Francisco de Quevedo Aus dem Turm Sonette 1
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FRANCISCO DE QUEVEDO
Aus dem Turm
Sonette ausgewählt und übertragen ...
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Francisco de Quevedo Aus dem Turm Sonette 1
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FRANCISCO DE QUEVEDO
Aus dem Turm
Sonette ausgewählt und übertragen von Werner v. Koppenfels
HENSSEL
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Reproduktion des Quevedo-Porträts von Velasquez mit freundlicher Erlaubnis des Victoria & Albert Museums, London CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Quevedo y Villegas, Francisco Gómez de: Aus dem Turm: Sonette / Francisco de Quevedo. Ausgew. u. übertr. von Werner v. Koppenfels. – Berlin: Henssel, 1981. (Textura; 6) ISBN 3-87329-506-7 NE: GT; Koppenfels, Werner von [Hrsg.] © 1981 Karl H. Henssel Verlag, Berlin Satz und Druck: Druckhaus Langenscheidt, Berlin Einband: Schöneberger Buchbinderei, Berlin Printed in Germany maoi n 2003 2003/III-1.0
Der Text folgt der Ausgabe des Henssel Verlages seiten- und zeilenkonkordant; wiedergegeben in der Baskerville.
Non-profit – Nicht zum Verkauf bestimmt.
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I Represéntase la brevedad de lo que se vive y cuán nada parece lo que se vivió
,,¡Ah de la vida!“ … ¿Nadie me responde? ¡Aquí de los antaños que he vivido! La Fortuna mis tiempos ha mordido; las Horas mi locura las esconde. ¡Que sin poder saber cómo ni adónde la salud y la edad se hayan huido! Falta la vida, asiste lo vivido, y no hay calamidad que no me ronde. Ayer se fue, mañana no ha llegado; hoy se está yendo sin parar un punto: soy un fue, y un será, y un es cansado. En el hoy y mañana y ayer, junto pañales y mortaja, y he quedado presentes sucesiones de difunto.
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I Er vergegenwärtigt sich, wie kurz das Leben sei, und wie nichtig das Gelebte
Heda, mein Leben! Rührt sich nichts? Nur Schweigen? Herbei zu mir, ihr abgelebten Tage! Das Mißgeschick hat meine Zeit erschlagen; Die Stunden ließ mein Wahn ins Dunkel gleiten. Weiß nicht zu sagen, wie, und nicht, wohin Sich Leibesheil und reife Kraft verloren; Leben läßt nach, Gelebtes drängt nach vorn, Und keine Plagen, die mich nicht umziehn. Gestern verging; mein Morgen tagt noch nicht; Heute treibt weiter, dauernd fortgeschoben. Ein War bin ich, und Wird, und müdes Ist. Das Heute, Morgen, Gestern dicht verwoben, Windel zum Bahrtuch: meine Dauer mißt Gleichzeitige Nacheinander nur von Toden.
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II Conoce la diligencia con que se acerca la muerte, y procura conocer también la conveniencia de su venida, y aprovecharse de ese conocimiento
Ya formidable y espantoso suena, dentro del corazón, el postrer día; y la última hora, negra y fría, se acerca, de temor y sombras llena. Si agradable descanso, paz serena la muerte, en traje de dolor, envía, señas da su desdén de cortesía: más tiene de caricia que de pena. ¿Qué pretende el temor desacordado de la que a rescatar, piadosa, viene espíritu en miserias anudado? Llegue rogada, pues mi bien previene; hálleme agradecido, no asustado; mi vida acabe, y mi vivir ordene.
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II Er sieht die Unverzüglichkeit des nahenden Todes, und bemüht sich, auch die Schicklichkeit seines Kommens einzusehen, und aus dieser Hinsicht Nutzen zu ziehen
Gewaltig schon und grauenvoll durchfährt Das Herz der letzte Tag mit seinem Schall, Und meine jüngste Stunde, schwarz und kalt, Macht sich heran, von Angst und Schatten schwer. Wenn heiteren Frieden, wenn uns linden Schlaf In der Gestalt von Pein der Tod beschert, Ist seine Schroffheit alle Sanftmut wert, Liebkosung eher, als daß sie schmerzt und straft. Was ists dann, das in mir heillos erschrickt Vor ihm, der naht, barmherziger Entbinder Dem armen Geist in lauter Not verstrickt? Willkommen sei, der mir mein Heil ankündet; Nicht feig soll er mich finden, reich beglückt: Mein Leben enden heißt mein Leben gründen.
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III Descuido del divertido vivir a quien la muerte llega impensada
Vivir es caminar breve jornada, y muerte viva es, Lico, nuestra vida, ayer al frágil cuerpo amanecida, cada instante en el cuerpo sepultada. Nada que, siendo, es poco, y será nada en poco tiempo, que ambiciosa olvida; pues, de la vanidad mal persuadida, anhela duración, tierra animada. Llevada de engañoso pensamiento y de esperanza burladora y ciega, tropezará en el mismo monumento, Como el que, divertido, el mar navega, y, sin moverse, vuela con el viento, y antes que piense en acercarse, llega.
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III Vom Leichtsinn des in Zerstreuung zugebrachten Lebens, das der Tod ungeahnt ereilt
Leben heißt einen knappen Tagweg gehn, Und ein lebendiger Tod ist uns das Leben; Früh muß es sich im schwachen Leib erheben, Jeden Moment im Leib begraben sehn. Nichts, dem bei kurzem Sein bestimmt, es werde Zu Nichts in Kürze, die sein Stolz vergißt; Und da es sich vor Eitelkeit vermißt, Hechelt nach Dauer die belebte Erde. Verführt von seinem fälschlich klugen Sinn, Umgaukelt und genarrt von Hoffnungswahn, Taumelt es in die eigene Grube blind – Dem gleich, der achtlos übers Wasser kam, Der sich nicht regt und fliegt doch mit dem Wind, Und eh er nah zu sein meint, langt er an.
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IV Signifícase la propria brevedad de la vida, sin pensar, y con padecer, salteada de la muerte
¡Fue sueño ayer; mañana será tierra! ¡Poco antes, nada: y poco después, humo! ¡Y destino ambiciones, y presumo, apenas punto al cerco que me cierra! Breve combate de importuna guerra, en mi defensa, soy peligro sumo; y mientras con mis armas me consumo, menos me hospeda el cuerpo, que me entierra. Ya no es ayer; mañana no ha llegado; hoy pasa, y es, y fue, con movimiento que a la muerte me lleva despeñado. Azadas son la hora y el momento que, a jornal de mi pena y mi cuidado, cavan en mi vivir mi monumento.
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IV Er weist auf die eigentümliche Kürze des Lebens, unbedacht und leidvoll, vom Tod befallen
Gestern wars Traum, Staub morgen, der verrinnt, Dicht vorher nichts, und dicht danach ein Rauch; Und doch: gierig nach Ruhm werf ich mich auf, Ein bloßer Punkt im Ring, der mich bezwingt! Kurz was an Kampf im lästigen Kriege bleibt; Den schlimmsten Feind find ich in meiner Wehr, Und während mich die eigene Macht verheert, Bewirtet nicht, bestattet mich mein Leib. Gestern nicht mehr, und noch nicht ist das Morgen; Heute vergeht, ist, war, in einem Jagen, Das mich kopfüber grabwärts fortgezogen. Stunden und Augenblicke sind die Spaten, Die für den Taglohn meiner Mühn und Sorgen Mir aus dem Sein das eigene Mahnmal graben.
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V Llama a la muerte
Ven ya, miedo de fuertes y de sabios: irá la alma indignada con gemido debajo de las sombras, y el olvido beberán por demás mis secos labios. Por tal manera Curios, Decios, Fabios fueron; por tal ha de ir cuanto ha nacido, si quieres ser a alguno bien venido, trae con mi vida fin a mis agravios. Esta lágrima ardiente con que miro el negro cerco que rodea a mis ojos, naturaleza es, no sentimiento. Con el aire primero este suspiro empecé, y hoy le acaban mis enojos, porque me deba todo al monumento.
