (: SCHREINER: Kleinchroniken I 77 Nr. 15), wobei aber die Indiktionszahl (9 in 8)
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korrigiert werden muß: LOENERTZ: Chronique breve 35lf. Vgl. ferner RAYBAUD: Gouvernment 69f.; CHRISTOPHILOPULU: 'E%AOY~ 189. Das Datum ist auch durch eine Notiz im Cod. Ath. Iviron 302 überliefert (= SCHREINER: Kleinchroniken II 609 Nr. 27) mit der richtigen Indiktionszahl. Die Byzantiner übernahmen vom Altertum die Zwölfteilung des Tages, die seit dem 2. Jahrhundert n. Chr. üblich war und in der je nach der Jahreszeit die Stunden ungleich lang waren. So fing die erste Stunde des Tages mit dem Sonnenaufgang an, drei Uhr war gegen Mitte des Vormittags, sechs Uhr am Mittag usw. Zwei Uhr als hora plena fiel, je nach der Jahreszeit, zwischen 7.30 und 8.30 unserer Tageszeit. Vgl. GRUMEL: Chronologie 163. Die Schilderhebung als Bestandteil des Rituals der Kaiserernennung wurde unter Juli an eingeführt: Seine meuternden Soldaten riefen ihn im Februar 360 zum Kaiser aus, indem sie ihn auf einem Schild erhoben und mit einem Torques krönten. Diese Sitte der Schilderhebung, die zweifellos von den Germanen übernommen wurde, lebt in Byzanz während der nächsten Jahrhunderte fort, und wir hören von ihr noch im J. 602 bei der Thronbesteigung des Phokas. Dann brechen die Nachrichten über sie ab, und erst im 13. Jahrhundert mit der Krönung der nikäischen Kaiser taucht sie wieder auf. Wahrscheinlich wurde sie bei der Thronbesteigung Theodoros' I. Laskaris wieder aufgenommen. Die spätbyzantinische Schilderhebung unterscheidet sich aber in mehreren Punkten von der frühbyzantinischen: Der Kaiser steht nicht mehr aufrecht, sondern sitzt auf dem Schild, sie wird nunmehr vor der Kirche vorgenommen, außerdem wird sie nicht nur beim Hauptkaiser, sondern auch bei den Mitkaisern angewandt usw. Vgl. ENSSLIN, Wilhelm: Zur Torqueskrönung und Schilderhebung bei der Kaiserwahl. Klio 35 (1942) 293 f.; OSTROGORSKY: Kaisersalbung 252f.; TREITINGER a.a.O. 22f.; WALTER, Christopher: Raising on a Shield in Byzantine Iconography. REB 33 (1975) 160f. Nach der von Theophanes a. m. 5930 (193 DE BooR) vertretenen Überlieferung entstand das sog. 'tQLoaywv (bzw. 'tQLmiyw~ [ ü~vo~]) in der Zeit des Patriarchen Proklos (434-446), als die Einwohner von Konstantinopel infolge ständiger Erdbeben die Stadt verlassen hatten und sich im Freien aufhielten. Dabei soll ein gottesfürchtiger junger Mann eine Stimme vernommen haben, die ihn das Trisagion singen hieß. Nachdem Proklos es in die Litanei eingeführt hatte, hörten die Erschütterungen der Erde sofort auf. Daraufhin ordneten Theodosios und Pulcheria an, es in die alltägliche Doxologie aufzunehmen. Zum Text des Trisagions s. JANIN: Eglises orientales 46 sowie die Anm. des Pontanus zu unserer Stelle. Wichtigster Bestandteil der spätbyzantinischen Krönung war die Kaisersalbung. Sie wurde in nikäischer Zeit eingeführt, und Theodoros I. Laskaris ist wahrscheinlich der erste Kaiser, der sich krönen und salben ließ. Anlaß zur Einfüh-
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rung dieses Brauchs war vermutlich das Beispiel Balduins 1. von Flandern, des ersten lateinischen Herrschers von Konstantinopel, der sich bei seiner Krönung salben ließ (vgl. LONGNON: Empire Latin 49): Die byzantinischen Kaiser von Nikaia wollten in jeder Hinsicht ihren lateinischen Rivalen gleichwertig sein. So wurde die Salbung auch in ihr Krönungsprotokoll aufgenommen. Vgl. OSTROGORSKY: Kaisersalbung 246f.; TREITINGER: Reichsidee 29; HENDRICKX, B.: Les institutions de l'empire byzantin de Constantinople (1204-1261); le pouvoir imperial, BYZANTINA 6 (1974) 100f.; NICOL, Donald M.: Kaisersalbung. The Unction of Emperors in Late Byzantine Coronation Ritual. Byzantine and Modern Greek Studies 2 (1976) 37 f. (in welchem Artikel behauptet wird, die Kaisersalbung sei bereits vor Nikaia Bestandteil des byzantinischen Zeremoniells gewesen und stelle keineswegs eine Nachahmung des lateinischen Ritus dar, was bereits Mare Bloch vermutet hatte; vgl. OSTROGORSKY, G.: Zur byzantinischen Geschichte. Darmstadt 1973,143 A.l); ferner WALTER, Christopher: The Significance of Unction in Byzantine lconography. Ebenda 66 f. Wahrscheinlich hat Kantakuzenos hier den Text des Konstantinos Porphyrogennetos über die Kaiserkrönung vor Augen; dort steht nämlich (I 194,5-6 REISKE), daß die Chlamys und die Kronen auf einem provisorischen Altar (= Antimision) ausgestellt werden. Unter Soleas ((bzw. Solea) ist ein erhöhter Platz zwischen Kanzel und Altarraum zu verstehen; vgl. REISKE zu Konst. Porph., de cerim. 15,5(11 102). SOTERlU, G. A., in: 'AgxmoAoYL%~ 'ECPllIlEgLS; (1929) 226 A.1. Leo Allatius hat dem Soleas eine spezielle Abhandlung gewidmet. Vgl. ferner die Anmerkung des Possinus in der Bonner Ausgabe des Pachymeres (I 606 f.). Bei Pseudo-Kodinos, de offic. 7 (S. 263 VERPEAUX) werden die Domestikoi als getrennte Gruppe aufgeführt und sind von den Vorsängern (Protopsaltai) offenbar zu unterscheiden. Richtiger scheint jedoch die Formulierung des Kantakuzenos zu sein, wonach 'Domestikoi' eine andere Benennung für 'Protopsaltai' ist; denn dies wird auch von Johannes Kitros, de offic. 30 bestätigt: «Der Domestikos der Ps alten, den einige Protopsaltes nennen». Vgl. DARROUZES: Recherehes 539. Nach Pseudo-Kodinos, ebenda, stellt das Wort 'Kraktai' eine ältere Bezeichnung für die Lektoren der Kirche dar. Nach REISKE a.a.O. 11 89 und HEISENBERG: Palaiologenzeit 106 f. waren die Kraktai Sänger weltlicher Lieder, im Gegensatz zu den Kirchensängern, die dem Klerus angehörten und kirchliche Lieder sangen. Beide Erklärungen widersprechen einander nicht, sondern sind mit einander zu kombinieren. Vgl. ferner HANDSCHIN, Jacques: Das Zeremonienwerk Kaiser Konstantins und die sangbare Dichtung. Rektoratsprogramm Basel 1940-41, 72f. und 105. Wertvolle Notizen bringt mitunter VERPEAUX zum Text des Pseudo-Kodinos, er geht jedoch damit äußerst sparsam um.
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Unter 'großem Introitus' (IlEyaATJ EtooÖot;) ist jene Phase der sog. Messe der Gläubigen, d.h. des dritten Teils der orthodoxen Liturgie, zu verstehen, in welcher der Priester und der Diakon mit dem Abendmahlkelch bzw. Abendmahlteller in der Hand durch die nördliche Pforte des Ikonostasion (= Ikonenwand) das Kirchenschiff betreten, während eine Eskorte von Kreuzträgern usw. ihnen vorangeht. Ziel der Prozession ist der Altar, an den sie durch die zentrale Pforte der Ikonostase gelangt. Die Prozession heißt großer Introitus zur Unterscheidung vom sog. kleinen Introitus oder Introitus des Evangeliums. Vgl. JANIN: Eglises orientales 47; TAFT, Robert F.: The Great Entrance (Orientalia Christiana Analecta, 200). Rom 1978. 273 'Prothesis' nennt man in der orthodoxen Kirche jenen Teil des Altarraumes, links vom Altar, der zumeist die Form einer Nische hat und wo auf einem Tisch der Abendmahlkelch und -teller sowie der Wein und das Brot aufbewahrt werden, bevor sie auf den Altar gebracht werden. An der Pro thesis wird die Messe vorbereitet, deshalb heißt der erste Teil der orthodoxen Liturgie ebenfalls Prothesis. Vgl. JANIN a.a.O. 42f.; ENGDAHL, Richard: Beiträge zur Kenntnis der byzantinischen Liturgie. Berlin 1908 (Nachdr. Aalen 1973), 130f. SCHULZ, H.J.: Die byzantinische Liturgie. Freiburg i.Br. 1964, 113f. Zu der Prothesis der Hagia Sophia s. ANTONIADES: "ExcpQaat<; II 138 f. 273a Zur Ersatzfunktion des hier genannten Prunkmantels für die ältere Chlamys: TREITINGER: Reichsidee 26 A. 76. 274 Die Aufgabe des Depotatos, der ein Officium der Kirche bekleidete, bestand u. a. darin, bei Prozessionen vor dem Patriarchen zu gehen. So fungiert hier der Kaiser als Depotatos, indem er bei der Prozession des großen Introitus an der Spitze geht. Der Brauch hat den Sinn, daß der Kaiser durch Einnahme dieser freilich bescheidenen Stelle der Hierarchie Mitglied des geistlichen Standes wird. Es konnte bisher nicht ermittet werden, wann dieser Brauch ins Krönungszeremoniell eingeführt wurde. Vgl. DARROUZES: Recherches 215 f.; SIKKEL, W.: Das byzantinische Krönungsrecht bis zum 10. Jahrhundert. BZ 7 (1898) 524 und 550; WESSEL, Klaus: Die Kultur von Byzanz. Frankfurt/M. 1970, 464f. 275 Die Varäger waren ursprünglich skandinavische Krieger, die seit dem 9. Jahrhundert in Byzanz als Söldner, vorwiegend als Leibgarde des Kaisers, dienten. Mit Hilfe der berühmten varägisch-russischen DruZina, die 988 vom Fürsten Vladimir von Kiev nach Byzanz geschickt wurde, gelang es Basileios II., den Aufstand des Bardas Phokas niederzuschlagen. Nach VASILJEVSKIJ, Vasilij G.: Varjago-russkaja i varjago-anglijskaja druzina v Konstantinopole XI i XII vekov, in: Trudy I 176 f. wurden seit den siebziger Jahren des 11. Jahrhunderts in Byzanz die Varäger aus Rußland durch solche aus England ersetzt; vgl. VASILIEV, Alexander A.: The opening Stages of the Anglo-Saxon 272
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Immigration to Byzantium in the Eleventh Century. Seminarium Kondakovianum 9 (1937) 39 f. Trotz umfangreicher Literatur bleiben hinsichtlich der Varäger viele Probleme ungelöst, da die Rolle, die das skandinavische Element im antiken russischen Staat gespielt hat, noch nicht erhellt bzw. äußerst umstritten ist; vgl. KARLIN-HAYTER, Patricia: Oli en est la question varegue? Byzantion 42 (1972) 245 f.; BLÖNDAL, S.: The Varangians of Byzantium, translated, revised and rewritten by B. S. Benedikz, Cambridge 1978, S. 191 ff. Der Name stammt wahrscheinlich vom normannischen wara (= Pakt) und bedeutet den Söldner: DENDIAS, Michael A.: ot BUQuyym xui L0 BU~UVLLOV. DIEE 9 (1926) 149 f. In der Zeit des Kantakuzenos bedeutet der Name wahrscheinlich einfach die Leibwächter des Kaisers. Bei Gregoras (1303,22 und 566,15) ist von den «kaiserlichen Beilträgern» die Rede. Vgl. ferner DIETERICH: Quellen II 125 f. und 166 sowie TINNEFELD, Franz: Demetrios Kydones Briefe I, 1, Stgt. 1981, 273, A.8. Maphorion ist ein Kleidungsstück aus Seide, das der Patriarch bzw. die Bischöfe um die Schultern tragen. Es war in der Regel mit Kreuzen, Bildern usw. dekoriert. Das Wort betrachtet REISKE a.a.O. II 612 als eine Verderbnis des richtigen W!!OqJOQLOV. Wahrscheinlich war 'Maphorion' ursprünglich ein selbständiges Wort und bezeichnete ein Kopf tuch (vgl. DU CANGE: Glossarium s. v.), später aber wurde es mit dem Omophorion verwechselt. Letzteres kommt auch an der entsprechenden Stelle des Pseudo-Kodinos vor. Vgl. JANIN a.a.O. 36. Zur symbolischen Deutung des Omophorion: ENGDAHL a.a.O. 128 f. Ein vorzügliches blaues Maphorion (Schleiergewand) trägt die Muttergottes auf der berühmten Kreuzigung von Thessalonike (14. Jahrhundert), die im Athener Byzantinischen Museum aufbewahrt wird. Der Referendar war ein Diakon, der als Bote des Patriarchen zwischen Palast und Patriarchat diente. Vgl. REISKE a.a.O. II 60; DARRouzEs: Recherehes 373 f. Die orthodoxen Priester nehmen das Abendmahl nach der Art der alten Christen, direkt aus dem Kelch. Es ist nicht bekannt, wann der Löffel eingeführt 'Yurde. Vgl. GOAR, Jakob: Euchologion sive rituale Graecorum. Venedig 1730 (Nachdr. Graz 1960), 128 A.161 sowie die Anm. J. Gretsers (Kant. III 427f.). Pseudo-Kodinos fügt hier hinzu: «was wir Antidoron nennen». Unter 'Antidoron' versteht man die Brotstücke, die nicht für das Abendmahl benutzt wurden und die am Ende der Liturgie an die Anwesenden verteilt werden. V gl. JANIN a.a.O.50. Unter 'Katechumena' sind Emporen an der nördlichen, südlichen und westlichen Seite der Kirche zu verstehen (heute zumeist yuvmxwvLLy\<; [= Frauengestühl] genannt). Ein Platz auf den Emporen war für den Kaiser reserviert. Der Name entstand wahrscheinlich dadurch, daß ursprünglich diese Räume den Katechumenen vorbehalten waren. Vgl. REISKE a.a.O. II 165. Beim feierlichen
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Erscheinen des Kaisers auf den Emporen handelt es sich im übrigen um die Zeremonie der sog. Prokypsis: HEISENBERG: Palaiologenzeit 89 f. Zu den Emporen der Hagia Sophia s. ANTONIADES: "ExcpQaau; II 256f. Der mit diesem Amt beauftragte Beamte trägt den Titel des Domestikos der kaiserlichen Tafel oder heißt einfach 6 Erd LfJ~ LQaJ[E~'YI~. Aus Kant. 1,51(1255) erfahren wir, daß 1327 Phokas Marules dieses Amt innehatte. Vgl. GUILLAND, Rodolphe: Fonctions et dignites des eunuques. III. Le maltre d'hötel de l'empereur. Etudes byzantines 3 (1945) 179f. (= Recherches I237f.). Die hier beschriebene Sitte des Auswerfens von Geld unters Volk haben die byzantinischen Kaiser vom Altertum übernommen: Im römischen Kaiserreich war es üblich, daß der Kaiser bzw. hochgestellte Persönlichkeiten die sog. missilia in die Menge auswarfen. Das Wort, das bei Pachymeres in der Form EmX0I-lma vorkommt, ist mit neugr. Xol-lJtoöqta (= Geldbörse aus Tuch, Ersparnisse) in Verbindung zu setzen. Vgl. DU CANGE: Glossarium s.v. XOI-lßo~, ferner DEL MEDlco, H. E.: Le couronnement d'un empereur byzantin vu par un Juif de Constantinople. BSL 16 (1955) 60 f. Anna und ihre Begleitung reisten von der Residenz des Grafen von Savoyen in Chambery über den Alpenpaß Mont Cenis nach Savona am Golf von Genua, wo die künftige Kaiserin sich einige Wochen aufhielt und von den genuesischen Ghibellinen sich feiern ließ; dann traten sie im Herbst 1325 die Seereise nach Konstantinopel an. Kein Wunder, daß die junge Prinzessin nach einer so strapaziösen Reise, die fast ein halbes Jahr dauerte und zum großen Teil im Winter stattfand, nach ihrer Ankunft in Konstantinopel krank wurde. Wenn sie unterwegs auch noch seekrank war, wie VAN DIETEN a.a.O. 186 will, dann war die Fahrt von Italien nach Konstantinopel vielleicht eins der schlimmsten Erlebnisse ihres Lebens. Pontanus und du Cange belehren uns, daß das Wort axouLEQLO~ als äquivalent mit axouLaQLo~ zu betrachten ist, daß es dem franz. e[s]cuyer entspricht und den Schildträger eines Ritters (xaßaA.A.aQLo~) bezeichnet. Dem ist hinzuzufügen, daß die Bezeichnung e[s]cuyer an sich als Titel für junge Adlige diente, die noch nicht zum Ritter geschlagen worden waren. Kantakuzenos denkt hier an die Ankunft von Irene-Adelheid in Konstantinopel (Sommer 1317), die er wahrscheinlich als Augenzeuge erlebte, sowie an die der Gattinnen des älteren Andronikos, die er vom Hörensagen seiner Zeitgenossen kannte. Die Prozedur der Krönung der Kaiserin durch ihren Gemahl hat Kantakuzenos bereits oben, S. 139, dargelegt. Die Kammerzofe Zambea erwähnt er an anderer Stelle (III 54,19) in der Form 'Zampaia'. Es handelt sich wahrscheinlich um Isabella de La Rochette; vgl. MILLER: Cantacuzenus 313; TEoTEOI: Conception 171. Ihr Sohn Artotos scheint später gegen Kantakuzenos Partei genom-
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men zu haben; vgl. Kant. 3,19(11 123 f.); 3,20(II 126) und NICOL: Kantakouzenos 47. Darunter sind ritterliche Wettkämpfe zu verstehen, bei welchen man mit langen Stangen oder Lanzen ohne Spitze kämpft und versucht, den Gegenspieler vom Pferd zu stürzen. Gregoras (I 482f.) bietet eine ausführliche Beschreibung dieser Spiele. Bei der 't~ou01;Q(a ('t~oua'tQa, 't~6a'tQa, ital. giostra) kämpften zwei gepanzerte Ritter, die zwei rivalisierende Gruppen vertraten, während bei dem 'tEQVEI-tEV'tOV ('tOQVEI-tEV'tOV, torneamentum, ital. torneo) zwei Gruppen, die jeweils von einem Anführer geführt wurden, mit Keulen (nach Niketas Choniates S. 108,55 109,74 ebenfalls mit hölzernen Stangen [Lanzen]) gegeneinander kämpften. Die Spiele stellten einen Bestandteil von Feierlichkeiten anläßlich wichtiger Ereignisse wie z.B. einer Geburt im Kaiserhause dar; nach der obenerwähnten Beschreibung des Gregoras war die Geburt des Sohnes Andronikos' III. der Anlaß ihrer Durchführung. Die Behauptung des Kantakuzenos, die Ritter aus dem Gefolge der jungen Kaiserin hätten den Byzantinern zum ersten Mal diese Spiele beigebracht, scheint nicht zu stimmen, da wir aus Johannes Kinnamos und Niketas Choniates wissen, daß sie bereits in der Zeit Manuels I. aus dem Westen in Byzanz eingeführt wurden. Vielleicht muß man der Behauptung des Kantakuzenos jedoch nur soviel entnehmen, daß die Spiele nach langer Zeit wieder aufgenommen wurden. Nach KUKULES: BB III 147 hatten diese Spiele in Byzanz ihren Ursprung und wurden von dort in Westeuropa eingeführt! Eine von LAMPROS, Spyridon in: NE 5 (1908) 15 f. herausgegebene Ekphrasis schildert solche Spiele. Vgl. ferner DIETERICH: Quellen II 129 f.; Po LITES, Nikolaos G.: <0 'EQw't6xQL'tO~. AaoyQacp(a 1 (1909) 61 f.; GUILLAND: Etudes byzantines 92; VAN DIETEN: Gregoras II 2,336. Zu 'Frantza l vgl. TEOTEOI: Conception 174 A.27. Die von Kantakuzenos hier erwähnten Landstriche Thrakiens kommen unseres Wissens in anderen Quellen nicht vor. In epp. 54 und 55 (S. 18 f. LA PORTE-DU THEIL) gratuliert Theodoros Hyrtakenos Johannes Kantakuzenos, den er als Großdomestikos anredet, zu seinen erfolgreichen Operationen gegen die Türken in Kleinasien. Ein Feldzug des Großdomestikos nach Kleinasien wird jedoch weder von Gregoras noch von Kantakuzenos selbst erwähnt. Für den Fall, daß der genannte Epistolograph in den erwähnten Briefen, die sich leider nicht präzise datieren lassen, nicht einer Verwechslung zum Opfer gefallen ist, könnte man den erwähnten Feldzug des Kantakuzenos irgendwann zwischen der Krönung des jüngeren Andronikos (Februar 1325) und der hier im folgenden erwähnten Episode (November 1326) ansetzen. Vgl. NICOL: Kantakouzenos 37 A.5 und 39. Den hier erzählten Zwischenfall mit den Türken erwähnt auch Gregoras (1384) in Kürze. Er beziffert die Türken auf 70 und bezeichnet sie als Schiffbrüchige,
