Handbuch der Sentenzen und Sprichwörter im höfischen Roman des 12. und 13. Jahrhunderts, Band 2: Artusromane nach 1230, ...
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Handbuch der Sentenzen und Sprichwörter im höfischen Roman des 12. und 13. Jahrhunderts, Band 2: Artusromane nach 1230, Gralromane, Tristanromane
Bearbeitet von Tomas Tomasek
Walter de Gruyter
Handbuch der Sentenzen und Sprichwörter im höfischen Roman des 12. und 13. Jahrhunderts Band 2
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Handbuch der Sentenzen und Sprichwörter im höfischen Roman des 12. und 13. Jahrhunderts Herausgegeben von Manfred Eikelmann und Tomas Tomasek
Walter de Gruyter · Berlin · New York
Handbuch der Sentenzen und Sprichwörter im höfischen Roman des 12. und 13. Jahrhunderts Band 2: Artusromane nach 1230, Gralromane, Tristanromane
Bearbeitet von Tomas Tomasek in Zusammenarbeit mit Hanno Rüther und Heike Bismark unter Mitwirkung von Jan Hallmann, Daniela Riegermann, Kerstin Rüther und Manuela Schotte
Walter de Gruyter · Berlin · New York
Band 1: Einleitung, Artusromane bis 1230 Band 2: Artusromane nach 1230, Gralromane, Tristanromane
앝 Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt. 앪
ISBN 978-3-11-017254-6 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. 쑔 Copyright 2009 by Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, 10785 Berlin Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Einbandgestaltung: Christopher Schneider, Laufen Druck und buchbinderische Verarbeitung: Hubert & Co. GmbH und Co. KG, Göttingen
Inhalt
1
Einführung
VII
1.1 Begriffe, Vorgehensweise
VII
Sentenz und Sprichwort (VII) – Sentenz- und Sprichwortanspielung (X) – Sentenz- und Sprichwortverwendung (XI) – Zum Verlauf der Untersuchung (XII) – Das Tabellenformat (XIII)
1.2 Kurzer Leitfaden zur Tabellenbenutzung 1.3 Siglen
2
XV XVII
Artusromane nach 1230
1
2.1 Der Pleier: ›Garel von dem blühenden Tal‹
2
Inhalt (2) – Tabelle (4) – Auswertung (38)
2.2 Der Pleier: ›Tandareis und Flordibel‹
42
Inhalt (42) – Tabelle (44) – Auswertung (76)
2.3 Der Pleier: ›Meleranz‹
79
Inhalt (79) – Tabelle (80) – Auswertung (94)
2.4 ›Wigamur‹
97
Inhalt (97) – Tabelle (98) – Auswertung (106)
2.5 Konrad von Stoffeln: ›Gauriel von Muntabel‹
108
Inhalt (108) – Tabelle (110) – Auswertung (126)
3
Gralromane
129
3.1 Wolfram von Eschenbach: ›Parzival‹
130
Inhalt (130) – Tabelle (134) – Auswertung (194)
3.2 Wolfram von Eschenbach: ›Titurel‹
203
Inhalt (203) – Tabelle (204) – Auswertung (214)
3.3 Albrecht: ›Jüngerer Titurel‹
217
Inhalt (217) – Tabelle (222) – Auswertung (372)
3.4 ›Lohengrin‹ Inhalt (378) – Tabelle (380) – Auswertung (398)
378
VI
4
Inhalt
Tristanromane
401
4.1 Eilhart von Oberg: ›Tristrant‹
402
Inhalt (402) – Tabelle (404) – Auswertung (412)
4.2 Gottfried von Straßburg: ›Tristan‹
415
Inhalt (415) – Tabelle (418) – Auswertung (536)
4.3 Ulrich von Türheim: ›Tristan‹
548
Inhalt (548) – Tabelle (550) – Auswertung (566)
4.4 ›Tristan als Mönch‹
569
Inhalt (569) – Tabelle (570) – Auswertung (576)
4.5 Heinrich von Freiberg: ›Tristan‹
578
Inhalt (578) – Tabelle (580) – Auswertung (594)
5
6
Literaturverzeichnis
597
5.1 Primärliteratur
597
5.2 Wörterbücher, Lexika
630
5.3 Forschungsliteratur
632
5.4 Abkürzungen
647
Register
650
6.1 Wortregister
650
6.2 Register der Sprechhandlungen
664
6.3 Register der Sentenz- und Sprichwort-Paraphrasen
666
1 Einführung Seit jeher geben Menschen ihr Orientierungs- und Erfahrungswissen an andere Menschen weiter, lassen dabei Überlebtes fallen und fügen Neues hinzu, so daß jede Gesellschaft in jeder Epoche über einen eigenen Fundus an entsprechendem Wissen verfügt. Wer – wie Linguisten, Historiker, Anthropologen, Sozial-, Kultur- oder Literaturwissenschaftler, an die sich dieser Band vor allem richtet – das Leben von Gemeinschaften und die Bedeutung ihrer Zeugnisse verstehen möchte, sollte sich auch mit deren Orientierungs- und Erfahrungswissen beschäftigen, das sich in Geboten, Parolen, Sprüchen, Anekdoten, Gleichnissen und vielen anderen Gattungen niederschlägt. Dieses Wissen im Schrifttum vergangener Kulturen zu erfassen, ist allein wegen der Historizität von Sprache und Textformen mit hohem Analyseaufwand verbunden. Im Falle des in den mittelhochdeutschen Romanen enthaltenen Orientierungs- und Erfahrungswissens der mittelalterlichen höfischen Gesellschaft kommt hinzu, daß eine große Menge ästhetisch teilweise äußerst anspruchsvollen Materials erschlossen werden muß. Hierzu macht das vorliegende Handbuch, das zwei zentralen Ausdrucksformen des menschlichen Orientierungs- und Erfahrungswissens – der Sentenz und dem Sprichwort – gewidmet ist, einen Anfang.
1.1
Begriffe, Vorgehen
Eine ausführliche Beschreibung des Untersuchungsansatzes und der Ergebnisse des mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft an den Universitäten Bochum (Leitung: Manfred Eikelmann) und Münster (Leitung: Tomas Tomasek) erarbeiteten zweibändigen ‚Handbuchs der Sentenzen und Sprichwörter im höfischen Roman des 12. und 13. Jahrhunderts‘ wird die Einleitung des ersten Bandes enthalten. Vorerst mögen die folgenden Hinweise dem Benutzer als Hilfestellung für den Umgang mit dem präsentierten Material dienen.
Sentenz und Sprichwort Sentenz und Sprichwort sind prägnante Ausdrucksformen allgemeinen Orientierungs- und Erfahrungswissens, wobei das Sprichwort, wie z.B. André Jolles gezeigt hat, vorwiegend auf letzteres rekurriert, während Sentenzen auch in den Bereich des Orientierungswissens ausgreifen (vgl. z.B. die Sentenz GTr 5: „Wer in guter Absicht unternommene Handlungen nicht wohlwollend aufnimmt, handelt falsch“). Beiden Textformen ist dieselbe kommunikative Funktion, nämlich einen Konsens mit dem Rezipienten zu erzeugen, zu eigen, was sie u.a. von Geboten
VIII
1 Einführung
(vgl. z.B. die nicht aufgenommene Stelle GTr 6933) oder religiösen Lehrsätzen (vgl. z.B. die nicht aufgenommene Stelle JT 31,1) unterscheidet, denen gehorcht oder geglaubt werden soll. Ihrer Textstruktur nach sind Sentenzen und Sprichwörter apodiktisch formulierte, prägnante Aussagen, die auch die Form eines Ausrufs oder einer (rhetorischen) Frage annehmen können (z.B. UTr 1342; GTr 13777) und die im Unterschied zu Redensarten Satz- bzw. Textwertigkeit besitzen. In den höfischen Romanen fungieren sie als Mikrotexte in einem Makrotext. Während das Sprichwort zu Kürze und idiomatischen, oft bildhaft-konkreten Wendungen neigt („Lügen haben kurze Beine“; vgl. dazu z.B. Jolles 1982, S. 164ff.), die während seiner Überlieferung relativ stabil bleiben,1 sind Sentenzen oft etwas umfänglicher und abstrakter gehalten (wie z.B. GTr 1), aber auch sie weisen durch Strukturelemente wie „Wenn …, dann …“ oder „Wer …, der …“ eine Tendenz zur phraseologischen Prägung auf. Der vorhöfische Stil in Eilharts ›Tristrant‹ begünstigt längere Sentenzen, wohingegen in den Sentenzen der „klassischen“ höfischen Versromane eine Länge von vier Versen nur äußerst selten überschritten wird (so z.B. in der Schlußsentenz Pz 827,19). Längere Beispiele berühren sich mit der Kleinform des Spruchs, der im Unterschied zur Sentenz oft aus mehreren Gedankenschritten aufgebaut oder an seiner Sprechperspektive (autoritative Ich-Rolle, Ironie u.a.m.) erkennbar ist. Sprichwörter treten, wie die (im vorliegenden Korpus mehrfach belegte) Bezeichnung sprichwort besagt, mit dem Habitus mündlicher Gängigkeit auf, während Sentenzen schriftlichen Sammlungen wie derjenigen des antiken Autors Publilius Syrus oder literarischen Werken wie Ovids ›Metamorphosen‹ entstammen und auch von den mittelalterlichen Romanautoren in großer Zahl geprägt werden; im Nachhinein können sie, anonymisiert und ggf. stilistisch umgeformt, u.U. als Sprichwörter umlaufen. Diese hier nur angedeuteten Zusammenhänge (s. dazu die Einleitung in Band 1 mit ausführlicher Diskussion der Forschung) zeigen, daß die hinsichtlich der Konsenserzeugung gleichgerichteten Gattungen der Sentenz und des Sprichworts von benachbarten Textsorten wie Gebot und Lehrsatz durch funktionale Kriterien abgrenzbar sind und sich zudem Merkmale finden lassen, die in Kombination geeignet sind, Sentenzen und Sprichwörter voneinander zu unterscheiden. Auch
1
Stabilität signalhafter Wörter und Textstrukturen einerseits sowie Spielraum zur Variation andererseits sind dialektische Prinzipien der mittelalterlichen Sprichworttradierung, wie sich z.B. anhand der ‚Vergleichsmaterial’-Spalte zu folgenden Belegen gut erkennen läßt: Gar 7760; 12442; Tan 829; Wigm 1070; 1099,45; Gau 4382,33; 4982; Pz 7,6: 103,23; 116,15; 270,25; 287,9; 289,11; 510,2; 525,6; JT 242,1; 2497,2; 2733,3; 3989,1; 5051,3; 5615,3; 5852,3; 5981,1; Loh 7499, ETr 7256; GTr 1801; 5456; 10426; 15182; 17739; 17802; 19395, HTr 2188; 4847; 4851.
1 Einführung
IX
wenn letzteres im Einzelfall schwierig sein kann, sind die beiden Formen im vorliegenden Korpus im allgemeinen gut unterscheidbar, zumal durch geeignetes Vergleichsmaterial, das den Textstellen in den Tabellen beigegeben ist, zusätzliche Hinweise gewonnen werden können. Dazu fünf Beispiele: 1. Gottfried von Straßburg bezeugt die im Sprichwortstil gehaltene Wendung schoene daz ist hoene (GTr 17802) als bereits zu seiner Zeit in geprägter Form vorliegend, indem er sie als ein wahres wortelin bezeichnet. Auch die späteren Belege verraten eine relative Festigkeit der Formulierung und untermauern damit den Status eines mittelhochdeutschen Sprichworts. Im Vergleichsmaterial schlägt sich dies auch in verschiedenen Sprechertypen nieder, die diesen im 13. und 14. Jahrhundert offenbar recht bekannten Mikrotext verwenden (Erzähler als Didaktiker, Minnesänger in der Ich-Rolle, epische Figuren, Sammlungskontext im 15. Jahrhundert). Eine solche Vielfalt von Sprecherrollen kann in Verbindung mit der Stabilität signalhafter Textstrukturen ein Indiz für die Sprichwörtlichkeit eines Belegs darstellen, wie sich z.B. auch am Vergleichsmaterial zu ETr 7256 (gnâde ist bezzir denne recht) zeigt. 2. Die Erfahrung, daß es den Menschen leicht fällt, mit fremdem Besitz freigebig zu sein, wird seit der Antike in unterschiedlichen lateinischen Sentenzen ausgedrückt, und auch die deutschen Belege bieten differente Vertextungen dieses Gedankens (s. das Vergleichsmaterial zu JT 4297,3). Der Dichter des ›Jüngeren Titurel‹ hat seine diesbezügliche Sentenz in eine sprichwortverdächtige Form gebracht (vremde hab tGt hende und herze milte), doch gibt es keine Indizien dafür, daß seine Formulierung allgemein gängig geworden ist. 3. Dem biblisch belegten Orientierungs- und Erfahrungswissen, daß Hochmut letztlich immer von Nachteil ist, kommt im höfischen Roman große Bedeutung zu, was zu unterschiedlich vertexteten Sentenzen ähnlichen Inhalts geführt hat, die in den untersuchten Werken mit sprichwörtlichen Prägungen (z.B. Mel 6566) koexistieren. Derartige „parömiologische Felder“, in denen ein bestimmtes Orientierungs- und Erfahrungswissen verschieden vertextet wird, lassen sich auch für viele andere Themen ausmachen (s. das Register der Sentenz- und Sprichwort-Paraphrasen). 4. Bei der Klassifizierung eines Belegs sind von den Dichtern gelegentlich hinzugesetzte (auch im Vergleichsmaterial anzutreffende und dort zu beachtende) Statushinweise wie als ein warez sprichwort giht (GTr 18042) zu berücksichtigen. Ihnen ist im Zweifel zu folgen, auch wenn wie im Fall von Pz 180,9, JT 2065,2 oder Loh 4066 der Status gemeinschaftlicher Rede für Textstellen behauptet wird, die sich kein weiteres Mal belegen lassen. In diesen Fällen gerät der Autor u.U. in Verdacht, ein Sprichwort zu fingieren. Doch signalisieren Rahmenelemente wie als man giht (GTr 1115) oder du hôrtst och vor dir sprechen ie (Pz 525,2) nicht automatisch Sprichwörtlichkeit, sondern belegen zunächst nur einen mündlichen Diskurs über ein bestimmtes Orientierungs- und Erfahrungswissen. 5. Wann eine Sentenz ggf. sprichwörtlich wurde, ist oft schwierig zu entscheiden. Dies betrifft auch sog. ‚Bibelsprichwörter‘, für die nicht immer zu klären ist, ob sie im 12. und 13. Jahrhundert bereits in geprägter Form allgemeine Gängigkeit besaßen. Deshalb werden Mikrotexte, die auf Bibelstellen zurückgehen, in den Tabellen im Zweifel als Sentenzen klassifiziert (vgl. z.B. GTr 12235, 12251). Ein ähnliches Problem ergibt sich in Fällen wie dem folgenden: Deutsche Dichter des 13. Jahrhunderts (z.B. der Marner) kennen den Gedanken, daß man Toten nicht nachtrauern, sondern sich an die Lebenden halten soll, offenbar durch das französische Sprichwort Li mort aus morz, li vif aus vis (s. das Vergleichsmaterial zu GTr 1872 und HTr 38). Indem sie es in ihren (Schrift-)Texten eindeut-
X
1 Einführung
schen – der erste Beleg ist eine Anspielung (!) bei Gottfried von Straßburg –, kreieren sie noch kein deutsches Sprichwort, sondern eine deutsche Sentenz in sprichwortartiger Form (vgl. z.B. auch GTr 1710).
Für das Prädikat der Sprichwörtlichkeit sind gegenüber der Sentenz also das Zusammenwirken und der Stärkegrad dreier Einzelfaktoren ausschlaggebend: Sprichwörtlichkeit zeigt sich daran, in welchem Maße (a) ein Mikrotext Merkmale wie Kürze und Idiomatik aufweist, (b) das Vergleichsmaterial die Festigkeit charakteristischer Züge möglichst breit dokumentiert und (c) ein vorhandenes Rahmenelement neben der Geläufigkeit eines Wissensbestandes auch dessen sprachliche Geprägtheit als Mikrotext (durch Angaben wie ein wortelin, GTr 17802 oder und sprechent sus, Pz 180,9) bekräftigt.
Sentenz- und Sprichwortanspielung Auch heute läßt sich in einer passenden Gesprächssituation etwa durch die Erwähnung des Wortes „Morgenstund“ ein Sprichwort abrufen, ohne daß es als Volltext genannt werden muß. Deshalb wurde für das vorliegende Handbuch in den höfischen Romanen des 12. und 13. Jahrhunderts nicht nur nach Sentenzen und Sprichwörtern in ihrer Grundform, sondern auch nach Sentenz- und Sprichwortanspielungen gesucht (über 100 Belege). Unter dem Begriff ‚Anspielung‘ wird ein spezifischer adaptierender Umgang mit Sentenz und Sprichwort verstanden. ‚Anspielungen‘ liegen dann vor, wenn Sentenzen und Sprichwörter z.B. durch deiktische Mittel (Pronomina, Adverbien, Tempus) so in die Textoberfläche einer Aussage integriert werden, daß sich die Geschlossenheit des Mikrotextes auflöst („Das war eine kurzbeinige Lüge“). Fälle hingegen, in denen Sentenzen und Sprichwörter lediglich durch die Konjunktion ‚daß‘ bei nachfolgender Inversion („Man erkannte, daß der Krug so lange zum Brunnen geht, bis er bricht“) oder durch indirekte Rede („Er erklärte, Morgenstund habe Gold im Mund“) einem Hauptsatz untergeordnet werden, stehen, da die Mikrotexte als geschlossene Einheiten erhalten bleiben, mit Volltexten auf einer Stufe und werden in den Tabellen als solche klassifiziert (vgl. z.B. GTr 12709, Pz 203,4). Da zur Identifizierung von Sentenz- und Sprichwortanspielungen klare Kriterien benötigt werden, wurde in der Bearbeitergruppe als Bedingung für die Annahme einer Sentenz- oder Sprichwortanspielung festgelegt, daß vom Ausgangstext sowohl der Gesamtsinn (unter Berücksichtigung des neuen Kontextes) als auch mindestens zwei charakteristische Textelemente (wobei ggf. ein Wort durch ein Synonym ersetzt sein kann) erhalten bleiben müssen. GTr 13860 (den stric, den er ir rihtete / …, / da vie die küniginne / den künec ir herren inne) ist eine solche Textstelle, hinter der trotz verschiedener Transformationen das bibli-
1 Einführung
XI
sche Diktum: qui laqueum alio [statuit] peribit in illo (Sir 27,29: Wer einem andern stellet, der fehet sich selbs) erkennbar bleibt: Obwohl Gottfried den Strick (laqueus) ins Vorfeld des Satzes rückt und mit einem Relativpronomen verknüpft sowie den zweiten Teil der Aussage transitiviert („die Königin fing ihren Herren“), bleiben genügend Signalelemente (laqueus = stric; Gefangennahme als kontextangemessene Entsprechung von peribit; syntaktische Strukturen: „jemandem einen Strick legen, in ihm gefangen werden“) und vor allem der Gesamtsinn des Ausgangstextes erhalten.
Anspielungen werden also, wie das Beispiel zeigt, durch Abgleich mit einem Volltext nachgewiesen, der in den Tabellen jeweils in der Spalte ‚Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur‘ als ‚Formulierungstradition‘ angegeben wird. Bei Sprichwortanspielungen, die prägnante, über längere Zeit stabile Elemente eines Sprichworts aufgreifen, sowie bei Sentenzanspielungen, die eine passende, zeitlich vorangehende Bezugssentenz besitzen (wie z.B. GTr 13042), sind diese Zusammenhänge leicht einsichtig zu machen. Aber auch wenn ein anspielungsverdächtiger Beleg einige Zeit vor dem frühesten erhaltenen Volltext auftritt, können angesichts der Engmaschigkeit literarischer Diskurse in bestimmten Fällen Sentenz- oder Sprichwortanspielungen angenommen werden (vgl. das oben in Beispiel 5 zu GTr 1872 Gesagte).
Sentenz- und Sprichwortverwendung Sentenzen und Sprichwörter haben in ihrer apodiktischen Formulierung und als Ausdruck allgemeinen Orientierungs- und Erfahrungswissens, dem nur schwer widersprochen werden kann, die Kraft, beim Rezipienten reflexartig ein Konsensgefühl zu erzeugen. Dieser Konsens wird in der jeweiligen Kommunikationssituation vom Sprecher für eine bestimmte Sprechhandlung wie z.B. eine Warnung, Rechtfertigung oder Aufforderung instrumentalisiert. Ein wesentliches Ziel des ‚Handbuchs der Sentenzen und Sprichwörter im höfischen Roman des 12. und 13. Jahrhunderts‘ besteht darin, die mit dem Sentenz- und Sprichwortgebrauch verbundenen Sprechhandlungen zu identifizieren und die Breite der Verwendungsmöglichkeiten zu dokumentieren (vgl. das Register der Sprechhandlungen). Hierzu werden in den Tabellen die Handlungsbedingungen jeder Sentenz- oder Sprichwortverwendung in einer eigenen ‚Kontext‘-Spalte abgebildet. Diese Einzelkontexte sind mit dem der Tabelle vorangestellten Inhaltsüberblick verzahnt, so daß auch ein mit dem betreffenden Werk nicht vertrauter Benutzer den Mikround Makrokontext einer Sentenz- oder Sprichwortverwendung erfassen kann. Nach dem Muster ‚A vollzieht gegenüber B in der Situation X die Handlung Y‘ enthalten die Kontextbeschreibungen stets einen die Sprechhandlung bezeichnenden Ausdruck („warnt“, „droht“ usw.), der allerdings nicht immer die einzig mögliche Interpretation der vorliegenden Handlungsbedingungen darstellt, so daß der
XII
1 Einführung
Benutzer angehalten ist, auch konkurrierende Lösungen zu erproben (vgl. z.B. das ‚Kontext‘-Feld zu Pz 170,16). Im Vergleichsmaterial wird dem Verwendungsaspekt von Sentenzen und Sprichwörtern ansatzweise dadurch Rechnung getragen, daß den durch Fettsatz hervorgehobenen Belegen kurze Stücke ihrer Kotexte beigegeben sind. Vorangestellte Siglen wie E (Erzählende Literatur), L (Lyrik) oder D (Didaktische Literatur) vermitteln einen groben Eindruck vom Gattungsprofil dieser Einträge (s. dazu 1.3).
Zum Verlauf der Untersuchung Für den vorliegenden Band sind 14 Artus-, Gral- und Tristan-Romane mit zusammen ca. 189000 Versen auf die in ihnen enthaltenen Sentenzen und Sprichwörter untersucht worden. Es wurden insgesamt 637 Belege identifiziert, so daß in den analysierten Werken im Durchschnitt auf ca. 300 Verse jeweils ein Beleg entfällt. Die Verwendung von Sentenzen und Sprichwörtern spielt also für den höfischen Roman bereits in quantitativer Hinsicht eine erhebliche Rolle. Für den Ablauf der Untersuchung hat es sich als günstig herausgestellt, daß sämtliche Analyseschritte von mehreren Personen durchgeführt wurden: Zuerst haben die Bearbeiter unabhängig voneinander die Romane auf das in ihnen enthaltene Orientierungs- und Erfahrungswissen durchgesehen; die aufgefundenen Textstellen wurden in ein über Parameter wie ‚Kontext‘, ‚Paraphrase‘, ‚Klassifizierung‘ und ‚Vergleichsmaterial‘ verfügendes Tabellenschema (s. dazu unter 1.2) übertragen und von der Bearbeitergruppe in ausführlichen Diskussionen auf ihre Sentenz- bzw. Sprichworthaftigkeit geprüft. Es zeigte sich, daß es für eine einzelne Person kaum möglich ist, alle in einem mittelalterlichen Werk enthaltenen Sentenzen und Sprichwörter bzw. Sentenz- und Sprichwortanspielungen zu entdecken sowie deren Status auf Anhieb präzise zu beurteilen. Erst die gründliche Diskussion der Befunde mit Hilfe des analytischen Instrumentariums der Tabelle führte in der Bearbeitergruppe am Ende zu weitgehend konsensuellen Einschätzungen.2 Damit ist bei der Korpus-Erstellung ein anderer als der von dem renommierten Sprichwortforscher Samuel Singer gewählte Weg eingeschlagen worden. Singer hatte sich bei seinen aus einer Vielzahl mittelalterlicher europäischer Werke ge2
Bei der Anlage und Vervollständigung der Tabellen wurde das Bearbeiterteam von vielen Helfern unterstützt. An dieser Stelle sei vor allem Wolfgang Achnitz, Judith Bexten, Karsten Bleumer, Christine Dartmann, Anna Domanowski, Monika Harms, Cathrin Hesselink, Sylvia Kohushölter, Jan Kottisch, Stefanie Mertens, Stephanie Hagen, Elmar Schilling, Anja Tertilt und Bettina Wübben für ihre engagierte Mitarbeit gedankt.
1 Einführung
XIII
zogenen Exzerpten – die zum imponierenden Thesaurus Proverbiorum Medii Aevi (TPMA) zusammengestellt wurden, der bei der Arbeit am vorliegenden Projekt eine bedeutende Hilfe gewesen ist – ganz auf die eigene Intuition verlassen: Sprichwörtliche Textstellen haben in ihm jeweils ein „Glöcklein“ läuten lassen, soll Singer gesagt haben (vgl. TPMA I, S. IX). Bei der Erstellung des nachstehenden Sentenz- und Sprichwort-Korpus ist dagegen der Faktor der Intuition weitestgehend zurückgenommen worden: Während der ersten Durchsicht der Texte wurde nach der Devise verfahren, zunächst alle Passagen, aus denen sentenzhaftes bzw. sprichwörtliches Wissen sprechen könnte, aufzunehmen. Dies führte dazu, daß z.B. im Falle des ›Jüngeren Titurel‹ weit mehr als 1000 Textstellen aufbereitet wurden, von denen am Ende 225 der Prüfung standgehalten haben – eine Relation, die sich für die anderen untersuchten Werke ähnlich verhält. Der Negativbefund nicht aufgenommener Textstellen ist somit bereits ein relevantes Ergebnis der Untersuchung. Bei der Diskussion der Belege wurde im Unterschied zu Singer unterstellt, daß Begriffe wie ‚Sentenz(anspielung)‘ oder ‚Sprichwort(anspielung)‘ definitionsfähig sind (vgl. dagegen noch TPMA I, S. IXf.), und auf das Ziel hingearbeitet, möglichst jede Textpassage zu identifizieren, die den Kriterien für Sentenz- und Sprichworthaftigkeit genügt. Insofern stellen die nachfolgenden Tabellen, die manchen bislang nicht erfaßten Eintrag enthalten, in die aber auch zahlreiche von der Forschung als „sentenz-“ oder „sprichworthaft“ bezeichnete Stellen nicht aufgenommen wurden (s. die Tabellenauswertungen unter ‚Frequenz‘), ein systematisch erhobenes Korpus dar.
Das Tabellenformat Um der Komplexität der Sentenz- und Sprichwortverwendung im höfischen Roman Rechnung zu tragen, wird ein in der parömiologischen Forschung bislang unübliches Darstellungsmittel verwendet: die Tabellenform. Das Instrument der Tabelle erlaubt es, durch die gleichzeitige Bereitstellung aller wichtigen Parameter den Status eines Belegs auf einen Blick zu erhellen, die Verwendung einer Sentenz oder eines Sprichworts genau abzubilden und sogar die Verarbeitung von Orientierungs- und Erfahrungswissen im literarischen Produktionsprozeß modellhaft zu rekonstruieren. So kann nachvollzogen werden, wie das in der Spalte ‚Paraphrase‘ genannte Orientierungs- und Erfahrungswissen an bestimmter Stelle eines Werks (Spalte ‚Textstelle‘) als sentenz- oder sprichworthafte Sprechhandlung (Spalte ‚Kontext‘) umgesetzt wird. Die Inhalte eines Mikrotextes können darüber hinaus in weiteren Passagen des Werks von Bedeutung sein, was in der letzten Spalte (‚Querver-
XIV
1 Einführung
weise‘) dokumentiert wird, an der sich ablesen läßt, wie stark eine Sentenz bzw. ein Sprichwort in die Themen einer Dichtung integriert ist. Ob ein Autor an einer Stelle eine neue Sentenz prägt und ob sich in diesem Fall in anderen Werken anders lautende Vertextungen finden, ob der Dichter auf eine bereits vorhandene Sentenz bzw. ein Sprichwort zurückgreift und sich dabei des Verfahrens der Anspielung bedient – auf diese und weitere Fragen gibt die vorletzte Spalte (‚Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur‘) Auskunft, die in verschiedene Rubriken unterteilt ist. Zuerst wird der Status des in der Textstelle enthaltenen Mikrotextes benannt und durch gezielt ausgewähltes Vergleichsmaterial belegt. Zuletzt bietet die Spalte eine (zumeist zweistufige) Zusammenstellung der zur Textstelle vorliegenden Forschungsmeinungen, wobei sich auf der ersten Ebene Stellungnahmen zum Sentenz- oder Sprichwortstatus möglichst vollständig vermerkt finden, während auf der zweiten allgemeinere Hinweise versammelt sind. Bei Betrachtung dieser Angaben fällt auf, wie heterogen die Einschätzungen der Forschung oft ausfallen – ein Eindruck, der sich noch verstärkt, wenn man die den Tabellen nachgestellten Auswertungen betrachtet, die ohne den Anspruch, eingehende Interpretationen zu liefern, die wichtigsten Fakten zusammenfassen. Dort finden sich unter ‚Frequenz‘ teilweise recht umfangreiche Listen von in die Tabellen nicht aufgenommenen, in der Forschung aber als sentenzhaft oder sprichwörtlich klassifizierten Stellen. Es ist zu hoffen, daß die für das vorliegende Handbuch geleistete definitorische und konzeptionelle Arbeit die zukünftige Forschung zu noch genaueren Zugriffen auf den Gebrauch von Sentenzen und Sprichwörtern in literarischen wie nichtliterarischen Zusammenhängen anregt. Das vorgelegte Groß-Korpus, das weit über 600 Sentenzen und Sprichwörter in ihren Verwendungszusammenhängen bietet, dürfte dabei nicht nur für Phraseologen, Linguisten und Literaturwissenschaftler, sondern z.B. auch für Geschichts- oder Sozialwissenschaftler von einigem Interesse sein, denn schließlich entstammt es einer abgeschlossenen Reihe sehr einflußreicher mittelhochdeutscher Werke (Artus-, Gral-, Tristanromane), die bis weit ins Spätmittelalter hinein vom höfischen Publikum rezipiert wurden und folglich wichtige Bereiche des Orientierungs- und Erfahrungswissens der im deutschen Reich tonangebenden Schicht abbilden. In jedem Falle sollte der vorliegende Band, der für zahlreiche Textstellen die weit verstreute Forschung zusammenträgt und als Spezial-Stellenkommentar zu den untersuchten Werken benutzbar ist, neue Erkenntnisse für das Verständnis der mittelhochdeutschen höfischen Versromane sowohl im Detail als auch insgesamt erbringen, zeigt er doch, daß Sentenzen und Sprichwörter als Speicher des Orientierungs- und Erfahrungswissens für Handlung und Sinnstruktur dieser Werke erhebliche Bedeutung haben.
1 Einführung
1.2
XV
Kurzer Leitfaden zur Tabellenbenutzung
In der Spalte ‚T e x t s t e l l e‘ findet der Benutzer eine identifizierte Sentenz(anspielung) oder ein identifiziertes Sprichwort bzw. eine Sprichwortanspielung nach der maßgeblichen Ausgabe zitiert (mit Erschließungsmöglichkeiten über das Wortregister). Dabei ist die Sentenz oder das Sprichwort bzw. der Teil, der eine Sentenz- oder Sprichwortanspielung ausmacht, fett gesetzt. Rahmenelemente und ggf. kleine Stücke des Kotextes werden unfett hinzugesetzt. Die Spalte ‚K o n t e x t‘ beschreibt die situative Verwendung einer Sentenz oder eines Sprichworts, wobei nicht nur Sprecher, Adressat und Situationsumstände genannt werden, sondern auch die Redeabsicht in Anlehnung an die Sprechakttheorie klassifiziert wird (mit Erschließungsmöglichkeit über das Register der Sprechhandlungen). In der Spalte ‚Ü b e r l i e f e r u n g‘ werden, soweit aus Ausgaben, Faksimilia usw. ersichtlich, für die Sentenzen und Sprichwörter relevante überlieferungsgeschichtliche Befunde vermerkt. In der Spalte ‚P a r a p h r a s e‘ wird das einer Sentenz oder einem Sprichwort zugrundeliegende Orientierungs- oder Erfahrungswissen möglichst präzise und unmetaphorisch erfaßt. Der Spalte kommt eine Brückenfunktion zwischen der Textstelle und dem Vergleichsmaterial zu, indem sie ggf. die Zugehörigkeit des Belegs zu einer in der rechten Nachbarspalte dokumentierten Sentenz- oder Sprichworttradition nachvollziehbar macht. Zudem erleichtert die Paraphrase, die über das Register der Sprichwort- und Sentenz-Paraphrasen erschlossen werden kann, das Verständnis der Textstelle. In der Spalte ‚K l a s s i f i z i e r u n g / V e r g l e i c h s m a t e r i a l / L i t e r a t u r‘ wird der Status der in der ersten Spalte angeführten Textstelle bestimmt (z.B. „Sprichwort“) und der Beleg ggf. einer ‚Formulierungstradition‘ zugeordnet. Das in der Rubrik ‚Verwendung‘ gesammelte Material gibt in chronologischer Reihenfolge den in anderen Werken bezeugten Gebrauch sentenzhafter, sprichwörtlicher oder anspielender Vertextungen des in der ‚Paraphrase‘-Spalte angegebenen Orientierungs- und Erfahrungswissens wieder (Kotexte werden unfett wiedergegeben, mit Hilfe von Siglen werden Gattungszusammenhänge angedeutet). Falls eine Roman-Vorlage vorliegt, die eine Parallelstelle aufweist, bzw. ein direktes Rezeptionszeugnis des Belegs existiert oder ein biblischer Hintergrund anzunehmen ist, wird dies anschließend vermerkt. Pfeile verweisen auf textlich nahe Parallelstellen in anderen Werken des untersuchten Textkorpus. Abschließend wird für jede in der ersten Spalte zitierte Textstelle in der Rubrik ‚Literatur‘ der Anschluß an die Forschung gesucht, die oft auch Überlegungen zum
XVI
1 Einführung
Textstatus und weiteres Vergleichsmaterial bietet (vor allem Lexika wie ‚TPMA‘, ‚Walther‘ oder ‚Wander‘).3 Die Spalte ‚Q u e r v e r w e i s e‘ dient dazu, die thematische Vernetzung der jeweiligen Sentenz oder des jeweiligen Sprichworts innerhalb des Werks aufzuzeigen. Hier wird auf solche Stellen verwiesen, die den in der Textstelle enthaltenen Gedanken aufnehmen oder weiterführen (sentenzhafte oder sprichwörtliche Querverweise innerhalb der Tabelle sind durch Asterisk gekennzeichnet).
3
Ein Vermerk wie „TPMA VI s.v. HOCHMUT 5.1.2. Hochmut fällt (bringt zu Fall) [führt diese Textstelle an]“ bedeutet, daß der entsprechende Beleg (hier: Pz 472,17) in dem zitierten Lexikon unter dem genannten (Sub-)Lemma angeführt wird. Ein Eintrag wie „Wander II s.v. Hochmuth, Nr. 16“ ohne den Zusatz in eckigen Klammern besagt, daß in dem zitierten Lexikon ein in Frage kommendes (Sub-)Lemma existiert, der Beleg dort aber nicht vermerkt wird. (Für weitere Einzelheiten s. die Einleitung im ersten Band.)
XVII
1 Einführung
1.3
Siglen
Siglen der behandelten Werke
Siglen des Vergleichsmaterials
Cr Da Er ETr Gar Gau GTr HTr Iw JT Lan Loh Mel Pz Tan Tit TrM UTr Wigl Wigm
Br D Dr E G L S
Heinrich: Diu Crône* Der Stricker: Daniel* Hartmann: Erec* Eilhart: Tristrant Der Pleier: Garel Konrad: Gauriel Gottfried: Tristan Heinrich: Tristan Hartmann: Iwein* Albrecht: Jüngerer Titurel Ulrich: Lanzelet* Lohengrin Der Pleier: Meleranz Wolfram: Parzival Der Pleier: Tandareis Wolfram: Titurel Tristan als Mönch Ulrich: Tristan Wirnt: Wigalois* Wigamur
Brief Didaktische Literatur Drama Erzählende Literatur Geistliche Literatur Lyrik Sentenz-/Sprichwortsammlung
*Die Tabellen zu diesen Werken befinden sich im ersten Band des Handbuchs.
2 Artusromane nach 1230
2.1
Der Pleier: ›Garel von dem blühenden Tal‹
Aufgrund stilistischer und motivgeschichtlicher Überlegungen kann angenommen werden, daß es sich bei dem in der Ausgabe von WALZ 21310 Verse umfassenden ›Garel‹, der als Reaktion auf Strickers ›Daniel‹ gilt, um den ältesten der drei im Zeitraum zwischen 1240 und 1270 entstandenen Artusromane handelt,1 die unter dem Verfassernamen ‚Der Pleier‘ überliefert sind. Inhalt: Der ohne Prolog überlieferte Text beginnt mit einem Frühlingsfest am Artushof: Ein von Artus gegebenes Blanko-Versprechen nutzt Meliakanz, um dessen Gattin Ginover zu entführen. Gawan und Lanzilet begeben sich auf die Suche nach ihr, während Garel auf Bitten des trauernden Königs am Hof bleibt (1218). Als jedoch der Riese Karabin als Bote des Königs Ekunaver von Kanadic eine Kampfansage überbringt, reitet Garel entgegen Artus’ Warnung und trotz Keis Spott als Kundschafter nach Kanadic (219-742). Auf dem Weg dorthin besteht er eine Reihe miteinander verbundener Aventiuren, in deren Verlauf er verschiedene Verbündete für Artus’ Kampf gegen Ekunaver gewinnen kann: in Merkanie (743-2133), im Kampf gegen Gilan (2134-3128) und gegen Eskilabon (3129-5471). Er tötet die Riesen Purdan und Fidegart und befreit so unter anderem den Zwergenkönig Albewin (5472-7185). Nachdem er das Land Anferre vom Ungeheuer Vulganus befreit hat, heiratet er die Landesherrin Laudamie (7186-9343). Schließlich sammelt Garel ein Heer zum Marsch gegen Ekunaver, das aus den besiegten Gegnern und den Verbündeten seiner Aventiurefahrt besteht (9344-10998). Bereits vor der entscheidenden Schlacht kommt es zu einzelnen Gefechten: Zunächst besiegt Garel den Riesen Malseron, der mit seinem Bruder und zwei Söhnen die Grenze von Kanadic bewacht (10999-12781). Auch der von Ekunaver zur Befreiung der Grenzbefestigung ausgesandte Graf Galvan wird geschlagen (1278213223). An einer Furt in Kanadic kommt es zum Hauptkampf: Die in fünf Scharen aufgestellten Truppen Garels können das zahlenmäßig überlegene Heer Ekunavers besiegen, wobei es Garel gelingt, den König und seine Verbündeten Ardan von Rivelanze sowie Helpherich von Nasseran gefangen zu nehmen (13244-16074). Gemeinsam mit anderen Gefangenen und Ekunavers Ehefrau Kloudite machen sie sich auf den Weg zu Artus und treffen ein Jahr nach der Kampfansage auf dessen Heer (16075-17634). Da Artus glaubt, seinem Feind Ekunaver gegenüberzustehen, schickt er Kei als Kundschafter aus. Übereilt greift dieser Garel an und wird von ihm besiegt. Nachdem Garels Identität aufgedeckt worden ist, ziehen beide Heere gemeinsam zum Artushof (17635-19412).
1
Den terminus post quem bildet für den ›Garel‹ in jedem Fall Strickers ›Daniel‹; vgl. KERN, 2 VL, Bd. 7, Sp. 729f.
2.1 Der Pleier: Garel
Während eines Festes, das die mittlerweile von Lanzilet befreite Ginover vorbereitet hat, versöhnen sich die besiegten Könige mit Artus und kehren anschließend in ihre Länder zurück (19413-20429). Garel begibt sich auf den Weg nach Anferre, wobei er einige Orte seiner Aventiurefahrt erneut passiert. Ekunaver stiftet auf dem Schlachtfeld ein Kloster, zu dem auch Garel einen Beitrag leistet. Am Ende herrscht Garel mit Laudamie als vorbildlicher König auf Muntrogin im Land Anferre (20430-21310).2 Zwei Textzeugen. L: Linz, Oberösterreichisches Landesarchiv, Hs. 96, um 1400. M: ursprünglich Meran, um 1420; erhaltene Reste [a] Berlin, SBB-PK, Mgf 923/18, [b] Innsbruck, UB, Fragm. 69A, [c] Stams, Stiftsbibliothek und -archiv, ohne Sign. (4). Zugrunde gelegt wird die Ausgabe von WALZ (Pleier: Garel]) unter Vergleichung der Edition von HERLES (Pleier: Garel [Herles]).3
2 3
Vgl. die Inhaltsübersichten bei WALZ 1892, S. V, HERLES (Pleier: Garel) S. XXXI – XXXIII und MÜLLER 1981, S. 164-168. Zur Wahl der Ausgabe vgl. KERN 1983, S. 131.
2 Artusromane nach 1230
Textstelle 156 [Herles 155] vind ich den helt, mir müez geschehen von im, swaz mir geschehen mac.
198 [Herles 196] iwer leit sult ir mit zühten klagen; ir sult in den mâzen klagen und klagen lâzen, daz man iu drumbe spreche wol.
202 [Herles 200] sînes leides nieman sol ze trûric sîn daz ist mîn rât.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Garel bekundet gegenüber Artus seine Absicht, die von Meliakanz entführte Ginover zurückzubringen (Beratung am Artushof).
Was auch geschehen mag, soll geschehen.
Garel rät Artus, an- L 200: chlagen und gesichts des Verlu- chlag lazzen. stes Ginovers nicht zu verzweifeln (Beratung am Artushof).
Trauer soll man maßvoll äußern.
Garel rät Artus, nicht über dem Verlust Ginovers zu verzweifeln (Beratung am Artushof).
Man soll sich der Trauer nicht zu sehr hingeben.
2.1 Der Pleier: Garel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Anspielung auf eine Sentenz Formulierungstradition: - (S) Ut valet, eveniat; utcumque potest, ita fiat Werner: Sprichwörter, u124 (Hs. Ende 12. Jh.). - (E) „He! lasse! Je ne sai comment, / Dist la dame, il soit rapaisiés.“ / „Ce fai je, dame. Pourcaciés / Qu’il viengne a vous hasteement, / Se lui faites l’amendement / Dou travail que fait lui avés.“ / „Si ferai jou, mais ja mandés / N’iert par moi. Viegne se il voet! / Or aviengne qu’avenir poet!“ Jakemes: Castelain de Couci, 2680-2688.
Querverweise 163; 595f.; 681f.; 5731f.; *7760; 7782f.
Verwendung: - (E) Il ne doit douter nul contrère, / Qu’en la fin le bien ne sormonte, / Et que ly malvez n’ait la honte. / Qui de bons est, aus bons se tiengne; / Fais que dois, et qui puist si viengne Geffroy de Paris: Chronique, 3721-3725. - (E) Mais je te conseil et t’apren / Que, comment que li traitiez prengne, / Que ton fait a l’onneur se teigne, / Qu’onneur crie partout et vuet: „Fai que dois, aveigne que puet“. / Aussi le vuet li mestiers d’armes. / Fai l’adès dont, et quant tu t’armes, / Et ne croy homme dou contraire, / Qu’einsi le doit tout prince faire, / S’il n’est tels qu’il mette a un conte / Et a un pris honneur et honte Guillaume de Machaut: Le confort d’ ami, 3262-3272. - (E) Siamo contenti di perdonarti la uita, purche a noi prometi de uenir al nostro signor, et poi auenga quello che poi aduenire Istoria di Merlino, 88. - (Dr) Gondebaut: Ce fu fait assez nicement / Et sans conseil, que tu deusses / Avoir pris, se nul bien sceusses; / Mais, puis que, sans moy appeller, / La chose fault ainsi aler, / Aviengne qu’en peut avenir. / Faites ces messages venir, / Que je la voy Miracle de Clovis, 768-775. Vgl. das Sprichwort: - (L) swaz geschehen sol, daz geschiht Reinmar MF 164, 2 (MFMT XIII, 2, 9). → Iw 6566 → Da 230 → Cr 7214; 11037; 19314 → Tan 1584. Literatur: TPMA IV s.v. GESCHEHEN 3. Es geschehe, was (wie es) geschehen kann. 3.1. Allg. Walther, 32615. *202; *13110; 16254f.; 16471; *16493; 16496Formulierungstradition: - (E) Gamelerot sprach: „sælig man, / h=re der clage! der ist gnGg. / ez ist an dir ein unfGg: / 16498; 16517man sol sin leit ze maze clagen, / sin liep mit triwen nahe tragen / da von la die clage sin!“ 16523; *16546; *19998; 20240Ulrich: Rennewart, 31460-31465. 20243. Verwendung: - (E) kunic Ruodolf daz wol bedâht, / swie leit dem manne geschiht, / daz im daz füeget niht, / daz er klage als ein wîp: / sînes tôten sunes lîp / klaget er menlichen Ottokar von Steiermark: Steirische Reimchronik, 18882-18887.
Anspielung auf eine Sentenz
Literatur: TPMA VII s.v. LEID 10.1. Man gebe sich nicht zu sehr dem Leid hin (, sondern vertreibe es). Wander II s.v. Klage, Nr. 8. *198; *13110; 16254f.; 16471; *16493; 16496Formulierungstradition: - (L) Nieman sol sines leides al zu truric wesen, / wil er genesen / vor grozer houbetswere. / 16498; 16517senftes mutes mere, / die künde er ie dem herzen sin und si wunnebere, / kein leit daz wart doch 16523; *16546;
Sentenz
2 Artusromane nach 1230
Textstelle
412 [Herles 409] ein dinc ich wol wizzen kan: got hât noch die selbe kraft[:] er machet noch wol sigehaft, swem er des siges günnen wil.
418 [Herles 415] got hât ouch kraft und ellen. wil er mir helfe bî gestân, sô wæn, mir niht geschaden kan.
Kontext
Überlieferung
Artus nimmt die Herausforderung Ekunavers an, die ihm durch den Riesen Karabin überbracht wird (Beratung am Artushof).
Artus nimmt die Herausforderung Ekunavers an, die ihm durch den Riesen Karabin überbracht wird (Beratung am Artushof).
Paraphrase
Gott verleiht den Sieg nach seinem Willen.
L 418: noch. L 419: Wil mir helfe pey gestan.
Wem Gott hilft, dem kann kein Schaden geschehen.
2.1 Der Pleier: Garel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur nie so groz, ezn würde mit freude gestiuret Frauenlob, V, *65, 1-6.
Querverweise *19998; 2024020243.
Verwendung: - (E) Dehein bederbe man sol / Sin leit im zv leit lazze / Swer sich k$n gemazzen / An liebe v] an leide / […] / Der ist ein follen kum) man Herbort von Fritzlar: Liet von Troye, 2810-2816. Literatur: TPMA VII s.v. LEID 10.1. Man gebe sich nicht zu sehr dem Leid hin (, sondern vertreibe es) [führt diese Textstelle an]. Walz 1892, S. 340: „Sentenz“. Wander II s.v. Klage, Nr. 8. *418; *1157; 2566f.; 26162619; 2915Verwendung: - (E) ouch gedenke wir der nôt, / ê wir vor hunger ligen tôt, / wir weln mit türsticlîcher schar / 2917; 3428; uns ê slahen umb die nar. / got, an dem ez allez stât, / swem er wil, den sic er lât Herzog 3712-3715; 7757-7759; Ernst D, 2147-2152. 8020-8022; *8087; 11145f.; Vgl. den biblischen Hintergrund: - equus paratur ad diem belli Dominus autem salutem tribuet Prv 21,31 - Ross werden zum 13944f. streittage bereitet, Aber der Sieg kompt vom HERRN Luther: Deutsche Bibel.
Sentenz
Literatur: Schulze 1987, S. 65f., Nr. 83. TPMA X s.v. SIEG 1. Der Sieg kommt von Gott und vom Himmel. Wander IV s.v. Sieg, Nr. 1. *412; 971-976; *1157; 26162619; 2915Formulierungstradition: 2917; 7757f.; - (S) Cui dieus veut aidier, nus ne li puet nuire Proverbe au Vilain, 38. 8020-8022; - (E) Ja li hom n’iert honniz qui Dieus vodra aidier Barbastre, 2145. - (S) A qui dex veut aider nus ne li put nure - Nemo nocere potest cui uult deus auxiliari, / si *8087; 94999504; 11145f.; cuiquam noceat, nunquam valet ille iuvari Proverbia rusticorum, 167. 12626f. Verwendung: - (S) Si Deus adiutor nobis dignetur adesse / Et clemens tutor, nullus valet hostis obesse Walther, 28434 (Hs. 14. Jh.). - (S) Wer Gott zu freunde hat / dem schadet keyn creatur. Diß sprichwort ist auch eyn lautter erfarung und bekentnuß der gewalt und macht unsers herrn Gottes / welcher die / so er lieb hat / vor allem gewalt inn hymel und erden schutzet und schirmet. Und es ist besser / alle welt zürne / und Got sey unser freundt / denn das got zürne / und alle welt sey unser freundt. Die heylige geschrift ist dises haltens von Gott voll Agricola: Sprichwörtersammlungen, I, 3.
Anspielung auf eine Sentenz
Vgl. den biblischen Hintergrund: - Dominus meus es non timebo quid faciat mihi homo Ps 117,6 - Der HERR ist mit mir, drumb fFrchte ich mich nicht, Was k=nnen mir menschen thun? Luther: Deutsche Bibel, X, 1, Ps. 118,6. Literatur: TPMA V s.v. GOTT 26.4. Wem Gott hilft, der kann nicht zu Schaden kommen (der braucht sich nicht zu fürchten). Walther, 28434. Walz 1892, S. 340: „Sentenz“. Wander II s.v. Gott, Nr. 1862.
2 Artusromane nach 1230
Textstelle 457 [Herles 454] ez zimt wol küneges munde, daz er ze aller stunde sîniu wort behalten sol mit wârheite, daz stêt wol.
894 [Herles 889] an der vant er, sô man saget, zühte unde schœne, gewizzen [lies: gewisse] âne hœne.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Artus ermahnt Ekunaver durch dessen Boten Karabin, zu seiner Kampfansage zu stehen (Beratung am Artushof).
Das Wort eines Königs ist bindend.
Der Erzähler lobt die Tugend Sabies, der schönen Tochter des Herren von Merkanie.
Schönheit ist gefährlich.
2.1 Der Pleier: Garel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
57-60; 354f.; Sentenz 4038-4040; 5054f.; 9533Verwendung: - (E) Rennewart, ich wil gern, / des sol din lip mich gewern: / la mich varn hin zu lande. / ich 9536; 10628; laze dir hie zu pfande / miner krone hohen namen. / ein kFnc sol sich valshes shamen / und la- *11315; 12440f.; 14406f. zen war waz er geseit Ulrich: Rennewart, 1601-1607. - (E) welche dar ûf sprechen / daz du daz wellest brechen, / daz dîn wârheit bewæret hât: / sun, die gebent bœsen rât, / […] / künges wort suln wesen wâr, / sô wechst ir craft in lobes jâr Ulrich von Etzenbach: Alexander, 27979-27986. Literatur: Leitzmann 1942, S. 168 [führt diese Textstelle an]. TPMA VII s.v. KÖNIG 3.3.5. Der König soll sein Wort halten [führt diese Textstelle an]. Walz 1892, S. 340: „Sentenz“. Wander II s.v. König, Nr. 62.
Anspielung auf ein Sprichwort Formulierungstradition: - (E) ez ist doch war ein wortelin: / „schœne daz ist hœne“ Gottfried: Tristan, 17802f. - (S) Wîbes schœne manegen hât / verleit ûf grôze missetât. / Der wehsel nieman missezimt, / swer guot für die schœne nimt. / Man siht vil manege schœne, / diu doch ist vil hœne Freidank: Bescheidenheit, 104,16-21. Verwendung: - (E) michels boumes schone / machet dicke hoene: / er dunchet uzzen grGne, / so ist er innen dGrre; / so man in nieder meizzet, / so ist er wGrmbeizech, / er ist innen uGl unde Gble getan. / daz bezeichenet den man / der uzen wole redet / unde ualches in deme herzen phleget Pfaffe Konrad: Rolandslied, 1962-1971. - (D) der toren netze ist wîbes sch=ne. / swer chGmt der in, der hat sin h=ne. / der chGmt dar in der sinen rat / an ein wip vil gar verlat / durh ir sch=ne niht durh ir gGte, / wan hat si denne valsch gemGte, / so ist im denne daz unheil / vil gar bereitet ane teil Thomasin von Zerklære: Der welsche Gast, 1615-1622. - (L) Frouwe, diu mir vor in allen / wîlent muoste wol gevallen, / noch vernemt ein liedelîn: / ir sît âne lougen schœne, / doch ist schœne dicke hœne; / daz ist leider an iu schîn. / nû wil ich mîn singen kêren / an ein wîp diu tugende lêren / kan und alle fröide mêren: / seht, der diener wil ich sîn Ulrich von Winterstetten, IX, 3, 1-10. - (E) Nummet abir er ein wip zGr e, / „E was im wol, nu ist ïm we“, / zihet yn maniger mGter kint. / Blibet er ane, man sprichet: „Er vindt / keine, die ïn wulle nemen“. / Nimpt er ein hezzelich, er hat ein schemen. / Ist sie schone, / so ist sie h=ne; / er muz ir undertenig weren Wer kann allen recht tun, 119-127. - (E) Vnd sprach nain frowe rain / In minem mut ich daz main / Das mich fröwt vnd tut so wol / Das ich vch an sechen sol / Mit ganzem lust und willen / Daz mag mich nit befillen / Doch üwers libes schön / Wil werden mir ze hön / Mit gantzem lait vnd vngemach / Das ich wird an fröden swach Der geprüfte Minner, 133-142. - (S) Schön ist gern hön. / Si bene formosum credo stibio maculosum St. Galler Handschrift, 46 (Hs. 15. Jh.). Vgl. den biblischen Hintergrund: - sin fallax gratia et vana est pulchritudo Prv 31,30. - Gonst ist falsch vnd sch=ne ist eytel Luther: Deutsche Bibel, X, 2 [1524]. → Iw 2783 → Tan 2893; 17654 → Pz 514,17 → GTr 17802 → HTr 3919. Literatur: Friedrich 2006 s. v. schœne, S. 352f. Singer 1947, S. 60f. TPMA X s.v. SCHÖN 2.1. Schönheit ist gefährlich und trügerisch. Wander IV s.v. Schönheit, Nr. 2.
2 Artusromane nach 1230
Textstelle 949 [Herles 944] Swer ie rehte wart gemuot und daz beste geren tuot, den müet des bidermannes leit mêre dan sîn selbes arbeit. daz was wol an dem wirte schîn
1004 [Herles 999] daz alter ist mir gebende niht, wan siuften unde leit. swaz mir diu jugent wirdicheit erwarp, die hân ich gar verlorn.
1157 [Herles 1151] got gestuont dem rehten ie; den getriwen man er nie verlie.
2756 [Herles 2746] sîn gewalt vil lîhte dernider liget und sîn grôzer übermuot
Kontext
Überlieferung
Der Erzähler lobt das Mitgefühl des Herren von Merkanie, als dieser von Artus’ Leid erfährt.
Der Herr von Merkanie beklagt vor Garel sein Schicksal.
Paraphrase Den Rechtschaffenen berührt der Kummer eines guten Menschen mehr als die eigene Not.
L 1006: iunget.
Die Jugend wird geschätzt, das Alter ist beschwerlich.
Garel spricht dem Herren von Merkanie, der von dem Ritter Gerhart von Riviers bedrängt wird, Mut zu.
Gott hilft dem Gerechten.
Garel bekundet gegenüber Gilan seine Zuversicht, Eskilabon von Belamunt besiegen zu können.
Hochmut unterliegt zuletzt.
2.1 Der Pleier: Garel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
969; 1109-1111; Sentenz 1586-1588; *5170; 6662f.; Verwendung: - (E) swie lûte ie der künec schrê, / die vrouwen schriren allez mite. / ez ist ouch noch der liute 13508-13510. site: / swâ eime leit ze herzen gât, / daz der ander vreude bî im lât. / sam wart dâ vreude lâzen. / daz volc mit unmâzen / die klage ie groezer machten Klage *C, 670-677. Literatur: TPMA VII s.v. LEID 12.1. Man leide(t) mit den Traurigen. Walz 1892, S. 340: „Sentenz“. Wander III s.v. Noth (Subst.), Nr. 339.
Anspielung auf eine Sentenz
1096-1104.
Formulierungstradition: - (E) jugent hât vil werdekeit, / daz alter siuften unde leit Wolfram: Parzival, 5,13f. Verwendung: - (S) Cura senes angit, iuvenum cor gaudia tangit Walther, 4738 (Hs. 15. Jh.) → Pz 5,13. Literatur: TPMA VI s.v. JUNG 1.1. Die Jugend ist schön und beliebt. Wander II s.v. Jugend, Nr. 59. *412; *418; 2915-2917; 7757f.; *8087; Verwendung: - (E) Die faigen müsten geligen: / Gott halff den rechten gesigen. / Waz hulffe umb werbe? / 11145f. Gott alle die verderbe / Die irem eben menschen laid / Fügend durch ir uppekaitt Göttweiger Trojanerkrieg, 11125-11130. - (E) Veracht wir des hofes recht, so spricht gar mengclich, das wir ungerecht seyen; sollen die von der tavelrund urtail sprechen, so näm ir chainer aller wellt guet, das er ain valsche urtail spreche; sol die fraw gerichten, das mag si wol thuen, und wir werden hie mit zu spot; wann got gestuond ye dem rechten Fuetrer: Prosaroman des Lanzelot, S. 97.
Sentenz
Vgl. den biblischen Hintergrund: - quoniam brachia peccatorum conterentur: confirmat autem justos Dominus Ps 36,17 - Denn der Gottlosen arm wird zubrechen, Aber der HERR enthelt die gerechten Luther: Deutsche Bibel, X, 1, Ps 37,17. → Iw 7628 → Wigl 2772; 2922 → Da 1298 → Tan 4332 → Gau 4232 → JT 1569,3. Literatur: Eikelmann 1998, S. 76 mit Anm. 15. Leitzmann 1942, S. 167 [führt diese Textstelle an]. TPMA V s.v. GOTT 26.11. Gott hört auf die Rufe der Gerechten und steht ihnen bei [führt diese Textstelle an]. Walz 1892, S. 340: „Sentenz“. 1123-1126; 2570-2577; 5508-5511; Formulierungstradition: - (D) waz hilfet daz, daz wir sehen, / als ich fGr war mach geiehen, / daz ubermůt zaller zit / 5792-5795; gar ze iungest under lit? / wir bezzern uns der von niht Thomasin von Zerklære: Der welsche 5803-5806; 6095; *6357; Gast, 11299-11303.
Anspielung auf ein Sprichwort
2 Artusromane nach 1230
Textstelle
4095 [Herles 4083] sich rüemet manic man, daz er vil wunders hab getân, und im sî hôher prîs geschehen. liez er des ander liute jehen, daz stüent im lobelîchen an.
5170 [Herles 5157]
Kontext
Der besiegte Eskilabon berichtet Garel von der Zurechtweisung durch seine Minneherrin.
Eskilabon bittet die erlösten Gefangenen in Garels Naswer ie rehte wart gemuot, der ist dem biderben manne holt. men um Hilfe für König Artus.
Überlieferung
Paraphrase
Wer sich selbst lobt, dem glaubt man nicht; das Lob soll von anderen kommen.
Wer die richtige Gesinnung hat, hält es mit dem Rechtschaffenen.
2.1 Der Pleier: Garel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
*7007; 8303; Verwendung: - (E) si furten groz uber můt: / du nist nimenne gůt, / si geliget ie nidere; / der richtare da ze 18687-18693. himele / haizet si selbe uallen Pfaffe Konrad: Rolandslied, 3361-3365. - (D) wir sint des wol ze ende chomen / und habens gesehen und vernomen, / daz unmaze unde hohvart / die mGzen diche vallen hart. / swer hohe vert zaller zit, / wizzet, daz er nider lit. / swen ein man sinen mGt / ie hoher hebt an ubermGt, / so er ie verrer ist von got / nidere durh sin gebot Thomasin von Zerklære: Der welsche Gast, 11285-11294. - (E) der fürste sprach: „swie clein ich sî, / ir werdent strîtes niht erlân. / dicke ich wol gehœret han: / smæhiu hôhvart nider lît, / sô got dêmüetigen gît / sîner helfe sigenunft Reinfried von Braunschweig, 18964-18969. - (E) Wer der hochfart ie gepflag / Ze letzten er vnter gelag / Vnd dar zG p=ser gevær / die find got all vnmær Gesta Romanorum (von Keller), 5 (S. 11). → Mel 8014 → GTr 7080. Literatur: TPMA VI s.v. HOCHMUT 5.1.2. Hochmut fällt (bringt zu Fall). Wander II s.v. Hochmuth, Nr. 16. 108-112; 46904696; 71427127; 17772f.; Formulierungstradition: - Laudet te alienus et non os tuum: extraneus et non labia tua Prv 27,2 - Las dich einen an- 17780f.; 17833f. dern loben, vnd nicht deinen Mund, Einen frembden, vnd nicht deine eigen lippen Luther: Deutsche Bibel, X.
Anspielung auf eine Sentenz
Verwendung: - (D) Factis quisque suis, non dictis, glorificatur; / Alterius potius quam tua laus tibi sit. / Artificem commendat opus, non propria lingua; / Sola loquatur in hoc, ore tacente, manus Abaelard: Ad Astralabium, S. 166. - (D) Sich selben nieman loben sol; / swer frum ist, den gelobt man wol. / Swer sich lobt al eine, / des lop ist leider kleine Freidank: Bescheidenheit, 61,3-6. - (E) ich waene, daz er sêre tobet, / wer unverschult sich selber lobet. / sô beite, der nicht welle toben, / unz daz in ander liute loben Boner: Edelstein, 68,55-58. - (D) Salomon lert, also he wol kan, / Eynen iewelken man: / Wultu nu, vrunt, dat me di loue, / Dat lof scal komen van deme houe / Dines nagebures, so ist vormert; / Egen lof is nichtes wert Stephan von Dorpat: Cato I, 1195-1200. → Pz 12,27. Literatur: Friedrich 2006 s.v. loben, S. 280. TPMA VIII s.v. LOB 1.3. Nicht du selbst, sondern ein anderer lobe dich [führt diese Textstelle an]. Walz 1892, S. 340 „Sentenz“. Wander III s.v. Lob, Nr. 30.
Sentenz Literatur: TPMA V s.v. GUT (Adj.) 2.3.2. Umgang mit Guten ist erfreulich und nützlich (, mit den Schlechten verderblich). Walz 1892, S. 340: „Sentenz“. Wander I s.v. Gesellschaft, Nr. 6.
*949; 1783217837.
2 Artusromane nach 1230
Textstelle 6357 [Herles 6342] ir hôchvart ist gelegen; ich sluoc si beide
7007 [Herles 6991] Purdân, der ie mordes pflac, unz daz sîn übermuot gelac.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Garel rühmt sich vor drei Zwergen der Tötung Purdans und Fidegarts.
Hochmut unterliegt zuletzt.
Der Erzähler resümiert beim Abschied Garels vom Zwergenkönig Albewin die Niederlage Purdans.
Hochmut unterliegt zuletzt.
2.1 Der Pleier: Garel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
1123-1126; Anspielung auf ein Sprichwort 2570-2577; *2756; 5508Formulierungstradition: - (E) der fürste sprach „swie klein ich sî, / ir werdent strîtes niht erlân. / dicke ich wol gehœret 5511; 5792han: / smæhiu hôhvart nider lît, / sô got dêmüetigen gît / sîner helfe sigenunft.“ Reinfried von 5795; 58035806; 6095; Braunschweig, 18964-18969. *7007; 8303; 18687-18693. Verwendung: - (E) si furten groz uber můt: / du nist nimenne gůt, / si geliget ie nidere; / der richtare da ze himele / haizet si selbe uallen Pfaffe Konrad: Rolandslied, 3361-3365. - (D) wir sint des wol ze ende chomen / und habens gesehen und vernomen, / daz unmaze unde hohvart / die mGzen diche vallen hart. / swer hohe vert zaller zit, / wizzet, daz er nider lit. / swen ein man sinen mGt / ie hoher hebt an ubermGt, / so er ie verrer ist von got / nidere durh sin gebot / […] / waz hilfet daz, daz wir sehen, / als ich fGr war mach geiehen, / daz ubermGt zaller zit / gar ze iungest under lit? / wir bezzern uns der von niht Thomasin von Zerklære: Der welsche Gast, 11285-11303. - (E) Wer der hochfart ie gepflag / Ze letzten er vnter gelag / Vnd dar zG p=ser gevær / die find got all vnmær Gesta Romanorum (von Keller), 5 (S. 11). → Mel 8014 → GTr 7080. Literatur: TPMA VI s.v. HOCHMUT 5.1.2. Hochmut fällt (bringt zu Fall). Wander II s.v. Hochmuth, Nr. 16. 1123-1126; 2570-2577; *2756; 5508Formulierungstradition: - (D) waz hilfet daz, daz wir sehen, / als ich fGr war mach geiehen, / daz ubermůt zaller zit / 5511; 5792gar ze iungest under lit? / wir bezzern uns der von niht Thomasin von Zerklære: Der welsche 5795; 58035806; 6095; Gast, 11299-11303. *6357; 8303; 18687-18693. Verwendung: - (E) si furten groz uber můt: / du nist nimenne gůt, / si geliget ie nidere; / der richtare da ze himele / haizet si selbe uallen Pfaffe Konrad: Rolandslied, 3361-3365. - (D) wir sint des wol ze ende chomen / und habens gesehen und vernomen, / daz unmaze unde hohvart / die mGzen diche vallen hart. / swer hohe vert zaller zit, / wizzet, daz er nider lit. / swen ein man sinen mGt / ie hoher hebt an ubermGt, / so er ie verrer ist von got / nidere durh sin gebot Thomasin von Zerklære: Der welsche Gast, 11285-11294. - (E) der fürste sprach: „swie clein ich sî, / ir werdent strîtes niht erlân. / dicke ich wol gehœret han: / smæhiu hôhvart nider lît, / sô got dêmüetigen gît / sîner helfe sigenunft Reinfried von Braunschweig, 18964-18969. - (E) Wer der hochfart ie gepflag / Ze letzten er vnter gelag / Vnd dar zG p=ser gevær / die find got all vnmær Gesta Romanorum (von Keller), 5 (S. 11).
Anspielung auf ein Sprichwort
→ Mel 8014 → GTr 7080. Literatur: TPMA VI s.v. HOCHMUT 5.1.2. Hochmut fällt (bringt zu Fall). Wander II s.v. Hochmuth, Nr. 16.
2 Artusromane nach 1230
Textstelle
Kontext
7760 [Herles 7741]
Überlieferung
Paraphrase
Garel bekräftigt gegenüber Laudamie sît er tuot allez, daz er wil, bei ihrer ersten Besô mag ich mich des wol versehen; gegnung seinen swaz er wil, daz muoz geschehen Vorsatz, gegen Vulganus zu kämpfen.
Gottes Wille geschieht.
8087 [Herles 8068]
Garel bekräftigt gegenüber Laudamie bei ihrer ersten Begegnung seinen Vorsatz, gegen Vulganus zu kämpfen.
(Nur) die zum Tode Bestimmten müssen sterben.
Der Erzähler verurteilt den falschen Umgang mit Besitz (guot-Exkurs).
Da alles Weltliche mit dem Tod hinfällig wird, soll man seinen Besitz selbstlos einsetzen.
wil mir got genædic sîn, sô mac ich daz leben mîn wol behalten vor der nôt. die veigen ligent alle tôt. daz kan nieman understân.
10595 [Herles 10574] swer mit grôzem guote tuot nieman keine êre, dem wirt sîn doch niht mêre niwan ein tuoch für sîn scham.
2.1 Der Pleier: Garel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Anspielung auf ein Sprichwort
Querverweise *156; 1997519978.
Formulierungstradition: - (E) Swaz got wil, daz muoz geschehen. / Wan ir dicke hât gesehen: / Sich sol nieman verkunnen, / Wil im got heiles gunnen, / Sîn enwerde wol gedaht Dulciflorie, 939-943. - (E) „Swaz got wil, daz muoz geschehen. / her rise, ir müezent anders jehen: / ich getar wol mit iu strîten.“ / man sach sî zuo einander gân / mit starken slegen ûf dem plân Virginal, 721, 1-5. - (E) swaz got wil, daz mNz geschehen! / nv svm vns nvͥt vnd pflig der warte. / Tybalt sol verdienen harte, / e er mir nem die kvͥnigin Ulrich von dem Türlin: Arabel, 150, 10-13. - (E) swaz Got wil, daz muz geschen, / nieman kan durch den stein gesehn. / min groze arbeit, / die ich uf den bou han geleit / manchen chumberlichen tack, / als ich wol bewisen mak, / daz achte ich allez als ein kle Der Bergmann, 445-451. Verwendung: - (D) immensa est finemque potentia caeli non habet, et, quicquid superi voluere, peractum est Ovid: Metamorphosen, 8, 618-620. - (S) Absque suo nihil euentu consistere dicunt. Nichil potest fieri, quod non eueniat secundum predestinationem suam Egbert von Lüttich: Fecunda ratis, I, 6. Vgl. den biblischen Hintergrund: - sicut domino placuit ita factum est, sit nomen Domini benedictum Iob 1,21 (Alkuin-Revision). → Wigl 6835 → GTr 7309 → UTr 1558. Literatur: Friedrich 2006 s.v. got, S. 172. Schulze 1987, Nr. 116. TPMA V s.v. GOTT 14.1. Gottes Wille geschieht (geschehe). Wander I s.v. Gott, Nr. 1321. *412; *418; *1157; 52905294; 7757f.; Verwendung: - (E) den uaigen nemac nieman behGte, / diu erde enmacht in nicht uf gehaben: / scol er da 8020-8022; 13048f.; *13115. werden erslagen, / er sturbe doch da haime Pfaffe Konrad: Rolandslied, 5836-5839.
Sentenz
- (E) die veigen mugen sich niht bewarn, / si ligen stille oder varn, / lânt si sich niemer gesehen, / in geschiht doch daz in sol geschehen Der Stricker: Karl, 10063-10066. - (E) die cristen wurden alle dô / von deme strîte gar unvrô. / die rede lâze wir nû wesen. / der veigen mac keiner genesen Livländische Reimchronik, 6095-6098. → Iw 1298 → Wigl 10201 → JT 1936,4. Literatur: TPMA XI s.v. TOD 1.4.2. Wer sterben muss, stirbt unausweichlich. Wander IV s.v. Tod, Nr. 182. 21-30; 672-684; 9125-9128; 9289-9298; Verwendung: - (D) Sun, merke, wie daz kerzen lieht, / die wîle ez brinnet, swindet gar: / geloube, daz dir sam 10551-10557; geschiht / von tage ze tage. ich sage dir wâr. / des nim in dînem sinnen war / und rihte hie dîn 10587-10592; leben alsô, / daz dort dîn sêle wol gevar. / swie hôch an guote wirt dîn nam, / dir volget niht *10604; *10609; *10611; *10614; wan alsô vil, / ein lînîn tuoch vür dîne scham Winsbecke, 3, 1-10.
Sentenz
2 Artusromane nach 1230
Textstelle
10599 [Herles 10578] künegen, vrowen geschiht alsam. wir müezen alle sterben.
10604 [Herles 10583] swer hie daz guot sô minnet, daz diu sêl dar umbe brinnet, der hât niht reht gevarn. 10609 [Herles 10588] swelich man ist guotes rîche, der mac hie êr erwerben wol.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler ermahnt dazu, beim Umgang mit Besitz die eigene Sterblichkeit zu bedenken (guot-Exkurs).
Alle Menschen sind sterblich.
Der Erzähler warnt vor falschem Umgang mit Besitz (guot-Exkurs).
Wer sein Seelenheil um weltlicher Güter willen gefährdet, verhält sich falsch.
Der Erzähler weist darauf hin, daß man mit Besitz Ehre erwerben kann (guotExkurs).
Weltlicher Besitz führt zu Ansehen.
2.1 Der Pleier: Garel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
10618; 20388Vgl. zur Bildlichkeit: - (D) Das lesen wir in alle bGch: / Vor die scham ein lynin tGch, / Das wirtt dem lib, des ist er 20391. wertt Hentz von den Eichen, 168-170. Literatur: TPMA XII s.v. TUCH 6. Leichentuch als einziger Besitz des Menschen. Walz 1892, S. 340: „Sentenz“. Wander III s.v. Mensch, Nr. 81.
Sentenz
13048f.
Formulierungstradition: - (E) li .xij. per de France, la lozée, / Vous jugèrent à mort d’estre en un feu getée, / Si que vo char doit estre et arse et enbrasée. / […] / Si sui venus à vous, douche dame honnerée, / Afin que ne soīés nullement despérée, / Ains soīés douchement et de coer confessée. / Tous nous convient morir, n’avons nulle journée Bauduin de Sebourc, 16, 805-816. - (E) Fraunceys Petrak, the lauriat poete, / Highte this clerk, whos rethorike sweete / Enlumyned al Ytaille of poetrie, / As Lynyan dide of philosophie, / Or lawe, or oother art particuler; / But deeth, that wol nat suffre us dwellen heer, / But as it were a twynklyng of an ye, / Hem bothe hath slayn, and alle shul we dye Chaucer: The Clerk’s Prologue, E 31-38. - (S) Wy moten alle sterven - Omnibus est nobis cygnea voce canendum Tunnicius: Sprichwörtersammlung, 756. Verwendung: - (L) Nec forma aeternum aut cuiquam est fortuna perennis: / Longius aut propius mors sua quemque manet Properz: Elegiae, 2, 28, 57f. - (S) Der todt schonet niemandts. […] K=ni / Keyse / arm/ reich/ jung/ alt/ Weib/ man/ groß/ kleyn/ frist der tod kalt Agricola: Sprichwörtersammlungen, I, 527. Vgl. den biblischen Hintergrund: - urguebantque Aegyptii populum de terra exire velociter dicentes omnes moriemur Ex 12,33 Und die Egypter drungen das Volck, das sie es eilend aus dem Lande trieben, Denn sie sprachen, Wir sind alle des tods Luther: Deutsche Bibel, VIII. → JT 1055,2. Literatur: TPMA XI s.v. TOD 1.2.1.1. Alle müssen (Alles muss) sterben. Wander IV s.v. Sterben, Nr. 168.
Sentenz Literatur: TPMA IV s.v. GEIZ 5.6.6. Die Geizigen kommen nicht in den Himmel. Wander I s.v. Geizhals, Nr. 11.
10587-10592; *10595; *10609; *10611; *10614; 10618; 21102.
21-30; 672-684; 9125-9128; 9289-9298; Verwendung: - (E) Cum numerus comitum, cum nos gemmata verendos / Purpura reddiderit reddideritque 10551-10557; novos. / Risus erit noster, erit admiratio plebis; / Si cuius crescit copia, crescit honor Vitalis 10587-10592; *10595; *10604; von Blois: Aulularia, 525-528. - (D) Swer nu guot hât, der hât êre: / Aber willig armuot hât vil mêre / Lôns und êren in hi- *10611; *10614; 10618; 20388melrîche / Vor unserm herren êwiclîche Hugo von Trimberg: Der Renner, 8117-8120.
Sentenz
2 Artusromane nach 1230
Textstelle
10611 [Herles 10590] mit guote man verdienen sol werltlîch êr und gotes hulde. daz ist alles guotes übergulde.
10614 [Herles 10593] dâ gedenken an die rîchen und wizzen sicherlîchen, swelich herre guot ze sêre minnet, daz sîn unêre.
11315 [Herles 11293] ein künec sol wârheit walten und küniges wort behalten.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler rät zum richtigen Umgang mit Besitz. (guot-Exkurs).
Man soll seinen Besitz so einsetzen, daß man weltliches Ansehen und die Gunst Gottes erlangt.
Der Erzähler verurteilt den falschen Umgang mit Besitz (guot-Exkurs).
Wenn ein Herrscher zu sehr an seinem Besitz hängt, verliert er an Ansehen.
Garel provoziert den Riesen Malseron mit der Unterstellung, Ekunaver würde aus Feigheit nicht zu seiner Kriegserklärung stehen.
L 11315: so.
Das Wort eines Königs ist bindend.
2.1 Der Pleier: Garel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
- (D) wan swer nu guot hat, der ist wert. / dâvon man guot vür êre nu gert. / das müesse er- 20391. barmen den milten got, / das die armen sô gar ein spot / sint nu der rîchen worden! / dâvon siht man nu morden, / steln, rouben und wuochers pflegen Konrad von Ammenhausen: Schachzabelbuch, 7745-7751. - (S) wer gGt hat der hat ere. niemant froget fúrbas mere Binz: Die deutschen Handschriften (Hs. 15. Jh.). Literatur: TPMA V s.v. GUT (Subst.) 1.7. Gut (allein) verschafft Ehre und Wertschätzung. Wander II s.v. Gut (Subst.), Nr. 334. 21-30; 672-684; 9125-9128; 9289-9298; Verwendung: - (S) Den milten nieman kan gedrôn, / si hânt hie lop, vor gote ir lôn Freidank: Bescheiden- 10551-10557; 10587-10592; heit, 87,14f. *10595; *10604; - (D) Der milde froliche gebere / ist got und den luden mere Salomon und Markolf, 277f. *10609; *10614; 10618; 2038820391; 21102Literatur: TPMA IV s.v. GEBEN 2.5. Geben bringt Lob, Ehre und Ruhm. Walz 1892, S. 340: „Sentenz“. 21121; 2113521137.
Sentenz
21-30; 672-684; 9125-9128; 9289-9298; Verwendung: - (L) swem daz guot ze herzen gât, der gewinnet niemer êre. / jô enrede ich ez niht dur mînen 10551-10557; 10587-10592; vormen, wan daz ich ez alle lêre Spervogel, MF 22,6-9 (MFMT AC IX, 5f.) - (S) Qui trop est serfs a son avoir / Paix ne honneur ne peut avoir; / Trop est la richesce *10595; *10604; *10609; *10611; mauvaise / Dont li sires n’a preu ne aise Les diz et proverbes des sages, I, 18. - (S) Largus honoratur et laus sua multiplicatur; Est nulli carus vel paucis dives avarus Wer- 10618; 2038820391. ner: Sprichwörter, l21 (Hs. 15. Jh.).
Sentenz
Literatur: TPMA V s.v. GUT (Subst.) 2.1.2.4. Der Sklave des Gutes bleibt ohne Ehre und Frieden. Walther, 7740. Wander V s.v. Gut (Subst.), Nr. 430 (Nachtrag). 57-60; 354f.; *457; 40384040; 5054f.; Verwendung: - (E) „Rennewart, ich wil gern, / des sol din lip mich gewern: / la mich varn hin zu lande. / ich 9533-9536; laze dir hie zu pfande / miner krone hohen namen. / ein kFnc sol sich valshes shamen / und la- 10628; 12440f; 14406f. zen war waz er geseit“ Ulrich: Rennewart, 1601-1607. - (E) welche dar ûf sprechen / daz du daz wellest brechen, / daz dîn wârheit bewæret hât: / sun, die gebent bœsen rât, / […] / künges wort suln wesen wâr, / sô wechst ir craft in lobes jâr Ulrich von Etzenbach: Alexander, 27979-27986.
Sentenz
Literatur: Leitzmann 1942, S. 168 [führt diese Textstelle an]. Paul 1998, § 315, Anm. 2: „sol mit dem Infinitiv kann vereinzelt gnomische Bedeutung haben“. TPMA VII s.v. KÖNIG 3.3.5. Der König soll sein Wort halten [führt diese Textstelle an]. Wander II s.v. König, Nr. 62.
2 Artusromane nach 1230
Textstelle 11399 [Herles 11377] ich wæne, iwer tumpheit hât iu gemachet arbeit.
11963 [Herles 11941] triwe zimt wol dem wirdegen man.
12442 [Herles 12420] ich wolt ê ligen mit êren tôt, ê ich mit laster wolte leben.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der siegesgewisse Riese Malseron provoziert Garel vor Beginn des Kampfes.
Törichtes Handeln bringt Mühsal mit sich.
Garel dankt dem von ihm besiegten Riesen Malseron für dessen Loyalität.
Treue zeichnet den angesehenen Mann aus.
Ekunaver bekräftigt seinen Entschluß, Artus trotz des verlorenen Beistands der vier Riesen anzugreifen.
Ein ehrenvoller Tod ist besser als ein Leben in Schande.
2.1 Der Pleier: Garel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Anspielung auf ein Sprichwort Formulierungstradition: - (G) De eodem thema aliud. „Nolite solliciti esse“, Mt vi [6,34]. Juxta proverbium: Torheyt macht erbeyt. Spiritualiter: Et sic spiritualis stultitia facit multum sollicitum et laboriosum ad temporalia. De qua stulticia dicit Augustinus De libero arbitrio: „Stulticia est rerum appetendarum et vitandarum viciosa ignorancia“. <Stulti> volunt enim scire, quod salutis esset, quod tamen deberent appetere. De quibus Prov i [1,22]: „Stulti, qui sibi noxia sunt“. Petunt scilicet terreni boni cumulacionem, ventris replecionem, non considerantes anime dampnacionem, respicientes vitam caducam, non meditantes eternam Breslau, UB, I. F. 752; 434rb/va; 1448/51 (Proverbia Fridanci, 42). - (S) Torheit macht erbeit Luther: Sprichwörtersammlung, 442.
Querverweise 142-144; 55275539; 18186f.; *18198.
Verwendung: - (E) Van groter dorheit / Kumpt dicke grot herteleyt, / Vnd grot dryncken schaden dot Der Trinker, 59-61. Vgl. den biblischen Hintergrund: - stulti ea quae sibi sunt noxia cupient Prv 1,22. Literatur: TPMA VIII s.v. NARR 8.8.2. Der Narr schädigt sich selbst. Wander IV s.v. Thorheit, Nr. 45. 2485-2488; 4037-4042; 8825-8833; Verwendung: - (E) triuwe diu ist dar zuo guot: / si machet wert des mannes lîp / und êret ouch alsô schoe- 12246-12253; 16233. niu wîp, / daz ir zuht noch ir muot / nâch schanden nimmer niht getuot Klage *C, 172-176. - (E) die trûwe ist dat beste cleit, / dat ummer mannes lîf gedreit. / nu helfe uns got der rîche, / daz wir getrûwelîche / hîr an deser werlde leben, / daz uns durch trûwe werde gegeben / dart daz hemelrîche, / daz wir getrûwelîche / mit den trûwen hinne varn Berthold von Holle: Crane, 4886-4894. - (E) „triuw ist daz beste êren kleit / daz den friunde lôsen man / in dem ellende kan / erfröuwen und erhœhen wol.“ / „vater“ sprach er, „ich ensol / niht zebrechen dînen rât.“ Konrad von Würzburg: Engelhard, 372-377.
Sentenz
Literatur: TPMA XI s.v. TREUE 2.6. Treue veredelt. Walz 1892, S. 340: „Sentenz“. Wander IV s.v. Treue, Nr. 44. 1009-1013; 1096-1108; 5824-5827; Formulierungstradition: - (E) leit ein man mit eren tot, / daz ist ein loberlicher not, / denne er sin ere uf gebe / und 6656f; 7916dar nach læsterliche lebe. / so er vil schande erwirbet / und in den schanden stirbet, / - man 7919; *12948; enwelle iz danne verchern -, / so læge er baz mit eren Der Stricker: Wolf und Gänse, 147-154. 18218-18225. - (G) Bessir ist mit eren gestorben, wen mit schanden gelebit. Et de huius veritate iiii Ethicis: „Melius est mori quam facere contra bonum virtutis“. Hoc elegit venerabilis Eleasarus, scilicet mortem gloriosissimam pocius quam vitam. Perswasum fuerat sibi, quod simularet se paganizare per comestionem carnium suillarum, 1 Mach vi. Hii eciam fuerunt sancti dei preelegentes martirium ydolatrie, luxurie, eciam peccatis, et precipue multe virgines: Ka, Doro, Agnes, Ursula etc., que potuissent a morte fuisse liberate per ydolatriam et nuptum paganorum. Et communiter omnes martires maluerunt mori quam inpudice idolatrare. Carnes suilles fuerunt inhibite Iudeis, ne viderentur paganis imitare, quorum cibi fuerunt. Eciam moraliter significant inmundicias luxurie, propter que refutanda sancti elegerunt mortem dicentes: Bessir ist etc. Breslau, UB, I. Q. 363; f. 185r, 2. Hälfte 15. Jh. (Proverbia Fridanci, 414).
Anspielung auf ein Sprichwort
2 Artusromane nach 1230
Textstelle
12948 [Herles 12926] ein man mac gerner sterben mit êren, danne mit laster leben.
Kontext
Überlieferung
Garel ermahnt sein L 12948: ein man Gefolge zur Tapfer- mag ger mer ersterkeit im Kampf ge- ben. gen Graf Galvan.
Paraphrase
Ein ehrenvoller Tod ist besser als ein Leben in Schande.
2.1 Der Pleier: Garel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Verwendung: - (E) quod a me attinet, iam pridem mihi decretum est neque exercitus neque ducis terga tuta esse. proinde et honesta mors turpi vita potior, et incolumitas ac decus eodem loco sita sunt Tacitus: Agricola, 33, 6. - (E) „Absit“, inquit, „optimi commilitones, ut hodie faciam, quod numquam feci, scilicet ut inimicis meis terga vertam et gloria nominis nostri infametur. Melius nobiliter mori, quam ignominia vitam servare […].“ Regino von Prüm: Chronica, S. 107. - (E) A ses humes dist en riant: / „Mielz vuil jo en biere gesir / E en lunge enferté languir, / Que estre sain e en vertu / E estre a desonur vencu. / Mult valt mielz murir a enur / Que lunges vivre a desonur. / […]“ Wace: Roman de Brut, 8924-8930. - (E) Ascânjus der junge man, / die helide trôsten began. / Dô sprach der helt mâre, / daz es noch arger ware, / daz si mit schanden storben, / danne si rGm erworben / vnd wolden wol genesen Heinrich von Veldeke: Eneit, 190, 1-7. - (E) „Owê dirre schanden!“ sprach der künec Gêrnôt, / „ê daz ich in laster lebete, vil lieber wære ich tôt.“ Rosengarten zu Worms A, 295, 1f. - (Br) Viriliter agite, et confortetur cor vestrum, omnes, qui speratis in domino! So ein frumer ritter ein lereknappen bi der hant also geweffenten in den ring stritberlicher Fbung des ersten in fFret, so weget er sin h?bt und sprichet zG im: neina, zier helt, nu tG húte als ein frumer man und gebar kechlich und strit frilich! Las dir din hertze nút enpfallen: es ist besser erlich sterben, denn unerlich leben. So der erste just úbertruket wirt, so wirt es lihter. „Alsus geistlich ermFtet der kFne ritter David einen iegliechen erst anevahenden menschen, und fFret in in den ring des geistlichen strites Seuse: Großes Briefbuch, 17. Brief, 459, 10-19. - (L) Ich man dich, lieb, der wort / mit williklichem trost. / bedenck das kleglich mort, / da mit ich werd erlost! / Vil besser ist mit eren kurz gestorben zwar, / wann mit schanden hie gelebt zwai hundert jar Oswald von Wolkenstein, 65, III, 1-6. - (E) Nun ist mein rat des ersten, das wir all erschrockenlichheit verlassen vnd vnser gemüt stercken, das wir jnen nit vnderwürffig werden. Dann das wär vns vnd vnsern kinden ewige schand. Nun sprechen die wysen: Besser ist eerlich gestorben, dann schantlich vnd in widerwertigkeit gelebt Antonius von Pforr: Buch der Beispiele, 102, 12-16. - (S) B+ter wol gestorven dan ovel gelevet. Rite mori praestat quam vivere turpiter aevum Tunnicius: Sprichwörtersammlung, 373. - (Dr) Hab ich gethon diß kleglich mort / An meinem kind mit diesem messer. / Dacht: ehrlich sterben ist vil besser, / Denn schendtlich leben lange tag Sachs: Virginia, S. 16, 17-20. Vgl. den biblischen Hintergrund: - at ille gloriosam mortem magis quam odibilem vitam amplectens voluntariae praeibat ad supplicium II Mcc 6,19 - Aber er wolt lieber ehrlich sterben, denn so schendlich leben, vnd leid es gedFltig Luther: Deutsche Bibel, XII, 2. → Er 9362. Literatur: Nöcker/Rüther 2002, S. 109: „Mikrotext“. TPMA XI s.v. TOD 5.3.2.1. Ehrenvoller Tod ist besser als ein Leben in Schande [führt diese Textstelle an]. Walz 1892, S. 340: „Sentenz“. Wander IV s.v. Tod, Nr. 8. 1009-1013; 1096-1108; 5824-5827; Formulierungstradition: - (G) Bessir ist mit eren gestorben, wen mit schanden gelebit. Et de huius veritate iiii Ethicis: *12442; 18218„Melius est mori quam facere contra bonum virtutis“. Hoc elegit venerabilis Eleasarus, 18225. scilicet mortem gloriosissimam pocius quam vitam. Perswasum fuerat sibi, quod simularet se paganizare per comestionem carnium suillarum, 1 Mach vi. Hii eciam fuerunt sancti dei preelegentes martirium ydolatrie, luxurie, eciam peccatis, et precipue multe virgines: Ka, Doro, Agnes, Ursula etc., que potuissent a morte fuisse liberate per ydolatriam et nuptum paganorum. Et communiter omnes martires maluerunt mori quam
Sprichwort
2 Artusromane nach 1230
Textstelle
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
2.1 Der Pleier: Garel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur inpudice idolatrare. Carnes suilles fuerunt inhibite Iudeis, ne viderentur paganis imitare, quorum cibi fuerunt. Eciam moraliter significant inmundicias luxurie, propter que refutanda sancti elegerunt mortem dicentes: Bessir ist etc. Breslau, UB, I. Q. 363; f. 185r, 2. Hälfte 15. Jh. (Proverbia Fridanci, 414). Verwendung: - (E) quod ad me attinet, iam pridem mihi decretum est neque exercitus neque ducis terga tuta esse. proinde et honesta mors turpi vita potior, et incolumitas ac decus eodem loco sita sunt; nec inglorium fuerit in ipso terrarum ac naturae fine cecidisse Tacitus: Agricola, 33, 6. - (E) „Absit“, inquit, „optimi commilitones, ut hodie faciam, quod numquam feci, scilicet ut inimicis meis terga vertam et gloria nominis nostri infametur. Melius nobiliter mori, quam ignominia vitam servare […].“ Regino von Prüm: Chronica, S.107. - (E) A ses humes dist en riant: / „Mielz vuil jo en biere gesir / E en lunge enferté languir, / Que estre sain e en vertu / E estre a desonur vencu. / Mult valt mielz murir a enur / Que lunges vivre a desonur. / […]“ Wace: Roman de Brut, 8924-8930. - (E) Ascânjus der junge man, / die helide trôsten began. / Dô sprach der helt mâre, / daz es noch arger ware, / daz si mit schanden storben, / danne si rGm erworben / vnd wolden wol genesen Heinrich von Veldeke: Eneit, 190, 1-7. - (E) leit ein man mit eren tot, / daz ist ein loberlicher not, / denne er sin ere uf gebe / und dar nach læsterliche lebe. / so er vil schande erwirbet / und in den schanden stirbet, / - man enwelle iz danne verchern -, / so læge er baz mit eren Der Stricker: Wolf und Gänse, 147-154. - (E) „Owê dirre schanden!“ sprach der künec Gêrnôt, / „ê daz ich in laster lebete, vil lieber wære ich tôt.“ Rosengarten zu Worms A, 295, 1f. - (Br) Viriliter agite, et confortetur cor vestrum, omnes, qui speratis in domino! So ein frumer ritter ein lereknappen bi der hant also geweffenten in den ring stritberlicher Fbung des ersten in fFret, so weget er sin h?bt und sprichet zG im: neina, zier helt, nu tG húte als ein frumer man und gebar kechlich und strit frilich! Las dir din hertze nút enpfallen: es ist besser erlich sterben, denn unerlich leben. So der erste just úbertruket wirt, so wirt es lihter.“ Alsus geistlich ermFtet der kFne ritter David einen iegliechen erst anevahenden menschen, und fFret in in den ring des geistlichen strites Seuse: Großes Briefbuch, 17. Brief, 459, 10-19. - (L) Ich man dich, lieb, der wort / mit williklichem trost. / bedenck das kleglich mort, / da mit ich werd erlost! / Vil besser ist mit eren kurz gestorben zwar, / wann mit schanden hie gelebt zwai hundert jar Oswald von Wolkenstein, 65, III, 1-6. - (E) Nun ist mein rat des ersten, das wir all erschrockenlichheit verlassen vnd vnser gemüt stercken, das wir jnen nit vnderwürffig werden. Dann das wär vns vnd vnsern kinden ewige schand. Nun sprechen die wysen: Besser ist eerlich gestorben, dann schantlich vnd in widerwertigkeit gelebt Antonius von Pforr: Buch der Beispiele, 102, 12-16. - (S) B+ter wol gestorven dan ovel gelevet. Rite mori praestat quam vivere turpiter aevum Tunnicius: Sprichwörtersammlung, 373. - (Dr) Hab ich gethon diß kleglich mort / An meinem kind mit diesem messer. / Dacht: ehrlich sterben ist vil besser, / Denn schendtlich leben lange tag Sachs: Virginia, S. 16, 17-20. Vgl. den biblischen Hintergrund: - at ille gloriosam mortem magis quam odibilem vitam amplectens voluntariae praeibat ad supplicium II Mcc 6,19 - Aber er wolt lieber ehrlich sterben, denn so schendlich leben, vnd leid es gedFltig Luther: Deutsche Bibel, XII, 2. → Er 9362. Literatur: Nöcker/Rüther 2002, S. 109: „Mikrotext“. TPMA XI s.v. TOD 5.3.2.1. Ehrenvoller Tod ist besser als ein Leben in Schande [führt diese Textstelle an]. Walz 1892, S. 340: „Sentenz“. Wander IV s.v. Sterben, Nr. 13.
Querverweise
2 Artusromane nach 1230
Textstelle 13108 [Herles 13086] in urliuge man verliesen sol und gewinnen, sô man mac.
13110 [Herles 13088] swer ie manheit gephlac, der sol sîn leit ze mâzen klagen.
13112 [Herles 13090] guot trôst erküenet manegen zagen.
13115 [Herles 13093] ez sterbent niwan die veigen.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Ardan von Rivelanze rät Ekunaver trotz der Niederlage des Grafen Galvan zu weiteren Angriffen (Ardans Rat).
Gewinn und Verlust gehören zum Krieg.
Ardan von Rivelanze rät Ekunaver trotz der Niederlage des Grafen Galvan zu weiteren Angriffen (Ardans Rat).
Ein Mann soll Trauer maßvoll äußern.
Ardan von Rivelanze rät Ekunaver trotz der Niederlage des Grafen Galvan zu weiteren Angriffen (Ardans Rat).
Hoffnung macht den Feigen tapfer.
Ardan von Rivelanze rät Ekunaver trotz der Niederlage des Grafen Galvan zu weiteren Angriffen (Ardans Rat).
Nur die zum Tode Bestimmten müssen sterben.
2.1 Der Pleier: Garel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz
Querverweise 16030-16033.
Verwendung: - (E) coustume est bien de guerre et de mainte autre owraigne / que(l) cel pert une foiz qui autre foiz gaaigne Wace: Roman de Rou, 2, 3213f. - (E) Do die boten sahin / […] / das David so zúrnig was, / si sprachin: „herre, Urias / hat leidir ouh den lip virlorn!“ / do begunde semphtirn sih sin zorn, / er wart vroidin riche / und gebarte vrœliche, / als ez da wart in allin schin. / er sprah: „diz mGz eht alliz sin, / swer urlúgis beginnet, / das der eteswenne gewinnit / und eteswenne virlúsit […].“Rudolf von Ems: Weltchronik, 28817-28829. → JT 2082,4 → GTr 366. Literatur: Huizinga 1975, S. 334f. Paul 1998, § 315, Anm. 2: „sol mit dem Infinitiv kann vereinzelt gnomische Bedeutung haben“. TPMA VI s.v. KAMPF 2.3. Gewinnen und verlieren gehören zum Krieg [führt diese Textstelle an]. Walz 1892, S. 340: „Sentenz“. Wander II s.v. Kampf, Nr. 6. *198; *202; 16254f.; 16471; *16493; 16496Formulierungstradition: - (E) Gamelerot sprach: „sælig man, / h=re der clage! der ist gnGg. / ez ist an dir ein unfGg: / 16498; 16517man sol sin leit ze maze clagen, / sin liep mit triwen nahe tragen. / da von la die clage sin! / 16523; *16546; *19998; 20240[…].“ Ulrich: Rennewart, 31460-31465. 20243. Verwendung: - (E) kunic Ruodolf daz wol bedâht, / swie leit dem manne geschiht, / daz im daz füeget niht,/ daz er klage als ein wîp: / sînes tôten sunes lîp / klaget er menlichen Ottokar von Steiermark: Steirische Reimchronik, 18882-18887.
Sentenz
Literatur: TPMA VIII s.v. MANN 1.1.5. Ein Mann soll nicht (wie eine Frau) wehklagen und weinen [führt diese Textstelle an]. Walz 1892, S. 340: „Sentenz“. Wander II s.v. Klage, Nr. 8. 1127-1131; 15184-15188; 16555-16564; Formulierungstradition: - (E) wir sulen hôhen muotes rât / den liuten künden unde sagen:/ guot trôst erküenet manigen 16578f. zagen Wolfram: Willehalm, 268,28-30.
Sentenz
Vgl. die Sentenz: - (Br) Spes bona det vires Ovid: Epistulae Heroidum, 11, 63. Literatur: Friedrich 2006 s.v. zage, S. 482. TPMA VI s.v. HOFFEN 1.2. Hoffnung verleiht Kraft und verschafft gutes Gelingen. Walther, 30180. Walz 1892, S. 340: „Sentenz“. Wander II s.v. Hoffnung, Nr. 33.
Sprichwort Formulierungstradition: - (E) swer mich wil striten leren, / der sol vil prises han erstriten. / unpris der hat mich noch vermiten, / swie ich nu hie gewirbe. / fFr war ich hiut erstirbe, / oder ich gerite iu so vor / daz min pris vil hohe enbor / mGz vor iwerm prise sweben. / ich will iu die lere geben / und nach dem prise zeigen: / ez sterbent nit wan veigen Ulrich: Rennewart, 8290-8300.
5290-5294; *8087; 13048f.
2 Artusromane nach 1230
Textstelle
16493 [Herles 16467] daz heiz ich wîslîch getân; wan mit klagen nieman kann sîn nôt überwinden.
16546 [Herles 16520] man sol den biderben man dâ bî erkennen, ob er sîn leit reht und redelîchen treit. dâ von wirt er geprîset.
Kontext
Überlieferung
Helpherich von M 16494: klage. Nasseran fordert Ekunaver nach dessen Niederlage auf, nicht zu sehr um die Gefallenen zu trauern.
Paraphrase
Durch Klagen kann man seine Lage nicht verbessern.
Ardan von Rivelan- L 16547: Da pei er- Ein rechtschaffener ze fordert Ekunaver chennen mir sein Mann erträgt sein nach dessen Nieder- lait. Leid mit Anstand. lage auf, nicht zu sehr um die Gefallenen zu trauern.
2.1 Der Pleier: Garel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
- (E) vil bitterleichen schelltten / thett er in und iach: „für das leben dein / wollt ich dy wellt nicht nemen gar für aigen!“ / der helld sprach: „du nämst gefanngen mich? / wol her, es sterben nicht wann nur die faygen!“ Fuetrer: Buch der Abenteuer, 3446, 3-7. Verwendung: - (E) wirne sculn nicht entwiche / sunter froliche / uon dem wige scaiden. / hi nerstirbet nimen wan di uaigen Pfaffe Konrad: Rolandslied, 8399-8402. - (E) „Daz wer et wir mit swerten“, sô sprach Gêrnôt. / „dâ sterbent wan die veigen: die lâzen ligen tôt. / dar umb ich niht vergezzen mac der êren mîn. / die unsern vîande suln uns willlekomen sîn“ Nibelungenlied, 150, 1-4. - (E) stürb ieman wan die veigen / sô wære ich tôt vor maneger zît Die böse Frau, 502f. - (E) Dô sprach ein wert wîser man / „juncfrowe, des müest wir laster hân, / gegæbt ir iuch unbetwungen. / manegen ritter jungen / habt ir und liute volle kraft. / wir suln unser ritterschaft / volfüeren und erzeigen. / ez geligen doch niur die veigen. / wir wellen unser heil versuochen / […].“ Ulrich von Etzenbach: Alexander, 23835-23842. - (L) Das er [sc. Gott] oft ainen sterben l"tt / Vnrechtes tods in Jungen tagen, / Darumb chain manhait sol verzagen, / W" man keckhait sol erzaigen, / Wann es sterben nur die faigen, / Die auch dahaym solten sterben. / Chain man mag preis erwerben, / Der den leib nicht wagen wil Hätzlerin: Liederbuch 2, 2, 220-227. → Iw 1298 → Wigl 10201 → JT 1936,4. Literatur: Seidl 1909, S. 22: „Trost- und Ermunterungsspruch“. TPMA XI s.v. TOD 4.1.3. Es sterben nur die Todgeweihten [führt diese Textstelle an]. Walz 1892, S. 340: „Sentenz“. Wander IV s.v. Tod, Nr. 182. *198; *202; 7694-7697; *13110; 16476f.; Verwendung: - (E) die wîsen hœre ich alle jehen, / daz trûren harte wênic tüge / und nieman überwinden 16499f.; 1651216516; *16546; müge / mit clage sînen smerzen Konrad von Würzburg: Trojanerkrieg, 23484-23487. - (S) Nil valet ad damna mentis turbatio magna. - Ain grosse clag tauget nicht / Zu dem scha- 17081. den und ist entwicht Innsbrucker Handschrift, 19.
Sentenz
Literatur: TPMA VII s.v. KLAGE 1.2.2.3. Klage überwindet Not und Schmerz nicht [führt diese Textstelle an]. Walz 1892, S. 340: „Sentenz“. Wander II s.v. Klagen, Nr. 11. *198; *202; *13110; 16254f.; 16471; *16493; Verwendung: - (E) Dehein bederbe man sol / Sin leit im zv leit lazzen / Swer sich kann gemazzen / An liebe 16496-16498; vnd an leide / […] / Der ist ein follen kumen man Herbort von Fritzlar: Liet von Troye, 2810- 16517-16523; *19998; 202402816. 20243. Literatur: TPMA VII s.v. LEID 10.1. Man gebe sich nicht zu sehr dem Leid hin (, sondern vertreibe es). Walz 1892, S. 340: „Sentenz“. Wander II s.v. Klage, Nr. 8.
Sentenz
2 Artusromane nach 1230
Textstelle 17774 [Herles 17748] manec man hât für ein kindes spil, daz er sich ein dinc nimt an, daz er niht verenden kan. dâ ist lützel êren bî.
18198 [Herles 18172] ein tumber man tuot vil dicke tumplich, edler ritter, als ouch ich.
18204 [Herles 18178] swer guot wider übel tuot, dem füeget got êr und heil und sælden ein vil michel teil.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Kei spottet vor Artus über Garels vermeintlich erfolglosen Versuch, Ekunaver auszukundschaften (Kei-Episode).
Man soll nur etwas anfangen, was man auch beenden kann.
Kei bittet Garel um Schonung (Kei-Episode).
Ein unverständiger Mensch handelt meistens töricht.
Kei bittet Garel um Schonung (Kei-Episode).
Gott belohnt diejenigen, die Schlechtes mit Gutem vergelten.
2.1 Der Pleier: Garel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz
Querverweise 528-531.
Formulierungstradition: - (L) cest geu danfant comancer sans finir Berner Liederhandschrift, 142. - (E) Pruec le vos di que jou i fui, / Sel sai par moi, non par autrui. / Jou i alai, encor m’en poise, / Que trop est de male despoise / Li castiaus et cil qui i mainent, / Que trop malement se demainent.“ / „Sire, fustes i vos navrés?“ / „Naie“, fait il, „car desarmés / Entrai es landes par congié / Ne nule coze n’i fis gié, / S’est grans depis et grans enfance / De commenchier cou quil n’asome; / Ce devons nos mout bien savoir.“ Jehan: Rigomer, 8167-8179 (Variante). - (L) Li amours naist du cuer, c’est ses drois lieus, / Ele ne vient pas des rains; nekedent / Fait uns vieus tors mieus une vake prains / C’uns veelés ki hoche et n’en kiet grains / C’est gus d’enfant koumenchier sans finer. / Li bone fins fait l’ouvrage loer Jehan Bretel: A Jehan Simon, V, 35-40. Verwendung: - (S) Ad quid ceptarit stultus, nisi cepta patrarit? Florileg von S. Omer, 17. - (E) Musarz est qui conmencier ose / Chose qu’il ne puet parfiner / Reulement se doivent mener / Genz qui el monde voelent vivre / Por lor commencement parsivre Demi ami, S. 38. - (D) Du solt dich dar an wenden / daz du mügest volenden: / swer ein dinc væhet an / daz er niht volenden kan, / der hiete mêr êre gewunnen, / hiete er es nie begunnen Der deutsche Cato, 383-388. - (E) Ich hœr, ez si der tumben spil, / Swer sich dez underwinden wil / Dez er niht volbringen kan Wirtes maere, 479-481. - (S) Laus est finire; pudor est incepta perire Werner: Sprichwörter, l27 (Hs. 15. Jh). Vgl. den biblischen Hintergrund: - Ne […] omnes qui vident incipiant inludere ei / dicentes quia hic homo coepit aedificare et non potuit consummare Luc 14,29f. - Auff das […] alle die es sehen, fahen an sein zu spotten, vnd sagen, Dieser Mensch hub an zu bawen vnd kan es nicht hinaus fFren Luther: Deutsche Bibel, VI. Literatur: TPMA I s.v. ANFANG 3.1.3. Anfangen, ohne zu beenden (beenden zu können), ist dumm und wertlos. Wander IV s.v. Thorheit, Nr. 33.
Sentenz Verwendung: - (S) De fol folie Morawski: Proverbes français, 492 (Hs. Ende 14. Jh.). Literatur: TPMA VIII s.v. NARR 2.7. Vom Narren ist nichts als Torheit (Schlechtes) zu erwarten. Walz 1892, S. 340: „Sentenz“. Wander III s.v. Narr, Nr. 951.
Sentenz Verwendung: - (G) Darnach zG einem anderen male, do ich aber vúr in bat, do vant ich in in einem vúrigen wolken. Do bat er, das ime wúrde vergeben. Do sprach ich mit aller maht zG únserm lieben herren: „Eya lieber herre, g=nne mir des, daz ich mFsse úbels mit gGtem lonen.“ Mechthild von Magdeburg, c. 41, 9-12. - (G) swa man git um ubel gut, / daz ist vor gote ein demut. / nu schriet alle sunder spot: / Iesus Cristus ist ein got / der himele und der erden, / so sal uch baz werden Passional, 97, 76-81. - (G) Jacobus der gewer / gab in urlab do / und sprach zG Syleto: / „lösz uff den maister dein, / mit güt gilt im die übel sein!“ Buch der Märtyrer, 13193-13197. - (D) Wort g(ndt vmb wort / ist narren wisz / GGts g(nt vmb b=sz / hatt hohen prisz / Wer gibt
5527-5539; *11399; 18186f.
2 Artusromane nach 1230
Textstelle
19108 [Herles 19082] swaz mir liebes ie geschach, daz het mit leit ein ende.
19998 [Herles 19970] ich hân vernomen, daz ieman sol sîn leit klagen ze sêre[;] swer welle haben êre, der sî sînes lîbes [lies mit L: liebez] niht ze geil.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Ekunaver beklagt im Gespräch mit Artus den Tod seiner Kampfgenossen.
Freude endet in Leid.
Ardan von Rivelan- L 20001: liebez. ze begründet seine Versöhnung mit König Artus.
Man soll sich in der Trauer und in der Freude mäßigen.
2.1 Der Pleier: Garel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
das b=s vmb gGtes vsz / Dem kumbt b=s / nyemer vsz sym husz Brant: Narrenschiff, 68,11- 14. - (S) B=ß mGß man mit gGtem vberwinden/ vnnd nitt teuffel mit teuffel schlagen/ Wolff mit wolff fahen Franck: Sprichwörter, I, 31r (S. 59, Z. 8f.). Vgl. den biblischen Hintergrund: - noli vinci a malo sed vince in bono malum Rom 12,21 - Laß dich nicht das bose vberwinden, sondern vberwinde das bose mit gutem Luther: Deutsche Bibel VII. Literatur: Schulze 1987, S. 171, Nr. 254. TPMA X s.v. SCHLECHT 6.11.3. Böses mit Gutem vergelten [führt diese Textstelle an]. Walz 1892, S. 340: „Sentenz“. Wander I s.v. Böse (das), Nr. 33. Zingerle 1864 s.v. thun, S. 148 [führt diese Textstelle an]. 120-126; 546549; 1508-1511; 2963f.; 8488Formulierungstradition: - (E) Diu vil michel êre was dâ gelegen tôt. / die liute heten alle jâmer unde nôt. / mit leide was 8497; 16263f.; verendet des küniges hôhgezît, / als ie diu liebe leide z’ aller jungeste gît Nibelungenlied, 16526-16543. 2378, 1-4.
Anspielung auf eine Sentenz
Verwendung: - (E) Quo facto, equm ipsum in ciuitatem Troyam ciues cum multo gaudio introducunt. Sed non est nouum ut extrema gaudii luctus occupet, cum Troyani ciues et maiores eorum ex cecis insidiis facti ceci non equm, licet equm fata statuerunt, sed mortem pocius eorum uisceribus inpressissent Guido de Columnis: Historia destructionis Troiae, 232. - (E) Anno Domini MCCLXXIIII. Imperator Constantinopolitanus Baldewinus quosdam nobiles VII numero invitaverat secum ad mensam suam liberaliter ad prandendum; sed hec extrema gaudii luctus occupavit. Nam in ipso eodem prandio prefato reverendo atque catholico et christiano imperatori acutissimum ac mortiferum venenum propinatum est, de quo tam ipse quam alii […] eodem die mortui omnes carnis debitum persolverunt Cronica S. Petri Erfordensis moderna, S. 263, 28-264, 4. - (E) […] Sunt forte sorores, / Rex, tibi, quas referat fortune iniuria nostre / Ante oculos, invicte, tuos: namque et sua nobis / fata fuisse vides; succedunt tristia letis Petrarca: L’ Africa, 5, 89-92. - (D) je mer dir liebes wirt, je mer dir leydes widerfert. Hettestu dich vor liebes vberhaben, so werestu nun leydes vertragen. Je grosser lieb zu bekennen, ye grosser leyt zu emperen lieb. Weyp, kint, schacz vnd alles jredisch gut muß etwas frewden am anfang vnd mer leydes an dem ende bringen. Alle jrdische lieb muß zu leyde werden. Leyt ist liebes ende, der frewden end ist trawren, nach lust vnlust muß kommen, willens ende ist vnwillen. Zu sollichem ende lauffen alle lebendige ding. Lere es baß, willtu von kluckheyt gaczen! Johannes von Tepl: Der Ackermann, 12. Kapitel (S. 24, Z. 19-28). → Tan 3886. Literatur: Friedrich 2006 s.v. liebe, S. 270. TPMA III s.v. FREUDE 1. Enge Verbindung und Aufeinanderfolge von Freude und Leid. 1.1. Allg. Wander I s.v. Freude, Nr. 6. *198; *202; *13110; 16254f.; 16471; 16496Formulierungstradition: 16498; 16517- (E) „Sweige!“ sprach der alte „vnd gehab dich noch wol. / seines leides niemand sich ze 16523; *16546; Mbele gehaben sol; / der man sol seines liebes auch niht sein ze fro: / was wir darumbe taeten, 20240-20243. so waer im doch also.“ Wolfdietrich A, 397, 1-4. - (E) Im geschach als ainer sprach / Der sich verstGnt des besten wol / „Nieman sines liebes sol / Ze sere vr?wen sinen mGt, / Och ist es dem man niht gGt / Das er sin lait so sere clage /
Sentenz
2 Artusromane nach 1230
Textstelle
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
2.1 Der Pleier: Garel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Das er an vr?den gar verzage: / Dur liep, dur lait sol nieman sich / Vergahen! das ist wizeclich. / […].“ Rudolf von Ems: Willehalm von Orlens, 9122-9130. Verwendung: - (E) E por ço dit li vilain veir: / „L’um ne deit dolur surdoleir / Ne nule joie surjoїr / Ke aprés dol pot joie venir / E aprés joie grant dolur.“ Hue de Rotelande: Ipomedon, 1043910443. - (G) ouch ist uns dicke geseit, / ez sî ein grôz saelicheit, / swer sîne vreude unt sîn chlagen / in rehter mâze chunne tragen, / sî sînes liebes niht ze vrô / unt chlage sîn leit alsô, / daz er sîn iht mêre Konrad von Fussesbrunnen: Kindheit Jesu, 1625-1631. - (E) Dehein bederbe man sol / Sin leit im zv leit lazzen / Swer sich kann gemazzen / An liebe vnd an leide […] Der ist ein follen kume man Herbort von Fritzlar: Liet von Troye, 28102816. - (S) Nul duel sordoleir ne nule joye sorjo:r Morawski: Proverbes français, 1403 (Hs. 13. Jh.). Literatur: Leitzmann 1942, S. 168 [führt diese Textstelle an]. TPMA III s.v. FREUDE 9.4. Man freue sich mit Mass und ohne Übermut. Ebd. VII s.v. LEID 10.1. Man gebe sich nicht zu sehr dem Leid hin (, sondern vertreibe es). Wander II s.v. Klage, Nr. 8.
Querverweise
2 Artusromane nach 1230
Auswertung Die Sentenzen und Sprichwörter des ›Garel‹ sind Bestandteile eines lehrhaften, auf die Demonstration mustergültiger Redesituationen angelegten Darstellungsmodus, der vor allem auf die Bereiche der Herrschaftsausübung und des höfischen Verhaltens gerichtet ist. Sie werden vom Pleier in seinem ersten und umfangreichsten Roman punktuell, d.h. nicht für eine fortlaufende Kommentierung und Rezeptionssteuerung des Erzählten genutzt. Frequenz: Der ›Garel‹ enthält insgesamt 39 Sentenzen und Sprichwörter (inkl. Anspielungen). Bei 21310 Versen ergibt dies pro Beleg eine durchschnittliche Dichte von 546 Versen. Neun der Belege (23%) sind sprichwörtlich: – Sprichwörter: 2; Anspielungen auf ein Sprichwort: 7. – Sentenzen: 24; Anspielungen auf eine Sentenz: 6.
In folgenden Passagen ist eine Häufung von Belegen festzustellen: (1) Beratung am Artushof: 156; 198; 202; 412; 418; 457. (2) guot-Exkurs: 10595; 10599; 10604; 10609; 10611; 10614. (3) Ardans Rat an Ekunaver: 13108; 13110; 13112; 13115.
Nicht in die Tabelle aufgenommen wurden nach den zugrunde gelegten Begriffen folgende in der Forschung als sentenzhaft oder sprichwörtlich klassifizierte Stellen: 1900: Walz 1892, S. 340; 3772: Walz 1892, S. 340; 4808: Walz 1892, S. 340; 4892: TPMA XI, S. 270, Nr. 115; Walz 1892, S. 340; 5824: Walz 1892, S. 340; 6602: Walz 1892, S. 340; 6747: Walz 1892, S. 340; 7831: Walz 1892, S. 340; 12558: Walz 1892, S. 340; 17223: Walz 1892, S. 340.
Sprecher: Auf den Erzähler entfallen neun, auf die Figuren 30 Belege (77%). Die Figurenbelege werden ausschließlich von (neun) männlichen Figuren gesprochen. Von ihnen tritt Garel mit elf Belegen am häufigsten und in verschiedenen Handlungszusammenhängen als Sprecher von Sentenzen und Sprichwörtern auf. Es folgen Ardan von Rivelanze mit sechs sowie Keie und Artus mit je drei Belegen. Die Figuren sind, gemessen an der Sentenz- und Sprichwortverwendung der in diesem Handbuch untersuchten Texte, mit 77% der Belege überdurchschnittlich vertreten. Von den wenigen Erzählerbelegen stehen überdies allein sechs (67%) im guot-Exkurs. Der Erzähler tritt also, gemessen am Umfang des Romans, als
2.1 Der Pleier: Garel
Sprecher von Sentenzen und Sprichwörtern wenig in Erscheinung, wobei allerdings zu berücksichtigen ist, daß der Prolog des Romans nicht überliefert ist. Verw endung: Die Figuren verwenden Sentenzen und Sprichwörter auffallend häufig in Situationen, die in unmittelbarem Zusammenhang mit zurückliegenden oder bevorstehenden Krisen oder Konflikten stehen. So demonstriert etwa Garel in einem Beratungsgespräch nach der Entführung Ginovers gegenüber Artus seine Entschlossenheit, die Königin zurückzubringen (156), und spricht ihm Trost zu (198; 202). Gleiches gilt für Ardan bzw. Helpherich im Gespräch mit Ekunaver nach der Niederlage des Grafen Galvan (13108; 13110; 13112, 13115) sowie nach Ekunavers Niederlage gegen Garels Truppen (16493; 16546). Vor allem Garel greift wiederholt auf Sentenzen zurück, um im Hinblick auf bevorstehende Auseinandersetzungen seine Entschlossenheit und Zuversicht auszudrücken (1157; 2756; 8087) oder seine Leute zum Kampf anzutreiben (12948). Zur Provokation des Gegners werden Sentenzen und Sprichwörter im Gespräch vor dem Zweikampf zwischen Garel und dem Riesen Malseron eingesetzt (11315; 11399). Der Sentenz- und Sprichwortgebrauch der Figuren dient im ›Garel‹ somit vor allem dazu, das Idealbild des höfischen Kämpfers und Ritters zu profilieren. Die Figuren gewinnen durch ihren Sentenz- und Sprichwortgebrauch kaum distinkte Konturen. Nuanciert ist einzig Keis Sentenzgebrauch, der Garel zunächst verspottet (17774) und nach seiner Niederlage gegen ihn rhetorisch geschickt auf gnomisches Wissen rekurriert, um Schonung zu erbitten (18198; 18204). Der Erzähler tritt als Sprecher von Sentenzen nur im guot-Exkurs besonders hervor, indem er in moralisierend-didaktischer Pose zum rechten Umgang mit weltlichem Besitz auffordert und über das Verhältnis von milte, weltlichem Ansehen und Seelenheil räsonniert. Wie bei den Figuren liegt auch beim Erzähler ein Schwerpunkt auf der Vermittlung herrschaftlich-höfischer Verhaltensregeln. Die übrige Sentenzverwendung durch den Erzähler setzt keine besonderen Akzente. So bestätigt er mit dem Hinweis auf den Hochmut des von Garel getöteten Riesen Purdan (7007) nur eine bereits zuvor von seinem Protagonisten vorgetragene Wertung (6357). Überlieferung: Die Abweichungen der Überlieferung lassen den Sentenzstatus der Belege unberührt. In einem Fall (19998) wurde der geprägte Wortlaut der Sentenz durch den Herausgeber entstellt. Themen: Folgende inhaltliche Schwerpunkte des Textes werden auch in Sentenzen und Sprichwörtern reflektiert: – Halten von Versprechen: 457; 11315.
2 Artusromane nach 1230
– Hochmut (superbia): 2756; 6357; 7007. – Umgang mit Besitz: 10595; 10604; 10609; 10611; 10614. – Umgang mit Leid: 198; 202; 949; 13110; 13112; 16493; 16546; 19998.
Stil: Von den 24 Vollsentenzen im ›Garel‹ läßt sich nur für sechs eine Formulierungstradition nachweisen. Der Pleier findet offensichtlich eigene Formulierungen auf der Grundlage gängigen Erfahrungs- und Orientierungswissens. Das Formulierungsmuster der Sentenzen ist variabel; allerdings ergibt sich ein hoher Anteil von einzügigen1 (z.B. 11963) und zweizügigen2 Sentenzen (z.B. 10595). Relativ häufig finden sich Prägungen mit suln (z.B. 11315); demgegenüber sind swer-der-Formulierungen selten. Hinsichtlich des Sentenzumfangs überwiegen zweiversige Sentenzen. An Rahmenelementen, die das Vorliegen von Orientierungs- oder Erfahrungswissen signalisieren, sind zu verzeichnen: Einleitungselemente: – ein dinc ich wol wizzen kann: … (zu 412; Artus) – dâ gedenken an die rîchen / und wizzen sicherlîchen, … (zu 10614; Erzähler) – daz heiz ich wîslîch getân; / wan … (zu 16493 Helpherich von Nasseran) – ich hân vernomen, daz … (zu 19998; Ardan von Rivelanze) Ausleitungselemente: – … daz ist mîn rât (zu 202; Garel) – … daz was wol an dem wirte schîn (zu 949; Erzähler) – … als ouch ich (zu 18198; Kei)
Vorlage: Wenngleich der ›Garel‹ als Reaktion auf den ›Daniel‹ des Stricker gilt, finden sich im Hinblick auf den Sentenzgebrauch nur wenig signifikante Bezugspunkte. So wird das im ›Daniel‹ bedeutsame Thema der list im ›Garel‹ nicht aufgegriffen. Umgekehrt bietet der ›Daniel‹ kein Vorbild für die Themenbereiche der superbia sowie des rechten Umgangs mit Leid, denen im ›Garel‹ eine Vielzahl von Sentenzen gewidmet sind. Ein gemeinsamer Schwerpunkt, der in beiden Texten in Sentenzen reflektiert wird, betrifft den rechten Umgang mit Besitz (›Daniel‹: 23; 30; 7243; 7254; ›Garel‹: 10595; 10604; 10609; 10611; 10614).
1 2
Als einzügig wird eine aus einem Syntagma bzw. einem einfachen Hauptsatz bestehende Vollsentenz verstanden. Als zweizügig wird eine aus einem Haupt- und einem Nebensatz bzw. zwei Hauptsätzen bestehende Vollsentenz verstanden.
2.1 Der Pleier: Garel
Signifikante wörtliche Übereinstimmungen hinsichtlich der in beiden Texten verwendeten Sentenzen und Sprichwörter finden sich nicht. Besonderheiten: In einem Fall zitiert der Pleier eine von Wolfram geprägte Sentenz (1004). Die Kontrahenten Ekunaver und Garel verwenden die gleiche Sentenz, um ihre Entschlossenheit auszudrücken (12442) bzw. um ihr Gefolge zum Kampf anzutreiben (12948). Ansätze zu einer Problematisierung des in den Sentenzen und Sprichwörtern vermittelten Orientierungswissens bzw. des Umgangs mit ihm finden sich nur in einer Szene, als Artus im Gespräch mit Ekunavers Boten Karabin seine Maxime, ein gegebenes Wort um jeden Preis zu halten, mit einer Sentenz bekräftigt (457), obgleich er kurz zuvor Opfer eines voreiligen Versprechens geworden ist.
2.2
Der Pleier: ›Tandareis und Flordibel‹
Literarische Rückbezüge auf den ›Garel‹ erlauben die Annahme, daß es sich bei dem in der Ausgabe von KHULL 18339 Verse umfassenden ›Tandareis‹ um den zweiten der drei im Zeitraum zwischen 1240 und 1270 entstandenen Artusromane handelt,1 die unter dem Verfassernamen ›Der Pleier‹ überliefert sind. Inhalt: Nach einem Prolog (1-160) erzählt die Dichtung die Geschichte von Tandareis und Flordibel, die sich verlieben, getrennt werden und am Schluß endgültig zusammenfinden. Flordibel, eine aus Indien an den Artushof gekommene Prinzessin, erwirkt von Artus das Versprechen, jeden Mann zu töten, der ihre minne erlangt (161-654). Als es dennoch zu einer Liebesbindung mit dem ihr von Artus zugewiesenen Knappen Tandareis kommt, fliehen beide zu Tandareis’ Vater Dulcemar nach Tandernas (655-1596). Artus will sein Versprechen halten und belagert Tandernas, wobei sich Tandareis durch Siege über einzelne Artusritter auszeichnen kann (1597-3176). In einer Gerichtsverhandlung wird beschlossen, Flordibel, die bisher von Tandareis nicht berührt worden ist, in Ginovers Obhut zurückzulassen, während Tandareis sich auf einer Aventiurefahrt zu bewähren hat (3177-4056). Gleich zu Beginn der Fahrt wird Tandareis so schwer verwundet, daß er ein halbes Jahr vom Kaufmann Todila gepflegt werden muß (4057-4890). Anschließend erwirbt er die Herrschaft über Malmontan und befreit dabei eine große Zahl Gefangener (4891-7969). Da Tandareis erneut aufbricht, erfährt er zunächst nichts davon, daß ihm inzwischen erlaubt worden ist, an den Artushof zurückzukehren (7970-8300). Er wird in eine helfe-aventiure für die Königin Albiun verwickelt (8301-10140) und befreit im Anschluß die Jungfrau Claudin (10141-10686). Dann jedoch gerät er in die Gewalt Kandalions, der ihn in den Hungerturm Malemort werfen läßt, aus dem ihn Kandalions Schwester Antonie heimlich in die Sicherheit ihrer Gemächer bringt (10687-11660). Weil man Tandareis am Artushof vermißt, läßt Artus in der Hoffnung auf sein Erscheinen allmonatlich ein Turnier ausrichten (11661-11934). Tandareis nimmt als schwarzer, roter und weißer Ritter an drei Turnieren teil und kehrt jeweils unerkannt nach Malemort zurück (11935-14442). Nachdem Flordibel im roten Ritter ihren Geliebten erkannt hat, wird Kandalion durch einen von Artus ausgesetzten Preis bewegt, Tandareis an den Artushof zurückzubringen (14443-14943). Vor die Wahl gestellt, entweder Claudin, Antonie oder Flordibel zur Frau zu nehmen
1
Den terminus post quem bildet mit Blick auf den ›Garel‹ in jedem Fall Strickers ›Daniel‹; vgl. KERN, 2VL, Bd. 7, Sp. 729f.
2.2 Der Pleier: Tandareis
(14944-16152),
wählt er Flordibel und tritt mit ihr schließlich die Herrschaft in Malmontan an (16153-18339).2
Sechs Textzeugen. D: Dietfurt (Altmühltal), Bibliothek des Franziskanerklosters, 8o Manuscr. 1, Mitte/Ende 14. Jh.; H: Hamburg, SB/UB, Cod. germ. 11, 1446; h: Heidelberg, UB, Cpg 370, Ende 15. Jh.; k: Köln, Stadtarchiv, W* 46, 1476; M: München, BSB, Cgm 577, 2. H. 15. Jh.; St. Gallen, Vadiana, ohne Sign., 14. Jh. (?).3 Zugrunde gelegt wird die Ausgabe von KHULL (Pleier: Tandareis).
2 3
Einen strukturierten Handlungsüberblick bietet CORMEAU 1990, S. 28f. Vgl. ACHNITZ (Konrad: Gauriel), S. 54, Anm. 113.
2 Artusromane nach 1230
Textstelle 1 Swer wîse ist âne sælikeit daz ist verborgen herzeleit
3 sinne ân sælde ist gar verlorn.
Kontext
Paraphrase
Der Erzähler stellt H 1: Der wyss. fest, daß auch kluge Menschen auf Glück angewiesen sind (Prolog).
Klugheit ohne Glück führt zu Kummer.
Der Erzähler stellt fest, daß auch Verstand auf Glück angewiesen ist (Prolog).
Verstand vermag nichts, wenn das Glück fehlt.
Der Erzähler stellt fest, daß das Schicksal bestimmswer zarbeiten ist geborn der gewinnet selten guot gemach. ten Menschen ein beschwerliches Leben bereitet (Prolog). 4
Überlieferung
Wer zur Mühe bestimmt ist, hat kein bequemes Leben.
2.2 Der Pleier: Tandareis
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz Verwendung: - (D) Swâ witze ist âne sælekeit, / dâ ist niht wan herzeleit Freidank: Bescheidenheit, 79,9f. - (D) Rîche pfaffen predigent wol, / Die armen nieman hœren sol: / Wenne ir predigen ist unmêre, / Die wîle der biutel in ist lêre. / Uf erden nieman wart sô wîse, / Wil man sîn wort, sîn werc niht prîse, / Er müeze verderben an sînen witzen / Und ofte in jâmer trûric sitzen, / So er zühte und künste hât kleinen danc: / Dâ von sprach her Fridanc: / „Swâ witze ist âne sêlikeit, / Dâ ist verborgen herzeleit.“ Hugo von Trimberg: Der Renner, 17865-17876.
Querverweise *3; *4101; *4105; *10238; *10249.
Literatur: TPMA V s.v. GLÜCK 7.2.4. Glück ist mehr wert als Weisheit, Verstand und Rat [führt diese Textstelle an]. Wander V s.v. Weisheit, Nr. 100.
Sentenz Verwendung: - (L) Swer Got minnet alse er sol, / der hât erwelt daz beste teil. / sælde enbirt der wîsheit wol: / waz hilfet wîsheit âne heil? Namenlos h, 13, 1-4. - (E) ouch sprach meister Vrîdanc / gelücke enwelle zuo dem man, / sô hilfet niht swaz er kan. / doch dar umbe sol ein man / nâch sælden werben swâ er kan, / wan des harte vil geschiht, / swar nâch man den man werben siht, / daz im daz lîht aller meist / wirt nâch rehter volleist Rudolf von Ems: Alexander, 20632-20640. - (L) Withowt my favour þer is no thyng wonne: / Many a mater haue I browght a[t] laste / To good conclusion/ þat fondely was begonne, / & many a purpose bownden sure & faste / With wyse provision/ I haue ouer-caste; / With-owt good happe, þer may no wit suffise: / Better is to be fortunate than wise Morus: Fortune, 8-14. - (E) will gluck nit zum man, / so hilfft nicht, was er kan. / doch nieman geleben mag / dreissig jar vnnd ainen tag, / jm zerrin leibs oder guts, / weißhait oder muts Keller: Schwänke, 52, 3-8.
*1; *4101; *4105; *10238; *10249.
Literatur: TPMA V s.v. GLÜCK 7.2.4. Glück ist mehr wert als Weisheit, Verstand und Rat [führt diese Textstelle an]. Wander I s.v. Glück, Nr. 768.
Sentenz Verwendung: - (G) CVr queris quietem; cum natus sis ad laborem? Pone te ad pacienciam magis quam ad consolaciones : et ad crucem portandam magis quam ad leticiam Thomas von Kempen: De Imitatione Christi, II, 10, 1-3. Vgl. den biblischen Hintergrund: - nihil in terra sine causa fit et de humo non orietur dolor. homo ad laborem nascitur et avis ad voatum Iob 5,6-7 - Denn mFhe aus der erden nicht gehet, vnd vngluck aus dem acker nicht wechset. Sondern der mensch wird zu vnglFck geborn, wie die v=gel schweben empor zu fliegen Luther: Deutsche Bibel, X, 1, Hiob 5,6f. Literatur: TPMA I s.v. ARBEIT 4.2. Mühe und Arbeit sind selten mit Glück und Freude verbunden [führt diese Textstelle an]. Wander IV s.v. Unglück, Nr. 447.
8730f.
2 Artusromane nach 1230
Textstelle 6 dem zallen dingen ist ze gâch mit liebe oder mit zorne der ist der verlorne.
12 swer aber mit der liebe wil sîn ze gæhe, dêst niht guot.
50 die liute sint niht glîch gevar, alsô ungelîch ist ir muot.
Kontext Der Erzähler warnt vor übereilten Handlungen (Prolog).
Überlieferung H 7: lib.
Paraphrase Übereiltes Handeln führt zu Schaden.
Der Erzähler warnt vor übereilter Liebe (Prolog).
Übereilte Liebe ist schädlich.
Der Erzähler rät H 50: lit. Frauen, sich vor schlechten Männern in acht zu nehmen (Prolog).
Die Gesinnungen der Menschen sind so verschieden wie ihr Äußeres.
2.2 Der Pleier: Tandareis
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
9-11; *12; 2170Sentenz 2176; 2506; 2573; 5678f.; Verwendung: - (S) „Ne quid agas nimium vehemens!“ reor utile primum Werner: Sprichwörter, n13 (Hs. 5932-5936; 13390f.; 14774Ende 12. Jh.). - (S) Ze manegen dingen ist mir gâch, / daz mich geriuwet dar nâch. / Unrehtiu gæhe scha- 14777. den tuot, / reht gebite diu ist guot Freidank: Bescheidenheit, 116,19-21. - (D) ein herre sol haben dise lere, / daz im niht gach wesen sol: / ane rat tGt selten iemen wol Thomasin von Zerklære: Der welsche Gast, 13648-13650. - (E) Dur liep, dur lait sol nieman sich / Vergahen! das ist wizeclich. / Es ist war: so ie gaher, / So ie gar unn(her! Rudolf von Ems: Willehalm von Orlens, 9129-9132. - (D) Swenne dîn gesinde dich / erzürne, lieber sun, sô sich, / daz dir werde iht sô gâch / daz dich geriuwe dar nâch Der Deutsche Cato, 223-226. - (E) Lat dy nummer zin to ga! / Dar volget dicke scade na. / Lere myd tuchten bidden, / To allen dingen myd zeden! Schule der Minne I, 107-110. Literatur: Friedrich 2006 s.v. gâch, S. 153. Tomasek 1993, S. 43f. TPMA II s.v. EILE 3.1. Man tue nichts übereilt. Walther, 16077. Wander I s.v. Eile, Nr. 10.
Anspielung auf eine Sentenz
*6; 9-11; 13741386.
Formulierungstradition: - (E) Do sprach diu grâvinne: / „mir ist leit, daz ich mich minne / ie underwant sô verre. / ich vürhte daz mir gewerre. / swem zuo der minne ist ze gâch, / dâ gât vil lîhte schaden nâch. / swer sich an stæte minne lât, / ich sage wie ez dem ergât. / als der ein netze stellet / und selbe dar în vellet, / also vâhent si selbe sich. / des wil ich bewaren mich.“ Moriz von Crâun, 13391350. Verwendung: - (L) Niemen sol an vrowen sich vergâhen. / des wart ich wol inne: mirst diu mîne gram. / der getrat ich leider alsô nâhen, / daz ich ûz ir hende ein glesîn grüffel nam / […] / daz wart mir verwizzen sît nâch grôzem mîme unheile Neidhart, WL 9, II, 1-6. - (E) Wem ir vil reinen, süezen wip / welt ze freuden iwern lip / ze staeter liebe wellent geben / und wem ir welt ze willen leben, / daz sult ir gar bedenchen e, / e daz diu afterriuwe erge; / iu ist ze gaeher liebe gach, / da chumt diu afterriwe nach Ulrich von Liechtenstein: Frauendienst, 1820, 1-8. - (Inschrift) gehe liebe ist bald zergangen Bildteppiche, II, 57. - (S) G(he lieb/ lange feindtschafft/ Bald auffzuckt/ bald hingeworffen/ Was bald reiff/ das helt nit steiff Franck: Sprichwörter, II, 14r (S. 253, Z. 34f.) Literatur: TPMA VII s.v. LIEBE 5.3.1. Jähe Liebe vergeht schnell und wird zur Feindschaft. Wander III s.v. Liebe, Nr. 227.
Sentenz Verwendung: - (Dr) CRA. ego quae in rem tuâm sint ea velim facias. mihi sic hoc videtur: quod tĕ ăbsente hic filius egit, restitui in integrum aequomst et bonum, et id impetrabi’. dixi. DE. dic nunc, Hegio. HE. ego sedulo hunc dixisse credo; verum itast, quot homines tot sententiae: suo quoique mos. mihi non videtur quod sit factum legibus rescindi posse; et turpe inceptust Terenz: Phormio, 449-456 (II, iv, 9-16). - (S) Quanti sunt homines tot varii sunt sibi mores Freidank (Graz), 191.
11220-11222.
2 Artusromane nach 1230
Textstelle
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
829
Tandareis fleht Frau Minne an, ihm bei vrow Minne, wis mîn bote hinz ir. der Werbung um dû maht wol gehelfen mir, Flordibel zu helfen. nim si in dîn meisterschaft! wan ich weiz wol daz dîn kraft betwinget allez daz indert lebet
Die Liebe besiegt jeden.
Tandareis bekräftigt h 1573: Wär er gegenüber Dulcewiersär. unt wære iht wirserz den der tôt, mar, die Konsedaz lite ich ê unt al die nôt quenzen einer gedie ie kein marterære erleit meinsamen Flucht mit Flordibel in Kauf nehmen zu wollen (nach der
Etwas Schlimmeres als den Tod gibt es nicht.
1573
2.2 Der Pleier: Tandareis
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
- (S) Nihil vel hodie vulgo tritius est quam haec Terentiana sententia: Quot homines, tot sententiae. Cui similis est apud eundem et illa Suus cuique mos erat Erasmus von Rotterdam: Adagia, 207 (I, iii, 7). - (S) Quot capita, tot sensus; crebro apud nostros dicitur, quod et Terentius dixit, et plures alii, et Persius: Velle suum cuique est, nec voto vivitur uno. et Quintilianus in Declamat. dicit naturam nobis non minus numerosas animorum, quam corporum dedisse formas Bebel: Proverbia Germanica, 380. - (S) So mannich minsche, so mannige sede. Quot vivunt homines, mores tot in orbe videntur Tunnicius: Sprichwörtersammlung, 50. → JT 6316,3. Literatur: TPMA X s.v. SINN 1.2. Soviel Köpfe (Menschen), soviel Sinne. Ebd. s.v. SITTE 2.1.1. Soviel Menschen, soviel Sitten. Walther, 26216. Wander III s.v. Mensch, Nr. 722, 723.
Anpielung auf ein Sprichwort Formulierungstradition: - (E) Nun hon ich mir gedacht syder, / Das Liebe alle ding betzwingt / und dasselb herwider pringt, / Es sey frawen oder man Suchenwirt, 46, 150-153. Verwendung: - (L) non illum nostri possunt mutare labores, / nec si frigoribus mediis Hebrumque bibamus / Sithoniasque niues hiemis subeamus aquosae, / nec si, cum moriens alta liber aret in ulmo, / Aethiopum uersemus ouis sub sidere Cancri. / omnia vincit Amor: et nos cedamus Amori Vergil: Eclogen, X, 64-69. - (E) umbe di minne ist iz aver sô getân: / da nemac niht lebentiges vor gestân. / swer rehte wirt innen / frumer wîbe minne, / ist er siech, er wirt gesunt, / ist er alt, er wirt junc Kaiserchronik, 4607-4612. - (E) kain macht gesigt mir an, / als manger dir hät getön. / ich bin yederman berait, / so bistu mangem versait, / der dich, Pfenning, nit hät / und dient mir frF und spät. / […] / dar umb soltu mir billich wichen. / daß tG, so gang ich min fart. / wan es ist ain alt gespröchen wort: / lieb Fberwint alle ding Der elende Knabe: Minne und Pfennig, 63-75. - (G) minne gewinnit alliz daz si gewinnin wil; ur inist nicht zu ture ere noch guit noch alliz daz in himmele ist, und joch Got selber. Augustinus: „daz allewis unmugilich ist, daz ist der minne muglich zu gewinnene.“ „minne“, sprichit der wise man, „ist ein uberwindinde craft, die da uberwindit alliz daz si wil“ Giselher von Slatheim, S. 89, Z. 6-10. - (S) AMOR OMNIA UINCIT. Die lieb thGts alles. Die lieb Fberwindt alle ding Franck: Sprichwörter, I, 10r (S. 30, Z. 23-25).
189-193; 821825; 864-867; 938-945; 957; 1313f.; 2925; 3638; 3700; *4175; 1201312020; 12907; 13750f.; 1420714209; 1421414216; 14237f.; 16459-16462.
→ Wigl 7782 → Mel 1378. Literatur: TPMA VII s.v. LIEBE 1.3.6. Liebe besiegt (bezwingt) alles und alle. Walther, 998. Wander III s.v. Liebe, Nr. 420.
Anspielung auf eine Sentenz Formulierungstradition: - (E) ez enist niht wirsers dan der tôt Hartmann: Erec, 7936. Verwendung: - (E) ez ist bezer, danne ich verderbe, / wan ich schiere sterben mNz, / mirn werde der hizen bNz. / ich weiz ?ch wol, nehein not / ist arger danne der tot. / swie so mir si iedoch, / ich stirbe vngerne noch, / die wile ich mach lebendich beliben Heinrich von Veldeke: Eneit, 285, 16-285, 23.
9320.
2 Artusromane nach 1230
Textstelle
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Flucht vom Artushof).
1584 sun, mir muoz mit dir geschehen swaz mir nû geschehen kan.
2893 Flordibel diu schœne diu gewizzen [lies: gewisse] âne hœne
Dulcemar versichert h 1584: pey. Tandareis, ihn im Fall eines Konflikts mit Artus unterstützen zu wollen (nach der Flucht vom Artushof).
Was auch geschehen mag, soll geschehen.
Der Erzähler betont die Integrität Flordibels, die nach Tandareis’ Kämpfen mit den Artusrittern erscheint, um die-
Schönheit ist gefährlich.
2.2 Der Pleier: Tandareis
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
- (E) „swie es mir chomen si iedoch, / ich stirbe vngeren noch, / wan neheiner slachte not / ist so grimme so der tot.“ / Do erbarmet es dem troian, / daz Turnus der edel man / also chlageleichen sprach Heinrich von Veldeke: Eneit, 330, 27 - 330, 33. - (E) Pouvre dolent, ne sçay mais que je fache, / Tant pour le bien qui mes faues efface / Que pour l’horreur du miroir qui tant mort: / Au monde n’est destresse que de mort Molinet: Les faictz et dictz, XII, 29-32. → Er 7936 → GTr 7930. Literatur: TPMA XI s.v. TOD 6.1. Der Tod ist für alle schmerzlich und grausam. 6.1.1. Allg. Wander IV s.v. Sterben, Nr. 108.
Anspielung auf eine Sentenz Formulierungstradition: - (S) Ut valet, eveniat; utcumque potest, ita fiat Werner: Sprichwörter, u124 (Hs. Ende 12. Jh.). - (E) „He! lasse! Je ne sai comment, / Dist la dame, il soit rapaisiés.“ / „Ce fai je, dame. Pourcaciés / Qu’il viengne a vous hasteement, / Se lui faites l’amendement / Dou travail que fait lui avés.“ / „Si ferai jou, mais ja mandés / N’iert par moi. Viegne se il voet! / Or aviengne qu’avenir poet!“ Jakemes: Castelain de Couci, 2680-2688. Verwendung: - (E) Il ne doit douter nul contrère, / Qu’en la fin le bien ne sormonte, / Et que ly malvez n’ait la honte. / Qui de bons est, aus bons se tiengne; / Fais que dois, et qui puist si viengne Geffroy de Paris: Chronique, 3721-3725. - (E) Mais je te conseil et t’apren / Que, comment que li traitiez prengne, / Que ton fait a l’onneur se teigne, / Qu’onneur crie partout et vuet: „Fai que dois, aveigne que puet“. / Aussi le vuet li mestiers d’armes. / Fai l’adès dont, et quant tu t’armes, / Et ne croy homme dou contraire, / Qu’einsi le doit tout prince faire, / S’il n’est tels qu’il mette a un conte / Et a un pris honneur et honte Guillaume de Machaut: Le confort d’ ami, 3262-3272. - (E) Siamo contenti di perdonarti la uita, purche a noi prometi de uenir al nostro signor, et poi auenga quello che poi aduenire Istoria di Merlino, 88. - (Dr) Gondebaut: Ce fu fait assez nicement / Et sans conseil, que tu deusses / Avoir pris, se nul bien sceusses; / Mais, puis que, sanz moy appeller, / La chose fault ainsi aler, / Aviengne qu’en peut avenir. / Faites ces messages venir, / Que je la voy Miracle de Clovis, 768-775. Vgl. das Sprichwort: - (L) swaz geschehen sol, daz geschiht Reinmar MF 164, 2 (MFMT XIII, 2, 9). → Iw 6566 → Da 230 → Cr 7214; 11037; 19314 → Gar 156. Literatur: TPMA IV s.v. GESCHEHEN 3. Es geschehe, was (wie es) geschehen kann. 3.1. Allg. Walther, 32615.
Anspielung auf ein Sprichwort Formulierungstradition: - (E) ez ist doch war ein wortelin: / „schœne daz ist hœne“ Gottfried: Tristan, 17802f. - (S) Wîbes schœne manegen hât / verleit ûf grôze missetât. / Der wehsel nieman missezimt, / swer guot für die schœne nimt. / Man siht vil manege schœne, / diu doch ist vil hœne Freidank: Bescheidenheit, 104,16-21.
*17654.
2 Artusromane nach 1230
Textstelle
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
sen ihren Plan zur Lösung des Konflikts vorzutragen.
3293 etlîch wîp mit stæten siten lebet die niemen niht wil biten, ob si iemen ihtes bæte, daz siz benamen tæte.
Keie entschuldigt H 3293: mit nicht Artus gegenüber stæten siten. das Fehlverhalten h 3294: niht fehlt. von Tandareis und Flordibel (Keies Verteidigungsrede).
Manche Frau ist nur deshalb anständig, weil ihr die Gelegenheit zur Unkeuschheit fehlt.
2.2 Der Pleier: Tandareis
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Verwendung: - (E) michels boumes schone / machet dicke hoene: / er dunchet uzzen grGne, / so ist er innen dGrre; / so man in nieder meizet, / so ist er wGrmbeizech, / er ist innen uGl unde Gble getan. / daz bezeichenet den man / der uzen wole redet / unde ualches in deme herzen phleget Pfaffe Konrad: Rolandslied, 1962-1971. - (D) der toren netze ist wibes sch=ne. / swer chGmt der in, der hat sin h=ne. / der chGmt dar in der sinen rat / an ein wip vil gar verlat / durh ir sch=ne niht durh ir gGte, / wan hat si denne valsch gemGte, / so ist im denne daz unheil / vil gar bereitet ane teil Thomasin von Zerklære: Der welsche Gast, 1615-1622. - (L) Frouwe, diu mir vor in allen / wîlent muoste wol gevallen, / noch vernemt ein liedelîn: / ir sît âne lougen schœne, / doch ist schœne dicke hœne; / daz ist leider an iu schîn. / nû wil ich mîn singen kêren / an ein wîp diu tugende lêren / kan und alle fröide mêren: / seht, der diener wil ich sîn Ulrich von Winterstetten, IX, 3, 1-10. - (E) Nummet abir er ein wip zGr e, / „E was im wol, nu ist ïm we“, / zihet yn maniger mGter kint. / Blibet er ane, man sprichet: „Er vindt / keine, die ïn wulle nemen“. / Nimpt er ein hezzelich, er hat ein schemen. / Ist sie schone, / so ist die h=ne; / er muz ir undertenig weren Wer kann allen recht tun, 119-127. - (E) Vnd sprach nain frowe rain / In minem mut ich daz main / das mich fröwt vnd tut so wol / Das ich vch an sechen sol / Mit ganzem lust vnd willen / Daz mag mich nit bestillen / Doch üwers libes schön / Wil werden mir ze hön / Mit gantzem lait vnd vngemach / Das ich wird an fröden swach Der geprüfte Minner, 133-142. - (S) Schön ist gern hön. / Si bene formosum credo stibio maculosum St. Galler Handschrift, 46 (Hs. 15. Jh.). Vgl. den biblischen Hintergrund: - sin fallax gratia et vana est pulchritudo Prv 31,30. - Gonst ist falsch vnd sch=ne ist eytel Luther: Deutsche Bibel, X, 2 [1524]. → Iw 2783 → Gar 894 → Pz 514,17 → GTr 17802 → HTr 3919. Literatur: Friedrich 2006 s.v. schœne, S. 352f. Singer 1947, S. 60f. TPMA X s.v. SCHÖN 2.1. Schönheit ist gefährlich und trügerisch. Wander IV s.v. Schönheit, Nr. 42.
Sentenz Verwendung: - (D) nunc Mars externis animos exercet in armis; / at Venus Aeneae regnat in urbe sui. / ludunt formosae: casta est quam nemo rogavit; / aut, si rusticitas non uetat, ipsa rogat. / has quoque, quae frontis rugas in uertice portant, / excute, de rugis crimina multa cadent Ovid: Amores, 1, 8, 41-46. - (S) Durch nôt muoz kiusche sîn ein wîp, / der nieman sprichet an den lîp Freidank: Bescheidenheit, 101,3f. - (G) mulieres […] libenter peccarent, si auderent, pudore seculi, vel quia timent ne concipiant vel forte non inveniunt qui requirat; casta est quoniam nemo rogavit Jacobus a Vitriaco: Sermones vulgares, 273. - (E) die vrouwen sint ir muotes kranc, / als uns saget der Vridank. / si wæren alle stæte, / ob ir deheiner bæte / ir libes noch ir minne. / des bin ich worden inne Bestraftes Mißtrauen, 299304. - (S) Non multum miror, si femina casta feratur / Ad venerem, quae nec precio prece nec stimulatur. - Si musz keusch sein dasz weib, / Der nymant spricht an den leyb Freidank (Görlitz), 610-613. - (E) Ovides dit que cele est chaste / Que nus ne prie ne ne haste, / Et il dit voir, par Nostre Dame. / Tele a renom de prodefame / A cui li pié tost glaceroit / Qui un petit la hasteroit; / Mès ceste jà ne puet glacier, / Tant la sache nus dechacier Fabliaux, II, 43, 1339-1346.
12009-12011; 13485f.
2 Artusromane nach 1230
Textstelle
3302 vil dicke von heimlîch geschiht daz man vil wol enbære, ob diu heimlîch niht enwære.
3305 heimlîch vüeget dicke liep, state machet den diep.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Keie entschuldigt h 3303: vil gar vergegenüber Artus pär. das Fehlverhalten von Tandareis und Flordibel mit deren vertraulichem Umgang (Keies Verteidigungsrede).
Vertraulichkeit ermöglicht oft Dinge, die sonst nicht geschehen würden.
Keie entschuldigt gegenüber Artus das Fehlverhalten von Tandareis und Flordibel (Keies Verteidigungsrede).
Vertraulicher Umgang (1) und günstige Gelegenheit (2) fördern die Liebe.
2.2 Der Pleier: Tandareis
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
- (E) quando possono occultamente, il fanno, o per mattezza lasciano. E abbi questo per certo: che colei sola è casta la quale o non fu mai da alcuno pregata o se pregò non fu essaudita. E quantunque io conosca per naturali e vere ragioni così dovere essere, non ne parlere’ io così a pieno, come io fo, se io non ne fossi molte volte e con molte stato alla pruova Boccaccio: Decameron, II, 9, 19f. - (S) Wann man sie bet/ wer weiß was sie thet. Welchs tugent/ frombkeit vnd glaub nit in all weg mit allerley anst=ssen angefochten vnd probiert/ also daß ers erfochten vnd bestendig drauff verharrt hab/ der mag wol sagen/ er wiß nit was tugent vnd glauben sei Franck: Sprichwörter, II, 147v (S. 408, Z. 15-18). Literatur: TPMA II s.v. BITTEN 8.2. Wenn man die Frau bittet, lässt sie sich verführen [führt diese Textstelle an]. Ebd. VII s.v. KEUSCH 3.2. Mangel an Bewerbern erhält die Frau keusch. Walther, 2459a.
Sentenz Verwendung: - (D) Swer heimlîche wil zuo dem vüre hân, / das er im ze nâhe gât, / vil lîht er eine hiz empfât, / dF im darnâch schedlich wirt. / übrigF heimlîche birt / müglîche, das wirt dike schîn. / si müessent den mannen vrömde sîn, / ob si wellen kFsche blîben Konrad von Ammenhausen: Schachzabelbuch, 18580-18587. - (D) Es ist kain so hailiger man, / Er müs ain sollich anfechtung han. / […] / Wan die natur tuot in darzuo nœten / Und solt man in darumb halb tœten, / Er tæt es e haimlich wagen, / Des lies er sich nit betragen, / Wan haimliche bringt muglichen / Und veraint och wip und man Des Teufels Netz, 2238-2247.
1486-1489; *3305; 33113313.
Literatur: TPMA XII s.v. VERTRAUT 1. Allzu vertraut sein ist nicht gut. 1.3. Verschiedenes.
Sentenz Verwendung 1 vertraulicher Umgang: - (S) EX ASPECTV NASCITVR AMOR - […] Non enim amatur incognitum, ex conuictu nascitur amor mutuus Erasmus von Rotterdam: Adagia, 179 (I, ii, 79). - (S) Ex Aspectu Nascitur Amor. Beywonung macht freundtschafft Franck: Sprichwörter I, 74r (S. 121, Z. 20-22). Verwendung 2 günstige Gelegenheit: - (E) Oїstes unques la parole: / „Vuide chambre fait dame fole, / Aise de prendre fait larrun, / Fole dame vuide maisun“? Thomas: Tristan, 1645-1648. - (S) Fremede scheidet herzeliep; / state machet den diep Freidank: Bescheidenheit, 105,3f. - (E) diu stat machet mangen diep, / dem nimmer steln wrde liep, / wan daz er vindet daz guot / beidiu an wer und unbehuot; / also verdirbet wibe vil Der Stricker: Von bösen Frauen, 203-207. - (E) Nu râte ich mînen vriunden wol, / der vremde geste behalten sol, / daz er ir anders wol phlege / und si niht in sîn kamer lege / und si anders wol besehe, / daz im niht als dem wirt geschehe. / tuot er daz, ez wirt im liep, / wande state macht den diep Studentenabenteuer A, 457464. - (S) Aise fait larron Morawski: Proverbes français, 39 (Hs. Ende 13. Jh.). - (D) der weise man rat auch das, / das man sich hüet an underlas, / das das weib und der man / nicht ze vil mit einander gehaim han; / wann den deub macht deu stat Vintler: Pluemen der tugent, 5970-5974. - (S) Multos saepe loca faciunt committere furta Werner: Sprichwörter, m74 (Hs. 15. Jh.). - (S) Occasio Facit Furem. Stat vnd stund machen dieb stelen Franck: Sprichwörter, II, 85v (S. 336, Z. 8f.).
*3302; 33113313; 1193511942.
2 Artusromane nach 1230
Textstelle
3886 swaz mir liebes ie geschach daz hât mit leide ein ende.
4101 swen Ungelücke bestât unt in diu Sælde verlât der muoz kumber dulden von Ungelückes schulden
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Flordibel beklagt die bevorstehende Trennung von Tandareis (Tandareis’ Aufbruch von Tandarnas).
h 3886: laides.
Freude endet in Leid.
Der Erzähler betont mit Blick auf die folgenden Ereignisse, daß Tandareis dem Einfluß des Schicksals unterworfen ist (Tandareis’ Aufbruch von Tandarnas).
h 4101: Von ungelukch. H, M 4102: var(e)n lat.
Wen das Glück verläßt, muß Leid ertragen.
2.2 Der Pleier: Tandareis
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
→ HTr 318. Literatur: Friedrich 2006 s.v. state, S. 371. Schmidt-Wiegand 1996, S. 71. Singer 1946, S. 71 [führt diese Textstelle an]. TPMA IV s.v. GELEGENHEIT 1.1. Gelegenheit macht zum Dieb [führt diese Textstelle an]. Walther, 15548. Wander I s.v. Beiwohnung.
Anspielung auf eine Sentenz
*8199.
Formulierungstradition: - (E) Diu vil michel êre was dâ gelegen tôt. / die liute heten alle jâmer unde nôt. / mit leide was verendet des küniges hôhgezît, / als ie diu liebe leide z’ aller jungeste gît Nibelungenlied, 2378, 1-4. - (D) je mer dir liebes wirt, je mer dir leydes widerfert. Hettestu dich vor liebes vberhaben, so werestu nun leydes vertragen. Je grosser lieb zu bekennen, ye grosser leyt zu emperen lieb. Weyp, kint, schacz vnd alles jrdisch gut muß etwas frewden am anfang vnd mer leydes an dem ende bringen. Alle jrdische lieb muß zu leyde werden. Leyt ist liebes ende, der frewden end ist trawren, nach lust vnlust muß kommen, willens ende ist vnwillen. Zu sollichem ende lauffen alle lebendige ding. Lere es baß, willtu von kluckheyt gaczen! Johannes von Tepl: Der Ackermann, 12. Kapitel (S. 24, Z. 19-28). Verwendung: - (E) Quo facto, equm ipsum in ciuitatem Troyam ciues cum multo gaudio introducunt. Sed non est nouum ut extrema gaudii luctus occupet, cum Troyani ciues et maiores eorum ex cecis insidiis facti ceci non equm, licet equm fata statuerunt, sed mortem pocius eorum uisceribus inpressissent Guido de Columnis: Historia destructionis Troiae, 232. - (E) Anno Domini MCCLXXIIII. Imperator Constantinopolitanus Baldewinus quosdam nobiles VII numero invitaverat secum ad mensam suam liberaliter ad prandendum; sed hec extrema gaudii luctus occupavit. Nam in ipso eodem prandio prefato reverendo atque catholico et christiano imperatori acutissimum ac mortiferum venenum propinatum est, de quo tam ipse quam alii […] eodem die mortui omnes carnis debitum persolverunt Cronica S. Petri Erfordensis moderna, S. 263, 28-264, 4. - (E) […] Sunt forte sorores, / Rex, tibi, quas referat fortune iniuria nostre / Ante oculos, invicte, tuos: namque et sua nobis / Fata fuisse vides; succedunt tristia letis Petrarca: L’ Africa, 5, 89-92. → Gar 19108. Literatur: Friedrich 2006 s.v. liep, S. 270. TPMA III s.v. FREUDE 1. Enge Verbindung und Aufeinanderfolge von Freude und Leid. 1.1. Allg. Wander I s.v. Freude, Nr. 6. *1; *3; *4105; 4109; 1021910228; *10238; Verwendung: - (E) Wie schier ers von einander spielt / Und fuor her mit einr grossen snitten / Durch und 10241-10244; durch daz ai enmitten! / Des muost das totter rinnen hin / Mit sampt dem clar an allen gwin, / *10249; 10253Wan es die katzen bgriffend, / Ir zungen da mit schliffend. / „Es ist verclait,“ sprach do der 10266; 10653f. man; / „Dem daz glük nicht guotes gan, / Der muoss verliesen über nacht / Künges hord und kaisers macht.“ Wittenwiler: Der Ring, 6052-6062. - (S) Wan dat gelucke afsleit, so truret men - Quid modo laetarer, mihi dum fortuna noverca? Tunnicius: Sprichwörtersammlung, 44.