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V Er ruft den Tod
Komm, Schrecken aller, ob sie stark, ob klug: Die Seele, bitter unter Seufzerstößen, Soll zu den Schatten weichen, und Vergessen Trinken die dürren Lippen dann genug. Die Curier schon, die Decier, Fabier gingen Den Weg – alles Geborene wird ihn gehn; Willst du dich einmal nur willkommen sehn, So mußt du mich um Leid und Leben bringen. Mein Auge schaut durch seine heiße Träne Den schwarzen Kreis, der mir den Blick umringt Natur, nicht Trauer, was da sehend weint. Der erste Atemzug hat mir dies Stöhnen Entpreßt, das nun im letzten Schmerz verklingt, Damit ich ganz des Grabmals Schuldner sei.
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VI Reconocimiento propio y ruego piadoso antes de comulgar
Pues hoy pretendo ser tu monumento, porque me resucites del pecado, habítame de gracia, renovado el hombre antiguo en ciego perdimiento. Si no, retratarás tu nacimiento en la nieve de un ánimo obstinado y en corazón pesebre, acompañado de brutos apetitos que en mí siento. Hoy te entierras en mí, siervo villano, sepulcro, a tanto güésped, vil y estrecho, indigno de tu Cuerpo soberano. Tierra te cubre en mí, de tierra hecho; la conciencia me sirve de gusano; mármor para cubrirte da mi pecho.
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VI Selbsterkenntnis und fromme Bitte vor der Kommunion
Daß ich dir heut zur Ruhestätte werde, Und du mich auferweckst von lauter Sünde, Zieh gnädig in mich ein, und Neuerung finde Der alte Mensch aus Blindheit und Verderben. Wenn nicht, so bilde deine Weihnacht eben Im Schnee ab einer kältestarren Seele, Im Krippen-Herzen, mitten in der Höhle Der Tier-Begierden, die sich in mir regen. Begrab dich heut in mir, leibeigenem Knecht, Ein Grab, eng und gemein für solchen Gast, Für deinen allerhöchsten Leib zu schlecht. Erde deckt dich in mir, der Erde ist, Als Wurm nagt mein Gewissen unentwegt, Den Marmor, dich zu decken, gibt die Brust.
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VII Contiene una elegante enseñanza de que todo lo criado tiene su muerte de la enfermedad del tiempo
Falleció César, fortunado y fuerte; ignoran la piedad y el escarmiento señas de su glorioso monumento: porque también para el sepulcro hay muerte. Muere la vida, y de la misma suerte muere el entierro rico y opulento; la hora, con oculto movimiento, aun calla el grito que la fama vierte. Devanan sol y luna, noche y día, del mundo la robusta vida, ¡y lloras las advertencias que la edad te envía! Risueña enfermedad son las auroras; lima de la salud es su alegría: Licas, sepultureros son las horas.
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VII Treffliche Belehrung darüber, wie alles Geschaffene seinen Tod vom Siechtum der Zeit empfängt
Es stürzte Caesar, stark und schicksalsfroh, Und weder Ehrfurcht noch Erschütterung kennt Den Weg zu seinem mächtigen Monument: Auch auf das Grabmal wartet schon der Tod. Es stirbt das Leben hin, und ebenso Stirbt das Begräbnis, noch so üppig, mit; Die Stunde unter diebisch leisem Tritt Verstummt den Hochruf, den der Ruhm entbot. Abhaspeln Mond und Sonne, Tag und Nacht, Die Rüstigkeit der Welt. Und deine Nöte Beweinst du da, nur deines Alters Wunden? Lächelndes Siechtum sind die Morgenröten; An aller Lebenskraft feilt ihre Pracht: Freund, nichts als Totengräber sind die Stunden.
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VIII A Roma sepultada en sus ruinas
Buscas en Roma a Roma, ¡oh, peregrino!, y en Roma misma a Roma no la hallas: cadáver son las que ostentó murallas, y tumba de sí proprio el Aventino. Yace donde reinaba el Palatino; y limadas del tiempo, las medallas más se muestran destrozo a las batallas de las edades que blasón latino. Sólo el Tibre quedó, cuya corriente, si ciudad la regó, ya, sepultura, la llora con funesto son doliente. ¡Oh, Roma!, en tu grandeza, en tu hermosura, huyó lo que era firme, y solamente lo fugitivo permanece y dura.
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VIII Auf Rom, unter seinen Ruinen begraben
Was suchst du, Fremder, Rom in Rom? Vernimm: Rom selbst vermochte nicht in Rom zu dauern; Leichname sind, was es getürmt als Mauern, Und Grabmal seiner selbst der Aventin. Es liegt, wo er gethront, der Palatin; Und die unter der Zeitfeile verflachten Medaillen gaben, Beute aus den Schlachten Der Jahre, ihr Latiner Wappen hin. Ausharrt allein der Tiber, dessen Strom, Was er als Stadt genetzt, bestattet, sacht Beweint mit grabesdumpfem Klageton. O Rom: in deiner Größe, deiner Pracht, Wich alle Feste von dir, und (zum Hohn) Dem Flüchtigen blieb Dauer, blieb die Macht.
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IX Moralidad útil contra los que hacen adorno proprio de la ajena desnudez Estudia esta enseñanza en la fábrica del castillo de Cartagena, que para edificarle deshicieron unos sepulcros de romanos.
Desabrigan en altos monumentos cenizas generosas, por crecerte, y altas ruinas, de que te haces fuerte, más te son amenaza que cimientos. De venganzas del tiempo, de escarmientos, de olvidos y desprecios de la muerte, de túmulo funesto, osas hacerte arbitro de los mares y los vientos. Recuerdos y no alcázares fabricas; otro vendrá después que de tus torres alce en tus huesos fábricas más ricas. De ajenas desnudeces te socorres, y procesos de mármol multiplicas: temo que con tu llanto el suyo borres.
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IX Nützliche Moral für alle, die eigenen Schmuck mit fremder Nacktheit erkaufen Der Autor zieht seine Lehre aus dem Mauernwerk der Burg von Cartagena, für deren Bau mehrere Römergräber abgebrochen wurden.
Entblößt hat man von hohen Denkmalswänden Ehrwürdige Asche, um dich zu bewehren, Und all die hohen Trümmer, die dich mehren, Drohungen sind sie dir, nicht Fundamente. Aus Malen, die der Zeiten Rache künden, Aus tödlichem Vergessen und Vernichten, Aus Gräberhügeln dich emporzurichten Wagst du zum Herren über Meer und Winde? Nicht Festungszinnen setzt du, sondern Zeichen. Ein anderer kommt, und wird mit seinen Mauern Auf deinen Knochen stolzere Festen bilden. An fremder Nacktheit willst du dich bereichern, Und machst nur, daß die Marmorwechsel dauern: So wird dein Jammer einst den ihren tilgen.
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X Enseña cómo todas las cosas avisan de la muerte
Miré los muros de la patria mía, si un tiempo fuertes, ya desmoronados, de la carrera de la edad cansados, por quien caduca ya su valentía. Salíme al campo: vi que el sol bebía los arroyos del velo desatados, y del monte quejosos los ganados, que con sombras hurtó su luz al día. Entré en mi casa; vi que, amancillada, de anciana habitación era despojos; mi báculo, más corvo y menos fuerte; vencida de la edad sentí mi espada. Y no hallé cosa en que poner los ojos que no fuese recuerdo de la muerte.
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X Er lehrt, wie alle Dinge auf den Tod verweisen
Ich maß die Mauern meiner Vaterstadt: Die Kraft von einst, ermattet und gewichen, Zermürbt vom Gang der Zeiten, die verstrichen; So herrscht Zerfall an alten Stolzes Statt. Ich ging aufs Feld: sah, wie der Sonnenstrahl Die Bäche aufsog, kaum vom Eis entlassen, Und wie den hohen Berg die Herde haßte, Weil ihr das Tageslicht sein Schatten stahl. Ich trat ins Haus: vermodert lag der Herd, Vom alten Wohnsitz Trümmer nur vorhanden; Der Stab gekrümmter, schwach von meiner Schwere; Geschlagen von der Zeit das eigene Schwert. Und kein Ding war, woran ich Blicke wandte, Das nicht des Todes hohles Echo wäre.