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mit welcher Bezeichnung auch Michael Gabras in dem unten erwähnten Brief übereinzustimmen scheint. Die Berichte beider Historiker stimmen darin überein, daß alle Türken beim Gefecht getötet wurden. Die Episode kann datiert werden, denn Kantakuzenos berichtet unten (I 270f.), die Fuß verletzung des jungen Kaisers sei erst nach vierzehn Monaten, als er die Kirche des Heiligen Demetrios in Thessalonike besuchte, durch ein Wunder geheilt worden. Dies geschah Januar 1328, das Scharmützel mit den Türken muß sich also im November 1326 ereignet haben. Vgl. VAN DIETEN: Gregoras II 1,187 und unten A.400. In ep. 411 (II 637 FATOUROS), die an Johannes Kantakuzenos adressiert ist, gratuliert Michael Gabras dem Großdomestikos zu seiner Rettung; «die Hand Gottes» habe ihn der Gefahr entzogen. Vgl. KURUSES: rUßUAÜC; 16f.; FATOUROS: Gabras I 15 f.; JORGA: Geschichte 162f. Rückschlüsse auf die Tapferkeit des Kantakuzenos zieht aus der Episode WEIss: Kantakuzenos 15. Unverdientes Unrecht tut wohl LAIOU: Latins 304 Andronikos d.]. und seinem Freund, wenn sie behauptet, der Mitkaiser sei bei diesem Zusammenstoß von den Türken geschlagen worden. Eine Wunde am Schenkel von einem türkischen Pfeil trug Andronikos d.J. auch in der Schlacht bei Pelekanon im Juni 1329 davon. Was Kantakuzenos hier ausschließlic~ als Familientreffen zwischen dem Bulgarenzaren Michael Sisman und Andronikos d. J. in Cernomen schildert, war in Wirklichkeit ein diplomatischer Zug des letzteren, um angesichts der zu erwartenden Auseinandersetzung mit seinem Großvater den Zaren auf seine Seite zu ziehen. Dabei kam es zwischen den bei den Herrschern zu einem Geheimabkommen, in welchem Michael dem jungen Kaiser seine Hilfe anbot, während Andronikos d.]. einer Allianz mit Michael gegen den Serbenkral zustimmte. Dies erfahren wir aus Gregoras (I 391f.), der andererseits den familiären Charakter des Treffens grundsätzlich nicht bestreitet, zum al der junge Kaiser, wie der Historiker uns versichert, seine Schwester Theodora (die Gattin Michaels) noch nicht zu Gesicht bekommen und die Kaiserinmutter Xene ihre Tochter seit mehr als dreiundzwanzig Jahren nicht gesehen hatte. Gregoras weiß noch zu berichten, daß Andronikos dem bulgarischen Zaren Geldzahlungen sowie territoriale Abtretungen in Aussicht stellte, die teils als «Mitgift», teils als Ergebnis der Allianz gelten sollten. Unter diesen Umständen ist es nicht übertrieben, wenn DÖLGER: Regesten 2680 den «Vertrag von Cernomen» ein Offensivbündnis gegen Andronlkos II. bzw. gegen Stephan Uros III. Decanski nennt. Vgl. BURMOV: Istorija I 33. Im Gegensatz zu Kantakuzenos, der das Zustandekommen des Treffens auf die Initiative des bulgarischen Zaren zurückführt und Andronikos d.]. sogar als zögernd darstellt, versichert uns Gregoras, daß das Treffen von Cernomen auf die Initiative des letzteren hin stattfand. Da Kantakuzenos gleich danach auf die Gründe des erneuten Ausbruchs des Bürgerkrieges zu
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sprechen kommt, liegt ihm vor allem daran, das Zustandekommen eines Bündnisses zwischen Michael und Andronikos d.). zu verschweigen, obwohl er im weiteren Verlauf seiner Erzählung diese Vertuschung nicht mehr aufrechterhalten kann; vgl. Kant. 2,3(1 324f.), an welcher Stelle Andronikos d.). den Zaren Michael «an die Vereinbarungen» erinnert, «die unter Eid zwischen den beiden getroffen wurden, als sie in Tzernomianon zusammengekommen waren» (weitere Stellen bei VAN DIETEN: Gregoras II 1,193). Der Umstand, daß der junge Kaiser vor dem Treffen von Cernomen die Zustimmung seines Großvaters einholt, verleiht entweder seinem Handeln einen hämischen Zug, falls dies wirklich stimmt und nicht eine Erfindung des Kantakuzenos ist - Gregoras erwähnt dieses Detail nicht -, der den plumpen Versuch macht, die Verantwortung für das Treffen dem älteren Kaiser aufzubürden. Oder aber es will Kantak. zeigen, daß der junge Kaiser nichts Heimliches unternahm und nicht gegen die Abmachung verstieß, die Außenpolitik stehe dem alten Kaiser zu. Das Datum des Treffens von Cernomen ist durch die Kurzchronik von 1352 überliefert: 13. Mai 1327; vgl. SCHREINER: Kleinchroniken I 78 Nr. 18; LOENERTz: Chronique breve 335 und 355 f. (damit ist wahrscheinlich entweder der erste oder der letzte Tag der achttägigen Zusammenkunft der beiden Herrscher gemeint). DÖLGER a.a.O., durch die unvollständige Ausgabe des Textes der Kurzchronik bei GORJANOV in: VV 27 (1949) 282 verleitet, datiert das Treffen auf den 13. Mai 1326, desgleichen BOSCH a.a.O. 62; vgl. LOENERTz a.a.O. 356; VAN DIETEN a.a.O. 192; BURMOV a.a.O. 34. Gregoras gibt als Ort der Zusammenkunft Didymoteichon an. Im übrigen scheint der unbekannte Autor der genannten Kurzchronik mit Gregoras darin übereinzustimmen, daß der Vertrag von Cernomen der friedlichen Koexistenz zwischen Andronikos d.J. und seinem Großvater ein Ende setzt. Ähnliches weiß Gregoras (1393) von der anderen Seite zu berichten: Einer von den Vertrauensleuten des jüngeren Andronikos kam heimlich zu dessen Großvater und gab an, sein Enkel schmiede mit seinen Anhängern Pläne für den Sturz des Kaisers, wobei sogar dessen Tod in Kauf genommen werde usw. Daraufhin ordnete der alte Kaiser Maßnahmen gegen seinen Enkel an und schickte an den Serbenkral eine Botschaft in der Absicht, ein Bündnis mit ihm einzugehen. Über die Familie Michaels VIII. Palaiologos hat Kantakuzenos bereits im Proömium, oben S. 17, gesprochen. Hier nimmt er jedoch diese Genealogie wieder auf, um seinem Leser die Abstammung des Johannes Palaiologos möglichst genau vor Augen zu führen. Johannes Palaiologos wurde um 1290 geboren. Seine Mutter war Irene Raul (: CHATZES: <PaouA. 23 f.). Im Gegensatz zu seinem Vater, der dem Neid seines Bruders zum Opfer fiel und mehrere Jahre im Kerker verbringen mußte (: oben A.8), genoß Johannes anscheinend die Gunst des alten Kaisers, der ihn zum
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Panhypersebastos ernannte und mit der Statthalterschaft der Städte Makedoniens betraute. Das Jahr seiner Eheschließung mit Irene Metochites läßt sich nicht genau ermitteln, auf jeden Fall fällt es zwischen 1305 und 1311; vgl. Sevcenko: Polemique 150 und A.3. Aus der Ehe sind einerseits ein Sohn, andererseits die unten erwähnte Tochter Maria hervorgegangen; vgl. VAN DIETEN: Gregoras I 298 AA64. Zu Johannes Palaiologos s. PAPADOPULOS: Genealogie 23f. Der Titel des Panhypersebastos nahm im Hofzeremoniell der Palaiologenzeit den 4. Rang ein hinter dem des Despotes, des Sebastokrators und des Kaisars; vgl. GUILLAND: Recherches I 416; VERPEAUX: Hierarchie 425. Er wurde Johannes im April 1305 verliehen: SEVCENKO a.a.O.; GUILLAND: Ebenda 140 A.98. Um diese Zeit rangierte der Titel des Panhypersebastos noch höher als der des Großdomestikos, um 1328 wurde jedoch der Großdomestikos auf den 4. Rang der Hierarchie vorgerückt, während der Panhypersebastos den 5. Rang einnahm. Zusammen mit dem Titel erhielt Johannes die gelben Insignien des Stadteparchen vom Kaiser; vgl. VERPEAUX: Ebenda 422f. Die Hochzeit der Maria Palaiologina mit dem 50jährigen Stephan Uros III. (1322-1331) fand 1325-1326, nach VAN DIETEN a.a.O. 191 vermutlich kurz nach dem 1. September 1325, statt; vgl. SEVCENKO a.a.O. 149. Maria dürfte 1313/14 geboren sein: Ebenda; DÖLGER: Neues zu Alexios Metochites 243 A.I2. Zum Kral Stephan Uros III. s. JIRECEK: Serben I 355. Zu den Söhnen des Theodoros Metochites s. oben A.83. In Urkunden aus späterer Zeit wird Demetrios Angelos Metochites als Gouverneur von Serrai erwähnt; vgl. GUILLOU: Saint-Jean-Prodrome 85. Strumitza (Strumbitza, Strimbitza, früher Tiberiupolis) lag am Fluß Strymon (Struma) in Nordrnakedonien, in einer geographisch und strategisch günstigen Lage. Vgl. TAFEL: Thessalonica 294f.; LEMERLE: Philippes I 73; SAMOTHRAKES a.a.O. 517 S.V. TLßEQLO{JJtOAL~. In dem unten (A.298) erwähnten Bericht des Gregoras über die Gesandtschaft nach Serbien wird Strumitza als «Städtchen über den Wolken» bezeichnet. Mit dem antiken Astraion identifiziert Strumitza LEAKE: Northern Greece III 465 f., was jedoch nicht sicher ist. Vgl. ferner DIETERICH: Quellen I 139. Melenikos (Melenikon, Melnik), Festung am oberen Strymon, bekannt vor allem als uneinnehmbarer Sitz des Bandenführers Strez am Anfang des 13. Jahrhunderts. 1247 war Michael Palaiologos, der spätere Kaiser, Statthalter der Stadt. Nachfolger des an unserer Stelle erwähnten Statthalters wurde Nikephoros Basilikos (: unten AA04), der erst nach dem Tode des alten Kaisers die Festung übergab. Vgl. VLACHOS, Theodoros N.: Die Geschichte der byzantinischen Stadt Melenikon. Diss. Köln, Thessalonike 1969; LEMERLE a.a.O. I 194; SAMOTHRAKIS 358 S.V. MEAEVOL'XOV; ILIEV, Jordan: Melnik. Sofia 1965 (uns
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nicht zugänglich). Der Name stammt aus dem Slavischen: KYRIAKIDES, Stilpon P. in: MaxEÖovLxa 3 (1953-1955) 404f. Über diesen Krieg des Panhypersebastos erfahren wir etwas mehr von Gregoras (I 373 f.). Johannes Palaiologos wollte nicht mehr dem alten Kaiser unterstellt sein, sondern erstrebte ein eigenes Reich, da er die Kaiserwürde als ein von seinem Vater ererbtes Gut betrachtete. Seinen Anspruch führte er offensichtlich auf die Absichten Michaels VIII. zurück, in Makedonien eine eigene Herrschaft für den Vater des Panhypersebastos zu schaffen (: Gregoras I 187; vgl. LAIOU: Aristocracy 146 und A.71). Mit Hilfe des Serbenkrals versucht Johannes nun, diese Herrschaft in der Gegend des Strymon zu gründen. Der alte Kaiser begegnete diesem Streich seines Neffen mit einer Gesandtschaft, die ihm in Skoplje seine Ernennung zum Kaisar, der dritthöchsten Würde nach der des Kaisers, sowie die zugehörigen Insignien überbrachte. Der neuernannte Kaisar konnte dadurch beschwichtigt werden, es blieb ihm jedoch kaum Zeit, seine Beförderung zu genießen, da er bald darauf starb. Die Episode führt uns den tiefsten Stand des geistigen und moralischen Niveaus vor Augen, das zu jener Zeit die führende Klasse in Byzanz aufwies und das den Untergang des byzantinischen Reiches beschleunigte. Die Rolle, die die Söhne des Metochites Demetrios und Michael in dieser Rebellion spielten, ist nicht klar. Der Erzählung des Kantakuzenos könnte man entnehmen, daß sie dem Rebellen gegenüber eine abwartende Haltung eingenommen hatten und daß sie in dem erwähnten Briefe ihm versicherten, daß er mit einem Gegenangriff aus den von ihnen kommandierten Festungen nicht zu rechnen brauche. Zur Rebellion des Panhyersebastos vgl. VAN DIETEN: Gregoras II 1,178 f.; JIRECEK: Serben I 360 (der aber die Rebellion in die Zeit nach dem Ausbruch der dritten Phase des Bürgerkrieges verlegt); DÖLGER: Regesten 2552. Mit dem Tod des Panhypersebastos hängt eine Gesandtschaft zusammen, die von Kantakuzenos nicht erwähnt wird und die das Ziel hatte, die Witwe des Panhypersebastos und Metochites-Tochter, die Kaisarissa Maria, von Skoplje zur Rückkehr nach Konstantinopel zu bewegen und zugleich Kontakt mit dem Kral aufzunehmen. An der Gesandtschaft nahm auch Gregoras teil, der dann einen ausführlichen Bericht, in welchem hauptsächlich der Reiseweg beschrieben wird, in der Form eines Briefes abfaßte und an seinen Freund Andronikos Zaridas sandte (vgl. GUILLAND: Correspondance 31-51). Später nahm er diesen Bericht in sein Geschichtswerk auf (I 374-383) (mehr dazu bei VAN DIETEN: Gregoras II 1,180f.). Teilnehmer an der Gesandtschaft waren außerdem ein Tornikes (Andronikos? Vgl. SCHMALZ BAUER: Tornikioi 126 und A.71), ein Kassandrenos, ein Meliteniotes Uohannes?) und wahrscheinlich Demetrios Angelos Metochites, der Bruder der Kaisarissa, der in Strumitza zu den Gesandten stieß. Die Gesandtschaft ging im Frühjahr 1327 ab (die Gesandten begingen das
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Osterfest, das auf den 12. April fiel, in Strumitza). Vgl. DÖLGER: Regesten 2562; VAN DIETEN a.a.O. 180f., 182f., 186f. und besonders BEYER: Chronol. 132f. (welche die Gesandtschaft ein Jahr früher datieren; dies hatte bereits REIN, E.: Florent. Briefsamml. 29 f. vermutet). Zum Begleitschreiben des jüngeren Andronikos an Theodoros Metochites vgl. DÖLGER: Regesten 2681 (mit Literatur zu den Söhnen des Metochites). Korrek- turen hierzu bei VAN DIETEN: Gregoras II 1,135. Das Sprichwort wird bei Apostolios 17,20 (CPG II 689 LEUTSCH) erklärt: «Den Kratzenden muß man wiederkratzen. Es wird auf diejenigen angewandt, die jemandem nützen oder schaden. Die Metapher kommt von den Eseln, die einander kratzen» (es heißt ebenda 'tov I;uov'ta av'tll;uELv). Vgl. ferner BEYER: Antirrhetika I 362 A.14. Der Protovestiarios Andronikos Palaiologos darf mit keinem der bei den Großstratopedarchen gleichen Namens verwechselt werden (vgl. oben A. 126). Sein Vater war Demetrios-Michael Kutrules, der Statthalter von Patrai (gemeint ist Neai Patrai, heute Hypate) und Thessalien. Das Geburtsjahr des Protovestiarios wird mit 1282 angegeben. Er war mit der Tochter des Georgios Kokalas (: unten A.325) verheiratet. Vgl. PAPADOPULOS: Genealogie 31 Nr. 50; GUILLAND: Recherches I 225; VAN DIETEN a.a.O. 159 f. Bei ASDRACHA: Rhodopes 196f. wird er mit dem gleichnamigen Großstratopedarchen verwechselt. Vgl. ferner ZAKYTHINOS, Dionysios A. in: EEBS 14 (1938) 281 f. Der Protovestiarios war der Nachfolger des comes sacrae vestis der frühbyzantinischen Zeit. Ursprünglich war dieser der Vorsteher der kaiserlichen Garderobe und Privatschatulle, in spätbyzantinischer Zeit gilt er jedoch als einer der höchsten Würdenträger des Hofes ohne spezifische Aufgaben. Vgl. GUILLAND, Rodolphe: Fonctions et dignites des Eunuques. Le Protovestiaire. Etudes byzantines 2 (1944) 202f. (= Recherches I 216f.); STEIN: Untersuchungen 32f. Die Tatsache, daß der Großlogothet persönlich zum Mitkaiser geschickt wird, deutet darauf hin, daß er maßgeblich daran beteiligt war, den alten Kaiser gegen den Protovestiarios aufzubringen. Mit diesen Worten umreißt der jüngere Andronikos hier die Pflichten der Hochgeborenen seiner Zeit: WEISS: Kantakuzenos 18; LAIOU: Aristocracy 139. Zu dem Ausdruck «Herrscher über alle» (: Kant. 1214,2) vgl. MICHEL, Anton: Die Kaisermacht in der Ostkirche, in: Das byzantinische Herrscherbild, hrsg. von H. HUNGER, 220 und A.58. Balagrada (Belegrada, Berat), Stadt in Nordepirus, gegründet im 5. Jahrhundert, Metropolitensitz. Wegen ihrer hohen Lage nennt sie Gregoras (173) «eine gleichsam in die Wolken ragende Feste». Vgl. TAFEL: Via Egnatia occidentalis 20; LEAKE: Northern Greece I 359; NICOL: Epiros 223; RU
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Der Dikaiophylax Gregorios Kleidas ist auch als Adressat eines Briefes des Manuel Gabalas aus dem Jahre 1313 bekannt. 1329 wurde er zum Katholikos Krites ernannt, 1332 fungierte er als Gesandter Andronikos' In. an den Dogen von Venedig. Vgl. KURUSEs: raßaAa~ 157f.; LEMERLE, Paul: Le juge general des Grecs et la reforme judiciaire d' Andronic In, in: Memorial Louis Petit. Bukarest 1948, 308 f. Das Amt des Dikaiophylax, ursprünglich ein ziviles Amt, gehört um diese Zeit dem Hofklerus an; wahrscheinlich war dieser Beamte mit der Lösung schwieriger Rechtsfragen beauftragt. Träger dieses Amtes war u. a. der Geschichtsschreiber Georgios Pachymeres gewesen. Vgl. STEIN: Untersuchungen 46; DARROUZES: Recherches 109f.; BECK: Kirche 115. Niphon ist mit einem Bischof von Moglaina identisch, der in einem Brief Gregorios' von Bulgarien erwähnt wird und dessen Identität LAMPROS nicht ermitteln konnte: NE 14 (1917) 343f. Ein Bischof Nimphon (?) ließ im Jahre 1360 in Nordepirus eine Kirche erbauen: Ebenda 16 (1922) 119 f. Moglaina (bzw. Moglena) ist die geographische Bezeichnung sowohl für eine westmakedonische Landschaft (= die antiken Landschaften Lynkestis und Eordaia) als auch für eine nördlich von Edessa, am fluß Moglenitza liegende Stadt. Vgl. TAFEL: Via Egnatia occidentalis 47; LEAKE a.a.O. In 270; NICOL a.a.O. 224. Der Name ist slavischer Herkunft: VASMER: Slaven 199 Nr. 39. Über diese Gesandtschaft berichtet auch Gregoras (1393 f.), ohne allerdings die Namen der Gesandten zu nennen. Im Bericht des Gregoras werden außer dem Pauschalvorwurf, der Mitkaiser habe den Vertrag und den Eid gebrochen, auch einzelne Anschuldigungen des alten Kaisers gegen seinen Enkel aufgezählt: Er habe die Steuerbeamten des Kaisers in seine Gewalt gebracht und ihnen die eingezogenen Steuergelder abgenommen, er habe die von seinem Großvater eingesetzten höheren Verwaltungsbeamten ihrer Ämter enthoben und ihre Posten mit eigenen Leuten besetzt, schließlich habe er sich seiner Tante Simonis unsittlich genähert. Außerdem gab es eine Menge anderer Anschuldigungen von untergeordneter Bedeutung, die Gregoras für nicht erwähnenswert hält. Die erste dieser Anschuldigungen erkennt auch Kantakuzenos an (I 230), kurz bevor er den jüngeren Andronikos in einer langen Rechtfertigungsrede dazu Stellung nehmen läßt. Zu der Gesandtschaft des alten Kaisers vgl. DÖLGER: Regesten 2583. Nach PARISOT: Cantacuzene 74 bezweckte Andronikos d.]. mit seinem Marsch nach Konstantinopel, einen Aufstand seiner dortigen Freunde in Bewegung zu setzen. Dies war nach Gregoras (1398) indessen die Befürchtung des alten Kaisers. Zu dieser Botschaft des Mitkaisers vgl. DÖLGER: Regesten 2687. Bei Gregoras ist anläßlich der Gesandtschaft vom Oktober 1327 von keiner Antwort des jüngeren Andronikos an seinen Großvater die Rede.
