Schriftenreihe
S t u d i e n zur G e s c h i c h t s f o r s c h u n g des A l t e r t u m s
Band 17
ISSN 1435-6600
Verlag Dr. Kova6
Barbara Wallner
Die Perioiken im Staat Lakedaimon
Verlag Dr. Kovac Hamburg 2008
VERLAG D R . K O V A C SBL
F A C H V E R L A G FÜR W I S S E N S C H A F T L I C H E L I T E R A T U R
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ISSN:
1435-6600
ISBN: 978-3-8300-4016-3 Zugl.: Dissertation, Universität Passau, 2007 © VERLAG DR. KOVAÖ in Hamburg 2008 Printed in Germany Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, fotomechanische Wiedergabe, Aufnahme in OnlineDienste und Internet sowie Vervielfältigung auf Datenträgern wie CD-ROM etc. nur nach schriftlicher Zustimmung des Verlages. Gedruckt auf holz-, chlor- und säurefreiem Papier Alster Digital. Alster Digital ist alterungsbeständig und erfüllt die Normen für Archivbeständigkeit ANSI 3948 und ISO 9706.
Meiner
Familie gewidmet
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Vorwort Das Thema „Die Perioiken im Staat Lakedaimon", erwachsen aus dem Hauptseminar „Sparta - ein Kriegerstaat?", habe ich im Rahmen einer Dissertation behandelt, die von der Philosophischen Fakultät der Univer sität Passau im Wintersemester 2006/2007 angenommen wurde. Seit Beginn der Arbeit sind mittlerweile 15 Jahre vergangen, da meine hauptberufliche Tätigkeit als Studienrätin am Gisela-Gymnasium in Pas sau mir immer nur sporadisch gestattete, meine Forschungen weiterzu treiben. Mir ist durchaus bewusst, dass in dieser langen Zeit immer wie der neue Ergebnisse zum Thema Sparta, auch zu den Perioiken, er schienen sind, die ich, soweit ich es für nützlich hielt, in meine Erörte rungen eingearbeitet habe. Das Hauptaugenmerk meiner Forschungen lag darauf, verschiedene Aspekte zum Thema Perioiken zu berücksichti gen und zu einem Gesamtbild zusammenzuführen. Nun ist es mir ein Anliegen, all denen zu danken, die dazu beigetragen haben, dass dieses Buch erscheinen konnte. In erster Linie gilt mein Dank Herrn Prof. Dr. Hartmut Wolff, der die Arbeit angeregt und bis zum Schluss mit konstruktiver Kritik wohlwollend begleitet hat. Ebenso möch te ich danken Herrn PD Dr. Armin Eich, der stets ein offenes Ohr für meine Probleme hatte, auch Herrn Wolfgang Saß von der Staatlichen Bibliothek Passau, der unermüdlich bemüht war, die von mir gewünschte Literatur zu beschaffen, auch wenn sie noch so ungewöhnlich war. Dank gebührt auch dem Verlag Dr. Kovac für die Gewährung eines Druckkos tenzuschusses. Allerdings hätte ich die Arbeit nicht erfolgreich zu Ende bringen können, wenn mir nicht auch aus meinem Freundeskreis immer wieder Unterstüt zung zuteil geworden wäre. Hier ist stellvertretend für alle zu nennen
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meine Kollegin StDin. i. K. Margareta Müller, deren außergewöhnliches Interesse am Thema mir immer wieder ein Ansporn war. Höchster Dank aber gilt den Mitgliedern meiner Familie: meiner Mutter und meiner Schwester und meinen beiden Söhnen, die mich die ganze lange Zeit über immer wieder ermutigten, die Arbeit nicht aufzugeben, am meisten aber meinem Mann Georg Wallner, der mir immer wieder Freiräume für die Forschung verschaffte, der alle technischen Probleme bei der Erstellung der Dissertation mit unsäglicher Geduld löste und so zum Erscheinen dieses Buches erheblich beigetragen hat.
9 Inhaltsverzeichnis
Α
Einführung
11
Β
Die Perioikengemeinden des östlichen Lakoniens und der Parnonhalbinsel. Eine Beschreibung nach literarischen, archäologischen und epigraphischen Quellen (unter Einbeziehung der Numismatik)
23
Tyros Prasiai Polichna Kyphanta Zarax Epidauros Limera Side Kap Malea und Nymphaion Etis Boiai Aphrodisias/Aphroditia Onugnathos Kotyrta Kyparissia Asopos Hyperteleaton Leukai Biandyna Akriai Pleiai Helos Palaia Korne Geronthrai Marios Selinus Glyppia/Glympeis Sellasia Karyai Kynuria
26 32 43 45 48 55 70 71 74 76 87 88 90 94 96 106 115 118 120 129 132 140 142 154 158 159 165 170 179
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C Die Perioiken im Staat Lakedaimon 1. Die Lage der Perioikengemeinden 203 2. Die Entstehung der Perioikengemeinden 217 3. Die wirtschaftliche Situation und die soziale Schichtung der Perioikengemeinden 233 4. Die rechtliche Stellung der Perioiken und ihre lokale Selbst verwaltung 263 5. Die Loyalität der Perioiken 279 6. Interaktionen zwischen Sparta und seinen Perioikengemeinden 1. Die Perioiken und das Königtum 307 2. Verbindungen durch den Kult in den Perioikengemeinden 313 3. Die Einbindung der Perioiken in das lakedaimonische Heer.. 337
D Schlussgedanken
357
Ε Anhang
365
I.Tabellen: Übersicht über die Siedlungsepochen in Lakonien (nach literari schen, archäologischen, epigraphischen und numismatischen Nachweisen) 365 2. Ausgrabungsberichte zu den Perioikengemeinden des östlichen Lakoniens und der Pamonhalbinsel 367 3. Literaturverzeichnis 370 4. Indices 380 a) Quellen 380 b)Kult 385 c) Eigennamen 386 d) antike Orte 388 e) moderne Orte 391 f) Sachbegriffe 393
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Α. Einführung Ώ βασιλεΐ), πλήθος μέν πολλόν πάντων των Λακεδαιμονίων και πόλιες πολλού* ... εστί εν τη Λακεδαίμονι Σπάρτη πόλις ανδρών όκτακισχιλίων μάλιστα, ούτοι πάντες είσι όμοιοι τοΐσι ένϋάδε μαχεσαμένοισΓ οϊγε μέν άλλοι Λακε δαιμόνιοι τούτοισι μέν ουκ όμοιοι, αγαθοί δε1. Mit diesen Worten charakterisiert Demaratos, der aus Sparta vertriebene König aus dem Geschlecht der Eurypontiden, nach der Schlacht bei den Thermopylen treffend die Grundstruktur des Staates der Lakedaimonier: Der gesamte Staatsverband führt den Namen οί Λακεδαιμόνιοι, „die La kedaimonier", und setzt sich aus vielen „πόλιες" zusammen, von denen als wichtigste und volkreichste die Polis Sparta mit etwa 8000 Kämpfern, alle erster Qualität, zu nennen ist. Die übrigen Lakedaimonier sind nicht gleicher Qualität, aber gut. Diese Lakedaimonier leben ebenfalls in Po leis, seien dies nun Stadtstaaten oder sonstige zentralörtliche Siedlun gen, und Herodot nennt sie an anderer Stelle im Gegensatz zu den Spartiaten „lakedaimonische Perioiken": των περιοίκων Λακεδαιμονίων λογάδες πεντακισχίλιοι2; die Spartiaten waren nämlich schon zum Kampf gegen die Perser ausgezogen3. Im lakedaimonischen Heer bzw. in der lakedaimonischen Bürgerschaft gibt es also nach Herodot zwei Katego rien von Hopliten, die Spartiaten und die Perioiken4. Den antiken Griechen - das lässt sich an den genannten Quellenstellen ablesen - war diese Zweiteilung der Bürgerschaft allgemein bekannt, fand aber bei den Autoren kaum Beachtung, es sei denn, dass dieses Gefüge „Spartiaten - Perioiken" ins Wanken geriet; für die Griechen au1
Herod. VII 234, 2. Herod. IX 11,3. 3 Herod. IX 10, 1. 2
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Vgl. auch Herod. IX 28, 2: το μέν δεξιόν κέρας εΐχον Λακεδαιμονίων μύριοι* τούτων δε τους πεντακισχιλίους έόντας Σπαρτιήτας; Herod. IX 29, 2: οί δέ των λοιπών Λακεδαιμονίων; Herod. IX 11,3: των περιοίκων Λακεδαιμονίων λογάδες; Herod. IX 70, 5: Λακεδαιμονίων oi εκ Σπάρτης.
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ßerhalb des lakedaimonischen Staates war „Lakedaimon" ein Staats ganzes wie z. B. Athen oder Korinth; hierzu bemerkt F. Hampl: „,.. ein Unterschied in der Stellung zwischen Spartiaten und Periöken existiert nach außen hin nicht, d. h. die Nicht-Lakedämonier haben es offiziell stets nur mit Λακεδαιμόνιοι zu tun" . Der Begriff „Perioiken" findet sich auch bei anderen griechischen Stadt staaten, doch mit einem anderen Inhalt gefüllt als in Lakedaimon. Meist bedeutet „Perioiken" Untertanen, unter der Herrschaft eines größeren Staates stehend, dem sie in verschiedener Weise Dienste leisten müs sen6. Ein Beispiel dafür sind die Perioiken von Elis, die in einem echten „Untertanenverhältnis" zu dieser Polis standen7. Offensichtlich besaßen die Perioiken des lakedaimonischen Staates eine andere Stellung: οι Λακεδαιμόνιοι bestehen aus Spartiaten und Perioiken und bilden einen Staat; die Perioiken gehören dem Bürgerverband8 an, sind zur Heeresfolge verpflichtet, haben aber „keinen direkten Teil an der Regierung des Gesamtstaates noch an der Bestimmung seiner Außen politik"9. Ein ähnliches Beispiel einer derartigen innenpolitischen Struktur 5
Hampl, F., Die lakedämonischen Periöken. Hermes 72, 1937, 2. Larsen, J. A. O., Perioikoi, RE XIX (1937) 825-837. 7 Xen. Hell. III 2, 23; Thuk. II 25, 3; perioikische Untertanen werden auch nachgewiesen für Thessalien: Thuk. II 101, 2; Thuk. IV 78, 8; Thuk. VIII 3, 1 (Thukydides bezeichnet sie grundsätzlich als υπήκοοι); Arist. pol. 1269 b 5; außerdem Paus. V 5, 3 (die Lepreaten) und Paus. III 8, 3 allgemein; aber es gibt auch Beispiele, bei denen der Begriff περίοικος nur Nachbarn bezeichnet, also die „Umwohnenden" (Herod. I 166; Herod. I 175). Zur Verwen dung von περίοικος in der antiken griechischen Literatur siehe Shipley, G., „The Other Lakedaimonians": The Dependent Perioikic Poleis of Laconia and Messenia. In: Hansen, M. H. (Hrg.), The Polis as an Urban Centre and as a Political Community, Copenhagen 1997, 214-223: hier findet man eine dezidierte Auflistung der Quellenstellen sowohl im Zu sammenhang mit den lakedaimonischen Perioiken als auch den Perioiken nichtlakedaimonischer Provenienz. 8 Ausführliche Erörterungen zum Thema „Perioiken als Bürger" bietet Hampl, F., Die lakedä monischen Periöken. Hermes 72, 1937, 1-49. Perioiken wurden auch in der späteren Lite ratur immer wieder kurz erwähnt, meist aber in den allgemeinen Zusammenhang des Staa tes Lakedaimon gestellt. Der o. g. Problemstellung widmet sich in großer Ausführlichkeit erst wieder G. Shipley, „The Other Lakedaimonians": The Dependent Perioikic Pofeis of Laconia and Messenia. In: Hansen, IvL H. (Hrg), The Polis as an Urban Centre and as a Political Community. Copenhagen 1997. 9 Larsen, J. A. O., Perioikoi. RE XIX (1937) 818
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findet sich in der Beziehung zwischen Rom und den civitates sine suffragio. Diese von den Römern unterworfenen civitates waren nicht vollstän dig in den Staat der römischen Eroberer eingegliedert: Ihnen war ihre lokale Selbstverwaltung belassen, aber über das Heer waren diese Städ te eng mit Rom verbunden. Genauso wie die lakedaimonischen Perioiken in den lakedaimonischen Gesamtstaat waren die civitates sine suffragio über die Wehrverfassung in das Bürgerheer Roms eingebunden. Der Unterschied - trotz aller Ähnlichkeit - liegt darin, dass es sich bei den Perioiken um eine Bevölkerungsschicht in Lakedaimon handelte, die möglicherweise nicht ursprünglich Fremde waren, sondern weitgehend dieselben dorischen Einwanderer wie die Spartiaten, bisweilen vermischt mit der ursprünglichen Bevölkerung (vgl. S. 217 ff.), während die civitates sine suffragio von den Römern unterworfene und freigelassene frem de Städte und Stämme waren10. Wie sich das Zusammenwirken von Spartiaten und Perioiken im Inneren des Staates der Lakedaimonier seit 546 v. Chr. (als dieser mit der Erobe rung der Thyreatis, dem Grenzgebiet zur Argolis, seine größte Ausdeh nung erreicht hatte) bis in die Anfangsjahre des 2. Jh. v. Chr. gestaltete, ist aus den zeitgenössischen Quellen so gut wie nicht zu erschließen. Die antiken Autoren beschränken sich auf allgemein Bekanntes, Thukydides und Xenophon liefern in ihren Kriegsberichterstattungen zwar Be weise für die weitgehende Gleichstellung von Spartiaten und Perioiken im Heer, aber selbst Xenophon, der mehrere Jahre in den lakedaimoni schen Staat „integriert"11 war und die Verfassung des lakedaimonischen Staates beschrieben hat, äußert sich nicht zu dieser Frage. 10
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Bleicken, J., Die Verfassung der Römischen Republik. Paderborn/München/Wien/Zürich 1989, 190ff. Galsterer, H., Herrschaft und Verwaltung im republikanischen Italien. Mün chen 1976 (besonders die Seiten 70-84). Weil er bei der Schiacht von Koroneia im Jahr 394 v. Chr. auf der Seite der Lakedaimonier stand, wurde er aus Athen verbannt; er ging nach Lakedaimon, wo er auch aufgrund sei nes guten Verhältnisses zu König Agesilaos tiefere Einblicke in die Politik des Jakedaimo-
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Als noch schwieriger gestaltet es sich, Informationen über die einzelnen Perioikengemeinden zu finden, insbesondere darüber, wie sie im Inneren strukturiert und organisiert waren. Die spärlichen und vor allem sehr schwer zu interpretierenden Quellenstellen führten zu unterschiedlichen Ansichten in der Forschung. So gehören ζ. Β. für B. Niese die Perioiken „rechtlich zu den Fremden (ξένοι)"12, wobei er sich auf Plut. Kleom. 10 f. beruft; er ist der Ansicht, „die Städte waren nicht selbständig oder auto nom, sondern den Spartanern durchaus Untertan"13, wofür nach B. Niese die Verpflichtung zur Totenklage beim Begräbnis eines Königs spricht14. Für die Thesen „sie können lediglich eine gewisse kommunale Selbstän digkeit besessen haben"15 und „there was municipal self-government"16 wird als Beleg angeführt, dass in Helos, im Mündungsgebiet des Eurotas, Wettspiele veranstaltet wurden, was eine eigene Gemeindeverwal tung beweisen soll17. Vielmehr erhebt sich sehr grundsätzlich die Frage nach der Organisation des Staates der Lakedaimonier: Wie stand die führende Gruppierung, die Spartiatengemeinde, zu ihren Perioiken, die mit ihrer Bevölkerungs zahl den Spartiaten weit überlegen waren, und welche Rolle spielten die Perioiken im Gesamtstaat Lakedaimon, vor allem im Hinblick auf die Verwaltung des Staates? Um die nötigen Erfordernisse hinsichtlich der Administration abschätzen zu können, muss die Anzahl der Bürger in die Betrachtungen mit einbe zogen werden. Bei den antiken Autoren finden sich diesbezüglich unternischen Staates gewinnen konnte. Zu Einzelheiten vgl. die „Kinadon-Verschwörung" S. 293 ff. Niese, B., Neue Beiträge zur Geschichte und Landeskunde Lakedämons. Die lakedämoni schen Periöken. Göttingische Gelehrte Nachrichten 1906, 102. 13 Niese, B., a. a. O. 103. 14 Herod. VI 58. 15 Hampl, F., Die lakedämonischen Periöken. 48. 16 Oliva, P., Sparta and her Social Problems. Amsterdam 1971, 62. 17 Zur „Gemeindeverwaltung" vgl. das Kapitel „Die rechtliche Stellung der Perioiken", bes. S. 285 ff.
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schiedliche Angaben, die jedoch mit einer gewissen Skepsis zu betrach ten sind, da nicht immer evident ist, worauf sich der jeweilige Autor mit seiner Behauptung stützt. So überliefert Plut. Lyk. 8, 5 eine Anzahl von 9000 Spartiatenklaroi und 30 000 Klaroi der Perioiken, die Lykurg den Lakedaimoniern zugeteilt haben soll. Diese Landverteilung und die zeitli che Einordnung Lykurgs, des Mannes, der nach der Überlieferung den Lakedaimoniern die Gesetze gegeben und den „spartanischen Kosmos" begründet haben soll, bringt ein Problem mit sich: Ist Lykurg als histori sche Person anzusehen, gehört er möglicherweise in das 8. Jh. v. Chr. (ein Diskos in Olympia, datiert in diese Zeit, erwähnt einen Lykurgos); dies passt jedoch nicht mit der Gesetzgebung Lykurgs zusammen, die nicht früher anzusetzen ist als im 7. Jh. v. Chr18. Auch die Einteilung des Landes und die Verteilung der Klaroi an die Bürger in der Form, wie es bei Plutarch zu lesen ist, wäre erst sinnvoll nach der Errichtung des lakedaimonischen Staates und der Ausbreitung der Lakedaimonier über ganz Lakonien, also erst nach der Eroberung der Thyreatis und der Ost küste Lakoniens. Damit wäre für das 6. Jh. v. Chr. eine Zahl von 9000 Spartiaten belegt (jedoch ist nirgends zu erkennen, worauf Plutarch sich hinsichtlich der Anzahl von 9000 stützt). Bei Herodot VII 234, 2, einem Zeitgenossen des klassischen Lakedaimon, sind für die Zeit der Perser kriege 8000 Spartiaten erwähnt. Im Verlauf der Jahrhunderte nahm ihre Zahl jedoch ständig ab, wofür es verschiedene Gründe gab. Nicht nur die Perserkriege und der Peloponnesische Krieg mit zahlreichen Toten auch in den Reihen der Spartiaten forderten ihren Tribut, sondern auch das gewaltige Erdbeben des Jahres 464 v. Chr.19. Lakedaimon musste in ir gendeiner Form dieses Problem, den zunehmenden Schwund der Spar18
19
Niese, B., Herodot - Studien. Hermes 42, 1907, 449. Kiechle, F., Lakonien und Sparta. München/Berlin 1963, 225 setzt dagegen die lykurgi sche Verfassung in die 1. Hälfte des 8. Jh. v. Chr. Ziehen, L, Das spartanische Bevölkerungsproblem. Hermes 68, 1933, 218.
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tiatenzahl, in den Griff bekommen. Plut. Agis 5, 6 berichtet (für die Mitte des 3. Jh. v. Chr.), dass nur noch etwa 700 Spartiaten übrig waren, von denen lediglich rund 100 einen Klaros besaßen. Dazu hatten nicht nur die genannten äußeren Umstände beigetragen, eine Ursache fand sich auch im Inneren des lakedaimonischen Staates selbst: die Landkonzen tration in den Händen weniger (verursacht durch Erbfall oder auch Hei rat), die durch die Möglichkeit verstärkt wurde, auch zu Lebzeiten seinen Klaros zu verschenken (Plut. Agis 5, 3)20. Somit wurde die Zahl der Perioiken gegenüber den Spartiaten immer größer. Dadurch verschob sich gewiss auch das zahlenmäßige Verhält nis Spartiaten - Perioiken im lakedaimonischen Heer, da dieses seine Einsatzfähigkeit behalten musste; das war nur möglich, wenn man den Anteil der Nicht-Spartiaten vergrößerte. Sicher wurden in zunehmendem Maße auch Söldner21 angeworben, aber trotzdem griff man vermutlich lieber auf die eigenen Bürger zurück, also auf die Perioiken, seit dem Peloponnesischen Krieg auch auf die Neodamoden22. Agis IV. versuchte im Jahr 242 v. Chr., das Problem durch einen Antrag auf Reformen zu lösen: Vorgesehen war eine neue Einteilung des Lan des in 4500 Spartiatenklaroi und 15 000 Perioikenklaroi und eine Ver größerung der Spartiatengemeinde durch Aufnahme von Perioiken und
Das Verschenken seines Klaros zu Lebzeiten war möglich geworden durch ein Gesetz eines gewissen Epitadeos, der dieses durchsetzte, weil er einen Streit mit seinem Sohn hatte. Epitadeos soll im 4. Jh. v. Chr. gelebt haben. Dazu Clauss, M., Sparta. Eine Einfüh rung in seine Geschichte und Zivilisation. München 1983. 163; auch Baltrusch, E., Sparta. Geschichte, Gesellschaft, Kultur. München 1998, 75/76. 21 Als Beispiel sei genannt: Xen. Hell. 1 1 , 6 (Pharnabazos kommt zur Unterstützung), Xen. Hell. VI 2, 33 und VII 1, 20-22 und VII 1, 28-32 (Dionysios I. von Syrakus schickt Schiffe und Truppen). 22 Neodamoden: Heloten, die als Hopliten in der Phalanx dienten und denen man nach der erfolgreichen Schlacht die Freiheit gegeben hatte. Dazu Clauss, M,. Sparta. 100/101; Eh renberg, V., RE XVI 2 (1935) 2396-2401; Cartledge, P„ Der Neue Pauly 8 (2000), 823
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Fremden in dieselbe . Doch das exklusive Denken der Spartiatengemeinschaft verhinderte diesen Reformansatz. Die zahlenmäßige Überlegenheit der Perioiken war ständig vorhanden, und trotzdem gab es keine organisierten Aufstände ihrerseits gegen die Spartiaten24. Lakedaimon stellte innenpolitisch einen funktionierenden Staat dar, dessen Stabilität bis zum Anfang des 2. Jh. v. Chr. aufrechter halten werden konnte. Doch wie funktionierte die Organisation dieses Staates im Inneren? Nicht nur angesichts der geographischen Lage der einzelnen Perioikenstädte ist eine „Selbstverwaltung" dieser Gemeinden zwingend: Auch „die ihnen auferlegten Pflichten und Lasten, vornehmlich die Dienst pflicht, setzen ein geordnetes Gemeinwesen, Census, Bürgerverzeich nisse usw. voraus"25. In der Tat ist es höchst unwahrscheinlich, dass die Spartiaten alle Verwaltungsaufgaben für den gesamten Staat Lakedai mon (wie ζ. Β. Schaffung einer Infrastruktur, Versorgung der Kulte, Eh rungen, Proxenien und ganz besonders das Heer- und Verteidigungswe sen) von der „Zentrale" Sparta aus erfüllten. Nimmt man eine dezentrale Form des Staates Lakedaimon an, muss man überlegen, wie das „Ne beneinander" der Polis Sparta und der Perioikengemeinden ausgesehen haben könnte, und ob es Verbindungen außerhalb des militärischen Be reiches gegeben hat; die Einbindung in das Heer ist durch literarische Quellen durchaus gut bezeugt26. Eine Möglichkeit zeigt G. Shipley27 auf: Unter Berücksichtigung der geo graphischen Gegebenheiten vermutet er, dass das Perioikengebiet in 23
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PJut. Agis 8, 1/2: Zu berücksichtigen ist, dass es sich bei Plutarch hinsichtlich der Zahlen vermutlich um ein Konstrukt handelt, worauf die genaue Halbierung der Klaroi zu den An gaben aus Plut. Lyk. 8, 5 hindeuten könnte. Vgl. hierzu das Kapitel „Die Loyalität der Perioiken". Niese, B., a. a. O. 105. Vgl. dazu das Kapitel „Die Einbindung in das Heer". Shipley, G., Perioikos: The Discovery of Classical Lakonia. In: Sanders, J. Μ (Hrg.), Philolakon, Lakonian Studies in Honour of Hector Catling. 1992, 211-226; hier S. 222/223.
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verschiedene Bezirke eingeteilt war, in denen sich Anhäufungen von Or ten befanden, wo jeweils eine bedeutende Siedlung ihrerseits die weni ger bedeutenden kontrollierte; damit geht er von einer Hierarchie unter den Perioikenstädten und deren Beziehungen zu Sparta aus: Es ist „clear that Settlements varied greatly in terms of their size, resources and probable relations with Sparta". Dies ist durchaus ein Aspekt, über den man nachdenken sollte. Allerdings muss man auch in Erwägung ziehen, dass durch eine derartige Form von Kontrolle, die von einer „Zentrale" ausgeht, auch die Möglichkeit geschaffen ist, organisierten Widerstand auf die Beine zu bringen, was sicher nicht im Interesse der Spartiaten lag. Daher erscheint mir diese von G. Shipley vorgeschlagene Lösung einer Verwaltung des Staates Lakedaimon nicht besonders sinnvoll. Charlotte Schubert dagegen sieht eher ein „Verhältnis von Zentrum und Peripherie" als ein „gesellschaftlich hierarchisiertes Modell"28. Diese doch sehr weitreichenden Hypothesen sollen in der Arbeit mit berücksichtigt werden; es wird sich zeigen, welche bestätigt werden kann29. Doch nicht nur die Beziehungen zwischen Sparta und den Perioikenpoleis, sondern auch die wirtschaftliche und gesellschaftliche Situation, vor allem aber die „Selbstverwaltung" der Gemeinden müssen in die Überle gungen mit einbezogen werden. Die bisherigen Forschungsbeiträge zu den Perioiken liegen zum Teil zeitlich schon sehr weit zurück, wie B. Niese, Neue Beiträge zur Ge schichte und Landeskunde Lakedämons: Die lakedämonischen Periöken30 (behandelt die Perioiken lediglich überblicksmäßig und sehr allge mein), oder F. Hampl, Die lakedämonischen Periöken31 (erörtert die Zu gehörigkeit der Perioiken zum lakedaimonischen Bürgerverband). Seit ^ Schubert, Charlotte, Athen und Sparta in klassischer Zeit. Stuttgart 2003 62 3o Siehe das Kapitel „Die rechtliche Stellung der Perioiken". In: Göttingische Gelehrte Nachrichten, 1906 101-142 In: Hermes 72, 1937, 1-49.
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der Mitte des letzten Jahrhunderts wurden zwar immer wieder Beiträge zu den Perioiken geleistet, doch in der Regel nur in der Betrachtung von Teilaspekten oder in allgemeinen Erörterungen innerhalb des größeren Zusammenhangs des „Kosmos Sparta". In der jüngeren Forschung be zieht P. Cartledge, Sparta and Lakonia, die Perioiken als wichtigen Be standteil des Staates Lakedaimon in seine Erörterungen mit ein, aber erst G. Shipley widmet dieser Bevölkerungsgruppe die ihr gebührende Aufmerksamkeit: In der Abhandlung „The Other Lakedaimonians": The Dependent Perioikic Poleis of Laconia and Messenia, rückt er verschie dene Aspekte ins Zentrum seiner Betrachtungen, u. a. auch die immer wieder brisante Frage nach der politischen Beziehung zwischen Sparta und seinen Perioiken, nach der Abstammung der Perioiken, aber auch die Frage, inwieweit die Begriffe „Polis" bzw. „Korne" Einfluss auf die Stellung der perioikischen Siedlungen im Gesamtstaat nehmen; und wenn bisher in der Regel die literarischen Quellen der Ausgangspunkt für weitere Untersuchungen waren, so nennt Shipley in der Auflistung der Perioikengemeinden auch archäologische Befunde, wenn auch nur in zurückhaltendem Maße. Meines Erachtens ist es nötig, den vielschichtigen Komplex der „Stellung der Perioiken im Staate Lakedaimon" in verschiedene Richtungen aufzu rollen und die literarischen Quellen mit denen aus der Archäologie, Epigraphik und Numismatik zu kombinieren, wobei dieses Verfahren diverse Schwierigkeiten mit sich bringt: a) Die literarischen Quellen sind zu allgemein gehalten, die innere Struk tur des Staates Lakedaimon war für die meisten Zeitgenossen offen sichtlich uninteressant, b) die archäologischen Quellen sind nicht immer hinreichend aussage kräftig, da sie bisweilen nur noch sporadisch vorhanden oder auch in
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den Ausgrabungsberichten nicht ordentlich oder überhaupt nicht da tiert sind, c) Inschriften aus dem 574. Jh. v. Chr., die direkte Einblicke in das „poli tische" Leben der Perioiken in der klassischen Zeit ermöglichen, exis tieren nur in geringer Anzahl; die meisten setzen erst sehr spät ein, mit dem 2. Jh. v. Chr., als viele Perioikenpoleis nicht mehr zum Staat Lakedaimon gehörten, sondern als sozusagen sui iuris galten, nach dem sie von den Römern vom lakedaimonischen Staat abgetrennt worden waren, d) die Münzen stammen fast alle aus der römischen Kaiserzeit; sie sind somit als Quellen für die klassiche Zeit Lakedaimons nicht zu verwen den und liefern lediglich Informationen für die Entwicklung der Perioikengemeinden in späteren Zeiten. Durch die Analyse und Kombination der unterschiedlichen Quellen sollen weitere, neuere Erkenntnisse über das Beziehungsgefüge „Spartiaten Perioiken" gewonnen werden. Besondere Berücksichtigung werden die Aspekte der wirtschaftlichen und sozialen Situation, der rechtlichen Stel lung und die „Selbstverwaltung" der Perioikengemeinden finden. Die fol genden Ausführungen werden sich vorwiegend mit dem Zeitraum vom 5. Jh. bis zum Anfang des 2. Jh. v. Chr. beschäftigen, mit der Zeit, in der Sparta auf dem Höhepunkt seiner Macht stand, und dem beginnenden Niedergang nach der Schlacht bei Leuktra bis zur Eroberung Spartas durch die Römer und die Abtrennung zahlreicher Perioikengemeinden vom Staat Lakedaimon. Mir schien es nötig und sinnvoll, aus der reichen Anzahl der bisher iden tifizierten Perioikenpoleis32 eine Auswahl zu treffen und deren Situation ^ A u S h l u i n ( Η! 9 Λ 9) 1 2 9 4 κ 3 4 9 " ι 9 1 e i n e B e s c h r ^ u n g des Pehoikengebietes mit, einer Aufzahlung der dazu gehörigen Gemeinden; eine Auflistung der Perioikengemeind en
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(Geschichte, Wirtschaft, Kult) exemplarisch darzustellen. Die Einzelbe schreibungen der Poleis der östlichen Hälfte Lakoniens sollen dazu die nen, Ergebnisse und Einsichten zu gewinnen, aus denen man wohl auf die Verhältnisse der restlichen Perioikengemeinden Lakoniens schließen kann, da diese vermutlich in gleicher oder ähnlicher Weise strukturiert waren.
findet sich auch bei Niese, B., GGN 1906, 112-126 und Shipley, G M „The Other Lakedaimonians". 226-269.
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Β. Die Perioikengemeinden des östlichen Lakoniens und der Parnonhalbinsel
Es bietet sich an, für die Reihenfolge der Beschreibung der Perioiken gemeinden die Reiseroute des Pausanias in seiner Beschreibung Lako niens zugrunde zu legen; so kann man den Weg mit der bedeutendsten Quelle begleiten und sich an Ort und Stelle im Original informieren. Eine alphabetische Auflistung würde den geographischen Zusammenhang zerreißen. Ausgangspunkt ist die Ostküste Lakoniens mit der Gemeinde Tyros; von dort führt die Reise an der Küste entlang bis Helos, wo sich der Weg schließlich ins Landesinnere fortsetzt, an der östlichen Seite des Spartiatenlandes entlang nach Norden und dann in Richtung Osten abbiegt, wo er über Karyai führend in der Thyreatis endet. Den Beschreibungen der einzelnen Gemeinden wurden jeweils die litera rischen und epigraphischen Quellen vorangestellt, zudem die entspre chenden Artikel aus den Lexika RE und Der Neue Pauly (DNP erfasst allerdings nicht alle Perioikengemeinden), in denen auch auf weiterfüh rende Literatur verwiesen ist, ferner die jeweilige Nummer aus G. Shipleys Katalog der Perioikengemeinden in „The Other Lakedaimonians", 226-269 (mit Quellenverweisen).
Durch die stets gleichbleibende Dreiteilung der jeweiligen Einzelbe schreibungen und die additive Gestaltung derselben soll eine gewisse Systematik erreicht werden, die dem Leser einen schnellen Zugriff auf bestimmte Einzelheiten ermöglicht: a) Durch die chronologische Anordnung der Interpretation der literari schen Quellen wird, soweit möglich, ein Überblick über die Geschichte der Orte gegeben;
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b) die Zusammenstellung der Ausgrabungsberichte dient dazu, die in Punkt a) gewonnenen Erkenntnisse durch die archäologischen Quel len zu untermauern und gegebenenfalls zu erweitern. Dies erweist sich häufig als schwierig, da nicht alle Funde ordentlich datiert und bisweilen zusammengehäuft aufgeführt sind, aber nicht interpretiert wurden; c) die Perioikenpoleis werden hier in ihr geographisches Umfeld gesetzt; so lassen sich über gewisse Standortfaktoren (Lage, Bodenbeschaf fenheit und dergleichen mehr) Schlüsse über wirtschaftliche Grundla gen, Entfaltungsmöglichkeiten und Wohlstand der Gemeinden ziehen; die Einbindung der Epigraphik und Numismatik bietet Einblicke in das private und öffentliche Leben der Gemeinden.
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Darstellung der Reiseroute
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Tyros Stephan ν. Byzanz 643 I G V 1 , 1515-1522 Syll.M07 (Inschrift aus Delphi) SEG 23, 1968, 324a RE VII A 2 (1948) 1908 (Bölte) Shipley, Nr. 101
a) Schriftliche Quellen zur Geschichte von Tyros sind nicht vorhanden. Aufgrund ihrer Lage ist die Gemeinde eingebunden in die allgemei nen politischen Ereignisse der Kynuria (siehe S.179 f.). Nachgewie sen ist die Verehrung des Apollon Tyritas durch zwei Inschriften: SEG 23, 1968, 324a überliefert eine Weihung des Lysander für den Sieg bei Aigospotamoi (datiert ca. 400 v. Chr.); Syll. 3 407 erwähnt, dass 275 v. Chr. (Charixenos war in Delphi Archon) die Tyriten dem Gott 50 Rinder geweiht hatten. Der archäologische Befund bestätigt diesen Kult. Weitere Einzelheiten sind mangels literarischer Quellen nicht zu eruieren, b) Dort, wo heute der Name des Vorgebirges Tyros erhalten ist, wurde durch Ausgrabungen ein antiker Ort bestätigt33 . Die Siedlung selbst befand sich vermutlich beim heutigen Tyros, welches in einer kleinen, tiefen Bucht liegt, deren Südende in einem Vorgebirge ausläuft, auf dem sich die Akropolis erhebt, umgeben „mit ziemlich gut erhaltenen Mauern" 34 , die nicht datiert sind. Dort entdeckte man auch vereinzelt Feuersteine aus der frühhelladischen Periode, für eine Besiedlung in der mittleren und späte ren Bronzezeit fehlen jegliche Hinweise 35 . Die Mauer der Akropolis windet sich auf einer Länge von etwa 400 m um den felsigen Gipfel der kleinen Halbinsel und erreicht an einer Stelle eine Höhe von 4 m. 33
Rhomaios, Κ. Α., ΕΡΕΥΝΑΙ ΕΝ ΚΥΝΟΥΡΙΑ. Praktika 1911, 269 verweist auf Curtius E.. Peloponnesus II. 332, 81, der Steph, v. Byzanz zitiert: Τύρος τής Λακονικής Waterhouse, U/Simpson, R. H., Prehistoric Laconia. Part II. ABSA 56 1961 131 Waterhouse, H./Simpson, R. K, a. a. O. 131 . . .
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An der nordwestlichen Seite kann man vier viereckige und einen run den Turm erkennen36. Mauer und Akropolis gehörten wahrscheinlich zu einer Stadt, die vermutlich den gleichen Namen trug wie das heu tige Tyros. Einen bedeutenden Beitrag zur Identifizierung des Ortes leisteten die Ausgrabungen beim Heiligtum des Apollon Tyritas zwischen den bei den modernen Orten Tyros und Melana, das etwa 6 km südlich vom heutigen Tyros liegt, auf dem Hügel Hagios Elias. Der Beiname „Tyri tas" lässt den Rückschluss auf den Namen der Siedlung zu, da das Rhomaios, Κ. Α., ΕΡΕΥΝΑΙ EM ΚΥΝΟΥΡΙΑ. Praktika 1911, 270.
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Epitheton sonst nicht bekannt ist und es nahe liegt, es vom Ort her zuleiten 37 . Weihegeschenke mit eindeutiger Namensnennung des Gottes kamen zum Vorschein. Auf einem Bruchstück eines bronze nen Fläschchens (datiert etwa um 500 v. Chr.) fanden sich die Worte Απέλον Τυρίτ38, auf dem unteren Teil eines Bronzebildchens Απέλον Τυρίτας39. Beide Gegenstände waren Votivgaben für Apollon. Auch der eherne Griff eines Gefäßes mit der Aufschrift Μενοίηος άνέθεκε τοΐ
Πυθαιεΐ, geweiht dem Apollon Pythaios 40 (gefunden von einem
Bauern aus Melana, nicht datiert) bestätigt, dass es sich um ein Apollonheiligtum handelte. Bei den Grabungen kamen weitere Inschriften mit der Nennung Apollons zum Vorschein: auf einem kleinen Bronze stier, der aufgrund der Buchstaben in das 6. Jh. v. Chr. zu datieren ist41, auf einem Bronzelöwen, bei dem man sich nicht sicher ist, ob er noch der archaischen oder bereits der klassischen Periode ange hört42, auf einer Kylix aus Ton ...] ειτονίδας άνέΟεκε τοΐ Άπόλονι παρ Δοριέος δόρον (wahrscheinlich eine lakonische Arbeit, nicht datiert) 43 und auf dem Bronzegriff eines Schwertes Περδικίας άνέθεκε (wegen der Buchstaben in „ältere" Zeiten datiert)44. Beim Bau einer neuen Kirche auf dem Hügel Hagios Elias fanden Bewohner aus Melana zahlreiche antike Gegenstände:
eiserne
Speerspitzen, Gefäße (darunter einen Aryballos korinthischer und ei37
Rhomaios, Κ. Α., a. a. O. 269. I G V 1 1517, auch Rhomaios, Κ. Α., ΕΡΕΥΝΑ! ΕΝ ΚΥΝΟΥΡΙΑ. Praktika 1911 268 f 3 *SEG 11, 1954,892. 40 SGDI 4535. 41 IG V1, 1518; ΑΠΕΑΟΝ ΚΛΕ - - -: die Buchstaben nach dem Namen des Gottes sind nicht geklärt, vielleicht handelt es sich um eine unbekannte Epiklesis (Rhomaios Κ Α Praktika 1911,263 t.). ■ ■ «·
38
42
IG V1, 1519. Diese Inschrift wurde zunächst dem Apollon Maleatas zugeordnet (durch Ergänzung), was durchaus Sinn ergeben hätte, da der Maleatas in diesem Gebiet Vereh rung genoss, vor allem im benachbarten Prasiai; Ρ. Β. Phaklaris ergänzte die Inschrift ^ nach der Reinigung zu folgendem Text: Απόλονός έμι (SEG 35 1985 296) Rhomaios, Κ. Α., ΕΡΕΥΝΑΙ ΕΝ ΚΥΝΟΥΡΙΑ. Praktika 1911 266 f Rhomaios, Κ. Α., a. a. O. 267.
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ne Kylix attischer Herkunft, die anderen waren lakonische Arbeiten), Kränze aus Blei, Pfeile, Schwerter, auch einen großen eisernen Drei zack (für keines der Objekte liegt eine genaue Datierung vor). Zu den Funden gehören auch zwei Bronzefiguren, von denen die eine, we gen Keule, Bogen und Löwenfell als Kopfbedeckung, Herakles dar stellt, die andere wohl Apollon (beide aus der archaischen Epoche), weiterhin zwei tiergestaltige Bronzegefäße vom Anfang des 5. Jh. v. Chr., die wahrscheinlich für kultische Zwecke bestimmt waren (beide stammen aus derselben Werkstatt aus Argos). Dazu kommen drei Terrakotta-Figuren, von denen eine, als Kopf und Brust eines Man nes geformt, wohl als oberer Teil eines Gefäßes gedient hat. Die bei den anderen Figuren stellen die Göttinnen Leto und Artemis dar45. Neben den aufgelisteten verschiedenartigen Fundstücken, die die Apollonverehrung an diesem Ort dokumentieren, wurden auch Reste von zwei Gebäuden des Heiligtums ausgegraben, die jedoch zwei verschiedenen Bauperioden angehörten. Das ältere Bauwerk, aus dem 6. Jh. v. Chr. stammend, weist Fragmente unterschiedlicher architektonischer Teile eines Tempels auf, die spärlichen Trümmer des Tempels lassen allerdings eine Rekonstruktion nicht mehr zu. Die anderen baulichen Überreste wurden als Fundamente eines Alta res aus dem 4. Jh. v. Chr. gedeutet. Auf der Nordost-Seite des Hü gels fand man zwischen den Felsen am Boden Spalten, die von den Menschen verfüllt worden waren, vermutlich um ebene Flächen für den Tempelbau herzustellen. Das Füllmaterial bestand aus Erde, Knochen und Gefäßfragmenten. Diese wurden in die geometrische Zeit datiert. Auch Bruchstücke von Ziegelsteinen, Scherben von Ge fäßen und Reste von Opfergaben entdeckte man hier; dieses Materi45
Rhomaios, Κ. Α., a. a. O. 273 f. Leto und Artemis in Verbindung zu Apollon sind nicht un gewöhnlich, da die beiden doch Mutter und Schwester des Gottes sind.
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al geht nicht weiter zurück als bis in das 5. Jh. v. Chr. Aufgrund der Ausgrabungsergebnisse46 ist nachgewiesen, dass der Gott Apollon Tyritas im 6. und 5. Jh. v. Chr. hier große Verehrung genoss, wenn auch durch Einzelfunde (Scherben aus dem 7. Jh. v. Chr.) belegt ist, dass schon vor dem Bau des älteren Tempels hier eine heilige Stätte war, und dass auch im 4. Jh. v. Chr. der Tempel noch in Gebrauch war, wie sich durch den oben erwähnten Altar aus dieser Zeit ergibt, c) Das heutige Tyros liegt in einer kleinen Bucht, die nördlich und süd lich durch Vorgebirge geschützt wird, etwa 2 km von der Küste ent fernt. Auf dem südlichen Vorgebirge befand sich die Akropolis der antiken Gemeinde (in beiden oben genannten Inschriften nicht als Polis, sondern als κώμα Λακεδαιμονίων bezeichnet47). Anschließend an dieses erstreckt sich eine Ebene in westlicher Richtung von etwa 3 km Länge und 1 km Breite ins Landesinnere, nach Norden etwa 1 km sanft ansteigend, umgeben von rasch auf 600 bis 700 m sich erhebenden Bergen. Der Zugang zum Binnenland über diese Hö henzüge ist beschwerlich, bequem ist dieser Ort nur an der Küste entlang zu erreichen, wo die moderne Straße gebaut wurde. Nimmt man die steilen Hügel rings um Tyros als natürliche Grenzen der ehemaligen Perioikengemeinde an, könnte sich als flächenmäßige Ausdehnung des Gebietes unter Einbeziehung des Hügels Hagios Elias mit dem Heiligtum des Apollon Tyritas ein Areal von rund 24 km2 ergeben. Etwa ein Drittel davon stellt stark bergiges Gelände dar. In der Ebene darf man wohl mit Ackerbau rechnen, Fischfang und Weidewirtschaft werden gewiss zur Ernährung der Bewohner beigetragen haben. Um über politische Institutionen oder politisches 46
Genaue Berichte über die Ausgrabungen beim Heiligtum finden sich bei Rhomaios Κ Α ^ ΕΡΕΥΝΑΙ ΕΝ ΚΥΝΟΥΡΙΑ. Praktika 1911, 153-275. ' ' *' 47 5 h S P w y , u G " : T h e ° t h e r Laked a ir nonians". 209 und 277, Anm. 74 vertritt die Ansicht, dass das Vorhandensein eines Ethnikons vermuten lässt, dass Tyros eine Polis war Zu den Begriffen Pohs und Koma siehe Fußnote 638, S. 200.
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Leben Aussagen treffen zu können, fehlen die entsprechenden Quel len. Zwei Fundstücke, der Aryballos aus Korinth und die Kylix aus Attika, lassen Kontakte zu außerlakonischen Städten vermuten, auf intensi vere Handelsbeziehungen kann aufgrund der geringen Anzahl nicht geschlossen werden. Die beim Heiligtum entdeckten Bronzefiguren aus argivischer Werkstatt legen die Vermutung nahe, dass auch Be wohner von Argos das Heiligtum aufsuchten.
32 Prasiai Aristophanes, pax 242 Thukydides II 56, 6; V1105, 2; VII 18, 3 Xenophon, Hellenika VII 2, 2/ 3 Polybios IV 36, 5 Pseudo-Skylax 46 Strabon 8, 6, 2 p. 368 C; 8, 6, 14 p. 374 C Pausanias III 21, 7; III 24, 3-5 Ptolemaios III 14, 32 Stephan v.Byzanz 184 IG V 1 , 723, 927-930 RE XXII 2 (1954) 1690-1695 (Meyer) Shipley, Nr. 7
a) Prasiai (Βρασιαί bei Pausanias/ Πρασιά bei Ptolemaios), nach Thuky dides48 eine am Meer gelegene kleine Stadt, hatte wohl eine bewegte Geschichte, denn sie gehörte nicht beständig zum Staatsgebiet von Lakedaimon. Wie Herodot I 82 berichtet, war die gesamte Ostküste der Peloponnes bis zur Südspitze von Kap Malea noch bis zur Mitte des 6. Jh. v. Chr. im Besitz von Argos. Welchen Status Prasiai in die ser Zeit besaß, ist aus den literarischen Quellen nicht zu erschließen; Tatsache ist, dass Prasiai analog zu den anderen Mitgliedsstaaten ein eigenständiges Mitglied der Amphiktyonie von Kalaureia49 war, in deren Rechte und Pflichten der Staat Lakedaimon eintrat, nachdem im Jahr 547/546 v. Chr. nach dem legendären Kampf der „Dreihun dert gegen Dreihundert" dieses Gebiet an den Staat Lakedaimon ge fallen war und Prasiai eine Perioikengemeinde der Lakedaimonier wurde. Während des Peloponnesischen Krieges war Prasiai in den Jahren 430 v. Chr. und 414 v. Chr. Ziel athenischer Kurzangriffe, bei
Thuk. II 56, 6. Strabon 8, 6, 14 p. 374 C; siehe Exkurs S. 40.
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denen das Umland verwüstet wurde ; bei dem ersten dieser Angriffe wurde auch die Stadt selbst eingenommen und geplündert51. Nach der Schlacht bei Leuktra (371 v. Chr.) war Prasiai 369 v. Chr. Sammelpunkt für wenige treu gebliebene Verbündete Lakedaimons, die von dort aus gemeinsam nach Sparta zur Unterstützung zogen52. Ende des 3. Jh. v. Chr. gehörte die Gemeinde wieder zu Argos: So fiel 219 v. Chr. (während des Bundesgenossenkrieges 220-217 v. Chr.) das Heer des Lakedaimonierkönigs Lykurgos ins argivische Land ein und griff dort verschiedene Städte an, darunter auch Pra siai53. Prasiai war an Argos gekommen, als Philipp II. von Makedo nien nach der Schlacht bei Chaironeia (338 v. Chr.) die Thyreatis an Argos gegeben und Argos sich das Gebiet nach Süden bis Zarax an geeignet hatte. Diese Zugehörigkeit zu Argos bestätigt auch Strabon54. Bei Pausanias ist die Gemeinde unter den Eleutherolakonenstädten55 aufgeführt, b) Die Perioikengemeinde Prasiai ist heute sicher identifiziert mit Plaka, dem Hafen des etwa 4 km westlich davon gelegenen Ortes Leonidi on56 (Leonidi); dieser liegt am Ausgang eines Flusstales, von wo aus sich eine Ebene in Richtung Meer öffnet.
Wace, A. J. B./Hasluck, F. W.. Laconia. II. Topography. ABSA 15, 1908/09, 175. Thuk. II 56, 6; ein Ausdruck athenischer Siegessicherheit zeigt sich bei Aristophanes, pax 242: Der Krieg mischt einen Salat aus verschiedenen Städten, denen er auch Prasiai (πράσον = Lauch) hinzufügt: dieser Salat soll am nächsten Tag verzehrt werden (Auffüh rungsdatum 421 v. Chr.). Xen. Hell. VII 2, 2/3. Polybios IV 36, 5. Strabon 8, 6, 2 p. 386 C. Paus. 11121,7. Wace, A. J. B./Hasluck, F. W., Laconia. II. Topography. ABSA 15, 1908/09, 175. Die Be schreibung folgt den Ausgrabungsberichten ABSA 15, 1908/09, 174-176 und ABSA 56, 1961, 131-135. Der Reisebericht von Leake, W. f Travels II 484 und 497 sieht Prasiai bei Hagios Andreas, also weiter nördlich, wo sich nicht datierte griechische Reste fanden, die auf eine Siedlung hinwiesen. Am Westende des Vorgebirges von Astros entdeckte Leake eine griechische Mauer ohne Türme (nicht datiert). Einige niedrige Mauern umgeben das Vorgebirge, in kleinen Abständen sind Türme angelegt. Auf der Akropolis, die dieser Hügel wohl war, fanden sich zahlreiche Fundamente aus großen Steinen, deren Funktion nicht
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Jahrzehntelange Ausgrabungen haben die Existenz einer antiken griechischen Polis bei Plaka bestätigt57. Direkt am Meer erhebt sich ein Hügel mit Namen Hagios Athanasios, auf dem zwei byzantinische Kirchen und die Ruinen einer mittelalterlichen Stadt stehen, wo sich vermutlich die Akropolis des klassischen Prasiai befunden hatte.
*N 1km
Mauerreste
Prasiai Akropoli»
An den seewärts geneigten Hängen des Hügels fand man Mauern, sowohl polygonale als auch Quaderstein-Mauern mit Türöffnungen, wobei es sich möglicherweise um die Befestigung der Akropolis han-
57
n t l £ e s i 1 h r , e b , e n ' * · F e m e r existieren dort Zisternen, die in die Felsen geschlagen sind. Diese Siedlung hegt nach den Ausgrabungsbefunden von Wace, A. J. B./ Hasluck, F. W.. ^ ° ™ : "· Topoeraphy. A BSA 15,1908/09 für Prasiai zu weit nördlich. Ausfuhrliche Berichte dazu finden sich bei: Wace, A. J. Β /Hasluck F W Laconia II To0 9 1M 176; Rh0maiOS Κ
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delte . Auf der Erhebung selbst entdeckte man eine große Zisterne, einen halbrunden Turm und Reste von Hütten aus kleinen Steinen und Mörtel (nicht datiert)59. Die Funktion der Hütten wurde nicht nä her bestimmt, es könnte sich um Wohnhütten handeln. Auf der Süd seite des Hügels wurden angeblich Gräber gefunden mit Terrakotten und Münzen, die nicht näher beschrieben oder identifiziert sind. Nach dem archäologischen Befund hat sich die Stadt wohl in nördlicher Richtung von Plaka aus erstreckt. Spuren von Terrassen und Mauer fundamenten, die auf Wohnbebauung schließen lassen, ebenso wie die vorgefundenen schwarzgefärbten Keramikscherben (weder Fun damente noch Keramik sind datiert) weisen daraufhin. Offensichtlich besaß Prasiai eine Stadtmauer; Überreste dieser Mauer verlaufen von Plaka aus nach Norden, „drei bis vier" Türme sind noch vorhan den, von denen jeder eine Grundfläche von etwa 4 m2 besaß60. Auch vom ehemaligen Hafen ließen sich noch Stege und Stufen erken nen61. Das besiedelte Gebiet hat sich insgesamt bis zum heutigen Leonidion hingezogen, wovon Abschnitte der Stadtmauer, Terrassenmauern und zerstörte Gräber zeugen. Auf der Wegstrecke von Plaka nach Leonidion in der Nähe des Ortes Skala fanden sich Spuren der helladischen Epoche (Obsidian und einfache Keramiken)62. Die bei Plaka am Hafen entdeckten Gräber enthielten zahlreiche, nicht näher bestimmte Gefäße, die heute im Museum in Athen ste hen, darunter eines mit der Darstellung eines „hockenden Silen", und einen Spiegel (keiner dieser Funde ist datiert)63. Weitere, nicht näher Papachatzis, N. D., Ιίαυσανιου Ελλάδος IIεριηγησις. 429. Wace, Α. J. B./Hasluck, F. W., Laconia. IL Topography. ABSA 15, 1908/09, 175. Wace, A. J. B./Hasluck, F. W. f Laconia. II. Topography. ABSA 15, 1908/09, 175. Rhomaios, Κ. Α., ΕΡΕΥΝΑΙ ΕΝ ΚΥΝΟΥΡΙΑ. Praktika 1911, 278 f. Waterhouse, H./Simpson, R. H., Prehistoric Laconia. Part II. ABSA 56, 1961, 131. Rhomaios, Κ. Α., ΕΡΕΥΝΑΙ ΕΝ ΚΥΝΟΥΡΙΑ. Praktika 1911, 278 f.
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definierte Gegenstände, die menschliche Besiedlung in diesem Raum dokumentieren, stammen aus Gräbern, die innerhalb von Leo nidion zum Vorschein gekommen waren, darunter auch Fragmente einer Grabstele aus Marmor mit einem Relief, das weder beschrie ben noch datiert ist. Zu den Fundstücken gehören zwei löwengestaltige Schnallen, die aus Palaiochorion (von Plaka aus etwa 15 km westlich) in der Kynuria stammen, ebenso ein Sarkophagdeckel aus Leonidion mit der Inschrift ... ΝΟΣ ΑΧΑΡΝΕΥΣ ΠΑΓΧΑΡΙΩΝ (nicht datiert)64. ΑΧΑΡΝΕΥΣ weist möglicherweise auf die Herkunft aus Attika hin. Vielleicht hat hier ein Bürger aus Attika seine letzte Ruhe stätte gefunden. Da keine Datierung vorliegt, könnte das bedeuteten, dass, wenn der Sarkophagdeckel aus der vor-eleutherolakonischen Zeit stammt, die Perioikenpoleis Beziehungen zu anderen, auch au ßerlakonischen Gemeinden hatten, was ja auch durch den Handel bestätigt wird65. Zu den Fundstücken von Prasiai gehören auch ein vierseitiges Siegel aus Knochen (7. Jh. v. Chr.) und ein Bronzespiegel mit einem Griff in Gestalt einer Frau mit Kleid und Falten (spätes 6. Jh. v. Chr.), die P. Cartledge einer spartanischen Manufaktur zuordnet 66 , c) Die Perioikenpolis Prasiai, identifiziert mit dem heutigen Ort Plaka an Lakoniens Ostküstet befand sich im Süden einer kleinen, aber frucht baren Ebene von etwa 5 km 2 Fläche; diese erstreckt sich ca. 4 km von Osten nach Westen ins Binnenland bis Leonidion und ist einge bettet zwischen Hügelketten im Norden und im Süden mit Höhen von 320 m bis 560 m in steilem Anstieg. Bei Leonidion führt ein Flusstal aus dem Parnongebirge in die Ebene; dieser Fluss sorgt dort auch für die Bewässerung. Die Ebene wurde sicherlich für landwirtschaftli64
IG V1, 930. * Siehe das Kapitel „Die wirtschaftliche Situation" Cartledge, P., Sparta and Lakonia. 141.
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chen Anbau genutzt, Weidewirtschaft hat man gewiss in den Hügeln betrieben, ebenso hat die Fischerei eine Rolle für die Gesamtwirt schaft von Prasiai gespielt. Zudem kann man davon ausgehen, dass die Perioikengemeinde mit ihrer günstigen Lage zur Argolis hin Han del betrieben hat, nicht nur innerlakonisch auf dem Landweg, son dern als Hafenstadt auch über das östliche Mittelmeer hin 67 . Das Polisareal mag vielleicht 35/36 km 2 umfasst haben, je nachdem, wo man die natürlichen Grenzen in den die Gemeinde umringenden stei len Hügeln ansetzt. Die Umgebung des heutigen Leonidion scheint jedenfalls für die Besiedlung nicht ungeeignet gewesen zu sein, wie sich aus der Kontinuität von helladischer bis in die römische Zeit zeigt. Um über die Gemeinde selbst, ihre innere Struktur oder öffentliche Einrichtungen etwas aussagen zu können, fehlen sowohl schriftliche als auch archäologische Belege. Erschließen lässt sich manches hinsichtlich des religiösen Lebens aus Pausanias und einigen spärli chen Inschriften. Einen offenbar nicht unwesentlichen Kult besaß Apollon als Apollon Pythaios und Apollon Maleatas. Trotzdem wurden für beide bisher keine Kultstätten identifiziert. Die Inschrift für den Apollon Pythaios auf einem Bronzehenkel, gefunden in einem kleinen Dorf zwischen Leonidion und Melana, lässt sich aufgrund der Buchstabenformen dem 5. Jh. v. Chr. zuweisen 68 . Verehrung fand dieser Apollon Py thaios auch in Thornax, einem Berg in der Nähe von Sparta 69 , und auch in Sparta selbst, wo er mit Artemis und Leto auf dem Markt ver-
Shipley, G., Perioikos: The Discovery of Classical Lakonia. 218. IG V1, 928; die Inschrift ΜΕΝΟΙΤΙΟΣ ΑΝΕΘΗΚΕ ΤΩΙ ΠΥΘΑΙΕΙ wird auch Tyros zugewie sen (siehe dort). Paus. III 10, 8.
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bunden ist70. Auch für den Apollon Maleatas ließ sich bisher kein Hei ligtum identifizieren, wenngleich die Verehrung an verschiedenen Or ten der Ostküste Lakoniens (Tyros, Prasiai, Selinus, Kap Malea) nachgewiesen wurde. Der Kult ist durch Inschriften belegt; eine 9 cm hohe Bronzestatue eines Kriegers (entdeckt beim heutigen Kosmas, zwischen Selinus und Prasiai gelegen, wobei die Zuweisung zu ei nem der beiden Orte nicht gesichert ist) trägt auf ihrem Sockel fol gende Widmung: ΧΑΡΙΛΑΟΣ ΑΝΕΘΗΚΗ ΤΩΙ MAAEATAI71 (nicht da tiert). Auch zwei weitere Widmungsinschriften, darunter eine auf ei nem Bronzewidder von 3,5 cm Höhe ( MAAEATA / ΜΑΑΕΑΙΣ, ge funden in Leonidion)72, die andere aus einem nicht näher bestimmten und lokalisierten Grab stammend, lassen sich aufgrund des Kultes für den Apollon Maleatas Prasiai zuweisen73. Die Inschriften IG V1, 929 a/b gehören Asklepios und Machaon, die als Heilgottheiten in Verbindung zu Apollon stehen. Verehrung genossen in Prasiai auch Dionysos und Ino74. Die Legen de besagt, dass Semele und ihr Söhnchen Dionysos - in einer Kiste ausgesetzt - bei Prasiai ans Land gespült worden waren. Semele soll auch hier begraben worden sein. Ein Heiligtum in Form eines Tem pels für Dionysos ist nicht nachgewiesen, wohl aber liegt am Meer ein Ort, der als „Garten des Dionysos" bekannt war, wo Ino Dionysos aufgezogen haben soll. In welcher Form Ino in Prasiai Verehrung er fuhr, ist nicht bekannt; die Göttin scheint aber in Lakonien eine ge70
Wide, S., Lakonische Kulte. Leipzig 1893, ND 1973 90 IGV1 t 927 = SGDI4525. * IG V1, 929 (nicht datiert).
71
73
toaJrf ^.rifri" Η Μ d a ! i e r t h C l i e Q r 0 ß e V e r e h r u n S d < * Maleatas in diesem Gebiet geht wohl K t e V i w ™ Λ f r M a ' ! a t a S ' e i n e a l t e chronische Gottheit (Wide, S., Lakonische S i n SchPn^vifif5 κ," V ? f a , n 9 t W O r d e n w a r ' a b e r i n d e r E P ik 'esis noch weiter zu exisS r S o r e ϊ ^ Κ ϊ Γ Λ 0 1 8 U m b T n n U n 9 ^ s Gottes in Apollon mit dem Vordringen « r ^ w r S i S n V * u s a m m * n h a n 9 ™ bringen, dass sie den alten Gott nicht ver-
74
PausΓη^24 3/4
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39 wisse Bedeutung besessen zu haben, da sie auch an anderen Orten in Erscheinung tritt 75 . Eine Inschrift, die in Zusammenhang mit der Dionysos-Legende zu sehen ist, weist auf die Namensgebung der Stadt hin: Ursprünglich habe die Gemeinde OPEIATAI geheißen, habe sich aber, nachdem Dionysos und seine Mutter an Land gespült worden waren, umbenannt in ΒΡΑΣΙΑΙ, das sich herleitet von έκβ*;βράσθαι = an den Strand geworfen werden. Der alte Städtename OPEIATAI taucht in einer Inschrift auf, die dem späten 4. Jh./frühen 3. Jh. v. Chr. zugeordnet wird 76 . Erwähnt wird ein Mann, der von sich sagt ΠΑΤΡΙΣ ΔΕ ΜΟΙ ΕΣΤΙΝ ΟΡΕΙΟΙ . Man erinnerte sich also auch in späteren Zeiten an den alten Namen. Pausanias nennt weiter Kulte für Asklepios und Achilles, für beide gab es je ein Heiligtum (archäologisch bis jetzt nicht bestätigt), für Achilles ist ein jährliches Fest bezeugt77. In den religiösen Bereich gehören auch vier fußgroße Figuren aus Bronze, eine davon stellt Athene dar78, über die anderen drei, mit Kappen auf den Köpfen, spekuliert Pausanias: ουκ οίδα, ει Διοσκούρους σφας ή Κορύβαντας
75
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78
Siehe dazu Wide, S., Lakonische Kulte. 227/228: In Amyklai ist sie dargestellt auf dem Hyakinthosaltar: Zeus und Hermes unterhalten sich, daneben stehen Dionysos und Semele, neben Semele Ino (Paus. IM 19, 3); in Epidauros Limera (Paus. III 23, 8) und Thalamai (Paus. III 26, 1) genießt sie Verehrung; auch in Leuktra, an der Westküste Lakoniens, wurde Ino verehrt zusammen mit Asklepios (Paus. III 26, 4). IG V1, 723: in der Erklärung zu dieser Inschrift heißt es, dass hier der alte Name gesetzt sei, weil die Bezeichnung ΒΡΑΣΙΑΙ nicht ins Vermaß gepasst habe. Meyer, RE XXII 2 (1954) 1690 ff. ist der Ansicht, dass Όρείοι ein nicht bestimmbarer Ort und die Bezeich nung Όρεάτοι zweifelhaft sei. Paus. III 24, 5. Der Achilles-Kult geht auf sehr alte Zeiten zurück; Träger dieses Kultes waren offensichtlich Aioler, da besonders in aiolischen Gründungen (Boiotien, Korinth, Elis, auch in Orten am schwarzen Meer) dieser Kult anzutreffen ist. In Lakonien sind Spu ren des Achilles-Kultes an mehreren Stellen zu finden: auf dem Weg von Sparta nach Ar kadien (Paus. III 20, 8), in Arainon, einer Ortschaft auf der Taygetoshalbinsel (Paus. III 24, 10), auch in Achilleushafen im Süden der Taygetoshalbinsel (Paus. III 25, 4); Wide, S., Lakonische Kulte. 232-236; hier liegt ein Beispiel vor, dass sich besonders im Kult Phä nomene aus der vordorischen Zeit erhalten haben. Paus. III 24, 5.
40
νομίζουσιν79. Gegen die Dioskuren spricht die Dreizahl, vielleicht aber sind es die Dioskuren und Asklepios, die häufig in Beziehung gesetzt sind80. Bölte81 verweist dazu auf eine Parallele in Pephnos, eine Perioikenstadt im Westen Lakoniens: Dort wurden ähnliche Figuren, al lerdings in der Zweizahl, als Dioskuren gedeutet.
Exkurs Prasiai gehörte in der vor-lakonischen Zeit zur Amphiktyonie von Kalaureia. Diese Insel mit einem Poseidonheiligtum und Asylrecht am Süd westrand des saronischen Golfes war Mittelpunkt einer sehr alten Amphiktyonie. Ihre Mitglieder waren Hermione, Epidauros, Aigina, Athen, Prasiai, Nauplia und Orchomenos82. Wann diese Amphiktyonie entstan den ist, lässt sich nicht genau bestimmen, darüber gibt es verschiedene Theorien83. Ursprünglich war der Bund wohl eine religiöse Vereinigung um das Poseidonheiligtum und sollte zunächst wahrscheinlich einen rei bungslosen Seehandel gewährleisten84; ein wirtschaftlich-politischer As pekt kam vermutlich erst später dazu. Tiefere Einblicke in die Struktur dieser Vereinigung sind nicht möglich, da lediglich zwei Quellen dazu vorliegen: Strabon 8, 6, 14 p. 374 C, der die Mitglieder aufzählt, und die Inschrift IG IV 842 (2. Jh. v. Chr.), die amphiktyones und
hieromnamo-
nes erwähnt (mehr ist der Inschrift nicht zu entnehmen). Strabon fügt der Aufzählung einen Zusatz hinzu: υπέρ μεν ούν Ναυπλίων ΑργεΤοι συνετέλουν, υπέρ Πρασιέων δέ Λακεδαιμόνιοι. Da die sieben Ge meinden einzeln genannt sind, liegt es nahe anzunehmen, dass Prasiai 79
Paus. III 24, 5. Wide, S., Lakonische Kulte. 186 81 Meyer, RE XXII2 (1954) 1690 ff 82 82 Strabon 8, 6, 14 p. 374 C. 83 Curtius E., Der Seebund von Kalauria. Hermes 10, 1876, 385-392· Harland J Ρ The Ca-
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Harland, J. p.. The Calaurian Amphictiony. 168.
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41 vor 547/546 ν. Chr. ein selbständiges Mitglied dieser Vereinigung war, mit allen Rechten und Pflichten. Das bedeutet gleichzeitig, dass Prasiai, bevor es in den lakedaimonischen Staat eingegliedert wurde, als eigen ständige Polis existierte. Erst mit der Inbesitznahme der Ostküste der Peloponnes wurde Prasiai Perioikengemeinde. Daraus ergaben sich mit Gewissheit Änderungen
im Status von
Prasiai, worauf die Worte
συνετέλουν υπέρ Πρασιέων δε Λακεδαιμόνιοι (für Prasiai leisten die Lakedaimonier Beiträge an die Vereinigung) ohne Zweifel hindeuten. Unbe stritten ist, dass der Staat Lakedaimon (womit hier sicherlich die staats führenden Organe, die Könige oder die Ephoren, gemeint sind, da es sich um „außenpolitische" Belange handelt) in irgendeiner Weise an die Stelle von Prasiai getreten ist. Vielleicht lässt sich das Strabonzitat folgendermaßen deuten: Die Lakedaimonier nehmen im Namen von Prasiai an den gemeinsamen Opfern teil und leisten Beiträge (an die gemeinsame Kasse der Amphiktyonie). Da jegliche Informationen über Kultausübungen, verpflichtende Ver sammlungen oder auch den Zweck der Vereinigung fehlen, ist es auch nicht möglich, die Bandbreite der Mitgliedschaft in dieser Amphiktyonie zu erfassen. Inwieweit die Könige (bzw. die Ephoren) oder vielleicht auch Repräsentanten aus Prasiai als ehemaligem Vollmitglied an Veranstal tungen teilnahmen, ist aufgrund der Quellenlage nicht möglich zu erken nen. Zumindest eines lässt sich wohl sagen: Die Polis Lakedaimon hat aus der Übernahme der Verpflichtungen innerhalb der Amphiktyonie auch ein Mitsprache- und Mitentscheidungsrecht in allem, was den Bund betrifft, erworben. Die Gemeinde Prasiai hatte vermutlich mit dem Verlust der Autonomie auch seine Finanzhoheit eingebüßt, und somit mussten die Spartiaten die fälligen Zahlungen leisten. Da jedoch die Perioiken-
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gemeinden weitgehende Eigenständigkeiten besaßen , könnten sie dar in vielleicht sogar einen Vorteil erkannt haben.
Kapitel „Die rechtliche Stellung", bes. S.
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Polichna Polybios IV 36,5 RE XXI 2 (1952) 1366 (Kirsten) Shipley, Nr. 50
a) Geschichtliche Fakten zum Städtchen Polichna sind spärlich überlie fert. Einzig Polybios berichtet aus der Zeit des Bundesgenossenkrie ges (220-217 v. Chr.): Im Jahr 219 v. Chr. zog der Lakedaimonierkönig Lykurgos durch die östliche Kynuria, die in dieser Zeit bis Zarax zu Argos gehörte 86 ; im Zuge dieser Unternehmung eroberte er auch Polichna wieder. We der über die Zeit vor noch nach
dieser
Episode
finden
sich historische Fakten. b) In der Nähe des heutigen Dor fes Poulithra, etwa 3 km süd lich der Bucht von Leonidi 87 (antik
Prasiai),
bestätigt
ein
Hügel mit griechischen Mauern das
ehemalige
sein
eines
Vorhanden
antiken
Ortes 88 .
Dass der moderne Name Poulithra vom antiken Polichna sich ablei tet, zeigt Κ. Α. Rhomaios 89 über den tsakonischen Dialekt, der sich an einigen Orten in dieser Gegend erhalten hat. Überreste von Wohnbebauung scheinen ebensowenig gefunden worden zu sein wie Keramik, Metallgegenstände oder andere Objekte des täglichen Ge86
Nach der Schlacht bei Chaironeia 338 v. Chr. wurde dieses Gebiet von Philipp II. von Ma kedonien von Lakedaimon abgetrennt und zur Argolis geschlagen. Wace, A. J. B./Hasluck, F. W. f Laconia. II. Topography. ABSA 15, 1908/09, 176. 88 Papachatzis, N. D., Ιίαυσανιου Ελλάδος Πκριηγησις. 430, 1. 89 Rhomaios, Κ. Α., ΕΡΕΥΝΑΙ ΕΝ ΚΥΝΟΥΡΙΑ. Praktika 1911, 276 f. 87
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brauchs; Inschriften fehlen gänzlich, auch Weihegaben, die auf einen Kult schließen lassen, c) Der Hügel mit dem heutigen Namen Vigla, auf dem sich womöglich die Akropolis von Polichna befunden hat, liegt etwa 500 m von der Küste entfernt, eingebettet in ebenes Gelände, das sanft bis zu einer Höhe von 200 m ansteigt, dann sich aber rasch auf 700 m erhebt. Wo genau die Gemeinde lag, ist heute nicht mehr zu erkennen, der moderne Ort zieht sich an einer Straße entlang, etwa 1,5 km von der Küste aus nach Westen ins Binnenland. Das antike Polichna war, ebenso wie der moderne Ort, weitgehend vom Binnenland abge schnitten, der Weg über die relativ hohen Berge war wohl mühsam, in jedem Fall aber zeitraubend; Polichna war auch aus nördlicher Richtung von Prasiai aus nicht leicht zu erreichen, da die Berge sehr nahe an die Küste herantreten. Legt man das die Stadt umgebende Gebirge als Grenzlinie fest, könnte man als Arealgröße etwa 17 km2 annehmen. In dieser Nähe zum Meer hat die Polis mit Sicherheit ei nen Hafen besessen, gefunden wurde dazu bisher leider nichts. Das Städtchen lag in einer sanft gekrümmten Bucht, die im Süden durch die Berge vor den Winden geschützt war. Allein aufgrund der geo graphischen Situation liegt der Schluss nahe, dass Polichna eine kleine Gemeinde von geringerer Bedeutung gewesen ist. Als wirt schaftliche Grundlagen wird man Fischfang, etwas Getreide- und Obstbau, schließlich in den die Stadt umgebenden Hügeln Weide wirtschaft annehmen dürfen. Weder über das politische noch religiö se Leben lässt sich etwas aussagen, da dazu literarische, epigraphi sche und auch archäologische Quellen fehlen
45 Kyphanta Polybios IV 36, 5 Plinius nat. hist. IV 17 Pausanias IM 24, 2; 3 Ptolemaios III 14, 32; 14,43 IG XII 5, 1, 542 REXII 1 (1924) 52 (Pieske) DNP 6 (1999) 982 (Y. Lafond) Shipley, Nr. 14
a) Die schriftlichen Quellen für Kyphanta setzen sehr spät ein. Im Jahr 219. v. Chr. fiel der Lakedaimonierkönig Lykurgos mit einem Heer in der Argolis ein, wo er verschiedene Städte, darunter auch Kyphanta, eroberte. Die Gemeinde gehörte in dieser Zeit zur Argolis (wie die gesamte Ostküste bis zur Polis Zarax). Plinius d. Ä. kennt noch Cyphans portus 90 , zur Zeit des Pausanias waren nur noch Ruinen vor handen 91 ; Pausanias erwähnt eine Höhle, die dem Asklepios heilig war, dazu ein steinernes Götterbild, außerdem ei nen Stein, aus dem eine Quelle hervorspringt. Die Inschrift IG XII 5, 1, 542 führt in das 4. Jh. v. Chr. und nennt einen Bürger aus Kyphanta als Proxenos von Keos. b) Die Bucht von Kyparission, in der das von Pto lemaios
erwähnte
phanta-Limen
90 91
Plinius, nat. hist. IV 17. Paus. IM 24, 2.
Ky-
gelegen
■
mykenlsch
▼ klassisch
46
haben könnte, besitzt einen guten Ankerplatz. Unmittelbar am Strand fand man Spuren von mykenischer Besiedlung 92 . Etwa 500 m land einwärts erheben sich zwei Hügel; auf dem einen befindet sich ein stillgelegtes Kloster aus byzantinischer Zeit, der andere wurde identi fiziert als griechische Akropolis 93 . Eine polygonale Mauer, zum Zeitpunkt der Entdeckung fünf bis sechs Reihen hoch, trug dazu bei, das antike Kyphanta an dieser Stelle zu lokalisieren. Im Landesinneren, etwa 2 km von der Küste entfernt, entdeckte man in einem kleinen Tal in den Felsen gehauene Becken und drei Terrassen; auf der obersten war ein tiefes Bad in den Felsen eingebracht und durch einen Kanal im Fels wurde Wasser nach un ten in ein quadratisches Becken geführt. Diesen Ort, von einer halb kreisförmigen Mauer umgeben, identifizierte man als Heiligtum des Asklepios, das Pausanias III 24, 2 erwähnte 94 , c) Der archäologische Befund bestätigt die in den literarischen Quellen genannte Stadt Kyphanta in ihrer Zweiteilung Stadt und Hafen. Vom antiken Hafen wurde bisher nichts gefunden. Kyphanta besaß eine ebenso isolierte Position wie das nördlich gelegene Polichna und Zarax, die südliche Nachbargemeinde. Das Städtchen lag in einer Bucht, in deren Mitte sich der Hügel er hebt, wo die Stadt angelegt war, links und rechts davon ziehen sich kleine Täler von ca. 2 km Länge eben dahin. Die Umgebung der Polis besteht aus relativ steil ansteigenden Bergen (zwischen 300 und 1050 m), Land für Getreide-, Obst- und Gemüseanbau steht kaum zur Verfügung, es beträgt etwa 1,5 km 2 . Auch wenn man als Ernäh rungsgrundlage neben Ackerprodukten auch Fischfang und Weide92
Waterhouse, H./Simpson, R. H„ Prehistoric Laconia: Part IL ABSA 56, 1961, 136; ^ Papachatzis, N. D., ΙΙαυσανιου Ελλάδος Ιίεριηγησις. 428. ^ Wace, Α. J. B./Hasluck, F. W., Laconia. II. Topography. ABSA 15, 1908/09, 173 f. Wace, A. J. B./Hasluck, F. W., Laconia. IL Topography. ABSA 15, 1908/09, 173 f.
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Wirtschaft in den gebirgigen Gegenden annimmt, kann trotzdem die Gemeinde nicht besonders groß gewesen sein, ihr gesamtes Areal mag vielleicht 7 km2 betragen haben (unter der Voraussetzung, dass die umliegenden Berge eine natürliche Grenze darstellen). Das ge birgige Gelände verhinderte einen leichten Zugang ins Landesinnere. Die geschützte Lage in der Bucht machte vermutlich diesen Ort für Besiedlung interessant, was sich aus der vorhandenen Kontinuität von der mykenischen bis in die römische Zeit ableiten lässt. Die grie chische polygonale Mauer weist darauf hin, dass das Städtchen in klassischer Zeit befestigt war, was allerdings eine Eroberung durch Lykurgos am Ende des 3. Jh. v. Chr. nicht verhindern konnte. Außer diesem „Zwischenfall" ist über die Geschichte des Ortes nichts be kannt, Inschriften, die Licht in das Leben der Bewohner hätten brin gen können, fehlen gänzlich. Einzig ein Hinweis auf das religiöse Leben findet sich bei Pausanias III 24, 2: Er erwähnt die Verehrung des Asklepios in einer heiligen Höhle mit einem steinernen Götterbild; über die Ausübung des Kultes berichtet er nichts. In Zusammenhang damit bringt er die Legende über eine Quelle, die aus einem Stein hervorbricht: Die Jägerin Atalante soll hier, weil sie durstig war, mit der Lanze auf den Felsen ge schlagen haben, und sofort sei Wasser herausgeflossen95; diese Quelle gehörte vermutlich zum Asklepiosheiligtum96.
Paus. III 24, 2. w"r V e r b i n d u n 9 von Asklepios und Atalante siehe Wide, S.f Lakonische Kulte. 191; zur Verbreitung und Bedeutung des Asklepioskultes siehe Wide, S., Lakonische Kulte.182-
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Zarax Polybios IV 36, 5 Plinius, nat. hist. IV 17 Plutarch, Pyrrhus 26 Pausanias I 38, 4; III 2 1 , 7; III 24, 1; III 24, 2; Ptolemaios III 14, 32 IGV1.931 SEG 17, 1960, 143 Stephan v. Byzanz 294 RE IX A2 (1967) 2319-2322 (F. Bölte/Meyer) DNP 12, II (2002) 695 (S. Tausend) Shipley, Nr. 54
a) Die Geschichte des Städtchens Zarax ist nur sehr schwer zu fassen. Die literarischen Quellen setzen erst spät ein. Im Sommer 273 v. Chr. soll Kleonymos, der Sohn von Kleomenes II., Zarax zerstört und die Bevölkerung in die Sklaverei verkauft haben 97 , nachdem er Pyrrhus v. Epirus ins Land gerufen hatte; dieser wollte die Thronkandidatur des Kleonymos, der mit der Regierung in Sparta verfeindet war, un terstützen, daneben aber auch die Peloponnes seiner Macht unter werfen. Während des Bundesgenossenkrieges (220-217 v. Chr.) ge hörte Zarax, ebenso wie die nördlich davon gelegenen Perioikengemeinden Prasiai, Polichna und Kyphanta, zur Argolis, nachdem die ses Gebiet von Philipp II. von Makedonien nach der Schlacht bei Chaironeia 338 v. Chr. an Argos gegeben worden war. So erklärt sich, dass der Lakedaimonierkönig Lykurgos im Jahr 219 v. Chr. ver suchte, Städte der Argolis zu erobern (... Γλυμπέσι δε και Ζάρακι προσπεσών ...98). Die archäologischen, epigraphischen und numisma tischen Quellen weisen die Existenz von Zarax von der klassischen Periode bis in die römische Kaiserzeit (frühes 3. Jh. n. Chr.) nach. 97
Plut. Pyrrh. 26; Paus. III 24, 1. Über die Jahreszahl des Ereignisses scheint man sich nicht einig zu sein: 273 v. Chr. (Clauss, M., Sparta. 7 6 ) ; 272 v. Chr. (Papachatzis. 428, Anm. 1); 272 v. Chr. (Bölte RE IX A2 (1967) 2321); Ehrenberg RE III A2 (1929) 1424 nennt einen Zeitraum ab 275 v. Chr. (nach der Rückkehr des Pyrrhus aus Italien). 9 * Polybios IV 36, 5.
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Pausanias erwähnt einen guten Hafen y , einen Apollontempel und ein Götterbild, das eine Kithara hält 100 . Die Gemeinde gehörte zu den Eleutherolakonenstädten10\ b) Identifiziert wurde das antike Zarax mit dem heutigen Geraka (leraka)102. Das alte Zarax lag am Eingang des Hafens, an der Einfahrt zu einer Bucht, die sich etwa 1,5 km nach Westen ins Binnenland er streckt, wenn man hineinfährt auf der rechten Seite. Die polygonalen Mauern deuten darauf hin, dass die Stadt im 574. Jh. v. Chr. erbaut wurde 103 , das würde heißen, dass es sich hierbei um eine planmäßige Neuanlage einer Perioikenstadt durch die Lakedaimonier handelte, da von Besiedlung aus der Zeit davor nichts ent deckt wurde.
Paus. III 24,1.
2 Paus. III 24, 2. Paus. III 21, 7. Wie weit Zarax zu Argos oder Lakedaimon gehörte, untersucht P. CharInscriptions d' Argos. BCH 82, 1958, 1-17 (zu Zarax 7-12). vvace A. J. B./Hasluck, F. W., Laconia. II. Topography. ABSA 15, 1908/09, 173; rapachatzis, IM. D.t Παυσανιου Ελλάδος Περιήγησις. 427. Papachatzis, Ν. D„ a. a. O. 428.
102neux,
1
50
Die äußere Verteidi gungsanlage104 bildet ein fast gleichseitiges Dreieck 260 m
von
etwa
Seitenlänge:
(das ummauerte Ter rain beträgt etwa 3,6 ha)105.
Die
östliche
Mauer zur Seeseite hin ist nur noch in Spuren
wahrzuneh
men, ebenso wie die westliche entlang der Hafeneinfahrt, von der lediglich stellenweise Bruchstücke in schlechtem Zustand vorhanden sind. Dieser Abschnitt ist in grobem Stil erbaut, meist aus mäßig großen Steinen (genauer ist der Bestand nicht formuliert), dazwischen Blö cke mit Maßen von 1,65 m-1,80 m (ob hoch oder breit ist nicht dar gelegt). Zur Seeseite hin befinden sich Spuren einer mittelalterlichen Anlage. Die Befestigung an der Nordseite ist noch relativ gut erhal ten, von den acht Türmen stehen jeweils drei bis vier Reihen (etwa 2,10-2,40 m hoch) aus sorgfältig behauenen viereckigen Blöcken. Die Akropolis von Zarax scheint viereckig gewesen zu sein; erhalten sind noch die nördliche und die westliche Mauer, beide größtenteils polygonalen Stil aufweisend. Die Nordseite der Akropolis-Mauer flan kieren zwei Türme, im westlichen Bereich führte der Weg zur Akropo lis hinauf. Innerhalb der Umwallung existieren noch vereinzelte grieDie gesamte Beschreibung des archäologischen Befundes (einschließlich der Skizzen auf S. 28/29) folgt Wace, A. J. B./Hasluck, F. W., Laconia. II. Topography. ABSA 15, 1908709, 167-173. Cavanagh, W. GVCrouwel, J./Catling, R. W. V./Shipley, G., The Laconia Survey. Vol.l. ABSA SuppL 26, London 2002, 246.
51 chische Mauerreste, die vermutlich auf Wohnbebauung hindeuten (siehe Skizze). Charakteristische Funde, die auf Besiedlung schlie ßen lassen, wie ζ. Β. Keramik oder Gebrauchsgegenstände aus Me tall, fehlen bisher. c) Zarax besaß eine außerordentliche geographische Lage und damit den besten Hafen der Küstenstrecke. Von der Festlandseite her war es kaum zugänglich, sowohl nördlich als auch südlich der Stadt ver hinderten Anhöhen, die rasch auf 400-500 m ansteigen, ein beque mes Durchkommen. Wollte man von Zarax nach Sparta gelangen, so musste man in nordwestlicher Richtung durch ein schmales Tal in Richtung des heutigen Rhikea (etwa 8/9 km von Zarax entfernt) ge hen, von dort aus durch gebirgiges Gebiet (Höhenzüge zwischen 700 und 1000 m) in westlicher Richtung zur antiken Ebene Leuke (heute die Ebene von Molaoi); von hier aus in Richtung Eurotas wurde der Weg leichter. Eine zweite Möglichkeit bestand im Weg zunächst nach Süden zum antiken Epidauros Limera, dem heutigen Monemvasia, eventuell auf dem Wasserweg, da zu Lande wiederum die gebirgige Gegend den Weg erschwerte. Von Epidauros Limera führte dann ei ne wichtige Durchgangsstraße nach Sparta (Karte S. 211). Die Lage innerhalb der Bucht auf der Anhöhe bot der kleinen Stadt gewiss Schutz gegen Angriffe von der Seeseite her und auch eine leichte Möglichkeit der Verteidigung. Dass sie trotzdem von Kleonymos erobert werden konnte, legt die Vermutung nahe, dass Zarax zu dieser Zeit schlecht befestigt war; die vorgefundenen Mauern, die 219 v. Chr. Lykurg von der Stadt abhielten, wären nicht so leicht ein zunehmen gewesen. Wie bereits angedeutet, scheint die Stadt von den Lakedaimoniern im 5. Jh. v. Chr. angelegt worden zu sein, viel leicht als Außenposten, um einen möglichen - wenn auch schwieri gen - Einfallsweg ins Landesinnere zu kontrollieren.
Offensichtlich gab es auch keine Fundstellen außerhalb des um mauerten Terrains, die auf eine flächenmäßige Ausdehnung der Polis schließen lassen, außer den beiden Punkten, wo man den Apollon-Tempel vermutete. Eine Flächenberechnung des ummauerten Areals ergibt für den städ tischen Bereich der Polis ungefähr 12 000 m2; berechnet man die Ebene zu beiden Seiten der Bucht, steht ein für den Ackerbau nutz bares Areal von etwa 8 km2 zur Verfügung, und je nachdem, wo man die natürlichen Grenzen vermutet, ergeben sich etwa 24/25 km2 für das Polisareal. Es ist anzunehmen, dass die Bevölkerung von Zarax zum größten Teil vom Fischfang lebte, wobei das nach Nordwesten sich erstre ckende schmale Tal durchaus Anbau von Getreide, Gemüse und Obst ermöglichte (trotz des dürftigen Bodens und der schwierigen Trinkwasserversorgung); ebenso wäre auf der südlichen Seite der Hafeneinfahrt Ackerbau denkbar, im hügeligen Hinterland kann man Weidewirtschaft, in erster Linie Ziegen, vermuten. Neben den bereits erwähnten Ereignissen ist über die Geschichte der Polis Zarax nichts bekannt. Ein einziges Mal trat die Gemeinde in einer Rechtssache nach außen in Erscheinung, als sie mit der südli chen Nachbargemeinde Epidauros Limera einen Rechtsstreit um das gemeinsame Grenzgebiet führte. Die Inschrift IG V1, 931 (datiert ins 2. Jh. v. Chr.), gefunden beim heutigen Phoiniki, dem antiken Hyperteleaton (etwa 11 km westlich von Epidauros Limera), beschreibt die se Auseinandersetzung. In einer ersten Verhandlung wurde der Streit zugunsten der Epidaurier entschieden, weder Namen noch Her kunftsort der Richter sind auf der Inschrift zu erkennen. Da die Bür ger von Zarax mit dem Urteil offensichtlich nicht zufrieden waren, wurde eine zweite Verhandlung angesetzt, die ebenfalls zugunsten
der Epidaurier entschieden wurde. Als Richter fungierten zwei Män ner aus Tenos; möglicherweise ist hier eine bis jetzt noch nicht loka lisierte Perioikenpolis gemeint, aber auch Kontakte zur Insel Tenos sind nicht auszuschließen106. Über die Richter der ersten Verhand lung haben sich vermutlich die beiden Kontrahenten selbst geeinigt, die Richter der zweiten Verhandlung hat vielleicht eine übergeordne te Gemeinschaft, möglicherweise der achaische Bund, benannt107. Streitobjekt ist das gemeinsame Grenzland, und da beide Gemein den räumlich relativ weit auseinander liegen, zeigt das, dass diese Perioikenpoleis durchaus Umland besaßen, das sie als Eigentum be trachteten. Allerdings muss man in diesem Zusammenhang mitbe rücksichtigen, dass die Inschrift, und damit der Streit, aus einer Zeit stammt, in der die Küstenstädte der Parnonhalbinsel bereits aus dem Staatsverband Lakedaimons gelöst waren und eigenständige Poleis darstellten. So betrachtet war es selbstverständlich, dass gerichtliche Auseinandersetzungen zwischen eigenständigen Gemeinden auch eigenständig entschieden wurden und nicht mehr der Jurisdiktion des lakedaimonischen Staates unterstanden. Für das 3. Jh. v. Chr. ist aus einem Beschluss aus Argos (SEG 17, 1960, 143) ein Sekretär (γροφεύς) aus Zarax nachgewiesen. Obwohl Zarax laut archäologischem Befund seit der klassischen Zeit als Perioikengemeinde Spartas existierte, trat die Stadt so gut wie nicht in Erscheinung; die Ursache dafür dürfte wohl in der isolierten Lage zu sehen sein. Der Kontakt zu Sparta-Stadt war gewiss nicht sehr groß gewesen.
^Bölte.RE IX A2 (1967) 2321. Bolte, RE IX A 2 ( 1967) 2321.
54
Für das religiöse Leben ist bei Pausanias ein Apollon-Kult belegt, über die Kultausübung ist nichts bekannt, das Heiligtum hat man bis jetzt nicht gefunden.
55
Fpidauros Limera Thukydides IV 56, 2; VI 105, 2; VII 18, 3; VII 26, 1/ 2 Pseudo-Skylax 46 Strabon 8, 6, 1 p. 368 C Plinius, nat. hist. IV 17 Pausaniaslll21,7;23, 6 f.; 23, 10; 23, 11; 24, 1 Ptolemaioslll 14, 32 IG V1 931/32, 1005-1012 (Hyperteleaton) IG XII 5, 1,542 RE VI1 (1907) 50 f. (Philippson) Shipley, Nr. 3
a) An der Stelle des antiken Epidauros Limera und auch in der Umge bung führen Siedlungsspuren bereits in die mykenische Zeit zurück. Schriftliche Quellen zur Geschichte von Epidauros Limera gibt es ab der klassischen Epoche. Spätestens seit 546 v. Chr. gehört die Ge meinde als Perioikenpolis zum Staat Lakedaimon, nachdem die Lakedaimonier die gesamte Ostküste der Parnonhalbinsel erobert hat ten. Die Bewohner der Polis bezeichnen sich selbst nicht als Lakedaimonier - so Pausanias108 -, vielmehr führen sie ihre Abstammung auf die Stadt Epidauros in der Argolis zurück. Pausanias erwähnt da zu, dass von Epidauros aus der Argolis einst Männer nach Kos zum Asklepiosheiligtum fahren wollten, unterwegs aber haltgemacht hät ten; dort sei die Schlange, die sie aus der Heimat mitbrachten, vom Schiff entflohen, und so beschlossen sie, an diesem Ort zu bleiben und eine Siedlung zu gründen (zeitlich wird dieser Vorgang nicht ein geordnet109). Während des Peloponnesischen Krieges war Epidauros Limera in den Jahren 424 v. Chr. und 414 v. Chr. das Ziel von athe-
^ Paus. III 23, 6 f. Ley Anne, Asklepios. DNP 2 (1997) 94-100. Die Verbreitung des Asklepios-Kultes von tpidauros aus beginnt ab dem 5. Jh. v. Chr. In Epidauros war der Kult des Asklepios in spatarchaischer Zeit an den des Apoilon Maleatas angeschlossen, hatte sich aber im Zu ge der Entwicklung des Individuums von dort gelöst und über weite Räume verbreitet (sogar bis Rom: Gründungsiegende des Aesculap-Kultes durch die Schlange, die sich aur der Tiberinsel niederließ). Zu Asklepios als „individueller" Gott siehe Nilsson, Μ. Ρ., beschichte der griechischen Religion. HdAW 5. 2. 1, München 1955, 805-808.
56
nischen Kurzangriffen, bei denen jeweils das Umland verwüstet, die Stadt selbst aber nicht eingenommen wurde 1 1 0 . Pausanias nennt die Gemeinde unter den Eleutherolakonenstädten
Angelona Hagios *▼ MM Joannis Neroon
_ QribT
111
5 km
■A Ate
(EpkJeHon?)
Kap Kamill
Λ ■
111
helladisch mykenisch
archaisch klassisch/hellenistisch
ο römisch * nicht datiert
Thuk. IV 56, 2; VI 105, 2; VII 18, 3; VII 26, 1/2; Wace, A. J. B./Hasiuck, F. W., Laconia I Topography. ABSA 14, 1907/08, 179. Paus. 11121,7.
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Weitere geschichtliche Ereignisse fehlen bei Pausanias, jedoch zählt er ausführlich die Heiligtümer der Stadt auf: ein Aphrodite-Heiligtum, ein steinernes Götterbild des Asklepios, auf der Akropolis einen Athena-Tempel, zudem einen Hafen des Zeus, der den Beinamen Sotertrug112 (ein dazugehöriges Heiligtum wird nicht erwähnt). In der Bucht, in der Epidauros Limera liegt, befand sich eine weitere Kult stätte, das Wasser der Ino 113 . An der Grenze zu Boiai wird ein Heilig tum der Artemis Limnatis erwähnt 114 , b) Die Lage des antiken Epidauros Limera ist aufgrund des guten archäologischen Befundes eindeutig gesichert, es befand sich am nördlichen Ende der Bucht von Monemvasia, heute Palaia Monemvasia genannt115. Dort liegen an der Küste die Ruinen einer antiken griechischen Stadt. Die Ummauerung der Stadt ist vollständig nach weisbar (das ummauerte Terrain beträgt etwa 3,6 ha116) und besitzt kleine Türme, die dem 574. Jh. v. Chr. zuzuordnen sind 117 , innerhalb der Stadtmauern zeichnen sich Teile von Fundamenten von Gebäu den aus griechischer, aber auch aus späterer Zeit ab. Der Umfang der polygonalen Stadtmauer bemisst sich auf etwa 775 m, an der Nordseite, wo ein steiler Abhang die Stadt vor Angriffen schützt, sind etwa 50 m unbefestigt. Die Akropolis schließt beide Gipfel eines Hügels ein, beide weisen Befestigungen auf. Auf der Akropolis fand man einen kleinen Raum, der vom restlichen Teil durch einen kleinen Felsen getrennt war, wo-
„ Paus. III 23, 10. Paus. III23, 8. 115 Paus. III23,10. Beschreibung des archäologischen Befundes nach Leake, W. M., Travels in the Morea I, tlO-215; Wace, A. J. W7 Hasluck, F. W„ Laconia. II. Topography. ABSA 14, 1907/08, 179-182 116 (hieraus stammt auch die Karte auf S. 56). ll7Uavanagh, W./Crouwel, J./Catling, R. W. V./Shipley, G., The Laconia Survey. Vol. I. 246. rapacnatzis, N. D., Παυσανιου Ελλάδος Περιήγησις. 425. 1
raus man an dieser Stelle die Position des Athena-Tennpels vermute te118.
Die Forschungen auf der klassischen Akropolis der Gemeinde bele gen, dass hier wohl auch das mykenische Zentrum der Stadt war: Man entdeckte einige Kylikes und Schalen aus der späthelladischen Epoche119. Der östliche Teil der Stadt weist Mauerreste auf, die auf Wohnbebauung hindeuten, zudem Mauern zur Terrassierung120. Im süd-westlichen Abschnitt sind Mauern aus späterer Zeit zu erkennen (eine genauere Datierung für diesen Abschnitt liegt nicht vor). Hier vermutete man die Tempel von Aphrodite und Asklepios, die aller dings bisher nicht aufgefunden werden konnten121. Die Akropolis ist 118
Leake, W. M.f Travels in the Morea I. 212. Waterhouse, H./Simpson, R. H., Prehistoric Laconia. Part II. ABSA 56, 1961, 136. 120 Wace, A. J. BVHasluck, F. W., Laconia. IL Topography. ABSA 14, 1907/08, 180. 121 Leake, W. Μ., Travels in the Morea I. 212.
119
von der Seeseite her gut bewacht, ein Turm steht im Norden, einer im Süden, beide mit einer Höhe von etwa 4 m122. Die Türme an der Stadtmauer sind zahlreich, unregelmäßig angeordnet, klein, aber fest gebaut, an den Ecken erheben sich Rundtürme. Der Innenbereich der Akropolis zeigt drei rechtwinklige Terrassen auf verschiedener Höhe, südlich führen Steinstufen von der Akropolis in die untere Stadt. Südlich der Ruinen lag möglicherweise der Hafen des Zeus Soter, vielleicht verbunden mit einem Heiligtum. Von Hafen und Hei ligtum wurde bisher nichts gefunden. Für die Gemeinde identifizierte W. Leake auch Vorratslager (Travels in the Morea I. 210). Der Felsen von Monemvasia ist heute identifiziert mit Μινώα άκρα bzw. Μινώα φρούριον123. Für die Stadt Epidauros Limera werden außerdem Fundstücke er wähnt, die der archaischen Epoche entstammen: ein Schmuckstück von einer nicht näher benannten Insel aus dem 7. Jh. und eine Bronzehydria aus dem 6. Jh. v. Chr. aus Sparta124. Aber auch zahlreiche Funde außerhalb der eigentlichen ummauerten Stadt weisen die Existenz einer starken Besiedlung in diesem Raum nach. Zwischen dem alten Monemvasia und dem Hafen von Kremydion (etwa 3 km nordöstlich von Epidauros Limera) haben Fischer drei kleine Statuen entdeckt (nicht datiert)125. Mykenische Gräber wurden beim Dorf Hagios Johannes, etwa 2 km westlich von Epidau ros Limera, entdeckt (ausgeraubt und teilweise zerstört), ebenso an verschiedenen Orten um das antike Epidauros Limera. Die Ausgra bungen weisen darauf hin, dass hier ein bedeutendes mykenisches Zentrum gelegen hat, was der archäologische Befund auf der AkroZum Zeitpunkt der Grabungen der Britischen Schule von Athen am Anfang des 20. Jh. Paus. III 23, 11; Strabon 8, 6, 1 p. 368 C. Urtledge, P., Sparta and Lakonia. 141. e Santer re. H. G., Chronique des Fouilles. BCH 77, 1953, 213.
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polis von Epidauros Limera belegt126. In der weiteren Umgebung von Epidauros Limera fand man einen Ort, der reichlich Fundstücke preisgab: das Dorf Angelona, etwa in der Mitte der Strecke Monemvasia - Molaoi, ungefähr 6 km in nordwestlicher Richtung gelegen. Die Beschreibung der Ausgrabungen folgt den Ausführungen von A. J. B. Wace/F. W. Hasluck127. Ungefähr 2 km östlich des Dorfes fanden sich zahlreiche Beweise für eine frühe (keine nähere Bestim mung) Besiedlung auf einem kleinen Plateau namens Kollyri (bezüg lich der Fläche sind keine Angaben gemacht) mit einem Flüsschen und einer Quelle, dazu gehören Dachziegel und Scherben von schwarzgefärbter und grober roter Keramik. Westlich der Quelle fand man ein Antenkapitell aus Porös, nordöstlich der Quelle ein Marmorund ein Terrakotta-Relief, einen groben kreisförmigen Sockel aus Po rös mit Füßen und der Basis einer Marmorstatue, Terrakotta-Figuren und eine Bronzeschlange, dazu über 40 ganze Vasen verschiedenen Typs in Miniaturform und Fragmente eines großen Gefäßes, schwarz und rot dekoriert mit Mustern von Weinblättern (die Gefäße sind nicht datiert). Die Terrakotta-Figuren stammen aus der Zeit vom 6. Jh. bis zum 4. Jh., die 31-cm lange Bronzeschlange ist dem frühen 5. Jh. zugeordnet. Die erwähnten Reste einer Marmorstatue bestehen aus bläulichem, einheimischem Marmor und gehören wahrscheinlich in das 6. Jh. v. Chr. Auch zwei Reliefs sind erhalten geblieben: a) ein Terrakottabild vom Typ Heroenrelief128; als Entstehungszeit raum konnte zunächst durch Vergleich mit einem anderen Relief Ein genauer Bericht zur mykenischen Phase findet sich in Christou, Chr., Chronique des Fouilles. BCH 81, 1957, 552. Wace, A. J. B./Hasluck, F. W., Laconia. I. Excavations near Angelona. ABSA 11, 1904/05, 81-90; eine kurze Zusammenfassung findet sich auch bei Cartledge, P., Sparta and Lakonia. 189. 128 Beschreibung des Reliefs: Rechts sitzt der Heros im Profil nach links, in steifer Kleidung, die rechte Hand hält einen Kantharos, die linke liegt auf den Knien. Links steht eine weib liche Figur im Profil nach rechts, gekleidet in ein dickes, faltenloses Gewand, die rechte
127
61 das 6. Jh. ν. Chr. erschlossen werden, die Ausfertigung aber ver weist auf eine gewöhnliche lokale Arbeit einer späteren Periode; b) ein Marmor-Relief, als Votivgabe, in bläulichem, lokalem Marmor; vom Stil her gehört es in die Übergangszeit von der Archaik zur Klassik129; der einheimische Marmor lässt auf einen am Ort arbei tenden Künstler schließen 130 . A. J. B. Wace und F. W. Hasluck ordneten alle Fundstücke einem Heroon zu. Ausschlaggebend da für war das Heroenrelief, alle Kleinfunde wurden als Kultobjekte eines lokalen Heroons interpretiert. Ein Rekonstruktionsversuch deutet verschiedene Porosblöcke als Fundamente von Mauern aus ungebrannten Ziegeln, herumliegende Dachziegel gehören vielleicht zu einer Dachbedeckung. Wahrschein lich stand innerhalb der Einfriedung das Bildnis des Heros, worauf eine entdeckte Basis mit Füßen hinweisen könnte, ebenso die Bron zeschlange und die zahlreichen Miniaturgefäße (da solche Gefäße auch in anderen Heroa gefunden wurden, war hier mit ziemlicher Si cherheit ein Heroon vorhanden 131 ). Zusammenfassend lässt sich feststellen: Der größere Teil der Kultob jekte ist nicht später zu datieren als Mitte 5. Jh. v. Chr. Der Name des Heros konnte nicht ermittelt werden, da keine Inschrift Hinweise bot, ebenso ist der Name der Siedlung unbekannt (auch bei Pausanias Hand scheint eine Oinochoe zu halten. Die Datierung war nicht einfach, da das Relief vom eigentlichen Typus etwas abwich: Der Heros ist allein, keine Schlange, keine Anbe ter sind vorhanden, aber eine weibliche Person steht gegenüber. Den Typos „Heros allei ne" gibt es erst ab dem 4. Jh. v. Chr, und der Kontrapunkt „Frau" ist einmalig (Wace, A. J. B./ Hasluck, F.W., Laconia. I. Excavations near Angelona. ABSA 11, 1904/05, 86-88). Beschreibung: Ein Altar aus viereckigen Blöcken steht auf der rechten Seite, links ein Mann mit Blick nach rechts, bekleidet mit einem Himation, die rechte Hand erhoben in der Pose eines Adoranten (Wace, A. J. B./Hasluck, F. W., Laconia. I. Excavations near 130 Angelona. ABSA 11, 1904/05, 86-89). Sonstige kleinere Fundstücke waren zwei Webstuhlgewichte, eine Muschel, ein Eisenstab und Klammern und Haken aus Eisen (möglicherweise Votivgaben; Klammern und Haken eventuell zum Befestigen von Inschriftentafeln). iQrufn06, A* J ' B / H a s l u c k · F · W., Laconia. I. Excavations near Angelona. ABSA 11, ι«ϋ4/05, 89 f. wird ein Vergleich mit anderen Heroa hergestellt.
