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Inhalt Legende und Wahrheit über die Katze
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Die Katze nicht im Sack gekauft Testen Sie sich: Sind Sie ein Katzenm...
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Inhalt Legende und Wahrheit über die Katze
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Die Katze nicht im Sack gekauft Testen Sie sich: Sind Sie ein Katzenmensch? Wie man zu einer Katze kommt Welches Katzchen soll man wählen? Zwei Katzen - oft die bessere Lösung Die letzten Vorbereitungen
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Wie man mit Katzen richtig umgeht Die aufregenden ersten Tage Katzenerziehung nicht ,,für die Katz“ Freier Auslauf für die Katze? So fühlt sich die Katze in der Wohnung wohl
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Der Katzenhalter und seine Verantwortung Die richtige Katzennahrung Katzengerechtes Fertigfutter Tips für Selbstversorger Das richtige Füttern Katzenkrankheiten und wie man sie verhindert Schutzimpfungen Katzenkörperpflege Erste Hilfe im Krankheitsfall Wenn der Sex sich regt... Die Sache mit dem Nachwuchs Die Katzen hochzeit Die Pflege der tragenden Katze Die Geburt der Jungen Pflege und Aufzucht der Jungen Katzen im Urlaub Wenn ein Umzug ins Haus steht
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Kommunikation zwischen Mensch und Katze Körperfunktionen der Katze Der Körperbau Das Sehvermögen Das Gehör Der Tastsinn
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Der Geschmackssinn Der Geruchssinn Kleine ,,Sprachlehre“ für den Katzenfreund Die verschiedenen Laute Die Mimik Die Körpersprache Mißverständnisse und daraus erwachsende Vorurteile Die ,,grausame“ Jägerin Die ,,treulose“ und ,,falsche“ Katze Die ,,kinderfeindliche“ Katze Die Katze als Freundin und Lehrmeisterin
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Legende und Wahrheit über die Katze Die Geschichte der Hauskatze ist von Legenden umrankt. Eine der schönsten stammt aus dem morgenländischen Sagenschatz. Wenn man ihr glauben will, dann begann die Geschichte der Katze mit einem königlichen »Hatschi!« auf Noahs Arche. Dort litten Menschen und Getier, schon bald nachdem sie sich eingeschifft hatten, unter einer fürchterlichen Mäuse- und Rattenplage. Die Nahrungsvorräte waren bereits arg angenagt- und die Sintflut wollte noch lange kein Ende nehmen. In seiner Not suchte Noah Rat beim König der Tiere, beim Löwen, der gerade mit seiner Gefährtin Siesta hielt. Der Löwe hörte sich alles bedächtig an, blinzelte der Löwin ein wenig schläfrig zu, sagte aber nichts Noah wollte sich schon enttäuscht abwenden, strich aber vorher der Löwin gedankenverloren über den Kopf. In diesem Moment nieste die »Königin« einmal kräftig — und siehe da: Ihren Nüstern entsprangen zwei allerliebste, mähnenlose Mini-Löwen, das erste Katzenpaar! Ehe Noah sich's versah, hatten die beiden unter den Nagern aufgeräumt. Der Archen-Käpt'n war begeistert, seine Familie ebenfalls, und auch die meisten Tiere waren herzlich froh. Mit Ausnahme der Ratten und Mäuse freilich, die die »Säuberungsaktion« überlebt hatten. Sie verkrochen sich vor Schreck in alle verfügbaren Löcher. In Löchern hausen sie heute noch; aus Angst vor den kleinen Löwen-Abkömmlingen... So war's natürlich nicht in Wirklichkeit, aber die Legende enthält einige hübsch verpackte Wahrheiten über die Tiere, die sich heute mehr denn je in unsere Herzen schleichen. Nach Art und Abstammung ist die Katze ein Raubtier. Unmittelbare Vorfahren sind zwar nicht die Löwen, sondern die Wildkatzen, besonders die Nubischen Falbkatzen, die gefleckten indischen Steppenkatzen und die kaukasischen Wildkatzen. Die Katze wurde erst zum Haustier, als die Menschen begannen, Nahrungsvorräte anzulegen, also seßhaft wurden. Sie folgte anderen Tieren, die sich als »Haustiere« des nahrungsspeichernden Menschen verstanden - den Mäusen und Ratten. Wenn auch nicht- wie in der Legende - unmittelbar aus königlic hem Odem entstanden, so ist die Katze doch ein Tier von Adel, Sie genoß im Laufe ihrer Geschichte mehr Ehren als jeder König, Im alten Ägypten wurde sie zum Göttertier erhoben, Jahrtausende lang heilig gehalten und sorgsam gepflegt. Auch den Germanen galt die Katze heilig, als ein Tier der Liebesgöttin Freya. Fanatiker und Abergläubische im »aufgeklärten« Abendland brachten die Katze mit anderem Adel in Verbindung: Mit dem Höllenfürsten. Die Jahrhunderte des Hexenwahns brachten furchtbare Konsequenzen mit sich, nicht nur für die Katzen, sondern auch für die Menschen, die den allgemeinen Abscheu nicht teilten: Wer einer Katze Pflege und
Fürsorge angedeihen ließ, mußte damit rechnen, über kurz oder lang einen Hexenprozeß angehängt zu bekommen.
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Ob Heilige oder Teufelstier- kein anderes Haustier hat so sehr die Phantasie des Menschen angeregt, keines hat so gegensätzliche Gefühle geweckt, Bewunderung erregt und Ängste freigesetzt. Und kein anderes Haustier ist über so lange Zeit so unverstanden geblieben wie die Katze. Dabei ist es gar nicht so schwer, die liebenswerten Leisetreter zu verstehen. Wer sich ein wenig Mühe gibt, der wird bald sehen, daß die Katze nichts Unheimliches an sich hat. Sie ist keine unnahbare Göttin und erst recht kein böser Dämon. Sie ist ganz einfach ein ideales Haustier Die richtige Gefährtin für Individualisten, feinfühlige Partnerin für Sensible, »emanzipierte« Genossin überzeugter Demokraten, Entspannungshelferin für Gestreßte - und da, wo es sein muß, eine tüchtige Mäusefängerin. Und außerdem hat sie viel Zärtlichkeit für den Menschen, der mit ihr zu leben versteht. Dieses Buch soll Ihnen dabei helfen.
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Die Katze nicht im Sack gekauft Testen Sie sich: Sind Sie ein »Katzenmensch«? Für die Beliebtheit der Katze gibt es viele Gründe. Finden Sie heraus, weshalb Sie diesem Haustier vor allen anderen den Vorzug geben - das Ergebnis sagt einiges darüber aus, ob eine Katze für Sie der richtige Partner ist, oder ob Sie doch lieber auf den »Stubentiger« verzichten sollten. Die Katze hat nicht zuletzt deshalb eine so große Anziehungskraft für uns, weil uns ihr Wesen auch nach Jahrtausenden noch rätselhaft und unergründlich erscheint, ein kleines Geheimnis in einer Welt, die an Geheimnissen immer ärmer wird. Freiheitsliebende Menschen schätzen den Stolz und die Eigenwilligkeit der Samtpfotigen, Ästheten sind bezaubert von ihrer raubtierhaften Anmut. Außerdem ist das Raubtier, das zum Haustier wurde, ein zärtliches Geschöpf- und wer sehnt sich nicht nach mehr Zärtlichkeit?
Wer eine Katze ins Haus holen möchte, muß sich zuvor über alle Konsequenzen im klaren sein, die ein solcher Entschluß mit sich bringt.
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Es gibt noch andere Gründe für die steigende Beliebtheit der Katze: Dieses Tier scheint sich dem modernen Leben mit seinen vielen Beschränkungen besser anzupassen als der Hund. Die Katze verlangt nicht dauernd nach menschlicher Gesellschaft, sie stört nicht durch lautes Gebell und sie kostet keine Steuern. Sie gibt sich auch mit wenig Platz zufrieden, muß nicht »Gassi« geführt werden, und in den meisten Fällen - von den langhaarigen Rassekatzen einmal abgesehen - hält sie sich auch noch selber ihren Pelz sauber. Vorsicht, wenn es ausgerechnet und vor allem dieser Grund ist, der Sie für die Katze einnimmt! Für so manchen schnurrenden Hausgenossen hieß schon bald die Endstation »Tierasyl«, weil er sich als doch nicht so pflegeleicht entpuppte, wie ein waschbarer Plüschteddy. Seien Sie sich von vornherein klar darüber, daß die Katzenhaltung mit ein wenig Mühe verbunden ist - unzumutbar viel ist es wirklich nicht! Aber auch dann, wenn Ihr ganzes Herz voller Katzenliebe ist: Lassen Sie sich, bevor Sie solch ein Tier ins Haus holen, noch einmal alles durch den Kopf gehen, was dagegen sprechen könnte. Hier eine kleine Liste der möglichen Einwände: Katzen kosten Geld. Selbst wenn Sie das Tier geschenkt bekommen, müssen Sie eine Menge »Mäuse« für das Samtpfötchen locker machen: im Laufe eines Jahres etwa 700 Mark - Kosten für Futter, Streu und Tierarzt. Katzen haben Krallen. Teppiche und Polstermöbel kriegen im Laufe der Zeit mal den einen oder anderen Kratzer ab, auch wenn Sie die Katze beizeiten an ein Wetzbrett oder einen Kratzbaum gewöhnen, Kommen Sie nicht auf die Idee, die Vorderkrallen amputieren zu lassen - das ist Tierquälerei. Sie berauben die Katze damit um ein Stück ihrer Persönlichkeit. Durch einige Katzenbücher, vorzugsweise Übersetzungen aus dem Amerikanischen, geistert zwar immer noch der Rat zur Krallenamputation, aber nach dem deutschen Tierschutzgesetz ist diese Operation verboten. Zu Recht! Eine Katze ohne Vorderkrallen kann kaum mehr klettern und nur noch sehr unsicher springen. Sie wird in ihren natürlichen Verhaltensweisen schwer gestört und ist unfähig, sich in einer Gefahrensituation zu verteidigen. Menschen, denen die Unversehrtheit ihrer Polstermöbel mehr wert ist als die Unversehrtheit eines lebendigen Wesens, sollten sich Stofftiere anschaffen! Katzen verlieren Haare. Katzen sind Feilwechsler, sie haaren also. Im Frühjahr und im Herbst, wenn sie sich das Sommer- beziehungsweise das Winterfell zu-
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legen, besonders stark, und das ganze Jahr über ein bißchen, mal mehr, mal weniger. Die Arbeit damit haben Sie und Ihr Staubsauger. Katzenspiele kennen keine Grenzen. Im Eifer eines Verfolgungsspiels oder einer Fliegenhalz über Tische, Schränke, und Regale hinweg, kann schon mal etwas zu Bruch gehen. Können Sie's verschmerzen? Kleine Katzen werden groß. Lassen Sie sich nicht zur Anschaffung einer Katze verleiten, wenn Sie nur kleine Kätzchen so «nie dlich« finden. Zugegeben: Es gibt kaum etwas drolligeres als ein Katzenbaby. Aber schon nach ein paar Wochen ist aus dem wuscheligen Fellknäuel ein geschmeidiges Tier geworden, das sich zwar durch Anmut, aber nicht mehr durch knuddelige Niedlichkeit auszeichnet. Und geknuddelt werden mag es dann auch nicht mehr! Katzen haben Ihren eigenen Kopf. Schaffen Sie sich keine Katze an, wenn Sie eigentlich viel lieber einen Hund hätten, den Sie aber aus Platzgründen, aus Zeitmangel oder weil er soviel Arbeit macht nicht halten können. Sie werden keine Freude an einer eigenwilligen Katze haben, wenn Sie ihr Verhalten mit den gleichen Maßstäben messen, die Sie einem Hund anlegen, und womöglich noch absoluten Gehorsam von dem Tier verlangen. Und, was ebenso wichtig ist, die Katze hätte auch keine Freude an Ihnen... Katzen brauchen menschliche Zuwendung. Auch Wenn's vielerorts anders zu lesen steht: Katzen sehen im Menschen nicht nur den Futterspender, sondern vor allem die Bezugsperson - ohne richtigen Kontakt zu ihr kümmern sie dahin. Sie müssen sich also täglich genügend Zeit nehmen, um der Katze ihre »Streicheleinheiten« zukommen zu lassen, um ihr die Zuwendung zu geben, die sie braucht. Katzen wollen Hausrecht haben. Einem Hund können Sie notfalls einen bestimmten Platz zuweisen - Katzen nehmen die ganze Wohnung in Besitz. Es verunsichert sie, wenn sie immer wieder von den guten Plätzen verscheucht werden, und sie reagieren darauf mit Verhaltensstörungen - von Unsauberkeit bis Agressivität. Freundschaft kann so nicht entstehen. Wären Sie notfalls bereit, auch einmal Ihren Lieblingssessel an die Katze abzutreten? Katzen verlangen Treue. Die Entscheidung für die Katze bindet Sie. Zwölf, fünfzehn oder zwanzig Jahre — ein Katzenleben lang. Auch im Urlaub! Kennen Sie jemanden, der für das Tier sorgen kann, wenn Sie einmal verreisen oder aus an deren Gründen nicht zu Hause sein können? Und wären Sie bereit, wegen einer kranken Katze auf Ihren Urlaub zu verzichten?
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Katzen wollen Partner sein. Eins können Sie nicht werden: Katzenbesitzer. Katzen entziehen sich Besitzansprüchen wie emanzipierte Frauen, Sie wollen als nahezu - gleichberechtigte Partner akzeptiert werden. Dazu gehört, daß man sich in manchen Dingen auch nach ihnen richten muß. Der Verhaltensforscher Professor Paul Leyhausen, seit über dreißig Jahren mit der Katze auf vertrautem Forscherfuß, hat es einmal deutlich gesagt: »Nur wer bereit ist, sich seiner Katze weitgehend anzupassen, kann mit ihr in Harmonie leben.« Schreckt Sie diese lange Liste nicht? Dann sind Sie aus diesem Test als »Katzenmensch par excellence« hervorgegangen. Sie sind der Mensch, der den Eigensinn der Katze akzeptieren kann, der ihren Willen nicht brechen will, und der im Umgang mit ihr auch mal ein Auge zudrückt. Wenn Sie außerdem noch zu den eher ruhigen Menschen gehören - Katzen mögen keine Hektik! - dann sind Sie so recht geschaffen für die Freundschaft mit dem »zärtlichen Raubtier«. Die Katze wird Freude an Ihnen haben, und Sie werden Freude am Leben mit der Katze haben. Aber - und das ist wichtig - Sie müssen sich über diese Nachteile, die die Katzenhaltung mit sich bringen kann, im klaren sein und dürfen nicht die Augen davor verschließen. Und auch alle Personen, die in Ihrem Haushalt leben, müssen mit dem eigenwilligen Hausgenossen einverstanden sein - sonst gibt's am Ende doch Katzenjammer. Wenn all diese Punkte geklärt sind, kommt es nur noch darauf an, das neue »Familienmitglied« sorgfältig auszuwählen. Aber das ist schon wieder ein Kapitel für sich.
Wie man zu einer Katze kommt Steht Ihr »Ja« zur Katze fest? Dann haben Sie es sicher schon gemerkt: Es ist nicht schwierig, an eine Katze zu kommen - schließlich gibt es so viele. Machen Sie es sich trotzdem nicht leicht, wählen Sie sorgfältig und überlegt. Sonst kaufen Sie allzu leicht die sprich wörtliche »Katze im Sack«-und können sich damit ein paar unschöne Überraschungen einhandeln. Bestimmt haben Sie sich schon Gedanken gemacht, ob ein Rassekätzchen oder ein ganz gewöhnlicher »Stubentiger« Ihr neuer Hausgenosse werden soll. Ne-
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benbei: Es gibt überhaupt keine gewöhnlichen Katzen... Kurze Steckbriefe der verschiedenen Rassekatzen finden Sie im letzten Kapitel dieses Buches. Nur soviel vorweg: Hauskatzen sind meist kräftiger und widerstandsfähiger als ihre durch Zucht veredelten Artgenossen. Zudem besitzen die meisten von ihnen eine handfeste Intelligenz, mitunter sogar Bauernschläue. Schließlich haben die »einfachen« Hauskatzen über viele Generationen hinweg einen besonders harter Kampf ums Dasein führen müssen. Hauskauen sind pfiffig. Womit beileibe nicht gesagt sein soll, Rassekätzchen seien nicht intelligent! Kurzhaarige Rassekatzen wie Siamesen oder Burmesen zeichnen sich meist durch ein besonders lebhaftes Temperament aus, die Langhaarkatzen dagegen gehören eher zu den ruhigen Vertretern ihrer Art. Sie eignen sich also gut für Menschen, die selbst nicht gerade zu den Temperamentsbündeln gehören. Für träge Leute sind sie jedoch nichts: Langhaarkatzen verlangen in der Fellpflege unermüdlichen Fleiß und Ausdauer. Tägliches Kämmen und Bürsten ist Pflicht! Bleibt die Frage: Woher ein Kätzchen nehmen? Am besten daher, wo es geboren worden ist. Jede Zwischenstation - beim Kauf in der Tierhandlung etwa oder direkt von einer Ausstellung - vergrößert das Infektionsrisiko. Vielleicht gibt es in Ihrem Bekannten- oder Freundeskreis gerade Katzen nach wuchs. Wenn die Tiere sorgfältig gehalten werden, hat das für Sie als Interessenten manchen Vorteil. Sie können die Entwicklung der Jungen gut beobachten und sich schon einmal im Umgang mit den Tieren üben. Schauen Sie auch einmal im Anzeigenteil Ihrer Zeitung unter der Rubrik »Tiermarkt« nach. Oder fragen Sie, besonders in den Monaten Juni und Juli, wenn die vielen Maikätzchen das Alter erreichen, in dem sie selbständig werden, bei den örtlichen Tierschutzvereinen nach. Dort ist man oft froh, Jungtiere in gute Hände vermitteln zu können. Wenn Sie ein Rassekätzchen kaufen wollen, ist der Weg zum Züchter der beste Weg. Aber Vorsicht! Seit das Tier so recht als Handelsware entdeckt worden ist, gibt es unter den Züchtern nicht nur Idealisten. Sie könnten auch an Leute geraten, denen nur eine einzige Katze lieb und wert ist: die Geldkatze! Der Deutsche Katzenschutzbund rät: Hüten Sie sich vor »wilden«Züchtern, die keinem seriösen Verband angeschlossen sind, und die ihre Tiere ohne Stammbaum abgeben! Kaufen Sie keine Kätzchen, die in Käfigen oder Zwingern gehalten werden, keine Tiere aus der Massenzucht und keine ohne Impfpaß! Wer das Risiko einschränken will, an einen rücksichtslosen »Geldkatzenzüchter« zu geraten, kann an den 1. Deutschen Edelkatzen-Züchterverband., Humboldtstraße 9, 6200 Wiesbaden, oder an die Deutsche Rassekatzen-Union e.V.
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D.R.U., Hauptstraße 21, 5591 Landkern, schreiben. Geben Sie an, für welche Rasse Sie sich interessieren. Die Verbände werden Ihnen Adressen von Züchtern in der Nähe Ihres Wohnortes mitteilen. Daß der Züchter nicht allzu weit weg von Ihnen wohnt, ist wichtig, denn mit nur einem Besuch dort ist es meist nicht getan - schließlich geht es um einen Hausgenossen, mit dem Sie viele Jahre leben wollen. Wenn Sie nicht unbedingt ein kleines Kätzchen haben wollen, gibt es noch einen Weg, zu einem neuen Hausgenossen zu kommen: den ins Tierasyl. Die Regel heißt zwar, Katzen besser dort kaufen, wo sie herkommen, Zwischenstationen vermeiden. Aber keine Regel ohne Ausnahme. In den Tierasylen warten ungezählte Katzen auf ein neues, liebevolles Zuhause, erwachsene Katzen, die mit »ihren« Menschen oft traurige Erfahrungen machen mußten. Trotzdem suchen sie immer wieder den Kontakt zu m Menschen. Wer eine Katze aus dem Tierheim holt, rettet ihr das Leben, denn Tiere, die nicht vermittelt werden können, müssen in den meisten Fällen eingeschläfert werden. Haben Sie keine Angst, daß eine erwachsene Katze sich nicht an einen neuen Menschen oder ein neues Zuhause gewöhnen könnte. Ein Beispiel aus eigener Erfahrung; Unsere erste Katze war schon etwa anderthalb Jahre all, als wir sie bekamen, also ei n bereits erwachsenes Tier. Sie hat ganze drei Tage gebraucht, um sich bei uns einzuleben - nach dieser Zeit überschüttete sie uns geradezu mit ihrer Zärtlichkeit, mit Schnurren, Schmusen und Köpfchengeben. Sie ist bis heute eine besonders «schmusige« und zärtliche Katze geblieben. Überall da, wo viele Tiere auf verhältnismäßig engem Raum gehalten werden, ist das Risiko, daß es hin und wieder zu Injektionskrankheiten kommt, nicht ganz auszuschließen. Auch im Tierheim nicht. Trotzdem ist die Gefahr, sich mit der Asylkatze ein krankes Tier ins Haus zu holen, nicht hoch. In den von den Tierschutzvereinen unterhaltenen Heimen kümmern sich Tierärzte um die Gesundheit der Heiminsassen - und zwar gründlich. In manchen Tierheimen haben Sie noch vierzehn Tage lang Anspruch auf kostenlose Behandlung durch den dortigen Tierarzt - falls tatsächlich einmal etwas sein sollte. Ein Preisbeispiel aus einem Hamburger Tierheim: Wer hier eine Katze holt, zahlt 20 Mark für die Impfung gegen Katzenseuche. 30 Mark für die Sterilisation und 5 Mark für den Tragekarton. Die Katze selber kostet nichts. Wer eine erwachsene Asylkatze aufnimmt, muß freilich auf die Freude, ein kleines Kätzchen heranwachsen zu sehen, verzichten. Doch er wird reich entschädigt, wenn er die Liebe und das Vertrauen eines Tieres gewinnt, mit dem das Schicksal nicht gerade sanft umgesprungen ist, und das bislang wenig Grund hatte, den Menschen zu vertrauen oder ihn gar zu lieben. Solche Liebe verpflichtet natürlich auch...
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Welches Kätzchen soll man wählen? Nehmen wir an, Sie haben sich für ein Jungtier entschieden. Als nächstes stellt sich die Frage: welches Katzchen nehmen? Vor einem Wurf niedlicher Katzenkinder, eines entzückender als das andere, muß die Wahl natürlich zur Qual werden. Aber sie mach tauch Freude! Suchen Sie vor allem ein gesundes Tier aus! Ein paar Anhaltspunkte dafür: Gesunde Kätzchen sind munter, springlebendig und neugierig. Sie lassen sich gern zu einem Spielchen — etwa mit einem Stuckchen Bindfaden oder einer Kette —animieren. Vorsicht, wenn ein Tierchen apathisch in einer Ecke hocken bleibt! Achten Sie vor allem darauf, daß das Kätzchen aus einem sauberen Haushalt stammt. Es muß dort nicht gleich riechen wie im Krankenhaus, und ein bißchen Staub auf den Möbeln ist auch nicht bedenklich. Machen Sie aber kehrt, Wenn's in der Katzenkinderstube unangenehm riecht, wenn die Katzentoiletten nicht sauber sind und wenn Reste der Katzenmahlzeiten verkrustet im Napf liegen Katzen fühlen sich nicht wohl im Schmutz - Bakterien, Viren und Parasiten dafür um so mehr. Kehrt machen sollten Sie auch, wenn die Kätzchen wunde oder kahle Stellen im Fell haben und man Ihnen weismachen will, es handle sich dabei um harmlosen Milch- oder Entwöhnungsschorf. So etwas gibt es bei Katzen nämlich gar nicht. Gesunde Kätzchen haben ein glänzendes, weiches Fell, klare Augen, saubere Naschen und reine, geruchlose Ohren. Trübe, tränende Augen und verschleimte Nasen sind immer verdächtig, Unangenehm riechende Ohren können auf Ohrmilbenbefall hindeuten. Verdächtig ist auch ein stumpfes, gesträubtes Fell.
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Schauen Sie dem Tierchen auch ins Maul. Natürlich dürfen Sie dabei keine Gewalt anwenden, warten Sie ab, bis das Kätzchen mal gähnt oder »lacht«. Die Mundschleimhaut gesunder Kätzchen zeigt ein kräftiges Korallenrosa, ist weder zu blaß noch zu rot. Übrigens: Ein Kätzchen, das noch nicht in jedem Kiefer eine Reihe nadelscharfer, sauberer Milchzähne hat, ist viel zu jung, um von der Mutter getrennt zu werden. Auch unter den Schwanz müssen Sie schauen. Gesunde Kätzchen haben einen sauberen, nicht von Kotresten verkrusteten After. Bei dieser Gelegenheit können Sie auch gleich feststellen, ob Sie's mit einem Kätzchen oder einem Katerchen zu tun haben. Beim Kater erinnert das Geschlecht an zwei nebeneinanderliegende Pünktchen, beim Kätzchen sieht es eher aus wie ein kleines Semikolon. Man muß allerdings schon ziemlich genau hinschauen. Nicht von ungefähr passiert es hin und wieder doch, daß Katzenhalter sich wundern, wenn ihr »Kater« plötzlich Junge kriegt.
Der Körper eines gesunden Kätzchens fühlt sich straff und fest an, aber nicht hart. Ein schlaffer, harter oder geschwollener Bauch deutet auf Parasiten befall oder auf andere Krankheiten hin. Noch etwas: Gesunde Kätzchen riechen gut. Der Schriftsteller Algernoon Blackwood spricht von einer »atmenden, pelzigen Frische«-ein ungern ein angenehmer Duft jedenfalls. Schauen Sie also nicht nur. schnuppern Sie auch freilich erst, wenn Ihnen das Tierchen erlaubt, ihm so nahe auf den Pelz zu rükken. Vorsicht ist noch bei weißen Kätzchen geboten. Machen Sie eine Hörprobe! Weiße Kätzchen kommen mitunter taub zur Welt.
Sie können sich nicht entscheiden? Dann überlassen Sie diese Wahl den Tieren! Spielen Sie mit ihnen, vielleicht gibt es in dem Wurf ein Kätzchen, das sich besonders stark zu Ihnen hingezogen fühlt, das immer wieder Ihre Nähe sucht. Betrachten Sie es als einen Wink des Schicksals - solch eine »Adoption«, die von der Katze ausgeht, ist eine gute Basis für die Beziehungen zwischen Mensch und Tier. Ansonsten nehmen Sie das Kätzchen, das Ihnen am besten gefällt, gleichgültig, ob es Kater oder Katze (die Tiere sollten später ohnehin unfruchtbar gemacht werden), das stärkste oder das schwächste, das frechste oder das bravste Tier im Wurf ist.
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Haben Sie nun »Ihr« Kätzchen gefunden? Mitnehmen können werden Sie es in den meisten Fällen noch nicht, denn das Tier muß mindestens zehn Wochen bei der Mutterkatze bleiben. Siamkatzen dürfen frühestens im Alter von drei, besser noch von vier Monaten von der Mutter getrennt werden. Außerdem ist es gut, wenn die Katzenkinder ihre Impfung gegen Katzenseuche noch im alten Heim erhalten. Nutzen Sie die Zeit für die notwendigen Vorbereitungen!
Zwei Katzen - oft die bessere Lösung Noch haben Sie auch Zeit, sich mit einem Gedanken vertraut zu machen, der Ihnen bislang vielleicht nicht gekommen ist: Zwei Katzen sind oft besser als eine! Katzen sind nicht die mürrischen Einzelgänger, als die sie oft beschrieben werden. Neuere Verhaltensforschungen haben ergeben, daß Katzen die Gesellschaft ihrer Artgenossen unter Umständen durchaus zu schätzen wissen. Machen Sie sich nichts vor: Den ganzen Tag werden Sie sich kaum um Ihre Katze kümmern können. Wahrscheinlich sind Sie berufstätig, müssen das Tier also einige Stunden am Tag allein lassen. Katzen jammern dann zwar nicht so herzzerreiBend wie Hunde, aber glauben Sie deshalb nicht, daß ihnen das lange Alleinsein Spaß macht! Eine Katze schläft zwar - für menschliche Begriffe - ungeheuer viel, aber sie verdöst nicht den ganzen Tag. Und sie kümmert dahin, wenn sie immerzu allein und ohne jegliche Ansprache gelassen wird. Manche Katzen, die ständig allein sein müssen, werden aggressiv, manche sogar krank. In diesem Fall sind zwei Tierchen auf jeden Fall besser dran als eine Einzelkatze. Wenn Sie Wurfgeschwister wählen, gibt's keine Probleme — die Tiere sind bereits aneinander gewöhnt. Außerdem fällt ihnen so die Trennung von der Mutter und den Geschwistern nicht ganz so schwer. Suchen Sie sich aber aus einem Wurf nicht gerade das stärkste und das schwächste Tierchen aus, sonst wird sehr schnell einer »untergebuttert«. Sie können die Frage, ob eine zweite Katze oder nicht, auch noch eine Weile zurückstellen, um erst einmal zu sehen, wie Sie mit einer Katze zurechtkommen. Der Haken dabei: Je älter eine Katze wird, desto schwieriger ist es für sie, sich an einen Neuankömmling zu gewöhnen.
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Am leichtesten gewöhnen sich natürlich Katzenkinder aneinander. »Kinder« sind sie etwa bis zürn siebten Lebensmonat. Die Kleinen sehen im Anderen in erster Linie noch den Spielgefährten und erst in zweiter Linie den Rivalen um die Gunst »ihres« Menscher. Gut ist es, wenn die neu hinzukommende Katze kleiner und schwächer ist als die erste. Überlegenheit stimmt allemal von vornherein friedfertiger. Gut ist es auch, wenn Sie dem Kätzchen einen Kater, dem Katerchen ein Kätzchen zugesellen. Und wenn Sie in der Zeit der Eingewöhnung dem
Zwei Katzen sind oft besser zu halten als eine allein; im allgemeinen gewöhnen sich junge Katzen sehr schnei/ aneinander; gut ist es, wenn Sie dem Kätzchen einen Kater, dem Kater aber ein Kätzchen zugesellen.
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Erstling gegenüber ganz besonders aufmerksam sind und ihm tüchtig um den Bart gehen, dann werden Sie wenig Probleme haben. Diplomatie schätzt man auch in Katzenkreisen . . . Auf ein bißchen Aufregung freilich müssen Sie sich gefaßt machen.
Die letzten Vorbereitungen Der Einzugstermin des oder gar der neuen Hausgenossen rückt immer naher. Dabei ist es ähnlich wie bei menschlichem Familienzuwachs: Ohne eine gewisse Erstausstattung geht es einfach nicht. Nutzen Sie also die Zeit, die Ihnen noch bleibt, zu einer Einkaufstour für die Katze. Zu den wichtigsten Dingen gehören Freßnapf und Trinkschüssel. Beide sollten standfest sein und sich leicht reinigen lassen. Achten Sie auch darauf, daß die Näpfe sich deutlich von de m Geschirr unterscheiden, das für den menschlichen Gebrauch tjestimmt ist. Ist das nicht der Fall, so könnte die Katze falsche Schlüsse ziehen, wenn ihr eine Speise auf dem »Menschenteller« verlockend erscheint. Und Sie können ihr nicht mal böse sein. Also, Verwechslungsgefahr von vornherein ausschließen! Für Freß- und Trinknapf brauchen Sie auch eine abwaschbare Unterlage, denn Katzen haben eine merkwürdige Eßkultur: Sie angeln sich gern einen Brocken aus dem Napf, spielen ein bißchen damit und verputzen ihn erst dann. Das ist Instinktverhalten, Sie können es dem Tier also nicht abgewöhnen. Wozu auch! Wenn der Brocken auf einer Plastikmatte, einem Stück Wachstuch oder auf einem leicht sauber zu haltenden Tablett landet, gibt es keinen Ärger. Geben Sie Miezes Eßtisch gleich einen festen Platz - am besten in der Küche Katzen sind in ihrem Wesen ein bißchen wie nette, konservative Menschen: Sie lieben es, wenn alles seine Ordnung hat, häufige Umstellungen und Veränderungen schätzen sie gar nicht. Auch die Katzentoilette sollte einen festen Platz bekommen - leicht zu errei-
chen, aber ungestört. Plazieren Sie das gute Stück also besser nicht im unmittelbaren Eingangsbereich der Diele und auch nicht versteckt in irgend einer dunklen, schwer zugänglichen Ecke. Geben Sie sich nicht mit Holzkisten, Blechschüsseln oder ähnlichen Behelfslösungen zufrieden. Nehmen Sie gleich eine der speziell für diesen Zweck angebotenen flachen Wannen aus Hartplastik, die
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sind nämlich leicht zu reinigen, und auf ihrem Boden können sich keine unangenehmen Gerüche festsetzen - vorausgesetzt, Sie spülen die Wanne täglich mit kochend heißem Wasser aus. Bei der Einstreu fürs Katzenklo haben Sie die Wahl zwischen Sägespänen, Torf, Sand, Zeitungsschnipseln oder der industriell hergestellten Katzenstreu, die aus kleinen Steinchen besteht. Sie bindet Gerüche am besten. Behälter, die mit die -
Die »Erstausstattung« für das Katzenheim Näpfe, Schlafkorb. Katzentoilette und Transporttasche; besser noch als eine Tasche ist ein Transportkorb geeignet.