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Für die Kirchen im Blachernenpalast sowie für die Apostelkirche, deren Gottesdienst der Hofklerus versah, war offensichtlich nicht der Patriarch, sondern der Kaiser zuständig. Im übrigen vgl. DÖLGER: Regesten 2584. In der Zwischenzeit war der jüngere Andronikos bis nach Rhegion vorgerückt; vgl. Kant. 1,45 (I 219) und Gregoras 9,2 (I 397). Die Festung Ennakosia lag bei Rhegion (: oben A. 167), südlich der Straße, die nach Konstantinopel führte. Es gab dort ein Metochion des Lipsklosters. VgL JANIN: Constantinople 449 f. (der 'Hennakosia ' schreibt). Nach PARISOT a.a.O. 75 A.1 bedeutet die als Ortsname benutzte Zahl die Entfernung des Ortes von Konstantinopel, und zwar nicht in Meilen( !), sondern in Stadien. Dies würde ca. 170 Kilometer ausmachen. PARISOT kommt allerdings auf das Richtige, ca. 17 Kilometer, da er mit 90 (statt 900) multipliziert! Ähnliche Bezeichnungen trugen die Ortschaften Enaton und Hebdomon zwischen Rhegion und Konstantinopel (in diesem Fall sind Meilen gemeint). Diese Gesandtschaft des jüngeren Andronikos an seinen Großvater erwähnt auch Gregoras (I 397); seine Kurzfassung der Botschaft des Mitkaisers deckt sich zum Teil mit deren Inhalt bei Kantakuzenos, ohne daß dort Prusa erwähnt wird. Von einer Botschaft des Großdomestikos an den Kaiser weiß Gregoras nichts. Vgl. ferner DÖLGER: Regesten 2688. Kleine Stadt in Bithynien an der Propontis. Vgl. EVANGELIDES, Tryphon: BQUAAELOV - TQ(yAELa. Athen 1934 (uns nicht zugänglich). Aus Trigleia stammt die berühmte Mosaik-Ikone der Muttergottes «Glykophilusa» (14. Jahrhundert), die im Athener Byzantinischen Museum aufbewahrt wird. Im übrigen hat ARNAKES: '08wllavo( 94 A.70 unsere Stelle mißverstanden. Das Datum des Falls von Prusa ist durch eine Kurzchronik überliefert worden: 6. April 1326; vgl. SCHREINER: Kleinchroniken I 64 Nr. 6; CHARANIS: Short Chronicle 341f. und dazu VAN DIETEN: Gregoras II 1,188. Aus dem Wortlaut der Botschaft des jüngeren Andronikos (<
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zehnte früher; vgl. KRUMBACHER: Litteratur I 549 f. Zu Prusa vgl. ferner SÖLCH, J. in: BNJ 1 (1920) 292f.; KANDES, Basileios 1.: eH IIQouaa. Athen 1883 (die Eroberung ebenda 74f.). Im letzten Passus dieser Botschaft gibt Kantakuzenos ex eventu einen Ausblick auf den späteren Ausgang des Krieges. Es scheint sehr unwahrscheinlich, daß sein Schreiben an den Kaiser einen solchen Hinweis enthielt. Nach Gregoras (1398) hüllte sich der alte Kaiser lange Zeit in Schweigen, bevor er eine Antwort auf diese Botschaft seines Enkels gab; denn nach seinen Erwägungen würden sowohl die Einladung seines Enkels in die Hauptstadt als auch die Entsendung einer Abordnung von hochgestellten Persönlichkeiten nach Rhegion nur negative Folgen für ihn haben. Schließlich entschied er sich für das kleinere Übel und schickte die Abordnung zu seinem Enkel. Mit anderen Worten, der alte Kaiser war sich offenbar darüber im klaren, daß die Vorschläge seines Enkels einen wohlbedachten, gegen ihn gerichteten politischen Schachzug darstellten und daß die Erforschung der Wahrheit und die Wiederherstellung des Rechts dabei nur als Vorwand dienten. An diesem Vorstoß des Mitkaisers war Kantakuzenos sicher beteiligt, falls er nicht dessen eigentlicher Initiator war. Zum Vergleich des Staates mit dem Schiff im Meeressturm vgl. KAzDAN: Cantacuzene 312. Nach der Chronologie des Kantakuzenos (vgl. den Eingang von Kapitel 45) ist also dieses Schreiben des Mitkaisers an den Patriarchen und die Synode Anfang Dezember 1327 abgeschickt worden, da Andronikos Anfang Oktober in Rhegion ankam (Kant. I 219,15-17) und der Brief sagt, er weile schon 60 Tage dort (ebda. 224,9 f.). Nach DÖLGER: Regesten 2690, der sich auf die Chronologie von Gregoras stützt, ist das Dokument etwas früher zu datieren (im übrigen gehört die Angabe ebenda «D: Greg. IX, 2: I 3975 18» zum Regest 2688). Gregoras weiß von diesem Schreiben des Mitkaisers nichts. Zur Chronologie vgl. jedoch auch VAN DIETEN: Gregoras II 1,200. Der Titel des Archimandriten wurde ursprünglich dem Primas einer Klostergemeinde verliehen und entsprach damit dem Protostitel auf dem Heiligen Berg (vgl. oben A.198). Später bezeichnete er eine höhere Stellung in der Hierarchie des Klerus. Vgl. BECK: Kirche 137f. Die Abordnung an den Mitkaiser bestand also nach Kantakuzenos im ganzen aus 28 Personen. Nach Gregoras (I 398) wurden im ganzen 10 Männer geschickt (2 Senatoren, 2 Bischöfe, 2 höhere Würdenträger der Kirche und 4 vornehme Bürger). Den Unterschied versucht VAN DIETEN: Gregoras II 1,200 dahingehend zu erklären, daß Gregoras die vom Kaiser persönlich ausgewählten Mitglieder der Abordnung, die sein Vertrauen genossen, erwähnt, während die übrigen 18 vom Patriarchen und der Synode entsandt wurden. Vgl. auch DÖLGER: Regesten 2585, ferner Kant. 227,6.
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Der Erzbischof von Bulgarien Gregorios ist auch als Adressat von drei Briefen des Michael Gabras bekannt. Mit dem Lobe, das Kantakuzenos an unserer Stelle Gregorios spendet, scheint auch Gabras übereinzustimmen. Gregorios ist wahrscheinlich um 1332 gestorben. Vgl. KURUSES: rUßUAä.C; 125 A.4; FATOUROS: Gabras I 42; GUILLAND, Rodolphe: Les Poesies inedites de Theodore Metochite. Byzantion 3 (1926) 267 f. (an welcher Stelle das Jahr der Gesandtschaft korrigiert werden muß). Drei Briefe des Gregorios hat LAMPROS, Spyridon in: NE 14 (1917) 342f. herausgegeben. Der Bruder des Kirchenhistorikers Nikephoros Kallistos Xanthopulos. Er war ein enger Freund des Nikephoros Gregoras, der einen Brief an ihn richtete. Auch Nikephoros Chumnos, Maximos Planudes, Manuel Gabalas und Michael Gabras richteten Briefe an ihn; Manuel Philes und Theodoros Metochites haben ihm Gedichte gewidmet. Er wird des öfteren wegen seiner Erudition und seiner Rednergabe gelobt. Vgl. GUILLAND: Correspondance 386f.; TREU: Planudes 217. Er fängt seine Rede bewußt an wie Perikles seine Volksrede vor den Athenern bei Thukydides 2,60,1; vgl. oben A.235. Dies ist wahrscheinlich nicht zufällig, sondern der Historiker bezweckt damit, seinem Leser den Vergleich Andronikos-Perikles zu suggerieren: Wie dem großen Politiker des Altertums von den Athenern, so wird Andronikos d.]. von den Byzantinern Unrecht getan. Zu den Anschuldigungen des älteren Andronikos gegen seinen Enkel vgl. oben A.307 Die Rede des jüngeren Andronikos vor den Gesandten des Kaisers bringt auch Gregoras (I 398,15-402,20). Die beiden Texte differieren jedoch stark voneinander. Gregoras läßt Andronikos d.]. zunächst über sein hartes Leben und seine Verdienste im Krieg gegen die Feinde des Reiches sprechen. Er wirft dann seinem Großvater Untätigkeit vor und macht ihn für den Verlust der griechischen Städte in Kleinasien verantwortlich. Dann läßt er sich in allgemeine Feststellungen ein, in welchen als Leitmotiv immer wieder der Gedanke auftaucht, die Regierungszeit seines Großvaters habe zu lange gedauert. Die von seinem Großvater in Thrakien eingesetzten Statthalter habe er entlassen, weil sie die Thraker wie ihre Sklaven behandelt hätten. Nur in einem Punkt stimmen beide Texte überein, nämlich in der Widerlegung der Anschuldigung, er habe die Steuergelder des Kaisers an sich gebracht: Dies sei nur geschehen, um das Elend seiner Soldaten zu lindern, denen sein Großvater den Sold verweigert habe. Bei Gregoras geht der Mitkaiser in seiner Rede mitunter auf philosophische Überlegungen ein, die eher den Autor selbst als den Sprecher verraten. Wer beide Reden liest, kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß die Apologie des jüngeren Andronikos bei Kantakuzenos zu der realistischen Gesinnung des Sprechenden besser paßt und den Eindruck einer wahrheitsgetreuen Wiederga-
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be hinterläßt, und dies nicht nur wegen der eingeschobenen Dokumente, die auf jeden Fall echt wirken. Allerdings wäre es nicht undenkbar, daß das Argument über die Vernachlässigung Kleinasiens durch Andronikos H. und die Expansion der Türken, das Gregoras in den Mund des jüngeren Andronikos legt, von diesem tatsächlich vorgebracht wurde, da es mit seiner späteren Politik im Einklang steht; vgl. WERNER: Osmanen 118; KYRRIS: Urban Classes 23. Wie einst in dem Fall von Philanthropenos, hatte Andronikos d. Ä. die militärischen Fähigkeiten seines Enkels nicht anerkennen und dienstbar machen können oder wollen. Von einem anderen Gesichtspunkt könnte man die Unterschiede beider Texte der unterschiedlichen Betrachtungsweise sowie dem unterschiedlichen Stil beider Autoren zuschreiben. Es handelt sich um Georgios Kokalas, den Schwiegervater des uns bekannten Protovestiarios Andronikos Palaiologos (: oben A.301). Bei GUILLAND: Recherches I 225 wird ihm versehentlich der Titel des Großlogotheten gegeben. Der zehn Jahre später auftauchende Großadnumiastes Georgios Kokalas (: ebenda I 595) ist wahrscheinlich ein anderer. Anders HUNGER, Herbert: Anonymes Pamphlet gegen eine byzantinische «Mafia». Revue des etudes sud-est europeennes 7 (1969) 102f. Vgl. MARTINI: Philae carm. 27. Das Amt des Megas Logariastes taucht erst im 11. Jahrhundert auf. Der Träger dieses Amtes ist wahrscheinlich der Rechnungsprüfer aller Finanzbehörden. Im 14. Jahrhundert aber stellt dieses Amt nur noch eine bloße Würde ohne Funktion dar. Vgl. GUILLAND a.a.O. H 279; STEIN: Untersuchungen 33. Zu diesem Schreiben des Kaisers an den Protovestiarios vgl. DÖLGER: Regesten 2567. Alle drei Schriftstücke, die Andronikos in dieser Rede zu seiner Verteidigung anbringt, heben sich vom übrigen Text des Kantakuzenos durch ihren volkssprachlichen Stil ab. Viele Wörter und Wendungen stimmen mit denen der heutigen neugriechischen Demotike überein. Im übrigen handelt es sich um Geheimdokumente des Kaisers, die von den Soldaten des jüngeren Andronikos abgefangen wurden. Ihre Beweiskraft für die Argumentation des Mitkaisers ist jedoch sehr zweifelhaft (dies gilt vor allem für das zweite und das dritte Schriftstück), da der vom alten Kaiser seinem Enkel vorgeworfene Vertragsbruch wahrscheinlich in die Zeit vor dem Juli 1327 zurückgeht. Andronikos d.]. möchte mit der Verlesung dieser Dokumente seine Zuhörer beeindrucken, die ihre Aufmerksamkeit nicht so sehr auf das Datum als vielmehr auf den Inhalt gerichtet haben dürften. Unter Berufung auf PARISOT meint VERPEAUX: PseudoKodinos 34, die Wiedergabe dieser Schriftstücke beweise, daß Kantakuzenos Zugang zur Privatkanzlei Andronikos' H. hatte. Quelle des Geschichtsschreibers scheinen jedoch im vorliegenden Fall Kopien der abgefangenen Briefe des alten Kaisers gewesen zu sein, die Kantakuzenos und der Mitkaiser gemacht haben müssen, bevor sie die Originale dem alten Kaiser zurückschickten
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(: Kant. 1258,1 f.) Zur Anrede der Briefe vgl. DÖLGERIKARAYANNOPULOS: Urk. 110 A.3. Unter 'Kephalatikion' ist sowohl die Statthalterschaft als auch die dem Statthalter in seiner Eigenschaft als Oberhaupt (xEcpaA~) zukommende Steuer zu verstehen. Vgl. Kant. 3,53 (II 321,24) und DÖLGER: Beiträge 50f.; HEISENBERG: Palaiologenzeit 69f.; DRÄsEKE]. in: Neue Jahrb. 33 (1914) 499. Die Kontakte des alten Kaisers mit dem Serbenkral Stephan Uros III. d.]. 1327 zwecks eines Bündnisses stellen nach VAN DIETEN: Gregoras II 1,195 die Reaktion des ersteren auf die Allianz seines Enkels mit dem Bulgarenzaren in Cernomen (: oben A.290) dar. Nach Gregoras (I 390) war das Gegenteil der Fall. Kontakte unterhielt Andronikos d. Ä. mit dem Serbenkral schon seit der Rebellion des Johannes Palaiologos, wobei das Treffen von Cernomen (Mai 1327) die Reaktion des jüngeren Andronikos darauf darstellte. Der alte Kaiser verstärkte, wie es scheint, seine Kontakte mit Uros III. nach Cernomen. Zu diesem Prostagma des Kaisers vgl. DÖLGER: Regesten 2572. Ebenda 2578. Michael Asanes war der älteste Sohn des bulgarischen Zaren Ivan III. Asan und der Irene Palaiologina, einer Schwester Andronikos' II. Vgl. TRAPP: Asanen 166; Prosop. Lexikon Nr. 1514. Stammbaum der Familie auch bei KREKIC, Barisa: Contribution a l'etude des Asanes a Byzance. TM 5 (1973) 348. Entweder handelt es sich um einen chiffrierten Ausdruck (= «ich fange mit den Feindseligkeiten sofort an») oder um ein unbekanntes Sprichwort, etwa in dem Sinne: «ich lasse die Katze aus dem Sack». Vgl. Kant. I 258,7. Es ist nicht bekannt, was der Ausdruck des Textes E.VLO~ 1tOUXAOU bedeutet. Nach Du CANGE muß das Wort in ßaxAou korrigiert und der Ausdruck so verstanden werden, daß der Brief in einem hohlen Stock versteckt wurde. Vielleicht kann jedoch das Wort als gleichbedeutend mit 1tOUXAa aufgefaßt werden: Nach einem Scholion zum Geschichtswerk des Niketas Choniates (S. 142 BEKKER) bedeutet 1tOUXAa 'Spange, Agraffe' (vgl. KUKuLEs: BB II 2,56f.; LAMPROS, Spyridon in: NE 9 [1912] 482). Demgemäß wäre der Brief in einer großen Spange versteckt worden. Auf ein raffiniertes Versteck deutet auch der Satz hin: «Wer kann auf die Idee kommen, daß etwas in dem 1tOUXAO~ steckt?» (Der Stock hingegen war als Versteck nicht unbekannt: Theophanes von Byzanz frm. 3 [FHG IV 270 MÜLLER]). S. noch DRÄsEKE a.a.O. 499 (Becher!). Durch den Vertrag von Epibatai wurde zwischen den beiden Andronikoi vereinbart, daß Andronikos d.]. jährlich 36000 Goldmünzen als Apanage sowie eine unbekannte Summe als Sold für seine Soldaten vom Fiskus erhalten sollte (vgl. oben S. 119). Seit dem Abschluß dieses Vertrages (Juli 1322) bis zur Anhörung von Rhegion (Dezember 1327) waren 5 Jahre und 4-5 Monate vergangen. Wenn der jüngere Andronikos hier nur 4 Jahre und 4 Monate erwähnt, dann ist
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dies so zu verstehen, daß er nur die Zeitspanne berücksichtigt, für die ihm noch Geld geschuldet wird. Es ist für den Sprechenden hier unnötig, den ganzen Zeitraum zwischen Epibatai und dem gegenwärtigen Zeitpunkt zu erwähnen, falls ihm für einen Teil dieses Zeitraumes die vereinbarte Summe gezahlt worden war. Da es nun äußerst unwahrscheinlich ist, daß der Mitkaiser damals Epibatai mit leeren Taschen verließ, drängt sich die Vermutung auf, daß er damals die erste Zahlung seiner Apanage (36000 Goldmünzen) sowie den Sold seiner Truppen für ein Jahr erhielt. Aus diesem Grunde bedarf die Stelle keiner Emendation, wie DÖLGER: Regesten 2672 (5 Jahre und 4 Monate) und VAN DIETEN: Gregoras II 1,203 (5 Jahre und 5 Monate) vorschlagen. Der Wortlaut des Textes widerspricht einer solchen Interpretation nicht. Offenbar besteht die Forderung von 350000 Goldmünzen, die der jüngere Andronikos hier anmeldet, aus einem Apanagerückstand von 156000 und einem Soldrückstand von 194000 Goldmünzen. Die hohen Rückstände versucht PARISOT: Cantacuzene 62 f. so zu erklären, daß der alte Kaiser für die Ausgaben der Hochzeit seines Enkels aufkommen mußte, die Riesensummen verschlang (nur für die sog. Epikombia müssen schätzungsweise mehr als 100000 Goldmünzen ausgegeben worden sein, vgl. oben S. 141f.). 335 Theodoros Kabasilas ist auch aus Briefen des Michael Gabras, Theodoros Hyrtakenos und Johannes Chumnos bekannt. Bei den Epistolographen wird er als Megas Dioiketes apostrophiert, es handelt sich jedoch um dieselbe Person. Vgl. KURUSES, Stavros 1. in: EEBS 42 (1975-76) 412f.; FATouRos: Gabras 161. Im übrigen liegt die Pointe des Witzes darin, daß der Spitzname «PIanos» an den Satan erinnert, mit welchem der Mitkaiser kurz zuvor Leute wie Kokalas verglich. Das Amt des Logotheten des Heeres begegnet bereits im 7. Jahrhundert. Der Träger dieses Amtes fungiert als Vorsteher der Heereskasse. In der Palaiologenzeit ist dieses Amt jedoch zu einem bloßen Titel verfallen. Vgl. STEIN: Untersuchungen 33; GUILLAND: Recherehes II 283. 335a In der christlichen Überlieferung gewann das Wort «PIanos» den Sinn von {(Teufel», «Antichrist», vgl. A Patristic Greek Lexicon s.v. 336 Der jüngere Andronikos scheint sich dessen bewußt zu sein, daß die von ihm genannte Höhe der Schuld eine Riesensumme darstellt, die der alte Kaiser niemals aufbringen kann. Deshalb gibt er sich prompt zunächst mit der Hälfte, dann mit einem Viertel der Schuld zufrieden, um schließlich auf seine Forderung .völlig zu verzichten. Mag die bei Gregoras (I 402) vom Mitkaiser geforderte " Zahlung von 8000 Goldmünzen, mit der er sich dort zufrieden gibt, im Vergleich zu der in der vorliegenden Rede genannten Summe als ein lächerlicher Betrag erscheinen, so ist doch jene Forderung realistischer und kann daher der historischen Wahrheit entsprechen.
