Im Febru ar L987, wenige Wochen vor seinem Tod, hielt facob Taubes vor einer kleinen Scharvon Zuhorern 4 PaulusVorlesun...
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Im Febru ar L987, wenige Wochen vor seinem Tod, hielt facob Taubes vor einer kleinen Scharvon Zuhorern 4 PaulusVorlesungen, die er als sein geistiges Vermdchtnis auffa8te. Darin betritt er das Feld der Paulus-Forschottg eine .Domine der christlichen Bibelwissenschaft, als radikaler Au3enseiter. In seiner Gegen-Lekttire des Romerbriefs stellt er die herkommlichen Themen in giinzlich neue Kontexte und arbeitet so die am christlichen Paulus getilgten jtidischen ZiJrgeheraus. Taubes versteht seine Auseinandersetzung mit dem itidischen Paulus nicht als ein Strick wissenschaftlich historischer Rekonstruktion. Vielmehr geht es ihm darum, an diesem Kreuzungspunkt von |udentum und Urchristentum Ausblicke auf Glaubensund Lebensformerr z! offnen, die durch institutionelle Verfestigung verschtittet und in der geschichtlichen Entwicklung vollends verdrdngt worden sind. Die Vorlesungen sind eine jridische Dekonstruktion der christlichen Wirkungsgeschichte des Romerbriefs, die im Banne der Formel ,,Glaubestatt Werke" steht.
Emmanuel Levinas Stunde der Nationen Talmudlekttiren Aus dem Franzdsischenvon Elisabeth Weber Mit einer Einleitung von Elisabeth Weber und einem Nachwort von Michael Wetzel 150 Seiten, Frantz.Broschur 3-770s-28511 Die Talmudlekttiren des fuanziisischen Philosophen Emmanuel Levinas nehmen ihren Ausgangspunkt von Passagenienes immensen Korpus, die Fragennach dem komplexen Verhiiltnis Israelszu anderen Volkern thematisieren. Diese alte Schrift ladt zuDebatten, Fragetr, Streitgesprlchen, Meditationen ein, deren Entzrtf.erun& wie Levinas zeig3,, ein oft erstaunliches I-icht auf die Gegenwart und ihre Konflikte wirft. Tzttetan Todorov Angesichts des Au8ersten Aus dem Franzdsischen von Wolfgang Heuer und Andreas Knop 38OSeiten, Franz. Broschur 3-7705-2855-7 Tzttetan Todorov versucht in seinem bewegendenBuch, die Moral im Spiegel oder besserdurch die Lupe extremer Situationen zu betrachten. Das Au3erste: Die Konzentrationslager im Totalitarismus des 20. Jahrhunderts. Diese Lageq russische und deutsche, die totalitiren Regim€, h denensie entstanden sind, und der Zweite ite Weltkrie& Weltkriee, in dem sie ihre weitere Ausbreitung .usbreitung fanden, kurz die Geschichte, sind Mittel dieses Buches, das sich nicht vor.rangigals historisches versteht, sondern als eines zur Moral, einer Moral, deren Notwendigkeit plotzlich in den Blick riickt.
Jacob Taubes
Die politische Theologie des Paulus Vortrige, gehalten an der Forschungsstitte der evangelischen Studiengemeinschaft in Heidelberg, 23..-27. Februar 1987 nach Tonbandaufzeichnungen redigierte Fassung von Aleida fusmann
Herausgegeben von Aleida und fan Assmann in Verbindung mit Horst Folkers, Wolf-Daniel Harrwich und Christoph Schulte
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ffir Margherita von Brentano und Edith Picht-Axenfeld
Die Deutsche Bibliothek = ClP-Einheitsaufrrahme Thubes,Jacob: Die politische Theologre des Paulus: Vortriige, gehalten an der Forschungsstette der Evangelischen Studiengemeinschaft in Heidelberg,2S.-27. Februar l9E7 lJacob Taubes.Nach Tonbandaufzeichn. redigierte Fassung von Aleida Assmarur. H*g. von Aleida undJan Assmann . . . - Mti,nchen: Fink, 1993 rsBN 3-7705-2E44-r NE: Assmann,Aleida [Bearb.]
@ 7ss3 .l?fl)-' T:I:?"::;;Mrinchen Herstellung: Ferdinand
Sch6ningh GmbH, Paderborn
Inhalt Vowort
7
Einfiihrung
9
1. Autobiographisch e Zugdnge zumR6merbrief
9
2. Paulus in der jridischen Religionsgeschichte. Messianische Logik
14
Erster Teil: Leldiiren. Paulus und Mose: die Grtindung eines neuen Gottesvolko l.
23
Adressen des Rdmerbriefs
a) Das Evangelium als Kriegserkl6rung an Rom; Lektrire von R6mer l,l-'l b) Jerusalem und die Legitimitit der'lfleltmission; Lehrire von R6mer 15, 30-33
23
28
E*kurs: Das Schicksal der iudenchristlichen Gemeinden
34
2. Nomos. Gesetzund Rechtfertigung; Lehrire von Rdmer 8-11
36
3.
Erwihlung und Verwerfung; Lelcrire von R6mer 8,31-9,5 und Talmud b.Berakhot 32a
43
4.
Pneuma. Leltrire von R6mer 9-13
56
Zweitet Teil: Wirkungen Pamlus und die Moderne: des Meseianiechen
Tranefigurationen
l.
Fremdlinge in dieser Velt Marcion und die Folgen
77
2.
DieZeloten des Absoluten und der Entscheidung: Carl Schmitt und Karl Barth
86
Ixnlr;r
3. Nihilismus als Veltpolitik und isthetisierter Messia97 nismus: Valter Beniamin und Theodor V. Adorno 4. Exodus aus der biblischen Religion: Friedrich Nietzsche und Sigmund Freud
706
Anhang. Die Geschichte Jacob Taubes - Carl Schmitt
132
I[olf-Daniel
Hartwich, Aleida und lan Assmann
Nachwort Einleitung I.
Lektriren: Die Legitimation und Formation eines neuen Ver-Bundes
r43
r45
II. Wirkungen: Paulus und die Moderne
165
III. Politische Theologie
115
Editorische Notiz
183
Namenregister
19l
Sachregister
195
Voruort Unter dem Datum des 14. 7.l987lod lnnoRu
Vonvonr fiir die Gastfreundschaft, GrcBz$gigkeit und Offenheit gegentiber einer hiichst unkonventionellen Verangtaltung, sovie den eingeladenen Teilnehmern, die eine \floche leng zuhiirten und mitdiskutierten. Thomas Kuhlmann hat die notwendigen Bflcher besorgt und die Tonbandaufnahmen gemacht. Rudi Thyssen hat Taubes auf seiner Reise begleitet und betreut. Za danken iet nicht zruletzt Monika Vapneweki, die die Vorbereitung dedurch unterstiitzte, daG sie Taubes Gelegenheit gab, in sonntagnachmitt6glichen noBibele'tundeno sein Konzept einem kleinen Berliner Zuhiirerkreie vorzutf,agen. facob Taubes hat uns am Ende der Paulus-Voche in Heidelberg das Vereprechen abgenornmen, uns um den Text dor Vorlesungen zu krimmern und ihrc Veriiffentlichung zu besorgen. Er lieB keinen Zveifiel am zentralen Vert und hohen Ernst diesee seines geistigen Vermiichtnisses aufkornmen. Seinem Publikationswunsch komsren wir dennoch erst ietzt mit sechsiEhriger Verspdtung nach. Fflr die Verziigenrng varen mehrere Grtinde yerantwortlich. Erstens die Schwierigkeiten bei der ErstelL-g des To*es; die Vorlesungen nru& ten nicht nur franekribiert und redigiert werden, sie vurden auch im Kreisvon Freunden und Sachverst6ndigen zirkuliert, deren Expertisen, Ergdnzungen und Korrekturen in denText einzuarbeiten varen. Zweitens die Bedenken seiner Herausgeber, die sicherstellen wollten, daG die wichtigsten seiner schriftlichen Verke vorliegen, bevor das Vagnis eines mrindlichen Textes die Taubes-Rezep tion gef6hrdet. Drittens die Bedenken all iener persiinlichen Freunde von Taubes, fi6 ihn vor seinem Text glaubten in Schutz nehmen zu mtissen; sie machten seinen skmpuliisen Umgang mit Schrift geltend sowie seine enorme Zurrickhaltung, wenn es darum ging, irgend etwas zu veriiffendichen. Nachdem es nun endlich eoweit isq danken wir all denen, die uns halfen, unsere Taubes gegenfiber eingegangene Verpflichtung einzul6een. Aharon Agus, Moehe Barasch, Iochanan E. Bauer, Evelyne Goodman-Thau, Shlomo Pines, Shaul Shaked, Guy G. Stroumsa (Ierusalem), Hubert Cancik (Tribingen) und Emile Cioran (Paris) haben an der sachlichen Bearbeitung des Manuskrlpts mitgewirkt. Andrea Gnirs, die von der FEST finanziert wurde, hat die Reinschrift besorgt. Ohne die tatkrdftige Unterstrlitzrrag des HerarrsgeberJTeams wiire uns die gatge Sache leicht ffber den Kopf gewach sen. Heidelberg, am 24. Mdtz 7993 Aleidn Ascmann
ninfiihrung 7. Autobiogmphische ZtryLngezvmnRiimerbrief Als ich vor einigen Monaten in dieser Forschungsstdtte zu Gast Ttar, da ging es um Apokalyptik, und das Thema der Tagung lautete: Die kit drtingt. Damals schien es mir, dafB das paulinische Problem der Frist nicht im Griff n/ar. Und eitel, wie ich bin, sagte ich als Nicht-Theologe: Darflber kann ich Ihnen vas erz6hlen. Ich dachte an den lJl. Ob"r diesen Korintherbrief ersten Korintherbrief, habe ich an der Freien Universitet Berlin in der Philose phischen Fakultit eine Vorlesung gehalten. Dabei stellte sich mir heraus, dafS der Korintherbrief eine grofie Fuge ist um das eine \[orh pan. Der ganze Text ist gedretrt, gebaut um dieses Wort. Als ich zusage, hatte ich nicht die Idee, dafS die Zeit so dringt. Ich dachte mehr, sie dr6ngt apokalyptisch, aber umf3te nicht, dafi sie so persdnlich dr6ngt, nimlich durch eine Krankheit, die unheilbar ist. Gegen alle Viderstdnde, die sich aufbauten geg"n diese abenteuerliche Reise von meinem Zrrctand, her, hatte ich ein Hares Lot. Ich hatte Edith Picht in die Hand versprochen, dafS ich komme. Und alle Bedenken habe ich weggefegt, weil ich dieses Versprechen halten wollte. Seit ich nun weif3, dafi meine Zeit mehr dr6ngt, als sie bei jedem dr6ngt, entschlofi ich mich, nicht iiber den zu sprechen, sondern das aufzunehmen? Korintherbrief u'as ein geheimeres Anliegen von mir ist, nimlich den Rdmerbrief. An den sich zu wagen ist eine Ungeheuerlichkeit. Wie riberhaupt diese Tagung an Ungeheuerlichkeiten nicht mangelt. Ich kommo nach Heidelberg, das ist die Stadt von Martin Dibelius, von Grlnther Bornkamn\ von Gerd Theissen und anderen Neutestamentlern. Vas soll ich hier Eulen nach Heidelberg tragerr? Deshalb mufi
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Envrtlrrnulvc
ich gleich am Anfang sagen, da8 mit dem Paulus, den die theologischen Fakult6ten mit gutem Recht und in ihrer Legitimitit betreiben, all das, was ich hier zu sagen vorhabe, nichts unmittelbar zu tun hat. Und das allein gibt mir die Legitimation? vor lhnen, einem so illustren Kreis von Gelehrten und Krinstlern, das vorzutragen, das arrzlutegen, Tras ich vorhabe. Ich will lhnen also etwas sehr Pers6nliches vortragen. Dazu geh6rt auch die At d"rotrg meines Themas vom Korintherbrief zrun R6merbrief. Um Ihnen diesen EntschlufS verstendlich zu machen, muf3 ich lhnen etwas von der Geschichte erzdhlen, die ienseits des Amtstr6gers fiir Hermeneutik in Berlin li"St. Ich habe Ihnen den Brief zu lesen gegeben, den ich im Jahre 7979 aus Paris an Carl Schmitt nach Plettenberg schrieb. Ich hdtte ihn komrnentieren sollen, mrissen. Aber das alleine unirde eine Tagung ausmacher\ zrr erliutern und zu erhellen, was da alles unterschwellig in diesen Brief eingegangen ist. Lassen Sie mich lhnen hier nur die Nachgeschichte dieses Briefes erz6hlen. Einige hier (einer sicher), die Carl Schmitt gut kannten, wissen, dafi er kein Telephonist war. Es war nicht der Modus seiner Mitteilung. Eines Tages in Paris, so um den 25. September rurn? bekomm' ich einen Anruf von der Hausfrau: Carl Schmitt mdchte mich sprechen am Telephon. Es war erstaunlich. Carl Schmitt sagt mir: ich hab' den Brief gelesen und gelesen, es geht mir sehr schlecht. Ich weifS nicht, wie lange ich noch lebe, kommen Sie sofort. Ich hatte andere Plf,ne. Es war die Zeit in der N6he des iridischen Neuiahrfestes, aber ich hab' sofort den ndchsten Zug genommen ins Sauerland nach Plettenberg. Die GesprEche waren ungeheuerlich. Ich kann sie hier nicht erzdhlen. Teils sind sie unter priesterlichem Siegel gefiihrt (nicht dafi ich Priester wire, aber es gibt Dinge, die man wie ein Priester behandeln mufi). Auf dem ,,Joachim-Ritter-Vegs (Schmitt hatte die Gewohnheit, seine StrafSen und Wege nach denen zu benennenz mit denen er zuerst dort spaziert ist) sind mir Dinge gesagtworden, die ich nicht vergessen kann, die ich aber auch nicht aussprechen kann. Wir kamen zurtick von diesen Spazier-
AurontocnApHlscHEZucAlcB zulraROuTRBRIEF
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gdngen, kamen ins Haus und bekamen Tee, und er sagte: Nrrn, Taubes, wir lesen R6mer 9-17Es ist eines, mit Theologen und Philosophen R6mer 9ll zu lesen, und ein anderes, mit dem gr6fiten Staatsrechtler dieser Epoche. Die geballte Ladung des Politischen, die h6rt er in einer anderen Veise, so wie ein Kardiologe anders das Herz kennt als ein normafer Internist. F,r h6rte zu. Und ich entwickelte ihm zum erstenmal und spontan das Bild: Mose als Ftirsprecher ffrrs volk Israel, der es ablehnt, zweimal ablehnt, daff mit ihm ein neues Volk beginne und das Volk Israel getilgt werde - und Paulus, der dies annimmt. Diese Spannung, und die Frage: was heif3t ,Volksgrrindero? hat uns dann sehr beschiftig. Wir sprachen damals frei ohne den Rrickhalt eines noch so bescheidenen Handapparats. Und da sagte er, als ich ihm das alles vortrug bis hin z:ulrnRitus des iridischen Vers6hnungStages - er sagte: Taubes, bevor Sie sterben, mtissen Sie das einigen erzdhlen. Und so bin ich - anner Job - ztnn R6merbrief gekommen - als lude und nicht als Professor, worauf ich auch nicht sehr viel gebe, es sei denn, daf3 es mich anst6ndig ndhrt. Aber bevor ich nun mit Ihnen den Versuch mache, den R6merbnef. za lesen, will ich lhnen noch zwei Geschichten erzahlen. Anekdoten. Venn man in das Alter und in die Phase gerdt, in der ich bin, k6nnen sie sinnvoll sein, einer anderen Generation etwas zu ribermitteln. Ich war in Kriegsiahren Student in Zririch. Fragen Sie nicht: wieso, wie, was? so rrar es. Ich studierte, Gott sei's geklagt, auch Germanistik, weil wir einen bedeutenden Germaniiten hatten und ich mich mehr nach Lehrern als nach Fdchern ausrichtete: Emil Staiger. Mehr als Germanist aber nrar er Grdzist. Er hat Sophokles ribersetzt und traute sich zu sagen in der Vorrede riber die Ubersetntng von Wilamouritz, es sei Gartenlauben-Deutsch; was hilft's, dafi er Griechisch konnte, er kannte ia kein Deutsch. Vie kam ich an ihn heran? Eines Tages auf dem Wege von der Universitit zum Bellevue sagte ich ihm, ich habe Heidegger,,Vom Wesen der Wahrheit gelesen, und er sagte: das k6nnen Sie nicht verstehen. Vieso wissen Sie, dafl ich das nicht verstehe?
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Enlr0rnunc
Darauf hat er mich eingeladen ztlsich, und wir haben einen galnzelnNachmitt ?S Vory1Wesgn der Wahrheit besprochen. Und er staunte, dafi ich es doch verstanden hatte. Dafiir bekam ich eine Mozart Sonate gespielt. Seitdem war unser Verhdltnis nicht mehr Professor und Student (denn er hatte mich ia noch im Nebenfach zu prrifen), ich will nicht sagen: befreundet, aber locker. Eines Tages gehen wir die RdmistrafSe von der Universitdt zlulrn See, zum Bellerme, da bog er ab, und ich ging weiter bis zum ludenviertel in der Enge, da sagte er rnir: Taubes, wissen Sie, gestern habe ich die Briefe des Apo stel Paulus gelesen. Und dann kam wirklich mit tiefer Erbitterung: das ist doch nicht Griechisch, das ist doch Jiddisch! Und da sag ich: Ja, Herr Professor, darum versteh ichot i" auch! Das war das erste. Das zu'eite war spdter, veniger dramatisch in Nev York, als ich den Gdttinger Religionshistoriker Kurt Latte zu Besuch hatte. Ihm gng der Ruf voran' dafi er ein besonderes Ohr hatte ftir Griechisch und Latein. Ich war schon immer umgetrieben von dem Problem und fragte ihn: I{err Latte, verstehen Sie mit Ihrem griechischen Ohr die Brie fe des Apostel Paulus? Und er dachte nach (er versteht sie natfirlich, weil sechzehnhnndert Jahre Christi anisiemng Europas sie verstflndlich machen) und er sagte: Vissen Sie, Flerr Taubes, eigentlich nicht. Ich kann das mit meinem griechischen Ohr nicht begreifen. Das ist ein wichtiges Urteil eines grofien Philologen. Mit solchen begleitenden Erfahrungen bin ich an diesen Text herange gangen. Im Laufe dieser Vorlesung will ich versuchen, Ihnen mitzuteilen, was ich als Jude mit Paulus zu schaffen habe. Aber bevor wir dazu kommen, mufi ich auch mit ein paar Vorten rechtfertigen, was ich als Philosoph mit Paulus zu schaffen habe. Varum dringe ich in theologisches Terrain ein? Ich halte die Abgeschlossenheit der theologischen Fakultdten fiir ein Verhdngnis. Meiner Ansicht nach liegt eine dringende Aufgabe bei diesen Fakultdten, einige Fenster in ihre Monaden einzubauen. Ich bin tiberhaupt dafiir, Trenn ich ietzt schon mal frei von der Leber reden darf, dafi ein Lehrstuhl Altes Testa-
ZucAtcBzuu R0unnBRIEF ArnontocnApHtstclrE
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ment und ein Lehrstuhl (ihr habt ia immer mindestens zm'ei) Neues Testament und sogar ein Lehrstuhl Kirchengeschichte in der Philosophischen Fakultit angesiedelt u'erden sollen. Ich finde es skandalds, und in Berlin kann man es ia direlc spiiren, die Ignorarrz, die dadurch erzelugt wird, dafS die Fakultdten geschlossene Einheiten sind. Das sind undurchlissige Formationen. Darrjber kann man sich nicht tiuschen. Ich halte das fiir die Katastrophe des deutschen Bildungssystems. Aber das werde ich nun vahrlich nicht 6ndern. Ich habe Freunde wie Henrich, die deshalb zvm Schluff kommen, die Theologische Fahrltdt abzuschaffen an der Universitdt. Ich habe dem immer widerstanden, weil ich gesagt habe: ohne dieses ABC kdnnte ich ja keine Philosophie unterrichten! Er kann, weil er ja mit dem Selbstbeumfitsein beginnt, verstehen Sie, er braucht das also alles nicht, aber ich armer Job kann auf die Geschichte nicht verzichten. Und deshalb bin ich der Ansicht, dafi hier in den Institutionen Durchlissigkeiten geschaffen werden mrissen. Ich halte es ftir eine Katastrophe, dafi meine Studenten aufwachsen in purer lgnoranz der Bibel. Ich habe eine Dissertation riber Benjamin bekommen, wo zwanzig Prozent der Assoziationen falsch utaren, ndmlich weil sie biblische fusoziationen waren. Er kommt also mit der fertigen Arbeit an, ich lese darin und sage: Hdren Sie mal, Sie mtissen mal in die Sonntags-Schule gehen und die Bibel lesen! Und in der Feinheit der Benjaminiten sagt er mir: In welcher Ubersetzung? Sag ich: Frir Sie ist iede gut genug. Das ist det Zustand in der philosophischen Fakultit, wie ich ihn erlebe. Aber dennoch Abt es zu'eihundert Studenten, die eine Vorlesung riber Paulus, Korintherbrief besuchen. Die allgemeine Bibel-Ignoranz hdngt zusarunen diese mit der Humanismus-Humboldt-Kultur-Vorstellung, interpretatia gra@a der europ6ischen Geschichte. Das kann ich nicht 6ndern. Ich h6tte mich dem widmen sollen, bin aber durch Eitelkeit und Schicksal Philosoph geworden. Ich dachte, das w6re nicht meine Aufgabe. Heute sehe ich, daf3 eine Bibelstunde wichtiger ist als eine Hegelstunde. Ein bif3"
l4
Enrntlnnunc
chen sp6t. Ich kann sie nur anregen, Ihre Bibelstunden ernster zu nehmen als alle Philosophie. Aber ich weif3, damit kommo ich nicht oD, das ist nicht modern. Nun habo ich nie modern sein wollen, that uosn't *y problem-
2. Paulus in der itidisdren Messianische Logik Ich spreche hier ja nicht w nihilo. Deshalb schulde ich rhnen noch eine wissenschaftliche Ants'ort auf die Frage, in u'elcher religionsgeschichtlichen iridischen Traditior, i"h stehe. Nun liegt es mit dem itidischen studium des paulus sehr im argen. Erstens gibt es eine belletristische Literatur riber Jesus,a nice gur, und der Rabbi in Galil6a, und die Bergpredigt, alles steht im Talmud und so weiter. Darauf hat Harnack mal sehr quick geantwortet: aber leider steht dort noch mehr! Diese apologetische Literatur hat sich im 19. und 20. Jahrhundert vlrbreitet, und es grbt einen Konsensus des liberalen Judentums (nicht des orthodoxen, das hat nicht einen schritt sich bewegt), n6mlich eine Art stolzsein auf diesen sohn Isra"ls. Aber Paulus - das ist eine Grenze, die schwer zu riberschreiten ist. (Es srbt so Evangelische-Akademie-Journalisten aus Israel, von denen red' ich nicht. Das ist billigster Journalismus. Es li"gt an den Evangelischen Akademien, dafi sie das pflegen, weil sie ia immer einen Juden brauchen zum Dialog. DaG sechs Millionen ausgerottet sind, und man sich dann einen Hampelmann sucht, mit dem man Dialog fiihrt, ich finde das geschmacklos. Man mufi anerkennen, das etwas passiert ist, dafi Dialoge nicht m6glich sind, weil man ia keine Toten beschu'dren kann!) Aber insoweit das ein inneres jridisches probiem ist, gab es ein Buch, so in den zwanziger Jahren, fiir gebildetes Publikum, von Josef Klausnerz-von resuszu pulubs.t 1 loseph Kleusner, von Jqw
zu Paulus (19s0), Franlcurt
19g0.
RuuctolvscEscHlcllTg Prurus INDERrUurscHm.r
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Darin steht, dafi Jesus noch ganz drinnen war im Lande Israel, udhrend Paulus schon eigentlich draufien war und seine Pflicht als Jude vernachlissigt hatte. Nicht der Rede wertl ein Mann,, dessen religi6se Imagination gleich Null war, und schreiben konnte er auch nicht, aber nun gut, er war Professor fiir hebriische Literatur und hat eine geurisse Virkung gehabt. Ein ganz besonderer Fall, der leider nicht wirklich zum Tragen kam, ist Leo Bqeck, der ein grofier Gelehrter r/ar. der ta[lich griechische TraBin schriler von ffi gddie las und der einen Sinn fiir Agada hatte. Und es gtbt ein Werk, das die Nazis eingestampft haben, aber einige Exemplare sind erhalten z Aus drei Jahrtantsenden, eine Sammlung von Essays.2 Das Hauptwerk ist ja bekannt: Vom Wesen des ludentums, eine Art Polemik gegen Harnack, Vorn Wesen des Christentums.s Das Charakteristischste in diesem Verk ist das Vort ,,und*. Glaube und Gesetz, immer und. Ich habo wenig ribrig fiir diesen harmonistischen T11pus,aber bedeutend. Baeck hat eine Arbeit geschrieben mit dem Titel Rornantische Religinn, in der er die Kategorien klassisch-romantisch angeurandt hat auf Paulus als Romantiker.{ Frihrt nicht weit, aber ist nicht uninteressant. Baeck hat ia den Krieg tiberlebt in Theresienstadt, und er hat danach sozusagen als Schiffbrrichiger des zerst6rten deutschen Judentums auf E rglisch eine Arbeit geschrieben mit dem Titel The Fo,ith of Paul. (Ich glaube, daf3 das sogar in dem Band abgedruckt ist, den die Wissenschaftliche Buchgesellschaft unter dem Titel Paulusbild der Gegenwart herausgegeben hat.5) Aber all das indert nichts daran, dafi Paulus von der iridischen Religionsgeschichte noch nicht wirklich erfafit
Leo Baed Aus drei Jahrtausendeo, Tribingen 1958. Leo Baec\ Das Wqen dac Jud.encunw(1923), 3. AuIL Darmstadt 1985. A. v. Hernec\ Das Wesen des Christentwru (1900), 2. Aufl. Gritersloh 1985. Leo Baec\ Die romantische Rebgion, Ssslin 1922. I-eo Beec\ ,,Der Gbube deg Peulus (Peulus, die Pharis6er und das Neue Testament)", inr lC H. Rengstorf, Das Patfinbild in der neueren deutsalnn Forsahtng, Dermstadt 2. AuIt 1969 (WdF Bd,. ?A), 565591.
r6
Errrtlrnulc
ist. Ich lasse beiseite Herrn Joachim Schoeps, das ist Protestantismus, der seine Quellen bezieht aus StrackBillerbeck6 - darauf braucho ich mich hier nicht einzulassen.7 Das wichtigste Buch von iridischer Seite zu Paulus, und zwar aus tiefster Seele geschrieben und ein Angriff, ist Martin Bubers Zwei Glaubensweisens.Das ist ein ernst zu nehmendes Buch, beruhend auf einer These, die ich frir hdchst dubios halte, aber an der ich viel gelernt habe. Er unterscheidet also zn'ei Glaubensweisen, die emuna, dieser iridische, primire, natiirliche Glaube, hier findet sich der Mensch im Glaubensverh6ltnis, und die andere Glaubensweise, in der sich der Mensch bekehrt. Der Mensch, der sich darin findet, ist primdr Glied einer Gemeinsehaft, deren Bund in dem Unbedin gten (ich weifi nicht, was das heifit) ihn umgreift und determiniert, der Mensch, der sich zum Glauben bekehrt, ist prim6r ein einzelner (was bei Buber schlecht ist), er ist zu einem einzelnen geworden, und die Gemeinschaft entsteht als Verband der bekehrten einzelnen. Die erste der beiden Glaubensweisen, also diese emu,na, hat ihr klassisches Beispiel, bitte h6ren Sie genau: (da k6nnte man denken, man liest Heidegger) ,,an der Frrihzeit des Glaubensvolks fsrael". Das ist schon eine grrte Sache, u/enn es in der Frrlhzeit ist - eines Volkes, das als Glaubensgemeinschaft entstanden ist. Die zveite, also wohl pistis, ein Glaube an, errtstand in der Frfihzeit der Christenheit, ,,als die im Zefi.all des alten sefihaften Israel und der V6lker und Glaubensgemeinschaften des alten Orient als neues Gebild dem Tod eines grof3en Sohnes Israel und dem nachfolgenden Glauben an seine Auferstehung entstieg". Also ich habo weder bei Heidegger noch bei Buber Geduld mit dieser Apotheose des Frrihen. Warum das Frrihe besser sein soll als das Sp6tere, sehe ich nicht ein. Ver an Riegl und Beniamin trainiert ist, weif3, dafS das Sp6te seine
6 7 I
Kommentar zum Neuen Testa.ment aw Tahnud urd Mi&asatq MiJrchen 1921) Hens lqa,shim Schoeln, Pauhrs - Die theotngie -t d.a Apostets irn Linhte g5g. der j iidi^sohen Rebgio nsgeschiohte, Titbiogerl Martin Buber, Zwei Ckubensweisen, Ztiich 1950.
RBr.rcroxscEscnrctrrE Plur-us INDERlUprscHEN
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eigene Gesetzlichkeit hat.e Sicher ist Apokalyptik sp6ter prophetie. sie setzt sie voraus, sie setzt den Kanon Aber dafi sie da"r! voratrs, sie setzt Interpretation voraus' kann ich nicht sei, dekadent durch weniger-il;fud, rfber geschrieben Aufsatz nou." hat einen nachvollziehen. -iriiniri"
bis uni- epot ogryse,der diesen Schematismus
ins Absurde treibt-lo will Buber nasie sehen, worauf das hinauslauft: resus (was ia haben, trirlich auf der ersten, der positiven seite Proals mehr sehr schurer ist, denn er war Apokalyptiker woher Nun' Seite' pfr"t1, und PaJu. koro,ttt auf die andere aia" diese kornmt dieser verfall oder dieses ,,Glauben der Anandere Glaubenr*tir"? ,Dafi das Glaubensprinzip im Sinn eines nunmehr Flirerkennung ,r,,J &r.pttiion Ursprunq t:j' bedarf urohl kei' wahr-Halt.ttt gti""hiith"t' das bedarf ner ErOrterun[.;- M"itt" Damen "tta tlerren, Vitz a"t" ntarterung. -Buber entgeht hier der ,filrai"gr S;"h", d"fi traloti"tt das ,,Giauben an' beileibe ;;; g;;", mesnur grie"tris"fr, sondern dre 7-'entrum einer "i"fit sianischen Logik fut. bevor ich's rch werde das zu erklaren versuchen, aber hinweiLehrer meinen erkl6re, will ich mindestens auf hSt' beschdftigt ,.rr, der sich nicht mit Neuem Testament der bei Gast sondern *it iiaischer Mystik' der auch ^z-u entstandenes FEST war, Gershom schoiem, und seil 19?8 Viell.eiclt Verk Die Hauptstriimungen i., iild,ischen Mtutik. vorlesen, damit darf ich lhnen die Widri'ng dieses Buches wi"rd, und w-as damals in New Sie sehen, *;t ;*pielt /Yr' r, keiner verstanden hafi "Dt* Yor\ wo es "rrJhit Beniami n, 1892-lg4L' dem Freunde' V"tt"" denken "r, Genius die Tiefe des Metaphysikers, 665 F'inin dessen sich -lg4l und das vissen des Gelehrten dringen a". rtitikers die Leute, fiinf vier, in New York trafen.' n, gtb "d* weiter so und ietzt, ist: Hannah Arendt wrrflten, *",. hier (die fibrigens mit nach der B""i;;n-Renaissance
9 A Ri"eL SfiIrSmisohe Kunstin.&strie,2. /u'IL 9n
r92.
10 Iu, Merhrr 6 (1952)' 198
Nachdr. Darnstedt
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Envrornunc
carl schmitt begonnen hat, sein Buch Hamlet oder Hekuba ist die erste kritische Auseinandersetzung mit Beniamins Trauerspielbuch, und die interessanteste bis heu,.tt), sieht das anders aus. unter dieser vidmung steht also das achte Kapitel dieses Buches tiber den Sabbatianismus.P Das mrissen Sie intus haben, damit Sie das verstehen k6nnen, was ich Ihnen ietzt sage, und was der These von Buber den Bo den entneht. Erlauben sie mir, es locker zu formulieren: T/enn es so etwas sbt, wie einen iridischen Tugend-Katalog, und das gibt es, dann spielt das Vort emuna eine ganz untergeordnete Rolle. Das heifit, T'enn Sie die Mo ralliteratur des Talmuds oder des 13. Jahrhunderts in Spanien lesen, oder im 75. Jahrhundert (das ist eine unendlich groBe Literatur, es gtbt einen Professor ietzt dafiir, Herrn Tishby in lerusalem), wenn Sie also diese Moralliteratur lesen, finden Sie unter den verschiedensten Tugenden, dieos da gibt, auch das 'l[ort emuna. In der sabbatianischen Literatur ist die Streuung gairrz dicht. Zundchst einmal ist das ein statistischer Befund, pl6tdich erscheint das \[ort etnuna auf ieder Folio-seite sechs-, siebenmal. Dieser statistische Befund ist ungeheuer lehrreich. Das sabbatianische Drama ist eine Karikatur des christlichen Dramas. Karikatur heifit jetzt nicht, dafi es nachgeahmt ist, sondern ich will es versuchen in christlicher Terminologie in zvei Minuten zu schildern. Die Griinde des Entstehens lass' ich beis eite, aber es geschieht, dafi um 1648 ein manischdepressiver, mystisch sensibler Mann zv einem Kabbalisten kommt, um sich von ihm heilen zu lassen von seinen manischdepressiven Zustinden. In diesen manischen Phasen hat er in dieser Kleinstadt Jerusalem oder Smyrna, uroher er kommt, offensichtliche Oberretungen d"r rabbinischen Gesetzes begangen. Er kommt zu diesem Mann, zu diesem iungen,
ll 9. S:f-itt, Harntet oder Heku6o, Stutgert 1985. B Gershom scholem, Die jiidisohe MjodL in ihren'Hauptstrilmungen (1941), Fronldurt 1980, 3fS-eSS. YlL auch Ders., &bhtai Zwi. ber mjmische Mawias(19571t973), Frenkfurt l99Z.
Plur,us IN DERrUprscngr RpucroxscEscHlcnrE
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dreiund znranngSdhrigen Nathan von Gaza, und der sagt ihm: ich kann dich nicht heilen, deine Leiden sind messianische Leiden. In dir uraltet die Seele des Messias. Und es beginnt eine folie d dern, hier der Messias und dort sein Proklamator. Diesen Nathan von Gaza hat Scholem einrnal als eine Mischung von Johannes dem Tiufer und Paulus beschrieben. Ns folie d detn noch nicht interessant, aber sie steckt an. Das ist die einnge messianische Bewegung, die von femen bis Polen, also riber alle StEmme des zerstreuten Volkes Israel hinweg ansteclt. Es gibt ia diese urunderbaren Geschichten von der Ghickel von Harneln, die Ihnen erzilltlt, wie die Leute ihr Hab und Gut verkaufen und denken, sie werden auf den Volken nach Jerusalem ziehen. Sie k6nnen das alles nachlesen.l$ Und mrn passiert die Katastrophe. Der Sultan ist beunruhigt, dafi diese Sache aufier Rand und Band gerit im jridischen Getto Smyrna, Konstantinopel und so weiter. Und aufgrund des Rates eines ztun Islam ribergetretenen lvztes stellt er den ,,Messias* vor die Alternative: Tod oder Obertritt ^Im Islam. Nun, ich weif3, Tod ist eine schwere Sache, aber nichts ist eingetibter in der ifldischen Seele und im jridischen Kdrper als fiir die Heiligung des Narnen Gottes zu sterben. Da braucht man kein Messias ztl sein, da braucht man kein Rabbiner zu sein, dafiir haben die Gemeinden in Worms ihre Kinder geschlachtet, damit sie nicht in die Hdnde der Kreuzfahrer fallen. Und in Speyer. Also es ist tiberhaupt kein Problem. Und das Erstaunliche geschieht er tritt tiber zum Islam und bekommt eine Stelle am Hofe mit einem j6hrlichen Gehalt. Zuerct Bestrirzung in den Gemeinden: das kann doch nicht vahr sein! Er sei in Wahrheit oklmltiert, aber die \[ahrheit leGt sich nicht verbergen, er residiert ia in einem Palastgefdngnis, und die Getreuen kommen zu ihm. Das Problem stellt sich ietztz Vas soll das heifBen? Ja, das ist ein gawztiefes Geheimnis. Er ist herabgestiegen in die Abgriinde der Unreinheit, das ist die Velt, um dort die
13Die Den!:ufrrdigLeiton furt 1987.
der GHckel vou Ha^meln' 4. Aufl. 1923, Frank-
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EwrOnnurvc
Funken der Reinheit einzusarnmeln. Das ist die kabbalistische Vorstellung: die Welt lebt von den Funken der Reinheit, und *et tr die in die Velt verstreut sind, und wenn die eingesammelt werden, bricht die lflelt der Unreinheit in sich zusammen. Nun stellt sich das zveite Problem: tur er das fiir uns, nimmt er diese schwere Aufgabe auf sich fiir uns im Sinne von Jesaia 53 - er trigt unserer Srinden Last -, oder sind wir verpflichtet, mit ihm hinabzusreigen in diese Velt des Abgrundes, den Islam. Da gibt es verschiedene Antworten, die ich Ihnen hier nicht alle vorstellen kann, aber das Prinzip ist klar: Die innere Erfahrung der Erldsung wird angesichts einer iufieren Katastrophe und Ohrfeige ins Gesicht umgdeufef werden. Die Literatur ist da schnell bei der Hand, von Pseudo-Messiassenzu sprechen. Ich halte das fiir einen absoluten Bl6dsinn, *ir sind nicht berufen, in der Geschichte zrt sagen, was pseudo ist und was nicht. Menschen haben es geglaubt, das ist unser Problem, und wir mtissen es verstehen lernen. Also: entweder ist es desintegriert - das war auch die Ansicht der meisten hohen Rabbiner besonders aus der sefardischen Tradition -, oder man mufi Vege finden, damit umzugehen. Die Geschichte des Sabbatianismus geht bis ins 18. Jahrhundert, ia vielleicht sogar bis ins 19. Jahrhundert, denn es glbt einen Ableger in Podolien, Tro sich dasselbe in einer spdteren Zeit wiederholt mit der katholischen Kirche. Das ist vor dem Chassidismus. Die Tausende von Juden in Galizien, ich kenne die Gegend: Lemberg Rohatyn mit Namen, man kennt die Familien, treten zum Katholizismus fiber. Sie dachten nie daran, katholisch zu werden. Sie ururden von der itidischen Gemeinde verfolgt, weil man sie des Antinomismus verdichti*", und sie retteten sicho indem sie in die Kirche flohen und den Schutz der Bisch6fe anriefen. Als Preis dafrir boten sie ihren Obertritt an. Sie traten riber, aber sie gaben ihren Glauben nicht auf. Sie traten ribern um die Kirche als eine subversive Kraft zu unterrninieren. Das Ganze gpng bis in die Franz6sische Revolution und noch weiter. Ich kann lhnen das an einem Detail auf.zeigen. Sie kennen den itidischen Namen Schoeps. Was heifit Schoeps?
Plulus INDERr0prscnrrqRsHcloxsGEscHrcHTE
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Ein Schabtai-Zwinik, der dieser Selce angeh6rt, ,,a Schepsel*, so hiefSen diese Leute in der iridischon Gemeinde. Man traf also Juden in Nikolsburg, die zur Thora aufgerufen wurden, man rifi das Hemd auf und sah ein grofies Krevz auf der Brust. Eine hochinteressante Zwischenperiode. Die Gruppe endete als solche ungefdhr um die Zeit der Franz6sischen Revolution. Es gibt noch heute - heute ist zuviel g6ag', aber vor dreifiig lahren gab es noch Leutg die sich an ihre GroGvflter erinnerten, die dieser Gruppe angeh6rten, in Prag besonders. Ich erzihle das alles nicht um der Anekdote willen, sondern um lhnen die Logik dieser Glaubensureise vor Augen zu ftihren. Mit Griechisch hat das riberhaupt nichts zu tun, die konnten kein Griechisch, das waren gettoi'wo von Griesiefte luden, sefardische und aschkenazische, chisch und griechischer Philosophie also gar keine Rede war. Sondern aus der inneren Logtk der Ereignisse wurde hier ein Glaube verlangt, der paradox ist, der gegen die Evidenz ist. Paulus kommt und sagt: Hier ist der Messias. Die mtissen ia wissen, dafi er am Kreuze gestorben ist. Hat sich ja rumgesprochen. Das ist ein Tod der VerfemungDer Sohn Davids h6ngt hier am Kreuz! Ietzt denken Sie mal vom Zentntm iridisch her: ausgeschlossen aus der Gemeinde hingt er hier als ein Verfluchter und mufi abgehflngt werden am Abend, damit nicht die Erde verunreinigt wird. Das kehrt in ungeheurer Weise die \flerte des r6mischen und des jridischen Denkens total um. Das haben sicher nicht alle gleich gekauft, aber es scheint gezfindet zu haben. Der Glaube an diesen verfemten Sohn Davids wird nun dquivalent allen - iart sprechen wir paulinisch: - Verken. Vichtiger als alle Verke ist dieser Glaube. Sie verstehen meine Korrektur an Buber. Diese messianische Konzentration auf das Paradoxale hat nichts mit dem schablonenhaften Griechentum, sondern mit der inneren Logik des Messianischen zu tun. Hier wird etwas gefordert, das die Seele des Menschen so viel kostet, dafi alle Verke dagegen nichtig sind, T/enn manos mal von der religionspsychologischen Seite nimmt
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Ewrtlnnulvc
und nicht von der theologischen. Das ist der point. DaG Buber sensibel ist und eine Gr6fie, dartiber brauchen wir uns nicht auszulassen. Aber in dem fiir mich allerwichtigsten Punlt haut er daneben, und mit einer solchen sicherheit, da8 es nur erstaunlich ist. Das kann man von Gershom Scholem lernen, implizite, in diesem achten Kapitel riber den Sabbatianismus. Ich habe mir einmal den vitz erlaubt mit scholem, ars ich noch so tiglich mit ihm verkehrte, ihn zu fragenz H6ren sie mal, ftir diesen Nathan von caza kti"gt matt ein volles ordinariengehalt. Ich meinte seines. Und fiir den Paulus ist nicht mal one Dozentur da an der hebr6ischen universitdt! Das hat ihm doch zu denken gegeben, und es war der Beginn der Professur von David Flusser, iiber den ich noch ein vort sagen u'ill. Flussers paulusForschung ist von Bedeutung, weil er ein wirklich garnz intimer Kenner der Theologre der Qumran-Leute ist, also der Tote-Meer-Rollen-Gruppen. vor diesem Hintergrund verrnag er neue Parallelen herzustellen im Dualismus, auch die Fleisch-vorstellung kann er damit verbinden, und hat wohl wirklich einen Schritt vorw6rts in der Erforschung der Terminologie des antiken paulinischen christentumi getan, indem er die Verbindung mit den Qumran-Essenern hergestellt hat. So weit, so gut. An dem Punkr kommt der kleine Jacob Taubes und tritt ein in das Geschift der Heimholung des Ketzers, weil ich ihn, das ist nun meine pers6nliche sache, jridischer empfinde als ieden Reformrabbiner - oder liberalen Rabbiner, den ich in Deutschland, England, Amerika, Schweiz ad,er irgendwo gehdrt habe.
Erster TeiL Lekniren Paulus und Mose. Die Gnindung eines neuen Gottesnolks 1. AdressendesRiimerbrieft a) Das Evangelium als Kriegserkldrung an Rom; Lektrire von R6mer l,l-1 Die Lektrire des R6merbriefs will ich heute von seinem Anfang und seinem Ende her beginnen. Ich glaubt 1?* lich, dafi diese Einkadrierung bereits einen wichtigen Hinweis darauf gtbt, worum es sich bei Paulus in diesem Brief handelt. Wie immer konventionell die Form des Priskripts ist, Paulus frillt sie mit einem ganz besonderen Inhalt. Seine Prdskripte sind von ungeheutet Prdzision. Im Grund kann man, wenn man den Brief versteht? merken, dafi alles bereits im Prflskript steht. (So wie man alles verstehen kdnnte, was in der Phtinomenologie des Geistessteht, wenn man den Titel versteht. Den Rest kann man sich dann schon denken. Ebenso auch bei sein und Zeit, wo die Pointe der Titel des Buches ist.) Und nun mufl man wissen: was steht in dem Brieff Das ist der hermeneuti sche Zirkel. Ich will im folgenden versuchen, Ihnen den Gehalt des Prdskripts in einer vergleichenden Lektffre zu erschlief3en. also: Paulus, Knecht Christl Joeu, borufon (:auserwdhltt) aum Apostol, Hier ist also nicht von einer Bekehrung, sondern von einer Berufung die Rede. Wer sich Galater l,l5 vor Augen fiihrt riber das, was man so die Bekehrung, das Damaskus-Er-
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Ensrnn TEu.:Lrm0nnv
lebnis nennt, weifi, daf3 hier nicht von Bekehrung, sondern von Berufung die Rede ist, und in der sf,rache "'ila,r und im stil des Jeremia [1,5: Noch ehe inh dbh bi]rlete im Mutterlsihe, habe ich dich erudhlt; ehe du a us dem schol3e heraorgrnryt, habe ich dich geweiht: zum propheten fiir Zie vdlker habe inh dinh bestimmtl. Beterem ezorrchai b",,o, du geboren u'urdest, habe ich dich erudhlt zu sein naui lngojirn ein Prophet fiir die v6lker. und so sieht sich Paulus berufen als Apostel, das muf3 man immer dazu sagen, sonst entgeht einem das vesentliche): von den Juden zu den Heiden. borufon, dos Evangollum Gottoszu vorkiindon, dae or n6mlich Gott, durch eolno prophoton lm yorous vorhol0on hat ln don Hotltgon schrifton. Doe Evengollum von solnom sohn, dor dom Floisch noch goboron lst als Nachkornmo Dovide. Warum wird das hier so betont? Es urird nirgends sonst so betont. Nicht in der Einleitung des Korintherbriefes, wo ein anderes problem ansteht, nEmlich die veisheit des l(reuzes, oder in anderen Briefen. Hier wird etwas ganz Besonderes betont, nfimlich die Abstanrmung Jesu christi in irdischer perspehive. dor dom Golet dor Hoiligkott nach elngosotzt let ols sohn Gottes in Mocht soit dor Auforetohung yon don Toton. Eingesetzt - das heifir Als Sohn Davids ist Jesus designiert zur Herrschaft; das ist eine naturale eualitflt. ,,sohri Gottesc_ist_fedoch keine naturale, sondern eine zugesprochene Qualitit, wie es im Psalm 2, dem K6nigspr"l*, heif3t: ,,Du bist mein Sohn, dich habe ich heut e [ezeug,." Das ist ein Akt der Inthronisation. Also handeli es Ii"t um eine bewuf3te Betonung derienigen Attribute, die imperatorisch sind, die k6niglich sind, die kaiserlich sind. sie werden betont gegenriber der Gemeinde in Rom, wo der Imperator selber prisent ist, und wo das zentram des -Ce."rrrrreligion C6sar-Kultes, der ist. Durch lhn habon wir Gnado und Apostolamt ompfangon, also durch ihnt Padus hat ia ein Problem. Er ist ia gar nicht Apostel. Er
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ApnBssrn ors ROunnBRrEFs
geh6rt ia nicht zunn Kreis der zu'6lf Apostel, die mit Jesus geurandert sind. Er kannte ihn ia gar nicht, nach eigenem Vort. Das mu8 eine neue Art von Apostel sein. Kommt noch hinzu, dafS er die Gemeinde verfolgt hat, also riberhaupt keine Legitimation hat. Und dennoch: Durch lhn hoben wlr Gnads und Apostolamt ompfongon' um ln solnsm Namen ello Holdon zum Gohorsamdos Gleubons zu fiihrsn. Die Formel ,,Gehorsam des Glaubens' ist in der Theologre viel diskutiert; ich glaube, sie ist eug-p&4]sche Gesetze'. Gesetzen ist man uben ist man gehorgehorsarn, und er sagt Nein, sam. Vas
das heifft,
braucht
noch
eine lange Exegese.
Zu ihnon gehdrt auch lhr, dio lhr von Joeus Chrlstue berufon soid. An allo ln Rom, dlo von Gott gollobt slnd, dlo borufonon Hetligon. Gnado sol mlt ouch und Frlodo von Gott unsorom Vator und dom Horrn Joeus Chrlstus. Sie werden daran nichts Erstaunliches finden, denn neunJahre lesen Sie ia schon den Text. Sehen Sie zehnhundert sich aber nun zum Vergleich den anderen Brief an, der auch riber das Gesetz handelt, n6mlich den Galater-Brief. Da werden Sie sehen, daf3 man Banrz anders einleiten kann, und dafi ganz andere Akzente gesetzt werden k6nnen: Paulus, zum Apoetol borufon nicht von lllonschon, odor durch olnon Monschon, also viel emphatischer, polemischer, belligerenter gein Apostelamt verteidigend, sondorn durch Josus Chrietus und durch Gott don Votor, dor lhn von don Toton orwoclit hat, und allo Briidor, dlo boi mlr slnd, an dio Gomoindo ln Galation. durch Nichts steht hier von Legitimation drrrch Propheten. Nichts. Sondern:
Heilige
Schrift,
Gnado sol mlt ouch und Frlodo yon Gott unsorom Vater ln dom Horrn Josus Chrletus, dor elch liir unsoro Siindon hingogobon hot - davon sta^ndnichts im Rtimerbrief-Priiskript -, um uns aue dor gogonwErtlgsn b6son Wolt zu bofrolon. Yon 'V'elt haben s"ir nichts geh6rt im Rtimerbriefl Nach der b6sen dom Wtllen unsoros Gottos und Yators, lhm eol Ehro ln allo Ewigkott" Amon.
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Ensmn TEn: LnmUnnnr
Ich erw6hne das nur, damit Sie sehen, daf3 zurei Briefe, die etwa - wie man so fein sagt - in demselben Thernenkreis sich bewegenr garnz anders eingeleitet werden. Man unirde nicht meinen, dafi es derselbige ist. Es werden wichtigste Punkte ausgelassen im Galaterbrief: Verheif3en durch die Propheten, bezeugt durch die Heiligen Schriften, dem Fleische nach der Sohn Davids, eingesetzt als Sohn Gottes in Macht - gar nichts wird von dem enrihnt, sondern der sich ftir unsere Srinden hingegeben hat, damit wir errettet werden aus dieser b6sen Velt. Das ist ein ganrz anderer Ton. Ich k6nnte das an anderen Briefen ebenso zeigen. \[enn man sich in dies Prdskript - wie man sagt talmudistisch vertieft - es steht alles drin. Man mufi es nur rausholen. Dies ist der einzige Brief des Paulus an eine Gemeinde, die er nicht gegrrindet hat. Und: Er hitte es sich sehr verbeten, T'enn andere Apostel in seine Gemeinden hineingepfuscht hEtten mit einem Brief. Das muf3 man se
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nicht, weifi nur von ihren Konflikten, Heidenchristen/Judenchristen, die dort akut sind, und natrirlich ist es das politische Genie des Paulus, dafS er nicht irgendeiner Ge r
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rlEvrrsvrrrv!
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I meinde schreibt,sondern der Gemeindein Rom, dem Sitz VeltJmperiums. ie Maght I[ des -' fi-lalo+ -'^ ^:-^ n^-^7A en ist "und -J wo ein Fiktion oder, wie Sie wollen, Hoffnung ist, dafi er auf der Durchreise ist. Er will nimlich noch bis ans Ende der Welt missionieren? das heif3t Spanien. Er will noch bis ans Ende der Velt, um dort ,reinzusammeln'. Man kann sich der These von Johannes Munck anschliefSen oder nicht, daf3 dieses ,,Einsammelno ein reales Einsamrneln der Vdlker ist, auf das dann in der Tat die Parusie kommt.ra Man braucht es nicht so literalistisch zu verstehen wie er, aber etwas hat er gesehen.
r{ Jobannes Munc\ Paulu,c und die Heikgesohbhte, Kopeohageo, 1954; Ders., Christw und Israel, Aerhus-Kopenhegen l95f..
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ApnBssnv OBSROMSRBNIEFS
Deshalb ist der garrze Brief sozusagen unter diese Fiktion der Durchreise gestellt. Dafi es dazu nicht karn, das wissen Sie aus der Kirchengeschichte, dafi er in Rom unter Nero unter irgendeiner Verfolsr.g dann zu Tode kam. Die Daten des Briefes, also 5fl58 (ich bin da nicht zust6ndig), kann man so lesen, dafi dies nach dem Tode des Claudius geschrieben wurde am Anfang der neronischen Zeit. Vir wissen: Claudius ist ermordet urorden (also u'ir haben's gelernt im Unterricht, dabei war ich nicht), und der Senat hat eine coruecratio durchgefiihrt. Das heif3t Sein Tod wurde als eine Himmelsreise gedeutet, Seneca macht sich dartiber lustig. Und dafS der iunge Nero sein Amt antritt in voller Leiturgie, wie man das nennt, also in voller Macht'Pracht und Legitimation, die der Cdsarenkult zur Verfilgung stellt, lieg nicht zaletzt an dessen schauspielerischem Talent. (Wir wissen ja heute auch, wie Schauspieler regieren; das deutsche Beispiel hat ja desastrds geendet, und das amerikanische scheint ja nicht anders zu laufen). Ich will betonen, dafi das eine politische Kampfansage ist, wenn an die Gemeinde nach Rom ein Brief, der verlesen wird, von dem man nicht weif3, in wessen H6nde er f6llt, und die Zensoren sind keine ldioten, mit solchen Vorten eingeleitet wird, und nicht anders. Man k6nnte ia pietistisch, quietistisch, neutral oder wie auch immer einIeiten; aber nichts davon. Meine These Ig! -d e diesem Sinne ist der R ansage an den Cisaren. Erlauelne auer an dieser ung von Sie mir die Stelle, der Gedchtete der neutestamentlichen Wissenschaft (einzig und allein Overbeck und Albert Schweitzer uruf3ten von dem Genie Bruno Bauers ln seinen Fehlkonstrrrktionen). Aber das Buch Chrisnn und die Caesaren, dessen Thesen im einzelnen abenteuerlich sind, hat, wie rnan in Berlin sagt: einen Kick gehabt.ls Er hat etwas gesehen, daft ndmlich die christliche Literatur eine Protestliteratur gegen den florierenden Cisarenkult ist.
6 Bnrno Banrer, Clristw
und die Caacaren (lfil7),
Hildesheim
t987.
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EnsrsRTEL Lprr0nnn
b)Jerusalem und die Legitimitit von R6mer 15,30-33
der Veltmission; Lekrrire
Und ietzt das Ende. Ich will diesen Brief sozusagen kadrieren. Das Ende ist doch erstaunlich. Ich lese 15 Ende, von 30 bis 33: Ich ormohno Euch abor, liebo Briidsr, durch unsoron Horrn Josus Chrlstus, und durch dto Liobo doe Golstos, deB thr mtr kEmpfon holft durch ouro Goboto fiir mlch zu Gott, damit lch orrottot wordo von don UnglEublgon ln Jud6e, und moln Dlonst, don lch fiir Jorusalom tuo, don Hoillgon wtllkommon soln. Damit lch mlt Froudon zu ouch kommo nachhor, nach Gottes Mllon, und mich mtt euch orquicko. Dor Gott des Frlodens ebor eol mlt Euch allon. Amon. Das klingt zun6chst unschuldig, aber es ist kein unschuldiger Text. Es geht um die Kollekte, die Paulus gesammelt hat in Mazedonien, die er - begleitet von Mitstreitern - selber nach Jerusalem bringen wilt. Sie sehen aber, daf3 er ungeheuer unsicher ist, ob diese Kollekte angenonunen werden wird. Dieter Georgi, ein Schriler Bornkamms, hat in einer Arbeit riber die Gegner des Paulus im 2. Korintherbrief schon zum Problem der Kollekte einiges g$algJ. lnzn'ischen ist eine ern'eiterte englische Ausgabe dieses Buches erschienen (ich zeige es lhnen, damit Sie sehen, da8 ich der 'l[issenschaft auch meinen Tribut zolle), ein aufierordentliches Buch, nur eine Antwort auf meine Frage findet sich da nicht.t6 Meine Frage lautet: Venn rnan \ der Gemeinde in Jerusalern, die im Gebet verharrt, eine I trichtige Summe Geld bringt, was soll sie hindern, das \ Geld anzunehmen? Verzeihen Sie, wenn ich so irdisch { riber die Sache denke. Vas kann da los sein? Warum soll I'das Geld nicht angenommen werden? Meine Antwort ist eine sehr fundamentale, aber einfache. Das ist ein vergiftetes Geschdft. Venn bekannt wird,
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!^i9ter Georgi, Tln Opponents of Paut in 2. Corinthians, 1986.