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findet sich keine Bezeichnung). Es handelte sich hier vermutlich nach A. J. B. Wace und F. W. Hasluck um ein kleines Dorf der Gemeinde Epidauros Limera; denkbar wäre hier auch ein Heiligtum, das mit ei nigen Häusern umgeben war. Südlich von Epidauros Limera entlang der Küste existieren ebenfalls Hinweise auf Besiedlung132. Bei Hagia Paraskeue (etwa 8 km von Epidauros Limera entfernt) wurden Spuren eines „alten" Wagenwe ges kaum 15 m vom Meer entfernt gefunden, von Nord nach Süd auf 110 m Länge. Ob es sich hierbei eventuell um antike Wagengleise handelt, ist nicht erläutert. In der näheren Umgebung kamen Kera mikfragmente mit abgeschälter Verzinnung, einige Scherben (wohl aus archaischer Zeit) und Keramik aus der späten Antike (nicht näher beschrieben) zum Vorschein; ob es sich um Oberflächen- oder Gra bungsfunde handelt, war nicht zu ermitteln. Zwei Kilometer südlich vom Friedhof von Hagios Stephanos befindet sich auf einem Hügel namens Kastraki eine kleine Befestigungsanlage. Sie gehörte zum Umland von Epidauros Limera133. Die Festung ist datiert in die frühe hellenistische Zeit, es fanden sich dort schwarzgefärbte Keramik (nicht datiert), klassische und hellenistische Scherben. Eine Mauer fasst ein Terrain von 12 χ 10 m ein, die Mauerhöhe beträgt im Osten 4,50 m, im Süden 2 m und im Westen 2,80 m; in der nordwestlichen Ecke steht ein Turm, der einen Felsen als Fundament nutzt; erkenn bar sind 14 gemeißelte Stufen, die in den oberen Teil des Turmes führen (wozu der Turm diente, ist nicht erklärt, möglicherweise war es ein Wachturm); in der südwestlichen Ecke der Befestigung ist ein Eingang erkennbar, 1,40 m breit; die Dicke der östlichen Mauer be trägt etwa 2 m. Die kleine Festung war möglicherweise ein KontrollDer genaue Forschungsbericht findet sich bei Pikoulas, Υ., Η ΑΝΑΤΟΛΙΚΗ ΑΚΤΗ ΤΟΥ Μ ΑΛΕΑ. Lakonikai Spudai 9, 1988, 277-282. Pikoulas, Υ., Η ΑΝΑΤΟΛΙΚΗ ΑΚΤΗ ΤΟΥ ΜΑΛΕΑ. Lakonikai Spudai 9, 1988, 278.
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punkt entlang der Strecke von Epidauros Limera nach Boiai. Die Grenze zwischen den beiden Poleis könnte man ungefähr erschlie ßen durch das Epidelion, ein Apollonheiligtum, das im Grenzgebiet der beiden Poleis gestanden haben soll134. Da man sich in der For schung jedoch nicht einig ist, wo dieses Heiligtum exakt zu lokalisie ren ist (siehe Boiai/Epidelion), ist der Grenzverlauf nur ungefähr zu vermuten. Geht man an der Küste entlang weiter in südliche Rich tung, trifft man auf die heutige Ortschaft Hagios Phokas (16 km ent fernt von Epidauros Limera), wo Reste einer Siedlung aus prähistori scher Zeit gefunden wurden, nachgewiesen durch Mauern von Ge bäuden, handgefertigte Scherben mit dickem Überzug und durch Bruchstücke von Pithoi135. Bei Kap Kamill (etwa 27 km in südlicher Richtung von Epidauros Limera entfernt) vermuteten ältere Forscher das Epidelion (vgl. S. 56), F. W. Hasluck136 dagegen nimmt etwas nördlich von Voutama den antiken Ort an. Dort entdeckte man unter Wasser antike Reste: Bei Chounaha, etwa 50 m vom Strand entfernt in einer Tiefe von 4 bis 5 m, fanden sich Säulen. Weitere Siedlungs spuren bot Kastelli Hellenika (Helleniko), eine sichtbare Erhebung aus Kalkstein (etwa 12 km südwestlich in der Luftlinie entfernt von Epidauros Limera), wo der Gipfel in einer Abmessung von 20 χ 30 m von einer antiken, sorgfältig gearbeiteten Mauer umgeben ist (diese ist vermischt mit neueren Teilen, eventuell aus byzantinischer Zeit); man entdeckte dort auch hellenistische Scherben. Die Festung, die zum Gebiet von Boiai gehörte137, war ein Kontrollpunkt, der den Durchgang am Strand zum lakonischen Golf bewachte.
Paus. IN 23, 2 und III 23, 6 Pikoulas, Y., a . a. O. 280. Wace A. J. B./Hasluck, F. W., Laconia. II. Topography. ABSA 14, 1907/08, 1751; ^apachatzis, N. D., Παυσανιου Ελλάδος Περιήγησις. 423. riKoulas, Υ., Η ΑΝΑΤΟΛΙΚΗ ΑΚΤΗ ΤΟΥ ΜΑΛΕΑ. Lakonikai Spudai 9, 1988, 278.
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Dies zeigt ungefähr die Linie des Weges nach Boiai, je nachdem, wo Epidelion angesiedelt wird (vgl. S. 56), da dieses Heiligtum zwischen den Orten Epidauros Limera und Boiai lag138. Die Grenzlinie Epidau ros Limera/Boiai kann man somit in der Höhe des Hellenikon, süd westlich von Chounaria vermuten. Die Festungen Kastelli Hellenikon und Kastraki Hagios Stephanos lagen außerhalb einer einheitlichen Verteidigungslinie an der Küste, wie sie in ihrer Funktion zu interpre tieren sind, ist nicht klar139. Der Tempel, bzw. das Heiligtum der Ar temis Limnatis140 wurde bisher nicht archäologisch bestätigt. Eine Möglichkeit, den Standort zu lokalisieren, bietet die Epiklesis141: Lim natis hängt zusammen mit „Sumpf, Wasser", sodass man die Positi on des Heiligtums eventuell beim heutigen Hagia Thekla ansetzen kann, eine Gegend, die dem Beinamen entsprechen könnte, wie auch der heutige Ort Limnes noch zeigt. Außer den bereits erwähn ten Wagenspuren fand man keine architektonischen Beweisstücke für die Existenz eines Heiligtums an dieser Stelle. c) Epidauros Limera scheint aufgrund des archäologischen Befundes im Vergleich mit anderen eine der bedeutenderen Perioikengemeinden gewesen zu sein. Im Norden an die Gemeinde Zarax grenzend, dehnte es sich nach Süden entlang der Küste aus, bis es etwa beim heutigen Kloster Hagios Stephanos und dem westlich davon gelege nen Hellenikon an die Grenze zur südlichen Nachbargemeinde Boiai stieß142, auf dem Landweg eine Strecke von etwa 15 km.
138
Paus. III 23, 2 und III 23, 6. Pikoulas, Y., a. a. O. 282 sieht in den Festungen mögliche Grenzwachen zwischen Epi dauros Limera und Boiai, oder auch Kontrollpunkte entlang der Trasse quer durch die Parnonhalbinsel. ^° Paus. IM 21, 10; Pikoulas, Y„ a. a. O. 281. 141 Den Kult der Artemis Limnatis gibt es auch im westlichen Grenzbereich Lakoniens nach Messenien hin. Interessant wäre es zu wissen, ob zwischen den beiden Artemis-LimnatisHeiligtümern irgendwelche Verbindungen bestanden, leider fehlen Hinweise darauf. 142 Pikoulas, Y.t a. a. O. 282.
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In nordwestlicher Richtung könnte aufgrund der natürlichen Gege benheiten das Dorf Angelona ein möglicher Grenzpunkt gewesen sein. Etwa 2 km westlich beginnt die Ebene von Molaoi (antik Ebene Leuke), an deren östlicher Seite das Hyperteleaton und möglicher weise die Gemeinde Pieiai lagen. Auch die westliche Grenze (mar kiert durch die Poleis Kotyrta und Aphrodisias) kann nur aufgrund von natürlichen Gegebenheiten vermutet werden. So könnte für Epidauros Limera ein Areal von rund 100-105 km2 errechnet werden143. Die Lage in einer weiten, geschützten Bucht machte die Stadt zu ei nem guten Hafen, worauf auch die Erwähnung des Hafens des Zeus Soter bei Pausanias III 23,10 hindeutet. Von der ehemaligen Hafen anlage, die wohl südlich unterhalb des etwa 150 m hohen Hügels, auf dem Epidauros Limera lag, zu vermuten ist, fehlt laut Ausgra bungsbericht jede Spur; offensichtlich hat man bisher auch unter Wasser keine Hinweise auf die Hafenanlage entdeckt. Von Norden nach Süden bietet die Bucht, die sich etwa 6 km bis zum heutigen Monemvasia (wo in einem felsigen Vorsprung ins Meer hinaus das von Pausanias IM 23, 11 genannte Minoa identifiziert wurde144) sanft krümmend dahinzieht, einen etwa 3 km langen Sandstrand, bevor die Küste in Klippen übergeht. Südlich von Epidauros Limera erstreckt sich eine Ebene etwa 3 km weit in nordwestlicher Richtung bis Hagios Johannis, wo die Hügel rasch auf eine Höhe von über 300 m ansteigen. Dieses Erscheinungsbild ist rings um die Polis anzutref fen: eine relativ ebene Fläche auch nach Norden hin von etwa 2 km, dann ein Anstieg auf 300-700 m innerhalb von etwa 1 km, auch die südliche Begrenzung der Ebene erfolgt durch steile Hügel. Bei unge143
Dies ist ein durchaus realistischer Wert für eine Normalpolis, wenn man die Angaben über ^olisgroßen im Aufsatz von Ruschenbusch, E., Die Zahl der griechischen Staaten und Arealgroße und Bürgerzahl der „Normalpolis". ZPE 59, 1985, 253-263 zugrunde legt, toenso bei Strabon 8, 6, 2 p. 368 C und Ptolemaios IM 14, 32 erwähnt.
66 fähr 6 km 2 Ackerland in der Ebene war vermutlich Getreide- und Obstanbau vorhanden, an den Hängen der Hügel zweifelsohne Wei dewirtschaft, Als Hafenort waren sicherlich gute Voraussetzungen gegeben für den Handel mit dem östlichen Mittelmeer. Von der Ausdehnung des Territoriums her betrachtet, zählte Epidauros Limera sicher zu den größeren Perioikenpoleis. Das zwar spärliche, aber immerhin vorhandene epigraphische Mate rial zeigt uns die Gemeinde als politisch eigenständig handelnd. Die Inschrift IG V 1 , 931 beschreibt Grenzstreitigkeiten mit der nördlichen Nachbargemeinde Zarax (siehe dort). Einige andere Inschriften, ebenso wie die oben erwähnte in Phoiniki (antik Hyperteleaton) ge fundene, erlauben kleine Einblicke in das Leben der Polis Epidauros Limera. So verleiht die Polis der Epidaurier an Bürger einer anderen Gemeinde, an Bürger von Boiai, die Proxenie 145 ; der Grund dafür war das Erweisen von Wohltaten, welcher Art, ist nicht zu erkennen. Die Inschrift ist nicht datiert, ebensowenig wie zwei andere ProxenieInschriften146. Eine Proxenie-Inschrift jedoch, SGDI 4549, ist datiert in das 3. Jh. v. Chr., eine Zeit also, in der es die Eleutherolakonen noch nicht gab. Epidauros Limera konnte somit, obwohl Perioikengemeinde von Sparta, in gewissen Bereichen eigenständig handeln, ζ. Β. die Proxenie verleihen, nicht nur an eine andere lakonische Stadt wie Boiai, sondern auch an Gemeinden außerhalb des Staates Lakedaimon, wie Erythrai, eine Stadt in Boiotien. Außerdem ist für das 4. Jh. v. Chr. ein Bürger aus Epidauros Limera als Proxenos von Keos nachgewiesen 147 . In den Inschriften tauchen immer wieder „Ephoren" auf, d. h. die Perioikenstädte hatten eigene Beamte, für die Eleutherolakonenzeit nichts Ungewöhnliches, aber die Gemeinden benötig145
IGV1,932/SGDI4543. SGDI 4545 und IG V1, 933. 147 IG XII 5, 1, 542.
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ten auch in der Zeit davor Personen, die diesen vorstanden. Nicht nur Beziehungen zu anderen Gemeinden können so rekonstruiert werden, auch für Handlungen der Polis im inneren Bereich gibt es ein Zeugnis: Die Polis ehrt zwei Bürger, die aus eigenen Mitteln einen Tempel und Statuen gestiftet haben 148 . Dadurch ist belegt, dass es durchaus sehr begüterte Bewohner der Perioikengemeinden gege ben hat. Die Datierung ins 2. Jh. n. Chr. zeigt, dass auch in dieser Zeit Epidauros Limera eine lebendige Gemeinde gewesen ist. Einen kurzen Einblick ins private Leben gewährt die Inschrift IG V 1 , 934, eine typische Grabinschrift: Auf einer Tafel aus bläulichem Marmor, die im Giebelfeld verziert ist, einen Mann in der Toga zeigt und auf der Rückseite ein Gorgonenhaupt erkennen lässt, steht ΑΓΑΘΟΚΛΑ ΧΑΙΡΕ (nicht datiert, aber der Mann in der Toga weist auf die römi sche Zeit). In den Bereich der Kulte kann man mit Hilfe des epigraphischen Ma terials Einblicke gewinnen. Im Hyperteleaton, einem Apollonheiligtum (siehe S. 106 ff.), dem heutigen Phoiniki, entdeckte man zahlreiche Bronzetaenien149, die Priester und Pyrophoroi (Amtsträger des Kultes des Apollon) aus Epidauros Limera nachweisen 150 . In Epidauros Li mera waren - wie oben erwähnt - verschiedene Kulte beheimatet. Ein Verbindungsglied zur sagenhaften Abstammung der Epidauher ist der Kult des Asklepios, der bekanntlich im argivischen Epidauros von großer Bedeutung war und sich von dort aus weit über Griechenland verbreitete; so war auch Epidauros Limera - nach den Aussagen der Bürger dieser Gemeinde - eine Pflanzstadt von Epidauros 151 . Das steinerne Götterbild des Asklepios, das man ihm dort aufgestellt hat•SEG41.1991.311. GV1 ,VJ ν -ι, 1005-1012, lUUO-lülZ. T51 Zum Kult selbst vgl. die Ausführungen zum Hyperteleaton S. 106 ff. p h"lippsor>,REVr (1907)50. t5^
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te, wurde bisher nicht gefunden, auch den erwähnten Tempel des Asklepios inmitten der Stadt konnte man noch nicht lokalisieren152. Die Altäre des Asklepios am Strand, wo die aus Epidauros mitge brachte Schlange der Stadtgründer unter der Erde verschwunden sein soll 153 , sind ebenfalls nicht mehr nachzuweisen. Ein Kult mit einem besonderen Fest war der Ino gewidmet. Der Göt tin, die bisweilen auch als Orakelgottheit in Erscheinung tritt (so auch in Prasiai und in der Perioikenstadt Thalamai an der Westküste der Taygetoshalbinsel), war das „Wasser der Ino"154 geweiht. Am Strand befinden sich zwei Tümpel, die man möglicherweise mit diesem Kult in Verbindung bringen könnte155. Die Verehrung von Aphrodite, Athene, Zeus und Artemis ist aus der Beschreibung des Pausanias zu erkennen; obwohl er die Heiligtümer bestimmten Standorten zuweist, konnten sie bisher archäologisch nicht bestätigt werden. Zeus als Σωτήρ in Verbindung mit dem Hafen scheint hier als Mee resgottheit verehrt worden zu sein, der die Seefahrer wohlbehalten nach Hause zurückbringen sollte 156 , wobei diese Interpretation nicht zwingend notwendig ist, da Zeus als höchster Gott selbstverständlich auch hier wirksam werden kann.
Epidauros Limera war - wie aus der Zusammenschau von literarischen, archäologischen und epigraphischen Quellen zu ersehen ist - offensicht lich eine bedeutende Perioikengemeinde. Durch den guten Hafen war Epidauros Limera mit Sicherheit ein Handelsplatz, vornehmlich ausge152
Vgl. oben Punkt b) archäologischer Befund. Paus. III 23, 7. 154 Paus. III 23, 8: Zum Fest wurden Kuchen in das Wasser geworfen. Wenn diese Kuchen untergingen, galt es als gutes Zeichen, wenn nicht, war dies ein böses Omen. 1 ^ Philippson, Α., Die griechischen Landschaften. Band III, Teil 2, Frankfurt 1959, 493. 156 Wide, S., Lakonische Kulte. 22.
153
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richtet in Richtung östliches Mittelmeer. Dass Handel stattfand, belegen auch bestimmte Materialien für die Ausstattung von Heiligtümern (ζ. Β. Gold und Elfenbein für das Asklepiosstandbild). Solange sie zum Staat Lakedaimon gehörte, war die Gemeinde für diesen Staat vermutlich von großer Bedeutung auch aufgrund der geographischen Lage und der da mit verbundenen Kontrollfunktion über einen wichtigen Zugangsweg zum Landesinneren und damit zur Stadt Sparta (siehe Karte S. 211).
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Side Pseudo-Skylax 47 Pausanias III 22, 11 REH A2 (1923) 2208 (Geyer) Shipley, Nr. 8
a) Literarische Quellen zu Side sind spärlich überliefert, lediglich Pseu do-Skylax erwähnt πόλις και λιμήν. Zur Zeit des Pausanias hat die Gemeinde offensichtlich als eigene Polis nicht mehr existiert, auch Überreste hat er wohl nicht mehr vorgefunden, da er sie bestimmt erwähnt hätte. Side, an der östlichen Seite der Südspitze von Kap Malea gelegen, ist ebenso wie Etis und Aphrodisias nach Pausanias im Synoikismos mit Boiai 157 , einer Perioikengemeinde an der West seite der Parnonhalbinsel, aufgegangen (siehe S. 76). Pausanias verlegt zwar die Stadtgründung von Boiai in die Zeit der Rückkehr der Herakliden (die Zeit der Dorischen Wanderung), trotzdem hat Si de in der klassischen Zeit als eigenständige Gemeinde existiert. b) Die mögliche Lage der Gemeinde wurde bestimmt beim heutigen Dorf Velanidia an der östlichen Küste der Halbinsel Malea 158 , wo sich ein winziger Hafen befindet159. Leider wurde bisher nichts Antikes ge funden, das den Standort bestätigt hätte.
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Paus. III 22, 11. Papachatzis, N. D., Παυσανιου Ελλάδος Περιήγησις. 420. 159 Wace, Α. J. B./Hasluck, F. W., Laconia. II. Topography. ABSA 14, 1907/08, 174.
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Kap Malea und Nvmphaion Homer, Odyssee IX 79 f. Herodotl82;IV179,2 Thukydides IV 53. 2; IV 54, 1; VIII 39, 3 StrabonM,9p.362C;8,5,2p.363C Pausanias III 23, 2 Ptolemaios II114, 32 RE XIV1 (1928) 859 ff. (Bölte) RE XII2 (1925) 1600 (Meyer) Zu Kap Malea: DNP 7 (1999) 767/768 (C. Lienau/ E. Meyer); DNP 7 (1999) 768 (Y. Lafond) Nicht bei Shipley
a) Kap Malea, die Südspitze der Parnonhalbinsel, war für die Seefahrt in der Antike ein gefährliches Gebiet160. Weder die literarischen Quellen noch der archäologische Befund las sen es zu, in diesem Gebiet eine Perioikengemeinde zu vermuten. An der Südseite des Kaps stehen zwei Kirchen nahe am Meer, Hagia Irene und Hagios Georgios. An antiken Überresten fand man ein io nisches Kapitell und ein halbes Bassin aus bläulichem Marmor, Teile, die beide zu einem Tempel gehört haben könnten: einer für Apollon Lithesios oder Maleatas, der andere für Pan161. Gegen eine größere Ansiedlung spricht das Bodenrelief. Steilabhän ge zum Meer hin machen es nicht möglich, eine geschlossene Ort schaft zu bilden, zumal auch die Voraussetzungen für Ackerland hier nicht gegeben sind. An einer geschützten Stelle jedoch, westlich von Kap Malea, war of fensichtlich ein kleiner Hafen; dort dürfte die Gemeinde mit dem Naj
men Nymphaion gelegen haben. Nympharon wurde identifiziert mit dem Hafen des heutigen Hagia Marina162.
tomer, Od. IX 79 f.; Herod. IV 179, 2. . Wace, A. J. B./Hasluck, F. W., Laconia. II. Topography. ABSA 14, 1907/08, 173. «ace, A. j . BVHasluck, F. W., Laconia. II. Topography. ABSA 14, 1907/08, 172; ^pachatzis, N. D., Παυσανιου Ελλάδος Περιήγησις. 423.
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b) Die Identifikation Nymphaions bei Hagia Marina gelang mittels Pausanias' Angaben, dass sich dort ein Götterbild Poseidons mit einer Höhle und einer Süßwasserquelle befinde. Höhle und Quelle fand man an dieser Stelle vor. Pausanias fügte hinzu: και άνθρωποι περιοικοΰσι πολλοί163. Diese Angabe zu beweisen, ist kaum möglich, da archäologische Nachweise für eine dichte Besiedlung dort fehlen. Weder Keramik fragmente oder Gegenstände des täglichen Gebrauchs noch Reste von Mauern, seien es Stadtmauern oder zur Wohnbebauung gehöri ge, konnte man in dieser Gegend vorfinden. Grundsätzlich möglich wäre eine Siedlung gewesen, denn der Küstenstreifen nach Westen bietet durchaus die Möglichkeit für Wohnbebauung und auch Acker bau. Von der Küste aus ins Landesinnere öffnen sich immer wieder kleine Ebenen, vor allem im Südwesten der Parnonhalbinsel in Rich tung auf das heutige Dorf Hagios Nikolaos zu, das auf der Ostseite an einen rasch auf über 700 m ansteigenden Höhenzug grenzt. Süd lich von Hagios Nikolaos erstreckt sich bis zum Strand eine Ebene, die von langsam ansteigenden Hügeln, höchstens auf 120-130 m, durchzogen ist164. Zur Geschichte des Ortes lässt sich mangels Quellen nichts sagen, lediglich für den Bereich des Kultes liegen spärliche Hinweise vor. Schwierig scheint es, die Verehrung des Apollon Lithesios oder Maleatas und des Pan eindeutig zu belegen, da es kaum nachvollzieh bar ist, aus einem Kapitellfragment und einem Wasserbecken zu schließen, welchen Gottheiten ein möglicher Tempel geweiht ist. Apollon Maleatas wäre denkbar, da die Epiklesis auf den Ort verPaus. III 23, 2. Papachatzis a. a. O. schlägt vor, < ου > einzufügen. Das würde vermutlich der Gegend dort eher entsprechen. Zur Topographie: Christien, J., Promenades en Laconie. Dialoques d' histoire ancienne, 15,1989,87/88.
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weist, wobei hier anzuführen ist, dass in der Antike die gesamte Ost küste Lakoniens mit dem Namen Malea bezeichnet wurde165. Eine Perioikengemeinde hier nachzuweisen ist nicht einfach, mögli cherweise war es keine geschlossene Polis, sondern eher vereinzel te kleinere Ansiedlungen, wie es zum Beispiel auch bei Helos (siehe S. 132 ff.) der Fall war. Vielleicht war es aber auch nur ein Ort kultischer Verehrung für Po seidon (darauf deutet vielleicht die Höhle mit der Süßwasserquelle hin), was in der Meeresnähe nicht ungewöhnlich ist, und eine Ent sprechung mit größerer Bedeutung an der Südspitze der Tainaronhalbinsel besitzt.
!; Papachatzis, N. D., Ιίαυσανιου Ελλάδος Περιήγησις. 423.
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Etis Pausanias III 22, 11/13 Pausanias VII112,8 Stephan v. Byzanz 305 RE VI 1 (1907) 718 (Philippson) Shipley, Nr. 84
a) Etis wird bei Pausanias - genau wie Side - im Zusammenhang mit der Polis Boiai aufgeführt, zu der Bewohner dieser kleineren Ge meinden (auch die der Gemeinde Aphrodisias) durch Synoikismos zusammengeführt worden waren. Aeneas soll die Gemeinde Etis ge gründet und nach seiner Tochter Etis benannt haben 166 . Die Grün dung der Gemeinde gehört also der Legende nach in die mykenische Zeit, der Synoikismos in die Zeit der Dorischen Wanderung (siehe S. 76). Pausanias konnte noch Ruinen der kleinen Ortschaft besichtigen. Seine Aufmerksamkeit erregten besonders ein steinernes Standbild des Hermes und ein Heiligtum des Asklepios und der Hygieia167. b) In etwa 1,5 km Entfernung vom heutigen Neapolis, dem antiken Boiai, in südlicher Richtung, wurden Reste entdeckt, die zur Gemein de Etis gehört haben könnten 168 . Über die Art der Funde ist nichts bekannt. Fakten zur politischen Geschichte sind nicht vorhanden, für die bei Pausanias erwähnten Heiligtümer fehlt die archäologische Bestäti gung bis jetzt. Da Etis nur knapp 2 km von der größeren Gemeinde Boiai entfernt war, ist die Wahrscheinlichkeit einer Zugehörigkeit zu Boiai relativ groß.
Paus. VIII 12,8. PausJII22, 13. Papachatzis, N. D., Παυσανιου Ελλάδος Περιήγησις. 400
CQ 3
Kap Kamill
8 £S
φ 0)
c Q.
Ζ 3 Onugnathos
ω ο' m ω" σα ο
Elaphonissi Malea Akra
Ν 2,5 km
> TD
ο ο. (/)" 0) C
V ο
mykenisch/helladisch römisch
▲ ·
archaisch
spätrömisch
ψ
klassisch/hellenistisch
χ
nicht datiert
76
Boiai Thukydidesl 108,5 Pseudo-Skylax 46 PolybiosV 19,8 Strabon 8, 5, 2 p. 363 C Plinius, nat hist. IV 17 Pausanias I 27, 5; IM 21, 7; III 22, 11-13; III 23, 1/2; III 23, 6; III 23, 10 Ptolemaios III 14,32 IG IV 1605 IG V1 952-960; SEG 29, 1979, 383 HeadHN 2 433 RE III1 (1887) 627 (Oberhummer) DNP 2 (1997) 729/730 (Y. Lafond) Shipley, Nr. 2 zum Epidelion: Strabon 8, 6, 1 p. 368 C Pausanias III 23, 2-6 REVI1(1907)56(Philippson) Shipley, Nr. 129
a) Eine lückenlose Geschichte der Gemeinde Boiai lässt sich nicht re konstruieren, doch gewisse Schwerpunkte sind zu erkennen. Ge gründet hat sie der Legende nach Boios, einer der Herakliden, indem er einen Synoikismos von drei kleineren Gemeinden - Side, Etis, Aphrodisias/Aphroditia - herbeiführte169. Die Stadtgründung wurde damit in die Zeit der Dorischen Wanderung verlegt. Aufgrund der Funde aus der mykenischen Epoche kann jedoch eine wesentlich frühere Besiedlung dieser Gegend nachgewiesen werden. Für die Zeit bis zur klassischen Epoche fehlen jegliche Zeugnisse. Im Jahr 456/455 v. Chr. eroberte der Athener Tolmides im Zuge von Ausein andersetzungen zwischen Sparta und Athen die Gemeinde und zer störte die Werft. Dies ist das einzige Ereignis, das aus dieser Zeit überliefert ist170. Die folgenden Jahrhunderte liegen der schriftlichen Quellenlage nach wieder im Dunkel. 219 v. Chr. zog Philipp V. von 169
Paus. III 22, 11. Thuk. I 108, 5; Paus. 127,5.
170
77
Makedonien während des Bundesgenossenkrieges (220-217 v. Chr.) durch Lakonien und verwüstete Land und Ernten, und erreichte dabei auch Boiai171. Nach Pausanias III 2 1 , 7 gehörte Boiai seit 195 v. Chr. zu den Eleutherolakonenstädten. Für die Gemeinde nennt er einen Tempel des Apollon auf der Agora, diesem gegenüber Heiligtümer für Asklepios, Sarapis und Isis172. Die Existenz der Gemeinde in rö mischer Zeit belegt eine Städteliste 173 , datiert ins 273. Jh. n. Chr., und Münzen aus der Zeit von Domna bis Geta. b) Als im 19. Jahrhundert die neue Stadt Neapolis erbaut wurde, kamen verschiedene antike Überreste zum Vorschein, die auf die Perioikengemeinde Boiai hindeuteten. 1806 entdeckte man Fundamente einer griechischen Mauer, gebaut aus viereckigen Blöcken, und solche ei nes Tempels174 (ca. 13,7 χ 7,20 m). Im Jahr 1844 wurde festgestellt, dass all dies verschwunden war, nur unbedeutende Ruinen von Fun damenten, Ziegelfragmente, einige Grabkammern und diverse antike Marmorsteine waren noch vorhanden 175 . Leider ist nichts davon da tiert. Baureste von Häusern und „öffentlichen Gebäuden" aus der späten Archaik kamen zum Vorschein 176 (es ist nicht geklärt, wo die se standen, ein Plan wurde offensichtlich nicht angefertigt, zudem ist nicht erläutert, woran die „öffentlichen Gebäude" zu erkennen sind). Die Forschungen seit Beginn des 20. Jahrhunderts im Bereich der Stadt Neapolis brachten fast nur noch Funde aus der römischen Zeit zutage: eine etwa 90 cm große Marmorstatue (wahrscheinlich ein Dionysos), verbaut in eine Mauer an der Uferstraße, ein am Kopfen de beschädigtes Marmor-Relief mit zwei Figuren (ebenfalls verbaut), PolybiosVl9, 8. Paus. III 22, 13. |( 3νΐ.ΐ605. J^ace, A. J. B./Hasluck, F. W„ Laconia. II. Topography. ABSA 14, 1907/08, 168. ^ace A. J. B./Hasluck, F. W., a. a. O. 168. rapachatzis, N. D., Παυσανιου Ελλάδος ΙΙεριηγησις. 4 1 9 f.
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verschiedene Statuen und Figuren, auch Reliefs, diverse andere Marmorkunstgegenstände177, auch verschiedentlich Inschriften176. Weitere Erkundungen in der Umgebung der Stadt Neapolis führten in die prähistorische Vergangenheit dieser Gegend 179 . Etwa 1 km nord westlich des modernen Hafens zeigen in den Kalkstein geschnittene Gräber den Friedhof der vermutlich mykenischen Siedlung an. Der Hauptplatz dieser Epoche befand sich auf einem niedrigen Hügel an der Küste, wofür die reichlichen späthelladischen Funde sprechen. Es gibt einige weitere Indizien für Besiedlung: bei Kambos eine Gruppe von geplünderten Gräbern 180 und sechs Statuen aus römi scher Zeit181, bei Hagios Georgios geplünderte mykenische Tholosgräber und einige Fragmente eines archaischen Bechers 182 ; bei Hagia Triada entdeckte man am Eingang einer Höhle verschiedene Ke ramik, bei Megala Spilia einige schwarzgefärbte Scherben (diese deuten vielleicht auf einen Kult hin). Für die Funde bei Hagia Triada und Megala Spilia fehlt die Datierung. Bei Latomion, nordwestlich von Boiai (gegenüber der Insel Elaphonissi = in der Antike Onugnathos genannt), fand W. Leake die „Pyramide", das Grabmal des Kinadon, des Steuermannes von Menelaos, den dieser auf der Rückfahrt von Troja hier bestattet haben soll. Spuren von griechischen Fundamen ten, etwa 500 m vom Strand entfernt, deutete Leake als Tempel der Athena (Pausanias III 22, 10)183. Immer wieder tauchten bei nachfolgenden Forschungskampagnen neue Funde auf. In Neapolis entdeckte man Fragmente von AmphoWace, A. J. B./Hasluck, F. W., Laconia. II. Topography. ABSA 14, 1907/08, 168-172 bie tet eine detaillierte Beschreibung. IG V1, 952-959. Waterhouse, H./Simpson, R. H., Prehistoric Laconia: Part II. ABSA 56, 1961, 142-144: hier liegt eine genaue Beschreibung der Funde vor. Daux, G., Chronique des Fouilles. BCH 80, 1956, 277. Daux, G., a. a. O. 277. Daux, G., Chronique des Fouilles. BCH 82, 1958, 714. Waterhouse, H./Simpson, R. H., Prehistoric Laconia. Part II. ABSA 56, 1961, 146.
79 ren, Stücke von Inschriften, ein lakonisches Relief auf einer Stele (Typ Heroenrelief: ein sitzender Mann mit einem Kantharos) 184 . Auch ein Grabrelief, geschaffen aus lokalem Stein (5. Jh. v. Chr.), kam zum Vorschein. Fortwährend wurden neue Gegenstände entdeckt, die Zeugnis von der Besiedlung in der Antike ablegen: bei Hagios Georgios ein Mar morkopf (wohl ein Dioskur mit phrygischer Mütze), bei Pappadianika ein flötenspielender Pan und ein junger Mann, die eine Gruppe bilden (aus römischer Zeit), bei dem Dorf Gounari der Torso einer Männer statue (römisch), bei dem Dorf Selasia einige kleine Vasen und Fragmente von Ziegeln aus der klassischen Epoche 185 , die unvoll ständige Statue einer jungen Artemis, der Kopf eines Asklepios, eine Aphrodite-Statue (alle drei nicht datiert), Grabstelen aus römischer Zeit, eine Statue mit Faltenwurf und eine übergroße Statue (beide nicht näher bestimmt und datiert). Diese römischen Funde und ein Grabrelief aus der klassischen griechischen Zeit (5. Jh. v. Chr.) 186 zeigen, dass gerade auch der ländliche Umkreis der Stadt Neapolis in der Antike relativ dicht besiedelt war. 1970 grub man in Neapolis einen Teil der römischen Thermen aus, das Caldarium, mit einer Fläche von 9,50 χ 11,10 m, dessen Mauern bis zu einer Höhe von 1,80 m erhalten waren. Die Keramik und ande re Objekte lassen den Schluss zu, dass es gegen Ende des 4. Jh. n. Chr. zerstört wurde, und dass die Konstruktion jünger sein muss als 301 n. Chr., da zwei Fragmente des diokletianischen Maximaltarifs für den Bau wiederverwendet worden waren 187 . Zu den 1970 teilwei se ausgegrabenen Thermen kamen 1972 drei neue Hypokaustenan185
HoUX' r" C h r o n i ( ^ u e d e s Fouilles. BCH 83, 1958, 714. G., Chronique des Fouilles. BCH 85, 1961, 686. Chr0nic M-T' iue des Fouilles. BCH 85, 1961, 686 f. Michaud, J.-PM Chronique des Fouilles. BCH 98, 1974, 613.
1 uaux, 187
80
lagen hinzu, von denen eine zur ersten Bauphase (erste Hälfte des 4. Jh. n. Chr.) gehörte, die beiden anderen stammen wahrscheinlich aus dem 5. Jh. n. Chr.188; das kann nur bedeuten, dass die Anlage nach der Zerstörung wieder aufgebaut wurde. Bereits im 19. Jh. hatte man eine größere Anzahl von Münzen ge funden mit Abbildungen verschiedener Gottheiten (Artemis, Asklepios, Isis, Poseidon, Eros, Athene), alle aus der römischen Kaiser zeit; da den Eleutherolakonenstädten von den Kaisern das Rechte zugesprochen worden war, Münzen zu schlagen, muss es sich nicht um Reichsprägungen gehandelt haben, es können durchaus lokale Prägungen sein189. Dass das antike Boiai Kontakte mit der Insel Kythera pflegte, schließt P. Cartledge aus Funden aus dem 6. Jh. v. Chr. aus KytheraStadt190. Er entdeckte auch eine Anhäufung von Münzen (nicht näher beschrieben und klassifiziert), die vergraben worden waren, datiert in die Zeit zwischen 525 und 500 v. Chr., außerdem einen Krug (etwa 500 v. Chr.) mit der Inschrift „Hemikotylion" 191 . c) Die Identifizierung des antiken Boiai mit der heutigen Stadt Neapolis in der Bucht von Vatika ist gesichert192. Die Gemeinde lag am östlichen Ende einer langgezogenen, sich von Ost nach West erstreckenden Bucht (etwa 20 km lang), an deren westlichem Ende südlich gegenüber die Insel Elaphonissi vorgelagert ist. Elaphonissi war in der Antike mit dem Festland verbunden und trug den Namen Onugnathos (siehe S. 75). 188
Touchais, G., Chronique des Fouilles. BCH 102, 1978, 673. Kalligas, Ρ., ΤΟ ΙΕΡΟ ΤΟΥ ΑΠΟΑΛΩΝΑ ΥΠΕΡΤΕΑΕΑΤΑ ΣΤΗΝ ΑΑΚΩΝΙΑ. Lakonikai Spudai 5, 1980, 29. Zu den Münzen auch Head, HN 2 433. 190 Cartledge, P., Sparta and Lakonia. 191. 191 IG V1, 945. Hier liegt ein Krug vor mit einem Hohlmaß für Flüssiges und Trockenes vom halben Betrag einer Kotyle (Viedebannt, RE VIII 1 (1912) 244). Zur „Kotyle" siehe Viedebannt, RE XI (1922) 1546. Zur Topographie: Christien, J„ Promenades en Laconie.Dialogues d'histoire ancienne 15, 1989,89-93.
189
81 Die Bucht nordwestlich von Boiai stellt eine relativ ebene Fläche dar, die vom Sandstrand allmählich auf eine Höhe von 40 m ansteigt, sich ca. 2 km weit nach Norden und 3 km ins Landesinnere erstreckt und durch steil auf 500-800 m ansteigende Berge begrenzt wird. Der sandige Boden ist von Trockenbächen durchzogen, im Sommer ver sickert das Regenwasser rasch, daher ist das Gebiet nicht optimal für Anbau geeignet. Ab und zu sieht man ein Getreidefeld, dazu verein zelt Ölbäume, der Hauptanteil des Bewuchses ist Phrygana (Hart laubzwerghölzer bis zu einer Höhe von etwa 2 m). Das Land in Rich tung Südosten wird fruchtbarer und heute überwiegend für Obstbau genutzt, wobei zahlreiche Brunnen für eine ausreichende Bewässe rung sorgen193. Ungefähr 1,5 km südlich von Boiai, bei Palaiokastron, befand sich die Gegend, wo in reichlichem Maße Eisenerz gewonnen und verhüttet wurde, wie sich aus den zahlreich vorhandenen Eisenschlacken er schließen lässt194. Da Eisen ein wichtiges Material für die Herstellung der verschiedens ten Gebrauchsgegenstände, vor allem aber auch für Waffen war, dürfte die Gegend um Boiai eine nicht zu unterschätzende Bedeu tung besessen haben. Hier war vermutlich der Sitz der „Waffenin dustrie" und von anderweitigem eisenverarbeitendem Gewerbe, was regen Handel mit Sparta und anderen Perioikengemeinden bedeuten musste. Die zahlreichen Funde von Marmorgegenständen (weißer Marmor, bläulicher Marmor, roter Marmor) lassen auf Handel zwi schen Perioikengemeinden schließen, da es auf der Parnonhalbinsel
m
Die Angaben zur Bodenbeschaffenheit beziehen sich auf Philippson, Α., Die griechischen Landschaften. 496. au,lhP^S?n> A " D ' e 9 r i e c h i s c n e n Landschaften. 498; eine Bestätigung dafür findet sich ucn in Lakonikai Spudai 9, 1988, 130. Hier werden auch andere Eisenerzvorkommen in Lakonien aufgeführt.
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keinen Marmorabbau gab
. Die Fragmente des diokletianischen
Maximaltarifs zeigen, dass hier auf jeden Fall in römischer Zeit ver mutlich auch Handel und Gewerbe in größerem Ausmaß vertreten waren. Die innere Organisation der Gemeinde ist schwer zu erfassen. Die „öffentlichen" Gebäude sind nicht näher definiert, die schriftlichen Quellen lassen dazu nichts erkennen. Kleine Hinweise liefern die In schriften, die alle in die römische Zeit datiert sind. Die Inschrift IG V 1 , 952, die zwar nur sehr fragmentarisch überliefert ist, beinhaltet Begriffe, die auf eine gewisse Eigenständigkeit der Gemeinde schließen lassen: ΕΔΟΞΕΝ ΤΩ ΔΑΜΩ, ΤΑΣ ΠΟΛΕΩΣ und ΟΙ ΕΦΟΡΟΙ. Der Text weist also eine Gemeinde auf, die eigene Be amte besitzt, die Ephoren; und die Gemeinde handelt eigenständig: „Das Volk beschloss". Den Text zu erschließen fällt wegen der gro ßen vorhandenen Lücken überaus schwer, in der Erklärung zu dieser Inschrift wird vermutet, dass es sich um die Ehrung für einen Dichter handelt, dessen Lieder die jungen Männer und Knaben zu Ehren der Göttin Artemis Limnatis sangen (Artemis Limnatis besaß ein Heilig tum auf der Wegstrecke von Boiai nach Epidauros Limera an der Grenze zu dieser Nachbargemeinde an der Ostküste der Parnonhalbinsel, s. o. S. 56). Da die Inschrift nicht eindeutig datiert ist, könn te man sie durchaus in die klassische Zeit verweisen, dann wäre dies der Beweis für die Eigenständigkeit der Perioikenstädte mit eigenen Gemeindebeamten. Gehört die Inschrift in die Zeit der Eleutherolakonen, ist das eigenständige Handeln, ebenso wie die eigenen Be amten, selbstverständlich. Da allerdings zahlreiche Inschriften mit den oben aufgeführten Formeln eindeutig in die Eleutherolakonenzeit Kiskyras, D., Ο ορυκτός πλούτος της Μάνης και γενικότερα της Λακωνίας. Lakonikai Spudai 9, 1988, 130.
83 datiert sind, wird man annehmen dürfen, dass es sich mit dieser In schrift genauso verhält. Zwei weitere Inschriften, die im Namen der Gemeinde verfasst wurden, beinhalten Ehrungen für „Wohltäter" der Stadt, eine von ihnen gehört C. lulius Eurykles 196 , den die Stadt und die Römer als Retter und Wohltäter feiern 197 ; womit er sich diese Auszeichnung verdient hat, lässt sich aus der Inschrift nicht heraus lesen. Auch Kaiser Antoninus Pius scheint sich um die Stadt verdient gemacht zu haben198, in welcher Form ist nicht ersichtlich. Neben diesen „politischen" Ehrungen gab es auch solche, die den privaten Bereich betrafen. (G V 1 , 959 belegt, dass ein Ehepaar von einer anderen Familie geehrt wird, der Grund ist nicht genannt. Eben falls in den privaten Bereich gehören die Grabinschriften, die für ver schiedene Familienangehörige gesetzt wurden 199 . Erwähnenswert ist hier die Inschrift IG V 1 , 960, die in einem bemerkenswert guten Überlieferungszustand vorliegt. Es handelt sich um ein Grabepigramm für ein Mädchen, bestehend aus acht Distichen, datiert ins 2. oder 3. Jh. n. Chr. Über den kultischen Bereich ist lediglich zu erfahren, welche Gotthei ten in Boiai und im Umkreis Verehrung erfuhren. Hierbei decken sich die Informationen bei Pausanias mit den Abbildungen auf den Mün-
C. lulius Eurykles, ein Mann aus der spartanischen Oberschicht, stand bei Aktium auf der Seite Oktavians, da sein Vater Lachares von Antonius wegen Seeraubes hingerichtet worden war. Diese enge Beziehung zwischen Eurykles und Augustus bescherte dem Spartaner das römische Bürgerrecht, die Insel Kythera und eine dynastische Stellung in bparta. Selbst sehr begütert und durch die Unternehmung bei Aktium noch reicher geword n tat s ^ >ch Eurykles in Griechenland als „Wohltäter" hervor. Er ließ diverse öffentli che Bauten errichten, so in Korinth ein kostbares Bad und in Sparta ein Gymnasium. In Asopos richtete er eine Stiftung ein, mittels derer das Öl, das für das Gymnasium benötigt wurde, für alle Zeiten beschafft werden sollte (IG V1, 970). !/'enast· D - c - '· Eurykles, DNP 4 (1998) 299. Kjellberg, E., C. lulius Eurykles. Klio 17, 197 M h Η 8 * B o w e r s o c k - G - W M Euryclesof Sparta. JRS 51, 1961, 112-118. 19e hnICv/f«;J**P·· Cnr o n 'que des Fouilles. BCH 95, 1971, 888; IG V1, 954, 955. 199"G V1.953. 1907/0895167 9 5 7 '
958ί WaCG
' A" J"
B/Hasluck
'
F
·
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-
Laconia
· "- Topography. ABSA 14,
84
zen. Über Kultgebräuche lässt sich leider nichts ermitteln, auch Pau sanias beschreibt nur, wo die entsprechenden Heiligtümer sich be fanden: Artemis Limnatis zwischen Boiai und Epidauros Limera, die Heiligtümer für Apollon, Asklepios, Sarapis und Isis auf der Agora von Boiai; wo die Artemis Soteira, die zur Gründungslegende von Boiai gehört, verehrt wurde, erwähnt Pausanias nicht200. Ein Heilig tum scheint Pausanias besonders nennenswert gewesen zu sein: das Epidelion. Hierbei handelt es sich um ein Apollon-Heiligtum im Gebiet von Boiai201. Dieses Epidelion, bei Strabon „Delion" ge nannt202, ist ein vergleichsweise junges Heiligtum, das seine Grün dung dem 1. Mithridatischen Krieg (88-84 v. Chr.) verdankt: Bei der Zerstörung von Delos soll das Xoanon 203 des Apollon ins Meer ge worfen worden sein, und an der Stelle gestrandet sein, wo das Epi delion gegründet wurde 204 . Die Identifizierung des Heiligtums und seine Lokalisierung bereiten Schwierigkeiten: Es bieten sich mehrere Stellen mit antiken Ruinen an: a)Eine Meile nördlich des heutigen Voutama fand man unter Wasser Ruinen und zahlreiche Säulen 205 ; b)beim heutigen Hagias Phokas entdeckte man antike Reste, die vom Meer überspült waren 206 ;
Wide, S., Lakonische Kulte.121 f. erläutert, dass hier unter Umständen nicht Artemis, son dern viel eher Aphrodite gemeint sei, weil diverse Attribute nicht zu Artemis, wohl aber zu Aphrodite passen, wozu auch aus der Gründungssage Aeneas viel eher passt. Paus. III 23, 2. Strabon 8, 6, 1 p. 368 C Xoanon: ein ab dem 6. Jh. v. Chr. bezeugter griechischer Begriff für Götterbilder aus Holz, Elfenbein und Stein, unabhängig von der Größe oder der Kunstepoche. Im modernen archäologischen Sprachgebrauch sind Xoana alte Holzkultbilder; dies geht auf Pausanias zurück, der die meisten Nachrichten über Xoana überliefert (Neudecker, R„ DNP 12, Π (2002) 650). Dazu auch Pritchett, W. K., Pausanias Pehegetes. Amsterdam 1998. 204-294. ; Paus. III 23, 3-6. ; Wace, A. J. B./Hasluck, F. W., Laconia. II. Topography. ABSA 14, 1907/08, 175 f. ' Papachatzis, N. D., Παυσανιου Ελλάδος Περιήγησις. 423.
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c)auch Kap Kamili spielte eine gewisse Zeit lang eine Rolle bei der Suche nach dem Epidelion 207 , bis F. W. Hasluck aufzeigte, dass die Streckenangaben von Pausanias nicht stimmen 208 . Nach einer neuen Untersuchung soll allerdings das Epidelion tat sächlich bei Kap Kamili gelegen haben 209 . Unabhängig davon, wel cher der genannten Orte mit dem Epidelion zu identifizieren ist (alle befinden sich natürlich auf der Ostseite der Parnonhalbinsel), zeigt sich, dass Boiai, zu dessen Gebiet das Heiligtum laut Pausanias ge hörte, zumindest in der Eleutherolakonenzeit ein beträchtliches Ge biet umfasst hat.
Die Polis Boiai gehörte mit Sicherheit zu den bedeutenderen Gemein den. Bereits in der klassischen und auch in der folgenden Zeit dürfte Boiai als Hafenstadt (für den Handel) eine gewisse Bedeutung besessen haben, vor allem als Zentrum der Eisenwarenherstellung und des Ei senwarenhandels (vermutlich besonders von Waffen). Aber auch in der römischen Epoche, nachdem sie aus dem Verband Spartas gelöst wor den war, zeigte sich Boiai als blühende Gemeinde; in der Inschrift IG IV 1605 erscheint Boiai in einer Liste von Poleis (273. Jh. n. Chr.). Folgt man der Vermutung von G. Shipley 210 , dass in Lakonien jeweils größere Siedlungen kleinere „kontrolliert" haben, gehörte gewiss auch Boiai zu diesen Gemeinden mit einem umfassenderen
Einzugsbe
reich . Das Umland von Boiai dürfte sich damit etwa bis zur Südspitze der Parnonhalbinsel erstreckt haben und bis zur Grenze nach Epidauros Limera an der Ostseite und Kotyrta an der westlichen Küste, wobei wohl
Pikoulas, Υ., Η ανατολική ακτή του Μαλεα. Lakonikai Spudai 9, 1988, 280 f. wace, Α. J. B./Hasluck, F. W., Laconia. IL Topography. ABSA 14, 1907/08, 175 f. ,U S? ι ^ Δ Η Λ Ο Ν Ε Σ Τ Ι τ ο ΒΠ1ΔΗΛΙΟΝ. Lakonikai Spudai 13, 1996, S. 373-392. 11 7.,Iw L " ' P e r i o i k o s : The Discovery of Classical Lakonia. 222 f. ^Wahrscheinlichkeit dieser These vgl. S. 17.
86 auch die kleineren Ortschaften auf Kap Malea mit eingeschlossen waren. Somit könnte man mit einer Arealgröße von rund 170 km 2 rechnen.
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Aphrodisias/Aphroditia Thukydides IV 56, 1 Pausanias III 22, 11; VIII 1 2 , 8 Stephan v. Byzanz 150 RE I2 (1894)2725 (Hirschfeld) DNP1 (1996)836 (Y.Lafond) Shipley, Nr. 83
a) Der Ort Aphrodisias (Paus. IM 22, 11) bzw. Aphroditia (Thuk. IV 56, 1) lag möglicherweise in der Nähe von Kotyrta und wurde wie dieser während des Peloponnesischen Krieges von einer Wachmannschaft verteidigt212. Aphrodisias galt wie Etis als eine Gründung von Aeneas213 (als er sich auf der Flucht von Troja befand, soll er in Lakonien haltgemacht haben); Bewohner dieser beiden Gemeinden sollen mit dem Ort Side (s. S. 76) von Boios (einem der zurückkehrenden Herakliden) zu einer Stadt, Boiai, vereinigt worden sein 214 . b) Das Fehlen archäologischer Funde hat bisher eine genaue Lokalisie rung von Aphrodisias/Aphroditia verhindert. Legt man die Angaben bei Thukydides und Pausanias zugrunde, müsste sich die Gemeinde südlich des antiken Kotyrta (modern Daimonia) und damit nordwest lich des antiken Boiai (heute Neapolis) befunden haben. In dem Gebiet, wo die Polis zu vermuten ist, sind Lagerstätten von Eisen vorhanden, das wohl bei Boiai verhüttet wurde 215 , was für die sen Raum sicherlich einen gewissen wirtschaftlichen Faktor darstell te.
** Thuk. IV 56,1. 214 Paus. VIII 12, 8. Paus. III 22, 11 n. 2 1 5 · «««>. in ^ z , 1988^1^0° ' ° ° ρ υ κ τ ο ς π λ ο υ τ °ς τιΐς Μάνης και γενικότερα της Λακωνίας. Lakonikai Spudai 9,
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Onugnathos Strabon 8, 5, 1 p. 363 C; 8, 5, 2 p. 363 C Pausanias III 22,10 Ptolemaios III 14, 32 RE XVIII 1 (1939) 527 f. (Bölte) Nicht bei Shipley
a) Die ehemalige Halbinsel Onugnathos ist heute eine Insel, genannt Elaphonissi; die Entfernung zum Festland beträgt an der schmälsten Stelle etwa 500 m. Erstmals als Insel erscheint sie im ausgehenden Mittelalter zu Beginn der Türkenherrschaft 216 . Man vermutet eine Ab senkung des Landes infolge eines Erdbebens in dieser Zeit. Am nördlichen Strand der Bucht, zwischen Insel und Festland, liegt eine kleine Insel namens Paviopetri, wo man unter Wasser eine bronze zeitliche Stadt gefunden hat217. Beim Dorf Elaphonissi im Norden der Insel wurden prähistorische Plätze mit Fragmenten späthelladischer Keramik entdeckt218. Bei Panagia fand sich ein umfangreicher Platz aus der mykenischen Epoche (nachgewiesen durch Schalen- und Kylixfragmente), 200 m westlich befinden sich kleine Höhlen in wei ßen Felsen, vielleicht mykenische Kammergräber. Die einzige siche re Stelle für eine Siedlung kann man bei Panagia (siehe Karte S. 75) ansetzen, da dort guter Ackerboden vorhanden ist. Wahrscheinlich war auch das Hügelland zwischen Elaphonissi-Dorf und Phoutianika (etwa 1,5 km südlich) sporadisch besiedelt; dort wurde späthelladische Keramik gefunden, aber von schlechter Qualität 219 .
216
Kordosis, Μ., Ο ΙΣΘΜΟΣ ΤΗΣ ΧΕΡΣΟΝΗΣΟΣ ΟΝΟΥ ΓΝΑΘΟΣ (ΕΛΑΦΟΝΗΣΟΣ). LakonikaiSpudai 10, 1990, 87. 217 Papachatzis, Ν. D., Παυσανιου Ελλάδος Περιήγησις. 419. Details dazu: Harding, A./Cadogan, G./Howell, R„ Paviopetri. An underwater bronze age town in Laconia. ABSA 1969, 113-142. 2 ^ Waterhouse, H./Simpson, R. H., Prehistoric Laconia. Part II. ABSA 56, 1961, 146. Waterhouse, H./Simpson, R. H., Prehistoric Laconia. Part II. ABSA 56, 1961, 148.
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Von dem bei Strabon 8, 5, 2 p. 363 C erwähnten Hafen hat offen sichtlich nichts die Zeit überdauert. „Bronzezeitliche" Scherben waren in reichlichem Ausmaß vorhanden 220 . b) Zur Geschichte von Onugnathos ist nichts in literarischen Quellen zu finden. Obwohl als Perioikengemeinde erwähnt, scheint es für Sparta von minderer Bedeutung gewesen zu sein, was sich im archäologi schen Befund widerspiegelt. Außer den Zeugnissen der mykenischen Zeit konnten keine Funde nachgewiesen werden, die eine Besied lung in klassischer, hellenistischer oder römischer Zeit belegen. Aus Pausanias IM 22, 10 kann man einen Athene-Kult vermuten, der Orteines Heiligtums ist strittig. Nach H. Waterhouse und R. H. Simp son ist bei Vigla ein möglicher Standort für das Heiligtum; man fand dort einen Haufen von Steinen, die grob bearbeitet waren. Die örtli che Tradition siedelt an dieser Stelle den Athene-Tempel an 221 (siehe Karte S. 75).
^Waterhouse. HVSimpson, R. H., a. a. O. 146 Waterhouse, H./Simpson, R. H., a. a. O. 148.
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Kotyrta Thukydides IV 56, 1 Stephan v. Byzanz 379 IGV1 961-967,1013 RE XI2 (1922) 1549 (Pieske) DNP 6 (1999) 783 (Y. Lafond) Shipley, Nr. 31
a)
Die Geschichte dieser Gemeinde liegt weitgehend im Dunklen, allein Thukydides IV 56,1 berichtet, dass während des Peloponnesischen Krieges eine Schutztruppe bei Kotyrta und Aphroditia lag, die die an greifenden Athener abwehrte. Auch Stephan v. Byzanz bestätigt: Κοτύρτα, χωρίον Λακωνικόν.
b) Kotyrta vermutet man an der Westküste der Parnonhalbinsel in der Nähe des Meeres, ungefähr 7 km südlich des antiken Asopos (heute Plytra), westlich des heutigen Ortes Daimonia (siehe Karte S. 25 und S. 96). An den Abhängen eines felsigen Hügels zwischen Dorf und Meer, heute Kastelli genannt (dieser Hügel wurde als Akropolis iden tifiziert222), hatten Dorfbewohner Gräber entdeckt; in einem dieser Gräber fand man eine Schnabelkanne aus grober roter Ware, die nicht datiert ist223. Zahlreiche andere Gegenstände (griechische Ge fäße, ein Eisenschwert, ein Dolch aus Bronze, Terrakottastatuen, do rische Säulen, Kapitelle aus Porös - keines dieser Stücke ist datiert-) sowie Fundamente und behauene Steine zeigen deutlich, dass hier eine Siedlung bestanden hat224. Diverse Objekte (nicht näher be zeichnet) weisen bis in die helladische Epoche zurück. Ein Fundstück von der Akropolis zeigt den unteren Faltenteil eines Peplos (datiert ins 6. Jh. v. Chr.). Ein Relief aus Terrakotta, das eine Artemis mit ei nem Hund darstellt, wurde in der Nähe des Dorfes Daimonia ent222 223 224
Waterhouse, H./Simpson, R. H., Prehistoric Laconia: Part II. ABSA 56, 1961. 141. Wace, A. J. B./Hasluck, F. W., Laconia. II. Topography. ABSA 14, 1907/08, 166. Wace, A. J. B./Hasluck, F. W., a. a. O. 166.
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deckt (5. Jh.v. Chr.), außerdem Fragmente von Statuetten derselben Periode225. Aufgrund des archäologischen Befundes hat hier mit Ge wissheit eine griechische Stadt gestanden 226 ; benutzt man dazu die Information von Thukydides IV 56, 1 (die Nachbarschaft zu Aphroditia, das nach Pausanias wohl nördlich von Boiai anzunehmen ist), kann es nur Kotyrta gewesen sein, da andere Perioikengemeinden in dieser Gegend nicht bekannt sind. c) Das antike Kotyrta lag in einem schmalen Tal, das zur Landseite hin eine kleine Ebene ausbildet, die im Osten von Hügeln umrahmt wird, die sich schnell auf eine Höhe von etwa 300 m erheben; im Süden dehnt sich relativ flaches Land (Anstieg bis auf etwa 80 m) an der Küste entlang aus, etwa 1 bis 1,5 km; nach Norden steigt das Land innerhalb von 7 km langsam bis auf 500 m an. Hier war sicherlich et was Landwirtschaft möglich. Auch Fischfang gehörte wohl zu den Erwerbszweigen. Für den „innenpolitischen" Bereich der Gemeinde dienen vereinzelte Inschriften als Quellen. Ein Teil des epigraphischen Materials besteht aus einer Grabinschrift, die vermutlich in die hellenistische Zeit zu da tieren ist227. Einen Einblick in das kultische und politische Leben ge währen einige Inschriften zu Kotyrta, die man im Hyperteleaton (ei nem Heiligtum des Apollon, siehe S. 196 ff.) gefunden hat. Eine In schrift, auf einer Taenie angebracht, nennt einen Priester des Apollon Hyperteleatas228, woraus sich eine enge Beziehung zu diesem Heilig tum erschließen lässt (Ξενοκλείδα Κοτυρτάτας). Die anderen Inschrif ten dienten durchwegs dazu, Proxenie-Verleihungen zu dokumentieDaux G, Chronique des Fouilles. BCH 80, 1956, 277; vvaterhouse, H./Simpson, R. H., Prehistoric Laconia: Part II. ABSA 56, 1961, 141 Anm. 227
IGV?' 967* B 7 H a s l u c k ' F - W - Laconia. II. Topography. ABSA 14, 1907/08, 166.
228
IGVl! 1013.
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ren (alle ins 2. Jh. v. Chr. datiert). Die Gemeinde handelt hier sehr selbständig, indem sie mit der Proxenie Bürger aus anderen Poleis ehrt, so z. B. einen Λακεδαιμόνιος229 (wodurch belegt ist, dass Kotyrta in diesem Moment nicht mehr zu diesem Staatsverband gehörte), ei nen Bürger aus der Nachbargemeinde Asopos (Ασοπίτας )230, auch einen Bürger von Kythera (Κυθήριος )231; dazu existieren zwei Proxenie-lnschriften, in denen die Geehrten nicht bekannt sind, weil die Texte an diesen Stellen zerstört sind 232 . Die Tatsache, dass die Ge meinde eigene Ephoren anführt, spricht dafür, dass Kotyrta zu die sem Zeitpunkt nicht mehr zum Staatsverband Lakedaimons gehörte, sondern als Eleutherolakonenstadt existierte. Pausanias erwähnt diese Gemeinde überhaupt nicht; möglicherweise bestand sie zu sei ner Zeit nicht mehr. Dass Pausanias sie nicht in seinem Katalog der Eleutherolakonenstädte aufzählte, könnte seinen Grund darin haben, dass Kotyrta zu den Poleis gehörte, die wieder an Lakedaimon zu rückgegeben wurden. Über das religiöse Leben der Gemeinde ist außer dem Kontakt zum Heiligtum des Apollon Hyperteleatas nichts bekannt. Die wichtigste Aufgabe, die der Polis Kotyrta schon aufgrund ihrer geographischen Lage zufiel, war vermutlich die Kontrolle der Verbin dungswege zwischen der Ebene Leuke (heute Ebene von Molaoi) und Boiai, also nach Süden, und zwischen der Ebene Leuke und Epidauros Limera an der Ostseite der Parnonhalbinsel. Umso ver wunderlicher ist, dass keinerlei Reste einer
Befestigungsmauer
nachgewiesen werden konnten. Vielleicht sind die im Fundbericht
IG V1, 961, 965. IGV1,962. IG V1, 963, 964. IG V1, 966; Mylonas, K. D., ΤΡΕΙΣ ΕΠΙΓΡΑΦΑΙ ΕΚΤΗΣ ΛΑΚΩΝΙΚΗΣ. BCH 9, 1885, 244 f.
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erwähnten behauenen Steine (siehe S. 90) letzte Überreste einer Be festigung.
94
Kyparissia Strabon 8, 5, 1 ρ. 363 C Pausaniaslll22, 9 IG V1.974 RE XII 1 (1924)49 (Pieske) DNP 6 (1999) 982 (Y. Lafond) Shipley, Nr. 46
a) Über die Geschichte des Ortes Kyparissia ist nicht viel zu erfahren, literarische Quellen dazu gibt es nicht. Sowohl Pausanias III 22, 9 als auch Strabon 8, 5, 1 p. 363 C nennen die Gemeinde nur im Bezug auf ihre Lage. Der einzige geschichtliche Hinweis ist die Erwähnung der Αχαίων των Παρακυπαρισσίων233 bei Pausanias. Damit wird die Existenz der Gemeinde Kyparissia in vordorischer Zeit vorausge setzt, die von Achaiern bewohnt war; ob die Vorbevölkerung im Zuge der Dorischen Wanderung vertrieben wurde oder sich die Einwande rer mit ihr arrangiert haben, ist nicht erkennbar. b) Die Identifizierung der Gemeinde Kyparissia bereitet große Schwie rigkeiten, da sie in der nächsten Umgebung zur Perioikenpolis Asopos lag (siehe Karte S. 96). Bei den heutigen Orten Boza und Plytra sind, da das Land abgesunken ist, Gebäude unter Wasser feststell bar. Zwischen diesen Orten, wo die Halbinsel beginnt, fand man auf einem felsigen Hügel schwarzgefärbte Scherben 234 . Diese Anhöhe war möglicherweise die Akropolis von Asopos mit dem Tempel der Athena Kyparissia235. c) Man war sich lange nicht einig, welcher der beiden Fundorte, Boza oder Plytra (Entfernung der beiden voneinander etwa 2 km) Kyparis233 234
Paus. III 22, 9. Wace, A. J. BVHasluck. F. W., Laconia. Topography. ABSA 14, 1907/08, 163 f. Zu dem Begriff „schwarzgefärbt": In der englisch-sprachigen Literatur als „black-glazed" bezeich net, ist der Begriff mit „schwarz-glasiert" nicht richtig wiedergegeben, da „Glasuren*4 erst ab 50 v. Chr. verwendet wurden, der richtigere Ausdruck wäre hier „Engobe" anstelle von „Glasur" (Martini, W. t SachWörterbuch der Klassischen Archäologie, Stuttgart 2003, S.82). Wace, A. J. B./Hasluck, F. W., a. a. O. 163 f.
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sia bzw. Asopos war. Da aber mit neueren Forschungen 236 Asopos beim heutigen Plytra sicher identifiziert wurde, bleibt nur der westlich von Plytra gelegene Ort Boza für das antike Kyparissia. Offensicht lich existierte die Gemeinde zu Strabons Zeiten noch, da er sie be schreibt als πόλις έπι χερρονήσου
ιδρυμένη
Κυπαρισσία,
λιμένα
έχουσα237. Pausanias dagegen erwähnt nur noch Überreste, die an Kyparissia
erinnerten:
πόλεως
ερείπια
καλούμενης
Αχαίων
των
Παρακυπαρισσίων23*. Eine Möglichkeit, dieses Phänomen zu erklären, wäre, dass das ehemalige Kyparissia in der bedeutenderen Stadt Asopos aufgegangen ist. Eine Inschrift, entdeckt in Boza, dem anti ken Kyparissia, weist in die christliche Zeit und ist eine Grabin schrift239. Man könnte aber auch vermuten, dass Kyparissia aufgegeben wurde und Asopos an seine Stelle getreten ist, wobei der Burghügel dersel be geblieben ist240. Die Ursache für einen solchen Vorgang läge im Dunkeln.
Vgl. dazu die Beschreibung von Asopos S. 96 ff. Strabon 8, 5, 1 p. 363 C Paus. III22 9 IGV1.974. Pieske, REXII1 (1924)49.
96
Strabon 8, 5, 2 ρ. 363 C Pausanias III 21, 7; 22, 1; 22, 9; 22, 10 Ptolemaioslll 14,32 IG V1, 962; 968-974; 996-999; 1001-1004; 1143 SGDI 4559 SEG39, 1989,372 Head HN2 433 RE II2 (1896)1706 (Oberhummer) Shipley, Nr. 39
Τ
Ν 0
KapXyli 1km
Λ helladisch ▼ klassisch
Q geometrisch Ο römisch
^ X
archaisch nicht datiert
a) Die Geschichte der Perioikenpolis Asopos ist aus den schriftlichen Quellen erst seit dem 2. Jh. v. Chr. fassbar. Seit 195 v. Chr. gehörte
97
sie zu den Eleutherolakonenstädten 241 . Strabon 8, 5, 2 p. 363 C be stätigt ihre Existenz für seine Zeit, Ptolemaios III 14, 32 nennt sie un ter den lakonischen Städten; die weiteren Ausführungen bei Pausanias betreffen ein Athene-Heiligtum, einen Tempel der römischen Kaiser und einen Tempel des Asklepios Philolaos 12 Stadien ober halb der Stadt242, außerdem 50 Stadien von Asopos entfernt ein Hei ligtum des Asklepios243. Im Gymnasium konnte man Knochen von übermenschlicher Größe (dennoch menschliche) betrachten 244 . Im Übrigen lässt sich die Besiedlung nur durch den archäologischen Be fund nachweisen, b) Im 19. Jh. stellte W. M. Leake die Vermutung an, dass Asopos, Kyparissia und die Stadt der parakyparissischen Achaier sich am sel ben Ort befunden haben mussten; als möglichen Platz dafür betrach tete er die Spitze von Kap Xyli (siehe Karte S. 96), das die Akropolis von Asopos sein sollte245. Leider existierten dort keine antiken Reste, die diese These untermauert hätten. Am nördlichen Ende der Halbin sel Xyli etwa 1 km östlich zeigten sich an der Küste quadratische Fundamente, die in den Felsen gehauen waren und sich bis ins Meer erstreckten. Schließlich glaubte man, Reste einiger öffentlicher Ge bäude (Mauern aus drei oder vier Lagen) zusammen mit einigen großen, behauenen Blöcken von weißem Marmor am Strand gefun den zu haben246. Woran man die „öffentlichen Gebäude" erkannte, wird im Fundbericht allerdings nicht erläutert. Weiterhin entdeckte man viel Keramik (nähere Beschreibungen oder Datierungen liegen nicht vor) und zwei Teile von dorischen Säulen aus lokalem Stein. ^paus.lll21,7. Paus. III 2 2 , 9 . 2 Paus. III 2 2 , 1 . rhLUS' ' " u 2 2 , 9 ; d a z u (p!^ W ? A , S A C h e i n , i c h
245
246
\Ώ ^
meint um
Oberhummer, R E II 2 ( 1 8 9 6 ) 1706, dass es sich bei den Knof o s s i l e Säugetierreste handelt.
A T r a v e l s in t h e M o r
-
Leake, W. Α., a. a. Ο 225
ea I. 226.
98
Östlich der ausgegrabenen Fundamente fand sich ein Teil einer Säu le. Eine Akropolis war nicht zu erkennen247. Besonders bemüht war man, das Heiligtum des Asklepios Philolaos zu lokalisieren. Eine Möglichkeit dafür zeigte sich in einigen griechi schen Ruinen etwa 4 km östlich des heutigen Plytra, am Fuß eines einzelnen Felsens namens Kataphygi/Palaiokastro, wo sich ein klei nes verlassenes Kloster befand248. An dieser Stelle sollen Bronzege genstände gefunden worden sein, daneben auch schwarzgefärbte Keramikscherben, dazu eine Lampe (nichts davon ist datiert), an den Westhängen der Hügelkette grobe Keramik von der klassischen bis in die hellenistische Zeit. In die Felsen waren kleine Höhlen einge bracht, unterhalb davon stehen einige, wahrscheinlich griechische Mauern in grobem, polygonalem Stil; mehrere Blöcke waren über zwei Meter hoch und schlössen einen halbrunden Raum gegen den Felsen ein249. Oben auf der Hügelkette auf derselben Seite er streckte sich eine Mauer in Nord-Süd-Richtung, bestehend aus gro ßen Blöcken in einem rauen polygonalen Stil (nicht datiert), ähnlich denen weiter unten am Hang. Dieser Punkt in der Ebene, die heute Molaoi-Ebene heißt (antik Ebene Leuke), war vermutlich ein Schnitt punkt von Straßen in verschiedene Richtungen: südöstlich nach Daimonia (Kotyrta), nordöstlich nach Phoiniki (Hyperteleaton) und nach Sikea250. War es eine Durchgangsstraße, dann war es durch aus sinnvoll, den Ort, Palaiokastro, zu befestigen, sozusagen einen wehrhaften Kontrollpunkt zu schaffen, angelegt um ein mögliches feindliches Vordringen in das Landesinnere zu verhindern.
Leake, W. Α., a. a. O, 225. Wace, A. J. B./Hasluck, F. W., Laconia. II. Topography. ABSA 14, 1907/08, 163 f. Wace, A. J. B./Hasluck, F. W., a. a. O. 163 f. Waterhouse, H./Simpson, R. H., Prehistoric Laconia: Part II. ABSA 56, 1961, 139-141.
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Bei Kalyvia fand sich ein „spätes" Grabrelief, bei Plytra ein „spätes" Grabrelief und ein einfacher, grob behauener Marmorsarkophag251 (nicht datiert). Einige römische Gräber entdeckte man bei Plytra in den 50er Jahren252. Etwa 2 km nordwestlich von Plytra erhebt sich am Fuße des Vorge birges Xyli eine kleine Akropolis namens Goulas. Dort gefundene Scherben weisen auf eine Besiedlung im Neolithikum und in der Bronzezeit hin253. Aufgrund der sicheren Lage war nur wenig Ummauerung nötig. Auf dem Gipfel entdeckte man diverse Reste von Fundamenten von kleinen, rechtwinkligen Gebäuden, womöglich Wohnbebauung. Klassische schwarzgefärbte Scherben fanden sich einigermaßen reichlich am Nord- und am Ostabhang des Hügels, ungefähr 300 m weit verstreut. Ungefähr 50 m entfernt von der Akro polis fand man ein „Deposit", etwa 1,50 m dick. Keramik und „Depo sit" weisen vermutlich auf die Existenz der Stadt der „Parakyparissischen Achaier" hin. Wann diese Bewohner von Kyparissia (siehe die Beschreibung von Kyparissia S. 94 ff.) nach Asopos umgesiedelt sind, ist nicht bekannt. In den 80er Jahren bestätigte sich die Vermutung der Lage des anti ken Asopos immer mehr: Am heutigen Ort Plytra befand sich die an tike Perioikengemeinde. Der Ort entspricht einem antiken Hafen, lie gend in einer geschützten Bucht. Am Rand des Strandes fanden sich Spuren einer sehr dichten Bebauung (nicht datiert). Eine große Fülle von Ziegeln, von Keramikscherben und Gestein gibt es überall am Strand bis zu den benachbarten Feldern in etwa 500 m Entfernung. Am Ostende der heutigen Ortschaft Plytra, etwa 10 m vom Ufer ent?52 253
afr^t A* η B - / H a s l u c k ' F · W., Laconia. II. Topography. ABSA 14, 1907/08, 163 f. Die f ι Η C h r o n i c l u e d e s Fouilles. BCH 81, 1957, 551. Simn D A u s f ü h r u n 9 e n beziehen sich auf die Beschreibungen in Waterhouse, H./ Pson, R. H., Prehistoric Laconia: Part II. ABSA 56, 1961, 139-141.
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fernt, entdeckte man einen Bau mit einer Hypokaustenanlage; dies könnte eventuell auf ein Bad römischer Herkunft hindeuten254. Andere Funde sind Gebäude, die aus geglätteten Ziegelsteinen auf gebaut sind, Fußböden mit Steinplatten und Fliesen aus Terrakotta, Türschwellen, wiederverwendete gemeißelte Steine, so auch ein Fragment eines Architravs, geschmückt mit kleinen Reliefs, von de nen einige noch Spuren von Farbe zeigen. Auch kannelurte Säulen schäfte kamen zum Vorschein, ebenso wie mehrere umfangreiche, sehr gleichmäßig gestaltete Gebäude, die etwas überschwemmt sind (keiner der Funde ist datiert)255. Die architektonischen Elemente konnten keinem bestimmten Gebäude oder Tempel zugewiesen werden. Auch Bauten mit einer völlig andersartigen Konstruktion wurden freigelegt, die eventuell der byzantinischen Epoche zuzuwei sen sind256. Bei weiteren Forschungen in Plytra entdeckte man ein Bauwerk aus der hellenistisch-römischen Zeit mit Fußbodenmosaiken und Wand malereien257. Eine Inschrift, gefunden am archäologischen Platz von Plytra bei Reinigungsarbeiten auf der Türschwelle dieses Gebäudes, das 1982/1984 ausgegraben wurde, zeigt, dass es sich hierbei um ein Bad handelt. Es konnten drei Bauphasen festgestellt werden: Die älteste stammte aus der späten hellenistischen Zeit, der zweite Fuß boden aus dem 1/2. Jh. n. Chr, der dritte Fußboden wurde in die spätrömische Zeit datiert. Schwelle und Inschrift gehören zur dritten Phase des Bauwerkes258. Das Bad selbst ist eine Stiftung einer römi schen Dame namens Lepuskia, die mit eigenen Aufwendungen das Touchais, G., Chronique des Fouilles. BCH 104, 1980, 607. Touchais, G., Chronique des Fouilles. BCH 104, 1980, 607. Touchais, G., Chronique des Fouilles. BCH 104, 1980, 607. Touchais, G., Chronique des Fouilles. BCH 107, 1983^ 762. Kourinou, E.- Pikoulas, G. Α., Επιγραφή άπό τον Ασωπό (Πλύτρα) Λακωνίκας. Horos 7, 1989,
101
Bad für die Bürger von Asopos erbauen ließ259. Dass Privatinitiativen zur Förderung der Gemeinde beitrugen, belegt auch eine Ehrenin schrift für C. lulius Eurykles, einen Freund von Kaiser Augustus, und eine für einen Nachkommen von Eurykles260. Eurykles wird geehrt, weil er Öl stiftete, sein Nachkomme war Oberpriester der römischen Kaiser. Zwei weitere Inschriften aus der Kaiserzeit wurden bei Plytra gefunden, eine Ehreninschrift für Kaiser Traian, die andere für Kaiser Constantius I.261, beide Inschriften nennen die Stadt Asopos: ή πόλις ή Ασωπειτών. Damit sind offensichtlich die antiken Spuren bei Plytra mit Asopos identifiziert262. Die Akropolis bei Kap Xyli hat möglicher weise das Heiligtum der Athena Kyparissia beherbergt263. c) Die Stadt lag in einer durch Kap Xyli geschützten Bucht (siehe Karte S. 96) am Rand einer in nordöstliche Richtung sich ausdehnenden Ebene, in der Antike „Ebene Leuke" genannt, die sich von Asopos ungefähr 13 km Luftlinie nach Norden bis zum heutigen Molaoi, und etwa 12 km Luftlinie nach Nordosten bis zum heutigen Sikea er streckt. Das gesamte Umland von Asopos ist eben bis auf die Erhö hungen von Kap Xyli und die sanft ansteigenden Hügel in östlicher Richtung. Deshalb ist es auch schwierig, natürliche Grenzen für die Perioikengemeinde auszumachen, da markante Einschnitte im Land schaftsbild fehlen. Direkt an Asopos grenzende Perioikengemeinden waren Biandyna (etwa 6 km nordwestlich) und Kotyrta (etwa 7 km südöstlich). Aus dem archäologischen Befund lässt sich schließen, dass Asopos eine größere Gemeinde nicht nur von der Ausdehnung her, sondern 259 260 261
SEG39, 1989,372. •G Vi' 968}9 71: 2 U
Eurykles Siehe S
·
83
'
Fußnote
196
·
262 263
^
nente A Chr
· o n i q u e des Fouilles. BGH 115, 1991, 863. e Knappe Zusammenfassung zur Lokalisierung bietet Papachatzis, N. D., Παυσανιου
Ελλάδος Περιήγησις. 418.
102
auch von der Bedeutung her gewesen sein muss, wie die Anzahl und die Ausstattung der entdeckten Gebäude zeigt. Die Lage in der ge schützten Bucht begünstigte gewiss die Entwicklung des Ortes, hier konnte sich ein Hafen entfalten, von dem aus auch Handel getrieben werden konnte. Asopos war offensichtlich nie von kriegerischen Handlungen betroffen (weder Thukydides noch Xenophon noch Polybios berichten derartiges), wahrscheinlich war es in der klassischen und hellenistischen Zeit noch von geringerer Bedeutung, was sich erst mit der römischen Epoche und mit der Abtrennung vom lakedaimonischen Staatsverband änderte. Da literarische Quellen vor Strabon fehlen, sind wir für eine Rekon struktion der Geschichte auf die archäologischen Funde angewiesen. Besiedelt war das Umland von Asopos bereits in neolithischer Zeit und in der Bronzezeit. Was zwischen Bronzezeit und klassischer Epoche geschah, ist nicht zu erkennen. Von der klassischen Zeit an ist Siedlungskontinuität aufgrund des archäologischen Befundes nachweisbar, denn es sind auch Gegenstände aus der hellenisti schen und römischen Zeit zum Vorschein gekommen. Für die Exis tenz der Gemeinde in römischer Zeit, seit Asopos eleutherolakonisch war, liefern schriftliche Quellen den Nachweis, so Pausanias III 22, 9, der die Gemeinde zu seiner Zeit beschreibt. Münzfunde, die aus der Epoche von Septimius Severus, Caracalla und Plautilla, also dem frühen 3. Jh. n. Chr. stammen 264 , sind es schließlich, die die Geschichte von Asopos weiter dokumentieren. Oberhummer (RE II 2 (1896) 1709) erklärt dazu, dass Münzen mit der Aufschrift
ΑΣΩΠΙΤΩΝ autonom seien, d. h. Prägungen der Stadt
Asopos, ebenso wie die Münzen mit der Aufschrift ΑΣωΠΕΙΤωΝ, die Imhof-Blumner, F./Gardener, P., Numismatic Commentary on Pausanias. JHS 7, 1886,
103 in der Zeit von Severus und Geta geprägt worden waren 265 . Grund sätzlich war den Eleutherolakonenstädten vom Kaiser das Recht ge geben, Münzen zu schlagen, wie Funde aus Asopos, Boiai, Las und Gytheion aus der Zeit des Septimius Severus zeigen 266 . Mit Hilfe einer Ehreninschrift, die die Stadt Asopos dem Kaiser Constantius I. (293 n. Chr.-306 n. Chr.) setzte 267 , kann man die Polis so gar bis zum Ende des 3./Anfang des 4. nachchristlichen Jahrhun derts als selbständige Gemeinde erfassen. Das in Asopos gefundene epigraphische Material erlaubt kurze Ein blicke in das Leben der Stadt, in größerem Ausmaß aber auch hier erst in die römische Epoche. Neben der oben erwähnten Inschrift für Kaiser Constantius I. ist ein weiteres Ehrendekret überliefert, für Kai ser Traian268; leider geht daraus nicht hervor, in welchem Zusam menhang das Dekret zu deuten ist, beide Inschriften lassen aber vermuten, dass gute Beziehungen zwischen Asopos und Rom be standen. Neben diesen Inschriften des öffentlichen Lebens sind auch Grab epigramme von Privatpersonen zum Vorschein gekommen: eines mit der Aufschrift Δαμαριλί χαίρε mit einem Relief, das eine Frau mit Himation und Chiton bekleidet zeigt 269 (2. Jh. n. Chr.), eines mit der
Zum Münzwesen auch Regling, RE XVI 1 (1933) 457-491: Städteprägungen tragen das Ethnikon im Genitiv, die Bilder sind häufig religiöse Motive oder Pflanzen; Reichsprägun gen tragen den Kaisemamen. Demzufolge müssten die Münzen, die in JHS 7, 1886, 67 beschrieben sind, lokale Prägungen gewesen sein, da sie Götterdarsteilungen zeigen: eine Athene, stehend, mit langem Chiton, in der rechten Hand einen Speer, in der linken einen Zypressenzweig haltend (Sept. Sev.); ein Zeus im Himation, ein Szepter in der er hobenen Rechten (Sept. Sev.); eine Artemis als Jägerin (Sept. Sev.); ein Dionysos, stenend, nackt, hält Kantharos und Thyrsos, neben ihm ein Panther (Caracalla); ein Posel· 266 Kair S t e h ( l n d ( Cara calla); eine Nemesis, ein Rad zu ihren Füßen (Plautilla). ^»igas, Ρ., ΤΟ ΙΕΡΟ ΤΟΥ ΑΠΟΛΛΩΝΑ ΥΙΊΕΡΤΕΛΕΑΤΑ ΣΤΗΝ ΛΑΚΩΝΙΑ. Lakonikai
Spudai 5,1980, 29. >V1,969. νΐ > ·968. 'GV1.972 267
104
Aufschrift Τηλάριον χαίρε270 (nicht datiert). Eine weitere Inschrift kann aufgrund der Symbolik des Kreuzes als christliche Inschrift identifi ziert werden 271 . Das gesamte epigraphische Material stammt aus sehr später Zeit, lässt also keine Möglichkeit zu, Einblicke in die klassische Epoche zu gewinnen. Eine Inschrift mit dem Text
Πεώίππις άνεθκε Άρταμι272
gehört zu einer Votivgabe an Artemis, die allerdings seltsam anmu tet, da in keiner schriftlichen Quelle ein Artemis-Heiligtum oder -kult zu Asopos erwähnt wird. Sie steht bei einem Relief, das aus Tainaronmarmor gemeißelt ist (Tainaron, eine Perioikengemeinde an der Südspitze der Taygetos-Halbinsel); hieraus könnte man durchaus Handel und wirtschaftliche Verflechtungen vermuten. Doch es wur den auch Münzen mit Darstellungen der Artemis gefunden. Mögli cherweise stand die Göttin in Beziehung zu Asklepios, eine Verbin dung, die vereinzelt nachgewiesen ist273. Kultische Bezüge stellen auch zahlreiche Inschriften her, die man im Hyperteleaton (vgl. die Beschreibung zum Hyperteleaton S. 106 ff.), einem Apollon-Heiligtum beim heutigen Phoiniki, entdeckte274. Auf Bronzetaenien, wohl Votivgaben für den Gott Apollon, sind Priester des Apollon Hyperteleatas aus Asopos bezeugt, auch das Amt des Pyrophoros haben veschiedene Bewohner aus Asopos bekleidet. Die fehlende Datierung macht es unmöglich, Beziehungen zwischen Asopos und dem Hyperteleaton eindeutig bestimmten zeitlichen Pe rioden zuzuordnen. Andere Bronzetaenien jedoch (von Personen aus anderen Perioikengemeinden), die im Hyperteleaton gefunden worIGV1.973. IGV1.974. SGDI 4559. Ζ. Β. Artemis Ortheia mit Asklepios in Sparta (CIG 1444), Asklepios mit Artemis in Hypsoi (Pausanias III 24, 8). IG V1, 996-1004.
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den waren, konnten sogar bis ins 5. Jh. v. Chr. zurück datiert werden. Das bedeutet, dass auch zwischen Asopos und dem Hyperteleaton bereits in der klassischen Zeit Beziehungen bestanden haben konn ten.
106 Hyperteleaton Pausanias III 22, 10 IG V1, 931, 932; 961-966; 975-977; 989-995; 1005-1106; 1112, 1113 SEG 2, 1924, 170, 171, 172; SEG 11, 1954, 905, 906, 907 SGDI 4545, 4549 RE IX1 (1914) 322 (Jessen) Nicht bei Shipley
a) Pausanias, die einzige literarische Quelle zum Hyperteleaton, be schreibt ein Heiligtum, nicht eine Perioikengemeinde. Hinweise auf Wohnbebauung oder Mauerreste, die auf eine eigenständige Sied lung schließen lassen, wurden bis jetzt nicht entdeckt. b) Laut Pausanias befand sich das Hyperteleaton 50 Stadien von Asopos entfernt. In der Schlucht südlich der heutigen Ortschaft Phoiniki (etwa 8-9 km südöstlich von Plytra - dem antiken Asopos, siehe Kar te S. 25) fanden sich zahlreiche Inschriften auf Marmor und Bronze, allesamt Votivgaben für Apollon Hyperteleatas 275 , während Pausa nias von einem Heiligtum des Asklepios spricht276. Bereits 1885 entdeckte man an diesem Ort Inschriften, Bronzege genstände und Terrakotta-Figuren, einen Tempel fand man jedoch nicht. Aufgrund der Art der Objekte, vor allem der Weihe-Inschriften, hegten J. Α. Β. Wace und F. W. Hasluck die Vermutung, dass in der näheren Umgebung ein Tempel existiert haben muss 277 . Etwa 2 km östlich der Schlucht beim heutigen Daphni kamen reichlich Fragmen te von antiker grober Keramik in den Feldern zum Vorschein (auf ei nem Areal von 500 χ 300 m). Unter den Bruchstücken, die weitge hend nicht datiert sind, fanden sich auch einige schwarzgefärbte Scherben aus der klassichen Zeit278. Wace, A. J. B./Hasluck, F. W., Laconia. II. Topography. ABSA 14, 1907/08, 165. Paus. 11122,10. Wace, A. J. B./Hasluck, F. W., Laconia. II. Topography. ABSA 14, 1907/08, 165. Waterhouse, H./Simpson, R. H., Prehistoric Laconia. Part II. ABSA 56, 1961, 141 Anm> 181.
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1969 legte man im Zuge einer kleinen Grabung Überreste von Fun damenten und einige architektonische Teile frei 279 , dazu eine Säu lenhalle, wodurch die Vermutung von Wace und Hasluck sich bestä tigte, dass ein Tempel vorhanden gewesen sein musste. Im unteren Teil des Heiligtums lag wahrscheinlich eine Höhle, was auf die Exis tenz eines Orakels hindeutet280. Bei den Ausgrabungen von 1885 hatte man einen Teil eines großen scheibenförmigen Akroterions 281 aus Ton gefunden. Anhand dieses Stückes versuchte man, die Größe des Bauwerkes zu rekonstruie ren, mit dem Ergebnis, dass die errechnete Größe nicht zu dem Bauwerk passte, das 1969 ausgegraben worden war. Hier entdeckte man auch ein archaisches dorisches Kapitell und einen Teil einer Säule262. Bereits im 6. Jh. v. Chr. war das Heiligtum ausgestattet mit Altar und Tempel, auch mit Utensilien für die Versorgung der Priester und die Ausübung des Priesterdienstes 283 . Aus dem 6. und 5. Jh. v. Chr. ka men zahlreiche Gefäßfragmente zum Vorschein, darunter Teile eines schwarzfigurigen Kraters, der als „eilige attische Arbeit" charakteri siert ist und in das Ende des 6. Jh. v. Chr. datiert wurde 284 . Ein klei ner Kouros, in einem Stück aus Erz gegossen, stammt aus der Zeit um 520 v. Chr. und zeigt eine Methodik des Erzgießens, die auf eine lakonische Werkstatt verweist, aus der auch Gitiades und Telestas, zwei bedeutende lakonische Künstler des 6. Jh. v. Chr, hervorgingen. Ebenfalls spätarchaisch ist ein Köpfchen eines kleinen Kouros aus Kalligas, Ρ., ΤΟ ΙΕΡΟ ΤΟΥ ΑΠΟΛΛΩΝΑ ΥΠΕΡΤΕΛΕΑΤΑ ΣΤΗΝ ΛΑΚΩΝΙΑ. Lakonikai SpudaiS, 1980, 12. 281 .Ka,li9as, Ρ., a. a.O. 12. Akrotenon: eine plastische Figur oder ein plastischer Ornamentaufsatz als Schmuck an ueoeln vor> repräsentativen Gebäuden, aus Ton oder Stein (Höcker, Chr., DNP 1 (1996) 28ο
^ a ! ! i g a s - p · ^ · a. O. 17, 2β4 Da 9 a s ' P - a - a . O . 17. Kall| gas, PM a . a. Ο 21
108
parischem Marmor. Das eherne Bild eines Mannes (die linke Hand hält entweder eine Lanze oder einen Bogen und stellt möglicherwei se Apollon dar) gehört ebenso in diese Epoche. Aber auch weniger qualitätvolle Votivgaben wurden dem Gott geweiht. Ein kleines archa isches Bildnis eines nackten Mannes in „stümperhafter" Ausfertigung, das vielleicht einen speerwerfenden Hopliten darstellt, stammt wahr scheinlich von einem Handwerker mit wenig Erfahrung aus einer lo kalen Werkstatt, die in keiner Verbindung zur großen lakonischen Tradition dieser Zeit stand285. Neben zahlreichen Bildern und Statuetten aus Bronze, die dem 5. Jh. v. Chr. zugerechnet werden286, wurden auch kleine Statuetten von Tieren (Rinder und Zicklein) gefunden, die vermutlich von Bauern 287
aus der Umgebung dem Gott als Opfer dargebracht worden waren . Das eherne Ohr eines Rindes deutet darauf hin, dass auch ganze Tierstatuen aus Erz zu den Votivgaben gehörten. Neben diesen ver mutlich teueren Opfergaben kamen auch solche von einfachen Men schen zum Vorschein, so verschiedene irdene Bildchen und Abbilder aus Blei, die kurze Gravuren enthielten288. Einen Beleg dafür, dass nicht nur Männer das Heiligtum besuchten, bieten Weihegeschenke, die typisch für Frauen sind, ζ. Β. Gewand schnallen (archaisch), die jedoch so schwer sind, dass sie nicht für den täglichen Gebrauch taugten, sondern nur als Votivgaben be stimmt sein konnten; die Schnallen waren verziert mit Tierelementen (Chimären)289. Weitere frauentypische Votivgaben sind diverse Bron zespiegel, in die Rosetten und Blüten eingraviert sind, ebenso wie der Name des Gottes oder der Weihenden; daneben fanden sich Kalligas, P., Kalligas, P., Kalligas, P., Kalligas, P., Kalligas, P„
a. a. O. 18. a. a. O. 19 f. a. a. O. 20. a, a. O. 20. a. a. 0 . 2 1 .
109
Spiegelgriffe mit Ornamenten und Figuren verziert, auch Griffe von Sieben und ein Bronzelämpchen 290 . Neben diesen Weihegeschen ken, die Dingen aus dem alltäglichen Leben entsprechen, fand man auch Gegenstände, die wohl dem kultischen Gebrauch dienten, ζ. Β. kleine Oinochoen auf drei Füßen, die am Boden durchlöchert sind 291 . Kessel, Kratere, Flaschen, Eimer, Weinkannen, von denen leider nur die gegossenen Teile die Zeit überdauert haben, gehörten ebenfalls zu den bevorzugten Votivgaben in der archaischen und frühklassi schen Zeit. Die Vielfältigkeit der Formen beweist die Vorstellungskraft und die hohe künstlerische Fertigkeit der Kunsthandwerker Lako niens. Als dekorative Elemente sehr beliebt waren Darstellungen von Lebewesen (Schlangen, Widder, Löwen, Gorgonen, aber auch Blü ten). Eine der favorisierten Formen der Werkstätten Lakoniens in der archaischen Epoche war die Hydria; Teile dieser Gefäße fanden sich auch als Weihegaben für Apollon (einige der gefundenen Hydrien stammen aus späterer Zeit, aus dem 4. Jh. v. Chr.) 292 . Das bronzene Bild eines Hydria-Trägers (etwa 8 cm hoch) zeigt den Augenblick der Weihung293, P. Cartledge vermutet hieraus eine Hydria-Werkstatt294. Dass das Heiligtum auch in hellenistischer Zeit besucht wurde, bele gen eine Erzstatue eines nackten jungen Mannes mit einem Kranz auf dem Kopf und drei megarische Skyphoi des Späthellenismus 295 . Zwei geflügelte Niken und eine kleine Bronzestatue einer nackten Aphrodite sind nicht datiert.
^Kalligas.P., a.a.O. 22 292 i al,l 9 as . P-. a. a. O. 22 a 3 koii 9ena ii e Fundbeschreibung findet sich bei Kafligas, P., a. a. O. 23 f. 294 Kalligas, P., a.a.O. 24. Cartledge, P.f Sparta and Lakonia. 191. fa'hgas, P„ a. a. O. 28.
110 Zu den häufigsten Fundstücken im Heiligtum gehören Taenien296 und Taenienfragmente aus Bronze, verziert und mit Inschriften versehen (die meisten können zeitlich eingeordnet werden vom 3. Jh. v. Chr. bis ins 1.-3. Jh. n. Chr.). Die Inschriften297 lassen keinen Zweifel auf kommen, welchem Gott das Heiligtum gehörte: Apollon Hyperteleatas. Die älteste stammt aus dem 5. Jh. v. Chr (Το Απελόνι ύπερτελεάται298), die jüngste aus dem 3. Jh. n. Chr. (— ιερείς Απόλ λωνος299). Zahlreiche Taenien enthalten in der Inschrift auch, ob der Weihende Priester war oder das Amt des Pyrophoros (dazu siehe S. 113) bekleidet hatte, bisweilen auch mit Namen und Herkunftsort der
betreffenden
ΕΠΙΔΑΥΡΙΟΣ ΑΓΕΛΑΪΟΥ
Person
ΙΕΡΕΥΣ ΕΠΙΔΑΥΡΙΟΣ
verbunden
(ζ.
Β.
ΚΑΛΛΙΚΡΑΤΗΣ
ΑΠΟΛΛΩΝΟΣ 3Ü0 , oder ΑΡΙΣΤΟΚΡΑΤΗ! ΠΥΡΟΦΟΡΟΣ
ΑΠΟΛΛΩΝΟΣ301). Eine
kleine Besonderheit bietet die Inschrift IG V 1 , 1068, in der überliefert ist, dass eine Frau das Priesteramt verwaltet hatte. Dies scheint al lerdings ein Einzelfall gewesen zu sein, da keine weiteren Inschriften dieser Art zum Vorschein kamen. Einige Weihegeschenke mit Inschriften, zu denen ein kleiner Ziegen bock aus Bronze gehört („Απελον ύπερτελιατας ") 302 , sind in die Zeit vom Anfang bis zur Mitte des 5. Jh. v. Chr. datiert303. Zu den ältesten Votivgaben, die man fand, gehört ein Bronzespiegel, dessen Griff die Gravur „ Τ απελονι Ηυπερτελεατα" enthält; aufgrund der Buchstaben 6
Taenien: Kopfbinden, die man bei Festen trug (Hurschmann, R.f DNP 11 (2001) 1215); da es sich hier u m B r o n z e taenien handelt, zeigt dies, dass sie nicht für den Gebrauch, sondern als Weihegeschenke vorgesehen waren. 7 IG V1, 989-1106. *IGV1,989. V SEG 11,1954,907 c. ° I G V 1 , 1008. • I G V I , 1007. 12 SEG11,1954, 905. 13 Kalligas, Ρ., ΤΟ ΙΕΡΟ ΤΟΥ ΑΠΟΛΛΩΝΑ ΥΠΕΡΤΕΛΕΑΤΑ ΣΤΗΝ ΛΑΚΩΝΙΑ. Lakonikai Spudai 5,1980, 18; SEG 2, 1924, 170.
111
gehört er in die Zeit gleich nach 550 v. Chr.304. Die vielen verschie denartigen Weihegeschenke geben bisweilen den Spender an, häu fig auch den Namen Apollons: so auf dem Henkel einer Bronzevase Ξενείον άνέθεκε Απελόνι305. Auch für das 4. bis 2. Jh. v. Chr. legen In schriften Zeugnis ab. Die späteste Inschrift gehört ins 4. nachchristli che Jahrhundert, gefunden auf einer Stele aus rotem Marmor, wohl eine Grabstele (typisch dafür: „Name und χαίρε ") 306 . Eine Inschrift aus dem 3. Jh. v. Chr., die auf einer Marmorbasis ent deckt wurde, ist in ihrer Funktion nicht eindeutig zu bestimmen. Auf der oberen Seite fanden sich Spuren dafür, dass sie wohl für eine Bronzestatue gedacht war. Vermutlich ist sie in den kultischen Be reich einzuordnen, da Apollon und Lato genannt sind 307 . Das Heiligtum des Apollon Hyperteleatas diente offensichtlich nicht nur religiösen Zwecken, sondern besaß als Aufbewahrungsort für öf fentliche Verlautbarungen verschiedener Perioikenpoleis (Epidauros Limera, Asopos, Kotyrta, Boiai) auch eine politische Funktion. Diese Gemeinden stellten im Heiligtum steinerne Stelen auf, in die be stimmte Beschlüsse (ζ. Β. Proxenie-Verleihungen) eingemeißelt wa ren. Ein Beispiel dafür ist IG V 1 , 961: Die Polis Kotyrta beschließt, den Lakedaimonier Aratos zum Proxenos zu machen, weil er in einer Notlage Hilfe geleistet hatte. Solche Proxenie-Verleihungen stellten neben den Taenienbeschriftungen die häufigsten Inhalte dar; fast alle sind in das 271. Jh. v. Chr.308 datiert. Eine dieser Inschriften enthält Ehrungen für Richter, die einen Grenzstreit zwischen den Gemein-
^Kalligas.P., a . a . O . 22. 3oe' G c )i 1 ; 9 ? 0; a u c h 9 8 1 "988; Kalligas, P., a. a. O. 21 f. ^SEG 2, 1924,172. >V1,977.
qrn^c5 D " Τ Ρ Ε Ι Σ ΕΠΙΓΡΑΦΑΙ * * ΤΗΣ ΛΑΚΩΝΙΚΗΣ. BCH 9, 1885, 244 f; *ΛΙ 4545; IG V1. 932, 961 -966, 975, 976, 1112, 1113.
112
den Zarax (vgl. die Beschreibung zu Zarax S. 52) und Epidauros Li mera geschlichtet hatten (datiert ins 2. Jh. v. Chr.) 309 . c) Bisher ist es nicht gelungen, eine antike Ortschaft, zu der das Heilig tum gehörte, ausfindig zu machen. P. Cartledge sieht eine Verbin dung zur Polis Leukai (einen Grund für die Vermutung gibt er nicht an), eine Gemeinde, die man bis jetzt noch nicht lokalisiert hat. P. Kalligas310 stellte dazu folgende These auf: Der Beiname Hyperteleatas ist seit archaischer Zeit aus Inschriften belegt und folgt einer dorischen Gewohnheit, die Gottheit nach dem Ort der Verehrung zu benennen (Beispiel: Maleatas, Limnatis). So kommt er zu dem Schluss: Der Name des Heiligtums bedingt einen Ort dieses Na mens. Trotzdem ist diese Folgerung nicht zwingend, denn in der Umgebung ist nichts vorhanden, was mit dem Namen Hyperteleatas in Verbindung gebracht werden kann (anders bei Maleatas: Malea ist die Bezeichnung für die Ostseite der Parnonhalbinsel, oder Limnatis: Limnai hängt zusammen mit einer sumpfigen Gegend). P. Kalligas versucht auch, die besondere Funktion des Heiligtums zu beschreiben. Demzufolge war das Hyperteleaton, das etwa genau in der Mitte der Strecke Asopos - Epidauros Limera und ziemlich zentral im Perioikenland der Parnonhalbinsel lag, seiner Ansicht nach ein Hauptheiligtum der Perioiken (im Gegensatz zu den spartiatischen Heiligtümern im Eurotastal). Verschiedene Münzfunde deuten darauf hin, dass auch Perioikengemeinden aus der Westhälfte Lakoniens (Las, Gytheion311) Beziehungen zum Hyperteleaton pflegten. Die Verehrung des Apollon Hyperteleatas wurde vermutlich erst im 6 J h . v. Chr. nach der Eroberung der Kynuria/Thyreatis eingeführt. 309
IG V1, 931. Kalligas, Ρ., ΤΟ ΙΕΡΟ ΤΟΥ ΑΠΟΛΛΩΝΑ ΥΠΕΡΤΕΛΕΑΤΑ ΧΤΗΝ ΛΑΚΩΝΙΑ. Lakonlkai Spudai5, 1980, 12 f. 311 Kalligas, P„ a. a. O. 29.
310
113 Die ältesten Funde, die aus dem 6. Jh. v. Chr. stammen, belegen dies. Eine zweite Phase in der Geschichte des Hyperteleatons bildet die Zeit nach 195 v. Chr. mit der Loslösung von 24 Perioikenstädten von Sparta. Die zahlreichen Proxenie-Inschriften aus der Eleutherolakonenzeit dokumentieren, dass das Hyperteleaton eines der bei den politisch/religiösen Zentren gewesen ist (Tainaron auf der Taygetoshalbinsel war das andere). Das Ende des Heiligtums wird man ins 4. Jh. n. Chr. setzen dürfen; mögliche Ursachen für den Untergang des Kultes des Apollon Hyperteleatas sind der Sieg des Christen tums, das Erdbeben von 375 n. Chr. oder auch die Horden Alarichs, die 395 n. Chr. Griechenland durchzogen. Über kultische Veranstaltungen, die beim Hyperteleaton abgehalten wurden, ist nur wenig in Erfahrung zu bringen. Möglicherweise war das Heiligtum eine Orakelstätte (in Analogie zum Poseidonheiligtum bei Tainaron); die unter dem Heiligtum sich befindende Höhle wäre ein Indiz dafür (siehe S. 107); welcher Art das Orakel war, kann nicht eruiert werden. Offensichtlich wurde zusammen mit Apollon auch Ar temis verehrt, wie die Inschrift IG V 1 , 977 zeigt: Genannt sind Απόλλωνα Άγήτορα und (Artemis) Αγροτέρα Κυπαρίσσια312. Auch ein Abschlussziegel mit der Darstellung einer Artemis bestätigt deren Verehrung an dieser Stelle; man vermutet einen Artemistempel im Garten des Heiligtums. Möglicherweise gab es auch, wenn man Pausanias III 22, 10 berücksichtigt, eine Verbindung zu Asklepios. Einen kleinen Hinweis auf kultische Praktiken geben die „Pyrophoroi", die aufzahlreichen Bronzetaenien erwähnt sind. Die Pyrophoroi (Feuerträger) waren Männer, die an bestimmten Festtagen (nähere Erläuterungen fehlen) im Heiligtum des Apollon Hyperteleatas FaIw/i e r miS A 9 r o t e r a wurde auch in Sparta verehrt; diese empfing von den Spartanern im eid °P f e r (Wide, SM Lakonische Kulte 116).