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VAN DIETEN a.a.O. 204 scheint diese Stelle mißverstanden zu haben: Andronikos d.]. schenkt nicht das Geld den Gesandten, sondern er verzichtet ihnen zu Liebe darauf. In anderer Hinsicht hat GIBBON: Dedine VI 492 A.9 unsere Stelle ebenfalls mißverstanden, wenn er schreibt: «Y et he [i. e. Andronikos d.].] would have remitted the debt, if he might have been allowed to squeeze the farmers of the revenue.» 338 Zu dieser Botschaft des jüngeren Andronikos an seinen Großvater vgl. DÖLGER: Regesten 2691. 339 Von der Bezeichnung 'Sklave' (ÖOUAO~) wird kein Untertan des byzantinischen Kaisers ausgenommen, nicht einmal der Mitkaiser. Dieses Formelwort des byzantinischen Protokolls macht einen charakteristischen Zug des byzantinischen Kaisertums wie des daraus resultierenden Hofzeremoniells deutlich: KÖPSTEIN: Sklaverei 34 (die Stelle bei Gregoras I 427,1 wird jedoch ebenda A.6 unscharf in terp reti ert). 340 Der sprichwörtliche Ausdruck bedeutet eine wertlose Hilfe, ähnlich dem Feigenbaumholz, welches zerbrechlich und zu nichts nutze ist. Das Sprichwort ist bei den spätgriechischen und byzantinischen Autoren sehr beliebt. Vgl. Libanios, ep. 52,4; 228,2; 530,2; 701,2; 1439,4 (FÖRSTER); Lukian, Ind. 6; Alkiphron 4,14,2; Synesios ep. 125 (S. 714 HERCHER); Niketas Choniates 590,71 (VAN DIETEN) usw., ferner Makarios 7,83 (CPG 11 210 LEUTSCH); KARATHANASIS: Sprichwörter 101; SALZMANN: Sprichwörter 86. 341 Der Terminus technicus für eine offizielle Botschaft des Patriarchen an den Kaiser, die normalerweise vom Referendar (: oben A. 277) überbracht wird, lautet ~~vu~a (Menyma, d. h. 'Benachrichtigung'). Vgl. DARROUZES: Recherehes 373 A.3; DRÄSEKE a.a.O. 505. 341a Zur Kritik an den (Tier-)Ärzten vgl. TINNEFELD, Franz: Demetrios Kydones Briefe 1,1. Stgt. 1981, T 14, A.5: S. 146; T 15: S.150/51342 Diese Szene wurde oben S. 119 ausführlich geschildert. 343 Gregorios Kutales ist auch aus Urkunden der Zeit bekannt. Er erhielt von Andronikos 111., um dessentwillen er ins Gefängnis geworfen wurde, nach dem Sturz des alten Kaisers den eigens für ihn geschaffenen Titel eines 'Megas' ('großen') Chartophylax (: Kant. 1313). Später wurde er Erzbischof von Thessaloni~ ke, wo er 1335 starb. Das Amt des Chartophylax trat er als Nachfolger seines Verwandten Manuel Kutales an. Vgl. DARROUZES a.a.O. 254; 503; KURusEs: e raßaAa~ 362f.; TAFRALI, 0.: Thessalonique des origines au XIV siede. Paris 1919, 293 (mit zum Teil fehlerhaften Angaben). Der Chartophylax, eines der wichtigsten Patriarch al ämter, fungierte in Konstantinopel als Archivar des Patriarchen. Er ist sein erster Sekretär sowie der der Synode und vertritt den Patriarchen in vielen Angelegenheiten der Kirche. Das Amt begegnet bereits im 6. Jahrhundert. Vgl. DARROUZES a.a.O. 334f. BECK: 337
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Kirche 109 f. Nach DARROUZES: Ebenda 374 wurde die Botschaft des Patriarchen Esaias an den Kaiser durch Kutales und Kyberiotes überbracht, entweder weil der Posten des Referendars zur Zeit vakant war oder weil seine Funktionen nicht mehr als so wichtig betrachtet wurden. In unserem Fall ist es jedoch naheliegend, daß der Patriarch seinen Stellvertreter an den Kaiser schickt, um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen. 344 Kyberiote~ ist ansonsten nicht bekannt. Der Archon der Klöster fungierte als Stellvertreter des Megas Sakellarios, der mit der Aufsicht über die Klöster beauftragt war. VgI. DARROUZES a.a.O. 550. 345 Makarios ist auch aus Urkunden bekannt. Sein Name kommt ebenfalls in einem Antipalamitenverzeichnis vor (: MERCATI: Notizie 223). VgI. Kant. 3,37 (II 228) und WEISS: Kantakuzenos 115. Im übrigen ist unsere Stelle die einzige im Geschichtswerk, an welcher Kantakuzenos für die ostmakedonische Stadt den Namen 'Serrai' benutzt; sie wird von ihm sonst stets 'Pherai' genannt, einschließlich der Stelle, wo derselbe Metropolit wieder erwähnt wird (I 313). Deshalb muß erwogen werden, ob an unserer Stelle LEQQWV in EQWV zu korrigieren ist. VgI. unten A.365. 346 Das berühmte Kloster des Heiligen Georg zu den Mangana, im südöstlichen Teil der Stadt, wurde in der Mitte des 11. Jahrhunderts von Konstantin Monomachos gegründet. Das Kloster wird in den Quellen des öfteren mit verschiedenen historischen Ereignissen der letzten byzantinischen Jahrhunderte in Beziehung gebracht. Auf dem Weg vom Manganen- zum Großen Palast wurde beim Passieren des Manganenklosters am 15. August 1118 Johannes (11.) Komnenos vom Volke zugejubelt. Ins Klöster des Heiligen Georg von Mangana zog sich Johannes Kantakuzenos nach seiner Abdankung im Dezember 1354 als Mönch zurück (vgl. oben S. 8 f.). In der Kirche des Klosters waren Reliquien von Heiligen und Märtyrern sowie die angeblichen Werkzeuge der Passion Christi (vgI. Kant. 1305) aufbewahrt. Aus der Bibliothek des Klosters stammen bedeutende Handschriften. Nach der Eroberung Konstantinopels ließ Mohammed II. das Kloster niederreißen und das Material für die Errichtung seines Serails verwenden. Zur Geschichte des Klosters: JANIN: Geographie 70f.; MAMBOURY, E.: Le quartier des Manganes et la premiere region de Constantinople. Paris 1939, 19 f .. Zum Hausarrest des Esaias vgI. DÖLGER: Regesten 2587. Der Bericht des Kantakuzenos verschweigt in diesen Zusammenhängen einiges, vgI. VAN DIETEN: Gregoras II 1,205. 346a Besonders die Malariakranken träumen vom Wasser. Zum sprichw. Ausdruck «Unmögliches verlangen» vgI. Eur. HF 318; Aristid. or. 43,66 (II 90 K.); Dion. HaI. 9,34. 347 Die dreizehnhundert ausgewählten Soldaten müssen in der Zwischenzeit nach Rhegion beordert worden sein; denn als der jüngere Andronikos mit Kantaku-
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zenos in Selymbria und dann in Rhegion anlangte, war er zunächst nur von seinen Dienern und seinen Freunden begleitet, um den Eindruck zu vermeiden, daß er mit einem Heer gegen die Hauptstadt marschiere (: Kant. 1215). Diese Brücke lag östlich von Rhegion und führte über den Kanal, der den dortigen See mit dem Meere verband. Bereits in frühbyzantinischer Zeit stand dort eine Brücke aus Holz, die Justinian durch eine steinerne Brücke ersetzen ließ. Vgl. PASPATES: IIQoao"[ELa 39; Kritob., Hist. 2,10,l. Der Domestikos der Tafel Phokas Marules ist auch aus einem Synodaldekret des Jahres 1341 bekannt, in welchem er als Gründer einer Theotokos-Kirche in der Nähe des Romanos-Tores in Konstantinopel erwähnt wird. Vgl. MM I 221; LAURENT, Vitalien: Legendes sigillographiques et familles byzantines. EO 30 (1931) 484; DERs., in: REB 10 (1953) 116. Der Megas Archon Marules, dessen Aktivitäten wir aus Pachymeres kennen, ist offensichtlich davon zu trennen; vgl. Pachymeres 5,21 (11 417 BEKKER). Phokas Marules ist der Vater des ebenfalls bekannten Johannes Synadenos Marules (vgl. unten A.437). Zum Amt des Marules vgl. oben A.281. Zum Gyrolimne-Tor s. A.114. Theodoros Dukas Komnenos Angelos Palaiologos, der zweite Sohn Andronikos' 11. und Irene-Jolantes, der Tochter Wilhelms VI. von Montferrat (vgl. oben A.12). 1305/1306 trat Theodoros die Nachfolge seines Onkels Johannes I. als Markgraf von Montferrat an und regierte bis zu seinem Tode im Jahr 1338. Er gründete damit eine eigene Dynastie, die bis zum Jahr 1533 über Montferrat herrschte. Zu Theodoros: LAIOU: A Byzantine Prince 386 f.; PAPADOPULOS: Genealogie 39. Aus unserer Stelle geht hervor, daß Theodoros des öfteren seinen Vater in Konstantinopel besuchte und damals nicht lange zuvor angekommen war; anderen Quellen jedoch, über die SEVCENKO: Polemique 163 A.l kurz berichtet, ist zu entnehmen, daß Theodoros nach seiner Auswanderung nach Montferrat nur zweimal Konstantinopel besuchte und sich das zweite Mal von 1325/26 bis 1328 dort aufhielt. Gregoras (I 396) fällt ein sehr negatives Urteil über Theodoros: Obwohl er in Konstantinopel auf Kosten des alten Kaisers lebte, der sogar seine Schulden bezahlte, spionierte er dort zugunsten des jüngeren Andronikos. Deshalb vergleicht ihn der Historiker mit Judas. Aus derselben Stelle erfahren wir noch, daß Theodoros versuchte, seinen Vater zu überreden, ihn zu seinem Nachfolger zu machen; als jedoch der alte Kaiser dies ablehnte, wechselte Theodoros auf die Seite des Mitkaisers über, um sich zu rächen. Vgl. Kant. 4,1 (111 12) und VAN DIETEN: Gregoras 11 1,198 f. Während seines Aufenthaltes in Konstantinopel schrieb Theodoros einen Traktat, der uns in einer französischen Übersetzung mit dem Titel «Enseignemens» erhalten ist. Er spricht darin über die schlimmen Zustände in Byzanz und schwärzt Theodoros Metochites gründlich an. Vgl. SEVCENKO a.a.O. 163f. (dessen Datierung jedoch fragwürdig ist, vgl. VAN DIETEN: Gregoras 11 1,198). An diesen Traktat scheint
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Michael Gabras zu denken, wenn er in einem Brief an Theodoros aus dem Jahre 1327 über dessen literarische Tätigkeit spricht: ep. 417,42 f. (II 646 FATouRos). Zur mündlichen Botschaft des Mitkaisers an seinen Großvater vgl. DÖLGER: Regesten 2692; die Antwort des alten Kaisers fehlt bei Dölger, vgl. VAN DIETEN: Gregoras II 1,206. Über diese Personen wissen wir ansonsten nichts. Bardas Kaballarios ist wahrscheinlich mit dem oben, Kapitel 15 (I 71) erwähnten Bardas identisch. Vgl. A.96. Zu der aus Genua stammenden Familie der Kaballarioi s. BANESCU: Zamblacus 32f.; THEOCHARIDES: T~a~1tAa%(J)vE~ 175. Natürlich bringt Markos seine Drohung gegen den Mitkaiser nicht durch den altgriechisch formulierten Satz des Kantakuzenos, sondern in mittelgriechischer Volkssprache zum Ausdruck: Er ruft ihm zu: Ba cpä~ LO %EcpaAL GOU! Die Redewendung gilt einem, der aus purem Starrsinn seinen eigenen Tod herbeiführt. Andronikos versteht natürlich, was gemeint ist, versucht aber, sich dadurch zu revanchieren, daß er die Redewendung auseinandernimmt und ad absurdum führt. Die spätere Abrechnung des jüngeren Andronikos mit Markos beschreibt Kantakuzenos sehr anschaulich 2,1 (I 313f.). Zur folgenden Kriegserklärung des Mitkaisers vgl. DÖLGER: Regesten 2693. Gregoras (I 408 f.) berichtet über einen anderen Zwischenfall, der sich in der darauffolgenden Nacht ereignet haben soll: Der jüngere Andronikos habe von seinen Anhängern in der Hauptstadt eine Geheimbotschaft erhalten, daß diese bereit seien, ihn gegen Mitternacht mit Hilfe eines Seils die Mauer heraufzuziehen und daß, sobald er in der Stadt wäre, alles sich leicht zu seinen Gunsten entscheiden würde, da die Gesamtheit der Bürger Konstantinopels auf seiner Seite stehe. Daraufhin habe der Mitkaiser versucht, an die Landmauer heranzukommen; als er aber gewahrte, daß sie lückenlos und aufmerksam bewacht werde, sei er mit Kantakuzenos und Synadenos in ein Boot gestiegen und habe nunmehr versucht, eine Lücke an der Seemauer zu entdecken; stattdessen sei er aber mit seinen Begleitern von den Wachen entdeckt und mit Steinen beworfen worden, woraufhin er habe umkehren müssen. Diese Episode, vor allem die Bootsfahrt der drei Anführer, hat viel Unwahrscheinliches an sich und wirft viele Fragen auf. Wollten z.B. alle drei auf die Mauer heraufgezogen werden? Und wenn die Lage in der Stadt sich anders verhielt als ihre Konstantinopler Freunde meinten? Die Tatsache, daß Kantakuzenos davon nichts weiß, verstärkt den Verdacht, daß diese Episode dem Bereich der Legende angehört, einer Legende, die nicht Gregoras selbst schuf, sondern welche wahrscheinlich in jenen Tagen als Gerücht in der Hauptstadt umlief. Im übrigen läßt Gregoras im folgenden (I 410) den Mitkaiser in ähnlicher Weise (verkleidet und unbemerkt) in Thessalonike einziehen, was nach dem glaubwürdigeren Bericht des Kantakuzenos den Tatsachen nicht entsprechen kann (vgl. unten A.373).
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Die Übersiedlung der Kumanen auf die Inseln muß irgendwann zwischen 1322 und Oktober 1327 stattgefunden haben. Es ist unwahrscheinlich, daß diese Kumanen an der Schlacht von Apros Uuli 1305) teilgenommen hatten, wie DÖLGER: Regesten 2586 meint. Es handelt sich eher, wie VAN DIETEN a.a.O. 207 richtig bemerkt, um jene Kumanen, die nach Kantakuzenos 1,7 (135) vom Serbenkral an den byzantinischen Kaiser geschickt worden waren und vom Kral im J. 1320 vergeblich zurückgefordert wurden. Zu Andronikos Tornikes s. oben A.259. Laut einer Urkunde des Klosters Chilandar (Nr. 54, S. 131f. PETIT) führte Manuel Dukas Laskaris im Jahre 1320 den Titel des Domestikos der Scholen des Westens (ein funktionsloser Hof titel) und war zugleich als Gouverneur ('Kephale') von Thessalonike tätig. VgI. DÖLGER: Regesten 2436; GUILLAND: Recherches I 455 f.; LEMERLE: Philippes I 224 A.8. Gratianupolis (Gratzianupolis, Gratziana) lag an der Via Egnatia(?) beim heutigen Gratine, ca. 70 Kilometer westlich des Hebros. Gratianupolis begegnet in den Quellen zum ersten Mal im 13. Jahrhundert. VgI. TAFEL: Via Egnatia orientalis 381. Der Name ist wahrscheinlich slavischer Herkunft, wurde aber von den byzantinischen Autoren paretymologisiert und mit Gratian in Beziehung gebracht; vgI. VASMER: Slaven 30 Nr. 93; AMANTos, K. in: EEBS 1 (1924) 50. Nach VAN DIETEN a.a.O. 208 verließ die Kaiserinmutter Xene Konstantinopel, um einer erneuten Inhaftierung angesichts des bevorstehenden Ausbruchs des Bürgerkriegs zuvorzukommen. VgI. BINON: Prostagma 381 A.l,ferner AsDRACHA: Region 113 f . Die von Philipp II. von Makedonien umbenannte Stadt, früher Krenides. Sie lag am nordöstlichen Abhang des Berges Pangaion, an einem von Natur aus befestigten Platz. Vgl. Kant. 4,45 (lU 28); TAFEL a.a.O. 10f.; LEMERLE: Philippes, passim. Ein biblischer Ausdruck für die Lobpreisung Gottes; er wird ep. Hebr. 13,15 erklärt: Es sei die Frucht der Lippen, Gottes Namen zu preisen. Es handelt sich um Michael Monomachos, der auch den Namen Senachereim führte. Er wird zumeist als Statthalter von Thessalien erwähnt. Achtmal wird er bei Kantakuzenos ohne Vornamen genannt, einmal mit diesem. Vgl. BARISJ(~;, Franjo: Mihailo Monomah, eparh i veliki konostavl. ZRVI 11 (1968) 2151.; SOLOVJEV, A. V.: Fessalijskie archonty v XIV veke. BSL 4 (1932) 163f.; BoGIATZIDES: XQovLx6v I 1561.; DÖLGER: Regesten 2791; 2872; DERS.: Diplomatik 201; VAN DIETEN a.a.O. 126 A.28. Die Titel EJtaQXo~ und ü3taQXo~, mit welchen Monomachos bei Kantakuzenos versehen wird, scheinen gleichwertig zu sein und stellen um diese Zeit Würdebezeichnungen dar; vgl. BARISIC: Ebenda 216; LEMERLE, Paul: Les plus anciens recueils des miracles de Saint Demetrius, 1. Paris 1979, 39 f.
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Der jüngste Sohn Andronikos' II. und Irenes von Montferrat, geboren nach 1294, gestorben nach 1343. Wie wir aus Kant. 2,38 (I 534) erfahren, wurde 1339 die Tochter des Despotes Demetrios, Irene, mit dem Sohn des Johannes Kantakuzenos, Matthaios, vermählt. Demetrios ist auch aus Urkunden bekannt. Jeweils ein Brief des Michael Gabras und des Georgios Oinaiotes (noch unediert) sind an ihn adressiert. Vgl. PAPADOPULOS: Genealogie 40; ZAKYTHINOS: Despotat I 102; DÖLGER: Diplomatik 95; FATouRos: Gabras I 39. Chreles (Hrelja) ist auch aus Gregoras sowie aus Urkunden bekannt. In einer von Andronikos III. erlassenen Urkunde (Actes de Chilandar Nr. 131) wird er als Großdomestikos Stephanos Chreles bezeichnet; vgl. LEMERLE: Philippes 196 A.1. Wie wir aus Gregoras (II 626f.) erfahren, machte sich Chreles später vom Serbenkral unabhängig und gründete eine eigene Herrschaft in und um Strumitza. Vgl. ferner JIRECEK: Serben I 360 f.; DINIe in: ZRVI 9 (1966) 95 f. Zu diesem Prostagma vgl. DÖLGER: Regesten 2695 (es ist wahrscheinlich noch in den Dezember 1327 zu datieren). Xantheia, das heut. Xanthe, östlich von Drama, am Südfuß der Rhodope ' Pherai, eine Stadt in Ostmakedonien, die bekannter ist unter dem Namen Serrai (so immer bei Gregoras). Bei Kantakuzenos kommt sie, bis auf eine Stelle (vgl. oben A.345), stets in der Form 'Pherai' vor. Gregoras (II 746) nennt sie «eine große und wundervolle Stadt». In der Gegend von Serrai besaß Kantakuzenos große Ländereien. Über die Stadt s. PAPAGEORGIU, Petros N.: At ~EQQm xat LU JtQoao'tELa, 'tU JtEQt 'tU~ ~EQQa~ xai ~ !!Ov~ '!wavvou 'toü IIQobQO!!ou. BZ 3 (1894) 225-329. Eine kleine Stadt östlich von Serrai; vgl. LEMERLE: Philippes I 194; PAPAGEORGIU a.a.O. 300f.; LEAKE: Northern Greece III 198. In einem Prostagma Andronikos' II. vom Juli 1326 (: DÖLGER: Regesten 2554) wird Alexios Tzamplakon zum Gouverneur von Serral ernannt. Kurz darauf muß ihm dann die Würde eines Megas Papias verliehen worden sein. Er ist wahrscheinlich mit dem einige Jahre später auftauchenden Antonios Tzamplakon identisch, wobei Antonios der Mönchsname des Alexios zu sein scheint. Alexios darf nicht mit Arsenios Tzamplakon, der ebenfalls Megas Papias war, identifiziert werden (dies tut DÖLGER, Franz in: BZ 31 (1931) 450f.). Allerdings heißt ein Enkel des Arsenios Alexios Kaballarios Tzamplakon. Vgl. THEOCHARIDES: T~a!!JtAaxwvE~ 160f.; GUILLAND: Recherches I 254f.; CHIONIDES: BEQOLa 135; VAN DIETEN: Gregoras II 2,346 mit weiterer Lit. Zum Amt des Megas Papias s. oben A.162. Der kleine fluß Libobiston ist ansonsten nicht bekannt. LEMERLE a.a.O. 194 A.4 verweist auf MM V 112, dort ist aber das Dorf Libobistos (: PAPAGEORGIU a.a.O. 302) gemeint. Bei DÖLGER: Schatzkammern Nr. 37,91 könnte der Fluß gemeint sein. Der Name ist slavischer Herkunft: VASMER: Slaven 218 Nr. 48.