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XI Desde la Torre
Retirado en la paz de estos desiertos, con pocos, pero doctos, libros juntos, vivo en conversación con los difuntos y escucho con mis ojos a los muertos. Si no siempre entendidos, siempre abiertos, o enmiendan, o fecundan mis asuntos; y en músicos callados contrapuntos al sueño de la vida hablan despiertos. Las grandes almas que la muerte ausenta, de injurias de los años, vengadora, libra, ¡oh gran don Iosef!, docta la emprenta. En fuga irrevocable huye la hora; pero aquella el mejor cálculo cuenta que en la lección y estudios nos mejora.
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XI Aus dem Turm
Fernab der Welt in meinem Einödfrieden, Mit wenigen, weisen Büchern reich versehen, Üb ich mich, mit den Toten umzugehen, Und schauend lausche ich den Abgeschiedenen. Nicht stets begriffen zwar, geöffnet immer, Sind hilfreich sie dem eigenen Tun zu Willen, Und kontrapunktische Musik der Stillen Dringt in den Lebenstraum als wache Stimme. Die großen, durch den Tod entrückten Seelen, Läßt, Rächerin der Zeit und ihrer Wunden, Die weise Druckkunst aus dem Grab erstehen. In unhaltbarer Flucht jagen die Stunden; Doch jene soll allein ein Glücksstein zählen, Die überm Lesen lernend uns gefunden.
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XII A un amigo que retirado de la corte pasó su edad
Dichoso tú, que, alegre en tu cabana, mozo y viejo espiraste la aura pura, y te sirven de cuna y sepoltura de paja el techo, el suelo de espadaña. En esa soledad, que, libre, baña callado sol con lumbre más segura, la vida al día más espacio dura, y la hora, sin voz, te desengaña. No cuentas por los cónsules los años; hacen tu calendario tus cosechas; pisas todo tu mundo sin engaños. De todo lo que ignoras te aprovechas; ni anhelas premios, ni padeces daños, y te dilatas cuanto más te estrechas.
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XII An einen Freund, der fern vom Hof seine Zeit zubrachte
Wohl dir in deiner Hütte, der du froh Vom Kind zum Greis atmest die reine Luft, Als Wiege diente dir, und dient als Gruft Der Binsenboden und das Dach von Stroh. In dieser Einsamkeit, auf freiem Plan Durchströmt vom heileren Licht der leisen Sonnen, Hat jeder Lebenstag an Raum gewonnen, Und lautlos löst die Stunde dich vom Wahn. Nicht zählst du nach den Konsuln deine Zeiten, Der du das Jahr nach Saat und Ernte lenkst; Kannst frei von Trug die eigene Welt beschreiten. Nichtwissen ist Gewinn, den du empfängst; Gierst nicht nach Preis, mußt keine Unbill leiden, Und weitest dich, je mehr du dich beschränkst.
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XIII Memoria inmortal de Don Pedro Girón, Duque de Osuna, muerto en la prisión
Faltar pudo su patria al grande Osuna, pero no a su defensa sus hazañas; diéronle muerte y cárcel las Españas, de quien él hizo esclava la Fortuna. Lloraron sus envidias una a una con las proprias naciones las extrañas; su tumba son de Flandres las campañas, y su epitafio la sangrienta luna. En sus exequias encendió al Vesubio Parténope, y Trinacria al Mongibelo; el llanto militar creció en diluvio. Diole el mejor lugar Marte en su cielo; la Mosa, el Rhin, el Tajo y el Danubio murmuran con dolor su desconsuelo.
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XIII Unsterbliches Gedenken an Don Pedro Girón, Herzog von Osuna, in Gefangenschaft verstorben
Verlassen stand vom Vaterland Osuna, Doch nicht vom Zeugnis seiner Heldenwerke; Die Spanien lohnten ihm mit Tod und Kerker, Daß er zu Herren sie machte der Fortuna. Laut klagten, weil die Neider ihn verdarben, Reihum die eigenen Völker und die andern; Grabmal sind ihm die Schlachtfelder von Flandern, Sein Epitaph ein Mond von blutiger Farbe. Als Totengruß entflammte den Vesuv Parthenope, Trinakrien Ätnas Brände: Zur Sturmflut schwoll Soldaten-Klageruf, Der Kriegsgott gab sein Schwert ihm in die Hände, Und Maas und Rhein, Tajo und Donaufluß, Rauschend betrauern trostlos sie sein Ende.
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XIV Advertencia a España de que ansí como se ha hecho Señora de muchos, ansí será de tantos enemigos Invidiada y perseguida, y necesita de continua prevención por esa causa
Un godo, que una cueva en la montaña guardó, pudo cobrar las dos Castillas; del Betis y Genil las dos orillas, los herederos de tan grande hazaña. A Navarra te dio justicia y maña; y un casamiento, en Aragón, las sillas con que a Sicilia y Napóles humillas, y a quien Milán espléndida acompaña. Muerte infeliz en Portugal arbola tus castillos. Colón pasó los godos al ignorado cerco de esta bola. Y es más fácil, ¡oh España!, en muchos modos, que lo que a todos les quitaste sola te puedan a ti sola quitar todos.
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XIV Warnung an Spanien, das sich zum Herren über viele gemacht hat, und so von vielen mit Neid und Feindschaft verfolgt wird, weshalb ihm dauernde Wachsamkeit nottut
Ein Gote, der in einer Kluft am Berg Wacht hielt, konnte die zwei Kastilien greifen: Betis’ und Genils beide Uferstreifen Dein Erbteil von so großem Heldenwerk. Navarra gab dir Recht und List: und weiter – Aragons Thron hat Heirat dir verliehn, Vor dem Sizilien und Neapel knien, Samt Mailand, ihrem glänzenden Begleiter. Tod hißt dir in den Ländern Portugals Die Burgen. Goten schifft Columbus ein Zur unbekannten Hälfte dieses Balls. Wievielmal leichter, Spanien, muß es sein, Was du alleine nahmst den andern alles, Daß sie es alle nehmen dir allein!
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XV Conveniencias de no usar de los ojos, de los oídos y de la lengua
Oír, ver y callar remedio fuera en tiempo que la vista y el oído y la lengua pudieran ser sentido y no delito que ofender pudiera. Hoy, sordos los remeros con la cera, golfo navegaré que (encanecido de huesos, no de espumas) con bramido sepulta a quien oyó voz lisonjera. Sin ser oído y sin oír, ociosos ojos y orejas, viviré olvidado del ceño de los hombres poderosos. Si es delito saber quién ha pecado, los vicios escudriñen los curiosos: y viva yo ignorante y ignorado.
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XV Von der Zweckmäßigkeit, Augen, Ohren und Mund zu verschließen
Sehn, hören, schweigen – dieses Mittel reicht Für eine Zeit, der Mund noch, Ohr und Augen Als Sinne gelten, zur Erkenntnis taugen, Und nicht als Sünde, die Vergeltung heischt. Heute, wachstaub die Ruderer in den Riemen, Heißts Meere queren, nicht von Schäumen weiß, Sondern Gebeinen, und ihr Wüten reißt Dich grabestief, lauschst du den Schmeichelstimmen. Ungehört, ohrlos möcht ich leben, lösen Gehör und Blick von Bosheit rings im Land, So soll der Groll der Großen mich vergessen. Wird Schande sehn als eigene Schuld verdammt, Mag all die Laster müßiger Vorwitz messen: Mich laßt unwissend sein, und unbekannt.
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XVI Al oro, considerándole en su origen y después en su estimación
Este metal que resplandece ardiente y tanta invidia en poco bulto encierra, entre las llamas renunció la tierra: ya no conoce al risco por pariente. Fundido, ostenta brazo omnipotente, horror que a la ciudad prestó la sierra, descolorida paz, preciosa guerra, veneno de la aurora y del poniente. Éste en dineros ásperos cortado, orbe pequeño, al hombre le compite los blasones de ser mundo abreviado. Pálida ley que todo lo permite, caudal perdido cuanto más guardado; sed que no en la abundancia se remite.