114
ekeln entzündeten und diese im Lauf zu Städten brachten, die mit dem Hyperteleaton in Verbindung standen (Asopos, Epidauros Limera, Kotyrta)313. Dass bereits in früher Zeit Verbindungen zu Orten au ßerhalb des Staates Lakedaimon bestanden, könnte die Inschrift SEG 2, 1924, 170 belegen. Die Inschrift ist aufgrund der Buchstaben in den Anfang des 5. Jh. v. Chr. zu datieren und weist den Namen Κυραναΐος auf, der entweder auf die Abstammung des Künstlers aus Kyrene hindeutet314, oder aber darauf, dass dessen Vater ein Proxenos der Gemeinde Kyrene war315. Das Ungewöhnliche am Hyperteleaton ist die Nicht-Zuweisbarkeit zu einer Gemeinde; so stellt sich die Frage, wie das Heiligtum organi siert war. Es ist denkbar, dass hier eine reine Tempelwirtschaft vor liegt, die sich in der Regel durch die Pilger selbst trägt. Priester und Pyrophoroi kamen - so zeigen es die Inschriften - aus den benach barten Gemeinden, vermutlich aus den wohlhabenden Schichten31, die aufgrund ihrer guten finanziellen Situation zum Unterhalt des Hei ligtums beitragen konnten. Eventuell beteiligten sich auch andere begüterte Bürger der angrenzenden Poleis, ohne „Amtsträger" zu sein, über das allgemein in der Antike praktizierte System der „Leitourgien" an der Erhaltung und Versorgung des Heiligtums. Das ge samte Personal des Heiligtums (Priester, Tempeldiener und Aufse her) wurde vielleicht durch Bauern aus der Umgebung mit Nah rungsmitteln versorgt. Möglicherweise existierten direkt vor Ort auch Werkstätten zur Herstellung von Votivgaben, deren Verkauf ebenfalls einen Beitrag zur Versorgung des Heiligtums leistete.
Robert, L, Inscriptions de l'Antiquite et du Bas - Empire ä Corinthe. REG 79, 1966, 747. Kalligas, Ρ., ΤΟ 1ΕΡΟΤΟΥ ΑΠΟΛΛΩΝΑ ΥΙΙΕΡΤΕΛΕΑΤΑ ΣΤΗΝ ΛΑΚΩΝΙΑ. Lakonikai Spudaiö, 1980, 18. ^ Das ist die Vermutung von Hiller v. Gaertringen SEG 2, 1924, 170. Vgl. dazu das Kapitel „Die wirtschaftliche Situation", bes. S. 257f.
115 Leukai Polybios IV 36, 5; V 19, 8 Strabon 8, 5, 2 p. 363 C
Livius XXXV 27, 2 / 3 IG V1,1107 SEG 1984, 34, 304/305; RE XII2 (1925) 2210 (Wrede) DNP7(1999)99(Y. Lafond) Shipley, Nr. 47
a) Literarischen Quellen zur Geschichte der Gemeinde Leukai sind kaum vorhanden. Im Jahr 219 v. Chr, im Zuge des Bundesgenossenkrieges (220-217 v. Chr.), fiel der Lakedaimonierkönig Lykurgos in das Gebiet um Polichna, Prasiai, Leukai und Kyphanta 317 ein, das damals zu Argos ge hörte, nachdem es 337 v. Chr nach der Schlacht bei Chaironeia von Philipp II. von Makedonien an Argos gegeben worden war. Jahre später durchzog Philipp V. von Makedonien während des 2. Make donischen Krieges (200-197 v. Chr.) plündernd das Land; bei diesem Feldzug wurde Leukai ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen 318 . Die Existenz dieser Perioikengemeinde bezeugt auch Livius: Nabis, der König von Sparta, schlug im Krieg gegen Philopoimen bei Pleiai sein Standlager auf, einem Ort, der oberhalb von Leukai und Akriai lag 319 . Keine Siedlung, sondern vielmehr die Umgebung beschreibt Strabon: έστι δέ και πεδίον καλούμενον Λ ε ύ κ η 3 2 0 .
b) Die Perioikengemeinde Leukai aufzufinden ist bisher nicht gelungen. Nach den Angaben bei Polybios und Livius müsste Leukai in Nach barschaft zu Akriai gelegen haben (aufgrund des Namens an der Ebene Leuke); anbieten würde sich die Umgebung des modernen Ortes Molaoi (eine archäologische Bestätigung liegt bisher nicht vor). ^ Polybios IV 36, 5. 3igPolybiosV19,8,
Livius Χχχν 27, 3. Strabon 8, 5, 2 p. 363 C.
116
Bölte, RE XXI1 (1951) 189 ff. vermutet die Gemeinde am nordöstli chen Rand der Ebene von Molaoi. Als „Ebene Leuke" identifiziert ist die Ebene von Molaoi, die sich südöstlich des Berges Kourkoula er streckt. Was dieser Region den Namen eingebracht hat, ist nicht ein deutig geklärt. Zum einen soll diese Gegend die Bezeichnung λευκός = weiß aufgrund der dort wachsenden Pappeln erhalten haben321, wobei sich hier die Frage stellt, ob der Pappelbewuchs auch für die Antike galt. Eine andere Deutung bezieht sich auf den dort vorgefun denen Boden: Der südliche Teil der Ebene von Molaoi besteht aus weißen Mergeln. Daher könnte man vermuten, dass eine Gemeinde Leukai nur hier angesiedelt sein konnte322. Die gesamte Ebene war und ist sehr fruchtbar, man findet dort reichlich Getreide, Wein, Oli ven und Feigen323. Nordöstlich vom heutigen Molaoi entdeckte man einige Gräber, bei einem eine Stele mit Giebeldach und Grabinschrift, die nur ungenau datiert ist324. Ungefähr 300 m nordöstlich der Straße von Molaoi nach Sikea, etwa 1,5 km von Sikea entfernt, steht ein runder Turm (nicht datiert), in dessen Nähe man eine größere Menge von grober Kera mik gefunden hat, zum Teil aus früh- und späthelladischer Zeit; die restliche Keramik ist nicht datiert325. In westlicher Richtung, etwa eine Stunde von Molaoi entfernt, befindet sich ca. 0,5 km südlich der Straße von Molaoi nach Apidia eine Anhöhe von etwa 390 m, auf de ren höheren Hängen zahlreiche Scherben, an einigen Stellen auch große Steine, die an Mauerfundamente erinnern, vorhanden sind. Der gesamte Befund gehört der helladischen Epoche an326. Wace, A. J. B./Hasluck, F. W., Laconia. II. Topography. ABSA 14, 1907/08, 162. Philippson, Α., Die griechischen Landschaften. 491. Wace, A. J. B./Hasluck, F. W., Laconia II. Topography. ABSA 14, 1907/08, 162.
»GV1. 1107. Waterhouse, H./Simpson, R. H., Prehistoric Laconia: Part II. ABSA 56, 1961, 138. Waterhouse, H./Simpson, R. H., a. a. O. 139.
117
1957 entdeckte man auf halber Höhe des Hügels zwei ausge plünderte Kammergräber (nicht datiert), 1973 ein mykenisches Kam mergrab mit diversen Kleinfunden (ein Schwert, einen Dolch, zwei Zangen)327. Über das Leben der Gemeinde lässt sich nichts aussagen, auch Hinweise auf den kultischen Bereich fehlen. Zeugnis für das frühe Christentum legen zwei in einer frühchristlichen Basilika gefundene Inschriften ab (datiert etwa 400-500 n. Chr.)328.
3aBqp^,s»G-.Chroniquedes Fouilles. BCH 104, 1980, 605. *>EG 34,1948, 304-305.
118
Biandyna Ptolemaios IM 14, 32 CIGI 1336 = IG V1, 1169 RE III1 (1887) 381 (Oberhummer) Shipley, Nr. 40
a) Zur Geschichte des Ortes können aufgrund fehlender literarischer Quellen - die einzige ist Ptolemaios, Geographia, wo nur die Lage des Ortes bestimmt ist - keine Aussagen getroffen werden. Eine nicht datierte Inschrift, die wegen der angesprochenen Person Markos La· tinios vermutlich der römischen Epoche angehört, weist nach, dass die Bürger der Polis Gytheion 329 einen Bürger aus der Gemeinde Biandyna (Βιαδυναπολείταν ) als Gastfreund und Wohltäter ehren. Auf welche Weise sich Markos Latinios dieses verdient hat, ist der In schrift nicht zu entnehmen. b) Die Existenz der Polis Biandyna kann hauptsächlich durch den Nachweis archäologischer Funde bestätigt werden. Identifiziert wurde die antike Gemeinde mit dem heutigen Ort Elaia im Norden der Westküste der Parnonhalbinsel, in der Nordost-Ecke des lakonischen Golfes zwischen den antiken Gemeinden Akriai im Nor den (modern Kokkinia) und Asopos im Süden (modern Plytra; siehe Karte S. 120). Antike Bauten an dieser Stelle sind bis heute nicht bekannt, entdeckt wurde lediglich ein mittelalterlicher Turm und Reste von Bauwerken, die weder datiert noch beschrieben sind 330 . An den Hängen des Hü gels, auf dem der Turm steht, belegen nicht näher bezeichnete Zeug nisse aus früh- und späthelladischer Zeit die Besiedlung dieses Or tes. Die Anhöhe, steil und steinig auf allen Seiten, war ein idealer Platz für ein kleines befestigtes mykenisches Dorf. Etwa 1 km südlich 33o ° ^ β ί ο η : e i n e Perioikenpolis an der Westküste der Taygetoshalbinsel. Wace, A. J. B./Hasluck, F. W.f Laconia. Topography II. ABSA 14, 1907/08, 162.
119
von Elaia fand man in einem Radius von etwa 300 m zahlreiche Ke ramikbruchstücke, auch aus klassischer und römischer Zeit, ungefähr 1,5 km nördlich von Elaia, auf dem Weg nach Akriai, weitere klassi sche, hellenistische und römische Fragmente. Bei Elaia selbst kamen römische Vasen331 und römische Gräber332 zum Vorschein. c) Vermutungen hinsichtlich der Ausdehnung der Gemeinde können nur zu dem Ergebnis gelangen, dass sie wohl nicht sehr groß gewesen sein konnte, da in unmittelbarer Nähe im Süden Asopos (etwa 6 km entfernt) und im Norden Akriai (etwa 5 km entfernt) lagen, die gewiss größer sowohl an Areal als auch Bedeutung waren, was sich durch die literarischen Quellen und den archäologischen Befund ohne Wei teres nachweisen lässt. Auch der Versuch, durch die Fundstreuung eine flächenmäßige Aus dehnung zu erschließen, dürfte zu keinem befriedigenden Ergebnis führen, da nicht feststellbar ist, welche Funde im Grenzbereich der Gemeinden zu Biandyna oder zu den Nachbarpoleis gehören. Nachweisbar ist die lange Siedlungstradition an diesem Ort von der mykenischen bis in die römische Zeit. Biandyna, gewiss keine große Gemeinde, war vielleicht, wie heute Elaia der Hafen der Stadt Molaoi ist, der Hafen der Perioikengemeinde Leukai, die sich in der Umge bung des heutigen Molaoi befunden haben muss, leider aber archäo logisch noch nicht bestätigt worden ist.
3 3 2 W * ' Chr ·· Chronique des Fouilles. BCH 81, 1957, 551. rnouse, H 7 S i m Pson, R. H., Prehistoric Laconia: Part IL ABSA 56, 1961, 139.
120
Akriai PolybiosV 19,8 Strabon 8, 3,12 p. 343 C; 8, 5, 1 p. 363 C; Livius XXXV 27, 2 Pausanias III 21, 7; 22, 3-5; 22, 9 Ptolemaios III 14,32 IG V1, 1108; 1189 SEG 42, 1992,297 REI 2 (1894) 1195 (Hirschfeld) Shipley, Nr. 37
Λ Α
helladisch archaisch
■ mykenisch □ geometrisch Ψ klassisch/hellenistisch Ο römisch
121
a) Die Polis Akriai ist aus literarischen Quellen erst seit dem späten 3, Jh. v. Chr. fassbar. Polybios V 19, 8 beschreibt den Feldzug Phi lipps V. von Makedonien durch Lakonien während des Bundesge nossenkrieges 220-217 v. Chr., wobei das Umland verwüstet und die Ernte vernichtet wurde; die Stadt selbst blieb offensichtlich verschont. Im Jahr 192 v. Chr. stellte Nabis sein Heer in der Nähe von Akriai auf333. Pausanias zählt die Stadt unter die Eleutherolakonenstädte 334 . Aufgrund des archäologischen Befundes kann die Geschichte der Gemeinde weiter bestimmt werden: Stellenweise war die Gegend be reits in helladischer Zeit besiedelt, seit der archaischen Epoche ist eine Siedlungskontinuität bis in die römische Kaiserzeit feststellbar. Zur Lage äußern sich Strabon und Pausanias: Die Stadt befindet sich auf der östlichen Seite der Eurotasmündung 335 und nach den Resten von Helos 30 Stadien weiter am Meer 336 ; zur Stadt Geronthrai beträgt die Entfernung 120 Stadien 337 , am Meer entlang nach Asopos 60 Stadien338. Als sehenswert erwähnt Pausanias III 22, 4 ein Heiligtum der Göttermutter, von dem die Akriaten behaupteten, es sei das äl teste auf der Peloponnes. Bemerkenswert schien ihm auch ein Eh renmal für Nikokles, der in zwei Olympiaden fünf Siege im Lauf er rungen hatte; errichtet war dieses zwischen dem Gymnasium und der Mauer am Hafen339. b) Die Perioikenpolis Akriai befand sich an der Stelle des heutigen Or tes Kokkinia340. Die Identifizierung gelang dadurch, dass man in der ^3LiviusXXXV27,2. £ Paus. III 21,7. » ptrab0.n 8> 3- 12 p. 343 C; 8, 5, 1 p. 363 C. Paus. III 22,4. m Paus. III 22, 5. 339 Paus. III 22. 9. 3, Paus. III 22, 5. apac tzjs N D ^ · · - Παυσανιου Ελλάδος Περιήγησις. 414 f. gibt eine knappe Lagebeschreib iag vermutllc wrici. ^ h im Süden von Kokkinia über dem Meer, südöstlich von GlykoVNSI und südwestlich von Molaoi.
122 gesamten Umgebung auf griechische Ziegel und Gefäßscherben stieß, die auf eine Siedlung hinwiesen, vor allem aber durch den Fund der beschrifteten Statuenbasis des Olympiasiegers Nikokles, entdeckt bei der Kirche Hagios Johannes (bei einer Quelle nördlich des Dorfes). Im Osten von Kokkinia weisen bearbeitete Kalksteinblöcke auf eine Mauer hin, von der an einer Stelle noch zwei Reihen erhalten sind; ob es sich um eine Stadtmauer handelt, ist nicht näher geklärt, aber durchaus möglich341. Das Fundgebiet der Keramikscherben erstreckt sich über etwa 1 km von Nord nach Süd, über 250 m von Ost nach West. Zudem fand sich schwarzgefärbte Keramik auf einem Hügel in der Nähe der Küste (1km in südlicher Richtung) auf einem Areal von etwa 150 m (N-S) χ 80 m (O-W). Auf dieser Anhöhe sind neben den Resten eines Turmes aus dem Mittelalter durch Erosion römische Gebäude zum Vorschein gekom men; eines davon war aufgebaut aus dicken Mauern aus kleinen Steinen (nicht näher bestimmt, ob gebrochene Steine, Flusssteine oder Schotter), Reihen aus Ziegelsteinen und Zement; einer dieser Bauten besaß einen Mosaikfußboden 342 ; auch ein Bogen aus Zie gelsteinen wurde gefunden. Neben den Ruinen lagen zwei Säulen basen, Fragmente einer römischen Amphore und eine Münze mit dem Portrait des Kaisers Mark Aurel 343 . Die Münze selbst ist nicht näher beschrieben; über Wert oder Prägeort scheint nichts bekannt zu sein, sie verweist ins 2. Jh. n. Chr. und schließt die anderen Fun de vielleicht zeitlich mit ein. Um den Turm herum lagen griechische Scherben und viereckige Steine einer antiken griechischen Mauer
Wace, A. J. B./Hasluck, F. W., Laconia. II. Topography. ABSA 14, 1907/08, 162. Wace, A. J. B./Hasluck, F. W., a. a. O. Waterhouse, H./Simpson, R. HM Prehistoric Laconia: Part II. ABSA 56, 1961, 138 f.
123
(eine Datierung fehlt)
, die in ihrer Funktion nicht bestimmt ist. Im
Jahr 1988 setzte sich ein französisch-griechisches Unternehmen das Ziel, mittels intensiver Ausgrabungen das von Pausanias erwähnte Heiligtum der Göttermutter von Akriai 345 zu lokalisieren. Nach einer Untersuchung der 2 km nordwestlich gelegenen verfallenen Kapelle Hagios Nikolaos, in der zahlreiche antike Architekturelemente einge baut waren, stellte sich heraus, dass diese Kapelle sich nicht auf ei ner antiken Konstruktion befand, es sich also um Spolien handelte. Drei weitere Untersuchungen auf dem Hügel von Kastraki ergaben ein Besiedlungsareal von 7 bis 8 ha auf einem Plateau über dem Meer. Die Spuren lassen sich bis in die erste Hälfte des 4. Jh. v. Chr. zurückführen. Entdeckt wurde eine römische Grabanlage, die in einer Nische eine Aschenurne beherbergte. Eine Mauer aus grob bearbeiteten Blöcken (nicht datiert) kam dort zum Vorschein, auch fand man Reste eines Hauses aus der späten Kaiserzeit, die allerdings nicht ausreichen, um die genaue Funktion, möglicherweise eine villa rustica, zu bestimmen. Im Südosten regi strierte man vereinzelte, nicht näher bestimmte Funde aus der mittelhelladischen Zeit346, hellenistische Keramik, ein dorisches Kapitell und die Reste eines offensichtlich bedeutenden Heiligtums 347 . An diesem Ort wiesen verschiedene Indizien auf ein Heiligtum hin: Man entdeckte mehrere Porosblöcke (eventuell Basen für Statuen), Fragmente einer monolithischen Säule, einige Fragmente dorischer Kapitelle, von denen die älteren in die 1. Hälfte des 6. Jh. v. Chr. zu rückführen. Zu den architektonischen Elementen kamen zahlreiche Exemplare von verschiedenen Votivgaben: Krüge, die am Boden
Μ5
Ρ^8Ϊ§ δ , 4 Ν ' °" Π α υ σ α ν ι ο υ
Ελλαδ0
^ ίΙεΡ^ϊησις· 414 f.
^ W h ! ! ! ' ^ " Chroni
124
zerbrochen waren (ob per Zufall oder aus rituellen Gründen ist nicht geklärt), Gefäße mit Reliefen, zylindrische Gegenstände mit Tierge sichtern (alles der hellenistischen Periode zugerechnet). Es fand sich auch ein Fragment eines Gefäßes aus der geometrischen Zeit, ein dädalisches Köpfchen (7. Jh. v. Chr.) und Scherben aus dem 7./ 6. Jh. v. Chr. Alle diese Gegenstände deuten darauf hin, dass an dieser Stelle das erwähnte Heiligtum der Göttermutter stand; die Da tierung lässt vermuten, dass es sich hier wirklich um ein „sehr altes" Heiligtum handelt (Pausanias IM 22, 4: laut Aussagen der Bewohner das älteste Heiligtum der Göttermutter auf der Peloponnes). Auf einem anderen Hügel, dem Berg Kourkoula zugewandt in Rich tung Hafen, wurde in einer Höhe von etwa 300 m ein Depot von klei nen Schalen (datiert ins 3. Jh. v. Chr.) entdeckt, die höchstwahr scheinlich rituelle Funktion hatten348. Vielleicht lag dort ebenfalls ein kleines Heiligtum, das aber nicht näher zugeordnet ist. In den Jahren 1989/90 wurden nochmals ausgiebige Untersuchun gen vor allem auf dem Hügel von Kastraki vorgenommen349. Man be zog auch die Böschungen in die Arbeit mit ein und beschäftigte sich intensiv mit der Plattform. Die oberste Schicht brachte Material aus der römischen Kaiserzeit zum Vorschein: Fragmente von röhrenför migen Gefäßen, megarische Schalen, Figuren, Lampen, Münzen (genauere Beschreibungen liegen nicht vor). Die Schichten darunter bestanden aus nicht näher bestimmten Füllmaterialien, um Uneben heiten auszugleichen. Zwei weitere Mauern gehörten vermutlich zum gleichen Komplex wie die bereits entdeckten, ebenso ein zweites do risches Kapitell.
Touchais, G., a. a. O. 609. Die folgenden Angaben geben die in Pariente, Α., Chronique des Fouilles. BCH 114, 1990, 736 f. veröffentlichten Ergebnisse wieder.
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Eine Reinigung der Plattform im Ostteil zeigte, dass der Felsen gleichmäßig bearbeitet war, worauf Abschnitte im Fundament hin deuteten. So konnte man die vermisste Nord-Süd-Mauer rekonstruie ren. Eine viereckige Basis schien entweder für einen Altar oder eine Statue bestimmt gewesen zu sein; eine runde Höhlung, am inneren Ende zugespitzt, sollte vermutlich eine große Amphore in aufrechter Lage stützen. Die Fragmente eines lakonischen Aryballos (1. Hälfte des 6. Jh. v. Chr.) verweisen auf eine einheimische Keramikproduk tion, die eines korinthischen Aryballos (1. Hälfte des 6. Jh. v. Chr.)350 möglicherweise auf Beziehungen zu Korinth bereits in der archa ischen Epoche. Zu dem reichhaltigen Fundmaterial zählen u. a. Bruchstücke von Gesimsverzierungen, röhrenförmigen Gefäßen mit Vogelgesichtem, von Pithoi und gerippter Keramik, auch von be schriebenen Ziegeln (zur Art der Beschriftung ist nichts ausgesagt, vielleicht Steinmetzzeichen). Datiert sind die Gegenstände von archaisch bis christlich351. Auch Probeuntersuchungen auf den Terrassen am Hang des Hügels von Kastraki förderten Fundmaterial verschiedener Epochen zutage (aus dem 6. Jh. v. Chr., aus dem 473. Jh. v. Chr. und der späten Kai serzeit; nicht näher beschrieben); möglicherweise wurde es zum Pla nieren der Terrassen benutzt. Die Kampagne des Jahres 1990 war nicht mehr so ergiebig. Der Westsektor des Plateaus auf dem Hügel von Kastraki lag unter einer Schicht Ton auf einer Lage von Ziegelfragmenten, archäologisch Verwertbares gab es nicht. m
Abschnitt Südsüdwest fand man eine zerstörte Stützmauer, mög
licherweise von einem Peribolos, in der Ecke Westsüdwest drei Parten!* A " £ h r o n ' q u e d es Fouilles. BCH 114, 1990, 736 f. en «*, Α., Chronique des Fouilles. BCH 114, 1990, 736.
126 Fragmente einer Säule mit abgeschrägter Kante am Fuß einer behauenen Stufe im Felsen, die wahrscheinlich zu einem Propylon ge hörte. Dort entdeckte man auch ein dorisches Kapitell, das verwen det worden war, um einen Hohlraum im Felsen einzuebnen. Auf der Terrasse im Nordosten der Plattform stehen senkrecht zwei Mauern, am äußersten Punkt einer dritten Mauer scheint ein Porosblock ein Steinmetzzeichen zu tragen. Unter einer Schicht von Ziegelfragmenten, verbunden mit nicht ge brannten Ziegeln, lag eine ältere Mauer, jedoch fand sich kein Mate rial, das zur Datierung des Bauwerks beitragen konnte. Das Ergebnis der Nachforschungen lautet: Man kann auf dem Gipfel des Hügels von Kastraki mit einem Heiligtum rechnen, das sich bis in das 7. Jh. v. Chr. zurückdatieren lässt. Mehrere architektonische Tei le gehören zur archaischen Phase. Das hellenistische Gebäude, ein schließlich der Säulenhalle, war zerstört, wurde aber rekonstruiert, und diente in der späteren Zeit als Steinbruch für den Aufbau der Kapelle Hagios Nikolaos. Oberhalb von Kokkinia konnte man eine „heilige Zone" identifizieren. Das Fundmaterial, einschließlich der Miniaturgefäße, ist nicht jünger als 6. Jh. v. Chr.352. c) Die Perioikenpolis Akriai lag am westlichen Fuß des Bergzuges Kourkoula, der sich vom Meer her relativ schnell zu einer Höhe von 800/900 m emporhebt (auf einer Länge von rund 3-4 km). Etwa 2 km vom Meer entfernt befindet sich das Plateau von Kastraki. Geprägt ist die Umgebung von rasch ansteigenden Hügeln mit ebenen Flä chen dazwischen; zahlreiche Wasserläufe fließen in Richtung Meer. Die wirtschaftliche Lage war gewiss nicht schlecht, Akriai hatte im Südosten Anteil an der fruchtbaren Ebene Leuke, auch nach Norden 352
Pariente, Α., Chroniquedes Fouilles. BCH 115, 1991, 862.
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breitete sich relativ ebenes Hinterland aus, geeignet zum Landbau. Ackerbau, in den Hügeln Weidewirtschaft und am Meer vor allem Fi scherei sicherten der Bevölkerung ein hinreichendes Auskommen, vielleicht trug auch Handel dazu bei, wie es bei Küstenstädten durchaus üblich ist. Der Umfang des in der Antike besiedelten Areals von Akriai lässt sich aufgrund der Fundstreuung ungefähr bestimmen: etwa 3 km vom Meer ins Landesinnere bis zum Hügel von Kastraki und 2 km am Meer entlang nach Süden, wobei die Fläche nicht durchgehend, son dern lediglich punktuell Funde aufweist; innerhalb des Gebietes sind es drei Stellen, an denen reichlich Material entdeckt wurde. Wie groß das gesamte, zu Akriai gehörige Umland war, lässt sich nicht feststel len, da in näherer Umgebung kleinere Gemeinden (Biandyna im Sü den, Palaia Korne im Norden, das noch nicht identifizierte Leukai im Osten) existierten, deren Grenzen sich ebenfalls nicht bestimmen lassen. Erwähnt wird eine Mauer im Osten von Kokkinia, vermutlich eine Stadtmauer (genauer ist sie nicht bestimmt)353; es ist zu wenig davon erhalten, um das befestigte Stadtgebiet erkennen zu können. Von der Mauer am Hafen, die bei Pausanias354 erwähnt ist, wurde offen sichtlich nichts entdeckt, ebensowenig vom Hafen. Kleine Einblicke in das Leben der Stadt Akriai bietet das epigraphische Material. Eine Inschrift355 ist eine Weihe-Inschrift aus römischer Zeit, gefunden beim Heiligtum der Göttermutter, aber nicht näher be stimmt, eine weitere356 stammt aus dem 3. Jh. n. Chr. und ist eine Grabinschrift, in der ein Bürger aus Akriai (Ασκληπιόδ ... Άκρεάτης) 351
W
354
Α
"
Pa^m 90 ^ / H a s l u c k ' F · w - Laconia. II. Topography. ABSA 14, 1907/08, 162.
355 c, r
^ ' 5·
a * 6 * 1 . 1 9 9 1 . 310. SEG 42,1992,297.
128 mit seinem Sohn genannt ist, die beide bei einem Schiffsunglück im kretischen Meer umgekommen waren. Dieser Asklepiodoros ist in der Inschrift erwähnt als ταμίας, er war also in irgendeiner Form Ver walter von Finanzen in Akriai. In einer weiteren Inschrift357 ist eben falls
ein
Bürger
aus
Akriai
genannt
(Όνασάνδρος Κλεαρέτου,
Ακρειάτας), eine Datierung liegt nicht vor. Ein Zeugnis besonderer Art wurde bei Hagios Johannes gefunden358: Die Bewohner von Akriai ehren den Nikokles, der in zwei Olympiaden in Laufwettbewerben fünfmal gesiegt hat 359 . Die Inschrift selbst ist sehr schlecht erhalten, die Buchstaben sind kaum mehr zu entziffern, weshalb eine Datierung nicht möglich ist. Der Text, der jetzt in IG V 1 , 1108 überliefert ist, ist eine Ergänzung von Le Bas nach den Ausführungen bei Pausanias: [Oi Ακριατ]αι Νικοκλέ[α] [πεντάκις Ό]λ[υ]μπι[ο]νί[καν]. Die Inschrift nennt hier ganz selbstverständlich eigenständig han delnde Bürger der Gemeinde Akriai und zeigt daneben auf, dass Bürger aus Perioikenstädten an den großen panhellenischen Spielen teilnehmen konnten. Da die Inschrift nicht datiert ist, muss die Frage, ob Nikokles als Bürger einer Perioikenstadt Lakedaimons oder als Bürger einer Eleutherolakonenstadt teilgenommen hatte 360 , unbeant wortet bleiben. Für eine Bestimmung der Stellung der Perioiken in nerhalb des Staates Lakedaimon wäre eine eindeutige Datierung hilf reich gewesen.
IG V1, 1189. IG V I , 1108. Paus. III 22, 5. Allerdings bestätigen andere Inschriften durchaus, dass auch in der klassischen Zeit Pe rioiken mit dem Namen ihrer eigenen Gemeinde benannt in Inschriften aufgeführt sind: Πελλανεύς εκ της Λακωνικής (IG XII 5, 542) und Έπιδαύριος εκ της Λακωνικής (IG XU 5, 542). Diese Inschrift ist datiert in das 4. Jh. v. Chr.
129
Pleiai LiviusXXXV27,2;27,6 IG V1,602; 1107 a RE XXI1 (1951) 169 ff. (Bölte) Shipley, Nr. 99
a) Das einzige historische Ereignis z u dieser G e m e i n d e ist überliefert bei Livius: Bei Pleiai, einem Ort, der oberhalb v o n Leukai und Akriai liegt, schlug der Lakedaimonierkönig Nabis sein Standlager auf, als er 192 v. Chr. gegen Philopoimen kämpfte. b) Die Identifizierung des Ortes Pleiai ist aufgrund der schlechten Q u e l lenlage sehr kompliziert. A. J . B. W a c e u n d F. W . Hasluck 3 6 1 v e r m u ten, dass die beiden N a m e n Pleiai bzw. Palaia Korne zwei verschie dene Bezeichnungen für d e n s e l b e n Ort sind, eine Begründung liefern sie nicht. Bölte, RE X X I 1 (1951) 189 ff. schließt dies kategorisch aus, da die Lagebeschreibungen der beiden Orte darauf schließen lassen, dass es sich um zwei verschiedene Siedlungen gehandelt haben muss. Da Pleiai oberhalb v o n Akriai u n d Leukai („imminet") lag, L e u kai nach Bölte wahrscheinlich a n d e r nordöstlichen U m r a n d u n g der Ebene Leuke, könnte m a n a n n e h m e n , dass Pleiai a m östlichen A b hang des Berges Kourkoula seinen Platz hatte, a n einer „quellenrei chen Stelle", möglicherweise dort, w o heute die Ortschaft Molaoi liegt. Den Ort selbst, oder die G e g e n d , w o der Ort gelegen haben könnte, hat man offensichtlich noch nicht entdeckt, es gibt weder Fundbeschreibungen noch archäologische Hinweise. c
) Da die Identifizierung der G e m e i n d e Schwierigkeiten bereitet, lassen sich auch über Größe, A u s d e h n u n g und historische Einordnung kei ne Aussagen treffen. Lediglich zwei Inschriften liegen vor, die in Z u sammenhang mit d e m Ort z u bringen sind. Ein Relief, gefunden in
'-/Hasluck, F. W., Laconia. II. Topography. AßSA 15, 1908/09, 162.
130 Asopos (südlich von Pleiai), gefertigt aus gewöhnlichem Marmor, zeigt eine Artemis, die nach rechts schreitet und eine Lanze in bei den Händen trägt. Die dazu gehörige Inschrift lautet: ΠεΛ ιππις άνέθεκε Αρτάμιδι362, und wird ins 5. Jh. v. Chr. datiert. Da für Asopos kein Artemis-Kult belegt ist, wäre es möglich, dass dieses Relief zu einem Kult in einer Nachbargemeinde gehört, denkbar wäre hier durchaus Pleiai. Die zweite Inschrift bezeugt eine ΠΟΝΠΩΝΙΑ ΚΑΛΛΙΣΤΟΝΕΙΚΗ als Priesterin verschiedener Kulte, darunter auch als Priesterin der ΑΡΤΕΜΙΔ
ΠΑΤΡΙΩΤΙΔΟΣ ΕΝ ΠΑΕΙΑΙΣ 363 (gefun
den in der Kirche Hagios Theodoron zwei Stunden westlich von Sparta, ins 3. Jh. n. Chr. datiert). Beide Inschriften belegen einen zu Pleiai gehörenden Artemis-Kult, wenngleich sie zeitlich extrem weit auseinander liegen. Gehören beide zum selben Kult, wäre das Be stehen desselben über einen sehr langen Zeitraum dokumentiert. Ein Heiligtum zu lokalisieren bereitet Schwierigkeiten. Die Angaben bei Livius reichen nicht aus, um den Ort geographisch festzumachen. Groß kann Pleiai wohl nicht gewesen sein. Hinweise auf eine Ummauerung fehlen gänzlich; vielleicht war es eine Siedlung im Ein zugsbereich einer größeren Gemeinde, möglicherweise von Akriai („imminet is locus et Leucis et Acriis")364. Eine vorsichtige Hypothese könnte man wagen: Leukai wurde als Gemeinde zwar noch nicht lo kalisiert, lag aber vermutlich in der Nähe des heutigen Molaoi. Zwi schen Kokkinia (antik Akriai) und Molaoi befindet sich der Berg Kour koula. Bei der Forschungskampagne im Jahr 1988 (vgl. die Be schreibung von Akriai S. 124) entdeckte man auf einem etwa 300 m hohen, dem Berg Kourkoula zugewandten Hügel einen heiligen Ort IGV1, 1107 a. IG V1, 602; aufgrund dieser Inschrift vermutete Niese, dass Pleiai zum Spartiatenland gehörte (Göttingische Gelehrte Nachrichten 1906, 114 9) Livius XXXV 27, 2.
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mit Fundstücken, die dem 3. Jh. v. Chr. zugeordnet wurden, ein De pot von kleinen Schalen, die wahrscheinlich rituelle Funktion hat ten365. Vielleicht war hier der Platz, an dem die Artemis von Pleiai verehrt wurde. In der Umgebung dieses Fundplatzes hätte durchaus eine kleine Ortschaft liegen können. Der Südwest-Ausläufer des Ber ges Kourkoula bietet einige Möglichkeiten für eine Ansiedlung, wo das Gefälle nicht so steil ist, auch für etwas Feldbau und Weidewirt schaft; die Umgebung des heutigen Molaoi hätte ebenfalls einer Siedlung Raum geboten. Ob eine Polis hier gelegen hat, ist nicht festzustellen, da Fundstücke, die für Siedlungen typisch sind, bis jetzt fehlen. Vielleicht handelte es sich bei Pleiai überhaupt nicht um eine Siedlung, sondern nur um einen Kultplatz.
;
·. Chronique des Fouilles. BCH 113, 1989, 603.
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Helos Homer, llias II 584 Thukydides IV 54, 4 Xenophon, Hellenika VI 5, 32 Polybios V 19, 7 Strabon 8, 3, 12 p. 343 C; 8, 5, 2 p. 363 C Pausanias III 2, 7; 20, 6/7; 22, 3/4 Stephan v. Byzanz 269 IG V1, 213; 497; 1109 IG VII, 1765 REVIII 1 (1912) 200 ff. (Bölte) DNP 5 (1998) 333 (Y. Lafond) Shipley, Nr. 65
a) Helos, nach Pausanias III 20, 6 eine Gründung von Helios, dem jüng sten Sohn des Perseus, liegt in einer großen Ebene, die der Eurotas durchfließt366, und wird erwähnt als επί θαλασσή πόλισμα367. Bei Stra bon wird Helos beschrieben als κώμη, jedoch mit dem Hinweis, dass es bei Homer πόλις genannt wurde368, der die Gemeinde im Schiffs katalog der llias aufführt369; verweist man die Geschehnisse der llias in die mykenische Zeit, bedeutet dies für Helos und sein Umland eine sehr frühe Besiedlung, die durch den archäologischen Befund nach gewiesen ist. Unter Alkamenes, dem Sohn des Telekles, erhoben sich die achaischen Bewohner von Helos gegen die Dorer370, wurden aber besiegt und zu Staatssklaven (Heloten)371 der Lakedaimonier gemacht (An fang 7. Jh. v. Chr)372. 424 v. Chr. landeten die Athener unter der Füh rung des Nikias, nachdem sie Kythera besetzt hatten, unter anderem
Strabon 8, 3, 12 p. 343 C. Paus. III 2, 7; III 20, 6. Strabon 81 5. 2 C 363. Homer, llias II 584. Paus. III 2, 7. Die Volksetymologie leitet den Begriff „Heloten" vom Ort Helos her. Die eigentliche Deu tung des Begriffes leitet sich aber wohl von είλωτες (die Gefangenen) ab (Clauss, M., Sparta. 110; Papachatzis. 399). Wace, A. J. B./Hasluck, F. W., Laconia. IL Topography. ABSA 15, 1908/09, 161 f.
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auch bei Helos und verwüsteten das Umland373. Das bedeutet, dass Helos in der klassischen Zeit wieder als Polis existierte374. Als die Thebaner nach der für sie siegreichen Schlacht bei Leuktra (371 v. Chr.) ins Innere Lakoniens vorrückten, nahmen sie ihren Weg über Helos und Gytheion und setzten die unbefestigten Städte in Brand375, wozu sicherlich Helos gehörte (Befestigungsmauern wurden von den Archäologen nirgends entdeckt). Ende 3. Jh. v. Chr. lagerte Philipp V. von Makedonien während des Bundesgenossenkrieges (220-217 v. Chr.) in der Ebene von Helos376. Zu Strabons Zeit war Helos eine Korne377, Pausanias fand bei seinem Besuch nur noch Überreste378 vor. Eine Beschreibung der Ruinen von Helos bringt Pausanias nicht, erweist lediglich auf einen Kore-/Demeterkult hin379. b) Die Lage der ehemaligen Perioikengemeinde ist nicht gesichert (sie he dazu die Karte S. 135); englische Forschungen identifizierten das prähistorische Helos bei Hagios Stephanos in der Ebene von Helos. Dort fanden sich etwa 5 km westlich des heutigen Skala mittel- und späthelladische Reste, außerdem mykenische Kindergräber. Das He los der klassischen Zeit aber müsste weiter östlich gelegen haben380;
Thuk. IV 54, 4: „Sie verließen Kythera, dann fuhren sie gegen Asine, Helos und die meis t e n Städte an der Küste". Zu Helos als Polis siehe auch S. 210, Fußnote 666. Holte RE III Α (1929) 1335 merkt dazu an, dass seiner Ansicht nach Helos nicht wieder Desiedelt wurde; das Umland von Helos gehörte in der klassischen Zeit zum Spartiatenarw, innerhalb dessen keine Pehoikenpoleis existierten. Belegt sind für diese Zeit ein HeiflGVM o^ K ° r e ' d a S b i s i n d i e a c h a i s c h e Zeit zurückgeht, ebenso ein Kult für Poseidon Die G e b ä u d e f ü r d i e nanh R-Ί* Priester und die für den Kult tätigen Beamten genügten Fußnrtelτο6FeitS' u m e i n e E r w ä hnung von Helos zu rechtfertigen (Thuk. IV 54, 4: siehe 376
und rl«!" V l 5 ' 3 2 : , , D a S f e i n d l l c h e H e e r marschierte auf der Straße in Richtung auf Helos Polyb V^g° n 7 weiler · S o w e i t d i e Städte unbefestigt waren, wurden sie in Brand gesteckt".
3^trabon8,5,2p.363C. 37 Paus. III 22, 3.
*£«■!" 20, 7. apachatzis, Ν., Παυσανιου Ελλάδος Ιίεριηγησις. 398-400 und 414.
134
geht man nach Pausanias \ wäre Akriai in etwa der Standort von Helos, wenn man von Trinasos aus die 80 Stadien bemisst; aller dings hat Pausanias sich öfter bei Entfernungsangaben verschätzt. Erste englische Untersuchungen stellten in der Nähe des heutigen Giykophrisi antike Überreste fest, auch zerbrochene Keramik, auf ei nem Hügel namens Hagios Johannes griechische Scherben. Auf dem Hügel στο Μονολακι entdeckte man einen Fuß einer Statue aus Marmor, zerbrochene Keramik, dazwischen in der Lagune in der Nä he der Kapelle Hagios Strategos Überreste von kleinen, mit Mörtel gebauten Häusern382. Zu einer Datierung der Funde wurden keine Angaben gemacht. Bei späteren Untersuchungen383 beschäftigte man sich intensiver mit dieser Gegend, der Ebene von Helos. Der oben genannte Hügel Ha gios Johannes war auf einer Fläche von ungefähr 150 χ 130 m mit antiken Scherben bedeckt, vorwiegend aus der klassischen und hel lenistischen Epoche, aber auch mittel- und späthelladische Zeugnis se fanden sich, die nicht näher beschrieben sind. In Richtung Ostsüdost des Ortes Hagios Johannes standen Haus mauern, gefertigt mit Mörtel, wohl hellenistisch oder römisch. Entlang der Straße zwischen Hagios Johannes und Giykophrisi entdeckte man Miniatur-Skyphoi, die wahrscheinlich aus Gräbern stammten (ähnliche fand man beim Amyklaion bei Sparta, auch bei Angelona, einem Dorf in der Nähe der Perioikenpolis Epidauros Limera, und ebenso im Heiligtum der Artemis Orthia in Sparta).
Paus. III 22, 3. Wace, A. J. B./Hasluck, F. W., Laconia. II. Topography. ABSA 15, 1908/09, 161 f. Die Darstellung folgt dem Forschungsbericht von H. Waterhouse und R. H. Simpson ιι ABSA 55, 1960.87-103.
VlachfoUs
Hagios Joannis Monoiaki Asten . D^
Helos (modern)
TD
Vezani (Glykophrisi)
•• D Efäsa Hagios Strategos
< mykenisch □ geometrisch
lassiscft
Q
römisch
y
nicht dauert
_
136 In der Umgebung von Hagios Strategos (2 km südwestlich von Glykophrysi) zeugt überwiegend neolithische und frühchristliche Kera mik, 1 km östlich helladische Keramik von Besiedlung; bei Elitsa fand man Überreste eines mykenischen Grabes. Schwarzgefärbte Scher ben auf dem Hügel selbst und 2,5 km nördlich davon Fragmente von Amphoren, Ziegeln und schwarzgefärbter Keramik wurden der klas sischen Zeit zugeordnet. Die nächste Fundstätte, Asteri mit dem Berg Dhragatsoula, zeigt ei nen kleinen prähistorischen Platz, der während der Bronzezeit besie delt war; etwa 600 m südöstlich bei Keramidion wurden menschliche Knochen in Pithoi gefunden. Der Hügel Karaousi bei Asteri war eben falls in prähistorischer Zeit bewohnt. Aufgrund der hohen Qualität der Scherben kann man davon ausgehen, dass hier ein bedeutender Ort lag. Protogeometrische, geometrische und klassische Keramik kam östlich von Karaousi zum Vorschein. Im Norden von Asteri, etwa 2 km entfernt, wurde ein mykenischer Platz nachgewiesen. Ein weiteres Areal mit Siedlungsspuren bietet die Umgebung von Vlakhioti. Südöstlich fand man
klassische
und
späthelladische
Scherben, 100 m nordwestlich auf einem Hügel klassische und hel lenistische Keramik. Auf dem Hügel Kokkinada kamen Reste von Kammergräbern
und späthelladische
Scherben zum Vorschein,
200 m nördlich von Kokkinada frühhelladische und klassische Bruch stücke. Bei Skala, bei den Ruinen der Kapelle Hagios Nikolaos, waren einige helladische Scherben verstreut. Xeronisi, südlich von Hagios Johan nes, wies nur helladische Scherben auf. Panagiotis/Lefkas, in der nordwestlichen Ecke der Helos-Ebene, stellt einen weiteren Fundort dar. Auch dieser präsentierte etwa 400 m südlich der Straße nach Krokeai vorwiegend Prähistorisches,
137
möglicherweise war hier das Zentrum einer bronzezeitlichen Sied lung, lediglich vereinzelt lagen klassische Scherben dazwischen. 200 m südwestlich von Lefkas ergab sich ein ähnlicher Befund: helladische Scherben, dazwischen etliche klassische, auf einem Areal von 150 χ 120 m. Ebenso verhält es sich bei Hagios Stephanos am Westende der Ebene: Auf der nördlichen und südlichen Seite des Hügels gab es zahlreiche Funde, die der helladischen Epoche zuzu rechnen sind, darunter ein klassisches Miniatur-Votivgefäß. Die Stei ne, die zu einer großen Anzahl von Gebäuden gehören, lassen einen bedeutenden Ort der mittel- und späthelladischen Zeit vermuten. In der Nähe weisen Fundamente antiker Häuser, die in die Felsen ge hauen waren, auch Ziegel und schwarzgefärbte Keramik in die klas sische Epoche. Reichliche Überreste aus klassischer, hellenistischer und römischer Zeit in dem Gebiet zwischen Glykophrisi und Vlakhioti lassen den Schluss zu, dass das klassische Helos wohl an dieser Stelle zu su chen ist384. Allerdings ist der archäologische Befund an keiner Stelle so ausgiebig, dass man behaupten könnte, hier sei eine Stadt ge standen. Weitaus wahrscheinlicher war das klassische Helos ein Synoikismos aus vereinzelten Dörfern und Bauernhöfen, wie H. Waterhouse und R. H. Simpson385 vermuteten; nähere Erläuterungen dazu geben die beiden nicht. c
) Die Fundplätze, die vermutlich zum antiken Helos gehörten, liegen heute nicht mehr έπί θαλασσή, sondern in der Ebene, die Helos (das bedeutet sowohl altgriechisch als auch neugriechisch Sumpfland) heißt.
385
zi^ln ?Ute' H ' / S i m P s ° n . R- H., Prehistoric Laconia. Part IL ABSA 56,1961, 173 identifiWatTrhn u d ' e S i e d , u n 9 b e i Hag'os Stephanos. emouse, H./Simpson, R. H., Prehistoric Laconia. Part I. ABSA 55, 1960, 103.
138 Der oben angeführte Synoikismus mehrerer Bauerndörfer scheint sich zu bestätigen, nirgends wurde eine Befestigungsanlage, die die besiedelten Orte eingeschlossen hätte, festgestellt. Die antike Siedlung Helos befand sich am Meer und besaß wohl ei nen Hafen, von dem aus Waren auf dem Eurotas nach Sparta, aber auch ins Ausland verschifft werden konnten. Das Hinterland der Polis, als Schwemmland sehr fruchtbar und nur sehr langsam auf eine Höhe von etwa 150-160 m ansteigend, bot gute Anbaumöglichketten für Getreide, Obst und Gemüse, nicht umsonst gehörte diese Ebene zum Spartiatenland. War Helos in der klassischen Zeit wieder eine Perioikenpolis, so wäre es interessant zu wissen, wie sich dieser Sta tus der Gemeinde mit der Lage innerhalb des Spartiatenlandes ver tragen hatte. Ein Gemeinwesen dort hat es seit dem 3. Jh. v. Chr. mit Sicherheit gegeben, da eine Siegerinschrift 386 existiert, die einen Be wohner von Helos, einen Έλείτης oder Έλείτης, nennt und ins Jahr 240 v. Chr. datiert ist367; durchaus interessant ist die Nennung mit dem Ethnikon, nicht als Λακεδαιμόνιος; man könnte fast vermuten, dass das Selbstbewusstsein der Perioiken in den Jahrzehnten nach Leuktra zugenommen hat Ab 195 v. Chr. gehörte die Helosebene nicht mehr zu Sparta, sie war sozusagen sui iuris380. Warum die Polis zu Strabons Zeit nur noch eine Korne war und zu Pausanias' Zeiten nur noch aus Ruinen bestand, ist leider nicht festzustellen. Epigraphisches Material, das Einblicke in das Leben der Menschen geben könnte, ist für Helos bis jetzt nur in Form einer einzigen In schrift vorhanden, die im Mündungsbereich des Eurotas gefunden wurde: Die Inschrift stammt aus den Jahren 333-337 n. Chr. und er-
IGVII r 1765zuBoiotien. Shipley, G.f Spartan Territory in the late Classical and Hellenistic Periods. ABSA 95, 2000, 377. Bolte, REIH A2 (1929) 1335.
139
wähnt die Kaiser Konstantin und Konstans389; wie sich die Inschrift in die Stadtgeschichte von Helos einordnen lässt, ist nicht ersichtlich. Allein über den kultischen Bereich können wir sporadische Erkennt nisse gewinnen. Offensichtlich fanden Spiele statt zu Ehren Posei dons, die bereits für das 5. Jh. v. Chr. bezeugt sind390. Auch ein Kore-Kult wird erwähnt; dazu findet zu bestimmten Zeiten ein Festzug statt, bei dem die Frauen ein Xoanon391 der Köre zum Eleusinion in der Nähe von Sparta bringen392.
JH'GVUiog. *·βνΐ,213.·
* Pa^ W
V
/ B ° i a i ' S ' 84 ' Fußnot * 203.
"s. III20, 7. Vgl. Das Kapitel „Kult", bes. S. 316 f.
140
Palaia Korne Pausanias III, 22, 6 RE XVIII 2 ( 1942) 2444 f. (Bölte) Shipley, Nr. 99
a) Nach Pausanias III 22, 6 liegt Palaia Korne entlang des Weges von Akriai nach Geronthrai. Über die Geschichte dieses Ortes lässt sich weiter nichts in Erfahrung bringen. b) Man vermutet den Ort in der Nähe des heutigen Apidia, etwa 15 km Luftlinie südöstlich vom antiken Geronthrai (modern Geraki), auf ei ner Bergspitze südwestlich der Ortschaft. Darauf lassen Scherben aus neolithischer bis in die klassische Zeit schließen 393 . Auf der An höhe mit den Resten eines fränkischen Turmes weisen Scherben auf eine „sehr alte" Besiedlung hin, genauer ist der Fund nicht beschrie ben 394 . Südlich der Straße von Apidia nach Gouves, etwa 0,5 km vom Gipfel des Berges von Vonda entfernt, ist ein kleiner Ort nach gewiesen, welcher der klassisch/hellenistischen Epoche zuzuordnen ist. Im Osten des Ortes befand sich eine Quelle. Das Gebiet ist be deckt mit behauenen Steinen, mit schwarzgefärbter Keramik aus der klassischen Zeit und mit Ziegeln 395 . Bei Hagios Johannes bei Apidia kam bei einer Ausgrabung ein kleines Heiligtum zum Vorschein mit zahlreichen Vasen, die ins 5. Jh. v. Chr. datiert wurden, ebenso Fun damente, Ruinen und gebrannte Ziegel 396 . Nicht festgehalten ist, aus welcher Zeit die letztgenannten Funde stammen. Es wurden außer dem bei Apidia zahlreiche Münzen des C. lulius Eurykles397 gefun-
Waterhouse, H./Simpson, R.H., Prehistoric Laconia. Part I. ABSA 55, 1960, 86 f. Papachatzis, N. D., Παυσανιου Ελλάδος Περιήγησις. 416. Waterhouse, H./Simpson, R. H., Prehistoric Laconia. Part I. ABSA 55, 1960, 86 f.; Anm. 101. Pritchett, W. K./van der Waerden, B. L, Chronique des Fouilles. BCH 85, 1961, 21. RE XVIII (1942) 2444 f. (Bölte); zu Eurykles siehe auch S. 83, Fußnote 196.
141 den, also aus römischer Zeit; in welcher Beziehung Eurykles zu Palaia Korne stand, ist nicht zu ermitteln. c) Über den Ort lässt sich weiter nichts aussagen, bei Pausanias als „Korne" bezeichnet, kann die Siedlung trotzdem in klassischer Zeit eine Perioikenpolis gewesen sein. Vielleicht aber stand sie auch in Abhängigkeit einer größeren Gemeinde, hier läge Geronthrai nahe. Das Heiligtum konnte keiner bestimmten Gottheit zugeordnet wer den, über Kultausübungen ist nichts bekannt.
142 Geronthrai Pausanias III 21, 7; III 22, 6-8 Stephan v. Byzanz 203 IGV1, 1110-1141 SEG2, 1924, 160-169 L. Robert, REG 37, 1924, 180 f. REVM1 (1910) 1268 (Bölte) DNP4(1998)976(Y.Lafond) Shipley, Nr. 41
a) Die Geschichte des Ortes zu rekonstruieren fällt nicht leicht, da litera rische Quellen weitgehend fehlen. Geronthrai war offensichtlich keine Gründung der Lakedaimonier, sondern wurde im Zuge der dorischen Einwanderung in Besitz genommen. Die achaische Vorbevölkerung wurde vertrieben, der Siedlungsplatz übernommen 398 . Für die Zeit zwischen der Inbesitznahme des Ortes und der römischen Epoche sind keine literarischen Zeugnisse vorhanden. Seit 195 v. Chr. gehör te die Gemeinde zu den Eleutherolakonenstädten 399 . Die Existenz der Perioikenpolis Geronthrai wird neben den spärlichen schriftlichen Quellen vor allem durch reichhaltiges Fundmaterial dokumentiert. Mit den Angaben bei Pausanias zur Lage von Geronthrai lässt sich der Ort festmachen: von Akriai im Süden 120 Stadien 400 , von Selinus im Norden 20 Stadien401, von Marios im Nordosten 100 Stadien ent fernt402. Pausanias bezeugt für Geronthrai einen Tempel des Ares mit einem heiligen Bezirk, den die Frauen nicht betreten durften (dazu ein jährliches Fest), zudem einen Apollon-Tempel auf der Akropolis mit einer Kultstatue aus Gold und Elfenbein 403 , b) Die Polis wurde identifiziert mit dem heutigen Geraki, das etwa 40 km in südöstlicher Richtung von Sparta liegt. Vieles blieb durch Verbau398
Paus. III 2, 6 und III 22, 6. Paus. 11121,7. Paus. III 22, 6. 401 Paus. III 22, 8. 402 Paus. III 22, 8. 403 Paus. III 22, 7.
399
400
143
ung in christliche Kirchen erhalten. Oberhalb des Hügels von Geraki befand sich wohl eine bedeutende bronzezeitliche Anlage; man ent deckte Mauerreste aus der mittel- und späthelladischen Epoche 404 . Reichlich Mauern aus „historischer" Zeit fand man in der unteren Stadt bei den Quellen, wo nach Pausanias die Agora lag 405 .
17
Eurotastal
1 km . Λ helladisch ■ mykenisch ▼ klassisch/hellenistisch
▲ archaisch Ο römisch
—ι ΦΝ
Das von der Stadtmauer umgebene Areal umfasste etwa 3,84 ha und bot möglicherweise 400-600 Einwohnern Platz406. Jahrzehntelange Grabungen erwiesen das antike Geronthrai als eine bedeutende Penoikenpolis407. Man versuchte, die bei Pausanias erwähnten Gebäuschmncl S V D - ' Π α υ σ α ν ι ° υ Βλλαδος Περιήγησις. 415. Dazu sehr ausführliche ForMulde? ς AC/r8 m : C r o u w e l - J- H./Prent, M./MacVeagh Thorne, St./Cappers, R. T. J7 inLairnni» οι. e r ' T / L a n 9 n d g e - N o t i , E./van Dijk-Schram, L., Geraki. An Acropolis Site 405 2 konia ' Phar os 10, 2002, 1-81 ^vanagh, W. G./Crouwel, J./Catling, R. W. V./Shipley, G., The Laconia Survey. Vol. I. nia G ^ r A D o i - " 9 f o l g t d e n Ausführungen von Wace, A. J. B./Hasluck, F. W., Laco•^eraki. ABSA 11, 1904/05, 91-123.
144
de und Plätze zu loka lisieren. Aufgrund von antiken
bearbeiteten
Marmorblöcken und ei nigen dorischen Triglyphen, die in die Kirchen Hagios
Nikolaos
und
Hagios Sozon verbaut sind,
vermutete
man
den Ares-Tempel an ei ner Stelle südöstlich des Dorfes, die mit Ruinen einer byzantinischen Kirche besetzt ist. Fundamente oder weitere architektonische Teile eines Tempels entdeckte man nicht. Beim heutigen Dorf Geraki lag die antike Akropolis 408, auf einem niedrigen, kahlen Kalksteinhügel mit abgeflachter Spitze und von ovaler Form mit den Maßen von etwa 240 χ 160 m. Die Spitze dieser Erhebung war umgeben von einer pelasgischen Mauer im Westen und Nordwesten, die verbliebenen Reste der ursprünglichen Mauer sind hier allerdings sehr gering; besser erhalten ist die Befestigung im Norden und Osten, bisweilen bis zwei Meter hoch. Der Torweg wurde von einem Turm geschützt, von dem nur noch Fundamentreste stehen. Die Mauerkonstruktion wird als primitiv be zeichnet, da sie aus großen, unbearbeiteten Steinen besteht, deren Fugen durch kleinere Steine ausgefüllt waren 409 . Sorgfältiger gefertigt waren die polygonalen Steine für die Fundamente des Torturmes. Die Mauer muss nicht aufgrund ihres Stils prähistorisch sein, aber ei ne frühe Besiedlung ist durch Keramik, vermutlich aus der BronzeSkizze nach ABSA 15, 1908/09, 163/164. Wace, A. J. B./Hasluck, F. W. Laconia. Geraki. ABSA 11, 1904/05, 94 f.
145
zeit, belegt410. Neben diesen Funden entdeckte man bei weiteren Forschungen im Sommer 1997 auf der Akropolis einen Münzschatz, bestehend aus 53 Silbermünzen und einer Kupfermünze, datiert vom 5. Jh. - 3. Jh. v. Chr., alle an einer Stelle zusammen mit den Überres ten eines Gefäßes411. Auf der Ostseite des Akropolis-Hügels gibt es einen leichten Aufstieg zur Akropolis mit dem einzigen erkennbaren Torweg in der pelasgischen Mauer. So nahm man an, dass das anti ke Geronthrai im Osten der Akroplis lag. Im südöstlichen Teil des Akropolis-Hügels entspringt eine Quelle, die möglicherweise identisch ist mit einer der bei Pausanias genannten Quellen ποτίμων υδάτων412, die sich auf der Agora befanden. Ein wei teres Indiz für die Agora an dieser Stelle bieten die zahlreichen Fragmente des diokletianischen Maximaltarifs, die in die nahegele gene Kirche Hagios Johannes Chrysostomus verbaut sind; ein derart wichtiges Dokument wird vermutlich an einem öffentlichen Platz, eben der Agora, aufgestellt gewesen sein. Außerordentliche Bemühungen widmete man der Suche nach dem Apollon-Tempel, der nach Pausanias III 22, 7 auf der Akropolis sei nen Platz hatte. Nachdem am nördlichen Fuß des südlichen Vor sprungs ein dorisches Kapitell zusammen mit einem viereckigen Marmorblock beim Pflügen zum Vorschein gekommen war, nahm man an, der Tempel sei an dieser Stelle gestanden. Bei Ver suchsgrabungen überall auf der Akropolis traten zahlreiche Spuren menschlicher Besiedlung zutage (grobe Mauern mit und ohne Mörtel, auch viereckige Blöcke, nicht datiert). In der Nähe des Ortes, an dem man den Apollon-Tempel vermutete, legen verschiedene Funde von der Nutzung des Platzes Zeugnis ab. An architektonischen Resten 4,l !p
VaTdeVB/HaSlUCk,FW'aa·0·95·
* aus. III 22nVJ P ' A " A C ° i n H ° a r d
from G e r a k i i n L a k o n i a
· Pharos 6,1998, 71-91.
146
grub man etwa 30 cm tief ein Stück Fundament aus, des Weiteren kam eine Platte mit einer Inschrift zum Vorschein, die wohl in die christliche Zeit gehört413. Außerdem entdeckte man die Mauer einer kleinen Kapelle. Die nicht-architektonischen Fundstücke einzeln aufzuzählen, würde zu weit führen, eine detaillierte Darstellung bieten A. J. B. Wace und F. W. Hasluck414. Die Gegenstände umfassen Werkzeuge, Werk zeugteile und Fragmente aus Stein, auch Schmuckstücke aus Bron ze, Eisen und Knochen. Terrakotta-Figuren und Keramiken (so Fragmente einer Tasse, Miniaturkantharoi, Miniaturschüsseln, große Krüge aus grobem Lehm) führen in die verschiedenen Epochen zu rück, vereinzelte Stücke bis in die neolithische Zeit415; auch ein Fragment von „samischer" Ware und eine „megarische" Schüssel416 gehören zu den Fundgegenständen. Schwarz-auf-gelb-Ware wird gedeutet als mykenisch mit lokaler Besonderheit, einige der Objekte stammen aus mykenischen Gräbern auf der Akropolis. Die zahlrei chen Stücke aus schwarzgefärbter Keramik weisen auf Besiedlung in klassischer Zeit hin, die megarische Schüssel dokumentiert die hel lenistische Epoche417, Schnäbel von römischen Lampen führen in die Römerzeit418. Den gesuchten Apollon-Tempel nachzuweisen gestaltete sich trotz des reichen Fundmaterials als problematisch. Aufgrund der Entde ckung zweier Fragmente eines dorischen Poroskapitells in der Mauer eines Feldes am Ostabhang vermutete man, dass dieses zum ersten 413
Wace, A. J. B., Laconia. Geraki. Sculptures. ABSA 11, 1904/05, 105: Hier ist bemerkt dass Ergänzungen von Μ. Ν. Tod vorgeschlagen sind, die diese Inschrift in die christliche 2 e i t ve ™ e isen, ebenso lassen die Kreuze, die die Inschrift zieren, dies vermuten. 414 Wace, A. J. B./Hasluck, F. W., ABSA 11, 1904/1905, 96 f. 4i5 416yy.aCe' A · J" B / H a s , u c k . F. W., Laconia. Geraki. ABSA 11, 1904/05, 96. Wace, A. J. B./Hasluck, F. W., a. a. Ο 97 Wace, A. J. B./Hasluck, F. W., a. a. Ο 97 f Wace, A. J. B./Hasluck, F. W., a. a Ο 97
147
Tempel gehörte, von dem Pausanias berichtet, dass er abgebrannt sei419. Vielleicht wurden sie dazu verwendet, das Fundament des zweiten Tempels zu errichten, der aus Marmor erbaut war. Ein Ver gleich der beiden Kapitelle (dem aus Porös und dem bereits erwähn ten aus Marmor) zeigt eine auffallende Ähnlichkeit 420 , die Datierung jedoch scheint schwierig zu sein. A. J. B. Wace und F. W. Hasluck datieren den ersten Tempel, in den die Kultstatue aus Gold und El fenbein gehört, nicht später als in das 5. Jh. v. Chr.; wenn aber die Poroskapitelle zu diesem Tempel gehören, ist eine Zuweisung ins späte 7./frühe 6. Jh. v. Chr. möglich, wofür die flache Form des Echinus sprechen würde421. Der zweite Tempel, der an der Stelle des ab gebrannten Bauwerks errichtet wurde, wurde ins 4. Jh. v. Chr. datiert. Die Betrachtung der bildhauerischen Werke scheint ausreichend für die Annahme, dass es hier eine lokale Schule von Bildhauern gab, zumindest von der Mitte des 6. Jh. bis zur Mitte des 5. Jh. v. Chr., wofür auch die Verwendung von einheimischem Marmor sprechen könnte . Ähnlichkeiten zwischen einem in Geraki und einem in Angelona423, bei einem Heroon, entdeckten Relief sprechen ebenfalls dafür. Man hat in Geraki zahlreiche Skulpturen und Bilddarstellungen gefunden, u. a. eine archaische Frauenfigur aus grobkörnigem Mar mor, 24 cm hoch, dem Stil nach aus dem 6. Jh. v. Chr., ein lakoni sches Werk, ferner das Fragment eines Frauenkopfes aus lokalem weißen Marmor, 17 cm hoch. An der Nordseite der Akropolis fand man ein archaisches Votiv-Relief, 30 cm hoch und 19 cm breit, aus bläulichem Marmor, auf dem eine junge männliche Figur (Typ Apol4l9 n
Paus. III22, 7. £e'AJB./Hasluck,F.W.a.a.0.98f. Wace Α Ι η 7 ^ a s l u c k ' F · W., Laconia. Geraki. ABSA 11, 1904/05, 99. Anqelonä iQ» · Λ " * 3 , G e r a k L S c u l P t u r e S - ABSA 11, 1904/05, 103. schreib.,ηη ι Θ Ι Γ ί 0 r t s c h a f t i n d e r Nähe von Epidauros Limera; Näheres dazu in der Be treibung von Epidauros Limera, siehe S.60 f
148
Ion) dargestellt ist; ein weiteres Votiv-Relief, 19 cm breit und 27 cm hoch, mit der Abbildung einer weiblichen, auf einem Felsen sitzenden Figur, trägt auf der rechten Seite eine Inschrift in zwei vertikalen Rei hen von unten nach oben zu lesen: ΧΟΡΗΒΙΣ ΕΛΕΥΣΙΑΙ. Die Buch stabenformen deuten auf das 372. Jh. v. Chr. hin424; der Name „Eleusia" ist der lakonische Name für Demeter, die Inschrift weist somit auf einen Demeter-Kult hin. Um den Gipfel des Hügels Zavrena findet sich eine Mauer aus gro ben, großen Blöcken, auf der Innenseite sind Terrassen angelegt. Diese Anlage scheint aus griechischer Zeit zu stammen, worauf auch die auf der Oberfläche verstreuten glasierten griechischen Ziegel hindeuten425. Gefunden wurden unter zahlreichen byzantinischen Monumenten (11.-15. Jh. n. Chr.) auch frühchristliche Zeugnisse, so unter einer dreischiffigen Basilika ein einfacher Kirchenraum, zugeordnet dem 5. Jh. n. Chr.426. Jahre nach den großen Ausgrabungen der British School at Athens entdeckte ein Einwohner von Geraki in seinem Acker ein kleines Meisterwerk der lakonischen Bronzekunst: einen Apollon, 17 cm hoch, mit Basis 18,2 cm, datiert in die späte Archaik427. P. Cartledge erwähnt weitere Objekte aus dem antiken Geronthrai und dessen Umgebung, darunter einige Serien von Heroen-Reliefs; er nennt auch Fragmente von zwei archaischen Koren (die einzigen derarti gen Figuren in Lakonien), eine Inschrift von 500 v. Chr. für Απέλον
Wace, A. J. B., Laconia. Geraki. Scuiptures. ABSA 11, 1904/05, 103; IG V1,1118. Wace, A. J. B./Hasluck, F. W., Laconia. Topography. ABSA 15, 1908/09, 164. Lemerle, P., Chronique des Fouilles. BCH 61, 1937, 454. Karusos, X. |., Lakonikos Apollon. Peloponnesiaka 3/4, 1958/59, 9.
149
(die dorische Form von Apollon), eine Liste mit Namen428 und ein Grab bei Gouves, in dem Aryballoi (vermutlich archaisch) entdeckt wurden429. c) Die antike Gemeinde Geronthrai, heute identifiziert mit Geraki, lag am Ostrand der fruchtbaren Ebene von Geraki, die etwa 9 km lang und bis zu 2 km breit ist, in etwa 396 m Höhe. Zahlreiche Bäche durchqueren hier die Ebene in Richtung Westen zum Eurotas430 und liefern das für landwirtschaftliche Nutzung nötige Wasser. Diese gu ten natürlichen Bedingungen haben mit dazu beigetragen, dass sich Geronthrai zu einer blühenden Gemeinde entwickeln konnte, aber gewiss auch die Tatsache, dass Geronthrai offenbar nie in kriegeri sche Auseinandersetzungen verwickelt war (weder Thukydides noch Xenophon noch Polybios erwähnen derartige Ereignisse für Ge ronthrai). An der Durchgangsstraße von der Ostküste nach Sparta liegend, dürfte auch Handel eine Rolle gespielt und den Wohlstand gefördert haben. Die Geschichte zu rekonstruieren fällt schwer mangels literarischer Quellen, aber es liegt reichlich epigraphisches Material vor, das es möglich macht, einen Blick in die Vergangenheit von Geronthrai zu werfen, da die Inschriften verschiedene Bereiche des Lebens berüh ren. Viele sind allerdings nur mehr bruchstückhaft erhalten, erwähnt werden sollen hier diejenigen, aus denen Informationen über das Le ben in der Gemeinde herausgelesen werden können. Die frühesten nachweisbaren Inschriften sind Namen auf Stelen aus der 1. Hälfte des 5. Jh. v. Chr.431; die Funktion der Stelen ist nicht be421 . _
~
"
anischJL1 w i =5c0n0 Eν G 5 0 , 2 0 0 0 · 3 8 5 ) : E s h a n d e l * sich hierbei um eine Namensliste, datiert Sinn« Γ 7 " " · Chr., die Priester in Geronthrai aufzählt (so Wächter, R., A F ANAE im 4 Sinne von ΑΝΑΡΧΟΙ? ΖΡΕ 2000,130, 1-7) •30 p^'ed9e· Ρ- Sparta and Lakonia. 190. ,3
'lGV1 P ?l33 A ;i? e 9 r i e C h i S C h e n
Landschaften
478
·
150
kannt, vielleicht sind es Auflistungen von Männern, die in den ver schiedenen kriegerischen Auseinandersetzungen in dieser Zeit ums Leben gekommen sind. Es existieren auch zwei Inschriften, die direkt darauf hinweisen: a)
ΕΥΑΛΚΕΣ ΕΝ ΠΟΛΕΜΟΙ ΕΝ ΜΑΝΤΙΝΕΑΙ432
gehört in das Jahr 418 v. Chr. und b) Τηλεφάνης έμ πολέμωι433 wurde datiert in den Anfang des 4. Jh. v. Chr., genaueres lässt sich nicht erkennen. Eine dieser Stelen aus dem Anfang des 5. Jh. v. Chr. trägt den Namen ΠΕΙΘΙΔΑΜΟΣ 434 . H. J. W. Tillyard erklärt dazu, dass die Beibehaltung des Buchstaben Θ anstelle der Übernahme des Σ zei gen könnte, dass diese Inschrift einem Perioiken gehörte und nicht einem Spartiaten 435 . Daneben kamen zahlreiche, nur fragmentarisch erhaltene Inschriften zum Vorschein (Teile von Namen oder biswei len nur einzelne Buchstaben)436 . Über die Bedeutung ist nichts aus gesagt, vermutlich handelt es sich um Grabinschriften 437 . Die Stele, in die die Inschrift IG V 1 , 1127 eingemeißelt ist, ist eindeutig als Grabstein identifiziert, seine Inschriften stammen allerdings nicht alle aus derselben Zeit. Auch die Inschrift IG V 1 , 1130, der Schrift nach ins 172. Jh. n. Chr. gehörend, ist eine Grabinschrift. Häufig tauchtauf den Steinen die Formel ιερά χαίρε bzw. Ιερός χαίρε auf, zeigt also, dass hier eine Priesterin bzw. ein Priester bestattet war438. Mögli cherweise waren diese für den Kult der Demeter und Köre zustän dig 439 . Eine andere Inschrift nennt einen Priester, der zugleich als 432
IG V1,1124. IG V1, 1125. 434 IG V1,1136. * * Tillyard. H. J. W., Laconia. Geraki. Inscriptions. ABSA 11, 1904/05, 106. «* IG V1, 1126/1132/1138/1139/1140. *Z Z u m i n d e s t IG V1, 1132 läßt sich als solche identifizieren durch χαίρε. * * IG V1, 1127/1129. 439 Hinweise dazu gibt es aus der Andania-Inschrift: Eid der Hieroi und Hierai (JHS 25): Die Hierai galten als Helferinnen der Oberpriesterin mit der Amtsdauer von einem Jahr, wobei der Titel ein Leben lang geführt werden und auf die Epitaphe qesetzt werden durfte (Plut Lyk. 27).
433
151
λογοθέτης (ein Rechnungsprüfer) bezeichnet wird. Sie gehört in die christliche Zeit, worauf ein Kreuz am Anfang der ersten Zeile ver weist440. Zwei weitere Epigramme441 stammen eindeutig aus der christlichen Zeit aufgrund der Begriffe κύριε und άγιε (eine genauere Datierung liegt nicht vor). Neben den bisher genannten Grabinschriften gibt es auch epigraphi sches Material, das in den kultischen Bereich verweist. Erwähnt sind auf diversen Steinen Zeus Teleios (4. Jh. v. Chr.)442, Herakles und Kastor (datiert ins 5. Jh. v. Chr.)443; ferner existieren drei WeiheInschriften: eine von Chorebis an Eleusia444, ein Beweis für den De meterkult in Geronthrai (372. Jh. v. Chr.; das Relief wurde bereits er wähnt), zwei Inschriften waren der Athene gewidmet, wobei eine da von eine Epiklesis der Athene nennt, „Zosteria" (beide sind nicht da tiert)445. Aus dem 4. Jh. v. Chr. stammt ein Relief aus bläulichem Marmor446, darstellend einen Heros, der auf einem Stuhl sitzt, dane ben zwei Adoranten und eine Schlange. Das Relief ist nicht näher klassifiziert, es handelt sich wohl um eine Votivgabe, für welche Gott heit ist unbestimmt. Ebenfalls ins 4. Jh. v. Chr. datiert ist ein Epi gramm, bestehend aus zwei Distichen, die eine Bitte an Herakles enthalten, Gesundheit zu schenken447. Ein Dokument besonderer Art stellt die Inschrift IG V1, 1120 dar, auf der Akropolis gefunden und datiert ins 5. Jh. v. Chr.: eine Weihegabe
Veröffentlicht in ABSA 11, 1904/05, 106. H. J. W. Tillyard verweist die Inschrift aufgrund ^netzten Zeichen, die allerdings nur sehr zweifelhaft zu lesen sind, in das Jahr 1460 n. M
%ard, H. j . w.. Laconia. Geraki. Inscriptions. ABSA 11, 1904/05, 105. '<^rT^TOS s i e h e Pritc hett, W. K., Pausanias Pehegetes. 134. SEG 2,1924,166-168.
1904/0511103; Z ü r D a t i e m n 9 ^GV1,1116/1117 >V1,1121.
vgL W a c e
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A
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B
- Laconia. Geraki. Scufptures. ABSA 11,
152 eines Athleten, aufgestellt im Apollontemper
. Der Athlet berichtet
von seinen Siegen in verschiedenen Wettbewerben bei den Hekatombaia, einem Fest zu Ehren des Apollon Hekatombaios. H. J. W. Tillyard erörtert die Frage, ob diese Inschrift zu einem Perioiken oder einem Spartiaten gehört; aufgrund bestimmter Buchstabenanordnun gen kommt er zu dem Ergebnis, dass man vermuten könne, die In schrift sei perioikisch449 (zum Ereignis selbst vgl. das Kapitel „Kult", S. 327 f.). Einige wenige Zeugnisse sind auch für den politischen Be reich greifbar, so die Inschrift IG V 1 , 1122, eine Ehreninschrift für Antigonos Doson. H. J. W. Tillyard bringt diese Inschrift in Zusammen hang mit einer bei Mantinea gefundenen, die folgenden Inhalt hat: „den König Antigonos, den Sohn des Königs Demetrios, Retter und Wohltäter"450. Der Makedonenkönig stellte, nachdem Kleornenes III. aus Sparta vertrieben war, nach der Schlacht bei Sellasia 222 v. Chr. die alten Verhältnisse
im lakedaimonischen
Staat (το πάτριον
πολίτευμα) wieder her, was ihm bei der oligarchischen Partei hohe Ehren einbrachte. Antigonos wurde zu Lebzeiten „Wohltäter", nach seinem Tod „Soter" genannt 451 . So kann man die Inschrift IGV1, 1122 in etwa in die Zeit nach 221 v. Chr. einordnen, also nach der Schlacht bei Sellasia und nach Antigonos' Sieg über die einfallenden Illyrer; kurz darauf starb er. Neben dieser Inschrift, die einen Einblick in die Historie dieser Zeit gibt, existieren auch Inschriften, die Verbin dungen zwischen einzelnen Gemeinden dokumentieren. Eine nicht datierte Inschrift macht einen „Lakedaimonios" zum Proxenos derPo-
Tillyard, H. J. W., Laconia. Geraki. Inscriptions. ABSA 11, 1904/05, 108. Tillyard, H. J. W., a. a. O. 109; zu dem Begriff ΤΡΙΕΤΙΡΗΣ, der in der Inschrift vorkommt, siehe J. Bingen, L'Antiquite Classique, 27, 1958, 105-107. Tillyard, H. J. W., Laconia. Geraki. Inscriptions. ABSA 11, 1904/05, 111. Vgl. Polybios V 9.
153
lis Geronthrai452, ein Indiz dafür, dass diese Inschrift in die Eleuthero lakonenzeit gehört. Mit „Lakedaimonios" ist wohl ein Bürger des üb riggebliebenen Staates Lakedaimon bezeichnet. Aus welchen Grün den die Proxenie verliehen wurde, ist nicht ersichtlich. Ebenfalls aus der Eleutherolakonenzeit stammt eine Inschrift, die Ehrungen für Richter beschreibt, die aus Euboia nach Geronthrai gekommen wa ren und zur Schlichtung in Rechtsstreitigkeiten beigetragen hatten453. Die Inschrift IG V1, 1123 dient als Beispiel für existierendes Kunst handwerk in Lakonien, es ist eine fragmentarisch erhaltene Künstler inschrift ... Ν ΕΠΟΗΣΕ (nicht datiert). Dass Geronthrai in der römischen Zeit mit Sicherheit eine gewisse Bedeutung für Wirtschaft, Handel und Gewerbe besessen hat, zeigt der Fund eines Exemplares des diokletianischen Maximaltarifs (301 n. Chr.). Fünf Tafeln dieser Vorschriften entdeckte man einge baut in die Kirche St. Johannes in Geronthrai454. Die in Geronthrai praktizierten Kulte wurden bereits im Zusammen hang mit den archäologischen und epigraphischen Quellen erwähnt. Sie seien hier nochmals zusammengefasst: Verehrt wurden Zeus Teleios, Herakles, Kastor, Athene (Zosteria), Demeter, Apollon und He ra (allesamt gesichert durch Inschriften-Nennungen), außerdem Ares, belegt bei Pausanias III 22, 7, mit dem Hinweis, dass der heili ge Bezirk des Ares nicht von Frauen betreten werden durfte. Der Tempel des Apollon war vielleicht ein Gemeindeheiligtum, in dem die Ephoren ihre Dekrete veröffentlichten455; in welcher Form und wo die anderen Gottheiten verehrt wurden, ist bis jetzt nicht geklärt.
452
SPT~O
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-
453
Robert i 9 2 c ' 1 6 0 : e b e n s o , G V 1 · 1112 (Ende 2VAnfang 1. Jh. v. Chr.). 45 *IGV1 Ίιίκ P , g r a p h , C a · D ^ c r e t cie Geronthrai. REG 37, 1924, 180f. 4SS.
η
^'
6 0y Chr
"
·· chronique des Fouilles. BCH 85, 1961, 232.
154
Marios Pausanias III 21, 7; III 22, 8 IGV1, 1142 REXI 2 (1922) 1804 (Bölte) Shipley, Nr. 49
a) Zur Geschichte des Städtchens Marios lässt sich so gut wie nichts ermitteln. Die schriftlichen Quellen setzen mit Pausanias sehr spät ein, der archäologische Befund ermöglicht es aber, bis ins 574. Jh. v. Chr. zurückzugehen. Der einzige sichere historische Hinweis ist, dass Marios zu den Eleutherolakonenstädten gehörte456. Pausanias III 22, 8 erwähnt für Marios ein altes Heiligtum „gemeinsam für alle Götter", das inmitten eines heiligen Haines mit Quellen liegt, ferner ein Artemis-Heiligtum mit Quellen. 5km
1232
Hagios Basilios
G\\
1098
IPIaka
Trasiai 023
Polichna
Λ
1213
Kosmas
Poulithra
o?x Selinus? 1550
Mari
1129
Marios ·%
helladisch
Α
archaisch
Ο
römisch
X
nicht datiert
Paus. III 21, 7.
▼
klassisch
155
b) Die Lage des antiken Marios wurde identifiziert beim heutigen Dorf Mari457 (siehe Karte S. 25), etwa 16 km ostnordöstlich von Geraki, dem antiken Geronthrai458. Die Akropolis befand sich auf einem Hü gel namens Kastelli; im Tal unterhalb des heutigen Dorfes, auf der linken Seite des Flusses von Mari, lag vermutlich die Stadt, wo man zwischen Akropolis und Dorf schwarzgefärbte Ziegel (nicht datiert) entdeckt hatte459. Zahlreiche Funde weisen auf die Existenz der alten Perioikengemeinde hin. Eine Mauer aus großen Blöcken zieht sich um die Spitze des Hügels und umschließt ein Terrain von etwa 0,60 ha460, im Nordwesten stehen noch drei Lagen, etwa 1,80 m dick, im Nordosten fünf Lagen aus groben viereckigen Blöcken, über 3 m dick, ferner scheinen Spuren eines Tores vohanden zu sein. Diese Mauern er wecken den Eindruck später Archaik oder früher Klassik461. Fragmen te von Töpferwaren, auch schwarzgefärbte Keramik (datiert ins 574. Jh. v.Chr.)462 und Spuren von Fundamenten innerhalb der großen Ummauerung beweisen die Besiedlung dieses Platzes463. Nordwest lich der Akropolis befanden sich vermutlich das Heiligtum der Artemis und das Pantheon464, archäologisch bestätigt wurden beide bis jetzt nicht. Im Tal unterhalb stehen Ruinen von Kirchen und andere Über reste, die wohl der byzantinischen Epoche zuzurechnen sind. In der Nähe der Kirche des heutigen Mari hat man eine Inschrift auf Stein gefunden, die allerdings nicht mehr lesbar war, da der Stein als 458
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Carlledge, P., Sparta and Lakonia. 190.
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· F - w - Laconia. II. Topography. A B S A 15, 1 9 0 8 / 0 9 , 166. · J · H./Catling, R. W . V./Shipley, G., T h e Laconia Survey. V o l l .
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P s o n , R- H., Prehistoric Laconia:Part II. A B S A 5 6 , 1 9 6 1 , 136;
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- °-
^Wace Δ Γ D H / S i m p s 0 n ' R · H " P r e h ' s t o r i c Laconia: Part II. A B S A 56, 1 9 6 1 , 136. ^Waterhni B 7 H a s , u c k · F · W „ Laconia. II. Topography. A B S A 15, 1908/09, 166. C[ nouse, H./Simpson, R. H., Prehistoric Laconia: Part II. A B S A 56, 1 9 6 1 , 136.
156
Türstufe einer nahegelegenen Mühle diente und somit reichlich abge treten war465. Im Dorf selbst soll es eine griechische Mauer geben (ob Stadt- oder Gebäudemauer ist nicht erläutert), in deren Nähe ein nicht näher beschriebenes Bronzepferd mit Inschrift entdeckt wur de466, auch über die Inschrift selbst ist nichts ausgesagt. Auf dem Gipfel eines Hügels gegenüber dem Dorf (heute Zougana) wurde eine Inschrift in der Dorfkirche von Mari467 verbaut entdeckt. Es handelt sich hierbei um eine Weihe-Inschrift, mehr ist nicht her auszulesen. Auf der Spitze des Steines ist ein Loch erkennbar, in dem vielleicht eine Bronzestatue angebracht war. Dachziegelfrag mente lassen ein Heroon vermuten wie bei Chrysapha und Angelona468. Zum Inschriftenmaterial gehört auch eine Liste mit Namen, die P. Cartledge erwähnt und dem 5. Jh. v. Chr. zuweist469. Genauere Angaben dazu fehlen, c) Die Gemeinde Marios lag im Parnongebirge auf einer Höhe von etwa 700 m, eingebettet zwischen Bergen, die bis auf 1000 m ansteigen. Die Umgebung des Städtchens ist, wie schon Pausanias III 22,8 be richtet, sehr wasserreich, in der Umgebung existieren zahlreiche Quellen470. Das kleine Tal ist sehr fruchtbar, daher kann man sich gu te Bedingungen für Ackerbau vorstellen, auf jeden Fall gab es Wei dewirtschaft an den umliegenden Berghängen. Zur Größe des Areals der Perioikengemeinde können keine Aussagen getroffen werden, da signifikante natürliche Grenzen nicht vorhanden sind; Einblicke in das politische oder private Leben sind wegen fehlender Quellen nicht *®j Wace, A. J. B./Hasluck, F. W., a. a. O. 166 Wace, A. J. B./Hasluck, F. W., a. a. O. 166; Cartledge, P., Sparta and Lakonia. 190 (nennt ein "kleines" Bronzepferd). 467 IG V1, 1142. 469 WaCe ' A J ' B - / H a s l u c k . F. W., Laconia. II. Topography. ABSA 15, 1908/09, 166. 470 C a r t l e d 9 e · p - Sparta and Lakonia. 190. Cartledge, PM Sparta and Lakonia. 190; Waterhouse, U/Simpson, R. H, Prehistoric Laconia: Part II. ABSA 56, 1961,136.
157 möglich. Für den Bereich des Kultes bleibt man auf die Informationen bei Pausanias angewiesen, wobei weder zur Verehrung „aller Götter" noch zur Ausübung des Artemis-Kultes Beschreibungen vorliegen.
158
Selinus Pausanias III 22, 8 SGDI4525=IGV1,927 RE II A2 (1923) 1308 (Bürchner) Shipley, Nr. 100
a) Die Lage von Selinus, bei Pausanias III 22, 8 als κώμη bezeichnet, lässt sich nicht bestimmen, auch über die Geschichte der Gemeinde ist nichts bekannt (zur Lokalisierung vgl. Glyppia, S> 159 ff.). b) Man vermutet Selinus etwa 3-4 km nordwestlich vom heutigen Geraki, dem antiken Geronthrai, wo man griechische Mauern aus behauenen Kalksteinen vorfand, die in groben Reihen liegen, manche davon bis auf eine Höhe von zwei Metern. Über die Größe der Steine oder die Dicke der Mauer ist weiter nichts ausgesagt. Die Fundamen te eines nicht näher bestimmten Gebäudes ergaben ein Maß von 9,80 χ 2 m. Über das gesamte Areal fand man schwarzgefärbte Ke ramik verstreut471. Weder Mauerreste noch Keramik sind einer be stimmten Epoche zugeordnet. c) Auf eine Beziehung zum Kult des Apollon Maleatas weist eine Bron zestatuette hin, die einen Krieger darstellt und mit einer Inschrift ver sehen ist: Κάριλος άνέθηκε τώι Μαλεάται472. Vielleicht gab es auch kul tische Beziehungen zu Prasiai und Tyros, wo dieser Kult ebenfalls beheimatet war.
Wace, A. J. B./Hasluck, F. W., Laconia. Topography. ABSA 15, 1908/09, 164 f. SGDI4525=IGV1,927.
159 niyppia/GIvmpeis/Selinus Polybios IV 36, 5; V 20, 4; V 20, 5 Pausanias III22, 8 SGDI4525 = IGV1,927 SEG 35,1985, 281/282 REHA2 (1923) 1308 (Bürchner) RE VII2 (1912) 1477 (Bölte) DNP4 (1998) 1105 (Y. Lafond) zu Glympeis Shipley, Nr. 96
a) Die Geschichte dieser beiden Orte zu rekonstruieren ist fast u n m ö g lich. Erst für das 3. J h . v. Chr. taucht bei Polybios IV 36, 5 die Infor mation auf, dass der Lakedaimonierkönig Lykurgos mit seinem Heer in Argos eingefallen und bis Glympeis und Zarax v o r g e d r u n g e n ist (219-217 v. Chr. während d e s Bundesgenossenkrieges). Dieses G e biet gehörte zu Argos, n a c h d e m es v o n Philipp II. v. Makedonien nach der Schlacht bei Chaironeia v o n L a k e d a i m o n abgetrennt und zu Argos geschlagen worden war. W e i t e r e geschichtliche
Ereignisse
sind nicht bekannt. Die Lage des Ortes Glyppia bzw. Glympeis ist nicht eindeutig bestimmt. Mit d e n A n g a b e n bei Polybios und Pausa nias ist eine sichere Lokalisierung nicht m ö g l i c h , d a z u sind sie z u u n präzise; Polybios V 2 0 , 4 beschreibt einen Ort
Γλυμπεΐς χωρίον, δ
κείται περί τους ορούς της Αργείας και Λακωνικής und Pausanias III ^2,8 gibt an ... Μάριος, κώμη δε υπέρ το πόλισμά έστιν εν μεσογαία και αυτή, Γλυππία. b) In der Umgebung der Stelle, w o m a n diesen Ort vermutet, gibt es mehrere Plätze, die für eine Identifizierung der G e m e i n d e Glyppia möglich sind. Zunächst erhebt sich die Frage, ob „Glyppia" und ..Glympeis" identisch sind. Dieses Problem versucht K. A. Rhomaios
zu klären, indem er den Beweis führt, dass die unterschiedlichen Schreibweisen aufgrund einer Konsonantenveränderung durch den Dialekt zustandegekommen sind, und dass Polybios das Ethnikon,
160
Pausanias dagegen die Bezeichnung der Gemeinde473 bevorzugt. Eine Fundstätte mit antiken Gräbern liegt beim heutigen Dorf Kos mas474, zwischen Leonidion (antik Prasiai) und Geraki (antik Ge· ronthrai)475. Auf dem Hügel Prophetos Elias bei Kosmas entdeckte man bronzene Statuetten (eine davon stellt eine Tyche mit Schale und Füllhorn aus römischer Zeit dar), dazu ein klassisches Fort, in dem eiserne Spitzen von Lanzen und Pfeilen zum Vorschein kamen; möglicherweise war die Befestigungsanlage zur Sicherung der Stre cke angelegt worden. Kleine Messer und Bronzegegenstände (nicht datiert)476 deuten eventuell auf ein Heiligtum hin. Überall war der Hü gel mit griechischen Ziegeln und schwarzgefärbten Kerannikscherben (nicht datiert) übersät. Eine zweite antike Stätte befindet sich beim heutigen Hagios Basilios (nördlich von Kosmas, westlich von Leonidion), bei den Bewohnern bekannt unter dem Namen Λυμπια oder Λυμποχωρια477. Dort existierte eine Stadt mit einer Akropolis, die auf einem kleinen Hügel liegt und entlang deren Ostseite sich eine polygonale Mauer hinzieht Auf die ser Anhöhe stehen ein mittelalterlicher Turm und ein kleines verlas senes Kloster, bekannt unter dem Namen Kastro Palaiopanagia, dessen Mitte ein kleiner gepflasterter Hof mit einer Zypresse bildet. Am Platz der Kirche lag ein Heiligtum der antiken Stadt, ersichtlich aus den im Hof vorgefundenen Stücken von gemeißelten architekto nischen Elementen (vielleicht eines kleinen dorischen Gebäudes: längliche Platten mit Metopen und Triglyphen)478. Am Eingang der Kirche stand der kopflose Rumpf einer Marmorstatue mit der In473
Rhomaios. Κ. Α., ΕΡΕΥΝΑΙ ΕΝ ΚΥΝΟΥΡΙΑ. Praktika 1911, 277 f. Bolte. F., Beiträge zur Topographie Lakoniens. Athener Mitteilungen 34, 1909, 379. Papachatzis, N. D., Παυσανιου Ελλάδος Περιήγησις. 417 f. 476 Daux, G., Chronique des Fouilles. BCH 84,1960 693* Cartledge, PM Sparta and Lakonia. 189. 477 Papachatzis, N. D., Παυσανιου Ελλάδος Περιήγησις. 4 1 7 f. 478 Papachatzis, Ν. D., a. a. O. 417 f.
474
475
161 Schrift: Δαμόστρατος Πολυκράτη τον πατέρα ( 1 . Jh. n. Chr.) 479 . Zu den
Fundstücken gehörten auch schwarzgefärbte Scherben von kleinen Gefäßen und nicht gefärbte Stücke von großen Gefäßen (alle nicht datiert). Etwa 3-4 km von Kosmas entfernt, bei Palaiochori, entdeckte man Gräber (nicht datiert)480; etwa 2-3 km Westnordwest von Palaio chori liegt eine Stelle, wo Objekte aus der helladischen Epoche eine bronzezeitliche Siedlung bestätigen481. Eine Bronzefigur mit einem Kranz stellt eine Verbindung zu den Gymnopaidien her, die in Sparta stattfanden; bei diesem Fest wurden die sogenannten „thyreatischen Kränze" verliehen482; dass auch Perioiken daran teilnehmen konnten, belegt die Weihestatue. Mehrere Bronzefiguren, darunter ein prächti ger Hoplit mit der Inschrift Καρίλλος άνέθηκε τώι Μαλεάται483 (gewid met dem Apollon Maleatas, datiert ins Jahr 525 v. Chr., vgl. Selinus S. 158) deuten auf den hier bestehenden Apollon-Kult hin. c) Über die Zuweisung der beiden Fundstätten Kosmas und Hagios Basilios zu bestimmten Perioikenpoleis scheint man sich nicht einig zu sein. Durch den archäologischen Befund ist jedenfalls gesichert, dass an beiden Stellen antike Siedlungen gelegen haben. Inschriften, die eine eindeutige Festlegung ermöglichen (ζ. Β. eine Namensnen nung des Ortes), sind nicht vorhanden. Die Aussagen bei Pausanias -zwanzig Stadien entfernt von Geronthrai liegt Selinus" und „ein Dorf liegt über dem Städtchen Marios, nämlich Glyppia" würden darauf hinweisen, dass Kosmas Selinus war, wobei die Entfernungsanga ben nicht ganz passen484. Für Glyppia bei Hagios Basilios würde
*Wa* Δ .'VI °" a· a> °481
417 f ; S E G 3 5 1 9 8 5
-
·
· 281/282.
Waterhn B ^ a s l u c k ' F - W.f Laconia. Topography. ABSA 15, 1908/09, 165. 40 son CartJnrS HSparta ,; / S i m Pand . LRa k H., n i Prehistoric Laconia: Part IL ABSA 56, 1961, 135.
«SGKS/4
SGDI4525 = IGV1,927 Paus. III22, 8
° a· 140.
162
sprechen, dass dieser Ort bei den dortigen Bewohnern auch unter dem Namen Λυμπια oder Λυμποχωρια bekannt ist485.
Kynuria mit dem nördlichen Teil Thyreatis
Viel lässt sich über beide Gemeinden nicht in Erfahrung bringen. Selinus' Geschichte zu rekonstruieren ist fast unmöglich, weder für die Mikra Meletemata, 1955, 152.
163 prähistorische noch die klassische Zeit können Angaben gemacht werden. Die Funde von antiken Mauerresten und Scherben lassen keine Datierung zu, lediglich der Hinweis auf schwarzgefärbte Kera mik könnte auf die klassische Periode hindeuten. Ein Gegenstand al lerdings ist klar in die späte Archaik einzuordnen, die erwähnte Sta tue des Hopliten. Hinsichtlich der Größe der Polis kann man nur ver muten, dass sie wohl zu den kleineren Perioikengemeinden gehörte, allein schon die Lage ließ es nicht zu, dass viele Menschen dort wohnten und ernährt werden konnten. Das Städtchen Selinus, mögli cherweise das heutige Kosmas, befand sich in einer Höhe von etwa 1200 m, eingebettet in Hügel, die im Westen in einer Entfernung von 2-3 km durch rasch ansteigende Höhenzüge begrenzt werden, nach Norden und Osten allmählich auf 700-800 m fallen und in südlicher Richtung etwa die Höhe von 1100-1200 m beibehalten. Selinus lag wohl auf dem Durchgangsweg von Prasiai an der Ostküs te nach Geronthrai. Da nichts gefunden wurde, was auf Siedlungs kontinuität seit der vordorischen Zeit hinweisen könnte, scheint der Ort von den Lakedaimoniem angelegt worden zu sein, vielleicht um einen Stützpunkt zwischen den beiden genannten großen Poleis zu haben. Wenn Pausanias von Selinus als κώμη spricht, deutet dies daraufhin, dass es tatsächlich nur ein kleines Fort gewesen ist, wo möglich abhängig von der größeren Perioikenpolis Geronthrai 486 . Einen kleinen Hinweis auf das kultische Leben bietet die Inschrift auf der Bronzestatue für Apollon Maleatas. Dieser Kult spielt in dieser Gegend, im Pamongebiet, offensichtlich eine bedeutende Rolle, wie m a n dar
aus erkennen kann, dass diese Gottheit auch in anderen
Gemeinden (Tyros, Prasiai) Verehrung fand. Der „thyreatische" Kranz (siehe dazu S. 321 f.) zeigt, dass ein Bewohner der Gemeinde !ü d e m B e r i f f
9
Kome vgl. S. 200, Fußnote 638.
164
Selinus an den Gymnopaidien in Sparta teilgenommen hat und die sen Kranz als Preis erhalten hat. Der andere Ort, an dem eine Besiedlung nachgewiesen werden konnte, das heutige Hagios Basilios - möglicherweise das antike Glyppia/Glympeis -, kann etwas genauer in die Historie eingeordnet werden. Die in der weiteren Umgebung entdeckten späthelladischen Funde weisen eine Besiedlung bereits in prähistorischer Zeit nach. Die polygonalen Mauern führen in die klassische Periode. Dort, wo die Akropolis lag, wurden keine vordorischen Elemente gefunden, was zu der Vermutung führt, dass auch diese Siedlung von den Lakedaimoniern angelegt worden war als Stützpunkt zwischen Prasiai und Geronthrai oder einfach nur als Zwischenstation auf dem Weg von der Küste ins Landesinnere innerhalb des Parnongebirges. Die Gemeinde hatte eine ähnliche Lage wie Selinus, auf einer Höhe von etwa 800 m, umschlossen von Höhenzügen des Parnon, die im Wes ten innerhalb von etwa 2 km auf 1200-1500 m, in Nordost-Richtung auf rund 1000 m ansteigen. Über das politische Leben der Gemeinde lässt sich nichts erfahren, eine einzige Inschrift, gedeutet als Weihe-Inschrift oder auch als Grabinschrift (datiert ins 1. Jh. n. Chr.) 487 gibt für einen Moment einen kurzen Einblick. Auch Erkenntnisse über den kultischen Bereich las sen sich, bis auf den Kult des Maleatas, nicht gewinnen.
35, 1985, 282; Papachatzis, N. D., Παυσανιου Ελλάδος Περιήγησις. 417 f.
165 Sellasia Xenophon, Hellenika II 2, 13; II 2 , 1 9 ; V I 5 , 2 7 ; V I I 4 , 1 2 Polybios II 65, 7/8/9; X V I 3 7 , 2 Livius XXXIV 2 8 , 1 Diodor XV 6 4 , 1 ; 64, 6 Pausanias II 9 , 2 ; III 10, 7; VIII 4 9 , 5 Plutarch, Agis 8 , 1 ; Kleomenes 2 3 , 3; 2 7 , 4 ; P h i l o p o i m e n 6 , 1 Stephan v. Byzanz 5 5 9 / 5 6 1 IG V1,920/921; SEG 32,1982, 397; REIIA2 (1923) 1316 ff. ( H o n i g m a n n ) DNP 11 (2001) 3 7 2 f. ( H , L o h m a n n ) Shipley, Nr. 2 8
a) Die Geschichte der Gemeinde Sellasia wird literarisch fassbar mit den Ereignissen des ausgehenden Peloponnesischen Krieges, als athenische Gesandte in Sellasia eintrafen und von dort aus nach Sparta geschickt wurden 488 . Jahrzehnte später drangen die Thebaner nach der Schlacht bei Leuktra (371 v. Chr.) in Lakonien ein und tra fen sich bei Sellasia, das auf der Wegstrecke lag 489 , mit den verbün deten Eleiern490. Die Thebaner rückten nach Sparta vor, verbrannten und verwüsteten Sellasia491 und brachten die Bewohner auf diese Weise dazu, von den Lakedaimoniern abzufallen 492 ; dann zogen sie weiter nach Sparta und verwüsteten das Land 493 . Dionysios, der Ty rann von Syrakus, schickte den bedrängten Lakedaimoniern Hilfe in Form von 12 Trieren. Deren Anführer Timokrates zog mit den Lake daimoniern nach Sellasia494 und sie konnten die Stadt zurück er obern. Berühmtheit erlangte Sellasia durch die Schlacht des Makedonenkönigs Antigonos Doson gegen Kleomenes IM., die in der Um-
^ ! n ' u e ! ! ! l 2 ' 1 3 u n d X e n Hell. 112,19. 490*en.Hell.VI5,27 491 Diodor XV 64, 6. Ken. Hell. VI 5,27. 4g Diodor XV 64, 1. m Diodor XV 64, 6. Xen. Hell. VII 4 12
166 gebung der Stadt stattgefunden hatte (222 v. Chr.)495. Nach dem Sieg über Kleomenes III. wurde die Stadt Sellasia versklavt496. Die Polis Sellasia erreicht man, wenn man von Karyai aus die Land straße entlang in Richtung Südwesten nach Sparta geht497. In der Umgebung erheben sich zwei Hügel, der Euas und der Olympos, da neben fließt der Fluß Oinus nach Sparta 498 .
▲
archaisch
▼
klassisch/hellenistisch
Ο
römisch
χ
nicht datiert
Ob Sellasia zum Spartiatenland gehörte, ist nicht ganz eindeutig festzustellen. Bei einem Antrag auf eine Neuverteilung des Landes Paus. II 9, 2; Itl 10, 7; VIII 49, 5; Plut. Kleom. 23, 3; 27, 4; Plut. Philop. 6, 1; Polybios II65, 7-9; XVI 37, 2; Livius XXXIV 28 1 Paus. II 9, 2. Paus. II110, 7. Polybios II 65, 8; Sellasia am Oinus bestätigt auch Livius XXXIV 28, 1.
167
unter König Agis IV. wird ein Gebiet beschrieben von Pellana zum Taygetos, nach Malea (eine kleine Gemeinde, gelegen im Norden Lakoniens) und nach Sellasia. Das eingegrenzte Land, eingeteilt in 4500 Landlose, sollte den Spartiaten, das außerhalb liegende Land (15 000 Landlose) den Perioiken zugeteilt werden499. Die als Gren zen genannten Orte dürften wohl eher zum Perioikengebiet gezählt haben, da es üblicherweise keine Gemeinden mit Selbstverwaltung im Spartiatenland gegeben hatte. b) Inder Forschung ist man sich nicht einig, welche der archäologischen Fundstätten in der Gegend, wo Sellasia gelegen haben muss, auch wirklich mit Sellasia zu identifizieren ist. In der Umgebung des heutigen Sellasia fand man einen Kopf, ver mutlich eines Dioskuren500 (nicht datiert), außerdem einige kleine Va sen und Ziegelfragmente aus klassischer Zeit501. Auf dem Hügel Hagios Konstantinos, etwa 1,5 km östlich des modernen Ortes existie ren noch Abschnitte von Mauern mit Türmen502 (nicht datiert). Bei ei ner Kampagne 1983 im Gebiet zwischen Eurotas und Oinus entdeck te man bei Hagios Konstantinos neben der Ummauerung auch Spu ren von Häusern und Keramik vom 5. bis zum 3. Jh. v. Chr.503. Auch zwei andere Fundstätten in der Umgebung wären als das antike Sel lasia denkbar, so Yeladari mit Spuren von Besiedlung aus der archa ischen bis in die türkische Zeit (Gehöfte und Villen aus klassischer, hellenistischer, römischer Zeit, Heiligtümer, Steinbrüche)504, und Palaiogoulas, etwa zwei Kilometer nördlich vom heutigen Sellasia, wo man eine Mauer aus Bruchsteinen (nicht näher beschrieben und da499 r>i Γ]
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Plut.Ag.s8,! 501 Daily" r ^ r o n i c l u e d e s Fouilles. BCH 84, 1960, 693. q ü e d e s Foui,le ^Paüarh ί s . BCH 85, 1961, 691. Παυσανιου Ελλαδ * T o S 2 Γ rhhDM ° ς Περιήγησις. 332. Crouwp ι u , r o n , c 1 u e d e s Fouilles. BCH 108, 1984, 763. Dazu auch Cavanagh, W. G./ nia S u r v e 19 ^Touchak r y 83-1986. Lakonikai Spudai 9, 1988, 81. 'uucnais, G., a. a. 0. 763.
