ANALECTA
BIBLICA
60
MICHI MIYOSHI
Der Anfang des Reiseberichts Lk 9,51 - 10,24 Eine redaktionsgeschichtliche Untersuchung
ROME BIBLICAL INSTITUTE PRESS 1974
ANALECTA
BIBLICA
INVESTIGA TIONES SCIENTIFICAE IN RES BIBLICAS
60
Der Anfang des Reiseberichts Lk 9,51 -10,24
ROMAE E PONTIFICIO INSTITUTO BIBLICO 1974
MICHI MIYOSHI, S. V. D.
Der Anfang des Reiseberichts Lk 9,51 - 10,24 Eine redaktionsgeschichtliche Untersuchung
ROME BIBLICAL INSTITUTE PRESS 1974
© Iura
editionis
et
versionis
reservantur
PRINTED IN ITALY
TYPIS
PONTIFICIAE
UNIVERSITATIS
GREGORIANAE
--
ROMAE
Vorwort
Die vorliegende Arbeit wurde als Dissertation am Päpstlichen Bibelinstitut in Rom am 12 Januar 1973 verteidigt. Herr Professor P. Ig. de la Potterie S.J. gab die Anregung zu dieser Unternehmung und förderte sie mit seinem stetigen Rat. Ich bin nur dessen bewusst, wieviel in dieser Arbeit ich ihm verdanke. Auch Herrn Professor P. M. Zerwick S.J. danke ich für seine wertvollen Hinweise für die überarbeitung zur Drucklegung. Herrn P. W. Plönes S.V.D. danke ich recht herzlich für die Korrektur meines deutschen Stiles. Den Oberen der Steyler Gesellschaft spreche ich meinen besonderen Dank aus für die Grosszügigkeit, mit der sie mir so viele Jahre des Studiums erlaubt haben. Zuletzt danke ich Herrn Professor P. S. Lyonnet S.J. und Herrn Rektor P. C. M. Martini S.J. für die Aufnahme dieser Arbeit in die Reihe "Analecta Biblica". Nagoya, Japan, am 10. März, 1973 Nanzan University MI CHI MIYOSHI S.V.D.
Inhaltsverzeichnis VORWORT
v
INHALTSVERZEICHNIS
VII
EINLEITUNG .
1
KAPITEL I: LK 9,51-56: DIE ABWEISUNG JESU
6
A. ANALYSE. 1. Fragestellung rr. Literarische Analyse 1) v. 51 2) v. 52 3) v. 53 4) v. 54
5) v. 55 6) v. 56
6 6
6 6 10 12 12
14 14
Zusammenfassung Irr. Analyse der Struktur von Lk 9,51-56
15 15
B. REDAKTION UND INTERPRETATION .
16
1. Die Abweisung J esu rr. Die Notiz der Reise nach Jerusalem und Amllempsis 1) Das Leiden und die Auferstehung. 2) Lk 19,28-44: am Ende der Reise . 3) Lk 13,31-33: in der Mitte der Reise 4) Lk 13,22 und 19,1lff . Zusammenfassung zum Abschnitt rr Irr. Die Aussendung der Boten Jesu und die Bereitung des Weges Jesu . 1) Die Aussendung der 72 Jünger Lk 10,1 . 2) Die Aussendung der Jünger beim Einzug in Jerusalem Lk 19,29 . 3) Die Aussedung der Boten für das IPaschamahl Lk 22,8 4) Die Teilnahme der Jünger am Leiden Jesu Zusammenfassung zum Abschnitt Irr
ZUSAMMENFASSUNG UND ERGEBNIS ZU KAPITEL I
16 19 19 21 22
24 25 25 26
27 28 29
31 31
VIII
INHALTSVERZEICHNIS
KAPITEL
II: LK 9,57-62: DIE NACHFOLGE JESU
A. ANALYSE.
r. Einleitung II. Literarische Analyse 1) Vergleich mit der matthäischen Nachfolge 2) Der Einleitungsvers v. 57a 3) Der erste Dialog v. 57b-58 4) Der zweite Dialog v. 59-60 5) Der dritte Dialog v. 61-61 III. Analyse der Struktur . B. REDAKTION UND INTERPRETATION
r. Der erste Dialog: Der unbehauste Menschensohn und Lk 18,31ff II. Der zweite Dialog . 1) Die Nachfolge als Verkündigungsreise (v. 60 mit v. 57a) i) Die Nachfolge nach der Weg-Theologie . ii) Die Nachfolge als Verkündigungsreise . 2) Die Basileiaverkündigung und der königliche Weg Jesu III. Der dritte Dialog 1) Lk 9,61-62 und Lk 17,31 (Mk 13,15-16) 2) Lk 9,61-62 und Lk 14,25-35 3) Lk 9,61-62 und 3Kg 19,19c21 . ZUSAMMENFASSUNG ZU KAPITEL II KAPITEL
III: LK 10,1-16: DIE AUSSENDUNG DER ZWEIUNDSIEBZIG
A. ANALYSE .
r. Fragestellung II. Literarische Analyse 1) v. 1-2a: Die Einleitung 2) v. 2b-4: drei Logien der Anweisungen Jesu 3) v. 5-7: "Hausmission" 4) v. 8-11: "Stadtmission" 5) v. 12: Gerichtsdrohung 6) v. 13-15: Weherufe . 7) v. 16: Das Schlusslogion 8) Zusammenfassung zur Analyse Lk 10,1-16 III. Im Vergleich mit der Aussendung der Zwölf in Lk 9 IV. Die Struktur der Aussendungsrede Lk 10,1-16
33 33 33 34 34 34 36 38 41 43 44 44 46 46 46 48 51 52 52 54 55 57 59 59 59 59 59 63 64 64 67 69 70 73 74 75
B. REDAKTION UND INTERPRETATION
76
r. Fragestellung und Meinung II. Die Lösung . 1) Die Zahl 72 und ihre Bedeutung
76 78 78
INHAL TSVERZEICHNIS
2) Die Bedeutung der Verkündigungsformel Lk 10,9.11 im unmittelbaren Kontext . 3) Lk 11,20 4) Lk 17,21b . 5) Das Nahekommen und die Unbegrenztheit der Basileia in Lk 10,9.11 . 6) Die Unheils orakel Lk 10,10-16 . ZUSAMMENFASSUNG ZU KAPITEL III KAPITEL
IV: LK 10,17-20: DIE RüCKKEHR DER ZWEIUNDSIEBZIG
A. ANALYSE. I. Fragestellung 11. Literarische Analyse 1) Der Bericht der Jünger v. 17 2) Das erste Logion v. 18 . 3) Das zweite Logion v. 19 i) Zitat von Ps 90,13? . ii) Anlehnung an Dt 8,15 4) Das dritte Logion v. 20 111. Analyse der Struktur . B. REDAKTION UND INTERPRETATION I. Der Vers 17 .
11. Das Logion v. 19 11. Die Logien v. 18 und v. 20 ZUSAMMENFASSUNG ZU KAPITEL IV KAPITEL
V: LK 10,21-24: DIE OFFENBARUNG UND AUGENöFFNUNG
A. ANALYSE. I. Der Einleitungsvers v. 21a . 11. Die Offenbarungsrede v. 21-22 A. Einheit mit dem Heilandsruf Mt 11,28-30? B. Die stilistischen Differenzen zwischen Mt und Lk c. Das überlieferungsgeschichtliche Problem 1) Das erste Logion Lk 10,21b . 2) Das zweite Logion Lk 10,22 . a) Die Bedeutung des Logions Lk 10,22 b) Ein Lösungsversuch . 111. Die Seligpreisung Lk 10,23-24 (Augenöffnung) Zusammenfassung zur Analyse von Lk 10,21-24
B. REDAKTION UND INTERPRETATION . 1) Das Thema des Hl. Geistes Lk 1O,21a
IX
80 82 84 90 91 92 95 95 95 96 96 99 101 102 103 107 109 110 110 111 117 119 120 120 120 122 122 123 125 125 126 126 128 131 134 134 134
x
INHALTSVERZEICHNIS
2) Interpretation Lk 10,21-24 . a) Die Frage nach dem Wesen des Sohnes b) Die Bedeutung von v~mo~ nach Lukas c) Der Makarismus . 3) Rückblick auf die Perikope der ersten Aussendung in Lk 9 4) Ausblick auf das Ende des Reiseberichtes a) Die Blinderrheilung Lk 18,3543 . b) Der Zachäusbericht Lk 19,1-10 . c) Der Einzug in J erusalem Lk 19,28-44 ZUSAMMENFASSUNG ZU KAPITEL V .
137 137 138 140 141 142 142 145 148 151
ERGEBNIS UND ZUSAMMENFASSUNG.
153
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
159
LITERATURVERZEICHNIS
160
REGISTER
167
1. Bibelstellen A. Altes Testament B. Neues Testament 11. Autoren 111. Griechische Worte .
167 167 168 173 176
Einleitung
Der Titel der vorliegenden Arbeit lautet "Der Anfang des Reiseberichts". Unter dem Anfang des Reiseberichtes werden die Perikopen von Lk 9,51 bis 10,24 verstanden. Innerhalb dieser Perikopen kommen sehr verschiedene Stoffe vor: der Bericht über die Abweisung Jesu in einem samaritanischen Dorf (Lk 9,51-56), die Nachfolge (Lk 9,57-62); die Aussendung der 72 Boten (Lk 10,1-16), ihre Rückkehr (v. 17-20); die Offenbarungsrede und Seligpreisung der Jünger (v. 21-24). Trotz der Verschiedenheit der Stoffe geht es aber stets um das Thema "die Jüngerschaft" oder "die Boten", was sich durch den Gebrauch von !l.oc~hrroc( in Lk 9,54; 10,23 und durch die gleiche Aussendungsformel in Lk 9,52 und 10,1 bestätigt. Von Lk 10,25 ab richtet Jesus seine Rede an einen Schriftgelehrten. Es ist darum z,iemlich sicher, dass Lukas als Anfang des Reiseberichtes Lk 9,51 bis 10,24 verstanden hat. Der Reisebericht umfasst alle Pel'ikopen von Lk 9,51 bis 19,44. Bis Lk 9,50 hat Lukas wesentlich die Abfolge der Mk-Tradition beibehalten. Von 18,15 ab folgt er ihr wieder. Zwischen Lk 9,50 und 18,15 schob er Materialien ein, die wesenHich nicht der Mk-Tradition angehören. Diese Matel'ialien, die an sich gar nicht einheitlich sind, hat Lukas dabei durch das Reisemotiv verbunden. Obwohl sich die von Lk aufgenommene markinische Tradition nach Lk 18,15 schon vorlukanisch mit dem Reisemotiv verknüpft hatte (vgl. Lk 18,31 par Mk 10,32-33), hat Lukas auf dieses Motiv erneut ganz besonders Gewicht gelegt, was sich bei dem Einschub anderer Traditionen, wie Lk 19,1l,41ff, zeigt. Obwohl z.B. W. Grundmann das Ende des Reiseberichtes in Lk 19,27 sieht, ist es wahrscheinlicher, dass das Ende bis 19,44 ausgedehnt werden muss. Denn das Thema von Lk 19,28-44 ist eng mit dem übrigen Reisebericht verbunden, wie später geprüft wird. Auch die Reise Jesu setzt sich bis 19,44 fort. Ferner, von Lk 19,45 geht es um die Lehre im Tempel, welche durch die eine Inklusion aufbauenden redaktionellen Verse von Lk 19,47-48 und Lk 21,37 eine kohäsive Einheit bildet. Das formale Prinzip, wodurch verschiedene Stoffe innerhalb der Perikopen von Lk 9,51-19,44 gesammelt, eingereiht und vereinheitlicht werden, ist das Motiv "der Reise nach Jerusalem". In jüngster Zeit sind die Exegeten der beiden Konfessionen anscheinend dal'in einig, dass es dem Verfasser des dritten Evangeliums beim Reisebericht nicht auf den chronologisch-geographischen Bericht ankommt, sondern dass ihn theologisches
EINLEITUNG
2
Interesse bestimmt. Wird also als formales Prinzip das Motiv der Reise angenommen, so wird dabei vorausgesetzt, dass die Reise weder geographisch noch chronologisch gemeint ist, sondern theologisch. Schreibt man das Reisemotiv innerhalb des Reiseberichtes dem Verfasser des Lukasevangeliums zu, so bedeutet das, dass es sich bei der vorliegenden Arbeit mit dem Titel "Der Anfang des Reiseberichtes" um eine redaktionelle Studie handelt. Bevor wir weitergehen, empfiehlt es sich, zuerst die bisherigen Meinungen der modernen Exegeten über den Reisebericht kurz zu überblicken. Man betrachtete die Reise als einen chronologisch for.naufenden Bericht 1, oder als eine Rundreise:2, mehrere Reise B - so bis L. Girard 4 - , oder die durch eine diffenrenzierte Tradition erweiterte Reise, so z.B. nuerdings G. Ogg 5. Aber aufgrund der Analyse der Perikopeneinleitungen der sich im Reisebericht befindlichen verschiedenen Stücke gelangt K.L. Schmidt '6 zu dem Schluss, dass Lukas eine bestehende überlieferung dazu benützt, den ihm eigenen Bericht über Jesu letzte Wanderung nach Jerusalem zu gestalten. Sein Ergebnis gilt auch noch heute. Vgl. auch K. Grobel 7 und J. Blinzler s. Nach C.C. McCown 11 ist die von Lk gebildete Reise eine notwendige Kette der Ereignisse, die das Christentum von Nazareth bis Rom durch die Verfolgung und Ausbreitung des Evangeliums unter den Heiden erlebt hat. Er hat also im Keim fast alles gesagt, was verschiedene Exegeten der Nachkriegszeit über die Theologie des Reiseberichtes darlegen. Im Folgenden klassifizieren wir die Meinungen über die Theologie des Reiseberichtes in zwei Gruppen, obwohl man sie nicht immer exklusiv unterscheiden ' kann. Die Klassifizierung erfolgt, je nachdem man entweder auf die Theologie der Stoffe im Reisebericht mehr Gewicht legt (B) oder auf die Reisenotizen (A). PLUMMER, Lk, S. 26Of. Vgl. C. WEST-WATSON, The Perean Ministry, JTS 11 (1910) 269-274; D.R. WICKES, The Sources of Luke's Perean Section, Chicago 1912. Die gleiche Meinung fehlt auch in Deutschland nicht, z.B. W. GASSE, Zum Reisebericht des Lukas, ZNW 34 (1935) 293299; S. 298. B KNABENEAUER, Luc, S. 21-22; vgl. LAGRANGE, Luc, S. 282.307; H.E. GUILLEBAND, The Trave1 Narrative in St. Luke (Lc 9,51 - 18,14), BiblSacra 80 (1923) 237-245; SCHAARSCHMIDT, Die Einschaltung Luk 9,51-18,14 als Grundlage der biblischen Geschichte von Jesus, Th. Stu.u.Kri. 101 (1929) 357-380. 4 L. GlRARD, L'Evangile des Voyages de Jesus ou la section 9,51 - 18,14 de saint Luc, Paris, 1951. 5 G, ÜGG, The Central Section of the Gospel accoI'ding to St. Luke, NTS 18 (1971-2) 39-53. '6 K.L. SCHMIDT, Der Rahmen der Geschichte Jesu, Berlin, 1919, S. 246-264. 7 K. GROBEL, Formgeschichte und Synoptische Quellenanalyse, Göttingen, 1937, S. 6977; DERS., Idiosyncracies of the Synoptists ,in their Pericope-Introduction, JBL 59 (1940) 405ft. 8 J. BLINZLER, Die literarische Eigenart des sogenannten Reiseberichts im Lukasevangelium, in "Synoptische Studien", Fs. f. A. Wikenhauser, München, 1953, S. 20-52. 9 C.C. McCowN, The Geography of Luke's Central Section, JBL 57 (1938) 51-66, besonders 65-66. 1
2
EINLEITUNG
3
A) H. Conzelmann 10 erklärt die theologische Absicht des Lukas durch eine skizzenhafte Sentenz: "Jesu Leidensbewusstsein wird als Reise ausgedrückt". Der Vorstellung der Reise als eine Innengeschichte des Selbstbewusstseins Jesu liegt seine heilsgeschichtliehe Theologie über die Zeit Jesu, scharf abgegrenzt von der Zeit der Kirche, zugrunde. Weil Conzelmann die erfüllte eschatologische Zeit nicht zur Zeit der Kirche rechnet, sondern der Zeit Jesu vorbehält, lässt er die Zeit Jesu zur Vergangenheit gehören, was eine Diskontinuität der Zeit der Kirche mit der Zeit Jesu bedeutet. "Das eschatologische Jetzt der Jesuszeit wird "mit der Zeit" zum historischen Damals":n. Dagegen betont W.C. Robinson Jr. 12 die Kontinuität zwischen Jesus und der Kirche, und zwar durch den luk Begriff der Zeugenschaft und des Weges, der bis zu den Heiden geht. E. Lohse 13 sieht im Reisebericht den Beginn eines neuen Abschnittes in der Heilsgeschichte, die sich in die Heidenmission fortsetzt. Die Abweisung J esu und seiner Boten in Samaria (Lk 9,52) und die Heilung eines aussätzigen Samariters (Lk 17,11) sind Ereignisse, die auch zur Heidenmission der Kirche berechtigen. G.G. Gamba aber bestreitet den Universalismus des Lukas im Reisebericht mit seiner Doktorarbeit beim Päpstlichen Bibelinstitut in Rom H. Das Thema "König" ist das Hauptmerkmal der Aussendung der 72 und des Reiseberichtes überhaupt. Nach ihm sind die Samariter ein integraler Teil des Israels. Auch dem Wort &.AAoyev~~ (Lk 17,18) spricht er eine Andeutung auf die Heiden ab. Das Wort zeige nur den moralischen Charakter des Samariters, nicht den dogmatischen, weil sich auch der Samariter beschneiden lässt, usw. Wenn aber die Charakteristik des Reiseberichtes "königlich" sein muss, warum kann sich Gamba nicht an den urchristlichen Erhöhungsgedanken erinnern, der eng mit dem Universalismus bzw. der Heidenmission zusammenhängt? Nach W. Grundmann 15 ist das Bild Jesu im Reisebericht das Bild des Wandernden und des Gastes. Die Struktur des Reisebericht, den er nur bis Lk 19,27 abgegrenzt sieht, sei dreiteilig, und zwar gemäss drei Reisenotizen (Lk 9,51; 13,22 und 19,11). Dagegen schlägt A. Denaux 16 die vierteilige Struktur im Reisebericht vor (Lk 9,51-13,21; 13,22 -17,10; 17,11H. CONZELMANN, Die Mitte der Zeit, Tübingen, 51964, S. 56-60. S. 57. H. CONZELMANN, Zur Lukasanalyse, ZTK 49 (l952) 26. 12 W.C. ROBINSON Jr., The Theological Context for Interpreting Luke's Travel Narrative (9,51ff}, JBL 79 (1960) 20-31. IDEM, Der Weg des Herrn. Studien zur Geschichte und Eschatologie im Lukas-Evangelium, Hamburg, 1%4, S. 24-27. 13 E. LoHSE, Missionarisches Handeln Jesu nach dem Evangelium des Lukas, TZBas 10 (1954) 1-13. 14 G.G, GAMBA, La portata universalista dell'invio dei Settanta(due) discepoli (Lc 10,1 e ss), Torino, 1%3. 15 W. GRUNDMANN, Fragen der Komposition des lukanischen "Reiseberichts", 7;NW 50 (1959) 252-270. 1'6 A. DENAUX, Het Lucaanse Reisverhaal (Lc 9,51 - 19,44), CollBG 14 (1968) 214-242 und 15 (1969) 464-501. 1'0
11
4
EINLEITUNG
18,34 und 18,35 -19,44). Das Problem der Kirche des Lukas war nach ihm die Freiheit der Christen gegenüber dem jüdischen Gesetz. Die konstante Thematik im Reisebericht kommt darin zum Ausdruck, dass das von Gott angebotene Heil, welches die Kontinuität zwischen dem alten Gesetz und dem Christentum garantieren soll, vom Judentum abgewiesen wurde, so dass es an die Heiden übergegangen ist. J.H. Davies 17 sieht das Ziel der Reise in der Himmelfahrt, wohl durch Leiden und Tod. Das Wort 7topeÜOfLlX.L im Reisebericht ist für ihm ein technisches Wort, das die Reise mit Tod und Himmelfahrt verbindet. D. Gill 18 fragt methodisch, in welchem Typ von Perikopen (Stoffen) die redaktionellen Reisenotizen auftreten, mit welcher Charakteristik der Perikopen sich diese Notizen verbinden. Dabei vermutet er zwei Hauptthemen, nämlich die Jüngerschaft und die Heidenrnission. B) J. Schneider 19 betont die didaktisch-paränetische Tendenz der Stoffe innerhalb des Reiseberichtes. Die dort gesammelten Materialien sind Weisungen für die Gemeinde. Dabei unterscheidet sie Bo Reicke 20 in zwei Gruppen, nämlich die Belehrung der Apostel als Führer der Gemeinde und als Missionare der Weltrnission und Streitgepräch mit den Gegnern. Durch Aneinderreihen dieser zwei Gruppen baut er die Struktur des Reiseberichtes auf: Belehrung·Diskussion, Belehrung-Diskussion usw. C.F. Evans 21 versucht, nachdem er den Begriff der AnaIempsis in Lk 9,51 mit der Assumptio Moysis verglichen hat, in der Reihenfolge der Materialien im ganzen Reisebericht den ständigen Parallelismus mit Deuteronomium von Kap 1 bis Kap 26 zu entdecken. Ihm folgt G. Bligh 22. M.D. Goulder '23 versucht aufgrund zweier Zitate (Dt 6,5 = 10,25 und Dt 5,16 = Lk 18,18) eine chiastische Struktur in der Reihenfolge der Materialien im Reisebericht zu entdecken, und zwar ohne Rücksichtnahme auf die redaktionellen Reisenotizen. In seiner noch nicht veröffentlichten Dissertationsarbeit scheint X. de Meeüs vermutet zu haben, dass Lukas im Reisebericht speziell über die Tugenden geschrieben habe 24. 17
J.H. DAVIES, The PUI1pose of the Central Section of Luke's Gospel, StEv 2
(1964) 164-169. 18 D. GILL, Observations on the Lukan Travel Narrative and Some Related Passages, HarvTR 63 (1970) 199-22l. 19 J, SCHNEIDER, Zur Analyse des lukanischen Reiseberichtes, "Synoptische Studien", Fs. f. Wikenhauser, S. 207-229. 20 Bo REICKE, Instruotion and Discussion in the Travel Narrative, StEv 1 (1959) 106-216. 21 C.F. EVANs, The Central Section of St. Luke's Gospel, -in "Study in the Gospel in Memory of R.H. Lightfoot", ed. D.E. Nineham, Oxford, 1955, S. 37·53. 22 J. BLIGH, Ohristian Deuteronomy Luke 9 - 18, (Scripture for Meditation 5), Langley, 1970 . .23 M.D. GoULDER, The Ohiastic Structure of the Lukan Journey, StEv 2 (1964) 195-202. 24 Vgl. F. GILS, Jesus prophete d'apres les Evangilessynoptiques, Louvain, 1957,
EINLEITUNG
5
Überblickt man die Geschichte der Interpretation, so gibt es anscheinend keine eingehende redaktionsgeschichtliche Untersuchung über den Anfang des Reiseberichtes als solchen, obwohl über jede Perikope dieses Abschnittes schon seit langem viel untersucht und veröffentlicht worden ist: so wurde z.B. schon viel über die Offenbarungsrede (Lk 10,2122 par Mt 11,25-27) geschrieben. Dabei werden diese Logien entweder für sich ohne ihren Kontext betrachtet, oder höchstens im Zusammenhang mit dem Mt-Kontext. Es gibt aber noch keine eingehende Studie im Kontext des Reiseberichtes, obwohl die Stellung dieser Logien bei Lk zur Erklärung des Reiseberichtes wichtig zu sein scheint. Es fehlt noch gänzlich eine redaktionsgeschichtliche Untersuchung über die Rückkehr der 72 Jünger {Lk 10,17-20) usw. So wird verständlich, warum noch eine Arbeit über den Anfang des Reiseberichtes unternommen wird. Man kann im allgemeinen bei Schriftstellern der Antike bzw. des alten Orients erwarten, dass der Endabschnitt eines literarischen Werkes mit seinem Anfangsabschnitt literarisch oder thematisch in Beziehung steht. Dieses Prinzip kann man auch in Zwischenabschnitten, besonders in der Mitte eines Werkes oder Abschnittes, anwenden. Darum werde ich bei der Bearbeitung des Anfangs der Reise stets auf das Ende, gelegentlich auch auf die Mitte im Blick behalten. Mit solcher Methode kann auch das Thema, das am Anfang nur im Keim auftritt, ins helle Licht gerückt werden. Dadurch sieht man oft, dass auch die Themen, die hier und dort innerhalb des Reiseberichtes vorkommen, eng mit Anfang und Ende des Reiseberichtes im Zusammenhang stehen.
s.
41, Anm. 35. Die These von X. Louvain, 1954.
MEEUS
lautet: Lacomposition de Lc 9,51 - 18,14,
KAPITEL
I
Lk 9,51-56: Die Abweisung Jesu in einem samaritanischen Dorf
A. Analyse
I. Fragestellung:
Das Problem dieser Einheit v. 51-56 hängt mit der Problematik des ganzen Reiseberichtes eng zusammen. Es kommt hier aber lediglich darauf an, wieweit Lukas in den vorlukanischen Traditionsstoff eingegriffen, wenn überhaupt ein solcher Stoff vorgelegen hat. Für R. Bultmann scheint v. 52-56 "die Fiktion der samaritanischen Reise" zu sein, obwohl er auch nicht für unmöglich hält, dass für Lukas "das Traditionsstück (= 52-56) den Hintergrund bot" 1. Die überwiegende Mehrzahl der Exegeten ist aber darin einig, dass den Versen 51-56 ein altes Traditionsstück zugrunde liegt. Allerdings suchen einige Forscher den Grund dafür in der dabei auftretenden stark semitisierenden Wendung 2 • Man sollte aber diese semitische Wendung eher dem lukanischen Septuagintalismus zuschreiben. Im Folgenden wird durch literarische und Struktur-Analyse untersucht, wieweit Lukas mit dieser Einheit redaktionell verfahren ist.
11. Literarische Analyse: 1) Analyse des v. 51: 'Eyevt::'t'o 3e EV 't'C;> crufl1tA'lJPOücr&ot~ 't'a<; "1Jflt::Pot<; 't'~<; &Vot).:fjflljit::
+
i) Satzbeinleitendes Eyevt::'t'o (M) mit der Zeitbestimmung EV 't'c;> Infin., und Xott zur Einleitung des Nachsatzes Ecr't'1jp~crt::v ist hebräische Konstruktion 3; aber im Satzgefüge befinden sich zwei Stellen, die dem Hebräischen nicht genau entsprechen: a) Xott otu't'6<; im Nachsatz steht gegen hebräischen Sprachgebrauch vor verbalem Haupsatz, "ist hier also eine überflüssige, wohl LXX entnommene Floskel" 4. b) Die Stellung des ~
R. BULTMANN, Die Tradition, S. 388.
:2 So z.B. E. HIRSCH, Frühgeschichte 11, S. 207; SCHLATTER, Lk, S. 269: "palästinischen Klang"; W. GRUNDMANN, Lk, S. 201; L. GIRARD, L'Evangile des voyages de Jesus,
S. 24fl', S. 49-50, für ihn beginnt die Reise von Lk 9,51 gegen Pentekoste, vgl. S. 114-116. 3 ZERWICK, Grecitas 275 n. 2. 4 K. BEYER, Semitische Syntax, S. 70-71; vgl. auch W. MICHAELIS, Das unbetonte Xett eto't'6<; bei Lukas, ST 4 (1951) 86-93, besonders S. 90.
ANALYSE
7
Objektes 'TO 7tfl6crw7toV vor dem Verb ecrTfJfl~crEV: "Hebräisch stünde das Objekt nach"~. ii) Diese Konstruktion ist ganz lukanisch, denn, a) die Konstruktion xod eY~VE'TO mit Zeitbestimmung befindet sich zwar Mt und Mk, obwohl es nur wenige Beispiel gibt '6, aber eY~VE'TO ~~ statt xO([ mit Zeitbestimmung findet sich nur bei Lk (Lk 16x und Apg 14x) 7. b) eY~VE'TO mit Zeitbestimmung ev + Inf. kommt nur in den luk. Schriften vor 8 • Diese Konstruktion mit Infinitiv Präsens bedeutet eine gleichzeitig mit der Haupthandlung andauernde Handlung: "während"9. iii) Die Konstruktion ey~vE't"o mit ev 't"
+ Infinitiv wird von allen 23 luk Belegen dreizehnmal als Perikopeneinleitung gebraucht 10. Wie bei unserem Beispiel kommt zwar ey~vE't"o mit Nachsatz xO([ + Verb. fin. 12x vor, welche abe... alle, alSo. 100%, als Perikopeneinleitung verwendet werdenn.
i) Das Verb-Kompositum crufL7tA'YJfloucr&O(~ kommt sonst im NT nur noch in Lk 8,23 und Apg 2,1 vo.r. Zur Erhellung des Sinnes vo.n 9,51 ist die Wendung bei Apg 2,1 wichtig, weil die Konstruktion auch mit Lk 9,51 parallel geht: Lk: ev 't"c;l crufL7tj,'YJfloucr&O(~ 'T~C; ~fL~flO(C; 'T~C; &.vO(A~fL~EWC;" Apg: ev 'Tc;l crufL7tA'YJfloucr&O(~ TIjv ~fL~flO(V 't"~c; 7tEV'T'YJXOcr't"~C; Nach dem Kontext bedeutet Apg 2,1 nicht "als der Pfingsttag abgelaufen war", sondern "als der Pfingsttag da war". In den beiden Stellen steht das Verb im Infinitiv Präsens. Als Präsens bedeutet das Verb, dass der Tag im Anbruch ist ];2. Der Vers Apg 2,1 kann daher fo.lgendermassen übersetzt werden: "als derPfingsttag im Begriff war, sich zu vollenden", oder "als der Pfingsttag im Begriff war, zur Erfüllung zu kommen". Durch Vergleicht mit Apg 2,1 kann jetzt Lk 9,51 ,gleicherweise übersetzt werden: "als die Tage seiner Aufnahme im Begriff waren, zur Vollendung zu kommen". Das Verb (crufL- )7tA'YJfloucr&O(~ im Sinne des Anbruches ist aber ein Sonderfall. Das Verb 7tA'YJfloucr&O(~ hat, wenn es mit "Tag" oder Zeit zusammengesetzt gebraucht wird, gewöhnlich die Bedeutung, dass der betreffende Tag oder eine festgelegte Zeit schon abgelaufen und damit zu K. BEYER, Qp. cit., S. 55. Mt 7,28; 9,10; 11,1; 13,53; 19,1; 26,1; Mk 1,9; 2,1~.23; 4,4. 7 Die Belege bei K. BEYER, S. 31. 8 Die Belege bei K. BEYER, S. 39 A. 2. 9 ZERWICK, Gr., 276. 10 Lk 1,26 BS; 5,1.12; 8,40 SD; 9,18 (26 D it). 51; (10,38 D); 11,1.27; 14,1; 17,11; 18,35. 11 Lk 5,1.12.17; 8,1.22; 9,28.51; 10,38; 14,1; 17,11; 18,35; 24,15; vgl. K. GROBEL, Idiosyncrasies of the Synoptics in their Pericope-Introduction, JBL 59 (1940) 405ff; auch H.J. CADBURY, The Style and Literary Method of Luke, S. 105-106. 12 Für E. LOHSE, 7WJ'T1)XO(j'T~, TWNT VI, S. 50, A. 38, sollte das "sich erfüllen" bei Apg 2,1 und Lk 9,51 Infinitiv Perfekt sein. 5
6
8
LK
9,51-56:
DiE ABWEISUNG JESU
Ende ist; so Z.B. Lk 1,23: xat &YEVE't"O &C;; btA~cr&"YJCjav at ~fLEpa~ 't"~C;; AE~'t"oupy[ac;; au't"ou, &7t~A&EV dc;; 't"ov o!xov au't"ou. Vgl. dazu Lk 21,24; Apg 7,23.30; 9,23; 24,27. Auch der Sprachgebrauch des Verbs 7tA"Y)poucr&a~ in der LXX hat den gleichen Sinn 13; z.B. Gen 29,21 (die Dienstzeit Jakobs ist abgelaufen): 7tE7tA~peuV't"a~ )'ap at ~fLEpa~ fLou; so auch Lev 12,4.6; 25, 29f; Num 6,5; 2Kg 7,12; ICh 17,11; Is 60,20. Zwischen beiden Bedeutungen des Verbs 7tA"Y)poucr&a~ d.h. zwischen dem Sinn des Anbruches und des Endes, steht der Sprachgebrauch bei Lk 2,21: (hE &7tA~cr&"Y)crav ~fLEpa~ oX't"w 't"ou 7tEP~'t"EfLE~V au't"6v, xat &XA~&"Y) 't"o ilvofLa au't"ou 'I "Y)crouc;;. Lukas meint hier nicht, dass acht Tage der Beschneidung zu Ende gegangen seien; denn, nach Lk 1,59 findet die Beschneidung und Namengebung am achten Tag statt. Lukas meint bei 2,21 also, dass sieben Tage abgelaufen sind und am achten Tag, d.h. am Tag der Beschneidung der Name J esus gegeben wurde. Solcher Undeutlichkeit des Gebrauches des Verbs scheint ein Missverständnis der LXX-Wendung zugrunde zu liegen, worauf G. Lohfink aufmerksam macht 14. ii) 't"aC;; ~fLEpac;; 't"~C;; &vaA~tjJEeuc;; Das Substantiv &v&A"y)fLtjJ~c;; gibt es nur einmal im NT; das entsprechende Verb &vaAafLß&veu kommt im NT 13-mal vor. Bei folgenden SteHen bedeutet dieses Verb die Aufnahme Jesu in den Himmel: Apg 1,2.11.22; ITim 3,16 und Markusschluss 16,19. Beonders wichtig sind zwei Stellen der Apg, wo das Verb auch mit "Tag" vorkommt: Apg 1,2: Apg 1,22:
&xp~ ~c;; ~fLEpac;; ... &VEA~fLrp&"Y) geuc;; 't"~c;; ~fLEpac;; ~c;; &VEA~fLrp&"Y) &rp' ~fL&v
Unsere Stelle bedeutet daher vor allem die Himmelfahrt Jesu 15. Aber Lukas schreibt ,,'t"aC;; ~fLEpac;; 't"~c;; &vaA~fLtjJEeuC;; ", d.h. nicht einen einzigen Tag, sondern "die Tage" im Plural. Was will Lukas mit dem Plural zum Ausdruck bringen? Wie man noch später sehen wird, sieht Lukas Leiden und Tod Jesu unter dem Aspekt der Himmelfahrt. Darum enthält "die Tage der Himmelfahrt" nicht nur die Himmelfahrt an und für sich, sondern auch das Leiden und den Tod J esu 16 in Bezug auf die Himmel:fahrt, besser gesagt, das Leiden und den Tod Jesu als eine Vorstufe zur Himmelfahrt. Dieser Sprachgebrauch ist nicht gewaltsam, da auch die spätjüdische Literatur mit dem Verb &vaAafLß&veu den Tod eines Menschen zu ~);l)p6(i),
13
DELLING,
14
G. LOHFINK, Die Himmelfahrt, S. 214.
TWNT VI, besonders S. 286-287.
15 KNABENBAUER, Luc, S. 325, zHiert dabei die älteren Ausleger der gleichen Meinung wie Euthymius, Theophylactus, <::omeIius Iansenius Iprensis; J.H. DAVIES, The Purpose of the Central Section of St. Luke's Gospel, StEv 2 (1%4) 164-169: "The ascension is the goal of the whole of the rest of Jesus' ministry. The joumey is thus the first stage of the &veXA1)fL!jnc;; vgl. J. DUPONT, 'ANEAHM0H Act 1,2, NTS 8 (1%1) 154-157. 1'6 KNABENBAUER, Luc, S. 325, zitiert die Autoren gleicher Meinung: S. Bonaventura, Toletus und Comelius Iansenius; auch SCHLATTER, Lk, S. 269c270; J.M. CREED, Lk, z. St.: "the various stages ... rather than the single incident of the ascension"; G. LOFFINK, Die Himmelfahrt, S. 212c213. "Der Nachdruck liegt zwar auf dem Sterben Jesu, aber der Horizont des Begriffes ist auf die Himmelfahrt hin geöffnet"; für J. SCHMID, Lk 176, bedeutet Amilempsis nur den Kreuzestod: "Nur ,dieser und nicht die Aufnahme in den Himmel ist gemeint".
ANALYSE
bezeichnen pflegt, wie es der Fall ist in der syr. Baruch-Apk 46,7; Ps Sal 4,18 17 und in der Assumptio Mosis 10,12 18 . iii) Lukas hat diesen Sprachgebrauch aus der Terminologie der Entrückung des Elias in LXX übernommen, welche im AT stets mit dem Verb &VIXAlXfLßlfvw wiedergegeben wird: 4Kg 2,9.10.11; Sir 48,9 und 1Makk 2,58. Es mag bei Lk '9,51 eine Anspielung an die Eliastypologie vorliegen. P. Dabeck19 vergleicht zwar mit 4Kg 2,1., aber zwischen LXX und Luk ,findet sich ein ziemlich grosser Unterschied: LXX: XIXl. tyeve:"o tv "cf> &vlfye:~v xup wv "ov ' HA~OV tv crucrcre:~crfLcf> w~ d~ "ov OUPIXVOV xlXl. htope:u&"tJ ' HAWU XIX/. 'EA~crlX~e: tx rIXAYIXAWV. So gibt es hier keine unmittelbare literarische Abhängigkeit bei Lk. Doch darf man hier Eliaschristologie vermuten (vgl. Lk 9,54). XIXl. IXU"O~ "0 7tp6crw7toV tcr,,~p~cre:v "ou 7tOpe:Ue:cr&lX~ d~ 'Ie:poucrIXA~fL. i) "0 7tp6crw7tov tcr,,~p~cre:v + Infinitiv: Gewöhnlich sieht man den Ursprung dieses Ausdrucks in der LXX. Er ist besonders bei Ezechiel belegt 20. Vielleicht will Lukas damit Jesus als Propheten betrachten21~ Aber der Sprachgebrauch und die Bedeutung in LXX ist dem unseren nicht ganz gleich. In allen Beispielen von LXX folgt die Präposition e7t[ nach dem Verb cr""tJP[~e:~v, und seine Bedeutung enthält immer Feindschaft oder feindliche Gesinnung 22 , während bei Lukas der Infinitiv-Satz nachgestellt ist. Bei Lk bezeichnet ferner diese Wendung die fest Absicht, etwas zu tun; hier: nach Jerusalem zu wandern. Dieser Sprachgebrauch kommt in LXX nicht zum Vorschein. In dem Fall, wo die hebräische Wendung mit einem Infinitiv.Satz gebraucht wird, wird das Verb mit dem Sinne "verstärken" nicht verwendet und die LXX hat es nie mit cr""tJP[~e:~v übersetzp3. Aber die Wendung bei Ez 21,7 "cr,,~p~crov "0 7tp6crw7tov crou" lässt sich leicht mit dem entsprechenden Inf.-Satz vereinbaren, wie Lukas es tut :24. ii) Das Verb 7tOPe:uofLlX~ ist bei Lk sehr beliebt und darum sehr häufig gebraucht: vgl. Lk 50 X und Apg 37 X (Mt 28 X und Markusschluss Vgl. DELLING, &VcXA"IJfLtLc;;, TWNT IV, S. 9. R.H. CHARLES, The Apocrypha and Pseudoepigrapha of the O1d Testament, II, S. 422, A. 12: "The original here told only öf ,the Moses' death, not his assumption"; vgl. auch 1,15; 10,15; C.F. EVANS, The Central Section of St. Luke's Gospel,in "Study in the Gospel in memory of R.H. Lightfoot", ed. by D.E. NINEHAM, Oxford, 1955, S. 3940, sieht hier Mosestypologie durch Vergleich mit der Assumptio Moses. ~9 P. DABECK, Siehe, es erschienen Moses und Bias, Bib 23 (1942) 175ff, besonders S. 182. :20 Z.B. Ez 6,2; 13,17; 14,8; 15,7(A}; 20,46; 21,2; 25,2; 28,21; 29,2; 38,2; auch Jer 3,12 und 21,10. 2:1. G. LoHFINK, Himmelfahrt, S. 215: "prophetische Züge". 22 Auch J.H. DAVIES, op. cit., S. 167. :23 Daher schliesst J. STARCKY mit Recht: "Il reste que Luc, taut en utilisant la phraseologie des Septante, a nuance son expression pour traduire la ferme resolution du Christ, face a la Passion qui l'attendait au terme de son voyage vers Jerusalem: obfirmavit faciem suam, dit S. Jerome", Obfirmavit faciem suam ut iret in Jerusalem, sens et portee de Luc 9,51, RecSR 39 (1951) 197-202, Zitat von S. 202; vgl. S. ANTONIADIS, L'Evangile de Luc, Esquisse de grammaire et de style, Paris, 1930, S. 387. 24 G. LoHFINK, Die Himmelfahrt, S. 216. 17
~8
10
LK
9,51-56:
DIE ABWEISUNG JESU
3 X). Diese Vorliebe des Lukas bestäügt sich auch aus der Tatsache, dass er das Verb oft an Stelle des markinischen Verbs U7t&.ye:w schreibt 25. Zum Verständnis der Tragweite der Bedeutung dieses Verbums im Zusammenhang mit Lk 9,51 sind die drei folgenden Punkte notierenswert: a) Innerhalb des Reiseberichtes kommt eine Reisenotiz mit dem Verb 7tOpe:UOfLOC:L oft vor 2'6. Es gibt aber auch Reisenotizen mit anderen Verben, z.B. 18,31 &voc:ßoc:(vofLe:v; v. 35 tyy(~e:LV; 19,1 dcre:A&6>V aL~PXe:-rO; v. 2 ~yyue;; dVOC:L; v. 29 ~yYLcre:V de;;, so auch v. 37 und 19,4l. b) Besonders wichtig sind die Reisenotizen mit dem Ziel "Jerusalem". Sie liegen vor bei 9,51.53; 13,22.33; 17,11; 18,31 (18,35 de;; 'Ie:pLXw auch 19,1) und 19,11.28. c) Die Stellen, wo der Tod und die Himmel:fahrt Jesu angedeutet wird wie bei 9,51 sind 13,33; (18,31-34); 19,28-29 und 19,36 27 • Die Reise mit dem Ziel nach Jerusalem ist der luk Theologie eigen, wie später untersucht wird. Zusammenfassung zur Analyse des v. 51: redaktionell sind die grammatische Konstruktion, die Auswahl der Wörter crufL7tA1Jpoucr&OC:L, &v&.A1JfL~Le;;, 7tOpe:UOfLIXL und die theologische Idee des Wegs nach Jerusalem als Weg zum Tod und zur Himmelfahrt.
2) Analyse des v. 52: Koc:t &7tecr-re:LAe:V &yyeAoue;; 7tpO 7tpocr6>7tOU oc:o-rou, xoc:t 7tope:u&ev-re:e;; de;; XWfL1Jv ~OC:fLOC:PL't"WV, Ülcr't"e: €'t"oLfL&.crOC:L oc:o't"cj).
dlj~A&e:V
i) Die Aussendungsformel &7tecr't"e:LAe:V &yyeAoue;; 7tpO 7tpocrW7tOU oc:o't"ou. Diese Formel findet sich auch bei Lk 7,27 (Zitat Mal 3,1 bzw. Ex 23,20 par Mt 11,10); Lk 10,1 und teilweise 19,29; 22,8: 7,27: 10,1: 19,29: 22,8:
&7tocr't"tAAw -rov &.yye:A6v fLoU 7tpO 7tpocrW7tOU crou, 8e;; xoc:'t"oc:crXe:U&.cre:L 't"~v oa6v crou E:fL7tpocr&tv crou &7ttcr't"e:LAe:V oc:o't"oue;; &v~ Mo 7tpO 7tpocrW7tOU oc:O't"ou de;; X't"A. &7ttcr't"e:LAe:V Mo 't"WV fLOC:&1J't"wV &7ttcr't"e:LAe:V IIhpov xoc:t 'Iw&.w1Jv d7twV X't"A.
Die Wendung 7tpO 7tpocrW7tOU oc:O't"ou ist hebräisch. Die Beispiele für die Voraus sendung der Boten finden sich in Ex 23,20 und 33,2, hebräisch 1epan'im, in 4Kg 6,32 millepanim, und im übertragenen Sinne bei Mich 6,4
lepan'im. 25 Mk 2,11 - Lk 5,24; Mk 5,34 - Lk 8,48; Mk 6,37 - Lk 9,13; Mk 14,21 - Lk 22,22; oder statt Mk &7tepxof-tcl!:L schreibt Lukas 7tOpe:OOf-tQ(L: Mk 1,35 - Lk 4,42; Mk 6,36 - Lk 9,12; Mk 6,37 - Lk 9,13; Mk 14,12 vgl. Lk 22,8; H.J. CADBURY, The Style and Literary Method in Luke, S. 173, 177; H. SCHÜRMANN, Der Paschamahlbericht Lk 22 (7-14) 15-18, 1. Teil, Münster, 1953, S. 90. 2'6 Lk 9,51.52.53.56.57; 10,34; 13,33; 17,11; 19,28.36 und 13,22, wo steht 3Le:7tOpe:Oe:'ro .,.
1t"opda;v
7tOLOOf-te:VO~ e:!~
'Ie:pouaQ(A1Jf-t.
Das Argument, dass diese Stellen Tod und Himmelfahrt Christi andeuten, vgl. J.H. DAVIES, op. cit., S. 167-168; nach HAucK-ScHuLz, TWNT VI, S. 571-573, bezeichnet das Verbum 7tOpe:OOf-tQ(L in LXX und im NT oft "dahingehen, in den Tod gehen", vgl. besonders Lk 22,22. 27
ANALYSE
11
Die Aussendung der Jünger durch Jesus in ein samaritanisches Dorf steht mit dem Samaria-Verbot bei Mt 1O,5b-6 nicht recht in Einklang. Ist die "Aussendung" bei Lk 9,52 eine Milderung des Verbots Jesu? Oder hat die Missionskirche in der nachösterlichen Zeit das Samaria-Verbot wegen ihrer Missionspolitik (vgl. Apg 8) "neutralisiert"? 28 Mehr als eine Hypothese kann man nicht mehr ausmachen. Jedenfalls ist es durchaus möglich, dass Lukas bei der Übernahme des vorlukanischen Aussendungsberichtes die LXX-Wendung von sich aus verwendet hat. ii) Das Partizip von 7tOpcU0tLlX~ mit Verb. fin. (hier 7topcu&ev"t"cC; dcr~A .&ov) findet sich bei Lk 9x 29. Matthäus gebraucht dieses Partizip llX 30. So ist dieses Partizip mit Verb. fin. nicht eigentlich lukanisch. Ausserdem muss man hier mit der Möglichkeit des Semitismus rechnen, da die Wendung 7topcu&ev"t"cC; mit dcr~A&OV Participium graphicum ist 3"1. ii) Lukas lässt oft den Eigennamen aus '32. Aber im Falle von Samaria und Samariter macht er eine Ausnahme. Samaria kommt bei den Synoptikern nur in den luk Schriften vor: Lk 17,11 und Apg, Samariter aber auch in Mt 10,5 und in Lk 10,33 S; 17,16 Sund Apg 8,25. Die Formel des Verbots der Samariamission bei Mt 10,5 lässt uns an Lk 9,52 erinnern: Lk: dc; 7t6A~V l:lXtLlXpm7w tL~ dcreA&'Y)"t"e Mt: dcr~A&cV dc; xwtL'Y)v l:lXtLIXP~"t"(;'W. Ist Lk 9,52 eine Erinnerung an das Samaria-Verbot? iv) ({)cr"t"c ho~tLtXcrlX~ 1X1h<j> 33: die Einführungspartikel für den Infinitiv der Folge ({)cr"t"e ist hier für den Inf. des Zweckes (statt tVIX- Satz) verwendet worden. Dieses Beispiel kommt auch in Lk 4,29 und 20,20 vor 34, wo in beiden Stellen die Wendung redaktionell sein könnte. Ergebnis: Es ist schwer zu entscheiden, wieweit der Vers 52 redaktionell ist. Die Wendung ({)cr"t"c ho~tLtXcrlX~ 1X1h<j> könnte redaktionell sein. Ob die Samaria-Unterkunft historisch ist, oder ob sie eine "Neutralisierung" des VeI'bots der Samariamission durch die Urkirche ist, bleibt als Frage .offen. Jedenfalls scheint dieser Bericht aus der vorlukanischen Tradition heraus gesponnen zu sein. :28 So z.B. H. SCHÜRMANN, Mt 10,5b-6 und die Vo:rgeschichte des synoptischen Aussendungsberichtes (in Traditionsgeschichtl. Untersuchung), S. 145; aber schon K.L. ScHMIDT, Der Rahmen, S. 267-268. 29 Lk 1,6; 7,22; 9,12.13; 13,32; 14,10; 15,15; 17,14; 22,8; davon häufig im Imperativ: 7,22; 13,32; 14,10; 17,14 und 22,8. 30 Mt 2,8; 9,13; 10,7; 11,4; 17,27; 18,12; 21,6; 22,15; 25,16; 27,66; 28,19. ;1"1 ZERWICK, Gr, 256, 256a, Delitzsoh, Hebräisches Nt, übersetz;t es hier: wayyelkU wayyavö'u. 32 Vgl. H.J. CADBURY, ap. cit., S. 127-128. 53 Andere Leseart w~: P45.75 B S+ it; PLUMMER, St. Luke (lee) z.St., nimmt w~ für richtig an und zitiert dabei Beispiel Apg 20,24; 3Mak 1,2 und 4Mak 14,1, "purpose is implied". 34 Das letzte Beispiel Lk 20,20 &~'re 1tOCPOC30UVOCL ocu'rov 'r'ij &px'ii TOU 1jyefL6vo~. Dieses &a're steht zwischen der Einführung für den Inf der Folge und des Zweckes, "so dass sie könnten = damit sie könnten", BLASS-DEBR., § 391, ); sonst Mt 27,1: &a're .&ocvOG'rwaOGL OGu't6v (Zweck-) - D-Leseart: rvOG .&ocvOGT6.1aOUmV OGuT6v; ZERWICK, Gr, 246 zählt noch Mt 24, 24 als finale &aTe: "fortasse Mt 24,24 secundum inteIlP,retationem Marci 13,22". Wahrscheinlich auch Apg 20,24, weun &aTe TeAetWaOGL die richtige Leseart ist, BLAss-DEBR., § 391.4.
12
LK
9,51-56:
DIE ABWEISUNG JESU
3) Analyse des v. 53: Kod OUX
Eile~<xv't"o
<Xu't"6v,
Ih~
't"0 7tp6crW7tOV <XU't"OU
~v
7topEu6[LEVOV d.:;
'IEpoucr<xA~fL·
i) Im Sinne des Aufnehmens Jesu oder seines Wortes gibt Lukas das Verb ilexofL<X~ aus der Mk-Tradition wieder: Lk 9,5 = Mk 6,11 (Mt 6,14); Lk 9,48 = Mk 9,37 (Mt 18,5), aber in Lk 8,13 ilexov't"<X~ 't"ov Myovanstelle des Verb A<XfLßefvw bei Mk..Mt. Ausserdem noch in Apg 8,14, wo die Samariter das Wort Gottes aufgenommen haben; vgl. Apg 11,1 und 17,11. ii)Der Grund für die Verweigerung der Aufnahme ist hier mit dem Iln-Satz gezeigt. Der Satz ist Hebraismus; vgl. 2Kg 17,11 (LXX): Lk: 2Kg:
't"o 7tp6crw7toV <Xu't"ou ~v 7t0pEU6fLEVOV dc;; 'IEpoucr<xA~fL. 't"o 7tp6crw7t6v crou 7topEu6fLEVOV EV fLecr
Diese Wendung kommt in der ganzen LXX nur hier vor. Obwohl es zwischen den beiden Stellen keinen inhaltlichen Kontakt gibt, könnte sein, dass Lukas, der mit der LXX wohlvertraut ist, den Stil des 2Kg 17,11 bei 9,53 spontan nachgebildet hat. Weil der Satz bei Lk eine Wiedergabe vom v. 51 ist und Lukas den vorangehenden v. 53a interpretieren will, ist der v. 53b redaktionell. Darum zeigt der Satz nicht nur nationalen Hass zwischen Juden und Samaritern als den psychologischen Grund der Abweisung, weil Jesus nach Jerusalem wandeln wollte, sondern darüber hinaus verrät er die luk Theologie, dass der Herr, der auf dem Weg zum Leiden ist, schon unterwegs von den Leuten nicht aufgenommen wird. Ergebnis z.um v. 53: Obwohl die Abweisung Jesu in Samaria wahrscheinlich aus der vorlukanischen Tradition übernommen ist, ist die Stellung dieses Berichtes im Kontext redaktionell, wie noch später untersucht wird. Ebenso ist der Satzteil mit Il't"~ redaktionell.
4) Analyse des v. 54: ~il6v't"EC;;
7tUP
ile: o~ fL<X&'YJ't"<xl 'I&x
x<X't"<xß-'ijv<x~
i) Das Vorkommen der beiden Namen zusammen "Jakobus und Johannes" ist traditionell 35. Aber o~ fL<X&'YJ't"<X[ vor den Namen kommt nur hier vor. ii) Das Partizip von dilov gebraucht Lukas in seinem Evangelium 30x 36 • So mag m~ sagen, dass "sich dieses Stilmittel bei Lukas ganz besonderer Beliebtheit erfreut" 37. Dazu noch: der Gebrauch der Partikel ile nach ~ilwv (1il6V't"EC;;) ist auch lukanisch 38. Das Verb ELTI<XV im Aorist 35 VgI. Mk 1,19 = Mt 4,21; Mk 1,29; Mk 3,17 = Mt 10,1 = Lk 6,14; Mk 5,37 = Lk 8,51 auch mit Petrus; Mk 9,2 = Mt 17,1 = Lk 9,28 auch Petrus; Mk 10,35.41; Mk 13,3 auch mit Petrus und Andreas; Mk 14,33, mit Petrus; Apg 1,13; 12,2 und Lk 5,10. 3'6 Lk 1,12; 2,17 pI. 48 pI; 5,8.12.20; 7,13.39; 8,28.34 pI. 47; 9,47.54; 10,31.32.33; 11,38; 13,12; 17,14.15; 18,15 pI. 24.43; 19,7 pI. 41; 20,14 pI; 22,49 pI. 56; 23,8.47; davon luk Ein· fügung in die Mk·Stelle 7x: Lk 5,12; 8,34.47 diff Mk EH~urot:; 9,47; 18.15 (aber Auslassung in Lk 18,16 von (36)'.1 in Mk 10,14); 18,24 diff Mk 10,23 7t"EptAE<jJ&[1.EVOC; und 20,14. ,37 F. REHKOPF, Die Lukanische Sonderquelle, Tübingen 1957, S. 56.
ANALYSE
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schreibt Lukas relativ häufig: 14x 39 • Die Wendung ta6v'n:~ .•• d7tocv ist also lukanisch. iii) Die Anrede XUpLE: für Jesus findet sich bei Mk nur in 7,28, bei Mt aber 22X, davon 7X diff Mk, und bei Lk 17/18X, davon 2/3 parallel mit Mt 4'0. Aber wichtig ist bei Lk, dass sich XUPLE: 11 X in S findet 41. Ist daher diese Anrede als Eigenart der Sonderquelle anzusprechen? 42 Aber von diesen Sonderstellen sind mindestens vier Belege wahrscheinlich redaktione1l 43 • Hier bei Lk 9,54 ist die Anrede vermutlich traditionell; denn auch folgende andere Elemente von v. 54 sind traditionell. iv) &tAE:L~ e:!7tCufLE:v. Der mit &tAE:L~ eingeleitete Fragesatz mit Konjunktiv. dubitativ. bzw. Konj. deliberativ. kommt sonst nur noch 2x bei Lk vor. Und diese beiden Stellen sind aus der Tradition wiedergegeben worden: 18,41 = Mk 10,51 (Mt 20,32) und 22,9 (vgl. Mk 14,12 und Mt 26,17). Bei den Synoptikern noch Mk 2x und Mt 2X 44. Die Wendung ist also hier wahrscheinlich vorlukanisch. v) Die Rache mit Feuer vorn Himmel ist ein traditionelles Bild. Aber die Wendung XOCTOCß~VOCL 7tUP Ex TOU oupocvou findet sich in LXX nur in 2Ch 7,1,3 (das Opfer Salomons, vgl. 2Makk 2,10) und 4Kg 1,10.12.14, wo Elias fünfzig Leute mit ihrem Chef in Sarnaria mit Feuer vernichtet. ,Jesus wandert an einem samaritanischen Dorf vorbei. Darum spielt die Eliaschristologie sicher hier mit. Daher ist die Leseart C Koine A D W pm syP bo Marcion w~ XOCL HALOC~ E:7tOL't)crE:V eine richtige Interpretation, obwohl sie ein späterer Zusatz ist 45. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Zitat erst durch Lukas in den Mund beider Brüder gelegt worden ist, um das Eliasbild von Jesus hervorzuheben. Hat das Zitat mit dem Sptznarnen Boanerges (Mk 3,17) etwas zu tun? 46 Ergebnis von v. 54: die Wendung ta6VTE:~ ..• d7tocv ist redaktionell. Die Eliaschristologie ist wahrscheinlich traditionell. Im übrigen kann man auch andere Elemente als traditionell annehmen, mit Vorbehalt aber für das Zitat 4Kg 1,10.
38 Lk 2,17; 5,8; 7,39; 8,28 par Mk xod tMv; 8,34.47; 9,54; 13,12; 18,15.24; 20,14; 22,49.56; 23,47; vgl. Apg 3,12; 8,18; 12,3; 13,45; 16,19. 39 Die Belege bei H. SCHÜRMANN, Der Paschamablbericht, S. 89, und bei F. REHKOPF, Die Lukanische Sonderquelle, S. 58. ,40 Lk 6,46 (Q par Mt Kyrie Kyrie); 7,6; 9,59 wenn die Leseart von p45.75 AW etc. richtig ist; 5,12 (par Mt) und 18,41 (par Mt) difl' Mk rJocßowL Lk 18,41 ist wahrscheinlich redaktionell, vgl. Kap. V, B, 4). 41 Lk 5,8; 9,54.61; 10,17.40; 11,1; 12,41; 13,23; 17,37; 19,8 (und 22,38.33.49 in P). 42 So F. REHKOPF, op. cit., S. 58,99. 43 Lk 9,61 (vgl. Kap. I1, A, I1, 4); 10,17 (vgl. Kap. IV, A, I1, 1); 11,1 (Perikopeneinleitung); 12,41 (vgl. Mt 24,44); 18,8 (vgl. Kap. V, B, Sb). 44 Mk 10,36; 15,9 (15,12 bei ADF etc.) und Mt 13,28; 27,21. Vgl. Jo 18,39 ßOUAe:cr.&e: &1I'OAUcrCil, BLASS-DEBR., § 366,3. 45 E. HIRSCH, Frühgeschichte II, S. 208, meint, der Schlussvers "wie auch E1ias tat" sei ursprünglich. 46 v. 56b: vgl. JM. CREED, Lk, S. 141; K.H. RENGSTORF, Lk 129; J. SCHMID, Lk, S. 177. KNABENBAUER, Lk, z.St., zitiert S. Ambrosius für dieselbe Meinung.
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LK
9,51-56:
DIE ABWEISUNG JESU
5) Analyse des v.55: i) Das Verb a't"plXcpdc; (in allen Fällen bei Lk Partizip) begegnet uns bei Lk 7 X 48; davon sind Lk 10,23 und 14,25 wahrscheinlich redaktionell, weil es sich in bei den Versen um die Perikopeneinleitung oder um die Verbindung zweier Abschnitte handelt und dabei noch eine andere luk Eigentümlichkeit auftritt (dm:v 7tp6c;) 49. Ob es hier (v. 55) redaktionell ist, kann nicht festgestellt werden. ii) Lukas gibt das Verb enm[L&w aus allen Mk-Stoffen wieder.')O und beiläufig setzt er das Verb in zwei Mk-Stoffe ein 5\ einmal aber in den Q-Stoff .52. Unsere Stelle ist Sondergut wie auch in 19,39 Sv und 23,40. Ergebnis von v. 55: die Redaktionsarbeit in v. 55 ist unbeweisbar 53 •
6) Analyse des v. 56: XlXt E7tOpe:U&'Y)alXv dc; E-replXv xW[L'Y)v. i) Das Adjektiv he:poc; findet sich bei Mk Ox 54, Mt 10X, aber bei Lk 33 X und Apg 18 X. Lukas gibt dieses Pronominaladjektiv nicht nur bei Q-Stoffen wieder 55 , sondern er s.chiebt es auch in Mk.Stoff und in Q ein &6. Sonst findet es sich auch in luk S57 und SV.!>8.
47 In den Handschriften D koine 0 A ep lat ... syC.P. bo und Marcion gibt es einen Zusatz: KOG~ e:me:v OUK o~8OG't'e: o~ou (D 7!:owu) 71:\Ie:ufLOG't'o<; e:0''t'e: ufLe:~<; (D 0 ohne ufLe:~<;). Der Zusatz geht in 0 A ep lat syc.p. bo noch weiter: 0 "(OGp UW<; 't'ou OGv.&PCUltOU OUK '1)A.&e:v ljiuxOG<; OGv.&PCU7!:CUV OG7!:OAe:O'OG~ OGAAOG O'CUO'OG~ (0 ohne "(OGP; lat syc·p· ohne OGv.&PCU7!:cuv). Aber die kurze Leseart ist belegt bei den wichtigeren Handschriften: p45.75 ~BCL AEW. H. RENDEL, Study of Codex Bezae, S. 233, in "Text and Studies", 11, 1, vermutet, dass dem Zusatz marcionischer Einfluss zugrunde liegt. 48 Lk 7,9 ,diff Mt; in LS 7,44; 9,55; 23,28; in Sv 22,61: 10,23 (aber es scheint redaktionell zu sein, vgl. Kap. V. A. III. und 14,25; vgl. HAWKINS, Horae, S. 22 und S. 46. 49 Beides "vielleicht von Mt fortgelassen, da es siech in beiden Fällen nicht um eine einen Q-und-S-Abschnitt, sondern um eine zwei Q-Abschnitte verbindende redaktionelle Wendung handelt", so H. SCHÜRMANN, Protolukanische Spracheigentürnlichkeiten?, in "Traditions geschichtliche Untersuchungen ... ", S. 226 (Kritik gegen Rehkopf, der O''t'POGcpe(<; als protolukanisch annehmen will, F. REHKOPF, op. cit., S. 97); vgl, auch Mt 9,27. diff Mk; 16,23 diff Mk lmO''t'pO(epd<;. 00 Lk 4,35 = Mk 1,25; 8,24 = Mk 4,39 (= Mt 8,26); 9,21 = Mk 8,30 (= Mt 16,20); 9,42 = Mk 9,25 (= Mt 8,18); 18,15 = Mk 10,13 (= Mt 19,13); 18,39 = Mk 10,48 (= Mt 20, 31). Aber drei Mk-Stellen, Mk 3,12; 8,32.33, gibt Lukas nicht wieder. Lk vermeidet nicht das Verbum an sich, sondern, weil er den ganzen Vers nicht wiedergibt, lässt er damit auch das Verbum weg. ·51 Lk 4,39 vgl. Mk 1,31 (= Mt 8,14; 4,41 vgl. Mk 1,34 (= Mt 8,16). 52 Lk 17,3b vgl. Mt 18,5. 53 F. HAHN, Das Verständnis der Mission im Neuen Testament, S. 23, A. 4: "Im Gegenteil (zur Hypothese R. Bultmanns), hier dürfte noch zum Ausdruck kommen, dass Jesus die auch von den Jüngern geteilte feindliche Haltung gegenüber den Samarimaritern verwirft". 54 In Mk 16,12 befindet sich 55 Lk 7,19 = Mt 11,3; 9,59 = Mt 8,21; 11,26 = Mt 12,45; 16,13(2x) = Mt 6,24(2 X ). (>6 Lk 4,43 diff Mk; 6.6 vgl. Mk; 8.6.7.8 diff Mk (Mt) 9.29 add Mk (diff Mt); 21,11 diff Mk (= Mt); 14,19 diff Mt; 16,18 diff Mt (Mk); 17,35 diff Mt. 57 Lk 5,7; 8,3; 9,56; 9,61; 14,31; 16,7; 18,10. 58 Sv: Lk 3,18; 7,41; 10,1; 11,16; 14,20; 17,34; 19,20. Sonst: 22,58 (diff Mk-Mt); 22,65;
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ANALYSE
Weil v. 56 zugleich der Schlussvers des Berichtes ist, dem v. 51b literarisch parallel geht, und weil das Verb 7tOpe:UO[l.cx~ und Pronominaladjektiv ~'t"e:poc;; lukanisch sind, ist der Vers wahrscheinlich redaktionell.
Zusammenfassung zur literarischen Analyse von v. 51-56: Der Bericht, dass Jesus von den Samaritern abgewiesen wurde ,ist jedenfalls vorlukanisch. Dass es dabei eine Aussendung der Jünger gab, scheint auch vorlukanisch zu sein. Aber dass Lukas dazu die LXX-Wendung (v. 52a &7tEcr't"e:~Ae:V &YYEAOUC;; 7tpO 7tpocrcimou) von sich aus gebraucht hat, ist durchaus möglich. Der Vorwurf Jesu gegen Jakobus und Johannes, die eine feindliche Haltung gegen die Samariter einnehmen, ist aus der Tradition übernommen worden. Dabei ist aber nicht ausgeschlossen, dass Lukas das Zitat von 4Kg 1,10 den bei den Brüdern in den Mund gelegt hat, um das Eliasbild für Jesus hervorzuheben, v. 54b. Sehr wahrscheinlich ist dagegen, dass v. 51; 53b und v. 56b redaktionell sind. Nicht zu vergessen ist aber, auch wenn in v. 51-56 Traditionsstücke vorliegen, dass noch immer die Frage offen bleibt, warum Lukas sie hier eingesetzt hat. Diese Frage wird erst im zweiten Teil dieses Kapitels behandelt werden.
IH. Analyse der Stmktur von Lk 9,51-56 Innerhalb der Perikope findet sich ein Doppelparallelismus: ABC A' D E B'. 51a eYEve:'t"o ~e ev 't"i;) cru[l.7t)'f)poücr.&cx~ 't"lXC;; ~[l.EpCXC;; 't"~C;; &VCXA~[l.Y;e:6)C;; CX1hoü b XCX~ cxu't"oC;; 't" 0 7t P 6 cr 6) 7t 0 V ecr't"~p~cre:v 't"OU 7t 0 P e: u e: cr .& cx ~ e: r c;; 'I e: p 0 U cr cx A ~ [l.. 52 XCX~ &7tEcr't"e:~Ae:V &YYEAOUC;; B 7tpO 7t P 0 cr W 7t 0 U au't"ou, XCX~ 7t 0 P e: U .& E v 't" e: C;; e: r cr ~ A .& 0 v dc;; xW[l.1Jv ~cx[l.cxpm7>v c'hcr't"e: ho~[l.&crcx~ cxu't"i;) C 53a Xcx.L oux. E8e~Cl.v't'o rx\yr:6v, A' 53b ()'t"~ 't" 0 7t P 6 cr 6) 7t 0 V cxU't"OÜ ~v 7t 0 P e: U 6 [l. e: v 0 v e: r c;; 'I e: p 0 U -
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1) v.
23,32 (diff Mt·Mk); 23,40. Aber wenn Lukas QcStoffe wiedergibt, wo f!"e:poc;. steht, setzt er 2X ein anderes Wort statt ~"e:poc; ein. Lk 7,32 &M~AOLC; diff Mt 11, 16 f!"e:poc;; 9,1<; &AAOL diff Mt 16,14 ~"e:pOC;. Sonst Mt 10,23 und 21,30, wo es g"e:poc; gibt, sind Sondergut Mt.
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LK
9,51-56:
DIE ABWEISUNG JESU
V. 51a dient zur überschrift dieser Perikope. A und A!, B und B' bilden einen Parallelismus, Bei A und A: handelt es sich um die Reise Jesu allein; die dort vorkommenden Verben stehen darum im Singular. Als Ziel der Reise wird bei A-A' Jerusalern genannt, also das letzte Ziel schon ausdrücklich angegeben. Bei B-B' geht es um die Reise der Jünger (mit Jesus); die Verben werden darum im Plural gebraucht. Das Ziel der Reise ist dabei ein Dorf, also nur ein interme,diäres Ziel. Bei dem Satz D, welcher zwischen A B und A' steht, handelt es sich um die Abweisung Jesu durch .die Samariter. Diese Abweisung (C) gibt den Jüngern Anlass, mit Vergeltungswünschen zu reagieren (D). Die Folge von C ist also D. Weil eine solche Reaktion der Jünger ein Abweg von der Reiseabsicht Jesu nach Jerusalem (A') ist, setzt Lukas die adversative Partikel ~e (L~6vTE~ ~E ot (.LO(,lh)'rod). Wäre ein solcher Abweg gestattet worden, hätte die Reise nicht mehr zum Ziel geführt. Die Reaktion der Jünger wird darum von Jesus getadelt, und zwar auch mit der adversativen Partikel ~e (E). Mit dem ersten ~e bringt Lukas den Abweg von der Reise nach Jerusalem (D); mit dem zweiten ~e wird dieser Abweg korrigiert (E), so dass die Jünger mit Jesus den rechten Weg gehen (B'). Daraus kann man sehen, wie bedeutsam der kleine Satz 53a, d.h. die Abweisung Jesu durch die Samariter, für die Perikope v. 51-56 ist. Damit ergibt sich die Bedeutsamkeit der drei Themen, d.h. der Reise nach Jerusalem (A-A'); der Vorbereitung der Jünger auf das Kommen Jesu und ihrer Reise mit Jesus (B-B'); und der Abweisung der Samariter (C). Die Tragweite der Bedeutsamkeit dieser drei Themen wird im nächsten Abschnitt untersucht.
B. Redaktion und Interpretation
Durch die literarische Analyse haben wir gesehen, wo und in welchem Masse Lukas traditionelle Stoffe verarbeitet hat. Hier wird untersucht, welches theologische Denken hinter seiner Redaktionstätigkeit steht und mit welchem Motiv Lukas die Verse 51-56 niedergeschrieben hat. Kurz gesagt, es geht um die Themen, die Lukas durch seine Redaktion beschreiben will. Es sind drei: die Abweisung Jesu in Samaria, die Notizen der Reise nach Jerusalem und die Vorbereitung durch die Boten Jesu auf das Kommen des Herrn. Die literarische Analyse bestätigte bereits, dass die drei Themen in Bezug auf die Wörter, den Stil und die Struktur redaktionell waren. Alle drei Themen hängen zwar miteinander eng zusammen, werden aber aus praktischen Gründen im einzelnen behandelt.
1. Die Abweisung J esu in einem samaritanischen Dorf Die negative Haltung der Menschen gegen Jesus kommt unterwegs nach J erusalem noch oft zum Ausdruck, z,B. das Erstaunen der Pharisäer im pejorativen Sinne e&O(u(.LO(O'EV bei 11,38 (vgl. Lk 4,22 und 11,14 diff MtMk); die böse Absicht der Pharisäer in 11,53-54; die Wut eines Synago-
17
REDAKTION UND INTERPRETATION
genvorstehers bei einer Heilung in 13,14; die Bitte der Pharisäer "Geh weg" in 13,31; das feindselige Schauen 7tOC:POC:"t"'Y)pO\)[Le;vm in 14,1; das Murren eines Pharisäers ~~e;y6yy~~ov in 15,1-2; die Verspottung ~~e;[Lux"t"~p~~ov in 16,14. Diese negative Haltung der Menschen gegen Jesus muss eine Vorwegnahme des Leidens J esu in J erusalem sein, da das Ziel der Reise J esu gerade Jerusalern ist. Aber um den vollen Sinn der Abweisung J esu in Samaria zu verstehen, muss man auch seine Funktion in Bezug auf den ganzen Reisebericht berücksichtigen. Das würde noch verständIicher, wenn es am Anfang des Lukasevangeliums oder am Anfang des Wirkens J esu im Evangelium eine unserer "Abweisung" ähnliche oder parallele Stelle gäbe, weil auch unsere Stelle Lk 9,53 am Anfang der neuen Phase steht. Es findet sich nun tatsächlich ein Vorspiel der Abweisung schon am Anfang des ganzen Evangeliums, Lk 2,7: "weil für sie kein Platz in der Herberge (katalyma) war" 59. Aber der Sinn und die Funktion bei Lk 9,53 wird erst im Vergleich mit der Predigt Jesu in Nazareth Lk 4,16-30 deutlicher. 1) Die Predigt Jesu in Nazareth steht am Anfang der Geliläamission. Sie kann schon darauf hinweisen, dass der Reisebericht eng mit der luk Theologie der Weltrnission zusammenhängt, wie noch später untersucht wird. Die Abweisung Jesu in dem samaritanischen Dorf steht also am Anfang der Mission die die Weltrnission in proleptischer Weise andeutet (vgl. Lk 10,1). 2) Die beiden Wörter für die "Abweisung" sind vom gleichen Stamm: 4,24: ou~dc:; 7tpocp~"t"·Y)c:; ~e;x"t"6c:; (Mt..Mk in der luk Parallele 9,53a: oux E~E~OC:V"t"O oc:u"t"6v.
&"t"~[Loc:;)
3) EIiaschristologie: Der Prophet in 4,24 soll Elias sein (vgl. 4,25-26); die Sätze in 9,51-56 &VOCA"YJ[LtjJ~c:; ..• xoc:"t"oc:ß~voc:~ 7tUP spielen auch auf Elias an (vgl. S. 9). Die Bühne des Elias-Wirkens war im Reich Samaria (lKg 17-19; 2K 1), und Jesus wurde in einem samaritanischen Dorf als Prophet abgewiesen, wie Elias, der "in seinem Vaterland nicht anerkannt wird" (Lk 4,24). Lukas beschreibt den Grund der Abweisung in Samaria folgendermassen: "weil sein Angesicht darauf gerichtet war, nach Jerusalem zu ziehen", 9,S3b. Dieser Satzteil ist redaktionell. Die Samariter sehen hier nur den menschlichen Aspekt J esu, dass er nach J erusalem wandern will. Das Unverständnis der Samariter kommt aus nationalem Hass zwischen ihnen und den Juden. Sie erkennen nicht, dass Jesus gemäss dem Gottesplan zur Erfüllung der Tage der Aufnahme nach Jerusalem reist. Das Unverständnis der Samariter, die nur den natürlichen und menschlichen Aspekt sehen, ist dem Unverständnis der Leute in Nazareth parallel. Denn die Landsleute in Nazareth nehmen Jesus nicht auf, weil sie nur seinen menschlichen Aspekt sehen:
59 Vgl. W. GRUNDMANN, Lk, S. 201; dagegen P. BENOIT, "Non erat eis locus in diversorio" (Lc 2,7), Melanges B. Rigaux, Gembloux, 1970, S. 173-186; gegen Benoit: hier schrieb Lukas, der Grieche, vgl. die Vorstellung des Hauses in Lk 8, 16 und 11,33, wobei Lukas an ein griechisches Haus denkt.
2
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4,22:
LK
9,51-56: DIE ABWEISUNG JESU
ooX1 ut6c:; ~O"'rL'J 'Iweri]
4) Der technische Gebrauch des Verbs 7tOpe:Ue:O".&IX~: der Sinn des Satzes in 4,30 IXOTOC:; ae a~e:A.&eilv a~ct. [LtO"ou IXOT(;:W ~7tOpe:Ue:TO entspricht dem der Abreise in 9,56: xlXl ~7tOpe:U.&'Y)O"IXV dc:; ETtplXV xW[L'Y)v insofern, als beide Stellen den Weg zum Leiden und zur Himmelfahrt andeuten. Mit dem Ausdruck von 4,30 mag man spontan auf zwei Reisenotizen im Reisebericht kommen: 4,30: 13 ,22: 17,11:
IXOTOC:; ae a ~ e: A .& eil v a ~ ct. [L t 0" 0 U IXOTWV ~ 7t 0 P e: u e: T o. xlXl a ~ e: 7t 0 P e: e: T 0 XIXTct. 7t6Ae:~c:; xlXl XW[LIXC:; a~MO"xwv xlXl 7t 0P e: [ IX V 7t 0 ~ 0 U [L e: v 0 c:; dc:; 'Ie:po0"6Au[LlX. xlXl ~ytVe:TO ~ v T 7t 0 P e: e: 0" .& IX ~ dc:; 'Ie:pouO"xA~[L, xlXl IXOTOC:; a ~ ~ p X e: T 0 a ~ ct. [L t 0" 0 V I:1X[LlXpdlXC:; xlXl rIXA~AIX[IJ((;.
u
u
Diese zwei Reisenotizen stehen eng mit 9,51-56 in Zusammenhang, wie sie im nächsten Abschnitt behandelt werden. 5) Die Haltung Jesu gegen die Rache ist in beiden Stellen ähnlich: Lukas lässt ein Zitat von Isaias 61,2 bei Lk 4,18-20 weg, wo (in Is) der Tag der Rache erwähnt wird ~[LtpIXV &VTIX7tOa60"e:wc:; 60. Dieses Verfahren des Lukas mag dem v. 9,55 gut entsprechen, wo Jesus den Wunsch der Jünger zur Rache ablehnt. Damit erhellt sich der Sinn der Abweisung Jesu in dem samaritanischen Dorf mit ihrer Rolle in Bezug auf den folgenden ganzen Reisebericht. Die Abweisung in dem samaritanischen Dorf ist der Ablehnung in Nazareth gleich. Nach F. Schütz ,61 ist die Abweisung in Nazareth nur der Anfang der Ablehnung in ganz Judäa, wo Jesus wirken will, da Lukas die folgenden Perikopen, besonders 5,17 - 6,11, auf den Gedanken der Ablehnung aufgebaut hat. Wir haben bereits gesehen, dass es viele Berichte über die feindliche Haltung der Menschen gegen Jesus im Reisebericht gab. Solche Berichte werden also durch den Bericht über die Abweisung J esu in dem samaritanischen Dorf und die ablehnende Haltung der Jerusalemer durch Unwissenheit in Lk 19,39-44 (Schluss der Reise) eingeklammert und in die Richtung der Himmelfahrt koordiniert '62. Aber andererseits gibt es einen wesentlichen Unterschied zwischen den beiden Perikopen. In Nazareth steht Jesus allein unter seinen Mitbürgern. In dem samaritanischen Dorf wurde er mit seinen Jüngern abgewiesen, die er, um seinen Weg vorzubereiten, abgesandt hatte. Die theologische Bedeutung des Zusammenhangs der Aussendung der Boten Jesu mit der Abweisung Jesu in Samaria wird aber erst im dritten Abschnitt untersucht werden. Wir gehen jetzt zur Untersuchung der Reisenotiz über.
'60 J. JEREMIAS, Verheissung tür die Völker, S. 39, vgL Lk 7,22 mit Is 35,5-6 (38,18-19), Is 61,1 im Vergleich mit Is 35,4; 29,20 und 61,2. '61 F. SCHÜTZ, Der leidende Christus, S. 46, 42-62. '62 W. GRUNDMANN, Lk, S. 201; F. SCHÜTZ, op.cit., S. 74; H. CONZELMANN, Die Mitte der Zeit, S. 58.
REDAKTION UND INTERPRETATION
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11. Die Notiz der Reise nach Jerusalem und Andlempsis Jesus reist jetzt nach Jerusalem: er richtete sein Angesicht fest darauf, nach Jerusalem zu wandern ,9,51. Wie wichtig für Lk dieses Problem ist, lässt sich auch aus dem Aufbau von 9,51-56 vermuten. Man hat schon mehrfach die Bedeutung Jerusalems bei Lukas erwähnt '63. Jerusalem ist das Heilszentrum 64. Für Lk ist Jerusalem besonders der Ort der Himmelfahrt (Apg 1,2; 1,22 und 1,9-11, Lk 24,51). Nach Lk 9,51 aber bedeutet, wegen des Gebrauchs des Substantivs "Tage" (im Plural), ~ &vat..Y)[L~~C; nicht nur die Himmelfahrt allein, sondern auch die Ereignisse in J erusalem, d.h. das Leiden und den Tod Jesu, eben unter dem Gesichtspunkt der Himmelfahrt. Ob diese Interpretation auch für die im Reisebericht vorliegenden anderen Reisenotizen gilt, is noch zu untersuchen. Dabei ist auch festzustellen, wie Lukas in diesem Zusammenhang die Leidensgeschichte und Auferstehungserzählung gedacht hat. 1) Das Leiden und die Auferstehung
Mit dem Ausdruck Q"u[L7tt..Y)POÜQ"&IX~ TaC; Y)[LEplXC; T-YjC; &VIXt..~[L~ECUC; IXUTOÜ will Lukas sagen, dass die Tage von Leiden-Auferstehung-Himmelfahrt im Begriff sind, zur Erfüllung zu kommen 165. Die!>e Interpretation erweist sich auch daraus als richtig, dass bei Lukas das Leiden und die Auferstehung im Hinblick auf die Himmelfahrt als eine Einheit gedacht sind. Solche Einheit mag man schon in Lk 24,1 sehen, wo ohne Nennung des Subjekts des Verbs, im Gegensatz zu den parallelen Mt-Mk-Stellen, erzählt wird: TTi ae [L~if TWV Q"IXßßaTcuv 6p&pou ßIX&tCUC; E7t~ TÖ [LV-Yj[L1X ~t..&ov rptPOUQ"IX~ & ~TO([LIJ(Q"IXV &p6>[LIXTIX. Das Subjekt des Verbums befindet sich in Lk 23,55-56, d.h. bei dem Begräbnis J esu 16'6. Aber bei Lk sind das Leiden, der Tod und die Auferstehung nicht bloss nebeneinander in Juxtapositione vereinheitlicht worden, sondern diese Einheit ist durch und durch unter dem Gesichtspunkt der Himmelfahrtstheologie zur Sprache gebracht, d.h. das Leiden Jesu und die Auferstehung sind bei Lukas durch die Erhöhung-Himmelfahrt einheitlich zusammengesezt worden, was sich aus den folgenden Stellen ergeben kann. Gerade in der Mitte der Leidensgeschichte, und zwar beim Verhör Jesu, befindet sich eine wichtige Aussage von der Erhöhung Jesu: Lk 22,69: &7tÖ TOÜ VÜV ae ~Q"TIX~ 0 u[öc; TOÜ &v&P6>7tOU XIX&~[LEVOC; EX aE~~WV T-YjC; auva[LECUC; TOÜ &EOÜ. Durch die Einsetzung des Verbs ~Q"TIX~ statt des markinischen 6~EQ"&E und durch die luk Terminologie der Heilsgeschichte &7tÖ TOI) VÜV ist der Schwerpunkt unserer Menschensohnaussage von dem Kommen '63 So vor allem H. CONZELMANN, op.cit., S. 66f, 124ff; H. FLENDER, Heil und Geschichte in der Theologie des Lukas, S. 98ff; F. SCHÜTZ, op.cit., S. 70-80; G. SCHNEIDER, Verleugung, Verspottung und Verhör Jesu nach Lukas, S. 196ff. '64 H. CONZELMANN, S. 66-86 und 124ff; G. SCHNEIDER, op.cit., S. 196-203; G. LOHFINK, Die Himmelfahrt, S. 262-265. 65 Auch J. DUPONT meint, dass &v&A'lJfLqn~ mit dem Zusatz "Tage" das Leiden, Auferstehung und die Himmelfahrt bedeutet, op.cit. '6'6 Lukas fügt gern ein fehlendes Subjekt im Interesse einer engeren Perikopenverknüpfung ein, vgl. diff Mk 1O,51b und Mk 15,14; diff Mt 18,11.