Philadelphie
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daf3 sie von Paulus empfangen haben, ist es erstens eine Legitimierung der Position des Paulus, und die i9de1' drehen dann den Hahn ab, die- ia d*ppen chistlich"tt die konstante Unierstrit ^rrrg der Ierusalemer Gemeinden bilden. wer dos Geld annimmt, nimmt das Geld an von Heidenchristen. Fiir die iudenchristlichen C'emeinden der Diaspora waren die Paulus-Gruppe, die P-aulus-Gemeinden, d"" leibhaftige Teufel! Ftir die Judenchristen, nicht fiir die Juden. Fnt die luden war er ein troubl.e'rnoker. Er hat den Frieden der C'emeinden und den Frieden in der Stadt gest6rt. Er hat die prek6re Balance von Juden gest6rt, ii" d.tt Kaiserkult umgehen konnten, ohne daf3 ih{ nen dadurch Revolution nach1esagt wurde. Sie unren eine =, {: noch irg-endeine Grup retigin linita, und wollten ietzt "i"tt pe als Juden gelten lassen, die sich einen ftOrrig, gtrrt rrrt ,) * :: Sie wollten keinen troubln:1 \J. Chrestus oder Chri.t r. "oi"$. Das versteht sich, ist nota6el, so wie heute. Nichts hat sich geflndert. Der Zentralrat genauso. Nur Ruhe, nicht auffallen und so weiter, das ist Diasporamentalitat.) Ich rede nicht nur in einem abstralCen Sinne tiber die Exegese eines Paulustextas von vor 1800 Jahren, sondern ich iede rfber eine Institution, die sich im Judentum erhalten hat bis heute. Ober Jahrhunderte haben Juden in Palastina gelebt, kamen, um wL beten und zu sterben. Es handelt sich darum, dafS in Jerusalem eine betende Gemeinde assembliert ist, die 6konomisch erhalten wird von den Eof3en also sagen wir: Russisch-Polen, Galizien, Ze11tren Dentschland, Ungarn. Es gehdrte zu den heiligen fftighten der Gemeinden, eine Steuer abnlr'tteigen ffrr die Ierusalemer Gemeinden. Noch heute kann man unterscheiden in den verschiedenen Assembl6es (,,Kolelim"), wie die sich nennen, ungarische, russische, polnische Gruppen. Selbst wenn die Leute nach Amerika ausgewandert sind, bleiben sie noch in solchen Unterstritzungsgemeinschaften. Und venn dann, sagen wir, Leute k6mLn, die das unterstritzen, abet nicht d"t Rechtgl6ubigen geh6ren, dann drehen die Recht"rr glEubigen den Hahn ab. Und dann hat man zlffa;t ietzJ
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'ne Million Dollar, im Moment, aber d la longue hat man das Kapital verspielt. Das gilt noch bis heute: \renn Geld aus falscher Quelle kam, so war das vergiftet. Ich kann Ihnen dazu einen Fall erzdhlen. Der Baron Rothschild schickt dem grofien Historiker Heinrich Grdtz eine Summe, um eine Schule einzurichten in Jerusalem, damit die nicht in dem Schmutz verkommen und da vor der Klagemauer beten. Und was ffir ein Aufstand! Um C,ottes willen! Oder der Baron Rothschild aus Paris, glaub' ich, schiclce einen gewissen Jehiel Michael Pines, einen frommen Juden, er wollte eine Schule grrinden, in der man irgendwas lernt und in der man nicht Jiddisch spricht. Na, der war out, der wurde aus der Stadt getrieben! Und das Geld, das dann kommen sollte, und das er hatte, und das er verwaltete, hatte er ia aus den Kolonien. Nichts urollte man davon wissen, denn man war viel mehr daran interessiert, den stahrc guo, wie er existierte, zu halten und nicht brechen zu lassen. Ich erw6hne das nur, damit Sie sehen, dafi fiir mich das keine Literar-Exegese ist, sondern historisch konkrete Erinnerung der Struktur der Jerusalerner Gemeinde als Zentrurn religi6ser Gruppierungen. Das ist die Unruhe, die Paulus bewegt. Und warum fehrt er selber? Geld kann man doch schicken! Also ich weif3 nicht, wie man das im alten Rom handhabte, aber irgendwelche Vege wirdos ia schon gegeben haben, auch ohne Frerrn Paulus. Er fehrt natriililh selber hir, urn sich Legitimation zu holen. Venn iemand one gute Surnme mitbd.gt, dann geht's auch um Legitimation, nicht nur um Philanthropie. lJberhaupt nicht um Philanthropie, sondern um Legrtimation. Ich meine, da8 das verhiltnis zwischen heidenchristlichen und iudenchristlichen Gemeinden in der Diaspora vor 70 ein viel intensiveres und k6mpferisches und rrngeklSrtes ist. Dieser Pakt da in Antiochien, von dem die Apostelgeschichte berichtet, ist undurchsichtig, ieder hat sich das rausgelesen, T/as er wollte. Ich nehilr'"rr, daf3 die Jerusalemer Gruppe, auch die liberale sozusagen, gelesen hat: heidenchri stli che Tischgemeinschaft, also"mit sich selber, und iudenchristliche firchgemeinschaft. Ich
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bin da nicht sicher, aber ich glaube nicht, dafS Petrus ie einer gemeinsamen Tischgemeinschaft zugestimmt hat. Das kann ich mir von Jerusalem her nicht vorstellen' von dem Ierusalem, aus dem er kommt. Paulus hat das nattirlich anders ausgelegt. \[rir erleben das ja ieden Trg,, dafS man einen Vertrag schliefit und jede Partei legt ihn anders aus. Sonst gdbos ia keine Politik. Und das war sicher da auch der Fall. Deshalb betone ich in einer vielleicht dramatischen Veise die politische Funktion, das Legitimationsbedrirfnis des Paulus, der als dreizehnter Apostel ia gar kein Apostel ist. Diese ganze neue Generation weifS ja nicht, ulas sie eigentlich ist. Sie war ia nicht mit dem Herrn, hat nicht Jesus begleitet, hat keine pers6nlichen Kenntnisse, keinen Augenschein, hat gar nichts. Daher das Wort..,,erw6hlto. Der Gegner fordert hier natrirlich Beweise. Uber dieses Beweisverfahren geht ia, wie ich meine, der 2. Korintherbrief. Es ist also frir Paulus ein ungeheures LegitimationsProblenr, nach Jerusalem zrr kommen. Erstens von den Ungl6ubigen, das heif3t von den Juden, die ihn sozusagen auf der Latte haben, und ^$ar haben sie ihn auf der Latte, weil er bekannt dafiir ist, daf3 er in der Diaspora in die Synagogen geht. Vohin soll er denn gehen? Vo findet er Leute? In der heidnischen Agora? Vird er sich da hinstellen wie im Hydepark und sagen: Mein Gott heifit lesus Christus, eurer heifft Zerus? Er geht in die Synagoge. Da sieht es so aus, in der Diaspora-Synagogez Es gibt Juden. Minner. Frauen sind sicher am Rande irgendvie da, wie, weifS ich nicht. Es miissen ia nicht schon die strengsten rabbinischen Regeln herrschen, aber diese Prdpondetanz ist anzunehmen. Das ist ein Vort-Gottesdienst? da werden keine Opfer fiir viele griechische gebracht, drum auch die Atraltion und r6mische lntellektuelleo iiber die sich luvenal und andere lustig machen, dafi sie in die Synagogen gehen und gar einen Ruhetag halten. Das Vochenende, das wir feiern, kam den R6mern sehr komisch vor. Es ga,b da noch eine Gruppe, man nennt sie auf griechisch sebomenoi, die Gottesfffrchtigen. Das waren nicht Juden, sondern Heiden, die sich dem kultischen Leben der St6dte
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und Heinen St6dte entfremdet hatten und, wenn sie riberhaupt religidse Bedrirfnisse hatten, in die Synagoge gingen, uro der Text des Vochenabschnitts der Thora vor-garrg"n wurde, sei es Hebr6isch, oder mit tlberset^firg' auf Griechisch. Aber sie waren ein passives gleich oder Element. Das heif3t: Sie waren nicht aufgerufen zur The ralektrire, blieben Zruschauer. (Denn vom jridischen Standpunlt sieht die Welt so aus - bis heute ribrigens, da hat sich nichts gedndert, und all dieses iridisch-christliche Verst6ndigungs.Blabla ist nicht der Rede wert -, die Velt ist eingeteilt in fews and Gentiles. Dafi es Christen gibt, das ist sozusagen nicht ins Beu'ufitsein aufgenommen. Ver Ihnen was and eres erzdhlt, der hat Interessen. So ist das.) Aus iiidischer Perspelcive wurden diese sebornenoi be,trachtet als im Bund Noahs, C'erechte, chassid.eurnot hao lam, Fromme der Vdlker der Velto aber eben nicht zrtrra heiligen Volh ^Im Br:ndesvolk geh6rig. Sie waren ia nicht beschnitten. Also sie geh6rten nicht dem Bund an. Denn der Bund beginnt mit Abraham. Und mit Abraham begrnnt die Beschneidung, der Same und so weiter. Der Witz des Paulus nrar, dafi er kam und sagte: Ihr seid Kinder Abrahams! Denn es heiBt von Abraham [1. Mose 15, 6r Abram glaubte dern Herrn, und das rechnete der ihm ols Geruhtiglceit anlz welte'ernin badonai, und er glarrb te an C,ott, wajaclwchebeha In und es wurde ihnn angerechnet zdaka, Gerechtigkeit. Ein sehr schwerer Satz. Aber uras immer er hei8t, fuagt Paulus: Vann ist das gesagt worden: vor oder nach der Beschneidung? Vor der Beschneidung! Also: Ver glaubt, hat das Aguivalent ffir Beschneidung, sprich: \[erke. Es ist meine These, dafi die Heiden, die Paulus zrr Christen gemacht hat, sich ursprringlich aus dieser Gtrrppe der sebornenoi rekrutiert haben und erst spater dann auch andere Heiden hinzukamen. Es gibt immerhin einen philologischen Hinweis, der zu beachten ist: dafi im Iranischen (kann ich nicht, aber Professor Pines hat es mir gesagt) sowohl die sebomenoi als auch die ,,Christen* als Tarsa bezeichnet werden. In der Zeit des Paulus, also einige lahre vor der Zev stdrung des Tempels und vor der Txlrvfimmerung des zwei-
Apnnsspn oss ROMERBnmFS
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ten Gemeinwesens sind in einem viel st6rkeren MafSe als die Quellen (die ia alle letztlich Verf6lschunge_nsind; man qns mufi sie gegen den Strich lesen kdnnen, das hat und Balancen politischen die Overbeck Ja Ueig"nracht) Balancen anders gewesen. Varum das Glatt6konomir"h". eis des Rdmerbriefs? Das ist eine Gemeinde, in der es gerade um die Frage der Prdponderalz-geht. Es ist eine die wohl eine [emischte Gemeinde, nicht wie Korinth, f,eidenchristliche Gemeinde ist. Es ist eine gemischte Gemeinde, und die Konflikfe dort sind zwischen den Iudenchristen und Heidenchristen. Und x'amm wird Paulus so wild in Galatien? Er nennt sie ja mit den schrecklichsten Namen, diese Schlangen, die da eindringen und - weifi der Teufel - was die alle da anstellen: sie machen ihrn die Gemeinde kaputt, sie verlangen die Beschneidung! sie kommen an lrt d sagen: vunderbar, dafi sie ihren Christus haben, aber ohne Beschneidottg ist ia nix drin! Ich setz' mich mit dir ia gar nicht zu Tisch! Die Sanze Frage der Kommensalitf,t, des gemeinsamen Tisches, das sind' ganz konkrete Probleme. Iflt man zusarnmen? Schl6ft man zusammen? Ist man eine Gemeinde oder ist man nicht eine Gemeinde? Das war nicht so einfach, wie es ietzt aussieht. Nach 70 war alles in Butter. JDie 9trdtl:" hrbttt die Znrniirung des zu'eiten Tempels als Strafgericht Gottes gedeutet, der mit diesem Akt gezeigt hat, wo Vahrheit *d *o Lrige zu finden ist.) Da ist das Genick der judenchristlichen Gemeinden im Westen sowohl von den i|rden wie von den Heidenchristen gebrochen. Das Aufregende bei Paulus ist, dafi wir ia iust vor_ dieser Wende Iind, und die Balanoen garrz anders sind, als iedenfalls ich sie in meinem kirchengeschichtlichen Unterricht mitbekommen habe in Zririch, bei Herrn Blanke. Man mufi sich klarmachen, daf| die Situation des Paulus weitgehend bestimmt ist durch seine Ge_gner,und die sind nichi aus Pappe. (In der Schrift von Georgi k6nnen Sie nachleserr, *"r die Gegner des Paulus alles auf die Beine stellen k6nnen in Korinth und in Galatien, und in Rom schon gar!) Die Balancen, das ist mein Einwand geg_endie klassisihe Kirchengeschichte, die Balancen vor 70 sind anders. Sie sind im ludentum anders, und das Vort
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Enstrn TEL Lrrc0nnr
,rChrist', das bitte ich Sie sich einzuh6mmern, grbt es bei Paulus noch gar nicht. Diese Modernisierung, diese Anachronismen sind der Ruin ieden Beginns eines vernrinftigen Textstudiums. Man darf nicht khiger sein als der Arrtor ,und ihm Begriffe unterlegen, die er nicht hat und nicht .nhaben will, Ich will nicht khiger sein als der Text, sondern sehen, was er sagt, und was daraus zu ziehen ist.
F.=lrurs: Das Schicksal der iudenchristlichen
Gemeinden
Sie kennen die offizielle Version nach 70: Petra, zerrieben zwischen den Parteien, zwischen Juden, die sie ausschliefien wollen. Da kommt ia dieses Fluchgebet in das 18Gebet rein. Das iridische 18-Gebet enth6lt ia neunzehn Sprriche, denn es ist noch ein Fluch-Gebet hinzugefiigt nach Jamnia. Da glbt es viele Versionen. Das ist ietzt alles abgeschwdcht durch Zensur im Gebetbuch, christliche Zensur im russischen Gebetbuch. Es gibt eine Mischna, die folgendes sagt: Venn iemand vor die Gemeinde titt, das heiBt auf Hebriisch: jored liphne ha-tewa, herabsteigt vor das Gebetspult und laut das 18-Gebet spricht und sich irgendwo verhaspelt in dem Gebet, dann begrnnt er das Gebet neu. Verhaspelt er sich aber bei dem Fluchgebet, muf3 er rreg vom Pult, schema min, vielleicht ist er ein Hdretiker. Da darf man sich nicht verhaspeln. So weit geht das. Das ist gesagt? um die Judenchristen I herauszuzwingen aus den iridischen Gemeinden. Vor einigen Tagen sprach ich mit Gry Stroumsa aus JeruJ -., ,F salern, der die Predigten von Cyrill von Jerusalem untersucht hat und drauf kam, dafi er ,,Juden' sagt, wo er eigentliih NP I- . ,,fudenchristen" meint. Die erkennen zwar fesus an, aber (' nicht den allgemeinen Titel, den er inzwischen bekommen hat, christus. Das ist viertes Jahrhundert Man muf3, sagt er, die Kirchenvdter ga,r.zneu lesen, ob dort, wo sie Juden sagen, sie Juden oder Judenchristen meinen.t? " G..9. Str-orrmse,,,Vetus Israel I*
ffiiffi.u'6Por'"
ioif, dans la littdreture hi6rosoly-
Bpantiue", in, Dtrs.,Sanir
et &fut,
Paris 1992,
GrnannvOplv 35 EXrunS: D.lS SCnIcKSALDERruDEX,ICIrRISTLICHEX'{
Dafi diese Gemeinden dahinsiechten in dem ostr6mischen Reich, wissen wir ia auch aus den kirchenv6terlichen Quellen. Aber das ist nicht die ganze C'eschichte. Die \[eltgeschichte endet nicht mit den r6mischen Grenzen. Unseiu jridische Geschichte hat sich gar nicht in Palistina abgespielt, sondern dann nach Babylonien verlagett- Und von Babylonien nach Spanien und so weiter. Das ganze Arabien war offen, es war aber keine Wriste, so wie heute, sondern es waren florierende Stidte. Diese Gemeinden, die entweder mehrheitlich oder galnz iudenchristlich waren (und dartiber besteht in den theologischen K6pfen vollst6ndige Unwissenheit meiner Ansicht nach), waren sehr zahlreich und sehr mdchtig und haben auch ldnger riberlebt, als die offizielle Kirchengeschichte es erlaubt. Bis ins 10. Jahrhundert haben wir heute Zeugnisse in arabischen Manuskripten riber ludenchristen. Vas - nebenbei - die Vorgeschichte des Islams revolutioniert, denn Mohammed hat also nicht in seinem heifien Koppe ifidische und christliche Traditionen zusammengeworfen, vermischt und sich da etwas ausgedacht, sondern er hat Salnz prdzise judenchristliche Tradition eingesogen und im Koran wiedergegeben. Aber das nur nebenbei. Es ist viel zu erzdhlen darfiber; ich bin aber nicht der Kirchenhistoriker des syrisch-arabischen Raumes, der das Ihnen vorfiihren kann. Das hat Professor Salomon Pines in einem Akademie-Vortrag in Jerusalem festgestellt.ls Da gab's das ideolo' gisierende Buch von dem Schoepste und dem Streckefo, das alles kann man ietzJ vergessen. Die Sache hat eine neue Dimension gerronnen? mufi ga;lnz neu an'gega;n.geln
,,T
18Der Yortrag ist nech freuadlicher Auskunft von Sh- Sheked in den of the Israelic Aaad.emy of Scienes and Hurnanitiec Yol. Trarxo.dior* II erschienenr-vgl. auch S. Pines, ,rNotes oa Isl.m end on Arabic Christianity and-Judeeop&ristianity", inz JSAI 1, tg8/', 135-152. Der (Hinweis Sh ShoLed). YgL auch l. G. persische Ausdnrck lautQllorc Gager, ,Jeurs, Christians anffThe Dangeroue Ones in Between", in:_Sh. Bidermeno B. A Scharfstein (Ht S.), Rehgion and Interpretationr l-ci' den 1992, 2/19-257. te flans des JudenchristenJoachim Schoeln, Tlnolngie und &schiplte Cu,ms,Ttbineen 1919. D Georg StreckEr, hs Juderwhristentwn in den Pseudoldementinen, Berlin 1958.
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EnsrsR TErr,: LsKTtlnEr.,r
werden, aber das ist nicht meine Aufgabe. Pines ist st> wohl Religionshistoriker wie Philosoph, das ist eine einmalige Gabe, und ich kann sagen: Wenn ich nach meiner Schule, also letztlich von Gershom Scholern, was gelernt habe, ietzt habo ich noch etwas von Pines gelernt, der mir in den letzten Jahren religionsgeschichtliche Lichter aufgesetzt hat.
2. Nomos: GeseE und Rechdertigung;
Lektiire rrcnRiimer 8,9-71
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Sie alle wissen, dafi das C-esetzeine zentrale Funktion im Rdmerbrief hat. Wie kommt es dazu? Das ist ia, wie schon mehrmals wiederholt, nicht seine Gemeinde, es ist nicht eine Bedringnis aus den Gemeindesorgen des Hirten der Gemeinde, sondern das ist $1"f ir Distanz. Das "i.Griechisch, schrieb er ruhig, ein gelassenes verglichen rnit dem heftigen Galaterbrief, wo schon in der Sprache stilistische Zacken die Erregung seines Geistes andeuten. Ich m6chte hier einmal die These aufstellen, dafi der Gesetzesbegriff - und das ist wiederum politische Theole gie - eine KompromifSformel war fiir das Imperium Romanum. All diese verschiedenen religi6sen Gruppen, besonders die schwierigste, die Juden, die ia am Cisarenkult nicht teilnahmen, und dennoch religio licita waren, (man sah: da kommt man nicht weiter, es hat keinen Sinn; entweder will man Aufst6nde produzieren oder Massent& tungen in Alexandrien durchfrihren, Philo erzdhlt ia davon, alsoz religio lbita) stellten eine G€fehrdung der r6rnischen Flerrschaft dar. Aber es gab eine Aura, eine allgemeine hellenistische Aurq eine ABqUheqsedes Nomos. Die konnte man heidnisch singen, i"chisch-hellenistisch mein' ich, man konnte sie r6misch singen, und man konnte sie iridisch singen. Jeder verstand das Seine unter dem Gesetz. Siehe Philo, siehe Josephus: das Gesetz als Hypostase. Es gab also ein extensiv liberales Judentum, das alexandrinische ludentum mit seinen umgebenden D6rfern.
Nouos.Lnrttlnn vox Rdunn8-11
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Dazu gehdrte eine Missionsphilosophie in C'estalt dieser Nomos-Theologie. Manchmal hat das personale Zige, manchmal ist es impersonal gedacht, jedenfalls aber hypostasiert. So etwas bringt ia Gesetz und Ordnung in dem rarnischen Reich, das ia in der Tat in der augustdischen Truit eine unerh6rt lange Friedensperiode erlebte nach den Und da waren alle gleich beteiVeltbfirgerkriegskimpfen. ligt. Es gibt da Bricher von einem gewissen Moritz Friedldnder, aus dem spdten 19. Iahrhundert, die unterbewertet sind, iiber das alexandrinische Judentum. Er selbst wollte ein neues Judentum dieer Art in der europ6ischen Diaspo ra grfinden im 19. Jahrhundert. Er war sowohl den Rabbiwie aber auch aus Grfinden, die ich nicht kenne, ttr*, einem Emil Schrirer ein Dorn im Auge, und der hat ihn, wie man so sogtr wissenschaftlich vernichtet.2l Jedenfalls Scholem und ich haben uns geflfisterh Trotz Schtirer ' ttotz Iellinek3 guckt man nach bei Friedl6nder, da sind Perlen zu findet .o 6I"h gebe das weiter fiir iemanden, der sich dem Studium des alexandrinischen Judentums widmet, das sehr schwierig ist. Denn es ist keine Kleinigkeit, neben dem feinlackierten Hofphilosophen, genannt: Philo, die Niederen wirklich kennenzulernen.) Ich bin dazu nicht befugt (ich glaube, so leicht ist das 'was er garr nicht), bei Paulus auseinanderzuhuddeln, meint, wenn er ,rGesetz' sagt. Meint er die Thora, meint er das Weltgesetz, meint er das Naturgesetz? Es ist alles in allem. Aber das ist nicht Paulus' Fehler, das liegt an der Aura. Der Paulus sieht ia aus, als ob er von derselben Universalitdt w6re. So stehtos bei Bultmann. Nichts davon! Er strampelt sich raus aus ienem Konsensus zutischen gri echi sch-iridi sch-helleni sti scher Mi ssion stheologi e, der, wie mir scheint, sehr, sehr weit verbreitet war. Paulus
21 Emil
Schirer, @schiohte dat jiidisclrcn Vollces im kitalter Jesu Chri' sf,i, I*ipzlg t9u-l-lgll. 2 AdoU Jillinet, Bet HaMidrosh. fummlwg ldeinerer Midraschimr letru,selem 1967. a Moritz Friedlander, (k*chhhte d.er iiidhctten Aplogetik als lroryeschinlte des Christenluftr,s, Leipzig l9OO I Zfirich 1903.
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Ensrnn TE[,: L,EItrrURE{
- lot, ist ein Fanatiker! p"g*rlus ist -. ein Judenzelot, und fiir den ist dieser Schritt ein ungeheuerlicher. Die seelischen Kosten, die er aufzuwenden hat, macht er nicht ftir irgendein Blabla in dieser grofien Nomos-Liberalitiit. dessen bin ich mir sicher. Ich bin Fst-gianz-iliberal, noch .,rf k"itt der Antike, noch im Mittelalter, noch in der Neuzeit. Sondern das ist iemand, der dasselbige galnz anders, ndmlich mit einem Protest, mit einer Umwertung der Werte beantwortet Nicht der Nomos, sondern der ans Kreuz Geschlagene ) durch den Nomos ist der Imperator. Das ist ungeheuerI L lich, und dagegen sind alle kleinen Revoltnzer doch nichtig! Diese Umwertung stellt iiidisch-r6misch-hellenistische Oberschicht-Theologie auf den Kopf, den ganzen Mischmasch des Hellenismus. Gewif3,Paulus ist auch universal, aber durch das Nadel6hr des Gekrevzigten, und das heif3t: Umkehrung aller \Ferte dieser Velt. Also schon gar nicht der Nomos als sumrnutn bonum. Deshalb ist das politische Ladung, allerh6chster Explosivstoff. Und das drticlt sich schon in der Sprache aus. Ich sitze da, lese den Text und frage mich: Ist der meschugge geworden, gerade nach Rom seine Verurteil*g mitzuschreiben? Varum krindigt er gleich im PrSskript seinen Anti-C6sar an? Das ist doch ein Fund ftir den Zensor! Es ist also ein Universalisrnus, der aber die Erwihlung Israels bedeutet. Nur dafi Israel ietzt transfiguriert wird, und dann am Ende ein ttpes Israel' steht- Ub"t dieses pes,pan bei Paulus mrifit" -"t I S"hliisselwort. Im Koriri I sehr viel nachdenken; das ist \ therbrief habe ich das mit fiir"itt mich befriedigender Pr6zision untersucht und festgestellt, dafS die ganze Fuge von Korinther 1 bis 14 sich um das Vort pcs dreht, das im Zusammenhang mit Erkenntnis falsch ist und im Zusammenhang mit Liebe richtig ist. Korinther 13 ist sicher ein lyrischer Hymnus, aber es ist auch ein ungeheuer theoretisch durchgehaltener Text, es gibt nicht eine Stelle, die sentimentaler Kitsch ist. (Das hab' ich den Berliner Studenten beigebracht, die nicht Theologie, sondern Philoso phie studieren.) Deshalb, und das ist nun meine These, ist die Kritik des Gesetzes nicht nur eine Kritik eines Dialogs, den
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Paulus mit den Pharisiern ffihrt, also mit sich selber, sondern auch mit seiner meditetTanen Umwelt. Sicher hat Paulus seine pharisdische Vergangenheit, die-ia ?l"h :lwas anders als die normale ist. Icli weif3, es gibt viele, die leugnen das; alles, was in der Apostelgeschichte steht, mufS falJch sein. Ich kenn' solche Neutestamentler, zu deren Ebre das geh6rt. Mich kann'das aus sehr einfachen Gninden nicht riberzeugenwer dreifSig odei zI,talng Jahre nach Paulus schreibt, er sei zu Frif3-en Gamaliels gesessen' uro es Leute gab,-die ihn noch kannten, weifi doch, dafS er nichts schreiben kann, bofrir er nicht auch haften kann. Also ich glaube Texten, die nahe sind, mehr als kritischen BultmannSchrifutrr, besonders der zweiten Generation. Sicher ist die Apostelgeschichte Apologie, aber eben mit Bausteinen, die keine Apotogie mit Lrlgen- Denn real siriat Man *""ht wie sagt man? Lrlgen haben kurze Beine. Also macht man eine Apologie mit wahren Versatzstricken' Ich neigl dazu anzunehmen, daf3 das ein DiasporaJude ist, Faulus, ob seine Familie in Pal6stina ihren Ursprung hat,'ob er zum Stamm Benigmin: geh6rt er sagt: g"h-Att. \Fenn er aus der galiliischen Tradition stammt, "t dann ist es mir sehr verst6ndlich, dafi er sich auch Zelot nennt, Eiferer. .ryJgtQE-fulg"s Gesetz. Aber zelot ist auch zu si" ;Fnicht ein termiruts technints. una*E-tt bei erst Zeloten fff1r sagen, daf3 es als termirun technicw JoJephus auftaucht. Klar, geschrieben darfiber hat Josephrrs, weil er riber die Zeloien schreibt. Aber die pharis6ischr zelotische Fdrbung war weniger eindeutig und mehr ineinander ribergehend. Man kann da auch von der Realitit etwas lernen. Venn Sie nach Israel fahren und gucken, das heifSt, wenn Sie Augen haben, um zu sehen, werden sie bemerken, da8 es ein"e garlrzezelotische Gruppe von american college boys grbt. iir n"fen eine gewisse amerikanische (Tlalb-)Bildung, aus den besten Colleges Harvard und so weiter, und sambi'tschuua, meln sich ',,zurickkehrer", ietzt in diesen Gruppen als chosrirn Am leben. umkehr der in die das heifSt Plage eine sie sind inzwischen Anfang wurden sie bestaunt, im mlnd, denn sie sind frech wie ieder Amerikaner und
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daza aggressiv, wenn sie etwas durchsetzen wollen. Also dieser Typus des zelotistischen Diaspora-Juden, der im Zentram Hoher than Thou ist, also die Normal-Fr6mrnigkeit tibersteigen will, das haben wir heute sozusagen vor Augen. Man kann's riechen. Aber ich kann's fhnen nicht beibringen, weil Sie in die Intimit6t dieser Velt schwer eindringen, Trenn Sie Heilige Stf,tten besuchen. So einer war der. Ein Diaspora-Jude, von der Farnilie eben doch nach Jerusalem geschickt (ich halte die Ap* stelgeschichte fiir glaubunirdiger als K6sters oder Wilckens' Und das, was Nietzsche an ihm entdeckt, das Kritik).24 , Umwertung der Verte, ist gerade in der Kritik Genie der / des Gesetzes-Begriffs enthalten. In den versohiedenen VelI len, in denen das anlduft im Rdmerbrief - mit I, 18, der o196 theou, begtrnnt eine grofie Fuge, und dann V und dann YII, und es endet in dem gro8en Jubelruf in Kapitel VIII, das ich Sie bitte nun zu 6ffnen und zu lesen. In diesem 8. Kapitel des R6merbriefs geht es um das hoblem der Rechtfertigung. Die Pr6misse ish Paulus steht unter AnHage. Rechtfertigen tut man sich nur, wenn man angeklagt ist. Ich hab noch keinen Menschen gesehen, der rumleuft, sich rechtfertigt und nicht sich angeklagt fiihla. Denken Sie an Kafka. Das Schlot| cd,er der ProzetS. Das ist genau die Situation: Er weifi gar nicht? was er begangen hat, aber irgendwas ist passiert. Ich lese das Ende des 8. Kapitels ab Vers 31: Was sollon wir nun hlorzu sagon? Ist Gott fiir uns, wor kann wldor une esln? Dsr ouch selnon olgonon Sohn nicht goschont hat, eondorn hat thn liir uns ollo dahlngogobon, wio sollto or uns mtt thm nlcht allos schonkon? Ich bitte, Sie, auf das \[ort ,,alles* zu achten. Pan. Ich halte das fiir ein Grundwort des Paulus. wor wlll dlo AusorwEhlton Gottos boechuldlgon? Gott iet hior, dor gorocht mecht. % Helmut Koester, Einliiluung in dos Neun Testonenc,Berlin 1900;Ulrich w_ilckens,Die Missionsredend.erApostelgeschichle,Neukirchen.J.Arrfl. t973.
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Also wer kann sich das erlauben, dafi er die AuserT'6hlten Gottes beschuldigt? wor wlll vordammon? chrletus lst hior, dor goetorbon lst, ia vlolmohr, dsr ouch euforwockt lsC dor zur Rochton Gottos ist und uns vortr.itt Wor wlll uns scholdon von dor Llebo Chrtstt? Da fragt man sich: na, wer denn? Triibsol odor fuipt odor Vorfolgung odor Hungor odor Bl6l3e oder Gofahr odor schwort, wlo geschrisbon stohtr um dslnotwillon wordon wir gototot den gunzon Teg und sind goachtot wte Schlachtschofo. (Ps. 44' 23) Das ist ein Satz auch aus der itidischen Liturgie. LJnd es gehdrt za meinen grdf3ten Traurigkeiten, daf3 man die Viderst6ndler vom Getto Warschau heraushebt und derer Millionen, die wie Schlachtschafe, eben wie der Psalm es safiz in den Tod gegangen sind, verachtet, weil das nicht heldisch ist. Dieses neue Heldenturn, das hier bei uns aufkommt, dafiir habe ich iedenfalls kein Oh, sondern leben und gehdre zu denen, die mit dieser Mentalitit sterben wollen. Aber nun kommt es: Abor ln dom allem iiborwlndon wlr wolt durch don, dor uns goliobt hat. Donn ich bln gBd0, dafi wsdor Tod noch Lobsn, wodor Engot noch Mtchte noch Gowalton, das ist alles gnostischeArchonten-Lehrein irgendeiner Veiso, wodor GogonwErtiges noch Zukiinftlgos, wodor Hohes noch Ttefes, noch oino ondoro Kroetur uns scboldon konn von dor Liobo Gottoe, dle ln Chrlstue Joeus let, uneorom flerrn. Ich predige ia nicht darfiber, also meine Frage ist: Ja, wer will itin denn scheiden? voher diese ungeheure Angst? Idenfalls sind alle Mdchte verschworen, die irdischen und die himmlischeno Hohes, Tiefes, verschworen auf eins: ihn zu scheiden von der Liebe Gottes im Antlitz lesu Christi. Da ist eine ungeheure Angst, die diesem lubelrrf unterliegt. (Meiner bescheidenen Ansicht nach; ich schdme mich virklich, in der Gegenwart von Bornkamms, Plural, hier Exegese zu treiben, aber, Schicks... es ist so passiert, fertig. Was soll man machen.)
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Die Frage ist nun, wie beginnt nach diesem Jubelruf das n6chste Kapitel? Die Fuge 9-7L Ich lese Ihnen vor: Ich sago dio Wahrholt ln Christue und liigo nicht, wio mir moin Gowiseonbazougl im holligon Goist, daB lch grofio Traurigtolt und Schmorzonohno UntorlaB ln molnom l{orron habo. Ich solber wiinschto, vorflucht und von Christus gotronnt zu soin. Bitte, Trenn Sie das mit Kapitel 8 ietzt zusanunen lesen, sehen Sie die Ungeheuerlichkeit dieser Siitze. Er will fuiathema von Christus sein, um dor Briidor willon, dlo moino Stommvorwandtonsind noch dem Floisch leroollten. Donon gohdrt dio Sohnechoft, die Glorio, Horrllchkeit" dor Bund, das Gasotz,der Gottosdionst, dio YorholBungon,donen auch die VEtor goh6ren, denen die Verheifiungen zugesprochensind, und aus denon Chrlstus stamrnt, horkommt nach dem Flolsch. Punkt wfirde ich sagen, und nun eine vollkommen normale Benedihion, ich glaube nicht, daf3 hier eine Trinitdtslehre hineingeheimnist werden soll, wie das meistens getan wird. Es wire eine einmalige Stelle bei Paulus, sondern: Gott soi Ober allos gelobt in Ewigkoitl Amen. Ubur diese Stelle will ich reden. Das ist die Einleitung des Paulus, der die unendliche Traurigkeit, den Schmerz bezeugt, und auch bezeugt, was filr ihn die Solidarit6tsgemeinschaft Israel heifit. Das ist nicht eine Blutsverwandtschaft, das ist eine Vprhei$ungsrqand*scbaft! Alles hdngt dran: die Sohnschaft, die VerheifSungen, die Glorie, das Gesetz, der Tempel, Agada, die Verheif3ungen und der Messias, der erschienen ist in Jesus Christus. Vas steht denn an? Es steht an fiir Paulus die Griindung und Legitimierung einee neuen Gottesvolkes. Das kommt Ih' nen nach zweitausend Jahren Christentum nicht sehr dramatisch vor. Es ist aber der dramatischste Vorgang, den man sich vorstellen kann in einer iridischen Seele. Die Basis einer solchen Vorstellung ist doch, daf3 die orge theou, der Zorn Gottes, das Volk vertilgen will, weil es gestindigt hat, weil es abtriinnig geworden ist. Nun urer-
LBrtUnp von R0tusn8.31-9.5
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den Sie sagen: Das kann doch nicht sein! Alles kann sein. Das ist Zentral-Erfahrung der Thora an zvei Stellen, im Exodus 32-31 und in einer Kurzversion Numeri, t4-75. Wir werden uns diese Stellen noch genau ansehen mtissen.
3. Er:n'titrlung und \brwerfung; Lektiire von Riimer 8.31-9.5 und Tdmud b.Berachot 32a Erfahrung irgendwie darstellen zu Urn die inneriridische zu bleiben - ich halte kdnnen und nicht im Abstrahen von ,,Reden riber" riberhaupt nichts, da kann sich ieder ausdenken, was er will -, werde ich Ihnen das anhand Dieser Text hat eine Textes vorfiihren. des talmudischen als gelnz andere Logik und einen ganrz anderen Rhphmus die aufgeregten Texte des Paulus. Vir wollen doch mal wird, was so aufgenommen sehen, wie sowas talmudisch lernt, Tras er Traktat ersten den wenn er ein }ingelchen, erste Traktat der ist Das so h6rt. Auf Folio 32. Seite 118. Weneine zufillige durch riber Segenssprriche, in dem Gesprich *ill, das durrg, die ich ietzt nicht nachvollziehen darauf kommt. Es ist also gar nicht zentral vorbereitet. Und der Horr sprach z;rt Nloshol Goh, stoig hinob. Was hei0tr Geh, etoig hinab? Rabbi Eloozar sagte: Dor Hoilige, gebonodeiot soi orr sprach zrt Moshs: Mosho, etoigo von deinor lViirdo hinob! Habo ich dir nicht blofJ Israols wogon 'Wiirde vorliohon? Jolzt nun' da Israol gosiindigl' wozu broucho ich doinor?! Sogloich orschleffte dio Krolt Moshos, und or hotto koins Kroft zum Rodon. Als or aber sproch: Lasss ob von mir, ich will sie vertilgonl Zitat aus Exodus 32, sogto Mosho: Es hEngt olso von mir ab! Sogloich richtote or sich ouf, stErkte slch im Gobet und flehto um Erbormon. Ein Gleichnls mit oinom K6nig, dor solnom Sohn ziirnte und ihm storko SchtEgo voreotzto. Soin Fround sa8 vor ihm' 'lVort zu sagpn. Ns der Kbnig abor fiirchtote abor, ihm ein sogtor Wonn nlcht diosor moin Fround, dor vor mlr sitztn so hEtto ich dtch orschlogen, segto ionorr Es hEngt also von mlr ob, soglolch richteto or elch ouf und rottoto ihn.
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EnsrnnTEn: LnrrUnnnr
Weiter im biblischen
Text: mlch, da0 moln Zosn - orgd theou, ia? Sie sehen, Jstzt lafi wir reden von der selben Sachel - iibor elo orgrlmmo, und lch eio vorzohro; lch wlll dich zum gro8on Yolk mochon. Rabbt Abahu sagtor WErs dios nlcht oin nlodorgoschrlebonor Yors, wiirde das nicht gchu'arz auf weiG stehen, so kdnnto mon oe nicht sogpn, kiinnte man es nicht auesprechen,ktinnte manos nicht denken. Das kann doch nicht eeint donn dios lohrt, da0 Illosho don Helllgon, gobonodoiot sol or, das ist ein Aquivalent fiir C,ott, gofa0t hat, wio oln Monsch solnon Gonosson an solnom Gowand orfa0t, und vor lhm sproch: Horr dor Wolt, lch lasso dich nicht ohor loe, ele bls du lhnon vorgobon und vorzlohsn hostt lch wlll dlch zlum groflon Volk machen. Rabbi Eloazar eagtol Folgondos sprach Moshs vor dom Hoillgon, gobonodoiot sol orr Horr dor Wolt, wonn oin Stuhl mit drel Fii0on in dor Stundo deinee Zotns vor dlr nicht bostohon kann, das heiGt, die sich berufen k6nnen auf die V6ter, Abraham, fsnnk und Jakobo um wlevlol wonigor oln Stuhl mtt olnom Fu0t TIas du 6us nril machen mOchteet. Und nlcht nur dos, ich mii0to mlch ia auch vor molnon VEtorn schEmen, sio wiirdon segonl Sohot don Verwaltor, don or iiber sio gesotzt hat, or euchto GrOfio fiir sich, nicht ebor suchto or Erbermon filr elo. Und nun beginnt ein Text, der an Fasttagen aus der Thora gelesen wird. Er heif3t auf Hebr6isch Wajechal Jeder weif3, was damit gemeint ist: und er betete, und es heifit auch: ,rund er liebte, er versuchte ihn zu streichehla - waiechal ist ein vieldeutiges Vort. Ich will Ihnen hier nur in einer Fu8note erz6hlen, dafi die Frommen Jerusalems am Tage der Unabhengigkeit des Staates Israel fasten, die ThoraRollen rausholen und den Fastenabschnitt lesen. AIso die absolute Inversion. Nicht weniger als die Essener mit Jerusalem gebrochen haben im ersten Jahrhundert, haben die Frommen (zu denen ich nicht gehdre, aber wo mich tiefe Freundschaft verbindet) mit dem Staat Israel gebrochen. Und ich mufi sagen, ich hab'das mal mitgemachi; wdhrend das g-anze Land iubelte und Preisungen in den Synagogen stattfanden, wie das an einem nationalen unabhdngigkeitstag so tiblich ist, fastet eine respektable Grupp" ,ir.-a Iiest den Fastenabschnitt. Das ist ein .lnti-symbol, dessen Juden noch heute fehig sind! (Drc werden sie sicher nicht in der Jtidischen Zeitung erfairren.)
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Und Moso bototo vor dom Angoelcht dos Horrn. Robbi Eloozor sogtol Dies lohrt, daB Mosho eo lango vor dom Heittgon, ggbonodeiot sol or, lm Gobot dastond, bie or ihn orrnildoto. Rabo sagto, und nun kommt die Pointe, bls or ihm soine Geliibdo l$stoi denn hier heifit es: waieohal und, auch dorto n6mlich beim Geliibdeo heiGt es Ia iechal deuaro, er liiso seln Wort nicht auf. Also waiechal heiGt nicht nur ,rer betete', sondern er vollzog den Ritus der Entbindung Gottes von denr Schwur der Yernichtung. Denn Gott segt: wie kenn ich zurtick? Ich hab's ia geschworen. Und da eagt Mose: du hast uns doch gelehrt, daG man Schu'iire entbinden kann. Natiirrlich vor einem hohen Gericht. Aber wie kann man Gott von einem Schwur entbinden? Und das ist die Pointe, da$ das wajechal ,rbeten' und ,rentbinden' heiGt. Woriiber dor Molstor sagtor or solbst darf nlcht aufltison, wohl obor diirlon ihm andoro oufliison. Schmuol sagtr das sind babylonische Lehrer, dles lohrt, doB er, IVlose, slch fiir elo dom Tod ousgosstzt hat, donn os hoiBtl Wonn nicht so stroicho mlch ous delnom Buch. Da haben Sie das Anathenra. Im ajin mechenina misifrecha.. streich mich aus dem Lebensbuch. Raba im Namon Jizchak segtol Dios lohrt, da8 er die Eigenschaft des Erbarmens auf sie geu'fllzt hat. Gott hat zwei Attribute, zvei Seiten, des Gerichte und des Erbarmens. din und raahamim,. (Ich hoffe, dd ich auch interpretiere, so wenig ich auch hinzuftige.) Es wird golohrtr Robbi Ellozor dor Grofio, das ist noch aus d,et Zeit der Schtler von Johanan Ben Zakai, dles lehrt' dalS Mosho vor dom HotltgOn, gobonedoiet sol ofr im Gebet dastond, bis ihn oin Fiober orgriff. was heifit Fieber? Robbi Ellozor sogtos oin Feuor in don Knochen. TVos hoiBt Fouor der Knochen? Abaiio sogtes Knochonfiobor. sie sehen, wie das dann ins Triviale absinkt. Aber fls1 fglnrud hat eine andere Logik. Es ist keine pathetische, hier mischt sich Htichstes, Sublimstes mit Eanz Irdischem und Natiirlichem. Nun weiter. Spricht Moshol Gedonko doch dolnor Knochto Abrohem, Jizchok und Jakob, donen du bei dlr geschworon hast. \forum ,,boi dir..? Rabbt Ellozor eagtor Folgondos sprach Mosho vor dom Holllgon, gobonodolot sol orl Horr der Welt! Hlmmol und Erdo gosehworen, so Htttost du lhnon bel 'ffo Hlmmol und Erdo olnst oufhdron kiinnto lch sagonr wordon, so kenn ouch deln Schwrrr aufhOron.
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Sie sehen also: ftir Himmel und Erde als Permalnenz ist da nix drin. Auch das rabbinische Denken ist profunde apolret54rtisch. Es konn eben einen neuen Hinmel, eine neue Erde geben, das iet kein Problem. Ich bin da auch nicht so festgelegt auf diese Erde. So konn auch deln Schwur aufh6ron; du hast nun obor bol doinom gro0on Namon gosehworen: wlo doin gro0or Nomo ln allo Ewigtotton lobt und bostoht, so boetoht auch dein Schwur ln alle Ewigkoiton. N6mlich: an die Vdter. Du hast zu lhnon gosprochonl lch will ouron Samon wlo dlo Storno dos Hlmmols vormohron, und diee gunz,o Lond, von dom ich goeprochon habe. Von dom Jcft goeprochon hobo? Yon dom du goeprochon hast, sollto es io hotfiont Rabbl Eliozor sagtor Bls hierhor slnd os Worto doe Schiilore, von hierab und woitor sind es TYorto des lHoistors. Ndmlich Gott selbst. Rabbt Schmuol b. Nachmani, wiederum aus der babylonischen Tradition, abor eagtol Sowohl dioeos wio lonos sind Worto dos Schiilors, abor llloeho sproeh folgondos yor dem Hoiligonr gobenodelet eol ors Horr der Woltt Doin lVortn von dem du mir bofohlon host, ,,Goho, sago os Jisroel in moinom Nomon", Stng ich und sogto ee lhnon in doinom Namoni wee soll ich ihnon abor iatzt sogon? Woil og ouBer Mocht dee Horrn ist. ,,Au8or Mocht?" Es sollto ia hei8on: [nichtl vormog der Horr! Rabbi Eliozor sogtor Folgondos sprach Mosho vor dom Hoiligen, gobonodoiot sel on Dio Viilkor dor lVolt wiirden donn sogon, solno Kraft ist wio dio oinos Woibos orschlafft, or rlorrnag nicht zu rotton. Dor Hoiligo, gobonodoiot sei or, sproch dann zu lUosho: Haben sio nlcht boroits die Wunder und GroBtaten gesohon, dio ich lhnon em Mesr orwloson habo?t Da rief lllosho: Horr der Welt! Noch kiinnen slo immorhln sagon! gogon oinen K6ntg - Pharao - konnto or boetshon, gpgon olnunddrolBig Kiinlgo konn or nlcht bostehen. AIso die G6tter Aglptens; die galnze Thora ist iq meiner Ansicht nach antieg1rptisch. Alles, alles ist gegen Agppten ausgerichteto auch aiC Nictrters'Ehnung der Auferstehung in der Thora ist.antiiigTptisch. Er heiGt n;imlich der ,,lebendige Gott'. Elohim chaim ist eine polenisshe Formel (das habe ich von Carl Schmitt gelernt, da8 Formeln nicht neutral sind, sondern polemisch. 'lflenn Sie mich fragen, s'as ich u'irklich gelernt habe, und das ist nicht wenig). Sagt IVIoshe:die werden sagen: gegeneinen Ktinig konnte er bestehen, aber gegen einunddreiGig K6nige, di; ihn nun erwarten im Lande Kanaan, haha, da kann ei nicht bestehen.
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Rebbt Jochanan eagtor Wohor, daB dor Holllgo, gobonodolot soi or, spEtor Mosho zustlmmto? Donn oe hoi0tl Dor Horr sprachr Yorgobon hobo lch gom88 dolnom lVort. In dor Sehulo Rabbi Jismaole - das ist die Zeit ttkibas, da gibt es und die Schule Akibas zs'ei Schulen: die Schule Ismaelg 'Wort" so wordon dio Vdlker wurdo gelohrtr ,,gomEB doinom dor Wolt dorelnst segoni Wohl dom Schiilor, dem soln llleistor zustimmt. Rabbi Jizchak sogtor Dies lohrt, dafi der Hoiligo, gobonodoiot esi ot, anr Mosho sprechl lUoeho, du hast mleh durch doino Worts bolobt - hechaitani bideuarim - durch Worte hast du mich belebt. Exegese vorgeIch habe Ihnen ein Stfick talmudischer Sinn vor der nur ganze Text macht in nuce. Der fiihrt, spricht Paulus Und Vernichtung dafi es Erfahrung, Stbt. zusammeneinmal es man nrenn ia von nichts anderem, fafit, als von Vers6hnung. Und nun ist meine These, dafi
de1 im iridischen der .Jom &p:pg steht, Veihnachten FestLalender dort steht, wo bei Ihnen diese Kontroverse zwischen Gott und Mose ins Ritual ribersetzt. Der Tag selber vergrbt. Es heifit im Talmud: ha-jom rnechaper. Nicht alles, aber er vergibt, er hat die Kraft der Versdhnune. Denn es heifSt - so talmudisch der urerde ich bedecken all eure Siinden: vor Gott. Vor dem Herrn werdet Ihr gereinigt sein. Also der Tag vergibt. Er hat also eine - T'enn Sie klt gscheiflern wollen, k6nnen Sie das ,,magische Funlcion" nennen - damit kommt man keinen Schritt weiter. Ich m6chte die innere Erfahrung kennenlernen, die hier am Verk ist. Und meine These - und die ist nicht zufdllig - ist, daf3 der Abend des fom Kippur von diesem Erzittern besetzt ist. Ver ie in einer Synagoge u/ar oder Juden kennt, wird das nachvollziehen k6nnen. Selbst assimilierteste Juden, die man deshalb auch die ,,Drei-Tage-Juden" nennt, weil sie nur an drei Tagen in die Synagoge kommen, offi Neuiahr und am forn Kippur, die zehn Tage auseinander liegen, halten diese Tage strikt ein. (Drei Tage sind natrfrlich von Christen her gesehen schon sehr viel, aber bei uns ist das sehr wenig. Wir wollen eigentlich jeden Tag, aber sicherlich ieden Sabbat. Wir legen sehr Vert drauf. Also ich weif3 nicht, was die Kirchgang-Prozente in der
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protestantischen Kirche sind: ich h6re 4, 5, 6, 7, in der lridischen Gemeinde, auch Trenn sie nichts glaubt, sind_es 2O Vo. So ist das in Berlin sogar, und in Zririch, in der orthodoxen Gemeinde: 98 o/o.Das sind andere PerspelCiven. Aber ich will mich ietzt nicht auf Kirchen-Soziologie oder wie das Ding hei8t, einlassen; sowas werd' ich rnir nicht in den alten Tagen noch antun.) Und nun komme ich zu den Texten, die ich lhnen verteilt habe. Zrtndchst sieht das Gebet, das am Anfang gesprochen wird, vollkommen ntichtern und irrelevant aus. Das Langweiligste vom Lang:weiligen: die Festgebete der Israeliten, fiberJetzt und erliutert von Dr. Michael Sachs, bourgeoises Iudentum des 19. Jahrhunderts, Anpassung und Einpassung.r (Ich weifi nicht, ob es Ihnen bekannt ist, dafi wir offiziell in Deutschland des 19. Jahrhunderts als ,,mosaische Konfessi on' gefahren sind. Wie sich die Christen von Christus, so leiten sich die Juden von Moses her. Das ist keine Selbstbeschreibung, sondern ein Schrottname seitens der assimilierten Notablen.) Es ist eine Schwurformel. Man zieht den Tallit, den Gebetsschal an. Vas man nur an diesem Abend tut. Dazu spricht man einen Segensspruch. Und gmprochen wird zuerst folgendes. Es ist iiblich , zureiNotable aus der C*meinde neben den Kantor hinzustellen und zu sagen, dreimal (wenn etwas dreimal gesagt wird, so ist es nicht ein Gebet, sondern eine Formel) und man sagt: Mit der Erlaubnis des Lehrhauses oben im Himmel und mit Erlaubnis dee Lehrhausee unten, bijeschiua schel mala ubi' jeschiua schel mata. Das Lehrhaus ist ffrr uns die hdchste Instanz. Al dont hamokon6 nach dem Willen Gottes, makom ist ein Gottesname, der Ort. Ve aI daat hakahal und mit Konsensus der Gemeinde erlauben wir zu beten mit den Siindern, das heifSt, es wird erlaubt, die Srinder miteinzuschlief3en in die Gemeinde. Und nun beginnt der Kantor: In Zittern und Furcht und Intensitflt. Kaaanc. Und die Gemeinde beginnt leise, wiederholt leise Vort fiir Vort rnit dem Vorbeter, dem Schalinch zihbur. Kantor ist wiederum so eine deutsche Karikatur dessen, wovon wir sprechen,
5 Micheel Sacbs, Die Fatgebete der Isroehten, Breeleu 1898.
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nflmlich der von der Gemeinde Geschickte, tun vor dem Pult zu beten. Kantoren gabns nur in Imitation protestantischer Gepfl ogenheiten. Nun kommt ein Text, dem Sie in der Tat nichts abge. winnen k6nnen. Es handelt sich wiedemm um eine Formel, die dreimal gesprochen wird. Von den Gemeinden Iemens bis zu den Gemeinden Polens intonieren die Iuden diee Formeln in derselben Tonfolge, die in der lewish Encyclopaedin mit angegeben ist. [|lo Goliibnisso, Vorzichtungon, Schwiiro, Bannformoln odor VersogungOn,Bii8ungon odor ols solcho geltondo Ausdriikko, durch dto wlr uns otwas golobon, bokr6fttgon' uns vor' pltichton odsr uns vofsogon,von diosom bie zum nflchston zum Guton une oingohondonVore6hnungstego,die Sefarden segenhier: vom letztenbis zn diesem;borouon wir hierdurch, dafl slo allo aufgolflst, orlaeson und vorgobon soien, null und nlchtig, ohno Goltung und Bostond. UnsoroGol6bnlsso slnd kolno Gol$bnieso,unsoro Yereagungonslnd kolno Vor' segunggn, und unsoto Schwiiro sind kolno Schwilro. Man kann die Aufregung nicht verstehen aller iiidischen Gemeinden von riberall an diesem Gebet, das gar kein Gebet ist, das die Gaonen abgelehnt haben als Volksaberglauben, das sich aber durchges etzl }nat gegen die Eliteschicht der Rabbinen. Und nun kann es nicht fehlen, daf3 im 19. bourgeoisen Jahrhundert von Michael Sachs hinzugeffigt wird, damit die Co[im beruhigt sind: ,,Die Formel hat zu Zwecke, etwa in Ubereilung, heftiger Aufwallung, ohne die Erwagung der Ausftihrbarkeit gethane Schunire und Gel6bnisse I...1 ftir nichtig zu erkliren.e Nichtigkeiten. Empdrend, dies in ein Gebetbuch hineinzuschreiben, aber das geh6rt zum Stil des assimilierten deutschen Judentums. Tj", aber was folgt ietzt? Viederum nicht Gebet, sondern Formeln, und zrffar aus der zveiten Stelle, die Vernichtungsdrohung aus dem Buch Numeri" aus dem Buche ,,In der Vristes (Bamidbar/. Sie erinnern sich, da gibt es drei Sitze: ,,schlagen will ich dieses Volk mit der Pest, ich will es enterben, dich aber mache ich zu einem Stamm, gr6fler und m6chtiger als es.' In der Liturgie heifit es weiter:
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Yorziohon soi dor genzsn Gomolndo der Kindor Israol und dom Fromdlinge, dor wollt in lhror Mittol donn os lst dom ganzoln Volko nur aus Voreohon bogognot. Das s'ird dreirnal gesagt, formelhaft. Und nun
kommt
eine Einlage;
der Vorbeter
spricht:
O vorzolhs dlo Siindo doinoe Volkos nach dor Grd0e delnor Gnado - das steht T'ttrtlich in Numeri: Wio du vorzlohen hast dloeom Volko von lllizratiim bls hlerhor. Und dasolbst ward gosprochonl und nun wiederum formelhaft dreimal: Und os sproch dor Ewtgor lch habe vorzlohon noch dei'Worte. nom Sie kdnnen die wtirtlichen Viederholungen selbgt tiberprtifen, wenn Sie dazu Numeri, die zs'eite Geschichte der Yernichtung lesen. Es ist natrirlich h6herer Blddsinn zv meinen, dafi ein ganzes Volk erzrtten bis in die Tiefe seiner Seele, weil irgendwelche tibereilten Geldbnisse anstehen. Deshalb mdchte ich einen Text von Rosenzweig hier einfiigen, damit Sie wenigstens einen Eindruck bekommen von der Aura dieser Texte, die ich lhnen hier vorgetragen habe. Rosenzweigs lflerk, Der Stern der Erliisung, ist ein genialer Durchbruch; was er sich darin vorgenommen hat, ist die Auslegung der religi6sen Gemeinschaft durch ihre Uturgie. Ein vollkommon sichtberos Zalchon stollt diosen Grundton dor gowalttgon Tog", gewaltige Tage sind Neuiatrrstage, zwei, und der lom Kippur, der Yerstihnungstag. Das heifit jamim norainr auf Hebr6isch, da0 sio das Ewtgo fiir don Elnzolnon unmlttolbar in dia Zolt hlnoinriickon, liir lhro gilrro Douor fost. Dor Botor kloldot elch an dlosen Tegon in soin Storboklold. Zwas schon den Alltag lonkt dor Augonbltck dos Anlogone dos Gobetrnantels - Chlamys und Toga dor andkon Trocht - auf don Gedonkon an dos latrto Klold und an das owigo Lobon, wo Gott dlo Seslo in soinon lllantel hiillen wird. So ftllt schon vom Nltog und vom ellwOchontlichon Sabbot glotch wio von der Schiipfung hor oln Lichtechoin ouf don Tod ole dio Krono und das Zlol dor Schdpfung. Abor das vollstEndlgo Storbeklold, nEmllch zum Mantol ouch noch dor Rock - Chlton und Tunlce -, ist kein Kletd des Alltogss dor Tod let dor Schdpfung nur Lotztes, nur Gronzo, lhn sslbor scheut slo nlcht. Erst dlo Offenbarung woiB, und sio woiB os els ihr orstos Wlseonl daB Llobo sterk lst wlo dor Tod. Und so trtgl dor Elnzolno
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olnmal echon im Lobon das volletEndigo Storbokloidt untorm Trouhlmmol, nachdorn or os am Hochzolbtag eue don HEndon dor Braut ompfangon hot Donn oret mlt dor Eho wtrd or oln gulnz vollwortigos Gllod dos Volksl nicht umsonst botot soln Yator bol sslnor Gobur[ oe mdgo lhm vorg0nnt soln, lhn zu srziohon zur Thora' z,rrm Trauhlmmol und zu guton Workon. Nicht
bei der Geburt,
sondern
bei der Beschneidung.
Thora, slo Lornon und Holton, lst dlo ollzslt gowErtlgo Grundlago oinos iiidiscbon Lsbonst mlt dor Eho boginnt dlo vollo Votwirkllchung diosos Lobone; otrst da sind oigontllch dio ,,guten Worko" mdglich. Ja, dor Tbora bodarf als bowuBtor Grundlego nur dor MannS bol dor Goburt oiner Tochtor hotto dor Vator nur gobotot, sio zu fiihron untor don Treuhimmol und zu guton Workon; donn dtq_ Frau bositzt dleso Grundlago iiidtichen Lobons aftDit666-
Tmrzelffii Man'nn"t*endl$-br*rOfO=Eqqg-9t=.rlrg--d-or-r,Lqqo1rs'tt-isi
doch noch altom Rochtssotz sio ogr durch dle sich':dos itidischo Blut fortpflanztl nleht oret das Kind zwoior iiidischor Eltorn, echon das Kind oinor iiidtschon llluttor lst ; durch eoins Goburt Judo. So ist os also lnnorhalb dos oinzolnon Lobons die Ehe, in dor das bloBe iiidtscho Dasoln slch orfiillt mtt Soele. Dio Kammor des iiidischon Horzons lst dos Haus. Und wlo dle Offonborung, lndom eio otwos ln dor Schdpfung orwockt, was stork ist wlo dor Tod, dlosom und nit lhm der g&nzon Schiipfung lhro Nouschdpfung dlo Soslo, im Lobsn sslbor das 0bertrdlscho, ontgogonstollt, so trEgt dor BrEutlgam untorm Trouhimmol das Storbokloid als Hochzoitskleid und sagt dom Todo, ln dom Augonbllck, de or ganz olngoht in dos owlgo Volk, Kempf on, - eterk wlo or. Wae obor so lm Lebon dos Elnzolnon oin Augonbllek lst, das lst nun auch oln owlgor Augonblick tm golstllchen Jahr. Auch hior trEgt der Heusvetor oinmol das Sterbsklold nlcht els Storbo-, sondorn els Hochzoltekloldr bolm orston dor Fosto dor Offonbarung, bolm Abendmohl der Borufung dos Volks zur Frolholt Also am Pessachabend trdgt der Hausherr eben dieses Gewand, das man dann ,,Kittel" nennt. Lm lom Kippur nennt man es mit einem jiddischen Vort ,rSargenis', das heif3t Sargkleidung.
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Ensrnn Tpn: Lnrrr0nnr Auch hlor bozoichnot das Storboklold den Uborgong aus dor blofion Schdpfung ln dle Offonbarung bolm orsten dor drsi Fosto wlrd es gotrogon und zu Woin und Mahl und ausgolassonom Klndorscborz und frohon RundgosBngon oueh hlor oln Trolz Tod. Andore abor trEgt oe dor Botor an don gowoltigon Tagon. Hlsr lst os nleht Hochzoltskleld, noln wtrkllch Sterbokleid. Und wle ln dlosom dor Illonsch olnst, wonn mon es ihm onziohen wird, alloln let, so lst or's auch lm Gobot dlessr Tago. Auch slo etollon lhn ln nacktor Elneamkeit unmlttolbar vor Gottoe Thron. So wlo Gott lhn olnst rlcJrton wlrd, lhn alleln nach solnen olgonon Teton und noGh don Gedenkon solnos olgonon Horzons, und wird lhn nlcht fragon nech don ondoron, dlo ihn umgabon, und wos wohl doron Schuld und Vordlonst an lhm sol, eondorn or alloln wlrd gorichtotr eo tritt or hior ln vollkommonor Einsamkoit, oin Gostorbonor mltten lm Loben, und Gllod oinor vorsemmolton Monschholt, dio slch ollo wlo or solbst mltton lm Lebon schon ionsolte dos Grobos goetollt hobon, vor das Augo dos Richtore.