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Georgios Lukas ist ansonsten nicht bekannt. Ein Lukas wird als erster Abt des Choraklosters und Freund von Theodoros Metochites überliefert: SEVCENKO: Metochites 33 A.116. Zur Dienerschaft des jüngeren Andronikos vgl. WEIss: Kantakuzenos 146f. Zur Botschaft: DÖLGER: Regesten 2697. Das Sprichwort Jtav1:a %aAWV %LVELV stammt aus der Seemannssprache (= alle Taue in Bewegung setzen, d.h. alle Mittel daransetzen). Vgl. Apostolios 13,88 (CPG II 600 LEuTscH). Das Sprichwort begegnet unter verschiedenen Formen; vgl. SALZMANN: Sprichwörter 91 f.; KARATHANASIS: Sprichwörter 80. Philommates könnte mit dem aus Urkunden bekannten hohen kaiserlichen Beamten Andronikos Philommates identisch sein: DÖLGER: Neues zu Alexios Metochites 240 A.5. Etymologisch bedeutet der Familienname denjenigen, der gern auf die Augen küßt; vgl. oben A.44 und KUKuLEs, Phaidon in: EEBS 5 (1928) 17 f. Kleine Stadt nahe Amphipolis; S. LEMERLE: Philippes 1172 A.1; LEAKE a.a.O. III 183 f. Gemeint ist das Chortai'teskloster auf dem gleichnamigen Berg (vgl. oben A.192). Über die Einnahme von Thessalonike durch den jüngeren Andronikos bietet Gregoras (I 409 f.) einen weit kürzeren Bericht, der sich von der Erzählung des Kantakuzenos in einigen Punkten unterscheidet. Den wesentlichsten Unterschied stellt die Behauptung des Gregoras dar, der Mitkaiser habe sich unbemerkt und verkleidet in die Stadt begeben und sich dann der Menge als Kaiser gezeigt, wobei er von einer großen Anzahl von Menschen umringt und umjubelt wurde. Auch chronologisch differiert Gregoras von Kantakuzenos: Er scheint die Einnahme der Stadt noch in den Dezember 1327 anzusetzen, während nach Kantakuzenos sie gegen Mitte Januar 1328 erfolgt sein muß (vgl. VAN DIETEN a.a.O. 209f.; bei BURMov: Istorija I 35 muß die Jahreszahl 1328 in 1327 korrigiert werden). Im allgemeinen könnte man behaupten, daß Gregoras bezüglich dieser ersten Operationen in Makedonien sehr mangelhaft informiert ist. Vgl. ferner oben A.353. Im übrigen stimmen beide Historiker darin überein, daß die Einnahme von Thessalonike durch den Mitkaiser ohne Schwierigkeiten vor sich ging; dies ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, daß der Gouverneur Chumnos angesichts der großen Anhängerschaft des Mitkaisers in der Stadt auf ernsthaften Widerstand verzichtete. Den Anschluß der Stadt an den jüngeren Andronikos führt VAN DIETEN a.a.O. 209 darauf zurück, daß man eine Politik von ihm erhoffte, die den handelspolitischen Interessen der Stadt förderlicher sein würde als die seines Großvaters. Dies ist zweifellos richtig, betrifft aber nur die Erwartungen und die Mitwirkung einiger weniger Anhänger des Mitkaisers aus der Ober- oder Mittelschicht. In Thessalonike gab es jedoch auch ein starkes Proletariat, welches organisiert war und dem Regime des alten Kaisers grundsätzlich feindlich gegenüberstand. Daher die große Masse der Anhänger-
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schaft des jüngeren Andronikos, der Befreiung vom verhaßten Regime versprach. Beide Historiker lassen kaum einen Zweifel daran, daß es das Volk von Thessalonike war, welches dem Mitkaiser die Stadt übergab. 374 Alexios Palaiologos ist wahrscheinlich mit Alexios Palaiologos Chortatzes identisch, der aus Urkunden bekannt ist und im Oktober 1353 als verstorben erwähnt wird. Vgl. PAPADOPULOS: Genealogie 76 Nr. 121. 375 Die Identität des Großstratopedarchen Chumnos, der um diese Zeit die Garnison von Thessalonike befehligt, ist nicht mit Sicherheit geklärt. Nach GUILLAND: Recherches I 507 f. handelt es sich um den zweiten Sohn des Nikephoros Chumnos, also um Georgios Chumnos, welcher später auf der Seite des Apokaukos gegen Kantakuzenos agierte. Dagegen meint der Chumnos-Kenner VERPEAUX: Notes prosopographiques 262 Nr. 21, der Großstratopedarch und damalige Gouverneur von Thessalonike könnte Theodoros Chumnos sein, der Bruder des Nikephoros, der bereits bei Pachymeres begegnet. Nach GUILLAND a.a.O. 518 A.166 findet diese Hypothese in den Quellen keine Stütze, das gleiche gilt aber auch für die Identifizierung des Großstratopedarchen mit Georgios Chumnos, die GUILLAND vertritt. 376 Ist dieser Metropolit noch Jeremias (vgl. oben A.193) oder sein Nachfolger? Der Umstand, daß Kantakuzenos ihn nicht mit Namen nennt, spricht für erstere Annahme; vgl. PETIT, Louis: Les eveques de Thessalonique. EO 5 (1901-1902) 90. 377 Das Asomaton-Tor lag an der östlichen Seite der Mauer von Thessalonike. Es wird von nur zwei Autoren, Eustathios und Kantakuzenos, erwähnt. Während der Türkenzeit wurde es zugemauert, 1874 jedoch wieder geöffnet und Neues Goldenes Tor genannt. TAFEL: Thessalonica 104f. lokalisiert das AsomatonTor an der Nordmauer; dies kann jedoch weder mit dem Zeugnis des Eusta'thios (S. 94,7 ed. Kyriakides) noch mit dem des Kantakuzenos (das Chortalteskloster lag im Osten der Stadt) in Einklang gebracht werden. Vgl. TAFRALI: Topographie 97f. 378 Sproß einer bekannten byzantinischen Familie aus Berrhoia, die ihren Ursprung auf den seldschukischen Sultan Kaikaus II. (1246-1257) zurückführte. Unten 4,19(III 129f.) wird Lyzikos von Kantakuzenos als einsichtig und in der Kriegskunst sehr erfahren beurteilt. Später wurde er von ihm als Kommandant von Edessa eingesetzt. Vgl. CHIONIDES: BEQOLa 127f.; NICOL: Kantakouzenos 73. Die Akropolis von Thessalonike lag an der nordöstlichen Ecke der Stadt und verfügte über eigene Befestigungen, eine Zisterne und ein Schloß (Heptapyrgion). Aus Kant. 3,94(II 579) erfahren wir, daß die Akropolis einer kleinen Stadt glich, da sie permanente Einwohner hatte. Sie wurde durch ihre Südwestmauer von der Stadt getrennt, in welcher drei Tore den Zugang von der Stadt in die Akropolis ermöglichten. Mit der Außenwelt war die Akropolis durch ein
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Tor an der Ostmauer verbunden. Durch dieses Tor konnte die Besatzung der Akropolis entlastet werden, daher ließ der Mitkaiser deren Ostmauer von außen bewachen. Vgl. TAFRALI a.a.O. 112f.; TAFEL a.a.O. 202f. Zu Thessalonike vgl. noch THEOCHARIDES, G. I.: TonoyQmpLa xat nOAL'tLx~ lG1;oQLa 't~~ eEaaaAov(xYJ~ xa'ta 'tOV I~' aLwva. Thessalonike 1959; ADAMANTlU, A.: eH ß'U~aVLLV~ eEaaaAov(xYJ. Athen 1914 (uns nicht zugänglich). Der heilige Demetrios war einer der am meisten verehrten und populärsten byzantinischen Heiligen. Seine Verehrung erreichte in Thessalonike ein solches Ausmaß, daß einige byzantinische Quellen (z.B. MM 1175) behaupten, er habe dort sogar vor Christus den Vorrang gehabt. Bereits in der Zeit Justinians waren die Einwohner von Thessalonike stolz auf ihren Patron. Nach der byzantinischen Tradition erlitt er den Märtyrertod unter Galerios um 306 in Thessalonike an der Stelle, an der später seine Kirche errichtet wurde. Diese Tradition ist in moderner Zeit angefochten worden, die archäologische Forschung der letzten Jahrzehnte scheint sie jedoch bestätigt zu haben (s. unten). Die Hagios-Demetrios-Kirche wurde im 5. Jahrhundert als prachtvoller Bau an der Stelle eines bereits existierenden Martyriums im Zentrum der Stadt errichtet. Sie wurde im 7. Jahrhundert, wahrscheinlich zwischen den Jahren 629 und 634, durch Feuer zerstört, bald darauf aber wiederaufgebaut. Seitdem wurden im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Änderungen am Bau der Kirche vorgenommen. Der hausförmige Schrein (XLßWQLOV) des Großmärtyrers, der mitten in der Kirche aufgestellt war und von welchem man glaubte, daß er einen Sarkophag mit den sterblichen Überresten des Heiligen enthalte, war zunächst aus Silber und wurde, nachdem er bei der Eroberung der Stadt durch die Sarazenen (904) ausgeplündert worden war, aus Marmor gebaut. Sein Schmuck wurde ein zweites Mal durch die Normannen (1185) geraubt. Als die Kirche bei einem Großfeuer im August 1917 vernichtet wurde, bot sich die Möglichkeit, sie mit Hilfe von Ausgrabungen archäologisch zu untersuchen. Diese Aufgabe wurde in vorbildlicher Weise von G. A. und M. SOTERIU ausgeführt, welche die Ergebnisse ihrer Forschung in dem zweibändigen Werk: eH ßamALX~ 'tO'Ü eAy(o'U ~YJI-tYJ'tQ(o'U eEaaaAov(xYJ~. Athen 1952 vorgelegt haben. Die Ausgrabungen von SOTERIU haben eine Krypta an den Tag gebracht, und es scheint, daß die Verehrung des Märtyrers sich auf diese Krypta konzentrierte (: SOTERlU: Ebenda I 47f.). In der Krypta entdeckten die genannten Forscher ein zweites Gehäuse aus Marmor und bewiesen, anhand eines vorhandenen Bassins und zweier Rohre, daß aus diesem Gehäuse das Myron ausströmte (vgl. die nächste Anmerkung; das Öl wurde dorthin durch eine Vorrichtung geleitet, die vom Altarraum der Kirche durch eine Treppe erreichbar war). Das Ehepaar SOTERIU entdeckte außerdem die Spuren des urprünglichen Martyriums sowie das 'Grab' des Märtyrers, welches ein Fläschchen mit einer Substanz enthielt, die trockenes
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Blut sein könnte (ebenda 58 f.). Die archäologischen Entdeckungen von SOTERIU scheinen die Theorie von DELEHAYE, Hippolyte: Les legendes grecques des saints militaires. Paris 1909,107f., wonach der Kult des Märtyrers im 5. Jahrhundert aus Sirmium nach Thessalonike gebracht wurde, zu widerlegen. Angesichts der Tatsache, daß der Name Demetrios in der Spätantike sehr verbreitet war, ist es durchaus möglich, daß in Sirmium ein anderer Märtyrer gleichen Namens verehrt wurde, zumal sein Festtag ein anderer ist als der des Märtyrers in Thessalonike (9. April bzw. 26. Oktober). Die Theorie von DELEHAYE hat vor einiger Zeit VICKERS, M.: Sirmium or Thessalonike? A critical Examination of the St. Demetrius Legend. BZ 67 (1974) 33 f. wiederzubeleben versucht. Vgl. dazu jedoch die Antwort von THEOCHARIDES, G. I. in: MaxEöovLxa 16 (1976) 269 f. Vgl. ferner LEMERLE, Paul: Les plus anciens recueils des miracles de Saint Demerrius. H. Commentaire. Paris 1981,205 f. (der sich an DELEHAYE anlehnt). Das besondere Verhältnis Andronikos' d.]. zu dem Patron von Thessalonike, über das Kantakuzenos an unserer Stelle spricht, rührt daher, daß sein Vater, Michael IX., die Kirche renovieren ließ; wie wir aus einer Inschrift, die im Altarraum der Kirche gefunden wurde, erfahren, ließ Michael das Dach sowie beschädigte Säulen der Kirche gänzlich erneuern. Dies muß in den Jahren 1319-1320, während des letzten Aufenthaltes Michaels in Thessalonike, vor sich gegangen sein. Vgl. SOTERIU a.a.O. 1222; THEOCHARIDES:
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tagelang um das Gehäuse des Märtyrers Myron entnommen haben, ohne es ausschöpfen zu können. Vgl. TAFRALI: Thessalonique 136f.; TAFEL: Thessalonica 118f. Unter den vornehmsten Besuchern des Grabes des Großmärtyrers war einst auch der an Epilepsie leidende Kaiser Michael IV. Paphlagon (1034-1041), der, wie Andronikos d.]., ebenfalls durch das Myron Heilung von seiner Krankheit suchte. Vgl. Johannes Skylitzes, Synopsis hist. S. 408 (THURN). Im übrigen macht GRABAR, Andre in: DOP 5 (1950) 11 darauf aufmerksam, daß man bereits in frühchristlicher Zeit Öl auf die Gebeine von Märtyrern goß und es anschließend als Heilmittel benutzte. Es ist nicht bekannt, wo in Thessalonike dieser Palast lag. Nach CHATZIIOANNU, Michael: 'Aa'tuYQacpCa E>Eaaat..ov(,<,'l1~. Thessalonike 1880 (Nachdruck ebenda 1978), 50 (uns nicht zugänglich) wurde dieser Palast in Thessalonike von Bonifaz von Montferrat in den Jahren nach 1204 errichtet. Dies findet jedoch in den Quellen keine Stütze. Vgl. TAFRALI: Topographie 131. Im übrigen hatte Galerius um 306 einen Palast im südöstlichen Tei! der Stadt bauen lassen: Ebenda 130f.; TAFEL: Thessalonica 160. Eine Stadt in der westmakedonischen Landschaft Bottiaia, am östlichen Abhang des Berges Bermion. Im Altertum gegründet, spielte sie bereits während des peloponnesischen Krieges eine Rolle (vgl. Thukydides 1,61,4). In byzantinischer Zeit wurde sie wiederholt von den Bulgaren eingenommen. Vgl. CHIONIDES: BEQOLa, passim; LEAKE: Northern Greece III 290 f. Natürlich wollen die meisten Berater des Mitkaisers nach Berrhoia marschieren, da es Thessalonike näher ist als Edessa. Edessa (Vodena), im Gebiet von Aigai, der alten Hauptstadt Makedoniens, erbaut, lag in einer geographisch-strategisch wichtigen Position an der Via Egnatia. Sie war durch ihren Reichtum an Wasser gekennzeichnet. Vgl. TAFEL: Via Egnatia occidentalis 46f.; DERS.: Thessalonica 309 f. und A.22; LEAKE a.a.O. III 272f. Der Name aus dem phrygischen vedy (= Wasser): OBERHUMMER, E. in: RE V 1933. Nach VASMER: Slaven 197 Nr. 5 gehört er zu jener Kategorie von Toponymika, die in neuerer Zeit «durch künstliche Aufwärmung wieder in Gebrauch gekommen» sind. In der literarischen Tradition hatte sich jedoch neben dem Namen Vodena (vgl. unten A.391) die antike Benennung erhalten; vgl. LEAKE: Ebenda 273 (der 1808 schreibt): «The bishopric is still known by the name of Edessa as weIl as Vodhena». Kastoria wurde von Justinian auf einer Insel des gleichnamigen Sees erbaut, nahe dem älteren Diokletianupolis, das am See lag: Prokop, de aedif. 4,3 (IV 112 HAURY). In der Folgezeit begegnet Kastoria in den Quellen erst im 10. Jahrhundert wieder. Vgl. TAFEL: Via Egnatia occidentalis 43 f.; KERAMoPULLOS, Antonios D.: 'OQEa'tLx.ov "AQYo~ - ~LOx.t..'l1'tLaV01J1tOAL~ - Kaa'toQCa.
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BNT 9 (1930-32) 55 f.; LEAKE a.a.O. J 322f.; TSAMISIS, Panteles:
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ger des alten Kaisers füllten sämtliche Gefängnisse von Thessalonike und Didymoteichon an. 394 Es gab zwei Würdenträger mit dem Titel eines Großdrungarios: den Großdrungarios der Wache und den Großdrungarios der Flotte (= Vizeadmiral). Beide Titel sind um diese Zeit wahrscheinlich leere Namen. Bryennios, der ansonsten unbekannt ist, trug den Titel des Großdrungarios der Wache. Vgl. GUILLAND: Recherehes I 542. 395 Der Großhetaireiarches, der um diese Zeit ebenfalls einen bloßen Titel ohne Funktion trägt, war einst der Kommandant der Hetaireia, einer Leibgarde des Kaisers; vgl. BURY: Administrative System 106f.; KARLIN-HAYTER, P. in: JÖB 23 (1974) lOH. Der erwähnte Exotrochos ist wahrscheinlich mit Andronikos Exotrochos (: oben A.95) identisch. 396 Als er an sein Werk die letzte Hand anlegte, hat Kantakuzenos wahrscheinlich übersehen, daß er kurz vorher davon gesprochen hatte, daß der Protovestiarios, während seine drei Gefährten nach Edessa ritten, nach Achrida eilte. Zu deren Mißerfolg kam sein Mißgeschick hinzu: er konnte in die eigene Stadt nicht eindringen und flüchtete zum Serbenkral gleich den anderen; und so blieb dieser Passus im Buch stehen. Im Bericht über die Übergabe von Achrida präzisiert Kantakuzenos dann die Vorgänge. 397 Während der Stationierung der Regierungstruppen in Serrai hatte wahrscheinlich der Protovestiarios seine Soldaten die Landgüter des Kantakuzenos, die in der Umgebung dieser Stadt lagen, ausplündern lassen. Zu der hier zur Schau getragenen Großzügigkeit des letzteren vgl. KAZDAN: Cantacuzene 289. 397a Zur Bedeutung von E1tLnAU vgl. Nik. Chon. II 117 f. ed. VAN DIETEN sowie Demetrios Kydones, ep. 57 ed. LOENERTZ und dazu den Kommentar von TINNEFELD, Franz: Demetrios Kydones Briefe I 1, Stuttgart 1981, S. 232, AA. 398 Deabolis (Debole, Devol), Stadt in Nordepiros beim späteren Dorf Svesde, nördlich von Korytsa. Sie begegnet zum ersten Mal im 9. Jahrhundert. Ursprünglich hieß sie Selasphoros. Vgl. GELZER, Heinrich in: BZ 2 (1893) 42; STADTMÜLLER, Georg: Forschungen zur albanischen Frühgeschichte. Wiesbaden 2 1966, 135. NICOL: Epiros 224; 226 A.13; LEAKE: Northern Greece I 339 f., ferner DUCELLIER, Alain: Les Albanais du XIe au XIIIe siede: Nomades ou sedentaires? Byzantin. Forschungen 7 (1979) 34; DIETERICH: Quellen II 9l. 399 Koloneia (Kolone), Landschaft in Nordepiros, die im Altertum wahrscheinlich Kaulonia hieß. Sie umfaßte mehrere Dörfer. Vgl. LEAKE a.a.O. I 342; NICOL a.a.O. 224; DERS. in: BZ 49 (1956) 102 A.8. Der Plural im Text steht deshalb, weil der Historiker mehrere Städte wie Deabolis und Koloneia meint. 400 Zu diesen Briefen des Mitkaisers vgl. DÖLGER: Regesten 2700. Als Chronologie \Virdebenda Januar - März 1328 vorgeschlagen (genauer wäre vielleicht Februar - März). Es ist keine präzise Datierung für diese Ereignisse überliefert wor-
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den (die nächste Datierung ist die der Schlacht am Fluß Melas, die Gregoras [I 415] um den 21. März 1328 ansetzt). VAN DIETEN: Gregoras II 1,211 schlägt als Zeitpunkt für die Absendung der obengenannten Briefe Januar - Februar vor (2698 muß ebenda zu 2700 korrigiert werden). Er stützt sich dabei auf eine Berechnung der Dauer des Feldzuges des jüngeren Andronikos, die er aufgrund der Erzählung des Kantakuzenos aufgestellt hat (ebenda 210), die aber drei Unbekannte aufweist: die Dauer des Aufenthaltes des Mitkaisers in Thessalonike, die Dauer seines Marsches von Edessa nach Kastoria (Kantakuzenos sagt nicht, wie VAN DIETEN interpretiert, daß der Mitkaiser einen Tag von Edessa bis Kastoria brauchte, sondern, daß er sich einen Tag in Edessa aufhielt) sowie die Dauer seines Marsches von Kastoria nach Achrida. Trotz der Kürze dieses «Blitzkrieges» muß man berücksichtigen, daß der jüngere Andronikos von Thessalonike bis Achrida einen Weg von annähernd 300 Kilometern, der zum größten Teil durch gebirgiges Gelände verlief, im Winter (<<mitten im Schnee»: JIRECEK: Serben I 360) zurückzulegen hatte. Der Bericht soll im übrigen illustrieren, wie großartig der Plan des Kantak. durchgeführt wurde. Die Grenze des Serbenreiches zum byzantinischen Reich verlief um diese Zeit ca. 30 Kilometer nördlich von Achrida und Prilep. Pelagoni~ heißt die westmakedonische Landschaft in der Mitte des Dreiecks Achrida - Prilep - Edessa. Aus dem weiteren Verlauf der Erzählung geht jedoch hervor, daß Kantakuzenos hier besonders den Rand dieser Landschaft zwischen Achrida. und Prilep meint. Die Festung Prosekos (Prosakos, Prosek) lag am rechten Ufer des Axios in Nordmakedonien. Sie war auf hohen und steilen Felsen erbaut und nur durch einen schmalen Pfad zugänglich. Der Name stammt aus dem Slavischen: VASMER: Slaven 200 A.65. Zu Prillapos s. oben A.52, zu Strumitza A.296. Die Lage von Prosekos beschreibt Niketas Choniates, hist. 502 (VAN DIETEN). Vgl. TAFEL: Thessalonica 295 f. Über die Person des Nikephoros Basilikos erfahren wir mehr aus Gregoras (I 413f.): Man habe ihn für einfältig und politisch unerfahren gehalten, er aber habe sich in jener turbulenten Zeit als der einsichtigste von allen erwiesen: Er habe sich in seiner Festung verschanzt und dem alten Kaiser die Treue gehalten, indem er den weiteren Verlauf der Dinge Gott anvertraute. Als Andronikos II. starb, habe er diese Haltung nicht mehr als gerechtfertigt angesehen und die Festung dem jungen Kaiser übergeben, der ihn auf seinem Posten beließ und mit Ehren überhäufte. In einem Prostagma Andronikos' III. aus den Jahren 1333-1338 sowie in einer Urkunde Johannes' V. von 1362 wird Nikephoros Basilikos als Großprimikerios erwähnt; vgl. GUILLOU: Saint-Jean-Prodrome 95f.; MM III 114. S. ferner GUILLAND: Recherches I 317. VAN DIETEN: Gregoras II 1,212, A.228. Zu Melenikos s. oben A.297.