LK 9,51-56: DIE ABWEISUNG JESU
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des Menschensohnes in der bevorstehenden Endzeit der WeIt in die Erhöhung Jesu umgesetzt worden '67. Durch diese Akzentverschiebung der Menschensohnaussage erreicht es Lukas, die Leidensgeschichte direkt mit der Himmelfahrtstheologie zu verbinden. Die lukanische Geschichte des leeren Grabes und der Engelszene in Lk 24,4-9 steht terminologisch und strukturistisch eng mit der Himmelfahrtsszene der j\.pg 1,10-12 in Zusammenhang, so dass sich vermuten lässt, dass die Himmelfahrt bei Apg eine Nachbildung der Engelszene in Lk 24,4-9 sein muss, wie G. Lohfink es überzeugenderweise nachgewiesen hat '6,s. Auch in der Emmauserzählung gibt es eine Andeutung der Himmelfahrtsidee: in Lk 24,46 heisst es ouX~ 'TIXU'TIX ~ae~ 7tIX&dv 'TOV xp~cr'TOV XIX~ dcreA&dv d~ 't'~v a6~IXV IXU'TOU. Was bedeutet der Versteil dcreA&dv d~ 'T~V a6~iX'i
IXU'TOU?
Die Doxa bedeutet eine göttliche Wesensart; wenn man sie räumlich mit dem Verb dcreA&e~v verwendet, muss die Wendung auch schon die Himmelfahrt andeuten, da der Himmel der göttliche Wohnort ist '69. Lukas gebraucht a6~IX öfter im Hinblick auf dem Himmel oder auf die Himmelfahrt: Lk 2,14 und 19,37 (die Engel oder die Jünger, jubeln, loben Gott: a6~IX EV u~(cr't'o~~.
In der Apg 7,55 schaut Stephanus eine Vision des erhöhten Herrn in der Herrlichkeit Gottes. Die Stelle läuft literarisch der lukanischen Verklärungsszene Lk 9,32 parallel: (hev[crIX~ d~ 'TOV OUPIXVOV daev a6~IXv &eou XIX~ 'lY)Q'ouv cr 'T W 'T IX EX ae~~wv 'TOU &eou
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a~IXYP'YJyop'YJQ'(xv't'e~ ae 0 Cl 'J 1" -Y] V 0 6 ~ XIX~ 'TOU~ Mo &vapIX~
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Stephanus schaut den Erhöhten in der a6~IX Gottes. IPetrus und die mit ihm Anwesenden sehen die Herrlichkeit Jesu. Diese Herrlichkeit ist skher eine Vorwegnahme der Himmelfahrt, was sowohl durch das Gespräch zwischen Moses, Elias und Jesus in v. 31 über seinen bevorstehenden ~~oao~ 70, wie auch durch die Wolke der Himmelfahrt in v. 34 71 erkennbar wird. Auch daraus lässt sich vermuten, dass die Wendung dcreA&dv d~ 'T~V a6~IXv IXU'TOU die Auferstehung nicht für sich alleine, sondern im Hinblick auf die Himmelfahrt bedeutet.
'67 H. CONZELMANN, Die Mitte, S. Tl, A. 2 (im Sinne der ausgebliebenen Parusie}; G. SCHNEIDER, Verleugnung, S. 120; R. SCHNACKENBURG, Gottesherrschaft, S. 186; G. LoHFINK, Himmelfahrt, S. 237. 68 G. LoHFINK, Himmelfahrt, S. 196-98. '69 Vgl. KITTEL, a6~(I(, TWNT 11, S. 250ft'. 70 G. LoHFINK, Himmelfahrt, S. 256: "Wie in Nazareth die dao8oc; Jesu (Apg 13,24) geschah, so vollendet sich in der Himmelfahrt seine ~~o8oc;, Lk 9,31". 71 G. LoHFINK, Himmelfahrt, S. 191-192.
REDAKTION UND INTERPRETATION
21
2) Lk 19,2844: am Ende der Reise J esu Reiseziel ist J erusalem XIXL emwv 't"IXÜ't"1X E7tOpeue't"o g!1-7tpocr&ev &VIXßIXLVWV de;; 'Iepocr6Au!1-lX. (19,28). Unde als er dies gesagt hatte, machte er sich vorwärts auf den Weg und zog nach Jerusalem hinauf. Diese Reisenotiz ist wahrscheinlich redaktionell. Zwar hat Lukas de;; 'Iepocr6Au!1-1X aus der Mk-Tradition übernommen (vgl. Mk 11,1 par Mt 21,1); es findet sich aber im Mk-Einzugsbericht kein einziges Wort von der Wendung E7tOpeue't"o g!1-7tpocr&ev &VIXßIXLVWV. Die Wendung kann mit Lk 19,4 parallel gehen, insofern es nur um eine literarische Ähnlichkeit geht: v.4: v.28:
7tpOaplX!1-WV de;; 't"o g!1-7tpocr&ev &VEß"IJ E7tL crUX0!1-0PEIXV E7tOpeue't"o g!1-7tpocr&ev &VIXßIXLVWV de;; 'Iepocr6Au!1-lX.
Es liegt die Wahrscheinlichkeit nahe, dass der v. 28 redaktionell ist. Nun scheint sich hinter dieser Reisenotiz eine Himmelfahrtsidee zu verbergen. Obwohl die Wendung &VIXßIXLVW de;; 'Iepocr6AU!1-1X an und für sich keinen Himmelfahrtsgedanken ausdrückt, kann sie doch nach dem luk Kontext die Himmelfahrt andeuten, was im Folgenden klar wird. Das Verb &VIXßIXLVW ist für Lukas auch eine der verschiedenen Himmelfahrtsterminologien, vgl. Apg 2,34: ou yiXp LlIXULa &VEß"IJ de;; 't"oue;; OUpIXVOUe;; (vgl. Ri 13,20 XIXL &VEß"IJ 0 rlyyeAoe;; XUPLOU EV 't"TI tpAOYL 712. Der Himmelfahrtsort ist für Lukas Jerusalern oder die Gegend von Bethanien, welches sowohl bei 19,29 (freilich aus der !Mk-Tradition) wie auch 24,50 (~we;; 7tpOe;; BIX&IXVLIXV) vorkommt. Lk 19,29 beginnt mit einem einleitenden Partizip XIXL d7twV 't"IXÜ't"IX. Dieses Partizip verbindet den Einzugsbericht unmittelbar mit dem vorangehenden Gleichnis von den anvertrauten .Pfunden 19, 11-27, wobei aber gerade auf die Himmelfahrt angespielt wird. Die Himmelfahrtstheologie kommt aber noch deutlicher im folgenden Vers zum Ausdruck: Lk 19,38. Am Abhang des ölberges beim Einzug in den Tempel 73 fing die ganze Menge der Jünger an, voll Freude mit lauter Stimme Gott zu loben und zu rufen: "Gesegnet sei der Kommende, der König, im Namen des Herrn. Im Himmel Friede und -Lichtherrlichkeit in den Höhen", Lk 19,38: EV OUPIXVcj) dp~v"IJ XIXL M~IX EV ÜIjJLcr't"O~e;; H. (Vgl. Unterschied zu Mt-Mk). Hier ist eh. Burger teilweise zuzustimmen, der durch seine Untersuchung zu dem Schluss kam, dass nach Lukas, im Unterschied zu Mt, Jesus als der verheissene Sohn Davids erst inthronisiert wird, wenn er durch seine Entrückung zur Rechten Gottes erhöht wird 75. Die Einsetzung Jesu Ibid., S. 172. Lukas lässt Jesus nicht die Stadt Jerusalem betreten, sondern direkt in den Tempel gehen, so H. CONZELMANN, Mitte, S. 68, auch F_ SCHÜTZ, Der leidende Christus, S_ 76. 74 So J.H. DAVIEs, The Purpose of the Central SectiOIli of St. Lukes' Gospel, S. 163169: "v. 38b anticipates his ascended glory. v. 38b is only archieved at the ascension"; auch H. FLENDER, Heil und Geschichte, S. 85-86 und S. 96; H. CONZELMANN, Die Mitte, S. 185: "V. 38b lässt den transzendenten Charakter der Herrschaft und die künftige Erhöhung erscheinen". 75 Ch. BURGER, Jesus als Davidssohn, S. 107-123, über Lk 19,28-40, S. 112-114; allerdings kann er noch nicht zwischen der Auferstehung und Erhöhung bei Lukas unterscheiden. T2
7·3
LK 9',51-56: DIE ABWEISUNG JESU
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in die davidische Königsherrschaft erfolgt mit seiner Erhöhung und Himmelfahrt. Dieses luk Verständnis der Davidssohnschaft J esu . wird besonders klar bei Apg 2,33-36, wo Lukas den 'Psalm 110,1 durch die Entrückung Jesu interpretiert 7'6. Damit erhellt sich der Grund des Verfahrens von Lk, warum Jesus mit der Herrlichkeit in der Höhe gehuldigt wird. Jesus wird nach der Verheissung an David erst dann der König, wenn er erhöht und in den Himmel entrückt wird. Der luk Gebrauch von ßIX(HAEO<; ist deshalb ein "proleptischer" 77.
3) Lk 13,31-33: in der Mitte der Reise Die Reisenotiz von Lk 13,33 ist eine der schwierigsten Stellen im Lukasevangelium. Aber es braucht hier nicht auf alle Probleme eingegangen zu werden T8. Zur Untersuchung der Redaktionsabsicht des Lukas in v. 31-33 ist von allen Interpolationshypothesen Abstand zu nehmen 79. H. Conzelmann hat gezeigt, dass das Wirken Jesu in v. 32b (die Dämonenaustreibung und Krankenheilung) durch v. 33a als Reise nach Jerusalern ausgedrückt worden ist 8'0. Beide Verse sind einander parallel: v. 32b: v. 33a:
taou &xßOCAACil aIXLfL6nIX XIXL tOCcrEL<; &7tOTEAW cr~fLEPOV XIXL lX()pLOV, XIXL T'(i TplTYl TEAELOUfLlXL 7tA~V aE~ fLE cr~fLEpov XIXL lX()pLOV XIXL T'(i e:xofLtVYl 7t0PEOEcr'&IXL.
Der v. 33a könnte eine Nachbildung von v. 32b sein; denn: i)
cr~fLEpov
XIXL lX()pLOV von v. 31 findet sich genau in v. 32b; ii) 7tA~V gebraucht Lukas
oft; iii) aE~ ist ein Lieblingswort von Lk zum Ausdruck des Gottesplans 8"; iv) T'(i e:xofLtVYl ist lukanisch 82. Ob v. 33b zur luk Redaktion gehört, ist schwierig zu entscheiden &3. Der Vers 33b kann traditionell sein 184. Ich möchte hier die Frage offen 7'6 eh. BURGER, op.cit., S. 139; vgl. über die Intenpretation des Textes Apg 2,33-36 vgl. G. LOHFINK, Himmelfahrt, S. 226-229. 77 Ch, BURGER, op.cit., S. 139. 78 über den älteren Versuch vgl. bei J. BLINZLER, Die literarische Eigenart des sogenannten Reiseberichtes im Lukasevangelium, S. 30, A. 24, und S. 4246; über die Zusammenfassung der bisherigen Versuche vgl. auch bei a.R. SlECK, Israel und das gewaltsame Geschick der Propheten (WMANT 23) Neukirchen, 1967, S. 4Of; K. LEHMANN, Auferweckt am dritten Tag nach der Schrift, Freiburg-Wien, 1%8, S. 231-241, mit Anmerkung 622 auf S. 231-233; ergänzend A. DENAux, De sectie Lc 13,22-35, Dissertation in Löwen 1967 (nur in Daktilographie). 79 Der erste Versuch der Interpolationshypothese ist von WELLHAUSEN, Lk (1904), S. 76, durch Streichung von xocl 't''ij 't'p['t'71 't'EAELoüfloocL. Der letzte Versuch der Interpolationshypothese ist von J. BLINZLER, op.cit., S. 20-52, v. 33aa cr1)floEPOV xocl OC(\pLOV als Interpolation. Kritik gegen solche Hypothese bei a.H. STECK, op.cit., S. 43. 80 H. CONZELMANN, Die Mitte, S. 184. 81 Dafür vgl. S. SCHUTZ, Gottes Vorsehung bei Lukas, ZNW 54 (1963) 104-116. 82 Schon K.L. SCHMIDT, Der Rahmen, S. 265-267, hält v. 33 für redaktionell; auch a.H. SlECK, Israel, S. 41, A. 3, nimmt 'V. 33a als redaktionell an, vgl. auch S. 43-44. 83 Dafür K.L. SCHMIDT, Der Rahmen, S. 265f; F. HAUCK, Lk, S. 186; W.G. KÜMMEL, Die Verheissung, S. 65 mit A. 173; O.H. SlECK, Israel, S 4445; R. BULTMANN, Die Traditon, S. 35, hält die Redaktion des ganzen v. 33 für möglich. 84 J. JEREMIAS, 7t'OCr~ -&EOÜ, TWNT V, S. 711 und A. 468; F. GI,LS, Jesus Prophete, S. 28. "l'archaisme du logion".
REDAKTION UND INTERPRETATION
23
lassen. Auch wenn der v. 33b aus der Tradition übernommen ist, würde das für die Interpretation von v. 32-33 kaum ·entscheidend sein, weil die Aufnahme des v. 33b aus der Tradition durch Lukas schon seine Absicht bekunden würde. Es ist nun auf die Auslegung von v. 32-33a einzugehen. Wie oben gesehen, ist der v. 33a mit dem v. 32b parallel. Die Verwirrung und die Ratlosigkeit der Forscher besteht in der Spannung zwischen der Wendung xod T'(j Tp[T?) TEAEwufLcx~ und dem entsprechenden T'(j tXOfLEfL?) 7t0pEuEer&cx~. Diese Spannung führte 'einige Exegeten zur Hypothese der Interpolation oder zur Hypothese der Rückübersetzung ins Aramäische 85. Es müsste aber so interpretiert werden, dass beide Wendungen zusammenstehen können. Was bedeutet nun die Wendung T'(j Tp[T?) TEAEwufLcx~? Schon KL. Schmidt war der Meinung, dass hinter der Wendung "am dritten Tag werde ich vollendet" eins altes Osterbekenntnis steht 8'S. Das Verb TEAEWUV TEAEwuer&cx~ hat eine starke Nuance der "Ganzheit", "Vollkommenheit" oder "Vollständigkeit" 87. Wie K Lehmann vermutet 88, scheint der Ausdruck "am Dritten" oder "am dritten Tag" durch eine alttestamentlich-jüdische Sprechweise bedingt zu sein, womit die heils geschichtliche Rettung oder göttliche Heils-Vollendung zum Ausdruck gebracht wird 189. Dabei bedeutet die Wendung "am dritten Tag" keine chronologische Zeit, also keinen realen "dritten Tag". Falls man auch Tri Tp[T?) durch diese jüdische Sprechweise verstehen darf, steht das Verb TEAEwuer&cx~ "vollendet werden" gut damit in Einklang. Es ist daher nicht gewaltsam, hier bei v. 32b einen Hinweis auf die Auferstehungsaussage zu sehen, insofern eine Vollendung am dritten Tag christlich die Auferstehung Jesu bedeuten kann. Bei Lk 13,32b wird nun die Vollendung Jesu im Zusammenhang mit seinem Wirken (Dämonaustreibung und Krankenheilung) ausgedrückt: hßiXAAW Ta aCXLfL6vLCX XCX( ~iXerEL~ &'7tOTEAW er~fLEpov XCX( cx()pwv Wenn die Aussage "am dritten Tag werde ich vollendet" die Auferstehung andeutet, wie verhält sich damit das Wirken Jesu?90 Das Problem löst sich durch Heranziehung des Erhöhungsgedankens des Urchristentums, wonach sich der Erhöhte die Dämonen untertan macht, vgl. Apg 2,34 (,PS 110,1), Heb 1, 13 etc., Phil 2,10; Wtr 3,22: 5~ (xpLerT6~) EerTLv EV aE~L~ &EOU, 7tOPEU&Ek d~ oupcxv6v, U7tOTCXYEVTWV CXUTcj) &.yyEAWV xd E~oumwv ... Durch seine Erhöhung vollendet er die Dämonenaustreibung, die er auf der Erde begonnen hat. Durch Beifügung des v. 33a hat Lukas nun das Wirken J esu als Reise 7t0pEUOfLcxL zum Ausdruck gebracht: 7tA'~V ae:r: fLE er~fLEpov XCX( cx()pwv XCX( T?j EXOfLEV?) 7t0pEuEer&cxL. Wenn aber das Wirken Jesu auf der Erde als Reise 85 M. BLACK, An Aramaic Approach to the Gospels and Acts, S. 152f. Er will hinter Ol:tlPLOV "wirken" lesen; vgl. auch J. SCHMID, Lk, S. 241. 8'6 K.L. SCHMIDT, Der Rahmen, S. 266; vgl. KNABENBAUER, Luc, S. 423, zitiert S. Bo-
naventura und Albertus Magnus. 87 Vgl, DELLING, "e:Ae:~6cu, TWNT VIII, S. 80-85, besonders S. 85. i88 K. LEHMANN, Auferweckt, op. cit., besonders S. 262ff. 189 Ibid., S. 176-181 und S. 262-272, zitiert Genesis Rab par. 91 zu Gen 42, 17; Midr. Esther par 9 zu 5,3; TI! Gen 22,4. 90 Johannes gebraucht das Verb "e:Ae:~W im Zusammenhang mit dem Wirken Jesu: Ja 4,34; 5,36; 17,4.
24
LK
9,51-56: DIE ABWEISUNG JESU
ausgedrückt wird, muss folgerichtig auch "am dritten Tag werde ich vollendet" (die Erhöhung) als Reise interpretiert werden, weil jene Aussage Jesu dem Zusatz 't"-n ixofLEVY) 7tOpe:\.H::cr&lX~ entspricht. Aber ist das das möglich? Nach Lk ist das Ziel der Reise Jesu Jerusalem, d.h. der Himmelfahrtsort. Man muss beachten, dass Lukas auch die Auferstehung und Himmelfahrt als Reise zum Ausdruck bringen will; vgl. die Emmauserzählung, und Apg 1,10,11: d~ 't"ov OUPIXVOV 7tOpe:UOfLEVOU IXU't"OÜ. IXU't"OV 7tOpe:u6fLe:vov d~ 't"ov oUplXv6v. Ausserdem hat Lukas in 10,17-20 die Dämonenaustreibung durch die Boten mit der Himmelfahrt als Erhöhung verknüpft, wie man es im IV. Kapitel sehen wird. Daraus ergibt sich, dass Lukas den traditionellen Vers 32b in seiner Weise in EinkLang mit der urchristlichen Erhöhungstheologie interpretiert; denn schon der urchristliche Hymnus hat ähnlich wie die oben zitierte Stelle von liPetr 3,22 die Auferstehung und Erhöhung Christi als eine Fahrt 7tope:u&d~ in den Himmel ausgesagt. Lukas hat aber den traditionellen Vers 32 nicht nur als Reise zum Himmelfahrtsort, sondern durch v. 33b klar als Reise zum Leiden und Tod interpretiert: "denn es geht nicht an, dass ein Prophet ausserhalb Jerusalems umkommt" 91. Obwohl ich bis jetzt bei v. 32-33a den dahinterstehenden Erhöhungsgedanken zu erhellen versucht habe, ist klar, dass Lukas bei v. 31-33 die Leidenstheologie in den Vordergrund treten lässt, welche durch die Beifügung der Tradition von der Wehklage über Jerusalem (v. 34-35) noch stärker betont wird 9'2. Bemerkenswert ist, dass auch bei Lk 9,51-56 vorerst die Leidensidee im Vordergrund steht (v. 53 oux i3E;IXV't"O lXu't"6v).
4) Lk 13,22 und 19,11ff
Wenn Lukas in 13,32-33 das Wirken Jesu als Reise zum Leidens- und Himmelfahrtsort darstellen will, kann man natürlich von ihm erwarten, dass auch das Lehren Jesu aus gleicher Perspektive interpretiert wird. Das ist der Fall bei Lk 13,22: xlXt 3~e:7tope:ue:'t"o xlX't"a 7t6Ae:~~ XlXt x
Die Notiz ist ganz lukanisch und 'Ohne Parallele zu MtJMk. Sie ist als Einleitung zur Lehre über die Basileia Gottes gebildet. Zwar wird hier weder das Leiden Jesu noch seine Himmelfahrt angedeutet; Jesu Reise nach Jerusalem wird aber als Lehrtätigkeit dargestellt 93. Dagegen dient die Reisenotiz bei Lk 19,11 zur Einleitung der allegorischen Lehre über den Sinn der Himmelfahrt J esu: &.xou6v't"cuv 3e: IXU't"WV 't"IXÜ't"1X 7tpocr&e:k ei7te:v 7tIXPIXßOA~V, 3~oc 't"o iyyu~ e:!VIXL 'Ie:poucrIXA~fL IXU't"OV XlXt 30xe:t:v IXU't"Ou~ {h~ 7tIXPIXXP1jfLlX fLE:AAe:~ ~ ßlXcr~AdlX 't"OÜ &e:oü &.viX(:plXlve:cr&IX~.
sicher redaktionell 94. Die Reise Jesu kann den Anlass dazu geben, dass Vgl. Lk 4,24-27; 7,16.39; 24,19; dazu H.O. STECK, Israel. V. 34-35 par Mt 23,37-39 scheint in Q auf das Gerichtswort Lk 11,49-51 (Mt 23, 34-36) gefolgt zu sein: dazu D. LÜHRMANN, Die Redaktion der Logienquelle, S. 44-45 und 48. 93 Vgl. H. CONZELMANN, Die Mitte, S. 60. 94 Der Vers findet sich nur bei Lk. Der Sprachgebrauch des Verses ist auch lu91 92
REDAKTION UND INTERPRETATION
2S
die Zeitgenossen Jesu missverstehen könnten, als ob der Einzug Jesu in J erusalem als das endgültige Kommen der Herrschaft und Parusie Gottes zu gelten habe. Um eine lange Zwischenzeit zwischen Himmelfahrt und Parusie hervorzuheben 95, vergleicht Lukas die Reise Jesu nach Jerusalern mit einem Mann, der in ein fernes Land reiste, um seine Basileia zu erwerben 96. v. 11: v. 12:
~LOC Ta eyyuc:; dvaL 'Ie:poucraA~!L aUT6v tnope:u&'Yj dc:; xwpav !Laxpocv Aaße:'Lv aUTij> ßacrLAe;(av.
Bei der Reise in das ferne Land ist die Himmelfahrt gemeint 97. Die Reise nach Jerusalem ist hier eine Lehre über die Bedeutung der Himmelfahrt geworden 98.
Zusammenfassung zum Abschnitt II: Aus dem Gesagten ergibt sich, dass der Reisenotiz bei Lk 9,51-57 eine umfangreiche Bedeutung zugemessen werden muss. Die Reisenotiz 19,28 schliesst als letzte Notiz alle Stoffe des Reiseberichtes zusammen. Da an den entscheidenden tStellen des Reiseberichtes stets die Himmelfahrtstheologie mit einbegriffen ist (9,51 der Anfang der Reise; 13,32-33 die Mitte der Reise; 19,11 und 19,28 das Ende der Reise), können alle innerhalb des Reiseberichtes vorliegenden Stoffe, sowohl das Wirken Jesu (vgl. 13, 32-33 und 17,11) wie auch die Lehre Jesu (vgl. 13,22 und 19,11) nach einer möglichen Beziehung zur Himmelfahrt Jesu gefragt werden müssen. Natürlich muss festgehalten werden, dass die Himmelfahrt nur durch das Leiden und den Tod erreicht wird. Es gibt viele Stellen im Reisebericht. wo nur die Leidensidee in den Vordergrund tritt. Aber auch solche Fälle könnte man im Zusammenhang mit der Himmelfahrt betrachten, da die Leidensgeschichte bei Lk im Lichte der Himmelfahrt dargestellt wird.
IH. Die Aussendung der Boten Jesu und die Vorbereitung des Weges Jesu Wie schon gesehen, befindet sich die gleiche Aussendungsformel in Lk 9,52; 10,1; 19,29 und 22,8 (über Lk 7,27 vgl. S. 47). kanisch: 1t"POO"'t"!&1)fLL in Lk 7x; Apg 6x, vgl. Mt 2x und MK Ix; im NT nur noch 2X ~ 1t"(X;PIX~O),..fJv: Lk 6,39; 12,16; 15,3; 18,9; 19,11; 20,19 und 21,29 (sonst vgl. Mk 12,12) vgl. HAWKINS, Horae, S. 17 und 39. Die Wendung 3LOC 't'o + Infin: Lk 8x; Apg 8x. vgl. Mt-Mk je 3x; Jo IX, sonst im NT nur noch 5x (Ph Ix; Heb 3X; Jak Ix). 95 Vgl. H. CONZELMANN, Die Mitte, S. 104, 112f, 127 mit A. 1; E. GRÄSSER, Das ~ blem der Parusieverzögerung in den synoptischen Evangelien und in der Apostelgeschichte (BZNW 22) Berlin 1960, S. 115-116; J. JEREMIAS, Gleichnisse, S. 55-60. 96 Vgl. über den Zusammenhang dieser Stelle mit Apg 1,6 R. SCHNACKENBURG, Gottesherrschaft, S. 183f; G. LoHFINK, Himmelfahrt, S. 257. 91 So auch J. JEREMIAS, Gleichnisse, S. 57; E. KAMLAH, Kritik und Interpretation der Parabel von den anvertrauten Geldern, Mt 25,14ff; Lk 19,12ff, KeryDo 14 (1968) S. 30; G. LoHFINK, Himmelfahrt, S. 273; vgl. G. Voss, Die Christologie der lukanischen Schriften, Paris 1965, S. 135; KNABENBAUER, Luc, 524 (mit Thomas de Via Caietanus). 98 Einzelheiten vgl. die oben genannten Autoren J. JEREMIAS, H. CONZELMANN, E. KAMLAH, und M. ZERWICK, Die Parabel vom Thronanwärter Lc 19,11-27, Bib 40 (l959) S. 654-674; W. FOERS1ER, Das Gleichnis von den anvertrauten Pfunden, in "Verbum Die manet in aeternum", Fs. O. Schimtz, Witten, 1953, S. 37-56. e:!1t"e:v
26
LK
9,51-56: DIE ABWEISUNG JESU
9,52: xod &. 7t E a T E ~ A E v &.yyEAOUC; 7t P 0 7t P 0 a ci> 7t 0 U IX U T 0 13 .•• (fJaTE k T 0 ~ [L rX a IX ~ IXtmJl. 10,1: XlXt &. 7t E a T E ~ A E v whouc; ... 7t p 0 7t P 0 a ci> 7t 0 U IX U T 0 U dc; 7tiialXv 7t6A~V XlXt T67tOV 00 ~[LEAAEV IXUTOC; ~PXEa&lX~
19,29: ... &. 7t E a T E ~ A E V Mo TWV [LIX&'Y)TWV ).,Eywv XTA. 22,8: XlXt &. 7t E aT E ~ A E v IIlTpov XlXt 'IwrXw'Y)v d7tci>v. 7t0PEU&EVTEC; k T 0 ~ [L rX a IX TEXTA.
Lk 10,1 hängt besonders mit v. 9,52 zusammen; der letztere ist als eine Vorbereitung auf 10,1 anzusehen. Die Stelle Lk 19,29 ist eine Einleitung zum Einzug in J erusalem. Weil sie an der Ausgangsschwelle der Reiseperikopen steht, dient die Sendungsformel &.7tEaTE~AEv ... mit Lk 9,5210,1 zur Einklammerung der ganzen Reiseperikopen. Durch die Untersuchung dieser beiden Stellen Lk 10,1 und 19,29 müsste es gelingen, den vollen Sinn der Formel von 9,52 begreifen zu können. Lk 22,8 steht zwar ausserhalb des Reiseberichtes, aber weil diese Stelle inhaltlich bestätigen wird, was Lk 10,1 und 19,29 pedeuten, ist sie geeignet, hier in die Untersuchung einbezogen zu werden. Inhaltlich handelt es sich bei 9,52; 19,29 und 22,8 um die Teilnahme der Jünger am Schicksal des Herrn. Deshalb empfiehlt es sich, dass man erfährt, wie Lukas daran in der Leidensgeschichte gedacht hat. In Bezug darauf wird deshalb die lukanische Leidensgeschichte als Ergänzung des ersten Kapitels kurz überblickt. Der Abschnitt wird hierzu in vier Teile unterordnet: 1) Lk 10,1; 2) 19,29; 3) 22,8 und 4) die Leidensgeschichte. 1) Die Aussendung der Zweiundsiebzig Jünger Lk 10,1 99
Der Zweck der Aussendung der Boten zu einem samaritanischen Dorf besteht nur in der Vorbereitung des Weges Jesu (fJaTE hO~[LrXalX~ IXUT0, so dass die Verweigerung der Aufnahme Jesu von Seiten der Samariter nicht nur Jesus selbst betrifft, sondern auch seine Boten. Daher wird die Wanderung zu einem anderen Dorf 9,56 mit Plural zum Ausdruck gebracht: E7t0pEu&'Y)alXv, d.h. Jesus mit seinen Boten wandern weiter. Die Aufnahme bzw. Abweisung der Boten ist also mit der Abweisung Jesu gleichgesetzt, v. 53: oux EaE~IXVTO lXuT6v. In dem redaktionellen Vers 10,11'0<0 sendet Jesus zweiundsiebzig Jünger in alle Städte und Orte, wohin er selber gehen will. Der Zweck der Aussendung ist also der gleiche wie bei 9,52, nämlich die Vorbereitung des Weges Jesu. Darum wird die Abweisung oder Aufnahme der 72 Jünger der Abweisung oder Aufnahme Jesu gleichgesetzt: 10,7 aEXWVTIX~ u[Liic;; v. 10 [L'l) aEXWVTIX~ u[LiiC; und v. 16 0 &.xouwv u[Lwv E[L013 &.XOUE~, XlXt 0 &.&ETWV u[LiiC; E[L€ &.&ETE~.
Die Abweisung Jesu in Samaria ist im Hinblick auf die Erfüllung der Tage der &.vrXA'Y)[L~~C; gesehen worden, 9,51. Die Abweisung der Boten 99 Weil Lk 10,1 noch später untersucht wird, werden hier nur einige Punkte in Bezug auf den Vers 9,52 betrachtet. 10'0 Beweis der Redaktionalität vgl. Kap. III, A.
REDAKTION UND INTERPRETATION
27
mit Jesus in einem samaritanischen Dorf mag also bereits andeuten, dass die Sendung der Jünger auf irgendeine Weise im Zusammenhang mit Leiden, Tod und Himmelfahrt Jesu steht. Nun wird der Bericht der Rückkehr der Jünger bei 10,17-20 auf die Erhöhung Jesu hinweisen. Die Unterwerfung der Feinde bzw. der Dämonen durch die Jünger in seinem Namen mag eine Teilnahme an der Macht des Erhöhten Herrn sein, taot> atawxlX ufL~v 't'-Y]v s~oUGlIXV TOU 7tIXTE~V s7tavw 6
2) Die Aussendung der Jünger beim Einzug in Jerusalem, 19,29 'Der Bericht der Aussendung der zwei Boten bei Lk 19,29b ist aus der Mk-Tradition übernommen worden 101. Für die ganzen Reiseperikopen ist die Bedeutung des Berichtes über den Einzug in Jerusalem entscheidend, da das Ziel der Reise Jesu mit seinen Jüngern gerade J erusalem ist 19,28: S7t0PEUETO ~fL7tPOG&EV &.vlXßlXlvwv dc; 'IEpoG6AufLlX. Man kann mit Recht den Anfang der Reise v. 9,51-54 mit deren Endstadium, dem Einzug in J erusalem, vergleichen. Nun ist Jesus mit seinen Jüngern auch beim Einzug in Jerusalem nicht aufgenommen worden, wenigstens nach der luk Redaktion. Denn bei Lukas ist das markinische "Viele" 7toMol (Mt 0 7tAELGTOC; 6XAOc;), die eigentlich ihre Kleider auf dem Wege Jesu ausbreiten (Mk 11,8 = Lk 19, 36) gestrichen worden. Man bekommt dabei den Eindruck, dass das Subjekt des Verbums U7tEGTP6>VVUOV bei Lk v. 36 nur die Jünger Jesu, besonders seine Boten sein sollen. Bei Mt und Mk ist die Haltung der Menschen ein Zeichen der freundlichen Aufnahme. Bei Lk aber sind die Leute von der Szene verschwunden und statt dessen wird dieselbe Tat der Kleiderausbreitung in eine Tat der Vorbereitung der Abgesandten umgestaltet: v. 36 7t0pEuofLtvou ae IX\1TOU U7tEGTP6>VVUOV (o~ &.7tEGTIXAfLtvo~) TOC ~Wh~1X €IXUTc7>V sV Tri oac)). Auffallend ist ein weiterer Unterschied zwischen Lk und Mk-Mt. Die Leute jubeln bei Mk und Mt. Bei Lk hingegen nur die Jünger, die ganze Schar seiner Jünger v. 37 &7tIXV TO 7tA~&OC; TWV fLlX&1JTWV die Gott laut zu preisen begann. Auch der Stil ist dabei typisch lukanisch 1\)2. 1.01 Aber Mk-Parallelstelle. das Verb ist Praesens historicum &rrocr"EAAE:L. Umstritten ist, ob auch v. 29a einer luk Redaktion der Mk-Tradition zugemessen werden soll wegen der Wendung xod i:YEVE:"O w~, welche ganz semitisch zu sein scheint (gleiche Wendung in Lk-S 1,23.41; 2,15). Dazu T. SCHRAMM, Der Markus-Stoff bei Lukas, S. 145146; er hält dafür eine Traditionsvariante für erforderlich. Aber ,sie kann nur eine luk Nachahmung des LXX-Stiles sein. 1O'2&rr<x~ bei Mt 3x, Mk 4X, Jo Ix, bei Lk llX und Apg lOX; rrA'ij.l}o~ findet sich bei Mk 2X, Mt Ox, aber bei Lk 8x und Apg 17x; &rr<xv 0:0 rrA'ij&o~ in Lk 8,37; 19,37; 23,1 und Apg 25,24, vgl, Apg 6,5 und 15,12 rrav ,,6 rrA'ij&o~ Vgl. HAWKINS, Horae, S. 21.
28
LK
9,51-56:
DIE ABWEISUNG JESU
Zumindest findet sich in dem Mk~Mt"Einzugsbericht keine Stelle, wo die Leute eine negative Haltung gegen Jesus bzw. gegen seine Jünger zeigen. Aber bei Lk machen die Phisäer, und zwar aus der Volksmenge IZno 'TOU ()XAOU, Jesus Vorwürfe; und nicht nur Jesus allein, sondern auch den Jüngern, weil seine Jünger jubelten, v. 39 aLMO'XIXAE, S1tL'T[fL'YJO'oV 'TO~c;; fLlX&'YJ'TIX~c;; O'ou. Die Jünger Jesu werden wegen ihres Herrn von den Menschen nicht aufgenommen, da sie den Weg des Kommens des Herrn vorbereiten und dem Herrn zujauchzen. So wird hier die Abweisung der Jünger der Abweisung Jesu gleichgesetzt, damit seine Jünger an der Abweisung Jesu durch die Volksmenge teilnehmen, wie im Falle am Anfang der Reise.
3) Die Aussendung der Boten tür das Paschamahl, 22,8 Bei Mk und Mt geht der Aussendung die Initiative der Jünger voraus, d.h. die Jünger fragen von sich aus: ({ Wo willst du, dass wir hingehen und für dich das Essen des Pascha bereiten? (Mk 14,12 = Mt 26, 17). Bei Lukas hingegen ergreift Jesus selber die Initiative, so dass der Befehl Jesu der Frage der Jünger vorangeht: nopEu&eV'TEC;; hOLfLcXO'IX'TE ~fL~v 'TO ncXO'XIX, tVIX
19,37; 24,53 und Apg 2,47; 3,8.9. Für v. 37-40 nehmen einige Forscher eine andere Vorlage als Mk an (SL), z.B. B. WErss, Die Evang. des Markus und Lukas, S. 591; A, SCHLATTER, Lk, S. 408; K.R. RENGSTORF, Lk, S. 195; W. GRUNDMANN, Lk, S. 366; T. SCHRAMM, MarkusStoff, S. 146ff. lOS Der Beweis dafür vgl. R. SCHÜRMANN, Der Paschamahlbericht, S. 76-92. 104 So auch R. SCHÜRMANN, Paschamahlbericht, S. 91-92, vgl. S. 60-61.
REDAKTION UND INTERPRETATION
29
durch v. 17 ~LCl!LEp[(jClTE d~ EClUTOO~ so betont 105, dass der Vers 15 und 17 durch den Gedanken der Gemeinsamkeit als sachlich symmetrisiert angenommen wird. Wieweit die Akzentsetzung auf die Gemeinsamkeit beim Paschamahl durch Beifügung von v. 15 und v. 17 zur_ eigenen lukanischen Redaktion gehört oder zu einer vorlukanischen Tradition bzw. zu einer vorlukanisehen Redaktion, kann man nicht mehr mit Sicherheit entscheiden W6. Jedenfalls entspricht diese Akzentsetzung der luk Aussendung für das Paschamahl in v. 8, weIche aber zur luk Redaktion gehört. Diese Gemeinsamkeit der Jünger mit J esus wird innerhalb der Perikope des Paschamahlberichtes noch deutlicher betont bei Lk 22,28-30: "Ihr aber habt mit mir ausgehalten ~(Cl!LE!LEV'Y)x6TE~ in meinen Versuchungen. Und ich übertrage euch, wie mir der Vater übertragen hat, Herrschaft, dass ihr esst und trinkt an meinem Tisch in meinem Reiche und auf Thronen sitzt als Richter über die Zwölf Stämme Israels" lc07. Das Verb "ausdauern" ~LCl!LE:VW, das nicht nur dem Sinn nach "ausdauern" bedeutet, sondern auch nach dem Tempus Perfekt "ausdauern" betont, weist auf ein räumliches Beisammen-Sein im Leiden J esu hin l'OC'l. Die Mahlgemeisehaft in v. 30a (rvCl-,atz) als Lohn für die Ausdauer legt noch grösseres Gewicht auf die Gemeinschaft der richterlichen Herrschaft der Jünger mit Jesus (ßClcrLAdClV ohne Artikel ist Funktionsbezeichnung). Der erhöhte Jesus ist Richter, sitzend zur Rechten Gottes (Lk 22,69). Die Jünger werden an der richterlichen Herrschaft des Erhöhten teilnehmen 109.
4) Die Teilnahme der Jünger am Leiden Jesu nie ölbergszene (Gethsemane nach Mk-Mt) ist bei Lk 22,3646 in die Warnung an die Nachfolger Jesu vor Versuchung während seines Leidens abgewandelt: Lukas setzt das Verb "nachfolgen" in die mk Vorlage Ibid., S. 12. Ibid., S. 12, aber vgl. auch S. 90·92. 107 Die Stellung des Logions Lk 22,28-30 par Mt 19,28 im Kontext ist weder bei Lk noch bei Mt ursprünglich. Das Logion ist selbständig gewesen. Erst Mt und Lk haben es in die jetzigen Kontexte eingetragen. Unter den Exegeten ist das Verhältnis von Lk 22,28-30 zu seinem Seitenrefernt Mt 19,28 sehr umstritten, vgl. eine übersicht über die einzelnen Meinungen: H. SCHÜRMANN, Jesu Abschiedsrede, S. 36, Anm. 127-129. Diejenigen, die im allgemeinen die Mt-Fassung als ursprünglicher annehmen, vermuten Lk 22,28.30b als eine Einheit und v. 29-30a als sekundären Zusatz: 'so J. SCHMID, Mt, Lk, z.St.; W. PESCH, Der Lohngedanke in der Lehre Jesu, S. 73-75; A. SCHULZ, Nachfolgen und Nachahmen, (MthSt 7) München, 1955, S. 127. Dagegen hält H. SCHÜRMANN, Jesu Abschiedsrede, S. 54, luk Fassung für ursprünglicher: Lk 22,28.29.30b (ausser v. 30a, den er als Zusatz annimmt). 1'0'8 Sch. BROWN, Apostasy, S. 62-63. 109 H. SCHÜRMANN, Abschiedsrede, S. 45ft', 54, nimmt den v. 30a als eine "sekundäre, aher schon vorlukanische Einfügung" aus dem Kontext v. 16-18 an, weil er die Schwierigkeit der Mahlgemeinschaft mit Jesus als Ausdruck der richterlichen Herrschaft sieht. Denn die Mahlgemeinschaft und eine richterliche Herrschaft seien von einander verschiedene Vostellungen. Aber wie W. GRUNDMANN, Lk, S. 403, sieht, ist die Verbindung der Mahlgemeinschaft mit der richterlichen Herrschaft auch bei Mt 25, 21-23 und Off 3,20-21 bestätigt. 105
],06
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LK
9,51-56:
DIE ABWEISUNG JESU
ein, Lk 22,39 ~XOAOU&Y)crI1.V at l1.u't"c)) xI1.1 ot [L11.&Y)'t"l1.l lHl. Er betont zweimal die Notwendigkeit des Gebetes in Versuchung 111 und streicht ein zweites und drittes Schlafen der Jünger aus der Mk-Tradition: 7tPOcrEUXEcr&E [L~ dcrEA&E'i:V dc; 7tE~pl1.cr[L6v 7tPOcrEUXEcr&E tVI1. [L~ dcrEA&Y)'t"E dc; 7tE~pl1.cr[L6v
v.46: v. 40b (Sv):
H:2
Lukas scheint durch einen Parallelismus '113 im Gebet Jesu ein Vorbild für die Jünger herauszustellen und die Notwendigkeit der Teilnahme der Jünger am Gebet Jesu vor seinem Leiden zu betonen: v. 45-46 & v 11. cr 't" oc C; & 7t Ö 't"~C; 7t P 0 cr E U X ~ C; .•. & 7t Ö 't"~C; AU7tY)<; .•• & v 11. cr 't" cX V 't" E <; 7t P 0 cr E U X E cr & E •..
Unmittelbar vor der Gefangennahme Jesu 1.14 halten die Gefährten Jesu am Beisammen,Sein mit Jesus fest: Lk 22,49 tMV't"EC; at ot 7tEp1 l1.u't"öv 't"ö ecr6[LEvov 1-15. Lukas lässt die Szene der Flucht der Jünger weg, die die Markustradition (Mk 14,50ff, vgl. Mt 26,56) erwähnt, so dass die Jünger nach Lukas nicht fliehen angesichts des Leidens Jesu (vgl. auch Mk 14,27 wird bei Lk nicht wiedergegeben) ll!6. Im Unterschied zu Mk-Mt setzt Lukas die Verleugnung des Petrus vor dem Verhör J esu vor dem Synedrium ein, S0' dass Petrus mit den Mördern nichts zu tun hap1.7. Damit erhellt sich der Sinn der aus Mk 14,54 wiedergegebenen Nachfolge des Petrus in Lk 22,54: "Petrus aber f0'lgte von weitem ~XOAOU&E~ [LI1.Xp6&EV. Das markinische Verb ~XOAOU&Y)crI1.V im Aorist setzt Lukas ins Imperfekt, womit er den Petrus als beständig nachfolgend schildert 1l1S. Nach Lukas scheinen die Jünger nicht nur nicht geflohen zu sein, sondern auch mit den Frauen unter dem Kreuz beim Tode Jesu zugegen gewesen zu sein, Lk 23,49: "Es standen aber alle, die ihm bekannt waren, von fern, und die Frauen, die ihm von Galiläa gef0'lgt waren, das zu sehen dcr't"~XE~crI1.V
at
7tcXV't"E<; ot YVeucr't"OL l1.u't"c)) &7tÖ [LI1.Xp6&EV
ll9.
llO über die Probleme und Meinungen in der Gethsemane-Perikope vgl. E. LINNEMANN;, Studien zur Passionsgeschichte, FRLANT 102, Göttingen, (1970}. :Ln Vgl. auch W. OTT, Gebet und Heil, München 1965, S. 82-83. 1T2 Durch Streichung des Mk-YP'1)yope:he: (Mk 14,38) ist der tvoc-Satz tvoc «1] dcreA.&'1)'t"e: mit [1.'1) dcre:A.&e:1:V bei 40b gleich geworden, d.h. der tvoc- Satz ist der Inhalt des Gebetes, nicht der Zweick des Gebetes. Deshalb ist tvoc mit "dass" zu übersetzen, nicht aber mit "damit". So K.G. KUHN, Jesus in Gethsemane, EvT 12 (1952c3) S. 285, A.41. 113 Vgl. R.S. BARBOUR, Gethsemane in the Tradition of the Passion, NTS 16 (1970-71) S.240. 114 Nach Lukas wird Jesus erst nach seiner Rede gegen die zu ihm kommenden Hohepriester festgenommen, v. 54, ·diff Mk 14,46 par Mt, wonach die Festnahme Jesu schon vor seiner Rede stattfindet. 115 Nach Seh. BROWN, Apostasy, S. 67: "an expression conveyingsoIidarity, cf. Mk 4,10; Act 13,13". ll!6 G. SCHNEIDER, Verleugnung, S. 158: "Er will damit die Jünger schonen", vgl. S. 159-160, A. 7. 117 A. VANHOYE, Struoture et theologie des recits de la passion dans les evangiles synoptiques, NRT 89 (1%7) 145-146. HS Vgl. auch G. SCHNEIDER, Verleugnung, S. 46, und Sch. BROWN, Apostasy, S. 68f. 119 Sch. BROWN, Apostasy, S. 69; G. SCHNEIDER, Verleugnung, S. 95, A. 2.
ZUSAMMENFASSUNG UND ERGEBNIS ZU KAPITEL I
31
Zusammenfassung zum Abschnitt III Die Jünger werden vO'n Jesus ausgesandt, um sein Kommen, seinen Weg, vO'rzubereiten: 9,52; 10,1; 19,29.36 und 22,8. Aber wer den Weg seines Herrn vorbereitet, der sO'll auch den Weg gehen, den der Herr gehen will. Jesus geht nun nach Jerusalem, zum Ort des Leidens und der Erhöhung &.VcfA"YJ[1.~~~. Daher werden seine Jünger in irgendeiner Weise am Leiden des Herrn und an seiner Erhöhung teilnehmen. Bei 9,52 gehen die Jünger den Weg des Herrn npo npocr6mou odrrou nach Jerusalem v. 51 und v. 53b. Sie werden zusammen mit Jesus vO'n den Menschen abgewiesen, v. 53b, was als Leidensweg zur Geltung kommt. Zugleich wil'd aber dieser Weg als Weg zur Erhöhung betrachtet: 'TOC~ ~[1.€poc:~ 'T~~ &.Voc:A~[1.~e:CU~ ... nope:ue:cr&oc:~ d~ .... Auch nach 10,1 sO'llen die Jünger den Weg des Herrn gehen: d~ niicroc:v n6A~v xoc:t 'T6nov 06 ~[1.e:AAe:V OC:lho~ ~PXe:cr&oc:~. So werden sie mit Jesus nicht aufgenommen; sie werden aber auch an der Macht des erhöhten Herrn teilnehmen, vgl. 10,17. Beim Einzug in Jerusalem gehen die Jünger, seinen Weg vO'rbereitend, mit dem Herrn: 19,36 nope:uo[1.€VOU ~t whou une:cr'Tpwvvuov. So werden sie auch hier von den Menschen nicht aufgenommen: v. 39 Em'TL[1."YJcrov 'ToI~ [1.OC:&"YJ'Toc:I~ crou. Aber beim Abstieg zum ölberg blicken die Jünger schO'n in die Zukunft, in die Zeit der Erhöhung des Königs, v. 38: 0 ßoc:mAe:u~ ... EV oupoc:vi» dp~v"YJ xoc:t a6~oc: EV U~Lcr'TO~~. Zur Zurüstung des Paschamahls werden die Jünger ausgesandt, dass Jesus in Gemeinschaft mit Jesus das Paschamahl bzw. Jesu Abschied von seinen Jüngern zu feiern wO'llte. Das Essen in Gemeinschaft mit Jesus wird besonders betont durch die erste bzw. zweite Person im Plural, v. 8,15,18: ~[1.Iv, rpcfycu[1.e:v, rpoc:ydv [1.e:&' u[1.WV, (~~OC:[1.e:pLcrOC:'Te: d~ Eoc:U'TOU~). Dieses Gemeinschaftsmahl weist durch die Hoffnung der Erfüllung und des Kommens der Basileia Gottes auf die Erhöhung Jesu hin, v. 16b und v. 18b: gcu~ (hou nA"YJpcu&ri EV 'Tri ßoc:mAdq; 'TOU &e:ou, gcu~ 06 ~ ßoc:mAdoc: 'Toi) &e:ou ~A&Yl. Die luk Darstellungsweise der Leidensgeschichte bestätigt den luk Gedanken der Teilnahme der BO'ten am Schicksal Jesu: Jesu Aufforderung zum Gebet am ölberg, die SchO'nnung der Jünger durch Streichung der Flucht und die abgemilderte Darstellung der Verleugnung des Petrus etc. werden in dieser Richtung verstanden.
Zusammenfassung und Ergebnis zu Kapitel I
An die TraditiO'n vO'm Bericht der Abweisung J esu in einem samaritanischen Dorf (Lk 9,52-53) knüpft Lukas die redaktionelle Notiz der Reise Jesu mit seinen Jüngern nach Jerusalem als dem Leidens-, Todes, und Himmelfahrtsort an. Der Bericht der Abweisung der Samariter dient zur Einleitung des umfangreichen Reiseberichtes; er hat eine ähnliche Aufgabe wie die Predigt in Nazareth Lk 4 für die erste Hälfte des Lukasevangeliums. Durch die erste Reisenotiz 9,51-56 blickt Lukas bis in die letzte Reisenotiz in Lk 19. Durch diese erste und die letzte Notiz werden alle Berichte, alle Stoffe, im Hinblick auf die Analempsis Jesu kO'O'rdiniert und vereinheitlicht, sO'wohl das Wirken Jesu (vgl. Lk 13,32-33 und 17,11)
32
LK
9,51-56:
DIE ABWEISUNG JESU
wie auch die Lehre Jesu (vgl. Lk 13,22 und 19,11). Die Taten und Lehren Jesu kommen als Reise nach Jerusalem, als Reise zum Tod und zur Himmelfahrt zum Ausdruck. Diesem Verfahren des Lukas liegt seine Himmelfahrtstheologie zugrunde 1:2'0: Jesus ist den Himmel entrückt worden; was Jesus auf seiner Reise nach Jerusalem zum Himmelfahrtsort in seiner Lebenszeit gewirkt und gelehrt hat, müssen wir, die christliche yemeinde, beobachten und in unserem Leben, jetzt in der Zeit nach seiner Entrückung, vollziehen, damit sich die Kontinuität zwischen Jesus und der Kirche bewährt. Und gerade deshalb geht Jesus nicht allein nach Jerusalem, sondern begleitet seine Jünger. Sie werden von ihm ausgesandt, um seinen Weg zum Todes- und Himmelfahrtsort vorzubereiten, was Lukas am Anfang (Lk 9,52; 10,1) und Ende des Reiseberichtes (19,29) durch die Aus sendungsformel zum Ausdruck bringen will. Die Boten J esu müssen am Schicksal J esu, am Leiden und an der Erhöhung Jesu teilnehmen. Deshalb kommt die Idee der Schicksalsgemeinschaft der Boten mit ihrem Herrn auch in der luk Leidensgeschichte zum Ausdruck; sie wird dort mehrfach angedeutet (ölbergszene usw.). Aus der oben kurz skizzierten Himmelfahrtstheologie lässt sich vermuten, dass die Missionsreise der Boten J esu bis zum Himmselfahrtsort ihre Fortsetzung in der Apostelgeschichte hat. Man könnte deshalb sagen, dass die Missionsreise der Boten in der Lebzeiten Jesu proleptischer Art ist. Die Reise Jesu mit seinen Boten nach J erusalem setzt sich dann von J erusalem aus in der missionierenden Kirche fort; hier ist die Kontinuität der Missionskirche mit der Jüngergemeinde des irdischen Jesus grundgelegt :1:21. Der Weg des Herrn geht bis zu den Heiden 122, Lk 24,47: xl)PUX&~VIX~ &nl 'r ov6fLlX'r~ IXU'rou ... d~ n&.v'rlX 'ra f!&Vl) &.P~&.fLe:vo~ &.no 'Ie:poucrIXA~fL.
Nun kann man das Zitat bis v. 48 erweitern: üfLe:;;~ [.L&.P'rupe:~ 'r01hwv. Wer, von Jesus ausgesandt, den Weg des Herrn vorbereitet, der soll Jesu Leiden und Erhöhung erfahren, er wird später Zeuge des Weges Jesu. Die luk Aussendung der Boten durch Jesus scheint deshalb auch im Dienst der luk Zeugenschaft der Jünger in der Apg zu stehen 1:23. Die Apg legt Wert auf die Zeugen, die mit Jesus nach Jerusalem reisten: Apg 13,31 "Er erschien während vieler Tage denen, die mit ihm von Galiläa nach Jerusalem hinaufgezogen waren 'ro;;~ cruvlXvlXßiimv IXU'r , die seine Zeugen sind gegenüber dem Volk" (vgl. Apg 1,8.22 und 5,32; sonst 2,32; 3,15; 10, 39.41). Wie die Zeugen der Auferstehung zugleich die Zeugen gegenüber dem Volk (Apg 13,31) und für alle Völker (Lk 24,47) bis zum Ende der Erde sind (Apg 1,8), so sind auch die Ausgesandten bei Lk 9,52 in ein samaritanisches Dorf und 10,1 in alle Städte und Orte zur Vorbereitung des Weges Jesu ins Volk gesandt und proleptisch-verhüllterweise auch zu allen Völkern. Vgl. G. LoHFINK, Himmelfahrt, S. 262-272. B. REICKE, Instruction and Discussion in the Travel Narrative, StEv 1 (1959) 206-216, besonders S. 216; D. GILL, Observations on the Lukan Travel Narrative. 1:22 W.C. ROBINSON Jr., Der Weg des Herrn, S. 39ff. 123 Vgl. W.C. ROBINSON Jr., Der Weg des Herrn, S. 37-39. 1:20 121
KAPITEL
II
Lk 9,57-62: Die Nachfolge
A. Analyse I. Einleitung
Es ist schon seit langem bekannt, dass die Vorstellung von der Nachfolge J esu (axoAoo&EL (.LOL, aEÜ't'E [~PXEcr&E] l17dcrw (.Lou) bei den Synoptiken dem zei tgenössisch-rabbinischen Lehrer-Schüler-Ver häl tnis einigermassen ähnlich ist, welches gewöhnlich durch halak ~eJ:i.ar zum Ausdruck kommt 1. In neuester Zeit hat A. Schulz den Begriff eingehend nach diesem jüdisch-rabbinischen Vorstellungskreis zu verstehen versucht 2. Man darf aber dabei nicht vergessen, hervorzuheben, dass der evangelische Begriff axoAou&E~V in vielen Hinsichten von der rabbinischen Vorstellung verschieden ist 3. Der wesentliche Unterschied liegt in dem einzigartigen Verhältnis der Jünger zu Jesus: Die Bindung an die Person Jesu. Der Rabbi bindet seinen Schüler nur an die Tora, nicht an die Person des Rabbi selbst. Die Person Jesu ist das einzige Ziel der Nachfolge; bei den Schülern des Rabbi liegt das Ziel darin, dass er die Tora lernt und selbeT Rabbi werden kann. Weil die Bindung an die Person Jesu das einzige Ziel der Nachfolge ist, bleibt Jesus, und nur er allein, immer Meister aller (vgl. Mt 10,24.25) 4. Dieses wesentliche Moment der Nachfolge J esu nicht aus den Augen verlierend, gehen wir einen Schritt weiter und beginnen die Analyse der Perikope.
KITIEL, cbw).ou,lJ-ero, TWNT I, S. 211, 213. A. SCHULZ, Nachfolgen und Nachahmen. Studien über das Verhältnis der neutestamentlichen Jüngerschaft zur urchristlichen Vorbildethik, StANT 6, München, 1%3, besonders S. 19-62; auch RENGSTORF, a~MO"KOCAO';, TWNT II, S. 155-159. 3 So schon K.H. SCHELKLE, Jüngerschaft und Apostelamt. Eine biblische Auslegung des priesterlichen Dienstes, 2. Aufl., Freiburg-Basel-Wien 1961, S, 16-24. 4 Vgl. eine Zusammenfassung dafür von H. ZIMMERMANN, Christus nachfolgen. Eine Studie zu den Nachfolge-Worten der synoptischen Evangelien, TGI 53 (1%3) besonders S. 243; er sollte aber den Mittelpunkt des Unterschiedes (die Bindung an die Person Jesu) noch hervorheben; M. HENGEL, Nachfolge und Charisma. Eine exegetisch-religionsgeschichtIiche Studie zu Mt 8,21 und Jesu Ruf in die Nachfolge, BZNW 34 (1968), hat mit Recht den wesentlichen Unterschied zwischen der Nachfolge Jesu und der Idee des rabbinischen Kreises betont. 1
:2
3
34
LK
9,57-62:
DIE NACHFOLGE
H. Literarische Analyse 1) Vergleich mit der matthäischen Nachfolge
Die ersten zwei Dialoge über die Nachfolge Jesu (Lk 9,57-60) hat Lukas aus der Q-Tradition übernommen, was der Mt-Text Mt 8,19b-22 genau zeigt. Es gibt aber zwischen Mt und Lk einige Differenze, Durch die Untersuchung von Mt, 8,19b-22 sind H. J. Held und G. Bornkamm aus hinreichenden Gründen zum folgenden Ergebnis gekommen 5, das auch in unserer Arbeit als gültig vorausgesetzt werden kann: Mt 8,18-19a ist redaktionell, sowie 'Ypot!J.!J.IlC:'t"EUC; v. 19 und ~'t"EP0C; 't"WV !J.ot&'Y)'t"wv v. 21. Die Anrede ~t~OC(J)(otAE könnte traditionell sein, was aber nicht sicher ist.
2) Analyse des lukanischen Einleitungsverses v. 57a: Xot~
1tOPEUO!J.&Veuv otu't"wv tv 't"1j
o~cj>
e:l1tEV 't"tC; 1tpOC; otlh6v
11
i) Das Verb 1tOpEUO!J.ott ist bei Lk sehr beliebt (vgl. oben, S. 9). Was die grammatikalische Konstruktion betrifft, gebraucht Lukas oft den Genitiv absolut in Q und in den Einführungsversen zu Q, Lk 3,15; 6,48; 11,14.29 7 • Auch bei der Wiedergabe des Mk~Stoffes verwendet er den Genitiv absolut im Unterschied zu Mk 18. ü) tv 't"1j o~cj>: Lukas gibt oft dieses Substantiv aus der Mk-Q Tradition wieder. Aber er lässt es auch häufig weg. a) Das Wort o~6c;, welches in Korpora der Erzählung bzw. der Rede vorhanden ist, bewahrt Lukas in seiner Wiedergabe. So z.B. in der Perikope über den Täufer in Lk 3,4 = Mt 3,3 (Zitat Is 40); 3,5 (Zitat Is 40) vgl. Mk 1,2.3; auch Lk 7,27 = Mt 11,10 (Zitat Mal 3,1), in der Kindheitsgeschichte über den Täufer Lk 1,76.79. Im Gleichnis vom Acker Lk 8,5 = Mt 13,4 = Mk 4,4 und seine Interpretation Lk 8,12 = Mt 13,19 = Mk 4,15; in der Aussendung der Zwölf Lk 9,3 = Mt 10,10 = Mk 6,8; bei der Blindenheilung Lk 18,35 Mt 20,30 Mk 10,46, und "Weg Gottes" bei der Frage der Gegner Lk 20,21 = Mt 22,16 = Mk 12,14. b) Lukas schiebt Gleichnisse bzw. Reden Jesu, in denen die M6c; vorhanden ist, in den Reisebericht hinein; so das Gleichnis vom barmherzigen Samariter 10,31; das Gleichnis vom dringlichen Bitten 11,6; Reden über die Versöhnung 12,58 = Mt 5,25; das Gleichnis vom Abendmahl 14,23 (vgl. Mt 22,7.10); die Aussendung 10,4. c) Lukas gibt dieses Wort wieder, wenn es für seine Theologie des Reiseberichtes wichtig ist: so Lk 19,36 = Mk 11,8 (Mt 21,8) beim Einzug in Jerusalem, und 24,32.35 im Emmausbericht.
=
=
lj H.J. HELD, Matthäus als Interpret der Wundergeschichten, in überlieferung und Auslegung im Matthäusevangelium, Neukirehen 1963, S. 190; G. BORNKAMM, ibid., S. 50-51. 18 Für unsere Leseart. p45.75 NBC e sy bo usw. Es gibt eine andere Leseart: e:yEVE't'O Be:: Koine AW A pm lat; XotL e:yEV'r't'O: D cp it. Diese Variante sind sekundär. 7 Lk 3,15 (Einleitung) 7tpoaBox(;)v't'o<; Be 't'OÜ MOÜ diff Mt 3,11; Lk 6,48 7tA1J[L[LUp1J<; Be ye:VO[LMJ<; diff Mt 7;2.5 xot't'eß1J lj ßpoJ(1j; Lk 11,14 (Einleitung) 't'oü BotL[LOVtou t~e:A.&6v't'o<; diff Mt 12,22; Lk 11,29 (Einleitung) 't'(;)V Be lSJ(ACilV t7tot.&POLt:O[LEvCilV diff Mt 12,39. ,8 Vgl. 'G. SCHNEIDER, Verleugnung, S. 76; H. ScHÜRMANN, Paschamahlbericht, S. 94.
ANALYSE
35
d) In gewissen Fällen gibt Lukas das Wort nicht wieder, wenn es in dem Mk-bzw. Mt-Text vorkommt: die Stelle Mk 2,23 verbessert Lukas stilistisch, wie Mt es tut. Mk 10,52, wo das Wort "Weg" vorkommt, steht es am Schluss der Perikope der Blindenheilung; daher liegt die Vermutung nahe, dass der Vers durch Mk redaktionell gebildet worden ist. Folgende Stellen sind Perikopeneinleitungen, in denen das Wort "Weg" vorkommt: Mk 8,27; 9,33.34; 10,17 und 10,32. Hätte Lukas diese Stellen gelesen, so läge der Weglassung des Wortes "Weg" sein Anliegen der Perikopeneinheit zugrunde: so bildet z.B. das Petrusbekenntnis für Lukas eine Einheit mit der vorangehenden Brotvermehrung (vgl. unten, S. 141); deshalb will er nicht beide Perikopen durch "Unterwegs" (Mk 8,27) auseinandertrennen. Mk 9,33.34 sind die Einleitung zum Rangstreit der Jünger und Mk 10,32 (= Mt 20,17) Einleitung zur dritten Leidensankündigung. Unmittelbar vor dem Rangstreit der Jünger steht die zweite Leidensankündigung (Mk 9,30.32 und Mt Lk par). Vor der dritten Leidensankündigung steht die Frage des Petrus über den Lohn für die Nachfolge Jesu. Für Lukas aber gehört die Leidensankündigung stets zur Nachfolgefrage, gleichgültig ob sie die zweite oder die dritte Ankündigung ist, genau so wie die erste zur Nachfolgefrage gehört (Lk 9,22-9,23ff). Darum setzt er 0(;6c; nicht dazwischen, damit die Einheit der Perikopen gewahrt bleibt. e) Die oMc; im Sondergut Mt, wie Mt 21,19.32 oder Mk 8,3 par Mt 15,32 (im zweiten Brotwunder) kann bei Lk natürlich nicht vorkommen. Mt 4,15: (Zitat Is 8,23f) gehört zur Mt-Redaktion, wie auch Mt 8,28. Mt 10,5: gehört zum Mt.Sondergut, welches zur Zeit des Lukas überholt war. Die Tradition von Mt 7,13-14 steht bei Lk innerhalb des Reiseberichtes, wobei der Ausdruck "Weg des Verderbnisses" für die Theologie der Reise nicht angemessen ist. f) Andererseits liebt Lukas die Vorstellung des "Wegs": so z.B. Apg 2,28 Lebenswege; Apg 13,10 und 18,25 Wege des Herrn; Apg 16,17 Weg des Heils und 18,26 der Weg Gottes. Bei Apg 13,10 und 18,25-26 handelt es sich um den Weg, den Gott oder der Herr geht 9. Diese letzten beiden Stellen sind wichtig für Lk 9,57 und werden später untersucht. g) Es ist bekannt, dass Lukas in der Apg den "Weg" oMc;, absolut gebraucht, für das Christentum verwendet, so Apg 9,2; 22,4; 24,14.22; 19, 9.23. Einige Forscher vermuten dabei den essenischen Einfluss ~o. iii) Die Komposition dm:v ((;~) 7t'p6c; mit Akkusativ ist lukanisch: sie befindet sich bei Mt einmaP\ bei Mk 2X (aber nur im reflexiven Sinne "untereinander", Mk 12,7). Dagegen verwendet Lukas die Kom9 MICHAELIS, b86~, ~o S.V. MCCASLAND,
TWNT V, S. 93-95. The Way, JBL 77 (1957) 222-230, sieht dabei den Oumran-Einfluss durch den Vermittler Johannes den Täufer; E. REpo, Der Weg als Selbstbezeichnung des Urchristentums, Helsinki 1%4, S. (l8ff, nur mit Ausnahme für Apg 19,23, den er für redaktionell hält, vgI. S. 4546; J.A. FITZMYER, Jewish Christianity in Acts in the Light of the Qumran Scrolls, in "Studies in Luke-Acts" for P. Schubert, ed. L.E. Keck, Nashville, (1966) S. 240-24l. n Mt 3,15 aber nur in p67 20t C Koine W pI.
36
LK
9,57-62:
DIE NACHFOLGE
position 75x ~2. Auch durch diese Komposition ersetzt Lukas 22x Wendungen der Mk-Tradition ~3. In Q verwendet er sie 2 x: Lk 9,59 diff Mt 8, 22 und Lk 19,39 diff Mt 21,16. Ergebnis: v. 57a ist redaktionell.
3) Der erste Dialog i) Das Angebot eines Freiwilligen, "Ich werde dir folgen, wohin auch immer du gehst", ist in der Q überliefert worden (vgl. Mt 8,19). Das Wort IXXOAOU.&EI:V ist auch für Lk ein wichtiges Thema; Lukas übernimmt das Nachfolgewort genau aus seiner Vorlage ~4. Es lässt sich vermuten, dass eine diesem Angebot ähnliche Formulierung bei Off 14,4 eine Erinnerung an dieses Angebot sein kann U: Lk 9,57: Off 14,4:
IXXOAOU.&~O"{u O"O~
IX7tEPX71. IXPVtcp
ii) v. 58: xext d7tEV exU1"C;> 0 'I"f)O"ou<;'. Das Verb kommt bei Mt 8,20 in historischer Gegenwart vor; Lukas verwendet es hingegen im Aorist. Die matthäische Wiedergabe ist wahrscheinlich ursprünglicher, weil Lukas die Gewohnheit hat, historische Gegenwart des Traditionsstoffes, sowohl von Mk:L6 wie auch von Q 17, oft in den Aorist umzusetzen. ];2 Davon a) e:!7l"e:v 7l"p6c; Akk: SOx: 1,18.28.61; 2,34.48.49; 3,12; 4,23; 4,43; 5,4.10.22.3l. 33.34; 6,3; 7,40; 8,21.22; 9,33.43.57; 10,26.29; 11,1.5; 13,23; 14,3.5.23.25; 18,31; 19,5.8.13.33. 39; 20,2.3.19 (= Mk 12,12).23.25; 22,15; 23,14.22; 24,5.18.25.32. - b) e:!m:v U; 7l"p6C; + Akk 25x: 1,13.34; 6,9; 7,50 Sv; 9,13.14.50 (vgl. Mk 9,31).59.62 S; 11,39 S; 12,15 S. 16 S. 22 S; 13,7 S; 15,3 Sv. 22 S; 17,1 Sv. 22 S; 18,9 S; 20,41 (vgl. Mk 12,25); 22,52; 23,4 S; 24,17.44. 1.3 Die markinische Kompo.sition Aeyro oder e:L7l"OV + Dativ. Vgl. Lk, Lk 4,43 diff Mk 1,38; Lk 5,22 diff Mk 2,8; Lk 5,31 diff Mk 2,17; 5,33diff Mk 2,18; 5,34 diff Mk 2,19; 6,3 diff Mk 2,25; 6,9 diff Mk 3,4; 8,22 diff Mk 4,35; 9,33 diff Mk 9,5; 9,43 diff Mk 9,31; 18,31 diff Mk 10,32; 19,33 diff Mk 12,15; 20,25 diff Mk 17,17; 22,52 diff Mk 14,48; 23,22 diff Mk 15,12.14; 24,5diff Mk 16,6. Ausserdem vgl. Lk 8,21 diff Mk 3,33; 9,50 diff Mk 9,31; 10,26 diff Mk 12,29; 20,41 diff Mk 12,25. 14 Vgl. beim Fischzug des Petrus Lk 5,11 vgl. Mk 1,18; bei der Berufung des Levi Lk 5,27.28 par Mk 2,14; beim Nachfolgelogion Lk 9,23 par Mk 8,34; bei der Mahnung Jesu zur Duldsamkeit Lk 9,49 par Mk 9,38; hier Lk 9,57-59 par Mt 8,19.22; der reiche Jüngling Lk 18,22 par Mk 10,21; vom Lohn der Nachfo.lge Lk 18,28 par Mk 10,28; 'vo.r der Verleugnung des Petrus Lk 22,54 par Mk 14,54. Die Wendung lmtcrro (fLOU) ~PXe:cr.&oc~, die in der Traditio.n des NT Nachfolge Jesu bedeutet: Lk 9,23 par Mk 8,34; 14,27(Q) par Mt 10,38. In den folgenden Stellen hat das Wort &XOAOU.&e:'LV keinen eigentlichen theologischen Sinn. Lk 7,9; 9,11 (18,43);- 22,10; aber 23,27, wo. das Verb "nachfolgen" im Imperfekt gebraucht wird, kann der Gebrauch des Verbums die Absicht verraten, dass Lukas das Volk und die Frauen an dem Mord an Jesus nicht teilnehmen lässt, um sie dadurch zu schonen. Durch Beifügung des Praefixes schafft er ein neues Verb-kompositum von "nachfo.lgen", um das Beisammensein der Frauen beim To.d Jesu zu betonen: Lk 23,49 vgl. die Komposita von &XOAOU.&e:rV in den Syno.ptikern: t7l"OCXOAOU.&e:rV Mk 16,20; xoc'!"ocxoAou.&dv Lk 23,55; 7l"OCpocxoAu.&dv Mk 16,17; Lk 1,3; cruvocxoAou.&dv Mk 5, 37, 14,51. Lk 23,49. 15 Vgl. E. SCHWEIZER, Erniedrigung und Erhöhung bei Jesus und seinen Nachfolgern, Zürich 1962, S. 127-128: "So ist wohl daran gedacht, dass das Lamm dem Glaubenden vorangeht bei jeder Wendung seines Weges auf Erden". ~'6 Die Belege bei CADBURY, S. 158-159: im Vergleich mit Mk. Cadbury zählt 31 Fälle. 17 Mt 4,8 ~e:txvumv Lk 4,5 ~~e:~~e:v; Mt 4,6 Aeye:~ - Lk 4,9 e:!7l"e:v; Mt 4,10 Mye:~ Lk 4,8 d7l"e:v; Mt 8,20 - Lk 9,58; Mt 4,5 7l"OCpOCAocfLßave:~ -Lk 4,9 1lYocyov; Mt 8,22 Aeye:~
ANALYSE
37
iii) OcL cXA6:J7tEXE:c;; epc.u).,E:OUc;; gXOUO'LI/ xod TCX 7tE:TE:LI/OC TOÜ OUPCXI/OÜ XCXTCXO'X'Y)I/6:J0 utoc;; TOÜ OCI/&P6:J7tOU OUX gXE:L 7tOÜ T~I/ XE:epCX).,~1/ x).,tl/71 lJB • Die Antwort, bzw. das Logion Jesu hat Lukas treu aus der Tradition 19 übernommen (vgl. Mt 8,20). Das Logion bedeutet die Heimatlo-sigkeit des Menschensohnes :Wo Abgesehen von der Hypothese von T. W. Manso-n, dass die Füchse Symbol für die Ammoniter, die Vögel für die heidnischen Völker wie Römer und Edomiter, und Menschensohn für das wahre Israel sei 21, hat R. Bultmanns Fassung, dass dem Logion ursprünglich ein volkstümlich pessimistischer Weisheits spruch zugrunde liegel/2 , einen gewissen Einfluss auf einige Exegeten gehabP3. Nach diesem aIlgemeingültigen Weisheitsspruch dürfte der ursprüngliche Sinn sein, so meint Bultmann 124: der Mensch (und nicht der Menschensohn), auf Erden heimatlo-s, wird den Tieren gegenübergestellt; die Verbindung dieses Spruches mit dem Menschensohn gehe auf eine Missverständnis der aramäischen Sprache und eine falsche übersetzung ins Griechische zurück, weIche der hellenistischen Gemeinde zugeschrieben werden soll 25. Es ist von der Hypothese des übersetzungsfehlers oder der falschen übersetzung in der Urgemeinde abzugehen, nicht nur weil soJche Hypothese dem im jetzigen Text vo-rliegenden Spruch Gewalt antut, sondern auch weil sie voraussetzt, dass kein einflussfähiger aramäisch sprechender Tradent in der hellenistischen Gemeinde gewesen wäre, was unvors'tellbar ist. Dann bleibt die Frage, ob der Spruch mit dem Menschensohntitel gemäss der Formkritik ohne Zusammenhang mIt dem Rahmen der Nachfolge so deutlich auf die Identität Jesu hinweist 26. Dabei ist klar, dass der Spruch nur die Heimatlosigkeit des Menschensohnes betont. 'Ist ein Spruch möglich, weIcher nur die Heimatlosigkeit des MenO'E:LC;;,
ae
+ Lk 9,59.60 e:!1t'EV. Deshalb schreibt Cadbury mit Recht: "it can be hardly doubted that in these cases a present tense stood in the original source which has been retained by Mt but avoided by Lk". (CADBURY, The Style, S. 159). 18 Hinter dem Logion steht möglichweise ein semitisches Gedicht mit drei Akzenten in jedem Versabschnitt, so C,F. BURNEY, The Poetry of Dur Lord. An Examination of the Formal Elements oi Hebrew Poetry in the Discourse of Jesus Christ, Oxford, 1925, S. 132. l:9 J. Jeremias hält das tLogion als der ältesten Schicht zugehörig: J. JEREMIAS, Die älteste Schicht der Menschensohn-Logien, ZNW 58 (1967) S. 151-172, besonders S. 170172: Die konkurrenzlos überlieferten Menschensohnworte. 20 Vgl. S. LURIA, Zur Quelle von Mt 8,19, ZNW 25 (1926) S. 282c286, nimmt das tLogion für eine Polemik gegen die Reichen an. Aber es gibt keine solche Andeutung im Kontext. 21 T.W, MANSON, Sayings, S. 72-73, als Beleg dafür zitiert er Enoch 89. 2:2 R. BULTMANN, Tradi·tion, S. 102. 23 Z.B. H.E. T'ÖDT, Der Menschensohn, S. 113 und 105-106; F, HAHN, Hoheitstitel, S. 44 mit A. 5; Ph. VIEL HAUER, Jesus und Menschensohn in Aufsätze zum NT, S. 123125 (ZTK 60 (1963) S. 162-164). 24 R. BULTMANN, Tradition, S. 27. '25 R. BULTMANN, Tradition, S. 27, und Theologie des Neuen Testaments, 5. Aufl., Tübingen 1967, S. 31. 26 COLPE, 6 u!bc; TO\) &v&p&mou, TWNT VIII (1969) S. 435, bestreitet die Methode der Formkritik, wenn er sagt: "doch darf man das Wort nicht aus dem Rahmen lösen, der die urspr. Beziehung des Wortes zur Situation Jesu sicherstent".
38
LK
9,57-62:
DIE NACHFOLGE
schensohnes aussagt? Ph. Vielhauer hält das für unmöglich :Z7. Nach ihm ist historisch nicht richtig, dass Jesus im Unterschied zu den Füchsen und Vögeln "nichts hatte, wo er sein Haupt hinlege". Er hatte "sein Haus" in Kapernaum, er hatte Freunde und Anhänger, die für seinen Unterhalt sorgten und ihn beherbergten .... Vielhauer könnte man zustimmen, falls der Spruch nur wörtlich verstanden werden müsste. Auch nach ihm hat der Spruch einen allgemeingültigen Charakter der Weisheit: bei diesem Weisheitsspruch wird der Topos des unbehausten Menchen gezeigt, der die schwächste Kreatur ist, welcher von Homer über Hiob, Qohelet und Plutarch bis Hölderling belegt ist2 8 • Es fragt sich jedoch, ob es für Jesus nicht möglich gewesen wäre, diesen Weisheitsspruch, der sich für den Menschen im allgemeinen als gültig erweist, auf sich selbst anzuwenden 211; so Z.B. im Hinblick auf folgende Fälle: als er in Nazareth von seinen Landsleuten abgewiesen wurde; als man ihn in einem samaritanischen Dorf nicht aufnahm; als er in Galiläa gedrängt wurde, das Herrschaftsgebiet des Herodes zu verlassen, wie bei Lk 13,31 berichtet wird. Es ist gar nicht unmöglich, einen allgemeingültigen Weisheitsspruch für ein Individuum 00 oder für sich selbst zu verwenden, eben weil der Spruch allgemeingültig ist. J esus konnte einen solchen Spruch auf sich selbst anwenden, zumal sich der Mensch und Menschensohn aramäisch nicht auseinander differenzieren, wenn auch der Titel "Menschensohn" nicht eine Umschreibung für die erste Person in der damaligen Zeit gewesen istJll..
4) Der zweite Dialog v. 59:
e:!7te:v ~E 1t'POC;; ~'t'e:pov. OCXOAOU&e:t !LOt. /) ~E e:!7te:v. XUpte: 3:2 E1t'tO''t'pe:tjJ6v !LOt 1t'poo't'ov oc1t'e:A&6v't't &cXtjJoct 't'ov 1t'oc't'epoc
i) e:!1t'e:v
-----
~E
1t'POC;;
~'t'EpOV
!L0U 88.
ist redaktionell ;34.
:27 Ph. VmLHAUER, Jesus und Menschensohn, S. 124. 28 Ibid., S. 125. :211 Ob es einen dem Logion vom unbehausten Menschensohn ähnlichen Weisheitsspruch gab, bleibt eine noch nicht beantwortete Frage. Bultmanns Beleg aus Plutarch hat, wie Bultmann selber anmerkt, "einen viel spezielleren Sinn" (Feldzug), R. BULTMANN, Tradition, S. 102, A. 2. 30 E. SCHWEIZER, Der Menschensohn zur Eschatologischen Erwartung Jesu, ZNW 50 (1959) S. 199, will diese Anwendung für den Menschensohnspruch ablehnen. Aber damit bietet er seinem Gegner, Ph. Vielhauer, den Anlass zum Angriff. .81 Eben weil es keinen einzigen Beleg gibt. Der letzte Versuch, den Menschensohn als Umschreibung für die erste Person zu betrachten, wird von R.E.C. FORMESYN unternommen, Was there a pronominal connection for the Bar Nasha Se1fdesignation?, NT 8 (1966) S. 1-35, besonders S. 27-33. 32 KupLe bei Lk: p45 P75 ~ CKLX AW .3-Acp pI lat sy bo. Sind sie von der Parallelstelle Mt 8,21 beeinflusst worden? 33 Andere Leseart 7I:pw't'ov steht hinter dem &7I:eA.3-6v't'L in p45 p75 c Koine al. aber sie sind Textus facilior, also vermutlich sekundär. .34 Die Wendung e!7I:ev 86 ist lukanisch, vgl. die Belege bei HAWKINS, Horae, S. 17 und S. 39. Die Wendung e!7I:ev 7I:p6t; vgl. die Analyse v. 57a bei iii) und die Anmerkungen 12, 13. ~'t'epot; findet sich in Lk 33X; Apg 17X; Mt 8X und Mk OX; vgl. HAWKINS, Horae, S. 19.