Ich darf nur hinzuftigen: diese Einsamkeit ist deutsche Romantik. Die Gebete d,es fom Kippur sind Vir-Gebete. Gerade weil man von Rosenzweig gelernt hat, Liturgik ernst zu nehmen, muf3 man aber auch genau sein und darf hier nicht deutschen Protestantismus und Innerlichkeit einfrihren. Wenislach, das heifit es wird der ganzen Gemeinde vergeben; dieses soltzs cum soln, das glbt es nicht. Alles llogl hintor ihm. Schon zu Boglnn des lotzton Togt, ouf don dlo noun r'orousgogongonon nur Boroitungon woren, hat or ln ionom Gebot um dio Yornichdgung allor Geliibdo, allor Solbstwelhon und guton VorsEtzo slch dio rolno Domut orobort, nicht els eoin wlesondes, noin blo0 noch els soln wEhnondoe Klnd vor don zu troton, wolchor ihm vorzoihon mOgo, gloich wio or vorzloh ,rdor gqnz;an Gemoln' do Israol und dom Fromdon, dor de untor lhnon wollo, donn ollom Yolk goschehe im \ilahno". Nun let or rolf zum Bekonnon dor olgnon Schuld vor Gott ln lmmor nouon 'Wledorholungon. Es gtbt ia koino Schuld vor Monschon mohr. Driiclile lhn dlo, so mii0to or slch lhror zuyor von Monsch zu lllonech ln oflnom GostEndnle entledlgon. Dor voredhnungetog eilhnt solcho schuld nlcht, or wol0 nichts
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von lhrl ihm let ello Schuld, auch dlo vor Monschon gosiihnto und ontschuldlgto, Schuld vor Gott, Siindo dos olnsemon Monechon, Siindo dor Sosle - donn dio Soolo let'e, dlo silndlgt. Und solch gomolnsam olnsamom Flohon olnor Monechhoit in Storbokloidorn, olnor lllonschholt lonsoits dos Greboe, olnor lfonschhoit von Soolon, nolgl seln Antlltz dor Gott, dor don lllonschon liobt vor soinor siinde wio nochhor, dor Gott, don dor Nlonsch In eolnor Not zur Rodo etellen dorf, werum or ibn vorloseon hebo, dor bcrmhorzig iet und gn6dlg, langrniitlg voll unvordiontor Huld und voll Trouo, dor solno Llobo oufbowohrt dom zwolmaltaueondston Geschlscht und vorgibt Boshslt und Trotz und Schuld und begnedigt don, dor umkshrt. Also da0 dor Monsch, dsm so dos gttttlcho Antlitz eich nolgto, ouliubolt ln dom Bokonntnisr Er, diosor Gott dor Liobo, or elleln let Gott So sohr liogt ollos Irdiecho hlntor dom Ewigkoitsrausch diosos Bokonntnlssos, do0 kaum Yorzustollon lstn wlo von hior aus wiodor oln Riichrog ln don Krolslauf doe Jahros gofundon wordon mog. Es lst doshalb f0r dsn Aufbau dos geistltchon Johres hdchst bodoutungsvoll, dolS dio Foeto dor unmlttelberon Erl6sung don Festmonet dor Erliisung, mlt dom dor iEhrllcho Krels der Sabboto obechltefit' selbor nlcht obschliefien; violmohr folgl dos Hiittonfest ale dos Fest dor Erliisung auf dom Bodon dor unsrldeton Zsit und dos geechichtlichon Volke lhnon noch noch. In dor Nlgomoln' eomkola dor oinon Nlonecbhelt wer dio Soolo mlt Gott alleln gowosoni gogon solehon VorgonuB dor Bwigkoit wlrd nun ln ionom Fost dle Wirklichkolt dor Zsit wledor in lhro Rochto oingosotztS so konn dor Kroislouf dos Jehroe wlodor beginnon, ln wolchom alloln uns dlo Ewigkolt ln dle Zslt zu boschwdron orloubt lst26 Ich glaube, der Text ,pii"ht fiir sich. Ich will nur noch eines hinzufrigen, sozusagen die Pointe aller Pointen. Exodus 34 beginnt mit folgendem Satz: Und oe sprach dor Horr zu Moso: Moche dir aus Stoin zwoi Tofoln. Wio dio orston Tafoln. Das Fmt frir die alten Tafeln ist nach iridischer Vorstellung das Vochenfest. Sieben Vochen nach dem Auszug aus Agypten findet das Woihenfest statt, der Tag der Offenba% F.
Rosenzweig, Der Stern der Erl\sung III. 1, Heidelberg slg5/., S'8386 (- Frenkfirt 3lgg0.,36l..36{).
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I,EIffI'RB{
rung. (In der christlichen Variante wird daraw dann Pfing sten.) Nun h6ren Sie, was der Midrasch dazu zu sagen hat Und ee sproch Gott zu lllosor Macho dir (oder formo dlr) dioeo Tefol. Er etlog ouf em Noumond dos Moncts Elul. Also september. Macho dir dleso Geetalt und eol borolt fiir don Morgon. Und llloso machto dioeoe und etand euf am Morgon und stiog auf. Er hat dort vorbracht don ganzon Dlonot Elul und dio zohn Tago des Monats Tlschro, das heiGt die gewaltigen Tage. Und or stlog hinab am zohnton Tag. Das ist der Yers0hnungstag. Und Isrool bofend eich lm Gobot und lm Foston, und en diesom Tag wurdo dom Moeo gosag$ os sol vorgobon noch dolnon Worton. Und festgesatzl hat dor Hoillgo, gobonedolt sel or, don Tag dor Versdhnung und Vorgobung fiir ello Goschloehtor, wlo oe heiBt in Lovitlcus, Kapitel 16, wo iiber den Yers6hnung:sta.g gesprochen wird: An dlossm Tag wlrd such vorgobon werdon zur Rolnlgung. Und solort bofahl Moeol Bauot oln nouee Hoiligtum. Damit schliefie ich ab und glaube, soweit lVissenschaft etwas zu dem Thema zu sagen hat und Liturgie herausholen kann aus dem Latenten ins Manifeste, ich es jedenfalls ehrlich versucht habe. Vas ist nun der Zusammenhang zwischen dem, was ich lhnen tiber den fom Kippur vorgetragen habe, und
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dem Problem des Paulus, wie es im 9. Kapitel des R6rnerbriefs formuliert ist? Der Witz der Sache und der Sinn meiner Konfrontation von neutestamentlicher Exegese und irldischem Festbrauch besteht darin, dafi Paulus vor dem selben Problem stand wie Mose. Das Volk hat gesiindigr. Et hat den Messias, der zu ihm gekommen ist, verworfen. Daraus ergrbt sich fa riberhaupt fiir Paulus die Berufung, *i" im Galaterbrief nachzulesen ist. Er hat ia selber die Gemeinde verfolgt, bis ihn die Lichwision umkehrte und er fragte: was verfolgst du mich? Vas ihm dann den Dreh grbt hier ist ein Messias, der nach dem Gesetz verurteilt ist. Tant prs, das spricht gegen das Gesetz. Ich habe ia versucht, Ihnen einiges von der vielschichtigkeit und der Interpen etranz dessen auf.zuzeigen,was ,rGeietz. ist. tlnd nun ist der Auftrag des Paulus nicht der eines Apostels zu den Heiden, rotrd"m eines Apostels von den luden zu
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den Heiden, Welche innere Dialelcik das hat, das kdnnen Sie in R6mer 9 selber lesen: die Heiden einzubringen, um Israel eifersrichtig ^ machen. Er fiihrt den Begriff des Rests ein und spricht von pcs Israel. (Da urerden wir noch auf Rosen zureig zu sprechen kommen, der eine Gegenvision zu Paulus entwickelt riber die zwei Vege.) All das, was ich gesagr habe, scheint mir n6tig, um riberhaupt zu verstehen, was Paulus meintr wenn er sagt' er s'ill weggeflucht werden von Christus. Das sind nicht rhetorische Floskeln, sondern das ist die Erschritterlng' daf3 das Volk Gottes nicht mehr das Volk Gottes istIndem ich Ihnen das vorgefiihrt habe, wollte ich lhnen auch zeigen,,dafi das auch eine gegenw6rtige Aktualitdt hato weil der Vers6hnungstag sozusagen eine Kraft hat, die eigentlich von iedem Juden miterfahren wird. Rosenzuteig hat einen Zipfel der Ph6nomenologie der jridischen Seele am Vers6hnungstag genial erfafft. Ver kann denn so schreiben wie er, da, auf den Schlachtfeldern Mazedoniens, der Mutter auf Postkarten geschrieben, die es abschrieb. An der Kleidung, an der Gestik hat er etwas dargestellt, in einer fiir mich iedenfalls einleuchtenden Veise. Ich weif3, *ie verachtet das Fach der Liturgik in theologischen Fakultiten ist. Viirde man wirklich wissen, was in der Liturgik passiert, mrif3te ein ganz bedeutender Mann, hochbedeutender Mann dafiir berufen werden. Jedenfalls meine und die allgemeinen Vorstellungen riber Liturgik gehen hier profunde auseinander. Ich wdre geneigt, Ttieologie aus Liturgik zu entwickeln, vielleicht ist das katholisch gedacht. Ich glaube, katholisch kann man das besser nachfiihlen als protestantisch. Ich denke zlurr, Beispiel an Hans Urs von Balthasar.2?
n H. U. v. Baltbas a4 Herrlichtceit. Eine theohgische Aesthetilc, Einsiedeln
t96r tt.
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Ensrrn TEru LSKT0nEN
4. Pneume. Iiberbietung der Heilsgeschichteund Uberurindung fieser Velq Lektiire von Riimer 9-1.B Es gibt ein herrliches Bild, das mir mein Freund, Kollege Assmann, eingeschickt hat (das auch auf dem Paulus-Buch von Gtinther Bornkamm za nden ist), das ich besonders schdtze und mit mir in der Tasche ttage, weil es in der Naivitdt des mittelalterlichen steinmetz alles sagt, wenn man zu lesen versteht. Es stammt aus dem Kapitell der Kathedrale in Y6zelay, die ftir mich die einzrge Kirche ist, von der ich sagen kann, dafi das Sakrale Stein geworden ist. (Chartres ist fiir mich schon Kitsch, verglichen mit Y6zelay. Es ist auch einer meiner wtinsche, nochmals Ydlzelay besuchen zu k6nnen.) Das Bild zeigt Mose, der oben das Korn einschfittet, und den Apostel Paulus, der es unten im Sack des Evangeliums auffingt. Der Text, der diese Szene erlEutert, stammt von Suger, dem Abt von St. Denis. Ich will Sie nicht mit meinem Latein plagen, deshalb hab' ichos mir gleich iibersetzt. (Ein Wort blieb unklar, deshalb muf3te ich anrufen lassen beim Seminar flir mittelalterliches Latein. Die waren zum erstenmal tiberhaupt von iemandem angerufen worden.) Der Text lautet: Du tronnsg lndom du dle Miihlo antroibst, yon dor Sprou, Paulus, des Mohl. Des moseischon GosotzesKorn mochst du uns bokannt, aus dom gunzan Korn wlrd wahros Brot ohns Sprou, und dauorhaft unsoro und engollscho Spolso. Ich find' das umnderbar. Diesen Text, den trag' ich bei mir rum, und nrenn ich vergesse,was ich denke, gucko ich mir das an, dann weifS ich wieder, uroran ich bin. Das ist das Thema Mose und Paulus. Natrirlich ist das ein christliches Bild, eine mittelalterliche Allegorie, genauer: Tlpologie Moses - Paulus, wie es Christen empfinden. Natrirlich ist das nicht mein Paulus. Hier erkenne ich, wie sich ein Abt im 1 1. Jahrhundert das vorgestellt hat. Es ist eine Summe christlicher Erfahrung. (Das Wort ,,Christ* gibt's ia bei Paulus nicht, es mag Sie riberraschen, aber so ist es. Nicht unwichtig, denn wenn er es
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hvuttMA.L,,nrrttnsvox R0unn 9-13
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\ gevollt hitte, hdtte er es ia haben k6nnen.) Als - t"J"!: iit d" ich das Bild ungeheuer dicht und trago es deshalb tr)d mit mir rum. Vas ich riber Moses und Paulus ztl sa;geln*J,r habe, ist natiirlich etn'as anderes. (\:i Meine These ist, daff sich Paulus als tlberbieter des t) Mose versteht. Sie kennen ia das typologische Verhiltnis ft zn'ischen Altem und Neuem Testament. Da Matthius-Evangelium. das Beispiel wir als Nehmen oberh6hung _dersinai-Predigt: ist ia die Bergpredigt "lttr aber sage euch f. ... Das ist eine ich gesag, isi den Alten e garlze Heilsgeschict-rte wird ia I
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nach Agypten fliehen, kommt von
Agypi*, und so weiter. Dort wird die tiberbietende Parall"ir- Mose - christus gezogen. DafS Mose frir Paulus ein Problem ist, und zwar ein sehr hartes, kfinnen Sie aus dem zveiten Korintherbrief entnehmen. Da gibt es eine galrrze Reihe von Mose.Stellen, die ich ietzt nicht alle irrf"Ahhtt kann. Es geht da um das verdeckte Angesicht
und das offene AngeJicht. Das Pro-ble+Alltr!$LN9ll ----^:-^-l^--^-^-aan
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er Radikalit6t ist. Und da wird Mose beim Namen nicht zu riberbi
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ia Matthaus nur eine ganlschy.a-
che Version dei Uberbietun& verglichen mit der Uberbietungsstrategre im zu'eiten Korintherbrief. Sie erinnern sich ut di" wichtigste Stelle: die Decke, die auf Mose lastete und auf den Juden, wird hinweggenommen. Der Vergleich Paulus - Mose wird von Paulus selber erzwungen. M"itt" These beinhaltet alsq dafi das Christentum seinen Ursprung nicht eigentlich in Jesus, sondern I t in Paulus hat. Um dieses Problem geht es. Und die Be\ grrindung dieser These liegt in der Parallelitit von Mose \ und Paulus. Als Religionsgeschichtler, nicht Theologe, sehe ich, daf|, Paulus mit diesem Problem zu tun hat. Ich habe Ihnen dieses ganizeextensive und exzessive Vorspiel g_egeben, um den Litt"tt Satz von Paulus, 9, 1-3 za verstehen, dieses Veggefluchtsein, was das fiir Paulus heifSen kann, und dafi dls ernst gemeint ist, dafi er aber eben doch etwas anderes wihlt als das, was Mose wdhlt. Und die Begrrindung frir seine Mose-Kritik finden Sie dann im Korintherbiief. Finde ich iedenfalls. Ich glaube, die The-
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Ensrrn Tr.u LsKTttnEx{
se hat_auch philologisch ihre Plausibilitet, und religionssymbolisch. (Mit carl schmitt habe ich da kein proLlem. Ein symbol versteht er sofort. Knack. Der Rest, die Exegese,ist ftir die C'elehrten. Sicher ist das gefehrlicta diese intuitive Methode, aber einer deros kann, kann das. Nicht ich, sondern or, meino ich.) Und ich empfinde dieses polemische verh6ltnis, wie Paulus sich an Mose mifit, als absolut zentral. Es gibt ia Thesen, dafi er sich mit Christus mif3t, dafi er ietzt der chrisrus ist und die Leiden Christi an seinem Leib tr6.gt. Ich halte das frir toral ribertrieben, denn er ist immer doulos, er ist immer im Dienste. Nein, das nicht, aber er mifit sich mit Mose, das allerdings. und er hat dasselbe Geschf,ft die Gnindung eines volkes. und das wird von 9-13 durchgeftihrt; 9-77 wird die Legitimation des neuen Gottesvolkes gegeben, 12 wird das christliche Leben dargestellt und 13, na, man lebt doch im b6sen r6mischen Reich, ude lebt man da? Vas, noch Aufst6nde machen gegen das, was sowieso zugrund e ge}nt?Es lohnt nicht, den Fin ger zu riihren, das wird sowieso verschwinden. Nicht der Rede wert, quietistisch, wie Herr Troeltsch sagt. sieh' mal an. Die Frage aber ist, quietistisch - ausl welchen Tiefen heraus, finde ich. Aber da hat ia Karl Barth schon galnzgenial geurteilt im R6merbriefkonunentar. \[ie er den letzten satz von 72 hineinzieht in 13, hat er ia der ganzen Sache eine garlrzneue Perspehive gege-es ben. Da hat er einem die Augen ge6ffnet. sicher iJt das B6se, na - ulas soll man tun. Ich kenn' diese Art Mentalit6t. Mir ist die riberhaupt nicht fremd. Ich hab 'nen Paf3. Aber was habo ich mehr mit meinem Land zu tun als mein Pa8? Mein Pr6sident hei8t Reagan. Finden Sie mich sehr amerikanisch? AIso Paulus weif3, urovon er redet, wenn er es unternimmt, die neue Gemeinde zrl legitimieren. Ich weifl nicht, ob es Ihnen deutlich geworden ist: in Kapitet 9-rl strotzt es von Bibelstellen. weit iiber die normale Zitationsrate von Paulus, die ia noch genug ist, hinaus. Der Te:rt ist geradezu barock riberladen. Das ist fiir ihn ungeheuer notwendig, denn er will ia mit den Mitteln der heiligen schrift beweisen, daf3 ietzt der Augenblick gekommen ist
Prnuun. LsIffUnB von Rounn 9-13
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zu den Heiden. Der lud en zu den Heiden, der Erdffnung"Gottesvolkes. Und dieses heilige Gottesvolk des heiligen da8 das alte in eine VerunheifSt, das ttttt-.figutiert, wird Das hfltte Mose nicht 1etan, und das deutlichong:g"rit. weif3 d"t prrilus ganz genau, dafl er eine Aufgabe fiP:teinmalig ist. Ich lese das nicht nimmt, die erstm"tig "tta sagt? am Anfang von 9, dafi hier Paulus T/as rhetorisch, Schmerz beladen ist, und und er mit grofier Traurigkeit der Bund, die sohnschaft, die was er ill"r verabschiedet: der Messias Verheifiqngen' die Viter, der Gottesdienst, es gbt ia nichts, was nicht auf diesem volk ruht. wie kan"n es da iemand wagen, der so von Israel denkt, einen Schritt hinauszuwagen? Ich m6chte lhnei dazu eine Geschichte erzahlen. Ich guten Freund, ietzt ist er Bischof in habe einen sehr -war er Professor in Harvard, wo ich Stockholrn, frfiher ihn gut kannte, Krister Stendahl. Und ich erinnere mich "erz6hl' das als pers6nliche Geschichte), er besuchte (ich mich mal in New York, und wir standen vor einem sehr grof3en Kamin. Und Krister, das ist so ein Recke, der boebbels hatte ihn beneidet um seine Figur, sagt zu mir: seine tiefste Sorge ist, ob er zu dem (wir sprachel e1glisch) ,?cornrnonwealth of lsrael" geh6rt. Da sagte -ich-rnir: Ktirt"t, du Super-Arier, aus Schweden, am Ende der Velt, gesehen vom Mittelmeer, andere Sorgen hast du nicht? il{ein, er hat keine anderen Sorgen! Da hab'i9h gesehen, *rs iaolus getan hat dafi einer in den Urwildern Schwedens - g6rf,"n? von woher ich rede - sich Sorgen macht, ob er ,?commonwealth of Israel' geh6rt, das ist ohne "o* Paulus nicht mdglich. (Ich konnte ihn beruhigen: bei mir ist er drin.) Die Frage ist: wie kommt man riberhaupt r?n_ an das, rverspneutna heifit? Obersetzt ins Deutsche wird daraus ,,Geist". Nun, was heifSt Geist? Ich will damit begrn1e1,
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Hegel darunter verstand,der docir nicht k',
so lange her ist, obwohl zwischen ihm und uns ein Kata-. rakt liegl von Angriffen auf Geist. Zwischen ihm und uns liqgen dnthrillung:en und Entlarrmngen' dafi der Geist sich blimiert. Er blamiert sich 6konomisch, so Marx, er blamiert sich triebhaft, so Nietzsche und Freud. Der Geist
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EnsrsRTbn: Lustlnnv
blamiert sich. Und dann, Gott sei's geklagt, gibt es nur noch Nebbich, diese Geisteswissenschaften, von denen keiner weif3, was der Begriff Geist da noch soll. Ist das der Hegelsche Begrifff Oder ist das ein verbilligter Begriff? Jedenfalls kann ich nur eines sagen: der Geist der C,eisteswissenschaftenist mir unklar, den versteho ich nicht. Aber bei Hegel glaube ich, noch Bescheid zu wissen. Das Buch, urn das sichos hier dreht, heifSt (am Ende, was immer vorher der Titel gewesen sein sollte)z Phiinornenolo git do Geistesund hat als solches den Gang angetreten durch die \[elt, und mufi als solches interpretiert werden. Und da finde ich zwei Sdtze in der Vorrede, die ia eigentlich eine Nachrede is! Hegel hat sie am Ende geschrieben, wdhrend die Druckfahnen schon vorlagen. Aber die ganze Geschichte der Entstehung dieses Verks ist hier nicht unser Problem: sehr interessant, aber dafiir gibt es bezahlte Philosophie-Professoren und Dozenten, die darffber alle zwanzig Jahre ihre Meinung 6ndern. Zvei S6tze will ich herausheben aus der Vorrede, den Programmsatz und den Erklirungssatz. Es kommt noch molnor Eineicht, wolcho slch nur dureh dlo Daretollung dos Sptoms solbst rechtfortlgon mu0, ollos dorouf an, dos Wohro nlcht als Subelanz, sondsrn obonsosohr ale Subiokt aufzufesson und ouszudriickon. AIso, Substanz, d,a kann man iel erudhlen, da denlc er an Spin oza..an den iungen Schelling und so weiter, und es kommt darauf an, dies in das Subiekt zu venrandeln. Vomit er natrirlich nicht das kleine sterbliche Ich meint. (Warum eigentlich nicht? Aber das wollen wir ihn ietzt nicht fragen.) Das ist der Programmsatz der Hegelschen Ph6nomenologie. Dieser Satz wird S. 24 in der HofmeisterAusgabe so erklirt: DaB das Wahro nur als Systemwlrkllch odor da0 dis Substanz woeontlich Subiokt lst, ist in dor Vorstollung ausgodriickt, wolcho dae Absoluto ole Golst euespricht letzt verstehen wir, u/arum er Geist hier emphatisch unterstreicht Der orhabonstoBogrlff und dor dor nouoron Zolt und ihror Roliglon engohiirt.
9-13 Lnrrtlns voxROtrlBn PNsuMA.
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Also, das ist nicht der Nozs des Aristoteles, den er am Ende der Enzyklop6die beschwdrt, in Vahrheit aber galnz anders versteht (das hat, wie ich glaube, Theunissen in seinem Buch gainz richtig interpretierta), aber ich will keine hegelianische Schmonzologre hier vorfiihren. Das ist der erste explizite Satz riber Geist, den er interpretiert als erhabensten Begriff, der der neueren Zeit und ihrer ReliSon angehdrt. Nun kdnnte man meinen, wir haben eine fromrne Seele vor uns. Aber Hegel ist witzig bis perfid. Venn man sich fragt - so geh' ich vor -? wo kommt denn der Geist dann vor? Dann merlt man, der Geist ist das 6. Kapitel der Phiinomenologie. Da redet er von der griechischen Polis, von Regierung und Krieg, vom r6mischen Imperium, von dem r6mischen Reich, von der Franz6sischen Revolution und ihrer Vorgeschichte bei den philosophes, von der Aufklirung und so weiter, und so weiter. Er schildert die Veltgeschichte und nicht das, was Geisteswissenschaften unter Geist verstehen: Religion, Kunst, Kultur, sondern die blutige Veltgeschichte als Geist! Das ist natrirlich nicht genau das, was Paulus im Sinne fiihrte, als er von Pneuma sprach. Bei Hegel gibt es das Vort ,,Veltgeist*. Es steht in einem Brief an Niethalnrner, glaube ich, den er schrieb, als gerade der Kanonendonner der Schlacht von Jena zu hdren war. Und da schreibt er an Niethammer - ist oft genug zitien worden -, at hitte den Weltgeist zu Pferde gmehen. Das ist grundfalsch und zeig!, daf3 man nicht weif3, u'ovon Hegel hier redet. Denn er sagt dort ausdrricHich die Welteeelo. Und die Veltseele ist psphe kosmoz, das ist die neuplatonische unbewuBte Seele. In Napoleon auf dem Pferde konzentriert sich die Geschichte; was sie aber bedeutet, das sagt Herr Hegel in diesem Buch da. Das ist der Veltgeist. In derselben Konzentration, in der Napoleon an den Hrigeln Jenas vorbeireitet, konzentriert sich die Interpretation in Hegel. Aber Veltgeist gibt es, und ^nait als einen polemischen Begriff gegerl.Paulus. Denn Paulus unterscheidet im Ko2' M. Thennissen, HegSb Lelue aom ofuohrten @irt ok theologisclrpol| ti,soher Tlalaoc, Berlin lY7O.
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Ensrsn Tnn; Lnrcttnur
rintherbrief im zveiten Kapitel die pneuma tou kosmou, das Pneuma dieser TZelt, oder dieses Aorr als negativen Begiff urrd pneurna tou theou, Gottes Geist. Hegel in bewufiter polemischer Weise stellt nun Veltgeist positiv, als Positirmm, als Hypostase heraus. (I. der Nachfolge nattirlich von Schiller. Weltseschichte als Weltserichr und
all_dipspdealisti sche trg" da-)-Effi u'as Geist heifit, S. Ffi:egelschwe@hen, 24 setzt er fort: Das Geistige allein ist das WirHiche also das sind Sachen, die ich schon nicht mehr verstehe, 'lflesende oder Ansichseiende, was das alles ist, es ist das daftlr sind die Spezialisten zust6ndig - jedenfalls: Geist ist das Wirkliche. Wer kann das heute sagen? Wir wissen, dafi der Geist sich blamiert. Ich habe dtei Zeagen der Blamage genannt, die Sie durch das neun zehnte Jahrhundert hindurchfiihren: der 6konomische (Marx), der philosophische (Nietzsche) und der tiefenpsychologische (Freud) Geist-Verdacht. Wie soll man da fiberhaupt rankommen an einen Begriff von Pneuma? Ich spiire hier ein sehr starkes Problem. Ein W"& den ich lhnen im folgenden weisen m6chte, frihrt fiber die Verbindung des Pneumatischen als Lebenserfahrung mit der allegorischen Texterfahrung. Der seruw allegoricus ist schon in der protestantischen Kirche seit Luther verp6nt, denn man sah das Arbitr6re in der Allegorie. Das kann man drehen, wie man will, kann man sagen, was man utill, verbindet A mit C, also: bricolage-artiges Verfahren. Der erste, der uns da riberhaupt die Augen ge6ffnet hat, war Valter Beniamin im Trauerspielbuch. Er hat gezeigt, dafi der senstts allegoricus nicht nur ein textueller ist, sondern eine Lebensform. Ich werde darauf zurrickkommen. Die moderne Bibelkritik aber, beginnend mit Spinoza (und da unterscheide ich mich von der protestantischen Geschichte der Bibelkritik, die Ebeling mit Luther beginnen l68tp) ich halte davon gat nichts. Der serrstzshistoricus ist entn'ickelt von chard Simon, dem katholischen Theologen und von dem D
l{. Ebeling, Evangetisohe Eaangelienatntegung, Eine untercu,ohurry zu Luttrcrs Hermeneutih 3. Auft Tubiagen 1991.
PxsuMA.LnKTUnsvol R0upn 9-13
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- schwer zv sagen: einige nennen ihn Freigeist, einige nennen ihn gotttrunken, Sie kdnnen sich das w6hlen, Benedictus Spinoza ist der Versuch, der kirchlichen und der synagogalen, also der rabbinis,chen und der christlidie Basis, den Lebensfaden abzuchen Interpretation schneiden, indem er den sensrn historints oder den serzsus literalis allein anerkennt als den sensus, aus dem ein Text interpretiert werden kann. Ob das ietrt rnore geometrico an der Ethik vorgefiihrt wird, aber sicherlich in dem Tractatw theologico politinrzs ist es der serrszltnudus.'l[/as innerhalb des setutus historicw sich entfalten l6f3t, hat Legitimit6t, alles andere ist ldeologe und Schwindel. Das Problem Spinozas wird radikalisiert in der Philologr", die eine kathartische Funktion hat gegentiber Theologie und Philosophie. Sie ist eine implizite Kritik der Theologie und der Philosophie. Dazu m6chte ich Ihnen einen Text von Nietzsche vor Augen stellen mit dem Titel ,,Die Philologie des Christentums*. Db Philologic desChristentums.- }Vie wenig das Christontum den Slnn fiir Redllchkolt und Gsrochttgkeit orzloht, konn mon zlemllch gut nach dom Charaktor dor Schrifton solnor Golohrton abschEtzonrslo brlngon ihro lllutmafiungon so drolst vor wio Dogmon und sind iibor dor Auslo$rng oiner Btboletollo solton ln olnor rodlichon Vorlogonbolt Das Schhisselwort ist ,,Redlichkeit*. Nachdem keine Vahrheit mehr da ist, nach Nietzsche, von Nietzsche bis Veber, tritt ein neues Kriterium ad, das trftiterium der Redlichkeit. Und das paukt er nun durch. Immor wiodor hot8t os ,,lch hobo rschtn donn os etoht geschriobon -" und nun folgt olno unvorschEmtoWllkiirlichkelt dor Auslogung, deB eln Phllologu, dor es h6rt, mitten zwlscbon Ingrlmm und Lachon stohon bloibt und sich immor wledor froglr ist os mOgllch! Ist dlos ehrlich? Ist es auch nur anstEndlg?- Was ln dlosor Hineicht lmmor noch aul protostentischsnKanzsln en Unredllchkelt voriibt wlrd, wlo plump dor Prodlgor don Vortoil ausboutot, daB ihm hior niomend lne Wort fEllt, wio hior dlo Bibol gozsllekt dom Volke und gozmacktund dlo Kunet deeSchlecht-Leeena in ollor Form boigobracht wlrdr das untorschEtztnur dor, wolchor nlo odor lmmor ln dlo Klrcho geht. Zulatz;t obor: was soll man von don Nechwlrkungon oinor Religlon or-
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Ensrnn Tbn: Lnrr0nBn worton, wolcho ln don Jehrhundorton lhror Bogriindung ionoe unorhiirts philologiecho Possonsplol um doe Alto Teetamont aufgoliihrt hotl ieh molno don Vorsuch, dee Alto Tostomont don Juden untor dom Lolbo wogzuzlshen, mit dor Bohauptung, os ontholto nlchte ele chrietllcho Lohron und gehdre dan Chrleton ols dom wahren Volko fsraoll wEhrond dlo Juden es slch nur ongoma0t hEtton. Und nun orgab men slch olnor Wut dor Auedoutung und Untorechlobung, wolchs unmOglich mlt dom guton Gowlsson vorbundon gpwoson soln konnl wlo eohr ouch dlo iiidlechon Golohrtsn protostiorton, iiborall eollto lm A|ton Tostomont von Chrietus und nur von Chrlstus dio Redo goln, iiborell nomontlich von solnom K:ouza, und wo nur oln Holz, olno Ruto, olno Loltsr, sln Zwolg, oin Boum, olno Woido, oln Stob gonannt wlrd, da bodouto dlos olno Prophozelung auf das Krouzosholzi solbst dle Aufrlchtung doe Einhorns und dor ohornen Schlongo, eolbet Moeos, wonn or dio Arrno zum Gebet ausbroitot, ia eolbst dio Splo8o, on donon das Passohlomm gobraton wlrd, - alloe Ansplolungen und glolchsom Vorspielo dos Krouzes! Hot die iomals iomand geglatftt, dor es bohouptoto? Mon orwEgo, doB dle Klrcho nicht davor orschrak, den Toxt der Soptuagfnta zu boroichorn (2. B. boi Psalm 96, V.lO)r urr dlo oingoschmuggolte Stello nochhor lm Sinno dor chrietllchen Prophozoiung auszuniilzan. Man wor obon lm Kampfe und dachto an dio Gognor, und nicht on dio Redlichkoltso
Sie sehen: das Grundwort dieses Textes ist Redlichkeit. Und da fragt er: hat das iemand ie geglaubt, der es behauptete? Und ich sage ia, der Apostel Paulus. Und das ist das Unternehmen von R6mer 9-77. Ich mrifite ietzt in eine intensive Lektiire einsteigen, aber ich habe nicht die Hoffnung, dafi ich heute und morgen damit fertig werde. Deshalb schlage ich eine kursorische Leltrire vor, von 913. Ich setze voraus, daB im grof3en und ganzela ieder weif3, was in dem Text steht. N6her mdchte ich auf 9-ll eingehen, weil hier in der Tat diese neu von Nietzsche als redliche total angezweifelte M6glichkeit der Pneumatisierung unternommen wird. Pneuma als eine Kraft, die ein Volk vervandelt, und die den Text veruandelt.
s Fr. Nietzsche, Morrynrdce, Buch 1 S &4.
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Nun, es geschieht natii'rlich nichts im luftleeren Raum. Ich k6nnte mich beziehen auf. Alesandrinische Allegsrese, das Verk von Jean P6pin, das von den Alexandrinern bis Bultrnann l6uft; das ist ia so tlpisch franzdsisch, da wird alles durchgeu'Elzt ohne Rricksicht, was wichtig und was unwichtig ist.s lch beziehe mich aber auf ein Beiheft zu Angelos von Hans Venschkewitz aus dem lahre 1932 mit Tempel dem Titel Die Spiritualisierung der Kulnnb"giff" was zeigen" zu um Testarnent, Pri,ester, Opfo irn Neuen riber SpirituaVenschkewitz Da spricht ich nicht meine.a lisierung, vo natrirlich Paulus eine wichtige Rolle spielt (S. 110-138). Ich kann das hier nicht weiter aufziehen, aber es ist zu lanrz gefa8t, Paulus einfach als Allegorese zu verstehen. Dazu sind heute unsere Begriffe viel zu prezise, um zu zeigen, daf3 es sich nicht nur um eine trans' figuratio nach oben, immer rauf, handelt. Verzeihen Sie, wenn mir so eine bl6de Geschicht e dazu einfdllt, aber sie stand im Spiegel, was kein Gegensatz ist. AIs Breschnew hierwar, vor einigen Jahren war er hier, und pl6tzlich war ein Feiertag. Und er fragte: was fiir'n Feiertag ist denn heute? Es war Himmelfahrt Christi. Vie sagt man das aber Breschnew? Hat man ihm gesagt, das sei der Tag der deutschen Luftwaffe. Das Gemeinsame an beidem ist sozusagen der Pfeil nach oben. Ich glaube nicht, daff Paulus nur ein Pfeil nach oben ist zur Allegorese im Sinne der Spiritualisierung, wie das vor fifnfzig Jahren von Venschkewitz vorgetragen wurde, sondern dafi Paulus eine Barnzeigenartige Mischung von Allegorese und Typologie ist. Und das Tlpologische ist riberhaupt nicht sozusagen Tag der deutschen Luftwaffe nach oben, sondern der Bogen geht von Vorgeschichte zvr Geschichte. Die Vorgeschichte wird ein Vorspiel, das sich erst erfrillt; also Isaaks Bindung ist das Vorspiel der Kreuzigung (um das Beispiel zu nehmen, Br dem sich tt
J. Pdpin, Mythe ec Allegorie: les ori$nae grecclues et lat contestations judEo+hrdti.ennes (6tudee Augustiniennes), Paris 1958; Ders., La tradi' d Danle, (6tudes Ar€ustition de l'aMgorie de Philpn dAlmndrie nienaes), Peris 1987. D ffnns Venschkewitz, Die Spiritualisierung der Kuhwb"gff" Ternpel, Priester, Opf", im Nernn Testament, Angelos Beiheft lr lnipzig 1932.
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Nietzsche besonders erhitzt); das heifit mit dem einen Vektor ,,nach oben' ist das nicht getroffen. Hier steht mehr zur Deb atte. Nach diesen Vorbemerkungen und Vorbereitungen m6chte ich nun eine zusammenhingende Lektrire von R6mer 9-13 Tragen. lVehrholt rodo ich in Christo, lch liige ntcht, und moin Bowu0tsoln bozaugt mlr lm Holligon Geiet moino Trauor lst groft, moin Schmerz unauflrdrllch in molnon Haszan. Ich mOchto solbst yon Chrlstus fort vorflucht wordon Anathema - fiir molno Briidsr, moino Vorwandten dom Fletecho noch, dio Israollton slnd, und dann kommt die grofle Fuge, was alles diese Solidaritf,tsgemeinschaft Israel bildet: das ist der Sohnestitel (du bist mein Erstgeborener, Exodus), die Glorie, die Doxa, die Testamente, die Gesetzgebung, der Kult, die VerheiSungen, z;rr donon dto VEtor gohOron und Yon donon Chrlstus etamrnt, sowolt or dom Fleisch angohdrt. Und dan4, g'ie ich lese: eine BenediltonsformeloGobonodoit Gott von Aon zrt Aon, Amon. Sie sehen also die Frilte der dem Volke Israel eignenden Charalceristika. Dies spricht Paulus aus, der fetzt-Paulus, nicht irgendein alter Paulus, der sagt: ich hab' mal sowas und wir geglaubt. Das Problem ist: wenn dem so ist haben ja etwas von der Erschfitterung in Israel selber zu Gesicht bekommen an ienen beiden Stellen, nach dem goldenen Kalb und nach den Kundschaftern, 'wo Gott das Angebot macht, das Volk zu vernichten und mit Moses ein neues zu beginnen - (ich habe Ihnen diese Texte in der ifrdisch geferbten Buber-Ub ersetzurrg zugdnglich Be' macht, damit Sie es einmal von der anderen Seite empfinden kdnnen). Ich habe dann damit den ganzen Anfang des Abends des Versdhnungstages verbunden, das brauche ich hier nicht zu wiederholen. Ich habe nie behauptet, dafS diese Texte, die ich Ihnen aus den Festgebeten vorgelesen habe, vor-paulinisch sind. Ich habe lhnen eine PhSnomenologie vorgefrlhrt und die Frage gestellt: wie empfindet ein lude das? Wie empfindet ein Jude latent,
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nicht manifest, warum drdngen sie sich am Abend des Vers6hnungstages iust in der Syna1o9e,um eine Auflrebnng der Schwurformeln ztL sprechen, die von den Christen deshalb der Vortbrrichigkeit verdichtigt werden. W6hrend es sich in Vahrheit aber um eine Wiederholung der Urszene handelt, der Aufhebung der Vernichtung, die Gott geschworen hat. Das ist es, was sich immer wieder abspielt, und die Schwierigkeit besteht darin: wie kann man Gott seines Schwurs entbinden? Ja man kann, wohl dem Meister, der einen solchen Schriler hat! Der es wagt, ihn von dem Schwur zu entbinden. Ich wollte Ihnen zeigen, daf3 dies profunde die gesamte Liturgie des Anfangs des Vers6hnungstages bestimmt, latent, aber wenn man es festrnacht, bemerkl es ieder. Diese Probleme sind nicht in der Veise der Filiation aufeinander bezogen. Es ist hier nicht die Frag{ffias-Paulus alles schon bekannt war. Paulus steht vielmehr vor dem n6mlichen Problem, und ich habe darauf hingewieseno dafi der Vergleich Mose - Paulus nicht von mir, sondern von Paulus stammt. Also das Problem besteht, das natrirlich iemand, der von der Bibelkritik angehaucht ist, nicht weiter aufregt, daf3 das Vort Gottes Mif3erfolg haben kann, dafi seine Versprechungen sozusagen danebengegangen sind. Das Vort Gottes kann doch nicht schiefgehen! Das Vort Gottes ist doch treu und fest, *ie das Gebet der Juden es tedich betont. Nein, es ist nicht schiefgelaufen. Denn nicht alle, die aus Israel stammen, sind Israel. Das ist der Schhisselsatz. Das heifiu dieses ,,alle* dem Fleische nach ist nicht identisch mit dem der Verheifiung nach. [...Jo Nicht alle. Der Apostel nimmt die Erwihlung Israels ernst. Es ist peinlich fiir modernes Christentum, aber so ist es. Es ist peinlich. Damit mufi man leben kdnnen. Lieber mit Peinlichkeiten leben, als den Text transfigurieren. Denn er versteht sich als Apostel der Juden zu den Heiden, und zwar als Berufottg. Im Galaterbrief steht nichts von einer s Es folgen einige S6tze plemischer Aforenzung Beget,,Bultm_ann und alle diese moderne, rollkommen danebea denLende, individual denLeude Exqgese". Pauhrs ist nicht Luther, die Probleme liegen aaders.
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Bekehrung im umwerfenden sinne. sondern eine Berufung: aus dem Mutterleibe hab' ich dich erkoren, so heifit es bei feremia, ein Prophet zu sein, und hier heifit €s, ein Apostel zu sein. Natiirlich heifit das: ein Apostel von den Jud en ztt den V6lkern. Der Unterschied zvischen der pneumatischen und der nattirlichen Ordnung ist von entscheidender Vichtigkeit fiir Paulus. Ich sagte es schon: es gibt keinen Text des Paulus, der so gespickt ist mit Tjrtaten wie R6mer 9-77. Und zrnar Thora-Zitaten und Proph*en-7itaten. Weil hier mit Thora und Propheten die Legitimation der Transfiguriemng bewiesen werden soll. Er beginnt mit dem Beispiel: si"h' doch Abraham an! Abraham hatte zuerst einen Sohn in der normalen Zeit der Zeupng mit seinem Kebsweib Hagar. Dieser Sohn heifit Ismael. Der Sohn, der spdter kam, da waren Abraham und Sarah Greise, und Sarah antwortet den Engeln, die ihr das Kind ankfindigenz jizchak! Das wird ia ein Geldchter sein! Und das isi der Nam e lizchah ein Gelichter. Nach irdischem Maf3stab: Gelachter, kann ia nicht sein. Und Sarah uninscht, nachdem ihr Sohn heranwichst, daf3 Abraham sich trennt von seinem Kebsweib und dem Ismael. Aber er, Abraham, will das nicht richtig, er hat Bedenken, das ist nicht garrz die feine Art, aber Gott sargtzo ihm: alles, was dein lfleib Sarah dir sagt, h6r' auf sie! Nun waren da zwei Jungens, der eine mehr Bogenschief3en, der andere mehr im Hause, der eine ein Frechling, der andere ergeben. Die Mutter will nicht, dafS ihr Sohn zusammen isf mit so einem Elteren Bruder, der durch seine Taten ein schlechtes Beispiel glbt. Da sagt aber Paulus: das ist aber nicht so einfach, denn wie war's denn bei Rebekka? Da stritten die beiden schon im Mutterleib! Und er zitiert den Propheten Maleachi: und Goif liebt den Jakob, und hafit den Esau. AIso es kann nicht an fden Taten liegen. Das ist schon im Mutterleib bestimmt, f a"r ist Erwdhlung! -tt Schrecklichkeiten, unirde man modern schon im Mutterleib entscheiden, I t"g"rr, wie kanr, ". Nicht anders steht es [wo 'mit ist da die Gerechtigkeit Gottes? der Verhirtung. Pharao wird das Herz vethdrl,et, so dafi er die Stamml Israels nicht rauslafit, bis es dann
Pnnuu.l.L,nnrtlnsvonR0uBn9-13
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zrrr Vernichtung der Erstgeborenen bis. hin zum Tier kommt in Ag]"tin, und an den G6ttern Aglptens Gelicht gehalten wi;d. Pharao hq. j9 irgendwo auf dem Vege Einsicht gehabt. Und da heifit es immer wieder an diesen dunklen Stellen von Exodus: und er verh6rteto das Herz Pharaos. Ero Gott. Also, es geht nicht nach aufklErerischer Philanthropie zu. Von diesem Beispiel, das sich der Ethik ganz entwindet - das sind doch nicht Taten, Verke, sondern Eru6trlungen! - geht es u'eiter: was sollon wlr donn sagon? Iet das stwa ungorochtigkott bol Gott? Kolneswogp, donn zu lltosoe sagt Gottl lch words mtch orbormon, dssson tch mlch srbarms, und Mltletd hobon, mit dom lch Mitleld habo. Also komnt es nleht auf das wollon und Ronnon, sondorn aul dos Brbarmon Gottos an. (90 15 vgl. 2 Mose 19) Die Logik ist impeccable. V as willst du denn da frir \[iderrede fiihren SegeraGott? und dann bringt er Beispiele aus den Propheten, die noch gewaltiger sind. Hosea in der grof3en Strafpredi4' die monologi-ch vor sich geht, an den ia der Auftrag 5eW, eine Hure zu heiraten, um das Hurentum lsraels artrztlprangern durch symbolische Akte, spricht dort in tiefern" in sich gekehrtem Gram: Ich wordo moin Nlcht-Volk, lo'-bmi moln Volk nonnon und dio Nlchtgollobte, lo''ruhanna, d7oGollobto. Also es gbt in der Thora und in den Propheten den Gedanken, d"G nur ein Teil von der grauen Masse Israelnachdem-Fleische wirklich Israel heifSt. Und dann zitiett Paulus den zu'eiten Propheten lesaia, der fiber Israel nft: wonn dle zahl dor s6hns Israols soln wlrd wio sand am Illoor, nur oln Rost wlrd gorottot Ich will lhnen keine Predigt halten, sondern die Logik der Pneumatik aufzeigen, die Paulus hier bewegt. Und des Erstaunliche: die Heiden, die gar nicht auf Gerechtigkeit aus waren, haben die Gerechtigkeit, dikaioqme, erlangt, die aus dem Glauben kommt. Denken Sie an den uatz:
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EnsrsRTEn: Lnrr0nnr
Abrahom glaubto on Gott, und Gott rochnoto lhm das on als Gorochttgkolt, zWaka. Und Paulus fragt: wann ist das gesagJzvor oder nach der Beschneidung? Vor der Beschneidung. Also seid ihr im Bunde Abrahams und nicht nur im Bunde Noahs, wo ides zweibeinige Vesen, das viel LErm macht, drin sein kann. Glaube bei Paulus ist zu verstehen in dem emphatische{ Sin" "lt ;frem der verflucht am lkeuz lesen in der Apostelgeschichte, so haben das die Apostel der ersten Stunde erlebt und fragen: wann kommt das Reich, basileia? Das sind ia politische Begriffe. Das Pro blem ist da. Diesen paradoxen Glauben habe ich lhnen religionsgeschichtlich versucht zu erkl6ren am Beispiel der messianischen Logik in der Geschichte der iiidischen Mystik, als eine Lostk, die sich in der Geschichte wiederholt. Ver das versteht, was Scholem im 8. Kapitel d,er Hauptstriimungen der jiidischen Mystik darstellt, kann tiefer eindringen in die messianische Logik von Paulus als durch die gesamte exegetische Literatur.s Paulus frihrt diese garnrzenFille aus der biblischen Geschichte vor als Beispiele eines Eifersuchtsdramas. Das ganze Zuden-Heiden-Gehen erveist sich in diesem Zusammenhang als eine Eifersuchtsszene, um die Juden, an die die Botschaft gerichtet ist, eifersiichtig zrt machen. Das habo ich nicht erfunden, das steht im Text. Denn nicht verstofien will der das Volk, sondern eifersfichtig machen. Mose sagt als erster in der letzten Rede vor seinem Tode, oder vielmehr Gesang - bei uns heif3t das Ha'azirur - 2 Hdrot Ihr Himmd und lauschot dlo Erdo, tch wlll Euch olforsiichtlg machon ouf oin Nlcht-volk, ouf oin unvorst6ndlgos Yolk wtll lch Euch zornlg mochon. Und Jesaia wagt es und sagt: * Ygl obeq Anm. 12.
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Ich llefl mlch findon, von donon, dio mich nicht suchton, offonboron donon, dio nlcht nach mir fragtsn. Zu Israol obor Eegt on don EanzlanTog broite lch molno HEndo aue nech deinom Volk, das ungohorsomist und lm Mdorspruch lobt. Nun k6nnte man sagen? so wie die Kirche das nachher geserg!.hat, nach d,er Zetst6ru:rg des-Tempels, nach dem fofsiand, der zusammenbrach um 70, von den Zeloten gefffhrt (Sie wissen, dafi ich Paulus ffrr einen Z-eloten halte, Ir nimmt das Wort ia frir sich in Anspruch, und nicht als vages Vort, sondern - ich habe darffber mit Morton Smith geJprochen - sogar als termirus techninw)-, dafi Gott sein V"tk verstofien hat. Nein, sagt Paulus, das kann nicht seinDenn auch ich bin ein Israelit aus dem Samen Abrahams' und er weifi noch mehr, aus dem Stamme Beniamins. Das sagt er in einer Zeit, in der eigentlich die Stimme schon dr.icheinandergewi rbelt sind und derartige Berufungen sehr rar geworden sind. Nach dem Exil sind es mrr die Priester u.d Leviten, die sich als eine besondere Klasse durch Stammeszugeh6rigkeiten ausweisen. Paulus aber beruft sich auf Abkunft aus dem Stamme Beniamins, was ia nicht garrz unwitzig ist: er ist ia auch der Beniamin unter den Iposteln! Und dann bezieht er sich auf die Elias-Episode und die Redulcion und die dortige Reduktion Israels auf siebentausend Mann, die ribriggeblieben sind und ihr Knie nicht vor dem Baal gebeugt haben. Nun, wie geht's denn weiter? Kapitel 11, Vers l7t Sag ich nun, sio elnd angosto0on,domit sio zu Foll kommen? Nein. Sondorn durch lhr Stroucholn ist dos Holl zu don Holdsn gokommon,domit sio oiforeiichttgwordon.wonn eber das Stroucholn Rolchtum fiir don Kosmos und ihr Untorlegonsoin Roichtum fiir die Hsidon gowosonlst, wiovlol mohr wird os dann noch ihr Vollendoteoin bodouton? Noch einmal taucht bei Paulus hier der Begriff der Eifersucht Israels auf, die herauszukitzeln ist. Und wenn ihre Ververfung fiir den Kosmos, frir die \ffelt, die Auss6hnung zur Folge hatte, n6mlich dafi die Heiden aufgenommerl sind in die bosileia tou theou, die Israel heifit' uras kann ihre Viederannahme anderes bedeuten als die To' tenenreckung? Die Totenerrteckung und der Einzug Israels in die bosileia ist ffrr ihn identisch.
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Ensrrn TEIL LSKTT}RET
Und das ist das Mysterium, Vers 25: Eine Teilverhdrtung ist iiber Israel gekommen, bis dafl die Vollzahl der Heiden eingegangen ist, und so wird das - und nun kommt der entscheidende Begriff: - pal isruel, das galnze lerael gerettet werden, wie es heifit bei den Pro pheten: Kommen wird aus Zion der Retter und wird den Frevel von Jakob abwenden. Und dies iot mein Testament ftir sie, wenn ich ihre Siinden von ihnen fortnehme. So endet iibrigens i"d" itidische Predigt bei den Frommen. Bei diesem Satz weifi manr i"t t ist Schlufi, die Sache ist zu Ende. Und nun kommt dieser gewaltige Satz, tiber den ich mich mit Carl Schmitt auseinandergesetzt habe. Hier hat ein fast Neunzigiihriger mit einem etwas iiber FtinfzigiEhrigen zusammengesessen und 9-11 buchstabiert. Und dann kamen wir zu dem Satz: Im Blick auf das Evangelium eind eie Foinde - Feinde Gottes! Feinde ist kein Privatbegriff; Feind ist hostis, nicht inimicw, das ist nicht mein Feind. Venn es heif3t ,,Liebet eure Feinde" ia vielleicht, da bin ich mir nicht sicher, uras das in der Bergpredigt heifit. Hier iedenfalls handelt es sich nicht um private Fehden, sondern um heilsgeschichtliche Feinde Gottes. Foinde um Euretwillen, im Blick auf die Erulihlung iedoch eind sie Geliebte um der Vflter willen. Und das habo ich Schmitt vorgehalten, dafi er diese Dialektik nicht sieht, die den Paulus bewegt und die die christliche Kirche nach 70 vergessen hat, daf3 er nicht einen Text, sondern eine Tradition ribernahm, nf,mlich die Volkstraditionen des kirchlichen Antisemitismus, dem er dann in seiner Hemmungslosigkeit 33-36 noch die rassistische Theozoologie aufse.*zte.Das hatte et,-der bedeutendste Staatsrechtler, doch als eine Belehrung empfangen. ,,Das habe ich nicht geumflt!" Man kann Texte lesen, ohne zrr merken, was die Pointe ist. Und l5OOjehrige christliche crschichte sprach fiir ihn, so wurde es ia ..."h nicht empfunden, denn unwiderruflich eind die Gnadengaben fiir die Berufung Gottes. Ich mdchte hier den Blick auf den Zusammenhang zurfrcklenken und die Frage stellen: was hat 9-11 mit l,
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und 13 zu tun? Ich glaube allerdings viel. 12, so scheint es mir, nach diesem grofien lubel am Ende von 11, will das Leben der C'emeinde schildern. Er spricht vom Gottesdienst und den Gnaden im Dienste des Leibes Christi. Das organologische Bild spielt ia auch im rdmischen Denken eine Rolle, und auch in Exodus taucht es auf. Aber dort ist es immer der Kopf, w6hrend hier von einem Leib die Rede ist. Ein Leib in Christo, denn alle Glieder sind gleich, auch wenn sie verschiedene Funlcionen haben. Und dann schildert er die Lebensformen der christlichen Gemeinde in dieser Agape, das Leben der Christen aus dem Pneuma und in der Agtpt untereinander. Sozie logisch heifSt das: eine neue Art Verbindung, eine neue Intirnitit wird geschaffen. Und ietzt warten Sie ia sicher mit Spannung auf R& mer 13. Nichts ist abgeklopfter als Rdmer 13. Einer, der ja mit diesem Haus verbunden ist, Ulrich Duchrow, hat ja doch eine garlrz grofie Arbeit riber die beiden Reiche geschrieben, so ein dicker Schinken, den ich armer lob auch wirklich gelesen habe. (Das hat mir Frau Gastl geschenh, als ich zum erstenmal in Tribingen rrar? zu Besuch von Ernst Bloch.) Sie k6nnen sich vorstellen, dafS ich mit den Hunderten Varianten, die da exegetisch und thmlogisch aufgefiihrt werdeno mehr oder weniger vertraut bin. Nehmen Sieos mal oD, es ist keine schlechte Hypothese. Ich glaube, es bringt wenig znm Verstf,ndnis von R6rner 13 im Sinne dessen, was Paulus vorhat. Denn R6rner 13 - ich schliefie mich hier Karl Barth an - begnnt bereits mit dem Ende von 12, mit dem Satzz Lafi dich nicht vom Bdsen besiegen, sondern besiege das Bdse durch das Gute. Ich halte das fiir einen genialen philologischen Griff. Der Fehler, den man hier meiner Ansichi nach nur allzu leicht macht, besteht darin, dafi man wie gebannt auf den ersten Teil starrt. Venn man auf das fhema Obrigkeit starrt wie auf eine Schlange, dann ist schwer ."Ih"rr, *i" man da rauskommt' Kapi"o Teile. Die Passage riber den Gehortel 13 hat aber drei sam gegenriber der Obrigkeit, die so schwer zu interpretiereri i-st, l6Bt sich abei erst von den beiden anderen Teilen her verstehen.
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Enstnn TErr,:l,Brrl]nrr'l
Der zveite Teil handelt von der Liebe als Erfiillung des Gesetzes. Bloibt niomandom otwos echuldig' nur dlo Liebo schuldot lhr olnandorr wor don ondorn llob! hat des Gosotzorfiillt. Dsnn dlo Gobotor Du eollst nlcht ohobrochon, du sollst nicht tiiton, du sollst nicht stoblon, du sollst nicht bogohren und ollo andoron Goboto slnd ln oinom Satz zueonrmongofalSt du sollst deinon NEchstonlioben wto dich sslbstl Dio Liobo tut dom N6chston nichte Bosos, olso lst dle Liobe dle Erfiillung dos Gosstzes. Das klingt sentimental und so weiter, ist es aber riberhaupt nicht, das ist ein hochpolemischer Text, ppterutg$ geger, Iesus. Denn aus den Bvangelien kennen wir das Doppelgebot. Jesus wird gefragt: nras ist das wichtigste Gebot? S"gt er: du sollst lieben deinen Herrn mit all deiner Kraft, und deiner Seele und deinem Verm6gen, und dann folgt: liebe deinen Nabhsten wie dich selbst. Paulus spricht kein Doppelgebot aust, sondern eine Vereindeutigung; fast unirde ich mit Koibve sagen: ein Feuerbach wird daraus. Verzeihen Sie, Feuerbach ist es nicht wert, n\ ilr diesen Zusammenhdngen genannt za werden, aber die l I U"Ur nicht des Herrn, sondern sa Nflchsten wird ins ? I I Zentrurrr gestellt. Kein Doppelgebot, sondern ein Gebot. t I O"r halte i'ch ftir einen absolut revolution6ren Akt. Ich bin zwar nicht firm im letzten Pingpon g zum Doppelgebot, aber ich glaube doch, dafl das zu den Urbestdnden der christlichen Tradition von Jesus geh6rt. Und das kann dem Paulus nicht entgangen sein. Deshalb ist das polemisch formuliert: nur das und das allein gilt: in welcher Venn das aber dfit dani-frTG man ist denn Zeit eine gegenwdrtige fiir was Epoche leben wir, das? Sagt er: {Oio Stundo let gokommon oufzustehon Yon dom Schlaf, f donn iotzt lst das Heit uns nthor ale zut Zsit, da wlr gl8ut ftg wurdon. di" sehen also: im letzten grofien Brief des Paulus an eine Gemeinde, die er nicht kennt, ist sein apokallptischeschatologisches Bekenntnis unerschrittert. Es ist nicht so, dafi er am Anfang in Thessaloniki solche Phantasmen
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hdtte und sp6ter dann weise wird, sondern das hdlt durch Wer was anderes sag\ muff diebis in den R6merbrief! erkliren. Text sen uns ablogon dio Worko dor Der Tog ist naho, darum loseot 'woffon dos Lichts, lo6t une Finstornie und onlogon dio ohronhoft tobon wio am Tag ohno ma0losos Essen und Trinkon, ich bin ia sehr ftir diese konkreten \[orte, in denen er sagt, was er meint, Unzucht, Aueschwolfung' ohno Stroit, daf3 diese Agapen, diese Mahle nicht ausarten (es gibt ein Buch von Reicke iiber diese Agapens) logt oln nouos Gowand don Horrn Jeue Christus an und sorgt nlcht fiir ouron Loib, da8 dio Begiordon orwochon. Ich lese dae, und ietzt sprechen u.ir von 13, 11 ff., so wie das folgende in 1. Korintherbrief, ich meine, die nihilistische Stelle des ftos md [1. Kor. 1,29 flf.l zu haben, ale ob man nicht hat. DloZolt ist kurz, so beginnt der Text, Domit forton auch dio, wolcho Frauon habon, so solno, als hfitton slo koino, als hetten sie keine, comm,e sio und dio lVoinondon, ale wolnton sio nlchtn und dio Fr$hlichon, ole frouton sio slch nicht, und dio Kaufonden, ols behiolton slo os nicht, und dio dio Dlngo dor Wolt boniilzsn, als niitzton eio sio nlcht aus. Donn dio Gostalt" die m,orpftd, dlosor lVolL tou kosrnoz, vorgohl lch wlll abor, daG ihr ohno Sorgo sold. Das heifit unter diesem Zeitdruck, wenn morgen das ganze Palaver, der ganze Schwindel vorbei ist - da lohnt sich ich richtig, wffrd' Vollkommen doch keine Revolution! Gewalt Gehorsam erweisen, auch raten. Der staatlichen Steuern zahlen, nichts B6ses tun, nicht in Konflikte geraten, denn sonst wird es ia verwechselt mit einer Revoluzzer-Bewegung, uras ia auch geschehen ist. Die haben ia wie etwa die Juden,.als eine religin gar keine Legitimation, licita, komisch, *ie sie waren, waren sie eben doch anerkannt und mu8ten nicht am Kaiserkult teilnehmen. Hier 'n bif3chen kommt aber eine unterschwellige Gesellschaft, 'n Juden, bifichen Heiden, man weifi nicht, was ist'n das fiir ein Gesindel da ... Um Gottes willen, nicht auffallen! h
)rl I tut af "'{' s Bo ReicLe, Dialonie, Feafreud.e und klos christliahen Agapefeier, Uppu"l" t951.
in Verbin&ng
mit der alt-
Zweiter Teil: Virhrngen Parrlus und die Moderne Transfigurationen des Messianisdren 1. Fremdlinge in dieser Velt: Marcion und die Folgen Wir wissen alle, daf3 die Evangelien spdter geschrieben sind, dafl Paulus sich auf sie natrirlich nicht beziehen kann. Dennoch meine ich, daf3 das Doppelgebot zu den tiefsten Erinnerungen der Gemeinde geh6rt und dafi schon einiges dazugeh6i zu dieser extremen Verkrirzun_g, s9*9hl an der bernlmten Stelle l. Korinther 13, wo die Liebe als eine eigene und einnge Kraft verherrlicht wird, als auch explizit in R6mer 13 (vgl. S. 74). lch kann mir vorstellen, daf3 Sie das beunruhigt. Wieso - mufi man fragen - ist Liebe besser als Glaube und Hoffnung? Das ist eine komische Sache. Es steht dort: menei [1. Kor. 13, 13], es bleiben alle drei, Glaube, Uebe und Hoffnung, aber die Uebe ist die GrdfSte unter ihnen. Warum ist die Uebe die Gr6f3te? Weil wir so romantische Liebesansichten haben? Das wird ia wohl dem Paulus nicht zu unterstellen sein, so ein Zwdlftes-Jahrhundert-Gefrihl b la Denis de Rougemont, Loae in the Western World.36 Der Text wird gew6hnlich falsch gelesen: Es bleiben alle drei. Aber es bleiben gar nicht alle drei. Wieso kann Hoffnung bleiben? Venn man sieht von Angesicht zu Angesicht, braucht man doch keine Hoffnung. Dann seh' ich. Solange ich warte auf den Bus, hoffe ich. Wenn er gekommen ist, steig' ich ein. Und Glaube heifit: Ich gehe in der Finsternis. Sie kennen die Stelle: Wir
s Denis de Rougemon\
I-aue in the western world, New York 1990.