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ser Streu gefüllt sind, lassen sich leicht säubern, denn die »verklumpten« Partien können immer schnell mit einer kleinen Gitterschaufel herausgehoben werden. Gebrauchte Streu gehört in den Abfall, nicht ins WC. Neben der guten Geruchsbindungsfähigkeit hat die Mineralstreu den Vorteil, daß sie nicht an Katzenpfötchen durch die ganze Wohnung geschleppt werden kann, außerdem sind so gefüllte Katzenklos in der Regel standfest. Durch eine Untersuchung der »Stiftung Warentest« ist diese Produktgruppe allerdings ein bißchen ins Gerede gekommen: Einige Sorten enthalten Fasern, die im Verdacht stehen, Krebs erregen zu können. Achten Sie also darauf, ein »faserfreies« Fabrikat zu kaufen. Inzwischen gibt es auch eine Streu, die aus Altpapier hergestellt wird, und der man gute Eigenschaften nachsagt. Eine Katzentoilette ist übrigens auch dann notwendig, wenn Ihre Katze Auslauf haben wird. In den ersten Tagen müssen Sie das Tier ohnehin im Haus lassen. Wie Sie wissen, gehören Krallen zur Katze noch mehr als die Dornen zur Rose. Also braucht sie auch etwas zum Krallenwetzen, wenn sie sich wohlfühlen soll. Es müssen ja nicht gerade Ihre Polstermöbel sein! Besorgen Sie also im Rahmen der Erstausstattung auch einen Kratzpfosten, ein Kratzbrett oder gar einen richtigen Kratzbaum. Bastler und Tüftler können hier übrigens ein ganz neues Betätigungsfeld entdecken, Die Wetzgelegenheit muß so angebracht sein, daß die Katze sich daran so richtig schön recken und strecken kann. Und standfest muß sie sein! Denn wenn solch ein Ding mit Gepolter umfällt, hau sich der Stubentiger doch lieber an die Polstermöbel. Eine Wolldecke gehört ebenfalls zur Aussteuer. Katzen lieben weiche, warme Unterlagen. Die Decke bekommt ausnahmsweise erst später einen festen Platz, dann nämlich, wenn sich das Tier sein Lieblingsplätzchen ausgesucht hat. Wenn Sie Glück haben, ist es nicht gerade Ihr Lieblingssessel, den Sie mit der Katzendecke zieren müssen, Eine zweite Wolldecke, die in den Schlafkorb gelegt wird, ist ebenfalls keine überflüssige Anschaffung. Die Gewöhnung ans neue Heim fällt der Katze leichter, wen n sie gleich bei ihrem Einzug auch ein bißchen Spielzeug vorfindet. Setzen Sie also auch das auf den Einkaufszettel. Mit Wollmäusen, baldrianpräparierten Stofftieren und Bällen können Sie nichts falsch machen. Auch fast alles andere, was sich bewegt oder bewegen läßt, eignet sich, es muß nur so beschaffen sein, daß die Katze es weder verschlucken noch sich daran verletzen kann. Auch Bällchen aus zusammengeknülltem Papier - schon das Knistern ist Musik in Katzenohren! – oder
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Schnüre, die mal schnell, mal langsam über den Boden gezogen werden, regen den Spieltrieb an. Schnüre sollten Sie übrigens stets nach dem Spielen wegräumen, das Kätzchen konnte sich sonst darin verheddern und böse Unfälle erleiden. Aber mit ein bißchen Achtsamkeit ist diese Gefahr leicht zu bannen. Eine ganz wichtige Anschaffung ist ein verschließbarer Transportkorb. Die Katze kann ihn als »Wohnhöhle«, als Schlaf- und Ruheplatz benutzen; in diesem Fall muß er an einem zugfreien Platz stehen. Sie brauchen den Korb auch immer dann, wenn die Katze irgendwohin transportiert werden muß - etwa, wenn ein Tierarztbesuch fällig ist. Und sie brauchen den Transportkorb, wenn Sie den kleinen Hausgenossen heimholen. Setzen Sie das Tier auf keinen Fall einfach so ins Auto! Das ungewohnte Fahrerlebnis ist für die Katze ein reiner "Horror-Trip". In ihrem Schrecken kann sie aller hand Unheil anrichten - ins Lenkrad springen, aufs Gaspedal geraten, sich in Ihrem Genick verkrallen, der Möglichkeiten sind viele. Lassen Sie das Kätzchen also im geschlossenen Korb. Nehmen Sie nach Möglichkeit einen Beifahrer mit, der dem Tierchen während der Fahrt gut zureden kann. Daheim angekommen, bringen Sie Korb samt Katze in die Wohnung. Schließen Sie Fenster und Türen und offenen Sie den Korb erst dann. Jetzt müssen Sie sich nur noch ein klein wenig in Geduld fassen, bis der kleine »Tiger« von selbst herauskommt und Schritt für Schritt sein neues Heim in Besitz nimmt. Zeigen Sie ihm nun die speziellen Einrichtungen, vor allem das Katzenklo. Und dann dürfen, ja müssen Sie spielen und schmusen, solange es Ihnen und dem Katzentier gefällt. Und das kriegt vom Spielen bestimmt so schnell nicht genug, Machen Sie sich also auf eine lange Nacht gefaßt und auf viel, viel Spaß!
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Wie man mit Katzen richtig umgeht Nun ist es soweit: Sie leben in Wohngemeinschaft mit einer Katze. Ob sie sich in der Mertsch-Tier-Kommune heimisch fühlt, hängt zu einem großen Teil von Ihnen ab. Der streitbare Tierschützer Horst Stern hat einmal eine Art »Führerschein« für Hundebesitzer gefordert, Für Katzenhalter war von dergleichen nicht die Rede, doch ganz ohne gewisse Grundregeln geht's auch im Umgang mit der Katze nicht. Dazu gehört nicht nur die richtige Behandlung und Erziehung, man muß sich auch mit den Bedürfnissen der Tiere vertraut machen und mit ihrer Stellung in der Umwelt. Nur so kann man die sensiblen Hausgenossen artgerecht halten und vor möglichen Gefahren schützen, und nur so wird Ihr Haus oder Ihre Wohnung zu m richtigen Katzen heim werden. Der richtige Umgang mit Katzen ist gar nicht so schwer zu erlernen, wenn man den guten Willen hat und tolerant genug ist, dem Samtpfötchen gelegentlich auch seinen Willen zu lassen. Sie müssen sich ja nicht gleich tyrannisie ren lassen!
Die aufregenden ersten Tage Wenn Ihr Kätzchen erst einmal Einzug in sein neues Heim gehalten hat, werden Sie es merken: Man könnte sich dauernd mit ihm beschäftigen. Mehr oder weniger erwartet das Tier das auch - zumindest in den ersten Tagen. Eine Woche Vollbeschäftigung müssen Sie schon einplanen, und da ist es gut, wenn es in Ihrem Haushalt jemanden gibt, der nicht berufstätig ist. Wenn nicht, müssen Sie sich etwas einteilen lassen. Richten Sie sich jedenfalls schon einmal auf sehr lange Abende ein. Manche Katzenfreunde empfehlen sogar, ein paar Tage des Jahresurlaubs zu opfern! Je mehr Sie sich m den ersten Tagen mit dem kleinen Zimmertiger abgeben, desto enger wird er sich Ihnen anschließen, und desto mehr Freude werden Sie später an ihm haben. Zeit müssen Sie sich nehmen zum richtigen Füttern des Kätzchens, zum Spielen und Schmusen und für die Erziehung. Aber auch das ist schon wieder ein Kapitel für sich. In den ersten Tagen sollte das Katzchen das zu fressen bekommen, was es von zu Hause gewöhnt ist. Richten Sie sich also nach den Empfehlungen des Züchters oder des vorherigen Eigentümers. Bis zum Alter von etwa sechzehn Wochen braucht ein Kätzchen vier bis fünf kleine Mahlzeiten am Tag Sein nur etwa walnußgroßer Magen kann größere Futtermengen auf einmal noch nicht so gut verkraften. Jeden folgenden Monat dürfen Sie dann eine Mahlzeit wegfallen lassen. Mit sechs bis sieben Monaten wird das Kätzchen in puncto Fressen wie ein erwachsenes Tier behandelt: zwei Mahlzeiten pro Tag, morgens und abends je eine. Wie der Katzentisch gedeckt sein sollte, wird in einem der folgenden Ka-
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pitel verraten. Nur soviel vorweg: Jungtiere haben einen höheren Kalorienbedarf als erwachsene und meist auch einen riesigen Appetit. Spielen sollten sie mit dem Kätzchen in der ersten Zeit so oft wie möglich Das macht dem Vierbeiner nicht nur Spaß, es hält das Kätzchen auch gesund, munter und beweglich. Und wenn Sie auch später immer noch ein Spielstündchen beibehalten, bleibt die Katze länger jugendlich Für Katzenfreunde, die ihre Tiere ausschließlich in der Wohnung halten, ist tägliches Spielen eine Pflichtübung auch mit Katzen im gesetzten Alter. Auch wenn Sie alle Vorsichtsmaßnahmen treffen, ganz ohne Kratzer geht's nicht ab, wenigstens nicht in der ersten Zeit. Nehmen Sie's nicht weiter tragisch und tragen Sie die Abzeichen, die Sie als neues Mitglied in der Gilde der Katzenfreunde ausweisen, mit Stolz. Bei mir selbst und bei meinen Bekannten habe ich
Katzen spielen gern- dabei wird auch nicht vor Herrchens Schnürsenkeln haltgemacht.
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nie erlebt, daß sich ein Katzenkratzer zu einer schlimmen Sache auswuchs. Sorgen Sie trotzdem dafür, daß der Vorrat an Jod und Wundgel in Ihrer Hausapotheke nicht ausgeht. Gartenbesitzer sollten sich in jedem Fall vorsorglich gegen Wundstarrkrampf impfen lassen - übrigens auch dann, wenn sie nicht zu den Katzenhaltern gehören. Im allgemeinen jedenfalls sind Katzenkratzer halb so schlimm! Fassen Sie sich nur in Geduld. Mit der Zeit begreift das Kätzchen schon, daß es mit Ihrer Haut vorsichtiger umgehen muß als mit Mutters Fell. Also keine Angst vor wilden Spielen! Katzen fangen gern über den Boden gezogene Schnüre und jagen Papierbällchen nach. Solange die Katze Lust hat, apportiert sie die Bällchen sogar -und stürzt sich nach aufwendigem Anschleichen und Auf-der-Lauer-Liegen auf alles, was ihr Interesse erregt. Und da gibt es wenige Dinge, die man von vornherein ausschließen kann. Wundern Sie sich also nicht, wenn ihr Kätzchen Ihren warmen Wollhandschuh zum Feind erklärt, ihn mit kühnen Sprüngen erbeutet und unter drohendem Knurren anschleppt. Ihrer Phantasie beim Spielen mit der Katze sind keine Grenzen gesetzt - und damit Sie's gleich wissen: Ihrer Geduld auch nicht.
Katzenerziehung nicht »für die Katz« Katzen gelten als schwererziehbar, aufmüpfig bis rebellisch, jedem Gehorsam völlig abgeneigt - kurzum, sie haben in puncto Erziehung einen geradezu hundsmiserablen Ruf. Zu Unrecht, denn es ist gar nicht so schwer, aus einem kleinen Wildfang einen liebenswerten und angenehmen Hausgenossen zu machen. Freilich verlangt ein solches Unternehmen Geduld, Einfühlungsvermögen, Diplomatie und Liebe. Mit Zwängen und Befehlen, mit Schreien und Schla gen, mit Schimpfen und Strafen erreicht man nichts. Aber diese Erziehungsmittel sind ja heute zum Glück nicht nur in Katzenkreisen verpönt. Mär mag über die antiautoritäre Erziehung denken wie man will, bei Katzen verspricht diese Methode am ehesten Erfolg. Keine Angst, Sie ziehen sich damit keinen vierpfotigen Haustyrannen heran, der sich jede Frechheit herausnimmt. Die ganze Kunst besteht darin, Ihr Kätzchen dazu zu bringen, das zu wollen, was Sie selber wünschen. Wenn das keine erfolgreiche Erziehung ist! Sie können erreichen, daß Ihre Katze stubenrein ist. daß sie bestimmte Plätze meidet, ihre Krallen nicht an Polstermöbeln und Teppichen wetzt und Ihre Nerven nicht durch lästige Angewohnheiten strapaziert. Zu den Zielen der Erzie -
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hung gehört auch, daß das Kätzchen auf seinen Namen hört. Dressieren lassen sich die freiheitsliebenden Tiere kaum, es sei denn, sie fänden selber Gefallen an den Kunststückchen. die Sie ihnen beibringen wollen. Manche Katzen haben so gelernt, das Menschen-WC zu benutzen, an Klingelschnüren zu ziehen und so manches andere. Wenn Sie Ihrer Katze beibringen wollen, wie eine Kühlschranktür zu Öffnen ist. können Sie mit schnellen Dressurerfolgen rechnen. Aber das dürfte nicht so ganz in Ihrem Interesse sein! Um das Problem "Stubenreinheit" brauchen Sie sich in den meisten Fällen kaum zu kümmern - das hat schon die Mutterkatze besorgt. Höchstens zwei-, dreimal müssen Sie dem Kätzchen zeigen, wozu die Kiste da ist. Weil sein Instinkt ihm gebietet, große und kleine Geschäfte zu verscharren, begreift es sehr schnell die Zusammenhänge. Sie müssen in den ersten Tagen nur ein bißchen wachsam sein: Sobald das Kätzchen sich in der charakteristischen Hockstellung niederläßt und sein Gesichtchen einen besonders »verinnerlichten« Ausdruck annimmt, ist schnelles Handeln geboten. Tragen Sie das Tier dann an sein »Örtchen«. Oft wird das nicht nötig sein. Wen n dennoch mal etwas danebengeht, das »Malheur« sofort aufwischen und ein bißchen Pfeffer über den Fleck streuen oder mit Essigwasser darüberwischen. Es könnte nämlich sein, daß sich das Kätzchen vom selbstgeschaffenen Geruch angezogen und ermutigt fühlt, sich wiederum dort zu verewigen. So aber verleiden Sie ihm die Stelle. Experimentie ren Sie nicht mit Desinfektionsmittel, denn viele von ihnen enthalten Phenol oder Lysol - beides tödliche Gifte für Katzen. Kaufen Sie nur solche Mittel, die garantiert unschädlich sind. Viele Zoohandlungen halten katzengeeignete Desinfektionsmittel bereit. Noch etwas: Stupsen Sie das Kätzchen niemals mit der Nase m seine Exkremente! Diese Erziehungsmethode ist nicht nur grausam, sondern auch völlig sinnlos. Wenn trotz aller Vorsichtsmaßnahmen bei der Sauberkeitserziehung etwas schief geht, dann liegt es vielleicht an der Katzentoilette selbst. Überprüfen Sie die Schüssel noch einmal: Steht sie am richtigen Platz? Ist sie kippsicher? Hat sie vielleicht einen zu hohen Rand? Kein Kätzchen springt gern ins Ungewisse! Manche Katzen sind auch so »g'schamig«, daß sie sich nur auf einer Toilette mit Sichtschutz wohlfühlen - entsprechende Aufsätze gibt's im Zoohandel. Wer mag. kann aus Kartonwänden auch eine Sichtbarriere ums Katzenklo bauen. Vielleicht haben Sie aber auch eine ganz besonders heikle Katze erwischt, die es mit der Sauberkeit im Klo noch genauer nimmt als ihre Artgenossen. Bevor sie sich selbständig ein zweites Örtchen sucht, richten Sie's ihr ein: Steilen Sie eine zweite Katzentoilette auf. Einmal täglich sollte die Streu gewechselt und die Klo-
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Schlüssel ausgespült werden. Auch hier ist der häufige Gebrauch von Desinfektionsmitteln nicht angebracht. Nehmen Sie lieber kochend heißes Wasser. Tritt trotz allem noch Unsauberkeit auf, so ist das vermutlich kein Erziehungsproblem; vielleicht steckt eine Krankheit dahinter, beispielsweise Wurmbefall. Vielleicht fühlt sich Ihr Stubentiger aber auch vernachlässigt und protestiert auf diese Weise. Wenn wir unsere Katzen einmal zu lange allein gelassen haben - es muß aber schon wirklich sehr lange sein! - protestiert Kater Dickie immer noch mit einem säuberlich neben die Toilette gesetzten Häufchen Erziehung ist beim Umgang mit Katzen eben eine Sache auf Gegenseitigkeit! Schwieriger, als der an sich schon reinlichen Katze den richtigen Gebrauch des Katzenklos beizubringen, ist es, ihr klarzumachen, daß es Plätze gibt, an denen sie nichts zu suchen hat. Jedes Kätzchen wird zu nächst ein mal versuchen, auch den Eßtisch zu erobern. Hier helfen nur Wachsamkeit und Geduld. Sagen Sie laut und deutlich »Nein«, wenn Sie die kleine Neugiernase bei einer Patrouille über den Eßtisch erwischen, und setzen Sie das Tier hinunter. Im Anfang müssen Sie das ziemlich oft machen. Aber wenn Sie konsequent bleiben, begreift die Katze, daß sie an diesem Platz nicht erwünscht ist Ein Platz, der tabu sein muß, ist auch der Küchenherd, selbst wenn er kalt ist. Die Katze könnte einmal auf die heiße Herdplatte springen und sich dabei die Pfoten verbrennen. Solche Verletzungen sind überaus schmerzhaft und dürfen auf keinen Fall mit einer der üblichen Brandsalben behandelt werden. Viele dieser Salben nämlich enthalten das für Katzen schon in kleinen Mengen tödliche Phenol. Besser vorbeugen, damit es gar nicht zu Brandblasen an Katzenpfoten kommen kann! In mancher Beziehung reagieren Katzen ähnlich wie Kinder: Je weniger Tabus es gibt, desto eher werden bestehende Verbote respektiert. Schon aus diesem Grund sollte es m Ihrer Wohnung nicht allzu viele Platze geben, von denen die Katze sich fernhalten muß. Klären Sie bei dieser Gelegenheit gleich die Frage mit dem Bett. Trotz komfortablem Schlafkorb ziehen nämlich viele Katzen den Schlafplatz ihres menschlichen Gefährten vor. Wer das nicht will, muß konsequent bleiben und die Schlafzimmertür nachts schließen. Am besten steckt er sich auch noch ein bißchen Watte in die Ohren, damit der Katzenjammer des ausgesperrten Tieres nicht zu ihm dringt. Indessen - es gibt viele Menschen, die es heute damit anders halten. Tiere im Bett sind zwar nicht der Hygiene-Weisheit letzter Schluß, aber von der gesunden Katze gehen auch nicht übergroße Gefahren für die Gesundheit des Menschen
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aus. Von einer reinen Wohnungskatze sowieso nicht Zwei unserer eigenen Samtpfötchen statten uns seit Jahren regelmäßig Bettbesuche ab, ohne daß es unserer Gesundheit bislang geschadet hätte. Fast alle Katzenhalter, die ich kenne, geben nach anfänglicher Verschämtheit zu, daß ihre Tiere zumindest gelegentlich ihr Bett teilen — und auch diese Leute machen einen gesunden Eindruck. Meine Großmutter schließlich behauptet sogar, sie sei vor allem deshalb vom Rheumatismus verschont geblieben, weil sie jahrelang mit ihren Mäusefängern das Lager teilte. Wie auch immer - falls Sie meinen, das Schnurren einer Katze sei eine wundervolle Einschlafmusik, so gönnen Sie sich ruhig das Vergnügen! Konsequenter müssen Sie schon sein, wenn es um das Krallenwetzen an Teppichen und Polstermöbeln geht. Auch hier sind wieder die ersten Gebote Wachsamkeit und Geduld. Sobald Sie sehen, daß das Kätzchen seine Krallen in die guten Stucke schlägt, müssen Sie sich den kleinen Missetäterschnappen —aber bitte ganz sanft! - und ihn zum Kratzbaum oder zum Wetzbrett tragen. Zeigen Sie ihm, daß er dort kratzen darf .fahren Sie spielerisch milden Fingern dort entlang oder führen Sie sein Pfötchen über die Fläche. Ein Belohnungshäppchen, auf jeden Fall aber ausgiebiges Lob und eine Extrastreicheleinheit dürfen Sie nicht vergessen, wenn der kleine Krallenwetzer begriffen hat, worum es geht. Machen Sie sich aber schon darauf gefaßt, daß das Wegholen von den Polstermöbeln eine Prozedur ist, die Sie ziemlich oft wiederholen müssen. Es kommt darauf an, wer den längeren Atem hat - und Kätzchen können eine enorme Ausdauer entwickeln! Abschreckendes Beispiel aus unserer Praxis als »Katzenerzieher«: Bei einem Sofa versagte unsere Wachsamkeit und unsere Konsequenz. Heute sieht es aus wie die Karikatur eines Sofas. Soweit müssen Sie's nicht kommen lassen. Klettertouren in den Gardinen gehören ebenfalls zum Standardrepertoire kleiner Katzen. Nehmen Sie, wann immer es nötig ist, den Klettermaxen aus der Gardine, sagen Sie mit erhobener Stimme »Nein«, und lenken Sie ihn mit einem neuen Spielchen ab. Auch hier müssen Sie beweisen, daß Sie den längeren Atem haben. Tröstlich zu wissen, daß mit der Zeit Gardinenschau kein langweilig wird. Ich kenne jedenfalls keine erwachsene, noch so schlecht erzogene Katze, die das macht. Es sei denn, sie ist gerade auf Fliegenhatz. Kleine Kätzchen lieben es. an »ihren- Menschen hochzuklettern, ihnen von irgendeinem erhöhten Platz aus auf den Rücken zu springen oder spielerische Angriffe auf nackte Beine zu starten. Solche Extratouren müssen Sie sich von
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vornherein mit einem energischen »Nein!« verbitten. Etwa aufkommenden Unmut bei der Abgewöhnung solcher kleinen Laster können Sie leicht verhindern, indem Sie einfach ein anderes Spielchen vorschlagen. Auch darin sind Kätzchen und Kinder einander ähnlich: Sie lassen sich leicht ablenken. Ein Kätzchen dazu zu bringen, auf seinen Namen zu hören, ist nicht allzu schwie rig. Natürlich müssen Sie sich auch hier mit Geduld wappnen und dürfen keine allzu schnellen Erfolge erwarten. Wichtig ist, daß der Name dem Tier angenehm in den Ohren klingt: Katzen hören gern auf Namen, mit den Vokalen i und u — nicht von ungefähr sind Namen wie »Muschi«. »Pussi«, »Schnurri« und »Mimi« so verbreitet und beliebt. Aber auch auf jeden anderen Namen lernt das Kätzchen zu hören. Besonders, wenn Sie ihn mit einer angenehmen Sache - etwa Futter-schmackhaft machen. Rufen Sie, und wenn das Kätzchen kommt, gibt's zur Belohnung einen Leckerbissen. Rufen Sie es auch vor den Mahlzeiten bei seinem Namen. Und sprechen Sie es beim Streicheln und Schmusen immer wieder damit an. Auslauf nach draußen - darüber später mehr - sollten Sie Ihrer Katze erst dann gestatten, wenn sie einwandfrei auf ihren Namen hört und dem Ruf auch Folge leistet. Zur Erziehung einer Katze gehört es nach der Meinung mancher Experten auch, das Tier an Halsband und Leine zu gewöhnen. Das hat zweifellos seine Vorteile, auch wenn man eine Katze nicht so spazieren führen kann wie einen Hund. Unsere eigenen Katzen allerdings haben sich so vehement gegen alle Versuche dieser Art gewehrt, daß wir es aufgegeben haben. Bei Tierarztbesuchen und bei allen anderen Gelegen heilen, die erfordern, daß die Katze das Haus verläßt, bewährt sich bei uns der Transportkorb bestens. Immerhin, in vielen Fällen ist es praktisch, eine Katze zu haben, die sich an der Leine führen läßt. Aber bis es soweit ist, haben Sie eine harte Geduldsprobe zu bestehen. Nachlässigkeiten dürfen Sie sich bei diesen Übungen auf keinen Fall leisten - es hat Katzen gegeben, die sich mit Halsband und Leine stranguliert haben. In den ersten Tagen sollten Sie dem Tier das Halsband nicht länger als ein paar Minuten zumuten, später können Sie die Zeiten steigern. In vielen Fällen erweist sich ein Brustgeschirr als angenehmer und ungefährlicher, die Gewöhnung daran dauert allerdings noch länger als die ans Halsband. Ein Halsband kann bei einer Auslaufkatze recht nützlich sein, weil sie so auf den ersten Blick von einem heimatlosen Streuner zu unterscheiden ist. Aber wählen Sie sorgfältig! Am besten, Sie nehmen ein Halsband mit Druckknopf, aus dem das Tier sich notfalls mit einem Ruck befreien kann.
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Diese acht Wochen alten Siamkätzchen sind noch viel zu iung, um von der Mutterkatze getrennt zu werden! Frühestens im Alter von drei oder vier Monaten darf ihr neues Herrchen oder Frauchen sie zu sich nehmen.
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Soweit also die »Erziehung für die Katz«. Doch eines müssen Sie wissen: Katzen sehen «ihren« Menschen — Forschungen von Professor Leyhausen haben das ergeben - als eine, freilich etwas sonderbare Mitkatze an. Als »Katze« aber sollten Sie einige Regeln des Katzen-Knigges kennen. Wenn Sie sich nicht darum kümmern, könnten Sie eines Tages eine schmerzhafte erzieherische Lektion verpaßt bekommen. Deshalb hier nun eine kleine Liste der Tabus im Umgang mit Katzen: • Schreien und Schlagen verbietet sich von selbst. Eine Katze, die mit Schlä gen traktiert wird, haut im geeigneten Moment zurück. Recht hat sie! Allenfalls erlaubt ist der leichte Klaps mit einer zusammengefalteten Zeitung - aber selbst davon sollte man nur im äußersten Notfall Gebrauch machen, am besten jedoch gar nicht. • Der Griff ins Nackenfell ist allein der Mutterkatze vorbehalten. Heben Sie also auch eine kleine Katze nicht am Genick in die Höhe - das kann zu inneren Verletzungen führen, So hebt man den Stubentiger korrekt hoch: Eine Hand greift unter den Körper, knapp unterhalb der Vorderbeine, die andere Hand stützt die Hinterläufe, Wer es sich mit seinem Tier nicht verderben will, setzt es auch wieder sorgfältig auf alle vie r Pfoten ab. • Katzenschlaf verlangt Respekt, Schon der Prophet und Katzenfreund Mohammed hielt sich daran, wie eine alte Geschichte erzählt. Sein Kätzchen Muessa hatte es sich gerade im Ärmel seines Gewandes bequem gemacht und schlief, als Mohammed zum Gebet gerufen wurde. Die heilige Pflicht durfte er keinesfalls versäumen, aber die Katze mochte er auch nicht wecken. Kurz entschlossen trennte er den Ärmel ab - Muessa durfte weiter träumen. Für Sie gilt: Wecken Sie Ihre Katze niemals plötzlich und stören Sie das Tier auch nicht beim Fressen. Beides wird höchst ungnädig aufgenommen. • Vermeiden Sie überraschende Berührungen! Halten Sie dem Tier die Hand zum Beschnuppern hin, bevor Sie es anfassen. Auch Bewegungen, die plötzlich von oben kommen, mag es nicht - es wird dadurch leicht verängstigt. • Neckereien sind fehl am Platz! Tiere haben nun einmal nicht den menschlichen Sinn für Humor. Sie begreifen überhaupt nicht, was daran zum Lachen ist. wenn man sie am Schwanz zieht, ihnen Dinge hinhält, mit denen sie dann doch nicht spielen dürfen und anderen Schabernack mit ihnen treibt. Glücklicherweise finden auch die allerwenigsten Katzenfreunde solche Dinge spaßig.
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• Wenn es nicht gerade ein besonderer Notfall erforderlich macht, so halten Sie niemals eine Katze gegen ihren Willen fest. »Freiheitsberaubung« ist ein ganz schlimmer Verstoß gegen den Katzen-Knigge. • Bitte keine Hektik! Bewegen Sie sich ruhig : sprechen Sie Ihre Katze leise an, vermeiden Sie Pollern, Türenschlagen und allzu unkontrollierte Bewegungen. Abgesehen davon, daß diese Dinge Ihr Tier kopfscheu machen und es verärgern, vergrößern Sie damit auch die Unfallgefahr. Auch wenn es aus Versehen geschieht—es ist für eine Katze nun einmal sehrschmerzhaft, getreten oder eingeklemmt zu werden. • Drängen Sie dem Tier Ihre Zärtlichkeit nicht auf. Es zeigt schon selbst, wenn es zum Schmusen aufgelegt ist. Dann allerdings müssen Sie sich Zeit nehmenMißachtung nimmt die Schmusekatze übel. In manchen Dingen muß man sich als streng antiautoritärer Mensch eben nur nach der Katze richten, man tut's ja nicht nur »für die Katz«, sondern auch für sich selbst.
Katzen schlafen gern und viel. Hinterher sind sie dann wieder putzmunter und jederzeit für ein Spielchen aufgelegt
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Freier Auslauf für die Katze? Ihr Herz und Ihr Heim hat das Kätzchen nun also erobert, seine ersten Lektionen hat es gelernt, und nun könnte es sich eigentlich auch die Welt draußen anschauen und erobern. Aber halt! Seien Sie nicht voreilig mit dem Entschluß, die Katze »aus dem Sack«, beziehungsweise aus dem Haus zu lassen! Nicht von ungefähr ist die Sache mit dem Auslauf zum heiß umstrittenen Thema unter Katzenfreunden geworden. Eins kann sicher niemand abstreiten: Katzen haben Auslauf gern. Viele ihrer natürlichen Verhaltensweisen - zum Beispiel Jagdtrieb und Revierverhalten- sind auf das Leben draußen angelegt. Es kann aber auch nicht bestritten werden, daß Katzen mitfreiem Auslauf gefährlich leben, heute mehr den je. Auf dem Lande genauso wie in der Großstadt oder in Vorstadtgebieten. Da ist zunächst einmal die Gefahr des Straßenverkehrs, die längst nicht mehr auf Großstadtstraßen beschränkt ist. Jedes Jahr sterben etwa 300000 Katzen unter den Rädern. Es gibt Möglichkeiten, einen Hund so »verkehrstüchtig« zu erzie hen, daß er nicht in ein Auto läuft und sich nicht unnötig in Gefahr bringt—für Katzen ist mir leider keine derartige Methode bekannt Natürlich gibt es unter ihnen auch einige besonders vorsichtige Spezialisten, die mit solchen Gefahren besser fertig werden als andere Katzen. Aber ob Ihr Tier dazugehört, das wissen Sie meist erst hinterher. Es gibt jedoch noch viele andere Gefahren. Die Katze kann sich zum Beispiel an Pflanzenschutzmitteln in fremden Gärten vergiften. Bei dieser Gelegenheit gleich ein Hinweis: Wenn Sie selbst oder Ihre Nachbarn gerade eine Schädlingsbekämpfungsaktion durchführen, muß das Tier selbstverständlich im Hause bleiben! Ausgelegtes Rattengift bedeutet eine nicht zu unterschätzende Gefahr, auch wenn die Katze es nicht frißt, sondern »nur « hineintritt und sich hinterher die Pfoten sauberleckt. Auch mit "katzenscharfen" Hunden muß man rechnen. Es gibt immer noch Hundehalter, die den Jagdinstinkt ihres Tieres an Katzen zu schärfen versuchen. Das ist zwar verboten, wird aber doch noch allzuoft stillschweigend geduldet. Gefahr kann auch von bereits revieransässigen Katzen ausgehen, denn Revier- und Rivalenkämpfe verlaufen mitunter recht dramatisch. Und außerdem gibt es nicht nur Katzenfreunde - es gibt auch glühende Katzenhasser. Der Deutsche Katzenschutzbund hat festgestellt: »Die Fälle der gerichtlich verfolgten Tierquälereien, bei denen Katzen die Opfer waren, sind in der Bundesrepublik zahlreicher als bei allen anderen Tieren zusammen.«
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Von heiler Katzenwelt kann also keine Rede sein. Zudem gibt es auch einige Gesetze, die für die Katze tödliche Konsequenzen haben können. Im Paragraphen 10 des Bundesjagdschutzgesetzes heißt es zum Beispiel: »Werden Katzen in Entfernung von 200 m vom nächsten Haus angetroffen, dürfen sie vom Jagdschutzberechtigten getötet und beseitigt werden« Jäger nämlich sehen in der Katze eine Jagdkonkurrentin, eine ernste Gefahr für den Niederwildbestand. Zoologen haben inzwischen nachgewiesen, daß dem nicht so ist - aber darum schert sich kein Jäger. Etwa 200000 Katzen werden jährlich als "wildernd" angeschossen - im Einklang mit dem Gesetz. Eine in manchen Bundesländern gesetzlich verordnete Ausgangssperre für Katzen soll dem Schutz der bodenbrütenden Vögel dienen, Sie gilt vom 15. März bis zum 15. August und bei geschlossener Schneedecke. Wird während dieser Zeit eine unbeaufsichtigte Katze in Gärten, Obstgärten, auf Friedhöfen, in Parks und ähnlichen Anlagen angetroffen, so erlaubt es Paragraph 16 der Naturschutzverordnung, die Katze »unversehrt zu fangen und in Verwahr zu nehmen. « Weiter im Text: »Die gefangene Katze ist an die Ortspolizeibehörde abzuliefern. Wird sie vom Eigentümer nicht innerhalb von drei Tagen abgeholt, wird sie auf Kosten des Eigentümers durch die Ortspolizeibehörde getötet oder sonst unschädlich gemacht. Wird eine Katze innerhalb eines Kalenderjahres mehr als zwei mal in Verwahr genommen, so ist sie unschädlich zu machen. « Und in dieser Beziehung gehen viele Leute - legal oder nicht - ziemlich rabiat vor. Die Tierschutzorganisationen empfehlen nicht zuletzt deshalb auch, Katzen zur fraglichen Zeit im Haus zu halten. Wer eine an freien Auslauf gewöhnte Katze hat, weiß allerdings auch, wie schwierig es ist, dem Tier plötzlich für ein Vierteljahr Stubenarrest zu verordnen. Und nochmals Katze und Gesetz. Im Viehseuchengesetz gibt es eine Verordnung zum Schutz gegen die Tollwut. Werden frei umherlaufende Katzen in Wildtollwutbezirken angetroffen, so sind sie von den zuständigen Behörden oder vom Jagdausübungsberechtigten einzulangen, oder, falls dies nicht möglich ist, zu töten. Erkundigen Sie sich also genau nach den örtlichen Gegebenheiten, bevor Sie Ihre Katze laufen lassen. In manchen Gegenden mögen die Gefahren noch überschaubar sein. Da kann man es dann vielleicht noch wagen, seine Katze frei laufenzulassen. Aber bitte, informieren Sie sich vorher bei den dafür zuständigen Behörden genau und gründlich! Es heißt zwar unter angeblichen Kennern immer wieder, einer Katze
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sei ein kurzes Leben in Freiheit lieber als ein langes mit eingeschränkten Freiheilen, doch das ist sicherlich eine allzu menschliche Interpretation. Auch eine Katze trägt nicht gern ihr Fell zu Markte. Wer einen Garten hat, in dem er nach Belieben schalten und walten darf, kann seiner Katze einen ungefährdeten Auslauf verschaffen. Der Deutsche Katzenschutzbund empfiehlt, einen Teil des Gartens abzuzäunen - auch nach oben-, also praktisch einen Zwinger anzulegen. Wem das zu wenig katzengerecht erscheint, der kann es mit einem Rezept der Katzenexpertin Dr. Rosemarie Wolff versuchen: nämlich ein Elektroweidezaungerät als »Katzenhüter« einzusetzen. Und so wird's gemacht: Der Garten oder der für die Katze bestimmte Gartenteil wird etwa 1,50 m hoch eingezäunt. Man nimmt billiges Drahtgitter und zur Befestigung ungeschälte Fichtenholzpfähle. Innerhalb des Zaunes werden in jeden Pfosten je zwei bis drei Kunststoffisolatoren eingeschraubt, der untere etwa 30 cm vom Erdboden entfernt, der obere in 1,20 m Höhe und noch ein dritter in der Mitte. Wer mag, bringt auch m 1,50 m Höhe noch einen an. Durch die Isolatoren zieht man einen Spezialdraht, wie ihn die Bauern zur Einzäunung ihrer Kuhweiden benutzen. Daran wird das Weidezaungerät angeschlossen und eingeschaltet. Versucht die Katze nun, das Gitter zu erklettern, so bekommt sie einen leichten elektrischen Schlag, ungefährlich zwar, aber doch für das Tier sehr unangenehm. Wenn Ihre »Entdeckungsreisende « es ein paar Mal probiert hat, wird sie in Zukunft das Gitter meiden und sich auf »ihr« Grundstück beschränken - in aller Regel jedenfalls. Ein paar hundert Mark müssen Sie für eine solche Sicherung allerdings ausgeben. Billiger, aber nicht gerade schöner anzusehen ist ein etwa 2,50 m hoher Drahtzaun, den Sie um Ihren Garten ziehen können. Die Metallpfosten müssen oben schräg nach innen weisen. Solche Zäune sind für Katzen im allgemeinen unüberwindlich, es mag aber Ausnahmen geben. Ob Weidezaungerät oder Drahtverhau - in Siedlungsgegenden oder bei Reihenhäusern, wo Wert auf eine gewisse Einheitlichkeit gelegt wird, können solche Vorkehrungen am Einspruch der Nachbarn oder auch an Vorschriften der Wohnungsbaugesellschaften scheitern. Das kann dann bedeuten, daß Ihre Katze trotz Garten keinen Auslauf haben kann. Aber selbst das ist nicht unbedingt ein Unglück - auch das Leben als Stubentiger innerhalb der schützenden vier Wände muß kein »Hundeleben« sein. Katzenfreiheit wird nicht an der Reviergröße gemessen. Im Gegensatz zum Hund muß die Katze nicht körperlich und seelisch verkümmern, wenn sie zeit ihres Lebens ausschließlich in der Wohnung gehalten wird.