39
ANALYSE
ii) In der Mt·ParallelsteIle bat einer von seinen Jüngern den Herrn im Gegensatz zu Lk, wonach J esus ihn zuerst ruft: &xoAoü&e~ [Lm. Matthäus setzt den Ruf Jesu später in v. 22 ein. Mt scheint den Ruf Jesu nach hinten verschoben zu haben; denn, a) bei der Bitte des Jüngers in Mt v. 21 steht ein Adverb 7tpN'TOV wie bei Lk. Aber 7tpN'TOV setzt den Anruf Jesu voraus. Der Dialog bei Lk ist also konsequenter und natürlicher. b) Für Mt bereitet der Aufschub des Anrufes unmittelbar auf den Satz 8,23 vor: x<Xt E[LßcXvn whcJ'l de; 'TO 7tAO~OV, ~XOAOÜ&"Yjcr<xv <X1hcJ'l OL [L<X&"Yj'T<xt <xU'TOü. c) Für die matthäi sehe Theologie passt die Initiative seitens der Jünger besonders gut. Mt betont oft die Initiative der Jünger, z.B. Mt 9,14, wonach die Jünger des Täufers zu Jesus kommen, um ihn über das Fasten zu befragen, im Gegensatz zu Mk und Lk. Bei der Austeilung des Wunderbrotes betont Mt die Rolle der [L<X&"Yj'T<X[ durch Verdoppellung dieses Wortes (Mt 14,18 und 15,36, vgl. Mk). In Mt 17,10.13 ersetzt Mt die Mk-Personennamen durch [L<X&"Yj'T<xL Nach Mk 11,20 spricht nur Petrus über den verdorrten Feigenbaum; Mt setzt aber statt Petrus [L<X&"Yj'T<X[ ein (Mt 21,20). Nach Mt 24,3 fragen die [L<X&"Yj'T<X[ nach der Zeit der Zerstörung des Tempels, im Unterschied zu Mk 13,3, wo Petrus, Jakobus, Johannes und Andreas fragen. Nach Mt 26,17 (mit Mk 14,12) ergreifen die Jünger die Initiative zur Rüstung des Paschamahls 35. Die Folge des Dialogs ist deshalb bei Lk ursprünglicher. iii) Was die grammatikalische Konstruktion in der Bitte des von Jesus Angerufenen betrifft, kommt hier die dem Lk charakteristische Komposition vor. In der MtcParallelstelle steht das Verb &7tepxo[L<X! im Infinitiv, bei Lk hingegen im Partizip. Lukas hat die Gewohnheit, wenn bei Mk zwei Verben nacheinander stehen, eines davon ins Partizip zu setzen 3'6. Es ist folgerichtig, die Tendenz dieses Verfahrens auch in seiner Wiedergabe von Q zu sehen. Ausserdem befindet sich dieselbe Komposition mit dem gleichen Verb bei Apg 27,3: E7te'Tpe~ev ... 7topeu&eV"t'~ Em[Le)"d<Xe; 'Tuxe~v.
l'
!
i.j Ifli
.,., <XU'Tcp. , - "<xcpee; 'TOUe; , vexpoue; ,{\ '.1. ,. " v. 60 : e~...7tev oe V'<X't'<X~ 'TOUe; e<Xu'TCUV vexpoue;, cru
.,.~
o~
&7teA&wv a~cX'Y'YeAA.e 'T~V ß<XmAd<Xv 'TOÜ &eoü. ehev ae: <XU'TcJ'l ist lukanisch (vgl. v. 59), vgl. Seitenreferent Mt 8,22.
i) Die Antwort Jesu hat bei Lk zwei Teile. Der erste Teil ist aus der Tradition genommen (vgl. Mt 8,22). Der zweite (die Verkündigung der Basileia) findet sich nur bei Lk. Das Verb a~<xyyeAAcu kommt ausser bei Apg 21,26 und Rom 9,17 (als Zitat von Ex 9,16) nirgends im NT vor. Auch die LXX verwendet es nur 9 X; vier dieser SteHen sind bedeutsam, wobei die Tat Gottes oder der Name Gottes als Objekt des Verbums erwähnt wird: bei Ex 9,16 {)7tcue; a~<xyyeAri 'TO i5vo[LcX [Lou EV 7tcXcrYJ 'Tri Yri gibt Gott seinen Auftrag gegen Pharao bei der Erwählung des Moses; der christologische Psalm 2,7 ß<XmAeÜe; a~<xyyeAAcuv 'TO 7tp6cr'T<XY[L<X xup[ou. Küpwe; ehev 7tp6e; [Le, uL6e; [Lou; 2Makk 3,34 a~cX'Y'YeAAe 7tiim 'TO [LeY<XAeiov 'TOÜ &eoü und auch Sir 43,2 43,2 ~AWe; ... a~<X'yyeAAcuv ... crxeüoe; &<Xu[L(X(J''T6v, ~pyov u~[cr'Tou. Bei Lk ist das 35 3'6
Vgl. Z.B. X. LEoN-DuFOUR, Etude d'Evangile, Lyon, 1965, S. 238-244. Belege bei H.J. CADBURY, The Style and Literary Method of Luke, S, 134f.
40
LK
9,57-62:
DIE NACHFOLGE
Objekt des Verbum "Reich Gottes". Es ist nicht ausgeschlossen, dass das Verb hier von der LXX beeinflusst ist. ii) Die Verbindung des Wortes "Verkündigen" mit der "Basileia Gottes" ist bei Lk relativ häufig. Mit der Basileia Gottes gebraucht er für "Verkündigen" verschiedene Wörter. Die Stellen sind .37: a) mit EUIXYYEA[~EO".&lXt: Lk 4,43; 8,1 (SL); 16,16b; Apg 8,12. b) mit x:y)PUO"O"EtV: Lk 8,1 (oben); 9,2; Apg 28,31 (vgl. Apg 28,23). Wegen des Verbum atlXYYEAAEW und der Verbindung des "Verkündigen" mit Basileia ist der zweite Teil der Antwort wahrscheinlich redaktionell 38 • iii) Erwähnt sei hier kurz der Sinn des ersten Teiles der Antwort Jesu v. 60a. Der Sinn dieser Antwort ist auf verschieden Weise ausgelegt worden 39. Wie hart die Antwort Jesu v. 60a den Ohren der Menschen klingt, zeigt die Auslegungsgeschichte, wodurch man erfährt, wie verschiedene Ausleger sowohl der älteren (einschliesslich Kirchenväter) wie auch der neueren Zeit dabei Harmonisierung und Erleichterung versucht haben ~o. Man kann den Sinn am besten aus dem jüdischen Gedankenkreis erschliessen: die Aufforderung Jesu war eine schwere Verletzung des vierten Gebotes 4:1. Sie ist nicht nur die Verletzung des mosaischen Gebo" tes, sondern auch die Verletzung der Pflichten gegenüber den Toten, die ein Kernstück der jüdischen und menschlichen Frömmigkeit überhaupt ist 42. Jesu Ruf zur Nl:J.chfolge fordert und stellt die Zugehörigkeit zu ihm und die Bindung an seine Person über die natürliche Verbindung und über das Mosesgebot, wie man auch bei Mt 10,37 sehen kann. Daraus lässt sich vermuten, dass dieses Logion sehr wahrscheinlich auf J esus 37 Vgl. die ähnliche Wendung bei Mk·Mt: Mk 1,14 X"lJpuO"O"6.lV '"'0 r;urJ.yyeAwv '"'. -Itr;oü; par Lk &atarJ.O"xr;v; Mt ~p~oc,",o x"lJPuO"O"r;~v; Mk 13,10 d<; 7t'ocv,",rJ. ,",tX ~-ItV"IJ 7t'pühov ar;;; x"IJpuX-lt'ijvrJ.~ ,",0 r;(\rJ.yyeA~ov; Mk 14,9 (par Mt 26,13) 87t'ou Mv x"lJpuX-lt'ij '"'0 r;uocyyeA~ov Mt 4,23 X"lJpuO"O"6.lV ,",0 r;uocyyeAwv "'ii<; ßrJ.O"LAdrJ.<; Bei Mk, Lk nur X"lJpuO"O"6.lv. Mt 24,14 X"lJpux.&1jO"r;,",oc~ ,",oü,",o ,",0 r;urJ.yyeAwv '"''ij<; ßrJ.O"LAdrJ.<;. Daraus lässt sich vermuten, dass die Wendung im Zusammenhang mit der allgemeinen urchristlichen Missionsterminologie steht, wie es auch bei Mk 16,15; Gal 2,2; Kol 1,23 und lThess 2,9 belegt wird. 38 Für die Redaktion des Versteils: R. BULTMANN, Tradition, S. 94; I. SCHMID, Mt und Lk (BibiStud 23) 2-4 (1930} S. 256f; I.M. CREED, Lk, S. 143; E. NEUHÄUSLER, Anspruch und Antwort Gottes, Düsseldorf, 1962, S. 187, A. 4: "eine typische Iukanische Wendung, die aus seiner Zeit erwachsen ist"; M. HENGEL, Nachfolge und Charisma, S. 4; H.G. KLEMM, Das Wort von der Selbstbestattung der Toten, NTS 16 (1%9) S. 63. Dagegen hält A. SCHULZ, Nachfolge, S. 105-108, den Versteil für ursprünglich. 39 Z.B. F. PERLES, Lass den Toten ihre Totengräber, damit er ihnen das Geleit gebe, ZNW 19 (1919-20) 96 und 25 (1926) 286, will hier einem übersetzungsfehler sehen. Auch M. BLACK scheint hier einen übersetzungsfehler in vr;xpou<; zu sehen: vr;xpou<; in Passiv. Partic. von methan "ta de1ay, !put off = sluggish, easy going weak", ExPTim 61 (1949) 219. A.T. EHRHARDT, Lass die Toten die Toten begraben, ST 6 (1952) 128-164, sieht hier eine Polemik gegen samaritanische Gottesmänner und heidnische Mysterien im Hellenismus wie bei der Hermes-Religion. 4;0 Vgl. dazu vor allem H.G. KLEMM, Das Wort von der Selbstbestattung der Toten. Beobachtungen zur Auslegungsgeschichte von Mt VIII 22 par, NTS 16 (1%9-70) 60-75. 41 Vgl. K.H. RENGSTORF, Lk, S. 131. 42 So auch M. HENGEL, Nachfolge und Charisma. Eine Exegetisch-Religionsgeschichtliche Studie zu Mt 8,21 und Jesu Ruf in die Nachfolge, BZNW 34 (1%8) 116.
41
ANALYSE
selbst zurückgeht; denn kein Mensch, kein Rabbi, träumt, solche rücksichtslosige Nachfolge für sich zu fordern, und keine christliche Gemeinde ist imstande, über das göttliche vierte Gebot hinweggehend, solche kompromisslose Verletzung der menschlichen Pietät zu wagen 43. Aber bei Lk ist die Aufforderung zur Nachfolge direkt mit der Basileiaverkündigung verbunden, wie der zweite Teil der Antwort Jesu es zeigt. Welche Bedeutung erhält dann diese Aufforderung in Bzug auf die VerkündIgung der Basileia? Die Frage wird später behandelt.
5) Der dritte Dialog v. 61-62 (Lo~
~"t'epoc;. &XOAOU&~O'eu O'OL, xUpLe. 't'o~C; elc; 'TOV olxov {Lou. e!nEv ouadc; EmßIXAwv 't'~v xe~plX E7t' &po't'pov XlXl. EO''t'W "t'n ßIXO'LAd~ 't'OÜ &eoü 45.
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'I1)O'Oüc;. eö&e"t'oc;
ßAE1teuV dc; 't'a (m[O'eu
Einige Exegeten meinen, dass Matthäus diesen dritten Dialog der Redequelle aus der Einheit mit dem ersten und zweitn Dialog ausgelassen habe4
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42
LK
9,57-62:
DIE NACHFOLGE
vorangehenden Nachfolgesprüche bezeichnet werden, wie es auch sonst in Lk vorkommt 53. Man muss sich der Analyse der Wörter zuwenden. i) Die Einleitungsworte von v. 61 dm;v ae: xoct ~'t"<;po~ sind sicher lukanisch, und zwar nicht nur EinEv aE (vgl. v. 59), sondern auch ae: XOCL ist eine beliebte Zusammensetzung von Lukas M. Ebenso ist die Einleitung von v. 62 dnEv ae: npo~ ocu't"ov 0 'I'Y](jOü~ redaktionell, vgl. v. 59. ii) np(;)'t"ov und hL't"PE~6v {lo~ sind mit v. 59 gemeinsam. Sie stehen also mit v. 59 strukturlich parallel: " ,L' -, ~ Q' Q'.L ' , v. 59 : En~'t"pE,!,oV fLm npw't"ov OmEI\1TOV't"~ 1TOC,!,OC~ 't"ov noc't"Epoc {lou. ~'" .L' " 1: 61 v. .: npw't"ov OE En~'t"pE,!,OV {l0~ ocno-rOCc.,OC(j1TOC~ 't"0~~ E~~ -rov O~xov (lou. Q
- ,
,
"',
Die Wendung np(;)-rov ... enL-rpE~6v fLo~ kann von Lk mit Rücksicht auf v. 59 nachgebildet worden sein, wie H.F. Sparks vermutet:fi5 • iii) Diese Möglichkeit verstärkt sich noch durch den Gebrauch von zwei weiteren Wörtern: das Verb &.no't"&~oc(j&oc~ in v. 61 und das Adjektiv d)&E't"O~ in v. 62 kommen noch in einer anderen Nachfolgeperikope vor, und zwar beide eng zusammen wie in Lk 9,61-62, d.h. in Lk 14,33-35: ".so kann also keiner unter euch, der nicht seinem ganzen Besitz den Abschied gibt, &.no-r&(j(jE-rOC~, mein Jünger sein. Gut ist nun das Salz. Wenn aber das Salz schal wird, womit soU gewürzt werden? Weder für das Land noch für den Mist ist es geeignet E()&E-rOV". Das Adjektiv Eil&E-rO~ wird in der Parallel stelle von Mt 5,13 nicht gebraucht. Das Verb &.no-r&~oc(j&oc~ findet sich sonst im NT nur noch bei Mk 6,46; 2Kor 2,13 und in der Apg 18,18.21 Das Adjektiv Eil&E't"O~ kommt sonst im NT nur noch in Heb 6,7 vor. Die beiden Wörter sind wahrscheinlich redaktionell. Iv) &.XOAOU&~(jW (j0~ und die Anrede XUP~E in v. 61 sind durch v. 58-59 erklärbar, d.h. von dorther übernommen worden. v) Die Wendungen 't"o~~ d~ 't"ov OLXOV, "Hand an den Pflug legen", und d~ 't"a ÖnL(jw stehen einigermassen mit Lk 17,31 parallel. Lk 9,16-62
Lk 17,31
&.no't"&~oc(j&OC~ 't"o ~~ E L~ 't" 0 V lLoU .•. ouad~ emßocAwv 't"~v XELPOC n' &. p 0 xoct ß A E n w v E L ~ 't" Ön
e
a
0 Lx 6 V -r p 0 v L(j W
e
v 't" ?i 0 Lx LCf -ra crxEU'Y] ocu-roü (l~ xoc't"ocß&'t"w &poc~ oc:u't"&, xoct 0 v &. y p <J) O{lOLW~ , .L I {l'Y\] Em(j-rpE'!'oc't"W E ,~ ~ -r oc\ "0 n ~ (j W
e
Der Ausdruck "seine Hand an den Pflug legen" entspricht der Wendung "auf dem Feld sein". Die Wendung, "seine Hand an den Pflug legen", konkretisiert das Bild "eines Mannes, der auf dem Feld steht". Das Verb emß&AAw gebraucht Lukas sonst noch 4 X in seinem Evangelium und 4 X in Apg, wo das Verb mit dem Objekt "Hand" insgesamt 5 X vorkommtl>6. 53 M. DIBELIUS, Formgeschichte, S, 161, zitiert solche Chrie noch bei sechs Gleichnissen. Lk 10,29; 12,13; 14,15; 15,1; 18,9; 19,11. 54 Vgl. HAWlKINS, Horae, S. 17 und S. 37. H. CADBURY, The Style and Literary Method, S. 146, mit Beleg im Vergleich des Lk mit Mt und Mk. fi5 H.F.D. SPARKS, The Partiality of Luke for 3 and its Bearing on ·the Original Q, JTS 37 (1936) 41-45, 56 Mit "Hand" als Objekt: Lk 20,19; 21,12 und Apg 5,18; 21,27 und 5,18. Ausser bei der letzten Stelle wird auch ,tTCt gebraucht.
ANALYSE
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Das Verb ßA€nW ist auch bei Lk vielfach belegt: 14x je in Lk und Apg. Er setzt es oft in seine Vorlage ein 57. Die beiden Stellen Lk 9,61-62 und 17,31 sind inhaltlich einander ähnlich: Lk 9,62 ist eine prophetische Mahnung 5S für die Nachfolge im Gottesreich und steht nach dem Menschensohnanspruch; Lk 17,31 ist auch eine prophetische Mahnung für den Jünger am Tag des Menschensohnes 59. Sowohl in Lk 9,62 wie auch bei 17,31 fordert Jesus, ohne Verzögerung zur Nachfolge oder beim Kommen des Menschensohnes, sofort bereit zu sein. Damit liegt die Vermutung nahe, dass Lukas bei der Bildung von v. 61-62 ein Traditionsstück von Lk 17,31 (d.h. Mk 13,15) mit Rücksicht auf Lk 9,59-60 umgebildet hat. vi) Wie öfter erwähnt, steht v. 61-62 im Zusammenhang mit der Szene der Berufung von Elisha durch Elias (lKg 19,19-21). Die dahinter spielende Eliaschristologie, welche bei Lk typisch ist, weist auch auf die Hand des Lukas in der Bildung von v. 61-62. Aber wie kann ein Dialog auf einmal mit Lk 17,31 und 1Kg 19-21 in Beziehung stehen? Die Frage wird später ausgeführt. Ergebnis zu v. 61-62: Der dritte Dialog v. 61-62 ist durch Lukas aus einem Traditionsstück von Lk 17,31 in Analogie mit Lk 9,59-60 in Anlclang an die Berufung des Elisha durch Elias gebildet worden.
Zusammenfassung der literarischen Analyse der Nachfolgeperikop'e: Folgende Verse sind redaktionell: die Perikopeneinleitung v. 57a; die Einführu,ngsverse von den v. 58.59.60; die Partizipwendung von v. 59 &'n€A.&6vTL; dei zweite Teil der Antwort Jesu von v. 60: (ju ae: &.n€A&cilv; die Verse 61-62 in dem oben erwähnten Sinne. Alles andere ist strikt traditionell. III. Analyse der Struktur >Die Einheit v. 57-62 besteht aus drei Dialogen über "Nachfolgen" mit je dem gleichen Wort &.XOAOU&€~V. Nur das zweite &.XOAOU&€~V drückt sich im Imperativ aus, und ihm folgen noch zwei andere Imperative &rp€<; .&&t.j;()(;~ ... &.n€A&v a~&YY€AA€ Dieses &.XOAOO&€~ (J.o~ steht als Befehlswort in der Mitte zwischen zwei anderen gleichen Verben &.XOAOU&~(jW (jO~ (A - A'); im ersten und dritten Dialog wollen die Nachfolgewilligen von sich aus die Initiative zur Nachfolge ergreifen &.XOAOU&~(jW (jO~, wobei aber kein Imperativ folgt. Das bedeutet: nur wenn Jesus selber die Initiative zur Erwählung eines Nachfolgekandidaten ergreift, kommen Imperative vor. Dar57 Vgl. Lk 6,42 (vgl. Mt 7,4); 7,44 (vgl. Mk 14,6; Mt 26,10); 8,16; 11,33 (vgl. Mt 5,15-16) und 9,62; 21,30. Sonst Lk 6,41 par Mt; 8,10 par Mt-Mk; 10, 23 par Mt; 21,8 par Mk-Mt. Ausserdem Lk 24,12, wenn der Vers gerechnet wird. 58 R. BULTMANN, Die Tradition, S. 126: "Als charakteristisch prophetisch wird man eher eine Anzahl der unter Logion angeführten "Mahnworte" bezeichnen, z.B. Mt 8, 22; Lk 9,62 etc.". 59 W. BIEDER, Die Berufung im Neuen Testament, ATAiNT 38, Zürich, 1961, S. 30, vergleicht auch die Nachfolge von Lk 9,61-62 mit Lk 17,31.32.
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LK
9,57-62: DIE NACHFOLGE
aus und durch die Stellung dieses zweiten Dialoges erweist siCh die Wichtigkeit und Schärfe des zweiten ,,&XOAOU.&e:LV ". Vergleicht man alle Verben, die im zweiten Dialog vorkommen, sO' ergibt sich ein schematischer Aufbau, vorausgesetzt, dass die Nachfolg& fO'rderung Jesu als Befehl zur Basileiaverkündigung gilt:
ckrpe:~ a~&yye:AAe:
...
...
Beim dritten Dialog steht die Bitte der Nachfolgewilligen Abschied nehmen zu dürfen der Bitte des zur Nachfolge Gerufenen vom zweiten Dialog parallel, und der Dialog schliesst, wie der zweite, mit der Erwähnung der Basileia Gottes: v. 59: v.60: v. 61: v.62:
Auch daraus legt sich die Vermutung nahe, dass v. 61-62 eine Nachbildung vom zweiten Dialog ist.
B. Redaktion und Interpretation
IEs handelt sich hier lediglich um die Auslegung der Perikope auf der Stufe der lukanischen Redaktion. Es süll deshalb der Schwerpunkt der Auslegung auf die redaktionellen Verse und auf das Verhältnis des-Traditionsstoffes zu diesen redaktionellen Versen gelegt werden. Dabei werden die drei Dialoge je gesondert behandelt. I. Der erste Dialog Im Zusammenhang des ersten Dialoges v. 57b-58 wird untersucht, in welcher Absicht Lukas den redaktionellen Vers 57a in die Nachfolgeperikope eingesetzt hat. Der Ausdruck EV "t"~ oai{l setzt diese Reise nach Jerusalem, zum Leidensort, voraus. Das Logion Jesu "die Füchse haben Höhlen und die Vögel Nester, der Menschensohn aber hat nichts, wo er sein Haupt hinlege", betont die Heimatlosigkeit Jesu (vgl. A, 11, 3). Wenn dieses Logion mit dem Ausdruck EV "t"~ oai{l zusammen verstanden werden muss, dann will Lukas damit die heimatlose Wanderung betonen, deren Ende sich in Jerusalem vollzieht. Dabei wird durch den Ausdruck EV "t"~ oai{l die Nachfolgeperikope mit der Abweisung Jesu in Samaria
REDAKTION UND INTERPRETATION
45
v. 51ff zusammengebracht: der wandernde Jesus mit seinen Jüngern ist heimatlos, er wurde von den Samaritern abgewiesen. Durch das Logion vom Menschensohn stellt die Wanderung Jesu nach Jerusalem noch stärker den Gesichtspunkt der Heimatlosigkeit Jesu heraus, die schon durch die Abweisung in Samaria zum Ausdruck gekommen ist 60. Die Heimatlosigkeit Jesu, die durch die Wanderung und Abweisung deutlich wird, tritt in Lk 13,31-33 noch stärker hervor: "In derselben Stunde traten einige Pharisäer heran und sagten zu ihm: Gehe weg und wandere von hier fort ... " '61. Wie H. E. Tödt 162 hervorgehoben hat, spricht das MenschensohnIogion nicht nur von der Heimatlosigkeit Jesu selber, sondern im jetzigen Kontext vielmehr_von der Annahme des Geschicks des Menschensohnes durch die ihm Nachfolgenden: Der Nachfolger des Menschensohnes muss ihm als Heimatloser in radikaler Lösung von allen bisherigen Bindungen nachfolgen, muss wie der Menschensohn .selbst heimatlos werden. Lukas scheint diesen Gedanken durch Einfügung in den Rahmen der Reise, tv -r7i o~0, noch deutlicher hervorheben zu wollen. Weil der Menschensohnspruch im Rahmen der Reise nach Jerusalern steht (v. 57-58), ist das Logion mit der vierten Leidensankündigung in Lk 18,31-34 zusammen zu betrachten; wobei auch das Reiseziel Jerusalem auftritt: v. 31 ~~ou &.vocßoctvofLe:v de; 'Ie:poucrocA~fL' Wie bei Mk hat Lukas die vierte Leidensankündigung gleich nach der Perikope der Nachfolge der Jünger beigefügt (Lk 18,24-30 par Mk 10,23-31), und zwar ohne Unterbre~ chung der beiden Perikopen im Unterschied zu Mk, vgl. Lk 18,31: 7tOCPOCAOCßWV ~e -roue; ~6>~e:xoc ... Mk 10,32:
~crocv ~e
tv -r7i o~0
...
Dort bei Lk 18,28 wird die Folge klargestellt, die sich aus der Nachfolge ergibt, d.h. der Verzicht auf alle Verbindungen mit den Verwandten um der Basileia willen (nur bei Lk e:~ve:xe:v -r~e; ßocmAdoce; -r013 &e:013 v. 29). Unmittelbar danach (ohne Unterbrechung) weissagt Jesus ihnen das Leiden des Menschensohnes v. 31. Sofort nach dem Menschensohnspruch bei Lk 9,58 folgen noch zwei Dialoge über die Nachfolge v. 59-62, wobei es ebenfalls um den Verzicht auf die Familienbindung um der Basileia willen geht. Sowohl bei Lk 9,57-62 wie auch bei Lk 18,24-34 handelt es sich deshalb um das gleiche Thema. Die Bedeutung des Spruches des heimatlosen Menschensohnes in Lk 9,58 mit seinem Kontext der Nachfolge wird sich darum erst durch die Leidensankündigung des Menschensohnes gegen Ende des Reiseberichtes 18,3lf in voUem Masse verdeutlichen.
1600 Ähnlich O. GLOMBITZA, Die christologische Aussage des Lukas in seiner Gestaltung der drei Nachfolgeworte, Lukas IX 57-62, NT 13 (1971} S. 18. 61 VgI. GRUNDMANN, Fragen der Komposition des lukanischen Reiseberichtes, ZNW 50 (1959) S. 252-270, betont das Bild des Wandernden. 62 H.E. TÖDT, Menschensohn, S. 114.
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LK
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DIE NACHFOLGE
11. Der zweite Dialog Bei der Interpretation des zweiten Dialoges werden zwei Probleme behandelt: 1) Die Nachfolge als Reise zur Verkündigung der Basileia Gottes; denn, der Nachfolgeruf Jesu wird mit dem Befehl der Verkündigung der Basileia gleichgesetzt. 2) Weil die Basileiafrage hier schon am Anfang des Reiseberichtes vorkommt, muss diese Frage zusammen mit LeidenTod-Erhöhung (Kap. I) das wichtigste Thema des Reiseberichtes sein; es empfiehlt sich deshalb bereits zum Ende des Reiseberichtes hinüberzublicken, wie Lukas am Ende des Reiseberichtes mit diesem Thema verfahren ist.
1) Die Nachfolge als Verkündigungsreise Im Fo.lgenden wird das Verständnis des Lukas vom Begriff der Nachfolge im Zusammenhang der Verkündigung der Basileia v. 59-60 untersucht. Um die Nachfolgeaufforderung Jesu nach Lk tiefer zu verstehen, ist auf zwei redaktio.nelle Vers teile v. 57a und v. 60b Rücksicht zu nehmen. Es besteht kein Zweifel, dass Lukas die Nachfolgeauffo.rderung Jesu im Sinne des Befehls der Verkündigung der Basileia verstanden hat. Das ist der erste Anhaltspunkt zum lukanischen Begriff der Nachfo.lge J esu. Der Dialog zwischen Jesus und dem Ano.nymen (7tpÖ'; he:pov v. 59) über die Nachfolge ist als ein Ereignis auf dem Weg während der Reise dargestellt 7tope:uoflevwv au'f:wv ev 'f:?j oaifJ. Die Nachfo.lge hat also. mit der luk Wegtermino.lo.gie etwas zu tun. Das ist der zweite Anhaltspunkt. Aus dem ersten und zweiten Anhaltspunkt ergibt sich, dass die Nachfolge bei Lk durch die Reise der Basileiaverkündigung zum Ausdruck kommt. Die Nachfo.lgeperikope dient damit zur Einleitung der Aussendung der Zweiundsiebzig Lk 10,lff, wie Kommentatoren zu no.tieren pflegen 63 • Es ist no.ch näher zu betrachten, i) wie die Nachfo.lge bei Lk unter dem Gesichtspunkt des Weges bzw. der Reise verstanden wird (im Zusammenhang mit v. 57a), und ii) wie die Nachfolge als Reise oder Weg mit der Verkündigung im Zusammenhang steht (v. 57a und 60b). 1
i) Die Nachfo.lge nach der Weg-Theo.logie: Der enge Zusammenhang der Nachfo.lge mit "Weg-Theologie" bei Lk bestätigt sich auch dadurch, dass die Nachfo.lgeperikope durch zwei Aussendungen mit je gleicher Fo.rmel eingeklammert wird M: 9,52: 10,1:
xd xaL
&7tecr'f:e:~Ae:V &7tecr'f:e:~Ae:V
&yyeAou,; 7tpÖ 7tpocr6mou au'f:ou. au'f:ou,; &v,x Mo 7tpÖ 7tpocr6mou aU'f:Ou.
Diese Aussendungsformel hat Lukas nach der Weg-Theologie verstanden, wie es unten betrachtet wird 65. Die Aus sendungs formel 9,52 und 10,1 1&3 So z.B. LAGRANGE, Luc, z.St., ,,11 sembre que le Sauveur pense deja a la mission des disciples". 64 Auch H. ZIMMERMAN, Christus Nachfolgen, TGI 53 (1963) S. 254; und in Neutestamentliche Methodenlehre, Stuttgart, 1%6, S. 121. 65 Th. ABRIS, Suivre Jesus, evolution d'un theme biblique dans les Evangiles sy-
REDAKTION UND INTERPRETATION
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scheint ursprünglich für Johannes den Täufer verwendet worden zu sein, worauf Mt 11,10 par Lk 7,27 hinweist. Es empfiehlt sich deshalb, zuerst die lukanische "Wegidee" in der Perikope über Johannes den Täufer kurz anzuschauen. a) Die klassische Stelle dafür ist Lk 3,4-6 (Zitat von Is 40,3-5), wo man auch die Redaktionsarbeit des Lukas sehen kann. Dort wird Johannes der Täufer als Vorläufer und Wegbereiter des Herrn dargestellt: v. 4 "Bereitet den Weg des Herrn und macht gerade seine ,Pfade" hO~[L&O'()(:t'e: Tf)'i OaO'i XUPLoU, e:u.&dlX~ 7tO~e:L"t'e: "t'tt.~ "t'plßou~ IXU"t'OU. Um die christologische Interpretation zu erleichtern '66, ·ersetzt Lukas mit den anderen beiden Synoptikern den Genitiv von LXX ,,"t'ou .&e:ou ~[LW'i" durch das Personalpronomen IXU"t'OU. über die beiden Synoptiker hinaus aber setzt Lukas das Zitat von Isaias bis Is 40,6 hin fort. Wichtig ist dabei eine kleine Änderung durch Lukas: LXX ,
I 7t1X'i"t'1X "t'tt. Q'XOA~tt. d~ e:u.&dlX'i XlXt ~ "t'pIXXe:LIX d~ 7te:allX
XIX~
"
e:Q'''t'IX~
Lukas \
XIX~
"
e:Q'''t'IX~
"t'tt. Q'XOA~tt. e:1~ e:u.&dlX~ XlXt IXt "t'pIXXdlX~ e:1~ oaoo~ Ae:lIX~
Der Ersatz von 7te:l~llX durch oaoo~ AdlX~ veranlasst zwei andere Änderungen: e:u.&dlX'i - e:U.&dlX~, ~ "t'plXXdlX - IXt "t'PIXXdIX1. Dieser Änderung scheint die luk Absicht zugrunde zu liegen, die beiden Adjektive e:u.&u~ und "t'PIXXu~ mit oaou~ in Verbindung zu bringen 67; denn, wenn Lukas 7te:allX durch oaou~ ersetzt, tritt die Klammerung des agnzen Isaiaszitates durch "Weg" ein. Die Struktur des von Lk neu bearbeiteten Zitates ist dann A B B' A'.
A
hO~[L&Q'IX"t'e:
"t' ~ V 0 a 0 'i xuplou e: u .& e: l IX ~ 7tme:L"t'e: "t'tt.~ "t'p[ßou~ IXU"t'OU XlXt ~Q'''t'IX~ "t'tt. Q'XOA~tt. d~ e: u .& e: [ IX ~ XlXt IXt "t'PIXXe:LIX~ e:1~ 0 a 0 0 ~ AdlX~
B B' A'
Der Weg, den der Täufer Johannes vorbereitet, ist der Weg Jesu, welcher aber zweifacherweise verstanden wird: der Weg Jesu, den Jesus selbst geht, oder der Weg Jesu, den sein Volk gehen muss. Lukas scheint an beide Bedeutungen zu denken, wie es Lk 1,17, 1,76 und Apg 13,24 andeuten (vgl. unten). Weil die Tätigkeit des Johannes zeitlich vor Jesus liegt, kann gesagt werden, dass er den 'Weg des Herrn, den Jesus geht, vorbereitet. Weil der Täufer für den kommenden Herrn das Volk zur Busse auffordert, ß&7t"t'~Q'[L1X [Le:"t'IX'iollXC;;, bereitet er den Weg des Herrn, den sein Volk gehen muss. Der Weg im zweiten ISinne ist ein innerer Vorgang, ein christliches Leben 88. noptiques, ETI.. (1966) S. 510-511, hat vielleicht diesen Sachverhalt nicht recht gesehen, wenn er gegen H. Zimmermann der Nachfolgeperikope bei Lk das missionarische Anliegen absprechen will. 66 Vgl. MICHAELIS, öa6c;, TWNT V, S. 70. 61 Lagrange hat teilweise Recht, wenn er übersetzt: "les chemins sinueux dieviendront (une voie) droite". Er zieht aber leider den Singular dem Plural e:ö.s-docc; vor, 68 Lk 3,4-6 macht klar, dass der Weg Jesu in der Zeit Jesu bei Lk nicht so exkl1.lr
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LK
9,57-62: DIE NACHFOLGE
b) Wichtige Stellen über den Täufer als Vorläufer sind noch Lk1, 17.76 und Apg 13,24: Lk 1,17:
xod OC:UTOe; 7tP0E:AE:ucrE:TOC:~ tvwmov OC:UTO;) '" XUpLep AOC:OV XOC:TE:crxeuom[LEvov 7tp07tOpE:ucr7J yap tvwmov XUPLOU hOL[LOCcrOC:L oaoue; OC:UTO;) 7tP0X"Y)PU~OC:VTOe; 'Iwocvvou 7tpO 7tpocrW7tOU T:;je; dcr6aou OC:UTO;) ßOC7tTLcr[LOC: [LE:TOC:VOLoc:e; 7tOC:VTt TC;> Aoc:C;>. hm[Loccroc:~
Lk 1,76: Apg 13,24:
Beim Vergleich dieser Stellen fallen ins Auge die Verba komposita mit dem Praefix 7tp6: 7tPOE:AE:ucrE:TOC:L, 7tP07t0PE:ucr7J, 7tP0X"Y)pU~OC:VTOe;. Johannes ein Wegbereiter (hOL[LOCcrOC:L oaoue; oc:UT. 1,76), und zwar: der Wegbereiter als Vorläufer des Herrn. Wie schon gesehen, sind die Jünger in Lk 9,52; 10,1 und in dem Reisebericht auch Wegvorbereiter Jesu. Obwohl Lukas wie bei dem Vorläufer, Lk 7,27, die gleiche Aussendungsf0'rmel mit <x'7tEcrTE:LAE:V 7tpO 7tpocrW7tOU OC:UTO;) für die Jünger Jesu verwendet (9,52 und 10,1), sind sie doch nicht Vorläufer. Die Aussendungsformel in 9,52 und 10,1 dient zum Rahmen der Nachfolgeperikope. Obgleich die Jünger den Weg Jesu bereiten (hOL[LOCcrOC:L OC:UTc;> 9,52), sind sie "Nachfolger", die ihrem Herrn folgen (&XOAOU&E:L [LOL). Lukas gebraucht nie ein Verbum kompositum mitPraefix 7tp6 für die Jünger Jesu, obwohl er für sie die Wendung 7tpO 7tpocrW7tOU ()(1ho;) anwenden kann. Johannes der Täufer, wenn er auch Jesus "vorläuft", wurde für seine Aufgabe als Vorbereiter des Weges Jesu von Gott selbst gesandt, Lk 7,27: &7tOcrTEAAw ••.• Auch die Boten Jesu werden von ihrem Herrn Jesus ausgesandt, 9,52.10.1. Nicht die Nachfolger ergreifen die Initiative zur Nachfolge; sie sind von Jesus selbst zur Nachfolge auserwählt. ii) Nachfolge als Verkündigungs reise
Die Verkündigungs tätigkeit des Vorläufers ist durch das Verb 7tpox'Y)flUcrcrE:LV ausgedrückt (Apg 13,24). Der Inhalt seiner Verkündigung ist die Aufforderung der Taufe zur Umkehr (ßOC7tTLcr[LOC: [LE:TOC:VOLoc:e; Apg 13,24, vgl. Lk 3,3 par Mk 1,4). Die Aufforderung Jesu zur Nachfolge erfüllt sich durch die Verkündigung Lk 9,60 cru ae: &7tE:A&ci>v aLOCYYE:AAE:, und zwar durch die Verkündigung der Basileia Gottes. Wie die Tätigkeit des Vorläufers die Verkündigung der Metanoia ist, S0' wird die Verkündigung der Basileia Gottes bei Lk die Aufgabe der Nachfolger Jesu '69. Wie bereits oben gesehen (Kap. I, B, III, 3-4), betont Lukas die Idee siv im räumlichen Sinne verstanden werden kann, wie Sch. Brown oder O. Betz meint, vgl. Sch. BROWN, Apostasy, S. 132ff. 69 Ob die Verkündigung auch dem Täufer lohannes gilt, ist umstritten. H. Conzelmann nimmt das Wort e:Ullyye:A[~e:'t'O in Lk 3,18 nur in dem einfachen Sinne von "predigen", wie auch P. STUHLMACHER, Das Paulinische Evangelium I, Vorgeschichte, FRLANT 95, Göttingen, 1968, S. 216, 229. Dagegen W. WINK, lohn the Baptist in the -Gospel Tradition, S. 52-53: "The Christianization of lohn", "The prototype of the Christian evangelist". Dazu Lk 16,16, vgl. W.G. KÜMMEL, Das Gesetz und die Propheten gehen bis lohannes in Lukas 16,16 im Zusammenhang der heilsgeschichtlichen Theo· logie der Lukasschriften, in "Verborum Veritas", Festschrift für G. Stählin, Wuppertal, 1970, S. 89-102.
REDAKTION UND INTERPRETATION
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des räumlichen Zusammenseins der Jünger mit Jesus. Dieses Zusammensein hat als ein bildhafter Ausdruck der geistlichen Ausdauer in der Treue gegen den Herrn zu gelten. Die Treue in der Nachfolge aber kommt zum Ausdruck in der Verkündigung der Basileia und durch den Abbruch der menschiichen und natürlichen Verbindung mit Vater oder Sohn (Lk 9,60). Wenn Lukas die Nachfolge mit der Basileiaverkündigung identifiziert, muss die Naohfolge (Hinterhergehen) sicher nicht nur im räumlichen Sinne verstanden werden; die Nachfolge Jesu ist deshalb zum vergeistigten und erweiterten Sinne hin offen 70. Aber für Lukas scheint das Wort axoAou&dv zum Ausdruck der Verkündigungs tätigkeit nicht sehr passend zu sein; denn Lukas gebraucht das Wort "Nachfolgen" niemals in der Apg im Sinne der Christusnachfolge. Die Nachfolgeszene in Lk 9,57-62 ist als ein Ereignis auf dem Weg nach Jerusalem l.v 't"7i oil<j> dargestellt. Gerade in diesem Punkt scheint sich die luk Lösung der Problematik des Begriffes von axoAou&dv zu finden. Lukas gebraucht das Nachfolgen Jesu in der Apg nicht, er will aber die Kontinuität der geistlichen Nachfolge Jesu durch die oi)6t;- Verkündigung in der Missionsreise ausdrücken. Im Folgenden werden dafür nur zwei Beispiele aus der Apg zitiert. a) Nach Apg 13,6ff trafen Barnabas und Pauluseinen jüdischen Magier, der die Aktivität der beiden Missionare verhindern wollte, damit der Prokonsul nicht zum Glauben geführt würde. Dabei macht Paulus dem Magier den Vorwurf, dass er die Wege des Herrn zu verkehren versuche, v. 10. Weil dieser Vers teil mit v. 8c parallel steht, werden die beiden verglichen:
v. 8: ~"I]'t"(;)v il t rJ. (j 't" P ~ Y; rJ. t 't"ov Av&u7trJ.'t"ov a7to 't"~t; 7tl(j't"e:{Ut; v. 10: ou 7trJ.u(j'(] il t rJ. (j 't" P ~ Cf> {U V 't"oct; oilout; xup(ou 't"oct; e:u&drJ.t;. Die Wege des Herrn bedeuten die Ausbreitung des Glaubens durch die Verkündigung der Missionare, welche sich konkret durch Bekehrung des Prokonsults realisiert. Wegen der Parallelität von v. 10 mit v. 8 dürfte klar sein, dass die Wege des Herrn nicht nur die Wege sind, die das Wort Gottes (v. 7) geht, sondern auch ein innerer Vorgang (Bekehrung) in den Menschen, die den Weg des Herrn gehen 71. Hier erinnert sich Lukas wahrscheinlich an Lk 3,4-5 72 • Wie der Vorläufer bereiten die Missionare Dazu vor allem H. ZIMMERMANN, Christus nachfolgen, S. 241-255. 6~6<;, TWNT V, S. 91 und 95. 72 Kommentatoren notieren bei Apg 13,10 (z.B. HAENCHEN, Apg, z.St.; CONZELMANN, Apg, z.St.; MICHAELIS, op.cit., S. 91), dass der Ausdruck ~Loc.crTpeql(i)V Tel<; 6~ouc; xup[ou Tel<; e:u&doc.<; eine Konflation von Prov 10,9 und Hos 14,10 ist: Prov 10,9 6 ~e: ~LOI:crTpeql(i)V Tel<; 6~ou<; OI:UTOG; Hos 14,10 e:U&e:ioc.L oc.! 6~ot TOG XUpLOG. Das ist möglich. Aber es gibt noch eine andere Möglichkeit: es könnte sein, dass Lukas den Ausdruck in Erinnerung an Lk 3,4-5, wo auch die Ausdrücke "Wege des Herrn" im Plural und "gerade" e:u&e:(oc.<; im Plural vorkommen, hier beigefügt hat. Kurz nach der Rede des Paulus gegen den Magier bringt Lukas sein Wort über Johannes in v. 24. Das Verb ~Loc.crTpeqle:Lv kann eine Kopie von v. 8 sein. Das Wort ist bei Lk nicht fremd: Lk 2X (Lk 9,41; 23,2) und Apg 3 X (13,8.10; 20,30) und sonst im NT nur noch 2x (Mt 17,17 par Lk 9,41; Phil 2,15). Es ist deshalb möglich, dass die Stelle Apg 13,10 kein Zitat aus Prov. oder Hosea ist, sondern dass Lukas den Versteil in Erinnerung an Lk 3 hinzugesetzt hat. 7-0
71 MICHAELIS,
4
50
LK
9,57-62:
Dm NACHFOLGE
(Nachfolger) den Weg des Herrn durch die Verkündigungsreise und Bekehrung der Ungläubigen. b) Im Abschnitt der Predigt Apollos, Apg 18,24-28, kommt "Weg" in zwei Ausdrücken vor: der Weg des Herrn v. 25 und der Weg Gottes v. 26. Michaelis meint 7,8, dass dabei an den Weg des Herrn bzw. Gottes ,den Gott selbst geht, gedacht ist, und nicht an den Weg der Menschen. Dagegen i~t Sch. Brown 74 der Meinung, dass der Weg nicht derjenige ist, den Gott geht, sondern der Weg, den Gott befohlen hat wie Dt 5,35. Um der Klarheit willen werden die wichtigsten Punkte dieser Stelle in Betracht gezogen:
v. 24: ~UVot't"oc;; ~C;; &v 't" ot ~ C;; 'Y P ot cp ot ~ c;;. v. 25: Xot't"1JX1J!Levoc;; 't" 1j v 0 ~ 0 V 't" 0 U X U P ( 0 U Xott &~(~ot(jJ(e:v ci x p Lß (;) C;; 't" oc 7t e: p t 't" 0 U 'I 1J CI 0 U v. 26: Xott ci x p Lß e CI 't" e: p 0 v otu't"ij) &~e.&e:v't"o 't" 1j V 0 ~ 0 V 't" 0 U .& e: 0 U v. 28: &m~e:LxvuC;; ~ Loc 't" (;) v 'Y P ot cp (;) v e: l v ot L 't' 0 V X P LCI 't' 0 v 'I 1JCIOUV
"Der Weg des Herrn" 't'1jv o~ov 't'ou xup(ou kann hier nur 't'oc 7te:pt 't"ou 'I1JCIOU sein. Was bedeutet 't"oc 7te:pt 't'OU 'I1JCIOU? -Das hat etwas zu tun mit der Schrift, mit der Apollos wohlbekannt ist, v. 24. iPriscilla und Aquila belehren ihn genauer über den Weg Gottes. Diese Belehrung führt dazu, dass Apollos durch die Schriftauslegung beweisen will, dass J esus der Messias ist, v. 28. Der Weg Gottes, den Aquila und Priscilla lehren, ist die Heilsgeschichte Gottes in der Schrift, die die Person Jesu erklärt. Toc 7te:pt 't'ou 'I1JCIOU bedeutet daher die Taten und das Wort Jesu, das Leben Jesu, welches im AT im Keim vorhanden ist (vgl. Apg 28,23; Lk 24,27.44). Der Weg des Herrn ist also der Weg, den Jesus geht 7,5. Wie die Predigt des Vorläufers Johannes auf das Kommen des Herrn vorbereitete, ist die Predigt des Apollos, des Jüngers Johannes, Vorbereitung auf die Taufe im Namen Jesu (Apg 19,1-7) 76. Apollos hat nicht zu tun mit dem Thema der Nachfolge Jesu. Es ist aber angemessen, zu betrachten, wie Lukas die "Wegidee" von Lk 9,57 auch im Zusammenhang mit Apollos, dem Jünger des Vorläufers des irdischen Jesus, und Paulus, dem Boten des Erhöhten, der jenem auf dem Weg erschien (vgl. Apg 9,17 'I1JCIOUC;; 0 öcp.&dc;; &V 't"71 o~ij)), entwickelt hat. Zusammenfassung des Abschnitt 1): Der Nachfolgebefehl v. 59 erfüllt sich in der Verkündigung der Basileia Gottes (v. 60). Die BOoten der Basileia bereiten den Weg Jesu, den er geht. In der Apg wird diese Idee fOolgendermassen entwickeilt, dass di Missionare den Weg des Erhöhten verMICHAELIS, op.cit., S. 94, 95. Sch. BRowN, Apostasy, S. 137. 75 E. REpo, Der Weg (vgl. unten), S. 50f, sieht den Grund für den Sprachgebrauch "Weg des Herrn, Weg Gottes" in v. 25.26 in der breiten Bedeutung des "Kyrios", welcher sowohl alttestamentlich wie auch christlich ist. 7'6 über den einheitlichen Zusammenhang beider Perikopen vgl. HAENCHEN, Apg, S. 490492; E. REpo, Der Weg, S. 33-34 und 46-54, der vermutet, dass den Stellen eine Täufertradition, die mit der essenischen Bewegung im Zusammenhang steht, zugrunde liegt. E. REpo, Der Weg als Selbstbezeichnung des Christentums, Helsinki 1964, S. 33f.46ff. 78
74
REDAKTION UND INTERPRETATION
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künden, den der Herr durch Leiden-Tod"Auferstehung gegangen ist, damit die Menschen den Weg Jesu gehen können.
2) Die Basileiaverkündigung und der königliche Weg Jesu Der Weg Jesu nach Jerusalem, auf dem die Nachfolger hinter ihm hergehen, muss ein königlicher Weg sein, weil sich die Nachfolge mit der Basileiaverkündigung gleichsetzt. Das bedeutet, dass Jesus selber als ein König oder als ein zukünftiger König (ein Thronanwärter) nach Jerusalern reist. Kommt eine solche Idee innerhalb des Reiseberichtes zum Ausdruck? Zur Frage empfiehlt sich, einen Blick auf das letzte Stadium der Reise zu werfen. Beim Einzug in Jerusalem, Lk 19,38, loben die Jünger Jesus und huldigen ihm als dem Herrn und König 0 ßcxcnAe:U<;. Jesus ist hier als König verstanden worden (vgl. mit Mt und Mk; Kap. I, B, II, 2). Die Aufgabe der Jünger ist die Vorbereitung des Weges für den kommenden König (vgl. Kap. I, B, III, 2). Jesus ruft zur Nachfolge unterwegs nach Jerusalern, Lk 9,57. Ist es nur zufällig, dass Lk 9,57 mit 19,36 parallel steht? 9,57: XCXL 7tOpe:UO[LEVWV CXU'TW~ 19,36: 7tOpe:UO[LEVOU a~ CXU'TOU {me:(J"Tp6WVUOV 'T~ t[LCX'TLCX E:CXU'TWV
nass Wandern Jesu nach Jerusalem auf sein Königtum zielt, bestätigt sich auch aus dem unmittelbar vorher berichteten Gleichnis von den anvertrauten Pfunden (vgl. Kap. I, B, B, 4). In dem Gleichnis geht es um einen Thronanwärter mit seinen Untertanen. Lukas wendet dieses Gleichnis als eine Antwort auf die irrtümliche Meinung der Leute an, dass das Reich Gottes unmittelbar nahe sei (Lk 19,11). Er hat den matth. &v&pW7to<; (Mt 25,14) in den Thronanwärter verwandelt, der in das Ausland zur Thronerwerbung reist (v. 12 e7tope:u&'f) d<; xwpcxv [Lcxxp&v) und als König zurückkommt (v. 12 ACXße:~V E:CXU'TC)) ßcxcnAdcxv, v. 14c-15a ßCXO'LAe:ucrCXL ecp' u[Lii.<;, CXU'TOV Acxß6v'TCX 'T~V ßcxcnAdcxv, v. 27 [Le: ßcxcnAe:ucrCXL e7t' CXU'Tou<;). Hier wird Jesus somit als König oder als ein zukunftiger König gesehen 77. Jesu Weg ist also der Weg zur königlichen Herrschaft, zur Inbesitznahme der königlichen Vollmacht. Auch innerhalb des Reiseberichtes liegen verschiedene Reden Jesu über die Herrschaft Gottes (Basileia) vor, so dass sich daraus vermuten lässt, dass Lukas den Reisebericht als ein missionarisches und zugleich königliches Wandern Jesu fü;r die Verkündigung der Basileia betrachtet hat und er darum absichtlich den 1Stoff über die Basileia aus der Tradition für den Reisebericht gesammelt und eingereiht hat. Denn ausser dem Gleichnis von den Pfunden Lk 19,11-17 kommen Reden von der Basileia noch in folgenden Stellen vor: Lk 10,9.11 (die Aussendung); 11,2 (Vater Unser); 11,17-20 (das Streitgespräch über den Bund mit dem Teufel); 12, 31.32 (gegen weltliches Sorgen; nur bei Lk wird die Gabe der Basileia be77 Vgl. A. GEORGE, La royautede Jesus selon l'Evangile de Lue, SeE 14 (1%2) S. 57-62, besonders S. 600.
52
LK
9,57-62:
DIE NACHFOLGE
tont: EuMX'YJO"EV (; 1t"a"t"~p ufLwV aouva~ ufL'i:v "t"~v ßamAdav); 13,18.20 (Gleichnis vom Senfkorn und Sauerteig); 13,28.29 (Eintritt der Heiden ins Reich Gottes); 14,15 (Gleichnis vom grossen Abendmahl); 16,16 (vom Gesetz); 17,20.21 (vom Kommen des Gottesreiches); 18,16.17 (Kindersegnung); 18, 24.25.29 (von der Gefahr des Reichtums).
Zusammenfassung zum zweiten Dialog: die Nachfolge Jesu realisiert sich für Lk in der Verkündigung der Herrschaft Gottes. Da die Nachfolge "Hinterhergehen" bedeutet, kann sie als Wanderung oder als Reise ausgedrückt werden. Deshalb ist die Nachfolge der VerkÜlldigungsreise gleich. Der Weg Jesu nach Jerusalern gilt als der königliche Weg, den der Nachfolger zur Verkündigung der Basileia Gottes geht. III. Der dritte Dialog nie oben versuchte literarische Analyse stellt fest, dass die Verse 6162 irgendwie in literarischer Berührung mit Lk 17,31 einerseits, und mit 14,33-35 andererseits stehen. Dabei verstärkt sich diese literarische Parallelität durch inhaltliche Ähnlichkeit. Wie kann man erklären, dass Lk 9, 61-62 auf einmal mit zwei verschiedenen Perikopen (17,31 und 14,33-35) in Berührung kommt? Sie sind alle innerhalb des Reiseberichtes vorhanden. Man muss die Erklärung auch mit der Elias-Elisha-Typologie in lKg 19,19-21 in Einklang bringen, weil Lk 9,61-62 auch damit im Zusammenhang steht. 1) Lk 9,61-62 und 17,31 (Mk 13,15-16)
Der Lösungsversuch wird zuerst in der apokalyptischen Rede von Lk 17,22-37 angesetzt, WOI sich der Spruch v. 31 findet. Der Spruch v. 31 ist aber ursprünglich nicht in dieser Q-Apokalypse vorhanden gewesen 78. Er ist aus der markinischen Apokalypse (Mk 13,15-16) entnommen worden 79; denn der Spruch ist mit Mk 13,15-16 parallel und fehlt in der ihm entsprechenden Stelle bei Lk 21 (vgl. Mt 24,17-18). Lukas hat diesen markinischen Spruch aus der markinischen Apokalypse herausgelöst und ihn im Zusammenhang mit dem Beispiel Lots und seiner Frau Lk 17,29 sei~8 Unter den Exegeten herrscht die Übereinstimmung: der Kern der Rede ist Lk 17,26-27.(28-30}.34-35 (par Mt 24,37-39.4(41). Er ist erweitert durch Einschub aus gleicher Q: Lk 17,23-24.37b (Mt 24,26.27.28), und durch die von Lk geschaffenen redaktionellen Verse 22,25(?).32.37a. Vgl. R. BULTMANN, Tradition, S. 123; T.W. MANSON, Sayings, S. 141148; E. HIRSCH, Frühgeschichte, I1, S. 155-160; R. SCHNACKENBURG, Der eschatologische Abschnitt Lk 17,20-37, in "Melanges Beda Rigaux", S. 213-234; B. RIGAUX, Le petite apocalypse de Luc (XVII 22-37), in "Ecclesia a Spiritu Sancto edocta, Lumen Gentium, 53", Melanges a Msgr. G. Philips (Bibliotheca ETL 27), Gembloux, 1970, S. 407-438, besonders S. 423-424 (vor allem gegen die Meinung von J. Lambrecht). J. UMBRECHT, Die Redaktion der Markus-Apokalypse. Literarische Analyse und Strukturuntersuchung (Analecta Biblica 28), Roma 1967, S. 344-346, und ders., Die Logia-Quellen von Markus 13, Bib 47 (1%6) S. 342-343, rechnet mit der Möglichkeit, dass Lk 17,31 aus Q stamme und dass Mk 13,15-17 von dieser Q beeinflusst worden ,sei. 79 't"OC O"XE:U"I] ist ein luk Einschub, vgl. Lk 8,16; Apg 10,11.16; so auch R. SCHNAKKENBURG, Der eschat. Abschnitt, S. 224.
REDAKTION UND INTERPRETATION
53
ner neuen Apokalypse beigefügt IS'O, was durch den redaktionellen Satz v. 32 bestätigt wird 81. Der Spruch v. 31, welcher ursprünglich bei Mk eine geschichtliche Warnung vor der jerusalemer Katastrophe in AD 70 war, ist durch die Einfügung in das Beispiel von Lot und seiner Frau zur Warnung vor der endzeitlichen Katastrophe geworden, deren Typos die sodomitische Heimsuchung ist. Dadurch sieht der Spruch aus, als wäre er aus der AT-SteIle Gen 19,17.26 (die Warnung gegen Lot und seine Familie) genommen: G en 19 ,17 : 19 ,26 : L'k 1731 , :
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',1. ' 'roe: " , [L"Y)\ TCE:pL 1\E:'t'TI<; E:L<; omcrCil.
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nie Warnung vor der Heimsuchung des Menschensohnes wendet sich bei Lk nicht nur an die Menschen der Endzeit, sondern vielmehr an jedes Individuum der jetzigen Zeit, was durch Heranziehung eines Logions aus dem Q-NachfoJgespruch v. 33 zum Ausdruck kommt: 0<; Mv ~'Y)'r~crTI 'r-f)v " I' , - TCE:pLTCOL"Y)croe:crV"oe:L, ' c \ 'oe:TCOI\E:crE:L i. ' " i. ' i" I 't'UX"Y)V Oe:U'rOU oe:U'r'Y)V, XOCL'~-'l\' 0<; oe:v oe:TCOI\E:crE:L, I,CilOYOV'Y)crE:L ocu'r~v. Wie H. Flender auslegt 'S'2, dient das Logion v. 33 zur Aktualisie-
rung und Individualisierung des endzeitlichen Gerichtes und zur Warnung davor in der luk Apokalypse Lk 17. Das Logion v. 33 stammt vermutlioh aus dem Q-Logion von der Nachfolge (par Mt 10,39) 83, was für die Erklärung des Verhältnisses von Lk 9,61-62 zu Lk 14 berücksichtigt werden muss. Der Spruch v. 31 ist dadurch sowohl auf die Menschen der Endzeit wie auch "hic et nunc" auf jeden Menschen jeder Zeit bezogen. Nun hat Lukas den Spruch auch bei 9,61-62 auf ähnliche Weise behandelt. ner literarische Parallelismus und die inhaltliche Ähnlichkeit sprechen nicht für eine unmittelbare Abhängigkeit des dritten Dialoges von Lk 17,31, da Lukas den Spruch aus der Mk-Apokalypse redaktionell in die Q-Apokalypse eingesohoben hat. Den Kern des dritten Dialogs Lk 9,61-62 hat er dem Spruch von Mk 13,15-16 entnommen. In Lk 9,58-60 hat Lukas die Aufforderung Jesu zur Nachfolge zugleich zum Befehl der Basileiverkündigung erweitert. Dabei ist nicht zu vergessen, dass es beim ersten Dialog um den Menschensohnspruch geht. Die Erweiterung der Nachfolge des Menschensohnes duroh den Befehl der Basileiaverkündigung hat es nun wesentlich erleichtert, den Spruch aus der Mk-Apokalypse in die Nachfolgeperikope einzufügen, weil der Spruch auch als eine Warnung vor dem Kommen des Menschensohnes bzw. vor dem Kommen der Basileia Gottes (17,20-37) gebraucht werden kann. Den Spruch, weloher ursprünlgich als Warnung vor der geschichtlichen Katastrophe angewandt :SoO V. 28-29 {Beispiel von Lot} scheint nkht redaktionell zu sein, stammt vielmehr aus der judenchristlichen Tradition. wenn es sich auch nicht in Mt-Apokalypse findet; denn, das Beispiel von Lot kommt zusammen mit Noah in der jüdisch-christlichen Literatur vor. wie 2Petr 2,4-10 belegt; vgl. auch J.D. KAESTLI, op.cit., S. 33. 81 So auch R. SCHNACKENBURG, Der eschat. Abschnitt, S. 223-224. 8:2 H. FLENDER, Heil, S. 20; mit ihm auch J.D. KAESTLI, L'eschatologie, S. 34. IS3 Dagegen meint R. Schnackenburg (mit Bussmann, J. Schmidl, dass Lukas den Spruch in dieser Quelle (Apok) vorgefunden und erst Mt ihn herausgelöst und in die Nachfolgeperikope umgestellt habe.
.54
LK
9,57-62:
DIE NACHFOLGE
wurde, gebraucht Lukas nun für den Nachfolgekandidaten in der Basileia Gottes, also für ein Individuum, wie Lk 17,31 durch v. 33 individualisiert und für hic et nunc aktualisiert wird. nie Bitte des Nachfolgekandidaten und die Antwort Jesu sind gleichzeitig dem Dialog des Elisha mit Elia über die Nachfolge parallel (vgl. unten, B, UI, 3), als wären sie aus dieser AT-Stelle 1Kg 19,19-21 genommen. Solches Verfahren erscheint auch bei Lk 17, wie wir oben beobachtet haben, wobei der Spruch v. 31 aussieht, als wäre er Gen 19,17.26 entnommen.
2) Lk 9,61-62 und Lk 14,25-35 Im dritten Dialog kommen zwei Wörter vor, die auch in Lk 14,33.35 auftreten: &7to't'&crcre't'cx~, e\J&e't'ov. Die Verse, in denen die beiden Wörter vorkommen, sind als Schlusswort einer Perikope gebraucht (o{hc.uc; o1)v 33), und zwar zur Rede von der Voraussetzung der Nachfolge Lk 14,25ff. Der Inhalt dieser Rede stimmt mit dem des dritten Dialogs Lk 9,61-62 überein; denn, es handelt sich in heiden um das Aufgeben aller Familienbindung. Lk 14,33 ist als redaktionell anzusehen 84. nie Form dieses Spruches scheint als eine Nachahmung von Lk 14, 26-27 gebildet wOl'den zu sein :8.5. Die Rede Lk 14,26-27 stammt teilweise aus Q (par Mt 10,37-38). Beachtenswert ist aher die luk Fassung der Aufforderung J esu, eigene Familienangehörige zu hassen, v. 26: "Wenn einer zu mir kommt und nicht seinen Vater hasst und die Mutter und die Frau und die Kinder und die Brüder und die Schwestern, dazu noch seine eigene Seele ~T~ Te XCXL 't'~V Ij;ux~v icxu't'oü, der kann nicht mein Jünger sein". Die Wendung ~T~ Te XCXL TIjv Ij;ux~v ecxuToü scheint eine lukanische Wiedergabe des Logions von Mt 10,39 zu sein·8 'ß • Das Logion Mt 10,39 kommt bei Lk sonst noch dort zum Vorschein, wo Lukas die Mahnung um die sofortige Bereitschaft am Tag des Menschensohnes durch den Spruch aus Mk 13,15-16 zum Ausdruck gebracht hat: Lk 17,33. Dort, 17,33, hat Lukas das Logion zur Individualisierung und Vergegenwärtigung des endzeitlichen Geschehens angebracht. Damit kann der Zusammenhang des dritten Dialogs Lk 9;61-62 sowohl mit Lk 17,31 wie auch mit Lk 14,33f erklärt werden. Mit dem Überliefern dreier P:erikopen aus Q (Lk 9,58ff; Lk 14,26ff und 17,22ff) hat Lukas in ähnlicher Weise verfahren. In der Rede vom Kommen des Menschensohnes Lk 17,22-37 setzt Lukas das Logion aus der Mk-Apokalypse (Mk 13,15-16) zum Ausdruck des plötzlichen Kommens des Menschensohnes und zur Warnung davor in Lk 17,31 und das Logion von der Q-Nachfolge (Mt 10,39) zur Individualisierung und Aktualisierung des endzeitlichen Geschehens in Lk 17,33 ein. 184 Für die Redaktionalität von v. 33: A. SCHULTZ, Nachfolg.en, S. 90ft'; J.H. DEGENHARDT, Lukas, Evangelist der Armen, Stuttgart 1965, S. 111-112; J. DUPONT, Renoncer a tous ses biens (Lc 14,32), NRT 93 (1971) 561ff. 85 Vgl. dazu J. DUPONT, Renoncer, S. 565-567, 569-570. 86 Vgl, auch J. DUPONT, Renoncer, S. 563-564.
55
REDAKTION UND INTERPRETATION
In der Q-Nachfolge Lk 14,26ff verkürzt Lukas das dritte Logion aus 1:~V ~uX~v &IXU1:0Ü in seiner Wiedergabe. Zum Abschluss der Perikope bildet er den redaktionellen Vers in Anlehnung an v. 26-27, und gerade wie bei Lk 9,61-62 verwendet er das gleiche Verb &7t01:OCO"O"e:O"&IX~ mit dem gleichen Adjektiv e:()&e:1:0C; in v. 33.35. In seiner Bearbeitung von Lk 9,61-62 aber hat Lukas das Mk-Logion (Mk 13,15-16) sehr stark umgestaltet, indem er es dem Kontext v. 57-60 anpasste, und kam dabei vielleicht auf die Rede Jesu von der Voraussetzung zur Nachfolge in Q (Mt 10,37-39 par Lk 14,25-26ff), und zwar wahrscheinlich deswegen, weil die Nachfolge in Lk 9,58ff (wenigstens v. 59-60) wie in der Q-Nachfolge von Mt 10,37-39 par Lk 14,26ff die Idee des Aufgebens von allem ausdrückt, und weil das apokalyptische Logion (Mk 13, 15-16) nach der luk Theologie um der Individualisierung und Aktualisie· rung willen wenigstens implizite zusammen mit dem Logion vom Verlust der Seele in der Q-Nachfolge (Mt 10,39 par Lk 14,26 "seine eigene Seele") als eins betrachtet werden kann (vgl. Lk 17,33). So hat er die Bitte des Nachfolgekandidaten um Abschied von den Familienangehörigen und die Antwort Jesu als eine Warnung vor Verlust der Basileia Gottes verbunden, und zwar in Anlehnung an Lk 9,59: e7thpe:~6v [Lo~ 7tPW1:0V ••• 61; 7tPW1:0V ~€ e7thpe:~6v [Lo~, gerade wie er den Schlussatz der Q-NachfoJge Lk 14,33 in Anlehnung an Lk 14,26-27 gebildet hat. Damit erklärt sich die Frage, warum Lk 9,61-62 sowohl mit Lk 17,31 wie auch Lk 14,33 in literarischem Zusammenhang steht. Q (Mt 10,39) und bewahrt nur das Wort
3) Lk 9,61-62 und 3König 19,19-21 (LXX) Wie schon oft erwähnt, steht die Eliaschristologie hinter den v. 6162 87 , wie vielleicht auch bei Mk 1,19-20~8. Denn, Lk 9,61-62 steht mit der Berufung des Elisha parallel: 3Kg 19,19-21 (LXX): a) Hier bestellt Elisha den Acker mit dem Pflug auf dem Feld:
b) Der Mann bei Lk, wie Elisha, wünscht die Nachfolge, aber bittet um die Genehmigung Abschiedsbesuch von seiner Familie zu machen: 3Kg: ,
I
&XOAOU&~O"<.O O"O~, ,L'
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Lk:
&XOAOU&~O"<.O O"m und 3Kg XIX1:lXqnA~O"<.O O"O~, ...., \ 'J' I
...." t: ~ 7tp<.01:0V 1X7t01:1X",1X0"'lJ"1X~
1:0~C;
e:~c;
1:0V OtXOV
Lk:
[Lou.
~7 Z.B.B. PLUMMER, Lk, S. 268; J.M. CREED, Lk, S. 142; E. ELLIS, Lk, S. 152 (bezweifelt); K.H. RENGSTORF, Lk, S. 131; J. SCHMID, Lk, S. 178; GRUNDMANN, Lk, S. 205f; T.W. MANSON, Sayings, S. 73; P. DABECK, Siehe, es erschienen Moses u. Elias, Bib 23 (1942), S. 182; F. HAHN, Hoheitstitel, S. 403. 88 Wie schon J. COUTTS, Classification oi some Narrative Units in the Synoptic Gospels, StuEv (B 1959) S, 148-155, hingewiesen hat, geht es bei der Parallelität Mk 1,16-18 etc. mit der Elisha-Berufung vielleicht um die literarische Gattung; so auch Th. AERTS, Suivre Jesus, S. 482-483, A. 22, und F. HAHN, Die Nachfolge in vorösterlicher Zeit, in ,,Anfänge der Kirche, Evangelisches Forum", Göttingen, 1967, S. 16-17. A. SCHULZ, Nachfolgen, S. 100-103, sieht dabei noch die literarische Abhängigkeit von 3Kg 19,19ff.
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LK
9,57-62:
DIE NACHFOLGE
c) Der grundsätzliche Unterschied besteht aber in der Antwort Elias und Jesu. Elias gestattet den Abschiedsbesuch 89, Jesus hingegen wirft ein pro.phetisches Mahnwort ein 90. Elisha folgt Elias nach, aber vor der Nachfolge will er Abschied von seinem Vater nehmen. Jesus fordert die sofortige Nachfo.lge ohne Aufschub. Der neue Elias ist mehr als der Elias des alten Bundes. Mit dem Anbruch der Basileia Go.ttes ist die Zeit des AT vorbei. Um der Basileia willen muss man alle Verbindung ohne Aufschub abbrechen. Sonst würde man für die Basileia nicht tauglich sein. Auch schon bei Lk 9,54 kommt "ein bedeutsamer antithetischer Akzent zur Elias-überlierung" 91 zum Vorschein. Do.rt vermahnt Jesus den Jakobus und Johannes, die Samaria mit Feuer vom Himmel zugrunde richten zu wollen, wie es Elias damals getan hatte (vgl. v. 54). Der Himmelfahrtsweg Jesu (vgl. v. 51) spielt auf die Aufnahme des Elias in den Himmel an (4Kg 2). Der Einleitungsvers v. 57a zeigt, dass auch die Nachfolgeperikope als ein Ereignis auf dem Weg zum Himmel, nach Jerusalem, betrachtet werden kann. Wie kann man das Elias-ElishaVerhältnis in Zusammenhang mit Jesus als dem neuen Elias bringen? Es wäre zuträglich, sich hier einmal den Bericht über die Himmelfahrt des Elias (2Kg 2,1-15) ins Gedächtnis zurückzurufen. Unmittelbar vor seiner Himmelfahrt sagt Elias seinem Nachfolger Elisha dreimal, dass er (Elisha) zurückbleiben so.lle: "Bleibe do.ch hier! denn Jahwe hat mich nach Bethel gesandt" (v. 2). "Bleibe doch hier! denn Jahwe hat mich nach Jericho gesandt" (v. 4). "Bleibe doch hier! denn Jahwe hat mich an den Jordan gesandt" (v. 6). Aber Elisha ging ihm nach, sich immer an ilm hängend und jedesmal auf gleiche Weise erwidernd: (v. 2,4,6) ,;So. wahr Jahwe lebt, und so. wahr du selber lebst, ich verlasse dich nicht". Nach E. Haag!l2 geht es im Himmelfahrtsbericht des Elias um das gegenseitige Verhältnis der beiden Propheten Elias und Elisha 93. Die Entschlossenheit des Elisha, seinem Meister bis zum letzten, bis zum Ort der Himmelfahrt nachzufo.lgen, die in der dreimaligen AntWo.rt zum Ausdruck kommt, wird ein Vorbild der ,Prophetenjünger. Gerade darauf scheint Lukas gekommen zu sein, als er die dreimalige Nachfolgeszene überlieferte. Bei der dreimaligen Antwort Jesu in Lk 9,57ff handelt es sich jedesmal um die Entschlossenheit in der Nachfolge, gleichgültig ob ein Nachfolgewilliger selber die Entschlossenheit verspricht wie bei v. 57 oder ob Jesus, der Meister, diese Entschlossenheit von seinem Kandidaten fordert wie bei v. 59,61. Es scheint also. die Erinnerung des Lukas an die Entschlossenheit des Elisha zur Nachfolge vor der Himmelfahrt des Elias als Typos hinter 8'9 "Ober den Sinn von lek sub in 1Kg 19,20(TM} gibt es Meinungsverschiedenheiten, vgI. A. SANDA, Die Bücher der Könige, Münster, 1911, S. 453f. 90 VgI. H.J. BLAIR, Putting One's Hand on the Plough, Lk 9,62 in the Light of 1Kings 19,19-21, ExpTim 79 (1967-8) 342c342, betont die Parallelität zwischen Elias und Jesus in der Entschlossenheit der Nachfolge. 91 W. GRUNDMANN, Lukas, S. 204. 92 E. HAAG, Die Himmelfahrt des Elias nach 2Kg 2,1-15, Trier TZ 78 {1969} S. 1S-32. 93 Ibid.
ZUSAMMENFASSUNG ZU KAPITEL Ir
57
der luk Nachfolgeperikope zu stehen 1)4. Jesus reist nach Jerusalern, zum Himmelfahrtsort v. 51, wie Elias einstmals zum Jordan, seinem Himmelfahrtsort, gewandert ist: Lk 9,51 &.V&A7J!1.~~C; - 4Kg 2,9 &.VIXA7JWp&'ijVIX~ Seine Nachfolger müssen ihm entschlossen ohne Rücksicht auf ihren Vater oder auf ihre Familienangelegenheiten bis zum Himmelfahrtsort nachfolgen, treuer als Elisha damals Elias gefolgt ist, weil der Menschensohn (Lk 9,58) der zukünftige himmlische König ist. Auch die redaktionelle Einführung "unterwegs" zum Aufnahmeort entspricht gut der Episode der Nachfolge des Elisha, die als ein Ereignis auf dem Weg zur Himmelfahrt des Elias erzähl t wird: Lk 9,57a: 4Kg 2,11:
7tOpe:U0!1.~VWV IXU't"WV EV 't"'ij o~iJ> XlXt EY~Ve:'t"O IXU't"WV 7tOpe:u0!1.~v{t)v
E7tOpe:uov't"o
Der dreimalige Dialog über die Nachfolge Jesu bei Lk scheint daher auf die Berufung Elisha in 3Kg 19,19-21 und zugleich 4Kg 2,1-15 anzuspielen.
Zusammenfassung zu Kapitel 11
Die NachfO'lge konkretisiert sich nach Lukas in der Verkündigung (v. 60b). Weil Jesus, der Menschensohn, heimatlos nach Jerusalem wandert (57-58), muss auch sein Nachfolger, der Verkünder der Basileia GO'ttes, auf seiner Missionsreise heimatlos sein. Gerade dieser Charakter der heimatlosen Nachfolge-Verkündigungsreise fordert den Verzicht auf die natürliche Verbindung mit der eigenen Familie; diese Aufforderung Jesu geht sO' weit, dass sein Verkünder auch die Pflicht seinem Vater gegenüber aufgeben muss (v. 59-60). Da ist aber für Lukas eine Erfüllung des Gesetzes des Alten Bundes in einem höheren Sinn. Die Boten Jesu bereiten den Weg des Herrn. Im Unterschied zum Vorläufer Johannes, der auch den Weg Jesu vorbereitete, sind sie Nachfolger Jesu. Die Wegbereiter Jesu unterscheiden sich als NachfO'lger vO'm Vorläufer. Weil sich die Nachfolge in der Verkündigung der Basileia GO'ttes realisiert, wird die Nachfolge auch in der nachösterlichen Zeit durch die Verkündigung des Weges des Herrn fO'rtgesetzt. Darum hat Lukas die NachfO'lgeperikope durch die Idee der Vorbereitung des Weges des Herrn (Lk 9,52; 10,1 und 9,57a) eingeklammert. Die Wegtheologie dient also zur heilsgeschichtlichen FO'rtsetzung der Aufgabe des Vorläufers Johannes und zugleich der Nachfolge Jesu in der nachösterlichen Zeit. Mit dem Befehl der Verkündigung der Basileia Gottes v. 60b richtet Lukas sein Auge mehr und mehr auf die Vorbereitung des KO'mmens der Basileia Gottes (v. 60b; v. 62 und 10,9.11). Deshalb löst Lukas ein LogiO'n aus der MarkusapO'kalypse Mk 13,15-16 heraus, um es durch Umgestaltung als ein MahnwO'rt J esu über die Bereitschaft zum Kommen O'der zum Ein94 L. GASTON, No Staue on Another. Studies in the Significance of the Fall of Jerusalem in the Synoptic Gospels, Leiden, 1970, S. 289, sieht im Verbot des Abschiedsbesuches durch Jesu in Lk 9,62 "rejection of the role of Elijah". Aber nicht "rejection",. sondern eine Verschärfung, wie F. HAHN, Die Nachfolge, S. 17, notiert.
58
LK
9,57-62:
DIE NACHFOLGE
tritt in die Basileia Gottes in die Nachfolgeperikope einzusetzen (v. 61-62). Dadurch verknüpft sich die Nachfolge noch enger mit dem eschatologischen Gedanken. Die Nachfolge ohne Aufschub ist schon eine Vorbereitung zum Kommen der Basileia Gottes. üb sich diese Vorbereitung durch die Missionstätigkeit konkretisiert (v. 60), oder ob sie sich ohne direkte Missiünstätigkeit durch Verzicht auf alles realisiert (v. 61-62), ist nicht von Belang. So oder sü ist die Nachfülge ohne Aufschub ein Akt um der Basileia wi1len geworden. Elias ist eine eschatolügische Gestalt. Jesus ist mehr als der Elias des Alten Bundes. Er fürdert vün seinen Anhängern mehr als der erste Elias (3Kg 19,19-21), weil er der Elias des Neuen Bundes ist, der König der Basileia Gottes, der als Thronanwärter zum Himmelfahrtsürt reist. Die Reise zum Himmelfahrtsort könnte auch in den dreimaligen Nachfolgedialogen betrachtet werden, welche den dreimaligen Nachfolgedialogen zwischen Elias und Elisha vor der Himmelfahrt (4Kg 2,1-15) entsprechen. Weil Jesus der kümmende König ist, sendet er seine BOoten zur Vorbereitung seines Weges, was in den folgenden Kapiteln behandelt wird.
KAPITE
IH
Lk 10,1-16: Die Aussendung der zweiundsiebzig Jünger
A. Analyse
I. Fragestellung Es handelt sich hier um die Redaktionalität bzw. Ursprünglichkeit der luk Aussendung der Zweiundsiebzig in Bezug auf die matthäische (Mt 10,7-16). Für diese Frage ist die Aussendung der Zweiundsiebzig mit der mathhäischen zu vergleichen, also nicht direkt mit der markinischen überlieferung. Man hat die Ursprünglichkeit der luk Wiedergabe der Q-Aussendung gewöhnlich dadurch bewiesen, dass in der Mt-Viedergabe viele Bestandteile oder Indizien der markinischen überlieferung enthalten sind. Durch diese Methode erwies es sich richtig, dass die luk Wiedergabe in Lk 10 wesentlich ursprünglicher ist als die matthäische. Aber hat Lukas in der Q-Aussendung gar nicht redaktionell eingegriffen? Gibt es in der luk Wiedergabe in Lk 10 keinen Einfluss der Mk-Tradition? Hat Lukas bei der Wiedergabe der Q"Aussendung keine Rücksicht auf den Reisebericht genommen? Die Frage bleibt noch offen. Das zweite grosse Problem ist das Verhältnis der luk Aussendung der Zweiundsiebzig zu der luk Aussendung der Zwölf {Lk 9,2-5). Welchen Sinn hat jede dieser zwei luk Aussendungen? Zur Lösung der Probleme ist zuerst die Iliterarische Analyse angebracht. H. Literarische Analyse
Die Analyse teilt sich in sieben Abschnitte: 1) v. 1-2a; 2) v. 2-4; 3) v. 57; 4) v. 8-11; 5) v. 12; 6) v. 13-15 und 7) v. 16. 1) Der Einleitungssatz v. i-2a: pou~ Eßi30[L~xov't"oc
Mo, xoct
&7tecr't"E~AEV
ME't"OC i3e 't"ocü't"oc X't"A.
&vei3E~~Ev
0
xopw~
e-re-
i) Die Komposition [LE't"& + Akk. Subst. kommt oft bei den Synoptikern vor: Mt 8X, Mk 8x und Lk 10x. Aber der Gebrauch [LE't"& + Akk. Pronom. Demonstrativ Neutrum findet sich bei den Synoptikern, ausser hier und Mk 16,12, nur noch bei Lk 1. In derPerikopeneinleitung ist die1 Lk 5,27 diff Mk; 10,1; 12,4 diff Mt; 17,8 S; 18,4 S; sonst in Apg 5,37 (Sing.); 7,7 (Zitat von Gen 15,14); 13,20; 15,16 (Zitat von Amos 9,11); und 18,1. Joh verwendet oft diesen Gebrauch (12x). Vgl. HAWKINS, Horae, S. 21.43.