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XVI Auf das Gold: In Erwägung seiner Herkunft, und sodann seines Ansehens
Dieses Metall, zu reichem Glanz entflammt, Klümpchen, dem soviel Mißgunst eingeboren, Hat in der Glut der Erde abgeschworen, Erkennt nicht mehr den Stein als artverwandt. Geschmolzen reckt es die allmächtige Hand: Greuel, den das Gebirg der Stadt gelassen, Kostbarer Krieg, und Frieden im Erblassen, Pest über Orient und Abendland. Dies Ding, kaum schnitt man es in hartes Geld, Will, winziger Erdkreis, unseren Rang bestreiten, Des Menschen Wappentitel ,Kleine Welt‘! Bleiches Gesetz, der Willkür Wegbereiter, Schatz, der je mehr gehortet, mehr verfällt, Durst, dem der Überfluß die Stillung weigert.
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XVII Contra los hipócritas y fingida virtud de monjas y beatas, en alegoría del cohete
No digas, cuando vieres alto el vuelo del cohete, en la pólvora animado, que va derecho al cielo encaminado, pues no siempre quien sube llega al cielo. Festivo rayo que nació del suelo, en popular aplauso confiado, disimula el azufre aprisionado, traza es la cuerda, y es rebozo el velo. Si le vieres en alto radiante, que con el firmamento y sus centellas equivoca su sitio y su semblante, ¡oh, no le cuentes tú por una dellas! Mira que hay fuego artificial farsante, que es humo y representa las estrellas.
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XVII Gegen die Scheinheiligkeit, und die vorgebliche Tugend von Nonnen und Betschwestern, unter der Allegorie der Rakete
Denk nicht, siehst du steilauf zur Höhe steigend Eine Rakete, die ihr Brennstaub nährt, Daß sie auf geradem Weg zum Himmel fährt – Nicht jeder Auftrieb mag zum Himmel reichen. Funkelnde Pracht, aus Erdenstoff entbrannt: Getragen vom Applaus der vielen Hände, Birgt sie den Schwefel im Verlies der Wände (Das Seil ist Schein, der Schleier Maskentand). Folg ihrem Flug, wie sie hoch oben strahlt, Wie mit dem Firmament und seinen Funken Ihr Stand vertauscht, gewechselt die Gestalt – O nimm sie nicht für Himmelslicht im Dunkeln! Sieh, es gibt Gaukelfeuer, Possenreißer, Die lauter Rauch sind, und wie Sterne gleißen.
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XVIII A las sillas de manos cuando acompañadas de muchos gentiles hombres
Ya los picaros saben en Castilla cuál mujer es pesada y cuál liviana, y los bergantes sirven de romana al cuerpo que con más diamantes brilla. Ya llegó a tabernáculo la silla, y, cristalina, el hábito profana de la custodia, y temo que mañana añadirá a las hachas campanilla. Al trono en correones, las banderas ceden en hacer gente, pues que toda la juventud ocupan en hileras. Una silla es probreza de una boda, pues, empeñada en oro y vidrieras, antes la honra que el chapín se enloda.
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XVIII Auf die Tragsänften, und die vielen Galane, die ihnen das Geleit geben
Schon wissen alle Schelme, welches Weib Sich in Kastilien schwer macht, welches leicht, Wo manches Gaunerpaar die Schultern neigt Als Waage einem schmuckbeladenen Leib. Schon fühlt die Sänfte sich als Tabernakel, Äfft ihr Kristallgehäuse dreist den Schrein Für die Monstranz – und morgen dann, mag sein, Verlangt sie Glöckchenklang zum Glanz der Fackel. Gleich ihm, dem bandgeschmückten Staatsstuhl, zieht Kein Banner Mannsvolk an – auf sein Gebot Formiert die Jugend sich in Reih und Glied. Wo Sänften prunken, leiden Ehen Not: Denn wer sein Gut an Gold und Glas verlieh, Tritt Ehre eher als Schuhwerk in den Kot.
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XIX Retrato de Lisi que traía en una sortija
En breve cárcel traigo aprisionado, con toda su familia de oro ardiente, el cerco de la luz resplandeciente, y grande imperio del Amor cerrado. Traigo el campo que pacen estrellado las fieras altas de la piel luciente; y a escondidas del cielo y del Oriente, día de luz y parto mejorado. Traigo todas las Indias en mi mano: perlas que, en un diamante, por rubíes, pronuncian con desdén sonoro yelo, y razonan tal vez fuego tirano, relámpagos de risa carmesíes, auroras, gala y presunción del cielo.
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XIX Auf ein Bild Lisis, das er an einem Ring trug
In schmalen Kerker trag ich eingelassen Samt seinem Hofstaat, der vom Golde brennt, Den Sonnenkreis im Strahlenelement, Das weite Reich der Liebe fest umschlossen. Trag die gestirnte Weide, wohlverborgen, Der hohen Kreatur im goldenen Vlies; Und Himmel nicht und Orient ermißt So lichten Tag und Aufgang aller Morgen. Mein Finger trägt die Schätze beider Indien, Perlen, die diamanten durch Rubin Unnahbar schön klingende Kälte künden: Herrische Feuer läßt ihr Reden züngeln, Blitze aus Lachen leuchten karmesin, Auroren, Anmut, Arroganz des Himmels.
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XX Náufrago amante entre desdenes
Molesta el ponto Bóreas con tumultos cerúleos y espumosos; la llanura del pacífico mar se desfigura, despedazada en formidables bultos. De la orilla amenaza los indultos que, blanda, le prescribe cárcel dura; la luz del sol, titubeando obscura, recela temerosa sus insultos. Déjase a la borrasca el marinero; a las almas de Tracia cede el lino; gime la entena, y gime el pasajero. Yo ansí, náufrago amante y peregrino, que en borrasca de amor por Lisis muero, sigo insano furor de alto destino.
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XX Der Liebende erleidet in ungestümer Abweisung Schiffbruch
Boreas wühlt den Golf zu wildem Rasen, Schäumend vom Aufruhr aus Azur; die Trift Des Stillen Ozeans furcht sich ein und bricht, Zerstückt in lauter ungeschlachte Massen. Die Uferfriedung will das Meer erstürmen, Die es in strengen Kerker schmeichelnd bannt; Das Licht der Sonne selbst, erblassend, schwankt, Sieht schaudernd, wie sich steil die Wogen türmen. Dem Sturm muß sich der Schiffer blind ergeben, Es weicht die Leinwand der Barbarenmacht, Die Rahe ächzt, die Reisenden erbeben – Verirrter, dem sein Liebesschiff zerbrach, Im Sturm der Liebe laß auch ich mein Leben, Der Tollheit treu, die hohes Los entfacht.
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XXI Persevera en la exageración de su afecto amoroso y en el exceso de su padecer
En los claustros de l'alma la herida yace callada; mas consume, hambrienta, la vida, que en mis venas alimenta llama por las medulas extendida. Bebe el ardor, hidrópica, mi vida, que ya, ceniza amante y macilenta, cadáver del incendio hermoso, ostenta su luz en humo y noche fallecida. La gente esquivo y me es horror el día, dilato en largas voces negro llanto, que a sordo mar mi ardiente pena envía. A los suspiros di la voz del canto; la confusión inunda l’alma mía; mi corazón es reino del espanto.
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XXI Er verharrt in übersteigerter Liebesempfindung und in der Maßlosigkeit seines Leidens
In der Klausur der Seele schweigend liegt, Doch unstillbar, die Wunde, und verzehrt Mein Leben, denn durch alle Adern nährt Sie Fieberbrand, der aus dem Mark aufstieg. Hydropische Glut trinkt mir des Lebens Kraft; Verliebte Asche nur mehr, totenbleich, Leichnam der schönen Lohe ist es, zeigt Sein Licht zu Rauch und grauer Nacht verblaßt. Die Menschheit wird mir leid, der Tag vergällt; Im Aufschrei schafft sich schwarze Klage Bahn, Der meine Qual dem tauben Meer bestellt; Dem Stöhnen gab ich Stimme des Gesangs. Mein Geist, vom Chaos überwältigt, fällt, Und meine Seele ist das Reich der Angst.