Sentenz
Literatur: TPMA V s.v. GLÜCK 7.2.15. Ohne Glück geht alles schief. Wander I s.v. Glück, Nr. 680.
2 Artusromane nach 1230
Textstelle 4105 swem aber Sælde ist beschert dem gelinget wol swâ er vert.
4148 sît gedanken niemen vluochen sol, doch wil ich sie schelten.
4175 vrou Flordibeln minne het im sîne sinne benomen
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler betont h 4106: wol fehlt. mit Blick auf die folgenden Ereignisse, daß Tandareis dem Einfluß des Schicksals unterworfen ist (Tandareis’ Aufbruch von Tandarnas).
Wem das Glück hilft, dem gelingt alles.
Der Erzähler kriti- h 4148: Sein. siert die Gedanken- h 4149: Dikch müs versunkenheit Tan- ich. dareis’ auf dem Weg zu seinem Onkel (Tandareis’ Aufbruch von Tandernas).
Niemand wird für seine Gedanken verurteilt.
Der Erzähler erklärt h 4176: het er in die mangelnde seinen. Wachsamkeit Tandareis’ auf dem gefahrvollen Weg zu seinem Onkel mit dessen Liebe zu Flordibel (Tandareis’ Aufbruch von Tandernas).
Liebe nimmt den Verstand.
2.2 Der Pleier: Tandareis
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz Verwendung: - (L) J’ay mon cuer plus avolenté / A bon eür qu’à estre sage / Et de ce fait me sauverai je / A mon povoir en pluseurs cas, / Car bon eür fait le passage / En tous lieus et en tous estes Froissart: Le trésor amoureux, XXXII, 5-10 (S. 110).
Querverweise *1; *3; *4101; *10238; *10249; 12589-12592.
Literatur: TPMA V s.v. GLÜCK 7.2.8. Glück setzt sich überall durch und erreicht viel. Wander I s.v. Glück, Nr. 711.
Sentenz Formulierungstradition: - (R) ULPIANUS libro tertio ad edictum Cogitationis poenam nemo patitur Digesta Iustiniani, 48, 19, 851, 30f. Verwendung: - (G) Was ich gedencke, das strafft mich nymant Proverbia Fridanci, 382 (Hs. 2. Hälfte 15. Jh.). Vgl. das Sprichwort: - (S) Man spricht: Gedancken seind zolfrey Franck: Sprichwörter, II, 88r (S. 339, Z. 10). Literatur: Glöckner 1989, S. 46. Liebs 1991, C 38. Schmidt-Wiegand 1996, S. 123f. TPMA IV s.v. GEDANKE. 4.2.2.2. Gedanken sind straffrei. Wander I s.v. Gedanke, Nr. 13.
Anspielung auf ein Sprichwort Formulierungstradition: - (L) Herzelieber mære / der wart ich vil dicke / von der minneclîchen frouwen mîn. / ich wær âne swære / wan daz ich erschricke: / dur die lieben trage ich senden pîn. / daz ist endelîche wâr: / liebe nimt die sinne, / liebe machet missevar. / wizzet daz ich brinne / in der liebe alse ein gluot Schenk von Limburg, KLD Nr. 34, I, 2, 1-11. - (E) Belobent daz wibes minne / Mangem nimpt die sinne / Als och ainem fuchz beschach / Der sin selbs schatten sach / In ainem sod do nachen / Er begund dar gachen / Daz jn sin sinn entwande / Sin wib er sechen wande Fuchs und Wolf, 1-8. Verwendung: - (E) swer nie herzeliep gewan, / der velschet lîhte disiu wort. / sie jehent, die des hânt bekort, / ez beneme diu minne / vil wîsem man die sinne, / daz er niht wol mac bewarn, / ern müeze dicke missevarn / und sich der êren so bewiget, / daz er enruochet wâ sîn lop geliget. / des ist diu minne vil gemeit: / sie kan ouch. (deist diu wârheit) / den tumben wol gelêren / sprechen unde tuon nach êren Otte: Eraclius, 2548-2560. - (S) Rason per amore perde valore Volgare illustre, 69. → Wigl 9658 → Mel 1825 → Pz 287,9 → GTr 12017. Literatur: Friedrich 2006 s.v. minne, S. 296. TPMA VII s.v. LIEBE 1.6.2. Liebe nimmt (und verkehrt) Weisheit und Verstand, Vernunft und Sinne. Wander III s.v. Liebe, Nr. 31.
*829; 10501059; 11781182; 12141217; 1313f.; 4112-4115; 12013-12020; 12907-12909; 13750f.; 1420714209; 1421414216.
2 Artusromane nach 1230
Textstelle 4332 ich getrowe dîner gotheit, sît dû dem rehten bî gestâst, daz dû mich niht erlâst, ich gereche ê mîn herzeleit
4597 swaz niemen erwenden kan dar umb sol sich der biderb man gehaben wol, dêst mannes muot.
Kontext
Überlieferung
Tandareis bittet Gott um Hilfe, nachdem seine Gefährten erschlagen wurden.
Die Frau des Kaufmanns Todila tröstet den verletzten Tandareis (Tandareis in der Pflege des Kaufmanns).
Paraphrase Gott hilft dem Gerechten.
h 4598: ain piderman.
Etwas Unabwendbares soll man hinnehmen.
2.2 Der Pleier: Tandareis
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Anspielung auf eine Sentenz
Querverweise *4600; 1041810424; 11182f.
Formulierungstradition: - (E) got gestuont dem rehten ie; / den getriwen man er nie verlie Der Pleier: Garel, 1157f. Verwendung: - (E) Die faigen müsten geligen: / Gott halff den rechten gesigen. / Waz hulffe umb werbe? / Gott alle die verderbe / Die irem eben menschen laid / Fügend durch ir uppekaitt Göttweiger Trojanerkrieg, 11125-11130. - (E) Veracht wir des hofes recht, so spricht gar mengclich, das wir ungerecht seyen; sollen die von der tavelrund urtail sprechen, so näm ir chainer aller wellt guet, das er ain valsche urtail spreche; sol die fraw gerichten, das mag si wol thuen, und wir werden hie mit zu spot; wann got gestuond ye dem rechten Fuetrer: Prosaroman von Lanzelot, S. 97. Vgl. den biblischen Hintergrund: - quoniam brachia peccatorum conterentur: confirmat autem justos Dominus Ps 36,17 - Denn der arm der gottlosen wird zu brechen, aber der HERR enthellt die gerechten Luther: Deutsche Bibel, X, 1, Ps 37,17. → Iw 7628 → Wigl 2772; 2922 → Da 1298 → Gar 1157 → Gau 4232 → JT 1569,3. Literatur: Eikelmann 1998, S. 76 mit Anm. 15. TPMA V s.v. GOTT 26.11. Gott hört auf die Rufe der Gerechten und steht ihnen bei [führt diese Textstelle an].
Sentenz Verwendung: - (S) Feras, non culpes, quod mutari non potest Publilius Syrus: Sprüche, f11. - (E) Swer ditze mære gehœret hât, / Der merke disen kurzen rât: / Swer daz viur erkenne, / Der hüet+ daz +z in iht brenne! / Swer sich aber übersiht, / Daz im solher schade geschiht, / Den nieman erwenden kan, / Ez sî wîp oder man, / Der lâze ez güetlîchen varn, / Oder er sol ez ê bewarn Der Sperber, 357-366. - (E) der künic klagte ouch sêre. / er sprach „nû ist immer mêre / hie mîn vröude tôt umb dich. / ei süeziu, wer trœstet mich! / mit dir mîn trôst ist gar gelegen. / wer sol nû unser tohter pflegen?“ / die vürsten alle trôsten in. / si sprachen: „habet menlîchen sin. / swaz niemen mac erwenden, / die klage sol man enden.“ Mai und Beaflor, 14, 13-22. - (E) Nu tGt, als ich iu raten sol, / und gebaret rehte als ein man / und gedenchet ouch dar an, / daz mit trouren nieman mach / sin leit uber winden einen tach. / Und merchet rehte da bi / und trahtet, herre, wie dem si: / Daz nieman erwenden chan, / daz sol man slehtes varn lan Dietrichs Flucht, 4571-4579. - (S) Quod vitare nequis, audaci suscipe mente Werner: Sprichwörter, q224 (Hs. 14. Jh.). - (Br) in hoc brevi et turbido nil aliud dixerim nisi nil penitus tuarum ad me literarum hoc biennio pervenisse, quod mirari te non miror atque etiam indignari: litere nostre medio viarum suos raptores inveniunt; sed ferendum quod mutari non potest Petrarca: Familiari, XIX, 2, 6. - (E) Gesell, stell ab din clagen, / Sprach ich zu im alda; / Du machst dich selber gra / E zit on not der ding. / Ein man soll wegen ring, / Was er nit wenden kan Hermann von Sachsenheim: Das Schleiertüchlein, 253, 38 - 254, 5. - (S) FERAS, NON CVLPES, QVOD VITARI NON POTEST. […] Quibus verbis admonemur, vt mala fatalia quae nulla ratione possint neque declinari neque propelli, saltem animi aequitate leniantur Erasmus von Rotterdam: Adagia, 214 (I, iii, 14). - (S) Was man nit kan meiden/ sol man willig leiden. Was man nit kan vmbgehn/ sol man gdultig drein gehn. Was mGß sein/ da schick dich drein. Mach auß der not ein tugent Franck: Sprichwörter II, 192r (S. 458, Z. 25-28).
*10237.
2 Artusromane nach 1230
Textstelle
4600 habet ir vlorn iwer guot, wirt iu niwan der lîp gesunt, des ergetzet iuch in kurzer stunt got der nimet unde gît.
5683 vriunt, dû dröust mir âne nôt, jâ lige ich niht vor vorhten tôt
Kontext
Überlieferung
Die Frau des Kaufmanns Todila tröstet den verletzten Tandareis (Tandareis in der Pflege des Kaufmanns).
Tandareis weist die Drohungen des Burgwächters von Malmontane zurück.
Paraphrase
Gott gibt und nimmt.
h 5684: jâ fehlt.
Drohungen können nicht töten.
2.2 Der Pleier: Tandareis
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
→ Wigl 1207. Literatur: TPMA I s.v. ÄNDERN 8. Was man nicht ändern (abwenden, ungeschehen machen) kann, soll man erdulden (geschehen lassen, sein lassen) [führt diese Textstelle an]. Walther, 9329. Wander IV s.v. Unglück, Nr. 229. *4332; 46134615; 11182f.; 12445-12448; Formulierungstradition: - (G) Er gienc joch zu demselben man / Der da was kumen uf sinen schaden, / Und halfe im va- 12713-12715. ste uf laden / Swaz sie vunden drinne. / In eime semften sinne / Liez er den dieb und sprach: / „Do man zur werlde uns kumen sach, / Vil nackent wir zu ir quamen, / Niht wir mit uns namen. / Got gibet ez, der ez ouch nimet, / Swie ez sinem willen zimet: / Also ordentez sin gebot. / Gelobet si an allen dingen Got!“ Väterbuch, 13060-13072.
Anspielung auf ein Sprichwort
Verwendung: - (G) unz daz mir got aber den muot / erliuhte swenne in diuhte guot. / er gibt und nimt, swenn er wil, / disem wênic, ienem vil. / durh daz muoz wîp unde man / sîner gnâden warten dran Lamprecht von Regensburg: Tochter Syon, 2202-2207. - (D) Huic dat et huic aufert; hunc promovet, amovet istum, / Ut sua non sua, sed cuncta caduca sciant Guiardinus, 25f. - (L) Got selbe saget den tugenden danc: / so missetat tut liden twanc, / der nie gelanc / uf eren ganc, / - sich stiez ein bein an schanden banc -, / wie möcht ir wol erklingen sanc? / „got gap, got nam“, nach solcher rede der wisen wort erschinet Frauenlob, V, 26, 13-19. - (E) mir tut ewer schade we, / daz ich ez nieman gesagen kann. / wan ir sit ein frumer man, / daz han ich an euch ersehen; / des muz ich werlichen jehen. / Got der gap, Got der nam: / ist uns geschehen alsam, / des mag uns Got wol ergetzen Der Bergmann, 452-459. - (E) Der ritter sprach got der hat vil / Er nimpt vnd git wem er wil Der Ritter und Maria, 115f. - (D) hietz ain man in seinem schrein, / wil iz got, ez wirt ain per. / laeg ez dann zu underist im mer, / wil ez got, ez get im zu. / da von sey der mensch mit rue / und lazz wider got seinen streit / der da nemen chan vnd geit Heinrich der Teichner, 68, 32-38. - (S) Got gift, got nimt - Omnia nunc tribuit, modo praestita tollit Iesus Tunnicius: Sprichwörtersammlung, 1002. Vgl. den biblischen Hintergrund: - Dominus dedit Dominus abstulit sit nomen Domini benedictum Iob 1,21 - Der HERR hats gegeben, der HERR hats genomen Luther: Deutsche Bibel, X, 1. → Pz 7,6. Literatur: Friedrich 2006 s.v. got, S. 172. Schulze 1987, Nr. 20. TPMA V s.v. GOTT 28.18. Gott gibt und nimmt wieder [führt diese Textstelle an]. Walther, 4973. Wander II s.v. Gott, Nr. 493.
Anspielung auf eine Sentenz Formulierungstradition: - (S) Nemo solarum moritur terrore minarum. - Jnghen døør aff høtzell Låle: Ordspråk, 645. - (S) Van druwen stervet nummant - Nemo minis obiit, nullum mala verba trucidant Tunnicius: Sprichwörtersammlung, 396. Verwendung: - (E) Wat heeft u Delff of Leyden misdaen, / ghi nijders, dat ghi uut zijt om haer te bederven? / waendi hem lieden soe haeft den moet verslaen? / neen ghi trouwen! sy sijn te vast ghestaen, /
9218; 92849292.
2 Artusromane nach 1230
Textstelle
6730 hôchvart diu ist niemen guot, daz wizzet sicherlîchen.
6732 unt wolden die guotes rîchen gelouben daz hôchvart zergât unt rehtiu diemuot gestât, sie liezen manec hôchvart varn.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler beh 6730: diu fehlt. gründet den Tod nymmer. des Riesen Karedoz (Hochmut-Exkurs).
Hochmut nützt niemandem.
Der Erzähler begründet den Tod des Riesen Karedoz (Hochmut-Exkurs).
Hochmut vergeht, während Demut Bestand hat.
2.2 Der Pleier: Tandareis
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
uut vreese uwer dreyghinghe si niet en sterven; / al moechdi int cleyne uwen wille verwerven, / tgrote sal u beraden noch menich leet, / want wrake der sonden wort u bereet Junker Franzens Krieg, 2. - (G) Vnd hab ich yhren g=tzen den Bapst nicht gefurcht/ der myr die seelen vnnd den hymel drawet zG nemen/ muß ich mich auch sehen lassen/ das ich seyne schupen v] wasserblaßen nicht fFrchte/ die myr den leyb vnd die erden drawen zG nehmen/ Gott gebe das sie zFrnen mFssen/ biß die grawen r=ck vergehen/ vnd helff vns/ das wyr fur yhrem drewen ia nicht sterben Luther: Von weltlicher Obrigkeit, S. 362, 27-32. Vgl. das Sprichwort: - (S) Die van dreyghen sterft salmen met dreeten ouerluden. Dum minis quis obit pulsans campana culus fit / Qui moritur minis compusabitur sibi bombis Proverbia Communia, 236. → Cr 3951. Literatur: Singer 1944, S. 123 [führt diese Textstelle an]. TPMA II s.v. DROHEN 10. Drohungen verletzen und töten nicht. 10.1. Allg. [führt diese Textstelle an]. Walther, 16452. Wander I s.v. Drohen, Nr. 15.
Sprichwort Formulierungstradition: - (E) Nu ist leider in disen zîten / ein gewoneheit wîten: / manege erdenchent in lugene / unt vuogent si zesamene / mit scophelîchen worten. / nû vurht ich vil harte / daz diu sêle dar umbe brinne: / iz ist ân gotes minne. / sô lêret man die luge diu chint: / die nâch uns chunftich sint, / die wellent si alsô behaben / unt wellent si iemer fur wâr sagen. / lugene unde ubermuot / ist niemen guot. / die wîsen hôrent ungerne der von sagen. / nû grîfe wir daz guote liet an Kaiserchronik, 27-42. - (E) si furten groz uber můt: / du nist nimenne gůt, / si geliget ie nidere; / der richtare da ze himele / haizet si selbe uallen Pfaffe Konrad: Rolandslied, 3361-3365. - (E) Lucifer der aysch / Rieff mit großer freysch: / „E was ich ein engel klar / Also licht vnd offenbar. / Von vberingem schallen / Bin ich tieff gevallen / Aus dem fron himelrich. / Wem bin ich worden gleich? / Mir stet naß vnd der münt / Krummer dan einem hellehunt. / Wie bin ich geschaffen? / Wirser dan die affen. / Hoffart vnd vber müt, / Die zwey seint nymant güt.“ Von dem Engel Michael, 21-34.
5819-5823; 6236; *6732; 6736f.; 6745; 9173f.
Zur Formulierungsvariante mit ‚nymmer‘ vgl. den biblischen Hintergrund: - synagogæ superborum non erit sanitas Sir 3,30 - Denn Hohmut thut nimer gut, vnd kan nichts denn arges draus erwachsen Luther: Deutsche Bibel, XII. - (G) Wie denn das sprichwort sagen thut: / Hochmut der thut nimmer kein gut Sachs: Das dritt capitel Jesus Syrach, 14, 32f. → Gau 1314. Literatur: Schulze 1987, S. 56-58, Nr. 70. TPMA VI s.v. HOCHMUT 5.5. Hochmut tut nichts Gutes, sondern schadet nur. Wander II s.v. Hochmuth, Nr. 25.
Sentenz Verwendung: - (S) Melius est se humiliare, quam exaltare Wipo: Proverbia, 19. - (S) Melius est humiliari cum mitibus, quam diuidere spolia cum superbis Otloh von St. Emmeram: Liber proverbiorum, M 23. - (S) Armiu hôchvart ist ein spot, / rîche dêmuot minnet got Freidank: Bescheidenheit, 29,6f.
6236; *6730; 6736-6740; 6745; 9173f.
2 Artusromane nach 1230
Textstelle
8199 swer liep hât der hât dicke leit.
Kontext
Der Erzähler kom- h 8199: fehlt. mentiert die wechselnden Stimmungen Flordibels während ihrer Trennung von Tandareis (liebe-Exkurs).
Der Erzähler kommentiert die wechich enweiz sîn nicht, êst mir geseit, selnden Stimmungen Flordibels wähliebe gît verborgen rend ihrer Trennung beidiu vröude unt sorgen von Tandareis (liebe-Exkurs). 8200
Überlieferung
Paraphrase
Liebe und Leid gehören zusammen.
Liebe führt zu Freude und Leid.
2.2 Der Pleier: Tandareis
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Literatur: TPMA II s.v. DEMUT 3.3. Demut übertrifft und überwindet Hochmut und Härte. Walther, 14607. Wander II s.v. Hoffart, Nr. 5. 14-19; 115-126; 896f.; 12851288; *3886; Verwendung: - (L) Ich was vil sanfte entslâfen, / nu rüefestû, kint, wâfen. / lieb âne leit mac niht sîn. / swaz 8307-8311; 12988; 16658dû gebiutest, daz leiste ich, vriundîn mîn Dietmar von Aist MF 39,24 (MFMT XIII, 2, 1-4). - (L) Igne novo Veneris saucia / mens, que prius non novit talia, / nunc fatetur vera proverbia: 16662. / „ubi amor, ibi miseria.” Carmina Burana, 119, 3, 1-4. - (E) die selb küniginne / pflag wunderlicher minne. / sy was vil selten an man: / welhen sy dez nachtz gwan, / er tett ir lieb oder laid, / dem was dez morgens berait / das man ims houppt abschluog: / sy verderbt lütt gnuog. / Also git minn baide / lieb und laide. / sy lonet ze glicher wiss / als die künigin ir amis. / die gab ye den lon den tod: / also lonet si mit seneder not Die Gute Frau, 1333-1346. - (E) Er hat war von wem ichz hort / Das lieb an lait nit mFg sin / Daz ist an mir wol worden schin / Lieb waz ich fr=d han von dir / Die hat dir tag benomen mir / Mit siner konft an dirre stunt Der Knappe und die Frau, 302-307. - (G) Est amor subiectus et obediens prelatis: sibi vilis et despectus, deo deuotus et gratificus fidens et sperans semper in eo eciam cum sibi non sapit deus: quia sine dolore non viuitur in amore. Qui non est paratus omnia pati et ad voluntatem stare dilecti: non est dignus amator appellari Thomas von Kempen: De Imitatione Christi, IV, 6, 11-17. - (L) Ich danckh dem herren lobesan, / das er mich also grüsst, / mit der ich mich versündet han, / das mich die selber büsst. / bei dem ain jeder sol versten, / das lieb an laid die leng nicht mag ergen Oswald von Wolkenstein, 1, 1, 13-18. - (S) Hab ich lieb, so leyd ich not, / meyd ich lieb, so bin ich tot Mone: Anzeiger VII, Sp. 501, Nr. 26 (Hs. 15./16. Jh.). - (Dr) Ich sprach Ich will mich nichts bedencken / Mit dem das mir mein hertz vnd freüd krencken / Wann lieb on leid nit mag gewesen / Dasselb Ich gar offt hab gelesen / Wiewol Ich es nit han erfarn / So will Ich mich doch vor lieb bewarn Fastnachtspiele, III, S. 1421, 180. - (S) Ubi amor, ibi dolor. Ad quod quidam ita cecinit: Nil amor est aliud, nisi tristis et aegra voluptas: nil nisi dulce malum, nil nisi cura placens Bebel: Proverbia Germanica, 555.
Sentenz
Literatur: TPMA VII s.v. LIEBE 1.6.7. Liebe bringt Übel und Leid, Schmerzen und Qualen (Mühen). Wander III s.v. Liebe, Nr. 277.
Sentenz Verwendung: - (S) In venere semper certat dolor et gaudium Publilius Syrus: Sprüche, i38. - (E) die selb küniginne / pflag wunderlicher minne. / sy was vil selten an man: / welhen sy dez nachtz gwan, / er tett ir lieb oder laid, / dem was dez morgens berait / das man ims houppt abschluog: / sy verderbt lütt gnuog. / Also git minn baide / lieb und laide. / sy lonet ze glicher wiss / als die künigin ir amis. / die gab ye den lon den tod: / also lonet si mit seneder not Die Gute Frau, 1333-1346. Literatur: TPMA VII s.v. LIEBE 1.5.2. Liebe ist nicht denkbar ohne Freude und Leid, Honig und Galle, Gutes und Übles. Walther, 12125. Wander III s.v. Liebe, Nr. 277.
189-193; 3940f.; 8183-8185; 12178-12188.
2 Artusromane nach 1230
Textstelle 10237 vor vlust sich niemen kan bewarn.
10238 sô den man Unheil bestât unt in diu Sælde verlât, sô muoz er kumber dulden.
10249 diu Sælde kunsteclîchen tuot an mannen unde an wîben
Kontext
Paraphrase
Tandareis beklagt den Verlust seines Pferdes (Tandareis bei der Brücke).
H 10237: lust. Vor Schaden ist nieh 10237: chan sich. mand sicher.
Tandareis beklagt den Verlust seines Pferdes (Tandareis bei der Brücke).
Wen das Glück verläßt, muß Leid ertragen.
Tandareis beklagt den Verlust seines Pferdes (Tandareis bei der Brücke).
Der Erzähler begründet den rasô schier verkêrt sich sîn gemüete schen, opportunistivon der übel zuo der güete, schen Meinungswandel Kandalions. daz machte niwan daz guot daz er ze werben hete muot 14838
Überlieferung
H 10249: kunstätecklichen.
Das Glück ist unberechenbar.
Besitz verdirbt den Charakter.
2.2 Der Pleier: Tandareis
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz
Querverweise *4597.
Verwendung: - (E) Er was in der stat, das was war, / Mit frewden wol ain halb jar. / Da stuend im muet und synn / Zu der stat Pentapolin, / Die was uber ain mer gelegen. / Da wolt er kurtzweyle pflegen: / Layder da ward er geladen / Zu vil ungefugen schaden. / Wann so der schad soll geschehen, / So kan in niemand understan Heinrich von Neustadt: Apollonius, 1235-1244. Vgl. den ähnlichen Gedanken: - (E) „Voirement ne puet nus contre son meschief.“ Marques de Rome, S. 40 (45b, f.) Literatur: TPMA XII s.v. UNGLÜCK 2.1. Gegen Unglück kommt man nicht auf. Wander IV s.v. Schade, Nr. 128. *1; *3; *4101; *4105; 1022310228; 10241; Verwendung: - (E) Wie schier ers von einander spielt / Und fuor her mit einr grossen snitten / Durch und *10249; 10253durch daz ai enmitten! / Des muost das totter rinnen hin / Mit sampt dem clar an allen gwin, / 10267; 10653f. Wan es die katzen bgriffend, / Ir zungen da mit schliffend. / „Es ist verclait,“ sprach do der man; / „Dem daz glük nicht guotes gan, / Der muoss verliesen über nacht / Künges hord und kaisers macht.“ Wittenwiler: Der Ring, 6052-6062. - (S) Wan dat gelucke afsleit, so truret men. - Quid modo laetarer, mihi dum fortuna noverca? Tunnicius: Sprichwörtersammlung, 44.
Sentenz
Literatur: TPMA V s.v. GLÜCK 7.2.15. Ohne Glück geht alles schief. Wander I s.v. Glück, Nr. 680. *1; *3; *4101; *4105; 4109; *10238; 10241; Formulierungstradition: - (E) swer doch diu rehten maere / wiste, wie sîn hôher art / von ammen brust verstolen wart, / 12168-12177; ûz rîcheit brâht in armuot. / diu saelde künsteclîchen tuot Wolfram: Willehalm, 282, 28- 12591. 283, 2.
Sentenz
Literatur: TPMA V s.v. GLÜCK 3.1. Das Glück ist kurz, veränderlich und immer in Bewegung (geht immer auf und ab). Wander I s.v. Glück, Nr. 138.
Anspielung auf eine Sentenz Formulierungstradition: - (L) Ich prüfe ein ding und ist ouch war: ere unde gut / verkeret mut, / swie stete der wille, / sam dem steine ein bille / verkeret form und ouch gestalt Frauenlob, V, 54, 1-5. - (D) Man siht uns ofte in fröuden schallen / Und wizzen doch niht, wenne wir vallen. / Grôz gewalt und irdisch guot / Verkêrent wîser liute muot, / Daz si unserm herren selten dankent / Guotes und êren und von im wankent / Als ein rôr her und hin, / Swar si denne neiget ir tummer sin Hugo von Trimberg: Der Renner, 5945-5952. Literatur: Friedrich 2006 s.v. guot, S. 189. TPMA V s.v. GUT (Subst.) 2.6. Gut verkehrt den Sinn der Menschen. Wander II s.v. Gut (Subst.), Nr. 372.
2 Artusromane nach 1230
Textstelle 17430 Swer scham hât der hât êre.
17438 diu ir wîpheit rehte tuot diu ist got liep, der werlde guot.
17441 ich wil iu sagen daz diu schame man unt wîben wol gezimt, von aller ungetât si nimt beidiu man unde wîp.
Kontext Der Erzähler lobt das züchtige Verhalten Flordibels (schame-Exkurs).
Der Erzähler lobt die Frauen, die ihrer Weiblichkeit entsprechend handeln (schame-Exkurs).
Überlieferung h 17430: lib.
Paraphrase Schamgefühl führt zu Ansehen.
Frauen, die ihrem Wesen gerecht werden, gefallen Gott und der Welt.
Der Erzähler betont H 17442: wiben unt Schamgefühl steht die positiven Wirmannen. allen Menschen kungen züchtigen wohl an. Verhaltens (schame-Exkurs).
2.2 Der Pleier: Tandareis
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz
Querverweise 14818-14828; *17441.
Formulierungstradition: - (S) da scham da ere. - Sunt sibi connata pudor ac honor consociata Freidank (Graz), 192f. Verwendung: - (S) Vorhte machet lewen zam: / êren beseme daz ist scham Freidank: Bescheidenheit, 53,15f. - (G) diu scham ist der êren zuht, / diu scham birt der kiusche fruht, / diu scham ist der zuhte ruote, / diu scham ist aller tugende huote, / wan swer rehte scham treit, / der mîdet alle bôsheit / alsam die vier brüeder tâten Lamprecht von Regensburg: Sanct Francisken Leben, 36363642. - (L) Der êren spiegel ist diu scham: / swer sich dar inne ersiht, / der wirt unzæmen blicken gram Der Marner, XV, 181-183. - (D) Ob zuht ein kint lernt in der schuole, / Sol ez der vor sînes herren stuole / Vergezzen, âne zwîfel daz stêt übel: / Vorhte und scham sint êren tübel Hugo von Trimberg: Der Renner, 16633-16636. - (E) Div scham div leret gute sitte / Und lat niht gan vz eren scritte Hugo von Langenstein: Martina, 19d, 90. - (S) Ubi nullus pudor, ibi nulla honestas Bebel: Proverbia Germanica, 465. - (S) Vbi timor, ibi & pudor. […] Prouerbialis sent)tiam, quæ hodieque uulgo manet War furchte is/ dar is oeck schembde. […] Huc pertinet et illud Germanicum uulgo celebratum: wa forcht ist/ da ist auch ehre/ wa ehre ist / da ist auch schame/ wa aber keyn ehre ist/ das ist eittel schande Tappe: Germanicorum adagiorum centuriae septem, VI, IV, 5 (184b). Literatur: TPMA X s.v. SCHAM 1.6. Scham ist die Voraussetzung und Begleiterin der Ehre. Wander IV s.v. Scham, Nr. 49.
Sentenz
11205-11217; 16514-16518.
Sentenz
*17430.
Verwendung: - (E) Scham deckit menge missetat / Div scham git allen tugenden wat / Scham cleidit wip vnd darzvo man Hugo von Langenstein: Martina, 20, 3-5. - (D) Ein künigin noch mê sol / haben, das gezimt ir wol / und wirt gewirdet mit ir nam: / si sol hân vorht und scham. / wan swâ vrouwe schame sich verwiget, / dar nâch ir schier angesiget / dF grôsse sünde unkFschekeit, / als Symachus üns hat geseit: / „scham ist an allen lFten guot; / von schame menger rehte tuot, / das er niht entete, / ob er niht schame hete.“ Konrad von Ammenhausen: Schachzabelbuch, 3783-3794. Literatur: TPMA X s.v. SCHAM 1.2. Scham ist gut und eine Zierde. 1.2.1. Allg. Wander IV s.v. Scham, Nr. 27.
2 Artusromane nach 1230
Textstelle
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler preist die Männer, die Ansehen erlangen wollen (schame-Exkurs).
Glücklich zu preisen ist derjenige, der ehrenvoll zu leben versteht.
Der Erzähler verur- h 17466: welicher. teilt das Desinteres- M 17468: dem. se mancher Menschen an der Beurteilung ihrer Person (schame-Exkurs).
Einem tugendlosen Menschen ist sein Ruf gleichgültig.
Der Erzähler kriti- h 17488: weliche siert das lieblose fraw. Verhalten von Frauen (schame-Exkurs).
Eine Frau soll ihren Mann lieben.
Der Erzähler erh 17494: kan eren mahnt Frauen, auf pflegen. ihr Ansehen zu ach- h 17495: ern. ten (schame-Exkurs).
Das Ansehen ist das höchste Gut einer Frau.
Der Erzähler kriti- h 17497: diu fehlt. siert die ungleiche vor got. ich wil iu sagen sunder spot: gesellschaftliche M 17498: si fehlt. Bewertung des ein wîp diu hât lôn ze got Handelns von Mänalles des si êre hât; nern und Frauen umb die man ez anders stât: ein man hât êre des er hât sunde. (schame-Exkurs).
Vor der Welt, nicht aber vor Gott, ist dem Mann mehr erlaubt als der Frau.
17448 immer sælic sî der man der nâch êren werben kan!
17466 swelhes herze ist tugende lære dem ist daz als unmære spricht man im übel oder wol. 17487 vür wâr ich daz sprechen mac: swelh wîp ir man niht liep hât daz ist ein grôziu missetât 17493 ich wil iu sagen mêre: swelh wîp kan nâch êren leben der hât got sælden vil gegeben.
17496
2.2 Der Pleier: Tandareis
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz Verwendung: - (L) Ist ein man sunder ere gGt? / daz kan ich nicht bewisen: / got[!] und ere, die zwie sind gar … ungescheiden. / swer of ere vlizet sinen mGt, / des leben sol man prisen Der Guter, II, 1, 1-5.
Querverweise 6920f.; 13264f.; 16927; 1831318316.
Literatur: TPMA II s.v. EHRE 5.3. Streben und Verlangen nach Ehre. Wander IV s.v. Tugend, Nr. 135.
Sentenz
10297-10314; 10971-10981; 11004-11014; 15439-15452.
Sentenz
98-101; 1056910573; 1101111016; *17496; Verwendung: - (S) Eyn weiblin und medlin hatt nichts mer/ noch keynen gr=ssern schatz/ denn die ere. 17501-17504; Darumb stilt der eynem medlin das edelst kleynot/ das weder mit gelde/ noch mit der welt gFt 18313-18316. erstattet mag werden./ welcher yhr mt sFssen wortten den magthumb abstilt Agricola: Sprichwörtersammlungen, I, 664 (S. 478).
Sentenz
Literatur: TPMA III s.v. FRAU 7.6.1. Ehre ist der höchste Schatz der Frau.
Sentenz Verwendung: - (S) Ein man vil maneges êren hât, / daz guoten wîben missestât; / [die man vil manegez krœnet, / des diu wîp sint gehœnet.] / tuot ein wîp ein missetât, / der ein man wol tûsent hât, / der tûsent wil er êre hân, / und sol ir êre sîn vertân. / daz ist ein ungeteilet spil: / got solches rehtes niht enwil Freidank: Bescheidenheit, 102,16-25. - (D) Tut ain frow ain missetat / Der ain man wol tusent hat / Der tusent wil er ere han / Vnd sol ir er sin vertan / Das ist gar ain vnrechtes spil / Got söliches vnrecht nit wil / Für war ich daz sagen kan / Wa ist ain stetter trüwer man / Das ieman hab icht bessers Von treulosen Männern, 145-153. - (S) Plurima sunt licita maribus solis et agenda, / Que sunt illicita mulieribus atque cavenda, / Ein man manches ere hat, / Das dem weibe ist ein missetat Freidank (Görlitz), 13771380. Vgl. den Gedanken: - (D) Quamvis enim istud in masculis toleratur propter usum frequentem et sexus privilegium, quo cuncta in hoc saeculo etiam naturaliter verecunda conceduntur hominibus liberius peragenda, in muliere tamen propter verecundi sexus pudorem adeo iudicatur esse nefandum Anderas Capellanus: De amore, 261.
*17493.
2 Artusromane nach 1230
Textstelle
17654 Flordibel diu schœne diu gewizzen [lies: gewisse] âne hœne
Kontext
Der Erzähler stellt vor der Abreise nach Malmontan die Vollkommenheit Flordibels fest.
Überlieferung
Paraphrase
Schönheit ist gefährlich.
2.2 Der Pleier: Tandareis
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Literatur: TPMA VIII s.v. MANN 2.2.3. Dem Mann ist mehr erlaubt als der Frau [führt diese Textstelle an]. Walther, 21652. Wander III s.v. Mann, Nr. 933.
Anspielung auf ein Sprichwort Formulierungstradition: - (E) ez ist doch war ein wortelin: / „schœne daz ist hœne“ Gottfried: Tristan, 17802f. - (S) Wîbes schœne manegen hât / verleit ûf grôze missetât. / Der wehsel nieman missezimt, / swer guot für die schœne nimt. / Man siht vil manege schœne, / diu doch ist vil hœne Freidank: Bescheidenheit, 104,16-21. Verwendung: - (E) michels boumes schone / machet dicke hoene: / er dunchet uzzen grGne, / so ist er innen dGrre; / so man in nieder meizzet , / so ist er wGrmbeizech, / er ist innen uGl unde Gble getan. / daz bezeichenet den man / der uzen wole redet / unde ualches in deme herzen phleget Pfaffe Konrad: Rolandslied, 1962-1971. - (D) der toren netze ist wibes sch=ne. / swer chGmt der in, der hat sin h=ne. / der chGmt dar in der sinen rat / an ein wip vil gar verlat / durh ir sch=ne niht durh ir gGte, / wan hat si denne valsch gemGte, / so ist im denne daz unheil / vil gar bereitet ane teil Thomasin von Zerklære: Der welsche Gast, 1615-1622. - (L) Frouwe, diu mir vor in allen / wîlent muoste wol gevallen, / noch vernemt ein liedelîn: / ir sît âne lougen schœne, / doch ist schœne dicke hœne; / daz ist leider an iu schîn. / nû wil ich mîn singen kêren / an ein wîp diu tugende lêren / kan und alle fröide mêren: / seht, der diener wil ich sîn Ulrich von Winterstetten, IX, 3, 1-10. - (E) Nummet abir er ein wip zGr e, / „E was im wol, nu ist ïm we“, / zihet yn maniger mGter kint. / Blibet er ane, man sprichet: „Er vindt / keine, die ïn wulle nemen“. / Nimpt er ein hezzelich, er hat ein schemen. / Ist sie schone, / so ist die h=ne; / er muz ir undertenig weren Wer kann allen recht tun, 119-127. - (E) Vnd sprach nain frowe rain / In minem mut ich daz main / Das mich fröwt vnd tut so wol / Das ich vch an sechen sol / Mit ganzem lust und willen / Daz mag mich nit befillen / Doch üwers libes schön / Wil werden mir ze hön / Mit gantzem lait vnd vngemach / Das ich wird an fröden swach Der geprüfte Minner, 133-142. - (S) Schön ist gern hön. / Si bene formosum credo stibio maculosum St. Galler Handschrift, 46. Vgl. den biblischen Hintergrund: - sin fallax gratia et vana est pulchritudo Prv 31,30. Gonst ist falsch vnd sch=ne ist eytel Luther: Deutsche Bibel, X, 2 [1524]. → Iw 2783 → Gar 894 → Pz 514,17 → GTr 17802 → HTr 3919. Literatur: Friedrich 2006 s.v. schœne, S. 352f. Singer 1947, S. 60f. TPMA X s.v. SCHÖN 2.1. Schönheit ist gefährlich und trügerisch. Wander IV s.v. Schönheit, Nr. 2.
*2893.
2 Artusromane nach 1230
Auswertung Im ›Tandareis‹ finden Sentenzen und Sprichwörter fast ausschließlich in längeren monologischen Reden und Reflexionen der Figuren sowie in Erzählerexkursen Verwendung. Dabei stehen innerhalb dieser Sequenzen stets mehrere Sentenzen mit ähnlichem Thema nebeneinander, so daß der Text kaum isoliert stehende Belege aufweist. Frequenz: Der ›Tandareis‹ enthält insgesamt 39 Sentenzen und Sprichwörter (inkl. Anspielungen). Bei 18339 Versen ergibt dies pro Beleg eine durchschnittliche Dichte von 470 Versen. Sechs der Belege (15%) sind sprichwörtlich: – Sprichwörter: 2; Anspielungen auf ein Sprichwort: 4. – Sentenzen: 26; Anspielungen auf eine Sentenz: 7.
In folgenden Passagen ist eine Häufung von Belegen festzustellen: (1) (2) (3) (4) (5) (6)
Prolog: 1; 3; 4; 6; 12; 50. Keies Verteidigungsrede: 3293; 3302; 3305. Tandareis’ Aufbruch von Tandernas: 3886; 4101; 4105; 4148; 4175. Hochmut-Exkurs: 6730; 6732. Verlust von Tandareis’ Pferd (bei der Brücke): 10237; 10238; 10249. schame-Exkurs: 17430; 17438; 17441; 17448; 17466; 17487; 17493; 17496.
Nicht in die Tabelle aufgenommen wurden nach den zugrunde gelegten Begriffen folgende in der Forschung als sentenzhaft oder sprichwörtlich klassifizierte Stellen: 1727: TPMA XI, S. 363, Nr. 787; 6736: TPMA VI, S. 129, Nr. 65; 6745: TPMA VI, S. 129, Nr. 65.
Sprecher: Auf den Erzähler entfallen 25, auf die Figuren 14 Belege (36%). Vier der Figurenbelege werden von weiblichen Figuren gesprochen (29%). Die Figurenbelege verteilen sich auf zwei männliche und drei weibliche Sprecher. Die häufigsten Sprecher sind Tandareis mit sieben, Keie mit drei und die Frau des Kaufmanns Todila mit zwei Belegen. Verglichen mit dem ›Garel‹ fällt auf, daß sich das quantitative Verhältnis von Erzähler- und Figurenbelegen im zweiten Roman des Pleier beinahe umgekehrt hat. Wie dort tritt aber auch im ›Tandareis‹ unter den Figuren der Protagonist am häufigsten und in verschiedenen Handlungszusammenhängen als Sprecher von Sentenzen und Sprichwörtern hervor.
2.2 Der Pleier: Tandareis
Verw endung: Im Vergleich zum ›Garel‹ werden Sentenzen und Sprichwörter von den Figuren häufig eingesetzt, um die eigene Lage zu reflektieren. Dies kann geschehen, um sich selbst Mut zuzusprechen, wie etwa durch Tandareis mit seiner Bitte an die Minne (829) und seiner Anrufung göttlichen Beistands (4332) oder aber, um den paradigmatischen Charakter der eigenen Situation unter Rückgriff auf Sentenzen zu unterstreichen, so durch Flordibel vor dem Abschied von Tandareis (3886) und durch den Protagonisten in der Klage über die Unbeständigkeit des Schicksals nach dem Verlust seines Pferdes (10237; 10238; 10249). Daneben verwenden die Figuren Sentenzen und Sprichwörter auch im Dialog, um die eigene Entschlossenheit vor anstehenden Konflikten auszudrücken, wie etwa im Gespräch zwischen Tandareis und Dulcemar (1573; 1584). In pointiert-rhetorischer Form setzt Keie Sentenzen in seiner Gerichtsrede zur Verteidigung von Tandareis und Flordibel ein (3293; 3302; 3305). Wenngleich dem Erzähler verglichen mit dem ›Garel‹ ein größeres Gewicht als Sentenzsprecher zukommt, ist auch hier zu beobachten, daß sich Sentenzen und Sprichwörter überwiegend in gehäufter Form im Rahmen exkurshafter Ausführungen finden, um in moralisch-didaktischer Manier allgemeine Wertmaßstäbe zu reflektieren, so etwa im Hochmut- oder im schame-Exkurs. Überdies verwendet der Erzähler Sentenzen bisweilen auch für innertextuelle Querverweise. So weist er in einem Binnenprolog mit zwei Sentenzen auf die nachfolgenden Ereignisse hin, die Tandareis als dem Schicksal unterworfen zeigen werden (4101; 4105). Dieses zentrale Thema des Romans wird bereits im Prolog verankert (1; 3) und später auch von Tandareis aufgegriffen (10237; 10238; 10249). Überlieferung: Die Überlieferung zeigt keine signifikanten Abweichungen. Im Fall von 6730 ist für die Lesart von h eine eigene Formulierungstradition nachweisbar. Der Beleg 8199 fehlt in H. Themen: Folgende inhaltliche Schwerpunkte des Textes werden auch in Sentenzen und Sprichwörtern reflektiert: – Liebe. (1) Liebe und Leid: 8199; 8200. (2) Macht der Liebe: 829; 4175. – Übereiltes Handeln: 6; 12. – Wechselhaftigkeit des Glücks: 1; 3; 4101; 4105; 10238; 10249.
Stil: Es fällt auf, daß sich für die insgesamt 26 Vollsentenzen in 22 Fällen keine Formulierungstradition nachweisen läßt. Ein Großteil dieser Belege findet sich in den verschiedenen Erzählerexkursen des Romans, so im liebe-Exkurs (8200), im Hochmut-Exkurs, vor allem aber im schame-Exkurs. Dieser Befund verstärkt den schon im ›Garel‹ gewonnenen Eindruck, daß der Pleier sich für den von ihm be-
2 Artusromane nach 1230
sonders akzentuierten Bereich moralisch-didaktischen Wissens eigene sentenzhafte Formulierungen oder Neuprägungen auf der Grundlage gängiger Gedanken erarbeitet. Das Formulierungsmuster der Sentenzen ist variabel, es dominieren jedoch zweizügige1 Formulierungen (z.B. 1). Häufig finden sich swer-der-Formulierungen (z.B. 4), seltener Prägungen mit suln. An Rahmenelementen, die das Vorliegen von Orientierungs- oder Erfahrungswissen signalisieren, sind zu verzeichnen: Einleitungselemente: – wan ich weiz wol daz / … (zu 829; Tandareis) – sît … (zu 4148; Erzähler) – ich enweiz sîn nicht, êst mir geseit / … (zu 8200; Erzähler) – ich wil iu sagen daz …. (zu 17441; Erzähler)) – vür wâr ich daz sprechen mac: / … (zu 17487; Erzähler) – ich wil iu sagen mêre: / … (zu 17493; Erzähler) – ich wil iu sagen sunder spot: / … (zu 17496; Erzähler) Ausleitungselement: – …, / daz wizzet sicherlîchen (zu 6730; Erzähler)
Besonderheiten: In einem Fall (10249) zitiert der Pleier eine von Wolfram geprägte Sentenz, in zwei anderen Fällen (1; 1573) knüpft er an von Freidank und Hartmann vorgeprägte Sentenzen an.
1
Als zweizügig wird eine aus einem Haupt- und einem Nebensatz bzw. zwei Hauptsätzen bestehende Vollsentenz verstanden.
2.3
Der Pleier: ›Meleranz‹
Aus stilistischen und motivgeschichtlichen Gründen kann angenommen werden, daß es sich bei dem in der Ausgabe von BARTSCH 12834 Verse umfassenden ›Meleranz‹ um den letzten der drei im Zeitraum von 1240 bis 1270 entstandenen Artusromane handelt,1 die unter dem Verfassernamen ‚Der Pleier‘ überliefert sind. Inhalt: Der durch einen ausführlichen Prolog (1-126) eingeleitete Roman erzählt die Geschichte von Meleranz, einem Sohn des französischen Königs Lenseyges und Neffen von König Artus. Als junger Mann verläßt Meleranz heimlich seine Heimat, um sich von der vielgerühmten wirdekeit seines Onkels zu überzeugen (127-422). Sein Weg zum Artushof wird durch die Begegnung mit der allein auf einem anger badenden Tydomie unterbrochen (423-1909). Obwohl er sich in die feenhafte junge Dame verliebt hat, zieht er am nächsten Morgen weiter zum Artushof, wo er, nachdem er zunächst unerkannt Ruhm erworben hat, in den Ritterstand erhoben wird. Während dieser Zeit wechselt er mit Tydomie Briefe (19104132). Nach drei Jahren veranlaßt ihn seine unerfüllte Liebe, erneut auszuziehen. Auf seinem Weg zu Tydomie hat er drei miteinander verknüpfte Aventiuren zu bestehen: Zunächst erringt er die Landesherrschaft von Terrandes im Kampf gegen König Godonas, wobei er u.a. dessen Truchsessen Cursun besiegt und zum König gekrönt wird (4133-6948); danach hilft er Tydomies niftel Dulceflur, den sie bedrängenden Heiden Verangoz zu bezwingen (6849-8991), und befreit zuletzt Tydomies anger, der in der Zwischenzeit von einem abgewiesenen Ritter besetzt worden ist (8992-10370). Schließlich gewinnt Meleranz auch Tydomies Vormund Malloas für seine Heiratsabsichten, so daß die Hochzeit, mit Artus und Lenseyges als Ehrengästen, als glänzendes Fest auf Tydomies Burg stattfinden kann (1037112841).2 Ein Textzeuge: Karlsruhe, LB, Don. 87, 1480. Zugrunde gelegt wird die Ausgabe von BARTSCH (Pleier: Meleranz).
1 2
Den terminus post quem bildet mit Blick auf den ›Garel‹ in jedem Fall Strickers ›Daniel‹; vgl. KERN, 2VL, Bd. 7, Sp. 729f. Vgl. zum Inhalt auch das Strukturschema von WAHL 1987, S. 300f.
2 Artusromane nach 1230
Textstelle 23 nu hât ez sich verkêret gar: ie langer sô bœser jâr.
45 guot ist guot swer daz hât.
46 swer aber mit dem guot begât daz im stât lasterlîche, der ist arm und niht rîche.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler beklagt den gegenwärtigen Zustand der Welt (Prolog).
Mit jedem Jahr wird alles schlechter.
Der Erzähler betont den Nutzen von Besitz (Prolog).
Besitz nützt dem, der ihn hat.
Der Erzähler warnt vor dem falschen Gebrauch von Besitz (Prolog).
Wer seinen Besitz auf schändliche Weise gebraucht, verliert seine Macht.
2.3 Der Pleier: Meleranz
Klassifizierung / Vergleichsmaterial /Literatur
Querverweise
Sprichwort Formulierungstradition: - (E) diu zît hât sich verwandelt gar; / ie lanc lenger bœsent diu jâr Wirnt: Wigalois, 10265f. - (Dr) trFwe und warheit / dye sint leyder hen geleyt, / trwee dye ist gar vorderbit / und an mancher man geerbet, / dye czit hat sich vorwandelt gar, / jo lang langer bose jar, / und dye lFte, dye in der werlde sin Innsbrucker (thüringisches) Spiel von Mariae Himmelfahrt, 2795-2801. Verwendung: - (L) Diu zît ist verklâret wal, / des ist doch diu welt niht, / wan sî ist trüebe unde val, / der si rehte besiht. / Die ir volgent, die jehent, / daz sî sich boeset ie lanc sô mê, / wan sî der minne abe ziehent, / die ir wîlent dienten ê Heinrich von Veldeke MF 65,13-20 (MFMT, XXI, 1-8). - (L) bî der werlde niemen lebet sünden vrî: / ja ist ez sô ie lenger sô ie bœser in der kristenheit. / mîne tage swindent unde kurzent mîniu jâr Neidhart, WL 30, II, 4-6. - (S) Deterior iam posterior fit quisque dierum; / Annus et annus abit, deteriorque subit Walther, 5512 (Hs. 14/15. Jh.). → Wigl 10265. Literatur: TPMA VI s.v. JAHR 2.3. Es wird von Jahr zu Jahr schlechter [führt diese Textstelle an]. Walther, 5512. Wander II s.v. Jahr, Nr. 33 [führt diese Textstelle]. Zingerle 1864 s.v. Jahr, S. 77 [führt diese Textstelle an].
Sentenz
3485-3487.
Vgl. zur Formulierung: - (L) Guot ist guot daz man vor êren niht enspart, / guot ist guot daz nie mit schanden gwunnen wart; / daz guot ist guot daz man vil hôhe lobt und prîset Namenlos n, 3, 9-11 (KLD Nr. 38). Literatur: TPMA V s.v. GUT (Subst.) 1.1. Gut ist und erscheint gut [führt diese Textstelle an]. Zingerle 1864 s.v. Gut, S. 61 [führt diese Textstelle an]. Kern 1981, S. 86f.
Sentenz Verwendung: - (S) Avoir n’est preux qui a son seigneur fait honte Morawski: Proverbes français, 218 (Hs. 15. Jh.). Vgl. den biblischen Hintergrund: - est quasi dives cum nihil habeat et est quasi pauper cum in multis divitiis sit Prv 13,7 – Mancher ist Arm bey grossem Gut, Vnd mancher ist Reich bey seim Armut Luther: Deutsche Bibel, X, 2. Literatur: TPMA V s.v. GUT (Subst.) 3.12. Gut mit Schaden und Schande ist schlecht. Wander I s.v. Besitz, Nr. 2. Kern 1981, S.86.
79-83.
2 Artusromane nach 1230
Textstelle 57 guot sol man behalten und dâ bî êren walten.
96 der bœse getæt doch nimmer baz, an daz er lebt nâch sînem site.
98 den biderben tiuret man dâ mite swâ man im dicke vor seit von êren und von frümkeit. 687 dâ was gebuochstabet an, alsô ich vernomen hân, „mannes langer mangel daz ist des herzen angel.“
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler rät zum rechten Gebrauch von Besitz (Prolog).
Mit Besitz soll man so umgehen, daß man Ansehen gewinnt.
Der Erzähler begründet den Abbruch seiner Reflexionen über den Gebrauch des Besitzes mit dem Hinweis auf die Unbelehrbarkeit schlechter Menschen (Prolog).
Ein schlechter Mensch ändert sich nie.
Der Erzähler weist 98: türret. man auf den Nutzen von fehlt. Beispielen für gute Menschen hin (Prolog).
Den Rechtschaffenen kann man durch Beispielerzählungen fördern.
Der Erzähler referiert die Inschrift auf dem Gürtel der Tydomie (Badeszene).
Langer Verzicht auf den Geliebten führt zu Liebesschmerz.
2.3 Der Pleier: Meleranz
Klassifizierung / Vergleichsmaterial /Literatur Sentenz
Querverweise 49-56; 750f.; 4160f.; 12631.
Verwendung: - (E) Ir werde riches leben / machet daz ich geben / ditz bGch in zu ainn eren han: / durch kain gabe ist daz getan, / doch nieman sich schol gGtes wern, / welle er sich mit ern nern Johann von Würzburg: Wilhelm von Österreich, 18649-18654. - (D) Non es cuerdo el que sola mente sabe ganar el aver, mas es lo el que se sabe seruir et onrar el del commo deue Juan Manuel: Conde Lucanor, segunda parte, f. 186v (S. 444, Z. 48f.). Literatur: TPMA V s.v. GUT (Subst.) 8.1. Man verschmähe Gut nicht, sondern halte und verwende es in Ehren [führt diese Textstelle an]. Wander II s.v. Gut (Subst.), Nr. 138. Zingerle 1864 s.v. Gut, S. 61 [führt diese Textstelle an].
Sentenz
*98; 4646-4654.
Verwendung: - (S) Malae naturae numquam doctore indigent Publilius Syrus: Sprüche, m20. - (S) Perversi difficile corriguntur Otloh von St. Emmeram: Liber proverbiorum, XV (324A). - (S) Ja de l’ome mauvés ne fera on prodome Morawski: Proverbes français, 966 (Hs. 14. Jh.). Vgl. den biblischen Hintergrund: - quoniam in malivolam animam non intrabit sapientia Sap 1,4 - Denn die Weisheit kompt nicht in eine boshafftig Seele Luther: Deutsche Bibel, XII. Literatur: TPMA X s.v. SCHLECHT 2.2.2. Die Schlechten sind dem Guten (Lehren, Bitten) nicht zugänglich. Schulze 1987, S. 95, Nr. 132. Walther, 11823. Wander I s.v. Böse (der), Nr. 6. *96; 181-185; 201-204; 19941998; 2364Literatur: TPMA V s.v. GUT (Adj.) 2.2.3. Die Guten sind leicht, die Bösen schwer zu bessern. Wander I 2366. s.v. Beispiel, Nr. 12.
Sentenz
Sentenz Verwendung: - (Inschrift) + LIEBES . LANGER . MANGEL . IST MIINES . HERZEN . ANGEL . Wieser 1965, S. 27 (auf einem Becher aus dem 14. Jahrhundert). - (E) Der künig sprach: „für ware, / seyd ichs euch iehen sol, / durch ain fürstinne klare, / dy raynen hertzogin von Tintayol / hat gelegt zw herzen mir der mynne angel. / des scherff mich hat also gerúrt, / das ich stirb, hab ich lanng ir mynne mangel!“ Fuetrer: Buch der Abenteuer, 888, 1-7. → JT 2933,1. Literatur: Henkel 1992, S. 184. TPMA VIII s.v. MANGEL 7. Lange Ermangelung des Geliebten ist ein Stachel des Herzens [führt diese Textstelle an]. Walther, 1650. Wander III s.v. Mann, Nr. 1336. Wieser 1965, S. 32-35: „festgeprägte Sentenz“ (S. 35). Zingerle 1864 s.v. Mann, S. 97 [führt diese Textstelle an]. Ernst 2006, S. 65.
2 Artusromane nach 1230
Textstelle 691 die buochstab an dem strichen vor die sprâchen „dulcis lâbor“
693 daz sprichet, sô mir ist geseit, „minne ist süeziu arbeit.“
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler referiert die Inschrift auf dem Gürtel der Tydomie (Badeszene).
Liebe ist ein Zustand süßer Qual.
Der Erzähler übersetzt die Inschrift auf dem Gürtel der Tydomie (Badeszene).
Liebe ist ein Zustand süßer Qual.
2.3 Der Pleier: Meleranz
Klassifizierung / Vergleichsmaterial /Literatur Anspielung auf eine Sentenz Formulierungstradition: - (E) getrivwiv minne in sere thwanc, / da von duht in das beîten lanc. / der sehnde mangel kumber birt, / swa liebe rehte enzundet wirt: / da von sprach hie vor alsus / ein hubescher man, Ovidius: / amor amor amor / dulcis dulcis labor Ainune, 307-314.
Querverweise *693; 858f.; 1732-1738; 1867-1870.
Verwendung: - (D) Minn ist ein suezzeu arbait / Swi si vnder weilen lait / Etleichen leuten pringe / Si fueret doch den gedinge / Daz der nicht verdagen kan / Des mGt ist ir vndertan Was ist Minne, 1r, 1015. - (D) Yfft dy de leve gevangen hat, / Geselle, dat ys nicht din dot, / Dat duncket my eyn ringe nod. / Dat du treyst herteleyt, / Dat ys eyn sute arbeyt Des Minners Anklagen, 57-61. Vgl. die Formulierung Ovids: - ‚VIVE’ deus ‚posito’ si quis mihi dicat ‚amore’, / deprecer: usque adeo dulce puella malum est Ovid: Amores II, IXb (X), 25f. Literatur: Faral 1967, S. 138f. Henkel 1992, S. 184. TPMA VII s.v. LIEBE 1.5.1. Liebe ist ein süsses und erwünschtes Leid, Übel und Ungemach [führt diese Textstelle an]. Wander III s.v. Liebe, Nr. 93. Ernst 2006, S. 65.
Sentenz Formulierungstradition: - (D) Minn ist ein suezzeu arbait / Swi si vnder weilen lait / Etleichen leuten pringe / Si fueret doch den gedinge / Daz der nicht verdagen kan / Des mGt ist ir vndertan Was ist Minne, 1r, 1015. Verwendung: - (L) Got gebe ir iemer guoten tac / und lâze mich si noch gesehen, / die ich minne und nit erwerben mac. / mich müet, daz ich si hœre jehen, / Wie holt si mir entriuwen wære, / und saget mir ein ander mære, / des mîn herze inneklîchen kumber lîdet iemer sît. / ouwê, wie süeze ein arebeit! / ich han ein senfte unsenftekeit Walther von der Vogelweide C, 92, I, 1-9 (L 119,17 119,25). - (E) getrivwiv minne in sere thwanc, / da von duht in das beîten lanc. / der sehnde mangel kumber birt, / swa liebe rehte enzundet wird: / da von sprach hie vor alsus / ein hubescher man, Ovidius: / amor amor amor / dulcis dulcis labor Ainune, 307-314. - (D) Yfft dy de leve gevangen hat, / Geselle, dat ys nicht din dot, / Dat duncket my eyn ringe nod. / Dat du treyst herteleyt, / Dat ys eyn sute arbeyt Des Minners Anklagen, 57-61. - (Dr) Der Fürwitz spricht: / Ey, halt das maul, du alter narr! / Denn mustu schöne frawen buln. / Der jüngling spricht: / Da wil ich erst mein hertz erkuln. / Der trew Eckhart spricht: / Dein hertz erst brinnend wird in leiden / Durch sehnen, eifern, schaidn und meiden. / Lieb ist ein hönig-süsses wehe. / Ich rhat, jüngling: greiff zu der ehe! / Dasselb ist ehrlich, recht und göttlich Sachs: Fürwitz, S. 193, Z. 21 - S. 194, Z. 2. Literatur: Henkel 1992, S. 184. TPMA VII s.v. LIEBE 1.5.1. Liebe ist ein süsses und erwünschtes Leid, Übel und Ungemach [führt diese Textstelle an]. Wander III s.v. Liebe, Nr. 93. Ernst 2006, S. 65.
*691; 858f.; 1732-1738; 1867-1870.
2 Artusromane nach 1230
Textstelle 1079 Wan swer die frowen êret und ir wirde mêret und in leides niht entuot, dem tragent si vil holden muot. 1378 sus kan diu minne machen an werden liuten noch ir spil. si twinget swen si twingen will und alle die si twingen sol, die kan si betwingen wol.
1825 owê Minne, daz du mîne sinne mir sô gar hâst benomen
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler weist auf die Wertschätzung höfischen Verhaltens durch die Frauen hin (Badeszene).
Wer die Frauen ehrt, dem sind sie gewogen.
Der Erzähler erklärt 1378: minne fehlt. Tydomies und Meleranz Schlaflosigkeit mit dem Einfluß der Liebe (Badeszene).
Die Liebe besiegt jeden.
Tydomie beklagt nach Meleranz Fortgang gegenüber ihrer meisterinne, daß ihre Neigung zu ihm scheinbar nicht erwidert wird.
Liebe nimmt den Verstand.
2.3 Der Pleier: Meleranz
Klassifizierung / Vergleichsmaterial /Literatur Sentenz
Querverweise 732-736; 14611476.
Literatur: TPMA III s.v. FRAU 4.2.2. Man behandle die Frau gut und respektvoll. Wander I s.v. Frau, Nr. 646. Kern 1981, S. 284. 661-668; 18331839; 25442547; 2582; Formulierungstradition: - (E) Nun hon ich mir gedacht syder, / Das Liebe alle ding betzwingt / und dasselb herwider 2606-2609; 2939-2942; pringt, / Es sey frawen oder man Suchenwirt, 46, 150-153. 3998-4002; 4113f. Verwendung: - (L) non illum nostri possunt mutare labores, / nec si frigoribus mediis Hebrumque bibamus / Sithoniasque niues hiemis subeamus aquosae, / nec si, cum moriens alta liber aret in ulmo, / Aethiopum uersemus ouis sub sidere Cancri. / omnia vincit Amor: et nos cedamus Amori Vergil: Eclogen, X, 64-69. - (E) umbe di minne ist iz aver sô getân: / da nemac niht lebentiges vor gestân. / swer rehte wirt innen / frumer wîbe minne, / ist er siech, er wirt gesunt, / ist er alt, er wirt junc Kaiserchronik, 4607-4612. - (E) kain macht gesigt mir an, / als manger dir hät getön. / ich bin yederman berait, / so bistu mangem versait, / der dich, Pfenning, nit hät / und dient mir frF und spät. / […] / dar umb soltu mir billich wichen. / daß tG, so gang ich min fart. / wan es ist ain alt gespröchen wort: / lieb Fberwint alle ding Der elende Knabe: Minne und Pfennig, 63-75. - (G) minne gewinnit alliz daz si gewinnin wil; ur inist nicht zu ture ere noch guit noch alliz daz in himmele ist, und joch Got selber. Augustinus: „daz allewis unmugilich ist, daz ist der minne muglich zu gewinnene.“ „minne“, sprichit der wise man, „ist ein uberwindinde craft, di da uberwindit alliz daz si will“ Giselher von Slatheim, S. 89, Z. 6-10. - (S) AMOR OMNIA UINCIT. Die lieb thGts alles. Die lieb Fberwindt alle ding Franck: Sprichwörter, I, 10r (S. 30, Z. 23-25).
Anspielung auf ein Sprichwort
→ Wigl 7782 → Tan 829. Literatur: TPMA VII s.v. LIEBE 1.3.6. Liebe besiegt (bezwingt) alles und alle. Walther, 990. 1221-1223; 1871f.; 26202622; 3864Formulierungstradition: - (L) Herzelieber mære / der wart ich vil dicke / von der minneclîchen frouwen mîn. / ich wær 3866; 4003âne swære / wan daz ich erschricke: / dur die lieben trage ich senden pîn. / daz ist endelîche 4005; 4113f. wâr: / liebe nimt die sinne, / liebe machet missevar. / wizzet daz ich brinne / in der liebe alse ein gluot Schenk von Limburg, KLD Nr. 34, I, 2, 1-11. - (E) Belobent daz wibes minne / Mangem nimpt die sinne / Als och ainem fuchz beschach / Der sin selbs schatten sach / In ainem sod do nachen / Er begund dar gachen / Daz jn sin sinn entwande / sin wip er sechen wande / Dur jr lieb sprang er dar Fuchs und Wolf, 1-9.
Anspielung auf ein Sprichwort
Verwendung: - (E) Swer nie herzeliep gewan, / der velschet lîhte disiu wort. / sie jehent, die des hânt bekort, / ez beneme diu minne / vil wîsem man die sinne, / daz er niht wol mac bewarn, / ern müeze dicke missevarn / und sich der êren sô bewiget, / daz er enruochet wâ sîn lop geliget. / des ist diu minne vil gemeit: / sie kan ouch (deist diu wârheit) / den tumben wol gelêren / sprechen unde tuon nâch êren Otte: Eraclius, 2548-2560.
2 Artusromane nach 1230
Textstelle
4102 unstæte lieb diu ist enwiht.
4117 iezuo trûric, iezuo frô.
6204 swenn der man niht mêr sol leben, Sô ist ez schier umb in ergân.
6566 du hetest noch gelept wol, wan daz grôzer übermuot dicke den liuten schaden tuot. alsô ist ouch dir geschehen.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Die meisterinne be- 4102: In stäte. lehrt Tydomie nach der Lektüre von Meleranz’ Brief über die Beständigkeit der Liebe (Briefwechsel).
Unbeständige Liebe ist wertlos.
Der Erzähler erklärt Tydomies wechselnde Stimmungen nach dem Erhalt von Meleranz’ Brief mit dem Einfluß der Liebe (Briefwechsel).
Leid und Freude wechseln schnell.
Der Erzähler erklärt, warum der Tod von Godonas im Kampf gegen Meleranz unvermeidlich ist (Godonas-Aventiure).
Die Lebensdauer wird vom Schicksal bestimmt.
Der Truchseß Cursun kritisiert den Hochmut des getöteten Godonas bei dessen Begräbnis (Godonas-Aventiure).
6567: Wann din gr. Hochmut führt zu Schaden.
2.3 Der Pleier: Meleranz
Klassifizierung / Vergleichsmaterial /Literatur
Querverweise
- (S) Rason per amore perde valore Volgare illustre, 69. - (E) Mörlin zw einer zeite / kam aus Norchumerlannd. / der künig vil ser sichs frewte. / er tet im seinen kumer gross pekanndt, / wie er pelesstet wär mit starcker mynne / gen der fürstin von Tyntayol, / die im penem mit all nach witz und synne Fuetrer: Buch der Abenteuer, 904, 1-7. → Er 3691 → Lan 6538 → Wigl 9658 → Pz 287,9 → GTr 12017. Literatur: Friedrich 2006 s.v. minne, S. 296. TPMA VII s.v. LIEBE 1.6.2. Liebe nimmt (und verkehrt) Weisheit und Verstand, Vernunft und Sinne.
Sentenz Vgl. die umgekehrte Formulierung: - (L) minne ist unstæte frî Der Marner, V, 3, 25. - (S) Amor vuol fede, et fede vuole fermezza Merbury: Proverbi vulgari, S. 12.
1391-1395; 1855-1857; *11040.
Literatur: TPMA VII s.v. LIEBE 4.2.1. Wahre Liebe ist beständig und treu. Wander III s.v. Liebe, Nr. 559.
Sentenz
2536-2543; 10602-10612.
Verwendung: - (E) wil er sich des niht versinnen / daz ich alsô genatûret bin, / iezunt her, iezunt hin, / iezunt trûric, schiere frô? / mîn ordenunge stêt alsô, / ich mac niht stæte blîben, / ich muoz der werlde schîben / trîben her unde dar Ulrich von Etzenbach: Alexander, 6436-6443. → Pz 548,6. Literatur: TPMA VI s.v. JETZT 1.2.1. Jetzt voll Freude, bald in Zorn (am Galgen). Wander I s.v. Freude, Nr. 79. Ebd. III s.v. Leid, Nr. 3.
Sentenz
5806f.
Vgl. den Gedanken: - (E) der veigen mac keiner genesen Livländische Reimchronik, 6098. Literatur: TPMA VII s.v. LEBEN 1.4.1. Das Leben ist vom Schicksal zugemessen und unabänderlich [führt diese Textstelle an]. Wander IV s.v. Schicksal, Nr. 16. 5564-5566; 6690-6694; 6797-6801; Formulierungstradition: - (E) ez ist eht als man dâ seit, / daz unrehter hôchmuot / dem manne lîhte schaden tuot *8014; 8136; 8175- 8198. Hartmann: Erec, 1229-1231.
Sprichwort
Verwendung: - (E) Von du mach du wol uerstan, / daz nechein dinc dem man / grozeren scaden dut, / dan der leyde ouermut, / dar uon der tueuel gewan, / daz ime nimer zeran / ochchis noch achis, / noch allis ungemachis König Rother, 4560-4567. - (E) sölken lôn kan hôchvart geben. / übermuot wirt niemer guot; / übermuot grôzen schaden tuot Boner: Edelstein, 51, 64-66.
2 Artusromane nach 1230
Textstelle
8014 sîn gewalt vil lîht dar nider ligt und sîn grôzer übermuot.
11040 ich weiz wol daz unstætikeit niemen zimt der êre hât.
12632 swer iuwern willen gerne tuot, dem sult ir holdez herze tragen.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Meleranz bekundet gegenüber Dulceflur seine Zuversicht, Verangoz besiegen zu können.
Hochmut unterliegt zuletzt.
Tydomie bekräftigt in Gedanken ihren Entschluß, trotz Malloas’ Drohungen an ihrer Liebe zu Meleranz festzuhalten.
Wankelmut schadet dem Ansehen.
König Lenseyges belehrt seinen Sohn Meleranz nach der Hochzeit auf Monteflor über wichtige Herrschertugenden.
Wohlgesonnenen Menschen soll man vertrauen.
2.3 Der Pleier: Meleranz
Klassifizierung / Vergleichsmaterial /Literatur
Querverweise
→ Er 980; 1229. Literatur: Friedrich 2006 s.v. übermuot, S. 418. TPMA VI s.v. HOCHMUT 5.5. Hochmut tut nichts Gutes, sondern schadet nur [führt diese Textstelle an]. Wander II s.v. Hochmuth, Nr. 21. 5564-5566; *6566; 66906694; 6797Formulierungstradition: - (D) waz hilfet daz, daz wir sehen, / als ich fGr war mach geiehen, / daz ubermGt zaller zit / 6801; 8136; gar ze iungest under lit? / wir bezzern uns der von niht Thomasin von Zerklære: Der welsche 8176-8196. Gast, 11299-11303.
Anspielung auf ein Sprichwort
Verwendung: - (E) si furten groz uber mGt: / du nist nimenne gGt, / si geliget ie nidere; / der richtare da ze himele / haizet si selbe uallen Pfaffe Konrad: Rolandslied, 3361-3365. - (D) wir sint des wol ze ende chomen / und habens gesehen und vernomen, / daz unmaze unde hohvart / die mGzen diche vallen hart. / swer hohe vert zaller zit, / wizzet, daz er nider lit. / swen ein man sinen mGt / ie hoher hebt an ubermGt, / so er ie verrer ist von got / nidere durh sin gebot Thomasin von Zerklære: Der welsche Gast, 11285-11294. - (E) der fürste sprach: „swie clein ich sî, / ir werdent strîtes niht erlân. / dicke ich wol gehœret han: / smæhiu hôhvart nider lît, / sô got dêmüetigen gît / sîner helfe sigenunft Reinfried von Braunschweig, 18964-18969. - (E) Wer der hochfart ie gepflag / Ze letzten er vnter gelag / Vnd dar zG p=ser gevær / die find got all vnmær Gesta Romanorum (von Keller), 5 (S. 11). → Gar 2756; 6357; 7007 → GTr 7080. Literatur: TPMA VI s.v. HOCHMUT 5.1.2. Hochmut fällt (bringt zu Fall). Wander II s.v. Hochmuth, Nr. 16. 1435-1437; 1884-1886; 3329-3331; Verwendung: - (D) Herren si nimmer sölten werden, / Die virwitze wölten sîn ûf erden: / Wenne stêter muot *4102; 11029hât êre und guot, / Unstêter muot vil schaden tuot. / Diz sint driu wandelwort ûf erden: / 11031. „Daz was, diz ist, jenz mac noch werden“: / Swer diu rehte bedenken wölte / Der tête und lieze swaz er sölte Hugo von Trimberg: Der Renner, 1879-1886. - (S) Dann st(ter můt hat Ehre und gůt / Unst(ter můt vil schaden thůt Agricola: Sprichwörtersammlungen, II, 401.
Sentenz
Literatur: TPMA I s.v. BESTÄNDIG.
Anspielung auf eine Sentenz Formulierungstradition: - (S) Swer nâch mînem willen tuot, / dem trage ich iemer holden muot Freidank: Bescheidenheit, 106,24f. - (S) Velle meum facere quisquis studet absque labore, / Illum diligere volo toto cordis amore. / Wer nach meinem willen tut, / Dem wil ich tragen hohen muot Freidank (Görlitz), 572575.
2 Artusromane nach 1230
Textstelle
12828 swer welle daz im werde buoz lasters und unêren, der sol sîn gemüete kêren an tugent und an frümekeit. daz sî iu allen geseit, der gewinnet werdekeite vil. der rede ich hie geswîgen wil.
Kontext
Der Erzähler ermahnt sein Publikum im Epilog zu einem tugendhaften Leben.
Überlieferung
Paraphrase
Wer Laster und Schande vermeiden will, soll tugendhaft und tüchtig sein.
2.3 Der Pleier: Meleranz
Klassifizierung / Vergleichsmaterial /Literatur Verwendung: - (S) Velle meum facere quisquis studet absque dolore, / Illum diligere volo toto cordis amore Walther, 32946 (Hs. 15. Jh.). Literatur: TPMA XIII s.v. WOLLEN 5.2. Wer tut, was man will, wird geliebt. Walther, 32946.
Sentenz Vgl. den Gedanken: - (S) Qui vult subjectos et honoris culmen habere, / Nunquam virtute debet rebusque carere. / Wer ere und lob wolle han, / Der las tugent nymmer zcu gan Freidank (Görlitz), 480-483. Literatur: TPMA VII s.v. LASTER 4. Laster soll man meiden (rechtzeitig ablegen). Bartsch 1861, S. 376: „Der dichter schließt mit dem gedanken der Hartmanns Iwein (in umgekehrter form) einleitet: daß wer die schande meiden will sein gemüth auf tugend und tüchtigkeit richten soll.“ Wahl 1987, S. 64: „The Pleier closes Meleranz with the advice that one should concentrate on virtue and excellence if one wishes to avoid disgrace and vice.“
Querverweise
2 Artusromane nach 1230
Auswertung Der Erzähler des ›Meleranz‹ verwendet Sentenzen und Sprichwörter vorwiegend mit lehrhaftem Tenor und demonstriert deren Gültigkeit an der Romanhandlung. Frequenz: Der ›Meleranz‹ enthält insgesamt 20 Sentenzen und Sprichwörter (inkl. Anspielungen). Bei 12834 Versen ergibt dies pro Beleg eine durchschnittliche Dichte von 642 Versen. Fünf der Belege (25%) sind sprichwörtlich: – Sprichwörter: 2; Anspielungen auf ein Sprichwort: 3. – Sentenzen: 13; Anspielungen auf eine Sentenz: 2.
In folgenden Passagen ist eine Häufung von Belegen festzustellen: (1) Prolog: 23; 45; 46; 57; 96; 98. (2) Badeszene auf Tydomies anger: 687; 691; 693; 1079; 1378.
Alle in der Forschung als sprichwörtlich oder sentenzhaft klassifizierten Stellen wurden nach den zugrunde gelegten Begriffen in die Tabelle aufgenommen. Sprecher: Auf den Erzähler entfallen 14, auf die Figuren sechs Belege (30%). Drei der Figurenbelege werden von weiblichen Figuren gesprochen (50%). Die Figurenbelege verteilen sich auf drei männliche und zwei weibliche Sprecher. Die häufigste Sprecherin ist Tydomie mit zwei Belegen. Verglichen mit dem ›Garel‹ fällt auf, daß sich das quantitative Verhältnis von Erzähler- und Figurenbelegen im ›Meleranz‹ wie schon im ›Tandareis‹ beinahe umgekehrt hat. Verw endung: Sentenzen und Sprichwörter werden im Umkreis von Kämpfen und Auseinandersetzungen nicht in provokativer Weise verwendet, wenn z.B. Meleranz seiner Zuversicht auf einen Sieg Ausdruck verleiht (8014). Lediglich ein einziges Mal wird ein Sprichwort verwendet, um einen Vorwurf zu erheben (6566). In allen Fällen, in denen weibliche Figuren im Gespräch auf Sentenzen und Sprichwörter zurückgreifen, geht es um Fragen der höfischen Liebe. Die Prologsentenz, die den Nutzen positiver exempla hervorhebt (98), ist nicht allein auf die Situation des Vortrags, sondern auch auf die Handlung bezogen. So sind die Erzählungen von Artus’ wirdekeit handlungsauslösend, denn erst ihretwegen macht Meleranz sich auf den Weg zum Artushof. Meleranz wird also gleichsam als idealer, im Sinne des Prologs dem Artushof nacheifernder Rezi-
2.3 Der Pleier: Meleranz
pient solcher Beispielerzählungen dargestellt (vgl. auch die Sentenz am Ende des Textes, 12828). Tydomie sendet ihren in der Badeszene erwähnten Gürtel, auf dem eine Sentenz zu lesen ist, später an Meleranz (2730-2739), so daß die Minnebindung zwischen Tydomie und Meleranz in diesem Schmuckstück symbolisch ausgedrückt ist. Themen: Folgende inhaltliche Schwerpunkte des Textes werden auch in Sentenzen und Sprichwörtern reflektiert: – Besitz: 45; 46; 57. – Hochmut (superbia): 6566; 8014. – Liebe: 691; 693; 1378; 1825; 4102; 4117.
Die Gültigkeit der Prologsentenzen, die um den angemessenen Umgang mit guot kreisen, wird beispielhaft auch in der Godonas-Episode demonstriert. Während Godonas als Negativbeispiel fungiert, wird an Meleranz der kluge Umgang mit Besitz vorgeführt. Der auf ihn bezogene Hinweis des Erzählers er spart vor êren niht daz guot (v. 4160) wird später im Ratschlag seines Vaters Lenseyges wörtlich wiederholt (v. 12631), und Meleranz wendet am Schluß der Handlung diesen Rat als Landesherr in vorbildlicher Weise an, so daß der guot-êre-Diskurs insgesamt den Text einrahmt. Stil: Für die oft recht kurzen Vollsentenzen des ›Meleranz‹ läßt sich nur in einem Fall eine Formulierungstradition nachweisen. Der Pleier prägt demnach in seinem letzten Roman prägnante Sentenzen vor dem Hintergrund geläufigen Erfahrungs- und Orientierungswissens. Die Formulierungsmuster der Sentenzen sind variabel: Etwa gleich häufig finden sich ein- und zweizügige Formulierungen.1 Prägungen mit suln (z.B. 57) und swer-der-Folgerungen (z.B. 46) treten ungefähr gleich häufig auf. Komplexere Sentenzformen finden keine Verwendung. An Rahmenelementen, die das Vorliegen von Orientierungs- oder Erfahrungswissen signalisieren, sind zu verzeichnen: Einleitungselement: – ich weiz wol daz … (zu 11040; Erzähler)
1
Als einzügig wird eine aus einem Syntagma bzw. einem einfachen Hauptsatz bestehende Vollsentenz verstanden. Als zweizügig wird eine aus einem Haupt- und einem Nebensatz bzw. zwei Hauptsätzen bestehende Vollsentenz verstanden.
2 Artusromane nach 1230
Ausleitungselemente: – … / alsô ist ouch dir geschehen (zu 6566; Cursun) – … / daz sî iu allen geseit (zu 12828; Erzähler)
Besonderheiten: Die laudatio temporis acti, mit der das Werk einsetzt, mündet erst nach längerer Reflexion in eine erste Prologsentenz (23). Mehrere Belege (687; 691; 693) finden sich auf dem Gürtel der Tydomie und werden vom Erzähler referiert.
2.4
›Wigamur‹
Der in der Ausgabe von BUSCHINGER 6200 Verse umfassende Artusroman ›Wigamur‹ entstand um 1250. Sein Verfasser ist unbekannt.1 Inhalt: Der Roman setzt ohne Prolog mit einer Kindheitsgeschichte im Stil des ›Lanzelet‹ ein: Während König Paltriot am Artushof weilt, wird sein Sohn Wigamur von einer Meerfrau entführt und wächst ohne Wissen um seine Herkunft in ihrer Welt auf (1166). In die menschliche Gemeinschaft zurückgekehrt, findet der unerfahrene junge Mann bei einer zerstörten Burg die hilflose Pioles und überläßt sie der Obhut eines Zwergs, auf dessen Hilfeersuchen hin er den Kampf gegen ein Ungeheuer aufnimmt. Er wird von König Yttra zum Ritter erzogen und gewinnt einen Adler als Begleiter, mit dem er schließlich am Artushof eintrifft (167-1525). Dort erstreitet sich Wigamur dreimal die Möglichkeit, eine Landesherrschaft zu gewinnen: im Gerichtskampf für Eydes, beim Turnier in Karidol und durch den Kampf für die vom Heidenkönig Marroch bedrohte Ysope. In allen drei Fällen lehnt er die Übernahme der Herrschaft jedoch unter Verweis auf seine ungewisse Herkunft ab (1526-3452). Von seiner Abstammung erfährt er erst, als er in einem Gerichtskampf für König Atroclas unwissentlich seinem Vater Paltriot gegenübersteht. Als Vater und Sohn sich erkennen, führt dies zum Friedensschluß zwischen Paltriot und Atroclas und zur Heirat Wigamurs mit Atroclas’ Tochter Dulciflore. Bei der Übergabe der Herrschaft belehrt Paltriot seinen Sohn über die Rechte und Pflichten eines Herrschers (3453-4653). In einer abschließenden Aventiurenkette kann Wigamur seine Frau aus den Händen des Fürsten Lypondrigun befreien, der sie nach einer Niederlage gegen Wigamur entführt hatte. Danach tritt Wigamur seine Landesherrschaft an; die Dynastie wird durch die Geburt eines Sohnes gesichert (4654-6106).2 Drei Textzeugen. W: Wolfenbüttel, HAB, Cod. 51.2 Aug. 4°, 2. Hälfte 15. Jh.; M: München, BSB, Cgm 5249/28, 4. Viertel 13. Jh.; S: Wien, ÖNB, Cod. Ser. n. 4433, um 1350. Zugrunde gelegt wird die Ausgabe von BUSCHINGER (Wigamur), die einen synoptischen Abdruck aller Handschriften bietet; der Text wird nach W wiedergegeben, lediglich in der Lücke nach Vers 1099 tritt M ein.
1
2
Nach Ausweis der Überlieferung ist der Text in jedem Fall vor 1300 entstanden (vgl. SCHNEIDER 1996, S. 57). Die Namensnennungen im ›Jüngeren Titurel‹ und in Leich IV des Tannhäuser deuten auf eine Entstehung um 1250 hin (vgl. BRUNNER, 2VL, Bd. 10, Sp. 1062). Vgl. die Strukturschemata bei BUSCHINGER (Wigamur, S. X-XIII) und EBENBAUER 1984, S. 31-33.
2 Artusromane nach 1230
Textstelle 1070 der hunger was ir ba:der koch, wan sy vastetten baide noch.
1099,45 Ir hortet je sagen wol, swaz zG nezelen werden sol, daz sol vruo brennen.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler erklärt, warum Wigamur und Pioles bei ihrem schlicht zubereiteten Mahl Genuß empfinden.
Dem Hungrigen schmecken auch einfache Speisen gut.
Der Erzähler* erNur in M. klärt anläßlich des Hilfeersuchens eines Zwergs den Mut des jungen Wigamur mit dessen Veranlagung.
Die Bestimmung eines Menschen zeigt sich früh.
* In der Ausgabe Buschingers als Rede des Zwergs ausgewiesen.
2.4 Wigamur
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
74-84; 146-149; Anspielung auf ein Sprichwort 1099,151099,19; 1518Formulierungstradition: - (S) Der hunger ist der beste koch, / der ie wart oder wirdet noch Freidank: Bescheidenheit, 1524; 58115816. 124,17f. Verwendung: - (S) Inportuna fames, princeps et domna cocorum, / Efficit, ut sapiant quelibet insipida. / Aspera gustu dulcia reddit luxus edendi, / Et potum quamvis acidum sitis arida blandum Werner: Beiträge, S. 143, Nr. 372 (Zürich, Zentralbibliothek, C. 58/275, f. 158ra, um 1200). - (S) Fames dicitur esse optimus cocus; gratissimos enim et sapidissimos facit cibos, quos satur fastidiret Bebel: Proverbia Germanica, Nr. 202. - (G) Die schmeckens aber am besten, die ynn tods n=ten ligen, odder die das b=ß gewissen druckt, da ist der hunger eyn gGtter koch, wie man spricht, der macht, das die speyß wol schmecket Luther: Epistel S. Petri gepredigt und außgelegt, S. 304. - (S) Der hunger ist eyn guter koch. Eyner hungerigen seelen ist alles bitter / suesse / sagt Salomon. Eyner hungerigen maus ist das mehl auch suesse / Man darff eynem hungerigen nicht vil die speise wurtzen es schmeckt alles wol / denn der hungerkochet yhm selbs / und machet yhm die speyse schmackhafftig / also daß er keinen mangel daran findet. Freydanck sagt / Wemder hunger weh thut / Den dunckt eyn yeglich speiß gut. Der hunger ist der beste koch / Der ye ward und ist auff erden noch Agricola: Sprichwörtersammlungen, I, 147. Literatur: Bezzenberger 1872, S. 416 [führt diese Textstelle an]. Friedrich 2006 s.v. hunger, S. 228. Singer 1947, S. 85 [führt diese Textstelle an]. TPMA VI s.v. HUNGER 4.9.1.1. Hunger ist der beste Koch [führt diese Textstelle an]. Wander II s.v. Hunger, Nr. 18 [führt diese Textstelle an]. Zingerle 1864 s.v. Hunger, S. 75 [führt diese Textstelle an].
Sprichwort Formulierungstradition: - (D) Sun, si jehent alle, ez brenne vruo. / daz ze der nezzeln werden sol. / dîn junger muot daz selbe tuo: / daz kumt dir in dem alter wol Winsbecke, 36, 1-4. Verwendung: - (E) Seigneur, on dit souvent, raison l’acertiffie, / C’on voit moult voulentiers quant poindre doit l’ortie / Qui nouvellement point, on le dit la fie Cuvelier: La chanson de Bertrand du Guesclin, 329-331. - (S) Urit mature, quod vult urtica manere Walther, 32269 (HS. 15. Jh.). - (G) fehet Moses derhalben sein Ampt zeitlich an, das er wil ein HeerfFrer des JFdischen Volcks sein, unterfenget sich balde seines ampts und gewalts. Denn wie man saget: So krFmmet sichs balde, was da wil ein hacke werden. Item: urit mature, quod vult urtica manere. Er lesset sich sehen, das er ir Herr und helffer sein solte, welchen Gott geschicket hette den Kindern von Israel Luther: Predigten über das 2. Buch Mose, S. 28. - (S) Es brent zeitlich was zur nesseln werden wil. Es wirt zeitlich krumm was ein hack wil werden. Was man gewont oder angeborn ist/ kan man nit lassen. CONSUETUDO ALTERA NATURA, Es erzeygt sich auch bei zeit was auß eim ieden ding werden wil Franck: Sprichwörter, II, 83r (S. 332, Z. 35-39).
312-314; 27162719.
2 Artusromane nach 1230
Textstelle
2205 iren gnGg was es la:d, das sein lob so groß was, wan ye was neyd und haß
3163 es sol ain man m:tt mynnen ain frawen lieb gewinnen.
Kontext
Der Erzähler kritisiert die mißgünstige Reaktion verschiedener Artusritter auf Wigamurs Turniererfolg in Karidol.
Artus ermahnt den Heidenkönig Marroch in einem Brief, die Königin Ysope nicht zu bedrängen.
Überlieferung
Paraphrase
M 2205-2207: gnu- Mißgunst gab es gen was daz leit, / schon immer. daz sin lop so groz waz, / wanne was niht nit und has.
Die Liebe einer Frau gewinnt man durch Liebenswürdigkeit.
2.4 Wigamur
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Literatur: Friedrich 2006 s.v. nezzel, S. 311. TPMA VIII s.v. NESSEL 1.2. Nesseln fangen früh an zu brennen [führt diese Textstelle an]. Walther, 33269. Wander II s.v. Nessel, Nr. 21.
Sprichwort Formulierungstradition: - (L) Swer si des wende / daz si mir nâch dienste niht lône, / der müeze al sîn sælde vergâhen! / Nit was ie: dâ vor sô hüeten sich die besten: / daz die valschen von ir nîde iht gar zerbresten, / daz, meine, / mac ich von in scheiden nicht, neine! Der Marner, IV, 3, 24-30.
1125-1128; 1639f.; 2545; 4653.
Verwendung: - (L) Ich hân erwelt mir selbe süezen kumber, / den wil ich hân für aller bluomen schîn. / er ist niht wîser, der mich hât deste tumber, / und nît was ie und muoz ouch iemer sîn. / durch die lieben trage ich disen pîn Otto von Botenlauben, V, 1-5. - (G) Nu ist ain altgesprochen wort, / Als man vil dik h"t gehort, / Das nid und hass / Nie mFssig gesass; / […] / Also beschach och dem kinde / Von dem ich sage, Ihesu Crist. / Dem wart verkeret ze aller frist / Alles das es kunde Wernher der Schweizer: Marienleben, 46914717. - (G) Dicitur in proverbio: Invidia et odium numquam defecerunt in terra. Hoc probatur multipliciter in sacra scriptura. Nam in paradiso fuit invidia, quia dicitur Sap ii [2,24] Invidia dyaboli mors introivit in orbem terrarum Breslau, UB, I. F. 706; 264va; um 1450 (Proverbia Fridanci, Nr. 284). - (E) nît und haz ouch nie gelac; / der nîdig man âkust enphlag. / keins guotes mocht er gunnen wol / dem gesellen sîn; wan nîdes vol / was sîn herz und giftig gar Boner: Edelstein, 88, 35-39. Literatur: Friedrich 2006 s.v. nît, S. 311. TPMA VIII s.v. NEID 1.1. Neid ist weit verbreitet. Wander III s.v. Neid, Nr. 95. 5056-5065; 5389-5392; 5569-5575; [vgl. Verwendung: - (D) philtra nocent animis uimque furoris habent. / sit procul omne nefas! ut ameris, amabilis aber 5184-5189; 5488-5491]. esto; / quod tibi non facies solaue forma dabit Ovid: Ars amatoria, II, 106-108. - (Br) Hecaton ait, ‚ego tibi monstrabo amatorium sine medicamento, sine herba, sine ullius veneficae carmine: si vis amari, ama’. Seneca: Epistulae morales, 1, 9, 6. - (S) Blanditia, non imperio fit dulcis Venus Publilius Syrus: Sprüche, b13. - (D) Ich lerte, daz man mit gGten dingen / solt sine vrowen des betwingen, / daz si an im stete werde. / […]. gezoubert und betwungen minne / und gechouft, sint unminne. / swer mit zouber umbe gat, / wizzt, daz er genotzoget hat, / swelhe er gewinnet da mite: / er hat unhGfsches mannes site. / der hat gar einen unhufschen mGt, / der den vrowen gewalt tGt Thomasin von Zerklære: Der welsche Gast, 1813-1832.
Sentenz
Literatur: TPMA VII s.v. LIEBE 2.2.1. Liebe muss freiwillig und ohne Zwang erfolgen (und enden). Walther, 2074; 29376; 32310. Wander III s.v. Liebe, Nr. 300.
2 Artusromane nach 1230
Textstelle 4303 er riet ym vil sere, das er des gutes herre [erg. wære] und sein knecht niet
4309 zG köstlichen dingen hieß er im frund gewinnen, und nimant verliesen durch kainerlay miet verkiesen
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler referiert Paltriots Ratschlag an Wigamur (Vater-SohnLehre).
Man soll sich nicht von Besitz abhängig machen.
Der Erzähler referiert Paltriots Ratschlag an Wigamur (Vater-SohnLehre).
Gute Freunde soll man um keinen Preis aufgeben.
2.4 Wigamur
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Anspielung auf eine Sentenz Formulierungstradition: - (S) Pecuniae imperare oportet, non servire Pseudo-Seneca: De moribus liber, 58.
Querverweise 11; 1425f.; 25202523; 2538f.; 3394f.
Verwendung: - (D) Dicit non debere usque eo quemquam amore pecuniae conflagrare, ut in potestatem eius ueniat. Illa enim homini subiecta esse debet, non homo illi. Et supra hunc habet sensum: Ac mihi res, non me rebus subiungere conor Porphyrius: Commentum in Horatium, 1, 10-15. - (D) swer sinem gGt unrehte tGt, / der untermaht im sinen mGt / swer sinem gGt niht herschen chan, / der ist der phenninge dienstman Thomasin von Zerklære: Der welsche Gast, 34533456. - (D) Sun, dû solt haben und minnen guot, / alsô daz ez dir niht lige obe: / benimtz dir tugent und vrîen muot, / sô stêt dîn herze in krankem lobe. / guot ist gîtekeit ein klobe: / swem ez ist lieber danne got / und werltlîch êre, ich wæne, er tobe Winsbecke, 29, 1-7. - (D) Nu h=rent, welch ein grôsses mort, / das ir von disem hant gehôrt! / das schuof alles gîtekeit. / solich bîschaft man hie seit, / das man vor gîtekeit hüete sich. / dis buoch hie bewîset mich: / swer guot ze reht niht brûchen kân, / der ist des guotes dienstman; / swer aber mit guote rehte tuot, / dem dienet billich das guot, / als üns tuont die wîsen kunt Konrad von Ammenhausen: Schachzabelbuch, 13609-13619. - (S) LARI SACRIFICANT. Er ist seins weins so milt/ als sanct Leonhart seines eisens/ der gibts keinem/ man stele es jm dann. Es gibt alles gern auch an jm dann die hend. Er sihet gern tantzen/ aber mit den zenen nit. Er tregt ein wie ein byn. Er ist seines gGts knecht Franck: Sprichwörter, II, 112r (S. 367, Z. 27-33). Literatur: Friedrich 2006 s.v. guot, S. 189. TPMA V s.v. GUT 8.2. Man sei nicht Sklave, sondern Herr des Gutes [führt diese Textstelle an]. Walther, 21128. Wander II s.v. Gut (Subst.) Nr. *398.
Anspielung auf eine Sentenz Formulierungstradition: - (L) Vil lieben vriunt verkiesen, daz ist schedelîch; / swer sînen vriunt behaltet, daz ist lobelîch. / die site wil ich minnen. / bite in, daz er mir holt sî, als er hie bevor was Kürenberg MF 7,1-4 (MFMT II, I, 1-4). - (D) gewin guter lute kunde. / mache dir vil der guten frunde. / di saltu stete kiesen, / nicht lichte saltu sie verliezen, / wenne iz ist also Seneca sprichit: / ‚als ein frunt daz gesiet, / daz man den anderin betruget, / wi schire sich di fruntschaft virzugit’ Wernher von Elmendorf, 673-680. Verwendung: - (D) Sun, dînen guoten vriunt behalt, / der dir mit triuwen bî gestât, / und wis in zorne niht ze balt / mit gæhen siten, dêst mîn rât Winsbecke, 30, 1-4. - (S) Alte freunde sol man nicht verkiesen / denn man weyß nicht/ wie die newen geradten w=llen Agricola: Sprichwörtersammlungen, I, 145. Literatur: TPMA IV s.v. FREUND 3.4.5. Der wahre Freund soll nicht aufgegeben, sondern festgehalten werden. Wander I s.v. Freund (Subst.), Nr. 7.
1020f.; 2273f.; 4215-4219; 5669-5679.
2 Artusromane nach 1230
Textstelle 5980 ich stych in, das er fallen mGß; ich mach im seiner hochfart pGß
Kontext Wigamur bekräftigt seine Entschlossenheit, Lypondrigun für die Entführung seiner Frau Dulceflur zu bestrafen.
Überlieferung
Paraphrase Hochmut führt zum Fall.
2.4 Wigamur
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Anspielung auf ein Sentenz Formulierungstradition: - (S) Durch hôchvart maneger vellet, / der sich zuo ir gesellet. / Von hôchvart was der êrste val, / der von himele viel ze tal Freidank: Bescheidenheit, 30,1-4. Verwendung: - (S) Omnis superbia tanto in imo iacet, quanto in alto se erigit, tantoque profundius labitur, quanto excelsius eleuatur. Qui enim per propriam superbiam adtollitur, per Dei iustitiam inclinatur Isidor: Sententiae, II, 38, 3. - (G) Non ueniat mihi pes superbię. Fuôz déro úbermûoti nechóme mir . uuanda ih an démo gestân ne-mág. ֜Vbermuôti ist also eînfuôzîu . uuanda si iêo sâr fallet . unde lango stân nemag Notker III. von St. Gallen: Psalter, I, 117, 16-19. - (S) Extollens animus, dum nititur alta, labascit. Inflata superbia quanto ad altiora surrexerit, tanto durius cadet Egbert von Lüttich: Fecunda ratis, I, 137. - (L) Gais sui eu plus qu’ anc hom no fo, / Car cilh qu’ eu el mond plus desir, / Fai mon gaug entier reverdir, / E can remire sa faiso / Ni·m membra·l jois qu’ ab leis avia, / Naisson orgoills e gaillardia, / E car ancse autz dir qu’ orgoillz dechai, / No m’ aus pensar nuill otracuidat plai Gaucelm Faidit, II, 9-16. - (D) wir sint des wol ze ende chomen / und habens gesehen und vernomen, / daz unmaze unde hohvart / die mGzen diche vallen hart. / swer hohe vert zaller zit, / wizzet, daz er nider lit. / swen ein man sinen mGt / ie hoher hebt an ubermGt, / so er ie verrer ist von got / nidere durh sin gebot. / swen er sich ie mer nider lat, / dGrh diumGt an gGt getat, / so er denne ie hoher ist, / bi got nahen ze der vrist Thomasin von Zerklære: Der welsche Gast, 11285-11299. - (S) Hôchvart stîget manegen tac, / biz sie niht hœher komen mac, / sô muoz si danne vallen; / diz bîspel sage ich allen Freidank: Bescheidenheit, 28,23 - 29,1. - (L) daz bewæret uns gelückes rat. / daz læt vil mangen oben ûf hin stîgen: / als er kumt ûf die hôhsten stat, / ez læt in anderthalben von im sîgen. / alrêrst sô wirt er innen daz er meister obe im hât. / swer grôzes übermuotes und gewaltes pfligt, / den selben got vil gerne vallen lât Dietmar der Setzer, KLD Nr. 7, 3, 7-13. Vgl. den biblischen Hintergrund: - contritionem praecedit superbia et ante ruinam exaltatur spiritus Prv 16,18 - Wer zu grund gehen sol, Der wird zuuor Stoltz, Hoffertig vnd stoltzer mut, kompt fur dem fall Luther: Deutsche Bibel, X, 2. → Er 980 → Wigl 7960; 10087 → Pz 472,17 → JT 1923,2 → GTr 7227. Literatur: Friedrich 2006 s.v. hôchmuot, S. 224. Schulze 1987, Nr. 70. TPMA VI s.v. HOCHMUT 5.1.2. Hochmut fällt (bringt zu Fall). Wander II, s.v. Hochmuth, Nr. 16.
Querverweise 230f.
2 Artusromane nach 1230
Auswertung Die geringe Zahl der Sentenzen und Sprichwörter im ›Wigamur‹ kann vielleicht als Folge eines ‚unklassischen‘, nicht-reflexiven Erzählstils gedeutet werden. Zu dieser eventuell bewußt archaisierenden Erzählhaltung paßt die Verwendung einiger gebräuchlicher Sprichwörter im ersten Drittel des Textes. Frequenz: Der ›Wigamur‹ enthält insgesamt sieben Sentenzen und Sprichwörter (inkl. Anspielungen). Bei 6200 Versen ergibt dies pro Beleg eine durchschnittliche Dichte von 886 Versen. Drei der Belege (43%) sind sprichwörtlich: – Sprichwörter: 2; Anspielungen auf ein Sprichwort: 1. – Sentenzen: 1; Anspielungen auf eine Sentenz: 3.
In folgender Passage ist eine Häufung von Belegen festzustellen: – Vater-Sohn-Lehre: 4303; 4309.
Alle in der Forschung als sprichwörtlich oder sentenzhaft klassifizierten Stellen wurden nach den zugrunde gelegten Begriffen in die Tabelle aufgenommen. Sprecher: Auf den Erzähler entfallen drei, auf die Figuren vier Belege (57%). Die Figurenbelege werden ausschließlich von (drei) männlichen Figuren gesprochen. Die beiden Sentenzanspielungen Paltriots werden vom Erzähler referiert. Verw endung: Die Figuren verwenden Sentenzen und Sprichwörter in belehrend-ermahnender Absicht (Artus: 3163; Paltriot: 4309). Wigamur spielt vor dem abschließenden Kampf gegen Lypondrigun auf eine Sentenz an, um seinem Entschluß Nachdruck zu verleihen (5980). Der Erzähler bedient sich dreier Sprichwörter und Sprichwortanspielungen, um das Handeln der Figuren zu erklären (1070; 1099,45) und zu kritisieren (2205). Die Sprichwortanspielung 1070 hunger was ir baÿder koch, mit der die höfische Unerfahrenheit von Pioles und Wigamur akzentuiert wird, hat komische Wirkung (Küchenhumor). Überlieferung: Das ältere Fragment M bietet als einziger Textzeuge das Sprichwort 1099,45; für das Sprichwort 2205 bietet es eine abweichende, nicht sprichwörtliche Lesart. Für die Mehrzahl der gemeinsam überlieferten Sentenzen und Sprichwörter sind die Abweichungen jedoch gering.
2.4 Wigamur
Themen: Die Belege sind jeweils durch Querverweise mit maximal fünf Textstellen verbunden (1070, 3163; 4303). Eine inhaltliche Schwerpunktbildung mit Hilfe von Sentenzen und Sprichwörtern ist daher nicht erkennbar. Stil: Im ›Wigamur‹ finden sich sowohl ein- als auch zweizügige Sentenzen3, die eher knapp getextet sind. Dies liegt wohl auch daran, daß überwiegend geprägte Wendungen gebraucht werden. An Rahmenelementen, die das Vorliegen von Orientierungs- oder Erfahrungswissen signalisieren, sind zu verzeichnen: Einleitungselemente: – Ir hortet je sagen wol, / … (zu 1099,45; Erzähler) – wan … (zu 2205; Erzähler)
Besonderheiten: Es fehlt ein Prolog und somit eine Exordialsentenz. Die Sentenz 3163 ist in einem Brief von König Artus enthalten.
3
Als einzügig wird eine aus einem Syntagma bzw. einem einfachen Hauptsatz bestehende Vollsentenz verstanden. Als zweizügig wird eine aus einem Haupt- und einem Nebensatz bzw. zwei Hauptsätzen bestehende Vollsentenz verstanden.
2.5
Konrad von Stoffeln: ›Gauriel von Muntabel‹
Der in der Ausgabe von ACHNITZ insgesamt 5970 Verse umfassende ›Gauriel von Muntabel‹ entstand vermutlich gegen Ende des 13. Jahrhunderts.1 Verfasser dieses vielleicht letzten mhd. Artusromans ist wahrscheinlich der Schwabe Konrad von Stöffeln/Gönningen.2 Inhalt: Der Prolog verweist durch eine laudatio temporis acti auf die vorbildlichen Werte der Artuswelt. Die Handlung setzt mit dem Bruch eines Schweigegebots ein, das dem ‚Ritter mit dem Bock‘, Gauriel von Muntabel, von seiner Minnedame, der Fee von Fluratrone, auferlegt worden ist. Ein Urteilsspruch der Götter der Minne entzieht ihm als Strafe für den Tabubruch die Gunst der Fee (1-422). Vergebung wird Gauriel für den Fall in Aussicht gestellt, daß er die drei besten Artusritter gefangennimmt und zur Fee nach Fluratrone bringt. Daraufhin besiegt er u.a. Walwan, den er kurzfristig gefangen hält, Keie, Gawan und Iwein; damit bringt er Leid über den Artushof. Nachdem er Artus’ Ehefrau Ginover dafür um Verzeihung gebeten hat, wird er unter der Bedingung, ein Jahr im Dienst des Hofes zu kämpfen, in den Artuskreis aufgenommen (423-2516). Zunächst erfüllt Gauriel mit Hilfe von Walwan, Gawan, Iwein und Erec die ihm zur Sühne des Tabubruchs gestellte Aufgabe: Gemeinsam kämpfen sie sich den Weg nach Fluratrone frei, wo sie von der Fee fürstlich empfangen werden. Nachdem Gauriel so ihre Gunst wiedererlangt hat, darf er sie schließlich heiraten (25173384). Bald bricht er mit den vier Artusrittern wieder auf, um nun Ginovers Forderung zu erfüllen. Sie befreien die Tochter des Königs von Schoiadis aus der Gewalt eines Heidenkönigs (3385-3862). Nach einer Zwischeneinkehr am Artushof besiegt Gauriel mit Hilfe von Erec und dem Artusritter Pliamin den gewalttätigen Jorant, der die Tochter des Grafen von Asterian gefangenhält. Gemeinsam mit Jorant machen sich die Artusritter daraufhin auf den Weg zurück zum Artushof (38634634). Unterwegs treffen sie auf das Heerlager einer von König Geldipant bedrängten Meerfee. Gauriel ermuntert die Meerfee zur Gegenwehr und besiegt ihren Peiniger (4635-5182). Kurz vor Ablauf der Jahresfrist trifft die Fee von Flura-
1
2
CORMEAU (2VL, Bd. 5, Sp. 255) denkt an „eine Spanne von mehreren Jahrzehnten um 1250“. Vgl. die Diskussion bei ACHNITZ 1997, S. 185-193, der konstatiert, „daß der ›Gauriel‹ […] mit einiger Sicherheit nach 1280, vielleicht sogar erst Anfang des 14. Jh.s verfaßt worden sein dürfte“ (ebd. S. 193). Vgl. die Untersuchung von ACHNITZ 1997, S. 141-184.
2.5 Konrad: Gauriel
trone gleichzeitig mit Gauriel am Artushof ein; nach einem großen Fest kehren beide heim nach Muntabel (5183-5670).3 Vier Textzeugen. D: Karlsruhe, LB, Don. 86, um 1480; I: Innsbruck, Ferd., FB 32001, um 1457; M: München, BSB, Cgm 5249/9a, 2. Hälfte 14. Jh.; m: München, BSB, Cgm 5249/9b, 1370-1390. Zugrundegelegt wird der kritische Text der Ausgabe von ACHNITZ (Konrad: Gauriel), die auch einen synoptischen Abdruck aller Textzeugen bietet.
3
Vgl. zum Inhalt auch das Strukturschema bei ACHNITZ 1997, S. 207-209.
2 Artusromane nach 1230
Textstelle 14 bîspel si sint ze swære ze sagen, wâ man sich dâ bî niht bezzert.
710 waz mîn ouge ie gesach, daz kan mir niemen widersagen.
1189 ir sult iuch wol getrœsten, nieman im des bœsten gedenken sol ze nihte.
1191.7 ich wil iuch eins bescheiden: ez sî wîp oder man, swer mit vuoge vlîzen kan daz dinc, als ez in ane gât, des witze wol ze loben stât.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler begründet im Prolog, warum er seine einleitende Zeitklage abbricht.
Wo ihre Lehre nicht angenommen wird, sind Beispielerzählungen nutzlos.
Ein Artusritter beteuert in Gegenwart des Artushofes, daß sein Bericht über Gauriels Gefährlichkeit wahr ist, um so dem Vorwurf der Feigheit zu entgehen.
Von dem, was man selbst gesehen hat, ist man überzeugt.
Walwan beruhigt Ginovers Hofdame, die befürchtet, durch die Gefangenschaft ihre Ehre verloren zu haben (Walwans Gefangenschaft).
D 1188 - 1191.15 Man soll in keinem zusammengefaßt zu: Fall das Schlimmste Do sprach der her’ befürchten. walban / Das sol m$ lassen an hass / Vnns gebiut die aubentur das / Man mGsz liden vngemach.
Gauriel belehrt Walwan und Ginovers Hofdame, die von ihm gefangen gehalten werden (Walwans Gefangenschaft).
S.o. zu 1189.
Derjenige ist klug, der seine Situation angemessen zu bewältigen weiß.
2.5 Konrad: Gauriel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz
Querverweise 5391-5395.
Literatur: TPMA I s.v. BEISPIEL 1. Beispiele sind wirkungsvoller als Worte und Lehren. Wander I s.v. Beispiel, Nr. 12. Achnitz 1997, S. 488. 130-142; 630634; 944-946; 2074-2087; Verwendung: - (S) Swaz mîn ouge reht ersiht, / daz weiz ich unde wæne es niht Freidank: Bescheidenheit, 2633-2635; 2980-2985; 115,22f. - (E) er sprach: „sold ich zürnen niht / darumbe daz min ouge siht, / daz ich so oft han vun- 3695f.; 3928den, / […] / bi dir einen vremden man? / […] / zwar, swaz min ouge reht ersiht, / daz weiz ich 3930. und geloubes niht.“ Frauenlist, 591-600. - (D) Wes een selve hoert ende siet, / En can men hem ontvroeden niet. / O wee! hoe menich zoet behaghen / Heb ic ghesien in sommighen daghen Dirc Potter: Minnen Loep, 1, 1673-1676. - (L) Non est verior probacio quam oculorum demonstracio Audelay: Poems, 18, 170, Überschrift. - (G) Waz ich mit den awgen ze, das mus ich io glawben Proverbia Fridanci, 155 (Hs. 1471). - (S) Ich hab es gesehen und geh=ret / das ist / Es ist war / denn was die augen sehen / treugt das hertz nicht. Wer ein ding gesehen hat und geh=ret / der kan gewiß sagen / wie es sey / und es kan yhn nichts triegen Agricola: Sprichwörtersammlungen, I, 152.
Sentenz
→ Cr 27932. Literatur: TPMA I s.v. AUGE 3.1. Das Auge vermittelt die sicherste Erkenntnis. Wander I s.v. Auge, Nr. 221.
Sentenz
Literatur: TPMA VI s.v. HOFFEN 3.1. Man hofft (hoffe) immer (auf Besseres). Wander IV s.v. Schlechtes, Nr. *7. Achnitz 1997, S. 524.
Sentenz Verwendung: - (D) Clemens et constans, ut res expostulat, esto: / temporibus mores sapiens sine crimine mutat Disticha Catonis, I, 7. Literatur: TPMA XIII s.v. WEISE 13.4. Der Weise ist anpassungsfähig (, der Narr stur). Wander II s.v. Klug, Nr. 12.
160-163; 360366.
2 Artusromane nach 1230
Textstelle 1191.12 ein vrumer man sich trœsten sol eins iegelîchen dinges wol daz er wol trûwet überkomen.
1314 des muoste er lîden swære wan im schuof sîn übermuot manic übel und selten guot.
1807 wer wære aber der dem niemer misselinge?
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Gauriel rät Walwan S.o. zu 1189. und Ginovers Hofdame, sich mit ihrer Gefangenschaft abzufinden (Walwans Gefangenschaft).
Überwindbare Hindernisse soll man zuversichtlich angehen.
Der Erzähler erI 1311-1320: fehklärt, warum Keie, len. der sich beim Kampf gegen Gauriel vorgedrängt hat, unterliegt.
Hochmut führt niemals zu etwas Gutem.
Gawan rechtfertigt vor Ginovers Hofdame seine Niederlage gegen Gauriel.
Niemandem gelingt alles.
2.5 Konrad: Gauriel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz
Querverweise 273-276; 341343; 1058f.
Verwendung: - (D) Rebus in adversis animum submittere noli; / spem retine Disticha Catonis, II, 25. Literatur: Achnitz 1997, S. 525. TPMA VI s.v. HOFFEN 3.2. Man soll auch im Unglück die Hoffnung nicht verlieren. Walther, 26381. Wander II s.v. Hoffnung, Nr. 60.
Anspielung auf ein Sprichwort Formulierungstradition: - (D) sölken lôn kan hôchvart geben. / übermuot wirt niemer guot; / übermuot grôzen schaden tuot Boner: Edelstein, 51, 64-66. - (G) Wie denn das sprichwort sagen thut: / Hochmut der thut nimmer kein gut Sachs: Das dritt capitel Jesus Syrach, 14, 32f. - (S) UbermGt strafft Gott / übermGt thet nie kain gGt Agricola: Sprichwörtersammlungen, II, 312.
441-447; 464469; 501; 23492351.
Verwendung: - (E) Si enpfiengen in mit eren wol. / Das det auch Jechonias, / Der kunig in dem lande was, / Der in dar hette geladen / In sein lant auff seinen schaden. / Das det sein grosse hochvart, / Von der er seyt gevellet wart. / In dauchte im mochte nieman / In der welt gesigen an. / Tropischer [lies: Törichter] ubermut / Der ward nie noch nymmer güt Heinrich von Neustadt: Apollonius, 6236-6246. - (D) Eis mâls huop sich ein grôzer strît / mit worten, der noch kûm gelît, / von hôchvart und von übermuot; / ietwederz schicket selten guot. / von widerhiuzi daz beschach, / dô der wint zer sunnen sprach, / er wær sterker denne sî Boner: Edelstein, 66, 1-7. - (S) Hoffart thet nie keyn gut. Hoffart und ubermut ist alle zeit von anbegyn der welt hochlich gestraffet worden / also daß / was sich auß eynem ubermut uber ander leutte erhebet / das muß herunder / es geschehe uber kurtze oder uber lang. Hoffart stieß die edelste creatur / den Engel Lucifer auß dem hymel Agricola: Sprichwörtersammlungen, I, 50. Vgl. den biblischen Hintergrund: - synagogae superborum non est sanitas Sir 3,30 - Denn Hohmut thut nimer gut, vnd kan nichts denn arges draus erwachsen Luther: Deutsche Bibel, XII. → Tan 6730. Literatur: Friedrich 2006 s.v. übermuot, S. 418. Schulze 1987, Nr. 70. TPMA VI s.v. HOCHMUT 5.5. Hochmut ist nichts Gutes, sondern schadet nur. Wander II s.v. Hochmuth, Nr. 25.
Sentenz Verwendung: - (D) Wer ist, dem ez nie missegie? / der nie gewan, der vlôs nie Der Deutsche Cato, 319f. Vgl. das Sprichwort: - (S) We is vullenkomen? Quis sine defectu vel in omni parte beatus? Tunnicius: Sprichwörtersammlung, 1317. Literatur: TPMA XII s.v. VOLLKOMMEN 2. Niemand ist vollkommen. Wander IV s.v. Vollkommen, Nr. 4.
2259f.; 4553.
2 Artusromane nach 1230
Textstelle 2226 ich suoche genâde vür daz reht.
2241 vrouwen zorn sol schiere sîn verlâzen, alsô hœre ich sagen.
3108 nâch arbeiten tuot der gemach dem lîbe wol.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Gauriel bittet Ginover für sein aggressives Verhalten um Verzeihung.
Gnade ist wirkungsvoller als strenge Rechtsausübung.
Ginover begründet ihre Bereitschaft zur Versöhnung mit Gauriel.
D 2240-2241.2 zu- Der Zorn der Frauen sammengefaßt zu: ist nicht von langer Jch will den zorn Dauer. laussen sin.
Elete, eine Dienerin I 2703-3311: fehund Vertraute der len. Fee von Fluratrone, ermuntert Gauriel und seine Gefährten, ein Bad zu nehmen.
Nach Anstrengungen ist Ruhe angenehm.
2.5 Konrad: Gauriel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Anspielung auf ein Sprichwort
Querverweise 242f.; 5140f.
Formulierungstradition: - (E) swer dem sündære / ze vaste wil nâch jagen, / daz enmac der lîp niht wol vertragen. / ob er genâde suochen wil, / gît man im gâhes buoze vil, / vil lîhte ein man dâ von verzaget, / daz er sich aber gote entsaget / und wirt wider des tiuvels kneht. / dâ von gât gnâde vür daz reht Hartmann: Gregorius, 3814-3822. - (G) bî dîner güete ich des man. / lâ mich dir hie ze buoze stân. / gnâde sol vor dem rehte gân Mariengrüße, 49-51. Verwendung: - (E) bî rehte got genâden phligt, / vür daz reht genâde wigt Rudolf von Ems: Barlaam und Josaphat, 4191f. - (E) dem herzogen si dô / rieten al gemeine, / er solt niht wesen seine / mit dem geriht, / er solde in durch niht / lâzen genesen. / wir sullen bezzer wesen, / sprach der herzog Albreht: / genâde sol für reht / unserhalp wegen Ottokar von Steiermark: Steirische Reimchronik, 5750857517. Vgl. den biblischen Hintergrund: - iudicium enim sine misericordia illi qui non fecit misericordiam superexultat autem misericordia iudicio Iac 2,13 - Es wird aber ein vnbarmhertzig Gericht vber den gehen, der nicht Barmhertzigkeit gethan hat. Und die Barmhertzigkeit rhFmet sich wider das Gerichte Luther: Deutsche Bibel, VII. → Iw 172 → ETr 7256. Literatur: Achnitz 1997, S. 540. Eikelmann 1998, S. 76 mit Anm. 13. Friedrich s.v. genâde, S. 162. Graf/ Dietherr 1869, Nr. 601 und S. 399: „Mit Rücksicht auf die wohlthätigen Wirkungen der Gnade heißt es geradezu: ‚die Gnade gehe für das Recht‘, sei sogar besser als das Recht“. Röhrich 1994, S. 563: „Rda. Gnade vor Recht ergehen lassen, die heute oft scherzhaft verwendet wird.“ Schmidt-Wiegand 1996, S. 147f. TPMA V s.v. GNADE 4.1. Gnade geht (gehe) vor Recht. Wander I s.v. Gnade, Nr. 10.
Sentenz
239-241.
Vgl. den Gedanken: - (E) die frouwen kurz sint gemuot, / iezunt scharpf, iezunt guot Ulrich von Etzenbach: Alexander, 26737f. Literatur: Deck 1912, S. 84: „Sprichwort“. Paul 1998, § 315, Anm. 2: „sol mit dem Infinitiv kann vereinzelt gnomische Bedeutung haben“. TPMA III s.v. FRAU 1.2.2.5. Die Stimmungen der Frau wechseln von einem Moment zum andern.
Sentenz Verwendung: - (E) Comes igitur Arnoldus post multas altercationes, post multos bellorum incursus et tumultus, edomitis et pacificatis atque mitigatis tam exteris quam in terra conversantibus adversariis suis omnibus, demum Ghisnensem comitatum obtinens, in terra secure et in pace resedit; et quoniam plerisque Fit mage grata quies post longos sepe labores, paci, quantoque potuit studio, intendebat et insistebat Lambert von Ardre: Historia comiteum Ghisnensium, 64. - (S) Fessis post onera fit mage grata quies Walther, 9406 (Hs. 13. Jh.).
875-877; 21742176; 22822284.
2 Artusromane nach 1230
Textstelle
3281 ein man sol einen vrumen lîp niht lâzen verderben umb ein wîp noch durch ein liebez anesehen. mir was vil nâhe alsô geschehen
Kontext
Überlieferung
Erec warnt* Gauriel I 2703-3310: fehnach dessen Verlen. mählung vor der Gefahr eines Rückzugs vom ritterlichen Leben.
Paraphrase
Ein Mann darf sein Ansehen nicht wegen der Liebe einer Frau aufs Spiel setzen.
* Achnitz 1997, S. 559 „macht aufmerksam“.
3346 ez zimt wol daz ein vrouwe tuo gên liebem amîse daz in den landen prîse sîn êre und sîn wirdicheit.
4232 got stât den vrumen [lies mit I: dem recht]] bî, daz erschein an disem strîte.
Gauriels Begleiter verleihen seiner Bitte an die Fee von Fluratrone Nachdruck, ihn nach seiner Vermählung aufbrechen zu lassen. Der Erzähler erklärt, warum die Artusritter über die wilden Tiere in Jorants Wald siegen.
Eine Dame soll das Ansehen ihres Geliebten fördern.
I 4232: Got ste dem Gott hilft dem Gerechten. recht] ger] pe8.
2.5 Konrad: Gauriel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Vgl. das Sprichwort: - (D) Vulgo enim dicitur „Iucundi acti labores“ Cicero: De finibus, II, 32, 105. - (S) IUCUNDI ACTI LABORES. Bei gethoner arbeit ist gGt feyren / schlaffen. Opp gethon werck / sagen die Hol(nder / ist gGt rasten / Wann die arbeit auß ist / so ist sie sFß Franck: Sprichwörter, II, 66v (S. 313, Z. 35-38). Literatur: Deck 1912, S. 84: „Sprichwort“. Röhrich 1994, S. 96. TPMA I s.v. ARBEIT 2.4.1. Mühe und Arbeit bringen (und ermöglichen erst genussvolle) Ruhe und Befriedigung. Walther, 9406. Wander I s.v. Arbeit, Nr. 108.
Sentenz
297-302; *3346.
Literatur: Achnitz 1997, S. 559.
Sentenz
*3281.
Literatur: Achnitz 1997, S. 560.
Sentenz Formulierungstradition: - (E) got gestuont dem rehten ie; / den getriwen man er nie verlie Der Pleier: Garel, 1157f. Verwendung: - (E) Die faigen müsten geligen: / Gott halff den rechten gesigen. / Waz hulffe umb werbe? / Gott alle die verderbe / Die irem eben menschen laid / Fügend durch ir uppekaitt Göttweiger Trojanerkrieg, 11125-11130. - (E) Veracht wir des hofes recht, so spricht gar mengclich, das wir ungerecht seyen; sollen die von der tavelrund urtail sprechen, so näm ir chainer aller wellt guet, das er ain valsche urtail spreche; sol die fraw gerichten, das mag si wol thuen, und wir werden hie mit zu spot; wann got gestuond ye dem rechten Fuetrer: Prosaroman von Lanzelot, S. 97. Vgl. den biblischen Hintergrund: - quoniam brachia peccatorum conterentur / confirmat autem iustos Dominus Ps 36,17. - Denn der Gottlosen arm wird zubrechen, Aber der HERR enthelt die gerechten Luther: Deutsche Bibel, X, 1, Ps 37,17.
*4382.33.
2 Artusromane nach 1230
Textstelle
4382.33 iedoch sô hôrte ich sagen ie daz got die sînen nie verlie.
Kontext
Überlieferung
Die Tochter des D 4382.1 - 4382.40: Gott verläßt die SeiGrafen von Asterian fehlen. nen nicht. benennt den Grund für den Sieg ihrer Befreier über Jorant.
Pliamin belehrt den von Gauriel besiegmit were sich maniger hât ernert ten Jorant über die in angestlichen nœten. Gründe, die zur Verwüstung seines Landes geführt haben (Rückweg zum Artushof). 4498
4500 swer vrumen man wil tœten die wîle er unbetwungen stât, sô weiz er niht wie ez ergât.
Paraphrase
Pliamin belehrt den I 4502: So waz n8evon Gauriel besieg- m$t wie es ergatt. ten Jorant über die Gründe, die zur Verwüstung seines Landes geführt haben (Rückweg zum Artushof).
Verteidigung rettet aus Bedrängnis.
Der Ausgang eines Kampfes gegen einen tapferen Mann bleibt so lange ungewiß, wie dieser nicht vollständig besiegt ist.
2.5 Konrad: Gauriel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
→ Iw 7628 → Wigl 2772; 2922 → Da 1298 → Gar 1157 → Tan 4332 → JT 1569,3. Literatur: Deck 1912, S. 84: „Sprichwort“. Eikelmann 1998, S. 76 mit Anm. 15. TPMA V s.v. GOTT 26.11. Gott hört auf die Rufe der Gerechten und steht ihnen bei [führt diese Textstelle an].
Sprichwort
*4232.
Verwendung: - (D) Lîp, daran gedenke wol / und gebâre als ein man sol, / […] / und gebâre rehte alsô, / „got alsô guot, ich bin hie“: / jâ verliez got den sînen nie Hartmann: Die Klage, 801-808. - (E) do hub er uf unt tranch / froliche uor in allen. / sie wanten in nider uallen / Q uerderben da ze stete, / iedoch got gnadeklicher tete, / der die sîne niemer uerlat / unt in an den noten bigestat. / Do stunt er ane wende Priester Wernher: Driu liet von der maget D, 3342-3349. - (D) Wie daz die schelcke richezent hie, / So soltu wissen wol für wor / Das got den sinen nie verlie Winsbecke, S. 74, 46g, 6-8. - (S) Gott verlesset die seinen nicht. Diß ist eyn wort des glaubens / Got werde an die seinen / die yhm trawen und glauben / gedencken / und sie nicht verlassen / noch yhrer vergessen. Die vernunfft und Heyden sagen / Gott sey denen holt / und erh=re das gebette der frommen leutte / Und ist diß alle geschriffte voll / […] Wenn nun Got yemand geholffen hat auß eyner kranckheyt / unfal / wie er mag namen haben / also daß es uns unmuglich duncket / sagen wir / Ey got verlesset die seinen nicht Agricola: Sprichwörtersammlungen, I, 99. Vgl. den biblischen Hintergrund: - corripiens vero in adversis populum suum non derelinquit II Mcc 6,16. - Vnd ob er vns mit einem VnglFck gezFchtiget hat, hat er dennoch sein Volck nicht gar verlassen Luther: Deutsche Bibel, XII, 2 Makk 6,15. - quia Dominus amat iudicium et non derelinquet sanctos suos Ps 36,28 - Denn der HERR hat das Recht lieb und verlesst seine Heiligen nicht Luther: Deutsche Bibel, X, 1, Ps 37,28. → Wigl 1618. Literatur: Deck 1912, S. 84: „Sprichwort“. TPMA V s.v. GOTT 26.10. Gott verlässt (vergisst) die Seinen nicht (hilft den Seinen) [führt diese Textstelle an]. Wander II s.v. Gott, Nr. 1096.
Sentenz
*4500; *4503; *4505; *4984.
Verwendung: - (E) swer sich welle ernern, / der wer sich bezîte, / daz er des niht enbîte, / daz in diu uberchraft beste. / ez ist im gu(o)t, wert er sich ê Der Stricker: Der Turse, 84-88. → Pz 759,10. Literatur: TPMA XII s.v. VERTEIDIGUNG 6. Verschiedenes. Wander IV s.v. wehren, Nr. 9.
Sentenz
*4498.
2 Artusromane nach 1230
Textstelle 4503 man sol gên ungewizzenheit ie mit were sîn bereit
4505 und geloubet daz der beste list diu wer gên bœsen liuten ist.
4982 gelücke ist oft sinewel, hiute nider, morgen hôch.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Pliamin belehrt den von Gauriel besiegten Jorant über die Gründe, die zur Verwüstung seines Landes geführt haben (Rückweg zum Artushof).
Gegen uneinsichtige Menschen muß man sich verteidigen.
Pliamin belehrt den von Gauriel besiegten Jorant über die Gründe, die zur Verwüstung seines Landes geführt haben (Rückweg zum Artushof).
Gegen bösartige Menschen muß man sich verteidigen.
Gauriel rät der von I 4697-5178: fehKönig Geldipant len. bedrohten Meerfee zur Gegenwehr (Gauriels Plädoyer).
Das Glück ist wechselhaft.
2.5 Konrad: Gauriel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz
Querverweise 1302-1306; *4498; *4505.
Literatur: Achnitz 1997, S. 586.
Sentenz Vgl. den Gedanken: - (S) Eim bœsen giftigen man / sol man legen pîn an Freidank: Bescheidenheit, 89,27 a, b.
Literatur: TPMA X s.v. SCHLECHT 2.3.4. Die Bösen muss man züchtigen (ausrotten).
Sprichwort Formulierungstradition: - (E) gelücke daz ist sinewel: / mir was nû lange trûren bî - / dâ von bin ich ein teil nû vrî Wolfram: Willehalm, 246,28-30. - (L) Das glück ist synwell, als man spricht, / Des hab ich gGt gedingen; / Mein hoffnung vnd mein zuuersicht / Sol mich ze fräden pringen. / Seid nyemant lieb on laid nit hat, / Wes solt ich denn genyessen? Hätzlerin: Liederbuch, 1, 53, 24-29. Verwendung: - (S) Gelücke ist rehte als ein bal: / swer stîget, der sol fürhten val Freidank: Bescheidenheit, 114,27 - 115,1. - (E) Kûdrûn diu schœne diu sach und hôrte den schal. / gelücke daz ist sinewel dicke alsam ein bal Kudrun, 649, 1f. - (E) sælde diu ist sinewel / und walzet umbe als ein rat. / dô ich sî mit vlîze bat / daz sî mir ze wîbe / gæbe diu mînem lîbe / wære wol ze mâzen, / daz hât sî leider lâzen, / und hât mir ein wîp gegeben, / daz bî mir alle die nû leben / immer sint gebezzert Die böse Frau, 240-249. - (D) so sprichet ain maister denne, / den ich wol erkenne: / „est rota fortune / variabilis ut rota lune: / crescit, decrescit, / in eodem sistere nescit.“ / diz sprichet: „gelék ist sinwel, / es ist ze wenkende snel, / ist ez iez in der hant, / es ist balde in ain ander lant.“ Johann von Konstanz: Minnelehre, 1995-2004. - (E) „gelucke daz ist sinewel, / unde doch sô sinewel niht - / mîn herre des von schulden giht: / swie ez niht bî im ist beliben, / ez ist doch den zuo geschiben, / die dâ enphangen hânt sîn guot.“ / in zorne und in unmuot / ân urloup schiedens ûz dem lande Ottokar von Steiermark: Steirische Reimchronik, 12642-12649. - (S) Das glück ist sinwel. Das glückrad geht vmb. Das glück ist ein freund der vnbleiblichen ding/ vnd kan nit still stehn/ sonder des glücks rad/ fFrt einn auff den andern ab Franck: Sprichwörter, I, 80r (S. 130, Z. 14-17). - (S) Holt dy an de dogede! dat gelucke is runt. Fidito virtuti semper: fortuna rotunda Tunnicius: Sprichwörtersammlung, 1301. → Cr 4144; 5965.
*4498; *4503; 5160-5165.
2 Artusromane nach 1230
Textstelle
4984 man jaget in nie [lies: ie] der gerne vlôch, man sol uns vinden an der wer.
4987 got vüeget daz er vüegen wil.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Gauriel rät der von I 4697-5178: fehKönig Geldipant len. bedrohten Meerfee zur Gegenwehr (Gauriels Plädoyer).
Wer bereitwillig zurückweicht, ermutigt den Angreifer.
Gauriel rät der von I 4697-5178: fehKönig Geldipant len. bedrohten Meerfee zur Gegenwehr (Gauriels Plädoyer).
Gott tut, was immer er will.
2.5 Konrad: Gauriel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Literatur: Deck 1912, S. 84: „Sprichwort“. Friedrich 2006 s.v. gelücke, S. 161. TPMA V s.v. GLÜCK 3.2. Das Glück ist rund (wie ein Ball, eine Kugel) [führt diese Textstelle an]. Wander I s.v. Glück, Nr. 133. Achnitz 1997, S. 594. De Boor 1975. Haug 1995.
Sprichwort Formulierungstradition: - (E) ich hân dicke hœren sagen, / wer fliehe, der sî guot ze jagen. / Alexander zogt in vaste nâch / als im was ie ze vînden gâch Ulrich von Etzenbach: Alexander, 20027-20030.
2744-2750; 2783-2786; *4498.
Verwendung: - (E) S’est ki fuie, assez est ki chace, / E tel ad poür ki manace / E tel manace ki se crient / E tel chace qui poi retient Wace: Roman de Brut, 4147-4150. - (E) S’ est qui fuie, asez est qui chace; / mes je ne vos dot mie tant / que je m’an fuie ainçois, a tant / apareilliez de moi desfandre, / s’est qui estor me voelle randre, / que par force feire l’estuisse / n’autrement eschaper n’an puisse Chrétien de Troyes: Erec, 5878-5884. - (E) Hostes autem turbati et conterriti, pellem pro pelle dantes, ut facies tuerentur dorsa percutientibus præbuerunt; nec erat in tanto exercitu qui resisteret et multi erant qui persequebantur. Contigit autem et proverbium quod vulgo dicitur: Sint qui fugiant; multi erunt qui persequentur Gesta consulum Andegavorum, S. 149. - (S) Soit qui fuie, asez est qui enchace. / Sepe solet fieri, qui stat non stando grauatur, / sed si quis fugiat, satis est qui terga sequatur Proverbia rusticorum, 112. - (E) Mais pour noient le va ly bers ramentevant, / Car Fedris le fuioit et alloit eslongant. / Mais on dit et c’est voir, on le voit aparant, / Que plus fuit on, bien tost plus le va on cachant Hugues Capet, 3945-3948. - (E) Aber wes er yne ermanete so were graue friderich ye gerner verre von yme gewesen / Nu sprichet man vnd ist ouch ware man hait des gar manich male schyne, So eyn man me fluhet so man yne ye me Jaget Elisabeth von Nassau-Saarbrücken: Huge Scheppel, 39rb, 31-37. - (S) Wer fleucht, den iagt man Luther: Sprichwörtersammlung, Nr. 46. - (D) Denn ich sehe wohl, je mehr man sich demFthiget und flehet, je stoltzer und tr=tziger sie werden, und lassen sich dFnken, man demFthige sich und gebe darumb so gute Wort, daß man sich zu todt fur ihn furchten solle, und nirgend fur ihn zu bleiben wisse. […] Weil sie denn mit mir wollen spielen des SprFchworts: Wer da fleucht, den jagt man, und deuten meine Demuth eine Flucht, so mFßte ich wiederumb mit Christo auferstehen, und des SprFchworts auf ihn spielen: Wenn man eim Baurn flehet, so w(chst ihm der Bauch Luther: Polemische Schriften, 42, S. 24. → GTr 19395. Literatur: Deck 1912, S. 84: „Sprichwort“. TPMA III s.v. FLIEHEN 6.1. Wenn einer flieht, gibt’s viele, die ihn jagen [führt diese Textstelle an]. Wander I s.v. Fliehen, Nr. 27.
Sentenz Verwendung: - (S) ich sage iu mînes glouben zil: / got mac tuon und ist swaz er wil Freidank: Bescheidenheit, 25,7f. - (G) lît gotes wille an uns so gâr, / sô wizze wir wêrlîche, / wir kumen alle in gotes rîche, / wande swes got willen hât, / wir wizzen wol, daz daz volgât; / jâ, swaz er gedenekt sân, / daz ist allez getân Heinrich von Kröllwitz, 2647-2653.
1832-1839; 4860f.; *4998.
2 Artusromane nach 1230
Textstelle
4998 ez kan doch niht geschehen wan daz got verhenget.
Kontext
Überlieferung
Gauriel rät der von I 4382.40-5178: König Geldipant fehlen. bedrohten Meerfee zur Gegenwehr (Gauriels Plädoyer).
Paraphrase
Es geschieht nur, was Gott vorherbestimmt.
2.5 Konrad: Gauriel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Vgl. den biblischen Hintergrund: - sicut domino placuit ita factum est Iob 1,21 (Alkuin-Revision). Literatur: Deck 1912, S. 84: „Sprichwort“. Schulze 1987, Nr. 222. TPMA V s.v. GOTT 14.1. Gottes Wille geschieht (geschehe). Wander II s.v. Gott, Nr. 1321.
Sentenz Vgl. das Sprichwort: - (E) Swaz got wil, daz muoz geschehen Dulciflorie, 939. Vgl. den biblischen Hintergrund: - sicut domino placuit ita factum est Iob 1,21 (Alkuin-Revision). Literatur: Deck 1912, S. 84: „Sprichwort“. Schulze 1987, Nr. 222. TPMA V s.v. GOTT 14.1. Gottes Wille geschieht (geschehe) [führt diese Textstelle an]. Wander II s.v. Gott, Nr. 1566. Achnitz 1997, S. 594.
1832-1839; 2045-2049; 2609; 2758f.; 4222f.; *4987.
2 Artusromane nach 1230
Auswertung Im ›Gauriel‹ finden Sentenzen und Sprichwörter hauptsächlich in der Figurenrede Verwendung und dienen den Sprechern vor allem dazu, in krisenhaften Situationen zu richtigem Handeln und Verhalten anzuleiten. Die Erzählinstanz nutzt die wenigen von ihr verwendeten Sprichwörter und Sentenzen, um die Vorbildlichkeit der Artuswelt aufzuzeigen. Frequenz: Der ›Gauriel‹ enthält insgesamt 22 Sentenzen und Sprichwörter (inkl. Anspielungen). Bei 5970 Versen ergibt dies pro Beleg eine durchschnittliche Dichte von 271 Versen. Fünf der Belege (23%) sind sprichwörtlich: – Sprichwörter: 3; Anspielungen auf ein Sprichwort: 2. – Sentenzen: 17; Anspielungen auf eine Sentenz: 0.
In folgenden Passagen ist eine Häufung von Belegen festzustellen: (1) Walwans Gefangenschaft: 1189; 1191.7; 1191.12. (2) Rückweg zum Artushof: 4498; 4500; 4503; 4505. (3) Gauriels Plädoyer vor der Meerfee: 4982; 4984; 4987; 4998.
Nicht in die Tabelle aufgenommen wurde nach den zugrunde gelegten Begriffen folgende in der Forschung als sprichwörtlich klassifizierte Stelle: 5396: Deck 1912, S. 84.
Sprecher: Auf den Erzähler entfallen drei, auf die Figuren 19 Belege (86%). Drei der Figurenbelege werden von weiblichen Figuren gesprochen (16%). Die Figurenbelege verteilen sich auf sieben männliche Sprecher (inkl. einer Gruppe: Gauriels Begleiter) und drei weibliche Sprecherinnen. Die häufigsten Sprecher sind Gauriel mit sieben und Pliamin mit vier Belegen. Die Figuren sind, gemessen an der Sentenz- und Sprichwortverwendung der in diesem Band untersuchten Texte, mit 86% der Belege weit überdurchschnittlich vertreten. Verw endung: In der Sentenz- und Sprichwortverwendung durch die Figuren fällt vor allem die relativ große Zahl von Belegen auf, die in längeren Reden Verwendung finden: Gauriels Rat an Walwan und Ginovers Hofdame (1191.7; 1191.12), Jorants Belehrung durch Pliamin (4498; 4500; 4503; 4505), Gauriels Rat an die Meerfee (4982; 4984; 4987; 4998). In allen drei Szenen wird das autoritative Potential von Sentenzen und Sprichwörtern eingesetzt, um die Angesprochenen zum erwünschten Verhalten zu bewegen. Diese argumentierende Ver-
2.5 Konrad: Gauriel
wendung ist in der Regel erfolgreich; Walwans wirkungsloser Versuch der Tröstung von Ginovers Hofdame (1189) bleibt ein Einzelfall. Auffällig oft sind weibliche Figuren zugegen, wenn Sentenzen geäußert werden (13 von 19 Figurensentenzen); in zehn Fällen werden sie dabei ausdrücklich als Adressatinnen angesprochen. Die wenigen Erzählerbelege finden sich im Rahmen von Publikumsapostrophen (14) oder in Tadel- (1314) und Lobreden (4232) über Figuren des Textes, die häufig in die Form der Zeitklage gekleidet sind. Sie rufen den Wertekanon der Artusgesellschaft auf und ergänzen so die Eingangssentenz (14), in der demonstrativ auf die mangelnde Beachtung exempelhaften Sprechens verwiesen wird. Sentenzen werden gelegentlich in spielerischem Umgang mit etablierten Figurenprofilen verwendet: Gawan, im Artusroman durch seine Unbesiegbarkeit ausgezeichnet, entschuldigt seine Niederlage mit einem Hinweis auf menschliche Fehlbarkeit (1807); Erec warnt Gauriel vor der Gefahr des verligens (3281) mit einer eigens hierzu geprägten Sentenz. Überlieferung: In Handschrift I fehlen gelegentlich reflektierende Erzählerpassagen, so daß dort ein Beleg entfällt (1311-1320). Handschrift D faßt zwei wörtliche Reden Walwans (1189) und Gauriels (1191.7; 1191.12) so zusammen, daß aus drei Belegen ein einziger wird; in Ginovers Rede (2241) geht die Sentenzhaftigkeit in D durch Raffung ganz verloren. Themen: Folgende inhaltliche Schwerpunkte des Textes werden auch in Sentenzen und Sprichwörtern reflektiert: – Gleichmut bei wechselhaftem Glück: 1191.12. – Göttliche Vorsehung: 4232; 4382.33; 4987; 4998. – Notwendigkeit von Gegenwehr: 4498; 4500; 4503; 4984.
Zwei Belege lassen sich auf das zentrale Thema des ›Gauriel‹ beziehen: Der Gnadenappell, den Gauriel nach seiner Kapitulation vor Artus durch die Berufung auf ein weitverbreitetes Rechtssprichwort an Ginover richtet (2226), ist eine zum Teil wörtliche Wiederaufnahme seines Gnadengesuchs an die Fee (242f.). Die unmittelbar darauf folgende Vergebung durch Ginover (2241) präludiert Gauriels endgültige Versöhnung mit der Herrin von Fluratrone.
2 Artusromane nach 1230
Stil: In stilistischer Hinsicht decken die Sentenzen im ›Gauriel‹ die konventionelle Bandbreite an Vertextungsmöglichkeiten ab. Dabei fällt auf, daß einzügig1 kurze (z.B. 1189) und zweizügige2 Bauformen (z.B. 14) überwiegen, während syntaktisch komplexere (3346) oder als rhetorische Frage gestaltete Prägungen (1807) die Ausnahme bleiben. Eine Besonderheit ist die Betonung des sinntragenden Wortes durch Satzanfangsstellung, die ansonsten nur bei Gottfried von Straßburg begegnet (14: bîspel si sint …; 1189: nieman im …; 4498: mit were sich…). An Rahmenelementen, die das Vorliegen von Orientierungs- oder Erfahrungswissen signalisieren, sind zu verzeichnen: Einleitungselemente: – ich wil iuch eins bescheiden: / ez sî wîp oder man, / … (zu 1191.7; Gauriel) – wan … (zu 1314; Erzähler) – iedoch sô hôrte ich sagen ie / daz … (zu 4382.33; Tochter des Grafen von Asterian) – und geloubet daz … (zu 4505; Pliamin) Ausleitungselemente: – …, alsô hœre ich sagen (zu 2241; Ginover) – …. / mir was vil nâhe alsô geschehen (zu 3281; Erec) – …, / daz erschein an disem strîte (zu 4232; Erzähler)
Besonderheiten: Es fehlt eine Exordialsentenz; stattdessen wird der Prolog mit einer Sentenz (14) beschlossen.
1 2
Als einzügig wird eine aus einem Syntagma bzw. einem einfachen Hauptsatz bestehende Vollsentenz verstanden. Als zweizügig wird eine aus einem Haupt- und einem Nebensatz bzw. zwei Hauptsätzen bestehende Vollsentenz verstanden.
3 Gralromane
3.1
Wolfram von Eschenbach: ›Parzival‹
Der in der Ausgabe von LACHMANN 24810 Verse umfassende Gralroman ›Parzival‹ Wolframs von Eschenbach ist im ersten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts entstanden.1 Als Vorlage diente Wolfram das 9234 Verse umfassende Romanfragment ›Le Roman de Perceval ou Le Conte du Graal‹ des Chrétien de Troyes. Inhalt: [Buch I]2 Im Anschluß an den komplexen, ethischen und poetologischen Fragen gewidmeten, Prolog (1,1-4,26) setzt die Handlung mit der Geschichte von Parzivals Vater Gahmuret ein, der in den Orient zieht, da er als Zweitgeborener im Gegensatz zu seinem älteren Bruder Galoes ohne Erbteil geblieben ist (4,2713,16). Dort zeichnet er sich als Kämpfer im Dienst des Baruc von Baldac aus, befreit die Stadt Patelamunt aus den Händen ihrer Belagerer und heiratet die dunkelhäutige Herrscherin Belacane (13,17-54,6). Er verläßt sie jedoch vor der Geburt seines schwarz-weiß gescheckten Sohnes Feirefiz, um abermals als Ritter sein Glück zu suchen (54,7-58,26). [Buch II] In Spanien gewinnt Gahmuret aufgrund seiner Erfolge beim Turnier von Kanvoleis die Hand der verwitweten Königin Herzeloyde (58,27-101,20). Auch sie verläßt er nach kurzer Zeit, da er dem Baruc erneut zu Hilfe kommen will. Sechs Monate später überbringt ein Bote der schwangeren Herzeloyde die Nachricht von Gahmurets Tod (101,21-114,4). – Zwischen der Elternvorgeschichte und der Haupthandlung steht ein poetologischer Exkurs, die sog. ‚Selbstverteidigung‘ (114,5-116,4). [Buch III] In ihrer Trauer zieht sich Herzeloyde in die Einsamkeit von Soltane zurück. Doch ihr Versuch, ihren Sohn Parzival vom ritterlichen Leben fernzuhalten, scheitert, als dieser einige Ritter erblickt und sich entschließt, selbst Ritter zu werden. Von seiner Mutter mit Ratschlägen versehen und von ihr wie ein Narr gekleidet, reitet er davon, ohne zu bemerken, daß die zurückbleibende Herzeloyde vor Kummer stirbt (116,5-128,30). Auf einer Lichtung trifft er auf die allein in einem Zelt liegende Herzogin Jeschute, die er, einen Ratschlag seiner Mutter mißverstehend, gewaltsam umarmt und beraubt. Orilus, Jeschutes Gatte, verdächtigt sie daraufhin der Untreue und kündigt ihr die eheliche Gemeinschaft auf (129,1137,30). Unterdessen begegnet Parzival seiner Cousine Sigune, die ihn über seine Abstammung aufklärt. Er gelangt zum Artushof, wo er mit einem Wurfspieß den roten Ritter Ither tötet, um sich dessen Rüstung zu bemächtigen (138,1-160,30). So
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Vgl. BUMKE, 2VL, Bd. 10, Sp. 1378. Die Einteilung des Textes in 16 Bücher folgt der Ausgabe von LACHMANN (Wolfram: Parzival). Zur Gliederung des Textes vgl. BUMKE 2004, S. 194-199.
3.1 Wolfram: Parzival
gewappnet, aber ohne jede Ausbildung, kommt er zu dem erfahrenen Ritter Gurnemanz, der ihn im höfischen Verhalten unterweist (161,1-179,12). [Buch IV] Parzival bricht erneut auf und gelangt nach Pelrapeire, wo Gurnemanz’ Nichte Cundwiramurs von König Clamide, der sie zur Ehe zwingen will, belagert wird (179,13-196,9). Nachdem die Belagerer mit Parzivals Hilfe zurückgeschlagen worden sind, heiraten er und Cundwiramurs. Mit Billigung seiner Frau reitet Parzival bald darauf fort, um Abenteuer zu bestehen und seine Mutter zu suchen (196,10-223,30). [Buch V] Am Abend gelangt Parzival zur Burg Munsalvaesche, wo er auf den schwer verwundeten Gralkönig Anfortas trifft, den nur der Anblick des Grals am Leben erhält. Allein durch eine Frage nach der Art seines Leidens könnte Anfortas erlöst werden. Parzival jedoch nimmt Gurnemanz’ Rat, nicht allzuviel zu fragen, wörtlich und geht ohne ein Zeichen seiner Anteilnahme zu Bett. Am nächsten Morgen findet er die Burg menschenleer; er folgt der Spur der Gralritter, die sich im Wald verliert (224,1-255,30). Anschließend kann er die Herzogin Jeschute durch einen Eid vor Orilus rehabilitieren (256,1-279,30). [Buch VI] Parzival wird ungewollt zum Herausforderer des Artushofes: Als er durch drei Blutstropfen im Schnee an seine Ehefrau erinnert wird und in Trance fällt, sehen die Artusritter in ihm einen Provokateur, den sie erfolglos angreifen. Erst Gawan kann die Situation klären und führt Parzival zum Artushof, wo er in die Tafelrunde aufgenommen wird (280,1-305,6). Doch die Festfreude wird gestört, als die Gralbotin Cundrie erscheint und Parzival wegen seines Frageversäumnisses auf Munsalvaesche verflucht (305,7-319,19). Ihr folgt der Landgraf Kingrimursel, der Gawan zu Unrecht eines Mordes bezichtigt und ihn zum Gerichtskampf gegen König Vergulaht nach Schanpfanzun lädt (319,20-330,30). Parzival sagt sich von Gott los und gelobt, den Gral auf sich allein gestellt zu finden (331,1-334,30). Er und Gawan brechen in verschiedene Richtungen auf (335,1-337,30). [Buch VII] In den folgenden beiden Büchern tritt Gawan in den Mittelpunkt der Erzählung. Auf seinem Weg nach Schanpfanzun wird er vor der Stadt Bearosche durch eine kriegerische Auseinandersetzung aufgehalten: Der König Meljanz will Obie, die Tochter seines Vasallen Lyppaut, zur Hochzeit zwingen (338,1-350,15). Obies Schwester Obilot kann Gawan zum Eingreifen überreden. Er verhilft den Angegriffenen zum Sieg und führt die Versöhnung der Parteien herbei (350,16397,30). [Buch VIII] In Schanpfanzun begegnet Gawan unerkannt seinem Gerichtsgegner König Vergulaht, der ihn der Obhut seiner Schwester Antikonie anvertraut (398,1404,30). Beide finden Gefallen aneinander, werden jedoch in ihrem Beisammensein gestört: Gawan, der vermeintliche Mörder, wird erkannt und von den herbei-
3 Gralromane
eilenden Einwohnern angegriffen, während Antikonie ihm beisteht (405,1-411,16). Erst das Einschreiten des Landgrafen Kingrimursel führt zu einer Waffenruhe und zur Verschiebung des Gerichtskampfes um ein Jahr (411,17-432,30). Dieser Kampf wird jedoch nie stattfinden, da sich die Beschuldigungen später als haltlos erweisen. [Buch IX] Parzival hat mehrere Jahre vergeblich den Gral gesucht, als er an einem Karfreitag zur Klause des Einsiedlers Trevrizent, seines Onkels, gelangt, der ihm die Geheimnisse des Christentums und des Grals enthüllt und ihn über seine Verwandtschaft mit Anfortas und Ither sowie den Tod Herzeloydes aufklärt (433,1502,30). [Buch X] Etwa um dieselbe Zeit begegnet Gawan der Herzogin Orgeluse, in deren Minnedienst er zahlreiche Demütigungen und Abenteuer überstehen muß (503,1-511,19). Zunächst entwendet ihm der Ritter Urjans sein Pferd, so daß er sich mit dem Klepper von Orgeluses Knappen Malcreatiure begnügen muß (511,20534,10). Dennoch gelingt es Gawan, mit Lischoys Gwelljus einen Konkurrenten um die Gunst Orgeluses zu besiegen, die sich allerdings nach dem Kampf entfernt (534,11-548,20). Gawan verbringt die Nacht im Haus des ritterlichen Fährmanns Plippalinot (548,21-552,30). [Buch XI] Nur mit Not übersteht Gawan am folgenden Tag die gefährlichen Proben und Kämpfe auf der Burg Schastel marveile. (553,1-582,30). [Buch XII] Am nächsten Morgen bricht Gawan, als er Orgeluse an der Seite eines Ritters erblickt, erneut zum Kampf auf. Nachdem er ihren Begleiter besiegt hat, trägt sie ihm auf, König Gramoflanz herauszufordern (583,1-595,27). Dieser beschuldigt Gawan des Mordes an seinem Vater, woraufhin ein Gerichtskampf in Joflanze verabredet wird (595,28-619,24). Nachdem Gawan die ihm gestellten Aufgaben gelöst hat, zeigt sich Orgeluse gewandelt: Sie gewährt ihm auf Schastel marveile den ersehnten Liebeslohn (619,25-626,30). [Buch XIII] Mit Hilfe eines Boten arrangiert Gawan in Joflanze die feierliche Zusammenführung des Artushofs mit den von ihm aus der Gefangenschaft auf Schastel marveile befreiten Fürstinnen, zu denen auch seine Schwester Itonje gehört. Er selbst verläßt das Heerlager jedoch unbemerkt und trifft auf Parzival, den er für Gramoflanz hält (627,1-678,30). [Buch XIV] Nach Kämpfen Parzivals mit Gawan und Gramoflanz kann der Konflikt zwischen Gawan und Gramoflanz mit Hilfe von König Artus beigelegt werden (679,1-729,26). Während die Versöhnung mit zahlreichen Hochzeiten bekräftigt wird, bricht Parzival heimlich auf (729,27-733,30).
3.1 Wolfram: Parzival
[Buch XV] Im Wald trifft Parzival auf seinen orientalischen Halbbruder Feirefiz. Ohne ein Wort zu wechseln, beginnen sie zu kämpfen, und erst als Parzivals Schwert zerbricht, erkennen sie ihre Verwandtschaft (734,1-753,24). Gemeinsam reiten sie zu Artus, der Feirefiz in die Tafelrunde aufnimmt (753,25-778,12). Während der Feier erscheint erneut Cundrie und verkündet die Berufung Parzivals zum Gralkönig (778,13-786,30). [Buch XVI] In Munsalvaesche erlöst Parzival Anfortas, indem er nun die Mitleidsfrage stellt (787,1-796,28), und wird in sein Amt als neuer Gralkönig eingeführt. Feirefiz läßt sich taufen, um Repanse de schoye, die Gralträgerin, heiraten zu können (796,29-826,24). Ein knapper Epilog beschließt den Text (826,25-827,30).3 Unter mehr als 80 Textzeugen4, davon 16 vollständige Handschriften und eine Inkunabel, sind die Handschriften D: St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 857, um 1260,5 und G: München, BSB, Cgm 19, um 1240,6 von besonderer Bedeutung. Zugrunde gelegt wird die Ausgabe von LACHMANN (Wolfram: Parzival).
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Zum Inhalt vgl. auch die Handlungsanalyse von BUMKE 2004, S. 32-101. Vgl. BUMKE, 2VL, Bd. 10, Sp. 1381-1382 mit weiterführender Literatur. Vgl. das Faksimile (Wolfram: Parzival D). Vgl. die Transkription (Wolfram: Parzival G).
3 Gralromane
Textstelle 1,1 Ist zwîvel herzen nâchgebûr, daz muoz der sêle werden sûr.
1,3 gesmæhet unde gezieret ist, swâ sich parrieret unverzaget mannes muot, als agelstern varwe tuot.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler warnt vor der Gefährdung des Seelenheils durch Zweifel (Prolog).
Tiefsitzender Zweifel gefährdet das Seelenheil.
Der Erzähler stellt G 1,3: ia ist gesmadas unvermeidliche het v] gezieret. Nebeneinander konträrer gesellschaftlicher Werturteile fest (Prolog).
Wenn eine positive Einstellung auch Negatives enthält, wird sie gelobt und getadelt.
3.1 Wolfram: Parzival
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz Verwendung: - (G) Swer sünde duot dem vatir, des endrâht ich nit, / noch Jêsû, deme ûzerweltin kinde: / des gnâde ist linde, wol deme heil geshiht. / wer deme vrônin geiste mit dem zwîvil meiste / sündit, der mag niht mit gode shallin Ave Maria, 27, 9-13. - (L) Der zwîbel ist ein sünde, / ob aller sünde ein hort. / die luft und daz abgründe / hânt sulcher sünde niht gehôrt, / swen die bekort, derst aller tugende eine Kelin, III, 9, 1-5.
Querverweise 119,25-28; 349,30; 350,30f.; 518,30f.