60
LK
10,1-16:
DIE AUSSENDUNG DER ZWEIUNDSIEBZIG JÜNGER
ser Wortgebrauch noch bei Lk 5,27 und Apg 18,1 angewandt. Lk 5,27 muss als luk redaktionelle Abkürzung des Mk.Stoffes angenommen werden. So ist auch unsere Stelle wahrscheinlich redaktionell. TIXUTIX bezieht sich auf die vorangehende Perikope Lk 9,57-62. ii) &ve:~e:~~e:v: Das Verbum kommt ausser hier im NT nur noch in Apg 1,24 vor, in der LXX hingegen 19 X (vgl. 2Makk 9,25). Als Substantiv findet es sich in Lk 1,80. Sein Sinn ist hier: "jemanden einsetzen, als Eingesetzten proklamieren". "Die Einsetzung der Siebzig trägt den Charakter eines öffentlich-rechtlichen Aktes" 2. iii) b xupWC;: Der Titel für den historischen Jesus findet sich bevorzugt im luk Sondergut, und zwar in allen diesen Fällen in Ko.rpus des Erzählungsstückes 3 • In der Wiedergabe der markinischen Traditio.n bei Lk kommt er nur vor bei Lk 19,31 (par Mk 11,3; Mt 21,3) und 19,34 diff Mk. Aber in Einleitungsversen von luk Q-Abschnitten kommt er 7 X vor 4, sonst auch in P: 22,61 2x. Es scheint redaktionell zu sein 5. Den Sinn dieses Titels im luk Gebrauch hat I. de la ,Potterie eingehend untersucht ". Nach ihm bedeutet der Titel hier den Herrn, und zwar den messianischen König. Diese Bedeutung bestätigt sich im unmittelbaren Kontext, d.h. durch den Ruf und Anspruch Jesu zur Verkündigung der Basileia Gottes (Lk 9,60.62; 10,9.11) und ferner im Gleichnis vo.n den anvertrauten ,Pfunden (Lk 19,12-27). Diesen Gebrauch (Jesus als der messianische König) legt auch das im Satz verwandte Verbum fest: &ve:~e:~~e:v. Das Verbum trägt den Charakter eines öffentlich-rechtlichen Aktes. In 2Makk 9,25 hat das Verb als sein Subjekt den König: &VIX~e:~e:~XIX TOV ulov 'AvTto.xo.v ßIXO"LAEIX. iv) (XIX~) tTe:po.uc; Eß~o.[L~xo.vTIX Mo.. Worauf bezieht sich tTe:po.uc;? Es gibt zwei Möglichkeiten: auf Lk 9,52 7 oder auf die Aussendung der Zwölf Lk 9,1-16 8 • Wahrscheinlicher ist jedoch, dass tTe:po.uc; sich unmittelbar auf die vorangehende Stelle 9,52 bezieht. Denn der literarische und inhaltliche Parallelismus zwischen 9,52 und 10,1 weist auf das enge Verhältnis vo.n Lk 10,1 und 9,52 hin (vgl. auch Kap. I, B, III, 1). Die Differnz zwischen der Zahl 70 oder 72 liegt je nach der Handschrift so. vo.r 9 : 70 nach TM und 72 nach LXX. Im Judentum ist diese :2 H. SCHLIER, &.voeadXVUf.tt, TWNT II, S. 30. In der Apg 1,24 ist die Bedeutung: "enthüllen, offenbaren". 3 1,43; 2,11; 7,13; 10,39.41; 13,15; 16,8; 18,6; 19,8; 24,3.34. 47,19; 10,1; 11,39; 12,42 und 17,5.6 diff Mt. 5 REHKOPF, op.cit., S. 95, N. 48, nimmt kyrios als protolukanisch an. H. SCHÜRMANN, Protolukanische Eigentümlichkeit?, S. 225, schreibt gegen Rehkopf "protolukanisch ist weniger wahrscheinlich". " I. de la POTIERIE, Le titre kyrios applique a Usus dans l'Evangile de Luc, Melanges Beda Rigaux, Gembloux 1970, S. 126-127. 7 Diese Meinung vertreten z.B. B. WEIS; W. GRUNDMANN, Lk; G.G. GAMBA, op.cit., S. 34-38, besonders S. 35 usw. 8 Vor allem PLUMMER, LAGRANGE, J. SCHMID. 1) Leseart mit xoe!: ~ C koine ADW, ohne xoe!: P75 B pc sy. Mit Mo: P75 BD pc lat ,y sa bo, ohne auo: ~ CKL AW '&ACP pI. Vgl. B.M. METZGER, Seventy or Seventy-Two Disciples?, NTS 5 (1958-9) 299-306. (Leseart p45 für Mo in Merk-Auflage ist nach Metzger ein Irrtum, S. 299, Anm. 1).
ANALYSE
61
Zahl sehr beliebt liD. Welche Zahl bei Lk ursprünglicher ist, kann mit Sicherheit nicht entschieden werden. Immerhin scheint wahrscheinlicher zu sein, dass Lukas die Zahl 72 geschriebn hat; denn, a) textkritisch ist die Zahl 72 tetxus difficilior (die Zahl 70 textus facilior (numerus rotundus); b) auch p75 ist für die Zahl 72; c) wie man noch später sehen wird, ist Lk 10,17 im Rückblick auf Lk 9,49-50, die Erzählung über den fremden Exorzisten, gebildet worden, die auf die Episode von Eldad und Medad und den 70 Ältesten in Num 11,16ff anspielt. Mit Bdad und Medad wird die Zahl der Prophezieenden in Num 11 zweiundsiebzig 11. v) xod &7tec)'t"ELAEV OCU1"OOC;; &.v<X Mo 7tpO 7tpocr6mou OCU1"ou. Der Satz ist mit 9,52 parallel: xocl. &7tecr1"ELAEV &yyeAouc;; 7tpO 7tpocr6mou OCU1"OU (vgl. Kap. 1, B, III, 1). &v~ MO:12: Die paarweise Sendung entspricht der Sitte der zwei Jochgenossen (~EUYOC;;) im Spätjudentum. Sie betont die Rechtsgültigkeit einer Zeugenaussage 14. ,Sie ist "der apostolische Grundsatz des Doppelzeugnisses" 1,s, und kommt besonders in den Iuk Schriften vor: Apg 13,2; 15,27.39.40; 17,14; 19,22; Lk 19,29 (par Mt 21,1; Mk 11,1) und Lk 22,8 (Petrus und Johannes, statt Mk 14,13 Mo 't"iilv [Loc&"Y]1"iilv OCU1"ou). Die paarweise Sendung bei der Aussendung der Zwölf wird nur bei Mk 6,7 erwähnt. Erwähnenswert ist noch die paarweise Sendung der Boten Johannes des Täufers (Lk 7,18). Die Wendung 7tpO 7tpocr6l1tOU OCU1"OU bereitet auf den folgenden Satzteil vor: dc;; 7toccrocv 7tOA.LV xocl. 't"07tOV o(j ~[LEAAEV X1"I... Weil dieser Satzteil redaktionell ist (vgl. unten), ist der Ausdruck 7tpO 7tpocr6mou OCU1"OU wohl auch redaktionell, wahrscheinlich dem Satz 9,52 nachgebildet. vi) dc;; 7toccrocv 7tOALV xocl. 1"07tOV o(j ~[LEA.AEV OCU1"OC;; gPXEcr&OCL. Auch dieser Satzteil verrät den lukanischen Stil: a) o(j: Da gPXEcr&OCL ein Verbum motus ist, gebrauchte man im Klas.sischen für das Adverb motus. Aber in der Koine ist der Unterschied zwischen 03 und verschwunden 1'6. Das Pronomen Relativum definitivum o(j kommt noch bei Mt 3 X, Lk 5 X und Apg 9 X vor 17. Aber weder bei Mk noch bei Johannes. Der Gebrauch bei Mt und bei Lk ist jedoch nicht gleich. Lukas gebraucht es mit Substantiv und seine Bedeutung ist "ou" im Französischen. Matthäus verwendet es ohne Substantiv, ausser Mt 28,16 wo aber o(j sich zu "welchem" nähert. Deshalb ist nach H. Pernot 1,8 0 (j lukanisch: "forme personelle". b) OCU1"OC;; bei Lk 10,1 wird von W. Michaelis zum betonten OCU1"OC;; 19.
or
or
Vgl. Belege in der zitierten Arbeit von H.M, METZGER, S. 303-304. Vgl. Th. ZAHN, Lk, S. 410; PLUMMER, Lk, S. 272; für die Zahl 72: B. WEISS, Lk; LAGRANGE, Lc; J.M. Creed, Lk (auch mit Eldad und Modad); J. SCHMID; für die Zahl 70: SCHLATI'ER; G. GAMBA, op.cit., S. 40-42. 13 Andere Leseart &Vd: Mo Mo: BaI, ist eine Conflatio von &Vd: Mo mit Mk 6,7 Mo 1)00. 14 Vgl. J. JEREMIAS, Paarweise Sendung im NT, in "New Testament Essays for T.W. Manson", Manchester, 1959, S. 136-143. 15 MORGENTHALER, Die lukanische Geschichtsschreibung als Zeugnis, 11., Zürich, 1948, S. 8. l'ß F W. FARRER, The Gospel according to St. Luke in Greek, Cambridge, 1912, S. 248. 17 Mt 2,9; 18,20; 28,16; Lk 4,16.17; 10,1; 23,53; 24,28; Apg 1,13; 2,2; 7,29; 12,12; 16, 13; 20,6,8; 25,10; 28,14. 18 H. PERNOT, Etude sur la langue des Evangiles, Paris, 1927, S. 158 und 161. 1:9 W. MICHAELIS, Das Unbetonte xoct 0&.6<; bei Lukas, ST 4 (1951) 86-93. 100
11
62
LK
10,1-16:
DIE AUSSENDUNG DER ZWEIUNDSIEBZIG JÜNGER
Das betonte IX.u"t"oe; ohne XIX. [ kommt auch in Perikopeneinleitungen (Lk 3, 15 Sv; 24,36 S), wie hier und am Schluss der Perikope vor (4,30 Sv; 5,16 Sv), sonst im Sondergut (11,28; 23,9; 24,21) und auch im Mk-Stoff, obschon es sich nicht in Mk selbst befindet (Lk 8,37 diff Mk; 11,17 diff Mk-Mt; 8,54 par Mk 5,40 aber mit Abkürzung). Deshalb ist unser IX.1hoe; sicher redaktionell. c) Die Wendung de; niicrIX.v nOAtV XIX.~ "t"onO'v 0'6 ~fLe:AAe:V IX.u"t"oe; ~PXe: cr.&IX.t ist auch inhaltlich redaktionell. Denn der Zweck oder das Ziel der Aussendung ist die Verkündigung der Nähe des Reiches Gottes, wie es in v. 9 und v. 11 steht. Darum ist bei der Vorbereitung für das Kommen des Herrn in v. 1 die Nähe der Herrschaft Gottes (~yytxe:v ~ ßIX.crtAe;[IX. "t" ..&e:O'u) mit dem Kommen des Herrn identifiziert. Und wie man später sehen wird, bezieht sich die Verkündigung der Nähe der Herrschaft Gottes andeutungsweise auf die universale Mission (die auch die Judenmission einschliesst). Die universale Mission ist wohl durch den folgenden Satz angedeutet: de; niicrIX.v nof..w XIX.~ "t"onO'v. Es könnte sein, dass die Städte und Orte, zu denen die Jünger ausgesandt wurden, in der vorlukanischen Tradition nur jüdische Orte waren ~o. Denn ,iOrte" ("t"onO'e;) scheint eine Reminiszenz an das Mk-Element zu sein (Mk 6)1), welches Lukas bei der Wiedergabe der Aussendung der Zwölf gestrichet hat ~!1. Aber mit dem Zusatz 0'6 ~fLe:AAe:V IX.u"t"oe; ~PXe:cr.&IX.t und mit dem Zusammenhang des Kommens Jesu durch das Kommen der Herrschaft Gottes v. 9.11 schliessen "alle Städte und Orte" auch die Heidenstädte nicht mehr aus. In diesem Sinne ist der Ausdruck redaktionell. vii) v. 2a ~Ae:ye:V ae: npoe; IX.u"t"O'ue; ist redaktionell 22. Ergebnis zu v. i-2a: Lk 10,1-2a ist von Lk stark bearbeitet worden. ,,"t"onO'e;' scheint eine Reminiszenz an Mk 6,11 zu sein. Die adverbiale Wendung fLe:"t"tl ae: "t"IX.u"t"IX. mit h€pO'ue; dient zur redaktioneLlen Verbindung mit der Nachfolgeperikope 9,57-62; die Aussendungsformel &n€cr"t"e:tAe:V nponpO'crcJ:mO'u IX.u"t"O'u ist mit Rücksicht auf Lk 9,52 redaktionell nachgebildet worden. de; niimxv nOAtV XIX.~ "t"onO'v 0'6 ~fLe:AAe:V IX.u"t"oe; ~PXe:cr.&IX.t ist als Zweckbestimmung der Mission formuliert worden. Ausserdem kann man vermuten, dass die Anzahl 70 oder 72 in Rücksicht auf Mk 9,38-40 (Lk 9,49-50) erst von Lk gebildet wurde. Obwohl die paarweise Sendung an sich jüdisch ist, kann angenommen werden, dass Lukas hier im Blick auf die verschiedenen paarweisen Sendungen in Apg formuliert hat. Die Sendung in "t"onO'v ist, wie gesagt, eine Erinnerung an Mk 6,11. Wenn alle diese Elemente redaktionell sind, lässt sich vermuten, dass auch das Verb &v€ae:t~e:v mit xupwe; redaktionell ist.
:2Q J. SCHMID, Lukas, S. 183: "Die 72 werden hier nur nach jüdischen Orten ausgesandt, nicht zu den Samaritern oder Heiden". 21 T. SCHRAM, Markusstoff, S. 23. 22 Die Wendung f),EYEV Mist lukanisch, vgl. HAWKINS, Horae, S. 18.39. Vgl. auch die Analyse von Lk 9,S7a.
ANALYSE
63
2) v. 2b-4 '23:
In v. 2b-4 finden sich vier Lo.gien: die Forderung Jesu zum Gebet für die Mitarbeiter der Ernte (v. 2b); die Aussendung der Jüger als Schafe unter Wölfe (v. 3); das Verbot der Ausrüstung für die Mission (v. 4a); und das Verbot des Grüsses auf dem Weg (v. 4b). Mit Ausnahme von v. 4b sind alle drei Logien vo.rlukanisch (vgl. Mt 9,37-38; 10,9-10a.l6). Zwei dieser Logien {Lk 1O,3.4a) unterscheiden sich von ihrer matth Version (Mt 1O,16.9-10a). In der Frage nach der Ursprünglichkeit vo.n Inhalt und Abfo.lge haben J. Schmid und nach ihm H. Schürmann sich für die lukanische Version entschieden und ihre Meinung üinreichend begründet 24. Ihre Ergebnisse werden hier vorausgesetzt. Nur v. 4b ist als redaktionell verdächtig, wie die fo.lgende Analyse zeigt. 4b:
xod [.L1)a~v(X x(x"t"t>: "t"~v oaov occrmx.cr1)cr&e.
!Die Wendung x(x"t"t>: "t"~v oMv befindet sich in den Evangelien nur hier, sonst im NT nur in Apg: 8,36; 24,14; 25,3 und 26,13. Daher mag sie lukanisch sein :25, inso.fern es eine Stilfrage ist. Das Verb &:Oitcf.~O[.L(xL kommt auch in Mt 10,12 vor:2'6. Aber bei Mt ist es als Gruss beim Eintritt ins Haus gebraucht, wogegen Lukas es als Gruss auf dem Wege verwendet. Es lässt sich vermuten, dass erst Lukas das Verbot des Grusses auf dem Weg gebildet hat. Dabei hat er das Wort &:cr7tcf.~O[.L(xL scho.n in Q, wie es in Mt steht, gefunden, und zwar in v. 5, wo. er das Wo.rt &:cr7tcf.~O[.L(xL vor Mye"t"e (nach 7tp(;)"t"ov) gestrichen hat. Die luk Wendung x(X"t"t>: ~v oMv konnte Lukas leicht bilden, weil er das Verbot zur Rüstung für den Weg (dc:; Ty)'" oa6v) bereits in der Mk-Tradition gelesen hat (vgl. Lk 9,3 und Mk 6,8). Das Verbot des Grusses könnte auch an das Verbot des Grusses für Gehazi durch Elisha erinnern (4Kö 4,29)27. JedenfaLls findet man bei dem Verbot des Grusses eine Entsprechung in der vorangehenden Nachfolgetheologie Lk 9,61-62 28 : es dient zur Fortsetzung des Gedankens der Nachfolge ohne Aufschub um der Basileia willen. Es ist aber zuzugestehen, dass das Grussverbot aus der vorluk Tradition entnommen worden sein kann:29 •
:23 Unsere Analyse dieses (v. 2b4) und des nächsten (v. 5-7) Abschnittes wird im Druck nicht mehr wiedergegeben. Die Ergebnisse sind mit denen Untersuchungen von J. Schm~d und H. Schürmann (unten) identisch. :24 J. SCHMID, Matthäus und Lukas (BStu 23/24), Freiburg, 1930, S. 260-266; H. SCHÜRMANN, Jesu Abschiedsrede Lk 22,21-38 (NtlAbh 20,5) Münster, 1957, S. 118-119; idem, Mt 1O,5b-6 und die Vorgeschichte des synoptischen Aussendungsberichtes, in Neutestamentliche Aufsätze (Fs. J. Schmid) Regensburg, 1963, S. 2700. 25 SCHLATIER, Lukas, S. 276, erke=t den lukanischen Stil an, lasst es trotzdem zu Q gehören. :2'6 Sonst Mt 5,42; Mk 2X. Lukas, ausser hier, noch in 1,40 und Apg 5x. Die Häufigkeit bei der Apg ist für seinen Charakter natürlich. 27 So T.W. MANSON, Sayings, S. 257. 28 Vgl. G.G. GAMBA, La Portata universalista, S. 26. '29 Vgl. H. SCHÜRMANN, Sprachliche Reminiszenzen, S. 121, N. 16. Für ihn ist dagegen das matthäische &mtcicr"l)cr.&e: eine Nachbildung von Q (Lk v. 4b) und Lk ursprünglicher (nicht unmöglich !).
·64
LK
10,1-16; DIE AUSSENDUNG DER ZWEIUNDSIEBZIG JÜNGER
3) v. 5-7
Lukas unterscheidet v. 5-11 in scharf getrennter Formulierung zwei Themen, nämlich Grussform (Hausmission) und Stadtmission, die bei Mt ineinander verwoben werden 30: v. 5-7 beim Eintritt in ein Haus ist der zentrale Gedanke der des "Grusses": dp~v1J 'Ti;) o'ixcp 'T01hi;); v. 8-11 bei der eigentlichen Mission (Stadtmission) ist die Verkündigung der Nähe der Basileia Gottes mit Krankenheilung das zentrale Thema. Bei Mt sind, wie erwähnt, der Gruss beim Eintritt in ein Haus und das Ziel der Stadtmission völlig miteinander verschmolzen worden. In diesem Fall ist die luk Wiedergabe sicher ursprünglicher. Denn man könnte zwei verschiedene Sachen (Gruss und Verkündigung) leicht miteinander verschmelzen, das Gegenteil aber ist schwieriger, künstlich und forciert. Die überlieferung, in welcher die Verkündigung der Nähe der Basileia das Kernstück der Mission bildet, wie bei Lk, ist sioher ursprünglicher als diejenige, in welcher der Gross sein Zentrum ist 31, obgleich bei Mt der Gruss messianisches Heil bedeutet 32. Dass die in v. 5-7 vorliegenden Elemente auch im Einzelnen bei Lk ursprünglicher ist, haben J. Schmid und H. Schürmann gut bewiesen. Man darf hier darum ihre Ergebnisse voraussetzen .3a. 4) v. 8-11
In diesem Abschnitt können nur drei Momente als sekundär gelten: die Vorschrift über das Essen, die Reihenfolge der Krankenheilung-Basileia-Verkündigung und tq;>'{)fLOCi;; in v. 9. i) tcr&lE:'TE: 'Tel 7tllPll'TL&EfLE:Vll ufL~v Das Verb 7tllPll'Tl&1JfLL kommt bei Lk 5x vor 34. Im Sinne von "jemandem das Essen vorsetzen, darbringen" verwendet Lukas es auch in Lk 11, 6 S und Apg 16,34. Diese Wendung ist geläufig, vgl. 1K 10,27 35 • Vers 8 ist mit v. 7a gcr&oV'TE:i;; xlll 7tlVOV'TE:i;; 'Tel 7tllP' lltm';)V parallel. Ob die Anweisung über das Essen in v. 8b (Apodosis) sekundär aus v. 7a nachgebildet wurde, ist schwer zu entscheiden 3'6. Auch wenn diese Anweisung über das Trinken v. 8b vorlukanisch ist, ist sie jedenfalls sekundär. Denn, a) "Essen im Haus" ist natürlicher als "Essen in der Stadt"; b) das Wort "Essen" gleich Diesen Unterschied betont H. SCHÜRMANN, Mt 10,5b-6 (Untersuchungen S. 147). So auch F. HAHN, Das Verständnis der Mission, S. 35-36. 3'2 Die Bedeutung des Friedensgrusses bei Lk ist im Hinblick auf Lk 10,9 (die Verkündigung der Basileia) zu verstehen; vgl. F. HAHN, Das Verständnis der Mission, S. 35: "Solcher Friedensgruss steht bei den Boten Jesu nun aber unter dem Vorzeichen der Aussage der Gottesherrschaft und erhält von dO'I't Sinn und Kraft". 33 Vgl. die oben (24) zitierten Arbeiten beider Autoren. 34 Lk 9,16 par Mk 6,41 diff Mt; 11,6 S; 12,48 Sv; 23,46 S und Apg 4x. 35 Hat Lk 10,8 etwas zu tun mit dem Problem der Verunreinigung durch Speisen in den heidnischen Ländern (vgl. lKor 10,27)? Th. ZAHN, Lk, S. 415; HOLZMANN, Synoptiker, S. 358; EASTON, Lk, S. 160; HAucK, Lk, S. 140; J.M. CREED, Lk, S. 145; E. CHARPENTIER, L'Evangile. Lc 17,11-19. L'Etranger appeIe au salut, AssSeign 67 (1967) S. 42, A. 1; M. HENGEL, Die Ursprünge der christlichen Mission, NTS 18 (1971-2) 36. 36 EASTON, Lk, S. 160, hält die Apodosis von v. 8 "Trinken" für eine luk Nachbildung von v. 7a; vgl. HOLzMANN, Lk, S. 358. 30
l!1
ANALYSE
65
nach dem Eintritt in eine Stadt ist zu überraschend. Natürlicher wäre es, gleich naoh dem Eintritt in die Stadt die Basileia Gottes zu verkündigen. ii) v. 9: Die Krankenheilung mit der Venkündigung der Basileia Gottes. Das Adjektiv OCcr&EV~C; ist hapax bei Lk 37 , aber in Apg gebraucht Lk es 3 X: Apg 4,9; 5,15.16. Apg 5,15 kann eine Erinnerung an M1
or-r!V€~: vgI. Apg 7,53; 8,15; 9,35; 10,41.47; 11,20.28; 12,10; 13,31.43; 16,12.16f; 17,1Of; 21,4; 23,14.21.33; 24,1; 28,18; vgI. HAENCHEN, Apg, S. 199, A. 5; &'TCO,v't"€~ ist auch lukanisch (vgI. Kap. I, B, H, 2). 39 OUV Konstruktive Koordinierende Konjunktion, BLAss-DEBR., S. 452, 1.
5
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LK
10,1-16: DIE AUSSENDUNG DER ZWEIUNDSIEBZIG JÜNGER
Aussätzigen. Zwischen der kurzen Rede Jesu v. 19 und der Frage der Pharisäers wird kein Satz eingesetzt, welcher die Änderung des Kontextes verrät. Die grammatische Konjunktion zwischen v. 19 und v. 20 ist die Partikel ~E in v. 20: em:pcu'r'Y]&dc; M. Das Partizip e7tEpcu'r'Y]&dc; könnte auch den Zusammenhang mit der Rede Jesu v. 19 verstärken. Zu beachten sind die Reden Jesu vor jeder Heilung. Aber in jedem Falle unterscheiden sie sich durch den Ei:nleitungsvers des Heilungsberichtes, vgl. Lk 13,10; 14,1 und 17,11. Jede der drei Heilungen ist also eng mit einer Rede über das Reich Gottes verbunden, und in der Abfolge kommt zuerst die Heilung und dann die Rede vom Reich Gottes. Diese Reihenfolge befindet sich bei den Synoptikern nur im luk Reisebericht. Sie entspricht aber der Eigentümlichkeit der Abfolge in der luk Aussendung der Zweiundsiebzig verglichen mit den anderen Aussendungen. Es ist jetzt aufzuweisen, dass diese Abfolge nur dem luk Reisebericht mit der Aussendung der Zweiundsiebzig eigen ist. b) In allen unten genannten Stellen ist die Reihenfolge "zuerst Rede, dann Heilung" erhalten: (l) das Summarium bei Mk 1,39 par Mt 4,23.24 par Mt 9,35, und Lk 5,17. Mk: x'Y]PU(l"(l"CUV .•. 'ra a()(~[l6v~()( exßOCAACUV Mt: a~M(l"xcuv ... x'Y]pU(l"(l"cuv .• &EP()(7tEUCUV, Lk: ~v a~M(l"xcuv .. x()(l MV()([l~C; xup[ou ~v dc; 'ro tii(l"&()(~ ()(u'r6v. (2) Lk 4,31-32 (in Kapernaum) + 33.37 (Heilung der Besessenen) par mit Mk '0 A6yoC; oihoc; bei der Heilung Lk 4,36 entspricht dem o A6yoC; ()(u'rou 4,32. Der Lehrvortrag ist also mit der Heilung gekoppelt. Hier aber geht die "Lehre" voran. Das gleiche gilt auch bei Mk: ~~~()(X-Yj X()(W~ Mk 1,27 mit e7tl 'r'ii a~a()(x'ii ()(u'rou v. 22. Die Reihenfolge "LehreHeilung" ist also traditionell. (3) Mk 2,23-28 (das Ährenraufen am Sabbat par Mt und Lk) + Mk 3,1-6 (Heilung der verdorrten Hand am Sabbat par Mt und Lk). Die Reihenfolge ist traditionell. (4) Mt 5-7 (die Bergpredigt) + Mt 8,1-4.5-13.14-15 (drei Heilungen). Hier erkannt man die redaktionelle Reihenfolge, aber nach dem traditionellen Vorbild. (5) Mt 9,14-17 (die Fastenfrage) + Mt 9,18-26 (Tochter des Jairus und eine blutflüssige Frau) mit Mt 9,27.32-34 (Heilung zweier Blinden und eines stummen Besessenen). Die Fastenfrage wird durch einen absoluten Genitiv 'r()(u'r()( ()(u'rou A()(AOUV'rOC; ()(U'rOLC; 9,18 mit der Heilung der Tochter des Jairus verbunden. Die Reihenfolge ist redaktionell. (6) Lk 6,17-46 (Feldpredigt) + 7,1-10 (die Heilung des Knechtes eines Hauptmannes). Die Reihenfolge ist redaktionell. Vgl. auch Lk 8,4-21 (Jesu exemplarische VoJkspredigt) und dann Lk 8,22-56 (Jesu exemplarisches Helfen in Israel) ~o. Diese Reihenfolge - zuerst die Rede, dann die Heilung - entspricht der Abfolge bei der Mt-Mk-Lk-Aussendung der Zwölf Jünger. Dieses Phänomen sollte man nicht als zufällig betrachten. Die Abfolge in der luk Aussendung der 72 Jünger - zuerst Heilung und dann die Verkündigung der Basileia - kann lukanisch sein 4\ denn H. SCHÜRMANN, Lk, S. 444. Nach H. SCHÜRMANN, Mt 10,Sb-6 (Untersuchungen S. 139-140c und S. 141c), habe
4Q So 41
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ANAL"YSE
auch die ReihenfoJge der drei Heilungen mit den Reden bzw. Gleichnissen über die Basileia Gottes im luk Reisebericht ist redaktionell, wie wir später sehen werden. Dass diese Reihenfolge lukanisch ist, ergibt sich sowohl aus Apg 1,1 7to~d'l '!e: xod IM&crxe:~'1 und Lk 24,19 &'1~p 7tpocp~'!y)c; au'llX'!OC; e'l ~py<:> xIX1 My<:> 42, wie auch aus Lk 9,2, ein Vers, der, obwohl von Lk 10,9 beeinflusst, doch die Mk-Reihenfolge "Verkündigung-Heilung" beibehält. Lukas scheint bei der Bearbeitung Lk 9,2 auch die ursprüngliche Reihenfolge von Lk 10,9 gelesen zu haben. Es lässt sich daher vermuten, dass der Befehl der ~rankenheüung in Lk 10 ursprünglich nach der Formel ~yy~xe:'1 ~ ßlXmAdlX '!.&. in v. 9 gestanden hat. Warum hat Lukas dann aber diese Reihenfolge umgekehrt? Vielleicht wollte er die Krankenheilung noch enger mit der Verkündigung der Nähe der Basileia verbinden; denn ecp' u(1.iic; (bei ~yy~xe:'1) bezieht sich auf den Satz A€ye:'!e: IXU'!01:C;, und das Pironomen lXu'!o1c; muss sich zuerst und vor allem, obwohl nicht exklusiv, auf das unmittelbar davor stehende '!ouc; e'l IXU'!~ &cr&e:'1e:1c; beziehen. Hier erhält man einen Einblick in die luk Theologie. Die Herrschaft Gottes, das Heil, ist vor allem zu den Kranken, Verkrüppelten, den Sündern gekommen. Die Krankenhehlung mit der Basileiathematik in Lk 13,10-17; 14,1-6 und 17,11-19 steht auf der gleichen Gedankenlinie. iii) v. 9: ~yy~xe:'1 ecp' u(1.iiC; ~ ßIXO"~AdlX '!ou &e:ou. ecp' u(1.iic; kommt in der Warnung vor der Nähe der Herrschaft Gottes in v. 11 nicht vor, auch nicht in der Parallelstelle Mt 10,7, noch bei Mt 3,2 und 4,17 (par Mk 1,15, vgl. Lk 21,31). Die Wendung findet sich aber in einer ähnlichen BasileiaFormel bei Lk 11,20 (par Mt) &plX ~cp&IXO"e:'1 ecp' u(1.iic; ~ ßlXmAdlX '!ou &e:ou. Da die Formel bei Lk 11,20 vorlukanisch ist, mag die wendung ecp' u(1.iic; in 10,9 von 11,20 redaktionell beeinflusst worden sein 43. Vielleicht veranlasste die Umstellung der Krankenheilung vor der Basileia-Verkündigung die Einfügung der Wendung ecp' u(1.iic; in diese Formel, um dadurch das Kommen der Basileia Gottes zu den Kranken zu betonen.
5) v. 12 MyCJ) u(1.1'1 (h~ I:oa6(1.o~c; €'1 '!~ ~(1.€pCf exd'lYJ &.'1e:x'!6'!e:po'l ~cr'!IXL exd'lYJ Man vergleiche zuerst den Unterschied bei Mt 10,15: a) Lk: MY6:J u(1.1'1 ()'!L b) Lk: I:oM(1.o~c; c) Lk: €:.v '!~ ~(1.€pCf exd'lYJ d) Der Satzteil &'1e:x'!6'!e:po'l
~ '!~
7t6Ae:L
- Mt: &(1.~'1 A€yCJ) u(1.1'1 - Mt: YYJ I:oM(1.CJ)'1 xIX1 rO(1.6ppCJ)'1 - Mt: e'l -1)[LEPCf xp[cre:CJ)C; lO''!IX~ ist bei Lk nach-, bei Mt aber voran-
gestellt. Welche Wiedergabe ist ursprünglicher? Man mag das Problem durch den Vergleich mit Mt 11,23b-24 lösen.
: i i ' ·~'!~-rr~t erst Mt unter dem Mk-Einfluss die luk Reihenfolge (Heilung-Verkündigung) umgestaltet. 4;2 Aber bei Moses ist die Reihenfolge umgekehrt: Apg 7,22: Y)'1 ~e ~uvo,;ot'oe; tv A6YOLe; x. ~pyOL e;, vgl. Mk 6,30 bei den Jüngern: TC~yye:~AIXV ... I5crlX tTCO(1)crIXV XlXt I5crlX t~(~IX~IXV; Mt 5,19: Be; ~'&v TCOL~crYl XlXt ~LM~YI. 43 So auch H. CONZELMANN, Die Mitte, S. 98; EASTON, Lk, S. 160.
'*
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LK
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a) Mt 11,23b 8't"L ,gibt das Motiv zum 23a, aber der Satz von 23b ist mit v_ 21b parallel: 21b: 8't"L d ev Tupcp 23b: 8't"L d
x~l ~LaWVL
ey€vov't"o
~t aUV<X!L€Lt; ~t Y€V0!L€V~L ev U!LLV ev ~OM!L0Lt; ey€v1j&YJO"~v ~t aUV<X!L€Lt; od Y€V6!L€V~L ev O"o~
b) Aber der Nachsatz von 23b verrät den Mt-Stil: Partikel rl.v mit Indikativ befindet sich bei Mk 2 X, Lk 6 X, von denen drei Stellen mit Mt gemeinsam sind, und Mt 7 X: Mt 11,21 par Mk; 11,23 Sv; 12,7 Sv; 23,30 Sv; 24,22 par Mk; 24,43a diff Lk; 24,43 par Lk und 25,27 par Lk_ Davon werden die folgenden SteHen als redaktionell angesehen: Mt 12,7 Einschub; 24,43a Einschub, wo auch rl.v nach dem Verb kommt; 25, 27 ist zwar mit Lk 19,23 gemeinsam, aber &v steht nach dem Verb diff Lk (= vor dem Verb); 24,43b par Lk, wo bei Mt sowie bei Lk &v vor dem Verb steht_ Aber in v. 43a hat Matthäus &v nach dem Verb eingesetzt: eypYJYopYJO"€V rl.v. Das gleiche Verfahren fi:ndet sich in unserer Stelle Mt 11,23: e!!L€LV€V rl.v vgl. auch 7t<XA~L rl.v im v. 21b. c) Die Wendung !L€XpL 't""tjt; cr1J!L€POV wird noch in Mt 28,15 gebraucht. d) Der Satzteil von v. 24 7tA~V AEYCJ) U!LLV kommt im NT ausser hier und v. 22 diff Lk (= ohne AEYCJ) U!LLV) nur noch in Mt 26,64 (diff Mk-Lk) zum Vorschein. "O't"L bfindet sich nicht im parallelen Vers v. 22. Deshalb scheint dieses 8't"L von Lk 10,12 beeinflusst zu sein. Ausserdem entspricht das Pronomen U!LLV dem ev O"oL Der Satzteil AEYCJ) U!LLV 8't"L ausser 7tA1jV ist also aus Lk 10,12 entstanden. e) y"tj ~oM!Lc.>v so auch bei Mt 10,15. Bei Chorazim, Bethsaida und Tyrus-Sidon sind nie y"tj beigefügt worden, wie auch Sodom in v. 23b. Es gibt keine einzige Stelle in der LXX, wo Sodom mit y"tj erwähnt wird und keine einzige Stelle im hebräischen Alten Testament, wo Sodom mit adam zusammengesteHt ist. Ausserdem setzt Matthäus gern y"tj zu geographischen Namen und Völkernamen hinzu: Mt 2,6.20.21; 4,15; 11,24. y"tj ist darum sicher matthäiseher Zusazt wie auch bei Mt 10,15 44 • f) Die matthäisehe Wendung ev lJ!L€pqt xp~O"€c.>t; ist sekundär; denn Mt hat das Q-Wort vom Zeichen des Jonas ev 't"?j Xp(O"€L ohne Zusatz von lJ!L€P~ wiedergegeben: Mt 12,41.42 par Lk 11,31.32 ohne lJ!L€P~. Auch in der luk Wiedergabe vom Wehruf Lk 10,14 steht ev 't"?j Xp(O"€L. Aber in der Mt-Wiedergabe liest man ev lJ!L€pqt xp(O"€c.>t; (Mt 11,22). In diesem Fall ist die luk Wiedergabe sicher ursprünglicher. So muss lJ!L€P~ bei Mt 11,24 Mt-Zusatz sein 45, vgl. Mt 12,36. Ergebnis: Mt 11,23b-24 ist ein matthäiseher redaktioneller Zusatz 46. Weil Mt die Q-Aussendung (Lk 10,12) gelesen hat, als er den Wehruf über 44 B.S. EASTON, Lk, S. 161: "He (Mt} has changed SOodomites into the land, etc. tOo obtain a better COontrast with city". 45 Mit EASTON, Lk, S. 161; BUSSMANN, S. 65; J. SCHMID, Mt-Lk, S. 267. Für A. SCHLATTER, Lk, S. 502, ist aber Mt ursprünglicher: "Lukas hat eine palästinische Wendung beseitigt" . 46 Dafür auch D. LÜHRMANN, Logionquelle, S. 62; gegen BULTMANN, Tradition, S. 118; MANSON, Sayings, S. 77.
ANALYSE
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die Städte Galiläas aufschof, setzte er den kleinen Wehruf von Q (Lk 10,12) hier ein. Nach dem Vorbild von Lk 10,13 (par Mt 11,21b) hat er dann den iS'n-Satz Mt 11,23b geschaffen. Ist diese Vermutung richtig, dann ist der Vers Mt 10,15 sekundär, d.h. Matthäus selber hat den Wehruf nach dem Vorbild von Q (Lk 10,12) gebildet, was sich im Folgenden bestätigt: a) y'lj und ~fl6PIX Xp[crEW<; sind matthäisch. b) &.fl~v Myw üfl~v ist matthäiseh. Die Formel gebraucht Matthäus 30X, Mk 13x und Lk nur 6 X, obwohl Lukas die Formel oft vermeiden will 47, schreibt er hier A6YW üfl~v ohne &.fl~v. Wahrscheinlich hat Lukas es ohne &.fl~v schon in der Tradition gelesen. c) Dabei hat Matth zur Stilverbesserung das Prädikat &.vEX"r6TEpov nach vorn geschoben. Die Stellung des Logions: sowohl bei Lk wie auch bei Mt steht das Logion am Schluss der Anweisung für den Fall der Abweisung der Boten in der Mission (Lk 10,10-11; Mt 10,4), was noch einmal auf die Ursprünglichkeit der Q-Aussendung bei Lk gegenüber der matthäisehen hinweist 48. 6) v. 13-15
nie Abweichung der 'luk Wiedergabe des Wehrufes von der matthäisehen ist sehr gering eYEv~.lhJcrlXv v. 13, statt des Mt-Imperfektes eytvoV't'o; xlX.&1jflEVO~ v. 13b kommt bei Mt nicht vor; zu nA~v v. 14 wird bei Mt der Satz Myw üfL~v ·eingesetzt; statt des luk ev Tri Xp[crE~ v. 14 setzt Mt ~fL6plX. In der Wiedergabe von TOU 4aou streicht Mt den Artikel. Der Mt-Vers- 23b24 ist sekundär, wie wir schon gesehen haben. Es handelt sich nun hier um den Zusammenhang der Perikope v. 13-15 (mit v. 16) mit der vorangehenden Aussendungsrede: Die Verknüpfung der Weherufe v. 13-15 unmittelbar mit dem Weheruf von v. 12 ist als redaktionell verdächtig 49, denn a) es ist zu unerwartet, die Weherufe über die bestimmten Städte zu hören, ehe die Jünger gesandt werden, d.h. ehe man weiss, ob die Städte die Jünger aufnehmen oder verweigern werden. b) Die Rede v. 12 ist noch an die Jünger gerichtet: A€:Yw üfl~v iST~. In v. 13 ff aber richtet sich der Ruf in direkter Rede nicht an die Jünger, sondern an die Städte. Wo standen dann vodukanisch die Weherufe von Lk 10,13-15? Entscheidend ist dafür die Stellung des Lobpreises des Vaters Lk 10,21-22. Der gleiche Lobpreis steht auch bei Mt, und zwar unmittelbar nach den Weherufen (Mt 11,25-27). Von daher standen die Weherufe vorlukanisch schon vor dem Lobpreis. Muss man mit der Möglichkeit des redaktioneHen Zusatzes von der Rückkehr der 72 Jünger v. 17-20 rechnen, müssten die Weherufe wie bei Mt unmittelbar vor dem Lobpreis stehen GO. CADBURY, Style, S. 157-158. Vgl. J. SCHMID, Mt-Lk, S. 279; D. LÜHRMANN, Logionquelle, S. 62, meint, dass das Logionerst als redaktionelle übergangswendung bei der Verbindung von der Aussendungsrede und dem Drohwort, also in der Redaktion von Q entstanden ist. 49 T.W. MANSON, Sayings, S. 77, vermutet, dass direkt nach v. 12 der Vers 16 folgt. Vgl. W. GRUNDMANN, Lk, S. 211. ·5'0 MANSON, Sayings, S. 77, der auch die lukanische redaktionelliit Umstellung von v. 13-15 im Bezug auf v. 16 hält; D. LÜHRMANN, Logionquelle, S. 62. 47
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7) v. 16 üer Spruch ist eine beachtliche Komposition: a) b) c)
t
,
1
("..,,,..,
,
o il.XOUCUV ufLcuV cfLoU il.XOuc~ xod 0 a&c't"&v ufLii~ efLe a&c't"c~ ae efLe &'&c't"6)V a&c't"c~ 't"ov a7toO"'t"cLAIXV't"OC fLc.
o
In jedem der drei Satzteile ist eine Klammer eingebaut: axoucuv 0 a&c't"6)v ... &.&c't"d, efL~ ... fL~ Der Satzteil b) steht als Gegensatz zu a) und zwischen b) und c) besteht ein Stufenparallelismus "step-parallelism" 51. Die Varianten des Logions v. 16 finden sich in dem Spruch des Motivs Mk 9,37 (par Mt 18,5; Lk 9,48) und in Mt 10,40, wo er als Abschluss der matthäischen Aussendungsrede steht 52. Der gemeinsame 'Punkt, abgesehen von redaktionellen Nuancen in den überlieferungsvarianten in Mk 9,37 usw., besteht darin, dass sie alle ein wohlwollendes Tun gegenüber anderen Menschen als Dienst an J esus selbst ansehen. Dabei unterscheidet sich das Logion Lk 10,16 von den übrigen Varianten darin, dass es dieses wohlwollende Tun durch das Verb axoucLV ausdrückt, obwohl alle anderen Varianten es durch a~XcO"&IX~ zur Sprache bringen (freilich ausser Jo 13,20 AlXfLßocvcov). Es ist deshalb berechtigt, zu fragen, ob das Logion Lk 10,16 mit den Verben axouc~v und lX&c't"c~V vorlukanisch oder redal.f;tionell ist 53. i) Matthäus neigt dazu, die Wendung des Verbums axouc~v mit Genitiv Objekt zu vermeiden; denn einerseits ist diese Wendung bei Mt sehr selten M; andererseits hat Mt auch bei seiner Wiedergabe der Mk-Vorlage das Objekt im Genitiv durch den Akkusativ ersetzt, so z.B. wo Markus in der Aussendungsrede Mk 6,11 die Wendung axoucLV UfL6)V überliefert, schiebt Matth ein Akkusativ-Objekt ein: axouc~v 't"oü~ A6you~ UfL6)V, vgl. auch Mt 15,10 tilgt fLoU von Mk 7,14, und Mt 26,65 diff Mk 14,64 (Mt 't"~v ßAIXcr
axouc~,
So C.F. BURNEY, The Poetry of Our Lord, Oxford 1925, S. 90. Dass all diese Logien als Va:rianten auf eine gemeinsame Tradition zurückgehen, vermutet T.W. MANSON, Sayings, S. 78; dagegen R. BULMANN, Tradition, S. 153. 53 EASTON, Lk, S. 161: "Lk has modified. And the negative form is likewise a peculiarity of tbis occurence in Lk"; vgl. auch A. HARNACK, Sprüche und Reden Jesu, S. 62-64. Für J. SCHMID, Mt.,Lk, S. 278-279, ist das Logion bei Lk ursprünglicher; Mt sei aus Mk 9,37 übernommen. R. BULTMANN, Tradition, S. 153, meint, dass Lk 10,16 keine eigentliche Variante von Mt 10,40, Mk 9,37, sondern eine selbständige Bildung sei; aber er schreibt das Logion der palästinensischen Gemeinde zu: "Eine Bildung der Gemeinde, und zwar liegt auch bier wohl ein jüdisches Wort zugrunde". 54 Mt 2,9 S; 17,5 ist eine Wiedergabe der Mk-Vorlage Mk 9,7 par Lk 9,35 und nur noch in 18,15 mit 7tOCPOCKOUe:~V diff Lk 17,3 mit fLe:-rocvoW. 55 Die Wendung in Mk 6,20 2x (Sondervers) &KOUcrOC<; ocu-rou 7toAM iJ7t6pe:~, Koct 7)8e:oo<; ocu-rou 7)KOUe:V und 12,37 KOCt Ö 7tOAU<; 8XAO<; 7)KOUe:V oco-rou 7)8e:CiJ<; diff Mt 23,1, Lk 20,45 ohne Objekt. Bemerkenswert ist die Wendung in 6,20 und 12,37; in beiden Versen wird &KOUe:~V mit ~8e:CiJ<; gebraucht, das im NT ausser in 2K 3 X nur noch hier vorkommt; ferner ist 12,37 ein Einleitungsvers. Deshalb ist es wahrscheinlich, dass beide VeI'se 51 52
ANALYSE
71
Der Gebrauch des Verbums &xoue:~v mit Genitiv-Objekt ist in den luk Schriften sehr oft belegt: Lk 13 X und Apg 26 X 56. Die Verse, bei denen dieser Gebrauch vorkommt, erweisen sich oft als redaktionell 57. Wenn Lukas den Mk-Gebrauch des &xoue:~v mit GenitiveObjekt in seiner Wiedergabe nicht aufnimmt, gibt es dafür einen Grund 58. Daraus lässt sich vermuten, dass die Verwendung des Verbums &xoue:~v mit Genitiv-Objekt 0(LWV t(L0u in Lk 10,16 redaktionell ist. ii) Das Verb &3-e:"e;'i;v verwendet Lukas nur noch in Lk 7,30, und zwar mit &xoue:w v. 29 wie in 10,16 und in gleicher Reihenfolge: 7tcx<; 0 AlXo<; &XOU(JlX<; ... ot ae: CPlXP~(JlX'i:o~ .. ,,~v ßouA~v "ou 3-e:ou ~3-E:TY)(JlXV. Mt gebraucht das Verb niemals; Mk nur zweimal in Sv '59. Obwohl die Verse Lk 7,29-30 aus der vorluk Tradition stammen 60, verraten sie doch luk Stileigentümlichkeiten, z.B. 7tcx<; 0 AlXO<;'61 und ~ ßouA~ "ou &e:oü '62. Die Aneinanderreihung der Verben &xoue:~v-&&e:"e:'i:v ist möglicherweise redaktionell, zumal wegen der Stellung vom Logion Lk 10,16, welches unmittelbar auf die Weherufe über die gali:läischen Städte folgt; denn, die Mt-Wiedergabe dieser Weherufe findet sich direkt nach der Rede Jesu über den Täufer Mt 11,7-19, in der die Parallelstelle Lk 7,30 vorhanden ist. Das Verb &3-e:"e:'i:v wird in Lk 10,16 viermal gebraucht, während das Verb &xoue:w hier nur zweimal vorkommt. Das Logion ist in Mt 10,40 und Mk 9,37 nur positiv formuliert. Der Grund für den viermaligen Gebrauch des negativen Verbs &3-e:"e:'i:v in Lk 10,16 besteht vermutlich darin, dass Lukas dieses Logion unmittelbar hinter die Weherufe Jesu gegen die unbussfertigen Städte angefügt hat. Daraus ergibt sich, dass die Wendung der Verben mit Genitiv·Objekt 0(LWV und t(L0ü, und &3-e:"e;'i;v in Lk 10,16 redaktionell ist. Mit den beiden redaktionell sind. Die Wendung &.xoue:tv mit Genitiv Objekt findet sich auch noch in Mk 6,11. Vgl. auch 9,7 par Mt 17,5 par Lk 9,35; Mk 7,14. Mk 14,58 ist vermutlich redaktionell, vgl. Mt 26,61; 14,64 oben. 1>6 Lk 2,46.47; 6,18.47; 9,35; 10,16; 15,1.25; 16,29.31; 18,36; 19,48; 21,38. Apg 1,4; 2,6.11; 3,22 (Dt 18,15); 3,23 (Dt 18,19); 4,19; 6,11.14; 7,34 (Ex 3,7); 8,30; 9,7; 10,46; 11,7; 14,9; 15,12.13; 17,32; 18,26; 22,1.7.22; 24,4.24; 25,22; 26,3.29. 57 So z.B. Lk 15,1 Einleitungsvers; 16,31 (Schlusswort, parallel mit 16,9). In 18,36 kommen die luk Wörter 3~omope:ue:a&lX~ und 7tuv.&&ve:a&IX~ (welches letztere Verb in Lk 2x, Apg 7X vorkommt) in Verbindung mit dem Fragesatz '1'[ 1t~Tl 'I'OÜ'I'O vor; ähnliche Wendung mit 7tuv&&ve:a.&IX~ auch in Lk 15,26 und Apg 21,33; Lk 19,48 als Perikopeneinklammerung mit 21,38; vgl. Mk 11,18. 58 So z.B. Mk 12,37 diiT Lk 20,45, die Mk-Stelle rst eine Perikopeneinleitung, daher redaktionell (vermutlich). Im Gegensatz zu Mk 14,64 lässt Lk (22,71) das Objekt 'I'1j<; [3AIXatp'IJf1.[IX<; weg, nicht wegen seiner Abneigung gegen das Genitiv-Objekt, sondern aus Hochachtung der Person Jesu; für ihn blasphemiert nicht Jesus, sondern die Mitglieder des Hohenrates, vgl. Lk 22,65, worin Lukas die "Blasphemie" von Mk 14,64 einschiebt. 59 Mk 6,26 und 7,9. 6,0 Argument dafür vgl. H. SCHÜRMANN, Lk, S. 422-423. 61 AIX6<; verwendet vorwiegend Lukas unter den NT-Schriftstellern: Mt 14X; Mk 2X; Lk 36x; Jo 2x; Apg 48X. Die Wendung des AIX6<; mit 7tii<; ist vorwiegend in den luk Schriften im NT belegt. '62 Das Wort [30UA-I] verwendet nur Lukas unter den vier Evangelisten: in Lk 2X und Apg 7X, im NT noch Paulus 2X und Heb IX; im Sinne des Gottesheilsplanes mit 'I'OÜ &e:oü in Lk 7,30 und Apg 2,23; 4,28 (ohne 'I'OÜ &e:oü); 13,36; 20,27.
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Verben hat Lukas vermutlich das traditionelle Logion umgestaltet, welches in Mt 10,40 auch als Schluss der Aussendungsrede vorkommt; dabei hat Lukas die Partizipialwendung des Logions (~e:X6fLe:vo~) beibehalten. m) Die Stellung des Logions ist möglicherweise auch redaktionell. Das Logion folgte vermutlich unmittelbar nach v. 12 in der vorluk Tradition 63, weil die Rede von den Weherufen gleich nach v. 12 nicht ganz folgerichtig ist und die Weherufe in Q unmittelbar vor dem Lobpreis standen (vgl. A, II, 6). iv) Warum hat Lukas die traditionelle Wendung des Logions aexe:O'&IX~ durch &.xoüe:~v ersetzt? Und woraus nimmt er &.xoüe:~v? Gibt es irgendwo in der Aussendungsrede selbst einen Ansatzpunkt zur Aufnahme des Verbums &.xoüe:~v? Lukas hat schon die Rede von der Aufnahme der Jünger aus seiner Vorlage übernommen Lk 10,8 und v. 10: d~ ~v ?Xv TC6A~V dO'epX1)O'&e: XIX~ (fL1) )~ex(Ov"t'lX~ ufLiX~. Durch das Logion Lk 10,16 setzt er die Aufnahme der Jünger mit dem Hören auf die Jünger gleich. Solch ein Verfahren ist ebenfalls lukanisch. Man kann dafür einen Beleg aus Lk 8,13 aufweisen. a) Lukas behandelt die Theologie des Wortes Gottes in Lk 8,4-21. Er hat die Einleitungsverse der Perikope Lk 8,1-13 aus der Q-Aussendung geschaffen: Mt 9,35 und 11,1 '64. Es ist aber auch möglich, dass Lk 8,1 von der Vorlage Lk 10,1 und 1O,9b beeinflusst wurde'65. Jedenfalls scheint Lukas in 8,1 schon auf 10,1 vorauszuschauen '6'6. Es ist deshalb angebracht, den Vers 10,16 mit 8,13 zu vergleichen. Unter Rücksichtnahme auf das Hören des Wortes Gottes zählt Lukas im Kontext von 8,13 vier Gruppen von Menschen auf, v. 12-15. Als die Menschen der zweiten Gruppe beschreibt er Leute, die das Wo,rt Gottes hören 1.I'TlXv &xoüO'(oO'~v, es zwar mit Freude aufnehmen ~exov"t'lX~ und zum Glauben kommen, aber in Zeiten der Anfechtung abfallen ev XIX~pi» TCe:~plX O'fLoU &.q>[O'''t'IXV''t'IX~ '67. Im Unterschied zum Verb AlXfLß&vouO'~v bei Mk-Mt verwendet Lukas das Verb ~exov"t'IX~, welches als Terminus der Missionssprache damals im Umlauf war, vgl. Lk 18,17; Apg 7,38; 8,14; 11,1 und 17,11 ,68. In diesem Gleichnis ist das Hören eine Vorbedingung zur Aufnahme des WÜ
M
ANALYSE
in der Stadt, wo er empfangen wird (v. 9 und v. 11), die Verkündigung der Basileia Gottes durch den Sendling zum Ziel hat, ist in dem Begriff aexe:cr&<x~ auch die Annahme der Verkündigung bzw. das Zum-Glauben-Kommen mit einbegriffen. So ist das Annehmen eines Sendlings mit dem Hören auf ihn identifiziert. Um dem gastlichen Aufnehmen v. 8,10 eine deutliche Konnotation der Missionssprache zu verleihen, hat Lukas vermutlich die traditionelle Wendung von aexe:cr&<x~ des Logions in 10,16 durch axoue:~v ersetzt. Die traditionelle Wendung des Logions durch das Verb aeXe:cr&<x1. könnte nicht sO' missiÜ'narisch verstanden werden, wie es die InterpretatiÜ'nen der Varianten in Mk 9,37, Lk 9,48 und Mt 18,5 zeigen. Hätte Lukas die traditiÜ'nelle Wendung im Logion 10,16 beibehalten, wäre die Aussendungsrede wegen der VerdÜ'ppelung des WÜ'rtes aexe:cr&<x~ in v. 8, v. 10 und v. 16 nicht nur stilistisch nicht glatt, sondern auch nicht sO' deutlich missionarisch gewesen, weil das Wort aexe:cr&<x~ in einem anderen Sinne als im missionarischen verstanden werden kann. c) Was veranlasste nun Lukas zum Ersetzen des aexe:cr&<x~ im Logion durch axoue:~v? Gibt es einen Anhaltsunkt dafür in der Aussendungsrede selbst? In der ParaHelstelle von Lk 10,10 liest man die matth Wiedergabe der Aussendung der Zwölf Jünger wie folgt: x<Xt (Je; &v f1.~ ae~'Y]-r<x~ uf1.iie; f1.'Y]~E: ax.oucrY) -roue; Myoue; uf1.&v X-rA. Das Verb axoue:w gibt Matthäus aus der MkNorlage wieder, Mk 6,11: x<Xl (Je; &v -r67toe; fL~ ae~'Y]-r<x~ uf1.iie; f1.'Y]~E: axoucrwmv uf1.&v. Um das Genitiv·Objekt des Verbums axoue:~v in den Akkusativ. umzusetzen, was der Neigung des Matthäus entspricht (vgl. A, n, 7, i), schiebt Matthäus -roue; Myoue; in seiner Wiedergabe ein. In der luk Aussendung der Zwölf Jünger Lk 9,5 fehlt gerade das "Euch-Hören" axoue:~v uf1.&v. Vermutlich hat Lukas es mit der Absicht gestrichen, es in die Aussendungsrede der 72 Jünger einzusetzen. So darf man vermuten, dass die sÜ'nst in anderen Varianten nicht belegte Wendung des Logions. in Lk 10,16 durch axouwv uf1.&v eine Beeinflussung der Markusaussendung ist. Er hat die traditionelle Wendung des Logions von ~exe:cr&<x~ (Mt 10,40) einfach durch axoue:w uf1.&v aus der Mk-Tradition ersetzt '69 und dabei die partizipiale Wendung aus der TraditiÜ'n beibehalten:
8) Zusammenfassang der Analyse von Lk 10,1-16 i) Der Einleitungsvers Lk 10,1-2a ist redaktionell. Die Zahl 72 ist in Rückblick auf Mk 9,38-40 (Lk 9,49-50) als eine Anspielung an Num 11, 26-30 gestaltet worden. -r67tov (in de; 7tiicr<xv 7t6),.~v x<Xl -r67tov) ist eine Erinnerung an Mk 6,11. Die Aussendungsformel ist eine Nachbildung von Lk 9,52. ii) Das Verbot des Grusses auf dem Wege in v. 4b scheint im Rückblick auf Lk 9,61-62 gebildet zu sein. iii) Das Adjektiv acr&e:vde; in v. 9 ist wahrscheinlich redaktionell. Die '69 Möglich ist, dass die Wendung ,xxouetv ÜILNV vom Redaktor in seine vormarkinische Tradition eingesetzt wurde, so REpLOH, op.cit., S. 53, A. 14.
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10,1-16:
DIE AUSSENDUNG DER ZWEIUNDSIEBZIG JÜNGER
Abfolge zuerst Krankenheilung und dann die Basileia-Verkündigung v. 9 ist im Hinblick auf den Reisebericht gestaltet worden. iv) ecp' Ü!Loc~ in der Formel der Basileia-Verkündigung v. 9 dient zur Betonung des engen Zusammenhanges der Krankenheilung mit dem Kommen der Basileia Gottes. v) Die Weherufe v. 13-15, die sich ursprünglich unmittelbar vor der Offenbarungsrede v. 21-22 befanden, hat erst Lukas in die Aussendungsrede eingeschoben. vi) Die Formulierung des Logions 10,16 scheint redaktionell zu sein. Sie ist teilweise von Mk 6,11 (&.xoucrwow ü!Lwv) beeinflusst und durch Lk umgebildet worden. Ursprünglich unmittelbar nach Lk 10,12 stehend, hat Lukas es an die Weherufe angereiht. Lukas hat also ein Element von Mk 6,11 ('t"67tov) in den Einleitungsvers der 72-Aussendung, ein anderes Element vom gleichen Mk-Vers (&.XOU€W ü!Lwv) in den Schlussvers eingesetzt, obwohl er die beiden Elemente in der Aussendung der Zwölf gestrichen hat.
III. Im Vergleich mit der Aussendung der Zwölf in Lk 9 Um die Bedeutung der Aussendung der 72 Jünger zu erklären, ist auch die luk Aussendung der Zwölf zu berücksichtigen. über die Vorlage der luk Aussendung der Zwölf sind sich die Exegeten einig, nämlich dass Lukas die Aussendung der Zwölf aus Markus übernommen hat. Die wichtigen Elemente von Mk, die Lukas hier nicht übernommen hat, die aber bei der Bildung der Aussendung der 72 Jünger eine Rolle zu spielen scheinen sind folgende: Mk 6,11 't"67to~ (vgl. Lk 10,1): !LYJ~e: &.xoucrWO"LV ü!Lwv (vgl. Lk 10,16) und v. 13 XIX/. ~1X~!L6v~1X 7tOAAOC e~EßIXAAoV (vgl. Lk 10,17). Aus Mk 6,13 lässt Lukas nicht nur "Salben mit öl" 70, sondern auch die von den Zwölfen gewirkte Dämonenaustreibung weg. Man vergleiche Lk 10,17ff. Wohl ist Heilen und Dämonenaustreibung dasselbe, man kann aber fragen, warum bei der Aussendung der Zwölf, obwohl ihnen die Vollmacht über die Dämonen gegeben ist v. 1, doch nicht ausdrücklich von der Ausübung die,ser Vollmacht die Rede ist, bei der Aussendung der 72 Jünger aber der Erfolg des Exorzismus erzählt wird. Diese Phänomene sind vielleicht im Zusammenhang durch den Misserfolg der Jünger in Lk 9,40 und den Exorzismus eines Fremden in Lk 9,49 erklärt. Die Perikope Lk 10,17 ff ist mit Rücksicht auf Lk 9,49 gebildet worden. Es lässt sich deraus vermuten, dass Lukas wegen Lk 9,40 es gescheut hat, den Erfolg beim Exorzismus in der Aussendung der Zwölf zu erwähnen. Es finden sich bei ihm aber auch die Elemente, die er aus der zweiten Quelle der Aussendung (Q, vgl. Lk 1O,2ff) in die Perikope der Aussendung der Zwölf eingesetzt hat, wie T. Schramm n und H. Schürmann T2, 70 Die Vorstellung einer Krankenheilung durch Salben mit öl ist im NT nur noch in Jak 5,14 belegt. 71 T. SCHRAMM, Mk-Stoff, S. 27-28. 72 H. SCHÜRMANN, Lk S. 500-505.
75
ANALYSE
zeigen. Es sind folgende: V.2, TIjv ßocO'LAdocv 't"ot) '&EOt) (vgl. Lk 10, 9), 't"o')~ &cr.&EVE~~ in Leseart N A D usw. (vgl. Lk 10,9). Absolutes Verbot (statt d fl.-Y] p&ßaov bei Mk schreibt Lk fl.-Y] p&ßaov und tilgt &AAIX 07tOaEaEfl.~VO~ crOCVMA~OC), und zwar in direkter Redein v. 3 (vgl. 10,4); v. 4 die Wendung d~ ~v rlv (vgl. 10,5); suatt 't"67to~, die persönliche Konstruktion {)cro~ im Plural (vgl. 10,8.10: a~X{UV't"oc~); v. 5 beim Verlassen der Stadt (vgl. 10,10); 't"ov xovwp't"6v (vgl. 10,11). Aus dem Q-Einfluss auf die luk Aussendung der Zwölf lässt sich vermuten, das Lukas die Aussendung der Zwölf mit die Aussendung der 72 Jünger koordiniert hat. Besonders Lk 9,2 X"y)PUcrcrE~V TIjv ßocO'LAdocv 't"oi) '&EOt) muss gefragt werden, warum oder mit welcher Absicht Lukas die "Basileia-Verkündigung" hier einsetzt und andererseits, warum er sie hier nicht vollständig schreibt, d.h. warum er nur "X"y)PUcrcrEW 't"-Y]v ßocO'LAdocv 't"ot) '&EOt)" in der Aussendung der Zwölf beisetzt und nicht die vollständige Formel ,,~YY~XEV Yj ßoccr~Adoc 't"ot) '&EOt) " wie bei Lk 10,9.11 schreibt, und warum Lukas in der Aussendung der Zwölf die Abfolge "Verkündigung-Heilung" (Lk 9,2) beibehält, obwohl er sie in der Aussendung der 72 Jünger mit umgekehrter Abfolge darstellt. Die Probleme werden im zweiten Abschnitt des Kapitels behandelt.
IV. Die Struktur der Aussendungsrede 10,1-16 Die Struktur der Aussendungsrede ist leicht zu erkennen. Lk 10,1-16 ist wie folgt aufgebaut: A. Einleitung v. 1-2a B. Hauptteil: I. Anweisung v. 2b-11:
Gebet: aE~.&"Y)'t"E Gehen in die feindliche Welt: 07t&YE't"E Armut: fl.-Y] ßoccr't"&~E't"E Verbot des Grusses: fl."Y)a~voc ... &cr7t&cr"Y)cr.&E Verhalten im Haus: A~YE't"E, fl.~VE't"E, fl.-Y] fl.E't"OCßOCLVE't"E Verkündigung der Basileia Gottes positiv: Scr.&LE't"E, .&EPOC7tEUE't"E, A~YE't"E ... negativ: d7tOC't"E ... Aufruf zur Umkehr (Weherufe) v. 12-15
a) b) c) d) e) f)
n.
In. Schlusswort v. 16.
Die Struktur von c. 2b-ll
0 fl.ev .& E P ~ cr fl. 0 ~
2ß a 3 b 40c C
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s
OC1hou AUX{UV.
fl.-Y] ßOCcr't"&~E't"E ßocAA&vnov, fl.-Y] 7t~pOCV, fl.-Y] 07tOa~fl.OC't"oc.
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4ß 5 6
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10,1-16:
DIE AUSSENDUNG DER ZWEIUNDSIEBZIG JÜNGER
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11
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ß IX cr LA e: [IX 1: 0 U & e: 0 u.
Anmerkung: geg. bedeutet ein Gegensatzpaar.
Die Struktur ist im gros sen und ganzen nicht redaktionell. Lukas hat, obwohl er mit der Q~Aussendung quantitativ wenig redaktionen verfahren ist, gerade in die wichtigen Punkte eingegriffen: die Einleitung v. 1, den Schluss v. 16 und die Mitte v. 9 (durch Einschub ecp' OfLiXe; und die Abfolge "Heilung-Verkündigung"). Sonst ist die Aussendungsrede durch die Umstellung der Weherufe erweitert.
B. Redaktion und interpretation 1. Fragestellung und Meinung
Der Reisebericht ist als königlicher Weg des Herrn dargestellt (vgl. Kap. H, B, H). In Lk 9,60c hat Lukas redaktionell den Befehl Jesu zur Basileiaverkündigung beigesetzt. Das zentrale Thema der Aussendung der Zweiundsiebzig ist die Verkündigung des Nahekommens der Basileia Gottes (Lk 10,9.l1). Wie oben analysiert, hat Lukas in der Aussendung der Zwölf nur die Formel x'Y]PUcrcre:LV ~v ßIXO"LAe:LIXV 1:0U &e:ou XIXI. iiXcr&IXL (Lk 9,2) als Aufgabe der Boten geschrieben, und zwar unter Einfluss von Lk 10,9. Aber hier in der Aussendung der 72 Jünger ist der Inhalt der Verkundigung ~YYLXe:V (ecp' OfLiXe;) 1) ßIXIJLAe:L1X 1:0\) &e:ou. Welcher theologische Unterschied liegt hier vor? Es handelt sich um die Frage, wie Lukas mit ihnen theologisch verfahren ist, ob er z.B. bei beiden Aussendungen nur an Israel gedacht hat, oder ob die Aussendungen, auch wenn sie in der vorlukanisehen Tradition nur für Israel gegolten haben, was mir sicher zu sein scheint, auch gemäss dem lukcanischen redaktions geschichtlichen Stadium als nur für Israel geltend betrachtet worden sind. Die Exegeten der letzten Jahre sind sich darin einig, dass weder Jesus noch seine Jünger
REDAKTION UND INTERPRETATION
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vor Ostern Heidenmission betrieben haben 73; sie stimmen anscheinend auch darin überein, dass J esus des Heils der Heidenvölker irgendwie eingedenk war, trotz der Beschränkung seiner Tätigkeit auf Israel zu seinen Lebzeiten 74. Hier wird der Vergleich zwischen beiden Berichten der Aussendung hinsichtlich der Redaktionstätigkeit von Lukas unternommen. Die Gründe, nach denen oft angenommen wird, dass die Aussendung der 72 für die Heidenmission sei, sind hauptsächlich vier 75. a) Die Zahl 70 oder 72 bezieht sich auf die Völkertafel von Gen 10 oder IHen 89,56 ff 7'6. b) Weherufe über die Städte Galiläas Lk 10,12 ff: "Erträglicher wird es Sodom und Tyrus·<Sidon ergehen". Diese Städte sind die Muster der heidnischen Völker im Alten Testament, und nach den Weherufen ergeht es ihnen in den Tagen des letzten Gerichtes eträglicher als den Städten Israels wie Korazim, Bethsaida und Kapernaum 77. c) Nach Lk 9,52 wandelt Jesus jetzt in Samaria und heilt einen aussätzigen Samariter in 17, 11-19 78 • d) Der Spruch von Lk 10,2 über die reiche Brnte setzt die Völkermission voraus, da die Ernte im AT ein Bild für das endzeitliche Gericht Gottes über die Völker ist 7'9. Diejenigen hingegen, die die Heidenmission für die Aussendung der Zweiundsiebzig nicht anerkennen wollen, geben folgende Gegenargumente: a) die Zahl 70 oder 72 sei eine Anspielung 0. Einige Exegeten sehen in 70 oder 72 7·3 Kein Exeget verteidigt mehr die These von Spitta, dass Jesus absichtlich zur Heidenbekehrung über die Grenzen Israels hinausgegangen sei, dass er sich nie auf Israel beschränkt habe, und dass er daher als der erste Heidenmissionar angesehen werden müsse. SPITTA, Jesus und die Heidenmission, Giessen, 1909, besonders S. 72ff und 109ff. Von der katholischen Seite vertritt M. Meinertz bereits im Jahre 1925 die Meinung, dass Jesus vor Ostern keine Heidenmission betrieben hat: M. MEINERTZ, Jesus und die Heidenmission, Münster 1925. 74 Keiner stimmt mehr der Hypothese von A. Hamac!c zu, dass Jesus selbst an die Heidenvölker gar nicht gedacht habe: A. HARNACK, Die Mission und Ausbreitung des Christetums in den ersten drei Jahrhunderten, I, 4. AufI., Leipzig 1923, S. 39-48: Jesus Christus, die Aussendung der Jünger und die Weltmission. 75 W. GRUNDMANN, Lk, S. 207; J. JEREMIAS, Jesu Verheissung für die Völker, Stuttgart 1959, S. 28-29; F. HAHN, Das Verständnis der Mission, S. 113 usw. 7'6 G.G. GAMBA, La portata universalista, S. 6-15, A. 1-5, zitiert die Kirchenväter und verschiedene Autoren bis 1962; für diese von Gamba zitierte Meinung: A. Lorsy, Luc, S. 403; J. WEISS - W. BOUSSET, Lk, S. 445; M. GoGUEL, Introduction, I, S. 520; J. WELLHAUSEN, Einleitung, S. 71-72; A. PLUMMER, Lk, S. 269; F. HAUCK, Lk, S. 138; W. MANSON, Lk, S. 123; B. RErCKE, Instruction and Discussion, S. 210; E. LoH SE, Missionarisches Handeln, S. 13; K.H. RENGSTORF, TWNT, 11, S. 630; Lk, S. 133; ergänzend noch folgende Exegeten. J.M. CRBED, Lk, S. 144; W. GRUNDMANN, Lk, S. 207; G. BAUMBACH, Das Verständnis des Bösen, S. 179: "Lk lO,lff: eine Zurückprojizierung der in Lk 24,47 vom Auferstandenen befohlenen Missionierung ,aller Heiden'''; F. HAHN, Das Verständnis der Mission, S. 32 A, S. 113; A. RICHARDSON, The MiracIe-Stories of the Gospel, London 1941, S. 42 usw. 77 B. REICKE, Instruction, S. 212; vgI. auch J. JEREMIAS, V:erheissung, S. 42. 78 Besonders J. SCHNEIDER, Zur Analyse des luk Reiseberichtes, S. 220 und S. 225-228. 79 So D. LÜHRMANN, LogionqueIle, S. 60. (Er zitiert auch G. BORNKAMM, Die Enderwartung, und Kirche im Matthäusevangelium, in G. Bornkamm, G. Barth, H.J. Held, "überlieferung und Auslegung im MatthäusevangeIium", S. 16). 80 Th. ZAHN, Lk, S. 409; J. SCHMID, Lk, S. 183; NQ. KING, The Universalism of the Third Gospel, StEv 1 (B. 1959) 199-205; R. LIECHTENHAN, Die urchristliche Mission, Voraussetzungen und Methoden, Zürich, 1946, S. 23, A. 12.
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10,1-16: DIE AUSSENDUNG DER ZWEIUNDSIEBZIG JÜNGER
nur die Rundzahl ohne Bezug auf das AT '8 1. b) Ausserdem ist die Samariareise Jesu im Reisebericht gar nicht sicher, da es im Reisebericht zu viele Streitgespräche Jesu mit den Pharisäern gibt; auch ist es sonderbar, dass der Bericht über Herodes in Lk 13,31-33 und die Wehklage über Jerusalern in der Mitte des Reiseberichtes vorhanden sind, USW. 82 • v) Der Auf trag zur Heidenrnission sei auch den Zwölfen gegeben (Lk 24,47) :83. d) Die Aussendung der 72 Jünger steht im Zus1ammenhang mit Lk 9,52 {vgl. Lk 10,1 xod htpou.;), darum steht sie nicht im Gegensatz zu der Aussendung der Zwölf 84_ In den Auseinandersetzungen scheint oft eine gewisse Unklarheit vorzuliegen: es ist nicht klar, was man mit dem Begriff der Heidenrnission in der Aussendung sagen will, d.h. ob man damit den Gegensatz zur Judenmission ausdrücken und diese ausschliessen, oder ob man mit der Heidenrnission auch die Judenmission einschliessen will. Wenn man mit dem Wort "Heidenrnission" die Judenmission ausschliesst, wird es viele Schwierigkeiten für die Aussendung der Zweiundsiebzig geben. Es ,soll hier also nicht die exklusive Heidenrnission, sondern die Weltrnission, die mit der Judenmission beginnt, klar ausgedrückt werden.
11. Die Lösung 1) Die Zahl 72 und ihre Bedeutung
Um die Redaktionsabsicht des Lukas über die zweite Aussendung zu erhellen, empfiehlt es sich, die Herkunft und Bedeutung dieser Zahl zu begreifen. Darüber aber gibt es Meinungsverschiedenheiten, wie wir oben gesehen haben. Einen Ansatzpunkt zur Lösung kann man, in der Perikope der Rück-. kehr der 72 Jünger in Lk 10,17-20 finden, die sehr stark von Mk 9,38-40 beinflusst worden ist, {vgl. Kap. IV) wo es sich um die Anerkennung des Exorzismus ausseI1halb des Jüngerkreises handelt. Sie ist die letzte MkVorlage, die Lukas vor dem Reisebericht in sein Evangelium aufgenommen hat {Lk 9,49-50). Ihre Stellung steht also fast unmittelbar vor der Perikope von der Nachfolge {Lk 9,57-62) und der Aussendung der 72 Jünger. In dieser Perikope handelt es sich um einen fremden Exorzisten, der nicht zum Jüngerkreis gehört und die Dämonen im Namen Jesu austreibt. Ihre Stellung und ihre inhaltliche und literarische Parallelität mit dem Bericht über die Rückkehr der 72 Jünger erlauben uns eine Frage, ob nicht diese Mk-Vorlage (Mk 9,38-40) den Redaktor Lk die Zahl 70 oder 72 in den Bericht der Aussendung ausserhalb des Zwölfjüngerkreises ein" 81 KLOSlERMANN, Lk, S. 476: "heilige Zahl"; J. SCHMID, Lk, S. 184: "runde Zahl"; G.G. GAMBA, La portata, S. 18: "una cifra rotonda" .. S. JELLICOE, St. Luke, the Seventy (Two) , NTS 6 (1959-60) 319-321, begründet seine Meinung von einem Aristerbrief. "It seems that it is to the letter of Aristeas rather than e1sewhere what we must look for the origin of Luke's Seventy(-Two)". 8:2 J. LAGRANGE, Lk, S. 292; N.Q. KING, op.cit.; G:G. GAMBA, La portata, S. 19. 83 E. KLOSTERMANN, Lk, S. 476; J. SCHMID, Lk, S: 183; G.G. GAMBA, La portata, S. 19. M G.G. GAMBA, La portata, S. 18, mit B. WEISS, Lk, S. 440.
REDAKTION UND INTERPRETATION
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zusetzen veranlasst hat, wie schon Th. Zahn vermutete 85. Bei der Auslegung von Mk 9,38-40 hat man schon früher oft Num 11,26-30 zitiert 1816_ Auch in der jüngeren Zeit vermutet z.B. R. Bultmann, und nach ihm viele Ausleger, dass der Bericht über den fremden Exorzisten Mk 9,38-40 von Num 11,26-30 beeinflusst worden ist 87. Nach Num 11,24-30 prophezeien zwei Männer, Eldad und Medad, die nicht ins Zelt gekommen sind. Joshua fordert Moses auf: XUpLE: Mcocr~, XWAUcrov IXU"t"OUC;;, wie Johannes Jesus mitteilt, dass er einen fremden Exorzisten an der Dämonenaustreibung gehindert hat: emcr"t"lhlX ••• ex.coMOfLE:V lXu"t"6v. Moses hatte Joshua gemahnt, wie Jesus gegenüber Johannes tut. Der fremde Exorzist treibt Dämonen im Namen Jesu aus. Gemäss der urchristlichen Verwendung des Namens Jesu :IDann man sagen, dass er mit dem Geist Jesu ausgerüstet ist. Den zwei Männern in Num 11,26.29 wurde von J ahwe der Geist der Prophetie verliehen. Im unmittelbaren Kontext des Berichtes über diese zwei Männer (Num 11,24ff) tritt nun die Zahl 70 in Erscheinung: Jahwe hat mit Moses geredet und hat den prophetischen Geist des Moses auch an die Siebzig Ältesten verteilt, die ihrerseits im Zelt prophezeien. Danach begannen zwei Männer, ausserhalb des Zeltes zu prophezeien. Nach Num 11,24ff sind also die Männer, die durch den Geist prophezeien, gerade zwei-und-siebzig '818 • Lukas scheint daher die Mk-Vodage mit Rücksicht auf diesen alttestamentlichen Bericht gelesen zu haben. Der Zweck der Einsetzung der 72 Jünger ist die Verkündigung der Nähe der Basileia Lk 10,9.11. Der Zweck der Einsetzung und Geistesverleihung der 70-72 Männer in Num 11,24.25 (~cr"t""Y)crE:V IXU"t"OUC;;, Ene&1jxE:v nVE:ufLlX en[) war die ,Prophezeiung. Die Mitglieder der 72 Jünger in der luk Aussendung bestehen sowohl aus dem engeren Jüngerkreis (Zwölf, vgl. Jakobus und Johannes Lk 9,54 vgl. Lk 10,4 = 22,35) als auch aus dem weiteren Kreis, der sich nicht dem Zwölferkreis anschliesst, wie jene zwei Männer in Numeri, die sich nicht den Ältesten anschlossen. Diese zwei Männer in Numeri gehören doch zur Gemeinschaft des Volkes Israel, da ihre Namen eingeschrieben waren (Num 11,26: XlXt Oi'i"t"OL ~crlXv "t"wv XIX"t"IXYE:YPlXfLfLEVCOV). Die zweiundsiebzig Jünger von Lukas gehören zur Gemeinschaft des (erhöhten) Herrn (0 xupwc;; Lk 10,1); ihre Namen sind im Himmel eingeschrieben (Lk 10,20); aber nicht alle von ihnen schliessen sich dem Apostelkreis an {vgl. Lk 9,1). Man muss zugestehen, dass die luk Fassung diesen Bericht über den fremden Exorzisten etwas anders interpretiert haben kann. Der fremde Exorzist kann nach Lukas derjenige sein, der sich überhaupt nicht der Jüngergemeinde angeschlossen hat (oux &.XOAOU&E:~ fLE:&' ~fLwV Lk 9,49). Man Th. ZAHN, Lk, S. 410. Z.B. J. MALOONATI, Commentarii in Quatuor Evangelistas, Tom L Evangelium Matthäui et Marci, Moguntiae, 1862, S. 600; Opera Omnia Bernardini a Piconio, cura H. DUNAUD, Tom I, Sanctus Matthäus et Sanctus Markus, Paris, 1870, S. 461; J. KNABENBAUER, Commentarii Quatuor S. Evangelia Ir, Evangelium secundum S. Marcum, Paris, 1894, S. 252. 87 R. BULTMANN, Tradition, S. 24. Jüngstens auch H. SCHÜRMANN, Lk, S. 579-580. 88 So Th. ZAHN, Lk, S. 410; PLUMMER, Lk, S. 272. 85
8'6
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kann nicht mit Sicherheit entscheiden, wen Lukas mit [Le:&' ~[L(;')V v. 49 und mit u[L&v v. 50 gemeint hat. Hat er damit die Zwölf oder einen noch weiteren Kreis der Jünger gemeint? Mit G. Klein 89 darf man jedenfalls vermuten, dass J ohannes "nicht eine fehlende Autorisation des Exorzisten durch Jesus, ... sondern das Fehlen eines Zusammenhaltens mit den Aposteln" verwerfen will. Ferner ist dieser Bericht bei Lk eine Schlussperikope des Abschnittes vom Jüngerkreis Lk 9,1·50, der mit der Sendung ,der Zwölf beginnt. Man darf daher vermuten, dass Lukas mit ,dem fremden Exorzisten denjenigen meint, der sich nur dem Zwölferkreise nicht ,anschliesst. Lukas hat den Bericht mit Rücksicht auf Iseine Zeit geschrieben. Die Missionare, die die Zeit Jesu nicht mehr erlebt haben und die darum als Mitglieder des Zwölferkreises Jesus nicht nachfolgen konnten, dürfen im Namen Jesu wirken wie P'aulus. Die Hypothese, dass Lukas für die Verwendung der Zahl 72 für die Sendung des weiteren Jüngerkreises durch den Bericht über den frem-den Exorzisten in Rücksicht auf die ~T-Stelle Num 11 veranlasst wurde, -entspricht daher gut der Redaktionsabsicht des Berichtes. Hat Jesus die 70 oder 72 Jünger wirklich gewählt und ausgesandt? Obwohl Lukas zwei Aussendungen beschreibt, kann man die historische Aussendung der 72 Jünger nicht beweisen, um so weniger weil die matthäische Wiedergabe der Aussendung der luk Aussendung (Q) der Zweiundsiebzig ganz nahe steht. Es ist durchaus möglich, wie G.G. Gamba vor'schlägt, dass Lukas mit der Aussendung der 72 Jünger nicht an eine historisch einmalig gesche:hene Aussendung denkt, sondern an eine summarische und synthetische Formulierung verschiedener Aussendungen 00 und zwar durch den Erhöhten 91 •
2) Die Bedeutung der Formel in 10,9.11 im unmittelbaren Kontext Um die Bedeutung der Formel des Nahekommens der Herrschaft 'Gottes in Lk 10,9.11 zu verstehen, ist zuerst der Einleitungsvers v. 1 und der Schlussvers v. 16 der Aussendungsrede zu berücksichtigen; denn LuKas ist gerade mit der Einleitung und dem SClhluss:logion redaktionell verfahren. Um das Kommen des Herrn vorzubereiten, sind die Boten abgesandt, v. 1: dc; 7tiicrCl.v 7t6ALV xod 'T67toV 00 ~[Le:AAe:V Cl.U'TOC; ~PXe:cr&Cl.L. Die Vorbereitung des Kommens des Herrn ist der Zweck der Aussendung der 72 Jünger. Beachtlich ist dabei, dass bei der Aussendung der Zwölf von der Vorbereitung keine Rede ist. Die Vorbereitung des Kommens des Herrn durch die Jünger konkretisiert sich in der Verkündigung des Nahekommens der G. KLEIN, Die Zwölf Apostel, (FRLANT 77), Göttingen, 1961, S. 29. Vgl. G.G. GAMBA, Portata Universalista, S. 37: ,,11 valore di fonnulazioni sirrtetiche semplificativi 0' sommari". 91 Vgl. H. KASTING, Die Anfänge der urchristlichen Mission, (BEvT 55) München 1969, S. 97: "Von der Mission der Urgerneinde her lässt sich auch leichter die merkwürdige Zahl der zweiundsiebzig Boten in Lk 10,1 erklären. Eine solche Botenschar passt eigentlich erst in nachösterliche Verhältnisse". 89
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Basileia, der Herrschaft Gottes (10,9.11). In der Aussendung der 72 Jünger bedeutet die Aufnahme der BOoten (10,9) nicht nur die Gastfreundschaft, sondern auch das Hören der Verkündigung, was Lukas am Schluss der Rede (10,16) verdeutlicht: 0 axoowv ufLwV X'rA. Das LOogiOon v. 16 ist also eine Interpretation vorn v. 8 und 10:
v. 8.10 e:L~ ~v alv 1t6A~v e:1Cl"€PX'Y)Cl"&e: XIX~ a€Xwv"t"lX~ ufLoc~ e:1~ ~v a' alv 1t6A~v e:LCl"€A&'Y)"t"e: XIX~ fL~ a€Xwv"t"lX~ ufLoc~
v. 16
o axoowv
ufLwV efLou axooe:~
Um die Wichtigkeit des Hörens der Verkündigung zu betonen, hat Lukas das Schlusslogion v. 16 redaktionell umgebHdet. Das Kommen des Herrn wird durch die Verkündigung der Jünger vorbereitet. Deshalb kann gesagt weroen: "Wer auf euch hört, hört auf mich". Das Hören auf den Verkünder des Nahekommens der Basileia ist identisch mit dem Hören auf den Herrn, was voraussetzt, dass das Nahekommen der Basileia mit dem Kommen des Herrn identisch ist. Dass das Kommen des Herrn das Nahekommen der Basileia bedeutet, setzt voraus, dass der Herr der König dieser Basileia ist. Deshalb wird Jesus in 10,1 0 xop~o~ genannt. Dass 0 xop~o~ in 10,1 der "eI1höht-werdende Herr" ist, ergibt sich aus 10,17 (xop~e:), wie später untersuch wird. Das Thema des Reiseberichtes ist ,ider erhöht-werdende König", der nach Jerusalern reist (vgl. Kap. I, B, und Kap. 11, B, 11, 2). Wenn 0 xop~o~ in 10,1 als der erhöht-werdende Herr angesehen wird, darf gefragt werden, ob Lukas mit dem Nahekommen der Herrschaft Gottes in v. 9 nicht das histOorische Kommen des iI1dischen Jesus meint, sondern das Wirken des erhöhten Herrn in der Heilung und Verkündigung durch die Jünger. Dazu passt die Redaktion des Schlusslogions: "Wer auf euch hört, hört auf mich". Durch das Hören der Verkündigung nimmt man das KOommen des erhöhten Herrn auf. Die Vermutung verstärkt sich auch durch die Rückkehrperikope, die stark vorn der Theologie der Erhöhung beeinflusst ist (genauer, vgl. Kap. IV, B). Zu wem kommt der König, der "erhöht-werdende Herr"? In 10,9 schiebt Lukas "ecp' ufLoc~" ein: ~yy~xe:v ecp' ufLoc~ ~ ßIXCl"~AdlX "t"ou &e:ou. Wer sind die ufLe:r:~ von "ecp' ufLoc~" hier? Nach dem unmittelbaren KOontext muss UfLe:L~ vor allem (wohl nicht ausschliesslich) "t"ou~ ev lXo"t"yj &.Cl"&e:ve:r:~ sein. Wie bereits analysiert, ist bei 10,9 die Reihenfolge zuerst Heilung, dann Verkündigung. Diese Reihenfolge schein redaktionell zu sein: um das Kommen des Herrn, das Kommen der Basileia, zu den Schwachen, Kranken und Verstossenen auszudrücken, hat Lukas diese Reihenfolge gebildet. Die Theologie von 10,9, dass der Herr, oder die Herrschaft Gottes, besonders zu den Schwachen kommt, entspricht auch dem Lobpreis Jesu Lk 10,21, wonach die Offenbarung den Weisen und Verständigen verborgen bleibt, den v'Y)1t(ot~ aber zuteil wird. Diese TheOologie veranschaulioht Lukas später durch die Blindenheilung (vgl. Lk 18,42 &.v&ßAe:~ov. ~ 1t(Cl""t"~~ Cl"OU x"t"A.) 6
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und durch die Bekehrung des Zachäus (vgl. 19,9 O"~fLe:POV O"<.U't"1Jp(oc:) (vgl. Kap_ V, B, 5)_ Wenn die Leute die BOoten des Herrn nicht aufnehmen, sollen die Boten verkünden: ~YYLJ.te:v ~ ßoc:mAdoc: 't"ou &e:ou. Hier steht das Wort" tq/ ufLa<; " nicht. Statt dessen folgt ein Unheils orakel des Herrn v. 12-15. Die Rede schliesst mit dem LogiOon v. 16: 0 &&e:'t"wv ufLac; .... Die Verachtung der Verkündigung der Basileia bedeutet die Abweisung des Herrn selbst. Die Warnung durch die BOoten des Herrn v. 11 wiederholt der Herr auch am Ende des R:eiseberichtes (vgl. Kap. V, B, 5): 10,11: 1tA~V 't"ou't"o ytVwO"xe:'t"e:, ()'t"L ~YYLXe:V ~ ßoc:mAdoc: 't"ou &e:ou 19,42: d gyv<.U<; tv 't"~ ~fLEP~ 't"OC:OTn xoc:t 0"0 't"a 1tpo<; dp~v1Jv. Ehe wir weiter gehen, ist noch zu fragen, ob die Formel der Verkündigung in 10,9.11 durch den weiteren Zusammenhang erklärt werden kann, und ob dabei die Ooben ausgelegte Theologie des Lukas, "das KOommen der Basileia besonders zu den Schwachen und Kranken", in v. 9 bestätigt wird. Die beiden Forme1n in 10,9.11 ~YYLXe:V (tcp' ufLac;) ~ ßoc:crLAdoc: 't". &e:ou bringen eine Schwierigkeit gegen die Hypothese con H. Conzelmann über Enteschatologisierung mit sich, wenn er die Wendung der Verkündigung e:Uoc:yye:A(~e:O"&OC:L 't"~v ßoc:mAdwl 't". &e:ou" für eine typisch lukanisch enteschatOologisierte Form der Basileiaverkündigung und Ersatz der UrfOorm ~yYLXe:V ~ ßoc:mAdoc: 't"ou &e:ou annehmen will 92. Zum Beispiel schreibt er: "Gewiss kennt auch Lukas die Aussage: ~YYLXe:V. Aber diese Aussage gehört nicht in die Predigt, sondern durchweg in dj,e esoterische Jüngerbelehrung" 93. Aber bei der gleichen Jüngerbelehrung der Zwölf kOommt nicht diese Formel zum Vorschein, sondern statt dessen" x1JPOO"O"e:LV ~v ßoc:mAdoc:v 't". &e:ou" 9,2. Warum diese Änderung? Ist nur die Aussendung der 72 Jünger esoterisch? Die Schwierigkeit kommt auch bei der Auslegung vOon tcp' ufLa<; zur Sprache: H. Conzelmann fährt fort: "tcp' UfLa<;, dadmch glich er (Lukas) an 11,20 (Die Mitte, S. 98). Man liest aber in seiner Auslegung von 11,20: Bei Lukas wird es aber im voraus durch die Veränderung von 10,9 beleuchtet" (idem S. 99), und weiter: "tcp' UfLa<;" in 10,9 und 11,20 entspricht weiter dem tv't"oc; ufLwV in 17,21". Er bringt also keine ausreichende Erklärung für diese Formel. Mit der Einführung vOon 11,20 und 17,21 in die Diskussion gibt er uns einen Anlass, die Anwendung dieser Formel 10,9.11 durch Lk 11,20 und 17,21 klar zu machen.