168 tiert), Scherben vom 5. bis zum 2. Jh. v. Chr. und ein Steinrelief aus dem 6. Jh. v. Chr. (eine Weihung an die Tyndariden)505 entdeckte. Bei Palaiogoulas sah auch W. K. Pritchett das antike Sellasia; er be gründet dies damit, dass so die namhafte Schlacht besser lokalisiert werden könne, während bei Hagios Konstantinos eher ein antikes Kastell, eine Befestigung der Lakedaimonier zur Kontrolle des Über gangs zu sehen ist506. Die Ebene der Schlacht befand sich wohl nördlich des Hügels Hagios Konstantinos und nordöstlich vom heuti gen Sellasia507. c)
Obwohl es offensichtlich bis jetzt keine eindeutige Lokalisierung von Sellasia gibt, wäre es denkbar, dass die Fundstätten, in einem Um kreis von etwa 1-2 km gelegen, zusammengehörten. Die Gemeinde lag etwa 12 km nördlich von Sparta, eingebettet in ei nem Tal zwischen Bergen, die auf eine Höhe von 690 bis 780 m an steigen. Nördlich der Ortschaft befand sich eine größere Ebene, vermutlich die Stelle, an der die große Schlacht von 222 v. Chr. (sie he S. 165) stattgefunden hatte. An allen Fundstätten, die für Sellasia möglich sind, weisen keine Spuren in ältere Zeiten als ausgehendes 7./Anfang 6. Jh.v. Chr. zu rück. Das könnte bedeuten, dass die Gemeinde von den Lakedaimoniern bewusst hier angelegt worden war, möglicherweise im Zuge der Eroberung der Kynuria, um das bereits okkupierte Gebiet abzusi chern. Sellasia war von nicht unerheblicher Bedeutung, da das Städtchen den wichtigen Zugangsweg von Tegea und Argos nach Sparta kontrollierte.
Cartledge, P., Sparta and Lakonia. 188. Papachatzis, N. D., Παυσανιου Ελλάδος Περιήγησις. 332. Zur Schlacht von Sellasia und zur Lokalisierung des Schlachtfeldes vgl. Sotiriadis, G;, ΤΟ ΠΕΔΙΟΝ ΤΗΣ ΕΝ ΣΕΛΛΑΣΙΑ ΜΑΧΗΣ. BCH 34, 1910, 5-57; Kromayer, J.. Sellasia. BCH 34,1910, 508- 537; Sotiriadis, G.. Anti - Sellasia. BCH 35, 1911, 87-107.
169
Die spärlichen epigraphischen Zeugnisse lassen es nicht zu, Einbli cke ins Leben der Bürger zu gewinnen. Die älteste Inschrift (Ende 7./Anfang 6. Jh. v. Chr.) entstammt einer Marmorbasis und nennt den Künstler ΕΥΜΥΘΙΣ Αϊ ΙΟΝ Α Ε508. Was diese Basis trug, ist nicht be kannt. Ins 6. Jh. v. Chr. datiert ist eine Weihe-Inschrift an die Dioskuren, die helfen sollten gegen den Groll der Tyndariden (Tyndareos, der Zerschmetterer, ist ein Blitzgott der lakonischen Landschaft509). Diese Inschrift, die zu einem Relief gehört, liefert den einzigen Hin weis auf einen Kult in dieser Gemeinde; gefunden wurde auch ein Kopf, der möglicherweise einem Dioskuren gehörte 510 . Die beiden anderen Inschriften nennen Soldaten, die vermutlich in der Schlacht bei Sellasia gefallen waren 511 .
C vanril ν i U s e n e r ' H ■ Göttliche Synonyme. RhMus 53, 1898, 341. Dazu auch Marie Dau* r nt' R E V M A * ( 1 9 4 8 > 1773/1774: Tyndareus als Berggott, Donnergott. 511 SEG%9 , inoo° n,qUe d e s F°uiHes. BCH 84, 1960, 963. ot ^ 32,1982, 397; IG V1, 921 510
170
Karyai Thukydides V 55, 3 Xenophon, Hellenika VI 5, 25; VI 5, 27; VII 1, 28 Polybios XVI 37, 4 Polyainos I 41, 5 DiodorXV64,3 Livius XXXIV 26, 9; XXXV 27, 13 Plinius, nat. hist. XXXVI 23/38 Lukian, de saltatione 10 Vitruv 11,5 Plutarch, Artaxerxes 18, 1 Pausanias III 10,7; IV 16, 9; VIII 45, 1 Stephan v. Byzanz 362 IG V1, S. 172; IG V1, 922-925; SEG 40, 1990, 343/344 RE X2 (1919) 2245 f. (v. Geisau) DNP 6 (1999) 309/310 (Y. Lafond) Shipley, Nr. 24
a)
Karyai, im nördlichen Grenzgebiet des Staates Lakedaimon liegend (siehe Karte S. 175), gehörte wohl ursprünglich zu Arkadien, wurde aber von den Lakedaimoniern erobert512, möglicherweise zur Zeit der Eroberungskriege, vielleicht vor der Einnahme Messeniens
. Ende
des 6. Jh. v. Chr. ereignete sich der Zwischenfall, dass die Messenier einmal beim jährlichen Artemisfest Karyai überfielen und die zu Eh ren der Göttin tanzenden Mädchen raubten; Aristomenes jedoch, der König der Messenier, gab die Mädchen unversehrt zurück51 . In der klassischen Zeit gehörte Karyai mit Sicherheit zum Staat Lakedai mon, da während des Peloponnesischen Krieges die Lakedaimonier dort ihre Diabateria abhielten515, die Opfer, die vor der Überschrei tung der Landesgrenzen zu einem Feldzug dargebracht wurden. Die Lage im Grenzgebiet brachte es mit sich, dass Karyai immer wieder während militärischer Auseinandersetzungen in Mitleidenschaft ge zogen wurde. In den Jahren 370/369 v. Chr. (nach der Schlacht bei 512
Photl_ex. 101. ** Papachatzis, N. D., Παυσανιου Ελλάδος Περιηγηςις. 330. M5 Paus. IV 16, 9; Paus. III 10, 7 erwähnt ein Heiligtum der Artemis. Thuk. V 55, 3; auch Lukian, de saltatione 10, bestätigt Karyai in Lakonien.
171
Leuktra) überlegten die Thebaner, ob sie nach Lakedaimon einmar schieren sollten; schließlich entschlossen sie sich dazu, als aus Karyai einige Bewohner mitteilten, dass sie auf die thebanische Seite treten würden, ebenso wie einige Perioiken aus anderen Städten, die willens waren, von den Lakedaimoniern abzufallen516. Karyai wurde jedoch von Archidamos zurückerobert und schlimm bestraft, indem er alle Bewohner, die er lebend in die Hände bekam, töten ließ517. Schließlich wird Karyai aus lakedaimonischer Herrschaft befreit und an Arkadien angegliedert518; wann dieser Vorgang stattfand, ist nicht ersichtlich, doch diese Ordnung bestätigte Philipp II. von Makedo nien, wie sich an späteren Quellen ablesen lässt519. 195 v. Chr. lager te T. Quinctius Flamininus vor seinem Angriff auf Sparta bei Ka ryai520, 192 v. Chr. schlug Philopoimen auf dem Weg nach Sparta sein Lager bei Karyai auf, ad Caryas primum in hostium terra521, was beweist, dass Karyai in dieser Zeit wieder zum Staatsgebiet Lake daimon gehörte. Dauerhaft lakedaimonisch war die Stadt wohl erst unter Augustus522. Pausanias erwähnt ein Heiligtum, das der Artemis Karyatis und den Nymphen geweiht war, mit einem Götterbild der Ar temis unter freiem Himmel523. b) Über die Identifizierung einer bestimmten antiken Fundstätte mit Ka ryai und die genaue Lokalisierung der Stadt war man sich lange Zeit nicht ganz sicher. Verschiedene Punkte im nördlichen Grenzgebiet des antiken Lakoniens kommen dafür in Frage.
Xen.Hell.VI5,27;DiodorXV64,3.
5
5,9
PniuhioJ ν o'J :
bestätj
Ljvius XXXiv 26,9. uviusXXXV2 UviusXXXV27,13. 5a P a u s Hl ^Paus. II110, 7 s« 10, 7. " paus. II110, 7
9 t Karyai als tegeatischen G a u .
172
Während man in der älteren Forschung524 das heutige Analipsis mit Vourvoura für das antike Karyai hielt, glaubt man in der neueren For schung, die Perioikenpolis in der Nähe von Arachova, das heutzuta ge wieder Karyai genannt wird, bestimmen zu können525. Aus den bisherigen Untersuchungen ist zu schließen, dass das heu tige Karyai auch der Sitz der antiken Gemeinde gewesen ist. Der archäologische Befund dafür ist nicht sehr ergiebig. Man entdeckte eine Steinplatte eines Grabes aus weißem Marmor mit einem Relief, das eine Frau darstellt, die in der rechten Hand einen Pinienzapfen und in der linken einen Kantharos hält. Verbunden damit ist eine In schrift, die sich auf Herakles bezieht526. Bei Phonemeni (antik Her mai) - etwa 3 km nordöstlich von Karyai - gelang es, ein Heiligtum auszugraben mit den Maßen 5 χ 7 m, auf dessen aus Stein beste hender Basis Holz und Ton verarbeitet waren. Vielleicht war damit das Heiligtum der Artemis Karyatis gefunden: es gab keinen Tempel, das Götterbild stand im Freien527, c)
Heute geht man davon aus, dass die antike Perioikengemeinde Ka ryai beim heutigen Karyai seinen Sitz hatte528, was N. D. Papachatzis damit erklärt, dass dort Nussbäume (καρυδιές) gepflanzt sind; die Ar temis Karyatis, in enger Beziehung zu den Nussbäumen stehend,
525 L o r i n 9 · w » S o m e A n c j ent Routes in the Peloponnese. JHS 15, 1895, 54. Cartledge, P., Sparta and Lakonia. 188; Papachatzis, N. D., Παυσανιου Ελλάδος Περιήγη σις. 330 ; Christien, J., Promenades en Laconie. Dialoques d' histoire ancienne 15,1989, 80-85.. 526 Daux, G., Chronique des Fouilles. BCH 93, 1969, 1024 f.; SEG 40, 1990, 343: 'Ηρακλής ένθάδε κατοικεί . Μηδέν εΐσίτω κακόν. * Papachatzis, Ν. D., Παυσαννου Ελλάδος Ιίεριηγησις. 330 vermutet, da Relief und Inscnnn nicht zusammenpassen, eine Wiederbenutzung eines schon früher vorhandenen DenKmals. 528 ^ h o m a i o s » K - A.f Karyatides. Peloponnesiaka 3/4, 1958/59, 377; Paus. III, 10, 7. Papachatzis, N. D., Παυσανιου Ελλάδος Περιήγησις. 330.
173
war eine Gottheit, die die Fruchtbarkeit der Früchte und der Menί
529
sehen segnete
.
Das Städtchen lag am Westausläufer des Parnongebirges, an einer Durchgangsstraße von Norden her nach Sparta (siehe Karte S. 211). Wohl gerade auch deshalb war die Siedlung einer sehr wechselvol len Geschichte unterworfen. Über das Leben in der Stadt selbst kann man kaum Aussagen machen, die schlechte Quellenlage erlaubt es nicht. Beim heutigen Dorf Vamvaku, etwa 4 km Luftlinie südöstlich von Ka ryai, existieren hervorragende Marmorlager, zwei bedeutende antike Marmorbrüche sind dort nachgewiesen530. Vermutlich waren Bewoh ner von Karyai dort am Abbau beteiligt, wahrscheinlich auch an der Verarbeitung. Das rare Inschriftenmaterial bietet nicht viel, um tiefere Einblicke in die Gemeinde zu gewinnen. Erhalten sind einige Scherben von Dachziegeln und Gefäßen, die noch vereinzelt Buchstaben erkennen lassen (nicht datiert)531. Auch vier Grabstelen wurden entdeckt, aber nicht datiert532. Karyais Bedeutung wird sichtbar in dem jährlich stattfindenden Fest zu Ehren der Artemis Karyatis533. Dieses reicht auf jeden Fall bis in das 6. Jh. v. Chr. zurück (siehe S. 170). Pausanias IV 16, 9 erwähnt die in Karyai tanzenden Mädchen im Zusammenhang mit den Ausei nandersetzungen zwischen Messenien und Lakedaimon (eingeführt
t» i m ! J5 d e r A r t e m i s Karyatis und den Nussbäurnen vgl. Wide, S., Lakonische Kul-"PhJS ϋΠΔ ° η ' Μ · P " G r i e c h j s c h e Feste.196 ff. Die rmrei k° ' 9 nech 'schen Landschafter). 474. Zu Abbau und Verarbeitung von Mar-
8 247 ^Γννίϊ"* · ^ 9 2 2 9 2 3 924 Und SEG 40 1990 344
^ϊί ; ' I02f
ZU
versch,ed
' ' ·
enen literarischen Quellenstellen bei Wide, S., Lakonische Kulte.
174 sollen die Tänze von Kastor und Polydeukes bJ4 sein, was auf eine lange Tradition verweisen und möglicherweise dadurch die Bedeu tung des Festes hervorheben soll). Diese tanzenden lakedaimonischen Mädchen nennt auch Plutarch, Artaxerxes 18,1, wo ein Siegelring mit tanzenden Karyatiden be schrieben wird. Ebenso war in der bildenden Kunst Karyais Fortleben gesichert, Karyatiden waren beliebte architektonische Elemente535. Die Frage, woher die Mädchen, die zu Artemis' Ehren tanzten, stammten, ist nicht eindeutig zu beantworten. Waren es Mädchen aus Karyai oder aus Sparta oder eventuell aus beiden Städten? Wenn Pausanias III 10, 7 von ai Λακεδαιμονίων παρθένοι spricht, kön nen beide gemeint sein, ebenso wenn er den Tanz als έπιχώριος be zeichnet. P. Cartledge leitet eine große strategische Bedeutung (was er genau damit meint, ist nicht erklärt) der Gemeinde Karyai davon ab, dass spartiatische Mädchen an den Kulttänzen teilnahmen5 , den Beweis für die Teilnahme der Spartiatinnen bleibt er schuldig.
Exkurs: Die Grabungen bei Analipsis/Vourvoura Beim heutigen Vourvoura entdeckte Κ. Α. Rhomaios mehrere kleine Kir chen, die auf eine größere Bedeutung des Ortes im Mittelalter schließen lassen537. Bei einer kleinen Grabung fand er im Westen von Vourvoura zahlreiche antike Gegenstände (auch attische rotfigurige Scherben), von denen nichts in eine frühere Zeit als das 5. Jh. v.Chr. verwies; Spuren des Heiligtums der Artemis Karyatis, das er dort vermutete, kamen nicht
Lukian, de saltatione, 10. Zur Entstehung vgl. Vitruv I 1, 5 und Papachatzis, N. D.t Παυσανιου Ελλάδος Περιηγη^ 331; auch Plin. nat. hist. XXXVI 23/38. Cartledge, P., Sparta and Lakonia. 205. Amandry, P., Chronjque des Fouilles. BCH 66/67, 1942/43, 326.
175
zum Vorschein538. Der Hügel von Analipsis, ungefähr 4 km westlich von Vourvoura, war übersät mit Scherben, eine polygonale Mauer umringte die antike Sied lung (klassisch und hellenistisch)539, das ummauerte Gebiet beträgt etwa 6 ha5"0; ferner fand man ein Grab, aus dem man sechs Vasen aus mykenischer Zeit rekonstruieren konnte; hier entdeckte man auch ein Fragment eines rotfigurigen Kraters mit einer Darstellung des ParisUrteils und ein weiteres Bruchstück eines großen Kraters, der nicht nä herbeschrieben ist (Datierung fehlt)541. C-1200J?*"
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archaisch
nicht datiert
Auf einem angrenzenden Hügel westlich dokumentiert ein mykenischer Friedhof mit einem großen Tholos-Grab (darin späthelladische Vasen. Pfeilspitzen aus Stein und Bronze) und acht kleinen Tholos-Gräbem (mit 538
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< l u e des Fouilles. B C H 7 5 , 1 9 5 1 , 116.
' J - HVCatling, R. W . V./Shipley, G ·· Chronique des Fouilles. B C H 79, 1955, 254.
T h e Laconia Survey. Vol.l.
176
Bronzeschwertern, drei späthelladischen Terrakotta-Figuren und einem Siegelstein aus Jaspis) und einem weiteren kleinen Grab unten am Hü gel, dass hier wohl in der mykenischen Zeit ein bedeutender Ort lag: an der Route von Tegea nach Sparta, am Ende der Route von Astros an der Ostküste Lakoniens nach Sparta542. Siedlungskontinuität kann nachgewiesen werden durch geometrische Keramik, Terrakotta-Figuren und kleine Kränze aus Blei, die der archa ischen Epoche zugerechnet werden543. Bei Ausgrabungen bei Vourvoura/Analipsis entdeckte K. A. Rhomaios Überreste von Wohnbebauung, mehrere Häuser, deren innere Teile der Mauern aus kleinen, gewöhnlichen Ziegelsteinen bestanden, während der äußere Teil aus Ton mit Holz verkleidet war. In vier Fällen fand man eine Kolonade an der Fassade (weitere Hinweise, dass es sich um öf fentliche oder heilige Gebäude, oder um Häuser von sehr reichen Be wohnern handelt, blieben aus). Bei einem Gebäude standen vier Säu lenbasen in antis in situ, von denen eine auf einem Niveau von 40 cm erhöht ist. Das ganze Bauwerk endet in einer Apsis (13,5 χ 13,5 m) und könnte vielleicht öffentlichen Zwecken gedient haben (als Prytaneion oder Buleuterion, nicht datiert)544. In sechs Häusern zeigten sich in deren Ecken kleine viereckige, halbrunde oder dreieckige Konstruktionen, die interpretiert wurden als für den häuslichen Kult bestimmt, worauf auch die dort gefundenen Kleingegenstände - zahlreiche Vasen als Opferga ben und viele Scherben von rotfigurigen Vasen (ob diese aus attischer Produktion stammen, ist nicht erläutert) - hinweisen
545
. Aus diversen
Scherben konnten zwei große Gefäße rekonstruiert werden mit Darstel lungen aus der Mythologie: eine Pelike, auf deren Vorderseite die Göttin 542
Waterhouse, H./Simpson, R. H., Prehistoric Laconia: Part II. ABSA 56, 1961,130; ^Christou, Chr., Chronique des Fouillles. BCH 81, 1957, 548. ^ Cartledge, P., Sparta and Lakonia. 188. M 5 Daux, G.( Chronique des Fouilles. BCH 80, 1956, 274. Daux, G., Chronique des Fouilles. BCH 80, 1956, 274 f.
177
Thetis auf einem Seepferdchen abgebildet ist, und ein weiteres Gefäß mit der Darstellung der Geburt der Helena; ein großes Fragment einer Hydria (vermutlich mit der Darstellung des Paris-Urteils) und ein Krater mit nicht näher bezeichneten Figuren gehören ebenso zu den Funden. Die großen Gefäße datierte Κ. Α. Rhomaios in das letzte Drittel des 5. Jh. v. Chr.546. Aufgrund dieser Spuren und der Vielzahl an Scherben auch aus tieferen Schichten vermutet man, dass hier ein ziemlich bedeu tender Ort lag, der mit einer eigenständigen Keramikproduktion ausge stattet war547, die bis in die frühe römische Epoche reichte (nachgewie sen durch verschiedene, nicht näher bezeichnete Keramikfunde). Die Produktion wurde abrupt abgebrochen, die Ursache liegt im Dunkeln, vieleicht durch Brand und Aufgabe des Ortes548. Zu dieser Theorie wür de eine Aussage bei Pausanias passen: Er erwähnt lasos/lasaia, eine Stadt an der Grenze des lakonischen Landes549. Dieses lasos wurde von den Achaiern eingenommen, dann vom Spartiaten Menalkidas im Jahr 147 v. Chr. in Brand gesteckt und zerstört. Aufgrund dieser Angabe er gibt sich die Wahrscheinlichkeit, dass die Siedlung von Analipsis in der Antikeden Namen Jasos" trug und nicht Karyai ist. Bei ergänzenden Un tersuchungen zu Analipsis kamen zwar neue Fundstücke550 zutage, die aber keine weiteren Erkenntnisse zu einer eindeutigen Identifizierung beitrugen. Bei der Untersuchung eines Heiligtums fand man ein Antenkapitell aus Marmor (4. Jh. v. Chr.), ein großes Perirrhanterion551, eine Vase aus Marmor und Scherben mit den Buchstaben Ι Ε Ρ (nicht datiert). Auf einen großen Raum mit viereckigem Altar folgte ein weiterer Raum, PirrH G rk Chr0niqUe d e s F o u i , l e s · ß C H 80, 1956, 275; ^Chrlt η Chronic ^ ue d es Fouilles . BCH 79, 1955, 256. *Chri!t ηϊΓΜ C h r o n i c l u e d e s Fouilles. BCH 81, 1957, 548. "9Pa. \ / i M ? r ' ; C h r 0 n i q u e d e s fouilles. BCH 8 1 , 1957, 548. ^aus. VI113, 7; VIII 27, 3. 551
Chf0nlqUe d e PehrXrhant ? F o u i , l e s · B C H 82>1958, 713. enthält υ6Π0Γ!ί e i n G e f ä l i - d a s Weihwasser oder auch anderes Wasser zum Besprengen Inalt ' L e h m a n n , R., DNP 9 (2000) 589.
178
in dem man Bruchstücke einer großen rotfigurigen Vase mit einer diony sischen Darstellung fand552 (nicht datiert, auch ist nicht erläutert, ob es sich vielleicht um attische Ware handelt). Die Mauern der Gemeinde weisen ins Jahr 147 v. Chr., das Jahr, in dem die Achaier die Grenzorle zu Lakonien befestigten553, was wiederum für Analipsis als lasos spre chen und bedeuten würde, dass die Gemeinde nicht zu Lakedaimon ge hörte.
Daux, G., Chronique des Fouilles. BCH 83, 1959, 628. Daux, G., Chronique des Fouilles. BCH 83, 1959, 628.
179
kynnria/Thvreatis (mit den Orten Thvrea. Eua, Neris. Anthene. Astron, Hermai) Herodotl82,1/2; VI 76, 2 Thukydides II 27, 2; IV 56, 2; V 14, 4; V 4 1 , 2; VI 95, 1 Pseudo-Skylax 46 DiodorXIl 44T 3 Strabon1,4,7p.65C;8, 6, 17 p. 376 C Plinius, nat. hist. IV 5,16 Pausanias II 29, 5; II 38, 5-7; III 2, 3; III 7, 5; VIII 3, 3; X 9, 12 Ptolemaios 14, 33 Stephan v. Byzanz 320 (Thyrea) Stephan v. Byzanz 283 (Eua) Stephan v. Byzanz 95 (Anthene) IGV1.926; 927; 929 SEG 11, 1954, 892; SEG 13, 1956, 2 6 1 ; 266, 267;SEG 15, 1958, 215; SEG 16, 1959, 274; SEG 30, 1980, 377; SEG 35, 1985, 277/ 280/ 284/ 285/ 286/ 287/ 288/ 290/ 291/ 292/ 293/ 302/ 378; SEG 36, 1986, 349 REXII1 M924)44f. Thyreatis (Pieske) REIIIA* (1929) 1303 ff. Thyreatis (Bölte) REVI1 (1907) 817 Eua (Philippson) RESuppl. XII (1970) 364 Eua (Meyer) REXVII1 (1936) 36/37 Neris (Meyer) REI2 (1894)2370 Anthene (Hirschfeld) DNP8(2000)850 Neris (Y. Lafond) Shipley, Mr. 1 (Anthene), Nr. 10 (Thyrea), Nr. 30 (Eua), Nr. 98 (Neris), Nr. 111 (As tron)
a) Die antike Kynuria umfasst das Gebiet, das im Norden den Berg Zavitza, im Osten die Bucht von Argos, im Süden die Stadt Prasiai und im Westen den Parnon als Grenzpunkte hat554. Hier jedoch ist ge meint das nordöstliche Grenzgebiet des Staates Lakedaimon zur Argolis hin, Thyreatis genannt; die Begriffe Kynuria bzw. Thyreatis wer den bisweilen synonym verwendet555. Bereits im 8. Jh. v. Chr. sollen die Lakedaimonier um dieses Gebiet mit den Argivern Krieg geführt haben. Ursache dafür sei gewesen, dass die Argiver diesen von den Lakedaimoniern eroberten Landesteil sich angeeignet und die den Lakedaimoniern Untertanen Perioiros5 1θ987Γβιηιηι9 ΟΘΓ K y n u r i a b r i n 9 t Phaklaris, Ρ. Β., Η μάχη τής θυρέας (546 π. Χ.). Η ο histnir* J~· ° 1 " 119 · Zur Thyreatis: Christien, J., Promenades en Laconie. Dialogues d' ^nstoireancienne 15, 1989, 76-80. *"m Beispiel Thuk. IV 56, 2 ; V 1 4 , 4 ; V 4 1 , 2.
180
ken zum Abfall gebracht hätten556. Auch König Theopompos (Ende 8. Jh. v. Chr.) führte um die Thyreatis557, den nördlichen Teil der Ky nuria, Krieg mit den Argivern558. Kurz vor der Einnahme von Sardes durch die Perser 547 v. Chr. will König Kroisos ein Bündnis mit dem Spartiatenstaat erreichen, welches jedoch abgelehnt wird, da die Lakedaimonier zu dieser Zeit selbst durch Gebietsstreitigkeiten in An spruch genommen sind: Streitobjekt ist das Gebiet von Thyrea559. Dieser Kampf wurde zwischen 300 Spartiaten und 300 Argivern an gefochten und zugunsten Spartas entschieden560, das dieses Gebiet nun in seinen Staat eingliederte. Dass in der klassischen Epoche die Kynuria zu Lakedaimon gehörte, belegen verschiedene Quellenstellen aus dieser Zeit: Kleomenes I, der Argos angreifen will, führt sein Heer, weil die Diabateria (die Op fer vor einer Grenzüberschreitung) nicht günstig ausfallen, zunächst nach Thyrea zurück561; der Staat Lakedaimon gibt 431 v. Chr. das Land um Thyrea den von den Athenern vertriebenen Aigineten als Siedelland562; die Argiver sind nicht gewillt, einen Waffenstillstand zu schließen, wenn ihnen die Kynuria nicht zurückgegeben wird56; die Lakedaimonier brechen einen Feldzug gegen Argos wegen eines Erdbebens ab, daraufhin fallen die Argiver in die Thyreatis ein und fügen den Lakedaimoniern großen Schaden zu564.
566
Paus. III 2, 3. Zum Namen Paus. VIII 3, 3. Paus. III 7, 5. 559 Herod. ιI o
557
558
560
Herod. I 82, 3 f.; Strabon 8, 6, 17 p. 376 C; Strabon verweist hier darauf, dass diese Stadt Thyrea in der Kynuria liegt; er gibt als Bestätigung Thukydides an; auch Paus. X 9,12 er· wähnt diese Auseinandersetzung 561 Herod. VI neiuu. vi 76, /ο, 2 Δ. 562 Thuk. II 27, 2; IV 56, 2 (Thukydides verwendet hier für das Land um Thyrea den Begriff Kynuria); Diodor XII 44, 3; Paus. II 29 5 563 Thuk. V 14, 4. ' ' 564 Thuk. VI 95, 1.
181
Die Thyreatis blieb Streitobjekt zwischen Lakedaimon und Argos565, bis das Gebiet nach der Schlacht bei Leuktra (371 v. Chr.) von den siegreichen Thebanern der Argolis zugeschlagen wurde.
Die Thyreatis
Thuk
V41 ( 2 ;Strabon1 t 4,6 p. 65 C.
182
Zu Pausanias' Zeiten gehörte dieser Bereich zu Argos, extra genannt sind die Orte Anthene (das - so Pausanias - einst die Aigineten be wohnten), Neris und Eua, alle drei von Pausanias als κώμαι bezeich net566. Zur geographischen Lage der drei Gemeinden erklärt Pausa nias: Über ihnen liegt der Parnon, und dort ist das Grenzgebiet nach Argos und Tegea; an der Grenzstelle ist ein Grenzstein aufgestellt, nach dem dieser Ort Hermai benannt ist567; auch ein Fluss wird er wähnt, der Tanaos, der im Parnon entspringt, durch die Argolis fließt und in die Bucht von Thyrea mündet568. Ptolemaios erwähnt für die Gegend eine Stadt Astron569, die zu seiner Zeit aber zur Argolis ge hörte, b) Die einzelnen, in den literarischen Quellen bezeugten Orte der anti ken Landschaft Kynuria/Thyreatis570 sind heute durch intensive archäologische Forschungen über etwa 70 Jahre hindurch weitge hend identifiziert und hinsichtlich ihrer geographischen Lage be stimmt. P. Phaklaris, der nach einer ausführlichen Analyse aller zur Verfügung stehenden Quellen den Austragungsort der legendären Schlacht der „Dreihundert gegen Dreihundert" im Jahr 547 oder 546 v. Chr. beim heutigen Xerokampi (westlich von Thyrea) lokalisierte, belegt zu Beginn seiner Ausführungen, dass die Kynuria auf die Thy reatis begrenzt war571. ** Paus. II 38, 5/6; Anthene wird auch bei Thuk. V 41, 2 als Polis erwähnt. 567 Paus. II 38, 7. 568 Paus. II 38, 7. 33. ^ P Ptol. t o l . 14, 14,33. 570 Wenn Thukydides die Begriffe „Kynuria" und Thyreatis" gleichbedeutend nebeneinander verwendet, mag dies wohl darauf darauf zurückzuführen ^ΙΙΓΓΙΟ^-»..#···.Κ^« ^~;~ A^* in :« klassischer w^ccicnh^r Zeit Thyrea Thvres mi mnt sein, dass seinem „Thyreatis" benannten U Umland der Hauptort der Kynuria war (Thuk. II 27, 2; IVob, 2 ;V41,2). 2;V41,2). Zur Lokalisierung der Schlacht: a) P. Phaklaris, Horos 5, 1987, 101-119: zur Lage der Thyreatis S. 101; zur Lokalisierung des Schlachtfeldes: nach antiken schriftlichen Quellen (S. 103-107), Ansichten der Porscher (S. 107-110), topographische Hinweise (S. 111-114), archäologische Belege (S. 115-117): Schlussfolgerung: Nach Auswertung aller Hinweise und unter Einbeziehung der literarischen Quellen liegt der Ort der Schlacht beim heutigen Xerokampi (westlicn
183
Verschiedene Plätze mit archäologischen Funden in der Thyreatis weisen darauf hin, dass dieses Gebiet in der Antike offensichtlich dicht besiedelt war. An der Küste sind drei alte Stätten nachweisbar: a)auf Kap Astros, b) an der Mündung des Flusses Hagios Andreas, und c) Hagia Triada 3 km südwestlich von Kap Astros572. Die Aus grabungen in diesem Gebiet führen in verschiedene Epochen, so bei Paralion-Astros von der helladischen bis in die geometrische Zeit. Bei Nissi/Chersonissi-Hagios Andreas ergab sich ein befestigter Ort, wo man Objekte aus helladischer Zeit fand, ebenso verschiedene Indi zien auf eine Besiedlung vom 5. Jh. v. Chr. bis in die byzantinische Zeit. Die Grotte von Sidza förderte Keramik vom Neolithikum bis in die frühchristliche Zeit zutage573. Abseits der Küste, in einem Radius von etwa 6-7 km, liegen vier Rui nenstätten: a) Helleniko, b) Archaiokastro, c) eine Siedlung nördlich des Klosters Luku und d) eine Anlage beim Kloster Luku574. Die Perioikengemeinde Thyrea, die der Gegend den Namen gege ben hat, wurde identifiziert mit dem heutigen Ort Helleniko (etwa 5 km südwestlich der modernen Stadt Astros), einem Berg mit einer Stadtruine. Eine Mauer mit einer Länge von etwa 1050 m umgibt ein Terrain von 350 χ 150 m auf einem Hügel mit etwa 600 m Höhe, wo bei die Mauer (mit einer Stärke von 2,50-3 m) bisweilen 3-4 m hoch
vom antiken Thyrea). b) Die während eines Straßenbaues 20 km nördlich vom heutigen Astros am Fuße des S V D ^ 3 g e f u n d e n e Inschrift „Μεδειςαδικειτο το κενεαριον" (SEG 13, 1956, 266), dient h m a i 0 S i n s 5 · J h · v · C h r d a t i e r t u n d a i s argivisch eingestuft (BCH 109, 1985), war llf C 4^A derer A u f f a s s u n 9 d er Lokalisierung der legendären Schlacht (Pritchett, Todas FA t nämlich der Berg Zavitza der antike Parparos ist, und die Parparonia, 321 Π Ζ»ϋρ S l e g r e i c n e n Ausgang der erwähnten Schlacht (vgl den Abschnitt „Kult" S. Nähen* 7 Ρ3ΓΟδ i n V e r b i n d u n g zu bringen sind, müsste der Ort der Schlacht in der 572 KahrstPHSt Μ 7 Θ g e w e s e n s e i n ' a l s ° nordöstlich von Thyrea. 573 Touchpknol! V e i G e o g r a p h i c a i m Pe'oponnes. RhMus N. F. 93, 1949, 227-242. 574 q U 6 d e s F o u i l , e s B C H 110 Kahrstedi ιΓ 7 ' 1986»691. αι. υ., Zwei Geographica im Peloponnes. RhMus N. F. 93, 1949, 227-242.
184
und durch mehrere Türme verstärkt war575; die frühesten Teile der Mauer wurden in die archaische, alle übrigen in die frühe klassische Epoche datiert576. Y. C. Goester vertritt dazu die Meinung, dass die Mauer erst um die Mitte des 4. Jh. v. Chr. unter dem Einfluss von Argos in dieser Stärke gebaut wurde (als Befestigung gegen die Lakedaimonier)577, und somit die Gemeinde Thyrea 424 v. Chr. relativ leicht von den Athe nern erobert werden konnte578. Dieser Hügel war seit mindestens geometrischer Zeit besiedelt. Innerhalb einer Zitadelle (siehe S. 185) fand man Überreste von Häusern, die sich nicht nach einem be stimmten Plan zu richten schienen; die Mauern bestanden fast alle aus kleinen, schlecht aufeinander passenden Steinen579. Sieben Zis ternen sicherten die Wasserversorgung der Bewohner580. In der Nä he der Umfassungsmauer fand man Steine aus lokalem Kalkstein, deren Verwendungszweck nicht näher bestimmt wurde. Etwa 500 m nördlich der Zitadelle entdeckte man drei Schichten aus sorgfältig bearbeiteten Kalksteinen, die ein Viereck bildeten und offensichtlich Reste eines Gebäudes waren581. Zu dessen Funktion und auch zur Datierung sind keine Aussagen getroffen. Man fand dort ein Frag ment eines Antenkapitells, westlich davon ein weiteres architektoni sches Stück, möglicherweise ein Fragment einer Säule. Dieses Ge bäude, von den Einheimischen „Tempel des Apollon" genannt, ist
575
Pritchett, W. K., Studies in ancient Greek Topography III, 4, 121 f.; Goester, Y. C The P'ain of Astros. Pharos I, 1993. 55. 577 ^ r i t c h e t t · w · K ■ Studies in ancient Greek Topography III. 4, 121 f. Goester, Y. C , The Piain of Astros. 80. 578 Thuk. IV 55, 1-3. 580 p 0 U c n a i s ' G -' Chronique des Fouilles. BCH 102, 1978, 672 ff. sei !!ntci?et?. W. K., Studies in ancient Greek Topography III, 4, 121 f. loucnais, G., Chronique des Fouilles. BCH 101, 1977, 557.
576
185
nicht eindeutig als Tempel rekonstruierbar, auch ein Apollon-Kult 582
kann nicht belegt werden
.
Lageplan von Helleniko (mit Außenmauer)
ΪΝ
25 m
Laut Fundbericht konnte man Hunderte von Scherben und zwölf Münzen einsammeln. Die Münzen sind datiert in die Zeit zwischen 350-146 v. Chr., neun Münzen können Argos zugeschrieben werden, eine Münze Mykene, eine Arkadien, eine möglicherweise Philipp II. von Makedonien583. Die Keramikscherben wurden zwischen geomet risch und römisch eingeordnet, wobei der Hauptanteil aus der helle nistischen Epoche stammt584; aber auch aus der klassischen Zeit lie ßen sich Keramikscherben identifizieren585. taifi^^/Crouwel· J./Catling, R.W.V./Shipley, G., The Laconia Survey. Vol. II, 278 » G O P J V ^ e i L R e s t e e i n es Heiligtums und erwähnt den Fund einer Asklepiosstatue. * Wh r ' θ Plaln 0f Astros- 77· ^ T o u C h « ! ! , ^ M ^ r 0 n i q U e d e s F o u i l l e s · B C H 1 02, 1978, 672 f. w «»s, U, Chronique des Fouilles. BCH 101, 1977, 557.
186
1979 wurden an der genannten Stelle zwei hellenistische Friedhöfe ausgegraben, einmal 13 Gräber, einmal 19 Gräber. Beide lieferten reichlich keramisches Material (nicht näher beschrieben). Dazu kam eine dritte Nekropole aus römischer Zeit 586 . Am nächsten zu Thyrea lag das antike Eua, unmittelbar im Norden des Klosters Luku. An einer Seite des Klostergartens fanden sich Reste von antiken Mauern (nicht datiert) aus großen, viereckigen Steinen, gemischt mit Ziegeln und Mörtel. W. M. Leake587 hielt dies für die östliche Stadtmauer der Stadt Thyrea und vermutete den Hauptteil der Stadt unter dem Kloster, da zahlreiche antike Steine für die Bauten benutzt worden waren. Ein Fragment einer weiblichen Skulptur, zwei Fragmente einer Kolossalgruppe und zerbrochene Vasen (alles ohne Datierung), ein ionisches und zwei korinthische Kapitelle, ferner zahlreiche Reste aus Marmor und Porphyr, dazu di verse Säulenschäfte gehören zu Leakes Entdeckungen, ebenso wie einige Gräber ohne Grabbeigaben (nicht datiert). In der Kirche selbst sah er Fundamente eines viereckigen Gebäudes und Ruinen einer halbkreisförmigen Nische. Weitere Überreste von Mauern schienen seine These zu bestätigen. Im Verlauf der Jahrzehnte seit Leakes Besuch (im Jahr 1806) kamen beim Kloster Luku viele bedeutende Funde aus verschiedenen Epochen zutage 588 . Lange Zeit war man sich in der Fachwelt nicht einig darüber, welchem Zweck die antiken architektonischen und künstlerischen Elemente beim Kloster Luku gedient hatten; E. Curtius hielt die Ruinen sogar für die „großartige Anlage einer römischen Villa"589. Aufgrund der Fundstücke und des
Touchais, G., Chronique des Fouilles. BCH 108, 1984, 762. Leake, W. M., Travels II, 286. Karusu, S., Die Antiken vom Kloster Luku. MDAI (R) 76. 1969, 254-258: S. KarusugiW hier einen kurzen Abriss über die Forschungsgeschichte und die dabei entdeckten Funae ( beim Kloster. 1 Curtius, E., Peloponnesus II, 1852, 379.
187 Inschriftenmaterials kam 1905 auch K. A. Rhomaios zu dem Schluss, dass die Antiken des Klosters Luku zu einer Villa des Herodes Atticus gehört haben müssen 590 , der in der Kynuria Besitztümer hatte591. Zweifel daran, ob es sich tatsächlich um ein prächtiges Wohngebäu de handelte, lassen die verschiedenen dort gefundenen Weihege schenke aufkommen. Pausanias II 38, 6 trägt hier zur Klärung bei: Bei Eua befindet sich ein Heiligtum des Polemokrates, eines lokalen heilbringenden Heros (er war der Sohn des Machaon, somit ein Nachkomme des Heilgottes Asklepios 592 ). Ein Weiherelief lieferte schließlich den ausschlaggebenden Hinweis: Dargestellt ist ein Gott oder Heros, auf einer Kline liegend, vor der ein Tisch mit Obst und Speisen aufgestellt ist; eine Schlange windet sich um ein Rhyton, das erhält. Die Inschrift wurde von Κ. Α. Rhomaios im Sinne Pausanias' ergänzt: Πολεμοκράτει ήρωι εύξάμενος άνέθηκε593. In welchem Erhaltungszustand das Heiligtum selbst vorgefunden wurde, ist nicht näher erläutert. Im Innenbereich fand man zahlreiche Weihegeschenke, jedoch in größerer Anzahl für Asklepios, den Vor fahren des Polemokrates. Ein Fragment eines Marmorbildes des Asklepios mit einer Schlange, die sich um einen Stab windet, wurde außerhalb des nordöstlichen Winkels der Klostermauer entdeckt. Verschiedene Kriterien (die geringe Größe des Götterbildes, die strenge Linie des Schlangenkörpers, der einheimische Marmor) ver weisen die Votivgabe in die römische Zeit 594 . Der Klostergarten brachte ein bedeutendes Fundstück zutage: ein Relief der Asklepia-
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188
den, datiert ins frühe 4. Jh. v. Chr.: Die Gestalt des Asklepios be herrscht die Mitte des Reliefs, er steht aufrecht und stützt sich auf den Stab mit der Schlange. Links befindet sich die Familie des Stif ters, während die rechte Seite von der Familie des Asklepios (Söhne, Töchter und vielleicht sein Nachfahre Polemokrates) eingenommen wird 595. Damit ist durch das Heiligtum des Polemokrates, das in antiker Zeit an der Stelle des Klosters Luku stand, die Lage der Gemeinde Eua bestimmt. Eua trat als größte Stadt der Thyreatis während der Kai serzeit die Nachfolge von Thyrea an, der bedeutendsten Stadt in die ser Gegend in der klassischen Zeit596. Etwa 4 km südöstlich des Klosters Luku liegt das heutige Astros. In dieser Gegend wurden zahlreiche Orte mit antiken Überresten ent deckt. Auf dem Hügel von Paralion-Astros (4 km nördlich des heuti gen Astros) fand man in den Jahren 1926/27 Spuren einer sehr frü hen Besiedlung, auf der Südkuppe ein mykenisches Scherbenfeld, am Westhang eine Nekropole, die in mittelhelladischer und proto geometrischer Zeit benutzt wurde, auch Überreste aus der klassi schen Zeit. Am Hügel von Paralion-Astros steht ein Segment einer polygonalen Mauer von etwa 300 m Länge, die trapezförmig angelegt ist597. Die dort vorgefundene Keramik stammt aus helladischer, mykenischer und hellenistischer Zeit598. Grabungen aus dem Jahr 1981 bei Paralion-Astros bestätigten die verschiedenen Siedlungsepochen der früheren Forschungsjahre. Zu dem wurde ein Gebilde im Inneren eines Gebäudes entdeckt, mit den Ausmaßen von 5 χ 5,50 m, und als Wachturm eingestuft (datiert in | Papachatzis, N. D., a. a. O. 304. | Papachatzis, N. D., a. a. O. 304. Touchais, G.t Chronique des Fouilles. BCH 103, 1979, 561. Touchais, G., a. a. O. 561.
189
den Hellenismus)599. Bei Chersonisi (Nissi), einem kleinen Vorgebir ge südlich von Astros an der Küste etwa 3 bis 4 km östlich von Hagios Andreas, fanden sich Keramiken als Zeugnisse einer frühhelladischen und geometrischen Besiedlung600, in der Nähe der Bucht Hinweise auch auf die mittel- und späthelladische Epoche601. Spuren von dünnen, groben Mauern an den südlichen Hängen sind nicht datiert, es ist auch nicht geklärt, ob es sich um eventuelle Stützmauern oder Befestigungsmauern handelt. Ein Forschungsbe richtaus dem Jahr 1979602 bestätigt die entdeckte Mauer. Das heutige Nissi war in der Antike ein befestigter Ort, auf einem rechteckigen Platz erbaut, der von einer Mauer mit einer Länge von 1100 m eingefasst war. Die Umwallung war verstärkt durch mindes tens 23 viereckige Türme603. Daneben entdeckte man einen Friedhof mit Funden aus helladischer und protogeometrischer Zeit604. Die vor gefundene Keramik wurde im Wesentlichen als Gebrauchskeramik identifiziert aus klassischer, hellenistischer und römischer Zeit. In der Umgebung des heutigen Astros in einer Entfernung von bis zu 7 km existieren verschiedene archäologische Fundstätten. In Hagia Anastasia (2 km südöstlich von Astros ) kann man zwei Fragmente eines antiken Architravs (nicht datiert) eingebaut in die Ikonostase der Kirche sehen; Kastraki, 1 km südöstlich von Astros, weist Scher ben aus helladischer, klassischer und hellenistischer Zeit auf, auch ein mittelalterlicher Aquädukt erhebt sich dort605. Etwa 6-7 km nord westlich von Astros liegen die Ruinen von Tsorovos, wo man glaubte, w
I n C h K I S ' °"' C h r o n i c l u e d e s Foullles. B C H 1 1 3 , 1 9 8 9 , 6 0 6 . vvaterhouse, H./Simpson, R. H., Prehistoric Laconia: Part II. A B S A 5 6 , 1 9 6 1 , 1 3 1 ; 601 Wat h ' G " C h r o n i ( ^ u e d e s Fouilles. BCH 103, 1979, 561. ^Tourh r' H / S i m P s o n · R · H., Prehistoric Laconia: Part II. ABSA 56, 1961, 131. M3 h r 0 n i q u e d e s Fouil, Gn^ t v es. BCH 103, 1979, 561. * feuan
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ouchais, G., Chronique des Fouilles. B C H 1 0 3 , 1 9 7 9 , 5 6 1 .
190
Mauerspuren einer Umwallung von etwa 1000 m Länge entdeckt zu haben. Das Mauerwerk stammt aus der Zeit von 425-375 v. Chr.; in nerhalb der Ummauerung kamen Gebäude zum Vorschein. Alle dort gefundenen Scherben sind datiert in das 5. Jh. v. Chr.606. Römische Gräber zeugen von der langen Existenz dieses Ortes607. 1 km nörd lich des heutigen Prosilion (4 km nordwestlich vom Kloster Luku) kam eine starke Konzentration von Scherben und Ziegeln (beides nicht datiert) zum Vorschein, ebenso Reste eines trapezförmig angelegten Wachturmes, 6,50 m im Durchmesser608, auch ein kreisförmiger Turm (450-400 v. Chr.). Der Ort war möglicherweise eine Kontrollsta tion an der Straße von der Thyreatis zur Argolis609. Unter den oben angeführten archäologischen Fundstätten konnten bisher möglicherweise zwei identifiziert werden, Thyrea und Eua. Die Lokalisierung von Neris scheint Probleme zu bereiten, nirgends existieren eindeutige Hinweise auf diese Gemeinde. Man sah kurze Zeit Neris im Hellenikon von Meligou, ungefähr 1 km südwestlich vom heutigen Astros. Dort aber wurden keinerlei Funde gemacht, die auf Neris schließen ließen. Wenn außerdem das heutige Hellenikon als Thyrea erkannt wird, scheidet dieser Ort für Neris aus, eher könn te man hier die „Oberstadt" von Thyrea sehen610. Vielleicht befand sich Neris in dem Gebiet zwischen Hagios Andreas und Astros, wo mehrere kleine Anlagen gefunden wurden611, die noch nicht mit anti ken Orten in Verbindung gebracht werden konnten. Auch in der Ge gend, die heute Xerokampi heißt (etwa 7 km westlich vom antiken ™ Touchais, G., a. a. O. 561. 607 Cavanagh, W./Crouwel, J. H./Catling, R. W. V./Shipley, G., The Laconia Survey. Vol. II. ™Touchais,G., a . a . O . 561. Cavanagh, W./Crouwel, J. H./Catling, R. W. V./Shipley, G., The Laconia Survey. Vol.». 276. Ζ £ a P a ( * a t z ' S . N. D., Παυσανωυ Ελλάδος Περιήγησις. 304. Papachatzis, Ν. D.. a. a. O. 303.
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Thyrea gelegen auf dem Weg ins Landesinnere und nach Sparta), befinden sich zwei Hügelkuppen, die prähistorisch und klassisch be siedelt waren, und die noch auf eine Identifizierung warten. Auf die prähistorische Besiedlung verweisen die dort entdeckten Steinbeile. Was auf klassische Besiedlung schließen lässt, ist nicht expressis verbis ausgedrückt. Schenkt man den Worten Pausanias' Glauben, dass Anthene, Eua und Neris an einer Straße gelegen waren, würde Xerokampi durchaus zu Neris passen. Hellenikon scheidet auch für Anthene aus612, das in der neueren For schung am östlichen Rand der Thyreatis, in der Umgebung des heu tigen Hagios Andreas, vermutet wird613. Am Strand bei Hagios An dreas muss sich eine außergewöhnlich gut gesicherte Stadt befun den haben. Am Hügel stehen Mauern, zudem eine eigene Befesti gung auf dem Gipfel, wo heute die Kirche Hagios Andreas ihren Platz hat Dort kann man eine aus großen Steinen erbaute polygonale Mauer erkennen. Die Hauptbesiedlung, am Strand an der Mündung des Flusses, der heute Vrasiatis genannt wird (aufgrund dessen wur de früher die Perioikengemeinde Prasiai hier identifiziert), fällt in die hellenistische und römische Zeit. Es fanden sich auch Überreste von Wohnbebauung der Stadt am Abhang des Hügels614. Dass an dieser Stelle, die man heute mit Anthene identifiziert, keine Funde aus Rassischer Zeit zum Vorschein kamen, könnte darauf hindeuten, dass Pausanias sich wohl irrte, als er behauptete, dass die Lakedaimonier die Aigineten in Anthene ansiedelten. Eher ist hier auf Thukydides zu vertrauen, der berichtet, dass die Aigineten in Thyrea Sie delland bekamen. Die Mauer des heutigen Paralion-Astros, nachlas612|7T"
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stimmt?1;,U': Z w e i Geographica im Peloponnes. RhMus N. F. 93, 1949, 227-242 be" P i n H f l ! e n , k o n a , s Sitz von Anthene.
C S S ü: S: aTo v l o 303 U a ^ Περ,ηγηα,ς · 302 ·
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sig und eilig erbaut615, scheint halbfertig; das ist vielleicht darauf zu rückzuführen, dass die Aigineten sich kurz vor dem Angriff der Athe ner in die obere Stadt zurückzogen, ungefähr 1,5-2 km vom Meer entfernt, wo die Athener sie belagerten und gefangennahmen616. Dies würde mit der Identifizierung des Hellenikon als Oberstadt von Thyrea zusammenpassen. Die Fundstätte bei Paralion-Astros könnte aber auch die allein bei Ptolemaios erwähnte Stadt Astron gewesen sein. Die dort entdeckte Keramik stammt aus helladischer, mykenischer, geometrischer und hellenistischer Zeit617. Die bisherigen Ausführungen geben den Forschungsstand bis zum Jahr 1985 wieder. Mit der 1989 erschienen Topographie von W. K. Pritchett wurde die Identifizierung einiger Orte der Thyreatis neu auf gerollt. Hier entspricht Hellenikon der Gemeinde Eua, während die Ruinen beim Schlachtfeld der „Dreihundert gegen Dreihundert" beim Berg Zavitza als Anthene identifiziert wurden. Die Ruinen bei Kato Doliana/Kourmeki (etwa 2 km nördlich von Kloster Luku) erkennt Pritchett als Neris, während er bei Kastraki Meligous, etwa 3-4 km südlich vom heutigen Astros, Thyrea ansetzt. Aufgrund der bedeutenden Ausgrabungen bei Hagios Andreas ver mutet Pritchett hier das nach-thukydideische Thyrea, das nach der Zerstörung der Stadt durch die Athener an einer leichter zu verteidi genden Stelle wieder aufgebaut wurde618. Geht man den Weg von Norden her kommend weiter in Richtung Sparta, trifft man beim heutigen Phonemeni auf drei große Steinhau fen, bei denen es sich möglicherweise um die Hermen handelt, die [ Papachatzis, N. D., a. a. O. 303. 5 Thuk. IV, 57. ^Touchais, G., Chronique des Fouilles. BCH 103, 1979, 561 und BCH 110, 1986, 691. Pritchett, W. K., Studies in ancient Greek Topography IV, 1989, 91-101.
193
Pausanias als Grenzmarken zwischen Lakonien, Argos und Tegea bezeichnete619. Am Rande des einen Steinhaufens entdeckte man eine Mauer von ungefähr 6,50 m Länge, die wohl dazu diente, die aufgehäuften Steine festzuhalten620. Zudem fanden sich hier Scher ben von Terrakotta-Figuren, lakonischen Vasen, Aryballen und Plat ten, außerdem ein Fragment aus Schiefer mit der 621
„Ναύπλιος/Εύίτας'
Inschrift
(alle Fundstücke sind ohne Datierung). Ein Ver
such, diese Ansammlung von Scherben zu deuten, wurde offensicht lich bis jetzt nicht unternommen, für den Nachweis der Existenz einer größeren Siedlung an dieser Stelle reichen die Funde nicht aus. Neu aufgerollt wurde die Erforschung der Thyreatis, der Ebene von Astros, von Y. C. Goester, die versuchte, mittels eines Surveys zu genaueren Ergebnissen zu gelangen. Ihr Aufsatz im Pharos I, 1993, S. 39-112, liefert zur Archäologie zahlreiche Details und akribische Beschreibungen der Fundorte und Gegenstände, zur eindeutigen Identifizierung der antiken Fundstellen konnte sie keinen weiteren Beitrag leisten. d) Unabhängig davon, wie die einzelnen Orte den archäologischen Fundstätten zugeschrieben werden, belegt der Befund eine sehr dichte Besiedlung der Thyreatis über einen langen Zeitraum hinweg, von der helladischen bis zur römischen Epoche. Eine genaue Zu sammenfassung darüber gibt Y. C. Goester. Die ältesten Scherben aus der helladischen Epoche fand man bei Paralio η-Astros, Kastraki und NissL Mykenische Scherben traten zutage bei Paralion-Astros, Nissi und Hellenikon, geometrische bei Hellenikon und Nissi. Parali on-Astros scheint in dieser Zeit verlassen gewesen zu sein. Aber es 61<J f\
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PaDarh!tSan!?ΓΓΘ· H - C h r o n j que des FouJIJes. BCH 75, 1951, 114; 620 GaS!V' Γ D " Ι Τ α υ σ α ν ι ο υ Ελλάδος Περιήγησις. 305. 62 >GallP H!C n e r r e " H " C h r o n 'que des Fouilles. BCH 75, 1951, 114. a e Sante rre, H.. Chronique des Fouilles. BCH 75, 1951, 114.
194 kristallisierte sich heraus, dass Hellenikon von dieser Zeit an bestän dig besiedelt war. So entdeckte man Scherben aus der klassischen Periode bei Hellenikon und bei Kastraki, ebenso bei Tsorovos am Berg Zavitza, und bei Nissi-Hagios Andreas an der Küste. Die helle nistische Epoche belegen Scherben bei Hellenikon, Nissi, Kastraki, Paralion-Astros und Tsorovos, die römische Zeit dokumentieren Scherbenfunde bei Hellenikon, Tsorovos, Prosilion, Paralion-Astros, Kastraki, Hagia Anastasia und Nissi. Zusammenfassend lässt sich bemerken, dass die Ebene von Astros seit prähistorischen Zeiten durchgehend besiedelt war, wenn dies auch nicht für jeden einzelnen Ort zutrifft622. Da epigraphisches Mate rial fehlt, ist eine gesicherte Identifizierung der antiken Fundstätten immer noch nicht möglich. Ein Grund für die starke Konzentration von Orten in diesem Gebiet waren gewiss die guten Rahmenbedingungen für Ansiedlungen. Das Hinterland der Bucht von Astros bildet eine Ebene, die sich etwa 2 km, an manchen Stellen sowohl nördlich als auch südlich der heu tigen Stadt Astros 3-4 km ins Binnenland erstreckt. Heute wird in die ser sehr fruchtbaren Ebene Obstanbau betrieben, und sie konnte auch von Hellenikon (antik Thyrea) innerhalb einer Stunde erreicht werden623. Im Anschluss daran erhebt sich eine hügelige Landschaft, die östlichen Ausläufer des Parnongebirges, die zunächst sanft, dann aber schnell auf Höhen von 600-900, vereinzelt auch über 1000 in ansteigen; zwischen diesen herausragenden Bergspitzen sind immer wieder flache Mulden eingebettet, die Platz für Ansiedlungen bieten; auch die Wasserversorgung ist sichergestellt durch zahlreiche Quel623 ^ o e s t e r > Y - C., The Piain of Astros. 106-108. , Ha< Goester, Y. C , The Piain of Astros. 106. Dies war wichtig für die Landwirtschaft, dass» bebaubare Land in bequemer Nähe zur Stadt lag (vgl. dazu das Kapitel „Die Wirtschaft»· Che Sltliatinn"\
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len, die in der Umgebung entspringen
. Diese Faktoren sorgten da
für, dass sich verschiedene Wirtschaftszweige entwickeln konnten. Die Bevölkerung der Orte, die am Meer lagen, widmete sich gewiss neben dem üblichen Ackerbau auch dem Fischfang und betrieb si cherlich auch Handel über das Meer in Richtung Osten; die Ebenen nutzte man für den Getreide-, Gemüse- und Obstanbau, die Hügel für Weidewirtschaft. Damit waren die Voraussetzungen geschaffen, dass sich mehrere - auch größere - Orte, wie ζ. Β. Thyrea, entwi ckeln und über einen langen Zeitraum behaupten konnten. Bei der Siedlungsdichte, die in der Antike hier bestand, stellt sich die Frage, inwieweit diese Orte in der klassischen Zeit eigenständige Perioikenpoleis gewesen sein konnten. Laut Y. C. Goester existierten in dieser Landschaft drei Orte, die man in die Kategorie „Polis" einord nen könnte: Helleniko, Tsorovos und Nisi-Hagios Andreas. Diese Siedlungen wiesen eine Fläche von etwa 4-6 ha auf, was eine Zahl von 1000 bis 1500 Einwohnern möglich machte 625 . Helleniko und Nissi-Hagios Andreas würden mit Thukydides V 4 1 , 2 übereinstim men: Es gab in der Thyreatis zwei „Poleis", Thyrea und Anthene (unabhängig davon, welcher moderne Ort mit der jeweiligen antiken Polis zu identifizieren ist). Feste Grenzen zwischen den einzelnen Gemeinden kann man hier kaum ziehen, da sichere Anhaltspunkte dafür im Bodenrelief fehlen. Vielleicht könnte man daran denken, dass die zahlreichen Siedlun gen in irgendeiner Form zu Thyrea, das dieser Landschaft den Nam
&n gegeben hatte, als „Hauptstadt" dieser Gegend gehörten. Das
würde auch die These stützen, dass in jeder Region eine größere Penoikenpolis mehrere kleine Poleis „kontrollierte", eine Ansicht, die
bester, Y. C, The Piain ofAstros. 107.
196
G. Shipley nachhaltig vertritt626. Die Tatsache, dass die meisten Orte durch Mauern geschützt waren (siehe Ausführungen zu Punkt b), muss nicht auf politische Selbständigkeit hindeuten, sie kann darin begründet sein, dass das Grenzgebiet, das ein ständiger Zankapfel zwischen Lakedaimon und Argos war, hinreichend abgesichert sein musste. Wenn Pausanias von den Orten hier als „Komen"627 spricht, spiegelt das den Zustand zu seiner Zeit, nicht den in der klassischen Epoche, wider. Es ist aber möglicherweise ein Indiz dafür, dass nicht alle dieser Ansiedlungen als „Poleis" existiert haben. Sämtliche Orte der Thyreatis waren in die wechselvolle Geschichte dieser Region eingebunden (vgl. S. 179 ff.), über „innenpolitisches0 Leben einzelner Ortschaften kann man mangels Quellen nichts aus sagen. Auch das religiöse Leben ist nur in Spuren erkennbar: Bemerkens wert ist der Kult des Polemokrates, der offensichtlich eng mit dem des Asklepios verbunden war (die hohe Anzahl der Weihungen für Asktepios deutet darauf hin). Die Verehrung des Polemokrates scheint ein Lokalkult, auf die Gemeinde Eua beschränkt, gewesen zu sein, es lässt sich nirgends sonst, weder in Lakonien noch anderswo in Griechenland, dieser Kult nachweisen; auch ist nicht zu erkennen, seit wann dieser bestand. Das vorhandene epigraphische Material ist äußerst dürftig und stammt überwiegend aus dem 2. Jh. n. Chr.628. Zwei Inschiften füh ren in eine frühere Zeit, eine Vase, auf der der Name „Έριφος" steht aus dem 5. Jh. v. Chr.629 und eine einfache Stele aus heimischem 626 627 628
Shipley, G., Penoikos: The Discovery of Classical Lakonia. 222 f. ^üdenBegriffen „Polis" und „Koma/Korne'1 siehe Fußnote 638, S. 200. 1 1 2 « ' l 9 8 5 ' 2 8 0 · 2 8 5 ' 2 9 2 u n d 2 9 3 sind Grabinschriften aus dem 2. Jh. n. Chr. 629 t c o c :^o 8 , 2 1 5 i s t e v e n t u ell eine Weihe-Inschrift (nicht datiert) oEG 35, 1985, 290.
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Kalkstein mit dem Namen „Κλεύόαμας" (etwa 400 v. Chr.)630. Die Ste le könnte über einem Grab gestanden haben. Ein beschriebenes Epistyl aus dem 1. Jh. v. Chr. trägt die Aufschrift όδήμος63'. Die Inschrift ist eingeordnet als „von einem alten Gebäude" stammend. Hier könnte ein Indiz für ein Bauwerk mit öffentlicher Funktion vorliegen oder darauf hinweisen, dass es im Auftrag des „Volkes" errichtet wurde. Nicht erklärlich ist, warum nicht das dori sche „δαμος" verwendet ist. Zwei Inschriften aus der nördlichen Thyreatis dürfen hier nicht fehlen: a) Μεδείς άδικείτο το κενεάριον ( SEG 13, 1956, 266): Dieser Text ge hört nach Ansicht von P. Cartledge632 vielleicht zum Polyandrion für die Gefallenen der Schlacht der „Dreihundert gegen Dreihun dert". Die Inschrift wurde gefunden in der Nähe des Berges Zavitza, was darauf hindeuten könnte, dass diese legendäre Schlacht hier stattgefunden hat. P. Phaklaris präsentiert jedoch einen um τον όχετόν ο με άδικείτο erweiterten Text und erklärt, die Inschrift habe nichts mit einem Polyandrion zu tun, sondern beziehe sich auf eine Zisterne, die mit einem Wasserkanal (οχετός) verbunden ist, die zur selben Zeit entdeckt wurde wie die Stele633. Nähere Ausführungen dazu liegen nicht vor. b)HEAIKE ΑΝΕΘΕΚΕ ΠΑΡΠΑΟ (SEG 35, 1985, 302): Diese In schrift ziert einen kleinen Bronzestier, der in der Thyreatis gefun den und in die Zeit um etwa 500 v. Chr. datiert wurde. Die Figur identifizierte man als Weihung für eine Gottheit mit dem Namen Parparos, die mit dem Fest Parparonia und dem Berg Parparos zusammenhängt. Diese wiederum stehen in enger Verbindung mit 630
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, SEG 35,1985, 284 « ? S 35.1986. 277. „ Carfledge, P., Sparta and Lakonia. 188. S£ G 35,1985,295.
198
den „Thyreatikoi", den zu Ehren der in der Schlacht der „Dreihun dert gegen Dreihundert" Gefallenen getragenen Kränzen634. Auch diese Zusammenhänge würden dafür sprechen, dass diese Schlacht in der nördlichen Thyreatis ausgefochten wurde, und nicht im Westen von Thyrea, wo Phaklaris sie ansetzt635. Zusammenfassend ist anzumerken, dass die Thyreatis in klassischer Zeit zum Staat Lakedaimon gehörte und die Bewohner somit den Status von Perioiken hatten, bis dieses Gebiet von Philipp II. von Makedonien nach der Schlacht von Chaironeia 338 v, Chr. endgültig der Argolis zugeschlagen wurde. Offensichtlich waren die Bewohner der Thyreatis bis zu diesem Zeitpunkt loyal den Lakedaimoniern ge genüber, es existieren keine Hinweise darauf, dass sie versucht hat· ten, sich zu erheben und von Lakedaimon abzufallen. Für eine stän dige Anwesenheit spartiatischer Truppen oder spartiatischer Beamter (Harmosten) zur Kontrolle der Perioiken gerade hier im Grenzgebiet liegen keine Beweise, nicht einmal Hinweise vor.
634
Vgl. dazu das Kapitel „Kult", S 321 Zur Lokalisation der Schlacht Phaklaris, Ρ., Η μάχη τής Θυρέας. Horos 5, 1987, 101-119·
199
Zusammenfassung der Einzelbeschreibunqen Die Perioikengemeinden der östlichen Hälfte Lakoniens weisen neben einigen - häufig durch die Lage bedingten - Unterschieden auch grundle gende Gemeinsamkeiten auf. Zahlreiche Gemeinden, die in der klassischen Zeit als Perioikenpoleis nachgewiesen sind, lagen an Stellen, wo sich aufgrund des archäologi schen Befundes Siedlungskontinuität seit der mykenischen Zeit belegen lässt (Überblick im Anhang). An dem Ort, wo sich die Polis Sparta bilde te, waren keine mykenischen Reste vorhanden, Funde sind dort erst seit geometrischer Zeit nachgewiesen (siehe Karte S. 223), doch südlich da von stießen die Dorer auf die Achaierstadt Amyklai (dort weisen Funde bis in die mykenische Zeit zurück636). Daher darf man vermuten, dass die Lakedaimonier nur wenige ihrer Perioikengemeinden planmäßig ange legt hatten, sondern bestehende Siedlungen wohl im Zuge der Land nahme von der Vorbevölkerung - durch deren Eroberung und Vertrei bung oder durch Assimilation - übernommen hatten. Die Perioikengemeinden des östlichen Lakoniens lagen entweder an den Außengrenzen Lakoniens - im Norden nach Argos bzw. Tegea hin, im Osten und Süden an der Küste, im Westen aber im Landesinneren am Rand des Spartiatenlandes. Der Parnon selbst ist zur Besiedlung kaum geeignet, seine bis über 1000 m hohen Bergketten mit oft sehr steilem Anstieg und tiefen Schluchten bieten keine Möglichkeiten für die Ausbil dung von Orten, zum Teil sind die Berge kahl oder lediglich mit Phrygana bewachsen. Lediglich die Westausläufer des Gebirgszuges lassen kiel· nere 0 r t e in
Becken zu, die in die gebirgige Landschaft eingebettet sind
und etwas Landwirtschaft ermöglichen. Die Poleis an der Küste lagen St?hhoa,r f i m X k > Z e i t : K i e c h | e . F.r Lakonien und Sparta. München/Berlin 1963, 49; Wawh ' 3 S a n d e r e S P a r t a M a i n z 1 996. 57; «rouse. H./Simpson, R. H M Prehistoric Laconia: Part I. 74-76.
200
meist in kleinen Buchten, die von der Landseite her wegen der Steilhän ge kaum zugänglich waren (Tyros, Prasiai, Polichna, Kyphanta, Zarax). Die Siedlungsgebiete selbst weisen etwa gleiche Eigenschaften auf. Es gibt in der Regel ein Stadtgebiet mit relativ ebenem Umland oder Hinter land, allerdings von unterschiedlichem Umfang, das zum Anbau von Ge treide, Gemüse und Obst genutzt werden konnte, umgeben von Hügeln, die (wenn nicht zu steil) sich für Weidewirtschaft anboten. Für die am Meer gelegenen Poleis war gewiss auch der Fischfang von Bedeutung. Die bauliche Ausstattung dieser Gemeinden war - wie der archäologi sche Befund dokumentiert - bisweilen sehr ansehnlich. Sie waren fast ausschließlich mit einem Mauerring umgeben, in Einzelfällen auch durch Wehrtürme verstärkt (Ausnahmen, wo man keine Mauerreste vorgefun den hatte, bilden Helos, Side, Etis, Aphrodisias, Kotyrta und Pleiai). Bei Epidauros Limera und Zarax ist die gesamte Ummauerung der Stadt aus der klassischen Zeit noch sichtbar. Ebenso besaßen die meisten Ge meinden eine Akropolis, die ebenfalls mit Mauern befestigt war. Gerade die Stadtmauern waren nach F. Hampl637 die Ursache dafür, dass diese Gemeinden grundsätzlich als „Polis/Polisma" in der Literatur bezeichnet wurden638. Dies gilt auf jeden Fall für die Zeit nach 195 v. Chr., in der vie€37 636
Hampl, F., Die lakedämonischen Periöken. S. 48/49. Z. B. bei Herod. VII 234, 2; Thuk. V 41, 2; Strabon 8, 5, 2 p. 363 C; 8, 6, 14 p. 374C; Paus. III 2, 6; 22, 8. Polis definiert sich als politische Organisation von Menschen mit dem Streben nach Selbstverwaltung ihrer Bürger und dem Streben nach Autonomie, d. h. innererund äuße rer Unabhängigkeit (Polis. Rhodes, P. J., DNP 10 (2001) 22-26). Die äußere Unabhangikeit fehlte den Perioikengemeinden zwar, aber ansonsten erfüllten sie alle Kriterien, deren eine derartige politische Organisation bedurfte (Baltrusch, E., Sparta. Geschichte, Gesell schaft. Kultur. München 1998. 20: jede Perioikengemeinde besaß eine Akropolis, einen Versammlungs- und Marktplatz, Amtsgebäude, Tempel und Heiligtümer, meist eine Stadtmauer). In den literarischen und epigraphischen Quellen wird neben dem Begnn „Poiis" bisweilen die Benennung „Kome/Koma" verwendet. Hierzu erklärt Shipley, G... ne Other Lakedaimonians". 195, dass es sich hierbei nicht notwendigerweise um eine.uww abteilung" einer Polis handeln muss, oder um einen Ort, der keine Polis ist. Vielmehr kann dies ein Hinweis auf die Größe einer Ortschaft sein oder auch eine kleine abhängige m «fh rt e c! n ; A I S B e i s P i e l e dafür, dass beide Begriffe nebeneinander verwendet wurden, fuhrt Shipley an: Anthene, Eua, Tyros und Oion
201 le dieser Gemeinden vom Staat Lakedaimon abgetrennt waren und als Eleutherolakonenstädte ihr eigenständiges Dasein führten (den Beleg dafür liefern vor allem die Inschriften, in denen diese Gemeinden selb ständig handelnd auftreten); aber auch für die klassische Zeit ist der Ausdruck „Polis" belegt639. Bei einzelnen Ortschaften sind neben den Resten der gewöhnlichen Wohnbebauung bisweilen bedeutende römische Ruinen (Hypokaustenanlagen, Bäder mit Fußbodenmosaiken) zum Vorschein gekommen, die belegen, dass auch in der römischen Epoche diese Gemeinden weiter existierten und bisweilen durch „Sponsoren" wie C. lulius Eurykles640 ge fördert wurden. Eine Gemeinsamkeit zeigt sich auch darin, dass alle Gemeinden Kulte teils in eigener Ausprägung, teils aber auch in Beziehung zu anderen Ortschaften, vereinzelt auch zu Sparta besaßen. Auffallend ist im Kult die starke Präsenz von Relikten der vordorischen Zeit 641 . Besonderer Be liebtheit gerade in der Osthälfte Lakoniens erfreute sich der Kult des Asklepios (Asopos, Boiai, Epidauros Limera, Kyphanta, Prasiai), aber auch Artemis besaß in vielen Gemeinden einen Kult (Karyai, Marios, Pieiai, Epidauros Limera). Ihren sichtbaren Niederschlag fand die Göt terverehrung in den Heiligtümern und Votivgaben, von denen reichliche Funde künden.
Z.B.ThukydidesV41,2. «,*>■ 83, Fußnote 196 v 9l-dasKapitel„KUirts.313ff
203
C. Die Perioiken im Staat Lakedaimon C. 1. Die Lage der Perioikengemeinden Übersicht über Lakonien
Anthana (Anthene)
1 Prasiai PoUchrva
Ν Pleiai? • fGytheion
/Zarax
Akrlai Biandyna
Hyperteteaton • Leukai? KyparwsiaAjYAsopos
Oltyk»! J
Epjdauros umera
U/Teuthrone
Mossa^ Aphrodwias\ *
HippolaC
OnougrwrthoSjj) ^rnen^^^sammathoiis Kapiainaron
25 km
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S· Et» ,
»Slde
C4 Nympheion Mjaiea
204
Lakonien, die südöstliche Region der Peloponnes, war das Gebiet des Staates Lakedaimon. Grenzen zu Lande waren die Nachbarstaaten Messenien, Arkadien und die Argolis, das gesamte übrige Lakonienwar eingefasst vom Meer. Der breite lakonische Golf im Süden teilte Lako nien in zwei Hälften: Den Westen durchzieht der Gebirgszug des Taygetos (bis 2404 m hoch), der parallel zur Küste verläuft und bei KapTainaron „als ziemlich niedrige Felsspitze ins offene Meer hinausläuft"642; die Osthälfte ist charakterisiert durch die Höhen des Parnon (bis 1837 m hoch), der an der Südspitze etwa 300 rn hohe Kalkmassen mit felsigen Abstürzen bildet, das „von Stürmen häufig umtoste" Kap Malea643. Zwischen den beiden Gebirgen befindet sich in einer Mulde das Kern land Lakoniens, vom Norden nach Süden vom Eurotas durchzogen, der hierfür die Fruchtbarkeit des Landes sorgt. Der Taygetos mit seinen steilen, schroffen Schluchten ist für Siedlungen fast nicht geeignet. Auch die Halbinsel Mani, der südliche Ausläufer die ses Gebirges, liefert ungünstige Bedingungen mit ihren Felsengebirgen, auf denen sich kaum Erde hält. Nur wenige Stellen sind anbaufähig, Weinbau ist hier überhaupt nicht möglich644. Die westliche Küste der Taygetoshalbinsel weist immer wieder relativ langgezogene Einschnitte in das felsige Gelände auf, an deren Enden Hafenplätze möglich waren für die Siedlungen, die auf höher gelegenen Plateaus lagen. Ein Beispiel dafür ist Psammathus, das am Ende einer etwa 1,5 km langen Schlucht einen gut geschützten Ankerplatz besaß645. Auch bei Tainaron war das Gelände gut geeignet für eine Hafenanlage. Im 4. Jh. v. Chr. war der Ort
642
Philippson, Α., Die griechischen Phiι ippson, Α., Die griechischen 645 Ph]ι ippson, Α., Die griechischen Hnilippson, Α., Die griechischen
643
Landschaften. Landschaften. Landschaften. Landschaften.
413 f. 413 f. 438 f. 440.
205
Hauptsammelplatz für Söldner, gelegentlich fanden sich hier bis zu 10 000 Mann ein646. Die westlichen Ausläufer des Parnon führen sanfter zur Landesmitte hin und schaffen bessere Möglichkeiten für Siedlungen; in den Schieferge bieten ist ausgedehnter Anbau möglich, besonders in den kleinen, gut bewässerten Mulden und oft sehr fruchtbaren Beckenebenen647. Der öst liche Küstenverlauf der Parnonseite ist von Leonidion (antik Prasiai) bis zur Südspitze gekennzeichnet durch einen sehr steilen Küstenabfall, das Gebirge tritt fast bis ans Meer heran. Die Küste ist gegliedert durch „klei ne Bogenbuchten", in denen bisweilen Schwemmlandebenen für Sied lungsmöglichkeiten sorgen648. Agrarisch gut nutzbare Gebiete Lakoniens sind die Eurotasebene, die Ebene von Molaoi (etwa 70 km2, im nördlichen Teil Anbau von Getreide, im südlichen von Getreide und Feigen)649, die Ebene bei Apidia (Lehm boden, sehr fruchtbar, mit Getreide bebaut)650 und die in westliche Rich tung zum Eurotas hin verlaufende Ebene von Geraki. In diese Landschaft mit seinem ausgeprägten Bodenrelief war in der An tike der Staat Lakedaimon eingebettet, bestehend aus der Stadt Sparta und den in der Peripherie liegenden Perioikengemeinden. Die Auswertung der in den literarischen Quellen vorliegenden Hinweise, besonders bei Pausanias, ermöglichte es den Archäologen, zahlreiche Perioikenpoleis ausfindig zu machen und zum größten Teil zu identifizie ren. Auch Strabon, der hundert Städte (έκατόμπολις )651 für die klassische Ze
"t (für Lakonien und Messenien) erwähnt, leistete dazu einen nicht
unerheblichen Beitrag. Der archäologische Befund zu den lakedaimoni647
Ph P P S ° n ' A " D i e 9 riech 'schen ^Ph nnS°n' Λ" D i e Szenischen 649 Ph S ° n ' * " D i e griechischen 650 Ph S ° n * Λ'' D i e 9rie<*'schen 651 Strähnt^ D i e g riech 'schen « r a b o n M . n p. 362 C.
Landschatten. 4 4 1 . Landschaften. 479. Landschaften. 485. Landschaften. 490 f. Landschaften. 478.
206
sehen Perioikenpoleis652, durch den die Gemeinden auf der Landkarte festgemacht werden konnten, bestätigt die Bedeutung des Begriffes „πκρίοικ-οΓ, die „Umwohnenden". Diese lebten nicht in Sparta selbst. sondern in kleineren oder größeren Siedlungen um Sparta und bildeten eigenständige Gemeinden mit einer eigenen lokalen Verwaltung653. Wäh rend in Sparta die Spartiaten lebten, aus deren Gruppe sich die führen den Gremien des Staates rekrutierten654, bewohnte die übrige freie Be völkerung die Außenbereiche des Staates Lakedaimon, „feste ... ver streut liegende Orte"655, Siedlungen von „ Angehörigen des Eroberervol kes (die während der Dorischen Wanderung nach Lakonien vorgedrun genen Dorer, hier die Lakedaimonier) in den eroberten Randgebieten"^ Der größte Teil dieser Perioikengemeinden umringt, wie auf eine Perlen kette aufgefädelt, das lakedaimonische Staatsgebiet an den Außengren zen Lakoniens und an den Küsten entlang. Grenzen auf dem Festland sind im Westen Messenien, im Norden Arkadien und Argos. Die übrigen Perioikengemeinden schließen das Spartiatenland ein, lediglich auf der westlichen Seite fehlen die Ansiedlungen, weil der steil ansteigende Taygetos feste, geschlossene Ortschaften hier unmöglich macht.
Vg . dazu die Einzelbeschreibungen der Perioikengemeinden. Vgl. dazu das Kapitel „ Die rechtliche Stellung der Pehoiken". . Qlpn o Daneben lebten dort aber auch Personen, die weder den Pehoiken noch den Spartae angehorten, wie Hypomeiones, Neodamoden Mothakes; vgl. ..Die wirtschaftliche biuw tion", S. 243. 655 656 Hampl F.. Die lakedämonischen Periöken. Hermes 72, 1937, 49. Hampl, F., a. a. O. 40.
653
654
207
Φύ
Zarax
25 km Spartiatenland nach Böltes Vermutungen RE III A 2 (1929) 1336
208
Für das Spartiatenland zeichneten sich für die spätarchaische und klas sische Zeit etwa folgende Grenzen ab 657 : im Norden die Perioikenpoleis Pellana und Sellasia, im Osten der Rand des Kalkgebirges vom Fluss Kelephina (antik Oinous) bis Akriai, im Süden die Küste von Akriai bis Trinasos und von da in gebrochenener Linie (Krokeai und Aigiai ausge schlossen) nach Nord-Westen bis zur Kubenova (Berg mit 1468 m Hö he), im Westen die Wasserscheide im Taygetos bis gegen den Malevos (Berg mit 1606 m ) und von da eine Linie bis an den Fuß des Gebirges herab in die Gegend von Vordonia658. Die Siedlungen an der Küste liegen zum Teil in geschützten Buchten mit durchaus für Ackerbau geeignetem Hinterland, wie Prasiai in der schma len, aber fruchtbaren Ebene von Leonidion (etwa 5 km2)659, und Epidauros Limera mit einer Ebene von etwa 6 km 2 . Boiais Hinterland, das sehr gut bewässert ist, ist dadurch sehr fruchtbar, vor allem durch die kleinen Täler, die sich ins Binnenland hineinziehen660. Asopos hat Anteil an der fruchtbaren Ebene Leuke (heute Ebene von Molaoi); Gytheion (Spartas Hafen mit den Werften) besitzt ebenfalls etwas reicheres Hinterland. Doch zahlreiche Küstenorte (Tyros, Polichna, Kyphanta und Zarax an der Ostküste Lakoniens, aber auch Tainaron, Hippola, Messa, Oitylos, Pephnos, Leuktron, Kardamyle an der Westseite der Taygetoshalbinsel) sind durch die sie umgebenden Berge fast völlig vom Zugang zum Lan desinneren abgeschnitten661. Die Perioikenpoleis im Binnenland liegen in den überwiegend gebirgigen Regionen Lakoniens, die das Spartiaten land einschließen. Im Pamongebirge auf Hochebenen zwischen Bergen eingebettet sind die Orte Marios (in einem fruchtbaren kleinen Tal mit
* * nach Bölte, RE III A2 (1929) 1336. ^ B ö t t e . R E III A2 (1929) 1336. WaUwrhouse, H./Simpson, R. H., Prehistoric Laconia: Part II. ABSA 56.1961,131. w i Waterhouse, H./Simpson, R. H., a. a. O. 142. Vgl. dazu die Einzelbeschreibungen der Gemeinden
209 guten Quellen662 auf 700 m), Selinus (auf 1100 m), und Glyppia (auf 1000 m). Geronthrai (auf 300 m), dessen Umland sehr gut bewässert ist durch die in Richtung Eurotas verlaufenden Bäche 663 , liegt an der Ebene von Geraki, Palaia (auf 300 m) in der Ebene von Apidia, beide Orte am Westausläufer des Parnongebirges. Die Perioikenpoleis der Westküste liegen nicht direkt am Meer, sie ha ben ihre Standorte meist etwa 500 m von der Küste entfernt auf kleine ren Plateaus (Pyrrhichos, Thalamai, Gerenia). Am Westausläufer des Taygetos im Binnenland existierten auch Perioikenpoleis an den Gren zen nach Messenien (Gerenia, Alagonia, Karystos, Aigys, Leuktra, Kromnos), die nördlichen Grenzgemeinden waren Pellana, Sellasia, Belbina, lasos, Karyai und Thyrea. Das Umland der einzelnen Perioikenpoleis war nicht grundsätzlich von gleicher Qualität, je nachdem, wo die einzelne Siedlung lag. Neben den oben genannten Gemeinden, die über genügend für Ackerbau geeigne tes Land verfügten, stehen Poleis mit wenig agrarisch nutzbarem Land wie Tyros, Polichna, Kyphanta, Zarax, die sehr eng von Bergen um schlossen sind. Viele der lakedaimonischen Perioikengemeinden sind dort angelegt gewesen, wo die archäologischen Forschungen Funde aus der mykenischen bzw. helladischen Zeit zum Vorschein brachten, so in der Thyreatis, bei Prasiai, Epidauros Limera, Boiai, Onugnathos, Kypanssia, Biandyna, Akriai, Helos, Pleiai, Geronthrai, Glyppia und Karyai auf der östlichen Seite des Eurotas, und Krokeai, Gytheion, Teuthrone, Hippola, Messa, Oitylos, Leuktra, Kardamyle, Gerenia, Alagonia und Pellana auf der Westseite des Eurotas. Nicht bei allen Orten konnten mykeni$che Siedlungen nachgewiesen werden, trotzdem ist durch die reiche Anzahl an Funden die Präsenz einer Bevölkerung in der helladi-
^Waterhouse, H./Simpson R. H., a. a. O. 136. ™"PPson, Α., Die griechischen Landschaften. 478.
210 schen/mykenischen Zeit in Lakonien gut dokumentiert. Das kann im Grunde nur bedeuten, dass das vermeintlich „überwiegend gebirgige und unfruchtbare Perioikengebiet"664 nicht grundsätzlich schlecht geeignet für Siedlungen war. Neben den erwähnten Gemeinden existierten auch einige, deren Nen nung erst seit klassischer Zeit erscheint (Polichna, Zarax); hier fanden sich keine Spuren einer früheren Besiedlung, woraus zu schließen ist, dass diese Siedlungen erst von den Lakedaimoniern angelegt worden waren. Deutlich zu erkennen ist, dass etliche Perioikenpoleis an wichtigen Punk ten lagen, die einen relativ bequemen Zugang nach Sparta ermöglichten, so Sellasia und Karyai im Norden (über diese Route zog u. a. Epameinondas nach Sparta); ebenso dienten die Städte in der Thyreatis wohl der Kontrolle der Grenze und auch dem Schutz einer der Hauptrouten ins Innere Lakedaimons665; bestes Beispiel dafür ist die festungsartige Anlage von Thyrea (siehe S. 185). Auch Gytheion, die bedeutendste Ha fenstadt Spartas mit den Schiffswerften, lag an einer Stelle, von der aus man fast ungehindert über das Eurotastal ins Landesinnere vordringen konnte, ebenso wie von Helos aus, das im Mündungsgebiet des Eurotas lag666. Die meisten Perioiken jedoch mussten, wenn sie nach Sparta wollten, gewaltige Unannehmlichkeiten auf sich nehmen, da gerade von den Gemeinden der Ostküste der Parnonhalbinsel und denen der Westküste der Taygetoshalbinsel jeweils hohe Gebirge zu überqueren waren, nicht überall bequem begehbare Pässe zur Verfügung standen und damit die Beförderung von Menschen und Gütern auf dem Landweg mühselig war. 665 H j r e n b e r 9 " v · . Spartiaten und Lakedaimonier. In: Polis und Imperium. 181. βββ u ple . Y, J 3M P e r i o i k o s : T h © Discovery of Classical Lakonia. 216. ... Hampl, F., Die lakedämonischen Periöken. 14: Nach seiner Zerstörung und der Heio«^ rungι der Bevölkerung wurde diese Gemeinde offensichtlich wieder besiedelt, weil sie in der klassischen Zeit als Perioikengemeinde existierte. Vgl· Helos, Fußnote 374.
211
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Ν 25 km Schematische Darstellung der Zugangsmöglichkeiten von Küstenorten nach Sparta
212
Es ergaben sich folgende Möglichkeiten: 1. auf der Parnonseite: a) von der Thyreatis aus über Sellasia, b) von Prasiai über Glympeis, c) von Epidauros Limera durch die Ebene Leuke (heute Ebene von Molaoi) über Geronthrai (heute Geraki), d) von Boiai in Richtung Norden über Kyparissia/Asopos nach Molaoi, von dort über den Berg Kourkoula nach Helos, von Helos am Eurotas entlang nach Sparta. 2. auf der Taygetosseite: a) von Gytheion über Helos oder über die Taygetosterrasse zum Eleusinion über Bryseai nach Sparta, b) die Verbindung von Oitylos am messenischen Golf nach Gytheion c) von Tainaron an der Südspitze des Taygetos in Richtung Oitylos, dann nach Gytheion, d) von Gerenia nach Oitylos, dann nach Gytheion667. Die außerordentliche Bedeutung „leichter" Zugänge nach Sparta vor al lem im Kriegsfall beschreibt und diskutiert ausführlich W. Loring668, wobei er auch auf militärische Ereignisse verweist, die sich für die Polis Sparta als „schicksalhaft" erwiesen hatten: 396 v. Chr. die Invasion der Arkader, Thebaner, Argiver und Eleier; 195 v. Chr. während der Auseinanderset zung zwischen T. Quinctius Flamininus und Nabis und 192 v. Chr. der Marsch des Philopoimen gegen Nabis: Die bei diesen Unternehmungen in Bewegung gesetzten Truppen nahmen alle ihren Weg in Nord-SüdRichtung über Karyai, Pellana, Sellasia ins Eurotastal. Somit darf die Kontrollfunktion einiger Perioikengemeinden nicht unter schätzt werden. Prasiai und Epidauros Limera an der Ostküste bewach667
X e * ^ u n 9 « w e g e von Perioikengemeinden nach Sparta siehe Bölte, RE III A2 <1«9) 1341 ff. Loring, W., Sonne Ancient Routes in the Peloponnese. JHS 15,1895, 25-89.
213 ten Punkte, von denen aus der Übergang über den Parnon und damit der Zugang zur Hauptstadt Sparta einigermaßen gut möglich war. Kotyrta und auch das nördlich davon gelegene Asopos sollten vermutlich den Durchgang von Epidauros Limera quer über die Parnonhalbinsel und den Weg von Boiai in Richtung Norden sichern. Oitylos an der Westküs te schützte wohl den Zugang nach Gytheion (für die Taygetoshalbinsel könnte man annehmen, dass in der Antike die Gebirgsübergänge ge wähltwurden, wo sich auch heute die modernen Straßen befinden). Die meisten Perioikenpoleis hatten trotz ihrer Randlage doch passable Zugangsmöglichkeiten nach Sparta (siehe oben). Dies war wichtig für den Handel mit der „Hauptstadt", ζ. Β. mit Purpurschnecken aus Gythei on, die für die rote Farbe der Chitone benötigt wurden, oder mit Eisen aus Boiai für die Herstellung von Geräten und Waffen, ebenso für die Lieferung von Marmor zur Ausgestaltung der Heiligtümer u. ä., aber auch für den Warenaustausch mit anderen griechischen oder fremden Staa ten , oder für den Besuch allgemein-lakedaimonischer religiöser Feste (Gymnopaidien, Kameen, Hyakinthien), und ganz besonders für den Fall, dass ein Heer aufgeboten werden musste, in dem Perioiken ebenso Dienst taten wie Spartiaten670. Doch vereinzelte Gemeinden lagen so exponiert, dass eine rege Verbin dung zu Sparta-Stadt kaum vorstellbar ist. Tyros an der Ostküste befand sich direkt am Meer, war aber nach Norden, Westen und Süden durch die sehr nahe an die Küste herantretenden Berge (Höhen von 500 bis 900 m) abgeschnitten sowohl vom Binnenland als auch von seinen Nachbargemeinden671. Das gleiche Erscheinungsbild zeigt sich bei Pollc
hna, Kyphanta, Zarax und auch bei Side an der Südspitze der Parnon
halbinsel. Wollte beispielsweise ein Perioike aus Kyphanta nach Sparta, 670 671
Vni H!ZU ? S K a p i t e l - D i e wirtschaftliche Situation", S. 242 ff. Va 2lU , a ^ K a P i t e l - D'e Einbindung in das Heer. 91 dazu die Beschreibung von Tyros S. 26 f
214 musste er sich zuerst Gedanken darüber machen, auf welchem Weg er am bequemsten zu einem Ort gelangen konnte, von dem aus ein Über queren des Gebirges leichter möglich war, unter Umständen zunächst per Schiff zur nächsten Gemeinde. Ähnliches gilt für die Perioikengemeinden des Taygetos. An der Westküste gelegen hatten Hippola, Mes se, Thalamai, Pephnos, Leuktron und Kardamyle keinen direkten Zu gang über das Gebirge zum Binnenland; diese Gemeinden lagen in klei nen Buchten und waren umgeben von Steilhängen. Bei diesen extrem isoliert liegenden Städtchen - sei es an der Ostküste, sei es an der Westküste Lakoniens - zeigt sich, dass die Verbindung zu Sparta wohl nicht sehr groß gewesen ist; man kann sich gut vorstellen, dass es für Hopliten aus diesen Gemeinden nicht einfach war, im Kriegsfall sich in Sparta einzufinden. Größere Städte an der Ostküste Lakoniens wie Prasiai oder Epidauros Limera nutzten vermutlich ihre Lage am Meer auch für Beziehungen zu Poleis außerhalb des lakedaimonischen Staates in Richtung Osten (Ägäis und östliches Mittelmeer), die Poleis an der Westküste Lakoniens für den Handel mit Gemeinden am messenischen Golf oder weiter in Richtung Westen. Über diese Städte wurde wahrscheinlich auch der Handel mit diversen Exportgütern (Keramik, Kunstgegenstände) abgewi ckelt672. Für Epidauros Limera vermutet P. Cartledge ganz konkret Kon takte zur Ägäis (aufgrund von Fundstücken einer nicht näher bezeichne ten Insel)673, auch wurde lakonische Keramik ζ. Β. auf Samos entdeckt, was E. Homann-Wedeking folgendermaßen bestätigt: „Die Verbindung von Sparta mit aristokratischen Kreisen in lonien ist bekannt. Spartani-
So auch Shipley, G„ Perioikos: The Discovery of Classical Lakonia. 220: „We may assume, at any rate, that the harbour. like that of Prasiai, was an important pomt oft contact with the outside worid". Cartledge, P., Sparta and Lakonia. 141
215
sehe Keramik ist in erstaunlicher Menge auf Samos gefunden"674. Auch Prasiai besaß sicherlich politische Kontakte zum Ausland, da es vor sei ner Eingliederung in den lakedaimonischen Staatsverband (546 v. Chr) Mitglied der kalauhschen Amphiktyonie war675. Dieses zunächst religiöse Bündnis um das Poseidonheiligtum auf der Insel Kalaureia im saronischen Golf, das später auch eine wirtschaftlich-politische Bedeutung er langte, ermöglichte der Gemeinde Prasiai Kontakte zu den Mitgliedsstaa ten Hermione, Epidauros, Aigina, Athen, Nauplia und Orchomenos. Es ist kaum vorstellbar, dass mit der Zugehörigkeit zum Staat der Lakedaimonier alle diese Verbindungen schlagartig beendet gewesen wären676 und von Sparta übernommen worden wären, zumal die Spartiaten in der Regel nicht in die wirtschaftlichen und verwaltungstechnischen Belange der Perioikengemeinden eingriffen677. Mit Sicherheit waren auch Hafen städte an der Westküste Lakoniens mit Handel befasst, ebenso wie die größeren Poleis Boiai und Gytheion im lakonischen Golf. Blickt man auf die Landkarte, erweckt die Anordnung der Perioikenge meinden den Eindruck eines doppelten Schutzwalles um die Polis Spar ta, die in der klassischen Zeit selbst keine Stadtmauern besaß678. Die Beziehungen zwischen der „Hauptstadt" Sparta und ihren Perioikenge meinden waren in der Intensität gewiss unterschiedlich; je weiter entfernt und je abgeschnittener, umso weniger eng wird die Verbindung gewesen sein. Es ist jedoch nichts davon bekannt, dass zwischen Sparta und den "n der näheren Umgebung gelegenen Perioikengemeinden wie ζ. Β. Pel ina, Sellasia, Geronthrai oder Krokeai engere Kontakte als mit den übngen
f e i n d e n gepflegt wurden. Es könnte allerdings der Verdacht
entstehen, dass gerade diese in Spartas Nähe gelegenen Gemeinden 6 Hornann-Wedeking, E., Von spartanischer Art 676 sL? ö d , e Schreibung zu Prasiai S. 32.
und Kunst. 69.
Strabon 8, 6,14 p. 374 C 878
Xen. Hell vf £ a p i t e l "
D i e wirt
schaftliche Situation" und „ Die rechtliche Stellung".
216
bevorzugt zum Heeresdienst herangezogen wurden. Doch auch dafür gibt es keine Beweise679. Allein aufgrund der geographischen Lage der Perioikenpoleis kristallisiert sich die Frage heraus, wie diese Gemeinden in den gesamten Staat Lakedaimon integriert waren.
Vgl. dazu das Kapitel. Die Einbindung in das Heer.
217
C,2. Die Entstehung der Perioikengemeinden Um bestimmen zu können, wie die zumeist in großer Entfernung zu Sparta liegenden Gemeinden in den Staat Lakedaimon eingebunden waren, ob und in welchem Maße diese von den Spartiaten abhängig waren, ist es erforderlich, die Genese dieses Systems Spartiaten - Perioiken einer näheren Betrachtung zu unterziehen. Dazu gehört zunächst die Frage nach der Abstammung und der ethnischen Zugehörigkeit der Perioiken. In der Forschung stehen zu dieser Frage konträre Positionen zur Debatte: Th. Lenschau vertritt die These, dass „sowohl Periöken wie Heloten Achäer sind und daß die Verschiedenheit ihrer sozialen Stellung darauf beruht, ob sie sich den einwandernden Doriern freiwillig unterwar fen oder ob sie im Kriege bezwungen werden mußten"680. F. Hampl ist ein Verfechter der entgegengesetzten Auffassung und erklärt, dass die Perioiken dorischer Abstammung sind und zum Eroberervolk der Lakedaimonier gehören601. Zwischen diesen beiden Extremen finden sich auch Ansätze, die beide Gruppen der Eroberungsphase, Eroberer und Eroberte, miteinander ver binden und daraus eine „Einheit" bilden. So bemerkt V. Ehrenberg: »Langsam wuchs der Staat an Einwohnern und Umfang und machte sich die
, die Perioiken, botmäßig"682, doch „wir müssen da von vornherein die verbreitete Meinung ablehnen, daß auch sie nur un terworfene Urbewohner seien"683. J. M. Hall bemerkt in ähnlicher Weise, dass die Perioikengemeinden ursprünglich unabhängige Poleis gewesen seien, die auf verschiedenste Weise in ein Abhängigkeitsverhältnis zu Sparta gebracht wurden, entwe-
881
Ham? c"1 T h " D ' e E n t s t e h u n 9 des spartanischen Staates. Klio 30, 1937, 276. Eh h D ' e l a k e d a m o n i s c h e n Periöken (passim). « 3 r ^ 7 r 9 · V " Spartiaten und Lakedaimonier. In: Polis und Imperium. 181. threnberg.V., a.a.O. 182.
682
218 der durch militärische, politische oder diplomatische Aktionen684; dafür könnte die Tatsache sprechen, dass vereinzelt perioikische Orte seit derselben Zeit besiedelt waren wie auch Sparta, was durch den archäo logischen Befund nachweisbar ist (siehe unten), oder aber auch, dass die Perioiken zwei Ethnika besaßen, zum einen das ihrer Perioikengemeinde685, zum anderen das des Gesamtstaates „ό Λακεδαιμόνιος"686; die Benennung mit einem eigenen Ehtnikon ist u. a. auch die Legitimation für die Bezeichnung „Polis" für die Perioikengemeinden. Etwas differenzierter betrachtet P. Cartledge das Problem. Er bietet drei Möglichkeiten, die zur Entstehung von Perioikengemeinden führen konn ten: a) bestehende Gemeinden wurden von Sparta unterworfen oder unter warfen sich freiwillig, b) Siedlungen wurden „ex nihilo" eingerichtet und c) vordorische Siedlungen nahmen dorische Siedler auf, die im Laufeder Zeit zur führenden Schicht wurden 687 . So unterschiedlich die Ansätze in der Forschung bezüglich der Entste hung der Perioikengemeinden sind, so differenziert wird das Problem auch in den antiken literarischen Quellen behandelt, sofern sie sich überhaupt damit auseinandersetzen. Grundsätzlich sind mehrere Aspekte bei der Entstehung der lakedaimonischen Perioikenpoleis zu berücksichtigen. Das methodische Vorgehen, wie P. Cartledge es aufzeigt, ist gekoppelt an die zeitliche Entwicklung des lakedaimonischen Staatsgebildes: „Der Staat der Lakedaimonier ist die Schöpfung einer oder mehrerer in Lakonien eingedrungenen Grup684
Hall, J. M., Sparta, Lakedaimon and the Nature of Perioikic Dependency. Historia Einzel·
685 schriften138,2000,85.
ß
Nachweis eigener Ethnika von Perioiken siehe IG XII 5, 542 (siehe zu Akriai S. 128, ru note 360). £ Hall, J.M., a . a . O . 79. Cartledge, PM Sparta and Lakonia. 98.
219
pen von Doriern" 688 . Die erste P h a s e ist direkt verbunden mit der Ein wanderung der Dorer in die P e l o p o n n e s und d e r Inbesitznahme Lakoniens durch die Lakedaimonier. Hierher dürfte der Gründungsmythos der Gemeinde Boiai auf d e r Parnonhalbinsel g e h ö r e n . N a c h Pausanias hat zur Zeit der Rückkehr d e r Herakliden (womit historisch die Dorische Wanderung verbunden wird) Boios, einer d e r H e r a k l e s - N a c h k o m m e n , diese Polis durch den Synoikismos von drei kleineren G e m e i n d e n (Side, Etis, Aphrodisias) gegründet 6 8 9 , die also z u dieser frühen Zeit (Beginn 1. Jt. v. Chr.) bereits existiert h a b e n müssten. D e r V o r g a n g a n sich ist in den sagenhaften Bereich z u v e r w e i s e n ; bei Boiai selbst wurde zwar durch Funde aus helladischer Zeit e i n e frühe Besiedlung nachgewie sen690, aber für die kleineren Orte S i d e u n d Etis fehlen die archäologi schen Beweise (die frühesten Z e u g n i s s e s t a m m e n a u s d e r Archaik), Aphrodisias wurde bisher nicht einmal lokalisiert. Für die Zeit d e r W a n derung gibt es in diesem Bereich, d e m südlichen Teil d e r Parnonhalbin sel, keine archäologischen Q u e l l e n , die P a u s a n i a s ' A n g a b e n bestätigen könnten. V. Ehrenberg teilt die Errichtung d e s Perioikenlandes in mehrere zeitli che Segmente ein: a) Nach der Inbesitznahme d e s Eurotastales sorgten d i e dorischen L a kedaimonier für eine Absicherung d e s nördlichen Gebietes in d e n Kämpfen gegen T e g e a ( u m die Karyatis), Argos ( u m die Kynuria) und die Arkader (um die Aigytis, Belminatis und Skiritis), b) nach der völligen Okkupation d e s Eurotastales und der N e u b e s i e d lun
9 Geronthrais griffen d i e Lakedaimonier a u f d e n Südwesten (die
^hrenberg.RE III A2 (1929) 1374. ^ Paus. III22,11. Waterhouse, H./Simpson, R. H., Prehistoric Laconia: Part II. ABSA 56, 1961, 144; au *. G., Chronique des Fouilles. BCH 82, 714.
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Taygetoshalbinsel bis Kap Tainaron) und den Südosten (die Parnonhalbinsel) aus; c) die Eingliederung der gesamten Ostküste Lakoniens fand ihren Abschluss erst nach den siegreichen Kämpfen gegen Argos unter Pheidon (1. Hälfte des 7. Jh. v. Chr.) mit der Besetzung der Thyreatisfum 550 v. Chr.) und der darauffolgenden allmählichen Eroberung der Ostküste bis Kap Malea und Kythera (literarisch bestätigt sind diese Vorgänge durch Herodot I 82, und Thukydides V 41 )691. Bis der lakedaimonische Staat seine größte Ausdehnung erreicht hatte, war somit ein Zeitraum von etwa 500 Jahren erforderlich gewesen. Ebenso wie Pausanias verlegt Isokrates die Entstehung der Perioikengemeinden in die Einwanderungszeit der Dorer: Als die Dorer in die Peloponnes vordrangen, hätten die drei Stämme Argiver, Messenier und Lakedaimonier je ein Drittel des Landes in Besitz genommen692; bei den Lakedaimoniern habe sich nach internen Parteikämpfen die siegreiche Oberschicht - die Spartiaten - in Sparta ein Zentrum geschaffen, „τον δε δήμον περιοίκους ποιήσασθαι, ..., μετά δε ταΰτα ... το πλήθος αυτών ...εις ελαχίστους εις τόπους κατοικίσαι μικρούς και πολλούς ,.."693. Isokrates sieht also in Perioiken und in Spartiaten Angehörige desselben Volksstam mes, also der Dorer, was durchaus dem Wissen entspringt, das man im 4. Jh. v. Chr. haben konnte. Isokrates' Deutung fußt auf der Kenntnis historischer Tatsachen (die Einwanderung der Dorer auf die Peloponnes) und auch darauf, dass in der klassischen Zeit ganz Lakonien dorisch war; die mögliche Existenz einer vordorischen Bevölkerung bleibt bei ihm außer Acht, auch die Vorstellung einer Einwanderung in kleinen Gruppen ist nicht miteinbezogen; andererseits ist seine Ansicht auch durch eine gewisse politische Ideologie bestimmt: Er, der Athener, beschreibt die ™ Ehrenberg, RE III A2 (1929) 1377-1380. 6g3 Isokrates, Panathen. 177 Isokrates, Panathen. 178/179
221 Situation eines großen Teils der lakedaimonischen Bevölkerung bewusst als unerfreulich, um die eigene Polis in ein umso besseres Licht zu set zen. Somit ist Isokrates eine Säule, auf die F. Hampl sich mit folgender Aus sage stützen kann: „die lakedämonische Periökie versteht sich aus der Ansiedfung von Angehörigen des Eroberervolkes in den eroberten Randgebieten"694. Dafür spricht die Gründung von Sellasia; da hier keine Spuren weiter zurückführen als bis zum Ende des 7./Anfang des 6. Jh. v. Chr., wurde diese Gemeinde von den Lakedaimoniern offensichtlich mit der Intention angelegt, die Grenzregion zu kontrollieren. Aus Pausanias wird deutlich, dass die Lakedaimonier kein „menschen leeres" Land betraten, sondern dass zum Zeitpunkt der Einwanderung der Dorer durchaus eine „Urbevölkerung" in Lakonien vorhanden war, die Achaier695. Der archäologische Befund dokumentiert zweifelsfrei, dass in vielen Fällen in den Regionen, wo die Perioikengemeinden der klassischen Zeit lagen, schon lange vorher bewohnte Orte vorhanden waren. Nachgewiesen wurde die frühe Besiedlung durch oftmals reiche Funde aus helladisch/mykenischer Zeit: bei Tyros, Prasiai, Kyphanta, Epidauros Limera, Boiai, Onugnathos, Kotyrta, Asopos/Kyparissia, Bian c a , Glyppia696, Akriai697, Helos 698 , Palaia 699 , Geronthrai700 und Karyai/Analipsis701 östlich des Eurotastales,
bei Krokeai702, Gytheion,
Hampl, F., Die lakedämonischen Periöken. 40. ^Pausanias III 2, 6; III 2, 7; III 2. 9. von Tyros bis Glyppia siehe Waterhouse, H./Simpson, R. H, Prehistoric Laconia: Part II. ABSA56,1961, 131-145; zu Boiai auch Daux, G., Chronique des Fouilles. BCH 82, 714. 698 W i k'S' G " C h r o n k 1 u e des Fouilles. BCH 113, 609. e99 WfI| O U S e ' H 7 S i m P s ° n . R- H., Prehistoric Laconia: Part I. ABSA 55, 1960, 87-103. i » p 7 0 u s e · HVSimpson, R. H., Prehistoric Laconia: Part I. ABSA 55, 86/87. ρ pachatzis, N ' D - Παυσανιου Ελλάδος Περιήγησις. 415; Waterhouse, H./Simpson, R. H., 701 Laconia: Part { AB Ch t ^ A 55, 1960, 85. R r u T ^ , 0 ^ ' ' Chronique des Fouilles. BCH 8 1 , 548; Daux, G., Chronique des Fouilles. 702
Da
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13
·
ux. G., Chronique des Fouilles. BCH 80, 277.