Vgl. den Gedanken: - ez enist dehein sünde mê, / man enwerde ir mit der riuwe / ledic unde niuwe, / schœne unde reine, / niuwan der zwîvel eine: / der ist ein mortgalle / ze dem êwigen valle / den nieman mac gesüezen / noch wider got gebüezen Hartmann: Gregorius, 162-170. Vgl. zum Bild des schlechten Nachbarn auch GTr 15047. → JT 22,1; 25,3. Literatur: Adolf 1937, S. 173: „moralischer Satz von groszer Tragweite“. Brackert 2000, S. 343: „Wolfram beginnt das Werk mit einer allgemeinen Sentenz“. Brall 1983, S. 4: „Sentenz“. Brinkmann 1964, S. 10: „Sentenz“. Bumke 2004, S. 41: „Eingangs-Sentenz“, „vielleicht eher ein Bilderrätsel als eine Lebensweisheit“. Cessari 2000, S. 4: „Eingangssentenz“. Ehrismann 1995, S. 205: „Sprichwort“. Friedrich 2006 s.v. zwîvel, S. 490: „Sprichwort?“. Haug 1971, S. 700: „typische Exordialsentenz“. Haug 2001, S. 213: „allgemeingültige Sentenz“. Hofmann 1939, S. 67 [führt diese Textstelle an]. Hüning 2000, S. 83: „Es fällt schwer, dies nur als eine ‚Sentenz‘, d.h. einen treffend geprägten dichterischen Sinnspruch zu akzeptieren.“ Mertens 1998, S. 106: „Sentenz“. Mieder 2004, S. 244: „Sprichwortzeilen“; 254 [führt diese Textstelle an]. Mone 1830, S. 203 [führt diese Textstelle an]. Nellmann 1994, S. 445: „Schlüsselsatz des Romans“, „Allgemeine Reflexion“. Pratelidis 1994, S. 228: „Exordialsentenz“. Schreiber 1935, S. 28: „Sentenz“. Schu 2002, S. 43: „Eingangssentenz“. Singer 1898, S. 354: „vielleicht […] Sentenz“. TPMA XIII s.v. ZWEIFEL 1. Nachteile des Zweifelns. Adam 1893, S. 5. Adolf 1937, S. 175-178. Adolf 1950. Bartsch/Marti 1927, S. 3. Bötticher 1886, S. 14f. Duckworth 1975, S. 57-75. Haug 1992b, S. 159f. Haug 2001, S. 211-214; 227. Hempel 1951/52, S. 166-170. Lachmann 1876, S. 485-488. Martin 1903, S. 2f. Pratelidis 1994, S. 228-230. Rausch 2000, S. 49. Rupp 1961, S. 32-34. Singer 1898, 353f. Singer 1939, S. 25. Stein 1993, S. 170-172. Wapnewski 1955, S. 15-27. 12,26; 57,27f.; 201,24-26; 281,21f.; 317,8Vgl. zur Verwendung des Elsternbildes als Ausdruck gesellschaftlicher Einschätzung: 10; 326,5-8; - (S) Est nivis estque picis albedo nigredoque picis Walther, 7729b (Hs. 13. Jh.). - (S) ten es gheen hexter si en heeft wat bonts - Nomen abest pice nisi quid varij tenet in se 748,7; 805,28806,1. Proverbia Communia, 631. - (S) Non est pica sine vario colore Bebel: Proverbia Germanica, 334. - (S) It is nein exter, se en hebbe al wat wittes - Albus olor, vario laetatur pica colore Tunnicius: Sprichwörtersammlung, 944. - (S) Es ist nit gar nicht was iederman spricht / was aller welt im mund / was iederman billicht / Ein gemeyn gerFcht ist selten erlogen / Man heyßt selten ein kG blFmlin / sie hab dann einn bundten flecken / Es ist kein atzel, sie hab dann ettwas bundtes Franck: Sprichwörter, II, 52rv (S. 297, Z. 6-9). - (S) Potest bifariam accipi sententia: nimirum aut non planè falsum uideri, quod plurimis est in ore, quodque populi consensus approbat, et tunc optime quadrat cum illo Germanico adagio: Eyn gemeyn gerücht ist selten erlogen. Item cum illo: Man heysset selten eyn kGwe blFmlin/ sie hab denn eynen bundten flecken. Rursus cum illo: Es ist keyn atzel/ sie hab da]
Sentenz
3 Gralromane
Textstelle
1,26 wer roufet mich dâ nie kein hâr gewuohs, inne an mîner hant? der hât vil nâhe griffe erkant.
2,17 valsch geselleclîcher muot ist zem hellefiure guot, und ist hôher werdekeit ein hagel.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler weist potentielle Angriffe auf seine Person und die Glaubwürdigkeit seiner Geschichte zurück (Prolog).
Es ist sinnlos, jemanden dort angreifen zu wollen, wo er keine Angriffsfläche bietet.
Der Erzähler warnt böswillige Kritiker (Prolog).
Verrat führt zum Verlust des Ansehens und des Seelenheils.
3.1 Wolfram: Parzival
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
etwas bundtes Tappe: Germanicorum adagiorum centuriae septem, II, VIII, 4 (50a,b). → JT 23,1; 24,1. Literatur: Cessari 2000, S. 5: „zur Erläuterung des Elsterngleichnisses eingeführte zweite Sentenz […] Nebeneinanderstellung zweier gegensätzlicher Sentenzen“. Mieder 2004, S. 244: „redensartliches Bild“; 254 [führt diese Textstelle an]. Paul 1998, § 324, S. 305f. (zur Übersetzung der Partizipialkonstruktion in 1,3f.: ‚Geschmäht und gerühmt wird, wo …‘). TPMA II s.v. ELSTER 2. Es gibt keine Elster ohne bunte Farbe. Walther, 17161. Brackert 2000. Bumke 2001, S. 143-147. Cessari 2000, S. 1-19. Haug 1992b, S. 160. Haug 2001, S. 214-216. Hüning 2000, S. 89-98; 126-150. Nellmann 1994, S. 446f. Rupp 1961, S. 34-36. Schu 2002, S. 44-50. Stein 1993, S. 172-178.
Sentenz Verwendung: - (G) WEr die worheit gerne mynn / Und sich güter dinge versynn, / Der müsz der besten einre sin / Und lebet nit jn gouches schin, / Als nü leider maniger düt, / Den man siht durch krancken müt / Jn unsteter füre louffen. / Wer künde mich do gerouffen / Do mir gewühs nie hor? / Nü sehent üff und nement war, / Obe die rede gelogen sie Lutwin: Adam und Eva, 1-11. - (E) wurd mir die zart zeteil, / so hett ich gluck unnd heil / von mengem augenblick. / ich acht nit uff die strick, / die man zu Durdmund kaufft; / wer in der hand mich raufft, / das dutt mir doch nit we. / gend mir sie zu der ee / und nit zu eynem bull Hermann von Sachsenheim: Der Spiegel, 1559-1567. - (E) Wer gelt nimpt, do keyns nit ist, / Und rupfft mich, do myr hor gebrist, / Und sGchet lieb an leides statt, / Ouch ist bereit, ee man in batt, / Als wir haffen reder kynnen, / Der ist von kunsterichen synnen Murner: Schelmenzunft, X, 1-6 (B VIa). - (G) Wo ist er? Wer gibt dirs jn? Rupff mich do in der handt. In der handt ist kein hor/ vnd ist nye keins do gesin/ züh vnd rupff mir hor do vß Geiler von Kaysersberg: Postill, III, 67r. - (G) Lieber reuff mich in der hand odder zele gellt aus ledigem beütel, Suchstu aber meine sunde, zu verklagen, yhe, hab ich doch auch keine Luther: Confitemini, S. 150, Z. 2-5. Vgl. zur Bildlichkeit: - (S) Res est difficilis ir spoliare pilis / Ont ær at plockæ haar aff lowæ LÇle: OrdsprÇk, 933. → JT 55,2. Literatur: Adam 1893, S. 11: „sprichwörtliche Redensart“. Bartsch/Marti 1927, S. 5: „sprichwörtliche Redensart“. Berthold 1941, S. 65: „weitverbreitetes Sprichwort“. Bötticher 1886, S. 19: „Redensart“. Friedrich 2006 s.v. hant, S. 200: „Wendung“. Kratz 1966, S. 88: „proverbial expression“. Martin 1903, S. 7: „Der Vordersatz ist ein weit verbreitetes Sprichwort“. Mieder 2004, S. 254 [führt diese Textstelle an]. Singer 1944, S. 124 [führt diese Textstelle an]. TPMA IX s.v. RUPFEN 4.1. An der Handfläche rupfen [führt diese Textstelle an]. Walther, 26645. Wander III s.v. Raufen, Nr. 2. Haug 1971, S. 702. Haug 1992b, S. 163f. Haug 2001, S. 223. Hempel 1951/52, S. 173f. Nellmann 1994, S. 447f. Rausch 2000, S. 52f. Singer 1939, S. 25.
Sentenz Literatur: TPMA IV s.v. Freund 1.6.1. Nichts ist schlimmer und schädlicher als ein falscher Freund. Adam 1893, S. 16f. Bumke 2004, S. 43. Haug 1971, S. 705. Haug 1992b, S. 166. Haug 2001, S. 225f. Hempel 1951/52, S. 176-179. Hüning 2000, S. 216. Johnson 1967, S. 77. Nellmann 1994, S. 449. Rausch 2000, S. 54f. Schu 2002, S. 59.
235,27-30; 260,10f.; 782,25f.
3 Gralromane
Textstelle 3,5 scham ist ein slôz ob allen siten
5,13 jugent hât vil werdekeit, daz alter siuften unde leit.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler fordert die Frauen zu einem den höfischen Tugenden entsprechenden Verhalten auf (Prolog).
Schamgefühl ist die Vollendung höfischen Benehmens.
Der Erzähler lobt* (ironisch) die Begünstigung des Erstgeborenen in der französischen Erbordnung (Gahmurets Auszug aus Anschouwe).
Die Jugend wird geschätzt, das Alter ist beschwerlich.
* Noltze 1995, S. 37: „Begründung“.
5,15 ez enwart nie niht als unfruot, sô alter unde armuot.
Der Erzähler lobt (ironisch) die Begünstigung des Erstgeborenen in der französischen Erbordnung (Gahmurets Auszug aus Anschouwe).
Alter und Armut zusammen sind schlimm.
3.1 Wolfram: Parzival
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz Verwendung: - (D) Nihil est enim aliud eloquentia nisi copiose loquens sapientia; quae ex eodem hausta genere, quo illa quae in disputando est uberior atque latior et ad motus animorum vulgique sensus accommodatior. Custos vero virtutum omnium dedecus fugiens laudemque maxime consequens verecundia est Cicero: Partitiones oratoriae, 23, 79. - (G) diu scham ist der êren zuht, / diu scham birt der kiusche fruht, / diu scham ist der zuhte ruote, / diu scham ist aller tugende huote, / wan swer rehte scham treit, / der mîdet alle bôsheit / alsam die vier brüeder tâten Lamprecht von Regensburg: Sanct Francisken Leben, 3636-3642. - (L) scham ist ein diu hœhste tugent, sagent uns meister und die buoch Marner, XV, 10, 20. - (G) Der ander bGchstab haisset „verecundia“, daz sprichet „scham“. du solt schamig sin an allen dingen uswendig und inwendig; won dú scham ist reht ain sloss der kúnschi. da von spricht her Salomon: „swa ir ain schamigen mentschen sehent, daz sol úch ain zaichen sin daz er behalten sol werden an dem jungsten tag“. o scham, was du tGst, waz du tugend Fbest in der sele! swa du verlorn wirst, da wirt vil ain groz schatz verlorn, sprichet ain haiden St. Georgener Prediger, Nr. 62, S. 284, Z. 11-17. - (S) Custos virtutum pudor est, ad turpia scutum Walther, 4815 (Hs. 15. Jh.).
Querverweise 33,19; 131,6-8; *170,16; *170,29; 193,6f.; 299,15-18; 319,6f.; *319,9; *319,11; *321,29; 337,21f.; 338,29f.; *358,19; 369,68; 414,8-12; 425,27f.; 437,38.
Literatur: Tomasek 2001, S. 881, Anm. 15: „sentenzhafte Wendung“. TPMA X s.v. SCHAM 1.4. Scham ist eine grosse (die höchste) Tugend. Wander IV s.v. Scham, Nr. 28. Zingerle 1864 s.v. Scham, S. 129f. Bötticher 1886, S. 38; 74. Hüning 2000, S. 188-191. Martin 1903, S. 11. Singer 1898, S. 412f. Yeandle 2001, S. 138f.
Sentenz Verwendung: - (S) Cura senes angit, iuvenum cor gaudia tangit Werner: Sprichwörter, c226 (Hs. 15. Jh.).
*5,15; 102,2830; 139,26-28; 311,9-14; 489,612.
→ Gar 1004. Literatur: Friedrich 2006 s.v. jugent, S. 238: „Sprichwort?“. Hofmann 1939, S. 65 [führt diese Textstelle an]. Madsen 1970, S. 101: „Sprichwort“. Mieder 2004, S. 237; 255 [führt diese Textstelle an]. Mone 1830, S. 203 [führt diese Textstelle an]. Noltze 1995, S. 37: „allgemein gehaltene Sentenz“. TPMA VI s.v. JUNG 1.1. Die Jugend ist schön und beliebt [führt diese Textstelle an]. Walther, 4738; 15428. Wander II s.v. Jugend, Nr. 59 [führt diese Textstelle an]. Zingerle 1864 s.v. Jugend, S. 78 [führt diese Textstelle an]. Schneider 1935, S. 68.
Sentenz Verwendung: - (S) ArmGt vns [lies: vnd] alter sindt zwo schwer bFrd. ArmGt ist ein last / Das alter ein vnwerder gast Franck: Sprichwörter, I, 39rv (S. 71, Z. 13f.). - (S) C’est grand peyne d’estre pauvre et vieux, / Mais il ne l’est pas qui veult Le Roux de Lincy: Livre des proverbes français, II, S. 263. Literatur: Mieder 2004, S. 237; 255 [führt diese Textstelle an]. Singer 1898, S. 413: „wohl sprichwörtlich“. TPMA I s.v. ARM (Adj.) 2.2. Alter und Armut zusammen sind schlimm [führt diese Textstelle an]. Bartsch/Marti 1927, S. 11.
*5,13; *116,15.
3 Gralromane
Textstelle 7,6 er hât wênc, und ich genuoc: daz sol im teilen sô mîn hant, dês mîn sælde niht sî pfant vor dem der gît unde nimt: ûf reht in bêder der gezimt.
12,27 swer selbe sagt wie wert er sî, da ist lîhte ein ungeloube bî: es solten de umbesæzen jehen, und ouch die hêten gesehen sîniu werc da er vremde wære
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Galoes kommt, auch aus Sorge um sein Seelenheil, der Bitte seiner Vasallen nach, seinen jüngeren Bruder Gahmuret mit einem Teil des Erbes zu versehen (Gahmurets Auszug aus Anschouwe).
Gott gibt und nimmt.
Der Erzähler betont die vorbildliche Bescheidenheit Gahmurets (Gahmurets Auszug aus Anschouwe).
Wer sich selbst lobt, dem glaubt man nicht; das Lob soll von anderen kommen.
3.1 Wolfram: Parzival
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Anspielung auf ein Sprichwort
Querverweise 228,24; 259,15.
Formulierungstradition: - (G) In eime semften sinne / Liez er den dieb und sprach: / „Do man zur werlde uns kumen sach, / Vil nackent wir zu ir quamen, / Niht wir mit uns namen. / Got gibet ez, der ez ouch nimet, / Swie ez sinem willen zimet: / Also ordentez sin gebot. / Gelobet si an allen dingen Got!“ Väterbuch, 13064-13072. Verwendung: - (G) unz daz mir got aber den muot / erliuhte swenne in diuhte guot. / er gibt und nimt, swenn er wil, / disem wênic, ienem vil. / durh daz muoz wîp unde man / sîner gnâden warten dran Lamprecht von Regensburg: Tochter Syon, 2202-2207. - (D) Huic dat et huic aufert; hunc promovet, amovet istum, / Ut sua non sua, sed cuncta caduca sciant Guiardinus, 25f. - (L) Got selbe saget den tugenden danc: / so missetat tut liden twanc, / der nie gelanc / uf eren ganc, / - sich stiez ein bein an schanden banc -, / wie möcht ir wol erklingen sanc? / „got gap, got nam“, nach solcher rede der wisen wort erschinet Frauenlob, V, 26, 13-19. - (E) mir tut ewer schade we, / daz ich ez nieman gesagen kann. / wan ir sit ein frumer man, / daz han ich an euch ersehen; / des muz ich werlichen jehen. / Got der gap, Got der nam: / ist uns geschehen alsam, / des mag uns Got wol ergetzen Der Bergmann, 452-459. - (E) Der ritter sprach got der hat vil / Er nimpt vnd git wem er wil Der Ritter und Maria, 115f. - (D) hietz ain man in seinem schrein, / wil iz got, ez wirt ain per. / laeg ez dann zu underist im mer, / wil ez got, ez get im zu. / da von sey der mensch mit rue / und lazz wider got seinen streit / der da nemen chan vnd geit Heinrich der Teichner, 68, 32-38. - (S) Got gift, got nimt - Omnia nunc tribuit, modo praestita tollit Iesus Tunnicius: Sprichwörtersammlung, 1002. Vgl. den biblischen Hintergrund: - Dominus dedit Dominus abstulit sit nomen Domini benedictum Iob 1,21 - Der HERR hats gegeben, der HERR hats genomen Luther: Deutsche Bibel, X, 1. → Tan 4600. Literatur: Friedrich 2006 s.v. got, S. 172. Mieder 2004, S. 240; 255 [führt dies Textstelle an]. Schulze 1987, S. 24, Nr. 20. Singer 1898, S. 414: „ein biblisches Sprichwort liegt zu Grunde“. TPMA V s.v. GOTT 28.5. Gott gibt nach seinem Gutdünken. Wander II s.v. Gott, Nr. 493. Bartsch/Marti 1927, S. 13. Martin 1903, S. 19. Noltze 1995, S. 48.
Sentenz Verwendung: - (D) Factis quisque suis, non dictis, glorificatur; / Alterius potius quam tua laus tibi sit. / Artificem commendat opus, non propria lingua; / Sola loquatur in hoc, ore tacente, manus Abaelard: Ad Astralabium, S. 166. - (D) Sich selben nieman loben sol; / swer frum ist, den gelobt man wol. / Swer sich lobt al eine, / des lop ist leider kleine Freidank: Bescheidenheit, 61,3-6. - (E) ich wæne, daz er sêre tobet, / wer unverschult sich selber lobet. / sô beite, der nicht welle toben, / unz daz in ander liute loben Boner: Edelstein, LXVIII, 55-58. - (D) Salomon lert, also he wol kan, / Eynen iewelken man: / Wultu nu, vrunt, dat me di loue, / Dat lof scal komen van deme houe / Dines nagebures, so ist vormert; / Egen lof is nichtes wert Stephan von Dorpat: Cato, 1195-1200. - (L) Und der vil lobt sein aigen leib, / secht, der hat lützel eer davon Oswald von Wolkenstein, 115, III, 3f. - (S) Qui sibi dat laudem, laudis privatur honore Werner: Sprichwörter, q128. (Hs. 15. Jh.).
13,3-8; 419,9f.
3 Gralromane
Textstelle
Kontext
Überlieferung
Lahfilirost, BurgG 32,21: swen wip graf von Patelalobent der wirt bechant. swen wîp lobent, der wirt erkant, munt, rühmt vor Gahmuret die Taten er hât den prîs ze sîner hant, Hiutegers. unt sînes herzen wunne. 32,21
103,23 alsus vert diu mennischeit, hiute freude [lies mit G: liep], morgen leit.
Der Erzähler beklagt das traurige Schicksal, das mit der Nachricht vom Tode Gahmurets über Herzeloyde hereinbricht.
Paraphrase
Wen die Frauen loben, der wird berühmt und glücklich.
G 103,24: hivte liep Auf Freude folgt morgen leit. Leid.
3.1 Wolfram: Parzival
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Vgl. den biblischen Hintergrund: - laudet te alienus et non os tuum extraneus et non labia tua Prv 27,2 - Las dich einen andern loben, vnd nicht deinen Mund, Einen frembden, vnd nicht deine eigen lippen Luther: Deutsche Bibel, X, 2. → Gar 4095. Literatur: Bartsch/Marti 1927, S. 20: „sprichwörtliche Redensart“. Eikelmann 1999, S. 313f.: „Sprichwort“. Friedrich 2006 s.v. loben, S. 280. Hofmann 1939, S. 65 [führt diese Textstelle an]. Mieder 2004, S. 242; 255 [führt diese Textstelle an]. Mone 1830, S. 203 [führt diese Textstelle an]. Schulze 1987, S. 75, Nr. 96. Singer 1898, S. 414: „eine sprichwörtliche Redensart“. TPMA VIII s.v. LOB 1.5. Eigenlob ist (ohne fremde Zustimmung) wertlos und entehrend. Wander III s.v. Loben, Nr. 105. Noltze 1995, S. 68. 38,14f.; 73,1113; 123,18; *420,18; 564,68; 597,10-12; 598,21-23; Literatur: Boestfleisch 1930, S. 94: „Sentenz“. Hofmann 1939, S. 67 [führt diese Textstelle an]. Mieder 685,16f. 2004, S. 240; 256 [führt diese Textstelle an]. Mone 1830, S. 203 [führt diese Textstelle an].
Sentenz
Sprichwort Formulierungstradition: - (S) Hiute liep, morne leit, / deist der werlde unstætekeit Freidank: Bescheidenheit, 31,16f. Verwendung: - (E) mir behaget diu werlt niht sô wol; / ir gemach ist michel arbeit, / ir meiste liep ein herzeleit, / ir süezer lôn ein bitter nôt, / ir lanclîp ein gæher tôt. / wir enhân niht gewisses mê / wan hiute wol und morgen wê / und ie ze jungest der tôt. / daz ist ein jæmerlîchiu nôt Hartmann: Der arme Heinrich, 708-716. - (E) nû liep, nû leit, nû leben, nû tôt, / nû grôz gemach, nû leides nôt; / hiute vreude und rîchez guot, / morgen leit und armuot Rudolf von Ems: Barlaam und Josaphat, 4575-4578. - (L) Waz wiltû, Welt, daz ich dir sage? / ez ist dir vil geseit. / dir swindent alle dîne tage, / dirst hiute liep und morne leit. / arm den rîchen, rîch den armen machestû Der Marner, XV, 19b, 1-5. - (L) umb ritterschaft stat ez also: / hiut liep, morgen leit, / diu beidiu sint in bereit Ulrich von Liechtenstein: Frauendienst, 965, 6-8. - (E) an dirr welt ist kein stætekeit: / waz hiut ist liep, dast morne leit. / er ist hiute siech, der gester was / gesunt. dâ von sô spricht man daz, / daz er nicht wîse müge sîn, / der sich lât ûf der welte schîn Boner: Edelstein, LXXV, 49-54. - (S) Rem cupit ad praesens aliquis, quam cras male (curat). / Cur? quia mundana modicum dilectio durat. / Heut liep, morgen layt, / Macht der werlde unstetikeit Freidank (Görlitz), 9295. → JT 2372,2. Literatur: Bartsch/Marti 1927, S. 122: „Sprichwort“. Friedrich 2006 s.v. hiute, S. 224: „Sprichwort?“. Ebd. s.v. vröude, S. 437: „Sprichwort?“. Hartmann 2000, S. 289f.: „in der antiken Literatur (→ Ovid Remed. 94) belegte sprichwörtliche Redewendung“. Hofmann 1939, S. 65 [führt diese
3,28-4,1; 84,1618; 150,9f.; 224,8f.; 334,2730; *548,6; 640,9f.; *776,1.
3 Gralromane
Textstelle
115,19 vil hôhes topels er doch spilt, der an ritterschaft nâch minnen zilt.
116,13 Wîpheit, dîn ordenlîcher site, dem vert und fuor ie triwe mite.
116,15 genuoge sprechent, armuot, daz diu sî ze nihte guot.
126,25 der liute vil bî spotte sint.
Kontext
Der Erzähler wägt in der sog. Selbstverteidigung die Risiken ab, durch Minnesang oder Waffendienst die Gunst der Frauen erlangen zu können.
Überlieferung
Paraphrase
Es ist riskant, durch Ritterschaft Liebe erwerben zu wollen.
Der Erzähler fordert G 116,13: wipheit Zum Wesen der Frau (am Beginn der in ordenlichem site. gehört Treue. Haupthandlung) von den Frauen ein ihrem Wesen angemessenes Verhalten. Der Erzähler distanziert sich anläßlich des Rückzugs Herzeloydes nach Soltane von der verbreiteten Ansicht, daß Armut wertlos sei.
Armut ist wertlos.
Herzeloyde begründet vor sich selbst ihren Entschluß, Parzival bei seinem Ausritt mit Narrenkleidern auszustatten, damit dieser schnell zu ihr zurück kommt.
Die Menschen spotten gern.
3.1 Wolfram: Parzival
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Textstelle an]. Martin 1903, S. 102: „Sprichwort“. Mieder 2004, S. 245; 250; 257 [führt diese Textstelle an]. Singer 1898, S. 417: „Sprichwort“. TPMA VI s.v. HEUTE 2.1.2.6. Heute froh (lieb und teuer, Liebe), morgen betrübt (verhasst, Leid) [führt diese Textstelle an]. Wander II s.v. Heute, Nr. 53 [führt diese Textstelle an]. Zingerle 1864 s.v. heute, S. 68 [führt diese Textstelle an]. Bayer 1962, S. 223. Cessari 2000, S. 100f. 8,10f.; *150,22; *289,24; *289,26; 334,25Verwendung: 30; *548,12; - (D) guot ritterschaft ist topelspil: / diu sælde muoz des siges phlegen Winsbecke, 20, 9f. - (E) der nicht wagt, der gewint noch fleuset; / auch zu nicht man den cheuset. / man muez wa- 632,7-11. gen flust und gewinn. / ez ist reht ein geleicher sin / toppel spil und ritter leben: / da der gestern saz gar eben, / der hat heut der saelden nicht; / der dann gestern waz enwicht, / der ist heut ein pider man Heinrich der Teichner, 197, 19-27.
Sentenz
Literatur: Tomasek 2001, S. 883: „Sentenz“. TPMA IX s.v. RITTER 2.5. Die Ritterschaft ist ein Würfelspiel. Curschmann 1971, S. 657. Friedrich 2006 s.v. topel, S. 408. Garnerus 1999, S. 91f. Hartmann 2000, S. 382f. von Kraus 1978, S. 671. Kuhn 1977, S. 203. Wand 1992, S. 205.
Sentenz
3,1f.; 28,12f.; 81,3f.; 113,30; *167,29; 249,24f.; 253,1518; *551,29.
Literatur: Heise 1966, S. 35: „Sentenzenartiges Ergebnis“. Nellmann 1973, S. 131. Tomasek 2001, S. 882: „Erzählersentenz“. TPMA III s.v. FRAU 7.8.1. Die (schöne) Frau soll treu sein.
Sprichwort
*5,15; 185,19f.
Formulierungstradition: - (G) Di lûte sprechen noch ein wort, / Daz hân wir dicke wol gehort, / „Wê dir armûte! / Du hâst vil lutzel gûte / Und noch minner êren.“ / Daz wort wil ich vorkêren: / Alsô mac iz nicht gesîn. / Mich dunket an den sinnen mîn, / Ein reine armûte / Daz hât vil grôze gûte Heinrich der Klausner, 249-258. Literatur: Bartsch/Marti 1927, S. 138: „Sprichwort“. Hofmann 1939, S. 65 [führt diese Textstelle an]. Martin 1903, S. 117: „Sprichwort“. Mieder 2004, S. 237f.; 257 [führt diese Textstelle an]. Singer 1898, S. 419: „Sprichwort“. TPMA I s.v. ARM (Adj.) 2.1. Armut ist hart und schmerzlich [führt diese Textstelle an]. Wander I s.v. Armuth, Nr. 89. Yeandle 1984, S. 11f.: „proverb“.
Sentenz
Literatur: Horacek 1964, S. 148: Satz „gnomischen Inhalts“. Yeandle 1984, S. 215: „gnomic content“.
102,7f.; 143,25; 144,3f.; *289,11; 302,24f.; 329,2224; 330,1f.; 342,21-25; 487,11f.; *612,7; 657,13-25; 697,16-24.
3 Gralromane
Textstelle 150,16 hie helt diu geisel, dort der topf: lâtz kint in umbe trîben: sô lobt manz vor den wîben.
Kontext Keie fordert Artus auf, Parzival den Kampf gegen Ither zu erlauben.
Keie fordert Artus auf, Parzival den man sol hunde umb ebers houbet Kampf gegen Ither zu erlauben. gebn. 150,22
162,29 mich pat mîn muoter nemen rât ze dem der grâwe locke hât. dâ wil ich iu dienen nâch, sît mir mîn muoter des verjach.
Überlieferung
Parzival erbittet* nach der Begrüßung durch Gurnemanz dessen Rat. * Urscheler 2002, S. 199: „Vergewisserung“.
Paraphrase Man soll harmlose Spiele betreiben.
D 150,22: man sol hvnde nach ebers h?pte gebn.
Wer gewinnen will, muß einen Einsatz riskieren.
Es ist klug, den Ratschlägen lebenserfahrener Menschen zu folgen.
3.1 Wolfram: Parzival
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
79,19f.; 88,1-6; Anspielung auf eine Sentenz 118,3-6; 323,1820; 349,11-16; Formulierungstradition: 356,3-10; - (D) trocho lude Disticha Catonis, Breves sententiae, 36. - (D) Den kusel scaltu driuen, / Din spil mit vrowden sunder kyuen Stephan von Dorpat: Cato 357,11-14; 368,10-12; I, 300f. - (D) Joue au sabot tout en apert; / Bons est li jeux ou l’en ne pert Adam de Suel: Cato, 143f. 507,19f.; 557,1214; 599,8f.; 734,18f. Verwendung: - (E) Sepe fit, ut Martis miles qui sudat in armis, / Gaudet virgineis se commiscere choreis, / Aut iuvat in circo puerili ludere throco Cosmas von Prag: Chronica Boemorum, I, XLII (S. 81, Z. 11-13). - (D) du solt lernen tugent vil. / nim einen topf vür würfelspil. / wurfzabel soltu vliehen, / den buochen zu ziehen Der Deutsche Cato, 95-98. Literatur: Bayer 1962, S. 214: „Redensart“. Mieder 2004, S. 246; 258 [führt diese Textstelle an]. TPMA VII s.v. KREISEL Man spiele mit dem Kreisel. Wander II s.v. Kreisel, Nr. 1. Eichholz 1987, S. 158f. Martin 1903, S. 152. Schu 2002, S. 263. *115,19; *289,24; *289,26; Verwendung: - (S) Wer Swîneköppe hebben wil, môt ‘r Hunneköppe an setten, segt de Föster Wie das Volk *548,12. spricht, 527 (Hildesh.) [gedruckt 1876]. - (S) wer da wil die schweine hetzen / Mus Hundskopff in die schantze setzn Ringwaldt: Speculum mundi, S. 141 [gedruckt 1915].
Sprichwort
Literatur: Bartsch/Marti 1927, S. 176: „sprichwörtlich“. Eichholz 1987, S. 160: „Sprichwort“. Friedrich 2006 s.v. hunt, S. 230: „Sprichwort?“. Hofmann 1939, S. 65 [führt diese Textstelle an]. Landau 1849, S. 87: „Uebrigens kostete die Sauhatze stets die meisten Hunde, woher denn auch das Sprüchwort: wer Schweineköpfe haben will, muß Hundeköpfe daran wenden“. Lucae 1886, S. 369: „eine unter jägern übliche, sprichwörtliche redensart“. Martin 1903, S. 152: „roh angewandtes Sprichwort der Jäger“. Mieder 2004, S. 246; 258 [führt diese Textstelle an]. Nellmann 1994, S. 538: „Sprichwörtliche Wendung, hier zuerst belegt“. Singer 1898, S. 421: „Sprichwort“. TPMA II s.v. EBER 5. Verschiedenes [führt diese Textstelle an]. Wander II s.v. Hund, Nr. 893 [führt diese Textstelle an]. Zingerle 1864 s.v. Hund, S. 73 [führt diese Textstelle an]. Lindner 1940, S. 372-374. Pratelidis 1994, S. 202. 127,21; *163,15; 170,13f.; 448,126; 502,1; Formulierungstradition: - (S) Conseil de preudomme doit len croire Morawski: Proverbes français, 414 (Hs. Ende 13. 513,24-514,2. Jh.).
Anspielung auf eine Sentenz
Verwendung: - (S) Quod senior loquitur, omnes consilium putant Publilius Syrus: Sprüche, q54. - (E) Preudom, se Dius me doinst eür, / or poés bien estre asseür; / qui croit preudome, il fait que sages; / ja ne vous ert deus ne damages / que vous avés cestui creü / no sor sa parole acreü. / Biens fais ne sera ja estains / ne preudom de parole atains.“ Gautier d’Arras: Eracle, 1471-1478. - (E) Querre vostre fisicien? / Conseil de preudomme ancien / Fait bon avoir Miracle de L’empereris, 589-591.
3 Gralromane
Textstelle
163,15 mîn muoter sagt al wâr: altmannes rede stêt niht ze vâr.
Kontext
Parzival beruft* sich vor Gurnemanz’ Dienstboten auf einen Ratschlag seiner Mutter.
Überlieferung
Paraphrase
Dem Rat eines alten, erfahrenen Mannes kann man vertrauen.
* Vgl. auch Urscheler 2002, S. 200.
167,29 wîpheit vert mit triuwen: si kan friwendes kumber riuwen.
Der Erzähler erklärt (scherzend), warum sich die Frauen beim Anblick des nackten Parzival im Bad diskret verhalten.
Zum Wesen der Frau gehört Treue.
3.1 Wolfram: Parzival
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
- (E) Also huob der grawe man / Sein red vil züchtichleichen an: / „Daz sprüchwart ist mir oft gesait: / Alter part hat weisshait. / […]“ Wittenwiler: Der Ring, 3069-3072. Vorlage: - (E) Sire, ma mere m’ensaigna / Que vers les preudomes alaisse / Et que a aus me conseillaisse; / Si creїsse ce qu’il diroient, / Que preu i ont cil qui les croient Chrétien de Troyes: Perceval, 1402-1406. Rezeption: - (E) Mein muetter mir mit fuegen / riedt, ich sollt nemen ratt / zue den allten, dy truegen / dy grawen löck, ir ler vil wol gestatt; / den solt ich yerer ler vil geren volgen Fuetrer: Buch der Abenteuer, 1506,1-5. Vgl. den biblischen Hintergrund: - in antiquis est sapientia et in multo tempore prudentia Iob 12,12 - Ja bey den Grosuetern ist die weisheit, vnd der verstand bey den Alten Luther: Deutsche Bibel, X, 1. Literatur: Schulze-Busacker 1985, Nr. 414. TPMA I s.v. ALT 2.4.2. Alte geben guten Rat. Urscheler 2002, S. 191; 199.
Sentenz Verwendung: - (S) Quod senior loquitur, omnes consilium putant Publilius Syrus: Sprüche, q54. - (E) opt er gott, þat er gamlir qveða Hávamál, 134, 7f.
127,21; *162,29; 170,13f.; 448,126; 502,1; 513,24-514,2.
Vorlage: - (E) Sire, ma mere m’ensaigna / Que vers les preudomes alaisse / Et que a aus me conseillaisse; / Si creїsse ce qu’il diroient, / Que preu i ont cil qui les croient Chrétien de Troyes: Perceval, 1402-1406. Literatur: Hofmann 1939, S. 65 [führt diese Textstelle an]. Martin 1903, S. 163: „Der Satz sieht wie ein Sprichwort aus, ist aber als solches nicht nachzuweisen“. Mieder 2004, S. 246; 259 [führt diese Textstelle an]. Mone 1830, S. 203 [führt diese Textstelle an]. TPMA I s.v. ALT 2.4.1.1. Die Alten sind wissend, erfahren und weise [führt diese Textstelle an]. Urscheler 2002, S. 199f. 3,1f.; 28,12f.; 81,3f.; 113,30; *116,13; Literatur: Boestfleisch 1930, S. 31: „Sentenz“. Bumke 2004, S. 219: „Sentenz“. Hofmann 1939, S. 67 249,24f.; 253,15[führt diese Textstelle an]. Mieder 2004, S. 240; 259 [führt diese Textstelle an]. Mone 1830, S. 18; *321,29; 203 [führt diese Textstelle an]. Tomasek 2001, S. 882: „Erzählersentenz“. TPMA III s.v. *551,29. FRAU 3.1.6. Die (gute und schöne) Frau ist der Trost und Beistand des Mannes [führt diese Textstelle an]. Wander V s.v. Weib, Nr. 524 [führt diese Textstelle an]. Yeandle 2001, S. 154f: „Die Fortsetzung dieser Verse verharmlost dann weiter die erotische Auffassung der Stelle, indem der Erzähler den Abschnitt sentenzartig abrundet“. Zingerle 1864 s.v. Weib, S. 168 [führt diese Textstelle an].
Sentenz
Bartsch/Marti 1927, S. 195. Urscheler 2002, S. 201.
3 Gralromane
Textstelle 170,16 ir sult niemer iuch verschemn. verschamter lîp, waz touc der mêr?
Kontext Gurnemanz rät* Parzival, es niemals an angemessener Zurückhaltung fehlen zu lassen (Ritterlehre).
Überlieferung
Paraphrase Wer kein Schamgefühl hat, ist für die Gesellschaft wertlos.
* Nellmann 1994, S. 547: „appelliert“; Urscheler 2002, S. 206: „Erläuterung / Begründung“.
170,29 der kumberhafte werde man wol mit schame ringen kann (daz ist ein unsüez arbeit)
Gurnemanz rät* Parzival zur Hilfsbereitschaft gegenüber notleidenden Adligen (Ritterlehre).
Den Adligen beschämt eine (materielle) Notlage in besonderem Maße.
* Urscheler 2002, S. 206: „Erläuterung / Begründung“.
171,9 wan swâ der hêrre gar vertuot, daz ist niht hêrlîcher muot: sament er ab schaz ze sêre, daz sint och unêre.
172,15 gein werder minne valscher list hât gein prîse kurze vrist.
Gurnemanz belehrt Parzival über den richtigen Umgang mit Besitz (Ritterlehre).
Gurnemanz rät* Parzival zur Aufrichtigkeit in der Liebe (Ritterlehre). * Urscheler 2002, S. 207: „Erläuterung / Begründung“.
G 171,11: sament er Ein Herr darf weder aber schatzes mere. zu verschwenderisch noch zu sparsam sein.
Betrug in der Liebe ist schändlich.
3.1 Wolfram: Parzival
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
*3,5; 90,4; Sentenz *170,29; 299,1518; *319,9; Verwendung: - (S) SENECA. / Non habeo spem de eo, qui perdidit erubescentiam. / Si vous perdez cortoise *319,11; hounte / Vous charrez tost en vilaine hounte. / Hounte courtoise e seinteté / Par acord sunt fre- *321,29; *358,19. res iuré Nicole Bozon: Proverbes, 31 (Hs. R). Vgl. die Formulierung: - (D) verecundiam serva Disticha Catonis, Breves sententiae 12. - (D) grôze schame soltu hân Der Deutsche Cato, 66. Literatur: Mieder 2004, S. 247; 259 [führt diese Textstelle an]. Mone 1830, S. 203 [führt diese Textstelle an]. Tomasek 2001, S. 881, Anm. 15: „sentenzhafte Wendung“. TPMA X s.v. SCHAM 1. Scham als positiver, Schamlosigkeit als negativer Wert. Ebd. 1.8. Verschiedenes [führt diese Textstelle an]. Urscheler 2002, S. 205: „Lehre der Schamhaftigkeit“. Wander IV s.v. Schamlos. Walther, 22828. Zingerle 1864 s.v. Scham, S. 130 [führt diese Textstelle an]. Bötticher 1886, S. 37f. Green 1982, S. 50-54. Hennig 1975, S. 315f. Wells 1994, S. 319. Yeandle 2001, S. 141f.
Sentenz Vgl. den Gedanken: - (S) Armuot mit werdekeit / deist verborgen herzeleit Freidank: Bescheidenheit, 42,23f.
*3,5; *170,16; 185,13-15; *319,9; *319,11; *321,29; *358,19.
Literatur: Tomasek 2001, S. 881, Anm. 15: „sentenzhafte Wendung“. TPMA I s.v. ADEL 3.1.2. Armut bringt dem Adligen Schande. Walther, 10342. Bötticher 1886, S. 38. Urscheler 2002, S. 205.
Sentenz Verwendung: - (S) Prodigus esse cave vel avarus! Werner: Sprichwörter, p124 (Hs. 15. Jh.).
150,10f.; 222,1719; 666,8-10; 730,11f.; 815,14f.; 825,9f.
Literatur: TPMA IV s.v. GEBEN 6.2. Man sei mit Mass freigebig. Urscheler 2002, S. 205. Walther, 22564. Bötticher 1886, S. 38.
Sentenz
Literatur: Urscheler 2002, S. 206f.
90,27f.; 134,2022; 172,23-25; *409,20; *532,7; *532,10; *534,7.
3 Gralromane
Textstelle 172,21 ungeverte unde hâmît, dar gedîhet manec strît: diz mezzet gein der minne.
Kontext Gurnemanz rät* Parzival zur Aufrichtigkeit in der Liebe (Ritterlehre).
Überlieferung
Paraphrase Undurchsichtiges bringt Streit hervor.
* Urscheler 2002, S. 207: „Erläuterung / Begründung“.
173,1 man und wîp diu sint al ein
177,25 sus lônt iedoch diu ritterschaft: ir zagel ist jâmerstricke haft.
Gurnemanz belehrt Parzival über die eheliche Gemeinschaft (Ritterlehre).
Mann und Frau gehören zusammen.
Gurnemanz beklagt bei Parzivals Abschied den Tod seiner Söhne (Ritterlehre).
Ritterschaft führt zu Leid.
3.1 Wolfram: Parzival
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Sentenz
Literatur: Mieder 2004, S. 259 [führt diese Textstelle an]. Urscheler 2002, S. 206. 94,5f.; 116,26; *203,4; 273,1822; 732,1-14; Verwendung: - (E) Item nullus debet puniri pro eo, quod est commendabile. Sed cum vir et vxor sint vnum *740,29; 801,3secundum deum, commendabile est, quod vxor moriatur pro amore viri sui Gesta Romanorum 802,10. (Dick), Cap. 6, S. 6. - (G) Tres bien; et pour ceste achoison, / l’omme, en ung temps qui s’ensuyra, / pere et mere relainquira / pour estre a sa femme conjoinct: / ainsi vous conjoins par ce point, / que deux en ung serez liés; / croissez donc et multipliez / tant que terre ait replecion / d’humaine generacion Arnould Greban: Le mystère de la passion, 611-619.
Sentenz
Vgl. den biblischen Hintergrund: - et erunt duo in carne una Gen 2,24 - vnd sie werden sein ein Fleisch Luther: Deutsche Bibel, VIII. Literatur: Hofmann 1939, S. 65 [führt diese Textstelle an]. Mieder 2004, S. 247; 259 [führt diese Textstelle an]. Schulze 1987, S. 11; Nr. 1: „dichterische Formel“. TPMA II s.v. EIN 5.2.3.2.1. Mann und Frau, ein Leib [führt diese Textstelle an]. Urscheler 2002, S. 206. Wander III s.v. Mann, Nr. 1314. Hennig 1975, S. 323. Nellmann 1994, S. 549. Schneider 1935, S. 62f. Schu 2002, S. 343f. 5,22-28; 20,1318; 23,6-10; 56,5-10; 106,7Verwendung: - (E) Der ritter orden ist hertes leben: / Wer sich ze rechtt drin verweben / Wil, als er denne 14; 178,23-26; *289,24. statt, / Des mag wol werden gütt rautt Göttweiger Trojanerkrieg, 4377-4380. - (G) man mGs es mit arbeit zGbringen / und sich selb ernstlich darzG zwingen. / es were kein rechter ritter uff erden, / solte es im nit sur werden. / und darumb, wiltu in himel gekrönt werden, / so mGstu riterlich striten uff diser erden Spiegelbuch, I, 165-170. - (S) Bien sai, plus lasche vie / N’est que chevalerie, / Tost a son los perdu / Qui le mestier ne fait Proverbe au vilain, 114, 1-4.
Sentenz
Literatur: Pratelidis 1994, S. 192: „prägnante Formel“. TPMA IX s.v. RITTER 2.7. Die Ritterschaft ist hart, elend und beschwerlich. Pratelidis 1994, S. 160. Schmid 1976, S. 148. Schu 2002, S. 377f.
3 Gralromane
Textstelle 180,9 Genuoge hânt des einen site und sprechent sus, swer irre rite daz der den slegel fünde: slegels urkünde lac dâ âne mâze vil, sulen grôze ronen sîn slegels zil.
202,3 der getriwe stæte man wol friwendinne schônen kan.
203,4 Gurnemanz im ouch underschiet, man und wîp wærn al ein.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler kommentiert Parzivals Ritt durch die Wildnis nach dessen Aufbruch von Gurnemanz.
Wer ziellos umherreitet (sein Leben führt), fordert Schicksalsschläge heraus.
Der Erzähler lobt (mit scherzhaftem Unterton) die Zurückhaltung Parzivals während seiner Hochzeitsnacht.
Ein treuer Mann versteht es, seine Geliebte rücksichtsvoll zu behandeln.
Der Erzähler erklärt*, welche Überlegungen Parzival in der dritten Nacht doch noch zur körperlichen Vereinigung mit Cundwiramurs bewegen. * Nellmann 1994, S. 561: „Rat“.
G 203,5: man v] wip div waren al ein.
Mann und Frau gehören zusammen.
3.1 Wolfram: Parzival
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sprichwort Vgl. Schlegel werfen als rite de passage: - (D) Sun, twinc des dînen vrîen sin, / daz dû ze hûse rihtest dich. / ein teil ich ungereisic bin: / man tuot und lât unvil durch mich. / […] / ich hân in êren her gelebet: / ze hûs wirfe ich den slegel dir Winsbecke, 47, 1-10. - (L) Ich danket im seiner leren, / und sprach: wirff nach den slegel, / wunsch haile meiner ferte! / Ich bins der sorgen tregel, / ich’n wais was mir zum lesten sei bescherte Der Minne Falkner, 77, 7 - 78, 4.
Querverweise 250,22-30; *292,24; 507,2529; *593,25.
Vgl. Schlegel als Hammer Gottes: - (E) den besem slac got lât an vriunden dir geschehen, / grôz herzeleit, daz ist sîn êrstez strâfen. / bistu an bezzerunge schiech, / geloube mir, er lât dich selben werden siech, / wiltu ze lange in dînen sünden slâfen. / des slegels wurf, daz ist der tôt, den er danne an dich sendet. / bîhte unde riuwe er von dir gert, / wirt er der beiden volleclîche niht gewert, / dîn helle pîn ist immer unvolendet Der Wartburgkrieg, Rätselspiel, 8, 2-10. - (E) Der ist eyn narr der rümen gtar / Das jm vil glücks zG handen far / Vnd er glück hab jn aller sach / Der wardt des schlegels vff dem tach / Dann glücksal der zergenglicheyt / Eyn zeychen ist vnd vnderscheyt / Das got des menschen sich verrGcht / den er zG zytten nit heymsGcht Brant: Narrenschiff, 23, 1-8. Literatur: Bartsch/Marti 1927, S. 208: „Einleitung eines Sprichwortes“. Bayer 1962, S. 215: „Sprichwort“„. Ehrismann 1995, S. 205: „Sprichwort“. Friedrich 2006 s.v. slegel, S. 362: „Sprichwort? […] Bedeutung unklar; vielleicht ‚oft hilft der Zufall weiter; unverhofft kommt oft‘?“. Hofmann 1939, S. 65 [führt diese Textstelle an]. Madsen 1970, S. 102: „Sprichwort. Dass es sich um ein solches handelt, beweist u.a. die Einleitung“. Martin 1903, S. 177: „Sprichwort“. Mieder 2004, S. 238f.; 259 [führt diese Textstelle an]. Mone 1830, S. 203 [führt diese Textstelle an]. Nellmann 1994, S. 551: „Unbekanntes Sprichwort“. TPMA X s.v. SCHLEGEL 6. Verschiedenes [führt diese Textstelle an]. Wander IV s.v. Schlägel, Nr. *7 [führt diese Textstelle an]. Zingerle 1864 s.v. Schlegel, S. 133 [führt diese Textstelle an]. Erben 1922, S. 50. Künßberg 1936, S. 129.
Sentenz
131,3-5.
Literatur: Horacek 1964, S. 148: Satz „gnomischen Inhalts“.
Sentenz Formulierungstradition: - (E) man und wîp diu sint al ein Wolfram: Parzival, 173,1. Verwendung: - (E) Item nullus debet puniri pro eo, quod est commendabile. Sed cum vir et uxor sint unum in carne secundum deum, commendabile est, quod uxor pro amore viri sui moriatur Gesta Romanorum, Cap. 6, S. 280, Z. 19-22. - (G) Tres bien; et pour ceste achoison, / l’omme, en ung temps qui s’ensuyra, / pere et mere relainquira / pour estre a sa femme conjoinct: / ainsi vous conjoins par ce point, / que deux en ung seres liés; / croissez donc et multipliez / tant que terre ait replecion / d’humaine generacion Arnould Greban: Le mystère de la passion, 611-619.
94,5f.; 116,26; *173,1; 273,1822; 732,1-14; *740,29; 801,3802,10.
3 Gralromane
Textstelle
270,25 helt, dîn unbetwungen eit gît mir grôz liep und krankez leit.
272,11 ouch ist genuogen liuten kunt, weindiu ougn hânt süezen munt.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Orilus lobt Parzivals Eid in Trevrizents Klause.
Erzwungene Eide sind wertlos.
Der Erzähler kommentiert Jeschutes Gefühlsregungen nach ihrer Rückkehr in Orilus’ Lager.
Weinende Frauen sind besonders reizvoll.
3.1 Wolfram: Parzival
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Vgl. den biblischen Hintergrund: - et erunt duo in carne una Gen 2,24 - vnd sie werden sein ein Fleisch Luther: Deutsche Bibel, VIII. Literatur: Schulze 1987, S. 11f, Nr. 1: „dichterische Formel“. TPMA II s.v. EIN 5.2.3.2.1. Mann und Frau, ein Leib [führt diese Textstelle an]. Wander III s.v. Mann, Nr. 1314. Hennig 1975, S. 324f.
Anspielung auf ein Sprichwort Formulierungstradition: - (E) Der feind befragte all: / „ist das der gschworen eid / im Salgeschfeld zumal?“ / sie sagten in grozer zal: / „gezwungen eid ist got leid, / für honig hast nun galle!“ Schlacht in Visp, 25, 1-6.
53,7-11; 268,1-6; 538,25-30; 539,4-7.
Verwendung: - (E) Que ben es tortz e forsa on dreitz no pot ni val, / Car sagramen forsat a dreitura no val Croisade albigeoise, 169, 14f. - (E) Reynaert andwoerde vele saen / So meer ghezworen so meer verloren / Mi seide een goet man hier te voren / Jn rade dar hi mi riet / Bedwonghene trauwe ne diedet niet Vos Reynaerd, 3173-3177. - (E) liebe frow sprachen die Junckfrowen Ir mogent wunderlich synne haben was sinde ir daran begingent hie wirde uch zu hant vergeben dann liebe frow ir wissent wol Das wir alle dar zu wurden getwungen Wir han nun dicke horen sagen Gedrungen eyde sye got leit Ich getan es nimmer sprach die kunigin Elisabeth von Nassau-Saarbrücken: Loher und Maller, 65ra. - (R) Gezwungen gelüpt und eid sind gott im himel leid Büchi 1930, S. 74 (Prozeßakten aus Sitten/Schweiz, 1497). - (G) Und warumb thut der Hellischt Vater und sie selbs alle also, das sie keinen Eid lassen gelten (sonderlich der wider sie ist), der wider Gott oder Recht oder gezwungen ist? Wie man spricht: Gezwungen Eid ist Gott selbs leid Luther: Exempel, einen rechten christlichen Bischof zu weihen, S. 249, Z. 18-20. - (S) Got wil keyn not. Zwungner eyd ist got leyd Franck: Sprichwörter, I, 78r (S. 127, Z. 7f.). Literatur: TPMA II s.v. EID 1.2. Erzwungener Eid ist nichts wert. Wander I s.v. Eid, Nr. 27. Martin 1903, S. 241.
Sprichwort Formulierungstradition: - (E) Durch not nass augen plicke / sannd si im manig stund. / (so hör ich sagen dicke, / das nass augen tragen vast súessen mund!) Fuetrer: Buch der Abenteuer, 914, 1-4. - (E) Als dise schön und adelich junckfraw mit pitterm zäher vergiessen die zwen so gar erpärmklich anrüefte, so das ir geperd und pet durch ain stainen hertz möcht gedrungen haben, do wurden sy paid mit ir betrüebt und erseuftzen; wann es ist wol ain wares wort, das man spricht, das rainer frawen nasse augen haben zuckersüessen mund Fuetrer: Bayerische Chronik, 128 (S. 89, Z. 9-15). Verwendung: - (L) Der trûric man nam urloup balde alsus: / ir liehten vel diu slehten / kômen nâher. sus der tac erschein. / weindiu ougen - süezer vrouwen kus! Wolfram: Lieder, 1, III, 1-4. → Loh 3831.
113,27-114,2; 396,25-28; 431,20f.
3 Gralromane
Textstelle
272,14 grôz liebe ist freude und jâmers zil.
287,9 unversunnen hielt dâ Parzivâl. daz fuogten im diu bluotes mâl und ouch diu strenge minne, diu mir dicke nimt sinne unt mir daz herze unsanfte regt.
289,11 der schadehafte erwarp ie spot
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler kommentiert Jeschutes Gefühle für Orilus bei ihrer Versöhnung.
Aus Freude und Kummer entsteht große Liebe.
Der Erzähler erklärt Parzivals Trance mit den auch ihm bekannten Auswirkungen der Liebe (Blutstropfenepisode).
Liebe nimmt den Verstand.
Der Erzähler rechtfertigt seinen Spott über Segramors nach dessen Niederlage gegen Parzival
Der Geschädigte wird verspottet.
3.1 Wolfram: Parzival
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Literatur: Bartsch/Marti 1927, S. 303: „11 leitet das Sprichwort des folgenden Verses ein“. Friedrich 2006 s.v. ouge, S. 320: „Sprichwort?“. Hanemann 1949, S. 53: „allgemein bekannte Sentenz“. Hofmann 1939, S. 65 [führt diese Textstelle an]. Köhler 1873, S. 114: „Sprichwort“. Madsen 1970, S. 101: „Sprichwort“. Mieder 2004, S. 238; 261 [führt diese Textstelle an]. Mone 1830, S. 203 [führt diese Textstelle an]. Singer 1898, S. 422: „sprichwörtliche Redensart“. TPMA I s.v. AUGE 16. Nasse Augen machen das Küssen süsser [führt diese Textstelle an]. Wander I s.v. Auge, Nr. 231. Zingerle 1864 s.v. Auge, S. 15 [führt diese Textstelle an]. Garnerus 1999, S. 150. Martin 1903, S. 242. Wapnewski 1972, S. 29.
Sentenz Literatur: Freytag 1972, S. 62: „sentenzhaft“. Madsen 1970, S. 101: „Sprichwort“. Mieder 2004, S. 261 [führt diese Textstelle an]. Mone 1830, S. 203 [führt diese Textstelle an]. TPMA VII s.v. LIEBE 1.5.2. Liebe ist nicht denkbar ohne Freude und Leid, Honig und Galle, Gutes und Übles. Wander III s.v. Liebe, Nr. 424.
99,5f; 365,8; 366,1; 511,7f.; 672,16-21.
Garnerus 1999, S. 150.
Anspielung auf ein Sprichwort Formulierungstradition: - (L) Herzelieber mære / der wart ich vil dicke / von der minneclîchen frouwen mîn. / ich wær âne swære / wan daz ich erschricke: / dur die lieben trage ich senden pîn. / daz ist endelîche wâr: / liebe nimt die sinne, / liebe machet missevar. / wizzet daz ich brinne / in der liebe alse ein gluot Schenk von Limburg, KLD Nr. 34, I, 2, 1-11. - (E) Belobent daz wibes minne / Mangem nimpt die sinne / Als och ainem fuchz beschach / Der sin selbs schatten sach / In ainem sod do nachen / Er begund dar gachen / Daz jn sin sinn entwande / sin wip er sechen wande / Dur jr lieb sprang er dar Fuchs und Wolf, 1-9.
35,3f.; 81,1; 84,2; 293,5-8; 296,26f.; 365,8; 365,28-30; 619,17-20.
Verwendung: - (E) swer nie herzeliep gewan, / der velschet lîhte disiu wort. / sie jehent, die des hânt bekort, / ez beneme diu minne / vil wîsem man die sinne, / daz er niht wol mac bewarn, / ern müeze dicke missevarn / und sich der êren sô bewiget, / daz er enruochet wâ sîn lop geliget. / des ist diu minne vil gemeit: / sie kan ouch (deist diu wârheit) / den tumben wol gelêren / sprechen und tuon nâch êren Otte: Eraclius, 2548-2560. - (S) Rason per amore perde valore Volgare illustre, 69. - (E) Mörlin zw einer zeite / kam aus Norchumerlannd. / der künig vil ser sichs frewte. / er tet im seinen kumer gross pekanndt, / wie er pelesstet wär mit starcker mynne / gen der fürstin von Tyntayol, / die im penem mit all nach witz und synne Fuetrer: Buch der Abenteuer, 904, 1-7. → Er 3691 → Lan 6538 → Wigl 9658 → Mel 1825 → GTr 12017. Literatur: Friedrich 2006 s.v. minne, S. 296. TPMA VII s.v. LIEBE 1.6.2. Liebe nimmt (und verkehrt) Weisheit und Verstand, Vernunft und Sinne. Garnerus 1999, S. 77. Wehrli 1966, S. 108. *126,25; 302,24; 329,22-24; 330,1f.; 358,7; Formulierungstradition: - (G) Ist ein altes sprich wort / Als ir dicke hant gehort / Schade der het gerne spot / Diz ist der *612,7; 697,19f. tumben gebot / Nv in disen ziten / Schade sol schaden riten Hugo von Langenstein: Martina, 63, 89-94.
Sprichwort
3 Gralromane
Textstelle
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
(Blutstropfenepisode).
289,24 rîterschaft ist topelspil
Der von Parzival besiegte Segramors rechtfertigt seine Niederlage vor den Artusrittern (Blutstropfenepisode).
Ritterschaft ist riskant.
3.1 Wolfram: Parzival
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
- (E) Nach schaden volget spotten, das empfindent die betrubten wol. Also geschicht von euch mir beschedigten manne Johannes von Tepl: Der Ackermann, XIII (S. 26, Z. 1-3). Verwendung: - (E) si wellen spotten mîn dar zuo, / daz si mir schaden hânt getân. / si möhten ungeschimpfet lân / mit ir boteschefte mîn, / sît daz ich laster unde pîn / von ir gewalte dulde Konrad von Würzburg: Trojanerkrieg, 26556-26561. - (E) spot volget gerne jo dem schaden: / mit beden bin ik nu vorladen Gerhard von Minden: Wolfenbütteler Äsop, 121, 117f. - (E) Ez ist noch billîch, samir got! / daz er hab schaden unde spot, / wer dem gelîchsner gloubet baz / dann im selber Boner: Edelstein, XVIII, 33-36. - (E) Wer nach fr=mdem gute wil / Mit sinen nachburen kriegen vil / So er sinen schaden tut / Vnd sch(dlich riches gut / Mit kriege verlFset / Vnd sinen frFnd verkFset / So mFsz er den schaden han / Vnd doch das gut varen lan / Vnd nimpt ez der dez ez ist / So muss er jemer alle frist / Ze dem schaden han den spot / Vnd erzFrnet dar zu got / Daz er den roben wolte / Dem er nit nemen solte Der Streit um die Axt, 101-114. - (S) Risum passus et damnum Bebel: Proverbia Germanica, 235. - (S) Man findet manchen fGrman / der will das geleydt umbfaren / offt umb eyns halben gulden willlen kumpt er da von / daß mans nit erferet / so hatt er eynen halben gulden erworben / ergreifft man yhn aber / so hat er die gFtter alle verfaren. ZG dem saget man denn billich / wenn er den spot mGß zum schaden haben. Es ist eyn gGtter gülde / der hundert ersparet Agricola: Sprichwörtersammlungen, I, 305 (S. 264, Z. 29 - S. 265, Z. 2). - (E) Der pfarer must abtraben, / Den spot zum schaden haben, / Man lacht seins ungemachs. / Spricht von Nürnberg Hans Sachs Sachs: Der ritter sant Jörg, 34-37. Vgl. den antiken Hintergrund: - (S) Obiurgari in calamitate gravius est quam calamitas Publilius Syrus: Sprüche (Friedrich), o4. Literatur: Bauer 1963, S. 95: „Wenn Wolfram sagt […] (289,11f.) so mag dem Sprichwortweisheit zugrunde liegen - die zweite Zeile aber bezieht sich auf jeden Fall auf Parzival.“ Ehrismann 1995, S. 205f: „Sprichwort“. Friedrich 2006 s.v. schade, S. 345. Garnerus 1999, S. 89: „Wird allgemein verstanden als mhd. Version des Sprichwortes ‚Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen‘“. Hofmann 1939, S. 65 [führt diese Textstelle an]. Mieder 2004, S. 242f.; 261 [führt diese Textstelle an]. Mohr 1979, S. 188: im „Ton der billigen Sentenzen“. Mone 1830, S. 203 [führt diese Textstelle an]. TPMA V s.v. GLÜCK 7.2. Hoher Wert und positive Wirkung 7.2.17. Verschiedenes [führt diese Textstelle an]. Ebd. XI s.v. SPOTT 1.1 Den Schaden (Die Schande) und dazu (danach) den Spott haben [führt diese Textstelle an]. Wander IV s.v. Schade, Nr. 154 [führt diese Textstelle an]. Zingerle 1864 s.v. Schade, S. 128 [führt diese Textstelle an]. Martin 1903, S. 253. Schmid 1976, S. 44-52.
Sentenz Formulierungstradition: - (D) guot ritterschaft ist topelspil: / diu sælde muoz des siges phlegen Winsbecke, 20, 9f. Verwendung: - (E) Alsus die heiden lâgen. / die inren ritter pflâgen / mit mangem helde snelle / daz sî in patelle / dik ûz ze velde ritten / mit ritterlîchen sitten / und suohten tjostiure, / dâ von ein schumpfentiure / vil lîhte keiserlîch ergienc. / wer dâ gewan ald schaden gevienc, / der sage würde gar ze vil, / wan kriec unde toppelspil / in ein vil nâhe glîchet sich. / swen hiut tuot schumpfentiure rîch, / den tuot sî morn an gülte blôz. / fromen unde schaden grôz / sî nâmen bî den zîten / hie an beiden sîten, / der kristen und der heiden Reinfried von Braunschweig, 15707-15725.
*115,19; *150,22; *177,25; *289,26; 322,912; 322,19-22; *548,12.
3 Gralromane
Textstelle
289,26 ez sinket halt ein mers kiel.
292,24 von tumpheit muoz verderben maneges tôren hôher funt.
296,9 trûren unde minne brichet zæhe sinne.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der von Parzival besiegte Segramors rechtfertigt seine Niederlage vor den Artusrittern (Blutstropfenepisode).
Wenn etwas riskiert wird, ist niemand vor Schaden sicher.
Der Erzähler beklagt in einer Apostrophe an die Liebe, von Heinrich von Veldeke zwar Mittel zu ihrem Gewinn, nicht aber zu ihrer Bewahrung erhalten zu haben (Blutstropfenepisode).
In den Händen des Unverständigen ist das Wertvollste nutzlos.
Der Erzähler kom- D 296,9: wan trvren mentiert Parzivals vnd minne. doppeltes, durch den Verlust des Grals und die Trennung von Cundwiramurs bedingtes, Leid (Blutstropfenepisode).
Leid und Liebe beugen selbst einen widerstandsfähigen Menschen.
3.1 Wolfram: Parzival
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
- (E) der nicht wagt, der gewint noch fleuset; / auch zu nicht man den cheuset. / man muez wagen flust und gewinn. / ez ist reht ein geleicher sin / toppel spil und ritter leben: / da der gestern saz gar eben, / der hat heut der saelden nicht; / der dann gestern waz enwicht, / der ist heut ein pider man Heinrich der Teichner, 197, 19-27. Literatur: Friedrich 2006 s.v. topel, S. 408. Garnerus 1999, S. 91: „sprichwortartige Verallgemeinerung“. Madsen 1970, S. 101: „Sprichwort“. Mieder 2004, S. 248; 261 [führt diese Textstelle an]. Nellmann 1994, S. 607: „Ein Sprichwort dieser Art ist nicht bekannt.“ Singer 1916, Nr. 312 [führt diese Textstelle an]. Tomasek 2001, S. 883: „Sentenz“. TPMA IX s.v. RITTER 2.5. Ritterschaft ist ein Würfelspiel [führt diese Textstelle an]. Martin 1903, S. 253. *115,19; *150,22; *289,24; 322,912; *548,12; Literatur: Friedrich 2006 s.v. mer, S. 292: „Sprichwort? […] Kontext: Segramors wird vom Pferd gesto- 606,17-20. ßen. […] ‚auch Starke können besiegt werden‘ wörtlich ‚auch ein großes Schiff kann sinken‘“.
Sentenz
42,16-21; *180,9; 468,1014; 748,4-7; Verwendung: - (L) waz frumt liehter schîn den blinden? / waz touc tôren golt ze vinden / der ûf golt niht 769,24f. muotes hât? / guotes wîbes hulde, / goldes übergulde, / diu enzimt dekeinem zagen: / niemer müeze er sie bejagen Der Tugendhafte Schreiber, KLD Nr. 53, IV, 3, 4-10. - (E) nû sprechent doch die wîsen daz, / Vinde der tôre goldes iht, / ez muge in doch gehelfen niht: / Swer sich der êren niht wert, / ir ist im dester mê beschert Ehestand, Tod und Hochzeit, 38-42. - (E) Waz frumt der tag den blinden, / oder liecht daz liecht brinnet? / So waz toug gold ze finden / dem tôren der sich ûf gold nicht versinnet? / Waz sol dem zagen ein schœnez wîb genæme? / Wenn si sich recht bedenket, / ir ist ein ungefüeg lîcht widerzæme Des Minners Klage, 625.
Sentenz
→ Iw 4250. Literatur: Bartsch/Marti 1927, S. 324: „Sentenz“. Friedrich 2006 s.v. tôre, S. 409. Garnerus 1999, S. 122: „Sentenzartiger Ausspruch“. Hofmann 1939, S. 65 [führt diese Textstelle an]. Mieder 2004, S. 242; 261 [führt diese Textstelle an]. Mone 1830, S. 203 [führt diese Textstelle an]. TPMA VIII s.v. NARR 8.8.3. Reichtum und Ehre nützen dem Narren nichts. Wander III s.v. Narr, Nr. 973. 35,3f; 287,9; 291,5-8; 293,5-8; 301,22f.; 365,8; Literatur: Bartsch/Marti 1927, S. 328: „scheint Sprichwort zu sein“. Ehrismann 1995, S. 206: „Sprich- 532,25f.; 548,1f.; wort“. Friedrich 2006 s.v. trûren, S. 415: „Sprichwort?“. Garnerus 1999, S. 150: „Sprichwort- 593,19f.; 595,5artige Wendung“. Hofmann 1939, S. 66 [führt diese Textstelle an]. Madsen 1970, S. 101, 8. Anm. 3: „Sprichwort“. Martin 1903, S. 257: „klingt wie ein Sprichwort“. Mieder 2004, S. 241; 261 [führt diese Textstelle an]; Mone 1830, S. 203 [führt diese Textstelle an]. TPMA VII s.v. LIEBE 1.6.2. Liebe nimmt (und verkehrt) Weisheit und Verstand, Vernunft und Sinne.
Sentenz
Bauer 1963, S. 92.
3 Gralromane
Textstelle 319,9 wan scham gît prîs ze lône und ist doch der sêle krône.
319,11 scham ist ob siten ein güebet uop.
321,29 rehtiu scham und werdiu triwe gebent prîs alt unde niwe.
338,8 swer sînen friunt alle mâl mit worten an daz hœhste jagt, der ist prîses anderhalp verzagt.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler lobt G 319,9: Sschame Parzivals beherrsch- git pris zelone. tes Verhalten nach der Verfluchung durch Cundrie.
Schamgefühl führt zu weltlichem Ansehen und zum Seelenheil.
Der Erzähler lobt G 319,11: schame Parzivals beherrsch- ist an siten rehter tes Verhalten nach ?p. der Verfluchung durch Cundrie.
Schamgefühl ist die Vollendung höfischen Benehmens.
Kingrimursel forG 321,29: rehtiv dert Gawan unter schame v] rehtiv Berufung auf sein triwe. Ethos als Ritter heraus.
Echtes Schamgefühl und die Treue des Adligen führen zu Ansehen.
Der Erzähler begründet den Wechsel der Handlung von Parzival zu Gawan.
Wer seinen Freund zu sehr lobt, wird anderen nicht gerecht.
3.1 Wolfram: Parzival
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
*3,5; *170,16; Sentenz *170,29; *319,11; Verwendung: - (D) Nihil est enim aliud eloquentia nisi copiose loquens sapientia; quae ex eodem hausta ge- *321,29; 337,22; nere, quo illa quae in disputando, est uberior atque latior et ad motus animorum vulgique sen- *358,19; 369,6sus accommodatior. Custos vero virtutum omnium dedecus fugiens laudemque maxime con- 8. sequens verecundia est Cicero: Partitiones oratoriae, 23, 79. - (S) Schame deist ein grôziu tugent / si bezzert alter unde jugent Freidank: Bescheidenheit, 52,24f. - (G) Div scham div leret gute sitte / Und lat niht gan vz eren scritte Hugo von Langenstein: Martina, 19d, 90. - (S) Custos virtutum pudor est, ad turpia scutum Walther, 4815 (Hs. 15. Jh.). Literatur: Hofmann 1939, S. 68 [führt diese Textstelle an]. Mone 1830, S. 203 [führt diese Textstelle an]. Mieder 2004, S. 262 [führt diese Textstelle an]. Tomasek 2001, S. 881, Anm. 15: „sentenzhafte Wendung“. TPMA X s.v. SCHAM 1.6. Scham ist die Voraussetzung und Begleiterin der Ehre. Wander IV s.v. Scham, Nr. 27. Zingerle 1864 s.v. Scham, S. 129f. Bötticher 1886, S. 42f. Cessari 2000, S. 126f. Johnson 1967, S. 78. Schu 2002, S. 276. Wentzlaff-Eggebert 1949, S. 265f. Yeandle 2001, S. 139f. *3,5; 33,19; 131,6-8; *170,16; Verwendung: - (G) Div scham div leret gute sitte / Und lat niht gan vz eren scritte Hugo von Langenstein: *170,29; 193,6f.; 299,15-18; Martina, 19d, 90. 319,6f.; *319,9; *321,29; Literatur: Hofmann 1939, S. 68 [führt diese Textstelle an]. Mone 1830, S. 203 [führt diese Textstelle an]. 337,21f.; Tomasek 2001, S. 881, Anm. 15: „sentenzhafte Wendung“. TPMA X s.v. SCHAM 1.6. Scham 338,29f.; *358,19; 369,6ist die Voraussetzung und Begleiterin der Ehre. Zingerle 1864 s.v. Scham, S. 129f. 8; 414,8-12; Yeandle 2001, S. 139f. 425,27f.; 437,38.
Sentenz
*3,5; 5,30f.; 6,14-16; 107,2527; *167,29; Vgl. die Formulierung: - (S) Schame deist ein grôziu tugent, / si bezzert alter unde jugent Freidank: Bescheidenheit, *170,16; *170,29; 225,1352,24f. 16; *319,9; *319,11; 337,21; Literatur: Tomasek 2001, S. 881, Anm. 15: „sentenzhafte Wendung“. TPMA X s.v. SCHAM 1.6. Scham *358,19; 369,68; *551,29; ist die Voraussetzung und Begleiterin der Ehre. Zingerle 1864 s.v. Scham, S. 129f. 562,11-14. Bumke 1964, S. 132. Schmid 1976, S. 142. Yeandle 2001, S. 148f.; 162.
Sentenz
50,17-19; 86,5-9; 115,5; 338,11; 509,13f.; 509,17; Literatur: Hofmann 1939, S. 68 [führt diese Textstelle an]. Mone 1830, S. 203 [führt diese Textstelle an]. 509,22. TPMA VIII s.v. LOB 3.5. Unverdientes Lob ist wertlos und schädlich.
Sentenz
Bötticher 1886, S. 71. Haug 1992a, S. 216f.; 222-224. Mieder 2004, S. 262 [führt diese Textstelle an]. Schirok 1990, S. 138. Schu 2002, S. 160f. Zimmermann 1974, S. 12.
3 Gralromane
Textstelle 340,7 Gâwân dâhte: „swer verzagt sô daz er fliuhet ê man [erg. mit dgg in] jagt, dês sîme prîse gar ze fruo. […].“
346,22 genâde doch bîm dienste stêt, swer triwe rehte mezzen wil.
351,13 unkünde dicke unminne sint.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Gawan ermuntert dgg 340,8: man in. sich, den Heereszug des Meljanz genauer zu inspizieren.
Es ist unehrenhaft, feige zu fliehen, bevor der Angriff beginnt.
Der Knappe, der Gawan von der Auseinandersetzung in Bearosche berichtet, referiert die Argumentation des Meljanz, der von Obie nach seiner Zurückweisung Gunst einforderte.
Dienst und Gunst gehören zusammen.
Der Erzähler erklärt, warum Gawan beim Ritt durch das Lager des Meljakanz nicht zum Bleiben aufgefordert wird.
Fremde sind selten willkommen.
3.1 Wolfram: Parzival
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
2,9-12; 19,26Sentenz 20,1; 339,1; 339, 24f.; 415,1; Verwendung: - (E) Et ille: „Vecordis et timidi animi est, qui ante bellum fugam inierit aut qui priusquam 417,24-28; necessitas exegerit se aduersario submiserit. Si autem meorum armorum adeo teneris cupidus, 419,2-8; 684,1114. eorum obtestor uirtutem, te ipsa duris comparaturum colaphis“ Ortus Waluuanii, S. 86f. - (E) und sol ich leben, ich tGn iuch bGz / iwers kFnclichen namen. / iwer wirde mGz sich shamen, / daz ir so gar sit verzaget; / der vliuht e man in jaget, / des herze ist gar ane ellen Ulrich: Rennewart, 8270-8275. - (E) swer fliuhet ê daz man in jaget, / entriuwen, der ist niht ein man. / ob ez mich iht gehelfen kan, / ich wil mîn lougen bieten / und wil mich rede nieten / daz wir beide unschuldic sîn Konrad von Würzburg: Engelhard, 3434-3439. - (E) er ist ein blœder jungelinc / und ein herzelôser zage, / swer fliuhet, ê daz man in jage / und ê man im iht leides tuo: / jô wirde ich dennoch alze fruo / geflœhet und verborgen, / swenn ich beginne sorgen / umb den lîp und umb daz leben Konrad von Würzburg: Trojanerkrieg, 14492-14499. Vgl. den biblischen Hintergrund: - fugit impius nemine persequente Prv 28,1 - DEr Gottlose fleucht, vnd niemand jaget jn, Luther: Deutsche Bibel, X, 2. → Er 4226. Literatur: Bartsch/Marti 1929, S. 4: „sprichwörtlich“. Friedrich 2006 s.v. vliehen, S. 432: „Sprichwort?“. Hofmann 1939, S. 66 [führt diese Textstelle an]. Leitzmann 1942, S. 166 [führt diese Textstelle an]. Madsen 1970, S. 101, Anm. 3: „Sprichwort“. Martin 1903, S. 284: „Sprichwort“. Mieder 2004, S. 242; 262 [führt diese Textstelle an]. Mone 1830, S. 203 [führt diese Textstelle an]. TPMA III s.v. FLIEHEN 6.3. Fliehen, ohne gejagt zu werden (, ist ein Zeichen von Feigheit) [führt diese Textstelle an]. Zimmermann 1974, S. 33: „Wohl sprichwörtlich“. Gelbhaus 1893, S. 23. 53,2; 87,3; 168, 29f.; 182,27f.; 223,24f.; Literatur: Hofmann 1939, S. 66 [führt diese Textstelle an]. Horacek 1964, S. 148: Satz „gnomischen In- 352,25f.; halts“. Martin 1903, S. 289: „klingt sprichwörtlich“. Mieder 2004, S. 262 [führt diese Textstel- *511,12; *511,15; le an]. 515,21f.; Schmid 1976, S. 128. 618,17f.; 716,14f.; *731,27.
Sentenz
22,11-16; 61,2962,2; 250,6f.; 361,27-30; Formulierungstradition: - (E) sie quâmen in die guoten stat / die ir muoter inne hât, / der willic liute unde lant / gewar- 795,17-19. ten ir klâren hant. / sie wolden vrâgen, wistens wen, / ze dem sie vriuntschaft mohten jên. / unkunde noch unminne sint Ulrich von Etzenbach: Wilhelm von Wenden, 5703-5709.
Sentenz
→ Lan 8582 → JT 3489,4; 5828,1.
3 Gralromane
Textstelle
Kontext
Der Erzähler lobt Gawans beherrschsol lûter herze sich niht schemen, tes Verhalten angesichts der Bedaz muoz der tôt dervon ê nehschimpfung durch men. Obie. 358,19
406,28 Gâwân des gedâhte, do si alle von im kômen ûz, daz dicke den grôzen strûz væhet ein vil kranker ar.
407,20 dem wâfenheiz man volget ie: der selbe site aldâ geschach.
409,20 wol si daz bescheinde, daz friwentlîch liebe ist stæte.
414,23 guot gebærde und kiuscher site, den zwein wont vil stæte mite.
Überlieferung
Paraphrase
Ein tugendhafter Mensch zeigt sein Leben lang Schamgefühl.
Gawan spricht sich (in fragwürdiger Weise) bei seiner Annäherung an Antikonie Mut zu.
Der Begierige kann große Beute machen.
Der Erzähler kritisiert den unbedachten Alarmruf eines alten Ritters nach der Entdeckung Gawans und Antikonies auf Schanpfanzun.
Die Menschen reagieren auf jeden Alarmruf.
Der Erzähler kommentiert Antikonies Tränen beim Kampf im Turm von Schanpfanzun.
Wahre Liebe ist beständig.
Antikonie tadelt ihren Bruder Vergulaht nach dem Kampf gegen Gawan (Beratungen in Schanpfanzun).
Vollendetes Benehmen und beherrschtes Auftreten sind Ausdruck von Beständigkeit.
3.1 Wolfram: Parzival
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Literatur: Bartsch/Marti 1929, S. 16: „Sprichwort“. Horacek 1964, S. 148: Satz „gnomischen Inhalts“. Martin 1903, S. 291: „Sprichwort“. Mieder 2004, S. 242; 262 [führt diese Textstelle an]. TPMA VII s.v. LIEBE 2.4.1. Liebe setzt Bekanntschaft und Prüfung voraus [führt diese Textstelle an]. Zimmermann 1974, S. 96: „Wohl sprichwörtlich“. *3,5; 33,19; 131,6; *170,16; *170,29; 193,6; 299,15; *319,9; *319,11; Literatur: TPMA X s.v. SCHAM 1.6. Scham ist die Voraussetzung und Begleiterin der Ehre. Yeandle *321,29; 369,6; 414,8; 425,27; 2001, S. 141: „allgemeine Sentenz“. Zingerle 1864 s.v. Scham, S. 129f. 437,8.
Sentenz
Sentenz
68,7-9.
Literatur: Bartsch/Marti 1929, S. 78: „Verse, die wie ein Sprichwort klingen, aber als solches sonst nicht nachgewiesen sind“. Friedrich 2006 s.v. strûz, S. 383: „Sprichwort?“ Hofmann 1939, S. 66 [führt diese Textstelle an]. Martin 1903, S. 323: „ein wohl erst von Wolfram erdichtetes Sprichwort“. Mieder 2004, S. 243; 263 [führt diese Textstelle an]. Zur Bedeutung von ‚krank‘ im Bereich der Vogeljagd im Sinne von ‚ausgehungert‘ vgl. Schnell 1974, S. 253-256. Singer 1939, S. 39 [führt diese Textstelle an]. TPMA I s.v. ADLER 3.1. Der Adler ist stärker als andere Vögel [führt diese Textstelle an]. Bumke 2004, S. 83f. Nellmann 1994, S. 647. Schu 2002, S. 332f.
Sentenz Verwendung: - (S) Wer übel vnd guot chan uerstan / Tuot er vnrecht man sol jn strauffen / Wer schreit on not waüffen / Der pringt die leüt zuo samen / Wenne man sicht schöne samen / So chumpt gern ain guot jar Quodlibet, 42-47. Literatur: Nellmann 1994, S. 647. 90,27f.; *172,15; 223,3f.; 283,14f.; 311,20-24; Verwendung: - (L) Ich wil die minne strâfen, / si swachet ir êren ein teil, / Swâ si wol solde slâfen / dâ wa- 365,11-13; chet si ûf ir unheil. / - Ich tuon ir mit rede gewalt, daz ist ir widerwinne. - / si vert ûzerthalp der *414,23; 438,25; 466,1-4; mâze und ist genant unminne. / minne ist unstæte frî Der Marner, V, 3, 19-25. *532,7; *532,10; 533,29f.; → TaM 1137. *551,29; 586,2224; 712,20-30; Literatur: 715,19f.; 743,3f. TPMA VII s.v. LIEBE 4.2.1. Wahre Liebe ist beständig und treu.
Sentenz
Sentenz
54,24-26; 192,3; 329,7; *409,20; 477,13f; *532,7.
3 Gralromane
Textstelle 420,18 swer prîs ime strîte hol, des danken im diu stolzen wîp.
450,5 wîp sint et immer wîp
472,17 hôchvart ie seic unde viel
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Liddamus gesteht anderen zu, um der Frauen willen zu kämpfen, weist dies jedoch für sich selbst zurück (Beratungen in Schanpfanzun).
Erfolg im Kampf rechtfertigt Gunst bei den Frauen.
Der Erzähler führt das erotische Interesse der Töchter des Kahenis von Punturtoys an Parzival während der Karfreitagsbußfahrt auf ihr Geschlecht zurück.
Frauen ändern sich nie.
Trevrizent tadelt Parzival wegen seiner Anmaßung, Gralritter werden zu wollen (Karfreitagsgespräch).
Hochmut führt zum Fall.
3.1 Wolfram: Parzival
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
2,26-3,2; 8,10f.; Sentenz 12,3-13; 32,1320; *32,21; 53,2; Verwendung: - (E) Bien aues oi dire et as uns et as autres, / Que feme aime tost home qui bien fiert en ba- 115,15-18; taille / Ele li escria, qu’il l’entent en l’angarde: / „Sire, uenes uous ent, que preus estes as ar- 601,25-29. mes! Por uous querraie dieu l’esperitable.“ Aiol et Mirabel, 5597-5600. Literatur: TPMA VIII s.v. MANN 1.1.3. Ein Mann soll wehrhaft und kampfbereit sein.
Sentenz Formulierungstradition: - (E) wan wîp sint doch immer wîp. / doch ist etlîcher sô liep der lîp, / sin læt durch vorhte noch durch got, / sin übergê ir mannes gebot Weib und Geiss, 49-52.
112,23-27; 114,22; *518,25; 520,1f.
Verwendung: - (E) Oz de ta mere, com escrie a haut cris! / Fame que fame! voirs est, ce m’est a vis. / S’estoie or morz, par le cors saint Denis, / Ençois un mois avroit un autre pris, / O vavasor o baron o marchis Les Narbonnais, 393-397. Literatur: Bartsch/Marti 1929, S. 124: „sprichwörtlich“. Ehrismann 1995, S. 206: „Sprichwort“. Friedrich 2006 s.v. wîp, S. 468: „Sprichwort?“. Hofmann 1939, S. 66 [führt diese Textstelle an]. Martin 1903, S. 348: „sprichwörtlich“. Mieder 2004, S. 240; 264 [führt diese Textstelle an]. TPMA III s.v. FRAU 1.1.1. Eine Frau ist wie die andere. Wander V s.v. Weib, Nr. 11. Bumke 2004, S. 161f.
Sentenz Verwendung: - (S) Omnis superbia tanto in imo iacet, quanto in alto se erigit, tantoque profundius labitur, quanto excelsius eleuatur. Qui enim per propriam superbiam adtollitur, per Dei iustitiam inclinatur Isidor: Sententiae, II, 38, 3. - (G) Non ueniat mihi pes superbię. Fuôz déro úbermûoti nechóme mir . uuanda ih an démo gestân ne-mág. ֜Vbermuôti ist also eînfuôzîu . uuanda si iêo sâr fallet . unde lango stân nemag Notker III. von St. Gallen: Psalter I, 117, 16-19. - (S) Extollens animus, dum nititur alta, labascit. Inflata superbia quanto ad altiora surrexerit, tanto durius cadet Egbert von Lüttich: Fecunda ratis, I, 137. - (L) Gais sui eu plus qu’ anc hom no fo, / Car cilh qu’ eu el mond plus desir, / Fai mon gaug entier reverdir, / E can remire sa faiso / Ni·m membra·l jois qu’ ab leis avia, / Naisson orgoills e gaillardia, / E car ancse autz dir qu’ orgoillz dechai, / No m’ aus pensar nuill otracuidat plai Gaucelm Faidit, II, 9-16. - (D) wir sint des wol ze ende chomen / und habens gesehen und vernomen, / daz unmaze unde hohvart / die mGzen diche vallen hart. / swer hohe vert zaller zit, / wizzet, daz er nider lit. / swen ein man sinen mGt / ie hoher hebt an ubermGt, / so er ie verrer ist von got / nidere durh sin gebot. / swen er sich ie mer nider lat, / dGrh diumGt an gGt getat, / so er denne ie hoher ist, / bi got nahen ze der vrist Thomasin von Zerklære: Der welsche Gast, 11285-11299. - (S) Hôchvart stîget manegen tac, / biz sie niht hœher komen mac, / sô muoz si danne vallen; / diz bîspel sage ich allen Freidank: Bescheidenheit, 28,23 - 29,1. - (L) daz bewæret uns gelückes rat. / daz læt vil mangen oben ûf hin stîgen: / als er kumt ûf die hôhsten stat, / ez læt in anderthalben von im sîgen. / alrêrst sô wirt er innen daz er meister obe im hât. / swer grôzes übermuotes und gewaltes pfligt, / den selben got vil gerne vallen lât Dietmar der Setzer, KLD Nr. 7, 3, 7-13.
197,14-16; *473,4; 614,20f.
3 Gralromane
Textstelle
473,4 diemüet ie hôchvart überstreit.
499,9 swer schildes ambet üeben wil, der muoz durchstrîchen lande vil.
510,2 maneger sîniu ougen bolt, er möhts ûf einer slingen ze senfterm wurfe bringen, ob er sehen niht vermîdet daz im sîn herze snîdet.
Kontext
Trevrizent betont die Verbindlichkeit der Werte der Gralritter im Kontrast zu Anfortas’ unkeuschem Lebenswandel (Karfreitagsgespräch).
Überlieferung
Paraphrase
D 473,4: diemMt di Demut überwindet hochvart vber streit. Hochmut. G 473,4: DiemGt die hohvart ubirstreit.
Trevrizent resümiert gegenüber Parzival mit unterschwelligem Stolz Ithers und seine eigenen Jugendreisen (Karfreitagsgespräch).
Reisen durch fremde Länder sind für einen Ritter unerläßlich.
Orgeluse wirft Gawan, nachdem er ihr seine Liebe gestanden hat, eine folgenschwere Überreaktion und Leichtfertigkeit vor (Gawans erste Begegnung mit Orgeluse).
Was man nicht sieht, belastet das Herz nicht.
3.1 Wolfram: Parzival
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Vgl. den biblischen Hintergrund: - contritionem praecedit superbia et ante ruinam exaltatur spiritus Prv 16,18 - Wer zu grund gehen sol, Der wird zuuor Stoltz, Hoffertig vnd stoltzer mut, kompt fur dem fall Luther: Deutsche Bibel, X, 2. → Er 980 → Wigl 7960; 10087 → Wigm 5980 → JT 1923,2 → GTr 7227. Literatur: Hofmann 1939, S. 66 [führt diese Textstelle an]. Horacek 1964, S. 148: Satz „gnomischen Inhalts“. Mieder 2004, S. 248f.; 264 [führt diese Textstelle an]. Mone 1830, S. 203 [führt diese Textstelle an]. TPMA VI s.v. HOCHMUT 5.1.2. Hochmut fällt (bringt zu Fall) [führt diese Textstelle an]. Wander II s.v. Hochmuth, Nr. 16. Bumke 2004, S. 91.
Sentenz Verwendung: - (S) Melius est se humiliare, quam exaltare Wipo: Proverbia, 19. - (S) Melius est humiliari cum mitibus, quam diuidere spolia cum superbis Otloh von St. Emmeram: Liber proverbiorum, M 23. - (E) „swennir getuot / werc, diu reht sint unde guot, / und volbringent gotes gebot, / sô sprechent: herre, vater, got, / wir sîn unnütze knehte. / wir tâten niht ze rehte, / daz uns von dir geboten wart. / dêmuot nidert hôhvart.“ Rudolf von Ems: Barlaam und Josaphat, 4533-4540.
113,15f.; *472,17; 614,1921; *798,29; 819,19f.
Literatur: Horacek 1964, S. 148: Satz „gnomischen Inhalts“. Mone 1830, S. 203 [führt diese Textstelle an]. Mieder 2004, S. 248f.; 264 [führt diese Textstelle an]. Schulze 1987, S. 57, Nr. 70. TPMA II s.v. DEMUT 3.3. Demut übertrifft und überwindet Hochmut und Härte [führt diese Textstelle an]. Walther, 14596; 14607. Bumke 2004, S. 91; 132f. 11,6f.; 15,1-23; 54,13-20; 59,1f.; 98,20f.; 478,25Literatur: Bartsch/Marti 1929, S. 174: „sentenziös“. Ehrismann 1995, S. 206: „Sprichwort“. Friedrich 29; 706,21f.; 2006 s.v. schilt, S. 351; Hofmann 1939, S. 66 [führt diese Textstelle an]. Mieder 2004, S. 242; 748,23-27. 265 [führt diese Textstelle an]. TPMA III s. v. FREMD 4.1.2. Reisen durch fremde Länder sind nützlich und machen erfahren. Wander III s.v. Reisen, Nr. 38.
Sentenz
23,22-24; 28,2729,2; 255,2; 365,22-25; Formulierungstradition: - (G) Vulgo dicitur: Quod non videt oculus, cor non dolet. Oculus meus, memoria mea Bern- 510,16-510,19. hard von Clairvaux: Sermo in festo omnium sanctorum, V, 5 (478 A). - (S) Dat dat oghe nycht en suth dat bekarmet dat herthe nycht Proverbia Communia (Jellinghaus), 165. - (S) AMOR EX ASPECTU: Ansehen thGt frewen. Was das aug nit sihet/ das beschweret auch das hertz nit. Die lieb kompt von sehen. Man spricht/ auß den augen auß dem sin/ so mGß volgen in den augen in dem sin. Drumb wechst die lieb im gesicht/ vnd fehet die lieb vnnd das bGlen hie an Franck: Sprichwörter, II, 128v (S. 386, Z. 12-18).
Anspielung auf ein Sprichwort
Verwendung: - (S) Sepe minus, quod non oculi uidere, doletur Egbert von Lüttich: Fecunda ratis, I, 179.
3 Gralromane
Textstelle
Kontext
wer mac minne ungedienet hân? muoz ich iu daz künden, der treit si hin mit sünden.
Gawan bietet Orgeluse trotz ihrer ablehnenden Haltung seinen Dienst an (Gawans erste Begegnung mit Orgeluse).
511,12
511,15 swem ist ze werder minne gâch, dâ hœret dienst vor unde nâch.
514,17 hüet daz iuch iht gehœne mîner frouwen schœne
Überlieferung
G 511,12: Swer.
Paraphrase
Liebe muß durch Dienst erworben werden.
Gawan bietet Orgeluse trotz ihrer ablehnenden Haltung seinen Dienst an (Gawans erste Begegnung mit Orgeluse).
Liebe muß durch Dienst erworben und erhalten werden.
Ein alter Ritter, der Orgeluses Pferd bewacht, warnt Gawan vor der Durchtriebenheit seiner Herrin.
Schönheit ist gefährlich.
3.1 Wolfram: Parzival
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
- (E) Einsi me porrai bien garder / D’Amor, qui justisier me vialt, / Car cui ialz ne voit cuers ne dialt; / Se je nel voi, rien ne m’an iert Chrétien de Troyes: Cligés, 480-483. - (E) A ta dame riens n’en sera / quant de cen ne s’avisera: / cuer ne se deut, cescun le seit, / de cen qu’il ne voit ne ne seit La clef d’amors, 1689-1692. - (S) Wat dat oge nicht en sicht, / dat en quellet dat herte nicht. - Cor non contristat quod non aspectat ocellus Tunnicius: Sprichwörtersammlung, 200. - (S) Was die augen nicht sehen / bekummert das hertze nicht. Diß wort betrifft die liebe / als wenn man einem weybe oder manne sagt / wie eines diß / das ander jhens mit einem andern oder anderer habe geschertzt / so sagt yhr eins also / Ey was die augen nicht sehen / bekümmert das hertze nicht / wenn ichs aber sehe / so verdr=ß michs / und machte mir leyd / aber ytzt nicht Agricola: Sprichwörtersammlungen, I, 180 (S. 129, Z. 21-27). Literatur: Mieder 2004, S. 265 [führt diese Textstelle an]. Röhrich 1994, S. 114. Tomasek 2000, S. 483: „Sprichwort“. TPMA I s.v. AUGE 5.2. Was das Auge nicht sieht, tut dem Herzen nicht weh. Wander I s.v. AUGE, Nr. 214. Schu 2002, S. 348f. 12,12-14; 115,15-18; 202,6-9; *346,22; 511,12; *511,15; 600,2024; 618,17f.; Literatur: Boestfleisch 1930, S. 95: „Motto“. TPMA s.v. LOHN 1.1. Lohn setzt etwas voraus und muss 639,25-27; 730,15-19; (durch Arbeit) verdient werden. *731,27; 757,27Schu 2002, S. 337f. 30; 814,25-27.
Sentenz
Sentenz
Literatur: Mieder 2004, S. 241; 265 [führt diese Textstelle an]. Tomasek 2000, S. 484: „Sentenz“. Pratelidis 1994, S. 164.
Anspielung auf ein Sprichwort Formulierungstradition: - (E) ez ist doch war ein wortelin: / „schœne daz ist hœne.“ Gottfried: Tristan, 17802f. - (S) Wîbes schœne manegen hât / verleit ûf grôze missetât. / Der wehsel nieman missezimt, / swer guot für die schœne nimt. / Man siht vil manege schœne, / diu doch ist vil hœne Freidank: Bescheidenheit, 104,16-21. Verwendung: - (E) michels boumes schone / machet dicke hoene: / er dunchet uzzen grGne, / so ist er innen dGrre; / so man in nieder meizzet, / so ist er wGrmbeizech, / er ist innen uGl und Gble getan. / daz bezeichenet den man / der uzen wole redet / unde ualches in deme herzen phleget Pfaffe Konrad: Rolandslied, 1962-1971. - (D) der toren netze ist wibes sch=ne. / swer chGmt der in, der hat sin h=ne. / der chGmt dar in der sinen rat / an ein wip vil gar verlat / durh ir sch=ne niht durh ir gGte, / wan hat si denne valsch gemGte, / so ist im denne daz unheil / vil gar bereitet ane teil Thomasin von Zerklære: Der welsche Gast, 1615-1622.
12,12-14; 115,15-18; 202,6-9; *346,22; 371,25f.; *511,12; 599,1013; 730,15-19; *731,27; 757,2730; 814,25-27. 3,11-15; 410,1619; 531,26; *551,27; *551,29.
3 Gralromane
Textstelle
518,25 diu wîp tâten et als wîp
525,2 du hôrtst och vor dir sprechen ie, swer dem andern half daz er genas, daz er sîn vîent dâ nâch was.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler erklärt beim Auftreten Malcreatiures die Existenz mißgestalteter Menschen mit dem widersetzlichen Verhalten ihrer Mütter.
Frauen ändern sich nie.
Urjans verspottet Gawan, dem er, obwohl dieser ihn einst vor der Todesstrafe bewahrt hatte, gerade das Pferd gestohlen hat.
Wer einem anderen das Leben rettet, wird dafür oft mit Feindschaft belohnt.
3.1 Wolfram: Parzival
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
- (L) Frouwe, diu mir vor in allen / wîlent muoste wol gevallen, / noch vernemt ein liedelîn: / ir sît âne lougen schœne, / doch ist schœne dicke hœne; / daz ist leider an iu schîn. / nû wil ich mîn singen kêren / an ein wîp diu tugende lêren / kan und alle fröide mêren Ulrich von Winterstetten, 59, IX, 3, 1-10. - (E) Nummet abir er ein wip zGr e, / „E was im wol, nu ist ïm we“, / zihet yn maniger mGter kint. / Blibet er ane, man sprichet: „Er vindt / keine, die ïn wulle nemen“. / Nimpt er ein hezzelich, er hat ein schemen. / Ist sie schone, / so ist sie h=ne; / er muz ir undertenig weren Wer kann allen recht tun, 119-127. - (E) Vnd sprach nain frowe rain / In minem mut ich daz main / Das mich fröwt vnd tut so wol / Das ich vch an sechen sol / Mit ganzem lust und willen / Daz mag mich nit befillen / Doch üwers libes schön / Wil werden mir ze hön / Mit gantzem lait vnd vngemach / Das ich wird an fröden swach Der geprüfte Minner, 133-142. - (S) Schön ist gern hön. / Si bene formosum credo stibio maculosum St. Galler Handschrift, 46 (Hs. 15. Jh.). Vgl. den biblischen Hintergrund: - sin fallax gratia et vana est pulchritudo mulier timens Dominum ipsa laudabitur Prv 31,30 Gonst ist falsch vnd sch=ne ist eytel, Eyn weyb das den HERRN furcht, soll man loben Luther: Deutsche Bibel, X, 2 (1524). → Iw 2783 → Gar 894 → Tan 2893; 17654 → GTr 17802 → HTr 3919. Literatur: Friedrich 2006 s.v. schœne, S. 352f. Mieder 2004, S. 265 [führt diese Textstelle an]. Tomasek 2000, S. 484: „In diesen Worten klingt unüberhörbar das im Mittelalter verbreitete deutsche Sprichwort schœne daz ist hœne an.“ TPMA X s.v. SCHÖN 2.1. Schönheit ist gefährlich und trügerisch. Wander IV s.v. Schönheit, Nr. 13. Martin 1903, S. 385: „Der Reim hœne: schœne ist formelhaft.“
Anspielung auf eine Sentenz Formulierungstradition: - (E) wîp sint et immer wîp Wolfram: Parzival, 450,5. - (E) wan wîp sint doch immer wîp. / doch ist etlîcher sô liep der lîp, / sin læt durch vorhte noch durch got, / sin übergê ir mannes gebot Weib und Geiss, 49-52.
112,23-27; 114,22; *450,5; 520,1f.
Verwendung: - (E) Oz de ta mere, com escrie a haut cris! / Fame que fame! voirs est, ce m’est a vis. / S’estoie or morz, par le cors saint Denis, / Ençois un mois avroit un autre pris, / O vavasor o baron o marchis Les Narbonnais, 393-397. Literatur: Bartsch/Marti 1929, S. 196: „sprichwörtliche Redensart“. Friedrich 2006 s.v. wîp, S. 468. Mieder 2004, S. 240; 266 [führt diese Textstelle an]. Tomasek 2000, S. 485: „Sentenz“. TPMA III s.v. FRAU 1.1.1. Eine Frau ist wie die andere.
Sentenz Verwendung: - (E) Iz ist ovch noch also getan, / swer hilfet einem vngetr,wen man, / Daz er sine not vberwindet, / daz er doch an im vindet / Valschs, des han wir gnvc gesehen, / vnd mvz ovch dicke alsam geschehen. / Alsvst hat bewart / sine vrteilere Reinhart Heinrich: Reinhart Fuchs, 21572164. - (E) Wen spricht ein wort, daz mag wâr sîn, / als ez nu hie ist worden schîn: / „wer ab dem galgen lœst den diep, / dar nâch hât er in niemer liep.“ Boner: Edelstein, LXXI, 59-62.
178,2; 522,2630.
3 Gralromane
Textstelle
525,6 sich füeget paz ob weint ein kint denn ein bartohter man.
529,15 Man sol unfuoge rechen mit slahen unt mit stechen.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Urjans verspottet Gawan, obwohl dieser ihn früher einmal vor der Todesstrafe bewahrt hat.
Man soll den Menschen beizeiten durch Strafe erziehen.
Orgeluse betont nach Gawans Erzählung von Urjans’ Untaten ihre richterliche Zuständigkeit als Landesherrin.
Verbrechen muß man hart bestrafen.
3.1 Wolfram: Parzival
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Vorlage: - (E) Or oi je, ce respont Gavains, / .I. proverbe que l’en retrait; / Que l’en dist: ‚De bien fait col frait’ Chrétien de Troyes: Perceval, 7099. - (E) Her Walewain sede: / „Bi gode, vreint, siet di mi fel, / So volgedi dien prouerbie wel, / Dat manich man heuet gesproken: / ‚Ouer waldait is hals ce broken.’ / […].“ Parcheval, 125. Vgl. das französische Sprichwort: - (S) De bien feit col frait Morawski: Proverbes français, 463 (Hs. Ende 13. Jh.). Literatur: Bartsch/Marti 1929, S. 202: „Einleitung einer sprichwörtlichen Wendung“; „Sprichwort“. Friedrich 2006 s.v. galgen, S. 153. Hofmann 1939, S. 66 [führt diese Textstelle an]. Madsen 1970, S. 101, Anm. 3: „Sprichwort“. Martin 1903, S. 390: „die umständliche Form des Sprichworts bezeugt, daß Wolfram es gebildet hat“. Mieder 2004, S. 238; 266 [führt diese Textstelle an]. Nellmann 1994, S. 710: „Bei Chrétien [ein] echtes Sprichwort“. Singer 1939, S. 43 [führt diese Textstelle an]. Tomasek 2000, S. 485: „Sentenz“. TPMA VI s.v. HELFEN 1.12. Hilfe macht sich nicht immer bezahlt [führt diese Textstelle an]. Wander I s.v. Galgen, Nr. 46. 25,23-30; 93,5f.; 98,13f.; 108,30; 118,7-10; Formulierungstradition: - (S) Bether ist eth dat en kynd weend wen en old man Proverbia Communia (Jellinghaus), 661,21-662,2; 805,30-806,3. 128.
Sprichwort
Verwendung: - (E) Et se li anfes plore por chastier, ne puet chaloir; car mialz vaut qu’il plort por son bien, que ne feroit se li peres plorast por son mal Philippe de Navarre: Les quatre âges, IIII, I, 7. - (S) Est planctus iuvenum minor quam puto senum / Es ist pesser kind wainen dann dy alten Prag, Bibliothek des Nationalmuseums (Schloßbibliothek Křivoklat), Ia 37, 121rb, Hs. 1417 (Prager Sprichwörter, 40). - (S) beter eest dat een kint screit dan een out man - Quod fleat est melius puer vnus quam vir adultus Proverbia Communia, 129. - (S) Melius est ut pueri fleant, quam senes. Optimum illud est consilium senibus, ne omnia filiis largiantur Bebel: Proverbia Germanica, 52. - (S) Bęter dat de kinder schryen dan de olde man. / Est satius quam longaevum plorare puellos Tunnicius: Sprichwörtersammlung, 186. - (S) Es ist besser das kindt weyne / dann ich. Diß worts brauchen die Gotßfürchtigen verstendigen eltern / die da von dem heyligen geyst gelernet haben / und von Salomon. Wer sein kindt lieb hatt / der spart der rutten nicht. Item / Torheyt ist an des kindes hertz gebunden / aber die ruth nimpt die torheyt hyn. Darumb wenn das kindt seinen willen will haben / so strafft es der weise vatter / ob es schon darumb weynet / so ists besser das kind weyne in der jugent / denn der vatter im alter Agricola: Sprichwörtersammlungen, I, 636 (S. 455, Z. 6-14). Literatur: Mieder 2004, S. 242 [führt diese Textstelle an]. Tomasek 2000, S. 485: „Sentenz“ [vgl. auch Anm. 16]. TPMA VII s.v. KIND 3.6.3. Es ist besser, Kinder weinen als Erwachsene. Walther, 25808. Wander II s.v. Kind, Nr. 29.
Sentenz Literatur: Bartsch/Marti 1929, S. 207: „Die beiden Verse machen den Eindruck eines Sprichworts, da sie nicht ganz zu der Situation passen.“ Hofmann 1939, S. 66 [führt diese Textstelle an]. Martin 1903, S. 393: „Sprichwort?“. Mieder 2004, S. 266 [führt diese Textstelle an]. Tomasek 2000, S. 486: „sentenzhaft“.
152,18; 171,16; 290,10-21; 330,4-6.
3 Gralromane
Textstelle 532,7 swem herzenlîchiu triwe ist bî, der wirt nimmer minne frî, mit freude, etswenn mit riuwe.
532,10 reht minne ist wâriu triuwe.
534,7 wert man sol sich niht minne wern: wan den muoz minne helfen nern. 548,6 zageheit noch manlîch list füegentz anders niht wan sô, hiute riwec, morgen vrô.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler lobt die trotz aller Widrigkeiten anhaltende Liebe Gawans zu Orgeluse (MinneExkurs).
Wer wahrhaft treu ist, läßt sich von der Liebe nicht abbringen.
Der Erzähler lobt G 532,10: Rehtiv die trotz aller Wid- trãwe minne ist rigkeiten anhaltende wariv minne. Liebe Gawans zu Orgeluse (MinneExkurs).
Wahre Liebe ist beständig.
Der Erzähler beGa 534,7: ich. gründet, warum Gawan die demütigende Behandlung durch Orgeluse zu erdulden hat (Minne-Exkurs).
Edle Menschen dürfen sich der Liebe nicht entziehen, da sie durch sie am Leben bleiben.
Der ritterliche Fährmann Plippalinot tröstet den wegen seiner unerwiderten Liebe zu Orgeluse betrübten Gawan, indem er auf die besonderen Verhältnisse auf Schastel marveile verweist.
Auf Leid folgt Freude.
3.1 Wolfram: Parzival
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz
Querverweise 90,27f.; *172,15; *409,20; *414,23; *532,10; 532,17.
90,27f.; *172,15; 293,5-8; *409,20; 414,12; Verwendung: - (L) Ich wil die minne strâfen, / si swachet ir êren ein tei., / Swâ si wol solde slâfen / dâ wa- *532,7; chet si ûf ir unheil. / - Ich tuon ir mit rede gewalt, daz ist ir widerwinne. - / si vert ûzerthalp der 532,17f.; 534,7; 687,15-20; mâze und ist genant unminne. / minne ist unstæte frî Der Marner, V, 3, 19-25. 715,5-10; 732,814. → JT 1906,1.
Sentenz
Literatur: Hofmann 1939, S. 66 [führt diese Textstelle an]. Mieder 2004, S. 241; 266 [führt diese Textstelle an]. Tomasek 2000, S. 486: „Sentenz“. TPMA VII s.v. LIEBE 4.2.1. Wahre Liebe ist beständig und treu. Bumke 2004, S. 97; 164; 178. Emmel 1936, S. 61. Schmid 1976, S. 128. 77,16-18; 87,1316; 89,8f.; 90,27f.; *172,15; Literatur: Boestfleisch 1930, S. 95. Mieder 2004, S. 241; 266 [führt diese Textstelle an]. Tomasek 2000, 628,6f; 776,1. S. 486: „Sentenz“.
Sentenz
3,28-4,1; 84,1618; *103,23; 150,9f.; 224,8f.; Vgl. die Umkehrung: - (E) mir behaget diu werlt niht sô wol; / ir gemach ist michel arbeit, / ir meiste liep ein herze- 334,27-30; leit, / ir süezer lôn ein bitter nôt, / ir lanclîp ein gæher tôt. / wir enhân niht gewisses mê / wan 378,5; 624,6; hiute wol und morgen wê / und ie ze jungest der tôt. / daz ist ein jæmerlîchiu nôt Hartmann: 640,9f.; 645,7; 649,27-29; Der arme Heinrich, 708-716. *776,1. - (S) Hiute liep, morne leit, / deist der werlde unstaetekeit Freidank: Bescheidenheit, 31,16. - (E) umb ritterschaft stat ez also: / hiut liep, morgen leit, / diu beidiu sint in bereit Ulrich von Liechtenstein: Frauendienst, 965. - (E) hiut ist er arm, der ê was rîch; / daz glücke rat louft ungelîch. / wer stât, mag er, der valle nicht nider; / velt er, vil kûme kunt er wider. / an dirr welt ist kein stætekeit: / waz hiut ist liep, dast morne leit. / er ist hiute siech, der gester was / gesunt. dâ von sô spricht man daz, / daz er nicht wîse müge sîn, / der sich lât ûf der welte schîn Boner: Edelstein, LXXV, 45-54.
Sentenz
Literatur: Bartsch/Marti 1929, S. 226: „sprichwörtliche Wendung“. Ehrismann 1995, S. 206: „Sprichwort“. Friedrich 2006 s.v. hiute, S. 224. Hofmann 1939, S. 66 [führt diese Textstelle an]. Mieder 2004, S. 250; 266 [führt diese Textstelle an]. Singer 1898, S. 417: „Sprichwort“. Tomasek 2000, S. 487: „Sentenz“. TPMA VI s.v. HEUTE 2.1.2.6. Heute froh (lieb und teuer, Liebe), morgen betrübt (verhasst, Leid) Umkehrung [führt diese Textstelle an]. Wander III s.v. Leid, Nr. 3. Zingerle 1864 s.v. heute, S. 68 [führt diese Textstelle an]. Johnson 1967, S. 74.
3 Gralromane
Textstelle 548,12 bî manheit sælde helfen mac.
551,27 gestrichen varwe ûfez vel ist selten worden lobes hel.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der ritterliche Fährmann Plippalinot tröstet den wegen seiner unerwiderten Liebe zu Orgeluse betrübten Gawan, indem er auf die besonderen Verhältnisse auf Schastel marveile verweist.
Dem Tapferen kommt das Glück zu Hilfe.
Der Erzähler verurteilt (scherzend), die ärmlichen Verhältnisse beim ritterlichen Fährmann Plippalinot zum Anlaß nehmend, das Schminken.
Durch Schminken entsteht keine wirkliche Schönheit.
3.1 Wolfram: Parzival
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz Verwendung: - (E) Ob quod Heinricus rex movit castra contra Karolum eiusque saepius fudit exercitum, iuvitque virum fortem fortuna. Nam Huga, cuius pater Rodberhtus, filius Odonis, ab exercitu Karoli occisus est, misit et dolo eum cepit posuitque in custodia publica, donec vitam finiret. Heinricus autem rex audiens casum Karoli dolebat humanaeque mutabilitatis communem admiratus est fortunam, quia non minori claruit religiositate quam armorum virtute. Iudicavitque abstinere quidem ab armis, verum potius arte superaturos speravit Lotharios, quia gens varia erat et artibus assueta, bellis prompta mobilisque ad rerum novitates Widukind von Corvey, I, XXX. - (E) Urbis refugio se recipere volentibus miles, qui a tergo imminebat, simul recipitur, fortuna iuvante virtutem. Civitas direptioni datur, et antequam asportari usui hominum profutura possent, a quodam apposito igne concrematur Otto von Freising: Gesta Friderici I. imperatoris, II, 37. - (E) Tunc Dipuldus ait: „Michi sors qua sera videres, / Hoc mens, hoc animus, hoc mea vota petunt. / Me probet esse virum, contra quicunque coruscat.“ / Ex hinc ad socios talia verba dedit: / „Nec vos aspectus numerosi terreat hostis: / Femineos tellus parturit ista viros. / Ad speculum natos effeminat umbra quietis, / Quos alit in teneris dulce cubile rosis. / Hii Tancridini, sumus et nos imperiales, / Hii pecudes, sed nos dicimur esse sues. / Sus agat in pecudes et eas et vellera portet; / Audaces sequitur sors bona sepe viros.“ Petrus de Ebulo: Liber ad honorem augusti, 1209-1220. - (S) FORTES FORTVNA ADIVVAT. […] Admonet adagium fortiter periclitandam esse fortunam; nam his plerunque res prospere credere. Propterea quod id genus hominibus fortuna quasi faueat, infensa iis, qui nihil audent experiri, sed veluti cochleae perpetuo latent intra testas Erasmus von Rotterdam: Adagia, 145 (I, ii, 45). - (S) FORTES FORTUNA IUUAT: Wagen gewint/ wagen verleurt. Es mGß gewagt sein/ man fahe an was man w=ll. Wer all stauden wil fliehen/ der kompt nimmer mehr in kein wald. […] Es ger(th aber gemeyngklich die es dapffer hinein setzen/ Dann wie man ein schlacht gewint/ nit mit fliehen/ sonder mitt freydigkeyt/ also mGß man das glück erobern. Es heyßt nit wigs/ wags Franck: Sprichwörter, I, 12rv (S. 33, Z. 25 - S. 34, Z. 12).
Querverweise 65,10; *115,19; *150,22; 175,2628; 213,8-16; *289,24; *289,26; 322,1922; 678,17; 689,7f.; 701,2628.
Vgl. die antike Formulierung: - (D) fortis enim non modo fortuna adiuvat, ut est in vetere proverbio, sed multo magis ratio, quae quibusdam quasi praeceptis confirmat vim fortitudinis. te natura excelsum quendam videlicet et altum et humana despicientem genuit; itaque facile in animo forti contra mortem habita insedit oratio Cicero: Tusculanae disputationes, II, 4, 11. Literatur: Büchmann 1972, S. 494. Hofmann 1939, S. 66 [führt diese Textstelle an]. Mieder 2004, S. 250; 267 [führt diese Textstelle an]. Mone 1830, S. 203 [führt diese Textstelle an]. Otto 1890, S. 144. Tomasek 2000, S. 487: „Sentenz“. TPMA XII s.v. WAGEN (Vb.) 1.2.1. Wer wagt, dem helfen Gott und das Glück. Walther, 9804. Wander I s.v. Glück, Nr. 79f. 3,11-24; 268,19; 306,22-29; *514,17; Verwendung: - (D) in ipsis mulieribus magis naturalis quam appositivus color dignoscitur honorari Andre- *551,29; 776,8f. as Capellanus: De amore, S. 71. - (D) Sun, swer ze blicke vuog+ entnimt, / daz decket doch die lenge niht: / geribeniu varwe niht enzimt, / dâ man den schaden blecken siht. / diu helkäppel sint enwiht, / diu bî den liuten kleident wol / und daz in kündekeit geschiht. / nû zieh+ er sîne kappen abe, / der alsô welle triegen dich, / und merke, waz er drunder habe Winsbecke, 26, 1-10. - (S) ut capiat stultum, se fucat femina multum Walther, 32330 (Hs. 14. Jh.).
Sentenz
3 Gralromane
Textstelle
551,29 swelch wîplîch herze ist stæte ganz, ich wæn diu treit den besten glanz.
593,25 der wil suochens niht erwinden, ouch sol sîn suochen vinden.
612,7 des schildes ambet ist sô hôch, daz er von spotte ie sich gezôch, swer rîterschaft ze rehte pflac.
Kontext
Überlieferung
Der Erzähler verurteilt (scherzend), die ärmlichen Verhältnisse beim ritterlichen Fährmann Plippalinot zum Anlaß nehmend, das Schminken.
Paraphrase
Die höchste Schönheit einer Frau liegt in ihrer Beständigkeit.
Gawan bekundet gegenüber Arnive seine Bereitschaft, gegen den herankommenden, kampfsuchenden Turkoyten anzutreten.
G 593,26: Er sol sin Wer gewillt ist zu suechen uinden. suchen, der findet.
Gawan wirft Orgeluse nach ihrem Liebesgeständnis ihr bisheriges Verhalten ihm gegenüber vor.
G 612,7f.: des schiltes ambit was ie so hoch / daz der spot sich da von zoch.
Wahre Ritterschaft ist über jeden Spott erhaben.
3.1 Wolfram: Parzival
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Literatur: Ehrismann 1995, S. 206: „Sprichwort“. Friedrich 2006 s.v. varwe, S. 421. Hofmann 1939, S. 68: „Sprichwort?“. Mieder 2004, S. 242; 267 [führt diese Textstelle an]. Mone 1830, S. 203 [führt diese Textstelle an]. TPMA III s.v. FARBE 5. Schminken gehört sich nicht für eine Frau. Schultz 1889, Bd. 1, S. 243f.
Sentenz
1,10-14; 3,11-24; 3,15; 90,27f.; *116,13; *167,29; 253,1518; *321,29; *409, 20; *514,17; *551,27.
*180,9; 250,2230; 468,10-16; 769,24f.; 771,6Formulierungstradition: - (E) Dieus dist en l’Evangile, / Ou n’a fable ne ghile, / Ki querre volt il troeve: / En tous lieus, 8; 786,2-12. par saint Gille, / En cans, en bos, en vile / On trueve s’on lui rueve Robert de l’Omme: Miroir de vie et de mort, Prol. 2, I, 1-6.
Anspielung auf eine Sentenz
Verwendung: - (E) Wer sGcht der findt, hab ich geh=rt Einnahme von Doornick, 1, 1. - (L) Wer suecht da ist würdt finden, / wer gibt, der Würdt gewehrt Volkslied auf den Herzog Ulrich, 30. Vgl. den biblischen Hintergrund: - quaerite et invenietis Mt 7,7 - Suchet, so werdet jr finden Luther: Deutsche Bibel, VI. → Loh 3470 → GTr 18110; 19523 → UTr 2446. Literatur: Bartsch/Marti 1929, S. 274: „sprichwörtliche Wendung“. Martin 1903, S. 425: „Diese ironische Redensart ist sprichwörtlich“. Mieder 2004, S. 240; 267 [führt diese Textstelle an]. Schulze 1987, S. 139, Nr. 195. TPMA XI s.v. SUCHEN 5.1. Wer sucht, findet, und wer finden will, muss suchen. Walther, 24589a. Wander IV s.v. Suchen, Nr. 38. *126,25; *289,11; 302,24f.; 329,20Verwendung: - (E) dîn sun der ist ein koufman / und ouch ein harte stolzer kneht. / der sol dienstmannes 24; 330,1-3; reht / enphâhen unde leiten swert / in ritterschefte werden wert. / der welde hœhste werdekeit / 358,9f. bejagt ein man der wâpen treit Rudolf von Ems: Der guote Gêrhart, 3366-3372.
Sentenz
Literatur: Friedrich 2006 s.v. schilt, S. 350f. Mieder 2004, S. 267 [führt diese Textstelle an]. Tomasek 2000, S. 488: „sentenzhafte Rede.“ TPMA IX s.v. RITTER 2.1. Der Ritter wird von Gott und der Welt geehrt.
3 Gralromane
Textstelle 675,13 got mit den liuten wunder tuot.
675,17 der getriwe ist friundes êren vrô
726,21 swâ haz die minne undervert, dem stæten herzen freude er wert.
731,27 wan swem sîn dienst verswindet, daz er niht lônes vindet, dem muoz gein sorgen wesen gâch
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Keie verspottet Gawan bei dessen Ankunft in Artus’ Lager in Joflanze wegen seiner zahlreichen Begleiterinnen.
Gott läßt Menschen unerwartete Dinge widerfahren.
Der Erzähler kritisiert Keies spöttische Bemerkung über Gawan bei dessen Ankunft in Artus’ Lager in Joflanze.
Der Treue freut sich über das Ansehen seines Freundes.
Artus warnt BranG 726,22: Dem delidelin vor den stæten herzen ez Konsequenzen, die fr?de wert. eine gewaltsame Austragung des Konflikts zwischen Gawan und Gramoflanz für dessen Liebe zu Itonje hätte.
Feindseligkeit zerstört die Liebe.
Der Erzähler erklärt, warum die Ritter sich grämen, die bei den Eheschließungen anläßlich des Friedens zwischen Gawan und Gramoflanz nicht berücksichtigt wurden.
Dienst ohne Lohn führt zu Leid.
3.1 Wolfram: Parzival
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz
Querverweise 43,8; 795,30796,4; 798,1-5.
Verwendung: - (G) Got leitet sinú kint, dú er userwelt hat, wunderliche wege. Das ist ein wunderlich weg und ein edel weg und ein helig weg, den got selber gieng, das ein mensche pine lide ane súnde und ane schulde Mechthild von Magdeburg, I, XXV, 2-4. - (G) got ist wunderlich genant / an sinen heiligen luten Passional, 67, 6f. Vgl. den biblischen Hintergrund: - et cognoscite quoniam mirabilem reddidit Dominus sanctum suum Ps 4,4 - Erkennet doch, das der HERR seine Heiligen wFnderlich fFret Luther: Deutsche Bibel, X, 1. Literatur: Hofmann 1939, S. 67: „Sprichwörtliche Redensart“. Martin 1903, S. 458: „offenbar eine sprichwörtliche Redensart“. Mieder 2004, S. 250; 268 [führt diese Textstelle an]. Schulze 1987, S. 34, Nr. 28 [führt diese Textstelle an]. TPMA V s.v. GOTT 12.2. Gott tut Wunder an seinen Heiligen [führt diese Textstelle an].
Sentenz Literatur: Friedrich 2006 s.v. getriuwe, S. 164: „Sprichwort?“. Hofmann 1939, S. 68: „Sprichwort?“. Mieder 2004, S. 263 [führt diese Textstelle an]. Mone 1830, S. 203 [führt diese Textstelle an]. Wander I s.v. Freund, Nr. 162.
Sentenz → Iw 7033.
156,12-14; 675,18; 675,2628; 708,15f.; 709,2-4.
366,1; 427,2730; 502,4-6; *511,15; 636,15; 715,24-27; 820,1f.
Literatur: Freytag 1972, S. 93: „Sentenz“. Horacek 1964, S. 148: Satz „gnomischen Inhalts“. Mieder 2004, S. 241; 269 [führt diese Textstelle an]. TPMA VII s.v. LIEBE 4.9.1. Liebe und Hass schliessen einander aus. Wander III s.v. Liebe, Nr. 375; 596. 26,27f.; 53,2; *346,22; 366,1; *511,12; Verwendung: - (L) Doch ist ein site, der niemer zimet, / swer dienst ungelônet nimet, / doch es leider vil ge- *511,15; 524,24; 618,17f.; schehe Heinrich von Rugge, MF 104, 19-23 (MFMT VII, 3, 5-9). 767,20-28. Literatur: Boestfleisch 1930, S. 94f. Hofmann 1939, S. 68: „Sprichwort?“. Mieder 2004, S. 269 [führt diese Textstelle an]. Mone 1830, S. 203 [führt diese Textstelle an]. TPMA II s.v. DIENEN 5.3.1. Wer den Dienst unbelohnt lässt, ist gemein (verdient Strafe).
Sentenz
3 Gralromane
Textstelle
Kontext
Der Erzähler beklagt den Brudermîn bruodr und ich daz ist ein lîp, kampf zwischen als ist guot man unt des guot wîp. Parzival und Feirefiz, indem er, unter Bezugnahme auf seine eigenen familiären Bindungen, ihre verwandtschaftliche Beziehung betont. 740,29
Überlieferung
Paraphrase
G 740,29f.: Min Mann und Frau gebr?der ih daz ist ein hören zusammen. lip / Als ist g?t man vnde des wip.
3.1 Wolfram: Parzival
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
94,5f.; 116,26; Anspielung auf ein Sprichwort *173,1; *203,4; 273,18-22; Formulierungstradition: - (G) alsam der man unt daz wip / peidiu sint ein lip, / also ist uber die sele der geist / aller 732,1-14; 801,3802,10. prutegoum meist Priester Arnolt: Von der Siebenzahl, 6, 5-8. - (G) hie velschet sich das alte wort, / daz wart missemeilic dort, / daz ein man und sîn wîp / solden haben einen lîp Reinbot von Durne: Georg, 4611-4614. Verwendung: - (G) Duo gescuof er ein wip, / si waren beidiu ein lip. / duo hiez er si wisen / zuo dem vronem paradyse Ezzo, 8, 79-82. - (D) swa zwene zesamene giengen / unde an daz reht viengen, / daz er der dritte wolde sin / (daz ist ein michil guotin), / samt in sitzzen unde stan / unde daz reht began. / von diu sol der man unde daz wip / sin als ein lip. / wande die diche samet stant / unde sizzent unde gant, / zwei samet enbette gant, / zwei an dem rehte gestant, / got mage vil wol sin / undir ir beider dechin / der dritte geselle Vom Rechte, 351-365. - (E) Dô sprach der hailige man: / „er sol vil gewislîche bestân, / êlîch hîrât,/ als in got geboten hât, / daz baide man unde wîp / sîn als ain lîp, / âne sunde kinden, / got vurhten unde minnen: / sô ist der hîrât stâtic, / êwic unde hailic / […].“ Kaiserchronik, 9532-9541. - (E) in des paradîses wünne / wart Âdâm von im gesant. / dem nam got mit sîner hant / ein rippe und hiez ez sîn ein wîp. / er sprach: „diu beidiu sîn ein lîp, / zwên geiste; ein leben ein lîp, / sî dirre man und ouch ditz wîp, / und elliu diu mit rehter ê / hinnen für und immer mê / zesamne werden gesant / nâch reiner ê. […]“ Rudolf von Ems: Der guote Gêrhart, 4340-4350. - (G) wan man und wîp ist ein lîp Berthold von Regensburg, II, S. 195, Z. 7f. - (G) Der léde orden der sint dri, / ich sagen kurtlich, wá dat si: / De erste orden sint man ind wif, / dá am wi`d sint ein lif Rheinisches Marienlob, 4580-4583. - (E) got sî es gelobt, mit mîner konen / wil ich niht ze helle wonen. / ez mac wol wesen ein lîp / beidiu ich und mîn wîp Die böse Frau, 11-14. - (E) Cum autem quis juramento est obligatus, tenetur adimplere. Ego juravi viro meo, quod pro ejus amore meipsam occiderem. Ideo non deliqui, si juramentum implere volo; ergo extra societatem tuam non debeo expelli. Item nullus debet puniri pro eo, quod est commendabile. Sed cum vir et uxor sint unum in carne secundum deum, commendabile est, quod uxor pro amore viri sui moriatur Gesta Romanorum, Cap. 6 (S. 280, Z. 16-22). - (E) Auch biß gemannt, / Wann aller welt ist bekannt / Ain wort das du gesprochen hast, / Das du das war last, / Das ain man und sein wib / S=llent sein ain lib. / Darumb schaid uns nicht: / Wann mir anders geschicht / Von dir unrechter gewalt, / Ob du mir nit tailst din erb(rmd manigfalt Friedrich von Schwaben, 6385-6394. Vgl. den biblischen Hintergrund: - et erunt duo in carne una Gen 2,24 - vnd sie werden sein ein Fleisch Luther: Deutsche Bibel, VIII. → Er 5822 → GTr 1801 → UTr 354. Literatur: Friedrich 2006 s.v. man, S. 286. Hofmann 1939, S. 66 [führt diese Textstelle an]. Mieder 2004, S. 269 [führt diese Textstelle an]. Mone 1830, S. 203 [führt diese Textstelle an]. Schulze 1987, S. 11-13, Nr. 1. TPMA VII s.v. LEIB 4. Mann und Frau (Freunde) sind ein Leib (und zwei Seelen) [führt diese Textstelle an]. Wander III s.v. Mann, Nr. 1307.
3 Gralromane
Textstelle 756,6 in strîte man ouch kunst bedarf.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler lobt G 756,6: Jn strite Auch zum Kämpfen bei Parzivals und man wol chvnst be- braucht man KunstFeirefiz’ Einzug in darf. fertigkeit. König Artus’ Lager angesichts ihrer stark beschädigten Rüstungen ihre Kampfeskunst. Parzival betont gegenüber Gawan die Härte des vorangegangenen Kampfes gegen seinen Bruder Feirefiz.
Wer sich verteidigt, kann dem Tod entrinnen.
Der Erzähler begrüßt die Geselligguot wîp man nie gezürnen sach, keit der Frauen beim großen Fest ob wert man nâch ir helfe sprach: nach Parzivals und si hât versagen unt wern bevor. Feirefiz Ankunft in Artus’ Lager in Joflanze.
Die höfliche Werbung eines Mannes ist einer Frau immer angenehm.
Der Erzähler deutet am Morgen der Aufnahme von Feirefiz in die Tafelrunde die positive Wendung des Geschehens an.
Auf schlechte Zeiten folgen bessere.
Trevrizent ermahnt Parzival, nach dem Gewinn des Grals nicht hochmütig zu werden.
Der Erfolgreiche soll bescheiden sein.
759,10 wer ist ein segen für den tôt.
766,9
776,1 Ez ist selten worden naht, wan deiz der sunnen ist geslaht, sine bræhte ie den tac dernâch. al daz selbe ouch dâ geschach
798,29 sich hât gehœhet iwer gewin. nu kêrt an diemuot iwern sin.
3.1 Wolfram: Parzival
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Sentenz
173,19f.; 444,1820; 742,11-13.
Sentenz
532,27-30; 538,14-18; 571,18-22.
Verwendung: - (E) Dar nach der aus Friende / bracht mich mit streit zu nott, / da von meins leibes ende / vil nach ergangen wär, wenn das vor todt / ein segen ist, der haisset ‚wer mit ellen’. / der halff mir, so das ich genas Fuetrer: Buch der Abenteuer, 1371,1-6. → Gau 4498. Literatur: Martin 1903, S. 499: „sprichwörtlich?“. Mieder 2004, S. 242; 269 [führt diese Textstelle an].
Sentenz
29,12f.; 64,7-12; 352,25f.; 405,26406,11.
Literatur: Boestfleisch 1930, S. 94f. Hofmann 1939, S. 66: „klingt sprichwörtlich“. Mieder 2004, S. 240; 269 [führt diese Textstelle an]. Mone 1830, S. 203 [führt diese Textstelle an]. *103,23; 128,13; 129,14f.; 142,11f.; 167,16Verwendung: - (S) Post noctem sperare diem, post nubila solem, / Post lacrymas risum lætitiamque potes 20; 196,2; 245,20; 376,1; Alanus ab Insulis: Liber parabolarum, Sp. 583 (424C). - (Dr) Les vieulx ont régné, il souffit; / Chascun doit rener à son tour. / Chascun pense de son 378,5; 423,1316; *548,6; proffit, / Car après la nuyt vient le jour Les gens nouveaulx, S. 69. 548,9-14; 552,29f.; Vgl. die Umkehrung: - (L) Stolten helde sit bedacht, / na deme dage volget diu nacht; / De dach is ok an uns ge- 587,26f.; 588,8want, / uns siget de avent an diu hant Eike von Repgow: Sachsenspiegel, Praefatio, 191-194. 10; 638,1-6; 733,30; 774,30; 778,13. Literatur: Mieder 2004, S. 242; 270 [führt diese Textstelle an]. TPMA VIII s.v. NACHT 2.1. Nach der Nacht kommt der Tag. Walther, 22030. Wander III s.v. Nacht, Nr. 77.
Sentenz
Anspielung auf eine Sentenz Formulierungstradition: - (D) Quanto maior eris, tanto moderatior esto Pseudo-Cato: Monosticha, 716, 20. Verwendung: - (G) Wan der mâne ist der aller niderste sterne der an dem himel ist; und als vil er niderre ist dan ander sternen, als vil sol sich der mensche dêmüetigen; und als der mensche ie hœher ist,
170,26-28; *473,4.
3 Gralromane
Textstelle
827,19 swes lebn sich sô verendet, daz got niht wirt gepfendet der sêle durch des lîbes schulde, und der doch der werlde hulde behalten kan mit werdekeit, daz ist ein nütziu arbeit.
Kontext
Der Erzähler ermahnt sein Publikum im Epilog zu einem gottgefälligen Leben.
Überlieferung
Paraphrase
G 827,22f.: Vnde er der werlde hulde / gedienen chan mit werdecheit.
Man soll so leben, daß man zugleich Seelenheil und weltliches Ansehen erlangt.
3.1 Wolfram: Parzival
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
ie sêrer sol er sich dêmüetigen Berthold von Regensburg, I, S. 53, Z. 24-27. - (G) So biute ich mich zebuoze / Den meistern zvo ir fuoze / Und kvme zvo ir hulde / Vf genade nach schulde / Meistern stat genade wol / Ob ich ez nv sprechin sol / So der man ie hohir ist / So vil me im alle frist / Rehtiu demuot wol an stat / Zerehte groz von hove gat / Demuot den gewalt bluomet / Kvnst bi demuot ist geruomet Hugo von Langenstein: Martina, 291, 29-40. - (D) Lantvögt süllen diemüetig wesen: / sô der man ie h=her sî, / diemuot sol im iemer wonen bî; / dâmit gewint er lobes vil. / der lêre nu leider wênig wil / ieman volgen, der gewalt hât Konrad von Ammenhausen: Schachzabelbuch, 8800-8805. - (S) Jo hoger und groter van state, jo he ôtmodiger sal syn. - Quo maior quisque est, sit eo submissior usque Tunnicius: Sprichwörtersammlung, 1128. Literatur: TPMA II s.v. DEMUT 4. Macht und Demut: Hoher Rang verpflichtet zu Demut (Bescheidenheit). Walther, 23595. Bötticher 1886, S. 65f.
Sentenz Verwendung: - (D) swer daz lop beiagen chan, / da von er hie ein biderbe man / schinet und dienet doch got, / wizzet, daz er selich werden sol Thomasin von Zerklære: Der welsche Gast, 1205312056. - (S) Swer got und die werlt kan / behalten, derst ein sælic man Freidank: Bescheidenheit, 31,18f. Vgl. den Gedanken: - (L) jâ leider des enmac niht sîn, / daz guot und weltliche êre / und gotes hulde mêre / zesame in ein herze komen Walther von der Vogelweide C, 2, I, 6-19 (L 8, 19-22). - (L) mit rehten triuwen minnen got, und al die welt wol êren, / und neme ze wîsem manne rât und volge ouch sîner lêre Spervogel, MF 20, 13f. (MFMT I, 2, 5f.). Literatur: Bumke 1991, S. 236: „Schlußsentenz“. Bumke 2004, S. 123: „Sentenz“. Friedrich 2006 s.v. got, S. 172. Hofbauer 1997, S. 343: „Maxime“. Kolb 1975, S. 244: „Sentenz“. Mieder 2004, S. 251: „Die letzten Zeilen enthalten kein Sprichwort mehr, sondern sie sprechen ganz allgemein von einem würdevollen und gottergebenen Leben.“ Brall 1983, S. 19. Hüning 2000, S. 96f. Martin 1903, S. 545. Wentzlaff-Eggebert 1949, S. 267f.
177,5-8; 472,1-4; 822,19-22.
3 Gralromane
Auswertung Die Sentenzen und Sprichwörter des ›Parzival‹ verdichten Themen, die den Roman in der Art eines Netzwerks durchziehen. Im Vergleich zu anderen höfischen Romanen fällt bei Wolfram ein besonders origineller Umgang mit den gnomischen Kleintexten auf, der sich stilistisch in einer Vielzahl eigener sprachlicher Prägungen niederschlägt. Frequenz: Der ›Parzival‹ enthält insgesamt 84 Sentenzen und Sprichwörter (inkl. Anspielungen). Bei 24810 Versen ergibt dies pro Beleg eine durchschnittliche Dichte von 295 Versen. 13 der Belege (15%) sind sprichwörtlich: – Sprichwörter: 7; Anspielungen auf ein Sprichwort: 6. – Sentenzen: 66; Anspielungen auf eine Sentenz: 5.
Die Belegdichte in den einzelnen Büchern ist sehr unterschiedlich: Die Bücher I bis X weisen durchschnittlich alle 233 Verse, die Bücher XI bis XVI hingegen alle 635 Verse einen Beleg auf. Auffallend viele Belege enthalten die Bücher I, III, VI und vor allem X (alle 174, 127, 193 bzw. 100 Verse ein Beleg), während z.B. Buch XII nur einen Beleg auf 1320 Verse bietet. In folgenden Passagen ist eine Häufung von Belegen festzustellen: (1) (2) (3) (4) (5) (6) (7)
Prolog: 1,1; 1,3; 1,26; 2,17; 3,5. Gahmurets Auszug aus Anschouwe: 5,13; 5,15; 7,6; 12,27. Selbstverteidigung und folgender Erzählerexkurs: 115,19; 116,13; 116,15. Gurnemanz’ Ritterlehre: 170,16; 170,29; 171,9; 172,15; 172,21; 173,1; 177,25. Blutstropfenepisode: 287,9; 289,11; 289,24; 289,26; 292,24; 296,9. Karfreitagsgespräch 472,17; 473,4; 499,9. Gawans erste Begegnung mit Orgeluse: 510,2; 511,12; 511,15.
Nicht in die Tabelle aufgenommen wurden nach den zugrunde gelegten Begriffen folgende in der Forschung als sentenzhaft oder sprichwörtlich klassifizierte Stellen: 1,15: Mieder 2004, S. 254; 1,20: Adam 1893, S. 9; Friedrich 2006, S. 122; 2,1: Mieder 2004, S. 254; Zingerle 1864, S. 23; 2,10: Mieder 2004, S. 254; TPMA III, S. 311, Nr. 118; 2,20: Mieder 2004, S. 254; 3,7: Mieder 2004, S. 254; 3,8: Bartsch/Marti 1927, S. 7; Mieder 2004, S. 254; TPMA II, S. 441, Nr. 30; 3,15: Mieder 2004, S. 254; TPMA II, S. 341, Nr. 5; 3,30: Mieder 2004, S. 254; 5,3: Mieder 2004, S. 254; 5,12: Singer 1898, S. 413; 5,24: Mieder 2004, S. 255; 6,12: Mieder 2004, S. 255; 6,23: Mieder 2004, S. 255; Singer 1898, S. 413; 8,30: Mieder 2004, S. 255; 13,30: Mieder 2004, S. 255; 14,20: Mieder 2004, S. 255; 17,16: Mieder 2004, S. 255; 17,24: Mieder 2004, S. 255; 19,28: Mieder 2004, S. 255; 20,1: Bartsch/Marti 1927, S. 29; Hofmann 1939, S. 66; Mieder 2004, S. 255; Singer
3.1 Wolfram: Parzival
1898, S. 414; 20,6: Mieder 2004, S. 255; 21,2: Bartsch/Marti 1927, S. 30; Mieder 2004, S. 255; Singer 1898, S. 415; 23,27: Mieder 2004, S. 255; 26,19: Bartsch/Marti 1927, S. 37; Mieder 2004, S. 255; Singer 1898, S. 415; 28,12: Mieder 2004, S. 256; Mone 1830, S. 203; 28,14: Mieder 2004, S. 256; 28,19: Bartsch/Marti 1927, S. 39; Mieder 2004, S. 256; Singer 1898, S. 415; 35,3: Hofmann 1939, S. 65; Mieder 2004, S. 256; Mone 1830, S. 203; 37,6: Mieder 2004, S. 256; 38,7: Mieder 2004, S. 256; 38,30: Mieder 2004, S. 256; 42,10: Mieder 2004, S. 256; Singer 1898, S. 415; 42,14: Mieder 2004, S. 256; 42,15: Mieder 2004, S. 256; 49,22: Mieder 2004, S. 256; 50,16: Mieder 2004, S. 256; TPMA III, S. 111, Nr. 356; Wander III, S. 165; Nr. *838; 53,2: Singer 1898, S. 416; 53,18: Mieder 2004, S. 256; 57,10: Hofmann 1939, S. 66; Mieder 2004, S. 256; 57,27: Mieder 2004, S. 256; 65,27: Mieder 2004, S. 256; TPMA IX, S. 350, Nr. 61; 66,25: Mieder 2004, S. 256; 76,26: Mieder 2004, S. 256; 78,9: Hartmann 2000, S. 175; Mieder 2004, S. 257; 79,20: Mieder 2004, S. 257; 82,1: Hartmann 2000, S. 186-188; Hofmann 1939, S. 65; Mieder 2004, S. 257; Schulze 1860, S. 129, Nr. 6; TPMA I, S. 26, Nr. 12; Wiessner 1964, S. 250; Zingerle 1864, S. 9; 82,13: Bartsch/Marti 1927, S. 99; Mieder 2004, S. 257; 86,5: Mieder 2004, S. 257; Singer 1898, S. 416; TPMA XII, S. 173, Nr. 35; 86,6: Bartsch/Marti 1927, S. 104; Hofmann 1939, S. 65; 86,7: Hartmann 2000, S. 206; Martin 1903, S. 91; 90,11: Hofmann 1939, S. 65; Mieder 2004, S. 257; Mone 1830, S. 203; 90,24: Mieder 2004, S. 257; 92,30: Mieder 2004, S. 257; 97,3: Mieder 2004, S. 257; 99,3: Bartsch/Marti 1927, S. 111; Hartmann 2000, S. 236; Mieder 2004, S. 241, 257; Singer 1898, S. 416f.; 102,16: Mieder 2004, S. 257; 102,24: Mieder 2004, S. 257; 104,23: Mieder 2004, S. 257; 113,23: Horacek 1964, S. 148; 116,2: Mieder 2004, S. 257; TPMA I, S. 328, Nr. 1; 116,5: Singer 1916, S. 65; 116,17: Horacek 1964, S. 148; 117,2: Mieder 2004, S. 257; 118,9: Mieder 2004, S. 257; 121,7: Mieder 2004, S. 258; TPMA VIII, S. 405, Nr. 1059; 121,11: Horacek 1964, S. 148; Yeandle 1984, S. 135; 123,17: Mieder 2004, S. 258; 127,15: Mieder 2004, S. 245f.; S. 258; Nellmann 1994a, S. 524; 127,19: Mieder 2004, S. 258; Nellmann 1994, S. 524; Yeandle 1984, S. 238; 127,21: Mieder 2004, S. 258; Yeandle 1984, S. 240; 129,7: Mieder 2004, S. 258; 130,11: Mieder 2004, S. 258; 131,20: Yeandle 1984, S. 323; 133,23: Mieder 2004, S. 258; 133,27: Mieder 2004, S. 258; Mone 1830, S. 203; 142,23: Eichholz 1987, S. 73; 142,26: Bartsch/Marti 1927, S. 168; Eichholz 1987, S. 73; Mieder 2004, S. 258; Singer 1898, S. 421; 143,26: Hofmann 1939, S. 67; Mieder 2004, S. 258; 144,1: Bartsch/Marti 1927, S. 169; Eichholz 1987, S. 86; Mieder 2004, S. 258; 145,22: Mieder 2004, S. 258; 152,13: Eichholz 1987, S. 177; Horacek 1964, S. 148; Mieder 2004, S. 258; 152,24: Mieder 2004, S. 259; Singer 1898, S. 421; 153,9: Mieder 2004, S. 259; 157,28: Mieder 2004, S. 259; TPMA XI, S. 122, Nr. 6; 171,5: Mieder 2004, S. 259; 171,13: Mieder 2004, S. 259; 171,17: Mieder 2004, S. 259; Singer 1939, S. 35; TPMA III, S. 324, Nr. 66; 180,30: Bartsch/Marti 1927, S. 209; Mieder 2004, S. 259; 181,23 Mieder 2004, S. 259; 185,1: Bartsch/Marti 1927, S. 213; Mieder 2004, S. 259; Singer 1898, S. 421f.; TPMA VIII, S. 157, Nr. 86; 188,6: Mieder 2004, S. 260; 192,13: Mieder 2004, S. 260; 193,20: Mieder 2004, S. 260; 214,25: Mieder 2004, S. 260; 215,18: Mieder 2004, S. 260; 215,22: Mieder 2004, S. 260; TPMA XI, S. 122, Nr. 7; 219,25: Mieder 2004, S. 260; 223,12: Mieder 2004, S. 260; 233,29: Mieder 2004, S. 260; 234,4: Mieder 2004, S. 260; 241,8: Mieder 2004, S. 260; 241,17: Mieder 2004, S. 260; TPMA II, S. 60, Nr. 72; 241,21: Wander III, S. 1133, Nr. *215; 241,25: Mieder 2004, S. 260; TPMA IX, S. 40, Nr. 93; Zingerle 1864, S. 111; 241,28: Mieder 2004, S. 260; 241,29: Mieder 2004, S. 260; 247,27: Mieder 2004, S. 260; 249,24: Mieder 2004, S. 260; 250,17: Mieder 2004, S. 260; 252,7: Mieder 2004, S. 260; 255,14: Bartsch/Marti 1927, S. 286; Hofmann 1939, S. 67; Mieder 2004, S. 261; 256,18: Mieder 2004, S. 261; 256,27: Mieder 2004, S. 261; 257,13: Mieder 2004, S. 261;
3 Gralromane
264,26: Mieder 2004, S. 261; 267,10: Mieder 2004, S. 261; 287,7: Mieder 2004, S. 261; 289,12: Hofmann 1939, S. 65; Mieder 2004, S. 261; TPMA V, S. 95, Nr. 532; Zingerle 1864, S. 128; 289,16: Schulze 1860, S. 142, Nr. 121; 299,3: Mieder 2004, S. 261; 300,28: Mieder 2004, S. 261; 301,6: Mieder 2004, S. 261; 308,12: Mieder 2004, S. 262; 316,24: Mieder 2004, S. 262; 318,20: Mieder 2004, S. 262; 321,11: Mieder 2004, S. 262; 334,27: Mieder 2004, S. 262; 338,14: Mieder 2004, S. 262; 338,19: Mieder 2004, S. 262; 344,5: Mieder 2004, S. 262; Zimmermann 1974, S. 53; 347,12: Mieder 2004, S. 262; 363,23: Mieder 2004, S. 262; 365,6: Mieder 2004, S. 262; Horacek 1964, S. 148; 365,22: Mieder 2004, S. 263; 366,1: Horacek 1964, S. 148; Mieder 2004, S. 263; 369,10: Mieder 2004, S. 263; 371,12: Mieder 2004, S. 263; 378,5: Mieder 2004, S. 263; 378,15: Mieder 2004, S. 263; 386,12: Mone 1830, S. 203; 386,17: Mieder 2004, S. 263; 386,28: Mieder 2004, S. 263; 390,10: Horacek 1964, S. 148; 394,23: Mieder 2004, S. 263; 397,22: Mieder 2004, S. 263; 405,14: Mieder 2004, S. 263; 409,26: Mieder 2004, S. 263; 416,23: Mieder 2004, S. 263; 417,7: Mieder 2004, S. 263; 419,23: Mieder 2004, S. 263; 421,26: Mieder 2004, S. 264; 433,20: Mieder 2004, S. 264; 435,1: Mieder 2004, S. 264; 439,13: Mieder 2004, S. 264; 442,1: Mieder 2004, S. 264; 449,5: Madsen 1970, S. 101; 462,18: Mieder 2004, S. 264; Mone 1830, S. 203; 462,19: Mieder 2004, S. 264; 462,25: Mieder 2004, S. 264; 465,19: Hofmann 1939, S. 68; Mieder 2004, S. 264; Mone 1830, S. 203; 466,16: Bartsch/Marti 1929, S. 141; Hofmann 1939, S. 66; Horacek 1964, S. 148; Mieder 2004, S. 264; Mone 1830, S. 203; Zingerle 1864, S. 46; 466,17: Bartsch/Marti 1929, S. 141; Mone 1830, S. 203; Zingerle 1864, S. 46; 466,19: Bartsch/Marti 1929, S. 141; Mone 1830, S. 203; Zingerle 1864, S. 46; 466,25: Horacek 1964, S. 148; Mieder 2004, S. 264; TPMA V, S. 152, Nr. 252; 475,13: Friedrich 2006, S. 455; Mieder 2004, S. 264; TPMA XIII, S. 52f., Nr. 224; 475,18: Mieder 2004, S. 265; 488,26: Mieder 2004, S. 265; 489,2: Fartmann 2000, S. 236; 489,5: Mieder 2004, S. 265; Mone 1830, S. 203; 490,12: Mieder 2004, S. 265; 498,10: Mieder 2004, S. 265; 499,26: Mieder 2004, S. 265; 502,7: Mieder 2004, S. 265; 508,29: Mieder 2004, S. 265; 510,15: Mieder 2004, S. 265; Tomasek 2000, S. 484; 514,19: Mieder 2004, S. 265; 515,13: Mieder 2004, S. 265; 516,5: Mieder 2004, S. 266; 521,28: Mieder 2004, S. 266; 521,30: Mieder 2004, S. 266; 526,25: Mieder 2004, S. 266; 533,25: Mone 1830, S. 203; 537,20: Hofmann 1939, S. 67; Martin 1903, S. 397; Mieder 2004, S. 266; 544,15: Mieder 2004, S. 266; 545,27: Mieder 2004, S. 266; 546,2: Mieder 2004, S. 266; 546,8: Mieder 2004, S. 266; 550,10: Mieder 2004, S. 267; 552,19: Mieder 2004, S. 267; 557,13: Mieder 2004, S. 267; 558,10: Mieder 2004, S. 267; 560,10: Mieder 2004, S. 2676; 566,13: Mieder 2004, S. 267; 566,18: Mieder 2004, S. 267; 568,6: Mieder 2004, S. 267; Mone 1830, S. 203; 586,15: Mieder 2004, S. 267; 599,2: Mieder 2004, S. 267; 599,8: Hofmann 1939, S. 67; Mieder 2004, S. 267; 605,10: Mieder 2004, S. 267; 609,30: Mieder 2004, S. 267; 614,12: Bartsch/Marti 1929, S. 294; Mieder 2004, S. 267; 625,8: Mieder 2004, S. 267; 627,18: Mieder 2004, S. 268; 634,19: Mieder 2004, S. 268; Schulze 1860, S. 136, Nr. 59; 635,11: Mieder 2004, S. 268; 640,20: Mieder 2004, S. 268; 643,4: Hofmann 1939, S. 68; Mieder 2004, S. 268; Mone 1830, S. 203; 643,8: Mieder 2004, S. 268; 647,6: Mieder 2004, S. 268; 659,20: Mieder 2004, S. 268; Wander V, S. 24, Nr. 524; Zingerle 1864, S. 127; 659,23: Horacek 1964, S. 148; 660,4: Friedrich 2006, S. 354; Hofmann 1939, S. 68; Mieder 2004, S. 268; Mone 1830, S. 203; 660,23: Mieder 2004, S. 268; Mone 1830, S. 203; 666,10: Mieder 2004, S. 268; 675,24: Mieder 2004, S. 268; 679,10: Mieder 2004, S. 268; 698,28: Mieder 2004, S. 268; 704,18: Mieder 2004, S. 268; 728,15: Mieder 2004, S. 269; 728,24: Mieder 2004, S. 269; 734,18: Mieder 2004, S. 269; 737,20: Mieder 2004, S. 269; 737,21: Mieder 2004, S. 269; 738,19: Mieder 2004, S. 269; TPMA VIII, S. 47, Nr. 6; 740,3: Mieder 2004, S. 269; 743,21: Hofmann 1939, S. 67;
3.1 Wolfram: Parzival
Martin 1903, S. 492; Mieder 2004, S. 269; TPMA VII, S. 13, Nr. 3; 757,1: Mieder 2004, S. 269; 757,24: Mieder 2004, S. 269; Mone 1830, S. 203; 766,13: Mieder 2004, S. 269; 766,15: Mieder 2004, S. 269; 769,27: Mieder 2004, S. 270; 773,28: Mieder 2004, S. 270; 775,13: Mieder 2004, S. 270; 778,20: Mieder 2004, S. 270; 787,26: Mieder 2004, S. 270; 788,25: Mieder 2004, S. 270; 796,7: Mieder 2004, S. 270; 796,8: Bartsch/Marti 1932, S. 171; Mieder 2004, S. 270; 796,16: Mieder 2004, S. 270; 797,23: Mieder 2004, S. 270; 805,14: Mieder 2004, S. 270; 811,4: Mieder 2004, S. 270; 814,4: Mieder 2004, S. 270; 814,6: Mieder 2004, S. 270; 825,9: Mieder 2004, S. 270.
Sprecher: Auf den Erzähler entfallen 43, auf die Figuren 41 Belege (49%). Vier der Figurenbelege werden von weiblichen Figuren gesprochen (10%). Die Figurenbelege verteilen sich auf 16 männliche und drei weibliche Sprecher. Die häufigsten Sprecher sind Gurnemanz mit sieben, Gawan mit sechs, Trevrizent mit vier und Parzival und Keie mit je drei Belegen. Verw endung: Innerhalb der Figurenrede werden Sentenzen und Sprichwörter auffallend häufig zur Beratung und Belehrung des Protagonisten eingesetzt: Gurnemanz (170,16; 170,29; 171,9; 172,15; 172,21; 173,1), Trevrizent (472,17; 798,29). Daneben finden sich vielfältige weitere Redesituationen, in denen Figuren Sentenzen und Sprichwörter verwenden: Herzeloyde (126,25) und Gawan (340,7; 406,28) nutzen Sentenzen im Selbstgespräch, um ihr Handeln zu motivieren, Antikonie behauptet mit Hilfe einer Sentenz ihre Position in einer gerichtsähnlichen Situation (414,23), Orgeluse und Gawan nutzen Sentenzen und Sprichwörter in einem Streitgespräch (510,2; 511,15), Plippalinot (548,6; 548,12) spendet mit zwei Sentenzen Trost. Überwiegend setzen die Figuren Sentenzen und Sprichwörter so ein, daß ihre Verwendung durch den Gang der Handlung und die Bewertung durch den Erzähler gestützt wird. Wiederholt erscheint die Verwendung im betreffenden Kontext oder vor dem Hintergrund der nachfolgenden Handlungsentwicklung jedoch auch fragwürdig oder unangemessen. Beispiele hierfür sind Keies fatale Empfehlung, Parzival gegen Ither kämpfen zu lassen (150,16; 150,22) oder die Verspottung Gawans durch Urjans (525,2; 525,6). Komisch wirkt Segramors’ halbherzige Erklärung seiner Niederlage gegen Parzival in der Blutstropfenepisode (289,24; 289,26).1 Die Erzählerbelege dienen in der Regel dazu, das Allgemeingültige des Geschehens hervorzuheben, aber auch das Besondere der Handlung vor dem Hintergrund gnomischen Wissens zu demonstrieren. Oft wird mit Hilfe von Sentenzen und Sprichwörtern das Handeln von Figuren bewertet (Lob für Gawan und Parzival, Kritik an Keie). Da die weit überwiegende Zahl der Belege auf herkömmliches
1
Vgl. z.B. auch 162,29; 163,15; 675,13.
3 Gralromane
Erfahrungs- und Orientierungswissen rekurriert, bestätigt die Sentenzverwendung des Erzählers dessen Rolle eines ‚Durchschnittsmenschen‘, die er auch ansonsten häufig einnimmt.2 In den Exkursen tritt der Erzähler, sofern diese nicht vorwiegend poetologischen Inhalts (z.B. 1,1; 1,3; 1,26) sind, mit konsensfähigem Weltwissen auf. Auffallend sind vor diesem Hintergrund abweichende Formen der Sentenz- und Sprichwortverwendung des Erzählers: Neben den deutungsoffenen, anspielungsreichen Sentenzen des Prologs (1,1; 1,3) gilt dies für die sichtlich unangemessene Anwendung der vom Alter handelnden Sentenzen auf Gahmurets älteren Bruder Galoes (5,13; 5,15). Gleich zu Beginn des Textes wird dem Rezipienten somit ein reflektierter und distanzierter Umgang mit Sentenzen nahegelegt, denn hier „stehen […] das Allgemeine und das Besondere nicht selten in einem latenten Spannungsverhältnis zueinander.“3 Diese Spannung wird auch dadurch hervorgerufen, daß der Erzähler Sentenzen und Sprichwörter in komischer Diskrepanz zur Handlung – vor allem in Bezug auf das Wesen und Verhalten von Frauen sowie den Umgang mit ihnen – verwendet (167,29; 202,3; 272,11; 551,27; 551,29; vgl. auch 272,11). Insgesamt trägt der Gebrauch von Sentenzen und Sprichwörtern dazu bei, eine Reflexionsebene in die Erzählung einzuführen, die sich einer naiven Lektüre versperrt, ohne daß die Gültigkeit des gnomischen Wissens grundsätzlich in Frage gestellt wird. Überlieferung: Die Überlieferung der Handschriften D und G weist für den Bereich der Sentenzen und Sprichwörter nur eine geringe Varianz auf. Abweichungen finden sich zwar in gut 20 Fällen, sie sind aber in der Regel unerheblich:4 Die häufigste Form der Abweichung ist die Ersetzung eines einzelnen Wortes, was mit inhaltlichen Verschiebungen einhergehen kann (116,13; 150,22; 171,9; 203,4). Gelegentlich ist von derartigen Varianten der Status des Belegs betroffen: Die Klassifizierung der Textstelle 103,23 als Sprichwort wird vor allem durch den der Formulierungstradition näherstehenden Text von G gestützt (vgl. 473,4). Es finden sich auch geringe Abweichungen im Wortlaut (203,4; 319,11), die in
2 3 4
Vgl. zum Erzähler zusammenfassend mit weiterführender Literatur BUMKE 2004, S. 215-232. BUMKE 2004, S. 219. Vgl. dazu auch NELLMANN 1973, S. 132. Die Handschriften D und G wurden als Faksimile bzw. Transkription herangezogen; sonstige Abweichungen anderer Handschriften sind aus LACHMANNS textkrititschem Apparat übernommen.
3.1 Wolfram: Parzival
seltenen Fällen den Sentenzcharakter einer Stelle betonen (z.B. 1,3; 296,9; 340,7; 612,7; 827,19). Generell bietet G die verbreitetere Formulierung. Themen: Folgende inhaltliche Schwerpunkte des Textes werden auch in Sentenzen und Sprichwörtern reflektiert: – Aufrichtiges und falsches Lob: 32,21; 338,8. – Liebe: (1) Beständigkeit wahrer Liebe: 172,15; 532,7; 532,10; 534,7. (2) Erwerb von Liebe: 115,19; 420,18; 511,12; 511,15. (3) Liebe und Leid: 272,14; 726,21; 731,27. (4) Macht der Liebe: 296,9. – schame als Leittugend: 3,5; 170,16; 170,29; 319,9; 319,11; 321,29; 358,19. – Spott: 126,25; 289,11. – Wechsel von Freude und Leid: 103,23; 548,6; 776,1. – Wechselndes Glück im Kampf: 115,19; 177,25; 289,24; 289,26. – Wertung von Alter und Jugend: 5,13; 5,15; 525,6. – Wesen der Frau: 116,13; 167,29; 272,11; 450,5; 514,17; 518,25; 551,27; 551,29. – Zusammengehörigkeit von Mann und Frau: 173,1; 203,4; 740,29.
Stil: Stilistisch gesehen finden sich in Wolframs ›Parzival‹ vielfältigste Formtypen von Sentenzen. Besonders oft sind einzügige5 und indikativische Formulierungen zu finden, die Wolframs Streben nach Prägnanz zeigen (z.B. 126,25; 289,24; 319,11). Gelegentlich gibt es hierbei auch präskriptive Formulierungen mit suln (150,22; 529,15). Daneben treten zweizügige6 Sentenzen auf, die eine verallgemeinernde Sentenzeröffnung durch swâ (171,9; 726,21), swer (32,21; 338,8; 340,7; 420,18; 499,9; 532,7; 827,19) oder swelch (551,29) mit einem Folgesatz verknüpfen, sowie kontrastive Gegenüberstellungen (5,13, 103,23; 525,6; 548,6) und rhetorische Fragen (1,26; 170,16; 511,12). Die Wolframschen Belege sind oft durch Kürze und Idiomatik geprägt, d.h. sprichworthaft formuliert (auch Vollsentenzen wie z.B. 1,26; 3,5; 5,13; 163,15; 167,29; 172,21; 289,24; 289,26; 296,19; 346,22; 351,13; 406,28; 407,20; 450,5; 548,6; 551,27; 675,13; 759,10), manche von ihnen sind auch deutsche Sprichwort-Erstbelege (z.B. 7,6; 116,15; 116,15; 150,22; 270,25; 272,11; 289,11; 510,2; 525,6). An Rahmenelementen, die das Vorliegen von Orientierungs- oder Erfahrungswissen signalisieren, sind zu verzeichnen:
5
6
Als einzügig wird eine aus einem Syntagma bzw. einem einfachen Hauptsatz bestehende Vollsentenz verstanden. Als zweizügig wird eine aus einem Haupt- und einem Nebensatz bzw. zwei Hauptsätzen bestehende Vollsentenz verstanden.