3) Die Auslegung von Lk 11,20 i) Sein weiterer Kontext: Lk 11,29-32:
Auf dem Stadium der lukanischen Redaktion ist die Auseinandersetzung über den Bund mit dem Teufel Lk 11,14-23 durch v. 16 mit der Perikope vom "Zeichen des Jonas" 11,29-31 verbunden 94: v. 16 ~'t"e:pOL ae 1te:L'92
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H. CONZELMANN, Mitte, S. 33. Ibid., S. 105, R. BEAUSERY, L'Evangile Lc 11,14-28, Jesus et Beelzebul, AssSeign 30 (1963) 30,
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PcX~ov't"e:e; O"'Y)!Le:'i:ov e; OUPOCVOU e~~'t"ouv 7tOCP' ocu't"ou. Daher ist die Erklärung von Lk 11,14-20 zusammen mit dem Zeichen des Jonas auszulegen 95. Es gibt zwei Unterschiede zwischen Lk 11,29-32 und seiner matthäisehen Wiedergabe; im Unterschied nämlich zum matth Text, wonach das Jonaszeichen die Auferstehung Jesu (Mt 12,40) ist, besteht das Jonaszeiehen auf der Stufe der luk Redaktion nicht im dreitägigen Aufenthalt im Bauch des Ungetüms, sondern in der Bussforderung und Bekehrung der Niniviten 95. Denn Lukas setzt 't"OLe; NWe:ut't"OCLe; bei in v. 30 xoc&we; yocp eyeve:'t"o o 'I
ii) Der unmittelbare Kontext: 11,14-23
ILukas hat dieses Streitgespräch wesentlich aus Q übernommen 100. Gibt es in der Perikope einen Hinweis auf das universa:le HeB? Bei der Auseinandersetzung Jesu geht es um die Vollmachtsfrage als Mittelpunkt des Streits, wie oder mit welcher Vollmacht Jesus die Dämonen ausgeüber v. 16: "Une intention deliberee de Luc qui prepare, des a present, et selon son habitude litteraire (cf. Lc 21,37; 22,39) les vv. 29-32. Le v. 16 aurait alors ete introduit acette place ,comme UD second titre anticipe' ". T. SCHRAMM, Mk-Stoff, S. 47: "v. 16 bereitet in deutlicher Anlehnung an Mk 8,11 etwas vorzeitig auf die Rede gegen die Zeichenforderung (1l,29ff) vor". R.A. EDWARDS, The Sign of Jonah, in The Theology of the Evangelists and Q (Studies in Biblical Theology, second series 18), London, 1971, S. 91. 95 So auch R.A. EDWARDS, The Sign of Jonah, S. 93. 96 In der vodukanischen oder vorsynoptischen Tradition bedeutete das Jonaszeiehen weder die Busspredigt noch die Bekehrung der Niniviten; vgl. A. VÖGTLE, Der Spruch vom Jonaszeichen, in "Synoptische Studien", Festschrift für Wikenhauser S. 263264. Aber in der lukanischen Redaktion scheint das Jonaszeichen gerade diese Bedeutung zu erhalten; vgl. O. GLOMBITZA, Das Zeichen des Jonas, Mt 12,38-42, NTS 8 (1%0-1) 359-366, besonders S. 365. Für A. Vögtle (mit J. Jeremias) ist es "das in der Offenbarung des aus den Toten wiederkehrenden Menschensohnes erneuerte J onaszeichen". 97 'rore; NLVEUt't"OCLe; scheint in Q noch nicht vorhanden gewesen zu sein, vgl. die ursprüngliche Struktur von Q in dem Studium von R.A. EDWARDS, op.cit., S, 82. A. VÖGTLE, op.cit., S. 270-273, hält Lk 11,30 für eine kerygmatische Erläuterung von v. 29und nimmt an (S. 272), dass der Dativ 'rore; NLvEut'rOCLe; um des Parallelismus wegen als Entsp'rechung zu "diesem Geschlecht" in das Wort v. 30 später hereingekommen sei. 98 Die Reihenfolge des Doppelspruches (die Königin des Sündens mit Salomon die Niniviten mit Jonas) scheint bei Lk ursprünglicher zu sein; vg!, A. VÖGTLE, Der Sprueh von Jonas, S. 250-253. 99 Vgl. RA. EDWARDS, The Sign of Jonah, S. 93: "In concert with Luke's major p'rogramme, we must recognize the universalist emphasis ... The addition of the phrase 'to the Ninivites' would have that efl'ect". ])00 Darüber eingehend. F.G. DOWNING, Toward the Rehabilitation of Q, NTS 11 (1964-5) 169-181, besonders S. 172-176; R.S. SIMPSON, The Major Agreements of Mt and Lk against Mk, NTS 12 (1965-6) 280-282, der aber annimmt, dass Lukas die Mt-Wiedergabe gelesen habe. Vgl. auch T.W. MANsoN, Sayings, S. 82-87; D. LÜHRMANN, Redaktion der Logionquelle, S. 32-34; zur Traditionsgeschichte vgl, R. 'BuLTMANN, Tradition, S. 1012; F. HAHN, Hoheitstitel, S. 297-300 mit Anmerkungen.
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trieben und den Kranken (den Stummen v. 14) geheilt hat. Die Leute 101 verleumden Jesus damit, dass er in Kraft des Beelzebul, des Fürsten der Dämonen 102, austreibe (vgl. v. 15,19). Lukas legt durch Einsohub v. 18b darauf noch grösseres Gewicht. Der Machtbereich des Fürsten aller Dämonen umfasst nicht nur Menschen in irgendeinem Land, sondern die ganze Menschheit. Wenn nun die Basileia Gottes durch die mit der Macht Gottes vollzogene Dämonenaustreibung und KrankenheiIung gekommen ist (Lk 11,20), ist solche Herrschaft Gottes sicher nicht räumlich, wie etwa innerhalb des palästinensischen Horizontes, sondern darüber hinaus auf das Heil der ganzen Welt gerichtet zu deuten 103. Die Wendung lv aotXTOA
4) Die Auslegung von Lk 17,21b Bekanntlich ist der Sinn der Verse Lk 17,20-21 sehr umstritten lOS. Im allgemeinen wird diese kleine Einheit durch die eschatologische Rede 101 'lwe<; in Lk 11,15 scheint ursprünglicher zu sein gegenüber Mk (Mk 3,22: die Schriftgelehrten) und Mt (Mt 12,24: die Pharisäer); so R. "BULTMANN, Tradition, S. 54; F. HAHN, Hoheitstitel, S. 298; A. 2; T.W. MANSON, Sayings, S. 83, 102 Eine jüdische Wendng; vgl. A. SCHLATTER, Mt, S. 403; F. HAHN, Hoheitstitel, S. 298, A. 3, 103 Vgl. F. HAHN, Das Verständnis der Mission, S. 26. 1'04 Vgl. A. GEORGE, Par le doigt de Dieu, S. 62, A. 6, zitiert verschiedene Autoren, die in der luk Wendung die Erinnerung an Ex 8,15 sehen. 105 ~ql%ocO"€v: das Verb in Aorist bedeutet "die Herrschaft Gottes ist eingetroffen"; vgl. W.G. KÜMMEL, Verheissung, S. 98-101; RH. FuLLER, The Mission and Achievement of Jesus, London, 1954, S. 25-26; R. SCHNACKENBURG, Gottesherrschaft, S. 84; G.E. LADD, Jesus and the Kingdom, The Eschatology of Biblical Realism, London, 1966, S. 135-144. Wuppertal, 1970, S. 51-82, besonders S. 65-70. lOS Vgl. B. NOACK, Das Gottesreich bei Lukas. Eine Studie zu Luk 17,20-24, Symbolae Biblicae Upsalienses 10, Uppsala 1948, stellt die Geschichte der Auslegung dar; vgl. W.G. KÜMMEL, Verheissung, S. 26-29; A. RÜSTOW, ~V'to<; ufLwv, Zur Deutung von Lk 17,20, ZNW 51 (1960) 197-224; F. MUSSNER, Wann kommt das Reich Gottes? Die Ant-
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v. 22ff interpretiert. Die Methode ist richtig. Aber zum Verständnis der luk Redaktion dürfte nicht versäumt werden, diese Einheit mit Rücksicht auf die vorangehende Heilung der zehn Aussätzigen v. 11-19 zu interpretieren. Denn: i) Zwischen der Heilung der :z;ehn Aussätzigen und der Frage der Pharisäer v. 21 liegt kein anderer Satz vor, der möglicherweise ein neues Thema anzeigen würde. Unmittelbar nach der Antwort Jesu zum geheilten Samariter "dein Glaube hat dich gerettet" stellen die Pharisäer eine Frage. W. Grundmann hat also recht, wenn er schreibt: "Er stellt Frage und Antwort zusammen mit der Heilung der zehn Aussätzungen" 107. ii) Im Reisebericht befinden sich noch zwei Berichte über die Krankenheilung. Aber in beiden Fällen ist die Heilung mit den Gleichnissen der Basileia Gottes zusammengestellt: die Gleichnisse vom Senfkorn und Sauerteig nach der Heilung einer verkrüppelten Frau am Sabbat: 13,1017 + v. 18-19 und die Gleichnisse vom Mahl nach der Heilung des Wassersüchtigen: 14,1-6 + v. 7-24. Im Heilungsbericht Lk 13,10-17 handelt es sich um den Konflikt der Sabbatheilung mit der buchstäblichen Gesetzesbeobachtung eines Synagogenvorstehers. Der Heilungsbericht wird durch die Partikel oÖv v. 18 mit den folgenden Gleichnissen vom Senfkorn und Sauerteig verklammert 108. Im Vergleich mit Mk 4,30-32 ist die luk Wiedergabe der Gleichnisse sehr kurz. Der wesentliche Unterschied zwischen den beiden Texten liegt darin, dass bei Lk die Idee des scharfen Kontrastes ganz fehlt. Der Grund dafür liegt darin, dass es bei Lk um die Ausbreitung des apostolischen Verkündigung bis zum Ende der Welt geht 109. So wird die "kleine Schar zum grossen, die Völker umfassenden ,universalen Gottesvolk der Heilszeit" 110. Der Heilungsbericht verstärkt diesen universalen Gedanken. Dies Gottesherrschaft besteht nicht in einer buchstäblichen Gesetzesbeobachtung wie im Falle des Synagogenvorstehers, sie schreitet darüber hinaus. Auch am Sabbat heilt der Herr. Die Heilung eines Wassersüchtigen und die drei folgenden Gleichnisse (Lk 14,1-24) 111 bilden eine Einheit, die zur sogenannten symposianiwort nach Ik 17,20b"21, BZ 6 (1962} 107-111; A. STROBEL, Zu Lk 17,2Of, BZ 7 (1963) 111113 usw. 107 W. GRUNDMANN, Lk, S. 340. 108 J. DUPONT, Les Paraboles du seneve et du levain, NRT 89 (1%7) 909: "LeSi paraboles du grain de seneve et du levain dansl la pate servent de conc1u. sion a l'episode de la guerison de la femme courbee (Lc 13,10-17)". 109 J. DUPONT, op.cit., S. 909: "Son attention se porte, .... sur la merveilleuse expansion de la predication evangelique qui s'est realise au cours de la generation apostolique"; M. DIDIER, Les paraboles du grain de seneve et du levain, R. Namur 15 (1961) 385-394, besonders S. 390-391: "Dans cet enonce (de Luc}, la pointe de la parabole ... porte sur le dynamisme, '" vitalite teile que finalement ce Royaume devient le lieu d'habitation de tous les peuples". 110 J. JEREMIAS, Gleichnisse, S. 148; vgl. J.M. CREED, Lk, z.St.: "Bere at any rate, Luke and his reader would probably think of the Gentile Church"; C.H. DODD, The Parables of the Kingdom, 3. Aufl. 1936, S. 19Of; W.G. KÜMMEL, Verheissung, S. 123 (in der Q~Fassung wird die Entwicklung der Gottesherrschaft zur Völkerkirche betont). 111 An die Frage der Echtheit wird hier knapp erinnert: die Echtheit des Gleichnisses in v. 7-11 ist von R. Bultmann umstritten wegen seines weisheitlichen Charakc
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schen Gattung gehört :1];2. Auch hier ist das Zentrum der Heilungsgeschichte ein Streitgespräch über das SabbatgebO't. Lukas hat die Heilung durch v. 13 und v. 21 mit den Gleichnissen sO' verbunden, dass der geheilte Wassersüchtige ein Beispiel für die zur himmlischen Mahlzeit Eingeladenen gewo.rden ist. Der theolo.gische Gedanke hier ist klar: die Teilnehmer am Go.ttesreich sind nicht die gesetzestreuen Pharisäer, die die Einladung absagen, sondern die vom Gesetz im Stich gelassenen Armen, Krüppel, Lahmen und Blinden, (Lk 14,13.21) wie der Wassersüchtige im Heilungsbericht 113. Das Heil, die Go.ttesherrschaft, geht über die Grenzen des Gesetzes hinaus, und deshalb besteht das Heil nicht in der Gesetzesbeachtung, ist alSo. universal. iii) Die Heilung der zehn Aussätzigen Lk 17,11-19: Die Analyse der Heilungsgeschichte vo.n zehn Aussätzigen hat neuerdings R. Pesch eingehend unternommen 1.14. Weil sein Versuch gut begründet zu sein scheint, ist es nicht notwendig, ihn zu wiederho.len 11.5. Uns ko.mmt es besonders auf die Redaktion der Perikope an. Der Ausgangspunkt ist v. 19, der gewöhnlich als redaktio.nell angesehen wird 11-6: xod. dm:v odl't"c))' &V()(crT~C; TIOPEUOU ~ 'ldcrT~C; crou crEcr
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ist "die Anerkennung eines Samariters und seiner Frömmigkeit durch Jesus" hervorgehoben 118. Der Samariter war ein Fremdling ,,&.AAOYEV~C;" 119. Angesichts der Heilstat J esu ist nur ein Fremder zum Glauben gekommen. Lukas verdeutlicht die Thologie dieser Tradition dadurch, dass nur die Fremden den expliziten Glauben an J esus 7t[G"nc; GOU haben :t20 und darum bei Jesus Gott loben, und damit das die physische Heilung weit übertreffende Heil zu ihnen kommt. Diese Geschichte ist von Lk in den Reisebericht eingeordnet worden. Wie wir gesehen haben, ist der Anfang des Reiseberichtes 9,51-56 im Rückblick auf die Predigt von Nazareth Lk 4,16-30 aufgebaut (vgl. Kap. I, B, I). Dort lässt Lukas J esus das Beispiel der Heilung des Naaman in 4Kg 5 zitieren (Lk 4,27). Hier, in der Heilung des Samariters, tauchen ebenfalls deutliche Beziehungen zu dieser Heilung Naamans in 4Kg 5 auf :t21. Lukas setzt den Einleitungsvers der Heilung des Samariters mit dem Schlussvers jener Nazarethperikope parallel: Lk 17: xod lYEVETO lv T4> 7t0PEUEG&IXL dc; 'IEpoUGIXA~[l., xd IXUTOC; 8L~PXETO 8LOC [l.EGOV Z;lXfLlXpdlXc; xlXt PIXALAIX[IXC;.
Lk 4: IXUTOC; 8e 8LEA&
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leute, die Juden, haben Jesus nicht aufgenommen. Die Fremden aber haben ihn anerkannt und darum ist das Heil den letzteren verliehen worden. Wie Naaman bekennt, dass Gott nur in Israel ist (4Kg 5,15), so verehrt der Fremdbürtige Jesus als Bevollmächtigten Gottes (Lk v. 16). Die Bekehrung des Fremdlings &.AAOYC;'i~C, ist nach Lk eine Vorwegnahme der Bekehrung der Heiden durch die Mission der ganzen Welt nach Ostern. Die Reise Jesu nach Jerusalem mitten durch Galiläa und Samaria ist also eine Vorwegnahme, eine Präfiguratio, der Missionsreise des Erhöhten in der Jüngergemeinde in der ganzen Welt. Lukas hat die Erzählung mit der nachfolgenden Perikope von der Basileia Gottes verbunden, wie es am Anfang dieses Abschnittes erwähnt wurde. In Verbindung mit der Heilung des aussätzigen Samariters versteht er die Gottesherrschaft als unbegrenzt und universal. Um es noch deutlicher zu begreifen, ist jetzt die Bedeutung des Verses v. 20-21 zu betrachten. Wir gehen zuerst von dem Sinn des Substantivs 7tlXplX"l'~p'Y)mc, aus. iv) Die Bedeutung 7tIXPIX"l'~p'Y)(nc, in Lk 17,20: Es gibt etwa vier Bedeutungen für das W ort 7tlXplX"l'~p'Y)mc" das im NT hapax ist 1:23. Die Bedeutung "die Beobachtung der Passanacht" ist möglich 1:24. Diese Möglichkeit liegt aber mehr im Stadium der überlieferung als in der Zeit der lukanischen Redaktion. Auf dem Stadium der Redaktion scheint das Wort 7tlXplX"l'~p'Y)mc, die Beachtung des legalistischen und liturgischen Gesetzes im Judentum zu bedeuten 1:25. Denn: a) Die Antwort Jesu richtet sich nach der Frage der Pharisäer, die im Evangelium immer als die Repräsentanten der strengen Gesetzesbeachtung angesehen werden: z.B. Lk 5, 17.21 (Gotteslästerung); 5,30 (Essen mit Zöllnern und Sündern); 5,33 (Fastenfrage); 6,2 (Sabbatgebot); 6,7 (Heilung am Sabbat); 7,39 (mit einer Sünderin); 11,37-38; 39-42 (liturgisches Waschen und skrupulöse Beachtung der Tradition); 11,53 (feindseliges Beobachten des Verhaltens Jesu); 12,1 (Scheinheiligkeit in der Gesetzestreue); 14,1.3 (Sabbatbeachtung); 15,2 (Essen mit Sündern); 16,14 (Scheinheiligkeit); 18,10 (Hochmut wegen Gesetzestreue); vgl. Apg 5,34; 15,5; 23,6-9; 26,5 12'6. H3 Zusammenfassung von R. SNEED, The Kingdom of God is within you, Lk 17,21, CBQ 24 (1%2) 364, A. 4: a) with marked observation: LXX Ps 129, 3; Sym 1Kg 1,12; Xen Mem 3,14.4; Polyb 16,22.8, i.e. {in Lk) so that one can carefully take note of its coming. b) with hostile watching: Mk 3,2; Lk 6,7; 14,1; 20,20; Act 9,24; LXX Ps 36,12; Dn(Sn) vv. 12.15.16; 6,11; Sym Ps 55,7; Theod Dn 6,15. c) with intent watching (of signs orsymtoms): (Diod S. 5.31.3), Le. (in Lk) so that the future can be known by present signs. d) with religious watching observance: Gal 4,10; Sym Ex 12,42a; Oxy P 654:5; Josephus Ant, 3,91; 14,264; Cass Dio 53,10.3; As substance: Aq Ex 12,42a; Aq Sym Ex 12,42b; Josephus Ant. 8,%; Diog 4,5. 1:24 So meint A. STROBEL, Die ,Passa-Erwartung als christliches Problem in Lc 17,2Of, ZNW 49 (1958) 157-183; und A. MERX, über Lc 17,2Of, ZNW 51 (1960) 133s; Zu Lk 17, 2Of, BZ 7 (1963) 112-113; R. Le DEAUT, La nuit pascale, Rome, 1963, S. 272c273. :t;25 Auch A. STROBEL, Die Passa-Erwartung, S. 173, gesteht zu: ,,7t'o:po:'t'~P'IJO'!>; hat einen technisch-kalendarischen Sinn, sekundär wohl auch den der kultischen Observanz". 1216 Vgl. R. SNEED, op.cit., S. 377.
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b) Falls das Wort 1tOCPOC"~P'Y)cnc; die Gesetzesbeachtung bedeutet, entspricht der Sinn des ganzen Kontextes (17,11-21) der Theologie der beiden Perikopen von Heilung und Gleichnissen (Lk 13,10-21 und 14,1-24), da es in der Heilung der zehn Aussätzigen nicht um die physische Heilung und um die Gesetzesbeachtung geht (Lk 17,14: Zeigt euch den Priestern!), es vielmehr darauf ankommt, dass das Heil Gottes über die Grenze der jüdischen Kultgemeinschaft hinausgeht und die Erkenntnis Gottes auch die Fremden erreicht: v. 18 0 &.AAOYEV~C; oÖ"OC;; v. 19: ~ 1t[O""LC; O"ou O"EO"wxEv O"E.
Daraus kann man die Bedeutung der Antwort Jesu bei 17,20 gemäss der luk Redaktion auslegen: oux ~PXE"OCL ~ ßOCO"LAdoc "OU &EOU fLE"a 1tIXPOC"'Y)P~O"EWC;: die Herrschaft Gottes kommt nicht mit der buchstäblichen Gesetzesbeabachtung. Von da aus wird der Sinn von 21a aufgeklärt: oua€: epoucnv, taot> (;)aE ~ eXE~: das Logion legt Gewicht darauf, dass die Gottesherrschaft nicht lokal eingeschränkt ist. Im Hinblick auf die Heilung der zehn Aussätzigen und 1tOCPOC"~P"l)cnc; bedeutet das Logion, dass die Gottesherrschaft nicht auf das Judentum (Repräsentant der Gesetzesbeachtung) eingeschränkt ist, 'Sondern darüber hinaus auch im Heidentum verwirklicht wird, d.h. dass die Gottesherrschaft universal ist. Das wäre die Bedeutung von v. 21a. v) Schliesslich kann der umstrittene Vers 21b interpretiert werden: taot> yap 127 ~ ßoccnAdoc '"'OU &EOU ev"oc; UfLWV EO"nv. Es gibt etwa drei Auslegungen für die Wendung ev-roc; UfLWV 128 • Wenn der Vers 21b mit Rücksicht auf den Kontext vv. 20-21a und auf die Heilung des fremden Aussätzigen ausgelegt wird, muss die Wendung folgenderweise bedeuten: ev"oc; ufLwV ist "schon mitten unter euch", insofern die Gottesherrschaf.t schon in Jesu Wirken gegenwärtig ist 129, welches z.B. durch die Krankenheilung und durch den Zuspruch des Heils zum Fremdling zum Ausdruck kommt.
127 Die Wendung tl>00 yocp ist lukanisoh: im NT kommt sie nur in Lk 1,44.48; 2,10; 6,23; 17,21; Apg 9,11 und 2 Kor 7,11 vor. Vgl. HAWKINS, Horae, S. 19.41. 128 11:'I't"o~ 6{LwV a) "in euch, inwendig in euch". diese alte Meinung vertritt erneut W. GRUNDMANN, Lk, S. 340; vgl. auch Thomasevangelium, Logion 3,113. b) "mitten unter euch": B. NOACK, op.cit.; H.W. KÜMMEL, V'erheissung, S. 29, in dem Sinne, "dass die Gottesherrschaft in Jesus und den um seine Person sich zeigenden Ereignissen der Gegenwart im voraus wirksam gewoI1den ist". Andere Vertreter dieser Meinung, vgl. bei ihm Anmerkung 54; auch R. SCHNACKENBURG, Gottes Herrschaft, S. 93; G. Voss, Die Christologie, S. 33. c) "in der Hand von", "zur Verfügung von": C.H. ROBERT, The Kingdom of Heaven, Lk 17,21, HarvTR 41 (1948) 1-8, und A. RÜSTOW, 11:'I't"o~ U{Lwv 11:00't"~v. Zur Deutung von Lukas 17,20-21, ZNW 51 (1960) 197·227, besonders S. 214-217 mit Belegen aus der griechischen Literatur (Xenophon usw.) und aus P. Oxy . .129 Es gibt eine Auslegung von "mitten unter euch" mit einer Nuancierung: die Gottesherrschaft ist (im futuristischen Sinne) dann mit einem Schlag "plötzlich" unter euch: z.B. R. BULTMANN, Tradition, S. 128; die Vertreter dieser Meinung, vgl. KÜMMEL, op,cit., S. 28, A. 53, und auch W.H. BARTSCH, Wachet aber zu jeder Zeit. Entwurf einer Auslegung des Lukasevangeliums, Hamburg-Bergstedt, 1963, S. 114-115 (das Präsens = ein prophetisches Perfekt).
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LK
10,1-16:
DIE AUSSENDUNG DER ZWEIUNDSIEBZIG JÜNGER
5) Das Nahekommen und die Unbegrenztheit der Basileia in Lk 10, 9.11
In der Verkündigungs formel bei ,Lk 10,9 ~yy~xev erp' üfLocc;; ~ ßIXm)..dIX 't"ou -&zou bezieht sich "erp' üfLocc;;" besonders auf die Kranken, Schwachen und Verstossenen 't"ouc;; ev whri &cr-&zve'Lc;; (vgl. 2). Durch den kleinen Einschub erp' üfLocc;; erklärt Lukas, zu wem speziell die Basileia Gottes gekommen ist: sie kommt zu den Kranken, Schwachen und Verstossenen. Diesen theologischen Gedanken verdeutlicht er dUI'ch Lk 11,20 und 17,21, welche beide die überlegenheit und Unbegrenztheit der Basileia Gottes, die Universalität der Herrschaft Gottes zum Ausdruck bringen. Wenn diese Formel den gleichen theologischen Gedanken wie bei Lk 11,20 und 17,21 ausdrückt, könnte die Frage beantwortet werden, warum Lukas diese Formel nicht in der Aussendung der Zwölf verwandt hat, sondern erst hier im Reisebericht; denn die Formel ist bei Lk 10,9; 11,20 und 17,21 für die Idee des universalen Heiles, für die Theologie der Unbegrenztheit der Herrschaft Gottes reserviert, welche auch für die Aufnahme der Fremdvölker offen ist. Aber warum nimmt Lukas gerade diese Formel für das universale Heil auf? Gibt es einen sachlichen Zusammenhang des universalen Heils, speziell der Bekehrung der Heidenvölker, mit dem Gedanken der Nähe der Basileia Gottes ~yy~xev? Hier könnte eine Vermutung gewagt werden. Unmittelbar vor der Himmelfahrt gibt der Herr den Jüngern den Auftrag, in seinem Namen unter allen Völkern die Metanoia zu verkünden, Lk 24, 27, wobei diese Verkündigung unter allen Völkern als 'Erfüllung der alttestamentlichen Weissagung angesehen wird: 0 {) 't" cu c;; Y ~ Y P IX 7t" 't" IX ~ 7t"IX,s,e'Lv 't"ov Xp~cr't"6v ... XIXl. x 1) p u X -& 1j v IX ~ hl. 't"<» ov6fLlX't"~ whou fLe't"lfvmlXv XIXl. &rpecr~v !XfLIXpn(;)v e t c;; 7t" If v 't" IX 't" oc g -& v 1). Auch bei Apg 26,22-23 wird die weltweite Verkündigung als durch die Propheten und Moses angekündigt angenommen 1310. Beim Apostelkonzil Apg 15,13-19 gibt Lukas die Berechtigung für die Mission unter den Heidenvölkern vom Alten Testament her (Amos 9,11-12) 131 (Apg 15,16-17). Die Bekehrung der Heidenvölker ist nach der alttestamentlichen Verheissung für die eschatologische Zeit vorbehalten 13:2. Ein Charakteristikum der eschatologischen Heilszeit besteht in der Wallfahrt zum Weltenberg und der Anbetung aller Völker, vgl. Jer 3,17; Is 60; Sach 8,21; 14,16; Is 56,7 (Mk 11,17); Zeph 3,9; Is 19,23 etc. Wenn die von Jesus verkündigte Basileia Gottes, derentwillen er sein neues Gottesvolk zu sammeln angefangen hat, als eine Erfüllung der alttestamentlichen Verheissung anzusehen ist (vgl. Lk 13,29 par Mt 8,11-12: Vgl. H. KASTING, Die Anfänge der urohristlichen Mission, München 1%9, S. 43. Zur Problematik des Zitates bei Apg 15,16-17 aus Amos 9,11-12 vgl. T. HOLTZ, Untersuchungen über die Alttestamentlichen Zitate bei Lukas (Texte und Untersuchungen zur Geschichte der Altchristlichen Literatur, B. 104), Berlin, 1968, S. 21-27; nach ihm ist Apg 15,17 ein luk Zitat aus Amos 9, 12 {LXX}, v. 16 ist ein freies und vorlukanisches Zitat aus Amos 9,11 (nicht aus LXX). Warum Lukas der vorlukanischen Tradition des Amos-Zitates (Amos 9,11) auch v, 12 hinzugefügt hat, versteht sich vom Inhalt dieses Verses, wonach die Aufnahme und das Heil der Heidenvölker gerechtfertigt wird. 1.32 Vgl. J. JEREMIAS, Verheissung, S. 48ft'; D. BoseR, Heidenmission, S. 17ff. HO
131
REDAKTION UND INTERPRETATION
91
Völkerwallfahrt) 133, kann gesagt werden, dass die Basileia Gottes erst ankommt, wenn auch die Heidenvölker in sie eintreten werden. Wenn so der Aspekt der Universalität und Unbegrenztheit der Herrschaft Gottes betont wird, kann verkündigt werden, dass die Basileia Gottes erst dann nahe gekommen ist ~YY~XE\I, wenn die Bekehrung der fremden Völker stattfindet.
5) Die Unheilsorakel Lk 10,10-16 In Lk 10,11 gibt Jesus vor der Verkündigungsformel seinen Boten die Anweisung, den Staub abzuschütteln; ecp' ufLiiC; fehlt in dieser zweiten Verkündigungsformel. Es folgt ein Weheruf (v. 12), dem Lukas das Unheilsorakel über die Städte Israels Chorazin, Bethsaida und Kapharnaum anfügt (v. 13-15). Am Ende der Aussendungsrede steht noohein weiterer Spruch; der Ton dieses Spruches ist sehr negativ (viermaliges &&ETE~\I ). Gegen wen sich diese Unheilsorakel richten, ist aus den Weherufen über die Städte Israels (v. 13-15) ersichtlich. ,Sind die Jünger nur zu Israel gesandt? Hier muss nun dargelegt werden, was Universalität der Herrschaft Gottes und universale Mission bei Lk bedeuten. Die Jünger Jesu sind zu Israel gesandt, und zwar im heilsgeschichtlichen Sinne, d.h. damit das Heil durch Israel auch den Heiden zuteil werde. Wenn Israel aber die Boten des Herrn nicht aufnimmt (v. 10) und sie verachtet (v. 16), wird die Botschaft vom Kommen der BasiIeia, die für den Kranken und Ausgestossenen (vgl. den aussätzigen Samariter) ein HeiIswort ist, zu einem UnheiIsorakel, das Israel den Verlust des Gottesreiches und die Einladung des Kranken als eines vorweggenommenen Repräsentanten der Heiden (v. 9) androht. Deshalb haben die Weherufe über Israel ein besonderes Gewicht. In den Weherufen kommen die Namen von Tyrus und Sidon zweimal vor: 10,13.14. Bei Lk kommen sie noch einmal vor, und zwar vor der Feldpredigt: Lk 6,17. Dort sind die Leute von Tyrus und Sidon mit einer grossen Schar der Jünger Jesu und grO'sser Volksmenge 0 Aoc.6c; zusammengezählt worden, die gekommen waren, Jesus zu hören. Lukas hat sie aus Mk 3,8 übernommen. Aber er setzt sie neben die Jüngergruppe und das Volk, als ob sie schon zu den Jüngern Jesu und dem Aoc. gehörten. Die Sendung der Jünger zu Israel weist alsO' bei Lk andeutungsweise auf die universale Mission hin, und zwar nicht nur durch die Zahl 72 und die Tatsache, dass Kranken das Kommen des GO'ttesreiches verkündigt wird (v. 9), sondern auch durch die UnheiIsorakel gegen Israel (v. 10-16). Was Lukas in diesen UnheiIsorakeln zum Ausdruck bringt, steht daher der Rede des Paulus am Ende der Apostelgeschichte (Apg 28,23-28) sehr nahe. Auch an den Schluss des Reiseberichtes setzt er ein Unheils orakel gegen Israel (Lk 19,41-44), worauf sich die Weherufe Lk 10,10-16 vielleicht beziehen.
1.33 Vgl. J. JERBMIAS, Verheissung, S. 47ff; F. HAHN, Das Verständnis der Mission, S. 22f; vgl. D. ZELLER, Das Logion Mt 8,llf/Lk 13,28f, BZ 15 (1971) 222-237 und BZ 16 (1972) 84-93. (Keine Rede von der Zulassung der Heiden in die Hasileia).
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LK
10)-16:
DIE AUSSENDUNG DER ZWEIUNDSIEBZIG JÜNGER
Zusammenfassung zu Kapitel III
Bei der literarischen Analyse ist festgestellt worden, dass Lukas bei der Wiedergabe der Q-Aussendung besonders in fünf Schritten vorgegangen ist: die Einleitung und den Schluss der Aussendungsrede hat Lukas unter dem Einfluss der markinischen Aussendug {'t"6nov in v. 1 und &xouc.uv u{lWV v. 16) von sich aus gebildet (v. 1), oder aus einer Tradition übernommen und umgestaltet (v. 16); ferner hat er die Q-Weherufe in die Aussendungsrede eingeschoben (v. 13-15). Wichtiger ist ein redaktioneller Einschub von Eqi' u{liiC; in die Formel der Basileiaverkündigung (v. 9) und die Umstellung des Befehls zur Krankenheilung vor die Basileiaverkündigung. Obwohl das lukanische Verfahren mit diesen zwei Schritten zunächst nichts Besonderes bewirkt zu haben scheint, erweist sich seine Tragweite für die Bedeutung des Ganzen als ungemein gra.ss. Wenn Lukas bei der Fa.rmulierung der Einleitung und des Schlusses der Aussendungsrede durch Mk beeinflusst wa.rden ist, gilt das gleiche für die Wiedergabe der Mk-Aussendung, d.h. der Aussendung der Zwölf in Lk 9. Daraus lässt sich vermuten, dass Lukas bei der Wiedergabe sowohl va.n der Aussendung der Zwölf wie auch von der Aussendung der Zweiundsiebzig stets an das Verhältnis und den Unterschied zwischen den beiden Aussendungen gedacht hat. Wenn Lukas die Zahl 72 als die Zahl der Boten in die Q-Aussendung einschiebt, weist er schon darauf hin, dass er damit dieser Aussendung eine weitere Aufgabe zumessen will als der Aussendung der Zwölf. Diese Vermutung legt sich auch dadurch nahe, dass der die Jünger aussendende Jesus hier als der Kyrios, kontextgemäss als der erhöht-werdende Herr gemeint ist (10,1). Der Aussender der Boten ist hier der erhöht-werdende König. Deshalb verkünden seine BOoten, dass die Basileia Gottes nahe g~ kommen ist (v. 9.11). Die Aufnahme der Boten bedeutet alSo. mehr als die Aufnahme der Gäste, sie besteht im Hören der Verkündigung der Basileia (6 &xouc.uv u{lWV v. 16). Durch das Hören der Verkündigung der Boten nimmt man auch den Herrn auf (v. 16). Somit richtet sich der Blick des Lukas auf die nachösterliche Zeit, auf die Zeit der Missionskirche. Lukas präzisiert durch den Einschub von Eq/ u{liic; und durch die Umstellung der Anweisung der Krankenheilung vor der Verkündigung, zu wem besonders die Herrschaft Gottes nahe gekommen ist: nämlich zu den Kranken, Schwachen und Verstossenen. Diese Präzisierung scheint gerade auf die Universalität der Missia.n hinzuweisen. Denn durch die gleiche Reihenfolge der Heilung und der Basileiarede drückt Lukas im Reisebericht stets die Universalität und Unbegrenztheit der Herrschaft Gottes aus: dem Bericht der Heilung einer verkrüppelten Frau am Sabbat, womit Jesus die Unbegrenztheit des Heils über das Sabbatgebot lehrt, wird ein Gleichnispaar angeschlossen, das die universale Kirche der Zeit des Lukas wiederspiegelt (Lk 13,10-21). Die Szene eines Wassersüchtigen
ZUSAMMENFASSUNG ZU KAPITEL 111
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am Sabbat schliesst sich den Mahlgleichnissen vom Abendmahl an (Lk 14-1-24), in denen die Einladung der Armen, Krüppel, Lahmen und Blinden (v. 13 und v. 21) betont wird. Daraus lässt sich die Absicht des Lukas vermuten, warum Lukas dUl'Ch den Einschub von ~cp' ufLiX~ und durch die Umstellung der Reihenfolge der Krankenheilung und der Basileiaverkündigung zu den Schwachen "t'oü~ ~\I (X(r'?i &.O'&E\lE'i:~ betont: er drückt dadurch die Unbegrenztheit und Universalität der Herrschaft Gottes aus. Diese Absicht des Lukas wird auch durch die Formel des Kommens der BasiIeia in Lk 11,20 und 17,21 bestätigt. Lk 11,20 wird vierfacherweise mit dem Gedanken der Universalität der Basileia Gottes verknüpft. Durch v. 16 bildet das Streitgespräch (Lk 11,14-24) mit der Perikope des Jonaszeichens (v. 29-32) eine Einheit, welche in der Bussaufforderung und Bekehrung der Heiden (Niniviten) besteht. Die Heilung eines Stummen (v. 14) durch die Austreibung eines Dämons veranlasst zur Auseinandersetzung über den Bund mit Beelzebul, dem Herrn aller Dämonen. Die Austreibung der Dämonen bedeutet schon die überlegenheit der Herrschaft Gottes über die kosmischen und feindseligen Mächte. Die Wendung ~\I a(xX"t'UA
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LK
10,1-16:
DIE AUSSENDUNG DER ZWEIUNDSIEBZIG JÜNGER
Mit der Aussendung der Zweiundsiebzig wirft Lukas also seinen Blick auf die nachösterliche Zeit, auf die Missionskirche seiner Zeit. Man könnte sogar sagen, dass Lukas die Tätigkeit der Missionskirche seiner Zeit auf das Leben Jesu zurückprojizieren will, damit die Kontinuität seiner Zeit mit der Zeit J esu gesichert wird. In dem folgenden Bericht der Rückkehr der Boten bes,tätigt sich dieser Gedanke.
KAPITEL
IV
Lk 10,17-20: Die Rückkehr der Zweiundsiebzig
A. Analyse
I. Fragestellung
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LK
10,17-20:
DIE RÜCKKEHR DER ZWEIUNDSIEBZIG
Das zweite Logion (v. 19) wird von R. Bultmann als -eine Verheissung des Erhöhten an die Missionare oder an die Gemeinde bezeichnet '6. Auch die Verbindung von v. 19 mit v. 18 wird nicht als ursprünglich vermutet 7. Bevor man aber das zweite Logion traditionsgeschichtlich sieht, sollte man doch eher fragen, woher Lukas dieses Logion - quellenkritisch gesehen - entnommen hat. Zwar haben die Literarkritiker das Logion einfach zur luk Sonderquelle gehören lassen, haben aber solche Hypothese ohne eingehende Analyse aufgebaut, nur weil es augenblicklich keinen Seitenreferenter gibt. Darum soll erneut gefragt werden, ob es nicht möglich ist, für das Logion v. 19 eine vermutlich ursprüngliche Stelle irgendwo in einer vorsynoptischen Vorlage festzustellen. Auch das dritte Logion belleiohnet R. Bultmann als eine Heilsweissagung des Erhöhten und ganz sekundäre Bildung der hellenistischen Gemeinde 8 , obwohl eine stark alttestamentlich-jüdische Vorstellung im Logion vorkommt. Es muss darum dieses Problem überprüft werden. Im Folgenden wird jedes Logion Iluerst durch die literarische Analyse untersucht und dann der Sinn jedes Logions an und für sich betrachtet ohne Zusammenhang zum luk Kontext. 11. Literarische Analyse
1) Der Bericht der Jünger: v. 17 'Ym:O"'TpE~IltV ae OL eßao{.L~xov"t"llt Mo {.LE'T ov6{.LIlt'Tl O"ou.
'Das Verb U7tOO"'TPECPW ist lukanisch; denn es kommt bei Lk 22X und bei Apg 11 X vor, aber sonst niemals bei den anderen Synoptikern und im NT nur noch 3X9. Ausser Apg 13,34 wird es als blosse Bemerkung zum Itinerar verwendepo. Lukas setllt es oft in seine Vorlage ein 11. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass der Evangelist nach der Aussendung der Zwölf auch dieses Verb für das markinische Verb O"uVOC"(O\I'TIltL eingesetzt '," " ., ~, , -"OO"Ilt E7tO, h a t : Lk 9,a: 10 XIltL" U7tOO"'TPE't'IltV'TE~ OL' Ilt7tOO"'TOI\OL OL1j"(1jO"IltV'TO IltU'T
Auch in Lk 24,52 steht
[LE'T
'~Iltv: lJ7tE'TPE~IltV [LE"t"
zusammen mit dem Vel'b U7tEO""t"pEAuf die Bedeutsamkeit der Verwandt-
R. BULTMANN, Die Tradition, S. 170. R. BULTMANN, op.cit., S. 170; T.W. MANSON, The Sayings, S. 258 (v. 19 as intrusion); J. SCHMID, Lk, z.St.: "Der Zusammenhang zwischen v. 18 und v. 19 ist recht lose, also wohl nicht geschichtlich". 8 R. BULTMANN, op.cit., S. 170 mit Anm. a, und S. 116. 9 Gal 1,17; He 7,1; 2Ptr 2,21; und Variant Mk 4,40 (e Koine AWT). 10 Das Verb gleicher Abstammung E:mO"·t'P'~cpCJ) wird bei Lk mehr im übertragenen Sinne "zu bekehren", statt fLe:'t"ocvow gebraucht, vgl. Lk 17,4; 22,32 und auch 1,16f. Vgl. Untersuchung BERTRAM in TWNT, VII, S. n5ff; über den Begriff der Umkehr bei Lk vgl. R. MrcHIELs, La conception lucanienne de la conversion, ETL 41 (1%5} 42-78. 11 Lk 4,14a; 7,10; 8,37.39.40; 9,10; 11,24 diff Mt und 19,12. 6
7
ANALYSE
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schaft dieser beiden Stellen kommt noch später die Rede. Lukas liebt auch das Substantiv XlXp&12. Das Thema von der "Freude" ist, wie G. Lohfink mit H.J. Cadbury aufweist, ein Charakteristikum von Lukas 13. Es ist notierenswert, dass nicht nur Lk 24,52, sondern auch Lk 19,37 (XlXtpOV're:r;) mit dem Himmelfahrtsmotiv verbunden ist (ev OUPIXV<j) dp~v'YJ v. 38), wie auch bei Lk 10,17. Myov"t"e:r;
,Lukas liebt das Verbum finitum mit folgendem "A~yCJ)v bzw. "A~yov"t"e:r;14. v. 17b: xup~e:: Diese Anrede könnte mit dem Nominativ xupwr; bei 10,1 ein Paar bilden, wie dies bei Lk 10,39.40.41; 12,41.42 und 19,8a.b der Fall ist 15. xup~e: ist, wenigstens hier, mehr als Herr im allgemeinen Sinne, weil die Jünger ihm berichten wollen, dass sie Dämonen in seinem Namen ausgetrieben haben. Die Jünger sehen hier den Namen Jesu als den eigentlichen Grund des Erfolges im Exorzismus an. Deshalb kann xup~e: nicht nur als eine einfache Anrede gemeint sein :Ü6. Wenn xup~e: mit (; xupwr; bei 10,1 ein Paar bildet, muss die Koppelung redaktionell sein, da xupwr; bei 10,1 redaktionell ist. "t"IX alX~fL6v~1X ist ein luk Lieblingswort.
a) Lk gibt das Wort alX~[L6vwv, welches in Mk und Q vo'rkommt, wieder 17. b) Lk vermeidet den traditionellen Ausdruck für Teufel und schreibt statt dessen alX~fL6vwv 18. c) Lk schiebt alX~fL6vwv in vorlukanische Vorlagen ein: 8,29 Sv; 8,30; 11,18 und sonst 13,32 und auch 8,2 (vgl. Mk 16,9), die beide redaktionelle Verse sint 19. "t"IX alX~fL6v~1X bei 10,17 ist darum als redaktionell anzusehen. Lk 1,14; 2,10; 8,13 par Mt-Mk; 10,17; 15,7.10; 24,41.52; Apg 4x. G. LoHFINK, Die Himmelfahrt Jesu, op.cit., S. 174-175; H. CADBURY, Making of Luke-Acts, S. 267-268. 14 Vgl. G. SCHNEIDER, Verleugnung, Verspottung und Verhör Jesu, oip.cit., S. 87 und S. 112-113; H. SCHÜRMANN, Der Einsetzungsbericht Lk 22,19-20, S. 60, 132-152. 15 Vgl. die Betrachtung von F. HAHN, Christologische Hoheitstitel, Göttingen, 1964, S. 85, Anm. 2. l!6 Gegen F. HAHN, Hoheitstitel, S. 84 und S. 88-90, der die Anrede und den absoluten Gebrauch 0 kyrios bei Lk nur im profanen Sinnen sehen will; vgl. Ph. VIEL HAUER, Ein Weg zur neutestamentlichen Christologie? Prüfung der Thesen Ferdinand Hahns, EvT 25 (1%5) 34 (in "Aufsätze zum NT", S. 153). 17 Lk 4,41 par Mk 1,34; 7,33 par Mt 11,18; 9,49 par Mk 9,38; 11,15 par Mk 3,22 (Mt 12,24); 11,19.20 par Mt 12, 27.28. 12
:L3
18
Lk Lk Lk Lk Lk Lk Lk Lk 19
7
Lk 4,33 7tve:üfLoc 8OCLfLoVLOU &.xoc.&&p't"ou diff Mk 1,23 7tVe:üfLoc &.x&.&ocp't"ov. 4,35difl' Mk 1,26 't"o 7tVe:üfLoc 't"o &.x&.&ocP't"ov. 8,27 diff Mk 5,2 7tVe:üfLoc &.xoc.&ocP't"ov, 8,33 diff Mk 5,13 't"ci 7tVe:UfLCX't"OC 't"ci &.x&.&ocp't"oc. 8,35 diff Mk 5,15 't"ov 8OCLfLoVL~6fLe:VOV. 8,38 diff Mk 5,18 6 8OCLfLOVLO".&d.;. 9,1 diff Mt·Mk 7tVe:üfLoc ocxoc.&ocp-rov. 9,42 diff Mk 9,20 't"o 7tVe:ÜfLOC, 11,14 diff Mt 12,22 8OCLfLOVL~6fLe:vO';. Sonst Apg 17,18.
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10,17-20: DIE RÜCKKEHR DER ZWEIUNDSIEBZIG
U7tO't'&Q"Q"e:'t'OI:~: Das Verb im Sinne des "Zwangs", "sich unterwerfen", kommt nur hier im NT und in seiner Parallel stelle v. 20 vor 20:
v. 17: 't'Oe: aOl:~fL6v~0I: U7to't'&Q"Q"e:'t'OI:~ ~fL~v v. 20: 't'Oe: 7tve:üfLOI:'t'OI:ufL~v U7to't'&Q"Q"e:'t'OI:~ Man kann vermuten, dass v. 17 eine Nachbildung von v. 20 sein mag. Die Dämonenaustreibung im Namen Jesu kommt in den luk Schriften nicht oft vor. Sie ist nur bei Apg 16,18 (durch Paulus) und Lk 9,49 (par Mk 9,39) belegt 21. In Frage kommt die Stelle Lk 9,49, wonach ein fremder Exorzist die Dämonen im Namen J esu austreibt. Man vergleiche beide Verse: 9,49: h(Q"'t'OI:'t'OI:, e:taofLe:v 't'WOl: €V 't'i;) ov6fLOI:'t'( Q"ou €Xß&AAOV't'OI: 't'Oe: aOl:~!L6v~0I:. 10,17: xüp~e:, XOl:t 't'Oe: ~0I:~!L6v~0I: U7to't'&Q"Q"e:'t'OI:~ ~fL~v €V 't'i;) ov6!L0I:'t'[ Q"ou.
Die beiden Stellen stehen nicht weit voneinander entfernt. Daraus lässt sich vermuten, dass Lk 9,49 zur Bildung von Lk 10,19 irgendeine Rolle gespielt haben kann. Wenn sich Dämonen im Namen des Herrn unterwerfen, bedeutet der Sinn "im Namen" nicht nur "in seinem Auftrag", sondern vielmehr auch "in seiner Kraft" 2:2. Damit nähert sich die Bedeutung von "im Namen" dem Begriff "E~ouQ"101:'. Dass Lukas "im Namen" hier im Sinne von Kraft bzw. Macht verstehen will, lässt sich nicht nur durch v. 19 bestätigen (aEaWXOI: ufL~V 't'~v E~OUQ"[OI:V ... ), sondern auch dadurch, dass Lukas die Wen~ dung in diesem Sinne ebenfalls in seiner .onomatologie in der Apg gebraucht, welche besonders als Prinzip der Vereinheitlichung des verschiedenen Stoffes von Apg 3,1 - 4,22 hervortritt (vgl. Apg 3,6.16; 4,7.10.12. 17.18). Lukas verwendet dabei die Wendung "im Namen" klar in diesem Sinne: vgl. Apg 4,7, wobei die Mitglieder des Hohen Rates Petrus und Johannes fragen: EV 7to[q. auv&!Le:~ ~ €V 7to(<:> 0'i6fLOI:'t'~ E7tm~Q"OI:'t'e: 't'ou't'O UfLe:L<:;. Hier steht "im Namen" mit "in Kraft" parallel. Wenn die Wendung "im Namen" im Sinne von "in seiner Kraft" gebraucht wird, wird der Name geradezu als "Praesentia Christi" aufgefasst :23. Daraus ergibt sich: der v. 17 ist stark redaktionell, weil die Wörter, die sich dort finden, redaktionell sind: xüp~e:, U7tEQ"'t'pe:tjJOI:'i, fLe:'t'Oe: XOl:pcx<:;, aOl:~ fL6v ~OI: :24. Es gibt nun eine enge Verwandtschaft zwischen v. 20 und v. 17: " '1>' , '1>' v. 17: U7te:Q"' t'pe:'j.r,'OI:V oe: m"ß'I> e: oOfL"Y)xov't'OI: ouO fL e: 't' 01:,
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't'Oe: aOl:~!L6v~0I: !L 01: 't' [ Q"ou.
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20 Sonst im NT "freiwillig sich unterordnen": Lk 2,51; R 8,7; vgl. DELLING, 071'0'1'&0'0'00, TWNT VIII, S. 4047. :21 Auf Apg 19.13-16 braucht man hier keine Rücksicht zu nehmen. 22 Mit BIETENHARD, 15volLlX, TWNT V, S. 176. gegen W. HEITMÜLLER, Im Namen Jesu, FrRLANT 1, Heft 2, Göttingen, 1903, S. 55f, nach ihm bedeutet die Wendung "im Namen" in den Synoptikern und Apg weder "im Auftrag" noch "in Kraft", sondern nur "unter Aussprache des Namens", "unter oder durch Anrufung des Namens". vgl. S. 55. ·23 BIETENHARD, 15vOILIX, op.cit., S. 277. ~4 Vgl. R. BULTMANN, Die Tradition, S. 170, Anm. 1. "den selbstgebildeten" v. 17.
99
ANALYSE
v.20: 7tA~V ev 'rOU''t"Cp !L~ X rt. [ p e: 'r e: 'r cf er er e: 'r rt. ~, X rt. [ p e: 'r e: 'rrt.~
EV 'ro~c; oUprt.vo~c;.
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'r1X 7tVe:U[Lrt.'rrt. Ü[L~V Ü7tO"t'
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u(.L&v e:yyeypoc1C-
Einerseits haben wir oben gefunden, dass viele Elemente von v. 17 redaktionell waren; andererseits werden wir später sehen, dass v. 20 ohne Redaktionsverfahren aus der palästinensischen Tradition stammt. Der Grund dieser Verwandtschaft zwischen v. 17 und v, 20 ist deshalb ganz klar: Lukas hat nach dem Vorbild von v. 20 den Vers 17 redaktionell gebildet. Das Verb Ü7tO't"cferere:'rrt.~ in v. 17 ist nur eine Kopie von v. 20.
2) Das erste Logion v. 18 i) Die Einleitung d7te:v ae rt.u'ro~C; ist sicher redaktionell, weil diese Wendung im NT allein für Lk bezeugt isP5. ii) Wörteranalyse vom Logion v. 18: e&e:6:JpOUV 'rov 'rPrt.7t~V Ex. 'rOU ouprt.vou 7te:er6v'rrt..
~rt.'rrt.viiv
wc;
&er-
Es gibt im Logion zwei Verben: das eine davon steht im Imperfekt e&e:6:JpOUV und das andere 7te:er6v'rrt. im Aorist Partizip, e&e:6:JpOUV kann das Imperfekt Iterativ sein, Aber weIcher Aorist ist das Partizip 7te:er6v'rrt.? Im
Aorist handelt es sich um eine Handlung. Hier könnten viele "gleiche" Ereignisse vorhanden sein und dabei werden sie als eine Handlung gefasst, wie M. Zerwick meint 2'6. Es ist nicht sicher, worauf sich die Wendung Ex. 'rOU ouprt.vou bezieht: auf &er'rprt.7t~v oder auf das Partizip 7te:er6v-rrt.. Im ersten Fall kann folgendermassen übersetzt werden: Der Satan ist herabgefallen wie ein Blitz vom Himmel. Dabei ist nicht gesagt, woher der Satan herabgefallen ist. In diesem Fall bedeutet 7te:er6v'rrt. im übertragenen Sinne den Verlust der Macht und das Bild vom Blitz zeigt nur Raschheit des Verlustes seiner Macht 27. Im zweiten Fall wird darauf hingewiesen, dass der Satan von seinem himmlischen Wohnsitz herabgestürzt wurde, Diese Vorstellung steht dem zeitgenössischen jüdisch-mythologisch-apokalyptischen Vors tellungskreis der Dämonologie näher, Das Partizip 7te:er6v'rrt. wird dabei als ßAY)&eSV'rrt. verstanden :~8. Entsprechend gibt es zwei Auslegungen. Einige Kommentatoren sehen in "Satan" bei Lk 10,18 wie bei 22,31 eine Anspielung auf Job 1,6ff, wonach der Satan als ein himmlischer Ankläger vorgestellt wird:29 • Dabei ist aber noch nicht klar, wohin vom Him25 Lk 8,25 diff Mt~Mk; 9,20 diff MtJMk; 10,18 S; 11,2 diff Mt; 22,36 S; 22,67. Vgl. G. SCHNEIDER, op.cit., S. 114; H. SCHÜRMANN, Jesu Abschiedsrede, III. Teil, S. 12Of. :~6 M. ZERWICK, Graecitias, 19%; auch in seinem Aufsatz Vidi Satanam sicut fulgur de coelo cadentem Lc 10,17-20, VD 26 (1948) 110-114; vgl. CA WEBSTER, St. Luke 10,18, ExpTim 57 (1945-46) 52-53, meint, dass durch den Gebrauch von 7t'e:cr6v't'oc bei Lk 10,18 der wirkliche Fan des Satans gar nicht behauptet werden kann, weil 7t'e:cr6V't'OG keine zeitlich fuderbare Bewegung bedeutet. '27 Vgl. MICHAELIS, 7t'[7t''t'cu, TWNT VI, S. 163, Anm. 11, mit Beleg von Joh 12,31. :28 MICHAELIS, 0'p.cit., ibidem. 29 S0' z.B. SCHLATTER, Lk, S. 279; F. SPITTA, Der Satan als Blitz, ZNW 9 (1908) 162; F0'ERsTER, TWNT II, S. 79, und TWNT VII, S. 157; H. BIETENHARD, Die himmlisohe Welt, op.cit., . 213; K.H. RENGST0'RF, Lk, S. 136; W. GRUNDMANN, Lk, S. 212 usw.
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DIE RÜCKKEHR DER ZWEIUNDSIEBZIG
mel der Satan gestürzt ist; im isolierten l.:ogion könnte der Sturz also bedeuten 30, dass der Satan auf die Erde gestürzt ist, (ßA"YJ&eVTOI:) um den Menschen zu schaden, wie es in Offenb 12,9f belegt wird 31. Die überwiegende Mehrheit der modernen Kommentatoren, die bei der Interpretation den Ton auf "Blitz vom Himmel" legen wollen, meinen, bei dem Logion Lk 10,18 eine Anspielung auf Is 14,12 finden zu können (Luzifer in Vulgata; in LXX E:Ul(j(p6po~ 0 npUlt &VOI:TeAAUlV) 32. Diese Auslegung von Lk 10,18 in Bezug auf Is 14,12 haben schon Origenes 33 und Hieronymus 34 vorgebracht. Wahrscheinlich kann man bei dieser Interpretation noch weiter zurückgehen: Tertullianus hat sicher Is 14,12-15 als Orakel über den Sturz des Teufels interpretiert 35, obwohl er selber ausdrücklich das Logion Lk 10,18 in Bezug auf Ez 28,15-16 interpretiert 3'6. Es ist durchaus möglich, dass im Judentum Is 14,12ff als Orakel vom Sturz des Teufels interpretiert wurde, denn in Targum lsaias zu Is 13,10 wurde ksyl (LXX 6:Jp[UlV) in npylyhwn übersetzt, welche eine himmlischmythologische Gestalt Nephilim von Gen 6,4 sein muss 37, obwohl ein späterer Hagadist in Luzifer (E:(i)(j(p6po~) eine in den Himmel emporgestiegene Frau sieht, die im Begriff war, von den betrunkenen Engeln Gottes vergewaltigt zu werden 38. Die Bezugnahme von Lk 10,18 auf Is 14,12 ist religionsgeschichtlich nicht unmöglich, weil das Glanzgestirn Luzifer (E:UlO"cp6po~ hyll) und der Sohn der Morgenröte in Is 14,12 (0 npUll &VOI:TeAAUlV bn-sJ:tr) die Namen der kananaischen Götter gewesen zu sein scheinen 39. Falls das Logion Lk 10,18 als ein isolierter Spruch betrachtet wird, wäre es nicht unmöglich, darin direkt die Vorstellung von Nephilim (vgl. Gen 6,4) zu sehen, weil man sowohl im Christentum, z.B. Justinus und Athenagoras,w, wie auch im Judentum, z.B. Enoch und Qumran 41, NeWar das Logion ein isoliertes Fragment? So BULTMANN, Tradition, 174. So F. SPITTA, Der Satan als Blitz, op.cit.; H. BIETENHARD, op.cit., S. 213 (aber teilweise). 3:2 F. HAUCK, Lk (TheolKommNT) Leipzig, 1934, S. 142; B. WEISS, Die Evangelien des Markus-Lukas, Göttingen, 1901, S. 448; J. SCHMID, Lk, z.St.; R. SCHNACKENBURG, Gottes Herrschaft, S. 86; J. DUPoNT, Les tentations de Jesus aux deserts, Paris, 1%5, S. 124; G. BAUMBACH, Das Verständnis des Bösen in den Synoptischen Evangelien, Berlin, 1963, S, 180 usw. 33 ORIGENES, Liber Primus, Cap. V(68}, in PG (Migne) 11, S. 163-164 . .34 HIERONYMUS, Commentarium in Esaiam VI (Is XIV 12), in "Corpus Christianorum", Series Latina, LXXIII, S. 240, und Comm. in Esaiam X (34,1-7), op.cit., S. 420. 35 'TERTULLIANUS, Adv. Marcionem V,XI 11, in "Corpus Christianorum", I, Tertullianus I, S. 698: "Simpliciori responsu prae manu erit esse hujus aeui deum diabolum interpretari, qui dixerit propheta referente: ero similis a,aissimi ponam in nubibus thronum meum". 36 Adv. Marcion, II,l0,3, in Corpus Christianorum, Bd. I, S. 487. 37 J.F. STENNING, Targum of Isaiah, Oxford 1949, S. 45; vgl. dazu J.A. FITZMYER, The Genesis Apocryphon of Qumran Cave I. A Commentary, Rome, 1966, S. 73. 38 Dazu M. GRÜNBAUM, Beiträge zur vergleichenden Mythologie aus der Hagada, ZDMG 31 (1877) 227. 39 Vgl, R. DE VAUX, Les textesde Ras Schamra et l'Ancient Testament, RB 46 (1937) 547, und R.B.Y. SCOTT, Isaiah (The Interpreters' Bible V) S. 261-262. 4;0 JUSTINUS, Apologia II,5,3, in PG 6, S. 451; ATHENAGORAS, Legatio pro christianis (Presbeia) 24,4, in PG, S. 647-648: EXELVOL [J.i:v, d~ Em.&u[J.l<xv m:06v't'e:~ 7t'<xp.&eveuv X't'A . .;;1 Vgl. FITZMYER, op.cit.; Strack-Billerbeck II, 2. 167. 30
31
ANALYSE
101
philim als die gestürzten himmHschen lebenden Körper gesehen hat. Wenn K.L. Schmidt 42 für den Hintergrund von Lk 10,18 auf Is 14,12f; Ez 28,llf, Henoch-Apokalypse; IPtr 3,19; 2Ptr 2,4 und Judas 6f in Anspruch nimmt, sieht er den Sitz im Leben für das Logion richtig. Falls man das Logion als isoliert betrachtet, kann man es nicht im Zusammenhang mit dieser oder jener Stelle einer Literatur interpretieren, auch wenn sie eine alttestamentliche wäre. Man muss ein solches kleines Logion von dem ihm entsprechenden ganzen Vors teIlungs kreis her verstehen. Wenn man aber das Logion redaktionsgeschichtlich im Zusammenhang des jetzigen Kontextes von Lukas betrachtet, ist es möglich, den Sinn des Logions nach dem luk Verständnis noch enger und genauer zu begreifen. 3) Das zweite Logion v. 19: t~ou ~E~WXOC ufL'i:v 'T~v E~OUO'[ocv 'TOU noc'TE'i:V h&vw 6cpEWV xal. O'xopn[wv, xocl. Enl. niiO'ocv 'T~V MvocfL~v 'TOU EX&pou, xocl. ou~ev ufLiic; ou fL~ &.~~x~O'n. t~oü verwendet Lukas in Lk 57x und in Apg 12X; vgl. Mt 62x und Mk 8 X, sonst im NT 51 X, davon 26X in der Offenb. Luk und Matth lieben es. Besonders bei Lk wird es in Anlehnung an den LXX:'Sprachgebrauch verwendet 43. Es wird zwar 32 X in luk S gebrauchU4, doch ist es schwierig, zu beweisen, wieviel davon zur luk Redaktion gehört. E~OUO'[OC: kommt ausser bei Lk in den Synoptikern in vierfacher Weise vor. i) Die E~OUO'[OC Jesu im jüdisch-technischen Sinne, mit der die jüdischen Gelehrten versehen sind (r"sut): Sie ist die Autorität, mit der sie Probleme - besonders in kasuistischen Fragen - lösen und die traditionelle Lehre entscheiden. Ein Beispiel findet sich in Mk 11,28.33 (par Mt 21,23.24.27 par Lk), wobei die Ältesten von Jesus Antwort fordern, mit welcher Exousia er im Tempel lehrt. Bei Mk 1,22.27 wundern sich Zuhörer über die Exousia, mit der Jesus lehrt 45, (vgl. Mt 28,18). ii) Die E~OUO'[OC über die Natur: nach Off 14,18 hat ein Engel Macht über Feuer. Solche Macht steht eigentlich Gott als Schöpfer der Natur zu. Die Macht über die Natur ist ein Eigentum des Schöpfers. Deshalb bringt Off 6,8 solch eine Macht als "gegebene" zum Ausdruck (EM&'Y) 4'6. Dieses durch LXX beeinflusste Wort, das dem aramäischen slt entspricht (z.B. Dan 4,14) 47, wird auch bei Lk 10,19 verwendet (die Macht, auf Schlangen und Skorp,ione zu treten). Diese Macht ist nicht die innewohnende physische Macht, sondern diejenige, die "zu sagen hat" 48, die die Fähigkeit, durch das Wmt zu befehlen, voraussetzt. ~2
K.L. SCHMIDT, Lucifer als gefallene Engelmacht, TZBas 7 (1951) 161-179. Vgl. A. La chute des anges. Origine et portee de cette speculation, RHPhilRel 7 (1927) 295-315, 43 H. SCHÜRMANN, 'Der Paschamahlbericht, I, S. 93. 44 Genauer bei H. SCHÜRMANN, op.cit., S. 93. 45 Vgl. D. DAUBE, t1;~OUcr[1X in Mk 1,22 and 27, JTS 39 (1938) 45-39. 416 FOERSTER, t1;~OUcr[lX, TWiNT II, S. 564. 47 Ibid., S. 561. ~ Ibid., S. 564. LoDS,
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DIE RÜCKKEHR DER ZWEIUNDSIEBZIG
iii) Die E~OUcrta.: über Dämonen: Der göttlichen Macht sind auch Dämonen als Geschöpfe Gottes untertan. Nach Mk 1,27 (vgL Lk 4,36) gebietet Jesus den Geistern und sie gehorchen ihm. Der vorausgehende Satz Mk 1,26 ist bemerkenswert: die Anwesenden staunen über den Exorzismus Jesu; sie sagten: "Was ist das? Eine neue Lehre in VoUmacht". Hier v,erbinden sich zwei ursprünglich verschiedene Begriffe der Exousia, die eine, die aus dem rabbinischen Gebrauch stammt, und die andere, die die Gottesmacht auszudrücken pflegt. Es ist daher begreiflich, dass die Vollmaohtübertragung an die Jünger gerade im Rahmen der Aussendung zur Verkündigung stattfindet, so Mk 6,7 (Mk 3,5); Mt 10,1; Lk 9,1 und 10,19. iv) Die Vollmacht des Menschensohnes zur Sündenvergebung Mt 9, 6.8; Mk 2,10 und Lk 5,24. Zur Analyse der Redaktion von Lk 10 ist es nicht nötig, sie zu berücksichtigen. Daraus ergibt sich: die Macht im Logion v. 19 ist vorerst im zweiten und dritten Sinne zu verstehen; aber sie ist im Zusammenhang der Aussendung (also in der Redaktionsstufe) auch im ersten Sinne mit inbegriffen. i) Zitat von .Ps 90,13? Seit Tertullianus 49 wird Lk 10,19 in Anlehnung an Ps 90,13 (HebrT. 91,13) interpretiert; so schreibt z.B. B. Weiss: "die offenbare Anspielung auf Ps 91,13" ';0; Strack-Billerbeck zu Lk 10,18: "Grundstelle Ps 91,13" 51; Schlatter: "Der Anschluss an den Grundtext Ps 91,13 ist wahrscheinlich" '1;2; J.M. Creed: "The language is coloured by Ps 91" '53; E. Osty: "Ps 91,13, dont ce passage est peut.etre un echo" 54, und andere Exegeten 55. Wieweit aber dieses Logion von Lk mit Ps 91,13 parallel ist, muss genau ins Auge gefasst werden. Es empfiehlt sich deshalb, zuerst beide Texte miteinander zu vergleichen: Lk: 't"oG 7ta.:'t"E~V Emxvw I:\tpEWV xa.:t crxoP7ttWV Ps (LXX): E7t' &.cr7tU~a.: xa.:t ßoccrLAtcrxov Emß~cr7J xoct xa.:'t"a.:7ta.:'t"~crELC; AEOV't"a.: xa.:t ap&.xov't"a.: Ps TM in übersetzung: "über Löwen und Ottern schreitest du, kannst zertreten Leu und Drache". Die LXX übersetzt sahal mit &.cr7ttaa.:. Aber wegen des Parallelismus mit keslr kann sahal nur "Löwen" bedeuten 00. 49 Tertullianus interpretiert die Aussendung der Siebzig Jünger in Adversus Mareionem IV 24 in Rückblick auf den Auszug der Israeliten aus Ägypten und vergleicht dabei die Vollmacht der Jünger mit der Macht des Moses, Naoh Tertullianus ist die den Jüngern verliehene Vollmacht nicht anders als diejenige, die der Schöpfer Gott zuerst als eine Erfüllung von Ps 90,13 übertragen hat: (Corpus Christianorum I, S. 609). 50 B. WEISS, Markus und Lukas, S. 448. 51 Strack-Billerbeck, II, S. 168. ,52 SCHLATIER, Lk, S. 281. 53 J.M. CREED, Luke, S. 147. M La Sainte Bible de Jerusalem, Paris, 1961, S. 91. 55 PLUMMER, Lk, S. 281; F. HAUCK, Lk, S. 142; K. STAAB, Mk-Lk (EchterBibel) S. 68; W. GRUNDMANN, Lk, S. 170, Anm. 1; G. BAUMBACH, Das Verständnis des Bösen, S. 18Of. The Interpreters' Bible VIII, Lk, S. 189. ,&6 Vgl. H.J. KRAus, Psalmen II (Biblischer Kommentar), 1%1, S. 635.
ANALYSE
103
Die Bedeutung von ßO(mA(crxo~ und &crm~ ist zwar dem ilqn~ gleich. Im Psalm ist keine Rede von Skorpion. Die Vorstellung des Psalms ist dem Logion bei Lk nur insoweit ähnlich, als in beiden Stellen von dem göttlichen Schutz die Rede ist, welcher dadurch zum Ausdruck kommt, dass man ohne Gefahr auch auf die gefährlichsten Tiere treten kann. ii) Anlehnung an Dt 8,15
Man weist deshalb für den Text von ilqn~-crxop7t(o~ auch auf Dt 8,15 hin 57. Dt 8,15 steht in LXX folgendermassen: '!ou &YrJ.y6v'!0~ cre: a~a: '!~~ EP~[LOU '!~~ [Le:Y&A'Y)~ xrJ.( '!~~ rpoße:~iX~ Exdv'Y)~, 06 ilrp~~ Mxvwv xrJ.( crXOp7t(o~ xrJ.( a(~rJ.. Hier in DT handelt es sich um eine Erinnerung an die Erfahrung der Wanderung der Israeliten in der Wüste, wobei die göttliche Führung und der Schutz ins Gedächtnis zurückgerufen werden, vgl. na~as W"sarap w·caqerab. Nicht nur die Wörter, sondern auch die Reihenfolge von ilrp~~ crXOp7t(o~ ist bei dem Logion Lk 10,19 dem deuteronomischen Text gleich. Ferner kommen die beiden Wörter gemeinsam im ganzen AT nur Dt 8,15 vor. Hat erst Lukas das Logion der traditionellen Vollmachtübertragung an die Jünger an Dt 8,15 anspielen lassen? Oder hat das hellenistische Christentum es frei gestaltet? Um das Problem zu lösen, ist noch festzustellen, welche Rolle dieser deuteronomistische Text im Spät judentum gespielt hat. Es ist sicher, dass im Spätjudentum zwei Wörter na/:laS-"aqerab sehr oft zusammengesetzt gebraucht wurden. Im Folgenden werden Belege a) aus der tannaitischen Zeit und b) aus der frühen amoräischen Zeit herangezogen. a) aus der tannaitischen Zeit: Mischna Abot V 5 (auch in Pirke Abot 5,8): "Zehn Wunder geschahen unseren Vätern im Heiligtum ... (das neunte Wunder) nie schädigt eine Schlange oder skorpion in Jerusalem ,58. Mischna Abot 11,10: R. Elieser (ben Hyrkanus, A.D. 80c120) spricht: Wärme dioh an dem Feuer der Weisen; nimm dich aber vor ihrer Kohle in acht, dass du dich nicht verbrennst, denn ihr Biss - Skorpions Stich, ihr Zischen - der Schlange Zischen 59. vgl. auch Mischna Para VII,9. Sifra (zu Levit.) Amor Perez IX, 8: Was viele Schädlinge mazz'iq'im (vor Gott) betrifft, viele Bären, viele Löwen, viele Bären, viele Löwen, viele Leoparden, viele Bisschlangen, viele Skorpione, welche uns angreifen, sie sind schliesslich diejenigen, durch welche Gott von deiner Hand in Zukunft Rechenschaft fordern will '6'0. b) aus der frühen amoräischen Zeit: Auch in Genesis Rabba, die zur ersten nachtannaitischen Midraschlite· ratur gehört, gibt es wenigstens folgende Stelle, wo immer wieder "Schlange-Skorpion" vorkommen: B. WEISS, Mk-Lk, S. 446; K. ALAND, Synopsis quatuor Evangeliorum, z.St. Der Text und übersetzung von K. MARTI - G. BEER, Mischna Abot, Giessen, 1927; für Mischna Para, L. GoLDSCHMID, Der Babylonische Talmud, Bd. 9, Haag, 1935, S. 1096. '59 Vgl. dazu W. BACHER, Die Agada der Tannaiten, I, Strasburg, 1903, S. 97. '6'0 Die Übersetzung stammt von mir. Der Text: ABRAHAM BEN D~VID, Sifra d'be Rah. 57
·58
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iParascha 10,2,1: Gott hat viele Heere über den Menschen gesetzt, um Rechenschaft von ihm zu fordern, viele Bären, Löwen, Schlangen, Skorpione_ Noch eine Stelle in iParascha 10,2,1 '61.. Parascha 19,3,11 (als Kratsch zwischen zwei Frauen): Was tut dir dein Mann. Sie antwortete: Er tut mir alles Gute, nur über das Fass, welches mit Schlangen und Skorpionen gefüllt ist, lässt er mich nicht schalten. Vgl. über Joseph in Wayesheb Parascha 84,16. Folgerung: Die Belege zeigen, dass die Koppelung der beiden Wörter "Schlange und Skorpion" nicht nur in der amoräischen Zeit (Genesis Rabba) und in der späteren tannaitischen Zeit (Sifra) üblich waren, sondern auch in der frühen tannaitischen Zeit als eine fixierte Sprechweise. Diese Wendung ist, wie Mischna Para VII, 9 zeigt, auch in das mischnaische Gesetz übernommen worden, was darauf hinweist, dass sie vor der Kodifizierung der Mischna vorhanden war. Auch die Aussage von R. Elieser ben Hyrkanus (A.D. 80-120) in Mischna Abot II, 10 bestätigt diese Vermutung. Der Kontext der Zehn Wunder in Mischna Abot V,5 setzt voraus, dass diese Wunderlegende schon in der Zeit vor der Zerstörung des Jerusalemer Tempels in der Leute Mund war '62. Es ist noch festzustellen, woher diese Sprechweise stammt. Sie kommt in der tannaitischen Midraschliteratur, wenn sie als Zitat aus dem AT gebraucht wird, immer im Zitat von Dt 8,15 und niemals als Zitat von Ps 91,13 vor. Bei dem Zitat von Dt 8,15 handelt es sich um zwei überlieferungen, die eine zum Ausdruck des göttlichen Schutzes in der Spekulation über die Wolken bei der Wanderung der Israeliten durch die Wüste, und die andere als Interpretation der Fruchtbarkeit der Wüste Sinai. i) Die Spekulation über die Wolken: Mechilta Ex 13,21 (§ 30), welche wörtlich genau auch in Sifre Num 10,34 (§ 83) wiedergegeben wird 63. Diesem Midrasch nach hat die Wolke die Schlangen und Skorpione vor den Israeliten erschlagen (mkh), weggefegt (mkbd) und zersprengt (mrb$)".