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II ll
ZvnnBn Tnn-:Vnruncrn
wandeln im Glauben, nicht im Schauen. \Fenn rnan schaut, braucht man nicht zu glauben. Und was ist nun mit der Liebe? Was heifit denn Liebe? (Verzeihen Sie, wenn ich so bl6de Fragen stelle, aber man mufi es doch herauskriegen k6nnen.) Liebe heifit, daff ich nicht in mir das Zentrum habe denken Sie an das Symposion -t sondern: ich habe ein Bedrirfnis. Der andere ist n6tig. Es geht gar nicht ohne den anderen. Der andere ist nicht irgendeine Konstrultion, *ie bei Husserl, sozusagen aus dem Selbst-Ego bla bla bla bla, oder Fichtes ... Verzeihen Sie, alles, was ich so unterrichten mufl die garnzeZeit, kommt rnit ietzt hoch. Sondern: Liebe irt d@dnip meiner Reclfirftigkpit. Nun kainlnarflgenr VGmdann das Reich Gottes da ist und alle auferstanden sind, was brauch' ich dann Liebe? Dann sind wir doch perfekt! Der Vitz ist bei Paulus, dafi ich auch in der Perfelcion kein Ich bin, sondern wir ein Wir sind. Das heifit: Die Bedrirftigkeit ist in der Perfektion selber. So wie es im zweiten Korintherbrief hei8t deine Kraft uollendet sinh in deiner Schwdche. Telos, Vollendung ist ein Begriff aus der Mystik, aus der Mysteriensprache, aber auch aus der Physik. Und die Pointe ist: en ostheneia, in der Schutdche. Ich will ietzt nicht auf die garlnzeDiskussion HarnackReitzenstein eingehen, ob das eine pagane Formel ist, die Paulus verdndert, ich findo Reizensteins Deutung interessanter.37 Jedenfalls die Ontologie auch der Erl6sung setzt die Bedrirftigkeit ein, setzt den Leib Christi, eine Gemeinsamkeit voraus. Wir sind nicht, wie die Gnostiker es verstehen: ieder perfekr ffrr sich selber, sondern wir sind in unserer Bedrlrftigkeit gemeinsam im Leib Christi. Das ist Pauluso Kritik der Gnosis, der gnostischen Tendenz, die schon damals vollkommen entwickelt war, daniber ist gar kein Zweif.el. Paulus hat zwei Ausginge. Den Ausgang in die Kirche (Petrus, die kohformistische Clemens-Tradition, die Pastoralbriefe). Aber es glbt einen anderen Ausgang von t Richerd Reitzenstein, Die lrcllenistischen Myeterienreligi,onen (3. Alrfl. lgfil), Nechdr. Dermstedt 19S0.
Fnnuur,nvcg IN DIEsiER'V'SLT
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Parrlus, der fiir mich der entscheidende ist, ndmlich Marcion. Sie kennen das Buch von Harnack, frinfzig Jahre hat er daran gearbeitet, mit schauerlichen Thesen am Ende, man mtifSte das ganze Alte TestPment aus der Bibel herauswerfen. Marcion versteht sich ia auch als Schriler des Paulus, und zwar als der richtige. Presbperos sagt er von sich selber, und alles andere sind Fehler. Und was ist denn der point von Marcion? DafB der Vater fesu Christi nicht identisch sein kann mit dem creator coeli et terrae. Das Alte Testament ist vollkommen in Ordnung, n6rnlich literal, es beginnt mit der Sch6pf*g dieser \trelt durch den Creator - sieho mal an, was fiir eine miserable creatio d,as ist, wo so viele Mricken da sind (ich zitierc Marcion). Aber der Vater Jesu Christi ist mit dem riberhaupt nicht identisch. Sondern er ist der fremde Gott, deus alienus, der andere Gott. Sie k6nnen das Sa;nze Vokabular bei Harnack nachlesen. Es steht bei Campenhausen, ieder Student kann das nachlesen, dafi die Entstehung des christlichen Kanons eine Antwort ist auf den Kanon, den Marcion aus einem Evangelium geschaffen hat: Lukas plus purgierte PaulusBriefe.s Purgiirt natii'rlich nicht aus philologischen Gninden, sondern weil er sagt: da ist hineingemogelt worden, ein harmonistisches Verstindnis macht sich breit, das keine Berechtigung hat. Und da trifft er etwas in Paulus! Denken Sie nur an die ungeheure Angst des Pauluso von der Liebe Gottes abgeschnitten zu u'erden. Wer schneidet hier ab? Dieser Sch6pfer-Gott mufi doch d6monische Zfige haben: Er ist mdchtig, also ietzt paulinisch-marcionitisch gesehen, aber mit dern, was mit Erldsung zu tun hat, hat er nichts im Sinn. Die Erldsung kommt von dem Vater Jesu Christi, das ist der Gott, der unbekannt ist, der ienseits der Aonen ist, ein wirklich transzendenter C'ott. Nicht so transzendent wie der mit der Schdpfung da, das sind fiir Marcion kleine Nrisse. Sch6pfer dieser Welt heifit Sch6pfer aller Schlechtigkeiten dieser Welt, die abzulesen sind an seinen Verken. Und so ist er: eifersrichtig, zor$ Ffens v. Cempenheuseq geu 1968.
Die Entstehwg
der christliohen Bibel, Tiibin-
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nig, also alles, was protestantische Theologie sp6ter dem iridischen alttestamentlichen Gott vorzuwerfen hat. Dieser gnostische Zug ist angelegt in Paulus, und meine Frage war: wo ist der Ansatz? Er hdtte doch leicht in Korinther 13 und besonders in Rdmer 13 durch einen Satz das Doppelgebot einfiihren k6nnen. Es ist riberhaupt kein Problem. Da sind die Horizonte offen, und die rnarcionitische Kirche, die ia die erste Kirche war, ist da drin. Es ging mir darum, das zu verstehen, dafi hier nicht irgendein Reeder aus Pontus mit viel Geld nach Rom kommt und sein Evangelium vorlegt, sondern iemand, der ungeheure Erschritterungen hat. \[enn Sie sich erinnern - wir besitzen das Evangelium ia nicht, sondern kennen es nur aus den Antithesoo -, dafi Marcion sagt: O Vunder aller Wunder, daf3 es trotz dieser Welt und seines Gottes Erl6sung gibt! Und da ist der Vater Jesu Christi nicht der Sch6pfer dieser Welt. Die Kirche hat sich dagegen gewehrt, denn ihr Leben hi.g dran. Sie hat eine concordia, aehts testamentum et nouum testamentum hergestellt. Darum war ffir sie die allegorische Interpretation lebenswichtig und keineswegs arbitrSr. Und darin war Marcion gegerasie, denn er wollte da reinen Tisch machen wie Harnack im 19. Jahrhundert, der Arme.s Es liegt nahe, die Geschichte des Paulus einseitig zu lesen und latente Elemente in ihm zu fibersehen. Keiner hat ihn verstanden, kann man sagen, aber keiner hat ihn auch ga;nz mifiverstanden. Die Frage ist nicht, beckmesserisch zu zeigen, wo Marcion abweicht von Paulus, das ist kein Kunststrick. Die Frage .ist, u'o er eine Intention trifft, und er versteht sich ia als der wirkliche Schriler des Paulus. Gibt es noch andere Hinweise auf diese (polemische) Einschrflnkung des Paulus? Sehen Sie sich den Jubelruf an, den wir behandelt haben, R6mer 8: von der Liebe Gottes durch Christus getrennt. Die Liebe Gottes, die Paulus annimmt, ist sehr, sehr weit Treg.Durch MEchte irdischer und himmlischer Provenienz, oder archontis Adolf v. Hernack, Marcion - das Euangelium uorn fremden @tt Al.fil. lg24), Darmstedt 1985.
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scher Provenienz ist diese Liebe Gotrtes, des Vaters Jesu Christi unterbrochen. Der Strahl dringt nicht durch. VEre nicht das Antlitz - ich habe 2. Korinther im Sinn - das Antlitz (prosopon/ Christi prisent, da. Ich mach' das ungern, aber schliefilich bin ich in einer evangelischen Studiengemeinschaft der Luther ist auch keine so leichte Sache. Da grbt es Stellen, die vom Hafi gegeraGott sprechen, wirklicher Haf3, wenn nicht in Christus. Das erste Buch, das ich riber Luther las in New Yorb war nicht das von Eriksone? es war das Buch von Harnacks Vater, Theodosius Harnack aus Dorpatat. Zwei B6nde, ein dickes Ding. Ich fand das spannend. Das war n6mlich reiner Marcionismus. Das urar ein Luther, bei dem die Seiten Gesetz und Evangelium, der grausame C,ott auf der einen Seite und Christus, der Liebende, total arrseinandergerissen uraren und der Faden ein gannz,gan.z drinner war, im Interesse der Dogmatik. Aber die Erfahrungsmflchtigkeit dieses Werkes spricht ge1en das Dogma. Ich nehme an, es ist keine abenteuerliche Hypothese, daf3 Adolf von Harnack dieses Buch kannte. Das Buch, das uns Luther als Marcion durch einen Theologen des 19. Jahrunderts daistellt. Die ganzen Vater-Jesu-Christi-Stellen (das mrif3te mal einer genauer untersuchen, ich kann hier nur Fingerzeige geben) sind von einer ambivalenten Art. Manchmal hat man das Gefiihl eines Addendums. Es w6re mit dem Christus genugr und dann kommt noch ein Addendum hinzu. (D"r mrifite eine philologische Studie mit hoher Sensibilitdt herausarbeiten k6nnen.) Man kann auch anders fragen: Wie sah der Vater aus, bevor Jesus Christus erschien? Der war ia auch da. Und da ist anzunehmen, dafS dieses latente Element, das in Marcion dann durch-, bricht und Kirche schafft - Marcion ist nicht ein Indivi'[ duurn, das Ideen hat, sondern das eine K;"h"-."i"tii;[\ und znpar eine Kirche aus Asketen. Das Grundgebot diel i ser Kirche heifit Ehelosigkeit, und wenn EheschlieGungil I t,
{0 Erik H. Eri}son, Der jrnge Mann L'uther, Fren}f,urt 4. Auf[ 1989. {1 Theodosius Harnacla Luhers Theologie(1862)' Ansterden 1969.
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ZvnnsR Tnn. Vrnrtrncnn
kein ehelicher Verkehr. Also miissen alle Mitglieder immer neu rekmtiert werden. Eine Kirche der radikalen Mission also, die sich nicht als Volkskirche auf den Polster legen kann. Die marcionitische Kirche reicht von Nordafrika in Mischungen mit dem Manichdischen bis hinein nach China. Also das ist nicht nichts! Der Gedanke zu Ende gedacht heifit ia: die \[elt auszuhungem? indern ihr der Same entzogen wird. Es ist eine das Veltende praktizierende oder exekutierende Kirche. Die katholische Kirche hat hier Kompromisse gefunden, wie immer, nimlich sie hat einen Stand, den Mdnchs-Stand mit seinem martyrium cottidianum, und dann sp6ter auch ab dem 12. Jahrhundert die Ehe als Sakrament, was zun6chst mal gar nicht drin war. Zundchst mal ist an den Ehestand fiberhaupt nicht gedacht. Man braucht ia nur den Parrlus zu zitieren. Was da riber die Ehe steht, ist nach unserem modernen, protestantischen Verst6ndnis ja hanebrichen. Nur nicht zu entbrennen, schreibt er vol, aber was Po sitives steht da nicht drin. Eine Arbeit hab' ich gelesen - es gibt ja nichts, u/as es nicht grbt -, War Pauhrc Witwer? Venn wir mal annehmen, wie er selber beschreibt, dafi der Pharisier Sohn eines Pharisiers war mit gewissen Neigungen zlaln"nEifer, in diesen Kreisen nicht zrr heiraten, ist eine sehr seltene Ausnahme. Der Jude, das wissen Sie auch aus dem Rosenzweig-Text, ist voller Mensch erst durch die Ehe. Also das ist nicht Paulus. Ich kdnnte weitergehen. Der Gedanke fiihrt etuas ab, aber er ist interessant. Ich bin mal gefragt worden, im College-Unterricht in Amerika, wir muf3ten da Altes und Neues Testament machen in einem Kurs der Hurnanitias, von einem Studenten: was ist denn nun wirklich der Unterschied zwischen dem Alten und dem Neuen Testament? Stellen Sie sich vor, Sie kriegen so eine Frage von einem Schriler (es war Michael Baermann, heute ein bedeutender Literatur-Theoretiker), was antwortet man da? Mir srar klar, daf3 ich ihn nicht abspeisen kann mit dem, was so feststeht. Das war evident, das weif3 er. Er wollte ulas verstehen, und ich selber wollte auch verstehen, venn rnan schon geftagt wird. Und da ist mir was eingefallen. Ich habe ihm gesagt: Veif3t du, wenn ich das AIte Testarnent
Wslir FnsMDm.rcE IN DIESIER
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auf ein Leitmotiv hin lese, so ist es das, dafS eine unfruchtbare Frau und Mutter um ein Kind bittet, schreit. Sara, Rebekka, Rahel, Hanna, die Mutter Samuels, und as grbt noch andere. Venn du ins Neue Testament guclst, so werden von Christus allerlei Vunder erzihlt. Er hat Lahme gehend gemacht, Blinde sehend gemacht, Tote aufenrech, aber eine wird nicht berichtet dafi eine Frau komrnt, das wir' doch das Evidenteste, und sich wirft vor ihn oder sein Kleid zen-t und sagt: ,,feh m6chte einen Sohn!" Das kommt nicht vor. Dieser Michael Baermann war ein Pfiffikus und sagte: Es kommt doch vor. Und n$ar kommt es vor bei der Gebrrrt des Johannes des Tdufers. Und damit wollte er mich in der Klasse k. o. machen. Sag ich: Michael, do tiuschst dich. Just das ist ein Beweis fffr mich. Denn das ist vor Christus. Das ist der [ibergang vom Alten ins Neue Testament. Um so erstaunlicher, dafS es das im Neuen Testament nicht Abt. Sp6ter, in den Heiligenlegenden des Mittelalters taucht natrirlich dies Wunder auch als Zeichen fiir den Heiligen auf, denn da ist ia diese Atme I sphire der totalen lch-Bezogenheit und Heilsbezogenheit I auf das Ich nicht mehr da. Das ist eine urchristliche I Mentalitdt, die'ia nicht durchhalten konnte. I Ich glaube, das verbindet sich mit unserem Problem der Reduktion des Doppelgebots und der gnostischen Zige in Paulus. Die Sch6pfung spielt keine Rolle im Neuen Testament. Also wer Ihnen das einredet, ich weif3, die Theologen machen daraus ein grofies Gesch6ft, das bringt nichts, es ist nicht da. Da ist eines allein: Erl6sung. Das ist das Interesse. Und die Frage ist - i*rt verbinde ich diese beiden Themen - der Faden zwischen Sch6pfung und Erl6sung ist ein galnz diinner. Ein ganz, gartrz drinner. und er kann reif3en. Und das ist Marcion. Da ist der Faden gerissen. Der liest - und er kann lesen -, der Vater Jesu Christi ist nicht der Sch6pfer von Himmel und Erde. Der Sch6pfer von Himmel und Erde spricht sich aus im Alten Testament und ist der gerechte Gott, nicht der b6se Gott. Und weil gerecht, ist er nicht der Vater lesu Christi. Gerechtigkeit in dem Sinne, wie Marcion es radikalisiert, ist zum Tode, ist hae,c celfula creatoris. Diese Velt ist die
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ZurerrsR TBn; \firrnrcrxcnrr
cellula, die Zelle dieses Sch6pfers, und voll von Ungeziu fer. Ich will Ihnen gleich den ersten Satz von Marcion in dem Buch, das n'ir nicht haben, sondern das bei Harnack erschlossen wird aus verschiedenen Quellen, nennen. Da wird das Evangelium als Geschenk verstanden und so eingeleitet O Wundor tbor Wundor, Vorztickung Nlacht, Staunon lst, daB man gar nichts iibor das Evongollum sogpn noch iiber dassolbo zu donkon, noch os mlt lrgond otwas vorgloichon kann. Also schon gar nicht mit irgend etwas von dieser lflelt. Es ein Ausdruck von ist das Fremde. Der fremde Gott Marcion, deus alierurc - trifft in uns auf etwas ebenso 'lffenn man sagt: wir sind Fremdlinge auf ErFremdes. den, mufi das doch einen Sinn machen. Fremdlinge sind wir, weil wir verbunden sind mit einer anderen Instanz. Wir sind Fremdlingg ist ein abgegriffener christlicher Satz. Aber bedenken Sie einmal das Potential, das darin steclt! Darin steckt ein Potential der Umkehrung. Und ietzt lege ich lhnen die These Harnacks vor, doch des bedeutendsten liberalen Theologen der wilhelrnini' schen Epoche. Er war ia auch Pr6sident der Kaiser-Vilhelm-Gesellschaft, es gab ia nichts, was er nicht war. Dafi ihn Overbeck zutiefst verachtete (und ein Harnack-Alphabet voller Inveltiven anlegte, darin er unter anderem feststellte, dafi er Wilhelm II. diente als Friseur seiner ' Perfrcke wie weiland Euseb dem Konstantin), das kann er sich leisten, nicht wir. Dio Thoso, dlo im folgondon bogriindot wordon soll, lautotr das Alto Toetamont im zwoiton Jahrhundort zu vorworfon, war oln Fohlor, don dio grofio Klrcho mit rocht abgolehnt hat. Es im eechzohnton Jehrhundort beizuboholton, wor oln Scblcksal, dom slch dto Rolormatlon noch nlcht zu ontziohon vonnochte. Es ebor eolt dom nounzohntsn Johr' hundort els kononiecho Urkundo lm Protsetontiemuenoch zu konsorvioron, ist dio Folgo olnor rollgideon und kireh' lichen LEhmung. Na, das ist schon allerhand, was? Das ist das Geheirnnis des deutschen liberalen Protestantismus, der 1933 dann
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'w'nrt FnuunmvcE rN DrEsiER
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die Probe nicht bestehen konnte. Denn warum sollen sie sich um alttestamentliche Geschichten von Hirten krimmerrl? und der Jakob besonders, so ein umwegrg., Typ das sollen unsere Kinder lernen? Vas brauchen sie das, sie k6nnen doch lieber germanische Sagen lernen und dann den Jesus Christus als'reine Liebe haben! Das war am Tage der Priifung des liberaleh Protestantismus - im grofien und ganzen - die Stimmurgr und Harnacks Satz war nicht der Motor, aber das Geheimnis der Sache. Ffarnack schreibt eine Geschichte des geheimen Marcionitismus in der Kirche selber. Und dann sieht er den Deismus, der ia - man sagt's der Tochter und meint die Schwiegertochter - aufs Alte Testament einschldgt in Bt gland. Das war eine Sprengquelle, die aufsprang und dann wieder durch die anglikanische Kirche absorbiert wurde und dann riber Voltaire wirkte. Deismus bedeutet radikale Kritik des Alten Testaments mit genau denselben Argumenten. Wissen Sie, wer Geschichte treibt, mu8 sich daran gevdhnen, daf3 sich Argumente wiederholen. Die Ar- ^ '|l gumente sind immer die Gegenriberstellung von Gerechtigkeit und Liebe. Und so sieht das auch Harnack, er t/l sieht das als die Linie des deutschen Protestantismus von Luther logisch zu Ende gedacht, u'ogegen steht das Vort von Thomas Mrirntzer Luther gegenriber, daf3 er den bitteren Christus vergif3t, den Zorn. Und die Calvinisten, die auf das Alte Testament rekurrieren, weil sie das nicht mit einer Farbe der reinen Liebe beschreiben, sondern mit den dunkleren Farben der Pr6destination, der Kom-' munalitit, des congregationalism und nicht dieses individualistischen Elementes, das dem lutherischen Protestantisrnus ia eignet. Zu welchem Grad, dartiber kann man streiten, aber dafi Innerlichkeit was mit Luther und Protestantismus zu tun hat, kdnnen Sie am besten noch in Doktor Faushn bei Thomas Mann nachlesen. Und ietzt fragen Sie zurrick: das ist bei Paulus drin, das ist eine Seite, die Marcion heraushebt in der C,r'nialitdt des lrrtums. Paulus, wenn Sie den gefragt h6tten, er hdtte zrur Antwort gegeben: Selbstverst6ndlich sind Christus und der Vater Jesu Christi von einer Masche, und n rar der Gott des Alten Testaments, alles klar. Da
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Zwmnn Tnr.: Vnrcnrcrnv
brauchen Sie ia nur R6mer 9-ll mit dem unendlichen Zitations-Netz zu beriicksichtigen. Ja" aber der Vitz ist nicht d,as Titations-Netz, sondern die Erfahrungsgrundlage. Und die ist ambivalenter, als man in den theologischen Kursen im allgemeinen zu h6ren bekommt. Also, ich iedenfalls habo mir das alles selber ausdenken mrissen. Jedenfalls in Zitncln zrt meiner Studentenzeit war darriber nichts zu erfahren.
2. Diehlotendes
Absoluten und der Entscheidung:
Carl Schmitt und Karl Bartlx Die dialektische Theologie ist nur eine her Weisen, ndmlich die kirchliche, in der dies Problem in den zwanziger Jahren gestellt ist. Es udre der Mrihe wert, all die negativen Rezensionen iiber Karl Barths R6merbrref za sammeln. (Ich glaube, sie sind sogar g€narnmelt in einem Band, aber nicht genug. Jrilichers kenne ich, und dann irgendeinen, der es mit Marcion vergleicht.) Ich behaupte nicht, dafi das alles richtig ist, aber es gibt nie was Banz Falsches. Etwas sieht man da. Ich sehe es so, dafS im ersten Weltlrieg die Synthese des Kulturprotestantismus, an dem die deutschen Juden genbuso beteiligt waren? zusarunenbrach. Das war sozusagen eine gemeinsame Firma (oder wollte es seino denken Sie nur an die besch6mende Schrift von Hermann Cohen rfber Deutschturn und Jud.entury rnan kann nur das Haupt verhrillen vor dieser Gleichung!42) Aber diese Firma gab's mit dem grof3en Partner und dem Heinen Partner, der sich als Partner verstand, wf,hrend der andere ihn gar nicht als Partner yerstand. Das harmonistische Verst6ndnis von Velt, Gott und Mensch, die lange wilhelminische Periode des Wachstttms, die Grfinderzeit, wo ia alles gr6fSer und besser umrde, all das hat in den Schritzengrdben Frankreichs, Mazedoniens und RufSlands sein abruptes Ende gefunden. Daniber gibt € Hetm."'n
Cohen, Deutsohtum und Judentum, GieGen 192!.
Cml Sctnranruxo Knnr-Bmtn
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es Filme, dr gibt es Romane, die sind sehr wichtig. Es ist ein spannendes Thema, *ie die deutsche Theologie auf die Erfahrung des ersten Veltkriegs reagiert hat. Die groffen Professoien, die ia wie G,6tter damals waren? Martin Rade und Adolf von Harnack, verloren ihren Einfluf3, das brach zusammen wie ein Kartenhaus. (Veru'eis auf einen Brief von Rade an Barth, der ihn nicht unterzeichnet.) Man sah, dafi sie nichts waren als preufSische BeamHermann Cohen, dafB Sie da nicht meinen, te. i"r"rrro Partner besser war. kleine daf3 der In diesen Schritzengrdben ist die kulturprotestantische Synthese zerbrochen. Ich brauche nur theologisch an das iesprich zqrischen Harnack und Barth za erinnern, das Arauer Gespr6ch, vo sich zwei Welten gegentiberstanden? die sich riberhaupt nicht verstanden. Harnack meinte, hier kornmt ein neuer Pietismus, Neeorthodoxie? etc. Harnack staunte, dafi es so einen Kommentar wie den Barths zum R6rnerbrief geben kann, daf3 so etwas geschrieben werden kann! Na ja, und er ist mit diesem Staunen gestorben. Die theologische Variante also war Karl Barth, und von daher ist Ihnen dieses Denken zugdnglich. Aber das geht viel weiter und mufS differenziert werden. Es gab eine radikal theistische Fronde gegen diesen kulturprotestantischen Brei, von 'dem man nicht weifS: Ist es das Absolute? Ist es nicht absolut? Troeltsch ztrn Beispiel in Hunderten von Artikeln und Brichern iiber den Historismus. Dagegen stand eine Fronde, die ribrigens durch die Konfessionen geht. Das ist das gewaltige \Verk des katholischen VolGschullehrers Ferdinand Ebner, Dos Wort und die geistigen Realitdten, das ich Ihnen dringlich zur Lektrfra empfehle, uffi die Jahre 1911178 verstehen zu lernelr.43 Das Buch hat eine ironische Einleitrtrg, wo er das Gutachten des LeLCors des Verlags aMruckt, der den Text nicht angenommen hat. Und das ist toll! Der LelCor sagtl das ist ein Nervenzusammenbruch, das ist ,,the failure of nerves", wie das spiter genannt wurde von Gilbert Murray {s Ferdinand Ebner, Das Wort und die geistigen Realittiten (1921), Frankfirrt 1980-
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tiber die Spf,tantike, als das Christentum hochkams; das sind fiebrige Meditationen. Mit diesem Argument lehnt es der Groffverlag ab, ich glaube, das war Braun-Mtillero ein grofSer Verlag in Wien. Und das l6f3t Ebner in seinem Vornrort stehen. In dieselbe Periode geh6rt - lassen wir einmal die Abhengigkeiten beiseite, da gibt es immer Streit, damit beschSftigen sich viele Privatdozenten das lch und Du von Martin Buber6, das seine mystische Periode beschlief3t und die harte Erfahrung des Du ausspricht. Es ist z:urair wenig, aber es ist was anderes als Mystik. Er konnte diese mystische Phase nie abschritteln, denn er umrde ia verehrt - ich habe das 7941 in Ziirich erlebt, wie da zsvei ernrachsene Leute wie Kinder sich benahmen, nflmlich Ker6nyi und C. G. Jung, in Anbetung des Martin Buber von den Elestatischen Konfessionen,s die er hundert Meilen hinter sich hatte, sie wollten nicht in Kenntnis nehmen, dafi der Mann ein anderer geworden war? ndmlich einer, der lieber Bibelstunden abhilt als myetische Texte der Finnen oder weifi der Teufel was sammelt. Sie aber sahen nur den groflen Mystiker mit dem langen Bart, der aus dem Morgenland kam. Alles AuGerliche sprach ia dafiir, aber es war nicht wahr, er ular ein anderer geworden! Er war eben nicht mehr expressionistischer Autor, der sich ein bifichen chassidisch, ein bif3chen mystisch im allgemeinen das G€ld verdiente, sondern er war ein ernster Mensch geworden. Und in den Schtitzengriben Mazedoniens ist ja dieses Werk von Franz Rosenzweig geschrieben worden. Wenn man die Dichte, die Konzentration des Textes sich vor 'die Augen filhrt, die konstruktive Leistung und sprachliche Sensibilit6t, dann kann man sich nur wundern, wie man so etwas auf Feldpostkarten der Mutter nach Kassel schreiben kann, die das von den zerrissenen 7-etteln dann abschreibt, so da8 daraus ein Buch wird, das geh6rt zu den erstaunlichsten Ereignissen. # G_ilbert Fbe Stoges of Creek Religion, Odord. l9l21. llurren bu, t*;p,ig 1J/2J.l :{6 Mertia i*Fq. Buber,-.Ich'und Buber, Elcscatisclrc Xonf6.si6nen, Heidelberg lg8#..
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Unddazugeh6rtBeniamin,unddazug"!6tlCarl in AnSchmitt. Sein lrrt"r"rre war es ia, das Staatsrecht anzuprangern. Kelsen' schfitz und in Kelsen, besonders in ab und Der Positivismus schneidet die Grundprobleme k6nnen. zu hantieren gl"Lbr, *it ,"irren Begn_ffen neutral ias ist ein Selfstbetrug nach Schmitt; ihm geht es ib", der Barthum eine Kritik der sikularisierung, nicht aus - Er ist schen, sondern aus der katholischen Perspelcive. Kondie ai" utt olische variante, denn das geht durch lrgendwo, fr""iorr"r, hindurch . Daza geh6rt die Zeitschrift ebenso die sich auch zwischen die Konfessionen querlegt,. die drei B6nde Kreatur, die Buber, viktor von veizsficker und der katholische losef Vittig aus dem Schlesischen herausgaben, eine Trouvaille ersten Ranges' Es gibt-da.nn noch d"ie katholische Summa, da beginnt Hugo lall -eine dann Rolle zu spielen, der Hugo Ball posl D--adaismus?der Heiligen, der Kirche Die . der ,rr"rri" Byzantinisi *ira Christentum, eines der ganz gewalt_igen Bjzantinitho' Intel' ferke der deutschen Sprache; Kritik der deutschen wire Viel in diese Epoche.aT ligenz von Ball geh6rt ir^ dazu zu erzdhlen. sie sehen, worauf ich hinauswill: Karl Barths zuteite im Auflage des Rdmerbrief-Kornmentars ist eine Variante Zusainmenbruch des deutschen Kulturprotestantismus' sagt ia Karl Barth, es sei kein stein von dieser lonrgr gebiieLen, und er schreibt dies dem auf dem rrrd"r"i steht' rdtselhaften Overbeik zu, wie im Vorutort za lesen Theologie' Politische schmitt, carl und nun h6ren sie Das Buch beginnt mit einem Paukenschlag: 9":y".t61,tii.' entecheidet. flrer wer iiber d"o Ausnahmezustand das ist kein Lob Aber schreibt ein Jurist, kein Theologe. s'",iTEnthrillung. sondern eine der sikul.ri.i"ro.g, P3t atoet. Begriffen mit sa$t, weil es recht weiG nicht, *ffi "r V9q9n ist. ,rerdecft tet, deren Grund, deren Vrlr""l, ihm S9hf0sAmnesie, V"rg"rsenheit. Und deshalb baut man nichts' in fJg ;o nrrrrtfalls zusammenbrechen ser, die "* ." *t"
Bet' - Drei Heili--t^end€n' U"U Byzantinisches Cltistencunt ii";'-'rere'
r*itik iJ ii,*in"i t"r"fiiiii tin / LeipzisreF3;Ders.,
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und der vitz der sache ist: Dies erschien zuerst in der Gedenkschrift fii'r Max \[eber und ist eine implizite Kritik an Max Weber, an jenem dunklen Punkt, den man nicht durchschaut, riber Charisma. Das ist ein Paukenschlag, ia? Von hier aus geht der die iuristische Literatur durch, denn er ist ia Rechtslehrer, und er umfite sein Gebiet abzugrenzen. Das Ende dieses Aufsatzes lautet sol Es w6ro konsoquontor Rotlonellemus, zu sogon, doB die Auenahme nichte bowoist und nur das Normolo Gogonstand wissonscheltllchon Intorossos eoin kann. Dle Ausnehme vorwirrt dlo Etnhoit und ordnung doe retionalletischon schomas. In dor poeitivon staotslohro bogognot mon dftors einom Ehnllchon Argumont. so antwortot Anechiitz auf die Frago, wlo boi nicht vorhondonom Etatsgesotz zu vorfahron ist, das soi iiborhoupt kolno Rechbfrago. ,,Eo llogt hior nlcht sowohl oino Liicko lm Gasotz, das helftt im Yorfassungetoxt, als violmohr olno Liicko im Rocht vor, wolcho durch kolnerloi rechtswlseonschaftlieho Bogrlffsoporotlonon euegofiillt wordon konn. Des Stoatsrocht h6rt hler auf.. (S. 21 t.) Das steht im Text von Anschritz, dem gr6f3ten Staatsrechtler der Generation: Das Staatsrecht hiirt hier auf. Am entscheidenden Punkt, sagt er, hat es nichts zu sagen. Das ist doch nicht zu glauben!
Irpi-,l. 7rtf5 ai c 14 \t [i
Gerade eine Phitosophie dee konkreten Lebens/ darf sicb vor dor Auenb-hme und vor deffi nichr zuriickziehon, sondorn muB sich lm hdchston MaOo fiir ihn -. odu iElgrescioren. Ihr kann dlo Ausnohmo wlchtigor soin als ''La^ dle Rogol, nicht aus olner romantiechon lronlo fiir das L* .' Poradoxo, sondorn mit dem gonzon Ernst olnor Einslcht, dio tiofor geht als die kloren Gonorollsatlonon dos durchschnlttllch slch Wodorholondon. Dlo Ausnahmo let lntor, I ossontor ols dor Normalfall. Das Normalo bowolet nlchts, I! die Ausnohms bewolst allos; sio bostEtigt nicht nur die Rogel, die Regol lebt iiborhoupt nur von dor Ausnohmo. In _der ^tgqnghmo dlnr,hbrlcht dlo Kraft dos qbklichen t *en" die lir".r" ;inet -iler :clgoddr. Ein protostontischor Thdiogo, bewioeen hat, welchor vitalen Intensit6t die theologlecho Rofloxion auch lm 19. Jahrhundort fEhlg eoin kenn, hot os gosagtr ,,Dio Ausnahmo orkltrt dos Allgemolno und eich solbst Und wonn man des Allgomoino rlchtig etudloron wlll, braueht
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men slch nur noch oinor wlrkllchon Auenahmo umzusohon. Sio logt alles vlol dsutlichor an don Tog als dos All' gpmolno solbst Auf dle LEngo wlrd men dos owlgon Goro' d* ro- Allgomoinon iibordriisslS ee $bt Auenehmon. Kann mon sio nlcht orklflron, so kann 1nonouelr das Allgomolno nicht orklEron. Gowdhnlleh morkt non dio Schwierigkoit nlcht woll mon das Nlgemolno nlcht olnmal mlt Lsidon' schaft, sondorn mit olnor boquomonOborflflchliehkeit donlit. Dis Ausnehms dagogon donkt dos Allgonotno mit onorgischor Loidonschaft." (S. 22) Wer ist dieser Theologe des neunzehnten lahrhunderts? Kierkegaard? der ja auch ein Laientheologe war. Sie sehen din Bogen von Kierkegaardscher Ausnahme zu Schmitts Definition der Souver6nit6t. Und Sie sehen' was die liberale Rechtslehre in ihren gr6fften Vertretern Radbruch und Anschtit z dazlu zu sagen hat. Genauso eine Berufung auf Kierkegaard passiera nt selben Zeit in der Theologil und in der Philosophie. Ich kann hier nicht ausffrhien, daf3 Heidegger das unterlaufen will und das Christliche in Kierkegaard neutralisieren will; das haben die Theologen nie begriffen, dafi Heidegger der Totengr6ber der Theologie sein wollte, aber ich kann auf die Bultmannschen Naivit6ten heute nicht eingehen, der den natrirlichen Menschen mit heideggerischen Kategorien und den christlichen Menschen mit paulinischen Kategorien begreifen wollte. Und Heidegger hat mitgaspielt und_hat sicl damit den gesamten theologischen Marburger Kreis zu seinen Aposteln gemacht, das war ia nicht wenig' Heidegg"t o,ut n6m[ch ein Taktiker, ein Stratege- allerersten dittg"t. Aber das ist nicht mein lfhema, das geht mich nichts mehr an. Jedenfalls alles dreht sich um diesen Kierkegaard der Ausnahme, sei es bei Rosenzveig, sei es bei Ebner' sel es bei Schmitt. Das ist die Gemeinsamkeit- Und nun zury zweiten Punkt. Bei Schmitt heif3t es irrr dritten Kapitel der- Politischen Theologie.' r si1{ Staotslehro dor modernsn prEgnonton Bogriffe Allo f' \ kulorisiorto thoologischo Bogrlffo. Nicht nur ihr-or .1it-11; \ rischon Entwickluig nech, woll sio aus.dor ThetllT: ::: o:r dle Stoatslohro tibortragon wurdon, Indorrr zumBeisqtel altmilchttgeGott
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Caeolzgobor wurdol
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ZwrtsR Tnn: W'nnmcBlr
dorn auch in ihror syatomatischon Struktur, doron Erkonntnis notwondig let fiir oino eoziologischo Botrochtung diosor Bogriffo. Dor Auenahmozuetand hot liir dio Jurlsprudonz oino onalogo Bodoutung wlo doe lVunder fiir dis Theolo. gfa. Erst ln dom Bowufitsoin eolchor onologon Stollung lElSt slch dio Entrrlcklung orkennon, wolcho dlo stootsphllosophlschon ldeon in don lotzton Johrhunderton gpnommon dio ldeo doe modornon hoben. eich
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Fik, dle das lVundor aue dor Welt vorwoist und dio du non unmltung der N Eingrill dos SoqlqlQnsj nung. Dor Rotionalismus dor AufklErung vorworl don AusiEfirf,ofolt in iedor Form. Dio thoistischo uborzougung der
konsoryativonSchriftstsllor dor Gogonrovolutionkonnto dahor vorsuchon, mit Anologien aus olnor thoistiechon Thoologio dio porsiinlicho SouvorEnitEtdes lllonarehon idoologfsch zu etfrtzan. (S. a9)
Sdkularisierung ist bei Schmitt also kein positiver Begriff. Im Gegenteil, das ist frir ihn der Teufel. Sein Einwand ist Das Staatsrecht versteht sich selber nicht. Nun hatte er einen Gegner, der das Problem sah und einen anderen Ausweg wihlte. Das ist der geheime Gegner von Carl Schmitt, n6mlich Hans Kelsen. Hans Kelsen, der ihn berufen hat nach Bonn. Und zarar, das sage ich ietzt im Nebensatz fiilr die, die das Problem verfolgen wollen, hat Kelsen zur selben Zeit, zum selben Jahr 1922 genau iiber f dasselbe Problem gehandelt, Gott und Sto,olt, ein Aufsatz lim Logos.€ Er hat auch gemerkt, dafi da Analogien sind t zwischen Theologie und Recht, erstens formal und zweitens psychoanalpisch. Das ist die Viener Atmosph6re 7920122. Frir Kelsen ribernimmt die Analyse nun die Funktion der Theologie, eine enthrillende Funktion. Schmitt dagegen insistiert, daf3 die Theologre immer recht hat gegenriber diesen nebbich Staatsrechtlern, weil die \r9Hens
Kelsen,,,Gottund Staat", irz LogosXl (19Y2123), 261-W4,
in ders., Stoat und Naturreohc, bg. v. E. Topitsc\ q$4t. 1989, 29-55.
Mrinchen
C.c,Rr. Scnunr uno Kml Bnnrn
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Begriffe dort Sinn und Kohdrenz haben, wdhrend sie im Staatsrecht verwirrt sind. Schmitt irgendeinen Es ist ein Mif3verst6ndnis, Sinn frir Synthese zu unterlegen. Nichts dergleichen. Don doutechon Romantlkorn lsl olno orginollo Voretollung olgontilmlichr des owlgo GesprEchSNovalie und Adam Miillor bowogon sich darln clg dor oigontlichen Roallelorung ihros Goietes. Dlo ketholischon Staatsphllosophen, dio mon in Doutschlond Romantikor nonnt, woil sio koneonotiv odor reokdonEr waron und mitteloltorlicho ZustEndo ideolisierton, do lUaistro, Bonald und Donoso Cort6s, hEtton oin ewlgos GoeprEch wohl ehor fiir ein Phantasioprodukt von grousigor Komik gohalten. Denn wos ihro gogonror'olutionEro Staotsphilosophle auszoichnoL ist das BowulStsoin, dalS dlo Za'il olno Entscholdung vorlangln und mlt olnor Enorgre, dlo slch zwlschon don belden Revolutionon von 1?89 und 1848 zum flufisrston Extrom eteigortn trltt dor Begriff {e-q-E-nfrprnerdrlog ln don Mittolpunkt ihroe DonkifrFtlEi6F
ell, wo dio katholischo Phllosophio des 19. Jahrhunderts sich in geistiger AktualitEt Eu0ort, hat sio in lrgendoinor Form don Godanken ousgpsprochen,daB oino groBo Altornative sich oufdr6ngt, dlo kolno Vormlttlung mohr zulilBl. No modium, segt Nowman, botwoon cothollcity and atho- t lsm. Allo formutleron oin gro8os Entwedor-Odor, doesen /l RigorositEt ohor noch Dlktotur klingl els nach oinem owiI gen GosprEch.(S. 69) Und i"t t S.78 BegelnEnde des Aufsatzes, wo Carl Schmitt seine Galionsfigur Donoso Cort6s vorfiihrt, einen spanischen hohen Diplomaten, der in Berlin wirhe und dann in Cotes gewaltige Reden hielt in der Revolutionszeit 1848 rfber die Dilcatur des Sebels und die Diktatur des Dolche. Er sagte: ,,Wenn die Vahl zwischen Freiheit und Tyrannis bestiinde, wer unirde nicht Freiheit udhlen?! Aber das ist nicht die Alternative! Die Alternative besteht zwischen der Diktatur des Sdbels oder der Diktatur des Dolches, das heif3t der zwischen der Dilcatur des Staates und der der Anarchisten.* Solchon ,rorganischon" Donkons woron do Molstro wlo Donoso Cortds unfEhig. Do Malstro hot os bowioson durch solno totolo YorstEndnisloslgkoitfiir Scholllngs Lobonephiloeophlo3
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Gemeint sind Uberg6nge, Synthesen, all das war fiir ihn Bl6dsinn. Donoso rmrde von Entsetzen ergriffen, als er in Berlin im Jahre 7849 den Hegelianismus von fuigesicht sah. Beide uraren Diplomaten und Politiker von grof3er Erfahrung und Praxis und haben genug verst6ndige Kompromisse geschlossen. Aber der systematische und metaphysische Kompromifi war ihnen unfafibar. Am entscheidenden Punlt die Entscheidung suspendieren, indem man leugnet, dafi hier tiberhaupt etwas zu entscheiden sei, muf3te ihnen als eine seltsame pantheistische Veru'irrung erscheinen. Jonor Liberoliemue mit solnon Inkoneoquonzon und Kompromlssen lobt fiir Cort6s nur ln dorn kurzon fntorlm, ln dom es mOglich ist, auf dio Frogo: Christus odor Barrabas, mtt olnom Vortegungsantrag odor dor Elnsotzung olnor Untersuchungskommleslonzu entworton. Das ist Cort6s in einer seiner groffen Reden in Spanien. Elno eolchs Heltung lst nlcht zuftlltg, sondorn ln dor liberalen Motophplk bogriindot Dio Bourgoolslo ist dio Klasso dor Rodo- und ProBfroiholt und kommt gorodo zu dieson Froihoiton nlcht ous irgondoinom belloblgon psychologisehon und iikonomlechon Zuatnnd, ous handolsmEfiigom Donkon odor dorglolchon. (S. ?8 f.) Sie sehen also: von einer Synthese, einem KompromifS, positiver Einschit^tng der Sdkularisierung ist hier riber-
haupt nicht die Rede, im Gefuenteil. Zwischen Christus und Barrabas ist mit l.Jntersuchungskommissionen nicht einen Schritt weiterzukommen. Mit der diskutierenden Klasse trifft er zrnair nicht alles, aber ein Strick des bourgeoisen liberalen Kulturprotestantismus. Denken Sie an Buber und Hammerski6ld im Hochhaus der Vereinten Nationen. \[enn die nur miteinander sprechen! Als ob da in dem ewigen Gesprich schon der V"g zrtrrn Frieden ge6ffnet wire. Das geht vollkommen vorbei an den wirklichen Mdchten, die hier herrschen. Viele Jahrzehnte spdter bekommt Schmitt einen Gegner in Hans Blumenberg. Dessen erstes Verk, Die Legitimitdt
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der der Neuzeit, ist ein Knriller.ae Vas heifit Legitimitit die Neuzeit herum um 1950/60 Neuzeit? Es scheint, daf3 in Bedringnis geriet. Man sah das Ende der Neuzeit, Beginn des Mittelalters, Guardiniso, SedlhoF, Verhtst der Mitte,6r Sie kdnnen sich die Karten mischen, *it Sie vollen. Blumenberg entdeckt in dem Vort Sikularisierung den Unrechtstitel; er veru'irft diesen Begriff, er sagtr er heh nicht durch. (Ich glaube, er hilt trotzdem durch.) Es ist Blumenbergs [dee, dafi dieselbe Substanz sich tradiert in andere Gebiete, sich wdlzt, wie ein Schlamm sich wdlzt von der Theologie in di6 Rechtslehre, von der Rechtslehre in die Literatur. Blumenberg will methodisch diesen Faden abschneiden und sagt: der Begriff hilt nicht. Und darauf hat Carl Schmitt, er ist der einzrge, geantwortet und in der Politischen Theolngie .I/ einen Exkurs riber Blumenberg eingefiigt.s2 Diese Auseinandersetzung wiederum hat Blumenberg dazu bewogen, in der zu'eiten Auflage seines Buches auf Schmitt za antworten.a \ | Vas letztlich dabei rauskommt, ist: Was fiir Schmitt \ [ Wirklichkeiten sind, sind fiir Blumenberg Metaphern. Blu- \ \ menberg, von den Lebenden der einnge Philosoph Deutschlands, der mich interessiert, ist Metaphorologe. Schmitt fraglz Vas ist hinter den Metaphern? Und er zeigt, dafS da ein Autismus hinter diesen Metaphern steclc. Ein ,,autos". Sie k6nnen das nachlesen. AIso das ist der Sinn ie. Venn I von Sikularisierung: es ist eine U es von elnem lU't*r. [r.r^ t. ' etwas s6kularisiert ist, dann fl'^oi,c"" ei-nen unrechtmifii- I i o o . + . rechtmif3igen Ort transferiert \{-r^'^-LJ gen0e n'[ rt r 0++ J'lLra mit theologiarbeite theologisch. Ich Ich denke nicht schen Materialien, aber ich denke geistesgeschichtlich, itischen Potentiarealgeschichtlich. Ich frage nach den len in den theoloft {e Flans Blumenbeqg, Die Legitimitdr der Neuzeir, Frenl{urt 1966. s Romano Grrarfi-i, Das End.e der Neuz,eic, Vtrrzb'ury 1951. sl Flans Sedlnayr, Der Verhnt der Mitte, Salzb'urg 1948. s Carl S"hmttq Politische Theologi.e II. Die Legende wr1 der Erledigwtg jeder Pohtischen Theologie, Berlin 1970, lW-126. \ ss-f{nns Blunenbe tg, Sd.kilarisierung und' Selhstbetuunlmy Frenkfurt
t971,103-118.
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ZvmnnnTul: Vnrcnrcnv
d-en theologischen Pot"t titlt4 d"r i,rtittit"h moralisch. Ich bin kein fting-giagt ster-Richter. Vor mir steht nicht Carl Schmitt auf dem 1/ Stand, Karl Barth auf dem Stand. Ich will verstehen, was a" los ist. Denken Sie doch an 1848. Das politische Po, lil uu tential Kierkegaards ist sehr lange unterschdtzt worden. Der erste, der darauf hingewiesen hat, war Karl Ldwith, als er den Satz hen'orhob: Es gibt keine Herrscher mehr, keine K6nige, die die Masse, die Meute noch im Zaume halten k6nnen; es grbt nur noch das Bild des M6rtyrers. Das ist doch eine politische Aussage! Die Meute 1848 ist nicht mehr durch Legitimitetsfiguren, K6nig, Kaiser, Guneral zu bindigen, sondern nur noch durch den Mdrtyrer, denn sie ist aufier Rand und Band geraten. Das ist eine politische Aussage. Kodalle hat einen sehr ausfiihrbei lichen Aufsatz riber das politische Potential Kierkegaard geschrieben.s Es gibt ein Interesse? den Staat zu retten gegenriber den chaotischen M6chten der Partei.ss Ieh kann verstehen, dafi es ein Interesse eines Juristen, eines Staatsrechtlers grbt, das Chaos in Formen einzufangen, auf daf3 es nicht riberwEltigt. Und das nennt er den katechontischen Impuls. Der Aufhalter. Ich habe Schmitt in einem Aufsatz einmal den ,,Apokalyptiker der Gegenrevolution" genannt. Vir wuf3ten, dafi wir Gegner auf Tod und Leben sind, aber wir haben uns glEnzend .verstanden. Wir uruf3ten eines: daf3 wir auf derselben Ebene reden. Und das war eine sehr seltene Sache. Die Vechselbdder zwischen Symbolistik und scharfsinniger I Analyse da muf3te man sozusagen riber waren betr6chtlich, I Stock und Stein springen? um da initzukonunen. \ \ Das Interesse an der Macht des Staates - das gibt es ia auch im Christentum. Man betet frir die Enhaltung des Staates, denn gottbehrite, urenn der nicht bleibt, dann bricht das Chaos oD, oder, noch schlimmer, das Reich t* Vgt IC M. Kodelle, ,,Der non-honforme Eiazeloe. Kierkegaards ExiI stery-Theologie, ia: J. Teubee (H*g.), Der Ftirct diacer Weh, Mr&nchiet I 1983' l9&2i6; ders., ,,'lFalter Beniemins politischer Dezisionismus im I t Konted6, in: N. Bolz, V. Hi,bener (H*S.), Spiegel und {:glggschen Cleiahnis. Festsahrift fiir lanob Taubes, Vtirzb'urg 1983, 301-317. $ Hinweis euf Erosi FraenLe[ Thc Dual Scolce,N!* YorL 1941.
Vlr,rsn Brnrrlunvuno TnnouonV. Aporuo
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Gottes! Das w6ro das Argste, was passieren kann. Diese Stellen finden Sie alle bei Blumenberg zusammengestellt.s Das ist das Interesse am Staat. Carl Schmitt hat mir mal erz6hlt, dafi er zusarnmen mit deutschen Staatsrdten und Professoren, darunter auch Heidegger, von G6ring in einem Nachtzug nach Rom verfrachta worden ist zu einem C'esprdch mit Mussolini. Und Mussolini h6tte ihm gesagJ, damals, 19342 ,,Retten Sie den Staat vor der Partei!" Entrtistung hilft hier gar nichts.
3. Nihilismus als Veltpolitik und Hsthetisierter Messianismus
Walter Beniamin undTheodor W Adorno R6rner I hat seine genaueste Parallele, wie mir scheint, in einem Text, der von ihm knapp neunzehnhundert lahre getrennt ist, und das ist das Theologisch-Politische Frag: 'l[alter Beniamin. Er ist abgedruckt in den ment vort Illurninationen, unter falschen Vorausset zrlngelnnach den geschichtsphilosophischen Thesen [,,Ober den Begriff der Geschichteo, 1939/40], die das letzte Verk von Beniamin sind. (Scholern, der eine Herausgeber, wufite, daB das ein fr&her Text ist, Adorno, der andere, wufSte es nicht. Ich habe versucht, Adorno zu erklSren, warum das ein frtiher Text ist, und er hat es eingesehen sregen der Bloch-Stelle, da war es also klar, dafS das aus dem Jahre t92l etwa stammt. Es ist der gedrungenste Text von Beniamin, von dern ich meine, daf3 er durch und durch polemisch istUnd 6$ar nicht nur in unserem Zusammenhang, sondern im Zusammenhang der ganzen Kreatur und ihrer VergEnglichkeit. Also R6mer 5 schwingt hier auch mit.
$ FIr'," 43.
Blumenberg, ffi.kularisierung
und &lbstbelnuPtuns,
54, Atrm'
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Zvrnnn Tsrr.:Vnrnnvcmr Theologisch-politischesFragment
Erst dor Mossio"ssolbst vollendot allos hlstoriecho Goeehehon, und avlal ln dom Sinno, daB or dossonBozlohung auf das Moeslanlechoeolbst orst orl6et, vollondot, echalft Ein sehr schwieriger Satz. AIso, erstens mal ist klar: Es glbt einen Messias. Keinen Schmonzes, ,rdas Messianische*, ,,das Politische", keine Neutralisierung, sondern der Messias. Das mufi man klarstellen. Nicht, dafi es sich hier um den christlichen handelt, aber es heifit: der Messias. Keine aufkldrungswolkige oder romantische Neutralisierung. Darum kann nlchte Historiechos yon sich ous slch oul
Beniamin teilt den Gedanken von Scholem (ich bin nicht ganz sicher, ob er richtig ist), daB die Apokalyptik keine Ubergdnge kennt, sondern zwischen dem letzt und dem Darrn eine Tnit der Katastrophe setzt, eine 7-eit de Schweigens, eine Zeit der totalen Vernichtung und Verunistung. Man mfif3te das an den vielen Apokallpsen iiidischer und nicht-iridischer Zeit noch prfifen. Dorum konn dio Ordnung des Prolanon nlcht am Godenkon dos Gottosrolchos oufgobout wordon, darum hot dio Theokratlo kolnon politischon, sondorn alloin oinon rollglOson Sinn. Dio politischo Bodoutung dor Theokratio mit allor Intonsit6t golougnai zu habon lst das gr0Bto Vordionst von Blochs ,,Golet dor Utopio'.
Ein Vort zu diesem Satz. \[ir wissen aus Briefen, dafJ Benjamin sich lange gemriht hat und eine Rezension von Ceist der Utopie, und zt$ar der ersten Auflage, versucht hat, und sie bei irgendeinet Zeitschrift, die Bruno Cassirer herausgab, untergebracht hatte. Die ist verloren gegangen'. Also bis jetzt nicht aufgefunden. Nach seinem eigenen Zeugms zu schliefien, scheint die Rezension die als Pointe gehabt zu haben, daf3 TheokratiesT (bei Bloch iibrigens s? Taubes lEGt den Setz unvollendeg
er vcrrreist auf seiae Yollendu-ng
V^lr,rnnBunrmluvulo TneooonV. Aoomvo
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ein ganz negativer Begriff, das ist frir ihn Ezra, Kirchenregrmentl ich s9!' qar ni9ht, wo das riberhaupt eine positive Rolle bei Bloch spielt in Geist der lJtoprc und r"h-or. gar nicht in_diesem Bilderbugh {er Utopie prinzip Hoffn?ng.) Man kgnn die Beniaminsche Intention nic[t gui, erkennen, weil der Satz zu vendtselt, zu kurz ist. Aber er soll nicht falsch gelesen werden! Das heif3t nicht, daf3 die Begriffe der Theokratie keine politischen sind. AIle christlichen Begriffe, die ich kenne, sind hochpolitisch brisante oder urerden es in einem gewissen Moment. Der Zeuge, zulr Beispiel, der Martyi 4t R6mer 13 geh6rt auch Offenbarung 13, die Mirtyrer-Theologre. Die geh6rt auch zrurrr Christentum. Und da ist alles dffentlich. Und wer sich wegschleicht, das sind die Doketisten und so weiter, das wird in den Sendbriefen ziemlich angeprangerr. Das heif3t nicht nicht6ffentlich, sqndern religi6s. Dio Ordnung dos Profanon hot eich oufzurichton an dor Idee dee Gliicke. Dio Bozlohung dlosor Ordnung auf das Mossianiecho lst oinos dsr wosontlichon Lohrstiicko dor Geschlchtsphllosophio. Und zwar lst von ihr aus oino mystischo Goschichtsauffassungboding, doron Problem in oinom Bilds sleh darlogon 16fit. Wonn eino Pfoilrichtung das Zlal, ln wolchom dlo Dynemis des Profanon wirkt, bozolchnot, olno endoro die Richtung der meseianischon IntonsltEt" eo etrobt frolllch das Gliickssuchen der freion Illonscbhoit von ioner msssianischon Richtung fort, eber wio oino Kroft durch lhren Weg oino andero auf ontgegengasotztgorlchtotom Wogo zu boftirdorn vorrneg' so auch die profano Ordnung dos Profanon das Kommon des mossioni' schon Rolchos. Das Profono also lst zwar kelno Katogorio doe Rolche, abor oino Kotogorlo, und avEJ dor zutsal' im. Zitttz rr... Leinen politischen, sotrdern allein einen religiOse" Sinn hat". Der Gedenke der Gottesherrscheft bnn sich Eiemels euf ,,die Ordmrag des hofa^nen" beziehen. Zr'.m BeFilf der Theolr"ti." rEl.j"" 3. Baodder Reihe Retigionstlwori,e und P6hCische Theokatier J. TeuVorn'o{gehen Taubes und bes (Hrsg.), Ttnokrarc, futrnchen lgq.Im Bolz' Benia^miasche BlocbRezeusion ein: r,Diese -Gteoizziel*-S ""idL mystiscler und politischer Theokratie het sich als unglickzq'ischen feleifiziert" Veiter unten lich erwiesen - sie xrufde-welgeschicklich heiGt es im Anechlu$ an den f"it""S ron D. Georgit ,,Nicht mystische rls. politische, sondern Theokratie vJn oben w. Theokratie rriorr unten heiGt nua die entscheidende Antithese".
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'V'nnnrcnv Zwnrn TnrL:
fondston olno, solnos loiesston Nahons. Donn lm Gliiek orstrobt alloe Irdischo eolnon Untorgang' nur im Gliick ebor iet lhm dor Untorgang zu lindon bostimmt. Gltick wird hier mit Verg6ngnis identifiziert, mit Untergang! Genau das Gegenteil von Goethes Faust, von Nietzsches ,,*Alle Lust will Ewigkeit". Das ist mit harter Polemik gegen all das gesagt. Beniamin sieht den Horror dieser Verldngerung von Goethe, dieser Sehnsucht des Verweilens. Hier haben Sie die Verfremdnt g von Nietzsches ewiger Wiederkehr. Sicherlich l6fit er Leiblichkeit als die Ordnung, in der sich das Profane erfiillt. \trie soll sichos denn sonst erfiillen? Aber im Untergang. W8hrend freilich dio unmittolbaro moesianlscheIntonsittt dos Horzons, dos innorn olnzolnon lllonschon durch Un' gliick, lm Slnno des Leidone hlndurchgoht. Dor golstllchen rostltutlo in lntogrum, wolcho in dio Unstorblichkoit olnfiihrf, ontsprlcht oino woltlicho, dlo in dlo Ewigkoit olnos Untorgongos fiihrt und dor Rhythmus dleses owlg Yorgehonden, ln eoinor TotolttEt vergohondon,ln eoinor rEumli' chon, abor auch zoltllchsn TotalltEt vorgohondon Woltli' _ chon, dor Rhythmus dor moesionlschon Netur, let Gliick. Donn moseianlsehisl dlo Notur ous ihror ewlgon und totolon VorgEngnie. Dloso zu orstrobon, ouch fiir dloionigon Stufon dos IUonschon, wolcho Natur slnd, ist dlo Aufgobo dor Woltpolitik, doron Nlothodo Nihlllsmus zu helBon hat. Ich behaupte, dafS dieser Begriff des Nihilismus, wie Beniamin ihn hier entwickelt, der Leitfaden ist auch des /zos me im Korintherbrief und des R6merbriefs. Die Velt vergeht, die morph{ dieser Velt ist vorbei. Das Verhiltnis zur Velt ist hier im Sinne des iungen Beniamins \treltpolitik als Nihilismus. Und das hat Nietzsche verstanden, dafi hier hinter all dem ein profunder Nihilismus am Verke zrn Zerstdrung des ist, und zr$ar als Veltpolitik, \, r6mischen Imperiums. I I Deshalb sind also mit R6mer 13 keine lutherschen Geschdfte zu machen, es sei denn, der ganze Rahmen, die Zeit ist kurz und so weiter ist aufgegeben. Dann kann man allerdings damit Bauern erschlagen und was alles
VlrrsR BnnrmrnvuNo Tnsopon
'W.
Anonxo
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unter diesem Titel verbrochen wurde und verbrochen wird. Mit Paulus hat das nichts zu tun. Hier ist ein nihilistiRoscher Blick auf die Velt, konkret auf das Imperium manum. Und das hat Nietzsche verstanden. Beniamin, das ist die erstaunliche Parallele, hat einen paulinischen Begriff der Sch6pfung; er sieht die Vehen der Schdpfung, die Vergeblichkeit der Schdpfung,. Das steht ja alles in Rdmer 8: das Seufzen der Kreatur. Offnen Sie diesen Text und lesen Sie ihn laut, und dann lesen Sie Benjamin, dann u'erden Sie aus dem Staunen nicht rauskommen. R6mer 8, 18. Darriber spricht Beniamin. Das ist die Vorstellung der Sch6pfung als Verg6ngnis, wenn sie ohne Hoffnung ist. 19 Denn dio Sehneucht dos Geschaffonsn wartot auf das Offonberwordon [der Horrlichkeitl dor Siihno Gottes. 20 Donn der Nlchtigkett wurdo dos Goscheffono untorworfon, nleht frotwilllg, sondorn um doseon wlllon, dor oe lbr untowarfl 2l auf dls Hoffnung hln, daB auch das Goscheffono solbst bofroit wordon wlrd von dor Knochtschaft dos Vordorbons zur Freihelt dor Horrlichkolt der Klndor Gotlae. 22 Donn wlr wiseon, dafi ollos Goseheffono insgoseInt eoufzt und slch echmsrzllch Engsdgt bls lotzl.23 Aber nlcht nur das, sondorn auch wlr eolbst, dio wlr dlo Erstllngsgabe des Golstos habsn, auch wlr eoufzon ln uns sslbet und warton aul dio [vollo Qffonberung dorl Annohmo an Sohnes Stott, euf dlo Erldsung unoros Lolbes. 24 Donn lnurl ouf Hoffnung hln slnd wir gorottot wordon. Eins Hoffnung obor, dio man sioht, iet kelno Hoffnungy donn was oinor /' t . sieht, weshalb hofft or Gs noch? 25 Wur1-$jrcgg4 J A hoflen. wos wtr-o-so-warJo-@e-J GJdsld. 26 Ebonso kommt abor auch dor Gelst unsror i €chwachholt zu HlJlo. Donn wlr wlsssn nlcht, was wir boton eollon, wio sich'e gobiihrtl abor dor Golst eolbst tritt fiir uns oin mit unouseprechllchon Soulzern. 27 Dot iodoch, dor dlo Horzon orforscht, wolss, wos das Trachton doe Golstes isg donn er Gltt fiir die Hoiligon oln, wio os Gott gofEllt. 28 Wlr wlsson abor, dass donon, dlo Gott llobsn, allo Dingo zum Guton mltwlrken, donon, dlo nach eoinor zuvor gotrollonen Entscheldung borufon slnd. 29 Donn dio or zum yorouo onsohon hat, dio bat sr auch vorhorbostlmmt, glolchgostoltet zu eoln dsm Bllde solnoe Sohnos, damlt or dor Erstgoborno sol untor violon Briidorn.