3 Gralromane
Einleitungselemente: – alsus vert diu mennischeit, / … (zu 103,23; Erzähler) – genuoge sprechent, … (zu 116,15; Erzähler) – sagt al wâr: / … (zu 163,15; Parzival) – wan … (zu 171,9, Gurnemanz) – genuoge hânt des einen site / und sprechent sus, / … (zu 180,9; Erzähler) – ouch ist genuogen liuten kunt, / … (zu 272,11; Erzähler) – wan … (zu 319,9; Erzähler) – Gâwân des gedâhte, / […], / daz … (zu 406,28; Gâwân) – wol si daz bescheinde, / daz … (zu 409,20; Erzähler) – du hôrtst och vor dir sprechen ie, / … (zu 525,2; Urjans) – zageheit noch manlîch list / füegentz anders niht wan sô, / … (zu 548,6; Plippalinot) – wan … (zu 731,21; Erzähler) Ausleitungselemente: – …: / diz mezzet gein der minne (zu 172,21; Gurnemanz) – …: / der selbe site aldâ geschach (zu 407,20; Erzähler) – …. / al daz selbe ouch dâ geschach (zu 776,1; Erzähler)
Vorlage: In Chrétiens de Troyes ›Le Roman de Perceval ou Le Conte du Graal‹7 (9234 Verse) lassen sich in Anlehnung an die Forschung8 (vorbehaltlich einer genaueren Untersuchung) 46 Stellen als sentenzhaft oder sprichwörtlich klassifizieren: 1: Busby (Chrétien: Perceval), S. 419; Schulze-Busacker 1985, Nr. 2074; TPMA III, S. 8, Nr. 14; Ebd. IX, S. 421, Nr. 110; 2-6: TPMA IX S. 416, Nr. 19; 29-32: TPMA VIII, S. 1, Nr. 4; 428-431; 523-526: Schulze-Busacker 1985, Nr. 776; TPMA VII, S. 375, Nr. 58; 539f.; 559f.: TPMA VIII, S. 342, Nr. 3; 562: Busby (Chrétien: Perceval), S. 430; SchulzeBusacker 1985, Nr. 198; TPMA VIII, S. 342, Nr. 3; 1017f.: Schulze-Busacker 1985, Nr. 230; TPMA XI, S. 81, Nr. 84; 1029-32: Busby (Chrétien: Perceval), S. 438; 1173: Schulze-Busacker 1985, Nr. 776; TPMA VIII, S. 379, Nr. 544; 1402-1404: Schulze-Busacker 1985, Nr. 414; 1466f.: TPMA I, S. 176, Nr. 125; 1650-1652; 1653f.: Schulze-Busacker 1985, Nr. 2428; TPMA XIII, S. 256, Nr. 512; 2196f.: Schulze-Busacker 1985, Nr. 2364; TPMA XI, S. 229, Nr. 311; 2494f.; 2497: Schulze-Busacker 1985, Nr. 1376; TPMA VI, S. 2, Nr. 13; 2681: TPMA XIII, S. 289, Nr. 1164; 2812-2814; 2902f.: TPMA X, S. 28, Nr. 80; 2904: Schulze-Busacker 1985, Nr. 578; TPMA X, S. 27, Nr. 62; 2955: TPMA VII, S. 56, Nr. 6; 3249-3251: Schulze-Busacker 1985, Nr. 2276; TPMA X, S. 304, Nr. 209; 3630: Schulze-Busacker 1985, Nr. 1098; TPMA XI, S. 385, Nr. 1189; 3698-3702: TPMA IX, S. 103, Nr. 145; 3859: Schulze-Busacker 1985, Nr. 1127; 3860-3862: TPMA VII, S.
7 8
Die Verszählung folgt der Ausgabe von BUSBY (Chrétien: Perceval). Nicht aufgenommen wurde nach den zugrunde gelegten Begriffen die Stelle 243 (TPMA VIII, S. 405, Nr. 1058).
3.1 Wolfram: Parzival
235, Nr. 19; 3863-3865: Schulze-Busacker 1985, Nr. 736; TPMA VIII, S. 282, Nr. 318; 3886f.: Schulze-Busacker 1985, Nr. 1826; 4646f.: TPMA V, S. 86, Nr. 374; 4662-4664: Schulze-Busacker 1985, Nr. 1851; 4861-4863: TPMA XII, S. 77, Nr. 6; 5130f.: TPMA IV, S. 489, Nr. 279; 5414: Busby (Chrétien: Perceval), S. 493; Schulze-Busacker 1985, Nr. 100; TPMA IX, S. 231, Nr. 64; 5864f.; 5931; 5946f.: TPMA VIII, S. 41, Nr. 2; 6125f.: Busby (Chrétien: Perceval), S. 501; Schulze-Busacker 1985, Nr. 688; TPMA V, S. 425, Nr. 25; 6179-6182: Schulze-Busacker 1985, Nr. 1272; 6689: Schulze-Busacker 1985, Nr. 794; 7098-7100: Busby (Chrétien: Perceval), S. 512; Schulze-Busacker 1985, Nr. 463; TPMA V, S. 274, Nr. 576; 7148f.: TPMA VIII, S. 361, Nr. 178; 7975f.: TPMA VI, S. 57, Nr. 558; 8432f.: Schulze-Busacker 1985, Nr. 1632; 9165f.
Nur zwei Sentenzen bzw. Sprichwörter Chrétiens werden von Wolfram übernommen: – ›Perceval‹ 1402 entspricht Pz 162,29; 163,15 (Parzivals Belehrung durch Herzeloyde) – ›Perceval‹ 7098 entspricht Pz 525,2 (gleiche Szene, anderer Sprecher)
Die Belege aus dem ›Perceval‹ setzen Schwerpunkte bei den Themen Rittertum (Ungerechtigkeit des Kampfglücks; Schädigung bzw. Einschätzung des Gegners; Barmherzigkeit im Kampf; Schande und Ehre), Nutzen des Lernens sowie Nutzen von Ratschlägen und angemessenes Reden. Eine eher untergeordnete Rolle spielen die Sentenzen und Sprichwörter, die sich mit Themen des höfischen Lebens beschäftigen (Verhalten gegenüber Frauen; Charakter von Frauen; Liebe), die bei Wolfram von Wichtigkeit sind. Die Berührungspunkte der Sentenz- und Sprichwortverwendung von Chrétien und Wolfram sind somit minimal. Zudem ist zu beobachten, daß für Wolfram wichtige Themen, wie z.B. der Wechsel von Freude und Leid oder Jugend und Alter, bei Chrétien nicht auftreten. Besonderheiten: Fünfmal folgen zwei Sentenzen unmittelbar aufeinander (Doppelsentenzen), wobei diese Belege überwiegend in einem inhaltlichen Zusammenhang stehen und sich ergänzen (1,1/1,3; 5,13/5,15; 319,9/319,11; 551,27/551,29). Nur einmal fehlt die thematische Verbindung zweier aufeinanderfolgender Sentenzen (116,13/116,15). In drei Fällen wird eine Sentenz an späterer Stelle im Erzählvorgang variierend wiederholt (116,13/167,29; 173,1/203,4/ 740,29; 450,5/518,25). Eine Besonderheit des Einsatzes von Sentenzen und Sprichwörtern im ›Parzival‹ besteht im „Anzitieren“ geläufigen Materials. So verweist etwa das Elsternbild in den Prologversen 1,3-1,6 auf eine eigenständige Sprichworttradition. Ein noch komplexeres Verfahren ist bei 180,9 zu beobachten: Das durch den Erzähler postulierte, bislang nicht nachweisbare Sprichwort greift auf einen Bildbereich (sle-
3 Gralromane
gel finden) zurück, der ähnlich (slegel werfen) in unterschiedlichen, gnomischen Verwendungen nachweisbar ist.9
9
Dieses Verfahren kann auch sonst als charakteristisch für Wolframs Erzähltechnik gelten, wie die nur sehr knapp anzitierte Erzählung des Nigellus de Longchamps im Prolog 2,20-22 zeigt. Vgl. hierzu zusammenfassend: HAUG 1992b, S. 166. NELLMANN 1994, S. 166f.
3.2
Wolfram von Eschenbach: ›Titurel‹
Der wahrscheinlich bald nach 1217 entstandene ›Titurel‹ Wolframs von Eschenbach1 erzählt die im ›Parzival‹ nur angedeutete Geschichte Sigunes, einer Urenkelin des Gralkönigs Titurel, und ihres Geliebten Schionatulander. Die Dichtung besteht aus zwei unverbundenen Fragmenten von 131 und 39 Strophen,2 die in überarbeiteter Form auch in Albrechts ›Jüngeren Titurel‹ eingegangen sind. Inhalt: Das erste Fragment setzt mit der Abdankungsrede des alten Titurel ein in der die Geschichte des Gralgeschlechts nachgezeichnet wird, und schildert dann Sigunes Geburt und Kindheit (11-35). Als Sigune dem im Dienst Gahmurets stehenden Knappen Schionatulander begegnet, finden die beiden aneinander Gefallen (Minne-Exkurs) und gestehen sich ihre Liebe (36-72). Doch Schionatulander muß Sigune verlassen, weil er mit Gahmuret zu einem Kriegszug in den Orient aufbricht. Dort offenbart er diesem seine Gefühle für Sigune, die währenddessen in der Heimat ihre Tante Herzeloyde ins Vertrauen zieht (73-131). (1-10),
Das zweite Fragment schildert eine Szene auf einer Waldlichtung: Schionatulander fängt einen entlaufenen Jagdhund ein, der eigentlich eine Liebesgabe Claudittes an Schionatulanders Onkel Ehkunat ist. Auf Halsband und Leine des Hundes befindet sich eine Inschrift (132-143). Als Sigune diese zu lesen beginnt, reißt sich der Hund, ein Bracke mit dem sprechenden Namen Gardevias („Achte auf den Weg“), von ihr los (144-162). Das Fragment endet mit der Aufforderung Sigunes an Schionatulander, ihr das Brackenseil zurückzubringen (163-170). Drei Textzeugen. G: München, BSB, Cgm 19, Mitte 13. Jh.; H: Wien, ÖNB, Cod. Ser. n. 2663 (›Ambraser Heldenbuch‹), Anfang 16. Jh.; M: München, UB, 8° Cod. ms. 154 (= cim 80b), um 1300.3 Zugrunde gelegt wird die Ausgabe von BUMKE und HEINZLE (Wolfram: Titurel). Um die Vergleichbarkeit mit der Forschungsliteratur zu gewährleisten, wird die Zählung von LACHMANN beibehalten.
1 2 3
Vgl. BUMKE, 2VL, Bd. 10, Sp. 1378. Zur Diskussion um den Fragmentstatus vgl. HÄNSCH 1982. Datierungen nach BUMKE, 2VL, Bd. 10, Sp. 1407f.
3 Gralromane
Textstelle 17,4 [G 17,4]
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler beklagt vorausschauend den Tod von Sigunes Mutter Schoysiane.
H 22,4: unser aller süeze muoz ie ze jungst an dem orte sûren.
Weltliche Freude endet in Leid.
Der Erzähler befürwortet* die Teilnahswâ kint genendekeit erspehent, me des jungen daz sol helfen, ob se imer geman- Schionatulander an Gahmurets Orientnen. fahrt.
M 10,4: … genendekeit erspehent in der jugent daz sol …. gemannen.
Wer in der Jugend Zeuge kühnen Verhaltens wird, hat davon als Erwachsener Nutzen.
sus nimet diu werlt ein ende: unser aller süeze an dem orte ie muoz sûren.
40,4 [G 35,4]
* Lorenz 2002, S. 257: „erläutert“.
Der Erzähler begründet seine Klage wan swâ diu minne in der jugent über die früh entbegriffen wirt, diu wert aller lan- standene Liebe zwischen Sigune und gest. Schionatulander (Minne-Exkurs). 48,2 [G 43,2]
H 53,2: swâ minne Frühe Liebe ist die wirt begriffen in der beständigste. jugent, diu weret alle langest.
3.2 Wolfram: Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz Verwendung: - (E) swie man dich siht begraben ligen, / noch ist dir wirde niht verzigen. / dîn lop des noch die volge hât, / daz nie menlîcher tât / von deheinem ritter sî geschehen, / als von dir, hêrre, ist gesehen. / des ist vil cleine dîn geschônet. / die werlt alsô lônet; / sie biutet süeze dâ nâch sûr. / mînes herzen nâchgebûr / wil die sorge belîben, / durch dich mîn vröide vertrîben. / west ich, wær ez der gote schult, / sie vernæmen dar umb mîn ungedult Ulrich von Etzenbach: Alexander, 4965-4978. - (L) Owê dir, wandelbære Welt, / daz wir dir dienen und so reht bœs ist dîn gelt, / und dîn valscher, arger lôn ze jungest ouch so bitter ende hât! / Dîn gar unstæte süezekeit / schaffet, daz wir dir volgen nâch in werendez leit, / da man sich gerne hüeten vor solte unde haben guoter liute rât Johann von Ringgenberg, SMS, Nr. 13, VIII, 1-6.
Querverweise 3,1-4; 12,1; 68,3; 83,4; 117,4; 134,2f.; 163,2.
Vgl. die Rezeption im ›Jüngeren Titurel‹: - (E) sus nimt di werlt ein ende: unser aller sFze mGz zu jungest suren Albrecht: Jüngerer Titurel, 664,4. → JT 664,4. Literatur: Brackert/Fuchs-Jolie 2002, S. 197: „liebe-leit-Topos“; „Sentenz“. Ehrismann 1927, S. 295: „Sprichwörtliche Erfahrung“. Heinzle 1972, S. 37: „Sentenz“. Hofmann 1939, S. 68: „Sprichwort“. Labusch 1959, S. 93: „Sentenz, die als Motto über der ganzen Dichtung stehen könnte“. Mertens 1996, S. 372: „gnomische Weisheit“. Rogozinski 1903, S. 20; 26. TPMA XIII s.v. WELT 1.4.2.2. Der Welt Süsse ist bitter und schmerzhaft. Wander IV s.v. Süsses, Nr. 2. Wyss 1974, S. 252: „sentenziöse Prägung“. Brackert/Fuchs-Jolie 2002, S. 197f. Dick 1992, S. 404. Docen 1810, S. 25f. Mohr 1977, S. 128. Rahn 1958, S. 14f. San-Marte 1841, S. 160.
Sentenz Vgl. die Rezeption im ›Jüngeren Titurel‹: - (E) swa kint genendikeit erspehent, da ist ir helf, und werdent si zu manne Albrecht: Jüngerer Titurel, 701,4. → JT 701,4. Literatur: Heinzle 1972, S. 71: „Der Gedanke dürfte sprichwörtlich sein“; „sol = ‚man sagt, daß …‘“. Paul 1998, § 315, Anm. 2: „sol mit dem Infinitiv kann vereinzelt gnomische Bedeutung haben“. Sager 2003, S. 102: „sprichwortartige Sentenz“. Docen 1810, S. 39. Mohr 1977, S. 132. San-Marte 1841, S. 166. Wenzel 1995, S. 25-37.
Sentenz Verwendung: - (L) Ben vero è che lo amor de’ teneri anni / nì tempo mai nì caso può distòre Boiardo: Pastorale, Ecloga, VIII, 44f. Vgl. die Rezeption im ›Jüngeren Titurel‹: - (E) We, daz si minne niht verbirt so tump gen sulcher angest! / swa jugent sus begriffen wirt mit ir strite, da wert si aller langest Albrecht: Jüngerer Titurel, 711,1f. → JT 711,1.
*86,4; 133,1-4.
3 Gralromane
Textstelle
51,4 [G 46,4] diu starke minne erlamet an ir krefte, wird der zwîvel mit wanke ir geselle.
60,1 [G 54,1] Swâ genâde wonet, dâ sol man si suochen.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler weist angesichts der sich entwickelnden Zuneigung von Sigune und Schionatulander nach Ausführungen über die Macht der Liebe auf deren einzige mögliche Gefährdung hin (Minne-Exkurs).
H 56,4: diu starke minne erlamt an ir kreften, ist zwîvel mit wanke ir geselle.
Mißtrauen schwächt die Liebe.
Schionatulander rechtfertigt gegenüber Sigune seine Bitte um ihre Gunst (Minnegeständnis).
Man soll sich an Personen wenden, von denen man Wohlwollen erhoffen darf.
3.2 Wolfram: Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Literatur: Heinzle 1972, S. 82: „Zum Gedanken cf. die Sprichwörter ‚Die erste Liebe die beste‘ und ‚Erste Liebe - letzte Liebe‘“. TPMA VII s.v. LIEBE 2.5.1. Frühe (Erste) Liebe ist am einschneidensten und nachhaltigsten [führt diese Textstelle an]. Wander II s.v. Jugend, Nr. 143. Brackert/Fuchs-Jolie 2002, S. 241. Bumke/Heinzle 2006, S. 463: „wan G hat hier exzipierende Funktion“. Docen 1810, S. 32. Heinzle 1972, S. 82: „gleichwohl (sc. trotzt der grundsätzlichen Unreife der Kinder) währt jung ergriffene Liebe am längesten.“ Mohr 1977, S. 133. Sager 2006, S. 91. San-Marte 1841, S. 168.
Sentenz
52,1-3; 70,4; 97,1-4; 131,1f.
Vgl. die Rezeption im ›Jüngeren Titurel‹: - (E) di starke minne erlamet an ir krefte, ist zwifel ir geselle Albrecht: Jüngerer Titurel, 714,4. → JT 714,4. Literatur: Rogozinski 1903, S. 55. Wander I s.v. Argwohn, Nr. 34. Brackert/Fuchs-Jolie 2002, S. 246. Haas 1969, S. 215f. Heinzle 1989, S. 490. Hempel 1951, S. 168. Mohr 1977, S. 135. Rahn 1958, S. 35. Ruh 1989, S. 511. San-Marte 1841, S. 168.
Sentenz Formulierungstradition: - (L) Swâ gnâde wont, seht dâ sol man sî suochen: / wil sies geruochen, der warte ich aldâ Heinrich Hetzbold von Weißensee, KLD Nr. 20, III, 3, 1f. - (E) Nu folg ich mins hertzen funt / Uf gnad und uf den wan / Den ich an üch funden han / Genad ich och dar zu such / Vwer tugent dez geruch / Daz ich die och vinde da / Die such ich niendert anderswa / Wan wa genad wonent ist / Da sucht man sy alli frist Klage eines Liebenden, 166-174. Verwendung: - (L) Swie mîn vrowe wil, sô sol ez mir ergân, / der ich bin ze allen zîten undertân. / ich wânde, iemen sô hete missetân, / suochte genâde, er solte si vinden. / daz muoz leider an mir einen zergân Ulrich von Gutenburg, MF 78,1-5 (MFMT XII, 1, 5-9). Vgl. die Rezeption im ›Jüngeren Titurel‹: - (E) Vrou, swa genad ist wernde, da sol man si sůchen Albrecht: Jüngerer Titurel, 723,1. → JT 723,1. Literatur: Christoph 1981, S. 175: „rhetorical amplification“. Graf/Dietherr 1869, S. 397, Nr. 610 und S. 400: „Gnadenbitte gehört vor den König“. TPMA V s.v. GNADE 6.4. Wo Gnade ist, da soll man sie suchen [führt diese Textstelle an]. Wander I s.v. Gnade, Nr. 51. Bartsch/Marti 1932, S. 219. Brackert/Fuchs-Jolie 2002, S. 265. Docen 1810, S. 35. Heinzle 1972, S. 100. Martin 1903, S. 545. San-Marte 1841, S. 170.
60,4; 168,1f.
3 Gralromane
Textstelle 60,3 [G 54,3] werdiu gesellekeit stêt wol den kinden.
86,4 [G 80,4] swâ kint lernent ûf stên nâch stüelen, diu müezen ie zem êrsten dar kriechen.
91,1 [G 85,1] Swie listec sî diu minne, si muoz sich enblecken.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Schionatulander H 61,3: werde geFür junge Menschen rechtfertigt gegen- sellikeit diu stêt wol ist guter Umgang anüber Sigune seine den kinden. gebracht. Bitte um ihre Gunst (Minnegeständnis).
Der Erzähler erklärt die Tatenlosigkeit Schionatulanders während der Orientfahrt mit seiner Minneversunkenheit.
Der Mensch muß alles der Reihe nach lernen.
Der Erzähler erklärt, warum Gahmuret die Liebe Schionatulanders entdecken konnte.
Liebe gibt sich zwangsläufig zu erkennen.
3.2 Wolfram: Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Sentenz Vgl. die Rezeption im ›Jüngeren Titurel‹: - (E) werdiu gesellicheit stet wol den kinden Albrecht: Jüngerer Titurel, 723,3. → JT 723,3. Literatur: Brackert/Fuchs-Jolie 2002, S. 266: „sententiöse Formelhaftigkeit“. Christoph 1981, S. 175: „argumentum ad verecundium“. TPMA V s.v. GUT (Adj.) 2.3.2. Umgang mit den Guten ist erfreulich und nützlich (, mit den Schlechten verderblich). Wander IV s.v. Umgang, Nr. 6. Brackert/Fuchs-Jolie 2002, S. 266. Docen 1810, S. 35. Martin 1903, S. 545. San-Marte 1841, S. 170.
Sentenz
*40,4.
Verwendung: - (S) L’enfaunt comence chatouner / Ainz qu’il sache a pez aler Gautier de Biblesworth, 9f. - (S) Primo puer repit et postea pergere cepit Walther, 22391a (Hs. 15. Jh.). Vgl. zur Bildlichkeit: - (G) Unius anni eum Jesus implesset iam etatem, / Atque mensem unicum post nativitatem, / Super pedes ipsius cepit ambulare / Sine sustentaculo et erectus stare. / Non per modum puerorum qui primo palpitando / Manibus et pedibus ac repunt cespitando, / Et ad terram corruunt sepe residentes, / Ac cum sustentaculo se primo fulcientes, / Donec crura confortentur, ut queant per se stare, / Ipsi que sic consuescunt paulatim ambulare Vita beate virginis Marie, 2486-2495. - (G) Hat nicht wollen etwas sonderlichs esse [etc.] sed quia voluit verus, naturalis homo, ideo etiam sic vixit, hat sich lassen windeln, seugen, An stFelen lernen gehen, geessen, getruncken, geberdet ut alius adolescens, nisi ein trefflich, vernunfftig, zuchtig kind praeter alios Luther: Predigt am Tage vor dem Fest der Beschneidung, S. 189, Z. 28-31. Vgl. die Rezeption im ›Jüngeren Titurel‹: - (E) swa kint niht mugen uf sten, da mFzens erste an den benken kriechen Albrecht: Jüngerer Titurel, 765,4. → JT 765,4. Literatur: Ehrismann 1927, S. 295: „sprichwörtlicher Erfahrungssatz“. Heinzle 1972, S. 136: „Der Gedanke ist sprichwörtlich“. Mohr 1977, S. 139: „Sprichwort“. Rahn 1958, S. 50: „ganz sprichwörtlich anmutend“. TPMA VII s.v. KIND 4.5. Kinder kriechen, bevor sie gehen [führt diese Textstelle an]. Ebd. XI s.v. STUHL 5. An Stühlen lernt man sich aufrichten (gehen). Wander II s.v. Kind, Nr. 478. Bartsch/Marti 1932, S. 226: „Vergleich“. Brackert/Fuchs-Jolie 2002, S. 328f. Christoph 1999, S. 226. Docen 1810, S. 42. Martin 1903, S. 550. San-Marte 1841, S. 176. Rogozinski 1903, S. 53. 53,1-4; 88,1-3; *91,2; 95,1f.; 98,3f.; 109,1Formulierungstradition: - (E) Sein hertz was ser’ betzwenget: / Die lieb het in an gesenget. / Sein luter antlut sich me- 110,4. ren kund / Mit triephait zG manger stund. / Er trGg vil hoche pein: / Die minn was im gehaim. / Wie listig sy die liebe / Und sich schmiegen kund als ain diebe, / Sy mGß sich doch ettwan entplecken, / Wann der liebin ougen sich nit kindent verdecken Friedrich von Schwaben, 9971006.
Sentenz
3 Gralromane
Textstelle
91,2 [G 85,2] swer treit der minne alspehende künstec ougen, dâ kan sich ir kraft niht verdecken.
145,2 [G 139,2] swer wol verte hüeten kan, des prîs wirt getragen nimer veile.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler erklärt, warum Gahmuret die Liebe Schionatulanders entdecken konnte.
Liebe kann sich dem Kundigen nicht verbergen.
Sigune liest den Anfang der Brakkenseilinschrift.
Wer es versteht, sein Ziel auf rechte Weise zu verfolgen, behält höchstes Ansehen.
3.2 Wolfram: Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Verwendung: - (Br) Quid faciam dubito. Dolor est meus illa videre, / sed dolor a facie maior abesse tua. / Qua licet et possum, luctor celare furorem, / sed tamen apparet dissimulatus amor. / Nec tibi verba damus. Sentis mea vulnera, sentis Ovid: Epistulae Heroidum, XVI, 235-240. - (S) Amour se monstre où elle est Le Roux de Lincy: Livre des proverbes français II, 237. Vgl. die Rezeption im ›Jüngeren Titurel‹: - (E) Swie listic si diu minne, si můz sich enblecken Albrecht: Jüngerer Titurel, 770,1. → JT 770,1. Literatur: TPMA VII s.v. LIEBE. 1.1.1. Liebe lässt sich nicht verbergen. Wander III s.v. Liebe, Nr. 110; 339. Brackert/Fuchs-Jolie 2002, S. 335. San-Marte 1841, S. 177.
Sentenz Verwendung: - (E) Ha! Dex, qui puet amor tenir / Un an ou .ii. sanz descovrir? / Car amors ne se puet celer Béroul: Roman de Tristan, 573-575. - (E) Nû wizzet, daz sich nie verbarc / diu minne; sôs von herzen starc / gêt tougenlîche (sô hœre ich jehen): / Iz mMzzen ovh die levte sehn Die Heidin B, 105-108. - (E) Hic quod amat, latet hanc, quod et illa, latebat et illum, / Sed tandem tacitus notificatur amor. / Nullus amor poterit celari tempore longo Pyramus und Thisbe, 59-61. - (S) Amor occultari non potest; dicitur de amatoribus caecis, qui omnia palam habent, uti ego alibi cecini: Nudus et investis tantum prodire Cupido / Secretumque nihil gestit habere deus. et Ovidius: - Quis enim bene celat amorem? Bebel: Proverbia Germanica, 278. - (E) Nach dem lebtens in freud und wunnen, / Als offt ihn das gelück was gunnen. / Doch ist es war, wie man offt spricht, / Die lieb laß sie verbergen nicht. / Sie triebens kaum ein vierteiljar, / Da namens ihre brüder war Sachs: Der ermört Lorenz, 217, 16-21. - (S) Lieb laßt sich nit bergen Franck: Sprichwörter, I, 83v (S. 135, Z. 14).
88,1-3; *91,1; 95,1f.; 109,1110,4.
Vgl. die Rezeption im ›Jüngeren Titurel‹: - (E) swer gen ir spehende sinne treit, da kan ir kraft sich nicht verdecken Albrecht: Jüngerer Titurel, 770,2. → JT 770,2. Literatur: TPMA VII s.v. LIEBE. 1.1.1. Liebe lässt sich nicht verbergen. Wander III s.v. Liebe, Nr. 339. Brackert/Fuchs-Jolie 2002, S. 335f. Martin 1903, S. 551. San-Marte 1841, S. 177. 137,1; 143,4; 144,3; 151,4; 153,3; 156,4; Vgl. den Gedanken: - (E) ein jäger muoz beschouwen / vil dicke ein vart, daz er iht misselâze, / die wîle er henget; 158,2f.; 160,1-4. daz muoz er besinnen. / alsô, ir jungen, hüetet, / lât iu daz herze niht ze fruo entrinnen Hadamar von Laber: Jagd, 4, 3-7. - (L) Mir loufent valsche hunde vor / unt jagent, daz in ist tiure: / mit listen volge ich irme spor / unt vuere doch, daz si jagen. / ir ist kleine, die jagent die rehten vart; / vert was ez unde ist hiure Kelin (HMS), 3, 1-6.
Sentenz
3 Gralromane
Textstelle
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
3.2 Wolfram: Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Vgl. die Rezeption im ›Jüngeren Titurel‹: - (E) swer verte in hGt ist wesende, des pris wirt getragen nimmer veile Albrecht: Jüngerer Titurel, 1192,2. → JT 1192,2. Literatur: Brackert 1996, S. 158: „allgemeine höfische Moralsentenz“. Heinzle 1972, S. 195: „Moralsentenz“. Krotz 1999, S. 190: „allgemeine höfische Moralsentenz“. Ragotzky 1971, S. 120: „Leitspruch“. Bartsch/Marti 1932, S. 242: „Wortspiel mit prîs: dessen Ruhm ist keinen Preisschwankungen ausgesetzt“. Brackert/Fuchs-Jolie 2002, S. 406f. Cessari 2000, S. 94f., Anm. 63. Docen 1810, S. 61f. Heinzle 1972, S. 196. Johnson 1989. Martin 1903, S. 560. Rogozinski 1903, S. 63. SanMarte 1841, S. 196. Schmid 1988, S. 86. Thiébaux 1974, S. 178f.
Querverweise
3 Gralromane
Auswertung In Wolframs ›Titurel‹ finden weder Sprichwörter noch Anspielungen Verwendung, sondern ausschließlich Vollsentenzen, die stets eigenständig vertextet sind. Frequenz: Der ›Titurel‹ enthält insgesamt zehn Sentenzen. Bei 170 Strophen (≈ 1190 Verse)1 ergibt dies pro Beleg eine durchschnittliche Dichte von 17 Strophen (≈ 119 Verse). Das erste Fragment weist mit neun Sentenzen auf 131 Strophen eine größere Sentenzdichte auf (alle 15 Strophen bzw. ≈ 102 Verse eine Sentenz; dies kommt der Sentenz- und Sprichwortdichte des X. Buchs des ›Parzival‹ nahe) als das zweite, in dem sich eine Sentenz auf 39 Strophen (≈ 273 Verse) findet: – Sprichwörter: 0; Anspielungen auf ein Sprichwort: 0. – Sentenzen: 10; Anspielungen auf eine Sentenz: 0.
In folgenden Passagen ist eine Häufung von Belegen festzustellen: (1) Minne-Exkurs: 48,2; 51,4. (2) Minnegeständnis: 60,1; 60,3.
Nicht in die Tabelle aufgenommen wurden nach den zugrunde gelegten Begriffen folgende in der Forschung als sentenzhaft oder sprichwörtlich klassifizierte Stellen: 49,2: Rahn 1958, S. 35; 49,3: Rahn 1958, S. 35; 77,4: Bartsch/Marti 1932, S. 224; Freytag 1972, S. 64; Heinzle 1972, S. 122; Hofmann 1939, S. 68; Rahn 1958, S. 48; TPMA XII, S. 380, Nr. 186; 87,4: Ehrismann 1927, S. 295; Heinzle 1972, S. 138; TPMA I, S. 338, Nr. 8; Zingerle 1864, S. 16; 143,4: Neukirchen 2006, S. 160; 144,3: Brackert 1996, S. 158.
Sprecher: Auf den Erzähler entfallen sieben, auf die Figuren drei Belege (30%). Einer der Figurenbelege wird von einer weiblichen Figur gesprochen (33%). Außer den beiden Protagonisten Schionatulander (zwei Sentenzen) und Sigune (eine Sentenz) treten keine weiteren Figuren als Sentenzsprecher auf. Verw endung: Schionatulander verwendet zwei Sentenzen (60,1; 60,3), um sein Liebesgeständnis vorzubereiten. Die ersten vier Erzählersentenzen, die in expressive, engagierte Rede eingebettet sind, sowie die Sentenz der Brackenseilinschrift heben Aspekte hervor, die für 1
Basierend auf einem Umrechnungsfaktor von sieben Versen je Strophe.
3.2 Wolfram: Titurel
das künftige Geschehen bedeutungsvoll werden können (17,4: Unheil; 40,4: Erwerb von Tapferkeit; 48,2 und 51,4: Entwicklungsperspektiven der Liebe; 145,2: Verfolgung des Zieles). Die übrigen drei Belege (86,4; 91,1; 91,2) haben punktuell-erklärende Funktion. Überlieferung: Die Sentenzüberlieferung ist in den drei Wolfram-Handschriften weitgehend konsistent. Der Sentenzstatus bleibt auch in Albrechts ›Jüngerem Titurel‹ in den meisten Fällen erhalten (Ausnahmen: JT 711,1; 770,2). Themen: Folgende inhaltliche Schwerpunkte des Textes werden auch in Sentenzen reflektiert: – Auf den Weg achten: 145,2. – Jugend: 40,4; 48,2; 60,3; 86,4. – Liebe: 48,2; 51,4; 91,1; 91,2.
Stil: In stilistischer Hinsicht ist festzustellen, daß die Form der ›Titurel‹-Strophe zwar Auswirkungen auf die Bildung und Stellung der Sentenzen hat, jedoch nicht zur Ausprägung neuer Formtypen führt. So entsprechen die Sentenzen fast immer einer Langzeile (60,3 ist eine Kurzzeile) und überschreiten nie die Versgrenzen. Dies begünstigt gleichartige Vertextungen: Die Mehrzahl der Sentenzen weist eine zweizügige2 Struktur auf, die eine verallgemeinernde Sentenzeröffnung durch swâ (40,4; 48,2; 60,1; 86,4), swie (91,1) oder swer (91,2; 145,2) mit einem Folgesatz verknüpft. 40% der Belege (17,4; 40,4; 51,4; 86,4) stehen im Schlußvers einer Strophe, der häufig der Rekapitulation oder der Vorausdeutung dient. Einige geläufige Gedanken sind im ›Titurel‹ erstmals in sentenzhafter Form belegt (z.B. 60,1). An Rahmenelementen, die das Vorliegen von Orientierungs- oder Erfahrungswissen signalisieren, ist zu verzeichnen: Einleitungselement: – wan … (zu 48,2; Erzähler)
Besonderheiten: Wie in Wolframs ›Parzival‹ werden folgende Themenbereiche auch im ›Titurel‹ in Sentenzen aufgegriffen: Jugend (s.o.), Liebe (s.o.), Ritterschaft (40,4) und Freude/Leid (17,4).
2
Als zweizügig wird eine aus einem Haupt- und einem Nebensatz bzw. zwei Hauptsätzen bestehende Vollsentenz verstanden.
3 Gralromane
Eine Sentenz (145,2) findet sich innerhalb der von Clauditte verfaßten Brackenseilinschrift und wird von Sigune gelesen. Die im ›Parzival‹ zu beobachtende Form der Doppelsentenz findet sich auch in den Minnesentenzen 91,1 und 91,2.
3.3
Albrecht: ›Jüngerer Titurel‹
Der insgesamt 6408 Strophen1 umfassende ›Jüngere Titurel‹ ist vermutlich um 1270 entstanden.2 Albrecht verarbeitet in seinem Roman die Fragmente des ›Titurel‹ Wolframs von Eschenbach und bindet sie in eine umfassende Geschichte des Gralgeschlechts ein. Inhalt: Im Prolog unterwirft der als Wolfram von Eschenbach agierende Erzähler den ›Parzival‹-Eingang einer geistlichen Exegese (1-85). Anschließend wird die Genealogie des Gralgeschlechts dargestellt: Titurisone, der Enkel des Stammvaters Senabor, unternimmt bereits in jungen Jahren Feldzüge gegen die Heiden und bewährt sich in Turnieren (86-145). Aus Sorge, kinderlos zu bleiben, begibt er sich mit seiner Ehefrau Elizabel auf eine Pilgerfahrt (146-158). Kurz darauf wird ihr Sohn Titurel geboren, der sich von Jugend an durch besondere Tugendhaftigkeit auszeichnet und später als Gralkönig auf dem Berg Munt Salvasch einen Tempel für den Gral errichtet (159-439). Als dieses Werk vollendet ist, erhält er die Erlaubnis zu heiraten, doch stirbt seine Ehefrau – wie die seines Sohnes Frimutel – früh (440-499). Vom Alter und diesen familiären Verlusten gezeichnet, dankt Titurel mit einer großangelegten Thronrede ab, in deren Mittelpunkt eine Allegorese des Graltempels steht. Auf Gottes Geheiß wird das Amt des Gralkönigs an Frimutel weitergegeben (500-655). Im folgenden rückt die Liebesgeschichte zwischen Sigune, einer Urenkelin Titurels, und dem Knappen Tschinotulander in den Vordergrund. Da Sigunes Mutter Tschosiane bei der Geburt ihrer Tochter stirbt, wächst diese bei ihrer Tante Herzeloude in Kanvoleis auf. Dort lernt sie Tschinotulander kennen, der Herzeloudes Ehemann Gamuret von dessen früherer Verehrerin Anflise anvertraut worden ist. Beide finden Gefallen aneinander und gestehen sich ihre Liebe (656-745). Doch schon kurze Zeit später müssen sie sich trennen, denn Tschinotulander bricht mit Gamuret zu einem Kriegszug in den Orient auf, um Baruch Ackerin gegen die babylonischen Brüder Pompeirus und Ypomidone im Kampf um Baldac zu unterstützen. Unterwegs offenbart Tschinotulander Gamuret seine Gefühle für Sigune, die währenddessen in der Heimat Herzeloude ins Vertrauen zieht (746-815). Im Kampf um Baldac, dem eine kriegerische Auseinandersetzung um Ninyve vorausgeht, zeichnet sich Gamuret durch herausragende Heldentaten aus (816-941). Dennoch gelingt es Ypomidone, ihn mittels der List eines zauberkundigen Heiden
1
2
Der Text umfaßt in der Ausgabe von WOLF 6327 Strophen, hinzu kommen nach Str. 439 das 42strophige ‚Marienlob‘ (ML), nach Str. 6327 das 12strophige ‚Regenbogengleichnis‘ (RG) sowie 27 Zusatzstrophen, die nur in einzelnen Handschriften überliefert sind. Vgl. HUSCHENBETT, 2VL, Bd. 1, Sp. 160f.
3 Gralromane
tödlich zu verwunden. Obwohl der Kampf noch andauert, tritt Tschinotulander die Heimfahrt an (942-1043). Er überbringt zuerst einem spanischen Verwandten, König Kaylet, sodann der schwangeren Herzeloude die traurige Nachricht. Diese schenkt bald darauf einem Sohn das Leben und zieht sich, Sigune der Obhut Tschinotulanders überlassend, mit ihrem Säugling, der auf den Namen Parzifal getauft wird, in die Einöde von Soltane zurück (1044-1116). Auf der Rückreise von einem Besuch bei Herzeloude fängt Tschinotulander im Wald einen entlaufenen Jagdhund ein, der eigentlich als Liebesgabe Claudittes an Tschinotulanders Onkel Ekunat gedacht war. Auf Halsband und Leine des Hundes befindet sich eine Inschrift. Als Sigune sie zu lesen beginnt, reißt sich der Bracke von ihr los. Sie nötigt Tschinotulander das Versprechen ab, ihr das Brakkenseil wiederzubeschaffen (1117-1221). Auf seiner Suche nach dem Jagdhund, der inzwischen in den Besitz des Artusritters Orilus gelangt ist, kommt Tschinotulander zum Feldlager von König Artus. Hier besiegt er zunächst alle Ritter, die sich ihm zum Zweikampf stellen (1222-1413). Schließlich jedoch erkennt Ekunat in Tschinotulander seinen Neffen und verwendet sich für ihn bei Artus. Diesem gelingt es, unterstützt von achtzig Jungfrauen, die durch die Zweikämpfe geschädigte Hofgesellschaft milde zu stimmen. Nur Orilus bleibt gegenüber Tschinotulander unversöhnlich, weil dieser seinen Neffen getötet hat. Zwischen beiden wird ein Zweikampf um das Brackenseil verabredet (1414-1544). Unterdessen wird eine Gesandtschaft, die Baruch Ackerin ausgeschickt hat, um Tschinotulander erneut als Verbündeten zu gewinnen, auf dem Weg zu Artus in einen Kampf zwischen Fridebrant und Bonschurne verwickelt. Mit der Unterstützung der Knappen Kaylets können sich die Gesandten jedoch, schwer verwundet, retten und ziehen weiter. Am Artushof lädt der König derweil zu einem Fest (15451663). Auf Drängen Sigunes folgt dem großen Turnier auf der Ebene Floritschanze (1664-1849) am fünften Tag die öffentliche Verlesung der Brackenseilinschrift, die im wesentlichen eine Tugendlehre bietet. Im Anschluß daran verpflichtet Tschinotulander zwanzig Fürsten für seine Orientfahrt (1850-1957). Vor ihrer Abreise wird ein zweites Turnier auf Floritschanze veranstaltet, das Tschinotulander gewinnt (1958-2297). Nach dem Fest wird plötzlich ein Heerlager jenseits des Flusses Sibra, der die Ebene teilt, sichtbar. Es gehört Clarisidun, dem unermeßlich reichen König von Marroch, der Artus mit seinem Gefolge einen Besuch abstattet. Beim Gegenbesuch muß der Artushof eine wundersame Brücke, die allein die Tugendhaften passieren läßt, überqueren. Nur wenige Mitglieder des Hofes bestehen die Probe (2298-2449). Nach dem plötzlichen Abzug Clarisiduns werden am Artushof dreihundert Damen vermißt; sie sind offenbar durch den Zauberer Klinschor entführt worden. Accedille klärt Artus, ihren Neffen, über Klinschors Treiben auf und ermahnt ihn zu einem maßvolleren Lebensstil. Auch Melianz beabsichtigt, den König zu mäßigen, und greift hierzu auf eine List zurück: Er ringt
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Artus ein Blanko-Versprechen ab, fordert dessen Ehefrau Ginover und bietet ihm als Gegengabe die eigene Schwester. Später erkennt Artus in Melianz seinen Schwager und zeigt sich nicht nur erleichtert, sondern auch geläutert (2450-2518). Tschinotulander schifft sich im Hafen von Marsilje ein und gerät in einen Seesturm, der ihn an die Küste von Zazamanc treibt, wo man ihm und seiner Gefolgschaft feindlich begegnet (2519-2677). Auf der Weiterfahrt bricht das Unwetter erneut los, und es stellt sich heraus, daß es von Tschinotulanders Schild, der einen lebenden Salamander birgt, verursacht worden ist. Da Tschinotulander sich nicht von dem Schild trennen will, meutert die Schiffsbesatzung, jedoch ohne Erfolg (2678-2715). Der Sieg über das Seeräubervolk der Gaylotten beendet vorläufig die Serie der Reiseabenteuer. Im Hafen von Persedine läßt sich Tschinotulander von den Meistern der Astronomie die Wirkung des Schildes erläutern (2716-2832). Während die Partei des Baruchs und die Babylonier sich auf den Kampf vorbereiten, leiden Sigune und Clauditte in der Heimat ebenso wie ihre Geliebten Tschinotulander und Ekunat im Orient unter der Trennung (2833-2962). Auf dem Feld Plenantze rücken die Heere gegeneinander vor. Es wird zunächst ein Turnier ausgefochten, dann teilen die Kriegsherren ihre Kämpfer in jeweils zehn Scharen ein. Auf seiten der Babylonier hebt sich Secureiz, der Führer der neunten Schar und Herr über eine prunkvolle Zeltstadt, durch seine edle Gesinnung von den anderen ab (2963-3437). Am ersten Tag der Schlacht vereinbaren Secureiz und Tschinotulander ein Erkennungszeichen, das sie davor bewahren soll, sich gegenseitig zu töten (3438-3657). Dennoch findet der edle Heide am Abend des fünften Kampftages durch die Hand Tschinotulanders den Tod, weil er zuvor im Kampf mit Fridebrant das vereinbarte Zeichen verloren hat (3658-3871). Das nach Floristelle verlegte Kampfgeschehen wird nun von Rachsucht beherrscht: Tschinotulander eilt Ackerin, der in einem Zweikampf mit Ypomidone verwundet wird, zu Hilfe und tötet den Mörder Gamurets. Als es Ekunat gelingt, auch Pompeirus das Leben zu nehmen, ist die Schlacht entschieden (3872-4285). Ackerin zieht in Babylon ein, wo die Sieger reiche Beute machen. Die Christen treten die Heimfahrt an (4286-4394). Über Toledo gelangen sie zum Artushof, wo Orilus immer noch auf Vergeltung sinnt: Ein von ihm und seinem Bruder Lehelin aufgestelltes Heer liegt brandschatzend vor Kanvoleis, kann aber schließlich von Artus und seinen Verbündeten zurückgetrieben werden, wobei vor allem der Truchseß Kay großen Kampfeseifer zeigt (4395-4608). Unmittelbar danach gerät Artus erneut in Bedrängnis: Der römische Kaiser Lucius beschuldigt ihn, seinen Herrschertitel unrechtmäßig zu tragen, weil er der ehebrecherischen Beziehung Utpandraguns zu Arnive entstamme. Daraufhin führt Artus einen Kriegszug gegen Lucius und erschlägt ihn (4609-4709). Die Abwesenheit des Königs ausnutzend, erheben sich Orilus und Le-
3 Gralromane
helin erneut gegen ihn und besetzen Parzifals Länder. Tschinotulander sucht den Unruhestiftern entgegenzutreten, muß sich aber zunächst zweier riesenhafter Heiden erwehren, die den Tod des Secureiz rächen sollen (4710-4866). In dessen Reich wählt man, nachdem mittlerweile auch seine Witwe Arabadille verstorben ist, Anfortas als bevorzugten Heiratskandidaten für deren Tochter Secundille aus (48674912). Als Tschinotulander und Orilus schließlich aufeinandertreffen, gelingt es Orilus’ Ehefrau Jescute, den Kampf vorläufig abzubrechen. Sie schickt das Brackenseil zu Sigune. Orilus gelangt unverhofft in den Besitz des sogenannten Goldes der Sælde, eines das Schicksal beeinflussenden Goldschmucks, den ein Bote Ackerins, der einem Unfall zum Opfer gefallen ist, eigentlich Tschinotulander überbringen sollte (4913-4977). Unterdessen setzen sich Kaylet und Ekunat vor Kingrivals mit den Truppen Lehelins auseinander. Tschinotulander begibt sich ebenfalls dorthin und verletzt Lehelin schwer. Die Freunde überreden Tschinotulander, an den Artushof zurückzukehren, um Sigune zu treffen. Auf Sigunes Wunsch hin brechen sie und Tschinotulander, Clauditte das Brackenseil überlassend, zur Gralsippe auf. Am nächsten Morgen begegnet Orilus den beiden im Wald. Geschützt durch das Gold der Sælde tötet er Tschinotulander, woraufhin Sigune in eine Klage voller Selbstvorwürfe ausbricht (4978-5126). Durch die Klagelaute auf sie aufmerksam geworden, entdeckt sie der junge Parzifal. Als er am Artushof von Sigune berichtet, nehmen sich dessen Mitglieder der von Kummer gezeichneten Frau an: Artus läßt Tschinotulanders Leichnam einbalsamieren, dann wird Sigune nach Laborie in Salvaterre geführt, wo sie sich mit dem Toten auf eine Linde begibt, um dort ihre Klage fortzusetzen (5127-5235). Bei einer zweiten Begegnung zwischen ihr und Parzifal beschimpft sie ihn wegen seines Frageversäumnisses auf der Gralburg (5236-5278). Die Erzählung wendet sich daraufhin kurz dem Schicksal Secundilles zu, das Ekuba am Artushof schildert: Nachdem Anfortas als Heiratskandidat ausgefallen war, ist die Hand Secundilles in einem Turnier ausgefochten worden, das von Feirefiz gewonnen wurde (5279-5378). Sigune wird von ihrem Vater Kyot und anderen Verwandten, darunter König Artus, besucht, die sie jedoch nicht von ihrer Klage abbringen können (5379-5473). Auch Parzifal gelingt dies bei einer dritten Begegnung mit ihr nicht (5474-5570). Im folgenden wird von den zahlreichen Abenteuern berichtet, die Parzifal bei seiner Gralsuche besteht. Unter anderem kann er Pardiscal aus der Gewalt Agors’ befreien und ihrem Geliebten zurückgeben, obwohl sich Agors der Zauberkunst Klinschors bedient (5571-5850). Kurz nachdem Parzifal ein viertes Mal auf Sigune getroffen ist, stirbt sie und wird neben Tschinotulander begraben. Ekunat rächt
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
dessen Tod, indem er Orilus im ritterlichen Zweikampf erschlägt, und Parzifal wird zum Gralkönig berufen (5851-5958). An dieser Stelle gibt sich Albrecht als Verfasser des ›Jüngeren Titurel‹ zu erkennen und fährt – entgegen der Ankündigung, sein Werk vorzeitig zu beenden – mit der Darstellung des Schicksals von Parzifals Sohn Lohrangrine fort: Dessen krankhaft eifersüchtige Ehefrau Pelaie erhält den Rat, ihm einen Fuß abschneiden zu lassen, um ihn immer bei sich zu haben. Bei der Umsetzung des Rates verletzen Pelaies Verwandte Lohrangrine tödlich. Kurz darauf stirbt Pelaie an Liebeskummer (5959-6045). Da die Sündhaftigkeit der Menschen rund um Salvaterre zu groß geworden ist, begibt sich der Gral nach Indien, in das Land des Priesterkönigs Johan (6046-6121). Nachdem auch die Mitglieder der Gralgesellschaft dort angekommen sind, wird der Graltempel von Gott dorthin versetzt. Der greise Titurel wendet sich ein letztes Mal an seine Verwandten, um ihnen Herkunft und Wesen des Grals zu enthüllen. Nach Titurels Tod bietet Johan sein Amt Parzifal an, der, wie es der Gral gebietet, zehn Jahre lang unter Johans Namen herrscht. Seine Nachfolge steht den Nachkommen des Feirefiz zu (6122-6327). Von insgesamt 57 Textzeugen,3 darunter 11 vollständige Handschriften und eine Inkunabel, sind folgende von besonderer Bedeutung: A: Wien, ÖNB, Cod. 2675, Ende 13./Anfang 14. Jh.; B: Heidelberg, UB, Cpg 383, 14. Jh.; D: Berlin, SBB-PK, Mgf 470, 1457; E: London, Brit. Libr., Add. MS. 30984, 15. Jh.; H: Heidelberg, UB, Cpg 141 und X: Berlin, SBB-PK, Mgf 475, 14. Jh. Zugrunde gelegt wird die Ausgabe von WOLF/NYHOLM (Albrecht: Jüngerer Titurel).
3
Vgl. HUSCHENBETT, 2VL, Bd. 1, Sp. 161-163.
3 Gralromane
Textstelle 22,1 Ist zwivel nachgebure dem herzen icht di lenge, / daz mGz der sele sure werden ewiclich in jamers strenge.
23,1 Gesmæhet und gezieret ist ubel bi der gFte.
24,1 Unverzagt an dem mGte sol mænlich herze werben.
Kontext
Überlieferung
Der Erzähler warnt vor Glaubenszweifeln (Prolog).
Der Erzähler ermuntert sein Publikum dazu, auf die Vergebung Gottes zu hoffen (Prolog).
Paraphrase Tiefer, anhaltender Glaubenszweifel schadet dem Seelenheil.
E 23,1: (G)esmocket.
Der Erzähler fordert B 24,1: erwerben. dazu auf, mutig ge- E 24,1a: fehlt. gen das Böse im Menschen vorzugehen (Prolog).
Gelobt und getadelt wird, wo sich Böses und Gutes gemeinsam zeigen.
Ein Mann soll entschlossen handeln.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz Formulierungstradition/Vorlage (›Parzival‹-Prolog): - (E) Ist zwîvel herzen nâchgebûr, / daz muoz der sêle werden sûr Wolfram: Parzival, 1,1f.
Querverweise *25,3; 556,3f.; 5033,1f.; 5854,4; 5966,4.
Verwendung: - (E) ez enist dehein sünde mê, / man enwerd+ ir mit der riuwe / ledic unde niuwe, / schœne unde reine, / niuwan der zwîvel eine: / der ist ein mortgalle / ze dem êwigen valle / den nieman mac gesüezen / noch wider got gebüezen Hartmann: Gregorius, 162-170. - (G) Swer sünde duot dem vatir, des endrâht ich nit, / noch Jêsû, deme ûzerweltin kinde: / des gnâde ist linde, wol deme heil geshiht. / wer deme vrônin geiste mit dem zwîvil meiste / sündit, der mag niht mit gode shallin Ave Maria, 27, 9-13. - (L) Der zwîbel ist ein sünde, / ob aller sünde ein hort. / die luft und daz abgründe / hânt sulcher sünde nicht gehôrt, / swen die bekort, derst aller tugende eine Kelin, III, 9, 1-5. → Pz 1,1. Literatur: Friedrich 2006 s.v. zwîvel, S. 490: „Sprichwort?“. TPMA XIII s.v. ZWEIFEL 1. Nachteile des Zweifelns. Wander V s.v. Zweifel, Nr. 5. Brinkmann 1964, S. 12. Fromm 1984, S. 24. Huschenbett 1979, S. 169f. Neukirchen 2006, S. 65f. Parshall 1981, S. 197. Pratelidis 1994, S. 231f. Ragotzky 1971, S. 104. San-Marte 1841, S. 93. Schröder 1983, S. 14.
Sentenz Formulierungstradition/Vorlage (›Parzival‹-Prolog): - (E) gesmæhet unde gezieret / ist, swâ sich parrieret / unverzaget mannes muot, / als agelstern varwe tuot Wolfram: Parzival, 1,3-6. → Pz 1,3. Literatur: TPMA XIII s.v. ZWEIFEL 1. Nachteile des Zweifelns. Brinkmann 1964, S. 12. Fromm 1984, S. 24. Huschenbett 1979, S. 169f. Müller 1957, S. 26. Neukirchen 2006, S. 66. Parshall 1981, S. 197. Pratelidis 1994, S. 231f. Ragotzky 1971, S. 105. San-Marte 1841, S. 93. Schröer 1983, S. 14; 17. 1583,3f.; 2740,1f.; 3242,13; *3374,3; Formulierungstradition/Vorlage (›Parzival‹-Prolog): - (E) gesmæhet unde gezieret / ist, swâ sich parrieret / unverzaget mannes muot, / als agel- 4635,1-3. stern varwe tuot Wolfram: Parzival, 1,3-6.
Sentenz
Vgl. den Gedanken: - (S) A home ne faut que cueur Morawski: Proverbes français, 94 (Hs. 13. Jh.). - (G) Was wer eynman, her tethe den menlich Proverbia Fridanci, 154 (Hs. 1459). → Pz 1,3. Literatur: TPMA VIII s.v. MANN 1.1.2. Ein Mann soll mutig und furchtlos sein. Wander III s.v. Muth, Nr. 121. Brinkmann 1964, S. 12. Huschenbett 1979, S. 169f. Neukirchen 2006, S. 66f. Pratelidis 1994, S. 231f. Parshall 1981, S. 97. Ragotzky 1971, S. 105. Schröder 1983, S. 14; 17.
3 Gralromane
Textstelle 25,3 unstæter mGt dem zwivel wirt gesellet.
51,1 Ein glas mit zin vergozzen und blinden troum, di triegent.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler fordert X 25,3: vnstæter Wankelmut geht mit dazu auf, mutig ge- mGt dem teuuel wirt Zweifel einher. gen das Böse im gesellet. Menschen vorzugehen (Prolog).
Der Erzähler warnt vor den Täuschungen der Welt (Prolog).
Abbilder können nicht für die Wirklichkeit stehen.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz
Querverweise *22,1.
Verwendung: - (S) Vir duplex animo inconstans est in omnibus viis suis Otloh von St. Emmeram: Liber proverbiorum, 335D. - (L) Zwîvel machet zwîvelmuot, / Zwîvel bûwet selten hûs ûf starke siule guot, / zwîvellîche wende Zwîvel bût unt zwîvellîchez tach Reinmar von Zweter, 172, 1-3. Vgl. den biblischen Hintergrund: - vir duplex animo inconstans in omnibus viis suis Jac 1,8 - Ein Zweiueler ist unbestendig in allen seinen wegen Luther: Deutsche Bibel, VII. Literatur: TPMA XIII s.v. ZWEIFEL 1. Nachteile des Zweifelns. Walther, 33528a. Brinkmann 1964, S. 12. Huschenbett 1979, S. 169f. Neukirchen 2006, S. 67f. Parshall 1981, S. 197. Pratelidis 1994, S. 231f. Ragotzky 1971, S. 106. Schröder 1983, S. 15; 17.
Sentenz Vgl. zum Traum des Blinden: - (S) Dem blinden ist mit troumen wol, / wachende ist er leides vol Freidank: Bescheidenheit, 55,1f. - (D) Dem blinden ist mit tröumen wol, / Wachende ist er leides vol: / Alsô wöllen manige liute ûf erden / Gewaltic, rîch und ahpêr werden: / Den troumt daz irdisch guot und êre / Des menschen herze niht verkêre Hugo von Trimberg: Der Renner, 7841-7846. - (G) De uno martire. Quid prodest homini si universum mundum etc. Matth xvi; Luc xiv. Dicitur de sompniis: Man zal nicht an trewme glauben; zy trigen. Sompnia ne cures, nam fallunt sompnia plures. Et Eccli 34: Multos errare fecerunt sompnia et exciderunt sperantes in eis. Fallei […] illorum est multiplex. Nam apparet sompnianti pauperi, quod sit dives et cum evigilavit, nichil habet. Sic captivo videtur, quod sit liberatus et cum expertus est, factus fuerit, sedet conpeniatus. Sic ceco videtur, quod bene videat, sed dolet se adhuc cecum esse. Und rigmus Freydank; Deme blinden ist mit trewmen wol, scilicet cum apparet in sompno, quod videat […], wachinde ist her leydis fol, quando videlicet reperit se delusum per sompnium Breslau, Bibliotheke Uniwersytecka, I. Q. 363; 187r; Hs. 1471 (Proverbia Fridanci, 423). Vgl. zum Spiegel: - (S) Non est in speculo res, quam speculamur in illo, / Emicat et non est in muliere fides Florilegium Gottingense, 292. - (S) Non est in speculo res, quae speculatur in illo Werner: Sprichwörter, n162 (Hs. 15. Jh.). - (S) It is nicht in dem speigel, dat men dâr inne sFt. - In speculo facies non est, quam lumine cernis Tunnicius: Sprichwörtersammlung, 517. - (S) Der spiegel leugt/ der schein treugt Franck: Sprichwörter, I, 130r (S. 190, Z. 26). Vorlage (›Parzival‹-Prolog): - (E) zin anderhalp ame glase / geleichet, und des blinden troum. / die gebent antlützes roum, / doch mac mit stæte niht gesîn / dirre trüebe lîhte schîn Wolfram: Parzival, 1,20-24. Literatur: Friedrich 2006 s.v. blinde, S. 122. TPMA II s.v. BLIND 1.1. Der Blinde ist unglücklich. Ebd. XI s.v. SPIEGEL 1. Im Spiegel ist nicht, was man darin sieht. Wander IV s.v. Spiegel, Nr. 13. Huschenbett 1979, S. 177f. Müller 1957, S. 29. Neukirchen 2004, S. 286. Neukirchen 2006, S. 72f. Parshall 1981, S. 196. San-Marte 1841, S. 100. Schröder 1983, S. 19.
*51,3; *52,4; 3992,1-4; *4103,2.
3 Gralromane
Textstelle 51,3 spiegel sehen und blinden troum antlutze / gebent vil krankez schinen und sint an aller stætikeit unnutze.
52,4 swer in den spiegel sehende ist, dem wirt sin antlutz missehandelt.
Kontext
Überlieferung
Der Erzähler warnt vor den Täuschungen der Welt (Prolog).
D 51,3: Wa] blinden tr=m vnd spiegel sehen antl. D 51,4: Gebent] Gelig)t. E 51,4: Gebe; an fehlt.
Abbilder können nicht für die Wirklichkeit stehen und sind nicht von Dauer.
Der Erzähler warnt vor den Täuschungen der Welt (Prolog).
A, B, D 52,4: Ist fehlt. B 52,4: sin fehlt. D 52,4: antlutz dicke. E 52,4: missehandelt] gar verwandelt.
Selbsterkenntnis ist auf der Basis äußerer Wahrnehmung nicht möglich.
Der Erzähler beteu- H 55,2: swer mich ert die Glaubwürin dr hand. digkeit seiner Warer ist an pris erveret, der mich an miner hant enmitten nungen (Prolog). roufet, / sit daz er niender har dar inne vindet. 55,2
Paraphrase
Es ist sinnlos, jemanden dort anzugreifen, wo er keine Angriffsfläche bietet.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
*51,1; *52,4; Sentenz 3992,1-4; 4103,2-4; Verwendung: - (L) Ein meister las, / troume und spiegelglas, / daz sî zem winde / bî der stæte sîn gezalt. / 4116,1f. loup und gras, / daz ie mîn fröide was, / - swie ich nû erwinde, / ich dunke mich alsô gestalt - / Dar zuo bluomen manicvalt, / diu heide rôt, der grüene walt, / der vogellîn sanc ein trûric ende hât, / dar zuo der linde / süeze und linde. / sô wê dir, Welt, wie dirz gebende stât! Walther von der Vogelweide C 96, I, 1-14 (L 122,24-37). Vgl. zum Traum des Blinden: - (S) Dem blinden ist mit troumen wol, / wachende ist er leides vol Freidank: Bescheidenheit, 55,1f. Vgl. zum Spiegel: - (S) Non est in speculo res, quam speculamur in illo, / Emicat et non est in muliere fides Florilegium Gottingense, 292. Vorlage (›Parzival‹-Prolog): - (E) zin anderhalp ame glase / geleichet, und des blinden troum. / die gebent antlützes roum, / doch mac mit stæte niht gesîn / dirre trüebe lîhte schîn Wolfram: Parzival, 1,20-24. Literatur: TPMA II s.v. BLIND 1.1. Der Blinde ist unglücklich. Ebd. XI s.v. SPIEGEL 1. Im Spiegel ist nicht, was man darin sieht. Huschenbett 1979, S. 177f. Müller 1957, S. 29. Neukirchen 2006, S. 72f. Parshall 1981, S. 196. San-Marte 1841, S. 100.
Sentenz Verwendung: - (D) ist der spiegel ungeliche, / man sieht sich selben wGnderliche. / man dunchet sich ze churtz oder ze lanch, / oder ze breit, oder ze chranch Thomasin von Zerklære: Der welsche Gast, 1763-1766. - (S) Sô grôziu witze ist niemen bî, / daz er wizze, wier geschaffen sî. / nû seht in spiegel tûsent stunt, / ir wert iu selben niemer kunt. / swer sich besiht in spiegelglase, / den dunket krump sîn selbes nase Freidank: Bescheidenheit, 122,23 - 123,1. - (E) Ma benché questa andata ognun pur danni, / lo imperator non vi ponea l’orecchio: / ché, quando egli è barbato per molti anni, / convien che molto possi un error vecchio, / e par di se medesimo s’inganni / chi s’è sempre veduto in uno specchio: / era il tempo venuto al tristo pianto / che Malagigi avea predetto tanto Pulci: Morgante, 25, 6. Literatur: TPMA XI s.v. SPIEGEL 2. Man erkennt sich nicht oder lässt sich täuschen, wenn man in den Spiegel sieht [führt diese Textstelle an]. Brinkmann 1964, S. 12. Huschenbett 1979, S. 177f. Müller 1957, S. 29. Neukirchen 2006, S. 73.
Sentenz Formulierungstradition/ Vorlage (›Parzival‹-Prolog): - (E) wer roufet mich dâ nie kein hâr / gewuohs, inne an mîner hant? / der hât vil nâhe griffe erkant Wolfram: Parzival, 1,26-28. Verwendung: - (G) WEr die worheit gerne mynn / Und sich güter dinge versynn, / Der müsz der besten einre
*51,1; *51,3; 3992,1-4.
3 Gralromane
Textstelle
56,3 swer vorchte gen der werld unstaete minnet / me danne fiures brennen, des witz ob aller wisheit stat besinnet. 57,3 swer uppicheit der werlde sere minnet, / ane wider keren, fur war, der ganzen triwen im zerinnet
138,2 wan swer daz unrecht sparnde ist, der weiz wol ritterliche ere.
Kontext
Der Erzähler rät zur Vorsicht gegenüber der Unbeständigkeit der Welt (Prolog).
Überlieferung
E 56,4: Vil herter dan zum fure. H 56,4: Vil harter d)ne zem fûire.
Paraphrase
Der Weise fürchtet die Unbeständigkeit der Welt.
Der Erzähler warnt B, D, E, X 57,3: sevor den Freuden der re] mit truwen. Welt (Prolog). D 57,4: Gar ane; ganzen triwen] recht) weishait. H 57,3f.: Swer vppechait der welte mit trûw) sere minnet / […] fûr war der gantzen wishait im zerrinet.
Wer sich ganz dem Luxus der Welt hingibt, findet keine Beständigkeit.
Der Erzähler lobt E 138,2: swer fehlt. die Ritterschaft des jungen Titurisone anläßlich seiner Turnierfahrten (Exkurs über das Rittertum).
Wer sein ritterliches Ansehen bewahren will, muß Unrecht vermeiden.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
sin / Und lebet nit jn gouches schin, / Als nü leider maniger düt, / Den man siht durch krancken müt / Jn unsteter füre louffen. / Wer künde mich do gerouffen / Do mir gewühs nie hor? / Nü sehent üff und nement war, / Obe die rede gelogen sie Lutwin: Adam und Eva, 1-11. - (E) wurd mir die zart zeteil, / so hett ich gluck unnd heil / von mengem augenblick. / ich acht nit uff die strick, / die man zu Durdmund kaufft; / wer in der hand mich raufft, / das dutt mir doch nit we. / gend mir sie zu der ee / und nit zu eynem bul Hermann von Sachsenheim: Der Spiegel, 1559-1567. - (E) Wer gelt nimpt, do keyns nit ist, / Und rupfft mich, do myr hor gebrist, / Und sGchet lieb an leides statt, / Ouch ist bereit, ee man in batt, / Als wir haffen reder kynnen, / Der ist von kunsterichen synnen Murner: Schelmenzunft, X, 1-6 (B VIa). - (G) Wo ist er? Wer gibt dirs jn? Rupff mich do in der handt. In der handt ist kein hor/ und ist nye keins do gesin/ züh und rupff mir hor do uß Geiler von Kaysersberg: Postill, III, 67r. - (G) Lieber reuff mich in der hand odder zele gellt aus ledigem beütel, Suchstu aber meine sunde, zu verklagen, yhe, hab ich doch auch keine Luther: Confitemini, S. 150, Z. 2-4. Vgl. zur Bildlichkeit: - (S) Res est difficilis ir spoliare pilis / Ont ær at plockæ haar aff lowæ LÇle: OrdsprÇk, 933. → Pz 1,26. Literatur: Friedrich 2006 s.v. hant, S. 200: „Wendung“. TPMA IX s.v. RUPFEN 4.1. An der Handfläche rupfen. Wander III s.v. Raufen, Nr. 2. Walther, 26645.
Sentenz
55,4; 153,1-4; 3733,1f.
Literatur: TPMA XIII s.v. WELT 1.4.1.3. Die Welt ist nicht vertrauenswürdig. Brinkmann 1964, S. 12. Huschenbett 1979, S. 177f. Neukirchen 2006, S. 74. San-Marte 1841, S. 102.
Sentenz
271,1f.; 2364,2; 3237,3f.
Verwendung: - (S) Friget amor domini regnante cupidine mundi Egbert von Lüttich: Fecunda ratis, I, 557. - (S) Nullus amat Christum, mundum qui diligit istum Werner: Sprichwörter, n294 (Hs. 15. Jh.). Literatur: Müller 1957, S. 30: „Warnung vor zu großer Weltfreude“. TPMA XIII s.v. WELT 1.5. Unvereinbarkeit der Welt mit dem Göttlichen und Himmlischen. Walther, 23825. Brinkmann 1964, S. 12. Guggenberger 1992, S. 68. Huschenbett 1979, S. 177f. Neukirchen 2006, S. 74f. Schröder 1983, S. 20; 22.
Sentenz Verwendung: - (D) Der vürwiz machet kranken muot: / dâ ist diu minne unschuldic an. / swer sînem rehte unrehte tuot, / der êren niht gehüeten kan Winsbeckin, 41, 1-4. Literatur: TPMA IX s.v. RECHT 17.4. Wer sich nicht an seine Rechte und Pflichten hält, fügt sich Schaden zu. Guggenberger 1992, S. 168.
2960,1; 3566,1; 4984,4; 5289,1.
3 Gralromane
Textstelle 139,4 gewonheit diu ist riche
153,2 alle dink zergenclich gent mit valle.
154,1 Lip und gGt der erde ist siner milte lehen.
Kontext Der Erzähler fordert anläßlich der Turnierfahrten des jungen Turisone dazu auf, bereits in der Jugend mit der Teilnahme an Turnieren zu beginnen (Exkurs über das Rittertum).
Überlieferung
Paraphrase Die Gewohnheit hat großen Einfluß auf das Handeln der Menschen.
Der Erzähler erör- D 153,2: Gar alle. Alles ist vergängtert die VergängE, H, X 153,2: gent] lich. lichkeit der von gar. Gott verliehenen irdischen Güter (Pilgerfahrt Elizabels und Titurisones).
Der Erzähler erörtert die Vergänglichkeit der von Gott verliehenen irdischen Güter (Pilgerfahrt Elizabels und Titurisones).
B 154,1: der] vnd; Das Leben und aller milte] hende. irdischer Besitz sind E 154,1: der] die. Leihgaben Gottes. H 154,1: daz ist sin miltes lehen.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
144,1-4; Sentenz *3132,4; *3292,1; Formulierungstradition: *3308,3; - (S) Gewoneheit diu ist rîch, / tumben liuten schedelîch Freidank: Bescheidenheit, 108,7f. - (E) Gewonheit diu ist rîche. / dem tuot wol gelîche / mîn kneht mit der frâge Seifried Helb- *5403,3. ling, VIII, 1-3. Verwendung: - (S) Gravissimum est imperium consuetudinis Publilius Syrus: Sprüche (Friedrich), g8. - (D) consuetudinis magna vis est: pernoctant venatores in nive in montibus; uri se patiuntur Indi; pugiles caestibus contusi ne ingemescunt quidem Cicero: Tusculanae disputationes, 2, 17, 38-41. - (D) fac tibi consuescat: nihil assuetudine maius, / quam tu dum capias, taedia nulla fuge. / te semper uideat, tibi semper praebeat aures, / exhibeat uultus noxque diesque tuos Ovid: Ars amatoria, II, 345-348. - (E) Cil de le tor, li sejorné, / se sont erranment atorné / por aler o l’empere1s / et si le font molt a envis, / mais n’i a nul qui tant soit sire / qui ost le dame contredire / qu’ele n’i aut des qu’ele vuelt, / car par coustume aler i seut, / et vos savés c’on claime droit / en ce que li coustume doit, / car je vos di bien sans doutance / que grant cose est de coustumance Gautier d’Arras: Eracle, 3401-3412. - (S) Nule chose n’est plus grans d’acoustumance Proverbes ruraux, 259. - (E) Man stosßt manch kynd yetz in eyn ord) / Ee es ist zG eym menschen worden / Und es verstand / ob das im sy / GGt oder schad / st(ckt es im bry / Wie wol gGt gwonheit bringet vil / Ruwt es doch manches under wile / Die dann verflGchen all ir fründt / Die ursach solches ordens syndt / Gar wenig yetz inn kl=ster gont / In solcher (llt / das sie es verstont Brant: Narrenschiff, 73, 75-84. - (S) GRAUISSIMUM IMPERIUM CONSUETUDINIS. Gewonheyt ist ein groß gewalt Franck: Sprichwörter, I, 69r (S. 113, Z. 12f.). Literatur: Friedrich 2006 s.v. gewonheit, S. 165. TPMA V s.v. GEWOHNHEIT 3.1. Gewohnheit vermag viel. Wander I s.v. Gewohnheit, Nr. 43. Zingerle 1864 s.v. gewohnt, S. 54f.
Sentenz
*598,3; 1965,4; 2890,1-4.
Verwendung: - (Dr) JACOB Me veez la mort. SYMEON Hellas! mon pére. / JACOB Vienne, vienne la mort amére / M’assaillir, car je la deffie. / LEVY Pour Dieu, ne vous courroussez mye, / Pére, tant qu’il vous en empire. / JACOB Courrousser, Dieux? / ISACAR Hellas! non, sire. Toutes choses il fault passer Mistére du Viel Testament, 18192-18198. Literatur: TPMA XII s.v. VERGEHEN 1.1.1. Alles vergeht. Wander IV s.v. Vergänglich. Müller 1957, S. 43.
Anspielung auf eine Sentenz Formulierungstradition: - (L) Lîb unde guot daz ist von got / ein lên; des doch niht manger wil bedenken: / er wænet daz er iemer hie nâch willen süle leben. / swer in daz saget, dast ir spot Dietmar der Setzer, KLD Nr. 7, 3, 1-4.
1653,1-4.
3 Gralromane
Textstelle
Kontext
Der Erzähler stellt anläßlich der Ausstrahlung des sieswer sich mit tugenden nahet zu got, der vælet nimmer an dem benjährigen Titurel fest, daß die Zulone. wendung Gottes von der Stellung in der Welt unabhängig ist (Jugend Titurels). 182,2
224,1 Swer vrowen eren welle, der sol ir wirde meren.
236,1 Iz ist bezzer hie zu miden dann hie und dort zu bFzen.
242,1 Selbe tGnde, selbe habende si sint gewinne mit vluste.
Überlieferung
Paraphrase
A 182,2: gevellet; Gott belohnt die Tuan] ab. gendhaften. B 182,2: mit tugenden] von hertzen; gevellet. H 182,2: Der sich zG gote nahet.
Der Erzähler lobt das Verhalten Titurels gegenüber den Frauen (Jugend Titurels).
Wer Damen ehren will, soll zur Steigerung ihres Ansehens beitragen.
Der Erzähler fordert angesichts der Tugendhaftigkeit Titurels zur Beherrschung der Begierden auf (Jugend Titurels).
A, B, D 236,1: hie fehlt. E 236,1: vil. H, X 236,1: est bezzer vil ze miden.
Es ist besser, Verzicht zu leisten, als im Diesseits und im Jenseits büßen zu müssen.
Frau Aventiure verteidigt sich gegen die Anschuldigungen des Erzählers, Frauen und Männer zu entehren (Jugend Titurels).
B, X 242,1: tGnde] tete. H 242,1: selbe taten selbe habin.
Jeder muß die Konsequenzen seines Handelns selbst tragen.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Verwendung: - (S) Ezn hât nieman eigenschaft / wan got mit sîner kraft: / lîp, sêle, êre unde guot / deist allez lêhen, swie man tuot Freidank: Bescheidenheit, 74,19-22. Literatur: TPMA VII s.v. LEHEN Alles auf dieser Welt ist nur ein Lehen. Neukirchen 2006, S. 101.
Sentenz
*518,3; 524,4; *571,4.
Literatur: TPMA V s.v. GOTT 19.20. Gott belohnt den, der Gutes tut und ihm dient. Wander II s.v. Gott, Nr. 2131. Müller 1957, S. 46.
Sentenz
Sentenz
Literatur: Guggenberger 1992, S. 76. Zatloukal 1978, S. 93.
Anspielung auf ein Sprichwort Formulierungstradition: - (L) Wer hât ir gesaget maere, / daz mir ieman lieber waere? / der müeze als unsanfte ringen, / als ich tuon mit seneden dingen. / Sol mir an ir misselingen, / sô muoz in mîn sorge twingen! / tôre, kum dîns vluoches abe: / selbe taet, selbe habe Graf Rudolf von Fenis-Neuenburg, MF 85, 15-22 (MFMT VIII, 3, 1-8). - (S) TUTE HOC INTRISTI, OMNE TIBI EXEDENDUM EST. Den brei hastu dir selbs kocht / iße jn auß. Selbs einbrockt/ selbs außgeessen. Selbs thon/ selbs gehon. Das günckelin so du angelegt/ mGstu selbs abspinnen. Hastu wol gekocht/ so richt wol an. Wiltu sanfft ligen/ so bett dir wol. Eittel guldine Sprichw=rter/ das einer bFß was er thon/ vnd niemand dann jm selbs die schuld gebe Franck: Sprichwörter, II, 81v (S. 331, Z. 1-9). - (E) Wem hat er sollen klagen? Selbs thon, selbs haben! Das la_s im ain ieder vatter ain witzigung und warnung sein, das er seine güeter nit leichtlicher oder von schlechter ursach wegen unnotwendigclich seinen kindern übergeb, dann es gerat gar selten Zimmerische Chronik, III, S. 92, Z. 19-23.
233,1-4; *262,3; 1424,1-1425,4; 2110,1-4; 2118,4; 4342,14; 6145,2.
3 Gralromane
Textstelle
248,1 Der gGte, lebend reine, des b=sen mGz entgelten.
262,3 die man ist nieman wan diu wip gebernde[;] / di bieten wiben wirde, da mit sint si sich selben wirde wernde.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler beklagt den lasterhaften Lebenswandel der Christen (Jugend Titurels).
B, E 248,1: gGte le- Der Tugendhafte bend] gvten leben; muß für die bösen Taten anderer büßen. Des] der. E 248,1: Der] (D)je; die reinen mGz] da mussent. H 248,1: der raine kristen leben si prFuent selten. X 248,1: Die gGten lebent raine . dr p=zen da mFzen enkelten.
Der Erzähler ermahnt angesichts der Sittsamkeit Titurels zu tugendhaftem Verhalten gegenüber Frauen (Jugend Titurels).
A, B, D, E 262,4: ouch w. B 262,4: Sie bietent. D, E 262,4: wiben] fraw). H 262,4: Swer wird erwirbet wiben dr ist sich selbr aller wirde wernde. X 262,4: die wird pietent weiben . die sint selben aller wirde wrnde.
Weil der Mann von einer Frau geboren wird, soll er alle Frauen respektvoll behandeln, um sein Ansehen nicht zu verlieren.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Verwendung: - (D) welh wip sich also hin git, / ob die jamerlich ir zit / swendet und dar zuo ir leben, / diu sol die schult niemant geben / wan ir selben - das ist also. / si ist von ir selber schuld unfro, / si kumbt der klage von recht nicht abe. / selbe taete, selbe habe Ulrich von Liechtenstein: Frauenbuch, 1057-1064. - (G) Dar umbe mGzen si gevaren, / mit des hungeres dodes scharen, / die da in der hellen birnent, / inde nimer froude in gewinnent. / […] / ich sagen in die warheit: / gelovent si mir nit, dat is mir leit; / so wat in da schande geschiet, / int druen des in mach ich nit: / Selve dede, selve have; / ich keren mine reide her ave Das himmlische Gastmahl, 39-50. - (G) Selbe tæte, selbe habe. Sô wirt der blint, sô wirt der lam; dû maht halt ûzsetzic werden von unmâze der stinkenden sünde, diu tœtelt. Selbe tæte, selbe habe. Daz dû dir selber gebriuwen habest, daz trink ouch selber Berthold von Regensburg, I, S. 435, Z. 18-22. - (E) ez wære urlig oder vride, / si muosten dienen bî der wide, / und mousten iemer eigen sîn. / Selb tet, selb hab, der schade sî dîn! / ez ist noch wol (sô helf mir got!), / daz der lîd schaden unde spot, / der im selben nicht engan / der êren, die er wol möcht hân, / und nicht erkent, sô im ist wol Boner: Edelstein, XXIV, 37-45. - (G) Selbir thut, selbir hoth Proverbia Fridanci, 352 (Hs. 1461). - (S) zelue dede zelue hebbe - Quod fecit sibimet quisquis hoc tollere debet Proverbia Communia, 787. → Cr 6807 → Loh 7499. Literatur: Friedrich 2006 s.v. tæte, S. 405. Röhrich 1994, S. 1464f. Schmidt-Wiegand 1996, S. 285. TPMA X s.v. SELBST 4.4.1.1. Selbst getan, selbst gehabt [führt diese Textstelle an]. Wander IV s.v. Selbst, Nr. 38.
Sentenz Verwendung: - (E) Cent ans et plus a ja passé / que ce avint, par verité, / et pour le mesfait de celui / en a on fait maint autre anui / (souvent comperent mainte gent / ce que il n’ont meffait noient) / k’ainc puis hom d’armes adoubés / ne fu ça dedenz ostelés / cui il ne couvenist laissier / et ameüres et destrier / ou tous seus contre aus deus combatre, / de ce ne puet nus riens abatre, / chevalier contre chevaliers, / escuier encontre escuiers Adenet le Roi: Cleomadés, 9719-9732. - (E) Diz bî spel ich hie vor sage, / und bewært sich alle tage, / Und beschiht niht selten, / daz der unschuldig’ engelten / Muoz des schuldigen missetât Die drei Mönche von Kolmar, 389393. Literatur: TPMA II s.v. BUSSE 2.2.1. Büssen fremder Schuld. Wander II s.v. Gute (der), Nr. 18. *224,1; 233,1-4; 1424,1-1425,4; *1909,1; 2110,1Formulierungstradition: - (D) Marcolfus: „Similiter potest dici mulier quasi mollis error.“ Salomon: „Mentiris, pessi- 4; 2118,4; me. Pessimus homo omnis male loquens de muliere. Nam de muliere nascitur omnis homo, et 4342,1-4; qui dehonestat muliebrem sexum, nimium vituperandus est. Quid diuicie, quid regna, quid 6145,2. possessiones, quid aurum et argentum, quid gemme, quid preciose vestes, quid sumptuosa conuiuia, quid leta tempora, quid delicie valent sine femina? Vere potest vocari mundo mortuus, qui est ab hoc sexu segregatus. […]“ Dialogus Salomonis et Marcolfi, Cap. XII (S. 35, Z. 816).
Sentenz
Verwendung: - (D) Rusticus est vere, qui turpia de muliere / dicit; nam vere sumus omnes de muliere Facetus (dt.), 186.
3 Gralromane
Textstelle
267,4 durch himel honges sFze wolder dulden disen angel suren.
303,1 Di edelkeit sich richet vil dicke fur kuniges kunne.
306,4 so gGt, so zuhteriche wart nie kint, im zæme doch di rGte.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler erklärt Frau Aventiure Titurels Motiv für seine Keuschheit (Jugend Titurels).
A 267,4: dulden] tMen. B 267,4: dulden] tragen. X 267,4: durch des honiges sFzze . wolt er den engel dauhen also saur).
Wer das Angenehme erlangen will, muß auch die damit verbundenen Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen.
Der Erzähler betont angesichts von Titurels Berufung zum Gralkönig dessen Tugendhaftigkeit (Beschreibung des Gralbergs). Der Erzähler fordert dazu auf, sich in jedem Lebensalter um Tugend zu bemühen (Beschreibung des Gralbergs).
Edle Gesinnung wiegt mehr als königliche Abstammung.
B 306,4: im-di] ez bedorfte wol der. H, X 306,4: So lieb so zûhteriche.
Alle Kinder müssen mit Schlägen erzogen werden.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
- (S) Quisque per urbanum desiderat os uenerari , / De sexu caueat muliebri turpia fari Florilegium Gottingense, 211. - (S) Rusticus est vere, qui turpia de muliere / Dicit; nam vere sumus omnes de muliere Werner: Sprichwörter, r81 (Hs. 15. Jh.). Literatur: TPMA III s.v. FRAU 4.2.3. Man schmähe, tadle und verachte die Frau nicht. Walther, 27027.
Anspielung auf eine Sentenz Formulierungstradition: - (S) Mel mandens patiatur acum sub melle latentem Egbert von Lüttich: Fecunda ratis, I, 108.
*395,2; *1099,3; 1168,2; 2422,3; *2449,2.
Verwendung: - (D) wil er daz hönic ezzen, sô souge den angel: / er sol der wîbe haben mangel! Heinrich von Melk: Das Priesterleben, 561f. - (G) Und ir frouwen, ir wellet ouch niht unvertigez guot gewinnen mit wuocher noch mit fürkoufe noch mit trügenheit noch mit roube noch mit deheiner unrehten wîse, unde habet aber den nutz vil gerne der dâ von kumet an guoten kleidern oder an guotem ezzen oder an gemache unde an trinken und an êren und an allen dingen. Und dar umbe sô müezet ir den angel tiuhen, als ir daz hünic dâ sûget. Iuwer wirte die varnt in der êrsten huote umbe ir eigene sünde in die helle, unde die frouwen in der andern huote umb ir fremede sünde dar Berthold von Regensburg, I, 216, 29-38. Literatur: Friedrich 2006 s.v. angel, S. 105. TPMA VI s.v. HONIG 4.6.1. Mit dem Genuss des Honigs ist der Stich des Stachels verbunden. Wander II s.v. Honig, Nr. 3.
Sentenz
Sentenz Verwendung: - (L) liebem kinde ist guot ein rîs. / swer âne vorhte wahset, der muoz sunder êre werden grîs. / bî disen mæren stât ez hiure michels bœser danne vert Der Marner, XV, 238-40. - (E) der alte dâ von herzen gunde lachen // und sprach: „zuo liebem kinde / gehoeret besem grôze, / an disem ich dâ vinde, / ez ist niht wol her lunzen in der schôze, / […]“ Hadamar von Laber: Jagd, 252, 7 - 253, 4. - (S) De rode maket berve kinder. - Compellit studiis pueros incumbere virga Tunnicius: Sprichwörtersammlung, 1089. - (S) Die růt macht das kindt gůt Franck: Sprichwörter, II, 104v (S. 359, Z. 11). Vgl. den biblischen Hintergrund: - qui parcit virgae suae odit filium suum qui autem diligit illum instanter erudit Prov 13,24 WEr seiner Ruten schonet, der hasset seinen Son, Wer in aber lieb hat, der zFchtiget in bald Luther: Deutsche Bibel, X, 2.
4336,1f.; 4991,4.
3 Gralromane
Textstelle
307,4 der tot ist ungenesende, so werdent wunden dicke wol geheilet.
308,1 Swer niht bi drizic jaren sich tugende underwindet, / des mGz Gelucke varen, ob si sich immer mer zu im gesindet.
395,2 durch di selben slichte wart hie mit der manunge nicht entwalet, / daz ie nach der sFze get daz suren.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler fordert X 307,4: so wirt dr Gegen den Tod gibt dazu auf, sich in je- wunde vil diche her es kein Heilmittel. dem Lebensalter um wider gehailet. Tugend zu bemühen (Beschreibung des Gralbergs).
Der Erzähler fordert dazu auf, sich früh um Tugend zu bemühen (Beschreibung des Gralbergs).
Der Erzähler deutet bei der Beschreibung des Graltempels die Reliefdarstellung des Jüngsten Gerichts als Mahnung, das eigene Ende zu bedenken.
B 308,1-4: fehlt. D, E 308,1: Sich] Der. D 308,2: si] er; zu im] al dar. E 308,2: si] er; darzu. H 308,2: Dez mGz gelùke varen ob er si g(ntzlich iemer dar nach vindet. X 308,2: des muz geluke varen . ob er sich gentzleich immer dar vindet.
Wer noch als Erwachsener ohne Tugend ist, wird sie kaum mehr erlangen.
Auf Angenehmes folgt Unangenehmes.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Literatur: Friedrich 2006 s.v. kint, S. 245: „Sprichwort“. Schulze 1987, S. 120. TPMA IX s.v. RUTE 2. Das (geliebte) Kind bekommt und braucht die Rute [führt diese Textstelle an]. Wander III s.v. Ruthe, Nr. 10. Finckh 1999, S. 359. Stackmann 2004, S. 47.
Sentenz
3258,4; 6110,14; 6197,2.
Verwendung: - (G) Addebat enim, dicens quod si alicui pro medicamine aliquid daret, et sanitas quacunque de causa inde aliquo curato sequeretur, ille sanatus hanc curationem ejus medicinæ deputans, multos exemplo sui ad medicamenta illius invitaret, et sic in brevi magnum sibi nomen medicinæ acquireret; quæ cum in aliquibus medicamentis sui efficaciam non haberet, morbo id imputaretur, quod incurabilis esset, et contra mortem nihil medicamenti vires posse. Quid plura? fallaci homini ut multos falleret acquievit illa, et magna tandem in opinione hominum de virtute medicamenti habita est Abaelard: Sermones, Sermo XXXIII (605D-606A). - (S) Contre la mort n’a medecine Mielot: Sprichwörtersammlung, 55. - (S) Contra vim mortis non est medicamen in hortis Werner: Sprichwörter, c103 (Hs. 14. Jh.). - (medizinischer Traktat) Also ist euch nun zu mercken, daß fFr den Todt kein Artzney ist, aber fFr die Kranckheit, dieselbige soll der Artzt wol erkennen: dann kein Theologus wird ihm die anzeigen Paracelsus: Paramirum, S. 74. Literatur: TPMA XI s.v. TOD 2.2.2.1. Gegen den Tod gibt es kein Kraut und Heilmittel. Walther, 3346. Wander IV s.v. Tod, Nr. 268; 269; 405.
Sentenz
*701,4; *702,4; *3308,4.
Verwendung: - (D) Guot rât, zuht mit bescheidenheit / Alter liute krône treit, / Unzuht, traz und freidikeit / Hât der jungen vil verleit. / Swer gar verschalket in der jugent, / Der lernt unsanfte im alter tugent. / Gar wîse liute und kleiniu kint / Selten immer müezic sint Hugo von Trimberg: Der Renner, 16259-16266. - (S) Qui non assuescit virtuti, dum iuvenescit, / A vitiis nescit divertere, quando senescit Werner: Sprichwörter, q104 (Hs. 15. Jh.). - (S) Qui non assuescit virtuti, dum iuvenescit, / A vitiis nescit desistere, quando senescit. Lern, chint, die tugent, / Die weil du hast die iugent, / Das du nicht in poßhait bestest, / Wan du in das alter gest Qui vult ornari, 69. Literatur: TPMA XII s.v. TUGEND 3.2. Tugend soll man sich schon in der Jugend angewöhnen. Walther, 24381.
Sentenz Verwendung: - (S) Omne, quod est carum, finem sortitur amarum Werner: Sprichwörter, o34 (Hs. Ende 12. Jh.). - (E) [si sprach:] „gevater, mich kumet an ein lust. / nu gebet mir des reigers brust / und nemet darnach daz beste stücke. / sol man ez büeze, ich wil mich bücke / und wil mir lazen smitzen / mit siben widen spitzen.“ / [si sprach:] „gevater, welt irz understen, / so wil ichz mit iu ane gen, / daz ir mirz helfet büeze / ab siure kumt nach süeze.“ / „ja ich, vil liep gevater min, / daz ir sælic müezet sin!“ / nu hin, der reiger wart gegezzen Der Reiher, 183-195.
*1099,4; 2422,3; *2449,2.
3 Gralromane
Textstelle
ML 6,2 (nach 439,4) hankrat nach sFzem gigen bi den werden stet ze kleinem danke.
494,2 ein leit daz ander wecket.
518,3 tugende leben kan ewic leben erstriten
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler betont X ML 6,2: pei den im Marienlob werd) stet zechaimittels einen Benen danche. scheidenheitstopos seine dichterischen Fähigkeiten.
Wo Schlechteres auf Herausragendes folgt, findet es keine Anerkennung.
Der Erzähler beklagt den frühen Tod von Frimutels Ehefrau Klarisse.
Ein Leid zieht das nächste nach sich.
Titurel ermahnt seine Nachkommen zu einem tugendhaften Lebenswandel (Thronrede Titurels).
D, E 518,3: Wan Der Tugendhafte ertug. langt das Seelenheil. X 518,3: mit tugenden mFz leben ewich vrewd erstreiten. H 518,3: mGz ewig fr=d erstriten.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
- (E) This Child, that I of tełł, - Berinus was his name, - / Was ovir mych chersshid, wich turned hym in-to grame, / As yee shułł here[n] aftir, when tyme comyth & spase: / ffor „aftir swete, þe soure comyth, ful offt, in many a plase.“ / ffor, as sone as he coude go, and also speke, / Ałł þat he set his eye on, or aftir list to keke, / Anoon he shuld it have; for no man hym wernyd Tale of Beryn, 895-901. - (Dr) Pauvres et riches, qui vivront / Selon desir et volupté, / Ja a mourir n’en laisseront. / Nul n’est de la mort exempté; / L’yver si vient après l’esté / Et le doulx se tourne en amer; / Au monde n’ a que vanité: / Tout se passe fors Dieu aimer Alexis: Debat, 361-368. - (E) Perch’ io avevo Rinaldo sbandito, / quando io pensai tu mi fussi fedele, / a Montalban con lui ti se’ fuggito, / e fatto un uom micidiale e crudele: / del tuo peccato è tempo sia punito, / e dopo il dolce poi si gusta il fèle Pulci: Morgante, 11, 61, 1-6. - (E) hewt ist ainr trawrig und morgen frewdenreich, / nun suess, dann sawr, allsus gelück es zwayet: / ist yetz ainr guttes reiche, / über ain zeit er mit den armen wayet Fuetrer: Buch der Abenteuer, 2164, 4-7. - (E) dann ein yeglicher der war recht lieb versGcht hat. erkennt auch wol wz groß laid vnd vnseglich schmerczen nachuolgen. darumb wil jch nicht weiter dauon reden. wenn es geet ye nach sFß saur das sicht man gemeinklich in allen dingen Also ward auch dem künig Ribalin sein freünd gar bald verwandelt in betrFbtnuß Tristrant und Isalde, 3, 42-47. Literatur: TPMA II s.v. BITTER 1.1.1. Süsses (Angenehmes) enthält und bringt Bitteres. Ebd. III s.v. FREUDE 9.7. Man vergesse in Zeiten der Freude nicht das Leid [führt diese Textstelle an]. Walther, 19843. Wander IV s.v. Süss, Nr. 2, Nr. 17. Trendelenburg 1972, S. 181. Wolf 1942, S. 227.
Sentenz Literatur: TPMA V s.v. HAHN 4.5. Verschiedenes [führt diese Textstelle an]. Nyholm 1971, S. 54.
Sentenz Verwendung: - (E) Asez dit veir li saive autur / Ke aprés un doil venent plusur Hue de Rotelande: Ipomedon, 1671f. - (S) Cum semel intulerit fortuna nouerca dolorem, / Non dolor unus erit, ferit altera plaga priorem Florilegium Gottingense, 104. Literatur: TPMA VII s.v. LEID 1.1. Leid tritt nicht vereinzelt auf. Walther, 4410.
Sentenz
Literatur: Brode 1966, S. 122. Buschinger 1989, S. 524. Guggenberger 1992, S. 90, Anm. 77. Huschenbett 1979, S. 105; 138. Neukirchen 2006, S. 118f.
*182,2; 369,2-4; *571,4; 2569,3f.; 3869,1f.; 5568,14; 5966,4.
3 Gralromane
Textstelle 564,3 unrecht vorchte vil gGter dinge wendet, / da wider unrecht liebe mit sunden arger dinge vil verendet.
571,4 swer hie nach tugenden sinnet, der belibet ewiclichen ungemeilet.
598,3 dar an di wisen sullen wol gedenken: / nieman kan uf erde gGt, lip, wirde haben sunder krenken.
633,4 wan nieman lebt so reine, der sich loter schendens mug erwerjen.
664,4 sus nimt di werlt ein ende: unser aller sFze mGz zu jungest suren.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Titurel ermahnt seine Nachkommen, die Kräfte der Edelsteine im Graltempel erklärend, zu einem tugendhaften Lebenswandel (Thronrede Titurels).
Während unbegründete Furcht das Gute verhindert, besiegelt falsche, sündige Liebe das Böse.
Titurel ermahnt seine Nachkommen, die Kräfte der Edelsteine im Graltempel erklärend, zu einem tugendhaften Lebenswandel (Thronrede Titurels).
X 571,4: swer hie Der Tugendhafte ernach tugenden rin- langt das Seelenheil. get . der peleibt dort immer vngemailet. H 571,4: dr belibet d=rt iemer vngemailet.
Titurel fordert seine E 598,4: Das nieNachkommen auf, man. ihr Leben auf die Tugenden auszurichten (Thronrede Titurels).
Besitz, (körperliche) Gesundheit und Ansehen sind nicht dauerhaft.
Der Erzähler begründet anläßlich des Festmahls nach Frimutels Krönung, warum in der Gralgesellschaft keine Spielleute geduldet werden.
Niemand ist so tugendhaft, daß er für Spötter keine Angriffsfläche bietet.
X 633,4: noch ir riwaldei . mag sich mit chainr lekcherhait er werien.
Der Erzähler beX 664,4: ir sFz die klagt vorausschau- muez ie an dem end den Tod von Si- ende sawren. gunes Mutter Tschosiane.
Weltliche Freude endet in Leid.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz
Querverweise 584,2.
Vgl. den Gedanken: - (G) Sô varen wir danne ie mêr unde mêr durch die werlt die wîle wir leben, unde dâ legent uns die unsæligen tiuvel aber zwô lâge. Daz ist unrehtiu vorhte und unrehtiu liebe. Dâ vâhent die unsæligen tiuvel vil nâch alle die werlt mite, wan ir lützel ist die entrinnent. Unde daz daz wâr sî, daz in gar lützel liute entrinnent den tiuveln, sie vâhen sie mit disen zwein lâgen, mit unrehter vorhte unde mit unrehter liebe, daz hât uns got erzöuget in der alten ê Berthold von Regensburg, I, S. 37, Z. 11-19. Literatur: Huschenbett 1979, S. 139. Stölten 1921, S. 20.
Sentenz
*182,2; 369,2-4; *518,3; 2569,3f.; 3869,1f.; 5568,14; 5854,4; 5966,4; *6004,4.
Literatur: Huschenbett 1979, S. 139.
Sentenz Verwendung: - (S) Ere unde rykdom vorgân bolde. - Gloria, divitiae cedunt quasi somnia vana Tunnicius: Sprichwörtersammlung, 1103.
*153,2; *1004,4; 2999,1-4; *3867,2.
Literatur: TPMA II s.v. EHRE 3.1. Ehre ist nichtig und vergänglich. Wander II s.v. Gut (Subst.), Nr. 172.
Sentenz Verwendung: - (S) Scurra premit verbis, quem vult, pictorque figuris Werner: Sprichwörter, s43 (Hs. 15. Jh.). Literatur: TPMA XI s.v. SPIELMANN 3. Verschiedenes. Walther, 27717. *1099,4; *1160,4.; 2006,4; *2581,3; Formulierungstradition/Vorlage (erstes ›Titurel‹-Fragment): - (E) sus nimet diu werlt ein ende: / unser aller süeze am orte ie muoz sûren Wolfram: Titu- 3798,3f.; 5135,3f. rel, 17,4.
Sentenz
Verwendung: - (E) swie man dich siht begraben ligen, / noch ist dir wirde niht verzigen. / dîn lop des noch die volge hât, / daz nie menlîcher tât / von deheinem ritter sî geschehen, / als von dir, hêrre, ist gesehen. / des ist vil cleine dîn geschônet. / die werlt alsô lônet; / sie biutet süeze dâ nâch sûr. / mînes herzen nâchgebûr / wil die sorge belîben, / durch dich mîn vröide vertrîben. / west
3 Gralromane
Textstelle
701,4 swa kint genendikeit erspehent, da ist ir helf, und werdent si zu manne.
702,4 an manheit di geherzten, daz werdent, di von kinde not sint spehende.
711,1 We, daz si minne niht verbirt so tump gen sulcher angest! / swa jugent sus begriffen wirt mit ir strite, da wert si aller langest.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler befürwortet die Teilnahme des jungen Tschinotulander an Gamurets Orientfahrt.
A, B 701,4: genedikeit. A 701,5: Da komen si vnsanfte von dem manne. X 701,4: ez sol sew helfen ob si immer gemannen.
Wer in der Jugend Zeuge kühnen Verhaltens wird, hat davon als Erwachsener Nutzen.
Der Erzähler befür- X 702,1-4: fehlen. wortet die Teilnahme des jungen Tschinotulander an Gamurets Orientfahrt. Der Erzähler begründet seine Klage über die früh entstandene Liebe zwischen Sigune und Tschinotulander (Minne-Exkurs).
Wer in der Jugend Kämpfe erlebt, wird ein tapferer Mann.
E 711,2: ir strite] Frühe Liebe ist die myn) stricke. beständigste. X 711,2: mit ir striche da wont si aller langest. Freiburger Bruchstück (Hs. 515) 711,2: mit ir stricke da von sie aller langest.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
ich, wær ez der gote schult, / sie vernæmen dar umb mîn ungedult Ulrich von Etzenbach: Alexander, 4965-4978. - (L) Owê dir, wandelbære Welt, / daz wir dir dienen und so reht bœs ist dîn gelt, / und dîn valscher, arger lôn ze jungest ouch so bitter ende hât! / Dîn gar unstæte süezekeit / schaffet, daz wir dir volgen nâch in werendez leit, / da man sich gerne hüeten vor solte unde haben guoter liute rât Johann von Ringgenberg, SMS, Nr. 13, VIII, 1-6. → Tit 17,4. Literatur: Friedrich 2006 s.v. werlt, S. 456. TPMA XIII s.v. WELT 1.4.2.2. Der Welt Süsse ist bitter und schmerzhaft. Wander IV s.v. Süsses, Nr. 2. Neukirchen 2006, S. 134.
Sentenz
*308,1; *702,4; 1109,3-1110,4.
Formulierungstradition/Vorlage (erstes ›Titurel‹-Fragment): - (E) swâ kint genendekeit erspehent, daz sol helfen, op se imêr gemannen Wolfram: Titurel, 40,4. → Tit 40,4. Literatur: Neukirchen 2006, S. 139. Zatloukal 1978, S. 42f.
Sentenz Literatur: TPMA IX s.v NOT 1.9.1. Not verleiht Mut und Kühnheit. Müller 1957, S. 15. Zatloukal 1978, S. 42.
Anspielung auf eine Sentenz Formulierungstradition/Vorlage (erstes ›Titurel‹-Fragment): - (E) wan swâ diu minne in der jugent begriffen wirt, diu wert aller langest Wolfram: Titurel, 48,2. Verwendung: - (L) Ben vero è che lo amor de’ teneri anni / nì tempo mai nì caso può distòre Boiardo: Pastorale, Ecloga, VIII, 44f. → Tit 48,2. Literatur: TPMA VII s.v. LIEBE 2.5.1. Frühe (Erste) Liebe ist am einschneidendsten und nachhaltigsten. Wander II s.v. Jugend, Nr. 143.
*308,1; *701,4; 1109,3-1110,4; 3401,4.
3 Gralromane
Textstelle 714,4 di starke minne erlamet an ir krefte, ist zwifel ir geselle.
723,1 Vrou, swa genad ist wernde, da sol man si sůchen.
723,3 werdiu gesellicheit stet wol den kinden.
730,2 minne bedarf wol tugende.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler benennt angesichts der entstehenden Zuneigung zwischen Sigune und Tschinotulander die einzig mögliche Gefährdung der Liebe (Minne-Exkurs).
A, X 714,4: zwifel Mißtrauen schwächt mit wank. die Liebe. B 714,4: zwifel mit twanc. E 714,4: starke] rechte. Freiburger Bruchstück (Hs. 515) 714,4: ist zweifel ir geselle mit wank.
Tschinotulander rechtfertigt gegenüber Sigune seine Bitte um Erhörung (Minnegeständnis).
X, Freiburger Bruchstück (Hs. 515) 723,1: da sol man genad suech].
Man soll sich an Personen wenden, von denen man Wohlwollen erhoffen darf.
Tschinotulander rechtfertigt gegenüber Sigune seine Bitte um Erhörung (Minnegeständnis).
A 723,3: div stet; den fehlt. D, E 723,3: gesellschaft; vndr.
Für junge Menschen ist guter Umgang angebracht.
Tschinotulander be- D, E 730,2: Wan lehrt Sigune über minne. das Wesen rechter Liebe (Minnegeständnis).
Tugend ist die Grundlage der Liebe.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz
Querverweise 196,2; *1906,2.
Formulierungstradition/Vorlage (erstes ›Titurel‹-Fragment): - (E) diu starke minne erlamet an ir crefte, ist zwîfel mit wanke ir geselle Wolfram: Titurel, 51,4. → Tit 51,4. Literatur: TPMA VII s.v. LIEBE 4.2.1. Wahre Liebe ist beständig und treu. Wander I s.v. Argwohn, Nr. 34. Brode 1966, S. 18.
Sentenz Formulierungstradition/Vorlage (erstes ›Titurel‹-Fragment): - (E) Swâ genâde wonet, dâ sol man si suochen Wolfram: Titurel, 60,1. Verwendung: - (L) Swie mîn vrowe wil, sô sol ez mir ergân, / der ich bin ze allen zîten undertân. / ich wânde, iemen sô hete missetân, / suochte genâde, er solte si vinden. / daz muoz leider an mir einen zergân Ulrich von Gutenburg, MF 78,1-5 (MFMT XII, 1, 5-9). - (L) Swâ gnâde wont, seht dâ sol man sî suochen: / wil sies geruochen, der warte ich aldâ Heinrich Hetzbold von Weißensee, KLD Nr. 20, III, 3, 1f. - (E) Nu folg ich mins hertzen funt / Uf gnad und uf den wan / Den ich an üch funden han / Genad ich och dar zu such / Uwer tugent dez geruch / Daz ich die och vinde da / Die such ich niendert anderswa / Wan wa genad wonent ist / Da sucht man sy alli frist Klage eines Liebenden, 166-174. → Tit 60,1. Literatur: Graf/Dietherr 1869, S. 396, Nr. 610; S. 400: „Gnadenbitte gehört vor den König”. TPMA V s.v. GNADE 6.4. Wo Gnade ist, da soll man sie suchen. Wander I s.v. Gnade, Nr. 51.
Sentenz Formulierungstradition/Vorlage (erstes ›Titurel‹-Fragment): - (E) werdiu gesellekeit stêt wol den kinden Wolfram: Titurel, 60,3. → Tit 60,3. Literatur: TPMA V s.v. GUT (Adj.) 2.3.2. Umgang mit den Guten ist erfreulich und nützlich (, mit den Schlechten verderblich). Wander IV s.v. Umgang, Nr. 6.
Sentenz Vgl. den Gedanken: - (D) amor perisset omnino, qui omnium dicitur fons et origo bonorum, et nullus sciret aliis subvenire, omniaque curialitatis opera hominibus essent ignota Andreas Capellanus: De amore, 81. Literatur: TPMA VII s.v. LIEBE 1.4.7. Liebe ist die Antriebskraft des Guten. Wander III s.v. Liebe, Nr. 478.
*2061,1.
3 Gralromane
Textstelle 730,2a swer mit hohen sælden sich wil kleiden, / der mGz di rehten minne wol bekennen. 732,4 minn ist mit gewalte uber kreftik gar und uber here.
765,4 swa kint niht mugen uf sten, da mFzens erste an den benken kriechen.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Tschinotulander be- X 730,2: swer sich lehrt Sigune über ge] wrden sælden das Wesen rechter wil wechlaiden. Liebe (Minnegeständnis).
Nur wer die wahre Liebe gut kennt, erlangt Glückseligkeit.
Tschinotulander belehrt Sigune über das Wesen rechter Liebe (Minnegeständnis).
D 732,4: mit ir; Ot uber. E 732,4: Die minn; Ot uber.
Die Macht der Liebe ist unermeßlich.
Der Erzähler erklärt die Tatenlosigkeit Tschinotulanders während der Orientfahrt mit seiner Minneversunkenheit.
A 765,4: uf sten] Der Mensch muß algen; erste] aber. les der Reihe nach B, D 765,4: nihtlernen. sten] an stNln vf langent; an-benken] ie des ersten dar. D 765,4: Da] Die. E 765,4: zu b)cken lagent; an-benken] ie des ersten. X 765,4: swa chint lerent auf stan . an st#ben die mFzen ie des ersten dar chriechen.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Sentenz
2144,1-4; 2149,3f.; *2946,1; 4026,1f.
Sentenz
185,1-4; 743,1; 988,2; 2635,1.
Verwendung: - (L) Al mieu semblan uertat / Dis, com dig es desus, / Pro claramen lo pus / Ben de l’entendemen / D’aquesta cobla sen / A totz en general / Del ters, qu’especial / A sidons dir uolia, / Menor, co s’entendia. / D’amor son gran poder. / Entendres deu per uer, / Cossi a poder gran; / Qu’el meteis o espan, / Que reys, princeps, marques / Uens, per que totz clars es / Sos poders entendutz, / E deu n’esser crezutz Guiraut Riquier, 84, V. 215-230. - (E) Mann spricht unnd ist auch war, / die mynn hab gros gewalt. / doch merckent sunderbar / wie das es umb die unmyn sy gestalt Hermann von Sachsenheim: Die Unminne, 50f. Literatur: TPMA VII s.v. LIEBE 1.3.1. Liebe hat große Kraft und Gewalt. Ragotzky 1971, S. 125f.
Sentenz Formulierungstradition/Vorlage (erstes ›Titurel‹-Fragment): - (E) swâ kint lernent ûf stên an stüeln, diu müezen ie zem êrsten dar kriechen Wolfram: Titurel, 86,4. Verwendung: - (S) L’enfaunt comence chatouner / Ainz qu’il sache a pez aler Gautier de Biblesworth, 9f. - (S) Primo puer repit et postea pergere cepit Walther, 22391a (Hs. 15. Jh.). Vgl. zur Bildlichkeit: - (G) Unius anni eum Jesus implesset iam etatem, / Atque mensem unicum post nativitatem, / Super pedes ipsius cepit ambulare / Sine sustentaculo et erectus stare. / Non per modum puerorum qui primo palpitando / Manibus et pedibus ac repunt cespitando, / Et ad terram corruunt sepe residentes, / Ac cum sustentaculo se primo fulcientes, / Donec crura confortentur, ut queant per se stare, / Ipsi que sic consuescunt paulatim ambulare Vita beate virginis Marie, 24862495. - (G) Hat nicht wollen etwas sonderlichs esse [etc.] sed quia voluit verus, naturalis homo, ideo etiam sic vixit, hat sich lassen windeln, seugen, An stFelen lernen gehen, geessen, getruncken, geberdet ut alius adolescens, nisi ein trefflich, vernunfftig, zuchtig kind praeter alios Luther: Predigt am Tage vor dem Fest der Beschneidung, S. 189, Z. 28-31. → Tit 86,4. Literatur: TPMA VII s.v. KIND 4.5. Kinder kriechen, bevor sie gehen. Ebd. XI s.v. STUHL 5. An Stühlen lernt man sich aufrichten (gehen). Wander II s.v. Kind, Nr. 478.
3 Gralromane
Textstelle 770,1 Swie listic si diu minne, si můz sich enblecken.
770,2 swer gen ir spehende sinne treit, da kan ir kraft sich nicht verdecken.
829,1 Swie hohe si sich brutten in hochvart mit gewalte, / mit fieber und mit schutten, di hohe trinitat si dicke valte.
Kontext
Überlieferung
Der Erzähler erB 770,1-4: fehlen. klärt, warum Gamu- D, X 770,1: sich ret die Liebe Tschi- doch. notulanders entdecken konnte.
Paraphrase Liebe gibt sich zwangsläufig zu erkennen.
Der Erzähler erE 770,2: nicht] mit. Liebe kann sich dem klärt, warum Gamu- D 770,2: nicht wol. Kundigen nicht verret die Liebe Tschibergen. notulanders entdekken konnte.
Der Erzähler erklärt in einem geschichtlichen Rückblick, warum die Herrscher Babylons erfolglos waren (Rückblick auf den
Der dreieinige Gott bringt den Hochmütigen zu Fall.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz
Querverweise 712,1f.
Formulierungstradition/Vorlage (erstes ›Titurel‹-Fragment): - (E) Swie listec sî diu minne, si muoz sich enblecken Wolfram: Titurel, 91,1. Verwendung: - (Br) Quid faciam dubito. Dolor est meus illa videre, / sed dolor a facie maior abesse tua. / Qua licet et possum, luctor celare furorem, / sed tamen apparet dissimulatus amor. / Nec tibi verba damus. Sentis mea vulnera, sentis Ovid: Epistulae Heroidum, XVI, 235-239. - (E) Sein hertz was ser’ betzwenget: / Die lieb het in an gesenget. / Sein luter antlut sich meren kund / Mit triephait zG manger stund. / Er trGg vil hoche pein: / Die minn was im gehaim. / Wie listig sy die liebe / Und sich schmiegen kund als ain diebe, / Sy mGß sich doch ettwan entplecken, / Wann der liebin ougen sich nit kindent verdecken Friedrich von Schwaben, 9971006. - (S) Amour se monstre où elle est Le Roux de Lincy: Livre des proverbes français II, 237. → Tit 91,1. Literatur: TPMA VII s.v. LIEBE. 1.1.1. Liebe lässt sich nicht verbergen. Wander III s.v. Liebe, Nr. 110; 339.
Anspielung auf eine Sentenz Formulierungstradition/Vorlage (erstes ›Titurel‹-Fragment): - (E) swer treit der minne al spehende künstec ougen, dâ kan sich ir craft niht verdecken Wolfram: Titurel, 91,2. Verwendung: - (E) Ha! Dex, qui puet amor tenir / Un an ou .ii. sanz descovrir? / Car amors ne se puet celer Béroul: Roman de Tristan, 573-575. - (E) Nû wizzet, daz sich nie verbarc / diu minne; sôs von herzen starc / gêt tougenlîche (sô hœre ich jehen): / Iz mMzzen ovh die levte sehn Die Heidin B, 105-108. - (E) Hic quod amat, latet hanc, quod et illa, latebat et illum; / Sed tandem tacitus notificatur amor. / Nullus amor poterit celari tempore longo Pyramus und Thisbe, 59-61. - (S) Amor occultari non potest; dicitur de amatoribus caecis, qui omnia palam habent, uti ego alibi cecini: Nudus et investis tantum prodire Cupido / Secretumque nihil gestit habere deus. et Ovidius: - Quis enim bene celat amorem? Bebel: Proverbia Germanica, 278. - (E) Nach dem lebtens in freud und wunnen, / Als offt ihn das gelück was gunnen. / Doch ist es war, wie man offt spricht, / Die lieb laß sie verbergen nicht. / Sie triebens kaum ein vierteiljar, / Da namens ihre brüder war Sachs: Der ermört Lorenz, 217, 16-21. - (S) Lieb laßt sich nit bergen Franck: Sprichwörter, I, 83v (S. 135, Z. 14). → Tit 91,2. Literatur: TPMA VII s.v. LIEBE. 1.1.1. Liebe lässt sich nicht verbergen. Wander III s.v. Liebe, Nr. 339.
Anspielung auf eine Sentenz Formulierungstradition: - (L) daz bewæret uns gelückes rat. / daz læt vil mangen oben ûf hin stîgen: / als er kumt ûf die hôhsten stat, / ez læt in anderthalben von im sîgen. / alrêrst sô wirt er innen daz er meister obe im hât. / swer grôzes übermuotes und gewaltes pfligt, / den selben got vil gerne vallen lât Dietmar der Setzer, KLD Nr. 7, 3, 7-13.
*1923,2; 3089,14; 3446,2f.; 3636,1.
3 Gralromane
Textstelle
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Kampf um Ninyve).
832,4 swer beren mit dem hasen jagt, der mac sich geluckes wol verkunnen.
838,3 mit hohen listen sint vil mange toren
843,4 der sine vinde smahet, der wirt an sinen vrFnden missevarnde.
844,2 unkunde wirt noch lichte wider wendic.
Der Erzähler begründet, warum die Sultane durch das despotische Verhalten des von ihnen eingesetzten Demetron die Stadt Ninyve an den Baruch Ackerin verlieren (Rückblick auf den Kampf um Ninyve).
Der Erzähler räumt X 838,1-4: fehlen. ein, daß die Griechen trotz ihres Heidentums viele Künste beherrschen (Rückblick auf den Kampf um Ninyve).
Narren sind oft besonders klug.
Der Erzähler begründet die Milde Baruch Ackerins gegenüber dem besiegten Heidenfürsten Demetron (Rückblick auf den Kampf um Ninyve).
B 843,4: frevden. D 843,4: sinen vr.] freunden dike. E 843,4: an-vr.] vil dicke an freud). H, X 843,4: dr wirt an fr=den oft misseuarnd.
Wer seine Feinde verächtlich behandelt, der wird dies auch mit seinen Freunden tun.
Der Erzähler begründet die Niederlage des Heidenfürsten Demetron (Rückblick auf den Kampf um Ninyve).
B 844,2: noch] doch. H, X 844,2: ward ie liht.
In fremder Umgebung ist man eher zum Aufgeben bereit.
Der Erzähler verurteilt die Flucht des von Baruch Ackerin er ist unrechter zuhte, swer nicht gevehten muge, daz er besiegten Heeres des Heidenfürsten vliehe. Demetron (Rück846,2
B 832,4: dem] den. Wer gewinnen will, E 832,4: Wer hasen muß angemessene an beren hetzet; Mittel einsetzen. sich da.
A, B 846,2: un-] in. Auch wer nicht mehr D 846,2: un-] im; kämpfen kann, soll gevehten muge] wol nicht fliehen. mGg gev.; er] der e. E 846,2: un- fehlt ; gevehten muge]
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Verwendung: - (S) Omnis superbia tanto in imo iacet, quanto in alto se erigit, tantoque profundis labitur, quanto excelsius eleuatur. Qui enim per propriam superbiam adtollitur, per Dei iustitiam inclinatur Isidor: Sententiae II, 38, 3. Literatur: Schulze 1987, Nr. 70. TPMA VI s.v. HOCHMUT 5.1.2. Hochmut fällt (bringt zu Fall). Wander II s.v. Hochmuth, Nr. 16.
Sentenz Vgl. das Sprichwort: - (S) Der lewe niemer sol geklagen, / wellent in die hasen jagen Freidank: Bescheidenheit, 136,13f.
Literatur: Friedrich 2006 s.v. ber, S. 113: „in Form eines Sprichwortes“. TPMA I s.v. BÄR 9.3. Verschiedenes [führt diese Textstelle an]. Ebd. V s.v. HASE 1.2.2. Mit Hasen lassen sich keine Löwen jagen. Wander II s.v. Hase (Lepus), Nr. 18.
Sentenz
2212,1-4; 4193,4.
Literatur: TPMA VIII s.v. NARR 9.1. Der Narr spricht manchmal weise Worte. Wander III s.v. Narr, Nr. 267; 499. Rausch 1977, S. 11f.
Sentenz
976,4; 1635,3f.; *2711,4.
Literatur: TPMA III s.v. FEIND 5.1.1.1. Man darf keinen (noch so geringen) Feind missachten [führt diese Textstelle an]. Wander I s.v. Feind, Nr. 75; 125; 139. Zatloukal 1978, S. 43, Anm. 100: „sprichwortartig“.
Sentenz
581,1-4; 1584,24; *1900,3; *2722,2; 2914,2Literatur: 4; *3074,2; TPMA VI s.v. KAMPF 1.10. Wer nicht kampflustig ist, soll nicht kämpfen (soll fliehen) [führt 5885,2f. diese Textstelle an (Die im TPMA zitierte Ausgabe von Hahn folgt den Hss. A, B, D, E)]. Zatloukal 1978, S. 43 „Albrechts Verallgemeinerungstechnik“.
Sentenz
3 Gralromane
Textstelle
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
blick auf den mag wol gev. Kampf um Ninyve). H 846,2: in schoner zùhte. X 846,2: er ist vnrechter zuchten. 857,4 ein ouge wise erkennet wol vur kupfer golt, ist iz sin eigen.
869,4 swer hoher wird ist gernde, der sol uf unverdientez lop nicht schallen.
884,4 wan hiute di nidern, morgen dann di oberen.
926,1 Ein reizel klob der eren ist scham di hoch geherte.
Der Erzähler reflektiert angesichts der von den babylonischen Königen zurückgelassenen Geliebten über das menschliche Urteilsvermögen in Liebesdingen (Kampf um Baldac).
D, E 857,4: iz die lenge. E 857,4: wise] leiht. X 857,4: ain chundig auge erchennet . fGr chupher golt ist ez die leng sein aygen.
Der Kenner weiß den Wert des eigenen Besitzes einzuschätzen.
Der Erzähler verurteilt die Siegesgewißheit der Babylonier (Kampf um Baldac).
B 869,4: wird] minne. H 869,4: Swer gert ze hoh an prise. X 869,4: geluk daz chan waltzen . dar vmb hazzet man vnzeitleich schallen.
Wer nach Ansehen strebt, soll nicht mit Lob prahlen, das er nicht verdient hat.
Der Erzähler beX 884,4: wann hevt Wer heute unterliegt, gründet, warum das die innern morgen ist morgen der SieKampfgeschehen aber die oberen. ger. wechselhaft verläuft (Kampf um Baldac).
Der Erzähler erklärt A 926,1: geerte. Gamurets Kampfer- E 926,1: klob] lob. folg mit dessen Charakter (Kampf um Baldac).
Schamgefühl führt zu Ansehen.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Sentenz
Querverweise
4659,1-4.
Verwendung: - (D) nach tugenden setze dinen mut, / meit daz ubele, tu daz gut. / bi dem kuppher er kenne daz golt. / ver stant waz du tun solt Der Magezoge, 345-348. - (L) Der priester sprach du hast da recht / bey swartzer varw tGt man weyss bekennen / der got dienti das wÖr schleht / weltleich sach mGss ich ain torhait nennen // Won ain weyser man bekennet wol / mösching bey goldes glesten / sid ich die warhait sagen sol / so vindt sich doch recht tGn am lesten Hugo von Montfort, 31, XXIVf.. Literatur: Friedrich 2006, s.v. golt, S. 171. TPMA V s.v. GOLD 6.1. Gold lässt sich von Kupfer und Messing unterscheiden [führt diese Textstelle an]. Wander III s.v. Messing, Nr. *1.
Sentenz
452,1f.
Sentenz
*2082,4; *4555,3.
Verwendung: - (E) Al turnei sunt fort li enchauz, / As un ben, as autres nuauz; / Or sunt desuz, or sunt desus, / Cum de guerre est custume e us Hue de Rotelande: Ipomedon, 6143-6146. - (Dr) Saben que son d’homes facturo / Et souvent des leyrons raubas. / Encuy son hauch et deman bas; / Encuy amont, deman aval. / Cossint gardon lo mond de mal, / Si dal mond ellos son gardas Istorio de Sanct Poncz, 1373-1378. Literatur: TPMA VI s.v. HEUTE 2.1.2.5. Heute vom Glück begünstigt, morgen in die Tiefe gestürzt. Wander II s.v. Heute, Nr. 87.
Sentenz Verwendung: - (D) Nihil est enim aliud eloquentia nisi copiose loquens sapientia; quae ex eodem hausta genere, quo illa quae in disputando, est uberior atque latior et ad motus animorum vulgique sensus accommodatior. Custos vero virtutum omnium dedecus fugiens laudemque maxime consequens verecundia est Cicero: Partitiones oratoriae, 23, 79. - (D) Der êren spiegel, ist diu scham: / swer sich dar inne ersiht, / der wirt unzæmen blicken gram. / diu schame hât mit kiusche ir pfliht: / scham ist argen worten vînt, untriuwen haz, unstæten fluoch Der Marner, 15, 10, 1-5 (181-185). - (G) Div scham div leret gute sitte / Und lat niht gan vz eren scritte Hugo von Langenstein: Martina, 19d, 90.
*2324,4.
3 Gralromane
Textstelle
940,3 daran gedenken jung und ouch di alten: / der has vil gahes erwildet, swie lang er an dem bande si gehalten.
1004,4 wir haben niht so liebes zer werld, wir mFzenz iedoch varen lazen!
1055,2 wir mFzen alle sterben sicherlichen!
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler verweist angesichts von Gamurets Aufbruch aus Kanvoleis auf dessen Abenteuerlust (Kampf um Baldac).
D 940,4: si] ward. Wildheit kann nicht E 940,4: si] wirt. gezähmt werden. X 940,4 der hase churtzleichen erwildet.
Der Erzähler verwünscht anläßlich der Trauer der Christen und Heiden um Gamuret die vergängliche Welt.
B 1004,4: man Selbst das, was man muez ez. auf Erden liebt, kann D, E 1004,4: du man nicht behalten. gibst vns. X 1004,4: man mGz et doch ze ivngist varen lazen.
Kaylet beklagt anläßlich des Todes Gamurets die Vergänglichkeit menschlichen Lebens (Trauer Kaylets).
Alle Menschen sind sterblich.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
- (S) Da scham da ere. - Sunt sibi connata pudor ac honor consociata Freidank (Graz), 192f. Literatur: TPMA X s.v. SCHAM 1.6. Scham ist die Voraussetzung und Begleiterin der Ehre. Wander IV s.v. Scham, Nr. 49.
Sprichwort
798,2f.
Verwendung: - (D) Wer ainen iungen hasen wil / Gezemen git er jm die zil / Bisz er jn eralten laz / Mag er er hept sich vff sin straz / Ez wirt michel arbait / An mangem vbel angelait / Waz man jn wiset oder lert / Das er dar an sich nit kert / Den hilffet weder stoz noch slag / Wan man jn nit gewisen mag Verlorene Mühe, 23-32. - (E) ich hore sagen fur war, / der einen hasen zehen iar / an einem bande gehabe, / gezihe er im daz bant abe, / er werde dannoch wilde. / daz ist ein geliches bilde: / swie lange ein man die ere hat, / swenne er si uz der huet lat, / si wirt noch wilder denne der has, / der loufet an dem gras Der Stricker: Der Hase, 1-10. Literatur: TPMA V s.v. HASE 1.4.1. Ein Hase bleibt wild, wie lange man ihn auch an der Leine hält [führt diese Textstelle an]. Zatoukal 1978, S. 43, Anm. 100: „sprichwortartig“. Neukirchen 2006, S. 149f.
Sentenz
*153,2.
Verwendung: - (G) Si lie der welte ir erbe / Ir vnstetes gewerbe / Die cranken morgen gabe / Div menic torschiv babe / Doch vngerne lieze / Swie vbil si erschieze / Wir muozens allis hie lan / Swaz wir hie besezzin han / Uns volget sin niht me / Wan ein kvrzir geschre / Den wir niht langer haben / Wan vntz wir begraben / Werden vnd vercluset Hugo von Langenstein: Martina, 147c, 61-73. - (S) Ye elter/ ye kerger. […] Darumb ist diß wort eyn beweisung unser aller schwacheyt / wie wir so garnichts gGts verm=gen von uns selbs / ich halt aber es sey die ursach / daß sie das am h=chsten lieben / das sie verlassen sollen / wie das sprichwort lautet / Scheyden thGt wehe. Denn unser Herrgot machet es gern also / daß wenn man eyn ding am liebsten hette / so muß man es verlassen Agricola: Sprichwörtersammlungen, I, Nr. 671. Literatur: Schröder 1982, S. 813: „memento mori”. TPMA VII s.v. LASSEN 7. Wir müssen alles lassen, was wir haben und (besonders) lieben [führt diese Textstelle an]. Zatloukal 1978, S. 43, Anm. 100: „sprichwortartig“.
Sentenz Formulierungstradition: - (E) […] li xij per de France, la lozée, / Vous jugèrent à mort d’estre en un feu getée, / Si que vo char doit estre et arse et enbrasée. / […] / Si sui venus à vous, douche dame honnerée, / Afin que ne so1és nullement despérée, / Ains so1és douchement et de coer confessée. / Tous nous convient morir, n’avons nulle journée Bauduin de Sebourc, 16, 805-816. - (E) Fraunceys Petrak, the lauriat poete, / Highte this clerk, whos rethorike sweete / Enlumyned al Ytaille of poetrie, / As Lynyan dide of philosophie, / Or lawe, or oother art particuler; / But deeth, that wol nat suffre us dwellen heer, / But as it were a twynklyng of an ye, / Hem bothe hath slayn, and alle shul we dye Chaucer: The Clerk’s Prologue, E 31-38. - (S) Wy moten alle sterven - Omnibus est nobis cygnea voce canendum Tunnicius: Sprichwörtersammlung, 756.
*307,4; 6110,14; 6197,2.
3 Gralromane
Textstelle
1055,4 liep zerget mit leide!
1075,2 owe des, ir liep zergat mit leide!
Kontext
Kaylet beklagt anläßlich des Todes Gamurets die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens (Trauer Kaylets).
Der Erzähler beklagt vorausschauend die Wirkungen der Nachricht von Gamurets Tod auf Herzeloude und Sigune.
Überlieferung
H 1055,4: Nit liep zer get mit laide.
Paraphrase
Freude endet in Leid.
Freude endet in Leid.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Verwendung: - (L) Nec forma aeternum aut cuiquam est fortuna perennis: / Longius aut propius mors sua quemque manet Properz: Elegiae, 2, 28, 57f. - (S) Der todt schonet niemandts. […] K=nig / Keyser / arm / reich / jung / alt / Weib / man / groß / kleyn / frist der tod kalt Agricola: Sprichwörtersammlungen, I, 527. Vgl. den biblischen Hintergrund: - urguebantque Aegyptii populum de terra exire velociter dicentes omnes moriemur Ex 12, 33 Und die Egypter drungen das Volck, das sie es eilend aus dem Lande trieben, Denn sie sprachen, Wir sind alle des tods Luther: Deutsche Bibel, VIII. → Gar 10599. Literatur: TPMA XI s.v. TOD 1.2.1.1. Alle müssen (Alles muss) sterben. Wander IV s.v. Sterben, Nr. 168.
Sentenz Formulierungstradition: - (L) vil liep mit leide gar zegât Namenlos h, KLD Nr. 38, 24, 4. Verwendung: - (E) Diu vil michel êre was dâ gelegen tôt. / die liute heten alle jâmer unde nôt. / mit leide was verendet des küniges hôhgezît, / als ie diu liebe leide z’ aller jungeste gît Nibelungenlied, 2378, 1-4. - (D) je mer dir liebes wirt, je mer dir leydes widerfert. Hettestu dich vor liebes vberhaben, so werestu nun leydes vertragen. Je grosser lieb zu bekennen, ye grosser leyt zu emperen lieb. Weyp, kint, schacz vnd alles jrdisch gut muß etwas frewden am anfang vnd mer leydes an dem ende bringen. Alle jrdische lieb muß zu leyde werden. Leyt ist liebes ende, der frewden end ist trawren, nach lust vnlust muß kommen, willens ende ist vnwillen. Zu sollichem ende lauffen alle lebendige ding. Lere es baß, willtu von kluckheyt gaczen Johannes von Tepl: Der Ackermann, 12. Kapitel (S. 24, Z. 19-28).
*52,4; *1075,2; *1099,3; 1178,14; 1225,11226,4; 1837,13; 1944,1-4; 1987,3; 2146,1f.; *2150,1; *2454,2; 2529,22531,4; 2556,1; 2590,1-4; 2936,2; 3328,1; 3351,1-3352,4; 3739,1f.; 6652,2.
→ Wigl 7784. Literatur: TPMA III s.v. FREUDE 1.2.8. Freuden der Welt nehmen ein leidvolles Ende [führt diese Textstelle an]. Wander I s.v. Freude, Nr. 6. Zingerle 1864 s.v. Liebe, S. 89 [führt diese Textstelle an].
Anspielung auf eine Sentenz Formulierungstradition: - (L) vil liep mit leide gar zegât Namenlos h, KLD Nr. 38, 24, 4. Verwendung: - (E) Diu vil michel êre was dâ gelegen tôt. / die liute heten alle jâmer unde nôt. / mit leide was verendet des küniges hôhgezît, / als ie diu liebe leide z’ aller jungeste gît Nibelungenlied, 2378, 1-4. - (D) je mer dir liebes wirt, je mer dir leydes widerfert. Hettestu dich vor liebes vberhaben, so werestu nun leydes vertragen. Je grosser lieb zu bekennen, ye grosser leyt zu emperen lieb. Weyp, kint, schacz vnd alles jrdisch gut muß etwas frewden am anfang vnd mer leydes an dem ende bringen. Alle jrdische lieb muß zu leyde werden. Leyt ist liebes ende, der frewden end ist trawren, nach lust vnlust muß kommen, willens ende ist vnwillen. Zu sollichem ende lauffen al-
*52,4; *1055,4; *1099,3; 1178,14; 1225,11226,4; 1837,13; 1944,1-4; 1987,3; 2146,1f.; *2150,1; *2454,2; 2529,22531,4; 2556,1; 2590,1-4; 2936,2; 3328,1; 3351,1-3352,2; 3739,1f.; 6652,2.
3 Gralromane
Textstelle
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler verX 1099,3: ir honich Weltliche Freude weist* anläßlich der hant verporgen si verkehrt sich in Leid. al solchen wehsel git di werlt uns Trauer Herzeloudes mit der gallen. allen. / um Gamuret auf die hiut sFze, morgen sure. Unbeständigkeit der Welt. ir honik hat verborgen bitter gallen. 1099,3
* Brode 1966, S. 197: „Klage“.
1099,4 hiut sFze, morgen sure.
Der Erzähler verweist* anläßlich der Trauer Herzeloudes um Gamuret auf die Unbeständigkeit der Welt.
Auf Freude folgt Leid.
* Brode 1966, S. 197: „Klage“.
1160,4 sus git nach sFz ein suren di werlt gemein, des si ir lon verwazen!
Tschinotulander beklagt beim Anblick des neugeborenen Parzifal den Tod Gamurets.
H 1160,4: Sus git Weltliche Freude nach sFzze die sure endet in Leid. / dV welt nu si ir lon von Qns verwazzen.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
le lebendige ding. Lere es baß, willtu von kluckheyt gaczen Johannes von Tepl: Der Ackermann, 12. Kapitel (S. 24, Z. 19-28). → Wigl 7784. Literatur: TPMA III s.v. FREUDE 1.2.8. Freuden der Welt nehmen ein leidvolles Ende. Wander I s.v. Freude, Nr. 6. Wolf 1953, S. 71. 53,3f; 54,1-4; 2422,3; *2449,2; *2470,3; Formulierungstradition: - (S) Waz tuot diu werlt gemeine gar? / si altet, bœset; nemt es war. / Diu werlt gît uns allen / 3798,3f.; 5135,3f.; 5157,4; nâch honege bitter gallen Freidank: Bescheidenheit, 30,23 - 31,1. - (E) wann er sol zu peichten gan, / die wirt an alle rew getan / und chert nFr aussen umb den 5501,1-4; stain, / versweigt das gross und sagt das chlain. / das ist der sel ain sw(rer punnt. / er sol es 5882,4. sagen gancz von grunt / wie er dy sFndt pegangen hiet. / was im dann der priester riet, / des scholt er ganncz gehorsam sein, / wolt er dort nicht leyden pein / vor dem zornigen richter / da vindet er wol dy rechten m(r, / wie die welt nu ist getan, / als der Freydankch spricht davon: / die welt geit uns hie allen / nach honig pitter gallen Heinrich der Teichner, 660, 19-34.
Sentenz
Literatur: Brode 1966, S. 197. Friedrich 2006 s.v. hiute: „Sprichwort?“. TPMA VI s.v. HEUTE 2.1.2.6. Heute froh (lieb und teuer, Liebe), morgen betrübt (verhasst, Leid). Wander II s.v. Honig, Nr. 60. Ebd. V s.v. Welt, Nr. 123. 53,3f.; *395,2; *664,4; *1160,4; 1168,2; 2006,4; Vgl. die Formulierungen *2372,2; - (S) Hiute liep, morne leit, / deist der werlde unstætekeit Freidank: Bescheidenheit, 31,16f. - (E) die werlt alsô lônet; / sie biutet süeze dâ nâch sûr Ulrich von Etzenbach: Alexander, *2581,3; 2617,2; 2691,3. 4972f.
Sentenz
Literatur: Brode 1966, S. 197. Friedrich 2006 s.v. hiute, S. 224: „Sprichwort?“. TPMA VI s.v. HEUTE 2.1.2.6. Heute froh (lieb und teuer, Liebe), morgen betrübt (verhasst, Leid). Wander II s.v. Heute, Nr. 96 [führt diese Textstelle an]. Zingerle 1864 s.v. heute, S. 68 [führt diese Textstelle an]. Zatloukal 1978, S. 43, Anm. 100: „sprichwortartig“. 53,3f.; *55,2; *664,4; *1099,4; 1983,1-4; Formulierungstradition: 2006,4; *2372,2; - (E) swie man dich siht begraben ligen, / noch ist dir wirde niht verzigen. / dîn lop des noch *2470,3; die volge hât, / daz nie menlîcher tât / von deheinem ritter sî geschehen, / als von dir, hêrre, ist *2581,3; gesehen. / des ist vil cleine dîn geschônet. / die werlt alsô lônet; / sie biutet süeze dâ nâch sûr 3798,3f.; Ulrich von Etzenbach: Alexander, 4965-4973. 5135,3f.; 5157,4; 5852,4. Verwendung: - (L) Signore, il mondo e le chose terene / mostranci il dolce e danoci l’ amaro; / nel mondo amaro molto si uive in pene / e poi pure si mvore l’ uomo sanza riparo; / però, signori, alle chose terrene / di levar gli ochi non vi sia charo, / non que’ del chapo ma que’ della mente, / sichè seruiamo a christo onipotente Piero da Siena: La bella Camilla, 50.
Anspielung auf eine Sentenz
→ Tit 17,4.
3 Gralromane
Textstelle
1192,2 swer verte in hGt ist wesende, des pris wirt getragen nimmer veile
Kontext
Überlieferung
Der Erzähler* kom- A, B, D 1192,2: der mentiert** den wirt. Hundenamen Gardivias.
Paraphrase
Wer es versteht, sein Ziel auf rechte Weise zu verfolgen, behält höchstes Ansehen.
*Vgl. Neukirchen 2006, S. 160, Anm. 114: „Entgegen der Ausgabe Wolfs […] wird man hier den Erzähler ansetzen müssen […].“ **Neukirchen, S. 160: „Kommentar“.
1228,4 wan trurens uber maze kan sel und lip an seld und eren letzen.
1232,1 Und im gelinget selten, swer ane ræte wirbet, / swaz er, gGt, lip sol gelten.
Tschinotulander er- X 1228,4: wand mahnt Sigune, sich vbermæzzich trawin ihrer Trauer über ren. den Verlust des Brackenseiles zu mäßigen.
Der Erzähler kritisiert Sigunes Entscheidung, Tschinotulander nach dem Brackenseil auszusenden.
Übermäßige Trauer schädigt Ansehen und Seelenheil.
E 1232,1: doch sel- Ohne Rat zu hanten. deln, führt selten zu X 1232,1: swer svn- Erfolg. der rat icht wirbet.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Literatur: Friedrich 2006 s.v. werlt, S. 455. TPMA XIII s.v. WELT 1.4.2.2. Der Welt Süsse ist bitter und schmerzhaft [führt diese Textstelle an]. Wander IV s.v. Süsses, Nr. 2. 1190,4; 1191,3; 1198,4; 1200,3f.; 1493,3; *1883,2; Formulierungstradition/Vorlage (zweites ›Titurel‹-Fragment): - (E) swer wol verte hüeten kan, des prîs wirt getragen nimmer veile Wolfram: Titurel, 145,2. *1885,1; 1907,2; 2785,2; 3573,1; 4552,1f.; 4932,2. Vgl. den Gedanken: - (E) ein jäger muoz beschouwen / vil dicke ein vart, daz er iht misselâze, / die wîle er henget; daz muoz er besinnen. / alsô, ir jungen, hüetet, / lât iu daz herze niht ze fruo entrinnen Hadamar von Laber: Jagd, 4, 3-7. - (L) Mir loufent valsche hunde vor / unt jagent, daz in ist tiure: / mit listen volge ich irme spor / unt vuere doch, daz si jagen. / ir ist kleine, die jagent die rehten vart; / vert was ez unde ist hiure Kelin (HMS), 3, 1-6.
Sentenz
→ Tit 145,2. Literatur: Neukirchen 2006, S. 160. Schmid 1988, S. 86.
Sentenz Verwendung: - (E) Gamelerot sprach: „sælig man, / h=re der clage! der ist gnGg. / ez ist an dir ein unfGg: / man sol sin leit ze maze clagen, / sin liep mit triwen nahe tragen. / da von la die clage sin. / […].“ Ulrich: Rennewart, 31460-31465. - (L) Nieman sol sines leides al zu trurig wesen, / wil er genesen / vor grozer houbetswere. / senftes mutes mere, / die künde er ie dem herzen sin und si wunnebere, / kein leit daz wart doch nie so groz, ezn würde mit freude gestiuret Frauenlob, V, *65, 1-6. - (E) So süll wir, öhaim, bayde / der klage greyffen zue, / doch mit der underschaide, / das man der clag geleiche masse thue / man sol wol klagen und auch klage lassen, / si baide mit gemenge, / genueg ist alltzeit in der rechten mazzen Fuetrer: Buch der Abenteuer, 1882, 1-7.
2460,1; 3568,4; 5106,1; 5188,3f.; 5414,3; 5521,1.
Literatur: TPMA VIII s.v. MANN 1.1.5. Ein Mann soll nicht (wie eine Frau) wehklagen und weinen. Wander II s.v. Klage, Nr. 8. Neukirchen 2006, S. 166.
Sentenz Vgl. den Gedanken: - (E) Welhi guotem raut nit volgen, die enpfahen offt großen schaden Steinhöwel: Esopus, S. 106. Literatur: TPMA IX s.v. RAT 5.8. Wer guten Rat nicht befolgt, nimmt Schaden [führt diese Textstelle an]. Wander III s.v. Rath, Nr. 335; 336. Zatloukal 1978, S. 31f.: „für jedermann wichtige Verhaltensregel“. Lorenz 2002, S. 173f. Neukirchen 2006, S. 167; 220.
21,2-4; 1231,3f.; *2065,1; *2065,4.
3 Gralromane
Textstelle 1294,4 unheil mit siner lune kan mit lihten dingen vreise leren
1453,4 minne mannen mange wisheit kundet.
1532,4 diu minne git gedingen, der verre wider wiget allem leide.
1569,3 wan got ie half dem waren / und lie die valschen hinken, di zunrechte valscheit kunden varen.
Kontext
Überlieferung
Der Erzähler deutet E 1294,4: Dan kan. Tschinotulanders H, X 1294,4: Vns(lzukünftiges Schick- de mit ir lune. sal an, nachdem dieser erstmals ohne Erfolg versucht hat, den Bracken einzufangen.
Paraphrase Wenn das Schicksal es will, können Kleinigkeiten ins Verderben führen.
Der Erzähler begründet die positive Wirkung des Anblicks der 80 Jungfrauen auf die Mitglieder des Artushofes.
B 1453,4: manigen Liebe fördert die wehsel. Verständigkeit der H 1453,4: minne Männer. man vil mengr wishait schFndet. X 1453,4: dev minne den man vil manger tugende schvndet.
Tschinotulander begründet vor sich selbst seinen Entschluß, im Dienst Sigunes um das Brackenseil zu kämpfen.
X 1532,4: dew niem$ geit gedingen . dr verte widr wigt allem laide.
Der Erzähler beX 1569,3: waz dar gründet den Sieg vmb got half dem Fridebrants über waren. Bonschurne (Kampf Fridebrants gegen Bonschurne).
Die durch Liebe vermittelte Hoffnung ist stärker als alles Leid.
Gott hilft dem Gerechten.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz
Querverweise 1478,4.
Verwendung: - (E) L’en voit par petite achoison / De dommaige venir foison; / A la fois, qui cuide ferir, / L’ autre occist et le fait perir De la mouche et du chauve, 23-26. - (D) A vezes luenga fabla tiene chico provecho: / „quien mucho fabla yerra“ -dízelö el derecho-; / a vezes cosa chica faze muy grand despecho, / e de comienço chico viene granado fecho Ruiz: Libro de buen amor, 733. - (S) van clene dinghen comt dick groot hinder - De rebus minimis fit sepe molestia grandis Proverbia Communia, 732. - (S) Van kleinen schaden komen de groten. - De minimis crebro fiunt quam maxima damna Tunnicius: Sprichwörtersammlung, 1081. Literatur: TPMA VII s.v. KLEIN 3.3. Kleines richtet grossen Schaden an. Lechtermann 2005, S. 186.
Sentenz
739,1f.; 769,1f.; 3191,4.
Vgl. den Gedanken: - (S) Ein man wirt werder dan er sî, / gelît er hôher minne bî Freidank: Bescheidenheit, 100,18f. Literatur: TPMA VII s.v. LIEBE 1.4.8.2.1. Liebe erhöht den Wert des Mannes. Guggenberger 1992, S. 108. Lorenz 2002, S. 297. Neukirchen 2006, S. 176.
Sentenz
1067,1-4; *2946,1; 4974,14.
Sentenz
152,2f.; 1039,1f.; 4082,1-4; 6093,4.
Formulierungstradition: - (E) sô half ouch got dem rehten ie: / des wær ich tôt von sîner hant, / het ez diu naht niht erwant Hartmann: Iwein, 7628-7630. Verwendung: - (E) Die faigen müsten geligen: / Gott halff den rechten gesigen. / Waz hulffe umb werbe? / Gott alle die verderbe / Die irem eben menschen laid / Fügend durch ir uppekaitt Göttweiger Trojanerkrieg, 11125-11130. - (E) Veracht wir des hofes recht, so spricht gar mengclich, das wir ungerecht seyen; sollen die von der tavelrund urtail sprechen, so näm ir chainer aller wellt guet, das er ain valsche urtail spreche; sol die fraw gerichten, das mag si wol thuen, und wir werden hie mit zu spot; wann got gestuond ye dem rechten Fuetrer: Prosaroman des Lanzelot, S. 97. Vgl. den biblischen Hintergrund: - salus autem iustorum a Domino et protector eorum in tempore tribulationis Ps 36,39 - Aber der HERR hilfft den Gerechten, Der ist jre Stercke in der Not Luther: Deutsche Bibel, X, 1, Ps. 37,39.
3 Gralromane
Textstelle
1577,1 Menlich gebaren kund ie nach eren werben, / und die verzaget waren, di sach man ie an prise gar verderben.
1577,3 daz merken beide alt und ouch di jungen, / daz menlich gebaren werdicheit vil dicke hat errungen.
1864,4 milte sunder riwe und sunder haz kan sich nach selden enden. 1883,2 swer gern im selber selde und ere biete, / der hFte siner verte zallen stunden, / so daz er var di richte. so wirt sin pris vil selten veile vunden.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler lobt das Eingreifen der Knappen Kaylets zugunsten von Ackerins Gesandten, die in die Auseinandersetzung zwischen Fridebrant und Bonschurne geraten sind (Kampf Fridebrants gegen Bonschurne).
D, E 1577,1: Menlich] Vil deg)lich. H 1577,1: manlich wol gebaren kund ie den pris erwerben. X 1577,1: wil nach preis werben. X 1577,2: die sicht man an wirdichait verderben.
Tapferkeit führt zu Ansehen, Feigheit aber zum Verlust desselben.
Der Erzähler lobt das Eingreifen der Knappen Kaylets zugunsten von Akkerins Gesandten, die in die Auseinandersetzung zwischen Fridebrant und Bonschurne geraten sind (Kampf Fridebrants gegen Bonschurne).
D 1577,4: deg)leich. E 1577,4: tugentliche. H 1577,4: vil ofte hohe wirde h"t errungen.
Tapferkeit führt zu Ansehen.
Der Erzähler fordert B 1864,4: sich] ich. anläßlich der Auslegung von Artus’ Adlerwappen zur Freigebigkeit auf.
Aufrichtige Freigebigkeit trägt zur Erlangung des Seelenheils bei.
Ein Schreiber verliest den Beginn der Tugendlehre auf dem Brackenseil (Brackenseilinschrift).
Wer Glückseligkeit und Ansehen erlangen möchte, soll seine Ziele auf rechte Weise verfolgen.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
→ Iw 7628 → Wigl 2772; 2922 → Da 1298 → Gar 1157 → Tan 4332 → Gau 4232. Literatur: TPMA V s.v. GOTT 26.11. Gott hört auf die Rufe der Gerechten und steht ihnen bei [führt diese Textstelle an].
Sentenz Vgl. den Gedanken: - (S) Keyn zager legt nymmer mehr ehr ein Franck: Sprichwörter, I, 51r. (S. 87, Z. 7).
*24,1; 846,3f.; *1577,3; 1583,31584,4; *2044,4; *2121,2; 2151,4; 2617,3f.; 3547,1f.; 5033,1f.; 5286,3; *5757,4; 5847,14.
Literatur: TPMA IV s.v. FURCHT 2.2.16. Furcht ist der Ehre abträglich. Wander III s.v. Muthlos.
Sentenz
*24,1; 846,3f.; *1577,1; 1583,31584,4; *2044,4; *2121,2; 2151,4; 2617,3f.; 3547,1f.; 5033,1f.; 5286,3; *5757,4; 5847,14.
Sentenz
ML 29,1.
Literatur: TPMA IV s.v. GEBEN 2.12. Geben entspricht dem Willen Gottes. 1190,4; 1191,3; *1192,2; 1198,4; 1200,3f.; 1493,3; Verwendung: - (E) swâ sich der einer mit unstæte wirret, / der toetet sich an fröuden / und ist sîn leben hie *1885,1; 1907,2; und dort verirret. // Wie manic herz verhouwen / wirt in solher mâze! / ein jäger muoz be- 2785,2; 3573,1; schouwen / vil dicke ein vart, daz er iht misselâze, / die wîle er henget; daz muoz er besinnen. 4552,1f.; 4932,2. / alsô, ir jungen, hüetet, / lât iu daz herze niht ze fruo entrinnen Hadamar von Laber: Jagd, 3, 5-4, 7.
Sentenz
→ Tit 145,2. Literatur: Ragotzky 1971, S. 120. Schmid 1988.
3 Gralromane
Textstelle
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
1885,1
Ein Schreiber verliest den Beginn der Tugendlehre auf Swer sine vart in hGte dem Brackenseil hat an allen dingen, / (Brackenseilinzeselden und zu gGte iz im vrumt, so daz im mGz gelin- schrift). gen / hie und dort, in ewiclichem heile.
D, E 1885,1: Wan swer. X 1885,1: Swr verte wol in hGte. A 1885,3: heile] grFze. B 1885,3: heile] done.
Wer es versteht, sein Ziel in jeder Situation zu verfolgen, zieht daraus Heil und Nutzen.
Ein Schreiber verliest den Beginn der wan ritterlicher wird enzimt niht Tugendlehre auf dem Brackenseil wichen. (Brackenseilinschrift).
A 1900,3: ritterlicher] mænlicher. A, D, E 1900,3: wird] vert. Heidelberger Bruchstück I (Cpg 729) 1900,3: wan ritterlicher verte zymt nit wencken.
Ein Ritter muß standhaft sein.
1900,3
1906,1 Triwe ist rehte minne, so ist ouch minne triwe.
1906,2 die ungetriwen sinne ringent herzenlieb in clagende riwe, / sweder halp di triwe beginnet hinken. 1909,1 Pfaffen unde vrowen an eren nieman krenke.
Ein Schreiber verliest den Beginn der Tugendlehre auf dem Brackenseil (Brackenseilinschrift).
A, D, E 1906,1: Wahre Liebe und ouch] di. Treue bedingen einD 1906,1: ich sprch ander. ist. E 1906,1: minne triwe] truwe my]e. Heidelberger Bruchstück I (Cpg 729) 1906,1: Die trV jst ware m8ne so jst ouch minne trHwe.
Ein Schreiber ver- D, E 1906,2: Die Untreue zerstört die liest den Beginn der bringent; herzenLiebe. Tugendlehre auf lieb] hertz vnd leib. dem Brackenseil (Brackenseilinschrift). Ein Schreiber ver- X 1909,1: an preis liest den Beginn der nieman chrenche. Tugendlehre auf dem Brackenseil (Brackenseilinschrift).
Geistlichen und Frauen soll man mit Respekt begegnen.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz → Tit 145,2.
Querverweise 1190,4; 1191,3; *1192,2; 1198,4; 1200,3f.; 1493,3; *1883,2; 1907,2; 2785,2; 3573,1; 4552,1f.; 4932,2.
Literatur: Haug 1992b, S. 367f. Schmid 1988. Zatloukal 1978, S. 22, Anm. 72.
Sentenz
*846,2; 1584,24; *2722,2; 2914,2-4; 3074,2f; 581,1-4.
Sentenz
267,1-3; *714,4; 743,4; *1906,2; 5911,3f.
Verwendung: - (Dr) Onde viddero i recami ascosti, nel mezzo del di dentro stava un cuore di seta incarnata, che ardeva in fuoco di seta rossa, e intorno a l’orlo di lettere nere si leggeva: „Amor vuol fede e l’asino il bastone“. Tal che la turba, scoppiata nel tuono de le risa, la riposano per reliquia Aretino: Ragionamenti, 2, S. 17f. - (S) Amor vuol fede, [et] fede vuole fermezza Merbury: Proverbi vulgari, S. 12. → Pz 532,10. Literatur: Brode 1966, S. 26: „Wortspiel“. TPMA VII s.v. LIEBE 4.2.1. Wahre Liebe ist beständig und treu.
Sentenz Verwendung: - (S) Sîn herze dicke trûric stât, / der ungetriuwez liep hât Freidank: Bescheidenheit, 101,27f. Literatur: Brode 1966, S. 26: „Wortspiel“. TPMA XII s.v. UNTREUE 2.5. Wer einen untreuen Partner hat, ist unglücklich. Wander III s.v. Liebe, Nr. 815.
Sentenz Verwendung: - (S) Mit pfaffen und mit wîben / sol nieman schelten trîben Freidank: Bescheidenheit, 106,2f. - (L) nicht smÖh weib noch priesterschafft / so bist du vor got tugenthafft Hugo von Montfort, 14, 11f. - (G) Man spricht also: Wer priester und frawen schendet, dem ghets nunquam wol Luther: Predigt am Johannistage, 549, 8f. - (S) Der weiber/ priester/ vnd das alter nit in ehrn hat/ den schendt got Franck: Sprichwörter, I, 80r (S. 130, Z. 19).
267,1-3; *714,4; 743,4; *1906,1; 5911,3f.
3 Gralromane
Textstelle
1917,1 Die maze let nieman irre varen uf selden verte.
1918,1 Diu maze git vil tugende, swer si zureht kan mezzen / in alter und in jugende.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Ein Schreiber ver- X 1917,1-4: fehlen. liest die Tugendlehre auf dem Brakkenseil (Brackenseilinschrift).
Wer maßvoll lebt, erlangt Glückseligkeit.
Ein Schreiber ver- X 1918,1-4: fehlen. liest die Tugendlehre auf dem Brakkenseil (Brackenseilinschrift).
Maßvolles Verhalten führt zur Tugend.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Literatur: TPMA IX s.v. PFAFFE 7.1. Frauen und Geistliche soll man ehren [führt diese Textstelle an]. Wander III s.v. Priester, Nr. 60. Haug 1992b, S. 369. Ragotzky 1971, S. 120. 1734,3f.; *1918,3; *2820,3; Verwendung: - (D) prædicatio enim non debet splendere phaleris verborum, purpuramentis colorum, nec ni- 3569,1f.; 4040,1mis exsanguibus verbis debetesse dejecta, sed Medium tenuere beati. Quia, si nimis esset pic- 4. turata, videretur nimio studio excogitata, et potius elaborata adfavorem hominum quam ad utilitatem proximorum, et ita minus moveret animos auditorum Alanus ab Insulis: De arte praedicatoria, 53, 1 (112 C). - (D) Ze sûr, ze süeze sint beidiu enwiht, / Daz mittel hât mit sêlden pfliht. / Swer kleiniu kint ze sêre erschrecket, / Guoten sin er ofte erstecket. / Swer urloup gibt und ofte fride / Schuolern, der ziuhet untugenden smide Hugo von Trimberg: Der Renner, 17481-17486. - (G) Er wil daz wer gliche tragen / An alle valsche tucke / Gelucke unde ungelucke. / Wer sullen uns ouch nicht irheben / Geluckes swen wer des entseben. / Want der ist wol eyn selic man / Der glich di mitelmaze kan Hiob, 228-234. - (E) Mais qui en l’ amoureus loien / Est loiez, s’ il tient le moien, / Il ouevre bien et sagement. / Et li sages dist qui ne ment / Qu’ adès li bonneüreus tiennent / Le moien partout ou il viennent Guillaume de Machaut: Le jugement dou roy de Navarre, 1919-1924. - (S) Verbis et factis quisquis sciet esse modestus, / Est sapiens, qui scit (moderare) suos bene gestus; - Wer schone zcu massin kan / Gelebin, der ist ein seliger man Freidank (Görlitz), 1917-1920. - (L) Ou hault sommet de la haulte montaigne / Ne fait pas bon maison edifier, / Que li grant vens ne la gaste et souspraingne ; / Ne ou bas lieu ne la doit pas lier : / Car par eaues pourroit amolier / Le fondement et perir le merrien ; / Nulz ne se doit ne hault ne bas fier : / Benoist de Dieu est qui tient le moien Eustache Deschamps, 82, 1-8. - (E) Venus sprach: Ich sag dir / Uf min trüwe, geloube mir, / Daz die maze das beste ist / Allenthalben in dirre frist. / Zu kurz zu lang fürhonet als spil; / Die recht maz ist daz zil. / Wer recht maz halten kan, / Es si das wip oder der man, / Di sint selig von got geborn, / Zuo friunden han wir sie erkorn. / Ich mein ein man in mitteln jaren, / Wir halten nit von jungen toren Meister Altswert: Kittel, 57, 22-33. - (S) Iussa per aeterna medium tenuere beati Werner: Sprichwörter, i163 (Hs. 15. Jh.).
Sentenz
Literatur: TPMA VIII s.v. MASS (Mässigkeit) 2.10. Mass und Mitte sind Zeichen und Ursprung von Weisheit und Glück(seligkeit). Wander III s.v. Mass, Nr. 84. Lorenz 2002, S. 244. Thornton 1977, S. 174.
Sentenz Verwendung: - (E) Ne capiens capiare, modum captura capescat, / Virtutum custos est modus atque dator Nivardus von Gent: Ysengrimus, 685f. - (L) diu mâze ist ganzer tugende urspring, / so kan unmâze brechen glükes günde Johann von Ringgenberg, SMS, 13, VII, 9f. Literatur: TPMA VIII s.v. MASS (Mässigkeit) 2.9. Mass und Mitte sind tugendvoll. Finckh 1999, S. 330f.
3 Gralromane
Textstelle 1918,3
ze vil, ze kleine schadet an allen dingen.
1919,2 swer missewende unborge tribet dar die lenge stæticliche, / daz bringet lib und sel in ungelucke.