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XXII Amor constante más allá de la muerte
Cerrar podrá mis ojos la postrera sombra que me llevare el blanco día, y podrá desatar esta alma mía hora a su afán ansioso lisonjera; mas no, de esotra parte, en la ribera, dejará la memoria, en donde ardía: nadar sabe mi llama la agua fría, y perder el respeto a ley severa. Alma a quien todo un dios prisión ha sido, venas que humor a tanto fuego han dado, medulas que han gloriosamente ardido, su cuerpo dejarán, no su cuidado; serán ceniza, mas tendrá sentido; polvo serán, mas polvo enamorado.
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XXII Über den Tod hinaus beständige Liebe
Verschließen mag die Augen mir der letzte Schatten, und ganz den weißen Tag verwehren, Die Seele lösen mag er in der schweren Stunde, zur Ruhe rufend die Gehetzte: Doch niemals, auch nicht überm Fluß des Todes, Verliert sie die Erinnerung ihrer Gluten; Zu schwimmen weiß mein Brand durch kalte Fluten, Zu spotten selbst des ehernen Gebotes. Seele, die einen Gott gefangen hielt, Adern, die solcher Flamme Öl geleitet, Ein Mark, vom eigenen Feuer groß erfüllt, Kann Tod vom Leben, nicht vom Lieben scheiden: Asche zu sein, doch Asche, die noch fühlt, Staub sein ihr Los, doch Staub, der Liebe leidet.
49
XXIII Diálogo de galán y dama desdeñosa
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Hace tu rostro herejes mis despojos. No es mi rostro Calvino ni Lutero. Tus ojos matan todo el mundo entero. Eso es llamar dotores a mis ojos.
- Cruel, ¿por qué me das tantos enojos? - ¿Requiebras al verdugo, majadero? - ¿Qué quieres más de un hombre? – Más dinero, y el oro en bolsa, y no en cabellos rojos. - Toma mi alma. – Soy yo la otra vida? - Tu vista hiere. – ¿Es vista puntiaguda? - Róbame el pecho. – Más valdrá una tienda. - ¿Por qué conmigo siempre fuiste cruda? - Porque no me está bien el ser cocida. - Muérome, pues. – Pues mándame tu hacienda.
50
XXIII Zwiegespräch zwischen Galan und abgeneigter Dame
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Dein Antlitz macht mich arme Seel zum Ketzer. So wärs ein Luther, ein Calvin geworden? Wie deine Augen alle Menschheit morden! Das heißt sie in den Ärztestand versetzen.
- Grausame, laß mich nicht so qualvoll stöhnen! - Ists denn der Henker, Narr, der dir gefällt? - Was willst du mehr von einem Mann? – Mehr Geld, Und Gold im Beutel, nicht in roter Mähne. - Die Seele nimm! – Bin ich das Ewige Leben? - Dein Blick verwundet! – War er angespitzt? - Raub mir das Herz! – Lohnender war ein Laden. - Warum mußt du so roh dich immer geben? - Darum: es liegt mir nichts daran, zu braten. - So sterb ich denn! – Dann her mit dem Besitz!
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XXIV Vieja verde, compuesta y afeitada
Vida fiambre, cuerpo de anascote, ¿cuándo dirás al apetito „Tate“, si cuando el Parce mihi te da mate empiezas a mirar por el virote? Tú juntas, en tu frente y tu cogote, moño y mortaja sobre seso orate; pues, siendo ya viviente disparate, untas la calavera en almodrote. Vieja roñosa, pues te llevan, vete; no vistas el gusano de confite, pues eres ya varilla de cohete. Y pues hueles a cisco y alcrebite, y la podre te sirve de pebete, juega con tu pellejo al escondite.
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XXIV Alte im Frühlingstrieb, aufgetakelt und eingefettet Alter Sackrupfen, abgestandner Brocken, Wann sagst du deiner Lust, sie soll sich packen? Kommt erst das Parce mihi!, dich zu zwacken, Ziehst du kein neues Garn mehr auf den Rocken. Legst dir als Leichentuch die falschen Locken Über dem leeren Hirn um Stirn und Nacken; Mit Knoblauchbeize, wandelnde Schabracke, Ölst du den Totenkopf, den knochentrocknen. Alte Krätze, verkneif dir jetzt das Jucken! Was soll dein Wurm noch Süßigkeiten schlecken, Wo schon die Funken an der Lunte zucken? Nach Ruß und Schwefel schmeckts an allen Ecken: Wer solchen Duft einzieht, muß Fäulnis schlucken – Geh, spiel in deinem eigenen Fell Verstecken!
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XXV Mujer puntiaguda con enaguas
Si eres campana, ¿dónde está el badajo?; si pirámide andante, vete a Egito; si peonza al revés, trae sobrescrito; si pan de azúcar, en Motril te encajo. Si chapitel, ¿qué haces acá abajo? Si de diciplinante mal contrito eres el cucurucho y el delito, llámente los cipreses arrendajo. Si eres punzón, ¿por qué el estuche dejas? Si cubilete, saca el testimonio; si eres coroza, encájate en las viejas. Si buida visión de San Antonio, llámate doña Embudo con guedejas; si mujer, da esas faldas al demonio.
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XXV Spitziges Weibstück in Reifröcken
Wandelnde Glocke, sag, wo blieb dein Schwengel? Verirrte Pyramide, fort zum Nile! Mach dich, du Zuckerhut, auf nach Brasilien! Verrückter Kreisel, mußt kopfüber hängen! Turmspitze, was hast du so tief zu schaffen? Bist einem Heuchler aus der Geißlerbande Zugleich die Büßermütze und die Schande? Zypressen schelten dich als ihren Affen. Bist Pfriem, und hast dein Futteral verloren? Wenn Mörser, soll der Stößel dich nicht schonen! Armsünderhut, behüt die alten Huren! Wenn aus Sankt Antons stachligen Visionen, Nenn dich Frau Trichter-Mähne Wohlgeboren! Wenn Weib, vermach die Röcke den Dämonen!
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XXVI A un hombre de gran nariz
Érase un hombre a una nariz pegado, érase una nariz superlativa, érase una alquitara medio viva, érase un peje espada mal barbado; era un reloj de sol mal encarado, érase un elefante boca arriba, érase una nariz sayón y escriba, un Ovidio Nasón más narizado. Érase el espolón de una galera, érase una pirámide de Egito, las doce tribus de narices era; érase un naricísimo infinito, frisón archinariz, caratulera, sabañón garrafal, morado y frito.
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XXVI Auf einen Großbenasten
Es war ein Mensch, der hing am Nasenrand: Ein Unding, hyperbolisch nasgeführt, Ein Alchemistenkolben, der sich rührt, Es war ein Schwertfisch, fürchterlich bezahnt. War eine Sonnenuhr, die schief zentriert, War wie ein rüsselstolzer Elefant, Ein echter Büttel- oder Henkersstand, Ovidius Naso, erznasifiziert. Von einem Schlachtschiff wars der Schnabelsporn, Ägyptischer Pyramiden Abendschatten, Zwölf Stämme Juda, nasenauserkorn; Ein Nasizismus, allem Maß entraten, Friesische Übernase, Fratzendorn, Ein kapitales Beulchen, braun gebraten.
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XXVII Bebe vino precioso con mosquitos dentro
Tudescos moscos de los sorbos finos, caspa de las azumbres más sabrosas, que porque el fuego tiene mariposas, queréis que el mosto tenga marivinos; aves luquetes, átomos mezquinos, motas borrachas, pájaras vinosas, pelusas de los vinos invidiosas, abejas de la miel de los tocinos; liendres de la vendimia, yo os admito en mi gaznate, pues tenéis por soga al nieto de la vid, licor bendito. Toma en el trago hacia mi nuez la boga; que, bebiéndoos a todos, me desquito del vino que bebistes y os ahoga.