In Tosefta Sota 4,2 wird das Zitat Dt 8,15 in der kürzeren Wiedergabe der Wolken spekulation, die als eine Interpretation von Gen 18,4 angegeben wird 64, eingeführt: "Er (die göttliche Wolke, die vor den Israeliten geht) hat Schlangen und Skorpione getötet (hwrg) und Gebüsch abgebrannt (swrp)" '65: Die Rolle des Zitates von Dt 8,15 ist sowohl bei Mechilta wie auch bei Tosefta Sota immer gleich: zur Lehre des göttlichen Schutzes der Israeliten vor der Gefahr auf dem Wege nach dem verheissenen Land. Der Text: ALBECK, eh., Midrash Bereshit Rabba, Jerusalem 1965. über die Interpretation der einzelnen Wunden vgl. K. MARTI - B. BEER, Abot, Väter, Text, Übersetzung und Erkolärung, Giessen, 1927, S. 123-125. '63 Der Text von H.S. HOROVITZ, Eipfre d'be Rab, Leipzig, 1917 - Jerusalem, 1966, S. 79; VERS., Meohilta d'Rabbi Ismae1, Jerusalem, 1906, S. 81; die übersetzung von K. G. KUHN, Sifre Num, Stuttgart, 1959, S. 217. 064 Vgl. auch Mechilta zu Ex 13,21, wo ebenfalls eine gileiche Interpretation von Gen 18,4 auftritt. ,65 Der Text von M.-S. ZUCKERMANDEL, Tosefta, Jerusalem, 1%3, S. 298; die übersetzung stammt von mir. '61
'62
ANALYSE
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Deshalb kann dieses Zitat auch ausser dem Kontext der Wolkenspekulation verwendet werden, wie Sifre Dt 20,4 (§193) zeigt: "Euer Gott ist mit euch gewandert: Was bedeutet, dass er in der Wüste mit euch war? Das bedeutet, dass er in der Zeit der Drangsal mit euch sein wird. Darum sagt die Schrift: damit er mit euch in dem Kampf wider eure Feinde zieht, um euch zu retten von Schlangen und Skorpionen und bösen Geistern" '6'6:
Targum Jers I zu Dt 8,15 stellt den göttlichen Schutz bei der Wanderung der Israeliten in den Vordergrund, wenn der Targumist die Barmherzigkeit der göttlichen Führung durch brl:tmyn zum Ausdruck bringen will: "Gott, der dich in Barmherzigkeit führt in der grossen und fruchtbaren Wüste, welche voll mit Feuerschlangen und Skorpionen mit Stachel ist" '67. ii) Dt 8,15 wird zitiert, um die Furchtbarkeit der Wüste zum Ausdruck zu bringen: Mechilta zu Ex 15,22 (wajassa 1): "Und sie zogen hinaus nach der Wüste Schur, d.h. die Wüste Kub ... ganz voll von Schlangen und Skorpionen, denn es heisst (Dt 8,15): Der dich gehen liess durch die gros se und furchtbare Wüste von Feuerschlangen und Skorpionen": vgl. auch Sifre Dt 1,18 (§18) und Targ. Jer I zu Dt 1,19. Auch Philo von Alexandria hat diese Stelle allegorisch interpretiert '68. In der Amoräerzeit hat man diese Wendung auch bei der Auslegung von Ps 91,13 miteinspielen lassen, wie es im Kommentar von Strack-Billerbeck zu Lk 10,19 belegt wird. Aber die Verschmelzung dieser Wendung mit Ps 91,13 ist in der tannaitischen Zeit noch nicht bekannt. Auch bei der amoräischen Interpretation von Ps 91,13 darf nicht vergessen werden, dass die Wendung "Schlange und Skorpion" ursprünglich aus Dt 8,15 stammt. Weil es sich sowohl bei Ps 91,13 wie auch bei Dt 8,15 um den göttlichen Schutz handelt, geschah es leicht, dass die beiden Texte zusammen verschmolzen wurden. Schlussfolgerung zu Lk 10,19: Weil die Wendung IScp~c;-crxopn(oc; eine jüdische Sprechweise aus Dt 8,15 ist, ist es möglich, dass das Logion in der Zeit des palästinensischen Urchristentums entstanden ist. Ob die Vorstellung "zu treten nlXTdv" (die Schlange und Skorpion) mit Ps 91,13 etwas zu tun hat, bleibt noch offen. Aber ohne Ps 91,13 kann der göttliche Schutz durch "treten" ausgedrückt werden. Auch in der oben zitierten tannaitischen Literatur ist der Schutz Gottes gegen Schlangen und Skorpione auf verschiedene Weise ausgedrückt: einmal durch "töten" (hrg) oder erschlagen (hkkh) ein andermal durch wegfegen und zersprengen (hkkbd whrb~). Darum könnte man nur mit Vorbehalt sagen, dass sich der Ausdruck "zu treten" im Logion mit Ps 91,13 verschmoIzen haben kann. Ent niicrlXv TIJV MVIX[Lw TOU EX&pOU Die Wendung steht mit En&.vw IScpewv XTA. parallel. Der Teufel als Feind der Menschen ist eine traditionelle Idee. Solche Idee ist im JudenDer Text von FRIEDMANN, Sifre d'bbe Rab; die übersetzung ist von mir. Der Text von Polyglotta (E. WALTONII., London, 1653). '68 Allegorische Interpretation II,84-86 (XXI), CoIsons Ausgabe und übersetzung, Philo, Opera Omnia I, S. 277-278. '6·6
167
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10,17-20:
DIE RÜCKKEHR DER ZWEIUNDSIEBZIG
turn ganz gewöhnlich '69, z.B. die oben zitierte Stelle von Sifre Dt 20,4 setzt die Feinde mit Schlange und Skorpion und bösen Geistern parallel. Im Urchristentum ist diese Idee auch für die Lage der Mission verwendet worden, vgl. Gleichnis von viererlei Ackerboden Mk 4, 15 par. 70. Die Vollmacht Jesu über alle Mächte der Feinde ist eine der wichtigsten Themen des NT, wie man es in der Verwendung des Ps 110,1 sehen kann 71, z.B. Lk 20,43 par Mk-Mt; Apg 2,35; 1Kor 15,25; Heb 1,13; 10,13. In Lk 10,19 gibt Jesus seinen Jüngern solche Vollmacht, Paulus wird später die gleiche Idee für die Gläbigen anwenden in Rom 16,20: 0 ~~ &EO~ 't"~~ dp~v'YJ~ (j"UV't"p(~EL 't"ov 2:oc't"ocviiv U7tO 't"oü~ 7t6~oc~ ufL&v ~v 't"&XEL. "Wir begegnen hier den jüdischen und christlichen Theologurnenon, dass am Ende der Zeit Satan vernichtet werden soll" 7'2. xocl ou~~v ufLii~ ou fL~ &~LX~(j"71 &~LXEW verwendet Lukas noch in Apg 5 X (vgl. Mt 1 X) 73. Ist ouMv Subjekt oder Objekt? Grammatikalisch ist beides möglich 74. Mit doppeltem Akkusativ kommt es in Apg 25,10 vor (auch GI 4,12 und Philm 18). Falls OU~EV Akkusativ ist, wird der Satz übersetzt: die gesamte feindliche Macht wird euch nicht Schaden zufügen können 75. Das Verb &.~LXEW bedeutet primär "Unrecht tun" im Sinne des rechtswidrigen HandeIns 7'6. Im Verhältnis zu Gott bedeutet es "sündigen gegen Gott", was LXX-Gebrauch ist. Im Verhältnis zu anderen Menschen "Unrecht tun gegen jemanden, sohaden", vgl. in diesem Sinne Kol 3,25; Mt 20,13; Apg 7,26f; lKor 6, 8; 2Kor 7,2 und Gal 4,12. Die die Menschen schädigende dämonische Macht als Subjekt dieses Verbs tritt im NT ausser an unserer Stelle nur in der Apokalypse auf: 9,4; 9,10.19; 11,5 (zweimal). Es wäre hier geeignet, die Legende vom neunten Wunder in Mischna Abot V 5 in Erinnerung zu bringen: Nie hat eine Schlange oder ein Skorpion jemandem Schaden zugefügt: W"16~ hizz'iq nal:zas W""'aqerab beyerusalyim. Hizziq ist hifil von nzq, bedeutet "Schaden zufügen", "beschädigen". Das Verb in Partizip Hifil mazziq "Schädling" ist im Spätjudenturn sehr oft als Bezeichnung der Dämonen bzw. der bösen Geister gebraucht worden. Gleich nach der oben zitierten Stelle kommt dieses Wort in Abot V, 6 als Bezeichnung für Dämonen vor 77. Bei der bereits zitierten Stelle von Sifra Amor Pereq IX, 8 werden Schlange und Skorpion als mazziq'im bezeichnet. Wir wissen schon aus Sifre Dt 20,4 (§193), dass die Feinde der Israeliten (~oyeb) durch Schlangen und
Vgl. GRUNDMANN, MVlXfW:;, TWNT II, besonders S. 297f und 308-309. Vgl. B. NOACK, Satanas und Soteria. Untersuchung zur NT-Dämonologie, Kopenhangen, 1948, S. 109'f. 71 Vgl. Kap. IV, B, II. 7.2 B. NOACK, Oip.cit., S. 113. 73 Apg 7,24.26.27; 25,10.11; Mt 20,13. 74 ZERWICK, Analysis Philologica Novi Testamenti, Roma, 1953, z.St.; vgl. SCHRENK, &aLX~W, TWNT I, S. 161 und Anm. 13. 75 G. BAUMBACH, Das Verständnis des Bösen, S. 182 und S. 220, Anm. 76. 76 SCHRENK, op.cit., S. 157. 77 Vgl. dazu K. MARTI - G. BEER, Die Mischna, Text, übersetzung, op.cit., S. 129f. '69
70
ANALYSE
107
Skorpione präzisiert wurden, die aber mit bösen Geistern parallel auftreten. Auch bei Lk 10,19 werden Schlange und Skorpion mit der Mvoq.1.LC; 't"oü gX&poü identifiziert, und dabei wird hinzugefügt, dass sie keinem (von euch) schaden werden ou fL-YJ &~LX~crYl' was voraussetzt, dass Schlange und Skorpion "Schädlinge" genannt wurden. Es darf mit Recht vermutet werden, dass die Vorstellung, die hinter dem Logion Lk 10,19 spielt, auf jüdisch-palästinensischem Boden entstanden sein muss.
Zusammenfassung zur Analyse vom Logion Lk 10,19: das Logion stammt aus der palästinensischen Kirche; es gibt keinen Grund, das LÜ'gion J esus abzusprechen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass J esus dieses Logion, wie es steht, - sicher nicht griechisch - ausgesprochen hat. 7tA~V gV 't"o{mp fL~ XIX[pe:'t"E 5't"L 't"oc 7tve:ufLlX't"lX ufL~v U7to't"&crcre:'t"IXL, XIX[pe:'t"e: ~e 5n 't"oc ov6fLlX't"lX ufL(7)V gyyeyp7t't"IXL gV 't"o~c; OUpIXVO~C;.
4) Das dritte Logion v. 20:
7tA~V als Adverb kommt bei Mt 5 X vor, in Apg nur einmal. Aber 7tA~V kommt bei Lk 14/15 vor 78. In Lk 12,31 diff Mt setzt Lukas es ein, wenn es nicht eine übersetzungsvariante ist T9. Bei Lk 22,21 kann 7tA~V redaktionell sein 80. Sonst findet sich 7tA~V nur noch in S und zwar 9x 81; davon sind wenigstens 11,41; 13,33 und 18,8 redaktionelle Verse. In Lk 10,20 kann man aber nichts entscheiden. XIX[pW "sich freuen" findet sich bei Mt 3 X 8:2, bei Mk nur 1 X, aber bei Lk 11X, davon 10X in S83, und einmal par Mk (Lk 22,5). Die Verse 13,17; 15,32 und 19,39 sind redaktionell. Aber daraus ergibt sich nicht die Redaktionalität des Verbs in Lk 10,20.
't"OC 7tve:UfLlX't"lX
Für die bösen Geister verwendet Lukas 't"oc 7tve:ufLlX't"lX nur hier ohne Adjektiv. Wenn Lukas 't"o 7tve:ufLlX mit Adjektiv (z.B. &X&&lXp't"OV) verwendet, schreibt er nur seine Vorlage ab 84. In der Wiedergabe der sechs markinischen Stellen setzt Luaks ein anderes Substantiv ein (besonders ~IXL fL6v LOV , vgl. A, 11, 1), statt des markinischen 7tve:üfLlX &X&&IXP't"OV 85. Sonst verwendet Lukas 7tve:üfLlX 7tov1Jp6v bei Lk 8,2 und 7,21, vgl. auch Apg 19,12-16, wo es 4 X vorkommt. Daraus ergibt sich, dass 't"oc 7tve:ufLlX't"lX bei Lk nicht beliebt ist, ist also hier vorluk. U7tO"t'&cr(jE"t'oc.~: Das Verb ist nicht lukanisch (siehe A, 11, 1) 78 Lk 6,24.35; 10,11.14 (par Mt).20; 11.41; 12,31 diff Mt; 13,33; 17,1 par Mt; 18,8; 19,27; 22,21.22.42 par Mt, aber diff Mk; 23,28. 79 So meint REHKOPF, Die lukanische Sonderquelle, op.cit., S. 9. &0 Vgl. H. SCHÜRMANN, Jesu Abschiedsrede, S. 14-15 und S. 19-20. 81 Lk 6,24.35; 10,11.20; 11,41; 13,33; 18,8; 19,27 und 23,28. 82 Mt 2,10; 5,12; 18,13. Sonst als Grussformel 26,49; 27,29; 28,9. 83 Lk 1,14; 6,23 par Mt; 10,20; 13,17; 15,5 par Mt; 19,6.37; 23,8. 84 Lk 4,36 par Mk 1,27; 6,18 par Mk 3,11; 7,21 vgl. Mk 3,11; 8,29 par Mk 5,8; 9,42 par Mk 9,25; 11,24.26 par Mt 11,43-45. 85 Mk 1,23 diff Lk; Mk 1,26 ruff Lk; Mk 5,2 ruff Lk; Mk 5,13 difl' Lk; Mk 6,7 diff Lk; Mk 9,20diff Lk; vgl. CADBURY, op.cit., S. 190.
108
LK
10,17-20:
DIE RÜCKKEHR DER ZWEIUNDSIEBZIG
XodPE'TE ae
Die Komposition fL~ XlXtPE'TE ... XlXtPE'TE ae ist semitisch 8.6. Jesus will keinen Vorwurf machen, dass sie sich über Erfolge freuen, weil die Jünger bekennen, dass sie im Namen Jesu den Erfolg hatten. Lk 9,43-50 bejaht Jesus den Exorzismus der Leute, die nicht zu seinen Jüngern gehören; die Negation fL~ •.. M ist also eine dialektische Negation als semitisches Idiom 87. Man muss also wie folgt übersetzen: "Aber darüber freut euch nicht so sehr, dass euch die Geister gehO'rchen; freut euch vielmehr, dass eure Namen im Himmel eingeschrieben bleiben" (vgl. Mk 9,37; Jo 7, 16; 12,44). Die Komposition ist alsO' vorlukanisch und damit auch das Verbum XlXtPE'TE traditionell. E\I 'TO~C; OUPIX\lO~C; ot OUPlX\lOt im .Plural gebraucht Lk nur in 10,20; 12,33 diff Mt; 18,22 par Mt diff Mk 8'8; 21,26 (Zitat LXX) und Apg 2,34; 7,56. Lukas korrigiert oft einen Plural in der Vorlage und setzt den Singular: Mk 1,10 diff Lk 3,21; Mk 1,11 diff Lk 3,22; Mt 5,12 diff Lk 6,23; Mt 7,11 diff Lk 11,13. Die Wendung E\I 'TO~C; OUPIX\lO~C; bei Lk 18,22 kann nur eine sprachliohe Reminiszenz von Lk 12,33 sein 89. Daher ist der Plural E'J "t'o~~ oöpocvot~ hier wahrscheinlich vorlukanisch. 't"cl 6\16fLlX'TlX ufLW\I EyyeyplX7t'TIX~ E\I 't"o~C; OUPIX\lO~C;
O. Im Spät judentum ist es der Prophet Elias, der im Himmel die Namen der Menschen in das Buoh GO'ttes schreiben soll 9\ vgl. Lev R; Ruth R 2,14. Der Satz ist also aus der vorlukanisch-judenchristlichen Tradition aufgenommen worden. Auch im NT kommt die Vorstellung ausser an unserer Stelle bei Phil 4,3 und Off 3,5; 13; 20,15 vor. Dabei bedeutet sie die Freundschaft mit Gott, oder Zugehörigkeit zu Gott, die "Auserwählung" Gottes voraussetzt 92. 86 Vgl. FRIDRICHSEN, Le probleme du mirac1e dans le christianisme primitif, Strasburg, 1925, S. 95-%: ,,Au fond, le commandement positif et le commandement negatif ne s'excluent point, mais ils expriment deux degrees differents de !eur valeur respective, ce qui, grace a une syntaxe imitant celle des langues semitiques, se presente comme l'opposition des contraires". 87 Vgl. H. KRUSE, Die Dialektische Negation als Semitisches Idiom, VT 4 (1954) 385-400; M. ZERWICK, Graecitas, 370. 88 Andere Leseart: Singular N Koine W e usw. 89 H. SCHÜRMANN, Sprachliche Reminiszenzen, in "Trad. Untersuchungen", S. 115. 1>0 Vgl. DALMAN, Die Worte Jesu, S. 171; Strack-Bmerbeck II, S. 169L176; SCHRENK, TWNT I, S. 618-619; H. BIETENHARD, Die himmlische Welt, op.cit., S. 231-254, mit ausführlicher Auslegung. 9" Vgl M J. STlASSNY, Le prophete Elie dans le judaisme, in "Le Elie Prophete II, Au Carmel .dans le judaisme et l'Isram", Paris 1956, S. 213. Vgl. auch Strack"Billerbeck IV, S. 766a. 1'2 J. SCHMID, Lk, S. 188: "Das Bewusstsein der Auserwählung"; vgl. auch G. BAUMBACH, op.cit., S. 183.
ANALYSE
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Im NT ..Gebrauch sind die Leute, deren Namen im Himmel bzw. im Buch des Lebens eingetragen werden, aktive Teilnehmer an der Heilstat Gottes, was besonders in Ph 4,3 und Off 3,5 klar ist. Die Mitarbeit mit dem Herrn in Verkündigung und ExoTlz;ismus sichert, dass ihre Namen im Himmel eingeschrieben bleiben. Lk 10,20 will Jesus sagen: Freut euch, nicht weil euch die Dämonen gehorchen, sondern weil euer Sieg über Dämonen als eine aktive Teilnahme an meinem Wirken eine Sicherung und eine Bewahrung eurer Namen im Himmel zur Folge hat.
Zusammenfassung von v. 20: a) 't"Oe ?laLfL6vLa lJ1l:0't"&.0"0"E't"aL ist nicht lukanisch; b) fL~ xalpE't"E .. , XalPE't"E ae ist eine semitische Konstruktiün; c) sv 't"o~c; oupavo~c; (im Plural) ist nicht lukanisch; d) die Vürstellung "Namen einschreiben im Himmel" ist alttestamentlich-jüdisch. Daraus ergibt sich, dass das Lügiün v. 20 vorlukanisch ist; es entstand wahrscheinlich auf palästinensischem Boden. Zusammenfassung der Analyse der Periküpe: a) Der v. 17 ist redaktionell und eine Kopie aus v. 20; b) Die Logien v. 18,19 und 20 stammen aus der palästinensischen Urgemeinde und gehen wahrscheinlich auf Jesus selbst zurück.
IH. Analyse der Struktur Der Aufbau der Perikope v. 17-20 könnte folgendermassen gefasst wer· den: Der Bericht der Jünger und ihre Freude über die Unterwerfung der Dämonen v. 17 steht literarisch der Mahnung von v. 20 parallel. Der Sturz des Satans vom Himmel SX 't"ou oupavou kann der Einschreibung der Namen im Himmel sv 't"o~c; oupavo~c; gegenüberstehen. Das Logion v. 19, die Vollmachtübertragung, steht infolgedessen sO' in der Mitte der Periküpe, dass es durch v. 17-18 und v. 20a-b eingeklammert wird. Innerhalb des Lügions v. 19 selbst könnte man gewissermassen einen Parallelismus finden: ufL~v ... ufLocC;; bt&.vw ... hd. Die PerikO'pe wird wie folgt schematisiert: ab-c-a'b'. •.. fL E 't" Oe X a P oc C; ... XUpLE, xal. 't" Oe ?l a L fL 6 'I Lau 7t 0 't" &. 0" 0" E 't" a L 'I (sv 't" 0'1 6fLa't"l O"ou) b (sv 't" 0 'I 6 fL a't" l 0" 0 u) ... ~a't"avocv ... S x 't" 0 U 0 U p av 0 U 7tE0"6v't"a ?le:?lwxa U fL ~ 'I 't"~v s~ouO"lav 't"OU 7ta't"dv c S 7t &. 'I W I5cpEwv XaL crxop7tlwv xal. s 7t 1. 7tocO"av 't"~v MvafLLv 't"OU sX&pou xal. ou?lev U fL oc C; ou fL~ &?lLX~O"YJ a' 7tA~V sv 't"OU't"W fL ~ X at p E't" E g'n 't" Oe 7t 'I E U fL a't" a U fL ~ 'I U 7t 0 't" &. 0"0" E 't" a L, b' X a ( p E 't" E?le g'n 't" Oe 0 'I 6 fL a 't" a ufLWV syye:ypa7t·t"aL sv 't" 0 ~ C; 0 U p a'I 0 ~ c;. a
~ fL ~
N.B.: Man könnte die Stellung von sv 't" 6'1 6fLa't" l O"ou in (b) umstellen. Solche Umstellung ändert den Sinn vün v. 17 und v. 18 kaum, insüfern es bei v. 17 um die Unterwerfung der DämO'nen und bei v. 18 um
110
LK
10,17-20:
DIE RÜCKKEHR DER ZWEIUNDSIEBZIG
den Sturz des Satans geht. Wenn solche Umstellung erlaubt wäre, könnte (b) und (b') wegen ev 't'ci> OV6[LCX't'L O'ou und 't'eX: ov6[Lcx't'cx o[Lwv noch deutlicher parallel stehen.
B. Redaktion und Interpretation
Im Unterschied zur markinischen Tradition (Mk 6,300 31 par Lk 9,lOa) scheint es in der Q-Aussendung keine Nachricht der Rückkehr der Boten gegeben zu haben, vgl. Mt. Lukas hat deshalb den Bericht der Rückkehr der 72 Jünger in Anlehnung an Lk 9,lOa gestaltet: ' '.1. " ., L OL'Y]yYJO'CXV't'o '1>' , 9,10a: U7toO''t'pe:'t'cxv't'e:~ m' cx7too''t'o"o cxu't'
Notierenswert ist dabei, dass Lukas das Mt-Verb O'uv&YOV't'CXL durch ersetzt hat; dieses Verfahren macht noch deutlicher, dass die Rückkehr der 72 Boten, welche auch mit dem gleichen Verb ausgedrückt wird, in Nachahmung der Rückkehr der Zwölf gebildet wird. Damit aber wird noch nicht erklärt, warum Lukas die 72 Boten über die Exorzismen auf ihre Verkundigungsreise erzählen lassen will, zumal im Bericht der Rückkehr der Zwölf vom Exorzismus keine Rede ist. Es genügt deshalb nicht, nur die Aussendung-Rückkehr der Zwölf ins Auge zu fassen. Um in die Redaktionsgeschichte der Perikope noch mehr Licht zu bringen, empfiehlt es sich, jeden Vers oder jedes Logion zuerst im einzelnen zu behandeln. o7toO''t'pe~cxv't'e:~
I. Der Vers 17
Um die Redaktionsgeschichte von v. 17 und vom Bericht über die Rückkehr der 72 Jünger überhaupt zu begreifen, soll eine Dublette von Lk 10,16 in die Diskussion eingeführt werden. Lk 10,16 ist eine Dublette von Lk 9,48 (dazu Kap. 111, B, 11, 1). Man vergleiche beide Verse: Lk 9,48: Lk 10,16:
8~ ~v ae~'Y]'t'cxL 't'OU't'o 't'o 7tCXLaLOV hl. 't'ci> OV6[LCX't'L [Lou e[Le aeXe:'t'CXL xcxl. 8~ &.v e[Le ae~'Y]'t'cxL aeXe:'t'CXt 't'ov &.7toO''t'd'Acxv't'& [Le:. 0 &xoowv o[Lwv e[Lou &XOOe:L, xcxl. 0 &&e:'t'wv o[Lii~ e[Le &..&e:'t'e:'L, 0 ae e[Le &&e:'t'wv &.&e:'t'e:'L 't'ov &7toO''t'd'Acxv't'& [Le:.
Die Formel in 9,48 ist positiv (aeXe:'t'CXL), bei 10,16 ist sie sinngemäss negativ (&&e:'t'e:'L). Unter der Voraussetzung, dass die beiden Logien eine Dublette sind, darf man auch die nachstehenden Verse vergleichen: 9,49: 10,17:
'EmO''t'&'t'cx, äao[Lev 't'LVCX ev 't'ci> OV6[LCX't'L O'ou exß&'AAoV't'CX acxL[L6vLCX. KOPLe: xcxl. 't'eX: acxL[L6vLCX 07to't'&0'0'e:'t'CXL ~[L'Lv ev 't'ci> OV6[LCX't'L O'ou.
REDAKTION UND INTERPRETATION
IU
Nun ist Lk 9,49 eine Wiedergabe von Mk 9,38, ist also vorlukanisch. Damit bestätigt sich nochmals die Redaktionalität von Lk 10,17. Wie schon gesehen, ist 10,17 eine Nachbildung vom Logion v. 20 (A, II, 1). Aber dabei hat Lukas sicher Rücksicht auf 9,49 genommen. Wie gesehen, ist der Kontext 9,49-50 (par Mk 9,38-40) nach dem Vorbild eines alttestamentlichen Textes gebildet worden, und zwar nach Num 11,26-30 (Kap. III, B, II, 1). Wir wissen auch, dass der Numerus 72 der Jünger {Lk 10,1 und 10,17) ebenfalls von diesem Num 11,24-30 beeinflusst zu sein scheint. Somit kann die Redaktionsgeschichte der Komposition von 10,17-20, besonders von v. 17, verfolgt werden: bei der Komposition der Rückkehr der 72 Jünger erinnerte sich Lukas daran, dass das Schlusslogion der Aussendungsrede 10,16 eine Dublette von der bereits niedergeschriebenen Jüngerbelehrung 9,48 ist 93, und dass es sich in dieser Jüngerbelehrung um den erfolgreichen Exorzismus eines gewissen Mannes handelt, der aber nicht zur Jüngergruppe Jesu gehörten. Darum kam er auf die Idee, einen Bericht über die erfolgreichen Exorzismen der Jünger Jesu niederzuschreiben. Er sah dabei wahrscheinlich auch den alttestamentlichen Hintergrund von jenem fremden Exorzisten in Num 11,26-30, in dessen Kontext von den 70 Ältesten Israels die Rede ist. Er fand dann ein passendes Logion in der Tradition (10,20), das nicht nur den erfolgreichen Exorzismus der Jünger voraussetzt (v. 20a), sondern auch uns Num 11,26 ins Gedächtnis ruft, wonach die Namen beider ausserhalb des Zeltes prophezeienden Männer im Bundesbuch eingeschrieben stehen, wie das Einschreiben der Jüngernamen im Himmel nach Logion v. 20 (Kap. III, B, H, 1). So verwendet er es in dem Bericht über die Rückkehr der Jünger. Um aber dieses Logion und die Aussendungsperikope zu verbinden, baute er einen Verbindugsvers v. 17 auf, welchen er nach dem Vorbild dieses Logions v. 20 und zugleich mit Rücksicht auf 9,48 gestaltet hat, damit klar ersichtlich wird, dass es auch für die Jünger J esu einen erfolgreichen Exorzismus geben hat.
H. Das Logion v. 19 Aber diesen erfolgreichen Exorzismus der Jünger nimmt Lukas nicht einfach als den von der Kraft der Jünger vollzogenen Exorzismus, sondern als die Dämonenaustreibung, die durch die vom Herrn übertragene Vollmacht erfolgte. In der literarischen Analyse wurde festgestellt, dass das Logion v. 19 ganz durch die von Dt 8,15 stammende jüdische Redeweise bedingt ist (Schlange-Skorpion; Identifizierung von Schlange-Skorpion mit Feinden; Schlange-Skorpion als Schädlinge, die als Hauptnamen der Dämonen gelten mazz'ik'im &.~(XE'i:V). Daraus ergab sich, dass Lukas dieses Logion der judenchristlichen überlieferung entnommen hat. Es ist aber noch eine quellenkritische Frage zu stellen, nämlich in welchem Kontext der Jesus93 Zwischen Lk 10,16 und 9,48 gibt es nur einen kurzen Abstand. Der Grund für die Dublette besteht also. nicht in der Vergesslichkeit des Lukas, vgl. H. SCHÜRMANN, Die Dubletten im Lukasevangelium, in "Trad. Untersuchungen", S. 277, Anm. 43.
112
LK
10,17-20: DIE RÜCKKEHR DER ZWEIUNDSIEBZIG
überlieferung dieses Logion vorhanden gewesen ist, oder aus welchem Kontext der Evangelientradition Lukas dieses Logion hierher eingefügt hat. Zwar nimmt man gewöhnlich an, dass das Logion quellenkritisch zum Sondergut gehöre, oder dass es isoliert existiert habe, fragt aber dabei nicht weiter. In der markinischen Tradition findet sich die übertragung der Vollmacht über die Dämonen an die Jünger in der Rede der Aussendung der Zwölf: Mk 6,7 ~~U~ou CXUTOI:<; e~oucrLcxv T(;W 7tVe:U[.l.&TWV TWV &XCX&&pTWV. Bei der Wiedergabe der markinischen Aussendung hat Lukas auch diese "Vollmachtübertragung" beibehalten: Lk 9,1 ~~wxe:v CXUTO!:<; aDVCX[.l.LV XCX~ e~oucrLcxv e7t~ 7t&VTCX TOe. ~cxL[.I.6vLCX. Klar ist, dass in der markcinischen Tradition die Vollmachtübertragung, an den Bericht der Aussendung angeschlossen, vorhanden war. Dagegen ist in der Q-Aussendung von der Vollmachtübertragung keine Rede. In der Q-Aussendungsrede bei Lukas, d.h. in der Aussendung der 72 Jünger, findet sich kein Wort über die Vollmachtübertragung; unmittelbar nach dem redaktionellen Vers Lk 10,1 fängt die Rede Jesu über die Erntearbeiter an; es gibt keinen Platz irgendwo innerhalb der Rede, die Vollmachtübertragung zu erwähnen. Auch in der Wiedergabe der Q-Aussendungsrede bei Mt 10,5-16 ist davon keine Rede; nur in dem redaktionellen Vers Mt 10,8 tritt ein Befehlwort der Dämonenaustreibung auf, und zwar in einer Aufzählung verschiedener Wunder: "heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus". Es scheint daher ziemlich sicher zu sein, dass es in der Q-Aussendung keine Rede von der Vollmachtübertragung gab. Damit gerät das Problem aber noch nicht in eine Sackgasse. Man kann einen ganz anderen Weg gehen: das Logion von Lk 10,19 steht in der Mitte des Rückkehrberichtes. Der Struktur nach ist das Logion durch v. 17 und v. 20 eingeklammert (vgl. A, IU, ). Vergleicht man den v. 17 mit v. 20 so entdeckt man, dass es zwei gemeinsame Themen zwischen beiden Versen gibt: die Dämonenaustreibung und das ,;Onoma""Problem; im v. 17 kommt es auf den Exorzismus im Namen des Herrn an ~v TW ÖV6[.1.CXTL crou und in v. 20 geht es um die Dämonenaustreibung und di~ Nameneinschreibung im Himmel TOe. ÖV6[.1.CXTCX U[.I.wv ... ~v TO!:<; oupcxvo!:<;. Man darf deshalb annehmen, dass das Logion von der Vollmachtübertragung in v. 19 schon vor dem lukanischen Einschub in den jetzigen Zusammenhang irgendwie mit dem "Onomaproblem" zu tun gehabt haben kann, und dass Lukas deswegen dieses Logion in den jetzigen Onoma-Zusammenhang eingeschoben haben dürfte. Sicher noch eine blosse Vermutung! Doch mit dieser Einsicht könnte man den Weg einmal weiter verfolgen. Wo ist in der vorlukanischen Uberlieferung sonst die Rede von der VOllmachtübertragung im Zusammenhang mit dem Onoma-Problem? Zweifelsohne kommt sie am Anfang der Namenliste der Zwölfjüngergruppe, sowohl in Mk 3,15 wie auch in Mt 10,1, vor. Zu beachten ist wohl dabei, dass beide Evangelisten Mk und Mt diesen Einleitungsvers zur Namenliste sehr stark redaktionell bearbeitet haben 94. So Z.B. Mk 3,14b-16: (xod bto!1Jcre:v 3cil3e:xoc) rvoc if>crw f.te:'r' OC,)TOU ... XOCI bto!1JcrE:V 3cil3e:xoc: diese Vers teile sind redaktionell; vgL W. BURGERS, De Instelling van Twaalf
94
't'ou~
REDAKTION UND INTERPRETATION
113
Der Vollmachtübertragung ~X€W i~ouO"[ocv ixßeXAA€~V "t"a aoc~[J.6v~oc folgt die Namenliste, wobei das Wort 5vo[J.oc zweimal vorkommt: die Namengebung J esu an Simon und die Namengebung an die Brüder Jakob und J 0hannes '95, welche aber nur eine Nachahmung vom Vorbild des ersten darstellt: v. 16: xocl. i7t~.&"f)x€V 15vo[J.oc "t"ij} ~[[J.<.uv~ II~"t"pov v. 17: xocl. in~.&"f)X€V who~~ 15vo[J.oc ßOOCV'lJPY~~
Bei Mt 10,1-2 werden nach der Vollmachtübertragung ~aWX€V oco"t"o~~ 7tV€u[J.eX"t"wv &.xoc.&eXp"t"wv &O""t"€ iXßeXAA€~V oco"t"eX die Namen der Zwölf aufgezählt, wobei die Namenaufzählung als eine Liste der "Namen" eingeführt wird, v. 2: "t"&V a€ aWa€XOC cX.7tOO""t"6AWV "t"a öv6[J.oc"t'eX iO""t'~v "t'ocihoc. Die literarische Form der Vollmachtübertragung ist bei Mt 10,1 stärker von der markinischen Aussensungsperikope als von der Tradition der markinischen Namenliste beeinflusst worden: i~ouO"[ocv
Mt 10,1: ~aWX€V oco"t'o ~~ i~ouO"[ocv 7tV€u[J.eX"t'wv cX.xoc.&eXp"t'wv Mk 6,7: ia[aou oco"t'o~~ i~ouO"[ocv "t'&v 7tV€u[J.eX"t'wv "t'&v &.xoc.&eXp"t'wv Das Verb in Mt 10 &O""t'€ iXßeXAA€~V "t'a aoc~[J.6v~oc ist möglicherweise der Einleitung der markinischen Namenliste Mk 3,15 entnommen: ~X€~V i~ouO"[ocv iXßeXAA€~V "t'a aoc~[J.6v~oc. Jedenfalls ist die Tatsache bedeutsam, dass auch bei Mt am Anfang der Namenliste von der Vollmachtübertragung die Rede ist. In der Namenliste bei Lk wird das Substantiv "Namen" durch das entsprechende Verb ersetzt, Lk 6,13.14: o\J~ xocl. &.7tOO""t'6AOU~ &lv6fLocO"€V, ~[fLwvoc, 8v xocl. &lv6[J.ocO"€v IIhpov. Es ist zu bemerken, dass in der Einleitung der luk Namenliste kein Wo,rt von der Vollmachtübertragung vorkommt, obwohl die Auswahl der Jünger durch Jesus erzählt wird, v. 13: xocl. EXA€~eX[J.€VO~ &.7t' oco"t'&v aWa€Xoc. Auch die Einleitungsverse der luk Namensliste sind stark redaktionell bearbeitet worden '96. Hat Lukas die Rede von der Vollmachtübertragung am Anfang der (nicht-markinischen?) Namenliste gar nicht vorgefunden? Das ist möglich. Aber weil nicht nur Mk, sondern auch Mt den Bericht über die Vollmachtübertragung der Namenliste beifügt, auch wenn er stark von der Mk-Tradition beeinflusst worin het Evangelie van Marcus, ETL 36 (1960) 645-646; S. F'REYNE, The Twelve: DiscipJes and Apostles. A Study in the Theology of the First Three Gospels, London, 1%8, S. 85-87. Mt 10,1 in Anlehnung an Mt 9,35 und 4,23: '&eplX7teUeLV 7tiiO"lXv v60"ov XIXL 7tiiO"IXV !J.IXAIXXtIXV. 95 "Die Namenverleihung" ist redaktionell, vgl. W. BURGERS, op.cit., S. 651; S. FREYNE, op.cit., S. 87-89. 96 Die folgenden Wendungen oder Wörter gelten als typisch lukanisch. a) Die Komposition l1:yeve't"o 3e + Infinitiv (vgl. Lk 9,51). b) I1:v 't"1X!'; ~!J.epIXL'; 't"IXU't"IXL';: die Wendung kommt im NT nur in den lukanischen Schriften vor: Lk 1,39; 6,12; 24,18; Apg 1,15; 6,1; und Lk 23,7; Apg 11,27 (in den letzten Stellen: I1:v 't"IXU't"IXL'; 't"1X!'; ~!J.epIXL';). c) Ö't"e l1:yeve't"o (+ Zeitbestimmung) : die Wendung tritt im NT ausser Mk 4,10 nur noch in den luk Schriften auf: Lk 2,42; 6,13; 22,14; Apg 21,5.35; 27,39. d) Das Verb 7tpoO"qlwvew: im NT nur Mt Ix; Lk 4X und Apg 2X. e) I1:xAeyo!J.IXL Lk 4X; Apg 7x; Mk Ix; Mt Ox. f) Vgl. auch E~eA.&e!v IXU't"OV (el.; '>0 i5po.;) 7tPOO"EU~IXO"&IXL Lk 9,28: &veß'l) (d.; 't"o i5po.;) 7tPO';EU~IXO"&IXL vgl. Lk 18,10 und Apg 10,9. Vgl. S. FREYNE, The Twelve, S. 90·93. 8
114
LK
10,17-20: DIE RÜCKKEHR DER ZWEIUNDSIEBZIG
den ist, ist durchaus möglich, dass sie auch in der luk Namenliste (Q oder S ?) vorhanden gewesen ist '97. Man könnte deshalb eine Hypothese vorschlagen: das Logion von der Vollmachtübertragung von Lk 10,19 wurde vielleicht aus dem Einleitungsvers der Namenliste (Q oder S ?) entnommen. Weil Lukas wusste, dass es in der Q-Aussendung (die Aussendung der 72) keine Rede von der Vollmachtübertragung gab, hat er dieses Logion aus der Namenliste herausgenommen und nach der Aussendung der 72 beigefügt. Er wollte die Vollmachtübertragung in der Namenliste nicht beibehalten, zumal Lukas sie bei der Wiedergabe der Mk-Tradition der Aussendung der Zwölf niederschreibt (Lk 9,1 par Mk 6,7) !98. Bei diesem Verfahren von Lukas könnte man auch mit der Möglichkeit rechnen, dass die Namenliste nach Verständnis des Lukas später auch einen weiteren Kreis der Jünger einschliessen kann, wie bei der Wahl des Mathias in Apg 1,13-26, so dass die in der Namenliste überlieferte Vollmachtübertragung an die Zwölf auch für den anderen Jüngerkreis gelten kann, wie z.B. an die 72 Jüngergruppe. Vielleicht weil das Logion eine zu jüdische Farbe, eine zu materialistische Farbe (Schlange-Skorpion) hat, die zum Missverständnis führen kann, hätte Matthäus mit Mk das Logion bei der Namenliste nicht aufgenommen und es durch die markinische Vollmachtübertragung ersetzt. lDie Verheissung des Sieges der Jünger über Schlangen·Skorpione - die feindliche Macht - im Logion "ouae:v uf1.ii~ ou f1.~ &atX~crYl" passt vielleicht nur im Kontext der Namenliste; dagegen würde das Verb &alx'Y)crYl nicht gut in den jetzigen Zusammenhang passen, da die Unterwerfung der Dämonen v. 17 und der Sturz des Satans v. 18 als ein vergangen es Ereignis dargestellt wird. Aber die Namenverleihung, besonders an Simon Petrus Mk 3,16 und Lk 6,14a, könnte auch die Verheissung des Sieges gegen die Feinde mit einbegriffen haben, wie z.B. das Logion von Simon-Barjona·Petrus bei Mt 16,17-18 darauf hinwei'st: xod 7tUAC)(t ~aou ou xlX'ncrxucroumv IXU't''fj~. Man kann nicht mehr ausmachen, wie das Logion am Anfang der Namenliste stand, denn nicht nur Mk 3,13-15 und Mt 10,1, sondern auch der lukanische Einleitungsvers zur Namenliste Lk 6,12-13 ist zu stark durch Redaktorshand bearbeitet. Jedenfalls könnte sich durch diese Hypothese erklären, warum Lukas das Logion, als er es in den Rückkehrbericht der Jünger einschob, in den Zusammenhang mit dem Namenproblem einsetzte: zv 't'efl ov6f1.IX't'l crou ... 't'1l ov6f1.1X't'1X uf1.wv. Er erinnerte sich an den ursprünglichen Kontext dieses Logions, d.h. an die Namenliste der Zwölf Jünger. 97 Die luk Namenliste steht sicher unter dem Einfluss der Tradition von Apg 1,13. Zwischen der Liste in Lk und Mt gibt es einige übereinstimmungen: beide nennen die Zwölf "Apostel" im Unterschied zur Mk-Tradition (Mt 10,2; Lk 6,13); die Stellung des Andreas in Lk und Mt diff Mk; Petrus als Bruder ,,'l'OV &IlEAtpOV oeU'l'OÜ"; Lk und Mt (diff Mk) lassen Booev1Jpyec; weg. Aus der übereinstimmung lässt sich vermuten, dass es nicht ausgeschlossen ist, dass die Mt-Liste teilweise auf eine mit Lk gemeinsame Tradition zurückgeht; dazu HIRSCH, Frühgeschichte, Ir, S. 44; SCHRAMM, Mk-Stoff, S. 113; H. SCHÜRMANN, Lk, S. 318-318 mit Anm. 57. 98 Gegen H. SCHÜRMANN, Die Dublettenvermeidungen im Lukasevangelium, in "Trad. Untersuchungen", S. 282: "Mk 3,14b-15 ist in Einheit mit Mk 3,13-19 (durch Lk 6,1216 Q) ersetzt und nicht um Lk 9,1-2 willen vermieden".
REDAKTION UND INTERPRETATION
115
!Die Frage, wie Lukas dieses alte Logion in seinem jetzigen Kontext verwenden will, wird im Folgenden untersucht. R. Bultmann nimmt das Logion v. 19 als Verheissung des Erhöhten an die Missionare bzw. an die Gemeinde an und zitiert dafür als Beweis Mk 16,17f 99 • Obwohl ich nicht damit einverstanden bin, scheint mir die Tradition von Mk 16,17 eine gewisse Rolle gespielt zu haben, und zwar nicht bei der Kristallisierung des Logions von Lk 10,19 in der vorlukanischpalästinensischen Tradition, sondern bei der redaktionellen Einschiebung dieses Logions in den jetzigen Zusammengang des Lk-Evangeliums. Um aber die luk Absicht in der Redaktion einzusehen, muss man Lk 10,19 zusammen mit dem voraufgehenden Vers Lk 10,17 betrachten. Es empfiehlt sich hier, die beiden Verse mit Mk 16,17 zu vergleichen: Lk v. 17b: Mk v. 17a: Lk v. 19 : Mk v. 18a:
TOC alX~[L6vw: Ü7tOT&Q"Q"eTIX~ ~[L'i:v ev T<J) OV6[LIXT[ Q"ot>. ev T<J) OV6[LIXT[ [Lot> alX~[L6v~1X hßIXAoumv. T~V l~ot>Q"[lXv TOU 7tIXTdv e7t&vw I)cpewv XIXL Q"XOp7t[wv XIXL l7tL 7tocmv T~V MVIX[L~v TOU ex.&pou, XIXL XIXL oOatv ü[LOCC; 00 [L~ &.a~x~Q"e~ (XIXL ev TIX'i:C; x~pmv) :11(;0 I)cpe~c; &.pouQ"~v, x&v &lXv&m[L6v Tt 7t[wmv , \ ß'I\IX-rrJ' ',I. OU, [L'lJ\ IXUTOUC;
Lk 1O,17b steht dem Mk 16,17a parallel. Bei Mk richtet sich die Rede Jesu an die Gläubigen (Q"'lJ[Le'i: ( at TO'i:C; mQ"TeüQ"IXQ"~v TIXUTIX 7tIXPlXxot>&~Q"e~); bei Lk wendet sich der Bericht, d.h. die Rede der Jünger, an Jesus. In beiden Fällen wird der Exorzismus im Namen Jesu vollzogen. In Mk 16, 18a wird das Zeichen für den Glaubenden sehr materialisiert: ohne Schaden Gift zu trinken und Schlangen in den Händen zu tragen 1'Ül. Bei Lk 10,19 ist die Vollmacht über die Schlangen und Skorpione durch einen epexegetischen Zusatz 102 XIXL hL 7tOCOW ~v MVIX[L~v TOU ex.&pou vergeistigt 103. Nun nimmt F. Hahn Mk 16,15-18 als "ein selbständiges und relativ altes Zeugnis" an 104. Er meint, dass dieser Markustext (Deutero-Mk) in seinem Aufbau ein älteres Stadium als die matthäische Formulierung vom Schluss des Mt-Evangeliums erkennen lasse. Ob dies zutrifft, sei hier dahingestellt lJ05. Jedenfalls könnte man wegen der Parallelität zwischen Lk 10,17.19 und Mk 16,17a.18a nicht absolut leugnen, dass das Redaktionsverfahren von Lk in diesen Versen von einer gemeinsamen Tradition von Mk 1'6,15-18 beeinflusst worden sein kann, zumal sich sowohl die Aussendung der 72 Jünger als auch der Missionsbefehl von Mk 16,15 auf die Weltrnission richten. R. BULTMANN, Die Tradition, S. 170. Die Leseart C L X Ll gr. etc. 101 Man sucht das hiesige Motiv in Is 11,8 und versucht im Sinne John 14,12 zu verstehen, so z.B. E. LOHMEYER, M~kus, S. 363; J. SCHMID, Mk, S. 312. 10:2 Nicht im Sinne der luk Redaktion. Diesen Zusatz braucht man nicht zur luk Redaktion gehören zu lassen, gegen G. BAUMBACH, op.cit., S. 181-182. 103 Gegen J. SCHMID, Lk, S. 187c 188. l!04 F. HAHN, Das Verständnis der Miss,ion im Neuen Testament, op.cit., S. 53-54. 105 Gegen F. HAHN, vgl. H. KASTING, Die Anfänge der urchristlichen Mission, (BEvT 55), München, 1969, S. 40, A. 39. 99
100
116
LK
10,17-20:
DIE RÜCKKEHR DER ZWEIUNDSIEBZIG
Es j;st deshalb nicht überrasohend, wenn die Verse 17a und 19 gerade in dem urchristlichen Hymnus von des Erhöhung J esu sehr ähnlich dargestellt werden, wonach der Herr durch seine Erhöhung endgültig über die feindliche Macht als Sieger besungen wird. Es wird klarer sein, wenn die Verse 17a und 19 (immer zusammen) in Vergleich mit Ph 2,10 106 gesetzt werden: Lk 10,19: Lk 10,17: Ph 2,10:
KUpLE, XOI:t -rOt; 801:LfLOVLOI: U7to-racrcrE-rOl:L ufL'i:v l.v -rcl> ÖVOfLOI:-r[ crou ... l.~oucr[OI:V -roü 7tOl:-rE'i:V •.• bd -r~v MVOI:fLLV -roG l.X&poü. \ , rvOI: l.v -rcl> ÖVOfLOI:-rL 'lYJcroü 7tiiv yovu xafL~71 l.7tOUPOl:V[WV XOI:L E7tL, \ <> ',I, YELWV XOI:L XOI:-rOl:X'lTOVL'!'V •.•
In Ph 2,10 ist der Genitiv ,,'I'YJcroü" bei "l.v -rcl> ÖvofLOI:n" des Possessiv Genitiv: in dem Namen Jesu, den er, Jesus, hat. Der Name, den Jesus erworben hat, ist zweifellos "der Herr" Kupw~. Vor dem Namen Kupw~ beugt sich jedes Knie, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen. In Lk 10,17 ist die Wendung E.V -rcl> övofLOI:-r[ crou gleicherweise zu interpretieren: -ro 15vofLOI: crou ist Kupw~. Deswegen setzt Lukas die Anrede bei. Weil der Name -ro 15vofLOI: mit dem Genitiv des zweiten Personalnomens eingeführt wird, muss der Name Kupw~ auch durch die Anrede KUpLE ersetzt werden. Nach dem urchristlichen Glauben müssen die Dämonen (ob sie himmlisch, irdisch oder unterirdisch sind, ist gleichgültig) vor dem Namen KUPLE sich beugen: K U P L E, XOI:t -rOt; 801:LfLOVLOI: u7to-racrcrE-rOl:L E.V -rcl> ÖVO[LOI:-rL K u p [ ° u. Dem Schema des Reiseberichtes nach findet sich der Exorzismus der Jünger, während sie auf dem Weg nach Jerusalern sind, zum Ort der Himmelfahrt. Man kann deshalb leicht verstehen, warum die Ausdrücke von Lk 10,17.19 (immer zwei Verse zusammen betrachtet) dem vorpaulinischen Hymnus Ph 2,10 oder Deuteromarkusschluss 16,15ss sO' nahe stehen. Die Dämonenunterwerfung im Namen des Herrn könnte also wie eine Vorwegnahme dessen sein, was eigentlich nach der Himmelfahrt und Erhöhung Jesu geschehen wird. Die Unterwerfung der dämonischen Macht infolge der Erhöhung Jesu wird auch in dem anderen urchristlichen Hymnus 1Ptr 3,18.22 klar zum Ausdruck gebracht 1'07: l!0'6 Als eine Einleitung zu den recht komplizierten Problemen über Ph 2,5-11 und den bisherigen Lösungen, vgl. R.R. MARTIN, Carmen Christi: Philippians 11,5-11 in Recent Interpretation and in the Setting of Early Christian Worship, Cambridge, 1967. J. JEREMIAS, in Studia Paulina, S. 152-154, nimmt die Wörter t7\"OUPIlG'I[W'I XllGt tmye;[w'I XllGt XIlG't"IlGX'&O'l[W'I wegen des ParaHelismus membrorum als einen paulinischen Zusatz an. Dieselbe Meinung vertreten G. FRIDRICH, Der Brief an die Philipper, NTD (1962), S. 111; R.P. MARTIN, op.cit., S. 35,36-37; E. KÄSEMANN, Kritische Analyse von Phil 2,5-11, in "Exegetische Versuche und Besinnung", 1,3. Aufl., Göttingen 1964, S. 85: "Einschub". Aber wenn es auch ein Einschub wäre, würde sich der Sinn des Verses kaum ändern: Jesus als Kosmokrator allen Wesens, d.h. Sieger der himmlischen, dämonischen Wesen. 107 In IPtr 3,18-22 scheinen zwei Hymnen zu stehen: der eine ist ein alter christologischer Hymnus v. 18 und v, 22, der andere eine Instruktion über den Baptismus für die Katechumenen v. 19 und v. 20,21. Vgl. dazu W.J. DALTON, Christ's Prodamation to the Spirits (Analecta BibIica 23), Roma, 1965, S. 97ff.
REDAKTION UND INTERPRETATION
(0 xpLO"'t"6e;)
117
&IXvIX't"<.U&de; fLEV O"IXPXL ~cpo7toL'Y)&de; ae 7tVEUfLIX't"L ()e; eO"'t"LV ev aE!;LCf &EOÜ 7t0pEu&de; de; oupIXv6v, U7tO't"IXyEV't"<.UV IXU't"i]) Ct.yytA<.Uv xd e!;oucnwv XIXL aUVeXfLE<.UV.
Sowohl in Lk 10,19 wie auch in Petr ist die Unterwerfung der dämonischen Mächte mit dem gleichen Verb U7to't"eXO"O"<.U ausgedrückt. Aber bei Lk werden die feindlichen Mächte mit allgemeiner Nennung 7taO"IX MVIXfLL';; 't"oü ex&poü, bei 1Petr mit den dreifachen Genera genannt. Damit darf man weiter gehen: wenn die Jünger voll Freude zu Jesus zurückkehren, mag diese Freude als eine Vorwegnahme der Freude nach der Himmelfahrt J esu erwiesen werden: 10,17: U7tEO"'t"pEtjlIXV ... fLE't"Oc XIXpae; ... 24,52: U7tEO"'t"PEtjlIXV ... fLE't"Oc XIXpae; fLEYeXA'Y)e; ••• Wenn die Erhöhungstheologie hinter Lk 10,17.19 steht, dürfte die Anrede KUpLE in 10,17 im Bezug auf den Titel Kupwe; in Lk 24,3.34 verstanden werden. Wie Lk 24,3.34 werden die Verse von v. 10, 17 und 19 zusammen möglicherweise auch dazu dienen, durch den Namen des Herrn im Exorzismus (ev 't"i]) ov6fLlX't"l O"ou) und durch die Teilnahme an der Vollmacht des Erhöht-Werdenden Herrn v. 19 den immer gegenwärtigen Beistand des Herrn bei den Missionaren bzw. bei der Kirche zum Ausdruck zu bringen 108. Die Verheissung des Sieges der Jünger im Logion v. 19b ouaev ufLae; ou fL~ Ct.aLX~O"Yl ist durch den Erfolg im Namen des Herrn "XUPLE" in v. 17 auch eine Verheissung des immer-gegenwärtigen Beistandes des Herrn bei den Verkündigern geworden.
III. Die Logien v. 18 und v. 20 Wenn Lukas nach dem redaktionellen Bericht des erfolgreichen Exorzismus das Logion v. 18 beifügt, interpretiert er die Unterwerfung der Dämonen (U7tO't"eXO"O"E't"IXL) als Sturz vom Himmel. Da aber das Logion als iSQ>liert vorhanden gewesen zu sein scheint (S. 99f), könnte man vielleicht dieses Mal nicht mehr ausmachen, wo in der JesusüberIieferung das Logion angeschlossen vorhanden gewesen ist. Es ist noch zu fragen, was Lukas veranlasst, dieses Logion in den jetzigen Kontext einzufügen; denn die Wendung "Dämonen zu unterwerfen" genügt bereits, den Sieg der Jünger zum Ausdruck zu bringen. Auch ohne Logion v. 18 ist der Sieg der Jünger schon sehr klar. Wollte Lukas durch die Beifügung vom Logion v. 18 noch etwas mehr sagen? Nach Kommentatoren spielt der letzte Vers der Weherufe gegen Kapernaum v. 15 auf Is 14,14 an. Der Weheruf richtet sich auf die unbussfertige und ungläubige Stadt Israels. Die ziemlich deutliche Ansp~elung auf 108 Uber den Sinn des Titels Kyrios in Lk 24,3.34, vg!, Ig. DE LA POTTERIE, Le titre de Kyrios applique a Jesus dans l'Evangile de Luc, op.cit., S. 121-124.
118
LK
10,17-20:
DIE RÜCKKEHR DER ZWEIUNDSIEBZIG
Is 14,14 lässt den Leser leicht auf die Vorstellung des Sturzes des himmlischen Geistes kommen, zumal der Kontext Is 14,12ff zum mythologischen Vorstellungskreis der himmlischen Welt gehört (A, 11, 2, ii). Wie gesagt, ist das Logion von Lk 10,18 an und für sich neutral gegenüber Is 14,12. Man braucht es nicht unbedingt als ein isaianisches Zitat zu betrachten. Aber nachdem Lukas die Weherufe mit dem letzten Vers über Kapernaum geschrieben hatte, der stark auf Is 14,14 anspielt, kam er sicher auf die Idee des Sturzes der Dämonen; er fand ein solches Logion in der Tradition und fügte es nach dem redaktionellen Vers von der Unterwerfung der Dämonen bei. . Es ist nicht ganz klar, ob der Satan nach dem luk Verständnis von den übrigen Dämonen in v. 17 unterschiedlich ist, wie z.B. der Satan als Haupt der Dämonen. Falls er Is 14,14 im Gedächtnis hat, ist wahrscheinlich, dass der Satan als das Haupt der Dämonen gemeint war, da der König von Babyion im Kontext Is 14,12ff als der Luzifer EÜlm:p6poc;, als eine sehr grosse Macht dargestellt wird, die viele Völker und Könige der Welt erobert hat. Ferner ist der Satan im Lukasevangelium der ungewöhnliche Versucher, der durch Judas den Menschensohn in die feindliche Hand ausliefern will (Lk 22,3) und auch Petrus, das Haupt der Zwölf, zu verführen sucht (Lk 22,31). Man kann deshalb B. Noack zustimmen ),09: "Die Niederlage Satans ist auch eine Niederlage seiner Diener und Untertanen und umgekehrt". Es wäre vielleicht methodisch nicht verkehrt, das Logion vom Sturz des Satan in Rücksicht auf den Aufbau der Perikope zu interpretieren. Das Logion v. 18 dient vielleicht zur Einführung, nicht so sehr der Aussage der Vollmachtübertragung in v. 19, sondern vielmehr von Logion v. 20, besonders vO'n v. 20b; denn ohne v. 18 ist die Dämonenunterwerfung durch die Vollmachtübertragung O'der den Sieg der Jünger durch v. 17 und v. 19 schon ganz klar ausgedrückt. In Bezug darauf hat das LO'gion v. 18 deshalb nicht viel Sinn, nur die Vision Jesu als solche ist neu. Wenn aber dieses LogiO'n als ein Gegenstück zu v. 20b betrachtet wird, ist der v. 18 sehr sinnvoll: durch Unterwerfung der Dämonen im Namen des Herrn ist der Satan vom Himmel gestürzt; an seiner Stelle im Himmel sind jetzt die Namen der Jünger eingeschrieben. Der Satan ist nach Lukas vor allem der Glaubensverführer, der Feind des Glaubens, so geht es z.B. bei der Fürbitte Jesu Lk 22,31-34 gerade um den Glauben des Petrus "tvor. [l~ ExAbt7J ~ n[cr"nc; crou ". Der Satan, der die Jünger angefochten hat, ist als Verführer des Glaubens dargestellt no, vgL auch Lk 8,12, der Teufel "tvor. [l~ mcr"t"EucrocV"t"EC; crÜl·:hilcr~v ". Das gleiche gilt auch für die Apg, z.B. Apg 13,8-11, wO' der Teufelssohn Elymas als Verdreher des Weges des Herrn, des Glaubens, bezeichnet wird: 1:09 B. NOACK, Satanas und Soteria, op.cit., S. 73. Dagegen meint T. LING, The Significance of Satan, New Testament Demonology and its Contemporary Relevance, London, 1961, S. 18, Jesus betone den Sieg über den einzigen Tyrannen gegen den volkstümlichen Dämonenglauben. 13.0 Das Wort &~owt'eo[LOCL kann "reizen", "zu verführen" bedeuten, vgl. G. STÄHLIN, &~ocL't'eO[LOCL, TWNT I, S. 194; G. BAuMBAcH, Das Verständnis des Bösen, op.cit., S. 193.
ZUSAMMENFASSUNG ZU KAPITEL IV
119
v.8b: v. 10: Aus dem mit Lk 10,17.19 verwandten urohristlichen Christushymnus dürfte man das Lügiün v. 18 fülgendermassen interpretieren: die Jünger als Glaubensverkünder, die Jesus als den himmlischen Herrn bekennen (XUP(E:), haben im Namen des Herrn gegen Satan, den Glaubensverführer, gesiegt. Der Satan ist im Namen des Herrn unterwürfen, vom Himmel gestürzt. Die Verkünder der Basileia Gottes sind die Bringer und Verkünder des Namens des Herrn (Kyrios) und seiner Basileia. Die Namen dieser Verkünder werden sicher im Himmel eingeschrieben, weil sie als Verkünder des Namens des Herrn Dämonen ausgetrieben haben, und weil sich alle Knie der himmlisch-satanischen Mächte im Namen des Herrn beugen. Daraus versteht man den Sinn des Lügions v. 20 besser (nach diesem Kontext, also auf der Stufe der Redaktion): Nicht sü sehr freut euch darüber, dass sich die Geister euch unterwürfen haben, da die Unterwerfung der Dämonen nur eine negative Seite des Sieges der Verkündiger des Namens des Herrn ist; vielmehr darüber freut euch, dass durch den Sturz des Satans, des Glaub ensverführers , vüm Himmel, eure Nrunen, die Namen der Verkünder des Namens des Herrn, im Himmel eingetragen stehen, zusammen mit dem Namen des Herrn, vor dem alle himmlischfeindlichen Mächte auf den Knien liegen; deshalb: darüber freut euch!
Zusammenfassung zu Kapitel IV
Im Gegensatz zu den Logien v. 18, 19, 20, die dem palästinensisohen Urchristentum entnommen würden sind, ist der Vers Lk 10,17 eine redaktionelle Nachbildung von v. 20. Er ist im Rückblick auf den Bericht des fremden Exürzisten Lk 9,49 in Anlehnung an die Rückkehr der Zwölf gebildet wül'den. Das durch die aus Dt 8,15 stammende jüdische Sprechweise bedingte Lügiün v. 19, welches ursprünglich als Einleitung der Namenliste vorhanden gewesen zu sein scheint oder zumindest mit der Namenstheülügie im Zusammenhang steht, dient mit dem v. 17 dazu, die Teilnahme der Missiünare an der VoUmacht des erhöht-wel'denden Herrn und zugleich den immer-gegenwärtigen Beistand des Herrn zum Ausdruck zu bringen. Die Dämonenaustreibung der Missiünare ist sozusagen eine Teilnahme am Wirken des erhöhten Herrn, in dessen Namen sich jedes Knie der himmlisch-feindlichen Mächte beugt. Durch das Lügion v. 18, welches mit Rücksicht auf Lk 10,15 (Is 14,14) hierher eingesetzt worden ist, und durch v. 20 wird betünt, dass durch den Sturz des Glaubensverführers, Satans, vüm Himmel, die Namen der Glaubensbriger, die Namen der Träger des Namens des Herrn, an seiner Stelle im Himmel eingeschrieben worden sind, auserwählt zum Gottesreich. 111 7!kl''t'~~ ist hier im objektiven Sinne gebrauoht, d.h. die christliche Botschaft, vgl. HAENCHEN, Apg, S. 342.
KAPITEL
V
Lk 10,21-24: Die Offenbarung und Augenöffnung
A. Analyse
Die Analyse wird in dre Abschnitte aufgeteilt: I) der Einleitungsvers v. 21a, 11) die Offenbarungsrede v. 21b-22, und 111) die Seligpreisung v. 23-24. I. Der Einleitungsvers v. 21a ev lX\rrn -rn &p~
Die Wendung kommt im NT nur bei Lk vor, und zwar 4 X (10,21; 12,12; 13,31 und 20,19) mit IXU-rn, aber ohne Präposition ev 2X im Evangelium (2,38; 24,33), 2X in Apg (16,18; 22,13). Lukas kann auch eine ähnliche Wendung mit eXEWn gebrauchen: ev hmn -rn &p~ in Lk 7,21 und Apg 16,331. Der Seitenreferent Mt schreibt die Wendung ev exdvcp -r<j} XIX~p<j}, welche als matthäisch anzusehen ist, da er die gleiche Wendung noch in 12,1 und 14,1 von sich aus eingesetzt hat (beides in den Einleitungsversen). Die Wendung ev lXu-rn -rn &p~ (mit oder ohne &v), welche innerhalb der Erzählung begraucht wird, bietet kein Problem; sie weist auf eine bestimmte Zeit hin, wenn ein Ereignis oder eine Handlung im Zusammenhang mit der entsprechenden Erzählung vorkommt, sO' Lk 2,38; 12,12; 20, 19; 24,33; Apg 16,18 und 22,13. Auch wenn die Wendung in einem Einleitungsvers eines Abschnittes gebraucht wird, wie in Lk 13,31 und 10,21, gilt das gleiche. Der Kontext von 13,31, d.h. v. 31-33, bezieht sich inhaltlich auf die zuvor gehaltene Rede Jesu v. 22-30. Der redaktionelle Einleitungsvers 13,22 hat einen theologischen Zusammenhang mit v. 33. Die Pharisäer, die Jesu Fortgehen fordern v. 31, sind ein Beispiel für o~ 7tpw-ro~ in v. 30. Daher muss auch bei Lk 10,21 angenommen werden, dass Lukas mit der Wendung "zur selben Stunde" in der Perikope v. 21-24 auf die Zeit der Rückkehr der Jünger v. 17-20 Bezug nehmen will 2. Die Elemente wie "die Freude" der Jünger fLe-ra XlXpii<;; v. 17, Jesu Mahnung XIX[pe-re v. 20, der Jubel Jesu selbst ~YIXAA~&crlX-rO v. 21 und sein Makarismus fLlXx&pLO~ v. 23, 1. Bei Lk 7,21 haben die Handschriften Koine A D .& pm die Leseart mit IXU'I"'), aber immerhin Apg 16,33. 2 So PWMMER, Lk (lee) 280-281; RENGSTORF, Lk, S. 137; E.E. ELLIS, Lk, S. 157; W. GRUNDMANN, Lk, S. 214-215.
121
ANALYSE
weisen alle darauf hin, dass die Verse 17-24 als eine Einheit anzusehen sind. Auch "Il(U"Il(-Il(U"& in v. 21 und & ßAEm:"e in v. 23 beziehen sich auf "die Nähe der Basileia Gottes" (Lk 10,9.11), die durch die erfolgreichen Exorzismen der Dämonen v. 17 verwirklicht wird. ~YIl(AAL&crll("O
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Das Verb &YIl(AAL&()) (mit Medium) kommt überwiegend in den luk Schriften vor (Lk 1,47; 10,21; Apg 2,26 Zitat LXX Ps 16,9; 16,34, vgl. Mt 5, 12). Das gleiche gilt auch für sein Substantiv &YIl(AAlll(crL~ (Lk 1,14.44; Apg 2,46, vgl. Heb 1,9). Es ist daher als lukanisch anzusehen. Das Verb &YIl(AAL&(J) (mit Medium) ist eine erst im biblischen Sprachgebrauch nachweisbare Neubildung vom klassischen &Y&AA()) bzw. &y&AAOfLIl(L 3 • Lukas verwendet dieses Verb mit einem anderen Wort l1;ofLoAOyoUfLIl(L, welches er aus der Q übernommen hat. Der Gebrauch von &YIl(AAL&ofLIl(L mit dem Verb l1;ofLoAOyoUfLll(L scheint von der LXX beeinflusst worden zu sein, denn es gibt nicht wenige Belege in der LXX für die Zusammensetzung beider Verben, z.B.: Ps 9,2-3: Ich danke dir (l1;ofLoAoy~crofLd crOL) von ganzem Herzen, will erzählen alle deine Wunder. Ich will jubeln und jauchzen über dich (&YIl(AAL&crofLIl(L lv crOL), will singen Deinen Namen, du Höchster. (Vgl. Ps 32,1-2). Vgl. auch Ps 41,5 (lv I'jl())v-n &YIl(A/\L&cre())~ XIl(~ l1;0fLoAOY~ cre())c;); Ps 66,4-5; 70,22-23; 106,21-22 und Tob 13,6-8. Wie in der LXX ist auch bei Lk der Sinn des Wortes die Freude, besonders die eschatologische Freude, die Gottes Heilstaten bejubeln und preisen lässt, so beim Magnificat Lk 1,47 und auch in Apg 16,34, wo der Gefängnisaufseher mit seinem ganzen Haus darüber jubelt, dass er an Gott gläubig geworden war, d.h. er jubelt über die Tat Gottes, ihn zu retten, vgl. v. 30-31. Auch im Gebrauch des Substativs ist der Sinn gleich, vgl. Lk 1,14.44. Daraus kann vermutet werden, dass es auch bei dem Jubel Jesu in Lk 10,21 auf die Heilstat Gottes, besonders die eschatologische Heilstat Gottes, ankommt (vgl. die Nähe der Basileia, 10,9.11).
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&YLcI> 4.
Der Jubel ist durch den Heiligen Geist gewirkt. Es ist vermutet worden, dass die &YIl(AAL&crL~ hier die Inspiration des Hl. Geistes im Sinne einer ekstatischen Begeisterung bezeichnet habe". Der Gebrauch der Nennung des Hl. Geistes in den luk Schriften verbietet aber einel solche Interpretation. Wie es anders verstanden werden muss, und wie wichtig hier die Erwähnung des Hl. Geistes ist, versteht sich dadurch, dass Lukas den Hl. Geist im öffentlichen Leben Jesu nur noch dreimal erwähnt, und zwar in den wichtigsten Stadien seines Lebens: in der Taufe Lk 3,22; in der Versuchung 4,1 (2X) und in der Predigt in Nazareth 4,18 (Zitat von Is 61,1).
ZusammenflJssung der Analyse des Einleitungsverses: die Einleitung ist redaktionelP. Der Vers bedeutet: in jener Zeit ist Jesus erfüllt mit 3
4
5 '6
Vgl. R. BULTMANN, &:YOCAALeXOfLOCL, TWNT I, S. 18. Andere Leseart mit tv: p45 N D etc.; ohne "<1> &:yl(p: So z.B. R. BULTMANN, &:YOCAAloccrLC;, TWNT 1, S. 20. S. LEGASSE, ]esus et l'Enfant, S. 122, spricht dagegen.
p45
Koine A W etc.
122
LK
10,21·24:
DIE OFFENBARUNG UND AUGENÖFFNUNG
der eschatologischen Freude und hat im Hl. Geist gejubelt über die Heilstat Gottes, die sich im Sieg seiner Jünger über die feindlichen Mächte realisiert hat.
II. Die Offenbarungsrede v. 21-22 A) Zur Einheitsfrage des Heilandsrufes (Mt 11,28-29) mit der Offen-
barungsrede Der Jubelruf bzw. die Offenbarungs rede Lk lO,21b-22 ist ganz treu aus der Tradition übernommen worden. Das zeigt der Vergleich mit der matth Wiedergabe. Zwischen Mt und Lk besteht fast wörtliche übereinstimmung. Bei Mt ist jedoch das Offenbarungswort Jesu mit dem sog. Heilandsruf Mt 11,28-29 zusammengesetzt, und dadurch bildet die Rede in Mt 11,25-30 eine Einheit. Durch den Vergleich der matthäischen Perikope 11,25-30 mit Ben Sirach 51 kommt E. Norden zu der Annahme, dass Mt 11,25-30 auch schon vormatthäisch eine literarische Einheit gebildet habe 7. Nach ihm taucht bis heute noch immer eine ähnliche Meinung auf, sowohl unter den Protestanten g wie auch unter den katholischen Exegeten 9. Aber die überwiegende Mehrheit der heutigen Exegeten stimmt mit W. Bausset überein, dass die Verse Mt 11,28-30 als ein späterer Zusatz anzusehen sind ..10 Die Frage, woher die Verse v. 28-30 stammen, ist von den meisten Forschern durch Bezugnahme auf die spät jüdische Weisheitslehre beantwortet, vgl. Ben Sirach 51,23-27 11 ; ,Prov 8,4-11; 32-35 12 • Die Sprache der Verse ist unmatthäisch (sechs Hapax legomena) 13; man vermutet daher, dass Matth sie von einer Sonderüberlieferung übernommen hat. Eine Sonderstellung nimmt Th. De Kruijf ein 14; er rechnet mit der Möglichkeit, dass die matth Verse eine Spiritualisierung der Antwort Jesu bei der Rückkehr der Boten von Mk 6,31 sein könnten: ae:u't"e: u!1-d~, &vrl7t~ucroccr&e: im Vergleich mit Mt 11,28: ae:u't"e: 7tp6~!1-e: und &v~7t~ucrw. Er versucht, seine 7 E. NORDEN, Agnostos Thoos. Untersuchungen zur Formgeschichte religiöser Rede, Leipzig, 1913, S. 279-308. Aber vor ihm schon LoISY, Les Evangiles synoptiques, I, Cheffonds, 1907, S. 909-915, und L'Evangile selon Luc, Paris, 1924, S. 301. '8 E. KLOSTERMANN, Mt, S. 237; T. ARVEDSON, Das Mysterium Christi. Eine Studie zu Mt 11,25-30, Uppsala, 1937; M. RIST, Is Matth XI 25-30 a primitive baptismal hymn?, JR 15 (1935) 63-77. Rist sieht auch in Lk 10,23-24 zusammen mit Lk 10,21-22 eine ursprüngliche Einheit. W.D. DAVIES, Knowledge in the Dead Sea Scralls and Matthew 11,25-30, HarvTR 46 (1953) 113~B9. 9 Besonders A. FEUILLET, Jesus et la sagesse divine d'ap'res les Evangiles synoptiques, RB 62 (1955) 169ff. 1.0 W. BaUSSET, Kyrios Christos, S. 58-65; R. BULTMANN, Tradition, S. 171-172; HIRSCH, Frühgeschichte, II, S. 98-99; T.W. MANSON, The Sayings, S. 185; A.-H. M'NEILE, Mt, S. 166; J. SCHMID, Mt, S. 1%; GRUNDMANN, Mt, S. 315; P. BONNARD, Mt, S. 166. 11 E. NORDEN; mit ihm die Vertreter der ursprünglichen Einheit von Mt 11,25-30, und A.H. McNEILE, Mt, S. 166; FEUILLET, op.cit., S. 173; J. SCHMID, Mt, S. 204; W. GRUNDMANN, Mt, S 317; ete 1;2 Z.B. R. BULTMANN, Tradition, S. 171f; T.W. MANsaN, The Sayings, S. 185; etc. 1.3 So STRECKER, Der Weg der Gerechtigkeit, S. 172. 14 Th. DE KRUIJF, Der Sohn des lebendigen Gottes. Ein Beitrag zur Christologie des Matthäusevangeliums, Romae, 1%2, S. 70-71.
ANALYSE
123
HYPOothese durch Bezugnahme auf die Stellung des luk Jubelrufes nach der Rückkehr der 72 Jünger noch wahrscheinlicher zu machen, welche eine Dublette der mark Aussendung ist (Mk 9 par Lk 9). Aber aus der Bezugnahme von Mt 11,28 auf Mk 6,31 mittels des lukanischen Jubelrufes nach der Rückkehr der BOoten kann sich gerade die umgekehrte Hypothese ergeben; es ist nämlich möglich, dass Markus das LOogion Mt 11,28 gelesen hat, das nach der Q-Aussendung und nach der Offerrbarungsrede (wie bei Lk) vOorhanden gewesen ist. Dabei sind zwei Imperative bei Mk 6,31 eine Erinnerung an Mt 11,28. Diese Meinung vertritt P. Vannutelli 15. Die Herkunftsfrage vOon Mt 11,28-30 könnte noch auf eine andere Weise gelöst werden. Die Frage nach der ursprünglichen Stellung von Lk 10,25-28 (Zitat von Dt 6,5) ist noch nicht entscheidend gelöst, wie Bornkamm neuerdings zeigt 1'6. Es ist möglich, dass die Stelle in Q direkt nach dem Lobpreis Lk 10,21-22 gestanden hat. Dt 6,4-5 (iSchema") wird bei den Juden immer als ein Joch, Joch der Thora, bzw. Joch der Gebote, und zwar ein leichtes und heilsames Joch angesehen 17. Der Heilandsruf mit dem Joch des Herrn in Mt 11,29-30 könnte darum eine christliche Interpretation von Schema" sein. Die Stellung der Offenbarungsrede Jesu Lk 10,21-22 vor dem Zitat Dt 6,5 könnte auch der jüdischen Interpretation entsprechen, die 'Dt 6,4-5 als eine Offenbarung Gottes an die Jakobssöhne angesehen hat, vgl. Sifre Dt 6,4; Targ Jer I und II zur Stelle und Targ Jer II zu Gen 49,1-2. Auch könnten zwei Wörter, xocp~[oc und ~uX~, in Mt 11,29 eine Erinnerung an Dt 6,5 sein, wobei zur Liebe zu Gott aus ganzen Herzen und mit ganzer Seele aufgefordert wird. B) Die stilistischen Differenzen zwischen Mt und Lk
Zur Aufhellung der Absicht der Redaktionsarbeit von Lukas sind vorerst Änderungen im vorliegenden Text zu betrachten, wenn sie auch stilistisch anscheinend ganz klein sind. a) Im ersten Logion findet sich eine einzige kleine Differenz: statt des einfachen Verbums gxpu~occ; bei Mt findet sich bei Lk ein ihm entsprechendes Verb-Kompositum oc7texpu~occ;, durch welches Lukas mit dem gegenüberstehenden Verb "offenbaren" ein Wortspiel bildet: oc7texpu~occ; OC7tE:X&AU~C
124
LK
10,21-24:
DIE OFFENBARUNG UND AUGENÖFFNUNG
,Wie man ,später sehen wird, ist das Thema von "Verbergen-Offenbaren" .ein Hauptanliegen des Reiserberichtes und des ganzen Lukasevangeliums. b) Der stilistisch wichtigere Unterschied zwischen den beiden Evangelien liegt in dem sog. johanneischen Logion: Mt 11,27 par Lk 10,22 :1:9. Bevor man das Logion bei Mt und Lk vergleicht, empfiehlt es sich, .einen Augenblick bei der Textgeschichte dieses Logions anzuhalten. Schon diese Textgeschichte zeigt die Schwierigkeit dieses Logions; z,B. bei Justinus dem Märtyrer (Dial 100,1) fehlt das Personalpronomen ,,[Lou" bei ,,\J7tOTOi) 7tIXTp6c; [Lou" und der zw.eite Stichos folgt dem dritten Stichos: ouadc; YL\lwcrxeL TO\l 7tIXTeplX d [L~ (; ut6c;, oMe TO\l utO\l d [L~ (; 7tIXT~P. Man wollte deshalb annehmen, dass der Satz ouadc; E:mYL\lwcrxeL TO\l utO\l d [L~ (; 7tIXT~P ursprünglich nicht vorhanden gewesen sei 20. Aber weil alle wichtigen Handschriften beide Stichoi bezeugen, ist von .einem solchen Versuch abzusehen. Die Variante bei Justinus ist als ein Erleichterungsversuch anzusehen. Im zweiten und dritten Stichos des Logions haben beide Evangelisten voneinander abweichende Lesearten:
Lk 10,22b
Mt 11,27b O,j~Er.C;
ouae
E. 7t ~ Y ~ v eil er x.
'TOV ULOV
ouadc; YL\lwcrxeL d [L~ (; 7tIXT~P d [L~ (; TO\l 7tIXTeplX TLC; E: 7t L Y L \I W cr x e L XlXt T L C; d [L-f) (; ut6c; d [L~ (; E L
T L C; E: cr T L \I (; u t 0 ~ 7tIXT~P E: cr T L \I (; 7t IX T ~ P ut6c;
Am Anfang des zweiten Stichos von Lk steht "XIXL", welches bei Mt fehlt. Weil Lukas sonst oft xd aus seiner Vorlage streicht 21, kann es auf eine überlieferungs-bzw. übersetzungsvariante zurückgehen 22. Die Stichoi des Logions sind bei Mt durch zwei parallele Verben E:mYL\lwcrxeL und bei Lk durch zwei parallele indirekte Fragesätze TLC; E:crTL\I ••. aufgebaut. Bei Lk steht das Verb YL\lwcrxeL, und zwar nur einmal im Unterschied zu dem matthäischen zweimaligen Verb e:mYL\lwcrxeL 23. Gewöhnlich wird angenommen, dass die matthäisehe Fassung ursprünglicher ist als die lukanische 24 und dass die luk Leseart durch die gri~ chisehe Sprechweise bedingt ist 25. Darum schlägt Schlatter folgende Sinn:1:9 L. CERFAUX, L'Evangile de Jean et le "logion johannique", beschränkt den joh. Charakter des Logions auf eine allgemeine theologische Parallelität. :20 Vgl. T.W. MANSON, The Sayings of Jesus, S. 80, mit HARNACK, Sprüche und Reden Jesu, S, 189ff, erneuert p, WINTER, Matthew XI,27 and Luke X,22 from the First to the Fifth Century, NT 1 (1956) 112-148, :21 Vgl. H.J. CADBURY, The Style, S. 142f. :22 Vgl. J. JEREMIAS, Abba, Studien zur neutestamentlichen Theologie und Zeitgeschichte, Göttingen, 1966, S. 48: "Ein Hinweis auf eine beiden Fassungen (Mt-Lk} zugrunde liegende aramäische Vorlage". 23 bn-y~vwo'XE~V Prefix Perfektiv. 24 Dagegen VAN IERsEL, Der Sohn, S. 199. :25 So z.B. SCHLATTER, Lk, S. 503; DUPONT, Gnosis, S. 61; HAHN, Hoheitstitel, S. 326. A. FEUILLET, Jesus et la sagesse divine, RJB 62 (1955) 169, note 1, gibt Beispiele der luk Sprechweise: "Luc a y~VWO'XE~ ort<;; ~O'°tW Ö u!6<;; ... od<;; ~O''t'~v Ö 7t'o:'t'~p comme en XXII 60 il a oux or~o: Ö AeYE~<;; a la place de oux or~o: 't'OV O(V.&PW7t'OV de Mc XIV 71 = Mt XXVI 74; comme en XIII 25 il a oux or~o: UfLOC<;; 7t'6'&EV ~O''t'E a la place de oux or~o: UfLOC'; de
ANALYSE
125
gebung für dieses Logion vor: "y~vci>crxe:~ "k scr,,~v" bedeutet "niemand kann sich eine Vorstellung bilden, niemand begreifen, was er ist", während smy~vci>crxe:~ "öv u16v heissen würde: "wahrnehmen, dass es ist, d.h. dass die persönliche Beziehung zum Sohn und zum Vater vorhanden ist":l6. Die Absicht des Lukas bei seiner differentierten Wiedergabe wird noch später untersucht. e) Das überlieferungsgeschichtliche Problem
1) Zum ersten Logion Lk lO,21b par Mt 11,25-26 Trotz Meinungsverschiedenheiten über Sinn und Herkunft von Mt 11, 27 par Lk 10,22 scheint heute über Bedeutung und Herkunft von Mt 11, 25-26 par Lk 1O,21b unter den meisten Exegeten Übereinstimmung zu herrschen; sie sind sich anscheinend darin einig, dass eine stark apokalyptische Vorstellung bei dem Motiv von Verborgenheit und Offenbarung (&n )expu~(X(;-&ne:x&.Au~OC<; in dem ersten Logion mitspielt, obwohl die Meinung auch heute nicht fehlt, dass das Logion aus der hellenistisch-jüdischen Sophia-Spekulation unter dem Einfluss des Gnostizismus stamme 27. Dass die Quelle des ersten Logions (Lk 1O,21b par Mt 11,25-26) in Dan 2,23 gesucht werden muss, wie L. Cerfaux meint 28, mag sein. Dieses Logion wäre durch die Apokalyptik der spät jüdischen überlieferung gut erklärbar. Das Wort "offenbaren" &noxocMn'rC.u ist ein biblisches Wort, das ursprünglich griechischer ReligiÜ'n fremd war 29. Auch der Gebrauch des Wortes "Unmündiger" v~mo~ als Einfältiger im guten Sinne ist auf dem palästinensischen Boden erklärbar. (Vgl. Prov 1,32 LXX mit TM; 1QpH 12,4) <1'0. Im Unterschied zu dem alttestamentlich-jüdisch-qumranischen Begriff von v~mo<;, welcher als Anfänger im mosaischen Gesetz, bzw. als unerfahren in der Beobachtung des mosaischen Gesetzes und in seiner Erkenntnis verstanden wird, bleiben v~mo~ im Jubelruf Jesu immer als sÜ'Iche einfältig, auch wenn sie die Offenbarung Gottes durch J esus empfangen haben. Den alttestamentlich-jüdischen v"t)nlm<; wird die Offenbarung Gottes zuteil, damit sie durch Gesetzeserkenntnis und durch Gesetzesbeachtung "weise" (l:zakam) werden können. Bei dem Jubelruf stehen v~mm immer im schroffen Gegensatz zu den Weisen und Wissenden, d.h. den Spezialisten und Gelehrten im mosaischen Gesetz, und nur den v"t)nlm<; wird die Offenbarung zuteil durch J esus den Sohn Gottes. Mt XXV 12. Les tournures plus grecques de Luc equivalent pour le sens a ceIles de Matthiew". 26 SCHLATTER, Lk, S. 503; GRUNDMANN, Lk, z.St., folgt ihm. :27 Z.B. U. WILCKENS, Weisheit und To-rheit, Tübingen, 1959, S. 198-200. :28 L. CERFAUX, Les sources scripturaires, und mit ihm Th. DE KRUIJF, op.eit. :29 OEPKE, &7tOXOtAU7t't"((), TWNT IU, S. 568-572. 3'0 Diese Stelle haben schon manche Forscher erklärt, z.B. E. SJÖBERG, Der verborgene Menschensohn in den Evangelien, S. 185ft'; W. GRUNDMANN, Lk, z.St., mit seinem Artikel. Die v1)mo~ in der urchristlichen Paränese, NTS 5 (1958-9) 202-203; BERTRAM, v1)mo~, TWNT IV, S. 917; J. DUPONT, Les simples dans la Bible et a Qumran. Apropos des v1)mo~ de Mt 11,25; Lc 10,21, in "Studi suJI'Oriente e la Bibbia oft'erti a P.G. Rinaldi", Genova 1967, S. 329-336. S. LEGASSE, Jesus et L'Enfant, 170-180.