1920,2 SCHAM aller tugent ist maitzoginne schone.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Ein Schreiber ver- X 1918,1-4: fehlen. liest die Tugendlehre auf dem Brakkenseil (Brackenseilinschrift).
Über- und Untertreibung schaden.
Ein Schreiber verliest die Tugendlehre auf dem Brakkenseil (Brackenseilinschrift).
D 1919,2: un-] an. X 1919,2f.: treibt in daz altr von dr iugende. dr minne sorge daz wirt sein geluke. Heidelberger Bruchstück I (Cpg 729) 1919,2: wer misset$t vnuerporgen tribt jns alter aus der jugent.
Wer fortwährend Untaten begeht, erleidet körperlichen und seelischen Schaden.
Ein Schreiber ver- X 1920,2: vnd aller liest die Tugendleh- tugent maiszoginne re auf dem Brakschone. kenseil (Brackenseilinschrift).
Schamgefühl ist die Grundlage aller Tugenden.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Sentenz Formulierungstradition: - (L) Perché le freccie son di troppo danno, / noi traián queste palle piccolette; / ma, se per sorte stanno / nella pallottoliera troppo strette, / che per forza le mette, / stianta qualche filetto della corda: / onde vi si ricorda / che spesso nuoce il troppo, come il poco Giovambattista dell’ Ottonaio, XXV, S. 89. Verwendung: - (S) Sorfait noyst, ço dit li vilains Morawski: Proverbes français, 2274 (Hs. 14. Jh.). Literatur: Friedrich 2006 s.v. vil, S. 427. TPMA XII s.v. VIEL 4.3.2. Zuviel ist schädlich [führt diese Textstelle an]. Wander IV s.v. Viel, Nr. 94. Finckh 1999, 330f. Lorenz 2002, S. 244; 252. Spiller 1883, S. 161f.
Sentenz
5106,3f.; 5847,14.
*926,1; *1920,3; 3859,1-3; 4426,2; *5564,3; Verwendung: - (D) Nihil est enim aliud eloquentia nisi copiose loquens sapientia ; quae ex eodem hausta ge- *5565,3; 6015,3. nere, quo illa quae in disputando, est uberior atque latior et ad motus animorum vulgique sensus accommodatior. Custos vero virtutum omnium dedecus fugiens laudemque maxime consequens verecundia est Cicero: Partitiones oratoriae, 23, 79. - (G) diu scham ist der êren zuht, / diu scham birt der kiusche fruht, / diu scham ist der zuhte ruote, / diu scham ist aller tugende huote, / wan swer rehte scham treit, / der mîdet alle bôsheit / alsam die vier brüeder tâten Lamprecht von Regensburg: Sanct Francisken Leben, 36363642. - (D) Pero quanto a·la pregunta que fazedes, vos digo que·la mejor cosa que omne puede aver en·si, et que es madre et cabeça de todas las vondades, digo vos que esta es la vergüença Juan Manuel: Conde Lucanor, 50, 221-224. - (D) Car ce distront nostre ancessour, / „Honte est ly droit chief de valour, / Que soit en toute vassellage“: / Dont gart le corps sanz deshonour, / Et fait que l’ alme est conquerrour / Du ciel, u toute orguil destage Gower: Mirour de l’ omme, 11959-11964.
Sentenz
Literatur: TPMA X s.v. SCHAM 1.5. Scham ist Ausgangs- und Endpunkt aller guten Werte. Wander IV s.v. Schamhaftigkeit, Nr. 1.
3 Gralromane
Textstelle 1920,3 swer sich verschamt, derst hie und dort verweiset.
Kontext
Überlieferung
Ein Schreiber verliest die Tugendlehre auf dem Brakkenseil (Brackenseilinschrift).
Ein Schreiber ver- A 1923,2: mit] vil. liest die Tugendlehre auf dem Brakdi hochvart mit ungFte můst ie von der h=he nider sigen. kenseil (Brackenseilinschrift). 1923,2
Paraphrase Ein Mensch ohne Schamgefühl ist im Diesseits und im Jenseits ein Ausgeschlossener. Hochmut führt zum Fall.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz
Querverweise *926,1; *2324,4; *5565,1.
Literatur: TPMA X s.v. SCHAM 1.7. Scham bringt Heil, Schamlosigkeit Verderben und Schande. Wander IV s.v. Schamlos.
Sentenz Formulierungstradition: - (E) hôchvart ie seic unde viel Wolfram: Parzival, 472,17. Verwendung: - (S) Omnis superbia tanto in imo iacet, quanto in alto se erigit, tantoque profundius labitur, quanto excelsius eleuatur. Qui enim per propriam superbiam adtollitur, per Dei iustitiam inclinatur Isidor: Sententiae, II, 38, 3. - (G) Non ueniat mihi pes superbię. Fuôz déro úbermûoti nechóme mir . uuanda ih an démo gestân ne-mág. ֜Vbermuôti ist also eînfuôzîu . uuanda si iêo sâr fallet . unde lango stân nemag Notker III. von St. Gallen: Psalter I, 117, 16-19. - (S) Extollens animus, dum nititur alta, labascit Egbert von Lüttich: Fecunda ratis, I, 137. - (L) E ja non er ni ane no fo / Bona dona senes merce. / Et on mais n’a, plus l’en cove; / Ni ans non vi erguelh que no dechaya;/ leu non dic ges que ma dona erguelh aya, / Ans tem que lieis m’aya per ergulhos, / Quar l’aus querre so don mi tarza ‘l dos Giraudet lo Ros, 175. - (L) Gais sui eu plus qu’ anc hom no fo, / Car cilh qu’ eu el mond plus desir, / Fai mon gaug entier reverdir, / E can remire sa faiso / Ni·m membra·l jois qu’ ab leis avia, / Naisson orgoills e gaillardia, / E car ancse autz dir qu’ orgoillz dechai, / No m’ aus pensar nuill otracuidat plai Gaucelm Faidit, II, 9-16. - (D) wir sint des wol ze ende chomen / und habens gesehen und vernomen, / daz unmaze unde hohvart / die mGzen diche vallen hart. / swer hohe vert zaller zit, / wizzet, daz er nider lit. / swen ein man sinen mGt / ie hoher hebt an ubermGt, / so er ie verrer ist von got / nidere durh sin gebot. / swen er sich ie mer nider lat, / dGrh diumGt an gGt getat, / so er denne ie hoher ist, / bi got nahen ze der vrist Thomasin von Zerklære: Der welsche Gast, 11285-11299. - (S) Hôchvart stîget manegen tac, / biz sie niht hœher komen mac, / sô muoz si danne vallen; / diz bîspel sage ich allen Freidank: Bescheidenheit, 28,23 - 29,1. - (L) daz bewæret uns gelückes rat. / daz læt vil mangen oben ûf hin stîgen: / als er kumt ûf die hôhsten stat, / ez læt in anderthalben von im sîgen. / alrêrst sô wirt er innen daz er meister obe im hât. / swer grôzes übermuotes und gewaltes pfligt, / den selben got vil gerne vallen lât Dietmar der Setzer, KLD Nr. 7, 3, 7-13. Vgl. den biblischen Hintergrund: - contritionem praecedit superbia et ante ruinam exaltatur spiritus Prv 16,18 - Wer zu grund gehen sol, Der wird zuuor Stoltz, Hoffertig vnd stoltzer mut, kompt fur dem fall Luther: Deutsche Bibel, X, 2. → Er 980 → Wigl 7960; 10087 → Wigm 5980 → Pz 472,17 → GTr 7227. Literatur: TPMA VI s.v. HOCHMUT 5.1.2. Hochmut fällt (bringt zu Fall). Wander II s.v. Hochmuth, Nr. 16.
*829,1.
3 Gralromane
Textstelle 1924,2 der werlde und gotes hulde wirt verlorn von zornes sit unreine, / swer den gedulticlich nicht kan verdenken.
1927,2 vervaren und verligen mGz verderben.
1936,4 iz sterbent nur die veigen
1990,4 durch vreude vrowe genennet wart
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Ein Schreiber verliest die Tugendlehre auf dem Brakkenseil (Brackenseilinschrift).
A, B, D, E, a 1924,2: gedulticlich-kan] kan ged. A, B, D 1924,2: verdenken] verterken. X 1924,3: swr mit gedult zorn chan verderben.
Wer sich dem Zorn hingibt, verliert Gottes und der Menschen Wohlwollen.
Ein Schreiber ver- A 1927,2: verligen] liest die Tugendleh- verlogen. re auf dem Brakkenseil (Brackenseilinschrift).
Übertriebene Tätigkeit und Untätigkeit führen gleichermaßen ins Verderben.
Tschinotulander ermuntert die von ihm verpflichteten Fürsten, ihn auf seiner Orientfahrt zu begleiten.
Nur die zum Tode Bestimmten müssen sterben.
Der Erzähler lobt die Schönheit der beim Turnier auf Floritschanze anwesenden Frauen (zweites Turnier auf Floritschanze).
Frauen sind der Inbegriff der Freude.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Sentenz Verwendung: - (D) Der tzoren chrenchet man und weib / An leib, an sel, an eren; / Gedult den schult ár leren, / Der tzoren schant und laster párt Suchenwirt, 40, 228-231. Literatur: TPMA XIII s.v. ZORN 1.6.3. Zorn ist dem Leib, der Seele und der Ehre abträglich.
Sentenz
Literatur: Lorenz 2002, S. 189: „allgemein gehaltene Ermahnung“.
Sprichwort Formulierungstradition: - (E) ez sterben [ni]wan die veigen Wirnt: Wigalois, 10201. Verwendung: - (E) wirne sculn nicht entwiche / sunter froliche / uon dem wige scaiden. / hi nerstirbet nimen wan di uaigen Pfaffe Konrad: Rolandslied, 8399-8402. - (E) „Daz wer et wir mit swerten“, sô sprach Gêrnôt. / „dâ sterbent wan die veigen: die lâzen ligen tôt. / dar umb ich niht vergezzen mac der êren mîn. / die unsern vîande suln uns willekomen sîn“ Nibelungenlied, 150, 1-4. - (E) stürb ieman wan die veigen / sô wære ich tôt vor maneger zît Die böse Frau, 502f. - (E) die cristen wurden alle dô / von deme strîte gar unvrô. / die rede lâze wir nû wesen. / der veigen mac keiner genesen Livländische Reimchronik, 6095-6098. → Iw 1298 → Wigl 10201 → Gar 8087; 13115. Literatur: TPMA XI s.v. TOD 4.1.3. Es sterben nur die Todgeweihten [führt diese Textstelle an].
Sentenz Formulierungstradition: - (S) Durch fröude frouwen sint genant: / ir fröude erfröuwet alliu lant; / wie wol er fröude erkande, / der s’ êrste frouwen nande! Freidank: Bescheidenheit, 106,4-7. Verwendung: - (D) daz vrouwen lip und ir leben / sol vröude haben unde geben, / des ist ir nam erkenniclich. / daz an in ist daz nennet sich: / die vröuwent unde sint vro, / da von heizent si also. / daz vröuwen an in ist bekant, / des sint si vrouwen genant Der Stricker: Frauenehre, 1075-1082. - (D) Wol im, dem ein reinez wîp / Bewart guot, êre, sêle, lîp! / Der sol got loben von herzen grunde, / Von sinnen, von kreften, von süezem munde / Und immer im gerne sagen danc, / Wenne ez sprach her Frîdanc: / „Von fröuden frouwen sint genant, / Wenne si gefröuwent elliu lant. / Wie wol er fröude erkante, / Der frouwen von êrste si nante!“ Hugo von Trimberg: Der Renner, 13069-130784. Literatur: TPMA III s.v. FRAU 3.1.5. Die (gute und schöne) Frau ist der Inbegriff und die Quelle der Freude (für den Mann) [führt diese Textstelle an].
3483,2; 3491,4, 3874,3.
3 Gralromane
Textstelle 2010,3 ob er darumbe hazzen unde niden / von ieman tragende wære? solchen schaden wolt er gerne liden
Kontext
Der Erzähler lobt B 2010,3: unde] Artus’ Tugenden oder. (zweites Turnier auf Floritschanze; Kämpferkatalog).
Der Erzähler lobt die Klugheit Tschiwan ellen, wisheit ane, notulanders (zweimac sunder pris vil dicke wol ge- tes Turnier auf Floritschanze; Kämpsitzen. ferkatalog). 2044,4
Überlieferung
X 2044,4: wand ellev weishait ane . wanch sundr preis vil diche wol gesitzen.
Paraphrase Der Rechtschaffene muß Haß und Mißgunst hinnehmen.
Tapferkeit ohne Klugheit erlangt kein Ansehen.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Anspielung auf eine Sentenz Formulierungstradition: - (E) hazzen unde niden / daz muoz der biderbe liden Gottfried: Tristan, 8395f. - (D) Du solt sêre mîden / hazzen unde nîden: / dem nît niht anders entuot, / dem machet er doch swæren muot. / Doch muoz der vrume lîden / hazzen unde nîden: / der man ist wert alle vrist / die wîle er genendec [Hs. O: ze nident; Hs. D: ze hassen] ist Der Deutsche Cato, 253260. Verwendung: - (S) Virtus semper invidiæ patet Otloh von St. Emmeram: Liber proverbiorum, 336B. - (L) swen die bœsen hazzent âne sîne schult, / daz kümet von sîner frumecheit. / Trœstet mich diu guote alleine, / diu mich wol getrœsten mac, sô gæbe ich umbe ir nîden cleine Walther von der Vogelweide C, 50, III, 3-6 (L 73,37 - 74,3). - (L) I. Si quis displiceat pravis, non sollicitetur; / Cum non sit pravus, nemo placere potest. / II. Opto placere bonis, pravis odiosus haberi; / Namque solent odio semper habere bonos Carmina Burana, 192, If. - (D) Sun, merke, daz diu mâze gît / vil êren unde werdekeit: / die soltû minnen zaller zît, / sô wirt dîn lop den werden breit. / ist daz den wandelbæren leit, / waz umbe daz? der bœsen haz / die biderben selten ie vermeit. / lebe dû in tugentlîcher aht / und lâ die krancgemuoten leben, / als in von arte sî geslaht Winsbecke, 31, 1-10. - (S) Nieman mac ze langer zît / grôz êre haben âne nît Freidank: Bescheidenheit, 60,13f. - (L) Swer sich vor nîde welle ernern, / der minne die unvuoge unt vlîze sich der tugende wern: / wie sol man in genîden, wil er belîben sunder êren ger? / […] / die werden müezen immer nîden lîden, / die werden suln sîn nîtlîdære, / nîtlîden zimt den werden wol, / sô sint die bœsen nîdes vol: / nîtlîdær sint bezzer dan nîdære Reinmar von Zweter, 202, 1-12. - (E) die waren mines gelückes vro, / so was ez den von herzen leit. / wan swa der man umbe werdicheit / wirbet, der muoz liden nit - / wol im, uf dem sölch niden lit! Ulrich von Liechtenstein: Frauendienst, 984. - (S) Glück vnd ehr ist nit ohn neider Franck: Sprichwörter, I, 28r (S. 55, Z. 28). → GTr 8395. Literatur: TPMA VIII s.v. NEID 3.3. Die Guten (Starken) müssen (können) Neid ertragen. Wander II s.v. Hass, Nr. 25. Thornton 1977, S. 126.
Sentenz Verwendung: - (D) Cum tibi praevalidae fuerint in corpore vires, / fac sapias : sic tu poteris vir fortis haberi Disticha Catonis, IV, 12. - (E) Niés Gautelés, par le cors saint Amant, / de ceste chose te taing je por effant. / Chevalerie ne pris je pas un gan / ne vaselaige, se il n’ i a sens grant. / Gaaing avons et bel et avenant, / s’or en poons departir a itant Raoul de Cambrai, 3849-3854. - (S) Viribus intentus non est vir fortis habendus, / Sed quemcumque vides sapienter ducere vires Werner: Sprichwörter, v57 (Hs. 15. Jh.). Literatur: TPMA XIII s.v. WEISE 4.3. Wer körperlich stark ist, soll sich auch um Weisheit bemühen. Wander IV s.v. Tapferkeit, Nr. 5.
Querverweise *2250,4; *2251,1; 2394,4; 6218,1f.
3 Gralromane
Textstelle 2061,1 Als er genade sGchte, durch recht solt er di vinden
2065,1 Doch nieman ist so wise, daz im gùt rat und lere / iht schad an werdem prise.
2065,2 si sagent alle, man gebe sehsen mere, / dann zwene oder einer mug vergelten. / swer wirde wil erwerben,
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler lobt das reumütige Verhalten Lots von Norwege, der sich, nachdem er einen Turnierteilnehmer erschlagen hat, freiwillig in Gefangenschaft begibt (zweites Turnier auf Floritschanze; Kämpferkatalog).
Wer um Gnade bittet, soll sie erhalten.
Der Erzähler fordert das Publikum auf, ungeachtet der eigenen Lebenserfahrung von guten Ratschlägen zu profitieren (zweites Turnier auf Floritschanze; Kämpferkatalog).
Guten Rat kann jeder gebrauchen.
Der Erzähler fordert das Publikum auf, ungeachtet der eigenen Lebenserfahrung von guten Ratschlägen zu profitieren (zweites Tur-
D, E 2065,2: vmb Sechs erhalten mehr, sechse. als einer oder zwei B, D, E 2065,3: sich leisten können. Dann daz. X 2065,2: sie iehent des man geb vmbe sehse mere.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Anspielung auf eine Sentenz
Querverweise *723,1.
Formulierungstradition: - (L) Dame de grant signorie, / Se j’ ai lou secors / De Mercit c’ Apoirs m’ afie, / C’ est vos grans honors, / Car Mercis est lidrois tours / D’ amin conforteir. / Or lou me voilliez graieir, / Dame envoixie, / Car mercit doit recovreir / Ke Mercit prie Mélanges de poésie lyrique française, 56, 5 (S. 321). - (E) Jch hab all weg hören sagen, wer Vmb genad bittet, dem soll gnad widerfahren Elisabeth von Nassau-Saarbrücken: Loher und Maller, fol. 133va. Verwendung: - (E) Ja n’a il jone ne chenu / En ceste terre qui ne sache / C’onques ne fui en cele place / Ou je poüsse nul mal fere, / C’onques m’ en voussisse retrere. / Mes or le veil einfin leissier, / Que j’oї dire en reprovier / Que par vraie confessїon, / Quimerci crie aura pardon Roman de Renart, 8, 66-74. - (G) Bien seit, quant cuers se repent tant, / Dou roi qui sa mort pardona / Remissїon et pardon a. / „Sachiez, fait il, ma douce amie, / Qu’il a merci qui merci crie, / Car Diex est doz et debonaire / Plus que ne puet langue retraire. / […].“ Gautier de Coincy: Miracle de Nostre Dame II (I Mir 18, S. 130-157), 456-462. - (E) Et quant cil se voit en si grant aventure, et il set que sa teste est desarmee, il a paour de morir, et pour la doutance crie il mierchi et dist: „Ha! frans chevaliers, je te crie mierchi; ne m’ochie mie, car je me tieng a outré. Et se tu dès ore en avant metoies main a moi, tu feroies trop grant vilenie; car chevaliers qui crie mierchi il doit mierchi trouver, s’il n’est repris de murdre ou de traison.“ Merlin (Prose), II, S. 88. - (E) La pucele meismement / Prie Lucans, qu’il les ocie; / Et chaucun d’euls la merci prie. / Quant Lucans voit ceste merveille, / A soi meisme se conseille: / Qui merci quiert, avoir la doit; / Pour ce ne seroit mie a droit, / Que les chevaliers oceist Claris et Laris, 23256-23263. - (E) And, als he might, `it gan he speke / And said, „Sir knight, for þi gentry, / I pray þe, have of me mercy; / And by scill sal he mercy have, / What man so mekely wil it crave, / And þarfore grantes mercy to me.“ Ywain and Gawain, 3270-3275. Literatur: TPMA V s.v. GNADE 6.1. Wer um Gnade bittet, der soll (wird) sie erlangen. Wander I s.v. Gnade, Nr. 43.
Sentenz Verwendung: - (S) Frâge und wîsiu lêre / die bringent michel êre Freidank: Bescheidenheit, 78,23f. - (L) Tso der tsarten sprach ich saen: / „Vrouwe, so willich anegaen / Den iacht gayr bi urem rade; / Nu wijst mer oph gerechte trade, / Want ich haen dich horen zaghen, / Met rade mach men eere beiagen.“ Haager Liederhandschrift, Nr. 87, 65-70. Literatur: TPMA VII s.v. LEHRE 1.1. Gute Lehre ist wertvoll und förderlich. Wander III s.v. Rath, Nr. 132.
Sprichwort Zum Status dieses Belegs s. in der Auswertung unter ‚Besonderheiten‘. Vgl. die Formulierung: - (S) Wo man isset/ soll man zu geen/ wo man gelt zelet/ soll man von gehen. Im wort/ Das bier/ der weyn folget dem zapffen/ hab ich gesagt/ wie die Deutschen undereynander eynen solchen freündtlichen willen geFbet haben/ und auch noch/ daß eyner zu seinem gGtten freunde einkeren mag/ von dem yhm fGtter unnd mahl nicht versaget wirt/ so gGt als es das hauß ver-
21,2-4; 1231,3f.; *1232,1; *2065,4.
3 Gralromane
Textstelle der smehe wisen rat und lere selten.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
nier auf Floritschanze; Kämpferkatalog).
2065,4
Der Erzähler fordert X 2065,4: swer das Publikum auf, hoch gab erwirbet. unabhängig von der swer wirde wil erwerben, der smehe wisen rat und lere sel- eigenen Lebenserfahrung von guten ten. Ratschlägen zu profitieren (zweites Turnier auf Floritschanze; Kämpferkatalog).
Wer nach Ansehen strebt, soll guter Lehre folgen.
Der Erzähler verE 2082,4: mGz ye. weist auf das wechselhafte Kampfswer ritterschaft di lenge spilt, der mGz gewinnen und ver- glück der Fürsten (zweites Turnier auf liesen. Floritschanze; Kämpferkatalog).
Gewinn und Verlust gehören zur Ritterschaft.
2082,4
2121,2 die zageheit sol man von rehte hazzen.
Der Erzähler fordert X 2121,2: wann sein Publikum zu zaghait sol man zeritterlichem Verhal- recht hazzen. ten auf (zweites Turnier auf Floritschanze; Kämpferkatalog).
Feigheit ist verachtenswert.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
mag. Ja wo eyner zu massen ist kommen/ da leutte geessen haben/ das ist yhnen erlaubt gewesen/ hinzG zu gehen/ und zu essen/ Denn wo sechs essen/ da isset auch eyner/ daher das sprichwort kommen ist/ Wo man isset/ da soll man hynzu gehen Agricola: Sprichwörtersammlungen, I, Nr. 694. Literatur: Wander I s.v. Essen, Nr. 208.
Sentenz Verwendung: - (L) Wie sol ich danne leben, / deich mîne zuht niht stœre / und doch die meisten volge niht verspæte? / den rât sult ir mir geben; / wan ich daz dicke hœre, / swer selbe enkan, der suoche wîse ræte. / wîser rât vil volge hât; / swer volget wîsen, / der muoz mit êren grîsen Burkhard von Hohenfels, KLD Nr. 6, XIII, 3, 1-9. - (S) Frâge und wîsiu lêre / die bringent michel êre Freidank: Bescheidenheit, 78, 23f. - (E) sun, eine wîle dage / und vernim waz ich dir sage. / swer volget guoter lêre, / der gewinnet frum und êre: / swelh kint sînes vater rât / ze allen zîten übergât, / daz stât ze jungest an der schame / und an dem schaden rehte alsame Wernher der Gärtner: Helmbrecht, 329-336. - (L) Tso der tsarten sprach ich saen: / „Vrouwe, so willich anegaen / Den iacht gayr bi urem rade; / Nu wijst mer oph gerechte trade, / Want ich haen dich horen zaghen, / Met rade mach men eere beiagen.“ Haager Liederhandschrift, Nr. 87, 65-70.
21,2-4; 1231,3f.; *1232,1; *2065,1.
Literatur: TPMA VII s.v. LEHRE 1.1. Gute Lehre ist wertvoll und förderlich [führt diese Textstelle an]. Wander I s.v. Ehre, Nr. 327. Zingerle 1864, s.v. Rath, S. 118 [führt diese Textstelle an].
Sentenz Verwendung: - (E) coustume est bien de guerre et de mainte autre owraingne / que(l) cel pert une foiz qui autre foiz gaaingne Wace: Roman de Rou, 2, 3213f. - (E) Do sie wond) tot wesen / Des tages war) sie genes) / V̅ beging) grozz) pris / Troylus v] paris / Vnd ander ir gesinde / Desgliche ich sie dem winde / Zv glucke v] ouch zv heile / Ist der ritter veile / Zv verlust Q zv gwine / Iene v@ dar inne / Tatenz wolan dem tage / Beide zv stiche Q zv slage Herbort von Fritzlar: Liet von Troye, 10997-11008.
*884,4; 1999,13; 2120,1; 2980,2-4; 3092,3f.; 3630,14; 3875,1-4; 3880,1-3; *4555,3; 4713,4; 5058,1-4; 5646,1-4.
→ Gar 13108 → GTr 366. Literatur: Huizinga 1975, S. 334f. TPMA IX s.v. RITTER 2.6. Die Ritterschaft bedeutet Gewinn und Verlust [führt diese Textstelle an]. Schröder 1982a, S. 71.
Sentenz
Literatur: TPMA IV s.v. FURCHT 2.1.1.3. Furcht ist unwürdig und schlecht. Guggenberger 1992, S. 132f.
*24,1; *1577,1; 1583,3; 1584,4.
3 Gralromane
Textstelle 2121,3 swer menlich sunder vluht mit wer gebaret, / wirt er mit schaden funden, er ist iedoch an eren unervaret. 2150,1 Dise rede geliche habt in solcher achte: / der hFte in vreuden riche ist, der hat vil lihte manger slahte / herzeleit und da zG truren morgen.
2150,4 in leide hab gedingen, in vreuden sol man kumftic leit besorgen!
Kontext
Überlieferung
Der Erzähler fordert sein Publikum zu ritterlichem Verhalten auf (zweites Turnier auf Floritschanze; Kämpferkatalog). Der Erzähler warnt vor der Wechselhaftigkeit des Glücks (zweites Turnier auf Floritschanze).
Paraphrase Wer nach standhaftem Kampf besiegt wird, behält dennoch sein Ansehen.
D, E 2150,2: secht der. D, E 2150,3: Gros h.
Der Erzähler erX 2150,4: zu got mahnt dazu, sich vnd solt in vrewden der Wechselhaftig- da pei sorgen. keit des Glücks bewußt zu sein (zweites Turnier auf Floritschanze).
Auf Freude folgt Leid.
Im Unglück soll man die Hoffnung nicht aufgeben, während man im Glück auf künftiges Unglück gefaßt sein soll.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Sentenz
2134,1-4.
Sentenz
*52,4; *1055,4; *1075,2; *1099,3; 1178,14; 1225,11226,4; 1837,13; 1987,3; 2146,1f.; 1944,14; *2454,2; 2529,2-2531,4; 2556,1; 2590,14; 2936,2; 3328,1; 3351,13352,2; 3739,1f.; 6652,2.
Verwendung: - (E) mir behaget diu werlt niht sô wol; / ir gemach ist michel arbeit, / ir meiste liep ein herzeleit, / ir süezer lôn ein bitter nôt, / ir lanclîp ein gæher tôt. / wir enhân niht gewisses mê / wan hiute wol und morgen wê / und ie ze jungest der tôt. / daz ist ein jæmerlîchiu nôt Hartmann: Der arme Heinrich, 708-716. - (S) Hiute liep, morne leit, / deist der werlde unstætekeit Freidank: Bescheidenheit, 31,16f. - (L) Waz wiltû, Welt, daz ich dir sage? / ez ist dir vil geseit. / dir swindent alle dîne tage, / dirst hiute liep und morne leit. / arm den rîchen, rîch den armen machestû, her deist dîn spil Der Marner, XV, 19b, 1-5. - (E) nû liep, nû leit, nû leben, nû tot, / nû grôz gemach, nû leides nôt; / hiute vreude und richez guot, / morgen leit und armuot Rudolf von Ems: Barlaam und Josaphat, 4575-4578. - (L) umb ritterschaft stat ez also: / hiut liep, morgen leit, / diu beidiu sint in bereit Ulrich von Liechtenstein: Frauendienst, 965, 6-8. - (E) an dirr welt ist kein stætekeit: / waz hiut ist liep, dast morne leit. / er ist hiute siech, der gester was / gesunt. dâ von sô spricht man daz, / daz er nicht wîse müge sîn, / der sich lât ûf der welte schîn Boner: Edelstein, LXXV, 49-54. - (S) Rem cupit ad praesens aliquis, quam cras male curat. / Cur? quia mundana modicum dilectio durat. - Heut liep, morgen layt, / Macht der werlde unstetikeit Freidank (Görlitz), 92-95. Literatur: Brode 1966, S. 34: „Antithese in moralisierender Absicht“. Friedrich 2006 s.v. hiute, S. 224. Ragotzky 1971, S. 122: „Verhaltensgebot“. TPMA VI s.v. HEUTE 2.1.2.6. Heute froh (lieb und teuer, Liebe), morgen betrübt (verhasst, Leid). Wander III s.v. Leid, Nr. 3. Mertens 1998, S. 282.
Sentenz Verwendung: - (D) Tranquillis rebus semper adversa timeto: / rursus in adversis melius sperare memento Disticha Catonis, IV, 26. - (D) Swenne dîn dinc wol stê, / sô vürhte daz dir missegê; / als dir misselinge, / sô habe guot gedinge Der deutsche Cato, 493-496. - (S) Tranquillis rebus, que sunt aduersa, caueto; / Rursus in aduersis melius sperare memento Florilegium Gottingense, 239. - (D) Tranquillis rebus que sunt aduersa caueto / Rebus in aduersis melius sperare memento / So dir glucsam ding czu vleisse / Hute dich vor wedir drysse / Eyns bessern du ouch hoffen salt / Invedirczemen dingen balt Cato omd., IV, 26. Literatur: Brode 1966, S. 34: „Antithese in moralisierender Absicht“. TPMA VI s.v. HOFFEN 3.2. Man soll auch im Unglück die Hoffnung nicht verlieren [führt diese Textstelle an]. Walther, 31528. Wander II s.v. Hoffen, Nr. 6. Mertens 1998, S. 282.
2943,3; 4635,14.
3 Gralromane
Textstelle 2151,3 sorge ziert und ist ein schilt der eren
2211,1 Sich kan gelucke veltzen vil oft in ungelucke.
2250,4 swer nach eren wirbet, der kan hazzen, niden an sich ziehen. // Des mGsten ouch hie liden die grozer eren wielten
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler rät, sich ein Beispiel am umsichtigen Verhalten der Kämpfer auf Floritschanze zu nehmen (zweites Turnier auf Floritschanze).
Umsicht ist eine Stütze des Ansehens.
Der Erzähler betont angesichts des Todes des Fürsten Salvidantze die Wechselhaftigkeit des Kampfglücks (zweites Turnier auf Floritschanze).
Glück verkehrt sich häufig in Unglück.
Der Erzähler weist anläßlich des von Artus einberufenen Turnierfriedens nachdrücklich auf den Zusammenhang von Ansehen und Neid hin (zweites Turnier auf Floritschanze).
D, E 2250,4: Wan Wer nach Ansehen swer; auch hazzen. strebt, zieht Haß und X 2250,4: sol swr Mißgunst auf sich. nach er) wirbet . der chan hazz] vnd neid) an sich ziehen.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz
Querverweise 2152,1; *2414,4; 4681,1.
Vgl. den Gedanken: - (S) VBI TIMOR, IBI PUDOR. Wo forcht/ da ehr Franck: Sprichwörter, II, 117r (S. 373, Z. 22f.). Literatur: TPMA II s.v. EHRE 4.2. Wer sich nicht um Ehre kümmert, verdient Schande. Walther, 32070. Wander I s.v. Ehre, Nr. 279.
Sentenz
132,1; 5000,1-3.
Verwendung: - (D) Nulla fides rerum: sequitur post mella venenum / Et claudit nox atra diem, nebulaeque serenum. / Cum soleant hominum feliciter omnia verti, / Majori levitate solent adversa reverti Geoffroi de Vinsauf: Poetria Nova, 288-291. - (S) Cum soleant homini feliciter omnia uerti, / Maiori grauitate solent aduersa reuerti Florilegium Gottingense, 16. Literatur: TPMA XII s.v. UNGLÜCK 7.3. Nach Unglück kommt Glück und umgekehrt. Walther, 4470. Wander I s.v. Glück, Nr. 449. Ebenbauer 1979, S. 392. Rausch 1977, S. 44, Anm. 23.
Sentenz Verwendung: - (E) non enim libenter erat ante oculos suorum ciuium, quod et uiuebat laute et indulgebat sibi liberalius, quam ut inuidiam uulgi posset effugere. est enim hoc commune uitium magnis liberisque ciuitatibus, ut inuidia gloriae comes sit et libenter de iis detrahant, quos eminere uideant altius, neque animo aequo pauperes alienam intueantur fortunam Cornelius Nepos: Chabrias, 3, 2f. - (E) Clarus eo tempore in palacio et magnae in re publica auctoritatis erat Otto dux Baioariorum. Sed, sicut semper gloriam sequi solet invidia, invidentes ei plerique homines nequam, qui maliciae suae potentiam eius atque inmoderatam gloriam obstare querebantur, sollicite oportunitatem ad opprimendum eum querebant Lampert von Hersfeld: Annalen, A. 1070, 113, 1-6. - (S) Nieman mac ze langer zît / grôz êre haben âne nît Freidank: Bescheidenheit, 60,13f. - (D) umb boese liute stet ez so, / daz si den piderben tragent haz, / ir solt für war gelouben daz; / wem die boesen tragent nit, / der hat ere sine zit Ulrich von Liechtenstein: Frauenbuch, 890-894. - (S) Invidiam pateris, si forsan honore potiri Proverbia Wratislaviensia, 285 (Hs. 1412). - (S) Es geschichet auch noch wol. das der frumm von dem b=sen geneidet vnd gehasset wirt. wann was der frumm gGtesthGt. das ist dem b=sen alles lautteres gifft. Er laßt auch gGt bey gGt nitt beleiben. Sunder er verkert dem gGtten alles gGt inargs. wo vnnd wie er mag vnd kan Tristrant und Isalde, 1594-1599. → GTr 8395. Literatur: Friedrich 2006 s.v. êre, S. 150. TPMA VIII s.v. NEID 2.1 Glück (Ruhm, Wohlstand, Tugend) hat viele Neider. Walther, 12757b. Wander II s.v. Haß, Nr. 25.
*2010,3; *2251,1; 2394,4; 6218,1f.
3 Gralromane
Textstelle 2251,1 Des mGsten ouch hie liden die grozer eren wielten / hazzen unde niden
2324,4 ein lip, der schame sunder, kan spot an sich als magnes isen ziehen.
2372,2 di werlt, diu was ie wernde, daz si kunde geben unde zucken / vreude hFt und morgen vil der leide.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler erklärt anläßlich des von Artus einberufenen Turnierfriedens, warum Ritter von seiner Qualität von ihren Feinden gehaßt werden (zweites Turnier auf Floritschanze).
D, E 2251,2: Paid hazzen. X 2250,4: die gr=zzr.
Der Erzähler begründet, warum Kay den Spott des Artushofs erträgt (Heer des Königs von Marroch).
Tübinger BruchEin Mensch ohne stücke I 2324,4: ein Schamgefühl zieht lip der schame svn- Spott auf sich. der ist . der kan spot als mangnes dc isen zieh).
Der Erzähler deutet angesichts der Schönheit der Frauen des Königs von Marroch eine baldige negative Wendung des Geschehens an (Heer des Königs von Marroch).
X 2372,3: vrewde Weltliche Freude hevt morgen auer verkehrt sich in laide. Leid. Tübinger Bruchstücke I 2372,3: vrHde hivte morgen vil der leide.
Der Rechtschaffene muß Haß und Mißgunst hinnehmen.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Anspielung auf eine Sentenz
Querverweise *2010,3; 6218,1f.
Formulierungstradition: - (E) hazzen unde niden / daz muoz der biderbe liden Gottfried: Tristan, 8395f. - (D) Du solt sêre mîden / hazzen unde nîden: / dem nît niht anders entuot, / dem machet er doch swæren muot. / Doch muoz der vrume lîden / hazzen unde nîden: / der man ist wert alle vrist / die wîle er genendec [Hs. O: ze nident; Hs. D: ze hassen] ist Der Deutsche Cato, 253260. Verwendung: - (S) Virtus semper invidiæ patet Otloh von St. Emmeram: Liber proverbiorum, 336B. - (L) swen die bœsen hazzent âne sîne schult, / daz kümet von sîner frumecheit. / Trœstet mich diu guote alleine, / diu mich wol getrœsten mac, sô gæbe ich umbe ir nîden cleine Walther von der Vogelweide C, 50, III, 3-6 (L 73,37 - 74,3). - (L) I. Si quis displiceat pravis, non sollicitetur; / Cum non sit pravus, nemo placere potest. / II. Opto placere bonis, pravis odiosus haberi; / Namque solent odio semper habere bonos Carmina Burana, 192, If. - (D) Sun, merke, daz diu mâze gît / vil êren unde werdekeit: / die soltû minnen zaller zît, / sô wirt dîn lop den werden breit. / ist daz den wandelbæren leit, / waz umbe daz? der bœsen haz / die biderben selten ie vermeit. / lebe dû in tugentlîcher aht / und lâ die krancgemuoten leben, / als in von arte sî geslaht Winsbecke, 31, 1-10. - (S) Nieman mac ze langer zît / grôz êre haben âne nît Freidank: Bescheidenheit, 60,13f. - (L) Swer sich vor nîde welle ernern, / der minne die unvuoge unt vlîze sich der tugende wern: / wie sol man in genîden, wil er belîben sunder êren ger? / […] / die werden müezen immer nîden lîden, / die werden suln sîn nîtlîdære, / nîtlîden zimt den werden wol, / sô sint die bœsen nîdes vol: / nîtlîdær sint bezzer dan nîdære Reinmar von Zweter, 202, 1-12. - (E) die waren mines gelückes vro, / so was ez den von herzen leit. / wan swa der man umbe werdicheit / wirbet, der muoz liden nit - / wol im, uf dem sölch niden lit! Ulrich von Liechtenstein: Frauendienst, 984. - (S) Glück vnd ehr ist nit ohn neider Franck: Sprichwörter, I, 28r (S. 55, Z. 28). → GTr 8395. Literatur: Friedrich 2006 s.v. êre, S. 150. TPMA VIII s.v. NEID 2.1 Glück (Ruhm, Wohlstand, Tugend) hat viele Neider. Walther, 12757b. Wander II s.v. Haß, Nr. 25.
Sentenz
*926,1.
Literatur: TPMA X s.v. SCHAM 1.7. Scham bringt Heil, Schamlosigkeit Verderben und Schande. Wander IV s.v. Scham, Nr. 43. San-Marte 1841, S. 213.
Sentenz Verwendung: - (E) mir behaget diu werlt niht sô wol; / ir gemach ist michel arbeit, / ir meiste liep ein herzeleit, / ir süezer lôn ein bitter nôt, / ir lanclîp ein gæher tôt. / wir enhân niht gewisses mê / wan hiute wol und morgen wê / und ie ze jungest der tôt. / daz ist ein jæmerlîchiu nôt Hartmann: Der arme Heinrich, 708-716. - (S) Hiute liep, morne leit, / deist der werlde unstætekeit Freidank: Bescheidenheit, 31,16f. - (E) diu welt solde gehazzet sîn. / des waere si benamen wert, / wan si ze staete nihtes gert. / […] / nû liep, nû leit, nû leben, nû tot, / nû grôz gemach, nû leides nôt; / hiute vreude und richez guot, / morgen leit und armuot Rudolf von Ems: Barlaam und Josaphat, 4566-4578.
53,3f.; *55,2; 157,4; *664,4; *1099,4; *1160,4; 1988B,1-4; 2006,4; *2470,3; *2581,3; 3798,3f.; 5135,3f.; 5852,4.
3 Gralromane
Textstelle
2373,4 ie vremder so ie lieber.
2405,3 ubermGt git ubel arge ræte
2405,4 wol gemGt wirt selten funden mit der argen, b=sen tæte.
2414,3 die vorhte lewen schricket.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler beX 2373,4: ie vromdr gründet das wech- ie liebr. selseitige Interesse, das die Damen und Herren des Artushofes und des Hofes von Marroch aneinander zeigen (Heer des Königs von Marroch).
Je fremdartiger etwas ist, desto größer ist seine Anziehungskraft.
Der Erzähler warnt anläßlich des Sturzes Lehelins von der Tugendbrücke vor Hochmut (Tugendbrücke).
Hochmut ist ein schlechter Ratgeber.
D, E 2405,3: So ubermGt.
Der Erzähler ermahnt anläßlich des Sturzes Lehelins von der Tugendbrücke zu moralischer Gesinnung (Tugendbrücke). Der Erzähler stellt anläßlich der den Frauen des Artushofes bevorstehenden Prüfung fest, daß Furcht naturgegeben ist (Tugend-
Der Gute handelt nicht bösartig.
Tübinger Bruchstücke I 2414,3: vf zvhtic leben dvrh vorht e0 lewe scriket.
Furcht läßt selbst den Starken erschrecken.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
- (E) an dirr welt ist kein stætekeit: / waz hiut ist liep, dast morne leit. / er ist hiute siech, der gester was / gesunt. dâ von sô spricht man daz, / daz er nicht wîse müge sîn, / der sich lât ûf der welte schîn Boner: Edelstein, LXXV, 49-54. - (S) Rem cupit ad praesens aliquis, quam cras male curat. / Cur? quia mundana modicum dilectio durat. - Heut liep, morgen layt, / Macht der werlde unstetigkeit Freidank (Görlitz), 9295. → Pz 103,23. Literatur: Friedrich 2006 s.v. hiute, S. 224. TPMA VI s.v. HEUTE 2.1.2.6. Heute froh (lieb und teuer, Liebe), morgen betrübt (verhasst, Leid) [führt diese Textstelle an]. Wander II s.v. Heute, Nr. 53.
Sentenz Verwendung: - (E) Or s’en va Baudewins, si a laissiet Brandon / Par dedens Norvoèghe, aveuc le roy Sanson; / Et Constance, sa nièce qui clère ot le façon, / Commença à amer le damoisiel de non. / Car il est de coustume et souvent le voit-on, / C’une jone pucielle, d’umble condision / Met en .j. estrange homme plus tost s’entension, / Que ne face en celui qu’est de sa noureçon. / Car estragne cose a apetic (lies mit Tobler-Lommatzsch I, 450: apetit) a fuison Bauduin de Sebourc, XV, 690-698. Literatur: TPMA III s.v. FREMD 3. Fremdes wird begehrt und teuer bezahlt. Ebd. VII s.v. LIEBE 3.2.6. Fernes und Unerreichbares (schwer Erreichbares) [führt diese Textstelle an]. Wander I s.v. Fremd, Nr. 1.
Sentenz
3379,4.
Verwendung: - (D) Got fFr die armen hot sein not / Erliten und den pittern tot / Als wol als fFr die reichen; / Hochfart la dár entweichen, / Si gibt dár nGr tze sFnden rat Suchenwirt, 40, 41-45. Literatur: TPMA VI s.v. HOCHMUT 5.2. Hochmut steht am Anfang aller Sünden und Übel. Thornton 1977, S. 143.
Sentenz
Literatur: TPMA V s.v. GUT (Adj.) 2.2.2. Die Guten handeln (von selbst) gut. Thornton 1977, S. 143.
Sentenz Verwendung: - (S) Vorhte machet lewen zam: / êren beseme daz ist scham. / Ez schadet vorhtelôsiu jugent / sost nieman edel âne tugend Freidank: Bescheidenheit, 53,15-18. - (S) Credo, quod indomitos domitat formido leones Werner: Sprichwörter, c139 (Hs. 15. Jh.). - (S) Non prodest omnis honor absque timore pudoris; Efficitur leo mansuetus feritate timoris Werner: Sprichwörter, n233 (Hs. 15. Jh.).
2949,4.
3 Gralromane
Textstelle
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
brücke).
2414,4 swer lebet ane vorchte, daz ist ein dink, daz niht nach eren schicket.
2416,3 wan wibes tat, di wirt geteilt in beiden, / dem man alsam dem wibe.
2417,3 wan ie die erste scham di wirste.
2417,4 strengez wint ged=ze hebet sich immer oben an dem virste.
Der Erzähler stellt E 2414,4: vorchte] anläßlich der den sorge. Frauen des Artushofes bevorstehenden Prüfung fest, daß Furcht einen Wert darstellt (Tugendbrücke).
Wer keine Furcht kennt, erlangt kein Ansehen.
Der Erzähler begründet, warum Artus verbietet, das Fehlverhalten der Frauen seines Hofes öffentlich zu verkünden (Tugendbrücke).
Was die Frau tut, fällt auch auf den Mann zurück.
Der Erzähler stimmt der Hofgesellschaft zu, welche den Entschluß der ranghöchsten Damen lobt, nicht als erste über die Tugendbrücke zu gehen (Tugendbrücke).
Die erste Schande ist immer die schlimmste.
Der Erzähler stimmt der Hofgesellschaft zu, welche den Entschluß der ranghöchsten Damen lobt, nicht als erste über die Tugendbrücke zu gehen (Tugendbrücke).
Wer einen hohen Rang bekleidet, ist am ehesten der Kritik ausgesetzt.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
- (S) Vel leo timore mansuescit Bebel: Proverbia Germanica, 530. Literatur: Friedrich 2006 s.v. vorhte, S. 434. TPMA VIII s.v. LÖWE 7.3. Durch Furcht wird der Löwe zahm. Wander I s.v. Furcht, Nr. 72. Walther, 3713; 18289.
Sentenz
*2151,3; 2152,1.
Verwendung: - (D) Ob zuht ein kint lernt in der schuole, / Sol ez der vor sînes herren stuole / Vergezzen, âne zwîfel daz stêt übel: / Vorhte und scham sint êren tübel Hugo von Trimberg: Der Renner, 16633-16636. - (S) Anxietas et honor se sunt comitantia iure; / Si delectat honor, fer honus, fer acumina cure Florilegium Gottingense, 248. - (S) Consciencia bona frequenter timet An Alphabet of Tales, 189 (S. 131, Z. 11). - (S) VBI TIMOR, IBI PUDOR. Wo forcht/ da ehr. Wo forcht/ da scham/ Wo scham/ da ehr Franck: Sprichwörter, II, 117r (S. 373, Z. 22-24). Literatur: TPMA IV s.v. FURCHT 1.1.1.3. Der Ehrenhafte fürchtet sich. Walther, 18289; 32070. Wander I s.v. Furcht, Nr. 100.
Sentenz
Literatur: Kasper 1995, S. 615f. Lorenz 2002, S. 290f. Schröder 1982a, S. 94.
Sentenz
Sentenz Verwendung: - (G) Vor euer so ðe hul is more z herre. so ðe wind is more ðer on. Se ðe hul is more z herre of holie liue z of heie Ancrene Riwle, S. 78, Z. 24-26. - (L) Car en hault lieu ventent li vent a plain, / Les hauls clochiers destruisent par puissance, / Et les bas lieux demeurent seur, ce tain; / Bon adviser fait ceste consequence. / Les grans estas ont toute pestilence, / Trop grant coup prant qui chiet de haulte tour, / Plus est navrez que cil qui chiet d’un four, / Et ce sçavoir puet chascun par usaige; / Donc doit amer tout homme de valour / Labour de mains et hostel de mesnaige Eustache Deschamps, DCCCCLXX, 1120. Literatur: TPMA XIII s.v. WIND 3.1. Die Winde wehen auf erhöhten Stellen stärker und schlimmer.
228,1f.; 2110,4.
3 Gralromane
Textstelle
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
ein loubin hGt gewunden ist niht groz schad in einem grozen forste, / den der meie sunder rifen grFnet.
Der Erzähler weist darauf hin, daß Clarisidun aus dem Vollen schöpfen kann (Festmahl im Lager des Königs von Marroch).
B 2434,2: grozen fehlt. D 2434,2: niht gr.] noch chain.
Der Reiche kann es sich leisten, großzügig zu sein.
2434,2
2435,4 unstat mak niht grozer milte walten.
2436,3 swer ie gap, der was ouch ie der werde, / der nemende gar der smehe.
2449,2 iz solte kunige riuwen, ob si nach grozer milte kunnen wurgen / und nach [lies mit X: in] honige scharfen angel bieten.
Der Erzähler betont den unermeßlichen Reichtum Clarisiduns (Festmahl im Lager des Königs von Marroch).
Der Erzähler weist angesichts von Clarisiduns Freigebigkeit auf entsprechende gesellschaftliche Werturteile hin (Festmahl im Lager des Königs von Marroch).
Der Arme kann nicht freigebig sein.
B 2436,3: ie fehlt. D, E 2436,3: Wan swer. X 2436,4: dew gab twinget hertzen.
Der Erzähler kriti- X 2449,3: vnd in siert Clarisiduns dem honige. die Beschenkten entwürdigende Freigebigkeit (Festmahl im Lager des Königs von Marroch).
Wer gibt, ist angesehen, wer nimmt, wird verachtet.
In Angenehmem verbirgt sich Unangenehmes.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz
Querverweise *2435,4.
Vgl. zur Bildlichkeit: - (S) Dem rîchen walde lützel schadet, / ob sich ein man mit holze ladet: / daz einen rîchen hebt unhô, / daz machet einen armen frô Freidank: Bescheidenheit, 42,27 - 43,3. Literatur: Schmidt-Wiegand 1996, S. 180. TPMA XII s.v. WALD 2.3. Vereinzelt. Wander IV s.v. Wald, Nr. 6.
Sentenz
*2435,4.
Verwendung: - (E) Sed neque tanta fuit largitio, nec dare quisquam, / Quo caret ipse, potest: hujus collatio regni / Auctorem sortita Deum, contingere nulli / Jure potest hominum: collator muneris hujus / Est Deus, hoc summis regnum confertur ab astris Gunther von Pairis: Ligurinus, 6, 631635. Literatur: TPMA IV s.v. GEBEN 12.3. Nur wer hat, kann (soll) geben. Wander I s.v. Geben, Nr. 16.
Sentenz
Literatur: TPMA IV s.v. GEBEN 2.7. Geben bringt Liebe und Wertschätzung. 2.7.1. Allg. [führt diese Textstelle an]. Wander I s.v. Geben, Nr. 47; 177.
Anspielung auf eine Sentenz Formulierungstradition: - (S) Nû seht daz honec, swie süeze ez sî, / dâ ist doch lîhte ein angel bî. / Des honeges süeze wære guot, / wan daz vil wê der angel tuot Freidank: Bescheidenheit, 55,15-18. Verwendung: - (S) Qui favum lingunt, illos apis spicula pungunt Werner: Sprichwörter, q79 (Hs. Ende 12. Jh.). - (E) doch muoz er mich vlehen; / wan ez ist min lehen / von Venus der götinne, / […] / si sprach: „daz verstolne / ist den vrouwen nützer, / swie so ez si lützer / beidiu süeze unde liep. / darnach wirbet manec diep. / ez darf aber nieman schiuhen. / wer sol den angel diuhen / wan der ouch daz honec souc?“ / ich sag iu wie ich in betrouc Drei buhlerische Frauen, 87-104. Literatur: Friedrich 2006 s.v. angel, S. 105: „sprichwortartige Wendung“. TPMA VI s.v. HONIG 4.6.1. Mit dem Genuss des Honigs ist der Stich des Stachels verbunden. Walther, 14580; 24081. Wander II s.v. Honig, Nr. 3; 10. Schröder 1982a, S. 94.
*267,4; *395,2; *1099,3; 2422,3.
3 Gralromane
Textstelle 2454,2 do wart daz liep zuleide
2465,1 Nach sorclichem leide kumt ofte hoch gemFte.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler berichtet von der Trauer am Artushof angesichts des Frauenraubs (Raub der 300 Damen).
Freude verkehrt sich in Leid.
Artus tröstet seine Gefolgschaft angesichts des Frauenraubs (Raub der 300 Damen).
Auf Leid folgt Freude.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Anspielung auf eine Sentenz Formulierungstradition: - (L) Ez sol ouch nieman sines heiles sin zu fro. / daz prüve ich so: / manig liep, daz wirt zu leide Frauenlob, V, *65, 7-9 Verwendung: - (L) Urloup der ritter dô genam / von der vil lieben frouwen sîn / als ez den senelîchen zam, / den wart von minnen jâmer schîn. / ein lieplîch wehsel dâ geschach. / mit mangem kusse der ergienc. / ir herze im durch daz sîne brach, / mit armen er sî umbevienc. / nâch liebe kumt et dicke leit. / von danne schiet der helt gemeit Burggraf von Lienz, KLD Nr. 36, I, 5, 1-10. - (E) das kind schied trurig dan. / daz macht, im lag alles an / sin herz in aim stricke / und in ermant vil dicke / das er nach liebe hett laid Die gute Frau, 1265-1269. - (L) „Nach liebe gât leit! / ich muoz ein wîb erschreken,“ / sang ein wachter, „diu noch bî friunde lît. […].“ Johannes Hadlaub, SMS, Nr. 30, 34, I, 1-3. - (E) Dei Sostschen quemen mit victorien in dei stat, / Des weren ere viande mode und mat. / Sei geven gode den triumph alle tit tho / Wanner se gewunnen spade ofte fro. / Sie dachten ock in eren sinnen, / Dat gelucke mochte enne entrinnen, / Dei strit wer noch nicht fullenbracht, / Wusten nicht, wes enne wer opgelacht, / Wente na frawede dicke truren geit Soester Fehde, 2345-2353. - (S) Nach lieb leydt Franck: Sprichwörter, I, 107r (S. 163, Z. 34).
Querverweise *1055,4; *1075,2; *1099,3; 1178,14; 1225,11226,4; 1837,13; 1944,1-4; 1987,3; 2146,1f.; *2150,1; 2529,22531,4; 2556,1; 2590,1-4; 2936,2; 3328,1; 3351,1-3352,2; 3739,1f.; 6650,2.
Literatur: Friedrich 2006 s.v. vröude, S. 437. TPMA III s.v. FREUDE 1. Enge Verbindung und Aufeinanderfolge von Freude und Leid. 1.1. Allg. Wander I s.v. Freude, Nr. 6. Nyholm 1986b, S. 352.
Sentenz Verwendung: - (E) viene salut e vida después de grand dolencia; / vienen muchos plazeres después de la tristeza. / Conortadvos, amigo, tenet buena creencia, / cerca son grandes gozos de la vuestra querencia Ruiz: Libro de buen amor, 797. - (G) Eveniunt homini post luctus gaudia sepe Proverbia Wratislaviensia, 207 (Hs. 1412). - (E) Die keiserin sprach her gehapt euch wol / Noch grossem leid kumt gern freid / Mit dem sie yre wurtz zu schneid / Do von sie irm feint zu trincken gab / Do ließ der siechtum gantz von im ab Rosenplüt: Die Kaiserin zu Rom, 8f. - (S) Na drôfnisse komen vrouwede. - Gaudia post lacrimas veniunt risusque decori Tunnicius: Sprichwörtersammlung, 68. → Cr 7304. Literatur: Friedrich 2006 s.v. liebe, S. 270. TPMA III s.v FREUDE 1. Enge Verbindung und Aufeinanderfolge von Freude und Leid. 1.1. Allg. [führt diese Textstelle an]. Wander III s.v. Leid (Subst.), Nr. 2; 39.
1655,3f.; 1987,2f.; 4638,4.
3 Gralromane
Textstelle 2470,3 stæter vreud ist niht diu erde bernde
Kontext
Überlieferung
Der Erzähler betont E 2470,3: Wa] anläßlich des allge- stæter. meinen Aufbruchs von Floritschanze die Trauer um die geraubten Frauen (Raub der 300 Damen).
Der Erzähler kritisiert die Hoffnungswan gGt gedinge ist lebens halbiu losigkeit des Artushofes angesichts der stiure. Nachricht, die Frauen seien von Klinschor geraubt worden (Raub der 300 Damen).
diu maze gesiget mit eren an allem strite.
2497,2 wan uberigiu ere sich ie gen halbem laster nahen zilte.
Accedille ermahnt ihren Neffen Artus zu maßvoller Hofhaltung.
Der Erzähler begründet, warum Artus nach der Belehrung durch Accedille maßvoller in seiner Freigebigkeit sein wird.
Im Diesseits gibt es keine dauerhafte Freude.
Hoffnung ist wesentlich, um das Leben zu meistern.
2481,3
2494,2
Paraphrase
X 2494,2: dev maz chan allen dingen widrstreiten.
Mäßigung führt auf ehrenvolle Weise zum Erfolg.
Übermäßiges Streben nach Ehre führt zu Schande.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Sentenz Verwendung: - (G) Mez petit dura celle joie, / Tost fu en tristesce mué. / Jhesucrist dusqu’a la vespree / Lez ensengna a son pouer, / Mez onques ne trova au soir / Qui ly vousist ostel prester. / Ainchois le convint retourner / Au vilage dont fu partis. / Douces gens, lez felons Juїs, / Qui au main honnouré l’avoient, / Au soir contre ly murmuroient. / Si vous moustre, chose est chertaine, / Que peu vaut la joie mondaine: / Ill est tout en l’eure pascee / En la maniere de fumee Le livre de la passion, 174-188. - (E) E la domnes pres a cridar; / Dix: „Senyer Deus, causa tant dura, / Lo joy d’est segla tan pauch dura, / Que quant era morta, .c. tans.“ Frère-de-joie, 410-413. Literatur: TPMA III s.v. Freude 2.2.1. Die Freude der Welt ist eitel, wertlos und vergänglich. Wander I s.v. Freude, Nr. 87; 106. Brode 1966, S. 197f. Guggenberger 1992, S. 140.
Sprichwort Verwendung: - (S) Guter mut ist halber leib Die Schwabacher Sprüche, 88. - (G) Guttir mut ist halbir leib Proverbia Fridanci, 14 (Hs. 1459). - (S) GGter mGt ist halber leib/ hFt dich narr vnnd nim keyn weib Franck: Sprichwörter, I, 24r (S. 49, Z. 21). - (Br) Adversarius enim noster Diabolus circuit nos, non solum ut animam devoret, sed etiam corpus nostrum fatiget cogitationibus animae, si forte occidere ipsum posset, cum sciat, corporis valetudinem magna ex parte pendere ex animi cogitationibus, ut dicitur: Guter Mut, halber Leib […].’ Luther: Briefwechsel, 8, Nr. 3153 (21. Mai 1537). Literatur: Grimm 12 s.v. Mut, Sp. 2790. TPMA VIII s.v. MUT 1.2. Guter Mut ist das halbe Leben. Wander III s.v. Muth, Nr. 57f.; 63. 1734,3f.; *1917,1; *1918,3; Verwendung: - (D) Sun, merke, daz diu mâze gît / vil êren unde werdekeit: / die soltû minnen zaller zît, / sô *2830,3; 3569,1f.; 4040,1wirt dîn lop werden breit Winsbecke, 31, 1-4. - (D) dF mâsse ist geb(re / zuo allen guoten dingen. / im mag wol gelingen, swer die mâsse 4. halten kan, / es sî wîb oder man. / mâsse ist ein edlF tugent / beidF in alter und in jugent; / si tuot ze lüzel noch ze vil! Konrad von Ammenhausen: Schachzabelbuch, 15448-15455.
Sentenz
Literatur: TPMA VIII s.v. MASS (Mässigkeit) 2.8. Mass ist lobenswert und ehrenvoll. Ebd. 2.13. Mass lässt alles gelingen und zustandebringen. Wander III s.v. Mass, Nr. 32. Spiller 1883, S. 162.
Sprichwort Formulierungstradition: - (S) Hinc vicium crescit nimius dum plus (Hs. plus dum nimius) honor extat. - Vbrige er ist halb laster Die Münchner Sprüche, 6. Verwendung: - (E) als bald der esel dô ersach / daz ros sô krank und alsô swach, / vil bald er spotten be-
3 Gralromane
Textstelle
2507,1 Die kuniges wort mit krefte sint gemachet stæte.
2581,3 anders git uns niht zulone / di werlt wan hFte sGze und morgen gar in einem suren done.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Melianz verleiht seiner Forderung Nachdruck, Ginover als Gastgeschenk von Artus zu erhalten.
B, D, E, k 2507,1: Das Wort eines KöSint so. nigs ist bindend. X 2507,1: sint ie gewesen stæte.
Der Erzähler sagt für die nach Zazamanc aufbrechenden Ritter Unglück voraus.
B 2581,3: andersuns] git vns anders.
Weltliche Freude endet in Leid.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
gan. / mit glatten worten vieng er an; / er sprach: „got grüez iuch, hêrre mîn! / wa ist nu iuwers sattels schîn? / war hânt ir iuwern zoun getân? / ân decki sicht man iuch nu gân; / iwer gezierde diu ist klein. / […] / geswecht ist iuwer hôher muot. / wâ ist nu êr? wâ ist nu guot? / ze vil êren ist halb laster Boner: Edelstein, LI, 43-57. - (E) „Fbrig er ist halbe schant“ / hort ich ye die weisen sagen. / also w(nt er er bejagen / daz er zG allen h=fen vert / mit seinm weib und da verczert / hGb und wis und waz er hat / und ze lest peteln gat Heinrich der Teichner, 470, 44-50. - (S) Übrig er halb tail laster. / Si nimis excessit honor, huic vicium mage crescit St. Galler Handschrift, 20 (Hs. 15. Jh.). Literatur: TPMA II s.v. EHRE 3.8. Ehre (im Übermass) führt oft zu Schande. Walther, 28715. Wander I s.v. Ehre, Nr. 133, 331.
Sentenz
3643,1-4; 5951,1-4.
Verwendung: - (D) S: Sermo regis debet esse inmutabilis. / M: Cito retornat qui cum vulpe arat Dialogus Salomonis et Marcolfi, 53a-b. - (D) Es spricht Quintiliânus, / das einem êrbern biderman, / der vürn(me ist, niht wol stât an, / das er iemer eit getuo, / in twinge denn rehtF nôt darzuo. / er sol ân eit sô wârhaft wesen / - als ich hân an dem buoch gelesen - / das man im sus gloube wol. / eins küngs einvaltig wort das sol / st(ter sîn, denne eins koufmans eit Konrad von Ammenhausen: Schachzabelbuch, 2328-2337. - (D) Sal. Eines koniges wort, sicherlich, / ensal nummer me gewandeln sich. / Mar. Wer mit fossen wil eren, / der muz zitlich wider keren Salomon und Markolf, 343-346. - (E) ich erman euch ewer eeren und küngklicher trewen, alls ir in mein gevencknüss geschworen habt, so wenne ich eüch erman, das ir dar ein chömen wellt; nu süllen ye königs und fürsten wort und trew stätt und gerecht sein Fuetrer: Prosaroman von Lanzelot, S. 18. → Cr 1644 → Gar 457; 11315 → GTr 9818. Literatur: TPMA VII s.v. KÖNIG 3.3.5. Der König soll sein Wort halten [führt diese Textstelle an]. Wander II s.v. König, Nr. 62.
Sentenz Verwendung: - (E) swie man dich siht begraben ligen, / noch ist dir wirde niht verzigen. / dîn lop des noch die volge hât, / daz nie menlîcher tât / von deheinem ritter sî geschehen, / als von dir, hêrre, ist gesehen. / des ist vil cleine dîn geschônet. / die werlt alsô lônet; / sie biutet süeze dâ nâch sûr. / mînes herzen nâchgebûr / wil die sorge belîben, / durch dich mîn vröide vertrîben. / west ich, wær ez der gote schult, / sie vernæmen dar umb mîn ungedult Ulrich von Etzenbach: Alexander, 4965-4978. - (L) Owê dir, wandelbære Welt, / daz wir dir dienen und so reht bœs ist dîn gelt, / und dîn valscher, arger lôn ze jungest ouch so bitter ende hât! / Dîn gar unstæte süezekeit / schaffet, daz wir dir volgen nâch in werendez leit, / da man sich gerne hüeten vor solte unde haben guoter liute rat Johann von Ringgenberg, SMS, Nr. 13, VIII, 1-6. → Tit 17,4. Literatur: Friedrich 2006 s.v. werlt, S. 456. TPMA XIII s.v. WELT 1.4.2.2. Der Welt Süsse ist bitter und schmerzhaft. Wander IV s.v. Süsses, Nr. 2. Schröder 1982a, S. 97.
53,3f.; *664,4; *1099,4; *1160,4; 1988B,1-4; 2006,4; *2372,2; *2470,3; 3798,3f.; 5135,3f.; 5157,4; 5852,4.
3 Gralromane
Textstelle 2691,1 Die hohen wirde niemen mit senfte mac erwerben.
2711,4 ich rat, daz wunden kleine und arme vind ot nieman gar versmahe!
2722,2 fluht můz schame liden.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler weist X 2691,1: Seit hoch Hohes Ansehen kann mögliche Kritik an wird niem). nur mit Mühe erworTschinotulander zuben werden. rück, dessen Salomanderschild Unglück über seine Gefolgschaft bringt (Seereise nach dem Aufbruch von Zazamanc).
Der Erzähler kritisiert (einen Rat erteilend) den zunächst zögerlichen Widerstand Tschinotulanders gegen die Meuterer (Seereise nach dem Aufbruch aus Zazamanc).
D, E 2711,4: ot] im. Man soll auch kleine X 2711,4: da von Gefahrenquellen sol wund) chlaine . ernst nehmen. vnd chlaine veinde niem$ gar vrsmahen.
Tschinotulander spricht seiner Gefolgschaft vor dem Kampf gegen die Seeräuber Mut zu (Kampf gegen die Gaylotten).
D 2722,2: mGste.
Wer flieht, setzt sich der Schande aus.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz
Querverweise 1168,1-4; 5760,1-4.
Verwendung: - (S) Mit senfte nieman êre hât, / als nû diu werlt stât. / Nieman hât ân arebeit / wîstuom, êr, grôz rîcheit Freidank: Bescheidenheit, 92,5-8. - (L) Ie grôzer sin, ie mêrre nôt; / mit senfte nieman êre hât. / riuwe ist aller sünden tôt, / vil liep mit leide gar zegât Namenlos h, KLD Nr. 38, 24, 1-4. - (E) Jâson der rede antwürte bot. / „juncfrouwe,“ sprach er, „mir ist nôt, / daz mir gelinge baz, denn ir / mit worten hie geheizent mir, / wan ich wil kêren in den wert. / swaz mir dâ kumbers ist beschert, / den muoz ich lîden unde tragen. / durch iuwer rede ich niht verzagen / an herzen und an lîbe sol. / ich weiz ân allen zwîvel wol: / swer hôhez lop erstrîten wil, / der muoz ouch eteswenne vil / beswærde lîden unde doln […].“ Konrad von Würzburg: Trojanerkrieg, 8235-8247. - (E) Sanfftes leben und ere / Mugen nicht pey ain ander wesen. / Das hör ich in den pücheren lesen: / Wer nach eren streben wil, / Der muß understunden vil / Ungevertes leyden. / Wer auff waichen seiden / Sich will strecken zu aller stund, / Der wirt faul als ain hunt Heinrich von Neustadt: Apollonius, 6200-6208. → Wigl 2873. Literatur: TPMA IX s.v. RUHE 4.3. Wer ruht, kann keine Ehre erlangen. Wander I s.v. Ehre, Nr. 36.
Sentenz
*843,4.
Verwendung: - (E) Er wolde in zuo dem rosse in kindes wîse tragen. / des wart im zuo der brüste ein grôzer slac geslagen: / der kleine dô den grôzen mit der viuste sluoc. / dô half im des sîn sterke, daz er in niht entruoc. / Dô sprach der Lamparte „swer sîne vinde spart / und sîne friunde erzürnet, der hât sich niht wol bewart; / der mac lîhte an beiden vil grôzen schaden nemen. / smæher vînde und kleiner wunden sol sich nieman enschemen. / Wie bist als ungefüege?“ Ortnit, 101-103. - (D) Versmæhe kleine vînde niht: / ez ist nieman sô swach, / in müeje doch sîn ungemach Der Deutsche Cato, 552-554. - (E) nû sach diu Diemüete / die Hôchvart halten vor der schar; / sie huop sich snelliclîchen dar. / nû sûmt sich diu Hôchvart niht; / sie sprach: „ein smæhe mir geschiht, / daz ich mit dir strîten muoz. / reck her dann den tenken fuoz, / lâ dirn güetlîch ab slahen.“ / diu Diemuot sprach: „lâ dîn gâhen. / iz kumt ze manegen stunden: / smæhe vînt und smæhe wunden / ze schaden dicke sint erkant! / dû hâst den havech an gerant!“ / diu her habten stille; / daz was ir bêder wille Seifried Helbling, VII, 940-954. - (E) wer siech ist, der gelernet wol. / kleine wunden nieman sol / versmâhen; secht daz ist min rât! / wand in vil dicke missegât Boner: Edelstein, XLVII, 25-28. Literatur: TPMA III s.v. FEIND 5.1.1.1. Man darf keinen (noch so geringen) Feind missachten [führt diese Textstelle an]. Ebd. XIII s.v. WUNDE 4.1.2. Auch kleine Wunden darf man nicht vernachlässigen. Wander I s.v. Feind, Nr. 115. Ebd. V s.v. Wunde, Nr. 78.
Sentenz
581,1-4; *846,2, 1584,2-4; *1900,3; 2914,24; *3074,2; 5885,2f.
3 Gralromane
Textstelle 2733,3 hunt ist daheime herre.
2820,3 maz ist lib und sele ein selden pfrGnde, / da wider ist unmaze alle sælicheit gar under tGnde.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler begründet den mutigen Aufzug der Gaylotten mit der Tatsache, daß Tschinotulander sich auf ihrem Gebiet befindet (Kampf gegen die Gaylotten).
Die Sicherheit, die eine vertraute Umgebung vermittelt, verleiht Mut.
Der Erzähler rät, das eigene Verhalten an den vier Elementen, die er im Sinne seiner Tugendlehre auslegt, auszurichten.
Maßvolles Verhalten führt zu Glück und Seelenheil, Maßlosigkeit ins Verderben.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Sprichwort Formulierungstradition: - (S) In propriis domibus exat dominus canis omnis. - Der hund ist da haym ain herr Die Münchner Sprüche, Nr. 34. - (S) Der hund ist da haiment her. / In propriis domibus extat dominus canis omnis St. Galler Handschrift, 67 (Hs. 15. Jh.). Verwendung: - (S) In foribus propriis canis est audacior omnis MSD, XXVII,2: Sprichwörter, 87 (V.21). - (S) Hundøngaer in Syalandia. Iste semper impediendo alios perdidit et defendendo se vicit: unde et ex eo tractum est proverbium aliud: Hundoer hemoe rikaest Annales Ryenses, Nr. 50. - (S) In propriis domibus exstat dominus canis omnis Werner: Sprichwörter, i57 (Hs. 15. Jh.). - (S) Ante suas edes canis est audacior omnis Proverbia Wratislaviensia, 26 (Hs. 1412). - (S) die hont es stout voer sijn eyghen hol - Est audax amen proprium canis ante foramen Proverbia Communia, 313. - (S) Canis est audax ante suum foramen, vel, iuxta proprias aedes Bebel: Proverbia Germanica, 312. - (S) Ein hunt is kone vor synem huse. - Quilibet in proprio canis audax limine multum Tunnicius: Sprichwörtersammlung, 489. Literatur: Friedrich 2006 s.v. hunt, S. 230: „Sprichwort?“. TPMA VI s.v. HUND 2.10. Der Hund ist mutig in seinem vertrauten Bereich [führt diese Textstelle an]. Walther, 11952f. Wander II s.v. Hund, Nr. 212; 438. ML 32,2; 1734,3f.; *1917,1; Verwendung: - (D) prædicatio enim non debet splendere phaleris verborum, purpuramentis colorum, nec ni- *2494,2; mis exsanguibus verbis debet esse dejecta, sed Medium tenuere beati. Quia, si nimis esset pic- 3569,1f.; 4040,1turata, videretur nimio studio excogitata, et potius elaborata ad favorem hominum quam ad 4; *4202,3. utilitatem proximorum, et ita minus moveret animos auditorum Alanus ab Insulis: De arte praedicatoria, 53, 1 (112 C). - (S) Verbis et factis quisquis sciet esse modestus, / Est sapiens, qui scit (moderare) suos bene gestus; - Wer schone zcu massin kan / Gelebin, der ist ein seliger man Freidank (Görlitz), 1917-1920. - (S) Iussa per aeterna medium tenuere beati Werner: Sprichwörter, i163 (Hs. 15. Jh.). - (L) Ou hault sommet de la haulte montaigne / Ne fait pas bon maison edifier, / Que li grant vens ne la gaste et souspraingne; / Ne ou bas lieu ne la doit pas lier: / Car par eaues pourroit amolier / Le fondement et perir le merrien; / Nulz ne se doit ne hault ne bas fier: / Benoist de Dieu est qui tient le moien Eustache Deschamps, 82, 1-8.
Sentenz
Literatur: TPMA VIII s.v. MASS 2.10 Mass und Mitte sind Zeichen und Ursprung von Weisheit und Glück(seligkeit). Ebd. VIII s.v. MASS 3.6. Masslosigkeit ist schlecht und schädlich. Walther, 14571. Wander III s.v. Mass, Nr. 53. Finckh 1999, S. 340; 371. Neukirchen 2006, S. 244. Rausch 1977, S. 107.
3 Gralromane
Textstelle
Kontext
Sigune beklagt vor der Orientschlacht Clag diner minne mangel mGz die erneute Trenich nu vergezzen. / nung von Tschinotulander. ein ander sorgen angel hat sich gen minem herzen so gemezzen, / als ob er mirz mit alle well verslinden. 2933,1
2934,3 wan swer ie was vri vor allen sorgen, / der was ouch vri vor minne, und was im herzen liebe gar verborgen.
2939,1 Swes herze gar mit leiden ist zaller zit gebunden, / dem wer ein hinne scheiden mit dem tode seliclich erfunden.
Überlieferung
Paraphrase Langer Verzicht auf den Geliebten führt zu Liebesschmerz.
Der Erzähler erklärt angesichts von Sigunes Trennungsschmerz das Wesen der Liebe.
Liebe ist ohne Leid nicht möglich.
Clauditte beklagt den Tod ihrer Schwester Florie.
Wer lange Leid empfindet, für den ist der Tod eine Erlösung.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Anspielung auf eine Sentenz
Querverweise 2941,3f.
Formulierungstradition: - (E) mannes langer mangel / daz ist des herzen angel Der Pleier: Meleranz, 689f. Verwendung: - (Inschrift) + LIEBES . LANGER . MANGEL . IST MIINES . HERZEN . ANGEL . Wieser 1965, S. 27 (auf einem Becher aus dem 14. Jahrhundert). - (E) dy raynen hertzogin von Tintayol / hat gelegt zw herzen mir der mynne angel. / des scherff mich hat also gerurt, / das ich stirb, hab ich lanng ir mynne mangel Fuetrer: Buch der Abenteuer, 888, 4-7. → Mel 687. Literatur: TPMA VIII s.v. MANGEL 7. Lange Ermangelung des Geliebten ist ein Stachel des Herzens. Wander III s.v. Mann, Nr. 1336. Walther, 1650. Wieser 1965, S. 27; 35: „festgeprägte Sentenz“.
Sentenz Verwendung: - (L) Mangem ist mit sînr unstæte baz / danne mir mit mîner stæte sî. / daz sol ich wol lâzen âne haz, / wan der selbe ist herzeliebe frî. / swer nie leit durch liep gewan, / der enweiz ouch niht wie herzeliebe lônen kan Wachsmut von Künzich, KLD Nr. 60, I, 3, 1-6. - (L) Nulhs hom non sap que s’es grans benanansa, / S’enans non sap quals es d’amor l’afans / E ges per so, bona domna presans, / No m tardasetz hueimais vostra honransa, / S’aver la dei, ni ‘l vostres plazers es Giraudet lo Ros, II, 171. - (E) liep dunket deste lieber vil, / daz man dâ bî treit ungemach. / swem nie von minne wê geschach, / dem wart nie von ir rehte wol. / ein leit man gerne lîden sol / durch manicvalter wunne kraft Konrad von Würzburg: Trojanerkrieg, 2390-2395. - (E) Yfft dy de leve gevangen hat, / Geselle, dat ys nicht din dot, / Dat duncket my eyn ringe nod. / Dat du treyst herteleyt, / Dat ys eyn sute arbeyt. / Du weyst nicht, wo ho den man / De leve in werden setten kan, / Wo wrekende mud dar van entste. / unde yfft se dy nu dut so we, / Wor umme lidet nicht din mud / Gerne eyn ovel durch dusent gud? / Durch manige vraude eyn ungemach? / Weme nu van leve leyt geschach, / Deme schach ok leyff van leve ny Des Minners Anklagen, 57-70.
741,3f.; *4892,3; 5115,3f.; 6043,2f.
→ GTr 204. Literatur: TPMA VII s.v. LIEBE 1.5.2. Liebe ist nicht denkbar ohne Freude und Leid, Honig und Galle, Gutes und Übles. Wander III s.v. Liebe, Nr. 277.
Sentenz Verwendung: - (D) luserunt ista poetae et vanis nos agitavere terroribus. Mors dolorum omnium exsolutio est et finis, ultra quem mala nostra non exeunt, quae nos in illam tranquillitatem, in qua antequam nasceremur iacuimus, reponit. Si mortuorum aliquis miseretur, et non natorum misereatur. Mors nec bonum nec malum est. id enim potest aut bonum aut malum esse, quod aliquid est Seneca: De consolatione ad Marciam, XIX, 4f. Literatur: TPMA XI s.v. TOD 5.2.2. Der Tod ist das Ende von allem Übel und Elend. Wander IV s.v. Tod, Nr. 87.
1821,3f.
3 Gralromane
Textstelle 2946,1 Wan hoher minne gedenken di herze hoher wiset.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler beX 2946,1: Nach ho- Wahre Liebe motigründet die Kampf- her minne denchen. viert zu großen Leikraft von Tschinostungen. tulander und Ekunat mit der vorbildlichen Liebe zu ihren Partnerinnen. Der Erzähler weist anläßlich der Vorbildlichkeit Tschinotulanders und Ekunats auf den tugendbildenden Wert der Dichtkunst hin (Exkurs über den Wert der Dichtkunst).
A 2949,4: Dem gGten] Der wise. D 2949,4: Dem] Den.
Der Erzähler weist anläßlich der Vorbildlichkeit Tschinotulanders und Ekunats auf die Vorzüge der Weisheit hin (Exkurs über den Wert der Dichtkunst).
D, E 2950,2: So Wer nach Weisheit werdent. strebt, erlangt höchE 2950,3: Ot alle. stes Glück. X 2950,3: alle die nach rechtr weishait stellent.
Der Erzähler bekräftigt den didakDen blinden uf der reise mGz der tischen Nutzen seiner Erzählung (Exgesehnde leiten. kurs über den Wert der Dichtkunst).
Der Verständige muß den Unverständigen anleiten.
2949,4 der tumbe tGt das b=se, dem gGten volget ie der witze vrFte.
2950,2 mit seldenrichen sachen werdent si gekr=net und geblFmet / alle, die ir mGt nach wisheit stellent.
2953,1
2957,1 Swer groziu lant besitzen wil und gar betwingen, / daz mGz geschehn mit witzen.
Der Erzähler betont anläßlich der Vorbildlichkeit Tschinotulanders und Ekunats den Nutzen der Klugheit (Exkurs über den Wert der Dichtkunst).
Der Unverständige handelt böse, während der Kluge sich an das Gute hält.
Um ein großes Vorhaben erfolgreich umzusetzen, bedarf es der Klugheit.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz
Querverweise *1453,4; 2633,14
Sentenz
Literatur: Guggenberger 1992, S. 213-216. Neukirchen 2006, S. 344f. Rausch 1977, S. 9. Zatloukal 1978, S. 20.
Sentenz Verwendung: - (E) „See nw, hane, hiir licht de breff. / Du sechst my meren, de en synt my nicht leff. / Dat ik my schal van dy scheyden, / Dat deyt my werlick leyde. / Doerheit maket arbeit, / Wysheit maket salichkeit.“ / Also scheyde de vos von danne. / Also deyt noch so mennich schone man / Van eynen houeschen wyue, / Wen he nicht lenger mach by er blyffuen Fuchs und Hahn, 211220. - (S) He that were wytty were seely. - Plurima qui sciret, hic felix semper abiret Rylands Latin Ms. 394 (Proverbs), f. 21v. Literatur: TPMA XIII s.v. WEISE 6.1. Weisheit macht glücklich. Walther, 21649. Brode 1966, S. 201. Guggenberger 1992, S. 213-216. Neukirchen 2006, S. 345. Rausch 1977, S. 9f.
Sentenz Literatur: TPMA II s.v. BLIND 3.4. Der Sehende ist der bessere Führer als der Blinde [führt diese Textstelle an]. Guggenberger 1992, S. 216-219. Neukirchen 2006, S. 347. Ragotzky 1971, S. 134. Zatloukal 1978, S. 19f.
Sentenz Verwendung: - (D) Qui savis es et entendens / Sera governs de mantas gens Las flors des gay saber, Bd. III, S. 272. Vgl. das Sprichwort: - (S) Entlêhent sin und tôren rât / vil selten lant betwungen hât Freidank: Bescheidenheit, 82,14f.
*3132,2.
3 Gralromane
Textstelle
3132,1 Wie wolte haltz den krumben gestrafen umb sin hinken?
Kontext
Baruch Ackerin spricht dem Führer der ersten Schar, Gloramatis von Persia, unter Verweis auf das Unvermögen der verschiedenen babylonischen Götter Mut zu (Katalog der Krieger Ackerins).
Baruch Ackerin spricht dem Führer der ersten Schar, swa tore ziuht den tumben Gloramatis von Perund der blinde wil dem blinden sia, unter Verweis winken, / lit ir gewin dar an, daz stet in auf das Unvermö[lies mit X: an] heile. gen der verschiedenen babylonischen Götter Mut zu (Katalog der Krieger Ackerins). 3132,2
Überlieferung
A 3132,1: wolte] mac. X 3132,1: wie chvndr haltz denn chrumben.
Paraphrase
Ein Unfähiger soll sich nicht über einen anderen Unfähigen erheben.
A, B, D, E 3132,2: Unfähige können Swa] V]; Und swa. einander nicht erX 3132,2f.: swar to- folgreich anleiten. re lert den tvmben. vnd der plint wil den plinden winchen. leit ir gewinn dar an daz stet an haile.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Literatur: TPMA XIII s.v. WEISE 13.3. Die Weisen sind gute Herrscher. Wander II s.v. Herrschaft, Nr. 9. Guggenberger 1992, S. 219f. Rausch 1977, S. 10.
Sentenz Verwendung: - (S) Loripedem curtus ridet, nigrum quoque fuluus Florileg von S. Omer, 131. - (L) Trop me merveil comme uns homs contrefais / Ose boiteux un autre homme appeller, / Ne comment cilz qui se sent bien meffais / Ose des maulx d’un estrange parler. / Mieux lui vaulsist ses oeuvres regarder, / Si se tairoit, sanz plus blamer nullui, / Que li mauvais a nul blame eslever: / Ceuls s’accusent qui dient mal d’autrui Eustache Deschamps, XX, 1-8. - (E) Shame for a crepil, to stonde that hath no miht, / To rebuke othir for thei go nat vpriht Lydgate: Fall of Princes, VII, 444f. Literatur: TPMA VI s.v. HINKEN 7. Der Krüppel spottet über den Lahmen (und umgekehrt) [führt diese Textstelle an]. Walther, 13563f. Wander II s.v. Hinkender, Nr. 3.
Sentenz Verwendung: - (G) vart ir ze der helle daz ist mir leit. swer dumben herfet der fluset sin arebeit. swer so winchet dem plinten. der uerlivset sine stunde. behGtet iuch disen churcen citen Vorauer Bücher Mosis, S. 87, V. 2-7. - (S) Swer blinden winket, derst ein gouch, / mit stummen rûnet, derst ez ouch Freidank: Bescheidenheit, 54,22f. - (L) Swer blinden winket, derst ein kint, / mit stummen rûnet, deist verlorn. / der sühte gnuoge liute sint: / swer in daz seite, ez wære in zorn. / swer den tôren flêhen muoz / zallen zîten umbe gruoz, / dem wirt selten sorgen buoz Namenlos h, KLD Nr. 38, 9, 1-7. - (E) Wer eynem stummen rümet / unnd wincket eynem blinden, / der hatt sich gar versumet, / glich als iecz den ebreyschen kinden / da hilffet weder rümen noch das wincken, / sie nemen den den dauff / on falschen glauben sunder struchenn unnd auch hinckenn Hermann von Sachsenheim: Die Unminne, 309-315. - (Dr) Darumb so schweig! Du ligst dernider. / Dan kumst du mir piß jar her wider, / Ich wil dir werlich eins zu trinken. / Du machst als sanft eim plinden winken Fastnachtspiele, 51 (S. 382, V. 27-30). - (E) Wer einem plinten winkt / Und aus einem leren pecher trinkt / Und der kißling seet / Und auf einer plossen wisen meet / Und unglück wil tragen feil / Und all wasser wil pinten an ein seil / Und in eim holz vischet / Und auf einem wasser trischet / Und snee wil in einem ofen derren / Und wil wint in ein truhen sperren / Und einen kalen wil beschern: / Der arbeit eitel unnütz arbeit gern Rosenplüt: Priamel, S. 563. Literatur: TPMA II s.v. BLIND 11.2. Einem Blinden winken. Wander I s.v. Blinde (der), Nr. 9; 52; 61; 90.
*2953,1.
3 Gralromane
Textstelle 3132,4 des ist gewonheit riche, diu t=rt der werlde vil an disem teile.
3156,4 ouch mant man snelliu ors mit sporen cleine.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Baruch Ackerin spricht dem Führer der ersten Schar, Gloramatis von Persia, unter Verweis auf die Machtlosigkeit der babylonischen Götter Mut zu (Katalog der Krieger Ackerins).
Die Gewohnheit hat großen Einfluß auf das Handeln der Menschen.
Der Erzähler betont die Entschlossenheit der Kämpfer in der ersten Schar Baruch Ackerins (Katalog der Krieger Ackerins).
A 3156,4: Ouch] Der Willige bedarf Doch. keiner Ermunterung. X 3156,4: doch rFrt dr spore ain ross vil snel nicht saine.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Anspielung auf eine Sentenz Formulierungstradition: - (S) Gewoneheit diu ist rîch, / tumben liuten schedelîch Freidank: Bescheidenheit, 108,7f. - (E) Gewonheit diu ist rîche. / dem tuot wol gelîche / mîn kneht mit der frâge Seifried Helbling, VIII, 1-3. Verwendung: - (S) Gravissimum est imperium consuetudinis Publilius Syrus: Sprüche (Friedrich), g8. - (D) consuetudinis magna vis est: pernoctant venatores in nive in montibus; uri se patiuntur Indi; pugiles caestibus contusi ne ingemescunt quidem Cicero: Tusculanae disputationes, 2, 17, 40f. - (D) fac tibi consuescat: nihil assuetudine maius, / quam tu dum capias, taedia nulla fuge. / te semper uideat, tibi semper praebeat aures, / exhibeat uultus noxque diesque tuos Ovid: Ars amatoria, II, 345-348. - (E) Cil de le tor, li sejorné, / se sont erranment atorné / por aler o l’empereїs / et si le font molt a envis, / mais n’i a nul qui tant soit sire / qui ost le dame contredire / qu’ele n’i aut des qu’ele vuelt, / car par coustume aler i seut, / et vos savés c’on claime droit / en ce que li coustume doit, / car je vos di bien sans doutance / que grant cose est de coustumance Gautier d’Arras: Eracle, 3401-3412. - (S) Nule chose n’est plus grans d’acoustumance Proverbes ruraux, 259. - (E) Man stosßt manch kynd yetz jn eyn ord) / Ee es ist zG eym menschen worden / Und es verstand/ ob das jm sy / GGt oder schad/ st(ckt es jm bry / Wie wol gůt gwonheit bringet vil / Ruwt es doch manches under wile / Die dann verflGchen all jr fründt / Die vrsach solches ordens syndt / Gar wenig yetz inn kl=ster gont / In solcher (llt/ das sie es verstont Brant: Narrenschiff, 73, 75-84. - (S) GRAUISSIMUM IMPERIUM CONSUETUDINIS. Gewonheyt ist ein groß gewalt Franck: Sprichwörter, I, 69r (S. 113, Z. 12f.). Literatur: Friedrich 2006 s.v. gewonheit, S. 165. TPMA V s.v. GEWOHNHEIT 3.1. Gewohnheit vermag viel. Wander I s.v. Gewohnheit, Nr. 43. Zingerle 1864 s.v. gewohnt, S. 54f.
Sentenz Verwendung: - (G) Notandum, quod secundum poetam (vg. Ovid. Pont. 2, 6, 38) non opus est, celeri subdere calcar equo, sed pigro Schönbach: Grazer Handschriften, S. 88, Nr. 175 (Jakob von Lausanne, Graz, UB, Hs. 838, fol. 131d, 1. Hälfte 14. Jh.). - (E) Poté con queste e con miglior ragioni, / con parlare espedito e chiara voce / eccitar quei magnanimi baroni / Rinaldo, e quello esercito feroce: / e fu, com’ è in proverbio, aggiunger sproni / al buon corsier che già ne va veloce. / Finito il ragionar, fece le schiere / muover pian pian sotto le lor bandiere Ariosto: Orlando furioso, 16, 39. - (S) Willige pęrde sal men nicht mit sporen stoten. - Non opus est calcar veloci subdere manno Tunnicius: Sprichwörtersammlung, 1239. Literatur: TPMA IX s.v. PFERD 4.2. Das willige (edle) Pferd braucht keine Sporen. Walther, 7126. Wander III s.v. Pferd, Nr. 788.
Querverweise *139,4; 144,1-4; *3292,1; *3308,3; *5403,3.
3 Gralromane
Textstelle 3206,1 Swer tugende sich versinnet, swa der von tugenden h=ret, / ein tugent di ander minnet.
3219,4 des pris wirt kurtz gemezzen, des di merre volge hat der tumbe.
3244,4 der frFnt ertwungenliche zen=ten fFrt, di turent niht di lenge.
3292,1 Und daz gewonheit riche si, daz merket alle
Kontext
Überlieferung
Der Erzähler lobt anläßlich der Aufnahme des Frigureis von Lanfuse in die siebte Schar die Tugendhaftigkeit von dessen Mutter Ekuba (Katalog der Krieger Ackerins).
Der Erzähler lobt angesichts der Aufstellung der siebten Schar das Streben Malabris von Exenise nach Ansehen (Katalog der Krieger Ackerins).
Paraphrase Tugend gesellt sich zu Tugend.
A, B, D, E, X 3219,4: wart.
Der Ruhm einer Person, der sich überwiegend auf die Zustimmung der Dummen stützt, ist nicht von langer Dauer.
Baruch Ackerin lobt X 3244,4: in vraise die Treue der Män- fFrt. ner des Sargidun von Baledeise in der neunten Schar als vorbildlich (Katalog der Krieger Ackerins).
Erzwungener Dienst im Kampf währt nicht lange.
Ypomidone erklärt anläßlich von Lippersidols von Perludesse Aufnahme in die sechste Schar, warum in desssen Land nur die dort Geborenen überleben können (Kämpferkatalog der Babylonier).
Die Gewohnheit hat großen Einfluß auf das Handeln der Menschen.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz
Querverweise 5230,4.
Formulierungstradition: - (S) Ein tugent minnt die ander tugent, / als tuot ein jugent die ander jugent Freidank: Bescheidenheit, 52,18f. Vgl. den Gedanken: - (E) Nam virtus nulla sola manere potest Peregrinus, 106. Literatur: TPMA XII s.v. TUGEND 2.6. Eine Tugend bringt (liebt) die andere. Wander IV s.v. Tugend, Nr. 105.
Sentenz
Literatur: TPMA VIII s.v. LOB 3.10. Lob des Ehrlosen ist wertlos.
Sentenz Verwendung: - (E) Ist ez, daz ir deheinen man zwingent / über sîn selbes muotwillen, / ertrünke er ûf dem wâge, / sô wirt er den fischen zuo einem âze, / sô verseit im Crist sîn rîche, / ich sag iuch, vater und hêr, wârlîche, / sô wil got an dem jungsten tage / die sêlen alle von uns haben. / Ez ist ouch gar boes zuo felde fehten / mit bezwungenen knehten Orendel, 269-278. - (E) Swer Grliugen wil und striten sol, / der bedarf der leute gunst wol. / Betwngen dinst, der ist niht gGt. / Swer dinst betwngenchlichen tGt, / da mach wol schade von ?f gestan. / Wil er einen iegelichen man / in sinen dienst betwingen, / im mach dran misselingen Dietrichs Flucht, 7938-7945. - (D) dâ über sprach her Frîdanc / einen spruch niht ze lanc: / „dicke worden ist ze hœn / getwungen dienst, geribeniu schœn.“ / alsô mac ez im ergên, / wil er sîn vînt mit in bestên Seifried Helbling, II, 147-152. Literatur: TPMA II s.v. DIENEN 3.1. Erzwungener Dienst ist nichts wert. Walther, 27935. Wander I s.v. Dienst, Nr. 27.
Sentenz Formulierungstradition: - (S) Gewoneheit diu ist rîch, / tumben liuten schedelîch Freidank: Bescheidenheit, 108,7f. - (E) Gewonheit diu ist rîche. / dem tuot wol gelîche / mîn kneht mit der frâge Seifried Helbling, VIII, 1-3. Verwendung: - (S) Gravissimum est imperium consuetudinis Publilius Syrus: Sprüche (Friedrich), g8. - (D) consuetudinis magna vis est: pernoctant venatores in nive in montibus; uri se patiuntur Indi; pugiles caestibus contusi ne ingemescunt quidem Cicero: Tusculanae disputationes, 2, 17, 40f. - (D) fac tibi consuescat: nihil assuetudine maius, / quam tu dum capias, taedia nulla fuge. / te semper uideat, tibi semper praebeat aures, / exhibeat uultus noxque diesque tuos Ovid: Ars
*139,4; 144,1-4; *3132,4; *3308,3; *5403,3.
3 Gralromane
Textstelle
3301,2 daz merer umb daz minder git manger, der im selben nicht gan eren.
3308,2 der haven nach dem pforren hat immer garst, ob er di niwe sine / da mit vertGt.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Ypomidone kritisiert Baruch Ackerin, der sich seiner Meinung nach strategisch verspekuliert hat (Kämpferkatalog der Babylonier).
E 3301,2: umb] vnd.
Es ist unrühmlich, Wertvolles für Wertloses zu geben.
Der Erzähler verteidigt anläßlich der Aufzählung der mit den Babyloniern verbündeten Truppen seinen Stil.
A 3308,2: garst] dvnst. B 3308,2: garst] rost.
Die frühesten Prägungen sind die dauerhaftesten.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
amatoria, II, 345-348. - (E) Cil de le tor, li sejorné, / se sont erranment atorné / por aler o l’empereїs / et si le font molt a envis, / mais n’i a nul qui tant soit sire / qui ost le dame contredire / qu’ele n’i aut des qu’ele vuelt, / car par coustume aler i seut, / et vos savés c’on claime droit / en ce que li coustume doit, / car je vos di bien sans doutance / que grant cose est de coustumance Gautier d’Arras: Eracle, 3401-3412. - (S) Nule chose n’est plus grans d’acoustumance Proverbes ruraux, 259. - (E) Man stosßt manch kynd yetz jn eyn ord) / Ee es ist zG eym menschen worden / Und es verstand/ ob das jm sy / GGt oder schad/ st(ckt es jm bry / Wie wol gůt gwonheit bringet vil / Ruwt es doch manches under wile / Die dann verflGchen all jr fründt / Die vrsach solches ordens syndt / Gar wenig yetz inn kl=ster gont / In solcher (llt/ das sie es verstont Brant: Narrenschiff, 73, 75-84. - (S) GRAUISSIMUM IMPERIUM CONSUETUDINIS. Gewonheyt ist ein groß gewalt Franck: Sprichwörter, I, 69r (S. 113, Z. 12f.). Literatur: Friedrich 2006 s.v. gewonheit, S. 165. TPMA V s.v. GEWOHNHEIT 3.1. Gewohnheit vermag viel. Wander I s.v. Gewohnheit, Nr. 43. Zingerle 1864 s.v. gewohnt, S. 54f.
Sentenz
Literatur: Wander I s.v. Geben, Nr. 135.
Sentenz Verwendung: - (Br) Fingit equum tenera docilem cervice magister / ire viam qua monstret eques; venaticus, ex quo / tempore cervinam pellem latravit in aula, / militat in silvis catulus. nunc abbibe puro / pectore vera, puer, nunc te melioribus offer. / quo semel est imbuta recens servabit odorem / testa diu Horaz: Epistulae, 12, 64-70. - (D) has primum audiet puer, harum verba effingere imitando conabitur. et natura tenacissimi sumus eorum, quae rudibus animis percepimus: ut sapor quo nova imbuas ‹vasa› durat, nec lanarum colores, quibus simplex ille candor mutatus est, elui possunt Quintilian: Institutio oratoria, I, 1, 5. - (G) Nempe apud Vergilium, quem propterea paruuli legunt, ut uidelicet poeta magnus omniumque praeclarissimus atque optimus teneris ebibitus animis non facile obliuione possit aboleri, secundum illud Horatii: Quo semel est inbuta recens seruabit odorem / Teste diu Augustinus: De civitate Dei, I, 3, 6-11. - (S) Sapiunt uasa quidquid primum acceperunt Sententiae Varronis, 58a. - (E) des giet uns urkunde dat latin: / quod nova testa capit, / inveterata sapit; / so wat die nuwe schale veit, / der smach ir iemer ane heit. / ouch mGz smachen die vrucht / na ir erden inde ir lucht; / ouch zount der minsche sinen smach / des vazzes da he inne lach Morant und Galie, 41-50. - (S) Den niuwen vazzen niemen mac / benemen wol ir êrsten smac: / den site ein man unsanfte lât, / des er von jugent gewonet hât Freidank: Bescheidenheit, 108,15-18. - (G) wan swie man doch ein vaz gereinen müge, dâ unsûferkeit inne gewesen ist, sô pfliget ez doch des smackes ein teil in ime lange ze behalten. alsô der sünder, swie doch der von gnâden müge geweschen werden von sünden, sô blîbet ime doch dar nâch der gesmac lange in der gehügede der leiden gewizzen David von Augsburg, S. 32.
*3871,3.
3 Gralromane
Textstelle
3308,3 gewonheit, diu ist michel
Kontext
Der Erzähler verteidigt anläßlich der Aufzählung der mit den Babyloniern verbündeten Truppen seinen Stil.
Überlieferung
Paraphrase
Die Gewohnheit hat großen Einfluß auf das Handeln der Menschen.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
- (G) Und dar umbe sint die tiuvel vil frô, daz ir iuwer kint sô gezîte bôsheit lêret beide sprechen und ouch tuon. Swaz mit dem êrsten in den niuwen haven kumt, dâ smacket er iemer gerne nâch. Unde dâ von, wer von êrste daz niuwe kint guotiu dinc lêret, dâ tuot ez iemer gerne nâch; unde wer ez bœsiu dinc lêret, dâ tuot ez iemer gerne nâch Berthold von Regensburg, 1, S. 34, Z. 19-25. - (D) dâvon sich nieman sûme / an bescheidenheit und an tugende / in sîner blüejenden jugende; / wan swas worts man in der jugende vât, / lîht ers ouch an dem alter hât. / des haben wir ein bîschaft wol, / der ich Fch hie bewîsen sol. / swas smakes ein nFwes vas gevât, / vil kûm ald niemer es verlât / den smak, er si b=s oder guot Konrad von Ammenhausen: Schachzabelbuch, 1344-1353. - (E) O grosser dor/ merck zF vnd h=r / Die jugent ist zG bhaltten gering / Sie mercket wol vff alle ding // Was man jn nüwe h(fen schitt / Den selben gsmack verlont sie nit Brant: Narrenschiff, 6, 11-15. - (S) Es schmeckt alles nach seinem vaß. Wie das maul/ also die speiß. Wie das vaß/ also der wein/ wie der mund/ also die speiß/ wie der baum/ also die frücht/ wie der meyster also sein werck/ wie die baryll/ also das ding daß man dardurch sihet/ Es kopt alles in sein art/ vnd schmecket nach seinem vrsprung/ Was zu erst in einn hafen kompt/ darnach schmeckt er weil sein ein scherb ist Franck: Sprichwörter, II, 181rv (S. 446, Z. 21-27). Literatur: Friedrich 2006 s.v. haven, S. 206. TPMA IV s.v. GEFÄSS 5.5. Das Gefäss riecht nach seinem (ersten) Inhalt [führt diese Textstelle an]. Walther, 25711; 25948. Wander I s.v. Gefäss, Nr. 10.
Sentenz Formulierungstradition: - (S) Gewoneheit diu ist rîch, / tumben liuten schedelîch Freidank: Bescheidenheit, 108,7f. - (E) Gewonheit diu ist rîche. / dem tuot wol gelîche / mîn kneht mit der frâge Seifried Helbling, VIII, 1-3. Verwendung: - (S) Gravissimum est imperium consuetudinis Publilius Syrus: Sprüche (Friedrich), g8. - (D) consuetudinis magna vis est: pernoctant venatores in nive in montibus; uri se patiuntur Indi; pugiles caestibus contusi ne ingemescunt quidem Cicero: Tusculanae disputationes, 2, 17, 40f. - (D) fac tibi consuescat: nihil assuetudine maius, / quam tu dum capias, taedia nulla fuge. / te semper uideat, tibi semper praebeat aures, / exhibeat uultus noxque diesque tuos Ovid: Ars amatoria, II, 345-348. - (E) Cil de le tor, li sejorné, / se sont erranment atorné / por aler o l’empereїs / et si le font molt a envis, / mais n’i a nul qui tant soit sire / qui ost le dame contredire / qu’ele n’i aut des qu’ele vuelt, / car par coustume aler i seut, / et vos savés c’on claime droit / en ce que li coustume doit, / car je vos di bien sans doutance / que grant cose est de coustumance Gautier d’Arras: Eracle, 3401-3412. - (S) Nule chose n’est plus grans d’acoustumance Proverbes ruraux, 259. - (E) Man stosßt manch kynd yetz jn eyn ord) / Ee es ist zG eym menschen worden / Und es verstand/ ob das jm sy / GGt oder schad/ st(ckt es jm bry / Wie wol gůt gwonheit bringet vil / Ruwt es doch manches under wile / Die dann verflGchen all jr fründt / Die vrsach solches ordens syndt / Gar wenig yetz inn kl=ster gont / In solcher (llt/ das sie es verstont Brant: Narrenschiff, 73, 75-84. - (S) GRAUISSIMUM IMPERIUM CONSUETUDINIS. Gewonheyt ist ein groß gewalt Franck: Sprichwörter, I, 69r (S. 113, Z. 12f.). Literatur: Friedrich 2006 s.v. gewonheit, S. 165: „Sprichwort?“. TPMA V s.v. GEWOHNHEIT 3.1. Gewohnheit vermag viel [führt diese Textstelle an]. Walther, 3225b. Wander I s.v. Gewohnheit, Nr. 43. Singer 1947, S. 68 [führt diese Textstelle an]. Zingerle 1864 s.v. gewohnt, S. 54f.
*139,4; 144,1-4; *3132,4; *3292,1; *5403,3.
3 Gralromane
Textstelle 3308,4 swaz di jugent krumbet, daz wirt in alter sten alsam ein sichel.
3370,4 man sol gen eber swinen hovewart vor jagehunden hetzen!
3374,3 menlicher mGt ist sicher gar vor wanke.
Kontext Der Erzähler verteidigt anläßlich der Aufzählung der mit den Babyloniern verbündeten Truppen seinen Stil.
Überlieferung
Paraphrase
B, D 3308,4: die] Das Wesen eines man in. Menschen zeigt sich E 3308,4: sich jnn. früh. X 3308,4: swas man indr jugende chrvmbet.
Ypomidone begrün- B 3370,4: gen fehlt. det den Einsatz von Drachenmenschen in der neunten Schar.
Um gegen einen starken Gegner erfolgreich zu sein, muß man taktische Opfer bringen.
Secureiz lobt die Tapferkeit der gegnerischen (christlichen) Truppen.
Der Tapfere ist standhaft.
D, E 3374,3: mGt] hertz.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Sentenz Verwendung: - (L) Die rîchen suln die armen klagen, / wan ez in got gebôt, / und suln ir armuot helfen tragen, / und mit in teilen gerne ir brôt: / merkent wol, ez krumbet fruo, swaz zeinem haggen werden wil. / Maneger wænet wîse sîn, der doch ist leider tump; / dâ von sint die reht in allen landen krump, / die wîle ez alsô gât Der Marner, 15, 246-253. - (E) swaz z’eime haggen werden sol, / daz krümbet sich vil vrüeje. / man seit, swâ tugent noch blüeje, / dâ snîde man der êren fruht / schier unde balde mit genuht. / […] / dâ von darf iuch niht wunder hân, / daz der juncherre Achille / beid offen unde stille / gap sô liehtebernden schîn, / daz er vor den gesellen sîn / liez edel sich beschouwen Konrad von Würzburg: Trojanerkrieg, 6400-6417. - (L) Ich gibe iu rat: swer mir wil volgen, sunder spot / der minne got / unt mide falsche rete. / e daz erz verspete, / so cleide er sinen jungen lip hie in eren wete. / man gicht, swaz werden welle ze hage, daz crümme sich bezite. / Ein jungeling sol in der jugent heben an, / waz gut getan / si, seht, des sol er remen Der Junge Meißner, I, 2, 1-9. - (S) Hoc cito fit curvum, quod crescere debet ad uncum Werner: Sprichwörter, h29 (Hs. 14. Jh.). - (S) tmoet vroech crommen dat te hake sal - Curuetur truncus cito quo tibi post erit uncus. / Hoc cito fit curuum quod crescere debet ad vncum Proverbia communia, 698. - (S) It mot gût tyt krummen, dat ein gût hake wêrden sal. - Vere nove semper bellus curvabitur uncus Tunnicius: Sprichwörtersammlung, 969. - (S) Es krümpt sich bald, was ein hacken werden wil Luther: Sprichwörtersammlung, 402. - (S) Mature fias senex. […] Extat in hanc sententiam tritum uulgi sermone prouerbium: Es můß zeitlich krümmen/ das eyn gůter hack soll werden. Idem à westphalis rotundius, magisque prouerbialiter effertur in hunc modum: Eth moeth tydtlick krümmen/ dat wol hacken soll Tappe: Germanicorum adagiorum centuriae septem, III, IX, 1 (85a,b). - (S) TAURUM TOLLIT, QUI UITULUM TULERIT. […] Es brent zeitlich was zur nesseln werden wil. / Es wirt zeitlich krumm was ein hack wil werden. / Was man gewont oder angeborn ist/ kan man nit lassen. CONSUETUDO ALTERA NATURA, Es erzeygt sich auch bei zeit was auß eim ieden ding werden wil Franck: Sprichwörter, II, 83r (S. 332, Z. 31-39). Literatur: Friedrich 2006 s.v. gewonheit, S. 165: „Sprichwort?“. TPMA V s.v. HAKEN 1. Früh krümmt sich, was ein Haken werden will. Ebd. X s.v. SICHEL 6. Verschiedenes [führt diese Textstelle an]. Walther, 10986. Wander II s.v. Hacke (Werkzeug), Nr. 5.
Sentenz
4192,1-4.
Literatur: TPMA II s.v. EBER 5. Verschiedenes. Lindner 1940, S. 372-374.
Sentenz
*24,1; *5398,3.
3 Gralromane
Textstelle 3395,3 schædliche lug, di kan di sel versenken.
3397,3 wer sich bi dem Rine erdursten lieze, / man zalt in zG den lazzen, die da lebent in selben ze wider drieze.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler beteuert, daß seine Schilderung der prächtigen Zeltstadt des Secureiz der Wahrheit entspricht (Zeltstadt des Secureiz).
B, E 3395,3: di Wer lügt, verwirkt fehlt. sein Seelenheil. X 3395,2: daz liegen chan die sel gar vercheren.
Der Erzähler begründet die verschwenderische Lebensweise in der Zeltstadt des Secureiz mit dessen Reichtum (Zeltstadt des Secureiz).
X 3397,3f.: swr sich Wer vorhandene auf denn Rein erMöglichkeiten ungedFrsten liezze . man nutzt läßt, ist töricht. zalt in zu den swachen.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz Verwendung: - (D) Der logenhafftige munt / Ist der selen todt zcu allir stundt; / Ouch wer do obil sprichet, / Der selbige wirt ouch mit todsunden begriffen Facetus (dt.), 495-498. - (L) Os, quod mentitur, animam iugulare probatur Carmina burana, 28, 8. - (E) wat men geloift dat sal men leisten / beide den mynsten ind den meisten, / want wirt ein man ein logenere, / hie doit syn sele ind verlust syn ere Hagen: Reimchronik, 6137-6140 - (G) La quinte file ceo est Tricherie; / Fouz est que plus en lui se affye. / A marchaunz est ele maryé / En meynte guise entrelacé, / Par messonge et faus sermenz / Dount yl enginent les innocenz; / Et de tels gentz trovoms escrit: / La bouche que ment l’alme oceyt Le mariage des neuf filles du diable, 303-310. - (G) Os, quod mentitur, anime mors esse probatur Proverbia Wratislaviensia, 430 (Hs. 1412). - (S) Os, quod mentitur, animae mors esse probatur Werner: Sprichwörter, o92 (Hs. 15. Jh.). Vgl. den biblischen Hintergrund: - os autem quod mentitur occidit animam Sap 1,11 - denn der mund, so da leuget, t=dtet die Seele Luther: Deutsche Bibel, XII. Literatur: TPMA VIII s.v. LÜGEN 5.6. Der Mund, der lügt, tötet die Seele. Walther, 20430f. Nyholm 1989, S. 229.
Sentenz Verwendung: - (L) Cilz ait trop bien deservit lou haїr / Qui sa proie porxeut tant an chassant / Ke il l’ataint, et puis la lait a tant; / Et si s’an part sans faire son dovoir / Ne se doit plus après li esmovoir, / Depuis k’i l’ot et pot prise corneir. / Cilz qui ait soif et puet awe trover, / Se il ne boit et sa soif n’asazie, / Je n’an di plus fors tant k’il heit sa vie Un sire à Rolant, 36-44. - (Dr) Richter, sie spricht, als ich verstee, / Ir haut ist junc, sie ist aber zee; / Aber der uber Rein ist gefaren, / Den durst und wil das wasser sparn / Und hungerig in eim obßgarten seß / Und vor faulkheit kein apfel eß / Und darnach hunger und durst wolt clagen, / Wer wolt im das in gut dar schlagen? Fastnachtspiele, 1, 27 (S. 235, Z. 12-19). - (Dr) Ich pin wol kumen zuo meinen tagen, / Ich han ims nie gemachet weh; / Die haut ist jung, frisch, aber zeh. / Ainer, der uber Rein ist gefaren, / Den ubel durst und waßer will sparen, / Ist der niht ain rechter gauch? / Also tut mein man auch Fastnachtspiele, 1, 42 (S. 22, Z. 5-11). Vgl. zur Bildlichkeit: - (E) mediis sitiemus in undis Ovid: Metamorphosen, 761. Literatur: Friedrich 2006 s.v. Rîn, S. 329: „innerhalb eines Sprichwortes“. TPMA II s.v. DURST 1.4. Wer am Wasser den Durst nicht löscht, ist töricht oder lebensmüde [führt diese Textstelle an]. Ebd. 5.1. Mitten im Wasser vor Durst sterben. Wander III s.v. Rhein, Nr. 8. Nyholm 1989, S. 229. Zatloukal 1978, S. 127, Anm. 212. Zatloukal 1984, S. 104f.
Querverweise
3 Gralromane
Textstelle 3412,1 iedoch der sich da warnet, / der belibet ungepfendet.
3412,2 swer die locher an dem netze vergarnet, / der mGz vreud enpfahen an den vischen 3489,2 aller menschen herzen hant die lune, / swaz man erkunnet, daz man dem getruwet. 3489,4 unkunde gantzer minne ist gar vri, der zwifel da wol buwet.
Kontext
Überlieferung
Ypomidone ermahnt seine Kämpfer zu umsichtigem Verhalten (Ypomidones Rede vor der Orientschlacht).
Ypomidone ermahnt seine Kämpfer zu umsichtigem Verhalten (Ypomidones Rede vor der Orientschlacht).
Paraphrase Der Vorsichtige erleidet keinen Schaden.
E 3412,3: vreud] des frum). X 3412,3: der mGz des wol enphinden an den vischen.
Wer gut vorbereitet ist, wird erfolgreich sein.
Der Erzähler lobt X 3489,3: daz man das Zusammenspiel der vnchunde nicht von Tschinotulan- getravet. der mit seinem Pferd Drakune (erster Tag der Orientschlacht).
Alle Menschen vertrauen dem, was sie kennen.
Der Erzähler stellt fest, daß Tschinotulander benachteiligt ist, weil er nicht sein Lieblingspferd Drakune reiten kann (erster Tag der Orientschlacht).
D, E 3489,4: ymmr. Das Fremde kann X 3489,4: daz man nicht aufrichtig geda zweiuel nennet . liebt werden. ich wæn daz im selten wol gepawet.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Anspielung auf eine Sentenz Formulierungstradition: - (S) Qui praemunivit bene se, non damna subivit Werner: Sprichwörter, q116 (Hs. Ende 12. Jh.). Verwendung: - (S) Qui sibi praecavit, non illum sors mala stravit Werner: Sprichwörter, q131 (Hs. Ende 12. Jh.). - (S) Ki se garde il se reteuve Morawski: Proverbes français, 2127 (Paris, BNF, fr. 25545, 1317). Literatur: TPMA XII s.v. VORSEHEN 5. Wer sich vorsieht, dem geht es gut (dem wird kein Schaden, sondern Erfolg zuteil). Walther, 24553; 24736. Wander IV s.v. Vorsehen, Nr. 25. Nyholm 1989, S. 232.
Sentenz Literatur: TPMA VIII s.v. NETZ 7. Verschiedenes [führt diese Textstelle an]. Nyholm 1989, S. 232.
Sentenz
859,4.
Sentenz
*5828,1.
Verwendung: - (D) Der iunger sprach: Ist den menschen ith núzze, daz er sich der t?genen dinge verste? Do sprach der meister: Swez der mensche nith enweis, dez enminnet er ouch nith. Do uon sol ein iegelich mensche vil wol die bezeichenunge der gottelichen dinge wissen. Da uon gevahe er uorhte vnde minne zG allen gGten dingen Lucidarius, II, 2. - (G) wie dû aber dîner götelîchen nâtûre aller minneclîchest sîst, sô kunden wir dich doch dar inne niht ze rehte geminnen, wan unkünde machet unminne, wan dînen götelîchen hêrtuom kunde unser tunkel bekantnisse niht gereichen David von Augsburg, S. 23. - (L) Ich han din keine kunde, / ich hete gerne kunde din. / unkunde ist unminne, / daz wirt noch alle tage schin Frauenlob, VII, *43, 1-4. - (S) Vnkunde maket vnleue Proverbia Communia (Jellinghaus), 546. - (S) Ex aspectu nascitur amor. […] Extat et hodie tritißimus sermo apud nostrates: Ansehen/ thůt freien. Huic contraria est Hollandica illa parœmia: Onkennisse/ maet on minne. Huc alludit prouerbium illud uulgo celebratum: Was das auge nit sihet/ das beschweret auch das hertz nit Tappe: Germanicorum adagiorum centuriae septem, VII, V, 4 (223b-224a). → Lan 8582 → Pz 351,13. Literatur: TPMA VII s.v. LIEBE 2.4.1. Liebe setzt Bekanntschaft und Prüfung voraus [führt diese Textstelle an]. Wander III s.v. Liebe, Nr. 470.
3 Gralromane
Textstelle
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
3566,4
Der Erzähler erklärt E 3566,4: Wan im Rahmen poeto- swer. logischer Reflexioswer den swachen vellet, daz machet nicht der eren vinger nen, welche Eigenschaften der Held zeigen. einer Erzählung besitzen sollte (erster Tag der Orientschlacht).
Einen Schwachen zu besiegen, bringt kein Ansehen.
Der Erzähler lobt das Eingreifen des iedoch erschein sin triw in rechtem Ardimol von Ungrudiez in den schine: / Kampf seines Bruswa der vrFnt den frFnt in not ders Edifrisol von erkennet - / waz red ich hie von vrFnden? Lacridare (erster Tag der Orientschlacht).
Freunde erkennt man in der Not.
3595,2
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Sentenz Verwendung: - (L) Ché castitate ben voi sole orrate, / ché donne maritate, / non gioven donne, da riccore / non portan giá d’onor gran quantitate / in servar castitate. / Vil pregio è vincer vil combattitore. / Ma quale offende quanto è da pregiare / amo certo celare Guittone d’Arezzo: Rime, 152, 7-14. - (S) Dedecus est fragiles devincere, gloria fortes Walther, 5284 (Hs. 14. Jh.). - (D) pero vencer es onra a todo omne nacido, / es maldat e pecado vencer al desfallido: / el vencedor ha onra del precio del vencido, / su loor es atanto quanto el del debatido Ruiz: Libro de buen amor, 1428. Literatur: TPMA X s.v. SIEG 6.4. Der Sieg ist nur rühmlich, wenn er über einen Starken errungen wird. Walther, 5284.
Anspielung auf ein Sprichwort Formulierungstradition: - (S) In noten erkennt man freunt Die Schwabacher Sprüche, Nr. 41. Verwendung: - (D) Quamquam Ennius recte: Amicus certus in re incerta cernitur, tamen haec duo levitatis et infirmitatis plerosque convincunt, aut si in bonis rebus contemnunt aut in malis deserunt Cicero: De amicitia, XVII, 64. - (S) Amicum an nomen habeas, apercit calamitas Publilius Syrus: Sprüche, a41. - (G) wan swer unsern herren nit minnet in sinen arbaiten und so im sin ding ubel gât, der enwart ôch sin getruwer frund nie in sinen vr=den und do im sin ding wol gie. man spricht ain sprichwort, daz ôch wâr ist, daz man getruwen frunt aller best kuset in den arbaiten St. Georgener Prediger, 32, 21-25. - (G) unde hâst dar inne uns gedienet dar umbe, daz dû dînem vater für uns gebüezet hâst unser schulde unde bist uns ze helfe komen in unseren nœten als ein getriuwer friunt: wan in nœten sol man den getriuwen friunt kiesen David von Augsburg, S. 26. - (E) ei werder helt gehiure, / trœst in jâmer mînen lîp. / êre an mir alliu wîp / und gip mir helfeclîchen muot. / wes man ich in? ich weiz er tuot / dur mich, ist eht diu liebe ganz / beliben sunder meines schranz / der sîn herze mir verjach, / do ich in ze jungest sach, / mê denn dur alle frouwen. / an der nœte schouwen / sol man den bewærten frünt Reinfried von Braunschweig, 7540-7551 - (G) Aller unser selden hort / Sprach ein gnaden volles wort: / „Vater, Got in himelrich, / Vergip in, dez bit ich dich! / Laz sie kumen in sGne: / Sie enwißent nit waz sie dGne.“ / Wer sol nG clagen diesen gast / Der mit so grozzer schanden last / An alle schulde ist uber tragen? / In s=llent sine frunde clagen. / Frunde werdent do bekant / Da die not get in die hant. / Wo frFnt? wo nu mage? / Nach wem sol sin sin frage? / Ez waz nieman bi im bliben, / Die sorge hat sie gar vertriben Heinrich von Neustadt: Gottes Zukunft, 2687-2702. - (E) es get Jme sere wol sprach Loher ich byn ghe8 Jme verclaffe worden / das er mich siben Jar hat verbannet vß sime lande Lieber vetter des sollent ir nit erschrecken Jch bin selig gnGg ich las uch nit sterben Dann Jn noten spuret man die frunde / Der ist nit eyn byderman der syn freind also verlassen han Elisabeth von Nassau-Saarbrücken: Loher und Maller, 2ra. - (Dr) Salomon: / Recht freunt erkennt man in der not. / Markolfus: / Ir gen wol hundert auf ein lot Folz: Spiel von Salomon und Markolfo, S. 527, 7-10. - (L) Friunde die kiuset man an der n=ten, / der ich leider lützel han. / ach, der zwivel wil mich t=ten, / des mGsse ich ellende stan. / des tr=stet mich kum diu keiserin, / gGt spil wil ander geh=re, / daz ist mir wol worden schin Heinrich von Beringen: Lieder, IV, 3. - (G) In n=tyn yrkent man eyn frFnth Proverbia Fridanci, 262 (Hs. 1515-1517). - (S) In adversis et paupertate cognoscitur amicus. Hoc testatur Ovidius: Donec eris felix, multos numerabis amicos; / Tempora si fuerint nubila, solus eris Bebel: Proverbia Germanica, 249.
1734,3f.; 2492,4; 3242,1-4.
3 Gralromane
Textstelle
3688,4 mGtrichez ellen git die sigenuft an hertem strite!
3698,1 Der valsch die selde veigen ie kund von anegenge.
3738,3 swer ein lant mit richeit wol berichte / und het iz wol erbowen, iz wer niht gGt, ob erz her nach vernihte.
3810,2 swer nach siner girde im selber donert, der mac wol behalten / allen sinen bu vil unverhagelt.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Baruch Ackerin ermahnt seine Kämpfer zur Tapferkeit (zweiter Kampftag der Orientschlacht).
D, E 3688,4: Vil m.; ye die. X 3688,4: mit reiches ellen.
Tapferkeit führt in harten Auseinandersetzungen zum Sieg.
Der Erzähler referiert die Inschrift auf dem Banner der Partei des Baruchs, das auch Gamurets Bild zeigt (zweiter Kampftag der Orientschlacht).
A, C, D, E 3698,1: veigen] neigen. X 3698,1: Vntrew sælde ie vaigen . wol chunde seit anegenge.
Betrug führt seit jeher zum Verlust des Seelenheils.
Der Erzähler bekundet sein Unbehagen, von Niederlagen der entschlossenen Kämpfer berichten zu müssen.
D, E 3738,3: Wan swer. E 3738,3: ein] sin. X 3738,4: mit aller frucht erpawen . ez wær im lait vnd wFrd ez im vrnichtet.
Was man sich erarbeitet hat, soll man nicht selbst zunichte machen.
Die Kämpfer preisen nach dem Tod des Secureiz den unvergänglichen Ruhm, den er sich verdient hat (Tod des Secureiz).
D 3810,2: selb nach. E 3810,2: selber nach. D 3810,3: vil] gar. X 3810,3: al sein erd wFhr vnuerhagelt.
Wer sich ins rechte Licht setzt, hat davon Nutzen.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
- (E) War ist das sprichwort noch an spot: / Gut freund erkendt man in der not. / Wiewol sie sind schir all gestorben / Und durch den eygen nutz verdorben. / Das ware freundschafft wider wachs / Durch rechte trew, das wünscht Hans Sachs Sachs: Freuntschafft Agathocli mit Clinia, S. 188, 3-8. Literatur: Friedrich 2006 s.v. vriunt, S. 436. TPMA IV s.v. FREUND 3.3.1. Der wahre Freund lässt sich (erst) in der Not prüfen und erkennen [führt diese Textstelle an]. Walther, 955; 9460. Wander I s.v. Freund (Subst.), Nr. 76; 103; 330.
Sentenz Verwendung: - (L/E) Aræðis navt eyðir / aldyGr selund byGia / hugr ræðr hálfvm sigri / Haraldr sannar þat maNNa Þjóðolfr Arnórsson: Sexstefja, 23. - (L) La guerre tramble et l’ennemi s’estrangle, / Courant grant amble, il se boute en enfer: / Proesse fait grans princes triumpher Molinet: Les faictz et dictz, Nr. 37,94-96. Literatur: TPMA XII s.v. WAGEN (Vb.) 1.2.4. Wer Mut hat, erlangt den Sieg.
Sentenz
Sentenz
Literatur: Guggenberger 1992, S. 156f.
Sprichwort Formulierungstradition: - (S) Grandine tutus erit, sibimet quicunque tonabit MSD XXVII, 2: Sprichwörter, 73 (Hs. 12. Jh.). - (S) Der im selb donrt, den slecht der schaur nicht. - Nolo ledat grando segetem, mihimet tono quando Freidank (Graz), 131f. Verwendung: - (S) Qui tonat ipse, sibi non vult sata grandine laedi Werner: Sprichwörter, q148 (Hs. Ende 12. Jh.). - (L) Swer selbe teilet unde welt / unde witert, swie er wil, / den sol der hagel slahen selten. / Fro Künze, dast ûf iuch gezelt: / ir rüement Fridebolten vil, / des mag Elle und Else wol engelten Goeli, I, 5,1-6.
*3395,3.
3 Gralromane
Textstelle
3810,4 swie der werde wirbet, sin pris belibet immer unvernagelt!
Kontext
Überlieferung
Die Kämpfer preisen nach dem Tod des Secureiz den unvergänglichen Ruhm, den er sich selbst verdient hat (Tod des Secureiz).
X 3810,4: swie diser hohe wirde . wær an allr wird gar vnuernagelt.
Paraphrase
Das Ansehen des Ehrenvollen kann keinen Schaden nehmen.
Der Erzähler betont X 3867,2: nie nicht anläßlich von Frials vnurvangen . debrants Bericht wart. nie nicht als unvergangen wart sam werltlich ere, als man ie über den Verlust sagete. von Secureiz’ Erkennungszeichen den Wert weltlichen Ansehens (Ehre-Exkurs).
Von allen vergänglichen Dingen ist Ansehen am beständigsten.
Der Erzähler betont E 3868,1: Des] Ist. anläßlich von Fridebrants Bericht über den Verlust von Secureiz’ Erkennungszeichen den relativen Wert weltlichen Ansehens (Ehre-Exkurs).
Bemühen um weltliches Ansehen, das zugleich auf Gottes Wohlwollen bedacht ist, stellt das höchste Gut dar.
Der Erzähler betont A, B, C, D, H, X angesichts von Fri- 3870,1: wol fehlt. debrants Bericht über den Verlust von Secureiz’ Erkennungszeichen die Abhängigkeit weltlichen Ansehens von Gottes Wohlwollen (EhreExkurs).
Was Gott wohlgefällig ist, führt auch zu weltlichem Ansehen.
3867,2
3868,1 Vor allen dingen here, des wunsches ubergulde, / daz ist werltlich ere, swa si treit die pflicht mit gotes hulde.
3870,1 Swaz gotes huld erwirbet, dazt allez wol mit eren.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Literatur: TPMA V s.v. HAGEL 2. Wer (sich) selbst donnert, den trifft der Hagel nicht [führt diese Textstelle an]. Walther, 10382; 17128. Wander V s.v. Wetter, Nr. 118 [führt diese Textstelle an].
Sentenz
Sentenz Verwendung: - (S) Untrew wirt gern mit untrewe bezalet. Wer untrewlich handelt / dem gehet es ein weil zu gut / aber entlich lont die untrew selbs dem / der sie ubet und treibet / […] / Darumb singt Freydanck also / Ehr und trewes hertz bestehet / So falsch und untrew zergehet Agricola: Sprichwörtersammlungen, I, 20. Literatur: Friedrich 2006 s.v. êre, S. 150: „Sprichwort“. TPMA II s.v. EHRE 4.1. Ehre bleibt bestehen.
Sentenz
607,2-4; *3870,1.
Verwendung: - (D) swer daz lop beiagen chan, / da von er hie ein biderbe man / schinet und dienet doch got, / wizzet, daz er selich werden sol Thomasin von Zerklære: Der welsche Gast, 1205312056. - (S) Swer got und die werlt kan / behalten, derst ein sælic man Freidank: Bescheidenheit, 31,18f. Vgl. den Gedanken: - (L) jâ leider des enmac niht sîn, / daz guot und weltliche êre / und gotes hulde mêre / zesame in ein herze komen Walther von der Vogelweide C, 2, I, 16-19 (L 8, 19-22). Literatur: Zatloukal 1978, S. 22, Anm. 72.
Sentenz Verwendung: - (E) Es ist lang gesprochen vor, / wen got ert und setzt enpor, / daz in dw werlt auch eren sol. / so hat unser herr so wol / niem gewirdigt in der zeit / sam da chunst und zucht an leit. / da von solt in dw werlt auch eren, / aver ez tFt sich vast vercheren Heinrich der Teichner, 397, 1-8. Literatur: TPMA I s.v. EHRE 7.9. Gute und Auserwählte.
607,2-4; *3868,1.
3 Gralromane
Textstelle 3871,3 swer umb ein ei git tusent mark von golde, / ob er bi witzen were, den selben kouf er selten prisen solde!
3987,3 der list mit list wart wider listet schiere
Kontext Der Erzähler betont angesichts von Fridebrants Bericht über den Verlust von Secureiz’ Erkennungszeichen die Priorität von Gottes Wohlwollen vor weltlichem Ansehen (Ehre-Exkurs). Der Erzähler berichtet, wie sich die Partei Baruch Ackerins mit einem Spiegel vor dem Basiliskenblick auf dem Wappenzeichen des Ledibodantze von Gredimonte schützt (zweiter Teil der Orientschlacht).
Überlieferung
Paraphrase
A 3871,3: ei fehlt. Es ist unrühmlich, B 3871,4: kouf] Wertvolles für Wertpris. loses zu geben. H 3871,4: Swer bi witzzen w(re. X 3871,4: ob iemant wr pei witz) . den selben chauf man selten preisen solde.
List wird durch List besiegt.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz Verwendung: - (S) Man kauft wenig goltz vmb ein ay Die Schwabacher Sprüche, 34. - (G) Auri pro solo modicum pondus datur ovo Proverbia Wratislaviensia, 44 (Hs. 1412). - (G) Man gebit eyn wenig golt vmb ein ey Proverbia Fridanci, 252 (Hs. 1515-1517). - (G) Man kofft wenig goldis vmb eyn ehe Proverbia Fridanci, 252 (Hs. Mitte 15. Jh.). Literatur: TPMA II s.v. EI 2.5. Man gibt wenig Gold um ein Ei.
Anspielung auf eine Sentenz Formulierungstradition: - (D) Qui simulat verbis nec corde est fidus amicus, / tu qui fac simile: sic ars deluditur acte Disticha Catonis, I, 26. - (L) Dictamen de fraude mundi. / Cautim grus / vulpem invitavit, / laucius / quem per vitrum pavit, / in quod jus / fuderat hec grus. / Vulpis, dic / quit pro tua parte? / modo sic / vallitur ars arte. / illic hic, / alius vult sic. / Vis vim vi, / fraus repellit fraudem Bartsch: Alt- und Mittelhochdeutsches aus Engelberg, S. 63, Z. 1-14. - (S) Fallacia alia aliam trudit - list uber list Hauer: Schulbuch, 132. Verwendung: - (D) „En aliud minans aliud meditatur asellus, / Eventus varios dissona vota tenent. / Sæpe solet vitio virtus velocior esse. / Prævenit et morbum cura diserta gravem. / Fraude cadunt fraudes, falluntur et artibus artes, / Obruiturque dolus præveniente dolo.“ / Nec mora, Fromundus, correptis fuste molossis, / Disponit socium fallere fraude suum Nigellus Wireker: Speculum stultorum, 47f. - (E) Optimates igitur ultima desperacione adacti dolo occidendum cesarem deliberaverunt. Et ut hoc consequi valerent, se et omnia sua potestati eius contradiderunt. Quibus in fidem susceptis familiariterque habitis dolum et insidias eorum augustus declinans vix evasit. Itaque dolum senciens dolo dolum vincere statuit, quamvis tamen perfidiam perfidia vindicare dedecus sit Otto von St. Blasien: Chronica, S. 60f. - (D) Ez machent ofte bœse kristen, / Die leien sint mit swinden listen, / Daz vil wol gelêrte juristen / Niht wol mügen vor in gefristen. / Ô list gein listen, ô mist gein misten, / Wes trœstestu dich voller kisten? Hugo von Trimberg: Der Renner, 8481-8486. - (S) Man mGß sch(lck mit sch(lcken fahen. […] Dise sprichw=rter gehn alle dahin/ daß man b=ß mit b=sem/ list mit list/ gwalt mit gwalt mGß vertreiben Franck: Sprichwörter, II, 191r (S. 457, Z. 28-33). → GTr 13867. Literatur: Friedrich 2006 s.v. list, S. 279. TPMA VIII s.v. LIST 3.1. List gegen List [führt diese Textstelle an]. Wander III s.v. List, Nr. 32. Leckie 1970, S. 132-136.
Querverweise *3301,2.
3 Gralromane
Textstelle
Kontext
Ez mac geschehen dicke, daz iz sich also stellet [,] / swer dem andern stricke leit, daz er sich selb dar in ervellet.
Der Erzähler begründet, warum Ledibodantze von Gredimonte durch den Basiliskenblick in seinem Wappen zu Tode kommt (zweiter Teil der Orientschlacht).
3989,1
4103,2 der uf den bogen regenes zimbert, der kan sich niht lange vristen / alda, wan im der regenbog entslifen / kan.
Der Erzähler betont angesichts der zahlreichen Opfer der Orientschlacht die Vergänglichkeit irdischen Lebens (zweiter Teil der Orientschlacht).
Überlieferung E 3989,2: noch dem; selb-in] drin offt selber. H 3989,2: Swer dem andrn leget strike dz er vil liht sich selbr drin ervellet.
Paraphrase Wer andere überlisten will, wird oft mit den eigenen Mitteln geschlagen.
Wer auf Vergängliches vertraut, handelt unklug.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Sprichwort Formulierungstradition: - (E) Morael. Sulcke een leyt eenen anderen eenen strick, ind) vvelcken hy hem-seluen vangt int leste, ghelijcmen dickvvils siet gheschien den nijdighen Reynaert de Vos, lvj (S. 91). Verwendung: - (D) Ne auertas faciem tuam a proximo tuo; Qui foueam fodit proximo in illam decidit. et qui statuit lapidem proximo offendit in eo. et qui laqueum aliis ponit peribit in illo Defensor: Liber scintillarum, S. 148. - (L) Quid igitur / Aura te popularis, / Quid dignitas, / Quid generositas / Extulerit, / Ut gravius labaris? / In laqueos, / Quos tendis, laberis / Dum crapulis / scortisque traheris / Et luxibus / opum, quas congeris / Illicite, / miser, immoreris Cantiones et muteti, 145, 2 (Hs. 12./13. Jh.). - (E) Sint daz da gesworn was / Daz der troyane dehein genas / Wie solde sie do genesen / Daz mochte ouch wol mit ere wes) / Daz der in den sric [lies: stric] begleit / Der in eime andern hette geleit Herbort von Fritzlar: Liet von Troye, 16014-16019. - (E) Dicke en dem andern stricke stelt, / de sülven in de kulen velt. / ok merke an disser twier plicht: / valsch rat to lesten diet nicht Gerhard von Minden: Wolfenbütteler Äsop, 121, 119122. - (E) wir kamen und heten pleiene swert, / die durch irn herten stachel sniten. / Das garn das sie heten uns gestelt, / dar inn si meinten uns zu fahen, / dar inn haben si sich selber gefelt, / solt das dem adel nicht versmahen? Rosenplüt: Der Markgrafenkrieg, 363-368. Vgl. den biblischen Hintergrund: - et qui laqueum [statuit] alio peribit in illo Sir 27,29 - Wer einem andern stellet, der fehet sich selbs Luther: Deutsche Bibel, XII. → Cr 20309 → GTr 13860. Literatur: Friedrich 2006 s.v. stric, S. 381. Schulze 1987, S. 73 [führt diese Textstelle an]. TPMA III s.v. FALLE 1. Wer andern eine Falle stellt (einen Fallstrick legt), fällt selbst hinein [führt diese Textstelle an]; Wander IV s.v. Strick, Nr. 42; ebd. s.v. Sprichwort, Nr. 5 [führt die Einleitungsformel an]. Leckie 1970, S. 136-138.
Sentenz Verwendung: - (S) Swer umbe dise kurze zît / die êwigen fröude gît, / der hât sich selbe gar betrogen / und zimbert ûf den regenbogen. / swenne der regenboge zergât, / son weiz er, wâ sîn hûs stât Freidank: Bescheidenheit, 1,7-12. - (E) kFnd ich nu gGt getiht, / daz w=lt ich ir lihen gern, / ir kunst wil ich niht lern: / swer tiuveln vil getruwet / und uf regenbogen buwet, / zejungst er ie beschalket wirt, / ob sin sin ez niht verbirt. / Nu dar, nu grif ich aber zG Johann von Würzburg: Wilhelm von Österreich, 10976-10983. - (E) Si hat gen mir ze strengen muot / DF min hertz in iamer tuot / Das si mir tFrt jr zarten huld / Daz geschicht mir ane schuld / Man spricht er werd vil dik betrogen / Wer zimbert vff ain regen bogen / Alsuz dien ich vff lieben wan / Doch muoz ich lonez wesen an Verlorene Mühe, 149-156.
4116,1f.
3 Gralromane
Textstelle
Kontext
Überlieferung
Der Erzähler führt D 4201,3: heut a. Ypomidones Tod (ironisch) auf desvil mangem dicke noch also gesen Hochmut zulinget, / rück (zweiter Teil daz er vil oft erwirbet daz, dar nach er aller meiste rin- der Orientschlacht). get. 4201,3
Paraphrase
Wonach man eifrig strebt, das wird man auch erhalten.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
- (G) sprich wa ist der keiser Frederich / von Rome ein voit lobelich? / wa ist der baruch, der katholicus / den di werlt ouch nennet alsus? / wa ist Conrat des Stoufers kint? / sich werlt, di hastu gemachet blint / und an dime dinste betrogen. / her zimbert uf den reinbogen, / der alzu lange vulget dich. / den selben jamer den klage ich, / wen nach dines lobes bejage / han ich vorwendet alle mine tage / und han lutzel heiles irworben Brun von Schönebeck: Das Hohe Lied, 10318-10330. - (E) die tugentlich gemuote / in einem klôster si beleip, / unz si darinne vertreip / disiu kurzen jârzît. / wol im, swem diu sælde gît, / daz er hie verdienet daz, / daz in vermîdet dort gots haz: / swer umbe dise kurze zît / die êwigen freude gît, / der hât sich selben betrogen / und bûwet ûf den regenbogen Ottokar von Steiermark: Steirische Reimchronik, 6681-6691. - (G) Eya du falscheu werlt, was ist dein freud, dein tzier und alleu churtzweil, die ich han gesehen bei dir? […] wenn die menschen, die dir dienent sind, der wirt maniger betrogen, wenn sie tzimernt auf den regenpogen. du versprichst in lang leben und vor irem tod ain abtragen irer sünd gen got dem herren und hailsamkleich sterben in den genaden gots. das lautter falsch ist, wenn ich der vil han erchennt in kurtzen jaren, die also aufgeredt sind worden von dir, die doch ellend tod habent genummen und mit chlainer andacht und vernunft gestorben sind Schönbach: Erbauliches in Prosa und Versen, S. 13 (Hs. 15. Jh.). - (Teppichaufschrift) Wer vmb dise kortze zit / die selde ewiger freiden git / der hat sich selber gar bedrogen / vnd bvwet vff den regenbogen Bildteppiche, III, 316. - (E) Der furet vff eym strowen dach / Der vff der welt rGm / setzt syn sach / Vnd all ding dGt / vff zyttlich ere / Dem würt zG letst nüt anders me / Dann das syn won / jnn hatt betrogen / So er buwt vff eyn r(genbogen / Wer w=lbet vff eyn d(nnyn sul / Dem wFrt ee zyt / syn anschlag ful Brant: Narrenschiff, 92, 1-8. Literatur: Friedrich 2006 s.v. regenboge, S. 326: „Bild“. TPMA IX s.v. REGENBOGEN 2. Wer auf den Regenbogen baut, wird betrogen (hält sich nicht lange) [führt diese Textstelle an]. Wander III s.v. Regenbogen, Nr. 9 [führt diese Textstelle an]. Zingerle 1864 s.v. Regenbogen, S. 119f. [führt diese Textstelle an].
Sentenz Verwendung: - (E) ich weiz wol, dir gelinget: / wan swar nâch der man ringet, / daz widervert im aller meist. / sît dû Blanscheflûr hie weist, / füerest dû danne hinnen, / sô wærest du in unsinnen Fleck: Flore und Blanscheflur, 3791-3796. - (E) ouch sprach meister Vrîdanc, / gelücke enwelle zuo dem man, / sô hilfet niht swaz er kan. / doch dar umbe sol ein man / nâch sælden werben swâ er kan, / wan des harte vil geschiht, / swar nâch man den man werben siht, / daz im daz lîht aller meist / wirt nâch rehter volleist Rudolf von Ems: Alexander, 20632-20640. - (L) diu wort diu dunkent mich niht wâr, / daz man giht, dar nâch man werbe, des werde meist dem man, / und ich sô herzeclîch ze manger stunt geworben hân / Umb einer frouwen hulde, / von der ich dicke dulde / alsolche nôt, diu mîme lîbe nâhe gât Rudolf von Rotenburg, KLD Nr. 49, V, 159-164. - (Dr) Sire Diex, pére omnipotent, / On dit qu’a chose homme ne tent / Dont il ne parviengne a effect; / Mais ainsi ne m’est pas de fait; / Car puis set ans je ne finay, / Et encore mie fin n’ay Miracle d’Amis, 1-6. - (G) Wornach eyn man ringet, dornoch em gelinget Proverbia Fridanci, 387 (Hs. 1471). - (S) Warnach einer ringt/ da glingt jm./ Wann mans bet/ wer weyß was thet Franck: Sprichwörter, I, 22v (S. 47, Z. 22). Literatur: TPMA XI s.v. STREBEN 1.2. Wonach man strebt, das gelingt einem (das erhält man). Wander I s.v. Gelingen, Nr. 3.
5847,1-4.
3 Gralromane
Textstelle 4202,3 swen nach genGg zerecht nicht wil genFgen / und gert der uber maze, dem kan diu maz daz erger teil gefFgen.
Kontext Der Erzähler führt Ypomidones Tod auf seine Maßlosigkeit zurück (zweiter Teil der Orientschlacht).
Der Erzähler betont anläßlich Ackerins heil und ouch fortune, Kampfglück, daß sterne, wurtze, wort und ouch ge- allein Gott über das Schicksal entscheisteine, / die habent krefte niht wan von det (zweiter Teil der Orientschlacht). des krefte, / der kraft an allen dingen was gebnde, do ers schGf mit meisterschefte. 4207,2
Überlieferung
Paraphrase
A, C, D, E 4202,3: Wer übermäßig viel Swer. begehrt, erhält am E 4202,3: wil] vil. Ende wenig. E 4202,4: daz – gefFgen] do arger teyl ye f. H 4202,4: den kan vnm"z wol dz b=ser fFgen.
X 4207,4: erchant ee erz geschGf mit maisterschefte. H 4207,2: stern witze wort vnd ?ch gestaine.
Die (Heil-)Kraft der Worte, Kräuter und Edelsteine kommt allein von Gott.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
ML 32,2; Sentenz 1734,3f.; *1917,1; Verwendung: - (E) Nemo nimis cupide sibi res desideret vllas, / Et, ne dum capiat, perdat et hoc quod habet *2494,2; *2820,3; Anonymi Avianicæ fabulæ, S. 333. - (E) Pur ceo se deivent chastїer / cil ki trop sulent coveiter. / Ki plus coveite que sun dreit, / 3569,1f.; 4040,1par sei me[is]mes se recreit; / kar ceo qu’il ad pert [il] sovent, / et de [l’]autrui n’a il n[i]ent 4. Marie de France: Fables, 5, 13-18. - (S) En cuveiter gist grant pertes Rawlinson, A 273, 98. - (S) Nemo nimis cupide sibi res desiderat (l. desideret) ullas, / ne plus concupiat, perdat et hoc quod habet Proverbia rusticorum, 225 (Zusatz). - (E) waz steines ez möhte sîn / gedâhte sîn spilgenôz, / unde wart sîn gir sô grôz / zerwerbende den stein / (wan er alsô clar erschein) / daz er die sinne dô verlôs / und an dem spil wart sigelôs. / des was der helt wol wert: / wande swer ze vil gert / und ze vil begrîfet, / vil dicke dem entslîfet / daz minre und daz merre Fleck: Flore und Blanscheflur, 5088-5099. - (E) mînes vater armuot / næme ich michels baz für guot / danne ich bin mit sorgen hie. / wan ich hôrte sagen ie / die liute al gemeine, / daz dem wurde vil kleine, / der ze vil welle. / diu girischeit ze helle / in daz abgründe / vellet von der sünde Wernher der Gärtner: Helmbrecht, 1589-1598. - (E) Et aussi vient souvent contraire / De parler, quant on se doit taire, / Car on dit que trop parler cuit. / Et vraiement, si com je cuit. / Qui plus couvoite qu’il ne doit, / Sa couvoitise le deçoit. / Et demander de couvoitise / Est engenrez contre franchise; / N’on ne doit pas si haut monter / Qu’on ait honte dou desvaler, / Eins doit on le moien eslire, / Car meintes fois ay oї dire, / Qui plus haut monte qu’il ne doit / De plus haut chiet qu’il ne vorroit Guillaume de Machaut: Remède de fortune, 3777-3790. - (Dr) (Luzifer) ich wolte alle zît gôte sîn gelîch / in dem schoenen himelrîche; / ich tete als nu sagent diu kint, / swer ze vil wil, daz er ze wênic gewint. / Darumb von mîner hôchvart grôzen / wart ich von dem himelrîche verstôzen: / dô wart ich alsô ungeschaffen, / swer mich ansiht, der mac nit lachen Spiel vom jüngsten Tage, 887-894. - (E) Offt wil ainer ze vil, so würt im ze wenit Steinhöwel: Esopus, S. 356. - (E) Reynke sprack: „[…] / Id is war, ik wysede er to eyner stunde, / Wo se vyssche scholde vaen / Vnde eynen guden wech ouergaen / To deme watere in by den dyck. / Men se leep dar na so ghyrichlyk, / Vp dat se dar draden mochte komen, / Do se de vyssche horde nomen. / Se en helt nicht den wech noch de wyse; / Ok dat se bevroß in deme yse, / Was des schult, dat se to lange sath. / Der vyssche hadde se sachte ennoch gehat, / Hadde se by tyden vpghetogen; / Men se wolde syk so nicht laten nogen. / Alto vele begheren was newerlde gud, / Ja, de sulue vaken myssen mod Reynke de Vos, Buch IV, Kap. 2 (S. 452). Literatur: Friedrich 2006 s.v. vil, S. 427. TPMA I s.v. BEGEHREN 4.5.3. Wer Unerfüllbares (zuviel, Unvernünftiges, Ungebührliches) begehrt, erhält nichts (ist töricht). Walther, 16380, Wander I s.v. Begehren, Nr. 14; 24. Spiller 1883, S. 162.
Anspielung auf eine Sentenz Formulierungstradition: - (S) Vim deus in verbis, in saxis donat et herbis Werner: Sprichwörter, v36 (Hs. 15. Jh.). Verwendung: - (D) Om dist que dieus en trois parties / Ad grandes vertus departies; / Ce sont, sicomme l’en vait disant, / Paroles, herbes et perries; / Par ceaux fait homme les mestries / Et les mervailles tout avant, / Mais ore est autre que devant, / Les perriers sont plus plesant / Qe les saphirs ne les rubies; / Mais je ne say pas nepourqant / Si celle grace soit sourdant / Ou des vertus ou des soties Gower: Mirour de l’omme, 25585-25596.
7,3; 284,1f.; 322,1; 531,3; 1653,1-4; 4897,1-4; 6072,4; 6299,24.
3 Gralromane
Textstelle
4273,4 swes ungelucke waltet, der kan im doch zejungest niht entrinnen.
4297,3 vremde hab tGt hende und herze milte
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler betont die Vergeblichkeit der Rachegedanken Seruks (zweiter Teil der Orientschlacht).
D 4273,4: Welchs. Vorherbestimmtem X 4273,4: swer Unglück kann nievngelukes valtet . mand entgehen. der chan im laidr selten wol entrnnen.
Der Erzähler begründet den freigebigen Umgang der adligen Kämpfer Baruch Ackerins mit der Beute nach ihrem Sieg über das babylonische Heer (zweiter Teil der Orientschlacht).
D, E 4297,3: Wan vremde. X 4297,3: vremde hab tet in.
Es ist leicht, mit fremdem Besitz freigebig zu sein.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur - (E) si dist l’empereriz por entrer en parole: „Seignor, dieus dona vertua a .III. choses en tere, en pieres et en herbes et en paroles; si vos conterai .I. conte sor ceste chose, s’il vos plesoit a oir.“ Marques de Rome, 83 d 4. - (G) Sit dem male das Got hat gegeben das wort das stein und krut macht habent vil grosse súchte ze vertribende: wele macht wenent ir denne das der lebende Gottes sun habe alle súchte der selen ze vertribende mit sinen heiligen bilden und mit sinem lidende und mit sinem bitterlichen tode? Tauler: Predigten, S. 237, Z. 35 - S. 238, Z. 2. Literatur: TPMA VII s.v. KRAFT 1. In Kräutern, Steinen und Worten liegt eine grosse (magische) Kraft [führt diese Textstelle an]. Walther, 33372. Wander II s.v. Kraut, Nr. 51. Ebd. IV s.v. Stein, Nr. 134. Brode 1966, S. 107. Guggenberger 1992, S. 157f. Lorenz 2002, S. 102. Rausch 1977, S. 45f. Zatloukal 1978, S. 52, Anm. 114.
Sentenz Verwendung: - (E) A tant entorteille Marques sa tovaille et prent ses bariz et dist, que sa viande ne leroit il por nul meschief; et monte el cheval et se met e la voie et passa par desoz le grant arbre et vit le garçon, qu’il avoit ocis, et conut bien la place, ou il avoit prise la tovaille et les bariz, si se prist a merveillier et a seignier soi et dist: „Voirement ne puet nus contre son meschief.“ Marques de Rome, 45b3-4. - (E) Si faisoit uns grans souspirs en lui complaignant et disant: „Hemy! lasse, comme je sui perdue et mal bailliee, quant mon corps fu onques livrez a vous! Par foy, bien est veritez, que nul ne puet eschever sa male avanture, quant elle lui doit avenir“ Bérinus, 32 (S. 25). Literatur: TPMA XII s.v. UNGLÜCK 2.1. Gegen Unglück kommt man nicht auf. Wander IV s.v. Unglück, Nr. 137.
Sentenz Verwendung: - (D) Nam quemadmodum non est magni animi, qui de alieno liberalis est, sed ille, qui, quod alteri donat, sibi detrahit, ita clementem uocabo non in alieno dolore facilem, sed eum, qui, cum suis stimulis exagitetur, non prosilit, qui intellegit magni animi esse iniurias in summa potentia pati nec quicquam esse gloriosius principe inpune laeso Seneca: De clementia, III, XVIII, 3. - (D) In propriis rebus laus est si largus haberis; / dedecus alterius largo res dando mereris Facetus (dt.), 32. - (D) Du wirst der welte lop han, / bistu mit dinem guot ein milder man; / du wirst ouch schande han genuoc, / bistu milde mit eins andern guot Facetus (dt.), 80. - (G) Sus hat der Gotes here / Verlazen uns daz bilde / Daz nieman alzu milde / Si mit vremdem gute / Und daz man habe ouch hute / Der dinge vil zu huse nemen / Die der notdurft niht gezemen. / Swaz man uber notdurft hat, / Daz ist ein vient, der vil kum lat / Daz herze ruwen an dem vride Väterbuch, 17254-17263. - (S) DE ALIENO LIBERALIS. De alieno facile largimur, de nostris non item Erasmus von Rotterdam: Adagia, 2950 (III, x, 50). Literatur: TPMA IV s.v. GEBEN 6.3. Man sei nicht freigebig mit fremdem Gut, sondern gebe das eigene. Ebd. 22.1. Mit fremdem Gut freigebig sein.
Querverweise
3 Gralromane
Textstelle 4555,3 swer alle zit ist spilnde, / der mGz etwenne vliesen und ist gewinnes halp etwenne zilnde.
Kontext Der Erzähler weist die Ansicht zurück, Kay sei im Kampf niemals erfolgreich gewesen (Exkurs über Kay).
Überlieferung B, C, D, E 4555,4: ist] ovch. D 4555,4: zilnde] beleiben. E 4555,4: zilnde] zulende. H 4555,4: vnd ?ch gen pris gewinnez haben zilnde.
Paraphrase Wer ständig etwas riskiert, wird sowohl gewinnen als auch verlieren.
4557,3
Der Erzähler erklärt das unhöfliche Veriz zemen wol die krumben bi den halten Kays mit dessen Bemühen, krumben, / Gute und Schlechte die werden bi den werden, am Artushof zu unbi wisen wis, die toren bi den terscheiden (Exkurs tumben. über Kay).
A 4557,3: noch Gleiche Menschen wol . passen zueinander. B, C, D, E 4557,3: ovch wol. H 4557,3: Ez w$rn @ch wol die krumben bi den krumben. X 4557,3: ez wæren auch wol die chrvmbe pei den chrvmben.
Der Erzähler kritisiert Kays Neigung zum Selbstlob (Exswer ie sich selbe uf wegende an prise was, der wart hin ab ge- kurs über Kay). setzet.
H 4558,2: an prise Wer sich selbst lobt, wirt dz er sich nider schadet seinem Ansetzet. sehen.
4558,2
4558,3 sin selbes pris, den sol ein man verswigen.
Der Erzähler kritisiert Kays Neigung zum Selbstlob (Exkurs über Kay).
H 4558,3: Sich sel- Man soll sich nicht ben rGmes sol der selbst loben. man verswigen.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz Verwendung: - (E) „Rolant“, feit il, „d’une rien vos afi: / Se Deus ce done, cum je le pans ausi, / Ch’il nos requirent demain le Arabi, / De moie part e de vos les desfi / En teil mainere ch’anchois ch’il soit midi / Ferons nos brans sor aus encolori. / De ce ch’est feit non soieç esbeї, / Car bien savés, e je l’ai sempre oї, / Bon mastre a jeu tote fois ne venqui. / - Sir“, dist Estous, „par li cors sain Jermi, / Ne fu cil mastre che tote foi perdi. / Puis che vos niés de Nadre departi, / Il n’aconta nul jorn a nos nimi / Qu’au departir ne fust greu repanti. / Se vos e lui le devois feire ensi, / Je voi Marsile de l’ampire seisi.“ L’Entrée d’Espagne, 7984-7999.
Querverweise *884,4; 1999,13; 2120,1; 2980,2-4; 3092,3f.; 3630,14; 3875,1-4; 3880,1-3; 4713,4; 5058,14; 5646,1-4.
Literatur: TPMA XII s.v. VERLIEREN 8.1. Verlieren und gewinnen gehören untrennbar zusammen. Schröder 1982a, S. 71.
Sentenz Verwendung: - (G) Prudens prudenti, stultus placet insipienti Proverbia Wratislaviensia, 485 (Hs. 1412). - (S) Ridens ridenti, flens flenti, pauper egenti, / Prudens prudenti, stultus placet insipienti. / Sic fuit, est et erit: similis similem sibi querit Walther, 26873 (Hs. 16. Jh.). Literatur: TPMA VIII s.v. NARR 12.2. Narren finden sich zusammen (gefallen einander). Ebd. XIII s.v. WEISE 12.4. Weise gesellen sich zu Weisen. Walther, 22789.
Sentenz
*4558,3; 4785,2; 5314,4f.
Verwendung: - (D) Cui bene fecisti ne credas laudibus ejus, / Cuilibet id faciet qui facit illud ei. / Quisquis se laudat multum sibi detrahit ipse; / Laudet se factis, ore tacente suo Abaelard: Ad Astralabium, S. 182. - (S) Swer sich lobet aleine, / des êre ist leider kleine Freidank (Paul), 703f. - (L) Wein, zoren, spil und schöne weib, / die vier betoren mangen man. / Und der vil lobt sein aigen leib, / secht, der hat lützel eer davon Oswald von Wolkenstein, 115, 49-52. - (S) Qui sibi dat laudem, laudis privatur honore Werner: Sprichwörter, q128 (Hs. 15. Jh.). - (S) Wer sich selbs lobt / der ist eyn narr / wer sich selbs schendet / der ist unsynnig. Freydanck singet. Sich selber niemant loben soll / Wer wol thFt / lobt sich selbs wol. Der alle zeit sich selbs lobt allayn / Des lob ist schwach und allzeit kleyn Agricola: Sprichwörtersammlungen, I, 666. Literatur: TPMA VIII s.v. LOB 1.5. Eigenlob ist (ohne fremde Zustimmung) wertlos und entehrend. Walther, 24727; 25596. Wander III s.v. Loben, Nr. 108.
Sentenz Verwendung: - (S) Mîn eines loben ist ein wiht, / volgents ander liute niht. / Sich selben nieman loben sol; / swer frum ist, den gelobt man wol. / Swer sich lobt al eine, / des lop ist leider kleine Freidank: Bescheidenheit, 61,1-6. - (D) Lobe dich ieman dir ze hage, / sô merke ob er wâr sage, / und gloube im niht baz denne dir, / dîn selbes lop gar verbir Der deutsche Cato, 155-158.
*4558,2; 4785,2; 5314,4f.
3 Gralromane
Textstelle
4573,4 zegæhe noch zetræge, daz sint die wol gen werdem prise nahent.
4592,3 wan swer uz grozen n=ten wirt enbunden, / dem ist in cleiner n=te reht als ob erz al hab uber wunden.
4649,2 swer daz reht wil neigen, der vindet schuld von einem lihten wane.
4658,1 Diu liebe dicke pfendet die hohen sam die cleinen.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler warnt X 4573,4: tze gæh angesichts von Se- noch tze dræte. gremors Angriff auf Kingrun vor übereilten Handlungen.
Ansehen erlangt, wer weder voreilig noch träge handelt.
Der Erzähler begründet, warum Tschinotulander und seinen Gefährten der Kampf mit den Brüdern aus Lalander im Vergleich zu den Heidenkämpfen leicht vorkommt.
Wer große Bedrängnis überwunden hat, dem erscheinen kleinere Notlagen nichtig.
A 4592,4: al hab] gar. H 4592,4: reht als er gelùke hab erfunden. X 4592,4: dem ist in n=ten chlaine . recht als er geluke habe erfunden.