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ZurerrnnTnn: VrnnrxcBn
demolcaUnter vielen Brridern. Man kann nicht sagen tisch, aber iedenfalls nicht ein Herr, kein Imperator. das ist der Anti{aesar. Sie mfissen bedenken: S""aL* Rom geschrieben, wo der Caesarenkult die ;;;l;; "ach - Sie *"ikrt hier, daf3 Paulus sich ganz eil.rrr-irt. Sorgen iiber Natur macht. Natiirlich nicht """r,i*fiche Er hat keinen Baum im Leben geseSorgen. Etotogirche velt gefahren so wie Kafka - nie die h"". bt irr durch g"rt* beschrieben oder ervihnt- Ieh kenn' solche Ty"i" Jerusalem. Der schreibt nicht: Lieber Freund, ein ;;"1. - das sch6nes Vetter, oder herrliche Natur um mich her bemerkt er alles 1ar nicht. Finden Sie mal in einem Pause von dieser Leidenfaulinischen Briei irgendeine schaft, von dieser Beslssenheit, von diesem einen Thema, das ihn bewegt. Oberhaupt nicht, es gehl durch. Gehen sie mal Kaftas Romane durch, ob es da einen Baum grbt. Vielleicht einen, wo ein Hund pif3t. Das ist die einIige Fo.m, in der iiberhaupt ein Baum auftreten kann im SinUP oder im Prozq6. Natur erscheint nur als Gericht, weit aber das fiihr-t' ietzt biel'4r g',1,,zwichtige, nimlich eine watuqtr istf dennoctr Und st6hnt, sie seufst ron,' Sie eschatologische'Kat-egorie. eine Vas heif3t ,,seufzt'? Veigeblichkeit. der Vergangnis, ter der C'ebet mfissen Sie lJnter zen. Da erkl6rt-er: auch wir seuf der christlichen in Singen sich etwas anderes als das und der geseutzt geschrieen, Kirche vorstellen, wo also sind BeDas wird. Himmel gestrirmt wird, wenn gebetet Theokeine sind das schreibunlgen, das sind Erfahrungen, DarGemeinde. logumenr. So erfahrt Paulus beterid die riber wtire viel zu erzdhleno aber das frihrt in einen Bereich, den die Moderne als ,,privat' bezeichnetAIso ich sehe den Beniamin als Exegeten der Rdmer$' 7 | Ntt.tt, der Verg6ngnis, und von R6mer 13, dem NihilisI mut als Weltpolitik. Und das hat bereits Nietzsche ero rr&'kannt, und Nietzsche hat sich gewehrt*fu-:1te'Q.e,Ls-qs-s1-c!t \J$ -- gewehrt hqt. Sie miissen das mal sehen bei Plotin, dieses -ttt"iii66"gt ostische Gesindel, die Leute, die tiberhaupt t: tun, nichts keine Verke, die glauben, sie sind erl6st, : t \q mtissen gar nichts tun dafiir - so Plotin in den Enneaden, {l so Celsus bei Origenes, so Nietzsche heute. Genau dasseltl [[
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Bpnrmrnr uno TnBooon V. Alonno
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be. Ich finde keinen Unterschied. Ich habe den Nietzsche gelesen und hab' mich gefragtz,Findest {u mai irgendein ir.g.t*"t t, das Celsus nicht schon qtlt"bl hat? Ich hab' keines gefunden. Im Prinzip, natrirlich, dt ist es dasselbe, *"J Celsus sagt. (Ich habe einem kleinen Verlag, Matthes & Seitz, gesa{tz Verdffentlicht mal den Celsus, Den Nietzsche k6nnt lhr ia nicht Ihr werdet rt"nt "tt! ver6ffentlichen, weil den DeGruyter hat, aber Celsus ist freier Markt! Und dann pldtzlich seho ich: es ist da. Sehr witzig fand ich das. Es hat sich glinzend verkauft, und ietzt kann ich es sogar Prfffen!). c''t,-'"*"l von Paulus allerdings in Beniamin unteregfulld5ich V-"' dem Gedanke; Paulus gibt Prof".t-tttttttt.i 6* -1<-r. ^ es dann dre Auslegung der Zwei-Reiche-Lehre. Das ist ia die ordnung des Piofanen und die ordnung des Messia_nischen. Darum handelt es sich doch bei der Zwei-ReicheLehre in irgendeiner Form. Und fiir Beniamin ist wichtig: Erstens halt er am Messias fest und l6fit das nicht i" I eine NeutralitEt absinken, das ist nicht religionsgeschicht- | ' lich, sondern bekenntnishaft. Dagegen ist Bloch doch Denken sie an die wischiwaschi, ffiorno. Minima Moralin, das letzte Strick. Da k6nnen Sie den Unterschied zn'ischen substantiell und Als-ob feststellen und sehen, wie die ganze messianische Sache ztL einer comme-slSache wird. Das ist eine wunderbare, aber doch letztlich leere Stelle, wihrend es beim iungen Beniamin\ substantiell ist. Das ist von Erfahrungen geschrittelt. Nattir- | lich will ich nicht sagen, das sei identisch mit Paulus in D"qJEI -o---einem streng exegetischen Sinn. Ich will -sagen: = gibt Fingeres und Erf derselben aus , Erfahrungen' sind Das estdtigen. t die Paulus durchschtitteln und die Beniamin nach 1978' nach dem Krieg, durchschritteln. Davon rede ich. Das gehrt nicht nach Exegese-ABC, sondern das sind Fragen d_er Optik. Wenn iemand sein ganzes Verk in eine Seite fafit, rrttrt"ht eine Intensit6t, die im Verk Beniamins nicht ihres.gleichen findet. Und nun h6ren Sie sich die Variante des futheten an:
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Zurerrrn fnrr : Wnrtnrcrnv
Zam Ende. - Philosophio, wio sio lm Angoslcht dor Yorzwolflung olnzTg noch zu yorontworton istn wEro dor Yorsuch, allo Dlngo so au botrochton, wlo sls vom Standpunkt dor Erl0eung oue elch darstollton. Erkgnntnle hat keln Licht, ole dae von Clor Erldeuns hor auf dlo Wolt scholntr
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blolbt
oln Stiick Techntk.
Porspoktlvon miiBton horgostollt wordon, ln donon dto Welt Ehnlich elch vorsotzt, vorttarmdot, lhro Risso und Schriindo offonbart, wle slo oinmal als bediirftlg und entstollt im Messlanlschon Llchto doliogon wlrd. Ohno Wtllkiir und Gswelt, Eonz aus dor Fiihlung mlt don GogonstEndon horaus solcho Porspoktivon zu gowinnon, darouf alloin fternrnt es dom Donksn on.
',Y .r\.
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Ee ist das Alloroinfachsto, woll das Zueland unabwoisbar .- noch solchor Erksnntnis ruft, ia woll dio vollondoto NogotlvitEt, olnmal gunz, ins Augo goftahl zur Spiogelschrilt ih< -"\res Gogontolle zusammonechis0t. Abor os lst ouch des gonz Unm6glicho, woll es oinon Standort yoroussotzt, dat dem Bannkrols des Dasolns, wEro os aucb nur um oln Winzlgos, ontriickt iet, wthrond doch iede mOglicho Erkonntnis nlcht blo8 dsm was lst orst abgotrotzt wordon mu0, um vorbindllch zu goreton, sondorn obon darum solbor auch mlt dor glolchon Entstelltholt und Bediirftlgkolt goschlagon r- ist, dor elo zu ontrinnon vorhet. Jo loidonschoftllchor dor I Godanko gogen soin Bedlngtsoln slch abdlchtot um des bowufitlossr, und damit vorI Unbodington wlllon, um so 'Wolt fEllt or dor zu. Solbst solno oigeno tJEo*levollor, Unm0glichkelt mu0 or noch bogrolfon um dsr M6gltchkeit Gogoniibor dor Fordorung dlo damtt an lhn orgoht, _;'wtllon. ist aber dio Frego nach dor Mrkllch.kott odor Unwlrkllchkoit dor Erl6eung solbor fast glolchg0lttg. (S. 333 f.) Da haben Sie die Asthetisierung des Problems. Beniamin dagegen beginnt: ,,der Messias". Dieselben Gedanken ins Asthetische abgebogen. Na ia, wunderbar beschrieben, also wer kann so schreiben? Am Ende eines Buches, das wohl das Sch6nste von Adorno ist, die Minima Moralia aus den fiinfziger Jahren - aber ein cornme si" ein Als-ob. Es ist glnz gleichgriltig, ob es wirklich ist. Bei Beniamin ist es nicht gleichgriltig. Es ist durchaus denkbar, den Beniamin-Text von Karl Barths R6merbrief her zu verstehen. Das ist dialehische
'w'. Vlr,tsn Brnvrmlwuno Tnnooon Atonno
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Theologie au8erhalb der christlichen Kirche. Das ist dialelcische Theologi e, 192O, aber nicht in der Kirche, sondern als Laientheologie. So wie ich, so u'ie Carl Schmitt, 'lFir haben mit mehr oder weniger Gliick und Verstand. keine Kirche hinter uns, keine Baionette, kein Staat steht dahinter, der die Steuern eintreibt. Keine Kleinigkeit. (Anders in Amerika.) Ich will nur sagen: Das ist dialelcische Theologie der ersten Phase, ich spreche ietzt nicht von der Dogmatik und so weiter, sondern der allerersten Phase auf Laientheologisch. Und nicht dsthetisch, wie das Adorno auf ganz hohem Niveau dann vorgeftihrt hat, fiir mich iedenfalls uherreichbar. Aber doch bleibt es alles gleichgultig, und man geht spazieren in Sils Maria, wohnt im Valdhaus und nennt es ,,Protzbude"; Lrtkhcs hat das persifliert als ,,Luxushotel Abgrund" - und das ist dann Frankfurter Schule, erste Phase. Da ist Beniamin was anderes. Da ist eine andere Substanz. Darauf wollte ich hinweisen. Beniamin ist von Karl-Barthscher H6rte. Da ist nichts vom Immanenten. Von daher kommt man zu nichts. Die Fallbriicke ist von der anderen Seite. Und ob man geholt wird oder nicht,*:4 _ql_$alka beschreibt, das liegt nicht an einem selbst. Man kann mit den Fahistfihlen hochfahren in die h6chsten Stockwerke der seelischen Hochhiuser - das bringt nichts. Deshalb der klare Bruch. Da ist nichts zu holen. Es--mufi von der anderen Seite einem gesagt--uprd9_q,dafS man b efreit i st.,'Sich 66[6tf ;ftc}--de'm illort"r aes aiuGThen ldealismuJ autonom zu befreien also, wenn man in mein Alter und meine Kondition kommt, kann man sich da nur u'undern, dafi aufier Pro' fessoren noch irgendeiner so etwas ernst nimmt. Das ist die Aura des deutschen Idealismus und der deutschen ,Ver immer Klassik. Das i@on. -!lvrrE)lvrr.
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ribermorgen, wenn ernffi;nt.Tfnffi'bis keine Fallbriicke da isto was soll's? Das ist ia Karl Barth, diese totale Ernrichterung, und ich seho nicht, dafS darriber hinwegzukommen ist. Veder mit den Aszendenzen des deutschen Idealismus noch mit den Tiefen, dem V"g
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ZumrrenTsrL: Vnnnrcsrr
nach Innen, Novalis und so weiter. Sie k6nnen es haben, wie Sie wollen, da ist SchlufS: Venn Gott Gott ist, dann ist er nicht aus unserer Seele herauszukitzeln. Da ist ein prhn d", ein a priori. Es mufi was geschehen von der anderen Seite, dann sehen wir, wenn uns der Star gesto chen ist. So sehen wir gar nichts. So aszendieren wir, streben wir bis iibermorg-en. _4g9,qqr_49lL"nn nicht los-
lassen.Er ist ebendoch ;L A;li;t: DiJ"Mifu-grunaarln
eine so:teriologische Rolle. Auf solche Naivitdten konnte sich weder Benjamin noch Karl Barth einlassen.
4. Exodus aus der biblischen Religion Friedrich Nieusche und Sigmund Freud Nun, die Philosophie selber in der Neuzeit, venn ich recht sehe, hat an zsveiStellen garlnzbesonders sich mit Paulus auseinandergesetzt, und n$at an zwei entscheidenden Stellen. Am Anfang der Neuzeit und (was man so nennt) am Ende der Neuzeit, iedenfalls posf Hegel. Der erste ist Spinoza in dem Tractatus Theolngico Pohtbts. Dieser Trahat ist auf3erordentlich mehrdeutig und vielschichtig gebaut, aber man kann doch noch einem Studenten erzdhlen, was darin gewollt ist. Er will die Freiheit der Philosophie grringen von der Theologie und Offenbarung. Bei Theologie und Offen" \ barung geht es um den Gehorsam des Menschen, bei Philosolphi" dagegen um Erkenntnis, die nicht unter dem Gesetz ldes Gehorsams steht. Das sind etwa die iuf3eren Richtlitnien. Nun gibt es bei Spinoza zvei erstaunliche Brrickenk6pfe. Aus der Heiligen Schrift werden zvrei Figuren herausgehoben, die Philosophen sind. Man staunt vielleicht nicht so sehr, da8 er aus dem Alten Testament den K6nig Salomon nennt. Der galt ja als weise, das Buch der Proverbien verbindet sich mit ihrr\ und das Buch Kohelet besonders, das"/ia eine Tendenz z:utnSchicksalsglauben hat. Der zweite, den Spinoza henrorhebt, ist Paulus. Er ist ihm Kronzeuge aus der Heiligen Schrift fiir sein alleru'ichtigstes Anliegen, n6mlich seinb eigene Lehre von der Pridestination.
Fnrnonlcn NrsrzscHBuxo Srcuuxo Fnsuo
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Die Lehre von der k6destination bei Spinoza schillert. Man kann sie mit dem g6ttlichen Auge als gdttliche Pr6destination lesen, das ist die Deus-Petspektive,man kann sie aber auch mit dem Auge der Natur lesen, das ist die Necessitflt. Vie duos drehst, ob Necessitit aus der NaturPerspektive oder Prddestination aus der Deus'Petspeltive, es handelt sich um ein Ge,setz,das durch kein Gebet und dureh kein Flehen und durch keine Magie umgekehrt werSqid"t ryat den kann. Es ist die t, "Stti-"ti"" noza kommt auf den Apostel Paulus in h6chsten, ehrt'rirchtigen T6nen immer wieder zu sprechen._(Es lohnte sich Arbeit riber die zwei Brrickenk6pfe der Heiligen "i." Schrift in der Lehre des Spinoza, die ja offiziell darauf besteht, die Trennung von Theologie und Philosophie durchzufiihren, eine Tahik, die biblisch begrrindet T/erden kann.)* Am Ende der Philosophiegeschichte, wenn man den Bogen von fonien bis lena spannt, wie eine Formel von Franz Rosenzweig heifit, also von den Vorsokratikern bis ztrr Phiinomenologie des Geistes, am Ende also dieses Bogens bricht es auf mit den Anti-Philosophen: E: sind dieJenigen, die die vollendung der Philosophie in ie verschiedener Veise durchbrechen. Dazu gehdrt Marx auf der einen Seite, der wie Themistokles ein neues Athen grrinden i'ollte, dazu gehdrt Kierkegaard als Kritiker Hegels, der riber den Apostel - das Genie des Apostels sehr nachdenkt; aber der hat mich nicht geformt. Ich hatte in meiner lugend Schwierigkeiten, Kierkegaard wirklich zu versteheno ich vestand dieses Maskenspiel nicht, und ich verstehe es bis heute nicht. Ich spreche hier von Nietzsche. Mit Nietzsche ist es sehr eigentrimlich. Nietzsche ist ia ein Denker mit reichsten Facetten. Man stolpert von einer Perspektive in die andere, und es geh$rt eine ungeheure Geistesanstrengun g dazu, einen roten Faden festzuhalten. Wie weit dann so ein Faden hdlt und wann er reifSt, ist eine andere Frage. Bei Nietzsche ist ia ein $ Hinveis euf Leo Strauss, Spinozas Religionslsritik @b Grundlo6e seiner Religionsuti,sensalwft (1930)' Darmstadt 1981.
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Zwnpn TsrL: \Fnnrrcnv
Thema, das sich durchzieht, die Kritik der Rationalitiit, der Raison, die eine Geschichte der D6cadence ist, des Falls. Nietzsche hatte nicht den Pfiff zu versteheno dafi Erkenntnis und Fall in der Bibel ia ,
abbr' sei'-eq-'wie'es--ist,-aieGesCfii
beschreibt er in mannigfacher Veise und in mannigfachen Facetten. Und man kann sagen, ich glaubg ohne ,den Bogen zu riberspannen, dafi sein Appell an die Vorf sokratiker, sein Appell an das tragische Zeitalter der f Griechen, ein Versuch war, eine Alternative zum Plato I nisch-Christlichen und seiner Abwf,sser der Moderne min[destens vor Augen zu fiihren. \ In der ersten Phase der Kritik Nietzsches ist die Person, an die er die Kritik bindet, die Person, die ihm vor Augen steht, Sokrates. (D.r ist tibrigens nicht nur ein Nietzsche-Thema, es ist gleichzeitig ein Thema von George Sorel in Frankreich. Le Procds de Socrate schlflgt 6hnliche !6ne an. Sorel umrde von Lenin treffend beschrieben dr@fusionsrat. Aber er ist ia der Denker, der sowohl dem Kommunismus wie dem Faschismus Legitimationen gegeben hat, beziehungsweise beide haben sie sich von ih4 geholt.) Es ist ein Thema ge{tendie brirgerliche Ratiorialltat Die Stadt, die Agora, gegen dieses Reden, dieses ( Beweisen-Wollen, dieser ganrzeGestus des Sokrates, so wie i er riberliefert wird, geht ihm gegen den Strich. Das ist es, Trogegen er die Alternative im tragischen -Zeitalter der '/ Griechen festmachen will. Aber mehr und mehr, wo die Forsohungen Nietzsches sich erweitern, und eine Art weltgeschichtliche Perspektive erreichen, stellt er die Frage, wieso Herrschaft riberhaupt in die D6cadence gelangen kann. \[ie kann der Herr schwach werden? Er hat doch alles in der Hand? Und da erfindet Nietzsche - typologsch oder idealtypisch, wie Max Veber sagen wtirde - den Tlpus des Priesters. Der Priester ist derienige, der an der Herr-schaft beteiligt ist, aber nun geistige Werte betont. Nicht die blonde Bestie, nicht die Stdrke, nicht die Machto sondern der so etwas einfldfit wie Siinde, wie Gewissen. Und damit gelangt der rflurm in die aristokratische Geschichte. wenn sie so wollen, und man soll den Einflufi solcher Gedan-
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ken nicht unterschdtzen, dann geht dieser Einfluf} bis zum Vorte Adolf Hitlers, das C'ewissen sei eine itidische Erfindung. Das ist eine Summe, und - wenn ich _sagen darf - eine grrte Summe nietzscheschen Denkens, die in den Tischgespr6chen erhalten ist. Das meinte Nietzsche: hier tritt ein TW* auf, der Priester, und in diesem Typus hat er das erste Gift des Ressentiments, das sich in den Kdrper der Gesellschaft einschleicht, entdeckt. Der Typas par wcellence des Priesters ist Paulus. Er wechselt manchmal die Namen: Sokrates - Paulus oder Jesus - Paulus, aber im Prinzip steht seit der Morgenriite fest, daf3 die Kanonen auf Paulus gerichtet sind. Und zctar in einer invelCivischen Veise, ai" einem sehr zu denken gbt. Ich bin ein nrichterner Leser. Vie grof&niEulig und wie grofSschreiberisch auch ein Schreibei ist, frag' ich nach dem, was man auf Jiddisch ,,tachles" nennt. Was sagt er? Nicht was red' or, sondern was sagt er? Da wurde mir klar, dafi Nietzsche\ eigentlich in einen sehr tiefen Widerspruch sich verstrickt. \ Er hat ein Kriterium fiir den Rang des Menschen. Derl Rang eines Menschen bemif3t sich danach, in welcher Veise es ihm gelingt, anderen Menschen rlberglobal und riber Jahrhunderte ihre Vertsetzungen za prdgen, ihnen seine Wertsetzungen aufzuerlegen. Nun, sage ich, wenn dem so ist: Wer hat ganz im Sinne Nietzsches tiefer die Vertsetzungen des Abendlandes bestimmt als Paulus? Dann mufi doch das der bedeutendste Mann sein- Nimlich unaswollte Nietzsche: die Umurertung der Verte. Ja, da hat's doch einer geschafft! Und da ist er auch sehr neidisch. Da mufi er aber sagen: Der hat's geschafft, weil in ihm das Gift des Ressentiments wirksam ist. Oder er er hat sich aus der ga;nzeln nannte ihn Tschandala Literatur auch Indiens die Namen zusammengesucht. Der Paria oder der Tschandala oder das Ressentiment gewinnt hier Genie. Deshalb ist die Geschichte der D6cadence die Geschichte der Moderne, eine Geschichte, die an Paulus aufgehingt werden kann. Denn wenn es gelingt, diese Verte, die Paulus eingepftgt hat, rlber die Velt durch die Verbreitung des Christentums [. . .] (nicht dafi sie eingehalten
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werden, um Gottes willen, lun das geht es ia hier nicht, sondern daB sie riberhaupt dastehen als Symbolon) - wenn es also gelingt, dafi diese Werte riberwunden werden k6nnen, erweise ich mich als der gr6f3ere Gesetzgeber. Das hat Nietzsche richtig gesehen: Entweder scheitert er, oder es beginnt mit ihm eine neue Zeitrechnung. Das heifit eine neue Zeitreclvrung, die mit einer neuen Bibel begrnnt, ndmlich der Parodie der Bibel, dem Zarathustra, der ia im biblischem Stil geschrieben ist. Die Ndhe zwischen Paulus und Nietzsche ist noch gr& fier. In der Morgenrdte glbt es einen Paragraphen, $ 68, ,,Der erste Christ", wo Nietzsche versucht, dies Problem der Aufhebung des Gesetzes zu begreifen, und was Paulus bewegt. Er kommt noch einmal darauf zu sprechen in dem S 84 tiber das ,,Possenspiel der Kirche mit dem Alten Testament., das die Kirche den Juden unter dem r ! Teppich wegziehen d[, um esi sich als Vorgeschichte zruurtr\ | schreiben. Ich frihre Ihnen diese Zitate hier vor, denn ll Nietzsche war mein bester Lehrer fiir Paulus. Interessant, dafi Spinoza - wenn ich es recht ribersehe - sich meist auf den Rdmerbrief berufen hat. Das ist ia auch klar: die Lehre der Pr6destination ist zentral im Rdmerbrief. Nietzsche, in den Invektiven gegen Paulus, im Antinhrist (ein befremdliches Wer\ schon im Titel, nimmt Nietzsche den Horror-Titel des christlichen Glaubens hier stolz fiir sich in Anspruch? Und viel spricht daftir, dafi er das gemeint hat) bezieht sich Nietzsche auf den Korintherbrief. Das war fiir mich interessant als Professor der Philosophie. Die Stellen, die er ffir positiuely insane hdlt, fiir geistig verniclt, was sich dieses kleine Volk da einbildet und so weiter, die meisten Titate k6nnen Sie im Antichrist nachsehen, die er mit Emp6rung kommentiert, diese Stellen sind Korintherbriefzitate. Ich unirde sagenr es glbt zwei Veisen von Philosophie (verzeihen Sie, daf3 ich so dogmatisch bin, aber schlie& lich geht die Diskussion ia bald zu Ende, und ich werd' davonkommen.) Es gibt die Im Kern lautet sie: Vahrheiiist schwer zu erreichen, fiir wenige zuginglich, aber immer vorhanden. Im grofien und
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garnrzenist das Platon und Aristoteles. Es gibt eine andere Veise der Philosophie, ich unirde sie nennen: durch Christus hindurchgegangen, Hegel: Vahrheit ist sehr schwer zu erreichen und mufi durch die ganze Geschichte hindurch, aber dann ist. die Vahrheit ftir alle. Marx und das Christentum. Die Empdrung des Christentums riber die antike Philosophie - mit Recht, so versteho ich das Ganze - ist zentrier-t in der Frage:,Vas h4t ffir wgn!g;? Venn es um Vahrheit geht, und wenn an diesei heit das Heil h6ngt, das ist natrirlich eine nicht unw& sentliche Versch6rfung, die durch das Christentum hereinkommt (obwohl ja auch bei Platon schon einige Andeutrrngen in dieser Riehtung sind), wie kann das dann fiir wenige sein? Es mufi fiir alle sein. Und nun kommt Nietzsche am Ende dieses Bogens von lonien bis Jena. Am Ende dieser Geschichte, die nun abgelaufen ist, taucht noch einmal die Frage auf: Wenn der christliche Impuls ausgelaugt ist, wo bleibt das Humanum des Menschen? Und das Humanum des Menschen ist die Veisheit. .eophian zetousin [1. Kor. 7,22]. Das macht den Menschen zum Menschen, sonst ist er ein zweibeiniges Vesen, das viel LErm macht. Und da sagt nun Nietzsche: Der Veise ist nur m6glich auf der Basis, da8 andere arbeiten. Er ist auf Mufie angewiesen. Und MuGe bedeutet, dafi andere fiir ihn arbeiten, sprich: Sklaverei. Und Nietzsche sagtz Ia, das ist es wert! Auf dafi der Weise da ist und das Humanum prf,sent ist. Denn venn das Humane nicht mdglich ist, dann ist die Menschheit eine zoologische Gattung, sonst nichts. Da gehdrt schon Mut zu, diese These durchzuhalten. Und dann fragt sich NietzschezWer ist der Gegner dieser These? Vo ist der lflurrru wer verdirbt mir dieses Bild? Und da kommt er richtig auf Paulus. Vollkommen richtig. Alles klar, der hat ihm das Konzept verdorben. Das merlt er und schlEgt los, dafi er sich bis zu der Selbstbezeichnung versteigt, er sei der Antichrist. Na ia, die Rechnung hat er ia auch bezahlt. Sowas sagt man nicht umsonst. Bei einem Mann wie Nietzsche kosten solche Worte ets/as. Ich meine das ietzt nicht im Sinne irgendeiner strafenden Gerechtigkeit.
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Ich will riber Nietzsche zu Freud kommen, aber da ich bin, das heifit mich gerne auf Okkasio, ein Okkasionalist nen und Anst6fie einlassg will ich auf einen Text rekurrieren? den mir Enno Rudolph zugespielt hat. Es handelt sich um ein nachgelassenes Fragment von Nietzsche aus des Antichrist. der Zeit der Entstehung Typus ,rJesus' ... Jesue ist dos Gegenetfrck elnet Genlee: or lst eln ldlot. Mon fiihlo soino UnfEhigkoll" eino RoelitEt zu vorstohnl or bewogt sich im Kroiso um fiinf' eoche Begriffo, dlo or friiher goh6rt und allmEhlich vorstendsn, dae hot8t falech Yolstondon hot - ln lhnon hot or soins Erfohrung solno Welt, solno Wohrheit - dor Rost ist lhm fromd. Er spricht lVorto, or vorstoht sio nlcht wlo wio sio Jodormann broucht Jedormann, or vorstoht nur solne fiinf' sechs schwlmrnondon Bogrlffe. DaO dlo oigontllchon Manns-Instinkto - nlcht nur dlo goschlochtlichon, sondorn euch dlo des Kompfos, dos Stolzos, des Horolsmus - nio bei ihm oufgowacht sind, da8 er zuriickgoblioben lst und kindhalt lm Altor dor Pubert6t gobliobon letr das gohOrt zum Typus gowiesor opilopsoidor Nouroson. Josue ist in eoinon tlofston Instinkton unhoroisch: or kEmpft niol wor otwas wio oinon Held ln ihm eleht wio Ronon, hat don Typus rnrlgErlsirt ins Unorkonntllcho.
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lUan fiihlo ondorersoits solno UnfEhlgkott' stwas Goistigos zu vorstohenr das lVort Golst wtrd ln solnom MFndo zum Mi8verstEndnils! Nicht dor ontforntosto Houch von'Wisson' schaft, Geschmock, goietigos Zueht, Logik hat dioeon hoiligon ldloten ongowoht so wonig ols lhn das' Lobon beNiomand hot Natur? Goestz,o dor Natur? riihrt hat. lhm vorrethon daB os olno Natur giobt Er konnt nur morollscho Wirkungow Zeichon dor untorston und absurdeston Cultur. Man muB das festhaltonl or lst ldlot lnmitton oinos sohr klugon Yolkes ... Nur dofi solno Schiilor os nlcht waron - Poulus war Eanz und gor koin ldiott - doran h6ngt dio Geschichto dos Chrlstonthums. (S. 29)
Nietzsche nennt den neuen T1pus, den er will: Immoralisten, freie Geister, etc., es gibt da ein ganzes Lexikon von Bezeichnungen. Das sind die, die aus den Abwdssern des Christentums (denn das Christentum ist ia gar nicht rnehr
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christlicho sondern ist so ein Mischmasch in der Moderne) kommen und den harten Versuch machen, die antiken Verte, die nun durch das Christentum umgewertet worden sind, wiederzugewinnen, n6mlich: was Tugend, was Zacht heifSt und so weiter. Der in diesem Zusammenhang entscheidende Satz des Aristoteles ist, dafi viele Menschen - phpei - kdrperlich Sklaven sind, andere eben - phXnei - freie Menschen, natrfrlichen'eise. Das kann ein Christ nicht akzeptieren. Er kann akzeptieren, dafi ein Mensch im Stande der Sklaverei lebt. Das kann er akzeptieren. Denken Sie nur daran, was Paulus riber den entlaufenden Sklaven schreibt. Einer der herrlichsten Briefe iiberhaupt, der nuancierteste, pers6nlichste Brief, den er wohl aus Rom schreibt, aber ich bin da nicht sicher. Vie immer, alttestamentlich oder neutestamentlich, iedenfalls ist Christus fiir alle gestorben, und es gibt da kein phJnet" es gibt weder Sklave noch frei, weder ludo noch Grieche, weder Frau noch Mann (Galater 3, 28). Das ist derselbe Paulus, der dann sagt Die Frau soll in der Gemeinde schweigen! Darfiber kann man sich dann unterhalten, wie eins zum anderen kommt, also iedenfalls ist das keine Glosse, wie die Feministinnen ietzt annehmen. Die Utopie ist, dafi sie alle eins in Christo sind. Und die Utopie Nietzsches ist eine andere. Und ^$ar eine prinzipiell andere. Iflenn - und hier ribernehme ich ein Vort Max Vebers - die ,rchristliche Verblendungn, zureid, komtausend Jahre Verblendung men wir zuriick zu den Urtrimlichkeiten, und da kdnnen wir uns nicht davor wegschleichen. (Dtt ist in Wissen' schaft als Beruf.) Veber ist die Summe von Nietzsche und Marx auf der Ebene dessen, vas man heute Soziologie nennt. Die Motive von Nietzsche und die Motive von Marx sind von ihm in einer besonderen Veise ineinander ge' webt. Vas Nietzsche will, ist, diese christliche Optik losverden. Wir tragen noch christliche Brillen, obwohl die nicht mehr fiir die Augen passen. LJnsere Augen sehen anders, und die christlichen Brillen sind ktinstlich. Und venn die ktinstlich sind - und eben das ist die Kritik der Moderne -, dann ist die Frage: was ist nun der Mensch riber das zweibeinige Tier hinaus, das viel LErm macht?
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Der Mensch, so Nietzsche, hat ein Ziel, ndmlich Erkenntnis. Erkenntnis, dazu braucht man Muf3e. Mufle heifit, dafi andere die Arbeit leisten. Das ist Aristoteles selbstverst6ndlich. Man hat sich dann so geholfen, daf3 rnan sasre: Heute ist kein Sklave mehr n6tig, daftir haben wir di! Technologre. Das aber hat Nietzsche durchschaut, daf} die Technologre nicht eine Befreiung ist, sondern dafi es darauf ankommt, wer der Herr der Technologie ist. Ver beherrscht sie? (Es g.bt ein Buch von Hugo Fischer, das mal ein Buch riher Lenin s/ar, dann aber in der Biedermeier-Periode nach dem zs'eiten Krieg hief3: Wer sind die Herren dieser WeltP Hugo Fischer war Kulturphilosoph in Leipzig, ein selbst6ndiger Denker, geh6rte am Rande zu dem Viderstandskreis. Das Buch lohnt sich auch noch in der verfElschten Form zu lesen. Er hat auch eines der wi chti gsten Nietzsche-Bricher geschrieben.@) Dio Frage, die ich gestellt habe, ist: Velches sind Nietzsches Gegenbilder? An was entwickelt er die Geschichte der D6cadence? Und wenn ich ietzt durch den ganzen Nietzsche blicke, in welcher Ausgabe auch immer, glaube ich sagen zu k6nnen, dafS sich ein vandel vollzieht von Sokrates zu Paulus als Beginn der D6cadence, und za.ar der platonische Sokrates (fast mit dem Verdacht, daB Plato noch ein Mann der Aristokratie war, der durch diesen Sokrates entmannt und zu einem Philosophen wrrrde: Nietzsche empfand Plato gebrochen durch- Sokrates, so wie der gr6fite C'eist, das Genie des 17. Jahrhunderts, Pascal, gibrochen durch das Christentum. Wer sictr das genauer vor Augen fiihren will, soll sich alle Pascal-Stellen bei Nietzsche zusalnmenstellen und sehen, mit welcher Faszination und Fforror er von Pascal spricht. Denn da kann er ablesen, was das Christentum aus einern freien Geist - Mathematiker, Genie, Philosoph, er hat ihn weit riber Descartes gestellt - macht). Ich glaube, dafi diese Erfahrung mit Paulus Nietzsche in die tiefsten Intimit6ten verfolgt, mehr noch als die s Hugo Fischer, Wer soll der Hen diaser Weh sein? Eine politisclw Pldlosophie, Stuttgert 1962. t Hrrgo fir"l"t, oder die Phitosophie da Argerni*sw, Niitzsche Apstda t931. Eftrt
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sokratische Gefahr. Wenn Nietzsche in dem ntierten Text von dem ldioten, ia heiligen ldioten spricht, dann ist das ein Hinweis darauf, dafi er in Nizza diese Trouvaille machte in einem Buchladen in franz6sischer Ubersetzung der Erzdhlungen und der Confessio des Kellerloch-Menschen von Dostoievski, wo er sozusagen urchristliche Mentalit6t riechen konnte. Das schreibt er an Peter Gast, an Brandes, seinen ensten Interpreten. C*org Brandes schreibt zurrick: das ist ein ftirchterlicher Kerl, dieser Dostojewski! Nietzsche ist nicht daran interessierto wie ftirchterlich er urchristist, sondern daran, daf3 frir ihn di lichen Mentalitdt in diesem Dostoievski Efi@ube nicht, dafi er den ganzeln Karamosow kannte, obwohl natiirlich der Ausdruck ,,heiliger ldiot" an Alioscha denken l6fit. Aber das sind Fragen der Philole gie. Die bedeutendsten Schriften riber Nietzsche und Dostoievski stammen von dem Russen LeqSchestow. Ich vemreise Sie auf dessen gewaltigen Aufsatzl"Fler Dostoieunski in dem Buch Auf Hiobs Waage. (Ich habe Suhrkamp vergeblich gebeten, es neu aufzulegen; sie haben nicht einrnal den Verlag ausfindig gemacht.6t) Und dann sp6ter noch intensiver in dem Buch Athen und fennalem62, in dem Schestou' die Geschichte Nietzsches etwas metaphysisch riberspannt, aber eben doch was verstehend, wenn er aufzeig!, dafS Nietzsche vom Fall spricht, dafi DEeadence auch etwas zu tun hat mit dem Fall des Menschen, und nicht nur eine Geschichte des Ver-falls ist. Der Fall im biblischen Sinne. Hinweisen m6chte ich Sie auch auf die grofiartigen Passagen - Catholica non sunt legenda = bei Hans LJrs von Balthasar im zweiten Band d,er ApokalXpse der deutschen Seele, von der nur der erste Band neu aufgelegt umrde unter dem Titel Prometheus.a Dagegen faspers, Nistzsche 61[-€o Schestow, Auf Hiobc Waoge, ilhr die Qunllen der ewigen Wal* heiien, I.q'nbert Schneider, Berli'. 1y29. @ Leo Schestow, Athcn und Jennalem. Versu,ch einer religiilsen Philosu phie, Graz 1938. a Hans Urs rron Belthasar, Die ,\polalypse dar deu'tsahen $eeh, Sahbnrg 193711939; ders, Prcmetlrcw. Studien zur (hahich.te de.s dedsohen ldnalismw, Heidelberg 1947.
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Zwrrpn Tuu
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und dos Christentum unirde ich nicht als Magister-Arbeit annehmen.e Da sind ein paar Stellen zusammengetragen? aber das Buch geht an der Problematik vorbei. Der zutei' te, von dem man was lernen kann, in aller Zerrvng, ist Bertrarn" dieser Freund von Thomas Mann, Georgianer, der Paulus und Nietzsche vergleicht.G Natrirlich den nordischen Paulus, nicht den semitischen miesen, kleinen, wie er geschildert wird im Paulus- und Thekla-Roman in den neutestamentlichen Apokryphen. Nein, der dfirersche, aufgenordete Paulus. (Ubrigens: das Vort ,,nordisch* mufi man nicht gleich ,,rrazi' lesen, das geh6rt zum expressio' nistischen Traditionsgut. Sie finden es ebenso in Ernst Bloch, Geist der Utopie, ,,gotisch", ,,nordisch* etc. Man urtifite nicht, was mit Ernst Bloch passiert w6re, wenn er nicht Kommunist oder Jude gerresen wiire, oder beides. Er selber hat ia darfiber nachgedacht in einer sehr tiefen Veise in dem Buch Erbschaft dieser Zeit: wie die Nazis echte Motive entfiihrt haben und man sie ihnen etr,tzie,. wollte.ffi Das war ia das Programm Beniamins: die hen \ \ echten Motive der Reaktion zu entreif3en, hinein ins Fein\esland, rlrn dort diese Motive einzusammeln.) war vielleicht der einzige, der verstanden hat, " Nietzsche worurn es zwischen dem Christentum und dern letzr geht. Er hat verstanden, daf3 es bei Dionysos oder Christus beiden um das Martyrium geht, um das Leiden. Nur hat dasselbe, das Martyrium, einen anderen Sinn. Das Leben selbet, sagt Nietzsche, seine ewige Fruchtbarkeit und Wiederkehr, bedingl die Qual, die Tntetdrung' den Wilim len zltrr Vernichtung. Im enderen Falle, nimlich ale christlichen Falle, gilt dae Leidon, ,rdor Gekreuzigte der Unschuldige", &le Einwand gegen dieses Leben, als Formel seiner Verurteilung. Man errdft Das Problem ein chris ist das vom Sinn des Leide Der Gott am Kreuz - darob ein
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a Kerl Jaspers, Nietzscheund d.osChristentum (1946), Mrinchen 3. AuIl. 1985. 6 Ernst Bettra'r Nietzsche - Vereucheiner Mlrtl*logt", (1918r TAuIt' 1929\.10. Auft Bonn 1989. 6 Ernsi'Bloch, Drfuolnft dieser kit, Enreiterte Ausgebe,Frankfurt 1985; &ist der ucopie (1918, Zweite Fassung 1923), FrenHu.rt 1985-
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um geht es im 1. Korintherbrief - ist ein Fluch auf das Leben, ein Fingerzeig, sich von ihm, n6mlich vom Lebon zu erl6son. Der in Stiicke goschnltleno Dionysos dee Lobens. Er wird ewig wie' iet eine Verheiflung dergeboren und aus der T,rltatilrung heimkommen.GT Das finde ich ganz grofiartig. Und alles in der Moderne des 19. fahrhunderts spricht frir Nietzsche! Denn in einem monistischen Universum Srbt es keinen Exodus, glbt es keine Transzendenz. Und dann ist das Leiden immanent zu erkl6ren, ob manos will oder nicht. Wenn man sich nicht total behigt und mit sich mogelt, und Forrnen statt Erfahrungen sprechen ldfit, ist da ein schwe re Problem! Man kann sich darrlber nicht tiuschen' urenn man modern sein will - und ich kenno keinen, der Protestant ist, der nicht modern sein will: Die Moderne ist Und die paai--Versuche, also ein imm@ t" ein bifSchen Theologie da "ttf,"i", "a das ist eine Literatur, die es gt!a, die hineinzumogeln, eine gebildete Offentlichkeit des gebildeten Deutschlands interessiert. Naturwissenschaftler gelten ia als besonders glaubwtirdig. Wie Herr Einstein es so genau wuf3te, dafi Gott nicht Viirfel spielt. Vielleicht spielt er VrirfeMch sehe nicht, aus welchen physikalischen Theorien iiber Relativit6t, wofiir Einstein zustdndig ist, man riberhaupt folgern kann, dafi Gott nicht \[iirfel spielt! Er spielt Viirfel. Daf3 zvei mal zwei vier ist und nicht fiinf, das ist eine Ent e war und mit moderner Vissender ia auch:ffiIdiot schaft was zu tun hatte. Es -geht einem ein so wie ein guter Vein, daff Gott nicht Vtirfel spielt. Und niemand wagt zu fuagen: vielleicht spielt er Vrirfel? Denn Pauluso Gott spielt \trtirfet. Er erwdhlt und verdammt. In der calvinistischen Form ist das ein Vtirfelspiel. Man wird geboren zur Erw6hlung und wird geboren zur Verdammnis. Gut, es ist viel komplizierter, aber im Prinzip ist es doch so, dafS Erw6hlung Vrirfelspiel ist. Und *ir, - sowenig wie der Topf nicht den T6pfer - fragen k6nnen, wamm er uns so geschaffen hat. d F. Nietzache, Werle in drei Bd.nden, lll,
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Ich will nur sagen, dafi Nietzsche eine ga;n.zgewaltige Frage gestellt hat, die durch Akkomodationen seit Jahrzehnten - das geht ietzt schon tiber hundert Jahre - nicht einen Schritt weitergebracht worden ist. Und es ist etwas oanderes, ob man sich entschliefit, *ie auch immer, den f Kosmos als immanent fud ggq@&'-ig zu verstehen, oder {ob man das Vunder ftir m6glich hilt, "4ig$usnahme. Wir lsind immer beim selben Problem, obnfri ;'J;iA=*iiber Carl Schmitt der riber Nietzsche behandeln. Die Frage ist, ob man die Ausnahme ffir mdglich hdlt - und an der
nicht, dafi ich nicht merke, was die metaphysischen Pr6missen dieses Denkens sind). Die Frage ist: Wie kann man transzendent christlich rfber das Leiden denken? Von welchem Punkt her, draufien, l6Bt sich das Leiden beschreiben? Voher das Recht von Gott am Kreuz als Angrrff auf das Leben, auf diese unendliche Wiederholung, die Nietzsche dann als metaphysisches Bild erarbeitet. Nietzsches Eifersucht auf Paulus geht noch u'eiter. Er denkr sich, dafB Paulus eine grofle ekstatische Erfahrung hatte: Damaskus. Ich habe hier nicht die Zeit, das philologisch d la lettre zu beweisen, aber ich k6nnte es - dafi Nietzsche seine Erfahrung, den Mythos der ewigen Viederkehr, als ekstatische Erfahrung deutet, und n ra;r mit Metapherry*ui en er das Damaskus-Erlebnis schildert. Dip ewige Wied der metaphysische Schltissel is von allem, er des ontologisch (na, zum V s/enn Sie wollen, k6nnen Sie das W uchen, obwohl ich dieses Kunstwort aus dem 17. Jahrhundert fiir total riberfltissig halte) das Damaskus-Erlebnis der rneta"ririst fiir Paulus. Es heif3t in einem physische Schlffssel Gedicht, Sie kennen es sicher alle auswendig, Der gro$e Mittag: ,,Eins zu zwei I Und Zarathustra gng vorbei*. Hier wird auf wirkliche Ekstase angespielt. Und Nietzsche schreibt in einer sp6teren Exegese dieses Gedichts, daB wir, das heifit so wir Normalen, tiberhaupt nicht wissen, was Inspiration heifit. Er weif3, was Inspiration hei8t, denn er ist geschiittelt worden, aber eben antichristlich
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geschrittelt, und nicht zuf6llig. Da soll schon einer kommen und sagen, daf3 er da khiger ist. Dafi er da was gefunden hat. DafS er da Auswege gefunden hat - nicht Akkomodationen, das ist kein Kunststrick. Yon Akkomodationen lebt eine galrrzeKultur, die mufl sie haben$iff ;l- '' erplodielen. Mindestens die Elig wtirde-explo vfir&ffiicia ,)..n dieren. Menschen leben ihr Leben und haben es immer g gelebt, abet die Elite braucht fr(ohdrenzen. Und dann ist Nietzsche nocllxureiter gegarlngen:Er hat - so ielcn meine Ansicht -, *i" Sie wissen, sich ia ein Geldchter gernacht aus dem Renan, mit Recht. Der Renan, der sowieso nichts anderes tut als die Fopul6rausgabe von David Friedrich Strauf3 auszuschreiben und sie in Franz6sisch mit franzdsischem Pfeffer zu verbreiten. Er ist derjenige, der von dem Genie und dem Heros spricht. Da ist er wirklich wild geworden, und n$ar bis in die Physiologie hinein. Man soll sich da nicht t6uschen. Das ist sozusagen eine Realtion auf diesen Heroenkult, Nietzsche als Held, etc. Nietzsche selber aber spiirt im Zarathrntra, der ia eine Art Parodie der Bibel ist, daf3 eine neue Phase der Menschheit mit ihm beginnt. Er hat ja recht, es beginnt eine neue Phase! Die Krise des Atheismus ist eine solche, \ in der man nicht im6Ei aufbbialen $eiten sein kann, ,l Christus oder Barrabas. Sondern das ist eine Entschei- i dort& und er hat sich entschieden fiir den Atheismus als' der impliziten Mentalitdt der Moderne. Daniber ist viel zu sagen: da8 es einen methodologischen Atheismus der Vissenschaft glbt, ,,etsi deus non daretur" [in: Pufendorf, De il.tre belli on pacisl ist ein Prinnp des 17. Jahrhunderts, man muff Wissenschaft unter Das dieser Hlpothese treiben, als ob es ist zundchst methodologif,cfrF.emeint, aber die Bremsen werden riberfahren, und aus dem methodologischen wird ein substantieller Atheismus. Es gibt immer noch Ausnalrmerr? es gibt immer noch Leute, die sich den Gott als Volkenkuckucksheim vorstellen, oder weil wir nichts wissen k6nnen, Dubois-Reymond in Skeptik und Clnuben.s Aber s LJnter diesem Titel nicht euffindbar. VgL EmiI Dubois-Reymond, crdge ilber Philosophie und @selbclnft' Hanb'urg t974.
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Zuartnn Tnru Vnrnrxcnr
der Trend ist eindeutig. Nietzsche weifS oder spiirt irn Zarathustra, daf3 er mit dem Held kein Geschdft machen kqnn gegeraChristus. DafS Christus kein Held ist, ist ga schenlc. Aber das Heldische dagegen auszuspielen, *,ie es dann die bl6den Baeumlers oder wie heifSt der Kerl?, Bertram etc. wollten, der Nietzsche also, der dann in die 83Miihle kommt (in die er nicht geh6rt, aber die auch ohne ihn nicht m6glich w6rg) ist nicht Nietzsches Veg. Im Zarathwtra spricht Nietzsche vom ,rflberheld', vom sich-verschenken. und mit diesem Oberhelden will er in der dionysischen, immanenten Welt, wo das Leiden sich selbst begrrindet und Zerstdrung und Geburt immer wieder sich wiederholen in ewiger Wiederkehr, eine Gegenfigur aufbauen. Er versucht also, bis hinein ins Geheimnis des christlichen Mysteriruns vorzudringen, wo das Paradigma I ein Sich-Verschenken, ein Sich-Verstrdmen ist, dionysisch f umzudeuten. Das ist sein Versuch, und den hat er, glaube ich, koh6rent durchgehalten bis in die letzten sogenannten Vahnsinnszettel. Die sind tiberhaupt nicht urahnsinnig, sondern ich wiire bereit, noch ietzt einen Kurs zu geben riber die Wahnsinnszettel von Nietzsche, urn ar zeigen, dafi sie alle dieses Thema durchhalten. Und auch die Briefe an Burckhardt, die schon Burckhardt als verwirrt ansah und sie Overbeck mit den Worten tberreichte: ,,Fahren Sie nach Turin und gucken Sie mal nach, was da los ist!", was er auch tat. Diese Briefe sind theo retisch kohdrent sie sind psychisch vervirrt. Sowas schreibt man nicht an einen Elteren Universit6tskollegen, aber das liegt auf einer anderen Ebene. , Die sogenannten Wahnsinnszettel reden durchgflngrg von _-Aieser Sache: Dionysos gegen den Gekreuzigten, Dionysos Gekreuzi gter. Das ist Nietzsche. Nt \. Unfnun wilt ich den Ubergang versuchen, indem ich ein Zitat von Nietzsche bringe, das mir nicht unwichtig ist. Nietzsche ist nimlich iiberhaupt nicht unsensibel, dafl mit dem Christentum sich was profunde ver6ndert hat in der Seele der Menschen. Es lst nlcht Eonz unm6gllch, deB auch dlo Soolon dos Paulus, doe Danto, dos Calvln und lhrosglolchon oinmel ln
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dlo schouorllchon Gohsimnlesoeolchor wolliiets der lllacht olngodrungon slnd.@ AIrg er merkt, das sind keine eindeutigen personen. Noch wichtiger ist mir das zcreite zitat, J.r ziemlich allein dasteht im Nachla8: Alle tloforon Monschon srnd dorln olnmfithlg - os konmt Augustln, Paulue zum Bowu8tsern - a"a unsoro _L_ut|'or, Moralit6t und doron Broignlsso nlcht mit unsorom b ow u I I o n Wtllon elch deckon.m ver das verstanden hat, hat von paulus mehr verstanden von lnd {uqrstin und L'ther als in der normalen Exegese dazu zu finden ist. Nf,mlich all diese verstehen, dafi tru Ieh nicht am steuer sit'r- im Menschen. Dafi der autonome Mensch, das lch, nicht am steuer sitzt, sondern dafi hinter diesem KrEfte am verk sind, die den beurufiten willen unterlaufen. Nicht tibersteigen, sondern unterlaufen. f*es.b$flta rr-eun_rnarr's auf eine Formel bringen will, dafi q--:-*.....=_:
Trag er am
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ist dieFr"T?*.k"'l desGe:11.::g,l:-?=Tfs l+li,esen, \ffi;n;biss"Jl nE CC*#;, d"r" ;E;-;;[
nicht entzi.* hen kann. Rdrirer 7, ia? und sein zweitervorcrurf: dag r
das christentum das opfer hypostasiert und nicht ablf schafft, es also perpetuiert. Da- soll einer kommen und li wirklich einmal theo_lgsisch etwas dagegen sagen! Es ist bei Nietzsche ein tief humaner Impuls' iw* die verstrikkung von schuld und vers6hn,rttg, i"r die gesamte "i paulinische, aber auch schon alttlstamentliche D]alektik beruht. Dieser immer wieder sich putp".rrierende lceisif von schuld, opfer und versdhnung soll durchbro"h"n f werden, um eine unschuri des %;;; ("t" 'ein { Ausdruck von "ndli"h Nietzsche) herzustellen. Ein \[erden, " sein selbst, das nicht schuldig ist. wihrend paulus in der Tat meint, Mensch und Kosmos sind schuldig [R6m. Buah2, S ll3. *iA"ry"riice, fbagninte Ifticischestudienawgabe,Hrcg.: No"!q.lo"*se-ne e G- colli / M. Moaiinari,_1885-BT, MfrncheaiB"rliotggs, Bd. r,,zr"2rL.'
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Zvunsn Tnn : Vrnrnnrcnnr
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17,7-251. Schuld, die durch das Opfer und Vers6hnung laufgehoben werden kann. Gerechtfertig. Aber welch un[geheurer Preis wird in dieser Verstrickung gezahhl Velch \rngeheure Grausamkeiq aus der kein Entkommen ist! Alles andere an Kritik des Christentums ist nicht der Rede wert, ist sozusagen negotiable, wie wir bei Vertrigen sagon, aber dae nicht. Das ist eine Grunderfahrung. Ich bin ja Pauliner, nicht Christ, aber Pauliner, und ich meine, den Gegner muf3 man so stark wie m6glich machen. Sonst ist es uninteressant. Mit einem C,egner, den ich sofort lahmlege, lohnt es nicht weiter zu reden. Und da kommt Freud ins Spiel. Freud ist auch - darriber kann man Dissertationen und Habilitationen schreiben - von Nietzsche sehr abhingig. Es Stnigso weit, dafi er ihn zu lesen ablehnte, weil er ihm zu nahe war. Aber das ist Philologie, die ietzl hier nicht wichtig ist. Freuds These, 'wenn man sie einmal bedenlc, nachdenkt, ist, dafi Schuld konstitutiv fiir den Menschen ist. Dafi man dem nicht entgehen kann. Der Odipus-Komplex heifit, daf3 das I, Kind schon eifersrichtig ist auf den Vater und ihn errnorI das klingt, I den will, denn es will die Mutter. So primitiv t aber das ist die These. Ich bin ietzt nicht berufen, diese These zu begrrinden oder abzulehnen oder Beweise dafiir zu bringen, sondern ich will nachdenken darriber,.was sie impliziert. Sie irnpliziert, daf3 man iiber diesen Odipus nicht springen kann, denn jeder beginnt als Kind. Vas ribrigens die Revolutioniire nicht bemerken; nehmen Sie Marq Babeuf oder wen Sie wollen: Da sind alle Menschen schon en'achsen und handeln. Wie sie dazu kommeno das steht dort nicht. Sind schon alle da, fertig. Aus der Pistole geschossen stehen sie da und revolutionieren. Der einzigeSatz, den ich anfiihren k6nnte, ist: ,,Ver erzieht die Erzieher?' in der Feuerbachschen These. Aber auch das sind schon Erwachsene. Daf3 es ein Kind grbt, daf3 das Kind Triebe hat, dafi diese Triebe mdrderisch sind? wer hat das im 18., 19. Iahrhundert denken k6nnen? Dafi das nicht riberwindbar ist! Nicht, weil Herr Heidegger dann eine Ontologie des Gewissensund der Schuld schreibt, abgezogen von Realia. Ich will dartiber nicht reden, das ist frir Philosophen.
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FnrBontcnNnrzscns uno SrcrawpFnruo
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Sicher Stbt es einen Aufkl6rer Freud, einen l9.-Jahrhun' dert-Freud. Den Freud, der aus der Psychoanalyse letztlich eine natun'issenschaftliche Technik machen will. Nur dann ist es koscher. Das ist der 19.-Jahrhundert-Freud. ,,Vo Es war, soll Ich werden.* Als ob es sich um die Trockenlegung des Zuider-sees handele. Man kann also Teile des unbewuf3ten, des Es, dieses Chaos trockenl egen. Das gibt es bei Freud. Aber das Endert nichts an der Grundsituation: da:[3 der Sohn m6rderisch ambivalent zu dem Vater steh1. Gl*
-m-ftEendi-
gen Vater, den er umbringen will, sondern durch den toten Vater, der noch viel m6chtiger auf ihn wirkt. Wenn man so Freud hermeneutisch liest, nimlich als Selbstanalyse (Traumdeutung und andere Werke), dann 1 r bemerh man, dafi im Zentrum eine ga;nz tiefe Arrse-in- i I ander_setzung-gU4-a-l-P*feblgmder Schuld.-s-tebt.Und mar.r .1[ dafi Freud fast gegen die Intentionen seines aufffiih, klirerischen Ambiente, dem er seine Erziehung verdanlc als Schriler von Charcot und lanet in Paris, daf3 er also, und das ist das Genie Freuds, sich.p-e-!b-qt-tilerytrde1,.fii dafS seine Einsichten gr68er sind- als seine Absichten. fi Sie vissern, von groffen Themen halte ich wenig, wennt i man sie nicht durch das Nadeldhr der Philologie durchftihren kann. Aber ich m6chte mich dafti,r stark machen, daf3 der Freud, der mit der Grunderfahrung der Schuld sa tun hat, ein direkter Nachfahre des Paulus ist- Ich m6chte Ihnen das vorftihren an einem Buch, das Freud - man kann sagen: fast sein ganzes Leben verfolgt - Der Mann Moses. Seit 1973 arbeitet er daran. Das Buch ist eine Provokation. Jeder Schndsel, alttestamentliche oder dgptologf.che, kann sich hier ergehen: absoluter lJnsinn, Mo"" ak Agypter, Mose umgebracht und so weiter- Darauf beruht tti"ht die Freudsche Analyse, obwohl sie sich dieser Knicke auch bedient. Freud den}C nach, was ein Vater ist und was eine Vater-Religion ist. Wie sie, gerade durch den toten, gesteinigten Vater, st6rker prflgend ist, wie auch der get6tete, g".ttittigt" Mose noch stirker wirlc auf die Meute' Den["r, Sie an Kierkegaard. Nattirlich braust die Meute auf gegerr den Mirtyrt-t. E wird ia zum Mdrtyrer, indem sie
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Zvrnpn Tnn.: Vnnnrcmr
ihn erschlagen. Und der allein kann das beschwichtigen. Dieselbe These in einer Variante ist die These von Freud in ,rDer Mann Mose'. Die meisten Interpreten, die A und A verbinden, denken sictr, der Jude, wie heifft er? Sigrnund Freud, was liegt ndher, als dafi er sich in Mose spiegeht Nichts dergleichen. Aber das finden Sie in franz6sischen Brichern, in deutschen Brichern. Uber das MoseBild des Michelangelo hat Freud ia einen anonyrnen Artikel geschriebenTr - ufarurn anonym, mrif3te man noch erklEren. In der lGrche San Pietro in Vincofi - Mose, der t! seinen Zorn im letzten Moment zusarnrnenballt und eine -'{. ungeheure Euhi busitrahh._ (Ob dar "i"htig-;driT.fr"h interpretiert ist bei Michelangelo, ist eine andere Sache. Dartiber hat Meyer Schapiro gehandelt, ein amerikanischer Kunsthistoriker von gan4 ganrz hohem Rang.7z) Sicherlich hat Moses Freud beschdftigt, aber nicht als Identifikationsfigur. Das ist ein Subversionsprogramm. Wie kann man das Gesetz aufheben? Denn das Gesetz heifit ietzt nicht nur das mosaische Gesetz, das hei8t es auch, sondern das heif3t das brirgerliche Gesetz, die brirgerliche Sitte, die dem Menschen die gannzenNeurosen bringt, die viktorianische Welt, die Freud ia in seinen ersten F6llen behandelt. Sie wissen vielleicht, dafi der Ob.tgu.,g, wo Freud zu sich selbst kommt, "d-gt-lJb"rgang ist von l!9g Technik der Hypnose zur Technik der Erz*flilfiiifl Sein Lehrer Josef Brduer arbeitete nur mit Hypnose; sein bekanntester Fall war die Berta Pappenheim. Wir kennen die Frau und ihre garrrzeGeschichte, sie ist sp6ter eine garlnzbedeutende Frau geworden. Das hat sich im iridischen Vien alles abgespielt. Sie war aus orthodoxer Familie, das muf3 man wissen, sonst versteht man den ganzerr Fall nicht, der. hier gelaufen ist. Und Josef Breuer hat eindringen wollen und ist eingedrungen in Tiefen, die bisher verschlossen waren, in Konfessionen, die sie selbst nicht rlber die Lippen brachte, durch llypnose. t'
,rP9" Moseg des Michelaqgelo', ia: Studienousgvbe Bd. 10, 9. AuIl.