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So fühlt sich die Katze in der Wohnung wohl Eine Katze in der Wohnung halten, das heißt die Wohnung mit ihr teilen, ihr so viele Freiheiten wie möglich zugestehen- um so weniger vermißt sie die Freiheit draußen. Sie müssen sich ja deshalb nicht mit Samtpfötchen an die Wand drükken lassen! Aber überprüfen Sie einmal kurz Ihre Einrichtung: Seidenbespannte Wände und Möbel aus polierten Edelhölzern machen es natürlich schwer, der Katze absolute Wohngleichberechtigung zuzugestehen. Für zerbrechliche Kostbarkeiten, die auf Schränken und Büffets stehen, gilt das gleiche. Vor allem, solange Ihr Hausgenosse noch im wilden Tobealter ist, sollten Sie solche Dinge katzensicher unterbringen. Denken Sie aber nicht nur an die Sicherung Ihrer Einrichtungsgegenstände, denken Sie auch an die Sicherheit für das Tier. Auch wenn es wie ei n Artist klettern und balancieren kann - verlassen Sie sich nicht blindlings auf seine Geschicklichkeit! Sichern Sie Fenster und Lüftungsklappen mit Fliegendraht-der ist leicht anzubringen und verschandelt nicht die Fassade eines Hauses. Balkone, die die Katze benutzen darf, müssen mit stabilem Maschendraht nach allen Seiten und auch nach oben eingezäunt werden. Sie müßten also gegebenenfalls einen Teil Ihres Balkons als Katzenausguck opfern, wenn Sie aus optischen Gründen mit dem Gitter nicht zu hochgehen dürfen. Wer sein Tier nur gelegentlich und nur unter strikter Auf sieht—das ist wichtig! — läßt, kommt vielleicht mit einer sehr stabilen Netzbespannung aus. Lassen Sie Ihre Katze auf keinen Fall auf einem ungesicherten Balkon oder Fenstersims umherspazieren. Trotz aller zweifellos vorhandenen Geschicklichkeit - es braucht nur einmal ein Vogel vorbeizufliegen oder ein Insekt zur Verfolgung zu locken, schon ist auch die vorsichtige Katze buchstäblich aus dem Gleichgewicht gebracht. Die Folge kann ein böser Sturz in die Tiefe sein. Man hört zwar immer wieder von Katzen, die einen Fall aus großer Höhe unbeschadet überstanden haben - aber nicht alle diese Geschichten sind wahr. Von den vielen Katzen, die sich bei einem solchen Sturz sämtliche Knochen gebrochen haben, die so schwere innere Verletzungen davontrugen, daß sie gleich tot waren oder aber sofort eingeschläfert werden mußten, kann jeder Tierarzt berichten. In Großstadtpraxen werden die Tierärzte mit den bösen Folgen eines Fenstersturzes häufiger konfrontiert als mit Katzenkrankheiten. Also beugen Sie besser vor! Werdin wichtigsten Gefahrenquellen beseitigt hat, kann sich nun den Feinheiten widmen. Wie macht man einer Katze das Wohnungsleben so richtig schmackhaft? Schließlich, und das ist nun einmal nicht abzuleugnen, entgeht dem Tier ja manches, was draußen selbstverständlich ist.
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Eine Stubenkatze kann nicht auf Beutefang gehen. Sie kann nicht im Grünen umhertollen und nicht auf Bäumen klettern. Sie kann sich nicht in Büschen verstecken oder von Mauervorsprüngen und anderen »Hochsitzen« herunterschauen. Doch ein Mensch, der es versteht, sich ein bißchen in die Katzenpsyche einzufühlen, kann seinem Zimmertiger für jeden Draußenspaß eine zumindest akzeptable Entschädigung bieten, Entschädigung für Beutefang und Umhertollen muß das Spielen sein - auch bei älteren Katzen! Ein wenig Spielzeug sollte deshalb immer »zur Pfote « sein. Denken Sie auch beim Aufräumen daran und machen Sie nicht allzu radikal Ordnung. Es muß ja deshalb m der Wohnung nicht gleich »wie bei Hempels unterm Sofa« aussehen! Mit dem Klettern ist es schon ein ganz klein wenig schwieriger. Nicht jeder kann seiner Katze einen richtigen Kletterbaum in die Wohnung stellen, obwohl solch ein Baum natürlich das Traummöbel für Wohnungskatzen ist. Aber es geht auch ohne - Ihr Hausgenosse darf ja die »zweite Etage« benutzen und auf Schränke springen. Katzen fühlen sich nun mal wohl, wenn sie auf so manches herunterschauen können-auch auf Sie! Wir haben in unserem Flur zwei kleine Hängeböden gebaut, die von unseren Tieren als »Emporen« benutzt werden Und sie genießen es sichtlich, einen Platz zu haben, zu dem wir Menschen uns nie versteigen können. Katzen lieben Versteckspiele, vermutlich haben sie diese Vergnügungsart sogar erfunden. Sie verbergen sich an den unmöglichsten Orten, und wenn man nicht aufpaßt, huschen sie in Kleider- und Wäscheschränke. Wir hatten ein paar Mal in unserer Wohnung riesige Katzensuchaktionen gestartet, um schließlich festzustellen, daß wir die Tiere versehentlich im Kleiderschrank eingeschlossen hatten. Heute schauen wir zuerst dort nach, wenn die Gesellschaft einmal nicht vollzählig ist. Und tatsächlich - immer wieder gelingt es einem von der »Bande", sich unbemerkt zwischen Kleider und Klamotten zu mogeln. Inzwischen haben wir der Versteckleidenschaft auf andere Weise Rechnung getragen. In unseren selbstgebauten Bücherregale n gibt es ein paar schön verborgen liegende Fächer, die mit kleinen Bastmatten gepolstert sind. Dort stehen keine Bücheraber ab und an liegen dort Katzen. Sehr gut geeignet zu m Versteckspielen sind auch geschlossene Kartons, in die man vorn eine Einschlupföffnung hineinschneidet. Sie haben es sicher schon bemerkt, wenn Sie einmal Pakete auspackten: Katzen krabbeln in jeden erreichbaren Karton —und eine so wie eben beschrieben hergerichtete »Höhle« ist eine
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herrlich aufregende Sache. Wer will, kann diese Kartons hübsch bekleben oder bemalen-gewissermaßen »Schöner Wohnen für die Katz«, Aber bitte, nehmen Sie keine bleihaltigen Farben! Daß es ohne Kratzgelegenheit in der Etagenwohnung einfach nicht geht, wissen Sie ja schon. Eine Katze, die nach draußen kann, sucht sich meist im Garten einen Baum zum Kratzen, der Stubentiger ist auf das Wetzbrett oder den Kratzbaum angewiesen - oder auf Ihre Polstermöbel. Alle Katzen, denen ein Garten zur Verfügung steht, knabbern erst mal ein paar Grasspitzen ab. Das Grünzeug gehört weniger zur Nahrung als zur Gesundheitspflege: Kalzen putzen sich dauernd. Dabei gelangen Haare in den Magen
Kartons, Regal- und Schrankecken sind Plätze, an die sich die Katze am liebsten zurückzieht, wenn sie ihre Ruhe haben will. Hier hat es sich ein kleiner Colourpointkater in einer alten Kamera bequem gemacht.
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und bilden dort Klumpen, vom Fachmann »Bezoare« genannt. Diese Haarballen können nicht durch den Darm ausgeschieden werden, die Katze muß sie erbrechen. Das Gras erleichtert diese Prozedur, außerdem scheint es Nahrungsergänzung und Vitaminspender zu sein. Wer seine Katze in der Wohnung hält, muß also dafür sorgen, daß sie Gras bekommt. Sonst werden Blumen und Grünpflanzen angeknabbert - und das bekommt nicht nur den Pflanzen schlecht, es kann mitunter auch für das Tier gefährlich werden. Sie können spezielles Katzengras in Zoohandlungen kaufen, Sie können aber auch ganz normales Gras in Blumentöpfen aussäen. Sie können auch Hafer oder Weizen zu diesem Zweck ziehen. Inzwischen gibt es in Zoohandlungen eine Leckpaste, ein Malzpräparat, das den gleichen Zweck erfüllen soll. Immerhin, Gras ist billiger. Sie sehen, viel Aufwand braucht es nicht, um aus einer Etagenwohnung ein "Katzenrevier" zu machen. Und es ist auch nic ht allzu viel, was Sie sich von Ihrem Wohngenossen bieten lassen müssen. Die geschickten Tiere machen kaum etwas kaputt. In den fünf Jahren, die wir nun schon mit Katzen zusammenleben, gingen nicht mehr als zwei zerbrochene Tassen auf ihr Konto. Katzen können zwischen lauter zerbrechlichen Dingen umherstolzieren, ohne auch nur das Geringste anzurichten; jedenfalls, solange man gelassen bleibt und die Tiere nicht durch laute Anrufe erschreckt. Gute Nerven sind also auch hier von Vorteil. Einen Tip sollten Sie beherzigen, wenn Sie eine noch sehr junge Katze haben: Leeren Sie den Papierkorb, bevor Sie das Tier allein lassen. Als unsere Katzen klein waren, war nämlich eines ihrer Lieblingsspiele, immer, wenn wir weggingen, den Papierkorb umzukippen und den Inhalt schön über die ganze Wohnung zu verteilen, wobei so manches Blatt konfettiklein zerrissen war. Das Aufsammeln war recht mühsam. Das Schlimmste, was einer Wohnungskatze passieren kann, ist Langeweile. Katzen wollen zwar nicht dauernd beschäftigt werden, aber sie möchten sich beschäftigen können, wenn sie wollen. Richten Sie sich ein wenig nach den Tips in diesem Kapitel, lösen Sie das Problem ohne Schwierigkeiten. Und denken Sie noch einmal daran: Oft sind zwei Katzen in der Wohnung besser dran als eine.
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Der Katzenhalter und seine Verantwortung Wenn von den Eigenschaften der Katze die Rede ist, so taucht bestimmt bald der Begriff »Unabhängigkeit« auf. So ganz stimmt die Sache freilich nicht- seit die Katze sich eng an den Menschen angeschlossen hat, sein Leben und seine Abhängigkeiten teilt, ist sie genauso wenig unabhängig wie jedes andere Haustier. Katzen sind zwar die einzigen Tiere, die verwildern und wieder zahm werden können, wer aber weiß, wie jämmerlich die Lebensbedingungen für eine verwilderte Katze sind, wird das nicht als Indiz für Unabhängigkeit werten. Ernährung und Gesundheitspflege, Schutz und Fürsorge, sogar die Sorge für den Nachwuchs - das alles liegt in Menschenhand. Vom Menschen hängt es ab, ob die Katze eine hohe oder eine geringe Lebenserwartung hat.
Die richtige Katzennahrung Liebe geht durch den Magen - Katzenliebe auch. Nicht etwa, weil Katzen "bestechlich" wären; doch ein richtig ernährtes Tier ist meist auch ein gesundes Tier und gesunde Katzen sind kontaktfreudiger, zärtlicher, öfter zu m Schmusen aufgelegt- kurzum einfach liebevoller als ihre Artgenossen, die sich nicht so wohl in ihrem Fell fühlen. Sie tun also nicht zuletzt sich selbst einen großen Gefallen, wenn Sie dem Speisezettel Ihrer Katze genügend Sorgfalt widmen, Das kostet Sie weder viel Zeit und Geld noch viel Mühe. Wenn Ihre Katze Durst hat, geben Sie ihr am besten frisches Wasser, möglichst Zimmertemperatur. Milch ist für die Katze eher Nahrungsmittel als Getränk, außerdem wird sie nicht immer gut vertragen. Übrigens: Auch Wildkatzen, Leoparden, Löwen, Tiger und andere katzenartige Raubtiere melken in freier Wildbahn keine Kühe; sie stillen ihren Durst mit Wasser. So lieb und friedfertig Ihr schnurrender Hausgenosse auch sein mag - er stammt nun einmal aus einer Raubtierfamilie, und deshalb braucht er vor allem Fleisch. Aber die Katze lebt nicht vom Fleisch allein, das tun auch ihre wilden Verwandten in Dschungel, Wald und Steppe nicht. Raubkatzen beugen möglichen Vitaminund Mineralmangelerscheinungen, die sich durch eine reine Fleischernährung ergeben könnten, instinktiv vor: Sie holen sich alles, was sie zum Beispiel an pflanzlicher Beikost brauchen, aus Magen und Darm des geschlagenen Beule tiers, wo all diese Stoffe bereits vorverdaut sind. Und weil wildlebende Katzen ihre Beute mit Haut und Haar, mit Knochen und Mageninhalt verzehren, nehmen sie auch die für ihre Knochenbildung so überaus wichtigen Mineralien wie Phosphor und Kalzium auf.
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Katzennahrung muß ganz anders zusammengesetzt sein als Nahrung für Menschen. Ein paar Zahlen machen das deutlich: im Durchschnitt decken wir unseren Energiebedarf mit 10 bis 15% Eiweiß, 35 bis 40% Fett und etwa 50% Kohlenhydraten. Der Energiebedarf einer Katze aber muß zu 40% mit Eiweiß, zu 25% mit Fett und zu 35% mit Kohlenhydraten gedeckt werden. Damit ist klar, daß Tischreste kein Katzenfutter sind. Was aber soll die Katze nun zu essen bekommen? Hier gibt es viele Empfehlungen — und eine ganze Menge Vorurteile und Irrtümer. So glauben zum Beispiel viele Katzenhalter, ihrem Tier etwas ganz besonders Gutes zu tun, wenn sie es ausschließlich mit Muskelfleisch, Innereien und Fisch ernähren. Diese Kost wird von den Tieren im allgemeinen auch gern angenommen. Trotzdem läßt diese Ernährung einiges zu wünschen übrig: • Es fehlen Kohlenhydrate Die Katze muß deshalb einen Teil der wertvollen Proteine zur Energiegewinnung verbrennen. Außerdem können die mit der Nahrung aufgenommenen Fette nur dann in Energie umgewandelt werden, wenn die Kohlenhydratzufuhr »stimmt«. • Es fehlt an Mineralstoffen, vor allem an Kalzium, Eine Tagesration Fleisch (etwa 200 g) enthalt zum Beispiel etwa 20 mg Kalzium, Leber nur 14 mg, Fisch immerhin durchschnittlich 30 mg. Eine erwachsene Katze braucht aber pro Tag 100 bis 200 mg Kalzium. Kalziummangel kann sich durch krankhafte Veränderungen am Skelett bemerkbar machen, bei Jungtieren kommt es oft zu spontanen Knochenbrüchen. • Wenn Katzen nur Muskelfleisch oder Herz erhalten, bekommen sie zuviel Phosphor und zu wenig Kalzium, so daß das wichtige Verhältnis zwischen die sen beiden Minieralstoffen nicht mehr stimmt. Es kann zu Schäden in den Kie fernknochen und Gelenken kommen. • Es kann zu einem Überangebot an Protein kommen. Außerdem: Eiweiß ist nicht gleich Eiweiß. Bei reiner Fleischernährung bekommt die Katze nur Muskeleiweiß. Erst die Kombination von Ei-, Milch-, und Muskeleiweiß aber macht das Proteinangebot biologisch vollwertig. • Die Ausgewogenheit in der Vitaminversorgung ist schwer herzustellen. Wenn Sie Ihre Katze mit selbstzubereiteter Kost ernähren wollen, müssen Sie also einige Mühen auf sich nehmen. Sie müssen gelegentlich Kalziumpräparate füttern - bei Jungtieren unter einem Jahr sogar unbedingt täglich, und Sie müssen mit dem Tierarzt abstimmen, ob gele gentliche Vitamingaben - Vorsicht vor einem Zuviel an Vitaminen! - anzuraten sind. Meist empfiehlt es sich, ein wenig Vitamin B in Form von Hefeflocken und Vitamin D in Form von Lebertran unter das Futter zu mischen. Damit ist es aber noch nicht getan: Sie müssen der Katze
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unbedingt auch Kohlenhydrate geben. Das können geringe Mengen-Verhältnis 2:1- Haferflocken, Reis, Graupen, Grieß oder Kartoffeln sein, alles gekocht, denn rohe Stärke können Katzen nicht verwerten.
Katzengerechtes Fertigfutter Vielleicht fragen Sie sich jetzt: Geht es nicht auch einfacher? Es geht, und zwar mit Fertigfutter aus der Dose. Das ist nicht nur vollwertige Katzennahrung, es ist zugleich die Kost, die den wissenschaftlichen Erkenntnissen über den Nahrungsbedarf der Katze am besten entspricht. Sie machen es sich also nicht auf Kosten Ihrer Katze bequem, wenn Sie zur Fertignahrung greifen - Sie schalten damit sogar viele Ernährungsfehler und - Sünden von vornherein aus. Fertigfutter ist den Bedürfnissen der Tiere optimal angepaßt, Nährstoffe, Vitamine, Mineralien und Spurenelemente stehen in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander, Es gibt für Tierfutter strengere Gesetze als für Menschennahrung. Dosenfutter durchläuft strenge Kontrollen, so daß es mit Sicherheit frei ist von Krankheitskeimen. In der geschlossenen Dose verdirbt es nicht, es kann also auf Vorrat gekauft werden. Außerdem gibt es so viele Geschmacksrichtungen, daß auch der wählerischste Katzengaumen zufriedengestellt werden kann und eine abwechslungsreic he Ernährung gewährleistet ist. Bei Dosenfutter unterscheidet man Vollnahrung mit kompletten Kohlenhydrateanteil und Vollnahrung mit reduziertem Kohlehydrateanteil. Bei letzterem können Kohlenhydrate zusätzlich gefüttert werden Fertignahrung gibt es nicht nur in Dosen sondern auch als Trockenfutter im Paket. Für Qualität und Nährwert gilt das gleiche wie für Dosenfutter. Trockenfutter hat noch einen besonderen Vorteil: Es zwingt die Katze, ihre Zähne zu gebrauchen. Sie müssen jedoch beachten, daß Trockenfutter Katzenvollnahrung ist, der bis auf 15% alle Feuchtigkeit entzogen wurde. Diesen Mangel muß die Katze unbedingt durch reichliche Wasseraufnahme ausgleichen, wenn sie gesund bleiben soll. Das heißt, sie muß nach einer solchen Mahlzeit tüchtig trinken. Falls Ihr Tier das nicht tut, lassen Siedle »Knabberlis« lieber weg. Manche Tierärzte plädieren auch dafür, Katern kein Trockenfutter zu geben. Wer seine Katze mit Fertigfutter ernährt, hat die Gewähr, daß sie neben den Grundnährstoffen auch die nötigen Mineralien, Vitamine und Spurenelemente bekommt, also ein ausgewogenes, ernährungsphysiologisch einwandfreies Futter. Er riskiert keine Salmonelleninfektion, was bei der Ernährung mit einigen
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Sorten Frischfleisch nicht immer ganz auszuschließen ist. Wenn Sie auch lieber Ihre Katze selbst versorgen und die entsprechenden Mühen auf sich nehmen wollen - in einem Fall sollten Sie sich unbedingt für Fertigfutter entscheiden: Wenn in Ihrem Haushalt ein Baby erwartet wird! Katzen können nun einmal eine Rolle bei der Übertragung von Toxoplasrnose spielen, einer Infektionskrankheit bei Wild- und Haustieren. Infiziert sich die werdende Mutter, kann das ungeborene Kind unter Umständen geschädigt werden; wissenschaftlich ist das allerdings noch nicht völlig geklärt. Aber nur eine Katze, die rohes Fleisch bekommt, kann Toxoplasmose übertragen. Sie können, um diese Gefahr auszuschalten, natürlich auch die Nahrung für Ihre Katze kochen. Aber damit werden wichtige Nährstoffe, Vitamine und Mineralien zerstört. Fertigfutter dagegen wird kurzzeiterhitzt. Bei diesem schonenden Verfahren bleiben die wichtigen Nähr- und Wirkstoffe erhalten. Tips für Selbstversorger Die Vorteile des Fertigfutters liegen auf der Hand - aber das heißt natürlich nicht, daß eine Katze gar nichts anderes haben darf. Wer seiner Katze ausschließlich oder zusätzlich zum Fertigfutter auch Selbstzubereitetes anbieten will, sollte je doch folgende Hinweise beachten: Frisches Muskelfleisch wird häufig roh verfüttert. Experten warnen beim Schweinefleisch schon lange davor, nicht nur, weil es Bandwurmfinnen enthalten kann, sondern auch ein Virus, das die sogenannte »Aujeszkysche Krankheit « hervorruft. Dieses Virus ist für Menschen zwar ungefährlich, für Katzen und Hunde aber tödlich. Inzwischen sollen Aujeszky-Viren auch in Rinderbeständen entdeckt worden sein - also besser auch Kalb- und Rindfleisch kochen und allenfalls Lammfleisch roh verfüttern. Schneiden Sie das Fleisch in etwa pflaumengroße Stücke. So kann Ihr kleines »Raubtier« nach guter alter Dschungel- und Steppensitte reißen und beißen, Gehacktes oder durch den Wolf gedrehtes Fleisch sollten Sie Ihrer Katze nur dann geben, wenn sie krank ist oder ihre Zähne nicht mehr viel taugen. Bei Leber, einem geradezu klassischen Katzenfutter ist besondere Vorsicht geboten! Leber - mag sie nun vom Rind, Schwein, Schaf oder Geflügel stammen ist überaus reich an Vitamin A. Katzen brauchen dieses Vitamin zwar, aber ein Zuviel davon kann schwere Schäden hervorrufen. A-Hypervitaminose, wie der Fachmann dazu sagt, kann bei Katzen zu Knochenwucherungen und Verkrüppelungen, zu Veränderungen an den Vorderbeinen und Lähmungserscheinungen führen, oft sogar zum Tod unter furchtbaren Schmerzen. Daher sollten Jungtiere unter einem Jahr Leber so gut wie gar nicht und erwachsene Katzen
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höchstens einmal pro Woche erhalten, Noch etwas müssen Sie wissen; Rohe Leber hat eine abführende Wirkung, gekochte Leber dagegen stopft. Leber wird der Katze in fingerdicke Streifen geschnitten »serviert«. Herz ist ein weiterer "Klassiker« im Katzen-Futternapf. Schweineherz muß gekocht werden, Rinderherz können Sie roh verfüttern. Manche Katzen mögen es jedoch angekocht lieber. Herz wird ebenfalls in pflaumengroßen Stücken gereicht. Nieren müssen eine Stunde vor dem Verfüttern gewässert werden. Viele Katzen verschmähen Rindernieren wegen des penetranten Geruchs, sie mögen lieber Schweinenieren. Nach dem Wässern die Nieren waschen, der Länge nach halbieren und die weißen Stränge entfernen. Kurz mit kochendem Wasser überbrühen oder ankochen und in Stücke schneiden. Lunge gehört zu den besonders preiswerten Genüssen einer Katze, ist aber ernährungsphysiologisch nicht sonderlich wertvoll. Hin und wieder kann man sie jedoch getrost geben. Manche Katzen mögen Lunge lie ber, wenn sie mit kochendem Wasser überbrüht wurde. Sie wird ebenfalls in pflaumengroße Stücke geschnitten. Beliebt bei Katzen ist auch Fisch. Allerdings macht die Zubereitung ein bißchen Arbeit, denn Fisch muß gekocht und sorgfältig entgrätet werden. Viele Katzen vermeiden das Fressen von Gräten zwar mit größter Sicherheit, da rauf verlassen kann man sich aber nicht. Das Kochen ist vor allem deshalb wichtig, weil sich durch rohen Seefisch Ihre Katze Bandwürmer einhandeln könnte. Roher Flußfisch enthält ein Enzym, das Vitamin B1 zerstören kann. Geflügelfleisch sollte ebenfalls gekocht verfüttert werden. Das gilt wegen der Salmonellengefahr besonders für aufgetautes Geflügel. Außerdem läßt sich gekochtes Geflügelfleisch leichter von den Knochen lösen, die Ihre Katze auf keinen Fall bekommen sollte. Milch ist, wie bereits erwähnt, eher Nahrungsmittel als Getränk. Angereichert mit einem Babynährmittel, Getreideprodukten oder gelegentlich auch mit einem Eigelb verquirlt ist sie eine ausgezeichnete Zwischenmahlzeit vor allem für kleine Kätzchen. Milchprodukte wie Quark und Joghurt können gelegentlich dem Futter beigemengt werden. Bei vielen Katzen verursacht Milch allerdings Durch fall oder Erbrechen, manche mögen sie auch ganz einfach nicht. In diesem
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Fall kann auf sie gut verzichtet werden. Wer seiner Katze hin und wieder ein Ei spendiert tut ihr - wenn sie ihren Nähr- und Wirkstoff bedarf nicht aus dem Fertigfutter bezieht - etwas Gutes. Aber Achtung! Rohes Eiweiß verhindert die Aufnahme von Biotin (Vitamin H) im Darm, gekochtes Eiweiß dagegen ist harmlos. Geben Sie vom rohen Ei also nur das Gelbe, es ist ohnehin der wertvollere Teil. Auch Eier können abführend wirken, futtern Sie also nicht zuviel davon. Einmal in der Woche ein Teelöffel Butter oder noch besser Pflanzenöl kann der Katze helfen, die beim Putzen verschluckten Haare durch den Darm auszuscheiden. Auf das Schälchen Gras für den Stubentiger sollten Sie allerdings schon im Interesse Ihrer Zimmerpflanzen nicht verzichten. Ein Nahrungsmittel ist noch zu erwähnen, obwohl jede Katze, die die Möglichkeit dazu hat, ganz wild dahinter her ist: Mäuse! Man könnte die kleinen Nager für Katzenvollnahrung im besten Sinne bezeichnen, denn außer Fleisch liefern sie auch noch im Magen und Darm - die pflanzliche Beikost, außerdem Mineralien und Spurenelemente. Trotzdem sind Mäuse als Nahrungsmittel nicht der Rede wert. Besonders dann nicht, wenn Sie in einem Großstadtgebiet wohnen. Da fällt kaum mehr als eine Maus pro Tag an - ein Bissen für den hohlen Zahn! Zudem haben Großstadtmäuse oft auch noch Giftstoffe und Krankheiten in sich, so daß man sie kaum mehr als natürliche Nahrung bezeichnen kann. Doch auch eine Landkatze mit reichlich vielen Mäusen im Revier kann von der Jagd allein nicht leben. Mäusejagd ist harte Arbeit. Und wer arbeitet muß tüchtig fressen - vorher! Glauben Sie nicht an das Märchen, nur hungrige Katzen seien gute Mäusefänger — das Gegenteil ist wahr. Eine schlecht ernährte Katze ist viel zu schwach zur Mäusejagd. Übrigens: unter normalen Bedingungen fängt eine Katze etwa jede dritte Maus, die sie belauert. Ein vom Hunger geschwächtes Tier wird natürlich noch viel schlechtere Jagdergebnisse haben.
Das richtige Füttern Wieviel Futter die Katze braucht, läßt sich über den Daumen peilen: Je nach Größe und Gewicht zwischen 125 und 250 g Fleisch oder Fisch, dazu kommt die Beikost. Bei Fertigfutter schwankt die benötigte Menge zwischen 200 und 300 ml. Übrigens: Auslaufkatzen brauchen mehr Futter als Wohnungskatzen, lebhafte Tiere mehr als ruhige, Langhaarkatzen im allgemeinen weniger als vergleichbar große Kurzhaarkatzen. Unfruchtbar gemachte Tiere sollten ebenfalls ein bißchen knapp gehalten werden, weil sie sonst zum Fettansatz neigen. Auch
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für Katzen gibt es so etwas wie ein Idealgewicht Man kann es zwar nicht genau festlegen, weil es von Größe. Statur. Knochenbau und Muskulatur abhängig ist, im allgemeinen aber kann man sagen: Eine Katze, die mehr als sechs Kilogramm auf die Waage bringt, schleppt mit ziemlicher Sicherheit ein Übergewicht mit sich herum. Wer nicht Gefahr laufen will, seine Katze zu überfüttern, sollte es sich zur Gewohnheit machen, das Tier regelmäßig zu wiegen und bei Bedarf den »Brotkorb« höher hängen. Erwachsene Katzen benötigen zweimal am Tag eine Mahlzeit, möglichst zu festen Zeiten. Füttern Sie auch die Auslaufkatze in der Wohnung, nicht draußen. Je mehr Kater oder Katzen die Umwelt »ihres« Menschen teilen, desto enger schließen sie sich ihm an. Außerdem haben Sie bei der Fütterung in der Wohnung eine bessere Kontrolle.
Milch ist für viele Katzen eine Leckerei - leider bekommt sie nicht immer. Besser ist, man stellt als Hauptgetränk eine Schale mit Wasser bereit.