222
Teuthrone, Hippola, Messa 703 , Oitylos704, Leuktra705, Kardamyle706, Gerenia, Alagonia707 und Pellana708 westlich des Eurotastales709. Nicht selten waren es mykenische Siedlungen, an deren Stelle sich spä ter Perioikengemeinden entwickelten, in der Regel auf Hügeln angelegt, wo sich in der archaischen und klassischen Zeit jeweils die Akropolis der späteren Perioikengemeinden herausbildete. Was in den sogenannten Dark Ages an diesen Siedlungsplätzen ge schah, inwieweit sie weiterhin bewohnt waren oder nicht, ist archäolo gisch nicht leicht festzumachen; doch gibt es einige Indizien und „some suggestions on the process of the Dorian settlement and on the origins and Status of the Helots and Perioikoi"710. Funde des protogeometrischen und geometrischen Stils in der Thyreatis (im Bereich von Astros)711, bei Apidia (antik Palaia), bei Helos, bei Daimonia (antik Kotyrta), bei Phoiniki (antik Hyperteleaton), in Stena bei Gytheion und auch beim antiken Hippola im Süden der Taygetoshalbinsel712 dokumentieren eine gewisse Siedlungskontinuität für diese frühe Zeit, nachdem die dorischen Einwanderer diese Regionen erober ten713 (siehe Karte S. 223). Relikte in der Sprache weisen ebenfalls dar auf hin, dass Lakonien während der Dark Ages kein entvölkertes Land war.
Von Gytheion bis Messa siehe Waterhouse, H./Simpson, R. H., Prehistoric Laconia Part II. ABSA 56, 1961, 114-123. Papachatzis, a. a. O. 451. 705 Papachatzis, a. a. O. 453. 706 Papachatzis, a. a. O. 455 (Kardamyle und Gerenia). 707 Papachatzis, a. a. 0.456. 708 r a a c n a t zogPapachatzis, P z i s , a. a. a. a. O. O. 403. 403. Orte mit helladischen/mykenischen Funden sind dokumentiert bei Waterhouse, H./ Simp7io 1° η ' R * H · ' Prenis toric Laconia: Part II. ABSA 56, 1961, 171(Karte). 711 S f rt,ect9e' p » s P a r ta and Lakonia. 94. ?1 Waterhouse, H./Simpson, R. H„ Prehistoric Laconia: Part II. ABSA 56, 1961,131 Orte mit protogeometrischen/geometrischen Funden sind dokumentiert bei Watemuu 7i3^ e '.!r? , m p s o n · R * κ · Prehistohc Laconia: Part II. ABSA 56, 1961,172 (Karte). Cartledge, P., Sparta and Lakonia. 83
704
223
g^ Anthene
yphanta
Epidauros Limara
Messa Hippola
Ν _25J<m
■ D
helladisch/mykenisch protogeometrisch/geometrisch
224
„Achäische" Züge sind in der Mundart der Lakonen erkennbar, wiez. B. die Form Ποίκηδάν für den am Tainaron verehrten Poseidon714, oder die Formen Καβάτας, Καππώτας, κάκκη u. ä. 715 . Vielfältige Belege für eine zwar nicht gerade dichte, aber dennoch konti nuierliche Besiedlung finden sich gerade im religiösen Bereich; hier sind zahlreiche Phänomene aus der vordorischen Zeit erhalten. Verwiesen wurde bereits auf den Poseidonkult, der in seinen Erscheinungsformen insgesamt in den vordorischen Zeiten wurzelt und bei den Dorern selbst keine signifikante Bedeutung erlangte716; bei den Heloten jedoch (einem Teil der unterworfenen achaischen Vorbevölkerung) war Poseidon hoch verehrt. Der Poseidon Gaiaochos am Tainaron steht in enger Ver wandtschaft zum Poseidon von Kalaureia, beide sind mit den Minyern717 verknüpft, gehören also in die vordorische Periode718, ebenso wie be stimmte Kultgemeinschaften: So stammt Poseidon Gaiaochos in Verbin dung mit Demeter Eleusinia am Taygetos aus der achaischen Zeit; diese beiden Gottheiten wurden auch in Hippola, Gytheion und Helos gemein sam verehrt719. Auch die Beziehung Poseidon/Athene weist in dievordo rische Zeit, während Athene und Zeus miteinander verbunden Rats-und Kriegsgötter des spartanischen, also des dorischen Staates sind720. Die bereits erwähnte Demeter in ihrer lakonischen Form fand besonders
Solmsen, F., Vordorisches in Lakonien. RhMus 62, 1907, 333. Ausführlichst zur vordorischen Vergangenheit Lakoniens äußert sich Kiechle, F., Lakon'e" und Sparta. Hier besonders die Seiten 39-49 (Das Reich der Achaier in Lakonien) und #7 s 115 (Die Unterwerfung des achaischen Lakonien durch Sparta). Solmsen, F., Vordorisches in Lakonien. RhMus 62, 1907, 332. m Für das lange Fortdauern des „Vordorischen" in Lakonien spricht die Inschrift IG V1, n«gefunden in Geronthrai (550-500 v. Chr.). In dieser Namensliste taucht der Begnn „ΑρΑΝΑΞ" auf, der in die vordorische Zeit verweist (Wächter, R., ZPE 2000,130, !-/)■ ?17 Wide. S., Lakonische Kulte. 47. d Die Minyer waren ein alter griechischer Volksstamm um Orchomenos in Boiotierι una o ^ e r . e i n e r nocne ntwickelten Kultur in mykenischer Zeit. Stier, H. E. FE XV ( W 2017-2020; Drägerf P., DNP 8 (2000) 249 718 Wide, S., Lakonische Kulte. 40/42.
wo ΧίίΓ' - "
L a k o n i s c h e Ku|
te-142/176/180
Wide, S., Lakonische Kulte. 62.
225
Verehrung in den ehemals minyisch-achaischen Siedlungen (Therai, Amyklai, Helos, Tainaront Hippola)721. Kulte in Lakonien, die ebenfalls in diese sehr alte Zeiten des 2. Jt. v. Chr. (Minyer, Aioler) zurückführen, sind der Ino-Kult (anzutreffen in Epidauros Limera und Prasiai an der Ostküste Lakoniens und in Thalamai und Leuktra auf der westlichen Sei te, auch dargestellt am Hyakinthosaltar in Amyklai)722 und der des Achilleus (Prasiai an der Ostküste, Achilleus Limen an der Westküste bei Tainaron)723. Die Verehrung des Apollon in Amyklai in Kultgemeinschaft mit Hyakinthos, einer alten chtonischen Gottheit, die von Apollon nicht ver drängt, sondern lediglich überstrahlt wurde 724 , ist seit der Bronzezeit be legt. Nicht zuletzt beweist der Ursprung der lakonischen Heloten, entstanden durch die Versklavung der zuvor dort ansässigen Bewohner, die Exis tenz einer vordorischen Bevölkerung im Inneren Lakoniens südlich von Amyklai bis zur Gemeinde Helos am lakonischen Golf. Alle genannten Beispiele, so spärlich sie auch sein mögen, dienen dazu, eine gewisse Siedlungskontinuität in Lakonien seit der helladischen/mykenischen Zeit nachzuweisen, wenngleich die Bevölkerung im Zeitraum vom 10. - 8. Jh. v. Chr. wesentlich geringer gewesen zu sein scheint. Reichere Belege tauchen ab dem 8. Jh. v. Chr. auf, auch vereinzelt Be richte antiker Autoren (Isokrates/Strabon/Pausanias) zu dieser frühen Zeit, im Wesentlichen gestützt durch die archäologischen Funde. Allein die Tatsache, dass die Plätze, die als Perioikengemeinden in der klassi schen Zeit bestehen, seit dem 8. Jh. v. Chr. wieder durchgehend besie delt waren, lässt auf die Existenz durchaus günstiger Rahmenbedingun-
722
wv!e,S"' L a k o n i s c h e Kulte. 181. w'ri SM L a k o n i s c h e Kulte. 227 ff. 724 Wrt f" L a k o n i s c h e Kulte. 232/233. w «e.S., Lakonische Kulte. 95; zu Hyakinthos 285-293 723
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gen'" schließen. Neben diesen Orten mit nachweisbarer Siedlungskontinuität existierten auch Perioikengemeinden, die ihr Dasein einer gewis sen planmäßigen Neuanlage verdankten (siehe S. 218). Wie der Prozess der Landnahme durch die Lakedaimonier ablief und die ursprüngliche Bevölkerung einbezogen wurde, beschreibt Pausanias: Beim Vordringen der Lakedaimonier nach Süden unter dem König Teleklos έξεΤλον Α μ υ κ λ ά ς κ α ι Φάριν κ α ι Γεράνθρας, εχόντων έτι Αχαιών726. Die von
Achaiern bewohnten Städte Amyklai, Pharis und Geronthrai wurden er obert, die Bevölkerung von Pharis und Geronthrai wurde weder versklavt noch vernichtet, sondern durfte - nach Pausanias möglicherweise nach Abschluss eines Waffenstillstandes727 - aus der Peloponnes wegziehen; die frei gewordenen Städte wurden von den Lakedaimoniern neu besie delt, die Bewohner waren damit automatisch Perioiken, da sie nicht in der Stadt Sparta lebten. Die Amyklaier wurden nicht vertrieben, weil sie lange tapfer Widerstand geleistet und sich so den Lakedaimoniern wohl als ebenbürtig erwiesen hatten, weswegen sie schließlich als fünfte Ko rne der Polis Sparta weiter existierten728. Dass sich die Eroberung von Amyklai über einen längeren Zeitraum hingezogen hat, wird von der For schung bestätigt729; ob sie gewaltsam vor sich ging oder der Widerstand Amyklais dadurch beseitigt wurde, dass man die alte Achaierstadt in den Staatsverband Spartas aufnahm, ist nicht hinreichend geklärt. Beide
726 V 9 '* d 8 Z U d i e E i n z e | b e s c h r e i b u n g e n z u d e n Perioikengemeinden. Paus. III 2 , 6. Teleklos, Vater d e s A l k a m e n e s , w a r spartanischer König von 8 5 3 ' 8 1 4 * Chr. Das bedeutet, dass die bei P a u s a n i a s überlieferten Geschehnisse nicht mit der histo rischen Realität übereinstimmen, d a in d e r Forschung heute die einhellige Meinungι»· steht, dass Amyklai und die beiden Nachbarstädte Mitte d e s 8. Jh. v. Chr. in den lakeöaimonischen Staatsverband eingegliedert wurden; so Lenschau, T h . , Die Entstehung oes 727 s P a r t a n i s c h e n Staates. 2 8 7 und Ehrenberg, R E III A 2 ( 1 9 2 9 ) 1375. . Paus. III 2 , 6: den Bewohnern von Pharis und Geronthrai ... wegzugehen aus der re ponnes συγχωρούνται ύτιόσπονδοι. ™ Paus. III 2. 6. 729 Clauss, M., Sparta. 16; Ehrenberg, R E III A 2 ( 1 9 2 9 ) 1 3 7 5 ; Lenschau, Th., Die E n t s t e h des spartanischen Staates. 2 8 6 f. Kiechle, F., Lakonien und Sparta. 105/106; Cartledge, κ., Sparta and Lakonia. 106-108.
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Städte bestanden jedenfalls längere Zeit nebeneinander her, es mag Zeiten des friedlichen Austausches gegeben haben, wie Keramikfunde belegen: Die frühe Keramik Spartas ist der von Amyklai vielfach sehr ähnlich730. Ein Ergebnis des Zusammenschlusses ist auch die Kultver bindung des Zeus der spartanischen Königshäuser mit dem Kult der Athene, der Landesgöttin von Amyklai, zu einem bedeutenden Staats kult, der sich auch darin äußerte, dass die Lakedaimonier beim Auszug in den Krieg dem Zeus und der Athene die Diabateria (Opfer beim Über schreiten der Landesgrenze) darbrachten. Unter der Regierung von Alkamenes, dem Sohn des Teleklos (ausge hendes 8. Jh. v. Chr.), fand ein ähnlicher Vorgang statt, als Helos erobert wurde, „Αχαιών εχόντων"731. Der Unterschied zu den Gemeinden Pharis, Geronthrai und Amyklai besteht darin, dass die Bewohner von Helos zu Sklaven des Staates gemacht wurden. Inwieweit der Begriff „Heloten" mit der Stadt Helos in Verbindung steht, ist nicht klar, „Heloten" (είλωτες) heilit eigentlich „die Gefangenen", aber die antike Volksetymologie leite te den Namen der Heloten von dem Ort Helos ab 732 . Helos wurde offen sichtlich neu besiedelt, da es in der klassischen Zeit als Perioikenpolis existierte733. Doch auch in anderen Gegenden Lakoniens sind Heloten nachgewiesen734, nach F. Hampl aufgrund der Eroberung der Randge biete, bei der die dort ansässige Bevölkerung helotisiert wurde735. Auch bei der Ausweitung des lakedaimonischen Gebietes in Richtung Osten stießen die Neuankömmlinge auf bereits bewohnte Orte. Ein Beispiel da fürist im Westen der Parnonhalbinsel die Gegend um Asopos und seine ™Clauss,M., Sparta. 16. ?32Paus. III 2,7. Gauss, M., Sparta. 110. Trwk IV 54,4; Polybios V 19, 7; Strabon 8, 5, 2 p. 363 C. 'n Aulon (Xerv Hell. III 3, 8), in Tainaron (Thuk. I 128, 1), auf Kap Malea ( Thuk. VII 26, 2; G h-ι' · 2 , 1 8 ' S i n d H e , o t e n nachgewiesen. Doch kann m. E. aus den drei genannten Rieten m j t helotischem Anteil nicht zwingend geschlossen werden, dass die achaische ? *HamTr k e m n 9 i n allen e r o b e r t e n Regionen helotisiert wurde. Π ™ΡΙ, F., Die lakedämonischen Periöken. 37/38.
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Nachbargemeinde Kyparissia, die allem Anschein nach aufgegeben wurde736; Pausanias erwähnt die Reste der Stadt der „Αχαιών των Παρακυπαρισσίων"737. Auch in diesem Fall war ursprünglich eine achaische Siedlung vorhanden, warum und auf welche Weise die Gemeinde Kyparissia nicht weiter bestand, ob sie ebenfalls den vordringenden Dorem zum Opfer fiel, ist mangels Quellen nicht zu rekonstruieren. Aber nicht nur mit der achaischen Vorbevölkerung kamen die Lakedaimonier in Berührung: Als sie in östliche Richtung an die Küste Lakoniens vorstießen und allmählich versuchten, die Kynuria ihrem Herrschaftsbe reich einzugliedern, waren sie zu Nachbarn des ebenfalls dorischen Argos geworden; dies führte unweigerlich zu Auseinandersetzungen mit den Argivem. So verweist Herodot I 82, 1/2 auf die Eroberung der Thyreatis, des nörd lichen Teiles der Kynuria, die die Lakedaimonier nach der Schlacht der „Dreihundert gegen Dreihundert" von Argos abgetrennt und die Bewoh ner zu Perioiken gemacht hatten. In gleicher Weise verfuhr man mit den Küstenstädten Prasiai und Epidauros Limera, die nicht von den Lakedaimoniem angelegt worden waren, sondern schon seit früherer Zeit existierten. Beide Städte (archäologisch bis in die mykenische Zeit be legbar738) gehörten ursprünglich zu Argos, das bis 546 v. Chr. die ge samte Ostküste der Parnonhalbinsel bis Kap Malea beherrschte. Prasiai war eine eigenständige Gemeinde 739
Amphiktyonie
und Mitglied der kalaurischen
gewesen, deren Rechte und Pflichten von den Lake-
daimoniem übernommen wurden, nachdem Prasiai mit der Eroberung der Ostküste Lakoniens eine lakedaimonische Perioikengemeinde ge-
737 B ? ! ' d 2 !?. U d i e Beschrel *>ung von Kyparissia S. 94 f. 738 Paus. III 22, 9. ™ u?!' H 3 Z U ί β £ e s c h r e i bung zu Prasiai S. 32 ff. bzw. Epidauros Limera S.55 ff. Vgl. dazu die Beschreibung zu Prasiai S. 32 ff.
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worden war740. Wie man mit der Bevölkerung Prasiais verfuhr, ist aus den Quellen nicht ersichtlich. So war auch das südlich von Prasiai an der Ostküste gelegene Epidau ros Limera nicht ursprünglich eine lakedaimonische Perioikengemeinde; ihre Bewohner behaupteten, sie seien Kolonisten aus Epidauros in der Argolis741. Auch für Epidauros Limera ist nicht überliefert, wie die Eingliederung in den lakedaimonischen Staatsverband vor sich ging. Denkbar wären so wohl für Prasiai als auch für Epidauros Limera gegenseitige Abmachun gen zwischen den Lakedaimoniern und den neu eingebundenen Poleis; ein Beweis dafür kann nicht erbracht werden, da keine Quellen (mögli che Verträge oder Berichte darüber) vorliegen. Neben der Methode, bereits bestehende Siedlungen zu übernehmen (ob gewaltsam oder per Vertrag ist unerheblich) und zu Gemeinden des ei genen Staates umzufunktionieren, bestand auch die Möglichkeit, feste Orte unter bestimmten Voraussetzungen und mit bestimmter Intention direkt neu anzulegen, also „Kolonien" zu bilden. Die einzige „echte" Ko lonie der Lakedaimonier ist Tarent in Unteritalien, die gegen Ende des 8. Jh. v. Chr.742 gegründet wurde. Die anderen lakedaimonischen "Neu siedlungen" dürfen streng genommen nicht mit diesem Begriff belegt werden, da die griechischen Kolonien in der Regel als eigene, gegen über ihrer Metropolis eigenständige Städte existierten; die lakedaimoni schen „Kolonien", sprich Perioikengemeinden, blieben jedoch immer im Staatsverband Lakedaimon, bis sie zum großen Teil als Eleutherolako742
Strabon8, 6t 14 p. 374 C; vgl. dazu die Beschreibungy zu Prasiai S. 32 f. Paus. III23, 6 f. Ehrenberg, RE lll A2 (1929) 1378. Dazu die Überlieferung aus den antiken Quellen: Nach enn Jahren Kriegführung im 1. Messenischen Krieg wurden auf Beschwerden der Fraun junge Männer nach Sparta zurückgeschickt, um den Jungfrauen beizuwohnen. Die ten h d a r a u f h i n 9 e b o r en wurden (genannt Partheniai = Jungfrauensöhne), wandere m sje kan ? erwachsen geworden waren und nicht als vollberechtigte Bürger anerden aus und narh T ' Sendeten Tarent (Strabon 6, 3, 3 p. 278-280 C). Als historisch unvollziehbares Zeugnis bleibt lediglich die Gründung Tarents.
230 nenstädte im Jahr 195 v. Chr. die Unabhängigkeit erhielten743. Wenn al so Nepos, Conon 1, 1 Pharai in Messenien als eine „colonia Lacedaemoniorum" bezeichnet, bedeutet dies lediglich eine „Siedlung", also eine Perioikengemeinde. Als Beispiele für derartige „Neusiedlungen" dienen Städte, die erst seit der archaischen oder sogar erst seit der klassischen Zeit dokumentiert sind, an deren Orten keinerlei Indizien auf eine frühere Bewohnerschaft hindeuten: Polichna, Zarax, Marios, Selinus, Sellasia auf der östlichen Seite des Eurotas, Asine, Psammathus, Pyrrhichos auf der Westseite des Eurotastales. In diesen Bereich gehört auch die Inbesitznahme der Insel Kythera durch die Lakedaimonier, wofür Thukydides den Beleg lie fert: Er bezeichnet die Bewohner
Kytheras als „άποικοι Λακεδαι
μονίων"744, als Lakedaimonier745. Bisweilen ist es nicht einfach nachzuvollziehen, welche Kriterien zur Anlage einer Gemeinde führen konnten. Gerade bei den Perioikenpoleis Polichna und Zarax ist es eigentlich unerklärlich, warum an diesen entlegenen, vom Binnenland nahezu voll ständig abgeschlossenen Plätzen Menschen zu einer Ansiedlung zu be wegen waren. Vereinzelt bildeten sich Perioikengemeinden, indem die Lakedaimonier Land zur Nutzung an Fremde vergaben, die aus ihrer Heimat vertrieben worden waren; diese erhielten dann den Status von Perioiken. Das beste Beispiel dafür findet sich im Jahr 431 v. Chr., als die Lakedaimonier den von den Athenern vertriebenen Aigineten in der Thyreatis, dem nördli chen Grenzgebiet zur Argolis, Land zur Nutznießung zur Verfügung stell ten746. Aber auch ganz konkret werden Menschen im Grenzgebiet ange™ Vgl. hierzu das Kapitel „Loyalität der Perioiken", S. 289 f. 744 Thuk.VII57,6. ™Thuk.lV53,3. 746 Thuk. II 27. 2; Paus. II 29, 5; Diodor XII 44, 3: Mit dieser Geste bezeugten die Lakedai monier ihre Dankbarkeit für die Hilfe der Aigineten während des Erdbebens von wv. Chr., das die messenischen Heloten für einen Aufstand nutzten. Ähnliche Landvergaoe
231 siedelt, so die „Brasideer", die im Sommer 421 v. Chr. mit dem SpartiatenBrasidas kämpfenden Heloten, die nach dem Sieg die Freiheit erhiel ten und mit anderen „Neodamoden" in Lepreon zwischen Elis und Lakonien, wohl mit der Intention der Grenzsicherung 747 , angesiedelt wurden.
Zusammenfassung: Es zeigt sich, dass die Entstehung der Perioikengemeinden, die in der klassischen Zeit als eigenständige Poleis, eingegliedert in den lakedaimonischen Staatsverband, existierten, keineswegs einfach war. Wie dargelegt wurde, lief der Vorgang der Genese in mehreren Etappen ab748. Belegt ist, dass das „Bild von der stammesmäßigen Einheit der Lakedaimonioi auf Konstruktion" 749 beruht. Die Perioiken stellten keine ein heitliche Masse dar, die Entstehung war nicht an einen einzigen Um stand gebunden750. Soweit die Perioiken nicht Dorer waren, gehörten sie zum Teil der Vorbevölkerung der gebirgigen Randbezirke Lakoniens an, mit denen sich die Dorer vermischten 751 . Sicher ist, dass im Zuge der Dorischen Wanderung die Lakedaimonier beim Vordringen auf die Peloponnes an verschiedenen Stellen in den eroberten Gebieten kleine Siedlungen gründeten, um die Herrschaft zu sichern, woraus sich im Verlauf der Zeit schließlich mehr oder wenig sind belegt bei Paus. IV 35, 2; 24, 4: In Methone, einer Stadt an der messenischen Küste, wohnten die aus der Argolis vertriebenen Nauplier, denen die Lakedaimonier dort Siedel n d zugewiesen hatten; bei Paus. IV 34, 9 und Strabon 8, 6, 11 p. 373 C: Die Lakedai monier hatten Asine an der lakonisch-messenischen Küste den aus der Argolis vertriebe nen Dryopern zugewiesen. Thuk.V34,1. η nu. H o d k i n s o r > . St., Prosperty and Wealth in ctassical Sparta, London 2000. 193: uas Phänomen Sparta - Perioiken ist nicht das Ergebnis einer systematischen Planung, » Entstehung der Perioikengemeinden erfolgte über einige Jahrhunderte hinweg auf749gnjnd verschiedener Umstände. 750 751
Eh h F " L a l ( o n i e n u n d Sparta. 113. E h r l h ' V " S P a r t i a t e n u n d Lakedaimonier. In: Polis und Imperium. 184 f. cnreriberg, V„ a. a. O. 188; Niese, B„ Die Periöken Lakedämons. 132 f.; Kiechle, F., La bien und Sparta. 95-115; Cartledge, P., Sparta and Lakonia. 98.
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große Gemeinden entwickelten. Einige Orte dienten zunächst gewiss nur als Stützpunkte, um wichtige Durchgangsstraßen oder die Außengren zen zu schützen: Marios und Glyppia stellten die Verbindung her zwi schen Prasiai und dem Landesinneren, von Epidauros Limera führte eine Passage über die Ebene Leuke ins Landesinnere, Kotyrta war ein Kno tenpunkt für bedeutende Straßen ins Landesinnere; die Gemeinden im Norden wie Karyai und Sellasia und die Poleis in der Thyreatis (Thyrea, Eua und Anthene) dienten der Grenzsicherung, bei Oitylos und Gytheion auf der westlichen Seite Lakoniens, kreuzten sich Verbindungswege nach Sparta. Es kam auch vor, dass die Lakedaimonier sich in eroberten Gebieten mit der dort ansässigen ursprünglichen Bevölkerung arrangierten und sich mit dieser vermischten, wobei sich das dorische Element der Eroberer im Laufe der Zeit durchsetzte und dazu führte, dass in der klassischen Zeit ganz Lakonien dorisch war. Trotzdem blieben achaische Relikte (vor al lem im Kult) erhalten, möglicherweise um sich die Gunst der Götter der eroberten Bevölkerung zu sichern, was ein nicht zu unterschätzender Faktor bei der Integration der Perioiken in den lakedaimonischen Staats verband war. Dies trug gewiss dazu bei, dass das Beziehungsgefüge zwischen Spartiaten und Perioiken eine sehr lange Zeit sich positiv ge staltete. Nur aus dem friedlichen Zusammenleben von Vorbevölkerung und Eroberern konnten Gemeinden entstehen, die loyal zur Polis Sparta standen. Wären die Bewohner dieser Gemeinden tatsächlich nur „die un terdrückte vordorische Bevölkerung" gewesen, hätten die Spartiaten vermutlich große Anstrengungen unternehmen müssen, um die Perioi ken im Staatsgefüge zu halten, was wohl andererseits dazu geführt hät te, Spartas Machtentfaltung zu behindern.
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C.3. Die wirtschaftliche Situation und die soziale Schichtung der Perioikengemeinden „Die Morphologie einer Landschaft, die geologische Zusammensetzung, die Verteilung von Wald, Ackerboden, Wasser- und Trockenböden, das Klima, die Pflanzen- und Tierwelt dienen ... als Ausgangspunkte für die Analyse der darauf fußenden Wirtschaftsformen: Land- und Holzwirt schaft, Fischerei, das Gewerbe und der Handel" 752 . Eben diese Kriterien bestimmen auch, in welcher Form und zu welcher Größe eine Gemeinde sich entwickeln kann. Um die wirtschaftliche Situation der Perioikenpoleis erfassen zu können, ist man, da konkrete Informationen fehlen, darauf angewiesen, mittels Vergleichen und Analogieschlüssen zu einem Annäherungsergebnis zu gelangen. Lykurg habe - so liest man bei Plutarch 753 - 9000 Klaroi den Spartiaten und 30 000 den Perioiken zugewiesen. Der Autor, der seine Parallelbio graphien am Anfang des 2. Jh. n. Chr. schreibt, sieht diesen Vorgang aus einer immensen zeitlichen Distanz, er blickt wohl auf ein ausgefertig tes System, ohne sich Gedanken über dessen Entstehung zu machen. Es ist nicht einfach, sich vorzustellen, dass Lykurg die 39 000 Landlose zu einem festgesetzten Termin zugeteilt haben soll 754 . Bei der Lykurg zugeschriebenen Einteilung in die 39 000 Landlose handelt es sich mög-
, Η Die ι»Ε°? . ·' Wirtschaft der griechisch-römischen Welt. 6. p l"Uyk.8,5. Zur historischen Einordnung Lykurgs vgl. „Einführung" S. 15. tinen ähnlichen Vorgang berichtet Plut. Agis 8, 1/2: Agis stellt den Antrag auf eine Landneuverteilung, eine Zuteilung von 15 000 Landlosen an die Perioiken und 4500 an die da at t n * A b e r a u c h h i e r f e h l e n d i e z u r Erklärung notwendigen Details. Auffallend ist, VehiJ Seit d e r Z e i t L V k u r 9 s d i e Z a n l d e r Spartiaten halbiert hat. Wie das zahlenmäßige anΐ ι 'S b e ' d e n P e r i o i k e n s i c n gestaltete, ist schwer zu analysieren, aber die 15 000, arch-T * V e r g e b e n w e r d e n sollte, waren wohl nur ein Teil der Perioiken, denn der Plutsamthl Spr ' Cht v o n "τοΐ(^ ο π λ α Ψ έ Ρ ειν δυναμένους των περιοίκων", also nicht von der Ge-
754
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licherweise um eine Neuverteilung des Landes Lakedaimon, wohl nach der Eroberung Amyklais und der Helos-Ebene755. Wenn man von der Tatsache ausgeht, dass Lakonien schrittweise von den späteren Lakedaimoniern eingenommen wurde, muss man wohl auch davon ausgehen, dass die Bewohner der einzelnen Gemeinden sich im Lauf der Zeit ihre Landanteile angeeignet und abgegrenzt haben, vermutlich auch durch Auseinandersetzungen untereinander; ab etwa 550 v. Chr. mit der Eroberung der Thyreatis zeigt sich der lakedaimonische Staat in seiner größten Ausdehnung. Zwei Fragen knüpfen sich hier an: a) Waren die Klaroi vom Umfang her gleich oder von der Fertilität? und b) Wie groß musste ein Landlos eines Spartiaten sein, um eine Familie und Heloten ernähren zu können756, bzw. wie groß musste ein Klaros eines Perioiken sein, um eine Familie ernähren zu können? Antike Quellen zur wirtschaftlichen Situation der Perioiken fehlen weitge hend, für die Griechen außerhalb Lakedaimons war dies nicht von Be lang. Lediglich Isokrates äußert sich in seinem Panathenaikos dazu757: Klein, zahlreich und vor allem ελάχιστοι (sehr wenig ertragreich) sollen die Siedlungsorte der Perioiken gewesen sein. Doch muss man hier wohl berücksichtigen, welche Intention Isokrates zu dieser Behauptung veran lasste. Isokrates will die Taten und Leistungen seiner Heimatstadt Athen zum Thema seiner Lobrede machen, und nach dem Prinzip „Vergleichung mit Vergleichungswürdigem wird durchgehend Sparta Athen ge genübergestellt, durchgehend Athen erhoben und Sparta allen Ruhmes
™ Ehrenberg, RE III A2 (1929) 1375/1376. . pn Baltrusch, E.f Sparta. München 1998 gibt an, dass ein Jykurgisches" Landlos in Lakomen zwischen 7 und 30 ha je nach Fruchtbarkeit umfasste (S. 76), da bestimmte Erträge error derhch waren, um gleiche Beiträge zu den Syssitien leisten zu können (S. 78). Woher diese Angaben stammen, erklärt er nicht Isokrates, Panathen. 179.
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entkleidet"758, es wird „rücksichtslos verallgemeinert, übertrieben, verschwiegen
.
Doch Poleis wie Epidauros Limera, Boiai, Asopos, Geronthrai und Gytheion belegen, dass auch Perioikengemeinden einen gewissen sichtba ren Wohlstand erreichen konnten. Die „Zufriedenheit" der Perioiken, die sich vor allem in einer guten wirtschaftlichen Situation manifestiert, lag grundsätzlich im Interesse der Spartiaten, gewährleisteten die Perioiken doch das Funktionieren des lakedaimonischen Staates, vor allem durch den Dienst als Hopliten im Heer, der ein gewisses Maß an Vermögen voraussetzte. Wie in der gesamten antiken Welt bildete sicherlich auch in den Perioikengemeinden der Landbesitz die wirtschaftliche Grundlage760. Die Größe dessen differierte jeweils nach der Lage, da Lakonien land schaftlich gekennzeichnet ist durch nur wenige fruchtbare Ebenen (die bedeutendste, die Eurotasebene, war im Besitz der Spartiaten), die durch die Höhenzüge des Parnon und des Taygetos voneinander abge schlossen sind. Oftmals bildeten Randgebirge an den kleineren Ebenen höchstwahrscheinlich auch die Grenzen zwischen einzelnen Perioiken gemeinden, so bei Polichna, Kyphanta, Zarax und Epidauros Limera. Wie in Griechenland allgemein dürfte in der Antike auch in den Perioi kengemeinden überwiegend Ackerbau mit Viehhaltung die Lebensgrund!age gebildet haben, wobei die Selbstversorgung das primäre Ziel war761. ■Insgesamt also war der griechische Bauer ein kleiner oder allenfalls
Zucker, F., Isokrates* „Panathenaikos". In: Seck, Fr. (Hrg.): Isokrates. WdF151. 235. Zucker, F., a.a.O. 235. Dies bestätigt auch Aristoteles. Pol. 1329 a 26 f; dazu auch Kloft, H.> Die Wirtschaft der gnechisch-römischen W e , t · 1 0 ° f - / 1 1 6 : Gehrke, H.-J., Jenseits von Athen und Sparta.19Ö, Finley. M. I., Die Welt des Odysseus (passim); Murray, O«, Das frühe Griechenland. Μ Μι A/T i e S ' J ' K " D a s k , a s s i s c h e Griechenland und die Demokratie. 30-32; Austin, aquetl p Ainn J, ·· Wirtschaft und Gesellschaft im alten Griechenland (passim); wnso-Nunez, J, M., Wirtschaft. DNP 12, II (2002) 531-537. ai.A 3 e n a n n t e L i t e r a t u r bringt nur allgemeine Beschreibungen zur Wirtschaft, die aber 761 Va r U ^ a k e d a i m o n "^tragbar sind. y etlrke H J ' -~ M Jenseits von Athen und Sparta. 22 f.
236 mittlerer Landwirt"762; die Größe der landwirtschaftlichen Nutzfläche je Oikos betrug im Durchschnitt etwa 3 bis 10 ha763. Zum Ackerbau kam als Ergänzung die Weidewirtschaft in den bergigen Randzonen; bei Ge meinden an der Küste betrieb man Fischfang in größerem Maße (höchstwahrscheinlich gehörten wie heute bei Küstenstädten Fische zu den Grundnahrungsmitteln)764; doch auch das Handwerk musste in den kleinen Gemeinden vertreten gewesen sein, da die bäuerlichen Oikoi nicht wirklich autark sein konnten. Zu den landwirtschaftlichen Produkten, die im antiken Griechenland an gebaut wurden, gehörten grundsätzlich als Hauptgetreide die Gerste (Weizen in geringerem Umfang, da sein Anbau nicht unumschränkt mög lich war), Wein und der Ölbaum765, dazu Feigen, Obst, Bohnen und Kohl766. Da es aufgrund des Mangels an Quellen nicht möglich ist, herauszufin den, welche landwirtschaftlichen Erzeugnisse eine Perioikengemeinde, bzw. ein Perioikenklaros hervorbrachte, soll zunächst Plut Lyk. 8 als Anhaltspunkt herangezogen werden. Plutarch beschreibt an dieser Stelle, welchen Ertrag ein Spartiatenklaros liefern musste: „für den Mann 70 Medimnen Gerste" (eine spartanische Medimne umfasst 72,8 I), „für die Frau zwölf und von den feuchten Früchten eine analoge Menge". Ferner zählt Plut. Lyk. 12, 2 auf: Wein, Feigen, Käse (die Produkte mussten in bestimmter Menge von den Spar-
762
Gehrke, H.-J., a. a. O. 23.
763
Vgl. Kloft, H., Die Wirtschaft der griechisch-römischen Welt.100. Gehrke, H.-J., Jenseits Sparta. 22.
7 ω ν ο η Athen und Um Rschfan
7β5 £ 9 siehe Gehrke, H.-J., Jenseits von Athen und Sparta. 27. Dazu Gehrke, H.-J., Jenseits von Athen und Sparta. 2 1 . Die Oliven dienten als Grundnanrungsmittel, Olivenöl aber auch als Befüllmaterial für die Lampen und zur Körperpneg ,^. 76β ~ Ud u e ™ w a r e s u n k ompli2iert, Wein unter Ölbäumen anzubauen. Gehrke, H.-J., Jenseits von Athen und Sparta. 2 2 . Einen wichtigen Beitrag zum Versrar ms der antiken Landwirtschaft bietet Ehrenberg, V., Aristophanes und das Volk von wnen.
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tiaten für die Syskenien abgeliefert werden) 7 6 7 ; ähnliche Produkte wur den vermutlich auch auf den Perioikengütem produziert. Zur Herstellung von Käse benötigte man die Milch von Schafen oder Ziegen, welche zugleich Lieferanten für Wolle und Leder waren, woraus Kleidung gefertigt wurde (gerade für seine Lederschuhe und Mäntel war Sparta in der klassischen Zeit berühmt 768 ); auch die Knochen dieser Tie re fanden Verwendung, indem man sie ζ. Β. zu Werkzeugen, Nadeln, zu Schmuck oder schmückenden Elementen verarbeitete. Neben diesen Kleintieren benötigte der bäuerliche Oikos auch Ochsen als Zugtiere und Esel als Lastenträger, die im Falle von militärischen Aktionen auch den Hopliten zur Verfügung gestellt wurden, um den Transport von Waffen und Ausrüstung zu gewährleisten. Obwohl es grundsätzlich das Ziel jeder antiken Polis (auch der Perioikenpolis) war, wirtschaftlich möglichst autark zu sein, konnte sicherlich nicht in jeder Gemeinde alles Benötigte in ausreichendem M a ß herge stellt werden. Ein Blick auf die Übersichtskarte (S. 2 0 3 ) und die Lage der einzelnen Gemeinden zeigt, dass die unterschiedlichen äußeren Bedin gungen das Gedeihen der kleinen Poleis beeinflusst haben mussten; dies bestätigt die Hypothese von G. Shipley, dass sich die Perioikengemeinden in Größe und natürlichen Ressourcen voneinander unterschie den769. In der Regel besaßen die Gemeinden Umland zur Bewirtschaftung, bis weilen aufgrund der guten Wasserversorgung recht fruchtbares, das sie durchaus als ihr Eigentum betrachteten, wie sich aus den GrenzstreitigJ H ™rechnun9 d e r Medimnen und der Berechnung der Menge Brot, die aus dem Ge™αβ hergestellt werden kann, auch zu dem Versuch, aus den Mengenangaben der Kahr t ^ h a f t , i c h e n P r o d u k t e d i e G r ö ß e eines Spartiatenklaros zu erschließen, siehe U D e s artanisch ten Η " ' P e Agrarwirtschaft. Dazu auch Lotze, O., Zu einigen Aspek t e s spartanischen Agrarsystems, in: Ameling, V./Zimmermann, K. (Hrg.), Bürgerund mrareieim yorhellenistischen Griechenland. Stuttgart 2000, 151- 169. 769Athenaios11,483b. 'P'ey, GM Perioikos: The Discovery of Classical Lakonia. 221.
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keiten zwischen Zarax und Epidauros Limera zeigt770; in diesem Sinne äußern sich auch M. Austin und P. Vidal-Naquet: „Desweiteren waren die kleinen Perioikengemeinden homogene Einheiten, und ihr Land ge hörte ihnen"771. Auch das Vorgehen der Athener während des Peloponnesischen Krieges gegen die Perioikenstädte772, das in erster Linie auf die Verwüstung und Zerstörung des Umlandes abzielte, beweist, dass die Gemeinden auf diese χώρα angewiesen waren und die Athener hier eine empfindliche Stelle, nämlich die Versorgung, treffen wollten773; dies sollte wohl dazu führen, dass die Perioikengemeinden von Sparta abfie len. Zunächst bietet sich für das gesamte Perioikenland Lakoniens etwa fol gendes Bild: Der westliche Teil ist durchzogen vom Taygetos, dessen gebirgiges Land auf der Seite des messenischen Golfes näher an die Küste herantritt als auf der Seite des lakonischen Golfes. Das Land hier ist überaus gebirgig, von Schluchten durchzogen, überall unfruchtbar, bis auf kleine Buchten, in denen sich auch geschützte Häfen befinden, oder auf Hochplateaus774. Die östliche Hälfte Lakoniens, gekennzeichnet durch das Pamongebirge, ist nicht sehr wasserreich, trotzdem gedeihen hier Olivenbäume; an der Ostküste jedoch sind nur wenige Stellen für Landbau geeignet: die kleinen Buchten von Tyros, Prasiai, Polichna, Kyphanta und Zarax775, die Ebene von Epidauros Limera, das Hinterland UJ V I , y ^ i . Austin, MWidal-Naquet, P., Gesellschaft und Wirtschaft im alten Griechenland. München 1984.68. 772 Thuk. II 56, 6 (gegen Prasiai); III 16, 2 ( die Athener verwüsten την περιοικίδα); IV 54,4 (Athenerfahren gegen Asine und Helos und έδήουν τήνγήν); IV 56,1 (die Athener verwüs ten das Land am Meer); IV 56, 2 (die Athener fahren nach Epidauros Limera und verwüs ten einen Teil des Landes); VI 105 (die Athener landen bei Epidauros Limera und Prasiai und verwüsten das Umland); VII 18, 3 (sie verwüsten das Land um Epidauros und Pra siai). 773 Diese Taktik gehörte zum Plan des Perikles, den er in seiner Rede, in der er für den Krieg 774 plädierte, darlegte (Thuk. 1,142). 775 TA?fSter' E *J S B" 7Soutn -Western Laconia. ABSA 10, 1903/04, 158. OCA ι ς !^ο?Α^· * H a s , u < * . F. W., Laconia. IL Topography. East-Central Laconia. ABSAi* 1908/09. 159 f. 771
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von Boiai und die fruchtbare Ebene Leuke. Inwieweit das höchst frucht bare Schwemmland der Eurotasebene in seiner Gesamtheit zum Spartiatengebiet gehörte, ist nicht ganz eindeutig feststellbar, da Helos in der klassischen Zeit als Perioikengemeinde wieder bestand776 und somit auch Ackerland benötigte. So gesehen war die Ausgangssituation für die perioikische Landwirt schaft nicht besonders positiv. Eine Betrachtung im Detail jedoch bietet ein differenzierteres Bild. Die geographischen und geologischen Bedin gungen der Küstenstädte auf der Ostseite Lakoniens ähneln einander. In der Küstenebene des modernen Astros existierten mehrere Siedlungen: Neris, Anthene, Eua und Thyrea, der bedeutendste Ort, der dieser Regi on den Namen gab, Thyreatis. In der Ebene und der nach Westen an schließenden Hügellandschaft standen den Bewohnern vielerlei ver schiedene Ressourcen zur Verfügung: gutes Land für Getreideanbau und für Weidewirtschaft, zudem betrieb man Bienenhaltung, Fischerei und möglicherweise Abbau von Kalkstein in den umliegenden Hügeln777. Die südlich der Thyreatis an der Ostküste Lakoniens gelegenen Perioikengemeinden Tyros, Prasiai, Polichna, Kyphanta und Zarax lagen in geschützten Buchten, die mehr oder weniger stark durch relativ steile Berge vom Zugang zum Binnenland abgeschlossen waren; auch an den Nord- bzw. Südenden dieser Buchten traten die Berge bis direkt an die Küste heran; trotzdem besaßen die Gemeinden für Ackerbau geeigne tes, ebenes Land778. Auch die Wasserversorgung dieser Gemeinden war in der Regel gut, so erwähnt Pausanias bei Kyphanta eine Süßwasserquelle, die aus einem Stein entspringt779. Bei Leonidion (antik Prasiai) mündet ein Fluss ins 777
Shhf a2 n die B e s c h r e i b ung zu Helos S. 133, Fußnote 374. Vn Η J P e r , o i k o s : T h e Discovery of Classical Lakonia. 216. 7r9 Paw ΙΗ24 β i e W e ' , i g e n Einze| beschreibungen. m
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Meer, der für die Bewässerung der etwa 5 km2 umfassenden Ebene sorgt. Boiai, im Süden der Parnonhalbinsel, lag am östlichen Ende einer lang gezogenen Bucht, an die in nordwestliche Richtung eine relativ ebene Fläche sich anschloss mit sandigem Boden, der von Trockenbächen durchzogen ist; für Ackerbau war diese Gegend wohl nicht sehr geeig net, vereinzelt sieht man Getreidefelder und Ölbäume; in Richtung Süd osten wird die Ebene fruchtbarer780. Einige der Perioikengemeinden der Parnonhalbinsel grenzten an die äu ßerst fruchtbare Ebene Leuke (heute Ebene von Molaoi), ζ. Β. das antike Hyperteleaton (bei der heutigen Gemeinde Phoiniki) im Nordosten der Ebene; ein Teil dieses Gebietes wurde gewiss auch von der Gemeinde Asopos agrarisch genutzt, die an der Westküste der Parnonhalbinsel und im Süden der Ebene lag, ebenso wie von dem kleineren Ort Biandyna nördlich von Asopos; die Ebene umfasst etwa 60/70 km2 landwirtschaft lich nutzbares Land, wo heute Oliven, Obstbäume und Getreide ange baut werden781. Für alle an der Küste gelegenen Städte dürfte, wie be reits erwähnt, der Fischfang und auch der Handel ein gewisser Wirt schaftsfaktor gewesen sein. Die Gemeinden im Landesinneren an den westlichen Ausläufern des Parnon, ζ. Β. Marios, Glyppia und Selinus, lagen meist an den Abhängen der Gebirge, in kleinen Gebirgstälern oder auf Plateaus, auf Höhen von 700-1200 m, und waren umgeben von relativ steilen Bergen. Wieviel für Ackerbau geeigneter Boden diesen Orten zur Verfügung stand, ist nicht zu eruieren. Für Marios ist belegt, dass die Wasserversorgung dort sehr
780 781
Philippson, Α., Die griechischen Landschaften. 496. ADCÄ14 ^ n ™ f ' J* B 7 H a s l u c k ' F · w · . Laconia. II.Topography. South-Eastern Laconia. ABSM . 1907/08,162 f.; Shipley, G.f Perioikos: The Discovery of Classical Lakonia. 218.
241 gut gewesen sein muss, wenn Pausanias die Umgebung als sehr was serreich aufgrund zahlreicher Quellen beschreibt 782 . Geronthrai, eine der wohl bedeutenderen Perioikengemeinden, hatte An teil an der höchst fruchtbaren Ebene von Geraki, die 9 km lang und 2 km breit ist, also 18 km 2 agrarisch nutzbares Land zur Verfügung stellte. Da dieses Gebiet im Grenzbereich zum Spartiatenland lag, gab es hier mög licherweise ein Nebeneinander von Spartiaten- und Perioikenklaroi; ob und wieweit sich diese Nachbarschaft auf die Beziehung Sparta - Geronthrai auswirkte, ist nicht zu erkennen. Die Fruchtbarkeit der Ebene beruht vor allem darauf, dass zahlreiche Bäche diese Region durchzie hen, die in Richtung Westen dem Eurotas zufließen. Auch in der Stadt Geronthrai selbst gab es auf der Agora zwei Quellen zur Trinkwasser versorgung783. In einer besonders idealen Situation scheint sich Helos 7 8 4 im Mündungs gebiet des Eurotas befunden
zu
haben,
da
das
sehr
fruchtbare
Schwemmland bestens geeignet für Ackerbau war; Polybios beschreibt die Umgebung von Helos als „πλείστη και καλλίστη χώρα της Λακω νικής"785. Gerade bei Gemeinden mit sehr guten landwirtschaftlichen Vorausset zungen wurden sicherlich in manchen Bereichen Überschüsse erwirt schaftet (Getreide, Obst, Gemüse u.a.); nicht vergessen sollte man in diesem Zusammenhang die Weidewirtschaft, die wohl in den gebirgigen Umgebungen der kleinen Poleis betrieben wurde und Milchprodukte, vor allem Käse, geliefert haben dürfte. Diese Produkte konnte man als Han delsware benutzen, um Dinge einzutauschen, die man selber nicht her stellte. Ob mit agrarischen Erzeugnissen Handel in größerem Stil getrie-
7
Paus. Hl 22, 8
Pausj|| 22 ,7. ^p^J^EmzelbeschreJbung zu Helos S. 132 f 7
242
ben wurde, ist aus den Quellen nicht ersichtlich, vermutlich jedoch gilt dasselbe wie für Athen: „Ein großer Teil der Landwirtschaft bestand in Gemüsegärtnerei, die ... von Bauern betrieben wurde ..., die ihre Er zeugnisse auf den Markt brachten"786. Zunächst wurden wohl landwirt schaftliche Güter, die über den Bedarf des eigenen Haushalts hinaus produziert wurden, auf dem lokalen Markt, innerhalb der Heimatpolis, angeboten; dies dürfte für alle griechischen Poleis gelten, also auch für die Perioikengemeinden; später weitete sich der Handel auf die Nach bargemeinden aus und führte in Lakedaimon in speziellen Fällen auch zu Handelsgeschäften mit Sparta. Dieser innerlakonische „Fernhandel" betraf mit Sicherheit zum Teil den Weinbau, zumal es in Lakonien be sondere Anbaugebiete gegeben zu haben scheint: „οΐνον δ' Οίνουντιάδαν ή Δένθιν ή Καρύστιον ή "Ονογλιν ή Σ τ α θ μ ί τ α ν κ α ι τον εκ Καρύστου, δς έστι
πλησίον Αρκαδίας"787. Aber auch andere Güter brachten den Handel in Lakonien in Schwung, ζ. Β. Marmor und Eisen, gewiss auch Produkte, die über die Küstenstädte nach Lakonien importiert wurden (ζ. Β. Elfen bein und Gold für die Herstellung besonderer Kunstwerke788). Einen Sondererwerbszweig stellte das Fischen von Purpurschnecken dar, die in den Gewässern bei Gytheion in besonders guter Qualität heranwuch sen789; die daraus gewonnene Purpurfarbe benötigte man unter anderem zum Einfärben der Mäntel der lakedaimonischen Hopliten; somit dienten die Purpurschnecken als Handelsware und zugleich als Grundlage für ein Handwerk, nämlich die Färberei.
Ehrenberg, V., Aristophanes und das Volk von Athen. 87; auch Finley, M. I., Diear Wirtschaft. 122. Dazu auch Kloft, H., Die Wirtschaft der griechisch-römischen Welt. (mit Literaturverweisen) und Austin, M. M.,/Vidal-Naquet, P.f Wirtschaft und Gesellsc im alten Griechenland (mit Literaturverweisen) Athenaios I, 31 c/d. Dazu Marangou, E.-L I., Lakonische Elfenbein- und Beinschnitzereien. Tübingen 1 (passim). Paus.lliai.GiPlin.nat.hist.lX^.
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Viele der landwirtschaftlichen Produkte bildeten so die Voraussetzung für Handel und Handwerk, die beiden Erwerbszweige, mit denen die Perioiken in der Fachliteratur meistens in Zusammenhang gebracht werden, denn „the Chief rock, mineral and marine resources of Lakonia and Messenia lay in Perioikic territory, that imports to Sparta and other commercial relations with the outside world had to pass through Perioikic hands, and that Perioikoi played a major role in Lakonian craftsmanship"790. Da es den Spartiaten laut der lykurgischen Verfassung nicht erlaubt war, handwerkliche Tätigkeiten auszuüben791, muss zumindest ein Teil davon beiden Perioiken gelegen haben. Aber auch in Sparta-Stadt selbst lebten Gruppierungen (Neodamoden, Hypomeiones, Mothakes), die sich durchaus mit derartigen Arbeiten be schäftigen durften und dies wohl auch getan haben und den Spartiaten diese Dienstleistungen zukommen ließen; leider ist nirgends ersichtlich, ob die Heloten auf den Spartiatenklaroi neben der Landwirtschaft auch handwerklichen Tätigkeiten nachgingen, die sich über einfache Repara turarbeiten hinaus erstreckten; denkbar wäre die Herstellung von Klei dung durch die Helotinnen, da Spinnen und Weben grundsätzlich zu den Aufgaben der griechischen Frauen in der Antike gehörten und die Spartiatinnen vermutlich (genauso wie die Spartiaten) von handwerklichen Tätigkeiten „befreit" waren. Inwieweit diese Gruppierungen eine Konkur renz auf dem handwerklichen Sektor für die Perioiken darstellten, ist nicht in Erfahrung zu bringen. Gerade für den Bereich Handwerk gilt, dass die Ausbildung dieses Er werbszweiges mit abhängig von der geographischen Lage der jeweiligen Cartledge, P., Sparta and Lakonia. 180. Fe κ 2 4 , 2 ; A u s n a h m e n bildeten lediglich einige Berufe (Herold, Flötenspieler, Koch, Pifi . 1 e i l e r ) ' d i e i n bestimmten Familien sogar vererbt wurden (Herod. VI 60, VII 134; PlutLys.23,1;Plut.Ages.8, 1); 360^364SfÜhrliCh B e r t h i a u m e ' G ■ Citoyens Specialistes ä Sparte. Mnemosyne 29, 1976,
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Perioikengemeinde war, vor allem, ob Bodenschätze in der näheren Umgebung vorhanden waren; so beginnen an zentralen Plätzen sich fes te Handwerks- und Gewerbezweige (besonders das Schmiede- und Töp ferhandwerk) anzusiedeln792. Interessant wird das Handwerk in denPerioikengemeinden dort, wo es mit gewissen Rohstoffen verbunden ist, die es in der näheren Umgebung von Sparta nicht gibt; von besonderer Bedeutung war hier das eisenverarbeitende Gewerbe (Eisenerz kam nur im Perioikengebiet vor: in der Nähe von Boiai im Süden der Pamonhalbinsel, und in der Skiritis - wo der Abbau aber nicht belegt ist, vgl. S. 245, Fußnote 798 - im Norden Lakoniens). Denn trotz des Bestrebens jeder antiken Polis, wirtschaftliche Autarkie zu erreichen793, war dies oftmals aufgrund der natürlichen Gegebenhei ten der Gemeinden nicht möglich. Handwerker waren nur für bestimmte Produkte nötig, prinzipiell wurde alles im bäuerlichen Oikos hergestellt; doch die Fertigung von Keramik (Ess- und Trinkgeschirr, Vorratsgefäße, u.a.), Waffen oder Gebrauchsgegenständen aus Metall erforderte Spe zialisten. Und so kann man davon ausgehen, dass es „Handwerksbetrie be" gegeben hat, die ihre Waren auf Märkten feilboten und unter ande rem auch die Spartiaten mit diesen Produkten versorgten. Handwerk in größerem Stil war auch nötig in den Küstenstädten für den Schiffsbau (Zimmerleute, Schreiner), ganz besonders trifft dies zu für Gytheion, wo die Schiffswerften Spartas lagen. Einen deutlichen Hinweis auf Handwerk und Handel liefert Xenophon bei der Schilderung der Kinadon-Verschwörung794: Kinadon habe auf dem Eisenwarenmarkt in Sparta auf vielerlei Gegenstände hingewiesen, die bei einem Aufstand als Waffen verwendet werden konnten: μάχαιρα. ξίφη, οβελίσκοι, πελέκεις, άξίναι, δρέπανα, nämlich Messer, Schwerter, ™ Υ 9 . 1 *!?*' ί 1 · D i e Wirtschaft der griechisch-römischen Welt 100. Arist. Pol. I 1261 b. rm Xen. Hell. III 3, 7 ff.
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Spieße, Beile, Äxte und Sicheln, neben den geläufigen Waffen also auch Werkzeuge, die man zur Holzbearbeitung, in der Landwirtschaft oder auch für die Jagd benutzte. In einigen Gegenden Lakoniens bildeten sich auch Erwerbszweige von „überregionaler" Bedeutung heraus, so die Entwicklung eines kleinen „Industriezentrums" bei Boiai (heute Neapolis) im Südwesten der Parnonhalbinsel. Sowohl nördlich als auch südlich der Perioikenpolis sind reichliche Eisenerzvorkommen795 nachgewiesen; das Eisenerz wurde hier offensichtlich nicht nur abgebaut, sondern auch verarbeitet, worauf Funde von Eisenschlacken hindeuten796. Da zum Schmelzen von Eisen Kohle nötig war, musste in dieser Gegend auch Holzkohle in größerem Maße produziert werden. Die Voraussetzungen dafür waren gegeben, da die höheren Lagen in den Bergen allesamt bewaldet waren. So war le diglich für das Fällen der Bäume, die Herstellung und den Transport der Holzkohle zu den eisenverarbeitenden Orten zu sorgen. Man kann also durchaus behaupten, dass die Gegend um Boiai vielen Menschen au ßerhalb der Landwirtschaft Arbeit bot; dies zeigt sich an den zahlreich vorhandenen Siedlungsspuren im südlichen Teil der Parnonhalbinsel797. Dieses Gebiet dürfte für den lakedaimonischen Staat von großer Bedeu tung gewesen sein, da das Eisen für die unterschiedlichsten Gegenstän de nötig war798, zum einen für die Fertigung diverser Werkzeuge für Handwerker und Bauern (πελέκεις, άξίναι, δρέπανα, όργανα), die auf dem Eisenwarenmarkt in Sparta gehandelt wurden799, aber auch für andere
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7^
PMippson, Α., Die griechischen Landschaften. 498; Kiskyras, D., Ο ορυκτός πλούτος της Μάνης και γενικότερα της Λακωνίας. Lakonikai Spudai 9, 1988, 130. Dazu Bölte, RE III Α2 (1929) 1347 f.; Papachatzis, Ν. D., Παυσανιου Ελλάδος Περιήγησις. 419X Vgl. dazu die Karte S. 75. Eisenerzvorkommen gab es zwar auch in der Skiritis im Norden des lakedaimonischen Staates, aber es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass diese Vorkommen sehr ergiebig ge wesen oder ausgebeutet worden wären (Bölte, RE III A2 (1929) 1347 f.). x en. Hell. Ill 3, 7
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Gebrauchsgegenstände wie die in der Antike bestens bekannten Eisen schlüssel aus Lakonien800. Der Hauptabnehmer für das Eisenerz dürfte jedoch die „Waffenindustrie" gewesen sein. So wird man davon ausge hen können, dass im Perioikengebiet auch Werkstätten existierten, die Waffen (μάχαιραι, ξίφη, οβελίσκοι801, ασπίδες, εγχειρίδια802) in großem Stil produzierten und die Spartiaten damit versorgten, ebenso wie die Perioiken, die im lakedaimonischen Heer als Hopliten dienten. Mit der Umstel lung vom Einzelkampf auf die Hoplitenphalanx (7. Jh. v. Chr.) stieg der Bedarf an Ausrüstungsgegenständen für die Soldaten sprunghaft an, so dass die Herstellung der Waffen von diesem Zeitpunkt an wohl in eine „Massenproduktion" überging803. Die neue Kampftaktik „förderte eine städtische Handwerkerschicht, Schmiede, Holz-, Filz- und Lederfabrikan ten, welche die Ausrüstung in großer Stückzahl herstellten"804. Gerade die Fertigung der Waffen wird üblicherweise in den Verantwort lichkeitsbereich der Perioiken gestellt, so meint R. T. Ridley: „ ... I think we can take it that the procurement of metals and the manufacture of arms were the responsibility (and also the privilege) of the perioeci" ; ähnlich äußert sich auch P. Cartledge: „the most important function they will have performed ... was the manufacture and repair of armour and weapons"806. Leider kann weder aus den literarischen noch archäolo gischen Quellen erschlossen werden, wo diese „Waffenproduktion" statt fand; da gerade bei Boiai sehr ergiebige Eisenlager vorhanden waren, müssten in der Umgebung dieser Gemeinde Waffenschmiede ihre Werkstätten gehabt haben. Vermutlich hat auch P. Cartledge recht, 800
Aristophanes, Thesm. 421 ff; Bölte, RE III A2 (1929) 1349 nennt weitere Quellenstellen. ™Xen.HelUII3,7. ™ Bölte, RE III A2 (1929) 1349 (mit entsprechenden Quellenstellen). Tyrtaios (spartanischer Dichter um 650 v. Chr), frg. 8, 31-34 schildert die Bewaffnung. e w Schild, Helm, Schwert, Speer. ^Kloft, H., Die Wirtschaft der griechisch-römischen Welt 107. m Ridley, R. T., The economic activities of the Perioikoi. 285. Cartledge, P., Sparta and Lakonia. 184.
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wenn er anführt, „armour and weapons, I assume, were manufactured in Sparta itself as well as the Perioikic centres where iron slag has been found"807 (hier kann nur die Gegend um Boiai gemeint sein; ob die Ei senerzlager in der Skiritis und bei Psammathus im Süden der Taygetoshalbinsel808 ausgebeutet wurden, ist weder literarisch noch durch dortige Funde belegt). Grundsätzlich kann man annehmen, dass Roheisen über den Handel in andere Gegenden Lakoniens gebracht und dort von Schmieden zu den verschiedensten Gegenständen, somit auch zu Waf fen, verarbeitet wurde809. Das für die Waffen Produktion nötige Kupfer wurde in Alagonia gewonnen (an der Westseite des Taygetos)810. Da die Waffen verkauft wurden, brachte dieser Erwerbszweig auch den Handel in Schwung. Dass das lakonische Handwerk überwiegend auf einheimischen Rohstof fen basierte, zeigt auch das nicht unbedeutende Gewerbe der Steinmetze: „The territory of the perioikoi certainiy contained resources, notably stone, which invited working"811. Funde unterschiedlicher Marmorsorten an verschiedenen Orten belegen, dass Steinmetzwerkstätten verstreut über ganz Lakonien existierten. Ausnehmend gute Marmorlager schei nen beim antiken Karyai gelegen zu haben812, wo zwei große antike Marmorbrüche nachgewiesen sind. Besonders berühmt war der grüne Porphyr, der bei Krokeai gebrochen wurde813; bei Tainaron, im Süden der Taygetos-Halbinsel, gab es roten und schwarzen Marmor, weißen Carttedge, P., Sparta and Lakonia. 185. Nicht geklärt ist die Frage, wie die Verteilung der walten ablief. Es bestanden zwei Möglichkeiten: zum einen, Perioiken lieferten die WafH \Bn d , e s P a r t i a t en, zum anderen, es gab ein staatliches „Verteilungslager, das die Penoiken belieferten. Finley, M. I., Economy and Society in Ancient Greece. 30 bevorzugt ^ die zweite Möglichkeit. Cartledge, P., Sparta and Lakonia. 181. 2 81Da2uBolte,RE III A (1929) 1349. 811 812
d Lak m ρ6'TP · 'T Sh pe aer ct ao na on m ™ a · 181. ic Phir " activities of the Perioikoi. 291. ™"PPSon, Α., Die griechischen Landschaften. 474. . w M3 m a ?f e r r° r p h y r ( , a p i s Lacedaemonicus) aus Krokeai wurde bis nach Italien verschifft, rand Fragmente davon in Ostia und auf dem Palatin.
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Marmor in Doliana, bei Gorai und Versthena (auf der Ostseite des Taygetos), blaugrauen und gelben Marmor fand man nordwestlich von Spar ta im oberen Oinous-Tal814. Man verwendete Marmor vor allem für archi tektonische Teile von Heiligtümern oder für Stelen, und so stellte Marmor auch eine begehrte Handelsware dar. In der Osthälfte Lakoniens, die keine Marmorlager besitzt, wurden an zahlreichen Stellen Fragmente aus verschiedenen Marmorsorten entdeckt, die allesamt aus der westli chen Hälfte Lakoniens, aus den oben genannten Gebieten, stammen. So fand man in Asopos (modern Plytra) ein Relief aus TainaronMarmor815, in Epidauros Limera (modern Monemvasia) an der Ostküste Lakoniens Inschriften in blauem und rotem Marmor816, in Boiai im Süden der Parnonhalbinsel (modern Neapolis) Inschriften auf blauem, weißem und rotem Marmor; ein Bassin und ein Kapitell aus blauem Marmor auf Kap Malea
817 t
ein Becken aus weißem Marmor und vielfach Inschriften
in rotem und blauem Marmor und in Tainaron-Marmor beim Hyperteleaton (modern Phoiniki), Kapitelle aus weißem Marmor, eine Säule aus dunkelbraunem Marmor und zahlreiche Fragmente aus weißem, ge mischtem, oder grünem Marmor bei Thyrea im Norden Lakoniens doku mentieren den lebhaften Handel mit diesem Rohmaterial. Für die Ummauerung der Poleis, für die Wohnbebauung, aber auch für Grabstelen stellte Porös (Lagerstätten bei Nymphaion im Süden der Parnonhalbinsel818, in der Ebene von Molaoi, in der nordwestlichen Ge gend der Halbinsel Mani, bei Thalamai, Leuktra und Kardamyle819) häufig das Rohmaterial dar, wie diverse Funde belegen: So entdeckte man in Geronthrai dorische Kapitelle, in Akriai ganze Blöcke aus Porös, eben™ Clauss, M., Sparta. 166; ebenso Bölte, RE III A2 (1929) 1347 (mit Angaben zur Literatur). 815 SGDI 4559. ™ Cartledge, R, Sparta and Lakonia. 141. CA 1d Wace, A. J. B./Hasluck, F. W., Laconia. IL Topography. South-Eastern Laconia. ABSAH. 1907/08, 173. ™ Wace. A. J. B./Hasluck, F. W., a. a. O. 172 Cartledge, p., Sparta and Lakonia. 181.
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solche bei der Ebene Leuke und bei Angelona, wo Antenkapitelle und Sockel aus diesem Material zum Vorschein kamen; bei Kotyrta fand man eine Grabstele aus Porös, auch Kapitelle, und bei Tyros im Nordosten Lakoniens einen Architrav aus Porös. Vereinzelt wurde Kalkstein (gebro chen bei Akriai oder Kotyrta) verbaut: Dies belegen Mauern bei Selinus und ein Epistyl aus diesem Material beim heutigen Dorf Kosmas820. Die Lagerstätten der verschiedenen Gesteinsarten befinden sich in oft großer Entfernung zu den Orten, wo man diese verarbeitet gefunden hat. Der Transport des Marmors war mit großen Strapazen und Schwierigkei ten verbunden, da es nur wenige Strecken über die Gebirge gab (siehe Karte S. 211), die einigermaßen passierbar waren; man muss bedenken, dass die Steinblöcke entweder über Land auf besonders vorbereiteten Wegen, auf Holzschlitten oder auf Ochsengespannen zumindest bis zum nächsten Hafen befördert wurden, wo sie auf Schiffe verladen werden konnten. Um Transportgewicht einzusparen, wurden Marmorblöcke bis weilen in den Steinbrüchen selbst bearbeitet, entweder zum Teil oder auch vollständig821. Zu den in größerem Stil ausgeübten Handwerkszweigen gehörte in Lakedaimon sicherlich auch die Herstellung von Kerami kg ege η ständen, die ihre Blütezeit vor der Mitte des 6. Jh. v. Chr. erlebte. Feste Produktions stätten zu nennen ist nicht möglich, doch E. Homann-Wedeking vertritt die Auffassung für das 8. Jh. v. Chr., dass in der Kunst die dorischen Eroberer die gleichen Formen wie die Alteingesessenen benutzten, d. h. . sie ließen sich ihre Gefäße und Statuetten in achäischen Werkstätten von Leuten der vorgefundenen, verdrängten oder eroberten Bevölkerung machen"822. Warum sollten diese Werkstätten nicht auch in den folgen den Zeiten benutzt worden sein? Bei lasos im nordwestlichen Grenzgevgl. zu den verwendeten Materialien die Beschreibungen der einzelnen Gemeinden. β22™2U sieh© „Marmor": Schneider, Rolf, M.f DNP 7 (1999) 931. nomann-Wedeking, E., Von spartanischer Art und Kunst. 64.
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biet Lakoniens vermutet man die Existenz einer oder mehrerer lokaler Keramikwerkstätten, man entdeckte dort Vasen mit roten Figuren eines „originalen" lokalen Stils823. Orte mit Keramikherstellung gab es wohl verstreut über ganz Lakonien, Töpferwaren oder Scherben davon gehör ten zu den häufigsten Funden (Marios, Asopos, bei Apidia, in der Kynuria); aus Keramik war sowohl das normale Gebrauchsgeschirr gefertigt als auch die Kunstwerke, die aus dem 6. Jh. v. Chr. erhalten sind (ζ. Β. die Arkesilas-Schale). Besonders berühmt war die Bronzeverarbeitung in Lakedaimon, deren Produkte man verschiedenen Schulen zuschrieb (Telestas, Ariston, Chartas, Gitiades824); lakonische Bronzegegenstände sind seit dem 8. Jh. v. Chr. nachweisbar, Bronzepferde lakonischen Stils (datiert zwi schen 750 und 700 v. Chr.) wurden gefunden in Messenien, Attika, Boiotien, Phokis und Arkadien825; doch auch in diesem Fall, wie bei den Ke ramikwerkstätten, ist nicht geklärt, wo die Werkstätten lagen. Von der lakonischen Bronzekunst zeugen unzählige Gegenstände oder Bruch stücke von solchen, die man in Perioikengemeinden besonders in Heilig tümern als Votivgaben gefunden hatte, ζ. Β. in Prasiai (einen Bronze spiegel, einen Bronzewidder, einen Bronzehenkel und eine bronzene Strigilis), nördlich von Prasiai in Tyros (zwei Stiere und zwei Löwen in Bronze, Bronzebildchen und ein Gefäß aus Bronze), auch in Asopos (nicht näher definierte Bronzegegenstände). Noch weitaus beliebtere Weihegaben waren kleine Figürchen aus Blei, von denen man allein im Heiligtum der Artemis Orthia in Sparta über 100 000 826 entdeckt hatte, ebenso unzählige in anderen Heiligtümern. Gerade für die Anfertigung der Votivgaben, die, weil massenhaft produziert, standartisiert waren, β24 C h r i s t ° u , Chr., Chronique des Fouilles. BCH 81,1957, 548. _ c nd Clauss, M., Sparta. 186. Zu den Künstlern siehe die entsprechenden Artikel in Rt uno r DNP. e^ C a r t , e d 9 e , P.. Sparta and Lakonia. 120. Cartledge, P., Sparta and Lakonia. 181.
251 muss man wohl annehmen, dass hier oftmals Werkstätten mit den Tem peln verbunden waren827. Im Perioikengebiet mag dies für das Hyperteleaton (heute Phoiniki) gelten, wo in großer Zahl Bronzetaenien zum Vorschein kamen. Auch die Elfenbein- und Beinschnitzereien, die über wiegend im Orthia-Heiligtum in Sparta gefunden worden waren (datiert ins 7./6. Jh. v. Chr.), dokumentieren das Vorhandensein von Kunst handwerk in größerem Stil: „Eines können wir aber mit ziemlicher Zuver sicht festhalten: die lakonischen Schnitzwerke sind Erzeugnisse einer ganzen Anzahl von Schnitzerhänden bzw. Werkstätten"828. Über diese Kunstwerke können auch Beziehungen zum Nahen Osten hergestellt werden, Einflüsse aus dem Orient sind überall erkennbar829. Das Binde glied zwischen Lakonien und dem Orient war vermutlich die Insel Samos; im dortigen Hera-Heiligtum fand man zahlreiche wertvolle Schnitze reien von orientalischer, ägyptischer und phönizischer Herkunft, aber auch Kunstgegenstände aus Lakonien830. Zudem belegen die Elfenbein schnitzereien, zum Teil mit Bernstein und Gold verarbeitet (datiert in die archaische Zeit831), dass auch mit fremden Staaten Handel getrieben wurde: Diese Materialien gehörten in Lakonien nicht zu den einheimi schen. Zwei Produkte, für deren gute Qualität literarische Quellen vorliegen, sol len hier noch genannt werden: „Lakonisches Schuhwerk ist das beste; ihre Mäntel sind die angenehmsten und bequemsten"832. Wenn in Athen die Qualität der lakonischen Schuhe und Mäntel bekannt ist, bedeutet dies, dass mit diesen Erzeugnissen wohl auch Handel getrieben wurde, auch mit dem griechischen Ausland. ^Clauss.M., Sparta. 185. Marangou, E.-L I., Lakonische Elfenbein- und Beinschnitzereien. 213. Marangou, E.-L I., a . a . O . 197. Marangou, E.-L I., a. a. O. 204. Marangou, E.-L. I., a , a . 0 . 2 1 3 . Athenaios, 11, 483 b, zu den Schuhen auch Ahstophanes , Wespen, 1157-1165; weitere Quellen dazu Bölte, RE III A2 (1929) 1349.
252 Zusammenfassend lässt sich die wirtschaftliche Lage der Perioikengemeinden etwa folgendermaßen beschreiben: Grundsätzlich auf LandWirtschaft basierend konnten sich in einigen Gegenden aufgrund der Vorkommen von Bodenschätzen auch Handwerkszweige mit größerer Produktion entwickeln, deren Erzeugnisse durch Händler in ganz Lakonien (aber auch außerhalb) vertrieben wurden. Man muss davon ausge hen, dass es neben diesen „Spezialisten" auch eine Reihe von kleinen Handwerkern gab, die für den „lokalen" Markt ihre Waren herstellten und diese auch selbst verkauften833. Landwirtschaft, Handel und Handwerk im Zusammenspiel, verbunden mit günstigen Standortfaktoren, bewirkten, dass einige Perioikenpoleis sich zu größeren, florierenden Gemeinden entwickeln konnten, so Prasiai, Epidauros Limera, Boiai, Asopos, Geronthrai und Gytheion834; der archäologische Befund vor allem hinsichtlich der baulichen Ausstattung, doch auch die Grabungsergebnisse (Votivgaben, Keramik, Gebrauchs gegenstände aus verschiedenen Materialien) bestätigen dies. Beschrei bungen zur Architektur bietet Pausanias; er konfrontiert uns jedoch mit dem Problem, dass er den Zustand der Perioikenpoleis zu seiner Zeit schildert, in der einige Gemeinden nur noch als Komen existierten oder bereits in Ruinen lagen. In manchen Fällen ist es den Forschern noch nicht gelungen, die bei Pausanias beschriebenen Gebäude zu lokalisie ren. Trotzdem lieferte die Archäologie bis jetzt reichliches Fundmaterial aus den verschiedensten Epochen, wodurch sich bei einigen Gemeinden eine Siedlungskontinuität aus der helladisch/mykenischen Zeit bis in die späte römische Kaiserzeit nachweisen lässt; dies spricht durchaus dafür,
Dazu vgl. Kloft. H.f Die Wirtschaft der griechisch-römischen Welt. 119. Er beschreibt die Verhältnisse für Athen, doch kann man m. E. einen Analogieschluss auch für L daimon ziehen. Vgl. dazu die Einzelbeschreibungen zu diesen Gemeinden.
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dass diese Gemeinwesen gut funktionierende und florierende Gebilde darstellten. Als günstiger Faktor für die Stadtentwicklung erwies sich gewiss die La ge der genannten Orte an Punkten, die wichtige Zugangsstrecken nach Sparta kontrollierten (siehe Karte S. 211). Über Einwohnerzahlen und Größe der jeweiligen Siedlungsareale kann man versuchen, hypotheti sche Annäherungswerte zu gewinnen, gesicherte Aussagen zu treffen ist nicht möglich (vgl. dazu den Anhang zu diesem Kapitel, S. 260 f.). Prasiai als zur Argolis günstig gelegene Hafenstadt hat mit Sicherheit durch den Handel profitiert; es war einer der besten Häfen835 für den Warenaustausch mit dem östlichen Mittelmeer und die wohl bedeutend ste Stadt in der Kynuria. Die Gemeinde war über Glyppia verbunden mit Geronthrai und hatte damit Zugang zum mittleren Eurotas, über Marios zum südlichen Eurotas836. Das besiedelte Gebiet erstreckte sich von der Küste bis ins Landesinnere über eine Länge von 4 km, die Gemeinde besaß Heiligtümer für Asklepios und Achilles837; etwa 5 km2 Ackerland lieferten eine gute Grundlage für die Versorgung der Bewohner. Epidauros Limera, etwa 55 km (an der Küste entlang) südlich von Pra siai, war der zweite bedeutende Hafen an der Ostseite Lakoniens. Das Areal dieser Polis wies eine stattliche Größe auf, es zog sich ca. 12,5 km an der Küste nach Süden entlang, erstreckte sich nach Westen ungefähr 6 km (Eckpunkte möglicherweise Angelona, Aphrodisia und Kotyrta838) und umfasste etwa 105 km2, was sich durch weit verbreitete Siedlungs spuren bestätigen lässt839. Die Gemeinde war reich mit Heiligtümern ausgestattet (für Athene, Aphrodite, Asklepios; leider konnten die GeShipley, G., Perioikos: The Discovery of Classical Lakonia. 218; siehe auch die Beschrei836^ h n 9 zuPra siaiS.32ff. w Shipley, G., Perioikos: The Discovery of Classical Lakonia. 218. ^Paus. III 24, 5. 0 Vgl. die Karte auf S. 203. Vgl. die Beschreibung zu Epidauros Limera.
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bäude bisher nicht lokalisiert werden; für Asklepios ist femer ein Götter bild aus Gold und Elfenbein bezeugt340), auch größere Münzfunde erga ben sich (näheres dazu ist nicht erläutert)341; bei Angelona, einem Dorf nordwestlich von Epidauros Limera, das möglicherweise zu dieser Ge meinde gehörte, war ein Heroon, ausgestattet mit üppigen Votivgaben. zum Vorschein gekommen. Boiai, an der Westküste der PamonhalbinselT erlangte große Bedeutung in der klassischen und auch folgenden Zeit durch die „Eisenindustrie", hauptsächlich wohl wegen der Herstellung der Waffen, auch wegen sei nes Hafens, der eine Werft besaß (Thuk. I 108, 5), und von dem aus Handel getrieben wurde. Vermutlich gehörten auch die kleineren Sied tungen östlich und südlich von Boiai (Side, Nymphaion, Etis einschließ lich Kap Malea) und Aphrodisias (nordwestlich von Boiai) zum Einzugs bereich dieser Perioikenpolis842. Das Florieren der Gemeinde setzte sich fort bis in die römische Zeit, sichtbar durch die Münzfunde (aus der Kai serzeit), durch die Ausstattung der Agora mit Heiligtümern für Apollon, Asklepios, Isis und Sarapis843 (leider wurden die Heiligtümer archäolo gisch bis jetzt nicht bestätigt), und mit römischen Thermen. Da die mo derne Stadt Neapolis exakt an der Stelle des alten Boiai erbaut wurde, kann über die antike griechische Gemeinde kaum etwas ausgesagt wer den; die meisten Funde stammen aus der römischen Zeit, in der die Gemeinde auch Förderung durch C. lulius Eurykles844 und Kaiser Antoninus Pius erfahren hatte. Dass Boiai auch in der Kaiserzeit eine bedeu tende Handelsstadt gewesen ist, belegen die hier vorgefundenen Frag mente des diokletianischen Maximaltarifs. ™Paus. 11123,10. 841
Wace, A. J. B./ Hasluck, F. W., Laconia. II. Topography. South-Eastern Laconia.ABS 14,1907/08,175. " 2 Vgl. Karte S. 75. ™ Paus. III 22,13. SEG 29,1979, 383; zu Eurykles siehe S. 83, Fußnote 196.
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Auch Asopos, nördlich von Boiai an der Küste gelegen, dürfte zu de bedeutenderen Städten gehört haben. Der Anteil an der äußerst fruch baren Ebene Leuke (heute Ebene von Molaoi) ermöglichte der Bevölk« rung eine gesicherte wirtschaftliche Existenz. Die beim heutigen Plytr (Asopos) entdeckten Münzfunde, Hypokaustenanlagen, Fußböden rr Terrakottafliesen und kannelurten Säulenschäfte und ein hellenistiscl römisches Bauwerk mit Fußbodenmosaiken und Wandmalereien doki mentieren dies ebenso wie die Beschreibungen des Pausanias, der do Heiligtümer für die römischen Kaiser, für Athene und Asklepios Philolao gesehen hatte845; auch ein Gymnasium gehörte laut Pausanias zur Aus stattung der Gemeinde. Gute Beziehungen zu Rom (Inschrift für Kais* Konstantius I.) und die Förderung durch C. lulius Eurykles846 haben wof ebenfalls zur Stadtentwicklung beigetragen. Die eben genannten Gemeinden lagen allesamt an der Küste, wo auc der Handel das Florieren der Städte begünstigte. Geronthrai dageger mitten im Landesinneren, am Westausläufer des Pamon, kontrolliert! eine der wichtigen Durchgangsstraßen von der Ostküste zur Hauptstadt Die etwa 18 km2 umfassende fruchtbare Ebene von Geraki förderte di< wirtschaftliche Prosperität der Polis. Mannigfaltige Funde belegen auci für die klassische Zeit eine blühende Gemeinde. Pausanias beschreib hier einen Tempel für Ares, auf der Akropolis einen Apollontempel mi einer Kultstatue aus Gold und Elfenbein (es gab wohl einen älteren, de abgebrannt war, und einen aus dem 4. Jh. v. Chr., der aus Marmor ge baut war)847. Werkzeuge, Schmuckstücke aus Bronze, Eisen und Kno chen
> Terrakotta-Figuren und Keramiken848 legen Zeugnis ab für das Le
ben in dieser Stadt in den verschiedensten Epochen. In der Ebene vor ^ Paus. III22, 9. M Siehe dazu die Beschreibung von Boiai, Fußnote 196. ^Paus. III 22,6. A J B/Ha & sluck, F. W., Laconia. IL Geraki. 1. Excavations. ABSA 11, 1904/05
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Geraki (dem Nutzland von Geronthrai) stieß möglicherweise Spartiatenland auf Perioikengebiet. Es scheint, dass die Spartiaten hier den Be wohnern von Geronthrai gegenüber großzügig Land zur Bebauung be ließen, was möglicherweise die Gemeinde wachsen ließ und sich in ei nem besonders guten Verhältnis von Geronthrai zu Sparta auswirkte; denkbar wäre auch ein besonders lebhafter Warenaustausch. Eine Perioikenpolis mit relativ großer Bevölkerungszahl (vgl. S. 261) in der direk ten Umgebung von Sparta-Stadt hätte zudem den Vorteil, dass den Spartiaten im Bedarfsfall sofort ein stärkeres Perioikenkontingent in nächster Nähe zur Verfügung stand. Fragmente des diokletianischen Maximaltarifs lassen vermuten, dass hier in römischer Zeit auch Handel in größerem Stil betrieben wurde. Gytheion an der Westseite des lakonischen Golfes war schon allein da durch von großer Bedeutung, dass dort die Schiffswerften der Lakedaimonier ihren Platz hatten, außerdem weil es der Hafen war, „through which most of the products of the Eurotas Valley were exported"849. Auch war Gytheion vermutlich ein Knotenpunkt der aus der Taygetoshalbinsel nach Sparta führenden Verkehrslinien850. Mit Ausnahme von Gytheion gelang es nur Gemeinden in der östlichen Hälfte Lakoniens, sich zu vergleichsweise stattlichen Poleis zu entwi ckeln; dies lag vermutlich an der geographisch/geologischen Situation der Taygetoshalbinsel, die es nicht zuließ, dass Menschen in größerer Zahl sich hier ansiedelten. Die namentlich erwähnten Gemeinden gehörten auch zu denen, die von T. Quinctius Flamininus nach dem Sieg über Nabis von Sparta abgekop pelt und in Freiheit gesetzt worden waren. Damit wurde Sparta nicht nur der Zugang zum Meer verwehrt, sondern gewiss auch wichtige wrtJw | Kennen, N. M., From Perioikoi to Poleis. 202. V g l . Karte S. 211.
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schaftliche Faktoren entzogen (mit Boiai die Eisenindustrie, mit Gytheion die Schiffswerften der Lakedaimonier, mit Geronthrai aber auch ein gro ßer Teil des fruchtbaren Landes). Mit der Unabhängigkeit von Sparta setzte wohl auch eine neue Blüte der einzelnen Poleis in der römischen Epoche, vor allem in der Kaiserzeit, ein, was der archäologische Befund nachdrücklich dokumentiert851. So unterschiedlich die Entwicklung der einzelnen Perioikengemeinden sich gestaltete, so brachten auch die unterschiedlichen Beschäftigungen zur Sicherung des Lebensunterhaltes eine differenzierte soziale Schich tung der Bevölkerung mit sich. Diese Meinung vertritt auch R. T. Ridley: „One important point ... the evidence for social classes within the perioikoi, hints at some kind of „aristocracy"852. Etwas deutlicher erklärt J. A. 0. Larsen: „Also hat Sparta die Loyalität der P. teilweise durch die Unterstützung einer freundlichen Agrararistokratie gesichert. Die übrigen Perioikoi werden von dieser Aristokratie beaufsichtigt"853. Diese „Aristo kratie" nachzuweisen ist mangels ausreichender Quellen aus der Antike nicht einfach. Am deutlichsten belegt ist diese Schicht bei Xerv Hell. V 3, 9: „Πολλοί δε αύτω και των περιοίκων έ θ ε λ ο ν θ α ι καλοί κάγαθοί ήκολούθουν".
Die καλοί κάγαθοί bilden die Gruppe, die in der Antike die »Aristokratie" ausmachen, wobei die άριστοι nicht unbedingt von Adel sein mussten, es genügte ausreichender Besitz, um nicht mit seiner Hände Arbeit den Le bensunterhalt verdienen zu müssen854. Dass es in den Perioikenstädten einen derartigen Personenkreis gegeben hat, beweist die Tatsache, dass
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d i e Einze o9ii lbeschreibungen der Gemeinden. Kwjey, R. T., The Economic Activities of the Perioikoi. 291. Die literarischen Quellen, die er dazu nennt, sind m. E. nicht geeignet, eine Aristokratie für die Perioiken nachzuweisen. Plut Kleom. 11 spricht von „πλούσιοι", wobei kein Hinweis auf die Perioiken deutet, Hero«Λ IX 11 nennt „των περιοίκων Λακεδαιμονίων λογάδες-, „ausgewählte- der Perioiken, was auf sozial höherstehende Personen hindeuten könnte. * L*sen, RE XIX1 (1937) 822. h n>ey, M. I., Die antike Wirtschaft. 39: „Ein πλούσιος war jemand, der reich genug war, m von sej nem Einkommen anständig zu leben - .
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Perioiken in großer Zahl als Hopliten im Heer dienten, was ihnen nur dann möglich war, wenn sie genügend Vermögen besaßen, um die Aus rüstung finanzieren zu können. In der Regel bedeutete dies Besitz von Grund und Boden, aber im Lauf der Zeit drückte sich Reichtum auch in Geld aus, das man durchaus mit größeren handwerklichen Betrieben oder durch Handel erwirtschaften konnte. Ein herausragendes Beispiel, wenn auch leider das einzige dieser Art, bietet die sogenannte „Xouthias-lnschrift"855. Xouthias wird identifiziert als Lakedaimonier, aufgrund des Dialekts der Inschrift als Bewohner einer achaischen (nicht näher identifizierten) Perioikenstadt856. Dieser Xouthias besaß soviel Geld, dass er es im Tempel der Athena Alea in Tegea hinterlegte, mit der Auf lage, es solle nach seinem Tod an seine Erben gegeben werden. In die sem Tempel sollen die Lakedaimonier gewöhnlich ihr Geld deponiert ha ben857. Daneben finden sich auch Personen, die Geld nach Delphi ge bracht haben, um es für den Tempelaufbau zu stiften, so aus dem 4. Jh. v. Chr. namentlich genannt Megyllias, Menon, Charsos, ebenso eine Lakedaimonierin namens Philostratis. Auf der Inschrift IG V1, 1 erscheint der Name Astaphis auf einer Liste von Staaten und Privatpersonen, die für einen Krieg Geld beigesteuert hatten (datiert 428-421 v. Chr.)858. Ob-
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SGDI 4598 = IG V2, 159. Eine andere These vertritt C. H. de Carvalho Gomes in seinem Aufsatz "Xouthias, sonot Philakhaios: on IG V2, 159 and its possible historical placement. ZPE 108,1995,103-lüb. Zur Herkunft von Xouthias erklärt er: Da es ein Gesetz gab, das den Spartiaten den Besnz von Geld verbot, konnte er im Prinzip nur ein Spartiate gewesen sein, da er, wenn er perioike gewesen wäre, keinen Anlass gehabt hätte, Geld außerhalb des Staates Lakeaal· mon zu deponieren. Carvalho Gomez versucht zudem, die Zugehörigkeit von Xouthias ζ den Spartiaten über den Namen des Vaters und Großvaters herzuleiten. Der Nanfie-PHn'* achaios" kommt seiner Ansicht nach aus einer Zeit, in der Sparta und Tegea einana» freundschaftlich gesonnen waren, und so sei es nicht ungewöhnlich, den Sohn „Freunu der Achaier* zu nennen. SGDI 4598, S. 79. Worauf sich diese Annahme stützt, ist nicht ersichtlich, doch läge W ein Beweis vor, dass nicht nur Xouthias zu einem gut situierten Bevölkerungskreis genor te,
858
Genannt bei Poralla, P., Prosopographie der Lakedaimonier bis auf die tt**"!*! des Großen. Breslau 1913 (ND 1966). Da die genannten Personen nicht eindeutig
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wohl dies nur singulare Zeugnisse größeren Vermögens sind, darf man wohl annehmen, dass es sicherlich keine Einzelfälle waren859. Kleine Hinweise zur sozialen Differenziertheit findet man auch in der Literatur. So erzählt Kinadon, diejenigen, die in der Schlachtreihe stehen, also die Hopliten, besäßen Waffen, die übrige Menge aber würde andere Werk zeuge als Waffen gebrauchen860. Die
όπλα φέρειν δυνάμενοι των
861
περιοίκων , die sich eine Rüstung leisten konnten, waren begüterter als die anderen862. Wer als Hoplit im Heer diente, konnte seinen Besitz nach Abschluss eines erfolgreichen Feldzuges gewiss durch Anteile an der Kriegsbeute vergrößern. Auch Bürger, die an Wettkämpfen teilnehmen konnten, besonders diejenigen, die eigene Pferde besaßen863, gehörten wohl dieser „Oberschicht" an. Und wenn junge Männer in Boiai Lieder zu Ehren der Artemis Limnatis singen (IG V 1 , 952), zielt das in dieselbe Spartiaten gekennzeichnet sind, muss man es in den Bereich des Möglichen stellen, dass ^hierbei durchaus Perioiken gemeint sein können. Dass es sich bei den genannten Personen um Perioiken handelt, könnte man daraus er sehen, dass es den Spartiaten verboten war, Gold und Silber zu besitzen (vgl. auch Xen. Lak. Pol. VII 6) und sie nur Eisengeld benutzen durften (dazu ein Hinweis bei Polybios VI 49, 7-9: „sie können weder mit ihrem Eisengeld noch mit ihren Feldfrüchten militärische Unternehmungen finanzieren"). Inwieweit sich die Spartiaten daran hielten, ist nicht ganz geklärt, es gibt Hinweise darauf, dass durchaus Geldmittel im Umlauf waren. Zu dem Problem der Geldwirtschaft und dem „Mythos Eisengeld" gibt es Untersuchungen von Christien, J., Iron money in Sparta: myth and history. In: Powell, A./Hodkinson, St.fHrg.), Sparta. Beyond the Mirage. Wales 2002; Figueira, Th. J., Iron money and the Ideologie of consumptton in Laconia. In: Powell, A./Hodkinson, St.(Hrg.), Sparta. Beyond the Mirage. Wales 2002; Van der Vin, J. Ρ. Α., Α Coin Hoard from Geraki in Lakonia. Pharos 6, 1998, 70-91. Da in der Forschung bis jetzt nicht geklärt ist, ob die Spartiaten tatsächlich Eisen geld verwendeten, ist es müßig zu fragen, ob die Perioiken in dieses System eingebunden waren. Wenn es diese Eisenwährung gab, mussten die Perioiken wohl mit zweierlei Wäh rungen umgehen, im Handel mit Sparta mit der Eisenwährung, im Handel mit anderen griechischen Poleis mit der Währung, die allgemein im Umlauf war. Meines Erachtens ist es an dieser Stelle überflüssig, dieses Problem zu diskutieren, da mangels eindeutiger Quellen alles hier im Bereich der Hypothese bleiben muss. Xen. Hell. III 3, 7. ^PlutAgise, 1. Zur sozialen Differenzierung siehe Franz, J. P., Krieger, Bauern, Bürger. Frankfurt am Main 2002. 193/194: Er äußert sich zur Bewaffnung „nicht-aristokratischer" Hopliten und merkt an, dass wir hinsichtlich der peroikischen Hopliten auf Vermutungen angewiesen seien, da diese vom Vermögen her keine homogene Gruppe darstellten, und somit mit ei ner unterschiedlichen Bewaffnung gerechnet werden müsse, da nicht alle sich die gleiche ^Bewaffnung leisten konnten, vgl. dazu Damonon, Kapitel „Kult", S. 314 ff.
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Richtung; denn nach V. Ehrenberg wurden die adeligen oder reichen jungen Männer „in der Palästra unterwiesen und ausgebildet in Sport, Tanz und Musik"864. Zum Teil stifteten Bürger Tempel und Statuen, wie es aus Epidauros Limera nachgewiesen ist865. In der Antike übernahmen derartige Aufgaben in der Regel wohlhabende Personen, auch bisweilen das Ausrichten von Festen zu Ehren der Götter; diese Leitourgien boten Privatpersonen die Möglichkeit, sich um ihre Gemeinden verdient zu ma chen und dadurch auch ihr Prestige zu steigern. Aus diesen „aristokrati schen" Kreisen kamen neben den Hopliten (einzelne fassen wir sogar namentlich in höheren Positionen wie Drakon aus Pellene als Aufse her866 oder Deiniadas als Flottenkommandant867) die lokalen Beamten (die es noch nachzuweisen gilt) und die Priester und Priesterinnen der Heiligtümer. Neben dieser Oberschicht wohnten selbstverständlich in je der Gemeinde (hier muss man den Schluss e silentio ziehen) Bürger aus allen sozialen Schichten, auch solche, die mit ihren erwirtschafteten Er trägen gerade sich und ihre Familien ernähren konnten. Dass es auch mit ihrem Stand unzufriedene Bewohner gab, belegt die sogenannte Kl· nadon-Verschwörung868. Festzuhalten bleibt: Eine lange Periode „mit wirtschaftlicher Prosperität garantierte die Loyalität der Perioiken gegenüber Sparta"869. Solange es den Perioikengemeinden gut ging, hatten sie keinen Grund, an ihrer Stel lung gegenüber Sparta etwas zu verändern. Anhang: Bei vereinzelten Perioikenpoleis kann man versuchen, aufgrund des be baubaren Landes zu berechnen, wie viele Personen davon ernährt werEhrenberg, V., Aristophanes und das Volk von Athen. 108. S P G 4 1 1QQ1 311. ii-i SEG41,1991, ^ X e n . Hell. III 2, 11. * 7 Thuk.VIII,6 t 4. 669 Vgl. dazu das Kapitel „Loyalität", S. 299 ff Clauss, M., Sparta. 109
865
261 den konnten, wenn man eine rein autarke Landwirtschaft zugrunde legt; daraus lassen sich eventuell Rückschlüsse auf die Bevölkerungszahl ziehen. Nimmt man einen durchschnittlichen Klaros von 5 ha (vgl. dazu S. 236) an, ergibt sich für Prasiai mit 5 km2 Agrarland eine Anzahl von 100 Klaroi, nimmt man diese Zahl mal vier (Mann, Frau, zwei Kinder), lebten in Prasiai 400 Bürger. Für alle Pehoikenpoleis Zahlen zu finden ist nicht gut möglich, da die Grenzen zwischen den Poleis nicht eruierbar sind. Einen Versuch kann man bei den an der Küste gelegenen und durch die Gebirgszüge voneinander abgetrennten kleinen Areale wagen. Für Tyros würde demnach 4 km2 ebenes Gelände (80 Klaroi, 320 Ein wohner) gelten, für Polichna etwa 6 km 2 (120 Klaroi, 480 Einwohner), für Kyphanta etwa 5 km2 (100 Klaroi, 400 Einwohner). Bei Geronthrai ist ein Zahlenspiel wesentlich schwieriger, signifikante Einschnitte im Bodenrelief, die das nutzbare Ackerland begrenzen wür den, sind nicht vorhanden. Die Gemeinde liegt in einer fruchtbaren Ebe ne. Nimmt man Ruschenbuschs Prämisse, dass Ackerland bis in eine Entfernung von etwa 6 km vom städtischen Zentrum gut nutzbar ist, würde sich um Geronthrai eine Fläche von rund 100 km2 ergeben. Nimmt man an, dass davon ungefähr die Hälfte bebaut wurde, hätte man für Geronthrai ca. 50 km2 Agrarland, dann könnte man hier mit 1000 Klaroi rechnen, d. h. 1000 Vollbürger (daraus ergäbe sich eine Bevölkerungs zahl von rund 4000 Menschen für Geronthrai)870. Neben diesen Überlegungen, die sich rein auf den Landbau beziehen, NUSS man allerdings
für jede Gemeinde auch Bürger miteinrechnen, die
keinen eigenen Klaros besaßen, sondern als Hirten, Fischer, Jäger, Cavanagh, W. C/Crouwel. J. H./Catling, R. W. V./Shipley, G., The Laconia Survey. Vol. I. d e n vorh η ö ergehenden Betrachtungen folgt, dass die Gemeinden wohl keine gro9espie,t h a b e n Z u können aufgrund ihrer geringen Einwohnerzahlen. Aber eine an« S i H y p o t h e s e besagt, dass möglicherweise die meisten Bewohner nicht innerhalb des -städtischen'· Bereichs wohnten, sondern außerhalb, dort, wo sie ihre Felder bebauten, uas städtische Zentrum wäre also der Ort, wo die Elite wohnte, die die lokalen Angele genheiten kontrollierte, der Ort für die lokalen Kulte und für den lokalen Markt.
262
Handwerker oder Händler ihren Lebensunterhalt erwarben, außerdem eventuell Sklaven/Sklavinnen, die in den einzelnen Haushalten arbeite ten. Somit muss die hypothetisch errechnete Anzahl der Bevölkerung einer Perioikengemeinde in jedem Fall nach oben korrigiert werden, wie weit, entzieht sich jeder Kenntnis. Die oben genannten Beispiele jedoch entsprechen durchaus den Werten, die E. Ruschenbusch in seinem Auf satz „Die Zahl der griechischen Staaten und Arealgröße und Bürgerzahl der ,Normalpolis'"ermittelt hat871.
Ruschenbusch, E., Die Zahl der griechischen Staaten und Arealgröiie und Bürgerzahl „Normaipolis". ΖΡΕ 59,1985, 253-263.
263
C. 4. Die rechtliche Stellung der Peroiken und ihre lokale Selbst verwaltung Das wohl am meisten diskutierte Thema hinsichtlich der lakedaimonischen Perioiken behandelt die Rechtsstellung, die diese innerhalb des Staatsgefüges der Lakedaimonier einnahmen. In der Forschung ist man sich nicht einig, verschiedene Thesen werden vertreten: Sie sind Unter tanen und die unterworfene vordorische Bevölkerung872; Perioiken sind umwohnende Untertanen873; das Bild des lakedaimonischen Staates wird beschrieben als „die Herrschaft einer geringen Zahl Vollbürger über eine sehr viel größere Zahl von Halbfreien und Unfreien"874; Perioiken sind „free men but subjected to Spartan suzerainty and not endowed with citizen-rigths at Sparta"875, oder „the perioikoi, free people but not Citizens of Sparta, who lived in Spartan territory"876; „In Sparta gehören sie rechtlich zu den Fremden"877; „die Städte waren nicht selbständig oder autonom, sondern den Spartanern durchaus Untertan"878; „sie können lediglich eine gewisse kommunale Selbständigkeit besessen haben"879; „There was municipal self-government"880 in den Perioikengemeinden; man erwähnt die Perioiken, „die als Freie eigene Gemeinschaften bildeten, die jedoch von Sparta abhängig waren"881 oder erklärt: „Diese Gemeinschaften er freuten sich einer gewissen lokal begrenzten Autonomie, waren aber,
Busolt, G.- Swoboda, H.f Griechische Staatskunde. 634/637/663. 874 p8rsen' J · A · O- Perioikoi. RE XIX 1 (1937) 816-833. 8? threnberg, V., Spartiaten und Lakedaimonier. In: Polis und Imperium. 170. Urtledge, P., Sparta and Lakonia. 178. 877 ^owel1' A - Athens and Sparta. 247. Niese, B., Die lakedämonischen Periöken. 102; so auch Link, St., Kosmos Sparta. 13: Er behauptet, dass „Periöken in Sparta bisweilen nicht einmal als Bürger minderen Rechts, sondern gar nur als Fremde gelten"; 14: ... macht ihre Rechtsstellung doch sehr deutlich, öaßh s i e zugleich immer auch als Fremde galten" und „merkwürdige rechtliche Stellung 87 8 ^ lschen Bürgern und Fremden". Wu!?89;8'· D 'e lakedämonischen Periöken. 103. 880 Or D D l e , a k e d a m onischen Periöken. 48. 881 w * . S p a r t a a n d h e r S o c i a l Problems. 62. , . cc Ausön, M./Vidal-Naquet, P., Gesellschaft und Wirtschaft im alten Griechenland. 65.