1989,pun\.
2 Die Arbeit von Meyer Schepiro het sich uicht nechweisen lassen- Ygl. i"do"h M. Scbepir6, ,,Leonirdo end Freud: Ar fut-Historical Srrrd/, in: Journel of the History of ldeas XVII 1956, t47-l'78.
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FnrnnnrcnNnrzscnn unp Srcuwo Fnnuo
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Freud hat das nicht bestritten, aber sein Einwand gegen die Hypnose als Technik war, dafS sie nur vorfibergehend wirken kann, Und er urar iiberzeu$, dafi eine andere"Methode erfunden werden muf3, das Erzdhlen, die narrative Methode. Vas geschieht in der klassischen Analyse? Es sitzt der Analytiker hinten, guclt gar nicht den Patienten an. Der liegt auf einer Coucho und er redet, und er redet. Er kann reden eine Voche, Monate, und irgendi'ann mufi irgendwas klicken. Aber das kann man nictrt voraussehen. Die Geschichte ist kein a priort, man muf3 sie durchgehen, man mufi sie durcharbeiten. Und dann kann I-6sung eines Knduels auftreten. Das ist eine sehr teure Weise. Man hat dann Verktirzungen und Verbilligungen erfunden, aber Freud in seiner strengen ifidisctr puritanischen Form hat nicht nachgelassen bis ans Ende 1938 in London. Und das einzige Buch, das er in dieser Phase noch vollendete, ist Der Mann Mose^s.(Die folgenden Zitate nach der Ausgabe Bibliothek Suhrkamp 731, Frankfurt 1964.) Ich mdchte Sie ietzt um Ihre Geduld und Aufmerksamkeit bitten, wenn ich Freud in lEngeren Passagen aus diesem wiehtigen Buch zu Vort kommen lasse: Keln endoros Stiick dor Roltgionsgoschlchtolst uns so drrrchslchtig gowordon wlo dlo Einsetzung des Monothelsmus lm Judontum und desson Fortsolzung im Chrlston' tum, wonn wlr die Ehnllch liickonlos voretEndlicho Ent' wicklung yom dorlechon Totom aum monschllchon Gott mit eelnom rogolmEfiigon Bogfoltor beleolto lasgon.(Noch iedor dor vlor chrlstlichon Evengoliston hat soln Lioblingstlor.) Laseon wir vorlEufig dlo pharaonischo Wolthorrechalt als Anla0 liir das Auftouchon dor monotholetischon ldeo golten, so sehon wir, dafi dloso von ihrom Bodon losgolflst und auf eln ondores Yolk iibertragpn, von dlosom Volk nach oinor longon ZoTt da: Lolsnz Bosltz orgrolft, ale kostbarstor Boeltz von lhm gohiitot wlrd und nun lhrorsoits das Volk arn Lsbon orhtlg lndem ele ihm don Stolz do;.Auserw8hltheit schonkt Es ist dlo Roltgion dos urvqlgre, on dio sich dle Hoffnung oul Bolohnung Auezoleffinng ondlich auf kniipfL Dloso lotztesaWunschphantaele, v9m V*oUhege=gheft iiidischon Volk t6ngst oufgogobon,lobt noch houto bol den Feindon doe Yolkoe lm Glaubon an dlo Vorschw0rung dor ,,TVoisonvon Zlon" fort (S. 172).
ZuremsnTEnr Vnnrncpn
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Diese Freudsche Stelle ist fiir des gesamten Antisemitismus.
mich die beste Erkl6rung
Be eehoint, daB oin wochsondos SchuldbowuBtseln sich dos iiidtschon Volkos, vlollolcht d6r gDfrAn difihTllgon Kulturwolt bomEchtlgt hatto ele Vorl6ufor dor Modorkohr doe vordrEnglon Inhelts (S. 113). So interpretiert
er die \flende
der Zeiten.
Bis dann olnor ous diosom iiidischon Yolk In dor Juetifrzlerung olnos politlsch-roligiOson Agitatore don AntoB fand, mit dom eino nouo, die chrlstllcho Roltgton elch vom Ju. dontum abl6sto. Paalus, oln riimischor Juds aus Tareue, Fill dlesos schuldbowufitsoin ouf und fiihrte os richtrg aul selno urgesehlchtlicho Quollo zuriick. Achtung,
hier gilt mir iedes Vort.
rische \trahrheit.
,,Richtig',
das ist histo
Er nannto dioso dlo ,rErbsiindo", os war oln Vorbrechon gegon Gott, doe nur durch don Tod gesiihnt wordon konnto. Mit dor Erbeiindo war dor Tod ln die Wolt gokomrnon. rilirklichkoit war dles todwilrdlgo vorbrechon dor l]tord In 'iI om spEtor vorg6ttorton Urvater gowoson. Abor oe wurdo nicht die Mordtat erlnnorL sondorn anstatt dosson lhre siihnung phantasiort, und darum konnio dloso phontasio als Erldeungsbotsehaft (Evangotlum) bogriiBt wordon. Ern .sohn Gottos hatts sich els unschuldlgor t6ton losssn und damlt dio schuld Allor aul sich gCInonrmon. Es mu8to oln Sohn eoin, donn os lwer io oln Mord am yotor goweson. wahrschelnllch hotton Troditlonon ous orlontalischon und grlochlschon lllyrtorlon eul don Ausbou dor Erl6sungsphantaeio Einflu0 gononrmon. Doe wossntllcho on lhr schoint Peulus' olgonor Boltrog gswoson zu soln. Er wer oln im oigontlichestsn slnn roligids voranlogtor Monschl dto dunklon spuron dor Yorgangonhoit lauorton'ln sornor sooro, boroit zum Durchbruch ln bswu0toro Roglonon (S. 11S f.).
[...1 wir habon echon gosagt, da8 dio christllchs zosemanro dor hoillgen Kommunlon, ln dor dor GlEubtgo. Blut und Flelsch dos Hollands slch oinvorloibt, don .Inhalt dor alton Totommahlzolt wlodorholt, frolltch nur ln lhrem ztrtllchon, Vgryhrung eusdrilckondon, nlcht ln lhrom oggrosslvon {!o Slnn (S. 7r4).
Fnrnpnrcn NETzscHEurn StctrturvoFnnuo
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Das ist eine These von Robertson Smith in dem Bac}n The Religion of the Semites in der ersten Auflage, die er in England der Presbperialer gerufen vors Konsistorium - streichen mufite ftlr die zn'eite Auflage.Ts Nur, dafi Sie wissen, dafi das explosiver Stoff ist und nicht Literatur. Das ist heute noch ein gewaltiges Buch, und alles, was da gem6kelt wird, kommt nicht ran an dieses Niveau. Da stand Freud klar; er hat sich von den neuesten Moden der nicht Grunderfahrungen u/egLiteratur ethnologischen getrost verschlafen. man kann pusten lassen. Diese Moden Dte Amblvalsnz, dlo des VotoworhEltnle bohorrschtn zoigte eich obor doulllch lm Endsrgobnle dor rollgidson Nouerung. Angebltch zur Vors6hnung dos Vatorgottos bostlmmt, ging slo ln doseon Entthronung und Bosoltlgung oue. Das Judontum war sino Votorrollgion gowoson, das Christontum wurds olno Sohnosrollgion. Dor alto Gottvator trat hlntor Christus zurilck, Christus, dor Sohn, kam an soino Stollo' gunrz so, wlo os ln ionor Urzolt iodor Sohn orsshnt hatto. Das ist auch ein Beitrag zlum Problem des Doppelgebots im Liebesgebot: die Konzelnund seiner Radikalisierung auf den Sohn, auf den Menschen, der Vater ist tration nicht mehr mitgedacht. Paulus, dor Fortsotzor dos Judontums, wurdo auch soin Zoret0ror. Ssinon Erfotg donlrto or gOwifi ln orstor Linle dor Tatsocho, dafi or durch dio Erl6sungsidoo dae Schuldbowufitssln dor Nlonechholt boschwor, abor danobon aucb dem Umstond, dofi or dlo Ausorvfihlthoit soines Yolkos und lhr slchtbaros Anzolchon, dlo Beechnoidung, aufgab, eo daB dto nouo Rollgion olno unlvorsello, allo Monechon umfassondo wordsn konnto. Illag en dlosom Schrttt dos Paulus ouch solno porsOnllchs Rochsucht Antotl gohobt hobon ob des Mdorepruchs, don soino Nouorung ln iiidischon Kroison fend, Hier h6ren Sie Nietzsche. ,,Rachsucht', timent, das Genie der Tschandala,
das ist Ressen-
so wor doch damtt oln Charoktor dor olton Atonrollglon wiodorhorgoetollt, oino Einongung aufgohobon wordon, dio ?eTEllia^m Robereon S-itb Freib'urg 1899.
Tln Religbn of tlrc SemiCq(lB9ll894),
X
, I f I
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Zvunnn'frrr.: VnKIJNGEN
sls bolm tlborgong auf olnon nouon TrEgor, aul das iiidi. scho Volk, orworbon hatto. [...1 Dor Trlumph dse Chrletontums war sln ornouortor Slog dor Amoneprlostor ilbor don Gott lkhnatone nech andorthelbtausondithrlgom Intorvall und auf srwoltertom Schouplotz. Und doch wor das Chrletentum roligionegoschichtllch, d. h. ln Bazug auf dlo TVlodorkohr dos VordrEngton, oln Fortechritt dlo iiidlscho Rollgion von do ob gowlseormafion oln Fossll. (S. 115-116) Ich mdchte Sie aufmerksam machen, im Gegensatz zu arrde, der Zeit der dreif3iger Jahre, auf diesen herrrer Literatur lichen Stil, auf diese innere Freiheit. Lesen Sie Heidegger oder Carl Schmitt um diese Zeit, das ist ia alles aufgepeitschte Zeug, verglichen mit dieser letzten Ruhe und stilistischen Durchsichtigkeit. Uber die Thesen selbst ist noch zu reden. Ich will nur darauf hinweisen? wo riberhaupt die deutsche Sprache noch Heimat fand in dieser Zeit. Zum'Woson dos VetorvorhEltnlssos gohdrt dle Amblvolenz; es konnto nicht ausblolbon, da0 eich im Loufe dor Zoiton euch iono Foindsoligkoit rogon wollto, dlo olnst dls S6hne angotriobon, don bowundorton und gofiircbtoten Yotoi urr tiiton. Im Rohmon dor Mosss-Roliglon wor fiir don dirokton Ausdruck dos mdrdorlschon Vetorhasees koln Raum; nur oino mEchtigo Roekllon auf lhn konnto uurn Vorecholn kommsn,laqSehuldbowu0tso_lnwo_g.eq=_df gqpr_.=Eq.!L@_o,!,ig-
-!:e!q-q@eeD=gt*qffb@
und Our.-@ Diesee Schuld"voreiindigt bowu8tsoln, das von don Prophoton ohno Untorla0 wach gohalton wurdo, das bald oinon lntogrloronden Inhalt dos roligitlson Systoms blldsto, hotto noch olno ondoro, oborflEchltche Motlvierung, dlo eolno wlrklicho Horkunft gv schickt mosldorto. Ee ging dern Volko schlecht dlo auf Gottos Gunst gosotzton Hoffnungon wo[ton sleh nlcht orfiillon, os war nicht loicbt, on dor iibor ollos gollebton Illuslon fostzuhalton, do0 man Gottoe ausorwEhltoe Volk sol. Wollto man euf dloses Gliick nicht vorzlchton, s(D bot das Schuldgofiihl ob dor olgonon Siindhafdgkelt olne wlllkommone Entschuldtgung Gottos. lllon vordionto nlchte BesEoros' als von lhm bestroft zu wordon, wsil mon selno Goboto nicht hlolt, und im Bediirfnle, dloeos Schuldgefiihl, das unorsEttllch war und oue sovlol tlofsror Quollo kam, zu bofrlodigon, mu8to men dloso Goboto lmmor strongor,
FnrsDnrcn Nmzscns uxp Slcuutro FnBuo
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polnlichor und ouch klolnlichor wordon lasgon. In olnom neuon Rousch morollschor Askeeo logto mon slch lmrnsr nouo Trlobvorzlchte auf und errolchts dabol wonlgstone ln Lohro und Yorechrlft ethlscho Hdhon, dlo dsn endoron olton Y6lkorn unzug6nglich gobliebon woron. In diosor H6horontwicklung orbllckon vlolo Judon don zwslton Hauptcharoktor und dlo zwsito gro8o Lolstung ihror ReliSon. Aus unsoron Erdrlorungon eoll horvorgohon, wlo slo mlt dsr orstoron, dor ldes dos olnzlgon Gottos, zusommonhtngt" Dloeo Ethlk kenn ebor lhron Ureprung oue dom Schuldbowufitsoln wogon dor untordrilckton Gotteefoindschoft nicht vorlougnon. Sie het don unobgoschlossonon und unobschlle8boron Charaktor zwongsnsurolischor Rooktionsblldungpni mon errBt ouch, de0 slo don gohoimon Absichton dor Bestrafung diont. Dio woltore Entwicklung goht iibsr dos Judentum hinous. Dae iibrlgo, was von dor Uwotortrogddlo wlodorkohrto, wor mit der Mosos-Roligion ln kolnor Art mohr voroinbor. Das Schuldbewu8tsoin ienor Zoit war lEngst nicht mohr auf dos iiidtscho Volk boschrEnkt, os hotte als oln dumpfee Unbehagon, ols olno Unhollsehnung, doron Grund niomond anzugobon wu0to, ollo Mittelmeerviilkor orgrlffon (S. 772-171). Das ist die These: Dieses Schuldbeumfitsein hat eine universale, dkonomisch universale Gestalt angenorunen. Dio Goechicbtsechrolbung unsoror Tago spricht von oinom Altern der antikon Kulturl ich vormuto, eio hat nur Golegenhoitsursachon und Boihllfen zu lonor Vblkervsrstimmung orfalSt. Dlo Kl6rung dor bedriickton Situotion ging vom Judonlum ous. Ungeachtot ollor Ann&horungon und Vorberoitungon rlngsum war os doch ein iiidtscher lllonn Saultn aus Tareus, dor sleh als riimlschor Biirgor Paultn nonnto, ln dosson Golst zuorst die Erkenntnis durchbrach: lVir eind so ungliickllch, woil wlr Gottvotor gotOtot hobon. Und es
Erbsiinde und Erldsung durch don Opfertod wurden dlo Grundpfoilor dor nouon, durch Poulue begriindoten Roligion. [...] Boochtonsworl ist, in wetcher Woiso dio neuo Roligion slch mit dor alton Amblvalonz lm VotorverhEltnis ausoinandorcolzto, Ihr Hauptinholt wor uwor dio Vorsbh-
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Zmnr,n TsrL: W'rnrnnrcsr
nung mit Gottvator, dio Siihno dos on lhm bogongonon Yorbrochong, obor dls endero Solto dor Gsfiihlsboziehung zalgta slch derln, da0 dor Sohn, dor dio Siihno auf slch gpnommon, solbet Gott wurdo nobon dom Yator und eigontllch an Stolls des Yotorg. Aue oinor Yotorroliglon hervorgogongon, wrrrdo das Christontum olno Sohnesroligion. I)em Vorh6ngnis, don Vator besoltlgon za miisson, let oe nlcht ontgongon. Nur oin Toil dos iiidischon Yolkos nahm dlo nouo Lohrs on. Jono, dlo slch deseon woigorton, holBon noch houto Judon. Sio slnd durch dleso Scholdung noch echErlor von don anderon abgosondort ale vorbor. Sio muBton von dor nouon Roltgionsgomoinschoft, dis au8sr Judon ^Lg;4ttor, Griochon, Syror, Rdmor und ondlleh euch Gormanon aufgonornmon hoto don Vowurl h6ron, doB slo Gott gomordot habon. Alles andere sind christliche Vorwufi. f6llt:
Deizid ist der ia nur Kleinigkeiten. was Freud dazrr einletzt h6ren Sie,
" Unvorkiirzt wiirdo diesor Votwurf lautonr Sio wollon os nicht wahr habon, do0 slo Golt gomordot hebon, w6hrond wir oe ' zugobon und von diosor Schuld geroinigl wordon sind. Man sioht dann leicht oin, wlovlel Wahrholt hintor dlosom Vorwurf stockt. Warum es den Judsn unm6glich gowesen lst, don Fortschritt mitzumachon, don dos Bokonntnis zlum Gottesmord bol ellor Bntetollung onthlolt, wEro Gogonstond oinor besondoron Untorsuchung. Sio hobsn damlt gowiesermaBon olno trogiecho Schuld auf sich golodon3 man hot slo daffir schwor biiBon lasson. (S. 174-176) begitanen? Ietzt kann man erst eine Paulus-Interpretation auf einer ganz neuen Ebene. Ich habe im Grunde nichts anderes getan, als lhnen Prolegomena zu diesen FreudStellen vorzutragen, unteriocht unter die Philologre. Aber dieses ga;fizen \[erkes, das za an Gr6f3e und Tiefblick interpretieren ich mir noch frirs n6chste Sernester vorgeVas hier nommen habe, kann ich nicht heranreichen. und Geddchtnis, von historischer Vahrheit, von Tradition von Verstellung als ein begriffliches Netz entwickelt wird, dagegen sind alle sogenannten Exegesen, die von hier kommen, schlechthin trivial. Also: Neu beginnen, Paulus den letzIch m6chte noch hinzufiigen, zu interpretieren!
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ten Satz, dafS ich meine, daf3 Freud sich sozusagen in die Rolle des Paulus einlebt, den Paulus, der die Erl6sung nur phantasmatisch bringe, wihrend Freud sie durch diese neue Heilmethode, die nicht nur Individualmethode ist, sondern auch Kuhurtheorie, verwirklicht. Freud ist Arzt tr nicht des Individuruns allein, sondern Ara der Kultur. I (Hinweis auf. Das Unbehagen an der Kulttur; terueits do \ Lustprinzips) Das ist ein weites Feld, das Sie ia gar nicht betreten wollten, aber an diese Grenze muflte ich Sie bringen, damit Sie eine Ahnung haben, aus welchen Quellen ich selber in verschiedensten Interpretationen, vielleicht nicht ohne Gewaltt6tigkeit, eine Deutung versucht habe. Und ich danke Ihnen sehr, daf3 Sie mir die Gelegenheit gegeben haben, in dieser vorgerficlten Stunde meines Lebens diese Thesen hier mindestens darzulegen. Jedenfalls glaube ich, ietzt etwas mehr dariiber zu wissen, worun es bei Paulus geht.
Anhang Die Geschichte Jacob Taubes - Cad Schmitt:
Vorbemerkung Nun ftigt es sich - das will ich vorausschick@r -, dafi in der letzten Nummer der Abteilung,,Geisteswissenschaften" in der FAZ die ich erst nach meiner Ankunft in Heidelberg zu lesen bekam, eine Spalte war unter dem Titel: ,,Ein Trauma'. Dort wird tiber eine in Zeitschriften laufende Diskussion berichtet, in der eine Frau Kennedy in tribunalistischer \fleise die Begriffsbildungen und Thesen von Jrirgen Habermas und der Frankfurter Schule an Schmitt anhingen will. Ich kenne den Aufsatz nicht. Aber es besteht wohl ein Zusammenhang zwischen Habernas' Strukturwandel der dffentlinhkeit,rnd Kosellecks kitik und Krise. Und da Koselleck allerdings durchtr6nlt ist von Carl Schmitt, kommt auch Carl Schmitt zu Haberrnas. Aber die Sache ist viel fundamentaler. Die Teil,rttg Links und Rechts, die seit 1933 i" t6dlich war, also frir die Linken, und nach dem Krieg der Brirgerkrieg spiritual weiterging (iedenfalls komme ich aus einer Stadt, wo man zuerst f.ragtz Ist er links oder ist er rechts? Dafi ich mit sowas Schwierigkeiten habe, kann ich nicht verhehlen.) Aber im Moment des kulturellen Brirgerkrieges, das witl ich auch gleich bekennen, habe ich - das soll klar sein - klar geudhlt. Damals war es die Studentenbewegrrng, keine grof3e Sache, aber es war etvas. Und da hab' ich eindeutig das bifichen Gewicht, das- ich hatte, in die Vaagschale der Linken eingeworfen, obwohl ich mit vielem nicht einverstanden u/ar. Da kommt es dann aber nicht darauf an, seine pers6nlichen Meinungen zu pflegen, sondern sie zurfrckzustellen, um in einer bestimrnten Situation handlungsfdhig zu werden, und dafrir mufi rnan auf einer Seite sein. Dafi dieses Schema Links - Rechts nicht hdlt und dafi
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in der Tat die alte Frankfurter Schule in ganz intimem Verhdltnis zu Schmitt stand (wenn man nicht nur die offiziellen Schulh6upter, also den Herrn Horkheimer und den Musikus Adorno zdhlt, sondern den tiefsinnigeren I[alter Beniamin, der noch im Dezember 1930 einen Brief an Carl Schmitt schreibt, in dem er ihm sein Trauer' spielbunh zuschickt, mit der Bemerkung: Sie kdnnon ia orkonnon, wolchon Binflu0 lhro Schrlll Polltleehe Theologle mothodlech und sochlich auf moln Buch hat, ebor wes Slo nicht wleson kdnnon tet, doB Ihr Buch DJe Dlktatar und andoro mich tlof bswogon, sodolS moino kunetphllosophiechon Anscheuungon und lhro steotsphl' loeophlschon Yoretollungonkoinzidioron. Als ich diesen Brief in die Hand bekam, rief ich Adorno an rrnd fuagte ihn: Es grbt doch zwei Briefbinde von Benjamin, wieso ist dieser Brief nicht abgedruch? So einen Brief gbt's nicht, war die Antwort. S"g' ich: Teddy, ich kenn' die Schrift, ich kenno die Maschine, mit der Beniamin sehreibt, erzdhlen Sie mir nichts, ich habo das hier! Kann nicht sein. Typisch deutsche Antwort. Habo ich eine Kopie gemacht und sie ihm eingeschiclr. Und dort gibt es noch einen Archivar, Herrn Tiedemann, und ich krieg' den Anruf von Teddy: Ja, es gibt so einen Brief, aber er war verschollen. Ich hab's dabei belassen. Vas ich sagen s'ill, ist ietzt nicht, wie rnan Spuren vercdscht, wer zur Geschichte der Franlfurter Schule geh6rt und Hagi-ogr_aphien schreiben leGt unter fuileitung von Herrn Horkheiiner, die von Jay und anderen, sondern dafl man evidente Sachen nicht mehr zur Kenntnis nimrnt, dafi es ganz andere Konstellationen und Fronten gab 29130, als die, die nachher geschichtlich wurden. 1948-19782 Dreif3ig Jahre Verweigerung Die Geschichte Jacob Taubes - Carl Schmitt geht bis 1948 zunich und ich werde sie lhnen hier nicht vorftihren, aber erz6hlen, *ie sie begonnen hat. 1948, ich war ein iunger Schnurz, bekam ich ein besonderes Stipendium der hebrdischen Universit6t, den Varburg-Preis. Ich war in Jenrsalem, das war die 7-eit nach der Teilung der Stadt,
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wo die Bibliothek der Universitet als Enklave oben war, damals haben ja unzugdnglich. Ich u'urde beordert Ordinarien regiert, und venn Sie eine deutsche Universitet heute noch intalt finden wollen, fahren Sie nach es wurde mir zugemutet, oder es galt als Ierusalem! Ehre, Philosophie des 17. Jahrhunderts zu lesen: Descartes (von dem verstand ich Bahnho$, Descartes bis Spinoza. Nun dachte ich: wie kommst du an diesen Descartes ran? Ich m6chte verstehen, was heifit ,loio, C*setz. Ist das ein iuristischer Begriff, ist das ein Naturbegnff? Also, es war mir das Problem des Geetzes bei Descartes nicht klar, und ich erinnerte mich aus Studentenzeit - damals gab es noch nicht das Theologische V6rterbuch, wo man alles dafi beim Schmitt in der so sch6n nachsehen kann Verfassungslehre es einen Exkurs iiber ,nomoso gibt. Ich Srng zur Bibliothek und fiillte einen Zettel aus, mir per Eildienst, weil ich ia vortragen muf3te, das Buch von Schmitt zu besorgen. Na, der guckt mich an, der Beamte, mit Genuf3 und Sadismus, ha, das dauert drei Monate bis so 'n Zettel bearbeitet wird. Vas heifit drei Monate?' In drei Monaten ist doch das Semester vorbei, hilft mir doch nichts. Ich geh zum Oberbibliothekar und krieg' dieselbe Antwort. Vornehmer, freundlicher, er erklf,rt mir, wie das ist Soldaten fahren da in die Enklave, holen die Bticher, stecken sie in die Hosen, bringen sie runter, und so weiter. Nun gut, dann nicht. Kann ia nicht zaubern, und ich war resigniert. Drei Wochen sp6ter, keine drei \[ochen, kriego ich einen Anruf von der Bibliothek vom Oberbibliothekar: ,,Kommen Sie, das Buch ist dalo Ich habo nicht gefuagt, Trarum, wieso, ich war froh, das Buch ist da. Ich bin also hingegan9at, und damit mir der Kamm nicht schwillt, dafi er etva das. Buch fiir mich geholt hat, erzdhlte er mir die Geschichte, was passiert ist. Ein Trg, nachdem ich den Eilantrag stellteo karn ein Anruf von dem Justizministerium, Pinchas Rosen (frriher: Fritz Rosenblut), er braucht die Verfassungslehre, urn an der Verfassung Israels, die es bis heute nicht gibt (und nicht geben wird, weil zwischen der Orthodoxie und den Sikularisten nicht eine Verfassungsformel zu finden ist), daran zu arbeiten. Ich war baff. Rosen hatte es schon in
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die Bibliothek zurfickgeschiclt, ,,IetzJ kannst duos haben". Ich war dankbar. LJnd nun geschah folgendes. Unschuldig wie ich bin, schrieb ich damals einen Brief an Armin Mohler, ein auch nicht ganz unbekannter Mann, der mit mir studiert hatte in Zfinch. Er war sozusagen der Rechtsextreme und ich der Linksextreme. Les utrdmes se touchent - iedenfalls riber die Mitte haben wir dieselben Ansichten gehabt. Und da schrieb ich ihm folgendes. Ich habo ihm zuerst die Geschichte erz6;hlt. Das ist passiert. Und ich schrieb - ich sag': ich halt's im Koppe nicht aus - die Tatsache, daff die zurei Bedeutendsten und Intelligentesten: der Philosoph Martin Heidegger und der Staatsrechtler Carl Schrnitt, wie lange auch immer, riberhaupt einen Flirt mit den Nazis hatten. Irgend etwas kann ich da nicht verstehen, irgend etwas entgeht mir am Nazismus, daf3 er riberhaupt eine Faszination von dieser Reichweite hatte. Armin Mohler war damals Sekretiir von Ernst Jfinger. Und Carl Schmitt besucht Ernst Jringer, und Ernst Jringer erzdhlt ihm von dem Brief, und diesen Brief l68t sich Carl Schmitt geben, und faul ist er ia nicht, wenn es um Propaganda um sich selbst geht, er macht Kopien von diesem Brief: ,,Brief eines iiidischen Intellektuellen, der mehr von mir versteht als alle ...' und so nreiter. Ich hatte keine Ahnung. Dann trieb mich mein Schicksal nach Amerika. Es war eine Entscheidung, und ich muf3te mir eine Stelle suchen. Und da - ich nehme an, hier ist das auch so riblich - man singt vor. Man kann das brutal machen, und man kann's vornehm machen, ie nachdem, wie man eingeladen ist. Ich war eingeladen in das Seminar eines Politologen, Prof. Eliot, dessen einziger Beitrag zur Mssenschaft ist, daf3 er das Vort ,organologrsch' eingeftihrt hat. (Also, das, was wir von Othmar Spann kennen, hat er in Amerika entdeckt.) Sonst unif3te ich nicht? was tiber ihn zu berichten wdre, es sei denn, dafi er einen witzigen Assistenzprofessor hatte, der eigentlich die Geschf,fte des gesarnten Lehrstuhls erledigte, und der hiefB Kissinger. Und der lud mich ein, nicht der Eliot, sondern der Kissinger. Der hatte geh6rt, da dreht sich eine Figur, von der man nicht weifi, wer das ist, der soll mal zu uns kommen. Und
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ich hielt einen Vortrag iiber Politische Theologi e, rur Kritik Carl Schmitts, nimlich dafi die mystische Phase, also die demokratische Phase, von Schmitt iibergangen ist, und es bei ihm ein rein hierarchischer Katarakt ist in Politi.sche Theologie.L Gut. Die Geschichte hat ein Heidelberger Flair. Es kommt ein iunger Mann auf mich zu und sagt mir: ,rAber ich kenno doch Ihren Brief an Carl Schmitt!" Ich? Ein Brief an Schmitt? Nie geschrieben, weifi gar nicht, vo er wohnt. ,,Aber ich hab ihn doch gelesen!" Was steht denn da drin? Eben das war der Brief, den Armin Mohler dem Jringer gab, und der Jiinger dem Schmitt. Der iunge Mann var FlansJoachim Arndt, Professor ftir politische Wissenschaft in Heidelberg, damals Humboldt.Student in Hanrard. Also ich war ,geortelo2 wie man das in diesen Kreisen nennt, und seitdem bekam ich alle Verke von Schmitt zugeschickt mit Vidmun& mit Hinweisen, er ist da sehr genau? er schickt die Bfrcher mit pfldagogischen Hinweisen: ,rDas mfissen Sie lesen' und so weiter. Ich habe nie geantwortet. Das war eine einseitige Korrespondenz. Dann hat mich mein Schicksal, wenn man so sagen darf - ich hab mir damals nicht getriumt, daf3 ich ie Berlin sehen werde -, nach Berlin verschlagen. Als man mich dr6ngte von verschiedenen Seiten: ,,Schreib doch mal 'ne Karte!" antwortete ich: ,,Carl Schmitt versteht doch, was Freund/ Feind ist, er wird doch wissen, daf3 ich vor ihm als Feind w offtcio gelte als Jude, *ie kannst du von mir fordern, dafi ich ihm eine Karte schreibe? Es ist alles in Ordnung: Er schickt mir seine Sachen mit Widmungen, und ich antworte nicht. Er ist sicher, dafi ich es gelesen habe.' Im Jahre '67 lud ich, nach meinem Verst6ndnis, den bedeutendsten Philosophen der damaligen C,eneration und Hegel-Interpreten ein, Alexander l(oibve.?a lch veif3, die Universitdten teilen mein Urteil nichg aber das interessiert mich wie der voriEhrige Schnee. Die Leute, mit denen ich iiber Hegel nachdenke oder spreche, wissen, wer Koibve ist. Und er kam nach Berlin, von Peking kam er grade, wie er das machte, weifi ich nicht, und ich hatte rnich a AJe ndre Koibve, Hegel eine Vergegenuiircryng Frankfurt 1975.
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um ihn zu ktimmem, nras ich gern e tat, und fragte ihn: ,,Soll ich Ihre Rrickfahrt buchen, wohin fahren Sie?' Und da sagte er mir in der ihm eigenen Schroffheit: ,,Ich fahre nach Plettenberg.o Stgt er: ,rMit urcm sonst ist in Deutschland zu reden?" Hrru dachte ich, sieh mal an. Da dr6ngt man mich schon zsvanzig Jahre, ich soll hinfahren? und Alexander Koibve, den ich fiir den bedeutendsten Philosophen halte, fehrt hin. Das mag meine Macke sein, geb ich zu, aber ich halte durch: ich bin nicht hingefahren. Dann schrieb mir Hans Blumenberg: ,,H6ren Sie doch endlich auf mit dieser - wie hat er das gesag!? - tribunalistischen Einstellung; Sie, Koibve und Schmitt, bei lhnen dreht sichos ums Selbe, was soll das.' Es ist ein seltener Brief der Freundschaft und der Intensit6t von Blumenberg, fiir rnich, meine ich, andere kriegen noch freundliche Briefe heute. Und da habo ich mir gesagJzH6r mal, Jacob, du bist nicht der Richter, gerade als lude bist du nicht der Richter, denn du mufSt doch zugeben, rrenn du was gelernt hast, dann hast du was von Schmitt gelernt. Ich weif3 von der Naziperiode. Ich veifB noch viel mehr, einen Teil, den ich priesterlich mit Schweigen bedecke, der nicht in die 0ffentlichkeit gelangt. Du bist nicht der Richter, denn als Jude warst du nicht in der Versuchung. Wir waren in dem Sinne begnadet, daf3 wir garr nicht dabei sein konnten. Nicht, weil wir nicht wollten, sondern weil rnan uns nicht lie8. Also, Sie k6nnen richten, weil Sie vom Viderstand wissen, ich kann nicht sicher irber mich selbst sein, ich kann nicht sicher riber irgendeinen sein, da8 er vom Infelc der nationalen Erhebung nicht angesteckt wird und ein oder zu'ei Jahre verrrickt spielt, hemmungslos, wie er war. Uber die Hemmungslosigkeit von Carl Schmitt ist viel zu reden. Also, all das war mir bekannt, fast alles, er hat noch selber Dokumente mir dann gezeigt, die mir die Haare zu Berge stehen lief3en, die er auch noch verteidigte. Ich kann das gar nicht nachdenken. Jedenfalls der Schmitt, den ich traf, das urar der nach d,er Politischen Theologie //, das heifit ftinfunddreiBig Jahre nach Politischer Theo Iogie d nach dem Angriff von Peterson. Als letztes grofSes
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Alterswerk hat er sich auf diese Paerson-Kritik eingelassen, die ia ungeheuer wirkungsvoll war. Von einem Kult war zwischen uns nie die Rede. Es war Distan:rz, aber es war mir nicht unbedeutend, mit einem Staatsrechtler von der Gewalt gesessenzu haben, und er lief} sich von mir erkl6ren? ganz spontan, nicht gewollt, nicht lehrhaft, die Hintergriinde von R6mer IX-XI. Und er hat mir gesagu ,,Be vor Sie sterben, sagen Sie das einigen." Das ist mir heute, wo ich das vor Augen sehe, ein ungeheurer Satz. Der Liberalismus ist nicht an Schmitt gestorben, eine Kritik des Parlamentarismus hat die Linke genauso 8e tragen, die radikale Linke. Er war der Anti-Bolschewist. Venn ich sein Verk riberhaupt verstehen will, so ist er der einzige, der konstatiert hat, was los ist, n6mlich dafi ein \Feltbiirgerkrieg im Gange ist. Schon nach dem Ersten Veltkrieg. Er hitte Leninist werden kdnnen, aber er hat das Zeug gehabt zu dem einzig relevanten fuiti-Leninisten. DafB das alles dann in dem Hitlerbrei untergegangen ist, ist die fatalste, aber nicht die einzige Konsequenz. Das heif3t die Geschichte der Weimarer Republik trimrnen auf ein Ende hin. Das hat einen finalistischen Charakter. Das war eine, und es ist die schlechteste der Mdglichkeiten. Also, ich bin wahrlich nicht berufen, deutsche Geschichte zu lehren oder gar At verteidigen, aber ar sa,genl dafi die deutsche Geschichte - sei's von Luther hero sei's von Bismarck her, sei es von Karl dem Grofien her, sei es von Schmitt her - auf Hitler zul6uft, an sowas glaub ich nicht. Diese Genealogien sind billig und kosten nichts, kann man sich leicht aufbauen. \[ir's in Frankreich passiert, hdtt' ich lhnen das mit Maurras bis Gobineau vorfiihren k6nnen. Es ist riberhaupt keine Kunst, Genealogen kosten nichts, nur Bibliothekszeit. Das ist nicht so, das s/aren offene M6glichkeiten, die dann verschiittet wurden. Wir reden hier nicht vom Charakter Schmitt. Da trau' ich mir auch nicht zv, iemanden zu richten, der den Frieden mit der Kirche gemacht hat und in ihr gestorben ist und vom Bischof von Limburg begraben wurde - also Trer bin ich, da zu richten. Aber ich kann Ihnen nur sagen, wenn wir ietzt zurr. Politischen kommen, dafi
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'32 gewarnt hat. Er wollte die Kommunisten und Schmitt Nazis ausschlief3en und ein Pr6sidialregime fiir vier Jahre, nach dem S 48 usw. durchhalten, bis diese radikalen Kr6fte, die die Republik unterminieren, verschwinden, oder mindestens ins Abseits geraten. Vissen Sie, also, wenn ich zn'ischen Demokratie und der Regierung mit dern S 48, um die Nazis zu verhindern, zu wihlen h6tte, da w6r ich mir nicht im Zweifel gelyesen. Und dann nun das l-etzte, das versteh' ich auch nicht, aber ich gebo es Ihnen wieder. Es ist eines, Theologe za sein, ein zweites Philosoph, und es ist ein Drittes, Jurist zu sein. Das - hab ich im Leben erfahren - ist eine Sarlnz andere \[eise, die Velt zu begreifen. Der Jurist muf3 die Welt, wie sie ist, legitimieren. Das liegt in der gan,zelnAusbildung, in der garrzen Vorstellung des Amtes des lurist€r. ,^ Er ist ein Clerk, und er versteht seine Aufgabe nicht I darin, Recht zv setzerr, sondern Rg_clrtzu-integ=e&p** \ eines: daf3 die Partei, I Das Interesse von Schmitt wafniii dafS das Chaos nicht nach oben kommt, da8 Staat bleibt. Um welchen Preis auch immer. Das ist ftir Theologen und Philosophen schwer nachzuvollziehen; fiir den Juristen aber gilt solange auch nur eine iuristische Form gefunden werden kann, mit welcher Spitzfindigkeit auch imrner, ist es unbedingt nt tun, denn sonst rcgS,ert das Chaos. Das ist das, was er spf,ter das Kat-echon nennt: Der Aufhalter, der das Chaos, das von unten drf,ngt, niederh6lt. Das ist nicht meine Weltanschauung, das ist E n ". I : ?; { nicht meine Erfahrung. Ich kann mir vorstellen als Apokallptiker: soll sie zugrunde gehn. I haue no spiritual inaest- \ 4 ',:' lj ''t' 'f' ient in the ,orld- * it rb. Aber ich ,,ersiehe, dafi ein " anderer in diese Velt investiert und in der Apokalypse, t in welcher Form auch immer, die Gegnerschaft sieht und alles tut, um das unteriocht und unterdrticl:t zu halten, veil von dort her Kr6fte loskommen k6nneno die zu bewiltigen wir nicht in der Lage sind. Sie merken ia, was 4i ich will von Schmitt - ihm zeigen, daf3 die C'ewaltentren- l'. nung zmrischen weltlich und geistlich absolut notwendigl I ist, diese Grenzziehungr u'enn die nicht gemacht wird; geht uns der abendlindische Atem aus. Das wollte ich L ihm gegen seinen totalitiren Begriff zu Gemiite fiihren.
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Ich habe tiber das Problem sehr lange nachgedacht, und habe ein Gemeinsames - tia, nehmen Sie das cum grano salis, aber es ist sehr ernst gemeint - ein Gerneinsames zu'ischen Carl Schmitt, Heidegger und Hitler gefunden. K6nnen Sie sich etwas ausdenken? Dann will ich sie doch als Rdtselfrage stellen. Es gibt eine sehr tiefe Gemeinsamkeit. Was ist das Gemeinsame zudschen Adolf Hitler als Person, Heid egger als Person und Schmitt als Person? Ich will Ihnen ohne alles Venn und Aber sagen, vas ich denke. Ich bin da sehr konkret. Meine erste These ist Die deutsche Kultur der Veimarer Republik und der Wilhelminischen Zeit war protestantisch und ein wenig iridisch gefdrbt. Das ist ein foctum brutum- Die Uniwersititen waren protestantisch. Ich mein', €s gab katholische Resenate, da irgendwo in Miinchen so eine Gegenuniversitdt, und dann - was weifi ich: Bonn und so weiter, aber das z6hlte doch nicht, schon gar nicht in Exegese. Catho lipa non sunt lngenda. Meine zweite These ist AIle drei sind abgestandene Katholiken. Das ist nicht venig. Um ieizt von:dero#i Intellektuellen zu sprechen: Sie sind auf dem Parkett der deutschen Universitdt nicht sicher und erobern sich einen Platz in einem Gestus der Zerct6rung und Vernichtung des Vorangehenden, nimlich des protestantisch-iridischen liberalen Konsensus, der etwa durch den Namen Ernst Cassirer einen eleganten, parfrimierten Vertreter gehabt hat. Das sind Menschen, die von einem Ressentiment geleitet sind, das ist das erste, die aber auch mit dem Genie des Ressentiments die Quellen neu lesen. Heidegger, der tesuiten-Zilgling, hat neu gelesen. Er hat Calvin gelesen, er hat Luther gelesen, er hat Kierkegaard gelesen. Frir uns - ich meine ietztz Sie und mich - war das Bildungsgut, wir hatten das sozusagen mitbekomrnen. Ein bifSchen rrar man aufgeregt tiber Karl Barths R6merbrief, aber im Prinzip waren das Sachen, die zurn Bildungsgut des Kulturprotestantismus geh6rten. Es hatte eturas Frisson, €€rwar nicht mehr der alte Troeltsch - gesprochen von den zuranziger Jahren - die langveilige liberale Synthese, sondern es war was lost Aber auch das war hereingenommen, das konnte man
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beirn Tee besprechen, denn das alles war ia sedimentiert in das, x'as rnan war. Frir ihn - Heidegger - war das aber alles neu. [Jnd er las es mit ganz anderen Augen, ndmlich mit aristotelischen Augen. Und da kam uras ganz Phantastisches raus, ob richtig oder falsch, iedenfalls er las anders. Und die kulturprotestantische, ein bif3chen jridische, im Prinzip aber unglEubige Intelligenzija, Schikkeria, Professoren der Philosophie, sperrten den Mund auf. Ich kann lhnen nur folgendes erzihlen: Der tude Emmanrrel L6vinas, der ietzt so hoch-bla-blat, wird in den Medien als weiser Mann und so weiter, hat mir folgendes erzitrlt. Er war damals im Kreise der Schriler, die nach Davos mitzogen, wo Cassirer sich mit Heidegger traf. Es waren ja sozusagen mittelalterliche Verh6ltnisse. Er kam natrirlich aus Freib*& Phf,nomenologe und so weiter. Und die Studenten hatten einen Abend nach der grof3en Disputation veranstaltet, wo Heidegger ribrigens die Hand dem Cassirer verveigert hat. Es war ein Fest, das die Studenten bestritten, und Herr Emmanuel Ldvinas, der sehr dickes, schwarzes Haar hatte, was man aber weifi pudern konnte, trat auf als Cassirer. Sein Deutsch war ia ziemlich schwach, und er ging riber die Brihne und sagte nur zvei Worte, immer wiederholend: ,,Humboldt - Kultur*. Und ein Geiohle gng los, das schon g6ringsche ZrD,ge hatte (,,venn ich ,Kulturo h6re, entsichere ich meinen Revolvern). Das war Emmanuel L6vinas. Das ist die Atmosphdre von 031, so hat das ausgesehn. Bei Schmitt dasselbe. Das war kein Jude, sondern ein legitimer katholischer Antisemit - riber den katholischen Volksantisemitismus hat er mir Lektionen erteilt. Vir beide hielten sehr wenig damals vom Vatikanum 2, daf3 das uras bringt an mentaler Ver6nderung. Ja, er nrar auch Aufstreber von der geichteten Minderheit der Katholiken. Er war eben kein Radbruch, der Feine, der hier saf3 und in Heidelberg Rechtsphilosophie lehrte, er war kein Neo Kantianer. Er kam aus dem katholischen Kreis Summa. Da rntissen Sie nur das erste Kapitel der Politischen Thee logie lesen. Seine ersten Sdtze sind ia das Lapidarste, ,,Sorrver6n ist, wer riber den Ausnahmezustand entschei-
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det'. Aber das ist doch so! und dann kommt ein Kierkegaard-zitat, das umwerfend ist. Der Liberalismus hatte qesgef: Da h6rt das staatsrecht auf. Da beginnt aber das Problem erst!_Im weltbiirgerkrieg. Arrr"h,itr, sicher ein bedeutender Jurist, 'hat gisagt, und Kersen hat in der Allgemeinen staatshhre {szs- grtchrieben: Es gibt keine Gesetzlosigkeit, auch die schliirmst" Diktatur ist Gesetz. der englischen Ausgabe fehrt dieser erstaunliche satz.j $gr Hier u'ar ein Mann, der substantieil Fragen stelrtg so wie v Heidegger. Das war die Faszination. Aber ich werde auf ein Gebiet gefrihrt, in dem ich wirklich nur mir Gedanken gemacht" habe, aber mir in der Tat keine Kompet enz zuschreiben kann, obwohl t"h J;, die sich als kompetent geben, ars lgnoianten sehe. Das ist eine andere sache. Die meisten Ericher dariiber sind ln.erFegliches zeug, die von den wirklichen Kr6ften und Krisen nicht die gering'te Ahnung haben. Da wird ein demokratisches ABc abgehdrt, ,rrrJ ieder privatdozent in d.er Polit-"l"gt" in seinei Antrittsvorlesung mug nattirlich einen Tritt in den Arsch von carl schiritt geben, daB Freund/Feind nicht die richtige Kategorie sei. Da hat sich eine g"'nze wissenschaft ;das problem ^r unterdnicken. wenn man "t"L["rt, sich das fiberlegt - das ist ia Iicherliches zeug-.verglichen mit den proflemstellun gin, die schmitt in die lire ffihrten, aber die mindestens Problemstellungen sind. Disi, und ich habe meine seele nicht gerettet, aber ich habe Ihnen erzdhlt, wie es gelaufen ist."
Volf-Daniel Hartwidr\ Aleida und fan Assmenn
Nachwort
Einleitung Im Februar 1987, wenige Wochen vor seinem Tod, hielt Jacob Taubes vor einer kleinen Schar von Zuhdrern vier Paulus-Vorlesungen, die er als sein geistiges Vermichtnis auffafite. Darin betritt er das Feld der Paulus-Forscht.g, eine Domilne der christlichen Bibelwissenschaft, als radikaler Aufienseiter. In seiner Gegen-Leltiire des R6merbriefs stellt er die herk6mmlichen Themen in gdnzlich neue Kontexte, llln die am christlichen Paulus getilgten iridischen Zige herauszuarbeiten. Taubes versteht seine eigene Auseinandersetzung mit dem iiidischen Paulus nicht ali ei n Strick wissenschaftlich historischer Rekonstruktionsarbeit. Vielmehr geht es ihm darurn, an diesem Kreuzungspunkt von Judentum und Urchristentum Ausblicke auf Yisionen zu 6ffnen, die durch institutionelle Verfestigungen auf beiden Seiten verschrittet und in der geschichtlichen Entwicklung vollends verdrdngt worden sind. Die Vorlesungen sind aus zwei Griinden als ein Fragment zu betracht en. Zum einen aufgrund der ihnen eigenen Mtlndlichkeit, die vieles unausgesprochen lief3, was bei einer schriftlichen Ausarbeitung ausformuliert worden wdre: VoraussetzLrngenund Implikationen, die sich ffir die Teilnehrner aus der Situation ergaben oder die Taubes mit einer ihm eigentrimlichen Eigenwilligkeit als selbstverstindlich unterstellen zu dfirfen glaubte. Zum anderen aufgrund der Diskussionen, die sich an verschiedenen Punkten entziindeten und zuweilen in einer Veise ausbreiteten, die vom Konzept der Vorlesungen wegffrhrten und es zur Ausfiihrung angekrindigter Punhe nicht kommen lieBen. Das folgende Nachwort macht deshalb den Versuch, einige Informationen nachzutragen, Diskussions-
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zr;kontexte zu rekonstruieren und Argumentationslinien vervollstdndigen. Die traditionellen mit der Theologie des Paulus verRech[ferqgun g bundenen Leitbegri ffe sind Qggb,e, _G_ ":9!,r, II und Evangg]l-i-urn.Diese bekannten Themen er6rtert Taudezidiert ifrdischen Vorzeichen. Er versteht sie { bes uffr einerseits ,,phinomenologisch", das heiflt im Licht der iridischen Erfahrung, und andererseits historisch, das heifit von der geschichtlichen Situation des Paulus her. Das Thema Glaube wird am exemplarischen Fall des Sabbatianismus erdrtert. Damit verliert das Vort seinen protetantischen Klang als individuelle, unhistorische Gottesbeziehung und wird zur paradoxen Heilserfahrung in der katasrophischen Dimension der Geschichte. Das Therna Gesetz wird nicht, wie es die christliche Exegese o'ill, , auf das iridische Gesetz als Paradigma der BuchstabenfiI xierung und Selbstgerechtigkeit bezogen; vielmehr wird die I Stof3richtung der paulinischen.Gesetzeskritik auf die helleI' nistische Herrschertheologie herausgearbeitet. Das Thema Rechtfurtigung gtrlt als Sonderproblem des Paulus und pflegt meist im dogmatischen oder existentialistischen Horizont behand elt nt u'erden. Taubes dagegen - das ist wohl der innovativste Zug d,er Vorlesungen - setzt es in den Rahmen der Jom-Kippur-Litut9e, des hdchsten iridischen Feiertages, an dem der Fluch Gottes un-=d.=seine Auf heb-lrng riirr"i t durchgestand eri--G;dan.--D "i'-fr,t*" Eu""iiiilil schliefilich bildet den Kern der protestantischen Heilspredigt, es verweist auf die Theologie der Gnade in Absetzung von katholischer bzw. itidischer ,,Werkerei" (Luther). Taubes dagegen entdeckt als roten Faden der Theologie des Paulus die politische Polemik, seine politische Theologie. - Durch diese werden die Z'0rgedes anderen, des ffrdischen Paulus sichtbar. Die Vorlesungen sind somit eine Dekonstruktion der Wirkungsgeschichte des R6merbriefs, die sp6testens seit Luther im Banne der Formel ,,Glaube statt Werke" standDie Brisanz dieser Dekonstrultion liegt nicht zuletzt darin, dafi sie jridische und christliche Pauluslektriren aus der Sackgasse eingefahrener mutueller Stereotlpisierungen herausftihren kann. Taubes bricht hier Denkformen auf,
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die sich im Rahmen einer gegenseitigen Polarisierung von Judentum und Christentum rerh6rtet haben. Im Widerspruch gegen herrschende Meinungen zeigt e4 dafi das Iudentum die ritualistische Religiositdt ebensowenig go pachtet hat wie das Christentum die spirituelle, vom Gesetz befreiende. Beiden Religionen wohnt eine Dialektik I -' inne; sie entfalten sich zn'ischen einem Pol der ,,Vers6h- | ; nung durch Ritualisierung" und einem Pol der ,,Erl6sung' durch Befreiung". Taubes konzentriert seine Arbeit an Paulus auf den bislang am meisten vernachlissigten Aspelc dieses Zusammenhangs, den Befreiungspol innerhalb der jtidischen Tradition. Der vom Christentum reklarnierte Paulus, der in der C'eschichte zugleich zrrr gefihrlichsten \fiaffe gegen das tudentum eingesetzt umrde, wird fiir Taubes zum Ftihrer durch dieses noch weitgehend unerschlossene Gelf,nde. Dessen radikale Gesetzes-o kritik wird nicht als christliche Polemik gegen das Juden-il tum, sondern als Befreiungspotential des ludentums ver- | bucht und mit anderen iridischen Formen der Befreiung \ vom Gesetz in eine Reihe gestellt. Taubes kommt es bei seiner Paulusleltrire nicht nur auf die Heimholung eines Ketzerc an, sondern darfiber hinaus auf ein komplexeres, weil vollst6ndigeres (Selbst-)Verstindnis des ludentums.
L Lekttireru Die Legitimation und Formation einesneuen Ver-Bundes. Im Sommersemester 7986 hielt lacob Taubes in Berlin seine letzte Vorlesung. Er nannte sie ,,Zur politischen Theologie des Paulus. Von Polis zu Ecclesia (nur fiir Fortgeschrittene)" und erliuterte in einem kommentierten Vorlesungsverzeichnis das Vorhaben:,rDer R6merbrief des Apostels Paulus hat an entscheidenden Stationen des christlichen Zeitalters: Augustin, Luther, Karl Barth, das Selbstverstdndnis der Kirche und der Christenheit geptdgt. Allen drei Stationen der Exegese aber war vornehmlich
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ein ,existentialistischeso Element eigen. Es soll versucht werden, die ,politischeo Ladung der Reflexion des Paulus zu eruieren. Ich lese den Rdmerbrief als Legitimation und Formation einm Neuen gesellschaftlichen (Ver-)Bundes, der werdenden Bcclesia gegentiber dem R6mischen Imperium einerseits und andererseits der ethnischen Einheit des . itidischen Volkes.' Taubes stellt seine radikal politisch{ historische Leltiire des Rdmerbriefs der existential-ontolo \'-grschen Auslegung vom Typ Bultmanns gegentiber. Nicht die Neubestimmung des Verhdltnisses von Gott und Mensch, Mensch und Velt ist frir ihn das zentrale Theffiq sondern die Neubestimmung des Verh6ltnisses von
entn'irft, hat daher eine doppelte Stof3richtung. Er wendet sich gegenRom und relativiert dessen Weltimperialismus durch den Anspruch seines Messias auf Weltherrschaft, und er wendet sich gegen ferusalem, indem er die auf Nomos und Ethnos gegrrindeten Grenzen der Selbstdefinition Israels relativiert. Die Adressen des Rdmerbriefs. - Beide Stofirichtungen kommen in der ,,Encadrierung" des Briefes, dem k6slript und den abschliefienden Bemerkungen riber die Kollekte zum Ausdruck. Taubes versteht sie als eine literarische Strategie des Paulus, sich zv legitimieren und seinen Standpunkt polemisch zu profilieren. Die literarische Gattung des Prdskripts gehdrt zum antiken Brief und ermdglicht dem Verfasser, seine Position dem Adressaten gegenriber zu erkltren und sein Anliegen vorzustellen. Paulus legitimiert sich durch seine ,,Berufung" (kletos) zum AP* stel, worin Taubes eine Anspielung auf die Berufungsgeschichte des Jeremia zlurm,propheten ftir die V6lker* sieht. In Gal 1, 15 kommt die autobiographische Selbstinszenierung des Paulus als zveiter Jeremia deutlich zum Ausdruck. Taubes unterscheidet hier zcdschen Bekehrung und
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Berufung; wihrend d-ie-@qLeh@ eiler_ rhnqg_Lctr,en _K:._yggtg!- abeib!" stqllj _ihn di text der Berufung als Geverstanden wird, wird im horsam ."g hestiTrnt" Ats zweiter zurei fnnge=besuisst-Als Jeremia kann Paulus seine Heidenmission in die iridische Heilsgeschichte einbauen. Seine Aufgaben der messianischen Bekehrung der V6lker und der endzeitlichen Wiederherstellung Israels findet er in diesem Propheten prf,figuriert.l Die politische Dimension des R6merbriefs kommt in der spezifisch politischen Christologie zum Ausdruck. V6hrend Paulus im Prdskript zum Galaterbrief einen eher weltflrichtigen Ton anschldgt, indern er auf den Stihnetod Jesu Bezug nimmt, der die Gliubigen aus den stindigen Banden der Velt erl6s! rrAhlt er fiir das Priskript seines R6merbriefs eine politisch{
Ch{stologre,dir den Herrsch4_s_+!El*Jtri9!_ -daJ-A*e.tt"hrrtrgr*rt ?,tf gp2\ \;-r;:;", atr E;d\ ..-,,.".., Velt prollamiert. Diich der bereits als leiblicher Nachkorlme Davids zurn }ffi, Kdnigtum bestimmt war, als Gottessohn und Fferrscher vpn Gottes Gnaden ausgeu'iesen. Die Hoffnung auf einen Mpssias aus dem Stamme Davids hatte nn Zeit Jesu in Israel eine polemische Spitze, die sich Begendas K6nigtum der Herodier und andere von Rom abhdngige Vasallenftirsten richtete, die vielen als politisch illegitim galten.z Paulus gehdrt mit seiner Adresse an Rom zu diesem politischen Messianismus, der Teil des internationalen ,,geistigen Viderstands gegen Rom in der Antike' iste. Es ist das Verdienst Bruno Bauerso auf den Taubes in diesem Zusammenhang hinFeist, die politischeJ-adung der neutestamentlichen Schriften herausgestellt zu haben.
Ygl. J, M"ncb Peulus und die Heilsgeschiche, Kopenhagea 19!4, und ders., Chrishrs und Israel Aerhus, Kopenhegen 1956. H. G. Kippenberg, ,,Das Gentilcherisma der Devididen ia der jfrdischen, frflhchristlichen und guostischen Religiousgeschichte Pal6stiaes", iu: J. Taubes (Hrsg.), Th.eolratie, Mriochen lg8il, l?:T-148. Hereld Fuchs, Der geiscige Widerstand &&n Rom in der Antilce, Betlia 1938.
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An seinem Buch Christus und die Cdsarena interessiert Taubes weniger die bewufStseinsgeschichtliche Perspektiv€, die auf Nietzsche wie auf Marx und Engels gewirkt hat. Fii,r Bauer ist der antike, vorchristliche Mensch kein freies Individutun, sondern Teil eines Natur- gnd Volkslebens. Die Entdeckung des Ich durch die Philosophen als universales Prinzip der Realitat gipfelt fiir ihn in dem ,rfreien Geist Jesus*, der die ,rEntfremdung* riberwindet und in dessen Selbstbewuf3tsein Gott und Mensch eins sind. Taubes interessiert sich dagegen um so mehr fiir di e weltgeschichtli che Perspektive di eser BeunefitselnsrevoChrilution. Er sieht mit Bauer eine P"""[ffiG."h"tt Beumf3tder zwischen heifit das Cisaren, den strliffid seinsrevolution Jesu, der sich aus der Fremdbestimrnung ethnischer Bindungen befreit, und der r6mischen Reichsidee, die die verschiedenen Nationalismen in einem Universalstaat aufhebt. Die Politisierung Jesu, auf die es Taubes ankommt, sieht Bauer freilich unter einem negativen Vorzeichen. Frir diesen sind die Dogmatik der Evangelien sowie die ldeologie des Kaiserkultes Rrickschritte in neue Entfremdung. Veltheiland und Veltrichter, r6mischer Imperator und christlicher Messias sind politische Degenerationen des freien Geistes, wie er in den stoischen Veisen und Jesus auftrat. der Weltmission: Vorus lerael und KoILegitimitierung weltpolitischen Frontstellung behandelt der Nach lekte. Legitimationsstrategre des kirchenpolitische die Taubes durch das sogenannte bestimmt ist Rdmerbriefes. Diese in 48 Jerusalem, auf das sich um das Jah1. Apostelkonzil -G;laae;
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?iE-Konservativen,
Vertreter einer radikalen iudenchristlichen Gruppe, gefordert hatten, daff auch die Heidenchristen nach den Vorschriften der Thora leben sollten, rechtfertigen Paulus und Barnabas, die Vertreter der progressiven Gruppe, ihre Missionstheologie. Nach der Auffassung des Paulus urerden die Heiden durch den messianischen Geist Gottes { Bnrno Beuer, Christu* und die Ciisaren. Berlin 1968.