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Kleine Kätzchen brauchen mehrere Mahlzeiten am Tag. Man beginnt etwa ab der fünften Lebenswoche mit sechs Fütterungen am Tag, von Monat zu Monat werden es dann weniger, Trächtige Katzen sollten ebenfalls mehrere kleine Mahlzeiten am Tag erhalten, das belastet den Organismus nicht so sehr wie zwei große. Auch eine Katze, die ihre Jungen stillt, kann ein paar Mahlzeiten mehr gut gebrauchen. Noch etwas: Katzen sind die geborenen Feinschmecker. Nicht von ungefähr kommt die Bezeichnung »Naschkatze« für unsere zweibeinigen Leckermäulchen. Ihre Katze wird deshalb in Ernährungsfragen ein Wörtchen mitreden wollen. Lassen Sie sich nicht tyrannisieren, aber stellen Sie sich auch nicht stur, wenn die Feinschmeckerin ein Futter rigoros ablehnt. Gewiß, ein bißchen Beharrlichkeit dürfen Sie schon zeigen, wenn die Katze sich mäkelig anstellt. Wenn sie aber, obwohl sie Hunger hat, eine Mahlzeit nur mir schnurrbartzuckender Verachtung quittiert, müssen Sie etwas anderes auf den Küchenzettel setzen. Natürlich sollen Sie Ihren schnurrenden Gourmet nicht über Gebühr verwöhnen. Aber gönnen Sie ihm ruhig von Zeit zu Zeit einmal Leckerbissen, die es nur zu ganz besonderen Gelegenheiten gibt- so wie für uns Menschen etwa Räucherlachs und Kaviar. Falls es einmal nötig sein sollte, kann diese Leckerei, zum Beispiel Krabben, als Trägersubstanz für Medikamente dienen. Hier noch schnell eine Aufzählung der Dinge, die Sie auf keinen Fall füttern sollten. Verdorbenes Fleisch oder verdorbener Fisch kann für Katzen tödlich sein. Knochen, Gräten und Wursthäute sind tabu, stark gewürzte Speisen schädlich. Vieles, was uns Menschen gut bekommt oder zumindest nicht direkt schadet, macht die Katze krank, denn Katzen sind nicht in der Lage, einige gefährliche Substanzen über die Leber zu entgiften. Und es gibt viel mehr gefährliche Substanzen, als man so gemeinhin annimmt, jedenfalls für unsere empfindlichen Hausgenossen. Besser also, man geht kein Risiko ein. Noch etwas Wichtiges: Katzenfutter darf weder eiskalt noch heiß in den Napf kommen, Es muß Zimmertemperatur haben. Gekühltes Futter hat auch nicht den typischen Geruch, den unsere Feinschmecker so schätzen. Außerdem schadet zu heißes oder zu kaltes Futter dem empfindlichen Katzenmagen, Dasselbe gilt für Getränke.
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Lassen Sie keine Reste im Futternapf, Katzen brauchen frisches Futter. Auch die wilden Verwandten unserer Stubentiger legen keine Beutereserven an sondern suchen sich etwas Neues, wenn sie der Hunger wieder packt. Futterreste säuern leicht. Sie sind ein einladender Landeplatz für Bakterien, und wenn erst mal ein paar Fliegen ihre Eier darauf abgelegt haben, ekelt sich nicht nur die Katze... Es ist übrigens eine völlig ungeeignete Erziehungsmethode, ein ungeliebt es Futter so lange im Napf zu lassen, bis es die Katze endlich frißt. Hat es bei einer Mahlzeit viele Reste gegeben, läßt man die nächste eben ein bißchen kleiner ausfallen. Keine Sorge, Ihre Katze »sagt« Ihnen schon, wenn sie mehr braucht. Nun sind Sie also der ideale Katzen-Küchenchef. Und trotzdem, ab und zu werden Sie vielleicht feststellen, daß Ihr Samtpfötchen gelegentlich Eßbares stibitzt. Mal ist es ein Häppchen vom Tisch, mal ein Steak aus der Pfanne Es gibt da so manche Schnurre zu erzählen. Zwei Kater aus unserer Bekanntschaft beherrschen zum Leidwesen »ihrer» Menschen die Kunst, den Kühlschrank zu öffnen. Vor ihnen ist kein Käse sicher. Und wenn ich an »Nick« denke, den prächtigen Kater meiner Großmutter, der klaute sogar einmal den Weihnachts-Hasenbraten aus der Kasserolle. Wenn Sie Ihre Katze beim Stehlen erwischen, können Sie nur eins tun: dem Tier die Beute abnehmen. Schimpfen nützt nichts und Strafen sind völlig sinnlos Katzen haben in dieser Beziehung kein Schuldbewußtsein. Schließlich, so sehen sie es jedenfalls, gehört ihnen die Wohnung mit allem was darin ist. Sie müssen eben beim nächsten Mal noch gewitzter sein als Ihr kleiner Räuber und die »süßen Trauben hoch genug hängen«.
Katzenkrankheiten und wie man sie verhindert Gut essen und trinken hält zwar auch Katzenleib und -seele zusammen, ist aber nicht der einzige Schlüssel zur Gesundheit des Vierbeiners. Sehr wichtig sind daneben vor allem drei Dinge, die immer wieder ineinander übergreifen: beobachten, pflegen, vorbeugen. Unentbehrlicher Helfer bei diesem Drei-PunkteProgramm ist ein guter, im Umgang mit Katzen möglichst erfahrener Tierarzt. Kontakt zu ihm sollten Sie nicht erst dann aufnehmen, wenn Ihre Katze bereits irgendwelche Krankheitssymptome zeigt.
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Suchen Sie also den Tierarzt schon dann auf, wenn Ihre Katze putzmunter und fidel ist. Er kann viel dazu beitragen, daß es so bleibt. Am allerwichtigsten sind die Schutzimpfungen.
Schutzimpfungen Die Impfung gegen Katzenseuche ist ein absolutes Muß, auch dann, wenn Ihre Katze nur m der Wohnung gehalten wird und nie mit Artgenossen zusammenkommt. Die äußerst zählebigen Viren finden andere Wege als die Übertragung von Tier zu Tier. Sie können sie an Ihren Schuhsohlen nichtsahnend einschleppen. Das Vernichtungswerk dieser furchtbaren Krankheit ist total - bei ungeimpften Katzen beträgt die Sterblichkeit an Katzenseuche über 90 Prozent! Die erkrankten Tiere sterben unter furchtbaren Qualen. Wer seine Katze rechtzeitig schutzimpfen läßt, muß solchen Jammer nicht erleben. Die erste Impfung bekommen Kätzchen mit etwa acht, neun Wochen, vierzehn Tage später ist eine Nachimpfung erforderlich, Erwachsene Tiere werden - je nach verwendetem Serum - jedes Jahr oder alle anderthalb Jahre geimpft. Fragen Sie Ihren Tierarzt auch nach den neuen Kombinationsimpfstoffen. Es gibt z. B. die Möglichkeit, mit nur einer Spritze gegen Katzenseuche und Katzenschnupfen oder gegen Katzenseuche und Tollwut zu immunisieren, Katzenschnupfen ist eine Sammelbezeichnung für Virus-Erkrankungen der Atemwege, die Katzen hauptsächlich durch den Kontakt mit anderen Katzen bekommen. Inzwischen gibt es einen Impfstoff, der vor allem die oft mit dem Katzenschnupfen einhergehende Lungenentzündung in Schach hält, aber auch die Atemwege allgemein stärkt. Wer gezwungen ist, seine Katze vorübergehend in eine Tierpension zu geben, sollte diese Impfung unbedingt vornehmen lassen. Freilaufende Katzen sollten unbedingt auch gegen Tollwut geimpft werden. Mittlerweile gibt es einen guten und gut verträglichen Impfstoff gegen diese üble Seuche. Daß Sie Ihr Tier in einem Wild-Tollwutgebiet dennoch nicht frei umherstreifen lassen dürfen, ist selbstverständlich - ein Jäger kann Ihrer Katze nicht ansehen, daß sie geimpft ist. Vergessen Sie nicht, sich für Ihre Schützlinge einen Impfpaß ausstellen zu lassen. Der ist wichtig als Gedächtnisstütze und als Beweismaterial, und er ist eine große Hilfe, wenn Sie den Tierarzt einmal wechseln müssen - etwa wegen Umzugs.
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Mit den Impfungen ist viel, aber noch nicht alles getan. Hier soll keine Aufsteilung überalle möglichen Katzenkrankheiten gegeben werden, weil die Ihnen ohnehin nicht viel hilft. Als veterinärmedizinischer Laie kann man keine Diagnosen stellen, das muß dem Tierarzt vorbehalten bleiben. Aber man kann durch Pflege und Aufmerksamkeit die Gefahren verringern, beziehungsweise Verdächtiges schon früh erkennen und, wenn nötig, dem Tierarzt mitteilen.
Katzenkörperpflege Überlassen Sie die Fellpflege nicht nur Ihrer Katze, sondern nehmen Sie selber Anteil daran. Das dient nicht nur der Schönheit des Tieres, es hat auch ein paar sehr wichtige Nebeneffekte für seine Gesundheit. Sie erkennen auf diese Weise etwaige Haut- oder Fellschäden früh genug, und es entgeht Ihnen auch nicht, wenn die Katze in ihrem Pelz »Gäste«-Flöhe oder sonstiges Ungeziefer-beherbergt. Die losen Haare, die in Kamm und Bürste hängen bleiben, kann das Tier nicht mehr beim Putzen verschlucken. Ihre Katze hat dann also weniger unter der Haarballenbildung zu leiden. Langhaarkatzen müssen täglich gekämmt und gebürstet werden, bei Kurzhaarkatzen kommt man mit etwa zwei Bürstungen pro Woche aus, Bei den Siamesen und Orientalisch-Kurzhaarkatzen, die fast keine Unterwolle haben, kann man auch des Guten zuviel tun. Hier noch ein Kosmetiktip für kurzhaarige Katzen: Befeuchten Sie zum Abschluß der Frisierstunde einen weichen Lederlappen, ein Seidentuch oder auch einen ausgedienten Waschlappen mit warmem Wasser, wringen Sie ihn gut aus und reiben Sie damit das Fell der Katze in Wuchsrichtung ab. Der Glanz kann sich sehen lassen! Noch etwas: Eine Langhaarkatze müssen Sie gelegentlich gegen den Strich bürsten, bei einem Kurzhaartier sollten Sie das tunlichst vermeiden. Schauen Sie Ihrem Hausgenossen auch hin und wieder tief in die Augen. Sie können so erkennen, ob Unwohlsein im Anzug ist, denn wenn die Augen nicht klar sind, wäßrigen oder gar eitrigen Ausfluß haben, dann heißt es: Schleunigst zum Tierarzt! Ihn sollten Sie auch konsultieren, wenn das Auge vom »dritten Lid« der sogenannten Nickhaut überzogen ist. Ein bißchen »Knas« im Augenwinkel ist hingegen kein Grund, Alarm zu schlagen. Aufmerksamkeit sollten Sie auch den Katzenohren widmen. Die sind zwar so gebaut, daß sie normalerweise sauber bleiben. Außerdem stehen sie so günstig,
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daß sich die Katze schon durch einfaches Kopfschütteln von vielem Schmutz befreien kann. Trotzdem - die Katze kann ihre Ohren nicht so gut säubern wie die anderen Stellen ihres Körpers. Wenn mehrere Katzen zusammenleben kommt es zwar vor, daß sie sich gegenseitig die Ohren putzen, darauf verlassen können Sie sich jedoch nicht. Entstauben Sie von Zeit zu Zeit die äußere Ohrmuschel mit einem ganz leicht angefeuchteten sauberen Läppchen. Hüten Sie sich, an das empfindliche Innenohr zu kommen, zu leicht könnten Sie dabei etwas verletzen. Viele Tierärzte warnen deshalb auch vor dem verbreiteten Gebrauch von Wattestäbchen für diesen Zweck. Wenn's aus dem Ohr unangenehm riecht, wenn sich das Läppchen bräunlich färbt, wenn die Katze allzu häufig den Kopf schüttelt oder die Ohren dauernd schräggestellt hält, so deutet das auf Ohrmilbenbefall oder auf eine Entzündung hin. Beides sind Fälle, die nur der Tierarzt behandeln sollte. Bei der Mäusejagd auf Wiesen und an Wegrändern kann sich einmal ein Granne ins Ohr verirren und sogar bis zum Trommelfell wandern. Auch hier ist der Tierarzt gefordert, der dem Übel mit Spezialinstrumenten zu Leibe rückt.
Reinlichkeit ist für die Katze oberstes Gebot Sie ist in der Lage, ganz allein für die nötige Fellpflege zu sorgen. Trotzdem sollten Herrchen oder Frauchen auf regelmäBiges Bürsten nicht verzichten.
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Zahnpflege betreibt die Katze durch Kauen, eine wichtige Funktion hat hier auch das Trockenfutter. Schauen Sie dem Tier trotzdem öfter ins Mäulchen. Auffällig schlechter Mundgeruch, starker Zahnbelag und Speicheln bedürfen tierärztlicher Behandlung. Ihre Krallen pflegt die Katze selbst. An den Bäumen im Garten, am Kratzbaum oder Kratzbrett, oder - wenn Sie es an diesen Dingen mangeln lassen - an Ihren Polstermöbeln. Sie tut damit gleichzeitig etwas für die Ertüchtigung von Muskeln und Sehnen. »Waffenpflege« betreiben Katzen auch mit ihren Zähnen, indem Sie damit die abgestorbenen Krallenhülsen entfernen. Normalerweise brauchen Sie Ihrer Katze also nicht die Krallen zu stutzen. Das könnte höchstens bei einem alten Tier, dessen Zähne nicht mehr in Ordnung sind, der Fall sein, holen Sie dann aber bitte unbedingt den Rat des Tierarztes ein. Arbeiten Sie auf keinen Fall mit einer Nagelschere, damit könnten Sie allzu leicht die Ader, von der die Kralle versorgt wird, verletzen. Nehmen Sie einen Nagelklipper, wenn's schon unbedingtsein muß. Im allgemeinen genügt es jedoch, diese Dinge beim Routinebesuch vom Tierarzt erledigen zu lassen. Wichtig ist auch ein etwas »anrüchiges« Kapitel, die Sache mit dem Katzenklo. Es dient nicht nur der Hygiene und dem guten Geruch, wenn empfohlen wird, den Kot so schnell wie möglich aus dem Kästchen zu entfernen. Am besten, Sie nehmen zu diesem Zweck eine Schaufel mit durchlöcherter Fläche, einen ausrangierten Schaumlöffel etwa. So geht keine Streu verloren, wenn Sie das "Geschäft" entfernen. Die schnelle Kotvernichtung schützt Sie und auch Ihr Tier vor der gefürchteten Toxoplasmose. Die Erreger dieser Krankheit sitzen im Katzenkot und brauchen einige Zeit, um »arbeitsfähig« zu werden. Besser, man vernichtet sie vorher. Ein weiterer Vorteil: Sie können so auch sehr schnell erkennen, ob eventuell Wurmbefall vorliegt. Wenn's also im Katzenklo «lebendig« wird, schnell zum Tierarzt! Probieren Sie nicht auf eigene Faust irgendein Wurmmittel aus. Nur der Tierarzt kann anhand mikroskopischer Untersuchungen feststellen, um welche Art von Darmparasiten es sich handelt und danach die geeignete Arznei bestimmen. Wenn erst die Würmer wimmeln, genügt es übrigens nicht, das Katzenklo nur mit kochend heißem Wasser auszuspülen. Besorgen Sie sich für diesen Fall ein mildes, für Katzen verträgliches Desinfektionsmittel Dazu den Tierarzt fragen! Nehmen Sie kein Mittel, das Phenol oder Lysol enthält — beides ist hochgiftig für Katzen. A propos Würmer: Eine Knoblauchzehe, ein- bis zweimal wöchentlich ins Futter gemischt, gilt —vor allem bei Jungtieren - als gutes Vorbeugungsmittel. Manche Tierärzte empfehlen auch alljährlich eine vorbeugende Wurmkur
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Anders als beim Menschen gehört das Baden bei Katzen nicht zur allgemeinen Körperflege. Wasser und Seife machen ein Katzenfell nicht schöner. Baden Sie Ihre Katze also nur, wenn der Tie rarzt es ausdrücklich verordnet, zum Beispiel bei einer Räudebehandlung! Er wird Ihnen dann auch erklären, was im einzelnen zu tun ist. Sollte Ihre Katze mit Teer, Farbe oder anderen Schadstoffen in Fellberührung gekommen sei n, so reichen Wasser und Shampoo oft nicht aus. Fragen Sie den Tierarzt, bevor Sie Ihre Katze in die Wanne stecken! Und versichern Sie sich so schnell wie möglich der Hilfe einer zweiten Person, die das Tier daran hindert, sich die gefährlichen Substanzen aus dem Fell zu lecken. Manchmal hilft es, die Katze so m einen kleinen Wäschebeutel zu stecken, daß nur ihr Kopf herausschaut.
Erste Hilfe im Krankheitsfall Gut gepflegte Katzen werden selten krank. Sollte es dennoch einmal passieren, so ist auch hier schnelle Hilfe die beste Hilfe. Machen Sie es sich deshalb zur eisernen Regel: Sobald Sie auffällige Veränderungen an Ihrer Katze feststellenrasch zürn Tierarzt! Apathie, Mattigkeit und Sichverkriechen könnten Anzeichen einer bösen Infektionskrankheit oder einer Vergiftung sein. Ein aufmerksamer Katzenfreund wird ein solches Verhalten unier keinen Umständen mit dem normalen Bedürfnis des Tieres nach Ruhe und Ungestörtheit verwechseln. Wenn Sie eine solche Verhaltensänderung bemerken, ist es höchste Zeit, den Tierarzt aufzusuchen! Gelegerndliches Erbrechen ist ein ganz normaler Vorgang. Er kann dem Auswürgen von Haarballen dienen, es kann aber auch sein, daß sich die Katze auf die sem Weg Erleichterung verschafft, wenn sie ihr Futter mal allzu gierig geschlungen hat. Ist dem Erbrochenen jedoch Blut, Schleim oder übelriechender Schaum beigemengt, so kann das ein Symptom für eine Vergiftung oder eine Infektion sein. Auch dann heißt es: So schnell wie möglich zum Tierarzt! Wenn Ihre Katze einmal Durchfall hat, müssen Sie nicht gleich Schlimmes befürchten. Er kann von Milch, rohen Eiern oder roher Leber herrühren. Ein gutes Hausmittel dagegen ist gekochte Leber, denn sie wirkt leicht stopfend. Zieht sich die Sache jedoch über längere Zeit hin oder hat der Stuhl gar blutige Beimengungen, dann muß auch hier sofort der Tierarzt hinzugezogen werden, da es sich dann um eine ernsthafte Erkrankung handelt,
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Verstopfung kann durch zuviel gekochte Leber oder Milz hervorgerufen werden, aber auch durch Haarballen, die sich im Darm testgesetzt haben, Füttern Sie die Katze mit roher Leber, bieten Sie Milch an, vielleicht hilft auch eine Ölsardine. Spielen Sie viel mit dem Tier und bürsten Sie es tüchtig - das regt den Stoffwechsel an. Wenn sich länger als drei Tage nichts tut im Katzenklo, dann müssen Sie allerdings den Tierarzt konsultieren. Was Sie auf keinen Fall tun dürfen: der Katze mit einem Abführmittel aus der Menschen-Apotheke »helfen«. Es könnte tödlich sein für das Tier! Auffällige Fellveränderungen wie Haarausfall, borkige Flechten, trotz guter Pflege glanzloses und gesträubtes Fell, Ekzeme und ähnliche Erscheinungen gehören ebenfalls in die Behandlung des Tierarztes. Er allein kann feststellen, ob es sich u m Räude, Glatzflechte oder etwas vergleichsweise Harmloses handelt. Er wird auch sagen, was in einem solchen Fall weiter zu tun ist. Größer als die Gefahr einer Erkrankung ist aber auch bei einer gut gepflegten und behüteten Wohnungskatze das Unfallriskio. Wie Sie Fensterstürze verhindern, die in Großstadt-Tierarztpraxen zu den häufigsten Fällen gehören, ist schon im Kapitel »So fühlt sich die Katze wohl« gesagt worden. Doch es lauern noch andere Gefahren! Als erstes wäre da die Vergiftungsgefahr zu nennen. Der hübsche Maiglöckchenstrauß auf Ihrem Tisch, der schöne Weihnachtsstern, eine achtlos liegengelassene Aspirintablette, Haushalts- und Gartenchemikalien, mit denen Sie täglich hantieren - das sind Dinge, die für Ihre Katze verhängnisvoll werden können. Aber auch hier hilft Vorbeugen. Bringen Sie keine Wolfsmilchgewächse mit in Ihre Wohnung und seien Sie vorsichtig mit Pflanzen, die ätherische Öle enthalten. Wenn Sie nicht die Möglichkeit haben, Ihre Blumen und Pflanzen katzensicher aufzustellen, dann sollten Sie unbedingt auf folgende Arten verzichten; Maiglöckchen, Schneeglöckchen, Märzenbecher, Geranien, Nelken, Primeln, Narzissen, Hyazinthen, Krokusse, Herbstzeitlosen, Weihnachtssterne, Euphorbien, bestimmte Farne und Zypressen-Wolfsmilch. Auch die schöne Gala gehört dann für Sie zu den verbotenen Pflanzen. Eine gute Vorbeugungsmaßnahme ist das Bereithalten des ohnehin unerläßlichen Katzengrases; Katzen die ihre eigene »Wiese« haben, zeigen oft kein Interesse an Pflanzen. Trotzdem, Vorsicht ist immer angebracht. Die Vergiftungsgefahr durch Chemikalien ist ebenfalls außerordentlich groß. Viele Desinfektionsmittel enthalten Lysol oder Phenol - beides tödliche Gifte für
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Katzen. Ungeziefervertilgungsmittel könnten DDT oder Arsen enthalten - beides kann die Katze umbringen. Schon aus diesem Grund ist es wichtig, bei Ungezieferbefall der Katze den Tierarzt aufzusuchen und sich ein unschädliches Vertilgungsmittel verordnen zu lassen — allzu leicht vertilgt man sonst mit den Flöhen auch die Katze. Greifen Sie nicht zu jedem Mittel, wenn sie selbst von Fliegen oder ähnlichen »Hausgenossen« geplagt werden - erkundigen Sie sich, ob es für Ihren Vierbeiner unschädlich ist. Verwenden Sie im Garten so wenig Chemikalien wie möglich, denn fast immer enthalten sie Phosphate und Arsen. Verordnen Sie Ihrer Katze Stubenarrest, wenn Sie im Garten einmal nicht ohne chemische Hilfe auskommen. Putz- und Pflegemittel für Autos, besonders Frostschutzmittel, sollten Sie von Ihrem Tier ebenfalls fernhalten. Bleifarben und Holzschutzmittel gehören auch zu den hochgefährlichen Stoffen. Falls Sie teerhaltige Seifen oder Shampoos benutzen - verwahren Sie diese Dinge katzensicher; sie können ebenfalls zu Vergiftungen führen. Gas ist für Katzen ebenso gefährlich wie für Menschen, nur daß schon kleinere Dosen genügen. Sichern Sie Ihren Gasherd! Lassen Sie keine Medikamente herumliegen, benutzen Sie keine für den menschlichen Gebrauch bestimmten Salben für die Katze. Besonders Brandsalben enthalten oft Phenol. Andere Medikamente enthalten Strychnin in so winzigen Dosierungen, daß sie dem Menschen z war nicht schaden, die Katze aber töten können. Viele Schmerzmittel enthalten Phenol oder Phenolverbindungen, da gilt das gleiche. Also, Vorsicht, Vorsicht, Vorsicht! Am besten verfährt man in einem Haushalt mit Katzen wie in einem Haushalt mit Kindern: Medikamente und Chemikalien, auch »harmlose« Reinigungsmittel, konsequent wegschließen. So aufmerksam kann man die Inhaltsangaben auf den Flaschen und Packungen gar nicht lesen, daß man nicht doch einmal eine Gefahr übersehen könnte. Sorgen Sie auch dafür, daß Ihre Katze nicht mit Rattengift in Berührung kommt. Es enthalt Thallium, ein schlimmes Gift. Tückisch daran ist, daß sich die Symptome oft erst sehr spät zeigen: Haarausfall, Mattigkeit, Erbrechen, manchmal Krämpfe. Sollte Ihre Katze trotz alter Vorsichtsmaßnahmen Opfer einer Vergiftung werden, so ist jede Stunde wertvoll. Als Brechmittel wird oft empfohlen, dem Tier einen Teelöffel geröstetes Salz hinten auf die Zunge zu streuen. Auf keinen Fall Milch geben! Sollten sich Krämpfe zeigen, müssen Sie die Katze locker in eine Decke einhüllen und in einen abgedunkelten Raum bringen. Sprechen Sie beruhigend auf sie ein. Und versichern Sie sich schnellster tierärztlicher Hilfe. Äußere Verletzungen heilen bei Katzen relativ gut und schnell. Trotzdem dürfen Sie auch hier nicht zu sorglos sein. Eine im Revierkampf arg zerraufte Katze
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sollte dem Tierarzt vorgestellt werden, denn aus den Wunden können sich Abszesse entwickeln. Sollte Ihre Katze beim Kampf mit einer Ratte Verletzungen davongetragen haben, ist der Tierarztbesuch unbedingt Pflicht; durch Rattenbisse können gefährliche Krankheiten übertragen werden! Typisch für Rattenbisse sind kleine, viereckige Schnittwunden, meist im Gesicht, Nachdem hier so viel vom Tierarzt die Rede war, bleibt noch eine Frage: Soll der Tierarzt zur Katze oder soll die Katze lieber zu m Tierarzt kommen? Die meisten Tierärzte bevorzugen die zweite Lösung, erstens, weil sie in ihrer Praxis die Ausrüstung für alle Fälle haben, zweitens, weil sich die Katzen in einer fremden, sie verschüchternden Umgebung leichter behandeln lassen. Zu Hause entwickeln selbst kranke Tiere oft eine erstaunliche Aggressivität und »Schlagfertigkeit«. Außerdem sind sie oft nur unter großen Schwierigkeiten aus ihren Verstecken hervorzuholen.
Eine freundliche und soziale Geste: Eine Katze putzt die andere.
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Vom Standpunkt der Katze aus gesehen ist aas zweite Verfahren auch besser. Tierärztliche Behandlung - von der Impfspritze bis zur Wundversorgung - ist nun einmal mit Gewaltanwendung verbunden; jedenfalls empfinden Katzen schon bloßes Festhalten als Gewalt. In der vertrauten Umgebung sollte man die sensiblen Tiere solche Erfahrungen nicht machen lassen. Das Katzenheim soll auch »Katzenburg« bleiben, wo sich die Samtpfotigen unter allen Umständen sicher fühlen können. Ich kann diese Ansicht durch eigene Erfahrung untermauern: Als unsere Katzen noch recht jung waren, hatten wir sie einmal zu Hause gegen Katzenseuche impfen lassen. Die Tiere waren wochenlang verstört und reagierten mit Angst auf jeden Besucher. Seit wir diese Prozedur in die Tierarztpraxis verlegt haben, gibt es da keine Schwierigkeiten mehr. Auch der Tierarzt ist übrigens ein Mensch, dessen Tag nur 24 Stunden hat. Und Hausbesuche kosten viel Zeit. Wenn's also nicht unumgänglich notwendig ist, so suchen Sie lieber die Praxis auf. Alles in allem: Neben Ihnen ist der Tierarzt wichtigster Gesundheitspfleger der Katze. Scheuen Sie sich nicht, ihn um Rat zu fragen, auch wenn es um das Eingeben von Medikamenten geht. Die theoretischen Anweisungen, die es Inder Katzenliteratur gibt, sind zum Teil recht abenteuerlich. Mancher Praktiker kennt da bessere Wege. Denken Sie auf jeden Fall daran, daß selbstherumdoktern außerordentlich gefährlich ist. Auch eine Katze hat nur ein Leben - nicht etwa neun oder sieben, wie uns der Aberglaube weismachen will. Dieses Leben sollte man als verantwortungsbewußter Katzenfreund so gut wie möglich schützen und pflegen- nicht nur wegen der Verantwortung, sondern auch zur eigenen Freude.
Wenn der Sex sich regt. . . Seit undenklichen Zeiten gilt die Katze in vielen Kulturen als Symbol der Sinnlichkeit und der Fruchtbarkeit. Im alten Ägypten genoß sie nicht zuletzt deshalb göttliche Verehrung; im christlichen Abendland wurde sie aus dem gleichen Grund jahrhundertelang verteufelt, verfolgt und als »Hexentier« oft grausam getötet. Glücklicherweise sind diese Zeiten vorbei, aber als Sexsymbol wird die Katze immer noch angesehen. Warum das so ist, werden Sie schon noch merken! Spätestens dann, wenn ihr Tier geschlechstsreif wird. Katzen sind in diesem Punkt nämlich alles andere als dezent. Sie kennen weder Scham noch Verschämtheit, sondern schreien ihre Bedürfnisse laut heraus. Siamkatzen gelten in
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dieser Beziehung als Rekordhalter. Die amerikanische Autorin Margaret Cooper-Gay schreibt: »Die Nachtgeister sind in bezug auf Geheul bei läufigen Siamkatzen in die Lehre gegangen.« Wer jemals ein wüstes Katzenkonzert im Hinterhof gehört hat, weiß, daß auch ganz normale Hauskatzen den Nachtgespenstern noch einiges beibringen können. Machen Sie sich also schon einmal auf aufregende Zeiten gefaßt. Bei Katern äußert sich die erwachende »Männlichkeit « so: Die Tiere werden unruhig, Wohnungskaterstreben mit Macht ins Freie, freilaufende Kater unternehmen große Wanderungen auf der Suche nach passenden "Bräuten«. Sie lassen sich - selbst noch schwach und unerfahren - auf Kämpfe mit überlegenen Rivalen ein, von denen sie oft sehr zerschunden heimkommen. Wenn sie überhaupt heimkommen! Auf Trieb- und Liebespfaden nämlich achten Kater kaum auf Gefahren, denen sie sonst aus dem Wege gehen würden. Sie »singen« weniger um Katzendamen auf sich aufmerksam zu machen, sondern eher um andere Kater zum Kampf zu fordern. Ruchbarstes Merkmal der Geschlechtsreife ist, daß die Kater an alle möglichen Stellen ihre Duftmarken setzen - sie »spritzen«. Wie das aussieht, haben Sie bestimmt schon einmal bei Tigern im Zoo gesehen: Der Schwanz wird hochgereckt, zittert ein wenig, und dann wird die geeignete Stelle angesprüht. Genauso macht es Ihr Minitiger. Und seine Duftmarke steht der seines großen Verwandten in keiner Weise nach. Auch der Urin, den der Kater nach wie vor im Katzenklo absetzt, stinkt infernalisch. Der Sexdrang des Katers ist zur Vorfrühlingszeit besonders groß, erlischt aber das ganze Jahr über nicht. Einen geschlechtsreifen unkastrierten Kater in der Wohnung zu halten, ist unmöglich - schon wegen der Geruchsbelästigung Einen unkastrierten Kater frei umherlaufen zu lassen, ist heutzutage unverantwortlich, denn damit trägt man zur sinnlosen Vermehrung und zu dem ohnehin schon furchtbaren Katzenelend bei. In wenigen Tagen kann ein Kater Dutzende von Kätzchen zeugen. Nur für wenige von ihnen findet sich später ein guter Platz. Lassen Sie also Vernunft wallen! Suchen Sie einen guten Kleintierarzt, der Erfahrungen mit Katzen hat, und machen Sie mit ihm einen Termin zur Kastration Ihres Katers aus. Die meisten Tierärzte empfehlen, diese Operation nicht vor dem vollendeten neunten Lebensmonat vornehmen zu lassen, weil erst dann das Urogenitalsystem voll entwickelt ist. Kater, die sehr früh kastriert werden, zeigen oft alle Merkmale eunuchiden Körperbaues: Sie haben zwar einen kleinen Kopf, sind ansonsten aber übergroß.