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was den Krieg und den gesamten Bereich der Außenpolitik angeht, völlig von der spartanischen Regierung abhängig"882. Die Perioiken als „Halbfreie", „Unfreie", „Unterworfene" oder „Untertanen" zu klassifizieren, hat seinen Ursprung wohl in diesbezüglichen Äußerun gen antiker Autoren, die bisweilen Perioiken erwähnen, den Begriff aber mit einem anderen Inhalt gefüllt betrachten. Als Beispiel sei Elis ange führt883, oder auch Kreta884, aber auch Pausanias III 2, 3: Die Lakedaimonier hatten den Argivern vorgeworfen τους περιοίκους σφών (also die eigenen lakedaimonischen Perioiken) abtrünnig zu machen, die ihnen unterworfen seien (υπηκόους δντας), ein Ereignis, das sich in der frühen Zeit des lakedaimonischen Staates unter König Labotas885 zutrug, viel leicht um den Krieg gegen Argos zu rechtfertigen. Auch Isokrates, Panathenaikos XII 178 (entstanden in den Jahren 342339 v. Chr.), sieht in den Perioiken eine unterdrückte Bevölkerungs schicht: Die Spartiaten hätten „τον δε δήμον περιοίκους ποιήσασθαι, καταδουλωσαμένους αυτών τάς ψυχάς"866; ob Isokrates detaillierte histori-
882
Austin, M./Vidal-Naquet, P., a. a. O. 68. Xen. Hell. III 2, 23; auch Roy, J., The Perioikoi of Elis, in: Hansen, Μ. Η. (Hrg.), ThePolis as an Urban Centre and as a Political Community. Copenhagen 1997. 884 Paus. III 8, 3. Auch Kreta besaß Perioiken, die dort allerdings den Status einnahmen, den in Sparta die Heloten besaßen (Arist. Pol. 2, 9, 1269 a 39 ff.; Arist. Pol. 2, 10,1271 b40 ff.). 886 Mit Labotas (1025/24-989/988 nach Apollod. FGrH 244 F 62) oder Leobotes (Zeit Lykurgs nach Herodot I 65) befinden wir uns in Zeiten, zu denen die Kynuria noch nicht zum lake daimonischen Staat gehörte; somit hatte dieser dort noch keine Perioikengemeinden. Ähnliches findet sich bei Strabon 8, 5, 5 p. 364/365 C (zitiert Ephoros): „υπακούοντας τους δ* απαντάς τους περίοικος Σπαρτιατών όμως ισονόμυς είναι, μετέχοντας και πολιτείας και αρχείων .... Αγιν δε τον Εύρυσθένους άφελέσθαι την ίσοτιμίαν και συντελεΐν προστάξαι τη Σάρηϊ'. Mit Agis Ι. befinden wir uns am Ende der Dorischen Wanderung, d.h. die Stelle zeigt, dass in der Vorstellung des Ephoros in der Anfangszeit des lakedaimonischen Staates Spartiaten und Perioiken offensichtlich eine gleiche Rechtsstellung besessen hatten, una erst unter Agis die Perioiken in eine untergeordnete Stellung gedrängt und den Spartiaten „unterworfen" worden waren. Dies zeigt die Vorstellung des Ephoros, der von einer .Un terdrückung- der Perioiken ausgeht; der Begriff, der dies verdeutlichen soll, ist pOiwtöflV' der in seiner Bedeutung allerdings eine große Bandbreite umfasst, darunter auch ™ υ zahlen , was gleichbedeutend ist mit „einem anderen untertänig sein". Berücksichtigt m jedoch die Entstehung der Perioikengemeinden (vgl. dazu das Kapitel .Entstehung « j Perioikengemeinden"), muss man erkennen, dass der Vorgang sich so nicht abgespie«
883
265
sehe Kenntnisse über diesen Vorgang des Entstehens der Perioikengemeinden besaß, ist zweifelhaft; zumindest lag es nicht in seinem Interes se, diesbezüglich nach Tatsachen zu forschen, da doch seine Intention allein in dem Bestreben lag, Athens Vorzüge herauszustellen besonders die freiheitliche Struktur des demokratischen Staates Athen dem oligarchischen Sparta - gespalten in eine verhältnismäßig dünne Herren schicht (αυτούς μεν .,. ολίγους οντάς)887 und eine zahlenmäßig diese weit übertreffende, unterdrückte Restbevölkerung {τω δε πλήθει)888 - gegen überzusetzen; dies gelingt am besten dadurch, dass man den härtesten Gegner in ein möglichst schlechtes Licht rückt889. Die älteren literarischen Zeitgenossen des klassischen Sparta allerdings ■Herodot, Thukydides und Xenophon - sehen die Perioiken in einem an deren Licht: als Λακδαιμόνιοι genauso wie die Spartiaten, als Bürger des Staates Lakedaimon. Herodot890 beschreibt den Sachverhalt so: οί περί οικοι Λακεδαιμόνιοι sind die Lakedaimonier des Umlandes, während mit οί Λακεδαιμόνιοι οι εκ της Σπάρτης die Lakedaimonier aus der Stadt Spar ta, also die Spartiaten, bezeichnet werden. Wenn diese Autoren davon ausgehen, dass Spartiaten und Perioiken der gleichen Bevölkerungs schicht angehören, bedeutet das, dass in der klassichen Zeit Lakedai mon als rein dorischer Staat bekannt war, die Entstehung und allmähli che Entwicklung der Perioikengemeinden ist nicht berücksichtigt. Doch wie bereits erörtert, waren die Perioiken Lakedaimons zum einen eth nisch gleich mit den Spartiaten, also Dorer, die zusammen langsam von Norden nach Süden auf die Peloponnes vordrangen und Lakonien er
haben kann und Ephoros (4. Jh. v. Chr.) wohl von anderen Zeitgenossen, vielleicht auch von Isokrates beinflusst war. m sokrates, Panath. 179. »totales, Panath. 179 vgl. dazu Zucker, F., Isokrates' „Panathenaikos". In: Seck, Fr. (Hrg.): Isokrates. WdF 151, m Darmstadt 1976, 227-252 (passim). H erodJXnundlX70t w
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oberten, oder, wo die ursprüngliche Bevölkerung nicht vertrieben wurde, eine Mischung aus vordorischer und dorischer Bevölkerung891, wo das dorische Element die Überhand gewann und das in der klassischen Zeit einheitliche Bild von Spartiaten und Perioiken bot892. Nicht vergessen darf man, dass einige Perioikengemeinden erst seit archaischer, bzw. klassischer Zeit nachweisbar sind (ζ. Β. Polichna, Zarax, Aphrodisias, Pleiai, Marios, Sellasia)893, hier also nur das dorische Element zum Tra gen kam. Die Perioiken waren Bürger des lakedaimonischen Staatsver bandes: Allein schon die Zugehörigkeit zum δαμος (siehe Isokrates) müsste als Beleg genügen. Diese Zugehörigkeit zur „Bürgerschaft" impli ziert auch der Begriff πανδημεί, wenn ein Kriegszug mit dem vollen „Bür geraufgebot" stattfindet894; auch in νεοδαμώδες (Neubürger mit dem Sta tus von Perioiken)895 dokumentiert sich die Zugehörigkeit zu den „Bür gern" des Staates. Evident wird dieser Sachverhalt ebenfalls bei der Durchführung der Diabateria. Diese Opfer, die einen günstigen Grenz übergang in Kriegsfällen gewährleisten sollten, hält der König nicht an der Grenze Spartiatenland/Perioikenland ab, sondern an der Staatsgren ze Lakedaimon/Ausland: Die Lakedaimonier zogen πανδημεί ες Λεύκτρα της εαυτών μεθόριας ... ώς δ' αύτοΐς τ α διαβατήρια θυομένοις ού προυχώρει,
αυτοί
τε
άπήλθον
(Leuktra
im
eigenen
Grenzgebiet)8 ; ebenso
Man wird davon ausgehen können, dass auch die Spartiaten nicht „reinrassig" donsch waren, wenn man berücksichtigt, dass es ein Zusammenwachsen von dorischen Einwan derern mit der achaischen Vorbevölkerung nach der Eingliederung Amyklais in den ver band Spartas gegeben hat. Dazu Lenschau, Th., Agiaden und Eurypontiden. 140/141; Kiechle, F., Lakonienund Spar ta 106 mRff. ta. 892 Vgl. dazu das Kapitel „Die Entstehung der Perioikengemeinden". Dieser Aspektt wird in der modernen Forschung durchaus berücksichtigt, z. B. Clauss, M., Sparta. ^07\fr' kannt wird hier die nach außen hin geltende Gleichheit von Spartiaten und PenoiKen, trotzdem b,eibt die Ungleichheit im Inneren betont. 893 Vgl. die Einzelbeschreibungen zu diesen Gemeinden. ^ . Has 8w Zahlreiche Beispiele dafür bei Thukydides. Vgl. dazu das Kapitel „Die Einbindung in H e e r s 344ff J y 695
896 2 u d e n N e o d amoden vgl. S. 16, Fußnote 22. ~ Thuk. V 54,1
267 έξεστράτευσαν δε και οι Λακεδαιμόνιοι ες Καρύας, και ώς ούδ' ενταύθα τα διαβατήρια αύτοΐς έγένετο, έπανεχώρησαν (Karyai an der nördlichen Grenze des Staates Lakedaimon)897. Xenophon bestätigt dies: Wenn der König zu einem Kriegszug aufbricht, opfert er zuerst zuhause, und wenn dieses Opfer günstig ausfällt λαβών ό πυρφόρος πυρ από του βωμού προηγείται έπι τα δρια της χώρας· ό δε βασιλεύς έκεΐ αύ θύεται ...898. Auch die Vorgehensweise der Athener während des Peloponnesischen Krieges, die Perioikenstädte am Meer anzugreifen und ihr Umland zu verwüsten, lässt erkennen, dass die nicht-lakedaimonischen Griechen die Perioiken als dem Staat Lakedaimon zugehörig betrachteten: Diese Art der Kriegsführung hatte zum Ziel, die jeweiligen Gemeinden zum Ab fall zu bewegen, indem sie deren wirtschaftliche Grundlage zerstörten, und damit den Gesamtstaat zu schädigen und zu schwächen (dasselbe Prinzip der Schädigung gilt natürlich auch, wenn man die Perioiken als „Untertanen" betrachten würde; dies wäre allerdings eine indirekte wirt schaftliche Schädigung des Spartiatenstaates). Als wichtiges Indiz dafür, dass die Perioiken „Bürger" des lakedaimonischen Staates waren, dient die Teilnahme an den Olympischen Spielen als Lakedaimonier: Eine Inschrift aus Akriai nennt einen Olympiasieger, dem man ein Denkmal errichtet hatte899. Ferner waren Verträge, die im Namen des Staates Lakedaimon abgeschlossen worden waren, verbind-
!>k.V55.3, öXen. Lak. Pol. 13, 2. Paus. III 22, 5; Poralla, P.f Prosopographie der Lakedaimonier. 96 datiert Nikokles aus Akriai etwa um 500 v. Chr., Gründe dafür nennt er nicht. Poralla führt weitere Olympioni ken der späten archaischen bzw. klassischen Zeit auf. Allerdings ist nicht eindeutig er kennbar, ob es sich hierbei um Perioiken handelt. Im Vorwort erklärt Poralla, dass alle mit Majuskeln genannten Personen Spartiaten sind, was zur Folge hätte, dass die übrigen aufgeführten Namen Perioiken gehören würden; damit wäre immerhin eine Zahl von 27 Periodischen Olympiasiegern belegt. Einen Namen, Philippos, ordnet er einem Lakonen aus Pellana zu (Poralla, S. 125), der in der Mitte des 5. Jh. v. Chr. im Ringkampf der Kna ben siegte.
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lieh sowohl für die Perioiken wie auch für die Spartiaten, das heißt aber auch, dass die Perioiken unter dem Schutz dieser Verträge standen900. Wohl am besten demonstriert die Einbindung dieser Bevölkerungsgrup pe in das Heer als Hopliten die Stellung der Perioiken als „Bürger" des Staates Lakedaimon901. Als Resultat der bisherigen Überlegungen bleibt festzuhalten, dass die Perioiken keine „Untertanen", sondern freie Bürger902 waren, und als sol che wurden sie von den nicht-lakedaimonischen Griechen gesehen. Ge rade deswegen waren alle Gebote, die für die Spartiaten als Bürger Lakedaimons galten, generell auch für die Perioiken als Bürger Lakedaimons verpflichtend, so die Teilnahme am Begräbnis eines Königs, die Verpflichtung zum Heeresdienst, und auch Abgaben an den Staat903. Aus demselben Grund waren die Perioiken auch den lakedaimonischen Magistraten gegenüber Gehorsam schuldig, nicht als „Untertanen", son dern als „Bürger des Staates. Die Ephoren hatten Verfügungsgewalt über τους πολίτας, Spartiaten wie Perioiken: έφοροι ούν Ικανοί είσιν ζημιοΰν, öv ftv βούλωνται, κύριοι δ' έκπράττειν παραχρήμα, κύριοι δε και άρχοντας μεταξύ καταπαΰσαι και εΐρξαί γε και περί της ψυχής εις αγώνα καταστησαι
.
Doch es existieren Bereiche, die die Perioiken in die Nähe einer tatsäch lichen Abhängigkeit geraten lassen. So beschreibt Xenophon: διό και εχρωντο αύτοΐς (sc. Ύρκανίοις) οι Ασσύριοι ώσπερ και οι Λακεδαιμόνιοι τοις Σκιριταΐς, ουδέν φειδόμενοι αυτών οΰτ' εν πόνοις ούτ' εν κινδύνοις 900
. Die
Dieser Aspekt gilt selbstverständlich auch für „Untertanen", aber eben auch für die zum Staat gehörenden „Bürger". ™ Vgl. dazu das Kapitel „Die Einbindung in das Heer". u D ·. Dieses Thema behandelt in vortrefflicher Weise F. Hampl, Die lakedämonischen renuken, Hermes 72, 1937, 1-49, außerdem in großer Ausführlichkeit G. Shipley, .The oujw Lakedaimonians": The Dependent Perioikic Poleis of Laconia and Messenia. Copennagw
1997 1QQ7
903
Herod. VI 58, 2/3. Xen. Lak. Pol. 8f 4. 905 Xen. Kyrup. IV 2,1
904
269 Skiriten, Perioiken aus dem nördlichen Grenzgebiet Lakedaimons, nah men im lakedaimonischen Heer eine Sonderstellung ein 906 . Isokrates be hauptet sogar, die Spartiaten würden den Perioiken die meisten Gefah ren auferlegen, denn εν τε γαρ ταΐς στρατείαις, αϊς ηγείται βασιλεύς, κατ' άνδρα συμπαρατάττεσθαι σφίσιν αύτοΐς, ένίους δέ και της πρώτης τάττειν, εάν τέ που δεήσαν αύτοΐς εκπεμψαι βοήθειαν φοβηθώσιν ή τους πόνους ή τους κινδύνους ή το πλήθος του χρόνου, τούτους άποστέλλειν προκινδυνεύσοντας των άλλων907. Auch in dieser Passage will Isokrates vor Augen führen, dass die Spartiaten ihre Perioiken nicht als „gleichwertig" betrachteten und sie denkbar schlecht behandelten, indem sie diese bei Feldzügen als erste in die Gefahrenzonen schickten, um ihre eigenen Soldaten zu schonen. Auch die Güter der Könige im Perioikengebiet könnten auf eine Benach teiligung der Perioiken hindeuten, oder darauf, dass hier direkte Ein griffsmöglichkeiten gegenüber den Perioiken gegeben waren908. Konkre te Belege, die diese Vermutung bestätigen oder dementieren könnten, existieren nicht. Diese Ländereien wurden von Perioiken bewirtschaftet, in den Gebieten, wo es auch Heloten gegeben hat, wohl von diesen. Und es ist nur selbstverständlich anzunehmen, dass die Perioiken dafür Pacht bezahlten, vermutlich in Form von bestimmten Abgaben dessen, was produziert wurde (wie groß dieser Anteil war, ist nicht bekannt). Auf keinen Fall kann daraus der Schluss gezogen werden, dass die Perioi ken Sonderabgaben hätten leisten müssen. Bei dem von Piaton909 er wähnten βασιλικός φόρος ... δν τελοϋσιν οι Λακεδαιμόνιοι τοις βασιλεΰσιν handelt es sich wohl nicht um diese Pacht, sondern eher um eine Abga be, die οι Λακεδαιμόνιοι, sowohl Spartiaten als auch Perioiken, leisten «τ. 9 ' d a z u d a s Kapitel „Die Einbindung in das Heer", S. 340 f. Jsokrates, Panath. 180. m vgl. dazu das Kapitel „Königtum", S. 309 f. p laton,Alkibiades 1,123a.
270
mussten. Anders Arist. Pol. 1271b: Aristoteles kritisiert in seinem zweiten Buch der Politeia in den Abschnitten 1269a29 bis 1272a19 die Verfas sung der Lakedaimonier; in 1271 b1 ff. erwähnt er κοινά χρήματα τοις Σπαρτιάταις. ούτε γαρ εν τω κοινω της πόλεως έστιν ουδέν ... είσφέρουσίτε κακώς; hieraus geht eindeutig hervor, dass die Spartiaten mit Abgaben an den Staat belegt waren; doch die Kassen seien leer, da die Spartiaten sich gegenseitig nicht kontrollierten und eine schlechte Zahlungsmoral hätten. Damit ist die Theorie von einer einseitigen Besteuerung der Pe rioiken, wie sie im Ephoros-Zitat bei Strabon 8, 5, 4 p. 364/365 C er scheint, ad absurdum geführt; vielmehr ist dadurch bestätigt, dass alle Lakedaimonier dieselbe Verpflichtung hatten, nämlich Steuern zu zahlen. Geradezu exemplarisch könnte der jährlich nach Kythera entsandte „Ky therodikes" die „Unfreiheit" der Perioiken dokumentieren. Etwas Ver gleichbares ist für keine andere Perioikengemeinde nachweisbar, offen sichtlich liegt ein singuläres, lokal begrenztes Phänomen vor. Die maß gebliche und einzige Quellenstelle hierzu findet sich bei Thukydides910: ... τα δε Κύθερα νησός έστιν, ... Λακεδαιμόνιοι δ' εισί των περιοίκων, και κυθεροδίκης αρχή εκ της Σπάρτης διέβαινεν αύτόσε κατά έτος, οπλιτών τε φρουράν διέπεμπον αίεί και πολλήν έπιμέλειαν έποιοΰντο. Aus der Bezeich nung „Kytherodikes" lässt sich gewissermaßen die Funktion erschließen: Er war ein Rechtsbeamter speziell für Kythera. Der Kytherodikes wird in dieser Funktion gerichtliche Zweifelsfälle entschieden haben, aus Thu kydides' Erwähnung des Kytherodikes ist nicht ersichtlich, welcher Art diese gerichtlichen Probleme waren und zwischen wem. Denkbar sind hier Streitigkeiten zwischen Bewohnern von Kythera, die lakedaimonische Perioiken sind, wobei nicht evident ist, warum derartige Fälle in nerhalb einer Gemeinde von Sparta aus gelöst werden sollten, oder auch Probleme zwischen Bewohnern von Kythera und eventuell dort sich 910
Thuk. IV 53, 2.
271 befindenden Spartiaten; ganz gewiss aber schlichtete er Konflikte zwi schen Kytheriern und Angehörigen fremder Poleis (Besucher, Händler), was den außenpolitischen Bereich Spartas berührte und deswegen in die Kompetenz der spartiatischen Führungsschicht fiel. St. Link meint dazu: „... so weist die alljährliche Entsendung eines Richters doch dar auf, daß die Spartiaten den Einwohnern von Kythera in bestimmten, wenn nicht gar in allen Rechtsfällen - vielleicht bei Streitigkeiten zwi schen spartanischen Besatzungssoldaten und Einheimischen - die Selbständigkeit grundsätzlich absprachen"911. Warum gerade den Perioiken von Kythera die Selbständigkeit in Rechtsfällen abgesprochen wer den sollte, begründet St. Link nicht, den Beweis bleibt er schuldig. Da aus keiner anderen lakedaimonischen Perioikengemeinde ein ähnlicher Beamter bekannt ist, muss die Ursache für dieses Amt woanders zu su chen sein, höchstwahrscheinlich in der exponierten Lage der Insel (s. u.). Eine vergleichbare Praxis findet man in der Rechtsprechung in Rom, wo einzelne Beamte (Präfekten, iudices) in entferntere Gegenden, damit auch in die municipia und coloniae, die sich auf römischem Bürgergebiet befanden, abgeordnet wurden. Dort hatten die Römer Unterstützung durch Einheimische, die sie in die Verwaltung miteinbinden konnten und denen sie allmählich zumindest im Zivilrecht einen Teil Eigenständigkeit zugestanden912. Mit dem Kytherodikes wurde zugleich eine φρουρά913, eine Schutztruppe, nach Kythera entsandt. Es ist durchaus nicht abwegig, für die der Parnonhalbinsel vorgelagerte Insel eigene Sicherheitsmaßnahmen zu er911 - .
'
912 h,e|p Sl - K°smos Sparta. 11. 913
° cken, J., Die Verfassung der Römischen Republik. 149. 9riff φρουρά ist interpretationsbedürftig. St. Link, Der Kosmos Sparta.11 spricht hier von einer „Besatzungs"truppe; dies erweckt in seiner negativen Bedeutung den Anschein, ,s 3 ob man Kythera hätte gewaltsam im Staatsverband Lakedaimons halten müssen. Φρουρά bedeutet zunächst ganz neutral „Wache, Wachtruppe*; daher entspricht der Be lnif „Schutztruppe" m. E. eher den Gegebenheiten: Kythera in seiner außerordentlich iso»erten Lage benötigte Schutz gegen Seeräuber, aber auch gegen Angriffe von Feinden, ζ · Β. wahrend des Peloponnesischen Krieges Schutz gegen die Athener. u e r Be
272
greifen. Die exponierte Lage Kytheras hat schon Herodot914 als günsti ges Sprungbrett auf die Peloponnes erkannt. Zudem befand sich auf Kythera der Frachthafen Lakedaimons für die Schiffe aus Ägypten und Li byen und zugleich bot die Insel Schutz für Lakedaimon gegen räuberi sche Angriffe von der Seeseite her915. Deshalb wird wohl auch eine ständige Schutztruppe auf der Insel stationiert gewesen sein, die κατά έτος abgelöst wurde. Die Zusammensetzung dieser φρουρά ist aus Thu kydides nicht eruierbar; es ist durchaus nicht sicher, dass nur Spartiaten dieser angehörten (Thukydides spricht lediglich von „Hopliten"), auch über die Truppenstärke ist nichts bekannt; da Perioiken und Spartiaten im Heer nebeneinander standen, ist es durchaus vorstellbar (auch unter dem Aspekt, dass die Spartiatenzahl sich immer mehr verringerte), dass eine solche Schutztruppe aus beiden Bevölkerungsteilen bestand, ver mutlich allerdings unter der Führung eines Spartiaten. In dieses Bild der Fremdbestimmung im Rechtswesen passt die Hypo these, dass auf Kythera mit einem Harmosten916 gerechnet werden muss. Die Inschrift IG V 1 , 937 zu Kythera, eine Weihe-Inschrift (Μέναν δρος ΑΡΜΟΣΤΗΡ ΤΙΝΔΑΡΙΔΑΙΣ), lässt nicht erkennen, ob der Kytherodikes auch die Funktion eines Harmostes erfüllte, oder ob mit diesem Harmostes ein zweiter offizieller Beamter des lakedaimonischen Staates auf Kythera Dienst leistete. Die Harmosten des Staates Lakedaimon, von denen es zwanzig gege ben haben soll917, hatten nach G. Bockisch918 ursprünglich die Verwal tung der Perioikenpoleis innegehabt, was jedoch aus keiner Quellenstel-
Herod. VIII 235. Thuk. IV 53, 3. Zu den Harmosten im Staat Lakedaimon siehe Bockisch, G., Αρμοσταί. Klio 46, 1965, 129-239. Pindarscholien 6, 154 e. Wann diese 20 Harmosten zeitlich anzusetzen sind, ist nicht er wähnt. Bockisch, G., Αρμοσταί. 129.
273
le zu verifizieren und somit noch zu beweisen ist. G. Bockisch konsta tiert: „Die Lakedaimon ier errichteten in ihren Perioikenpoleis Harmostien, die den Schutz und die Überwachung der Politen wie auch die Bewah rung einer den Lakedaimoniern genehmen Politeia gewährleisten soll ten"919. In ihrem Aufsatz versucht G. Bockisch darzustellen, dass die Gründung von Harmostien die Grundlage der Hegemonie der Lakedaimonier bilde te, wobei sie aufzeigt, dass die Lakedaimonier während des Peloponnesischen Krieges begannen, ihre eroberten Gebiete durch Harmosten ab zusichern; dieses System überträgt sie für die Zeit vor dem Peloponnesischen Krieg auf den Staat Lakedaimon, der seine Perioikenpoleis auf diese Weise - so ihre Ansicht - unter Beobachtung hielt. Denkbar ist dies für die Zeit der Eroberung Lakoniens, wo diese Verfahrensweise durch aus angebracht gewesen wäre, um die eroberten, meist in Grenzgebie ten liegenden Gemeinden zu sichern; für diese Annahme aber gibt es keine Beweise. Für die klassische Zeit allerdings ist dieses System der Harmostien innerhalb des lakedaimonischen Staates durch nichts zu be legen. Auch die von E. Curtius stammende These „Harmosten oder Kriegsvögte schickten die Lakedämonier seit alter Zeit in ihre Landbezir ke, um die Periöken zu regieren und in strenger Unterthänigkeit von der Hauptstadt zu erhalten"920 ist nicht belegt und nachvollziehbar. U. Kahrstedt relativiert diese These ein wenig, er bezieht das Amt nicht absolut auf die Perioiken, sondern erweitert den Kontext etwas: „Ein Harmost ist ein
... Beamter, eingesetzt, um in einem vom Volke lokal umrissenen
Gebiet außerhalb der Gemeindeflur Spartas die Autorität des spartani schen Volkes zu wahren; es ist gleichgültig, ob es sich um Perioikenland,
^Bockisch.G., a . a . O . 131. Uirtius, E.f Griechische Geschichte 3, Berlin 1867,1-7.
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Symmachie oder Bundesland handelt"921. Die Frage, wie die zwanzig Harmosten die annähernd hundert Perioikengemeinden (Strabon 8,4,11 p. 362 C) verwaltet und beaufsichtigt haben sollen, wurde von keinem der genannten Wissenschaftler berücksichtigt oder gar gelöst. K.-W. Welwei bietet eine neue, andere Definition von Harmostai: „Die in den Scholien zu Pindar (Ol. 6, 154) erwähnten 20 Harmosten der Lakedaimonier können nicht mehr sicher als Aufsichtsbeamte über Perioikenpoleis identifiziert werden und sind eher als „Gouverneure" außerhalb des spartanischen Polisgebietes zu verstehen"922. Diese Beschreibung des Kompetenzbereiches eines Harmosten deckt sich mit den Informationen bei Thukydides und Xenophon. Diese Beamten erscheinen seit der klas sischen Zeit, in der sie in den Quellen fassbar werden, immer im Zu sammenhang mit Eroberungs- oder Kriegszügen, wo sie in den okkupier ten Gebieten zurückgelassen wurden, um mit Besatzungstruppen diese zu sichern. Der Katalog der Harmostien in G. Bockischs Aufsatz923 weist keine einzige lakedaimonische Perioikenpolis auf. Hier handelt es sich ausschließlich um auswärtige Städte, in lakedaimonischen Gemeinden sind Harmosten nicht belegt. Und trotzdem möchte H. W. Parker nachdrücklich einen Harmosten in Lakedaimon bestätigen, in Aulon, ei ner im nordwestlichen Grenzgebiet Lakoniens gelegenen Gemeinde, die in die Kinadon-Affaire925 einbezogen war. Sein Argument ist die Skytale, die von den Ephoren aus Sparta dem zuständigen „Beamten" in Aulon ausgehändigt werden sollte. Für H. W. Parke kann dieser Beamte nur ein hoher spartiatischer Offizier sein, eben ein Harmost. Er übersieht da921
Kahrstedt, U., Griechisches Staatsrecht 1. Sparta und seine Symmachie, 2. Auflage Göt tingen 1922, 229. * * Welwei, K.-W., Harmostai. DNP 5 (1998) 159. . .. on Bockisch, G., Αρμοσταί. 230-239. Für die im Katalog (S. 230/231) aufgeführten Ρβπ°*βη" gemeinden sind Harmosten nirgends expressis verbis belegt, G. Bockisch verwendet won 924 ^ e s h a l b i m m e r vorsichtige Wendungen wie „möglicherweise". 925 x, e* K W " T h e e v i d e n c e for harmosts in Laconia. Hermathena 46,1931, 31-38. Vgl. dazu „Die Loyalität der Perioiken", S. 297 ff
275
bei, dass diese Episode sich Anfang des 4. Jh. v. Chr. abspielt, in einer Zeit, in der wir aus literarischen Quellen auch Perioiken in Kommando funktionen kennen926. So ist es nicht gerechtfertigt, die Harmosten gene rell als „AufSichtsbeamte" über die Perioiken zu sehen. Dass in Zeiten kriegerischer Auseinandersetzungen Truppen in Grenzstädte oder in Or te von strategischer Bedeutung (ζ. Β. Kotyrta und Aphrodisias927) verlegt wurden, ist nur selbstverständlich. Dieser Befehlshaber (in der Regel als αρχών und nicht als Harmost bezeichnet) mag gewiss weitreichende Be fugnisse besessen haben, wie es in unruhigen Zeiten nötig ist, aber als ständige Aufsicht ist er sicherlich nicht anzusehen. Keinerlei Indizien deuten darauf hin, dass auch in Friedenszeiten Befehlshaber mit Trup pen in Perioikenstädten eingesetzt gewesen wären. Wenn für Kythera für das 4. Jh. v. Chr. ein Harmost bezeugt ist (s. o. S. 272), dürfte dafür die militärische Situation verantwortlich gewesen sein: Kythera war im 5. Jh. v. Chr als wichtiger Posten vor der Peloponnes immer wieder von den Athenern besetzt worden928. Es mag in Einzelfällen vorgekommen sein, dass man von Sparta aus in Perioikenpoleis kurzerhand eingegriffen hat, wie die sogenannte Kinadon-Affaire zeigt. Ein nicht zu den Homoioi gehöriger Lakedaimonier namens Kinadon hatte eine Verschwörung gegen die Spartiaten ange zettelt, unter Einbeziehung „πάσιν έφασαν συνειδέναι και εϊλωσι και νεοδαμώδεσι και τοις ύπομείοσι και τοις περιοίκοις"929. Die Ephoren, die da von durch einen Denunzianten in Kenntnis gesetzt worden waren, schickten Kinadon unter einem Vorwand in die Perioikenstadt Aulon, wo
Vgl. das Kapitel „Einbindung der Perioiken in das Heer". Poralla nennt in seiner Prosopo9'aphie verschiedentlich Harmosten, die auch aus der Schicht der Perioiken kommen Konnten (S. 27/70/ 80/94). Dazu siehe S. 267, Fußnote 899. 'huk. IV56,1 Jhuk· IV 53, 1 ff.; iv 57, 4; IV 128, 4; V 14, 3; V 18, 7; VII 26, 2; VII 57, 6; Xen. Hell. IV 8, Xe
n. Hell. III 3( ß.
276
sie ihn schließlich festnehmen ließen
. Obwohl dieses Ereignis in einer
Perioikengemeinde stattfand, kann man dies wohl nicht als willkürliches Eingreifen in deren Belange bezeichnen, da in dieser Situation die Ephoren in der Stadt Sparta keine Unruhe provozieren wollten, die sich mögli cherweise durch eine Verhaftung ergeben hätte, und sie außerdem nicht wussten, welche Ausmaße die Verschwörung angenommen hatte931. Aus diesem Vorfall eine generelle Bevormundung der Perioiken zu kon struieren, führt mit Sicherheit zu weit. Man war sich in der Antike durchaus bewusst, dass oi Λακεδαιμόνιοι aus zwei Gruppen freier Bürger bestanden, lediglich das Verhältnis der bei den zueinander war wohl weitgehend unbekannt. Thukydides und Xenophon, die beide direkt mit dem lakedaimonischen Staat in Berührung kamen (der eine während des Peloponnesischen Krieges, der andere nach demselben bis über die Niederlage bei Leuktra hinaus), hatten als unmittelbare Zeitgenossen Einblicke in die politische Struktur Lakedaimons und lassen diese Kenntnisse auch immer wieder in ihren Schriften durchscheinen. Thukydides nennt an einzelnen Passagen seiner Be richterstattung gezielt Perioiken mit Namen und deren Funktion im lake daimonischen Heer: Phrynis, ein Perioike, wurde im Winter 413/412 v. Chr. als Kundschafter nach Chios gesandt932, Deiniadas, ein Perioike, befehligte 412 v. Chr. eine Flottenabteilung bei Lesbos933. Polydamidas hatte 423 v. Chr. ein Kommando in der Chalkidike unter Brasidas934, Epikydidas befehligte das Heer, das Rhamphias 422 v. Chr. nach Thrakien führen sollte935.
Vgl. dazu das Kapitel „Die Loyalität", S. 289. Xen. Hell. III 3, 10. Thuk. VIII 6, 4. Thuk. VIII 2 2 , 1 . Thuk. IV 123; 129/130. Thuk. V 12/13.
277
Damit waren verantwortungsvolle Aufgaben in die Hände von Perioiken gelegt und nach außen dokumentiert, dass die Spartiaten die Perioiken ■ zumindest im militärischen Bereich - als „gleichwertig" angesehen ha ben. Wenn Thukydides an vielen anderen Stellen nicht differenziert, vielmehr bei Namensnennungen ό Λακεδαιμόνιος oder ό Λάκοτν anfügt, ζ. Β. Γύλιππος ό Λακεδαιμόνιος936 bzw. Μελέας Λάκων937, oder auch be schreibt έπέπλεον δε Λακεδαιμονίων χίλιοι όπλΐται938, zeigt das, dass auf jeden Fall die Griechen der anderen Poleis die lakedaimonische Bürger schaft als Einheit betrachteten. In gleicher Weise verfährt Xenophon, bald erwähnt er Spartiaten und Perioiken mit Namen (... κατέβαλον ... ΚΑεαν και Έπικυδίαν Σπαρτιάτας και των περιοίκων ένα, Εΰδικον 939 , gefallen
378 ν. Chr. in Boiotien im Heer des Agesilaos), bald auch mit bestimm ten Funktionen, auch mit Nennung der Stadt, aus der der Perioike Stammt {... καταστήσας εν αύτω Δράκοντα Πελληνέα έπιμελητήν...
940
, Dra-
kon aus Pellene wurde 404 ν. Chr. von Derkylidas als Aufsichtsbeamter in Atarneus auf der Chersones eingesetzt), dann aber auch wieder An gaben mit der undifferenzierten
Bezeichnung „Lakedaimonier"
συνελέγησαν γαρ όπλΐται Λακεδαιμονίων μεν εις έξακισχιλίους
941
wie
(in der
Aufzählung eines lakedaimonischen Heerbannes). Für die unterschiedli chen Zusätze bei den Namen ist keine feste Regel zu erkennen, auch wenn U. Kahrstedt behauptet 942 , dass Λάκων immer einen Perioiken be zeichnet und Λακεδαιμόνιοι Spartiaten und Perioiken einschließt. Bi
$her konnte nicht bewiesen werden, dass die Perioiken in einem Un
tertanenverhältnis zu den Spartiaten standen. Gewiss war den Perioi^Thuk.VI 104, 1 Thu k.lll5,2. 9J8 Thuk. II66, 2.
»Jen. Hell. V 4, 39. „, *en. Hell. 1112,11 Xen.Hell.IV2.16. Kanrstedt, U., Griechisches Staatsrecht I 6. 22.
278
kenstädten ihre außenpolitische Funktion genommen worden, sichtbar bei Prasiai, wo mit der „Eingemeindung" in den Staat Lakedaimon die Mitgliedschaft in der Kalaurischen Amphiktyonie von Prasiai auf Lake daimon überging943; Prasiai war durch diese Mitgliedschaft nicht nur in ein religiös, sondern auch in ein politisch motiviertes Bündnis eingebun den gewesen944. Dennoch gibt es Beispiele, die ein Wirken von Perioikenstädten nach außen dokumentieren: Es existiert eine Proxenie-üste aus Keos (4. Jh. v. Chr.), die unter anderen einen Bürger aus Pellana, einen aus Kyphanta und einen aus dem lakonischen Epidauros nach weist945. Aus welchem Grund die Proxenie verliehen wurde, ist nicht zu erkennen, da der Erhaltungszustand der Inschrift sehr schlecht ist, zum Teil sind nur Bruchstücke von Namen zu lesen. Und trotzdem bleibt neben den zahlreichen Hinweisen, dass Perioiken und Spartiaten in vielem gleichgestellt waren, ein Bereich bestehen, in dem sich der eigentliche Unterschied zwischen den Lakedaimoniern aus Sparta und den Lakedaimoniern aus den Perioikengemeinden offenbart: die innenpolitische Struktur des Staates. Die bisher berücksichtigten Aspekte zeigen, dass alles, was man den Perioiken als Pflichten aufbürdete, ebenso die Spartiaten betraf. Allen Pflichten aber standen auch Rechte gegenüber, an denen sie partizipier ten, ζ. Β. die Teilnahme an den panhellenischen Spielen (s. o.) oder auch der Schutz aufgrund von Verträgen, die der Staat Lakedaimon ge schlossen hatte. Trotzdem hält sich in der Literatur hartnäckig die Auf fassung, dass die Perioiken „Bürger minderen Rechts"946 gewesen seien, 943
Strabon 8, 6, 14 p. 374 C. " * Vgl. dazu die Beschreibung von Prasiai S. 32 und 40. 945 IG XII 5, 542. 946 „Die Periöken waren ... als Λακεδαιμόνιοι eine Klasse minderen Rechts innerhalb der Ge samtheit der Angehörigen des lakedämonischen Staates4' (Hampl, F., Die lakedamomschen Periöken. 7);.... waren sie somit eine Gruppe minderen Rechts" (Clauss, M., Spar ta. 107); „daß Periöken in Sparta bisweilen nicht einmal als Bürger minderen Rechts, son dern gar nur als Fremde gelten" (Link, St., Der Kosmos Sparta. 13).
279 eine Aussage, die der Interpretation bedarf. Wer die Perioiken in dieser Weise betitelt, erkennt zumindest an, dass sie „Bürger" waren, zum δάμος gehörten947. Doch der Begriff „minderes" Recht muss präzisiert werden. Zu unterscheiden sind hier zwei Rechtssphären. Einmal diejenige, die jede einzelne Perioikengemeinde besaß. Diese wird vermutlich nicht gemeint sein, da man generell der Ansicht ist, dass die Perioikengemeinden ihre eigene Verwaltung besaßen 948 , was noch zu zeigen ist, und dass in diese - wie bereits erwähnt - von Sparta aus nur in Notfällen eingegriffen wurde. So bleibt nur der Bereich der Beziehung von Spartiaten und Perioiken übrig. Wie definiert sich hier der Begriff „minderes Recht"? Es scheint die fehlende Möglichkeit zu sein, an der Politik des Staates Lakedaimon aktiv Anteil zu haben, in einem der politischen Gremien „Gerusia" oder „Apella" mitwirken zu können. „Der Polite von Gytheion oder Thyrea konnte Hoplit im lakedaimonischen Heer, konnte im Außendienst sogar Harmost und Nauarch sein, aber in όθΓάπέλλανοη Sparta hatte er keine Stimme"949. Die Apella, die Ver sammlung der Angehörigen des spartanischen Kosmos, war das Gre mium, in dem der „Damos" sich in politische Entscheidungen einbringen konnte. Dass diese Möglichkeit den Perioiken vorenthalten wurde, lässt sich auf verschiedene Ursachen zurückführen. Der Status eines „vollbe rechtigten" Bürgers des Staates Lakedaimon hing von drei verschiede nen Komponenten ab: Er musste einen Klaros von ausreichender Er tragsfähigkeit besitzen, um die Beiträge für die Syssitien und die Hoplitenausrüstung leisten zu können, er musste die Agoge (die gemeinsame 947 y
.
948 ,?· d ^ zu di<* Erläuterungen auf S. 266. _,. , .4 . _ön ajn Beispiel: „sie können lediglich eine gewisse kommunale Selbständigkeit besessen ^ben (Hampl, F., Die lakedämonischen Periöken. 48); .There was mun.c.pal^setf9overnmenf (Oliva, P.f Sparta and her Social Problems. 62); „In die Verwaltung der Städ„ » P S p a r t a wenig ein, diese waren autonom" (Clauss, M., Sparta. 108). tnrenberg, V., Spartiaten und Lakedaimonier. In :Polis und Imperium. 188 f.
280
Ausbildung) durchlaufen und seinen Wohnsitz in Sparta haben, um an der gemeinsamen Lebensführung teilhaben zu können. Die Lebensmit telbeiträge zu den Tischgemeinschaften hätten mit Sicherheit von eini gen Perioiken aufgebracht werden können, da es auch in dieser Bevöl kerungsgruppe wohlhabende Bürger gegeben hat950, auch die gemein same Erziehung wäre kein Hinderungsgrund gewesen: Es gab durchaus die Möglichkeit, dass man als Nicht-Spartiate die Agoge durchlief (siehe Xenophons Söhne951). Doch gerade die „gemeinsame Lebensführung" der Spartiaten war ein Grundpfeiler der lakedaimonischen Politik: Man besprach vermutlich während des Beisammenseins in den Tischgemein schaften, oder auch, wenn man sich auf der Agora begegnete, wichtige oder auch unbedeutende Punkte der Tagespolitik, aber auch außenpoli tische Ereignisse, in die man möglicherweise involviert werden konnte oder verwickelt war. Dadurch war es möglich, im Bedarfsfall rasch eine Entscheidungsfindung für alle möglichen anfallenden Probleme herbei zuführen. Über Beschlüsse, die für den gesamten Staat von Bedeutung waren, wurden die Perioikengemeinden dann in Kenntnis gesetzt, wohl in erster Linie, wenn es galt, gegen Feinde ein Heer aufzubieten. Tatsa che ist, dass die Spartiaten, die sich selbst als ομοιοι bezeichneten, in der Stadt Sparta, der „Regierungszentrale" lebten, und dass aus deren Reihen die Träger der Politik - die Ephoren, die Mitglieder der Gerusia und die Könige - stammten. So liegt es nahe, zu vermuten, dass primär die räumliche Distanz zu Sparta die Ursache dafür war, dass die Perioi ken nicht aktiv an der lakedaimonischen Politik beteiligt wurden, dass sie kein politisches Amt ausüben konnten und auch zur Apella keinen Zutritt hatten.
Vgl. dazu das Kapitel „Die wirtschaftliche Situation", S. 257 ff. Plut. Ages. 20, 2; Ps.-Plut, Apophth. Lac. 212 B.
281 Nimmt man jedoch Athen zum Vergleich, so ist festzustellen, dass auch Bürgerinder Peripherie Athens lebten, in den einzelnen Demen. Und doch hatten alle athenischen Bürger das Recht, ja sogar die Pflicht, poli tisch aktiv zu werden, zumindest in der Volksversammlung und der Bule. Der Unterschied zwischen Sparta und Athen bestand in dem sonderba ren Staatsgebilde des lakedaimonischen Staates. J. M. Hall952 beschreibt dies als „Koexistenz" zwischen der Zentralisation des lakedaimonischen Staates und dem „polycentric model" von sozusagen autonomen be nachbarten Städten: Die Perioiken besitzen zwei Ethnika, das der Hei matgemeinde und das des lakedaimonischen Staates. Somit sind die Perioiken nach J. M. Hall zwar nicht Bürger der Gemeinde, in der die Spartiaten leben, gehören also nicht zum „Damos" derselben und haben deswegen auch keinen Zutritt zu deren politischen Gremien; aber auf der anderen Seite sind sie Bürger des lakedaimonischen Staates, gehören also dem „Damos" von Lakedaimon an und vor allem in dieser Funktion waren sie ein fester Bestandteil des lakedaimonischen Heeres (wie noch darzulegen ist). Dies zeigt sich auch, wenn der König πανδημεί (= Spar taten und Perioiken) in den Krieg zieht, mit dem gesamten Damos953. Eine Möglichkeit, sich in die Politik des Staates einzubringen, könnte ei ne Verbindung über die Könige gewesen sein, die ja auch Ländereien in den
Perioikengebieten besaßen. Dies soll an anderer Stelle im Zusam
menhang mit dem Königtum behandelt werden954. Dle Tats
ache, dass die Perioiken sich nicht an den „Staatsgeschäften"
öligen konnten, ist durchaus nichts Ungewöhnliches, da in jeder Olig ämie nur ein gewisser Kreis von Bürgern vollen Anteil an der Verwai s t M;Jpart^^ Lakedaimon and the Nature for Perioikic Dependency. Historia Einzel nsten 138. 82. A # .. t^J*™· ™ zahlt die Perioiken zum „Damos-, wenn er sagt: Die Spartiaten M Sh t K a, 't Rechte 2U ' der restliche Damos wurde zu Perioiken gemacht und ,n die un ■C,*'abgedrückt. *· aazu das Kapitel „Die Perioiken und das Königtum·4, S. 307 ff.
282
tung des Staates hatte, während die anderen Bürger andere Aufgaben übernahmen. Vielleicht war es aber auch für den einzelnen Perioiken nicht erstre benswert, zu diesem Kreis der όμοιοι zu gehören, in dieses starre Korsett von Pflichten eingebunden zu sein, mit dem offensichtlich auch die Spartiaten nicht ganz glücklich waren: „Für Freiheit und persönlichen Ehrgeiz des Individuums sollte in der Polis, wie Sparta sie kannte, kein Platz sein"955. So kam es vor allem nach dem Peloponnesischen Krieg, in dem viele Spartiaten ihre Kräfte einsetzten, auch zu Führungspositionen ge langten oder als Befehlshaber in eroberten Gebieten eingesetzt wurden, zu Unzufriedenheiten, als sie wieder in die „normale" Bürgerschaft ein gegliedert werden sollten. Lysander wurde geradezu zu einem Konkur renten für König Agesilaos956. Es sind keinerlei Bestrebungen bekannt, dass die Perioiken grundsätz lich darauf hingearbeitet hätten, in allem die gleichen „Rechte" wie die Spartiaten zu besitzen; eine Ausnahme bildet die „Kinadon-Affaire", in der ein zu der Gruppe der Hypomeiones Gehörender versucht, eine Re volte herbeizuführen957. Aufstände mit dem Ziel einer politischen Gleich berechtigung sind nicht belegt, vermutlich deshalb, weil die Perioiken958 ι
gemeinden grundsätzlich wirtschaftlich nicht schlecht gestellt waren . in dem Bereich, wo es von Bedeutung war, im Heer, waren sie weitgehend gleichberechtigt959; außerhalb der militärischen Dienstpflicht war es den 955
Ehrenberg, V., Von den Grundformen griechischer Staatsordnung. 42. Auch Plut. Lyk. 24,1 scheint dies zu bestätigen: ουδείς γαρ ήν άφειμενος ωςέβούλετο ζην. Xen. Hell. III 4, 7 ff. Ein ähnliches Phänomen zeigte sich in Rom seit dem 1. Jh. v^ Chr., auch hier waren führende Männer (Caesar, Pompeius) nicht mehr bereit, sich nach ihre militärischen Erfolgen wieder in die führende Schicht der Nobilität eingliedern zu lassen. * " Vgl. dazu das Kapitel „Die Loyalität der Perioiken", S. 297 ff. * * Gerade wirtschaftliche und soziale Probleme waren es oft, die Aufstände der Bevolkeruny provozierten. Als Beispiele dafür könnte man die sozialen Probleme in der vorsoloniscne Zeit in Athen anführen, oder die wirtschaftlichen und sozialen Probleme, die in Korn ^ d e n Ständekämpfen im 5. Jh. v. Chr. geführt hatten. Vgl. dazu das Kapitel .Die Einbindung in das Heer.
956
2S3
Perioiken vermutlich lieber, ungestört ihrem Erwerb, sei es Landwirt schaft Handel oder Handwerk, nachgehen zu dürfen, zumal sie in ihren eigenen Gemeinden die Möglichkeit hatten, deren ^Politik* mitzutragen. Auch wenn es nirgends offen zutage tritt, müssen diese Poleis eine »Selbstverwaltung*, lokale Beamte, besessen haben, da es immer wieder galt Entscheidungen in irgendeiner Form zu treffen, die die gesamte Gemeinde betrafen: Es mussten Bürgerlisten geführt werden, man musste für Straßenbau sorgen, Heiligtümer waren zu errichten und zu versorgen, Steuern einzuziehen, Finanzen zu verwalten, Ehrungen vor zunehmen; die Vertetung der einzelnen Perioikenpoleis gegenüber der Sparfiatengemeinde und den Königen musste geregelt sein, auch für die öffentliche Ordnung war Sorge zu tragen (Polizeiaufgaben). Es war ge wiss auch, wie in jeder griechischen Polis (die Perioikengemeinden wur den ja zumindest seit Herodot950 als Poleis bezeichnet), eine Art „Be sätes fassende" Versammlung vorhanden (was aber leider in keiner schriftlichen Quelle expressis verbis zu fassen ist), und für eine derartige Institution auch ein leitender Beamter Ebenso waren Richter nötig, da es s*on allein aufgrund der gewaltigen Entfernungen nicht möglich war, flit jeder Kleinigkeit nach Sparta vor die Ephoren zu gehen. Auch die Fif^nzen einer Gemeinde bedurften der Verwaltung. Einen zentralen Punkt stel|
te das Heerwesen dar, da die Perioiken im lakedaimonischen
H
^er Dienst taten. Jt is hard to imagine them being mobilized for cam-
Wfln or training without some kind of local command structure. It is ^Plest to suppose that the responsibility for raising contingents lay with fte
Wer-class landowners of each Community-961, was nur selbstver-
%od.VII234 G Perk Α > * ° s : The Discovery of Classical Lakonia. 224. ^ J ^ ^ ^ ^ S i Ä ^ X , X < 1937 > 8 2 * -Die Aushebung von Soldaten ^ ^ ^ f f i ' K ^ n s t a d t e übenassen-, und auch Kromayer, J., Studien überWehriaaftundMWehr ^ ^ d e r griechischen Staaten. 181 ff. sieht eine .selbständige mansche Orgam53000 der Perioekenstädte-
284
ständlich war, da die Vorsteher der einzelnen Gemeinden über ihre wehrfähige Bevölkerung gewiss besser Bescheid wussten als die „Zent rale" Sparta. Die Verwaltungsstrukturen der Perioikengemeinden in der klassischen Zeit tatsächlich zu erfassen, bereitet große Schwierigkeiten. In den litera rischen Quellen fehlen zu dieser Epoche jegliche Informationen, in den Inschriften sind nur sporadisch Indizien für politisches Leben vorhanden, überdies mit der Einschränkung, dass das epigraphische Material zum größten Teil aus der Eleutherolakonenzeit stammt, in der es ganz natür lich war, dass eine Polis sich selbst verwaltete. Die Inschriften bieten nicht viele Einzelheiten, lediglich die mehr „allgemeinen" politischen Funktionen. So nennen einige Inschriften ganz selbstverständlich den „Damos" von Kotyrta oder Boiai, wenn es darum geht, Proxenien zu ver leihen962, oder es steht für den „Damos" auch die gesamte Polis (ζ. Β. εδοξε τφ πόλει των Γερονθράων)963. In zahlreichen Inschriften erscheinen Ephoren964 als Beamte, vereinzelt auch der eponyme Beamte, der jähr lich bestimmt wurde, der στραταγός965; eine Inschrift aus dem 3. Jh. n. Chr. weist einen Tamias, einen Finanzbeamten, nach966. Da die Aufga ben dieser Einrichtungen auch in der vor-eleutherolakonischen Zeit er füllt werden mussten, liegt es nahe zu vermuten, dass diese Institutionen nicht erst seit dem 2. Jh. v. Chr. existierten. Für die klassische Zeit kann hier die attische Demenorganisation als Vergleichspunkt dienen, die gut bekannt ist: Allein für die Verwaltung ei ner solchen Gemeinde waren unzählige verschiedene „Amtsträger" η 962
IG V1, 961/963/965/966 (zu Kotyrta); IG V1, 952 (zu Boiai) IG V1, 1112/1113; auch IG V1, 932/954/955/966; SEG 41, 1991, 311; BCH 95, w ' . Ζ. Β. IG V1, 961/9627964/965 (zu Kotyrta). ^ I G V I , 932; SEG 2, 1924, 161/162. 966 SEG 42, 1992,297.
963
964
Zur Problematik der lokalen Selbstverwaltung: Kenne», N. M., From PerwiKoi wir Hodkinson, St./ Powell, A. (Hrg.), Sparta, New Perspectives, London 1999, IÖ»
^
285
tig.z. B. Demarchen, Logisten, Euthynen, Synegoren, Richter, Herolde, Schreiber, Priester, Hieropoioi, Choregen; es mussten Versammlungen zu Wahlen abgehalten werden, deren Leitung der Demarchos innehat te967. In ähnlicher Weise könnten auch die Perioikengemeinden struktu riert gewesen sein. Verschiedentlich lässt sich „Verwaltung" aus dem archäologischen Be fund nachweisen. Öffentliche Gebäude, zu denen auch die Tempel zähl ten, waren in jeder der kleinen Gemeinden vorhanden und mussten auch versorgt werden, dasselbe galt für die Stadtmauern, die in den meisten Gemeinden nachgewiesen sind968. Die Hafenstädte benötigten Personal für die Instandsetzung und Erhaltung der Häfen, möglicherweise auch „Zollbeamte" für die Ein- und Ausfuhr von Waren. Auch der in allen Ge meinden vorhandene Marktplatz benötigte eine Marktaufsicht. In Epidauros Limera entdeckte man Ruinen von Vorratslagern969, wofür Verwalter nötig waren. Für die Stadt Thyrea sind sieben Zisternen belegt970: Je mand musste für die Wasserversorgung zuständig sein. Ein bei Vourvoura entdecktes Gebäude mit Apsis, das als Prytaneion oder Buleuterion identifiziert wurde (aufgrund welcher Kriterien ist nicht erläutert, auch nicht datiert)971, dokumentiert, dass es offenbar eine „Ratsversammlung" gegeben hat. Aber auch für den kultischen Bereich gibt es Zeugnisse für Amtsträger. Am zahlreichsten belegt sind diese in Inschriften aus dem Heiligtum des Apollon Hyperteleatas, das beim heutigen Phoiniki gefun den wurde. Hier tauchen immer wieder πυροφόροι972 und ιερείς973 auf. Ebenso müssen in allen Perioikenpoleis Priester und Priesterinnen vor»[tonen, Schoeffer, RE V1 (1903) 1-131. . vgl. dazu die Einzelbeschreibungen der Gemeinden; Ausnahmen, wo keine Hinweise aut Stadtmauern entdeckt wurden, sind Helos, Side, Etis, Aphrodisias, Kotyrta und Pleiai. 97 Leake, M., Travels in The Morea I. 210. f e s t e r , γ. c.f The Piain of Astros. Pharos I, 1993, 71. η ^ κ , G-, Chronique des Fouilles. BCH 80, 1956. 273/274. ^ophoroi: IG V1, 991/992/997/999/1000/1005/1011/1012/1015; zur Funktion siehe Hy^WeteatonS. 113. κρεΐς: IG V1, 996/998/1001-1003/1005/1008.
286
handen gewesen sein, um die Heiligtümer in ihren Gemeinden zu ver sorgen und die Kulthandlungen durchzuführen. Da die Religion in der Antike auch eine Angelegenheit der Polis war, waren „staatliche Funktio näre" für die öffentlichen Kulte zuständig974. Mit diesen verbunden waren häufig Feste mit musischen und gymnischen Agonen, auch mit Wagen rennen, wie die Damonon-Stele bezeugt (IG V 1 , 213). Wenn - wie in IG V 1 , 952 - Lieder zu Ehren der Artemis Limnatis gesungen wurden, so setzt dies voraus, dass diese von einem Choregen mit dem Chor einstu diert wurden. Die bei zahlreichen Festen stattfindenden Prozessionen, ζ. Β. von Helos nach Sparta975, mussten in der richtigen Form und Rei henfolge der Festzugsteilnehmer organisiert werden. Ein Beispiel dafür liefert die Mysterieninschrift von Andania976, einem Ort in Messenien, in der eine Aufzählung der offiziellen Teilnehmer dokumentiert ist: ... ό ιερεύς των θεών ... έπειτα άγωνοθέτας ίεροθυται, οι αύληταί, μετά δέ ταΰτα αί παρθένοι αί ίεραι — , είτεν ά θοιναρμόστρια ά εις Δάματρος —, εΐτεν ά ίέρεα τας Δάματρος ...977. In ähnlicher Weise waren wohl auch andere Festzüge organisiert. Die Teilnehmer an den sportlichen Wettkämpfen trainierten vermutlich in den Gymnasien; hierzu sind aus zwei Inschriften aus Thuria (Messenien) „Gymnasiarchen" belegt (SGDI 4677/4678), und auch ein „Hypogymnasiarchos" (SGDI 4677) 978 . Die aufgelisteten Beispiele zeigen, wie vielschichtig die Organisation je der Gemeinde anzunehmen ist. Man darf allerdings davon ausgehen, dass nicht alle Perioikenpoleis diese differenzierten Verwaltungsstruktu974
Siehe Gehrke, H.-J., Jenseits von Athen und Sparta. 85 Vgl. dazu das Kapitel „Kult", S. 316 f. Ö76 I G V 1 , 1390. 977 ιερεύς = Priester, άγωνοθέται = A n o r d n e r d e s Kampfes/Kampfrichter, ίεροθύται = up _ priester. αύληταί = Flötenspieler, θοιναρμόστρια = Anordnerin d e s Schmauses, icp Priesterin. h). Poralla, P. nennt in seiner Prosopographie d e r Lakedaimonier für das 4. Jh. ν .Chr. reiche N a m e n v o n P e r s o n e n , d i e d a s A m t e i n e s N a o p e n , eines Mitgliedes aer κ^ sehen Finanzbehörden, verwalteten (inwieweit diese eindeutig Perioiken waren vg. note 899). 975
287
ren aufwiesen; je kleiner eine Gemeinde war, umso weniger „Amtsträger" waren nötig. Da für die Penoikengemeinden keine gesicherten Belege für alle angeführten Bereiche vorhanden sind, muss die Existenz der meisten offiziellen Funktionen auf Annahmen basieren.
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C.5. Die Loyalität der Perioiken Sowohl die wirtschaftliche als auch die rechtliche Lage der Perioiken zeigt, dass diese ihre Situation innerhalb des Staates nicht so negativ empfanden, wie mancher antike Autor979 und bisweilen auch die For schung es erscheinen lassen möchten. Bsi auf wenige Ausnahmen funktionierte der Staat Lakedaimon in seiner Bevölkerungszusammensetzung in jeder Hinsicht gut. Aus keiner Quel lenstelle ist nachzuweisen, dass die Perioiken generell unzufrieden wa ren, „volle Rechte" anstelle der „minderen" von den Spartiaten einzufor dern versuchten oder vielleicht gar in Erwägung zogen, diese in ihrer Führungsrolle im Staat abzulösen; auch Tendenzen zu einer Abspaltung vomlakedaimonischen Staat sind bis ins 2. Jh. v. Chr. nicht erkennbar. G. Shipley980 begründet dies damit, dass aufgrund der großen Entfer nung der einzelnen Städte geschlossene Aktionen gegen die Spartiaten unmöglich gewesen seien, zumal da die Bevölkerung der Perioikengemeinden uneinheitlich und somit keine Solidarität zu erreichen gewesen *α Sparta hätte jede einzelne einnehmen können. Deshalb habe es auch nur wenige Versuche gegeben, sich gegen die Spartiaten zu erhe ben, darunter zwei nennenswerte: a) den Helotenaufstand 464 v. Chr., fem sich auch Perioiken angeschlossen hatten und b) die Verschwörung desKinadon981. Doch zahlenmäßig wären die Perioiken durchaus in der ^ e gewesen, die Spartiaten in einer konzertierten Aktion politisch unter °ruck zu setzen, vor allem, weil ein nicht unbedeutender Teil der Perioi-
9
l ,sokr " t Z Z B eSi sepbi ee W ates. Panath.. 179-181: Den Perioiken ist das ^ * ^ ^ £ ΐ £ 9£l·e ra 'Ubt a n0 hdneenne nd i de j eäußersten Gebiete, haben winzige ^ Τ ^ ^ ^ , ^ ^ Ά £L A , ' ™ e n Anteil haben, müssen aber die größten ™jßfi™ Jteten Aufgaben übernehmen; zudem sei es den Ephoren erlaubt, jederzeit wjllkurl.cn
• S 2 r e r S e bPi ee rt ieoni k ^zugreifen. "'ShinL· £" °s: The Discovery of Classical Lakonia. 224. pey G · - Perioikos: The Discovery of Classical Lakonia. 224.
290 ken im Heer als Hopliten diente
und somit auch einer kämpferischen
Auseinandersetzung gewachsen gewesen wäre; vermutlich hätte es be reits genügt, wenn die Perioiken den Heeresdienst verweigert hätten; dadurch wäre die Schlagkraft des lakedaimonischen Heeres eklatant ge schwächt gewesen, da die Perioiken zumindest in den Zeiten nachdem Peloponnesischen Krieg zahlenmäßig stärker im Heer vertreten waren als die Spartiaten983. So lag es gewiss auch im Interesse der Spartiaten, zu dieser funktionierenden Symbiose beizutragen. Trotzdem weisen literarische Quellen vereinzelt auf Ereignisse hin, die an der Loyalität der Perioiken Zweifel erwecken könnten. Doch die weni gen Versuche, sich gegen die Spartiaten zu erheben, die hier in chrono logischer Abfolge aufgezeigt werden, waren stets aus Augenblickssitua tionen heraus geboren; lediglich die sogenannte „Kinadon-Verschwörung" scheint einer gewissen Planmäßigkeit zu folgen. Weit in die Frühzeit des lakedaimonischen Staates, ins 9. Jh. v. Chr. un ter den Königen Archelaos und Charitlos, führt eine Episode, die Pausanias IM 2, 5 beschreibt: Die Lakedaimonier argwöhnten ως οι Αιγΰται φρονοΰσιν τα Αρκάδων. Man sagte den Aigyten eine Arkader-freundliche Gesinnung nach, doch in keiner Weise ist expressis verbis dargestellt, dass die Perioikenpolis Aigys von Lakedaimon abfallen wollte. Obwohl es sich lediglich um eine Vermutung handelte, reagierten die Spartiaten fast unverhältnismäßig heftig, sie versklavten die Gemeinde. Doch Pausanias ist hier mit Vorsicht zu behandeln. Zu dieser Zeit war Aigys, eine Ortschaft im Grenzgebiet zwischen Arkadien und Lakonien, noch nicht Perioikengemeinde von Sparta; die Perioikenpoleis im Norden entstan den erst im 8. Jh. v. Chr.984 nach Abschluss der Eroberung des Eurotas tales. Pausanias ist für diese frühe Zeit auf die mündliche Überlieferung 983 V 9 '* d a z u d a s K a P i t e l » D i e Einbindung in das Heer". Vgl. dazu das Kapitel „Die Einbindung in das Heer". Vgl. dazu das Kapitel „Die Entstehung der Perioikengemeinden", S. 227 f.
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angewiesen (zeitgenössische schriftliche Quellen zu dieser Epoche gibt es nicht), er beschreibt, was er gehört hat, aber hinterfragt nicht. Somit kann diese Episode nicht als Beispiel dafür gewertet werden, dass Pe rioiken versuchten, vom Staat Lakedaimon abzufallen. Erst gut 300 Jah re nach dem erwähnten Vorgang, in der klassischen Zeit, trat ein nen nenswertes Ereignis ein: Im Jahr 464 v. Chr. löste ein schweres Erdbe beneinen Helotenaufstand aus, dem sich auch Perioiken angeschlossen hatten985, jedoch nur zwei Gemeinden aus Messenien, Thuriai und Aithaia986. Dieses Erdbeben, das als Strafe für den Frevel der Spartiaten am Tainaron987 angesehen wurde, wo sie schutzflehende Heloten hinge richtet hatten988, war nicht nur eine Naturkatastrophe, für den Spartiatenstaat bedeutete diese Situation geradezu eine Bedrohung der Exis tenz. Die kurze, aber drastische Schilderung bei Plutarch, Kimon 16, 4-7 lässtdas Ausmaß dieser Tragödie erahnen: Im 4. Jahr der Regentschaft von Archidamos ereignete sich das schwerste Erdbeben, an das man sich erinnern konnte: Die Stadt wurde zerstört bis auf fünf Häuser, die in der Stoa trainierenden Epheben wurden verschüttet und starben. Archi damos, der sah, wie die Bürger ihren Besitz retten wollten, erkannte die kommende Gefahr und befahl allen, sich in Waffen bei ihm zu versam meln. Damit hatte er Sparta gerettet, denn die Heloten liefen aus den Ackern zusammen, um die überlebenden Spartiaten zu überrennen; die He
loten, die sahen, dass die Spartiaten zum Kampf gerüstet waren, zo-
genab u
nd verleiteten Perioiken dazu, sich auf ihre Seite zu stellen: των
Περιοίκων άναπείσαντες ούκ ολίγους989. Der Ausdruck „nicht wenige" der Perioiken ist ziemlich undurchsichtig, das Ausmaß der Revolte lässt sich 985
P[ut. Kimon 16, 7 Thuk.1101,2. J Kap Tainaron befand sich ein Poseidon-Heiligtum, wo die Heloten Asyl erhalten konn"I h u k -M28.1. Plu t.Kimonl6,7.
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nicht erschließen. Thukydides, zehn Jahre nach dem Erdbeben geboren und damit dem Ereignis wesentlich näher als Plutarch, berichtet von le diglich zwei Perioikengemeinden, Thuriai und Aithaia; doch hierbei han delte es sich nicht um Perioiken aus Lakonien, sondern um messenische Perioiken, die sich mit den messenischen Heloten, die sich zu diesem Zeitpunkt gegen ihre spartiatischen Herren erhoben, solidarisch erklär ten 990 . Diese Aktion war aus dem Augenblick heraus entstanden, zudem auf ein bestimmtes Gebiet begrenzt, keine allgemeine Rebellion. Über lakonische Perioikengemeinden, die diese „günstige" Situation ausge nützt hätten, um gegen die Spartiaten vorzugehen, gibt es keinen einzi gen Hinweis. Während des Peloponnesischen Krieges (im Jahr 421 v. Chr., nachdem Nikias-Fheden) erwähnt Thukydides991 Überläufer aus Lakedaimon zu den Athenern, die Pylos, eine Perioikengemeinde der Lakedaimonier in Messenien, in Besitz genommen und befestigt hatten: δσοι ηύτομολήκεσαν εκ της Λακωνικής992. Offensichtlich hatten sich während der Auseinandersetzungen mehrere Lakedaimonier abgesetzt. Da diese wohl kaum Spartiaten gewesen sein dürften, kann es sich nur um Helo
Die Plutarchstelle Kimon 16, 7 bietet einige Ungereimtheiten, was den Helotenaufstand betrifft: Sind die lakonischen oder die messenischen Heloten gemeint? Wenn die Heloten losziehen gegen die geretteten Spartiaten, könnten die messenischen Heloten gemeint sein, wenn deren „Herren" sich auf ihren Klaroi in Messenien und nicht in Sparta betanden. Dazu würden die beiden abtrünnigen messenischen Perioikengemeinden passen. Betrachtet man die rasche Reaktion von Archidamos, sofort ein Heer zusammenzuse len, möchte man auf die Heloten, die die Klaroi um Sparta herum bearbeiteten, scnneßen. Bedenkt man jedoch die Schwere des Erdbebens, wird es wohl nicht nui" d , e r\ Sparta, sondern auch die umliegenden Gebiete in Mitleidenschaft gezogen h a b e " · . ^ dürften die Heloten wohl eher dafür Sorge getragen haben, sich in Sicherheit zu wing^. als an einen gemeinsamen Aufstand zu denken. Archidamos' Maßnahme war als mutlich in Richtung Messenien gerichtet, zumal dort immer mit Schwiengke,le"' se. Lakedaimonier zu rechnen war, wie der aus diesem Helotenaufstand folgende J. nische Krieg (464 v. Chr. - 460 v. Chr.) zeigte. rfie Mej. Zu den messenischen Heloten siehe Clauss, M., Sparta. 113 f. (Er vertritt hier w» nung, dass bei diesem Aufstand es sich nur um die messenischen Heloten genana ben kann). 991 Thuk. V 35, 7. 992 Thuk. V 35, 7.
293 ten und Perioiken gehandelt haben. Die Anzahl war gewiss nicht nen nenswert und für den lakedaimonischen Staat kaum von Bedeutung, sonst hätte Thukydides sicher detaillierter dazu Stellung genommen. So kann man auch in diesem Fall die grundsätzliche Loyalität der Perioiken nicht in Zweifel ziehen; es lag hier kein Anlass vor, der aus einer allge meinen Unzufriedenheit heraus entstanden ist. Ähnliches ist zu beobachten nach der Niederlage der Lakedaimonier ge gen die Thebaner in der Schlacht bei Leuktra, als die siegreichen Trup pen ins lakedaimonische Staatsgebiet vordrangen. Immer wieder stellten sich Perioiken auf die Seite der einfallenden Feinde. So erklärten Be wohner der nordlakonischen Grenzstadt Karyai (an der direkten Einfall straße nach Sparta), dass es für die Thebaner mit keiner Gefahr verbun den sei, in Lakedaimon einzufallen; Bürger aus Karyai böten sich als Führer an und einige versicherten, die Perioiken würden zu den Siegern abfallen, wenn die Thebaner im Land seien, da sie jetzt schon den Spar ten die Hilfeleistungen verweigerten993. Wer diese τίνες των περιοίκων waren, darüber schweigt Xenophon. Für E. David994 liegen in der Weige rung der Perioiken, für Sparta zu kämpfen, erste Anzeichen einer Rebellion
vor. Er sieht hier den Beginn einer aktiven „anti-Spartan policy" (was
hier wohl „anti-spartiatisch" bedeutet): Die Bürger von Karyai handeln eigenständig. Auch beim Weitermarsch nach Süden und bei der Belage rung von Gytheion, Spartas wichtigstem Hafen mit den Schiffswerften, traten vereinzelt Perioiken auf die Seite der Thebaner995. Dass gewiss n
'cht alle freiwillig überliefen, beweist das Schicksal der Stadt Sellasia:
De
r eindringende Teil der Feinde τους τη δέ κατοικούντας άπέστησε των
^Xen. Hell. VI 5, 25 «s J f " . E.f Revölutionary Agitation in Sparta after Leuctra. Athenaeum 68 1980. 301\ Xen. Hell. VI 5, 32; Xen. Hell. VII 2, 2 verweist nochmals auf den Abfall von Peno.ken ach d e r Schlacht bei Leuktra; ebenso Xen. Agesilaos II, 24.
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Λακδαχμονίων996, man brachte die Bewohner dazu, von den Lakedaimoniern abzufallen; Xenophon schildert dies wesentlich drastischer: Sellasia wurde geplündert und in Brand gesteckt997. Überwiegend ist an den maßgeblichen Stellen von τίνες των περιοίκων die Rede, bisweilen von πολλών περιοίκων, einmal wird auf eine Stadt, Sellasia, verwiesen, einmal auf πολλών δε περιοικίδων πόλεων , wobei der Be griff πολλών mehr als verwaschen und nicht dazu verwendbar ist, konkre te Schlüsse zu ziehen. Die Perioiken, die sich auf Epameinondas' Seite stellten, stammten allesamt aus Gemeinden, die entlang des Weges la gen, den der thebanische Feldherr beim Vordringen nach Lakedaimon einschlug. Ob das Motiv dieser „Überläufer" tatsächlich darin begründet lag, dass man jetzt eine „anti-spartiatische" Politik betreiben wollte, darü ber kann man kontroverser Ansicht sein. So behauptet E. David998, nach Leuktra und während der Invasion der Thebaner habe es „eine Welle re volutionärer Bewegungen" in Sparta gegeben. Als Anzeichen für eine Rebellion sieht er die Weigerung von Perioiken, für Sparta zu kämpfen. Er interpretiert dies nicht als spontanes Einlenken, sondern als organi sierte Aktion, für die die Perioiken Führer aus den eigenen Reihen ein gesetzt haben. Damit hätten Gruppen von Perioiken begonnen, unab hängig zu handeln999. Doch es ist zu einfach, hinter dem Verhalten der Perioiken eine generelle Rebellion derselben gegen die Spartiaten zu sehen. Gerade aus der beschriebenen Situation heraus, nach der Nie derlage der Lakedaimonier bei Leuktra, während der siegreiche Feind mit seinen Truppen das Land durchzieht, ist es eine allzu natürliche Reaktion, aus der prekären Lage der von der Eroberung bedrohten Orte jeweils das für jeden Beste zu machen, mit dem Sieger zu kooperieren, 'DiodorXVW, 1. Xerv Hell. VI 5t 27.
997
™> [ £ £ ' l· R e v o ^ t J o n a r y Agitation in Sparta after Leuctra. 299. David, E.,a. a. O. 301.
295 um die eigenen Gemeinden vor einer eventuellen Zerstörung zu schüt zen. Die Perioikenpoleis agieren hier ohne Zweifel unabhängig, eigen ständig, sie organisieren sich selbst, versuchen nicht, sich dem Feind entgegenzustellen und für den Staat Lakedaimon zu den Waffen zu grei fen, sondern sich selbst zu erhalten. Die „Gemeindevorstände" handeln hier im besten Sinne verantwortungsvoll für ihre Poleis. Dies könnte durchaus den Anschein erwecken, dass die Perioikengemeinden doch nicht so fest in den Gesamtstaat eingebunden waren, dass sie sich selbst zu dessen Wohl aufgaben. Doch - wie erwähnt - entsprang dieses Verhalten einem von der Vernunft diktierten Selbsterhaltungstrieb. In den literarischen Quellen lässt sich kein Indiz finden, aus dem sich ein ande res Motiv für die Hinwendung zu den Thebanern herauslesen ließe. Die einzige Quellenstelle, in der man explizit eine Art „Befreiungsstre ben" der Perioiken erkennen kann, ist Strabon 8, 5, 5 p. 364/365 C und weist in die Spätphase des lakedaimonischen Staates, in den Anfang des 2. Jh. v. Chr.: 'Ρωμαίοις προσέθεντο πρώτοι οι περίοικοι, τυραννουμένης της Σπάρτης. Die Perioiken schließen sich den Römern an, trennen sich von Sparta, dessen Herrschaft als Tyrannis charakterisiert wird, ein Bild, das die Sicht der Nicht-Lakedaimonier jahrhundertelang geprägt hat. Den historischen Hintergrund hierfür bilden die Vorgänge während des Krieges zwischen Rom und Nabis von Sparta um Argos. Als 195 v. Chr. T. Quinctius Flamininus die Südküste Lakoniens mit der Flotte angriff, ergaben sich die an der Küste liegenden Perioikengemeinden ohne Wi derstand, mit Ausnahme von Gytheion. Zudem wurden noch weitere Pe rioikenpoleis aus dem Staatsverband Lakedaimon gelöst, um Spartas Macht zu beschneiden. Nabis behielt seine Herrschaft, diese blieb aber weitgehend auf Sparta beschränkt. Pausanias nennt folgende Orte, die für den Staat Lakedaimon verloren waren: Gytheion, Teuthrone, Las, Pyrrhichos, Kainepolis, Oitylos, Leuktra, Thalamai, Alagonia, Gerenia,
296 Asopos, Akriai, Boiai, Zarax, Epidauros Limera, Prasiai, Geronthrai, Ma rios1000 (bis auf Geronthrai und Marios allesamt Gemeinden an der Küs te); ursprünglich seien es 24 gewesen, aber die Römer hatten einige Städte zurückgegeben. Mit dem Verlust der Küstenstädte, denen derlakedaimonische Staat es verdankte, dass er mit der Zeit sich auch zu ei ner Seemacht entwickeln konnte, musste Nabis gewaltige Einbußen hin nehmen. Diese Gemeinden waren die reichsten Einnahmequellen durch den Handel und auch die Seeräuberei, und von dort kamen die besten Soldaten1001. In den Perioikengemeinden war durch die jahrhundertelan ge Beteiligung am Gesamtstaat Lakedaimon, durch all die Kräfte, die sie permanent eingebracht hatten, mit Sicherheit das Selbstbewusstsein gewachsen. Den führenden Männern in den Perioikengemeinden war gewiss nicht entgangen, dass die „Regierung" in Sparta durchaus auf sie angewiesen war, sowohl in wirtschaftlicher Hinsicht1002 als auch ganz besonders deswegen, weil die Perioiken das Heer schlagkräftig erhiel ten1003. In Kenntnis dieser Fakten und angesichts der drohenden Erobe rung durch die Römer, die den Gemeinden durch mögliche Zerstörungen große Verluste gebracht hätte, stellte sich für die lakonischen Küsten städte die Frage nicht mehr, wie sie sich entscheiden sollten: Sie erga ben sich und entgingen damit einer möglichen Zerstörung: Zu der kom munalen Eigenständigkeit, die die Perioiken jahrhundertelang im Staat der Lakedaimonier bereits besessen hatten, kam nun die volle politische Selbständigkeit einer griechischen Polis. Doch bei der Entscheidung der Perioikengemeinden, sich von Sparta zu trennen, spielten sicherlich mehrere Aspekte eine Rolle. Lakedaimon war für die Perioikengemeinden als Großmacht nützlich, als unterworfener ™ Paus. 11121,7. 1002 V ^ H ^ 9 , 1003
R E Ul A
' <1929) 1«38.
Val S ü H 3 S ! ? p i t e l " D i e wirtschaftliche Situation", vgl. dazu das Kapitel „Die Einbindung in das Heer.
297 Staat weniger; hier konnte man sich in der Selbständigkeit mehr Nutzen erhoffen. Auch ein „Nationalgefühl", auf den Spartiatenstaat bezogen, war wohl nicht vorhanden, auf der anderen Seite jedoch ein wachsendes Selbstbewusstsein; die Perioikengemeinden waren sich vermutlich bewusst, dass ein Staat Lakedaimon allein aus Spartiaten und Heloten nicht bestehen konnte; die Perioiken hätten die Spartiaten durchaus un ter Druck setzen können, wenn sie ζ. Β. mittels eines „Generalstreiks" den Heeresdienst verweigert hätten. Zudem waren die Gemeinden in der Regel wirtschaftlich unabhängig, manche konnte man sogar als reich bezeichnen1004. Dass diese nun erworbene Eigenständigkeit durchaus positive Aspekte brachte, zeigt die Entwicklung so mancher Gemeinde in der römischen Zeit1005. Alle bisher zum Komplex „Perioikenrebellion" beigebrachten Quellenstel len entbehren jeglicher Evidenz, dass es sich vor 195 v. Chr. um ein grundsätzliches Aufbegehren der Perioiken gegen die Spartiaten handel te; dies zeigt sich auch gerade darin, dass diese Aktionen in den literari schen Quellen jeweils nur kurz und in wenigen Sätzen Erwähnung fin den. Mit Sicherheit hätten diese Ereignisse größere Resonanz bei den antiken Autoren hervorgerufen, wenn dadurch die Existenz des lakedaimonischen Staates gefährdet gewesen wäre. Neben diesen Unternehmungen, deren gemeinsames Kennzeichen es war, dass sie als Resultate äußerer Einflüsse zustande kamen, wird in den Quellen eine Episode herausgestellt, die aus dem Inneren des Staa tes Lakedaimon erwachsen ist, „an extremely dangerous revolutionär attempt"1006,
und
über die relativ detaillierte Beschreibungen vorliegen,
hauptsächlich bei Xenophon, Hell. III 3, 6-10: die sogenannte Verschwö1004
Siehe dazu die Einzelbeschreibungen, vor allem zu Epidauros ümera S. 55 ff., Boiai S.76ff.,AsoposS.96ff. biehedazu die Einzelbeschreibungen der Gemeinden. David, E., The conspiracy of Cinadon. Athenaeum 67,19/3- <w-
298 rung des Kinadon1007. Noch im ersten Regierungsjahr des Königs Agesilaos (398-361 v. Chr.) wurde den Ephoren eine Verschwörung ange zeigt, die von einem Mann namens Kinadon ausging und an der offen sichtlich verschiedene
Bevölkerungsgruppen
des
lakedaimonischen
Staates, unter anderem Perioiken, mitbeteiligt waren. Die Informationen, die die Ephoren erhielten, beruhten auf den Aussagen eines nicht näher bezeichneten Mannes, der ohne Zweifel in die Verschwörung involviert war, wie die Einzelheiten zeigen, die er den Ephoren mitgeteilt hatte; als „Kronzeuge" erhoffte er sich vermutlich, nicht in eine Strafaktion mitein bezogen zu werden. Der Informant berichtete, Kinadon habe ihm erklärt, dass man die Spartiaten generell als Feinde betrachten solle, sowohl die in der Stadt als auch die auf den Landgütern, wo es jeweils einen Feind, den Gutsherrn (τον δεσπότην1008), gebe. Verbündete seien jedoch in gro ßer Zahl vorhanden (συμμάχους ... πολλούς1009), die Anführer der Ver schwörung seien mit πάσιν και εϊλωσι και νεοδαμώδεσι και τοις ύπομείοσι και τοις περιοίκοις im Einvernehmen1010. Sogar die Art der Bewaffnung wurde offengelegt: Die im Heer Dienenden waren selbstverständlich mit Waffen ausgestattet1011, zudem standen auf dem Eisenwarenmarkt die verschie densten Geräte und Waffen zur Verfügung1012, außerdem besaßen die Handwerker Werkzeuge, die als Waffen eingesetzt werden konnten1 . Nach dem Zeitpunkt gefragt, wann die Verschwörung losbrechen solle, erhielten die Ephoren die Auskunft, dass den Verschwörern mitgeteilt
Xen. Hell. III 3,6-10; Aristot. Pol. 1306b, 33-35; Polyainos II 14,1. Dazu auch Jehne, MM Die Funktion des Berichtes über die Kinadon-Verschwörung inXenophons Hellenika, Hermes 123,1995, 166-174 (mit weiterer Literatur). 1008 Xen. Hell. III 3, 5. 1009 Xen. Hell. III 3, 5. Ι'10 Xen. Hell. III 3,6. °" Xen. Hell. III 3, 7. 02 Xen.HelUII3,7. 1013 Xen.HelUII3,7.
299 war, man solle sich in Bereitschaft halten1014. Daraufhin leiteten die be sorgten Ephoren sofort Gegenmaßnahmen ein: Sie hielten Rat mit ein zelnen Geronten, und man fasste den Entschluss, Kinadon zunächst un ter einem Vorwand aus der Stadt Sparta zu entfernen: Sie sandten ihn mit einem Auftrag nach Aulon (eine Perioikenpolis im Grenzgebiet zwi schen Messenien und Elis); da er derartige Befehle schon öfter für die Ephoren ausgeführt hatte, würde er keinen Verdacht schöpfen. Als Be gleitung gaben sie ihm Männer mit, die ihn in Aulon verhaften und seine Mitwisser feststellen sollten. Dies wurde in die Tat umgesetzt, Kinadon verhaftet, eine Liste der Verschwörer nach Sparta gesandt und die dort Beteiligten ebenfalls verhaftet1015. Um zu begreifen, wie es dazu kommen konnte, dass in dem nach außen hin perfekten Staatsgebilde, das in seiner inneren Struktur bis zum Ende des 5. Jh. v. Chr. reibungslos funktionierte, plötzlich Personen hervortra ten, die sich zum Ziel gesetzt hatten, sich gegen die δμοιοι (die mit allen bürgerlichen Rechten Ausgestatteten) aufzulehnen, muss man die Le bensumstände dieser Zeit näher betrachten. Mit dem Peloponnesischen Krieg hatten gewisse Veränderungen in der Lebensweise in den Staat Lakedaimon Einzug gehalten. Durch die permanenten kriegerischen Auseinandersetzungen war es unumgänglich geworden, in hohem Urn ing auch „Nicht-Gleiche" ins Heer einzugliedern, nicht nur Perioiken, die bindest seit den Perserkriegen ein fester Bestandteil des lakedaimonischen Heeres waren, sondern auch Heloten, denen für den Fall des Erfolges die Freiheit zugesagt wurde1016, oder auch Hypomeiones, ehe malige Spartiaten, die zwar die Syssitienbeiträge nicht mehr leisten konnten, aber dennoch imstande waren, die Hoplitenausrüstung zu fi1014 ν
, .
,0, Xen. Hell. III 3. 7. , Λ β η . Hell. 1113,9-11. _ h Thrakien gezogenen Heloten J So geschehen im Jahr 421 v. Chr.: Die mit Brasidas ^ J ^ a W · * * (Thuk. V wurden mit der Freiheit beschenkt und als Neodamoden in Lepreon a a
300
nanzieren. Den lakedaimonischen Soldaten, die nun auch in Einsatzge bieten außerhalb der Peloponnes operierten, eröffneten sich neue Per spektiven. Zum einen gab es zahlreiche Möglichkeiten für ehrgeizige Personen, sich durch diverse Einzelaufträge zu profilieren, zum anderen lernten die Lakedaimonier auch fremde, freizügigere Lebensweisen ken nen und brachten gewaltige Mengen an Kriegsbeute mit nach Hause, die die Reichtümer in Lakedaimon erheblich vermehrten. Zudem flössen ge gen Ende des Peloponnesischen Krieges nicht unerhebliche Geldmittel für Söldner und Flotte von Seiten der Perser nach Sparta1017, die das be stehende Gleichgewicht im gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Be reich unter den όμοιοι zerstörten. Der Reichtum häufte sich in den Hän den weniger an, die soziale Kluft wurde immer größer; dies zeigte sich darin, dass in der Mitte des 3. Jh. v. Chr. nur noch 100 von 700 Spartiaten einen ganzen Klaros besaßen1018. Erschwerend kam hinzu, dass die jenigen, die sich im Krieg Meriten erworben hatten, zu Hause nicht mehr Rechte genossen als zuvor. Eine Integration herausragender Persön lichkeiten in den „allgemeinen'1 Kreis der όμοιοι war zunehmend schwie riger geworden1019. So ist es nicht verwunderlich, dass innerhalb der Stadt Sparta bei vielen Bewohnern sich Unzufriedenheit breitmachte und es nur noch jemandes bedurfte, der den Stein zu einer Revolte ins Rol len brachte. Die Quelle, die sich am intensivsten mit dieser Verschwörung auseinan dersetzt, ist Xen. Hell. III 3, 4-11. Xenophon kann so ausführlich berich ten, weil er beste Beziehungen zu den Lakedaimoniern hatte, gerade auch zu König Agesilaos, dem er in Freundschaft verbunden war1020. Er nennt Details und Anführer, aber auch die Reaktion und die geheime AkIOIIX? 1 * 1019
daz
Clauss
·
" Shrenberg, RE IIIA 2 (1929) 1400 (mit Quellenangaben). M
-
s
Parta- 78.
Bestes Beispiel hierfür ist Lysander. Dazu Ehrenberq, RE III A2 (1929) 1400 ff. (mit Quel lenangaben). * So David, E., The Conspiracy of Cinadon. 244.
301
tion der Ephoren. Informationen, an die er als Außenstehender so nicht gelangen konnte. Daher kann er auch aus dem Gespräch zwischen den Ephoren und dem Denunzianten die beteiligten Gruppen genau benen nen: πασιν συνειόέ\χιι και εϊλωσι και χτοίκιμιόδεσι και τοϊς ύπομεΐοστ και τοις περίοικοι;1021. Auch dass es nicht an Waffen fehlt, erfahren die Ephoren (und damit auch Xenophon): Die im Heer dienenden Männer besitzen Waffen, Kinadon schließt sich hier mit ein (ημών ... δπλα κεκτήμεΟα1022), woraus man erkennen kann, dass sowohl er selbst als auch Männer aus den genannten Gruppen als Hopliten im Heer standen. Die anderen können Waffen auf dem Eisenwarenmarkt finden, wobei auch einfache Werkzeuge (οβελίσκο»;, πελεκεις. άςίνας, δρέπανα1023) als Waffen möglich waren. Trotz der sorgfältigen Planung, die der Denunziant hier offenlegt, ist es nicht angebracht, dahinter eine großangelegte Offensive der Perioiken zu sehen. Die Bemerkung Kinadons, auch sämtliche Perioiken seien be teiligt, ist übertrieben. Da der ganze Vorgang sich in Sparta abspielte, könnten höchstens Perioiken aus dem Nahbereich oder solche, die sich zu dem Zeitpunkt in Sparta aufhielten, gemeint sein. Der Zusatz πασιν dürfte hier vielmehr eine psychologische Aufgabe erfüllen: Wenn „alle" zusammenwirken, ist ein Misserfolg ausgeschlossen. Drahtzieher der Verschwörung war Kinadon „ούτος δ' ήν και το είδος νεανίσκος και την ψυχην εύρωστος, ού μέντοι των ομοίων"1024. Große geisti ge und körperliche Kräfte zeichneten ihn aus (man möchte fast an die Beschreibung Catilinas bei Sallust denken1025), offensichtlich lebte er in der Stadt Sparta, gehörte aber nicht der Gruppe der δμοιοι an. Als einer CerHypomeiones versuchte er, auch andere „unterprivilegierte- Gruppen I^Xen. Hell. III 3, 6. , 102 1M
Xen.HelUII3,7. Xen. Hell. III 3, 7. Xen. Hell. III 3, 5. sallust, De coniuratione Catilinae, 5 , 1 .
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(Neodamoden und Heloten) auf seine Seite zu ziehen, darunter auch die Perioiken, um gegen die „herrschende Elite" zu revoltieren1026. Kinadons Ziel lautet seiner eigenen Aussage nach μηδενός ήττων εΐναι έν Λακεδαίμονι1027. Diese Formulierung ist so allgemein gehalten, dass sie einer näheren Betrachtung unterzogen werden muss. Bezieht sich das „niemandem nachstehen" darauf, dass er zu mehr Reichtum gelangen wollte, oder darauf, politisch „vollwertig" zu sein, also denselben Status einzunehmen wie die Spartiaten, die όμοιοι? Kinadon gehörte zu den Personen, die schon vielfach dem Staat Dienste geleistet hatten, ohne dafür - seiner Meinung nach - hinreichend Aner kennung gefunden zu haben. Er stand im Heerr hatte auch schon öfter für den Staat, sprich für die Ephoren, Aufträge der Art ausgeführt1028, wie sie ihm jetzt erteilten, um ihn aus Sparta wegzulocken. Offensichtlich waren sein Angriffspunkt die Spartiaten, die er als „Feinde" bezeichnete, möglicherweise hatte er auch die Ermordung prominenter Spartiaten im Sinn, vielleicht sogar die des Agesilaos1029. Eventuell war die NichtAnerkennung seiner Verdienste ein Argument dafür, die Verschwörung zu initiieren; und da eine derartige Unternehmung für eine Einzelperson, auch wenn sie noch so ambitioniert war, nicht durchführbar war, suchte ersieh Verbündete. Der zweite Anführer, der Seher Teisamenos (möglicherweise ein Nach komme des Sehers Teisamenos, dem vor der Schlacht bei Plataiai das spartanische Bürgerrecht zuerkannt worden war 1030 ), hatte gewiss auch Grund zur Unzufriedenheit, da sein Bruder den Familienklaros geerbt Sh ,e !!ü 'P y» G - Perioikos: The Discovery of Classical Lakonia. 224 f. ,027 Xen. Hell. III 3, 11. Treffend bemerkt Aristoteles, Pol. 1306 b, 33-35, dass Aristokratie Ungerechtigkeit
102Θ80[Ί3^ W ö n n e i n M a n n μιίι ^ΒτέΧΛ τ ώ ν τιΜών, οίον Κινάδων. Xen. Hell. III 3, 8: Kinadon sollte in Aulon einige Bewohner verhaften, außerdem Heloten ίο» o nd d , e s c h o n s t e F r a u dort, die allen Männern den Kopf verdreht. 1030 5 ° C a r t , e d 9 e . P.. Sparta and Lakonia. 274. Cartledge, P. Sparta and Lakonia. 275.
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hatte, und er selbst somit nicht imstande war, die Beiträge zu den Syssitien zu leisten; damit war er aus der Gruppe der όμοιοι ausgeschlossen, er gehörte zu den Hypomeiones. Für ihn hätte dasselbe Ziel gelten kön nen wie für Kinadon. Was sich die verschiedenen sozialen Gruppen, die mitbeteiligt waren, erhofften, kann nur vermutet werden. Die Hypomeio nes und die Neodamoden sahen vielleicht die Möglichkeit, durch die Be seitigung der Spartiaten eine Um- und Neuverteilung der Besitztümer der Spartiaten zu erreichen und dadurch ihre eigene Vermögenslage zu ver bessern. Im Unklaren muss bleiben, wie nach einem erfolgreichen Aus gang der Verschwörung die Struktur des politischen Systems ausgese hen hätte. Ob es nur um persönlichen Reichtum oder etwa die Partizipa tion an der Herrschaft ging, muss Spekulation bleiben. Was die Heloten zur Mitwirkung bewegte, ist klar: Sie lockte die in Aussicht gestellte Frei heit. Wie die Gruppe der Perioiken hier in den Zusammenhang der Verschwö rung einzuordnen ist, ist nicht ohne weiteres zu erkennen. Kinadon weiß sich in Übereinstimmung auch mit „allen" Perioiken; doch wie sollte es ihm gelingen, „alle" Perioiken auf seine Seite zu bringen? E. David1031 ist der Auffassung, dass sich die Beziehungen zwischen Sparta und den Perioiken seit dem Peloponnesischen Krieg verschlechtert hatten. Die Stimmung sei zunehmend feindlicher geworden, da die Bürden des Krie ges immer schwerer geworden seien, doch die Anerkennung dafür aus geblieben sei. Es ist nicht nachvollziehbar, worauf E. David seine Vermu tungen stützt. Es gibt keine Belege in den literarischen Quellen, auch die Vorkommnisse nach Leuktra, das freiwillige Überlaufen einiger Perioiken (von „ganzen Gemeinden" ist nirgends die Rede) zu den Thebanern, können hier nicht als Beweis für Abspaltungstendenzen herangezogen werden (s. o. S. 293/294). Es mag durchaus sein, dass vereinzelte Pe1031
David, E., The Conspiracy of Kinadon. 248.
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rioiken, die sich zu der fraglichen Zeit in Sparta aufhielten, aufgrund der Versprechungen Kinadons und der nötigen Propaganda gegen die Spar« tiaten damit liebäugelten, sich dieser Bewegung anzuschließen. Doch objektiv betrachtet sind nirgends Bestrebungen der Perioiken erkennbar, gegen die Spartiaten zu rebellieren. Die Perioiken, die in ihren Gemein den unabhängig schalten und walten konnten und auch wirtschaftlich zum großen Teil nicht schlecht gestellt waren 1032 , sahen sich den Spar tiaten gegenüber vermutlich nicht in einer so minderrechtlichen Stellung wie die Hypomeiones, die in Sparta lebten. In der Forschung wird der Vorgang um Kinadon unterschiedlich bewer tet. Während E. David1033 hier eine gefährliche Unternehmung gegen die Spartiaten sieht, beurteilt J. F. Lazenby1034 dieses Geschehen als ein ephemeres Ereignis, das sich so jeden Tag hätte abspielen können, eine kurze Episode ohne Tiefgang: Auf dem Markt von Sparta tummelte sich ein buntes Publikum wie in vielen anderen Städten, der σίδηρος sei ein ganz gewöhnlicher Eisenwarenmarkt, kein zentrales Waffenlager (da die Hauptwaffen der Hopliten, die Speere fehlten). Hier wird eine Stadt ge zeigt, wie es auch anderswo hätte sein können. Zum Zeitpunkt der Kinadon-Veschwörung (Anfang 4. Jh. v. Chr.) ist nicht zu erkennen, dass sich in den Beziehungen zwischen Spartiaten und Pe rioiken ein Wandel vollzogen hätte. Die sozio-ökonomischen Verände rungen, die sich im Lauf der Zeit immer mehr verstärkten, betrafen über wiegend die Spartiaten und die in Sparta lebenden Bevölkerungsgrup pen. Das Auseinanderklaffen von Reichen und Verarmten, die in die Gruppe der Hypomeiones abrutschten, wurde immer größer. Auch traten zunehmend ambitionierte Einzelpersonen in den Vordergrund, die inner halb der Spartiatengemeinde eine größere Rolle spielen wollten oder 1032
Vgl. dazu die Kapitel „Die wirtschaftliche Situation44 und „Die rechtliche Stellung". 1034 uavid E., The Conspiracy of Kinadon. 239-259 Lazenby, J. F., The Conspiracy of Kinadon Reconsidered. Athenaeum 85, 1997, 447.
1033
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den Königen als Konkurrenz erwuchsen (Beispiel Lysander1035). Die Perioikengemeinden blieben davon unberührt. Einzig feststellbar ist, dass im Verlauf der Zeit, aufgrund der Abnahme der Spartiatenzahl, immer mehr Perioiken in den Heeresverband eingegliedert wurden (neben der Anwerbung von Söldnern), um die Heeresstärke aufrecht erhalten zu können. Wie wichtig die Perioikenpoleis für Sparta waren, zeigt die Ent wicklung bis in die Zeit des Nabis (Ende 3./Anfang 2. Jh. v. Chr.). Sparta war auf die Perioikengerneinden angewiesen (s. o. S. 295 f.). So kann man als Resultat festhalten, dass es sich bei allen erwähnten Episoden zur Problematik der „Perioikenerhebungen" jedes Mal um klei nere Operationen handelte. Für die Beteiligung ganzer Gemeinden feh len die Nachweise, die Quellen sprechen immer nur von „einigen Perioi ken". Diese sporadischen Aktionen konnten in keiner Weise an der Sta bilität des Staatssystems rütteln und die grundsätzliche Loyalität der Pe rioiken in Frage stellen.
Zur Rivalität zwischen Agesilaos und Lysander vgl. Xen. Hell. III 4,
307
C. 6. Interaktionen zwischen Sparta und seinen Perioikengemeinden C. 6.1. Die Perioiken und das Königtum „Die Perioiken, ... f blieben das, was alle Dorier vorher gewesen waren, Untertanen der heraklidischen Königshäuser"1036. Zu dieser Aussage passt die Ansicht von U. Kahrstedt, der die Perioikenstädte und Sparta durch die Könige in einer Personalunion verbunden sieht: Gefolgschaft auf der einen Seite und Schutz auf der anderen Seite seien Bestandteile eines förmlichen Vertrages gewesen1037. Doch einen Beweis für derarti ge Verträge zwischen Sparta bzw. den Königen und den einzelnen Po leis liefert er nicht, diese These muss weiter Spekulation bleiben. Th, Lenschau verfolgt den Gedanken der direkten Beziehungen zwi schen Perioiken und Königen weiter, indem er damit versucht, eine Er klärung für das Doppelkönigtum zu finden1038. Dieses Phänomen könne sich ergeben haben durch den Zusammenschluss zweier Staaten oder Stämme, von denen jeder ein eigenes Königshaus hatte; so seien mögli cherweise die Agiaden ein achaisches und die Eurypontiden ein dori sches Geschlecht. Der Zusammenschluss der beiden Linien scheint sich zu bestätigen durch das Zusammenwachsen von Amyklai als Hauptort der achaischen Vorbevölkerung mit Sparta, dem dorischen Eroberer staat1039. Ein potentielles Indiz dafür könnte man in den Namen innerhalb der Königshäuser erkennen: Bei den dorischen Eurypontiden erscheint immer wieder als Namensbestandteil der Begriff - δαμος (Archidamos, Zeuxidamos, Damaratos, ...), bei den Agiaden die homerisch-achaische Bezeichnung - λαός (Labotas, Archelaos, Agesilaos, ...)· Lässt sich dar aus konstruieren, dass das eurypontidische Königshaus für die Spartia1036
Lenschau, Th.f Die Entstehung des spartanischen Staates. Klio 30,1937,282. Kahrstedt, U„ Griechisches Staatsrecht 1. Sparta und seine Symmacnie. 7ö n. Lenschau, Th., Agiaden und Eurypontiden. RhM 88,1939,123-146. 1039 Vgl. dazu das Kapitel „Die Entstehung der Perioikengemeinden", S. 226 f. 1037
1038
308
ten „zuständig" war, das andere für die Perioiken, die zum großen Teil der vordorischen Bevölkerung, den Achaiern, angehörten? Belege dafür gibt es nirgends, denkbar wäre es vielleicht für die frühe Zeit der Vereini gung von Sparta und Amyklai, das damit allerdings spartiatisch wird. Für die klassische Zeit trifft es sicherlich nicht zu; dies hätte ein Übergewicht des agiadischen Königshauses bedeutet, da die Zahl der Perioiken die der Spartiaten weit übertraf. Seit der Mitte des 6. Jh. v. Chr., nach der Eroberung der Thyreatis und der östlichen Seite der Parnonhalbinsel und damit mit der Ausdehnung des lakedaimonischen Staates über das ge samte Lakonien, erstreckten sich die Kompetenzen beider Könige über οί Λακεδαιμόνιοι, die Spartiaten und Perioiken einschließen, wobei der maßgebliche Bereich die Heerführung war. Die Ansicht, dass es allein den Königen vorbehalten war, die Perioiken zu Kriegszügen aufzubie ten1040, ist mit nichts zu untermauern. In der archaischen Zeit war es na türlich die Aufgabe der Könige, die Aufgebote ergehen zu lassen, sowohl an die Spartiaten wie auch an die Perioiken; mit der „Machtübernahme" des Ephorats ging diese Aufgabe an die Ephoren über, zahlreiche Bei spiele dokumentieren dies1041; dafür, dass weiterhin die Könige die Pe rioiken aufboten, fehlen jegliche Belege. Die von U. Kahrstedt angeführte Passage Thuk. V 5, 54, 1, die Lakedaimonier seien πανδημεί ausgezo gen, „ohne dass sie selbst und die Städte, aus denen sie geschickt war en, wussten, wohin es ging", ist sicherlich kein Beweis dafür, dass diese Mobilmachung von den Königen allein ausging und das Kontingent nur aus Perioiken bestand. Allein die Begriffe οί Λακεδαιμόνιοι und πανδημεί widersprechen dem: Λακεδαιμόνιοι umfasst sowohl Spartiaten als auch Perioiken, auch in πανδημεί sind beide Bevölkerungsgruppen enthal-
So Lenschau, Th., Die Entstehung des spartanischen Staates. Klio 30,1937, 281. So Xen. Hell. III 5, 6; IV 2, 9; V 3, 13; V, 4, 47; V 6, 10; VI 4, 17.
309 ten1042. Ebenso besagt Isokrates, Panathen. 180, die Perioiken müssen sich an Feldzügen, die der König führt, zusammen mit den Spartiaten beteiligen, nicht, dass die Perioiken zu Hause bleiben, wenn kein König das Kommando führt. Nachweislich waren Perioiken auch bei Unter nehmungen zugegen, bei denen kein König, sondern ein Spartiate die Führung innehatte1043. Einen interessanten Aspekt in diesem Zusammenhang wirft H. Michell auf: Bestand vielleicht für die Perioiken die Möglichkeit, sich bei Proble men mit der „Staatsmacht" (siehe Isokrates, Panathen. 181, die Ephoren können willkürlich im Perioikengebiet eingreifen) an die Könige zu wen den? Er gibt selbst die Antwort darauf: „If the perioici had the right of appeal straight to the crown, we should probably have heard of it. It is unlikely that Aristotle would have overlooked so important an item of constitutional law"1044. Dies wäre nur denkbar, wenn sich die Hypothese Kahrstedts beweisen ließe, dass die Perioikenpoleis in direkten Verbin dungen zu den Königen gestanden hätten. Und doch scheint es intensivere Beziehungen zwischen den Perioiken und den Königen gegeben zu haben. So berichtet Xenophon, dass im Perioikengebiet „Krongüter eingestreut 1045
waren: γήν τε εν πολλαΐς των περιοίκων πόλεων εξαίρετον
rv
. Diese
τέμενοι stammen möglicherweise aus der Einwanderungszeit der Lakedaimonier in die Peloponnes und der Landnahme Lakoniens; in den er oberten Gebieten wurde ein Teilbereich des Landes als „Ehrengabe" den Königen zugesprochen1046. Wenn Xenophon betont, dass dieses Land ,M2
Zur Mobilmachung Momigliano, Α., II re di Sparta e le leve dei Perieci. Athenaeum 22, 1934. 255 f. Thuk. VIII 2 2 , 1 ; Xen. Hell. V 2, 24. 10)6Michell, H., Sparta. 72. m
So sieht es wohl Link, St., Der Kosmos Sparta.10 in Anlehnung an Xen. Lak. Pol.15 3-5 wo von den γέρα, den Ehrenanteilen der Könige an den geopferten Tieren d.eι R e « M » und zugleich von dem Land der Könige in den Perioikenstädten, ebenso von den Ehren,
310 für die Könige εν πολλαΐς der Perioikenpoleis lag, zeigt das, dass nicht alle davon betroffen waren; hätten die Könige in allen Gemeinden Besitz gehabt, hätten sie die wirtschaftlichen Bedingungen für so manche klei nere Perioikengemeinde verschlechtert; dies konnte nicht im Interesse des lakedaimonischen Staates liegen, der stets auf die Loyalität seiner Perioiken angewiesen war, vor allem derer, die im Heer dienten (deren Grundlage für den Heeresdienst einigermaßen ertragreiche Landgüter waren). Wo diese Güter der Könige lagen, ist nicht expressis verbis dargestellt, vermutlich jedoch in den fruchtbaren Landstrichen Lakoniens; denkbar sind hier die Ebene von Geronthrai, das Hinterland von Prasiai und Boiai, Teile in der überaus fruchtbaren Ebene Leuke, eventuell das Hin terland von Gytheion. J. Christien und Th. Spyropoulos vermuten auch in der Thyreatis das Vorhandensein von Königsland (diese „Krongüter" sei en das Symbol für die Einheit des Staates Lakedaimon)1047; ihrer Ansicht nach war das Land, das 431 v. Chr. an die Aigineten gegeben wurde1048, kein Perioikenland, sondern Landbesitz der Könige im Perioikengebiet. Da jedoch alle Quellenstellen zur Vergabe des Landes an die Aigineten „oi Λακεδαιμόνιοι" als Handelnde ausweisen, nicht die Könige, müsste es nach dieser These den „Lakedaimoniern" möglich gewesen sein, Land,
die den Königen sonst noch zustehen (die Könige erhalten bei den Syskenien die dop pelte Portion, sie dürfen sich zwei Zeltgenossen, die Pythier, wählen, sie erhalten aus je dem Wurf einer Sau ein Ferkel, alle erheben sich vor den Königen außer die Ephoren). Ebenso berichtet Herodot VI, 56 über die den Königen zufallenden Ehren: Sie bekleiden die Priesterämter des Zeus Uranios und des Zeus Lakedaimonios; sie dürfen Krieg ge gen jedes beliebige Land führen; sie erhalten eine Leibwache von hundert erlesenen Männern im Krieg; von jedem geopferten Tier bekommen sie Fell und Rücken; ihnen wird bei öffentlichen Mahlen die doppelte Portion zugeteilt; sie haben die Entscheidung über unverheiratete Erbtöchter und über die öffentlichen Wege. Alles in allem liegen die Privilegien der Könige mehr im gesellschaftlichen als im politischen Bereich. Zur Rolle der Könige siehe auch Thomas, C G., On the Role of the Spartan Kings. Historia 23, 1974.257-270. Christien, J./Spyropoulos, Th., Eua et la Thyreatide - Topographie et Histoire. BCH 109, 1985.460. Thuk. II27, 2; IV 56, 2; Diodor XII44, 3; Paus. II 29, 5.