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XXVII Er trinkt kostbaren Wein, in dem Mücken schwimmen Deutsche Zechmücken, süßer Schlucke Koster, Schuppen am Hals der schmackhaftesten Kannen, So wie die roten Flammen Falter bannen, Müßt ihr Moskitos euch verzehrn im Moste? Würzvögel, Spur von winzigen Atomen, Torkelnde Stäubchen, trunkner Federdaun, Weinneidiger nimmersatter Saugeflaum, Bienen, die um den Schinkenhonig summen, Weinlesenissen: seht, ich nehm euch mit In meinen Schlund, dank dem, was an euch hängt, Dem Rebensproß von edelstem Geblüt. Nun rudert kräftig, gurgelab geschwemmt! Ein guter Zug macht für den Wein uns quitt, Den ihr getrunken und der euch ertränkt.
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Nachwort Vor vierhundert Jahren, Mitte September 1580, wurde in Madrid Francisco de Quevedo geboren, einer der Großen an der barocken Zeitwende. Als leidenschaftlich beteiligter und wortmächtiger Zeuge einer geschichtlichen Agonie ist er gerade dank seiner unbedingten hispanidad von europaischem Rang. Im desillusionierenden Witz, in der grellen Phantastik seines Schelmenromans Das Leben des Buscón (gedr. 1626) und seiner albtraumartigen Träume (1627) erkannte sich das Zeitalter wieder — weit über die Grenzen Spaniens hinaus, so vergröbernd die alten Übertragungen auch mit der hohen Sprachkunst des Autors umgingen. Das ebenbürtige poetische Werk, besonders die glanzvolle Sonettdichtung, die an ihren Höhepunkten den Vergleich mit Petrarca und Shakespeare nicht zu scheuen braucht, blieb lange im eigenen Land unterschätzt, im übrigen Europa so gut wie unbekannt. Romantischer Einfühlung und bürgerlicher Gemütserhebung versagte sich dieses einzigartige Wortgefüge. Die Bewußtseinskrise und ästhetische Öffnung der Moderne hat im spanischen Sprachraum an Quevedos spröder Fremdheit aufregend zeitgemäße Züge hervortreten lassen; und in vielstimmiger Einigkeit bekennen sich die poetischen Neuerer, von Lorca über Dámaso Alonso und Rafael Alberti bis Borges, zur agonistischen Große des Dichters. „Wie die andere, so ist auch die Geschichte der Literatur reich an Rätseln. Keines davon hat mich so befremdet und befremdet mich weiter, wie der seltsam partielle Ruhm, der Quevedo zuteil wurde. Auf der Liste der universalen Namen wird der seine nicht gefuhrt.“ So Borges 1945, zum 300. Todestag.
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Quevedos Erscheinung und Existenz hat im spanischen Bewußtsein legendäre Züge angenommen. Sein von Velázquez und anderen verewigtes Wahrzeichen ist der Kneifer (noch heute quevedos genannt) für die vom Lesehunger überforderten Augen, dazu der diabolische Hinkfuß und, als Triumph über körperliche Mangel, der blitzschnelle Degenstoß, der manchen Duellgegner in den Staub gestreckt haben soll und ihm den Fechtmeister Pacheco zum lebenslangen Feind machte. In einigen Gedichten treten die Umrisse eines stilisierten Selbstportraits hervor: Nachtgeborener — denn die Sonne Scheute sich, mich anzublicken … Löwe gab mir Fieberhitze, Vom Skorpion hab ich die Zunge … („Parióme adrede mi madre“) Die Stationen seines unruhigen Lebens muten wie eine Emblemfolge zum barocken Spiegelmotiv von Weltsucht und Weltflucht (L. Spitzer) an. Im Spannungsfeld politischer Machtkampfe und – vielfach erzwungener – Rückzüge ins Private gibt seine durchaus nicht im Obskuren verlaufende Biographie bis zum heutigen Tag Rätsel auf. Der Sohn eines königlichen Sekretärs kommt nach intensiven humanistischen und theologischen Studien an den Hof Philipps III., wo sich beginnender politischer Verfall mit künstlerischem Glanz verbrämt. Er pflegt Umgang mit Gelehrten, Literaten (darunter Cervantes und Lope de Vega) und Aristokraten; lernt seinen Helden und Mentor kennen, den brillanten Herzog von Osuna, und folgt ihm 1613 an den sizilianischen Hof, nun seinerseits in der Rolle eines unentbehrlichen Gehilfen der Macht. Im Auftrag seines Herrn, mit Diplomatie und massiver
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Bestechung, betreibt er erfolgreich dessen Ernennung zum Vizekönig von Neapel – der bittere Satiriker höfischer Korruption ist durchaus Experte. Umstritten bleibt sein Anteil an der berüchtigten Verschwörung gegen die Republik Venedig von 1618 (gab es sie überhaupt?), die er angeblich auf Geheiß Osunas anzettelte, um im letzten Augenblick als Bettler vermummt den Häschern der Serenissima zu entwischen. Unbestritten dagegen die Noblesse, mit der er den gestürzten Gönner verteidigt und den Undank des Vaterlandes geißelt: Verlassen stand vom Vaterland Osuna, Doch nicht vom Zeugnis seiner Heldenwerke, Die Spanien lohnten ihm mit Tod und Kerker, Daß er zu Herren sie machte der Fortuna … (Sonett XIII) Dieser verbale Fanfarenstoß eröffnet das berühmteste Epitaph spanischer Sprache. Quevedos patriotische Hoffnung auf den neuen König Philipp IV. und seinen allmächtigen Minister Olivares verdunkelt sich nach anfänglicher Hofgunst mehr und mehr. Beider Allianz aus Unfähigkeit und Skrupellosikeit treibt das Land immer tiefer in den Ruin, den Dichter in hellsichtige Erbitterung. Seine Zunge und Feder sind zu scharf, die Enttäuschung zu verhehlen. Immer mehr wird ihm sein Landsitz Torre de Juan Abad am Rand der Sierra Morena – mit dessen Bevölkerung er in endlosem Rechtsstreit lebt – zum Exil und Refugium. Es ist der Ort seines erfüllten Umgangs mit den großen Toten (vgl. Sonett XI), aber auch fieberhafter Komposition, um das Land zu warnen (der zweite Teil seines aus der Bibel abgeleiteten Fürstenspiegels Die Politik Gottes
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und der Gipfel seiner satirischen ,Träume‘, Die Stunde Aller, geraten so regimekritisch, daß sie erst posthum publizierbar werden); Schauplatz schließlich einer stoischen Ausrichtung der Seele auf die Letzten Dinge, von der seine eindringlichsten Abhandlungen und Gedichte Zeugnis geben. Der Schlußakt hat nach dieser Einstimmung etwas erschreckend zwangsläufiges. Die Feinde am Hof gewinnen die Oberhand. Im Dezember 1639 wird Quevedo, vielleicht weil man ihn als Autor einer ätzenden Satire verdächtigt, die der Konig bei Tisch unter seiner Serviette vorfand, ohne Prozeß dreieinhalb Jahre lang in einer feuchten unterirdischen Zelle des Klosters San Marcos in Leon eingekerkert. Als er nach standhaft ertragener Heimsuchung durch den Sturz des Olivares freikommt, ist er am Ende. Er überlebt den verhaßten Günstling nur um wenige Monate. Das äußerst vielgestaltige Werk, das eben erst beginnt, verläßlich ediert zu werden, ist bis in jede Zeile hinein quevedesk: Perspektive und Stil sind der Mensch. Beide werden erstmals in der Gestalt des Schelmen Buscón zum Instrumentarium einer Vivisektion von Wirklichkeit. Dieses „Exempel aller Weltenstreuner“ treibt als Hurensohn und Henkersneffe durch die beziehungslos gewordene ständische Gesellschaft und verzeichnet die krasse Inkongruenz der Dinge als haarsträubend witzige Groteskerie. (H. C. Artmann hat diese abgründige Pikareske glänzend, aber eine Spur zu lustig, übersetzt.) Der Ich-Erzähler unterläßt jede Deutung des auf Schritt und Tritt erfahrenen Sinndefizits, so daß sich der Leser ironisch auf einen Autorenstandpunkt jenseits der dargestellten Welt verwiesen sieht. Gerade weil Quevedo selbst sich den Schwankungen der Existenz bis zum Taumel aussetzt, muß seine Weltsicht ihren Fluchtpunkt außerhalb des Gewimmels suchen. Ausdrücklich nimmt diese jenseitige Perspektive als Weltschau aus