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Ähnlich, aber ausführlicher, spricht Gregoras (1413) über den Tod des Protovestiarios: «Der Protovestiarios ... überlegte sich, welcher Reichtum, wieviel Vieh, Besitz und Ruhm ihm plötzlich wider alle Erwartungen verloren gegangen waren, machte sich auch Sorgen um seine Frau, wissend, welche unehrenvolle Behandlungen gefangengenommene Frauen von den Feinden zu erdulden haben; er gab sich ganz der Verzweiflung und grenzenlosem Schmerz hin, so daß er in kurzer Zeit, in fremden und einsamen Gegenden umherirrend, auf traurige Weise sein Leben beendete» (nach der Übersetzung VAN DIETENs). Die Vermutung liegt nahe, daß Kantakuzenos diese Stelle des Gregoras vor Augen hatte, als er diese Zeilen über den Protovestiarios schrieb, und daß er mit dem Satz «wie man sagte» Gregoras meint. Vgl. ferner ZAKYTHINOS: Crise monetaire 76f.; MARTINI: Philae carm. 130f. Nach Gregoras (ebenda) unterstellte Asanes freiwillig die Festung Prosek einer serbischen Garnison, da er unter seinen Leuten Verrat witterte. Zu Strumitza vgl. SEVCENKO: Metochites 29 A.81. Konstantinos Asanes war der Sohn des bulgarischen Zaren Ivan IH. Asan und Irene Palaiologinas, der Schwester Andronikos' H. Er wird auch in Urkunden erwähnt. Vgl. TRAPP: Asanen 166f.; DÖLGER: Regesten 2515; Prosop. Lexikon Nr. 1504. Die Chronologie der Schlacht am fluß Melas (: oben A.116) ist von Gregoras (I 415) überliefert worden: Am Anfang des Frühlings bzw. in der sechsten Woche der Tessarakoste (= 21. - 27. März 1328, vgl. oben A.400). Gregoras berichtet über die Schlacht und ihren Ausgang in ähnlicher Weise wie Kantakuzenos, so daß hier wieder der Eindruck entsteht, daß letzterer die Stelle von Gregoras vor Augen hatte, als er darüber schrieb. Natürlich lesen wir bei Gregoras nichts über die Reaktion des Mitkaisers auf die Siegesnachricht. Im übrigen nennt Gregoras den fluß mit seinem volkstümlichen Namen, Mavropotamos. «Auf Wasser schreiben», ein sprichwörtlicher Ausdruck der alten Griechen für das Unmögliche (vgl. oben A.74). Er ist bei spätgriechischen und byzantinischen Autoren sehr beliebt; vgl. Lukian, Cat. 21; Philostr. im. 2,8,3; Julian or. 8,249 a usw., ferner Diogenian. 5,83; Makarios 5,50; Apostolios 6,56. Zum Bild des das eigene Fleisch verzehrenden Menschen, das ein paar Zeilen davor begegnet und letzten Endes auf die Bibel (Ecdes. 4,5) zurückgeht, vgl. BEYER: Antirrhetika 185,1 (und den Testimonienapparat dazu). Zu diesem Gratulationsschreiben des Mitkaisers an Theodoros Synadenos vgl. DÖLGER: Regesten 2705. Zu diesem Passus vgl. Kant. 1,35(1 169,17f.) und A.214. Dort heißen jedoch die Vermessungsbeamten aJtoYQucpEL<; (= die Nachfolger der mittelbyzantinischen avuYQucpEL<;: HEISENBERG: Palaiologenzeit 75 f.), während llJtoYQuCPEL<;, entgegen der Meinung von TAFRALI: Thessalonique 59, nicht Vermessungsbeamte,
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sondern Beamte der kaiserlichen Kanzlei waren. Aus diesem Grunde muß das unserer Stelle in (moYQa
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dem 27. März stattfand, kann der junge Kaiser unmöglich noch im März vor Konstantinopel angekommen sein, wie VAN DIETEN: Gregoras II 1,213 A.234 mit Recht bemerkt. Auf der anderen Seite braucht der Austausch von Botschaften zwischen den beiden Andronikoi, zumindest nach dem Bericht des Kantakuzenos, nicht unbedingt im Mai vor sich gegangen sein, sondern könnte wohl noch im April stattgefunden haben. Aus Gregoras (I 418) erfahren wir, daß Andronikos d.]. mit seiner Ankunft vor Konstantinopel in erster Linie bezweckte, durch einen überraschenden Coup in die Stadt einzudringen, und daß er sich zu Verhandlungen gezwungen sah, als er feststellte, daß die Mauern gut bewacht waren. Dies ist nicht so grundverschieden von dem Bericht des Kantakuzenos, wie VAN DIETEN a.a.O. 214 meint; Kantakuzenos schildert das primäre Ziel des Mitkaisers bloß in verhüllter Form (289,7 f.): «Da der ältere Kaiser angesichts des Anmarsches seines Enkels die Bewachung der Mauern angeordnet hatte, befahl Andronikos d. J. Pepanos, folgende Botschaft an seinen Großvater zu überbringen» usw. Dieser Satz steht im Text in direkter Rede. Die indirekte Rede, die bald unvermittelt in direkte Rede mit Apostrophierung des Partners übergeht, stellt ein Merkmal des Geschichtswerks des Kantakuzenos dar: HUNGER: Literatur I 473. Vgl. Kant. I 282,12; 293,3; 338,22; 365,5 und passim (die Stellen bei HUNGER: Ebenda A.143). Diese Stileigentümlichkeit findet man bereits bei Libanios, den Kantakuzenos gut zu kennen scheint; vgl. z. B. Lib. or. 1,82 (I 123 FOERSTER). Formal handelt es sich um eine Tempusverschiebung von der Vergangenheit zur Gegenwart, die auch in der dritten Person gelegentlich vorkommt; vgl. z. B. Kant. I 476,15 f. Die «Kamelsbrücke» (Ka~'Y]AoYEcpuQa) war über den Fluß Barbyses geschlagen, der am innersten Teil des Goldenen Horns mündete (heute Kagithanesu). Sie ist mit der von Kant. 3,85(II 525,8) erwähnten «Steinsbrücke» (IIE'tQoYEcpuQa) keineswegs identisch, wie BYZANTlOS: Kwvo'tav'tLvouJtOALC; I 615 meint. Vgl. JANIN, Raymond: Les ponts byzantins de la Corne d'Or, in: Melanges H. Gregoire,1. Brüssel 1949,251f.; DERS.: Constantinople 460. Das Tor des Heiligen Romanos, von den Türken später Topkapi genannt, befand sich an der Landmauer zwischen dem Tor Polyandriu und dem von Adrianopel. Der Name stammt von der gleichnamigen Kirche, die in der Nähe lag: JANIN: Constantinople 420. Zum sprichwörtlichen Ausdruck vgl. Apostolios 17,63 (CPG II 702 LEUTSCH). Über dieses Geheimtreffen mit den bei den Wächtern berichtet auch Gregoras (I 419), jedoch in wesentlich kürzerer Fassung. Demnach waren die beiden «Verräter» keineswegs so bescheiden in ihren Forderungen, wie Kantakuzenos behauptet, sondern sie verlangten, daß der Mitkaiser «ihnen schriftlich reichlich Geld und Besitz versprechen solle». Es ist nicht leicht zu entscheiden, welche der
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beiden Varianten der Wahrheit entspricht. Wenn man davon ausgehen sollte, daß Kantakuzenos einen Grund hatte, ihnen Uneigennützigkeit zuzuschreiben etwa um zum Ausdruck zu bringen, daß die Leute aus dem Volk die Sache des jüngeren Andronikos für die gerechte hielten -, würde man geneigt sein, Gregoras mehr Glauben zu schenken. Auf der anderen Seite war Kantakuzenos bei dem Geheimgespräch zugegen, während Gregoras die Episode nur aus zweiter Hand kennt. Vgl. auch DÖLGER: Regesten 2712. Die Form des Familiennamens 'Kastellanos' , wie sie bei Gregoras vorkommt, ist wahrscheinlich die richtige (Kantakuzenos schreibt 'Kastelianos'). Ihr Beruf wird bei Gregoras mit 'Maurer' angegeben. Beide Familiennamen kommen immer noch in Griechenland vor. 421 Nach SEVCENKO: Metochites 30 wird durch die euphemistisch vorgebrachte Forderung der Senatoren die Blendung, vielleicht sogar die Hinrichtung des Großlogotheten gefordert. Dies ist wahrscheinlich richtig, denn sonst ist die nachdrückliche Ablehnung dieser Bedingung von seiten des jüngeren Andronikos nicht leicht verständlich. Vgl. VAN DIETEN a.a.O. 215 A.237. Auf die vielen Feinde des Theodoros Metochites weist MATSCHKE: Reaktion 43 f. hin. 421a Der Umfang eines byzantinischen Plethrons schwankt zwischen 1200 und 2800 m 2 : SCHILBACH, Metrologie 80-83. Die Verräter begehrten demnach 24000-56000 m 2 Land; vgl. damit auch die in unserem Text weiter oben, S. 117, eingestreute Flächenangabe. 422 Das thrakische Städtchen Skopelos lag unweit von Adrianopel; vgl. FRANGULAs, Ioannes N. in: EEBS 11 (1935) 106 AA.; BABINGER: Beiträge 52. 423 Diampolis (heute ]ambol) lag am Fluß Tonzos, an der Stelle des älteren Diospolis. Vgl. ]IRECEK: Heerstraße 145. Zum Namen vgl. VASMER: Slaven 256. 424 Zu Rhosokastron vgl. ]IRECEK a.a.O. 147. Es lag am Südhang des kleinen Balkan, unweit vom heutigen Ajtos. 425 Nach einer Notiz des Codex Monacensis 106 war Logus eine Festung unweit der Küste des Schwarzen Meeres, nordöstlich von Konstantinopel. Dies kann jedoch nicht stimmen, da in der nachfolgenden Beschreibung (300,15 f.) des Anmarsches gegen die Hauptstadt Logus als unweit von Klepta lokalisiert zu sein scheint, das westlich von Konstantinopel lag (vgl. unten AA33). Im übrigen lautet die richtige Bezeichnung des Ortes vielleicht A6yym (bzw. A6yyor;), ein Ortsname, der aus dem Slavischen stammt und in Griechenland vor allem bei Dörfern, die an Schluchten liegen, des öfteren begegnet. Vgl. VASMER: Slaven 312; GEORGAKAS, Demetrios J. in BZ 42 (1943-49) 401 f. 426 Zu Ivan dem Russen vgl. oben A.224. 427 Den Plan der Einnahme von Konstantinopel, den Kantakuzenos hier dem Bulgarenzaren zuschreibt, dürfte dieser tatsächlich gehegt haben: ]IRECEK: Bulgaren 291f.; VAN DIETEN a.a.O. 214 A.234j BURMov: Istorija I 38f. Sobald
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Michael, der Eroberungen ohne Blutvergießen wollte (: PARISOT), feststellte, daß seine Pläne durchschaut worden waren, rief er Ivan und seine Streitmacht nach Bulgarien zurück. Mit anderen Worten, Andronikos d.]. sah sich in seiner Ansicht über die Pläne des Bulgarenzaren bestätigt, nachdem er der Antwort Ivans entnommen hatte, daß dieser und seine Soldaten nicht gegen ihn zu Felde gezogen seien; vgl. PARISOT: Cantacuzene 81 A.8. Zur Botschaft des jüngeren Andronikos an Ivan vgl. DÖLGER: Regesten 2708. Georgios Pepagomenos ist auch aus anderen Quellen bekannt. In ep. 409 (11 635 FATOUROS) aus dem Jahr 1326 nennt ihn Michael Gabras einen vielbeschäftigten Mann. Er begegnet noch zweimal im Geschichtswerk des Kantakuzenos, als Vorsteher der Staatskasse (11 99) und als Gesandter Annas von Savoyen an Kantakuzenos nach Didymoteichon (11 44f.). Vielleicht ist er mit dem Megas Ekklesiarches Pepagomenos identisch. Vgl. SCHREINER, Peter: Eine griechische Grabinschrift aus dem Jahr 1186 in Corridonia. Mit einem Anhang über die Pepagomenoi. JÖB 20 (1971) 158 f.; DARROUZES: Recherehes 136; FATOUROS: Gabras I 41f. Nr. 30. Vgl. zuletzt TINNEFELD, Franz: Demetrios Kydones Briefe I, 1, Stgt. 1981, 172. Zur Botschaft des jüngeren Andronikos an seinen Großvater vgl. DÖLGER: Regesten 2709, der die Gesandtschaft des Pepagomenos mindestens vier Tage vor der Einnahme Konstantinopels durch Andronikos d.J.(24. Mai) ansetzt. Johannes Roger, ansonsten nicht bekannt. Die Botschaft Andronikos' d.J. an den Bulgarenzaren kennt Gregoras nicht. Vgl. DÖLGER a.a.O. 2710. VAN DIETEN: Gregoras 11 1,215 setzt die Gesandtschaften des jüngeren Andronikos an den Bulgarenzaren und an Ivan zwischen den 18. und den 22. Mai 1328. Diese Zeit ist zu knapp, wenn man berücksichtigt, daß die Lager der beiden Herrscher, Andronikos und Michael, schätzungsweise 250-300 Kilometer voneinander entfernt waren. Nach Gregoras (I 419) schickte Andronikos d.]. selbst an den bulgarischen Feldherrn Ivan (der Name wird ebenda nicht erwähnt) eine Botschaft sowie viele Geschenke, um ihn zum Rückzug zu bewegen. Vgl. DÖLGER: Regesten 2713 (der jedoch unsere Stelle mißverstanden zu haben scheint und das Schreiben Michaels an Ivan als Schreiben des Andronikos an den letzteren vermerkt). Außerdem erfahren wir von Gregoras, daß Andronikos Ivan und seine Offiziere zu einem Abschiedsessen einlud. Zur angesengten Feder vgl. die Vermutungen des Pontanus (Kant. 111 449). D.h. am Pfingstsonntag, den 22. Mai 1328; vgl. GRUMEL: Chronologie 312-3; LOENERTZ: Chronique breve 43. Im Gegensatz zu Gregoras, der dem ganzen Unternehmen nur 12 Zeilen widmet, bietet Kantakuzenos im folgenden eine
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sehr anschauliche Beschreibung der Einnahme der Hauptstadt durch den jüngeren Andronikos. Vgl. KYRRIS: Andronicus III 289 f. Die Ortschaft Klepta, die nur an unserer Stelle belegt ist, lag an einer Schlucht zwischen Rhegion und Konstantinopel, sechs Stunden Fußmarsch von der Hauptstadt entfernt; s. PASPATES: I1Qoaa1:ELa 35 f., der ansonsten unsere Stelle völlig mißverstanden hat. Vielleicht ist Klepta mit dem von Enveri, Düsturnäme V.1646 (S. 103 MELIKOFF-SAYAR) erwähnten Qolba identisch; vgl. KYRIAKIDES, Stilpon P. in: <EAAYlVLXa 13 (1954) 396. Es ist nicht bekannt, wo dieses Dorf des Amblyopos (= «Schwachsichtiger») lag. Nach BOSCH: Andronikos III. 49 A.2 handelt es sich hier wahrscheinlich um deutsche Söldner, die Kaiser Ludwig IV. der Baier geschickt hatte. Dies kann jedoch nicht der Fall sein, da Ludwig kurze Zeit davor aller Wahrscheinlichkeit nach einen Bündnisvertrag mit dem alten Kaiser geschlossen hatte; vgl. LAIOU: Latins 306f. Es handelt sich eher um katalanische Söldner, wie unten Kant. 2,21 (I 429), an welcher Stelle die Katalanen ebenfalls 'Alemannen' genannt werden: vgl. DINIe, 1\1. in: ZRVI 6 (1960) 16f.; BOSCH a.a.O. 74 A.3. Im übrigen bemerkt BOSCH: Ebenda 49 mit Recht, die Ersetzung der ausländischen Söldner durch Rhomäer sei eine Vorsichtsmaßnahme des jüngeren Andronikos gewesen, der den nationalen Stolz der Byzantiner, unter welchen ein großer Lateinerhaß herrschte, nicht verletzen wollte. Zum Ausdruck !lEam (301,10) vgl. SEVCENKO, Ihor in: ZRVI 6 (1960) 200; MATSCHKE, K.-P. in: JÖB 31/1 (1981) 201 (sowie den ebenda A.71 zitierten Aufsatz von ZAVRASIN). Diese Stelle haben BOSCH a.a.O. 51 und KYRRIS a.a.O. 290 mißverstanden. Das Geschrei auf der Mauer wird nicht von den Leuten des jüngeren Andronikos, sondern von den regierungstreuen Mauerwächtern erhoben,- die plötzlich den Ansturm bemerken. Vgl. VAN DIETEN a.a.O. 216 A.237. Nach Gregoras (I 420 f.) wurde der ältere Andronikos vor dem Anmarsch seines Enkels rechtzeitig gewarnt, Theodoros Metochites riet jedoch ab, Verteidigungsmaßnahmen zu treffen. Dies erklärt man teils mit der Unerfahrenheit des Großlogotheten auf militärischem Gebiet teils durch seinen Wunsch, die Sympathien des jüngeren Andronikos zu gewinnen. KYRRIS a.a.O. 292 weist jedoch mit Recht darauf hin, daß Metochites zu dieser Zeit wahrscheinlich noch nicht wußte, daß das bulgarische Kontingent die Umgegend von Konstantinopel bereits verlassen hatte. Im übrigen erklären sich die Unterschiede in der Schilderung der Einnahme Konstantinopels zwischen den beiden Historikern zum Teil durch ihren unterschiedlichen Betrachtungswinkel: Kantakuzenos erlebte die Einnahme hauptsächlich von außerhalb, Gregoras von innerhalb der Stadt. Es handelt sich um Johannes Synadenos Marules, den Sohn des Domestikos Phokas Marules (: oben A.349). Mit den Synadenoi war er durch seine Mutter
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verwandt. Während der Regierungszeit Andronikos' III. scheint er ebenfalls mit wichtigen Ämtern betraut worden zu sein. S. HANNICKISCHMALZBAUER: Die Synadenoi 146f. Nr. 46. Die Worte, die Theodoros Metochites hier an den jüngeren Andronikos richtet, zeigen, daß der Großlogothet sich der Lage, in die er und der alte Kaiser hineingeraten waren, noch nicht völlig bewußt war und daß er eine erneute Versöhnung der beiden Kaiser erhoffte. Im übrigen wollte Metochites damit Andronikos d.]. daran erinnern, daß er von Anfang an für eine Aussöhnung der beiden Andronikoi war; vgl. VAN DIETEN a.a.O. 217 A.240. Nach Gregoras (I 422f.) hatte Andronikos d.Ä. die Ikone der Muttergottes Hodegetria vor einiger Zeit zum Palast bringen lassen, um in seinen schweren Stunden vor ihr Trost zu finden. Zu ihr habe er auch Zuflucht genommen, als er das Getöse der eingedrungenen Soldaten vor dem Palasttor hörte; er habe die Muttergottes unter heißen Tränen angefleht, sie möge ihn jetzt beschützen und ihm das Leben retten. Die allmächtige Theotokos habe dann sein Gebet erhört und sofortige Hilfe geleistet; denn noch während des Gebets habe der jüngere Andronikos seine Offiziere vor dem Palasttor versammelt und ihnen mit Nachdruck klargemacht, daß sie sich von der Person seines Großvaters zurückhalten sollten. Als er nun in den Palast eintrat und seinen Großvater bei der Ikone der Hodegetria traf, betete er vor der Ikone ehrfurchtsvoll, und umarmte und küßte dann seinen Großvater. Kantakuzenos ist also hier im Irrtum, wenn er behauptet, Andronikos d.]. habe sich zum Heiligtum der Muttergottes Hodegetria begeben, um ihr seine Verehrung zu erweisen. Dies war nach Epibatai der Fall: oben A.212. Nach Gregoras (I 424f.) ließ Andronikos d.]. Esaias auf ein mit einer roten Decke geschmücktes Pferd steigen und ritt mit ihm zum Patriarchat. Zum Manganakloster vgl. oben A.346. Der sog. Palast des Konstantinos Porphyrogennetos lag südlich des Blachernenpalastes. Er wurde während der Palaiologenzeit errichtet. Wenn die Bezeichnung richtig ist, dann war er dem Andenken des dritten Sohnes Michaels VIII., Konstantinos Porphyrogennetos (: oben A.8) gewidmet. Vgl. ]ANIN: Constantinople 129 f. (der unsere Stelle übersehen hat und daher irrtümlich meint, der an anderer Stelle des Kantakuzenos erwähnte Palast des Porphyrogennetos müsse dem Komplex des Großpalastes angehört haben). Vgl. ferner Kritobulos, hist. 1,27. Theodoros Metochites wohnte in Konstantinopel in einem palastähnlichen Haus. In einem seiner Gedichte, die er später in der Muße des Klosters schrieb, beschreibt er die Pracht und luxuriöse Einrichtung seines Hauses, freilich in nicht leicht verständlichen Versen. Vgl. GUILLAND, Rodolphe: Le palais de Theodore Metochite. REG 35 (1922) 82f. Aus Gregoras (1425 f.) erfahren wir
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weitere Einzelheiten über die Zerstörung des Hauses des Metochites, auf welchen, wie es scheint, die ganze Wucht des Zornes des jüngeren Andronikos und seiner Anhänger sich entlud: «Von frühmorgens bis spätabends sah man an jenem ganzen Tag, wie der Reichtum der herrlichen Häuser geplündert und diese sofort zu Trümmerhaufen und zum Spielball des Volkes gemacht wurden, vor allem das herrliche Haus des Großlogotheten, sowie alle Reichtümer, die in dem Hause aufbewahrt wurden, und die, welche er zuvor bei einigen seiner Freunde deponiert hatte. Man fand nämlich die Liste der Freunde, die die Sachen in Verwahrung genommen hatten, und so wurde alles zur Beute, und nichts von seinem ganzen Besitz blieb ihm. Ein Teil wurde in die kaiserliche Schatzkammer gebracht, einen Teil eigneten sich Leute aus dem Volk an. Er selbst wurde plötzlich zum Bettler samt seinen Kindern, der Mann, der nach dem Kaiser der glücklichste aller Menschen zu sein schien. Er hatte viele Tage ein ungeschmälertes Glück genossen, nun mußte er an einem Tag den unvermischten Kelch des Schmerzes trinken. Und man konnte hören, wie Kritiker unter anderem behaupteten, daß Blut und Tränen der Armen sein Vermögen sei, zusammengetragen und dargebracht von denen, die mit der Verwaltung der Städte und Landstriche der Rhomäer betraut waren, damit sie unbarmherzig die unglückseligen Rhomäer wie gekaufte Sklaven ausbeuten konnten ... » (nach der Übersetzung VAN DIETENS). Kantakuzenos verschweigt also hier, daß mehrere Häuser geplündert wurden und daß ein Teil des Vermögens des Großlogotheten in die Kasse Andronikos' d.]. wanderte. Vgl. KYRRIS a.a.O. 3021. (welcher als durchaus der Wirklichkeit entsprechend betrachtet, was Gregoras hier als böswillige Gerüchte über die Herkunft des Vermögens des Großlogotheten mitteilt); DERs., in: Actes Bucarest II 1831. Das Datum der Einnahme Konstantinopels durch den jüngeren Andronikos ist auch durch Kurzchroniken überliefert worden; vgl. SCHREINER: Kleinchroniken I 78 Nr. 19; 92 Nr. 6. Das Datum «19. Mai» unserer Stelle ist offensichtlich falsch und widerspricht der obigen Angabe des Kantakuzenos (300,11), daß Andronikos d.]. sich am Pfingstsonntag auf den Weg machte, um die Hauptstadt einzunehmen. Den Fehler erklärt LOENERTZ: Chronique breve 43 so, daß ein Kopist, der die Angabe des Kantakuzenos, der Krieg habe sieben Jahre und einen Monat gedauert, zu wörtlich nahm und das Datum änderte, damit es mit dem Anfang des Krieges am 19. April genau übereinstimme. LOENERTz schlägt daher vor, statt EVVU1:tl Erd ÖExa lieber EVVU1:tl qJ8(vov1:0~ zu lesen. Die Art und Weise der Entstehung des Fehlers befreit uns aber von der Pflicht, uns an die überlieferte Zahl zu halten und entsprechend einen seltenen Ausdruck für das Datum in den Text einzuführen. Statt EVVU1:tl Erd ÖExa mufS man also 1:E1:UQ1:tl Erd ELXOaLV lesen. Vgl. ferner VAN DIETEN: Gregoras II 2,300 A.254 sowie die Kurzchronik bei MIONI, E. in: RSBS 1 (1980) 74 Nr. 4.
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320
REGISTER Die kursiv gesetzten Zahlen verweisen auf den Übersetzungstext (S. 15-207), die in Klammern gesetzten Zahlen auf die Nummern der Fußnoten (zu S. 1-14) bzw. der Anmerkungen (S. 208-311).
EB. Gern. Hz.
K.
Erzbischof Gemahlin Herzog Kaiser
Abaka, mongoI. Fürst 267 (243) Absalom, israel. Königssohn 25 m. (34) Achrida 188 m. (392), 189 m. (396), 190 m. (399), 191, 303 (40lf.) Adelheid v. Braunschweig-Grubenhagen, Gern. Andronikos' III. (= Irene Palaiologina) 44 m. (66),45 m. (67),88 m. (148), 92,120,136 m. (254), 162, 177, 188 Adrianopel 6, 8, 19, 25, 33 m. (48), 35{., 69, 71, 76, 82, 88, 92, 95, 100, 121, 125, 132{.,134, 136,243 (123),245 (136),268 (250), 307 (422) Agrippina, Gern. Claudius' 265 (232) Ahitophel 25 m. (34) Aigai 300 (383) Ainardjik 248 (151) Aischylos 174 Ajtos 307 (424) Akarnanien 19, 76 m. (128) Akindynos, Gregorios 7, 14 Akklamation 138, 206 Akropolites, Georgios, Großlogothet 212 (15), 233 (92) Akropolites, Konstantin, Großlogothet 54 m. (92) Alanen 123 m. (222) Albaner 190 Alemannen s. Deutsche Alexander, Ivan, bulgar. Zar 264 (228) Alexander d. Gr. 132 Alexios III. s. Angelos Alfonso Fadrique de Aragon 237 (108)
Kg. Kpl. Mtp. Ptr.
König Konstantinopel Metropolit Patriarch
Allatius, Leo 273 (269) Amblyopos 204 m. (434),205 Amedeo V., d. Gr., Graf v. Savoyen 136 m. (258) Amphipolis 296 (372) Anagrapheus 305 (414) Andreas, Mtp. v. Kreta 230 (82) Andronikos I. s. Komnenos Andronikos 11. s. Palaiologos Andronikos III. s. Palaiologos Andronikos IV. s. Palaiologos Angaios 244 (129) Angelina, Anna, Tochter Alexios' III. 17 Angelos, Alexios III. 17 m. (4) Angelos, Isaakios 11. 239 (114),265 (233) Angelos, Johannes, Statthalter v. Kastoria 186 m. (386), 187, 189 Angelos, Nikephoros 1., Herrscher v. Epiros 19 Angelos, Thomas, Sohn Nikephoros' I. 19 m. (17) Angelos vgl. auch Metochites Anna, Gern. des Stephan Uros 11. Milutin v. Serbien 223 (49) Anna (v. Savoyen) 4f., 6, 8, 136{., 142{., 269 (258) Anna v. Ungarn, Gern. Andronikos' 11. 17 m. (11),215 (24) Antidoron 141 m. (279) Apanage 3 Aplesphares, Johannes 97 m. (169), 132 Apographeus 120 m. (214), 195 m. (411)
321
REGISTER
Apokaukos, Alexios, Parakoimomenos 4-6, 26 m. (41), 38, 50, 86 m. (146), 87, 177, 182{. Apros 91 m. (151), 99-102, 104, 248 (152), 254 (185), 294 (354) Aragon 237 (108) Archimandrit 155 m. (318), 156 Archon vgl. Megas Archon Arda, Fluß 268 (249 f.) Argyros, Isaakios 13 Aristoteles 14, 244 (129) Armenien 18, 196 Arsenios, Ptr. von Kpl. s. Autoreianos Artaxerxes 211 (8) Artotos 276 (286) Asan, Andronikos, Schwiegervater des Kantakuzenos, Johannes 262 (218) Asan, Andronikos, Statthalter der Peloponnes 236 (107) Asan, Ivan 111., bulgar. Zar 226 (68), 241 (119),248 (153),288 (331),304 (407) Asanes, Andronikos 248 (153) Asanes, Konstantinos 194 m. (406f.) Asanes, Manuel Komnenos Raul 92 m. (153) Asanes, Michael 161 m. (331), 178, 193{. Asanina, Irene, Gern. Johannes VI. Kantakuzenos 2, 5, 8, 26 m. (40) Asanina, Theodora 69 m. (119) Astraion 280 (296) Astronomie 46, 228 (71 f.) Athen 237 (108) Athos 9, 108 m. (198), 110 Klöster Chilandar 294 (356) Kutlumus 254 (184) Lavra 108 Vatopedi 9 (15) Protos vgl. Isaak Athyras, Fluß 239 (116) Attalos 11. Philadelphos 240 (118) Attila s. Itiles Attizismus 214 (19) Atumanos, Simon 1
322
Aurelian, röm. K. 249 (157) Autokratortitel 216 (27) Autoreianos, Arsenios, Ptr. v. Kpl.