Der Erzähler warnt D, E 4649,2: Swer anläßlich des will- aber. kürlichen Angriffs des Lucius von Rome auf Artus vor Rechtsbeugung.
Wer das Recht beugen will, findet dafür immer einen Grund.
Der Erzähler entschuldigt rückblikkend die Liebe Utpandraguns zu Arnive.
Die Liebe fordert von jedem Tribut.
X 4658,1f.: fehlen.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
- (Dr) Salomon: Markolf, niemant geb im selber lob! / Markolfus: Schilt ich mich, man spricht, ich tob Fastnachtspiele, S. 526, Z. 16-19. - (S) Sich selber nymant loben shol; Wer wol tutt, lobt sich selber wohl Klagenfurter Sammlung, 31. - (E) Glaub chainem bas, dann er dir. / Dein selbs lob verpir, / Lasz dich loben nit ze vil, / Ob yemantz by dir römen wil Hätzlerin: Liederbuch, 2, 70, 91-94. - (E) Lobe dich zu mossen! daz stet wol. / Sich selber nyman loben sol. / Ich wil noch mee lern dich. / Spott nymantz! daz ist tugentlich Keller: Erzählungen, S. 538, Z. 31-34. - (S) Wer sich selbs lobt / der ist eyn narr / wer sich selbs schendet / der ist unsynnig. Freydanck singet. Sich selber niemant loben soll / Wer wol thFt / lobt sich selbs wol. Der alle zeit sich selbs lobt allayn / Des lob ist schwach und allzeit kleyn Agricola: Sprichwörtersammlungen, I, 666. Literatur: Friedrich 2006 s.v. lop, S. 280. TPMA VIII s.v Lob 1.1. Man lobe sich (und sein Tun und Wissen) nicht selbst [führt diese Textstelle an].
Sentenz
1447,4; 1770,1; 2321,3.
Literatur: TPMA II s.v. EILE 3.6. Zu grosse Eile entehrt und schädigt einen. Ebd. IX s.v. RUHE 4.2. Wer ruht, kann keinen Ruhm erlangen. Wander I s.v. Ehre, Nr. 15. Ebd. IV s.v. Träge (der), Nr. 10. Mertens 1998, S. 274.
Sentenz
Literatur: TPMA VII s.v. LEID 8.8. Leid lässt kleine Schmerzen vergessen.
Sentenz
Sentenz Literatur: Guggenberger 1992, S. 169f.
4485,1.
3 Gralromane
Textstelle 4892,3 swenn ie hoher liebe wirt entzucket, / ie tiefer von dem leide wirt daz hertz wider under sich gedrucket.
4910,2 diu minne machet mangen noch zediebe
4973,4 izst ubervluz der selden, der bescheiden ende nimet sunder wende.
5001,1 Der went, er hab gewunnen, so vellet er zevluste, / striten wol versunnen selden funden wirt in solcher kuste.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler begründet den Tod Arabadilles mit ihrer übermäßigen Liebe zu Secureiz (Tod Arabadilles).
D, E 4892,3: Wan swenn. B, C, D, E 4892,3: ie] ich. B, C, D, E 4892,4: von dem] mit der. B 4892,3: liebe wirt] wirde bin. D, E 4892,3: Wirt mir. D 4892,3: hin wider; sich fehlt. X 4892,4: in hrtze ge] der h=he . so wirt daz hertze ie tieffer in gedruchet.
Je stärker die Liebe, desto größer ist auch das ihr folgende Leid.
Der Erzähler entschuldigt rückblikkend Anfortas’ Verhalten, der Secundille umwirbt, obwohl er Orgelus von Logrois liebt (Tod Arabadilles).
X 4910,2: vraw Die Liebe verleitet minn ir machet ma- zu betrügerischem nigen noch tze die- Verhalten. be.
Der Erzähler weist angesichts der Trauer Tschinotulanders um den toten Boten des Baruchs auf dessen eigenes Ende voraus.
D 4973,1-4: fehlen. E 4973,4: Izst] Dast. X 4973,4: ein sæld ob aller sælde . ein ende rain ist sundr missewende.
Es ist das höchste Glück, wenn jemand einen guten Tod stirbt.
Der Erzähler erör- D 5001,1-4: fehlen. Wer sich einbildet, tert angesichts der bereits gesiegt zu havon Tschinotulanben, wird verlieren. der beim Kampf um Kingrivals in die Flucht Geschlagenen die Vorteile be-
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz Verwendung: - (D) Nu h=ret gr=ze unstetechæit: / von gr=zer liebe chumt groz læit. / daz man erwirbt mit grozzer not, / daz mGz man lazen doch zem tot Thomasin von Zerklære: Der welsche Gast, 3457-3460. - (G) S=lte ich mich dir ze allen ziten geben nach diner ger, / so mFste ich miner sFssen herbergen in dem ertrich an dir enbern, / wan tusent lichamen m=htin nit einer minnenden sele ire ger vollewern. / Darumbe ie hoher minne, ie heliger marterer Mechthild von Magdeburg, II, XXV, 57-60.
Querverweise 741,3f.; *2934,3; 5115,3f.; 6043,2f.
Literatur: TPMA VII s.v. LIEBE 1.6.7. Liebe bringt Übel und Leid, Schmerzen und Qualen (Mühen). 1.6.7.1. Allg. Wander III s.v. Liebe, Nr. 252.
Sentenz Verwendung: - (S) Irriu wîp, zern unde spil / diu machent tumber liute vil. / Durch wîp und spiles liebe / wirt manic man ze diebe Freidank: Bescheidenheit, 48,9-12. - (D) Wie sölten denne die jungen man / Ûf den ahseln die schilte gesehen, / […] / Und ouch die pâter noster snuor, / Diu dicke durch die vinger fuor / Ân alle andâht, swenne si den sach, / Nâch des liebe si sich brach / Vil mêr denne nâch gotes liebe? / Verholn liebe wirt ofte ze diebe Hugo von Trimberg: Der Renner, 416-424. - (D) Wil du sælic werden / ze himele und ûf erden, / mît bœsiu wîp unde spil: / die verderbent junger liute vil. / irriu wîp und spiles liebe / machent manegen man ze diebe. / si stiftent roup unde mort, / si sint des tiufels hort Der Deutsche Cato, 555-562. Literatur: TPMA VII s.v. LIEBE 1.6.3.2.1. Liebe macht manchen zum Dieb und Verbrecher [führt diese Textstelle an]. Walther, 4239. Wander III s.v. Liebe, Nr. 530 [führt diese Textstelle an]. Zingerle 1864 s.v. Liebe, S. 92 [führt diese Textstelle an].
Sentenz
Literatur: Ebenbauer 1979, S. 385. Neukirchen 2006, S. 236. Lorenz 2002, S. 242.
Sentenz Verwendung: - (E) Tels quide ga[a]ingnier qui pert, / Por c’est fols qui a cort desert / De prudoume malevoillance: / Plus i pert qu’il ne s’en [a]vance Guillaume le Maréchal, 4281-4284. - (S) Teus cuide gaingnier qui pert Morawski: Proverbes français, 2347. - (E) Bauduins de Sebourc son destrier hors métoit, / Ses bones arméures, et puis en haut di soit: „Adieu! mi compaignon“ Et li nés s’esquipoit. / Si n’ala gares lonch quant toute despi-
1908,1-3.
3 Gralromane
Textstelle
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
sonnenen Kampfverhaltens (Tod Tschinotulanders).
5051,3 daz ieman jehe still noch offenbare, / daz vrowen kurtz gemFte in herzen trFgen under langem hare.
Der Erzähler betont uv 5051,4: trFgen] angesichts des Cha- tragen. rakters der Frauen Sigunes Beständigkeit (Tod Tschinotulanders).
Frauen sind unbeständig.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
choit; / Marchéans, pélerins, et quant qu’il i avoit, / Furent périt en mer, que nuls n’en reschapoit. / Pour chou, biaus dous seignour, mes corps le ramentoit / C’on ne scet une cose où li eurs seroit; / Tels a quidiet gaignier qu’à le fie perdoit Bauduin de Sebourc, 10, 1127-1135. - (E) „Ha! Jouvencel, je vois bien que c’est, il vous est adviz que pour vingt chevaulx que vous avez destroussez, que tout le monde soit vostre. Ce n’est pas cela: mais aucuneffoiz tel cuide gaigner qui pert. Et là où vous voullez aller, il y a plusieurs dangers et y fault proceder de sens rassiz et avoir grant conduite.“ Jean de Bueil: Le Jouvencel, I (S. 61f.). Literatur: TPMA IV s.v. GEWINN 8.5. Wer zu gewinnen glaubt, verliert oft. Rausch 1977, S. 166.
Sprichwort Formulierungstradition: - (E) Zehant dô sprach der küene man: / „[…] / Ich spriche noch wol, vrouwe guot: / vrouwen die hânt kurzen muot, / saget man, unde langez hâr - / swar ich in dem lande var, / sô bist dûz doch diu vrouwe mîn!“ Die Heidin B, 988-995. - (E) sus hête diu juncvrou gesworn, / dazs von dem schrîbaere / ze wîbe gemachet waere. / bî der selben juncvrouwen / sult ir merken unde schouwen: - / ez ist ein alt gesprochen wort, / daz ir dicke hât gehôrt, - / die vrouwen habent langez hâr / unt kurz gemüete, daz ist wâr. / alsô sprach her Vrîdanc: / der vroun gemüete daz ist kranc Johannes von Freiberg: Das Rädlein, 282-292. - (S) Dicunt nostri: Mulieribus longam esse caesariem, brevem autem sensum; hoc est: instabilem animum et facile mutabilem Bebel: Proverbia Germanica, 200. Verwendung: - (E) Certum est enim longos esse crines omnibus, sed breves sensus mulieribus. Satius est mori, quam viris talia pati. Nos solos obprobrium nationibus et gentibus destituit natura, quibus deest rector et virilis censura, et quos premunt feminea iura Cosmas von Prag: Chronica Boemorum, 1, 4 (S. 12, Z. 12-16). - (G) Longam cesariem, sed curtam femina mentem; hoc quoque nunc reprobat, quod cras veneratur et optat Proverbia Wratislaviensia, 306 (Hs. 1412). - (D) Si sagent, wir wîp haben kurzen muot / und dâ bî alle langez hâr. / dem gelîch vil manegiu leider tuot, / sô si daz sprichwort machet wâr. / swiez um der manne unstæte var, / wir wîp wir solten stæter sîn, / ob ichz in hulden reden getar, / und trüegen in gemeinen haz, / die niht ir zuht an uns bewarnt: / si schônten unser deste baz Winsbeckin, 19, 1-10. - (E) „Nu hân wir frouwen langez hâr und dar zuo kurzen muot. / swaz wir hînaht versprechen, wie gern wirz morne tuot. / hœre ich nâch werde loben einen biderman, / mit guoter friunde râte lâz ich mich übergân.“ Wolfdietrich D, 8, 37, 1-4. - (E) ich hort ie sagen (daz ist war), / vrouwen haben langez har, / dabi einen kurzen sin. / also dunket mich an in, / daz si si baz denn ich erkanden / die si alrerst vrouwen nanden. / swelch vrouwe vrouwelichen tuot, / so dasz ir herz und iren muot / wendet gar an rehte zuht, / so hat diu schande von ir vluht. / als ein vrouw ir werden lip / so getiuret dasz ein wip / geheizen mac mit reinen siten, / der mac ein man vil gerne biten Der Reiher, 9-22. - (E) Dat men dar saget, dat ys al war: / Korten syn unde lange har / Hebben de vrauwen, dat ys wal schin Des Minners Anklagen, 678-680. - (S) Longam caesariem, curtam fert femina mentem: / Hoc modo quod reprobat, hoc cras veneratur et optat Werner: Sprichwörter, l56 (Hs. 15. Jh.). - (S) Lang har kurtzer sinn. Lang kleyder kurtzer mGt Franck: Sprichwörter, I, 81v (S. 132, Z. 18f.).
733,2.
3 Gralromane
Textstelle
5081,1 Waz hilfet alle witze, und wil gelucke wenken?
5082,3 daz weger hat diu volg an allen dingen.
5082,4 swer des unwegen spilende ist zaller zit, dem kan niht wol gelingen.
5115,1 Swa triwen riche minne ein herze hat besezzen, / daz kan von allem sinne der triwe mit stæter liebe nicht vergezzen.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Frau Aventiure er- D 5081,1-4: fehlen. Verstand vermag klärt, welche Benichts, wenn das deutung Klugheit Glück fehlt. und Glück für ein erfolgreiches Leben haben (Aventiuregespräch).
Frau Aventiure er- D 5082,1-4: fehlen. Man wählt immer klärt, welche Bedas Vorteilhafte. deutung Klugheit und Glück für ein erfolgreiches Leben haben (Aventiuregespräch). Frau Aventiure er- D 5082,1-4: fehlen. klärt, welche BeE 5082,4: Daz vndeutung Klugheit weger tribet. und Glück für ein erfolgreiches Leben haben (Aventiuregespräch).
Wer nicht seinen Vorteil sucht, kann auch keinen Erfolg haben.
Der Erzähler erklärt, warum Sigune Tschinotulanders Tod ausgiebig beklagt.
Wer einmal aufrichtig geliebt hat, wird diese Liebe niemals vergessen.
D 5115,1-4: fehlen. X 5115,1: Sswa trew vnd reichev minne. A, C, E 5115,2: kan] kom.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Literatur: Friedrich 2006 s.v. vrouwe, S. 438: „Sprichwort“. Simrock, 2633f. TPMA III s.v. FRAU 1.2.2.4. Der Sinn der Frau ist kurz, ihre Haare und Kleider sind lang [führt diese Textstelle an]. Walther, 13946; 15364a. Wander I s.v. Frau, Nr. 97. Zingerle 1864 s.v. Frau, S. 35 [führt diese Textstelle an].
Sentenz
5000.01f.; 5983,1-4.
Verwendung: - (L) Swer got minnet alse er sol, / der hât erwelt daz beste teil. / sælde enbirt der wîsheit wol: / waz hilfet wîsheit âne heil? Namenlos h, KLD Nr. 38, 13, 1-4. - (E) ouch sprach meister Vrîdanc, / gelücke enwelle zuo dem man, / sô hilfet niht swaz er kan. / doch dar umbe sol ein man / nâch sælden werben swâ er kan, / wan des harte vil geschiht, / swar nâch man den man werben siht, / daz im daz lîht aller meist / wirt nâch rehter volleist Rudolf von Ems: Alexander, 20632-20640. - (L) will gluck nit zum man, / so hilfft nicht, was er kan. / doch nieman geleben mag / dreissig jar vnnd ainen tag, / jm zerrin leibs oder guts, / weißhait oder muts Keller: Schwänke, 52. - (L) Withowt my favour þer is no thyng wonne: / Many a mater haue I browght a[t] laste / To good conclusion/ þat fondely was begonne, / & many a purpose bownden sure & faste / With wyse provision/ I haue ouer-caste; / With-owt good happe, þer may no wit suffise: / Better is to be fortunate than wise Morus: Fortune, 2. Literatur: TPMA V s.v. GLÜCK 7.2.4. Glück ist mehr wert als Weisheit, Verstand und Rat. Wander I s.v. Glück, Nr. 768. Guggenberger 1992, S. 162. Neukirchen 2006, S. 242.
Sentenz
2142,2-4; *5082,4.
Literatur: Guggenberger 1992, S. 162f.
Sentenz
Literatur: Guggenberger 1992, S. 162f.
Sentenz Verwendung: - (E) Orguel m’a mis en vilonie, et ce m’a fait petit d’amour. Cuer qui bien aime, à envis oublie. Se je fusse courtois, ainsi comme il ne fine de moi garder, et à moi penser, aussi ne devroi-je ja finer de li loer tous temps Mireour du monde, S. 46f. - (S) Ardores veri vix corde queunt removeri. / Ardor non fictus vix est a corde relictus. / Vix veri zeli removentur corde fideli. / Corde nequit sera retrahi dilectio vera Morawski 1922, S. 500 (Hs. Ende 13. Jh.). - (E) Certo colui che ‘l fa, o che far lo può, non ama, ma impone a se medesimo falso nome d’amante: perocché chi bene ama, non può mai obliare Boccaccio: Il Filocolo, 298.
2142,2-4; *5082,3.
3 Gralromane
Textstelle
5279,3 swer nu wirde werdiclich erwerbe, / der sol si behalten, daz sin wirde unwerde niht verderbe.
5285,4 swer wirde welle erwerben, der si an kunste meisterschaft begernde.
5288,1 Swer niht kunn der lerne, der jenz, der ander ditze, / und hat er wirde gerne.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler fordert dazu auf, sich um den Gewinn und die Bewahrung von Ehre zu bemühen (wirde-Exkurs).
D 5279,1-4: fehlen. E 5279,4: si so; Daz yme. X 5279,4: der sol si so pehalten . daz sein wirde an wirde nicht vrderbe.
Man soll sich darum bemühen, ehrlich erworbenes Ansehen zu behalten.
Der Erzähler betont D 5285,1-4: fehlen. die Bedeutung der Dichtkunst als Möglichkeit, Ansehen zu erwerben (wirde-Exkurs).
Wer Ansehen erlangen will, sollte sich bemühen, in seinem Fach ein Meister zu werden.
Der Erzähler betont D 5288,1-4: fehlen. Wer etwas nicht bedie Verantwortung herrscht, soll es lerdes Einzelnen für nen. die Ausbildung seiner Fähigkeiten (wirde-Exkurs).
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Vgl. das Sprichwort: - (S) Verus amor, vera si mens, oblivio sera Werner: Sprichwörter, v25 (Hs. Ende 12. Jh.). - (S) Qui bien aime a tart oblie Morawski: Proverbes français, 1835. (Hs. Ende 13. Jh.). - (E) in eime sprichworte men giht: / „der rehte minnet vergisset spate“. Rappoltsteiner Parzifal, 124,6. Literatur: TPMA VII s.v. LIEBE 4.2.2. Wahre Liebe vergeht und vergißt spät oder nie. Walther, 33208. Brode 1966, S. 184. Wolf 1953, S. 75.
Sentenz
2152,1; 3869,3; *5979,2.
Literatur: TPMA II s.v. EHRE 4.1. Ehre bleibt bestehen. Guggenberger 1992, S. 221.
Sentenz Verwendung: - (D) Ne pudeat quae nescieris te velle doceri: / scire aliquid laus est; culpa est nil discere velle Disticha Catonis, IV, 29. - (D) Swer iht kan, der ist wert: / des kunstlôsen nieman gert Der Deutsche Cato, 499f. Literatur: TPMA VII s.v. KÖNNEN 6.1. Können ist wertvoll und angesehen. Walther, 16073. Wander I s.v. Ehre, Nr. 268. Guggenberger 1992, S. 223.
Sentenz Formulierungstradition: - (E) Die Mynn sprach: „Ez waz mein spot. / Da vor sol mich behueten got, / Daz ich zu pueln mir derwel, / Der trew und stæt von im schel / Von gantzer tugent cherne. / Wer nicht chFnn, der lerne / Und fleizz sich in seiner iugende: / Trew, milt, manhait und tugende / Ist der werlt hochster hort“ Suchenwirt, 28, 343-351. Verwendung: - (S) Discat qui nescit; curando sciencia crescit: / Crescit et augetur, si longius usus habetur Cato novus, 261f. - (S) Disce, quod ignoras, ne perdas tempus et horas, / Res predifficilis facilis fit cuique uolenti Florilegium Gottingense, 318. - (S) Discat, qui nescit, discendo sciencia crescit Proverbia Wratislavensia, 142 (Hs. 1412). Literatur: TPMA VII s.v. LERNEN 1.1.2. Was man nicht weiss (kann), soll man lernen [führt diese Textstelle an]. Walther, 5830; 5882. Wander II s.v. Können, Nr. 63.
5289,1f.
3 Gralromane
Textstelle 5288,2 wan gGte lere stiurt an gGter witze.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler betont D 5288,1-4: fehlen. Gute Ausbildung die Verantwortung E 5288,2: wol führt zu Klugheit. des Einzelnen für stiurt. die Ausbildung seiner Fähigkeiten (wirde-Exkurs).
Der Erzähler erX 5398,3: vil grozze Zur Männlichkeit klärt, warum Manfi- trewe. gehört Treue. wan bi der manheit wont ie groze lot von Arbusie und triwe; / Kiot aus Katelangen daz wart hie wol bescheinet während ihres Besuchs bei Sigune von Trauer überwältigt werden (Besuch der Verwandten bei Sigune). 5398,3
5403,3 gewonheit ist noch richer dann nature, / daz merkent die gehoften baz dann von rehter art ein viltz gebure.
5436,1 der siech ist manges gernde, / wan im ist lanc die stunde, ein cleiner trost der ist in vreude wernde.
Der Erzähler erklärt, warum Sigune trotz ihrer großen Trauer im Gegensatz zu ihren Verwandten nicht ohnmächtig wird (Besuch der Verwandten bei Sigune).
D 5403,1-4: fehlen. Gewohnheit ist stärX 5403,3: gewonker als Veranlagung. hait ie noch sterchr da] nature.
Der Erzähler erklärt, welche Bedeutung die Besuche des Anfortas für Sigune in ihrer Einsamkeit haben (Besuch der Verwandten bei Sigune).
D 5436,1-4: fehlen. A 5436,2: der fehlt. X 5436,1f.: vil pegerende . der stvnd in gar petraget.
Ein Kranker hat viele Wünsche, weil ihm die Zeit lang wird.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Sentenz Verwendung: - (S) Discat qui nescit; curando sciencia crescit: / Crescit et augetur, si longius usus habetur Cato novus, 261f. - (S) Discat, qui nescit, discendo sciencia crescit Proverbia Wratislavensia, 142 (Hs. 1412). Literatur: TPMA VII s.v. LERNEN 1.1.2. Was man nicht weiss (kann), soll man lernen. Walther, 5830; 5882. Wander III s.v. Lernen, Nr. 9.
Sentenz
3242,1-4; *3374,3.
*139,4; 144,1-4; *3132,4; *3292,1; Formulierungstradition: - (G) Bringest dû dîn kint in die gewonheit der rehten mâze, ez ist iemer deste mæziger an ez- *3308,3. zen und an trinken. „Swaz eht des êrsten in den haven kumet, dâ smacket er iemer mê gerne nâch.“ Dâ von sult ir iuwer kint ûf guotiu dinc wîsen, wan gewonheit ist etewenne rîcher danne diu natûre. Alsô ein kint mit dem êrsten lernet steln, daz ez eim andern kinde eteswaz nimt oder stilt, sâ zehant slahez mit einem rîse dar umbe, unde solt ez niht erlân, ez müeze ez an die selben stat hin wider tragen Berthold von Regensburg, I, S. 35, Z. 27-35.
Sentenz
Verwendung: - (E) Finierat Theteus sed paucos repperit huius / Voti participes. aliorum pectora uicit / Consuetudo potens natura fortior ipsa. / Quorum consilio concurrens Magnus optimos / Non solum partitur agros sed prodigus addit / Es uariosque greges et leti farris aceruos / Ne frumenta solo desint, cultoribus era Walter von Châtillon: Alexandreis, Buch 6, V. 290-296. → Cr 1519. Literatur: Friedrich 2006 s.v. gewonheit, S. 165. TPMA V s.v. GEWOHNHEIT 3.3.2. Gewohnheit ist stärker als Natur [führt diese Textstelle an]. Singer 1947, S. 69 [führt diese Textstelle an]. Wander I s.v. Gewohnheit, Nr. 46 [führt diese Textstelle an]. Zingerle 1864 s.v. gewohnt, S. 55 [führt diese Textstelle an].
Sentenz Verwendung: - (S) Swen hungert, ist er wæte blôz, / son wart nie siechtuom alsô grôz. / Siechtuom, armuot, spîse kranc / diu machent kurze wîle lanc Freidank: Bescheidenheit, 124,19-22. - (S) Paupertas et debilitas, cibus absque valore, / Hec tria prolongant homini spacium brevis hore. - Sichtum, armut und speise, cranck, / Dy machen kurcze czeyt lang Freidank (Görlitz), 1496-1499.
3 Gralromane
Textstelle
5548,1 Swer samen sæt uf steine, der wirt vil gar der vlorne / und bringet vruht deheine, daz selbe der in sæt in ruhe dorne. Sigunen wer iz doch alsus ergangen/ mit ir triwe samen, het si den rehten acker niht bevangen.
5564,3 di scham kan alle tugende wol besorgen.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler lobt die Treue Sigunes, die in ihrer Klage um Tschinotulander und Jesus Christus Ausdruck findet (Besuch der Verwandten bei Sigune).
D 5548,1-4: fehlen. B, E 5548,1: der vlorne] verlorne. X 5548,1: der ist vil gar.
Wer an der falschen Stelle investiert, wird keinen Erfolg haben.
Der Erzähler verD 5564,1-4: fehlen. Schamgefühl ist ein deutlicht Sigunes Schutz aller TugenTugendhaftigkeit den. anhand der Beschreibung und Deutung ihrer Klei-
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Vgl. das Sprichwort: - (E) De seke unde de gesunde / Hebben ungelike stunde. / Se ys dem enen kort, deme andern lang Des Minners Anklagen, 78-80. Literatur: TPMA VII s.v. KRANK 5.1.4. Krankheit lässt kurze Zeit lang erscheinen. Ebd. 8.1. Der Gesunde und der Kranke haben nicht das gleiche Zeitgefühl. Wander II s.v. Kranke, Nr. 22.
Sentenz Formulierungstradition: - (E) Sez, funt li il, que l’ont sect dire? / En vain labore e peine e tence / Qui sor perre semme semence: / Ausi fais tu; riens ne te vaut, / Qu’a Lohier n’au conte Tiezbaut / Ne a Franceis n’avron ja pais, / N’aiz ne remaindra l’ovre mais / Deci que tuit e homme e fenne / Seient chacié, mis fors deu renne Benoit: Chronique, 26644-26652. - (Medizinischer Traktat) Darumb geh=rt ein jedlichs Ding zu seiner Art, daß also die Erden und der Samen sich vergleichen: Denn das ist die Ehe, die der Mensch nicht scheidet, das ist, das Gott zusammen fFgt. Denn auf dem Felsen ist der Samen verloren, das ist er wirdt dumm, ob er schon sonst gut ist Paracelsus: Paramirum, 284. Verwendung: - (E) musart est q sor pierre same Du chevalier au barisel, App., 78. - (E) „Sire quens de Poitiers, / Por coi avés mon duc feru? / Tot vostre hostage erent pendu / K’avés bailliés por faire droit / A hautes forces orendroit. / Il est fols qui sor piere semme. / Salemons fu honis par feme. / Mandés la contesse sans ire / K’a Paris s’en viegne escondire. / Si prouveront li cavel sor / Et li entaille et l’aniaus d’or / Anchois qu’ele se part de chi, / Se li dus ot aine part de li.“ Roman du Comte de Poitiers, 362-374. - (E) Et quidam videns eum descendentem dixit ei: „Ne in vanum labores nec incipias aliquando [curvum] rectum facere nec insipientem sapientem; nemo enim semen super lapidem spargit“ Kalila, 45, 105, 33-36. Vgl. den biblischen Hintergrund: - ecce exiit qui seminat seminare […] alia autem ceciderunt in petrosa ubi non habebat terram multam et continuo exorta sunt quia non habebant altitudinem terrae sole autem orto aestuaverunt et quia non habebant radicem aruerunt alia autem ceciderunt in spinas et creverunt spinae et suffocaverunt ea alia vero ceciderunt in terram bonam et dabant fructum aliud centesimum aliud sexagesimum aliud tricesimum Mt 13,3-8. - Sihe, es gieng ein Seeman aus zu seen.[…] Etlichs fiel unter die D=rnen, Und die D=rnen wuchsen auff, vnd ersticktens. Etlichs fiel auff ein gut Land, vnd trug Frucht, Etlichs hundertfeltig, etlichs sechzigfeltig, etlichs dreissigfeltig Luther: Deutsche Bibel, X. - et hii sunt similiter qui super petrosa seminantur Mc 4,16. - Also auch, die sinds, die auffs Steinichte geset sind Luther: Deutsche Bibel, VI. Literatur: TPMA IX s.v. SÄEN 6.2. Auf Steine säen. Ebd. XI s.v. STEIN 1.5. Es ist sinnlos, auf Stein zu säen [führt diese Textstelle an]. Wander III s.v. Säen, Nr. 49. Ebd. IV s.v. Stein, Nr. 102. Lorenz 2002, S. 337f.
Sentenz Verwendung: - (D) Nihil est enim aliud eloquentia nisi copiose loquens sapientia; quae ex eodem hausta genere, quo illa quae in disputando, est uberior atque latior et ad motus animorum vulgique sensus accommodatior. Custos vero virtutum omnium dedecus fugiens laudemque maxime consequens verecundia est Cicero: Partitiones oratoriae, 23, 79.
*1920,2; 3859,13; 4426,2; *5565,3; 6015,3.
3 Gralromane
Textstelle
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
dung (Besuch Parzifals bei Sigune).
5565,1 der scham zu reht erkennet / und sich dar an wil keren, der wirt an selden vluste nicht benennet.
5565,3 swer im die scham zehGte kan erkiesen, / verlFset er gGt und mage, er kan doch hoher tugende niht verliesen.
Der Erzähler verdeutlicht Sigunes Tugendhaftigkeit anhand der Beschreibung und Deutung ihrer Kleidung (Besuch Parzifals bei Sigune).
D 5565,1-4: fehlen. A 5565,2: Der wirt] Daz er. C 5565,2: Der wirt] Der.
Ein Mensch mit Schamgefühl bewahrt sein Seelenheil.
Der Erzähler verdeutlicht Sigunes Tugendhaftigkeit anhand der Beschreibung und Deutung ihrer Kleidung (Besuch Parzifals bei Sigune).
D 5565,1-4: fehlt X 5565,4: er chan die hochsten ere nicht vrliesen
Wer sich von Schamgefühl leiten läßt, kann zwar die irdischen Güter, aber nie die höchsten Tugenden verlieren.
Parzifal bekundet anläßlich seiner ich han vernomen dicke nahen und Verpflichtung, Parverre / discal zu befreien, also ritterlichez striten, seine Verwundedaz suln zwen ie sin des einen rung darüber, daß herre. Agors gegen sechs Ritter gleichzeitig kämpfen will 5615,3
D 5615,1-4: fehlen. Zwei sind einem überlegen.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
- (E) scham ist ein vil nütziu tugent, / si ziert daz alter und die jugent. / diu scham ist der êren zuht, / diu scham birt der kiuschefruht, / die scham ist der zuhte ruote, / diu scham ist aller tugende huote, / wan swer rehte schame treit, / der mîdet alle bôsheit/ alsam die vier brüeder tâten Lamprecht von Regensburg: Sanct Francisken Leben, 3634-3642. - (G) Div scham div leret gute sitte / Und lat niht gan vz eren scritte Hugo von Langenstein: Martina, 19d, 90f. Literatur: TPMA X s.v. SCHAM 1.4. Scham ist eine grosse (die höchste) Tugend. Walther, 4815. Wander IV s.v. Scham, Nr. 50.
Sentenz
*1920,3.
Verwendung: - (S) Spes est salutis, hominem ubi obiurgat pudor Publilius Syrus: Sprüche (Friedrich), s2. - (S) Seneca: Non habeo spem de eo, qui perdidit erubescentiam. / Si vous perdez cortoise hounte / Vous charrez tost en vilaine hounte. / Hounte cortoise e seinteté / Par acord sunt freres iuré Nicole Bozon: Proverbes, 31. Literatur: TPMA X s.v. SCHAM 1.7. Scham bringt Heil, Schamlosigkeit, Verderben und Schande. 1.7.1. Allg. Walther, 30188. Wander IV s.v. Schamlos.
Sentenz
*1920,2; *5564,3.
Verwendung: - (D) Nihil est enim aliud eloquentia nisi copiose loquens sapientia ; quae ex eodem hausta genere, quo illa quae in disputando, est uberior atque latior et ad motus animorum vulgique sensus accommodatior. Custos vero virtutum omnium dedecus fugiens laudemque maxime consequens verecundia est Cicero: Partitiones oratoriae, 23, 79. - (G) diu scham ist der êren zuht, / diu scham birt der kiusche fruht, / diu scham ist der zuhte ruote, / diu scham ist aller tugende huote, / wan swer rehte scham treit, / der mîdet alle bôsheit / alsam die vier brüeder tâten Lamprecht von Regensburg: Sanct Francisken Leben, 36363642. - (D) Pero quanto a·la pregunta que fazedes, vos digo que·la mejor cosa que omne puede aver en·si, et que es madre et cabeça de todas las vondades, digo vos que esta es la vergüença Juan Manuel: Conde Lucanor, 50, 221-224. - (D) Car ce distront nostre ancessour, / „Honte est ly droit chief de valour, / Que soit en toute vassellage“: / Dont gart le corps sanz deshonour, / Et fait que l’ alme est conquerrour / Du ciel, u toute orguil destage Gower: Mirour de l’ omme, 11959-11964. Literatur: TPMA X s.v. SCHAM 1.5. Scham ist Ausgangs- und Endpunkt aller guten Werte. Wander IV s.v. Schamhaftigkeit, Nr. 1.
Sprichwort Formulierungstradition: - (S) twee mannen sijn altoos eens mans here - Omni fine soli dominantur ibi duo soli Proverbia Communia, 703. Verwendung: - (E) Do in Nemrot an gesach, / Mit zuchten er zu im sprach: / „Pider man gar ver wegen, / Gib dich gevangen, werder degen! / Du stest in dein ains wer: / Wann zwen die sein ains her, / Du ergibest ane schande dich: / Laß dich sicherleichen an mich.“ Heinrich von Neustadt: Apollonius, 8011-8018.
4080,3.
3 Gralromane
Textstelle
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
(Kampf gegen Agors).
5665,1 Daz unstæt erwirbet, daz belibet ouch selten stæte.
5667,4 hoch geburt von adele git ie gen hoher tugende etlich stiure.
5757,4 ir wizzet wol, daz pris erwarp ie ellen.
5828,1 Unkunde selten riche ist an der starken minne. / der Waleis der geliche tet.
Der Erzähler warnt D 5665,1-4: fehlen. Was aus Unbestänanläßlich der BeX 5665,1: Swas. digkeit erwächst, ist schreibung des Leonicht von Dauer. parden in Agors Wappen vor Unbeständigkeit (Kampf gegen Agors). Der Erzähler lobt die höfische Erscheinung und die Tapferkeit Agors vor dem Kampf mit Parzifal (Kampf gegen Agors).
Jeder Adlige trägt die Anlage zur Tugendhaftigkeit in sich.
Der Erzähler beD 5757,1-4: fehlen. Mit Tapferkeit ergründet seine Ent- E 5757,4: daz] den. wirbt man Ansehen. scheidung, von den weiteren Kämpfen Parzifals nicht mehr im einzelnen zu berichten. Der Erzähler beD 5828,1-4: fehlen. Das Fremde kann gründet, warum nicht aufrichtig geParzifal nicht bereit liebt werden. ist, wegen der Rache für Tschinotulander auf die Liebe zu Kondwiramurs und die Suche nach
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
- (S) Twe manne synd altyd eens mans her Proverbia Communia (Jellinghaus), 661. - (S) Twe manne sint alle wege eins mannes hêr. - Herculeos artus facile et duo vincere possunt Tunnicius: Sprichwörtersammlung, 1003. → Iw 4326; 5349; 6636 → Cr 6138. Literatur: Friedrich 2006 s.v. her, S. 209: „Sprichwort“. TPMA II s.v. EIN 4.7.1. Mehrere sind stärker als einer [führt diese Textstelle an]. Wander V s.v. ZWEI, Nr. 55.
Sentenz
Sentenz Verwendung: - (D) Ist ein man wol geborn / und hat sines mGtes adel verloren, / ich chan iu sagen wol fFr war, / in schendet sin gebůrte gar, / wan swer wol geborn ist, / sin gebGrt gert zaller frist / daz er wol und reht tG. / ob er sich niht twinget dar zG, / so hat er denne lasters mere: / sin gebGrt minnert sin ere Thomasin von Zerklære: Der welsche Gast, 4499-4508. - (L) Der edelen art ist edele tat, / wer wil von unart edelen rat? / von fulem holze ein glimmen gat, / swenn ez die vinsterheit bestat, / daz glimmen ez an im selben hat. / sust wizzet, daz unedeler ger / im rat ir selber nimmer pflicht tut me Frauenlob, XI, 12, 11-17. - (D) Ein edelinc tuot edellîchen, / Ein eselinc tuot esellîchen, / Doch siht man ofte sich dringen / Eselinge mit edelingen. / Ein edel kint hât edel site, / Dem volget tugent und êre mite: / Einem eselinge wont ein esel bî, / Swie rîche er friunde und guotes sî Hugo von Trimberg: Der Renner, 1421-1428. Literatur: TPMA I s.v. ADEL 2.1. Adel ist verpflichtet (von Natur dazu bestimmt), edel zu handeln. Wander I s.v. ADEL, Nr. 1.
Literatur: Wander IV s.v. Tapferkeit, Nr. 1.
*24,1; 846,3f.; *1577,1; *1577, 3; *2044,4; *2121,2; 2151,4; 2617,3f.; 3547, 1f.; 5033,1f.; 5286,3; 5847,14.
Sentenz
*3489,4.
Sentenz
Verwendung: - (D) Der iunger sprach: Ist den menschen ith núzze, daz er sich der t?genen dinge verste? Do sprach der meister: Swez der mensche nith enweis, dez enminnet er ouch nith. Do uon sol ein iegelich mensche vil wol die bezeichenunge der gottelichen dinge wissen. Da uon gevahe er uorhte vnde minne zG allen gGten dingen Lucidarius, II, 2. - (G) wie dû aber dîner götelîchen nâtûre aller minneclîchest sîst, sô kunden wir dich doch dar inne niht ze rehte geminnen, wan unkünde machet unminne, wan dînen götelîchen hêrtuom
3 Gralromane
Textstelle
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
dem Gral zu verzichten.
5852,3 wan sich ein stro bi fiwer gerne enprennet.
Der Erzähler beE 5852,3: gerne] gründet, warum Si- lieht. gune sich vor ihrem Tod aus der Gesellschaft zurückzieht.
Offensichtliche Gefahren soll man vermeiden.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur kunde unser tunkel bekantnisse niht gereichen David von Augsburg, S. 23. - (L) Ich han din keine kunde, / ich hete gerne kunde din. / unkunde ist unminne, / daz wirt noch alle tage schin Frauenlob, VII, *43, 1-4. - (S) Vnkunde maket vnleue Proverbia Communia (Jellinghaus), 546. - (S) Ex aspectu nascitur amor. […] Extat et hodie tritißimus sermo apud nostrates: Ansehen/ thůt freien. Huic contraria est Hollandica illa parœmia: Onkennisse/ maet on minne. Huc alludit prouerbium illud uulgo celebratum: Was das auge nit sihet/ das beschweret auch das hertz nit Tappe: Germanicorum adagiorum centuriae septem, VII, V, 4 (223b-224a). → Lan 8582 → Pz 351,13. Literatur: TPMA VII s.v. LIEBE 2.4.1. Liebe setzt Bekanntschaft und Prüfung voraus. Wander III s.v. Liebe, Nr. 470.
Sprichwort Formulierungstradition: - (S) Wo feur pey stro leit, so print es gern Prager Sprichwörter, 12 (Hs. 15. Jh.). - (S) Gern print das stro / So es nahent leit py dem fewr Quodlibet, 146f. Verwendung: - (D) Da sprach der kunig Salmon:/ „[…] // Ich wil ine heißen versmiden. / er muß in minem bande ligen. / dar inne verluret er sinen lip, / und wil sin laßen huten / Salome das wonder schone wip.“ // Morolff sprach: „here das duncket mich nit gut. / wer strohe nahe bi fuwer dut, / villicht entzundet es sich an. / also beschicht dir mit konig Fore, / wilt du ine bi diner frauwen lan.“ Salman und Morolf, 83-85. - (S) Swâ fiur ist bî dem strô, / daz brinnet lîhte, kumt ez sô Freidank: Bescheidenheit, 121,2f. - (E) ein strô, daz bî dem fiure lît, / daz wirt enzündet sanfter an, / denn ob ez verre dort hin dan / von im gelegen wære: / sus wirt ein senendære / von seneclicher marter / enbrennet deste harter, / daz im sîn liep wont nâhe bî / und er doch sîner minne vrî / dar under muoz belîben Konrad von Würzburg: Trojanerkrieg, 15990-15999. - (S) Ardet de facili, si stramen iungitur igni Proverbia Wratislaviensia, 34 (Hs. 1412). - (D) De leve ys also eyn gokelspil. / Dochter, yfft din herte wil / My nicht vortriven laten, / Su, so saltu maten / Dy vromeder hemelicheyt / Als yk dy vor hebbe geseyt, / Wen stro by vure yrbrent sich, / Lecht man dat na. merke mich / Unde volge disser lere, / Se bringet dy in ere Des Minners Anklagen, 798-807. - (Dr) Derhab ein man halt sich in hut, / Von den weibsbilden sich abziech / Und sie geleich dem fewr fliech, / Weil das alt sprichwort gilt noch hewr: / Stro wird bald brinnet bey dem fewr Sachs: Comedi mit 15 personen, 38, 16-21. → Cr 8492. Literatur: Friedrich 2006 s.v. strô, S. 383: „Sprichwort“. Krüger 1986, S. 115. Röhrich 1994, S. 1576 [führt diese Textstelle an]. TPMA XI s.v. STROH 7.1. Stroh wird rasch vom (nahen) Feuer ergriffen. [führt diese Textstelle an]. Walther, 1297. Wander IV s.v. Stroh, Nr. 50 [führt diese Textstelle an]. Zingerle 1864 s.v. Stroh, S. 143 [führt diese Textstelle an].
Querverweise
3 Gralromane
Textstelle
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
5966,2
E 5966,2: h=hste fehlt. X 5966,2: ez ist ain tugende dew groste vnd haizzet trewe.
Treue ist die höchste Tugend.
5979,1
Der Erzähler erD 5979,1-4: fehlen. mahnt sein Publikum, ein tugendhaftes Leben zu führen, um das Seelenheil zu erlangen (Exkurs über das [Lebens-] Ende).
Nur das ist wahrhaft lobenswert, was auch am Ende Lob findet.
Der Erzähler benennt den Leitbeiz ist ein tugend diu h=hste heizet griff, unter dem der Schluß seiner Ertriwe zählung stehen soll.
Ez wart nie lop gerichet wan daz mit lob sich endet.
Der Erzähler ermahnt sein Publikum, ein tugendhafswaz von den eren slichet zeletzt, daz wirt an wirde gar ge- tes Leben zu führen, um das Seelenheil schendet. zu erlangen (Exkurs über das [Lebens-] Ende). 5979,2
D 5979,1-4: fehlen. E 5979,2: wirde] eren; geschendet] gepfendet. X 5979,2: vnd von den eren sleichet . tzeleste daz wirt an wirdichait gephendet.
Wer nicht bis zuletzt sein Ansehen behält, fällt gänzlich in Schande.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Anspielung auf eine Sentenz
Querverweise 2569,4.
Formulierungstradition: - (L) Diu triuwe ist ein diu beste tugent, / sagent uns die meister wîs. / ir hôher prîs / der werlte wol an stât. / si tiuret alter undejugent, / man unde mannes lîp, / magt unde wîp / und hazzet valschen rât Boppe, VIII, 1-8. Verwendung: - (Br) Exhortamur itaque dilectionem tuam, ut fidem quam in exordio tuae consecrationis breviter lucideque digessimus, illibatam et inviolabilem custodias; quia fides est fundamentum omnium virtutum Ivo von Chartres: Epistolae, 2, 13B. Literatur: TPMA XI s.v. TREUE 2.1.1. Treue ist das Beste. Wander IV s.v. Treue, Nr. 41. Brode 1966, S. 122f. Buschinger 1989, S. 524f. Guggenberger 1992, S. 201f. Huschenbett 2000, S. 321. Lerner 1936, S. 47. Neukirchen 2004, S. 298f. Neukirchen 2006, S. 31; 268. Schröder 1982b, S. 112. Wegner 1996, S. 31.
Sentenz
*5979,3; *5981,1.
Verwendung: - (E) Girflez de parler se hasta : / „Sire“, fait il, „por Dieu merci! / N’ afichiez nule riens issi / De si que de fi’ n iert veü / Coment il li’ n iert avenu. / Quar l’ uevre se loe a l’ issue / Quant est a bone fin venue.“ / La dameisele le receit / Quar a escient set et veit / Qu’ ele ne puet par el passer Conte du mantel, 552-559. - (D) ma chi orratamente / fina suo coninciato, / da la gente è laudato, / sì come dice un motto: / „La fine loda tutto.“ / E tutto ciò ch’on face, / pensa o parla o tace, / a tutte guise intende / a la fine ch’atende Brunetto Latini: Il Tesoretto, 650-658. - (S) Veritez est, ço vos conte Merlin: „Bons est li plait, dont l’en löe la fin“ Rawlinson, 325 (Hs. 13. Jh.). - (S) Bons est li plait dont len loe la fin Morawski: Proverbes français, 286 (Hs. 14. Jh.). - (G) Io non voglio dire questo a persona. Ma se avrete fatto male o bene, il fine loderà il tutto Savonarola, 257 (Predigt vom 20.8.1496). Literatur: TPMA II s.v. ENDE 1.3.1. Das Ende erweist und entscheidet alles. 1.3.1.1. Allg. Wander I s.v. Ende, Nr. 73. Huschenbett 2000, S. 322. Schröder 1982b, S. 112.
Sentenz
Literatur: TPMA II s.v. ENDE 1.3.1. Das Ende erweist und entscheidet alles. 1.3.1.1. Allg. Huschenbett 2000, S. 322. Schröder 1982b, S. 112.
2152,1; 3869,3; *5279,3.
3 Gralromane
Textstelle 5979,3 swaz grozer wirde hat ein anegenge, / nimt iz ein swachez ende, sin eren don der klinget niht die lenge.
5981,1 Man sol in han fur wise, der ie von erst was jehende: / ‚ist daz ende gGt an prise, so ist iz alles gGt.‘
6004,4 unbescheiden liebe hat tumber lFt an selden vil bet=ret.
Kontext
Überlieferung
Der Erzähler ermahnt sein Publikum, ein tugendhaftes Leben zu führen, um das Seeenheil zu erlangen (Exkurs über das [Lebens-] Ende).
D 5979,1-4: fehlen. X 5979,3f.: swie vil ez hat der wird mit anegenge . nimpt ez ein smaches ende . sein) er) den beleibtz nicht die lenge.
Paraphrase Was ruhmreich beginnt, büßt seinen Ruhm ein, wenn es schlecht endet.
Der Erzähler erB, D 5981,1-4: feh- Der Wert einer Samahnt sein Publilen. che entscheidet sich kum, ein tugendhafam Ende. tes Leben zu führen, um das Seelenheil zu erlangen (Exkurs über das [Lebens-] Ende).
Der Erzähler warnt am Beispiel Pelaies vor Eifersucht in der Liebe (Lohrangrine und Pelaie).
D 6004,1-4: fehlen. B 6004,4: fehlt. E 6004,4: Als unbescheiden.
Unvernünftige Liebe schadet dem Glück unerfahrener Menschen.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz Vgl. den biblischen Hintergrund: - melior est finis orationis quam principium Ecl 7,9 - Das ende eins dings ist besser, denn sein anfang Luther: Deutsche Bibel, VII.
Querverweise 1746,1f.; 5980,14; *5979,1; *5981,1.
Literatur: TPMA II s.v. ENDE 1.3.1. Das Ende erweist und entscheidet alles. 1.3.1.1. Allg. [führt diese Textstelle an]. Wander I s.v. Ende, Nr. 93. Huschenbett 2000, S. 322. Schröder 1982b, S. 112.
Sprichwort Formulierungstradition: - (G) Der diener: Ker dich ze gote, hab ruw umb din sunde; ist das end gGt, so ist es alles gGt. Entwurt des unbereiten sterbenden menschen: Owe, waz rede ist dis? Sol ich nu ruwen, sol ich mich keren? Seuse: Büchlein der ewigen Weisheit, 21, S. 282, Z. 4-7. Verwendung: - (E) Et cil respont: „Ce puet bien estre, / Mais molt par a en vos dur mestre.“ / - „Car tote rien, ce dit Gaudins, / Est bone se bone est la fins.“ Partonopeu de Blois, 9145-9148. - (L) Ich bin dir lange holt gewesen, vrowe biderbe unde guot. / vil wol ich daz bestatet hân! du hâst getiuret mînen muot. / swaz ich dîn bezzer worden sî, ze heile müez ez mir ergân. / machest dû daz ende guot, sô hâst du ez allez wol getân Dietmar von Aist MF 33, 29 (MFMT, III, 2, 1-4). - (L) gGter handelunge man danken sol. / Ouch sol man sich des vlizen, daz man eim islichen dinge gebe ein gGt ende. / Ist daz daz ende ist gGt, so wirt ez alliz gGt an alle missewende Der Meißner, I, 14, 6-8. - (E) Wer daz ende an sehen kan / sînr werken, der ist ein wîser man. / wer an daz ende sehen wil, der kumt nicht ûf des riuwen zil. / daz ende krœnt und nicht der strît, / guot ende guoten namen gît. / daz ende wol vertrîben kan / die sünde, wer ez sihet an. / ein guot end macht allez guot, / guot ende niemer übel tuot. / der schifman in dem ende stât, / und richt daz schif, daz ez wol gât. / wer sich in daz ende leit, / der gewinnet selten leit Boner: Edelstein, C, 89-102. - (G) Mer spräkt dat, unde is ôk al ware, / Allen wärken werd lov gesägd / In deme ende, alse men se lägt: / Darumme sprikt ein maister frûd: / Is de ende gûd, so is alle gûd. / God geve uns sülken ende, / Dat wi sine gnade finden Der Leyen Doctrinal, 32. - (Schreibervers) Principium lauda, dum sequatur bona caude. / Cum finis bonus est, totum laudabile tunc est Klapper: Schreiberverse, 139 (Hs. Ende 14. Jh.). - (S) Ist deynde goet so eest all goet - Totum laudatur finis si laude beatur / Si finis bonus est totum laudabile tunc est Proverbia Communia, 436. - (S) Erwig das end. Im außkern findt man wer in die stub hofirt hab. Das end bewert all ding. Ist das end gGt/ so ists alles gGt Franck: Sprichwörter, I, 40r (S. 72, Z. 14-17). Literatur: Friedrich 2006 s.v. ende, S. 146: „Sprichwort“. Neukirchen 2006, S. 268: „Sprichwort“. TPMA II s.v. ENDE 1.3.1. Das Ende erweist und entscheidet alles. 1.3.1.1. Allg. [führt diese Textstelle an]. Walther, 28485. Wander I s.v. Ende, Nr. 53. Huschenbett 2000, S. 322. Rüther 2007, S. 235-237.
Sentenz
Literatur: Huschenbett 2000, S. 325.
3733,1f.; *5979,1; *5979,3.
3 Gralromane
Textstelle 6015,4 scham den elementen brichet mange forme durch ir wirde.
6027,4 wan die daz unreht fFrent, der herze mGz in vorhte sin daz lebende.
6050,4 vri willekur des herzen ertwingent selten bliden oder mangen.
6316,3 die lFte sint ot niht gelich des mGtes: / der ziuhet hin, her wider der.
Kontext
Überlieferung
Der Erzähler erE 6015,4: Die klärt, warum Pelaie scham; Zerbrichet; den Einfluß der Na- manigen. tur bändigen kann (Lohrangrine und Pelaie).
Paraphrase Durch Schamgefühl ist die Natur zu bändigen.
Der Erzähler warnt anläßlich der Ermordung Lohrangrines durch die Verwandten seiner Frau vor unrechten Taten (Lohrangrine und Pelaie).
D 6027,1-4: fehlen. Wer unrecht handelt, A, B 6027,4: flvhte. muß in Furcht leben. X 6027,4: swer in recht erchande . die waren all in todes vorchte lebende.
Der Erzähler lobt angesichts der allgemeinen Sündhaftigkeit der Menschen die Gottestreue der Gralgesellschaft.
D 6050,1-4: fehlen. Der freie Wille ist B 6050,4: selten durch Gewalt nicht mangen] dicke der zu bezwingen. svnde belangen. X 6050,4: ertwinget weder phetenær noch mangen.
Priesterkönig Johan ermahnt Parzifal, dem er seine Herrschaft anbietet, auf die Einheit seines Landes zu achten.
D 6316,1-4: fehlen. Die Gesinnungen der E 6316,3: niht ge- Menschen sind verlich] vnglich. schieden. X 6316,3: lewt die sint et nicht all geleiches mFtes.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz
Sentenz Verwendung: - (D) Swie tougen ieman missetuo, / er sol doch vorhte hân dar zuo Freidank: Bescheidenheit, 34,15f. - (E) Doe quamen tes sconinx houe / Alle die diere groet ende cleene / Sonder vos reynaert alleene / Hi hadde te houe so vele mesdaen / Dat hire niet dorste gaen / Die hem besculdich kent ontsiet / Also was reynaerde ghesciet Vos Reynaerd, 48-54. - (D) Allez dinc nimmer bœse ende hête, / Swer ez mit gotes vorhten tête. / Swaz man âne gotes vorhte tuot, / Daz kan nimmer werden guot. / Swie heimlich ieman missetuo, / Er sol doch vorhte haben dar zuo Hugo von Trimberg: Der Renner, 13219-13224. - (S) Pavor hiis qui operantur malum. Dicitur esse timens que conscia sit miseri mens. Parcet hic se qui sentit iniqua sequi Versus proverbiales, 45. - (E) Quant le roy ot diné, point ne fit là estral; / L’ostesse commanda à Dieu l’especial, / A le voie se mist en baissant le nasal, / Car on dist bien souvent ung parler communal: / Que tout adez se doute ly hons qui a fait mal Hugues Capet, 5633-5637. - (Dr) Das alt sprichwort noch warhafft redt: / Wer ein böß stück gemachet hat, / Der fürcht darnach ein rauschend blat. / Also unserm könig auch ist, / Der mit gewalt und hinderlist / Sein bruder trib auß dem köngreich, / Fürcht er, es gscheh im auch dergleich / Von disem ungeboren kind Sachs: Romulus und Remus, 148, 20-27. Vgl. den biblischen Hintergrund: - si autem male feceris time Rom 13,4. - Thustu aber b=ses, so fFrchte dich Luther: Deutsche Bibel, VII. Literatur: TPMA X s.v. SCHLECHT 4.3.5. Wer Böses tut, fürchtet sich (soll sich fürchten). Huschenbett 2000, S. 328.
Sentenz
Literatur: TPMA XIII s.v. WOLLEN 4. Freier Wille. Wander V s.v. Wille, Nr. 17.
Sentenz Vgl. das Sprichwort: - (S) Quot capita, tot sensus; crebro apud nostros dicitur, quod et Terentius dixit, et plures alii, et Persius: Velle suum cuique est, nec voto vivitur uno. et Quintilianus in Declamat. dicit naturam nobis non minus numerosas animorum, quam corporum dedisse formas Bebel: Proverbia Germanica, 380.
Querverweise
3 Gralromane
Textstelle
RG 5,4 (nach 6327,4) swer guten sin erkennet, den sal dei sorge wol an frevden chrenchen.
Kontext
Überlieferung
Der Erzähler erJ 5,4: Den] Der. mahnt im Regenbogengleichnis das Publikum zu gläubiger und tugendhafter Lebensführung.
Paraphrase
Der Verständige wird sich nicht zu sehr der Freude hingeben.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
→ Tan 50. Literatur: Nyholm 1990, S. 280: „politische Feststellung“. TPMA X s.v. SITTE 2.1.1. Soviel Menschen, soviel Sitten. Walther, 23582. Wander III s.v. Mensch, Nr. 723. Thornton 1977, S. 162.
Sentenz Vgl. den Gedanken: - (S) Sęlich is de, de de vrouwede der werlt klein achtet. / Felix in minimis terrarum gaudia ponens Tunnicius: Sprichwörtersammlung, 771. Literatur: TPMA III s.v. FREUDE 2.2.3. Wohl dem, der die Freude der Welt verschmäht.
5157,4.
3 Gralromane
Auswertung Im ›Jüngeren Titurel‹ wird vor allem zur Vermittlung der im Zentrum des Romans stehenden Tugendlehre, insbesondere durch den ständig präsenten Erzähler, kontinuierlich auf sentenzhaftes und sprichwörtliches Wissen zurückgegriffen. Frequenz: Der ›Jüngere Titurel‹ enthält insgesamt 225 Sentenzen und Sprichwörter (inkl. Anspielungen). Bei 6408 Strophen (≈ 44856 Verse1) ergibt dies pro Beleg eine durchschnittliche Dichte von 28 Strophen (≈ 199 Verse). 14 der Belege (6%) sind sprichwörtlich: – Sprichwörter: 12; Anspielungen auf ein Sprichwort: 2. – Sentenzen: 193; Anspielungen auf eine Sentenz: 18.
In folgenden Passagen ist eine Häufung von Belegen festzustellen: (1) (2) (3) (4) (5) (6) (7) (8)
Prolog: 22,1; 23,1; 24,1; 25,3; 51,1; 51,3; 52,4; 55,2; 56,3; 57,3. Jugend Titurels: 182,2; 224,1; 236,1; 242,1; 248,1; 262,3; 267,4. Beschreibung des Gralbergs und des Graltempels: 303,1; 306,4; 307,4; 308,1; 395,2. Thronrede Titurels: 518,3; 564,3; 571,4; 598,3. Minnegeständnis: 723,1; 723,3; 730,2; 730,2a; 732,4. Rückblick auf den Kampf um Ninyve: 829,1; 832,4; 838,3; 843,4; 844,2; 846,2. Kampf um Baldac: 857,4; 869,4; 884,4; 926,1; 940,3. Verlesen der Brackenseilinschrift: 1883,2; 1885,1; 1900,3; 1906,1; 1906,2; 1909,1; 1917,1; 1918,1; 1918,3; 1919,2; 1920,2; 1920,3; 1923,2; 1924,2; 1927,2. (9) Zweites Turnier auf Floritschanze: 1990,4; 2010,3; 2044,4; 2061,1; 2065,1; 2065,2; 2065,4; 2082,4; 2121,2; 2121,3; 2150,1; 2150,4; 2151,3; 2211,1; 2250,4; 2251,1. (10) Tugendbrücke: 2405,3; 2405,4; 2414,3; 2414,4; 2416,3; 2417,3; 2417,4. (11) Festmahl im Lager des Königs von Marroch: 2434,2; 2435,4; 2436,3; 2449,2. (12) Raub der 300 Damen: 2454,2; 2465,1; 2470,3; 2481,3. (13) Exkurs über den Wert der Dichtkunst: 2949,4; 2950,2; 2953,1; 2957,1. (14) Krieger Ackerins: 3132,1; 3132,2; 3132,4; 3156,4; 3206,1; 3219,4; 3244,4. (15) Orientschlacht: 3489,2; 3489,4; 3566,4; 3595,2. (16) Ehre-Exkurs: 3867,2; 3868,1; 3870,1; 3871,3; (17) Zweiter Teil der Orientschlacht: 3987,3; 3989,1; 4103,2; 4201,3; 4202,3; 4207,2; 4273,4; 4297,3. (18) Exkurs über Kay: 4555,3; 4557,3; 4558,2; 4558,3. (19) wirde-Exkurs: 5279,3; 5285,4; 5288,1; 5288,2.
1
Basierend auf einem Umrechnungsfaktor von sieben Versen je Strophe.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
(20) Besuch der Verwandten bei Sigune: 5398,3; 5403,3; 5436,1; 5548,1. (21) Exkurs über das (Lebens-)Ende: 5979,1; 5979,2; 5979,3; 5981,1.
Nicht in die Tabelle aufgenommen wurden nach den zugrunde gelegten Begriffen folgende in der Forschung als sentenzhaft oder sprichwörtlich klassifizierte Stellen: 7,2: TPMA V, S. 152, Nr. 262; 26,1: Singer 1898, S. 412; 49,4: Brode 1966, S. 25; 244,1: TPMA X, S. 391, Nr. 24; 832,4: TPMA I, S. 341, Nr. 59; 1190,4: Neukirchen 2006, S. 160; 1110,1: TPMA XII, S. 24, Nr. 96; 1191,4b: Neukirchen 2006, S. 160; 1385,2: TPMA IV, S. 143, Nr. 97; 1723,3: TPMA VI, S. 89, Nr. 109; Wander II, Sp. 637, Nr. 96; 1906,4: Brode 1966, S. 26; 2791,1: Brode 1966, S. 199f.; 2888,3: Wander I, Sp. 761, Nr. *305; 3232,3: Schulze 1860, S. 85; 3401,4: TPMA IX, S. 13, Nr. 167; 3595,4: TPMA VII, S. 341, Nr. 54; 3636,2: TPMA VIII, S. 164, Nr. 45; 3739,2: Schröder 1982a, S. 36; 4080,3: TPMA XIII, S. 462, Nr. 116; 4082,2: TPMA V, S. 181, Nr. 886; 4116,1: TPMA IX, S. 238, Nr. 2; 4762,1: Friedrich 2006 s.v. walt, S. 449; 5544,4: TPMA I, S. 197, Nr. 332; 5911,3: TPMA VII, S. 359, Nr. 138.
Sprecher: Auf den Erzähler entfallen 170, auf die Figuren 55 Belege (24%). Sieben der Figurenbelege werden von weiblichen Figuren gesprochen (13%). Die Figurenbelege verteilen sich auf elf männliche (inkl. einer Gruppe) und vier weibliche Sprecher. Die häufigsten Sprecher sind Tschinotulander mit zehn, Baruch Ackerin und Ypomidone mit je fünf und Titurel mit vier Belegen. Die Figuren spielen als Sprecher von Sentenzen und Sprichwörtern insgesamt eine eher untergeordnete Rolle. So finden sich auf der Inschrift des Brackenseils, die von einem Schreiber verlesen wird, gleich 15 Sentenzen. Darüber hinaus entfallen auf die allegorische Gestalt der Frau Aventiure mit vier Sentenzen mehr Belege als auf jede andere weibliche Figur. Der Erzähler ist, gemessen an der Sentenz- und Sprichwortverwendung der untersuchten Texte, mit 76% der Belege weit überdurchschnittlich vertreten. Verw endung: Die Figuren verwenden Sentenzen und Sprichwörter überwiegend, um zu ermahnen, zu loben oder zu ermutigen. Daneben werden Sentenzen und Sprichwörter zu vielfältigen Zwecken eingesetzt: Melianz z.B. verwendet sie, um seiner Aussage Nachdruck zu verleihen (2507,1), Ypomidone, um andere von seinem Vorhaben zu überzeugen (3370,4). Tschinotulander rechtfertigt mittels Sentenzen nicht nur sein Verhalten gegenüber Sigune (723,1; 723,3), sondern belehrt sie auch über das Wesen rechter Liebe (730,2; 730,2a; 732,4). Der Erzähler verwendet Sentenzen und Sprichwörter vornehmlich zur Vermittlung der Tugendlehre, indem er z.B. vor bestimmten Handlungsweisen warnt oder zu vorbildlichem Verhalten auffordert. Es finden sich auch explizite Erläuterungen bzw. Belehrungen (z.B. 2250,4; 2934,3; 2949,4; 2950,2; 3566,4; 3868,1; 5436,1). Daneben setzt er Sentenzen und Sprichwörter vor allem dazu ein, das
3 Gralromane
Verhalten der Figuren einer kritischen Betrachtung zu unterziehen: Einerseits lobt er ihre Vorbildlichkeit und sucht ihre Handlungen bzw. ihr Schicksal einsichtig zu machen, andererseits verurteilt er unangemessene Verhaltensweisen, so daß sich eine differenzierte Bewertung der Figuren ergibt. Schließlich nutzt er Sentenzen, um seine Glaubwürdigkeit zu beteuern (55,2; 3395,3). In einigen Fällen deutet er mit Hilfe von Sentenzen das zukünftige Geschehen voraus (664,4; 1075,2; 1294,4; 2372,2; 2581,3; 4973,4). Überlieferung: Nach HUSCHENBETT2 läßt sich die handschriftliche Überlieferung des ›Jüngeren Titurel‹ im wesentlichen in zwei Handschriftenzweige (I, II) gliedern, zwischen denen erhebliche Abweichungen feststellbar sind. Diese Beobachtung trifft auch auf die Überlieferung der Sentenzen und Sprichwörter zu. Die Tradierung der Belege ist in den Handschriften des Überlieferungszweigs I (Hss. A, B, D, E), denen auch der Text der Ausgabe folgt, weitgehend konstant. Nur dreimal wird der Sentenzstatus aufgehoben (1004,4; 1864,4; 2722,2), an einigen Textstellen findet sich eine Sentenz anderen Inhalts (701,4; 846,2; 1453,4, 2949,4; 3308,4; 3489,2; 4273,4). Gestützt wird der Status einiger Belege dagegen durch die Hinzufügung von Einleitungspartikeln (wan: 518,3; 730,2; 1885,1; 2250,4; 2436,3; 2470,3; 3566,4; 3738,3; 4297,3; 4892,3; so: 2405,3; als: 6004,4) oder durch eine verallgemeinernde Formulierung (1004,4; 2082,4). Demgegenüber weist die Handschrift X, die den Überlieferungszweig II vertritt, größere Eigenständigkeit auf. Neben Textstellen, die Sentenzen anderen Inhalts bieten (25,3; 248,1; 518,3; 701,4; 765,4; 869,4; 1453,4; 1532,4; 2494,2; 3156,4; 3489,4; 3698,1; 4592,3; 4973,4; 5081,1; 5115,1), finden sich auch einige, bei denen der Sentenzstatus nicht aufrecht erhalten wird (633,4; 664,4; 1569,3; 1920,2; 3810,4; 4910,2; 6027,4). Einmal fehlt die Einleitungsformel (2946,1), sechsmal die gesamte Textstelle (702,4; 838,3; 1917,1; 1918,1; 1918,3; 4658,1). Nur selten wird der Status durch zusätzliche einleitende Konjunktionen (2121,2; 2691,1) oder eine verallgemeinernde (1004,4; 5665,1) bzw. leichter verständliche Formulierung (846,2; 3132,2) gestützt. Die Handschriften A und X bieten für die Sentenz 714,4 eine Wolframs ›Titurel‹ näher stehende Formulierung als der Text der Ausgabe. Vgl. in diesem Zusammenhang vor allem auch die Formulierung, die X für 701,4 bietet. Themen: Folgende inhaltliche Schwerpunkte des Textes werden auch in Sentenzen und Sprichwörtern reflektiert:
2
Vgl. HUSCHENBETT, 2VL, Bd. 1, Sp. 169f.
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
– Auswirkungen der Lebensführung auf das Seelenheil: 22,1; 182,2; 236,1; 518,3; 571,4; 1864,4; 1917,1; 1919,2; 3395,3; 3698,1. – Erwerb und Verlust von Ansehen: 869,4; 2250,4; 2414,4; 2497,2; 2691,1; 3566,4; 4558,2; 5279,3; 5285,4; 5979,1; 5979,2; 5979,3. – Erziehung des Menschen: 306,4; 765,4; 5288,1; 5288,2. – Liebe: (1) Erwerb und Erhalt der Liebe: 711,1; 714,4; 730,2; 1906,1; 1906,2; 2933,1. (2) Überlegenheit wahrer Liebe: 730,2a; 1453,4; 1532,4; 2934,3; 2946,1. – Maßhalten: 1228,4; 1917,1; 1918,1; 1918,3; 2494,2; 2497,2; 2820,3; 4202,3. – schame als Leittugend: 926,1; 1920,2; 1920,3; 2324,4; 5564,3; 5565,1; 5565,3; 6015,4. – Tapferkeit und Feigheit: 844,2; 846,2; 1577,1; 1577,3; 2121,2; 2121,3; 2414,3; 2722,2; 3374,3; 3688,4; 5757,4. – Unabwendbarkeit des Schicksals: 307,4; 1294,4; 1936,4; 4273,4. – Vergänglichkeit weltlicher Dinge: 51,1; 51,3; 52,4; 56,3; 57,3; 153,2; 154,1; 307,4; 598,3; 1004,4; 2470,3; 4103,2. – Wechsel von Freude und Leid: 267,4; 395,2; 664,4; 1055,4; 1075,2; 1099,3; 1099,4; 1160,4; 2150,1; 2211,1; 2372,2; 2449,2; 2454,2; 2465,1; 2581,3; 4892,3.
Stil: In stilistischer Hinsicht ist festzustellen, daß sich in Albrechts ›Jüngerem Titurel‹ alle im Untersuchungskorpus nachweisbaren Typen von Sentenzen finden. Bei der Mehrzahl der Belege handelt es sich um einzügige Formulierungen. Recht häufig treten auch zweizügige3 Sentenzen mit einer verallgemeinernden Sentenzeröffnung durch swer und einem Folgesatz auf. Daneben finden sich Einleitungen durch swâ (701,4; 723,1; 765,4; 5115,1), swie (770,1; 3810,4), swes (2939,1; 4273,4), swaz (3308,4; 5979,2), swem (4202,3) oder swenn (4892,3). Außerdem können die Sentenzen durch zusätzliche Elemente erweitert oder Satzfolgen umgekehrt werden. Gelegentlich kommen kontrastive Gegenüberstellungen vor (z.B. 242,1; 564,3; 1906,1; 2150,4; 2820,3; 2949,4; 4892,3), seltener rhetorische Fragen (3132,1; 5081,1) oder Imperative (1909,1; 2150,4). Der Zusammenhang zwischen Strophenform und Gestaltung der Sentenzen ist also offenbar geringer ausgeprägt als in Wolframs ›Titurel‹. Dies zeigt sich auch daran, daß im ›Jüngeren Titurel‹ nur etwa die Hälfte der Sentenzen einen Umfang aufweist, der einer Langzeile entspricht; die Sentenzen überschreiten zudem häufig die Versgrenze. Nur ein knappes Drittel der Belege steht im Schlußvers einer Strophe, zumeist ohne vorausdeutende Funktion. In 15 Fällen folgen zwei oder drei Belege unmittelbar ohne Zwischenvers aufeinander (Doppel- oder Dreifachsentenzen). Diese Belege stehen durchweg in einem 3
Als einzügig wird eine aus einem Syntagma bzw. einem einfachen Hauptsatz bestehende Vollsentenz verstanden. Als zweizügig wird eine aus einem Haupt- und einem Nebensatz bzw. zwei Hauptsätzen bestehende Vollsentenz verstanden.
3 Gralromane
inhaltlichen Zusammenhang, wobei entweder ein Gedanke aus zwei unterschiedlichen Perspektiven erläutert wird (770,1/770,2; 730,2/730,2a; 2417,3/ 2417,4; 3132,1/3132,2; 3308,2/3308,3/3308,4; 3412,1/3412,2; 4558,2/4558,3; 5565,1/ 5565,3; 5979,1/ 5979,2/5979,3) oder konträre Fälle genannt werden (1906,1/ 1906,2; 1920,2/ 1920,3; 2405,3/2405,4; 2414,3/2414,4; 5082,3/5082,4). Lediglich einmal liegt eine nur lose thematische Verknüpfung vor (3308,3/ 3308,4). Eine Besonderheit der Sentenzbildung im ›Jüngeren Titurel‹ besteht in der häufigen Verwendung von Wortspielen, die in den meisten Fällen auf Alliterationen beruhen (1453,4; 1906,1; 1927,2; 1990,4; 2950,2; 3301,2; 4207,2; 4557,3; 4910,2; 5279,3; 5285,4; 5548,1; 5979,1; 5981,1). An Rahmenelementen, die das Vorliegen von Orientierungs- oder Erfahrungswissen signalisieren, sind zu verzeichnen: Einleitungselemente: – wan … (zu 138,2; Erzähler) – wart hie mit der manunge nicht entwalet, / daz … (zu 395,2; Erzähler) – dar an di wisen sullen wol gedenken: / … (zu 598,3; Titurel) – wan … (zu 633,4; Erzähler) – wan … (zu 884,4; Erzähler) – daran gedenken jung und ouch di alten: / … (zu 940,3; Erzähler) – wan … (zu 1228,4; Tschinotulander) – wan … (zu 1569,3; Erzähler) – daz merken beide alt und ouch di jungen, / daz … (zu 1577,3; Erzähler) – wan … (zu 1900,3; Schreiber, das Brackenseil lesend) – wan … (zu 2044,4; Erzähler) – si sagent alle, … (zu 2065,2; Erzähler) – Dise rede geliche habt in solcher achte: / … (zu 2150,1; Erzähler) – wan … (zu 2416,3; Erzähler) – wan … (zu 2417,3; Erzähler) – wan … (zu 2481,3; Erzähler) – wan … (zu 2497,2; Erzähler) – ich rat, daz … (zu 2711,4; Erzähler) – wan … (zu 2934,3; Erzähler) – wan … (zu 2946,1; Erzähler) – Ez mac geschehen dicke, daz iz sich also stellet [,] / … (zu 3989,1; Erzähler) – wan … (zu 4592,3; Erzähler) – wan … (zu 5288,2; Erzähler) – wan … (zu 5398,3; Erzähler)
3.3 Albrecht: Jüngerer Titurel
– ich han vernomen dicke nahen und verre /…, daz suln … (zu 5615,3; Parzifal) – ir wizzet wol, daz … (zu 5757,4; Erzähler) – wan … (zu 5852,3; Erzähler) – Man sol in han fur wise, der ie von erst was jehende: / … (zu 5981,1; Erzähler) – wan … (zu 6027,4; Erzähler) Ausleitungselemente: – … . // Des mGsten ouch hie liden die grozer eren wielten (zu 2250,4; Erzähler) – …, daz merket alle (zu 3292,1; Ypomindon) – … , als man ie sagete. (zu 3867,2; Erzähler) – … . / der Waleis der geliche tet. (zu 5828,1; Erzähler) kombiniertes Element: – wan … ; / daz wart hie wol bescheinet (zu 5398,3; Erzähler)
Vorlage(n): Die Sentenzen des ›Parzival‹-Prologs werden im ›Jüngeren Titurel‹ wieder aufgenommen und im Sinne einer dualistischen Weltdeutung ausgelegt. Auch 1923,2 greift auf eine Sentenz aus Wolframs ›Parzival‹ zurück. Der Status aller Belege aus Wolframs ›Titurel‹ bleibt erhalten. Einige der im ›Parzival‹ und ›Titurel‹ mit Hilfe von Sentenzen und Sprichwörtern ausgeführten Themen (Jugend, Liebe, schame, Leid und Freude) sind auch für den ›Jüngeren Titurel‹ zentral. In stilistischer Hinsicht erinnert Albrechts Sentenzverwendung stark an diejenige Wolframs. Die aus dem ›Parzival‹ bekannten Formtypen finden sich in ihrer Vielfalt auch im ›Jüngeren Titurel‹. Die Auswirkungen der Strophenform auf die Gestaltung der Sentenzen sind dagegen geringer als in den ›Titurel‹-Fragmenten zu veranschlagen. Besonderheiten: Wegen des Gebetseingangs fehlt eine Exordialsentenz. Sentenzen und Sprichwörter setzen erst mit der Paraphrase des ›Parzival‹-Prologs ein. In 2010,3, 2251,1, 3987,3 und 3989,1 klingen Sentenzen Gottfrieds von Straßburg (8395, 13867, 13860) an. Ferner finden sich zahlreiche Belege, die Freidank-Sprüche aufgreifen (vgl. z.B. 139,4; 1099,3; 1990,4; 2065,1; 2449,2; 3132,4; 3206,1; 3292,1, 3308,3). 15 Sentenzen befinden sich auf dem Brackenseil (1883,2-1927,2), eine Sentenz (3698,1) auf einem Banner des Baruchs. 2065,2 erhebt einen Anspruch auf Sprichwörtlichkeit, doch ist der Sinn dieser Textstelle, zu der kein Vergleichsmaterial vorliegt, unklar. Möglicherweise bringt sie zum Ausdruck, daß man in große Angelegenheiten großzügig investieren oder mit guten Ratschlägen nicht geizen soll.
3.4
›Lohengrin‹
Der in der Ausgabe von CRAMER 768 Strophen umfassende ›Lohengrin‹ entstand zwischen 1275/76 und 13001 und ist in der zehnzeiligen Strophe des Schwarzen Tons aus dem ›Wartburgkrieg‹ verfaßt. Das Werk verbindet die bekannte Schwanenrittersage mit Versatzstücken des ›Wartburgkriegs‹, der ›Sächsischen Weltchronik‹ u.a.m. Als Autor gibt sich im Stollenakrostichon des Epilogs ein sonst nicht bekannter Nouhuwius zu erkennen. Inhalt: Das Werk beginnt mit einem Abschnitt aus dem ›Rätselspiel‹ des ›Wartburgkriegs‹ (1-300),2 der u.a. dazu dient, Wolfram von Eschenbach als Erzähler der mit Vers 301 einsetzenden ›Lohengrin‹-Handlung zu etablieren. Berichtet wird von der verzweifelten Situation Elsams von Brabant, die von Graf Friedrich von Telramunt, einem Vasallen ihres verstorbenen Vaters, zur Ehe gedrängt wird. Als sie ihn abweist, klagt Friedrich sein vermeintliches Recht bei Kaiser Heinrich I. ein. Elsams Tränen bringen ein Glöckchen zum Läuten, dessen Ton auf wunderbare Weise zum Gral, bei dem sich auch König Artus, Ginover und die Artusritter aufhalten, vordringt und das erst verklingt, als Parzivals Sohn Lohengrin durch eine Inschrift auf dem Gral zum Gerichtskämpfer für Elsam bestimmt wird. Ein Schwan zieht ihn in einem kleinen Schiff bis nach Antwerpen (301-810). Dort wird zu Lohengrins Begrüßung ein Festmahl mit Tanz und höfischen Vergnügungen veranstaltet. Elsam begibt sich anschließend mit ihrem Rechtskämpfer Lohengrin in die Nähe von Mainz, wo der Kaiser einen Gerichtstag abhält. Friedrich von Telramunt wird von Lohengrin im Rechtskampf besiegt und auf Geheiß des Kaisers hingerichtet. Daraufhin heiraten Lohengrin und Elsam; diese muß ihm jedoch zuvor versprechen, nie nach seiner Herkunft zu fragen (811-2530). Nach dem Hochzeitsfest unterstützt Lohengrin den Kaiser bei seinem siegreichen Kampf gegen die Ungarn und begleitet ihn anschließend nach Köln. Als der Papst den Kaiser nach Rom einlädt, ruft Heinrich I. die Fürsten, unter ihnen auch Lohengrin, zu einer Versammlung in Mainz zusammen. Weil der Papst inzwischen von den Sarazenen bedrängt wird, bietet man ein großes Heer auf, in dem Lohengrin durch seine ritterliche Gesinnung besondere Beachtung findet. Mit gemischten Gefühlen verbringen er und Elsam die Nacht vor dem Aufbruch (2531-3870). In einem Heerlager südlich von Mailand erhält Heinrich I. durch einen päpstlichen Boten die Nachricht, daß auch der griechische Kaiser mit seinen Truppen
1 2
Vgl. BERTELSMEIER-KIERST/HEINZLE 1993, S. 418-424, bes. S. 423f. Ungeachtet der strophischen Form des Textes wird im folgenden, dem überwiegenden Usus der Forschung entsprechend, nach der durchgehenden Verszählung zitiert.
3.4 Lohengrin
herbeigeeilt, aber von den Heiden in die Flucht geschlagen worden sei. Daraufhin stellt sich das Reichsheer zur Schlacht. Während des Kampfes wird Lohengrin vermißt, ein Bote kann dem Kaiser aber seine Unversehrtheit vermelden. Nachdem die Heiden besiegt worden sind, versammeln sich die Christen und erfahren, daß Lohengrin während der Schlacht von den Aposteln Petrus und Paulus unterstützt wurde (3871-6610). Als Begleiter des Kaisers begibt sich Lohengrin zurück nach Köln, wo er auf seine Gattin trifft. Zu Zweifeln an Lohengrins adliger Abkunft verleitet, bricht Elsam das Frageverbot. Er verspricht ihr, sie über seine Herkunft aufzuklären, sobald sie zu Hause angekommen sind. Auch der Kaiser sagt zu, mit dem Paar nach Brabant zu reisen, wo Lohengrin den Anwesenden seine Identität aufdeckt. Daraufhin erscheint der Schwan, mit dem Lohengrin wieder entschwindet (6611-7300). Der Roman schließt mit einem auf der Grundlage der ›Sächsischen Weltchronik‹ verfaßten Ausblick auf die Geschichte des ottonischen Herrscherhauses (7301-7620) sowie einem Epilog (7621-7670). Vier Textzeugen. A: Heidelberg, UB, Cpg 364, Anf. 14. Jh.; B: Heidelberg, UB, Cpg 345, ca. 1457; M: München, BSB, Cgm 4871, 1461; Cf (Koblenzer Fragmente): Berlin, SBB-PK, Mgf 724, um 1300.3 Zugrunde gelegt wird die Ausgabe von CRAMER (Lohengrin).
3
Vgl. CRAMER, 2VL, Bd. 5, Sp. 899f.
3 Gralromane
Textstelle 311 Got loeset reht wol swie er wil, dekeiner helfe sînen tugenden ist ze vil.
426 sît daz got übermüete niendert minnet
553 gestanden swert ist guot ze grôzer herte.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler erM 311: Got der loklärt, wie der wun- set wol wie er wil. dersame Klang eines Glöckchens die Aussendung Lohengrins bewirken konnte.
Gott erfüllt das Recht auf seine Weise.
Königin Ginover er- M 426: Seind das mahnt die Damen got vbermüt ninder der Artus- und mynne. Gralgesellschaft zur Demut (am Gral).
Gott haßt Hochmut.
Walbân begründet, B, M 553: Bestanwarum er und nicht den. der noch unerfahrene Lohengrin zum Gerichtskämpfer bestimmt werden sollte (am Gral).
In entscheidenden Kämpfen bedarf es der Erfahrung.
3.4 Lohengrin
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Sentenz Vgl. die Rezeption im Lorengel: - (E) Wann got erloset wen er wil. / fur war seiner genaden der ist also vil Lorengel, w 3, 1f. Literatur: Schulze 1987, S. 154 [führt diese Textstelle an]. TPMA V s.v. GOTT 10.1. Gott ist nichts unmöglich [führt diese Textstelle an]. Deutsches Rechtswörterbuch VIII, s.v. lösen, II 13. Unger 1990, S. 97.
Sentenz Verwendung: - (S) Odit adhuc deus, a quo prima superbia uicta est Egbert von Lüttich: Fecunda ratis, I, 404. - (S) Actibus et uerbis, homo tu, quicumque superbis, / Hoc retine uerbum: deus odit quemque superbum Florilegium Gottingense, 24. - (G) Kinder, wenne uns Got visitiere, und vindet er uns nut in dem grunde der woren demFtikeit, so sint wir ubel dran, wan also die geschrift seit, Got hasset die hochvertigen, den demFtigen git er sine gnode; wanne also vil me demFtig, also vil grosser gnoden; also vil minner demFtig, also vil minner gnoden in siner visitacien Tauler: Predigten, 323,18-22. - (S) De hoverdigen hatet got unde de lude. - Omnipotens et mortales odere superbum Tunnicius: Sprichwörtersammlung, 891. Vgl. den biblischen Hintergrund: - nec superbi ab initio placuerunt tibi Iudith 9,16. - Es haben dir die Hoffertigen noch nie gefallen Luther: Deutsche Bibel, Buch Judith 9,13. Literatur: TPMA VI s.v. HOCHMUT 2.5. Gott hasst (zerbricht, missachtet, bestraft, erniedrigt) die Hochmütigen. Walther, 303.
Sentenz Verwendung: - (E) Ich wil iuch fürbaz kunt tuon, / Ez si reiger oder daz huon, / Kein valkner ez gefahen kan, / Er muoz ez mit wizheit an gan, / Mit bereit gemachtem vederspil. / Da mit vahet er waz er wil. / Daz junge vervahet nicht. / Dar uff so habe zuoversiht! / Waz wilde ist, dem bin ich gram, / Ich halt mich an daz zam. / Ie han ich gehœret sagen / Lange zit bi minen tagen, / Daz helde gern gestanden swert, / Sie achten die niuwen bonen wert, / Die alten künnen wol kleingen, / So die niuwen gar zuspringen. / Ein gestanden swert ist goldes wert, / So man der niuwen niht engert Meister Altswert: Das alte Schwert, 6,24-7,8. Vgl. die Rezeption im Lorengel: - (E) bestanden swert ist gut zu solcher herte Lorengel k 29,3. Literatur: Friedrich 2006 s.v. Schwert, S. 396 [führt diese Textstelle an]. TPMA X s.v. SCHWERT 4. Erprobtes Schwert ist viel wert [führt diese Textstelle an]. Wander IV s.v. Schwert, Nr. 1. Zingerle 1864 s.v. SCHWERT, S. 137 [führt diese Textstelle an].
328f., 1639, 7496; *7500.
3 Gralromane
Textstelle
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler weist B 983: es mGst sich Alles Irdische ist die Wunschvorstel- alles enden. vergänglich. lung einiger Tänzer ez muoz sich alles enden Ân die gotes trinitât, zurück, der Tanz diu ist geimmert sô daz sie niht en- möge ewig dauern des hât. (Begrüßungsfest). 983
1017 Wan ich hân gehôret ie ein vreude die andern bringe, als von des gastes kunft geschach.
Der Erzähler erklärt, warum die Stimmung am Brabanter Hof zuversichtlich ist (Begrüßungsfest).
Eine Freude bringt die andere mit sich.
3.4 Lohengrin
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz Verwendung: - (L) Or couvient tout aler à fin: / Une maladie toucha / La damoisielle, et s’acoucha / Et si trespassa en brief tans Jean de Condé I, 1,180-183. - (L) Le cours de ceste vie humaine / N’est c’un petit trespassement / Quant au corps qui a mort nous maine, / Et je vous monstreray comment. / Car puis qu’om a eutendement, / On desire Yver, puis Esté, / Qu’il soit jour, qu’il soit avespré, / Pasques, Toussains, la Saint Martin, / Panthecouste, Printemps, Noé / Ainsis va chascuns a sa fin Eustache Deschamps, 1090 (Chacun va à sa fin), 1-10. - (G) Alles dinghes een einde, dat merk ic wal, / sonder dine minne, o reine fonteine: / die dat bekent, en dwaelt niet al. / du biste teder ende maghet reine, / vol van ghenaden, staet mi in staden! / ich moet begheven cortelic dit leven: / och wilt mi dan beraden Middelnederlands geestelijk proza, 35, 5. - (L) Sich auff mit sinn und tů die welt bekennen / wenn der schimpf am besten ist / so spricht die witz es s=ll sich allweg trennen // All sach die nacht dem end / an ewikait doch got / ich wen das iemant wend / bÖpstleich gericht noch kaiserleich gebot // Davon so la dir süntleich begir zerrinnen / von weltleich fr=d ward nie so groß / es liess sich an dem lesten trurig vinden Hugo von Montfort, 15,5-14. - (G) Sâ diz allez nû ergât, / sâ wêne ich, daz die werelt hât / iedoch ir loufes leste zil. / Ich wêne, daz die werelt wil / unlange in deme loufe gân, / wan allez dinc mûz ende hân. / Ich wên, daz ende danne gât / und die zît ouch vaste nât, / daz sich der jungestlîche dac / dan nit vil lange vristen mac Erlösung, 6525-6534. Vgl. den biblischen Hintergrund: - omne opus corruptibile in fine deficiet Sir 14,20. - Alle vergenglich ding mus ein ende nemen Luther: Deutsche Bibel, XII. Literatur: TPMA II s.v. ENDE 1.1.1. Alles hat ein Ende. 1.1.1.1. Allg. [führt diese Textstelle an]. Wander I s.v. Ende, Nr. 1, 61. Kerdelhué 1986, S. 30.
Sentenz Verwendung: - (L) Tostemps aug dir q’us ioys autre n’adutz / Per que no . m vuelh nulh temps de ioy partir, / Q’ab ioy fuy natz et ab ioy, on que . m vir, / Suy e seray, qu’aissi . m suy catengutz Peire Raimon 16,1-4. - (L) Vos sabetz, dona gentil, clara, / Que us plazers autre n’ adutz; / E per so car mi soi rendutz / A vos et al vostre voler, / Per razo m deuria valer / Amors e servirs e merces / E sufrensa e bona fes, / E vey que negus no m’ acor Amanieu des-Escas, S. 20. Literatur: TPMA III s.v. FREUDE 7.1.1. Eine Freude bringt die andere [führt diese Textstelle an]. Wander I s.v. Freude, Nr. 39 [führt diese Textstelle an]. Zingerle 1864 s.v. FREUDE, S. 39 [führt diese Textstelle an]. Unger 1990, S. 199.
Querverweise 1346, 1987.
3 Gralromane
Textstelle
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
1586
Graf Friedrich von Telramunt, der von nû gilt ez doch niht anders danne Lohengrins Ankunft verunsichert ist, ein sterben. spricht sich selbst angesichts des bevorstehenden Zweikampfs Mut zu.
Man soll den Tod nicht fürchten, weil man nur einmal stirbt.
Der Erzähler betont das breite Angebot swer kurzwîle suochen wolt bî in, an höfischen Verdaz vand er. gnügungen für die Fürsten in Mainz.
Wer gewillt ist zu suchen, der findet.
3470
3.4 Lohengrin
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Anspielung auf eine Sentenz
Querverweise 2779.
Formulierungstradition: - statutum est hominibus semel mori Hbr 9,27 - den Menschen ist gesetzt, ein mal zu sterben Luther: Deutsche Bibel, VII. Verwendung: - (E) Nous n’avon nules armes fors nos bourdons pesant; / Mès nous ne sommez mie Lombart ne païsant, / Ains sommes chevaliers hardi et combatant: / Au besoing doit chascun prouver son hardement, / Si que ja jougléor male canchon n’en chant. / Chascun n’a c’une mort, pour voir le vous gréant; / Ains que nous i mouron, nous vendron richement Gaufrey, 6163-6169. - (E) Il a ci ses paiens et ses Turs assamblés; / Se vos volïés croire mon cuer et mon pensé, / Nous l’irïons ja tous de traïson reter, / Et s’il a tant en lui corage ne bonté, / Il s’an desfendera, je vous di par verté. / Chascuns n’a c’une mort à soffrir n’à passer; / Quant Diex vient à plaisir, si la prenez an gré. / Certes, miels voil morir que vivre à tel lasté Gui de Bourgogne, 2129-2136. - (E) doch genant ich vnd genaz, / swie mir were von klépfen we. / ich gedaht: „du kanst nét me / wan aines dodes ersterben. / solt du da von verderben, / du mNst es fragen etwas […]“ Johann von Konstanz: Minnelehre, 232-237. - (D) Welt ir den krieg nicht lâzen, / ich bin ouch krieges herzen. / Ich wil mich darnâch sâzen, / sol ich sunst an schulde tragen smerzen. / Ich wil ê slâfen ob ich sol verderben, / daz iuch mîn tôd mGz riuwen. / Zwâr ich sol doch niur eines tôdes sterben Des Minners Klage, 635,1-8. - (E) Lieber here/ sprach Maller/ wes wellent ir nu begynnen/ wellent ir nit vnderst) dise boßheit zu rechen/ So myr got der mich geschaffen hat/ Hett ich uch die hant glübe nit getan Jch wolte yetz widdr vmb riten/ vnd wolt uwern bruder erstechen/ Solte ich wol dar vmb erhangen werden/ Man mochte mir doch nit mee dann eynen tot an getun/ Jch hoffen ouch ich welle vor myme tode dise groß boßheit groblich rechen Elisabeth von Nassau-Saarbrücken: Loher und Maller, Bl. 60rb. - (S) Et meismement li […] messires Jehans en fu durement repris de son frère, et de aucuns de son propre conseil, pour tant qu’il leur sambloit que li entrepresure estoit si haute et si perilleuse, selonch les descors et les grandes haynes qui adonc estoient entre les haus barons et les communs d’Engleterre, et selonch ce que li Englès sont communement envieus sour toutes estragnes gens, quant il sont à leur deseure et meismement en leur pays, que cescuns avoit paour et doubtance que li dis messires Jehans ne nulz de ses compagnons peuist jamais revenir. Mais, quoi que on li blasmast ne desconsillast, li gentilz chevaliers ne s’en volt onques relaiier. Ains, dist que il n’avoit que une mort à souffrir, qui estoit en le volenté de Nostre Signeur Froissart: Chroniques, I, 2, S. 24, 20-25, 2. → Lan 7343 → Cr 20670 → UTr 2293. Literatur: Friedrich 2006 s.v. tôt, S. 410. Schulze 1987, Nr. 282. TPMA XI s.v. TOD 4.1.1. Man stirbt nur einmal. Wander IV s.v. Sterben, Nr. 84.
Anspielung auf eine Sentenz Formulierungstradition: - (E) Dieus dist en l’Evangile, / Ou n’a fable ne ghile, / Ki querre volt il troeve: / En tous lieus, par saint Gille, / En cans, en bos, en vile / On trueve s’on lui rueve Robert de l’Omme: Miroir de vie et de mort, Prol. 2, I, 1-6. Verwendung: - (E) Wer sGcht der findt, hab ich geh=rt Einnahme von Doornick, 1, 1. - (L) Wer suecht da ist würdt finden, / wer gibt, der Würdt gewehrt Volkslied auf den Herzog Ulrich, 30.
2366, 3835, 4240, 5160.
3 Gralromane
Textstelle
Kontext
Der Erzähler begründet beim AufNâch dem künne dicke daz herze gebot des Heeres tuot, vor dem Zug gegen reht als nâch der würze saf sich die Sarazenen die ritterliche Einstelverwet ir bluot swenn sie der meie mit künfte kan lung Lohengrins mit betouwen. dessen AbstamAlsô bluot der von Prâbant nâch sî- mung von König nes stammes saffe. Artus. 3814
3831 Nû ist genuogen liuten kunt, daz diu nazzen ougen habent süezen munt, sô wirt die süeze ouch oft und dicke gesuochet.
Der Erzähler begründet, warum Lohengrin sich in der Abschiedsnacht vor dem Kriegszug gegen die Sarazenen von Elsam besonders angezogen fühlt.
Überlieferung
Paraphrase
Die Abstammung bestimmt den Charakter.
Weinende Frauen sind besonders reizvoll.
3.4 Lohengrin
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Vgl. den biblischen Hintergrund: - quaerite et invenietis Mt 7,7 - Suchet, so werdet jr finden Luther: Deutsche Bibel, VI. → Pz 593,25 → GTr 18110; 19523 → UTr 2446. Literatur: Schulze 1987, S. 139, Nr. 195. TPMA XI s.v. SUCHEN 5.1. Wer sucht, findet, und wer finden will, muss suchen. Walther, 24589a. Wander IV s.v. Suchen, Nr. 29, 38.
Anspielung auf eine Sentenz Formulierungstradition: - (L) Ieglich wurze verwet nâch dem saffe ir bluomen bluot, / als ouch diu werde minne ir friundes bilde tuot; / der minne varwe ist glanz, / swâ sich diu zeiget âne meil, dâ ist diu werde minne ganz Der Marner, 15, 351-354. Verwendung: - (D) Nehéin natura nemág pézera sîn . dánne íro ánagénne. Argumentum ab efficientia. Sólih íst nôte daz effectum . sólih tiu efficientia íst. Fóne díu chît man in prouerbio. Qualis radix . tales et rami. Uuîo mág óuh tánne summum bonum bézera sîn . tánne gót . tér is ánagénne íst? Notker III. von St. Gallen: Boethius, De consolatione Philosophiae III, S. 157, 6-11. Literatur: TPMA XIII s.v. WURZEL 1. Wie die Wurzel, so Baum und Pflanze, Zweig und Knospe, Blüte und Frucht [führt diese Textstelle an]. Wander V s.v. Wurzel, Nr. 23. Unger 1990, S. 178.
Sprichwort Formulierungstradition: - (E) ouch ist genuogen liuten kunt, / weindiu ougn hânt süezen munt Wolfram: Parzival, 272,11. Verwendung: - (L) Der trûric man nam urloup balde alsus: / ir liehten vel diu slehten / kômen nâher. sus der tac erschein. / weindiu ougen - süezer vrouwen kus! Wolfram: Lieder, 1, III, 1-4. - (E) Durch not nass augen plicke / sannd si im manig stund. / (so hör ich sagen dicke, / das nass augen tragen vast súessen mund!) Fuetrer: Buch der Abenteuer, 914, 1-4. - (E) Als dise schön und adelich junckfraw mit pitterm zäher vergiessen die zwen so gar erpärmklich anrüefte, so das ir geperd und pet durch ain stainen hertz möcht gedrungen haben, do wurden sy paid mit ir betrüebt und erseuftzen; wann es ist wol ain wares wort, das man spricht, das rainer frawen nasse augen haben zuckersüessen mund Fuetrer: Bayerische Chronik, 128 (S. 89, Z. 9-15). → Pz 272,11. Literatur: Friedrich 2006 s.v. ouge, S. 320. TPMA I s.v. AUGE 16. Nasse Augen machen das Küssen süsser [führt diese Textstelle an]. Wander I s.v. Auge, Nr. 231. Zingerle 1864 s.v. AUGE, S. 15 [führt diese Textstelle an]. Kerdelhué 1986, S. 283.
1490f., 4761f., 6653-6655.
3 Gralromane
Textstelle
Kontext
Überlieferung
Der Erzähler erB 4066: man kür klärt, warum die von wurtz) da resman sagt, man kür von würzen Könige des christli- sen. smac dâ [lies: den (?)] raezen. chen Heeres bei einem Bankett jeder an einem eigenen Tisch sitzen. 4066
4691 Der keiser sprach: „nû bis gewert alles des dîn munt betlîchen an mich gert, […].“
5530 man vant ie und noch lewen und rinder.
Der Kaiser verspricht dem Boten die Erfüllung eines angemessenen Wunsches, falls dieser die Rückkehr des unverwundeten Lohengrin vermelden kann.
Der Erzähler kommentiert den Verlauf des Kampfes zwischen Christen und Heiden (Sarazenenschlacht).
Paraphrase Das Besondere nimmt man wahr.
Einer angemessen vorgetragenen Bitte soll entsprochen werden.
A 5530: noch fehlt. Es gibt immer TapB 5530: Man fant ie fere und Feige. lewen vnd rinder.
3.4 Lohengrin
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Sprichwort Vgl. die Formulierungen: - (E) Et ne vous doubtez, Dieu nous aidera. Se ilz sont moult et nous pou, plus point un grain de poivre que dix sestiers de froment. La victoire ne gist pas en grant multitude de peuple, mais en bon gourvernement Jean d’Arras: Mélusine, S. 99. - (E) Ich han von reken streit gehört, / Von Alexanders hie und dört, / Der Trojaner gantz und gar / Mit den Kriechen hin und dar / Und der Römer dort und hie: / Ich vernam des zellens nie. / Dar umb so wisst und ist mein rat: / Der nicht auf zehen tausent hat / Gewappenter zuo seinem streit, / Der chüm gegangen mit eim scheit, / Mag er nicht gevaren bas, / Und schlach die veinde in das gras! / Ein pfefferchorn vil rässer ist / Dann ein grosser hauffen mist Wittenwiler: Der Ring, 7428-7441. Literatur: Röhrich 1994, s.v. Pfeffer, S. 1159. TPMA IX s.v. PFEFFER 1. Der Pfeffer ist scharf und sticht, brennt und wärmt.
Anspielung auf eine Sentenz Formulierungstradition: - (E) ein man sol betlichen gern; / den mac man deste baz gewern. / swer unbetlichen gert, / der sich selben gar entwert Der Stricker: Wolf und Weib, 59-62.
58-60, 12211223, 1234f., *7024.
Verwendung: - (S) Swer mich der dinge bæte, / diu ich doch gerne tæte, / der bete solte ich in gewern, / wolt er ir zühteclîchen gern Freidank: Bescheidenheit, 132,12-15. - (L) Swer biten muz und biten sol / und betelicher gabe gert, / Des biten zimt zu hören wol, / und ist nicht übel, wirt er gewert. / Ein betelich gabe, ein billich bieten, / die zwei sint wol von einer art. / unbillich bete hat sich bewart / vor wisen, vorbedachten siten Frauenlob, XIII, 8, 18. - (G) Noch mues ich dich vragen me: / Dw hast ain wort gesprochen ee, / Das der mensch werde gewert / So er betleicher bete gert. / Nu dunchet mich wie des nicht sey, / Und han gemerchet das da bey: / Vil maniger bittet gar bettleich / Und sprichet: „herre Got von himelreich, / Hylf mir von sunden und aus not / Und das mich der gehe tot, / Herre Got, nicht begreiffen muesse / Uncz ich dier wol puesse!“ / Den Got doch nicht erhoret hat Heinrich von Burgeis: Der Seele Rat, 2629-2641. - (E) Yedoch hat mich die fraw vor fert / Gewert, des ich heUr da pitt, / Das sy in raines weibes sitt / Sich tü enthalten hin, als her. / Des kan sy mer, dann ich beger, / Vnd versaget mir ir keins. / Wer b*ttlich kan begeren ains, / Der wirt gewert dester Ee, / Vnbättlich bätt für eren gee; / Das ratt ich meinen friunden Hätzlerin: Liederbuch, 2, 58, 346-355. → Iw 4544 → Cr 1033; 5033 → HTr 4275. Literatur TPMA II s.v. BITTEN 4.5. Einer berechtigten Bitte wird entsprochen (soll man entsprechen) [führt diese Textstelle an]. Wander I s.v. Bitte, Nr. 14.
Sentenz
531.
3 Gralromane
Textstelle
Überlieferung
Paraphrase
5801
Der Erzähler erklärt, warum das Nû habt ir alle wol vernumen: Sarazenenheer nach swem daz houbet siechet, daz der Flucht Gêrfridem lîht ist kumen dolts von Affricân wêtage und smerz mit krankheit zurückweicht (Sarazenenschlacht). sînem lîbe. Alsô den heiden hie geschach.
M 5671-5845 fehlen. A 5802: swenn daz hovbet. B 5802: Wan das houbt. A, B 5802: daz dem libe ist komen.
Wenn die Herren sich untugendhaft verhalten, folgt ihnen darin die Menge nach.
Der Erzähler kommentiert die Flucht des SarazenenheeDiu manheit volget ir rehten res (Sarazenennâch, sô ist ûf die vluht der zageheit al- schlacht). wege gâch
M 5671-5845 fehlen. B 5821: volgt irem rechten. B 5822: zagheit alle weg).
Der Tapfere geht seinen Weg, der Feige wendet sich zur Flucht.
5821
Kontext
3.4 Lohengrin
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz
Querverweise 3509, 56175620.
Formulierungstradition: - (G) Inter ipsos quoque sensus, et omnia membra corporis, principalem locum obtinet caput, in quo visus et odoratus, auditus et gustus est. Cum igitur caput doluerit, omnia membra debilia sunt. Et per metaphoram docet, quod a principibus usque ad extremam plebem, a doctoribus usque ad imperitum vulgus in nullo sit sanitas: sed omnes in impietatem pari ardore consentiant Hieronymus: Commentaria in Isaiam Prophetam, 15, B. Verwendung: - (S) Fabrica concusso fundamine tota uacillat, / Et capite infirmo tabescunt cętera menbra Egbert von Lüttich: Fecunda ratis, I, 765f. - (D) der fGrsten sunde diu ist gemæine. / sieht der geleit boslichen, / er wiset uns alle angestlichen. / ist das houbt ze aller stGnt / einem manne ungesunt, / ez wirret den geláden vaste. / ia, d=rrent ouch eines boumes aste, / ob den wGrtzen wirret iht Thomasin von Zerklære: Der welsche Gast, 2322-2329. - (L) Ich hœre sagen, daz ein bispel in den buochen ste: / swen(ne) so daz houbet siechet, so ist al dem libe we; / daz ist in der werlde schin, / daz houbet siechet leider al ze fere. / Der babes solte ein houbet sin der Kristenheite gar, / unt daz er si beschirmete vor den unrehten dar; / er solte ouch ir rihter sin: / nu dunket mich, wie er sie gar verliere Stolle, 13. - (E) daz hôhst gelit ist daz houbt: / sô daz mit siechtum wirt betoubt, / zehant lazzent unde sterbent / alliu gelit und verderbent, / diu daz mensche an im hât. / ze gelîcher wîs ez stât / umb hôhe kunig und lantfursten: / sô die sint in den getursten, / daz si die scham verkiesent / und die sinne verliesent, / daz in diu tugent wirt wilde, / dâmit si guot bilde / irem volc solden vor tragen, / sô beginnent ouch verzagen, / die in tugenden lebten vor, / und jagent ûf der fursten spor / mit den bœsen werken allen, / darumbe daz si gevallen / den selben herren dester baz Ottokar von Steiermark: Steirische Reimchronik, 24494-24512. - (D) doch haben die alten war gesait: / „wenn der abt die würfel trait, / so spilen die münich alle geren.“ / also ist es hie pei den herren. / wann si ain recht peispil trüegen, / so möcht sich das hart gefüegen, / man müest in recht tuen hinnach. / aber wenn das haubt ist swach, / so sein die andern gelider gemain / nimmer mer wol in ain. / und was die grossen herren an / tragen, das ist recht getan, / und trüeg er halt ain sauhaut, / so wolt mans tragen überlaut. / da von so sei wir geschaffen / als die jungen wilden affen Vintler: Pluemen der tugent, 9098-9113. - (L) es kompt als von den höptern dar, / die sich emblössen offenbar, / und das unrecht machen zam / an götlich vorchte, sunder scham. / gaistlich, weltlich, wer das tüt, / der ist von sünden nicht behüt. / wan siecht das houbt durch blöden wanckh, / Die glider werdn alle kranckh Oswald von Wolkenstein, 112, 205-212. - (S) Alze eth houet swaret bedrouen syck alle lede Proverbia Communia (Jellinghaus), 33. - (S) Als dat hovet krank is, so is dat hele licham krank. - Quando caput langet, tristantur quilibet artus Tunnicius: Sprichwörtersammlung, 66. Literatur: TPMA V s.v. HAUPT 1.3. Krankes, schwaches und schmerzendes Haupt beeinträchtigt Leib und Glieder [führt diese Textstelle an]. Walther, 4050. Wander II s.v. Haupt, Nr. 33f. Kerdelhué 1986, S. 181.
Sentenz
1654-1660, 1824f., 19011903, 2114f., 2780, 28172820, 3539f., 4141f., 4156, 4287f., 4412f., 4721-4730, 5513-5515, 6075-6080.
3 Gralromane
Textstelle 5921 Alsus diu werlt noch hiute lebt: maniger trûrt, dâ bî vil muotes in vreuden swebt. daz lâzen sîn.
Kontext Der Erzähler kommentiert die unterschiedlichen Stimmungen nach der Sarazenenschlacht.
Die Christen kommentieren* die Rede des Kaisers, der got ist alle wege helfe rîche ihnen eröffnet hat, Gein den, die im getrûwent wol und der herz mit andâht gein im ist daß die Apostel Peniht hol. trus und Paulus die laet er niht, er helfe in helficlî- während der che. Schlacht gegen die Sarazenen Lohengrin zur Seite gestanden haben. 6413
Überlieferung
Paraphrase In der Welt sind Freude und Leid immer gleichzeitig zu finden.
Gott hilft denen, die ihm vertrauen.
* Unger 1990, S. 217: „Lobpreis Gottes“.
7024 Ir sult sîn alles des gewert, des iuwer zühtic munt betlîchen an mich gert. taet ich des niht, mîn wirde waere gebrochen.
Der Kaiser verspricht Lohengrin, der von ihm möchte, daß er ihn nach Brabant begleitet, die Erfüllung eines angemessenen Wunsches.
Einer angemessen vorgetragenen Bitte soll entsprochen werden.
3.4 Lohengrin
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Sentenz Verwendung: - (E) Li traïtor en ont duel et frison, / Car bien volsissent que pendu l’éust on. / Mais .ī. proverbe en dient li clerson, / Qu’en duel en ville n’a pas comparison; / Quant li uns pleure, l’autre rire voit on Gaydon, 8488-8492. - (S) Li uns pleure, li autres rit Morawski: Proverbes français, 1129 (Hs. Ende 13. Jh.). - (Dr) JETHAM / Il n’en est plus nouvelles. / J’ay veu pastours et pastourelles / Faire leurs chéres solemnelles, / Le temps passé, sur la verdure / Et faire mille choses belles, / Mais les façons ne sont plus telles; / A ceste heure ce n’est que ordure. / SUFFENÉ / La ou l’un rit l’autre murmure. / SARRUG / La ou l’un pleure l’autre chante; / Il n’y a plus poix ne mesure, / Qui me semble façon meschante Mistére du Vieil Testament, 13308-13318. Literatur: TPMA XII s.v. WEINEN 1.3. Der eine weint, der andere lacht (singt). Wander V s.v. Weinen, Nr. 6. 312, 639, 673f., 687, 823, 846, 1221-1223, Verwendung: - (G) Der Gote getrúuuet . den scírmet oûh Got. Der aber ubermuôte ist . unde sih ze ímo 1396, 1932, 2013, 2540selbemo fersiêhet . der fállet Notker III. von St. Gallen: Psalter II, Ps. 90,1. 2543, 2560, 2632, 2701, Vgl. den biblischen Hintergrund: - qui sperat in Domino sublevabitur Prv 29,25 - Wer sich aber auff den HERRN verlesst, wird 3709, 3936f., 3959, 4541beschFtzt Luther: Deutsche Bibel, X, 2. 4543, 5054, 5076, 7200. Literatur: Schulze 1987, S. 79f. [führt diese Textstelle an]. TPMA V s.v. GOTT 32.5. Wer sein Vertrauen und seine Hoffnung auf Gott setzt (Gott liebt, fürchtet, ihm dient), dem ergeht es gut (der wird von Gott nicht verlassen) [führt diese Textstelle an]. Wander II s.v. Gott, Nr. 650.
Sentenz
Unger 1990, S. 217; 312.
Anspielung auf eine Sentenz Formulierungstradition: - (E) ein man sol betlichen gern; / den mac man deste baz gewern. / swer unbetlichen gert, / der sich selben gar entwert Der Stricker: Wolf und Weib, 59-62. Verwendung: - (S) Swer mich der dinge bæte, / diu ich doch gerne tæte, / der bete solte ich in gewern, / wolt er ir zühteclîchen gern Freidank: Bescheidenheit, 132,12-15. - (L) Swer biten muz und biten sol / und betelicher gabe gert, / Des biten zimt zu hören wol, / und ist nicht übel, wirt er gewert. / Ein betelich gabe, ein billich bieten, / die zwei sint wol von einer art. / unbillich bete hat sich bewart / vor wisen, vorbedachten siten Frauenlob, XIII, 8, 1-8. - (G) Noch mues ich dich vragen me: / Dw hast ain wort gesprochen ee, / Das der mensch werde gewert / So er betleicher bete gert. / Nu dunchet mich wie des nicht sey, / Und han gemerchet das da bey: / Vil maniger bittet gar bettleich / Und sprichet: „herre Got von himelreich, / Hylf mir von sunden und aus not / Und das mich der gehe tot, / Herre Got, nicht begreiffen muesse / Uncz ich dier wol puesse!“ / Den Got doch nicht erhoret hat Heinrich von Burgeis: Der Seele Rat, 2629-2641. - (E) Yedoch hat mich die fraw vor fert / Gewert, des ich heUr da pitt, / Das sy in raines weibes sitt / Sich tü enthalten hin, als her. / Des kan sy mer, dann ich beger, / Vnd versaget mir ir keins. / Wer b*ttlich kan begeren ains, / Der wirt gewert dester Ee, / Vnbättlich bätt für eren gee; / Das ratt ich meinen friunden Hätzlerin: Liederbuch, 2, 58, 346-355.
58-60, 12211223, 1234f., *4691.
3 Gralromane
Textstelle
7499 ez iehent diu kint: „selb taet dûz, selb dirz hab.“
7500 sus unreht hôchvart kund sich selb ie schenden.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler recht- B 7499: selb tet dirs fertigt die Hinrich- selb dirs habe. tung des Senators Crescencius und die Verstümmelung des falschen Papstes Johann durch Otto III. (Ausblick auf die Geschichte des ottonischen Herrscherhauses).
Jeder muß die Konsequenzen seines Handelns selbst tragen.
Der Erzähler rechtfertigt die Hinrichtung des Senators Crescencius und die Verstümmelung des
Hochmut führt zu Schande.
3.4 Lohengrin
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
→ Iw 4544 → Cr 1033; 5033 → HTr 4275. Literatur TPMA II s.v. BITTEN 4.5. Einer berechtigten Bitte wird entsprochen (soll man entsprechen) [führt diese Textselle an]. Wander I s.v. Bitte, Nr. 14.
Sprichwort Formulierungstradition: - (L) Wer hât ir gesaget maere, / daz mir ieman lieber waere? / der müeze als unsanfte ringen, / als ich tuon mit seneden dingen. / Sol mir an ir misselingen, / sô muoz in mîn sorge twingen! / tôre, kum dîns vluoches abe: / selbe taet, selbe habe Graf Rudolf von Fenis-Neuenburg, MF 85, 15-22 (MFMT VIII, 3, 1-8). - (D) welh wip sich also hin git, / ob die jamerlich ir zit / swendet und dar zuo ir leben, / diu sol die schult niemant geben / wan ir selben – das ist also. / si ist von ir selber schuld unfro, / si kumbt der klage von recht nicht abe. / selbe taete, selbe habe Ulrich von Liechtenstein: Frauenbuch, 1057-1064. - (G) Selbe tæte, selbe habe. Sô wirt der blint, sô wirt der lam; dû maht halt ûzsetzic werden von unmâze der stinkenden sünde, diu tœtelt. Selbe tæte, selbe habe. Daz dû dir selber gebriuwen habest, daz trink ouch selber Berthold von Regensburg, I, S. 435, Z. 18-22. Verwendung: - (G) Dar umbe mGzen si gevaren, / mit des hungeres dodes scharen, / die da in der hellen birnent, / inde nimer froude in gewinnent. / […] / ich sagen in die warheit: / gelovent si mir nit, dat is mir leit; / so wat in da schande geschiet, / int druen des in mach ich nit: / Selve dede, selve have; / ich keren mine reide her ave Das himmlische Gastmahl, 39-50. - (E) ez wære urlig oder vride, / si muosten dienen bî der wide, / und mousten iemer eigen sîn. / Selb tet, selb hab, der schade sî dîn! / ez ist noch wol (sô helf mir got!), / daz der lîd schaden unde spot, / der im selben nicht engan / der êren, die er wol möcht hân, / und nicht erkent, sô im ist wol Boner: Edelstein, XXIV, 37-45. - (G) Selbir thut, selbir hoth Proverbia Fridanci, 352 (Hs. 1461). - (S) zelue dede zelue hebbe - Quod fecit sibimet quisquis hoc tollere debet Proverbia Communia, 787. - (S) TUTE HOC INTRISTI, OMNE TIBI EXEDENDUM EST. Den brei hastu dir selbs kocht / iße jn auß. Selbs einbrockt/ selbs außgeessen. Selbs thon/ selbs gehon. Das günckelin so du angelegt/ mGstu selbs abspinnen. Hastu wol gekocht/ so richt wol an. Wiltu sanfft ligen/ so bett dir wol. Eittel guldine Sprichw=rter/ das einer bFß was er thon/ vnd niemand dann jm selbs die schuld gebe Franck: Sprichwörter, II, 81v (S. 331, Z. 1-9). - (E) Wem hat er sollen klagen? Selbs thon, selbs haben! Das la_s im ain ieder vatter ain witzigung und warnung sein, das er seine güeter nit leichtlicher oder von schlechter ursach wegen unnotwendigclich seinen kindern übergeb, dann es gerat gar selten Zimmerische Chronik, III, S. 92, Z. 19-23. → Cr 6807 → JT 242,1. Literatur: Friedrich 2006 s.v. tæte, S. 405 [führt diese Textstelle an]. Röhrich 1994, S. 1464f. SchmidtWiegand 1996, S. 285. TPMA X s.v. SELBST 4.4.1.1. Selbst getan, selbst gehabt [führt diese Textstelle an]. Wander IV s.v. Selbst, Nr. 38.
Sentenz Verwendung: - (E) von diu suln wir unseren hêrren / vurhten unde flêgen / mit zuhten unt mit guote, / mit grôzer deumuote. / ubermuot ist sô getân: / diu gescendet ie den man Kaiserchronik, 1134011345.
256, 328f., *426, 2206, 7497.
3 Gralromane
Textstelle
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
falschen Papstes Johann durch Otto III. (Ausblick auf die Geschichte des ottonischen Herrscherhauses). Der Erzähler erklärt, warum Heingewalt hât niht gunst, hât got mit rich II. Frieden und in [lies mit Lohengrin (Rückert): Recht schaffen ir] niht pflihte. konnte (Ausblick auf die Geschichte des ottonischen Herrscherhauses). 7590
7646 ob dar inn niht hât rîche kunst gehûset, Sô nemt willen vür diu werc an.
Der Erzähler bittet im Epilog um die wohlwollende Aufnahme seines Werkes, auch wenn es für unvollkommen erachtet wird.
A, B 7590: gewalt hat niht gutist. M 7590: niht fehlt.
Irdische Macht bedarf der Unterstützung Gottes.
Wo eine Handlung nicht möglich ist, soll man sich mit der Absicht begnügen.
3.4 Lohengrin
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Literatur: Friedrich 2006 s.v. übermuot, S. 418. TPMA VI s.v. HOCHMUT 5.5. Hochmut tut nichts Gutes, sondern schadet nur. Walther, 12465. Wander II s.v. Hochmuth, Nr. 22.
Sentenz
Literatur: Wander I s.v. Gewalt, Nr. 60. Unger 1990, S. 319.
Anspielung auf eine Sentenz Formulierungstradition: - (E) swâ ez [sc. dieses Buch] niht sî berihtet / mit rîmen und mit worten / enmitten und an beiden orten, / daz ez si alle dunke guot, / sô wizzen doch, er het sîn muot / daz er iz gerne hæt getân: / des sult ir in geniezen lân. / […] / dâ man niht baz getuon enkan, / sol man vür werc willen hân Lamprecht von Regensburg: Sanct Francisken Leben, 95-117. - (E) Ich stenn von rechter liebe groß, / Mer den ye kein stumm. / So betrachte ich dann, wo von es kumm, / Das mich lieb kan zu schanden machenn. / Ich merck, mein hercz weint in den sachenn / Vnd gibt als antwort fur den mundt. / Ich gedenck mir manig tausent stundt: / Wer gern thut vnd doch nit kan, / Da sol der wil fur die werck stann. / Nun hab ich aller ding verzagt Elbelin von Eselberg: Verzeichnis der Doctoren, I, 108-117. Verwendung: - (D) si genus est mortis male vivere, terra moratur, / et desunt fatis sola sepulchra meis. / denique opus curae culpetur ut undique nostrae, / officium nemo qui reprehendat erit. / ut desint vires, tamen est laudanda voluntas: hac ego contentos auguror esse deos Ovid: Ex Ponto, III, IV, 75-80. - (Br) Nam etsi non feci ut petieras, si non misi quod speraveras, agnoscis certe quia volui. Sufficiet autem voluntas, ubi deesse vides facultatem explendi. Denique etsi tibi nullam conferat utilitatem, vel mihi proficiet ad humilitatem Bernhard von Clairvaux: Epistulae, 87, 11. - (G) ich sitze ouch niht uf grüenem cle / von süezer rede touwes naz, / da wirdeclichen ufe saz / von Strazburc meister Gotfrid, / […] / der hæte, an alle vorhte, / dich gerüemet, frouwe, baz, / […] / davon du, frouwe, enphahen solt / den guoten willen für die werc Konrad von Würzburg: Die goldene Schmiede, 94-107. → Iw 4319 → GTr 16421. Literatur: Singer 1946, S. 160f. Singer 1947, S. 9. TPMA XIII s.v. WOLLEN 1.2. Der (gute oder schlechte) Wille allein ist ausschlaggebend. Wander V s.v. Wille, Nr. 38. Zingerle 1864 s.v. WILLEN, S. 175 [führt diese Textstelle an]. Unger 1990, S. 50.
1922.
3 Gralromane
Auswertung Im ›Lohengrin‹ werden Sentenzen und Sprichwörter sparsam verwendet. Die in der Regel pointierten Belege werden nicht selten durch Rahmenelemente markiert. Frequenz: Der ›Lohengrin‹ enthält insgesamt 21 Sentenzen und Sprichwörter (inkl. Anspielungen). Bei 768 Strophen (≈ 10752 Reimpaarverse1) ergibt dies pro Beleg eine durchschnittliche Dichte von 37 Strophe (≈ 512 Verse). Drei der Belege (14%) sind sprichwörtlich: – Sprichwörter: 3; Anspielungen auf ein Sprichwort: 0. – Sentenzen: 12; Anspielungen auf eine Sentenz: 6.
In folgenden Passagen ist eine Häufung von Belegen festzustellen: (1) (2) (3) (4) (5)
Am Gral: 426; 553. Begrüßungsfest: 983; 1017. Vor dem Zug gegen die Heiden: 3814; 3831. Sarazenenschlacht: 5530; 5801; 5821; 5921. Ausblick auf die Geschichte des ottonischen Herrscherhauses: 7499; 7500; 7590.
Nicht in die Tabelle aufgenommen wurden nach den zugrunde gelegten Begriffen folgende in der Forschung als sentenzhaft oder sprichwörtlich klassifizierte Stellen: 3191: TPMA III, S. 102, Nr. 220; 3291: TPMA VII, S. 214, Nr. 22; 5726: TPMA II, S. 449, Nr. 123.
Sprecher: Auf den Erzähler entfallen 15, auf die Figuren sechs Belege (29%). Eine Sentenz wird von einer weiblichen Figur gesprochen (17%). Die Figurenbelege verteilen sich auf vier männliche (inkl. einer Gruppe: Christen) und einen weiblichen Sprecher. Kaiser Heinrich I. ist die einzige Figur, für die zwei Belege zu verzeichnen sind. Der Erzähler ist, gemessen an der Sentenz- und Sprichwortverwendung der in diesem Handbuch untersuchten Texte, mit 71% der Belege stark vertreten. Verw endung: Der Erzähler benutzt Sentenzen und Sprichwörter, um den Handlungsverlauf und das Verhalten von Figuren zu erklären, begründen und
1
Basierend auf einem Umrechnungsfaktor von 14 Versen je Strophe.
3.4 Lohengrin
kommentieren. Dabei läßt er im Rahmen adlig-christlicher Wertvorstellungen mehrfach sein Rechtsverständnis anklingen (z.B. 311; 7499; 7500). Der Sentenzgebrauch der Figuren, die damit verbindliche Standpunkte ausdrükken, ist vielfältig (begründen, mahnen, Mut zusprechen, versprechen, kommentieren). Die Sentenzanspielungen des Kaisers sind Teil eines kommunikativen Rituals (4691; 7024). Überlieferung: Für die Überlieferung wurden die drei Handschriften A, B und M am Mikrofilm (M) bzw. an digitalisierten Fassungen (A, B) überprüft. Hinsichtlich der Sentenzen und Sprichwörter zeigt sich die Überlieferung konsistent. Abweichungen sind fast durchweg auf Fehler zurückzuführen; dies gilt auch für die beiden Belege, in denen M bzw. B gegenüber der Leithandschrift A keine sentenzhaften Formulierungen bieten (426; 983). Themen: Folgende inhaltliche Schwerpunkte des Textes werden auch in Sentenzen und Sprichwörtern reflektiert: – Gottes Hilfe: 6413. – Hochmut (superbia): 426; 7500. – Tapferkeit: 553; 1586; 5530; 5821.
Stil: In stilistischer Hinsicht ist festzustellen, daß der ›Lohengrin‹-Dichter kurze, zumeist einzügige2 Formulierungen bevorzugt, die er oft eigenständig prägt (z.B. 311; 5530; vgl. auch die zweizügigen3 Sentenzen 5821 und 7590). An Rahmenelementen, die das Vorliegen von Orientierungs- oder Erfahrungswissen signalisieren, sind zu verzeichnen: Einleitungselemente: – sît daz … (zu 426; Erzähler) – man sagt … (zu 4066; Erzähler) – Alsus diu werlt noch hiute lebt: / … (zu 5921; Erzähler) – ez iehent diu kint: … (zu 7499; Erzähler) Ausleitungselement: – … . / Alsô bluot der von Prâbant nâch sînes stammes saffe (zu 3814; Erzähler)
2 3
Als einzügig wird eine aus einem Syntagma bzw. einem einfachen Hauptsatz bestehende Vollsentenz verstanden. Als zweizügig wird eine aus einem Haupt- und einem Nebensatz bzw. zwei Hauptsätzen bestehende Vollsentenz verstanden.
3 Gralromane
kombinierte Elemente: – Wan ich hân gehôret ie / …, / als von des gastes kunft geschach (zu 1017, Erzähler) – Nû ist genuogen liuten kunt, / …, / sô wirt die süeze ouch oft und dicke gesuochet (zu 3831; Erzähler) – Nû habt ir alle wol vernumen: /… . / Alsô den heiden hie geschach (zu 5801; Erzähler)
Vorlage: Der Vergleich mit der ›Sächsischen Weltchronik‹ zeigt, daß der ›Lohengrin‹-Dichter gegenüber seiner Vorlage Sentenzen und Sprichwörter hinzugefügt hat (7499; 7500; 7590). Besonderheiten: Das Sprichwort 3831, das eine gewisse Hilflosigkeit Elsams und (erstmals im Text) das Element des Leides in der Beziehung von Lohengrin und Elsam zum Ausdruck bringt, befindet sich in der Mitte des Werkes.
4 Tristanromane
4.1
Eilhart von Oberg: ›Tristrant‹
Die erste deutschsprachige Tristandichtung, Eilharts von Oberg ›Tristrant‹, die zugleich die einzige vollständig erhaltene Versfassung des Stoffes ist, basiert vermutlich auf einer altfranzösischen Vorlage und umfaßt in der Ausgabe von LICHTENSTEIN 9524 Verse. Die Entstehungszeit des ›Tristrant‹ wird kontrovers diskutiert. Auch aufgrund der geringen Sentenzdichte und der Art der Sentenzverwendung wird hier eine Datierung in die Frühphase des höfischen Romans (1170er Jahre?) favorisiert.1 Inhalt: Nach einem Prolog, der Rezeptionsanweisungen gibt und das heldenhafte Verhalten des Protagonisten hervorhebt (1-53), setzt die Handlung mit der Geburt und Erziehung Tristrants ein. Als junger Mann begibt sich Tristrant nach Cornwall an den Hof seines Onkels König Marke, wo er im Zweikampf den irischen Provokateur Morold besiegen und das Land von einer langjährigen Zinspflicht befreien kann (54-930). Markes Barone neiden Tristrant jedoch seinen Erfolg am Hof und veranlassen ihn, sich als Brautwerber in das verfeindete Irland zu begeben. Dort gelingt es ihm, in einem Drachenkampf die blonde Prinzessin Isalde für Marke zu gewinnen (931-2258). Auf der Heimfahrt kommt es jedoch zu einer folgenschweren Verwechslung: Unwissentlich trinken Tristrant und Isalde von einem für das Brautpaar bestimmten Minnetrank und sind von nun an in heftiger Liebe aneinander gebunden (2259-2792). Nach der Hochzeit Markes und Isaldes intrigieren die Neider am Königshof erneut gegen Tristrant und bezichtigen ihn des Ehebruchs (Neid-Exkurs). Als Marke Gewißheit über die Beziehung Tristrants zu Isalde erlangt hat, beschließt er, das Paar hinrichten zu lassen. Doch die Liebenden können in einen Wald fliehen, aus dem sie erst zurückkehren, als die Wirkung des Minnetranks nachläßt (2793-4862). Während Isalde von Marke wieder aufgenommen wird, begibt sich der vom Hof verbannte Tristrant auf eine Abenteuerfahrt. In ihrem Verlauf gelangt er nach Karahes, wo er Isalde Weißhand heiratet (4863-6142). Dennoch sucht er mehrmals die blonde Isalde heimlich auf, wobei es auch zu einem Zerwürfnis zwischen den Liebenden kommt, das jedoch durch die Vermittlung von Isaldes Knappen Piloise geschlichtet werden kann (6143-8582). Als Tristrant während eines Freundschaftsdienstes für seinen Schwager Kehenis tödlich verwundet wird, kann er zwar noch die heilkundige blonde Isalde durch einen Boten zu sich rufen, doch erlebt er ihre
1
Die Versuche, den ›Tristrant‹ zu datieren, reichen von „Anfang der siebziger Jahre“ des 12. Jahrhunderts (WOLFF/SCHRÖDER, 2VL, Bd. 2, Sp. 416; vgl. auch BACKES 2002) bis „um 1190“ (MERTENS 1987, S. 263).
4.1 Eilhart: Tristrant
Ankunft nicht mehr. Auch Isalde stirbt daraufhin an der Bahre Tristrants den Liebestod (8583-9524).2 Sieben Textzeugen. M: Krakau, BJ, Berolinensia Mgq 661, Ende 12. Jh.; R: Ende 12. Jh., zerschnitten [Rm: München, BSB, Cgm 5249/31, Rd: Karlsruhe, LB, Don. 69, Rr: Regensburg, Bischöflische Zentralbibliothek, Fragment I.5.1]; St: Krakau, BJ, Berolinensia Mgq 1418, um 1200; S: St. Paul (Lavantal), Stiftsarchiv, Cod. 9/8., um 1300;3 D: Dresden, LB, Mscr. M 42, 1433; H: Heidelberg, UB, Cpg 346, 1460–1475; B: Berlin, SBB-PK, Mgf 640, 1461.4 Zugrunde gelegt wird wegen ihrer im Blick auf die Sentenzen sinnvollen editorischen Entscheidungen die Ausgabe von LICHTENSTEIN (Eilhart: Tristrant) unter Vergleichung der ›Tristrant‹-Fragmente im synoptischen Abdruck von BUSSMANN (Eilhart: Tristrant [Bußmann]) und der Hs. H nach der diplomatischen Ausgabe von BUSCHINGER (Eilhart: Tristrant [Buschinger]).
2 3
4
Vgl. zum Inhalt auch die Strukturskizze bei BUSCHINGER 1974, S. 73-83 und S. 110-211. Vgl. Hans GRÖCHENIG / Peter Hans PASCHER: Eilhart von Oberg: Tristrant. Neufund eines Pergamentfragmentes einer Handschrift des 13. Jahrhunderts aus dem Beneditkinerstift St. Paul im Lavanttal/Kärnten. In: Buchkunde. Zeitschrift für Buchkunde, Philologie und historische Hilfswissenschaften 1 (1984). S. 11-31. Vgl. auch Alois BRANDSTETTER: Über den Stellenwert des neugefundenen St. Pauler Fragments in der Überlieferung von Eilharts ‚Tristrant‘. In: Festschrift für Ingo REIFFENSTEIN zum 60. Geburtstag. Hrsg. von Peter K. STEIN, Andreas WEISS und Gerold HEYER. Göppingen 1988 (GAG 478). S. 339-352. Vollständig überliefert ist der Text nur den Handschriften D und H des 15. Jahrhunderts, die in enger Nachbarschaft zum Fragment S stehen; die frühen Fragmente (R, M, St) bieten vermutlich einen autornahen Text. Für die Textkritik relevant ist auch der Prosaroman ›Tristrant und Isalde‹ des 15. Jahrhunderts, der wahrscheinlich auf einer recht zuverlässigen EilhartHandschrift basiert (vgl. Eilhart: Tristrant [Bußmann], S. L).
4 Tristanromane
Textstelle 26 her ist klûkir sinne ein kint, swer sulche rede vorstôret die man gerne hôret und die nutze ist vornomen und gûten lûten wol mag vromen.
1396 sie sîn mîme neben haz dar umme daz he bederwe is
3113 swer gôt [lies: got] von herzin minnet und nâch den êrin [lies mit Rr: tugenden] ringet, dem volgit selden unheil.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler ruft sein Publikum im Prolog zur Aufmerksamkeit auf.
H 26-30a: wann der ist an tugend blind, / der solch red zerstört, / die man gern hört / und nútz ist, wirt s: vernommen. / s: mag mangen fromen / in innern und ussern sinnen.
Es ist unklug, den Vortrag angenehmer und nützlicher Geschichten zu stören.
Marke erklärt sich den Haß seiner Gefolgsleute auf Tristrant, den diese durch eine Heirat Markes enterbt wissen wollen.
H 1396: die sind Die Bösen hassen minem nefen gehaß, die Rechtschaffenen. / dar umb daß er biderb ist.
Der Erzähler verspricht denen Erfolg, die Gott lieben (Neid-Exkurs).
D 3113-3118: fehlen. H 3113-3115: wer von hertzen minnet, / ere und dar n"ch ringet, / dem volget seld und hail. Rr 3113-3115: Sver gôt mit herzin minnet / und nah d[en tugenden rin]get, / dem volgit selten unheil.*
Wer Gott aufrichtig liebt und nach Tugend strebt, dem wird kein Schaden geschehen.
4.1 Eilhart: Tristrant
Klassifizierung / Vergleichsmaterial /Literatur
Querverweise
Sentenz
Literatur: Tomasek 2005, S. 50f.: „Sentenz“.
Anspielung auf eine Sentenz Formulierungstradition: - (D) Sun, merke, daz diu mâze gît / vil êren unde werdekeit: / die soltû minnen zaller zît, / sô wirt dîn lop den werden breit. / ist daz den wandelbæren leit, / waz umbe daz? der bœsen haz / die biderben selten ie vermeit. / lebe dû in tugentlîcher aht / und lâ die krancgemuoten leben, / als in von arte sî geslaht Winsbecke, 31, 1-10. Verwendung: - (S) Virtus semper inuidiae patet Otloh von St. Emmeram: Liber proverbiorum, V 52. - (G) Swâ ein frome wîb kumit / unde si ein bôsin ginimit, / diu nah êron ist gizogin, / diu wirt alsô harte bitrogin / wande demo bôsin demo ist leit / allir slahte frumicheit Scoph von dem lone, 77-82. - (L) swen die bœsen hazzent âne sîne schult, / daz kümet von sîner frumecheit. / Trœstet mich diu guote alleine, / diu mich wol getrœsten mac, sô gæbe ich umbe ir nîden cleine Walther von der Vogelweide C, 50, III, 3-6 (L 73,37 - 74,3). - (E) ez was ie der bœsen site / daz man die frumen hazzen tuo Biterolf und Dietleib, 2486f. - (D) welhez wip der piderben hulde hat / und der ir muot uf ere stat, / die enruoche, waz ein boeser man / gen ir gereden immer kan, / ez schat ir nicht als umb ein stro. / umb boese liute stet ez so, / daz si den piderben tragent haz, / ir solt für war gelouben daz; / wem die boesen tragent nit, / der hat ere sine zit Ulrich von Liechtenstein: Frauenbuch, 885-894. → Lan 7806. Literatur: Friedrich 2006 s.v. bœse, S. 126. Tomasek 2005, S. 50 [führt diese Textstelle an]; S. 51. TPMA VIII s.v. NEID 2.1. Glück (Ruhm, Wohlstand, Tugend) hat viele Neider. Wander III s.v. Neid, Nr. 68.
Sentenz Verwendung: - (Schreibervers) Hab gott lieb vor allen dingn / So mag dir nit missgelingen Bartsch: Altdeutsche Handschriften, Nr. 46 (Pal. germ. 76, Bl. 32v, als Abschluß der Ackermann-Hs. B). - (D) Ejn weiser man zue seinem son sprach: / Wiltu gewynnen guet gemach, / Ich wil dir einen rat geben, / Daz du gewynnest ein guet leben. / Mynne got vor allen dingen, / So kan dir nicht misselingen Von dem weisen Mann und seinem Sohn, S. 680, 1-8. Vgl. die Rezeption im Prosaroman (faßt Eilhart 3113-3123 zusammen): - (E) jch halt aber. wer gott vor augen hab. nach frümmkeit stell. vnd sich tugent fleiß. dem schat die vngunst der boßhaften neider nicht hart Tristrant und Isalde, 1599-1601. Vgl. den biblischen Hintergrund: - diliges Dominum Deum tuum ex toto corde tuo et ex tota anima tua et ex tota fortitudine tua
3085-3099; *3119; *3134; 8859-8861.
4 Tristanromane
Textstelle
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
* Vgl. Eilhart: Tristrant (Bußmann), S. 11*: „Wagners Lückenangabe (etwa 13 Lettern) und der Text von P (frümkeit … tugend) plädieren für Ergänzung von [tugend] gegen Lichtensteins [mit eren].“
3119 Swer bedirwe und getrûwe ist unde dan wîse list mit setin an sîme herzin hât, der mag des habin gûtin rât, ab in die bôsen nîden.
3134 alsô michel ist der nît den die bôsin zû den gûten hân um daz sie vromigheit begân. Daz wart an Tristrande schîn.
Der Erzähler fordert zur Gelassenheit gegenüber Neidern auf (Neid-Exkurs).
Der Erzähler betont das Ausmaß, das der Neid annehmen kann (Neid-Exkurs).
Rr 3119-3123: [… / sver] biderbe und getriu ist / und dan wisliche list / [mit gutem si]ten an sin herze hât, / der mag des habin gGtin [rat, / daz in diu] bosin niden. H 3121: mit gGttem sitten an sinem hertzen h"t. H 3123: daß in die bösen n:den.
Dem Rechtschaffenen können Haß und Mißgunst der Bösen nicht schaden.
Die Bösen hassen die Rechtschaffenen.
4.1 Eilhart: Tristrant
Klassifizierung / Vergleichsmaterial /Literatur
Querverweise
Dt 6,5 - Vnd solt den HERRN deinen Gott, liebhaben, von gantzem Hertzen, von gantzer Seele, von allem Vermügen Luther: Deutsche Bibel, VIII. Literatur: Tomasek 2005, S. 50 [führt diese Textstelle an]; S. 51. TPMA V s.v. GOTT 32.2. Man soll Gott lieben (ihm dienen, gehorchen, ihn fürchten). Ebd. 32.5. Wer sein Vertrauen und seine Hoffnung auf Gott setzt (Gott liebt, fürchtet, ihm dient), dem ergeht es gut (der wird von Gott nicht verlassen) [führt diese Textstelle an].
Sentenz
*1396; *3134.
Verwendung: - (S) Invidiam ferre aut fortis aut felix potest Publilius Syrus: Sprüche, I 17. Vgl. die Rezeption im Prosaroman (faßt Eilhart 3113-3123 zusammen): - (E) jch halt aber. wer gott vor augen hab. nach frümmkeit stell. vnd sich tugent fleiß. dem schat die vngunst der boßhaften neider nicht hart. Ob sy wol ein weile fürgang habent. Kommet doch zG dem aller letsten. das in jr teyl auch würdett daruon Tristrant und Isalde, 15991603. Literatur: Stiebeling 1905, S. 60: „Spruch“. Tomasek 2005, S. 50 [führt diese Textstelle an] S. 56; S. 51. TPMA VIII s.v. NEID 3.3. Die Guten (Starken) müssen (können) Neid ertragen.
*1396; 30853099; *3119; 7118-7121; Formulierungstradition: - (L) swen die bœsen hazzent âne sîne schult, / daz kümet von sîner frumecheit. / Trœstet 8859-8861. mich diu guote alleine, / diu mich wol getrœsten mac, sô gæbe ich umbe ir nîden cleine Walther von der Vogelweide C, 50, III, 3-6 (L 73,37 - 74,3).
Anspielung auf eine Sentenz
Verwendung: - (S) Virtus semper inuidiae patet Otloh von St. Emmeram: Liber proverbiorum, V 52. - (G) Swâ ein frome wîb kumit / unde si ein bôsin ginimit, / diu nah êron ist gizogin, / diu wirt alsô harte bitrogin / wande demo bôsin demo ist leit / allir slahte frumicheit Scoph von dem lone, 77-82. - (D) Sun, merke, daz diu mâze gît / vil êren unde werdekeit: / die soltû minnen zaller zît, / sô wirt dîn lop den werden breit. / ist daz den wandelbæren leit, / waz umbe daz? der bœsen haz / die biderben selten ie vermeit. / lebe dû in tugentlîcher aht / und lâ die krancgemuoten leben, / als in von arte sî geslaht Winsbecke, 31, 1-10. - (E) ez was ie der bœsen site / daz man die frumen hazzen tuo Biterolf und Dietleib, 2486f. - (D) umb boese liute stet ez so, / daz si den piderben tragent haz, / ir solt für war gelouben daz; / wem die boesen tragent nit, / der hat ere sine zit Ulrich von Liechtenstein: Frauenbuch, 890-894. → Lan 7806. Literatur: Friedrich 2006 s.v. bœse, S. 126. Tomasek 2005, S. 50 [führt diese Textstelle an]; S. 51. TPMA X s.v. SCHLECHT 2.2.5. Die Schlechten hassen und schädigen die Guten.
4 Tristanromane
Textstelle
Kontext
Piloise bittet in Isaldes Auftrag den wen gnâde ist bezzir denne recht. verärgerten Tristrant, zu ihr zurückzukehren. 7256
Überlieferung B 7255-7258: fehlen. St 7256: [… / wan genade is besser] danne recht. H 7256: gn"d ist besser dann recht.
Paraphrase Gnade ist wirkungsvoller als strenge Rechtsausübung.
4.1 Eilhart: Tristrant
Klassifizierung / Vergleichsmaterial /Literatur Sprichwort Formulierungstradition: - (E) Der grâve sprach: „Daz muoz sîn / leider mir, die wîle ich lebe. / Gerne ich nâch genâden strebe: / genâde ist bezzer denne reht. / Ich bin, vrouwe, dîn eigenkneht. / Wilt dû dich niht erbarmen / über einen diener armen, / der mê dan halber ist tôt?“ Die Heidin B, 920-927. - (E) Ob ich mit urlaub reden sol, / So ist genade pesser dan recht. / Ir seyt mein herr, ich pin ewr knecht. / Ich will geren ewr gevangen sein Heinrich von Neustadt: Apollonius, 3321-3324. - (S) Ghenade es beter dan recht. / Dura iusticia gracior est venia Proverbia Communia, 373. Verwendung: - (E) swer dem sündære / ze vaste wil nâch jagen, / daz enmac der lîp niht wol vertragen. / ob er genâde suochen wil, / gît man im gâhes buoze vil, / vil lîhte ein man dâ von verzaget, / daz er sich aber gote entsaget / und wirt wider des tiuvels kneht. / dâ von gât gnâde vür daz reht Hartmann: Gregorius, 3814-3822. - (E) dem herzogen si dô / rieten al gemeine, / er solt niht wesen seine / mit dem geriht, / er solde in durch niht / lâzen genesen. / „wir sullen bezzer wesen“, / sprach der herzog Albreht: / „genâde sol für reht / unserhalp wegen. / […]“ Ottokar von Steiermark: Steirische Reimchronik, 57508-57517. - (G) Genade ist pesser den recht. Hoc dicit aliquis, qui multa demeruit et insufficiens est ad reconpensam; puto, quod uxor adulterans et filius seu servus faciens contra patrem vel dominum. Potest autem congrue hoc dicere peccator, quia non habet a se, unde satisfaciat pro eo, quod peccando abstulit […]. Ex quo sequitur, quod abstulit anime pulchritudinem suam […]. Et sic trahit maculam et perdit pulchritudinem. Et sic patet primum. Item bonum nature stat in debito ordine, ut scilicet sit deo subiecta et tunc sibi subiciuntur alia. Illo autem non facto tunc in peccato tota natura hominis deordinatur. Item tercium patet, quia ante peccatum homo est liber et non obligatur ad penam eternam, ad quam post peccatum obligatur. Sed neutrum potest solvere a se München, BSB, Clm 12296; 195r; Hs. 1446 (Proverbia Fridanci, 221). - (S) Besser ist gnad dann recht./ Man hat mehr verrecht dann errecht./ Nachgeben stillt vil krieg./ Ein wenig weichen vnnd nachgeben stillt offt vil krieg/ vnd kost alles nachgeben nit so vil als ein krig/ darumb spricht man: Rechten ist recht/ aber vnfreuntlich. Das gr=ßt recht ist von seinem rechten weichen/ sonst wirt etwa zu vil recht/ vnrecht Franck: Sprichwörter, II, 178r (S. 442, Z. 26-32). Vgl. die Rezeption im Prosaroman: - (E) Auch wißt jr wol. das genad besser ist dann recht. vnd darumm sGcht sy genad bey euch. die soll sy auch billichen vinden. Seind doch der merer teyl der leüt missethGnd. vnnd mit bGß widerumb zG genaden kommen Tristrant und Isalde, 3971-3974. Vgl. den biblischen Hintergrund: - iudicium enim sine misericordia illi qui non fecit misericordiam superexultat autem misericordia iudicio Iac 2,13 - Es wird aber ein vnbarmhertzig Gericht vber den gehen, der nicht Barmhertzigkeit gethan hat. Vnd die Barmhertzigkeit rhFmet sich wider das Gerichte Luther: Deutsche Bibel VII. → Iw 172 → Gau 2226. Literatur: Eikelmann 1998, S. 76 mit Anm. 13. Friedrich 2006 s.v. genâde, S. 162: „Sprichwort“. Graf/Dietherr 1869, S. 397, Nr. 601-603 und S. 399: „Mit Rücksicht auf die wohltäthigen Wirkungen der Gnade heißt es geradezu: ‚die Gnade gehe für das Recht‘, sei sogar besser als das Recht“. Lichtenstein 1877, S. CLXI: „Sprichwort“. Schmidt-Wiegand 1996, S. 147. Tomasek 2005, S. 48: „Sprichwort“; S. 48-51. TPMA V s.v. GNADE 4.1. Gnade geht (gehe) vor Recht [führt diese Textstelle an]. Wander I s.v. Gnade, Nr. 10.
Querverweise 1955-1961; 3995-4001; 7264f.
4 Tristanromane
Textstelle 7417 swer sô wol [lies mit H: wol] gebeitin mag, her gelebit dicke den tag daz im gesenftit wirt sîn mût, daz im lîp unde gût geschît dicke beide
Kontext Piloise rechtfertigt gegenüber Marke seine reiche Kleidung und signalisiert dabei, seine Lügengeschichte einleitend, Isalde den Erfolg seiner Mission.
Überlieferung
Paraphrase
B 7417-7420: wer Wer lange genug so gebietten mag, / warten kann, wird er gesicht leicht wol oft belohnt. den tag, / daß im gefreUt wird sein mGt / und im geschicht leicht ain gGt. D 7420: daß im geschit lip und gut. H 7417-7420: wer wol geb:ten mag, / der gelept dick den tag, / daß im erfroUt wirt sin mGt, / daß im lieb und gGt / geschicht dick baiden.
4.1 Eilhart: Tristrant
Klassifizierung / Vergleichsmaterial /Literatur Sentenz Verwendung: - (D) S: Qui expectat, consequitur quod desiderat. / M: Catella saginosa cecos catulos parit vel anus totus in yma descendit Dialogus Salomonis et Marcolfi, 22ab. - (L) Swer sô langez bîten schildet, / der hât sichs niht wol bedâht. / nâch riuwe sô hât ez wunne brâht. / trûren sich mit vreuden gildet. / Dem, der wol bîten kan, / daz er mit zühten mac vertragen / sîn leit und nâch genâden klagen, / der wirt vil lîhte ein saelic man. / daz ist der trôst, den ich noch hân Graf Rudolf von Fenis-Neuenburg, MF 84,28-36 (MFMT VII, 3, 1-9). - (E) Kain laster er gesat / Der vntrFw wider gat / Der ist ain wyser man / Der stat wol gebiten kan Das Schneekind, 1-4. - (D) Sal. Dem man gerne widerfert, / der wol beidet, des er gert. / Mar. Wer beidet, daz ein katze brenge ein kalp, / der verluset sin beiden me dan halp Salomon und Markolf, 253-256. - (L) Es ist nit als ergangen / je das beschechen sol, / die fromen gerat belangen, / die falschen gebaitent wol. / Nun hin, es kumet alles, / der nur gebaiten mag; / niemant acht ir schalles. / es wendts ain halber tag Isenhofer: Schmählied, 9. - (G) Bers erbeyten kunde, es wur noch alles geleich. Jam enim est dissimile, quia sedemus in rota fortune. Sic dixerunt antiqui philosophii considerantes in hoc mundo nullam esse stabilitatem, sed continuam mutacionem et ideo depinxerunt unam rotam, ubi unus erat superior cum corona et dixit: Regno. Alter descendit, cui cecidit corona et dixit: Regnavi. Tercius iacuit sub rota dicens: Sum sine regno […]. Sicut videmus, quod preteritis paucis annis aliqui fuerunt valde potens et aliqua progenies, ubi nunc sunt. Et de quanto mayores nequam sunt, de tanto aliquando plus exaltantur München, BSB, Clm 12296; 196r; Hs. 1446 (Proverbia Fridanci, 236). - (S) Wers erharren kunde. Es wurd alles gut. […] Sicut vulgo etiam bono proverbio dicitur: Es wird noch alles gut werden, wer es nur erharren kFnd Luther: Sprichwörtersammlung, 259 (S. 245f.). Vgl. die Rezeption im Prosaroman: - (E) wer wol hoffet vnd gebeyten mag. der gelebt auch leicht den tage daran jm sein gemFt erfreüt wirt. vnnd lieb vnd gGt geschicht […] also wer wol hoffet. dem mag auch etwan gelingen Tristrant und Isalde, 4052-4057. Literatur: Lichtenstein 1877, S. CLXI: „die Worte […] hatten gewiss auch sprichwörtliche Geltung“. Tomasek 2005, S. 50 [führt diese Textstelle an]; S. 51f. TPMA XII s.v. WARTEN 2.5. Wer warten kann, dem geht (gehe) alles gut (nach Wunsch) [führt diese Textstelle an]. Wander IV s.v. Warten, Nr. 36.
Querverweise 206.
4 Tristanromane
Auswertung Die Sentenzen und Sentenzanspielungen in Eilharts ›Tristrant‹, die auffallend sparsam, aber durchaus gezielt verwendet werden, belegen durch ihre Stellung im Text die rhetorische Schulung des Autors. Der einfache Stil sowie die Länge der meisten Sentenzen deuten auf eine Entstehung des Textes in der Frühphase des höfischen Romans. Frequenz: Der ›Tristrant‹ enthält insgesamt sieben Sentenzen und Sprichwörter (inkl. Anspielungen). Bei 9524 Versen ergibt dies pro Beleg eine durchschnittliche Dichte von 1360 Versen. Einer der Belege (14%) ist sprichwörtlich: – Sprichwörter: 1; Anspielungen auf ein Sprichwort: 0. – Sentenzen: 4; Anspielungen auf eine Sentenz: 2.
In einer Passage ist eine Häufung von Belegen festzustellen: – Neid-Exkurs: 3113; 3119; 3134.
Nicht in die Tabelle aufgenommen wurden nach den zugrundegelegten Begriffen folgende in der Forschung als sentenzhaft oder sprichwörtlich klassifizierte Stellen: 509: Lichtenstein 1877, S. CLIV; TPMA I, S. 140, Nr. 163; 1474: Lichtenstein 1877, S. CLXI; 3096: TPMA X, S. 146, Nr. 172; 4427: TPMA III, S. 132, Nr. 50; 7878: Lichtenstein 1877, S. CLXVII; TPMA III, S. 379, Nr. 709; 7887: Lichtenstein 1877, S. CLXI; 8766: TPMA VIII, S. 399, Nr. 948; 8835: TPMA VIII, S. 399, Nr. 949.
Sprecher: Auf den Erzähler entfallen vier, auf die Figuren drei Belege (43%). Die Figurenbelege werden ausschließlich von (zwei) männlichen Figuren gesprochen. Der Bote Piloise spricht eine Sentenz und ein Sprichwort, Marke spielt auf eine Sentenz an. Verw endung: Piloise setzt seine Belege mit Erfolg ein, um einen schwierigen Auftrag zu erfüllen (vgl. die doppeldeutig verwendete Sentenz 7417). Der zurückhaltend agierende Erzähler verwendet Sentenzen durchweg direktiv, um das Publikum zur Aufmerksamkeit zu ermahnen (26) oder es in moralischer Hinsicht zu belehren (3113; 3119; 3134). Überlieferung: Die Handschrift H enthält zahlreichere und prägnantere Belege als die leicht gekürzte Handschrift D. An den Stellen, die auch in Fragment Rr überliefert sind (3113; 3119; 7256), ist zu erkennen, daß Sentenzen und Sprichwörter Bestandteile der ältesten Überlieferung sind. Handschrift H hat in 3113 eine Formulierung, die an die Exordialsentenz von Hartmanns von Aue ›Iwein‹ erinnert.
4.1 Eilhart: Tristrant
Fast alle Vollsentenzen und das Sprichwort 7256 werden auch in den Prosaroman ›Tristrant und Isalde‹ aufgenommen (3113 mit 3119 zusammengezogen; 7256; 7417). Mit dem Prolog fehlt im Prosaroman die Sentenz 26; Anspielungen (1396; 3134) werden nicht übernommen. Themen: Von den im Prolog programmatisch angeführten Themen (v. 51f: von werltlîchin sinnen, / von manheit und von minnen) wird keines in Sentenzen behandelt. Folgender inhaltlicher Schwerpunkt des Textes wird auch in Sentenzen reflektiert: – Mißgunst (Neid): 1396; 3119; 3134.
Stil: Die vier Sentenzen sind alle nach dem swer-der–Schema aufgebaut und zeichnen sich durch ihren Umfang (durchschnittlich 4,5 Verse) und ihre reihende Struktur aus (26: her-swer-die-und-und; 3113: swer-und-dem; 3119: swer-undder; 7417: swer-her-daz-daz). Kurz und prägnant ist lediglich das Sprichwort gnâde ist bezzir denne recht (7256; deutscher Erstbeleg). Die Positionierung der Sentenzen zeugt deutlich von literarischer Schulung des Autors, wie auch die (hemi)stichomythische Rede 7223ff. im Vorfeld des Sprichworts 7256 zeigt. Vor allem die Erzähler-Belege werden an Stellen eingesetzt, die in der Rhetorik für die Sentenzverwendung empfohlen werden: im Prolog (26) und im Exkurs (3113; 3119) bzw. am Exkursende als Epiphonema (3134). Piloise benutzt gleichfalls eine Sentenz (7417), um seine Äußerung gegenüber Marke (7413-7425) zu eröffnen. Die einzige Prologsentenz (26) befindet sich an der Nahtstelle zwischen der rezeptionslenkenden Ansprache des Erzählers an das Publikum (1-30) und dem die Tapferkeit Tristrants akzentuierenden Vorverweis auf die Handlung (31-53). Die auf die Stabilisierung der Vortragssituation zielende Sentenz markiert somit den Abschluß der ersten Prologhälfte – auf eine Tradition der Exordialsentenzen im höfischen Roman konnte Eilhart offenbar noch nicht zurückgreifen. An Rahmenelementen, die das Vorliegen von Orientierungs- oder Erfahrungswissen signalisieren, sind zu verzeichnen: Einleitungselement: – wen … (zu 7256; Piloise) Ausleitungselement: – …. / Daz wart an Tristrande schîn (zu 3134; Erzähler)
Zur Frage der Vorlage: Sichere Rückschlüsse auf den Sentenz- und Sprichwortbestand der nicht erhaltenen Vorlage Eilharts, der sogenannten ›Estoi-
4 Tristanromane
re‹, sind nicht möglich. Dennoch ist ein Vergleich mit den ebenfalls auf die ›Estoire‹ zurückgehenden altfranzösischen Tristanversionen Bérouls und Thomas’ aufschlußreich. In dem Eilharts ›Tristrant‹ stoffgeschichtlich nahestehenden Tristanfragment Bérouls (ca. 4500 erhaltene Verse) lassen sich in Anlehnung an die Forschung1 (vorbehaltlich einer genaueren Untersuchung) 20 Stellen als sentenzhaft bzw. sprichwörtlich klassifizieren: 40: Schulze-Busacker 1985, Nr. 557; 41-43: Schulze-Busacker 1985, Nr. 1048; 74-76; 243f.; 248: Schulze-Busacker 1985, Nr. 1711; 308: Schulze-Busacker 1985, Nr. 2389; 573-575: Schulze-Busacker 1985, Nr. 87; 773f.; 909-911; 1035: Schulze-Busacker 1985, Nr. 346; TPMA VII, S. 478, Nr. 1486; 1378-1380: TPMA IX, S. 284, Nr. 78; 1697; 1716; 1939f.; 2535f.; 2543f.; 2682; 3112f.; 3428f.: Schulze-Busacker 1985, Nr. 2263; 4172.
Vergleicht man das Fragment Bérouls mit dem handlungsgleichen Abschnitt des ›Tristrant‹,2 so enthält Bérouls ›Roman de Tristan‹ im entsprechenden Abschnitt 15 Belege, Eilharts ›Tristrant‹ hingegen keinen Beleg. Ähnliches ist für die Tristanversion des Thomas (ca. 3300 erhaltene Verse) zu beobachten. Die Fragmente dieses altfranzösischen Romans enthalten (vorbehaltlich einer genaueren Untersuchung) 13 sentenzhafte bzw. sprichwörtliche Belege (siehe dazu die Auswertung zu Gottfrieds ›Tristan‹ unter ‚Vorlage‘). Eilharts ›Tristrant‹ enthält in den übereinstimmenden Handlungsabschnitten3 nur zwei Belege. Die einzige auffällige thematische Überschneidung innerhalb der Belege Bérouls, Thomas’ und Eilharts ist die Neidthematik; sie läßt sich folglich für die ›Estoire‹ annehmen.4 Daß Eilhart die Sentenz- und Sprichwortverwendung der Frühphase des höfischen Romans repräsentiert, legt auch ein Vergleich mit der um 1180 entstandenen ›Eneit‹ Heinrichs von Veldeke nahe. Veldekes auf den altfranzösischen ›Roman d’Eneas‹ zurückgehender Roman enthält (vorbehaltlich einer genaueren Untersuchung) alle 950 Verse einen Beleg (14 Belege auf 13530 Verse) und weist damit eine nur wenig höhere Belegdichte als Eilharts ›Tristrant‹ auf: 57,13; 139,30f.; 166,02f.; 166,36; 258,22-27; 271,18f.; 272,14; 285,19f.; 297,31; 299,12f.; 328,42; 330,23f.; 340,18; 343,18.