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dem Hades der satirische ,Träumer‘ von Tod, Gericht und Hölle ein (das Paradies bleibt verschlossen). Unter dem Scharfblick der Desillusion erstarrt die Hektik der Weltbühne zum absurden Tableau, zerfällt zielgerichtete Bewegung zum Staccato eines satirischen Katalogs, deshumanisiert sich der Mensch ins Dingliche oder Tierische wie bei dem bewunderten Hieronymus Bosch. Der allgemeinen Besessenheit antwortet ein nicht minder besessener Wille, die Truggewebe zu zerreißen – und damit die eigene Teilhabe am Hexensabbat zu exorzieren. Äußerste verbale Zuspitzung und metaphorische Verfremdung dienen dazu, die Unstimmigkeit des Normalen vergrößernd sichtbar zu machen, die wuchernde Fülle der Erscheinungen auf ein gemeinsames egoistisches Prinzip zurückzuführen, und sprachliche Vernebelung zu durchstoßen. Denn auch die Sprache macht sich zur Komplizin des Scheins; daher all die parodistischen Ausfälle gegen den Jargon der Ärzte, Juristen, Gauner, Gesellschaftsdamen, modischen Soupiranten und prezios-dunklen Poeten à la Góngora. Dem Sprachverfall zu Automatismus und Schönrede gilt es durch konzentrierten Überraschungsangriff zu begegnen, durch das geschliffen aggressive oder maximenhafte concepto, den formgewordenen Gedanken, der seine Prägnanz gegen die herrschende Substanzlosigkeit ms Feld fuhrt. Mit der Pointe bringt sich das Individuum unüberhörbar ins Spiel, sie drückt der allgemeinen ethischen Forderung den Stempel des Besonderen auf. Quevedos etwa fünfhundert Sonette sind nur ein – freilich zentraler – Teil seiner verwirrend reichen, größtenteils posthum gedruckten und in problematischer Textgestalt überlieferten Dichtung. Sein Zwang zur prägnanten Sinnstruktur mußte ihm diese feste Form, die als volkssprachliches Pendant des klassischen Epigramms galt, zum idealen und universalen Ausdrucksmittel werden lassen, nicht
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ohne ihre Geschlossenheit mit extremer Spannung zu erfüllen. Als Landsmann der ,dichten‘ Autoren Seneca und Martial betont er stolz die Nähe der Muttersprache zum Latein (er sieht das spanische Reich als Leibeserben des römischen); viele seiner originellsten Sonette enthalten – und enthüllen – ihren Ursprung in einer lateinischen Sentenz: wetteifernde imitatio, die den Verdacht der Unselbständigkeit nicht zu fürchten hat. Der Kernbereich moralistisch-satinscher Sonette teilt mit der Prosa die reduktive Sicht auf Ich und Welt sub specie mortis. Die Gegenwart wird dabei ihres illusorischen Charakters überführt; es gibt nichts als den ewigen Zeitsturz vom Vorher zum Danach, dessen Erfahrung ein überspannter Satzbau, jagende Wortfolgen, frappierende Bilder und suggestive Klanggebilde dem Leser aufzwingen. Dieser Energie, die das alte, aus Hiob und Seneca vertraute Paradox des Lebens als tägliches Sterben an die Grenzen der Formulierung verfolgt, verdankt die spanische Literatur, wie Rafael Alberti anmerkt, ihre größten Sonette. Torre de Juan Abad, wo viele dieser Gedichte entstanden, ist weniger eine Horaz'sche Idylle fern der Hauptstadt als eine Etappe auf dem Weg aus der Welt, emblematische Existenz, tragisch sinnvolle Einübung ins Lebendig-Begrabensein: der Gefängnisturm als Ausguck. Der Horizont, ein sich um das Ich schließender schwarzer Belagerungsring (Sonett V), schrumpft auf die dunkle Tiefe der Augenhöhlen, eingesunken von zuviel Sehenwollen. Allgegenwärtig ist das Bild brüchiger Mauern: sie sind die ironischen Monumente (Denkmäler/Grabmäler) menschlicher Geltungssucht. Im wahren Wortsinn ‚lapidar‘ wird so das Vergehen der Weltreiche (Rom als warnendes Exempel für Spanien) ebenso demonstriert wie die Hinfälligkeit des Gebäudes aus Fleisch. Quevedos Liebesdichtung, deren Erlebnisgehalt schwer zu ergrün-
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den ist – das aus den Ständesatiren und einem kurzen, unzuträglichen Eheversuch abgeleitete Bild des Frauenhassers kann trugen –, leistet weit mehr als nur eine barocke Übersteigerung petrarkistischer Motive. In den kühnsten dieser Sonette wird die Liebe als spirituelle Herausforderung und Überwältigung des Ich erfahren, als vorweggenommener Einbruch des Todes, dem ihre Unsterblichkeitsbehauptung abgerungen ist. Eine ganz andere Metaphorisierung der Frau findet sich dort, wo Quevedo sie zum Inbegriff des kreatürlichen Materialismus verteufelt, und ihren Anspruch auf Huldigung im entlarvenden Dialog oder im grotesken Inventar ihres Äußeren buchstäblich zerfetzt. Damit sind wir im Bereich von Quevedos Burleskdichtung, die einen großen und originellen Teil seines Gesamtwerks ausmacht. Hier zieht der Wortvirtuose die kraftigen subliterarischen Register seiner Muttersprache, um dem Dunkel der ,gehobenen‘ Schichten mit handfesten Vulgarismen zu begegnen. Am reizvollsten ist die burleske Kunst Quevedos dort, wo der Satiriker zum phantastischen Sprachspieler der Inkongruenz wird, wie in der berühmten Metaphernorgie zum Motiv der Übernase (XXVI) oder in jener Miniatur, die im Wein ertrunkene Mücken zum Anlaß einer funkelnden Bildfolge erhöht (XXVII) Auch das ist Quevedo, el primer artífice de las letras hispánicas (Borges). Doch seine verbale Artistik verheißt weder Heilung für den Riß der Welt, noch Auszug in die Gefilde vermeintlich reiner Kunst. Sie ist ein Brillantfeuerwerk der Enttäuschung, immer neue Illumination eines in seiner Maßlosigkeit modernen Weltschocks. „Könnt Ihr mir sagen“, so fragt Buscón bei seiner Initiation in die Grausamkeit des Daseins, „ob wir Lebende sind oder Tote?“ Die Frage bleibt offen. Mein Text folgt, mit einer kleinen Ausnahme (XXVI, 8), der
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wegweisenden Edition von José Manuel Blecua, Madrid 1969-71. Die Gedichttitel sind aus den Erstdrucken von 1648 und 1651 übernommen. Nachdem bisher vereinzelte (und unter Reimzwang leidende) Übersetzungen m. W. nur von den Romanisten Voßler und Grossmann versucht wurden, legte vor kurzem der verdienstvolle Übersetzer der Träume, Wilhelm Muster, eine zweisprachige Quevedoausgabe vor (Gedichte, Stuttgart 1980). Er trifft dabei eine grundsätzlich andere Auswahl als die hier gebotene, nimmt sich besonders der Sexualburlesken an, und erkauft die schwungvolle Lesbarkeit mit einigen Freiheiten gegenüber den Originalen. Daß zum 400. Geburtstag dieses großen und unbekannten europaischen Dichters zwei sehr unterschiedliche Einführungen in sein reiches poetisches Werk erscheinen, ist gewiß nicht die schlechteste Art, seiner Vielseitigkeit auf deutsch Respekt zu erweisen. Meine Fassung möchte vornehmlich die dramatische Syntax des Originals, seine starken stilistischen Spannungen, die Bildschocks, und insgesamt den Prozeß gedanklicher Ausweitung und Kontraktion zur Pointe, mit einer Ahnung seines Klangcharakters, vermitteln. Im Hinblick auf die relativ mühelose Reimtechnik des Spanischen und Quevedos häufigen Verzicht auf sprachliche Glätte habe ich mir Reimwechsel zwischen den Quartetten, Halbreime, die das Sonettmuster nur andeuten, sowie kleine rhythmische Unebenheiten erlaubt, um Wesentliches zu bewahren Der Vergleich mit dem Original muß die Übersetzung messen! Don Francisco in excelsis, als Patron aberwitziger Sprachspiele, sei ihr günstig.