1877 / Hildesheim
a I. Lsrdlnnr a
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geheiligt, der die weltpolitische Teilung von Juden und Heiden in der Kirche aufhebt. Die Frihrer der Urgemeind", Jakohus, Kephas und Johannes? nahmen eine gem6fiigte Position ein und billigten die Praxis des Paulus ftir die Heidenrnission. Der Konvent beschlofS, die Kompetenzbereiche der Veltmission aufzuteilen. Paulus sollte den rI Heiden das Evangelium ohne Beschneidung, Petrus d"" /f Iuden das Evangelium der Beschneidung verkrind"n. ,lJ ' Durch die Einheit der Kirche grng seither ein Rif3, da die Heidenchristen den Judenchristen als rituell urilEin gelten muBten. Die mit diesem Kompromif3 unzufriedene konserryative Gruppe machte ihre Einspriiche auch u'eiterhin in den C,emeinden des Paulus geltends. Paulus vermochte seinen Mitstreiter Petrus zu itberzeugen, in Antiochien einer Tischgemeinschaft von Juden- und Heidenp-a-ruS-And auch Barnabas Enderchristen ^;;;fi;en. ten iedoch wieder ihre Meinung, als Abgesandte des lakobus auf die Einhaltung der Differenz drdngten. Die Lebensweise der Judenchristen sollte nicht ge6ndert werden, denn man frirchtete damit die Abl6sung vom fudentum voranzutreiben. Von den Heidenchristen wurde gefordert, itidisch zu leben wie die Proselpen, venn sie mit den Judenchristen und Juden Gemeinschaft haben wollten (vgl. Galater 2, l4b). Paulus beharrte dagegen auf seinem fon- | | zept eines geistigen Israel, an dem die Heiden allein durch | | den Glauben an Christus Anteil gewinnen6. It Bei seiner Diskussion dieser Thematik greift Taubes auf die Forschung von Krister Stendahl und Dieter Georgi zurrick. Das zentrale Thema des Rdmerbriefs ist nach Krister Stendahl die Stellung der paulinischen Heidenmission im Rahmen des Heilsplans Gottes, den er mit seinem Volk Israel vorhat. Dieter Georgi hat auf die theologische Symbolik hingewiesen, die Paulus seiner Kollekte fiir ,die ,o*Armen" beimifit. Diese Kollelte war auf dem Apostelkonzil beschlossen worden. Die Bezeichnung ,"Ars Hans D. Betz, Der @lnterbrief, Hermeia Kommentar, Philedelphie 1979 / Mfrnchen 1988, S. 160-64. 6 Krister Stendahl PeuI anong Jews and Gentila, Philedelphie 1976,
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me* ist in biblischer Tradition ein Titel der Rechtglf,qbigen und C'ottesftirchtigen, {er den heiligenGt, ,,veius Israel', bezeichnet, der nicht von Gott abgefallen ist und eschatologisch erldst wird. Es handelte sich dabei um eine religi6se Avantgarde, die am Zion auf die Ankunft des Messias wartete. Die Urgemeinde versteht sich in dieser Tradition.T Um seine Sendung zu legitimieren, will Paulus durch diesen Tribut eine Beziehun g zu der religidsen Avantgarde am Zi.on herstellen, von wo auch er nach R6mei ll, 26 den Messias erwartete. Die Kollekte ist der Versuch, eine: Brffckq zu schlagen- zqa @ christlichen Gemeinden und der fe.usalemer iudenchristGteictrzeitig bestetrffis @te-deiUnabhangtg[eitseinesApostolats,dessenLegitimi,r:-uf tet aber nach 2. Korinther nicht von Jerusalem abhdngt, sondern durch seinen Erfolg von Gott beglaubigt wird. Die Gemeinde selbst ist das Empfehlungsschreiben des Apostels, der sie gegrrindet hat (2. Korinther 3, 1-5)- Die Ablieferung der Kollekte hat auch einen provokatorischen Charakter (Georgi, 84 f.). W6hrend die Juden etnrarten, dafi in der Endzeit alle V6lker zrurrnZion kommen und sich zum wahren Gott bekehren, schich sich Paulus an, in Jerusalem den frberlegenen Erfolg seiner Weltmission zu demonstrieren. Dabei hat sich das Judentum doch dem christlichen Evangelium gerade verschlossen. Paulus deu' tet diese Tragddie so, dafi die messianische Erldsung der Heiden der Israels vorausgeht, dessen Verstockung er nur als Geheimnis der g6ttlichen Vorsehung verstehen kann (R6mer 71, 25). Die Apostelgeschichte berichtet, daf3 die Kollekte angenommen und zu kultischen Zwecken veryendet wurde. Das Geld wurde also nicht, *it Paulus nach
In seinem Aufsatz ,,Yetus Israel les iuifs dens la littdrature _Lli.ryqylimitaine d'6pogtre'Byzantine*, itl: Sonir ec fuld, Pgtit 19y2, l,ll123 gefu. Cuy Stioumie euf die Unterscheidun_g awischen ,,vetus- Israel" rid ,rverus Isreel" ein. Vas als innerisraelitische AuseinendersetI."Tu& }rlgonnen hette, wurde -umgedeut* + Abldsung ":urrg dEn neuen Kultnerbont 9P6-ter der Kirc-he. Seit lreuaeus bezeichnet drulh sich die heidenchrietliche GroGkirche als Yerus IsreelDieter Georgi, Die &sahichCe der Kollelde das Paulus tih Jerusalem, 22 fL. ,
I. Lnrc0nnt
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Taubes befrirchtete, von der Jerusalemer (iudenchristlichen) Cerneinde als unrein empfunden, und die Kir@ zwischen Judenchristen und Heidenchristen konnte noch hatten den ein-rnilvbffi Affront vohl verstand en, zeigten Paulus wegen Ldsterung des Gesetzes und des Tempels an und trachteten ihm nach dem Leben. Nornog. - Den Kern der politischen Ladung des R6merbriefs bildet fiir Taubes die paulinische Gesetzeskritik, deggn pdemik+r in beiden Richtungen, in Richtung auf lsi;/efluurrd in Richtung auf Rom rekonstruiert. Taubes betrachtet die Funktion der paulinischen Gesetzeskritik als nesative politische Theoloeie. Die Diskussion um die berlieferung der EvanGeltu gelien ist dagegen unpolitisch. Das gemd{higte Judenchri'angelien sieht in der\Selbstopfe.rung der\selbstopfe.rung ChriEvangelien stentum der E *ti sti frir, di die Srinden-des Volkes -d"tt Etweis einer Gerechtigund so das Gesetz ["it, die gramitharisaer erfrillt. Auch der Gesetzesradikalismus des Paulus wurzelt des Pharisiers, der bereit ist, fiir das ifi-e;\{entalit6t Gesetz das Martyrium auf sich zu nehmen. Worauf schon Nietzsche hingewiesen hat, entspringen die Verfolgermen- 1 talit6t des Saulus und die Verfolgungsmentalitdt des Pau- | lus ein und derselben Wurzel. Der Eifer fiit das -Gesetz I verteidigt mit Gewalt die n"1frlt -\ Bedr-@ung duith Heiden und Hiretikere. Der politisierte r icro-,.,' s Repisentanten I der Satansherrschaft den Heiligen Krieg, aus dem der I politische Messianismus siegreich hervorgehen und die I Veltherrschaft ribernehmen solltelo. Paulus geht iedoch I riber den Zelotismus hinaus. Er stellt nicht eine politische Theoloeie der Thora dem rdmischen Nomos derEmF neue nationale Herrschaftsfoiffiznentgegen, rlm er Gesetz er.t.. ndsitzli begrrinden. Er en Herrschaften dieser Welt, seien es imperaTorische oder theokratische, ist damit die .:.:=-=le_
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Leideu 1976, 151-235;261-T17.
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entzogen ,,Nicht der Nomos, sondern der Legitimit6t durch den Nomos ans Kreuz Geschlagene ist der Imperator!' Diese negative politische Theologie ist fiir Rom weitaus gefEhrlicher, da sie die messianiiche Revolt unit"r-/"'" " salisiert. D_i9Position des Paulus impli-ziert keine- positid politische Form. Deshalb k6nnen sich alle unterdrficlcen
Flk@*ii
iltr ia-"r'gF e jaubes be.
im 1. Buch Aphorismns Nl;"sch"s il&i sicf ;;i "i""" der ,,Morgenr9te" (,,Der erste Christ', S 68). Dort wird der Delegitimiemng hingewiesen. auf PauluslStrategie Paulus hebNas-jud-ische Gesetz dadurch auf, dafi er es mit Srinde und Velt gleichseta. In unmittelbarer Nachbarschaft dieses Aphorismus steht bei Nietzsche der andere, der die Delegitimierungsstrategie der unterdrffclcen V6lker beschreibt. Die Rede ist von der ,,christlichen Rache an Rom" (S 71), die darin besteht, daf3 sie Rom mit Velt und Srinde gleichsetzt. Diese beiden Aphorismen Nietzsches weisen auf die analoge Struktur hin zwischen der Gesetzeskritik des Paulus gegentiber den Juden einerseits und der Rebellion der unterdrrickten V6lker gegenriber Rom andererseits. Gegen eine Politih die die r6mische Herrschaft als Schutzmacht der eigenen nationalen Traditionen (patrini nomoi; mos majorum) anerkennt und diese als religio licita in ihr imperiales Konzept einge.meindet, macht Paulus seine negative politische Theolo gie geltend, die die rahmende weltliche Ordnungsmacht selbst aus den Angeln hebt. Sig des Gesetzes-als_Ordnungsmac[t, sei es im Rahmen einer 'Herrschafts-, Naturordnung. Kirchen--der
Meesianische Logik Vorbemerkung. - Beim Vortrag seiner Vorlesungen in der FEST nahm Taubes einen zweifachen Anlauf. Er gab am ersen Tag eine autobiographische Einfiihrung und holte die thematische Einfrihrung am nichsten Tag nach. In der vorliegenden Fassung haben wir seinen ursprringlichen Plan rekonstruiert und beide Anl6ufe zu einer umfassenden Einfiihrung verbunden. Die Einfiihrung in das Thema und die wissenschaftsgeschichtliche Verortung der von Taubes bezogenen Position kreist um einef$eub*timmung dBs Begriffs ,,Glaube' bei Paulus. \__
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I. LEKTOREX{
Es geht hier nicht um den Glauben an Gott - dafi es ihn g,bt dafi er der Schdpfer iggda8 er seine Yerheif3ung_en r*tittt -, sondern um den (Glauben-an den -Messias, das Jbschu heifSt, dafS der am Kreuz schEpTti6-liin[eiichld-e ben Joseph der Massias ist. Dieser Glaube als die h6chste der von der menschlichen Seele zu erbringenden Leistungen ist es, der die ,,Verke" aufwiegf,, wobei aus iridischer geSicht nicht an die frommen Werke der Vohlt6tigkeit voran allen C'ebote, der ttg die Erfrlllt an dacht ist, sondern die Beschneidung. Der griechische Begriff pistis, den Paugrrelus verwendet, blt gt dLse Bedeutung nichffi-aer im sie empf6ngt sondern mit, chischen Sprachgeschichte selbst Taubes jiidischen Mesqianismus. Horizont des sprach im Hinblick auf diese spezifische, die vorgefundenen Begriffe umprf,gende Sinnkonstruktion von ,?messianischer Logik". Systematisch geh6rt dieser Entumrf einer ,,messianischen Logik' in den Zusammenhang des grofien Kapitels ,,Pneuma*, das Taubes in der dritten seiner Vorlesungen entfaltete. In den folgenden Abschnitten r/erden einige Grundbegnffe dieser messianischen Logik n6her erldutert. In der Virkungsgeschichte des Emuna versus pietie. entscheidende Parrlus hat man die Qualit6t seiner Positidie den Menschen gesehen, on in der Haltung der Pistis in ein neues Verhiltnis zu Gott setzt. Sie wird als ,,Glaube' den ,,Verken' entgegengestellt, die in anderen Religionen erbracht werden mrissen, um das Heil zu erwerben. In der Szene der Konversion des Paulus vom fanatischen Pharisdismus zum Evangelium in der Apostelgeschichte stof3en die beiden kontrastierenden Glaubens- * weisen aufeinander: Der verzc/eifelte Versuch des Men- i schen, sich durch l,eistung vor Gott bzut. seinem Ideal zu
und :-----__'.-*-1 ljgbe=els hat uber hat r-ptr"e"". nuber strui eri i;il;-ffimon DogrnatiRonstrui chii stlicher
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,rr,.r""di"nt65gsm ',rrr.r"rdi".t6 sgegen ep diffiffi - en diffi
-e Opposition Widerspruch eingelegt. Das Judentum ist t nicht das Paradigma menschlicher S@t. Konzeqtdas rdanke, Bun-dpagedanl der Zentrum steht vielmehr ili <--_\
er6fftrPirffi er6ff&:rffi einer Gemeinschaft. die+*ch+zffitus Fairs -\+:f
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N.rcnvonr
Bundestreue (emunah) des Menschen, der sich in dieser Gottesbeziehung geborgen weif3, findet dann ihren Auschtlinieqier druck in der Lebr z ttg dlr Thora. Bubers B"Jffi-t im1866il dieser emunah-Religiositdt ist freilich selbst von Vorstellungen der protestantischen Bibelkritik des 19. Jahrhunderts geprdgt.n Taubes wiederum setzt sich ab von Bubers schlichter Gegenriberstellung von emunah als Ausdruck natrlrlicher Volkszugeh6rigkeit einerseits und pistis als,,artfremdem" griechischen Glaubensbegriff andererseits. Der Begriff ,,pistis' ist, wie er deutlich macht, nicht griechisch, sondern messianisch.
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Das Paradox messianiecher Erldsung und die Arrfhebung des Geselzee. - Um das paulinische Paradox des rettenden Glaubens an den gekreuzigten Messias zu verdeutlichen, bezieht Taubes sich zun6chst auf I(ierkegaards 'aqedath 'oqd Deutung der Aqeda (von hebr. ,rbinden' = Jitzchaq, ,die Bindung Isaaks"). Abrahams Bereitschaft, f auf Gottes Befehl seinen Sohn Isaak zu opfern, ist frir l:-^ ^:-^^ f\l^.,L^-l^^ll^ -^+,i?-li ^l-oalle natrirlichen Glaubens, der eines ihn das Paradigma Bindungen aufhebt. Der radikal lutherische Theologe beschreibt den Glauben Abrahams als privates Verhdltnis des Individuums zrun Absoluten, das die allgemeine Verbindlichkeit des Moralgesetzes transzendiert. Taubes dagegen interpretiert das Glaubensparadox aus den kollek6i6--in iit'tn id"t tungglr der iridiqqh-en, Geschich*€#it
diilId;A'lufi;
tutti;ctreilind messianischer Rechtfer-
tigung niederschlagen. Die iridische Tradition stellt tlpolo gische Zusammenhdnge zwischen den Ritualen des grc-l den fien Vers6hnungstages, den Mirtyrergeschichten, Adamspekulationen und den eschatologischen Erl6sungsmythen her. Die historische Leidenserfahrung des Judentums, die sich in den Martyrien exemplarisch konhetisiert, spiegelt sich auch in der C,estalt des Messias ben Joseph, 11 So hot bereits Julius \fisllhausen die ahisraelitische Yollcreligion, die rom Ethos der Propheten und des Dekalogs gepr6gt ist und an die Jesus anknnpfq dea Heilsspekul,ationen des nachexilischen Juderetums entgegengestellq rgl. J. Vellheusen, Israelitisohe und jiidhohe @schiahce, Berli'. 18&).
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I. LgKTI}NEN
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dem Antityprrs Isaaks. Dieser ,priesterlicheo Messias mufi in den Kdmpfen der Endzeit sterben, bevor der ,k6niglicheoMessias ben David die Ungliubigen besiegt und die Velttrerrschaft des wahren Israel aufrichtet. Auch die Abfolge von Passion Jesu Christi und Parusie des Menscheniohnes zum Gericht in den Evangelien und die Deutrrng lesr. Christi als eschatologischer Hohenpriester, der sich selbst opfert, im Hebr6erbrief entstammen diesem Vorstellungskreis. Die Rabbinen verbinden die Marryrien mit dem Schlachtopfer an lorn Kippur, das Gottes Erbarlnen auf die Gemeinde lenkt, wihrend der Sfrndenbock von Gottes Zorn vernichtet wird (vgl. den folgenden Abschnitt). Neu ist bei Paulus, daf3 er auch die kultische Opferung des SrindenI bocks aus dem Jom-Kippur-Ritual mesiianisci interpretiert und rnit den Vorstellungen des leidenden Messias und des ,".' Davidsohnes verbindet.-Am Kreuz hat Gott JesusChristus, / i ,,der ohne Sfrnde war? fiir uns zur Sfinde gemacht, damit 11 wir in ihm die Gerechtigkeit werden, die vor Gott g!r" \2.[l Korinther 5, 2l). Der Verbrechertod des Heiligen hebt die Unterscheidung von Rein und Unrein auf, welche die i' kultische Religidsitit begrrindete. Das Paradox des Messias I als Srindenbock bedeutet ,des Gesetzes Ende'II Wenn Taubes die paulinische Christologie mit dem Messianismus Sabbatai Zwis vergleicht, bezieht er sich detailliert auf Gershom Scholems umfangreiche Studie zu diesem Therna. Die Lehre des Kabbalisten Isaak Luria bildet den theologischen Hintergrund des sabbatianischen Heilsdramas. Nach Scholems Deutung spiegelt Lurias gnostischer Mythos vom Fall des g6ttlichen Lichtes in die Finsternis der Materie und seiner messianischen Erldsung das Trauma der Vertreibung der Juden aus Spanien. Auch Luria geht es um die Bedeutung des g6ttlichen Zorns. Diese Hypostase (Din) bildete sich aus, als sich das allumfassende g6ttliche En8of in sich selbst n:rfiLckzogr uln Raurn fffr die Schdpfung der Welt zu schaff.en (Zimzum) Der exilierte Gott manifesfiert sich in der Velt durch die Sefirot, in die er sein Ucht emaniert. Die Sch6pfung des Urmenschen (Adam Kadmon), des vollkommenen ReprSsentanten Gottes, scheitert, weil die Sefirot die g6ttliche
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Nlcnvonr
Substanz nicht halten k6nnen. Aus den gefallenen Lichtfunken entstehen die Mf,chte des B6sen (Kelipot). Der Srindenfall verscherzt die Mdglichkeit einer paradiesischen Neuordnung der Velt durch den Menschen. Der Zorn Gottes verselbstindigt sich und wendet sich gegen die Sch6pfung. Das kosmische Chaos, das durch den Bruch der Gef6{Ie (schabirat ha*elim) entstanden isq begrrindet die E=ilserfahrung Israels. An der Erldsung des gdttlichen Lichtes aus seinem Exil und der Restitution der idealen Sch6pfung (frkkun) wirkl' ieder frornrne Jude mit, ,,indem er durch die Erfiilhrrg der Gebote der Thora immer rnehr das B6se vom Guten trenrrt'.p (Scholem, Sabbatai Zu'i, S. 63). ,,Jedes der 613 Gebote des Gesetzesrestituiert einen der 613 Teile des corpus mFticum des Uradarn' (Scholerrq
s. 61). Die Soteriologie Sabbatai Zwis und seines Propheten Nathan von Gaza setzt sich von dem universellen Ritualismus Lurias ab. Nach Scholems Psychogranun war Sabbatai manischdepressiv. Vihrend er sich in den eupho risch-exaltierten Phasen seiner Krankheit als Messias erlebte, beging er in denen melancholischer Umnachtung die ,,befremdlichen (oder paradoxen) Handlungen" gegen das religidse Gesetz (Scholem, S. 153). Wie Paulus bekehrt sich Nathan von Gaza aufgrrrnd einer Vision zu seinem Messias, den er zugleich als leidenden Gottesknecht und endzeitlichen Kdnig deutet. Nathan setzt an die Stelle der erldsenden Funltion der ,,Verke des Gesetzes*, wie sie Luria annimmt, die Rechtfertigung durch den ,,reinen Glauben" an den Messias (Sche lem, S. 303). Er bezieht sich dabei wie Paulus in R6mer l, 17 auf Habakuk 2, 4.Wdhrend Paulus den Vortlaut ,rder Gerechte wird aus dem Glauben leben* zttiert, be' tont Nathan noch stirker das ,,sola fide"-Prinnpz ,,Der, dessen Seele durch Glauben gerechtf enigt wird, wird leben' (Scholem, S. 305). Die Konversion Sabbatai Zwis aarn Unglauben paf3t in das antinomistische Deutungsschema. Vie bei Paulus.in u G. Scholem, fubbotai
s. 63
Zui.
Der rnysti*ch.e Messios, Frenkfurt
.1992,
I. Lprrtlnur
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2. Korinther 5, 2l ix es das paradoxe Amt des Messias, als Reiner unrei n zu werden, um die Unreinen heilig zu machen (Scholenq S. 88?). Denn x/egen der kosmischen Dirnensionen des B6sen ist seine kultische Trennung vom Guten unm6glich. Das Gesetz schreibt das Nebeneinander von Gut und B6se fest. Das Gute mufi sich aber vollstindig mit dem B6sen identifizieren, um es dialektisch im EnSoph aufzuheben. Diese All-Vers6hnung riberschreitet die Thora als Definition Israels und gipfelt in der Erl6sung Jesu, den Nathan in rabbinischer Tradition als grd8ten Stinder betrachtet. Der messianische Adam geht aus der gefallenen gdttlichen Substanz (Kelipa) hervor, die Nathan mit dem Leib Christi identifiziert. Als Oberbietung der Paradoxie eines gekreuzi gten Messias setzl Nathan mit Sabbatai Zwi den Messias ein, der zlalra Islam ribertritt. Jom Kippur. - Um die seelische Krise des Paulus z;tl rekonstruieren, die mit der Grrindung des neuen Gottesvolkes verbunden ist, schaltet Taubes einen gewichtigen Exkrtrs riber das iridische Ritual des Jom Kippur ein. Die Opferlogik des Jom Kippur steht in ihrer Paradoxie der messianischen Logik nicht nach. In diesem Ritual steht das gdttliche \ffeltgericht im Zentrurn Die wichtigsten Protagonisten sind die gegensitzlichen g6ttlichen Affelce Zorn und Erbannen. Taubes interessiert bei seiner Darstellung des Jom-Kippur-Rituals vor allem die Analogie Parrlus - Mose. Der Apostel hat sich literarisch selbst nach dem ersten Gninder des Gottesvolkes stilisiert, und er spielt dabei auf iene biblischen Texte an, deren synagogale Rezitation fiir das Diasporaiudentum von ieher im Mittelpunlc des religi6sen Festes stand. Die Opferhandlung, die im Tempel stattfand, wird fiir die E*ilsgemeinden durch die synagogale Schriftlesung des entsprechenden Kultgesetzes in 3. Mose 16 symbolisch vergegenwirtigt. Die Zercmonie, die aus einem Substitutions- und einem Eliminationsritus besteht, wird durch die Schriftlesung literarisch transformiert. Das Schlachtopfer (der Substitutionsritus), das stellvertretend sein BIut fiir das Leben der Srinder Fbt, wiederholt die Opferung Isaaks. Der Preisgabe des
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Srindenbocks (Eliminationsritus), die als Versenkung des B6sen im Vasser inszeniert wird, entspricht die fiir die sen Tag bestimmte Prophetenlesung des Buches Jona. Die Mythen, die den beiden Opferszenen zugrunde liegen, haben eine entgegengmetzte Struktur: Isaak ergibt sich als M6rtyrer in den Willen Gottes, w6hrend Jona F.-il und Tod auf sich nehmen vill, um seinen eigenen Villen gegelnGott zu behaupten. Die Texte tiber Mose und Jona, auf die Paulus in der Apologie seiner Position zwischen dem alten und dem neuen Gottesvolk Bezug nimmt, sind einander spiegelbildlich zugeordnet. Die Ausgangssituation bei Mose ist der Abfall des Volkes vom Bund. ln 2. Mose 32 ff. weisen die Israeliten das C'esetz zrttitck, indem sie sich dem Gdtzendienst zuwenden. In 4. Mose 13 ff. wollen sie auf das Celobte Land verzichten und nach Ag"pten zurrickkehren. Nach dem Grundsatz, da{l Srinde den Zorn Gottes provoziert und den Tod verdient, Gerechtigkeit aber Gott gnedig stimmt, der das Leben des Guten segnet, soll das Volk vernichtet, Mose dagegeh erwihlt werden. Der Erw6hlte soll seinem halsstarrigen Yolk das Gericht ankrindigen. Mose widersetzt sich jedoch diesem Ansinnen Gottes und will lieber den Td auf sich nehmen? womit er die geltende Vorstellung von Gerechtigkeit (Iun-Ergehen-Zusammenhang) in paradoxer Weise durchbricht. Mose beruft sich vor Gott auf dessen Verheifiungen an die Viter und errettendes Handeln an Israel. Durch den Schurur der Vernichtung wtirdon diese heilsgeschichtlichen Verpflichtungen Gottes gebrochen, seine Glaubwrirdigkeit und Treue (emunah), ia seine ldentitdt in Frage gestellt. Mose vertraut als Erw6hlter iedoch auf Gottes Erbarmen, urenn er in der Rechtfertigung des Volkes bis zum Aufiersten geht, ndmlich in den stellvertretenden Tod des Gerechten, den Gott nicht einfach hinnehmen kann, s'enn er sich treu bleiben will: ,rNun vergib ihnen ihre Srinde; wo nicht, so tilge mich auch aus deinem Buche, das du geschrieben hast." (2. Mose 32, 32).Der Gerechte, der ein Attribut Gottes verk6rpert, kann durch Ftirbitte den g6ttlichen Villen beeinflussen. Das qeUet bgq:dig*__therrrgi!9he-Kraft, Gottes 7,orn zo besaffi gin ilnd GotieJ Eib-arm en zu beschw6ren. Die Gerechtig-
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keit Gottes iedoch fordert von den begnadigten Srindern zumindest symbolische Bufie, die das Geddchtnis des Unrechts frber die Generationen hinweg festhilt. Das rituelle Fasten am Jom Kippur, das der Bundesmittler vierng Tage lang auf sich nimmt (2. Mose 31, 28)' entspricht der ieruigSdhrigen Vristenwanderung der Kinder Israels. Die Gemeinschaft in der Verheifiung schliefit Solidarit6t in der Schuld ein, wie auch Stihne Teil der Vers6hnung ist. Irn Buch Jona steht am Anfang die Stinde der Heiden, verk6rpert durch Ninivg Hauptstadt des assyrischen Imperiurns und politischer Todfeind Israels. Dieser Stadt soll der Prophet das Gericht ankrindigen. fona widersetzt sich dieser Berufung, weil er das Erbarmen Gottes mit den reuigen Srindern fiirchtet. Er will verhindern, dafi er als Repr6sentant des g6ttlichen 7-orns in Unrecht gmetzt wird. Die Rollen sind hier umgekehrt besetzt wie im Mose-Drama. Jona will lieber sterben als die Heiden gerettet sehen, die sich einer ierzigtdglgen Bufizeit untetzogen haben. Gott stellt Jonas Recht auf Zorn in Frage, indem er ihn an die Verpflichtung erinnert, die der Schdpfer allen Lebewesen gegenriber eingegangen ist. Taubes aeht das Jom-Kippur-Drama als Hintergrund fiir die Selbstdeutung des Paulus heran. ln 2. Mose 32 sieht Taubes die Urszene, die sowohl dem Jom-KippurRitual zugrunde liegt als auch die Situation des Paulus bestimmt. Den Gotteszorn, der durch die Zurrickweisung des Messias ausgeldst wird, stellt er in eine Reihe mit dem Gotteszorn riber die Zurrickveisung des Gesetzes (C,oldene Kalb und Kundschafter-Episode). Wie Mose steht auch Paulus am Nullpunkt der Gottesbeziehung Israels. Dieser Nullpunkc der Suspendiemng aller geltenden Bewird ftir Paulus zum ziehungen und ihrer Kontinuitit Ort der Neugrrind,r.g des Gottesvolkes. Darin u'ird et ztLm Antitlpus des Mose, der Gott umzustimmen vermochte und ihn dazu bewegte, am ursprringlichen Bund mit dem Volk festzuhalten. Paulus wird in dem historischen Augenblick zurrr. Propheten der Heiden berufen, in dem Israel den neuen Bund Gottes abgelehnt hat- Er krindigt ude Jona der heidnischen Metropole den Zorn Gottes und das Todesurteil im Gericht riber ihre Stinden an (R6mer
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l, 28-2, 10). Durch den Glauben an den Messias ist iedoch noch Umkehr und Rettung m6glich. Paulus, der die Vision eines neuen Gottesvolkes hat, geh6rt iedoch weiterhin dem alten an. Durch diese Loyalit6t gerdt er in einen Schuldkonflikt. Deshalb mufi er sich rechtfertigen, indem er die alte Rolle des Mose im Drama um die Rettung Israels noch einmal spielt. Frir das gefallene Bundesvolk ist er bereit, vom messianischen Heil wieder ausgeschlossen zu werden und die Rolle des leidenden C'erechten, des Srindenbocks (Anathema), zu tragen, der den Zorn Gottes neutralisiert. Wie Mose beruft er sich auf die Verheifiungen an die V6ter und das wahre Israel, das sich bereits bekehrt hat, wie Mose will er die heilsgeschichtliche erzwingen. Die Verstockung der luden verKontinuitit steht Paulus als eine Strafe, mit der Gott ihnen bis zr;r endzeitlichen Erl6sung des ganzen Volkes (pas Israel) eine begrenzte Bu8zeit auferlegt.
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Pneuma. - Der griechische Begriff pneutna erf6hrt im Horizont der messianischen Logik eine ebenso radikale Umprigung wie der Begriff pistis. Das grlt im tibrigen ebenso ftir die traditionellen hebriischen Begriffe ruonh und emunah. Wie im Falle von pistrs/Glaube versucht Taubes auch im Falle voln pneurnalGeist den Begriff von allen anachronistischen Anreicherungen zu befreien, die ler im Laufe der christlich-abendlEndischen Geschichte langesammelt hat, und aus der geschichtlichen Situation fdes Paulus heraus zu verstehen. Der Gegenriberstell,tttg ivon Glauben und Verken entspricht im Falle r'on pneuma f die Gegenriberstellung von pneumatischer und natrirlicher Ordnung. Aus dem Prinzip pneutna gewinnt Paulus die f'Freiheit, sich riber ethnische Bindungen hinwegzusetzen und auf diese Weise Moses zu tiberbieten. Taubes geht es um eine Rettung des Prinzips Pneuma angesichts der in der europ6ischen C'eistesgeschichtemanifest gewordenen und von Marq Nietzsche und Freud herausgestellten,,Blamage' des Geistes. Dafiir rekurriert er riberraschenderveise auf das von der protestantischen Bibelkritik vervorfene Auslegungsverfahren der Allegorese. Paulus ist der erste Virtuose der allegorischen Lektrireo
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die er nicht nur zrt legitimatorischen Zwecken einsetzt (das ist der Vorwurf Nietzsches gegen das Christentum), sondern zur Fortsetzung und Steigerung des zentralen iridischen Anliegens, des Gottesbundes. Seine allegorische Lekttire ist keine Flermeneutik des Besserwissens, keine Umdeutung des manifesten Textsinns aus der Retrospektive einer erfiillten Vahrheit heraus (wie bei den Kirchenvitern), sondern eine Strategie der Auffiillung von Lflkken, die er im Text entdeckt und die ihm anzeigen, dafi hier etwas noch nicht zu seinem Ende gekommen ist. Wie die allegorische Lektrire den Textsinn transzendiert, so ribersteigt die pneumatische Logik die nattirliche Ordnung des Gegebenen. Ftir - Paulus' Universalisie- - * - # T = - - ;Prograr4p_d_qr Pneuma:cIG en Bestand und normati gn Grenzen des ieren. Wenn Paulus, wie Taubes henorhebt, in R6mer gmine ungewdhnliche Massierung von Titaten auffahrt, so sind dies keineswegs ausschliefilich Buch- und Schriftzitate, sondern auch, wie Taubes am Rande bemerkt? aus der lebendigen liturgischen Pro*is entlehnte Formeln. Damit weist er die Verankerung des Paulus in der lebendigen iridischen Tradition nach und beleuchtet damit eine wesentliche Seite de Apostels, die die theologische Exegme in dieser Form bisher nicht zu Gesicht bekommen konnte. Die Decke des Mose. - Paulus mufi die Gnindung seines universalen Gottesvolkes auf der Rechtsgrundlage des alten Bundes vollziehen. Dabei wendet er ein typologrsches Interpretationsverfahren an. Diese Legitimationsstrategie entfaltet er 2. Korinther 3 als Auslegung ienes Textsttickes, das auf die Jom-Kippur-Liturgre folgt. In 2. Mose 34 wird erzdhlt, wie Mose auf das Geheifi Gottes die steinernen Gesetzestafeln verfertigt und wie bei der Rtickkehr vom Sinai das Volk die Herrlichkeit C,ottes nicht errcragenkann, die vom Antlitz des Mose widerstrahlt. Dafi Mose sein Antlitz verhrillt, sobald seine Mittlerfunktion beendet ist, ist fiir Paulus ein Zeichen, dafi die g6ttliche Offenbarung im fridischen Kultgesetz defizient und vorldufig ist. Dage-
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Nlcrrvonr
gen stellt er die Epiphanie C'ottes im Auferstandenen als eschatologrsch giiltige dar, deren Herrlichkeit nicht nur Mose, sondern das ganze Volk verklErt. Feinde und Liebesgebot. - Paulus gtbt sich grofie Mtihe, den Eindruck zu venneiden, dafi mit der Schaffung des neuen Gottesvolkes eine negative Ausgrenzung der Juden als des alten Gottesvolkes verbunden ist. Frir die Jrrden, die das Evangelium nicht annehmen, ven/endet er den starken Ausdruck ,,Feinde". (R6mer ll, 28. Das echthroi des griechischen Textes wird von der Vulgata mit inimini, nicht wie Carl Schmitt meint mit hostes - tiber"tta setzt.) Noch im gleichen Satz verwandelt er diesen Begriff wieder in ,,Geliebte', um damit den ilteren Heilsanspruch Israels auszudrfrcken. Taubes' Paulus-Leltrire hebt sich in diesem Punlt stark von der Wirkungsgeschichte des R6merbriefs ab, in die garrz andere theologische und politische Arrssagen riber den Feindbegriff eingegangen sind. Frir Carl Schrnitt ist der Feind ,,existentiell etwas Anderes und Fremdes. Der Kern des Politischen ist nicht Feindschaft schlechthin, sondern die Unterscheidung zn'ischen Freund und Feind'f. Ffir Schmitt defrniert sich die ecclesia dm Paulus dadurch, dafi sie die Juden zrl ihren Feinden erkl6rt. Taubes entgegnet ihm an dieser Stelle, daf3 im selben Satz,Feinded und,,Geliebte' nebeneinanderstehen:,,Sie sind Feinde Gottes um Christi willen (darauf stirtzt sich Schmitts Deutung), aber Geliebte um der V6ter willen". Dieser Z'usatz bedeutet, dafi die Liebesgmchichte rcrischen Gott und Israel 6lter als das Christentum ist und durch dieses nicht unterbrochen, geschweige denn beendet wird. Darriber hinaus ist die Feindschaft C'ottes - weil die Juden seinen Sohn zurffckgewiesen haben - selbst ein Teil dieser Liebesgeschichte. Das bedeutet aber nicht die Veru'erfung der Juden um der Heiden willen. Die Erwflhlung der Heiden ist vielmehr nur eine Episode in der Bemtihung C,ottes um die Rrickgewinnung seines Volkes, das auf diese
1e Carl Schmitg Tlrcorie des PartisQ.rtnn, Berli'
1975, 93'
I. Lnrrtnur
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Veise, wie der Text sagt, ,,eifersrichti gn gemacht werden soll. Durch die Hinzuftihrung der Heiden ist das Volk allerdings neu definiert; es ist nicht mehr politisch definiert (im Sinne von Schmitts Feindbegriff), sondern umfafft alle Menschen als pas Israel. Das neue Israel hat zn'ar keine Feinde mehr, wird aber von aufien als Feind wahrgenommen und der politischen 'tVie Definition untervorfen. geht man mit dieser Situation urn? In diesen Kontext geh6rt Taubeso Auslegung des Gebots der Feindesliebe. Er bezieht sich hier auf Karl Barth, der den Feind nicht politisch versteht wie Schmitt, sondern theologisch als ,,absolute Grdf3e't{. Frir Barth offenbart sich Gott auf paradoxe \fleise auch im Feind. Am Feind erfahren wir die Gerechtigkeit Gottes ,,in ihrer gunzer. Ferne, Fremde, und Untunlichkeit, sie erscheint an ihm nur in ihrer v6lligen Abwesenheit, nur als Zorn C,ottes, Gott selbst ga;n.zund gar nur als deus absconditug"15. Deshalb ist der Feind, sind die Verfolger der Christen ins Gebet der ecclesia einzuschlief3en @6mer 12, 14). Frir Barth ist unter eschatologischem Vorbehalt positive wie negative politische Theologie das B6se, also die bestehenden Machwerh6ltnisse ebenso wie ihr fjmsturz im Namen einer ,,wahren' Ordnung. In beiden Formen politischer Theologie driiclt sich fiir Barth ein menschlicher Machtwille aus, der die Fremdheit C,ottes nicht anerkennen witl. Er trifft sich hier mit Bloch und Benjamin in seiner Kritik der Theokratier6. Barth sieht die ,,grofie negative M6glichkeit des Christen*, die in R6mer 13, 1114 entfaltet wirdo darin, dafi ,die wahre Revolution von Gott stammta und deshalb allen irdischen Instanzen ihre Legitimitdt entneht. Die grof3e ,,positive M6glichkeit*, von der R6mer 13, 8-10 spricht, ist fiir Barth die Liebe als Erfahrung Gottes. Feind und Liebe sind ftir Barth komplementire Formen der Gotteserfahrung: im Feind offenbart sich Gott als der Andere im Einen, das heifit als Erfahrung der Gottesferne in dieser \[elt; in der Liebe raKarl Bert\ Rdmerbrief, Z:&ich lg8/', S. 456. ts Ders., Rdmerbrief, 458 t5 Ders., Rdrnerbrief, 461-16,4,
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'offenbart sich Gott als der Eine im Anderen. Vdhrend der Feind die Grenze zwischen Gott und Welt in seiner Abwesenheit ftihlbar macht, hebt die Liebe diese Grenze auf und gibt seine Anwesenheit zu erkennen. Die C'esamtheit der Gottesoffenbarung wird deshalb in der paradoxalen Figur der Feindes-Liebe m6glich, die Gottes Anwesenheit und Abwesenheit zugleich erfahrbar macht. In der Feindesliebe realisiert sich das pas Israel, das sich dem Begriff des Politischen entzieht. i Votr der Rdmerbrief-Exegese Karl Barths trennt Taubes freilich sein emphatischer Bezvg auf die Strategie der negativen politischen Theologe. Er hdlt im Gegensatz_zu Barth fest an einer weltpolitischen Dimension, die er aber nicht, wie Schmitt, riber den Begriff des Feindes definiert, sondern frber den des Ver-Bundes. Die paulinische Ekklesia versteht sich nicht als eine autarke, sich gegen andere Gemeinschaften wehrhaft abgrenzende Polis, sondern als eine neue, universale Veltordnung. Dadurch ger6t sie mit dem Imperium Romanum, das denselben Anspruch verkdrpert, in Konflikt. Die neue politische Ordnung wird konstituiert durch die Liebe in ihren beiden Formen der Nichstenliebe (nach innen) und der Feindesliebe (nach aufSen). Grgfies G_ewicht l.gt Taubes in diesem Zuammenhang auf die paulinische Reduhion des Doppelgebots Jesu, der den Inhalt s6mtlicher 613 Gesetze der Thora auf die Gottes- und Nichstenliebe zurfickgeftihrt hatte. Paulus macht aus den beiden Geboten Jesu das eine Gebot der Nichstenliebe. Dieser Schritt leGt sich nach Taubes nur verstehen aus fider Perspeltive des Gottesvolk-Grtinders, dem es in erster [Unir nicht um individuelle Erldsung geht, sondern um ,s) tai" C.,ittdune eines neuen Gottesvolkeq.-Dieses Gottesvolk
lq"dsr
- SozialL6rpeiJi den er "i otr;r,i. "rb;r|= "it ffi;t;'+ffi 6#';.=J-,s,
als ,,Leib in
wird deutlich, wenn man die Erhif-Pau[iF-6ins-ilnd, kenntnislehre von l. Korinther 13 mit heranzieht. Dort beschreibt Paulus die eschatologische Schau Gottes als wechselseitiges Erkennen und l"gt so dem griechischen Terminus Gnosis die Bedeutung des hebrdisch enl$lq;L,er
II. V'tnrurcut
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kennen*) bei, das geschlechtliche Vereinigtttg konnotiert. Das Medium dieser Gotteserkenntnis ist die Gemeinde als Leib Christi, der Ver-Bund als ,,Korporation*. Deshalb braucht der Einzelne nicht alle Veisheit, alle Erkenntnis und allen Glauben, sondern vor allem die Liebe zum N6chsten, durch die er zum Leib Christi geh6rt und so am pneumatischen Leib Gottes Anteil hat.
tr. \trirlrungen Paulus und die Moderne Die Pointe und das verbindende Element der folgenden Abschnitte besteht darin, die Gestalt des Paulus in eine direkte Konstellation za setzen mit Positionen, die ftir die Dilemmatik der Moderne besonders signifikant sind. Dabei interessiert sich Taubes fiir solche Denker, die die S6kularisierungsprobleme der Moderne sowohl unter den Pr6missen der Transzendenz als auch der Immanenz behandeln. Es wdre ein lrrtum, zu vennuten, dafi sich die Wirkungsgeschichte des Paulus ausschlief3lich in der Geschichte der theologischen Auseinandersetzung abspielt. Taubes weist seine viel tiefere und beunruhigendere Virulenz im Denken iener unabhingg"n kritischen Geister nach, die frir die Urgeschichte der Moderne grundlegend geworden sind. Marcion. - Taubes hat als Hintergrund und mdglichen Sitz im Leben der paulinischen Rechtfertigungslehre das Jom-Kippur-Ritual einbezogen, in dem sowohl der Zorn als auch das Erbarmen Gottes seinen Ort haben. Die Wirkungsgeschichte dessen?was nach Paulus rChristentumo heifien sollte, hat iedoch gerade diesen Zusammenhang auseinandergerissen. An die Stelle der ambivalenten Dialektik von Zorn und Erbarmen trat die Vereindeutigung durch Ausdifferenzierung und Polarisiemng. Das Paradigma dieses Schrittes ist die gnostische Konzeption des Marcion. Den eschatologischen Nihilismus, den Paulus
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gegen das r6mische Imperium wendet, wendet Marcion auf das nunmehr ,Alte Testamento an. Jahure, der diese Welt geschaffen hat, wird mit seinem Gesetz den Mdchten dieser Velt gleichgestellt, die mit dem neuen Aott untergehen. Aus dieser Velt kann nur ein Gott erre:bten, der ganz aufierhalb ihrer steht und sich doch den Menschen durch den Erldser offenbart hat. Marcion stellt das iesuanische Evangelium der errettenden Liebe in einen unvers6hnlichen Gegensatz ztLm Alten Testament, das den Zorn Gottes in seinen Virkungen dokumentiert. Marcion ist nicht nur derienige, der die Zorn-E,rbar men-Ambivalenz Gottes auseinanderbrichq er ist auch derienige, der die moderne Individualisierung in der Virkungsgeschichte des Paulus vorbereitet. Gnosis, der Akt der Erkenntnis, wird von Marcion vollst6ndig von der paulinischen Frage leibhaftiger Gemeinschaft (Gottewolk) abgel6st. Das Evangelium wird auf das Individuum als Glaubens- und Erkenntnissubielc bezogen, das einem transzendenten Gott unmittelbar gegenfibersteht. Der Marcionitismus hat die Paulusrezeption nachhaltig beeinflufit, indem er die polemische Opposition von christlichem Evangelium oder deus revelatus einerseits und itidischem Ga setz oder deus absconditus etabliert hat. Wie stark Marcion in der Moderne, insbesondere in der Geschichte des Christentums im 19. Jahrhundert nachgewirkt hat, zeigt das Buch von Theodosius HarnacklT, das Taubes als ein wichtiges Dokument marcionitischer Denkstrukturen in der Theologiegeschichte der Neuzeit hervorhebt. ,,Gott als Sch6pfer ist in Folge der Srinde nur mit seinem Zornwillen in der Velt gegenw6rtig; seine Gerechtigkeit unltet in ihr nur als ,richtende und strafendeo, seine ,Gerichteo sind Gerichte des Zorns und der Verdammnis. Und wie Gott so ist nun auch sein Gesetz."l8. Gesetz, Stinde und Tod sind die Feinde, gegen die Christus kf,mpfen muffte, als er das Evangelium der Liebe verkrindetele. Der Srindenfall 1?Theodosirrs Hernacll Luthers Amsterdem 1969. f8 A. a. O., Bd. l, 5?5. le A. e. O., Bd. l,537.
Theologie, Erlangen t{r62 / Nechdr.
II.
'\9'rnnmcrn
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entspricht in dieser Konzeption der Sch6pfung der materiellen Velt bei Marcion: Er grerlzt zurei gegens6tzliche g6ttliche Manifestationen voneinander ab. Die Konsequenzen dieser Theologie werden bei dem Sohn, Adolf v. Harnack, vollends deutlich.m Taubes zrtiert den Text, in dem dieser fordert, das Alte Testament in der evangelischen Kirche als kanonische Schrift abzaschaffen. [n dem Kapitel ,,Marcions Christentum kirchengeschichtlich und religionsphilosophisch beleuchtet" l"gt Harnack die untergrffndige Virkungsgeschichte des Marcionitismus frei, die von der Gnadenlehre des sp6ten Augrrstin riber Luthers Christologie bis zu den Versuchen des 19. Iahrhunderts ffihrt, das ,,Wesen des Christentums' zu bestinunen (Schleiermacher, Hegel, Tolstoi, Gorki). A v. Ffarnack fragt sich, ob fiir eine christliche Theologie post Nietzsche nicht der Marcionitismus ,die gesuchte Ldsung des grdfiten Problems ist, d. h., ob die Kurve von den Propheten zu Jesus und Paulus sich nicht zutreffend nur in Marcion f.ortsetzt und ob die Religionsphilosophie sich nicht gendtigt sehen muf3, die Antithese ,Gnade (neuer Geist und Freiheit) versus Velt (einschliefilich der Moral)' als das letzte Wort anzuerkennen* (S. 233). In seinern Antichrist hatte Nietzsche das Evangelium fesu in seinem unmittelbaren Gottesverhiltnis und der Liebe als letzter Lebensm6glichkeit abgespalten von Paulus, der das Gesetz der Moral aufgerichtet habe. Gegen Nietzsches Kritik des paulinischen Christenturns beruft sich Harnack auf die konsequente Haltung des Marcion. Paulus habe rnva;r den Gegensatz ,der Gerechtigkeit aus dem Glauben' und der ,Gerechtigkeit aus den Werkeno scharf durchdacht, aber geglaubt, mit unzureichenden Mitteln die Geltung des Alten Testaments als kanonische Urkunde festhalten zu kdnnen (S. 216). Marcions Religionsstiftung sei dagegen ,,vollkommen unirldisch und ebenso unhellenisch. Kann es etwas Unhellenischeres geben als diesen v6lligen Verzicht auf die Kosmologie, die Metaphysik und das Asthetis che?' (S. 225) In einer s6kularisierten Velt, in D A. v. Harnec\ Marcion - das Dtangehum aom ttetnd.en @t$ 1924, Nochdr. Darmstadt 1985.
Betlin
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der sich die Theologre auf die Suche nach einem tiberzeitlichen Kern der Religtot macht, wird mit Hilfe von Marcions reduzierender Vereindeutigung das ,,Vesens des Christentums" blofigelegt. Damit kann das iridische Erbe des Christentums ebenso wirkungsvoll annulliert wie der griechische Einfluf3 abgewehrt werden. Karl Barth und Carl Schmill. - Die Frage, die sich der christlichen Religion in der Moderne stellt, lautet: Wie leGt sich ihre transzendente Legitimation gegen den Pluralismus der Veltanschaungen sicherstellen? Karl Barth wendet sich mit einem emphatischen Begriff von Theolo gte gegen die liberale Religiositdt Harnacks. Dessen aufgekldrte Position machte das ,,Vesen des Christentrtms" am historischen Kern eines undogmatischen Evangeliums Jesu von der Vaterliebe Gottes, dem unendlichen Wert der einzelnen Seele und der Niichstenliebe fest. Das Iftiterium ist fiir Barth dagegen allein das Vort Gottes an seine Kirche, zu dem der Mensch Stellung beziehen rnuf3. Gegen Harnacks Hypostasierung eines historischen Jesusbildes zrurrnGlaubensinhalt beruft er sich auf das paulinische Evangelium vom Gekreuzi*en, an dem die Veisheit der Theologen scheitert. Auch der Konvertit Erik Peterson kritisiert Harnacks Konzeption des Christentums als C,esinnungsgemeinschaft ohne institutionelle Form. Gegen Barths Neuorthodoxie wendet er aber ein, dafi es im Protestantismus nach der Abschaffung des landesffirstlichen Kirchenregiments keine verbindliche Lehrinstanz mehr gibt. Nur die katholische Kirche kann fiir ihre dogmatische Entscheidung einen legitimen Offentlichkeitsanspruch erheben, wdhrend ffir Barth Theologie ,,NotstandsmaBnahme' bleibt, die sich auf den Geist verlassen muf3, der das Vort Gottes in der evangelischen Predigt wirksam macht.2l Carl Schmitt versucht den Relativismus, das ideologsche Dilemma der s6kularen Velt, zu tiberwinden, indem er die beiden genannten theologischen Legitimationsme 21 EriL, Peterson, ,,Briefwechsel mit Adolf rron HarnecL, rrnd ein Epilog'' in: Hochl,and, 30/1, 1932, S. ltl-124.
II. V'rnruxcmr
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delle miteinander verbindet und sie auf den Bereich des Politischen tibertrEgt Die Konzeption der Dilratur verbindet das charismatische Modell der Entscheidung riber den Ausnahrnezustand @arth) mit dem ,katholischeno Mo dell der Binheit von Herrschaftsform und Herrschaftsanspruch (Peterson). Bereits Max Veber hatte aaf.gezeigt, wie in einer revolutiondren Situation eine aufieralltdgliche Frihrungsbegabung sich spontan legitimieren kann, wo die derationalen Verfahrensweisen der institutionalisierten mokratischen Herrschaft versagen. Schmitt spielt die charismatische Legitimitdt der Ausnahme (Wunder) gegen die regelhafte Legalitdt des Parlamentarismus aus und altiviert damit auf seine Veise die paulinische Uberbietungsformel von Geist und Gesetz. Nach Schmitt kann die soder Neuzeit (Hans Blumenberg) genannte Legitimitdt stets nur eine Legalitit als rationale Gesetzeskonformitf,t beanspruchen, und nicht wirkliche Legitimitdt, da dieses Norrnensystem durch keine h6here Instanz begriindet ist. Hinter der ,Legitimitdt der Neuzeito steht fiir ihn eine willkrirliche Selbsterm6chtigung des SubjehP. Blumenbergs Iftitik an Schmitt wiederum richtet sich gegen dessen Versuch, politische Positionen durch metaphorische Strukturanalogien mit theologischen Dogmen zu legitimieren.B Schmitt allerdings, der die Begriffss6kularisierung der Moderne negativ bewertet, hdlt an der sachlichen Einheit von Theologischem und Politischem fest. Beniamins ,,Nihilismus als Weltpolitik" und Paulus' Negative politische Theologie. - Ausgehend von Benjamins ,,politisch-theologischem Fragmetrt', das Taubes entgegen der in der "Verkausgabe vorausgesetzten Chronologie in die Zeit nach dem ersten Veltkrieg datiert und vor dem Hintergrund dieser Erfahrung interpretiert, bringt er dessen ,,nihilistischen" Begriff der Ordnung des Profanen mit der negativen politischen Theologe des Paulus in Z'usammenhang.Zu Beniamins Konzeption von ,,Nihilismus als 2 C. Schnitt, Pohtische Theologie II, Berlin 1970, 109 ff. a H. Blumenbeqg, Die Ingitimirdt der Neuzeiu, Freu.Lfurt e- M. '1988,
9-tt1.
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Nlcrrwom
Veltpolitik" findet sich nach Taubes die engste Parallele bei Paulus und seinem \[eltverhdltnis des ,,.{ls-Ob-Nicht" (hos m&). Die Parallele geht noch weiter. Auch Beniamins Begriff der Schdpfung bzw. Natur ist paulinisch. Das Streben nach Ghick im Untergang bei Beniamin bezieht sich auf denselben Begriff der Sch6pfung als Yergdngniq der bei Paulus als das ooSeufzender Kreatur" erscheint. Benjamin ist fiir Taubes ein Pauliner, und ^ffar in doppelter Hinsicht. Erstens, weil er wie Paulus von der Heillosigkeit und Unerl6sbarkeit der Schdpfung ausgeht, und zurar im Gegensatz ztl Adorno, der sich auf das galn^zandere AlsOb der Kunst im Sinne einer imaginiren M6glichkeit der Erl6sung beruft. Damit wird das Messianische zu einer verbloGtln,,,ins Asthetische abgebogenen" Kategorie. Und dieses angektindigte ,,zweitens' laGt Taubes zn'eitens hier wie so oft offen, aber es ldfit sich aus d,em Zrtsammenhang rekonstruieren - weil er, wie Paulus, der Ordnung des Profanen i"d" religi6se Bedeutung absprictrt und zn'ischen Herrschaft und Heil einen unriberbnickbaren Trennungsstrich ne}nt. Immanenz und Ungleichheit. - Ftir Denker wie Beniamin, Schmitt und Barth zeigt sich in der Krisis der s6kularen Velt die Unverzichtbarkeit der Transzertdenz. Demgegenriber bestehen Spinoza, Nietzsche und Freud amf der unhintergehbaren Immanenz der Wirklichkeit, in der metaphysische Instanzen wie Gott, Seele und Gericht negiert werden. Nietzsche erscheint in Taubeso Genealogie der Neuzeit nach Spinoza, der als erster die Immanenz der Wirklichkeit proklamiert hat (deus sive natura) und damit dem Menschen keine Entscheidrrttg mehr abverlangt zwischen Velt und Transzendenz. Nietzsche erscheint bei Taubes als Anti-Pauliner, als Paulus-Antipode. Das wird an zwei Themen entfaltet, deren innerer Zusammenhang nicht ohne weiteres einleuchtet: der sozialen Ungleichheit und der kosmischen Immanenz. Die Ungleichheit der Menschen - die Unterdrrickung der Schwachen durch die
2a 1. Korinthet 7,29-31.
II. \firrnruxcnr
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Starken -, die in griechischer Sicht nicht nur eine unabEnderliche nattirliche Gegebenheit darstellt, sondern geradezu die Bedingung der M6glichkeit menschlicher Entfaltung zu h6heren Stufen des Humanum, wird in christlicher Sicht umgewertet zu einer schweren Schuld und Verstrickung. Von dieser Schuld befreit nur die Gleichheit, die ,,von aufien* kommt: als Gleichheit vor Cott oder, paulinisch, als Gleichheit in Christo. Moral l6f3t sich nur transzendent fundieren, als Verantwortung gegenriber einem aufierweltlichen Beobachter und Richter. Nietzsche denunziert diese transzendent fundierte Moral als ,,Ressentiment" der Priester gegenriber der natrirlichen Rangordnung des Lebens. Dem stellt Nietzsche seine These von der ,,I-Jnschuld des Verdens' entgegen. In einem immanenten Kosmos gelten die Rangordnungen und \flerte des Lebens. So wie der jf,dische Monotheismus diese Verte und als Exponent dieser auf den Kopf gestellt hat -, so zieht Nietzsche aus Paulus gilt ihm ,,sklavenmoral* der Negation der Transzendenz - dem Tod Gottes - die Konsequenz einer Rtickkehr zum vorsokratischen Weltbild, das er als aristokratisch und tragisch stilisiert. Im intranszendenten Weltbild Nietzsches erfiillt sich das Humanum ohne Bezugnahme auf die Transzendenz: im Obermenschen. Fiir die christliche Definition des Menschen erftillt sich das Humanum in der Ekklesiao die zur Transzendenz hin offen ist. Nietzsches von Taubes henorgehobene Schhisselworte sind ,,D6cadence" und ,,Schuld". Beide markieren das Dilernma der Moderne, die nach ihrem Selbstverst6ndnis freilich glaubt, diesen Bedingungen entkommen zu sein. Frerrd und Nietzsche verbindet das ,moderrleo Programm einer ,,Erl6sung von aller Schuld"5. Beide verstehen Schuld als eine kulturelle KonstruItion, deren LJrsprung sie allerdings unterschiedlich einsch6tzen. Frir Nietzsche resultiert Schuld aus der Verdrdngung der leiblichen Virklichkeit im Namen einer Moral und Metaphysik; ffrr Freud ent-
28 F.
Nietzsche, ,,Die Erl6sung von 820-82/1. &inden,lll,
eller Schuld", ior Werke in drei
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steht sie aus der Verdringung soziale Ordnung begrrindet.
ienes Gewaltaktes, der die
Tradition und Gediichtnis. - Die Ausfiihrungen zu Freud bildeten den Abschlufi der Heidelberger Paulus-Vorlesungen. Sie miissen wie die Seiten zu Nietzsche als ein Fragment betrachtet werden. Unter das Thema ,,Tradition und Ceddchtnis" hatte Taubes das Hermeneutische Colloquium gestellt, das sich im Sommersemester 1986, dem letzten seiner Berliner Lehrtdtigkeit, mit Freuds Moses-Buch beschdftigte. Man darf daher vermuten, daff dieses Thema auch das Zentrurn der Heidelberger Vorlesung bilden sollte. Die harschen Worte, mit denen Taubes eine rein histonsche Auseinandersetzung mit Freuds Thesen abwehrt, zeigen, daf3 es ihm vielmehr auf eine religionstheo retische Vrirdigung ankam und daf3 er, aller Unhaltbarkeit der historischen Rekonstruktionen zum Trotz, den religionstheoretischen Positionen Freuds eine tiefe Einsicht zuerkannte. Den Kern dieser Position bildet die These, daB Religion keine Sache der Tradition, sondern der kollektiven Erinnerung ist. ,rDer Zu'angscharakter, der den religi6sen Phdnomenen zukommt*26 leGt sich mit dem Begriff der Tradition nicht erklEren. In diesem Z'usammenhang entwickelt Freud seine Theorie von der ,,Viederkehr des Verdringten" und schreibt: ,,Ich meine, die Ubereinstimmung zn'ischen dem Individuum und der Masse ist in diesem Punkte eine fast vollkommene, auch in den Massen bleibt der Eindruck der Vergangenheit in unbeu'ufiten Erinnerungsspuren erhalten*.fr Vdhrend der Begriff der Tradition sich nur auf die bewu$te kulturelle Arbeit und Technik der Aufnahme und Veitergabe von Uberlieferung bezieht, umgreift der Begriff des Geddchtnisses auch das unbeututite Seelenleben der Gruppe, nicht im Sinne von C. G. Jungs ,,kollekcivem UnbewufBten*, sondern in dem Sinne, in dem ,,der Inhalt des Unbeunrf3% Sigmund Freud Der Mann Moses und die monotlrcistisohe Rebgion, Gesammeke Verke IWI (1939), 208; Yosef Hayim YenrsheLni, ITeuds Mosq. Endlinh.as und urtendliahes Judnntwn, Berlio 19y2r 53. n !L. e. o., s. 201.
II.
'W'rnrnnvcpn
t73
ten ja fiberhaupt kollektiv ist, allgemeiner Besitz des Menschen'.s Aus dieser Sph6re bezieht die religi6se [iberlieferung ihre zvingende Kraft. Sie liegt, mit den Vorten 'lfliederkehr Y. H. Yerushalmi, ,,in der des Historikers des Verdringten, in der Aktivierung bisher unbeumfiter Erinnerungen an reale Ereignisse der fernen Vergangenheit*.D Auf diesen religionstheoretischen Kern der MosesStudie von Freud, wie ihn ielr;r Yerushalmi in seinem Freud-Buch herausgearbeitet hat, nelte zu'eifellos auch Taubes' Freud-Interpretation. Vdhrend aber Yerushalmi wie andere Freud-Interpreten vor ihm davon ausgehen, dafi Freud sich insgeheim mit Moses identifizierte, vertritt Taubes die Auffassung, daf3 Paulus, nicht Moses, die eigentliche Identifikationsfigur Freuds war. Im Vorlesungsverzeichnis kommentiert er das Colloquium riber Freuds Moses-Buch mit folgenden SEtzerr; ,,sensible Interpreten haben in Freuds spdter MosesStudie immer wieder autobiographische Zige aufgesprirt, lief3en sich aber von der Urvatergestalt des Moses blenden. Denn, so die Forschungsthese des Hermeneutischen Colloquiunxi, nicht in Moses, sondern in Paulus, fiir dessen ,echt jridischen Charaktero er tiefe Sympathi e bezeugte, hat sich Freud gespiegelt. Unter der Hrille der Psychopathographie des Manns Moses entwickelt Freud eine Theorie des Ged6chtnisses und der Tradition. Seine Analyse religionsgeschichtlicher Prozasse der Viederkehr von Verdrdn gterrn konstituiert einen sehr vielschichtigen Begttff historischer Wahrheit.' Damit werden die beiden thematischen Komplexe umrissen, di" wohl auch der FreudVorlesung zugrunde liegen sollten: ,,Freud als ztreiter Paulus (und nicht Moses)' und ,,Religron als Geddchtnis (und nicht Tradition)'. Die Frage bleibt offen, wie diese beiden Themen miteinander zusammenhingen. Der Schnittpunkt der Themen liegt im Motiv der Aufhebung des Gesetzes. Dies verbindet ihn mit Paulus, nicht mit Moses. Ferner verbindet ihn mit Paulus die Einsicht, daf3 die Fragen des Gesetzes und die davon nicht zu trennenden % A a. Q., 241; fqnrshal'nio 58 n. 51 D Yenrshelmr, e. e. O., 58.