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Der Eingriff selbst besteht aus der Unterbindung des Samenstrangs und der Ausschabung der Hoden. Der Kater bekommt eine Vollnarkose, muß also mit nüchternem Magen zum Tierarzt gebracht werden. Die Operation dauert kaum eine halbe Stunde und kostet selten mehr als 30 bis 50 Mark. Wenn Sie den Kater vom Tierarzt abholen, wird er meist noch narkotisiert sein. Transportieren Sie ihn vorsichtig m seinem Korb und achten Sie darauf, daß er gegen Zugluft geschützt ist. Setzen Sie ihn mildem Korb in ein ruhiges Zimmer, stellen Sie etwas Wasser und eine Toilettenschüssel bereit. Nehmen Sie ausnahmsweise keine normale Streu, sondern Küchenpapier, oder decken Sie die Streu mit einer Lage Küchenpapier oder kleingerissenen Papiertaschentüchern ab. Wenn nämlich ein Streusteinchen in die frische Wunde gerät, kann es zu schmerzhaften Abszessen kommen. Das Tier wird zunächst noch recht unsicher auf den Beinen sein, aber das bessert sich von Stunde zu Stunde. Auch die Wundschmerzen verschwinden sehr bald. Damit die Wunde aber nicht infiziert werden kann, darf der Kater die Wohnung etwa eine Woche lang nicht verlassen. Verwöhnen Sie den Patienten jetzt ruhig ein bißchen! Nach ein paar Tagen hat Ihr Kater alles Unbehagen vergessen. Er ist munter und fröhlich wie eh und je - und viel ausgeglichener. Und der »Katergestank« ist weg. Bei der Katze äußert sich das Sexerwachen ein wenig anders als beim Kater. Man nennt's auch anders; während der Kater »ranzig« wird, spricht man bei der Katze von »Rolligkeit«. So etwa mit einem dreiviertel Jahr, manchmal auch erheblich früher, geht's los: Genau wie der Kater wird auch die Katze unruhig und drängt ins Freie, außerdem zeigt sie ein erhöhtes Zärtlichkeitsbedürfnis. Wundern Sie sich also nicht, wenn Ihre Katze Ihnen jetzt dauernd Köpfchen gibt, Sie mit hochgerecktem Hinterteil umtänzert, die Vorderbeine dabei einknickt und sich dauernd auf dem Boden rollt. Wer im Umgang mit Katzen noch unerfahren ist, meint dann oft, das Tier wälze sich vor Schmerzen. Aber nicht nur in Unruhe, Zärtlichkeitsbedürfnis und Bewegungen äußert sich die Rolligkeit, die Katze »spricht auch darüber«. Sie stößt gurrende Laute aus, die eine unglaubliche Intensität annehmen können. Auf dem Höhepunkt der Hitze beginnt sie zu singen, so, daß die schon erwähnten Nachtgespenster - hätten sie nur Substanz - vor Neid erblassen müßten. Normalerweise werden Katzen zwei- bis dreimal im Jahr rollig, jeweils etwa acht Tage lang; manche Tiere geraten aber auch regelmäßig jeden Monat in die Brunst. Wenn Sie nicht gerade unter die Züchter gehen wollen, gibt es nur eine vernünftige Art, mildem Problem fertig zu werden: die Ovarioktomie, die operative Ent-
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fernung der Eierstöcke und der Gebärmutterhornspitze durch den Tierarzt Diese Operation wird im allgemeinen Sprachgebrauch fälschlich als Sterilisation bezeichnet, kommt aber einer Kastration gleich. Während sich glücklicherweise die Kastration des Katers immer mehr durchsetzt, zögern noch viele Menschen, ihre Katze auf diese Weise unfruchtbar machen zu lassen. Sie scheuen weniger die Operation und die Kosten - 50 bis 100 Mark - als den »Eingriff in die Natur«. Schieben Sie solche Bedenken ruhig beiseite! Es ist ein weitaus häßlicherer Eingriff in die Natur, eine Katze Junge bekommen zu lassen und sie ihr dann fortzunehmen oder das Tier immer wieder rollig werden zu lassen, ohne daß es seinen Trieb stillen kann. Empfängnisverhütung »per Pille« kann auch bei Katzen funktionieren. Die Katze muß freilich gut unter Kontrolle sein, denn Regelmäßigkeit ist auch hier oberstes Gebot. Es muß wirklich sichergestellt werden, daß die Katze diese Tabletten auch schluckt - keine ganz einfache Sache! Zweckmäßig ist diese Art der Empfängnisverhütung ohnehin nur bei Zuchtkatzen. Wer sich näher informieren will, dem sei das Buch »Katzenkrankheiten« von Dr. Rolf Spangenberg (Falken-Verlag) empfohlen. Daß »Anti-Baby-Spritzen« für Katzen nicht immer ganz zuverlässig wirken, konnte ich im Bekanntenkreis erfahren: dort gab es einen zauberhaften Wurf von Kartäusermischlingen - obwohl die Katzenmutter eine entsprechende Spritze bekommen hatte. Das Optimale ist die Verhütung mit Hormonen also nicht. Unsinnig ist auch die wirkliche Sterilisation, bei der nur die Eileiter unterbunden werden. Sie haben zwar nicht den Ärger mit den Jungen, aber Ihrem Tier bleibt die Last mit der Rolligkeit nicht erspart. Und es spricht einiges dafür, daß die Sache mehr mit Last als mit Lust zu tun hat. Zudem neigen auf diese Weise unfruchtbar gemachte Katzen ebenso wie fruchtbar belassene später zu Gebärmutterentzündungen. Diese Krankheit führt bei Katzen häufig zum Tod, weil sie meist zu spät erkannt wird. Machen Sie also ein für allemal Schluß mit dem Katzen-Sex, wenn Ihnen das Wohl der Tiere am Herzen liegt. Für die Gesundheit der kastrierten Katze spielt es übrigens nicht die geringste Rolle, ob sie vorher einmal Junge gehabt hat oder nicht. Wichtiger ist schon der Zeitpunkt der Operation. Nach Ansicht vieler Tierarzte sollte die Katze dafür etwa ein Jahr alt sein. Die erste Rolligkeit mußten Sie also unter Beachtung aller Vorsichtsmaßregeln (Türen und Fenster schließen!) und mit viel Nervenkraft gewappnet über sich ergehen lassen.
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Spielen Sie bitte nicht mit dem Gedanken, Ihre Katze »wenigstens einmal« werfen zu lassen, wenn Sie nicht ganz genau wissen, wo Sie den zu erwartenden Nachwuchs- drei bis fünf Kätzchen im allgemeinen, manchmal mehr- unterbringen können. Auch wenn Bekannte Ihnen vage versprechen, schon ein Kätzchen aufzunehmen, wenn es soweit ist — verlassen Sie sich nicht darauf! Und verlassen Sie sich auch nicht auf eine Anzeige in der Spalte »Tiermarkt«. Bei Rassekätzchen mögen Sie damit Glück haben, das Interesse an Hauskätzchen jedoch ist nicht allzu groß. Und manchmal interessieren sich auch die falschen Leute, nämlich Versuchstierhändler, für den Nachwuchs. Es ist nicht so einfach, solch ein Risiko von vornherein auszuschalten. Beraten Sie sich also mit Ihrem Tierarzt, und machen Sie einen Termin mit ihm aus. Mindestens zwölf Stunden vor der Operation darf die Katze nichts mehr zu fressen bekommen, wegen der Vollnarkose. Der Eingriff selbst dauert etwa eine Stunde. Viele Tierärzte vernähen den Schnitt mit einem auflösbaren Faden, so daß das anschließende Fädenziehen entfällt. Ein Sprühverband bedeckt die Wunde. Nach dem Eingriff bettet der Tierarzt die Katze in gestreckter Seitenlage wieder in den Transportkorb. Bringen Sie das Tier vorsichtig nach Hause und schützen Sie es vor Zugluft. Zu Hause bekommt die Katze ein warmes Deckenlager zu ebener Erde, auf keinen Fall einen erhöhten Platz. Sie könnte sich sonst beim Versuch, herunter oder hinauf zu springen, verletzen. Sie sollte jetzt wenig laufen, stellen Sie deshalb ein Schälchen mit Wasser und die Katzentoilette in unmittelbarer Nähe des Lagers auf. Stellen Sie auch ein bißchen Trockenfutter dazu. Am ersten Tag, vielleicht auch am zweiten, wird die Katze zwar noch nichts fressen wollen, aber Vorsorge ist in jedem Fall gut. Gönnen Sie dem Tier in dieser Zeit viel Ruhe. Falls Sie mehrere Katzen haben, müßten Sie die Frischoperierte vielleicht für ein Weilchen absondern, Nach draußen darf sie während dieser Schonzeit selbstverständlich nicht. Auch wenn Sie Wurfgeschwister verschiedenen Geschlechts oder Mutter und Sohn halten, müssen Sie die Tiere unfruchtbar machen lassen. Es gibt immer noch Leute, die glauben, verwandte Katzen »fingen nichts miteinander an«. Das ist natürlich ein riesengroßer Irrtum: Katzen kennen in Sachen Sex absolut keine Verwandtschaft. Katzen erholen sich fast genauso schnell von der Operation wie Kater. Besonders, wenn Sie sie während der Pflegezeit ein bißchen verwöhnen
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Alles in allem: Kastrierte Tiere sind gesünder. Sie haben ein schöneres Fell und leben weniger gefährlich. Statistisch gesehen leben sie auch länger: Ein unkastrierter Kater wird im Durchschnitt nur fünf Jahre alt, beim kastrierten liegt das Durchschnittsalter bei zwölf Jahren. Außerdem sind kastrierte Kater und Katzen ausgeglichener, zärtlicher und »ihren« Menschen gegenüber meist viel anhänglicher als ihre fortpflanzungsfähigen Artgenossen. Und nur auf diese Weise kann man viele Katzen davor bewahren, buchstäblich vor die Hunde zu gehen! Es spricht also alles dafür, das (die) Tier(e) unfruchtbar zu machen.
Die Sache mit dem Nachwuchs Wer unter die Katzenzüchter gehen will, sollte den Rat erfahrener Fachleute in den seriösen Verbänden suchen. Dieses Buch ist für den ganz »gewöhnlichen« Katzenfreund bestimmt, und für ihn heißt die wichtigste Regel: Geburtenkontrolle tut Not! Beim Katzenvolk noch mehr als anderswo. Die Forderung ist hart, denn eine Katzenkinderstube ist ganz besonders bezaubernd. Selbst Leute, die sich eigentlich nicht viel aus Haustieren machen, kriegen oft beim Anblick kleiner Kätzchen vor Rührung blanke Augen. Und da liegt auch schon der Hund begraben: Kätzchen werden bald erwachsen - und dann ist es aus mit der Rührung. Das Ende vom Lied - Katzenelend überall. Nur, wenn sie wirklich für den Nachwuchs sorgen können, wenn Sie den Kleinen einen guten Platz gewähren oder vermitteln können, dürfen Sie Ihre Katze Mutter werden lassen. Sonst müssen Sie verzichten — den Tieren zuliebe.
Die Katzenhochzeit Wer eine Auslaufkatze hat. braucht nur abzuwarten: Der Nachwuchs stellt sich schon von selber ein. Machen Sie sich auf Überraschungen gefaßt, denn die Katze sucht sich den Vater ihrer Kinder nach ihrem eigenen Geschmack aus. Im Katzenreich herrscht Damenwahl. Der Kater, der im Rivalenkampf Sieger geblieben ist, hat damit nicht automatisch das Herz der liebevoll angemaunzten Schönen gewonnen. Katzen sind eben »emanzipiert« - Kraftmeierei allein kann ihnen nicht imponieren. Bei ihnen zählt nur Sympathie, und die kann auch dem Verlierer gelten. Trotzdem herrschen bei der Katzenliebe rauhe Sitten. Nach dem Paarungsakt muß sich der Kater mit einem Sprung in Sicherheit bringen, sonst kriegt er von seiner »Herzdame« noch einen saftigen Krallenhieb mit auf den Weg.
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Wenn Sie für Ihre Rassekatze einen ebenbürtigen Partner suchen, dürfen Sie die Wahl nicht dem Tier überlassen. Am besten, Sie wenden sich an einen der Züchtervereine. Dort kann man Ihnen sagen, wo es in Ihrer Nähe einen geeigneten Deckkater für Ihr Tier gibt. Solch eine »Katzenhochzeit« müssen Sie sich etwas kosten lassen - im allgemeinen liegen die Preise zwischen 100 und 250 Mark. Hat der Kater auf Ausstellungen schon mehrere Erfolge und Siege errungen, so wirkt sich das natürlich auch auf die Deckgebühr aus. Die Ausgabe lohnt sich aber, denn je besser die Papiere der Rassekätzchen sind, desto eher finden Sie Abnahme für den Nachwuchs. Freilich muß es nicht unbedingt ein »Internationaler Champion« sein, auch bei Katzen gibt es noch andere Werte als Schönheit. Nehmen Sie schon Verbindung zum Züchter auf, bevor die Katze rollig ist. Der günstigste Zeitpunkt für die »Hochzeit« ist der Höhepunkt der Rolligkeit- meist so etwa der dritte Tag. Die Katze wird zum Kater gebracht, nicht etwa umgekehrt. Der Züchter hat meist ein spezielles »Brautgemach« zur Verfügung, einen Raum, in dem die Katze sich nicht verkriechen kann. Sie wird im verschlossenen Transportkorb hineingebracht, dann darf der Kater kommen. Erst wenn er sich dem Korb »plaudernd« nähert - Sie werden staunen, wie sanft eine Katerstimme klingen kann!—.wenn er die Dame zärtlich gurrend umwirbt, und wenn die Katze selber nicht m ehr wie eine Wilde faucht und spuckt, wird der Korb geöffnet. Und damit sind Ihre »Kupplerdienste « auch schon erschöpft. Am besten, Sie ziehen sich jetzt diskret zurück und holen die Katze erst dann wieder heim, wenn der Züchter es für richtig hält. Höchstwahrscheinlich kommt es in dieser Zeit zur Befruchtung, eine Garantie gibt es allerdings nicht Die Rolligkeit ist übrigens auch nach einer erfolgreichen Katzenhochzeit noch nicht vorbei. Sie klingt ganz normal erst nach einigen Tagen aus. Es ist deshalb auch besonders wichtig, daß Sie Ihre Rassekatze jetzt streng unter Verschluß halten. Sonst könnte es nämlich durchaus sein, daß sie sich mit einem anderen Kater einläßt. Und dann gibt's einen Wurf mit zwei Vätern - und keine "Ahnentafeln" für den Nachwuchs. Und das verringert wieder die Zukunftschancen. Wird die Katze etwa einen Monat nach dem »Heiratstermin« erneut rollig, so ist das ein Beweis dafür, daß sie nicht aufgenommen hat. Der Züchter ist zwar nicht dazu verpflichtet, meist aber wird er von sich aus noch einen zweiten Versuch anbieten. Und dann klappt's meistens.
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Wollen Sie auf eigene Faust eine Katzenhochzeit arrangieren? Am besten, Sie schlagen sich diesen Plan aus dem Kopf, die unkastrierten Kater in Ihrem Bekanntenkreis sind meist zu jung, um Vater zu werden. Anerkannte Rassekätzchen gibt's aus einer solchen »wilden Ehe« auch nicht, zudem wissen Sie nicht, was für Erbanlagen da zusammenkommen. Tun Sie vor allem eines nicht, bringen Sie keinen Kater zur Katze! Ich habe solche Fälle mehrfach im Bekanntenkreis erlebt oder von ihnen gehört. Jedesmal war' s ein fürchterlicher Streß für die Tiere, und außer zerschmettertem Porzellan, zerrissenen Gardinen und einem schrecklichen Durcheinander in der betreffenden Wohnung gab es keine sichtbaren Erfolge. Im eigenen Heim versteckt sich die Katze vor dem Eindringling und wehrt ihn meist wütend ab. Und ein Kater im fremden Haushalt spielt eher den total Verwirrten als den Potenzprotz. Komplizierte Katzenpsyche!
Die Pflege der tragenden Katze Ob Auslaufkatze oder »Hochzeitsreisende« - wenn die Katze zum Kater gekommen ist, läßt der Erfolg meist nicht lange auf sich warten, Etwa 62 Tage dau-_ ert die Schwangerschaft, Über- und Unterschreitungen der Zeit um etwa fünf Tage liegen noch im Bereich des Normalen. Nach etwa vier Wochen werden die veränderten Umstände sichtbar: Das Bäuchlein rundet sich, die Zitzen treten deutlicher hervor. Werdende Katzenmütter verdienen besondere Beachtung. Sie sind sehr empfänglich für Zärtlichkeit und liebevolle Ansprache An waghalsigen Sprüngen muß die Katze nun gehindert werden, es könnte sich verhängnisvoll auf die Ungeborenen auswirken. Sichern Sie die Schranke also entweder durch Sperrholzaufsätze oder aber verfahren Sie umgekehrt: Machen Sie der künftigen Katzenmutter den Aufstieg so bequem wie möglich. Wenn sich die Figur verändert, müssen Sie auch den Speisezettel der Katze ein wenig ändern. Mehrere kleine Mahlzeiten sind für sie besser verträglich als zwei große, die Kost sollte hochwertig und leicht verdaulich sein. Hüten Sie sich aber, die trächtige Katze zu überfüttern; den Speck, den sie sich angefuttert hat, wird sie später nur schwer wieder los. Einer der ersten, der vom bevorstehenden freudigen Ereignis erfährt, sollte der Tierarzt sein. Er kann Ihnen sicher einige gute Tips geben. Halten Sie seine Tele fonnummer immer griffbereit, auch die Nummer des tierärztlichen Notdienstes,
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falls es mal Komplikationen gibt. In den meisten Fällen geht zwar alles glatt, aber es ist sehr beruhigend zu wissen, wohin man sich wenden kann, wenn es mal nicht glattgehen sollte. Je näher der große Augenblick rückt, desto auffälliger wird das Benehmen der Katze. Wenn sie erst ei n mal anfängt, i n versteckten Winkeln, Schränken, Schubladen und unter Betten nach einem geeigneten Entbindungsplatz zu suchen, kann es nicht mehr lange dauern. Bieten Sie Ihrer Katze jetzt ein Wurflager an. Es sollte groß genug sein, daß sie ausgestreckt darin liegen kann und auch die Klei-
Spiele junger Katzen sind oft eindeutig sexuell gefärbt, obwohl die Tiere längst noch nicht geschlechtsreif sind
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nen noch Platz haben. Der Transportkorb scheidet da also schon mal aus. Wir haben beste Erfahrungen mit einem stabilen Karton gemacht, den wir mit der Öffnung (Breitseite) nach vorn aufgestellt hatten. Ein solches Nest läßt sich auch leicht mit einem Tuch gegen Lichteinfall schützen - für die empfindlichen Jungtiere ist das sehr angenehm, Natürlich eignet sich auch ein geräumiger Korb als Katzennest. Polstern Sie das Wurflager mit sauberen Stoffresten schön weich aus und halten Sie für den großen Moment zusätzlic h eine ganze Menge sauberer, kochbarer Tücher vorrätig. Nach abgeschlossener Geburt wechselt man dann die erste Lage aus, und die Familie liegt im sauberen, mollig warmen und weichen Nest. Das hört sich alles ganz gut an. Wer sich auf die Wurfkiste verlä ßt, macht aber die Rechnung oh ne die Katze. Ihre ersten Jungen hat unsere Katze still und heimlich unter dem Bett zur Welt gebracht, sie überraschte uns damit, als wir von der Arbeit heimkamen. Beim zweiten Wurf hörten wir das charakteristische Piepsen der Neugeborenen aus dem Wäschefach des Kleiderschrankes, morgens beim Aufwachen. In beiden Fällen hatte die stolze Mutter aber nichts dagegen einzuwenden, daß wir sie mitsamt ihren Kindern in das vorbereitete Nest umbetteten Manche Katzen bringen ihren Nachwuchs am liebsten in einem Versteck zur Welt, zu dem der Mensch keinen Zutritt hat, die meisten aber wollen zumindest die Nahe ihres zweibeinigen Hausgenossen spüren Manche möchten ihn sogar während der Geburt ganz nah bei sich haben, brauchen seinen Zuspruch. Wenn Ihre Katze dieser letzten Gruppe angehört, wird sie es sehr deutlich zeigen. Erfüllen Sie ihr den Wunsch! In den meisten Fällen wird von Ihnen Geburtshilfe kaum verlangt. Nur ein bißchen Streicheln, Trösten, Händchen-, pardon, Pfötchenhalten. Einer Rassekatze sollten Sie auf jeden Fall in dieser Weise beistehen, denn auf ihren Instinkt kann man sich nicht unbedingt verlassen. Und auch sonst gilt hier mal wieder das Wort des Revolutionärs und Katzenfreundes Lenin: »Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. , .« Die Geburt der Jungen Gesteigerte Unruhe, Futterverweigerung und ein wenig Ausfluß - diese Anzeichen bedeuten, daß jetzt die Wehen nicht mehr weit sind. Nach dem Abgang des Fruchtwassers geht's meist auch recht schnell mit den Geburten. In Abständen von etwa einer halben Stunde — manchmal sind die Pausen länger, manchmal kürzer - bringt die Katze je ein Junges zur Welt, befreit es von der Fruchthülle,
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frißt die jedem Tierchen folgende Nachgeburt und nabelt das Kleine ab. Halten Sie sich nach Möglichkeit zurück, Einmischung macht die Katze nur nervös. Wenn die Geburten allerdings zu schnell aufeinanderfolgen, könnte Ihr Eingreifen doch nötig werden. Dann müssen Sie die Fruchthülle am Kopf des Kätzchens öffnen und das Naschen mit einem sauberen Papiertaschentuch von Schleimresten befreien. Falls die Katze ihr Neugeborenes nicht trockenlecken kann, müssen Sie diese Aufgabe übernehmen. Ein ziemlich rauhes Frottiertuch ersetzt dabei die Katzenzunge. Die kreisenden, leicht klopfenden Frottierbewegungen sollen vor allem die Atmung anregen. Das Köpfchen muß bei der Prozedur nach unten gehalten werden, so werden die Atemwege frei. Wenn das Kleine zu piepsen beginnt, können Sie es wieder der Mutter anvertrauen —das dünne, klagende Geschrei löst auch bei einer relativ unerfahrenen Katze den Brutpfle getrieb aus. Noch eine Situation könnte Ihr Eingreifen nötig machen: Die Katze beißt die Nabelschnur nicht durch oder geht bei dieser Arbeit allzu hastig vor und nähert sich mit den Zähnen gar zu bedenklich dem Bäuchlein des Kleinen. Streichen Sie mit leichtem Druck über die Nabelschnur, immer in Richtung auf das Kätzchen hin. Wenn die Schnur blutleer ist, zwicken Sie sie entweder mit Daumen- und Zeigefingernagel ab oder schneiden Sie sie mit einer Schere, die ein Helfer zuvor zum Desinfizieren in kochendes Wasser getaucht hat, ab. Ein Nabelschnurrest von etwa drei Zentimetern muß stehen bleiben, damit es bei den Kleinen nicht etwa zu einem Nabelbruch kommt. Bewahren Sie bitte unbedingt Ruhe, wenn Ihre Hilf ein der einen oder der anderen Form notwendig werden sollte. Ihre Nervosität könnte sich sonst auf die Mutter übertagen, und das erschwert die ganze Sache. Wie schon gesagt: In den meisten Fällen besorgt die Katze die Arbeit allein. Uns Zweibeinern bleibt da nur das Staunen, wie schnell und glatt doch eine Mehrlingsgeburt über die Bühne gehen kann. Selbst Junge aus Steißlagen, bei Menschengeburten sehr gefürchtet, bringt die Katze meist ohne Komplikationen zur Welt. Natürlich gibt es auch Ausnahmen. Wenn die Katze stundenlang in den Wehen liegt, ohne daß ein Katzchen kommt, sollte auf jeden Fall der Tierarzt gerufen werden. Auch starke Blutungen sind ein Grund, sich tierärztlicher Hilfe zu versichern. Das Gleiche sollte man auch tun, wenn das Tier einen kranken Eindruck macht. Mitunter kann es vorkommen, daß ein Tierchen im Geburtskanal stekkenbleibt, obwohl schon Körperteile zu sehen sind. Auch dann ist der Tierarzt der beste Geburtshelfer. Erfahrene Züchter beherrschen ebenfalls Hebammenhandgriffe. Wer solchen Beistand hat, ist natürlich fein heraus. Laien, die ihre erste Katzengeburt erleben, sollten lieber nicht selbst Hand anlegen. Ein Fall für
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den Tierarzt ist es übrigens auch, wenn die Katze nicht spätestens fünf bis sechs Stunden nach dem Werfen Milch produziert. Dann muß der Doktor mit Hormonspritzen helfen. Meist allerdings muß man sich mit dem Tierarzt wegen einer sehr viel unangenehmeren Sache in Verbindung setzen, nämlich wenn die Katze zu viele Junge zur Welt gebracht hat. Falls es mehr Tierchen sind, als Sie aufziehen und unierbringen können, gibt es nur einen akzeptablen Weg: den zum Tierarzt. Er wird die Kleinen schmerzlos einschläfern. Von allen anderen Methoden - auch von den vermeintlich humanen - kann ich nur dringend abraten. Der Weg zur nächsten Tierarztpraxis ist auch dann nicht unzumutbar lang, wenn Sie nicht in der Großstadt wohnen. Und die Gewißheit, daß die kleinen Lebewesen einen schmerzlosen Tod hatten, sollte Ihnen ein paar Mark wert sein, Wenn Sie sehr knapp bei Kasse sind, helfen unter Umständen auch die örtlichen Tierschutzvereine. Wenn Sie Glück haben, werden Sie gar nicht mit dieser unangenehmen Seite einer Katzengeburt konfrontiert und können gleich das Familienidyll genießen. Die feuchten Fellbündelchen sehen schon nach kurzer Zeit sauber, trocken, wie aus dem Ei gepellt aus —von der stolzen Mama durch liebevolles Lecken »in Form« gebracht. Und schon nach kurzer Zeit wird die Mutterkatze schnurren wie ein mittelgroßer Motor, während die noch blinden Kleinen zufrieden an den Zitzen nuckeln. Ein dickes Lob »ihres« Menschen hat das Muttertier jetzt wirklich verdient! Und auch eine Portion ihres Lieblingsfutters. Stellen Sie Freßnapf, Trinkschüssel und auch das Katzenklo möglichst in der Nähe des Wochenbettes auf. Katzen sind geradezu pflichtversessene Mütter, die sich nur höchst ungern von ihren Kleinen entfernen.
Pflege und Aufzucht der Jungen Unaufdringliche Fürsorge, das ist es, was die Katze jetzt braucht. Störungen schätzt sie gar nicht, und sie mag es auch nicht, wenn Menschenhände immer wieder nach ihren Kleinen greifen. Lassen Sie also nicht allzu viele Besucher ans Wochenbett und hallen Sie sich ein wenig zurück - auch wenn's schwerfällt. In den ersten drei bis vier Wochen werden die Kätzchen ausschließlich mit Muttermilch ernährt - die Mama hat also alle Zitzen voll zu tun, Geben Sie ihr deshalb hochwertige, einweißreiche Nahrung. Falls die Mutter nicht genügend Milch hat,
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müssen Sie für Ersatz sorgen. Im Fachhandel gibt es inzwischen Milchpulver, die in ihrer Zusammensetzung der Katzenmilch weitgehend entsprechen. Auf diese Mittel können Sie auch zurückgreifen, wenn Sie aus irgendeinem Grund mutterlose Kätzchen aufziehen müssen, Richten Sie sich nach den Anweisungen auf der Packung. Ihre Katze hat in den ersten Wochen recht viel Arbeit mit dem Nachwuchs, Sie dagegen überhaupt nicht. Selbst um die Sauberkeit brauchen Sie sich überhaupt nicht zu kümmern. Die Mutterkatze massiert die Bäuchlein der Kleinen, um die Verdauung anzuregen und nimmt die Ausscheidungen selber auf. Etwa ab der vierten, fünften Lebenswoche genügt Muttermilch allein nicht mehr. Beginnen Sie jetzt mit der Zufütterung. Fleisch-, Brei- und Milchmahlzeiten können einander abwechseln. Jetzt wird es auch Zeit, ein zweites Katzenklo aufzustellen, denn jetzt müssen die Kleinen selbständig Kot und Urin absetzen Dank Mutters Vorbild lernen sie meist sehr schnell; so ganz ohne Schleifspüren und gelegentlichen »Malheurs« geht's aber doch nicht ab. Es empfiehlt sich deshalb, die Katzenkinderstube zunächst mal mit einer Barriere zu begrenzen. Bald können Sie aber darauf verzichten. Nochmal ein kleiner Sprung zurück; In den ersten Tagen sind die Kätzchen noch blind. Nach etwa anderthalb Wochen öffnen sie die Augen - und die haben nicht etwa das geheimnisvolle Katzengrün, sondern ein strahlendes Babyblau, Richtig sehen können die kleinen Gesellen noch nicht, aber sie sind sehr lichtempfindlich. Dämmerlicht ist ihnen am angenehmsten, in manchen Fällen ist es also sicher gut, das »Nest« mit einem Tuch abzudecken. Hat ein Kätzchen nach zwei Wochen die Augen noch nicht offen, müssen Sie sich noch nicht sorgen, vielleicht sind die Lider nur verklebt. Tränken Sie ein sauberes Läppchen mit klarem Wasser, drücken Sie es aus und wischen Sie damit vorsichtig über die Augenschlitze. Wenn sich dann noch nichts tut, sollten Sie den Tierarzt fragen. So etwa mit vier Wochen können die Kleinen ihre Umgebung schon recht deutlich wahrnehmen. Sie werden unternehmungslustig, machen kleine Ausflüge aus dem Nest und zeigen sich enorm spielfreudig. Jetzt beginnt auch die sensible Phase, die Zeit, in der die Tierchen auf den Menschen geprägt werden. Je mehr Sie sich mit den Kätzchen abgeben und sich an ihren Spielen beteiligen, desto bessere Hausgenossen werden aus ihnen. Nutzen Sie also die Zeit! Auf ein wenig Aufregung müssen Sie sich gefaßt machen, wenn Ihre Katze in den Garten kann, denn dann gehört es zu ihrem Programm, den Nachwuchs zu
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brauchbaren Mäusekillern und Jagdexperten auszubilden, Dazu schleppt sie das »Lehrmaterial« in lebendigem oder halbtotem Zustand an. Gute Nerven sind eben wichtig im Umgang mit Raubtieren! Behutsamkeit ist ebenso wichtig. Schon mit fünf, sechs Wochen wieseln die übermütigen Katzenkinder überall herum. Sie müssen also noch mehr aufpassen, wohin Sie Ihre Füße setzen, noch vorsichtiger sein beim Öffnen und Schlie ßen von Türen, und Sie müssen die Augen einfach überall haben. Es ist anstrengend, läßt sich aber schaffen. Kleine Katzen sind unwiderstehlich - ihrem Charme kann man sich kaum entzie hen. Lassen Sie sich aber nicht von den Kleinen bestricken! Katzenmütter reagieren oft sehr empfindlich, wenn sie plötzlich die zweite Geige spielen müssen. Wer vor lauter Kinderliebe die Mama vergißt, darf sich nicht wundern, wenn sie plötzlich mit Unsauberkeit oder aggressivem Verhalten gegen die Nichtbeachtung protestiert. All das können Sie aber leicht vermeiden, wenn Sie der Mutter genausoviele Streicheleinheiten zukommen lassen wie den Kleinen.
Katzen sind Individualisten; auch unter Wurfgeschwistern ist keines wie das andere.
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Wenn die Kätzchen zehn bis zwölf Wochen alt sind - möglichst erst nach der obligatorischen Impfung gegen Katzenseuche und nach einer unter tierärztlicher Aufsicht durchgeführten Entwurmung - kommt ein trauriger Moment für Sie: die Trennung von den Kleinen. Wenn Sie die Menschen, zu denen die Tierchen kommen, kennen und mögen, fällt es Ihnen nicht ganz so schwer. Wenn es Freunde sind, ist die Sache ohnehin klar, vie lleicht können Sie aber auch mit weniger guten Bekannten eine Art "Besuchsrecht« vereinbaren. Katzenfreunde — und nur an solche werden Sie die Kleinen ja abgeben wollen - werden das verstehen und nicht als Mißtrauensvotum auffassen. Viele Katzenzüchter, die ihr Hobby aus Idealismus und nicht des Profits wegen betreiben, verfahren ebenso. Apropos Züchter: Auch die Idealisten verlangen Geld für ein Rassekätzchen. Das ist auch richtig so; nicht nur, weil durch Pflege und Aufzucht der Jungen sowie durch die Deckgebühren vorher recht erhebliche Kosten angefallen sind. In diesem Fall sind sich die Experten ausnahmsweise völlig einig: Ein angemessener Preis ist die einzige Lebensversicherung, die man einem Kätzchen mit auf den Weg geben kann. Auch ein Haus- oder Mischlingskätzchen sollten Sie nicht einfach wegschenken. Bei allzu vielen Leuten hat sich der Gedanke »Was nichts kostet, das ist auch nichts« festgesetzt, wenn auch manchmal nur im Unterbewußtsein. Lassen Sie sich zumindest die Impfkosten erstatten! Wer dazu nicht bereit ist, ist sicherlich auch nicht dazu bereit, so für die Katze zu sorgen, wie es nötig ist. Also, zeigen Sie keine falsche Scham! Schließlich wollen Sie den lie benswerten Tierchen ja den bestmöglichen Start ins Leben verschaffen. Wenn Sie alle Kätzchen gut untergebracht haben: Herzlichen Gluckwunsch! Und lassen Sie Ihre Katze jetzt besser unfruchtbar machen. Man kann es angesichts des Katzenelends nicht oft genug sagen: Geburtenkontrolle tut not!
Katzen im Urlaub Endlich mal andere Tapeten sehen, herauskommen aus dem Alltagstrott, die Fremde mit ihren vielfältigen Reizen entdecken - das läßt die Urlaubszeit für uns Menschen zu den kostbarsten Wochen des Jahres werden, bedeutet für uns Erholung. Ihre Katze sieht das leider ganz anders. Sie macht sich nichts aus Tapetenwechsel. Sie hat es am liebsten, wenn ihr Leben in den gewohnten Bahnen verlauft, und eine fremde Umgebung ist bestimmt nicht das Ziel ihrer Wünsche, Die für uns so erholsame Luftveränderung bedeutet für eine Katze einfach Streß - und deshalb ist die Ferienzeit für sie meist eine schlimme Zeit.