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Anmerkungen I-V Du Paradoxie des Lebens zum Tode
I 9-14: Vgl. Senecas „punctum est quod vivimus“ und „cotidie morimur“ (An Lucilius 49,3 und 24,20). Diese Gedanken, von denen er besessen ist, steigert der Dichter hier und in den Sonetten III, IV, V und VII zur äußersten Paradoxie. V 2-3: „Vitaque cum gemitu fugit indígnala sub umbras“ (Schlußvers der Aeneis). – 5: Berühmte Geschlechter, die für römischen Adel und Heroismus stehen. VI-X Gräber, Mauern, Mahnmale
VII 4: Die zugrundeliegende Sentenz „Mors etiam saxis marmoribusque venit“ läßt sich auf ein Ruinenepigramm des Ausonius (ed. Schenkl XVII, 31) zurückführen. Sie gilt auch für Quevedos eigenes Grab, das 1796 aufgelöst wurde. – 9-10: Vgl. Hiob 7:6: „Meine Tage sind leichter dahingeflogen denn eine Weberspule. “ VIII Originelle Neufassung eines verbreiteten lateinischen Epigramms auf Rom als Grabmal seiner selbst von Janus Vitalis (1553). Der Dichter dürfte auch die Version Du Bellays im 3. Sonett der Antiquités de Rome (1558) gekannt haben. X Grundgedanke aus Seneca, An Lucilius 12,1: „Quocumque me verti, argumenta senectutis meae video.“ – 1-2: Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurden Teile der Madrider Mauern zur Stadterweiterung abgetragen. – 5-8: Vergänglichkeits-Zyklus der Natur, der Bach vertilgt
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das Eis, die Sonne den Bach, der Bergschatten die Sonne. – 13-14: „Quocumque adspexi, nihil est nisi mortis imago" (Ovid, Tristia I,11,23). XI-XV Preis der Abgeschiedenheit und spanische Zeitkritik
XI Quevedos Herausgeber und Freund, Jose González de Salas, dem das Gedicht gewidmet ist (vgl. V 11 des Originals), notiert dazu: „Wenige Jahre vor seiner letzten Kerkerhaft schickte nur der Autor dieses ausgezeichnete Sonett aus dem Turm“ (d. h aus Torre de Juan Abad). – Es ist kein Zufall, daß Quevedos Bekenntnis zur Bereicherung durch die großen Autoren selbst eine Reihe klassischer Sentenzen assimiliert, v.a. Seneca, An Lucilius 67,2: „Cum libellis mihi plunmus sermoest.“ – 13-14: Persius, 2, 1-2 „diem numera meliore lapillo …“
XII Freie Nachdichtung von Claudians „Felix qui proprus aevum transegit in arvis. “ – 9: Die römische Zeitrechnung datiert nach Konsulatsjahren. XIII Quevedos Freund und Gönner Osuna fiel 1620 in Ungnade und starb vier Jahre später, ohne daß in dem sich hinziehenden Hochverratsprozeß ein Urteil gegen ihn ergangen wäre. – 3: Die Spanien umfassen das Mutterland, Portugal, Teile Italiens und der Niederlande, sowie die lateinamerikanischen Kolonien. – 8: Gemeint ist der türkische Halbmond. – 10: Griechische Namen für Neapel und Sizilien. XIV Pointiert gedrängte Geschichte des spanischen Machtzuwachses, mit einer warnenden Sentenz am Ende, die Seneca auf Rom bezogen hatte: „Quod unus populus eripuerit omnibus, facilius ab omnibus uni eripi posse“ (An Lucilius 87,41). – 1-2: Legendärer Anfang des Widerstands gegen die Mauren um 720 unter dem Goten Pelayo (das „reinrassige“ Spanien beruft sich gern auf seine gotische Abkunft). Die Kluft ist die Grotte von Covadonga in der nordspanischen Provinz Orviedo, heute ein
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Nationalheiligtum. – 3-4: Die Flüsse Betis (Guadalquivir) und Genil umschreiben Andalusien; mit der Einnahme Granadas war 1492 die Reconquista abgeschlossen. – 5-8: Die Heirat der Katholischen Könige Ferdinand und Isabella 1469 war der Grundstein zur spanischen Großmacht. Vom Haus Aragon kam die Herrschaft über Sizilien und Neapel an das Reich, Ferdinand annektierte 1512 den südpyrenaischen Teil Navarras, Karl V. griff 1535 nach Mailand. – 9-10: Im Geburtsjahr Quevedos bemächtigt sich Phihpp II. des Nachbarstaates, da König Sebastian bei seinem Tod keine direkten Erben hinterließ. An Portugal hat sich die hellsichtige Warnung des Dichters zuerst erfüllt: schon 1640 löste es sich wieder von Spanien. XV 5-8: Odysseus verschloß seinen Gefährten die Ohren mit Wachs, um sie vor dem Gesang der Sirenen zu schützen. XVI-XVIII Materialismus, Heuchelei und Sittenlosigkeit der Zeit XVI 9: Im Original Spiel mit dem Begriff asper nummus (Persius 3,69) als ,rauhes‘ (noch nicht abgegriffenes) und ,bitteres‘ Geld. – 10-11: Seine Rundheit macht das Goldstuck zur Kleinen Welt und verdrängt so den Mikrokosmos des Menschen. XIX-XXII Liebe, Tod, Unendlichkeit
XIX Die Bildwelt von Sonne, Sternen und Preziosen bezeichnet im Petrarkismus Glanz und Kostbarkeit, aber auch Ferne, Härte und Kälte der Dame – 5-6: Das Sternbild des Stiers steht für das gestirnte Firmament. – 10: Perlen sind traditionell die Zähne, Rubine die Lippen der Angebeteten. XX
10: „impellunt animae lintea Thraciae“ (Horaz, Oden IV, 12,2).
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XXI Ausgangspunkt dieses berühmten Sonetts sind die Vergilverse über Didos fatale Liebe: „est mollis flamma medullas/Interea et tacitum vivit sub pectore vulnus“ (Aeneis 4,66). — hydropisch: wassersüchtig. XXII Auch der zweite Höhepunkt von Quevedos Liebeslyrik ist aus lateinischer Tradition angeregt „Non adeo leviter noster puer/Amor/ haesit ocellis,/ut meus oblito pulvis amore vacet“ (Properz I, 19,5). – 5-8: Die Liebesglut bringt Lethe, den von den Toten zu überquerenden Strom des Vergessens, um seine Wirkung („traicit et fati litora magnus amor “, ibid. 12). XXIII-XXVII Frauenfeindliche und andere burlesken
XXIII Galante Übertretungen werden auf antipetrarkistische wörtlich genommen und damit ad absurdum geführt.
Manier
XXIV Ein Contre-Blason, d h. Gegenstuck zur idealistischen Schönheitsbeschreibung der Renaissancelyrik: weibliche Häßlichkeit in sich überbietenden Bildern des Grotesken, virtuose Kakophonie. – 3: Parce mihi ,verschone mich‘, Beginn des Totenamtes. XXV 6-7: Die Flagellanten der Karfreitagsprozessionen waren mit spitzen Bußermützen vermummt. – 12-13: Konkrete Anspielung auf Hieronvmus Boschs ,Versuchung des Hl. Antonius‘. XXVI Quevedo übernimmt sein Nasenmotiv aus der spätgriechischen Epigrammatik – 13: Friesisch hier riesig, ungeschlacht. XXVII 1: Die Deutschen galten (Landsknechtserfahrung?) als unermüdliche Zecher. – 8: Schinkenhonig: Der Wein, da er Geräuchertes glatt durch die Kehle gleiten läßt und ,versüßt‘.
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