126
LK 10,21-24: DIE OFFENBARUNG UND AUGENÖFFNUNG
Auch die Wendung EOamttoc syevE't"o ~f1.7tpocr&ev crou ist deutlich semitisch. R. Bultmann, obwohl er für die hellenistische Herkunft des zweiten Logions Mt 11,27 spricht, verneint deshalb nicht den palästinensischen Ursprung des ersten Logions 31 • Diese Herkunft zeigt das Substantiv EMoxtoc 32 , das vorchristlich nur in der LXX auftritt·33 und dem das hebräische Wort ra~6n entspricht.
2) Zum zweiten Logion: Lk 10,22 par Mt 11,27 Viele Exegeten nehmen an, dass das Logion aus dem hellenistischen Bereich stamme, obwohl in der Debatte nicht immer klar ist, ob man mit dem Begriff "Hellenismus" das hellenistische Judenchristentum bzw. das hellenistische Heidenchristenturn meint, oder noch allgemeiner an den hellenistischen Orient (sowohl an das Judentum wie auch an das Heidentum) denkt 34. Es gibt viele Exegeten, die dem Logion den palästinensischen Ursprung zuschreiben wollen 25. Nicht nur wegen des Wortes &.7tOXIlO,t)\.j;IX~, sondern auch wegen des Gebrauchs des Wortes y~V6lcrXE~V im alttestamentlich-jüdischen Sinne muss das zweite Logion auf dem palästinensischen Boden entstanden sein (vgl. unten). a) nie Bedeutung des Logions: i) Die Bedeutung von Lk 1O,22a: Die alte Diskussion, ob es sich hier bei 7tlfv't"lX um die übertragung von Erkenntnis"Offenbarung 36, oder 31 R. BULTMANN, Tradition, S. 172: "ein ursprünglich aramäisches Wort"; BuRNEY, The Poetry of Our Lord, op.cit., S_ 133J71f, mit einem RekonstruktionsV'ersuch in Aramäisch; K.-H. RENGSTORF, Lk, S. 137; J.M. CREED, Lk, S. 148: "The paratactic construction echo es Semitic idiom"; BONNARD, Mt, S. 167: "typiquement juive-palestinienne"; W. GRUNDMANN, Lk, S. 215-216, mit Hinweis auf Sjöberg; F. HAHN, Hoheitstite1, S. 322; A. SCHLATTER, Mt, S. 380-385, mit Belegen aus der rabbinischen Literatur. 32 e:ulloxew (das Verbum) kommt oft auch in der nichtchristlichen Literatur vor, vgl. SCHRENK, e:UIloxew, TWNT II, S. 736. 33 Dazu SCHRENK, e:ullox[lX, TWNT II, S. 7400. 34 E. NORDEN, op.cit., besonders S. 279ff; BOUSSET, op.cit., S. 62: "auf dem Boden jener mysteriösen Frömmigkeit ... im hermetischen Traktat I, 32 etc."; M. DIBELIUS, op.cit., S. 279: "semetisches Gedankengut der zweiten Strophe"; R. BULTMANN, Tradition, S. 171-172: "v. 27, hellenistische Offenbarungsrede - hellenistische Christenheit"; T. ARVEDsoN, Das Mysterium Christi. Eine Studie zu Mt 11,25-30, Uppsala, 1937, S. 10-76: "synkretistische Mysterienfeier im hellenistischen Orient"; M. RIST, Is Matth XI 25-30 a primitive baptismal hymn?, JR 15 (1935) 63-77. "a primitive baptismal hymn" im Hellenismus; KÜMMEL, Verheissung und Erfüllung, S. 34f: "die dem Judentum ganz fremde heUenistische Mystik"; U. WILCKENS, op.cit., S. 199: "die hellenistisch-jüdische Weisheitsspekulation mit gnostischen Einflüssen"; D. LÜHRMANN, S. 66: "die von der hellenistisohen Weisheit geprägte apokalyptische Tradition". 35 Z.B. SJÖBERG, op.cit., S. 187fl', 2300; D. DAVIES, op.cit., HarvTR 46 (1953) 137f; J. DUPONT, Gnosis, op.cit, S. 59-62; W. GRUNDMANN, Lk, S 214, der annimmt, dass die im Logion vorhandene VorsteUung erst in der WeisheitsIiteratur wie in Spr Sal 1,4.22; 8,5 und dann in Qumran verbrdtet ist. A.M. HUNTER, Crux Criticorum, Mt 11,25-30, NTS 5 (1961-2) 241-249; HAHN, op.cit., S. 324-330; P. BONNARD, Mt, S. 168, mit Hinweis auf Ps 2,7; 4,3; 8,29 etc.; L. CERFAUX, op.cit., etc., und aUe Verteidiger für die Echtheit des Logions aus dem Munde Jesu. Z.B. SCHLATTER, Mt, S. 383ff; SCHNIEWIND, Mt, S. 151f; RENGSTORF, Lk, S. 137; BIENECK, Deri Sohn, S. 75ff; PERCY, Botschaft, S. 169ff. 36 Verteidiger für den ersten Sinn seit LoISY, Les Evangiles synoptiques, S. 909; E. NORDEN, op.oit.; KLOSTERMANN, Mt, S. 238, bis A.M. HUNTER, Crux Criticorum, op.cit., S.246.
127
ANALYSE
von Macht E~OUO'[IX handelt 37, könnte durch den Versuch gelöst werden, dass beide Bedeutungen zugleich gemeint sein können: II&vTIX meint Offenbarung (gemeint ist hier Offenbarungsinhalt). Denn in den folgenden Stichoi redet Jesus von der gegenseitigen Erkenntnis zwischen dem Vater und dem Sohn 38, wobei betont wird, dass diese Erkenntnis ausschliessIich den beiden vorbehalten ist. Wenn sO'lche Erkenntnis den Menschen mitgeteilt wird, und zwar durch den Sohn, heisst sie Offenbarung (&TIOXIXM~IXL). 'ATIOxlX),.tmTELv steht nur Gott zur Verfügung. Das Wort TIlXpEa6.&"Y) bezeichnet gewöhnlich die Lehrüberlieferung der Väter aus der Vergangenheit (Vgl. Apg 6,14; Mk 7,13; 1 K 15,3). Hier ist aber von der übergabe der Offenbarung durch den Vater die Rede. IIlXpEM.&"Y) wird alsO' hier analO'g gebraucht. Dass alle Offenbarung dem Sohn zur Verfügung steht (0 Mv ßOÜA"Y)TIX~ o ULO<; &TIOXIXM~IXL), bedeutet, dass der Sohn die Macht zur Offenbarung hat (d.h. jemandem die Geheimnisse zu offenbaren). Die übertragung dieser Offenbarung durch den Vater auf den Sohn bewirkt, dass der SO'hn die VO'llmacht (die vO'm Vater bevO'llmächtigte Autorität) zur Offenbarung erhält. Auch das Wort "Erkennen", welches nach dem alttestamentlichen Sprachgebrauch manchmal den Gedanken der Auserwählung und Legitimation einschliesst, deutet die Idee der Vollmacht an. II&VTIX bedeutet also Offenbarung, implizit aber auch die Vollmacht zur Offenbarung. ii) Die Bedeutung von Lk lO,22b-c: Um die Bedeutung des gegenseitigen Erkennens nach dem Logion zu verstehen, wird die Struktur des Logions in Betracht gezO'gen. Hier wird der Aufbau des Logions der matth Wiedergabe gewählt, weil die zwischen Mt und Lk vO'rliegende Differenz aus der luk Redaktion stammt. a)
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Ein Überblick zeigt, dass das Logion konzentrisch aufgebaut ist 39. (a) bedeutet die übertragung der Offenbarung durch den Vater. Dem entspricht deshalb der Wille des Sohnes zur Offenbarung (a'). Der Begriff Sohn setzt sein Korrelat Vater voraus. Deshalb TOU TIIXTp6<; [.Lou in (a) entspricht 0 uL6<; in (a'). Die Stellung dieser Elemente (alle Offenbarung-VaterSohn-Offenbarung) lässt die Einklammerung im Aufbau erkennen. Der Stichos (b) geht mit dem StichO's (b') parallel; dabei gibt es nochmals eine Art Inklusion: T
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TIIXT~P ••• TOV TIIXT~plX •••
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U L 6 <;.
37 J DUPoNT, Gnosis, S. 59f; H. MERTENS, L'Hymne de jubiIation chez les synoptiques Mt XI 25-30 - Luc X 21-22, Gembloux, 1957, S. 56: "Ie pouvoir de reveIer"; F. HAHN, Hoheitstitel, S. 324: "Vo.]]macht zur Offenbarung"; S. LEGASSE, Jesus et I'Enfant. S. 138. 38 vgI. A.M. HUNTER, op.cit., S. 246; L. CERFAUX, Les sources scripturaires de Mt 11,25-30 (RecueiJ Irr, S. 148). 39 Die Darstellung des konzentrischen Aufbaus verdanke ich meinem Referenten, Prof. P. de Ia Potterie; vgI. auch B.M.F. VAN IERSEL, Der Sohn, S. 150-151.
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DIE OFFENBARUNG UND AUGENÖFFNUNG
Der Aufbau weist uns auf den Weg hin, auf dem man zum Verständnis der Bedeutung des Erkennens gelangen kann; es ist von dem letzten Stichos (a'), oder von dem ersten Stichos (a) auszugehen. Hier wird zuerst der Stichos (a') analysiert. Das Verb "offenbaren" &.7toxcx:M~cx:~ ist sicher ein biblisches Wort. Es gehört zur apokalyptischen Terminologie und ist ursprünglich griechischer Religion fremd 4'0. Die Offenbarung steht nicht zur Verfügung der Menschen; sie ist dem Willen Gottes vorbehalten. Der Begriff "offenbaren" wurzelt darum im Erwählungsgedanken 4J.. Nur demjenigen wiB sich Gott offenbaren, den er selber auserwählt und legitimiert hat, ihn zu erkennen. Es gibt zwei Nuancen vom hebräischen Erkennen: die erste hat den Sinn von "auserwählen" und "legitimieren", was durch das Verb yde zum Ausdruck gebracht wird 42; zweitens: das Verb yde bedeutet nicht theoretische bzw. spekulative Erkenntnis, sondern erfahrene oder erlebte Erkenntnis, besonders eine mit jemandem in Gemeinschaft der Liebe erfahrene Erkenntnis 43. Der Stichos (a') bedeutet darum, dass nur derjenige den Vater erkennen kann (d.h. in Gemeinschaft mit dem Vater leben kann), den der Sohn auserwählt und legitimiert hat, um ihm den Vater zu offenbaren. Das Erkennen ist also hier durch Erwählung und Legitimation bedingt (c1l EOCV ßOUA'YJ't'CX:~ 0 ULO~ &.7toxcx:M~cx:~). Ohne Erwählung durch den Sohn gibt es keine Erkenntnis Gottes, des Vater, durch die Menschen. Der Stichos (a), der mit dem Stichos (a') parallel geht, weist auf die gleiche Bedeutung hin: alle Offenbarung wurde mir von meinem Vater übertragen, was implizite bedeutet, dass mein Vater mir Autorität zur Erkenntnis meines Vaters verliehen hat. Der Stichos (b') bedeutet: nur der Sohn erkennt den Vater, d.h. nur der Sohn lebt in Gemeinschaft mit dem Vater; Erkennen ist aber hier wie im Stichos (b) und (a) durch Erwählung des Sohnes durch den Vater bedingt. Der Stichos (b) bedeutet also: niemand kennt den Sohn ausser der Vater: nur der Vater erkennt ihn, weil nur er ihn auserwählt und legitimiert hat 44. b) Ein Lösungsversuch zum überlieferungsgeschichtlichen Problem: Auch nachdem das Logion dem semitischen Begriff der Erkenntnis nach verstanden wurde, bleibt noch die Frage nach der Herkunft dieser semitisch-palästinensischen Vorstellung. So lässt man oft diese Vater-Sohn4'0 OEPKE, &7tOXc(A\l1t'l"CJl, TWNT III, S. 568-572, vgl. S. 582f: "Im NT hat die Wortbedeutung der Vokabeln ihren eigentlichen Sitz ,in der Eschatologie und Apokalyptik. 41 Vgl. dazu OEPKE, op.cit., S. 574f; G.J. BOTTERwEcK, "Gottes Erkennen" im Sprach;gebrauch des Alten Tes'taments (Bonner bibI. Beitr. 2), Bonn, 1951, S. 33f. 4'2 BOTTERWECK, op.eit., S. 18ff und S. 34ff; DAVIES, Oip.eit., HarvTR 46 (1953) S. 125f und 137. 43 BOTTERWECK, op.cit., S. 22 (gegen die spezifische Bedeutung des Verbums in sexualer Erfahrung); HUNTER, op.eit., NTS (1961-2) 245 mit Hosea. 44 Die Interpretation in diesem Sinne vgl. vor allem F. HAHN, Hoheitstitel, S. 324325; W. GRUNDMANN, Lk, S. 218; S. LEGASSE, op.eit., S. 138ff; vgI. schon J. DUPONT, Gnosis, S. 61-62.
ANALYSE
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Vorstellung der Menschensohnüberlieferung anheimfallen 45. Auch wenn die Vorstellung ursprünglich in der Menschensohntradition nicht gewurzelt hat, schein sie doch sehr früh wegen des apokalyptischen Charakters des Logions (&TIOXIXA{H.j;IX~) mit dieser Tradition verschmolzen worden zu sein, wie Mk 13,32, wo es um das Nichtwissen des Sohnes über den Zeitpunkt des Weltenendes geht, mit der Menschoosohntradition verschmolzen wurde. Es ist noch mit einer anderen Möglichkeit zu rechnen, nämlich dass diese Vater-Sohn-Vorstellung aus der königlichen Messianologie entstanden sein karni~ F. Hahn vermutet, dass der absolute Gebrauch von "Sohn" bzw. "Vater-Sohn" ursprünglich mit der überlieferung von Jesus als "Gottessohn" auch im Sinne des königlichen Messias nichts, zu tun gehabt habe 416. Es ist zwar vielleicht methodisch richtig, bei der Untersuchung der Herkunft die überlieferung von "Gottessohn" von der Vorstellung des absoluten Gebrauches "Sohn" bzw. "Sohn-Vater" zu unterscheiden 47, aber man muss zugeben, dass die alttestamentliche Vorstellung der Sohnschaft des königlichen Messias dem Offenbarungsgedanken nicht fremd ist 48, und dass die Erkenntnis des Sohnes durch den Vater in der alttestamentlichen Messianologie auch in dem Sinne der Auserwählung verstanden wurde. In der ältesten Tradition der Messiasidee in 2Sam 7 kommt nicht nur die Vorstellung des Vater-Sohn-Verhältnisses zur Sprache (v. 14) 49, sondern es wurde diese göttliche Verheissung an David zugleich als Erkenntnis Davids durch Gott interpretiert, v. 20: «Du kennst deinen Knecht". d.h. im Alten Testament wird die Erwählung des davidischen Messias als Gottes Anerkennung angesehen, und auch diese Auserwählung der Daviditen ist als VQ[} Gott ge offenbart vorgestellt, v. 27: galUa, welches die LXX übersetzt &m;xcX.Au~IXC;;, vgl. auch v. 17 hal:tizzay6n und die LXX: TIJv <JPIXO"LV "t"1X(l't"'Y)V vgl. Ps 89,20 b e l:taz6n dafür LXX: ev opcX.cre~ Es ist daher nicht gewa:ltsam, zu behaupten, dass das zweite Logion Lk 10,22 pa:r Mt 11,27 schon in der vormatthäisehen Tradition (Q) mit der königlichen Messianologie vereinigt wurde 50, wenngleich das Korrelativ "Sohn-Vater" im absoluten Gebrauch ursprünglich wohl nicht mit der Gottessohnschaft und daher nicht mit der königlichen Messianologie verbunden gewesen sein muss. Eine Frage bleibt noch übrig, nämlich ob das Logion auf den Mund 45 I'ERCY, Botschaft, S. 270; SJÖBERG, Menschensohn, S. 187f; L. CERFAUX, op.dt.; MERTENS, op.cit., S. 59f; DE KRUIJF, op.cit., S. 72 und 74f etc. 46 F. HAHN, Hoheitstitel, S. 281. 47 Ibid., S. 281, sein Grund: "Nur bei ,dem Sohn' (im absoluten Gebrauch) findet sich im NT als Korrelat die ,Vater'-Bezeichnung Gottes, ... dagegen fehlt jede deutliche BeZiiehung zur Vaterbezeichnung Gottes dort, wo der Titel ,Sohn Gottes' gebraucht wird" .... "anschliessend das "mein Sohn". Vgl. auch S. 329. Ph. VIELHAUER, Ein Weg zur neutestamentlichen Christologie? Prüfung der Thesen Ferdinand Hahns, in ,,Aufsätze zum NT" (Theologische Bücherei 31), München, 1965, S. 194-195, der oft die These von Hahn kritisiert, stimmt darin mit ihm überein. 48 Vgl. F. HAHN, op.oit., S. 329. 49 Vgl. F. HAHN, op.cit, S 285·287, besonders mit Beleg von 4QFlor 10-14. 50 D. LÜHRMANN, Die Redaktion der Logionquelle, S. 66, hält es für möglich, dass in der Verwendung des Sohntitels in Lk 1O,22a der erwartete Messias in den Worten der Nathanverheissung vorliegt.
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DIE OFFENBARUNG UND AUGENÖFFNUNG
Jesu zurückgeht, ob das Logion seinen Sitz im Leben Jesu hat_ Wie gesehen, weisen die Begriffe &7toxcxM~GU und "Erkennen" auf den palästinensischen Ursprung hin. Die Vermutung verstärkt sich noch durch den Sprachgebrauch des zweiten und dritten Stichos: xcxl. oöad~ emy~vciJcrxE~ -rov utov d [L1) 0 7tcx't"~p oöae: 't"ov 7tcx't"epcx n~ emy~vciJcrxE~ d [L1) 0 u[6~
J. Jeremias, der Kenner des semitischen Sprachgebrauches, zeigt, dass solche Gegenüberstellung (Vater-Sohn) mit wörtlicher Wiederholung (Erkennen) ganz semitisch ist 5\ weil das Semitische kein reziprokes Pronomen ("einander", "gegenseitig") kennt. Der Satz bedeutet daher: "nur Vater und Sohn kennen einander wirklich" 5'2. Damit kann man völlig einverstanden sein. Aber J. Jeremias geht weiter; er macht zwei neue Vorschläge: erstens, 0 u[6~ und 0 7tcx't"~p müssten generisch verstanden werden und der Satz sei nur ein allgemeingültiger Erfahrungssatz, der aus dem alltäglichen Leben genommen wäre 53; man solle deshalb nicht übersetzen lIder Vater-der Sohn", sondern einfach "ein Vater-ein Sohn". Zweitens, der zweite Stichos ist dem dritten unterordnet, weil eine formale Parataxe bei logischer Hypotaxe vorliegt. Gemäss dem ersten und zweiten Vorschlag übersetzt er folgendermassen: "Wie nur ein Vater seinen Sohn wirklich kennt, so kennt nur ein Sohn seinen Vater wirklich" 54. Dem zweiten Vorschlag kann man zustimmen. Der erste Vorschlag bedarf einer Unterscheidung: wenn der Satz (zweiter und dritter Stichos) ohne den ersten und vierten Stichos, also ohne Zusammenhang im Kontext als selbständig existierend betrachtet wird, kann der Satz ein allgemeingültiger Erfahrungssatz sein, welcher ein Bild aus dem Alltag bringt. In diesem Fall ist die Übersetzung richtig. Aber der Satz steht gerade in der Mitte des Logions, d.h. der Satz wird durch den ersten und vierten Stichos eingeklammert, und im ersten Stichos stehen zwei wichtige Pronomina ([Lo~ und [U7tO 't"ou 7tcx't"p6~] [Lou). Darum ist der Vater schon im ersten Stichos determiniert. Von Anfang an ist lIder Vater" des Logions nicht mehr allgemeingültig. Deshalb ist die Übersetzung "ein Vater - ein Sohn" im zweiten und dritten Stichos nicht genügend. Für ein absolut gebrauchtes Ö ut6~ als Messiastitel gibt es im Spätjudentum keinen sicheren Beleg 55. Ausser den drei alttestamentlichen Stellen, wo der König als Sohn Gottes bezeichnet wird (2Sam 7,14; Ps 2,7 und Ps 89,27ff) werden Israel oder die Israeliten im AT und im Spätjudentum oft Sohn Gottes genannt 5'6. Aber "Vater" als Gottesbezeichnung ist in der neutestamentlichen Zeit im Judentum "erstaunlich spärlich" belegt '57. Nach dem Logion behauptet Jesus, dass nur er als Sohn den ,51 J. JEREMIAS, Abba, Studien zur neutestamentlichen Theologie und Zeitgeschichte, Göttingen, 1966. Dabei zitiert er eine dem Logion parallele Stelle aus Tob 5,2 N: ao..oc; 00 YLVC~O"Xe:L [Le: xat tyw 00 YLVWO"XW ao..6v "wir erkennen einander nicht". 52 Ibid., S. 49. ,53 J. JEREMIAS, op.cit., S. 50. 054 Ibid., S. 52. 155 Dazu LOHSE, Ö u16c; der Messias als Sohn Gottes, TWNT VIII, S. 361-363. 56 Dazu FOHRER und LoH SE, TWNT VIII, S. 352c353; 36O-36l. ,57 Dazu J. JEREMIAS, Abba, S. 19-20.
ANALYSE
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Vater-Gott kennt, und dass nur er der Vermittler der Offenbarung des Vaters ist. Solche Behauptungen wären im Munde irgendeines Juden unmöglich. Es gäbe noch eine andere Möglichkeit, nämlich dass das Logion erst in der nachösterlich-palästinensischen Urgemeinde gebildet worden sei. Aber dagegen spricht schon das absolut gebrauchte Wort "Vater"; denn in der vorsynoptischen überlieferung ist ein absolut gebrauchtes "Vater" ausser der Gebetsanrede sehr wenig belegt: ausser dem Logion nur zweimal: Mk 13,32 (par Mt 24,36) und Lk 11,13 (vgl. Mt 7,11) 5"3.
111. Die Seligpreisung Lk 10,23-24 Lukas hat die Seligpreisung aus der Q übernommen. Damit ist aber noch nicht gesagt, dass auch die Stellung dieser Seligpreisung direkt nach der Offenbarungsrede ursprünglicher ist als bei Mt, der die Seligpreisung nach dem Gleichnis Mt 13,16-17 bringt. Obschon die Meinung unter den Exegeten dazu zu neigen scheint, dass die luk Stellung der Seligpreisung usprünglicher sei als bei Mt 59, kann man weder dafür noch dagegen entscheiden. a) Der Einleitungsvers ist eindeutig redaktionell '60: xcxt O''t'pcxcpdc; und npoc; '" eLnEV, vgl. Lk 9,55 (Kap. I, A) und Lk 9,57.59 (Kap. 11, A). Die Wendung xcx't" 1(~[CXV61 schreibt Lukas nur noch in Lk 9,10b (eine Wiedergabe der Mk-Tradition); eine verwandte Wendung xcx't'~ [L6vcxc; setzt er nur einmal im Ev (Lk 9,18). Das Brotwunder ist bei Lk eine Offenbarung des Geheimnisses Jesus (vgl. Emmausgeschichte, Lk 24). Nur den Jüngern Jesu gehen die Augen auf und sie bekennen, dass Jesus XP~O''t'Oc; 't'ou &EOU ist (Petrusbekenntnis Lk 9,20). Dabei sind die Jünger xcx't'oc [L6vcxc; bei Jesus zusammen in Lk 9,18. Jesu Beiseitenehmen der Jünger xcx't" t(~[cxv beim Brotwunder 9,10 ist deshalb die absichtliche Wiedergabe aus der vorliegenden Tradition. Das bestätigt sich durch seine Fortlassung dieser Wendung aus der Tradition in anderen Stellen, obwohl er sie sicher häufig bei Mk lesen konnte, vgl. Mk 4,34; 6,31; 7,33; 9,2.28; 13,3. Mit Absicht hat Lukas deshalb diese Wendung in Lk 10,23 eingefügt, damit der Offenbarungscharakter von 21-22 betont wird. Wie man später sehen wird, ist diese Offenbarung zur Erkenntnis der Sohnschaft Jesu und das Sehen der Jünger als dem Petrusbekenntnis parallel anzunehmen. Darum setzt Lukas die Wendung xcx't" 1~[cxv und xcx't'oc [L6vcxC; nur bei dem Brotwunder und Petrusbekenntnis sowie hier in Lk 10,23 ein. '58 Mt 28,19 ist eine spätere liturgische Taufformel; Lk 9,26 eine luk Redaktion von Mk 8,38. ,59 SOo z.B. V. TAYLOR, The Original Order of Q, New Testament Essays, Studies in Memory of Th.W. Mansan, Manchester, 1956, S. 246-269, besonders S. 257-258; E. HIRSCH, Frühgeschichte, II, S. 99; PLUMMER, Lk, S. 283; W. GRUNDMANN, Mt, S. 342, A. 18; D. LÜHRMANN, OoP.oit., S. 61, ist vorsiohtiger. VgL LOHMEYER-SCHMAUCH, Mt, S. 204: "nur verschiedene Traditionen"; W.G. KÜMMEL, Verheissung und Erfüllung, S. 104: "ohne Kontext"; P. ,BONNARD, Mt, S. 195: "Luc ... dans un taut autre contexte, d'ailleurs .egalement bien choisi". '00 Dagegen T.W. MANSON, The Sayings, S. 80: "Lk's introduotOory words seem to belong to Q. They can scarcely be editorial". '61 Bei Dpc fehlt die Wendung.
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DIE OFFENBARUNG UND AUGENÖFFNUNG
b) Der Makarismus: Zur Analyse ist es leichter, die Stelle von Lukas mit der matth Fassung zu vergleichen: Lk 10,23: Mt 13,26:
[LCXX&pWL ot Ocp&CXA[LOL ot ßAlbtov't"E~ & ßAS,tE't"E. u[L&v i)e: [LCXX&pLOL ot Ocp&CXA[LOL !Sn ßAE1tOUQW XCXL 't"oc (;)'t"cx u[L&v O't"L axououcnv. fl
,
,
Matthäus 62 setzt den Makarismus in die Parabel lehre ein und schafft dadurch einen literarischen Zusammenhang mit dem vorangehenden negativen Satz über ot I)XAOL v. 13 und zugleich den inhaltlichen Gegensatz zwischen ot [LCX&'Y)'t"CXL und ot I)XAOL. Um diesen Gegensatz hervorzuheben, fügt er den Makarismus u[L&v i)e bei. Er ersetzt das Relativpronomen "f1." durch die Verdoppelung eines !S't"L-Kausale, um den Grund anzugeben, warum der Volksmenge in Parabeln gepredigt wird: !S't"L ßAE1tOV't"E~ OU ßAE1tOUcnv V. 13. Man sagt deshalb mit Recht, "der Makarismus gründe sich nach matthäi scher Fassung also nicht mehr auf das Was, sondern auf das Dass des Sehens und Hörens" '63. Das Verb ßAE1tOUcnV in der dritten Person bei Mt ist eine Annäherung an v. 13. Das Verb in der zweiten Person bei Lk ist deshalb ursprünglicher; denn auch in v. 24 ist das Verb ßAe1tE't"E in der zweiten Person gebraucht, sowohl bei Lk wie auch bei Mt v. 17. Mt wendet den Makarismus auch auf die "Ohren" an: 't"oc (;)'t"cx o[L&v (I't"L axououeHv. Ob Matthäus es in die Q eingesetzt hat, oder ob Lukas es aus der Q gestrichen hat, ist schwierig zu entscheiden. Falls Mt 'es redaktionell eingeschoben hat, kann als Grund dafür vermutet werden, dass im Zitat aus Is 6,9 in Mt 13,15 "die Ohren" zweimal mit den "Augen" parallel gesetzt werden und davon der Vers 16 beeinflusst worden ist. Aber es ist auch möglich, dass Lukas diesen Teil gestrichen hat 064. Darauf weist der letzte Halbsatz v. 24b hin, wo die Rede vom Hören aXOUCl"CXL & axouE't"E dem in Mt vorliegenden Teil entspricht, wie die Rede vom Sehen in v. 24a li)E'i:v & u[Le:r:~ ßAE1tE't"E dem Thema des Auges im Makarismus parallel steht 65. Für die luk Weglassung des ,,'Ohr" kann ein zweifacher Grund vermutet werden: erstens, der Gegensatz des Sehens & ßAe1tE't"E ist die Offenbarung der Sohnschaft Jesu v. 21-22, die sich zuerst durch die sichtbare Niederlage der Dämonen v. 17-18 vorbereitet hat 'BIB. Lukas neigt dazu, die Offenbarung als Vision zu veranschaulichen, z.B. in der Taufe Jesu, Lk 3, 22: 't"o 1tVEU[LCX 't"o f1.ywv Cl" E'~i)EL w~ 1tEPLCl"'t"Ep&V; in der Verklärung Jesu, Lk 9,32: di)cxv 't"~v a6~IXv ... ; ferner die Betonung der Augen in der Emmausgeschichte Lk 24,16.31 und bei der Himmelfahrt Apg 1,9-11: ßAE1t6v't"
ANALYSE
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,tens, die Rede von "Ohren" der Jünger zum Hören passt nicht gut für die luk Perikope, die als Abschlusswort zur Rückkehr der Boten dient. Diejenigen, die die Ohren zu hören haben müssen, sind im Kontext Zuhörer der Boten Jesu, die die Nähe der Gottesherrschaft verkündigten, vgl. 10,16 0 &.xouwv •.. , wobei Lukas redaktionellerweise die Bereitschaft der Leute, die Verkündigung zu hören, betont. So behielt Lukas das Wort vom "Hören" nur im letzten Teil des Logions v. 24b bei, wo die Streichung des "Hörens" wegen der Subjekte ('Propheten und Könige) nicht möglich ist. Die gleichen Gründe veranlassten Lukas zur Betonung des "Sehens" durch Einschub eines Personalpronomens Of1.Iö~C;; in v. 24a: tadv & of1.dc;; ßAEnIö"t"Iö. Das &.f1.'l)v im zweiten Teil des Logions bei Mt 13,17 ist ein matth Zusatz '67, wecher auch die Umstellung von yap vor Myw verursacht hat. Die Amen-Wendung mit yap findet sich noch 4 X, und zwar nur bei Mt im NT 68. Es besteht aber die Möglichkeit, dass Lukas die Wendung mit &.f1.'l)v vermieden hat, weil es Belege gibt, wo Lukas &.f1.'l)v auch aus der Mk-Tradition getilgt hat '6'9. Nach nOAAoL npocp~"t"Il(~ schreibt Lukas ßll(cnAIö~C;;, im Unterschied zu a[xll(w~ bei Mt 710. Man kann schwer entscheiden, welche Fassung ursprünglicher ist 71. Zwar ist "a[XIl(W~" matthäisch, denn Mt setzt "a[XIl(W~" mit 'Propheten parallel, vgl. Mt 10,41; 23,29 was erlaubt, die a[xll(w~ der matth Redaktion zuzuschreiben 72. Aber es gibt auch Grund zu fragen, ob nicht Lukas statt der Gerechten die Könige redaktionell eingesetzt habe 73 , denn, sollte Lukas den offenbarten Sohn in v. 23 als den königlichen Messias verstanden haben - und es scheint so zu sein - , könnte die Anreihung von Propheten und Königen gerade dazu dienen, die messianische Hoffnung der Propheten und der davidischen Könige zum Ausdruck zu bringen 74, zumal die messianische Hoffnung Davids in Apg 2,2'6 durch tn' tAntaL ausgesprochen wird. Ferner interessiert sich nur Lukas für die Beschreibung der falschen Hoffnung des Herodes, Jesus zu sehen, Lk 9,9b und 23,8 75 • Auch sohon SCHLATIER, Lk, S. 505. &[1.1]'1 Aeyw O[1.~'1 bei Mt 29x (mit aOL 2X); vgl. Mk 11 X (mit aOL 1 X, ohne aOL IX; Lk 5x, mit aOL IX). 68 Mt 5,18; 10,23; 13,17 und 17,20. '69 Mk 9,1 &[1.1]'1 Myw O[1.~'1 vgl. Lk 9,27 Ersatz durch &A'1).&&~; Mk 12,43 &[1.7)'1 vgl. Lk 21,3 Ersatz durch &A'1).&&~; Mk 14,25 vgl. Lk 22,18 stl'eicht &[1.7)'1; Mk 14, 30 vgl. Lk 22,34 streicht &[1.7)'1. Aber in dem Lk-S wie bei 4,24; 12,37 und 23,43; vgl. CADBURY, The Style, S. 157. 710 "Die Könige" fehlt in D it Marcion. 71 LOHMEYER-SCHMAUCH, Mt, S. 204, der die Differenz zwischen Mt und Lk verschie~ denen Traditionen zuschreiben will: Mt == galiläisch; Lk == jerusalemisch ; vgl. auch K.H. RENGSTORF, Lk, S. 137. 72 TW. MANsoN, The Sayings, S. 80; A.H. McNEILE, Mt, S. 192; J. SCHMID, Lk, S. 189; STRECKER, op.cit., S. 197, A. 3; J.D. KINGSBURY, op.cit., S. 148, A. 75. 73 Vgl. BONNARD, Mt, S. 196; SCHLATTER, Lk, S. 504f. 74 Auch K.H. RENGSTORF, Lk, S. 137-138; J. SCHMID, Mt, S. 167. 75 Bei Lk ist 'Herodes nicht ß<XcrtAeu~ diff Mk 6,14; er ist nur ein Tetrarch, Lk 3).19 und 9,7, vgl. Mt 14,1. 16ß
'67
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LK
lO,2t-24:
DIE OFFENBARUNG UND AUGENÖFFNUNG
über die letzte Abweichung zwischen Mt em:&U[L'YJO"lXv und Lk ~&eA'YJO"IXV ist es schwer, etwas zu entscheiden. Weder bei Mt noch bei Lk kann man einen entscheidenden Grund für eine absichtliche Abweichung herausfinden; denn Mt hat keinen Grund zum Vermeiden des Verbums .&eAe:~v, weil er es oft verwendet: 42 X im Vgl. Lk 28 X; andererseits erscheint das Mt-Verb em.&\)[Le:~v bei Mt nur noch einmal (Mt 5,28) im Sinne der sexualen Begierde. Die Seltenheit des Mt-Gebrauchs kann für die Ursprünglichkeit des Verbums bei Lk sprechen. Aber bei Lk kommt es 4x und Apg 1 X vor, nicht nur im Sinne von Appetit (Lk 15,16 und 16,21) oder im Sinne von Habsucht (Apg 20,33), sondern auch im Sinne des leidenschaftlichen Durstes nach dem gemeinsamen Pascha (Lk 22,15), und folgendes letztes Beispiel ist wichtig im Sinne des Verlangens nach der Schau des eschatologischen und freudevollen Tages in Lk 17,22. Es gibt deshalb keinen positiven Grund für Lk zur Vermeidung des Verbums em.&\)[Le:~v. Gab es zwei verschiedene Q-Traditionen? 7'6 Man kann weder dafür noch dagegen entscheiden. Jedenfalls ist die Bedeutung bei der Verben gleich. Für die Theologie des Lukas ist deshalb diese Abweichung nicht von Belang.
Zusammenfassung 'lJur Analyse von Lk 10,21-24 Was in der Perikope die luk Redaktion betrifft, so ist nicht viel wohl wichtiges - zu nennen. Der Einleitungsvers 21a ist eindeutig redaktionell. Auch in Korpore hat Lukas redaktionell eingegriffen: in das zweite Logion hat er einen Fragesatz eingefügt. Bei der Differenz zwischen Mt 13,16-17 und Lk 10,23-24 ist nicht klar, welcher Text ursprünglicher ist. Aber immerhin hat Lukas seinen Einleitungsvers in die Seligpreisung der Jünger eingefügt. In der überlieferungsfrage wird als sicher angenommen, dass die beiden Logien in Lk 10,21-22 der palästinensischen Tradition entnommen worden sind. Wenigstens das zweite Logion geht vermutlich auf Jesus selbst zurück.
B. Redaktion und Interpretation 1) Das Thema des Heiligen Geistes Lk 10,21a
Wie schon erwähnt, spricht Lukas vom Heiligen Geist im öffentlichen Leben Jesu nur noch dreimal, und zwar in den wichtigsten Momenten des Lebens Jesu. Man begreift dadurch, wie wichtig der Jubel Jesu im Heiligen Geist in Lk 10 sein muss. Es wird hier deshalb untersucht, warum Lukas am Schluss der Perikope der Aussendung der 72 Jünger vom Heiligen Geist spricht. Es wird im allgemeinen anerkannt, dass der Heilige Geist bei Lk vor allem der prophetische Geist Gottes ist, also die Gotteskraft, nicht 7,6 K.R. RENGSTORF, Lk, S. 137: "aus seiner besonderen Quehle"; vgl. LOHMEYERSCHMAUCH, Mt, S. 204 (vgl. Anm. 71).
REDAKTION UND INTERPRETATION
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die, die sich in Dämonenaustreibungen äussert (in diesem Falle gebrauoht Lk Mvoq1.~';), sondern diejenige, die in der prophetischen Rede Jesu und in der Verkündigung der Zeugen Jesu in Erscheinung tritt 7.8. So wird der Geist des Herrn (n:VEt>[1.oc xup[ou) in der Predigt von Nazareth Lk 4,18 im Zusammenhang mit der prophetischen Verkündigung zitiert: Lukas hat nicht nur den Versteil von Is 61,1 gestrichen, wo die Heilung der gebrochenen Herzen erwähnt wird nocO"ocO"&oc~ 't"ou.; O"uv't"<:'t"P~[1.[1.EVOU'; 't"~ xocp~[Lf) 79, so. dass die beiden Verben der Verkündigung <:UOCyy<:A[O"OCO".&OC~ und x'Y)pü~oc~ in v. 18bc näher zusammenstehen, sondern er ersetzt auch das Wo.rt XOCAEO"OC~ von Is 61,2 durch x'Y)pü~oc~ in Lk 4,19, um dadurch das Gewicht auf die Tätigkeit der Verkündigung zu legen: x'Y)pü~oc~ ev'ocu't"ov xup[ou a<:x't"6v. Der Hl. Geist, bzw. der Geist des Herrn, ist in der Predigt von Nazareth die inspirierende Kraft in der Verkündigung Jesu. Die Aufgabe des prophetischen Geistes besteht in der Sendung Jesu Lk 4,18 <X:n:EO"'t"OCAXEV [1.<:, und zwar in der Sendung zur Verkündigung: <:UOCYY<:A[O"ocO"&oc~ •.• <X:n:EO"'t"OCAXEV [1.<:, x'Y)pü;oc~. Jesus wird hier als der vo.m Hl. Geist ausgesandte Pro.phet verstanden. In der Taufe Jesu wird diese Sendung Jesu zum Volk als Aufgabe des Hl. Geistes in dreifacher Weise dargestellt: einmal redaktionellerweise und zweimal von der vorsynoptischen Tradition übernommen. Auf der Stufe der Redaktio.n hat Lukas es in doppelter Weise zum Ausdruck gebracht: erstens durch die Einrahmung der Taufe Jesu zwischen dem Abschnitt der Gefangennahme des Jo.hannes Lk 3,19-20 und dem im Alten Bund wurzelnden Stammbaum Jesu v. 23-38, wodurch die Taufe Jesu zur heilsgeschichtlichen Verkettung des Alten Bundes mit dem Neuen dient 80. Bei dieser Elnrahmung der Taufe Jesu scheint das Verständnis des Lukas vom Hl. Geist im Hintergrund zu stehen. Der Hl. Geist hat nach Lk die Propheten des AT inspiriert o.der durch sie das Wo.rt Gottes verkündet und geweissagt 181. Zweitens, im Unterschied zu Mk-Mt hat Lukas durch Parallelsetzung der Taufe Jesu mit der Taufe des ganzen Volkes die Sendung Jesu zum ganzen Volk dargestellt, v. 21. Aus der vorsynoptischen Traditio.n hat Lukas den Hl. Geist in der Gestalt der Taube als Bote und Symbol Israels übernommen, wodurch 78 Vgl. H. VON BAER, Der Heilige Geist in den Lukasschriften, 1926, BWANT III, 2; E. SCHWEIZER, 7rveÜfLOC, TWNT VI, S. 405ff; G.W.H. LAMPE, The Holy Spirit in the Writings oi St. Luke. Studies in the Gospels, ed. D.E. NINEHAM (Festschrift R.H. Lightfoot), Oxford, 1955, S. 159-200; J. COMBLIN, Le temoignage et l'Esprit, Paris, 1%4, S. 27ff, 58-66. 79 Obwohl die Heilung des gebrochenen Herzens im metaphorischen Sinne zu verstehen ist, hat Lk diesen Versteil gestrichen, vielleicht deswegen, weil das Wort !
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LK
10,21·,24:
DIE OFFENBARUNG UND AUGENÖFFNUNG
Jesu Sendung zum Volk ausgedrückt wird 82. Das gleiche gilt für den Titel des Gottessohnes in der Taufe Lk 3,22. Ob der Sohntitel in der Taufe traditionsgeschichtlioh von der Ebed-Yahwe-Vorstellung oder von der königlichen Messianologie stammt, oder ob er von dem hellenistischenGottessohn beeinflusst ist, mag dahingestellt sein. Jedenfalls ist der "Sohn" in der Taufe nicht für sich allein, sondern in Bezug auf das Heilsvolk zu sehen: sowohl in der vorsynoptischen Tradition wie auch bei Lk wird "der Sohn" in der Taufe als der von Gott für das Volk auserwählte und zum Volk gesandte Bote gesehen. Wenn der HL Geist in der Taufe und in der ,Predigt von Nazareth als Geist dargestellt ist, durch den Jesus zum Volk ausgesandt wird, muss der HL Geist auch in der Versuchung (Lk 4,1) in gleicher Orientierung gesehen werden. Vermutlich ist die Versuchung und der Sieg Jesu über den Teufel Vorbild bzw. Ursache des Sieges der Jünger über die Dämonen in Lk 10,19ff. Die Rolle des HL Geistes in der Versuchung Jesu dient also zur Vorbereitung des Sieges der Jünger in der Kirche. Wenn Jesus als Prophet im HL Geist seinen Vater wegen der Offenbarung, die seinen Jüngern zuteil wurde, lobt (Lk 10,21), wird auch hier die Aufgabe des HL Geistes heilsgeschichtlich verstanden. Die Menschen, die nach Lk zum Alten Bund gehörten wie Elisabeth, Zacharia und Simeon, lobten Gott, erfüllt vom HL Geist, weil sie Gnade erhalten hatten 83. In Lk 10,21 will Jesus selber, als Träger des HL Geistes, jubeln und Gott loben durch den HL Geist. Zu bemerken ist, dass der Jubel Jesu im HL Geist bei der Rückkehr der Jünger von ihrer Verkündigungsreise ausgelöst ist (lv au't"yj 't"yj &pif). Jesus jubelt im HL Geist deswegen, weil Gott den Jüngern (Unmündigen) die Offenbarung des Vaters durch den Sohn mitgeteilt hat. Obwohl der Jubel im HL Geist der unvollkommenen Freude der Zweiundsiebzig gewissermassen gegenübergestellt wird 84, ist die Freude im HL Geist zugleich die heilsgeschichtliche Fortsetzung jener Freude der vom Herrn ausgesandten Jüngergemeinde, welcher durch die Verkündigung und durch den Sieg über die dämonischen Mächte das Kommen der Herrschaft Gottes in der Person Jesu zu sehen verliehen wird, vgl. Lk 10,17.23. Wenn den Jüngern die Offenbarung der Person Jesu und des Vaters durch Jesus zuteil wird, richtet sich diese Offenbarung nicht nur an die 8:2 Dazu besonders F. LENTZEN"DEIS, Die Taufe Jesu nach den Synoptikern. Literarkritische und Gattungskritische Untersuchungen (F'rankf. TheoI. Stud. 4), Frankfurt, 1970, S. 170-183, 265-279. 83 So hat Elisabeth, erfüllt mit dem Hl, Geist, zu loben angefangen Lk 1,41-42: e:UAOY'lJll-tvO~-e:UAOyy)ll-tV'IJ; Zacharias, erfülJt vom HL Geist, preist Gott dafür, dass er sein Volk heimgesucht hat 1,67: e:UAOY'IJ't"O~ XÜPLO~ (; &e:6~. Auch Simeon, geführt vom BI. Geist, lobt Gott, dass seine Augen das Heil gesehen haben, Lk 2,20.27: e:uA6Y'lJcre:v 't"ov &e:6v (Nune dimittis). All dieses wurde in Bezug auf die Geburt Jesu erzähH, und zwar mit einer gewissen Steigerung: der Lobpreis in 1,41-42 wird vom HL Geist ausgelöst, aber durch die Mutter der beiden Kinder Johannes und Jesus, die noch nicht zur Welt gekommen sind; Zacharias lobt Gott in Anwesenheit des Neugeboc (fenen, 1,67, dann Simeon preist Gott, als er Jesus in seine Arme nimmt. 84 VgL H. GOLLWITZER, Die Freude Gottes, 7. AufL, Be'rlin-Dahlem-Hessen, 196?,
s. 119.
REDAKTION UND INTERPRETATION
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Jünger alleine, sondern durch die Jünger als Offenbarungsträger indirekt an jene Völker, zu denen die Jünger gesandt werden. Die Offenbarung wird ihnen zuteil, damit sie den Völkern das Kommen des Herrn, Jesu, als das Kommen der Herrschaft Gottes verkünden und so Jesu Person sichtbar machen können. So verstanden wird klar, warum Lukas gerade im Jubelruf Jesu vom Hl. Geist spricht: der gleiche Hl. Geist, der Jesus mit Prophetenfreude erfüllt wegen der Offenbarung, die seinen Boten zuteil wird, inspiriert die Missionare für ihre Verkündigung (vgl. Apg 2,4) und die Zeugen der Botschaft vor den Menschen (Apg 4,8.31; 5,32; 7,55~ 13,9 vgl. Lk 12,12).
2) Die Interpretation Lk 10,21-24 a) Die Frage nach dem Wesen des Sohnes: Im Unterschied zur Mt Wiedergabe finden sich bei Lk zwei indirekte Fragesätze: TtC; ecrT~v 0 utoc;, T[,:; ecrT~v 0 7tIXT~p. Man vermutet, dass Lukas vom griechischen Erkenntnisbegriff aus die indirekten Fragesätze eingesetzt hat 85. Die Auslegung von ·A. Schlatter und W. Grundmann wurde schon oben erwähnt (vgl. Analyse 11, B): "y~vw(j}m TtC; ecrT~v" bedeutet "niemand kann sich eine Vorstellung bilden, niemand begreifen, was er ist", während emy~vwcrxE:~ TbV utov heissen würde: "wahrnehmen dass es ist, d.h. dass die persönliche Beziehung zum Sohn und zum Vater vorhanden ist" ,S'6. Weil aber Lukas bei den Fragesätzen TtC; schreibt (nicht Tt), soll der Satz doch bedeuten: niemand kann begreifen, wer er ist. Bei Mt betont der Satz die persönliche Beziehung zum Sohn und zum Vater, bzw. die gegenseitige Erkenntnis zwischen dem Vater und dem Sohn. Bei den Fragesätzen richtet sich der Blick des Lukas auf das We~ sen des Sohnes und des Vaters. Bei Mt geht es mehr um die innere Erkenntnis zwischen dem Sohn und dem Vater. Bei Lukas handelt es sich um die Erkenntnis der beiden durch die draussen stehenden Menschen, was auch durch das folgende Logion Lk 10,23-24 bestätigt wird: "Selig sind die Augen, die sehen, was ihr seht; denn ich sage euch: Viele Propheten und Könige haben gewünscht, zu sehen was ihr seht". Ihm (Lukas) liegt daran zu zeigen, wer der Sohn"Kyrios, d.h. wer der verheissene Messias ist. Die Frage TtC; ecrnv 0 utoc; bedeutet "wer der von Gott auserwählte Sohn ist", bzw. wer eigentlich der von Gott verheissene und von Israel erwartete messianische Sohn ist. Nur der Vater weiss, wer sein Sohn ist (d iJ.-f] 0 7t1X~p), weil nur der Vater ihn auserwählt und als Sohn legitimiert hat. Die Antwort soll lauten: "Er, der Sohn, ist jener Jesus von Nazareth". Nach Lk fragten die Leute am Jordanfluss, ob Johannes der Täufer Christus wäre, Lk 3,15: iJ.~7tOTE: IX1JTbC; d'YJ 0 Xp~crTOC;. Auch Johannes der Täufer fragte durch seine Boten, ob Jesus Christus ist, oder 85 Vgl. J. DUPONT, Gnosis, S. 61; F. HAHN, Hoheitstitel, S. 326, A. 4; P. BONNARD, Mt, S. 168; A. GEORGE, Jesus Fils de Dieu dans l'Evangile selon saint Luc, RB 72 (1965) ,185-209, besonders 197. 8'6 SCHLATTER, Lk, S. 503; GRUNDMANN, Lk, z.St., folgt ihm.
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10,21-24: DIE OFFENBARUNG UND AUGENÖFFNUNG
ob sie noch einen anderen erwarten sollen, Lk. 7,19.20: ~ (J,')..')..ov 7tp00'80KWfLe:v (zweimal). Es liegt Lukas also daran darzutun, wer der von Gott verheissene und von Israel erwartete messianische Sohn Gottes ist. (V gl. Lk 10,24!). Nach dieser Frage folgt eine andere: '.te;; &O"nv 0 7tOCTIJp. Es ist durchaus geeignet, dass die Frage nach dem Vater der Frage, wer Sohn ist, folgt. TCe;; &O'' 'cw 0 7tOCTIJP bedeutet daher, wer der Vater dieses Sohnes ist. " TCe;; &O'' 'cw 0 7tOCTIJP" sagt nicht "wer Gott ist". Der Satz sagt nicht: kein Mensch erkennt, dass Gott der Vater ist, sondern: kein Mensch erkennt, dass der Vater (Jesu) Gott ist ,87. Die Frage . ..te;; &O"nv 0 7tOCTIJP besagt, wer eigentlich der wahre Vater Jesu von Nazareth ist. Nur der Sohn, Jesus von Nazareth, erkennt seinen wahren Vater und wem er ihn offenbaren will 88. Die Landsleute von Nazareth meinen, dass der Vater Jesu Joseph sei, Lk 4,22: oüXt ul6e;; &O"nv 'Ic.>o7]cp oi)"t'oe;; vgl. 3,23: ul6e;; we;; &VOfLC~e:"t'o 'Ic.>aYjcp. Sein wahrer Vater aber ist Gott, Lk 3,38: "t'ou &e:oü. Seine Mutter tadelt Jesus mit dem Wort: "Dein Vater und ich suchen dich mit Schmerzen". Jesus aber erwiderte ihr: "Wusstet ihr nicht, dass ich im Hause meines Vaters sein muss?" Maria und Joseph verstanden das Wort nicht, das er ihnen sagt (Lk 2,48-50). Der Zweck der Verleihung der Vollmacht an die Jünger war, dass die Menschen die Nähe der Basileia Gottes durch die Verkündigung der Jünger erkennen könnten, Lk 10,9.11. Das Kommen der Basileia wird dabei mit dem Kommen Jesu, dem Herrn, identifiziert, v. 1, und eingeleitet durch die Aussendung der Jünger in die Städte und Orte, in die der Herr (Kyrios) kommen will. Die Identifizierung des Kommens des Herrn mit der Nähe der Basileia deutet implizite die Person Jesu als den kommenden König an, dem die Herrschaft über die feindlichen Mächte zur Verfügung steht. Diese luk Anschauung, dass Jesus der Herr der Basileia ist, der die Herrschaft über die Feinde hat, entspricht dem Bild Jesu als dem Sohn und königlichen Messias in der vorlukanischen überlieferung. Auch die Seligpreisung der Jünger durch Jesus in v. 23-24 weist darauf hin, dass Lukas Jesus in v. 21-22 als den Sohn und königlichen Messias verstanden hat 89. b) Die Bedeutung von V~7tLOt nach dem luk Verständnis: Die Offenbarung wird nur dem zuteil, wem sich Jesus offenbaren will; mit anderen Worten: der Charakter der Offenbarung durch den Sohn1esus fordert eine Art der Absonderung der Offenbarungs empfänger von S7 Das Argument von L. LEGASSE, op.cit., S. 141, A. 5, ist richtig, insofern er den Fragesatz 't'(~ tO''t'~v 6 7tOl:'t'1jp nicht in dem Sinne verstanden haben wH!, dass diese Frage "wer ist Gott?" bedeuten könne. 88 Hier handelt es sich nicht um göttliche Vaterschaft für das Volk Israel, sondern um die wahre Vaterschaft für Jesus von Nazareth. Versteht man den indirekten Fragesatz ,,'t'(~ tO''t'~v 6 7tOl:'t'1jp" im Sinne der Frage, wer der wahre Vater für Jesus ist, gerät man nicht ins Stocken, auch wenn dieser Fragesatz buchstäblich verstanden wird: oöl!e:t~ Y~V6JO'XE~ 't'!~ tO"t'LV 6 7tOl:'t'1jp sagt: kein Mensch erkennt, dass der Vater {Jesu) Gott ist, gegen S. LEGASSE, op.oit., S. 141-142. 89 Dazu auch A. GEORGE, Usus Fils de Dieu dans l'Evangile selon saint Luc, RB 72 (1965) 185-209, besonders S. 196-197.
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der übrigen Masse der Menschen. Die Absonderung wird hier v. 23 durch XIXT' U~LIXV ausgedrückt. Von wem, von welcher Gruppe von Menschen die Offenbarungsempfänger abgesondert werden, beantwortet das erste Logion, d.h. der Lobpreis Jesu v. 21 (par Mt 11,25-26) noch deutlicher: sowohl durch ein Wortspiel &.Tt'EXpu~IX.;-&.m;xocAu~W; wie auch durch einen Gegensatz von O'Olflot xIXt O'UVETOL, v~mo~ werden die Offenbarungsempfänger von der Gruppe der Weisen und Verständigen abgesondert. nie Offenbarungsempfänger heissen hier v~mo~. Aber was für einen Charakter haben die v~mo~ nach dem Lukasevangelium? Warum werden die Jünger als Offenbarungsempfänger mit V'YJTt'LO~'; identifiziert? Um auf diese Frage zu antworten, ist folgender Ausdruck durchzudenken: EUi)OXLIX eye:vETo ~fLTt'POO'&e:v O'ou. Obwohl Lukas diesen Satz genau der überliefe· rung entnommen hat, ist der Ausdruck zur lukanischen Interpretation von EUi)OXLIX aufschlussreich; denn er, und nur er allein unter den Evangelisten, verwendet das Wort EUi)OXLIX noch einmal in Lk 2,14. nie Bedeutung des viel diskutierten Ausdruckes &v&pWTt'O~ EUi)OXLIX'; ist seit dem Qumranfund (z.B. Hod IX 29 und MD 8,6) erhellt worden g9. E. Vogt beschreibt die Bedeutung von &.v&pWTt'O~';E Ui)OXLIX'; folgendermassen 110: "attributo bene resono designantur primario ii quas voluntas Dei elegit be1).iI1e rä~ön". Wer aber sind die &v&pWTt'O~ EUi)OXLIX'; im Kontext von Lk 2,14? Sie gerade sind die Offenbarungs empfänger, Lk 2,10 (v. 10 [1.~ IfIOßELO'&E, v. 14 dp~v'YJ)' also die Hirten. Lukas betont dann das Sehen der Hirten und die göttliche Kundmachung des Heiles in Lk 2,15: XIXt ti)W[1.EV TO P~[1.IX Toiho TO YEYOVO'; 8 Q xupw.; eyvwp~O'EV ~fLLV. Die Hirten sahen aber nur ein Kind, ein kleines und armes Kind, das in einer Krippe lag: das war das Zeichen O''YJ[1.eLOV des Herrn Christus, v. 12: et)P~O'ETE ßpElflo,; ... XeLfLEVOV ev lfIoc'tYrl, v. 16: &.VEUpOV ... TO ßpe:q)Q'; XeL[1.EVO\l ev Tri IfIOCTVYl. Die Hirten und der sich offenbarende Herr in Gestalt eines kleinen und armen Kindes deuten darauf hin, dass die Offenbarung nur den demütigen Menschen zuteil wird. Im Kontext von ·Lk 10,21 identifiziert Lukas die v~mm mit den von der Verkündigungsreise zurückgekehrten Jüngern. Einen Schritt weiter muss man fragen, ob Lukas die J nger als v~mm im Sinne der Demut angesehen hat, bzw. ob Lukas, wenn er die Jünger als Offenbarungsempfänger ansah, sie unter dem Gesichtspunkt der Demut gedacht hat. Wie schon gesehen, blickte Lukas, als er den Vers Lk 10,17 niederschrieb, zurück auf Lk 9,49; den v. 10,16 aber bildete er aus der Tradition von der Aufnahme des Kindes in Lk 9,47-48. Dort hat Lukas Jesus redaktionellerweise mit dem Kind identifiziert 1Q1. Der Sohn Gottes in Lk 10,22 identifiziert sich 99 Vgl. C.H. HUNZINGER, Neues Licht auf Lc 2,14, ZNW 44 (1952-53) 85-90; ders., Ein weiterer Beleg zu Lc 2,14, ZNW 49 (1958) 129f; FITZMYER, Peace upon earth among men of His good will, TS 19 (1958) 225ft'; R. DEI.CHGRÄBER, &V&p6)TWL~ e:öl)ox(C(~, 'l!NW 51 (1960) 132. :wo E. VOGT, Bih 34 (1953) 429. 1m Das Stellen des Kindes an die Seite Jesu bei Lk 9,47 statt in die Mitte der Jünger (Mk) und die Präzisienmg des Kindes durch Lk v. 48 {,;dieses Kind") gegenüber Mk ("einessolcher Kinder") gehen den Anlass, Jesus mit dem Kind zu identi-
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DIE OFFENBARUNG UND AUGENÖFFNUNG
hier in 9,47-48 mit einem Kind. Am Schluss des traditionellen Logions in Lk 9,48 hat Lukas den Spruch von der Demut beigefügt: 0 ya:p [.uxp6-rE;po~ ev 7tii(j~v ufL~v umxpxeuv, oi5-r6~ e(j-r~v fL~Y()(~' Nach Lukas fordert Jesus die Demut von seinen Jüngern, identifiziert sich selbst mit einem Kind. Gegen Ende des Reiseberichtes, und zwar im Zusammenhang mit dem Gleichnis vom Pharisäer und vom Zöllner, Lk 18,9-14, gibt Lukas nochmals eine andere Variante des Logions von der Demut im Beispiel eines Kindes wieder: Lk 18,15-17. Daraus ergibt sich, dass die Identifizierung der v~mo~ mit den Jüngern in Lk 10,21-24 durch iLk vermutlich nach der luk Theologie der Demut zu verstehen ist. c) Der Makarismus: >Der Geheimnischarakter der Offenbarung der Person J esu wird von Lk nicht nur durch ein Wortspiel &7t~Xpu\jJ()(~-&7tE:x&A.u\jJ()(~ (v. 21), sondern auch durch eine Wendung X()(-r' U3[()(v (v. 23) stark betont. Der Gebrauch dieser Wendung zeigt wie wichtig die Perikope 10,21-24 für die luk Theologie ist; denn Lukas hat, wie schon gesehen, diese Wendung X()(-r' U~[()(V (mit X()(-ra: fL6v()(~) nur in den wichtigen Offenbarungs szenen verwendet, die unserer Perikope parallel stehen: Lk 9,10 und 18. Hier werden die Offenbarungsempfänger ausdrücklich fL()(.&'Y]-rd genannt v. 23, die Jesu Kommen vorbereitet haben v. 1. Sie wurden vom Herrn als selig fL()(x&pw~ gepriesen, weil ihre Augen die Person J esu erkannt haben. Zwar bezieht sich der Relativsatz & ßMm;-rE auch auf den Erfolg im Exorzismus und auf das Bekanntsein bei Gott (v. 17-20), jedenfalls aber muss das "Was" des Sehens letztlich die Person J esu sein, weil der Erfolg im Exorzismus zur Anerkennung und zum Bekenntnis Jesu als xüpw~ v. 17 geführt hat. Wie schon gesehen, betont Lukas das Thema von "Augen-Sehen" durch eine redaktionelle Auslassung von ,jOhren-Hören" (vgl. Mt 13,16). Was die Jünger gesehen haben, ist, dass Jesus der Kyrios der erhöht-werdende König ist, dem auch die himmlischen und satanischen Mächte untertan sind (vgl. ,Phil 2,11 etc.). Diesen messianischen König wonten die Propheten und Könige des Alten Bundes sehen, aber nur die Boten J esu haben ihn sehen können. Deshalb sind sie fL()(x&pw~, weil die eschatologisch-messianische Hoffnung des Alten Bundes in den Boten des Neuen Bundes erfüllt worden ist. Es lässt sich vermuten, dass hinter der luk Theologie bzw. hinter der luk Redaktionsarbeit der Missionsperikope, d.i. Anfang des Reiseberichtes Lk 9,51-10,24 das sog. Revelations-Schema der urchristlichen Missionspredigt stehen mag (wie etwa lKor 2,6ff; Kol 1,26f; Eph 3,4-7.8-11 und Rom 16,25f) 102.
fizieren, vgl. R. SCHNACKENBURG, Mk 9,33-50, in "Synoptische Studien für Wikenhauser", S. 184-206, besonders S. 189; K.G. REPLOH, Markus - Lehrer der Gemeinde, Stuttgart, 1969, S. 140-148; H. SCHÜRMANN, Lk, S. 576. Vgl. LEGASSE, op.oit., 203ff. liJ2 Vgl. N.A. DAHL, Formgeschichtliche Beobachtungen zur Christusverkündigung, Ntl. Studien für R. Bultmann, BZNW 21 (1957) 4-5.
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REDAKTION UND INTERPRETATION
3) Rückblick auf die Perikope der ersten Aussendung Lk 9 Um das Thema der Offenbarung und des Sehens in Lk 10,21-24 tiefer zu begreifen, wO'llen wir einen Blick auf die PerikO'pe der ersten Aussendung (Lk 9,7-9,21) werfen. Wie schO'n gesehen, gipfelt das Thema der zweiten Aussendung in der Offenbarung und dem Sehen des SO'hnes: 't"~~ tcrWJ 0 ut6~. In der ersten Aussendungsperikope bildet das Petrusbekenntnis Lk 9,20 den Höhepunkt: 't"ov xp~cr't"ov 't"OU .&EOU. Das Bekenntnis des Petrus ist bei Lk wie bei den anderen Synoptikern durch die doppelte Frage Jesu nach seiner PersO'n eingefügt, Lk 9,18: 't"~v~ [LE ot ~XAm Myoumv e:Iv~~ (Mt.Mk ot &v.&pw7tod und v. 20: ÜfLEr:~ ae 't"(v~ fLE MYE"t"E elv~~. Für Lk ist aber diese "Frage" besO'nders wichtig, denn die Meinung der Leute über die Person Jesu, ob er JO'hannes O'der Elias etc. sei, hat eine Parallele in Lk 9,7-9. Diese Parallelsetzung hat Lukas aus der MkTradition übernommen (Mk 6,14-16 und 8,27-30). Dadurch wird die ganze PerikO'pe Lk 9,7-21 eingeklammert. Aber im Unterschied --zu Mk-Mt setzt Lukas eine "Frage" des Herodes nach der Person Jesu die kleine Einheit ein, Lk 9,9: "t"(~ aE tcrnv oi)'t"o~ 7tEP~ oi) <X.xouw "t"m~u"t"~ (vgl. Lk 23,8). Wie Lukas in Lk 10,23 den Terminus des Geheimnisses x~"t"' ta(~v gebraucht hat, verwendet er ihn auch in der ersten Aussendungsperikope Lk 9,10b. 18, d.h. vO'r der BrO'tvermehrung und vor dem Petrusbekenntnis (x~"t"' ta(~v
m
- x~"t"a fL6v~~).
Wie die Zwölf nach der Aussendung und mit der Verkündigung der Basileia GO'ttes (in Lk 9,2) zur Offenbarung und Erkenntnis der Person Jesu geführt wurden (beim Petrusbekenntnis), und zwar durch das BrO'twunder, sO' gelangen auch nach ihrer Aussendung die 72 Jünger in der Verkündigung der "Nähe" der Basileia Gottes (Lk 10,9.11) zur Offenbarung und Erkenntnis der Person Jesu 00,21-24) 1,03, und zwar durch die Dämonenaustreibung. Dort offenbart sich Jesus ihnen als 0 xp~cr"t"o~ "t"OU .&EOU (9,20) nach der Frage 't"~v~ fLE e:Iv~~ (9,18.20), hier offenbart sich der Herr als der Sohn des Vaters mit einer indirekten Frage "t"(~ tcr"t"~v 0 ut6~ (man braucht nicht eine Sinnverschiedenheit beider Fragen in den Vordergrund zu stellen). An diese doppelte Offenbarung der ,person Jesu gegenüber seinen Jüngern erinnert sich Lukas wahrscheinlich auch in der Mitte der Leidensgeschichte. Das Bekenntnis des Petrus schliesst sich an die erste Leidensankündigung an, was ein Partizip des Verb d7twV in Lk 9,22 zeigt, durch welches sich das Petrusbekenntnis und die Leidensankündigung eng aneinander knüpfen. Der Reisebericht, innerhalb dessen die Offenbarungsrede steht, zielt auf die PassiO'n und Erhöhung. Es ist deshalb erlaubt, die 1.'03 A.M. DENIS, Vinv:estiture de la fonction apostolique par "Apocalypse", RB 64 (1957) 499-500, nimmt an, dass das Petrusbekenntnis-Jesuverheissung in Mt 16,17-1S auf die gleiche Traditionslinie von Mt 11,25-27 (mit Gal 1,13-15) fällt. Obwohl seine Hypothese, dass Matth in seiner Gestaltung von Mt 16,17-18a vom Galaterbrief beeinflusst worden sei, ganz fraglich ist, ist sein Aufmerken auf das enge Verhältnis des. Petrusbekenntnisses mit Mt 11,25-27 richtig. 1'04 Diese Antwort Jesu in v. 67 und 68 ist wahrscheinlich aus der johanneischen Tradition Jo 1O,24f entnommen. Vgl. dazu G. SCHNEIDER, Verleugnung, op.cit., S. 57, 6S-69 und 113-115.
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DIE OFFENBARUNG UND AUGENÖFFNUNG
doppelte Offenbarung der Person Jesu je nach der Aussendung der Jünger im Lichte der Leidensgeschichte zu betrachten. Im Unterschied zu MkMt bringt Lukas die zweimalige Frage der Hohenpriester und Schriftgelehrten über die Person Jesu in Lk 22,67 und v. 70: e:L 0'0 d 0 XpLO'TO~, e:btov ~fL~v; 0'0 o\)v d 0 uto~ TOU &e:ou. Die erste Frage entspricht dem Bekenntnis des ,Petrus in 9,20: TOV XPLO'TOV TOU &e:ou und die zweite Frage vom Synedrium der Offenbarungsrede in 10,22 T[~ EO'TLV 0 ut6~. In beiden Fragen der Passionsgeschichte antwortet Jesus nicht direkt (vgl. 22,67: Mv üfL~v e:'lmu, ou fL-f) 7nO'Te:UO''Y)Te: und v. 70: üfLe:~~ Mye:Te: 8TL EYW e:LfLL) 104. Man könnte vermuten, dass es Lukas hier mit der gleichen Sorge um die Bewahrung des Geheimnisses der Person Jesu geht wie bei der Frage des Herodes (9,9 und 23,8) und bei 10, 21ff, wonach die Offenbarung der Person Jesu nur den v'Y)7t[m~ und nicht den Klugen und Weisen zuteil wird. 4) Ausblick auf das Ende des Reiseberichtes
Wir wenden uns jetzt dem Endabschnitt des Reiseberichtes zu. Wichtig ist die Frage, ob ein gleiches Thema nicht nur am Anfang des Reiseberichtes, sondern auch am Ende desselben in Erscheinung tritt; denn ein gleiches Thema, das am Anfang eines Abschnittes und am Ende desselben auftaucht, gilt sicher als ein wesentliches für diesen Abschnitt. In der Tat entwickelt Lukas am Ende des Reiseberichtes (Lk 18,35 - 19,44) folgende Gedanken: Die Erkenntnis der Person Jesu wird nur den Unmündigen V'Y)7t[OL~ zuteil - Unmündige bekennen als Jünger durch die Vorbereitung seines Kommens J esus als den Herrn der Basileia - die Augen der v'Y)7t[(Uv erkennen, wer Jesus bzw. wer der "Sohn" ist T[~ EO'TLV 0 ut6~. Hier werden diese Themen in drei Abschnitten untersucht: a) Blindenheilung Lk 18,35-43; b) Der Zachäusbericht Lk 19,1-10; c) Der Einzug in Jerusalem Lk 19,28-44. a) nie Blindenheilung Lk 18,35-43: Bei einer Blindenheilung, die Lukas aus der Mk-Tradition übernommen hat 105 - alle luk Differenzen von Mk können als luk Redaktion nachgewiesen werden m & - , lässt Lukas den Blinden eine Frage stellen 105 Zu den verschiedenen Meinungen über die quellenkritische Frage: vgl, A. FUCHS, Sprachliche Untersuchungen zu Matthäus und Lukas. Ein Beitrag zur Quellenkritik (Anal. BibI. 49) Roma, 1971, S. 18-37. Er stellt das Panorama des heutigen Standes der Diskussion seit dem 19. Jahrhundert dar. Ergänzend ist noch die Hypothese von E. SCHWEIZER, Eine hebräisierende Sonderquelle des Lukas, TZBas 6 (1950) 161-195, besonders S. 175; er rechnet mit der Möglichkeit, dass die luk Blindenheilung zu einer schriftlich fixierten hebräisierenden Sonderquelle gehöre. Zu ergänzen sind zwei neue Literaturen: T. SCHRAMM, Der Markus-Stoff bei Lukas (Society NTS mono graph series 14), Cambridge, 1971, S. 143-145, und Ch. BURGER, Jesus als Davidssohn. Eine traditionsgeschichtliche Untersuchung, FRLANT 98, 1970, S. 42-46, 59-63, 72-77. Die beiden Autoren sind für Mk-Tradition bei dieser luk Perikope. 1'0'6 tye:VE:'t"o al: tv 't"cJl + Infinitiv: lukanisch, vgl. Lk 9,51. Das Verb t1:1t"OCL't"e:c.> kann als lukanisch gelten, denn es findet sich im NT nur noch in Lk 16,3. Das Verb &1t"OCyye:AAc.> v. 37 (vgl. Mt 8X, davon 1 Zitat; Mk 3x; Lk 11x und Apg 17x). Lukas setzt es neu in Q oder Mk ein: Lk 7,18 in Q; Lk 8,47 vgl. Mk 5,33. Wenn er es in Q oder Mk vorhanden findet, gibt er es wieder: Lk 7,22 par Mt 11,4; Lk 8,34
REDAKTION UND INTERPRETATION
14l
in v. 36: E7tUV.&OCVe:'ro 'rL d'Y) 'roiho; der Satz ist lukanisch unä redaktio~ nell 107 • Weil er blind ist, kann er nicht fragen "wer ist er?", sondern nur "was ist das?". Entsprechend der Mk-Tradition ruft der Blinde den Kommenden zweimal mit der Anrede ('I'Y)O"ou) ute: LlIXULa an (v. 38,39). In übereinstimmung mit Mk setzt Lukas den Anruf von "Davidssohn" vor die Bitte um Erbarmen 108. Er ruft ihn ein drittes Mal an, diesmal aber mit der Anrede xup~e:. Mit dieser Anrede bittet er ihn um das Sehenkönnen, v. 41 xup~e:, tVIX &VIXßAE~W. Markus schreibt die Anrede PIXßßOV~ (Mk 10,51). Die Anrede xup~e: hier bei Lk scheint redaktionell zu sein, falls Lukas nicht par Mt 5,14; Lk 24,9 par Mt 28,8. Durch dieses Verb ersetzt er andere Verben, die in Mk vorhanden sind: Lk 8,20 vgl. Mk 3,32 (AeyouO"~v); Lk 8,36 vgl. Mk 5,16 (~kYlY~O"lXv'I"o); Lk 9,36 vgl. Mk 9,9. Sonst in Sv (Lk 13,1 - die Perikopeneinleitung - ist also vermutlich luk; Lk 14,21 Sv), Ergebnis: der Gebrauch des Verbums ist hier lukanisch. [)as Verb 7t"IXP€PXOfLlX~ v. 37 (vgl. Mt 7x; Mk 4x; Lk 8x; Apg 3X) Lk 11,42 in der par-Stelle Mt &rp~XIX'I"e:; Lk 12,37 S; 15,29 S; 16,17 par Mt 5,18; 17,7 S; 18,38; 21,32.33 par Mk-Mt. Er gibt das Verb stets aus der Tradition wieder: Lk 16,17 par Mt 5,18; Lk 21,32.33 par Mk-Mt; er verwendet es 3x in S: Lk 12,37; 15,29 und 17,7; er ersetzt ein anderes WOort durch dieses Verb: Lk 11,42 vgl. Mt 23,23 (&rp~XIX'I"e:). Ferner, bei seiner Wiedergabe der Tradition hat er es nie gestrichen, wenn er einen Satz, der dieses Verb hat, aus. der TraditiOon aufgenommen hat. Das Verb 7t"poocyw v. 39 in Lk nur hier; aber in Apg 4X; vgl. Mt 6x und Mk 5X. Aber Mt 2,9 und 21,31 gehören zu MtS; die ganze Perikope von Mt 14,22 par Mk 6,45 nimmt Lukas nicht auf. Mk 14,28 par Mt 26,32 und Mk 16,7 par Mt 28,7 sind für die Theolog"1e von Lk nicht passend, darum schreibt er dieses Verb nicht. Den ganzen Vers von Mk 11,9 par Mt 21,9 hat Lukas umgestaltet. Daraus ergibt sich, dass Lukas keine besondere Abneigung gegen das Verb hat. Da er es auch in Apg 4x verwendet, ist das Wort als lukanisch zu beurteilen. Das Verb myocw v. 39 ist lukanisch. Unter den Evangelisten verwendet er es allein: Lk 9,36 (Schlussvers mit &7t"lXyyeAAw); 18,39; 20,26 (Schlussvers, ist alsOo lukanisch) und Apg 3X. Das Verb ßoocw v. 38 vgl. Mt 1 + 1 Zitat; Mk 1 + 1 Zitat; Lk 3 + 1 Zitat; Apg 3X. Das Verb f:yyt~e~v v. 40 ist lukanisch: vgl. Mt 7X; Mk 3x; JOo OX; Lk 18X; Apg 6x; auch in Lk 19,37 gleiche Wendung wie bei 18,40 (Genitiv Absolutus): f:yyto"lXv'l"o~ a~ IXO'l"OÜ. Die Wendung O"'I"IX&d<; a~ ö 'I't)O"oü<; v. 40: vgl. xlXl O"'I"a<; ö 'I't)O"oü<; ... Ihpeflv't)O"e:v Mt 20, 32; xlXl O"'I"a<; ö 'I't)O"oü<; ...
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LK
10,21-24:
DIE OFFENBARUNG UND AUGENÖFFNUNG
den matth Text oder Q benützt hat (vgl. Mt 9,28 und 20,33) 1>09. Die Bitte mit der Anrede XUP~E zeigt den Glauben des Blinden :11'0, wie Jesus ihm bestätigt in v. 42 ,,~7t[cr'T~C;; crou dcrcuxev crE". Im Unterschied zu Mk (\)7tOCYE) antwortet der kommende Herr mit dem Befehlswort "av&.ßAEY;OV". Erst auf den Ruf XUP~E heilt Jesus ihn durch ein Befehlswort "av&.ßAEY;OV'. Ausser Lk 18,38.39 bezeichnet Lukas Jesus niemals als Sohn Davids. weil er in Jesus, dem König, mehr sieht als die natürliche Herkunft 111. Darum heilt Jesus nach Lukas den Blinden erst bei der Anrede XUP~E Es ist hier nicht ausgeschlossen, einen strukturisierten Dialog zwischen dem Blinden und J esus zu hören: XUP~E ~voc avocßMy;cu xat 0 '11)0'013<; E'~1tEV
cx.u"t'c{)
av&.ßAEY;OV ~
7tL(j'''t'LC; GOU G'E(J'(i)XeV
(jE.