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Glauben Sie nun aber nicht, Sie müßten auf Ihre wohlverdiente Urlaubsreise verzichten! Solche Opfer werden nicht verlangt, obwohl es durchaus Katzenfreunde gibt, die sie freiwillig bringen. Wenn Sie bei der Ferienplanung Sorgfalt und Umsicht walten lassen, können Sie Ihrer Katze diese Zeit erträglich, den Umständen entsprechend sogar angenehm machen. Und diese Gewißheit wird bestimmt Ihrer Erholung zugute kommen. Bei Auslandsreisen verbieten oft schon die Einreisebestimmungen eine Katze als Begleiter. Aber auch wenn es erlaubt ist: Nehmen Sie Ihr Samtpfötchen nach Möglichkeit nicht mit in den Urlaub. Katzen sind alles andere als reiselustig, außerdem macht ihnen der Klimawechsel noch mehr zu schaffen als selbst den empfindlichsten Menschen, In ihrer gewohnten Umgebung ist die Katze am besten aulfehoben. Lassen Sie Ihren kleinen Wohngenossen deshalb am besten zu Hause, Vielleicht gibt es unter Ihren Freunden oder Verwandten jemanden, der den Zimmertiger schon ein bißchen ins Herz geschlossen hat, und der deshalb gern die Sorge für ihn übernimmt. Wenn derjenige dann auch noch bereit ist, für die fragliche Zeit in Ihre Wohnung zu ziehen, ist das geradezu ideal. Hinterlassen Sie ihm eine Liste, auf der alles steht, was er wissen muß: Fütterungszeiten und »Speiseplan«, Vorlieben und Abneigungen, vielleicht vermerken Sie auch die mehr oder weniger liebenswerten Angewohnheiten, die Ihre Katze hat. Ganz wichtig auf dieser Liste: Telefonnummer und Adresse des Tierarztes. Legen Sie einen Vorrat an Dosenfutter an, auch wenn das Tier vorwiegend mit Frischkost ernährt wird - falls der Betreuer einmal nicht rechtzeitig dazu kommt, Fleisch oder Leber einzukaufen. Regeln Sie auch die finanzielle Seite der Katzenbetreuung am besten vorher. Die zweitbeste Möglichkeit: Sie überlassen die Wohnung Ihrer Katze zur Alleinnutzung und bitten einen zuverlässigen Freund, das Tier täglich zu füttern, mit frischem Wasser zu versorgen und das Katzenklo zu reinigen. Gut ist es, wenn der Betreuer zweimal am Tag kommen kann und sich auch ein bißchen Zeit nimmt - eine Katze braucht ihre Streicheleinheiten! Auch hier empfiehlt sich die Liste und ein nicht zu knapp bemessener Dosenfuttervorrat. Einen Ortswechsel schätzt die Katze zwar nicht so sehr, es ist aber immer noch besser, sie zu Freunden in Pension zu geben, als sie auf Reisen mit herumzuschleppen. Sie machen dem Tier die Umquartierung leichter, wenn Sie ihm möglichst viel von der gewohnten Umgebung mitgeben. Selbstverständlich den Transportkorb, die Futter - und Trinknäpfe, die Toilettenschale mit der gewohnten Einstreu (am besten, Sie kaufen einen der preisgünstigen 20-Kilo-Säcke), die
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Schlafdecke und ein wenig Spielzeug Die Liste dürfen Sie auf keinen Fall vergessen. Und denken Sie auch daran, die finanzielle Seite vorher zu regeln. Vielleicht machen Sie die Katze in Etappen mit ihrem neuen Ferienheim vertraut und lassen sie schon einmal zur Probe ein Wochenende dort verbringen. Wenn Sie besonders nett zu Ihren Freunden sein wollen, geben Sie Ihrer Katze auch eine Kratzgelegenheit mit. Übrigens: Es ist recht schwierig, erwachsene Katzen aneinander zu gewöhnen. Ihr Tier sollte deshalb lieber in einem katzenlosen Haushall Feriengast sein. Daß Sie sich Ferienbetreuer aussuchen, die Ihrer kleinen Freundin Sympathie und Verständnis entgegenbringen, ist natürlich Voraussetzung. In einigen Städten gibt es inzwischen sogenannte »Cat-Sitter-Clubs«. Die Mitglieder dieser Clubs, meist selber Katzenhalter, treffen sich in regelmäßigen Abstanden, tauschen Erfahrungen aus und hören Vortrage. Sie übernehmen auch die Urlaubsbetreuung für daheimgebliebene Katzen ihrer Mitglieder. Wer sich über dieses Modell näher informieren möchte, wendet sich am besten an den Deutschen Katzenschutzbund, Gruppe Düsseldorf, Telefon 0211/23 31 92. »Cat-Sitter-Clubs« gibt es mittlerweile in Düsseldorf, Duisburg, Bochum, Biele feld, Köln und Heidelberg. Hinterlassen Sie in allen Fällen Ihre Urlaubsadresse- zur eigenen Beruhigung! Ganz besonders wichtig wird das, wenn Sie die Katze während Ihrer Ferien in einer Tierpension unterbringen. Zu den empfehlenswerten Möglichkeiten gehört diese Art der Urlaubsversorgung für Katzen übrigens nicht. Selbst wenn die Pension einwandfrei geführt wird, bedeutet der Aufenthalt dort einen ungeheuren Streß für Ihr Tier. Käfighaltung, Belästigung duch Hundegebell, die ständige Nähe fremder Katzen und vor allem der Verlust der vertrauten Umgebung verstören eine sensible Katze oft völlig. Mitunter treten solche Tiere in einen le bensbedrohenden Hungerstreik - und da hilft dann nur noch die schnelle Rückkehr aus dem Urlaub. Zudem ist das Infektionsrisiko in Tierpensionen nicht gerade gering. Wenn Sie schon gezwungen sind, sich für diese Art der Unterbringung zu entscheiden, müssen Sie Ihre Katze vorher unbedingt gegen Katzenseuche und auch gegen Katzenschnupfen impfen lassen. Auch in die Tierpension sollte Ihr Hausgenosse viel von seiner gewohnten Umgebung mitnehmen dürfen: Körbchen, Decke, Näpfe, Toilettenschale und Spielzeug. Legen Sie trotz allem Wert auf vierpfotige Urlaubsbegleitung? Dann verbringen Sie Ihre Ferien bitte nicht auf dem Campingplatz und nach Möglichkeit auch nicht im Hotel. Ein Ferienhaus ist in diesem Fall die angenehmste Lösung für alle Be-
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teiligten. Das Halbnomadenleben eines Campers sagt der notorisch seßhaften Katze überhaupt nicht zu. Vermutlich wird sie die erstbeste Gelegenheit benutzen, um dieser für sie so unerfreulichen Umgebung zu entfliehen. Und in Hotel könnte es leicht sein, daß das verwirrte Tier den Besuch des Zimmermädchens als Anlaß zum Fluchtversuch nimmt. Erholsame Ferien werde Sie mit dieser Gefahr im Nacken kaum erleben können, außerdem erlaubt noch längst nicht jedes Hotel das Mitbringen von Haustieren. Wie auch immer - decken Sie sich mit vielen Dosen Katzenfutter ein, wenn Ihr Tier mit von der Urlaubspartiesein soll. Vergessen Sie auch nicht einen großen Vorrat Katzenstreu. Nehmen Sie möglichst viele Stückchen Heimat mit — vom Transportkorb bis zum Spielzeug. Und wo Sie auch sein mögen - Vorsicht ist, der fremden Umgebung wegen, auf jeden Fall angebracht. Manchmal läßt es sich nicht vermeiden, die Katze mit »auf Fahrt« zu nehmen. Auto- und Bahnreisen sollte das Tier auf jeden Fall im geschlossenen Transportkorb machen Nur wenn es an Halsband oder Brustgeschirr und Leine gewöhnt ist und festgehalten wird, darf es diesen Platz mit dem Schoß des Beifahrers oder des Reisebegleiters vertauschen. In der Bahn müssen Sie sich auch nach den anderen Fahrgästen richten; wenn die nicht wollen, daß die Katze den Korb verläßt, müssen Sie sich dem Mehrheitsbeschluß fügen. Im Auto muß das Tierchen auf jeden Fall wieder in den Korb zurück, bevor der Fahrer zum Tanken oder Rasten aussteigen will und die Tür öffnet. Die Gefahr plötzlichen Entwischens ist zu groß. Vorsicht auch beim Öffnen der Autofenster oder auf Bahnsteigen: Katzen vertragen keine Zugluft! Egal ob Auto- oder Eisenbahnfahrt — etwa vier Stunden vor Fahrtantritt gibt's für die Katze nichts mehr zu futtern. Und wenn die Reise weniger als zwölf Stunden dauert. brauchen Sie für unterwegs auch keine Mahlzeit einzuplanen. Nehmen Sie aber auf jeden Fall eine Flasche Trinkwasser mit - nervöse Katzen sind durstig. Für eine mehrstündige Autofahrt wird auch das Katzenklo benötigt Stellen Sie es am besten am Boden vor den Rücksitzen auf. Auch der Transportkorb mit der Katze gehört auf den Rücksitz. Halten Sie an und lassen Sie Türen und Fenster geschlossen, wenn Sie Ihrer kleinen Reisebegleiterin eine Klopause gönnen. Bei Bahnreisen wird das meist nicht möglich sein, es sei denn. Sie können sich ein Schlafwagenabteil erster Klasse leisten. Wenn das nicht geht, legen Sie am besten den Transportkorb mit ein paar Lagen Zellstoffwindeln aus und dekken ein Baumwolltuch darüber. Nehmen Sie auch gleich Ersatz »Auslegeware« mit. In den meisten Fällen wird die Katze aber mit ihren »Geschäften« während
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der Reise zurückhaltend sein. Falls Sie eine besonders nervöse und empfindliche Katze haben, fragen Sie am besten den Tierarzt nach einem geeigneten Beruhigungsmittel und gegebenenfalls nach einem Mittel gegen Übelkeit und Erbrechen. Für Flug- und Schiffsreisen gelten besondere Bestimmungen, die aber je nach Fluggesellschaft oder Reederei verschieden sind. Erkundigen Sie sich vor Reiseantritt! Fragen Sie auch nach den speziellen Bestimmungen des betreffenden Urlaubslandes. Und, egal ob Inland öd er Ausland, nehmen Sie keine ungeimpfte, kranke oder trächtige Katze mit auf Reisen. Und auch keine, die noch in der Lage ist, für Nachwuchs zu sorgen. Nun ist nicht jede Reise eine Urlaubsreise. Manchmal müssen Sie auch aus beruflichen oder familiären Gründen für ein paar Tage das Haus verlassen. Sind es nur anderthalb bis zwei Tage, so kommt die Katze auch allein zurecht, vorausgesetzt, Sie haben sie gut versorgt und ihr noch ein zusätzliches Katzenklo bereitgestellt. Dauert die Reise länger, so schauen Sie sich am besten nach einem »Cat-Sitter« um - in Ihrem Bekanntenkreis gibt es doch sic her noch mehrere Katzenfreunde! Ganz gleichgültig, ob Sie eine kurze oder eine lange Reise hinter sich haben wenn Sie zu rückkommen, gehört Ihre Zeit zunächst einmal der Katze. Alles andere kann warten, jetzt wird erst einmal ausgiebig geschmust und gespielt. Und dann haben Sie den Gegenbeweis für die Behauptung, daß eine Katze keine Anhänglichkeit an ihren Menschen kenne...
Wenn ein Umzug ins Haus steht Vergessen Sie also das Märchen von der »nur ortstreuen« Katze. Katzen lieben ihr Heim, das stimmt. Aber einrichtiges Heimfinden sie nur dort, wo sie »ihren« Menschen wissen. Sie können unbesorgt mit Ihrem Stubentiger umziehen! Zugegeben - Ihr schnurrender Hausgenosse empfindet den Umzug nicht gerade als freudiges Ereignis. Aber auch für uns Menschen ist es im allgemeinen kein Fest - jedenfalls kenne ich niemanden, der einfach so zum Vergnügen umzieht. Die ganze Sache ist nun einmal mit Nervosität, Streß und Hektik verbunden. Aber das läßt sich ertragen. Ein bißchen Vorsorge muß natürlich sein. Sie beginnen sicherlich schon Tage vorher mit dem Packen. Schon das macht Ihre Katze einigermaßen nervös.
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Wenn dann erst die Möbelpacker kommen, ist die Aufregung bei der kleinen Umsiedlerin auf dem Höhepunkt angelangt. Lassen Sie sie dann auf keinen Fall in der Wohnung umherwieseln. Erstens können Sie nicht dauernd ein Auge auf das Tier haben, zweitens werden Katzen durch Umzugsaktivitäten oft so verwirrt, daß sie ihr Heil in der Flucht suchen, Plant man hingegen den Umzug richtig, kann man mit einem problemlosen Ablauf rechnen. Am besten verfahren Sie so: Stellen Sie die Toilettenschale, einen Trinknapf und ein wenig Trockenfutter ins Badezimmer, plazieren Sie auch den Transportkorb und ein wenig Spielzeug dort. Schließen Sie die Katze im Bad ein, bevor die Pakker kommen. Falls Sie die Wohnung mit mehreren Katzen teilen, oder falls das Bad aus irgendeinem anderen Grund zu klein ist, müßten Sie ein anderes Zimmer völlig leerräumen und wie oben beschrieben ausstatten - wohlgemerkt, bevor der eigentliche Trubel losgeht. Dieses Zimmer wird dann als Katzenhauptquartier benutzt. Diese »Schutzhaft« ist absolut notwendig und für die Tiere leichter zu ertragen als die unmittelbare Teilnahme am Umzugsrummel, der sie oft in eine heillose Verwirrung stürzt. Den Weg in die neue Wohnung tritt die Katze am besten in ihrem Transportkorb an. Am neuen Ort angekommen, wird sie zu nächst noch einmal in »Schutzhaft« genommen. Statten Sie also wieder das Bad oder einen anderen Raum mit dem allernötigsten Inventar für die Katze aus und schließen Sie das Tier ein. Wenn die Möbel einigermaßen richtig stehen, und wenn die Fremden das Haus verlassen haben, darf Ihre Wohngenossin ihr neues Reich inspizieren. Achten Sie darauf, daß Türen und Fenster geschlossen bleiben! Ihre Katze wird es übrigens schätzen, wenn Sie ihr »Mobiliar« ungefähr so arrangieren, wie in der alten Wohnung - Sie kennen ja die konservativen Wesenszüge der Samtpfotigen. Sobald das Tier sich ein wenig beruhigt hat, wird es sicher wieder in der Stimmung sein, ein wenige Nahrung zu sich zu nehmen. Aus diesem ganz besonderen Anlaß darf es ruhig das Lieblingsgericht sein. Sie werden staunen, wie schnell sich Ihre Katze einlebt! Sie ist ja nicht einfach aus der vertrauten Umgebung herausgerissen worden. Möbel, Teppiche und andere Gegenstände sind dieselben geblieben - der anheimelnde »Nestgeruch« ist also in den meisten Fällen noch da. Und das Allerwichtigste: Sie sind da, »ihr« Mensch. Ehrensache, daß Sie sich jetzt ausgiebig mit dem kleinen Vierbeiner beschäftigen, auch wenn Sie deshalb einige Arbeiten aufschieben müssen. Wer mit Katzen lebt, muß eben auch manches für sie tun - es ist bestimmt nicht »für die Katz«.
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Eines müssen Sie noch beachten: Lassen Sie auch eine an Auslauf gewöhnte Katze nicht sofort nach draußen in die neue Umgebung. Ein paar Wochen sollte das Tier schon an sein neues Heim gewöhnt sein. Und prüfen Sie genau die Verhältnisse draußen, bevor Sie Ihrem Hausgenossen den ersten Ausgang - unter Aufsicht! - gestatten. Falls die Sache mit dem Auslauf zu gefährlich ist: Auch eine Freigängerin gewöhnt sich an das Leben drinnen. Vor allem, wenn Sies ich in der Zeit der Umstellung besonders intensiv um das Tier kümmern. Alles in allem ist der Umzug mit der Katze wirklich kein großes Problem. Schon gar nicht mit einer Katze, die »ihren« Menschen liebt und die von ihm geliebt wird.
Mit ihrem geschmeidigen, hochentwickelten Körper ist die Katze geradezu prädestiniert für ihren Beruf als Jägerin. Dieser Hauskater macht sich gerade bereit zum Sprung.
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Kommunikation zwischen Mensch und Katze Wer seinen Stubentiger verstehen will, muß einiges über ihn wissen, über seinen Körperbau, seine hochentwickelten Sinne, seine Psyche, über seine Art, sich mitzuteilen und über sein allgemeines Verhalten. Sie wissen ja — Katzen betrachten »ihre« Menschen als etwas sonderbare Artgenossen. Wer seinem Tier alsogerecht werden will, muß sich in die Lage der kleinen Raubtiere versetzen können, muß - rein theoretisch, versteht sich - ein wenig zur Katze werden Lassen Sie sich also einladen zu einem Ausflug in die Welt der Samtpfotigen. Diese Exkursion bringt nicht nur der Katze Gewinn, sondern auch Ihnen!
Körperfunktionen der Katze Es ist eine Binsenweisheit, daß Körper und Psyche nicht unabhängig voneinander sind, weder beim Menschen, noch bei der Katze. Wer der Katze also in die geheimnisvolle Seele blicken will, muß auch etwas über ihren Körper wissen. Aber keine Angst: Hier gibt's keine Lektion in Anatomie! Doch vielleicht macht es Ihnen sogar Freude, ein paar Fakten kennenzulernen, die unser »zärtliches Raubtier« als etwas ganz Besonderes ausweisen. Zwar nicht gerade als Krone der Schöpfung, aber doch als eines ihrer schönsten Kronjuwelen.
Der Körperbau Welches Raubtier halten Sie für das am höchsten entwickelte? Löwe? Tiger? Leopard? - Alles Fehlanzeige! Unsere Katze hat den Lorbeer verdient. Darüber sind sich moderne Zoologen in aller Welt einig. Der Katzenkörper ist ein Wunderwerk der Natur. Es ist geradezu vollendet auf den Beruf der Katze eingerichtet, auf die Jägerin, die ihre Beutetiere beschleicht, belauert und sich ihrer im überraschenden Blitzangriff bemächtigt. Er ist aber auch hervorragend auf gewandte Kurzzeit-Verteidigung und, wenn nötig, auf schnelle Flucht programmiert. Im Gegensatz zu den Großkatzen haben die kleinen Katzen im Tierreich eine ganze Menge Feinde, die ihnen an Kraft überlegen sind, außerdem haben sie es oft mit Beutetieren zu tun. die besonders (link, wendig und gerissen sind. Kein Wunder also, daß unsere Hauskatze allein vom Körperbau her noch geschmeidiger und noch gewandter sein muß, als ihre wilden Verwandten im Dschungel und Steppe. Etwa 240 Knochen, 500 frei bewegliche Muskeln und dazu noch eine Muskelschicht direkt unter der Haut, die ihrerseits ungemein schmiegsam ist, spielen m i
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Katzenkörper perfekt zusammen. Das vollendete System ermöglicht dem Tier höchste Körperbeherrschung, erlaubt konzentrierte Anspannung und totale Entspannung m schnellem Wechsel. Die Weisen aller Zeiten hatten einen »besonderen Draht« zur Katze; zum Beispiel die Schöpfer des Hatha-YogaSystems zur Ertüchtigung und zur Entspannung von Geist und Körper. Über die Entstehung des inzwischen auch in Europa sehr geschätzten HathaYogas gibt es eine hübsche Legende: Ein junger indischer Prinz von königlicher Herkunft wollte den Raja -Yoga, eine spirituelle Yoga-Art, ausüben. Er versuchte zu meditieren, aber immer wieder machten sich seine Gedanken selbständig und gingen auf Wanderschaft. Nach mehreren Stunden vergeblicher Anstrengung unternahm er einen Spaziergang in den nahegelegenen Wald. Und da sah er auf einem Baumstamm eine große Katze sitzen, aufrecht, die Vorderpfoten nebeneinander gestellt, den Schwanz anmutig um den Körper drapiert. Sie schnurrte leise vor sich hin, und der Prinz sah, daß er hier seine Meisterin gefunden hatte. »Wie kommt es», fragte er, »daß du so friedvoll meditieren kannst? Immer, wenn ich es versuche, wandern meine Gedanken auf und davon.« Die Katze öffnete ihre Augen, blinzelte und gähnte den Prinzen an. Dann sprang sie von ihrem Baumstamm herunter und stellte sich dem jungen Mann in den Weg. Sie streckte sich und reckte sich, erst nach vorn, dann nach hinten, machte einen Katzenbukkel, spreizte ihre Zehen, streckte sich wieder, spannte den Rücken wieder zum Bogen und gähnte erneut lang und laut. Wiederum führte sie langsam alle Bewegungen vor, die sie bisher gemacht hatte, warf sich auf den Rücken, streckte Pfoten, Hals und Schwanz in alle Richtungen und stand wieder auf, »Das ist das Geheimnis mein Freund«, sagte sie, »Ich befeite mich mit Entspannungsübungen auf die Meditation vor. Wenn mein Körper vollständig entspannt ist, kann ich ungestört meditieren.« Die freundliche Katze zeigte dem Prinzen einige KörperÜbungen - unter anderem auch, den Oberkörper nach hinten zu drehen, die Beine zu kreuzen und bei gestreckten Beinen mit dem Gesicht die Füße berühren. Am Ende der Lektion saß der Prinz im »Lotussitz« da, hatte die Welt um sich vergessen und imitierte das Katzen schnurren, indem er immer wieder die heilige Silbe »Om« aussprach. Es war in Meditation versunken. Nach einiger Zeit rieb die Katze ihren Kopf am Knie des Prinzen, der öffnete die Augen, blinzelte und gähnte die Katze an. »Ich danke dir, Katze«, sagte er, »jetzt habe ich endlich gelernt, zu meditieren.« Jeden Tag kehrte der Prinz nun in den Wald zurück zu seiner Lehrmeisterin. Und als er alles gelernt hatte, was die Katze wußte, ging er in die weite Welt hinaus, um andere Menschen in die Geheimnisse des HathaYoga einzuweihen.
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Nicht nur die Yogis ließen sich von ihren Katzen inspirieren - auch den Menschen, die Selbstverteidigungs-Sportarten wie Judo, Jiu-Jitsu und Kung-fu beherrschen, sagt man nicht von ungefähr »katzenhafte« Gewandtheit nach. Sogar die Wellraumfahrer konnten von dem kleinen Raubtier etwas lernen; genauer gesagt, von seiner Fähigkeit, immer auf die Füße zu fallen (vorausgesetzt, die Höhe ist nicht zu groß und der Boden nicht zu hart). Die Katze benutzt bei gewagten Sprüngen und im freien Fall ihren Schwanz als Steuer, als »Höhenruder« gewissermaßen. Mit seiner Hilfe kann sie sich mitten im Fall drehen, daß sie sicher landet. Die Weltraumbehörde NASA beauftragte den amerikanischen Wissenschaftler Thomas R. Kane damit, diese Vorgänge genauer zu erforschen. Man erhoffte sich Hinweise darauf, wie sich die Astronauten im schwerelosen Zustand sicher und ohne anzuecken bewegen können. Kane ließ also Katzen von einer hohen Wand auf den Boden fallen und filmte den Vorgang mehrfach. In der Zeitlupe war die Rudertätigkeit des Katzenschwanzes genau zu beobachten. Von da an war es nur noch ein kleiner Schritt, ein Trainingsprogramm für die Raumfahrer zusammenzustellen. Jetzt können auch sie im schwerelosen Zustand »katzengewandt« im Raum rudern - allerdings mit Armen und Beinen. Doch nun vom Körperbau zu den einzelnen Sinnesorganen. Sie verdienen mindestens ebensoviel Bewunderung. Leiser Neid ist auch erlaubt-schließlich sind sie allesamt den unserer um einiges überlegen.
Das Sehvermögen Auffälligstes und attraktivstes Merkmal der Katze sind zweifellos ihre glänzenden, großen, leicht schräggestellten Augen. Ob sie nun geheimnisvoll-grün, strahlend-blau oder goldfarbig sind, mit ihrer natürlichen Umrandung sehen Sie immer so aus, als seien sie sorgfältig geschminkt. Der bei den Damen so beliebte Lidstrich wurde höchstwahrscheinlich dem Katzenauge abgeguckt-dafür spricht auch, daß es die Ägypterinnen des Altertums in dieser Beziehung zu hoher Kunstfertigkeit gebracht haben. Ägypten war schließlich das klassische Katzenland. Stellen Sie sich Kleopatra mal ohne Lidstrich vor! Auch heute noch faßt es wohl jede Frau als Kompliment auf, wenn man ihr sagt, sie habe »richtige Katzenaugen«. Aber nicht nur die Schönheit beeindruckt, auch die Leistung. Katzen sehen besser als wir Menschen, vor allem ist ihr Bewegungssehen viel stärker ausgeprägt- für ein Tier, das vorwiegend in der Dämmerung jagt, ist das ja auch besonders wichtig. Übrigens: Katzen sehen nicht-wie etwa der Hund-
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In drei Phasen ist hier die Veränderung von der Ruhe bis zu konzentrierter Beobachtung in den Augen der Katze zu erkennen:
1. Ruhe
2. Aufmerksamkeit
3. Konzentrierte Beobachtung
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die Welt grau in grau, sie können Farben unterscheiden. Die Lieblingsfarbe vieler Stubentiger ist Rot, eine Farbe, die auch Kinderlieben. Immerhin, im Farben sehen wenigstens ist das Katzenauge dem unseren nicht überlegen. Dafür aber in manchen anderen Dingen. Katzen brauchen weder Sonnenbrillen noch Taschenlampen. Sie können ohne zu blinzeln in die Sonne schauen, in der Nacht dagegen, die ja selten ganz stockfinster ist, können Sie auch den schwächsten Lichtstrahl noch aufnehmen, bündeln und verwerten. Zum einen ermöglicht diese ans Wunderbare grenzende Leistungsfähigkeit das »Tapetum lucidum«, eine reflektierende Schicht im Augenhintergrund. Sie verstärkt einerseits das in die Netzhaut einfallende Licht, wirft aber andererseits wie ein Spiegel überflüssiges Licht zurück. Noch wichtiger aber für die Sehleistung ist die Katzenpupille. Hier hat die Natur mal wieder ein Meisterwerk geschaffen, das menschlicher Erfindungsgeist erst Jahrtausende später nachvollziehen konnte. Die ellipsenförmige Pupille arbeitet so wie die Blendenautomatik moderner Kameras. Sie kann sich veränderten Lichtverhältnissen geradezu ideal anpassen — im hellen Sonnenlicht ist sie nur ein schmaler Schlitz, im Dämmerlicht dagegen weitet sie sich zu m Kreis, der fast das ganze Auge ausfüllt. Ein kleiner Trost für uns hoffnungslos Unterlegene: In völliger Finsternis kann auch die Katze nichts mehr sehen. Allerdings stehen ihr dann noch ein paar andere Ortungssysteme zur Verfügung. Neuere Forschungen schreibendem Katzenauge zudem eine ganz besondere Fähigkeit zu, nämlich die, auch akustische Signale auf zunehmen. Wenn die Erkenntnis, die der amerikanische Hirnforscher Dr. Frank Morell aus seinen diesbezüglichen Versuchen abgeleitet hat, zutreffen, kann die Katze auch »milden Augen hören«-hat sie also ein zweites Paar Ohren. Das Gehör Dabei ist schon ihr »eigentliches« Ohrenpaar zu erstaunlichen Leistungen fähig. Wie laut muß ein Geräusch sein, das Sie aus dem Tiefschlaf reißt? Genügt der Wecker, oder stellen Sie lieber zur Sicherheit noch eine Untertasse darunter? Dann nehmen Sie sich mal ein Beispiel an Miezes Gehör: Sie kann noch so tief schlafen, das Vorüberhuschen einer Maus in fünfzehn Meter Entfernung wirkt auf sie wie ein Weckersignal. Töne, die wir schon längst nicht mehr wahrnehmen können, besonders solche aus dem Hochfrequenzbereich, erreichen das Katzenohr mühelos. Überdies fällt es der Katze auch leichter als uns, Geräusch-
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quellen zu orten; die beweglichen Ohrmuscheln erlauben es ihr. Laute Geräusche sind für Ihren Hausgenossen eine Qual - verständlich bei so sensiblen Hörorganen! Wer Fernsehgerät oder Plattenspieler öfter mal leise stellt, wird bestimmt häufiger ganz lieb angeschnurrt, als Leute, die alle Geräuschquellen immer voll aufdrehen.
Der Tastsinn Ebenso hoch entwickelt wie Sehkraft und Gehör ist der Tastsinn der Samtpföligen. Bei ihr sitzt er aber nicht in den Fingerspitzen, sondern in den Vibrissen, den hornigen Barthaaren, die sich am Maul, über den Augen und an den Hinterseiten der Vorderpfoten befinden Mit diesen sehr dekorativ aussehenden Haaren prüft die Katze die Beschaffenheit ihrer Beute, tastet sie Gegenstände ab, vermeidet zu enge Durchschlüpfe, fängt Berührungsreize auf. Das ist aber noch nicht alles: Die Tasthaare reagieren nicht nur auf direkte Berührung, sondern auch auf Fernreize. Der Bart ist also ein gutfunktionierendes »Radarsystem« für den Nahbereich, ausgestattet mit hochempfindlichen Sensoren. Mit Hilfe ihrer Schnurrhaare vermeidet eine Katze auch in völliger Finsternis, wenn selbst ihr sprichwörtlich scharfes Auge nichts mehr sehen kann, jedes Hindernis. Selbst blinde Katzen können sich in einem ihnen bekannten Gebiet gut zurechtfinden mit Hilfe der Vibrissen. Selbstverständlich dürfen diese »Antennen« niemals gestutzt oder abgeschnitten werden! Der Geschmackssinn Daß der Geschmackssinn unserer vierpfotigen Gefährten mindestens ebenso gut ausgebildet ist wie der unsere, ist bekannt. Nicht von ungefähr schätzt auch die Katze all das, was bei uns Menschen als besonders delikat gilt: zartes Fleisch, Krabben, Sahne und- aber das weiß ich nur aus Erzählungen - Kaviar.
Der Geruchssinn Der Geruchssinn der Katze galt lange Zeit als unterentwickelt. Zu Unrecht, wie man inzwischen weiß; Katzen haben empfindliche Nasen. Sie benutzen sie aber weniger bei der Jagd auf ihre Beutetiere als vielmehr zum Aufspüren ihrer Sexualpartner. Wie es sich für ein so besonderes »Raubtier« gehört, ist der Geruchs-
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sinn der Katze eng mit ihrer Genußfähigkeit gekoppelt. Sie können sich beim Riechen regelrecht berauschen. Unsere eigenen Katzen spielen geradezu verrückt, wenn sie den Duft von Baldrian auch nur entfernt wahrnehmen. Manche stecken ihre Nase auch gern in Thymian oder sind versessen auf den Duft frischer Blumen. Die Nase ist übrigens nicht das einzige Riechorgan der Katze. In der Gaumenplatte, gleich hinter den oberen Schneidezähnen, befindet sich das sogenannte »Jacobsonsche Organ«, das ebenfalls Duftreize aufnimmt. Erscheint der Katze nun ein Duft als besonders angenehm, so zieht sie die Oberlippe hoch, sie »flehmt«, wie es der Fachmann nennt. Ihr Gesicht- offenes Mäulchen, damit der Duft an die Gaumenplatte gelangen kann, genießerisch geschlossene Augen - zeigt dabei den Ausdruck allerhöchsten Entzückens. Vergessen Sie also ganz schnell das immer noch nicht ausgestorbene Märchen, die hochgezogene Oberlippe sei bei Katzen ein Zeichen beginnender Bösartigkeit. Es ist nichts anderes als ein Zeichen von Wonne- und wer wollte die seiner Katze mißgönnen? Soweit also die fünf Sinne des Tieres, das viele »das Wesenmit dem sechsten Sinn« nennen. Dem amerikanischen Verhaltensforscher Michael W. Fox zufolge muß sich die Katze weder mit fünf noch mit sechs Sinnen begnügen, er hat neun entdeckt. Außer Sehkraft, Gehör, Geruch, Geschmack und Tastsinn sind seiner Meinung nach noch der Gleichgewichtssinn zu nennen, der Orientierungssinn, der Zeitsinn und der Sinn für Temperatur. Das alles ist so ausgeprägt, daß es nicht einfach - wie bei uns Menschen - unter den fünf Sinnen »mitlaufen« kann. Über den sogenannten »sechsten Sinn« (oder den zehnten), also über die übersinnlichen Fähigkeiten der Katze, soll hier nicht viel gesagt werden. Es hat Katzen gegeben, die Erdbeben vorausahnten, die unter unerklärlichen Umständen aus völlig unbekannten Gegenden heim fanden oder die ihren Menschen an völlig unbekannte Orte folgten, obwohl sie nicht »wissen« konnten, wohin sie gegangen waren. Die Katze und »PSI-Phänomene« — das ist ein weites Feld mit mancher glatten Fläche. Aber selbst wenn man auf dem Boden der Tatsachen bleibt, gibt es über unsere Schleicher noch genug zu staunen. Da ist zum Beispiel ihr Gehirn, ein außerordentlich hoch entwickeltes Organ. Vom menschlichen Gehirn unterscheidet es sich eigentlich nur durch Form und Größe. Gewiß, wir haben ein paar »graue Zellen« mehr, wir haben auch ein besseres Gedächtnis und ein hoch entwickeltes Sprachzentrum. Das Gefühlszentrum, das sogenannte »limbische System« tief unter der Hirnrinde jedoch ist bei Mensch und Katze nahezu gleich. Sie empfindet Freude, Trauer, Zorn, Schmerz,
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Angst, Hoffnung, Zuneigung und Abneigung genau wie wir. Menschen, die ihre Katzen so behandeln, wie sie selbst gern behandelt werden möchten, vermenschlichen also ihre Tiere keineswegs - sie tun genau das Richtige. Ein Tier mit einem so hoch entwickelten Gehirn muß natürlich auch ein kluges Tier sein. In der Tat - kaum eine Katze macht den gleichen Fehler zweimal. Außerdem haben wissenschaftliche Versuche ergeben, daß Katzen zu den wenigen Tieren gehören, die durch bloßes Hinschauen etwas erlernen können. Von den Menschenaffen abgesehen sind andere Tiere kaum in der Lage, einen Vorgang, den sie nur durch Beobachtung, nicht durch praktische Erfahrung kennen gelernt haben, auf diese Weise umzusetzen. Sie sehen, Sie haben eine wahre »Intelligenzbestie« im Hause. Es ist nur logisch, daß man sich mit einem so klugen Wesen besser verständigen kann als mit vielen anderen Tieren. Auch wenn Ihre Katze kein Wort sagt, sie kann »sprechen'«. Damit aber wollen wir uns etwas näher befassen.
Kleine »Sprachlehre« für den Katzenfreund Vielleicht haben Sie eben beim Lesen ein wenig gestutzt: Die »sprechende« Katze - das klingt doch allzu sehr nach Märchen und kindlichen Phantasiegeschichten. Nein, vom »Gestiefelten Kater«, der mit seinen klugen Reden einen König entzückte, einen bösen Zauberer überlistete, und der schließlich gar seinem Müllersburschen zu Königswürden verhalf, soll hier nicht die Rede sein. Dieser liebenswerte Geselle stammt tatsächlich aus dem Märchenreich. Die Katzensprache jedoch gibt es in Wirklichkeit - da beißt keine Maus den Faden ab! Und es ist ei ne Sprache, die Sie ganz leicht erlernen können. Alles, was Sie brauchen, um »kätzisch« zu verstehen, ist Interesse für Ihren nicht nur schnurrenden und maunzenden Hausgenossen, eine gute Beobachtungsgabe und ein wenig Einfühlungsvermögen. Natürlich sprechen Katzen nicht wie wir. Sie kennen keine Worte. Trotzdem »sagen« sie alles, was sie wollen, was sie tun und wie sie fühlen. Ihre Ausdrucksmittel sind Laute, Mimik, Körpersprache und bestimmte Verhaltensweisen. Wenn Sie sich ein bißchen damit beschäftigen, stellen Sie bald fest: Nicht die «sprechende« Katze ist eine Phantasiegestalt, sondern die »falsche- oder »unberechenbare« Katze. Ihr Stubentiger kennt keine Verstellung! Was immer er auch tut — er kündigt es an. Auch den Tatzenhieb aus scheinbar heiterem Himmel.