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Fragen der Schuld und des Zornes Gottes weit tiber den von unserem beuruf3ten Villen ausgeleuchteten Horizont des Daseins hinausreichen - in die Tiefe der Geschichte und in die Tiefe der menschlichen Seele. In diesen Zu' sarnmenhang geh6rt der NietzscheSatz, mit dem Taubes die Brticke zu Freud schlEgt ,$ll" tieferen Menschen sind sich darin einmritig - es kommt Luther, Augustin, Parrlus ^Lm Bewufitsein -, dafi unsere Moralitit und deren Ereignisse nicht mit unserem bewufiten Willen sich decken-' Daher ist die Freudsche Religionstheorie mit ihrer Ersetzrng der Tradition durch Erinnerung ftir Taubes wichtig. Veil es auch bei Freud zentral um die Verdrdngrng und Erinnerung von Schuld geht, l6fit sich eine Beziehot g herstellen zvr paulinischen Konzeption der Erbsiinde als eines die Menschheitsgeschichte umfassenden Verschuldungszusammenhangs. ,rNiemals seit Paulus und Atgostin*, schreibt Taubes in einer Elteren Arbeit, ,,hat ein Theologe eine radikalere Lehre von der Erbsfrnde veltreten als Freud. Niemand seit Paulus hat die dringende Notwendigkeit, die Erbsfrnde zu siihnen' so klar verfolgt und so stark betont, wie Freud es getan hat. - Es ist keineswegs reine Spekulation, zu sagen, dafi Freud seine Theorie und Therapie in Analogie zu der Botschaft erdachte, die Paulus den Heiden predigte."s Taubes stellt am Schluf3 seiner Vorlesungen noch einmal klar, daf3 es Paulus wie Freud um die Erl6sung aus einem Verschuldungszusarnmenhang geht. Ffir Paulus besteht die Erbsrinde im Egoismus des alten Adam, einer Schuld, die durch das Gesetz erkannt und durch die Integration in den Leib Christi riberwunden wird. Fiir Freud geht es garrz analog darum, den Standort des Ich neu zu bestimmen, das durch Sublimation aus dem Chaos der Triebe und der Diltatur konventioneller Normen in neue Lebenszusamnenhinge eintritt. Wihrend aber ,,Paulus die Erl6sung nur phantasmatisch bringe", habe Freud sie, seinem eigenen, in Paulus gespiegelten Selbstverstflndnis e I. Taubes, ,,Religion und die Zukunft der Psychoane!1ee", TtE. Nes-e und J. Scharfenlerg (Hrsg.), Psyahoonalyse und Religion, Darmstedt 1977, l7l.
III.
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zufolge, ,,durch diese neue Heilmethode, die nicht nur Individualmethode ist, sondern auch Kulturtheorie, vervirklicht". Damit hat er auf seine Veise ,,Heil' durch ,,Heilung" etsetzt. Die Konstellationen Nietzsche und Paulus, Freud und Paulus sollen nicht nur wirkungsgeschichtliche Stationen aafzeigen, sondern auch Licht auf die C'estalt des Paulus zuriickwerfen, indem sie das Problem beleuchten, um das es bei Paulus geht. Dieses Anliegen hatte Taubes zu Eingarngseiner Vorlesungen an der Gestalt des Sabbatai hn und am Ph6nomen des Sabbatianismus verdeutlicht: Erst von dieser anderthalb lahrtausende sp6teren Bewegung her versteht man, was bei Paulus ,,Glaube" heifit. Bei Nietzsche und Freud handelt es sich um eine Parallele mit umgekehrten Vorzeichen. Sie wollen heraus aus der paulinischen Velt und zeigen in ihren die paulinischen Verte destruierenden kulturtheoretischen Reflexionen die ganrzeTragweite der paulinischen Texte.
m.
PolitischeTheologie
Jacob Taubee versus Carl Schmit& gegonsdtzliche Beetimmungen des Begriffs,Politische Theologia'. -,,Religionstheorie und Politische Theologie* nannte Jacob Taubes ein Projelil, das er Anfang der achtnger Jahre mit einer Forschungsgruppe in drei Tagungen durchfiihrte und in drei Binden ver6ffentlichte: Der Fiirst dinser WeIt. Carl Schmitt und din Folgen (1983), Gnosis und Politik (1984) vnd Theokratie (1987). Obwohl die zugrundeliegende Konzeption in den Bf,nden nirgends systematisch dargestellt vird, verweist die Dreiteilung des Themas unverkennbar auf eine Dreiheit in der Sache. Es sind nimlich, wenn man sich die m6glichen Beziehungen zwischen Politik und Religion oder Herrschaft und Heil in ihren historischen Ausformungen vor Augen stellt, nur drei Grundtypen denkbar, die genau der in diesen B6nden vorgenommenen Dreiteilung des Themas entsprechen: der Tlpus der
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Reprdsentation (Der Fiirst dieser Welt), der den Herrscher als den irdischen Vertreter Gottes versteht, der Typus der ,,dual sovereignty" (-it dem Ausdruck R. Needhamsel), der strilC zwischen geistlicher und weltlicher Herrschaft bnr. Bindung unterscheidet (Gnosis und Politik), und der Typus der Theokratie, der die Gottesherrschaft direh (*d nicht reprisentativ) auf Erden institutionalisieren will (Theokrati").u Taubes ribernimmt den Begriff der Politischen Theologie von Carl Schmitt, der ihn nicht nur in seinem Sinne geprdgt, sondern ihm auch zu einer aufierordentlichen Resonanz verholfen hat, die bis heute nichts an Aktualitdt eingebri8t hat. Diese Resonanz ist zwie' sp6ltig; der Begriff der Politischen Theologie ist genauso umstntten u'ie die Figur, die ihm zrt solcher Karriere verholfen hat.$ Die Position, die Schmitt in diesem Zusammenhang vertrat und die vor allem mit dem Begrrff Politische Theologie verbunden wird, entspricht dem Typus ,,Reprisentation". Sie besagt, daf3 es keine ,,immanenten* Kategorien grbt, unter Berufung auf die eine politische Ordnung sich legitimieren k6nnte. In diesem Punlce scheinen sich Schmitt und Taubes (und der Paulus, den Taubes meint) einig zu sein. Vihrend aber Taubes (und Paulus) daraus den schluB ziehen, daf} es riberhaupt keine legitimen politischen Ordnungen gibt (son( dieser StandpunlC versteht sich als dern nur legale) -, h4t_ Schmitt am Postulat Z d6r reprdsentativen politischen Ordnung fest, die ihre Legitimitdt aus der von ihr zur Erscheinung gebrachten Gottesherrschaft bezieht. Nur die als Ville Gottes geoffenbarte Wahrheit vermag eine Autoritit zu fundieren, die
31 R. Needbem, ,,Dual Sovereiguty", in: Ders., Reonnai.xtantces, Toroato 1980. Vgt J. Assm".nr Pohtische Theologie zwisohen ilgprcn und Israel, Q.' f. F.-v.Siemen+stiftung, Themea 52, Mtncheo. 192,33 Vgl. H. Meier, ,,V.s ist Politische Theologief , in: I. Assmeon' e. e. o.t 7-lg.
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III. Polnscns Tnuorrcn
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Peterson in seinem berrihmten Essay ,,Der Monotheismus als politisches Problem' getatr hat. Dieser Essay gipfelt in der These, daff mit dem Christentum ieder politischen Theologie der Boden erntzogettsei, weil sich der dreieinige Gott der Christenheit in keiner politischen Ordnung reprisentieren liefie.s An diese Begriffsgeschichte schliefit sich Jacob Taubes in direkter Form an; seine Vorlesungen sind etikettiert als eine Position in der von Schmitt und Peterson inaugurierten Debatte. Mit diesem deutlichen Anschlufi an den (katholischen) Diskurs tiber Politische Theologie hat Taubes iiber seine Paulus-Lektrire aber auch einen Schleier von Verst6ndnisschwierigkeiten, Ratlosigkeit und Mifiverstiindnissen gelegt. Venn es Taubes auf eine (apokalyptische) Konfrontation zn'ischen imperialer und messianischer Herrschaft ankarn, war dieser Lelctire dann nicht durch den Quietismus von Rdmer 13 der Boden entzo. BeD, ein Text, der die Anpassung an eine als legitim erkliirte irdische Staatsgewalt fordert? Wird hier ga;r ein Modell von Theokratie entworfen, das mit den Kategorien CarI Schmitts aufgefiillt ist? Wie gut oder schlecht haben sich die beiden Antipoden, u/enn es welche waren, wirklich verstanden? Und wie kdnnen wir heute ihre Kontroverse nachbuchstabieren? Diese Fragen sind entscheidend, denn von ihnen h6ngt ab, in welchem Licht die PaulusVorlesungen zu h6ren und zu lesen sind. Taubes selbst hat leider wenig daffir getan, diese Rahmenbedingungen des Verstehens ausreichend zu sichern. Seine St6rke lag darin, immer ganz von innen, das heif3t konkret, standortbezogen und auf dem Boden einer polemischen Konstellation sa sprechen. Darflber hinaus krimmerte er sich wenig um die Markierung von Differenz in einem generalisierten Diskurs. Mit der folgenden Analyse des Begriffs 3{ EriL, Peterson, Der Monotlrcismw oh plilisch.at Problem. Ein Beitrag zur @xahi,chCeder politisohcn Theologie irn Impriwn Romanurnr lrip ng 1935. VgL dezu A" Schindler (Hrsg.), Monotlnismw als politisahan Problem? Erik Peteran und die lftirik der politisahen Theologie, Gritersloh 1978; Barbare NichtweiG, Erik Petereon. Neue Sialt auf I*ben wd Werlc, Freibuag i Breisgau 19y2, speziell 764-T19; H. Meier, a. e. O., 15 ff.
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Nlcnvonr
t Nttrtrl
,Politische Theologie' sollen die impliziten Voraussetzvngen der Schmitt-Taubes-Kontroverse konturiert und die gegens6tzlichen Rahmenbedingungen der Argumentation herausgearbeitet werden. ver-nrendet, Ver den Begriff der ,politischen Theologreo -aFalnirufTiffiz gehTvon der Nichtautaikie des Menschen,
t-etenze ioinur-dn:gctdren_el-qIr4erygIlgqg-a-Kamf fnmagtichEeit-eln er i mmanenten, rati onal gq B qgrund ung sich um ein tilEr eigenen LebensT'liae-3saus. Efh€m-h Konz,ept, das Wollen und Sollen des affitamngskritisches Menschen in einen metaphysischen Kontext stellt. Bei Politischer Theologie geht es im Kern um die Verkdrperung li. u,.t von C,ottesherrschaft. An diesem Punlt treteh aber*5ii dr' ' " ," reits zvei unterschiedliche Interpretationen von Politischer Theologie deutlich hen'or. Im einen Falle wird Gottes' ,','. ;','herrschaft durch den irdiscb-en ll_errscher verk6rpert, im nc',Lr'r-'t6nderenFalle durch das Volk.-Dle Sprengkraft der Politischen Theologir IsraFEEbesieht darin, daf3 hier das Volk den Herrscher als Inkarnation g6ttlicher Herrschaft ersetzt. Der irdische Herrscher ist Repr6sentant des Gottbzur., wie K6nigs; das Volk ist der Biindnispartner --Gottes,+ Paulus es forriuli-ert, ilei ,Leib= Chritri. Aus dieser unterschiedlichen Interpretation der Verk6rperung g6ttlicher Herrschaft ist der Doppel-Sinn (um nicht zu sagen: Gegen.sinn) im Begriff des Politischen abzuleiten. Dieser Sinn bezieht sich einmal - der griechischen Bedeutung von polis, ,,Qtadt', entsprechend - auf Gesellalso auf das, was schaft, GemeinJchaft, $ffentlichkeit, das Begrifflichkeit lateinischer dann sp6ter mit Hilfe Menschen des Definition Soziale genannt wird. Aristoteleso als zoon politikon wird ia auch als anirnal socinle ins Lateinische ribersetzt. Zum anderen aber und vor allem bezieht der Begriff des Politischen sich auf Herrschaft, auf Struktur und Organisation von Befehlsgewalt irn se 1 zialen Raum. Er hat also eine horizontale und gipe verj I tikale Dimension, eine so"ioibi'ische und eine lca:fofogiscfo ' ' Bedeutung. Dasselbe gilt frir den Begriff der Politischen ) s H. Meier, B. e. O., 18.
III. PomrscHE Tnporocn
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Theologie. Auch er changiert zn'ischen dem HorizontalSoziologischen und dem Vertikal-Kratologischen. Die einen, die sich seiner bdienen, beziehen sich damit auf eine Theologie der Herrschaft, die anderen auf eine Theologt" der C'emeinschaft. Bei Taubeso Verwendung des Begriffs steht die soziologische Dimension, also die Theologre der C'emeinschaft, imVordergrund.lolilisch-eTb"pleg9,:-ipft@ erster Linie die L:ehrc von der Bildung gines (wie er. das qes sF;i)=vqffia.eg- iq .Siir,i !se_c,alt. ,-.:t it steht um t' Boden der iiidischen Tradition. Dort war er fbst auf ia die kratologische Dimension seit dem Verlust der StaatF\l lichkeit - also seit 586 v. Chr., |am Untergang des K6nigreichs Juda - gewissermafien (ausgela3eft, zam einen in \ sf !i, i 61* die politischen M6chte, von dehEir Israel in der Geschichte abhdngrg war (das Perserreictr, das Seleukidenreich, das Rdrnische Reich, kl;rzgefafit unter dem Titel ,,Edom*), -t4 nun anderen in die ldee des Messias. Es gibt eine alte Tradition, sie begegnet bei Hillel und dann wieder bei Mairnonides, derzufolge der Messias oder ,,das Messiani- I sche' nichts anderes als die staatliche Unabhdngigkeit ist II , (als Inbegriff dessen, was nicht der Fall ist und was man I ersehnt). Das Besondere dieser horizontalen Politischen Theologie besteht also darin, dafi sie die kratologische Dirnension in den Hintergrund verlagert und StSl$W^ stillstellt- im Aufschub des Messianischen einerseits wie fifffi"rgleichgultigung der ieweils herrschenden politischen Machtkonstellation andererseits. In den Vordergmnd riickt dafiir das andere der M6chte dieser Velt und der letztendlich durch den Erldser umgertendeten kommenden: das Gottesvolk als rein horizontale, gewissermafien ,,herrschaftsfreie" Gemeinschaft in der Dimension det c tietre-:F-'4 'Irn Gespr6ch zwischen Taubes und Schmitt argumentiert Taubes vor dem irldischen Hintergrund und versteht das Politische - im Sinne dieser doppelten Auslagetsngl der Vertikale - als die Frage nach der religi6sen Yerye-l meinschaftung und ihren Bindekrdften, Schmitt dagegerl argumentiert vor dem christlichen Hintergrund und ver-
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Nlcnvont
steht das Politische ganz im kratologischen Sinne als -Offenharyr€-undGqhgt_Z ?frimn, als iie-F@e, *"t in der Gemeinschaft das Sagen flat und wie die Durchsetzbarkeit der h6chsten Entschei-
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Schmitt und Tau-
bes einig. Im Horizont des iridischen Denkens, vor dessen lHintergrund Taubes argumentiert, wird dieser Bezug* lp"ttkt aber auf den Messias bezogen und damit gerade la,rs der Dimension des auf Erden Repr6sentierbaren herausgenorlmen. Die Institutionen irdischer Herrschaft (rrvon lMenschen riber Menschen") k6nnen und dilrfen den MesI sias night reprisentlergn. P"t Messianit"h9,I1",o 19=14 nichTTffi stierende politi und letztendli -CinemlilrtI 'nur vergrercngru als ,,Apokalyptiker In der Gegenrevolution' hat Taubes den Gegensatz der Po sitionen folgendermafien charakterisiert:,,Carl Schmitt denlt apokalyptisch, aber von oben her, von den Gewal-
s H. Meier, a. a. O., 11. t DaG dieser Satz iu den VorlesuDgen von Taubes nicht explizit erxdhnt x/ir4 ist sehr euffallend. SoUte er etwa im Dialog qil C. Schmit Leiae Rolle gespielt heben? Ygl. in diesem Zueamneahaog -b€s. H: caocilq ,*{le Giwalt iet von Gott". R6mer 13 im Rah'nen antiker und neuzeitlicher Staatslehren", in: B. Gledigow (Hrsg.), Staat und Religi' on, Drisseldorf 1981, 53-71.
III. PomIscHE TnsoLocIE
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ten; ich denke von unten her.'$ Ver von oben her denlt, kirnpft dafiir ,,daf3 das Chaos nicht nach oben kommt, dafS Staat bleibt'. Er kann sich das Chaos nicht anders als von unten denken. Taubes hielt das ftir den spezifisch iuristischen Standpunlc. ,,Das ist fiir Theologen und Philosophen schwer nachzuvollziehen; fiir den luristen aber gilt: Solange auch nur eine iuristische Form gefunden werden kann, mit welcher Spitzfindigkeit auch immer, ist es unbedin gr za tun, denn sonst t"gi.tt das Cha os. Das ist es, was er spiter das Katechon nennt: Der Aufhalter, der das Chaos, das von unten drflngt, niederhilt-'se Dieser Standpunlt ist aber nicht spezifisch juristisch, denn es lief3e sich durchaus eine Staatslehre denken, die mit der M6glichkeit eines ,,Chaos von oben' und der Notwendigkeit oder zumindest Berechtigt.g zivilen Ungehorsams rechnet. Der irldischen Erfahrung liegt - nach 2500 Jahren Fremdherrschaft und Verfolg.tttg - diese Gefahr n6her; ihr ist die duf3erste Bedrohung und Vernichtung in der C,estalt der staatlichen Gewalten entgegengetreten. Der spezifisch iuristische Standpunlt besteht daher auf der Gewaltentrennung zwischen Recht und Politik, so wie Jacob Taube Schmitt gegeniiber auf der Geunltentrennung zwischen weltlich und geistlich bestand: ,,Sie merken ia, was ich will von Schmitt - ihm zeigen, d"fi dieSgsglt_,"1trennung zwischq--ur,dtlich-u''rl geistlich W dh ist. diese Grenzziehung, Trenn die nicht gemacht wird, geht uns der abendl6ndische Atem aus. Das wollte ich ihrn gegenseinen totalit6ren Begriff. zu Gemrite fiihren."s
s J. Taubes, der Gqenrevohrtion", in: n,Cerl Schmitt - ein ApokelptiLer fAZ %. 7. 1985, wiederebgedr. in: ders., Ad Carl &hrnict - @&n' strebige Fiigung, Berlin 1987, 22. o Ob"q S. 139. 40lbd., s. 139.
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Editorische Notiz Im Juni 7ga6 reichte Taubes in einer Apotheke am Roseneck in Berlin ein Rezept ein. Der Apotheker antzilferte den Nanen Taubes: und vergewisserte sich: ,rHeiGen Sie Paulus?' Darauf 'Vas sich Taubes.' stehl Rezept dem ,,EigenflIch ia, eber auf Briefein kann verbir4, Ernst an Episode heiteren dieser Uiot.t Zitat andeuten. Dort echreibt Taubes riber seine orunruhig-ahae' verische Lebeneweige an der Grenze zwischen iffdisch und christlich woos heiG ist da.G man (sich) nur verbrennen kann'. Er feiht fort: ,r'Wenn ich alleg in einem Satz zusnmmenfassen soll was mich untreibt, so ist [es] der streng ungoethesche: Name iet nicht Schall und Rauch, eondern Wort und Feuer - und den Nernen gitt es zu bekennen. Yon daher leitet sich auch meine Erkenntnis ab. Alles skurril in einem so biedermeierlichen Klima wie es houte nach der Tyrannis vorherrschen muG'* Taubes kam zu eoinen Paulus-Yorlesungen nach Heidelberg gereist ohne eine Zeile schriftlichen Konzepts. Er hatte an der FU p"nt rs.Vorleemgen gehalten, Anfang der whtziget Jahre und auch im letzten Semeeter seiner Lehre, im Sommersemester 1ga6. Zu diesen Yernnstaltungen, die sich vor allem auf den bezogen, existieren weder Manuskripteo Notizen Korintherbrief noch Nachschriften. Dieser schriftlose Umgang mit seinen Themen entsprach der iiblichen Arbeitgweise von facob Taubes. Je intensiver er mit den Themen lebte, desto weniger schrieb er nieder. Er schrieb nicht fiber seine Themen, er verk6rperte sie. Aue dieserr Sachverhalt ergibt sich das editorische Problem kanl mnn einen derart verkiirperder Paulus-Yorlesungen: Vie 'Wir haben es mit gesprochener Spraten Text verschfiftlichen? che, mit Sprech-Texten zu tun. Sie im nachhinein zu verschriftlichen kann nicht heiGen, sie in Schrift-Texte zv verwandeln. Schrift muG hier zur Dokumentation von Mfrndlichkeit eingee.utzt werden. Frir diese Form der Transkription gibt es noch keine verbindlichen lVlodelle. IV[odelle gibt es fiir die TonbandPhilologie, wie sie von Linguisten, Psychologen und Soziologen ents'ickelt wurde, um Originaltiine aufs Papiet zu bnnnen. IVIodelle gibt es auch fiir die kritische Edition nicht-redigierter schriftlicher Aufzeichnungen s'ie Entsdrfe, Notiz'Zettel, NachlaG-Papiere. Beide lVlodelle lassen eich auf unseren Fdl nicht .wo es um einen KompromiG von ohr und Auge geht. "tro,"od"n? Er beeteht darin, sowohl dem authentisch geeprochenen lFort als auch den Anforderungen der Lekttire gerecht zu werden. Atrs dieser Zielsetzung ergeben sich unter anderem folgende editorische Richtlinien:
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EorronrscnnNorrz
Nur sinnvolle und keine entstellten, unversttindlichen Sdtze wrrrden gedruclc. Unvollstendige SEitze, elliptisches und suggestives Schweigen muGten aufgef0llt werden. Beim Htiren verstendliche, aber beim Lesen behindernde Umstellungen wurden normalisiert. ,,Pathosformeln' (Beleidigungen, Schin pftiraden und sotto voce artikulierte Beiliiufigkeiten) wurden weggelassen,sofern sie die Argumentation sttiren und nicht sttitzen. In die Anordnung des Textes wurde unter folgenden Bedingungen eingegriffen: Die Diskussionepassagen wurden auf \Funsch der FEST mit Riicksicht auf die betroffenen Personen gestrichen. Viederholungen, Nachtrdge und Rtickbezfrge unrrden artr entsprechenden Ort in die Argumentation eingearbeitet. Die urepriingliche (all"u) krlrze Er6ffnung mit Spinoza und Nietzsche ist vom Anfang ins vierte Kapitel des zs'eiten Teils versetzt worden. AIs Illustration dieser Probleme und Verfahren sei hier in synop tischer Gegentberstellung von Transkription und Redaktion eine ldngere Passage abgedruckt. Jeder Nachmittag gliedert sich in zs.ei Phasen, die Pr6sentation ern Stiick und nach einer Pauee die Diskussion. Die folgende Textprobe gibt die Er6ffnung der zs'eiten Phase enr Donnerstag wieder. In der Dislussion spricht Taubes besonders schnell und beilEufig. Zrr lJberpriifung der vorliegenden Edition k0nnen eowohl die originalen Tonbdnder als auch die Transkription der Taubes. Texte konsultiert werden, die in der FEST archiviert sind. Heidelberg, Am 21. 3. 1993 Aleida Assrnann
Epnonpcnn Norz Transkribierte
Fassung:
Ich halte erstens Ihren Yergleich rnit Korinther XIII riohtig. Und - aber es rnii$te genauer gezeiahnet werden dort - das kann ich heute nicht -, uieso Liebe basser ist als Glnube und Hoffuung. Und das ist 'ne lsomhche Sache. Es steht: menein, und alle drei: Glaube, nun blciben'Iloffuung. Aber die Liebe und Liebe ist die Gr6$te. Kdnnen Sic sich da irgend etuos dazu denken? Warum ist die Liebe die Gr6$te? - WeiI uir so rornantisohe Liebes -? Das wird ja wohl dcm Paulw niaht zu unterstellen sein, solch ein 12. Iahrhundert-: Loue in the Wqtern Worl4 Denh de Rougemont, ist ein ganz anderer (Zutischenfrage :,Wegen de^s Bleibens?) Bitte? Was heifit: wegen dcs Bl.eibens? Was heiSt das? (,Unter dem. Aspekt des Bleibens ist die Liebe dos Grii$te.) Ia. - Das stimmt. Es ist eben nicht -. Der Ted wird gewiihnlich falsch gelesen: Ec blciben alle drei. - Es bleiben gar nicht alle dreit Wiaso leann Hoffnung bleiben? Wenn m,ara sieht uon Angesicht zu Angesicht, braucht m,an doch keine Hoffnung. Dann seh' bhl Solange bh warte auf den Btn, -. Wenn er geleom,men ht, steig' ich ein. Und Glaube schon sicher. Da$ bh glaube, heirBt: ich gehe in der
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Redigierte Fassung
'Wieso -
mufi man fragen ist Liebe besser als Glaube und Hoffnung? Das ist eine komische Sache. Es steht dort: menei [1. Kor. 13, 13], es bleiben alle drei, Glaube, Liebe und Hoffnungo aber die Liebe ist die GrtiGte 'Varum ist die unter ihnen. 'W-eil wir Liebe die GriiGte? so romantische Liebesansichten haben? Das wird ia u'ohl dem Paulue nicht zu! unterstellen sein, so ein Zv6lfte* Jahrhundert-G€fffhl b la Denis de Rougemont, Loue in the Western World.
Der Text wird gewtihnlich falsch gelesen: Es bleiben alle drei. Aber es bleiben gar nicht alle drei. Vieeo kann Hoffnung bleiben? Venn man sieht von Ange' sicht zu Angesicht, braucht nan doch keine Hoffnung. Dann seh' ich. Solange ich T'arte auf den Bue, hoffe ich. Venn er gekommen iet, steig' ich ein. Und Glaube heiGt: Ich gehe in der
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EononncnB Notz
Finsternis. Es gibt KorintherStellen: Wb wandeln irn Dunle.eln oder in der Finsternis des Glaubens ultrt., irn Glauben, niaht im Schauen. Wenn rnan sohaut, brauch' ich nicht glauben! Prfi.fen Sie diqe Stetle nach(?/
Finsternis. Sie kennon die Stelle: Vir wandeln im Glauben, nicht im Schauen.
Und wos ht nun rnit dcr Liebe? - Kann rnan ja sagen: Liebe aucht Was hei$t denn Liebe? - Also uerzaihen Sie, dafi ich so bliide Fragen stelle, aber rnan m,u$ es daah herawkriegen kdnnen. - Liebe h"rfit, daf iph nipht in rnir denken Sie ans Symposion nbht in mir soatsagen das Zentrum, habe, sondcrn: ich habe ein Bedtirfnis. Der andere dr,t nittig. Es geht gar niaht ohne den anderen. Der andere ist nioht sozusagen eine Konstruktbn, wie bei Hwserl - ich wei$ nicht mehr - sozusagen aua dem SelbstEgo bla bln bla bla, oder Fbhtes -. - I/erzeihen Sie, alles, was ich so unterrinhten ntu$ die ganze Zeit, kommt nrir jetzt hoch. Na ja, gut. Sondern die Lbbe ist das Zugestdndnis meiner Bediirftiglccit. - Nun kann rnan ja sagen: utenn dann das Reich Gottes da ist und wir all.e auferstandcn, was brauch' ich dann Liebe? Dann sind wir doch perfektt Der Witz ist bei Paulus, dar$ auch in der Perfektbn bin ich le.ein lch, sondern sind wir ein Wir. Und das heifit: Di.e Bediirftigkeit ist in der Perfektian selber. So,
Und was ist nun mit der Liebe? Was heiGt denn Liebe? (Yerzeihen Sie, dnfl ich so bl6de Fragen stelle, aber man muG es doch herauskriegen kilnnen.) Liebe heiGt, da^G ich nicht in mir d,w Zentrum habe - denken Sie an das Symposion -, sondern: ich habe ein Bediirfnis. Der andere iet ntitig. Es geht gar nicht ohne den anderen. Der andere ist nicht irgendeine Konstruktion, wie bei Husser! sozusagen rius dem Selbst-Ego bla bla bla bla' oder Fichtes Yerzeihen Sie, alles, was ich so unterrichten mufi die gunze Zeit, [6mrnt mir ietzt hoch. Sondern: Liebe ist das Zrugestdndnis meiner Bedtirftigkeit. Nun konn nan ia sagen: Venn dann das Reich Gottes da ist und wir alle auforsta^nden sind, was brauch' ich dann Liebe? Dann sind wir doch perfektt Der Vitz ist bei Paulue, dan ich auch in der Perfektion kein lch bin, sondern u.ir ein Vir gind. Das heiGt: Die Bediirftigkeit ist in der Perfelcion selber. So wie es im zs.eiten Korintherbrief
Vonn man schaut, braucht man nicht zu glauben.
Eprronscrrs Notz
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wie es hei$t im 2. Korinther' brief etua: fn deiner Schwd' che, teletai genug sei db in deiner Schutdiche, en asthe' neia. lollendung, telos, teleos, ein Begriff aus dcr Mystilc, atn der MXrsterienspraahe, aber auch aus der -. Und die Pointe ist: en ostheneia, in der Schwdche.
heiGt: deine Kraft wllendet sich in dciner Schwdohe. Telos, Yollendung ist ein Begriff aug der Myeti\ aus der Mysteriensprache, aber auch aus der Physik Und die Pointe iet: en astheneia, in der Schwd.che.
(...)
(...)
Nurz, Herr TOdt, Paulus hat zwei Arsgdnge. Den Ausgang in die Kirche, aon der Petrus sagt: Unser Bruder ist sehr schuter zu uerstehen. - Sic leennen die SteUe. - Und dann diese leonforntistische Cl.emensTraditian, o,lso die Pauhts ..,, 1. Clemens-Bricf, ttsur. sonrsagen wirHich Irerballhornung - nicht Verballhornung, aerniedliaht. Und die Postoralbriefe - brauchen wir heute nicht rnehr. Aber es gibt einen anderen Ar*gang uon Paulus, den Sie sozuaagen nicht mit einent Ldaheln -, obuohl er der, sozusagen der entscheidendste ist und der nicht an niphts ankniipft, sondern der an etutas anknfipft in Paulus: ndmlich Marcian. Sic le.ennen do.s Buch uon Harnaclc, das bedeutendste, das er geschrinben hat, finfzig tahre daran gearbeitet hat, m,it einern schauerlbhen - Thesen am Ende, da so - Sie wissen dos alles: ntan mii$te al^sodas Alte Tastnment raus aus der ganren -. Gibt es dcn Har-
Paulus hat zwei Ausgiinge. Den Ausgang in die Kirche (Petrus,
die konformistische ClemensTradition, die Pastoralbriefe).
Aber es gibt einen nnderen Ausgang von Paulus, der fii,r mich der entscheidende ist,
n6mlich Marcion. Sie kennen das Buch von flarnach fiinfzig Jahre hat er daran gearbeitet, mit echauerlichen Thesen am Bnde,
man nnfrGte das ganze AJte Testament aus der Bibel herauswerfen.
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Eprronscrs Norz
nack hicr? Dann wilrdc ich dns gerne vorlesen, das Ende. (nicht uorhanden) - Aber gibt's den iiberhaupt? No,, dann lcnnn ich ihn ja morgen hierhe rbringen lassen. Marcbn ist ndmlich auoh ein -, uersteht sich ja o,ls Schiller des Pauhn, und zwar o,ls der richtige. PresbXrtnros(?)sagt er uon sich selber, und alles andere sind Fehler. Und was ist denn der point aon Marcipn? - Dofi der Vater Iesu Christi nicht identisch sein kann mit dcrn creator coeli et terrae. Da$ das Alte Te,stantent aolllomnten in Ordnung, ndmlich literal in Ordnung: es beginnt mit der creatio dicser Welt durch den Creator sieh' mal an, wos fiir 'ne rniserable creatio das ist, wo so uicle Miiclen da sindt ich zitiere -, und der Vater Jasu Christi ist mit dem. fiberhaupt nicht identischt Sondern er ist der fremde Gott, deus alicnus, der andere Gott. Sic kiinnen die ganze Begrffiinhkeit bei - sozuaagen die Voleabeln, diese - VokabuIar - bei -. Natilrlich, die Kirche hat zuriick-, aber zundchst rnal gab's ja le,einNeues Tasto,m,ent - ich brauch' Ihnen dns nicht sagen, steht bei Carnpenhau,sen, jeder Student lcann do,s nachlesen, daS dic Entstehung des christlbhen Kanons eine Antwort auf dcn Kanon, den Marcion geschaffen hat aus einem Euangeliunt und aus - also Lukas eben,
Marcion versteht eich ia auch als Schtiler des Pamlus, und zwar ale der richtige. Presbperos sagt er von sich selber, und alles endere sind Fehler. Und was ist denn det point von Marcion? Da^G der Vater fesu Christi nicht identisch sein kerrn rnit dem creator coeli et terrae. Das AIte Testament ist vollkonmen in Ordnung, nfimlich literal, es beginnt mit der Sch6pfung 'Velt dieser durch den Creator - sieh' mal an, was fiir eine miserable creatip das isto wo so viele Mricken da sind (ich zitiere Marcion). Aber der Yater Jesu Christi ist mit dem iiberhaupt nicht identisch. Sondern er iet der frenrde Gott, deu^s alienus, der andere Gott. Sie ktinnen das ganze Vokabular bei Harnack nachlesen.
Es steht bei Crnrpenhausen, ieder Student kann das nachleseno dd die Entstehung des christlichen Kanons eine Antwort ist auf den Kanon, den Marcion aus einem Evangelium geschaffen hat: Lukas plus
EomonrscnsNotu dic Variante uon Lulcas - Plw purgierte Paulu*Bricfe ' dic natiirli.ch niaht purgiert sind aus philologischen Griinden, sondern aus - sontsagen, er cagt: Da ist hineingernogelt wordenl - Ein harrnonistisches Versttindnis, wdhrend in Pauhts - und da trffi er etwas! Das haben wir ia schon in l/ru am Ende getrof' fen: die ungeheure Angst des Pauhn, uon der Liebe Gottes abgeschnitten zu werden. Wer schneidet da ab? Dieser Gott rnu$ doch ein, ein dfrmonische Ziige habenl Sie miissen rnal dcn Vatur fesu Chrkti rnal, sozusagen -: er ist mdchtig - also ietzt Pauli' n isc h, pulin isch-m,ar cio n itisc h gesehen - ist aber mit dem, was mit Erliisung zu tun hat, schleoht - also hat er niphts in Sinnt Die Erlilsung lam'rnt uon dem Vater Jesu Christi, das ist der Gott, der unbelannt ist, der in den, in den fremQen, sozusagen ienseits der Aonen ist, ein tran' srendenter, ein wirlelich transzendenter Gott - nicht so transzendent wi.e rnit der Schdpfung da, das ist also fir - Marcian Heine Nfisse. Einfach Schdpfer, Schdpfer dieser Welt heiSt Schdpfer aUer Schlechtigkeilen dicser Welt, die abzulqen sind an seinen Werken. Und so ist er: eifersiichttge zorfttgt also aUes, was protestantische Theologic spdter, u,enn Sin also, gegen den jildischen alttestarnentli' chen Gott ...
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purgierte Paulus'Briefe.
Purgiert natiirlich nicht aus philologischen Grfinden, eondern u'eil er sagt: da ist hineingemogelt worden, ein harmonistisches Yerstendnis macht sich breit, das keine Berechtigung hat. Und da trifft er etwas in Paulust Denken Sie nur an die ungeheure Anget des Paulus, von der Liebe C'ottes abg"schnitten zu werden. Wer schneidet hier ab? Dieser Schilpfer-C'ott muG doch dfirnonische Zidrgehaben: Er ist m6chtig, also ietzt p aulini sch-marcioniti sch gesehen, aber mit dem' 'was mit Erltisur,g zn tun hat, hat er nichts im Sinn. Die Erltisung kommt von dem Vater Jesu Christi, das ist der Gott, der unbekannt ist, der ienseits der Aonen ist, ein u'irklich transzendenter Gott. Nicht so tranezendent q'ie der mit der Schtipfung da, das sind ftir Marcion kleine Ntisse. Schiipfer dieser Velt heiBt Schtipfer aller Schlechtigkeiten dieser Velt, die abzulesen sind an seinen'Werken. Und so ist er: eiferetichtig, zornig, also nll€|s, s'as protestantische Theologie spEter dem itidischen 6l6ssf enrentlichen Gott vorzuwerfen hat.
Namenrqgister Abnlru, Rabbi 44
Abaiie 45 Abraham 32,11f. 68, 10,lV Adorno, Th. W. 97, 103-106, 133, 170 Akiba 47 Anschii'tz, G. 89-91, 742 Arendt, H. 17 Aristoteles 61, 111, 113 f., 178 Arndt, H.-J..136 Assmann r l. 5,6, 176 Augrrstin 121, 115, 161, 771 Babeuf, F. 722 Baec\ L. 15 Baermann, M. 82 f. B a l l , H.89 Balthasar,H. U.v.55, 115 Barnabas 118 f. Barth, K. 58, 73, 86 f,.,89, 96, to4-706, 11Oo745,163 f., t6a-170 B a u e r,8 . 27, 111 f . . Beninmil, W. 13, 76-18,62, 89, 97 f., 100-106, 776, 733, 1 '3 ,7 6 9 f . Bertfnmr B. 176,l2O Betz,H.D. 119 Bidernann, Sh. 35 Billerbeck, P. 16 Bismarck, O. v. 138 Blanke 33 Bloch, E.73, 98 f., 103, 116, 163 Blumenberg, H. 91 f .,97, 737| 169 Bolz, N. 96, 99 Bonald, L. G. A. de 93 Bornkanrnr , E. 1l Bornkamn, G. 9,28, 17r 56 BrandesoG. 115 Breschnew, L. 65
Breuer,1.724 Buber, M. 16-18,27 f.,88 f., 94,153 f. Bultmanno R. 37, 65, 61,97, 146 Burckhardt, J. 120 Calvin 85, 120,l4O Qqmpenhausen, H. v. 79 Cnncik, H. 180 Cassirer, B. 98 Cassirer, E. 140 f. Celgus lO2 f. Charcot, J. IvI. 123 Claudius 27 Cohen, H. 86 f. Colli, G. 721 Cyrtll von Jerusalem 34 Dante 12O Descaf,tes,R. 114, l77r 1.J4 Dibelius, IVt.9 Dionlaos 7161 12O Donoso Cort6snJ. 93 f. Dostoiewski, F. M. 115 Duboie-Relmrond,E. ll9 Duchrow, U. 73 Ebeling, H.62 E b n e r, F .8 7 f..,9 7 Einstein, A. 117 Eleazar, Rabbi 1345 Elia 71 Eliezer, Rabbi 45 f. Eliot, T. S. 135 Engels, F. 148 Erikson, E. H.81 Esau 68 Feuerbach, L. 11,122 Fichte, J. G. 78 Fischer, H. 174
192
NmrpxnncrsrER
Flusser,D.22 Fraenkel,E.96 Freud, S. 59, 62,106,ll2, 722-125, 727, 13Of., 160, 110-115 Friedleinder, M.37 Fuchs,H.711 Gager, J. G. 35 Gamaliel 39 Gast,P. 115 Gastl 73 Georgi,D.28,33, 99, 119 f. Gladigou', B. 180 Gltckel ysn ffnneln 19 Gobineau, J.A.Graf 138 Goethe,J.'W. 100 Gdring, H.91 Gorki, IvI. 167 Gthtz, H. 30 Guardini, n. 95 Habermas,I. 732 Hagar 68 Henrmerskiiild, D.94 Hanna 83 Harnack, A.v.14f.,78-81, 84f ., 87,767 f. Harnack, Th.81, 166 'W'. F.59-62, 106 f., Hegel, G. l1l, 136,167 Heidegger, M. ll, 76, 97, 97| 128, 135, 140-742 Hengel, M. 151 Henrich, D. 13 Hillel 179 Hitler, A. 109, 138,11O Horkheimer, IVI.133 Hosea 69 Hiibener, V. 96 Humboldt, V. v. 141 Husserl, E. 78 Isaak 44 f.,68, 154, 158 Igmael 68
Jakob 44 f ., 68,12, 85 Jakobus 149 Ianet 123 Jaspers,K. 115 f. Jay,IvI.133 Jelline\ A 37 Jeremia 21,68, 747 Jesaia 7O J e s u s7 4 f..,7 1 ,21f.031, 34,57, 71,79,81, 109, 7721147 f., 757,161 JeeueChristus 25,37142, 58, 83, 85, 1110 713,72O,119, 1.5,5 Jismael, Rabbi 47 Jizchak g. Ieaak Jizchak, Rabbi.tT Jochanan, Rabbi 47 Iohannes 149 Johannes der T6ufer 19 Jona 158 f. Josephus36,39 Jung, C. G. 88r 712 Jiinger, E. 135 Juvenal 31 Kafta, F. 40, 102, 105 KarI der GroGe 138 Kelsen, H. 89, 92,712 Kennedy, E.132 Kephas 149 Kerdnyi, K.88 Kierkegaard, S. 91, 96, 1O7, 123, 74O,lffi Kippenberg, H. C. 141 Kissinger, H. G. 135 Kl a u s n e rrl .1 1 Kodalle, K. M. 96 Koeeter,H.40 Koibve,A.74,136 f. Koselleck, R. 132 Latte, K. 12 Lenin,'W. I. 1O8, 111 Ldvinas, E. l4l L6with, K. 96
Nllrexnucrsrpn Lukdcs 105 Lukas, G.19 Luria" I. 155 Luther, M. 62, 67, 87,85, 121, 138, 140,l4 f.,161, 771 Maimonides 179 Maistre, J. de 93 Maleachi 68 IVlann,Th. 85, 116 IUarcion 17, 79-81, 83-85, 165-168 Marx, K. 59, 621 107,111, 113, 722,118,160 Ivlatth6us 57 Maurras, Ch. 138 Meier, H.116-778, 180 Michelan gelo 7Vl Moharnnred 35 IVlohler, A. 135 Montinari, M. 121 Mose !7, 23, 43-11,53-59, 66 f.,70,123 f., 159-161, 173 Moehe s. Mose DItiller, A.93 Munc\ 1.26, 741 Mffntzero Th. 85 Murray, G. 87 f. Muesolini,B.9l Napoleon 61 Nase, E.171 Nathan von Gaza \9r 22, 756, 151 Needham,R. 776 Nero 27 Newmnno J. H. Kardinal 93 NichtweiG,B. 717 Niethammer, F. J. 61 Nietzsche, F.,4O, 59, 6241, 66, 1OO-103, 106-722, 727, 719, 151 f., 160 f., 167,ll0-712, 175 Noah 70 Novalis 93, 106
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Origines 102 Overbeck,F.21,33, 84, 89,72O Pappenheim, B. 121 Pascal, R. 114 P6pin, J. 65 Peterson,E. 137 f., 168 1..,177 Petrus 31,18, 719 Philo 36 f. PinesoJ. M. 30, 32 Pi n e s ,S.3 5 ,3 6 Picht, E.9 Plato 114 Platon 111 Plotin 102 Pufendori 779 Raba 45 Radbruch,,G.97,117 Rade,IvI. 87 Rahel SS Reagan, R. 58 Rebelrke 68, 83 Reicke, B. 75 Reitzenstein, R.78 Renan, E. 712,119 Rengstorf, K. H. 15 R i e g l ,A .7 6 ,7 7 Robertson Snith, V. 127 Roson, P.1.31l Rosenzmeig,F. 50,52 f., 55,88, 97,101 Rothsohild 30 Rougemont, D. de 71 Rudolph, E. 172 Sabbatai Zwi 155 f., 175 Sachs, M. 48 f. Salomon, K6nig 106 Samuel 83 Sarah 68,83 Scharfenbetg I. 114 Scharfstein, B. A. 35 'W. Schelling F. 1.60,93 Schestos',L. 115
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Nll[Brvnscxsrtn
Schindler, A.117 Schleiernacher, F.761 Schnitto C. 10, 18,46,5,8,72, E6,89, 91-97,105, 118, 128, 732-142, 762-164, 168 f., 175-117,119-181 Schmuel45 Schmuel b. Nachmani, Rabbi 46 Schoeps,H. J. 16,35 Scholem, G. 17-19,22,36 f.., 10,97 f., 155-157 Schiirer,8.37 Schweitzet,4.21 Sedlmayr, H. 95 Seneca2T Shaked, Sh. 35 Simon, R. 62 Snitho M. 71 Sokrates 108 f., 114 Sophokles 11 Sorel, G. 108 Spenn, O. 135 Spinoza, B. 60, 62 f .,106 f.' 17O,731,770 Staiger, E. 11 Stendahl ,K. 59, 119
Strack, H. L. 16 StrauG, D. F. 119 Strauss, L. lO7 Strecker, G.55 StroumsaoG. G. M,150 Taubes,f. 11, !2r22196,96 f.' 1.57, 133, 1,{3-149, lit-l54, 159, 160-767,169-177, 179-la7 Thoissen,G.9 Themistokles 107 Theunisson, M. 61 Tishbn J. 18 TolstoinL.761 Troeltech, E. 58, 87,110 Voltaire 85 W-eber,M. 63,90, 108, l1.3r 769 'w:eizeeckern V. v. 89,ll7 Vellhausen,I. 154. 'Wenschkewitz H. 65 'Wilamositz,l\, AS Vilckens, U. 40 'Vittig, J. 89 Yerushalmi, Y. Ch. 173
Sachregister l&Gebet 34 Agape ?3 Agypten 46 alle 67, 113 Allegorese 65, 160 allegorisch 160 allee s. pan All-Vere0hnung 157 Anathema45, 66,160 Anathema von Christus 42 Anget 41 Anti-Ciisar 38, 102 Anti-Symbol14 antiEgyptigo,h 46 Antinomismus 20 antinonietisch 156 Antisemitismus 126 Antieemitismtrs, kirchlicher 72 Antiq4rue 159 Apokalypse 139 Apokalyptik 9, 17, 98 Apokalyptiker 139 apokalyptisch 9, 16, 71, 171 Apostel 24,25,37,# Apostel von den Juden zu den Vtilkern 68 Apostelgeschichte 39, 10, 10, 150, 153 Apostelkonnl1419 Apostolat 15O Apotheose des Friihen 16 aqedah 65, 154, 157 aesi iliert 48 Auftrebung der Yernichtung 67 Ausers'ehltheit 727 fisepnhme 118 Ausn ahmezustand 89,,92, 78O Barrabas 119 Begriffe, politische 70 Bekehrun g 23, 24, 67, 146, 747 Bergpredigt 57
Berufung 23., Vl, #' 67, 711 Beschneidung 32, 33, 121 Bewegung, meseianische 19 Bibelkritik 67 Bibelkriti\ noderne 62 Bibelkritik, protestantische 160 Bildungssystem, deutsches 13 Buch Jona 159 Buch Kohelet 106 Bund 32,759 Bffrgerkrieg 732 C6garenlult 24, 21, 36, lO2 C6sarenreligpon 24 Chaos 96,187 chaotisch 96 chosrim bi-tschuua 39 Christ *4,.56,ll3 Christentum 57, 7O9, 177, 714 Dnmaskus 23, 118 Dnnr askus-Erlebnis 1 18 D6cadence 108, 10901a4,175, t7 ! Denken, rabbinisches 16 deus absconditue 163 Diaspora-Juden 40 dilniasyne 69 din 45 Doppelgebt 11.,77,83, 727, 161 Drama, gabbatianisches 18 Einsamkeit 52 em,unah 16, 18, lS4, 758, 760 Entscheidung93 f., 1190 180 Erbarnen Gottes 45, 155, 751159, 165 Erbsiinde 174 Erfahrun9 47,177 f ., 744,754 Erfahrung der Erl6sung 20 Erfahrun g, innerc 41 Erfahrung, inneritidische 43 Erinnerung 771
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S.lcnnsclsrnn
Erkenntnis 38 Erl6sung 127 Erechfrtterung 55 erw6hlt 31, 158 Erwahlte 158 Erufihlung Israels 38, 43, 61 i., 777,162 Ethnos 146 Evangelium lM,166 Evangelium der Liebe 166 Exegese, talmudhche 4? Exodus 32 43 Exodus 37-3113 erryressionietisch116 Falultet, philosophische 13 Fakultaten, theologi go,he72 Fasttage 11 Feind 1360162,-761 Feinde 72, 162 t. Feinde Gottes72 Feindeeliebe 763,7Gt Feindschatt 762 Formel 4:9,167 Formel, polemische 46 Frankfurter Schule 133 Freund 136 Freund und Feind 162 Fromme 44 Fromme der Viilker 32 Fronrne Jerusalems44 Galater 7,75 23 Galaterbri ef.25 f..,36, V, 67,,747 Ged?ichtnis 173 Geist 59-62,,760 Geisteswissenschaften 60 f. Gekreuzigter 38, 12O Gemeindenn iudenchristliche 29,33 f. Gemeinden, itidische 34 Gemeinschaft, ethnische 146 gerechtfeftig. 722 Gerechtigkeit 32, 69, 158 Gerechtigkeit aus dem Glauben r67
Gerechtigkeit aue den Verken 167 Gerechtigkeit Gottes 163 Gericht 45, 158, 159,166 Geschichte 13 Gewtz 36 f., #'74,121,11.4, 151 f., 759,166, 171 Gewtz der Moral 167 Gewtz, btrgerliches 121. Gewtz, rabbinisches 18 Gesotzeekritik 114, 151 f. Gaeotzgeber110 Getto, Warechauet 17 Gewissen 121 Gewissen, schlechtes 128 Glaube 20 f .,70, 111,117, a19, 152-1ff,760, 175 Glaube an den Messiag70, 153, !5 6 ,,1 6 0 Glaube, paradoxer 70 Glaube statt'Werke 144 Glaubensparadox 154 Glaubonsweisen 16 Gnosis 78,766 gnostisch 80,830 165 Goethe-Religion 1O5 Gott, der frende 84 Gottesfiirchtige 31 Gottesvolk 23, 55, 59, 158, 161, Iffi, 766,179 Gottesvolk,neues12,760, 1i2 Griechentum 21 Griechisch 12,21 griechisch 72,17, lV. Grunderfahrung 722,123 Grunderfahrungen 127 Griinder dee C'ottesvolkes 157, 161 Grffndung 42 Griindung eines neuen Gotte+ volkes 751,761 Grtindung eines universalen Gottesvolkes161 Griindung eines Volkes 58 Gruppen, iudenchristliche 29
Sncnnucrstsn Hdretiker 34 Heidencbristen 26, 29, 33, 151 heidenchristlich 150 Heidenmiseion 149 Held 119 f. Heldentum 17 Heldische l2O Heroenkult 1A9 Heros 119 hos rne 75, 1OO Humenisnue-HumboldtKrrltur-Vor stellun g 13 Humnnum ll1, 711 Idealismueo deutscher 1O5 immanent 717, 776 Imrnanenz 165 Immnnen z dlet Wirklichkeit 170 Imperator 38, 102,752 imperatorisch ?A' 151 imperial 177 Inperium, assyrisches 159 Imperiun Rorranum 36 f., 58, 61, 100 1,.,116,164, 166, 179 Inprrls, kotechontischer 96 Individualisierung, moderne 166 Islnrn 20,35 Israel, d,asganze12 Israel, neueg 163 Israel, wahres 160 Jerusalem28,29,37,40 Jerusalemer Gemeinden 29 fews andGentiles52 Jiddisch 12 Jom trGppur11, 11,50,57,54f.., 66 f .,111,75.1f.,757, 159,165 Juden 171.,74f.,29,31,33 f. Juden, aseimilierte ste 47 Juden, deutsche 86 Iudenchriaten 26,29, 33-35, 151 iudenchristlich 35 Judentum 143, 150 Judentumoalexandrini schee 36 f.
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Judentumn assimiliertes doutsches49 Judentumo deutsches 15 Judentumo liberales 11, 36 itdisch 11, 710, t1l, 143 Kaieerkult29,l5 Kanaan 46 Katechon 139, 181 Kaaana 48 Kierkegaardsohe Ausnahme 9 1 Kirche, katholische 2O Knechte 45 Kollelre 2ft,7191. Konsensus, protestantischifidiecher liberaler 14O Konversion 153 Koran 35 Korinther 1 bis 14 38 Korinther 13 38,80 Korintherbrief 9 f., 13.,24038, 5 1 ,6 7 ,1 O 0 , 1 1 0 Korintherbrief, ereter 9, 75, 77, 711 Korintherbrief, zweiter 28, 31, 57,78, 150 Korintherbriefzitate 1 10 Kosmos, immanenter 777 f. Kreuz 27,38r7761718, 152, 155 Kritik an IVIose57 Kritikder Moderne 113 Kritik dee Gesetzes38 Kritik des Gesetzes.Begriffs4O Kultur 141 kulturprotestantiech 87, 117 Kulturprotestantismus 86, 890 94,71O legitim 168,716 Legitimation 25, 27, 30, 68,75, 1o8, 14]6, 118,,161 Legitimation desneuen Gottes. volkes 58 Legitimationsbediirfnis 3 1 Legitimation+Problem 31 legitimieren 58, 139, 776
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SlcHnscrsrER
Legitimierung 29,42 Legitimitat 28, 752,, 163 Leib Christi 73, 78,7570165, 171,178 Leib in Christo 164 Leideno messienieche 79 Leidenserfahrung 154 Lektti're, allegorische 16 1 Loviticus, Kapitel 16 54,751 Liberale 38 Liebe 38,11,77 f., 163 f ., 167 Liebe Gottes 41 Liebesgebot 727 Links und Rechte 132 Literatur, apologetische 14 Literatur, sabbatianische 18 Liturgik 52, 55 Logik 27, 4.3,15 Logik der Pneumatik 69 Logtb innere 21 Logrb messianieche 77, 7O, 153, 160 Logth pneumatische 161 Macht des Staateg96 Marcionitismus 81, 85, 166, 761 Ivliirtyrer 96,123 M6rtyrer-Theologie 99 Martyrien 154 Martyrium 116, 151 Martys 99 Matth 6us-Evangelium 57 Mentautat 58 NlentaHtet, urchristliche 115 messia^nisch 21, Lffi, 717 IVleseianisches21, 18O IVlessianismus 153, 155 IVlessianiemus,politische r 141, 1 51 Messias 79,ffi,98, 1O3f., 150, 155, 159,179 IVlessiasben David 155 IVlessiasben Joseph 7# Messias, gekreuzigtet 7#. Metaphern 95
Moderne 109, 113, ll7,119, 165, 169,171 Moral 171 Mord am Vater 126 Mystik, itidische 11, 10 N6chstenliebe 164 Natur 102 nazi 176 Nazis 15 Neugrtrndung des Gotteevolkes 159 l9.-Jahrhundert 123 Nihilismue 100, lO2, 169 Nihilismue als Weltpolitik 169 Nihilismus, eschatologischer 165 nihilistisch 101 nomos 36n38, 14:6,152 Nomos.Liberalitat 38 Nomos.Theologie 37 Numeri, 7+-7513 0dipus-Komplex 122 Offenbarung 13 99 Opfer 721,158 Opferlogik 157 Opferung Isaaks e. aqedah Ordnung, nattirlich e 16l orgd theou s. Zorn Gottes orthodox 124 pan 9,1O Paradox 2lo l4r, 754 f., 151 f., 161 Parallelit6t von Mose und Paulus 57,157 pos 38 pos Israel38, 55, 12,760, 163 f. pathetisch 45 Ph6nomenologie 66 Ph6nomenologie der iiid ischen Seele 55 ph6nomenologisch 144 Pharis€ier 39, 151 pharisEiisch 39 Philoeophie 11O f.
S.rcnnncrsrrn Philoeophische Fakultet 13 physei 113 pistis 16, 153 f., 160 pneurna1g,61f.r 73, 153, 160 f. pneumo tou kosmou 62 Pneumatisches alg Lebens. erfahrung 62 Pneumatisierung 64 plis 61,1&. politisch 17,26 f.,31,95,116 f ., 162-l&,169, 178, 18O Politisierung 118 Positivismus 89 Pr6destination 106 f., 11O Prophet 67 Prophet der Heiden 159 Prophet f0r die V6lker 24 Prophetie 17 protestantisch 140 Protesta^ntigmus 76, 52 Protestantismus, deutscher liberaler 84 Protestantismus, liberaler 85 Proverbien 1O6 Peuln 2 21 quietistisch 27,58 Q 'rnram-Egsetet 22 racharnin 45 Rationalitet 1OB Rationalitet, biirgerliche 108 Rechtfertrgung 36, 10, 714, 154, 156, 158 Rechtfertigungolehre 165 Rechtgl6ubige 29 Reicho r6mischee s. Imperium Romanum Reichsordnungo romische 146 Reinheit 19 f. religio licila75 reli gion ssrmbolisch 58 Reesentiments 109, 127, l4O, 711 Rest 55,69 Revolution 29r 75
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Ritual4? Ritualismue 156 Ritus der Entbindung 45 Rom 23 f .,26 f ., lO2, 146, 151 f. Romantik 52 R6mer 7 721 Rtlmer&Natur 102 R6mer 9-71 11,64,,68, 138 R6mer 13 73, 77,80, 99 f .,7O2 R6merbri ef 9-11, 21 , 36, 77O rOmisch 151 Sabbatianismus 18, 20, 22 Sekularisierung 89, 92,,94f., 165 Schuld l2l-723, 127, 729, 771, 171 SchuldbewuGtsein 726, 728 I. Schuldgefiihl 128 Schuldkonflikt 160 Schwur 46 Schwurformel4S sebornenoi32 Seele, itidische 42 sensusallegoriaw 62 sensnahistoricus 62 f.. Sohn Davids 21r 2./1,26 Sohnesreligion 727 Solid arit6tsgemein schaft I srael 42,66 Souver6nitat 91 Spiritualisierung 65 Staat 96 f. Staat latael 11 Sfrndenbock 155, 158, 160 Symbol SE Symbolistik 96 Symbolon 110 Synagoge 31 f. Synthese, liberale 14O Talmud 45 talmudisch 43 talmudistisch 26 Texterfahrung, allegorieche 62 Theokratie 98 f., 163 f. theokratisch 151
200
SlcnnscrsrEn
Theologie, dialektische 86,
ro1 f. Theologio, negative politi sche 151 f., 7631., 769 Theologie, politischa 27, 36, 111, 157,176-180 Theologie, positive politische 163 theologiech 95 Theologische FaJrultflt 13 Tisch, geneinsa.nerSS Tischgeneinscha.ft 31,719 Todfeind, politischer 159 Tradition 173 f. Tradition, iudenchristliche 35 Tradition, itidische 14 tranezendent chrietlich 1 18 Transzendenz 165,170 Tiebe 122 Typologie 65,161,165 Typologie Moseg -Paulus 56 Typus des Prieeters 108f.
Verdr0ngun g 111 Vergleich Paulus - IUose 57 Yerh6ltnis, typologisches 57 Vernichtung 4'5,11 Yernichtun gsdrohung 49 Vers6hnrlrog 17, l2l, 729, 759 Yers6hnungstag s. Jom Kippur Yerus Isra€l 150 Yerwerfun B 43 Yol\ gwtzee 762 Volk, itdischee 146 Volksgr0nder 11
Uberb ietungsstr ate gte57 Uberheld 120 ungewertet ll3" 711 'Werte Umwertung der 21, 38, 10,10g UnbewuGtes 723 univereal 38 Universalisierung 161 Universaliemus 38 Unreinheit 19 f. Unschuld des Srerdens 127. Urchristentum 143 Urgemeinde 15O Urgemeinde, iud enchristliche 150 Urvater 126
Weimarer Republik 138 Velt, dionpische, imnanente 720 Velt, sahrlare 170 Weltblirgerkrieg 138 'W'eltgeist 6l f. Weltgericht 157 Weltgeschichte 6l Weltherrschaft 125, 155 W'eltimperialismue 146 Velt-Imperiun 26 Veltmiseion 149 f. Weltordnunet, universal e 161 Weltpolitik 102 weltpolitiwh 161 Werke 21,32,, 153, 156, 160 Werte ll0, 177,175 Verte, antike 113 Vertsetzung 7O9 Viederholung, unendliche 118 Viederkehr 126 Viederkehr des Yerdr6ngten 7121. Viederkehr, eu'ige 7OO,716, 118,120 Vochenfest 53
Vater 723,128 V6ter 44,46 Y*ergott 121 Vaterreliglon 123,127 Vaterwerhdltnie L2? Yer-Bund 746, 164 f,, 179
Zelot 38, 39, 71,157 zelotisch 4O Zelotismue 151 Zotn Gottes 12, 14, 155-160, 163, 165 f., 111 Zwei-Reiche-Lehre 1O3