230
(77) Avaren 251 (170), 264 (230) Axios s. Vardar Aydin s. Umur Bajezid 1., türk. Sultan 248 (154) Balagrada 148 m. (304) Balduin 1., lat. K. v. Kpl. 273 (267) Barbysos, Fluß 306 (417) Bardales, Leon, Protoasekretis 87 m. (147) Bardas, N. N. 57 m. (96) Barlaam v. Kalabrien 7, 14 Basileios 11. 250 (163) Basileustitel 9, 216 (27), 270 (262) Basilikos, Nikephoros, Statthalter v. Melenikon 194 m. (404), 280 (297) Batatzes, Johannes 111. Dukas 17 m. (5),22 m. (29), 64, 227 (68), 235 (105), 248 (154) Bathynias, Fluß 251 (167) Bela IV. v. Ungarn 17 m. (11) Bera, thrak. Festung 126 m. (233), 129 Bermion, Berg 300 (382) Berrhoia 5-7,118,184 m. (378), 185-187 Bidyne 124 m. (228) Bizye 99, 136, 249 (156) Böotien 237 (108) Boesilas s. Vojslav Bonifaz v. Montferrat 300 (381) Bottiaia 300 (382) Bouillon vgl. Godefroy Brabant s. Maria Braunschweig( -Grubenhagen) vgl. Adelheid, Heinrich 1., Heinrich 11. Brienne vgl. Gautier Bryennios, N. N., Großdrungarios 189 m. (394) Bryennios, Georgios 125 (. Bryennios, J ohannes 251 (170) Bryennios, Manuel 46 m. (70) Büjük Tschekmedsche 240 (116)
REGISTER
Bulgaren, -ien 3, 77, 81,98,120-129,132, 156,196,200(.,203,214 (19),254 (187), 264 (230), 265 (236) - vgl. auch Gregonos Burgund 143
(112),99, 120 m. (213), 133, 137(., 142, 149, 160(., 207, 267 (246) Deabolis 190 m. (398) Demari, Raffo 35 m. (57) Demetrios v. Thessalonike, Märtyrer 184 m. (379)
Cäsar, Gailis Julius 1 (2), 226 (65) Cernomen 134 m. (250), 144 m. (290), 288 (328) Chambery 276 (283) Chandrenos, Dux, Schwiegersohn des Michael Glabas 249 (155) Chariupolis 105 m. (187) Chartophylax 172 m. (343) Chartularios vgl. Megas Chartularios Chazaren 264 (230) Chiliarch 133 Chios 4,7 Chlamys 273 (268) Choniates, Michael 209 (1) Choniates, Niketas 209 (1), 216 (26), 220 (39),251 (166), 277 (287) Chortatzes, Alexios Palaiologos 182 m. (374), 183 Chreles, Stephanos, Großdomestikos 178 m. (362), 179(., 190(. Christodulos 15 m. (1) Christupolis 26 m. (36), 33, 35, 76, 85, 117, 179,255 (192) Chumnaina,lrene 54 m. (88), 233 (90) Chumnos, N. N., Großstratopedarch 182 m. (375), 183, 296 (373) Chumnos, Johannes 289 (335) Chumnos, Nikephoros 2, 54 m. (89), 286 (321), 297 (375) Chumnos, Theodoros 297 (375) Claudius, röm. K. 265 (232) Courtenay s. Katharina
Depotatos, kirchl. Rang 139 m. (274) Despotes 9, 17, 138, 141, 213 (17),280 (293)
Daker s. Walachen Dalmatien 34, 76 m. (128), 85, 177 Daneion 97 m. (166) Datumsangaben im Geschichtswerk 68 m.
Deutsche, Deutschland 204
44, 74, 123, 143,
Diadem 138(., 141, 222 (45) Diakon 138, 139 m. (272), 140,275 (277) Diampolis 199 m. (423) Didymoteichon 5f., 92 m. (154),98(.,101, 107, 109, 120(., 127, 133, 134, 136, 143(., 146, 149, 176(., 188(., 196,248 (153), 256 (193 f.), 279 (290), 302 (393) Dikaiophylax 149 m. (305) Dioiketes vgl. Megas Dioiketes Diokletianupolis 300 (384) Domestikos 106 m. (189), 139 m. (270), 177 m. (356),301 (388) - vgl. auch Großdomestikos Domestikos der kaiserl. Tafel 175 Domestikos der Scholen des Westens 294 (356) Domokos 237 (108) Doria, Ratio 35 m. (55) Doriskos 265 (236) Dragutin, Stephan, Bruder des Uros 11. (49)
223
Drama 178 m. (364),182 Drungarios 269 (255) - vgl. auch Großdrungarios Druzina 274 (275) Dukaina, Theodora, Tochter des Johannes Dukas 269 (255) Dukas vgl. auch Laskaris, Monomachina, Muzakios, Palaiologos Dusan, Stephan 5, 6 Dux 147,305 (414) Dyrrachion s. Epidamnos
323
REGISTER
Edessa 7, 186f. m. (383), 188, 198 ffi. (378), 301 (391), 303 (399), 303 (402) Eduard v. Savoyen 136f. m. (258) Ekklesiarches vgl. Megas Ekklesiarches Elisabeth v. Ungarn, Gern. des Stephan Uros H. ·223 (49) Ennakosia 151 m. (311) Epibatai 3, 118 m. (206), 220 (37), 259 (201), 260 (207), 261 (212), 288 (334), 310 (439) Epidamnos 85 m. (143) Epikombia 141 m. (282) Epiros 4, 6, 243 (128) Ernoul de Tzeplet 270 (260) Esaias, Ptr. v. Kpl. 150f., 154-156,157 m. (263), 169f., 172, 174, 291 (343), 310 (440) Eudoxiupolis 245 (141) Eugenia, Nonnenname der Kantakuzene, Irene 9 Eukleides v. Megara 15 m. (2) Euripos 16 m. (3) Eustathios, Mtp. v. Thessalonike 209 (1), 297 (377) Exotrochos, Andronikos 57 m. (95), 189 m. (395) Flor (Blum), Roger de 237 (108) Frankreich 137, 143 - vgl. auch Karl der Schöne
Gabalas, Manuel (= Matthaios, Mtp. v. Ephesos) 7,9 (11),240 (117), 283 (305), 286 (321) Gabras, Michael 2,278 (289),286 (320f.), 289 (335), 293 (350), 295 (361), 308 (429) Galerius, röm. K. 298 (379), 300 (381) Gardiki 238 (108) Garella 91 m. (152), 99 f, 104 Gasmulen 220 (39) Gautier de Brienne, Hz. 237 (108) Gelibolu s. Kallipolis
324
Genua, -esen 4, 7, 8, 35, 50, 225 (55),249 (157),293 (351) Georgios 11. vgl. Terter Gerasimos, Abt 108 m. (193) Gerasimos 1., Ptr. v. Kpl. 54 m. (87), 71 m. (121),238 (111) Germanen s. Deutsche Ghibellinen 270 (258), 276 (283) Gibilet s. Jean de Tzeplet Giostra 143 m. (287) Glabaina, Theodote 249 (155) Glabas, Michael 249 (155) Glykys, Johannes 228 (71) Godefroy de Bouillon 251 (170) Goten 264 (230) Gratianupolis 177 m. (357) Gratine 294 (357) Gregoras, Nikephoros 1-3, 7, 46 m. (71), 209 (H.), 212 (16), 230 (83), 234 (100), 281 (298), 286 (321) Gregorios 11., Ptr. v. Kpl. 232 (89) Gregorios, EB. v. Bulgarien 156 m. (320) Gn;tser, Jakob 12 Gridos, bulgar. Gesandter 131 m. (239) Großdomestikissa 81 Großdomestikos 2, 141, 190, 220 (37), 295 (362) Großdrungarios 189 m. (394) Großhetaireiarches 189 m. (395) Großkanon 51 m. (82) Großkonnetabel 45 m. (68) Großlogariastes 160 m. (325) - vgl. auch Kokalas Großlogothet 45 m. (69), 212 (15), 233 (92)
.
Großpapias 2, 95 m. (162), 220 (37), 295 (367) Großprimikerios 303 (404) Großstratopedarch 69 m. (117), 75, 182, 297 (375) Hairnos 264 (229) Hebros, Fluß 133 f, 219 (35), 262 (217), 265 (233),268 (25Of.), 294 (357)
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Heinrich 1., Hz. v. Braunschweig 44 rn. (66) Heinrich II., Hz. v. Braunschweig 226 (66) Helepolis, Belagerungsmaschine 264 (225,) Helmos, Berg 226 (64) Herakleia 92 m. (157), 97, 99, 228 (71) Herculius, Maximianus, rörn. K. 249 (157) Hesychasmus, -sten 7, 228 (71) Hetaireiarches vg/. Großhetaireiarches Hetaireia, Palastgarde 302 (395) Hulagu, mongo/. Khan 267 (243) Hunnen 264 (230) Hyperboreer 132 Hyrtakenos, Theodoros 2f., 221 (41),277 (288), 289 (335) Ignatios von Srnolensk 256 (192) Ikonion 64 rn. (105) Inas, ungar. Heerführer 123 Introitus 139 rn. (272) Irene v. Montferrat, Gern. Andronikos' II. 17 rn. (12), 175 rn. (350), 233 (90), 295 (361) Isaak, Pro tos des Athos 110 rn. (198), 116, 118 Isaak 1., s. Komnenos Isaak 11. s. Angelos Isidoros, Ptr. v. Kp/. 6 Ithaka 222 (46) Itiles 123 rn. (222) Ivan 1., russ. Fürst s. Kalita Ivan 111., Zar von Bulgarien s. Asan Ivan, russ. Heerführer 123 rn. (224), 126, 200 rn. (426), 201, 203
Jannina 213 (17) Jantra, Fluß 262 (229) Jean de Tzeplet, Heerführer 136 rn. (260) Jeremias, Mtp. v. Thessalonike 107 rn. (193), 108, 297 (376) Jo,asaph, Kopist 14 Joasaph, Mönchsname des Kantakuzenos, Johannes 8
Johannes I. v. Thessalien, Sevastokrator 223 (49) Johannes 111. s. Batatzes Johannes IV. s. Laskaris Johannes V. s. Palaiologos J~hannes VI. s. Kantakuzenos Johannes XIV. Ptr. v. Kp/. s. Kalekas Johannes Anagnostes 256 (192) Joseph v. Ganos 7 Joseph der Philosoph 28 rn. (46), 29, 55 Judas, Apostel 292 (350) Julian, rörn. K. 261 (208), 272 (265) Justinian I. 216 (26), 251 (170),298 (379), 300 (384) Kaballarios, Bardas 175 rn. (351),234 (96) Kaballarios, Markos 175m. (352), 176 Kabasilas, Neilos, Mtp. v. Thessalonike 208 (1) Kabasilas, Nikolaos 2, 208 (1) Kabasilas, Theodoros, Logothet 165 rn. (335) Kaikaus II., Izz al-Din, türk. Sultan 64 rn. (105), 297 (378) Kaisar 281 (298) Kaiserinsignien 21, 281 (298) Kalchedonier 263 (219) Kalekas, Johannes XIV., Ptr.v. Kp/. 4 f., 7 Kalita, Ivan 1., russ. Großfürst 263 (224) Kallikrenites, Michael 52 rn. (84), 71 rn. (122), 72, 87 Kallinikos, Mönch 33 rn. (50), 34 Kallipolis 26 rn. (38) Kallistos, Ptr. v. Kp/. 7 Kalochairetes, N.N. 92 m. (158), 94, 97, 250 (160), 261 (165) Kalothetos, Leon 4 Karnaris 198, 200f., 203 f., 205 rn. (420) Kautakuzene, Helene, Gern. Johannes' V. 6, 221 (40) Kantakuzene, Irene 9 Kantakuzene, Maria 4 m. (9), 221 (40) Kantakuzene, N.N., Großmutter des Kantakuzenos, Johannes 226 (237)
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Kantakuzene, Theodora, Tochter des Kantakuzenos, Johannes 6, 221 (40) Kantakuzene, Theodora Palaiologina, Mutter des Kantakuzenos, Johannes 2, 66, 92 m. (155), 100, 177, 254 (184), 266 (237) Kantakuzenos, Andronikos, Sohn des Kantakuzenos, Johannes 221 (40) Kantakuzenos, Andronikos, Parakoimomenos 21 m. (28) Kantakuzenos, Johannes VI. passim Kantakuzenos, Manuel 221 (40),305 (413) Kantakuzenos, Matthaios 8,221 (40),221 (42), 266 (238), 295 (361) Kantakuzenos, N.N., Großvater des Kantakuzenos, Johannes 266 (237) Kantakuzenos, N. N., Vater des Kantakuzenos, J ohannes 2, 65 m. (107), 66 Kapetinger 270 (261) Karl der Schöne, französ. König 270 (261) Karlovo 263 (221) Kastelianos (Kastellanos) 198 m. (420), 200, 203
Kastoria 186 m. (384), 187, 189, 191,224 (53), 303 (399) Katalanen 3, 66 m. (108), 240 (118), 253 (178), 258 (198) Katharina v. Courtenay 212 (14) Katharos s. Palaiologos, Michael Kaulonia s. Kolonia Kavalla s. Christupolis Kephalatikion 288 (327) Kephisos 237 (108) Kirchenbann 71, 228 (71) Kirchenunion 9, 232 (88) Kleidas, Gregorios 149 m. (305), 156, 158 Kleidung vgl. Mandyas, Maphorion, Omophorion Klepta 204 m. (433), 307 (425) Koiton s. Prokathemenos tou koitonos Kokalas, Georgios, Großlogariastes 160 m. (325),161, 164f, 169,282 (301) Kokkinos, Philotheos, Ptr. v. Kpl. 8 Koloneia 190 m. (399)
326
Komnene vgl. Tornikaina Komnenos, Andronikos I. 265 (233) Komnenos, Isaakios, Sebastokrator 209 (4) Komnenos, Isaakios, Vater Andronikos' I. 265 (233) Komnenos, Johannes 11. 291 (346) Komnenos, Manuell. 213 (17),216 (26) Komnenos vgl. auch Palaiologos, Raul Komotine 6 Konstans 11., röm. K. 271 (263) Konstantin d. GI. 267 (243), 270 (262) Konstantin VII. Porphyrogennetos 210 (6), 221 (44) Konstantin 111., PtI. s. Leichudes Konstantin IX. s. Monomachos Konstantinopel passim Örtlichkeiten Augustaion 261 (211) Forum Konstantins 261 (211) Galata 7, 10 Goldenes Horn 239 (114),251 (170), 306 (417) Hippodrom 246 (147) Kamelogephyra 197 m. (417),207 Kirchen Apostel- 269 (255) Hagia Sophia 49 m. (80), 137, 150f, 233 (90), 261 212) Adyton 138, 140 f. Katechumena 141 m. (280) Prothesis 139 m. (273) Hodegetria- 207 m. (439) Theotokos- 292 (349) Klöster Charsianites- 9 Chora- 296 (369) Hodegetria- 14 Lips- 136 m. (255),284 (311) Mangana- 172 m. (346), 207 Martha- 9 Philanthropos Soter 233 (90) Theotokos Hodegetria 120 m. (212),207
Theotokos Pege
261 (210)
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(Konstantinopel, Fortsetzung) Mese 120 m. (211) Paläste Blachernen-, ausdrücklich 6,8,196, 239 (114),251 (170),310 (441) «Palast» allgemein 50{., 57, 80, 94, 120,141, 150 m. (309), 151, 172, 206, 230 (78) des Konstantin Porphyrogennetos 207 m. (441) Philadelphion 261 (211) Stadttore v. Adrianopel 261 (211) Goldenes- 261 (211) Gyrolimne- 69 m. (114), 174, 196 Polyandriu- 306 (418) Romanos- 197 m. (418),262 (213), 291 (349) Turm des Isaakios Angelos 239 (114) Konnetabel vgl. Großkonnetabel Kontumazialverfahren 55 Kopsis 122 m. (221), 124-126 Korytsa 302 (398) Kosmidion 97 m. (170), 252 (171) Anargyroikloster 251 (170) Kraktes 139 m. (273) Krenides s. Philippoi Kreta 230 (82) Kritobulos v. Imbros 209 (1) Krönungszeremoniell 137 ({. m. (263) Krum, Bulgarenherrscher 245 (141) Kumanen 22, 33, 124, 177 m. (354) Kutales, Manuel 290 (343) Kutales, Gregorios, Chartophylax 172 m. (343) Kutrules, Demet;ios-Michael 147, 250 (162), 282 (301) Kutruvion 299 (380) Kyberiotes, N.N. 172 m. (343f.) Kydones, Demetrios 2, 13,208 (1) Kydones, Prochoros 13 Kyparissiotes, Johannes 13 Kypros s. Zypern Kyros, Bruder des Artaxerxes 211 (8)
Ladislaus IV., Kg. v. Ungarn 223 (49) Lamia 238 (108) Lampsakos 220 (38) Laskarina, Irene 17 m. (5, 11) Laskaris, N.N. 187 m. (388) Laskaris, Johannes IV. 17 m. (7) Laskaris, Manuel Dukas, Domestikos 177 m. (356), 301 (388) Laskaris, Theodoros I. 17 m. (4), 18, 211 (11),272 (265, 267) Laskaris, Theodoros II. 17 m. (6), 210 (7), 235 (105) Laskaris - vgl. auch Metochites Lazaros, Ptr. v. Jerusalem 6 Leichudes, Konstantin III., Ptr. v. Kpl. 227 (69) Lemnos 108 (., 177 Leon I. 246 (145) Leonidas, Kg. v. Sparta 301 (190) Lesbos 4, 177 Libanios 12 Libobiston 179 m. (368) Lipex, Berg 143 Lips, Konstantinos, Drungarios 269 (255) Logariastes vgl. Großlogariastes Logothet des Stratiotikon 165 m. (335) vgl. auch Großlogothet Logus 200 m. (425), 204 Lombardei 175 Ludwig IV. der Baier, K. 309 (435) Lukas, Georgios 180 m. (369), 181 Lusignan, Amaury de 305 (413) Lusignan, Guy de 196 m. (413) Lusignan, Isabelle de 305 (413) Luxemburg s. Maria Lychnidos 301 (392) Lydien 69 m. (118) Lympidarios 97 m. (170) Lyon 232 (88) Lyzikos, Georgios 184 m. (378), 185f Makarios, Mtp. v. Serrai 172 m. (345) Makedonien 4, 6, 34, 177, 280 (293), 281 (298), 300 (383)
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Malaria 252 (173) Mandragoras 254 (186) Mandyas, Prunkmantel 139 m. (273a), 140
Manuell. s. Komnenos Maphorion, Kleidungsstück 140 m. (276) Maragedik 268 (251) Maria v. Brabant 269 (258) Marie de Luxembourg 270 (261) Marko, serb. Kg. 224 (52) Marmarion 182 Martinos, bulg. Gesandter 81 Marules, Johannes Synadenos 206 m. (437), 292 (349) Marules, Phokas, Domestikos der kaiserl. Tafel 175 m. (349), 176,206,276 (281), 309 (437) Matthaios, Mtp. v. Ephesos s. Gabalas, Manuel Mavropotamos, fluß 304 (408) Megale Karya 143 Megara, -enser 15 m. (2),245 (141),263 (219) Megas Archon 292 (349) Megas Chartularios 216 (28) Megas Dioikeres 289 (335) Megas Ekklesiarches 308 (429) Megas Sakellarios 291 (344) Megas vgl. auch Großmegas Melas, Fluß 69 m. (119),81 m. (136),194, 200,304 (408),305 (412), 305 (415) Melenikon 145 m. (297), 194 Meliteniotes, Joannes 57 m. (94), 62 Meliteniotes, Manuel 258 (198) Melnik vgl. Melenikon Mesazon 4, 54, 228 (69), 233 (91), 234 (94) Mesembria 122 m. (219) Metochites, Alexios 230 (83) Metochites, Demetrios Angelos 51 m. (83), 145 m. (295), 146, 281 (298) Metochites, Georgios 227 (69) Metochites, Michael Laskaris 145(, 230 (83), 281 (298)
328
Metochites, Nikephoros 51 m. (83) Metochites, Theodoros, Großlogothet 45 m. (69), 46, 51 m. (83), 54, 57, 62(, 65, 145-148,198 m. (421), 199, 207 m (438), 207 m. (442), 212 (14), 228 (70L), 229 (nL), 232 (89), 233 (91f.), 235 (101), 235 (103 f.), 246 (147), 280 (295), 281 (298), 282 (299), 286 (321), 292 (350), 296 (369), 309 (436). Metochitissa,Irene 145 m. (293) Michael IV. Paphlagon 300 (380) Michael VIII. s. Palaiologos Michael IX. s. Palaiologos Mistra 10, 11 (20) Moglaina 149 m. (306) - vgl. auch Niphon Mohammed 11. (=Mehmed 11.) 291 (346) Monastir 224 (52) Mongolen 3,267 (243) - vgl. auch Hulagu Monomachina, Dukaina 241 (119) Monomachos, Konstantin IX. 291 (346) Monomachos, Michael, Statthalter v. Thessalien 178 m. (360), 186( Montferrat s. Bonifaz, Irene, Wilhelm Morea 305 (413) - vgl. auch Peloponnes Morrha 134 m. (249) Muzakios, Theodoros Dukas 225 (58) Muzalon, Georgios 210 (7), 233 (91) Myriarch 133 Myroblytes, Demetrios s. Demetrios v. Thessalonike Myron 298 (379 f.) Myser s. Bulgaren Narthex, Abzeichen einer kir chI. Würde 139 Neai Patrai 237 (108) Neapolis s. Christupolis Neilos 15 m. (1) Nestos, fluß 253 (176) Neutzikon 268 (250) Nikaia 232 (88), 240 (117), 273 (267) Nikaia, Reich v. 210 (6) Nikephoros 1., Herrscher von Epiros 19 Nikephoros 11., Herrscher v. Epiros 4
REGISTER
Nikodernos, Mönch 258 (198) Niphon, Bischof v. Moglaina 149 rn. (306), 156, 158 Nogaj, tatar. Heerführer 267 (243) Normannen 298 (379) Ochrid s. Achrida Odryserland (=Thrakien) 33 rn. (48), 80, 132 Oinaiotes, Georgios 295 (361) Ornophorion, Kleidungsstück 275 (276) Orchan, türk. Emir 6, 8 Orestias s. Adrianopel Orsini, Nicolo 213 (17) Pachyrneres, Georgios 212 (15), 263 (221), 276 (282), 291 (349) Palaiologina, Anna, Schwester Andronikos' 11. 17 rn. (10), 147,250 (162),258 (196) Palaiologina, Anna, Gern. Andronikos' 111. s. Anna v. Savoyen Palaiologina, Anna, Schwester Andronikos' 111. 18(. Palaiologina, Anna, Gern. Andronikos' 11. s. Anna v. Ungarn Palaiologina, Eudokia 17 rn. (10),223 (49) Palaiologina, Eugenia 81 rn. (137), 82, 84, 86(., 217 (29),242 (123) Palaiologina, Euphrosyne 267 (243) Palaiologina, Irene, Gern. des Johannes (Enkel Michaels VIII.) s. Metochitissa Palaiologina, Irene, Gern. Konstantin Palaiologos (Sohn Michaels VIII.) s. Raulaina Palaiologina, Irene, Gern. Andronikos' 11. s. Irene v. Montferrat Palaiologina, Irene, Gern. Andronikos' 111. s. Adelheid v. Braunschweig Palaiologina, Irene, Schwester Andronikos' 11. 17 rn. (10),226 (68),241 (119),288 (331),304 (407) Palaiologina, Maria, Tochter des Johannes Palaiologos, Panhypersebastos 145 rn. (294)