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Die verschiedenen Laute Doch nun zur hörbaren Sprache unserer vierbeinigen Gefährten. Drei Lautarten stehen ihnen zur Verfügung: Plauderlaute: Das sind sanfte, schnurrende und gurrende Töne. Kater werben so vor der Paarung, wenn die Katze bereit ist, antwortet sie ebenso. Katzenmütter »plaudern« mit ihren Kindern, liebevoll gehaltene Tiere »reden« auf diese Weise mit »ihren« Menschen. Ruflaute: Dazu gehört das Miauen - darüber gleich noch mehr - der Ruf, mit dem die Mullerkatze ihre Kinder zusammensucht, die Sehnsuchtslieder während der Rolligkeit und die herausfordernden Kampfgesänge der Kater. Erregungslaute: Darunter fallen Angriffslaute wie Knurren und Grollen, Abwehrsignale wie Fauchen, »Spucken« oder das durchdringende Abwehrgekreisch beim Rivalenkampf. Durch Knurrlaute teilt die Mutterkatze ihren Jungen auch mit, was für Beute sie ins Nest einträgt, ob es sich um eine »harmlose« Maus oder um eine »gefährliche« Ratte handelt. Wenn man fragt: »Wie spricht die Katze?«, so wird die Antwort darauf wohl immer lauten: »Miau«. Unter Katzen wird dieser Laut jedoch so gut wie überhaupt nicht gebraucht. Sie können ganz sicher sein: Wenn irgendwo in Ihrer Wohnung ein »Miau« ertönt, dann sind Sie gemeint, der Mensch. Sie sind für Ihre Katze zwar ein Artgenosse, aber ein bißchen anders werden Sie doch behandelt- und »angesprochen«. Ob die Katzen das »Miau« für uns erfunden haben oder nichtes scheint so einer Art »Zauberwort« speziell für den Umgang mit der »Zweibeinkatze« zu sein. Je nach Bedarf wird es variiert: kurz als Begrüßungslaut, laut und fordernd, wenn's ums Futter geht, ärgerlich, wenn der Katze irgend etwas gegen den Strich geht, und geradezu kläglich, wenn sie sich vernachlässigt fühlt. Das »Ich-bin-ja-so-einsam-Miau« kann die ganze Tonleiter hinauf- und hinuntergehen. Ein paar Streicheleinheiten - und der Klagegesang geht in freundliche Plauderlaute über. Sie werden sicher schnell lernen, was die Katze mit ihrem »Miau« erreichen will. Die schönste »Vokabel« in der Katzensprache ist sicherlich das Schnurren. Kein anderer Laut klingt so gemütlich. Er ist mit angenehmen Erinnerungen bereichert. Schließlich war ein tiefes, lautes Schnurren der Mutterkatze so ziemlich das erste, was ein kleines Kätzchen zu hören bekommen hat. Die mütterliche
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Wärme, die völlige Geborgenheit - all das wird wohl damit assoziiert. Wenn Ihre Katze sich »freut wie ein Kind« - dann schnurrt sie eben. Es ist ein hörbares Zeichen für Wohlbehagen. Aber nicht nur! Manchmal nimmt das Schnurren auch Aufforderungscharakter an: Manche Katzen erschmeicheln sich so einen Lekkerbissen, andere eine Extraportion Streicheleinheiten. Nun — auch das sind in gewisser Weise »kindliche« Verhaltensweisen. Dazu paßt auch, daß manche Katzen schnurren, weil sie sich unbehaglich fühlen. Paradox? Nein! Sicher können Sie sich in die Stimmung eines Kindes hineinversetzen, das in einem dunklen Keller extra laut singt und pfeift, weil es sich dadurch die Illusion von Sicherheit und Behaglichkeit verschaffen will. Genau wie diesen Kindern geht es Katzen, die beim Tierarzt schnurren, während er die Impfspritze vorbereitet. Selbst kranke Tiere, die unter Schmerzen leiden, versuchen gelegentlich, sich durch Schnurren zu trösten, Im allgemeinen aber gilt doch: schnurrende Katze - glückliche Katze.
Wenn die Katze beginnt zu »schnattern«, räumt man am besten schnell alles Zerbrechliche aus dem Weg: Diese Stakkato-Lautfolge ist meist der Auftakt zur Fliegenhatz!
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Haben Sie schon einmal eine Katze »schnattern« hören? Diese Stakkato-Lautfolge gibt das kleine Raubtier von sich, wenn es ein schwer erreichbares Beutetier sieht. Eine »schnatternde« Wohnungskatze ist bestimmt auf Fliegenhatz. Gewagte Sprünge folgen diesen Lauten bald. Am besten, Sie räumen zerbrechliche Dinge schon mal aus dem Weg. Halten Sie Ihre Katze nicht für einen aggressiven Draufgänger, wenn sie Sie anfaucht. Fauchen ist eine Abwehrdrohung, ein Zeichen von Angst und Unterle genheitsgefühl. Überlegen Sie, womit Sie Ihre Katze erschreckt haben könnten - manchmal ist nur eine ungeschickte Bewegung daran schuld. Wenn Sie's wissen, können sie solche Mißverständnisse in Zukunft leicht vermeiden. Die Mimik Ebenso interessant wie die Lautsprache ist die Mimik der Katze. Ein Blick ins Gesicht Ihres Tierchens verrät Ihnen jederzeit, wie es gerade auf gelegt ist. Ein glattes Gesicht mit aufmerksam geöffneten Augen und nach vorn gerichteten Ohren zeigt an, daß das Tier in bester Stimmung ist und ein waches, wohlwollendes Interesse an seiner Umgebung hat. Katzen sind Genießer- manchmal sieht rnan's auch am Gesichtsausdruck. Halbgeschlossene Augen, das Kinn vielleicht ein wenig angehoben - da fehlt nur noch die streichelnde Hand des Menschen. Keine Sorge, wenn in solchem Moment die Nickhaut, das dritte Augenlid, ein wenig vorgeschoben erscheint. Das liegt an der entspannten Haltung, es hat in diesem Fall mit Krankheit nichts zu tun. Sehr eindrucksvoll ist die Mimik auch beim »Drohgesicht«. Da gibt es zwei Arten, einmal die Angriffsdrohung, zum anderen die Abwehrdrohung. Beide Ausdrucksweisen überlagern einander mitunter oder gehen ineinander über. Im Umgang mit »ihrem« Menschen wird die Katze kaum einmal zur Angriffsdrohung greifen. In ihrer reinen Form gilt sie nämlich einem Gegner, dem sich das Tier überlegen fühlt. Das Gesicht zeigt dabei Unmutsfalten, die Pupillen verengen sich, die Ohren drehen sich seitlich auswärts. Abwehrmimik zeigt sich anders. Die Ohren werden angelegt, die Pupillen sind weit geöffnet. Die Katze ist »high«, sie steht unter Adrenalin-Einfluß. Fauchen und Spucken kann die Drohung begleiten. Wenn Sie Ihre Katze erschreckt haben, wenn Sie sie mit Gewalt von einem ihrer Lieblingsplätze vertrieben haben, oder wenn Sie ihr etwas fortnehmen wollen, könnten Sie schon mal in den »Genuß« einer solchen Abwehrdrohung
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kommen. Wenn Sie durch Ihr Eingreifen nicht gerade eine größere Gefahr verhindern müssen, ist es das Beste, Sie ziehen sich zurück, sonst setzt es Krallenhiebe! Böse sein dürfen Sie Ihrer Katze deshalb aber nicht-schließlich steht die Arme ja »unter Drogen«. Viele unliebsame Überraschungen können Sie vermeiden, wenn Sie von vornherein auf die »Stimmungsbarometer« achten Dazu gehören die Katzenohren. Vorsicht, wenn die plötzlich zu spielen beginnen und wenn Sie den Störfaktor nicht gleich ausmachen können. Sprechen Sie beruhigend auf das Tier ein, aber greifen Sie nicht nach ihm- Sie würden damit die Abwehrhaltung nur verstärken, Hiebe riskieren und vielleicht sogar das Vertrauensverhältnis auf eine unnötige Probe stellen. Auch der Schnurrbart verrät einiges über Laune und Stimmung Ihrer Katze. Normalerweise sind die Schnurrhaare seitlich ausgerichtet, bei Angriffslust sträuben sie sich nach vorn. Dicht ans Gesicht angelegte Schnurrhaare können Angst bedeuten. Die Körpersprache Nun von der Mimik zur Körpersprache. Am auffälligsten zeigt wohl der Schwanz die Stimmung der Katze an. Begrüßt Ihre Katze Sie mit steil aufgerecktem Schwanz und reibt dabei kurz die Flanken an Ihren Beinen? Verhaltensforscher nennen das »Präsentieren«- eine freundliche Begrüßungsform, die Katzen auch untereinander anwenden. Wenn Ihre Katze sich Ihnen gegenüber so verhält, ist sie freundlich gestimmt, meint es so richtig gut mit Ihnen und erwartet von Ihnen ebensoviel Wohlwollen und Freundlichkeit. Wenn der hochgereckte »ute-Laune-Schwanz« auch noch in sich zittert, so handelt es sich nicht nur um eine freundliche, sondern um eine ausgesprochen freudige Begrüßung. Begrüßt eine Katze »ihren« Menschen so zitterschwänzig, will sie auch ausgiebig gestreichelt werden, Schwanzwedeln dagegen bedeutet bei der Katze alles andere als Freude. Sie drückt damit Erregung aus, manchmal auch Ärger. Wer das ignoriert und den wilden Wedler trotzdem streichelt, kriegt bestimmt eine getatzt! Mit dem wedelnden oder gar peitschenden Schwanz sagt die Katze vor allem: »Komm mir bloß nicht zu nahe!« Mit entsprechenden Schwanzbewegungen zeigt die Katze auch an, daß sie gerade zum Sprung ansetzt. Wenn Sie's rechtzeitig sehen, können Sie's unter Umständen noch verhindern - falls der Sprung mitten ins feine Porzellan führen könnte!
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Der zur »Flaschenbürste« aufgeplusterte Schwanz verrat Schrecken und Ratlosigkeit. Schauen Sie genau hin - macht die Katze noch zusätzlich einen Buckel und sträubt die Nackenhaare? Dann ist Gefahr im Verzug! Die Katze sieht sich einem Feind gegenüber, dem sie nicht gewachsen ist. Da müßten Sie dann unter Umständen eingreifen. Ist jedoch nur der Schwanz gesträubt, so wär's ein schlichter Schreck, der Ihrem furchtlosen Tigerin die Glieder gefahren ist. Beruhigendes Ansprechen hat da eine gute Wirkung. Streicheln dürfen Sie aber erst, wenn das Tier sich wieder »abgeregt« hat - sonst kriegen Sie vor lauter Schreck noch ein paar Hiebe! Der gerade ausgestreckte Schwanz - es sieht so aus, als sei der Katzen körper um einiges verlängert - zeigt Zielstrebigkeit an. Solch eine Katze ist ganz mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt, sie hat gerade keine Zeit für »ihren« Menschen. Nur in Ausnahmefällen reagiert sie sofort auf Ansprache.
Der erhobene Schwanz der Katze zeigt hier an, daß sie gut gelaunt und unternehmungslustig ist.
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Wie treten Katzen nun zum Menschen in Kontakt? Für Annäherungen und Zärtlichkeitsbezeugungen nehmen sie das »Vokabular« aus ihrem Sexualverhalten und kindlichem Verhalten. Spielbereitschaft demonstrieren sie mit »Vokabeln « aus dem Beute- und Kampfverhalten. Wenn Ihre Katze ankommt, Köpfchen gibt und um Ihre Beine streicht, so bedarf das wohl keiner näheren Erklärung: Sie erwartet Streicheleinheiten. Jetzt ist Schmusezeit! Ein besonders rührendes Zeichen von Zuneigung und Vertrauen ist es, wenn die Katze sich auf ihre Hinterbeine hebt, um das Köpfchen der Streichelhand entgegenzuschmiegen. Viele Katzen nehmen nach einer solchen Einleitung typische Schmusehaltungen ein: Sie wälzen sich, rollen sich auf die Seite, recken sich wohlig und umpfoten die streichelnden Hände, manchmal »streicheln« sie mit ihren Pfoten auch das Gesicht des Menschen. Dieses Schmuseverhalten geht manchmal in eine andere Stellung über: Die Katze wirft sich schnurrend auf den Rücken und will am Bauch gekrault werden. Das ist ein frühkindlicher Verhaltensrest, denn so boten sich die Kleinen, nachdem sie gesaugt wurden, der mütterlichen Zunge zur Bauchmassage dar. Aber es gibt noch eine andere Bedeutung: Im Kampfverhalten erwachsener Katzen ist diese Bewegung eine Abwehrgeste. Und so kann es passieren, daß Ihr kleiner Schmuser Sie plötzlich mit den Hinterpfoten kratzt. Das ist eine Reflexbewegung -mit Falschheit hat es ganz und gar nichts zu tun. Kraulen Sie den Katzenbauch also vorsichtig und halten Sie Ihrer Hand den Rückzug offen! Spielfreudigkeit zeigt die Katze unter anderem dadurch, daß sie sich auf die Seite rollt und ein wenig »herumpfotet«. Eine gute Gelegenheit, ein kleines Training milder Spielschnur einzulegen! Ganz schnell sind Sie mitten im schönsten »Katz-und-Maus-Spiel«, sehen Ihr Tier lauern, schleichen, kauern, laufen und springen. Nicht nur »Beutespiele«, auch spielerische »Kampfhandlungen« machen Katzen mitunter Spaß. Der menschliche «Angreifer« sollte aber plötzliche Bewegungen von oben vermeiden, und er darf auch nicht hart zufassen. Ein paar Kratzer müssen Sie bei solchen Spielen in Kauf nehmen. Und vergessen Sie nicht: Wenn die Katze das Pfötchen hebt, folgt bald ein Tatzenschlag! »Kampfhandlungen« müssen spätestens bei den ersten Anzeichen von Abwehrmimik aufhören. Schließlich soll alles ja ein Spaß bleiben! Manche Katzen beißen »ihre« Menschen beim Schmusen und Spielen. Nicht fest, nur gerade so ein bißchen. Glauben Sie nicht, Sie hätten sich eine böse Bestie ins Haus geholt, wenn Ihre Katze ihre Zähnchen zart in Ihre Hände oder
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Arrne schlägt - sie beißt aus lauter Liebe! Daß Bisse dieser Art mit Aggressionen nichts zu tun haben, zeigt der freundliche Gesichtsausdruck, der keine Spur von Drohgebaren oder Abwehrmimik beinhaltet. Auch eine andere »Liebeserklärung« der Katze kann für den Menschen mitunter schmerzhaft werden, der sogenannte Milchtritt. Vielleicht haben Sie sich gerade ganz entspannt zu einem Nickerchen auf die Couch gelegt und fühlen sich so richtig wohl. Die Katze möchte teilhaben an der Gemütlichkeit, kommt, schnurrt und macht Anstallen, sich auf Ihrem Körper niederzulassen Sie legt sich aber nicht gleich hin, sondern »trampelt « mit den Vorderpfoten auf der Stelle - zu allem Überfluß meist noch auf einer sehr empfindlichen Stelle Ihres Körpers - wobei die Krallen rhythmisch ausgestreckt und wieder eingezogen werden. Begleitet wird das ganze von intensiver Schnurrmusik. Dieser »Milchtritt« ist ein frühkindlicher Verhaltensrest. Als Katzenbaby hat Ihr kleiner Hausgenosse so den Milchfluß der Mutterkatze angeregt. Und jetzt fühlt sich Ihr Katzentier wieder genauso behaglich wie »bei Muttern«. Könnte es Ihnen ein größeres Kompliment machen? Übrigens: Manchmal hilft schon eine Decke, um sich vor den »Wonnekrallen« zu schützen. Eine Katze, die zum Menschen in Kontakt treten will, zeigt eine offene Körperhaltung. Wenn Sie also ihre Katze irgendwo zusammengerollt antreffen, so heißt das »bitte nicht stören«. Ganz leichtes Streicheln ist erlaubt - aber lassen Sie den kleinen Schläfer ruhen. Eine andere »geschlossene« Haltung zeigt ruhevolle Aufmerksamkeit: Die Katze sitzt auf ihrem Hinterteil, hat die Vorderpfoten zierlich nebeneinandergestellt und den Schwanz elegant um die Pfötchen drapiert. Sie scheint nach innen zu schauen, hat ihre Aufmerksamkeit jedenfalls auf nichts bestimmtes gerichtet. Eine Katze, die so sitzt, sieht aus wie die sagenhaften Tempelkatzen im alten Ägypten. Sie macht eine Entspannungspause- sollte also nicht gestört werden. Aus dieser Haltung kann die Katze dann blitzschnell auf volle Konzentration umschalten. Zu den »geschlossenen« Haltungen zählt auch die »Müffchen«-Stellung, die der Dichter Manfred Kyber in einer seiner zauberhafter Tiergeschichten beschreibt: Die Katze legt sich so hin, daß sie einer »Badewanne« gleicht; die unter dem Körper eingeschlagenen Pfötchen gleichen einem kleinen Muff- einem »Müffchen« eben, der Schwanz ist ebenfalls eingeschlagen. Manfred Kyber sah in dieser Haltung eine »Meditationsstellung" der Katze. Und in der Tat, wenn
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man ein Tier so friedvoll daliegen sieht, mit halb oder ganz geschlossenen Augen, dann kann man sich das schon vorstellen. Obwohl es natürlich sehr vermenschlichend gesehen ist. Jedenfalls ist es eine entspannte Haltung, in der die Katze nicht gestört werden will. Nicht mit der »Müffchen«-Haltung verwechselt werden darf die Kauerstellung, die auf den ersten Blick ähnlich aussieht. Im Unterschied dazu sind die Hinterkeulen hochgewölbt, der Kopf wird tief gehalten; die Stellung wirkt nicht entspannt, sondern sehr wachsam. Katzen, die die Annäherung eines überlegenen Gegners fürchten, kauern sich häufig so hin. Mitunter geht das Tier aus dieser Haltung in die Abwehrdrohung über. Auf das Kampfverhalten wollen wir hier nicht näher eingehen — es gehört mehr zur Sprache der Katzen untereinander als zu dem, was die Vierbeiner uns mitzuteilen haben. Es gibt da eine sehr nuancenreiche Sprache. Wer sich dafür interessiert, dem sei Professor Leyhausens Standardwerk »Katzen, eine Verhaltenskunde« empfohlen, in dem jetzt auch allerneueste Erkenntnisse der Verhaltensforschung berücksichtigt sind. Hier nur soviel; Kämpfe mit Drohgebaren und Imponiergesten verlaufen meist ritualisiert. Die Gefahr bei ihnen ist weniger groß als bei einem Überfall aus »heiterem Himmel«.Trotzdem - wenn Sie sehen oder hören, daß Ihr Katzentier bei einem Revier- oder Rivalenkampf in Bedrängnis gerät, so sollten Sie ihm schon zu Hilfe kommen. Ein gutes Mittel, bepelzte »Streithähne« zu trennen, ist die Wasserpistole. Der »geduschte« Angreifer wird sich erst mal verziehen, Ihr Tier hat Zeit zum Rückzug. Doch damit ist das Kapitel »Katzensprache« keineswegs erschöpft. Wußten Sie, daß eine Katze auch mit ihren Krallen »spricht«? Das Wetzen ist nicht nur Waffenpflege und Muskeltraining, es ist auch ein Mittel der Reviermarkierung. Eine Katze, die ausgiebig ihre Krallen wetzt, verkündet damit: »Hier bin ich der Herr im Haus Ich bin der Größte l« Bei dieser Gelegenheit gleich ein Tip: Treten Sie sich beim Nachhausekommen nicht allzu lange und allzu intensiv die Füße am Gitterrost ab. Ihre Katze könnte sonst glauben, Sie wollten ihr den Anspruch streitig machen.
Diese "geschlossene« Haltung zeigt ruhevolle Aufmerksamkeit der Katze an. Sie zeigt an, daß die Katze gerade eine Entspannungspause macht und nicht gestört werden will.
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Nicht nur durch intensives Fußabtreter könnten Sie Mißveständnisse heraufbeschwören, auch durch intensives Anstarren. Im Tierreich ist das meist die erste Stufe der Drohung, Einer Katze gilt der direkte Blick als eine Demonstration von Überlegenheit. Sie weicht sogar vor einem Beutetier zurück-wenn es sie nur direkt anblickt. Vor dem Menschen, der ihr in die Augen starrt, hat sie Angst. Und das ist eine ganz schlechte Basis für das Verhältnis zwischen Mensch und Katze. Ein Verhalten, das eng mit der Scheu vor dem direkten Blick zusammenhängt, zeigt die »beleidigte« Katze. Vielleicht haben Sie Ihren eigenwilligen Hausgenossen mal bei einer Unart ertappt, ihn streng angeschaut und in energischem Ton zurechtgewiesen. Die Reaktion darauf: Die Katze »spricht« nicht mehr mit Ihnen, behandelt Sie, als seien Sie Luft. Sie »schaut umher«, wie Professor Leyhausen es nennt, so, als würde sie sich für alles andere interessieren — nur nicht für Sie. Mit »schlechtem Gewissen« hat ein solches Verhalten nichts zu tun Schuldbewußtsein kennt die Katze nicht. Aber sie fühlt sich, von Ihnen ausgeschimpft und zurechtgewiesen, sozial unterlegen, fast könnte man sagen gedemütigt. Schimpfen Sie also nicht allzu häufig mit ihr — wer will schon mit einer permanent verlegenen Katze zuammenleben. Eine Verlegenheitsreaktion kann übrigens auch das Putzen sein. Mitunter kann man beobachten, daß einander androhende Katzen mitten im »Ritual« innehalten; eine der beiden hat die Drohhandlungen abgebrochen - sie putzt sich. Mit intensivem Putzen reagiert so manche Katze auch auf eine Strafpredigt »ihres« Menschen - etwa, weil sie beim »Mausen« erwischt worden ist. Wissenschaftlich nennt man solche Verhaltensweisen »Übersprungreaktionen«. Sie entsprechen etwa unserem nervösen Räuspern, dem Kopfkratzen, dem Ordnen der Kleider, obwohl alles in Ordnung ist, und tausend anderen Dingen. Katzen zeigen häufig Überspringreaktionen, wenn sie sich an einer Sache gehindert fühlen, die sie gern getan hätten, Ein gutes Beispiel dafür: Ihre Katze hat Appetit. Also legt sie einen Gang zürn Freßnapf ein, um mal nachzusehen, wie dort die Aktien stehen. Im Napf aber liegen nur ein paar Reste, die einem verwöhnten Gaumen keinesfalls zuzumuten sind. Die Katze dreht nun nicht einfach ab —sie macht vor dem Freßnapf scharrende Bewegungen, als wollte sie die Reste vergraben. Daß es dort, wo der Napf steht, kein Krümchen Erde gibt, stört dabei nicht im geringsten.
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Soweit also das Kapitel »Katzensprache«. Anspruch auf Vollständigkeit erhebt es nicht— Sie werden sicher noch viele andere Dinge entdecken, die Ihnen Ihre Katze zu sagen hat. Sie verstehen nun also Ihren samtpfotigen Hausgenossen. Aber - versteht er Sie auch? Es wäre ja schließlich ganz schön, wenn man mit ihm auch mal von Mensch zu Katze reden könnte . . .
Diese beiden jungen Katzen haben sicher miteinander etwas ausgefressen; Putzen kann nämlich auch eine Verlegenheitsgeste sein!
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Das muß nicht Wunschdenken ble iben. Ihre Katze versteht viel von dem, was Sie sagen. Sie spürt genau, ob sie angesprochen wird, oder ob »ihr« Mensch le diglich ein Selbstgespräch führt. Wenn's um alltägliche Dinge geht, ist das Verstehen geradezu verblüffend. Auf die Frage: »Habt ihr Hunger?« zum Beispiel bekommen wir von unseren Katzen immer die richtige Antwort: Ein langes »Miau« - und die Tiere laufen uns voraus zum Kühlschrank. Kater Louis springt sofort auf ein bestimmtes Schränkchen und setzt sich dort in Positur, wenn ich frage: »Wollen wir schmusen? « Es wären noch viele Beispiele zu nennen. Natürlich versteht eine Katze nicht die einzelnen Worte - aber sie merkt sich bestimmte Situationen und zieht aus Lauten und Tonfall, auch aus der» Bewegungen des Menschen, ihre Rückschlüsse. Mit »philosophischen« Gesprächen ist es freilich etwas schwieriger, wenn man sich nicht mit einer Tonfolge von hübschen Plauderlauten als Antworten zufriedengeben will. Andererseits: Was bedeuten schon Worte, wenn sich zwei wortlos so gut verstehen, wie Mensch und Katze?
Mißverständnisse und daraus erwachsende Vorurteile Nicht alle Menschen, nicht mal alle Tierfreunde, lieben Katzen. Bei etwa dreizehn Prozent der Bundesbürger - so das Ergebnis einer Meinungsumfrage - erwekken die schnurrenden Vierbeiner sogar unbestimmte Antipathien. Hier zeigt sich wieder einmal, was für eine zwiespältige Stellung das noch immer weitgehend unbekannte Wesen Katze bei uns einnimmt. Einerseits gehört es zwar zu den beliebtesten Haustieren, andererseits aber bele gt es auf der Liste der als »irgendwie unsymphatisch« eingestuften Tiere hinter Spinnen, Ratten, Schlangen und Mäusen einen der vorderen Plätze. Schuld daran sind in den meisten Fällen Vorurteile und Mißverständnisse. Je gründlicher Sie sich mit den Verhaltensweisen unserer eigenwilligen Hausgenossen vertraut machen, desto besser können Sie solche Vorurteile entkräften. Bei manchem Katzengegner - von den gewalttätigen Katzenfeinden soll hier allerdings nicht die Rede sein - können Sie auf diese Weise Verständnis für das so oft verkannte Haustier wecken. Besonders dann, wenn Sie selbst dem Katzengegner Verständnis und Einfühlungsvermögen zuteil werden lassen — beide Tugenden werden Katzenfreunden ja ohnehin nachgesagt. Setzen Sie sich also möglichst vorurteilsfrei mit den vielen Vorurteilen auseinander, die unseren sensiblen Samtpfotigen das Leben schwer machen - die folgenden kurzen Erläuterungen sollen Ihnen dabei helfen,
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Die »grausame « Jägerin Da ist zunächst einmal der Vorwurf, Katzen seien grausam. Wer einmal zugesehen hat, wie eine Katze mit ihrem Beutetier spielt, kann ein gewisses Verständnis für diese Ansicht aufbringen. Trotzdem ist sie falsch. Zur Grausamkeit gehört Überlegung, gehört die bewußte Freude am Leiden des Schwächeren. Zu solchen Gefühlen ist nur ein ganz bestimmtes »Raubtier« fähig, jedenfalls keines, das auf vier Beinen läuft. Moderne Verhaltensforscher, allen voran der Katzenexperte Professor Paul Leyhausen, haben das »Katz-und-Maus-Spiel« entschlüsselt - und dafür zum Teil verblüffende Erklärungen gefunden. Professor Leyhausen unterscheidet beim Spiel mit der Beute drei Stufen, die einander überschneiden können. Das ist zunächst das »gehemmte Spiel«, besonders häufig bei Jungkatzen und wenig erfahrenen Mäusejägern zu beobachten. Die Katze tippt das noch kaum verletzte Beutetier mit der Pfote an, läßt es laufen, zögert, ehe sie erneut zuschlägt. Grausamkeit führt ihr dabei bestimmt nicht die Pfote, sondern Angst! Es ist kaum zu glauben, aber wahr: Die »überlegene « Katze hat Angst vor ihrem »wehrlosen« Opfer! In vielen Fällen zwar nur eine ganz kleine Angst - aber sie muß überwunden werden. In diesem Stadium hat die Maus noch eine echte Chance, zu entkommen. Erfahrene Mäusejäger verzichten übrigens oft auf das »gehemmte Spie l«. Die nächste Stufe hat Professor Leyhausen als »Stauungsspiel« bezeichnet. Es ist häufig bei Katzen zu beobachten, die lange Zeit keine Beute mehr gemacht haben. In diesem Spiel bricht sich der lang aufgestaute Jagdtrieb Bahn. Letzte Stufe ist das »Erle ichterungsspiel« mit dem bereits vollständig besiegten und getöteten Beutetier. In einem wahren Indianertanz läßt die Katze die hochgradige Erregung abklingen, in die sie sich während der Jagd hineingesteuert hat. Das hat seinen Sinn: Ein »Jäger« muß kaltes Blut und wache Sinne bewahren - Zustände dauerhafter Erregung kann er sich gar nicht leisten. Sie sehen also, mit Grausamkeit hat die Sache wirklich nichts zu tun. Kaum jemand kommt auf die Idee, eine Katze zu verurteilen, weil sie Jagd auf Mäuse und Ratten macht. Aber die kleinen Raubtiere haben noch andere Beutetiere auf ihrem Speisewunschzettel stehen. Und das trägt ihnen ganz böse Vorwürfe ein. Viele Tierfreunde nämlich sehen in den lautlos lauernden Raubtieren üble Vogelmörder und gefährliche Wilddiebe. Berufsjäger und Förster unterstiit-
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zen diese Ansicht Richtig ist sie trotzdem nicht. Gewiß, es kann schon einmal vorkommen, daß eine Katze ein Jungkaninchen erbeutet, es kann auch geschehen, daß sie einen Vogel erwischt. Statistisch gesehen aber fällt das überhaupt nicht ins Gewicht. In Deutschland, Europa und Amerika haben inzwischen viele Zoologen bei Katzen, die als »Wilderer« abgeschossen wurden. Untersuchungen des Mageninhalts vorgenommen. Die Ergebnisse in allen Fällen sind eindeutig: Den Löwenanteil in den Katzenmägen machten die Reste von Mäusen und Ratten aus Rückstände von Hasen, Kaninchen, anderem jagdbaren Wild und Vögeln brachten es zusammen nicht einmal auf zehn Prozent. Wissenschaftlich ist die Katze also von der Anklage, ein Wilddieb zu sein, freigesprochen. Vorn Gesetz allerdings noch nicht. Als Großstadtmensch werden Sie sich jedoch weniger mit Jägern als mit Vogelfreunden anlegen müssen, wenn es u m die Katze geht. Engagierte Vogelschützer befürchten nämlich, daß die Katze den Singvogelbestand in ihrem Revier na-
Die Katze auf Mäusejagd: Zu Beginn besteht für die Maus durchaus noch eine Chance, heil davonzukommen.
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hezu ausrottet. Zu Unrecht! Zeigen Sie trotzdem Verständnis und lassen Sie Ihren kleinen Räuber nicht gerade zur Brutzeit durch die Gärten streifen. Bei so manchem Vogelfreund wird soviel Einsicht auch Verständnis für Ihre Argumente wecken. Und Sie haben ja durchaus ein paar Trümpfe in der Hand! Wer das Jagdverhalten von Katzen kennt, weiß auch, daß es zum Vogelfang denkbar ungeeignet ist. Katzen müssen ihre Beutetiere belauern, warten, bis sie sich weit genug vom sicheren Einschlupfloch entfernt haben und dann blitzschnell zuschlagen. Bei Mäusen und anderen kleinen Erdlochbewohnern ist das die einzig richtige Methode, bei den quecksilbrigen gefiederten Gesellen dagegen ist sie geradezu widersinnig. Vögel brauchen kein Einschlupfloch-sie können einfach davonflattern. Professor Paul Leyhausen sagt dazu; »Ich habe über lange Zeiträume hinweg Katzen bei der Vogeljagd beobachtet und nicht ein einziges Mal gesehen, daß eine Katze einen gesunden, flugfähigen Vogel erwischte.« Auch als Nesträuber richtet die Katze kaum Schaden an - die niedlichen Eichhörnchen sind da weitaus gefährlicher.
Die »treulose« und »falsche « Katze Manche Menschen können auch mit der Katze einfach nicht »warm werden«, weil sie ihr Verhalten mit den gleichen Maßstäben messen, die sie dem Hund auflegen. Von diesen Menschen kommt der Vorwurf, Katzen seien »treulos«, unfähig, eine wirkliche Beziehung zum Menschen zu entwickeln. Nicht nur die Verhaltensforschung hat dieses Vorurteil inzwischen widerlegt. Jeder, der einmal das Glück hatte, Zuneigung und Freundschaft einer Katze zu gewinnen, weiß, was für eine treue Seele sich unter dem seidigen Fell verbirgt. Allerdings gleicht ihre Treue weniger der Treue eines ergebenen Dieners als vielmehr der eines gleichberechtigten Freundes. Hier liegt einer der großen Unterschiede zwischen Katze und Hund. Katze und Hund - auch dieses Thema scheint so recht geschaffen für die abenteuerlichsten Vorurteile. Menschen, die einander absolut nicht riechen können und die dauernd miteinander im Streit liegen, sagt man nach, sie lebten wie »Katz und Hund«. Bestimmt haben auch Sie schon öfter etwas über die »Erbfeindschaft« zwischen beiden Tierarten gehört. Glauben Sie ja nicht daran! Wenn sich Katze und Hund wie »Katz und Hund« betragen, so ist meist der Mensch daran schuld, der sich immer noch einen Spaß daraus macht, Hunde auf
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Katzen zu hetzen. Auf jedem Bauernhof aber kann man beobachten, daß die unterschiedlichen Tiere einander zumindest dulden. Feindschaft, wenn sie tatsächlich auftritt, beruht fast immer auf »sprachlichen« Mißverständnissen. Bei der Katze bedeuten wilde Schwanzbewegungen, wie Sie wissen, nichts Gutes, beim Hund dagegen signalisieren sie eitel Freude. Hebt der Hund die Pfote, so
Feindschaft zwischen Hund und Katze besteht meist auf »Sprachlichen« Mißverständnissen. Junge Tiere gewöhnen sich jedoch schnell aneinander.