1
2 3 4
Nicht aufgenommen wurden nach den zugrunde gelegten Begriffen die Stellen 89: SchulzeBusacker 1985, Nr. 1852; 140: Schulze-Busacker 1985, Nr. 1272; 184: Schulze-Busacker 1985, Nr. 417; 1023: Schulze-Busacker 1985, Nr. 1208; TPMA II, S. 406, Nr. 15; 1437: Schulze-Busacker 1985, Nr. 1399; 2353: Schulze-Busacker 1985, Nr. 1269; 3513: SchulzeBusacker 1985, Nr. 2157. Béroul 1-2132 entspricht ungefähr Eilhart 3277-4994. Thomas’ Fragmente entsprechen ungefähr Eilhart 2712-2851, 5328-5462, 6106-6161, 62646494, 6805-9524. Vgl. auch die Neid-Belege bei Gottfried von Straßburg.
4.2
Gottfried von Straßburg: ›Tristan‹
Der in der Ausgabe von RANKE 19548 Verse umfassende, unvollendete ›Tristan‹ Gottfrieds von Straßburg entstand um 12101 und ist nach Eilharts ›Tristrant‹ die zweite deutschsprachige Bearbeitung des Tristan-Stoffs. Als Vorlage diente die nur fragmentarisch erhaltene Fassung des Anglonormannen Thomas, die wohl im dritten Viertel des 12. Jahrhunderts entstanden ist. Inhalt: Nach einem Prolog (1-244), der ethische mit poetologischen Überlegungen verknüpft, setzt die Erzählung mit der Geschichte von Tristans Eltern ein. Riwalin, der Landesherr von Parmenie, greift seinen Lehnsherren Herzog Morgan an und nötigt ihn zu einem einjährigen Waffenstillstand. In dieser Zeit begibt sich Riwalin an den berühmten Hof des Königs Marke, wo er sich in dessen Schwester Blanscheflur verliebt. Er zeugt ein Kind mit ihr und bringt sie heimlich nach Parmenie. Nach der Heirat des Paares findet Riwalin in einer erneuten Auseinandersetzung mit Morgan den Tod. Aus Trauer stirbt auch Blanscheflur bei der Geburt des gemeinsamen Sohnes Tristan (245-1750). Der treue Marschall Rual li Foitenant und seine Frau Floraete erziehen das Waisenkind, das sie zu dessen Schutz als ihren eigenen Sohn ausgeben (1751-2148). Im Alter von 14 Jahren wird Tristan von norwegischen Kaufleuten entführt und an der Küste Cornwalls ausgesetzt. Auf dem Weg zu Markes Residenz Tintajel begegnet er den Jägern des Königs, denen gegenüber er sich als Kaufmannssohn ausgibt. Als er ihnen die kunstvolle Zerlegung eines Hirsches demonstriert, wird er an den Hof Markes geladen, wo er vom König zum Jägermeister ernannt wird und schnell zu Ansehen gelangt (2149-3756). Am Ende einer entbehrungsreichen Suche nach seinem Pflegesohn gelangt Rual ebenfalls nach Cornwall und klärt sowohl die Hofgesellschaft als auch Tristan über dessen wahre Identität auf. Marke setzt daraufhin seinen Neffen als Thronfolger ein. Nach seiner Schwertleite, die dem Erzähler Gelegenheit zu einem umfangreichen Literaturexkurs gibt, reist Tristan nach Parmenie und rächt den Tod seines Vaters: Er tötet Morgan, während dieser sich auf der Jagd befindet (37565866). Zum Markehof zurückgekehrt, trifft Tristan auf Morold, der dort im Auftrag des irischen Königs Gurmun Tribut einfordert. Von den Mitgliedern des Hofes ist allein Tristan bereit, gegen ihn zum Gerichtskampf anzutreten. Er tötet Morold, trägt selbst aber eine lebensgefährliche Verwundung durch das vergiftete Schwert seines Gegners davon, die nur dessen Schwester Isolde, die Königin von Irland, 1
Vgl. HUBER 2000, S. 27f.; TOMASEK 2007, S. 25ff.
4 Tristanromane
zu heilen vermag (5867-7230). Als Spielmann Tantris getarnt, begibt sich Tristan deshalb nach Develin, wo er von der Königin Isolde gesund gepflegt wird. Als Gegenleistung gibt er ihrer Tochter, der Prinzessin Isolde, Unterricht (7231-8300). Um Tristans Thronfolge zu verhindern, drängen Markes Vasallen den König, die junge Isolde zu heiraten. Tristan übernimmt die Rolle des Brautwerbers und bricht, als Kaufmann getarnt, erneut nach Irland auf, wo er sich das Anrecht auf Isolde erwirbt, indem er Drachen tötet, der das Land bedroht. Als Beweis schneidet er die Zunge des Drachen heraus, verliert jedoch daraufhin das Bewußtsein. Er wird von den beiden Isolden und ihrer Zofe Brangaene gefunden und an den Hof nach Weiseford gebracht. Dort erhebt auf einer ersten Gerichtsverhandlung der irische Truchseß, der vorgibt, den Drachen bezwungen zu haben, Anspruch auf die Hand Isoldes (8301-9982). Während Tristan im Bad gepflegt wird, erkennt die junge Isolde in ihm den Mörder ihres Onkels Morold, doch um die Ehe mit dem Truchsessen zu verhindern, läßt sie auf Anraten Brangaenes von der Rache an Tristan ab, der ihnen daraufhin seinen Auftrag als Markes Brautwerber offenbart (9983-10802). In einer zweiten Gerichtsverhandlung präsentiert Tristan die Zunge des Drachen und kann damit den Anspruch des Truchsessen zurückweisen, so daß der Heirat zwischen Isolde und Marke nichts mehr im Wege steht (10803-11366). Vor der Abreise nach Cornwall vertraut die irische Königin der Zofe Brangaene einen Liebestrank für das künftige Ehepaar an. Versehentlich nehmen Tristan und Isolde diesen auf der Überfahrt zu sich und sind von nun an zeitlebens untrennbar miteinander verbunden. Noch auf dem Schiff geben sie ihrem Liebesverlangen nach (11367-12182). Im Anschluß an einen Minneexkurs (Minnebußpredigt) berichtet der Erzähler, wie die Liebenden Brangaene überreden, in der Hochzeitsnacht Isoldes Platz einzunehmen. Nachdem es auf diese Weise gelungen ist, Marke Isoldes Jungfernschaft vorzutäuschen, plant diese, sich der Mitwisserin zu entledigen. Brangaene entgeht jedoch dem Mordanschlag und gewinnt bald darauf das Vertrauen ihrer Herrin zurück (12183-13096). Nachdem Tristan die Entführung Isoldes durch einen irischen Ritter abwenden konnte (13097-13450), eröffnet die Entdeckung eines heimlichen Treffens von Tristan und Isolde durch Markes Truchsessen Marjodo eine Sequenz von Listen und Gegenlisten. Es gelingt Isolde u.a. in einer Reihe von Bettgesprächen, in denen Marke seine Ehefrau auf die Probe stellt, dessen Zweifel an ihrer Treue vorübergehend zu zerstreuen (13451-15046). Eine weitere Gelegenheit, den Liebenden eine Falle zu stellen, bietet sich, als die königliche Familie nach einem Aderlaß in der selben Kammer nächtigt. Bevor sich Marke zusammen mit dem Zwerg Melot zur Frühmesse aufmacht, streut dieser Mehl auf den Fußboden. Mit einem gewagten Sprung in das Bett Isoldes kann
4.2 Gottfried: Tristan
Tristan zwar Spuren im Mehl vermeiden, aber nicht verhindern, daß durch das Aufbrechen seiner Adern das königliche Bett mit Blut getränkt wird. Aufgrund dieser Indizien für einen Ehebruch beruft Marke ein Konzil in Lunders ein, bei dem der Bischof von Thamise als Ratgeber auftritt. Das anschließende Gottesurteil besteht Isolde mit Hilfe eines doppeldeutigen Eides (15047-15764). Tristan hat indessen den Hof verlassen und schickt seiner Geliebten aus der Fremde Petitcreiu, ein im Kampf gegen den Riesen Urgan erworbenes Zauberhündchen (15765-16402). Nach Tristans Rückkehr weckt das Verhalten Isoldes und Tristans neue Zweifel bei Marke, so daß er das Paar von seinem Hof verbannt. Fernab der Gesellschaft leben die beiden in einer Minnegrotte, deren Beschaffenheit vom Erzähler allegorisch ausgedeutet wird. Auf der Jagd gelangt auch Marke dorthin und findet die Liebenden, durch Tristans Schwert voneinander getrennt, schlafend vor. Dies als Zeichen ihrer Unschuld wertend, gestattet der König ihnen die Rückkehr an den Hof (16403-17816). Bald darauf werden die Liebenden von Marke im Baumgarten überrascht. Dieser Szene ist ein Exkurs vorangestellt, der sich mit der gesellschaftlichen Überwachung der Frau auseinandersetzt (huote-Exkurs). Tristan gelingt es, aus dem Baumgarten zu entkommen, bevor Zeugen herbeigeholt werden können (1781718404). Er leistet in der Fremde Kriegsdienste und gelangt nach Arundel, wo sich Isolde mit den weißen Händen, die Schwester seines Freundes Kaedin, in ihn verliebt. Mit einem Monolog Tristans über sein Verhältnis zu den beiden Isolden bricht der Text ab (18405-19548). Gottfrieds Roman ist in 29 Textzeugen, darunter 11 vollständige Handschriften, erhalten. Von besonderer Bedeutung ist der Codex H: Heidelberg, UB, Cpg 360, Ende des 13. Jhs.2 Zugrunde gelegt wird die Ausgabe von RANKE (Gottfried: Tristan).
2
Vgl. zu den Handschriften und Fragmenten die Übersichten bei WETZEL 1992, S. 39-51, KLEIN 2006, S. 215f., TOMASEK 2007, S. 45-48.
4 Tristanromane
Textstelle
Kontext
Der Erzähler fordert zur wohlwollenden Gedæhte mans [lies mit H: Geden- Aufnahme guter ket man ir] ze guote niht, Werke und zur Ervon dem [lies mit N, W: den] der innerung an deren Urheber auf (Prowerlde guot geschiht, log). so wærez allez alse niht, swaz guotes in der werlde geschiht. 1
Überlieferung
Paraphrase
H 1f.: gedenket man ir* zv gvte nith / vom dem** dr werlte gNt geschit. M 1f.: Gendenchet man ir [aus ‚der‘ verbessert] ze g?te niht / so ware es alles alse niht. N 1f.: Gedechte m$ ir zG gGde neyt / v$ den drer werlde gGyt gescheyt. W 1f.: Gedehte man ir ze gGte niht / von den der welte gNt gesciht.
Ohne Erinnerung an ihre Urheber sind gute Handlungen nichtig.
* Nach Schröder 1990, S. 135, bieten außer Hs. E, die der hat, alle Hss. ir. ** „dem statt den begegnet ausschließlich in H“ (ebd.).
5 Der guote man swaz der in guot und niwan der werlt ze guote tuot, swer daz iht anders wan in guot vernemen wil, der missetuot.
Der Erzähler ermahnt das Publikum zur angemessenen Würdigung guter Werke (Prolog).
E 6f.: fehlen. M 6: in g?te.
Wer in guter Absicht unternommene Handlungen nicht wohlwollend aufnimmt, handelt falsch.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Sentenz Verwendung: - (E) Or doinst Amours par sa bonté / Que celle le recoive en gré / Que mes coers aimme tant et prise / Que pour li ai ceste oevre emprise! / On doit tous jours bien recorder / Des boins le bien: / chou accorder / Fait men coer a compter un conte / Qui n’est ne de roi ne de conte, / Ains est d’un chevalier si preu / Qu’en maint lieu fist d’armes son preu Jakemes: Castelain de Couci, 51-60. Vgl. die verbreitete Sentenz: - (S) Optime positum est beneficium, cuius meminit, qui accipit Publilius Syrus: Sprüche, o9. - (D) benefici accepti esto memor Disticha Catonis, breves sententiae, 50. - (S) Acceptum beneficium eterne memorie infigendum est Walther, 238a (Hs. 13. Jh.). - (S) Benefícium acceptum aetérnae infigas mémoriae Caecilius Balbus: Sententiae, 29. Literatur: Bechstein/Ganz 1978, Bd. 1, S. 342: „‚generalis sententia‘ oder ‚proverbium‘“. Bertau 1973, S. 936: „Maxime“. Brinkmann 1964, S. 13: „sententia“, S. 15: „Sallust-Gedanke“. Caruso-Heubeck 1983, S. 8: „Sentenz“. Eifler 1975, S. 362: „sentenziös“. Huber 2000, S. 39: „Eingangssentenz“. Hurst 1986, S. 327: „Sentenzreihe“. Kellner 2001, S. 165: „Sentenz“. Krohn 1995, S. 19: „generalis sententia“. Kunzer 1973, S. 18: „sententia“. Okken 1996, S. 2: „Sentenz“. Pörksen 1971, S. 133: „Sentenz“. Sawicki 1932, S. 155: „Sentenz“. Schöne 1955, S. 453: „Sentenz“. Schreiber 1935, S. 30: „Sentenz“. Tomasek 1995, S. 210 [führt diese Textstelle an]. Tomasek 2007, S. 127: „Exordialsentenz“; S. 136: „Sentenz über das Gedenken“. TPMA V s.v. Gut (Adj.) 4.3.4. Wohltat verdient Dankbarkeit. Walther, 200a, 237, 237a, 2001, 2001a, 17463. Wander V s.v. Wohlthat, Nr. 90. de Boor 1959, S. 49. Jaeger 1972, S. 12. Jaffe 1978, S. 307309. Krohn 1995, S. 19f. Schröder 1990, S. 139f.
Sentenz Formulierungstradition: - (E) Swaz ein man durch guoten muot / ze guote in guotem muote tuot, / des sol man im ze guote jehen, / wan ez in guote muoz geschehen Rudolf von Ems: Der guote Gêrhart, 1-4. Verwendung: - (E) Nil decorat factum, nisi facti sola uoluntas; / Non operis fructum, sed noto mentis opus Gualterus Anglicus: Fabulae, 39. - (S) Nil ornat factum nisi facti grata voluntas, / Non operis fructum, sed noto mentis opus Walther, 16794 (Hs. 15. Jh.). - (G) Was man yn dem besten tut, das zal nymande obil behagen Proverbia Fridanci, 176 (Hs. 1471). Literatur: Krohn 1995, S. 20: „wirkt wie eine allgemeine Sentenz“. Kunzer 1973, S. 18f.: „proverbial“. Sawicki 1932, S. 155: „Sentenz“. Schöne 1955, S. 453: „Sentenz“. Tomasek 1995, S. 210 [führt diese Textstelle an]. TPMA V s.v. GUT (Adj.) 4.3.4. Wohltat verdient Dankbarkeit [führt diese Texstelle an]. Wander II s.v. Gutes, Nr. 53. de Boor 1959, S. 49. Eifler 1975. S. 364f. Schröder 1990, S. 139f.
*144.
4 Tristanromane
Textstelle 21 Ere unde lop diu schepfent list, da list ze lobe geschaffen ist
77 wan swer des iht vor ougen hat, da mite der muot zunmuoze gat, daz entsorget sorgehaften muot, daz ist ze herzesorgen guot.
Kontext Der Erzähler betont die Abhängigkeit der Kunst von ihrer Bewertung durch das Publikum (Prolog).
Überlieferung E 21: diu fehlt. N 21: schaffem. E 22: fehlt. H 22: lobene. N 22: der.
Der Erzähler emp- E, W 79: ensorget. fiehlt die Beschäfti- N 80: Inde is. gung mit seiner Erzählung als Mittel gegen Liebeskummer (Prolog).
Paraphrase Kunst wird durch die Aussicht auf Anerkennung hervorgebracht.
Beschäftigung lenkt von Liebeskummer ab.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Sentenz Formulierungstradition: - (D) an censemus, si Fabio, nobilissimo homini, laudi datum esset, quod pingeret, non multos etiam apud nos futuros Polyclitos et Parrhasios fuisse? honos alit artes, omnesque incenduntur ad studia gloria, iacentque ea semper, quae apud quosque improbantur Cicero: Tusculanae disputationes, I, II, 4. - (Br) Vetus sententia est, artes honore nutriri. eam nostrae aetatis confirmavit usus. nemo enim belli notus aut domi clarus exortem praemii sensit industriam. ita cum dignis fructus tribuitur, eandem viam capessentibus spes paratur Symmachus: Epistulae I, XXXXIII, 1. Verwendung: - (Br) Deinde […] ad animum refertur laus, non ad verba, quae conceptam laudem egerunt et in notitiam plurium emittunt. Laudat qui laudandum esse iudicat. Cum tragicus ille apud nos ait magnificum esse „laudari a laudato viro“, laude digno ait. Et cum aeque antiquus poeta ait „laus alit artis“, non laudationem dicit, quae corrumpit artes Seneca: Epistulae morales, 102, 16. - (G) Quamquam nec in ipsis philosophiae libris Tullius ab hac peste dissimulet, ubi eam luce clarius confitetur. Cum enim de studiis talibus loqueretur, quae utique sectanda sunt fine ueri boni, non uentositate laudis humanae, hanc intulit uniuersalem generalemque sententiam: „Honos alit artes, […]“ Augustinus: De civitate Dei, V, 13. - (E) Das ist eyn zeychen / das die kunst / Keyn ere me hat / keyn lieb / noch gunst / Do mit würt abgon bald die ler / Dann kunst gespyset würt durch ere / Vnd wann man jr keyn ere dGt an / So werden wenig dar noch stan Brant: Narrenschiff, 103, 120-125. - (S) Honos alit artes Erasmus von Rotterdam: Adagia, 792 (I, viii, 92). - (S) Lob macht künstler Franck: Sprichwörter, I, 127v (S. 187, Z. 33). - (S) Ehr macht künstler. Lob studiert an die prob. Heb die ehr vnd glori den h=chst begerten sold aller künstler auff/ darnach die belonung/ so hastu alle künstler verderbt/ all musas verhergt/ vnd all künst vnnd studia zu egerten gelegt. Man wil eins dings/ darauff man mFh vnnd arbeyt legt/ eher vnnd nutz haben Franck: Sprichwörter I, 162r (S. 229, Z. 36 - S. 230, Z. 2). Literatur: Eifler 1975, S. 378: „sentenziös“. Krohn 1995, S. 22: „Bild“. Sawicki 1932, S. 155: „Sentenz“. Stein 1980, S. 628: „sentenzhaft“. Tomasek 1995, S. 210 [führt diese Textstelle an]. TPMA II s.v. EHRE 4.17. Ehre gibt der Kunst und Lehre Nahrung [führt diese Textstelle an]. Wander III s.v. Lob, Nr. 60. Ebd. II s.v. Kunst, Nr. 246. Bechstein/Ganz 1978, Bd. 1, S. XXVI. de Boor 1959, S. 52. Kellner 2001, S. 166. Okken 1996, S. 19. Schöne 1955, S. 455, Anm. 19. Schröder 1990, S. 141f. 4760-4773; 4816-4820; 12320-12325; Verwendung: - (E) A un matin formant li plest / qu’ira chacier an la forest, / por esbatre de sa dolor, / 18413-18417; s’antroblїer porroit s’amor; / car amors est molt plus griés chose, / quant an loisonje et re- 18438-18442. pose, / et qui s’an velt bien delivrer, / si ne doit mie reposer; / [se l’en s’en velt bien esloignier, / autre antante li a mestier,] / car quant an antant autre part, / se li sovient d’amor plus tart Roman d’ Eneas, 1445-1456.
Sentenz
Vgl. den antiken Gedanken: - (D) haec ut ames, faciunt; haec, ut fecere, tuentur; / haec sunt iucundi causa cibusque mali. / otia si tollas, periere Cupidinis arcus / contemptaeque iacent et sine luce faces. / quam platanus uino gaudet, quam populus unda / et quam limosa canna palustris humo, / tam Venus otia amat: qui finem quaeris amoris, / (cedit amor rebus) res age, tutus eris Ovid: Remedia Amoris, 137-144.
4 Tristanromane
Textstelle
85 bi senedem leide müezekeit, da wahset iemer senede leit.
108 swer innecliche liebe hat, doch ez im we von herzen tuo, daz herze stet doch ie dar zuo.
Kontext
Der Erzähler empfiehlt die Beschäftigung mit seiner Erzählung als Mittel gegen Liebeskummer (Prolog).
Der Erzähler verwahrt sich gegen die Vorstellung, daß Liebesdichtung den Liebeskummer verstärke (Prolog).
Der Erzähler lobt die gute Absicht und swaz der man in guot getuot, derjenigen, die vor daz ist ouch guot und wol getan. ihm von Tristan erzählt haben (Prolog). 144
Überlieferung
Paraphrase
Liebeskummer wird durch Untätigkeit verstärkt.
S 110-152: fehlen. E 109: we es im. N 109: inde si. E 110: doch statt. F, P 110: stet idoch. N 110: der mGyt steit ey doch. R 110: „der ganze Vers verändert“ (Marold).
Wer wahrhaft liebt, läßt sich auch durch das damit verbundene Leid nicht davon abbringen.
B, N 144: zG gGte. E, N 145: ouch fehlt. M 145: ist fehlt.
Was in guter Absicht getan wird, ist immer wertvoll.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
- (S) Quicquam fac operis! operans non decipieris / Deliciis Veneris, Res age! tutus eris Walther, 24971a (Hs. 13. Jh.). Vorlage [an anderer Stelle]: - (E) því(at) þat er ástar siðvenja, þó at einhverr sé hugstolinn í ástarœði, ok ef hann er á gamans gangi ok nǫkkut starfandi, þá er þá ást miklu hœgra at bera Tristrams Saga, VII (S. 10, 5-7). Literatur: Tomasek 1995, S. 211 [führt diese Textstelle an]. TPMA III s.v. FAUL (träge) 3.2.8. Müssiggang fördert die Liebesbereitschaft. Wander III s.v. Müssiggang, Nr. 36. Okken 1996, S. 21-23.
Sentenz Vgl. das Gegenteil: - (S) Amor otiosae causa est sollicitudinis Publilius Syrus: Sprüche, a34. - (S) Amor otiose causa est sollicitudinis Walther, 991 (Hs. 14. Jh.). Literatur: Krohn 1995, S. 29: „Sentenz“. Tomasek 1995, S. 211 [führt diese Textstelle an]. TPMA III s.v. FAUL (träge) 3.2.10. Müssiggang verschärft Liebeskummer [führt diese Textstelle an]. Wander III s.v. Müssiggang, Nr. 36. Bechstein/Ganz 1978, Bd. 1, S. 343. Hahn 1963a, S. 113. Okken 1996, S. 21-23.
Sentenz
1069-1076.
Literatur: Tomasek 1995, S. 211 [führt diese Textstelle an]. Wisbey 1990, S. 268 [führt diese Textstelle an]. Hahn 1963, S. 114.
Sentenz Verwendung: - (E) Nil decorat factum, nisi facti sola uoluntas; / Non operis fructum, sed noto mentis opus Gualterus Anglicus: Fabulae, 39. - (L) Si jehent, daz bœser kom ie nâch. daz hât sich nû verkêret: / wan vindet nû, daz man nie vant hie vor bî Karlen zîte. / sich hânt deshalp der lande reht ze hove wol gemêret. / ez waz ê sleht alsam ein hant, nû sint drunder michel strîte. / Swâ man dem ungetriuwen man die triuwe wider gît, / dâ ist daz gerihte guot: / wan einem man kan niht geschaden, swer für guot hât, swaz er tuot Ulrich von Singenberg (in: Walther von der Vogelweide C, S. 330), I, IV, 5-7 (L 107,3-9). - (E) Swaz ein man durch guoten muot / ze guote in guotem muote tuot, / des sol man im ze guote jehen / wan ez in guote muoz geschehen Rudolf von Ems: Der guote Gêrhart, 1-4. - (S) Nil ornat factum nisi facti grata voluntas, / Non operis fructum, sed noto mentis opus Walther, 16794 (Hs. 15. Jh.). → Iw 2731 → Wigl 94 → Da 4966.
*5.
4 Tristanromane
Textstelle
187 liebe ist ein also sælic dinc, ein also sæleclich gerinc, daz nieman ane ir lere noch tugende hat noch ere.
Kontext
Überlieferung
Der Erzähler betont den moralischen Anspruch seiner Erzählung (Prolog).
E 187: also fehlt. E, H 188: selig. B, M 190: weder. R, S 190: noch fehlt.
Paraphrase
Ohne Liebe erlangt man weder Vollkommenheit noch Ansehen.
Der Erzähler beB, M 201: edel. klagt die fehlende War umbe enlite ein edeler muot Bereitschaft vieler niht gerne ein übel durch tusent Menschen, das mit der Liebe einhergeguot, durch manege vröude ein unge- hende Leid auf sich zu nehmen (Promach? log).
Es ist klug, für große Freude ein wenig Leid in Kauf zu nehmen.
Der Erzähler beklagt die fehlende swem nie von liebe leit geschach, Bereitschaft vieler dem geschach ouch liep von liebe Menschen, das mit der Liebe einhergenie.
Liebe ist ohne Leid nicht möglich.
201
204
E 205: Dem beschach ouch liebiu nie. F 205: ouch fehlt.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Literatur: Mieder 1997, S. 10: „Sprichwort“. Tomasek 1995, S. 211 [führt diese Textstelle an]. TPMA V s.v. GUT (Adj.) 4.1.3. Wohltat ist gut und gottgefällig [führt diese Textstelle an]. Wander I s.v. Absicht.
Sentenz
636-640; 1162711631.
Verwendung: - (L) Minne ist ein gemeinez wort / und doch ungemeine mit den werken, dest alsô. / minne ist aller tugende ein hort, / âne minne wirdet niemer herze rehte vrô. / Sît ich den gelouben hân, / frouwe Minne, / fröit ouch mir die sinne. / mich müet, sol mîn trôst zergân Walther von der Vogelweide C, 6, II, 1-8 (L 14,6-13). - (L) De bone amor vient seance et bonté, / Et amors vient de ces deus autresi / Tuit troi sunt un, qui bien i a pensé; / Ja a nul jor ne seront departi Thibaut de Champagne, VI, 1-4. - (L) Wie sol man baz gesprechen von der minne? / nieman hât niht alse rehte guotes. / swer der pfligt, der waltet guoter sinne. / minne tuot den man frî arges muotes. / swer der minne ist undertân, / si lât in mange tugende sehen. / als ich die wîsen hœre jehen, / si lêret sünde lân Otto IV. von Brandenburg, KLD Nr. 42, IV, 2. Vgl. den Gedanken: - (D) amor […], qui omnium dicitur fons et origo bonorum, et nullus sciret aliis subvenire, omniaque curialitatis opera hominibus essent ignota Andreas Capellanus: De amore, 81. Literatur: Haupt 1977, S. 122: „Die Aussage unterstellt Allgemeinverbindlichkeit“. Tomasek 1995, S. 212 [führt diese Textstelle an]. TPMA VII s.v. LIEBE 1.4.7. Liebe ist die Antriebskraft des Guten. Wander III s.v. Liebe, Nr. 478. Tomasek 1985, S. 131, Anm. 31.
Sentenz
115-118.
Verwendung: - (E) liep dunket deste lieber vil, / daz man dâ bî treit ungemach. / swem nie von minne wê geschach, / dem wart nie von ir rehte wol. / ein leit man gerne lîden sol / durch manicvalter wunne kraft Konrad von Würzburg: Trojanerkrieg, 2390-2395. - (E) Yfft dy de leve gevangen hat, / Geselle, dat ys nicht din dot, / Dat duncket my eyn ringe nod. / Dat du treyst herteleyt, / Dat ys eyn sute arbeyt. / Du weyst nicht, wo ho den man / De leve in werden setten kan, / Wo wrekende mud dar van entste. / unde yfft se dy nu dut so we, / Wor umme lidet nicht din mud / Gerne eyn ovel durch dusent gud? / Durch manige vraude eyn ungemach? / Weme nu van leve leyt geschach, / Deme schach ok leyff van leve ny Des Minners Anklagen, 57-70. Literatur: Tomasek 1995, S. 212 [führt diese Textstelle an]. Tomasek 2007, S. 299: „Sentenz“. TPMA V s.v. GUT (Adj.) 7.14. Um des Guten willen erträgt man Übel [führt diese Textstelle an]. Hassel 1982, S. 202f. Haupt 1977, S. 122. Hertz 1904, S. 489. Krohn 1995, S. 35. *206; 14061409; 1218712199; 12266Formulierungstradition: - (L) Mangem ist mit sînr unstæte baz / danne mir mit mîner stæte sî. / daz sol ich wol lâzen 12276; 12348âne haz, / wan der selbe ist herzeliebe frî. / swer nie leit durch liep gewan, / der enweiz ouch 12357; 1708417099. niht wie herzeliebe lônen kan Wachsmut von Künzich, KLD Nr. 60, HI, 3, 1-6.
Sentenz
4 Tristanromane
Textstelle
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
hende Leid auf sich zu nehmen (Prolog).
206 liep unde leit diu waren ie an minnen ungescheiden.
Der Erzähler beE 206: diu fehlt. klagt die fehlende Bereitschaft vieler Menschen, das mit der Liebe einhergehende Leid auf sich zu nehmen (Prolog).
Zur Liebe gehören Freude und Leid.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
- (E) liep dunket deste lieber vil, / daz man dâ bî treit ungemach. / swem nie von minne wê geschach, / dem wart nie von ir rehte wol. / ein leit man gerne lîden sol / durch manicvalter wunne kraft Konrad von Würzburg: Trojanerkrieg, 2390-2395. - (E) Yfft dy de leve gevangen hat, / Geselle, dat ys nicht din dot, / Dat duncket my eyn ringe nod. / Dat du treyst herteleyt, / Dat ys eyn sute arbeyt. / Du weyst nicht, wo ho den man / De leve in werden setten kan, / Wo wrekende mud dar van entste. / unde yfft se dy nu dut so we, / Wor umme lidet nicht din mud / Gerne eyn ovel durch dusent gud? / Durch manige vraude eyn ungemach? / Weme nu van leve leyt geschach, / Deme schach ok leyff van leve ny Des Minners Anklagen, 57-70. Verwendung: - (L) Nulhs hom non sap que s’es grans benanansa, / S’enans non sap quals es d’amor l’afans / E ges per so, bona domna presans, / No m tardasetz hueimais vostra honransa / S’aver la dei, ni ‘l vostres plazers es Giraudet lo Ros, II, 171. Vorlage [an anderer Stelle]: - (E) Qui unc ne sot que fud amur, / Ne put saver que est dolur Thomas: Tristan, 2263f. → JT 2934,3. Literatur: Freytag 1972, S. 196: „sentenzhaft“. Kunzer 1973, S. 159: „sententia“. Mieder 1997, S. 9: „Sprichwort“. Tomasek 1995, S. 212 [führt diese Textstelle an]. Tomasek 2005, S. 58: „Sentenz“. Tomasek 2007, S. 214: „Sentenz“. TPMA VII s.v. LIEBE 1.5.2. Liebe ist nicht denkbar ohne Freude und Leid, Honig und Galle, Gutes und Übles [führt diese Textstelle an]. Wander III s.v. Leid, Nr. 31. Wehrli 1946, S. 83: „Sentenz“. Krohn 1995, S. 35. Kunzer 1973, S. 27. Nauen 1947, S. 61f.
Sentenz Verwendung: - (S) In venere semper certat dolor et gaudium Publilius Syrus: Sprüche, i38. - (L) Ich was vil sanfte entslâfen, / nu rüefestû, kint, wâfen. / lieb âne leit mac niht sîn. / swaz dû gebiutest, daz leiste ich, vriundîn mîn Dietmar von Aist MF 39, 24 (MFMT XIII, 2, 1-4). - (E) die selb küniginne / pflag wunderlicher minne. / sy was vil selten an man: / welhen sy dez nachtz gwan, / er tett ir lieb oder laid, / dem was dez morgens berait / das man ims houppt abschluog: / sy verderbt lütt gnuog. / Also git minn baide / lieb und laide. / sy lonet ze glicher wiss / als die künigin ir amis. / die gab ye den lon den tod: / also lonet si mit seneder not Die gute Frau, 1333-1346. - (G) Est amor subiectus et obediens prelatis: sibi vilis et despectus, deo deuotus et gratificus fidens et sperans semper in eo eciam cum sibi non sapit deus: quia sine dolore non viuitur in amore. Qui non est paratus omnia pati et ad voluntatem stare dilecti: non est dignus amator appellari Thomas von Kempen: De Imitatione Christi, IV. 6, 11-17. Literatur: Mieder 1997, S. 9: „Sprichwort“. Tomasek 1995, S. 212 [führt diese Textstelle an]. Tomasek 2007, S. 214: „Sentenz“. TPMA VII s.v. LIEBE 1.5.2. Liebe ist nicht denkbar ohne Freude und Leid, Honig und Galle, Gutes und Übles. Wander III s.v. Liebe, Nr. 277. Nauen 1947, S. 61-71.
60f.; *204; 221; 232; 242; 919f.; 1170; 1296; 1331-1346; 1524; 11730f.; 11881f.; 1250312506; 1307413078; 1639916402; 18987; 19479-19482.
4 Tristanromane
Textstelle 266 wan leider diz ist und was ie: ufgendiu jugent und vollez guot, diu zwei diu vüerent übermuot.
273 übel mit übele gelten, craft erzeigen wider craft: dar zuo was er gedanchaft.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler bedauert das unbesonnene Verhalten des jungen Herrschers Riwalin (Riwalins Jugend).
B, N: Notazeichen (vgl. Deighton 1979, S. 33). N 266: was ouch ey. E 268: Die zway bringend ubermGtt. F 268: die zwei di pringent uberigen mvt.
Jugend und Reichtum führen zu Überheblichkeit.
Der Erzähler kritisiert Riwalins unreflektierten Umgang mit einem etablierten Grundsatz (Riwalins Jugend).
Gewalt muß man mit Gewalt bekämpfen.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
295-300; 341Sentenz 343; 4405-4416; *4511; 5194Verwendung: - (D) swer richtGm, adel maht, nam, herschaft / niht rihtet mit des sinnes chraft, / der ist unge- 5198. slahter vil / denne ein vihe, swerz versten wil. / hat ein man ane sin grozez gGt, / der gwinnet da von ubermGt. / des entGt ein vihe niht Thomasin von Zerklære: Der welsche Gast, 1039910405. - (S) Sanfte gewunnen guot / machet überigen muot. / Daz guot sich niht verhelen kan, / ez sprichet dicke ûz dem man Freidank: Bescheidenheit, 56,21-24. - (E) ich sag dir: überigez guot / gît im überigen muot. / dâ von er niht gedenket, / daz im doch nicht wenket, / ich meine, der gewisse tôt Seifried Helbling, I, 105-109. - (E) manic geselleschaft / nam dâ guots solhe kraft, / daz si begunden wüeten, / dô si mit îsenhüeten / teilten daz guot. / daz guot überigen muot / macht, daz sach ich dâ: / der mîn vor und her nâ / ze gesellen gert, / dem was ich dô unwert. / vil manigem ouch sîn kneht / wart dâ ungereht, / hôchvertig unde fremde Ottokar von Steiermark: Steirische Reimchronik, 60843-60855. - (S) „Ex copia ferocia“. Alß gemeyn diß ist/ also war ist es auch/ unnd bezeuget auch solchs der vorige spruch daß er recht sey. Denn wo gut ist/ do ist auch mGt. Wo keyn gut ist/ do ist auch wenig mGt. […] Hertzog Friderich der dritt Churfurst zu Sachsen/ hatt zur zeit gesagt/ Er wolte keyn festes hauß bawen/ darauß man sich weren konde/ auch keyn geldt hynder yhm lassen. Denn wo man feste heuser und vorrhadt von gelde hette/ und sein nachbawer thet yhm eynen verdrieß/ so wurde er sich bald auff sein geld und feste schl=sser verlassen/ krieg anfahen/ und unglück anrichten so doch gelte und feste Schloß im kriege alles zu wenig were/ unnd kaum gnug/ wie man sagt/ zum ersten anspannen/ ich schweige den krieg zu volfuren. Die Pfaltzgraven bey Rhein/ legten sich wider Maximilianum den Keyser/ und wurden ubel gestraffet. Hertzog Ulrich von Wirttenberg trotzte auff seinen anhang und Schweitzer/ und ward darob des lands verjagt. Der Babst hatt auff seinen gewalt gepochet eyn lange zeit/ aber sie will fast zu grunde gehen. Also ists war/ Gut macht mut/ es ist aber nicht gut Agricola: Sprichwörtersammlungen, I, 51. - (S) GGt macht vbermGt. Reichtumb verbergen sich nicht Franck: Sprichwörter, I, 75r (S. 123, Z. 7). Literatur: Clausen 1970, S. 45: „Sentenz“. Heidingsfeld 1886, S. 9, Anm. 1 [führt diese Textstelle an]. Hofmann 1939, S. 69 [führt diese Textstelle an]. Mieder 1997, S. 10: „Sprichwort“. Pörksen 1971, S. 131: „Sentenz“. Scharschuch 1938, S. 33: „Sentenz“. Schultz 1987, S. 592 [führt diese Textstelle an]. Tomasek 1995, S. 212 [führt diese Textstelle an]. Tomasek 2005, S. 54 „Sentenz“. TPMA V s.v. GUT (Subst.) 2.5. Gut führt zu Hochmut und Übermut [führt diese Textstelle an]. Weber 1967, S. 553: „Sentenz“. Wander II s.v. Gut (Subst.), Nr. 153. Deighton 1979, S. 33. Deighton 1984, S. 269. Ehrismann 1995, S. 206. Preuss 1883, S. 73.
Anspielung auf eine Sentenz Formulierungstradition: - (E) man hat uns doch hie vor gezalt, / gewalt hœre wider gewalt / und craft wider crefte Gottfried: Tristan, 6419-6421. - (D) Vim vi repellere licere Cassius scribit idque ius natura comparatur: apparet autem, inquit, ex eo, arma armis repellere licere Digesta Iustiniani 43, 16, 584, 9-12. Verwendung: - (Br) Si Iudaei penitus atteruntur, unde iam sperabitur eorum in fine promissa salus, in fine futura conversio? Plane et gentiles, si essent similiter in fine futura subiugati, in eo quidem iudicio essent similiter expectandi quam gladiis appetendi. Nunc autem cum in nos esse coeperint violenti, oportet vim vi repellere eos, qui non sine causa gladium portant Bernhard von Clairvaux: Epistolae, 363, 7.
*6419; 1014010142; 1017610180; *13867.
4 Tristanromane
Textstelle
281 swer keinen schaden vertragen kan, da wahsent dicke schaden an […] ich wæne, ouch ime alsam geschach
Kontext
Der Erzähler warnt angesichts von Riwalins Verhalten vor Rachsucht (Riwalins Jugend).
Überlieferung
B, M 282: van. N 282: komet […] van. W 282: wahset.
Paraphrase
Wer jeden Schaden vergelten will, schadet sich selbst.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
- (D) Nusquam egent nisi Ierosolimis; ibi gladium accipiunt in tutelam Christianismi, quod Petro prohibitum est in defensionem Christi. Petrus ibi didicit pacem querere paciencia; nescio quis hos docuit vim vincere violencia. Gladium accipiunt, et gladio pereunt. Dicunt tamen „omnes leges et omnia iura vim ui repellere permittunt“. At ille legem hanc renuit, qui Petro percuciente legionibus angelorum inperare noluit Walter Map: De nugis curialium, Dist. I, Cap. XX (S. 30, Z. 15-22). - (D) Cum enim tales habeantur suspecte, ne personam popularis in directum ascendentis vel res ipsius velint diripere, et lex omnis velit, ut vim vi repellere liceat, cum moderamine inculpate tutele, alterum adversarium in angulo dextro tanquam persone insidiatorem, alterum in sinistro tanquam suarum rerum invasorem capere potest Jacobus de Cessolis: Liber de ludo scaccorum, Sp. 797f. - (L) Dictamen de fraude mundi. / Cautim grus / vulpem invitavit, / laucius / quem per vitrum pavit, / in quod jus / fuderat hec grus. / Vulpis, dic / quít pro tua parte? / modo sic / vallitur ars arte. / illic hic, / alius vult sic. / Vis vim vi, / fraus repellit fraudem. / illi qui / vanam querunt laudem / prebet si / quitquid hiis adplaudem, / nam non hii / sunt inconstantes dyy Bartsch: Alt- und Mittelhochdeutsches aus Engelberg, 63, 1-20. - (R) Ir sollet wissin: wer eyn gut hat, der hot iz vierley gewere; die eyne ân gerichte, dy andere vor gerichte. Die ân gerichte ist, die ist drierley. Enzwer ich gewere daz myne, daz mir ymand mit gewalt nemen wolde; wen eyn man mag wol mit gewalt gewalt vertriben Magdeburger Rechtsbücher, 435, 13-18. - (G) Viel meynen/ dieser erste grad/ sey nicht gepotten noch not zu hallten eynem iglichen Christen menschen/ Sondern sey eyn gueter rad den volkomen heym geben/ ob sie yhn wollen hallten/ […] Darumb achten sie fur billich/ das eyn iglicher das seyne widder hole/ gewallt mit gewalt vertreybe/ wie er mag vnd weys/ […] das auch ettlich geystlich recht (schweyg das weltlich) sagen/ Vim vi pellere iura sinunt/ Das ist/ die rechte gebens zu/ das man gewallt mit gewallt were Luther: Von Kaufshandlung und Wucher, S. 22, Z. 19-28. - (Dr) Geduld sprach: Junger man, / An deym feind dich nit rich / Mit wort noch wercken! sich! / Wo das ghricht ist zu schwach, / So ist Gottes die rach, / Der alles böß vergilt. / […] / Künheit die sprach hinwider: / Gesell, du wirdst veracht. / Derhalb brauch sterck und macht! / Vertreib gewalt mit gwalt! / So wirdst mit ehren alt Sachs: Kampff-gesprech Künheit-Gedult, 136, 13-28. - (S) Nun spricht Pub. Mimus: VETEREM FERENDO INIURIAM, INUITAS NOUAM/ das ist vor der welt war. Wer jm vmb einn heller laßt vnrecht thGn/ der gibt vrsach/ daß man jn vmb einn creutzer leycht. Leidt einer daß mann ins maul schlegt/ so gibt er dem schl(ger vrsach/ daß er jn beym haer naher vmbziehet. […] Hie sigt mann mit keiner gedult oder recht/ sonder mit gwalt/ gwalt zu vertreiben/ Gdult aber l(dt gwalt zu hauß Franck: Sprichwörter, II, 39v (S. 282, Z. 12-18). Vorlage [an anderer Stelle]: - (E) þat er hann vill með afli taka, vér skulum þat með afli verja; með því at afl þarf móti afli, þá hafi sá er betr er sœkjandi: vér viljum s6na hánum þá skynsemd, sem þeir dœma ǫll rangindi fyrir sannindi Tristrams Saga, XXVII (S. 33, 7-10). Literatur: Graf/Dietherr 1869, S. 390. Liebs 1991, S. 219. Schmidt-Wiegand 1996, S. 138. TPMA IV s.v. GEWALT 14. Redensart: Gewalt mit Gewalt vertreiben. Wander I s.v. Gewalt, Nr. 47.
Sentenz Literatur: Friedrich 2006 s.v. b*r, S. 114, s.v. schaden, S. 346: „Sprichwort?“. Hofmann 1939, S. 69 [führt diese Textstelle an]. Kunzer 1973, S. 44: „proverbial saying“. Mieder 1997, S. 10: „Sprichwort“. Tomasek 1995, S. 212 [führt diese Textstelle an]. TPMA IX s.v. SCHADEN 2. Vermehrung und Steigerung des Schadens. 2.6. Vereinzelt [führt diese Textstelle an]. Weber 1967, S. 554: „sentenziös“.
7318f.; *10300.
4 Tristanromane
Textstelle 366 wan zurliuge und ze ritterschaft hœret verlust unde gewin: hie mite so gant urliuge hin
369 verliesen unde gewinnen daz treit die criege hinnen. ich wæne, im Morgan alsam tete
1115 ez ergienc in rehte, als man giht: swa liep in liebes ouge siht, daz ist der minnen viure ein wahsendiu stiure.
Kontext Der Erzähler erklärt, warum Riwalin im Kampf gegen Morgan militärische Rückschläge erleidet (Riwalins Kampf gegen Morgan).
Überlieferung
N: Notazeichen Gewinn und Verlust (vgl. Tomasek 1995, gehören zum Krieg S. 213). und zur Ritterschaft. E 366: ze fehlt. B, M 367: und ouch. H 367: odr.
Der Erzähler erB, H, M 369: oder. klärt, warum Riwalin im Kampf gegen Morgan militärische Rückschläge erleidet (Riwalins Kampf gegen Morgan). Der Erzähler erklärt das Entstehen der Liebe zwischen Riwalin und Blanscheflur.
Paraphrase
Der Wechsel von Gewinn und Verlust hält Kriege in Gang.
N: Notazeichen Gegenseitiger An(vgl. Tomasek 1995, blick verstärkt die S. 213). Liebe. F 1117: mvre.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz
Querverweise *369; 60916093.
Verwendung: - (E) Et vous lez Alemanz descendus en la plaingne; / se lez Alemanz veulent, ne quit pas qu’il remaingne / que escu n’i perchoit et que lance n’i fraingne. / Tel vient sain a mellee qui au departir saingne, / coustume est bien de guerre et de mainte autre owraingne, / que(l) cel pert une foiz qui autre foiz gaaingne Wace: Roman de Rou, 2, 3209-3214. - (E) Do die boten sahin / und mit warheit des jahin / das David so zúrnig was, / si sprachin: „herre, Urias / hat leidir ouh den lip virlorn!“ / do begunde semphtirn sih sin zorn, / er wart vroidin riche / […] / er sprah: „diz mGz eht alliz sin, / swer urlúgis beginnet, / das der eteswenne gewinnit / und eteswenne virlúsit / gewin und schadin kúsit. / gewinnin und virliesin, / dú beidú mGz der kiesin / der mit urlúge umbe gat / und eigin urlúge hat / mit gGtis gelúckis gabel. / […].“ Rudolf von Ems: Weltchronik, 28817-28835. - (S) Li François gardoient bien et tellement leur frontière que li Englès n’osoient passer la rivière. Si avint il par pluisieurs foi que amont sus le païs aucun chevalier et escuier breton qui congnissoient le marche, chevauchoient par compaignies et passoient la rivière à gué et rencontroient souvent les fourrageurs des Englès. Là en y avoit souvent des rués jus: une heure perdoient, li autre gaignoient, ensi que en tels fais d’armes les aventures aviennent Froissart: Chroniques, IX, S. 84, 26-85, 4. → Gar 13108 → JT 2082,4. Literatur: Clausen 1970, S. 87 [führt diese Textstelle an]. Huizinga 1975, S. 334f. Peiffer 1971, S. 136: „Sentenz“, „Sprichwortform“. Pensel 1960, S. 167: „Die Verse muten fast wie ein Sprichwort an.“. Pörksen 1971, S. 134: „Sentenz“. Sawicki 1932, S. 135: „sententia“. Scharschuch 1938, S. 33: „Sentenz“. Schultz 1987, S. 592 [führt diese Textstelle an]. Tomasek 1995, S. 213 [führt diese Textstelle an]. Tomasek 2005, S. 54f.: „Sentenz“. TPMA VI s.v. KAMPF 2.3. Gewinnen und verlieren gehört zum Krieg [führt diese Textstelle an]. Wander IV s.v. Verlieren, Nr. 6. Wisbey 1990, S. 258 [führt diese Textstelle an]. Kadler 1886, Nr. 157-159c. Okken 1996, S. 61. Preuss 1883, S. 73.
Sentenz
*366; 60916093.
Literatur: Clausen 1970, S. 87 [führt diese Textstelle an]. Huizinga 1975, S. 334f. Mieder 1997, S. 20: „Sprichwort“. Peiffer 1971, S. 136: „Sentenz“. Pörksen 1971, S. 134: „Sentenz“. Sawicki 1932, S. 97: „Sentenz“, S. 135: „sententia“. Scharschuch 1938, S. 33: „Sentenz“. TPMA VI s.v. KAMPF 2.3. Gewinnen und verlieren gehört zum Krieg [führt diese Textstelle an]. Wander IV s.v. Verlieren, Nr. 6. Wisbey 1990, S. 258 [führt diese Textstelle an]. Kadler 1886, Nr. 157-159c. Okken 1996, S. 61. Preuss 1883, S. 73.
Sentenz Verwendung: - (S) jEk toũ ga;r e]~orãn gijnet j ajnqrwvpoi~ ejrãn: dh̃lon Pseudo-Diogenianus 4, 49. - (S) Cor incendit oculus, ut stipulas foculus Wipo: Proverbia, 74. - (E) Encor ne l’an toiche au cuer gaires, / Mais tost changiez iert ses affaires, / Car des eauz vient l’amor au cuer / Bone acuison ai por sa suer Robert de Blois: Floris et Lyriopé, 410-413. - (E) Da scholt du alweg wesen e / Und dein netze streken hin: / Daz ist, du scholt nach meinem sin / Oft und dik sei smieren an / Mit spilnden augen hin und dan, / Daz sei innen werd, die guot, / Waz du maines in dem muot; / Won die erste angesicht / Ist ein anvang ze der gschicht Wittenwiler: Der Ring, 1697-1705. - (S) Amor ex videndo nascitur mortalibus. Senarius prouerbialis admonens oculos amorem
921-936; 1297612983; 1904119048.
4 Tristanromane
Textstelle
Kontext
Der Erzähler rechtfertigt den Abbruch Diz ist geschehen, ez muoz nu sin seiner Schilderung der Klagen nach Riwalins Tod (Riwalins Tod). 1703
Überlieferung
Paraphrase
Wenn etwas geschehen ist, muß man sich damit abfinden.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
potissimum conciliare. Non enim amatur incognitum, ex conuictu nascitur amor mutuus. Et oculi praecipue sunt ad amandum illices. In his enim peculiaris animi sedes. Et in his aiunt poetae cupidinem excubantem sua iacula mittere. Maro velut indicauit adagium cum ait: Vt vidi, vt perii, vt me malus abstulit error. Rursum in Georgicis: Vritque videndo / foemina. Item apud Terentium Chaerea visa duntaxat virgine, quam impotenter coepit ardere. Iuuenalis prodigii loco refert de caeco amante: Qui nunquam visae flagrabat amore puellae Erasmus von Rotterdam: Adagia, 179 (I, ii, 79). - (S) Ex aspectu nascitur amor. / Uyt den aenseyn coempt die lyefde Murmellius: Pappa puerorum, 33. - (S) AMOR EX ASPECTU. Ansehen thGt frewen. Was das aug nit sihet/ das beschweret auch das hertz nit. Die lieb kompt von sehen. Man spricht/ auß den augen auß dem sin/ so mGß volgen in den augen in dem sin. Drumb wechst die lieb im gesicht/ vnd fehet die lieb vnnd das bGlen hie an Franck: Sprichwörter, II, 128v (S. 386, Z. 12-18). Literatur: Bechstein/Ganz 1978, Bd. 1, S. 49: „Sprichwort“. Clausen 1970, S. 87 [führt diese Textstelle an]. Eiselein 1840, S. 426 [führt diese Textstelle an]. Heidingsfeld 1886, S. 9, Anm. 1 [führt diese Textstelle an]. Mieder 1997, S. 10: „Sprichwort“. Peiffer 1971, S. 218: „Sentenz“. Pörksen 1971, S. 131: „Sentenz“. Scharschuch 1938, S. 33: „Sentenz“. Stiebeling 1905, S. 60: „allgemeiner Erfahrungssatz“. Tomasek 1995, S. 213 [führt diese Textstelle an]. Tomasek 2005, S. 53: „Sentenz“; S. 58. Tomasek 2007, S. 119: „Sentenz“. TPMA I s.v. AUGE 6.1. Der Anblick erzeugt (und erhält) Liebe. Ebd. VII s.v. LIEBE 2.3.1. Liebe entsteht (wächst) durch den Anblick [führt diese Textstelle an]. Walther, 3404. Wander III s.v. Liebe, Nr. 67. Ehrismann 1995, S. 206. Preuss 1883, S. 73. *6772; 71967200; *7309; 8583; 9369f.; Formulierungstradition: - (E) Es heten romære / Bei den zeiten ein site / […] / Es ist manich geslæhte / Die dem site flG- 19175. chent noch / Swie lutzel es sei vervahe doch / Wan daz geschicht daz muz wesen Otte: Eraclius (Frey), B 696-702. - (D) Ach daz ich zu der selben stund, / Ich arme kro, geflog ye dar! / Daz ich daz fliegen niht verbar, / Dez mus ich wesen freuden frye. / Ich quam doch dar nu hin: daz sy. / Ez must at sin daz da geschach Die Minneburg, 5166-5171.
Anspielung auf eine Sentenz
Verwendung: - (E) Ferguut sprac: „Gi segt wonder. / Ghine comt van mi heden mere / Ghine ondect mi van uwen sere / Waer omme ghi u dus verslaet.“ / Lunette sprac: „Ridder, dat verstaet: / Dat emmer sijn moet, dat moet sijn. / […]“ Ferguut 4454-4459. - (E) Hie spruch: dochter bedroive dich neit / Dat gescheyt is dat is gescheyt / Danke myr dat du noch leyfs / Dat du mir dyne truwe geyfs / Und dragis zu mir gantze mynne / Dat rayde ich dir mit rechme synne Ursula und die elftausend Jungfrauen, 329-334. - (E) ich pit eüch ir wöllet nür frid halten vnnd nit mer mit mir anfahen/ wa] was bescheh) ist alles h:n/ Vnnd ich weiß wann ir gesundt vnnd baßmügendt werent ir liessent mich nit vngemüet/ wann ich erkenne eüer manhe:t lang wol Eleonore von Österreich: Pontus und Sidonia, 87, 8-11. - (S) QUOD FACTUM EST INFECTUM FIERI NEQUIT: Hin ist hin/ leihet kein Jud mehr drauff. Was geschehen ist/ ist geschehen. Wann ein ding geschehen ist/ sol man das best darzG reden. Es ist geschehen/ was sol man vil drauß machen. Man disputiert Got verm=g nit/ was geschehen/ daß nit geschehen sei/ Hin ist hin/ vnd kan was geschehen/ nit nit geschehen sein Franck: Sprichwörter, II, 115rv (S. 371, Z. 19-25). Literatur: Tomasek 2005, S. 55: „Sentenz“. Tomasek 2007, S. 299. TPMA IV s.v. GESCHEHEN 4.4. Was geschehen muss, soll man hinnehmen. Wander I s.v. Geschehen, Nr. 34.
4 Tristanromane
Textstelle
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler rechtfertigt den Abbruch und sol sin got von himele pflegen, seiner Schilderung der edeler herzen nie vergaz! der Klagen nach Riwalins Tod (Riwalins Tod).
N 1710: got van he- Gott vergißt die Seimel de mGze sin nen nicht. pflegen. H 1711: edelen.
Der Erzähler betont anläßlich des vorbildlichen Verhaltens Ruals und seiner Frau Floraete die Bedeutung vollkommener Treue (Blanscheflurs Tod).
N: Notazeichen Vollkommene Treue (vgl. Tomasek 1995, reicht über den Tod S. 213). hinaus. B, E, M, P 1791: Triuwe. H 1791: Trivwe v] starke trivwe. N 1792: ie fehlt. E, M, N 1793: fehlt. E 1794a: Die triuwe mache niuwe.
1710
1791 Riuwe unde stætiu triuwe nach vriundes tode ie niuwe, da ist der vriunt ie niuwe: daz ist diu meiste triuwe.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Anspielung auf eine Sentenz
Querverweise *6126.
Formulierungstradition - (E) le meillieur qui soit, Dieu soit loé! car jamais il ne oblie les siens ne ceux qui ont esperance en luy, et y m’a esté dit par une voix divine qu’i t’a esté revelé comment tu dois estre gueri L’ Ystoire des sept sages, S. 189. - (E) diz ist dins libes erstiu traht, / und bedarft hGte deste baz. / got der sinen nie vergaz. / er hat unser nit vergezzen, / sit din lip hat besezzen / unser zweir reinen samen, / den wir von ein ander namen Ulrich: Rennewart, 32562-32568. Verwendung: - (E) Quant il orent grant piece lor ioie demenee si dist li rois tradelmans au roy des . C . cheualiers sire moult me merueil comment vous uenistes hui chele part & dieu en puis ie bien gracier . car se vous eusies plus demore ne tant ne quant iou nen peusse escaper que ie ne fuisse mors ou enprisounes & tot mi homme . sire fait li rois des . C . cheualiers nostre sire dieu qui tant est dous & deboinaires noubliera ia les siens amis ou que il soient Merlin, 163, 5-11. - (E) her sprach: disse spise hat dir got gesant. / do dankede Daniel alzG hant / gote innichliche / vnde sprach vroliche: / got de ne vergaz nie der sinen, / daz lezet her nv wol an mir schinen Margareta von Antiochien, 182, 6-11. - (E) Quant Daniel parler l’o:, / Moult durement se resjo: / Et dist: „Voirement, li vrais Dieus / Qu’est rois et dieus des dieus / N’oublie onques ses bon amis. / De moult long m’a secours tramis, / Les bons aimme qui le mal fuient, / Et ceaus secourt qu’a li s’apuient.“ Guillaume de Machaut: Le confort d’ ami, 1177-1184. - (E) dar stunt de konnyginne myt oren vrauwen, / also se gherne wolde schauwen, / wo id sunte Katerinen wolde ghan / und do se sach, wat God dorch se hadde gedan, / dat he siner vrunt an noden nicht vorgat, / to hant truwede se al deste bat Katharina von Alexandrien mnd., 1584-1589. - (E) the duke kept them in prison to ye entent to put them to dethe; he was so cruell agaynst all crysten men/ but god, who neuer forgettyth his frendes, socouryd them Huon of Burdeux, cap. XXIX (S. 90, Z. 30 - S. 91, Z. 2). Vgl. den biblischen Hintergrund: - quia Dominus diligit (LXX: amat) iudicium et non derelinquet sanctos suos Ps 36,28 - Denn der HERR hat das Recht lieb und verlesst seine Heiligen nicht Luther: Deutsche Bibel, X,1 Ps 37,28. Literatur: Kunzer 1973, S. 47: „formulaic phrase“. TPMA V s.v. GOTT 26.10. Gott verlässt (vergisst) die Seinen nicht (hilft den Seinen) [führt diese Textstelle an]. Wander II s.v. Gott, Nr. 1087 [führt diese Textstelle an]. Zingerle 1864 s.v. Gott, S. 59 [führt diese Textstelle an]. Stökle 1915, S. 11. *1795; 20242030; 21782190; 4171Verwendung: - (E) „Gebt uns Rüedegêren also tôten ûz dem sal, / an dem gar mit jâmer lît unser vreuden 4182; 4270val. / lât uns an im dienen, daz er ie hât begân / an uns vil grôze triuwe und an manegem an- 4282. dern man. // Wir sîn ouch ellende als Rüedegêr der degen. / wes lâzet ir uns bîten? lât in uns after wegen / tragen, daz wir nâch tôde lônen noch dem man. / wir hetenz billîche bî sîme lebene getân.“ // Dô sprach der künec Gunther: „nie dienest wart sô guot / sô den ein vriunt vriunde nâch dem tôde tuot. / daz heiz ich stæte triuwe, swer die kan begân.“ Nibelungenlied, 2262, 1 - 2264, 3. - (G) swenn ich beworhte sin gewant, / sielb oder wGsch die fúess sin. / sit ich nu des ber?bet bin / ain tail von minen schulden, / so sol ich billich dulden / alle wider w(rtikait. / ja ist mir dik dis gesait / daz fr?ndes rehtú trúwe / nach frondes tot nuwe / uf erde si seltzenne. / ich
Sentenz
4 Tristanromane
Textstelle
1795 Swer nach dem vriunde riuwe hat, nach tode triuwe an ime begat, daz ist vor allem lone, deist aller triuwe ein crone.
Kontext
Der Erzähler betont anläßlich des vorbildlichen Verhaltens Ruals und seiner Frau Floraete die Bedeutung vollkommener Treue (Blanscheflurs Tod).
Überlieferung
Paraphrase
E, H, M, N, O, R, S, Vollkommene Treue P 1795: triwe. reicht über den Tod W 1795: ie rúwe. hinaus. B, E, M, P 1798: ein fehlt. N 1798: Inde is.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
laydig Magdalene / sus ogte min untrúwe hie / do ich von dem getrúwen gie Der Sälden Hort, 9739-9751. - (D) Sô si [sc. die Testamentsvollstrecker] des tôten guot berechent / Und alsus zuo einander sprechent: / „Lâ daz mir und habe daz dir“, / Sô sprichet diu sêle: „Wer hilfet mir / Ûz den nœten, in den ich bin? / Ich hân verlust und ir gewin! / Doch sült ir hüeten, daz iuwer untriuwe / Iuch iht bringe in êwige riuwe! / Ich bevalch iu lîp, sêle und guot: / Nu seht, daz ir gein mir sô tuot, / Daz iuwer sêle iht pfandes stê / Vür mîn sêle, der nu ist wê! / Wenne swer nâch tôde triuwe hât, / Diu triuwe vür alle triuwe gât / […].“ Hugo von Trimberg: Der Renner, 2056120574. - (Dr) Tercia Maria dicit rickmum / Susteren, wyr wolen vor dem dage / Ghen zue vnsers meysers grabe / Vnd bestrychen syn wonden al mydalle / Myd durer goder salben. / Ich hayn eyn alt ghesprochen wort / van mynen aldern dyck ghehort, / Das dye truwe sy aller best, / Dye man naech dem dode leest / Were vns nu lieff der lyff syn, / Des sollen wyr em doen gueden schyn Trierer Osterspiel, 22-31. Literatur: Clausen 1970, S. 88 [führt diese Textstelle an]. Peiffer 1971, S. 138: „Lebensregel-Exkurs“. Pörksen 1971, S. 131 [zu 1791-98]: „Sentenz“. Tomasek 1985, S. 79: „sentenzhafte Formulierung“. Tomasek 1995, S. 213 [führt diese Textstelle an]. TPMA IV s.v. FREUND 3.4.3 Wahre Freundschaft verliert trotz Trennung und Tod nichts an Kraft und Treue [führt diese Textstelle an]. Ebd. XI s.v. TREUE 2.4.2.1. Die beste Treue überdauert den Tod. Weber 1967, S. 576: „Sentenz“. Scharschuch 1938, S. 33. Stökle 1915, S. 96. *1791; 20242030; 21782190; 4171Verwendung: - (E) „Gebt uns Rüedegêren also tôten ûz dem sal, / an dem gar mit jâmer lît unser vreuden 4182; 4270val. / lât uns an im dienen, daz er ie hât begân / an uns vil grôze triuwe und an manegem an- 4282. dern man. // Wir sîn ouch ellende als Rüedegêr der degen. / wes lâzet ir uns bîten? lât in uns after wegen / tragen, daz wir nâch tôde lônen noch dem man. / wir hetenz billîche bî sîme lebene getân.“ // Dô sprach der künec Gunther: „nie dienest wart sô guot / sô den ein vriunt vriunde nâch dem tôde tuot. / daz heiz ich stæte triuwe, swer die kan begân.“ Nibelungenlied, 2262, 1 - 2264, 3. - (G) swenn ich beworhte sin gewant, / sielb oder wGsch die fúess sin. / sit ich nu des ber?bet bin / ain tail von minen schulden, / so sol ich billich dulden / alle wider w(rtikait. / ja ist mir dik dis gesait / daz fr?ndes rehtú trúwe / nach frondes tot nuwe / uf erde si seltzenne. / ich laydig Magdalene / sus ogte min untrúwe hie / do ich von dem getrúwen gie Der Sälden Hort, 9739-9751. - (D) Sô si [sc. die Testamentsvollstrecker] des tôten guot berechent / Und alsus zuo einander sprechent: / „Lâ daz mir und habe daz dir“, / Sô sprichet diu sêle: „Wer hilfet mir / Lz den nœten, in den ich bin? / Ich hân verlust und ir gewin! / Doch sült ir hüeten, daz iuwer untriuwe / Iuch iht bringe in êwige riuwe! / Ich bevalch iu lîp, sêle und guot: / Nu seht, daz ir gein mir sô tuot, / Daz iuwer sêle iht pfandes stê / Vür mîn sêle, der nu ist wê! / Wenne swer nâch tôde triuwe hât, / Diu triuwe vür alle triuwe gât / […].“ Hugo von Trimberg: Der Renner, 2056120574. - (Dr) Tercia Maria dicit rickmum / Susteren, wyr wolen vor dem dage / Ghen zue vnsers meysters grabe / Vnd bestrychen syn wonden al mydalle / Myd durer goder salben. / Ich hayn eyn alt ghesprochen wort / van mynen aldern dyck ghehort, / Das dye truwe sy aller best, / Dye man naech dem dode leest / Were vns nu lieff der lyff syn, / Des sollen wyr em doen gueden schyn Trierer Osterspiel, 22-31.
Sentenz
4 Tristanromane
Textstelle
Kontext
Der Erzähler lobt Rual und seine der marschalc und sin sælec wip, Frau, die nach Ridie beide ein triuwe unde ein lip walins Tod ihre Vagot unde der werlde waren sallentreue auf Tristan übertragen (Blanscheflurs Tod). 1801
Überlieferung
Paraphrase
Mann und Frau gehören zusammen.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Literatur: Clausen 1970, S. 88 [führt diese Textstelle an]. Pörksen 1971, S. 131 [zu 1791-98]: „Sentenz“. Scharschuch 1938, S. 33: „Sentenz“. Tomasek 1995, S. 213 [führt diese Textstelle an]. TPMA XI s.v. TREUE 2.4.2.1. Die beste Treue überdauert den Tod. Okken 1996, S. 117f. 129f.; 13561362; 11716f.; 13010f.; 14315Formulierungstradition: - (G) alsam der man unt daz wip / peidiu sint ein lip, / also ist uber die sele der geist / aller 14338; 1752217524; 18195prutegoum meist Priester Arnolt: Von der Siebenzahl, 6, 5-8. - (G) hie velschet sich das alte wort, / daz wart missemeilic dort, / daz ein man und sîn wîp / 18211; 1833518354; 18503solden haben einen lîp Reinbot von Durne: Georg, 4611-4614. 18509. Verwendung: - (G) Duo gescuof er ein wip, / si waren beidiu ein lip. / duo hiez er si wisen / zuo dem vronem paradyse Ezzo, 8, 79-82. - (D) swa zwene zesamene giengen / unde an daz reht viengen, / daz er der dritte wolde sin / (daz ist ein michil guotin), / samt in sitzzen unde stan / unde daz reht began. / von diu sol der man unde daz wip / sin als ein lip. / wande die diche samet stant / unde sizzent unde gant, / zwei samet enbette gant, / zwei an dem rehte gestant, / got mage vil wol sin / undir ir beider dechin / der dritte geselle Vom Rechte, 351-365. - (E) Dô sprach der hailige man: / „er sol vil gewislîche bestân, / êlîch hîrât, / als in got geboten hât, / daz baide man unde wîp / sîn als ain lîp, / âne sunde kinden, / got vurhten unde minnen: / sô ist der hîrât stâtic, / êwic unde hailic“ Kaiserchronik, 9532-9541. - (E) in des paradîses wünne / wart Âdâm von im gesant. / dem nam got mit sîner hant / ein rippe und hiez ez sîn ein wîp. / er sprach: „diu beidiu sîn ein lîp, / zwên geiste; ein leben ein lîp, / sî dirre man und ouch ditz wîp, / und elliu diu mit rehter ê / hinnen für und immer mê / zesamne werden gesant / nâch reiner ê. […]“ Rudolf vom Ems: Der guote Gêrhart, 4340-4350. - (G) wan man und wîp ist ein lîp Berthold von Regensburg, II, S. 195, Z. 7f. - (G) Der léde orden der sint dri, / ich sagen kurtlich, wá dat si: / De erste orden sint man ind wif, / dá am wi`d sint ein lif Rheinisches Marienlob, 4580-4583. - (E) got sî es gelobt, mit mîner konen / wil ich niht ze helle wonen. / ez mac wol wesen ein lîp / beidiu ich und mîn wîp Die böse Frau, 11-14. - (E) Cum autem quis juramento est obligatus, tenetur adimplere. Ego juravi viro meo, quod pro ejus amore meipsam occiderem. Ideo non deliqui, si juramentum implere volo; ergo extra societatem tuam non debeo expelli. Item nullus debet puniri pro eo, quod est commendabile. Sed cum vir et uxor sint unum in carne secundum deum, commendabile est, quod uxor pro amore viri sui moriatur Gesta Romanorum, Cap. 6 (S. 280, Z. 16-22). - (E) Auch biß gemannt, / Wann aller welt ist bekannt / Ain wort das du gesprochen hast, / Das du das war last, / Das ain man und sein wib / S=llent sein ain lib. / Darumb schaid uns nicht: / Wann mir anders geschicht / Von dir unrechter gewalt, / Ob du mir nit tailst din erb(rmd manigfalt Friedrich von Schwaben, 6385-6394.
Anspielung auf ein Sprichwort
Vgl die bibl. Formulierung: - et erunt duo in carne una Gen 2,24 - vnd sie werden sein ein Fleisch Luther: Deutsche Bibel, VIII. → Er 5822 → Pz 740,29 → UTr 354. Literatur: Friedrich 2006 s.v. man, S. 286. Schulze 1987, S. 11-13, Nr. 1. TPMA II s.v. EIN 5.2.3.2.1. Mann und Frau, ein Leib. Ebd. VII s.v. LEIB 4. Mann und Frau (Freunde) sind ein Leib (und zwei Seelen). Wander III s.v. Mann, Nr. 1307.
4 Tristanromane
Textstelle 1842 wan diz daz ist diu meiste not, die man zer werlde haben mac: swa so der man naht unde tac den totvint vor ougen hat, daz ist diu not, diu nahen gat, und ist ein lebelicher tot.
1859 und ist vil lützel iht so guot, ezn swache, ders ze vil getuot. von diu so lazen langez clagen
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler begründet die Angst Ruals und seiner Frau vor Morgan (Blanscheflurs Tod).
B, M 1844: swa der. E 1844: was der man. E 1847: laidlicher. F, H, S, W 1847: lobelicher. N 1847: leuender. R 1847: libelicher.
Es ist schlimm, den Feind immer in unmittelbarer Nähe zu wissen.
Der Erzähler rechtfertigt seinen Verzicht auf die Schilderung der um Blanscheflurs Tod erhobenen Klagen (Blanscheflurs Tod).
H 1859: vnde ist vil Übertreibung schalvtzel ist so got. det immer.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz
Querverweise *15047; *15054; 15093-15097.
Formulierungstradition: - (E) ei waz si kumbers lîdet, / sô der sich an ir bette leit, / dem si niht holdez herze treit; / wan swâ der vîent alle zît / bî dem menschen nâhe lît, / daz ist ein nôt ob aller klage, / dâ von daz herze sîne tage / belîbet ganzer wünne frî Konrad von Würzburg: Partonopier un Meliur, 19300-19307. Verwendung: - (S) Mane malum detur, cui proximus hostis habetur. / Cui vicinatur (l.-etur) malus, mane malum habetur Walther, 14399 (Hs. 13. Jh.). - (S) Hostis vicinus plus laedit quam peregrinus; / Vix se custodit, quem vicinus suus odit Werner: Sprichwörter, h53 (Hs. 15. Jh.). Literatur: Clausen 1970, S. 87 [führt diese Textstelle an]. Peiffer 1971, S. 111: „Exkurs […] in sentenziös verknappter Form“. Pörksen 1971, S. 131: „Sentenz“. Tomasek 1995, S. 213 [führt diese Textstelle an]. TPMA VIII s.v. NACHBAR 2.2. Es gibt nichts Schlimmeres, als den Nachbarn zum Feind zu haben.
Sentenz Verwendung: - (S) Proverbium „Ne quid nimis“ laudatur in primis Wipo: Proverbia, 60. - (L) Unt swer turnieren minnet alsô sêre, / daz er dâ bî vergizzet der hûsêre, / dern hât der mâze niht behalten: / ein gnuoc turnieren daz ist guot: / ze vil an allen dingen tuot / bruch rehtem lobe: sus sagen die wîsen alten Reinmar von Zweter, 121, 7-12. - (D) L’an doit bien laissier jouer anfanz; car nature le requiert, mais qu’il ne joient trop, car tuit trop sont mal. Et cil qui les maitroie lor puet faire .ii. porfiz ansamble, se il tost les rapele dou jeu, car il les puet faire tenir en pais et apanre lor mestier Philippe de Navarre: Les quatre âges, 20. - (S) Nul trop n’est bon Morawski: Proverbes français, 1424 (Hs. 14. Jh.). - (G) Hyrumme is bäter mildigheid / Wän alto grote rygheid. / It is dikke geshên, syt des frûd, / Al to fele is selden gûd. / Jo is fyl bäter armheid / Wän alto grote overflodigheid Der Leyen Doctrinal (Scheller), S. 125. - (E) Die pfaffen habens nicht wol bedacht, / han iren herrn in schaden bracht, / und krenken ire feste, / des sie vorhin feind hern gewest, / nu seind sie worden geste, / ja geste. // Zu vil das tut doch selten gut, / das macht ir großer ubermut, / ist noch der alten weise, / und wenn der esel habern ißt, / so tanz er auf dem eise, / ja eise Magdeburger Stiftsfehde, 49f. Literatur: Bechstein/Ganz 1978, Bd. 1, S. 74: „wohl Paraphrase einer sprichwörtlichen Redensart. […] vil lützel iht, sehr wenig etwas, d.h. nichts“. Hofmann 1939, S. 69 [führt diese Textstelle an]. Mieder 1997, S. 11: „sprichwörtliche Redensweisheiten“. Pörksen 1971, S. 131 [1854-60]: „Sentenz“. Tomasek 1995, S. 214 [führt diese Textstelle an]. TPMA XII s.v. VIEL 4.3.1. Zuviel ist nicht gut [führt diese Textstelle an]. Wander I s.v. Allzu viel, Nr. 2. Zingerle 1964 s.v. zu, S. 183 [führt diese Textstelle an]. Seiler 1923, S. 93f.
11; 1837818386.
4 Tristanromane
Textstelle 1865 Sich treit der werlde sache vil ofte zungemache und aber von ungemache wider ze guoter sache.
Kontext
Überlieferung
Der Erzähler deutet N 1866: ofte fehlt. zu Beginn der eiB, O 1867: fehlt. gentlichen Tristanhandlung eine positive Wendung der Handlung an (Blanscheflurs Tod).
Der Erzähler lobt F 1869: in der note. Ruals kluge Unter- M 1871: gedenReht in den nœten sol der vrome, werfung unter Mor- chen. ze swelhem ende ez danne kome, gans Herrschaft (Blanscheflurs bedenken, wie sin werde rat Tod). 1869
1872 die wile und er daz leben hat, so sol er mit den lebenden leben, im selben trost ze lebene geben. als tet der marschalc Foitenant
Der Erzähler lobt Ruals kluge Unterwerfung unter Morgans Herrschaft (Blanscheflurs Tod).
Paraphrase Unglück und Glück wechseln einander ab.
In einer Notlage soll der Rechtschaffene in jedem Fall auf Abhilfe sinnen.
Man soll nicht den Toten nachtrauern, sondern sich an die Lebenden halten.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz
Querverweise 4353-4359; 5073-5080.
Verwendung: - (E) Ma joie m’ad duré petit, / Ore ai grant doel. Veir dit qui dit: / Enpres grant ris ad mult grant plur, / Apres grant joie, grant tristur. / Uncore hui matinet al jur / N’aveie jo doel ne dolur Wace: La vie de Saint Nicolas, 1291-1296. - (E) Unde et adhuc ab antiquioribus de ipso dicitur, quod, si quando nuntius aliqua tristia ipsi apportans, secundum quod fieri assolet, hesitare voluisset, dixerit: „Dic, dic! scio enim, quod semper leta tristia vel tristia precedunt leta; quare mihi tantumdem est primo audire nubilosa, cum postmodum auditurus sim serena, quam primo auditis serenis post auditurus sim nubilosa“ Otto von Freising: Gesta Friderici I. imperatoris, I, 8, 20-26. - (S) Nâch fröuden dicke trûren gât, / manc trûren frœlich ende hât. / Ein ieglich zît hât sîn zît, / leit nâch fröuden trûren gît. / Man sol bî fröuden wesen frô, / bî trûren trûren, kumt ez sô. / Frô mit ungeræte, / diu fröude ist unstæte Freidank: Bescheidenheit, 117,16-23. - (L) „Post tristitiam fient gaudia, / post gaudium erit tristitia.“ / sunt vera proverbia, / que fatentur talia. / dicta veritatis, / dicta claritatis / amantur Carmina Burana, 97, 3. - (G) Tristicia vestra vertetur in gaudium Iuwer trurechait diu wirt fercheret ze ainer grôz fr=wde. Nu sprich ich. de diu trurechait etwenne wirt fercheret in ain fr=wde. so wirt diu fr=wde ze ainer trurechait etwenne fercheret Grieshabersche Predigten I, 14. Literatur: Clausen 1970, S. 86 [führt diese Textstelle an]. Pörksen 1971, S. 131: „Sentenz“. Tomasek 1995, S.214 [führt diese Textstelle an]. Tomasek 2005, S. 55: „Sentenz“. Tomasek 2007, S. 214: „Sentenz“. TPMA III s.v. FREUDE 1. Enge Verbindung und Aufeinanderfolge von Freude und Leid. Wander III s.v. Leid (Subst.), Nr. 37. Peiffer 1971, S. 139, Anm. 2: „Möglicherweise wird hier auf die Vorstellung des Glücksrads bzw. der Fortuna mit dem Rade angespielt“.
Sentenz
7905-7910.
Literatur: Clausen 1970, S. 87 [führt diese Textstelle an]. Ebert 1884, S. 21. Scharschuch 1938, S. 33: „Sentenz“. Tomasek 1995, S. 214 [führt diese Textstelle an]. TPMA IX s.v. NOT 1.8.2. Not findet Rat. Wander II s.v. Helfen, Nr. 33. Kadler 1886, S. 64.
Anspielung auf eine Sentenz Formulierungstradition: - (E) Mult out grant duel de sa muillier, / mais en duel n’a nul recovrier; / li vif al vif, le mort al mort, / al vif puet l’um prendre cunfort Wace: Roman de Rou, 3, 231-234. - (E) Que cis ne vos voldra mais rien / Qui chi gist mors, jel vos plevis. / Les mors as mors, les vis a vis; / Alons ent moi et vos ensamble Chrétien de Troyes: Perceval, 3628-3631. Verwendung: - (L) Lebt von der Vogelweide / noch mîn meister hêr Walthêr, / der Venis, der von Rugge, zwêne Regimâr, / Heinrîch der Veldeggære, Wahsmuot, Rubîn, Nîthart! / Die sungen von der heide, / von dem minnewerden her, / von den vogeln, wie die bluomen sint gevar: / sanges meister lebent noch: si sint in tôdes vart. / Die tôten mit den tôten, lebende mit den lebenden sîn Der Marner, 273-281 (XIV, 18, 1-9). - (E) Nu sehet an die welt hie, / wie valsch ir lon ist! […] swenne uns der tot gestrecket, / so git din valscher nam / ain decke uns fGr die scham, / da mit man uns ze grabe trait. / unser vriunde habnt lait: / ze lon daz gistu auch in. / wie schier wir denn verclaget sin! / zG lebenden die lebenden haltent sich Johann von Würzburg: Wilhelm von Österreich, 19327-19349.
1676-1680; 1704-1709; 7196-7200.
4 Tristanromane
Textstelle
2485 wan kint kunnen anders niht niwan weinen, alse in iht geschiht.
3126 unkünde ist manegem herzen guot und leret maneger hande tugent.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler begründet die Hilflosigkeit des von den Kaufleuten ausgesetzten Tristan.
E 2485: kunden.
Kinder können auf Schwierigkeiten nur mit Weinen reagieren.
Die Jäger Markes loben die Entscheidung des vorgeblichen Kaufmannssohnes Tristan, seine Heimat zu verlassen.
H: Notazeichen (vgl. Deighton 1979, S. 33; ders. 1984, S. 269). E 3126: Erkunnen.
In der Fremde kann man vieles lernen.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
- (S) Li mort aus morz, li vif aus vis Morawski: Proverbes français, 1098 (Hs. Ende 13. Jh.). - (E) sî sprach „vrouwe, in diz lant / is he dorch âbentûre comen / di Pandulete hât genomen / den lîb. di leit nu irslagen. / was hilfet langez aftirclagen? / ir solt des landes recht begân, / den helt zu herren hîr untfân. / lônt ir om sîner arbeit. / waz hilfet lange grôze leit? / wir mûzin mit den lebenen lebin / und der tôden uns begebin.“ Berthold von Holle: Demantin, 33923402. - (D) Er ist tumm, wer do beweinet die totlichen. Laß ab! Die lebendigen mit den lebendigen, die toten mit den toten, als vncz her ist gewesen. Bedenck paß, du dummer, was du clagen sullest Johannes von Tepl: Der Ackermann, VIII (S. 18, Z. 18-21). - (S) Jag mit den hunden die vorhanden. Halt es mit den lebendigen. Der lebendig man der lieb / das liebst weib sei dir das da lebt. Das liebst gelt das du hast. Eßet was jr findet / vnd denckt was ir w=llet. Was da ist / sol man zu danck annemen / so würdt man eins gr=ssern wirdig Franck: Sprichwörter, II, 114v (S. 370, Z. 17-22). → HTr 38. Literatur: Clausen 1970, S. 87 [führt diese Textstelle an]. Scharschuch 1938, S. 33: „Sentenz“. Tomasek 1995, S. 214 [führt diese Textstelle an]. TPMA VII s.v. LEBEN 5.1. Der Lebende halte (hält) sich zu den Lebenden [führt diese Textstelle an]. Wander II s.v. Lebendig, Nr. 3. Ebert 1884, S. 21. Kadler 1886, S. 64. Peiffer 1971, S. 138.
Sentenz Verwendung: - (G) In disú tGch want dú cleinliche jungfr?we den grossen heilant und leit in in die krippfen; do weinete er alzehant als ein núwe geboren kint, wan die wile das dú kint sprachlos sint, so weinent si niemer ane rehte not. Also tet únser herre, do er wider siner edelen art in eime vihestalle also herte gebettet wart durch die b=sen súnde; do weinete er alles menschich kúnne Mechthild von Magdeburg V, 23, 59-64.
2332-2393; 4215f.; 1148811495; 1154111547; 12791f.; 13262-13265; 13887-13894; *13900.
Literatur: Clausen 1970, S. 11: „sentenzhaft“. Eiselein 1840, S. 373 [führt diese Textstelle an]. Mieder 1997, S. 1997, S. 11: „sprichwörtlich“. Schultz 1987, S. 592 [führt diese Textstelle an]. Tomasek 1995, S. 214 [führt diese Textstelle an]. TPMA VII s.v. KIND 5.7.1. Das Weinen gehört zum Kind. Wander II s.v. Kind, Nr. 448. Preuss 1883, S. 72. 461-463; 20602063; 36753682; 4254Verwendung: - (L) Swer ellent niht versuochet hât, der kan sîn niht verstân, / und ouch des frömden niht 4257. enaht, der ist kein wîser man. / ellende lêrt behendekeit / und frömde kunst der man sô dicke geniuzet. / Ellende lêret trûrîc sîn und kurzewîlen vil, / ellende lêret arebeit und mange seiten spil, / ellende lêrt vernunft bereit / und lêrt wie tugent ûz untugende fliuzet Kolmarer Liederhandschrift, CXLIV, 31-38.
Sentenz
Literatur: Hofmann 1939, S. 69 [führt diese Textstelle an]. Sawicki 1932, S. 135: „sententia“. Tomasek 1995, S. 214 [führt diese Textstelle an]. TPMA III s. v. FREMD 4.1.2. Reisen durch fremde Länder sind nützlich und machen erfahren [führt diese Textstelle an]. Wander I s.v. Fremde (die), Nr. 2 [führt diese Textstelle an]. Zingerle 1864 s.v. Fremde, S. 38 [führt diese Textstelle an], s.v. Elend, S. 193. Deighton 1979, S. 33. Deighton 1984, S. 269.
4 Tristanromane
Textstelle 4417 wan ritterschaft, also man seit, diu muoz ie von der kintheit nemen ir anegenge oder si wirt selten strenge.
4426 nu weiz ich doch nu lange daz: senfte und ritterlicher pris diu missehellent alle wis und mugen vil übele samet wesen.
4430 ouch han ich selbe wol gelesen, daz ere wil des libes not
Kontext
Überlieferung
Tristan begründet E 4418: der fehlt. gegenüber Marke F, N, S, n 4418: ie seinen Wunsch, Rit- fehlt. ter zu werden (Tristans Rede vor Marke).
Tristan begründet gegenüber Marke seinen Wunsch, Ritter zu werden (Tristans Rede vor Marke).
Tristan begründet gegenüber Marke seinen Wunsch, Ritter zu werden (Tristans Rede vor Marke).
Paraphrase Exaktes Waffenhandwerk muß in der Jugend erlernt werden.
E 4427: Das senff- Bequemlichkeit und te. Ansehen passen N 4427: Senftinicht zusammen. cheyt. E 4428: diu fehlt. B, M, S 4428: in alle wis. H 4428: an alle wiz. E, N, n 4429: vil fehlt.
Ansehen ist nur durch Mühe zu erlangen.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz
Querverweise 2103-2116.
Verwendung: - (E) herre, iu ist vil wâr geseit: / ez bedarf vil wol gewonheit, / swer guot ritter wesen sol. / ouch hân ich ez gelernet wol / von kinde in mînem muote hie: / ez enkam ûz mînem sinne nie Hartmann: Gregorius, 1563-1568. Literatur: Clausen 1970, S. 87 [führt diese Textstelle an]. Lorenz 1881, S. 42: „Spruch“. Mieder 1997, S. 11: „sprichwörtliche Lebensweisheit“. Scharschuch 1938, S. 33: „Sentenz“. Tomasek 1995, S. 214 [führt diese Textstelle an]. Ehrismann 1995, S. 206. Preuss 1883, S. 73. Morsch 1984, S. 154. Okken 1996, S. 220f.
Sentenz
410-415; 2130; *4430; *4432.
Formulierungstradition: - (E) „Sanfftes leben und ere / Mugen nicht pey ain ander wesen. / Das hör ich in den pücheren lesen: / Wer nach eren streben wil, / Der muß understunden vil / Ungevertes leyden. / Wer auff waichen seiden / Sich will strecken zu aller stund, / Der wirt faul als ain hunt / Und müß ain weib hüter sein / Als ain polster hundelein. / Ainen frummen man zimpt wol / Das er turnay suchen soll.“ Heinrich von Neustadt: Apollonius, 6200-6212. Verwendung: - (E) swel ritter ritterscheft wil pflegen, / der muoz sich muoze gar bewegen; / ritterschaft git werdecheit / mit maniger grozen arbeit Ulrich von Liechtenstein: Frauendienst, 207. - (E) Nu habt ez uf die triwe min: / swelhes mannes lip wil müezic sin, / daz der eren nicht bejagt; / iu si für war gesagt, / daz hohez lop und müezic leben / got hat zesamen niemen geben. / swer hohez lop erwerben wil, / der muoz unmuoze haben vil Ulrich von Liechtenstein: Frauendienst, 1069. - (L) Ein ieslich orden hat gemach bi eren wol; / ein ritter sol / gemach durch ere miden Frauenlob, V, 30, 7-9. Literatur: Clausen 1970, S. 87 [führt diese Textstelle an]. TPMA IX s.v. RUHE 4.3. Wer ruht, kann keine Ehre erlangen. Wander I s.v. Ehre, Nr. 36. Morsch 1984, S. 154.
Sentenz Verwendung: - (S) Mit senfte nieman êre hât, / als nû diu werlt stât. / Nieman hât ân arebeit / wîstuom, êr, grôz rîcheit Freidank: Bescheidenheit, 92,5-8. - (L) Je grozer sin, ie merre not; / mit senfte nieman ere hat. / Riuwe ist aller sünden tot; / vil liep mit leide gar zegat Namenlos h, 24. - (E) Nu habt ez uf die triwe min: / swelhes mannes lip wil müezic sin, / daz der eren nicht bejagt; / iu si für war gesagt, / daz hohez lop und müezic leben / got hat zesamen niemen geben. / swer hohez lop erwerben wil, / der muoz unmuoze haben vil Ulrich von Liechtenstein: Frauendienst, 1069. Literatur: Heidingsfeld 1886, S. 9, Anm. 1 [führt diese Textstelle an]. Hofmann 1939, S. 69 [führt diese Textstelle an]. Mieder 1997, S. 11: „sprichwörtlich“. Preuss 1883, S. 67: „Sprüchwort“. Sawicki 1932, S. 135: „sententia“. Scharschuch 1938, S. 33: „Sentenz“. Stiebeling 1905, S. 60: „allgemeiner Erfahrungssatz“. Tomasek 1995, S. 214 [führt diese Textstelle an]. TPMA IX s.v.
*4426; *4432; 18006-18008; 18733-18743.
4 Tristanromane
Textstelle
4432 gemach daz ist der eren tot, da mans ze lange und ouch ze vil in der kintheite pflegen wil. 4508 wan eteswer der vraget uns durch daz, daz alter unde jugent selten gehellent einer tugent
4511 und jugent daz guot unruochet, da ez daz alter suochet
4835 dem man, der niht wol reden kan, kumt dem ein redericher man, im erlischet in dem munde daz selbe, daz er kunde.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Tristan begründet N, n 4433: inde alze gegenüber Marke vil. seinen Wunsch, Ritter zu werden (Tristans Rede vor Marke).
Zu lange Untätigkeit in der Kindheit schadet später dem Ansehen.
Der Erzähler refeW 4509: vnde div. riert mögliche E 4510: ain. Zweifel am harmo- N 4510: gelichent. nischen Charakter des Zusammenwirkens von Tristan und Rual (Vorbereitungen zu Tristans Schwertleite).
Jugend und Alter haben unterschiedliche Werte.
Der Erzähler refeN 4511: de. riert mögliche N 4512: dat alder Zweifel am harmo- dat gGyt ey sGget. nischen Charakter des Zusammenwirkens von Tristan und Rual (Vorbereitungen zu Tristans Schwertleite).
Im Alter sorgt man sich mehr um den Besitz als in der Jugend.
Der Erzähler erklärt im Literaturexkurs, warum er sich nicht imstande sieht, die Schwertleite ausführlich zu beschreiben.
Gegenüber einem redegewandten Mann verstummt der weniger Begabte.
H: Notazeichen (vgl. Deighton 1979, S. 33). W 4835: Der man. E, M 4836: redlicher. H 4836: redelicher. N 4836: an. z 4836: kvmt den redegeber an.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
RUHE 4.3. Wer ruht, kann keine Ehre erlangen [führt diese Textstelle an]. Wander I s.v. Ehre, Nr. 36; ebd. IV s.v. Sprichwort, Nr. 5 [führt die Einleitungsformel an]. Ehrismann 1995, S. 206. Goller 2005, S. 106. Morsch 1984, S. 154.
Sentenz
*4426; *4430.
Literatur: Hofmann 1939, S. 69 [führt diese Textstelle an]. TPMA IX s.v. RUHE 4.3. Wer ruht, kann keine Ehre erlangen [führt diese Textstelle an]. Goller 2005, S. 106. 4421-4425; 4523-4531; 4539f.; *5099; Verwendung: - (E) Ein schef wart im gereite, / dâ man im an leite / zem lîbe volleclîchen rât, / spîse, sîn golt, 6221-6224. sîne wât. / und dô er ze scheffe gie, / der abbet begap in nie / unz er an daz schef getrat. / alsus rûmde er daz stat. / swie sêre sî gescheiden diu tugent / under alter und under jugent / so ergie doch von in beiden / ein jæmerlîchez scheiden. / si enmohten der ougen / ein ander niht verlougen / unz si sich vor dem breiten sê / enmohten undersehen mê Hartmann: Gregorius, 18091824.
Sentenz
Literatur: Christ 1977, S. 294: „Sentenz“. Pörksen 1971, S. 131: „Sentenz“. TPMA I s.v. ALT 6.5.1. Alt und jung passen nicht zusammen. Wander I s.v. Alt (Adj.), Nr. 11. Kunzer 1973, S. 74f. Okken 1996, S. 222f. Stökle 1915, S. 58.
Sentenz
*266.
Literatur: Christ 1977, S. 294: „Sentenz“. Pörksen 1971, S. 131: „Sentenz“. Wander I s.v. Alte (der), Nr. 4.
Sentenz
Literatur: Sawicki 1932, S. 96: „Sentenz“. Tomasek 1995, S. 214 [führt diese Textstelle an]. TPMA XIII s.v. WORT 35. Verschiedenes [führt diese Textstelle an]. Wander IV s.v. Schweigen, Nr. 14. Deighton 1979, S. 33. Okken 1996, S. 267-271. Preuss 1883, S. 73.
2282-92; 27732775; 3275f.; 10871-10874; 11251-11255; 14246-14249.
4 Tristanromane
Textstelle 5099 Ir aller jehe lit dar an, haz der lige ie dem jungen man mit grœzerem ernest an dan einem stündigen man.
5456 do wart diu warheit wol schin des sprichwortes, daz da giht, daz schulde ligen und vulen niht.
Kontext Der Erzähler begründet Tristans Aufbruch nach Parmenien mit dessen Wunsch, an Morgan Rache zu nehmen.
Überlieferung H 5100: an. N 5100: dat lach. H 5101: grozem. N 5101: groseme. E 5102: bestendigen.
Der Erzähler erklärt E 5458: Daz schuld die Tötung Morgans lige v] fule nicht. mit dessen Weiger- N 5458: de. ung, über Tristans Rechtsansprüche zu verhandeln.
Paraphrase Ein junger Mann läßt sich leichter durch seinen Zorn lenken als ein alter.
Verbindlichkeiten bleiben und werden durch Warten nicht abgegolten.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz
Querverweise *4508.
Vgl. den Gedanken: - (Dr) pueri inter sese quam pro levibu’ noxiis iras gerunt Terenz: Hecyra, 310. Literatur: Bertau 1973, S. 943: „proverbialer Memoria-Topos“. Pörksen 1971, S. 131: „Sentenz“. Przybilski 2004, S. 377: „Sprichwort“. Schultz 1987, S. 592 [führt diese Textstelle an]. Tomasek 1995, S. 215 [führt diese Textstelle an]. Walther, 22835a. Wander IV s.v. Sprichwort, Nr. 5 [führt die Einleitungsformel an]. Weber 1967, S. 613: „Sentenz“. Morsch 1984, S. 155.
Sprichwort Verwendung: - (S) Noxa iacens crescit, nec enim dilata putrescit MSD XXVII, 2: Sprichwörter, 139 (Hs. 12. Jh.). - (S) Obruta culpa iacet, sed non putredine marcet Werner: Sprichwörter, o10 (Hs. Ende 12. Jh.). - (E) ich hete mit vollen besezzen / des tiveles erbe. / doch was es allez ein vorgewerbe, / niwan diu sorge, diu mich cholte, / waz mein werden solte, / so ich chöme ze gotes gesihte. / wie der über mich rihte, / dar zuo wasich ungewarnet. / swer seinen zorn gearnet, / der ist gar verschozzen. / die schulde mügen niht gerozzen, / so wir si hie niht büezen: / ze rede wir gesten müezen / aller unser sünde. / sehet an mir ein warez urchünde Oberdeutscher Servatius, 35223536. - (E) Ein alt sprichwort giht: / „Alt schult lît und rostet niht.“ / Daz wart hie wol schîn, / Wan Gâwein hât den bruoder sîn / In einem turnoi erslagen Heinrich: Diu Crône 18837-18841. - (E) der selbe künic hete im ê / getân sô rehte leide, / daz er dô zuo der heide / sîn edelichez bluot vergôz / vor an dem êrsten kampfe grôz / was er ûf Hectorem geriten / und hete im nâch den lîp versniten / mit sîner lanzen gêre: / vil ûzer mâzen sêre / was er von im gestochen. / […] Hector liez an im werden schîn, / daz schulde lît und rastet niht Konrad von Würzburg: Trojanerkrieg, 36500-36589. - (S) Alt schuld rost nit; lang gebeit ist nit lidig geseit Oberrheinische Sprichwörter, 1 (f. 43b). - (D) Jch wil gelt entleh) wen wil du es wetzallen. alte geltschuld rost nit. villeicht macht es ein schwachen gelauben. Grosse schuld lert manchen frumen man lygen Gelt aufnemen ist ein vergiftung deins erbtails Wie man soll haushalten (Flugblatt um 1495). - (S) Alte schult rüstet nicht Luther: Sprichwörtersammlung, 63. - (G) Iam rustici regunt, machen in foro, wie sie nur wellen, non contenti, quod deus in pacem et quietem posuit, kompt euch ein mal ein ungluck das euch wird leren quid sit pax, recordemini. Iam samlen nun trost auffs register. Alte schuld rosten nicht. Nota bene hunc textum. Ye geringer einer were, yhe frolicher einer sein solt, quia habent optimum, habent das marck, den safft de bonis, primores den hulffen Luther: Predigten über das 5. Buch Mose, I, 520, 11-521, 4. → Cr 18834. Literatur: Bechstein/Ganz 1978, Bd. 1, S. 198: „Sprichwörtlich“. Carls 1974, S. 21: „Sprichwort“. Christ 1977, S. 293: „resümierendes Sprichwort“. Clausen 1970, S. 86: „Sprichwortartig“. Eikelmann 1994, S. 19f.: „Sprichwort“. Eikelmann 1999, S. 30. Eiselein 1840, S. 556 [führt diese Textstelle an]. Friedrich 2006 s.v. schult, S. 354: „Sprichwort“. Heidingsfeld 1886, S. 9, Anm. 1 [führt diese Textstelle an]. Hofmann 1939, S. 69 [führt diese Textstelle an]. Kunzer 1973, S. 54: „proverb“. Mieder 1997, S. 11: „sprichwörtlich“. Okken 1996, S. 310: „Das vielzitierte deutsche Sprichwort ist in Gottfrieds Vers erstmals nachgewiesen“. Pensel 1960, S. 46: „Rechtssprichwort“. Pörksen 1971, S. 131: „Sentenz“. Preuss 1883, S. 67: „Sprüchwort“.
1890-1893; 5421-5424.
4 Tristanromane
Textstelle
5928 als kint ze wer unveste sint
6126 si et an gote gemuothaft, der nie dekeinen man verlie, der mit dem rehten umbe gie.
6360 ez lutet übele, swer dem man an sine triuwe sprichet.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler erklärt das Entstehen der Tributpflicht Cornwalls gegenüber Irland mit Markes damaliger Jugend.
Kinder sind in Kampfsituationen überfordert.
Tristan rät den Ad- M 6126: sit an. ligen an Markes N 6126: gGte. Hof, einen Kämpfer gegen Morold zu wählen.
Gott verläßt die Gerechten nicht.
Tristan weist Morolds ungerechtfertigte Unterstellung eines Eidbruches zurück (Tristans Disput mit Morold).
Es ist schlimm, einem Menschen mangelnde Treue vorzuwerfen.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Scharschuch 1938, S. 32: „Sprichwort“. Schnell 1992, S. 247, Anm. 37: „Sprichwort/Sentenz“. Stiebeling 1905, S. 60: „Sprichwort“. Tomasek 1995, S. 215 [führt diese Textstelle an]. TPMA XI s.v. SÜNDE 3.4. Sünde lässt sich nicht aufheben (Alte Schuld rostet und fault nicht) [führt diese Textstelle an]. Walther, 19634. Wander IV s.v. Schuld (Zahlungspflicht), Nr. 13 [führt diese Textstelle an]. Wessel 1984, S. 255, Anm. 385: „Sprichwort“. Zingerle 1864 s.v. Schuld, S. 134 [führt diese Textstelle an]. Combridge 1964, S. 28. Graf/Dietherr 1869, S. 230-235. Hoffa 1910, S. 348. Huber 2000, S. 66. Krohn 1995, S. 119. Tax 1971, S. 36f.
Sentenz Literatur: Clausen 1970, S. 84: „sentenzhaft“. Eiselein 1840, S. 373 [führt diese Textstelle an]. Hofmann 1939, S. 69 [führt diese Textstelle an]. Mieder 1997, S. 11: „sprichwörtlich“. Schultz 1987, S. 592 [führt diese Textstelle an]. TPMA VII s.v. KIND 7.2. Wehe dem Land, dessen Herrscher ein Kind ist. Okken 1996, S. 322. Preuss 1883, S. 72. *1710; 61836186; 6450-53; 6778-6780; Formulierungstradition: - quia Dominus diligit iudicium et non derelinquet sanctos suos Ps 36,28 - Denn der HERR 7075-7078. hat das Recht lieb und verlesst seine Heiligen nicht Luther: Deutsche Bibel, X,1 Ps 37,28. - (D) Die p=sen warff man hin tzu tal, / (Die warn gar an trewen lam) / Got die gerechten nicht entlat, / Sam Danieln tzu dem mal, / Der blaib gesunt, dez nemet bar Suchenwirt, 43, 4953.
Anspielung auf eine Sentenz
Verwendung: - (E) der uns des het gewalt gegeben, / daz wir lîp unde leben / und die sêle behalten / wol mugent, ob wir walten / sô guotes lebens hie, / wan er die rehten nie verlie Konrad von Würzburg: Trojanerkrieg, 49807-49812. - (E) Got lat den gerechten menschen nicht / auß seiner väterlichen pflicht. / er hilft im allzeit gar gewär / aus nöten und von aller swär Kaufringer, 14, 1-4. - (E) Also hat ein bruder kyburg den andern ermurt. Darnach nam die herschaft ab von tag ze tag an eren und an gute, so vaste, daz am lesten nüt darus worden ist. Hetten si recht getan, sie hetten an eren und an gut zugenomen, wan got den rechten niemer gelassen wil, noch sine kint nach brote gan Justinger: Berner Chronik, 95, S. 53f. - (L) Manicher weschet iez sin mund / mit der eidgenoßen sach; / er spricht, es si nG hie die stund, / daß sich gemachet hab, / daß die eidgenoßen / legent einen bloßen: / der gewalt werd umgestoßen, / der lang geweret hab! // Wer das redt, kan wol liegen, / er redts uß falschem grund, / sin sinn möcht in wol triegen, / so sich die warheit fund! / wann got den gerechten nie geließ / ob er das schiflin sinken ließ / etwan nach biß uf den grieß, / berFrt doch nie den grund Liedlein von Eidgenossen, 5f. Literatur: TPMA V s.v. GOTT 26.11. Gott hört auf die Rufe der Gerechten und steht ihnen bei. Okken 1996, S. 330. Stökle 1915, S. 11.
Sentenz Literatur: Tomasek 1995, S. 215 [führt diese Textstelle an]. Morsch 1984, S. 151, Anm. 66. Stökle 1955, S. 97.
14767-14775; 14793-14814; 18378-18400.
4 Tristanromane
Textstelle 6419 man hat uns doch hier vor gezalt, gewalt hœre wider gewalt und craft wider crefte.
Kontext Tristan rechtfertigt gegenüber Morold seine Absicht, die Tributpflicht notfalls mit Krieg zu verweigern (Tristans Disput mit Morold).
Überlieferung W 6419: ie.
Paraphrase Gewalt muß man mit Gewalt bekämpfen.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz Formulierungstradition: - (D) Vim vi repellere licere Cassius scribit idque ius natura comparatur: apparet autem, inquit, ex eo, arma armis repellere licere Digesta Iustiniani 43, 16, 584, 9-12. - (R) Ir sollet wissin: wer eyn gut hat, der hot iz vierley gewere; die eyne ân gerichte, dy andere vor gerichte. Die ân gerichte ist, die ist drierley. Enzwer ich gewere daz myne, daz mir ymand mit gewalt nemen wolde; wen eyn man mag wol mit gewalt gewalt vertriben Magdeburger Rechtsbücher, 435, 13-18. Verwendung: - (Br) Si Iudaei penitus atteruntur, unde iam sperabitur eorum in fine promissa salus, in fine futura conversio? Plane et gentiles, si essent similiter in fine futura subiugati, in eo quidem iudicio essent similiter expectandi quam gladiis appetendi. Nunc autem cum in nos esse coeperint violenti, oportet vim vi repellere eos, qui non sine causa gladium portant Bernhard von Clairvaux: Epistolae, 363,7. - (D) Nusquam egent nisi Ierosolimis; ibi gladium accipiunt in tutelam Christianismi, quod Petro prohibitum est in defensionem Christi. Petrus ibi didicit pacem querere paciencia; nescio quis hos docuit vim vincere violencia. Gladium accipiunt, et gladio pereunt. Dicunt tamen „omnes leges et omnia iura vim ui repellere permittunt“. At ille legem hanc renuit, qui Petro percuciente legionibus angelorum inperare noluit Walter Map: De nugis curialium, Dist. I, Cap. XX (S. 30, Z. 15-22). - (D) Cum enim tales habeantur suspecte personam popularis in directum ascendentis vel res ipsius velint diripere, et lex omnis velit, ut vim vi repellere liceat, cum moderamine inculpate tutele, alterum adversarium in angulo dextro tanquam persone insidiatorem, alterum in sinistro tanquam suarum rerum invasorem capere potest Jacobus de Cessolis: Liber de ludo scaccorum, Sp. 797f. - (L) Dictamen de fraude mundi. / Cautim grus / vulpem invitavit, / laucius / quem per vitrum pavit, / in quod jus / fuderat hec grus. / Vulpis, dic / quít pro tua parte? / modo sic / vallitur ars arte. / illic hic, / alius vult sic. / Vis vim vi, / fraus repellit fraudem. / illi qui / vanam querunt laudem / prebet si / quitquid hiis adplaudem, / nam non hii / sunt inconstantes dyy Bartsch: Alt- und Mittelhochdeutsches aus Engelberg, 63, 1-20. - (G) Viel meynen/ dieser erste grad/ sey nicht gepotten noch not zu hallten eynem iglichen Christen menschen/ Sondern sey eyn gueter rad den volkomen heym geben/ ob sie yhn wollen hallten/ […] Darumb achten sie fur billich/ das eyn iglicher das seyne widder hole/ gewallt mit gewalt vertreybe/ wie er mag vnd weys/ […] das auch ettlich geystlich recht (schweyg das weltlich) sagen/ Vim vi pellere iura sinunt/ Das ist/ die rechte gebens zu/ das man gewallt mit gewallt were Luther: Von Kaufshandlung und Wucher, S. 22, Z. 19-28. - (Dr) Geduld sprach: Junger man, / An deym feind dich nit rich / Mit wort noch wercken! sich! / Wo das ghricht ist zu schwach, / So ist Gottes die rach, / Der alles böß vergilt. / […] / Künheit die sprach hinwider: / Gesell, du wirdst veracht. / Derhalb brauch sterck und macht! / Vertreib gewalt mit gwalt! / So wirdst mit ehren alt Sachs: Kampff-gesprech Künheit-Gedult, 136, 13-28. - (S) Nun spricht Pub. Mimus: VETEREM FERENDO INIURIAM, INUITAS NOUAM/ das ist vor der welt war. Wer jm vmb einn heller laßt vnrecht thGn/ der gibt vrsach/ daß man jn vmb einn creutzer leycht. Leidt einer daß mann ins maul schlegt/ so gibt er dem schl(ger vrsach/ daß er jn beym haer naher vmbziehet. […] Hie sigt mann mit keiner gedult oder recht/ sonder mit gwalt/ gwalt zu vertreiben/ Gdult aber l(dt gwalt zu hauß Franck: Sprichwörter, II, 39v (S. 282, Z. 12-18). Vorlage [an gleicher Stelle]: - (E) þat er hann vill með afli taka, vér skulum þat með afli verja; með því at afl þarf móti afli, þá hafi sá er betr er sœkjandi: vér viljum s6na hánum þá skynsemd, sem þeir dœma ǫll rangindi fyrir sannindi Tristrams Saga, XXVII (S. 33, 7-10).
Querverweise *273; 62986302; 1014010142; 1017610180; *13867.
4 Tristanromane
Textstelle
6764 unser sige und unser sælekeit diun stat an keiner ritterschaft wan an der einen gotes craft.
6772 ez ergat doch niuwan, alse ez sol
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Tristan beruhigt E 6766: ainigen. Nicht der Ritter, sonMarke über den N 6766: Want eyne dern Gott entscheiAusgang des bevor- an der. det über den Sieg. stehenden Kampfes gegen Morold (vor Tristans Kampf gegen Morold).
Tristan beruhigt N 6772: dan als. Es geschieht nur, Marke über den O 6772: doch fehlt. was vorherbestimmt Ausgang des bevor- W 6772: iv. ist. stehenden Kampfes gegen Morold (vor Tristans Kampf gegen Morold).
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Literatur: Clausen 1970, S. 87 [führt diese Textstelle an]. Combridge 1964, S. 50, Anm. 19: „Schon bei Thomas (Piquet 149), obwohl man nicht ersehen kann, ob der Satz dort als Sprichwort aufzufassen ist.“ Graf/Dietherr 1869, S. 390. Liebs 1991, S. 219. Mieder 1997, S. 11: „sprichwörtlich“. Schmidt-Wiegand 1996, S. 138. Tomasek 1995, S. 215 [führt diese Textstelle an]. TPMA IV s.v. GEWALT 14. Redensart: Gewalt mit Gewalt vertreiben. Wander I s.v. Gewalt, Nr. 47. Schnell 1992, S. 91f.
Anspielung auf eine Sentenz
6183-6186; 6778-6780.
Formulierungstradition: - equus paratur ad diem belli Dominus autem salutem tribuet Prv 21,31. - Ross werden zum streittage bereitet, Aber der Sieg kompt vom HERRN Luther: Deutsche Bibel, X, 2. Verwendung: - (Dr) LA ROYNE. / A, mon cher enfant, de bon aire / Congnoissez que le populaire / Ne se congnoist point à la guerre. / S. LOYS. / Je pourray la victoire acquerre / Encontre eulx, moyennant la grace / De Jhesus en bien peu d’espace. / Hommes font guerre, il est notoire, / Mais Dieu seul donne la victoire; / Ses servans au besoing ne laisse Pièrre Gringore: Vie de monseigneur Saint Loys, S. 23f. - (Dr) Dieweil doch ist der sieg / Ungwiß, wie David seyt: / Man rüst sich wol zum streyt, / Gott aber gibt den sieg Sachs: Kampff-gesprech Künheit-Gedult, S. 138, 36 - 139, 2. - (Dr) LE PREMIER SODOMITE / Abraham, divine personne, / Vous soyez le tresbien venu, / Qui l’honneur avez obtenu / De guerre sus noz ennemys. / ABRAM / Or merciez Dieu, mes amys, / Qui est le hault roy immortel, / Et non pas moy, qui suys mortel, / Et si mettez en voz memoires / Que de Dieu viennent les victoires / Aux hommes. / LE PREMIER SODOMITE / Nous le croyons tel Mistére du Viel Testament, 8203-8212. - (S) Roß werden zum streittage beraytet / aber der syg kumbt vom Herrn. Der Spruch vom vertrawen auff Gott/ und das wir an all unser vernunfft/ und Radtschlegen/ verzagen sollen/ sy seind auch so weise/ als sy immer sein mügen/ ist Künig Salomon voll/ und es ist auch not/ das mans den hohen/ vernünfftigen/ weisen helden und den m(chtigen kriegßleütten Rathe/ Ain mal/ das sy sollen allen müglichen unnd Menschlichen fleiß thGn/ und doch nicht darauff trawen/ das Roß solen sy warlich nach dem besten/ zum streit beraiten/ Nach irem vorthail trachten/ unnd nichts übergeben/ aber dannoch sagen/ Nun stehts bey Got/ ob er auch unsere Radtschlege unnd fleiß will gerathen lassen/ das wir sigen Agricola: Sprichwörtersammlungen, II, 251. Literatur: Schulze 1987, Nr. 83. TPMA X s.v. SIEG 1. Der Sieg kommt von Gott und vom Himmel. Wander IV s.v. Sieg, Nr. 6.
Sentenz Vgl. das Sprichwort: - (L) swaz geschehen sol, daz geschiht Reinmar MF 164, 2 (MFMT XIII, 2, 9). Literatur: Hofmann 1939, S. 71 [führt diese Textstelle an]. Mieder 1997, S. 11: „sprichwörtlich“. Preuss 1883, S. 67: „Sprüchwort“. Scharschuch 1938, S. 32: „Sprichwort“. Tomasek 1995, S. 215 [führt diese Textstelle an]. Tomasek 2005, S. 55: „Sentenz“. TPMA IV s.v. GESCHEHEN 5. Es geschieht nur, was geschehen muss [führt diese Texstelle an]. Wander I s.v. Geschehen, Nr. 54.
*1703; 24202429; *7309; 9369f., 19175.
4 Tristanromane
Textstelle 7080 disiu hohvart diust gelegen
7161 diu schibe, diu sin ere truoc, die Morolt vriliche sluoc in den bilanden allen, diu was do nider gevallen.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Tristan verspottet nach dem Kampf den tödlich verwundeten Morold.
Hochmut unterliegt zuletzt.
Der Erzähler erE 7161: erbe. klärt, warum der Tod des Tributeintreibers Morold das Ansehen Gurmuns mindert (Trauer um Morold).
Eine gut laufende Angelegenheit soll man weiter betreiben.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
6215-6218; Anspielung auf ein Sprichwort 6436-6445; *7227; 15915Formulierungstradition: - (E) der fürste sprach: „swie clein ich sî, / ir werdent strîtes niht erlân. / dicke ich wol gehœret 15922; 15996han: / smæhiu hôhvart nider lît, / sô got dêmüetigen gît / sîner helfe sigenunft Reinfried von 16002. Braunschweig, 18964-18969. Verwendung: - (E) si furten groz uber můt: / du nist nimenne gůt, / si geliget ie nidere; / der richtare da ze himele / haizet si selbe uallen Pfaffe Konrad: Rolandslied, 3361-3365. - (D) wir sint des wol ze ende chomen / und habens gesehen und vernomen, / daz unmaze unde hohvart / die mGzen diche vallen hart. / swer hohe vert zaller zit, / wizzet, daz er nider lit. / swen ein man sinen mGt / ie hoher hebt an ubermGt, / so er ie verrer ist von got / nidere durh sin gebot / […] / waz hilfet daz, daz wir sehen, / als ich fGr war mach geiehen, / daz ubermGt zaller zit / gar ze iungest under lit? / wir bezzern uns der von niht Thomasin von Zerklære: Der welsche Gast, 11285-11303. - (E) Wer der hochfart ie gepflag / Ze letzten er vnter gelag / Vnd dar zG p=ser gevær / die find got all vnmær Gesta Romanorum (von Keller), 5 (S. 11). → Gar 2756; 6357; 7007 → Mel 8014 Literatur: TPMA VI s.v. HOCHMUT 5.1.2. Hochmut fällt (bringt zu Fall). Wander II s.v. Hochmuth, Nr. 16.
Anspielung auf ein Sprichwort Formulierungstradition: - (S) Dum rota volvatur, rota currens percutiatur! / Nam si forte cadit, non tam bene denuo vadit Walther, 6696 (Hs. 14. Jh.). Verwendung: - (E) trip dine schibvn, so si gat, / won ez sprichet her Fridanc, / der ie sait vnde sanc / steteclich die warhait, / der het vͥns disen spruch gesait: / „so du schulthais bist, / so fér vs dinen mist; / so wirt berhaft din mist, / so du nvͥmme schulthais bist.“ Johann von Konstanz: Minnelehre, 2019/1-2019/7. - (E) herr, iu sî geseit, / daz ez sêre misseheit / den iwern algelîche, / daz ir die Unger macht sô rîche/ und iur kamer als gar læret. / Die Unger habent bewæret / ein altez sprichwort an in, / daz gêt ûf den sin, / die wîl daz dinc alsô stêt, / daz diu schîbe eben gêt, / sô sol man si niht stên lân Ottokar von Steiermark: Steirische Reimchronik, 79682-79692. - (S) Cum rota volvatur, rota currens percutiatur Walther, 4386 (Hs. 15. Jh.). - (S) Dum rota volvatur, currens rota percutiatur Werner: Sprichwörter, d182 (Hs. 15. Jh). - (D) de licham sprak: […] do ik was an mynem junghen live / unde vroude plach to driven, / ik wende ummer to bliven. / ik sprak, man schal slan de schyven / de wile dat se lopen mach. / nu is aver komen eyn dach, / dat de sulve schyveslach / nicht lengher enlopen mach Visio Philiberti, 492-503. Literatur: Luther: Sprichwörtersammlung, Nr. 126. Röhrich 1994, S. 1219-1222. TPMA IX s.v. RAD 1.1. Solange sich das Rad dreht, soll es in Bewegung gehalten werden. Wander III s.v. RAD, Nr.*56. Krohn 1995, S. 134. Okken 1996, S. 349f. Pickering 1966, S. 129-132. Wackernagel 1872, S. 255.
305-310; 14470.
4 Tristanromane
Textstelle 7227 und vuorte zallen ziten, ze allen sinen striten gewalt unde hohvart, in den er ouch gevellet wart.
7309 ez ergienge im, swie got wolte
Kontext Der Erzähler kritisiert die Vergeltungsmaßnahmen, die Gurmun aus Trauer über Morolds Tod befiehlt (Trauer um Morold).
Überlieferung B, E, M 7230: in der.
Der Erzähler erW 7309: als. klärt, warum Tristan sich entschließt, die gefährliche Fahrt nach Irland zu wagen, um sich von Isoldes Mutter heilen zu lassen.
Paraphrase Hochmut führt zum Fall.
Gottes Wille geschieht.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
6215-6218; Anspielung auf eine Sentenz 6436-6445; *7080; 15915Formulierungstradition: - (L) Gais sui eu plus qu’anc hom no fo, / Car cilh qu’ eu el mond plus desir, / Fai mon gaug 15922; 15996entier reverdir, / E can remire sa faiso / Ni·m membra·l jois qu’ ab leis avia, / Naisson orgoills 16002. e gaillardia, / E car ancse autz dir qu’ orgoillz dechai, / No m’ aus pensar nuill otracuidat plai Gaucelm Faidit, II, 9-16. - (S) Durch hôchvart maneger vellet, / der sich zuo ir gesellet. / Von hôchvart was der êrste val, / der von himele viel ze tal Freidank: Bescheidenheit, 30,1-4. Verwendung: - (S) Omnis superbia tanto in imo iacet, quanto in alto se erigit, tantoque profundius labitur, quanto excelsius eleuatur. Qui enim per propriam superbiam adtollitur, per Dei iustitiam inclinatur Isidor: Sententiae II, 38, 3. - (G) Non ueniat mihi pes superbię. Fuôz déro úbermûoti nechóme mir . uuanda ih an démo gestân ne-mág. ֜Vbermuôti ist also eînfuôzîu . uuanda si iêo sâr fallet . unde lango stân nemag Notker III. von St. Gallen: Psalter I, 117, 16-18. - (S) Extollens animus, dum nititur alta, labascit. Inflata superbia quanto ad altiora surrexerit, tanto durius cadet Egbert von Lüttich: Fecunda ratis, I, 137. - (D) wir sint des wol ze ende chomen / und habens gesehen und vernomen, / daz unmaze unde hohvart / die mGzen diche vallen hart. / swer hohe vert zaller zit, / wizzet, daz er nider lit. / swen ein man sinen mGt / ie hoher hebt an ubermGt, / so er ie verrer ist von got / nidere durh sin gebot. / swen er sich ie mer nider lat, / dGrh diumGt an gGt getat, / so er denne ie hoher ist, / bi got nahen ze der vrist Thomasin von Zerklære: Der welsche Gast, 11285-11299. - (S) Hôchvart stîget manegen tac, / biz sie niht hœher komen mac, / sô muoz si danne vallen; / diz bîspel sage ich allen Freidank: Bescheidenheit, 28,23 - 29,1. - (L) daz bewæret uns gelückes rat. / daz læt vil mangen oben ûf hin stîgen: / als er kumt ûf die hôhsten stat, / ez læt in anderthalben von im sîgen. / alrêrst sô wirt er innen daz er meister obe im hât. / swer grôzes übermuotes und gewaltes pfligt, / den selben got vil gerne vallen lât Dietmar der Setzer, KLD Nr. 7, 3, 7-13. Vgl. den biblischen Hintergrund: - contritionem praecedit superbia et ante ruinam exaltatur spiritus Prv 16,18 - Wer zu grund gehen sol, Der wird zuuor Stoltz, Hoffertig vnd stoltzer mut, kompt fur dem fall Luther: Deutsche Bibel, X, 2. → Er 980 → Wigl 7960; 10087 → Wigm 5980 → Pz 472,17 → JT 1923,2. Literatur: Mieder 1997, S. 11: „sprichwörtlich“. Schulze 1987, S. 57, Nr. 70. TPMA VI s.v. HOCHMUT 5.1.2. Hochmut fällt (bringt zu Fall). Wander II s.v. Hochmuth, Nr. 16. 1328-1330; *1703; 24412443; 3841Formulierungstradition: - (E) ez muoz doch wie got wil ergân. / iuwer sun der sol et hân / herzenlieb, ich herzensêr. / 3844; 4177f.; daz ist geschehen. waz welt ir mêr? / ich bin arm, er ist rîche Rudolf von Ems: Der guote Gêr- 6758-6761; *6772; 7862hart, 4129-4133. - (G) lît gotes wille an uns so gâr, / sô wizze wir wêrlîche, / wir kumen alle in gotes rîche, / 7864. wande swes got willen hât, / wir wizzen wol, daz daz volgât; / jâ, swaz er gedenket sân, / daz ist allez getân Heinrich von Kröllwitz, 2647-2653.
Anspielung auf eine Sentenz
Verwendung: - (D) La mich ligen, als ich lige! / Mines teiles ich mich irwige: / Gotes wille mGze irgan! Väterbuch, 4509-4511.
4 Tristanromane
Textstelle
7320 under zwein übelen kiese ein man, daz danne minner übel ist: daz selbe ist ouch ein nütze list.
Kontext
Überlieferung
Der Erzähler lobt in F 7320: ein fehlt. einem Exkurs die N, 0 7321: minste. Zustimmung Markes zu Tristans Plan, nach Irland zu fahren, um sich von Isoldes Mutter heilen zu lassen.
Paraphrase
Von zwei schlechten Möglichkeiten soll man die weniger schlechte wählen.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
- (S) Es gehet wie Gott will. Gottes wille und unser wille seind wider eynander. Und im Vatter unser betten wir/ Gott w=lle gnediglich gestatten/ daß wir seinen willen ertragen m=gen/ und den unsern verlassen. Unnser wille sGchet was unns wol thGt/ reichthumb/ gGt und ehre. Gottes wille fordert von uns Gottes ehre und unser schande/ da hept sich dann der kampff/ wenn sich die zwen willen treffen/ und die weil Gottes wille uns schwer ist zu tragen/ so hatt er uns heyssen umb gnade bitten. Wer nun antwortet auf die frage/ Wie gehets? Es gehet wie Gott will. Der bekent es gehe nit nach seinem willen/ sonder nach Gottes willen/ aber seinem willen nach giengs villeicht baß Agricola: Sprichwörtersammlungen, I, 575. Vgl. den biblischen Hintergrund: - sicut domino placuit ita factum est, sit nomen Domini benedictum Iob 1,21 (Alkuin-Revision). → Wigl 6835 → Gar 7760 → UTr 1558. Literatur: Tomasek 2005, S. 55: „Sentenz“. TPMA V s.v. GOTT 14.1. Gottes Wille geschieht (geschehe). Wander II s.v. Gott, Nr. 1321. 7304-7306; *10300; 1132211337; *15182; Formulierungstradition: - (E) Di schone Tarsia lebet noch: / Wie es ir sull ergen doch, / Das wirt hernach wol gesa- 18583-18588. get. / Es ist doch pesser das di maget / Lebt dan sy sey erslagen. / Als ich die weysen hore sagen: / Under pösen dingen zwain / Soll man kiesen das ain / Das under in das mynste sey: / Da sind di guten witze pey. / Also sull wir jehen / Das Tarsie sey geschehen Heinrich von Neustadt: Apollonius, 15417-15428. - (Dr) Curnefal spricht: / Brangel, wenn es die meinung hat, / Ist besser, ir ehr zu begeben, / Denn zu verliern ir beider leben. / Auß zwey bösn (diß sprichwort erzeln) / Muß man das minder böß erweln. / So müß wir sie halt lasen zsamen / Und uns lenger nicht darmit saumen, / Ihr lieb zu öffnen und zu büsen Sachs: Tragedia von der strengen lieb herr Tristrant, 159, 6-14.
Sprichwort
Verwendung: - (Br) verum enim dicam. utinam te potius, Antoni, dominum non expulissemus quam hunc reciperemus! non quo ulla sit optanda servitus, sed quia dignitate domini minus turpis est fortuna servi. in duobus autem malis, cum fugiendum maius sit, levius est eligendum. ille ea tamen exorabat, quae volebat auferre, tu extorques Pseudo-Cicero: Epistula ad Octavianum, 8. - (D) Nv weristu min frunt so stete, / daz ich dir min gut zu behalden tete. / so komit iz so vnder deme gedinge, / daz ich din lant mit vrloge twinge. / keristu mir daz gut wider zu hant, / so urlogistu din eigen lant, / so missetustu sere. / dir in sal nicht sin widir dinis landis ere. / vnd swanne dir zwei vbil an ligen, / der du beide nicht mach vercien, / daz saltu alsus masen: / daz ergere saltu lasin Wernher von Elmendorf, 613-624. - (E) Certes, Gandès, mal’ est la mort / Et mal nus est aler al port; / Mais de deus mals, ç’ai öi dire, / Deit l’em tuz jorz le meinz eslire Hue de Rotelande: Protheselaus, 441-444. - (E) Ain schädlin wärlich pesser ist / dann ain schad ze aller frist. / under zwaien übeltat / ist das allweg wol mein rat, / ob man aintweders müeste han, / das merer übel sol man lan / und sol das minder übel haben. / e das ainer wurd begraben, / e solt er hend und füeß verliesen Kaufringer 6, 1-9. - (G) Inter bina mala semper conserva minora Proverbia Wratislaviensia, 279 (Hs. 1412). - (S) Si tibi concurrunt duo turpia, dilige neutrum; / Sed quod turpe minus, dilige: Beda docet Werner: Sprichwörter, s133 (Hs. 15. Jh.). Literatur: Caruso-Heubeck 1983, S. 72: „Sentenz“. Freytag 1972, S. 161: „Sentenz“. Friedrich 2006 s.v. übel, S 417: „Sprichwort?“. Heidingsfeld 1886, S. 9, Anm. 1 [führt diese Textstelle an]. Hofmann 1939, S. 69 [führt diese Textstelle an]. Mieder 1997, S. 11: „Sprichwort“. Pörksen 1971,
4 Tristanromane
Textstelle
7930 wære iht ergers danne der tot, den hætes ime zeware gegeben vil michel gerner dan daz leben.
8395 hazzen unde niden daz muoz der biderbe liden
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler betont F, O 7930: und den Schmerz, den were. Tristan der alten N 7930: inde. Isolde durch die Tötung Morolds zugefügt hat.
Etwas Schlimmeres als den Tod gibt es nicht.
Marke fordert Tristan auf, der Feindschaft der Adligen am Hof entgegenzutreten (Markes Neid-Rede).
Der Rechtschaffene muß Haß und Mißgunst hinnehmen.
N: Notazeichen. N 8396: mGyssen dicke de beiruen liden.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
S. 131: „Sentenz“. Preuss 1883, S. 67: „Sprüchwort“. Raab 1977, S. 118: „Sprichwort“. Röhrich 1994, S. 1654. Scharschuch 1938, S. 32: „Sprichwort“. Schultz 1987, S. 592 [führt diese Textstelle an]. Tomasek 1995, S. 216 [führt diese Textstelle an]. TPMA XIII s.v. ZWEI 1.2.2.2.1. Wahl des kleineren Übels [führt diese Textstelle an]. Wander IV s.v. Uebel (Subst.), Nr. 55. 1475-1483; 9361-9364; 12495-12502; Formulierungstradition: - (E) ez ist bezer, danne ich verderbe, / wan ich schiere sterben mNz, / mirn werde der hizen 18479-18488. bGz. / ich weiz ?ch wol, nehein not / ist arger danne der tot. / swie so mir si iedoch, / ich stirbe vngerne noch, / die wile ich mach lebendich beliben Heinrich von Veldeke: Eneit, 285, 16-23.
Anspielung auf eine Sentenz
Verwendung: - (E) „swie es mir chomen si iedoch, / ich stirbe vngeren noch, / wan neheiner slachte not / ist so grimme so der tot.“ / Do erbarmet es dem troian, / daz Turnus der edel man / also chlageleichen sprach Heinrich von Veldeke: Eneit, 330, 27-33. - (E) Pouvre dolent, ne sçay mais que je fache, / Tant pour le bien qui mes fautes efface / Que pour l’horreur du miroir qui tant mort: / Au monde n’est destresse que de mort Molinet: Les faictz et dictz, XII, 29-32. → Er 7936 → Tan 1573. Literatur: TPMA XI s.v. TOD 6.1. Der Tod ist für alle schmerzlich und grausam. 6.1.1. Allg. Wander IV s.v. Sterben, Nr. 108. 33-36; 21442148; 8319f.; 8365-8378; Formulierungstradition: *8397; *8399; - (D) Du solt sêre mîden / hazzen unde nîden: / dem nît niht anders entuot, / dem machet er *8401; 9662doch swæren muot. / Doch muoz der vrume lîden / hazzen unde nîden: / der man ist wert alle 9667; 10788vrist / die wîle er genendec [Hs. O: ze nident; Hs. D: ze hassen] ist Der deutsche Cato, 25310793; 13596260. 13601; 1363713640; 15060Verwendung: 15064; 15686- (S) Virtus semper inuidiae patet Otloh von St. Emmeram: Liber proverbiorum, v52. 15689. - (L) swen die bœsen hazzent âne sîne schult, / daz kümet von sîner frumecheit. / Trœstet mich diu guote alleine, / diu mich wol getrœsten mac, so gæbe ich umbe ir nîden cleine Walther von der Vogelweide C 50, III, 3-6 (L 73,37 - 74,3). - (L) I. Si quis displiceat pravis, non sollicitetur; / Cum non sit pravus, nemo placere potest. / II. Opto placere bonis, pravis odiosus haberi; / Namque solent odio semper habere bonos Carmina Burana, 192, If. - (S) Nieman mac ze langer zît / grôz êre haben âne nît Freidank: Bescheidenheit, 60,13f. - (D) Sun, merke, daz diu mâze gît / vil êren unde werdekeit: / die soltû minnen zaller zît, / sô wirt dîn lop den werden breit. / ist daz den wandelbæren leit, / waz umbe daz? der bœsen haz / die biderben selten ie vermeit. / lebe dû in tugentlîcher aht / und lâ die krancgemuoten leben, / als in von arte sî geslaht Winsbecke, 31, 1-10. - (L) Swer sich vor nîde welle ernern, / der minne die unvuoge unt vlîze sich der tugende wern: / wie sol man in genîden, wil er belîben sunder êren ger? […] die werden müezen immer nîden lîden, / die werden suln sîn nîtlîdære, / nîtlîden zimt den werden wol, / sô sint die bœsen nîdes vol: / nîtlîdær sint bezzer dan nîdære Reinmar von Zweter, 202, 1-12. - (E) die waren mines gelückes vro, / so was ez den von herzen leit. / wan swa der man umbe werdicheit / wirbet, der muoz liden nit - / wol im, uf dem sölch niden lit! Ulrich von Liechten-
Sentenz
4 Tristanromane
Textstelle
8397 der man der werdet al die vrist, die wile und er geniten ist.
Kontext
Marke fordert Tristan auf, der Feindschaft der Adligen am Hof entgegenzutreten (Markes Neid-Rede).
Marke fordert Tristan auf, der Feindwirde unde nit diu zwei diu sint schaft der Adligen reht alse ein muoter unde ir kint. am Hof entgegenzu treten (Markes Neid-Rede). 8399
Überlieferung
N: Notazeichen. W 8397: wertet. B, N 8398: und fehlt.
Paraphrase
Das Ansehen eines Mannes wächst mit der Mißgunst anderer.
N: Notazeichen. Ansehen zieht MißF 8400: reht als gunst nach sich. muter vnd ein kind. l 8400: ir fehlt.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
stein: Frauendienst, 984, 4-8. - (S) Glück vnd ehr ist nit ohn neider Franck: Sprichwörter, I, 28r (S. 55, Z. 28). → JT 2010,3; 2250,4; 2251,1. Literatur: Bechstein/Ganz 1978, Bd. 1, S. 292: „sprichwörtlich“. Clausen 1970, S. 89 [führt diese Textstelle an]. Friedrich 2006 s.v. biderbe, S. 118: „Sprichwort“. Heidingsfeld 1886, S. 9, Anm. 1 [führt diese Textstelle an]. Hofmann 1939, S. 70 [führt diese Textstelle an]. Krohn 1995, S. 149: „Spruchweisheit“. Mieder 1997, S. 12: „Sprichwort“. Scharschuch 1938, S. 32: „Sprichwort“. Seiler 1923, S. 104 [führt diese Textstelle an]. Tomasek 1995, S. 216 [führt diese Textstelle an]. Tomasek 2005, S. 56: „Sentenz“. Tomasek 2007, S. 208: „Sentenz“. TPMA VIII s.v. NEID 3.3. Die Guten (Starken) müssen (können) Neid ertragen [führt diese Textstelle an]. Unterreitmeier 1984, S. 105: „sprichwörtliche Wahrheit“. Wander II s.v. Hass, Nr. 25. Morsch 1984, S. 107. Preuss 1883, S. 68f.
Sentenz Formulierungstradition: - (D) Du solt sêre mîden / hazzen unde nîden: / dem nît niht anders entuot, dem machet er doch swæren muot. / Doch muoz der vrume lîden / hazzen unde nîden: / der man ist wert alle vrist / die wîle er genendec [Hs. O: ze nident; Hs. D: ze hassen] ist Der deutsche Cato, 253-260. Verwendung: - (L) boese und guote gescheiden ie wâren. / Der site müeze ouch lancstaete sîn! / ir beider willen kan nieman gevâren, / wan er ist unwert, swer vor nîde ist behuot Bligger von Steinach, MF 118,13-16 (MFMT I, 2, 4-7).
33-36; 21442148; 8319f.; 8365-8378; *8395; *8399; *8401; 96629667; 1078810793; 1359613601; 1363713640; 1506015064; 1568615689.
Literatur: Bechstein/Ganz 1978, Bd. 1, S. 292: „sprichwörtlich“. Clausen 1970, S. 89 [führt diese Textstelle an]. Preuss 1883, S. 68: „Sprüchwort“. Tomasek 2005, S. 57: „Sentenz“. Tomasek 2007, S. 208: „Sentenz“. TPMA VIII s.v. NEID 2.1. Glück (Ruhm, Wohlstand, Tugend) hat viele Neider [führt diese Textstelle an]. Wander III s.v. Neid, Nr. 42. Krohn 1995, S. 149.
Sentenz Verwendung: - (E) est enim hoc commune uitium magnis liberisque ciuitatibus, ut inuidia gloriae comes sit et libenter de iis detrahant, quos eminere uideant altius, neque animo aequo pauperes alienam intueantur fortunam Cornelius Nepos: Chabrias, 3, 3. - (E) Clarus eo tempore in palacio et magnae in re publica auctoritatis erat Otto dux Baioariorum. Sed, sicut semper gloriam sequi solet invidia, invidentes ei plerique homines nequam, qui maliciae suae potentiam eius atque inmoderatam gloriam obstare querebantur, sollicite oportunitatem ad opprimendum eum querebant Lampert von Hersfeld: Annalen, A. 1070, 113, 1-6. Literatur: Bechstein/Ganz 1978, Bd. 2, S. 292: „sprichwörtlich“. Clausen 1970, S. 90 [führt diese Textstelle an]. Hofmann 1939, S. 71 [führt diese Textstelle an]. Mieder 1997, S. 12: „Sprichwort“. Preuss 1883, S. 67 „Sprüchwort“. Sawicki 1932, S. 135: „sententia“. Tomasek 2007, S. 208: „Sentenz“. TPMA VIII s.v. NEID 2.1. Glück (Ruhm, Wohlstand, Tugend) hat viele Neider [führt diese Textstelle an]. Wander III s.v. Neid, Nr. 66 [führt diese Textstelle an]. Zingerle 1864 s.v. Neid, S. 109 [führt diese Textstelle an]. Nauen 1947, S. 41. Okken 1996, S. 393f. Stökle 1915, S. 48.
33-36; 21442148; 8319f.; 8365-8378; *8395; *8397; *8401; 96629667; 1078810793; 1359613601; 1363713640; 1506015064; 1568615689.
4 Tristanromane
Textstelle 8401 diu wirde diu birt alle zit und vuoret haz unde nit.
8403 wen gevellet ouch me hazzes an dan einen sæligen man?
8405 diu sælde ist arm unde swach, diu nie dekeinen haz gesach.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Marke fordert Tri- N 8401: wirde bestan auf, der Feind- ret. schaft der Adligen am Hof entgegenzutreten (Markes Neid-Rede).
Ansehen zieht immer Mißgunst und Haß nach sich.
Marke fordert Tri- E 8403: Den. stan auf, der Feindschaft der Adligen am Hof entgegenzutreten (Markes Neid-Rede).
Ein glücklicher Mann wird gehaßt.
Marke fordert Tristan auf, der Feindschaft der Adligen am Hof entgegenzutreten (Markes Neid-Rede).
Glück, das keinen Haß hervorruft, ist unvollkommen.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz Verwendung: - (E) est enim hoc commune uitium magnis liberisque ciuitatibus, ut inuidia gloriae comes sit et libenter de iis detrahant, quos eminere uideant altius, neque animo aequo pauperes alienam intueantur fortunam Cornelius Nepos: Chabrias 3, 2f. - (E) Clarus eo tempore in palacio et magnae in re publica auctoritatis erat Otto dux Baioariorum. Sed, sicut semper gloriam sequi solet invidia, invidentes ei plerique homines nequam, qui maliciae suae potentiam eius atque inmoderatam gloriam obstare querebantur, sollicite oportunitatem ad opprimendum eum querebant Lampert von Hersfeld: Annalen, A. 1070, 113, 1-6.
Querverweise 33-36; 21442148; 8319f.; 8365-8378; *8395; *8397; *8399; 96629667; 1078810793; 1359613601; 1363713640; 1506015064; 1568615689.
Literatur: Bechstein/Ganz 1978, Bd. 2, S. 292: „sprichwörtlich“. Clausen 1970, S. 90 [führt diese Textstelle an]. Sawicki 1932, S. 96f.: „Sentenz“. Tomasek 1995, S. 216 [führt diese Textstelle an]. Tomasek 2007, S. 208: „Sentenz“. TPMA VIII s.v. NEID 3.3. Die Guten (Starken) müssen (können) Neid ertragen. Wander III s.v. Neid, Nr. 66. Okken 1996, S. 393f. Stökle 1915, S. 48.
Sentenz Verwendung: - (D) invidetur autem praestanti florentique fortunae, - ut haec opinio minuatur et illa excellens opinione fortuna cum laboribus et miseriis permixta esse videatur Cicero: De oratore, 2, 52, 210. - (D) quo anno et Octavii praetoris navalis et Anicii regem Illyriorum Gentium ante currum agentis triumphi fuere celebres. quam sit adsidua eminentis fortunae comes invidia altissimisque adhaereat, etiam hoc colligi potest, quod cum Anicii Octaviique triumphum nemo interpellaret, fuere, qui Pauli impedire obniterentur Velleius Paterculus, I, 9, 22-27. - (D) die wîle ein man rehte tuo, / sô lâsse er klaffen menglich, / swas er welle, und vlîsse sich, / das er das beste tuo ze aller zît: / vil s(likeit darane lît; / man nîdet alle, die s(lig sint Konrad von Ammenhausen: Schachzabelbuch, 16798-16803. - (S) Invidia sequitur, quem prosperitas comitatur Werner: Sprichwörter i130 (Hs. 15. Jh.). - (S) PRAESTAT INVIDIOSVM ESSE ETC. Nihil tam vulgari sermone iactatum quam haec sententia: Praestat inuidiosum esse quam miserabilem. Nam inuidia fere comes est felicitatis, miseratio calamitatis. […] Extat epigramma Graecum Palladae in hanc sententiam: […] Peior liuore est miseratio, Pindarus inquit, Nam sunt felices quos petit inuidai Erasmus von Rotterdam: Adagia, 3387 (IV, iv, 87).
33-36; 21442148; 83658378; 96629667; 1078810793; 1359613601; 1363713640; 1506015064; 1568615689.
Literatur: Tomasek 2007, S. 208: „Sentenz“. TPMA VIII s. v. NEID 2.1. Glück (Ruhm, Wohlstand, Tugend) hat viele Neider. 33-36; 21442148; 83658378; 9662Formulierungstradition: 9667; 10788- (S) Miserrima est fortuna, quae inimico caret Publilius Syrus: Sprüche, m7. 10793; 1359613601; 13637Literatur: 13640; 15060Bechstein/Ganz 1978, Bd. 2, S. 292: „sprichwörtlich“. Clausen 1970, S. 90 [führt diese Text15064; 15686stelle an]. Hofmann 1939, S. 70: „Sentenz des Publilius Syrus“ [führt diese Textstelle an]. 15689. Mieder 1997, S. 12: „Sprichwort“. Sawicki 1970, S. 96f.: „Sentenz“. Scharschuch 1938, S. 32: „Lateinische Spruchverse“. Tomasek 1995, S. 216 [führt diese Textstelle an]. TPMA V s.v. HASS 2.2. Hass ist bisweilen geboten und von Vorteil. 2.2.5. Verschiedenes [führt diese Textstelle an].
Sentenz
Jaeger 1977, S. 19. Krohn 1995, S. 150. Okken 1996, S. 394. Preuss 1883, S. 70.
4 Tristanromane
Textstelle 8496 uz hezlichen dingen wirt dicke michel vriuntschaft.
9536 künde in vremeden landen diu richet den koufman. seht, vrouwe, da gedahtich an
9818 küneges wort und küneges eit diu suln war unde bewæret sin.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Die Adligen am Hof versuchen Marke zu überzeugen, trotz des Konfliktes zwischen Irland und Cornwall um Isolde zu werben.
Aus Streit entsteht oft große Freundschaft.
Tristan gibt als ver- W 9537: richeit. meintlicher Kaufmann gegenüber der alten Isolde vor, den Drachenkampf eingegangen zu sein, um Bekanntheit zu erlangen.
Bekanntheit in fremden Ländern bringt dem Kaufmann Reichtum.
Der Truchseß forM 9819: diu fehlt. dert als Belohnung N 9819: gewere. für seine angebliche W 9819: bewaret. Tötung des Drachen von Gurmun die Einlösung des Eheversprechens (erste Gerichtsverhandlung in Weiseford).
Wort und Eid eines Königs sind bindend.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
10664-10672; Sentenz 11577-11581; 11718-11726; Verwendung: - (E) For ofte hit is ilumpen. inne feole leoden. / þet æfter muchele hatinge. hehae men heom *13042; *13068. luuede Layamon: Brut (Caligula), 4149f. - (E) [Generides] bi the hond did him take, / And kissed him, more frendeship to make; / Oft men sey] „aftre hate strong / Grete loue fele folk among;“ / So farde it than grete loue and pes / Betwix him and Sir [Generides] Generides, 9407-9412. - (S) De grant courroux grant amitié Morawski: Proverbes français, 501 (Hs. 15. Jh.). - (S) Na dem kyve kumt de groteste vruntschap. / Usus amicitiae maior post iurgia semper Tunnicius: Sprichwörtersammlung, 1333. - (S) Amantium iræ. Vbi qui non ex animo indignantur inuicem, aut de iracumdia neutiquam duratura.Terentius in Andria: Amantium iræ, amoris reintegratio est. […] Quod eleganter indicat et Mimus ille, ni fallor, Publianus: Discordia, fit charior concordia. Ab hoc non omnio alienum est, quod à Germanis nimis quàm eleganter uulgo iactatur: Die liebe will gezenckt haben. Nec illud westphalicum: Die sick des dages haggen/ die liggen des nachtes vnder den plagge] Tappe: Germanicorum adagiorum centuriae septem, IV, V, 4 (110a,b). - (S) DISCORDIA FIT CHARIOR CONCORDIA. Zwitracht offt freuntschafft macht Franck: Sprichwörter, I, 67v (S. 110, Z. 33f.). Literatur: TPMA IV s.v. FREUND 2.1. Was Freundschaft stiftet, fördert und erhält. 2.1.7. Zorn, Zank und Zwietracht. Wander V s.v. Zwietracht, Nr. 5.
Sentenz
2160-2177; 3099-3120.
Literatur: Tomasek 1995, S. 216 [führt diese Textstelle an]. TPMA III s.v. ERKENNEN 16. Verschiedenes [führt diese Textstelle an].
Sentenz Verwendung: - (E) „Rennewart, ich wil gern, / des sol din lip mich gewern: / la mich varn hin zu lande. / ich laze dir hie zu pfande / miner krone hohen namen. / ein kFnc sol sich valshes shamen / und lazen war waz er geseit“ Ulrich: Rennewart, 1601-1607. - (E) welche dar ûf sprechen / daz du daz wellest brechen, / daz dîn wârheit bewæret hât: / sun, die gebent bœsen rât, / […] / künges wort suln wesen wâr, / sô wechst ir craft in lobes jâr Ulrich von Etzenbach: Alexander, 27979-27986. Literatur: Paul 1998, § 315, Anm. 2: „sol mit dem Infinitiv kann vereinzelt gnomische Bedeutung haben“. Tomasek 1995, S. 216 [führt diese Textstelle an]. TPMA VII s.v. KÖNIG 3.3.5. Der König soll sein Wort halten. Combridge 1964, S. 178. Krohn 1995, S. 160.
8909f., 13222f., 16242.
4 Tristanromane
Textstelle 9890 er ist ein sinneloser man, der ane bürgen durch daz wip iemer geveilet den lip. 10300 ich lide sanfter unde baz eine swære danne zwo.
10426 man sol den mantel keren, als ie die winde sint gewant.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Truchseß wirft Gurmun und der alten Isolde Eidbruch vor (erste Gerichtsverhandlung in Weiseford).
E 9825-9896: fehlen. M 9825-9942: fehlen. F 9892: sinen lip. N 9892: sine lif.
Nur ein Narr riskiert ohne Sicherheit sein Leben für eine Frau.
Die Königin Isolde begründet gegenüber ihrer Tochter ihren Verzicht auf Rache an Tristan mit Hinweis auf den vom Truchsessen erhobenen Anspruch auf die junge Isolde (Badeszene).
Man soll einen Schaden hinnehmen, um einem weiteren zu entgehen.
Brangaene rät Isol- N 10427: Als der de und ihrer Mutter, wint is gewant. das Leben des Feindes Tristan zu schonen, um den betrügerischen Forderungen des Truchsessen Einhalt gebieten zu können (Badeszene).
Es ist klug, sein Verhalten der jeweiligen Situation anzupassen.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz
Querverweise 9807-9813.
Literatur: Sawicki 1932, S. 135: „sententia“.
Anspielung auf ein Sprichwort Formulierungstradition: - (G) Und daz ist vil bezzer, den vinger verliesen aleine und den menschen behalten, dan beidiu vinger und mensche verderbe. Wæger ist ein schade dan zwêne, sunderlîche, dâ der eine unglîche grœzer wære dan der ander Meister Eckhart: Liber Benedictus, I, 47, 11-14.
*281; *7320; 11322-11337; *15182.
Verwendung: - (E) fraU, dü müst tanczen, so wil ich trotten. / mich sol kein zorn ye nit beschten. / ein schad ist pesser vil den zween Wolfenbütteler Priamelhandschrift, 285, 38-40. - (E) He [sc. der König] vragede sime rade unde sinen wisesten, wat se mid deme manslachten Pilatum mochten dun. Sin rad sprak al mid eneme munde, me scholde den morder Pilatum doden. De konig dachte an em sulven, dat twe schaden weren swarer wenne en, unde wolde de bosheit nicht meren mid bosheit, noch se twevoldich maken Niederdeutsche Pilatuslegende, 147, 31 - 148, 5. - (E) I dye for the helth of her I shall gete me grete worship and soule helthe, and worship to my lynayge; and better ys one harme than twayne Malory: The quest of the holy grail II, 1002, 30-32. - (S) Beter is ein quât to lyden dan twe. - Est unum satius, duo quam mala ferre moleste Tunnicius: Sprichwörtersammlung, 171. Literatur: Friedrich 2006 s.v. schade, S. 346. TPMA IX s.v. SCHADEN 5.5. Ein Schaden ist besser als zwei. Wander I s.v. Besser, Nr. 157. Ebd. IV s.v. Übel (Subst.), Nr. 55. 388-401; 24522473; 25162532; 8411Formulierungstradition: - (S) Man sol den mantel keren nach [dem] der wint wehet Die Schwabacher Sprüche, 18 8414; 88448846; 15733(Hs. 14. Jh.). 15736; 1767317675; 18529Verwendung: - (S) Uersa sit aduersum tua semper penula uentum MSD XXVII, 2: Sprichwörter, 237 (Hs. 18531. 12. Jh.). - (S) Ein man den nüschel kêret, / als in daz weter lêret Freidank: Bescheidenheit, 115,2f. - (L) Wan sol den mantel kêren, als daz weter gât. / ein vrömder man der habe sîn dinc, als ez danne stât. / sîns leides sî er niht ze dol, / sîn liep er schône haben sol Spervogel, MF 22, 25-28 (MFMT AC, XII, 1-4). - (E) sô hôher berg, sô tiefer tal, / sô grœzer kraft, sô swærer val. / wer den mantel kêret dar, / da er des windes wirt gewar, / und überkraft entwichen kan, / der mag wol deste baz gestân Boner: Edelstein, LXXXIII, 53-58. - (E) Besich, in welhem zeit du pist, / Dar zuo, wie daz weter ist, / Daz du deinen mantel gswind / Mügest keren gen dem wind! Wittenwiler: Der Ring, 4514-4517. - (G) Man sal den Mantel dren, nochdem der wynt gyhet Proverbia Fridanci, 217 (Hs. 1459). - (Dr) Ain nütz vnd verstanden mensch sol haben zwo heüt: er sol sein gGt den gGten vnnd b=ß den b=sen; als die sach ist, also sol er sein, - als der windt gee, also kere er den mantel Albrecht von Eyb: Bacchides, 34, 19-22. - (S) Dirige consilium pro tempore! dirige vestem, / Opponens unde ventus et aura venit!
Sprichwort
4 Tristanromane
Textstelle
11319 truhsæze, diniu tagedinc diu hæten bœsen ursprinc, ze bœsem ende sints ouch komen.
Kontext
Die Verwandten des Truchsessen raten diesem bei der zweiten Gerichtsverhandlung am Hof von Weiseford von einem Zweikampf mit Tristan ab.
Überlieferung
M, W 11321: sint. N 11321: ist. B, O 11321: ouch fehlt.
Paraphrase
Was einen schlechten Anfang hat, wird zu einem schlechten Ende führen.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Werner: Sprichwörter, d101 (Hs. 15. Jh.). - (D) Wer sei der herren hofgesynd / Der henck den mantel noch dem wynd / Vnd thu das zG allen seyten / Wil er lang zG hof reyten Johann von Morschheim: Spiegel des Regiments, S. 28, Randglosse zu Vers 113 in Druck O. - (D) Mainst du nit, der die kind in dem brinnenden ofen behalten hat, der Susannam von der falschen gezügnüsz erlediget, der müge dich ?ch wol beschirmen, wann du desz begerest? Naig dyne ?gen gegen der erden, verschopp die ?ren und stell dich vestenglich wider die sturmgüsen der schmaichenden bGler und ker den mantel gegen dem wind, so würdstu behalten Steinhöwel: Von den synnrychen erlúchten wyben, 151, 3-9. - (S) Den Mantel nach dem Winde hangen. Das ist verborgene list Fben/ unnd haimlich Schmaichlen/ ZG tütlen/ und Tellerlecken/ wie Johan von Morßhaim/ Ritter/ singet. […] Wind haißt gnad und gunst/ wie sich ain Ror nach dem wind keret/ Der Mantel bedeckt den menschen/ Darumb haißt/ den Mantel nach dem winde hencken/ das allain für seinen schutz und schirm halten/ darvon ime gnad/ gunst/ und fürderung/ widerfarn kan Agricola: Sprichwörtersammlungen, II, 89. - (Dr) Und wer nicht hat wiltpret und fisch, / Der eß rintfleisch odr haberprey, / Und wen die armut drucken sey. / Der ker den mantel nach dem wind, / Den sack zu halben theil zu pind / Und nem für das merer das minder, / Damit er hin pring weib und kinder, / So lang biß im das frölich glück / Auch etwan schein und mach in flück! Sachs: Die sechs Klagenden, 10, 24-32. Literatur: Bechstein/Ganz 1978, Bd. 2, S. 325: „Sprichwörtlich“. Clausen 1970, S. 89f., Anm. 78 [führt diese Textstelle an]. Czerwinski 1989, S. 249: „Sentenz“; S. 302: „Sprichwort“. Eikelmann 1994, S. 253: „Sprichwort“. Friedrich 2006 s.v. mantel, S. 287 [führt diese Textstelle an]. Heidingsfeld 1886, S. 9, Anm. 1 [führt diese Textstelle an]. Hoffa 1910, S. 348: „Sprichwort“. Hofmann 1939, S. 71 [führt diese Textstelle an]. Krohn 1995, S. 163f.: „Sprichwort“. Mieder 1997, S. 13: „Sprichwort“. Raab 1977, S. 118: „Sprichwort“. Scharschuch 1938, S. 32: „Sprichwort“. Tomasek 1995, S. 216 [führt diese Textstelle an]. TPMA XIII s.v. WIND 10.14. Den Mantel (Hut) nach dem dem Wind hängen, kehren [führt diese Textstelle an]. Walther, 20574. Wander III s.v. Mantel, Nr. 37 [führt diese Textstelle an]. Zingerle 1864 s.v. Mantel, S. 97 [führt diese Textstelle an]. Mone 1830, S. 199. Morsch 1984, S. 66. Okken 1996, S. 428. Preuss 1883, S. 68. Seiler 1923, S. 93. Singer 1947, S. 77. Tax 1971, S. 55.
Anspielung auf eine Sentenz Formulierungstradition: - (Br) Deo saltem super hoc gratias, quod me ille ut supra positas feminas in culpam ex consensu non traxit, quam tamen in causam commissæ malitiæ ex affectu convertit. Sed et si purget animum meum innocentia, nec hujus reatum sceleris consensus incurrat; peccata tamen multa præcesserunt, quæ me penitus immunem ab hujus reatu sceleris esse non sinunt. Quod videlicet diu ante carnalium illecebrarum voluptatibus serviens, ipsa tunc merui quod nunc plector, et præcedentium in me peccatorum sequentia merito facta sunt pœna. Etiam malis initiis perversus imputandus est exitus. Atque utinam hujus præcipue commissi dignam agere valeam pœnitentiam, ut pœnæ illi tuæ vulneris illati ex longa saltem pœnitentiæ contritione vicem quoquo modo recompensare queam Abaelard: Epistolae, 195, D - 196, A. - (L) der guoten ræte der sint drî, / drîe ander bœse stênt dâ bî / zer linggen hant. lât iu die sehse nennen: / Vrum unde gotes hulde und weltlich êre, / daz sint die guoten. wol im, der si lêre! / den möht ein keiser nemen gerne an sînen hôhsten rât. / die andern heizent schade, sünde und schande. / dâ erkenne si bî, ders ê niht erkande: / wan hœret an der rede wol, wie ez umbe daz herze stât. / daz anegenge ist selten guot, daz bœsez ende hât Walther von der Vogelweide C 55, V, 4-13 (L 83,30-39). - (D) dâbî hat man ouch dik gesehen, / das es nie guot ende nam, / swer ze keinem ampte ie unreht kam; / wan swas hat b=sen anevang, / das gewint kûm guoten ûsgang Konrad von Ammenhausen: Schachzabelbuch, 9080-9084.
2006-2017; 4358f.; 11365f.; 11859-11866.
4 Tristanromane
Textstelle
11596 in vremedem lande ere unde gemach und schame in vater riche, diu smeckent ungeliche.
11600 ich næme e, swaz ir mir gesaget, eine mæzliche sache mit liebe und mit gemache dan ungemach und arbeit bi micheler richeit.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Tristan tröstet Isolde nach ihrem Abschied von Irland (Gespräch über Isoldes Heirat).
N 11597: in vader rich ovch schemeliche. F 11598: swachent. M 11598: div zwei sint.
Es ist besser, in der Fremde Ansehen zu genießen, als in der Heimat in Schande zu leben.
Isolde erklärt Tristan, warum die Heirat mit Marke sie nicht über die Trennung von ihrer Familie hinwegtröstet (Gespräch über Isoldes Heirat).
M 11599-13574: fehlen. E, H, N, W 11600: e fehlt.
Ein glückliches einfaches Leben ist besser als große Macht und viel Sorgen.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Verwendung: - (Br) Non facit tales fructus arbor quam plantavit Dominus; non promittunt bonos exitus mala principia Ivo von Chartres: Epistolae, LIII, 64, D. - (E) jô gît ein guot beginne / vil dicke süezen ûzganc, / sô bringet swacher anevanc / vil ofte ein ende bitter. / dâ von, getriuwe ritter, / belîp ein unverzageter man! / swer sich der êrsten juste kan / reht unde wol enthalten, / den siht man dicke walten / mit ellenhafter hende / des siges an dem ende Konrad von Würzburg: Trojanerkrieg, 29770-29780. - (D) Ne ja par droit boine fins ne sera / En mauvais coumenchement, / Ne boine flour sur mauvais fondement, / Ne on ne doit avoir nule aesmance / En sur samblant fors de trover grevance Jehan Bretel: A Lambert Ferri, LVIII, 51-55. - (D) Seneca spricht: „es ist gar ain leichtes ding / ze understen ain sach gar ring, / wenn es ist an dem anevang, / wider es sei an dem ausgang.“ / das decret tuet uns sagen: / „wer zum ersten ain pösen anfang wil haben, / da wirt das ende nimmer guet, / wann es zickt ie in sein alte stuet.“ Vintler: Pluemen der tugent, 2596-2603. - (Br) E’ mi par che le cose che ànno cativo prencipio non possino aver buon fine. Io resto avisato per l’ ultima tua, come circa quella cosa t’ è mancato di quello che volontariamente t’ era promesso; io ti dico, che benchè più volte t’ abbi scritto che tu non guardi in danari, non mi par però che t’ abbia a eser mancate le promesse Michelangelo: Lettere, CCCLXXXVII. Literatur: TPMA I s.v. ANFANG 2.3.3. Schlechter Anfang hat schlechtes Ende. Wander I s.v. Anfang, Nr. 67.