311
das den Königen gehörte, an andere Personen zu verteilen; dies alles scheint doch recht zweifelhaft zu sein; und da dieses „Königsland" nach Xenophon εξαίρετος aus dem Perioikengebiet ist, kann es doch wohl nicht von der Landvergabe betroffen gewesen sein. Die Frage, wer diese Ländereien bewirtschaftete, ist nicht leicht zu be antworten. Da es in manchen Perioikengebieten nachweislich Heloten gab1049, waren diese möglicherweise mit der Bearbeitung der „Krongüter" beauftragt. Wurden diese Güter von Perioiken agrarisch genutzt1050, hat ten diese dafür mit Sicherheit an die Könige einen gewissen Pachtzins zu entrichten, vermutlich in Form von Abgaben aus den erwirtschafteten Erträgen; wie hoch dieser Pachtzins war, ist nicht bekannt. Xenophon, der einzige Gewährsmann für die „Krongüter", äußert sich zu dieser Fra ge nicht. Ob der βασιλικός φόρος, den Piaton (Alkibiades I 123 a) er wähnt, dieser Pachtzins war oder eine Sondersteuer, die nur die Perioi ken zu zahlen hatten, ist nicht eindeutig zu fassen. St. Link erwähnt eine Passage bei Ephoros, der behauptet, dass die Pe rioiken ursprünglich den Spartiaten gleichgestellt gewesen seien, dass aber König Agis I. ihnen diese Gleichheit genommen und sie gezwungen habe, Abgaben „an Sparta" zu leisten1051. Daher - so Link - sei mit der Möglichkeit zu rechnen, dass Ephoros (um die Unterdrückung zu zeigen) die Abgaben in Steuern umgemünzt habe, „Abgaben, die sie seit alters an die spartanischen Könige geleistet haben dürften"1052. Die Abgaben «an Sparta" sind sonst nirgends belegt. B. Niese1053 und G. Busolt1054 sind der Ansicht, der βασιλικός φόρος sei mit der Pacht identisch, 1049
Xen. Hell. I 2, 18; Thuk. VII 26. 2; Xen. Hell. III 3, 6/8. Dazu vgl. auch S. 339, Fußnote 1153 ,0M Link.' St.. Der Kosmos Sparta. 10; Larsen, J. A. O., RE XIX1 (1937) 821; Clauss. M.. 105 Sparta. 109. ™FGrHist.70F117. t L l 5 k · St- Der Kosmos Sparta. 10. m Niese. B.. Die lakedämonischen Periöken. GGN 1906.105. Busolt, G., Griechische Staatskunde. 665.
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U. Kahrstedt1055 vertritt die Meinung, dieser φόρος wurde von allen Lakedaimoniern eingebracht, es war somit keine besondere Abgabe der Perioiken. In diesem Sinne äußert sich auch J. Ο. Α. Larsen, für eine be sondere Steuer gebe es keinerlei Belege1056. Steuern, so St. Link, flös sen dem Staat zu, nicht etwa den Beamten, Ephoren oder Königen1057. Arist. Pol. 1271 b 10 f. kennt Steuern, die von den Spartiaten bezahlt werden mussten (er berichtet an derselben Stelle, dass die Steuermoral der Spartiaten ziemlich schlecht ist). Also bleibt festzuhalten, dass Steuern an den Staat Lakedaimon auch von den Spartiaten geleistet werden mussten, und dass kein Grund besteht, eine Sondersteuer für die Perioiken anzunehmen. Eine drückende Steuerlast hätte vermutlich die Loyalität der Perioiken beeinflusst. Als Fazit bleibt: Es ist nicht nachweisbar, dass die Perioiken in einem besonderen Verhältnis zu den lakedaimonischen Königen gestanden hätten. Die in das Gebiet der Perioiken eingestreuten „Krongüter" belegen nicht, dass diese in besonderer Weise den Königen unterworfen waren, eine Sondersteuer an die Könige lässt sich nicht beweisen. Die Teilnahme an den Trauerfeierlichkeiten für die Könige bezeugt nicht eine besondere Beziehung zwischen Perioiken und Königen, die Perioiken nahmen da ran teil als „Lakedaimonier"1058, auch die Führung des Heeres umfasste οι Λακεδαιμόνιοι, schloss also die Perioiken ebenso ein wie die Spartia ten.
Kahrstedt, U., Griechisches Staatsrecht I. 15 1 Larsen, J. A. O., RE XIX1 (1937) 821. Link, St., Der Kosmos Sparta. 10 Herod. VI 58, 2/3.
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C. 6.2. Verbindungen durch den Kult in den Perioikenpoleis Ein integratives und Verbindungen schaffendes Element auch im lakedaimonischen Staat bildete der Kult. Die Perioikengemeinden verehrten in der Regel die gleichen Gottheiten wie die Spartiaten und auch die an deren Griechen; und wie es in Griechenland überall üblich war, bekamen die Götter auch in den Perioikenpoleis bisweilen eine spezifische Epiklesis zugewiesen, die in besonderer Beziehung zur jeweiligen Gemeinde stand. Die oftmals extreme Randlage und bisweilen auch Abgeschie denheit brachten es mit sich, dass sich in den Perioikenstädten lokale Kulte ausbilden konnten; auffällig erscheint hierbei, dass immer wieder Relikte der Religion aus vordorischer Zeit zu erkennen sind, was im Ein zelnen noch näher zu belegen sein wird. Zahlreiche Festlichkeiten und Kultfeiern1059, häufig verbunden mit musi schen und sportlichen Wettkämpfen, ließen Spartiaten und Perioiken mit einander in Kontakt treten. Da jeder Grieche grundsätzlich Zugang zu jedem Heiligtum in Griechenland hatte, war es natürlich auch den Perioi ken möglich, die bedeutenden Feste in Sparta zu besuchen. Ausnahmen bildeten die Mysterienkulte (ζ. Β. der Demeterkult), bei denen nur die Mysten, die Eingeweihten, Zutritt zu den Zeremonien hatten, oder spezi ell im Falle des lakedaimonischen Staates die Leonidaia (ein Fest zu Eh ren des Leonidas), an dem nur Spartiaten die Teilnahme erlaubt war1060. Doch kultische Festlichkeiten oder Agone fanden nicht nur in Sparta statt, auch das Perioikengebiet war miteingebunden, und selbstverständ1059
m
Meine Ausführungen hierzu beschränken sich auf diejenigen religiösen und tatechen Ereignisse, die in literarischen Quellen und Inschriften eindeutige B e z ^ n u n 9 e ^f p c n r i ^ Spartiaten und Perioiken erkennen lassen, die großen spartanischen IFestew» a.e Gymnopaidien, Hyakinthien oder Kameen übergehe ich, da das eigentliche Thema n.er die Kulte der Perioikengemeinden sind. ,.kpflrc hoi p.-tniai ein Paus. II114, 1 erwähnt neben dem Grab des Pausanias, d e s " ™ f * ™ * " J J J J ™ Denkmal des Leonidas, und für diesen eingerichtet * ™ & ^ Ϊ ^ ^ Χ Spartiaten teilnehmen durften. Dazu auch IG V1. 660: die Stadt ehrt den Heroen Leon,
314 lieh konnten Spartiaten sich beteiligen, wie es sich ζ. Β. bei Karyai zeigt, wenn spartiatische Mädchen dort zu Ehren von Artemis Tänze aufführ ten1061. Einen wertvollen Einblick in diesen Bereich - die Verbindung von Spartiatenland und Perioikengebiet - gewährt die Inschrift auf der sogenannten „Damonon-Stele"1062. Diese Inschrift wurde in zwei Teilen gefunden, der erste Stein im Kloster der 40 Märtyrer (siehe die Einführung zu IG V 1 , 213, S. 72), der zweite Stein in den Ruinen des Tempels der Athena Chalkioikos (Athena Poliouchos) in Sparta; diese Inschrift lässt sich von ihrem Inhalt her in vier Abschnitte einteilen: a) die Zeilen 1 bis 34 nennen die Siege eines gewissen Damonon bei verschiedenen Festen1063, b) die Zeilen 35 bis 49 behandeln die Siege seines Sohnes Enymakratidas, c) die Zeilen 49 bis 65 erwähnen Damonons Siege als Kind, d) die Zeilen 66 bis 96 führen die Siege Damonons und seines Sohnes zur Zeit von bestimmten Ephoren auf. Die Agone, in denen Damonon und sein Sohn sich auszeichneten, wa ren Wagenrennen und Laufwettbewerbe1064. Die Namen der auf der SteVgl. dazu die Beschreibung von Karyai, S. 173 f. Tillyard, H. J. W., Laconia. I. Excavations at Sparta, 1907. § 10 Inscriptions. New portion of the Damonon Inscription. ABSA 13,1906/07, 174-182: Bericht über den Fund des zweiten Steines der Inschrift und Diskussion über strittige Passagen und Erklärungsver suche hinsichtlich der genannten Festwettkämofe. Abqedruckt ist die gesamte Inschrift in IGV1.213. Die Zeilenzählung erfolgt nach IG V1, 213; die hochgestellten Ziffern weisen die jeweili gen Zeilen in der Originalfassung auf. Als Laufwettbewerbe fanden statt: ό δόλιχος der Lauf durch die lange Rennbahn: ein Lauf, bei dem die Ausdauer gefragt war; über die Strecke gibt es unterschiedliche Meinungen: Die Distanz bewegt sich zwischen 7 und 24 Stadien (vgl. Jüthner bzw. Hultsch, RE V (1903) 1282/1283,); ό δόλιχος παίδων der lange Lauf der Kinder, ό δίαυλος ein doppeltes Stadion, d. h. die Rennbahn wird zweimal durchlaufen (die Länge ist jeweils unterschied lich, je nachdem, welches Maß man für das Stadion ansetzt; die Länge beträgt zwischen 162 und 210 m. Vgl. Decker, W., DNP 3 (1997) 534 bzw. DNP 11 (2001) 887) und τό aiaöiovdie Rennbahn wird einmal durchlaufen.
315
le erwähnten Feste geben Aufschluss darüber, zu wessen Ehren und auch wo - gewisse Gottheiten sind mit bestimmten Orten verbunden - sie gefeiert wurden. Im Folgenden werden die einzelnen Abschnitte näher analysiert, ausge hend vom griechischen Originaltext.
Δαμόνον νικάΐιας
2
άνέθεκε Αθαναία[ι] ταύτα, hat' ούδές
5
3
Πολιάχοι
πέποκα τον νυν
6 Τάδε ένίκαίιε Δαμόνο[ν] τοι αυτό τεθρίππο[ι] αυτός άνιοχίον· εν Γαιαρόχο τετράκιν, 10 και Αθαναία τετ[ράκιν], ΚέλειΛύνια τετρά[κιγ]
Die erste Zeile weist die Inschrift als Weihegeschenk an die Göttin Athena Poliachos (Poliouchos) aus, die auf der Akropolis von Sparta ihr Hei ligtum hatte1065. Drei kultische Ereignisse werden in diesem Abschnitt aufgeführt, bei de nen Damonon mit seinem Viergespann jeweils viermal siegreich war. Das erste war ein Fest zu Ehren des Gottes Poseidon Γαιαρόχος, dessen Kult nur in Lakonien heimisch war1066. Sein Heiligtum lag südlich von Sparta gegenüber von Therapne1067, für dessen heiligen Bezirk Xenophon einen Hippodrom, in dem Wagenrennen stattfanden, bestätigt
^Paus.11117,2. IG V1P 213, Ζ 9, 5 1 , 83, 92; dazu Nilsson, Μ. P., Griechische Feste. 65. Paus. III 20, 2. Xen. Hell. VI 5, 30.
316 Die Άθάναια gehören ohne Zweifel der Athena Poliachos (Poliouchos) und wurden in Sparta gefeiert; dass hierbei die Ephoren, die obersten Beamten des Staates, die Opfer voltzogen, ist ein Beleg dafür, dass die Athena Poliouchos einen „politischen Charakter" besaß1069, hier also wohl ein Staatskult vorliegt, betreffend den gesamten Staat Lakedaimon. Teilnehmer und Besucher des Festes waren natürlich Spartiaten, aber auch Perioiken, vermutlich in höherem Maß Perioiken aus Gemeinden, die in der näheren Umgebung Spartas lagen; für die Perioiken aus den Randgebieten, speziell aus den Gemeinden an den Küsten war jeder Besuch in Sparta mit Schwierigkeiten verbunden, da große Strecken über relativ hohe Gebirgszüge zurückgelegt werden mussten, ein As pekt, der auch schon im Zusammenhang mit dem Handel und dem Heer miteinbezogen wurde 1070. Für die Αθάναια sind Wagenrennen und Wett läufe bezeugt1071, ebenso eine πομπή mit Waffen 1072 . Ein weiteres Fest, die Έλευΐιύνια1073, führt ebenfalls nach Sparta1074. Die „Eleusinia" stehen möglicherweise mit dem Demeter-Kult von Eleusis in Verbindung1075. Demeter besaß im Spartiatenland am Taygetos ein Hei ligtum1076. Für dieses Fest sind ebenfalls Wagenrennen belegt1077. Die Έλευΐιύνια könnten eine Beziehung zu der bei Pausanias erwähnten Pro zession haben, die die Frauen von Helos nach Sparta zum Eleusinion1078 unternahmen. Bei diesem Festzug führten sie ein Bild der Köre, der
1069
Nilsson, Μ. Ρ., Griechische Feste. 90 f. I™ V g l ' d a z u d i e K a P ' t e l «D'e wirtschaftliche Situation" und „Die Einbindung in das Heer". 1071 IG V1, 213, Z.10, 65, 69, 72, 76, 80 1072 Polyb. IV 35. |™ IG V1, 213, Z. 7 und 11; Έλευύνια Ζ 31. 1 74 Der Name ist nicht eindeutig geklärt, Hesych. ν. Ελευσίνια schreibt: ein Wettkampf für Demeter bei den Lakonen. D a z u Ni,sson Ion > Μ · ρ · . Griechische Feste. 334 f. und Wide, S., Lakonische Kulte. 175 ff. 1076 Paus. III 20, 5. 1077 IGV1,213 f Z. 7, 11. 1078 Zum Eleusinion siehe auch Stibbe, C. M„ Das andere Sparta. 58-68.
317 Tochter Demeters mit sich1079, das sie ins Eleusinion in Therai (im Taygetos) brachten. Demeter Eleusinia ist eine „alte peloponnesische Göttin aus der achäischen Zeit"1080, in Lakonien und Arkadien gab es eine ein heimische Göttin namens Eleusinia1081 und in vielen Fällen ist sie ver bunden mit Poseidon, so ζ. Β. in Helos, wo der Demeter-Kult zwar nicht direkt, aber durch den Kult der Köre, der Tochter Demeters, indirekt be legt ist; die Verehrung von Demeter (auch in Verbindung mit Poseidon) findet sich vorwiegend in Ansiedlungen, die sich auf die vordorische Zeit zurückführen lassen, so auch in den Perioikengemeinden Hippola, Gytheion und Tainaron auf der Taygetoshalbinsel in Lakonien und Aigila in Messenien1082. Die in den Zeilen 12/13 und 18/19 erwähnten Feste führen aus dem Spartiatenland in das Perioikengebiet:
12
Και ΠοΙιοίδαια Δαμόνο[ν]
Και Ποίιοίδαια Δαμόνον
ένίκε Ιιέλει και ό κέλε[ξ] Ιιαμά αυτός άνιοχίον 15
[έ]νίκε Θευρίαι όκτάκιν 20
αυτός άνιοχίον εν -
ένεβοΐιαις Μπποις
ΙιεβοΙιαις Ιιίπποις
Ιιεπτάκιν εκ τάν αυτό
εκ ταν αύτο Μππον
Ιήππον κέκ το αύ[τ]ό 1ιίππ[ο].
κέκ το αυτό ηίππο.
Nilsson, Μ. Ρ., Griechische Feste. 335 vermutet in den Eleusinien und dem Festzug ein Frauenfest. Ungewöhnlich erscheint mir in diesem Zusammenhang, dass für die Eleusi nien Wagenrennen belegt sind. Die Wagenrennen könnten sich herleiten aus der Ver bindung von Demeter und Poseidon (dem Pferdegott), die vielfach nachgewiesen ist. Meines Erachtens kann es deshalb kein reines Frauenfest gewesen sein, da a a s t e n die Wettkämpfer auf den Wagen Frauen hätten sein müssen. Oder aber es handelte sicn um zwei verschiedene Feste, möglicherweise eine Verbindung der Pohoidaia in Helos (Wagenrennen) über die Pompe von Helos zum Eleusinion, wo dann die Eleusinia (als Frauenfest) gefeiert wurden (dann wäre dem Steinmetz ein Versehen unterlaufen, als er für die Eleusinien Wagenrennen einmeißelte). 1080 Wide, S„ Lakonische Kulte. 176. 1081 Nilsson, Μ. Ρ., Griechische Feste. 334. 1082 Wide, S., Lakonische Kulte. 172 ff.
318 Genannt sind hier die Ποίιοίδαια, ein Fest zu Ehren von Poseidon, einmal in Lakonien, in Helos1083, südlich von Sparta an der Eurotasmündung in den lakonischen Golf, zum anderen in Thuriai, einer Perioikengemeinde in Messenien. An beiden Orten startete Damonon bei Wagenrennen1084, die er als Sieger beendete (in Helos siebenmal, in Thuriai achtmal). Die Form Ποίιοίδαια weist in die vordorische Vergangenheit zurück1085. Während jedoch in Helos für Poseidon bis jetzt kein Heiligtum oder heili ger Bezirk identifiziert ist (weder literarisch noch archäologisch), ist das Poseidon-Heiligtum von Thuria sicher nachgewiesen durch Votivgaben mit Inschriften aus dem 6. Jh. v. Chr. und durch Keramik1066. Die veran stalteten Wagenrennen weisen darauf hin, dass Poseidon hier in engem Zusammenhang mit Pferden zu sehen ist1087; dadurch lässt sich erken nen, „dass Poseidon in dem südlichen Peloponnes Pferdegott war wie in Arkadien, wo der Kult des Poseidon Hippios verbreitet ist"1088. S. Wide sieht in den Poseidonkulten ein Zeugnis der älteren griechischen Wan derungen, seiner Ansicht nach sind die Kulte vorhomerisch, ja vordo risch, da bestimmte Namen, die mit dem Poseidonkult zusammenhän gen (Gaiaochos, Alalkomeneis, Glaukopis) in älteren Gesängen als for melhafte Wendungen gebraucht wurden1089. Die folgenden Zeilen der Inschrift nennen ein Fest, das in keiner anderen Quelle erwähnt und auch sonst nirgendwo in anderen griechischen Re gionen bekannt ist.
Helos ist als Perioikengemeinde für die klassische Zeit nachgewiesen bei Thuk. IV 54,4; Xen. Hell. Vi 5, 32; auch Shipley, G., Spartan Territory in the late Classical and Hellenistic Periods, ABSA 95, 2000, 367-390 (hier 377), aber es werden auch Zweifel daran ge äußert (vgl. dazu die Einzelbeschreibung zu „Helos" S. 133, Fußnote 374). IG V1, 213. Z. 15,17,21. Nilsson, M. P.f Griechische Feste. 67 und Wide, S., Lakonische Kulte. 47. Cartledge, P., Sparta and Lakonia. 193. Deutungsversuche: Wide, S., Lakonische Kulte. 38 ff., und Nilsson, Μ. P., Griechische Feste. 65 f. Nilsson, Μ. Ρ., Griechische Feste. 65. Wide, S„ Lakonische Kulte. 39.
319 Κέν Αριοντίας ένίκε 25
Δαμόνον όκτάκιν αυτός άνιοχίον ένΡιεβόΙιαις Ιηπποις εκ ταν αύτο hmjiov κέκ το αύτο Ηίππο και
30
ho κέλεξ ένίκε 1ια[μα].
Für das Fest der Αριόντια (Zeile 24) existieren keinerlei Indizien, wo es stattgefunden haben könnte. Damonon trug auch hier bei Pferderennen acht Siege davon. Hypothesen bringen dieses Fest mit dem Demeterkult in Verbindung1090, eine Zuweisung ins Spartiatenland oder Perioikengebiet ist nicht möglich.
31
Και Έλευίτύνια Δαμ[ό]νο[ν] ένίκε αυτός άνιοχίον ένΙιεβοΗαις Ιιίπποις τετράκιν.
Diese Zeilen, die wiederum auf Έλευΐιύνια (Zeile 31) verweisen, beenden den ersten Teil der Inschrift; auch bei diesem Fest hatte Damonon vier Siege im Wagenrennen errungen. Zu den erwähnten Festen sind nur die Wettkämpfe belegt, über weitere Kultausübungen ist nichts bekannt. Der zweite Abschnitt ist zweigeteilt, die Zeilen 35 bis 49 belegen Siege von Damonons Sohn Enymakratidas, der in verschiedenen Laufwettbe werben der Knaben des Öfteren erfolgreich gewesen war.
dazu Ziehen, RE III A2 (1929) 1462 und Wide, S., Lakonische Kulte.
320
35 Τάδε ένίκαίιε Ένυμα[κρατίδ-]
άμέρας Ιιαμά ένίκον.
[ας]· πρατ[ος π]αίδον δολ[ιχόν] [Λιθ]έΙιία και κέλεξ μια[ς]
40
Και Παρπαρόνια ένίκε 45
Ένυμακρατίδας παιδας
[άμέρ]ας \\αμ[ά] έν[ίκ]ον.
στάδιον και δίαυλον
[Και ...] εβ . ν [Ένυμακρατί -]
και δολιχόν και ό κέ[λεξ]
[δας εν] Άριοντ[ί]α[ς ένίκε]
μιας άμέρας Ιιαμα ενικέ.
δόλιχο [ν] και ho κέλεξ μιας Genannt sind hier die Λιθέΐηα (Zeile 37), die Αριόντια (Zeile 40) und die Παρπαρόνια (Zeile 44). Die Αριόντια wurden bereits im ersten Abschnitt erwähnt. Die Lithesien als Fest sind - ebenso wie die Ariontia - allein auf der Damonon-Stele nachgewiesen, über die Ausübung des Kultes ist über die erwähnten Laufwettbewerbe hinaus (nachweisbar durch die Zei len 36, 54/55, 60/61) nichts bekannt. Die Epiklesis „Lithesios" ist offen sichtlich dem Apollon Maleatas zugehörig1091, eine gesicherte Interpreta tion ist nicht möglich. Laut S. Wide könnte man an die großen Steine denken, welche oft mit Sühnungen in Verbindung gebracht wurden1092. Verschiedene Ansatzpunkte einer Zuordnung bieten sich für die Παρπαρόνια, bei denen Enymakratidas als Sieger in Wettläufen hervor ging. Die Entstehung dieses Festes geht vermutlich auf ein historisches Ereignis zurück und fand ursprünglich wohl in der Thyreatis, im nördli chen Grenzgebiet Lakoniens zur Argolis hin, statt. Von Plinius d. Ä. wird „Parparos" als Berg in der Argolis erwähnt1093. Am Fuße dieses Berges hat sich möglicherweise der Platz befunden, an dem der legendäre Kampf der „Dreihundert gegen Dreihundert" statlge1091
Zum Begriff: Wide, S., Die lakonischen Kulte. 92 f.; außerdem Steph. v. Byz. ν. Λιθησιος, ό Απόλλων έν τω Μαλέα (λίθω) προσιδρυμένος έκεΐ. 1092 Dazu siehe Wide, S., Lakonische Kulte. 92 f. 1093 Plin. nat. hist IV 17
321
funden hatte 1094 . Diese Auseinandersetzung, die in Zusammenhang mit der Eroberung der Thyreatis durch die Lakedaimonier im Jahr 546 v. Chr. steht, ist südlich des heutigen Berges Zavitsa lokalisiert, an einem Ort, der Parparos hieß und der auch durch schriftliche Quellen belegt ist1095. Ob das Fest „Parparonia" seinen Namen allein vom Ort her ablei tet, ist nicht mit Sicherheit zu bestimmen. Denn es existiert eine Inschrift, in der eine Gottheit genannt ist, der dieses Fest hätte gelten können: Man fand einen kleinen Bronzestier, datiert um 500 v. Chr., mit der Auf schrift Η Ε Λ Ι Κ Ι Σ
ΑΝΕΘΕΚΕ
ΠΑΡΠΑΟ 1096 . Dieser „ParpaoM ist keine all
gemein-griechische, wahrscheinlich eher eine lokale, womöglich auch vordorische Gottheit, die mit dem Berg Parparos in enger Verbindung steht1097. Für die „Parparonia" sind nicht nur gymnische Agone, sondern auch musische Darbietungen bezeugt; dies belegt Athenaios XV 678, b/c: ΘΥΡΕΑΤΙΚΟΙ : οΰτω καλούνται τίνες στέφανοι παρά Λακεδαιμονίοις, ως φησι Σωσίβιος εν τοις περί Θυσιών, ψιλίνους αυτούς φάσκων νυν όνομάζεσθαι, δντας έκ φοινίκων, φέρειν δ' αυτούς υπόμνημα της εν Θυρέα γενομένης νίκης τους προστάτας των αγομένων χορών εν τη έορτη ταύτη, δτε και τάς Γυμνοπαιδιάς έπιτελούσιν. χοροί δ' είσίν γ', ό μεν πρόσω παίδων, 6 δ' έκ δεξιού γερόντων, ό δ' εξ αριστερού ανδρών, γυμνών όρχουμένων και φδόντων Θαλήτα και Αλκμάνος άσματα και τους Διονυσοδότου του Λάκωνος παιάνας . Nach Athenaios' Schilderung tragen an diesem Fest die Leiter der drei auftretenden Chöre Kränze, genannt „θυρεατικοΓ, im Gedenken an die sen in der Thyreatis errungenen Sieg. Er beruft sich hierbei auf Sosibios, einen lakedaimonischen Schriftsteller (etwa von 250 bis 150 v. Chr.), der dieses Fest in einen direkten Zusammenhang mit den Gymnopaidien bringt, die in Sparta stattfanden. Hier erhebt sich die Frage, ob die „Par-
m
Genaue Ausführungen zum Austragungsort der Schlacht siehe Phaklaris, Ρ.. Η μάχη της &υρέας(546π. Χ.)· Horos 5, 1987, 101-119. 1097SEG35,1985,3O2. Dazu Phaklaris, P.f a. a. O. 115-117.
322
paronia" ebenfalls in Sparta gefeiert wurden und nicht in der Thyreatis; dann hätten sie zeitlich mit den Gymnopaidien zusammenfallen müssen, da sonst der Hinweis auf die Leiter der auftretenden Chöre keinen Sinn ergäbe. Einen zumindest nachvollziehbaren Erklärungsversuch bietet M. Nilsson: die „Parparonia" sind ursprünglich in der Thyreatis, am Ort der siegreichen Schlacht, gefeiert worden; als aber nach der Niederlage der Lakedairnonier bei Leuktra im Jahr 370/369 v. Chr. dieses Gebiet an die Argolis abgetreten werden musste, war es nicht mehr möglich, die ses Erinnerungsfest dort abzuhalten. Wahrscheinlich fand es seit dieser Zeit in Sparta statt, möglicherweise in einem engen zeitlichen Zusam menhang mit den Gymnopaidien1098; für seine Zeit hat Sosibios somit recht. P. Phaklaris1099 bietet einen anderen Lösungsansatz: Bei Xerokampi (dem Ort Parparos) fand die Verehrung des Parparos statt, der in der historischen Zeit mit Apollon gleichgesetzt wurde. Die Identifikation von Parparos mit Apollon rechtfertigt die Einordnung eines Teiles des Festes der Parparonia (nämlich der chorischen Agone) in die Gymnopaidien, die in Sparta zu Ehren Apollons gefeiert wurden. Es ist nicht leicht, einen der Interpretationsansätze zu favorisieren; aus beiden jedoch ist heraus zulesen, dass mit der Verehrung des Parparos Spartiatenland und Perioikengebiet verbunden sind und auch hier, wie bei bereits erwähnten Festen aufgezeigt, der Kult einer vordorischen Gottheit gehört.
Dazu Nilsson, M. P.. Griechische Feste. 141, Anmerkungy 5 und Ziehen, RE III A2 (1929) 1510. Phaklaris, P., a. a. O. 117.
323
Και Δαμόνον 50
στάδιον και δίαυλον.
ένίκε παις ιόν εν Γαίαροχο στάδιον και
Και Δαμόνον ένίκε 60
[δί]αυλον.
στάδιον και δίαυλον.
[Κ]αί Δαμόνον ένίκε
55
παις ιόν Λιθέΐιια
Και Δαμόνον ένίκε
παις ιόν Λιθέίπα
πα ΐ ς
στάδιον και δίαυλον.
στάδιον και δίαυλον
Και Δαμόνον ένίκε
65
βν Παρπαρόνια
και Αθάναια στάδιον.
παΐς ιόν Μαλεάτεια
Die Zeilen 49 bis 65 gehören wieder den Erfolgen Damonons, und zwar denjenigen, die er als Knabe bei verschiedenen Wettkämpfen feiern konnte. Bereits besprochen sind das Fest für den Poseidon Gaiaochos (Z. 51), die Lithesien (Z. 54/60), die Parparonia (Z. 58) und die Athanaia (Z. 60). Neu erwähnt sind die Maleateia (Z. 57), ein Fest zu Ehren des Apollon Maleatas. Zu den Maleateia gehörten Laufwettbewerbe über verschie dene Distanzen (Z. 57: genannt sind Stadion und Diaulon1100). Eine Zu ordnung zu einem Ort ist nicht einfach. Den „Maleatas" findet man in Selinus, in Tyros (in der Thyreatis) und in Prasiai1101, in Orten, die an der Ostküste der Parnonhalbinsel liegen, in einer Region, die ursprünglich »Maleatis" hieß. S. Wide sieht allerdings hinter dem Namen „Maleatas" keine Verbindung zu einem bestimmten Ort, sondern eine alte chroni sche Gottheit, die von Apollon verdrängt worden ist1102. Möglicherweise haben in einer der genannten Gemeinden die Wett kämpfe stattfinden können, denkbar wäre hier Prasiai (der größte der drei Orte). Aber auch in Sparta selbst ist die Verehrung des Maleatas 1100 ν/ ι
,
.
vgl. dazu S. 314, Fußnote 1064. 1 1 e G V I , 927, 929, 929c. Wide, s., Lakonische Kulte. 92 f.; so auch Ziehen, RE IIIA 2 (1929) 1460.
324
bezeugt1103, wo er zusammen mit Ge genannt wird, was wiederum auf die chthonische Gottheit verweist; so ist auch Sparta als Veranstaltungs ort möglich. Außer den Wettkämpfen, die auf der Stele bezeugt sind, lie gen keine Quellen vor, die auf die weiteren Kultausübungen hinweisen könnten. Der Schlussteil der Damonon-Stele zählt Siege auf, die Damonon und sein Sohn bei weiteren Festen Athanaia und έν Γαιαρόχο errungen hat ten. Die Bedeutung dieses letzten Segments der Inschrift zeigt sich vor allem in der Nennung der Ephoren; damit sind Anhaltspunkte zur Datie rung gegeben. 66
70
75
80
Υπό δε Αριστη έφορον
Ύπό δε Έχεμένε έφορο[ν] τάδε ένίκε Δαμόνον*
τάδε ένίκε Δαμόνον
Άθάναια ένΐιεβόΐιαις
έν Γαιαρόχο ένΐιεβόΐιαις
Ιιίπποις αυτός άνιοχίον
[1ι]ίπποις αυτός άνιοχίον
και ό κέλεξ μιας
85
[κ]αι ho κέλεξ μιας άμέρας
άμέρας Ιιαμά ένίκε, και
[1ι]αμα ένίκε και ho Ιιυιός
ho Ιιυιός στάδιον Ιιαμα
στάδιον και δίαυλον και
ένίκε . Ύπό δε
δολιχόν μιας άμέρας
Εΰιππον έφορον τάδε
ένίκον πάντες Ιιαμά .
ένίκε Δαμόνον Άθάναια
90
Υπό δε Έχεμένε έφορον
ένΐιεβόΐιαις Ηίπποις
τάδε ένίκε Δαμόνον
αυτός άνιοχίον και
έν Γαιαρόχο ένΐιεβόΐιαις
ho κέλεξ μιας άμέρας
Ιιίπποις αυτός άνιοχίον
Ιιαμα ένίκε, και ho Ιιυιός
[κ]αί ό Ιιυιός στάδιον κα[ί]
στάδιον Ιιαμά ένίκε.
95
[δίαυλον και δολιχόν μιας] [άμέρας ϊιαμά ένίκε].
Paus. II112, 8.
325
Die Inschrift ist datiert in das 5. Jh. v. Chr. In den Zeilen 66, 75, 81 und 90 sind Ephoren namentlich aufgeführt, die in der Ephorenliste für die Jahre 431-404 v. Chr. bei Xen. Hell. II 3, 10 nicht erscheinen. So kommt H. J. W. Tillyard1104 zu dem Schluss, dass die Inschrift wohl vor oder nach dem Peloponnesischen Krieg entstanden ist. Die Tatsache, dass Damonon und sein Sohn Läufe über längere wie auch über kürzere Dis tanzen ausführten, ist für Tillyard ein Beleg dafür, dass die Inschrift in die Mitte des 5. Jh. v. Chr. gehört. Eine Spezialisierung in den Disziplinen und gezieltes Training dafür gab es erst mit dem Läufer Dromeus, der in die Mitte des 5. Jh. v. Chr. datiert ist. In eine andere Richtung argumen tiert P. Poralla: Pausanias VI 2r 1/2 zählt die lakonischen Olympioniken auf, wobei für die Jahre 420-400 bzw. 396 v. Chr. keine vorhanden sind, dafür diesen Zeitraum die Lakedaimonier von den Olympischen Spielen ausgeschlossen waren 1105 . Daraus folgert er, dass die Siege Damonons und seines Sohnes in diesen Zeitraum fielen, d. h. die Inschrift würde in die Zeit nach 404 v. Chr. gehören. Beide sind sich so weit einig, die In schrift in die zweite Hälfte des 5. Jh. v. Chr. zu setzen, doch lässt dieses Ergebnis einen Spielraum von etwa 50 Jahren zu. Die Differenzierung der Laufdisziplinen in der Mitte des 5. Jh. v. Chr. (Tillyards Ansatz) kann auch später beibehalten worden sein, und Poralla erklärt nicht, warum die Wettkämpfe nicht auch vor dem Jahr 420 v. Chr. stattgefunden ha ben könnten (das Fehlen der Lakedaimonier bei den Olympischen Spie len zwischen 420 und 396 v. Chr. ist m. E. kein eindeutiger Beleg). Die im gesamten Zusammenhang interessante Frage, ob Damonon Spartiate oder Perioike war, ist aus der Inschrift selbst nicht zu beantwor ten, ein entsprechender Zusatz fehlt War er Spartiate, so ist es nicht be fremdlich, dass er eine Ehrenstele in einem Tempel in Sparta aufstellen 1104 1105
Tillyard, H. J. W., Laconia. Excavations at Sparta. ABSA13,1906/07.181 f. Thuk. V 50; Xen. Hell. III 2, 2 1 ; Paus. VI 2,1-3.
326
ließ. Poralla führt in seiner Prosopographie Damonon nicht eindeutig als Spartiaten auf, d. h. er hätte nach Poralla durchaus auch Perioike sein können. War Damonon Perioike, dann gehörte er zweifelsohne, da er offensichtlich eigene Pferde besaß, zur vermögenden Schicht, die für die Perioikengemeinden durchaus belegt ist1106. Hätte Damonon auf seine Heimatstadt verwiesen, wäre das Problem gelöst; vielleicht aber war das in seinen Augen nicht nötig, er sah sich als Bürger des Staates Lakedaimon, so wie es auch bei den großen Spielen üblich war, dass Perioiken und Spartiaten als οί Λακεδαιμόνιοι auftraten. Wie die Damonon-Stele zeigt, gab es zahlreiche kultische Ereignisse, verbunden mit Agonen, die das Perioikengebiet mit dem Spartiatenland in Beziehung brachten. Die genannten Feste (εν Γαιαρόχο, Athanaia, Pohoidaia, Eleuhinia, Ariontia, Lithesia, Parparonia und Maleateia) fanden nicht nur in Sparta selbst statt, die Verbindungen erstreckten sich sozu sagen über ganz Lakonien: im Osten bis in die Thyreatis und nach Prasiai, in Mittellakonien bis nach Helos, im Westen bis nach Thuriai in Messenien. Die in den Perioikengebieten stattfindenden Festivitäten mit ihren Wettkämpfen sind ein Beleg nicht nur dafür, dass hier geordnete Verwaltungsstrukturen vorhanden sein mussten1107, die in eigener Ver antwortung von den Perioiken dieser Gemeinden aufrechtzuerhalten waren, sondern auch dafür, dass das Perioikengebiet nicht einen herme tisch von den Spartiaten abgetrennten Raum darstellte. Verschiedene Kulte führten durch Prozessionen vom Perioikengebiet ins Spartiatenland, aber es gab auch solche, bei denen dieselben Gottheiten in Perioikengemeinden und ebenso in Sparta verehrt wurden; Feste konnten persönliche Beziehungen schaffen, und wenn es nur das Zu sammentreffen der Festbesucher war. Da an den großen panhelleni-
1107Vgl' d a Z U d a s K a P ' t e l - D i e wirtschaftliche Situation", S. 257 ff. Vgl. dazu das Kapitel „Die rechtliche Stellung", S. 283 ff.
327
sehen Spielen sowohl Spartiaten als auch Perioiken teilnehmen konnten, wird man es als selbstverständlich erachten können, dass auch beide Bevölkerungsgruppen an den innerhalb des Staates Lakedaimon statt findenden Agonen beteiligt waren. Neben der Damonon-Stele existiert eine zweite Inschrift, die über ein bis jetzt nicht näher definiertes Fest, die „Hekatombaia", ebenfalls Spartiaten und Perioiken in Verbindung bringt. Diese Inschrift1108 wurde auf der Akropolis von Geronthrai, einer Perioikengemeinde östlich von Sparta, ent deckt. [δεύτερος—νικάσ-] ας στάδιο[ν και δίαυ-] λον, τρίτος Ιιαμα δίαυλ[ον], τέταρτος ται Ιιεκατόμβαι τός πέντε δό λιχος τριετέρες έόν νικεΐ· τάι δ'αλλαι στάδιον και δίαυλον και δόλιχον και τός πέν τε δόλιχος και τον Ιιοπλίταν νικει Ιιαμα. Die Tafel mit der Inschrift ist ohne Zweifel eine Votivgabe1109, niederge legt von einem siegreichen Athleten (Läufe über verschiedene Distan zen) im Tempel des Apollon auf der Akropolis. Die Gestaltung des In halts erinnert an die Damonon-Stele. Datiert ist die Inschrift in das zweite Viertel des 5. Jh. v. Chr., ob sie einem Spartiaten oder Perioiken gehört, 1109
Auslli'hrungen hierzu Tillyard, H. J. W., Laconia. II. Geraki. 3. Inscriptions. ABSA 11. 1904/05, 108/109.
328
ist schwierig zu bestimmen. Die Worte ΤΡ1ΕΤΕΡΕΣ ΕΩΝ scheinen gewis se Anhaltspunkte zu bieten. H. J. W. Tillyard sieht hier einen zusam menhängenden Begriff und in dem intervokalischen Sigma ein Indiz da für, dass die Inschrift von einem Perioiken stammt, gibt allerdings zu be denken, dass die Bedeutung von ΤΡΙΕΤΕΡΕΣ ΕΩΝ nicht zweifelsfrei ge klärt ist, und somit die Zuordnung lediglich eine Vermutung bleibt1110. J. Bingen1111 vertritt eine andere Theorie: Er erkennt in der genannten Buchstabenkombination τριετηρης εων einen Eiren im dritten Jahr, weist also auf die Einteilung der spartiatischen Jugend in Altersklassen1112 hin; das könnte ein sicherer Hinweis dafür sein, dass die Inschrift von einem Spartiaten veranlasst wurde. Ist der Sieger Perioike und die Bezeich nung ΤΡΙΕΤΕΡΕΣ tatsächlich eine Zuordnung zur Gruppe der Eirenes, würde das bedeuten, dass es Perioiken erlaubt war, an der Agoge der Spartiatenjugend teilzunehmen. Dies läge durchaus im Bereich des Mög lichen, da bekannt ist, dass ζ. Β. Xenophon seine Söhne zur Ausbildung nach Sparta geschickt hatte, und dass auch die Mothakes (Söhne von Spartiaten mit Helotinnen) an der Agoge teilnahmen1113. Ob das Fest Hekatombaia in einer näheren Beziehung zu Apollon steht, in dessen Tempel man die Inschrift fand, ist nicht hinreichend geklärt. S. Wide, der in seinem Werk „Lakonische Kulte" die lakonischen Götter akribisch aufgeführt hat, erwähnt an keiner Stelle einen Apollon Hekatombeus oder Hekatombaios1114. Allerdings existierte ein Monat Hekatombaion in Lakedaimon, den man mit dem erwähnten Fest in Zusam menhang bringen könnte. Strabon 8, 4, 2 p. 362 C bietet einen anderen Lösungsvorschlag: Lakedaimon sei in alter Zeit έκατόμπολις gewesen; er 1110
Tillyard, H. J. W., a. a. O. 109. \\\l B^gen, J., ΤΡΙΕΤΙΡΗΣ (IG V1, 1120). L'Antiquite classique. 27. Zu den Altersklassen siehe Nilsson, Μ. Ρ., Die Grundlagen des spartanischen Lebens. Klio 12, 309. 1111 V g l - c , a u s s · M, Sparta. 101/102; Lotze, D., ΜΟΘΑΚΕΣ. Historia 11, 1962, 427-435. Tillyard, H. J. W., Laconia. II. Geraki. 3. Inscriptions. ABSA 11, 1904/05, 109 vermutet einen solchen Bezug, ebenso Nilsson, Μ. Ρ., Griechische Feste. 174.
329 bezeugt dieses Fest für die hundert Landstädte, nicht für Sparta, und so ist es denkbar, dass es in Geronthrai stattfand. Neben den auf der Damonon-Stele und der Inschrift von Geronthrai ge nannten gibt es noch weitere religiöse Feste, die Bezüge zwischen Spartiaten und Perioiken erkennen lassen. Zu diesen gehören die „Promach eia". Athenaios, XV 674 a/b schreibt dazu: και γαρ και Λακεδαιμόνιοι καλάμω στεφανουνται έν τη των Προμαχείων έορτη, ως φησιν Σωσίβιος έν τοις περί των έν Λακεδαίμονι Θυσιών γράφων οΰτως\,έν ταύτη συμβαίνει τους μεν άπο της χώρας καλάμοις στεφανούσθαι ή στλεγγίδι, τους δε έκ της αγωγής παΐδας άστεφανώτους άκολουθεΐν"1115. Geweiht sind die Feierlichkeiten ei nem Gott Promachos, der kein typisch lakonischer Gott ist; dies zeigt sich darin, dass er auch in Boiotien1116, Arkadien1117 und in Pellene in Achaia1118 verehrt wurde. Die Verbindung Spartiaten - Perioiken manifes tiert sich durch die Teilnehmer am Fest: Es fand offensichtlich eine πομπή statt, wie das Verb άκολουθεΐν zeigt. Beteiligt sind unter anderem τους μεν άπό της χώρας, wobei man wohl den im zweiten Satzteil genann ten Begriff παΐδας auch hier einfügen muss (da μεν - δε kontierende Par tikel sind), also die Kinder aus dem Landgebiet, worunter mit Sicherheit die Perioikengemeinden zu verstehen sind; und zum zweiten τους δε έκ της αγωγής παΐδας, was eindeutig auf Kinder von Spartiaten hindeutet, die die Agoge durchlaufen müssen. Die Kinder der Perioiken waren mit Schilfkränzen oder kammartigen Gebilden bekränzt, die Spartiatenkinder trugen keine Kränze. Ergänzt man den Begriff παΐδας nicht, ergibt sich für den Festzug das Bild, dass voran bekränzte Perioiken, also auch Er wachsene, zogen, und hinterdrein die unbekränzten Spartiatenkinder. Welcher Version der Vorzug zu geben ist, ist aus der Textstelle nicht zu ™ Ausführungen dazu bei Ziehen, RE III A2 (1929) 1516/1517. Ziehen sieht in den .από της 111CΧώρας" eher die Heloten als die Perioiken. Paus. IX 19, 2. 'Paus. VIII 24, 7. Paus. VII 27, 7.
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erkennen, vielleicht ist es auch von untergeordneter Bedeutung. Alle wei teren Einzelheiten dieses Festes liegen im Dunklen, Ausgangspunkt und Zielort des Festzuges sind nicht ersichtlich. Deutlich ist nur, dass sowohl Spartiaten als auch Perioiken beteiligt waren. Für die Reihenfolge der Festteilnehmer vermutet Ziehen 1119 , dass ursprünglich dieses Fest nur von der nichtdorischen Bevölkerung gefeiert wurde, und aus diesem Grund die Spartiatenkinder inoffiziell (und deswegen ohne Kränze) folg ten. Es würde zu weit führen, in der Reihenfolge der am Festzug teil nehmenden Personen politische Signale erkennen zu wollen1120, viel eher religiöse, die das vordorische Element hierbei in den Vordergrund rückten; vielleicht war dieses Fest eine Referenz gegenüber den alten, nicht von den Dorern mitgebrachten Kulten, die überwiegend in den Perioikengebieten ihre Bedeutung bewahrt haben. Ein Fest, das ins nördliche Perioikengebiet Spartas, in die Gemeinde Karyai, führte, waren die „Karyateia"1121, geweiht der Artemis Karyatis. Die Karyateia waren ein reines Frauenfest, sie wurden von Mädchen jedes Jahr begangen, belegt sind Chöre und Tänze 1122 . Die Art der Tänze wird auf Kastor und Polydeukes (die Dioskuren bzw. Tyndariden) zurückge führt, die die Lakedaimonier in diesen unterwiesen haben sollen1123; auch diese gehören zu den vordorischen Gottheiten. Die tanzenden Mädchen von Karyai scheinen eine gewisse Berühmtheit erlangt zu haben, da sie auch als Motiv auf Schmuckstücken zu sehen sind: εΐναι δε γλυφήν έν τη σφραγίδι Καρυάτιδας όρχουμένας1124. Das Fest selbst wurde in Karyai gefeiert (χορούς δε ένθαϋτα...), woher die tanzen-
1119
Ziehen, RE III A2 (1929) 1516/17. Nilsson, Μ. Ρ., Griechische Feste. 470. !!« A u s f ü n r u n g e n zu den Karyateia siehe auch Nilsson, Μ. P., Griechische Feste. 196-199. 1122 Paus. III 10, 7; Paus. IV 16, 9. 1123 Lukian, de saltationibus 10. 1124 Plut. Artaxerxes, 18, 1 beschreibt tanzende Karyatiden auf einem Siegelring; der Begriff Karyatiden fand auch Eingang in die Architektur, als Stützfiguren.
1120
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den Mädchen stammten, ist nicht mit letzter Sicherheit zu bestimmen. Wenn Pausanias αί Λακεδαιμονίων παρθένοι nennt, so differenziert dies nicht nach Spartiatinnen und Bewohnerinnen von Karyai: Lakedaimonierinnen waren beide. Auch der Zusatz έπιχώριος αύταις καθέστηκεν δρχησις, der den Tanz als „einheimisch" charakterisiert, ist der Lösung des Problems nicht wirklich dienlich: Es wird nicht geklärt, ob es „lako nisch" oder „karyatisch" bedeutet. Möglicherweise waren ursprünglich Mädchen aus Karyai die Tänzerinnen, später sind vielleicht spartiatische Mädchen dazugekommen, eventuell schließlich auch Mädchen aus ganz Lakonien1125. P.Cartledge1126, der eine Teilnahme spartiatischer Mäd chen als sicher annimmt, sieht darin einen Beweis für die große strategi sche Bedeutung der Gemeinde Karyai für den Staat Lakedaimon. Worin sich die „strategische" Bedeutung zeigt, erklärt er nicht. Gerade über den Kult, speziell über die Feste, die durch gymnische, hip pische oder musische Agone ihre Ausprägungen fanden, wurden Bezie hungen hergestellt zwischen Spartiaten und Perioiken, man begegnete einander und feierte miteinander. Viele dieser Kulte waren in Perioikengemeinden beheimatet. Doch gab es auch Orte im Perioikengebiet, die mit Kulten verbunden waren ohne Agone jeglicher Art, die aber dennoch für die gesamte lakedaimonische Bevölkerung von Bedeutung waren: einmal Tainaron, an der Südspitze der Taygetoshalbinsel, eine Vereh rungsstätte für Poseidon, verbunden mit einem Asyl1127 und möglicher weise einem Orakel; hier fanden die offiziellen Freilassungen von Helo ten durch die Spartiaten statt; zum anderen Thalamai, eine Perioikengemeinde an der Westküste der Taygetoshalbinsel; dort verehrte man Ino-Pasiphae, die an diesem Ort eine Orakelstätte, und zwar ein Traum-
Papachatzis. N. D., Παυσανιου Ελλάδος Περιήγησις. 330. Cartledge, Ρ., Sparta and Lakonia. 205. Dazu Papachatzis, IM. D., Παυσανιου Ελλάδος Περιήγησις. 443.
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orakel, besaß1128, das auch den Römern nicht unbekannt war1129. Die Bedeutung des Heiligtums des Apollon Hyperteleatas im Zentrum der Parnonhalbinsel für die klassische Zeit ist noch nicht geklärt, jedoch in der Eleutherolakonenzeit war es ein zentrales Heiligtum für die ehemali gen Perioikengemeinden. Doch es gab auch reine Lokalkulte in den Perioikengemeinden mit eige nen Ausprägungen. In den Einzelbeschreibungen der Gemeinden der östlichen Hälfte Lakoniens wurden jeweils die dort beheimateten Kulte aufgeführt. An dieser Stelle sollen sie nochmals zusammengefasst und Besonder heiten hervorgehoben werden, wobei auch Kulte der westlichen Seite Lakoniens miteinbezogen werden, soweit sich hier Bezüge erkennen lassen. Für die Thyreatis ist der Kult des Polemokrates bei Eua nachge wiesen, eines Heros, der in einem verwandtschaftlichen Verhältnis zu Asklepios steht, somit ein Heilgott ist. Auch Parpao in der Thyreatis ist eine singulare Erscheinung, nicht nur im übrigen Lakonien, sondern auch im übrigen Griechenland völlig unbekannt, vielleicht eine vordorische Gottheit, deren Zuständigkeitsbereich nirgends überliefert ist. Bisweilen sind die Beinamen der Gottheiten mit Orten verknüpft, so bei Apollon Tyritas (Tyros), Athene Kyparissia (Kyparissia) und Artemis Karyatis (Karyai) auf der Ostseite Lakoniens, auf der Westseite Lakoniens Zeus Krokeatas (Krokeai), Athena Hippolaitas (Hippola). Kleinere Gemeinden verehrten oft nur eine oder zwei Gottheiten: Kyphanta besaß einen Asklepios-, Zarax einen Apollonkult, für Onugnathos ist die Verehrung von Athene, für Akriai die Verehrung der Göttermutter bekannt, in Pleiai findet man die Artemis Patriotis, in Marios Artemis und „Alle Götter", zu Glyppia und Selinus gehört der Kult des Apollon MaleaP a u s n i 2 6 1; p , u t K , e o m 7 !!!! · ' · i Cic. de divin. I 43, 96; Papachatzis, N. D., a. a. 0.451. 1129 Cic. De divin. 143,96.
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las, zu Sellasia Artemis und die Dioskuren. Die Anzahl der Kulte, die in einer Gemeinde zu finden sind, hat gewiss auch mit der jeweiligen wirt schaftlichen Situation zu tun: Heiligtümer müssen gebaut und instandge halten werden; für die Opfer, die die Kulte verlangen, und für die Feier lichkeiten und Festspiele, die ausgerichtet werden, ist Personal nötig. Da diese Aufwendungen in der Antike nicht aus Steuermitteln bestritten wurden, waren die Bürger aufgerufen, sich nach ihren finanziellen Mög lichkeiten hier einzubringen, sogenannte Leitourgien zu übernehmen. So ist es durchaus nicht abwegig, in Gemeinden mit einer Vielzahl von Kul ten eine gewisse wirtschaftliche Prosperität anzunehmen. Zu diesen be deutenderen Perioikengemeinden zählen Prasiai, Epidauros Limera, Boiai, Asopos und Geronthrai in der Osthälfte Lakoniens, was der archäologische Befund auch bestätigt: entweder durch die Ruinen von Heiligtümern, durch die Anzahl der gefundenen Weihegeschenke, oder auch durch die Münzfunde, die Zeugnisse für verschiedene Kulte sind1130. Doch es gibt auch Kulte, die nicht nur in einer, sondern in mehreren ver schiedenen Gemeinden anzutreffen waren, zum Teil auch in Sparta. Da zu gehörte der Apollon Karneios, zu dessen Ehren das große Fest der Kameen in Sparta gefeiert wurde, bei denen musische Agone veranstal tet wurden. Dieser Apollon Karneios hatte einen Kult auch in Leuktra, Oitytos, Knakadion, Gytheion und Kardamyle, also nur in der westlichen Hälfte Lakoniens; da an allen diesen Orten auch die Minyer1131 saßen, ist es laut S. Wide 1132 zweifelhaft, ob denn der Karneios überhaupt eine do rische Gottheit ist, oder ob auch hier sich ein Kult aus früheren Zeiten erhalten hat. Um so erstaunlicher ist es dann, dass dieser Karneios zu einer der Hauptgottheiten der Spartiaten aufstieg, erklärbar vielleicht daJ]" Vgl. dazu die Einzelbeschreibungen der Perioikengemeinden. l132Vgl. Fußnote 717. Wide, S.t Lakonische Kulte. 90,
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durch, dass man sich so der Loyalität der Vorbevölkerung versicherte, indem man eine ihrer alten Gottheiten übernahm und noch erhöhte. Apollon war in verschiedenen Gemeinden mit unterschiedlichen Kompe tenzen ausgestattet, ζ. Β. als Maleatas (möglicherweise nicht so sehrauf einen Ort wie die Maleatis bezogen, sondern eine chthonische Gottheit, deren Name abgeleitet ist von μαλον = Apfel, besonders vom Granatap fel, der in den Kulten der unterirdischen Götter eine große Rolle spielt)1133. Er war ferner Marktgottheit in Sparta, Oitylos, Gytheion und Boiai, Burggottheit in Geronthrai, und in Zarax See- und Hafengott1134. Eine exponierte Stellung erhält er als Apollon Hyperteleatas im Zentrum des Parnongebirges, auf der Ostseite Lakoniens (vgl. Hyperteleaton). Auch Artemis erfreute sich großer Verehrung in Lakonien, doch ebenso wie Apollon überwiegend im Westen Lakoniens, im Taygetos (Dereion, Limnaion, Las, Hypsoi, Diktynnaion, Pyrrhichos, Teuthrone, Alagonia), nur vereinzelt besitzt sie Heiligtümer im Osten, als Artemis Limnatis zwi schen Epidauros Limera und Boiai, als Artemis Soteira in Boiai, in Pleiai war sie wohl eine Stammes- oder Geschlechtergottheit mit erblichem Priestertum auf Lebenszeit1135. Zeus, in Griechenland der Beherrscher des Götterhimmels, führte in La konien fast ein Schattendasein. In Sparta als πατρώος der Herakliden („der den Spartiaten das Land gegeben hat"1136) hatte er zwar auf der Akropolis seinen Sitz und war Ratsgott und Kriegsgott, außerhalb von Sparta jedoch war er lediglich zu finden in ländlichen Kulten, Hafenkulten (in Epidauros Limera als Zeus Soter), zum Teil in sehr primitiven Kulten (Zeus Kappotas)1137, die häufig chthonischen Charakter besaßen.
Wide, S., Lakonische Kulte. 92. Wide, S., Lakonische Kulte. 96. Wide, S., Lakonische Kulte. 129. Wide, S„ Lakonische Kulte. 23. Zu Zeus Kappotas siehe Pritchett, W. K., Pausanias Periegetes. 112.
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Zu den Gottheiten, die in ganz Lakonien verehrt wurden, gehört Asklepios, doch auch sein Hauptverbreitungsgebiet liegt außerhalb Spartas. Im Hyperteleaton war er möglicherweise in einer Kultgemeinschaft mit Apollon verbunden (Paus, ill 22, 10 kennt nur einen Asklepios Hyperte xtes), ansonsten trifft man Asklepios in Boiai, Epidauros Limera, Kyphanta, Prasiai, Gytheion, Las, Hypsoi, Leuktra und Gerenia. Häufig ver bindet sich der Asklepios-Kult mit alten Landesheroen und Göttern (Tyndareos, Herakles, Dioskuren, Demeter, auch mit Hygieia und Machaon) der vordorischen Zeit, einzigartig ist der Asklepios Philolaos in Asopos, der sonst nirgends belegt ist. Auch die Dioskuren sind vielfach anzutreffen, wobei sie häufiger unter ihrem älteren Namen Tyndariden zu finden sind. Bezeugt sind sie für Krokeai, Gytheion, Prasiai, Las und Pephnos/Thalamai. Auch die Tynda riden gehören in die vordorische Zeit Lakoniens1138, Kastor und Polydeukes als Söhne des Tyndareos und Brüder von Helena, der Gattin des Menelaos. Gerade auch in der Verehrung der Dioskuren, den beliebtes ten Halbgöttern in Sparta, aber auch in Lakonien insgesamt, dokurnen1139
tiert sich die Existenz einer vordorischen Bevölkerung Der Kult der Ino ist belegt für Amyklai bei Sparta, Prasiai und Epidauros Limera auf der Parnonseite, bei Thalamai auf der Taygetoshalbinsel, bei Epidauros Limera und Thalamai besaß sie jeweils eine Orakelstätte, je doch in unterschiedlicher Form (in Thalamai ein Traumorakel, in Epidau ros Limera warf man Gerstenbrote in einen heiligen Teich, wobei es als günstiges Zeichen galt, wenn die Brote untersanken1140). 1138 1139
Wide, S M Lakonische Kulte. 324. ^ A A I / r , X T I A V , ^nnilia\ Dimitriadis, G.-M., ΗΜΙΘΕΟΙ ΚΑΙ ΘΕΟΠΟΙΗΜΕΝΟΙ ΗΡΠΕΣ ΤΗΣ ΛΑΚΩΝΙΑΣ. L a ^ k a i Spudai 14, 1998, 34. Die Verehrung der Dioskuren erstreckte sich nicht n u r ^ Spare und die nähere Umgebung, sie war auch in der Peripherie ^ ^ J ^ ^ ^ ^ . 937); Prasiai (Paus MI 24, 5); Las (Paus. III 24, 7); ^ ^ ^ r ^ ^ ^ ' l ^ ^ Krokeai (Paus. III 2 1 . 4). Weitere Belegstellen zur Verehrung der Dioskuren siehe Wide, S„ Lakonische Kulte.' 304 ff. Wide, S., Lakonische Kulte. 228.
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Ob es aufgrund der Verehrung gemeinsamer Gottheiten Verbindungen zwischen einzelnen Gemeinden oder gemeinsame Kultausübungen gab, ist nicht zu erkennen. Das einzige Indiz in diese Richtung bietet der Kult des Apollon Hyperteleatas: Die Pyrophoroi bringen das heilige Feuer in die Gemeinden, die Verbindungen zum Hyperteleaton haben (vgl. HyperteteatonS. 113). Eine Tatsache, die man nicht übersehen kann, ist das Fortbestehen der alten, vordorischen Religion im gesamten Perioikengebiet; ausgenom men davon sind die Perioikenpoleis, die erst seit der Landnahme der Dorer in Gebieten angelegt worden waren, an denen eine vordorische Be völkerung nicht nachgewiesen werden konnte. Eine Ursache dafür könn te in der Art der Landnahme durch die Dorer liegen: Man eroberte die Rand- und Küstengebiete Lakoniens nicht unbedingt gewaltsam, son dern arrangierte sich mit den ursprünglichen Bewohnern der bestehen den Gemeinden, setzte möglicherweise an deren Spitze Männer aus den eigenen Reihen, versuchte, sich mit den bestehenden Obrigkeiten zu verbünden und ließ ansonsten bestehende Strukturen unangetastet, wo bei auch die Götter der ursprünglichen Bevölkerung belassen wurden. Dadurch wurde gerade der Kult zu einem wichtigen Integrationselement und sorgte dafür, dass die Perioikengemeinden sich in den Staatsver band eingegliedert fühlten, wodurch sie keinerlei Veranlassung hatten, sich gegen Sparta unloyal zu verhalten.
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C.6. 3. Die Einbindung der Perioiken in das lakedaimonische Heer Die Einbindung der Perioiken in das lakedaimonische Heer macht in be sonderem Ausmaß sichtbar, wie bedeutend diese Bevölkerungsgruppe für das Bestehen des gesamten Staates war. „Die Periöken bildeten ei nen wesentlichen Bestandteil des Hoplitenheeres"1141, was die literari schen Quellen belegen: Perioiken erscheinen im Heer keineswegs nur in untergeordneten Positionen, beim Tross oder als Handwerker, vielmehr auch in der Phalanx stehend neben den Spartiaten, betraut mit wichtigen Aufgaben und in Ämtern, die ein gewisses Maß an Vertrauen erforder ten. Eindeutige Hinweise - was im einzelnen noch zu erörtern ist - liefern Herodot für die Zeit der Perserkriege, Thukydides für den Peloponnesischen Krieg und Xenophon für die Jahrzehnte des späten 5. Jh. und des 4. Jh. bis nach der Schlacht bei Leuktra. Während Herodot sich darauf beschränkt, die Einsätze des Hoplitenheeres zu beschreiben, differenzie ren Thukydides und Xenophon und berichten auch über Aufträge von Einzelpersonen. Wie sich aus zahlreichen Quellenpassagen entnehmen lässt, stehen die Perioiken als „Lakedaimonier", d. h. als lakedaimonische „Bürger" im Heer, genauso wie die Spartiaten und die Neodamoden1142, doch wie sie in das gesamte Heer oder einzelne Abteilungen eingebunden waren, ist schwer zu fassen. Herodot berichtet für die Schlacht bei Plataiai, dass die Lakedaimonier zuerst πεντακισχιλίους Σπαρτιητέων (und für jeden 1141 1142
Finley, M. I., Sparta and Spartan Society. 337. Herod. VII 234 2' IX 28 2 * Neodamoden waren freie Bewohner Spartas, aber keine Bürger im S l ^ * ^ i a t e n , sie waren „Lakedaimonier ohne politische Rechte, aber mit * V « * * ^ % ™ Kriegsdienst, befanden sich demnach in der gleichen rechtlichen » ^ ^ ken" (Clauss, M., Sparta. 100 f.); zur Herkunft der " * > ^ ^ JJ[ Kosmos Sparta. 14-9, und Ehrenberg, RE XVI 2 (1935) ^ [ ^ ^ ^ ^ . ZZr zelnen allerdings ist so wenig greifbar wie die der übngen freigela sener' ^ b t e n , n 'hre negativen politischen und positiven militärischen Rolle glichen sie am ehesten den Pe rioiken".
338 von diesen 7 Heloten)1143 ins Feld schickten, später dann marschierten των περιοίκων Λακεδαιμονίων λογάδες πεντακισχιλιοι οπλΐται
ll44
los. Das
gesamte Hoplitenaufgebot tritt hier getrennt in zwei Abteilungen auf. Damit scheint belegt, dass Spartiaten und Perioiken zu Beginn des 5. Jh. v. Chr. in einem Heer, jedoch in unterschiedlichen Abteilungen kämpften, eine These, die J. Beloch sehr nachdrücklich vertritt: Es ist unzweifelhaft, „dass Spartiaten und Perioeken in getrennten Abteilungen formiert waren«n45 D j e s
^ ^
d a r a u f zurückzuführen sein, dass die Perioiken in ih
ren eigenen Gemeinden wohnten, während die Spartiaten in Sparta die gemeinsame Agoge absolvierten und in ihren Zeltgemeinschaften zu sammenlebten. Hier wurden sicherlich auch die taktischen Einheiten der Spartiaten gebildet und durch Exerzieren ausgebildet, sodass im Ernstfall jederzeit ein schnelles Eingreifen möglich war1146. J. Beloch nimmt die Tatsache, dass die Skiriten (Perioiken aus einer Gemeinde im Norden Lakoniens) einen eigenen Lochos bildeten, zum Ausgangspunkt seiner Überlegungen und schließt darauf, dass auch die übrigen Perioi ken in eigenen Lochen aufgestellt waren, dass also jede der sechs lakedaimonischen Moren1147 aus je einem spartiatischen und einem perioikischen Lochos bestand1148. Eine andere Ansicht jedoch vertritt J. Kromayer, nämlich
dass die Pe
rioeken wie die Hypomeiones und die spartischen Vollbürger über alle
Herod.lX10 t 1. Herod. IX 11, 3. Beloch, J„ Griechische Aufgebote. 63. Vgl. die Kinadon-Affaire S. 297 f.: Hier konnten die Ephoren auf der Stelle mit einer Mannschaft reagieren und die Verschwörer verhaften. Beide Begriffe, „Lochos" bzw. „More\ bezeichnen eine taktische Einheit von 500 bis 600 Mann; Thukydides verwendet den Begriff „Lochos" (V 68, 3: Der skiritische Lochos umfasst 600 Mann). Seit Xenophon wird der Begriff „More" für dieselbe taktische Einheit verwendet, wobei eine More je zwei Lochen umfasst (Hell. VII 4, 27: 12 Lochen, die Spartiaten und Perioiken einschließen). Genaue Untersuchungen dazu bei Beloch, J., Griechische Aufgebote. 5 ff. Beloch, J., Griechischen Aufgebote. 58-64.
339 Abteilungen möglichst gleichmäßig verteilt waren"1149, Kromayer geht al lerdings für die Perioiken im Morenverband von einem anderen Begriff „Perioiken" aus, was noch zu zeigen sein wird. Möglicherweise muss man ganz einfach die Entwicklung in der Zusammensetzung des lakedaimonischen Heeres mitberücksichtigen. Die Zeit nach den Perserkrie gen erforderte besondere Maßnahmen, da die Zahl der Spartiaten vor allem auch durch das Erdbeben des Jahres 464 v. Chr. in erheblichem Maße geschwunden war; immer mehr Nicht-Spartiaten, eben auch Pe rioiken, mussten herangezogen werden, um die Heeresstärke und damit die Schlagkräftigkeit der lakedaimonischen Armee aufrechtzuerhalten. Bei Herodot liegt für den getrennten Auszug von Spartiaten und Perioi ken ein ganz einfacher Grund auf der Hand: Als die athenischen Ge sandten die Stadt Sparta wegen der sich im Anmarsch befindenden Per ser um Hilfe baten, war es leicht möglich, eine Heeresabteilung aus Spartiaten aufzustellen, da diese in der Stadt lebten, und somit rasch zur Verfügung standen, während die Perioiken zunächst aus ihren in der Pe ripherie liegenden Gemeinden zusammengezogen werden mussten, was durchaus einige Zeit in Anspruch nahm. Die Aufstellung der Hopliten bei Plataiai zeigt jedoch, dass beide Abteilungen nun eine Einheit des lake daimonischen Heeres darstellten: Λακεδαιμονίων μύριον τούτων δέ τους πεντακισχιλίους έόντας Σπαρτιήτας1150. Der einzige Unterschied zwischen Spartiaten und Perioiken besteht in der Anzahl der Heloten, die die Hop liten begleiteten: Jeder Spartiate verfügte über sieben1151, jeder Perioike über einen Heloten 1152 als Leichtbewaffneten1153. ]149 Kromayer, J., Studien über Wehrkraft und Wehrverfassung. 177. '"Herod. 1X28,2. JjHerod. 1 X 2 9 , 1 . 1,53
i e f w c l f d f d a ' a u f hindeuten, dass es tatsächlich auch im Ρ β « " « ^ ^ g e g e b e n hat, da diese mit den Perioiken in der Schlacht „ z u s a m m e n a r b e i t e ' J ^ ^ ^ bestimmte Vertrautheit zwischen dem jeweiligen Perioiken.und seinem Heloten voraus setzen würde. Zu Heloten im Perioikengebiet vgl. auch S. 311.
340
Für getrennte Truppen von Spartiaten und Perioiken sprechen mögli cherweise auch zwei Passagen bei Xenophon: a) Nachdem die Vorbe reitungen für den Feldzug gegen Theben abgeschlossen waren und Pausanias, der den Oberbefehl übernehmen sollte, die Diabateria erfolg reich vollzogen und sich in Tegea festgesetzt hatte, wartete er dort auf τους έκ των περιοικίδων στρατιώτας1'54, die Soldaten aus den Perioikenstädten; b) als es darum ging, den vom Perserkönig Artaxerxes vorge schlagenen Friedensvertrag anzunehmen und die Thebaier dazu nicht gleich bereit waren, rüstete Agesilaos zu einem Feldzug, brachte sofort die nötigen Opfer dar und zog mit seinem Heerbann aus; als er in Tegea angekommen
war,
διέπεμπε των
μεν ιππέων κατά τους περιοίκους
έπισπεύσοντας, διέπεμπε δέ και ξεναγούς εις τάς πόλεις1155; in beiden Fällen agieren Spartiaten und Perioiken in unterschiedlichen Kontingenten. Die Xenophon-Stelle zeigt zudem, wie die Verbündeten ins Heer eingeglie dert waren: über Xenagoi, Spartiaten, die die Kontingente der verbünde ten Städte zum Sammelplatz führten. Auch für die Schlacht bei Sellasia 223/222 v. Chr. gibt es einen Hinweis auf eine getrennte Aufstellung von Spartiaten und Perioiken: ό μέν Κλεομένης έπι μεν τον Εΰαν έταξε τους περιοίκους και συμμάχους, εφ' ών επέστησε τον άδελφόν Εύκλείδαν, αυτός δέ τον Ώλυμπον κατείχε μετά Λακεδαιμονίων και των μισθοφόρων1156. Mit dem Begriff „Lakedaimonier" sind hier mit Sicherheit die Spartiaten gemeint, da ansonsten die gesonderte Nennung der Perioiken keinen Sinn ma chen würde. Eine Sonderstellung innerhalb des lakedaimonischen Heeres nahmen die oben bereits genannten Skiriten ein; Thukydides zeigt dies mehrfach auf: Sie bildeten einen eigenen Lochos von 600 Mann 1157 und standen 1,54
Xen. Hell. III 5, 7. Xen. Hell. V 1,33. 1156 Polybios II 65, 9. Thuk. V 68, 3: Λόχοι μέν γάρ έμάχοντο επτά άνευ Σκιριτών όντων εξακοσίων.
1155
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immer auf dem linken Flügel1158. Auch Xenophon bestätigt die Sonder stellung der Skiriten: Befindet sich das lakedaimonische Heer auf einem Feldzug, so ist den Skiriten die Aufgabe der Nachtwache übertragen1159; während des Marsches, solange sich kein Feind zeigt, ziehen nur die Skiriten und die Kundschafter vor dem König her, der das Heer an führt1160. Immer wieder tauchen die Skiriten als eigenständige Abteilung bei Kampfhandlungen auf1161, Thukydides informiert zudem über die Stärke des skiritischen Lochos: Σκιρίτων όντων εξακοσίων1 ιβ\ Dies ent spricht der Stärke eines normalen lakedaimonischen Lochos, bzw. einer lakedaimonischen More1163. Mit den für die Skiriten genannten Einsatz bereichen legten die Spartiaten durchaus verantwortungsvolle Aufgaben in die Hände von Perioiken, ein Beleg dafür, dass die Spartiaten die perioikischen Einheiten als gleichwertige Bestandteile des lakedaimoni schen Heeres betrachteten. Bevor ein Heer ausziehen konnte, mussten die Soldaten aufgeboten werden. Diese Aufgabe fiel - so Xenophon - in der klassischen Zeit in den Kompetenzbereich der Ephoren1164: oi έφοροι προκηρύττουσιν τα έτη, εις ä δει στρατεύεσθαι και ίππεΰσι και όπλίταις, έπειτα δέ και τοις χειροτέχναις1165. Es gibt keine Indizien dafür, dass die Ephoren die Spar-
1158
Thuk. V 67, 1: τό τε δέ κέρας μεν εύώνυμον Σκιρΐται αύτοΐς καθίσταντο, αίεί ταύτην την τάξιν μόνοι Λακεδαιμονίων έπι σφών αυτών έχοντες. 1159 Xen. Lak. Pol. 1 2 , 3 : νύκτωρ έξω της φάλαγγος ένόμισεν υπόΣκιρίτων προφυλάττεσθαι. 1160 Xen. Lak. Pol. 13, 6: έπειδάν γε μην ήγήται βασιλεύς, ήν μεν μηδεις έναντίος φαίνηται ουδείς αύτοΰ πρόσθεν πορεύεται πλην Σκιριται. Auch Diodor XV 32,1 bestätigt die Stellung der Ski riten. Zu den Skiriten siehe den Beitrag von Pikoulas, G. Α., Συμβολή στην τοπογραφία της um Σκιρίτιδος. Horos 5, 1987, 121-148. 1δ1 Thuk. V, 71; V 71, 2/3' V 7 2 , 1 ; V 72, 3; Xen. Hell. V 2,24; V 4, 52/53. ;*Thuk.V68,3. . Vgl. dazu S. 338, Fußnote 1147. . . M e i i m oo i c m 256· m Vgl. dazu Momigliano, Α., II re di Sparta e le leve dei Peneci. ^ ^ ^ l ^ 2 ^ i In der Zeit der Landnahme der Lakedaimonier V ^ * " * ^ ^ * ^ mutlich zu den Aufgaben des Königs, wie es beim alten Heerkönigtum üblich war. 1,65 Xen. Lak. Pol. 11,2.
342
tiaten, die Könige jedoch die Perioiken aufboten1166. Die Ephoren be stimmten die Jahrgänge, die in den Krieg ziehen, und zwar für alle Hee resabteilungen1167. Dass dies sich nicht nur auf die Spartiaten beziehen konnte, wird deutlich zum einen dadurch, dass als Hopliten auch Perioi ken dienten, zum anderen, weil auch Handwerker genannt sind und sol che nicht unter den Spartiaten zu finden waren1168. Wenn auch die Re krutierung von den Ephoren ausging, so hatten doch die Könige (bzw. der König) während des Feldzuges die unumschränkte Befehlsgewalt und nach Beendigung desselben das Recht, das Heer zu entlassen1169, was sich ganz deutlich zeigt bei Xen. Hell. VI 5, 21: Nach Agesilaos' Ab zug aus Arkadien heißt es: Als er wieder im lakonischen Land war, τους μεν Σπαρτιάτας άπέλυσεν οΐκαδε, τους δε περιοίκους άφήκεν έπι τάς εαυτών πόλεις. Gerade bei Xenophon finden sich zahlreiche Belegstellen dafür, dass die Ephoren für die Mobilmachung zuständig waren. In der Regel beschreibt er diesen Vorgang ganz allgemein: φρουράν μεν οι έφοροι έφαινον1170. Aus dieser formelhaften Wendung ist nicht erkennbar, ob dies in der jeweiligen Situation nur für Spartiaten oder auch Perioiken gültig war. Vereinzelt berichtet Xenophon detaillierter: Die Lakedaimonier entsand ten für den Feldzug gegen Olynth Agesipolis mit 30 Spartiaten, in be-
Vgl. dazu S. 308. Zum Aufgebot durch die Ephoren auch Xen. Hell. IM 2, 23; 2, 24; 5, 6; IV 2, 9; V 2, 3; 3, 13; 4, 47; 4, 59; VI 4, 17; 5, 10. Verbot von handwerklichen Tätigkeiten bestätigt bei Plut. Lyk. 4, 7 und Polyainos I11,7. Vermutlich waren zwei Gruppen von Perioiken im lakedaimonischen Heerbann vorhan den: zum einen diejenigen, die in der Hoplitenphalanx standen (diese mussten wohl be gütert sein, da sie sich die Ausrüstung leisten konnten), zum anderen wohl auch Perioi ken, die in ihren Gemeinden durch Handwerk ihren Lebensunterhalt verdienten. Hand werkerfanden sich gewiss auch in den anderen Bevölkerungsgruppen, die in Sparta leb ten, ζ. Β. unter den Hypomeiones oder auch Mothakes. 1 Thuk. V 57, 1; 64, 2; Xen. Hell. I! 4, 39; III 2, 24; 2. 25; 2, 29; 5, 17; IV 4, 19; V 3, 25; 4, 41; VI 4, 26; 5, 21; VII 1, 28; 4, 20. So ζ. Β. Xen. Hell. III 2, 23; 2, 24; 5, 6; IV 2, 9; V 2, 3; 3, 13; 4, 47; 4, 59; VI 4, 17; 5,10 u.a.
343
trächtlicher Anzahl folgten Freiwillige von den Perioiken1171, an anderer Stelle heißt es: Die Ephoren erließen das Aufgebot (es ist nicht zu er kennen, ob nur Spartiaten), aber im Verlauf der Schlacht werden die Ski riten erwähnt1172. Das bedeutet nichts anderes, als dass Perioiken von Anfang an von den Ephoren mit aufgeboten waren, es gibt keinen Hin weis auf eine diesbezügliche Kompetenz der Könige. Auch zwei bereits erwähnte Stellen bei Xenophon weisen in dieselbe Richtung: a) Sobald Agesilaos die Diabateria erfolgreich durchgeführt hatte, kam er nach Te gea und sandte Reiter bei den Perioiken herum, um diese zur Eile anzu treiben1173; b) Pausanias hielt die Diabateria ab, setzte sich in Tegea fest und wartete auf die Soldaten εκ των περιοικίδων1174. Beide Male ist nicht zu beweisen, dass die Könige die Perioiken aufgeboten haben; vielmehr war das Aufgebot bereits ergangen, und in beiden Fällen warteten die Könige auf den Zuzug der Perioiken; dies konnte durchaus länger dauern, da die Perioikengemeinden - wie die Übersichtskarte belegt oftmals in größerer Distanz zu Sparta lagen; dafür sollen einige Poleis exemplarisch genannt werden: a) Von Prasiai an der Ostküste Lakoniens bis Sparta betrug die ungefähre Entfernung 75 km über gebirgiges Land am Fluß Daphnion entlang über die Gemeinden Glyppia und Sellasia, b) Epidauros Limera, ebenfalls an der Ostküste Lakoniens (Luftlinie ca. 50 km südlich von Prasiai) war etwa 90 km von Sparta entfernt; die günstigste Strecke verlief etwa über Hyperteleaton, an der Ebene Leuke vorbei über Palaia Korne, Geronthrai nach Sparta, c) die Distanz von Boiai an der Südspitze der Parnonhalbinsel bis Sparta betrug ungefähr 110 km (über Kotyrta, Asopos, Ebene Leuke, Geronthrai). Ähnlich ver hielt es sich mit den Ortschaften, die auf der Taygetosseite Lakoniens
Xen. Hell. V3, 13. Xen. Hell. V 4, 47 und V 4, 52/53. Xen. Hell. V 1,33. Xen. Hell. III 5, 7.
344
angesiedelt waren: Thalamai war etwa 37 km, Gytheion 44 km und Kap Tainaron ungefähr 100 km von Sparta entfernt, die Zugänge zur Haupt stadt waren nicht weniger kompliziert über den Taygetos wie auf der Ostseite Lakoniens über den Parnon (vgl. S. 211); den gleichen Bedin gungen waren auch die messenischen Perioikengemeinden Spartas un terworfen, solange Messenien zu Sparta gehörte. Den aufgebotenen Soldaten aus den Perioikensiedlungen waren nicht wenige Strapazen auferlegt, bis sie ihre Kontingente mit den spartiatischen Einheiten verei nigen konnten. Bei einer möglichen Marschgeschwindigkeit von ca. 4 km/h benötigte man immerhin, je nach Entfernung, bei vielleicht acht Stunden Marsch am Tag von Prasiai aus etwa zweieinhalb Tage, von Epidauros Limera aus etwa drei, von Boiai aus etwa vier Tage, wobei die Passagen über die Gebirgskämme mit der Hoplitenausrüstung vermut lich alles andere als bequem zu begehen waren. Richtig kompliziert wurde es, wenn die Bedeutung des zu unternehmen den Feldzuges einen Auszug πανδημεί erforderte, also das größtmögliche Aufgebot nötig war, wie ζ. Β. für den Feldzug nach Plataiai, ebenso für die Schlacht bei Mantineia. Der Begriff πανδημεί bedeutet nach J. Kromayer ein Aufgebot aller Jahrgänge, eingeschlossen die jüngsten und die ältesten1175; wie sich dieses Aufgebot zusammensetzte, kann nicht bis ins Letzte geklärt werden, nirgends ist dies deutlich bis ins Einzelne dargestellt. Es finden sich lediglich Hinweise wie Λακεδαιμόνιοι δε του αύτοΰ θέρους πανδημεί έστράτευσαν 1176 , έξεστράτευσαν δε και οι Λακε δαιμόνιοι κατά τους αυτούς χρόνους πανδημεί ες Λεύκτρα 1 1 7 7 , Λακεδαιμόνιοι έστράτευον αυτοί, και οι Είλωτες πανδημεί έπ' Άργος 1 1 7 8 , ενταύθα δή βοήθεια
Kromayer, J., Studien über Wehrkraft und Wehrverfassung. 191. Thuk. V33, 1. 1.77 Thuk.V 54,1. 1178 Thuk.V57,1. 1.76
345 των Λακεδαιμονίων γίγνεται αυτών τε και των Ειλώτων πανδημεί 1179 . W i e sich
οι Λακεδαιμόνιοι zusammensetzten, kann nur vermutet werden, gewiss waren nicht nur Spartiaten beteiligt, sondern auch Hypomeiones und, wenn es schnell gehen musste, auch Perioiken aus der näheren Umge bung, die sofort zur Verfügung standen, während weitere später dazustießen; Heloten waren jedoch meist dabei. Für die Beteiligung der Pe rioiken unter dem Begriff πανδημεί kann man sich auf Isokrates berufen, der die Perioiken eindeutig zum Damos der Lakedaimonier zählt1180. Diese Erkenntnisse werfen neue Fragen auf: a) Wie ging die Einberu fung zu einem Feldzug in den Perioikenstädten vonstatten? und b) Wur den alle Perioikengemeinden in gleichem Maße durch die Rekrutierun gen belastet? Um diesem Problem auf den Grund zu gehen, soll noch einmal Herodot herangezogen werden: Auf die Bitte der Athener, ein Heer gegen die Perser zu Hilfe zu schicken, rücken zuerst 5000 Spartiaten1181 aus, einen Tag später
5000
Perioiken (των περιοίκων Λακεδαιμονίων λογάδες
1182
πεντακισχίλιοι)
. Laut Herodot vergingen vom ersten Hilfegesuch der
Athener bis zum letzten Auftritt der athenischen Gesandten vor ihrer Ab reise zehn Tage. Betrachtet man die Landkarte, erkennt man - wie be reits erörtert - dass die Perioikengemeinden oftmals in schwer zugängi gem Gelände (wie ζ. Β. Tyros, Prasiai, Polichna, Kyphanta, Zarax auf der Ostseite Lakoniens, oder auch die Gemeinden auf der Halbinsel Mani) zu finden waren; woher kam innerhalb dieser Zeitspanne dieses Perioikenaufgebot? Es war jedoch durchaus möglich gewesen, die Einberu fung aller aufgebotenen Jahrgänge zu veranlassen. Durch berittene Bo ten konnten die Gemeinden leicht davon in Kenntnis gesetzt werden (so
Thuk. V 64, 2. Isokrates, Panathen. 177. Herod. 1X10, 1. Herod. 1X11,3.
346
geschehen, als Agesilaos seinen Zug nach Kleinasien vorbereitete: Nach den Diabateria zog er aus, ταις μέν πόλεσι διαπέμψας αγγέλους προεΐπεν όσος τε δέοι έκασταχόθεν πέμπεσθαι και οπού παρεΐναι1183). Man wird davon ausgehen müssen, dass, nachdem die Meldung in den Perioikenpoleis eingetroffen war, man die Aushebung der Soldaten der „Regierung" der Perioikenstädte überlassen hatte1184, da eine „selbstän dige militärische Organisation der Perioekenstädte"1185 vorhanden sein musste, da die Soldaten üben mussten. Diese Ansicht vertritt auch G. Shipley: „Even if Perioikoi, at the time when they were brigaded separately from Spartans, were under the direct command of Spartiatai, it is hard to imagine them being mobilized for campaign or training whithout some kind of local command structure. It is simplest to suppose thatthe responsibility for raising contingents lay with the upper-class landowners of each Community"1186. Hätte man die Aushebung durch Spartiaten vor nehmen lassen, hätte sich der gesamte Vorgang zeitmäßig in erhebli chem Maße verlängert, da die Spartiaten vermutlich nicht darüber infor miert waren, welcher Teil der männlichen Bevölkerung einer Perioikengemeinde einberufen werden konnte; örtliche Funktionsträger jedoch hatten diesbezüglich die nötigen Kenntnisse und konnten die Befehle aus Sparta sofort in die Tat umsetzen. Ausdrücklich zeigt sich diese An nahme nicht in den literarischen Quellen, doch man kann dafür Thukydides V 54, 1 heranziehen: Die Lakedaimonier rückten aus bis Leuktra an ihrer Grenze, ήδει δε ουδείς οποί στρατεύουσιν, ουδέ αι πόλεις εξ ων έπέμφθησαν; die Städte fungieren hier als Subjekt, die Städte, d. h. deren „Verwaltung", schicken die Hopliten los, waren aber nicht über das Ziel informiert worden: Welche Art Funktionsträger dies waren, bleibt offen. 1183
Xen. Hell. III 4, 3. Larsen, RE XIX1 (1937) 822. Kromaver J lies ' - Studien über Wehrkraft und Wehrverfassung. 181. Shipley, G., Perioikos: The Discovery of Classical Lakonia. 224.
1184
347
j . Kromayer, der sich intensiv mit der Wehrverfassung griechischer Staa ten auseinandergesetzt hatte, vertritt die Ansicht, dass es grundsätzlich eine „Bevölkerung mit perioekischem Recht auch im Stadtgebiet Spar tas" gegeben hat1187, eine These, die man näher betrachten muss. Um Perioiken im ursprünglichen Sinne, also „Umwohner, kann es sich hier wohl nicht handeln. Möglicherweise sind diesbezüglich Personen ge meint, die neben den Spartiaten innerhalb des Spartiatengebietes lebten, wie Hypomeiones, Mothakes, Nothoi, Neodamoden, Bewohner Spartas also, die keine „Vollbürger", aber dennoch freie Bürger und - nach Kro mayer - somit „rechtlich"1188 den Perioiken gleichgestellt waren. Kro mayer sieht in diesen „Perioiken des spartanischen Stadtgebietes" auch diejenigen, die zum Dienst in den Moren zugelassen waren, während die eigentlichen Perioiken, die Bewohner der über Lakonien verstreuten Gemeinden, in eigenen Abteilungen kämpften1189. Beispiel dafür sind die immer wieder als eigenständige Kampfeinheit erwähnten Skiriten, die einen eigenen Lochos (bzw. More) bildeten. Für die These von selbstän digen Truppenkontingenten der Perioiken bei den lakedaimonischen Aufgeboten, gibt es vereinzelte Hinweise: έκπεμπουσιν οι Λακεδαιμόνιοι Εύδαμίδαν και σύν αύτω νεοδαμώδεις τε και των περιοίκων και των Σκιριτών άνδρας ώς δισχιλίους1190, oder als Agesipolis gegen Olynth zog: Πολλοί δε 1191
αύτω και των περιοίκων έθελονται καλοί κάγθοι ήκολούθουν Eine weitere, nicht unbedeutende Frage schließt sich hier an: Wurden die einzelnen Perioikengemeinden bei einer Mobilmachung gleichmäßig oder nach bestimmten Kriterien eingebunden? 1187
Kromayer, J., Studien über Wehrkraft und Wehrverfassung. 179. Doch diese Bewohner Spartas waren nicht einmal rechtlich den Perioiken' 9'e'chgeste^ da sie keine eigenen Gemeinden bewohnten, in der sie bestimmte Rechte wahrnehmen konnten: eigene Verwaltung, eigene Ratsversammlung,... !"* Kromayer, J., a. a. O. 180. ^ X e n . Hell. V 2, 24 Xen. Hell. V 3, 9. 1188
348
Man könnte unwillkürlich daran denken, dass zunächst Perioiken einge zogen wurden, die aus Siedlungen in der direkten Umgebung von Sparta stammten; das würde bedeuten, dass die Perioikengemeinden im Süden sowohl der Parnon- wie auch der Taygetoshalbinsel in einer bevorzugten Stellung gewesen wären, da sie relativ weit von Sparta entfernt lagen. Somit hätte es eine erhebliche ungleichmäßige Belastung für die in Spar tas näherer Umgebung sich befindenden Gemeinden bedeutet, wenn man zunächst auf die Ortschaften zurückgegriffen hätte, von denen auf grund der besseren geographischen Verhältnisse ein schneller Zugang nach Sparta möglich war. Davon betroffen wären in erster Linie Helos, Krokeai, Geronthrai, Selinus, Sellasia und Pellana gewesen, aber auch Karyai und die Skiritis, die auf dem Weg lagen, wenn die Lakedaimonier zu einem Feldzug in Richtung Norden aufbrechen wollten. Doch für das Perioikenaufgebot bei Plataiai, das aus 5000 Mann bestand, ist es zwin gend anzunehmen, dass die Hopliten aus allen Perioikengemeinden zu sammengezogen waren; die so große Anzahl hätte nicht aus acht oder neun Siedlungen gestellt werden können, wenn man deren Bevölkerung nicht völlig schutzlos hätte zurücklassen wollen. Man könnte hier ein Rechenexempel versuchen: Nimmt man als Aus gangspunkt die bei Strabon erwähnte Anzahl von 100 Perioikenpoleis, hätte jede einzelne 50 Hopliten für das Plataiai-Aufgebot entsenden müssen. Da jedoch die Gemeinden von der Bevölkerungszahl her unter schiedlich groß waren, muss man einige Modifizierungen vornehmen und auch berücksichtigen, dass ein gewisser Prozentsatz der Bürger zum Schutz der restlichen Bevölkerung der jeweiligen Gemeinde und auch als Arbeitskräfte zuhause bleiben musste. Nimmt man als Berech nungsbeispiel das Aufgebot der Spartiaten, die bei einer Bürgeranzahl von 8000 ein Heer von 5000 Mann losgeschickt haben, ergibt dies eine Abordnung von etwa zwei Dritteln der Bürger. Dies auf die einzelnen Pe-
349
rioikengemeinden angewendet, dürfte dann etwa je nach Gemeindegrö ße eine Anzahl von 66 bis 120/150 Mann betragen haben. Doch diese Berechnung lässt sich nicht in jedem Fall anwenden. Gerade solche In formationen wie „es folgten ihm viele Freiwillige von den Perioiken"1192 oder „... entsandten die Lakedaimonier den Eudamidas mit einer Truppe, die aus den Neodamoden und ungefähr 2000 Perioiken und Skiriten ge bildet war"1193 lassen nicht erkennen, in welcher Höhe Perioiken-Hopliten aus einzelnen Gemeinden beteiligt waren. Lediglich die Skiriten - wie schon gezeigt - stellten eine konstante Größe (600 Mann) dar. Die unge nauen Angaben sowohl bei Thukydides als auch bei Xenophon belegen, dass es für die nicht-lakedaimonischen Griechen relativ unbedeutend war, wie sich ein lakedaimonisches Aufgebot hinsichtlich der Perioiken zusammensetzte. So bietet Thukydides V 67,1 für die Schlacht bei Mantinea 418 v. Chr. folgende Information über die Aufstellung im lakedaimonischen Heer: Es stellten sich auf Skiriten, Brasideer, Neodamoden und οι Λακεδαιμόνιοι αυτοί. Nimmt man die Zahlen bei Thukydides als Be rechnungsgrundlage, kämpften hier 3584 Lakedaimonier. Dass diese nicht nur Spartiaten waren, liegt auf der Hand, es mussten also auch Angehörige anderer Bevölkerungsgruppen anwesend gewesen sein, ζ. Β. Hypomeiones und Perioiken. Doch in welchem zahlenmäßigen Verhältnis diese zueinander standen, ist nicht ersichtlich. Gerade für die Schlacht von Mantineia gilt, dass hier vermutlich nicht alle Perioikengemeinden herangezogen worden waren. Nach Thukydides V 64, 2 war es zwar ein Auszug πανδημεί, aber er musste sehr schnell erfolgen, weil die Gefahr bestand, dass Tegea zu Argos überlaufen würde. Erschwerend kam hinzu, dass es bereits der zweite Auszug πανδημεί in diesem Som-
Xen. Hell. V 3, 9. Xen. Hell. V 2, 24.
350
mer war1194 (nach dem Feldzug gegen Argos, den Agis durch den Abschluss eines Friedensvertrages auf vier Monate abgebrochen hatte1195). Bisweilen konnten auch nicht alle Perioikengemeinden herangezogen werden, weil die Hopliten durch andere Aufgaben gebunden waren, ζ. Β. durch die Überwachung und den Schutz der an der Küste gelegenen Gemeinden.
So konnte sich das lakedaimonische
Heer nirgends
πανδημεί aufstellen, als die Athener im Besitz der Insel Kythera waren und die Lakedaimonier Landungen der Athener an der lakonischen Küs te erwarteten; deshalb verteilten sie dort, wo es notwendig war, Schutz truppen und Besatzungen, wie es ζ. Β. bei Kotyrta und Aphroditia der Fall war1196. Ähnliches ereignete sich, als die Athener im Jahr 425 v. Chr. Pylos besetzt hatten: Die Spartiaten zogen aus και οι εγγύτατα των περιοίκων1197. Der Grund für den verzögerten Ausmarsch der übrigen La kedaimonier lag darin, dass sie eben von einem anderen Feldzug zu rückgekommen waren 1198 . Wie der Ausdruck πανδημεί Spartiaten und Perioiken umfasst (auch Hypomeiones und andere freie lakedaimonische Bürger), ist dies wohl ebenso zutreffend für folgende Begriffe: a) το πολιτικόν1199: Nach dem Feldzug gegen Korinth entließ Agesilaos das Heer der Bundesgenossen und führte το πολιτικόν (das Bürger heer) nach Hause zurück, ebenso handelte er nach der Kapitulation von Olynth: Er entließ die Bundesgenossen und führte το πολιτικόν nach Hause zurück; dasselbe ereignete sich nach Agesilaos' Abzug aus Theben: Er führte το πολιτικόν στράτευμα 120° nach Hause zurück;
1194
Thuk. V 57, 1. Thuk. V 6 0 , 1. 1196 Thuk. (V 56. 1,97 Thuk. IV 8 . 1 . 1198 Thuk. IV 8 , 1 . 1199 Xen. Hell. IV 4, 19; V 3, 25. 1200 Xen. Hell. V 4, 41; VI 4, 24.
1195
351
[))οίπολίται,2αι: In allen genannten Fällen steht dem Kontingent der Ver bündeten das „Bürgerheer" gegenüber, das sowohl Spartiaten als auch Perioiken einschließt. Sichtbar wird dies auch, als Dionysios von Syrakus Hilfstruppen nach Lakonien schickte: Diese Hilfstruppen nahm Archidamos und fasste sie
μετά των πολιτικών1202, mit dem
„Bürgerheer", zusammen. Am deutlichsten wird die Zugehörigkeit der Perioiken zum Bürgerverband der Lakedaimonier in der Situation, als die Lakedaimonier von Elis um Hilfe gegen die Arkader gebeten wur den: Archidamos brach μετά των πολιτών1203 nach Kromnos auf, von den 12 Lochen ließ er drei Lochen in der Stadt als Schutztruppen zu rück. Daraus ist ersichtlich, dass πολιτικών nicht nur Spartiaten be deutet, sondern dass im „Bürgerheer" auch Perioiken standen, denn 12 Lochen (entspricht ungefähr 3600 Mann1204) können nicht nur Spartiaten gebildet haben. „Man möge ... beachten, dass die Periöken nicht anders wie die Spartiaten dem regulären lakedämonischen Aufgebot angehörten"1205. Die eben genannten Quellenstellen zeigen, dass Spartiaten und Perioi ken durchaus in gemeinsamen Formationen agierten. M. Gauss1
ver
tritt die Ansicht, dass aufgrund der Verluste durch das Erdbeben von 464 v, Chr. und den Peloponnesischen Krieg die Spartiaten Perioiken in die eigenen taktischen Einheiten aufgenommen hatten. Dies bezeugt auch Isokrates: „κατ' άνδρα συμπαρατάττεσθαι σφίσιν αύτοΐς"
: Sie ste
hen Schulter an Schulter in der Phalanx, manchmal sogar im ersten Glied (τής πρώτης). Doch muss man sich fragen, wie detaillierte Einblicke
m
Xen. Hell. VI 4, 26. Xen. Hell. VII 1,28. ^Xen. Hell. VII 4, 20. Vgl. dazu Seite 338, Fußnote 1147. Hampl, F., Die lakedämonischen Periöken. 22. I2OT Clauss, M., Sparta. 153. 07 Isokrates, Panathen. 180. 1202
352
Isokrates in die Aufstellung der lakedaimonischen Kampfeinheiten hatte. Nebeneinander
in der Phalanx stehen sie auch, wenn ein perioikischer
neben einem spartiatischen Lochos aufgestellt ist; vielleicht bedeutet es auch nur, Spartiaten und Perioiken kämpfen in einem Heer zusammen. Aber auch Thukydides und Xenophon berichten an verschiedenen Stel len ganz neutral, indem sie einfach Λακεδαιμόνιοι erwähnen, sich also nicht festlegen, ob Spartiaten oder Perioiken gemeint sind 1208 . Für die nicht-lakedaimonischen griechischen Poleis jedenfalls stellte das lakedaimonische Heer eine Einheit dar. Dass die Perioiken nicht nur ein fester Bestandteil der Hoplitenphalanx waren, zeigen Passagen, in denen der Dienst in der Flotte angesprochen ist: Perioiken wurden als έπιβάται eingesetzt 1209 , Deckoffiziere, die den Harmosten des Landheeres entsprechen 1210 . Diese Epibaten befehligten bisweilen kleinere Flottenabteilungen unter einem Nauarchos: ήρχε δ' αύτοΰ (das Heer) Εύάλας Σπαρτιάτης, των δε νεών Δεινιάδας περίοικος Die Epibaten erscheinen zudem bei Thukydides als Hopliten
1212
,2Π
.
. Die bei
Xenophon genannten Epibaten können eigentlich nur Perioiken gewesen sein, da die Spartiaten eigens aufgeführt sind und in derselben Passage erwähnt ist: „er ließ von den Schiffsmannschaften zu Hilfe kommen, so viele Freie da waren" 1213 . Diese Freien der Schiffsmannschaften (Matro sen oder Ruderer) waren vielleicht Söldner oder Verbündete; als einfa che Matrosen oder Ruderer wurden die Perioiken also nicht eingesetzt, sondern als Soldaten, wie auch aus einer Xenophon-Stelle zu vermuten ist: Als Thebaner und Arkader bereits in Lakonien standen, ersuchten die Lakedaimonier um Hilfe in Athen; die Lakedaimonier schlugen vor, den 1208
Thuk. II 80, 1; IV 38, 5; III 100, 2; II 66, 2; Xen. Hell. IV 2, 16. Xen. HelLV 1,11; VII 1, 12. 1210 Beloch, J., Die Nauarchie in Sparta. RhMus 34, 1879. 130. 121 ' Thuk. VIII 22, 1. 1212 Thuk. II 66. 1213 Xen. Hell. V 1,11.
1209
353
Athenern die Befehlsgewalt über die Flotte, den Lakedaimoniern die über das Landheer zuzuweisen; diesen Vorschlag lehnte der Athener Kephisodotos mit folgendem Argument ab: Wenn die Athener den Oberbefehl über die Flotte annehmen, erhalten sie den Oberbefehl über των εκείνων δούλων και ελαχίστου αξίων, die Lakedaimonier werden schicken τριηράρχους Λακεδαιμνίους και ϊσως έπιβάτας, οι δε ναΰται δήλον δτι έσονται ή Είλωτες ή μιστοφόροι1214. Das ausgezeichnete Zusammenwirken von Spartiaten und Perioiken in nerhalb des Heeres der Lakedaimonier - ganz gleich ob zu Wasser oder zu Lande - dokumentiert sich auch darin, dass Perioiken - wie oben er wähnt - durchaus in Führungspositionen zu finden waren. Bisweilen setz te man in eroberten Städten auf lakedaimonischer Seite auch Perioiken als Aufsichtsbeamte
ein: καταστησας εν αύτφ Δράκοντα Πελληνέα
έπιμελητήν1215 (Pellana war eine lakedaimonische Perioikenstadt). Eben falls lassen sich in der Stellung eines Harmosten Perioiken nachweisen: Agesilaos IL ließ 394 v. Chr. bei seinem Abzug aus Kleinasien den Euxenos als Harmosten zurück1216, Aristodamos ist Harmost in Oreos1217, Sthenelaos wurde von Lysander nach Aigospotamoi zum Harmosten von Byzanz und Kalchedon eingesetzt1218. In den literarischen Quellen ist es nicht immer eindeutig zu erkennen, ob die jeweilige Person, die mit Son deraufgaben betraut war - als Harmost1210 oder Epistoleus1220 - Spartiate oder Perioike war. Neben Nennungen von Spartiaten1221 und namentli-
12,4
Xen. Hell. VII 1, 12. Xen. Hell. 1112,12. 1216 Xen. Hell. IV 2, 5. 12,7 Po?allae Ρ.'Vrosopographie der Lakedaimonier bis auf die Zeit Alexanders des Großen. Breslau 1913 (ND 1966), 27. . .. , .. - .f Δ Ι ο γ . η 1215
1218
Xen. Hell. II 2, 2; Poralla, P., Prosopographie der Lakedaimonier bis auf die Zeit Alexan
d e r s des Großen. 113. m
X U : Heil. l v 8 5; ΐ'ϊ; V i , 5; 1, 6: Epistoleus: Unterbefehlshaber der Flotte und Stellvertre-
,„, 'er des Nauarchos. „ Λ _ , „ „ _ . ..,, a ' Thuk. IV 11. 2; VI 58, 3; VII 19, 3; VII111,2; VIII39,1; VIII61,1/2.