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heißt das: »Komm spiel mit mir «, hebt die Katze die Pfote, so heißt das. «Verzieh dich, oder ich schlage zu«. Das zufriedene Schnurren der Katze könnte dem Hund wie Knurren m den Ohren klingen - und umgekehrt. Und schließlich: Wenn die Katze das Weite sucht, weckt sie damit beim Hund, der ja ein Hetzjäger ist, den Beuteinstinkt. Solche »Sprachprobleme« lassen sich aber überwinden. Jungtiere lernen schnell die »Fremdsprache« des anderen. Ein junges Kätzchen, zu einem erwachsenen Hund gesellt, wird in dem stärkeren Tier in aller Regel eher Beschützerinstinkte als Feindschaft erwecken. Schwieriger ist es, erwachsene Tiere aneinander zu gewöhnen. Eine erwachsene Katze hat in den meisten Fällen schon einmal böse Erfahrungen mit Hunden gemacht, und so mancher Hund reagiert verständlicherweise »sauer«, wenn er immer wieder »vorbeugend« ein paar auf die Nase kriegt. Dennoch wahrt ein gut erzogener Hund im Hause seines Herrn meist den Burgfrieden und läßt die Katze in Ruhe. Hunde und Katzen können sich nicht nur aneinander gewöhnen, sie können auch Freundschaft schließen. Für die Jungkatzen meiner Großmutter beispielsweise gab es keinen schöneren Schlafplatz, als den zwischen den Vorderpfoten der beiden Schäferhunde. Ein sehr schönes Beispiel für eine Freundschaft zwischen Katze und Hund habe ich bei einer Freundin erlebt, die im Umgang mit Tieren eine sehr glückliche Hand hat. Sie gesellte ihrer erwachsenen Hündin und deren »halbstarken« Sohn keinen kleinen Kater zu. Antonia, die Hundemutter, adoptierte den kleinen Jeremias sofort. Sie schleckte ihn liebevoll mit ihrer großen Zunge ab und ließ ihn —sie hatte gerade MiIch - an ihren Zitzen saugen. Noch heute darf sich der inzwischen erwachsene Kater in das Fell der Hündin kuscheln und an ihrem Gesäuge nuckeln, auch wenn dort keine Milch fließt.
Die »kinderfeindliche« Katze Wer Katzen mit dem Hunde-Maßstab mißt, kommt auch leicht zu dem Schluß, die rnaunzenden Hausgenossen seien wahre Kinderfeinde. In der Tat - ein Hund läßt sich von rauhen und manchmal ungeschickten Kinderhänden wesentlich mehr gefallen. Katzen sind da weniger robust- und weniger geduldig. Wenn's ihnen zu bunt wird, wehren sie sich mit Zähnen und Krallen. Das ist aber kein Zeichen von »Feindschaft». Sie kennen sich ja mittlerweile ein wenig aus in der Psyche des schnurrenden Vierbeiners und wissen, daß er uns Menschen ganz schlicht als »Katzen« betrachtet. Das Kind natürlich auch, Diese lebhafte, zwei-
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beinige »Katze« hat zu wissen, was sich unter Katzen gehört — so jedenfalls empfindet es Ihr Stubentiger. Wenn diese Voraussetzung erfüllt wird, steht einer engen Freundschaft zwischen Kind und Katze nichts im Wege. Bei dieser Gelegenheit gleich eine Antwort auf die Frage »Soll man seinem Kind eine Katze schenken?« Sie kann nicht einfach »Ja« oder »Nein « lauten. Wenn Sie selbst Katzen nicht besonders mögen — lassen Sie sich nicht breitschlagen. Wenn Sie den Eindruck haben, daß der Wunsch nur einer Laune entspringt - sagen Sie ebenfalls »Nein«. Erfüllen können Sie Ihrem Kind den Wunsch nach einer Katze • wenn es in der Lage ist, behutsam mit dem Tier umzugehen, • wenn es Geduld und Verständnis aufbringen kann und auch mal den einen oder anderen Kratzer nicht allzu tragisch nimmt, • wenn Sie selbst die Katze nicht als »notwendiges Übel«, sondern als erwünschtes Familienmitglied betrachten, Vergessen Sie nicht: Die Verantwortung für die Katze liegt in jedem Fall bei Ihnen. Häufig wird die Ansicht vertreten, Kinder könnten durch die Sorge für ein Haustier lernen, Verantwortung zu tragen. Das stimmt aber nur bedingt. Eine Katze ist - genauso wie jedes andere Tier - weder »Geschenkartikel« noch »Lehrmaterial« Sie ist ein Lebewesen mit ganz speziellen leiblichen und seelischen Bedürfnissen. Wenn Ihr Kind diese Bedürfnisse respektieren soll, müssen Sie ihm darin Vorbild sein. Sonst ist nicht nur die Katze arm dran, auch das Kind wird überfordert.
Die Katze als Freundin und Lehrmeisterin Freundschaft beruht auf gegenseitigem Geben und Nehmen. Bislang allerdings war hauptsächlich die Rede von dem, was Sie für Ihren kleinen Freund tun müssen. Und obwohl man unter Freunden nicht aufrechnet, ist doch die Frage erlaubt, was denn die Katze nun für Sie tut. Soviel gleich vorweg: Der Gewinn, den das Zusammenleben mit diesem bezaubernden Geschöpf bringt, ist geradezu unglaublich groß - vorausgesetzt natürlich, Sie sind ein »Katzenmensch«. Und das, was die Katze Ihnen gibt, ist mit Geld nicht zu bezahlen. Von der Funktion der schlauen Schleicher als Mäusefänger und Kammerjäger soll m diesem Zusammenhang gar nicht so sehr die Rede sein - obwohl Sie es
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natürlich durchaus als einen Freundschaftsbeweis auffassen dürfen, wenn Ihr Hausgenosse Ihnen eine erbeutete Maus zum Geschenk macht. Katzen haben da manch mal erstaunliche Einfälle. Gehören Sie zu den etwas nervösen Naturen? Dann wird die Gesellschaft der Katze einen besonders günstigen Einfluß auf Sie ausüben! Übertriebene Eile, hektische Bewegungen, überlautes Sprechen, ruheloses Umherlaufen in der Wohnung, überflüssige Lärmentwicklung bei verschiedenen Aktivitäten im Haushalt - das alles gewöhnt Ihnen der kleine Vierbeiner mit der Zeit schon ab. Wer sich genügend Sensibilität bewahrt hat, muß einfach betroffen sein, wenn ihn ein vorwurfsvoll-erstaunter Blick aus Katzenaugen trifft. So ein Blick, der zu fragen scheint: »Soviel Lärm um nichts - wozu soll das nur gut sein?« Die Samtpfotigen sparen als geborene Erzieher aber auch nicht mit Lob. Wenn Sie erst einmal gelernt haben, Ihre Nervosität zu zügeln, wird Ihre Katze Sie öfter mal freundlich-aufmunternd anschnurren. Und das soll dann wohl heißen: »Weiter so!« Und je ruhiger Sie äußerlich werden, desto eher kehrt auch innerlich Ruhe ein. Ihre Nerven werden stabiler. Kleinigkeiten, die Sie sonst aus der Ruhe brachten, nehmen Sie nicht mehr gar so wichtig. Manche Menschen allerdings wirken ruhig und entspannt, sind es aber ganz und gar nicht. Bei ihnen sitzt der Defekt im Nervenkostüm tiefer, wahrscheinlich hervorgerufen durch den Streß, dem wir heute mehr oder weniger alle ausgesetzt sind. Ein bißchen davon mag ja tatsächlich lebenswichtig sein. Wer aber jemals erlebt hat, wie man leidet, wenn einen der Streß so richtig schön in seinen Klauen hat, der weiß, wie wichtig es ist, etwas dagegen zu unternehmen. Geht es Ihnen vielleicht so? Dann nehmen Sie sich ein Beispiel an Ihrer Katze! Bei einer gesunden Katze hat der Streß keine Chance. Sie kann mit ihren Kräften haushalten - etwas, was viele von uns erst wieder mühsam lernen müssen. Die Katze vergeudet ihre Energie nicht sinnlos, sondern sie peilt erst die Lage und handelt, nachdem sie sich einen Überblick verschafft hat. Sie läßt sich nicht unter Zeitdruck setzen, übereilt nichts und kann gerade deshalb blitzschnell zuschla gen, wenn es darauf ankommt. Sie beherrscht ihre Erregung und läßt sich nicht von ihr beherrschen. Sie läßt sich nicht von ihrer Meinung nach unwesentlichen Dingen ablenken, sondern konzentriert sich auf das, was ihr wichtig erscheint. Sie sehen, der »vernünftige « Mensch kann von der »unvernünftigen« Katze eine ganze Menge lernen. Das Wichtigste, was die begabten Hausgenossen uns zu lehren haben, ist ihre Fähigkeit zur totalen Entspannung. Gucken Sie Ihrer Katze also ruhig mal ein
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paar Tricks ab! Das Recken und Strecken nach Katzenart gehört dazu. Sie haben es inzwischen sicherlich ausprobiert. Tun Sie es nicht nur morgens nach dem Aufstehen, sondern immer dann, wenn Sie über längere Zeit eine unbequeme Stellung einnehmen mußten, etwa, wenn Sie lange an der Schreibmaschine gesessen haben, oder wenn Sie lange stehen mußten. Wer von seiner Katze lernt, kommt außerdem noch in den Genuß eines sehr wünschenswerten Nebeneffektes: Die eigenen Körperbewegungen werden fließender, harmonischer und geschmeidiger. Man bekommt etwas von der sprichwörtlichen Anmut der Katze mit. Und die kleidet ja bekanntlich nicht nur Frauen gut, sondern ist auch für Männer durchaus erstrebenswert. Künstler, vor allem Dichter und Schriftsteller, aber auch Maler und Musiker, wissen schon seit langem, was für eine wertvolle Freundin die Katze ist. Für manchen wurde sie gar zur Muse. Ihre ästhetische Erscheinung, ihre unaufdringliche Zärtlichkeil, ihre verspielte Heiterkeit und Anmut, ihre immer noch geheimnisvolle Ausstrahlung - alles das fasziniert und inspiriert den schöpferischen Menschen. Das »sinnlichste « aller Tiere spricht die wachen Sinne des Künstlers an und aktiviert sie. Kein Wunder, daß für so manchen Dichter die schönsten »Musenküsse« von der Katze kamen; etwa für den Romantiker E.T.A. Hoffmann, als der sein Meisterwerk vom »Kater Murr« schuf, oder für Gottfried Keller, als er »Spiegel, das Kätzchen« porträtierte. Zu den Katzenfreunden unter den Künstlern der Vergangenheit zählen unter anderem auch Charles Baudelaire, Wilhelm Hauff, Heinrich Heine, Rainer Maria Rilke, Mark Twain, Rudyard Kipling und der Maler Alexandre Steinlen. Bei den »Modernen« hat sich der Hang zur Katze eher noch verstärkt. Ernest Hemingway hatte zeitweise fünfzig Katzen um sich, T.S. Eliot widmete den Leisetretern »Old Possurns Katzenbuch« - Grundlage zum Andrew Lloyd Webbers Erfolgsmusical »Cats«. Nicht nur für Körper, Nerven, Geist und Sinne bringt das Zusammenleben mit dem häuslichen »Raubtier« unmittelbaren Gewinn. Auch für die Seele ist die Gegenwart des schnurrenden Gefährten so etwas wie Balsam. Nicht nur, weil er soviel Gemütlichkeit ausstrahlt. Der amerikanische Tierarzt Dr. Howard Schulberg nennt die Hauskatze gar einen »Psychotherapeuten«. Viele Psychologen geben ihm, bestärkt durch eigene Beobachtung, recht m dieser Ansicht. Natürlich kann die Katze auf der Couch nicht den Psychiater und seine Couch ersetzen - es käme ja auch niemand auf die Idee, schwere Erkrankungen mit Vitaminpillen zu heilen. Auf unsere »normal angeknackten Seelen« allerdings hat das Tier tatsächlich einen außerordentlich heilsamen Einfluß.
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Mit ihren feinen »Antennen« nimmt die Katze jede Stimmung »ihres- Menschen auf. Aufspannungen, die in der Luft liegen, reagiert sie sofort – meist mit Rückzug. Herrscht in einer Familie einmal »dicke Luft«, so meiden die Tiere »ihre« Menschen demonstrativ. Genauso kommen sie aber auch wieder an, sobald die Spannung beseitigt ist. Wer das weiß, gibt sich natürlich besonders viel Mühe... Die Zärtlichkeit der Katzen ist überhaupt Balsam für jede Seele, nicht nur für die traurige. Ich kann Ihnen nur raten; Schmusen Sie mit Ihrem Stubentiger, so oft er es will! Sie tun damit nicht nur dem Tier etwas Gutes, sondern auch sich selbst. Vielen Menschen fällt es schwer, Zärtlichkeit zu genießen und zu verschenken. In unser modernes Leben scheint sie so wenig hineinzupassen —und doch vermissen wir sie alle. Wer es verlernt hat, zärtlich zu sein, erhält von der Katze ein hervorragendes »Sensitivity-Training«. Und es spricht nichts dagegen, daß man das Erlernte auch lieben Menschen gegenüber anwendet. Aber der »Psychotherapeut auf Samtpfoten« tut noch mehr. Er beschäftigt uns, indem er seine Bedürfnisse anmeldet. Er lehrt uns, daß es Freude macht, für andere zu sorgen, und er lehrt uns Gelassenheit. Er aktiviert unser Einfühlungsvermögen und unsere Toleranz. Und damit haben wir auch die besten Voraussetzungen für den richtigen Umgang mit unseren Mitmenschen. Denn eines sind Katzen ganz sicher nicht-und wollen es auch nicht sein: Ersatzmenschen. »Wer zählt die Tiere, nennt die Namen...?« -so könnte man wohl mit Recht fragen, wenn es um die verschiedenen Hunderassen geht. Hunderte gibt es davon, oft sehr verschieden voneinander. Bei Katzen werden Sie eine solche Rassenvielfalt vergeblich suchen. Nicht nur, weil systematische Katzenzucht erst seit etwa hundert Jahren betrieben wird. Man darf es sagen, ohne unseren bellenden und wedelnden Freunden zu nahe zu treten: Die Katze ist von Natur aus nun mal ein ziemlich perfektes Wesen Züchterkunst kann da nicht mehr allzu viel »veredeln« - allenfalls die Eleganz der Körperlinien, die Qualität des Fells und die Klarheit der Farben. Versuche, analog zu den Hunden sogenannte »Gebrauchskatzen« zu züchten, schlugenglücklicherweise — fehl; die Katze als Mäusefängerin ist nützlich genug. So gibt es heute nur etwa 50 Katzenrassen, die von der F.I.F.E. (Féderation Internationale Féline d'Europe] und dem G.C.C.F. (Governing Council of the Cat Fancy), den europäischen Dachorganisationen der Katzenzucht, anerkannt und
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in den sogenannten »Standards« beschrieben sind. Oft unterscheiden sie sich nur durch Färb Schattierungen, mitunter sogar nur durch die Augenfarbe voneinander. Geht man auf die Grundformen zurück, so bleibt vielleicht ein gutes Dutzend übrig. In den Standards ist genau vorgeschrieben, wie eine Rassekatze vom Nasenspiegel bis zum allerletzten Schwanzspitzenhaar auszusehen hat. Für den Züchter ist das sehr wichtig, der »gewöhnliche« Katzenfreund braucht es jedoch nicht ganz so genau zu nehmen. Ein unvorschriftsmäßiger Fleck auf der Brust, eine Zeichnung, die nicht ganz dem Ideal entspricht, eine Augenfarbe, die laut Standards anders sei n müßte - all das mindert bestimmt nicht den Wert eines schnurrenden Hausgenossen. Seinen Preis allerdings kann es sehr wohl mindern. Viele Züchter weisen von sich aus Katzenliebhaber, die nicht selber züchten wollen, auf ein Tierchen mit kleinen Fehlern hin. Hier nun ein kleiner Überblick über die verschiedenen Katzenrassen. Beginnen wir mit den Langhaarigen: Bekannteste Langhaarkatzen sind zweifellos die Perserkatzen, die man früher ihres seidigen Fells wegen auch Angorakatzen nannte. Ihre Entstehungsgeschichte läßt sich nicht mehr genau nachweisen. Einige Forscher nehmen an, daß Manul und Sicheldünenkatze (auch Barchankatze oder turkestanische Wüstenkatze genannt), zwei relativ langhaarige und »rundwüchsige« Wildkatzenarten, hier zumindest einige Aktien im Spiel haben. Belegt ist das allerdings nicht. Perserkatzen sind elwa seit dem 16. Jahrhundert auch in Europa bekannt. Allerdings hatten sie damals noch nicht die Gestalt, die sie heute auszeichnet: den etwas gedrungenen, sehr massiven und muskulösen Körperbau, die kurzen Beine, den großen, runden Kopf mit »Stiefmütterchengesicht«, die kleinen, runden Ohren , die fast im dichten Fell verschwinden, die kurze Nase mit ausgeprägtem -Stop«, also einer Einbuchtung. Vorsicht bei sehr hochgezüchteten Tieren! Sie neigen mitunter zu tränenden Augen und Atembeschwerden; wer »schön« züchten will, läßt manchmal seine Tiere leiden. Verantwortungsbewußte Züchter lehnen Übertreibungen ab. Sie bedauern es auch, daß es bei Perserkatzen wegen der im Standard geforderten sehr großen Köpfe oft Komplikationen bei der Geburt gibt, Perserkatzen sind äußerst ruhige Tiere, nicht sehr spiel- und schrnusefreudig, aber trotzdem anschmiegsam. Sie nehmen »ihren« Menschen nicht so sehr m Besitz wie andere Katzenrassen, verlangen aber dennoch viel Aufmerksamkeit.
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Die tägliche Fellpflege mit Kamm und Bürste aber darf keinesfalls vergessen werden. Perserkatzen gibt es in allen möglichen Farbschlägen, einige der schönsten: Schwarz, Weiß, Rauchblau, Schildpatt (fastausschließlich weibliche Tiere, die wenigen Schildpatt-Kater, die es gibt, sind fortpflanzungsunfähig). Zauberhaft sehen Chinchilla -Perser aus, Katzen mit weißem Fell, aber schwarzen Haarspitzen. Im Sonnenlicht glitzert das Fell, als hätte man Brillanten darüber verstreut. Zu den Langhaarkatzen gehören auch die Colourpoint- oder Khmerkatzen. Sie sind durch Kreuzungen von Persern und Siamesen entstanden. Sie haben das langhaarige Seidenfell der Perser, aber die charakteristische Spitzenfärbung der Siamkatzen und deren tiefblaue Augenfarbe. Von den Siamesen haben sie auch die große Anhänglichkeit an den Menschen geerbt. Sie gehören zwar zu den ruhigen im Katzenreich, sind aber doch um einiges lebhafter als die Perserkatzen. Ebenfalls aus Kreuzungen von Perserkatzen und Siamesen entstand die Birmakatze, die zuerst in Frankreich gezüchtet wurde. Sie unterscheidet sich von den Colourpointkatzen vor allem durch das etwas kürzere Haarkleid und die vier schneeweißen »Söckchen«, die in der Fachsprache allerdings »Handschuhe« genannt werden. Auch diese Katzen haben das menschenfreundliche Wesen der Siamesen und sind, obwohl ruhig, etwas temperamentvoller als die Perserkatzen. Hierzulande noch wenig bekannt ist die türkische Vankatze, die vor allem in der Gegend um den Vansee beheimatet ist. Sie hat keine Unterwolle, deshalb ist ihr kalkweißes, weiches Haarkleid leichter zu pflegen. Ihr Gesicht wirkt etwas spitzer als das der Perser und ist meist rotbraun gefleckt mit weißer Blesse. Der buschige, mittellange Schwanz ist kastanienrot mit blasseren Ringen. Der Körper ist lang, aber gedrungen. Die Augen sind hell bernsteinfarben. Vankatzen gelten als sehr häuslich und anhänglich, außerdem scheinen sie ein für Katzen sehr ungewöhnliches »Hobby« zu haben: Sie schwimmen recht gern und gut. Eine besonders schöne Langhaarkatze ist seit kurzem in den europäischen Rasse-Standards anerkannt: die amerikanische Maine-Coon-Katze, Sie wurde zuerst im Bundesstaat Maine gesehen und entstand vermutlich auf »natürlichem Wege« durch Kreuzung zwischen Perserkatzen, die von den Seeleuten mitgebracht wurden, mit einheimischen Kurzhaarkatzen. Mainekatzen sind mittelgroß bis riesig, haben ein spitzzulaufendes Gesicht und Pfoten, die wie mit Schneeschuhen umhüllt wirken. Ihr Fell erinnert eher an das eines Collies als an das Fell einer Perserkatze, es ist auch entsprechend leichter zu pflegen. Ihren seltsamen
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Namen hat die Maine-Coon-Katze daher, daß manche Leute glaubten, sie sei eine Mischung zwischen Katze und Waschbär (Racoon). Natürlich ist sie eine hunderprozentige Katze! Sie sieht ungemein majestätisch aus, ist in ihrem Wesen aber unkompliziert und liebenswürdig wie eine Hauskatze. Und damit wäre der Brückenschlag zu den Kurzhaarkatzen gemacht. Viele Menschen geben ihnen den Vorzug, nicht nur, weil sie leichter zu pflegen sind. Bei Kurzhaarkatzen läßt sich das Muskelspiel besser beobachten, sie wirken wendiger, oft auch eleganter als ihre langhaarigen Artgenossen. Und sie haben meist mehr Temperament. Doch auch hier gibt es von Rasse zu Rasse Unterschiede, Kaum zu beschreiben braucht man die Europäisch-Kurzhaar-Katze. Sie ist muskelös, fast massiv gebaut, gehört zu den Katzen des sogenannten Plumptyps, obwohl sie alles andere als plump ist. Europäisch Kurzhaar, in England »British Shorthair« und in Amerika »American Shorthair« genannt, sind praktisch die Hauskatzen, die man überall antreffen kann. Das einzige, was sie von ihren »rasselosen« Artgenossen - der wahre Katzenfreund weiß, daß jede Katze Rasse und Klasse hat- unterscheidet, ist, daß sie in mehreren Generationen durchgezüchtet worden ist, und daß sie sich nach den strengen Standards der Zuchtorganisationen beurteilen lassen muß Auch ihre Farben, die im wesentlichen den Farbvariationen der Perserkatzen ähneln, sind in diesen Standards vorgeschrie ben. Zuchtkatzen dieser Rasse sollen anhänglicher und ruhiger sein als die »gewöhnlichen« Hauskatzen. Aus eigener Erfahrung kann ich dazu wenig sagen. Wir haben »gewöhnliche« Hauskatzen und können uns anhänglichere und häuslichere Tiere überhaupt nicht vorstellen. Rasse hin, Standard her, für mich ist die Europäisch-Kurzhaar die Katze par excellence. Robust, lieb und anhänglich, ein idealer Hausgenosse. Sie ist zwar nicht so elegant, wie die Katzen des »Schlanktyps«, dafür gibt es aber unter dieser Katzenrasse so richtig schöne, kräftige »Muskelkater« und »-katzen«. Eine besonders schöne Spielart von Europäisch-Kurzhaar ist die Kartäuserkatze. Noch vor wenigen Jahren war sie mit der rundlichen British Blue weitestgehend identisch, inzwischen soll sie mehr auf die ursprünglichen Kartäuser-Merkmale zurückgezüchtet werden. Nach wie vor ist diese Katze kompakt und kräftig, allerdings nicht mehr so gedrungen wie die British-Blue. Ihr Fell soll dicht wie ein Fischotterpelz sein, seidig glänzen und um Gesicht und Pfötchen silbrig schimmern. Wunderschön sind ihre runden, großen Augen, die entweder in warmem Gelb, Orange oder Kupfer strahlen. Kartäuserkatzen - ob die Mönche von Chartreuse tatsächlich ihre ersten Züchter waren, muß dahingestellt bleiben – sind
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sehr ruhige Tiere, denen eine gemütliche Wohnung mit Gemütsmenschen darin über alles geht. In den schriftlich festgelegten Rassestandards führt die Kartäuserkatze heute übrigens wieder den Namen Chartreuse. Daß Züchterehrgeiz nicht immer zu sinnvollen Ergebnissen führt, sieht man an der Manxkatze. einer schwanzlosen Katze, die zuerst auf der englischen Insel Man auftauchte. Wo bei anderen Katzen die Schwanzwirbel beginnen, ist bei ihr eine Einbuchtung. Schwanzlosigkeit ist das Ideal dieser Rasse, ein Stummelschwanz wird soeben noch hingenommen. Manxkatzen sind sehr kurz gebaut, mit sehr viel längeren Hinter- als Vorderbeinen. Sie bewegen sic h hoppelnd und hüpfend - von katzenhafter Anmut und Gewandtheit keine Spur. Die begehrte Schwanzlosigkeit ist durch starke Inzucht herausgearbeitet worden. Den Tieren hat das nicht gut getan. Bei ihnen werden häufig auch innere Deformationen festgestellt, ihre Fruchtbarkeit ist gering, zudem kommt es bei den wenigen Würfen oft noch zu Totgeburten. Weshalb Manxkatzen, die wohl zuerst als eine zufällige Laune der Natur auftraten, dennoch weitergezüchtet wurden und werden, läßt sich vielleicht so erklären: An dieser Katze wirkt alles »rund«, das sogenannte »Kindchenschema« im Menschen wird stark angesprochen. Die Manxkatze ist ein Tier, das rührend hilflos wirkt, zu dem man einfach freundlich sein muß. Sie vergilt es mit einer ebenso rührenden Anhänglic hkeit, die sie meist auf einen einzigen Menschen konzentriert. Trotzdem, ein Mensch, der das Katzenhafte an der Katze liebt, wird an diesem Tier wohl kaum Gefallen finden. Sehr viel anmutiger wirkt da die Russisch-Blaue-Katze, die sehr oft mit der Kartäuserkatze verwechselt wird. Sie gehört dem sogenannten »mittelschlanken« Typ an. Die »Blauen Russen« sind zwar nicht ganz so schmal wie die Siamesen, aber dennoch zierlich, (eingliedrig und schlank. In der Farbe stimmen sie mit den Kartäusern weitgehend überein, doch schimmert bei ihnen das ganze Fell silbrig und steht durch seine besondere Dichte etwas hoch. Wie ein Puma im Miniaturformat wirkt die Abessinierkatze, eine besonders schöne Angehörige des mittelschlanken Typs. So wie sie müssen die Tempelkatzen der alten Ägypter ausgesehen haben. Ihr Haarkleid präsentiert sich entweder hasenfarbig oder in einem warmen Kupferrot. Besonders apart wirkt es durch das sogenannte »Ticking«: es ist »gestichelt» mit Schwarz oder Dunkelbraun. Die Tiere sind von zierlicher, kleiner Statur, haben, verhältnismäßig große Ohren und leuchtende, ausdrucksvolle Augen. Das Raubtierhafte in der Katze wird bei diesen Tieren in geradezu einzigartiger Weise sichtbar. Abessinierkatzen gehören zu den wenigen Katzenrassen, in die keine Siamesen eingekreuzt
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wurden. Abessinier sind lebhaft, spielfreudig und sehr interessiert an allem, was um sie herum geschieht. Die bekannteste Katze des Schlanktyps ist zweifellos die Siamkatze. In der Beliebtheitsskala der Rassekatzen stehen die äußerst grazilen Tiere an erster Stelle. Charakteristisches Merkmal dieser Rasse ist die Spitzenfärbung der äußeren Körperleite wie Ohren, Nasenspiegel, Schwanzspitze und Füße. Siamkatzen werden weiß geboren, die Abzeichen zeigen sich erst allmählich in den ersten Lebenswochen. Das Fell der Siamesen ist sehr kurz, fast ohne Unterwolle, eng anliegend und sehr fein in der Textur. Es gibt viele Farbvarianten: Seal-Point (sandfarbiger Körper mit schwarzbraunen Abzeichen), Blue-Point (Körperfarbe Weiß mit einem Hauch von Eisblau, blaue Abzeichen), Chocolate-Point (elfenbeinfarbiger Körper mit schokoladebraunen Abzeichen), Lilac-Point (frostigweißer Körper, rosagraue Abzeichen, Nasenspiegel und Pfotenballen hell-lila), Red-Point (rot-goldene Abzeichen auf weißem Körperfell), Tabby-Point (gestreifte Abzeichen auf beliebiger Körperfarbe, die aber mit der Abzeichenfarbe harmonieren muß) und schließlich Tortie -Point (schildpattfarbige Abzeichen). Gemeinsam ist allen Siamesen die fast überschlanke Gestalt und die lange, schmale, schön zugespitzte Gesichtsform, ebenso das strahlende Blau ihrer Augen. Nicht nur ihre hübsche Gestalt hat die Siamkatze zur beliebtesten Rassekatze überhaupt gemacht, sondern auch ihr lebhaftes, sehr stark auf den Menschen bezogenes Wesen. Siamesen sind nur gut aufgehoben bei Menschen, die sich sehr viel mit ihnen beschäftigen, und die sich an der lauten Stimme, mit der diese Katze sehr häufig »redet«, nicht stören. Der »Siamkatzenmensch« sollte auch für das sehr stark ausgeprägte Temperament dieser Rasse den richtigen »Nerv« haben. Eng mit der Siamkatze verwandt ist eine neue Rasse, die Orieritalisch-Kurzhaar-Katze. Diese Rasse entstand durch Kreuzungen von Siamesen mit einfarbigen Katzen. Die Tiere haben den grazilen Körperbau der Siamkatzen, sie sind aber einfarbig. Zur Spezies Orientalisch-Kurzhaar gehört unter anderem die Havannakatze. Sie hat nichts mit der kubanischen Hauptstadt zu tun, das Braun der Havannazigarre hat ihr den Namen gegeben. Havannakatzen sollen einfarbig kastanienbraun sein, ohne jede Streifenzeichnung, und leuchtendgrüne Augen haben. Leuchtendgrüne Augen hat auch die Ebony, die pechschwarze unter den Orientalisch-Kurzhaar-Katzen. Sie wirkt wie ein winzig kleiner schwarzer Panther. Weiterhin gibt es in dieser Gruppe blaue, lavendelfarbene und weiße Tiere. Letz-
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tere sind gewissermaßen »Siamesen im weißen Kleid« - sie haben auch die strahlend blauen Augen der Siamkatzen. Alle Orientalisch-Kurzhaar-Katzen haben übrigens auch eine ganze Menge vom Temperament der Siamesen geerbt. Nicht vergessen werden darf die Burmakatze, ein Tier von mittelschlankem Körberbau. Ihre Ahnen stammen tatsächlich aus Burma und dem nördlichen Thailand. Sie gelangten in den dreißiger Jahren aus ihrer Heimat nach Kalifornien und wurden dort mit Siamesen gekreuzt, später aber wieder auf Burmesenmerkmale zurückgezüchtet. Burmakatzen gibt es in Braun, Blau und Cremefarben, besonders schön sind ihre großen, leuchtendgelben Augen. Burmakatzen sind höchst angenehme Hausgenossen, auch wenn sie gelegentlich versuchen, ihre Menschen »unter den Pantoffel zu kriegen«. Sie sind verspielt und lebhaft, aber wesentlich ruhiger als Siamkatzen. Können Sie sich Katzen mit »Dauerwellen« vorstellen? Auch das gibt es inzwischen. Durch eine Mutation entstand um 1950 die Rexkatze, ein Tier von mittelschlankem Körperbau, dessen plüschartiges Fell gelockt oder gewellt ist. Auch Schnurrhaare und Augenbrauen dieser Katzen sind gekräuselt. Rexkatzen sind sehr lieb und spielfreudig, sie wirken hochbeinig und elegant. Wie bei jeder Mutation gestaltet sich die Zucht schwierig. In Würfen von Rexkatzen treten häufig teilweise unbehaarte oder gar völlig haarlose Katzen auf. Zudem ist das Lockenfell nicht sehr dicht. Die Rexkatze gehört also nicht zu den robusten und widerstandsfähigen Naturen. A propos haarlose Katzen: In Amerika züchtet man Nackkatzen, auch »Sphinx« genannt. Sie fühlen sich an wie ein flaumiger Pfirsich und sehen eigentlich ziemlich grotesk aus. Man züchtet sie angeblich, um auch Leuten, die unter einer Katzenallergie leiden, zu einem samtpfotigen Hausgenossen verhellen zu können. Sinnvoll finde ich das Ganze trotzdem nicht, denn die armen Kreaturen frieren ständig und sind höchst anfällig für Krankheiten. Da sollte man denn als allergischer Katzenfreund doch lieber auf den schnurrenden Gefährten verzichten. Daß Zucht nicht unbedingt immer etwas mit Vernunft zu tun hat, beweist wohl auch die Hängeohrkatze, auch »Scottish Fold« genannt, die aus einer Mutation entstand und nun weitergezüchtet wird. Im wesentlichen gleicht sie der Hauskatze, nur läßt sie die Ohren hängen. Es sieht ganz lustig aus, und die Tiere sind auch heb und nett. Ich finde es trotzdem schöner, wenn unsere Samtpfotigen die Ohren steif halten. Mögen sie es auch noch weiterhin tun, obwohl manche Züchter ja allerhand mit ihnen anstellen...
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