Palaiologina, Maria, unehel. Tochter Andronikos' 11. 267 (243) Palaiologina, Maria-Martha, Schwester Michaels VIII. 229 (77) Palaiologina, Maria-Xene, Gern. Michaels IX. s. Rita v. Arrnenien Palaiologina, Maria vgl. auch Tornikaina Palaiologina, Sirnonis 18 rn. (13), 33, 223 (49), 261 (210) Palaiologina, Theodora, Gern. Michaels VIII. s. Dukaina, Theodora Palaiologina, Theodora, Nichte Michaels VIII. 224 (51), 251 (168) Palaiologina, Theodora, Tochter Michaels IX., Gern. Svetoslavs v. Bulgarien 213 (18), 263 (219), 266 (240) Palaiologina, Theodora, Schwester Andronikos' III. 18(., 81, 131(. Palaiologina, Theodora-Theodosia 248 (155) Palaiologina, Theodora vgl. auch Kantakuzene Palaiologos, Alexios Chortatzes 182 (. rn. (374) Palaiologos, Andronikos, Protovestiarios 146 rn. (301), 147-149, 160-164, 178, 186-188, 189 rn. (396), 190 rn. (397), 193, 194 rn. (405),243 (126),282 (302), 287 (325), 301 (386) Palaiologos, Andronikos, Großstratopedarch 75 rn. (126),98, 105(., 120, 132, 282 (301) Palaiologos, Andronikos 11. allgemein 2f., 17-25, 29, 32-38, 41-49, 51-53, 55(., 58, 60-65, 76, 70-80, 82-85, 88-94, 105-109, 111-114, 117-124, 128, 130, 132(., 135-137, 143-150,152-181,186,193(.,196-198, 200, 202, 206(., 215 (24) Reden 27(., 30(., 54, 57, 59, 66, 69, 86(.,95(.,110,131,151 Palaiologos, Andronikos III. allgemein 2-5, 10, 18-25, 28, 30, 34-40,44-47,49,60, 66(., 70, 78(., 81,
329
REGISTER
86,105,106(.,108(.,112,119,121-126, 128-132, 137, 142-145, 151, 170-174, 177,179,182, 185, 187-189,191-193, 197 (., 200-207 in Adrianopel 69, 71, 88, 125, 133, 136 in Didymoteichon 92, 98(., 101, 109, 120, 127, 133 (., 136, 146, 149, 196 in Thessalonike 183 (., 186, 194, 196 Krönung 137 Reden 26(., 29, 31-33, 41-43, 48, 50, 51, 52, 53, 54, 55-56, 57(., 59, 61 (., 63, 64(., 68, 72(., 74, 75, 76, 80, 82(., 84(., 87, 88-90, 91, 93-96, 97, 100, 102, 103, 104,110,111,113(.,115,116-118,127, 135, 146, 147(., 149(., 152(., 154(., 156(.,159-164,165,166,167,169,175, 176, 178, 180(., 190, 194(., 199 Palaiologos, Andronikos IV. 10 Palaiologos, Demetrios, Sohn Andronikos' 11. 18, 178 m. (361), 186, 187 m. (389), 188 Palaiologos, Johannes, Panhypersebastos 145 m. (292f.), 146 m. (298) Palaiologos, Johannes, Sohn Andronikos' 11. 17 m. (13), 54 m. (90) Palaiologos, Johannes V. 5, 8f., 303 (404) Palaiologos, Johannes Synadenos Komnenos Dukas, Großkonnetabel 97 m. (168) Palaiologos, Konstantinos, Sohn Michaels VIII. 17 m. (8), 145, 215 (24) Palaiologos, Konstantinos, Bruder Michaels VIII. 224 (51) Palaiologos, Konstantinos, Sohn Andronikos' 11. 17, 20 m. (24),94, 95, 107 m. (192),108, 118,255 (191),256 (193f.) Palaiologos, Konstantinos, Großpapias 95 m. (162), 108 m. (196) Palaiologos, Manuel, Bruder Andronikos' III. 18,19 m. (21) Palaiologos, Manuel, Sohn Johannes' V. 8 f. Palaiologos, Michael VIII. 17, 21 m. (27), 34,47,64 m. (105),81, 145,210 (7),211 (8), 211 (9 f.), 214 (20), 215 (24), 224
330
(51), 227 (68), 229 (77), 232 (88 f.), 233 (92),250 (162),251 (170),267 (243), 279 (292),281 (198),310 (441) Palaiologos, Michael IX. 17, 18 m. (14), 19, 21, 25, 35, 94, 119, 132, 177, 214 (20f.), 215 (23), 215 (25), 221 (43), 224 (51), 237 (108), 299 (379) Palaiologos, Michael Katharos 20, 50, 215 (24f.) Palaiologos, Raul 13 Palaiologos, Syrgiannes d. Ä. 22 m. (29), 245 (137) Palaiologos, Syrgiannes d. J. 3, 22 m. (29f.), 23, 25(., 34-38, 43, 45, 49, 59, 67, 69, 72, 74, 84, 86, 88, 90, 92, 97, 98(., 104, 121(., 221 (41), 234 (101), 242 (123), 245 (137), 247 (149 f.), 252 (171), 255 (192),262 (218), 305 (413) Palaiologos, Theodoros, Sohn Andronikos' 11.17, 175 m. (350),225 (56) Palaiologos, Theodoros, Sohn Michaels VIII. 17 m. (9), 145 Palamas, Gregorios 7, 13, 228 (71), 258 (198) Palamismus 13 Pangaion, Berg 294 (358) Panhypersebastos 145m. (293) Pantzos, bulgar. Gesandter 131 m. (239) Papias vgl. Großpapias Parakoimomenos 21 m. (28), 86 Patrai 147 Paulus, Apostel 220 (36) Paulus, lat. Ptr. v. Kpl. 13, 14 Pelagonia 191 m. (402), 192 Pelekanon 278 (289) Peloponnes 2, 7, 9f., 60(., 65 m. (107), 66, 221 (43),236 (107) - vgl. auch Morea Pepagomenos, Georgios 201 m. (429),202 Pepanos, N.N., Befehlshaber der Wache 196 m. (414), 197 Pepanos, Demetrios 305 (414) Pepanos, Theodoros 304 (414) Perikles v. Athen 265 (235), 286 (322) Perinthos s. Herakleia
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Perser s. Türken Pescennius Niger 249 (157) Petschenegen 264 (230) Pharsala 238 (108) Pherai (=Serrai) 5 f., 172 m. (345), 179 m. (365),181(.,184(.,187(.,191(.,280 (295) Philadelpheia 54 m. (88), 69 m. (117 f.), 71(. Philanthropenos, Alexios 261 (212) Philes, Manuel 1, 286 (321) Philipp 11. v. Makedonien 219 (36), 262 (217), 294 (358) Philippoi 178 m. (358), 219 (36) Philippupolis 121 m. (217), 122-126, 265 (231) Philokrene 234 (95) Philommates, Andronikos 182 m. (371) Philotheos, Ptr. v. Kpl. vgl. Kokkinos Phokaia 7 Phokas, byz. K. 271 (263),272 (265) Phokas, Bardas 274 (275) Phokas vgl. auch Marules Photios, Ptr. v. Kpl. 209 (1),246 (147) Pignoli, Fra Pietro de 75 m. (127) Pinkernes, Titel 301 (386) Pianos (= Teufel) 165 m'. (335) Planudes, Maximos 2, 286 (321) Pie thron 199 m. (421a) Plutarch 226 (65) Pologos 34 m. (51), 224 (53) Pontanus, Jakob 11 f., 226 (62), 261 (209), 269 (258), 276 (284) Potuka 124 m. (231), 125 Prillapos 34 m. (5lf.), 67 m. (109), 193 (., 303 (40lf.) Primikerios vgl. Großprimikerios Prokathemenos tou koitonos 241 (122), 305 (414) Proklos, Ptr. v. Kpl. 272 (266) Prokypsis, Zeremonie 276 (280) Promosulu 133 Proskynese 28m. (44) Protallagator 95
Protoasekretis 87 m. (147) Protopsaltes 273 (270) Protos (des Athos) 116, 258 (198), 285 (318) Protostrator 34 m. (51) Protovestiarios 146 Protovestiarites 216 (28) Prusa 152 m. (312),284 (314) Pseudo-Kodinos 271 (263),273 (271),275 (279) Qolba
309 (433)
Radiporoi, N.N. 187 Raul,Isaakios 186 m. (385), 187 Raul, Johannes, Protovestiarios 211 (8) Raul, Manuel 2 Raul vgl. auch Palaiologos Raulaina, Irene 211 (8), 279 (293) Referendar 140 m. (277),290 (341) Rhaidestos 99 m. (178), 104, 136, 254 (187) Rhakendytes s. Joseph der Philosoph Rhegion 97 m. (167)" 151, 154, 156, 174, 197,260 (207), 261 (212),284 (310),285 (316f.), 288 (334),291 (347),309 (433) Rhegion, Vertrag von 3, 259 (201) Rhodope 98 m. (175), 105(., 120 Rhosokastron 199 m. (424) Rita v. Armenien, Gern. Michael., IX. (= Maria-Xene) 94 m. (161), 95, 108, 118(.,177(.,212 (14) Rhomäer passim Ricoldo da Monte Croce 13 Roger vgl. Flor Roger, Johannes 202 m. (430) Romanos I. 267 (243) Sakellarios vgl. Megas Sakellarios Sakkoi 99 m. (181), 104,254 (185) Sarazenen 298 (379) Saruchan, türk. Emir 4 Satrap 132 Savona 276 (283)
331
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Savoyen 136, (258); vgl. auch Amedeo, Anna, Eduard 142f. Schilderhebung (des Kaisers) 138 m. (265) Sebastokrator s. Sevastokrator Seldschuken 64 Selymbria 6,85 m. (141),99, 104f, 108f,
117f, 149, 176f, 249 (156),260 (206) Senachereim, Johannes 250 (163) Senachereim, Manuel, Protallagator 95 m. (163), 108 Senat, -oren 28,36 m. (60),45, 59, 75, 94, 107,113,138,141, 155f, 166, 171, 195, 198 Serben, -ien 5,7,77, 145, 177-180, 182, 192-194, 214 (19) Sergentzion 99, 104 Serrai s. Pherai Sevastokrator 138,213 (17),223 (49),248
(153),280 (293) Severus, Septimius, röm. K. 249 (157) Sibylle di Bäge, Gern. Amedeos V. v. Savoyen 269 (258) Siderokastron 237 (108) Singidunum (= Belgrad) 262 (217) Sipylon, Berg 1 (1) Sirmium 299 (379) Sisman, Michael, bulgar. Zar 124 m. (228), 125-127, 131 f., 144, 193, 195 m. (412), 199f., 201 m. (427),202 m. (430),
213 (18),251 (169),265 (234),266 (240), 278 (290), 308 (428) Skopelos 199 m. 422) Skoplje 281 (298) Skuterioi 142 m. (284) Skythen 264 (230), s. a. Tataren Sliven 265 (231) Soleas 139 m. (269), 140 Sopot 263 (221) Spinola, Argentina 225 (56) Spinola, Frederico 35 m. (56) Stenimachos 98 m. (175), 125 Stephan Uros II. Milutin, serb. Zar 33 m. (49), 34f., 77 m. (130),223 (50) Stephan Uros III., serb. Zar 145 m. (294),
332
160 m. (328), 188-193, 267 (240), 278 (290) Stilbnos 122 m. (220) StrandZagebirge 253 (180) Stratopedarch 240 (117) - vgl. auch Großstratopedarch Stratzimir s. Streantzimeres . Streantzimeres, Vater des bulgar. Zaren Michael 124 Strez 280 (297) Strumitza 145 m. (296), 193 f., 295 (362) Strymon, Fluß 182, 280 (297f.) Styx, Fluß 40 m. (64) Suleiman, Sohn des Emirs Orchan 8 Svesde 302 (398) Svetoslav, Theodor, bulgar. Zar 19 m. (18), 78 m. (130), 81, 120, 132, 262
(215), 263 (219), 266 (240) Synadena, Anna 92 Synadena, Eudokia 225 (58) Synadenos, Johannes 224 (51), 251 (168) Synadenos, Theodoros, Protostrator 3, 5, 34 m. (51),35,36 m. (58),37,43,47-50,
53, 56, 60f, 63, 67-69, 72, 75, 84, 89, 92,97,108 m. (196), 112, 116, 130, 145, 149,172-174, 177, 195-197,200,206, 224 (51),251 (168),255 (192),293 (353), 304 (410) Synadenos vgl. auch Marules, Palaiologos Synesios v. Kyrene 209 (1) Syrbanos, Walache 105 m. (188), 106f Syrgiannes Palaiologos s. Palaiologos, Syrgiannes d. Ä., d. J. Syrien 270 (260) Syrigos, Meletios 13 Sytzigan s. Palaiologos, Syrgiannes d. J. Taborlicht 13 Tagaris, Manuel, Großstratopedarch 69 m. (117), 70, 240 (118 f.) Tagaris, Paulos, lat. Ptr. v. Kpl. 240 (117) Taitach, mongol. Feldherr 133 Tarchaneiotes, Johannes, Domestikos 47 m. (77), 106 m. (189)
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Tarchaneiotes, Nikephoros 229 (77) Tarchaneiotissa, Maria-Martha 248 (155) Taspugas, mongo!. Feldherr 135 m. (252) Tataren 124 m. (230), 132-135, 177, 199, 201 (., 214 (19), 267 (242) - vgl. auch Skythen Terneres 123m. (222) Tenedos 8 Terter, Georgios 11., bulgar. Zar 120 m. (215), 121 (., 124 Thasos 177 Theben 237 (108) Theodora v. Bulgarien, Gern. des Theodor Svetoslav s. Palaiologina Theodoros I. Laskaris s. Laskaris Theodoros 11. Laskaris s. Laskaris Theodoros Studites 264 (230) Theodosios d. Gr. 247 (151) Theodosiupolis s. Apros Theoleptos, Mtp. v. Philadelpheia 54 m. (88),71 m. (122), 72,233 (90),240 (117), 241 (123) Thessalien 3, 6, 66, 147, 237 (108), 294 (360) - vg!. auch Johanries Thessalonike passim Örtlichkeiten Asomatontor 183 m. (377) Chortatteskloster 107 m. (191), 182 m. (373), 183, 256 (192) Hagios Demetrios Kirche 278 (289), 298 (379) Heptapyrgion 297 (378) kaiser!. Palast 185 m. (381), 186-vg!. auch Demetrios, Eustathios, Jeremias, Neilos Thrakien 3-6,8,23,26,32(.,36(.,45,49, 76,79(.,122,126,133,135(.,177(.,194, 235 (101), 241 (120), 246 (144), 247 (151), 250 (159), 267 (242), 277 (288), 286 (324) - vgl. auch Odryserland Thukydides 12, 219 (33), 229 (75), 259 (200) Tich, Konstantin, bulgar. Zar 263 (219) Timur, alan. Feldherr 263 (222)
Toktaj, tatar. Khan 267 (243) Tonzos, Fluß 219 (35), 306 (423) Toparch 34,224 (51) Torgan, Toglu, mongo!. Feldherr 133 m. (247) Tornikaina, Maria Komnene 233 (92) Tornikaina, Maria Palaiologina 270 (259) Tornikes, Andronikos, Parakoimomenos 136 m. (259), 177 m. (355) Tornikes, Isaakios 270 (259) Tornikes, Michael 45 m. (68) Trajan, röm. K. 265 (236) Trajanupolis 129 m. (236) Treueid 21 m. (26), 217 (28) Triballer s. Serben Trigleia 152 m. (313) Trisagion 138 m. (266), 139 Trnovo 124 m. (229),213 (18) Türken 2-4, 7, 10, 19 m. (19), 64, 109, 143, 152, 184, 232 (88),237 (108),240 (118), 254 (187), 258 (197), 261 (212), 264 (230), 277 (288f.), 284 (314), 299 (380),306 (418) Tundza, Fluß 134 m. (251) Turnier 143 m. (287) Tzamplakon, Alexios, Großpapias 179 m. (367), 182 Tzamplakon, Arsenios 295 (367) Tzangrai 123 m. (226) Tzepaina 98 m. (176), 125 Tzeplet s. Ernoul, Jean Tzernomianon s. Cernomen Tzuruloe (= Tzurulos) 92 m. (156), 97, 109 Tzykandyles, Manuel 11 Umur, Emir v. Aydin 4-6 Ungarn (Volk) 264 (230) Ungrovlachen 124 m. (229) Uros vgl. Stephan II., Stephan 111. Uscudama 223 (48) Varäger 140 m. (275) Vardar (= Axios), fluß (403)
224 (53), 303
333
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Vaspurakan 250 (163) Velbuzd 213 (18) Venedig 12, 50, 193 Villehardouin, Guillaume 211 (11) Vladimir v. Kiev 274 (275) Vodena s. Edessa Vojslav 98 m. (172), 122, 124-126, 189, 264 (228), 265 (232) Vukasin, serb. Kg. 268 (250) Walachen, -ei 105, 264 (229) Wilhelm IV. v. Montferrat 17 m. (12)
334
Xantheia 179 m. (364) Xanthopulos, Nikephoros Kallistos 286 (321) Xanthopulos, Theodoros 156 m. (321), 158 Xerogypsos, fluß 249 (156)
Zampea 142 m. (286) Zarides, Andronikos 251 (164),281 (298) Zarides, Johannes 95 m. (164), 108 Zypern 270 (260)
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QUELLEN UND UNTERSUCHUNGEN ZUR LATEINISCHEN PHILOLOGIE DES MITTELALTERS Diese Serie wurde seinerzeit begründet von Ludwig Traube und fortgeführt von Paul Lehmann in München. In den Jahren 1905-1920 erschienen bei der C. H. Beck'schen Verlagsbuchhandlung 5 Bände. Unter den Autoren befanden sich bedeutende Gelehrte. Der letzte Herausgeber, Paul Lehmann, wurde später mit seiner Parodie im Mittelalter und der fünfbändigen Sammlung Erforschung des Mittelalters Autor des Verlages Hiersemann. Dieser mittellateinische Akzent im Verlagsprogramm wurde späterhin verstärkt durch die jetzt dreibändige Sammlung Mittelalterliche Studien von Bernhard Bischoff und eine Festschrift zu Bernhard Bischoffs 65. Geburtstag, so dann durch die 1980 erfolgte Verlagsübernahme des M ittellateinisehen Jahrbuches. Die Fortführung der Quellen und Untersuchungen nach einer Pause von 60 Jahren mag zunächst ungewöhnlich erscheinen, sie erfolgt aber auf Anregung aus Fachkreisen und geschieht im Einvernehmen mit dem Verleger der früheren Bände 1-5. Diese Serie wird nicht mit einer Neuen Folge fortgesetzt, sondern aus praktischen Gründen im Anschluß an die alten Bände fortgezählt, so daß als erster Band der Fortsetzung Band 6 erscheinen ist. Die Serie ist bestimmt zur Aufnahme kritischer Editionen von Werken mittellateinischer Literatur und zur Veröffentlichung von monographischen Darstellungen und Sammelwerken mit Beiträgen aus dem Fachgebiet. - Die Veröffentlichung erfolgt im Format der früheren Bände (16X24 cm). Der wissenschaftlich hohen Qualität der Inhalte wird eine angemessene und gediegene Ausstattung in Satz, Druck, Papier und Einband entsprechen. Für Subskribenten der Reihe ist ein gegenüber dem Einzelpreis reduzierter Serienpreis festgelegt.
Im Mai 1982 erschien:
Bd. 6 Metellus von Tegernsee: Expeditio Ierosolimitana. Erstausgabe von Peter Christian Jacobsen. - 1982. XXVI, 247 Seiten. Großoktav (24 cm). Leinen. ISBN 3-7772-8148-4. Me.tellus von Tegernsee ist als Verfasser der Quirinalien, einer umfangreichen Sammlung von Oden und Eklogen zu Ehren des hl. Quirinus und hexametrisch-
satirischer Dichtungen zur Tegernseer Klostergeschichte seit langem bekannt; daß er sich auch als Epiker versucht hat, zeigt eine bisher nicht veröffentlichte, nicht minder umfangreiche Dichtung über den 1. Kreuzzug, die anonym in einer Admonter Handschrift des 12. Jahrhunderts erhalten ist. Die von Prof. Dr. J acobsen (Universität Köln) hier vorgelegte textkritische Erstausgabe der lateinischen Vers dichtung ist begleitet von einer Einleitung des Herausgebers zu Person und Werk des Autors sowie von verschiedenen Indices.
In Vorbereitung (Bandnumerierung in der Reihenfolge des Erscheinens): Bd. 7 Bischoff, Bernhard: Anecdota novissima. Erscheint 1983. Circa 300 Seiten und 4 Tafeln. Leinenband. Das lange erwartete Werk des Gelehrten (Prof. emeritus der Univ. München) enthält die Edition von vierundvierzig überwiegend latein!schen, bedeutenden Texten des 4. bis 15. Jahrhunderts.
Bd.8 Berschin, Walter: Biographie und Epochenstil im lateinischen Mittelalter. Erscheint in drei Teilen ab 1984. Dieses mehrbändige Werk von Prof. Dr. Walter Berschin (Univ. Heidelberg) enthält in Teil I die historische Darstellung der Biographie von der Passio Perpetuae (202 n. Chr.) bis zu den Gesta Lamberti Stephans von Lüttich (ca. 910 n. Chr.), Teil II reicht von der Vita S. Geraldi Odos von Cluny (ca. 940) bis zu der Biographie Thomas Mores. Teil III enthält den Grundriß einer historischen Topik und Hermenf'utik mittelalterlicher Biographie, eine Auswahl wichtiger lateinischer Biographien des Mittelalters in Gruppen, die Bibliographie sowie das Handschriften- und Namenregister.
Weitere Bände sind geplant.
Anton Hiersemann, Postfach 723, D-7000 Stuttgart 1