354
chen Erwähnungen von Perioiken1222 stehen indifferente Angaben mit der Bezeichnung ό Λάκων und ό Λακεδαιμόνιος1223. J. Ο. Α. Larsen, REXIX 1 (1937) 817 wirft die Frage auf, ob ό Λακεδαιμόνιος möglicher weise den Bewohner der Stadt Lakedaimon, also Spartas, und ό Λάκων den in der Λακονική γή Ansässigen, also einen Perioiken bezeichne. Bei Herodot VIII 2 findet sich jedoch ein eindeutiger Beleg, dass diese Be griffe unterschiedslos verwendet wurden: Die Flotte wurde unter den Be fehl des Spartiaten Eurybiades gestellt, weil die Bundesgenossen sich weigerten, einem athenischen Führer zu gehorchen; wenn nicht ό Λάκων ήγεμονεύη, wollten sie nicht teilnehmen. In VII 226 nennt Herodot einen Spartiaten Dienekes, den er am Ende von VII 226 als Lakedaimonier be zeichnet. Auch nach eingehender Betrachtung zahlreicher Stellen bei Thukydides und Xenophon muss festgestellt werden, dass diese strenge Unterscheidung nicht getroffen weden kann. Doch Λακεδαιμόνιοι als staatsrechtlicher Begriff umfasst sowohl Spartiaten als auch Perioiken, wie bereits gezeigt wurde. Das Heerwesen war unverkennbar, betrachtet man die schriftlichen Quellen, der Faktor, an dem am besten belegbar ist, dass die Perioiken keine nur untergeordnete Rolle im Staat der Lakedaimonier gespielt ha ben. In diesem Bereich wird fassbar, dass es - neben der sonstigen Selbständigkeit der Perioikengemeinden - sehr wohl ein Nebeneinander von Perioiken und Spartiaten gegeben hat. Dieses „Nebeneinander und Miteinander", das sich in der Schlacht bewähren musste, konnte unmög lich erreicht werden, wenn Perioiken und Spartiaten ein streng vonein ander getrenntes Leben geführt hätten. So sieht das auch A. Powell: 1f the perioikoi were indeed integrated into Sparta's hoplite formation, that
Thuk. VIII 6, 4; 22, 1; Xen. Hell. III 2, 11; V 4, 39; VII 1, 25. Thuk. III 5, 2; III 25; III 35; VI 104, 1; VIII 12, 3; 24, 1;26, 1; Xen. Hell. I 1,23; 1. 32; II 1. 7; 1, 18; 2,2; Plut. Ages. 24, 4.
355
would say much ... about the amount of time they spent in military trainjng"1224. Das komplizierte Aufmarschieren vor einer Schlacht, die Einrich tung der Schlachtreihen und die lakedaimonische Kampftechnik1225 zwingen geradezu zu der Vermutung, dass wohl auch während längerer Friedensperioden sich beide Gruppen zu Übungen und Manövern getrof fen haben, um ein reibungsloses Funktionieren der Heeresformation im Ernstfall zu gewährleisten. Es war notwendig, immer wieder gemeinsam zu exerzieren, um ein eingespieltes Heer auf die Beine zu bringen. Jeder einzelne Hoplit musste wissen, was die Kommandos bedeuteten, und wie man darauf zu reagieren hatte1226; aber man sollte auch nicht ver gessen, dass Spartiaten und Perioiken häufig zusammen im Feld stan den, da es seit den Perserkriegen immer wieder Auseinandersetzungen gab, in die auch die Lakedaimonier involviert waren. Diese Einsätze för derten das Zusammenspielen der taktischen Einheiten von Spartiaten und Perioiken. Zudem bildeten die Kontingente der einzelnen Gemein den höchstwahrscheinlich taktische Einheiten für sich, wo sie in kleinen Gruppen die Befehle trainieren konnten; diese mussten beim Zusam mentreffen mit den anderen Abteilungen nur noch zusammengefasst werden. In jedem Fall kann man davon ausgehen, dass die PerioikenHopliten viel Zeit zusammen mit den Spartiaten verbrachten1227. Gerade der Dienst im Heer stellte die Perioiken auf eine Stufe mit den Spartiaten, war somit eine Möglichkeit für einen gesellschaftlichen Auf stieg und für eine Verbesserung der eigenen wirtschaftlichen Lage, in dem sie nach einem erfolgreichen Feldzug genauso wie die Spartiaten
™ Powell, Α., Athens and Sparta. 247. 25 beschrieben bei AXen. nAusführlich uoiuillHUl U e b U i n e U e f l UCI B U . ^Lak. Λ . rPol. w i . ·11. ·· A « m « n e i r h Hör m Gemeinsames Exerzieren musste möglich gewesen sein, vor allem, wenn.man βch.de These Kromayers anschließt, nach der die zur Stadt Sparta nahegelegenen Peno.ken ,„, 9emeinden in den Morenverband eingegliedert waren. Shipley, G., Perioikos: The Discovery of Classical Lakonia. 223.
356
ihren Anteil an der Kriegsbeute erhielten1228. Dies mag mit ein Grund gewesen sein, dass die Beziehungen zwischen Spartiaten und Perioiken über Jahrhunderte hinweg gut funktionierten, und dass die Perioiken loyal zu Sparta standen.
Shipley, G., a. a. O. 224.
357
D. Schlussgedanken Man muss wohl davon ausgehen, dass die Mehrzahl der Perioikengemeinden nicht zu einem uns unbekannten Zeitpunkt in einem Akt und nach einem Gesamtplan von Sparta aus eingerichtet worden sind, son dern dass sie aller Wahrscheinlichkeit nach eher sukzessive und in meh reren Etappen während oder im weiten Gefolge der Einwanderung der Dorer nach Lakonien und der Herausbildung Spartas als des wichtigsten und mächtigsten Gemeinwesens in dieser Region entstanden. Die Perioikengemeinden müssen auch durchaus nicht überwiegend von Sparta unterworfen gewesen oder aufgrund von anderen Zwangsmaßnahmen den Spartiaten Untertan geworden sein. Es lassen sich vielfältige Arran gements der eingewanderten Dorer mit der alteingesessenen Bevölke rung oder die Neugründung von Siedlungen ausmalen, wenn auch man gels Quellen zu solchen Vorgängen im 11. bis 8. Jh. v. Chr. nicht bewei sen. Es wäre daher unsinnig, hierzu neue Hypothesengebäude zu ent werfen; andererseits ist es wohl auch notwendig anzudeuten, in welche Richtung man denken könnte: So ist es m. E. vorstellbar, dass kleinere einwandernde Gruppen von Dorern zum eigenen Schutz vor den altein gesessenen Achaiern (oder vorgriechischer Bevölkerung) Verbindungen zu diesen aufnahmen und sich ihnen anschlössen. Die bisher vorherr schende Ansicht von einer Unterwerfung der Perioiken, ähnlich wie man das wohl für die Heloten anzunehmen hat, entbehrt ebenfalls der über zeugenden Quellen1229. Seit der spätarchaischen und klassischen Zeit, in der der lakedaimonische Staat auf dem Höhepunkt seiner Macht stand, treten uns in der perioikischen Bevölkerungsgruppe nicht unterworfene, unterdrückte Unter-
Vgl. dazu das Kapitel „Die Entstehung der Perioikengemeinden".
358
tanen entgegen, sondern eigenständige, kleine Gemeinden, die ihren Anteil dazu beitrugen, Sparta die Macht zu gewinnen und zu erhalten. Erst in der Zeit nach 192 v. Chr., als Rom mit der Trennung der Eleutherolakonen von Sparta die Macht des alten Führungsstaates auf der Peloponnes erneut schwächte, fassen wir in den nun auch häufiger auftau chenden Inschriften und in Reiseautoren die lokale Selbstverwaltung der Perioikenpoleis. So sind uns Ephoren, Tamiai oder Richter für den pro fanen Bereich der Selbstorganisation der Gemeinden, ferner Priesterin nen und Priester oder Pyrophoren bezeugt, die religiöse Angelegenhei ten der Gemeinden versorgten. In zahlreichen Aufgaben und Tätigkeiten des Gemeinschaftslebens müssen aber auch in den Jahrhunderten vor 192 v. Chr. Regelungen getroffen gewesen und Beauftragte für ihre Ab wicklung verantwortlich gewesen sein. Neben den religiösen Bedürfnis sen wie Opfern und Festen musste man die Einwohner feststellen, über sie in klassischer Zeit gewiss auch Verzeichnisse führen, es war der Bau von Straßen und deren Erhalt zu sichern, man benötigte Stadtmauern, gemeinsame Tempel und andere Bauwerke, es musste das Marktge schehen beaufsichtigt, Streitigkeiten behoben werden. Es bedurfte ent sprechender Beauftragter, deren Zahl und Bestimmungsweise wir aller dings nicht kennen. Auch hier ist es nicht sinnvoll zu phantasieren. Aber man muss wohl ausdrücklich darauf hinweisen, dass aus unserem Nicht wissen keineswegs folgt, dass es dergleichen nicht gab. So weisen einige Indizien auf „Verwaltungsstrukturen" hin. In erster Linie sei hier das Heerwesen angeführt; weder die Ephoren noch die Könige konnten über die Jahrgänge und Personen Bescheid wissen, die in den Perioikengemeinden jeweils tauglich und anwesend waren und so einbe rufen werden konnten. Auch der archäologische Befund bietet Anhalts punkte, aus denen man Verwaltung rekonstruieren kann: Das Vorhan densein von Tempeln bedingt Priester und Aufseher (siehe dazu „Hyper-
359 teleaton"), Stadtmauern, die bei fast allen Perioikengemeinden (Aus nahmen Helos, Side, Etis, Kotyrta) nachgewiesen sind, benötigen Per sonal, das für deren Instandhaltung sorgt, in Häfen (nachgewiesen bei Prasiai, Epidauros Limera, Boiai, Gytheion) sind Leute nötig, die diesel ben überwachen und instandhalten, hier eventuell auch „Zollbeamte"; jede Agora, der zentrale Punkt einer Gemeinde, braucht eine Marktauf sicht; die in Epidauros Limera entdeckten Vorratslager (siehe dort) set zen voraus, dass Personal vor Ort ist, das für die Instandhaltung der Ge bäude und auch für die Beaufsichtigung und Verteilung der eingelager ten Vorräte sorgt; auch die Zisternen, die in besonderem Maß in Thyrea (siehe S. 184 f.) nachgewiesen sind, benötigten Personal. Die Erwäh nung von musischen oder gymnischen Agonen belegt, dass es hierfür Personen gegeben haben muss, die sich um die Ausrichtung dieser Ver anstaltungen angenommen haben. Für Chöre (IG V1, 952) benötigte man Choregen, die Teilnehmer an gymnischen Kämpfen trainierten ver mutlich in Gymnasien (nachgewiesen in Akriai, S. 121 und Asopos, S. 97), wofür das Amt eines „Gymnasiarchos" (SGDI 4677/4678) und ein .Hypogymnasiarchos" (SGDI 4677) belegt ist (beide Inschriften stammen aus Messenien und sind datiert ins 4. Jh. v. Chr., der Tatbestand dürfte aber auf Lakonien übertragbar sein). Auch Festzüge mussten organisiert werden, wofür die Inschrift zu den Mysterien von Andania einen wichti gen Hinweis liefert1230 (siehe S. 286). Dass Sparta sich von sich aus direkt in die Belange der Perioikenge meinden regelmäßig eingemischt hätte, ist weder bezeugt noch wahr scheinlich. Man hätte lediglich Harmosten in die Perioikenpoleis schicken können, aber das hat man eben nicht getan (vgl. S. 272 f.). Wenn man in gefährlichen Situationen - wie etwa bei der Kinadon-Affaire (vgl S. 297 ff.) - Beauftragte der Spartiaten entsandte, so sind das wohlbe1230
Ziehen, L, Zu den Mysterien von Andania. 340.
360
gründete Ausnahmen, und auch das Amt des ιουθεροδίκης (vgl. S. 270 f.) war eine singulare, lokal auf Kythera begrenzte Erscheinung. Allerdings benötigte die militärische Organisation ständig Offiziere, die das jeweilige Aufgebot anführten. Solche Amtsträger können auch für zivile Aufgaben eingesetzt worden sein, wenn sie nicht auf einem Feldzug waren, ja sie können sogar gewählt oder traditionell auf einem anderen Weg bestimmt worden sein. Alles das wissen wir nicht, aber man muss dergleichen vermuten. In Spartas Staatswesen sind gleichsam „zusammengewürfelte Haufen" ohne einen Führer schwerlich denkbar. Allein schon die Größe mancher Perioikenpolis macht die Annahme ei ner Organisation des Zusammenlebens notwendig. So manche Perioikengemeinde erreichte von ihrer Fläche her (ummauertes Stadtgebiet plus Umland) eine Größe, die oft andere griechische Poleis außerhalb Lakoniens besaßen (Beispiele: Pasiai 35 km2, Zarax 24 km2, Epidauros Limera 100-105 km2, Boiai etwa 170 km2). In seinen Untersuchungen zu Arealgröße und Bürgerzahl der „Normalpolis" kommt E. Ruschenbusch zu dem Ergebnis, dass „sich das Areal einer Polis auf 25 bis 100 km2 be stimmt, im Idealfall also auf einen Kreis mit einem Radius von 2,8 bis 5,6 km"1231, eine Entfernung der Felder von der Siedlung, die für die Be wirtschaftung geeignet ist. Doch folgt allein schon aus der geographischen Lage der einzelnen Ge meinden, dass diese wohl nicht gleich groß gewesen sein können, nicht die gleiche Anzahl an Einwohnern ernähren konnten. Eine annähernd exakte Bevölkerungszahl - sowohl einzelner Siedlungen als auch der ge samten perioikischen Bevölkerung - zu ermitteln, stößt jedoch auf unüberwindbare Schwierigkeiten. Zahlenangaben aus den antiken Quellen kann man lediglich als Spekulationsgrundlage benutzen: 30 000 Perioi1231
Ruschenbusch, E., Die Zahl der griechischen Staaten und Arealgröße und Bürgerzahl der „Normalpolis". ZPE 59, 1985. 258.
361 kenklaroi (Plut. Lyk. 8, 5) ergeben etwa 120 000 perioikische Bürger (E. Ruschenbusch rechnet je Familienhaushalt zwei Erwachsene und zwei Kinder, ein Wert für die Statistik, der kein Bevölkerungswachstum ermöglicht; selbstverständlich gab es auch Familien mit weniger, aber auch mit mehr als zwei Kindern - Grund war die hohe Kindersterblich keit); bei 100 Perioikengemeinden (laut Strabon 8, 4,11 p. 362 C) ergibt sich im Durchschnitt je Gemeinde eine Anzahl von 30 Klaroi mit 120 Be wohnern. Berechnet man Bürger mit ein, die keinen Klaros besaßen, sondern ihren Lebensunterhalt durch Handwerk, Fischfang oder Weide wirtschaft bestritten, können die Bevölkerungszahlen der Gemeinden durchaus nach oben erweitert werden. Inwieweit Sklaven mit einzubeziehen sind, kann nicht genau bestimmt werden, vermutlich aber waren in den Familienoikoi bisweilen auch Sklaven/Sklavinnen als Hilfen im Haushalt, für die Bewirtschaftung der Felder oder auch in den Hand werksbetrieben vorhanden. Nach E. Ruschenbusch beträgt die durch schnittliche Bevölkerung einer „Normalpolis" bei 25 bis 100 km2 Areal et wa 230 bis 1250 Bürger1232, nach genauen Untersuchungen jedoch „schält sich als Normalpolis ein Staat mit 133 bis 800 Bürgern he raus"1233. Dem würde nach den Berechnungsbeispielen die Bevölke rungszahl der Perioikengemeinden durchaus entsprechen. Die kleinen Poleis legten sich wie ein doppelter Mauerring um das Spartiatenland. Vorwiegend lagen sie in kleineren oder größeren Buchten an der Küste (Tyros, Prasiai, Polichna, Kyphanta, Zarax), durch hohe Berge vom Binnenland abgeschottet, oder in mehr oder weniger fruchtbaren Hochebenen vor allem der Parnonhalbinsel (Selinus, Glyppia, Marios, Geronthrai). In vielen Fällen, an wichtigen Zugangspunkten ins Landes-
Ruschenbusch, E.t a. a. O. 262. Ruschenbusch, E., a. a. O. 263.
362
innere Lakoniens (Sellasia, Karyai, Prasiai, Helos, Gytheion), übten die Gemeinden eine gewisse Schutz- und Kontrollfunktion aus. Die Tatsache, dass die Perioikenpoleis sich häufig an Plätzen ehemali ger mykenischer Siedlungen bildeten (ζ. Β. Prasiai, Epidauros Limera, Boiai, Onugnathos, Geronthrai), zeigt, dass wohl gerade dort günstige Standortfaktoren für Besiedlung vorlagen, in erster Linie Ackerland, um die Ernährung der Bewohner sicherzustellen. In der näheren Umgebung mancher Gemeinden ließen sich auch Vorkommen von Bodenschätzen entdecken (Marmorbrüche vor allem im Taygetos, Eisenerz in der Um gebung von Boiai), die bestimmte Handwerkszweige (besonders die in der griechischen Welt bekannte lakonische Eisenverarbeitung, Kera mikproduktion, Bronzegießerei) förderten. Die Perioiken waren keine „unterworfenen Untertanen", sondern freie Bürger Lakedaimons, „Lakedaimonier" wie die Spartiaten, ausgestattet mit Pflichten, die auch den Spartiaten auferlegt waren (Trauer beim Tod eines Königs, Abgaben an den Staat, Militärdienst), ausgestattet ebenso mit Rechten (Teilnahme an den panhellenischen Spielen als Λακεδαι μόνιοι; Möglichkeit, Proxenoi anderer Staaten zu werden). Für die Grie chen außerhalb des lakedaimonischen Staates waren die Perioiken in der gleichen rechtlichen Stellung wie die Spartiaten, Verträge, die zwi schen Lakedaimon und anderen Staaten geschlossen wurden, waren für die Perioiken gleichermaßen bindend wie für die Spartiaten, und die Pe rioiken hatten aufgrund solcher Verträge auch den gleichen Schutz wie die Spartiaten1234. Vor allem im Heer waren sie ein wichtiger Bestandteil, sie standen als Hopliten neben den Spartiaten in der Phalanx, dienten in der Flotte, wa1234
Die Verbindlichkeit der Verträge würde natürlich auch für Untertanen gelten. Kriterien, die für Untertanen bestimmend wären: a) Steuern an den sie beherrschenden Staat, b) sie tragen nicht das Ethnikon des sie beherrschenden Staates (im Gegensatz dazu die lakedaimonschen Perioiken, die als Λακεδαιμόνιοι Bürger des Staates Lakedaimon sind).
363
ren mit Ämtern und Sonderaufträgen betraut. Vermutlich hatten die Perioiken gerade durch den militärischen Dienst Aufstiegsmöglichkeiten, womit sich auch das Ansehen in den Heimatgemeinden steigerte, inner halb derer soziale Abstufungen erkennbar sind, vor allem auch eine Schicht von καλοί καγαθοί, aus der wahrscheinlich die lokalen Beamten stammten. Die lakedaimonischen Perioiken waren zum einen organisiert in eigen ständigen, sich selbst verwaltenden Gemeinden, zum anderen über den Dienst im Heer und über verschiedene Kulte in den Gesamtstaat Lakedaimon integriert. Es war gelungen, die zahlreichen kleinen Gemeinden und die große Polis Sparta zu einem „Staat der Lakedaimonier" zu for men, der nach außen hin beinahe in jeder Situation Geschlossenheit demonstrierte. Von elementarer Bedeutung jedoch ist, dass die Perioiken selbst sich offensichtlich nicht als benachteiligte Randgruppe sahen. Sie besaßen hinreichend Selbstbewusstsein, sodass sie es nicht für nötig erachteten, mehr Rechte einzufordern. In diesem Bewusstsein blieben sie viele Jahrhunderte lang loyal gegenüber den Spartiaten, eine Bevölkerungs gruppe, auf die diese durchaus angewiesen waren. Das politische Gefü ge des Staates Lakedaimon funktionierte überaus gut und wurde nicht in Frage gestellt. Die Perioikengemeinden selbst haben nie gezielte Be strebungen gezeigt (außer in Einzelfällen in Kriegssituationen), sich ge gen Sparta-Stadt zu erheben oder sich gar von Sparta zu lösen. Erst im Jahr 195 v. Chr. wurden einzelne Gemeinden (vor allem Küstenstädte) aus dem Gesamtverband abgetrennt1235, von Rom, das damit den Lakedaimoniern den Zugang zum Meer erschweren und Spartas Macht ver ringern wollte.
Strabon 8, 5, 5 p. 364/365 C; Paus. III 21, 7.
365
Ε. Anhang 1. Übersicht über die Siedlungsepochen in Lakonien (nach literarischen, archäologischen, epigraphischen und numismatischen Nachweisen) Westhälfte Lakoniens
Stadt
mykenisch/ helladisch
Trinasos Krokeai Gytheion Las Asine Teuthrone Psammathus Tainaron Hippola Messa Pyrrhichos Oitylos Charadra Thalamai Pephnos Leuktra Kardamyle Gerenia [Abia [Alagonia JKarystos [Pellana [ßelmina
X
protogeometrisch/ geomet risch
archaisch klassisch/ [ römisch hellenis tisch
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Ι
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χ
L_X
χ
Ι
366 Osthälfte Lakoniens
Stadt
1 Protogeo./ 1 archaisch klassisch/ 1 römisch 1 1 mykehellenis nisch/ hel- geomet risch tisch ladisch
Tyros
X
Prasiai
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
Polichna Kyphanta
X
X
X
X
Zarax Epid. Limera
X
X
X
X
Epidelion
Iside
X X
X
Kap Malea Etis
X
X
X
Boiai
X
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X
X X
Aphrodisias
X
Onugnathos Kotyrta
X
Kyparissia/ Asopos Leukai Hyperteleaton Biandyna
X
X
X
X
X
X
X
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X
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Akriai 1 Pleiai
X
Helos
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Palaia Korne Geronthrai
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Marios ISelinus ?
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Sellasia Karyai JThyreatis
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367 2. Ausgrabungsberichte zu den Perioikengemeinden der Parnonhalbinsel
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Excavations
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Wace, A. J. B., Laconia. II. Geraki. 2. Sculptures. ABSA 11,1904/05, 99-105 Tillyard, H. J. W., Laconia. II. Geraki. 3. Inscriptions. ABSA 11,1904/05,105-112 Tillyard, H. J. W./Wace, A. J. B., Laconia. II. Geraki. Historical Note ABSA 11 1904/05,112-123 Rhomaios, Κ. Α., Laconia. IV. The Έρμαι Ν. Ε. Frontier. ABSA 11,1904/05,137 f. Tillyard, H. J. W., Laconia. L Excavations at Sparta, 1907. § 10. Inscriptions. New portion of the Damonon Inscription. ABSA 13, 1906/07,174-182 Wace, A. J. B./Hasluck, F. W., Laconia, II. Topography. South-Eastern Laconia. ABSA 14, 1907/08,161-182 Wace, A. J. B./Hasluck, F. W., Laconia. II. Topography. East-Central Laconia. ABSA 15, 1908/09, 158-176 Wace, A. J. W., Laconia. III. Early Pottery from Geraki. ABSA 16,1909/10, 72-75 Waterhouse, H./Simpson, R. H., Prehistoric Laconia: Parti. ABSA 55,1960, 67-107 Waterhouse, H./Simpson, R. H., Prehistoric Laconia: Part II. ABSA 56, 1961, 114175 Mylonas, K. D., ΤΡΕΙΣ ΕΠΙΓΡΑΦΑΙ ΕΚ ΤΗΣ ΛΑΚΩΝΙΚΗΣ . BCH 9,1885, 244 f.
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368 Picard, Ch., BCH 79,1955, 254; 256 Daux, G., BCH 80, 1956, 274; 275; 277 Christou, Chr., BCH 81, 1957, 551; 552; 548 Daux, G., BCH 82,1958, 713; 714 Daux, G., BCH 83,1959, 628 Daux, G., BCH 84,1960, 693; 963 Pritchett, W. K./van der Waerden, B. L, BCH 85, 1961, 21 Le Roy, Chr., BCH 85, 1961, 232 Daux, G., BCH 85,1961, 686 f.; 691 Daux, G., BCH 93,1969, 1024; 1025 Michaud, J. P., BCH 95, 1971, 888 Michaud, J. P., BCH 98, 1974, 613 Touchais, G., BCH 101,1977, 557 Touchais, G., BCH 102,1978, 672; 673 Touchais, G., BCH 103,1979, 561 Touchais, G., BCH 104,1980, 605; 607 Touchais, G., BCH 107,1983, 762 Touchais, G., BCH 108,1984, 762; 763 Touchais, G., BCH 110,1986, 691 Touchais, G., BCH 113,1989, 603; 606; 609 Pariente, Α., BCH 114,1990, 736; 737 Pariente, Α., BCH 115,1991, 862; 863 Touchais, G., BCH 123, 1999, 687 ff. Touchais, G., BCH 124 2000, 810 ff. Touchais, G., BCH 125, 2001, 836
369 3. Literaturverzeichnis Sparta RE III A2 (1929) Topographie/Geographie: 1265-1373 (Bölte) Geschichte: 1373-1453 (Ehrenberg) Kult: 1453-1525 (Ziehen) Sparta als Kunststadt: 1525-1528 (Lippold)
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Die epigraphischen Quellen entstammen folgenden Quellensammlungen: Corpus Inscriptionum Graecarum (CIG), Hildesheim/New York 1977 Inscriptiones Graecae (IG) V1, Berlin 1908 Supplementum Epigraphicum Graecum (SEG), Leiden 1923 ff.
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Grundlagen für die Skizzen; Topographische Karte 1 : 50 000 zu Lakonien Euro - Regional - Karte 1 : 300 000 (Peloponnes) Shipley, G., Spartan Territory in the Late Classical and Hellenistic Perioids. 370 (für die Übersichtskarten)
380 4. Indices Quellen Aristophanes, pax 24 33, - Thesm. 421 ff. 246 -Wespen 1157-1165 251 Aristoteles. Politeia - 1 2 6 9 a 3 9 f f . / b 1 ff. 2.269 - 1271 b 270 -1306 b 33-37 302 -1329 a 26 f. 235 Athenaios, 1,31 c/d 242 -11,483 b 237,251 -15,674a/b 329 -15,678b/c 321 Cicero, de divinatione I 43, 96 332 CIG11336 118 . 1444 104 Diodor XII 44, 3 179, 180. 230, 297 - XV 32, 1 341 64, 1 165, 294 64,3 170,171 64,6 165 Herodot I 65 265 82 32,71, 179, 180,220,228 166 12 175 12 - I V 1 7 9 71 - V I 56 310 58.2 14,268,312 58.3 4,268,312 60 243 76.2 179,180,310 -VII 134 243 226 354
234,2 15,283,337 243, 2 11 - VIII 2 354 235 272 -1X10. 1 11,338,345 11.3 11.257,265,338, 28,2 11,337,339 29,1/2 11,339 70,5 11,265 Homer, llias Π 584 - Odyssee IX 79 IG IV 842 40
- 1605
76, 85
132 71
IGV1,1 258 -213 132, 133, 139,286.314, 315,316,318 -172 173 -479 121 -602 129,130 - 723 32, 39 -920 165,169 -921 165,169 -922 170,173 -923 170,173 -924 170,173 -925 170 -926 179 -927 323
32,38, 158, 159, 161, 179,
- 928 -929 - 930 - 931 -932 - 933
32, 37 32,38, 179,323 32, 36 48, 52, 55, 66. 106, 112, 238 66, 106, 111.284 66
- 934
67
- 937 - 945 - 952 - 953
272,335 80 76, 78, 259, 284, 286, 359 76, 83
- 954 - 955
76,83, 284 76,83,284
- 956-959 76, 83 - 960 76, 83 -961 90,92, 106, 111,284 -962 90,92,106, 111 -963 90,92, 106, 111,284 -964 90, 92, 106, 111 -965 90,92,106, 111,284 -966 90,92, 106, 111,284 -967 90,91 -968 96,101,103 -969 96,101,103 -970 83,96.101 -971 96,101 -972 96,103 -973 96,104 -974 94,95,96,104 -975/976 106,111 -977 106,111,113
381 -989-1107 95,99, 104,105, 118 119,253 -1013 79,80,95 -1107 104, 105, 118, 119 -1108 109,117 -1109 121,128 -1110-1141 131 -1112 95, 100, 142,273 -1113 95,100,273 -1115 142 -1116/1117 140 -1118 137,140 -1119 140 -1120 140,314,315 -1121 140 -1122 141 -1123 142 -1124 139 -1125 139 -1126 139 -1127 139 -1129 139
-1130
139
-1132
139
-1133 138,212 -1134 138 -1135 138 -1136 139 -1138 139 -1139 139 -1140 -1142
139 143,145
-1143
85
-1169 -1390
107 275
-1515-1522
15
-1517-1519 17,316 IGV2, 159 247 IG VII, 1765 121, 127 IGXII5.542 117,206,267 Isokrates, Panathenaikos
-177 -178
208,277 208,253,277
- 179 208, 223, 254, 270, 277 -180 258,296,338 -181 296 Livius XXXJV 26, 9 159, 160 -28,1 154,155 -XXXV 27, 2 104. 109. 110, 118, 119 - 2 7 , 3 104
- 2 7 , 6 118 '27,13 159,160 Lukian, de saltatione 10 159 163 317 Pausanias I 27, 5 76 - 38, 4 48 -Π9,2 165,166 -29,5 179,180,230,310 -38,5 179,182 -38,6 182,187 -38,7 182 -1112,3 179,180,264 -2,5 290 -2,6 142,200,221,226 -2,7 182,221,227 -2,9 221 -7,5 179,180 -8,3 12,264 -10,7 165,166,170,171,330 -10,8 37 -12,8 324 -14,1 313 -17,2 315 -19,3 39 -20,2 315 -20,5 316 -20,6/7 132,133,139 - 20, 8 39 -21,4 335 -21,6 242 -21,7 32,33,48,49,55,56,76, 77,96,97,120,121,142,154, 296, 363 -21,10 64 -22,1-13 70,74,76,78,87,88, 89,94,95,97,102, 106,113, 121,123,124,127,133,134, 140,142,145,147,153,154, 156,158,159,161,219,228, 241,255,267,335 -23,1-11 39,55,57,59,63,64, 65,68,71,72,76,84,229, 254 -24,1-5 32,38,39,40,45,46, 47,48,49,104,239,253,335 -24,7 335 -24,8 104 -24,10 39 -25,4 39 - 26, 1 39 - 26, 2/3 335
382 - 26, 4 39 -IV 16, 9 170, 173,330 - 24, 4 231
- 34, 9
231
- 35, 2 231 - V 5 . 3 12 - V I 2, 1/2 325 - VII 27, 7 329 - 1 3 , 7 177 -VIII 3, 3 179 - 1 2 , 8 74,87 - 24, 7 329, 335 -27,3/4 170,171 - 4 5 , 1 170 - 4 9 , 5 165,166
-1X19,2
329
- Χ 9, 12 179,180 Photios, Lex. 101 170 Piaton, Alkibiades I 123 a 269, 311 Plinius, nat. hist. IV 5, 16 179 - 1 7 45,48,55,76 -1X127 242 -XXXVI23 170 - 3 8 170 Plutarch, Agesilaos 8, 1 243 - 20, 2 280 - 24, 4 354 - Agis 8, 1 17, 165, 167, 233, 259 - 5 , 3 16 - 5 , 6 16 - Artaxerxes 18, 1 170, 174, 330 -Kimon16,7 291 - Kleomenes 7 291, 292, 332 -10 14 - 11 257 - 2 3 , 3 165,166 - 2 7 , 4 165,166 - Lykurg 4, 7 342 - 8 , 5 15, 17,233,236,361 - 1 2 , 2 236 - 24, 1 282 - 24, 2 243 - 2 7 150 -Lysander23,11 243 - Philopoimen 6, 1 165, 166 - Pyrrhus 26 48 Psdeudo-Plutarch, Apophtheg.Lac 212 Β 280 Polyainosl41, 5 170, 171 -111,7 342 - 14, 1 298
Polybios II 65, 7-9 165, 166, 340 -IV 35 316 -36, 5 32, 33,43,45,48, 115, 159, - V 9 152 -19,7 132,133,227 - 1 9 , 8 76,77, 115, 120, 121 - 2 0 , 4 159 - 2 0 , 5 159 - VI 49, 7-9 252 -1X28,7 171 -XVI 37, 2 165,166 -37,4 170,171 Pseudo-Skylax 46 32, 55, 76, 179 -47 70 Ptolemaios, Geographia III - 14, 32 45, 48, 55, 65, 71, 76, 88, 96,97, 118, 120 -14,33 179,182 - 1 4 , 4 3 45 SEG2, 1924, 160 142, 153 - 161/162 142, 284 -166-168 142,151
-169
142
-170 106,110,114 -171 106 -172 106,111 - 1 1 , 1954,892 28, 179 -905 106,110 -906 106 -907c 106,110 -13,1956,261 179 -266 179,183,197 -267 179 - 1 5 , 1958,215 179, 196 -16,1959,274 179 - 1 7 , 1960, 143 48,53 -23,1968,324a 26 - 2 9 , 1979,383 76,254 -30,1980,377 179 -32, 1982,397 165, 169 -34, 1984,304/305 117 -35, 1985,277 179, 197 -280 179,196 -281 159 -282 159,164 -284 179,197
-285
179,196
-286/287/288 179 -290 179,186 -291 179
383
-292 179,186 -293 179,186 -295 197 - 296 28 -302 179,197,321 -378 179 -36,1986,349 179 -39, 1989,372 96, 101 -40, 1990, 343/344 170, 172, 173 -41,1991,310 127 -311 67,260,284 -42, 1992,297 120,127,284 -50,2000,385 149 SGDI4525 38, 158, 159, 161 - 4535 28 -4543 66 -4545 66,106,111 -4549 66,106 -4559 96,104,248 - 4598 258 - 4677 286, 359 - 4678 286, 359 Stephan v. Byzanz 26, 32, 48, 74, 87,90, 132, 142, 165, 170, 179 Strabon1,4, 6 p. 65 C 181 -4, 7 p. 65 C 179
- 6, 3, 3 p. 278-280 C 229 - 8 , 3 , 12 p, 343 C 120, 121,132 -4, 2 p. 362 C - 4, 9 p. 362 C - 4, 11 p. 362 C - 5 , 1 p. 363 C 121 - 5 , 2 p. 363 C 96,97, 115, 227 - 5, 4 p. 364 C
328 71 205, 274, 361 88,94,95, 120, 71,76,88,89, 132,133,200, 270
- 5, 5 p. 364/365 C 264, 295, 363 - 6, 1 p. 368 C 55, 59, 76, 84 - 6, 2 p. 368 C 32, 33, 65 -6, 11p. 373 C 231 - 6 , 14 p. 374 C 32,40,200,
215, 229, 278 -6, 17 p. 376 C 179, 180 Syll.3 407 26 Thukydidesl 101,2 291 -108,5 76,254 -128,1 227,291 -142 238 -1125,3 12
-27,2 179,180,182,230,310 -66,6 32,33,238 -66,2 277,352 - 80, 1 352 -101,2 12 -Hl 5, 2 277,354 -16,2 238 -25 354 -35 354
-100,2 352 - IV 8, 1 350 -11,2 353 - 38, 5 352 -53,2 71,270 - 53, 3 230, 272
- 54,1 71 -54,4 132,133,227,238,318 -56, 1 87,90,91,238,275 -56,2 55,56,179,180,182, 238,310 -57 275 -78,8 12 -123 276 -128,4 275 -129/130 276 -V12 276 -13 276 -14,3 275 -14,4 179,180 -18,7 275 - 33,1 344 -34,1 231,299 - 35, 7 292 -41 179,220 -41,2 179,181,182,195,200, 201 -50, 325
- 54, 1 266, 344, 346 -55,3 170,267 - 57,1
342, 344, 350
- 60,1 350 -64,2 342 -67,1 341,349 - 68, 3 338, 340, 341 - 71 341 - 72,1 -72,3 -VI 58, 3 -95,1 -104,1 -105,2
341 341 353 179,180 277,354 32,55,56
384 -VII 18,3 32,55,56,238 - 1 9 , 3 353
- 26, 1 55, 56 - 2 6 , 2 55,56,227,275, 311 - 57, 6 230. 275 -VIII 3,1 12 - 6, 4 276, 354 - 1 1 , 2 353 - 1 2 , 3 354 - 22. 1 276, 309, 352. 354 - 24, 1 354 - 26, 1 354 - 39, 1 353 - 39, 3 71 -61,1/2 353 Tyrtaios frg. 8. 31-34 246 Vitruvl 1,5 170, 174 Xenophon, Agesilaos II 24 293 - Kyrupädie IV 2, 1 268 - Lak.Pol. 8, 4 268 - 7, 6 259 - 1 1 341,355 - 1 2 , 3 341 - 1 3 , 2 267 - 1 3 , 6 341 - 1 5 , 3 309 -Hellenikal 1,6 16 - 1 , 2 3 354 - 1 , 3 2 354 - 2 , 1 8 227 - 3, 5 354 - II 1, 7 354 - 1 , 1 8 354 - 2, 2 354 - 2 . 1 3 165 - 2 , 1 9 165 - 3 , 1 0 325 - 4, 39 342 -1111,4 353 - 2 , 1 1 260,277,354 - 2 , 1 2 353 - 2, 21 325
- 2, 23 - 2, 24 - 2, 25 - 2, 29 -3,4-11
12, 264, 342 342 342 342 300
- 3, 5 298, 301 -3,6 275,298,301,311,342 -3.6-10 275,298,301
- 3, 7
244, 245, 246, 259, 298,
299, 301 -3,8 227,302,311 - 3 , 1 0 276,298,299 - 3 , 1 1 299, 302 - 4. 3 346 - 4 , 7 282.305 - 5, 6 308. 342 - 5, 7 340, 343 - 5 . 1 7 342 - IV 2, 5 353 - 2, 9 308, 342 - 2 , 1 6 277,352 - 4 , 1 9 342.350 - 8, 7 275 - 8, 11 353 - V 1 , 5 353 -1,6 353 -1,11 352 -1,33 340,343 - 2. 3 342 -2.24 309,341,347,349 - 3, 9 257, 347, 349 -3,13 308,342,343 - 3, 25 342, 350 - 4, 39 277, 354 -4,41 342,350 - 4, 47 308, 342, 343 -4,52/53 341,343 -4,59 342 -6,10 308 -VI 2, 33 16 -4,17 308,342 - 4,24 350 -4,26 342,351 -5,10 342 - 5, 21 342 - 5, 25 293 -5,27 165,171,294 -5,28 215 -5,30 315 -5,32 133,293,318 -VIM.12 352,353 -1,20-22 16 -1,25 354 -1,28 16, 171,342,351 - 2, 2 33, 293 - 2, 3 33, 293 -4.12 165 - 4, 20 342, 351 - 4,27 338
385 Kult Achilles 39, 253 Amyklaion 134 Aphrodite 57, 58, 68, 79, 84, 109, 253 Apollon 26, 27, 28, 29, 30, 37, 38, 49, 52, 54, 55, 63, 67, 71, 72, 77, 84, 91, 92, 104, 106, 108, 109, 110, 111, 112, 113, 142, 145, 146, 147, 148, 149, 152, 153, 157, 161, 163, 184, 185, 225, 254, 255, 285, 320, 322, 323, 327, 328, 332, 333, 334, 335, 336 Apollon Hekatombaios 152 Apollon Hyperteleatas 91, 92, 104, 106, 110, 111, 112, 113, 258, 332, 334, 336 Apollon Karneios 333 Apollon Maleatas 28, 37, 38, 55, 72, 158, 161, 163,320,323,332 Apollon Lithesios 71, 72 Apollon Pythaios 17, 26 Apollon Tyritas 26, 27, 30, 332 Ares 29, 142, 144, 153,255 Ariontia/ Αριόντια 319, 320, 326 Artemis 29, 37, 57, 64, 68, 79, 80, 82, 84, 90, 104, 113, 129, 130, 131, 134, 154, 155, 157, 170, 171, 172, 173, 174, 201, 250, 259, 286, 314, 330, 332, 333, 334 Artem is Agrotera 113 Artemis Karyatis 171, 172, 173, 174, 330, 332, Artemis Limnatis 57, 64, 82, 84, 259, 286, 334 Artemis Ortheia 104 Artemis Patriotis 332 Artemis Soteira 84, 334 Asklepiaden 187 Asklepios 38, 39, 40, 45, 46, 47, 55, 57, 58, 67, 68, 69, 74, 77, 79, 80, 84, 97, 98, 104, 106, 113, 185, 187, 188, 196, 201, 253, 254, 255, 332, 335 Asklepios Philolaos 97, 98, 255, 335 Atalante 47 Athanaia/ Άθάναια 316, 323, 324, 326 Athena Alea 258
Athena Hippolaitas 332 Athena Kyparissia 94,101 Demeter 133. 148, 150, 151, 153 224,313,316,317,319,335 Demeter Eleusinia 224, 317 Dionysos 38,39,77, 103 Dioskuren 40, 167, 169, 330 333 335 Eleuhinia/ Έλευηύνια 316, 319, 326 Eleusia 148,151 Eleusinion 159,212, 316, 317 εν Γαιαρόχο 315, 324, 326 Epidelion 63, 64, 76, 84, 85, 366 Eros 80 Ge 324 Göttermutter 121, 123, 124,127, 332 Gymnopaidien 161, 164, 213, 313 321,322 Helena 177,335 Helios 132 Hera 153,251 Herakles 29,151,153,172, 219, 335 Hermes 39, 74 Hyakinthien 213,313 Hyakinthos 39, 225 Hyperteleaton 52, 55, 65, 66, 67, 91, 98, 104, 105, 106, 112, 113, 114, 222, 240, 248, 251, 285, 334, 335, 336, 343, 366 Ino 38, 39, 57, 68, 225,331, 335, Ino-Pasiphae 331 Isis 77,80,84,254 Kameen 213,313,333 Karyateia 330 Kastor 151,153,174,330,335 Köre 133,139, 150,316,317 Lithesia/ Λιθ&ια 320, 322,326 Leonidaia 313 Machaon 38,187,335 Maleateia 323,326 Menelaos 78,335 Nymphen 171 Pan 71,72,79 Pantheon 155 Parpao 321,332 Parparonia/ Παρπαρόνια 183, 197, 320,321,322.323,326 Parparos 183,197,320,321,322 Perseus 132
386 Pohoidaia/ Ποίιοίδαια 317, 318, 326 Polemokrates 187, 188, 196, 332 Polydeukes 174, 330, 335 Poseidon 73, 80, 103. 133, 224, 315, 317,318,323,331 Poseidon Gaiaochos 224, 315, 323 Poseidon Hippios 318 Promachos 329 Promacheia 329 SarapJs 77, 84, 254 Semele 38,39 Thetis 177
Tyche 160 Tyndareos 169,335 Tyndariden 168. 169, 330, 335 Zeus 39, 57, 59, 65, 69, 103, 151, 153,224.227,332,334 Zeus Kappotas 334 Zeus Krokeatas 332 Zeus Lakedaimonios 310 Zeus Soter 59, 65, 334 Zeus Teleios 151, 153 Zeus Uranios 310
Eigennamen Achaier 94, 97, 99, 177, 178, 199, 221,226,308,357 Achilles 39, 253 Aeneas 74, 84, 87 Agesilaos 13, 277, 282, 298, 300, 302, 305, 307, 340, 342, 343, 346, 350, 353, Agesipolis 342,347 Agiaden 307 Agisl. 264,311 Agis IV. 16, 167 Aigineten 180, 182, 191, 192, 230, 310, Aigyten 290 Aioler 39,225 Alkamenes 132, 227, 226 Antigonos Doson 152, 165 Antoninus Pius 83, 254 Antonius 83 Aratos 111 Archelaos 290, 307 Archidamos 171, 291, 292, 307, 351 Argiver 179, 180, 212, 220, 228, 264 Aristodamos 353 Aristomenes 170 Ariston 250 Aristophanes 32, 33, 246, 251 Aristoteles 12, 235, 244, 264, 270, 302,312 Arkader 212, 219, 290, 351, 352 Artaxerxes 170, 174, 330, 340 Asklepiodoros 128 Athenaios 237,242,251,321.329
Athener 76, 90, 132, 180, 184, 192, 220, 230, 237, 238, 267, 271, 275, 292, 345, 350, 353 Boios 76,87,219 Brasidas 231.276,299 Brasideer 231,349 C. lulius Eurykles 83, 101, 140, 201, 254, 255 Caracalla 102,103 Charixenos 26 Charsos 258 Chartas 250 Chorebis/ Χ Ο Ρ Η Β Ι Σ 148,151 Constantius I. 101, 103 Damonon 259, 286, 314, 315, 318,
319, 320, 323. 324, 325, 326, 327, 329 Deiniadas 260,276 Demetrios 152 Derkylidas 277 Dienekes 354 Diodor 165, 170, 171, 179. 180. 230, 294,310,341 Dionysios 16, 165, 351 Dorer/Dorier 38, 132, 199, 206, 217, 219, 220. 221, 224, 228, 231, 265, 307, 330, 336, 357 Drakon 260,277 Dromeus 325 Eleier 165,212 Enymakratidas 319,320 Ephoros 264,265,270,311 Epidaurier 52, 53, 66, 67
387 Epikydidas 276 Epitadeos 16 Eurybiades 354 Eurypontiden 11, 307 Euxenos 353 Geta 77, 103 Gitiades 107,250 Herakliden 70, 76, 87, 219, 334 Herodes Atticus 187 Herodot 11, 12, 14, 15, 32, 71, 73,
179, 180, 200, 220, 228, 243, 257, 264, 265, 268, 272, 283, 310, 312, 321, 337,338,339,345, 354, Homer 71,132 Illyrer 152 Isokrates 220, 221, 225, 234, 264, 265, 266, 269, 281, 289, 309, 345, 351,352 Kephisodotos 353 Kinadon 14, 78, 244, 259, 260, 274, 275, 282, 289, 290, 298, 300, 301, 302, 303, 304, 338, 359 Kleomenes I. 180 Kleomenes II. 48 Kleomenes III. 152, 165,166 Konstans 139 Konstantin 139 Kroisos 180 Labotas 264,307 Lach a res 83 Lakedaimonier 11, 13, 14, 15, 32, 33, 41, 49, 51, 55, 111, 132, 142, 163, 164, 165, 169, 170, 171, 179, 180, 184, 191, 198, 199, 206, 210, 215, 217, 218, 219, 220, 221, 226, 227, 228, 229, 230, 231, 232, 234, 256, 257, 258, 263, 264, 265, 266, 267, 270, 273, 274, 275, 277, 278, 290, 292, 293, 294, 295, 296, 300, 308, 309, 310, 312, 321, 322, 325, 330, 331, 337, 340, 341, 342, 345, 346, 348, 349, 350, 351, 352, 353, 354, 355, 362, 363 Leonidas 313 Lepuskla 100 Livius 115, 120, 121, 129, 130, 165, 166, 170,171 Lukian 170, 174,330 Lykurgos 15, 33, 43, 45, 47, 48, 115, 159 Mark Aurel 122
Markos Latinios 115 Megyllias 258 Menalkidas 177 Menon 258 Messenier 170,220 Minyer 224, 225, 333 Nabis 115, 121, 129, 212, 256, 295, 296, 305 Nauplier 231 Nepos 230 Nikias 132,292 Nikokles 121,122,128,267 Oreos 353 Parakypanssische Achaier 97, 99 Pausanias 12, 23, 32, 33, 37, 38, 39, 40, 45, 46, 47, 48, 49, 54, 55, 56, 57, 59, 61, 63, 64, 65, 68, 69, 70, 71, 72, 74, 76, 77, 78, 83, 84, 85, 87, 88, 89, 91, 92, 94, 95, 96, 97, 102, 104, 106, 113, 120, 121, 123, 124, 127, 128, 132, 133, 134, 138, 139, 140, 141, 142, 143, 145, 147, 153, 154, 156, 157, 158, 159, 160, 161, 163, 165, 166, 170, 171, 172, 173, 174, 177, 179, 180, 182, 187, 191, 193, 196, 200, 205, 219, 220, 221, 225, 226, 227, 228, 229, 230, 231, 239, 241, 242, 252, 253, 254, 255, 264, 267, 290, 295, 296, 310, 313, 315, 316, 324, 325, 329, 330, 331,332,335,340,343,363 Pheidon 220 Philipp IL v. Makedonien 22, 32, 37, 104,148,160,174,187 77, 115, Philipp V. v. Makedonien 133 Philopoimen 115, 129, 165,171,212 Philostratis 259 Phrynis 276 Pindar 272,274 Piaton 269,311 Plautilla 102, 103 Plinius d. Ä. 45, 48, 55, 76,170, 174, 179,242,320 Plutarch 14,15, 16,17, 48,150, 165, 166, 167, 170, 174, 233, 236, 243, 257, 259, 280, 282, 291, 292, 330, 332, 342, 354, 361 Polyainos 170,171,298,342 Polybios 32, 33, 43, 45, 48, 76, 77, 102, 115, 120, 121, 132, 133, 149,
388 152, 159, 165, 166, 170, 171, 227, 241,259,316,340 Ptolemaios 32, 45, 48, 55, 65, 71, 76. 88, 96, 97, 118, 120. 179, 182, 192 Pyrrhus ν. Epirus 48 Rhamphias 276 Römer 13, 20, 83, 146, 271, 295, 296, 332 Sallust 301 Septimius Severus 102, 103 Skiriten 269, 338, 340, 341, 343, 347,349 Sosibios 321,322 Sthenelaos 353 Strabon 32, 33, 40, 41, 55, 59, 65,
71, 76, 84, 88, 89, 94, 95, 96, 97, 102, 115, 120, 121, 132, 179, 180, 181, 200, 205, 227, 229, 231, 264, 270, 295, 328, 348, 361, 363 T. Quinctius Flamininus 256, 295 Teisamenos 302 Telestas 107,250
133, 138, 215, 225, 274, 278, 171, 212,
Thebaner 133, 165. 171. 181, 212 293, 294, 295, 303, 352 Theopompos 180 Thukydides 12, 13, 32, 33, 55, 56, 71, 76, 87, 90, 91, 102, 132, 133^ 149, 170, 179, 180, 181, 182, 184,' 191, 192, 195, 200, 201, 220, 227, 230, 231, 238, 254, 260, 265, 266, 267, 270, 272, 274, 275, 276, 277, 291, 292, 293, 299, 308. 309, 310, 311, 318, 325, 337, 338, 340, 341, 342, 344, 345, 346, 349, 350, 352, 353, 354 Timokrates 165 Tolmides 76 Vitruv 170, 174 Xenophon 12, 13, 16, 32, 33, 102, 132, 133, 149, 165, 170, 171, 215, 227, 244, 245, 246, 257, 259, 260, 264, 265, 267, 268, 274, 275, 276, 277, 280, 282, 293, 294, 297, 298, 299, 300, 301, 302, 305, 308, 309, 311, 315, 318, 325, 328, 337, 338, 340, 341, 342, 343, 346, 347, 349, 350,351,352,353,354,355 Xouthias 258
Antike Orte Achaia 329 Achilleushafen 39 Aigiai 208 Aigila 317 Aigina 40, 215 Aigospotamoi 26,353 Aigys 209,290 Aigytis 219 Aithaia 291,292 115, 118, 119, 120, 121, 123, Akriai 126, 127, 128, 129, 130, 134, 140, 142, 208, 209, 218, 221, 248, 249, 267, 296, 332, 359, 366 Aktium 83 Alagonia 209, 222, 247, 295, 334, 365 Amyklai 39, 199, 225, 226, 227, 234, 266, 307, 308, 335 Andania 150, 286, 359
Anthene 179, 182, 191, 192, 195, 200, 232, 239 Aphrodisias/Aphroditia 65, 70, 74, 76, 87, 200, 219, 254, 266, 275, 285,366 Arainon 39 Argolis 13, 37, 43, 45, 48, 55, 179, 181, 182, 190, 198, 204, 229, 230, 231,253,320,322, Argos 29, 31, 32, 33, 43, 48, 49, 53, 115, 159, 168, 179, 180, 181, 182, 184, 185, 193, 196, 199, 206, 219, 220, 228, 264, 295, 349, 350 Arkadien 39, 170, 171, 185, 204, 206, 250, 290, 317, 318, 329, 342 Asine 133, 230, 231, 238, 365 Asopos 83, 90, 92, 94, 95, 96, 97, 99, 101, 102, 103, 104, 105, 106, 111, 112, 114, 119, 121, 130, 201,
389
208, 212, 213, 221, 227, 235, 240 248, 250. 252, 255, 296, 297, 333 335, 343, 359, 366 Atarneus 277 Athen 12, 13, 35, 40, 76, 215, 234, 242, 251, 252, 265, 281, 282, 352 Attika 31,36,350 Aulon 227, 274, 275, 299, 302 Belbina 209 Belminatis 219 Biandyna 101, 118, 119, 127, 209. 221,240,366 Boiai 57. 63. 64, 66, 70, 74, 75, 76, 77, 78, 80, 81, 82, 83, 84, 85, 87, 91, 92, 103, 111, 139, 201, 209, 212, 213, 215, 219, 221, 235. 239, 240, 244, 245, 246, 247, 248, 252, 254, 255, 257, 259, 284, 296, 297, 310, 333, 334, 335, 343, 344, 359, 360, 362, 366 Boiotien 39, 66, 138, 224, 250, 277, 329 Bryseai 212 Byzanz 353 Chaironeia 33, 43, 48, 115, 159, 198 Chersones 277 Chrysapha 156 Delos 84 Delphi 26,258 Dereion 334 Diktynnaion 334 Ebene Leuke 51, 65, 92, 98, 101, 115, 116, 129, 208, 212, 232, 239, 240,249,255,310,343 Eleusis 316 Elis 12,39,231,264,299,351 Epidauros 40, 55, 67, 68, 215, 229 Epidauros Limera 39, 51, 52, 55, 57, 59, 60, 62, 63, 64, 65, 66, 67, 68, 82, 84, 85, 92, 111, 112, 114, 134, 147, 200, 201, 208, 209, 212, 213, 214, 221, 225, 228, 229, 232, 235, 238, 248, 252, 253, 254, 260, 285, 296, 297, 333, 334, 335, 343, 344, 359, 360, 362, 366 Epidelion 63, 64, 76, 84, 85, 366 Erythrai 66 Etis 70, 74, 75, 76, 87, 200, 219, 254,285, 359, 366 Eua 179, 182, 186, 187, 188, 190, 191, 192, 196, 200, 232, 239, 332
Euas 166 Euboia 153 Eurotas 14,51, 112, 121, 132, 138 149, 167, 204, 205, 209, 210 212 219, 221, 222, 230,235, 239, 241' 253,256,290,318 209, 212, 222, 295, 235, Gerenia 365 Geronthrai 121, 140, 141, 142, 143 145, 148, 149, 151, 153. 155, 158, 160, 161, 163, 164, 209, 212, 215, 219, 221, 224, 226, 227, 235, 241, 248, 252, 253, 255, 256, 257, 261, 296, 310, 327, 329, 333, 334, 343, 348,361,362,366 Gytheion 103, 112, 118, 119, 133, 208, 209, 210, 212, 213, 215, 221, 222, 224, 232, 235, 242, 244, 252, 256, 257, 279, 293, 295, 310, 317, 333, 334, 335, 344, 359, 362, 365 Helos 14, 23, 73,121, 132,133, 134, 136, 137, 138, 139, 200, 209, 210, 212, 221, 222, 224, 225, 227, 234, 238, 239, 241, 285, 286, 316, 317, 318, 326, 348, 359, 362, 366 Hermai 172,179,182 Hermione 40,215 208, 209, 214, 222, 224, Hippola 225,317,332,365 Hyperteleaton 52, 55, 65, 66, 67, 91, 98, 104, 105, 106, 112, 113, 114, 222, 240, 248, 251, 285, 334, 335, 336, 343, 366 Hypsoi 104,334,335 Kalaureia 32,40,215,224 Kalchedon 353 Kap Malea 32, 38, 70, 71, 75, 86, 204, 220, 227, 228, 254, 366 Kardamyle 208, 209, 214, 222, 248, 333, 365 Karyai 23, 166. 170, 171, 172, 173, 174 177, 201, 209, 210, 212, 221, 232, 247, 267, 293, 314, 330, 331, 332, 348, 362, 366 Karystos 209,365 Keos 45,66,278 Knakadion 333 Korinth 12,31,39,83,125,350 Koroneia 13 Kos 55
390 Kotyrta 65, 85, 87, 90, 91, 92, 98, 101, 111, 114, 200, 213, 221, 222, 232, 249, 253, 275, 284, 285, 343, 350, 359, 366 Kreta 264 Krokeai 136, 208, 209, 215, 221, 247, 332, 335, 348, 365 Kromnos 209,351 Kynuria 26, 36, 43, 112. 162, 168, 179, 180, 182, 187, 219, 228, 250, 253, 264 Kyparissia 94, 95, 97, 99, 101, 209, 212,221,228,332,366 Kyphanta 45, 46, 48, 115, 200, 201, 208, 209, 213, 221, 235, 238, 239, 261, 278, 332, 335, 345, 361, 366 Kyrene 114 Kythera 80, 83, 92, 132, 133, 220, 270,271,272,275,350,360 Lakedaimon 12, 13, 14, 15, 17, 18, 19, 20, 32, 41, 43, 49, 55, 66, 69, 92, 114, 128, 153, 159, 170, 171, 173, 178, 179, 180, 181, 196, 198, 201, 203, 204, 205, 206, 216, 217, 229, 234, 242, 249, 250, 252, 258, 265, 266, 267, 268, 272, 273, 274, 278, 279, 281, 289, 290, 291, 292, 293, 294, 295, 296, 297, 299, 300, 310, 312, 316, 326, 327, 328, 331, 354, 362, 363 Lakonien 15, 21, 23, 36, 38, 39, 40, 64, 73, 77, 8 1 , 85, 87, 109, 112, 121, 133, 148, 153, 165, 167, 170, 171, 176, 178, 193, 196, 199, 201, 203, 204, 205, 206, 208, 210, 214, 215, 218, 219, 220, 221, 222, 225, 227, 228, 231, 232, 234, 235, 238, 239, 242, 244, 245, 246, 247, 248, 249, 250, 251, 252, 253, 256, 265, 273, 274, 290, 292, 295, 308, 309, 310, 315, 317, 318, 320, 326, 331, 332, 333, 334, 335, 336, 338, 343, 344, 345, 347, 351, 352, 357, 359, 360, 362 Las 103, 112, 295, 334, 335, 365 Latomion 78 Lepreon 231,299 Lesbos 276 Leukai 112, 115. 116, 119, 127, 129, 130,366
20, 33, 39, 133, 138, 165, Leuktra 171, 181, 209, 222, 225, 248, 266,
276, 293, 294, 295, 303, 322, 333, 334, 337, 346, 365 Limnaion 334 Malea 32, 38, 70, 71, 73, 75, 86, 112, 167, 204, 220, 227, 228, 248, 254, 366 Maleatis 323, 334 Mantinea 152,349 Marios 142, 154, 155, 156, 161, 201, 208, 230, 232, 240, 250, 253, 266, 296,332,361,366 Messa 208, 209, 222, 365 Messenien 64, 170, 173, 204, 205, 206, 209, 230, 250, 286, 291, 292, 299,317,318,326,344, 359, Methone 231 Mykene 185 Nauplia 40,215 Neris 179, 182, 190, 191, 192,239 Nymphaion 71, 72, 75, 248, 254 Oinus 166,167 Oitylos 208, 209, 212, 213, 222, 295, 333, 334, 365 Olympia 15 Olympos 166 Olynth 342, 347, 350 Onugnathos 75, 78, 80, 88, 89, 209, 221,332,362,366 Orchomenos 40, 215, 224 Oreos 353 Palaia Kome 127, 129, 140, 141, 343, 366 Parparos 183, 197, 320, 321, 322 Pellana 167, 208, 209, 212, 215, 222, 267, 278, 348, 353, 365 Pellene 260, 277, 329 Pephnos 40, 208, 214, 335, 365 Pharai 230 Pharis 226,227 Plataiai 302, 313, 337, 339, 344, 348 Pleiai 65, 115, 129, 130, 131, 200, 203, 209, 285, 266, 332, 334, 366 Polichna 43, 44, 46, 48, 115, 200, 208, 209, 210, 213, 230, 235, 238, 239,261,266,345,361,366 Psammathus 204, 230, 247, 365 Pylos 292, 350 Pyrrhichos 209, 230, 295, 334, 365
391 Rom 13, 103, 255, 271, 282, 295 358, 363 Samos 214,215,251 Sardes 180 Selinus 38, 142, 158, 159, 161, 162, 163, 164, 209, 230, 240, 249, 323,' 332,348, 361,366 Sellasia 152, 165, 166, 167, 168, 169, 208, 209, 210, 212, 215, 221,' 230, 232, 266, 293, 294, 333, 340, 343, 348, 362, 366 Side 70, 74, 75, 76, 87, 120, 213, 219,254,285,359,366 Skiritis 219, 244, 245, 247, 348 Sparta 11, 17, 18, 19, 20, 33, 37, 39, 48, 51, 53, 59, 66, 69, 76, 81, 83, 89, 104, 113, 115, 130, 134, 138, 139, 142, 149, 152, 161, 164, 165, 166, 168, 171, 173, 174, 176, 191, 192, 199, 201, 205, 206, 210, 212, 213, 214, 215, 217, 218, 220, 226, 229, 231, 232, 234, 237, 238, 241, 242, 243, 244, 245, 248, 250, 251, 253, 256, 257, 258, 259, 260, 263, 264, 265, 270, 274, 275, 276, 278, 279, 280, 281, 282, 283, 284, 286, 289, 290, 291, 292, 293, 294, 295, 296, 299, 300, 301, 302, 303, 304, 305, 307, 308, 311, 313, 314, 315, 316, 318, 321, 322, 323, 324, 325, 326, 327, 328, 329, 333, 334, 335, 336, 338, 339, 343, 344, 346, 348, 354, 355, 356, 357, 358, 359 Syrakus 16, 165, 351 Tainaron 73, 104, 113, 204, 208, 212, 220, 224, 225, 227, 247, 291, 317,331,344,365
Tanaos 182 Tarent 229 Tegea 168, 176, 182, 193, 199 219 258, 340, 343, 349 Tenos 53 Teuthrone 209, 222, 295, 334, 365 Thalamai 39, 68, 209, 214, 225, 248 295,331,335,344,365 Theben 340,350 Therai 225,317 Therapne 315 Thermopylen 11 Thessalien 12 Thornax 37 Thrakien 276,299 Thuriai 291,292,318,326 Thyrea 179, 180, 182, 183, 184, 186, 188, 190, 191, 192, 194, 195, 198, 209, 210, 232, 239, 248, 279, 285, 359 Thyreatis 13, 15, 23, 33, 112, 162, 179, 180, 181, 182, 183, 188, 190, 191, 192, 193, 195, 196, 197, 198, 209, 210, 212, 220, 222, 228, 230, 232, 234, 239, 308, 310, 320, 321, 322, 323, 326, 332, 366 Trinasos 134,208,365 Troja 78,87 Tyros 23, 26, 27, 30, 37, 38, 158, 163, 200, 208, 209, 213, 221, 238, 239, 249, 250, 261, 323, 332, 345, 361,366 Zarax 33, 43, 45, 46, 48, 49, 50, 51, 52, 53, 64, 66, 112, 159, 200, 208, 209, 210, 213, 230, 235, 238, 239, 266, 296, 332, 334, 345, 360, 361, 366
Moderne Orte Ägäis 214 Ägypten 272 Analipsis 172, 174, 175, 176, 177, 178, 221 Angelona 60, 65, 134, 147, 156, 249, 253, 254 Apjdia 116, 140, 205, 209, 222, 250 Arachova 172
Archaiokastro 183 Asteri 136 Astros 176, 183, 188, 189, 190, 191, 192,193,194.222,239 12, 13,35,40,76,215,234, Athen 242, 251, 252, 265, 281, 282, 352 Boza 94,95 Bucht von Kyparission 45
392 Chounaria 63, 64 Daimonia 87. 90. 98, 222 Elaia 118,119 Elaphonissi 78, 80, 88 Euboia 153 Eurotas 14, 51. 112, 121. 132, 138, 149, 167, 204, 205, 209, 210, 212, 219, 221, 222, 230, 235, 239. 241, 253,256,290,318 Geraki 140, 142, 143. 144, 147, 148, 149, 155, 158, 160, 205, 209. 212, 241,255,256 Glykophrisi 134, 137 Gouves 140, 149 Hagia Anastasia 189, 194 Hagia Irene 71 Hagia Marina 71,72 Hagia Paraskeue 62 Hagia Thekla 64 Hagia Triada 78, 183 Hagios Andreas 33, 183. 189, 190, 191, 192,194, 195 Hagios Athanasios 34 Hagios Basilios 160, 161, 164 Hagios Elias 27, 28, 30 Hagios Georgios 71, 78, 79 Hagios Johannes 59, 122, 128, 134, 136, 140, 145 Hagios Konstantinos 167, 168 Hagios Nikolaos 72, 123, 126, 136, 144 Hagios Phokas 63 Hagios Stephanos 62, 64, 133, 137 Hagios Strategos 134.136 Hagios Theodoron 130 Helleniko(n) 63, 64, 183, 190, 191, 192, 193. 194, 195 Kambos 78 KapAstros 183 Kap Kamill 63, 85 Kap Malea 32, 38, 70, 71, 75, 86, 204, 220, 227, 228, 254, 366 Kap Tainaron 204, 220, 344. 391 KapXyli 97,101 Kastelli 63,64, 90, 155 Kastelli Heltenika 63 Kastraki 62, 64, 123, 124. 125, 126, 127,189, 192,193, 194 Kato Doliana/Kourmeki 192 Kelephina 208 Keramidion 136
Kloster Luku 183. 186, 187, 188 190, 192 Kokkinada 136 Kokkinia 118, 121, 122, 126, 127, 130 Kollyri 60 Kosmas 38, 160, 161, 163. 249 Kourkoula 116, 124, 126, 129, 130, 131,212 Kremydion 59 Lakonien 15, 21, 23, 36, 38, 39, 40, 64, 73, 77, 81, 85, 87, 109, 112, 121, 133, 148, 153, 165. 167, 170, 171, 176, 178, 193, 196, 199, 201, 203, 204, 205, 206. 208, 210, 214, 215, 218, 219, 220, 221, 222, 225, 227, 228, 231, 232, 234, 235, 238, 239, 242, 244, 245, 246, 247, 248, 249, 250, 251, 252, 253, 256, 265, 273, 274, 290, 292, 295, 308, 309, 310, 315, 317, 318, 320, 326, 331, 332, 333, 334, 335, 336, 338, 343, 344, 345, 347, 351, 352, 357, 359, 360, 362 Latomion 78 Libyen 272 Limnes 64 Mani 204, 248, 345 Mari 155,156 Megala Spilia 78 Melana 27, 28, 37 Molaoi 51, 60, 65, 92, 98, 101, 115, 116, 119, 129, 130, 131, 205, 208, 212,240,248,255 Monemvasia 51, 57, 59, 60, 65, 248 Neapolis 74, 77, 78, 79, 80, 87, 245, 248, 254 Palaiochori 161 Palaiochorion 36 Palaiogoulas 167, 168 Palaiokastron 81 Panagia 88 Panagiotis/Lefkas 136. 137 Pappadianika 79 Paralion-Astros 183, 188, 191, 192, 193, 194 Pamon(-gebirge/-halbinsel) 36, 53, 55, 64, 70, 71. 72, 81, 82. 85, 90, 92, 112, 118, 156, 163, 164, 173, 179, 182, 194, 199, 204, 205, 208, 209, 210, 212, 213, 219, 220, 227,
393 228, 235, 238, 240, 244, 245, 248, 254, 255, 271, 308, 323, 332, 334' 335, 343, 344, 348, 361 Pavlopetri 88 Peloponnes 32, 41, 48, 121, 124,
204, 219, 220, 226, 231, 265, 272* 275,300,309,318,358 Phoiniki 52, 66, 67, 98, 104, 106, 222,240,248,251,285 Phonemeni 172, 192 Phoutianika 88 Plaka 33, 34, 35, 36 Plytra 90, 94, 95, 98, 99, 100, 101, 106, 118,248,255 Poulithra 43 Prosilion 190, 194 Rhikea 51 Samos 214, 215, 251 Sikea 98,101,116
Taygetos(-halbinsel) 39, 104 167 204, 206, 208, 209, 212, 2 H , 222' 224, 235, 238, 247, 248, 316, 317 334, 344, 362 Tsorovos 189, 194, 195 Vamvaku 173 Velanidia 70 Versthena 248 Vigla 44, 89 Vlakhioti 136, 137 Vrasiatis 191 Vourvoura 172,174,175, 176, 285 Voutama 63,84 Xerokampi 182,190,191, 322 Xeronisi 136 Zavitza 179,183,192, 194,197
Sachbegriffe Abgaben 268, 270, 362 Ackerbau 30, 52, 72, 127, 156, 195, 208. 209, 235, 236, 239, 240, 241 Ackerland 66, 71, 239, 253, 261,
289, 362 Agoge 279, 280, 328, 329, 338, Agon 286, 313, 314, 321, 322. 326. 327.331,333,359 Agora 77, 84, 143, 145, 241, 254. 280, 359 Akropolis 26, 27, 30, 33, 34, 44, 46,
50, 57, 58, 59, 90, 94, 97, 98, 99, 101, 142, 144, 145, 146, 147, 151, 155, 160, 164, 200, 222, 255, 315, 327, 334, Akroterion 107 Altar 29. 30, 39, 61, 107, 125, 177, 225 Amphiktyones 40 Amphiktyonie 32, 40, 41, 215, 228, 278 Amphore 78, 122, 125, 136 Apella 279,280 Apsis 176,285 Aquädukt 189
archaisch 28, 29, 55, 59, 62, 78,107, 108,109,112,121,125,126,147, 148, 149, 167, 176, 184, 208, 222, 230, 251, 266, 267, 308, 357, 365, 366 Architrav 100,189,249 Archon 26 argivisch 31,33,67, 183 Aristokratie 257,302 Aryballos/Aryballoi 28, 31, 125,149 Asyl 40,291,331 Athleten 152,327 308, 338, 342, 343, 344. Aufgebot 345,347,348,349,351,360 Äxte 245
βασιλικός φόρος 269, 311 Basis (Marmor-/Statuen-) 60, 61, 111,122,125,148,169,172 Bassin 71,248 28, 108, 114, Bauem(-dörfer/-höfe) 137,138,242,245 Beamte 66, 82, 133, 198, 260, 270. 271 272. 273, 274, 275, 277. 283, 284, 285, 312, 316, 353, 359, 363
394 Befestigungsanlage, -mauern)
34,
50, 57, 62, 92, 93, 133, 138, 144, 160, 168, 184, 189, 191 Beil(e) 191,245 Bernstein 251 Besatzungstruppen 274 Besiedlung 26, 36, 37, 46, 47,3 49,
51, 59, 60, 62, 72, 76, 78, 79, 89, 97, 99, 118, 123, 132, 136, 140, 144, 145, 146, 155, 164, 167, 183, 188, 189, 191, 193, 199, 210, 219, 221,224, 362 Bevölkerungsgruppe
19, 268, 280,
298, 304, 308, 327, 337, 342, 349, 357, 363 Bevölkerungsschicht 13, 264, 265 Bevölkerungszahl 14, 256, 261, 348, 360, 361 Binnenland 30, 36, 40, 49, 194, 208, 209,213,214,230,239, 361 Blei 29, 108, 176,230 Blüten 108,109 Bodenschätze 244 Bohnen 236 Bronze 39, 90, 106, 108, 110, 146, 175, 250, 255 Bronzebild 28,250 Bronzefiguren 29, 31, 161 Bronzegefäße 29 Bronzegegenstände 98, 106, 160, 250 Bronzegießerei 362 Bronzegriff 28 Bronzehenkel 37,250 Bronzehydria 59 Bronzekunst 148,250 Bronzelämpchen 109 Bronzelöwe 28 Bronzepferd 156,250 Bronzeschlange 60, 61 Bronzeschwert 176 Bronzespiegel 36, 108,110, 250 Bronzestatue 38, 109, 111, 156, 158, 163 Bronzestier 28, 197, 321 Bronzetaenien 67, 104, 113, 251 Bronzevase 111 Bronzeverarbeitung 250 Bronzewidder 38,250 26. 88, 89, 99, 102, Bronzezeit(lich) 136, 137, 143, 161,225
Bucht(en) 26, 30, 43, 44, 45, 46, 47, 49, 51, 52, 57, 65, 80, 81, 88, 99, 101, 102, 179, 182, 189, 194, 200, 205, 208, 214, 238, 239, 240, 361 Bürger 12, 14, 15, 16, 36, 45, 52, 66, 67, 92, 101, 114, 118, 127, 128, 153, 169, 200, 229, 259, 260, 261, 263, 265, 266, 267, 268, 276, 278, 279, 280, 281, 282, 291, 293, 326, 333, 337, 347, 348, 350, 351, 362 Bürgerheer 13, 350,351 Bürgerlisten 283 Bürgerrecht 83 ,302 Bürgerschaft 11, 266, 277, 282 Bürgerverband 12, 18, 351 Bürgerverzeichnis 17 Bürgerzahl 262,360 Bule 281 Buleuterion 176,285 Caldarium 79 Chimäre 108 Chiton 103,213 Chor 285,286 Chorege 285, 286, 359 chthonisch 225 Damonon-Stele 286, 314, 320, 324, 326, 327, 329 Damos 279,281,284,345 Dark Ages 222 Demarchos 285 Demen 281 Demenorganisation 284 Denkmal 172,267,313 170, 180, 227, 266, 340, Diabateria 343, 346 Diaulon 323 Diskos 15 Dolch 90,117 Doppelkönigtum 307 dorisch 13, 90, 97, 107, 112, 123, 124, 126, 140, 145, 146, 149, 160. 197, 217, 218, 219, 220, 222, 224, 228, 232, 248, 249, 265, 266, 307 Dorische Wanderung 70, 74, 76, 94, 206,219,231,264 Dreizack 29 Ebene(n) 30, 33, 36, 51, 52, 65, 66, 72, 91, 92, 98, 101, 115, 116, 126, 129, 132, 133, 134, 136, 137, 138, 149, 168, 193. 194, 195, 205, 208, 209, 212, 232, 234, 235, 238, 239,
395 240, 241, 248, 249, 255, 261, 310 343 Echinus 147 Ehrendekret 103 Eimer 109 Eirenes 328 Eisenerz(-lager/-vorkommen) 81, 244, 245, 246, 247, 362 Eisenindustrie 254,257 Eisenschlacken 81, 245 Eisenwarenhandel 85 Eisenwarenherstellung 85 Eisen Warenmarkt 244, 245, 298, 301,304 Eleutherolakonen(städte) 33, 49, 56, 66, 77, 80, 82, 85, 92, 97, 103, 113, 121, 128, 142, 153, 154, 291, 284, 332, 358 Elfenbein 69, 84, 142, 242, 251, 254, 255 Epheben 291 Ephoren 41, 66, 82, 92, 153, 268,
274, 275, 276, 280, 283, 284, 289, 298, 299, 301, 302, 308, 309, 310, 312, 314, 316, 324, 325, 338, 341, 342, 343, 358, Epibaten/ έπιβάται 352 Epiklesis 28, 38, 64, 72, 151, 313, 320 Epistoleus 353 Eplstyl 197,249 Epitheton 28 Erdbeben 15, 88, 113, 180, 230, 291,292,339 Erz 107, 108 Erzgießen 107 Erzstatue 109 Euthynen 285 Feigen 116,205,236 Fertilität 234 Fest(eMage) 39, 68, 113, 142, 152, 161, 173, 174, 183, 197, 213, 286, 313, 315, 316, 317, 318, 319, 320, 321, 322, 323, 326, 327, 328, 329, 330,331,333, Festzug 139, 286, 316, 317, 329, 330, 359 Figur(en) 29, 39, 40, 60, 77, 78, 107, 109, 124, 147, 148, 177, 197, 250, Fischer 59,261
30, 37, 44, 46 Fischerei/Fischfang 52, 91, 127, 195, 200, 233, 236* 239, 240, 361 Fletschzerteiler 243 Flötenspieler 243,286 Flotte 295, 300, 352, 353, 354, 362 Flottenabteilung 276, 352 Flotten kommandant 260 Fort 160, 163 Fragment(e) 29, 36, 60, 78, 79, 82, 88, 91, 100, 106, 119, 122, 123, 124, 125, 126, 136, 145, 146, 147 148, 155, 175, 177, 184, 186, 187, 189,193,247,248,254,256, Friedhof 62,78,175,189 Fruchtbarkeit 173, 204, 234, 241 Fundament(e) 29, 33, 35, 57, 61, 62, 77, 78, 90, 97, 98, 99, 107, 125, 137, 140, 144, 146, 147, 155, 158, 186 Fundplatz 131,137 Fundstätte 136, 160, 162, 167, 168, 171,189,190,192,193,194 Fußbodenmosaik 100, 201, 255 Gebäude 29, 57, 63, 77, 82, 94, 97, 99, 100, 102, 107, 122, 126, 133, 137, 156, 158, 160, 176, 184, 186, 188,190,197,252,285,359 Gebirge 44, 204, 205, 208, 210, 214,
240, 249 Gefäß 28, 29, 35, 60, 61, 90, 107, 109, 122, 124, 125, 145, 161, 173, 176,177,249,250 Gefäßfragmente 29,107 Gehöfte 167 Geldwirtschaft 259 Gemeindeverwaltung 14 Gemüse 46, 52, 138, 195, 200, 241, 242 geometrisch 29, 124, 136, 176, 183, 184, 185, 188, 189, 192, 193, 199, 222, 365, 366 Geräte 213,298 Geronten 299 Gerste 236,335 Gerusia 279,280 Gesimsverzierungen 215 Getreide/-anbau 44, 46, 52, 66, 81, 116, 138, 195, 200, 205, 236, 237, 239, 240, 241 Gewandschnallen 108
396 Gewerbe 81, 82, 153. 233, 244, 247 Gold 69, 142, 147, 242, 251, 254, 255, 259 Gorgonen 109 Gorgonenhaupt 67 Götterbild 45. 47. 49, 57, 67, 72, 84, 171, 172, 187,254 Grab/Gräber 35, 38, 59, 78. 90, 99, 116, 119, 136, 149, 161, 172, 175, 176, 186, 190, 197, 313 Grabstele 36, 79, 111, 173, 248, 249 Grabungsfunde 62 Gravur 108,110 Grenzgebiet 13. 52. 63, 170, 171, 179, 182, 196, 198, 230, 266, 269, 273, 274, 290, 299, 320
γροφεύς
53
Gymnasiarchos 359 Gymnasium 83, 97, 121, 255 Gymnopaidien 161, 164, 213, 313, 321,322 Hafen(-stadt/-platz) 33, 35, 37, 44, 46, 49, 50, 51, 52, 57. 59, 65, 66, 68, 70, 71, 78, 85, 89, 99, 102, 119, 121, 124, 127, 138, 204, 208, 210, 215, 249, 253, 254, 256. 272, 285, 293 334 Handel 36, 37, 66, 69, 81, 82, 85, 102, 104, 127, 149, 153, 195, 213. 214, 215, 233, 240, 241, 242, 243, 244, 247, 248, 251, 252, 253, 254, 255, 256, 258, 259, 283, 296, 316 Handelsbeziehungen 31 Handelsplatz(-stadt) 68,254 Handelsware 242,248 153, 236, 242, 243, 244, Handwerk 247, 249, 251, 252, 283, 342, 361, 362 Handwerker 108, 109, 244, 245, 246, 252, 262, 298, 337, 342 Harmost(en) 198, 272, 273, 274, 275, 279, 352, 353, 359 Harmostie 273,274 62, 77, 134, 137, 167, 176, Häuser 184,227,291 Heer 11, 13, 16, 17, 33, 45, 121, 133, 159, 180, 213, 235, 246, 258, 259, 268, 269, 272, 276, 277, 279, 280, 281, 282, 283, 290, 292, 296, 298, 299, 301, 302, 310, 312, 316, 337, 338, 339, 340, 341, 342, 345,
348, 349, 350, 352, 3536, 355, 362, 363 Heeresdienst 216, 268, 290, 297, 310 Heeresfolge 12 Heerführung 308 Heerwesen 283, 354, 358 Heiligtum/-tümer 27, 28, 29, 30, 31, 38, 39, 40, 46, 47, 54, 55, 57, 59, 62, 63, 64, 67, 68, 69, 74. 77, 82, 84, 85, 89, 91, 92, 97, 98, 101, 104, 106, 107, 108, 109, 110, 111, 112, 113, 114, 121, 123, 124, 126, 127, 130, 133, 134, 140, 141, 153, 154, 155, 160, 167, 170, 171, 172, 174, 177, 185, 187, 188, 200, 201, 213, 215, 248, 250, 251, 253, 254, 255, 260, 283, 285, 286, 291, 313, 315, 316,318,332,333,334 Hekatompolis (έκατόμπολις) 205, 328 hellenistisch 62, 63, 89, 91, 98, 100, 102, 109, 119, 123, 124, 126, 134, 136, 137, 140. 146, 167, 175, 185, 186, 188, 189, 191, 192, 194, 255, 365, 366 Helm 246 Heloten 16, 132, 217, 224, 225, 227, 230, 231, 234, 243, 264, 269, 291, 292, 297, 299, 302, 303, 311, 329, 331,337,338,339,345,357 Helotenaufstand 289, 291, 292 Hermen 192 Heroenrelief 60, 61, 79 Herold 285,243 Heroon 61, 147, 156,254 Heros 60,61, 151, 187,332 Hieropoioi 285 Himation 61,103 52, 127, 138, 194, 200, Hinterland 208,238,310 Hippodrom 315 Hirten 261 Hochebene 208, 361 Höhle(n) 45, 47, 72, 73, 78, 88, 98, 107, 113 Holz(-bearbeitung/-wirtschaft) 84, 172,176,233,245,246,249 Holzkohle/Kohle 245 Homoioi/ δμοιοι 11, 40, 280, 282,
299,300,301,302,303
397 Hoplit(en) 11, 16, 108, 161, 163 214, 236, 237, 242, 246, 258, 259,' 260, 268, 272, 279, 290, 299, 301 [ 304, 338, 339, 342, 344, 346, 348, 349, 350, 352, 355, 362 HoplitenheeiV-phalanx 246, 337 342 352 Hügel(ketten) 27, 28, 29, 30, 33, 34, 35, 36, 37, 43, 44, 46, 57, 62, 65, 66, 72, 78, 88, 90, 91, 94, 95, 98, 99, 101, 117, 118, 122, 123, 124, 125, 126, 127, 130, 134, 136, 137, 143, 144, 145, 148, 155, 156, 160, 163, 166, 167, 168, 175, 176, 183, 184, 188, 191, 194, 195, 200, 222, 239 Hütten 35 Hydria 59, 109, 177 Hyperteleaton 52, 55, 65, 66, 67, 91, 98, 104, 105, 106, 112, 113, 114, 222, 240, 248, 251, 285, 334, 335, 336, 343, 366 Hypogymnasiarchos 286, 359 Hypokausten(anlagen) 79, 100, 201, 255 Hypomeiones 206, 243, 282, 299, 301, 303, 304, 338, 342, 345, 347, 349. 350 Ikonostase 189 in antis 176 Inschrift(en)/Grab-/Ehren-/ Weihein schriften 20, 26, 28, 30, 36, 37, 38, 39, 40, 44, 45, 47, 52, 53, 61, 66, 67, 78, 79, 80, 82, 83, 85, 91, 92, 95, 100, 101, 103, 104, 106, 110, 111, 112, 113, 114, 116, 117, 118, 127, 128, 129, 130, 138, 139, 146, 148, 149, 150, 151, 152, 153, 155, 156, 158, 161, 163, 164, 169, 172, 173, 183, 193, 196, 197, 201, 224, 248, 255, 258, 267, 272, 278, 284, 285, 286, 313, 314, 315, 318, 319, 321, 324, 325, 327, 328, 329, 358, 359 iudices 21 λ Jagd 245 Jäger/Jägerin 36, 47, 92, 103, 250, 261 Jaspis 176 Käse 236, 237, 241
Kaiser 83, 97, 101, 103, 122, 139, 254, 255, Kaiserzeit 20,48,80,101 121 123 124,125,188,252,254,257 Kalkstein 63, 78, 122, 144, 158, 184 197,239,249 καλοί κάγαθοί 257, 347, 363 Kammergräber 88,117, 136 Kantharos 60, 79, 103, 172 Kapitell/AntenkapitellMragment 60
71,72,90, 107, 123,124, 126, 145, 146, 147, 177, 184, 186, 248, 249 Karyatiden 174,330 Kastell 168 Keramik(bruchstücke/-fragmente/scherben) 35, 43, 51, 60, 62, 72, 78, 79, 88, 97, 98, 99, 106, 116. 119, 122, 123, 125, 134, 136, 137, 140, 144, 146, 155, 158, 160, 163, 167, 176, 177, 183, 185, 188, 189, 192, 214, 215, 227, 244, 249, 250, 252,255,318 Keramikproduktion(-herstellung) 177, 250, 362 Keramikwerkstätte 250 Kessel 109 Kinadon-Verschwörung 244,260 Klaros/Klaroi 15, 16, 17. 233, 234, 236, 237, 241, 243, 261, 279, 292, 300, 302, 361 klassisch 15, 20, 28, 34, 47, 48, 53, 55, 58, 62, 70, 76, 79, 82, 85, 89, 98, 99, 102, 104, 105, 109, 119, 128, 133, 134, 136, 137, 138, 140, 141, 146, 160, 163, 164, 167, 170, 175, 180, 182, 184, 185, 188, 189, 191, 194, 195, 196, 198, 199, 200, 201, 205, 208, 210, 215, 220, 221, 222, 225, 227, 230, 231, 232, 237, 239, 254, 255, 265, 266, 267, 273, 274, 284, 291, 308, 318, 332, 341, 357, 358, 365, 366 Kline 187 Knochen 29, 36, 97, 136, 146, 237, 255 Koch 243 Kohl 236 Kolonie/co/on/ae 229,271 Koma/Kome 19, 133, 138, 141, 163, 196,200,226,252 Königsland 310,311
398 Kontrollfunktion 69, 212, 362 Kontrollpunkt(-station) 62, 63, 64, 98, 190 Koren 148 Kouros 107 Krater 107, 109, 175, 177 Krongüter 309, 310,311,312 Krug (Krüge) 80,123, 146 Küste (OsWWesWSüd-) 15, 23, 30, 32, 36, 38, 39, 41, 44, 45, 46, 51, 55, 57, 62, 63, 64, 65, 68, 70, 72, 73, 78, 82, 85, 90, 91, 97, 118, 122, 133, 149, 163, 164, 176, 183, 189, 194, 199, 204, 205, 206, 208, 209, 210, 212, 213, 214, 215, 220, 225, 228, 229, 231, 236, 238, 239, 240, 248. 253, 254, 255, 261, 295, 296, 316,323,331,343,350,361 53, 127, 208, Küstenstädte(-orte)
211, 228, 236, 239, 242, 244, 296, 363 Kult(-ausübungen/-gebräuche/handlungen/-feiern/-stätten) 17, 21, 26, 37, 38, 39, 41, 44, 47, 54, 55, 57, 61, 64, 67, 68, 72, 78, 84, 89, 104, 113, 130, 147, 133, 139, 141, 148, 150, 151, 152, 153, 157, 158, 161, 163, 164, 169, 176, 185, 196, 201, 224, 225, 227, 232, 261, 286, 313, 315, 316, 317, 318, 319, 320, 322, 324, 326, 328, 330, 331, 332, 333, 334, 335, 336. 363 Kultgemeinschaft 224, 225, 336 Kultobjekte 61 Kultstatue 142, 147, 255 Kulttänze 174 Kultverbindung 227 Kunstgegenstände 78, 214, 251 Kylix(fragmente) 28, 29, 31, 88 Kytherodikes 270, 271, 272 lakonisch 28, 29, 31, 37, 40, 63, 66, 79, 97, 107, 108, 118, 125, 147, 148, 169, 177, 193, 204, 214, 215, 224, 225, 231, 238, 242, 247, 250, 251, 256, 278, 292, 296, 318, 325, 328,329,331,342,350,362 Lampe(n) 98, 124, 146,236 Landbesitz 235, 310 Landwirtschaft 91, 194, 199, 236, 239, 242, 243, 245, 252, 261, 283 Lanze(n) 47, 108, 130, 160
Leder 237, 246 Leitourgien 260, 333 Lochos (Lochen) 338, 340, 341,347, 351,352 Logisten 285
λογοθέτης
151
Lokalkult 196, 332 Löwen 29,36, 109,250 Manufaktur 36 Markt 37, 200, 242, 244, 245, 252, 261, 285, 298, 301, 304, 334, 358 Marktaufsicht 285, 359 Marmor(gegenstände) 36, 60, 61, 67, 71, 77, 78, 79, 101, 104, 108, 111, 130, 134, 140, 145, 147, 151, 169, 172, 173, 177, 186, 187, 213, 242, 247, 248, 249, 255 Marmorabbau 82 Marmorbild 187 Marmorlager(-brüche) 173, 247, 248, 362 Marmorrelief 61, 77 Marmorsarkophag 99 Marmorstatue 60, 77, 160 Mauer(n/-fundament/-reste) 26, 27, 33, 34, 35, 43, 46, 47, 49, 50, 51, 57, 58, 61, 62, 63, 72, 77, 79, 92, 97, 98, 99, 106, 116, 121, 122, 123, 124, 125, 126, 127, 130, 133, 134, 143, 144, 145, 146, 148, 155, 156, 158, 160, 163, 164, 167, 175, 176, 178, 183, 184, 186, 187, 188, 189, 190, 191, 193, 196, 200, 248, 249, 361 Medimne 236, 237 Megarische Schalen 109, 124,146 Messer 160,244 Metall(gegenstände) 43, 51, 244 Metopen 160 Milch 237,241 Miniaturgefäße 61, 126 Mithridatischer Krieg 84 monolithisch 123 More/Morenverband 338, 339, 341, 347, 355 Mörtel 35, 134, 145, 186 Mosaikfußboden 122 Mothakes 206, 243, 326, 342, 347 Münzen(-funde/-schatz) 20, 35, 77, 80, 102, 103, 104, 112, 122, 124, 140, 145, 185, 254, 255, 333
399 municipia 271 mykenisch 46, 47, 55, 58, 59, 76, 78 88, 89,3 117, 118, 119, 132, 133' 136, 146, 175, 176, 188, 192, 193 199, 209, 210, 221, 222, 224, 225, 228, 252, 362, 365, 366 Mysten 313 Mysterien 359 Mysterieninschrift 286 Mysterienkulte 313 Naopen 286 Nauarchos 352, 353 NekropoJe 186, 188 Neodamoden 16, 206, 231, 243, 299, 302, 303, 337, 347, 349 Neolithikum 99,183 Neubürger 266 Nikias-Frieden 292 Nothoi 347 Oberpriester(in) 101,150 Obsidian 35 Obst(-bau/-bäume) 44, 46, 52, 66,
81, 138, 187, 194, 195, 200, 236, 240, 241 Oikos/Oikoi 236, 237, 244, 361 Oinochoe 61, 109 Ölbaum(-bäume) 81, 236, 240 Oliven(öl) 116,236,238,240 Olympiasieger 122,267 Orakel(stätte) 68, 107, 113, 331, 332, 335 Pacht(-zins) 269,311 Palästra 260 Panathenaikos 234,264 πανδημεί 266, 308, 344, 345, 349, 350 Pantheon 155 Paris-Urteil 175, 177 Pelasgische Mauer 144, 145 Pelike 176 Peloponnesischer Krieg 15, 16, 32, 55, 87, 90, 165, 170, 238, 267, 271,
273, 276, 282, 290, 292, 299, 300, 303, 325, 337, 351 Peplos 90 Peribolos 125 Perioike(n) 11,12,13,14,15,16,17, 18, 19, 20, 112, 128, 138, 150, 152, 161, 167, 171, 198, 203, 210, 213, 217, 218, 220, 226, 228, 230, 231, 232, 233, 234, 235, 243, 246, 247,
257, 258, 259, 260, 263, 264, 265, 266, 267, 268, 269, 270, 271, 272, 273, 275, 276, 277, 278, 279, 280, 281, 282, 283, 289, 290, 291, 292, 293, 294, 295, 296, 297, 298, 299, 301, 302, 303, 304, 305, 307, 308, 309, 310, 311, 312, 313, 316, 325, 326, 327, 328, 329, 330, 331, 337, 338, 339, 340, 342, 343, 345, 347, 348, 349, 350, 351, 352, 353, 354, 355, 356, 357, 362, 363 Perioikenpolis(-poleis) 18, 20, 24, 36, 53, 55, 66, 94, 96, 111, 121, 126, 133, 134, 138, 141, 142, 143, 161, 163, 172, 195, 199, 205, 206, 208, 209, 210, 213, 216, 218, 227, 230, 233, 237, 245, 252, 254, 256, 260, 261, 272, 273, 274, 275, 283, 285, 286, 290, 295, 299, 305, 309, 310, 313, 336, 346, 348, 358, 359, 360, 362 Perirrhanterion 177 Perserkriege 15, 299, 337, 339, 355 Personalunion 307 Pfeil(e)/Pfeilspitzen 29, 160,175 Phalanx 16, 246, 337, 342, 351, 352 φρουρά 276,272 Phrygana 81.199 Pilger 114 Plateau 60, 123, 125, 126, 204, 209, 238, 240
πολίται 351 πολιτικόν, το 350 Polyandrion 197 polygonal 34, 46, 47, 49, 50, 57, 98, 144,160, 164,175,188,191 Pompe/ πομπή 316, 317, 329 Poros(blöcke/-kapitell) 60, 61, 90, 123, 126, 146,147, 248, 249 Porphyr 186,247 Präfekten 271 prähistorisch 63, 78, 88, 133, 136, 144,163,164,191,194 Propylon 126 protogeometrisch 136, 188, 189, 222,365,366 17,66,91,92, 111, 113, Proxenie 153,278,284 Proxenos 66,111,114,152 Prozession(en) 286, 316, 326 Prytaneion 176,285
400 Purpurschnecken 213,242 Pyrophoros/Pyrophoroi 67, 104, 110, 113, 114,336 Pythier 310 Quelle (Wasser) 45, 47, 60, 72, 73, 122, 129, 140, 143, 145, 154, 156, 182,209,239,241 Rebellion 292, 293, 294, 297 Rechtsstellung 263, 264, 337 Revolte 282,291,300 Rhyton 187 Richter 52, 53, 111, 153, 271, 283, 285, 286, 358 römisch 13, 20, 37, 47, 48, 67, 77, 78, 79, 80, 82, 83, 85, 89, 97, 99, 100, 101, 102, 103, 118, 119, 121, 122, 123, 124, 127, 134, 137, 141, 142, 146, 153, 160, 167, 177, 185, 186, 187, 189, 190, 191, 193, 194, 201, 252, 254, 255, 256, 257, 271, 297, 365, 366 rotfigurig 174, 175, 176,178 Rückkehr der Herakliden 70, 219 Ruinen(stätten) 34, 45, 57, 59, 74, 77, 84, 98, 122, 133, 136, 138, 140, 144, 155, 183, 186, 189, 192, 201, 252, 285, 314, 333 Säule(n/-basen/-schäfte) 63, 84, 90, 97, 98, 100, 107, 122, 123, 126, 176,184, 186,221,248,255 Säulenhalle 107, 126 Scherben (Keramik/-/Gefäß/-feld/-funde) 29, 30, 35, 60, 62, 63, 78, 89, 94, 98, 99, 106, 116, 122, 124, 134, 136, 137, 140, 160, 161, 163, 168, 173, 174, 175, 176, 177, 185, 188, 189, 190, 193, 194,250 Schiffsbau 240 Schiffskatalog 132 Schild 246 Schlacht bei Chaironeia 33, 43, 48, 115, 159 Schlacht bei den Thermopylen 111 Schlacht bei Leuktra 20, 33, 133, 165, 181,293,337 Schlacht bei Sellasia 152, 169, 340 Schlacht der Dreihundert gegen Drei hundert 32, 182, 192, 197, 198, 228, 320 Schlacht vonKoroneia 13
Schlange(n) 55, 61, 68, 109, 151, 187,188 Schlucht(en) 106, 199, 204, 238 Schmied/Schmiede 244, 246, 247 Schmuck(stücke) 59, 107, 146, 237, 255, 330 Schnabelkanne 90 Schnitzereien 251 Schreiber 285 Schreiner 244 schwarzfigurig 107 schwarzgefärbt 35, 60, 62, 78, 94, 98, 99, 106, 122, 136, 137, 140, 146, 155, 158, 160, 161, 163 Schwemmland(ebenen) 138, 205, 239, 241 Schwert(er) 28, 29, 117, 244, 246 Seeräuberei 296 Selbstverwaltung 13, 17, 18, 20, 167, 200, 263, 284, 358 Sicheln 245 Siedlung(en/Siedlungsplatz/-spuren) 11, 18, 19, 26, 27, 33, 34, 55, 61, 63, 72, 78, 85, 88, 90, 106, 115, 122, 129, 130, 131, 136, 137, 138, 141, 142, 161, 164, 173, 175, 177, 183, 184, 193, 195, 199, 200, 204, 205, 206, 208, 209, 210, 218, 222, 225, 228, 229, 230, 231, 234, 239, 245, 253, 254, 348, 357, 360, 362 Siedlungskontinuität(-tradition) 102, 121, 163, 176, 199, 222, 225, 226, 252 Siegel 36,174,176 Siegelring 174,330 Silen 35 Sklaven/Sklavinnen 227, 262, 361 Sklaverei 48 Skulpturen 147, 186 Skyphoi 109 Skytale 274 Sockel 38, 60, 249 Soldaten 169, 246, 269, 283, 296, 300, 340, 341, 343, 344, 346, 352 Söldner 16, 205, 300, 305, 352 Spartiate(n) 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 41, 150, 152, 167, 177, 180, 206, 213, 215, 217, 220, 231, 232, 233, 234, 235, 241, 243, 244, 246, 247, 256, 258, 259, 264, 265, 266, 267, 268, 269, 270, 271, 272, 275,
401 277, 278, 279, 280, 281, 282, 289, 290, 291, 292, 293, 294, 297, 298, 299, 300, 302, 303, 304, 308, 309, 311, 312, 313, 314, 316, 325, 32β! 327, 328, 329, 330, 331, 333, 334, 337, 338, 339, 340, 341, 342, 343, 345, 346, 347, 348, 349, 350, 351, 352, 353, 354, 355, 356, 357, 359, 362, 363 Spartiatengebiet 239, 347 Spartiatengemeinde 14, 16, 283, 304 Spartiatenland 23, 130, 133, 138, 166, 167, 199, 206, 207, 208, 241, 256, 266, 314, 316, 317, 319, 322, 326, 361 Spartiatenstaat 180, 267, 291, 297 Speere/Speerspitzen 28, 103, 246, 304 Spieße 245 Spolien 123 Sport 260 Staatsgebiet 32, 171, 206, 293 Staatskult 227,316 Staatssklaven 132 Staatsverband 11, 53, 92, 102, 215, 226, 229, 231, 232, 266, 271, 295, 336 Stadion 314,323 35, 57, 59, 72, 122, Stadtmauern 127, 143, 186, 200, 215, 285, 358, 359 Stadtruine 183 Standortfaktoren 24, 252, 362 Steinbeile 191 Steinbruch(-brüche) 126, 167, 249 Steinmetz 125, 126,247,317 Steinmetzzeichen 125, 126 Stele(n) 79, 111, 116, 149, 150, 196, 197,248,314,324,325 Steuern 270, 283, 311,312, 362 Stoa 291 στραταγός 284 Strigilis 250 sui iuris 20,138 Symmachie 274 Synegoren 285 Synoikismos 70, 74, 76, 137, 219 Syskenien 237,310 Syssitien 234, 279, 299, 303 Taenien(fragmente) 110,111 Tamias 284
Tanz/Tänze 174, 260, 314, 330, 331 τέμενοι 309 Tempel 29, 30, 38, 49, 52, 57 58 64, 67, 68, 71, 72, 77, 78, 89, 94,' 97, 100, 106, 107, 113, 142, 144, 145, 146, 147, 152, 153, 172, 184, 185, 200, 251, 255, 258, 260, 285, 314, 325, 327, 328, 358 Tempeldiener 114 Tempelwirtschaft 114 Terrakotta 90, 100 Terrakottabild 60 Terrakotta-Figuren 29, 60, 106, 146, 176, 193,255, Terrakottafliesen 255 Terrakotta-Relief 60 Terrakottastatuen 90 Terrassen(mauer) 35, 46, 59, 125, 126, 148 Thermen 79,254 Tholosgräber 78, 175 Thyreatische Kränze/Thyreatikoi/ θυρεατικοί 161, 163,198, 321 Ton 28,107,125,172,176 Töpferwaren 155, 250 Triglyphen 160 Turm(Türme) 27, 33, 35, 50, 57, 59, 62, 116, 118, 122, 144, 160, 184, 189, 190 Tyrannis 295 Vase(n) 60, 79, 119, 140, 167, 175, 176, 177, 178,186,193,196,250 Verbindungswege 92, 212,232 Verwaltung 14, 18, 206, 271, 272, 279, 283, 284, 285, 346, 347, 358 Verwaltu ngsaufga ben 17 Verwaltungsstrukturen 284, 286, 326, 358 Viehhaltung 235 Viergespann 315 viilarustica 123 Villen 167,186, 187 Volksversammlung 281 Vollbürger 261, 263, 338, 347 Vorbevölkerung 94, 142, 199, 224, 227, 228, 231, 232, 266, 307, 334 vordorisch 39, 94, 163, 164,201, 218, 220, 224, 225, 232, 263, 266, 308, 313, 317, 318, 321, 322, 330, 332, 335, 336 Vorgebirge 26,30,33,99,189
402 Vorratsgefäße 244 Vorratslager 59, 285, 359 Votiv(-gabenArelief) 28, 61, 104, 106, 108, 109, 110, 114, 123, 137, 147, 148, 151, 187, 201, 250, 252, 254,318,327 Wachturm 62, 188, 190 Waffen 81, 85, 213, 237, 244, 245, 246, 247, 254, 259, 291, 295, 298, 301,316 Waffenindustrie 81, 246 Waffenlager 304 Waffenproduktion 246, 247 Waffenstillstand 180,226 Wagenrennen 286, 314, 315, 316, 317,318,319 Wandmalereien 100,255 Warenaustausch 213, 253, 256 Wasserversorgung 52, 184, 194, 237,239,240,241,285 Weidewirtschaft 30, 37, 44, 52, 66, 127, 131, 156, 195, 200, 236, 239, 241,361 Weihegeschenk(e) 28, 108, 109, 110, 111, 187,315,333 Wein 116,236 Weinbau 204,242 Weizen 236
Werft (Schiffswerften) 76, 208, 210, 244, 254, 256, 257, 293 Werkzeug(e) 146, 237, 245, 255, 259, 298, 301 Wettkämpfe 259, 286, 313, 314, 316, 319,323,324,325, 326 Wettläufe 316,320 Widder 109 Wirtschaft 12, 153 Wirtschaftsfaktor 240 Wirtschaftsformen 233 Wirtschaftszweig 195 Wohlstand 24, 149,235 Wohnbebauung 35, 43, 51, 58, 72, 99, 106, 176, 191,201,248 Wolle 237 Xenagoi 340 Xoanon 84, 139 Xouthias-Inschrift 258 Ziegel(fragmente) 29, 60, 61, 77, 79, 99, 100, 113, 122, 125, 126, 136, 137, 140, 148, 155, 156, 160, 167, 173, 176, 186, 190 Ziegen 52,110,237 Zimmerleute 240 Zisterne(n) 34, 35, 184, 197, 285, 359 Zitadelle 184
Aus unserem Verlagsprogramm: Florian Meister Der Krieg des Sertorius und seine spanischen Wurzeln Untersuchungen zu Krieg und Akkulturation auf der Iberischen Halbinsel im 2. und 1. Jh. v. Chr. Hamburg 2007 / 532 Seiten / ISBN 978-3-8300-3046-1 Klaus-Peter Johne Kaiser, Konsuln und Koionen Studien zu Kaiserzeit und Spätantike Herausgegeben von Udo Hartmann Hamburg 2007 / 276 Seiten / ISBN 978-3-8300-2707-2 Andreas Krieckhaus Senatorische Familien und ihre patriae (1./2. Jahrhundert n. Chr) Hamburg 2006 / 262 Seiten / ISBN 978-3-8300-1836-0 Peter Ernberger Catilina und Caesar Ein historisch-philologischer Kommentar zu Florus (epit 2,12-13) Hamburg 2005 / 674 Seiten / ISBN 978-3-8300-1981-7 Petra Strobl Die Macht des Schlafes in der griechisch-römischen Welt Eine Untersuchung der mythologischen und physiologischen Aspekte der antiken Standpunkte Hamburg 2002 / 266 Seiten / ISBN 978-3-8300-0558-2 Peter Thrams Hellenistische Philosophen in politischer Funktion Hamburg 2001 / 518 Seiten/ ISBN 978-3-8300-0476-9 Reinhard Rathmayr Der antike Mensch in der Jahreszeit des Winters Hamburg 2001 / 304 Seiten / ISBN 978-3-8300-0393-9 Ulrike Riemer Das Caesarbild Ciceros Hamburg 2001 / 126 Seiten/ ISBN 978-3-8300-0337-3
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