Der Bitte um das Sehen entspricht das Befehlswort zu sehen, und dem glaubenden und vertrauenden Ruf XUP~E antwortet Jesus mit dem verbürgenden Wort: "Dein Glaube hat dich gerettet". Der Blinde sieht sofort. Lukas ersetzt das Mk-Adverb EU&UC;; durch 7tOCPOCXP~(J.oc, welches lukanisch ist (vgl. Lk 10X; Apg 6X; sonst im NT nur noch Mt 2x. Lukas hat das Wort cr<{l~cu nicht einfach im physischen Sinne gebraucht 112. Mit dem cr<{l~cu bei Lk wird vor allem die geistliche Rettung mit einbegriffen. Wenn man -es sü versteht, ist &VOCßM7tE~V nicht nur als das Sehen im physischen Sinne zu verstehen, sondern ebenso im geistigen Sinne. Für Lukas ist die Blindenheilung ein wichtiges Thema. Man -erinnere sich an den redaktionellen Vers bei Lk 7,21, wo er nach einer summarischen Schilderung des Wirkens Jesu (Krankheiten, Plagen und böse Geister vgl. Lk 4,40f; 6,17ff und '9,1) die Blindenheilung beifügt: xoct 'TUq>AO!:C;; 7tOAAO!:C;; exocp[croc'TO ßM7tELV (Anspielung auf Lk 4,18 - Zitat Is 61,1). Der Geheilte folgt ihm, v. 43: ~XOAOU&E~ ocunl'>. Bei Lk (mit Mk) aber folgt er ihm wie -ein Jünger, Gott preisend ao~&.~cuv 'TOV &E6v 113. Auch das ganze Volk 7t,xC;; 0 Aoc6c;; preist Gott mit ihm, als üb sie alle Anhäger Jesu geworden wären 11.4. l!09 Obwohl in dem parallelen Satz von Mt 20,33 und 9,28 die AnI'ede Kyrie steht, braucht man bei Lk nicht mit matthäischem oder QcEinfluss zu rechnen; denn nicht nur Lukas folgt der Mk-Tradition in dem Bericht von dieser Heilung, sondern auch Mt, der seinerseits die Mk-Tradition umgestaltet hat; dazu A. FUCHS, op.cit. Die Anrede Kyrie Könnte in Bezug auf Lk 19,8 betrachtet werden, dazu T. SCHRAMM, Der ,Markus-Stoff bei Lukas, op.cit., S. 143. 110 F. HAHN, Hoheitstite1, S. 85, meint, dass Lukas die Anrede Kyrie hier trotz seiner redaktionellen Verwendung in ihrem alten Sinne erhalten habe, also nicht im Sinne der göttlichen Würde, sondern im profanen Sinne {als echtes Unterordnen und Sich-fügen gegenüber dem Angeredeten). Die Kritik an dieser These: cgl. Ph. VIELHAUER, 'Ein Weg zur neutestamentlichen Christologie?, op.cit., S. 153. 111 Dazu G. Voss, Die Christologie der lukanischen Schriften in Grundzügen, Paris, 1%5, S. 65-72. 1:1;2 Dazu G. Voss, op.cit., S. 45-46. 113 Die Wendung ist lukanisch, Lk 2,20; 5,25.26 (parallel Mt und Mk); 7,16; 13,13; 17,15; 18,43; 23,47; Apg 4,21; 11,18 und 21,20. Vgl. HAWXINS, Horae, S. 17.37. 114 Zum ersten Mal im Reisebericht taucht 0 Aoc6~ hier auf. Es ist noch immer ein
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REDAKTION UND INTERPRETATION
Die Frage "was ist das?" in v. 36 't"( eXY) 't"ou't"o, die gläubige Anrede XOPLe: in v. 41, die Betonung der Augenöffnung durch einen Imperativ &V&ßAe:\j;OV in v. 42, die dauernde Nachfolge (Imperfekt) wie die eines Jüngers mit Lobpreis Gottes in v. 43, all diese redaktionellen Züge können als eine Entfaltung des Themas von Lk 10,21-24 angesehen werden. Nur den v1)1dOL~ wird die Offenbarung der Person des kommenden Herrn, des Sohnes, zuteil, nur sie erkennen 't"[~ ecr't"LV 0 ut6~; in Lk 10 sind die Unmündigen die Jünger gewesen, hier sind die Unmündigen durch einen Blinden repräsentiert, der wie ein Jünger dem Herrn nachfolgt, v. 43. Weil er Glauben hat, öffnet Jesus ihm die Augen ,damit er sehen kann, wer der Kommende ist: 't"( ä1) 't"ou't"o, wie die Jünger, die mit ihren Augen sehen konnten (in Lk 10,23-24), wer Jesus, der Kommende (Lk 10,1) ist. Der Blinde erkannte den Kommenden als XOPLe: (v. 41), wie die Jünger bei der Rückkehr mit der Anrede XOPLe: (10,17). Der KOpLO~ war für die Jünger der messianische Sohn Gottes (10,21-24), hier für den Blinden ist der Davidsohn der KOpLO~. Das Thema mit diesen redaktionellen Zügen richtet sich auf die Szene beim ölberg beim Einzug in Jerusalem Lk 19,28-40; denn die ganze Schar der Jünger auf dem ölberg, die Gott priesen wegen der Wunder, die sie sahen (Lk 19,37), kann nur das ganze Volk in Lk 18,43 sein m: Lk 18,43: 7t.x~ 0 AIXO~ 'e a cu v ~acuxe:v IX! v 0 V 't" 6J .& e: 6J. , Lk 19,37: ~P~IX't"O &7tIXV 't"o 7tA~.&O~ 't"6JV fllX.&1)'t"6JV X~(pov't"e:~ IXLVE:LV .& e: 0 v •• , 7te:p t 7tlXcr&V iflv e:! a 0 v aUv&flE:CUv. Es ist aber noch der Bericht von Zachäus anzuschauen.
-
b) Der Zachäusbericht Lk 19,1-10: Um Verständnis für die Absicht des Lukas bei diesem Bericht zu gewinnen, ist der Zusammenhang des Berichtes mit dem nach ihm erzählten Gleichnis von den anvertrauten Pfunden (19,l1ff) zu erwähnen. Der Bericht von Zachäus ist durch den Einleitungsvers 19,11 mit dem Gleichnis verbunden: &xou6v't"cuv ae IXU't"6JV 't"IXU't"1X 7tpocr.&d~ e:L7tE:V 7tIXPIXßOA~V. Das Demonstrativpronomen 't"IXU't"1X bezieht sich sicher auf den Heilspruch Jesu über Zachäus v. 9. Im Gleichnis geht es um Geld- bzw. Eigentumsgebrauch: v. 13 flv.x~ und v. 15 't"o &pYOpLOV usw. Zachäus ist ein &pXL't"E:AWV1)~, der Chef der Zöllner, die Steuergeld eintreiben, und er war reich, v. 1. Lukas hat dieses Sondergut sicher absichtlich mit dem Gleichnis uneglöstes Problem, warum, Lukas, ausser hier, im ganze Reisebericht Ö Acx6c;; nicht gebraucht hat. Es ist möglich, dass Lukas den Reisebericht mit Rücksicht auf die Völkermission in seiner Zeit betrachtet hat; deswegen hätte er 'l"OV Acx6v, welches zunächst "israelitisches Volk" bedeutet, im Reisebericht nicht eingesetzt; hier in Lk 18,43 aber sieht Lk den Höhepunkt des Reiseberichtes mit dem Bericht des Einzugs in Jerusalem: die Bekehrung der Menschen und das Sehendwerden der Leute durch die Offenbarung Jesu als Ergebnis der Missionsreise; Ö Acx6c;; als Menschen, die zur Aufnahme der Verkündigung Jesu bereit sind, kann sowohl die Juden wie auch die Heiden einschliessen, vgl. Apg 15,14 und 18,10. 115 eh. BURGER, op.cit., S. 111, übersieht den theologischen Zusammenhang der Blindenheilung mit dem Einzug in Jerusalem. Für Burger ist die Heilung bei Lk nur "eine Wundergeschichte unter vielen geworden". 10
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LK
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DIE OFFENBARUNG UND AUGENÖFFNUNG
verknüpft. Zachäus ist ein gutes und lebendiges Beispiel für das Gleichnis von den Knechten, denen Pfünde anvertraut worden sind. Aber auch mit dem Bericht der Blindenheilung ist diese Zachäusperikope verbunden. Die Ortsangabe von beiden Berichten ist beachtenswert: Lk 18,35: eyevETo EV TCJ) Eyyt~m IXUTOV dc; 'lEPLX0 Lk 19,1: XlXt dO'EA&WV aL~PXETO T~V 'IEpLX0. Weil Lukas diese zwei Perikopen miteinander verbinden will, lässt er eine von ihnen in der Nähe von J ericho, eine andere innerhalb J ericho spielen 1.J!6. Wenn auch diese bei den Geschichten ursprünglich mit dem Ortsnamen "Jericho" verbunden überliefert gewesen sind m sind doch die Wendungen der beiden Einleitungsverse redaktio.. nell 118 • Die inhaltliche Verwandtschaft beider Perikopen zeigt sich in der folgenden Auslegung. Zachäus suchte den Kommenden zu sehen, wer er ist: v.3 EqTEL tadv TOV 'IlJO'ouv TtC; EO'TLV. Sein Versuch, Jesus den Kommenden zu sehen, ging so weit, dass er auf einen Maulbeerfeigenbaum stieg, um ihn zu sehen: v. 4 ~VIX 'la7J lXuT6v. Sein Verlangen, Jesus den Kommenden zu sehen, rührt nicht von Neugierde her, wenigstens nach der lukanischen Fassung Ull • Die Begierde, Jesus aus Neugierde zu sehen, weist Jesus nach dem luk Evangelium zurück, wie es bei Herodes geschieht: Lk 9,8 XlXt E~~TEL tadv lXuT6v und 23,8-9: &eA
ae
ae
ae
v. 3: XlXt e~~TEL taEi:v TOV 'IlJO'ouv Tlc; EO'TLV. v. 10: ~A&EV ya:p 0 u~OC; TOU &V&p07tOU ~lJT~O'IXL XlXt O'i]:;O'IXL XTA. Vgl. T. SCHRAMM, Der Markus-Stoff, op.cit., S. 144. Man V'ermutet wegen dieses Ortsnamens "Jericho" das hohe Alter der Zachäusgeschichte, so. z.B. J. DUPONT, Les Beatitudes, t. 11, Paris, 1969, S. 250. Vielleicht sichert auch der Maulbeerfeigenbaum in v. 4 (eine Sykomor) die Verbundenheit dieser Geschichte mit Jericho; denn der Baum ist nach Dalman ortsgemäss (zitiert vo.n W. GRUNDMANN, Lk, S. 359) DHMAN, Orte und Wege Jesu, S. 207. 118 Die Wendung tye:ve:'t'o ilt mit Inf. ist lukanisch (vgl. Lk 9,51); auch die Wendung xcd e:(O'e:).&wv ilt7JPXe:'t'o, wenigstens das Verb ilte:pX0[L()(t ist ein Lieblingswort des Lk: vgl. Mt Ix; Mk 2x; Lk 10X und Apg 21x; vgl. HAWKINS, Horae, S. 16. S. 16. Die Lk 19,1 parallele Wendung findet sich besonders bei Lk 9,6: t~e:pX6[Le:vot ile: ilt7JPXov't'o, sie ist redaktionell, vgl. Kap. 111, A, III, 3; vgl. 4,30: ilte:).&wv t7tope:oe:'t'o. 119 Gegen G. SCHILLE, Anfänge der Kirche. Erwägungen zur apostolischen Frühgeschichte, München, 1966, S. 66: "Der Glaube des Geretteten (Zaohäus) wird hier in zwei Etappen geschildert, als die alle Hindernisse bewältigende Neugier, v. 3f, und als reuige Umkehr, v. 8". 120 Vgl. dazu P. ROUILLARD, Zachee, descends vite, Lc 19,2.5.8, in "Vie Spir." 112 (1965) 303: "ZacMe cherchait a voir qui etait Usus v. 3. 11 n'etait pas seul en recherche. Car Jesus de son c6te etait "venu chercher et sauver ce qui etait perdue" v. 10. ... Le renco.ntre .., a ete precedee, en fait, d'une attente reciproque". 11'6
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REDAKTION UND INTERPRETATION
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Das Verlangen des Zachäus, den Kommenden zu sehen, wer er ist, ist erfüllt worden. Das Kommen Jesu bringt das Heil in sein Haus. Lukas betont es durch den Aufbau eines Parallelismus:
v. 5: o-fJILe:pov YIXP ev '"r4i otxcp O"ou ad ILe: ILe:~v(n. v. 9: O"~ILe:pov O"CU'"r"YJptlX '"r4i o'lxcp '"rou'"rcp eye:ve:'"ro 121. Jesu Anwesenheit ist für Zachäus das Heil O"CU'"r"YJptlX geworden. Durch das Kommen Jesu ist das Heil planmässig nach göttlicher Vorsehung verwirklicht, was durch die luk Terminologie von ae:~ zum Ausdruck kommt 122. Die Verwirklichung des Heils in "Heute" O"~ILe:pov ist für ihn die Erfüllung der Verheissung: "Heute" ist nach Lk das verheissene Heil durch das Kommen Jesu verwirklicht 1'23. Zachäus hat den Herrn mit Freude XlXtpCUv (v. 6) aufgenommen. Seine Freude kann als eschatologische Freude bezeichnet werden, die durch die Anwesenheit Jesu als Gegenwart des Heils ausgelöst wird. Zachäus sah Jesus, den Kommenden, in seinem eigenen Haus; er sah Jesus nicht nur im physischen Sinne, sondern vielmehr mit brennendem Herzen im vergeistigten Sinne; er erkennt ihn als den Herrn durch die Anrede Kyrie, wie der Blinde in Lk 18,41 124 : O"'"rIX&e:k ae: ZIXXIX~OC; e:hte:v 7tpOC; '"rov xupwv, xup~e:. Das Partizip O"'"rIX&dc; ist lukanisch 125, sowie die Wendung d7te:v 7tp6C;l:2'6. Mit der Anrede xup~e: wird nun Almosen und Verteilung der Güter an die Armen angeboten, v. 8. Lukas scheint hier seinen Blick in die Zeit der Kirche zu werfen, wie sie etwa in Apg 2,45 und 4,33-35 dargestellt wird. Darum wird die Anrede xup~e: in den Mund des Zachäus gelegt 127. Die Anwesenheit Jesu bei Zachäus als Gegenwart (heute) des eschatologischen Heils (o-fJILe:pov O"CU'"r"YJPLIX) gilt darum nicht nur dem historischen Zachäus allein, sondern vielmehr der christlichen Gemeinde 128 • :1:21 Der Vers 9 ist lukanisch. Erstens, schon I'ein stilistisch gesehen, gibt es einige lukanische Eigentümlichkeiten: dm:v ?>e 7tp6~ + Akk. vgl. Lk 9,57a; auch xoc&6'\"L kommt im NT nur in den luk Schriften 'vor: Lk 1,7; 19,9; Apg 2,24.45; 4,35; 17,31. Zweitens ist der v. 9 voll von luk Themen. das Wort O"cu't"1)p[oc gebraucht nur Lukas unter den Synoptikern: Lk 4X; Apg 6x, davon 1 Zitat (vgl. O"cuTI)P in Lk 2X; Apg 2X und O"CU't"~PLOv Lk 2X, Apg 1 X nur in den luk Schriften unter den Synoptikern); O"~!Le:pov vgl. unten, Auch der Vers 9,9 "weil auch er der Sohn Abrahams ist" verrät die luk Theologie, vgl. Lk 13,16. Vgl. dazu J. DUPONT, Les Batitudes, II, S. 251. :t;22 Vgl. S. SCHULZ, Gottes Vorsehung bei Lukas, ZNW 54 (1963) 104-116, besonders S. 107-108. 1:23 "Heutre" ist nach Lk eine Terminologie für das Schema von Verheissung und Erfüllung; dazu E. FUCHS, (j~!Le:pov, TWNT VII, S. 272-273; B. PRETE, Prospettive messianiche nell'espressione semeron deI Vangelo di Luca, in ,,11 Messianismo", Atti della XVIII Settimana Biblica, Brescia, 1966, S. 269-284. :1:24 Zum viel diskutierten und von vie1:en Exegeten als redaktionell angesehenen Vers 8 vgl. besonders J. DUPONT, Les Beatitudes, II, S. 250 mit Anmerkungen 7-9. 1'25 Lk 18,11.40; 19;8; Apg 2,14; 5,20; 11,13; 17,22; 25,18 und 27,21. Vgl. HAWKINS, Horae, S. 28 und 51. :t;2'6 Vgl. die Analyse von Lk 9,57a. 1'27 Vgl. I. DE LA PoTTERIE, Le titre XUPLO~ dans I'Evangile de Luc, op.cit., S. 140-141. 1:28 Gegen H. CONZELMANN, Die Mitte, S. 30. übrigens ist es interessant festzustellen, dass Lukas, wenn er seinen Terminus O"~!Le:pov im Evangelium gebraucht, Jesus als XUPLO~ oder im Bezug auf XUPLOI; sieht: Z.B. Lk 2,11: O"~!Le:pov O"cu't"-l]p 8~ to"'t"~v XP~O"'t"OI;
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Einem sündigen Menschen (v. 7 &!L0CYt"(uA<)) cX.vapO, der suchte, zu sehen, wer Jesus ist, wird die Offenbarung der Erkenntnis zuteil, wer Jesus ist. Er ist der Kyrios, durch den das Heil gegenwärtig ist. Nur Jesu Gegenwart verleiht nach göttlichem Heilsplan ae'i: das Heil der Erkenntnis, die sich im Glaubensbekenntnis ausspricht: xup~e. Wegen des Zusammenhangs der Szene mit dem Gleichnis von den Pfunden darf diese Anrede xup~e (vgl. 0 xupwc; bei 7tpOC; 't"ov xupwv v. 8) als Bekenntnis der Anerkennung der Person Jesu als des Herrn der Kommenden Basileia interpretiert werden, zumal der Anlass zum Erzählen des Gleichnisses durch Jesus, in dem es um die Basileia Gottes geht, der Heilsspruch Jesu über Zachäus war. Ohne das Gleichnis könnte der Heilsspruch zum Missverständnis über die Zeit des endlichen Kommens geführt haben, 19,11: cX.xou6v't"
; bei Lk 5,26: e'l~ofLev 7tOCP&.~o~ocv O"~fLepov, die 7tOCP&.~o~oc wird nach Lk durch den Satz in v. 17c verstanden: ~UVOCfLL~ XUPLOU 'ljv et~ 'ro tOCO".&OCL ocu'r6v. Und Lk 4,21 O"~fLepov 1t"e7tA~pÜ)'rOCL Tj YPOC'P1] OCÖTI) (die HI. Schrift), wo die Salbung Jesu durch 7tveüfLoc XUPLOU erwähnt wird, vgI. v. 18. Im Kontext von O"~fLepov bei Lk 23,43 steht zwar nicht der Titel XUPLO~, weil Jesus im Begriff zu sterben ist, statt dessen wird die baldige Inthronisation Jesu angedeutet: v. 42 "in dein Reich": Ihocv ~A.&1J~ d~ 'r~v ßOCO"LAdocv 0" 0 U. 129 Die Attraktion des Relativums ist lukanisch. Nach HAWKINS, Horae, S. 21 und S. 44, Imrnmt sie in Mt 2x, Mk 1x, aber in Lk llX und Apg 23X; vgl. auch BlassDebrunner, § 294.
REDAKTION UND INTERPRETATION
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mehr im geistigen gesehen hatten, lobten sie Gott. Sie erkennen den Kommenden als den kommenden König ßlXmAE:UC; an. Jesus ist nur von den Jüngern (&TCIXV "t"o TCA~.&OC; "t"&v (.L1X.&'Y)"t"b)'J) als der erhöht-werdende König erkannt (vgl. v. 38c ev OUPIXVC)) dp~v'Y) XlXt M~IX ev u~(j"t"mc;). Nur den V'Y)TC(O~C;, den Jüngern 10,21,23 und dem &TCIXV"t"~ "t"C)) TCA~.&cp "t"&V (.L1X.&Y)"t"&V 19,37 wird die Offenbarung der Person J esu zuteil. Der in dieser Szene klingende freudige Ton entspricht dem Ton bei der Rückkehr der Boten in 10,1724, z.B. 10,17 (.LE:"t"rl. XlXpaC; und 19,37 XIXLpOnE:C;. Nur die Jünger bzw. Boten v. 29 und v. 32 (eingeschlossen "die ganze Menge der Jünger" in v. 37) bereiten den Weg des Kommenden vor, und zwar durch Ausbreiten ihrer Obergewänder auf dem Weg (v. 36, wie gesagt, scheint das Subjekt von UTCE:Cl""t"PWWUOV dem Kontext nach Jünger zu sein). Beachtenswert ist auch die Antwort der Boten, als sie von dem Herrn des Eselfüllens gefragt wurden. Lukas baut dabei einen Parallelismus von Sätzen auf, den ersten davon aus der Markustradition übernehmend und den letzten von sich aus nach dem Vorbild des ersten gestaltend: v. 31: v. 33: v. 34:
8n 0 xupwc; IXU't"OÜ XpdlXv gXE:~ EI7t!Xv
ol
xup~o~
ocu-roü
8n 0 xupWC; IXU"t"OÜ XpdlXv gXE:~
Lukas will sicher darauf Gewicht legen, dass Jesus der Herr des Eselfüllens ist. Die Leute, die die Sendlinge fragen, sind auch o~ xupw~ IXU"t"OÜ im Unterschied zur Mk-Parallelstelle, wo die Fragenden nur nVE:C; "t"&v eXE:~ eO""t"Y)x6"t"wv sind, vgl. Mk 11,5. Der Herr 0 xupwc;, der auch von den XUPLO~C; Anspruch auf das Eselfüllen erheben kann, wird nach Lk als 0 Kupwc; XUPLWV angesehen. Er hat die Herrschaft über alle Herrschaften, weil er der erhöht-werdende König ist. Nur die Jünger erkennen den Kommenden als solchen. So ist der hier wirkende Gedanke der Idee von 10,1-24 (besonders v. 21-24) verwandt. ii) Weinen Jesu über Jerusalem, Lk 19,39-44: Der zweite Teil des Einzugsberichtes hat einen ganz anderen Ton als der erste. Die freudige Szene ändert sich plötzlich mit dem düsteren Ton. Lukas hat den Abschnitt aus einer Sondertradition übernommen 13{). Wie weit Lukas den Abschnitt daraus übernommen hat, wieweit er ihn überarbeitet hat, kann nicht mit Sicherheit entschieden werden :L31. Der Dialog: in v. 39-40 hat eine 13Q So z.B. T.W. MANSON, Sayings, S. 221 und 319--322; SCHLATTER, Lk, S. 408-411; W. GRUNDMANN, Lk, S, 366; vgl. LOHMEYER-SCHMAUCH, Mt, S. 301-302; L. VAGANAY, Le Probleme, S. 306 (tradition orale). Jedenfalls steht der Abschnitt in dem vorlukanisehen Stadium ,eng in literarischer Berührung mit Lk 21,20-36 (vgl. A. SALAS, Discorso Escatologico prelucano. Estudio de Lc XXI 20-30, EI Escorial, 1%7, S. 68-70) und auch mit Lk 23,29-31 (dazu besonders J. DUPONT, 11 n'en sera pas laisse pierre sur pierre (Mare 13,2; Luc 19,44), Bib 52 (1971) 314-319}. Für v. 44 vermuten einige Forscher, dass der Vers aus Mk 13,2 übernommen wurde, so H.J. HOLZMANN, Die Synoptiker, S, 404; A. Lorsy, L'Evangile selon Luc, S. 472; etc. über die Diskussion J. DUPONT, op.cit., S. 301-320. lU Der v. 39 ist aber stark redaktionell: &:1,0 ('t'oü IlXAOU) statt 11:~ ist lukanisch (vgl. CADBURY, Style, S, 202); dreocv rep6<;; ist lukanisch, vgl. Lk 9,57. Der v. 41 ist redaktionell: &<;; im Sinne "wenn" bei Lk 19X; Apg 29X (vgl. Mt Ox und Mk 1 X, HAWKINS, Horae, S. 23.4Q) I1:YY(~l!) vgl. Anm. 106. XAOC((i) Mt 2X; Mk 3X; Lk llx; Apg 2X (mit I1:re( auch bei Lk 23,28).
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LK 10,21"24: DIE OFFENBARUNG UND AUGENÖFFNUNG
sachliche Parallele bei Mt 21,15"16 132 • In diesem Abschnitt tauchen viele alttestamentliche Anspielungen auf 133. Schon v. 40 kann ein freies Zitat aus Hab 2,11 sein 1M. Der v. 40 hat einen Widerhall in v. 44: v. 40: o~ A(&m v. 44b: xlXt OUX
xp&~ouaw &qJ~crouaw A(&OV
bd A(&ov sv croL
Worauf legt Lukas bei diesem Abschnitt Gewicht? Er baut einen literarischen und inhaltlichen Parallelismus auf: v, 42a:
(j'n d gyvw<;; sV TTI ~[LEpq: TIXUT71 XlXt cru Ttt. npo<;; dp~v'YJv, T~<;; smcrxon~<;; crou.
v. 44c: &v&' c1v OUX gyvw<;; TOV XIXLPOV
Einige der vorliegenden Wendungen können als lukanisch gelten:l35. Der Ausdruck TX npo<;; dp~v'YJv dient zur Verkettung dieses Abschnittes mit dem vorangehenden Abschnitt v. 38, wobei Jesus als Friedenskönig proklamiert wird sv OUPIXV<]) dp~v'YJ. Der Schlussteil von v. 44c ist vermutlich redaktionell 13.6. Er bildet einen Abschluss der Perikope. Der Abschluss einer Perikope ist bei allen Evangelisten sehr oft redaktionell. Daraus lässt sich vermuten, dass auch Lk hier bei v. 44c redaktionell verfahren hat. Aus dem literarischen und inhaltlichen Parallelismus in v. 42 und v. 44c ergibt sich, dass Lukas bei diesem Abschnitt jedenfalls das Thema der Erkenntnis in den Vordergrund ,stellen will. Im Gegensatz zu dem Blinden in Jericho weist Jerusalem den Herrn Jesus zurück 137; es wollte an den Kommenden (vgl. v. 41 ~yYLXe:V) nicht glauben. Es ,erkannte nicht, wer er war, obwohl der Kommende der Friedensbringer (Ttt. npo<;; dp~v'l]v) war 138. An diesem Tag sV TTI ~[LEpq: TIXUT71 ist das Heil schon gekommen; Jerusalem aber erkannte diesen Tag, diese Zeit der Heimsuchung nicht TOV XIXLPOV T~<;; smcrxo7t~<;; crou
139,
13:3 Es ist nicht unmöglich, dass die beiden Varianten auf eine gemeinsame überlieferung zurückgehen, nicht aufgrund des fraglichen Wortspiels zwischen Kindern (bni') und Steinen ('bni'), sondern um der sachlichen Parallelität willen. 133 Vgl. dazu C.H. DODD, The Fall of Jerusalem and ,the Abomination of Desolation, JRomSt 37 (1947) 47, 54, besonders S. 50-52; A. SALAS, Discorso, S. 68-70; J. DuPONT, op.cit., S. 312-313. 134 Nach KOSMALA, Hebräer"EssenercChristen, Leiden, 1959, S. 346 ist Hab 2,8-11 in QpHab 9,6ff als eine Weissagung des Gerichtes und der Niederlage Jerusalems durch die Kittäerausgelegt, S. 346. 135 't'eX 7tpO<; dp~v'l1v kommt im NT nur noch bei Lk 14,32 vor. Ferner, 't'eX ('t'6) vor Präposition ist lukanisch, vgl. HAWKINS, Horae, S. 22 und S. 47-48. 13<6 Das kausale Adverb .xv't'! mit einem Relativpronomen i},v (&v-IV i}, v ) wird im NT ausser 2Th 2,10 nur von Lk gebraucht: Lk 12,3; Apg 12,23 und Lk 1,20, welches hier wegen der inhaltlichen Verwandtsohaft mit 19,44 zitiert wird: &'1.&' i},v oux t7t!O''t'e:uO'oc<; 't'Ot<; ),6yOt<; [LOU. 137 Vgl. E.E. ELLIS, Luke, S. 227: "What blind accept (18,41) the blind leaders of J erusalem reject". 138 Die Bedeutung von 't'eX 7tpo<; dp~v'l1v: KLOSTERMANN, Lk, S. 555 (das Lukaskommentar von Klostermann ist mir nicht erreichbar); J,M. CREEDS Vorschlag, Lk, S. 242: "the conditions - i.e. the relations with God - which make for Thy peace". Ausserdem ist möglich, dass hier ein Wortspiel mit Jerusalem als "Schau des Friedens" vorLiegt. E. KLOSTERMANN; J.M. CREED; R. HARRIS, The Lacrymatory of Jesus, Lc 19,41-42, ExpTim 51 (1939-40) 109; K.H. RENGSTORF, Lk, S. 220; W. GRUNDMANN, Lk, S. 368. 139 Die Heimsuchung bedeutet zwar im AT sowohl ein göttliches Strafgericht (Jer
ZUSAMMENFASSUNG ZU KAPITEL V
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Der Satz exp6ß'YJ &1tO Öcp&OCA[LWV crou scheint aus Hos 13,14 genommen zu sein 140. Gerade an diesem Tag der Heimsuchung vuv "jetzt" ist vor deinen Augen das Heil verborgen, v. 42c 141. Die Erkenntnis der Person Jesu ist der Stadt Jerusalem nicht gegeben. Die Person Jesu, wer er ist, ist vor ihren Augen verborgen. Das Thema ist schon in Lk 10,21 vorbereitet: {)"'n &1tEXpU\j;OC~ "t"ocu"t"oc &1tO crocpwv xocl. crUVE"t"WV.
Zusammenfassung zu Kapitel V
Luk 10,21-24 wird als Abschluss der Aussendungsperikope betrachtet. Die redaktionelle Zeitbestimmung ev ocu"t"~ "t"~ &pq. verknüpft die Einheit mit der Rückkehr der Boten v. 17-20. Dabei wird der Sohn als der verheissene königliche Messias verstanden, der auch von den Königen und Pro· pheten erwartet worden ist (v. 24). Lukas bildet einen indirekten Fragesatz "wer der Sohn ist", "wer sein Vater ist". Lukas scheint dabei nicht bloss aus dem griechischen Denken die Umbildung des traditionellen Stoffes versucht zu haben. Er interessiert sich für die Frage, wer der Sohn ist, wer der Messias ist (vgl. Lk 3, 15; 7,19.20). Die Antwort lautet: ,ider Sohn, der Messias, ist jener Jesus von Nazareth". Die Bedeutung des Fragesatzes lässt sich erst im Rückblick auf die Perikope der ersten Aussendung in Lk 9 klären. Wie die Aussendung zur Verkundigung und die Brotvermehhung die Zwölf zum Erkennen der Person Jesu, dass er Christus ist, geführt hat (Petrusbekenntnis), so haben auch die Aussendung und Dämonenunterwerfung zur Folge, dass die Au10,15; Is 10,3; 24,33; 29,6} wie auch eine Gnadenheimsuchung (Job 29,4; Ekkles 18,20; Weish 3,7), ist aber hier im letzteI'en Sinne {vgl. 't"IX 7tPO~ e:!p1)V'I]v) verstanden, wie auch bei Lk 1,68.78 und 7,16. l4!0 Hos 13,14 steht. 7tOCPCh'A'I]O"L~ xb,pu7t't"oc~ &7tO 6ql.&OCAfL&V fLou. Der Kontext von Hos 13,14 ist eine Prophetie über die Zerstörung des Tempels in Israel durch Assyrer. Der thematische Kontext ist dem Lukas parallel. Der Ausdruck xp\m't"e:cr.&oc~ &7tO 6ql.&OCAfL&v kommt im ganzen NT nur hier Lk 19,42 vor. Diese Wendung taucht in der LXX sehr selten auf: ausser Hos 13,14 nur noch dreimal: Jer 16,17; Ecc1i 17,15; 39,19. Aber das Subjekt von XpU7t't"e:cr.&oc~ als Gabe Gottes ist nur in Hos und Lk. In jenen drei Stellen ausser Hos findet sich kein mit Lk thematisch verwandter Kontext. Also Vermutung: die luk Stelle Lk 19,42 stammt aus Hos 13,14 wie Lk 23,30 aus Hos 10,8. Man muss noch folgendes in Rechnung ziehen: Lk 19,44 ist ebenfalls Hos 14,1 bzw. 10,14 sehr ähnlich: Lk 19,44: xocl I1:aOCqlwücrw cre: xocl 't"a 't"€XVOC crou I1:v croL Hos 14,1. xocl 't"a 07to't"E't"'&toc wh&v I1:aOCql~cr.&1)crov't"oc~. Hos 10,14: I1:v l)fL€POC~~ 7tOA€fLOU fL'I]'t"€POC I1:7tl 't"€xVO~~ ~Mql~crocv. Das Verb I1:aoccpE~e:~v ist Hapax im NT; in LXX ausser diesen SteHen von Hos nur noch 4X: Ps 136,9; Ez 31,12; Nah 3,10 und Is 3,25·26. Nur dieser Isaiastext ist dem Lk thematisch verwandt. 141 Lukas betont die ZeH der Heimsuchung des Herrn durch drei Zeitbestimmungen : 't"ov xoc~pov 't"1j~ I1:mcrxo7t1j~ crou, I1:v ..-n lJfLE:P~ 'tOCU'lf) und vÜv. Durch I1:v 't"ri lJfL€P~ 't"OI:u't7) und 't"a 7tPO~ dp1)v'l]v wird die Heimsuchung mit v. 38 in Zusammenhang gebracht, wo Jesus als der erhöht-werdende Herr die Huldigung empfängt. Mit dem Erhöhungsgedanken dürfte Lukas die Zeit nach der Himmelfahrt, die Zeit des Lukas, also "jetzt" vüv meinen.
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LK
10,21-24:
DIE OFFENBARUNG UND AUGENÖFFNUNG
gen der 72 Jünger durch die Offenbarung geöffnet werden und dass sie erkennen, wer der Sohn ist. Die zweifache Aussendung und die zweifachte Offenbarung mit der Form des Fragesatzes entspricht der zweifachen Frage des Synedriums in der luk Leidensgeschichte, ob Du Christus bist, ob Du der Sohn Gottes bist (Lk 22,67.70). Offenbarungsempfänger sind nur diejenigen, denen sich der Sohn offenbaren will. Die Exklusivität der Offenbarung wird bei Lk nicht nur durch ein Wortspiel &7texpu~ocC;-&7te:x&".1)\IICx.c; (v. 21), sondern auch durch xoc't"' 18(ocv (v. 23) betont. Die Offenbarungs empfänger sind nur die V~7tLOL, die nach Lukas demütig sind. Sie sind praktisch die Jünger, die ihre Augen für die Offenbarung geöffnet haben. Der Gedanke, dass nur die V~7tLOL Offenbarungsempfänger sind, scheint ein wichtiges Thema des Reiseberichtes zu sein; denn Lukas wiederholt das Thema am Ende des Reiseberichtes, nämlich bei der Blindenheilung (Lk 18,35-43) und bei der Bekehrung des Zachäus, des Sünders (Lk 19,1-10). Der Blinde und der Sünder sind zwei Beispiele der V'Y)7tCc.uv; die beiden erkannten, wer Jesus ist - Er ist der Kyrios. Durch Jesus öffnete sich das Auge des Blinden und er erkannte, dass J esus der Kyrios ist, wie die Augen der Jünger durch die Offenbarung Jesu gesehen hatten, wer der Sohn war (Lk 10,23). Nur die Jünger huldigten dem kommenden König mit dem Lobpreis (Lk 19, 28-38). Die Pharisäer und die Stadt Jerusalem, die weise und verständig sind (vgl. Lk 10,21), wollen nicht erkennen, wer der Friedensbringer ist (Lk 19,38-44). Den Jüngern, den V1j7t(OLC;, wird die Offenbarung zuteil. Sie erkennen, dass Jesus der Sohn Gottes ist. Deshalb sind sie vom Herrn als !LOCXOCPLO~ gepriesen (Lk 10,23). Jesus, der seine Jünger zur Verkündigung und Dämonenunterwerfung ausgesandt hat, freut sich selber darüber, dass sie seine Person haben erkennen können (v. 21aa) durch seine Offenbarung. Die Freude Jesu im Hl. Geist, weil die Jünger ihn erkennen (Y~VWO"Xe:L v. 22) und bekennen (XUPLe: v. 17), dient zur heilsgeschichtlichen Fortsetzung in der Jüngergemeinde, d.h. die eschatologische Freude Jesu bleibt wirkend in der Jün~ergemeinde dadurch, dass sie als V~7tLOL Jesus als den Sohn Gottes und XUPLOV immer in der Kirche bekennen, auch nach seiner Himmelfahrt.
Ergebnis und Zusammenfassung
Der Stoff für die Perikope Lk 9,51-10,24 ist im wesentlichen aus der Q-Vorlage übernommen worden. Materialien aus anderen überlieferungen kommen hier und dort vereinzelt vor, so auch die Tradition von der Abweisung Jesu in einem samaritanischen Dorf, das Logion aus Mk 13,15f in Lk 9,61-62, der Einleitungsvers Lk 10,1 ("t'6nov) und das Schlusslogion Lk 10,16 (0 &xouwv ufLwv) aus Mk 6,11 (8e; (lv "t'6noe; ... fL'lJat &xoucrwow ufLwv), das Logion der Vollmachtübertragung Lk 10,19, das im Zusammenhang mit dem Namenskatalog stehen kann, und das Lügion Lk 10,20. Die meisten Materialien erweisen sich als sehr alt; sie gehen höchstwahrscheinlich auf die palästinensische Tradition, im Kern sogar auf J esus selbst zurück; beispielsweise muss das Lügiün 10,19 wegen seiner jüdischen Sprechweise auf palästinensischem Büden entstanden sein. Auch das Logion der Offenbarung (Lk 10,22) geht wahrscheinlich auf Jesus zurück. Der Anfang des Reiseberichtes Lk 9,51 - 10,24 ist von zwei Blickrichtungen aus komponiert: im Rückblick auf den ersten Teil des öffentlichen Lebens J esu im Lukasevangelium, besonders auf die Perikopen nach der Aussendung der Zwölf, und im Hinblick auf den ganzen Reisebericht bis Lk 19,44. Die Wiedergabe des Traditionsstoffes am Anfang des Reiseberichtes ist durch den Zusammenhang mit dem ersten Teil des Evangeliums bedingt. So wird der Tradition der Abweisung Jesu in einem samaritanischen Dorf eine der Predigt in Nazareth in Lk 4 ähnliche Rolle zugemessen. Wie die Predigt in Nazareth und die Abweisung J esu durch seine Landsleute ein Vorspiel der Tätigkeit in der Galiläamissiün ist, sO' sind die Aussendung der Jünger und die Abweisung Jesu in dem samaritanischen Dorf proleptisch an den Beginn des Reiseberichtes gestellt. Die Aussendung der 72 Büten und der Bericht der Rückkehr ist sicher im Rückblick auf die Aussendung der Zwölf umgebildet worden. Ferner sind die Zahl 72 und der Bericht über die Unterwerfung der Dämünen im Namen des Herrn Lk 10,17 unter dem Einfluss vün 10,20 in Anlehnung an den Bericht über den fremden Exorzisten Lk 9,49-50 (vgl. Num 11, 24-30) gebildet würden. Die Aussendung und der Erfülg der Boten durch die Dämonenunterwerfung im Namen des Herrn haben zur Fülge, dass die Büten mit ihren geöffneten Augen erkennen können, wer der Sohn Gottes ist (Lk 10,22-24), ähnlich wie die Aussendung und das Brütwunder die Zwölf zum Bekenntnis geführt haben, dass Jesus der Messias ist (Lk 9,18-28 Petrusbekenntnis ). Warum hat Lukas bei seiner Darstellung des Anfangs der Reise immer wieder Bezug auf die vorausgehenden Perikopen genommen? Es lässt
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ERGEBNIS UND ZUSAMMENFASSUNG
sich vermuten, dass dem Reisebericht die Idee der Bürgschaft der heilsgeschichtlichen Kontinuität zwischen der Zeit Jesu und der Zeit der Kirche zugrunde liegt. Mit anderen Worten, Lukas betrachtet den Reisebericht als eine Vorwegnahme der Tätigkeit seiner Kirche, besonders seiner Missionskirche, sO' dass die Tätigkeit des irdischen Jesu in der Missionskirche seiner Zeit fortgesetzt wird und die Aktivität und die Lehre der Missionskirche als die Taten und Lehren des erhöhten Herrn angesehen werden müssen. Diese theologische Betrachtungsweise lässt sich aus den folgenden Gründen beweisen: Gleich zu Beginn der Reise bringt Lukas dn Gedanken der Himmelfahrt-Erhöhung Jesu (Lk 9,51 &.v&Af1.'Y)Ync;), so dass die Reise nach Jerusalem eine Reise zur Himmelfahrt wird. Damit richtet Lukas seinen Blick auf die Zeit nach der Auferstehung Christi. Dieser Gedanke wiederholt sich bis zum Ende des Reiseberichtes (Lk 13,22.31-33; 19,11ff.28-44). Wer hat die 72 Boten ausgesandt? Der Herr (0 xupwc;) hat sie in die Welt ausgesandt. Er ist nicht ein gewöhnlicher Herr; er ist der König, der erhöht wird, weil die Boten sein Kommen und seinen Weg durch die Verkündigung, dass die Basileia GO'ttes nahe gekommen ist, vorbereiten (10,9.11). Auch die Anrede XUP~E bei der Berichterstattung der zurückkehrenden Boten über die Unterwerfung der Dämonen im Namen des Herrn (Lk 10,17) weist auf die Erhöhungsidee hin (vgl. Phil 2,9-10; 1Ptr 3,22). Die Nachfolge Jesu verwirklicht sich in der Verkündigungstätigkeit (Lk 9,60b); diese Nachfolge verbindet sich mit der Weg-Theologie (Lk 9,57a tv 1:7i oai}l), sO' dass die Nachfolge bei Lk als Verkündigungsreise erscheint. Die Verbindung der Nachfolge Jesu mit der Weg-TheoIO'gie garantiert zugleich die heilsgeschichtliche Kontinuität der Nachfolge Jesu in der Verkündigungsreise der Missionare nach Ostern (vgl. Apg 13,6ff und 18,24-28). Die Aussendung von 72, d.h. von sO' vielen Boten gilt als Verdichtung und Zusammenfassung verschiedener Sendungen durch den erhöhten Herrn (0 xupWC; Lk 10,1) in der nachösterlichen Missionskirche. Wenn Lukas die Zahl 72 zur Q-Aussendung hinzufügt, denkt er an Num 11, worauf auch die Episode eines fremden Exorzisten Lk 9,49-50 anspielt. Der Bericht über den fremden Exorzisten, der nicht zur Zwölfergruppe gehört (9,49-50), geht dem Exorzismus durch 72 BO'ten parallel, die als solche auch nicht zum Zwölferkreis gehören. Die redaktionelle Umbildung des SchlusslO'gions Lk 10,16 durch die Wendung 0 &.xou
ERGEBNIS UND ZUSAMMENFASSUNG
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diese Freude durch den Hl. Geist zur Folge, dass sie auch in der Mission (Apg 8,8; 11,23; 13,48) und in der Jüngergemeinde (Apg 2, 42-47) bleibt und fortgesetzt wird. Da die Boten des erhöhten Herrn (10,1) das Nahekommen der Basileia Gottes verkünden sollen (10,9.11) und die Nachfolge Jesu sich in der Verkündigung der Basileia Gottes verwirklicht (9,60b), versteht sich ohne weiteres die von den Boten geforderte Haltung. Lukas hat ein Logion aus der Mk-Apokalypse (Mk 13,15-16) übernommen, es individualisiert und der Q-"Nachfolge beigefügt. Um der Basileia willen sollen die Nachfolger und Boten auch die Familie aufgeben, eben weil die Basileia Gottes keine Bindungen zulässt und keine Beschränkungen durch menschliche Bindungen duldet. Die Nachfolge ohne Aufschub durch Verzicht auf alles um der Basileia willen ist eine Vorbereitung für das Kommen der Basileia Gottes, wozu die Boten den Weg des Herrn bereiten (10,1). Das Leben Jesu setzt sich im Leben der Missionare fort. Darum nehmen die Boten am Schicksal Jesu, an der Heimatlosigkeit des Menschensohnes (9,57-58), besonders am Leiden Jesu teil. So bildet der Anfang des Reiseberichtes die Garantie für die heilsgeschichtliche Kontinuität der Kirche der nachösterlichen Zeit mit der Zeit Jesu. Erwähnt sei auch der heils geschichtliche Zusammenhang des Anfangs des Reiseberichtes mit dem Alten Testament. Der Herr wird am Anfang der Reise als der Elias des Neuen Bundes dargestellt (Lk 9,51-53 als Anspilung auf 4Kg 1,10.12; der AT-Hintergrund von Lk 9,60-62 ist 3Kg 19,1921). Im Gegensatz zum alttestamentlichen Elias, der Feuer vom Himmel herabfallen liess und seinem Nachfolger Elisha den Abschied von den Familienangehörigen gestattete, verbietet der Elias des Neuen Bundes, Feuer vom Himmel herabfallen zu lassen, und fordert die Nachfolge ohne Aufschub. Der neue Elias fordert also von seinen Nachfolgern mehr als der Elias des Alten Bundes, weiler nicht nur der zweite Elias ist, sondern auch der König der Basileia Gottes, der als Thronanwärter zur Erhöhung reist (vgl. Lk 19,11ff). Aus den dreifachen Dialogen über die Nachfolge, die Lukas als ein Ereignis auf dem Weg zum Himmelfahrtsort darstellt (Lk 9,57-62), lässt sich vermuten, dass Lukas dabei an die dreimalige Nachfolgedialoge zwischen Elias und Elisha vor der Himmelfahrt (4Kg 2,1-15) denkt, wodurch die Nachfolge des Herrn eng mit der Erhähungsidee verbunden wird. So wird die Nachfolge J esu die Nachfolge des Erhöhten, die sich in der Verkündigung der Basileia Gottes verwirklicht (Lk 9,60b). In der vurlukanischen Tradition fiel Johannes dem Täufer die Funktion des Elias zu. Lukas hat sie Jesus zugeordnet. Die Neuheit des Lukas besteht nicht nur darin. Wenn Lukas die Realisierung der Nachfolge Jesu in der Basileia-Verkündigung sieht, weist er den Nachfolgern auch die Aufgabe des Elias zu, die man vorlukanisch der Täufertradition zugewiesen hat: die Aussendungsformel in Lk 9,52 und 10,1 stammt aus der Täufertradition (vgl. Mk 1,2; Mt 11,10 par Lk 7,27; Lk 1,17.76). Jetzt wird aber die gleiche Formel für die Aussendung der Boten des Herrn verwendet. Daraus lässt sich entnehmen, dass Lukas die Erfüllung der alttestamentlichen Oikonomia mehr in dem erhöhten Herrn als im irdischen Leben Jesu sieht. Darum vollziehen die Boten des Erhöhten als Wegbe-
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reiter die Aufgabe des Elias in der eschatologischen Zeit. Die Zahl 72 wird auch auf gleicher Ebene verstanden; sie ist eine Erfüllung der alttestamentlichen Heilsgeschichte (vgl. Num 11). Daraus erklärt sich, warum Lukas die Formel der Basileia-Verkündigung in Lk 10,9.11 nur hier im Reisebericht beibehalten hat (~YY(XEV [ecp' ufLoc,;] ~ ßa:mAda: 'rau &EOU). Da die Basileia Gottes vor allem zu euch (ecp' ufLoc,;), den Schwachen und Verstossenen gekommen ist ('ra oe:; ev wh?j &.cr&EVE!:e:;), ist sie nicht nur für die Juden Ooffen, sondern auch für die Heiden; sie ist unbegrenzt. Die Einladung der Heidenvölker zur Basileia Gottes, die sich schon in der Kirche des Erhöhten in der Zeit des Lukas verwirklicht hat, ist eine Erfüllung der alttestamentlichen Verheissung (Apg 15,16-17; Amos 9,11-12). Wenn die Jünger mit ihren Augen sehen, wer der Sohn Gottes ist, werden sie gepriesen, weil die Offenbarung des Sohnes GOottes die Erfüllung der alten Verheissung ist (Lk 10,23-24). So darf man die Zeit des Herrn, besonders die Zeit des erhöhten Herrn, als die Erfüllung der Verheissung des Alten Testaments ansehen. Da Lukas die PerikOope Lk 9,51-10,24 als Anfang des Reiseberichtes verstanden wissen will, bringt er die hier aufscheinende TheolOogie auch im ganzen Reisebericht. Diese heils geschichtliche Theologie kommt besonders in den wichtigen Stadien der Reise zum Ausdruck, nämlich am Ende und in der Mitte der Reise. DOort tritt die Erhöhungstheologie in den Vordergrund. Weil die BOoten des Herrn den Weg des Herrn, den Weg seiner Erhöhung, vorbereiten (Lk 9,51-53) und das NahekOommen des Königs verkünden (Lk 1O,9.l1), preist die Jüngerschar den erhöhten König (Lk 19,38). Die Reise des Herrn mit seinen Boten ist also ein königlicher Zug zur Erhöhung, was auch im Gleichnis Lk 19,11ff und im Lehren und Wirken Jesu (vgl. 13,22.31-33) zum Ausdruck gebracht wird. Die Lehren und Taten J esu werden als die Reise zur Erhöhung verstanden. Nur die Boten des Herrn (freilich mit den übrigen Jüngern des Erhöhten) bereiten den Weg des Herrn aller Herren vor (Lk 19,33-34 ot XOPW( - Ö xopwe:;), indem sie ihre Obergewänder auf seinem Weg ausbreiten (19,36), wie die Boten am Anfang der Reise seinen Weg vorbereitet haben (9,52 und 10,1). Wie die Samariter in 9,53 und die Städte Galiläas die Boten nicht aufgenommen haben und so den erhöhten Herrn nicht erkennen wollten, so nehmen die Aussenstehenden am Lobpreis der Jüngerschar nicht teil (19,39-40) und erkennen den kommenden Herrn nicht (19,41-44), weil die Offenbarung nur den v"Yj7t[me:; zuteil wird (10,21). Wie die Jünger als v~mo( mit ihren Augen erkannt haben (10,23-24), wer der Sohn Gottes, der Kyrios, ist (10,22) so haben nur die Jüngerschar (19,38), die Sünder wie Zachäus (19,1-10) und die Blinden (18,35-43) den Herrn erkannt. Aus der Tatsache, dass die Offenbarung auch den sich bekehrenden Sündern und den Blinden zuteil wird, ergibt sich, zu wem die Basileia GOottes gekommen ist (vgl. 10,9). Das literarische Geschick des Lukas zeigt sich auch hier: Um die Kranken und Schwachen als Empfänger der Basileia Gottes, als Empfänger der Offenbarung auszuweisen und dadurch die Unbegrenztheit der Herrschaft Gottes auszudrücken, hat er nicht nur bei der Aussendungsrede Lk 10,9 den Befehl der Krankenheilung vor die Basileiaverkündigung gestellt und den Zusatz ecp' ufLoce:; in die Verkundigungs-
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formel eingeschoben, sondern auch die Aufeinanderfolge KrankenheilungBasileiarede innerhalb des Reiseberichtes nach 10,9 gebildet: So stellt er den Bericht über einen samaritanischen Aussätzigen, einen Fremdling, zusammen mit dem Kommen des Gottesreiches (Lk 17,11-21); die Heilung einer verkrüppelten Frau mit dem Basileia"Gleichnis (Lk 13,10-21) und die Heilung eines Wassersüchtigen mit den BasileiaJGleichnissen (Lk 14,1-24). Auch in der Perikope Lk 11,14-32 scheint Lukas durch Zusammenstellung des Zeichens des Jonas v. 29-32 mit dem Streitgespräch (vgl. 11,16) und durch die Wendung EV aexX't"UACjl &e:oü (Lk 11,20; Ex 8,15) die Unbegrenztheit und überlegenheit der Herrschaft Gottes auszudrücken. Dieser Universalismus des Lukas liegt dem ganzen Reisebericht zugrunde. Für eine weitere Untersuchung sei noch Folgendes erwähnt: Wie wir bereits oben gesagt haben, hat Lukas den Stoff für Lk 9,51-10,24 im wesentlichen aus Q übernommen; er hat nicht nur den Stoff beibehalten, sondern auch die Reihenfolge der Q-Tradition. Dabei hat er aber auf die Reihenfolge der ersten Aussendungsperikopen Rücksicht genommen: Wie die Aussendung der Zwölf (Lk 9) zur Verkündigung und das Brotwunder die Zwölf zur Erkenntnis gebracht haben, dass J esus der Christus ist (Petrusbekenntnis), so haben auch die Aussendung der Zweiundsiebzig und die Dämonenunterwerfung im Namen des Herrn zur Folge, dass die 72 erkennen, wer der Sohn ist (Lk 10,22). Diese Struktur scheint bei der Wiedergabe und Bildung des ganzen Evangeliums des Lukas eine gewisse Rolle gespielt zu haben, denn diese zweifache Offenbarung mit der Form das Fragesatzes (Lk 9,20 uf.Le:~~ ae 't"LVex f.Le: Mye:'t"e: EIvex~ '" 't"ov xp~a't"ov 't"oü . &e:oü im Petrusbekenntnis, und Lk 10,22 't"L~ Ea't"~v I; ut6~ in der Offenbarungsrede) entspricht der zweifachen Frage des Synedriums in der luk Leidensgeschichte, ob er der Christus sei, ob er der Sohn Gottes sei (Lk 22,69-70): d au EI I; xp~a't"6~, d7toV ~f.L~v •.. au oi)v EI I; ULO~ 't"oü &e:oü;
Die Frage, welche Bedeutung dieser zweifachen Offenbarung innerhalb des ganzen Evangeliums zukommt und wieweit die gesamte Struktur davon abhängig ist, wäre einer eigenen Untersuchung wert. Die Verbindung des Themas Erkenntnis der Person Jesu mit der Erhöhungsidee ist ein wichtiges Moment in der Struktur des Reiseberichtes, weil sie auch am Ende desselben ausführlich zum Tragen kommt (Lk 18, 35 -19,44). Wer ist der Sohn Gottes? Der Sohn Gottes ist jener Jesus von Nazareth. Lukas versteht den Sohn Gottes als den erhöhten König. Weil Jesus der im Himmel erhöhte König ist, ist sein Königreich und seine Herrschaft unbegrenzt und für jeden Menschen offen; besonders Sünder, Kranke, Verstossene und Heiden sind eingeladen. Das ist das wesentliche und formale Thema des Reiseberichtes. Wenn jemand also irgendeine Perikope des Reiseberichtes interpretiert, empfiehlt es sich, stets diese Thematik zu berücksichtigen. Da Lukas den Reisebericht als eine Vorwegnahme und Bürgschaft der Missionskirche seiner Zeit betrachtet, darf der Zusammenhang des Reiseberichtes mit der Thematik der Apostelgeschichte nicht übersehen
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werden. Wie ich schon oben erwähnt habe, stehen die folgenden Themen In engem Zusammenhang mit der Apg: Die 72 Boten, die nicht dem Zwölferkreis angehören; die heilsgeschichtliche Weg-Theologie, vgl. Apg 18,2428; die Verkündigung der Basileia Gottes bzw. des Wortes Gottes, vgl. Apg 13,6ff; der Hl. Geist, vgl. Apg 2; das Kommen der Basileia Gottes zu den Kranken und Verstossenen, vgl. die Thematik der Heidenaufnahme in Apg 10,38. Erwähnt sei noch Folgendes: Bei der Redaktion der DämÜ" nenunterwerfung im Namen des Herrn in Lk 10,17 hat sich Lukas wahrscheinlich an die Heilung und Rettung im Namen Jesu (vgl. Apg 3,1- 4,22) erinnert. Das Schema des Reiseanfangs: Berufung zur Nachfolge - Aussendung zur Verkündigung in die Welt (besonders in die Heidenwelt) Sieg über den Satan - Offenbarung und Augenöffnung, steht anscheinend im Zusammenhang mit der Berufung und Augenöffnung für die Heidenmission des Paulus in Apg, besonders mit der dritten Erzählung Apg 26, 16-18. Das Problem wird einer späteren Untersuchung überlassen.
Abkürzungsverzeichnis
Die Abkürzungen von Zeitschriften und Sammelwerken entsprechen dem Abkürzungsverzeichnis im "Elenchus Bibliographicus Biblicus" (Rom). Weitere Abkürzungen:
= in Differenz zu Sonderperikope Sonderperikope des Lukas Sondervers Targum Jeruschalmi LU. TJ LU TM Textus Massoreticus diff S SL Sv
Die Werke, die sich im Literaturverzeichnis finden, werden oft nur abgekürzt zitiert, z.B., R. Bultmann, S. 15; G. Lohfink, Die Himmelfahrt, S. 53 usw. Ihre vollständige Angabe ist dem Literaturverzeichnis zu entnehmen.
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Die zitierten Artikel von TWNT sind hier nicht eigens aufgeführt. Von den zitierten Werken, die nicht direkt über die Themen von Lk 9,51-10,24 handeln, ist hier nur eine Auswahl getroffen.
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Register
I. Bibelstellen
A. Altes Testament (Auswahl) 2 SAMUEL
GENESIS
6,4 . 6,10 18,4 . 19,17 19,26 29,21 49,1-2
100
7
. . 129, 130
77
104 53, 54 53, 54 8 123
1 KÖNIGE (LXX 3 Könige) 19,19-21 . . . . . . . . . . 43, 54, 55-57, 58, 155
2 KÖNIGE (LXX 4 Könige) EXODUS
84, 93, 157 39 104 105 10
8,15 9,16 13,21 15,22 23,20 24,1 . 33,2 .
77
13, 155 . . . 13, 155 9 56-57, 58, 155 63 87-88 10
1,10 . 1,12 . 2,1.9 . 2,1-15 4,29 5 6,32 .
10 2 NUMERI
11,16 . . 11,24-30 11,26-30 .
7,1,3 . . .
61, 77 79, 153 61, 73, 79, 111
103-105,
1,6 . . .
....
99 SPRUCHE (Prov.)
105 50 123 111 105
RICHTER
13,20
13 JOB
DEUTERONOMIUM
1,18.19 5,35 6,45 8,15 20,4 .
CHRONIK
21
125 122
1,32 . 8,4-11 PSALMEN
2,7 . 8,4.7 9,2-3 41,5.
39, 130 84 121 121
168
REGISTER
129 130 102-103 20, 106
89,20 89,27 91,13 110,1
101
4,14 HOSEA
151
13,14 SIRACH
39 122
43,2 . 51,23-27 .
AMOS
90, 93, 156
9,11-12 .
ISAlAS MICHA
132 100 · 100, 118 · 117, 118 47 . 18, 121, 135, 144
6,9 . 13,10 14,12 14,14 40,3-5 61,1-2
10
6,4 . HABAKUK
150
2,11
EZECHIEL
MALACHlAS
9 · 100, 101
21,7 . 28,15-16.
10, 30
3,1 . 2
DANIEL
125
2,23
3,34
MAKKABÄER
39
B. Neues Testament (Auswahl) MATTHÄUS
3,3 . 3,5 . 4,23-24 5,25 6,14 6,24 6,25 8,1-15 8,11-12 8,19-22 8,20 8,21 8,23 9,14-17 9,14 9,18-26 9,28 9,32-34 9,35 9,37-38 9,37
.
. .
. . . .
34 34 66 34 12, 35 33 33 66 90 34 36-37 39 39 66 39 66 144 66 66, 72 63 71
10,1 . 10,2 . 10,5b-6 10,5 . 10,8 . 10,9 . 10,10 10,12 10,15 10,16 10,37 10,37-38 . 10,39 10,40 10,41 11,1 . 11,10 11,20 11,22 11,23b-24 11,25-26 . 11,25-27 . 11,27
102, 112-113 113 11 35, 63 65, 112 63 34 63 f>7, 68, 69 63 40 54, 55 54 70, 71, 73 133 72
10, 34, 47, 155 39 68 67-69 125-126 5, 69, 123-131, 139 126-131
16~
REGISTER
11,28-29 12,7 . 12,40 12,41-42 13,2 . 13,4 . 13,13 13,15 13,16-17 13,19 13,26 13,27 13,39-40 15,10 16,17-18 18,5 . 18,16 20,17 20,30 20,33 21,1 . 21,8 . 21,15-16 21,20 22,16 23,29 24,17-18 24,43 25,14 25,27 25,36 26,17 20,56 20,65 28,15
122-123 68 83 68 61 34 39 132 . 131, 140 34 . 132, 131-134 61 61 70 114 12, 70, 73 61 35 34 144 21 34 149-150 39 34 133 52 68 51 68 65 28, 39 30 70 68
. .
.
. .
.
.
MARKUS
1,2-3 . 1,4 . 1,19-20 . 1,22 1,26 1,27 1,39 2,23 2,23-28 . 3,1-6 3,5 . 3,15 3,16 4,4 . 4,15
34, 155 48 55 101 102 66, 101, 102 66 35 66 66 102 . 112, 113 113 34 34, 106
4,30-32 . 6,7 . 6,8 . 6,11 6,12-13 6,13 6,14-16 6,20 6,30-31 6,55-56 7,13 7,14 8,27 8,27-30 9,10 9,32-34 9,37 9,38-40 10,17 10,32 10,46 10,46-52 10,52 11,1 . 11,1-10 11,8 . 11,17 11,28 11,33 12,14 12,37 13,15 13,15-16 13,32 14,12 14,13 14,27 14,50 14,54 14,64 16,15 16,17-18 16,19
. . . .
. . .
.
.
85 . 61, 102, 112-114, 153· 34, 63 . 12, 62, 71, 73, 74 65 74141 70 95, 110, 122, 123 65 127 70 35 142 131 35 12, 70, 73 62, 73, 78, 111 35 45 34142-145 35 21 148-149 27, 3490 101 101 3470 43 52-54, 57, 153, 155 131 28, 39 61 30 30 30 70
115 115
.
8 LUKAS
1,17 1,23 1,47 1,56 2,7 . 2,10
47, 48, 155 8: 121 8 17 139
REGISTER
170
2,12 2,14 2,16 2,21 2,48-50 3,4 . 3,4-6 . 3,15 3,22 3,23 4,1 . 4,16-30 4,18-20 4,22 4,24 4,27 4,29 4,30 4,31-33 4,36-37 4,40 5,17 5,27 6,13-14 6,17 6,17-46 6,48 7,1-10 7,18 7,19-20 7,27 7,29-30 8,1 . 8,4-21 8,5 . 8,12 8,13 9,1 . 9,2 . 9,3 . 9,4 . 9,5 . 9,6 . 9,7-21 9,8 . 9,9 . 9,20 9,22-23 9,32 9,34 9,48
.
. .
. .
. .
. .
.
9,49-50 .
139 20, 139 139 8 138 34 47, 49 43, 137 . 121, 132, 136 138 . 121, 136 17 18, 121, 135 16, 18, 138, 158 17 87 11 18,87 66 66 144 66 60 113 91, 144 66 34 66 61 138 10, 34, 47, 48, 155 71 72 72 34 34, 72, 118 12, 72 102, 112, 114 65, 67, 75, 76 . 34, 63, 75 75 12, 72, 73, 75 65 141-142 146 133 131, 153, 157 35, 141 20, 132 20 12, 70, 73, 110, 139, 140 . 61, 73, 74, 78, 7980, 111, 139, 153, 154
9,49 9,50 9,51-56 . 9,51 9,52 9,53 9,54 9,55 9,56 9,57-62 . 9,57-58 . 9,57 9,59-60 . 9,59 9,60 9,61-62 . 10,1-16 10,1 .
10,2-4 . 10,2 . 10,4 . 10,5-7 . 10,7 . 10,8-11 10,9 .
10,10 10,11 10,12 10,13-15 . 10,13 10,14 10,15 10,16 10,17-20 . 10,17 10,18
98 1 1, 6-32 · 1, 2, 6-10, 31, 5657, 154, 155 1, 10-11, 25-26, 31,46,48,57,60,73,77, 155 12; 17, 31, 155, 156 1, 12-14, 56 14 14-15, 55 33-58, 78, 155 . 36-38,44-45 57,155 46, 154 · 43, 46, 57 38-39, 42, 43 · 39-41, 43, 46, 48, 57, 60, 76, 154, 155 41-43, 52-57, 58, 60, 63 73 1, 59-94 1, 10, 252~ 31, 4~ 48, 56, 7~ 7~ 80, 92, 111, 148, 153, 154, 155 63 77 34, 63, 73, 75 64, 75 26 64-67, 75 · 62, 64, 6567, 72, 73, 75, 76, 8082, 90-91, 92, 93, 138, 141, 148, 154, 155, 156 26, 72, 73, 75, 81 62, 72, 73, 75, 76, 80-82, 90-91, 92, 138, 141, 148, 154, 155-156 67-69, 74, 77 69, 74, 91, 92 69 68 117 · 26, 70-73, 74, 81, 92, 133, 153, 154 1, 5, 24, 27, 69, 74, 78, 95-119 · 31, 95, 9698, 109, 110-111, 117, 136, 139, 148, 153, 158 95, 99101, 109, 117-119
171
REGISTER
10,19 10,20 10,21a . 10,21b 10,22 10,23-24 . 10,23 10,25 10,31 11,6 . 11,13 11,14 11,14-23 11,16 11,17-20 11,20 11,21 11,29 11,29-32 11,31-32 11,53 12,31 12,33 13,10-19 13,10 13,17 13,18-21 13,18 13,20 13,22
. .
. .
. .
13,28-29 . 13,31-33 . 13,31 13,33 14,1 . 14,1-6 . 14,7-24 14,15 14,23 14,25 14,25-35 . 14,26-27 . 14,33-35 . 16,14 16,16 16,21
95, 96, 101-107, 109, 111-117, 118, 153 95, 98, 99, 107-109, 111, 112, 117-119, 153 120-122, 134-137 125-126, 139-140, 154, 156 126-131, 137-138, 139, 153, 156, 157 14, 131-134, 137, 138, 140, 145, 156 1, 120, 121, 131, 136 1, 4 34 34 131 16, 34, 84, 93 83-84, 157 82, 157 51 82-84, 90, 93, 157 84-89 34 82-83, 93, 197 68 16 51, 107 . 108 . 65, 67, 85, 92, 157 66 107 65, 157 52 52 2, 3, 10, 18, 2425, 32, 154, 156 52, 90 . 22-24, 25, 31, 45, 78, 120, 154, 156 17, 32, 38, 120 10, 22, 107 17, 66 . 65, 67, 85, 157 65, 85, 86, 93, 157 52 34 14 54-55 54, 55 42, 54 17 52 134
17,11 17,11-19 . 17,16 17,18 17,20-21 17,21 17,22 17,22-37 17,29 17,31 17,32 17,33 18,8 . 18,15 18,16 18,17 18,18 18,22 18,24-34 18,28 18,31 18,34 18,35 18,35-43 19,1-10 19,4 . 19,11 19,11-27
. .
.
.
.
19,12 19,23 19,27 19,28 19,28-44 . 19,29 19,37 19,38 19,39 19,41-44 . 19,44.45.47 20,20 20,21 21,37 22,3 . 22,8 . 22,12 22,15 22,17 22,18 22,21
2 10, 11, 18, 25, 31, 66, 87 . 65, 67, 77, 85, 86, 93, 154, 157 88 2 52, 65, 88-89, 90, 93 84-89 134 52-53, 54, 65-66 52 42, 43, 52-54 52 53, 54 107 1 52 72 4 108 45, 52 45 1, 10, 45 4 34, 146 142-145, 156, 157 145-148 21 . 1, 2, 10, 24, 25, 32, 51 . 21, 51' 60, 145, 154, 155, 156 25, 51 68 1, 2 10, 21, 25, 27 1, 18, 145, 148-151, 154, 157 10, 21, 2526, 27-28, 31, 32, 61 27, 97, 145 . 20, 21, 31, 51, 97, 156 28, 31, 107, 156 91, 156 1 . 11 34, 107 1 118 . 10, 25-26, 28-29, 31, 61 137 28, 31, 134 29 31 107
172
REGISTER
22,28-30 . 22,31 . . 22,36-46 . 22,39 . . 22,40.46.49.54 22,67-70 . 22,69 23,8 . 23,49 24,3. 24,4-9 24,16 24,19 24,26 24,27 24,31 24,32 24,34 24,46 24,47 24,50 24,51 24,52
29 99, 118 29 30,40 30 142, 157 19, 29, 157 133, 146 30 117 20 31 67 93 90 132 34 117 20 32, 78 21 . 19 96-97, 117 ]OHANNES
4,34 5,36 13,20 17,4 .
23 23 70 23 ApOSTELGESCHICHTE
1,1 . . 1,2 . . 1,8 . . 1,10-11 . 1,13-26 . 1,22 1,24 2,1 . 2,4 . 2,26 2,28 2,33-36 . 2,34 . . 2,35 . . 2,45 . . 3,1 - 4,22 3,15 . . 4,7 . . . 4,8 . . . 4,33.35 .
67 8, 19 32 24, 132 114 8, 19, 32 60 7 137 133 35 22 21, 23 106 147 94 32 98 137 147
5,15.16 5,32 6,14 7,38 7,55 8,8 . 8,14 9,2 . 9,17 10,38 10,39 10,41 11,1 . 11,23 13,6-10 13,8-11 13,9 . 13,10 13,24 13,31 13,48 14,14 14,22 15,13-19 . 15,18 . . 16,17 . . 18,24-28 . 18,25-26 19,1-7 . 19,9 . 19,23 20,33 . 21,26 . 25,10 . 26,16-18 . 26,22-23 . 27,3 . . . 28,23-28 .
65 32, 137 127 72 20, 137 155 12,72 35 50 158 32 32 72 155 49, 154, 158 118-119 137 35 47, 4& 32 155 35 35 90, 93, 156 98, 154 35, 121 50, 154, 15& 35 50 35 35 134 39 106 158 90 39 91 RÖMER
106 140
16,20 16,25-26 . 1
KORINTHER
140 64 127 106
2,6 . 10,27 15,3 . 15,25 EPHESER
3,4-11
140
173
REGISTER PHILIPPER
23, 116, 154 106
2,10 4,3 .
101 23, 24, 116, 154
3,19 3,22 2
KOLOSSER
53, 101
2,4-10 140 123
1,26 2,3 . HEBRÄER
1,13
23 1
PETRUS
PETRUS
116
3,18
OFFENBARUNG
109 101 160 100 36 101
3,5 . 6,8 . 11,55 12,9 . 14,4 . 14,18
11. Autoren ABRAHAM BEN HAVID, 103. AERTS, TH., 41, 46, 55. ALBECK, CH., 104. ANTONIADIS, S., 9. ARVEDSON, T., 122, 126. ATHENAGORAS, 100.
BOSCH, D., 90. BOTTERWECK, G. J., 128. BOUSSET, W., 77, 122, 126. BROWN, SCH., 29, 30, 48, 50, 72. BÜCHSEL, 87. BULTMANN, R., 6, 22, 37, 38, 40, 43,
BACHER, W., 103. BAER, H. VON., 135. BARBOUR, R. C., 30. BARRETT, C. K., 95. BARTH, G., 132 BARTSCH, H. W., 89. BAUMBACH, G., 77, 100,
CADBURY, H. D.,
102, 106, 108,
115, 118. BEAUSERY, R., 82. BENOIT, P. 17. BERNARDINUS A PICONIO, 79. BERTRAM, G., 96, 125. BETZ, H. D., 86, 87. BEYER, K., 6, 7. BIEDER, W., 43. BIENECK, J., 126. BIETENHARD, H., 95, 98, 100, 108. BLACK, M., 23, 40. BLAIR, H. J., 56. BLASS-DEBRUNNER, 11, 13, 65, 148. BLIGH, ]., 4. BLINZLER, ]., 2, 22, 87. BONNARD, P., 122, 126, 131, 132, 133,
137. BORNKAMM,
G., 34, 77, 123.
52, 68, 70, 79, 83, 84, 85, 86, 89, 95, %, 98, 115, 121, 122, 126. BURGER, CH., 21, 22, 142, 145. BURGERS, W., 112, 113. BURNEY, C. F., 37, 70, 126. BUSSMANN, W., 68. 7, 10, 11, 36, 37, 39, 42, 69, 97, 107, 123, 124, 133, 149. CERFAUX, L., 41, 124, 125, 127, 129. CHARLES, R. H., 9. CHARPENTIER, E., 64, 87. COLPE, 37. COMBLlN, ]., 135. CONZELMANN, H., 3, 18, 19, 20, 21, 22, 24,25,48,49,67,82,87,95, 135, 147. COUTTS, J., 55. CREED, ]. M., 8, 13, 40, 55, 61, 64, 77, 85, 102, 126, 150. DABECK, P., 9, 55. DAHL, N. A., 140. DALMAN, G., 108, 146. DALToN, W. J., 116. DAUBE, D., 101. DAVIES, J. H., 4, 8, 9,
10, 21.
174
REGISTER
DAVIES, W. D., 122, 126, 127. DEGENSHARDT, H. 54. DEICHGRÄBER, R., 139. DELLING, 8, 9, 23, 98. DENAUX, A., 3, 22. DIBELIUS, M., 41, 87, 126. DIDIER, M., 85. DODD, C. H., 85, 150. DOWNING, F. G., 83. DUPONT, J., 8, 19, 54, 85, 100, 124, 126, 12~ 128, 13~ 14~ 14~ 14~
125, 150.
EASTON, B. S., 64, 67, 68. EDWARDS, R. A., 83. EHRHARDT, A. T., 40. ELLIS, E., 55, 120, 150. EVANS, C. F., 4, 9. FARRER, F. W., 61. FEUILLET, A., 122, 124. FITZMYER, J, A., 35, 100, 139. FLENDER, H., 19, 21, 53. FOERSTER, W., 25, 100, 101. FORMESYN, R. E. C., 38. FREYNE, S., 113. FRIEDMANN, M., 105. FRIEDRICH, G., 116. FRIEDRICHSEN, A., 95, 108. FUCHS, A., 142, 144. FUCHS, E., 147. FULLER, RH., 84. G. G., 3, 60, 61, 63, 77, 78, 80, 87. GASSE, W., 2. GASTON, L., 57. GEORGE, A., 51, 84, 137, 138. GILL, D., 4, 32. GILS, F., 4, 22. GIRARD, L., 2, 6. GLOMBITZA, 0., 41, 42, 45, 83, 86, 87. GOLDSCHMIDT, T., 103. GOLLWITZER, H., 136. GOULDER, M. D., 4. GRÄSSER, E., 25. GROBEL, K., 2, 7. GRÜNBAUM, M., 100. GRUNDMANN, W., 3, 6, 17, 18, 28, 29, 45, 55, 56, 60, 69, 72, 77, 85, 86, 87, 89, 100, 102, 106, 120, 122, 125, 126, 128, 131, 137, 149, 150. GUILLEBAND, H. H., 2. GAMBA,
HAAG,
E., 56.
49, 119. 37, 55, 57, 64, 77, 83, 84, 86, 91, 97, 115, 124, 126, 127, 128, 129, 137, 144. HARNACK, A., 70, 77, 124. HARRIS, R, 150. HAUCK, F., 22, 64, 77, 100, 102. HAUCK-SCHULZ, 10. HAWKINS, J. C., 14, 25, 27, 38, 42, 59, 62, 86, 144, 146, 147, 148, 149, 150. HEITMÜLLER, W., 98. HELD, H. D., 34. HENGEL, M., 33, 40, 64. HIERONYMUS, 100. HIRSCH, E., 6, 13, 41, 52, 87, 95, 122, 131. HOL TZ, TR., 90. HOLZMANN, H. J., 64, 149. HOROVITZ, H. S., 104. HUNTER, A. M., 126, 127. HUNZINGER, C. H., 139.
HAENCHEN, E., HAHN, F., 14,
J"
JELLICOE, S., JEREMIAS,
78.
J" 18, 22, 25, 37, 61, 85, 86,
90, 91, 115, 124, 130. 124, 127.
JERSEL, B. M. F. VAN, JÜNGEL, E., 95. JUSTINUS, 100, 124.
KÄSEMANN, E., 116. KAESTLI, J, D., 53. KAMLAH, E., 25. KASTING, H., 80, 90, 115. KING, N. G., 77, 78. KINGSBURY, J, D., 132, 133. KITTEL, G., 20, 33. KLEIN, G., 80. KLEMM, H. G., 40, 41. KLOSTERMANN, E., 78, 86, 122, 126, 150. KNABENBAUER, 2, 8, 13, 23, 25, 79. KOSMALA, H., 150. KRAUS, H. 102. KRUIJF, TH. DE, 122, 125, 129. KRUSE, H., 108.
J"
J"
W. C., 22, 48, 84, 85, 89, 95, 126, 131. KUHN, K. G., 30, 104.
KÜMMEL,
LADD, G. E., LAGRANGE, J,
84. M., 46, 60, 61, 78. LAMBRECHT, J., 52. LAMPE, G. W. H., 135. LE DEAUT, R., 88.
175
REGISTER LEGASSE,
S.,
121, 125, 127, 128, 138,
140. LEHMANN, K., 22, 23. LEON-DuFOUR, X., 39. LENTZEN-DEIS, F., 136. LIECHTENHAN, R., 77. LING, T., 118. LINNEMANN, E., 30. LODS, A., 100. LOHFINK, G., 9, 19, 20, 22, 25, 32, 97. LOHMEYER, E., 115, 131, 133, 134, 149. LOHSE, E., 3, 7, 77, 130. LOISY, A., 77, 122, 126, 149. LÜHRMANN, D., 24, 68, 69, 77, 83, 126,
129, 131. LURIA, S.,
37.
MALDONATI, J., 79. MANSON, T. W., 37,
41, 52, 55, 63, 68, 69, 70, 72, 77, 83, 84, 95, 122, 124, 131, 133, 149. MARTI, K., 103, 104. MARTIN, R. P., 116. MCCASLAND, S. V., 35. MCCOWN, C. C., 2. McNEILE, A. H., 122, 133. MEES, X. DE, 5, 86. MEINERTZ, M., 77. MERTENS, H., 127, 129. MERX, A., 88. METZGER, B. M., 60, 61. MICHAELIS, W., 6, 35, 47, 49, 50, 61, 99. MICHIELS, R., 96. MORGENTHALER, R., 61. MUSSNER, F., 84. NEUHÄuSLER, E., 40. NOAcK, B., 84, 89, 106, NORDEN, E., 122, 126.
118.
OEPKE, 125, 128. OGG, G., 2. ORIGENES, 100. OSTY, E., 102. OTT, W., 30. PERCY, E., 126, PERLES, F., 40. PERNOT, H., 61. PERRIN, N., 41. PESCH, R, 86. PESCH, W., 29. PLUMMER, A., 2,
129.
11, 41, 55, 60, 61, 77, 79, 102, 120, 131.
POTTERIE, I. DE LA, PRETE, B., 147.
60, 117, 127, 147.
REHKOPF, F., 12, 13, 14, 60, 107. REICKE, B., 4, 32, 77. RENDEL, H., 14. RENGSTORF, K. H., 13, 28, 33, 40,
41, 55, 77, 100, 120, 126, 133, 134, 150. REpo, E., 35, 50. RICHARDSON, A., 77. RIGAUX, B., 52. RIST, M., 122, 126. ROBERT, C. H., 89. ROBINSON, W. C., JR., 3, 32, 135. ROUILLARD, P., 146. RÜSTOW, A., 84, 89. SALAS, A., 149, 150. SANDA, A., 56. SCHAARSCHMIDT, 2. SCHELKLE, K. H., 33. SCHILLE, G., 146. SCHLATTER, A., 6, 8, 28,
61, 63, 68, 84, 100,102,124,125,126,132,133,137, 149. SCHLIER, H., 60. SCHMID, J" 8, 13, 29, 40, 41, 55, 60, 61, 62, 63, 68, 70, 77, 78, 96, 100, 108, 115, 122, 132, 133. SCHMIDT, K. L., 2, 11, 22, 23, 101. SCHNACKENBURG, R., 20, 25, 41, 52, 53, 84, 89, 95, 100, 140. SCHNEIDER, J" 4, 77. SCHNEIDER, G., 19, 20, 30, 34, 99, 141. SCHNIEWIND, J" 126. SCHRAMM, T., 27, 28, 62, 74, 83, 114, 142, 144, 146. SCHRENK, G., 106, 108, 126. SCHÜRMANN, H., 10, 11, 13, 14, 28, 29, 34, 41, 63, 64, 66, 71, 72, 74, 79, 97, 99, 101, 107, 108, 111, 114, 140. SCHÜTZ, F., 18, 19, 21. SCHULZ, A., 22, 29, 33, 40, 41, 54, 55. SCHULZ, S., 147. SCHWEIZER, E., 36, 38, 41, 135, 142. SIMPSON, R S., 83. SJÖBERG, E., 125, 126. SNEED, R, 88. SPARKS, H. F. D., 42. SPITTA, F., 77, 100. STAAB, K., 102. STÄHLIN, G., 118. STARCKY, J" 9. STECK, O. H., 22, 24.
176
REGISTER
J.
STENNING, F., 100. STIASSNY, M. 108. STRACK-BILLERBECK, 100. STRECKER, G., 122, 132, STROBEL, A., 85, 88. STUHLMACHER, P., 48. SUHL, A., 143.
J.,
102 108, 123. 133.
VACCARI, A., 41. VAGANAY, L., 41, 95, 149. VANHOYE, A., 30. VANNUTELLI, P., 123. VIELHAUER, PH., 37, 38, 95, VÖGTLE, A., 83.
E., 139. G., 25, 89, 144. R. DE, 100.
WEBSTER, C. A., 95, 99. WEISS, B., 28, 60, 61, 78, WEISS, 77, 95. WELLHAUSEN, J., 22, 77. WEST-WATSON, C., 2. WICKES, D. R., 2. WILCKENS, V., 125, 126. WINDISCH, H., 86. WINK, W., 48, 135. WINTER, . P., 124.
100, 102, 103.
J.,
TAYLOR, V., 131. TERTULLIANUS, 100, 102. THEonoR, ALBECK, CH., TönT, H. F., 37, 45. TRILLING, W., 86.
J. -
VOGT, Voss, VAUX,
104.
97, 129, 144.
ZAHN, TH., 61, 64, 77, 79. ZELLER, D., 91. ZERWICK, M., 6, 7, 11, 25, 99, 106, ZIMMERMANN, H., 33, 46, 49. ZUCKERMANDEL, M. S., 104.
108.
III. Griechische Worte a8LK&W, 106-107, 111, 114, 117. OOcOAOU'&&W, 30, 33, 36-39, 43-44, 48, 49,
i~oualot, 101-102. i't'OL(LOC~W, 11, 26,
55-56, 79, 144. aKouw, 70-73, 74, 81, 92, 133, 153, 154. &AAoyev~;, 3, 87, 88, 89, 93. aVotßodvw, 10, 21. .a.VotAot(Lßocvw, 8, 9. &vOCAWIjlL;, 8, 17, 19, 26, 57, 154. a7tOKotAU7t't"W, 125, 126, 127, 128, 129, 130, 139, 152. a7toa't'&AAW, 10, 26. a7to't'ocaaw, 42, 54-55, 61. ßotaLAdot, 22, 40, 51, 52, 65, 67, 75, 76, 82, 84, 89, 156. l'LVOOa)(W, 124-125, 126, 130, 137, 139, 152. 8otL(L6vLOV, 22, 97-98, 111, 112, 113-116. MK't'UAO; '&EOÜ, 84, 93, 157. a&XO(LotL, 12, 16-17, 70, 72-73, 81, 110. 8LotYY&AAW, 39-40, 48. Eyyl~w, 10, 76, 82, 90, 146, 156. iv't'o; u(Liiiv, 89.
Kot't" !8lotv, 131. K'l)pUaaW, 32, 40, 75. KUPLO;, KUPLE, 13, 62, 81, 97,116,117,143-
28, 47, 48.
144, 145, 147, 148, 149, 152, 154, 156. 125, 138-140, 142, 148, 152, 156 . 686;, 34-35, 44-45, 46-48, 49-50, 51, 63, 119, 154. ISvo(Lot, 98, 108, 112-115, 116-117. ISCjJL;-aKOp7tlo;, 102-106. 7totpot~peaLC;, 88-89, 93. 7tVEU(Lot't'ot, 107, 112. 7tVEÜ(Lot &YLOV, 121, 134-137. 7tOPEUO(LotL, 9-11, 18, 23-24, 27, 43, 48, 57. 7tp6aw7tov, 10, 11, 46, 48, 61. a't"ljpl~w, 6-7, 9. aU(L7tA'l)poüa.&otL, 7, 19. 't'67toC;, 74, 92, 153. Xotlpw, XotpOC, 96-97, 98-99, 107-108, 117, 120, 147, 149. v~mo;,