Sentenz Verwendung: - (S) Mas vale en paz y peregrino, que entre parientes y con ruido Nuñez: Refranes o proverbios, II, 4027.
16310-16313; 18729-18732; 18949-18953.
Literatur: TPMA III s.v. FREMD 4.1.1. Ein ruhiges (ehrenvolles) Leben in der Fremde ist besser als Zank (Schande, Tod) in der Heimat [führt diese Textstelle an]. Wander I s.v. Arm (Adj.), Nr. 40.
Anspielung auf eine Sentenz Formulierungstradition: - (E) securum in paupertate vivere melius esse quam divitem taedio macerari per hanc brevem auctoris probatur fabulam Romulus: Lateinischer Äsop, XV, 44. - (E) Armuot mit sicherhait ist beßer, wann rychtung [lies: rychtuom] in großen sorgen Steinhöwel: Esopus, 352. Verwendung: - (E) Je sui issi trop longement, / oster m’en voel isnielement / s’il estre puet, et Dius m’en oie! / Mius valt un poi de bien a joie / que tous li mons et vivre en duel; / il seroit autrement, mon voel! / Poi valt honors, poi valt riquece / qui l’use a duel et a tristece; / bien ait honeste povretés! Gautier d’Arras: Eracle, 3551-3559. - (E) Good it were to ben kniath, / Nere tourneyment and dedly fiath. / Wiþ marchaundes to ben it were hende, / Neren þacountes at bordes ende. / Swete is loue of damoysele, / Ac it askeþ costes fele. / Better is litel to habbe in ayse / Þan mychel aghatte in malayse. / Who-so is of dedes vntrewe, / Ofte it shal hym sore rewe Alisaunder B, 7352-7361. - (S) Meglio è a essere povero e sicuro che ricco con paura Arlotto: Motti e facezie, 208, 5. - (G) Spricht sant Augustinus. Vnsere hertzen seind zG dir gemacht/ vnd seind vnrüwig bis sie kumm) zG dir/ darumb so sGch rG vnd frid/ vnd dein natürliche stat/ dz du nit mindr seiest da] andere thier/ darumb so ist besser wenig/ vnd ein mundfol mitt rG vnd frid/ da] vil reichtumb v] mancherlei speiß/ mit zancken vnd mit vnfrid Wer aber meinte frid vnd rG on in got zG
8429-8432.
4 Tristanromane
Textstelle
11634 daz wider der natiure kein herze tugentliche tuo, da gehœret michel arbeit zuo
11637 ez hat diu werlt vür eine lüge, daz iemer unart garten müge.
11831 waz truoc daz vür? scham unde maget, als al diu werlt gemeine saget, diu sint ein also hæle dinc, so kurze wernde ein ursprinc: sin habent sich niht lange wider.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Tristan widerspricht auf der Überfahrt von Irland nach Cornwall Isoldes Vermutung, der Truchseß hätte sich durch die Ehe mit ihr zu seinem Vorteil verändern können (Gespräch über Isoldes Heirat).
M 11599-13574: fehlen. N 11634: Ich wene weder de nature. N 11636: da in hore. O 11636: enhore.
Ein von Natur aus schlechter Charakter bessert sich nicht durch Erziehung.
Tristan widerspricht auf der Überfahrt von Irland nach Cornwall Isoldes Vermutung, der Truchseß hätte sich durch die Ehe mit ihr zu seinem Vor teil verändern können (Gespräch über Isoldes Heirat).
N: Notazeichen. M 11599-13574: fehlen. N 11638: vnart vmmer.
Ein schlechter Charakter bessert sich nie.
Der Erzähler betont die Sinnlosigkeit von Isoldes Kampf gegen ihre Liebe zu Tristan (Minnetrank).
M 11599-13574: fehlen. E 11833: ye als. N 11835: si haldent.
Schamhaftigkeit und Jungfräulichkeit sind nicht von langer Dauer.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
vberkumm)/ der felet vnd tryste [lies: tryset] ein lerstro Geiler von Kaysersberg: Brösamlin, I, 27rb. Vgl. den biblischen Hintergrund: - melior est pauper sanus et fortis viribus quam dives inbecillis et flagellatus malitia Sir 30,14 ES ist besser, einer sey Arm, vnd da bey frisch vnd gesund, Denn Reich vnd vngesund Luther: Deutsche Bibel, XII. Literatur: TPMA IX s.v. REICH 3.3. Reichtum macht unglücklich [führt diese Textstelle an]. Ebd. XIII s.v. WENIG 1.3.1.2.3. Wenig mit Frieden und Freude ist besser als viel mit Streit und Kummer. Wander I s.v. Arm (Adj.), Nr. 40.
Sentenz
*11637.
Formulierungstradition: - (S) Nature l’ome prueve / Autel come en le trueve; / Ne ja pour nourreture / Li cuers fel et vilains / Ne au plus ne au mains / Ne lairoit sa nature. / Ja de buisot ne ferez esprevier, / ce dit li vilains Proverbe au vilain, 41. Literatur: Tomasek 1995, S. 217 [führt diese Textstelle an]. TPMA VIII s.v. NATUR 1.2.2.1. Schlechte Natur bleibt (trotz Erziehung) erhalten. Wander III s.v. Natur, Nr. 25. Deighton 1979, S. 33. Deighton 1984, S. 269; 271. Krohn 1995, S. 173.
Sentenz
*11634.
Verwendung: - (D) wann adel fleucht der schanden spor, / als ir oft habt gehort, / so tuet unart nach seiner art Vintler: Pluemen der tugent, 6789-6791. - (E) Und dy schelk, dy da sind geuaimpt, / ab allen schelken ab geschaimpt. / ir erlose vnd ualsche art / vnd natur da erzaiget wart. / rehte art nit vnertet, / vnart nit artlich zertet. / Kain leb uon kainer kaczen wirt, / nur iunge keczlin sy gepirt Beheim: Buch von den Wienern, 49, 20-27. - (E) wer bose ducke wil faßen / in sin herze, das ist falsch unart. / was man dan haldit lip und zart, / die erbeit wirt zu leste virlorn. / der in unart ist geborn, / der lat sin falsche ducke nit Die undankbare Wiedererweckte, 6-11. Literatur: Hofmann 1939, S. 70 [führt diese Textstelle an]. Tomasek 1995, S. 217 [führt diese Textstelle an]. TPMA VIII s.v. NATUR 1.1.2.2. Schlechte Natur wird nicht gut [führt diese Textstelle an]. Wander IV s.v. Unart. Zingerle 1864 s.v. Unart, S. 153 [führt diese Textstelle an]. Deighton 1979, S. 33. Krohn 1995, S. 173.
Sentenz Verwendung: - (D) Virginis est speculum rosa vernans, sed cito marcens, / Et quod sit species res fugitiva docet Alexander Neckam: De laudibus divinae sapientiae, VII, 299f. Literatur: Mieder 1997, S. 13: „Sprichwort“. Peiffer 1971, S. 220: „Sentenz“. Sawicki 1932, S. 97: „Sentenz“. Tomasek 1995, S. 217 [führt diese Textstelle an]. Tomasek 2007, S. 116: „Sentenz“.
1057-1065; 12380-12384; 19230-19239.
4 Tristanromane
Textstelle
11867 diu wuocherhafte minne diu schœnet nach beginne
12017 ir eine und iuwer minne ir habet mir mine sinne gar verkeret unde benomen
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler erM 11599-13574: klärt, warum das fehlen. Verlangen zwischen Tristan und Isolde immer stärker wird (Minnetrank).
Liebe macht schön.
Tristan gesteht Isol- M 11599-13574: de auf der Überfahrt fehlen. von Irland nach Cornwall seine Liebe.
Liebe nimmt den Verstand.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
TPMA VI s.v. JUNGFRAU 3.1. Jungfräulichkeit ist von innen und aussen bedroht. Walther, 33617b. Preuss 1883, S. 73.
Sentenz
17557-17560.
Verwendung: - (L) Bî der schœne ist dicke haz, / zuo der schœne niemen sî ze gâch. / liep tuot dem herzen baz, / der liebe gêt diu schœne nâch. / Liebe machet schœne wîp, / des mac diu schœne niht getuon, sine machet nimmer lieben lîp Walther von der Vogelweide C 26, III, 1-6 (L 50,1-6). - (D) „Beau sire, je vous dy que c’est folye et rage qui a ce l’esmeult par son vollage cuer. Car pis ne puet il faire que de laisser sa certaine amye qui est belle et gracieuse, pour en aymer une layde et sauvaige. Neanmoins il ne est nulle layde amye ne nul lait amy, amours les fait tous et toutes sembler belles“ Altfranzösische Minnefragen, 61, 27. - (E) Dar mede yk dy nicht hone, / Wede leff ys, de ys schone, / Des hestu sulven vor geyn, / Dat sij an Gamareth gescheyn, / Dat ome eyn morinne was trud / Ane schone in swerter hud Des Minners Anklagen 323-328. Literatur: TPMA VII s.v. LIEBE 1.6.1.2.1. Liebe lässt alles (Hässliche) schön erscheinen. Wander III s.v. Lieben, Nr. 63.
Anspielung auf ein Sprichwort Formulierungstradition: - (L) Herzelieber mære / der wart ich vil dicke / von der minneclîchen frouwen mîn. / ich wær âne swære / wan daz ich erschricke: / dur die lieben trage ich senden pîn. / daz ist endeliche wâr: / liebe nimt die sinne, / liebe machet missevar. / wizzet daz ich brinne / in der liebe alse ein gluot Schenk von Limburg, KLD Nr. 34, 1, 2, 1-11. - (E) Belobent daz wibes minne / Mangem nimpt die sinne / Als och ainem fuchz beschach / Der sin selbs schatten sach / In ainem sod do nachen / Er begund dar gachen / Daz jn sin sinn entwande / sin wip er sechen wande / Dur jr lieb sprang er dar Fuchs und Wolf, 1-9. Verwendung: - (E) sie jehent, die des hânt bekort, / ez beneme diu minne / vil wîsem man die sinne, / daz er niht wol mac bewarn, / ern müeze dicke missevarn / und sich der êren sô bewiget, / daz er enruochet wâ sîn lop geliget. / des ist diu minne vil gemeit: / sie kan ouch (deist diu wârheit) / den tumben wol gelêren / sprechen unde tuon nâch êren Otte: Eraclius, 2550-2560. - (S) Rason per amore perde valore Volgare illustre, 69. - (E) Mörlin zw einer zeite / kam aus Norchumerlannd. / der künig vil ser sichs frewte. / er tet im seinen kumer gross pekanndt, / wie er pelesstet wär mit starcker mynne / gen der fürstin von Tyntayol, / die im penem mit all nach witz und synne Fuetrer: Buch der Abenteuer, 904, 1-7. → Er 3691 → Lan 6538 → Wigl 9658 → Mel 1825 → Pz 287,9. Literatur: Friedrich 2006 s.v. minne, S. 296. TPMA VII s.v. LIEBE 1.6.2. Liebe nimmt (und verkehrt) Weisheit und Verstand, Vernunft und Sinne. Walther, 4024. Wander III s.v. Liebe, Nr. 31.
945-948; 1175811761; 1210612110; 1251912521; 1387313877; 1390913916; 1784817850; 1942419431.
4 Tristanromane
Textstelle 12183 Ein langiu rede von minnen diu swæret höfschen sinnen: kurz rede von guoten minnen diu guotet guoten sinnen.
12235 wir müezen sniden unde mæn daz selbe, daz wir dar gesæn.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler begründet, warum er sich im folgenden kurz fassen wird (Minnebußpredigt).
M 11599-13574: Lange Rede gefällt fehlen. nicht, kurze Rede H 12183: Edele bessert. rede. N 12183: Ein fehlt. S 12184f.: fehlen. N, O 12185: guoten fehlt.
Der Erzähler kritisiert das verbreitete Bestreben, Liebe ohne aufrichtiges Bemühen erlangen zu wollen (Minnebußpredigt).
M 11599-13574: fehlen. N 12235: seyn. O 12235: nem). E 12236: Das dz wir gesegen.
Man kann nur ernten, was man gesät hat.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Sentenz Formulierungstradition: - (E) Et je sermonerai briement. / La brief parole est profitauble / Et la longe aikes anuable; / Brief parolle entre par l’oїe / Que jusc’a cuer est convoїe, / La longe areste enmi la voie Jacques Bretel: Le tournoi de Chauvency, 4334-4339. Verwendung: - (Dr) non possent laudes enumerare tuas. / Desisto, mea ne moveant fastidia verba; / sermo brevis longo gratior esse solet Richard Venusius: De Paulino et Polla libellus, 376. Literatur: Christ 1977, S. 224: „sententia“. Kunzer 1973, S. 151: „sententia“. Tomasek 1995, S. 217 [führt diese Textstelle an]. TPMA IX s.v. PREDIGEN 1.1. Lange Predigt ist verdriesslich. Ebd. XIII s.v. WORT 31.1. Kurze (inhaltsreiche und wahre) Rede ist gut und angenehm. Ebd. 31.2. Lange Rede ist schlecht und verdriesslich. Wander III s.v. Rede, Nr. 69, 76. Walther, 7901, 28071. Weber 1967, S. 711: „Sentenz“. Okken 1996, S. 491. Tomasek 1985, S. 138f.
Anspielung auf eine Sentenz Formulierungstradition: - (G) Nolite errare, deus non irridetur. wan des sit ane zwivel gewis, unsern herren got, den enmac niemen betriegen an sime dienst, wan er siht des mennisken herce an. Que enim seminaverit homo, hoc et metet. von danne swaz der man gesæt, daz snidet er ouch pillichen. sæt er daz gute, er snidet ouch daz guote; sæt er daz pose, er snidet ouch daz pose Schönbach: Altdeutsche Predigten III, 65 (S. 152, Z. 35 - S. 153, Z. 1). Verwendung: - (D) „dic mihi“ inquit „M. Pinari, num, si contra te dixero, mihi male dicturus es, ut ceteris fecisti?“ „ut sementem feceris ita metes“ Cicero: De oratore, 2, 65, 14-16. - (S) Got bezzer mâze wider gît, / dan wir im mezzen z’aller zît; / die liute snîdent unde mænt / von rehte, als sie den acker sænt: / Got kan uns gerihte geben, / dân nâch alse wir hie leben Freidank: Bescheidenheit, 3,3-8. - (E) Swer och die marter enpfahet / Dvr got der wirt gekrœnet / Lip vnd sele geschœnet / Da von sol die kvrzen not / Und disen liplichen tot / Nieman hie erschricken / So ture vmbe ein wicken / Gen der steten frovde dort / Die der lebinde himel hort / Nach gediendem lone teilet / Als sie hier ist geveilet / Und mit dienste erarnet / Dez sint alle hie gewarnet / Wan snidet vnde mæget / Als man hie hat gesæget Hugo von Langenstein: Martina, 214, 82-96. - (L) A trompeur trompeur et demi; / Tel qu’on seme couvient cuillir; / Se mestier voy partout courir, / Chascun y joue et moy aussi. / Dy je bien de ce que je dy? / De tel pain souppe fault servir, / A trompeur trompeur et demi; / Tel qu’on seme couvient cueillir Charles d’ Orléans: Rondeaux, CLXIII, 1-8. - (S) Wie du sehwest/ so würstu schneiden. Seht einer gGt/ so schneidt er nicht b=ß/ Es findt sich alls in der ernd/ was vnd wie geseet Franck: Sprichwörter, I, 40r (S. 72, Z. 4-6). Vgl. den biblischen Hintergrund: - nolite errare / Deus non inridetur / quae enim seminaverit homo haec et metet Gal 6,7f. – Jrret euch nicht, Gott lesst sich nicht spotten. Denn was der Mensch seet, das wird er erndten Luther: Deutsche Bibel, VII. Literatur: Friedrich 2006 s.v. sæjen, S. 341: „Sprichwort (Bibelzitat)“. Mieder 1997, S. 14: „biblisches Sprichwort“. Schulze 1987, S. 178, Nr. 273. Tomasek 1995, S. 217 [führt diese Textstelle an].
*12251.
4 Tristanromane
Textstelle
12251 wir sæjen alle valscheit, so sniden laster unde leit.
12279 Ez ist vil war, daz man da saget: ‚Minne ist getriben unde gejaget in den endelesten ort.‘
12308 ez ist ein armer trügesite, der vriunden also liuget, daz er sich selben triuget.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler tadelt die Menschen dafür, daß sie nicht bereit sind, in der Liebe die Konsequenzen ihres falschen Handelns zu tragen (Minnebußpredigt).
M 11599-13574: Wer Verschlagenheit fehlen. sät, erntet Schande W 12251: sin. und Schmerz. B, O 12252: so sniden wir. E 12252: So snident sy. N, R, S, P 12252: unde sniden. W 12252: snider.
Der Erzähler beklagt den geringen Stellenwert, den Liebe in der Welt besitzt (Minnebußpredigt).
M 11599-13574: Die Liebe hat in der fehlen. Gesellschaft keinen N 12280: verdreu) Platz mehr. inde veriaget. H 12281: edelesten. N 12281: edelste.
Der Erzähler beklagt falsche Vorstellungen über die Liebe (Minnebußpredigt).
M 11599-13574: fehlen.
Es ist erbärmlich, Freunde zu belügen und sich selbst dabei zu betrügen.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
TPMA IX s.v. SÄEN 2.2.1.1. Wie (Was) man sät, so (das) erntet man [führt diese Textstelle an]. Wander III s.v. Säen, Nr. 43. Hoffa 1910, S. 346f. Nauen 1947, S. 42. Okken 1996, S. 492. Stökle 1915, S. 46.
Anspielung auf eine Sentenz
*12235.
Formulierungstradition: - qui seminat iniquitatem metet mala et virga irae suae consummabitur Prv 22,8. - Wer vnrecht seet, Der wird mFhe erndten, Vnd wird durch die Rute seiner bosheit vmbkomen Luther: Deutsche Bibel, X, 2. Verwendung: - (L) Qi mal semena mal coill, / E qi mal penza mals li ve, / E qi mal mi fai mal li voill / E prec Dieu que de mal l’estre Bertran d’ Alamanon, VII, 37-40. - (G) Que enim seminaverit homo, hoc et metet. von danne swaz der man gesæt, daz snidet er ouch pillichen. sæt er daz gute, er snidet ouch daz guote; sæt er daz pose, er snidet ouch daz pose Schönbach: Altdeutsche Predigten III, 65 (S. 152, Z. 37 - S. 153, Z. 1). - (E) Honour de seignorie fu en cestui plantee, / Mes cil qui sont remés chantent la descordee, / La cueillent mauvestié ou honte fu semee. / Li avoirs qu’il dona li fist tel presentee / Et li riches corages o la fiere pensee / Que par tout Oriant fu sa force moustree Alexandre de Paris: Roman d’ Alexandre, 122-127. Literatur: Friedrich 2006 s.v. sæjen, S. 341 [führt diese Textstelle an]. Mieder 1997, S. 14: „biblisches Sprichwort“. Tomasek 1995, S. 217 [führt diese Textstelle an]. TPMA IX s.v. SÄEN 2.2.2.4. Von schlechtem Samen schlechte Frucht, von böser Saat böse Ernte. Wander III s.v. Säen, Nr. 56. Nauen 1910, S. 42. Okken 1996, S. 493. Stökle 1915, S. 46.
Sentenz
193-200; 1707117080.
Literatur: Carls 1974, S. 21, Anm. 29: „Sprichwort“. Christ 1977, S. 293: „Sprichwort“. Friedrich 2006 s.v. minne, S. 296: „Sprichwort?“. Heidingsfeld 1886, S. 9, Anm. 1 [führt diese Textstelle an]. Sawicki 1932, S. 98: „Sprichwort“. Scharschuch 1938, S. 33: „Sentenz“. Schnell 1992, S. 247, Anm. 37: „Sprichwort/Sentenz“. Tomasek 1995, S. 217 [führt diese Textstelle an]. TPMA VII s.v. LIEBE 10. Verschiedenes [führt diese Textstelle an]. Walther, 12107a. Wander IV s.v. Sprichwort, Nr. 5 [führt die Einleitungsformel an]. Deighton 1979, S. 33. Ehrismann 1995, S. 206. Huber 1988, S. 110. Nickel 1927, S. 80f. Tomasek 1985, S. 144.
Sentenz Verwendung: - (S) MENTITUR INIQUITAS SIBI. […] Der jm kein wort laßt das hertz abstossen/ sonnder was jm einfelt für ein histori sagt/ vnd desselben/ wie alle lFgner hoch entgilt/ Der/ spricht man/ leugt jm selbs/ […] Es geht nun an jm auß/ man glaubet jhm nun dester weniger/ Es hat nie keiner gelogen/ er hat sich selbs betrogen Franck: Sprichwörter, II, 94v (S. 346, Z. 28-41). Vgl. den biblischen Hintergrund: - nemo se seducat 1 Cor 3,18. - Niemand betriege sich selbs Luther: Deutsche Bibel, VII.
19397-19410.
4 Tristanromane
Textstelle
12510 swer sich an niht wil keren wan an des libes gelust, daz ist der eren verlust.
12709 diu sorchafte künigin diu tet an disen dingen schin, daz man laster unde spot mere vürhtet danne got
13042 wan alse in zorn vil we getuot, so süenet si diu triuwe, sost aber diu liebe niuwe und aber der triuwen me dan e.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler tadelt M 11599-13574: angesichts von Tri- fehlen. stans Entschluß, E 12510: nieran. Isolde bei der Ankunft in Cornwall Marke zu übergeben, Menschen mit falscher Einstellung zur Liebe.
Wer nur nach Lustgewinn strebt, verliert sein Ansehen.
Der Erzähler kritisiert Isoldes Mordanschlag auf Brangaene.
M 11599-13574: fehlen.
Dem Menschen ist sein gesellschaftliches Ansehen wichtiger als Gott.
Der Erzähler rechtfertigt die zeitweiligen Streitigkeiten zwischen Isolde und Tristan während ihrer ersten Zeit in Cornwall (zorn ane haz-Exkurs)
M 11599-13574: Streit unter Liebenfehlen. den erneuert die LieN 13042: wan fehlt. be. N, O 13044: ir liebe. P 13044: ir m8nne. W 13044: ir leben.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Literatur: Tomasek 1995, S. 217 [führt diese Textstelle an]. TPMA VIII s.v. LÜGEN 5.4. Wer lügt, verliert seine Freunde [führt diese Textstelle an]. Wander I s.v. Betrügen, Nr. 15. 5397-5402; 12421-12426; 12620-12628; Verwendung: 17583-17602; - (S) Lascivia et laus numquam habent concordiam Publilius Syrus: Sprüche, l7. - (S) Laus et lasciuia non habent concordiam. - Ennuy destrut bone vie / Et los est perdu par 17723-17727; lecherie. / Lecherie et bon los / Ne serront james ensemble clos Nicole Bozon: Proverbes S. 48, 17764-17769; *17797; 1803395. - (S) LASCIUIA ET LAUS NUNQUAM COËUNT. / Geyl vnd l=blich steht nit bey einander 18036; 1809918102; *19358. Franck: Sprichwörter, I, 70v (S. 115, Z. 17f.).
Sentenz
Literatur: Caruso-Heubeck 1983, S. 79: „Sentenz“. Clausen 1970, S. 88, Anm. 72 [führt diese Textstelle an]. Goller 2005, S. 89: „sprichwortartig“. Hofmann 1939, S. 70 [führt diese Textstelle an]. Schultz 1987, S. 593 [führt diese Textstelle an]. Schwarz 1984, S. 104: „Maxime“. Tomasek 1995, S. 218 [führt diese Textstelle an]. TPMA XIII s.v. WOLLUST 1.1. Wollust ist etwas Unrühmliches und Übles. Wander V s.v. Wollust, Nr. 51. Krohn 1995, S. 184.
Sentenz Verwendung: - (E) „herre, sô dunket mich guot, / daz der edel man und sîn wîp / behalten sêle unde lîp.“ / „wie sulen wir daz ane vân?“ / „dâ sult ir si beidiu leben lân.“ / „Eraclî, daz wære der liute spot.“ / „fürhtet ir die harter danne got?[“] / „die rede sult ir lâzen. / immer sî sie verwâzen! / swer rihtet über diebe, / der dienet got liebe / und sündet niht umbe ein hâr.“ Otte: Eraclius, 4342-4353. Literatur: Clausen 1970, S. 87 [führt diese Textstelle an]. Heidingsfeld 1886, S. 9, Anm. 1 [führt diese Textstelle an]. Sawicki 1932, S. 97: „Sentenz“. Schultz 1987, S. 592 [führt diese Textstelle an]. Schulze 1987, S. 168f., Nr. 247. Tomasek 1995, S. 218 [führt diese Textstelle an]. Tomasek 2007, S. 121: „Sentenz“. TPMA V s.v. GOTT 32.4. Man soll Gott eher gehorchen (fürchten) als den (die) Menschen. Wander I s.v. Fürchten, Nr. 5. Deighton 1979, S. 33. Stökle 1915, S. 10.
Anspielung auf eine Sentenz Formulierungstradition: - (Dr) SI. Irae sunt inter Glycerium et gnatum… CH. Audio. / SI. Ita magnae ut sperem posse auelli. CH. Fabulae! / SI. Profecto sic est. CH. Sic hercle ut dicam tibi: / Amantium irae amoris integratiost Terenz: Andrienne, 552-555. - (S) Amantium ira amoris integratio est Publilius Syrus: Sprüche (Friedrich), a37. Verwendung: - (E) swer triuwe an liebe vindet, / ze freuden sich der bindet. / ir güete blüete sam ein dorn. / ir kluoge fuoge friunde zorn / kan wol gescheiden: leiden sin / tuot si besunder under in. / swâ vîntschaft mit gedrange / tuot zwein gelieben ange, / ist dâ der Triuwen zange, / ir zorn der wert unlange Konrad von Würzburg: Engelhard, 55-64. - (S) Amantium irae. Vbi qui non ex animo indignantur inuicem, aut de irancundia neutiquam
*8496; *13068.
4 Tristanromane
Textstelle
Kontext
swenne under vriunden geschiht dekeiner slahte zornelin, so ist triuwe ie da diu süenærin, vrisch und iteniuwe
Der Erzähler rechtfertigt die zeitweiligen Streitigkeiten zwischen Isolde und Tristan während ihrer ersten Zeit in Cornwall (zorn ane haz-Exkurs)
13068
13777 waz mag ouch liebe naher gan dan zwivel und arcwan?
Überlieferung
Paraphrase
M 11599-13574: Streit unter Freunden fehlen. wird immer wieder N 13068f.: wanne beigelegt. vnder vrGnden schade gescheit / of eynger hande zornelin. R, S, W 13068: fr=iden. E 13070: da fehlt. N 13070: diu fehlt. E 13071: ytel nuwe. H 13071: ie niwe.
Der Erzähler kriti- B 13777: lieben. siert die durch Mar- N 13777: leyuen. jodos Andeutungen hervorgerufene Eifersucht Markes (zwivel unde arcwan-Exkurs).
Nichts gefährdet die Liebe so sehr wie Mißtrauen.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
duratura. Terentius in Andria: Amantium irae amoris redintegratio est. Et iuxta Graecam sententiam […], id est Pusillo amantum durat ira tempore. Atque huiusmodi dissidiola, quae nonnunquam incidunt inter amicos, modo absit amaritudo, quasi renouant amicitiam excusso diuturnae consuetudinis taedio. Quod eleganter indicat et mimus ille, ni fallor, Publianus: Discordia fit carior concordia Erasmus von Rotterdam, Adagia, 2089 (III, i, 89). - (S) Amantium iræ. […] Ab hoc non omnio alienum est, quod à Germanis nimis quàm eleganter uulgo iactatur: Die liebe will gezenck haben. Nec illud westphalicum: Die sick des dages haggen/ die liggen des nachtes vnder den plagge] Tappe: Germanicorum adagiorum centuriae septem, IV, V, 4 (110a,b). - (S) AMANTIUM IRAE AMORIS REINTEGRATIO EST. Die lieb mGß zanckt haben Franck: Sprichwörter, I, 67v (S. 110, Z. 35f.). Literatur: Friedrich 2006 s.v. minne, S. 296f.: „Sprichwort“. Hertz 1904, S. 537, Anm. 93: „Sentenz des Syrers Publilius“. TPMA VII s.v. LIEBE 2.8.1. Zorn und Uneinigkeit erneuern die Liebe [führt diese Textstelle an]. Wander III s.v. Liebe, Nr. 113; 358. Worstbrock 1995, S. 37, Anm. 10: zu V. 13031-13082: „breit expolierte Passage über die proverbiale Wahrheit Amantium ira amoris integratio est“. Hahn 1963, S. 127. Nickel 1927, S. 23f. Okken 1996, S. 509f.
Sentenz
*8496; *13042; 13537-13558.
Verwendung: - (S) Herzelieber friunde zorn / der wirt schiere verkorn Freidank: Bescheidenheit, 65,6f. - (E) swer triuwe an liebe vindet, / ze freuden sich der bindet. / ir güete blüete sam ein dorn. / ir kluoge fuoge friunde zorn / kan wol gescheiden: leiden sin / tuot si besunder under in. / swâ vîntschaft mit gedrange / tuot zwein gelieben ange, / ist dâ der Triuwen zange, / ir zorn der wert unlange Konrad von Würzburg: Engelhard, 55-64. - (G) Preterit ira cito, quam gingnit amicus amico Proverbia Wratislaviensia, 473 (Hs. 1412). - (S) Ira perit subito, quam gignit amicus amico Werner: Sprichwörter, i141 (Hs. 15. Jh.). - (S) Leve vrunde schelden vnde vorsonen syk suluen Proverbia Communia (Jellinghaus), 460. - (S) Boni amici rixantur, et sine arbitris reconciliantur Bebel: Proverbia Germania, 526. - (S) Guder vrunde kyf is bolde gedân. - Aeacidae Patroclique furor brevis extat et ira Tunnicius: Sprichwörtersammlung, 656. Literatur: Tomasek 1995, S. 219 [führt diese Textstelle an]. TPMA IV s.v. FREUND 3.7.5. Gute Freunde versöhnen sich schnell. Deighton 1979, S. 33. Deighton 1984, S. 271. 13716-13722; 13749-13760; *13779; *13795; Literatur: Tomasek 1995, S. 219 [führt diese Textstelle an]. Tomasek 2005, S. 55. Tomasek 2007, S. 120: 14004-14013; 16962-16968. „Sentenz“. Wander III s.v. Mistrauen, Nr. 9.
Sentenz
Christ 1977, S. 55-63. Deighton 1979, S. 33. Deighton 1984, S. 271. Hübner 2003, S. 332f. Krohn 1995, S. 201-203. Nickel 1927, S. 24. Schnell 1992, S. 14f.
4 Tristanromane
Textstelle 13779 waz anget liebe gernden muot so sere, so der zwivel tuot?
13795 wan nieman ist mit liebe wol, an dem er zwivel haben sol.
Kontext
Paraphrase
Der Erzähler kriti- N 13779: hindert. siert die durch Marjodos Andeutungen hervorgerufene Eifersucht Markes (zwivel unde arcwan-Exkurs).
Nichts gefährdet die Liebe so sehr wie Mißtrauen.
Der Erzähler warnt B, E, F, N 13796: angesichts des Ver- man. dachts, den Marke gegen Tristan und Isolde geschöpft hat, vor Eifersucht (zwivel unde arcwan-Exkurs).
Wer am geliebten Partner zweifelt, wird unglücklich.
Der Erzähler betont angesichts der sus kumet, daz übel übele vrumet, durch Marjodos Anbiz daz daz ergere kumet; deutungen hervorgerufenen Eiferso daz danne wirs tuot, so diuhte danne übel guot. sucht Markes den Vorzug des Zweifels vor der Gewißheit des Betrugs (zwivel unde arcwan-Exkurs). 13813
Überlieferung
M 13813 - 13852: fehlen. P 13813: übele fehlt. E 13814: das.
Schlechtes bringt Schlechtes hervor (1), bis es noch Schlechteres nach sich zieht (2), so daß das Schlechte am Ende gut erscheint (3).
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz Literatur: Tomasek 1995, S. 219 [führt diese Textstelle an]. Wander III s.v. Mistrauen, Nr. 9. Christ 1977, S. 55-63. Deighton 1979, S. 33. Hübner 2003, S. 332f. Krohn 1995, S. 201-203. Schnell 1992, S. 14f.
Querverweise 13716-13722; 13749-13760; *13777; *13795; 14004-14013; 16962-16968.
13716-13720; 13749-13760; *13777; *13779; Literatur: Schultz 1987, S. 593 [führt diese Textstelle an]. TPMA XIII s.v. ZWEIFEL 1. Nachteile des 15265f. Zweifelns [führt diese Textstelle an]. Wander III s.v. Liebe, Nr. 198.
Sentenz
Christ 1977, S. 55-63. Hübner 2003, S. 332f. Schnell 1992, S. 14f.
Sentenz Verwendung 1 Schlechtes bringt Schlechtes hervor: - (Dr) PA. Tum quamdam fidicinam amat hic Chaerea. / DE. Hem? Quid? Amat? An scit iam ille quid meretrix siet? / An in astu uenit? Aliud ex alio malum. / PA. Ere, ne me spectes, me impulsore haec non facit Terenz: Eunuchus, 985-988. - (E) Einsi la lasse, la dolente, / Prie celui qu’il se repente; / Mes priere riens ne li vault, / Quar cil toutes voies l’assault, / Si l’esforce tant et joustise / Que tout a force l’a conquise, / Et trestout son bon en a fet. / Voir dist qui dist: „Tout jors atret / Li uns maulz l’autre e sel norrist“, / Et male norreture en ist, / Si male comme issir en doit. / Thereus encor ne recroit / Qu’aprez ce mal ne face pis Chrétien de Troyes: Philomena, 833-845. - (D) Daz wir doch an got gedêhten / Und ein kriuze vür uns mechten, / Über daz wir trünken und êzen / Und unsers herren niht vergêzen, / Sô tête wir dester minner sünde! / Ein übel daz ander kan entzünde, / Des vinde wir in den buochen vil Hugo von Trimberg: Der Renner, 9711-9717. - (E) Also volget böss bösem nach Justinger: Berner Chronik, 96, 15f. → Cr 4177. Verwendung 2 Schlechtes zieht noch Schlechteres nach sich: - (Dr) SENEX / Quis te repens commouit afflictam metus? / AN[DROMACHA] Exoritur aliquod maius ex magno malum. / nondum ruentis Ilii fatum stetit Seneca: Troades, 426-428. - (E) Einsi la lasse, la dolente, / Prie celui qu’il se repente; / Mes priere riens ne li vault, / Quar cil toutes voies l’assault, / Si l’esforce tant et joustise / Que tout a force l’a conquise, / Et trestout son bon en a fet. / Voir dist qui dist: „Tout jors atret / Li uns maulz l’autre e sel norrist“, / Et male norreture en ist, / Si male comme issir en doit. / Thereus encor ne recroit / Qu’aprez ce mal ne face pis Chrétien de Troyes: Philomena, 833-845. - (D) auffruhr hat keyn vornunft/ vnd gehet gemeynicklich mehr vbir die vnschuldigen de] vbir die schuldig). Darumb ist auch keyn auffruhr recht/ wie rechte sach er ymer haben mag. Vnd folget alletzeyt mehr schadens den besserung darauß. Damit erfullet wirt das sprich wort/ Auß vbel wirt ergers Luther: Eine treue Vermahnung, 303, 24-28. Verwendung 3 Das Schlechte wird, wenn Schlechters kommt, für gut gehalten: - (E) qui se tutandum dederit homini improbo, perdit male auxilium. dum quaerit, sicut haec narrat fabula - malum est, dum peius venerit, malum pro bono deputatur Romulus: Lateinischer Äsop, XXVIII, r.v.
11321-11337.
4 Tristanromane
Textstelle
13823 zwivel sol an liebe wesen; mit dem muoz liebe genesen
13860 do verkerte sich daz: den stric, den er ir rihtete und uf ir schaden tihtete, da vie diu küniginne den künec ir herren inne
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler betont M 13813-13852: angesichts der fehlen. durch Marjodos An- H 13823: so. deutungen hervorgerufenen Eifersucht Markes den Vorzug des Zweifels vor der Gewißheit des Betrugs (zwivel unde arcwan-Exkurs).
Wenn man liebt, muß man mit Zweifeln (Eifersucht) leben können.
Der Erzähler lobt Isoldes und Brangaenes gegen Markes List gerichtete Gegenlist (Isoldes Gegenlist).
Wer andere überlisten will, wird oft mit den eigenen Mitteln geschlagen.
H 13862: fehlt. H 13863: wie. M 13864: die vier. N 13864: selue.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Literatur: Christ 1977, S. 57f.: „sentenziös“. Tomasek 1995, S. 219 [führt diese Textstelle an]. TPMA X s.v. SCHLECHT 1.2.1. Ein Übel bringt weitere mit sich. Ebd. 6.3. Gutes nach Schlechtem ist besser (Durch das Schlechte erkennt und erlangt man das Gute) [führt diese Textstelle an]. Walther, 791, 8493a. Christ 1977, S. 55-63. Hübner 2003, S. 332f. Krohn 1995, S. 203. Schnell 1992, S. 14f. 828-840; 881914; 1173011735; 18223Verwendung: - (E) Ce sachiez, que por autre chose / Pas agarder ne vos faisoie / Que por l’amor, qu’en vos 18230. avoie; / Qu’amors n’iert ja sanz gelosie, / O soit de feme o d’amie: / Si nen m’en devez, douce suer, / Si mal voloir en vostre cuer, / Con deüssiez, si ge l’ feїsse / Por aucun mal, que vos voussisse Joufrois, 1778-1786. - (E) Ce fu en mai que foillissent bouisson, / Qu’en ces boschaiges chantent cil oisillon; / Qui a amor, a souvent soupeçon. / Lanbers en est en male contençon / Por Seneheut a la clere façon Auberi, 1138-1142.
Sentenz
Vgl. die Sentenz: - (D) non enim frustra etiam uulgo dici solet: qui non zelat, non amat Augustinus: Contra Adimantum, 13, 146, 5f. Literatur: Paul 1998, § 315, Anm. 2: „sol mit dem Infinitiv kann vereinzelt gnomische Bedeutung haben“. Tomasek 2005, S. 55. TPMA VII s.v. LIEBE 1.6.6.3. Wer liebt, ist nie frei von Eifersucht und Misstrauen. Wander III s.v. Liebe, Nr. 276. Christ 1977, S. 55-63. Hübner 2003, S. 332f. Schnell 1992, S. 14f. 1402-1431; 2444-2449; 9749-9754; Formulierungstradition: - (E) Morael. Sulcke een leyt eenen anderen eenen strick, ind) vvelcken hy hem-seluen vangt 9897-9919; 11354-11357; int leste, ghelijcmen dickvvils siet gheschien den nijdighen Reynaert de Vos, lvj (S. 91). 13412-13419; 13490-13496; Verwendung: - (D) Ne auertas faciem tuam a proximo tuo; Qui foueam fodit proximo in illam decidit. et qui 13676-13682; statuit lapidem proximo offendit in eo. et qui laqueum aliis ponit peribit in illo Defensor: Li- 18135-18138. ber scintillarum, 148. - (L) Quid igitur / Aura te popularis, / Quid dignitas, / Quid generositas / Extulerit, / Ut gravius labaris? / In laqueos, / Quos tendis, laberis / Dum crapulis / scortisque traheris / Et luxibus / opum, quas congeris / Illicite, / miser, immoreris Cantiones et muteti, 145, 2 (Hs. 12. Jh.). - (E) Sint daz da gesworn was / Daz der troyane dehein genas / Wie solde sie do genesen / Daz mochte ouch wol mit ere wes) / Daz der in den sric [lies: stric] begleit / Der in eime andern hette geleit Herbort von Fritzlar: Liet von Troye, 16014-16019. - (E) Dicke en dem andern stricke stelt, / de sülven in de kulen velt. / ok merke an disser twier plicht: / valsch rat to lesten diet nicht Gerhard von Minden: Wolfenbütteler Äsop, 121, 119122. - (E) wir kamen und heten pleiene swert, / die durch irn herten stachel sniten. / Das garn das sie heten uns gestelt, / dar inn si meinten uns zu fahen, / dar inn haben si sich selber gefelt, / solt das dem adel nicht versmahen? Rosenplüt: Der Markgrafenkrieg, 363-368.
Anspielung auf eine Sentenz
Vgl. den biblischen Hintergrund: - et qui laqueum [statuit] alio peribit in illo Sir 27,29 - Wer einem andern stellet, der fehet sich selbs Luther: Deutsche Bibel, XII, Sir 27,30.
4 Tristanromane
Textstelle
13867 da vrumetin beiden samet, daz list wider list gesetzet ist.
13900 wan daz si kunnen weinen ane meine und ane muot, als ofte so si dunket guot.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler stellt fest, daß Brangaenes und Isoldes Strategie gegen Markes Hinterhalt Erfolg haben wird (Isoldes Gegenlist).
N 13867: de list. N 13868: de wider.
List wird durch List besiegt.
Der Erzähler erklärt Isoldes Fähigkeit, Marke zu täuschen, mit der weiblichen Natur (Isoldes Gegenlist).
M 13895-13902: fehlen. E 13900: konden. E, b 13901: minne. B 13901: gGt. b 13901: mvt nach getilgtem gvt.
Frauen verstehen es, ohne Grund zu weinen.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
→ Cr 20309 → JT 3989,1. Literatur: Friedrich 2006 s.v. stric, S. 381. Schulze 1987, S. 72-75, Nr. 95. TPMA III s.v. FALLE 1. Wer andern eine Falle stellt (einen Fallstrick legt), fällt selbst hinein. Wander IV s.v. Strick, Nr. 42.
Sentenz Formulierungstradition: - (D) Qui simulat verbis nec corde est fidus amicus, / tu qui fac simile: sic ars deluditur acte Disticha Catonis, I, 26. - (L) Dictamen de fraude mundi. / Cautim grus / vulpem invitavit, / laucius / quem per vitrum pavit, / in quod jus / fuderat hec grus. / Vulpis, dic / quit pro tua parte? / modo sic / vallitur ars arte. / illic hic, / alius vult sic. / Vis vim vi, / fraus repellit fraudem Bartsch: Alt- und Mittelhochdeutsches aus Engelberg, 63, 1-14 [Hs. 1372]. - (S) Fallacia alia aliam trudit - list uber list Hauer: Schulbuch, 132. Verwendung: - (D) „En aliud minans aliud meditatur asellus, / Eventus varios dissona vota tenent. / Sæpe solet vitio virtus velocior esse. / Prævenit et morbum cura diserta gravem. / Fraude cadunt fraudes, falluntur et artibus artes, / Obruiturque dolus præveniente dolo.“ / Nec mora, Fromundus, correptis fuste molossis, / Disponit socium fallere fraude suum Nigellus Wireker: Speculum stultorum, 47f. - (E) Optimates igitur ultima desperacione adacti dolo occidendum cesarem deliberaverunt. Et ut hoc consequi valerent, se et omnia sua potestati eius contradiderunt. Quibus in fidem susceptis familiariterque habitis dolum et insidias eorum augustus declinans vix evasit. Itaque dolum senciens dolo dolum vincere statuit, quamvis tamen perfidiam perfidia vindicare dedecus sit Otto von St. Blasien: Chronica, S. 60f. - (D) Ez machent ofte bœse kristen, / Die leien sint mit swinden listen, / Daz vil wol gelêrte juristen / Niht wol mügen vor in gefristen. / Ô list gein listen, ô mist gein misten, / Wes trœstestu dich voller kisten? Hugo von Trimberg: Der Renner, 8481-8486. - (S) Man mGß sch(lck mit sch(lcken fahen. […] Dise sprichw=rter gehn alle dahin/ daß man b=ß mit b=sem/ list mit list/ gwalt mit gwalt mGß vertreiben Franck: Sprichwörter, II, 191r (S. 457, Z. 28-33).
272; *273; 18791882; 20232036; *6419; 6904-6916; 6944-6952; 7293-7299; 13275-13284; 14410-14416; 14703-14709; 15169-15176; 15372f.; 1555015552; 1654616549; 1700917014.
→ JT 3987,3. Literatur: Clausen 1970, S. 86: „sprichwortartige Aussagen“. TPMA VIII s.v. LIST 3.1. List gegen List [führt diese Textstelle an]. Wander III s.v. List, Nr. 32.
Anspielung auf eine Sentenz Formulierungstradition: - (S) Didicere flere feminae in mendacium Publilius Syrus: Sprüche, d8. Verwendung: - (D) neue puellarum lacrimis moueare, caueto: / ut flerent, oculos erudiere suos. / artibus innumeris mens oppugnatur amantum, / ut lapis aequoreis undique pulsus aquis Ovid: Remedia amoris, 689-692. - (D) Coniugis iratae noli tu verba timere, / nam lacrimis struit insidias, cum femina plorat Disticha Catonis, III, 20. - (D) Tunc Marcolfus assurgens dixit ad regem: „Quomodo nosti hanc esse matrem pueri?“ Salomon respondit: „Ex affectu et mutacione vultus et suffusione lacrimarum.“ Marcolfus: „Non bene sapis. An credis lacrimis femine? Sapiens nescis artes femine? Dum femina plorat
*2485; 1495614964.
4 Tristanromane
Textstelle
13987 man sprichet von den vrouwen daz, si tragen ir manne vriunden haz
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Isolde rechtfertigt vor Marke ihr freundliches Verhalten gegenüber dem ihr angeblich verhaßten Tristan mit der Angst, vom Hof verleumdet zu werden (Isoldes Gegenlist).
B, E, M, O, S, b 13988: man(n)es. N 13988: irs mans. H 13988: vrivden. W 13988: frúnde.
Frauen sind den Freunden ihrer Männer feindlich gesonnen.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
oculis, ridet in corde; plorat vno oculo, altero ridet; ostendit vultu, quod non habet in affectu, loquitur ore quod non cogitat mente; id tibi promittit quod implere non cupit; si inmutatur vultus, per uaria ingenia cursitat cogitatus. Innumerabiles artes habet femina.“ Dialogus Salomonis et Marcolfi, cap. XII (S. 34, Z. 9-17). - (S) Femme se plaint, femme se deult, Femme est malade qant elle veult Anciens proverbes français, 285. - (S) Femina dum plorat, lacrimarum fraude laborat Walther, 9044 (Hs. 15. Jh.). Literatur: Clausen 1970, S. 88 [führt diese Textstelle an]. Hoffa 1910, S. 348f.: „lateinisches Sprichwort“. Hofmann 1939, S. 72: „Trügerische Weibertränen: geht wohl nicht unmittelbar auf die Antike zurück, sondern ist Thomas entnommen“ [führt diese Textstelle an]. Mieder 1997, S. 15: „Sentenz“. Preuss 1883, S. 70f.: „Spruch“. Sawicki 1932, S. 97: „Sentenz“. Tomasek 1995, S. 219 [führt diese Textstelle an]. TPMA III s.v. FRAU 1.3.2.5. Die Frau weint, wenn es ihr in den Kram passt [führt diese Textstelle an]. Walther, 5658. Wander I s.v. Frau, Nr. 98. Christ 1977, S. 70 (s. Anm. 211). Krohn 1995, S. 203f. Okken 1996, S. 525f. Peiffer 1971, S. 155-157.
Sentenz Formulierungstradition: - (D) Nil temere uxori de servis crede querenti: / semper enim mulier, quem coniux diligit, odit Disticha Catonis, I, 8. - (L) Suam Christus vineam amodo non fodit, / illam vorat ambitus, illam scisma rodit; / sponsa Christi coniugis iussa non custodit, / sepe etenim mulier, quem coniunx diligit, odit Walter von Châtillon, 7, 7. Verwendung: - (D) Nemo suis ea connumeret quæ perdere possit; / Cum fortuna perit, propria cuique manent. / Quem vir amat famulum miror si diligit uxor, / Semper in insidiis hunc timet esse sibi. / Proximus est melior vicinus fratre remoto, / Et juncus prato sic erit utilior Abaelard: A Astralabe, 170. - (S) Moylers vol mal soven / A ceyl quel marit ama, / E vol be axamen / A celuy que desama Guylem de Cervera: Proverbes, 1021. Vorlage [an anderer Stelle]: - þvíat þat er opinberliga orðkvæhi […] at konur unna ei frændum bœnda sinna eða vilja hafa þá nær rœðu sínni eða verkum nætr sem daga Tristrams Saga, LIII (S. 67, 11-13). Literatur: Heidingsfeld 1886, S. 9, Anm. 1 [führt diese Textstelle an]. Hofmann 1939, S. 70 „aus der französischen Vorlage“ [führt diese Textstelle an]. Mieder 1997, S. 15: „Sprichwort“. Przybilski 2004, S. 382: „sentenzartige Formulierung“. Sawicki 1932, S. 97: „Sentenz“. Tomasek 1995, S. 219 [führt diese Textstelle an]. TPMA III s.v. FRAU 1.16.1. Die Frau hasst alle, denen ihr Mann durch Liebe und Verwandtschaft verbunden ist [führt diese Textstelle an]. Walther, 27110. Hoffa 1910, S. 349. Okken 1996, S. 526f. Peiffer 1971, S. 156f. Preuss 1883, S. 70.
14781-14786.
4 Tristanromane
Textstelle 15047 Ich spriche daz wol überlut, daz keiner slahte nezzelcrut nie wart so bitter noch so sur alse der sure nachgebur
15054 ich meine daz zer valscheit: der vriunde vriundes bilde treit und in dem herzen vint ist, daz ist ein vreislich mitewist
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler verurteilt die falschen Freundlichkeiten Melots und Marjodos gegenüber Tristan (Exkurs über den valschen husgenozzen)
B, N: Notazeichen Es ist schlimm, den (vgl. Deighton Feind in unmittelba1979, S. 33; Deigh- rer Nähe zu wissen. ton 1984, S. 269).
Der Erzähler betont die Gefährlichkeit Melots und Marjodos für Tristan (Exkurs über den valschen husgenozzen)
E, M 15051-15056: Ein als Freund getarnter Feind ist sehr fehlen. gefährlich. B*15055: auge. N 15055: oyg). P 15055: liebe. H, W 15057: der.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz
Querverweise *1842; *15054, 15093-15097.
Verwendung: - (Dr) DO. Heu miserae mihi! / LY. Nunc ego uerum illud uerbum esse experior uetus. / Aliquid mali esse propter uicinum malum Plautus: Mercator, 770-772. - (S) Qui a mal voisin si a mal matin Morawski: Proverbes français, 1809 (Paris, Sainte-Geneviève, 550, f. 282v-294v). - (G) Wille ji ein hûs kopen edder huren, / So fraget al umme sint, / Wat bûr men dâr find? / Sint de bûr dâr kwâd, / De Frankzois sägt, forstât: / Chins qui a mal vosin, / A souent mal matin: / Dat sprikt: wôr bûr sint kwâd, / Dâr hävven dikke bose dage râd Der Leyen Doctrinal, 61. - (S) Mane malum tibi sit, vicinus si malus assit Werner: Sprichwörter m8 (Hs. 15. Jh.). - (S) ALIQVID MALI PROPTER VICINVM MALVM. Lysimachus apud Plautum in Mercatore: / Nunc ego verum esse illud verbum experior, / Aliquid mali esse propter vicinum malum. / Quibus ex Plauti verbis satis liquet hanc sententiam vulgari sermone fuisse celebratam. Eam Hesiodus eleganter expressit in opere, cui titulus Opera et dies: / […] / Si qua domi inciderit tibi res, tunc ilico omissis / Adsunt vicini zonis, cinguntur at ipsi / Affines; noxa est vicinus vt improbus ingens, / Contra ita maxima commoditas, si commodus adsit. / Deest honor huic, bona quem vicinia deficit, at nec / Intereat bos, ni vicinus vbi improbus adsit. Neque tantum inter priuatos vicinos haec sententia locum habet, verum etiam experimentis obseruatum est populos a vicinis subuersos. […] Huc videtur leuiter allusisse Vergilius in Eclogis, cum ait: Nec mala vicini pecoris contagia laedent, E et / Mantua vae miserae nimium vicina Cremonae Erasmus von Rotterdam: Adagia, 32 (I, i, 32). - (S) Es ist nicht vber einen b=sen nachbaurn Franck: Sprichwörter, I, 78v (S. 128, Z. 6). Literatur: Christ 1977, S. 95: „Sentenz“. Hofmann 1939, S. 70 [führt diese Textstelle an]. Mieder 1997, S. 15f.: „Sprichwort“. Scharschuch 1938, S. 33: „Sentenz“. Singer 1946, S. 70, S. 136-138 [führt diese Textstelle an]. Tomasek 1995, S. 219 [führt diese Textstelle an]. Tomasek 2005, S. 54: „Sentenz“. TPMA VIII s.v. NACHBAR 2.1. Es gibt nichts Schlimmeres als einen bösen Nachbarn 2.1.2. Spez. [führt diese Textstelle an]. Wander III s.v. Nachbar, Nr. 38 [führt diese Textstelle an]. Zingerle 1864 s.v. Nachbar, S. 105 [führt diese Textstelle an]. Deighton 1979, S. 33. Deighton 1984, S. 269. Krohn 1995, S. 209f. Okken 1996, S. 539-542. Peiffer 1971, S. 157-160. Seiler 1923, S. 98f. Stökle 1915, S. 44. *1842; 79257932; 1037210382; 13755Verwendung: - (D) An praesidio sunt amici, quos non virtus, sed fortuna conciliat? Sed quem felicitas ami- 13762; 13952cum fecit, infortunium faciet inimicum. Quae vero pestis efficacior ad nocendum quam fami- 13958; *15047; 15073-15079; liaris inimicus? Boethius: De consolatione philosophiae, III, 5, 37-40. - (Br) Pro talibus et de talibus est illa vox dolentis et gementis: AMICI MEI ET PROXIMI MEI AD- 15093-15097. VERSUM ME APPROPINQUAVERUNT ET STETERUNT. Nulla quidem pestis efficacior ad nocendum quam familiaris inimicus. Argumento nobis sunt et Absalon familiaritas, et osculum Iudae Bernhard von Clairvaux: Epistulae, CCCXXX, 267, 5-8. - (E) Nulla pestis efficacior est ad nocendum quam familiaris inimicus. Milites de Monte Basonis adulando, blandiendo, amici Hugonis fratris Supplicii effecti sunt; quanquam, teste Tullio, „Assentatio nemini nocere potest, nisi qui eam recepit atque ea delectatur, et amicus blandus a vero amico adhibita diligentia leviter internosci potest.“ Gesta Ambaziensium dominorum, 215. - (E) Imperator satius existimans habere detectos inimicos quam / fictos amicos, pro eo quod, ut dicitur, nulla pestis efficatior ad nocendum quam familiaris inimicus, eosdem pro perfidia sua, ut levissimos nec in hac nec in illa parte fidem debitam habentes, hostes pronuntiat Rahewin: Gesta Frederici I. imperatoris, IV, 59, 22-26.
Sentenz
4 Tristanromane
Textstelle
15165 er tet diu geliche wol, daz minne ane ougen wesen sol
15167 und liebe keine vorhte hat, da si von erneste gat.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler erklärt, warum Tristan angesichts der von Marke und Melot gestellten Falle leichtsinnig handelt (Mehlstreuszene).
Liebe ist blind.
Der Erzähler erW 15167: cleine. klärt, warum Tristan angesichts der von Marke und Melot gestellten Falle leichtsinnig handelt (Mehlstreuszene).
Wahre Liebe kennt keine Furcht.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
- (S) Ein heimelîcher vîent tuot / dicke schaden und selten guot Freidank: Bescheidenheit, 96,19f. - (S) Nus ne puet tant grever con privez anemis Morawski: Proverbes français, 1410 (Hs. 13. Jh.). - (L) vervriundet vint wirt selten gut, / wan an im ist kein triuwe Frauenlob, VII, 19, 14f. Literatur: Friedrich 2006 s.v. vriunt, S. 436. Tomasek 1995, S. 220 [führt diese Textstelle an]. TPMA III s.v. FEIND 2.3.2. Spez.: Heimliche Feinde unter den Vertrauten und angeblichen Freunden sind die schlimmsten. Wander I s.v. Feind, Nr. 10. Okken 1996, S. 542f. Peiffer 1971, S. 157-160. 939-944; 12901297; 1173611740; 15186Verwendung: - (L) Ante pedes caecis lucebat semita nobis: / Scilicet insano nemo in amore videt. / Hoc 15193; 16449sensi prodesse magis: contemnite, amantes: / Sic hodie veniet, si qua negavit heri Properz: 16454; 1652416538; *17739, Elegiae, II, XIV, 17-20. - (D) et nos tanquam mentis caecitate prostrati et, quid deceret, nullatenus recolentes, quia. *17797; *19358. „Quid deceat, non videt ullus amans“ et iterum: „Nil bene cernit amor, videt omnia lumine caeco“, statim coepimus ipsius attrahi pulchritudine vehementi et dulciori facundia colligari Andreas Capellanus: De amore, 223. - (E) Martin, menich parlement / Ende seghet: die minne es blent, / Oec eist een woert ghemeene. Omme dat ic ben een onwijsent, / So mac mi dese wort bekent, / Want en nes niet cleene Jacob von Maerlant: Martin, I, 310-315. - (D) sît nu daz ist der welt gemein, / daz ieder man sich selben ein / für manniclîchen minnet, / her rihter, daz besinnet, / erteilet iuwer sache niht / durch lieb wider des rehten schiht. / als ich die lieb besinnen kan, / sî ist niht gelîcher schidman. / die meister des enein ouch sint, / man müge die minne heizen blint; / sî heizet maniges zierde sîn, / dâ doch ist der verstalte schîn Heinrich von Beringen: Schachbuch, 1856-1867.
Sentenz
Literatur: Bechstein/Ganz 1978, Bd. 2, S. 168: „Sprichwort“. Caruso-Heubeck 1983, S. 87: „Sprichwort“. Clausen 1970, S. 87, Anm. 71 [führt diese Textstelle an]. Friedrich 2006 s.v. minne, S. 296: „Sprichwort“. Heidingsfeld 1886, S. 9, Anm. 1 [führt diese Textstelle an]. Hofmann 1939, S. 70 [führt diese Textstelle an]. Krohn 1995, S. 211: „Sentenz“. Mieder 1997, S. 16: „Sprichwort“. Paul 1998, § 315, Anm. 2: „sol mit dem Infinitiv kann vereinzelt gnomische Bedeutung haben“. Sawicki 1932, S. 97: „Sentenz“. Schultz 1987, S. 592 [führt diese Textstelle an]. Tax 1971, S. 99: „Sprichwort“. Tomasek 1995, S. 220 [führt diese Textstelle an]. TPMA VII s.v. LIEBE 1.6.1.1.1. Liebe ist und macht blind (taub). Wander III s.v. Liebe, Nr. 82. Wessel 1984, S. 399: „Sentenz“. Preuss 1883, S. 73. Schleusener-Eichholz 1985, S. 558-568. Worstbrock 1995, S. 45.
Sentenz Verwendung: - (Br) Hoc qui dixerit obliviscetur id dominis parum non esse quod deo sat est. Qui colitur, et amatur: non potest amor cum timore misceri. Rectissime ergo facere te iudico quod timeri a sevis tuis non vis, quod verborum castigatione uteris: verberibus muta admonentur Seneca: Epistulae morales, 47, 18f. - (S) Amor misceri cum timore non potest Publilius Syrus: Sprüche (von Orelli), 40. - (S) Amor non est in timore, / Timor non est in amore, / Sunt enim contraria Les diz et proverbes de sages, S. XL. - (E) Daz ein maget iunge / So zart vnd also marwe / Ane sünde schimels harwe / Also grozen kvmber dolt / Daz geschach vf minnen solt / Uon der schribet och alsus / Der hohe lerer Pau-
18173-18177.
4 Tristanromane
Textstelle
15182 iedoch muoserz an daz lan, daz da was wæger under den zwein
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler begründet Tristans Entscheidung, angesichts der von Marke und Melot gestellten Falle lieber in Isoldes Bett zu springen als über das Mehl zu laufen (Mehlstreuszene).
N 15182f.: eydoch wolde heit bestain / dat wegeste van in zwein. W 15183: in.
Von zwei schlechten Möglichkeiten soll man die vorteilhaftere wählen.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
lus / Daz div minne vertribet / Alle vorhte swa si belibet Hugo von Langenstein: Martina, 167, 104-112. - (G) Wan alsô liep dir ze im ist. des bist dû sicher. daz im âne alle mâze mêr und lieber ist ze dir und dir unglîches mêr getriuwet. Wan er ist selber diu triuwe; des sol man an im sicher sîn und sint alle die sicher, die in minnent. […] dises enpfindet man in allen kreften der sêle und enmac niht getriegen in den, die in wærlîche minnent; die zwîvelnt als wênic, als der mensche an gote zwîvelt, wan minne vertrîbet alle vorhte., „Diu minne enhât niht vorhte“, als sant Paulus sprichet und ouch geschriben ist Meister Eckhart: Von zweierlei sicherheit des êwigen lebens, 15-25. - (D) swas guoter werke nüwen dur vorht beschiht, / dF werk sint lônb(re niht. / Sant Johans schrîbt ouch hiebî, / das dF vorht niht in der minne sî, / und das volkomnF minne / vorhte lâsse ûs dem sinne; / dâvon man nieman twingen sol, / das er dur vorhte tüege wol Konrad von Ammenhausen: Schachzabelbuch, 16665-16672. - (G) nG so wurt die zGversiht in ime alse gar gros und starg, v?l minnen in ime erlúhtet, also das er anders nút enweis noch bekennet wanne das er alzG mole gottes eigin worden ist, wanne er befindet alzG mole keine vorhte me in ine, wanne die minne het alle vorhte us geslagen Merswin (?): Buch von den fúnckelin in der selen, 32, 17-22. - (S) Keyn forcht ist in der liebe. Die lieb treibt die forcht auß Franck: Sprichwörter, I, 51v (S. 87, Z. 33f.). Vgl. den biblischen Hintergrund: - timor non est in caritate sed perfecta caritas foras mittit timorem I Joh 4,18. - Furcht ist nicht in der liebe, sondern die v=llige liebe treibet die furcht aus Luther: Deutsche Bibel, VII. Literatur: Schulze 1987, Nr. 294. Tomasek 1995, S. 220 [führt diese Textstelle an]. TPMA VII s.v. LIEBE 4.12.1. Liebe ist furchtlos, wagemutig und einsatzbereit. Wander III s.v. Liebe, Nr. 163. Wessel 1984, S. 399: „Sentenz“. Sawicki 1932, S. 97, Anm. 89. 7304-7306; *7320, *10300; 11322-11337; Formulierungstradition: - (E) er hêt zweier hant klagen / bî sînen jæmerlichen tagen: / er gedâht, tœt ich daz kint mîn, / 18583-18588. sô muoz ich immer trûric sîn. / diu ander klag ist grœzer nôt, / daz lîp und sêl muoz ligen tôt, / ist daz ich vil unsælic man / gotes gebot übergân. / doch hân ich gehœrt sagen / jæmerlîch bî mînen tagen, / daz man von zwein bœsen / daz wægest sol erlœsen. / mir ist bezzer des kindes tôt, / wan daz ich angst unde nôt / an sêl, an lîb muoste hân. / sîn leben ist doch schier zergân Enikel: Weltchronik, 3939-3954.
Anspielung auf ein Sprichwort
Verwendung: - (E) wie lutzel mir daz zême, / daz ich im die burc ûf gebe! / ê wil ich die wîle ich lebe / iemer mannes âne sin: / des dol ich êwigen pîn. / doch sol man ûz zwein bôsen / ie daz beste ôsen Albrecht von Halberstadt: Metamorphosen, XVIII, 104-110. - (G) Unde dâ vor hüete sich alliu diu werlt, daz ir iht offenlîchen sündet. Die dâ sünden niht gerâten wellent, die sünden doch heimlîche, wan under den zwei bœsen ist doch daz ein bezzer unde wæger. Ez ist bezzer, daz dû eine verdampt sîst danne drîzic oder hundert mit dir, unde dannoch die martel alle lîden müestest zuo der dînen Berthold von Regensburg, I, 135, 17-22. - (E) Nu lGd der Richter den ritter fFr vnd sprach hintz im er het wider daz gepot getan vnd er hiet den toten beraubt. Er antwurt herr her Richter sol ich daz verantwurtten wizzt daz vnter zwain p=sen Ist daz pesser aus ze weln. Ez waz wol vnrecht wider daz gepot ze tGn. Ez waz aber noch vil p=ser daz man die stat verlFr vnd daz si vnter dem swert verdFrb. Daz bedacht ich vnd nam den wappen nicht . darvmb daz ich den toten berauben wolt . besunder daz ich die stat ledigen wolt Gesta Romanorum (von Keller), 149.
4 Tristanromane
Textstelle
15399 ez si war oder gelogen, swaz in den liument wirt gezogen, der inziht da heizet, der quicket unde reizet ie zer ergeren hant.
15484 iust aber allen wol erkant, daz nieman alse sælic ist, der al der werlde und alle vrist so wol ze willen müge geleben, im enwerde alaster gegeben.
16158 hie mite sluoc Urgan umbe sich als mit rehte ein blinder man.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Bischof von Thamise begründet seinen Rat an Marke, von Isolde bis zum endgültigen Beweis ihrer Unschuld getrennt zu leben.
E 15400: ertzogen. H 15400: livmt. W 15400: lúmet. E 15402: kruchet. H 15402: quick. P 15402: wincket. R , S 15402: kecket. W 15402: chuchet.
Negative Gerüchte entwickeln eine schlimme Eigendynamik.
Isolde weist vor dem Konzil in Lunders die Gerüchte über sie und Tristan zurück.
E 15488: werde laster. H 15488: im wrde auch lastr gegebn. N 15488: laster.
Kein Mensch ist vor Verleumdung sicher.
Der Erzähler erklärt den unkontrollierten Gegenangriff Urgans mit dessen durch Tristan verursachte Blindheit.
B, E, M 16158: er. B, E, M 16159: von rehte. N 16159: van rechte.
Wer seine Lage nicht erkennen kann, reagiert unangemessen.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Literatur: Röhrich 1994, S. 1654. TPMA XIII s.v. ZWEI 1.2.2.2.1. Wahl des kleineren Übels. Wander IV s.v. Uebel (Subst.), Nr. 55.
Sentenz Verwendung: - (S) Geruchte wesset bolde. - Fama cito crescit, veris solet addere falsa Tunnicius: Sprichwörtersammlung, 1035. Literatur: Clausen 1970, S. 88f. [führt diese Textstelle an]. Schmidt-Wiegand 1996, S. 133. Tomasek 1995, S. 220 [führt diese Textstelle an]. TPMA IV s.v. GERÜCHT 1.1. Gerüchte verbreiten sich sehr schnell und wachsen dabei. Walther, 8824b, 8826. Wander I s.v. Gerücht, Nr. 7. Ebd. III s.v. Nachrede, Nr. 6. Combridge 1964, S. 157f.
Sentenz Verwendung: - (L) Que hom non s tant pros ni tant prezatz / Que non aia blasme de cui que sia; / E s’us fols li ditz mal per sa foillia / Jes per aisso no’s tenga per blasmatz, / Enanz s’en deu tener per ben lauzatz, / Car al pro es blasmes del croi lauzors Cadenet, XII, 11-16. - (S) Nemo potest esse sic insons atque fidelis, / Quin offendatur falsis quandoque loquelis. Wie unschuldig ist ein man, / Man mag in dennoch lygen an Freidank (Görlitz), 1624-1627. - (E) Et puis que tu si fait le sés, / Croire et cremir et puis amer / Le dois, ne ja n’aies amer / Cuer suer lui, pour rien c’on en die: / Nus n’est seur cui on ne mesdie. / Mais au jour d’ui li grant segneur / N’ainment nului fors le bourdeur, / L’escar, le mesdisant, l’aver Jacquemart Gielee: Renart le nouvel, 1982-1989.
5397-5402; 10791-10802; 14079-14092; 14290-14293; 14300-14303; 14562-14567; 14746-14751; 14932-14941; 15267-15279; *15484; 1823418238; 1838518396. 10791-10802; 14793-14828; *15399.
Vorlage [an gleicher Stelle]: - (E) þvíat þat er fyrir lǫngu mælt, at enginn lifır án ámælis ok saka Tristrams Saga, LVI (S. 72, Z. 7f.). Literatur: TPMA X s.v. SCHELTEN 6.1. Jeder erhält irgendwoher Tadel. Ebd. XII s.v. VERLEUMDEN 8. Niemand ist sicher vor Verleumdung. Wander IV s.v. Verleumdung, Nr. 2.
Anspielung eine Sentenz Formulierungstradition: - (S) Qui minus inspitiunt, incauto uerbere cedunt. Cęcus, qui male uidet, male percutit; errat in uerbere, qui non illustratur ex lumine Egbert von Lüttich: Fecunda ratis, I, 170. Verwendung: - (S) Sic illi feriunt, qui cassi lumine fiunt Werner: Sprichwörter, s146 (Hs. Ende 12. Jh.). - (S) Sic scit percutere, quem scimus luce carere Werner: Sprichwörter, s149 (Hs. 12. Jh.). - (E) Ki ad grant gent en sa rute, / Cil est benuré sanz dute. / A ceo pus respundre a dreit: / Issi fiert, ki rien ne veit. / Hom ne deit esjoїr pas / Pur la beauté de ses dras Simund de Freine: Le Roman de philosophie, 573-578. - (E) „Le baiser mettrai en respit; / Car jo quid, e ben le sai, / Vostre voler ren ne frai, / Mès al verrai Deu voil crere; / Unc ne voil de lui retrere. / Vus me tenez desconfit / Par ceo que vus avez dit; / Mès jo pus respondre a dreit: / Issi fiert qui ren ne veit. / or ne pernez pas a ire: /
290-312; 1653516538.
4 Tristanromane
Textstelle
16415 der trost und der gedinge, wie man daz vollebringe, dar an daz herze danne lit, daz gibet dem herzen alle zit lebende lust und blüende craft.
16421 diz sint die besten sinne an liebe und an der minne: swa man der tat niht haben müge, da nach als ez der minne tüge, daz man ir gerne habe rat und neme den willen vür die tat.
Kontext
Der Erzähler begründet Tristans und Isoldes Fähigkeit zur Zurückhaltung nach dem Gottesurteil (Exkurs über den gewissen willen).
Überlieferung
Paraphrase
B, E, M 16415 Hoffnung verleiht 16426: fehlen. Kraft. N 16415: de troist in den dinge. W 16416: wolle bringe. O, P 16418: zu aller zit. W 16418: da.
Der Erzähler lobt E, M 16415-16426: die Zurückhaltung, fehlen. die Tristan und Isolde nach dem Gottesurteil am Markehof üben (Exkurs über den gewissen willen).
Wo Liebe nicht möglich ist, soll man sich mit der Absicht begnügen.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Ma creance vus voil dire. / Si jo prus qu’el est reisnable, / Grantez qu’ele seit estable. / Deus est pére, Deus est fiz, / Deus est li seinz espiriz / […].“ Simund de Freine: Vie de Saint Georges, 326-340. - (S) Ainsi fiert, qui ne voit. - Sic scit percutere, quem scimus luce carere. / Sic illi feriunt, qui cassi lumine fiunt Hilka: Altfranzösische Sprichwörter, 4 (Hs. 13. Jh.). - (E) el prouerbis consent hi be / que ditz aisi: fer qui non ue; / car secx e pecx aun tal maneira / que negus non garda on feira Romans dels auzels cassadors, 3754-3757. - (S) Si fert ki ne veit. - Sic illi feriunt qui cassi lumine fiunt, / Sic scit percutere quem scimus luce carere. / Sic facimus scire sic cecum cito ferire Proverbia magistri Serlonis (Hs. 13. Jh.), S. 170. - (S) Si fiert, qui ne veit. - Sic illi, feriunt qui cassi lumine fiunt Rawlinson, Oxford A 273, S. 2 (Hs. 14. Jh.). - (S) So kastis þe blynde man his staffe, / So smytis he that may not see Rylands Latin Ms. 394 (Proverbs), S. 95, f. 4v, Nr. 25f. (Hs. 1450). Literatur: Singer 1944, S. 80f. TPMA X s.v. SCHLAGEN 17. So schlägt der, der blind ist. Walther, 29496; 29538. 898-900; 11851193; 38723875; 7820Formulierungstradition: - (S) Spes bona dat vires. / Spem teneat quivis, per eam donatur ei vis. / Vis in persona spes so- 7827; 89208924. let esse bona Versus proverbiales, 42 (Hs. 14. Jh.).
Sentenz
Verwendung: - (Br) „vive nec unius corpore perde duos. / Spes bona det vires; fratri nam nupta futura es, / illius de quo mater et uxor eris Ovid: Epistulae Heroidum, 11, 62-64. - (S) Diu grœste fröude, die ich hân, / deist guot gedinge und lieber wân. / gedinge ist aller werlde trôst, / daz sie von sorgen werde erlôst Freidank: Bescheidenheit, 134,22 - 135,1. - (E) „Twaren ver conincginne, jaet; / Enen piinboem daer binnen staet / Die te rechte alsoe genaemt si, / Enen piinboem soe es hi mi, / Die mi dunct soe overhoghe, / Dat icken ghewinnen niene moghe, / Nochtan hebbic nu ende echt / Sterke ledren anegercht.“ / „Neen here, seide die conincginne, / Hope brinct alle dinc inne.“ Heinric en Margriete van Limborch, XI, 225234. - (S) Spes est cunctos (lies: cunctorum) et solamen populos (lies: populorum). / Di hofnung den leuten geit / Ein gut trost zu aller zeit Innsbrucker Handschrift, f. 321b [Nr. 53]. Literatur: TPMA VI s.v. HOFFEN 1.2. Hoffnung verleiht Kraft und verschafft gutes Gelingen. Walther, 30180. Wander II s.v. Hoffnung, Nr. 66.
Sentenz Vgl. die Sentenz: - (E) Wer gern thut vnd doch nit kan, / Da sol der wil fur die werck stann Elbelin von Eselberg: Verzeichnis der Doctoren, I, 115f. → Iw 4326 → Loh 7646. Literatur: Singer 1946, S. 160f. Singer 1947, S. 9. Tomasek 1995, S. 220 [führt diese Textstelle an]. TPMA XIII s.v. WOLLEN 1.2. Der (gute oder schlechte) Wille allein ist ausschlaggebend. Wander V s.v. Wille, Nr. 38.
4 Tristanromane
Textstelle 16431 gespilen unde gesellen dien sulen niemer gewellen, daz in diu state widerseit, oder si wellent al ir leit.
16435 so man enmac, der danne wil, daz ist ein harte unwæge spil; so man wol müge, so welle: daz ist guot spilgevelle, dan lit niht herzeleides an.
16472 er hæte vil war, der da sprach: swie mans hüetende si, si sint doch gerne ein ander bi, daz ouge bi dem herzen, der vinger bi dem smerzen.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler rät angesichts der Zurückhaltung Tristans und Isoldes am Markehof zu maßvollem Verhalten in der Liebe (Exkurs über den gewissen willen).
N: Notazeichen (vgl. Deighton 1979, S. 33). P 16432: nit. E 16433: nit ensait. M 16433: niht enseit. N 16433: in fehlt.
Liebende handeln unklug, wenn sie Unmögliches begehren.
Der Erzähler rät angesichts der Zurückhaltung Tristans und Isoldes am Markehof zu maßvollem Verhalten in der Liebe (Exkurs über den gewissen willen).
Der Erzähler begründet Tristans und Isoldes Unvermögen, ihre Liebe völlig zu verbergen (Herz-Auge-Exkurs).
Man soll nicht das Unmögliche, sondern das Mögliche wollen.
B, H: Notazeichen (vgl. Deighton 1975, S. 33). N 16474: So is doch gerne eyn deme $der) bi.
Wie der Schmerz läßt sich auch die Liebe nicht verbergen.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz Verwendung: - (E) Optatur temere, quicquid prestabile non est; / Patrue, uado, mane, dicere nolo uale! / Qui sapit, hic ualeat; stultus se tradit, ut illi / Nec deus auxilium nec dare curet homo Nivardus von Gent: Ysengrimus, I, 865-868. - (E) wer gert daz im nicht werden mag, / daz ist sînr girde ein niderslag. / er ist nicht wîse, wer des gert, / des er doch niemer wirt gewert Boner: Edelstein, XCII, 73-76. - (E) Videns autem corvus quod actum fuerat, descendit ante foramen muris et vocavit eum, Ipse autem respondit: „Quis es, amice?“ Et corvus respondit: „Ego sum corvus et vidi pulcram amiciciam quam ad amicos habes et vellem esse amicus tuus, et propterea veni ad te“. Mus autem dixit: „Quid est commune mihi et tibi? Oportet prudentem que possibilia sunt querere, nam qui impossibilia querit similis est illi qui super aquas conducit currum et navem super terram. Quomodo ero amicus tuus, cum sim cibus tuus?“ Kalila, 77, 21-29.
Querverweise 1367f.; 1204412051; 1211112114; 1213412142; 1296912972; 1431014314; 1641116414; 1799718001; 1826618270.
Literatur: Tomasek 1995, S. 220 [führt diese Textstelle an]. TPMA I s.v BEGEHREN 4.5.3. Wer Unerfüllbares (zuviel, Unvernünftiges, Ungebührliches) begehrt, erhält nichts (ist töricht). Walther, 20297. Wander V s.v. Wollen, Nr. 20. Deighton 1979, S. 33.
Sentenz
9923f.
Verwendung: - (Dr) CH. […] Vt animus in spe atque in timore usque antehac attentus fuit, / Ita, postquam adempta spes est, lassus, cura confectus, stupet. / BY. Quaeso edepol, Charine, quoniam non potest id fieri quod uis, / Id uelis quod possit. CH. Nihil uolo aliud nisi Philumenam Terenz: Andria, 305. - (E) Comes Gloecestre Robertus interea modeste se agere, nichil magis cauere quam ne uel paruo detrimento suorum uinceret. Magnates Anglorum, quos ad religionem iurisiurandi seruandam flectere non posset, satis habebat in officio continere, ut qui nichil adiuuare uellent minus nocerent; secundum comicum, uolens quod posset, dum non posset quod uellet Wilhelm von Malmesbury: Historia novella, §483, S. 41. - (D) multis et magnis sum occupatus negotiis, ut nullus mihi sit otium otiosum. Quid ergo? Facere nolim quod queo, quia quod velim facere nequeo? Absit! Est aliquo prodire tenus si non datur ultra Innozenz III: Sermones de tempore, 15 (381 C). - (E) Helena gehorte / Daz daz was in worte / Daz man sie solde widergeb) / Sie begHden sere widerstreb) / Daz ez niet gesche / Doch was ez also wehe / Sint sie es w$del niet enhete / Daz sie ez willecliche tete / Sw)ne du niht enmach daz du wilt / So kere vmbe den schilt / Des ginc die frowe bi der nacht / Mit trurig) mvte / Zv antenoris heimvte / V] bat in durch gotes ere / Daz er ir gut were / Wie sie zv huld) queme / Daz in den lip nicht neme / Menelaus ir man Herbort von Fritzlar: Liet von Troye, 15539-15556. Literatur: TPMA XIII s.v. WOLLEN 2.2. Wollen, ohne zu können (zu tun), nützt nichts [führt diese Textstelle an]. Ebd. 2.7 Wenn man nicht kann, was man will, soll man wollen, was man kann. Walther, 26156. Wander V s.v. Wollen, Nr. 26.
Sentenz Formulierungstradition: - (D) Item possumus coniectari omne genus mulierum esse auarum . quia euriphila uitam uendidit auro uiri. Ab adiunctis fit argumentum . ita. Vbi dolor ibi manus . ubi amor ibi oculus . ubi mors ibi timor Notker III. von St. Gallen: De partibus logicae, 192, 15-18. - (S) Sicubi torret amor, mirantur lumina formam; / Crebra manus palpat, quo menbra dolore coquuntur. Ubi amor, ibi oculus - Ubi dolor, ibi frequens manus herebit Egbert von Lüttich:
1077-1091; 1174-1178; 10062-10064; 11845-11847; 11908-11913; *16480; *16489; 17551-17556; *17817; 17882-
4 Tristanromane
Textstelle
Kontext
Der Erzähler begründet Tristans ouch gat der vinger und diu hant und Isoldes Unvermögen, ihre Liebe vil dicke und ze maneger zit des endes, da der smerze lit. völlig zu verbergen als taten die gelieben ie (Herz-Auge-Exkurs). 16480
Überlieferung
B, E, M 16477 16483: fehlen.
Paraphrase
Schmerz läßt sich nicht verbergen.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
17860; 18490Fecunda ratis, I, 12f. - (S) ubi amor, ibi oculus, ubi dolor, ibi manus Köhler: Ehstländische Klosterlektüre, 88 (Hs. 18494. 13. Jh.). Verwendung: - (E) Li vallet regarde sovent / La Fiere aukes folement; / Il ne pot mes, car ceo nus dit / Li sages home en sun respit: / Tost est l’oil la ou est l’amur, / Le dei la ou l’en sent dolur. / C’est de fous amans la folie, / Kar il certes ne quide mye / Qe nul homme el munt gute voie, / C’il fet sens ou folie Hue de Rotelande: Ipomedon, 795-804. - (S) Proxima languori manus est et ocellus amori Werner: Sprichwörter p143 (Hs. Ende 12. Jh.). - (E) er graf, - / Dú hant im uf das herze slaif / Von gew(nten sitten gar, / Won al sin kumber im da war. / Die hant das ser lerte / Das si hin zG im kerte: / Swa das sere, da dú hant, / Swa liep, da herze und ?g erkant, / So das mit fGge mag beschehen; / Ze liebe gert er ?gen sehen / Und des herzen gedanc. / Des selben Wilhelmen twanc / Dú nature und ?ch der sin: / Er graif ans sere und wartot hin / Da er das herze liep ersach Rudolf von Ems: Willehalm von Orlens, 4881-4895. - (S) Vbi amor, ibi oculus; ubi dolor ibi manus. / Ad loca sanguinis manus est et ocellus amoris Freidank (Graz). 45. Literatur: Bechstein/Ganz 1978, Bd. 2, S. 208: „sprichwörtlich“. Carls 1974, S. 21: „Sprichwort“. Christ 1977, S. 293: „Sprichwort“. Heidingsfeld 1886, S. 9, Anm. 1 [führt diese Textstelle an]. Hofmann 1939, S.70 [führt diese Textstelle an]. Krohn 1995, S. 228: „sprichwörtliche Wendung“. Mieder 1997, S. 16f.: „Sprichwort“. Okken 1996, S. 585: „das Sprichwort ist griechischen Ursprungs“. Peiffer 1971, S. 177: „vermutlich als Sprichwort bekannt“. Preuss 1883, S. 67: „Sprüchwort“. Sawicki 1932, S. 98: „Sprichwort“. Scharschuch 1938, S. 33: „Sentenz“. Schnell 1992, S. 247, Anm. 37: „Sprichwort/Sentenz“. Schultz 1987, S. 592 [führt diese Textstelle an]. Schulze-Busacker 1985, Nr. 1020 u. 1022. Singer 1944, S. 57 [führt diese Textstelle an]. Stiebeling 1905, S. 60: „allgemeiner Erfahrungssatz“. Tomasek 1995, S. 221 [führt diese Textstelle an]. TPMA I s.v. AUGE 6.2. Wo die Liebe ist, da ist das Auge [führt diese Textstelle an]. Wander I s.v. Auge, Nr. 16. Weber 1967, S. 774: „Sprichwort“. Wisbey 1990, S. 258 [führt diese Textstelle an]. Deighton 1979, S. 33. Hertz 1904, S. 546, Anm. 113. Hoffa 1910, S. 348.
Sentenz Verwendung: - (D) Ceterum, quia necesse est, cum omnia feceris, cogitationes tamen tuas subinde ad me recurrere nec quemquam nunc ex liberis tuis frequentius tibi obuersari, non quia illi minus cari sunt, sed quia naturale est manum saepius ad id referre quod dolet, qualem me cogites accipe: laetum et alacrem, uelut optimis rebus Seneca: Ad Helviam de consolatione, XX, 1. - (E) Ipse vero consurgens pre timore pariter et dolore ignorat que facta sunt, et sicut cervus claudus saliens per ostia pomerii lesus et tremescens ubi patent septa citissimo transvolavit saltu. Deinde quippe passu vix eo progrediente dorsum suum semper incurvat et venter eius amaricatus est, quia ubi dolor ibi digitus septus (lies sepius). Hec tangit et exspectavit, ut faceret uvas, et fecit labruscas Die Geschichte vom ehebrecherischen Mönch, 122-128. - (S) La ou est le mal si est la main Morawski: Proverbes français, 1022 (Hs. 14. Jh.). - (S) VBI QUIS DOLET, IBIDEM ET MANUM HABET […] Vbi dolet quis, ibi et manum frequens habet. Senarius prouerbialis, quem refert Plutarchus libro De futili loquacitate. Natum est dictum a naturali hominum consuetudine, qua fit, vt ei corporis parti, quae dolet, frequenter manus admoueamus. Tempestiuiter vtemur, cum significabimus quempiam ea tractare deque iis libenter verba facere quae mouent animum Erasmus von Rotterdam: Adagia, 1144 (II, ii, 44).
1174-1178; *16472; *16489; *17817.
4 Tristanromane
Textstelle
16489 wan leider, alse ich iezuo las, des herzen vriunt, daz ouge was gewendet nach dem herzen ie, diu hant ie nach dem smerzen gie.
16933 einvalte zimet der minne wol, diu ane winkel wesen sol
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler begründet Tristans und Isoldes Unvermögen, ihre Liebe völlig zu verbergen (Herz-Auge-Exkurs).
B, E, M 16489 16492: fehlen. H 16490: was fehlt. O, P 16491: dem ougen.
Der Erzähler legt den Grundriß der Minnegrotte allegorisch aus.
E, M 16901-17138: Liebe soll aufrichtig fehlen. sein. N, P 16933: minnen.
Wie der Schmerz läßt sich auch die Liebe nicht verbergen.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Literatur: Hofmann 1939, S. 70 [führt diese Textstelle an]. Sawicki 1932, S. 97. TPMA III s.v. FINGER 8. Die Finger sind da, wo der Schmerz ist. Walther, 32040. Wander IV s.v. Schmerz, Nr. 46. Hertz 1904, S. 546, Anm. 113.
Anspielung auf eine Sentenz Formulierungstradition: - (D) Item possumus coniectari omne genus mulierum esse auarum . quia euriphila uitam uendidit auro uiri. Ab adiunctis fit argumentum . ita. Vbi dolor ibi manus . ubi amor ibi oculus . ubi mors ibi timor Notker III. von St. Gallen: De partibus logicae, 192, 15-18. - (E) er graf, - / Dú hant im uf das herze slaif / Von gew(nten sitten gar, / Won al sin kumber im da war. / Die hant das ser lerte / Das si hin zG im kerte: / Swa das sere, da dú hant, / Swa liep, da herze und ?g erkant, / So das mit fGge mag beschehen; / Ze liebe gert er ?gen sehen / Und des herzen gedanc. / Des selben Wilhelmen twanc / Dú nature und ?ch der sin: / Er graif ans sere und wartot hin / Da er das herze liep ersach Rudolf von Ems: Willehalm von Orlens, 4881-4895. - (S) ubi amor, ibi oculus, ubi dolor, ibi manus Köhler: Ehstländische Klosterlektüre, 88 (Hs. 13. Jh.).
1077-1091; 1174-1178; 10062-10064; 11845-11847; 11908-11913; *16472; *16480; 17551-17556; *17817; 1788217860; 1849018494.
Verwendung: - (S) Sicubi torret amor, mirantur lumina formam; / Crebra manus palpat, quo menbra dolore coquuntur. Ubi amor, ibi oculus - Ubi dolor, ibi frequens manus herebit Egbert von Lüttich: Fecunda ratis, I, 12f. - (E) Li vallet regarde sovent / La Fiere aukes folement; / Il ne pot mes, car ceo nus dit / Li sages home en sun respit: / Tost est l’oil la ou est l’amur, / Le dei la ou l’en sent dolur. / C’est de fous amans la folie, / Kar il certes ne quide mye / Qe nul homme el munt gute voie, / C’il fet sens ou folie Hue de Rotelande: Ipomedon, 795-804. - (S) Proxima languori manus est et ocellus amori Werner: Sprichwörter p143 (Hs. Ende 12. Jh.). - (S) Vbi amor, ibi oculus; ubi dolor ibi manus. / Ad loca sanguinis manus est et ocellus amoris Freidank lateinisch (Graz). 45. Literatur: TPMA I s.v. AUGE 6.2. Wo die Liebe ist, da ist das Auge [führt diese Texstelle an]. Ebd. V s.v. HAND 3.2. Die Hand ist da, wo man Schmerzen hat. Wander I s.v. Auge, Nr. 16.
Sentenz Vgl. das Sprichwort: - (D) soliti sumus dicere: Veritas non quærit angulos Alanus ab Insulis: Liber in distinctionibus, 699D. Literatur: Clausen 1970, S. 87 [führt diese Textstelle an]. Schmidt-Wiegand 1996, S. 343. TPMA XII s.v. WAHR 1.10.2. Spez.: Wahrheit sucht keine Winkel. Wander IV s.v. Wahrheit, Nr. 274. Dietz 1974, S. 209. Ernst 1976, S. 21f. Graf/Dietherr 1869, S. 404 (VIII, 19). Okken 1996, S. 603. Ranke 1973, S. 6.
19392-19394.
4 Tristanromane
Textstelle 17739 diu herzelose blintheit, von der ein sprichwort da seit: ‚diu blintheit der minne diu blendet uze und inne.‘ […] also was Marke geschehen
17766 dar umbez hiute maneger tuot: geluste unde gelange der lidet vil ange, daz ime ze lidene geschiht.
Kontext Der Erzähler erklärt, warum Marke Isoldes offensichtliche Gleichgültigkeit ihm gegenüber ignoriert (Rückkehr an Markes Hof).
Überlieferung
Paraphrase
B, H: Notazeichen. Liebe macht blind. E, M 17727-17814: fehlen. F 17741: minnen. F 17742: diu fehlt. H, O 17742: blindet. P 17742: plinthait.
Der Erzähler erklärt E, M 17727-17814: Starke Begierde anläßlich einer fin- fehlen. führt zu heftigem gierten Anfrage aus N 17768: bange. Leid. dem Publikum, warum Marke Isoldes offensichtliche Gleichgültigkeit ihm gegenüber ignoriert (Rückkehr an Markes Hof).
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sprichwort Verwendung: - (E) der rîche keiser Fôcas / (waz mac ich sprechen mêre?) / in twanc ein teil ze sêre / diu minne, als sie manegen tuot. / an sîn wîp muoser den muot / zallen zîten wenden. / diu liebe kan wol blenden / einn man, daz er niht gesiht / und nimt im doch der ougen niht. / alsô het sie im getân Otte: Eraclius, 2474-2483. - (L) Kan mîn vrouwe süeze siuren? / wænet sie, daz ich ir liep gebe umbe leit? / solt ich sie dar umbe tiuren, / daz si sich kêre an mîn unwerdekeit? / Sô kunde ich unrehte spehen. / wê, waz rede ich ôrlôser und ougen âne? / swen die minne blendet, wie mac der gesehen? Walther von der Vogelweide C 44,V,1-7 (L 69,22-28). - (S) Minne blendet wîsen man, / der sich vor ir niht hüeten kan Freidank: Bescheidenheit, 99,11f. - (S) Caecat amor mentes ac interdum sapientes Werner: Sprichwörter, c1 (Hs. 15. Jh.).
Querverweise 939-944; 12901297; 1173611740; *15165, 15186-15193; 16445-16454; 16524-16538; *17766; *17797; *19358.
Literatur: Bechstein/Ganz 1978, Bd. 2, S. 330: „Sprichwörtlich“. Czerwinski 1989, S. 336: „Sprichwort“. Christ 1977f., S. 107: „Sprichwort“. Clausen 1970, S. 86: „sprichwortartig“, S. 89: „Sentenz“. Eikelmann 1994, S. 19f.: „Sprichwort“. Friedrich 2006 s.v. minne, S. 296: „Sprichwort“. Heidingsfeld 1886, S. 9, Anm. 1 [führt diese Textstelle an]. Hofmann 1939, S. 70 [führt diese Textstelle an]. Krohn 1995, S. 252: „Sprichwort“. Lewis 1976, S. 53: „Sprichwort“. Mieder 1997, S. 18: „Sprichwort“. Raab 1977, S. 148: „Sprichwort“. Sawicki 1932, S. 98: „Sprichwort“. Scharschuch 1938, S. 32: „Sprichwort“. Schleusener-Eichholz 1985, S. 565: „Sprichwort“. Schultz 1987, S. 593 [führt diese Textstelle an]. Singer 1947, S. 54 [führt diese Textstelle an]. Stiebeling 1905, S. 60: „Sprichwort“. Tomasek 1995, S. 221 [führt diese Textstelle an]. Tomasek 2005, S. 55. Tomasek 2007, S. 120. TPMA VII s.v. LIEBE 1.6.1.1.1. Liebe ist und macht blind (taub) [führt diese Textstelle an]. Walther, 2208. Wander III s.v. Liebe, Nr. 145 [führt diese Textstelle an]. Zingerle 1864 s.v. Liebe, S. 91 [führt diese Textstelle an]. Deighton 1984, S. 270. Okken 1996, S. 644.
Sentenz Verwendung: - (D) nunc admoneo ut animum tuum non mergas in istam sollicitudinem; hebetabitur enim et minus habebit vigoris cum exsurgendum erit. Abduc illum a privata causa ad publicam; dic mortale tibi et fragile corpusculum esse, cui non ex iniuria tantum aut ex potentioribus viribus denuntiabitur dolor: ipsae voluptates in tormenta vertuntur, epulae cruditatem adferunt, ebrietates nervorum torporem tremoremque, libidines pedum, manuum, articulorum omnium depravationes Seneca: Epistulae, 24,16. - (L) waz ich nieß und waz ich jag, / daz muß under schaiden sin; / wa begir, da ist och pin. / wer ze wunsch ain besitzung hat, / da hat kain begir nit stat. da ist niezzen sunder swer Heinrich der Teichner, 590, 100-105. Literatur: Bechstein/Ganz 1978, Bd. 2, S. 177; 249 (zur Wendung geschehen ze). Paul 1998, § 430 (zur Inkongruenz des Numerus bei pronominaler Wiederaufnahme). Tomasek 1995, S. 221 [führt diese Textstelle an]. TPMA XIII s.v. WOLLUST 2.3. Wollust bringt Schmerz und Schaden. Walther, 667b4. Preuss 1883, S. 73. Wessel 1984, S. 251.
10067f.; *17739; *17797.
4 Tristanromane
Textstelle 17797 swaz man von blintheit geseit, son blendet dekein blintheit als anclich unde als ange so geluste unde gelange.
17802 ez ist doch war ein wortelin: ‚schœne daz ist hœne.‘
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler tadelt anläßlich von Markes blinder Liebe zu Isolde jene Männer, die sich zu sehr von ihrem Verlangen leiten lassen (Rückkehr an Markes Hof).
H, N: Notazeichen. Starke Begierde E, M 17727-17814: macht blind. fehlen. H 17798: blindet. N 17799: So menclich noch so ange. O, P 17799: inneclich.
Der Erzähler erklärt Markes unberechtigtes Vertrauen zu Isolde nach der Rückkehr aus der Minnegrotte mit deren Schönheit (Rückkehr an Markes Hof).
E, M 17727-17814: Schönheit ist gefährfehlen. lich. O, P, W 17803: schoene ist dicke hoene.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
939-944; 1290Sentenz 1297; 1173611740; *12510; Verwendung: - (S) Conuoiteus ne uoit goute. - Nulla uidet cupidus, nisi que cupit aspiciendo. / Visa capit *15165; 1518615193; 16445cupidus, que sola uidet cupiendo Proverbia rusticorum, 218. 16454; 16524- (S) Covoiteus ne voit goute Morawski: Proverbes français, 433 (Hs. 13. Jh.). 16538; *17739; - (G) Mens excecatur, luxurie que famulatur Proverbia Wratislavensia, 318 (Hs. 1412 Jh.). *17766; *19358. Literatur: Gräff 1946, S. 72, Anm. 2 [führt diese Textstelle an]. Mieder 1997, S. 18: „sprichwörtlich“. Tomasek 1995, S. 221 [führt diese Textstelle an]. Tomasek 2005, S. 55. TPMA I s.v. BEGEHREN 2.1. Begehrlichkeit macht blind und dumm. Ebd. XIII s.v. WOLLUST 2.1. Wollust macht toll, närrisch und blind. Walther, 18974. Wander V s.v. Wollust, Nr. 36. Deighton 1979, S. 33. 8297-8300; 9282-9285; 9650-9657; Formulierungstradition: - (S) Wîbes schœne manegen hât / verleit ûf grôze missetât. / Der wehsel nieman missezimt, / 17592-17598. swer guot für die schœne nimt. / Man siht vil manege schœne, / diu doch ist vil hœne. / Adâm unde Samsôn / Dâvît unde Salomôn / die heten wîsheit unde kraft, / doch twanc si wîbes meisterschaft Freidank: Bescheidenheit, 104,16-25.
Sprichwort
Verwendung: - (E) michels boumes schone / machet dicke hoene: / er dunchet uzzen grGne, / so ist er innen dGrre; / so man in nieder meizzet, / so ist er wGrmbeizech, / er ist innen uGl und Gble getan. / daz bezeichenet den man / der uzen wole redet / unde ualches in deme herzen phleget Pfaffe Konrad: Rolandslied, 1962-1971. - (D) der toren netze ist wibes sch=ne. / swer chGmt der in, der hat sin h=ne. / der chGmt dar in der sinen rat / an ein wip vil gar verlat / durh ir sch=ne niht durh ir gGte, / wan hat si denne valsch gemGte, / so ist im denne daz unheil / vil gar bereitet ane teil Thomasin von Zerklære: Der welsche Gast, 1615-1622. - (L) ir sît âne lougen schœne, / doch ist schœne dicke hœne; / daz ist leider an iu schîn Ulrich von Winterstetten, IX, 3, 4f. - (E) Nummet abir er ein wip zGr e, / „E was im wol, nu ist ïm we“, / zihet yn maniger mGter kint. / Blibet er ane, man sprichet: „Er vindt / keine, die ïn wulle nemen“. / Nimpt er ein hezzelich, er hat ein schemen. / Ist sie schone, / so ist sie h=ne; / er muz ir undertenig weren Wer kann allen recht tun, 119-127. - (E) Vnd sprach nain frowe rain / In minem mut ich daz main / Das mich fröwt vnd tut so wol / Das ich vch an sechen sol / Mit ganzem lust und willen / Daz mag mich nit befillen / Doch üwers libes schön / Wil werden mir ze hön / Mit gantzem lait vnd vngemach / Das ich wird an fröden swach Der geprüfte Minner, 133-142. - (S) Schön ist gern hön. / Si bene formosum credo stibio maculosum St. Galler Handschrift, 46 (Hs. 15. Jh.). Vgl. den biblischen Hintergrund: - sin fallax gratia et vana est pulchritudo Prv 31,30. - Gonst ist falsch vnd sch=ne ist eytel Luther: Deutsche Bibel, X, 2 [1524]. → Iw 2783 → Gar 894 → Tan 2893; 17654 → Pz 514,17 → HTr 3919. Literatur: Carls 1974, S. 21: „Sprichwort“. Christ 1977, S. 109: „sententia“, S. 293: „Sprichwort“. Friedrich 2006 s.v. schœne, S. 352: „Sprichwort“. Heidingsfeld 1886, S. 9, Anm. 1 [führt diese Textstelle an]. Hofmann 1939, S. 70 [führt diese Textstelle an]. Krohn 1995, S. 252: „Sprich-
4 Tristanromane
Textstelle
17817 Swaz in dem herzen alle zit versigelt unde beslozzen lit, deist müelich ze verberne
17820 man üebet vil gerne, daz die gedanken anget. […] alsam tet Isot und Tristan
17871 und doch swar manz getribe, huote ist verlorn an wibe
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler begründet Tristans und Isoldes Unvermögen, nach ihrer Rückkehr aus der Minnegrotte ihre Liebe zu verbergen (Rückkehr an Markes Hof).
F, N, O, P, R, S 17817: zaller zit. E, F, M, R, S 17818: verslozzen. N 17819: vnmGgelich zerberne.
Was den Menschen im Inneren bewegt, kann er nicht verbergen.
Der Erzähler begründet Tristans und Isoldes Unfähigkeit, nach ihrer Rückkehr aus der Minnegrotte ihre Liebe zu verbergen (Rückkehr an Markes Hof).
H: Notazeichen. B 17820: ouch vil gerne. F, N, O, R, S , W 17820: daz vil gerne. P 17820: es vil gerne. N 17821: dar na de gedenke belanget.
Der Mensch ist begierig, das in die Tat umzusetzen, was seine Gedanken bewegt.
Der Erzähler kritisiert die Überwachung von Frauen (huote-Exkurs).
H, O: Notazeichen.
Es ist sinnlos, Frauen zu bewachen.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
wort“. Mieder 1997, S. 18: „Sprichwort“. Morsch 1984, S. 212: „Sprichwort“. Sawicki 1932, S. 98: „Sprichwort“. Scharschuch 1938, S. 32: „Sprichwort“. Schnell 1992, S. 247, Anm. 37: „Sprichwort oder Sentenz“. Seiler 1923, 124: „Lehnsprichwort“. Stiebeling 1905, S. 60: „allgemeiner Erfahrungssatz“. Tomasek 1995, S. 221 [führt diese Textstelle an]. Tomasek 2000, S. 484 u. Anm. 14: „Sprichwort“. TPMA X s.v. SCHÖN 2.1. Schönheit ist gefährlich und trügerisch [führt diese Textstelle an]. Wander IV s.v. Schönheit, Nr. 13 [führt diese Textstelle an]; ebd. IV s.v. Sprichwort, Nr. 5 [führt die Einleitungsformel an]. Zingerle 1864 s.v. Schöne, S.134 [führt diese Textstelle an]. Ehrismann 1995, S. 206. 11907-11915; 13709-13711; 14339-14347; Literatur: Clausen 1970, S. 88 [führt diese Textstelle an]. Hurst 1986, S. 322: „Sentenz“. Peiffer 1971, 16468-16471; S. 178: „sprichwortartig“. Schulze 1987, S. 147, Nr. 211 [führt diese Textstelle an]. Tomasek *16472; *16480; 1995, S. 221 [führt diese Textstelle an]. TPMA VI s.v. HERZ 3.2. Wes das Herz voll ist, des *16489; 16551geht der Mund über [führt diese Textstelle an]. Walther, 20425. Wander II s.v. Herz, Nr. 341. 16560; 1897218977; 1906319067.
Sentenz
Sentenz
18034f.
Literatur: Schulze 1987, S. 147, Nr. 211 [führt diese Textstelle an]. Tomasek 1995, S. 221 [führt diese Textstelle an]. TPMA VI s.v. HERZ 3.2. Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über [führt diese Textstelle an]. Deighton 1979, S. 33. Hurst 1986, S. 323, Anm. 6. Sawicki 1932, S. 97, Anm. 89.
1199-1203: 13699-13706; 16561-16565; Verwendung: - (D) Victa cito cedet fragilis substantia nostra, / Qualibet excedat relligione modum. / Nec ca- *17873; 18173tus poterit servari pelle nitente, / Nec mulier, cultus si pretiosus erit. / Magna Dei reprobis, 18177. cum non irascitur, ira est, / Quos sinit ad pœnam multiplicare dies Abaelard: A Astralabe, 176. - (E) En oltsproken wort gemene / is dat: de waschet tegelstene / und de sines wives hot, / set, de wert der lüde spot Gerhard von Minden: Wolfenbütteler Äsop, 98, 117-120. - (D) Ein mêre wie ein man sîn frouwen beslôz. / Ich las an einem büechelîn / Ein mêrlin, daz wol wâr mac sîn, / Daz hie vor ein rîcher man / Hete ein frouwen wol getân, / Ze der sîn liebe was sô grôz / Daz er si tac und naht beslôz / In einer kemenaten, / Als ie die tôren tâten: / Wenne man sprichet, swer frouwen hüete / Und hasen zeme, daz der wüete Hugo von Trimberg: Der Renner, 12879-12888. - (S) Ille lavat laterem, qui castigat mulierem Werner: Sprichwörter, i17 (Hs. 15. Jh.). - (L) An swachen frowen ist alle huote gar verlorn. / und hete ein man sîn hundert tûsent eide gesworn, / sîn huote hülfe in niht, im müeste wahsn ein horn, / swanne ein swache frouwe wil, er kan sich niht gefristen Kolmarer Liederhandschrift, LV, 96-99. - (E) Gardeloye die hett er gar jnnigklichen lieb auch in so grosser hGt. das er ein teyl sein selbes ere mit s=lcher starcker hGt verkrencket Vnnd doch so ein fraw selbs nicht wil. alle hGte vmbsunst ist Tristrant und Isalde, 4271-4275. - (E) Der hFtt der hewschreck an der sunn / Vnd schüttet wasser in eyn brunn, / Wer hFttet das syn frow blib frum - Vil narren tag/ vnd seltten gůt / Hat wer synr frowen hFtten důt /
Sentenz
4 Tristanromane
Textstelle
17873 dar umbe daz dekein man der übelen niht gehüeten kan[,] der guoten darf man hüeten niht, sie hüetet selbe, als man giht
Kontext
Der Erzähler kritisiert die Überwachung von Frauen (huote-Exkurs).
Überlieferung
Paraphrase
E 17873: Dauon. E 17876: hutten. F, P 17876: selber.
Die schlechte Frau kann niemand bewachen, die gute Frau achtet selbst auf ihr Ansehen.
Der Erzähler betont N: Notazeichen. Wird ein gut Gesinndie negative WirW 17892: unlange. ter schlecht behanich weiz wol, daz der guote muot, kung übermäßiger N 17893: vrGchtich. delt, wird er böser Überwachung auf als ein schlecht Geder dem so lange unrehte tuot, zuvor treue Ehesinnter. biz er mit übele unvrühtic wirt, frauen (huote-Exdaz der noch erger übel birt, kurs). dan der ie übel ist gewesen. deist war, wan daz han ich gelesen. 17891
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Dann welch wol wil / die dGt selb recht / Welch vbel wil / die macht bald schlecht Brant: Narrenschiff, 32, 1-4. - (S) Difficillima dicitur esse custodia mulierum: adeo ut mille pulices ex proverbio facilius contineantur in uno loco, quam castitas unius mulieris pravae et libidinosae Bebel: Proverbia Germanica, Nr. 84. - (S) Vergebne arbeyt. […] Weiber hFten. Den wind auffsperren. Einer wannen vol fl=h hFten Franck: Sprichwörter, I, 27 (S. 53, Z. 26 - S. 54, Z. 6). Literatur: Friedrich 2006 s.v. huote, S. 231. Tomasek 1995, S. 222 [führt diese Textstelle an]. TPMA III s.v. FRAU 1.13.2.3. Die böse (unkeusche) Frau kann man nicht hüten, die gute (keusche) Frau braucht man nicht zu hüten [führt diese Textstelle an]. Walther, 11445. Wander I s.v. Frau, Nr. 46. Deighton 1979, S. 33. Deighton 1984, S. 271. Nickel 1927, S. 26f. Okken 1996, S. 484f.; 645. Seibold 1932, S. 93.
Sentenz Verwendung: - (D) Dure uir, imposito tenerae custode puellae / nil agis: ingenio est quaeque tuenda suo. / si qua metu dempto casta est, ea denique casta est; / quae, quia non liceat, non facit, illa facit Ovid: Amores III, IV, 1-4. - (S) Dehein huote ist sô guot, / sô die ein wîp ir selbe tuot. / Der bœsen wîp man hüeten sol, / die frumen hüetent selbe ir wol Freidank: Bescheidenheit, 101,7-10. - (D) Ein reinez wîp in tugenden wert, / diu wol ir êren hüeten kan / und niht wan stæter triuwen gert, / die sol man selbe hüeten lân. / man sol die huote heben an / an einem wîbe tumber site, / diu niht ir selber êren gan Winsbeckin 30, 1-7. - (E) Vil narren tag/ vnd seltten gGt / Hat wer synr frowen hFtten dGt / Dann welch wol wil/ die dGt selb recht / Welch vbel wil/ die macht bald schlecht Brant: Narrenschiff, 32, 1-4. Literatur: Friedrich 2006 s.v. hüeten, S. 228: „Sprichwort?“. Heidingsfeld 1886, S. 9, Anm. 1 [führt diese Textstelle an]. Hofmann 1939, S. 70 [führt diese Textstelle an]. Mieder 1997, S. 19, Anm. 29: „bis zu Ovid zurückgehendes Sprichwort“. Preuss 1883, S. 67: „Sprüchwort“. Scharschuch 1938, S. 32: „Sprichwort“. Tomasek 1995, S. 222 [führt diese Textstelle an]. TPMA III s.v. FRAU 1.13.2.3. Die böse (unkeusche) Frau kann man nicht hüten, die gute (keusche) Frau braucht man nicht zu hüten [führt diese Textstelle an]. Wander I s.v. Frau, Nr. 46. Deighton 1979, S. 33. Deighton 1984, S. 271. Hahn 1963b, S. 185. Okken 1996, S. 484f.; 645. Schnell 1984, S. 6f. Seibold 1932, S. 93.
Sentenz Verwendung: - (S) Bonus animus laesus gravius multo irascitur Publilius Syrus: Sprüche (Friedrich), b10. Literatur: Hofmann 1939, S. 70 [führt diese Textstelle an]. Peiffer 1971, S. 105, Anm. 27: „Sentenz“. Krohn 1995, S. 255: „Sentenz“. Preuss 1883, S. 71: „Sprüche“. Scharschuch 1938, S. 32f.: „Lateinischer Spruchvers“. Stiebeling 1905, S. 60: „allgemeiner Erfahrungssatz“. Tomasek 1995, S. 222 [führt diese Textstelle an]. TPMA X s.v. SCHLECHT 6.4. Schlechtes nach Gutem ist schlimmer [führt diese Textstelle an]. Walther, 2135. Wander IV s.v. Sprichwort, Nr. 5 [führt die Ausleitungsformel an] Bechstein/Ganz 1978, Bd. 2, S. 330. Deighton 1979, S. 33. Deighton 1984, S. 271.
*17871.
4 Tristanromane
Textstelle 17917 swie dicke mans beginne, dem wibe enmac ir minne nieman uz ertwingen mit übelichen dingen: man leschet minne wol dermite.
17928 man tuot der manegez durch verbot, daz man ez gar verbære, ob ez unverboten wære.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler warnt E 17919: an erdie Männer davor, tzwingen. Liebe erzwingen zu wollen (huote-Exkurs).
Die Liebe einer Frau kann man nicht erzwingen.
Der Erzähler begründet seinen Ratschlag, Frauen nichts zu verbieten (huote-Exkurs).
Verbote reizen zu Übertretungen.
H: Notazeichen. O, P 17928: ir. N 17928: mang dinc. W 17928: der fehlt. N 17929: Des man welle inbere.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz
Querverweise 9288-9292; 17005-17008.
Verwendung: - (S) Blanditia, non imperio fit dulcis Venus Publilius Syrus: Sprüche, b13. - (D) Ich lerte, daz man mit gůten dingen / solt sine vrowen des betwingen, / daz si an im stete werde. / […]. / gezoubert und betwungen minne / und gechouft, sint unminne. / swer mit zouber umbe gat, / wizzt, daz er genotzoget hat, / swelhe er gewinnet da mite: / er hat unhGfsches mannes site. / der hat gar einen unhufschen mGt, / der den vrowen gewalt tGt Thomasin von Zerklære: Der welsche Gast, 1813-1832. - (S) Unrehtiu huote / kumt selten ze guote. / Betwungeniu liebe / wirt dicke ze diebe Freidank: Bescheidenheit, 101,11-14. - (D) Diu huote ist wîbes êren gram, / swâ si ûf kranken wân geschiht: / ir ende guot ich nie vernam. / betwungen liebe ist gar enwiht, / wan si gît hôhes muotes niht Winsbeckin, 32, 1-5. - (E) Tu as oy parler les maleureux, / Non pas amans qui congnoissent qu’est joye; / Car raconter au long ne te sauroye / Les biens qu’Amours scet aux siens departir. / Essaye les, puis tu pourras choisir / Se tu les veulx ou avoir ou laissir: / Contre vouloir nul n’est contraint d’amer Charles d’ Orléans: La Retenue d’ Amours, 64-70. Literatur: Hertz 1904, S. 553, Anm. 125: „Reminiszenz aus Publilius“. Krohn 1995, S. 255: „Spruchweisheit“. Mieder 1997, S. 19: „Sprichwort“. Preuss 1883, S. 71: „Sprüche“. Scharschuch 1938, S. 32: „Lateinischer Spruchvers“. Tomasek 1995, S. 222 [führt diese Textstelle an]. TPMA VII s.v. LIEBE 2.2.1. Liebe muss freiwillig und ohne Zwang erfolgen (und enden) [führt diese Textstelle an]. Wander III s.v. Liebe, Nr. 340. von Ertzdorff 1981, S. 214f. Hahn 1963b, S. 185. Okken 1996, S. 645. Seibold 1932, S. 94.
Sentenz Verwendung: - (D) cui peccare licet, peccat minus: ipsa potestas / semina nequitiae languidiora facit. / desine, crede mihi, uitia irritare uetando; / obsequio uinces aptius illa tuo. / […] / nitimur in uetitum semper cupimusque negata Ovid: Amores, III, IV, 9-17. - (S) Nil magis amat cupiditas, quam quod non licet Publilius Syrus: Sprüche, n17. - (G) Panes occultos libenter attingite, et aquæ furtivæ dulcedinem bibite: et nescit insipiens, quoniam terrigenæ apud eam pereunt, et in profundum inferni incurrunt. Quidquid enim non licet, magis desideratur, et quod raritate dulce est, assiduitate in amaritudinem vertitur Hieronymus: Commentaria in Osee, 152, C. - (E) Credo tamen, tantum quod vires sumpserit ardor, / Quantum cautela strictior apposita. / Condicionis enim sic infirme sumus: id, quod / Non licet, appetimus, quodque licet, fugimus; Res vilis precii reputatur, si venit ipsa / Gratis; plusque placent empta labore gravi Pyramus und Thisbe, 121-126. - (D) Selten stêt der werlde muot / Nâch dem daz der sêle ist guot. / Des boumes obez, daz got verbôt, / Brâhte uns alle in grôze nôt. / Swaz man uns wert, daz wölle wir haben: / Der sieche wil sich mit wazzer laben, / Diu junge maget wil einen knaben, / Sô wil der blinde hiute schaben, / Der handelôse stricke ergraben, / Sô wil der münich ze velde draben, / Diu nunne wil haben einen man / Diu vor den willen nie gewan Hugo von Trimberg: Der Renner, 12779-12790. - (S) Chose devee est la plus desiree Morawski: Proverbes français, 388 (Hs. 14. Jh.). - (S) Nitimur in vetitum cupimus semperque negata. - Dy tumme werld trewtet, / Das man ir vorbevtet Freidank (Görlitz), 1300-1302. - (S) Wat man. vorbut des ger we io / Vor stollen dink dat machet vro Niederländische Reimsprüche, 63. - (S) Nitimur in vetitum semper cupimusque negata Werner: Sprichwörter, n78 (Hs. 15. Jh.). - (S) Dat uns vorboden is, dat doe wy meist. - Quod nobis vetitum cupimus, quod triste vocamus Tunnicius: Sprichwörtersammlung, 978. - (S) INUITUM CUM RETINEAS, EXIRE INCITAS. Was man eim weret/ das liebt jm erst. Halt den
17824-17833; 17851-17857; 18115-18123.
4 Tristanromane
Textstelle
18013 maze diu here diu heret lip und ere.
18025 ein wip, diu wider ir libe tuot, diu so gesetzet ir muot, daz si ir selber ist gehaz, wer sol die minnen über daz?
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler erN 18013: du. muntert die Frauen, N 18014: du heres. zwischen individuellen Wünschen und gesellschaftlichem Ansehen abzuwägen (huote-Exkurs).
Maßvolles Verhalten nützt dem Menschen und seinem Ansehen.
Der Erzähler warnt N: Notazeichen. vor zu geringer Ei- B, P 18025: liebe. genliebe (huote-Ex- P 18027: si fehlt. kurs).
Wenn eine Frau sich selbst haßt, wird sie von niemandem geliebt.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
knecht/ so fleucht er Franck: Sprichwörter, I, 69v (S. 114, Z. 5-7). Literatur: Tomasek 1995, S.222 [führt diese Textstelle an]. TPMA III s.v. FRAU 1.6.4. Die Frau trachtet nach dem, was ihr verboten ist [führt diese Textstelle an]. Walther, 16956. Wander IV s.v. Verbot, Nr. 4. Deighton 1979, S. 33. Glendinnig 1987, S. 626f. Nickel 1927, S. 27. Okken 1996, S. 646f. Schnell 1984, S. 13-16. 961-965; 27392746; 86608666; 12137Verwendung: - (D) Sun, merke, daz diu mâze gît / vil êren unde werdekeit: / die soltû minnen zaller zît, / sô 12142; 1791117916. wirt dîn lop den werden breit Winsbecke, 31, 1-4. - (D) Sun, ich hân lange her vernomen, / swer über sich mit hôchvart wil, / daz im sîn leben mac dar zuo komen, / daz sich vervellet gar sîn spil. / ein ieglîch man hât êren vil, / der rehte in sîner mâze lebet / und übermizzet niht sîn zil. / swer sich sô ziuhet und ie zôch, / daz in sîn vuore machet wert, / der wirt an êren billîch hôch Winsbecke, 41, 1-10. - (D) Swer got liep hête und mêzic wêre, / Manige stiure und bete er jâres verbêre: / Wenne mâze ist ze allen dingen guot, / Mâze niht grôzen schaden tuot, / Mâze machet gesunden lîp, / Mâze zieret man und wîp Hugo von Trimberg: Der Renner, 4737-4742. - (L) Die wîsen jehent, und ist ouch wâr, / daz kein unmâze nie gewerte niht drîzeg jâr: / darumbe man gerne phlegen sol der rehten mâze, daz ist wîsliche. / […] / Diu mâze êret elliu ding, / so briuwet unmâze manig houbetsünde. / diu mâze ist ganzer tugende urspring, / so kan unmâze brechen glükes günde Johann von Ringgenberg, VII, 1-10.
Sentenz
Vgl. das Sprichwort: - (L) mâze ist zallen dingen guot Otto von Botenlauben, KLD Nr. 41, 13, 1, 7. Literatur: Friedrich 2006 s.v. mâze, S. 290. TPMA VIII s.v. MASS (Mässigkeit) 2.8. Mass ist lobenswert und ehrenvoll. Wander III s.v. Mass, Nr. 54. von Ertzdorff 1981, S. 215. Hahn 1963a, S. 189f. Tomasek 1985, S. 193.
Sentenz Verwendung: - (E) Oiez la reproce au vilein / Qui gueres ne parla en vein: /“Mout vaut asez meuz ennoree, / Ce sachiez, que ne fet ventree.“ / Ki sei meëmes ne tient chier / Kil devreit donkes eshaucier? / Nului, per certes, ce m’est vis, / Quant il de gré abat sun pris, / E se de ce est costumier, / Sovent en avra reprovier Robert de Ho, 2464-2473. - (E) Morir et jugement atendre / Covient; ce ne puet nus deffendre. / Avocas, qui t’escusera, / Quant il t’esteura conte rendre? / Poins ert passés de consaus prendre, / Car tes pechiés t’acusera. / Puis que tos li mons tranlera, / Pense, quel tes tormens sera! / Te presta Dieus lange por vendre? / Rent tes tors fais, Dieus t’aidera! / Se tu te hes, qui t’amera? / Tu pues bien trop sor ti despendre Robert d’Arras: Li vers de le mort, XLIV, 1-12. - (E) Qui n’a a soy mesme amittié / De toute amour est deffiez. / Et, se de vous n’avez pitié, / D’autri pitié ne vous fiez. / Mais soiez tout certiffiez / Que je sui celle que je fus. / D’avoir mieulx ne vous affiez / Et prenez en gré le reffus Alain Chartier: La belle dame sans mercy, 633640. - (E) Ensieme chon disir sono in bisbiglio, / E spesso ne dicho, lasso in mia favella, / Nè giammai ne sarò diseparato / Finchè piatà da suos lacci mi ‘vella. / E ella allui: Ciò ha troppo durato, / Che chi non à a se stesso amistanza / Da ogni amore è abandonato. / E si di te piatate non ti avanza / N’abbia, da altri non n’ è da fidare Carlo del Nero: Dama sanza mercede, 732740.
18045-18047; 18385f.
4 Tristanromane
Textstelle
18042 alse ein warez sprichwort giht: ‚diu manegem minne sinnet, diust manegem ungeminnet.‘
18110 und han ez ouch binamen vür daz: der suohte, alse er solde, ez lebeten noch Isolde, an den man ez gar vünde, daz man gesuochen künde.
Kontext
Der Erzähler verurteilt die aus Mangel an Selbstliebe entstehende Zügellosigkeit von Frauen (huote-Exkurs).
Überlieferung
Paraphrase
E, M 18042: wort Eine Frau, die viele da. liebt, ist bei vielen M 18042: wort. unbeliebt. W 18042: werliches. N 18043f.: de manger m0nen gesinnet / de is mangine vngem0net.
Der Erzähler ruft E 18110: Ich. die Männer auf, N 18113: noch vollkommene Frau- oych. en zu suchen (huote-Exkurs).
Wer gewillt ist zu suchen, der findet.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
Literatur: Tomasek 1995, S. 223 [führt diese Textstelle an]. TPMA VII s.v. LIEBE 7.3.1. Wer sich selbst nicht liebt, den liebt niemand. Deighton 1979, S. 33. Hahn 1963b, S. 190.
Sprichwort Verwendung: - (S) Mulier, quae multis nubit, multis non placet Publilius Syrus: Sprüche, m32. - (D) Hoc mandamus etiam per obedienciam: / nulla vestrum pluribus se det amatoribus· / uni soli serviat, et ille sufficiat. / Hoc si qua neglexerit, banno nostro suberit. / non levis remissio fiet huic vicio. / levi penitentia non purgantur talia Liebeskonzil, 178-183. Literatur: Carls 1974, S. 21: „Sprichwort“. Christ 1977, S. 293: „Sprichwort“. Eikelmann 1994, S. 19f.: „Sprichwort“. Friedrich 2006 s.v. minne, S. 296: „Sprichwort“. Hahn 1963a, S. 191, Anm 1: „Sprichwort“. Heidingsfeld 1886, S. 9, Anm. 1 [führt diese Textstelle an]. Hofmann 1939, S. 70f. [führt diese Textstelle an]. Mieder 1997, S. 19: „Sprichwort“. Preuss 1883, S. 70. Scharschuch 1938, S. 32: „Sprichwort“. Schnell 1992, S. 247, Anm. 37: „Sprichwort oder […] Sentenz“. Stiebeling 1905, S. 60: „Sprichwort“. Tomasek 1995, S. 223 [führt diese Textstelle an]. Tomasek 2005, S. 58, Anm. 15: „Sentenz“. TPMA VII s.v. LIEBE 4.1.1. Wahre Liebe kann man nicht auf mehrere verteilen (und mit andern teilen) [führt diese Textstelle an]. Walther, 15357. Wander V s.v. Weib, Nr. 553. Weber 1967, S. 796: „Sprichwort“. Zingerle 1864 s.v. Minne, S. 102 [führt diese Textstelle an]. Bechstein/Ganz 1978, Bd. 2, S. 258. Ehrismann 1995, S. 206. Krohn 1995, S. 256. Okken 1996, S. 653. 241-244; 621f.; 2198-2220; 3769f. (vgl. Formulierungstradition: - (E) Dieus dist en l’Evangile, / Ou n’a fable ne ghile, / Ki querre volt il troeve: / En tous lieus, 3852f.); 4352par saint Gille, / En cans, en bos, en vile / On trueve s’on lui rueve Robert de l’Omme: Miroir 4361; 84908495; 9386f.; de vie et de mort, Prol. 2, I, 1-6. 12209-12212; 12266-12269; Verwendung: 18139-18147; - (E) Wer sGcht der findt, hab ich geh=rt Einnahme von Doornick, 1, 1. - (L) Wer suecht da ist würdt finden, / wer gibt, der Würdt gewehrt Volkslied auf den Herzog 18609-18619; *19523. Ulrich, 30.
Anspielung auf eine Sentenz
Vgl. den biblischen Hintergrund: - quaerite et invenietis Mt 7,7 - Suchet, so werdet jr finden Luther: Deutsche Bibel, VI. → Pz 593,25 → Loh 3470 → UTr 2446. Literatur: Schulze 1987, S. 139, Nr. 195. Tomasek 1995, S. 223 [führt diese Textstelle an]. TPMA XI s.v. SUCHEN 5.1. Wer sucht, findet, und wer finden will, muss suchen. Walther, 24589a. Wander IV s.v. Suchen, Nr. 29, 38. Wisbey 1990, S. 276 [führt diese Textstelle an]. von Ertzdorff 1981, S. 217.
4 Tristanromane
Textstelle 18589 wan weizgot swer ze sinem vromen mit sines vriundes schaden wil komen, der treit im cleine minne. 19358 wan weizgot diu lust, diu den man alle stunde und alle zit lachende under ougen lit, diu blendet ougen unde sin, diu ziuhet ie daz herze hin.
19363 Hie mugen die minnære kiesen an dem mære, daz man vil michel baz vertreit durch verre minne ein verre leit, dan daz man minne nahe bi und naher minne ane si.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Isolde erklärt sich die Notwendigkeit ihres Verzichts auf Tristans Anwesenheit.
E, M 18462-18600: fehlen. F, R, S 18590: wil mit vriundes schaden komen. N 18590: ZG vrGndes schaden wilt komen.
Freunde soll niemand um des eigenen Nutzen willen hintergehen.
Der Erzähler erklärt Tristans Interesse an Isolde Weißhand mit deren Nähe (Tristans Versuchung durch Isolde Weißhand).
H, N: Notazeichen. E, M 19333-19548: fehlen. W 19358: diu lust fehlt.
Ein Mann, der dauerhaft verführerischen Reizen ausgesetzt ist, verliert die Orientierung.
Der Erzähler erklärt Tristans Interesse an Isolde Weißhand mit dessen räumlichen Distanz zur blonden Isolde (Tristans Versuchung durch Isolde Weißhand).
E, M 19333-19548: fehlen. N 19366: ein fehlt. H 19367: man fehlt.
Eine ferne (unerfüllte) Liebe ist leichter zu ertragen als eine nahe.
Der Erzähler beE, M 19333-19548: Wer zurückweicht, gründet, warum fehlen. ermutigt den Angreisi gerte des, der von ir zoch, Isolde Weißhands fer. und was den jagende, der si vloch Verlangen durch Tristans wankelmütiges Verhalten 19395
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur Sentenz
Querverweise 12694-12708; 19478-19495.
Literatur: Christ 1977, S. 217: „Sentenz“. TPMA VII s.v. LIEBE 5.7. Berechnende und habgierige Liebe [führt diese Textstelle an]. Wander III s.v. Nutzen, Nr. 13. Okken 1996, S. 669.
Sentenz
*12510; *15165, *17739, *17797.
Verwendung: - (S) Conuoiteus ne uoit goute. - Nulla uidet cupidus, nisi que cupit aspiciendo. / Visa capit cupidus, que sola uidet cupiendo Proverbia rusticorum, 218. - (S) Covoiteus ne voit goute Morawski: Proverbes français, 433 (Hs. 13. Jh.). Vgl. den biblischen Hintergrund: - insatiabilis oculus cupidi Sir 14,9 - EIn vorteilischer Mensch, lesst jm nimer gnFgen an seinem teil Luther, Deutsche Bibel, XII. Literatur: Clausen 1970, S. 88: „Sentenz“; Krohn 1995, S. 266: „Hier wird womöglich auf das Sprichwort von der blindmachenden Minne angespielt“. Mieder 1997, S. 19: „Blindheit-Sprichwort“. Tomasek 1995, S. 223 [führt diese Textstelle an]. Tomasek 2005, S. 55. TPMA I s.v. BEGEHREN 2.1. Begehrlichkeit macht blind und dumm. Wander V s.v. Wollust, Nr. 36. Deighton 1979, S. 33. von Ertzdorff 1978, S. 360. von Ertzdorff 1981, S. 209. Peiffer 1971, S. 220.
Sentenz
19369.
Verwendung: - (D) sed mora tuta breuis: lentescunt tempore curae / uanescitque absens et nouus intrat amor. / dum Menelaus abest, Helene, ne sola iaceret, / hospitis est tepido nocte recepta sinu. / quis stupor hic, Menelae, fuit? tu solus abibas, / isdem sub tectis hospes et uxor erant Ovid: Ars amatoria, II, 357-362. - (L) Vix tamen aut semel admittit, cum saepe negarit; / Seu venit, extremo dormit amica toro. / Unum erit auxilium: mutatis Cynthia terris / Quantum oculis, animo tam procul ibit amor. / Nunc agite, o socii, propellite in aequore navem, / Remorumque pares ducite sorte vices Properz: Elegiae, III, XXI, 7-12. Literatur: Schultz 1987, S. 593 [führt diese Textstelle an]. Tomasek 1995, S. 224 [führt diese Textstelle an]. TPMA VII s.v. LIEBE 2.3.3. Liebe gerät durch Trennung in Verfall und Vergessenheit. Walther, 23624. Wander I s.v. Ferne, Nr. 7. Deighton 1979, S. 33. Deighton 1984, S. 271. von Ertzdorff 1978, S. 360. Meissburger 1954, S. 143f. 905f.; 55785608; 1730017308; 18490Formulierungstradition: - (E) „Glouton“, dist Galїen, „se dieu grant bien me face, / Ne prise pas vng ail vostre faulce 18494. menace. / Il aduient bien souuent, que qui feust, on le chace; / Mais pour vous ne fuїray pour plain pié que ie face. / Je ne suis pas Lombart qui fuit pour la lymaiche, / Se dieu garde m’espee et du poing ne me glace, / Mal me veїstes oncques entrer en celle place“ Galiens 162, 25-31.
Anspielung auf ein Sprichwort
4 Tristanromane
Textstelle
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
noch verstärkt wird (Tristans Versuchung durch Isolde Weißhand).
19432 ich han doch dicke daz gelesen und weiz wol, daz ein trutschaft benimet der andern ir craft.
Tristan rechtfertigt vor sich selbst seine Hinwendung zu Isolde Weißhand (Tristans Versuchung durch Isolde Weißhand).
H, N: Notazeichen. Eine Liebe schwächt E, M 19333-19548: die andere. fehlen. O, P 19433: eyne ritterschafft.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
- (E) „Signour,“ dist Bauduins, „par le corpz saint Omer, / Tous li mieudrez consaus, que je vous sai donner, / Ch’ est de l’ issir là hors; et horions fraper, / Et abatre les glous qui nous vaurront tuer. / Sé nous les espargnons as ruistes copz donner, / Jammais ne nous verrons du siège délivrer; / Car .j. proverbes dist, que j’ ai oї conter: / Que qui fuit on le cache; ensi se fait berser“ Bauduin de Sebourc X, 85-92. - (S) Wer fleucht, den iagt man Luther: Sprichwörtersammlung, Nr. 46. Verwendung: - (E) S’ est qui fuie, asez est qui chace; / mes je ne vos dot mie tant / que je m’an fuie ainçois, a tant / apareilliez de moi desfandre, / s’est qui estor me voelle randre, / que par force feire l’estuisse / n’autremant eschaper n’an puisse Chrétien de Troyes: Erec, 5878-5884. - (E) Hostes autem turbati et conterriti, pellem pro pelle dantes, ut facies tuerentur dorsa percutientibus præbuerunt; nec erat in tanto exercitu qui resisteret et multi erant qui persequebantur. Contigit autem et proverbium quod vulgo dicitur: Sint qui fugiant; multi erunt qui persequentur Gesta consulum Andegavorum, S. 149. - (S) Soit qui fuie, asez est qui enchace. - Sepe solet fieri, qui stat non stando grauatur, / sed si quis fugiat, satis est qui terga sequatur Proverbia rusticorum, 112. - (E) ich hân dicke hœren sagen, / wer fliehe, der sî guot ze jagen. / Alexander zogt in vaste nâch / als im was ie ze vînden gâch Ulrich von Etzenbach: Alexander, 20027-20030 - (E) Mais pour noient le va ly bers ramentevant, / Car Fedris le fuioit et alloit eslongant. / Mais on dit et c’est voir, on le voit aparant, / Que plus fuit on, bien tost plus le va on cachant Hugues Capet, 3945-3948. - (E) Aber wes er yne ermanete so were graue friderich ye gerner verre von yme gewesen/ Nu sprichet man vnd ist ouch ware man hait des gar manich male schyne/ So eyn man me fluhet so man yne ye me Jaget Elisabeth von Nassau-Saarbrücken: Huge Scheppel, 39rb, 31-37. - (D) Denn ich sehe wohl, je mehr man sich demFthiget und flehet, je stolzer und tr=tziger sie werden, und lassen sich dFnken, man demFthige sich und gebe darumb so gute Wort, daß man sich zu todt fur ihn furchten solle, und nirgend fur ihn zu bleiben wisse. […] Weil sie denn mit mir wollen spielen des SprFchworts: Wer da fleucht, den jagt man, und deuten meine Demuth eine Flucht, so mFßte ich wiederumb mit Christo auferstehen, und des SprFchworts auf ihn spielen: Wenn man eim Baurn flehet, so w(chst ihm der Bauch Luther: Polemische Schriften, 42, S. 24. → Gau 4984. Literatur: TPMA III s.v. FLIEHEN 6.1. Wenn einer flieht, gibt’s viele, die ihn jagen. Wander I s.v. Fliehen, Nr. 27. Wessel 1984, S. 378.
Sentenz Formulierungstradition: - (D) hortor et ut pariter binas habeatis amicas / (fortior est, plures si quis habere potest): / secta bipertito cum mens discurrit utroque, / alterius uires subtrahit alter amor. / grandia per multos tenuantur flumina riuos, / haesaque diducto stipite flamma perit; / non satis una tenet ceratas ancora puppes, / nec satis est liquidis unicus hamus aquis Ovid: Remedia Amoris, 441-448. Literatur: Bechstein/Ganz 1978, Bd. 1, S. XXXIV: „Sentenz“. Christ 1977, S. 126: „ovidianischer Topos“. Tomasek 1995, S. 224 [führt diese Textstelle an]. Wander III s.v. Liebe, Nr. 205; ebd. IV s.v. Sprichwort, Nr. 5 [führt die Einleitungsformel an]. Wisbey 1990, S. 269f. [führt diese Textstelle an]. Bechstein/Ganz 1978, Bd. 2, S. 298. Deighton 1979, S. 33. Deighton 1984, S. 271. von Ertz-
19443-19447.
4 Tristanromane
Textstelle
19523 ja, der ez et begünde, der suohte, unz er mich vünde
Kontext
Tristan klagt in Arundel die abwesende Isolde von Irland an, aus mangelnder Liebe keinen Kontakt zu ihm aufzunehmen (Tristans Versuchung durch Isolde Weißhand).
Überlieferung
Paraphrase
E, M 19333-19548: Wer gewillt ist zu fehlen. suchen, der findet. N 19524: Inde sGchte bis m$ nach vGnde.
4.2 Gottfried: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial / Literatur
Querverweise
dorff 1978, S. 359. von Ertzdorff 1981, S. 207f. Ganz 1971, S. 400f. Hoffa 1910, S. 345. Krohn 1995, S. 268. Meissburger 1954, S. 10f., Anm. 51. Okken 1996, S. 691-693. Usener 1999, S. 234-236.
241-244; 621f.; 2198-2220; 3769f. (vgl. Formulierungstradition: - (E) Dieus dist en l’Evangile, / Ou n’a fable ne ghile, / Ki querre volt il troeve: / En tous lieus, 3852f.); 4352par saint Gille, / En cans, en bos, en vile / On trueve s’on lui rueve Robert de l’Omme: Miroir 4361; 84908495; 9386f.; de vie et de mort, Prol. 2, I, 1-6. 12209-12212; 12266-12269; Verwendung: *18110; 18139- (E) Wer sGcht der findt, hab ich geh=rt Einnahme von Doornick, 1, 1. - (L) Wer suecht da ist würdt finden, / wer gibt, der Würdt gewehrt Volkslied auf den Herzog 18147; 1860918619. Ulrich, 30.
Anspielung auf eine Sentenz
Vgl. den biblischen Hintergrund: - quaerite et invenietis Mt 7,7 - Suchet, so werdet jr finden Luther: Deutsche Bibel, VI. → Pz 593,25 → Loh 3470 → UTr 2446. Literatur: Schulze 1987, S. 139, Nr. 195. TPMA XI s.v. SUCHEN 5.1. Wer sucht, findet, und wer finden will, muss suchen. Walther, 24589a. Wander IV s.v. Suchen, Nr. 29, 38.
4 Tristanromane
Auswertung Gottfrieds Sentenz- und Sprichwortrepertoire deckt ein breites Themenspektrum ab, das nahezu alle Bereiche gnomisch verdichteten Weltwissens einschließt. Die Verwendung der Sentenzen und Sprichwörter im Roman ist erkennbar auf die Handlung des Tristan-Stoffes abgestimmt, indem die (bei weitem überwiegenden) Erzählerbelege im Rahmen der eigentlichen Erzählung dazu verwendet werden, die narratio zu plausibilisieren und zumeist Stellung zugunsten der Protagonisten zu beziehen. Schwerpunktmäßig sind die Belege in den zahlreichen Exkursen dem im Roman dominierenden Thema der Minne gewidmet. Frequenz: Gottfrieds ›Tristan‹ enthält insgesamt 125 Sentenzen und Sprichwörter (inkl. Anspielungen). Bei 19548 Versen ergibt dies pro Beleg eine durchschnittliche Dichte von 156 Versen. 13 der Belege (10%) sind sprichwörtlich: – Sprichwörter: 6; Anspielungen auf ein Sprichwort: 7. – Sentenzen: 93; Anspielungen auf eine Sentenz: 19.
In folgenden Passagen ist eine Häufung von Belegen festzustellen: (1) Prolog: 1; 5; 21; 77; 85; 108; 144; 187; 201; 204; 206. (2) Blanscheflurs Tod: 1791; 1795; 1801; 1842; 1859; 1865; 1869; 1872. (3) Tristans Rede vor Marke: 4417; 4426; 4430; 4432. (4) Markes Neid-Rede: 8395; 8397; 8399; 8401; 8403; 8405. (5) Gespräch über Isoldes Heirat: 11596; 11600; 11634; 11637. (6) Minnebußpredigt: 12183; 12235; 12251; 12279; 12308. (7) zwivel unde arcwan-Exkurs: 13777; 13779; 13795; 13813; 13823. (8) Isoldes Gegenlist: 13860; 13867; 13900; 13987. (9) Exkurs über den gewissen willen: 16415; 16421; 16431; 16435. (10) Rückkehr an Markes Hof: 17739; 17766; 17797; 17802; 17817; 17820. (11) huote-Exkurs: 17871; 17873; 17891; 17917; 17928; 18013; 18025; 18042; 18110. (12) Tristans Versuchung durch Isolde Weißhand: 19358; 19363; 19395; 19432; 19523.
Nicht in die Tabelle aufgenommen wurden nach den zugrunde gelegten Begriffen folgende in der Forschung als sentenzhaft oder sprichwörtlich klassifizierte Stellen: 9: Sawicki 1932, S. 155; Tomasek 1995, S. 210; 11: Sawicki 1932, S. 155; 12: Sawicki 1932, S. 155; 13: Sawicki 1932, S. 155; Tomasek 1995, S. 210; 17: Sawicki 1932, S. 155; Tomasek 1995, S. 210; TPMA V, S. 282, Nr. 758; 25: Sawicki 1932, S. 155; Tomasek 1995, S. 210; 29: Sawicki 1932, S. 155; Tomasek 1995, S. 210; 33: Sawicki 1932, S. 155; Tomasek 1995, S. 210; 37: Sawicki 1932, S. 155; Tomasek 1995, S. 211; 85: Hofmann 1939, S. 69; Krohn 1995, S. 29; Mieder 1997, S. 9; Tomasek 1995, S. 211; TPMA III, S.
4.2 Gottfried: Tristan
174, Nr. 88; Zingerle 1864, S. 105; 97: Tomasek 1995, S. 211; 101: Tomasek 1995, S. 211; 111: Tomasek 1995, S. 211; 119: TPMA XI, S. 325, Nr. 17; 269: TPMA II, S. 327, Nr. 269; 275: Clausen 1970, S. 89; Heidingsfeld 1886, S. 9 Anm. 1; Hofmann 1939, S. 71; Krohn 1995, S. 39; Pörksen 1971, S. 131, Anm. 26; Preuss 1883, S. 68; Sawicki 1932, S. 97, 111, 135; Scharschuch 1938, S. 33; Tomasek 1995, S. 212; TPMA VI, S. 436, Nr. 2; 278: TPMA VIII, S. 312, Nr. 3; 284: Hofmann 1939, S. 71; TPMA I, S. 337f., Nr. 1; 290: Clausen 1970, S. 85, Anm. 60; 301: Clausen 1970, S. 84; Mieder 1997, S. 10; 841: Mieder 1997, S. 10; Pörksen 1971, S. 131, Anm. 26; Scharschuch 1938, S. 33; Tomasek 1995, S. 213; TPMA XII, S. 269, Nr. 167; 1400: Tomasek 1995, S. 213; TPMA VII, S. 439, Nr. 724; 1406: Hofmann 1939, S. 71; TPMA VII, S. 439, Nr. 724; Wander III, Sp. 142, Nr. 285; 1679: Clausen 1970, S. 86, Anm. 68; 1751: Clausen 1970, S. 86, Anm. 67; Tomasek 1995, S. 213; Weber 1967, S. 575; 1776: Clausen 1970, S. 87, Anm. 71; Pörksen 1971, S. 131, Anm. 26; Tomasek 1995, S. 213; TPMA III, S. 478, Nr. 187; Zingerle 1864, S. 90; 2080: Clausen 1970, S. 85, Anm. 59; 2085: TPMA VII, S. 327, Nr. 17; 2170: Clausen 1970, S. 88, Anm. 73; 3490: TPMA V, S. 384, Nr. 239; 4967: Tomasek 1995, S. 214; 5096: Weber 1967, S. 612f.; 5647: Schulze 1987, S. 134, Nr. 189; TPMA XIII, S. 460f., Nr. 105; 5695: Kunzer 1973, S. 57; Tomasek 1995, S. 215; 5833: Okken 1996, S. 23; TPMA XI, S. 325, Nr. 18; 6103: Clausen 1970, S. 90, Anm. 78; Tomasek 1995, S. 215; Unterreitmeier 1984, S. 98; 6215: Mieder 1997, S. 11; Sawicki 1932, S. 135; Tomasek 1995, S. 215; Unterreitmeier 1984, S. 98; 6314: Heidingsfeld 1886, S. 9, Anm. 1; Hofmann 1939, S. 71; 6481: Hofmann 1939, S. 71; 6569: Mieder 1997, S. 11; Okken 1996, S. 337; 7170: Tomasek 1995, S. 215; 7318: Clausen 1970, S. 87, Anm. 71; Peiffer 1971, S. 119; Pörksen 1971, S. 131, Anm. 25; Tomasek 1995, S. 216; TPMA IX, S. 474, Nr. 246; 7530: Tomasek 1995, S. 216; 7905: Clausen 1970, S. 87; Peiffer 1971, S. 119; Pörksen 1971, S. 131, Anm. 26; Schultz 1987, S. 592; Tomasek 1995, S. 216; 7942: TPMA XIII, S. 295, Nr. 1265; 8319: Schultz 1987, S. 592; 8407: Bechstein/Ganz 1978, Bd. 1, S. 292; Sawicki 1932, S. 96f.; 8411: Bechstein/Ganz 1978, Bd. 1, S. 292; TPMA VII, S. 488, Nr. 34; 9428: Okken 1996, S. 23; TPMA XI, S. 325, Nr. 20; 9867: Sawicki 1932, S. 135; 9876: Hofmann 1939, S. 70; TPMA VII, S. 214, Nr. 20; Wander II, Sp. 1647, Nr. *36; Wießner 1974, S. 123; 9886: Hofmann 1939, S. 72; 9923: TPMA XIII; S. 213, Nr. 200; 10067: Schultz 1987, S. 592; 10317: Clausen 1970, S. 90, Anm. 78; 10374: Bechstein/Ganz 1978, Bd. 2, S. 12; Hofmann 1939, S. 71; 10488: Okken 1996, S. 23; TPMA XI, S. 325, Nr. 19; 11730: Mieder 1997, S. 13; 11858: Christ 1977, S. 238; Schultz 1987, S. 593; Tomasek 1995, S. 217; 11871: Clausen 1970, S. 86, Anm. 67; Tomasek 1995, S. 217; 12232: Mieder 1997, S. 14; 12255: Mieder 1997, S. 14; 12300: Tomasek 1995, S. 217; 12345: Tomasek 1995, S. 218; 12348: Tomasek 1995, S. 218; 12380: Clausen 1970, S. 88, Anm. 73; 12431: Bertau 1973, S. 947; Clausen 1970, S. 89, Anm. 75; Kunzer 1973, S. 119; Schultz 1987, S. 592; Tomasek 1995, S. 218; Weber 1967, S. 715; 12447: Clausen 1970, S. 89; Freytag 1972, S. 228; Scharschuch 1938, S. 33; Schultz 1987, S. 592f.; Tomasek 1995, S. 218; 12503: Mieder 1997, S. 14; Schultz 1987, S. 592; Tomasek 1995, S. 218; Unterreitmeier 1984, S. 127; 13022: Tomasek 1995, S. 218; 13074: Mieder 1997 S. 15; 13786: TPMA V, S. 390, Nr. 384; 13817: Tomasek 1995, S. 219; 14154: Heidingsfeld 1886, S. 9, Anm. 1; 14413: Okken 1996, S. 23; TPMA XI, S. 325, Nr. 22; 15057: Hofmann 1939, S. 71; TPMA VI, S. 180, Nr. 145; Wander II, Sp. 767, Nr. 29; Zingerle 1864, S. 71; 15065: Hofmann 1939, S. 72; 15093: Clausen 1970, S. 88, Anm. 73; Hofmann 1939, S. 70; Mieder 1997, S. 16; Tomasek 1995, S. 220; TPMA XI, S. 276, Nr. 26; 15733: Tomasek 1995, S. 220; 15989: Hofmann 1939, S. 71; TPMA II, S. 62, Nr. 10; 16449: Mieder 1997, S. 16; 16875: Hofmann 1939, S. 71; TPMA II, S. 62, Nr. 11; 17522: Toma-
4 Tristanromane
sek 1995, S. 221; 17728: Gräff 1946, S. 72, Anm. 2; 17747: Okken 1996, S. 23; Sawicki 1932, S. 98; TPMA XI, S. 325, Nr. 22; 17792: Eiselein 1840, S. 224; Hofmann 1939, S. 71; 17794: Eiselein 1840, S. 224; Tomasek 1995, S. 221; 17804: Schleusener-Eichholz 1985, S. 565; 17859: TPMA VI, S. 329, Nr. 54; 17886: TPMA II, S. 282, Nr. 148; 17897: Tomasek 1995, S. 222; 17907: Bertau 1983, S. 161; 17911: Tomasek 1995, S. 222; 17947: TPMA III, S. 121, Nr. 8; 17961: Tomasek 1995, S. 223; 17971: Hofmann 1939, S. 72; Okken 1996, S. 650; 17979: Tomasek 1995, S. 223; 17997: Tomasek 1995, S. 223; 18051: Tomasek 1995, S. 223; 18068: Hofmann 1939, S. 71; TPMA II, S. 280, Nr. 110; Wander III, Sp. 1728, Nr. 98; Zingerle 1864, S. 123; 18099: Tomasek 1995, S. 223; 18656: Clausen 1970, S. 90, Anm. 78; 19143: Okken 1996, S. 23; TPMA XI, S. 325, Nr. 23; 19369: Tomasek 1995, S. 224; Weber 1967, S. 816; 19443: Tomasek 1995, S. 224.
Sprecher: Auf den Erzähler entfallen 90, auf die Figuren 35 Belege (28%). Sechs der Figurenbelege werden von weiblichen Figuren gesprochen (17%). Die Figurenbelege verteilen sich auf sieben männliche (inkl. zweier Gruppen: die Adligen an Markes Hof, die Verwandten des Truchsessen) und drei weibliche Sprecher. Von den Figuren tritt Tristan mit 17 Belegen am häufigsten als Sprecher von Sentenzen und Sprichwörtern auf. Es folgen Marke mit sechs und Isolde mit vier Belegen. Sie sprechen zusammen insgesamt 27, also drei Viertel (77%), der Figuren-Belege. Der Erzähler ist, gemessen an der Sentenz- und Sprichwortverwendung der in diesem Handbuch untersuchten Texte, mit 72% der Belege sehr stark vertreten. Verw endung: Der Sentenz- und Sprichwortgebrauch der Figuren trägt nicht nur dazu bei, das spezifische Profil der Protagonisten zu konturieren, sondern korrespondiert im größeren Rahmen auch mit dem Handlungsgang des Romans. So markiert die Minnetrank-Szene hinsichtlich der Sentenz- und Sprichwortverwendung eine deutliche Zäsur. Von den 35 Figurenbelegen finden sich allein 28 vor dieser Szene. Bis zu diesem Punkt des Geschehens tritt vor allem der in der buoche lere (2065) bewanderte Tristan als von Jugend an versierter Sentenzsprecher auf, wie etwa seine Bitte an Marke um Gewährung der Schwertleite zeigt (4417; 4426; 4430; 4432). Er ist auch die einzige Figur, die auf schriftliche Quellen ihres Sentenzwissens verweist (4430; 19432). Durch die situativen Umstände seines Sentenz- und Sprichwortgebrauchs wird Tristan als entschlossen und zielstrebig in der Umsetzung seiner Vorhaben gekennzeichnet. Dies gilt insbesondere im Konflikt mit Morold, wo er unter Rückgriff auf gnomisches Wissen den Hof zum Widerstand zu bewegen sucht und die irischen Tributforderungen zurückweist (6126; 6360; 6419), während Marke in der gesamten Szene auffallend unbeteiligt bleibt. Die charakteristische Zögerlichkeit und Passivität Markes schlägt sich ebenfalls in seiner Sentenzverwendung nieder, wenn er Tristan durch eine Reihe von sechs miteinander verknüpften Sentenzen (8395; 8397; 8399; 8401; 8403;
4.2 Gottfried: Tristan
8405) vergeblich dazu auffordert, den Haß der Adligen am Hof gelassen hinzunehmen. Tristan, der bis zur Trankszene seine rhetorischen und intellektuellen Fähigkeiten in den Dienst der politischen Interessen Cornwalls stellt, wird nicht zuletzt durch seinen Sentenz- und Sprichwortgebrauch als loyaler Gefolgsmann seines Onkels charakterisiert. Dies zeigt sich auch daran, daß Tristan Isolde noch unmittelbar vor der Einnahme des Minnetranks mit Hilfe von Sentenzen von den Vorteilen der bevorstehenden Heirat mit Marke zu überzeugen sucht (11596; 11634; 11637). Nach der Trankszene hingegen ist der Gebrauch von Sentenzen und Sprichwörtern weitgehend durch das Agieren der Liebenden angesichts der Nachstellungen Markes und der Angehörigen des Hofes bestimmt. So greift Isolde auf gnomisches Wissen zurück, um Markes Mißtrauen zu beschwichtigen (13987) und vor dem Konzil in Lunders den Verdacht des Ehebruchs von sich zu weisen (15484). Dieser taktierend-strategische Einsatz von Sentenzen und Sprichwörtern durch die Figuren findet sich in Ansätzen zwar auch in der Fassung Eilharts und den Fortsetzungen Ulrichs von Türheim und Heinrichs von Freiberg, gewinnt jedoch nur bei Gottfried Konturen eines durchgängigen Spezifikums, denn bei ihm bedient sich das Personal auffallend häufig der konsensstiftenden Wirkung sentenzhaften Wissens, um Ziele durchzusetzen, dabei aber zugleich seine wahren Absichten zu kaschieren: so z.B. wenn Tristan gegenüber der Königin Isolde seinen Kampf mit dem Drachen mit seiner vermeintlichen Identität als Kaufmann begründet (9536) oder wenn die Adligen des Hofs Marke zu einer Werbung um Isolde zu überreden versuchen (8496) und dabei in Wahrheit auf Tristandes tot abzielen. Im Gegensatz zu anderen Werken findet sich ein monologischer Sentenz- und Sprichwortgebrauch im ›Tristan‹ kaum. Lediglich in der Schlußsequenz greifen die voneinander getrennten Protagonisten auf Sentenzen zurück, um ihre Befindlichkeit zu reflektieren (Isolde: 18589; Tristan: 19432; 19523). Zudem bleibt das zentrale Romanthema der Minne in der Sentenz- und Sprichwortverwendung der Figuren fast ganz ausgeklammert. Der einzige Beleg findet sich in Tristans Liebesgeständnis während der Überfahrt nach Cornwall (12017). Für den Erzähler ist zwischen seiner Verwendung von Sentenzen und Sprichwörtern in den Exkursen und im Rahmen der eigentlichen narratio zu unterscheiden. Fast die Hälfte der Erzählerbelege (39 von 89 Belegen: 1; 5; 21; 77; 85; 108; 144; 187; 201; 204; 206; 4835; 7309; 7320; 13042; 13068; 13777; 13779; 13795; 13813; 13823; 15047; 15054; 16415; 16421; 16431; 16472; 16480; 16489; 16933; 17871; 17873; 17891; 17917; 17928; 18013; 18025; 18042; 18110) findet sich im Prolog und in den Exkursen, wobei insbesondere die Minnethematik einen hohen Stellenwert einnimmt (18 von 39 Belegen: 77; 85; 108; 187; 204; 206; 13042; 13777; 13779; 13795; 13823; 16431; 16472; 16489; 16933; 17917;
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18025; 18042). Grundsätzlich ist die Sentenz- und Sprichwortverwendung in diesen Fällen durch einen betont lehrhaften Habitus bestimmt. Der Erzähler agiert hier in der Pose einer welterfahrenen Autorität und greift entsprechende gattungsspezifische Schwerpunkte auf, wobei in Korrespondenz zum Erzählstoff insbesondere die Themen ‚Liebe‘, ‚Liebesleid‘ und ‚Frauen‘ deutlich in den Vordergrund gerückt werden. Abseits der Exkurse stehen die Sentenzen und Sprichwörter ganz im Dienst einer fortlaufenden Kommentierung des Geschehens. Der Erzähler läßt kaum eine Möglichkeit ungenutzt, die verschiedenen Wendungen der Handlung wie auch das Agieren der Figuren, ihre Überlegungen und Motive mit Sentenzen und Sprichwörtern zu unterlegen. Fragt man nach den Gründen dieses Vorgehens, fallen mehrere Aspekte auf: Zum einen greift der Erzähler mit Beginn der Minnehandlung auf Sentenzen und Sprichwörter zurück, um deutlich erkennbar Partei für Tristan und Isolde zu ergreifen. Gegenüber Marke und seinen Günstlingen spart er nicht mit Kritik, äußert sich jedoch an keiner Stelle negativ zur unehelichen Liaison der beiden Liebenden. So tadelt er Markes durch Marjodo hervorgerufene Eifersucht (13777, 13779), verurteilt die Arglist Melots und Marjodos (15047, 15054) und kritisiert die Begierde des minneblinden Marke (17797). Mit dieser negativen Bewertung von Markes geluste unde gelange schlägt der Erzähler gleichzeitig den Bogen zurück zu einer Sentenz, mit der er an früherer Stelle erklärt hatte, warum Tristan Isolde, obwohl beide bereits unter dem Einfluß des Minnetranks stehen, nach der Ankunft in Cornwall an Marke übergibt (12510). Auf der anderen Seite äußert sich der Erzähler in einer Sentenzanspielung ausdrücklich lobend zu Isoldes und Brangaenes Plan, einer von Marke gestellten Falle mit einer Gegenlist zu begegnen (13860). In der Regel enthält er sich jedoch eines wertenden Kommentars und beschränkt sich darauf, das durch die Trankwirkung beeinflußte Verhalten der Liebenden unter Rückgriff auf Sentenzen und Sprichwörter zum Thema Minne zu erklären oder zu begründen. Dies gilt für Tristans Leichtsinn in der Mehlstreuszene (15165, 15167) ebenso wie für die wiederholte Unfähigkeit Tristans und Isoldes, ihre Liebe vor Marke und dem Hof zu verbergen (16472, 16480, 16489, 17817, 17820). Der Erzähler stellt das Handeln seiner Protagonisten in diesen Fällen in Relation zu einem konsensuellen Allgemeinwissen und macht es dadurch nachvollziehbar. In einem Fall wird in der Sentenzverwendung von seiner Seite Kritik an den Protagonisten laut, nämlich im Zusammenhang mit Isoldes Mordanschlag auf Brangaene (12709). Hier wie auch in einer Vielzahl anderer Fälle trägt der Einsatz formelhafter Rahmenelemente zusätzlich dazu bei, die Kohärenz zwischen den Handlungsmotiven des Personals und dem sentenzhaft und sprichwörtlich verdichteten Erfahrungshorizont des Publikums zu betonen, und zwar unabhängig von den hiermit verbundenen Wer-
4.2 Gottfried: Tristan
tungen. So erhält die Handlung im Kleinen exemplarischen Charakter und gewinnt aufs Ganze gesehen an Plausibilität. Damit ist zugleich ein weiterer Aspekt der Sentenz- und Sprichwortverwendung durch den Erzähler berührt. Offenbar reagiert diese auch auf spezifische Probleme, welche die inhaltlichen Vorgaben des Stoffes mit sich bringen: Scheint doch die kausale Zwangsläufigkeit, mit der die ›Tristan‹-Geschichte auf den Tod der beiden Protagonisten zusteuert, auf den ersten Blick keiner sinntragenden Handlungsstruktur zu unterliegen, sondern liest sich in weiten Teilen wie eine Verkettung von Zufall, Fügung und individuellen Interessen des Personals. Durch die beständige situative Kommentierung der einzelnen Handlungsmomente mit Hilfe von Sentenzen und Sprichwörtern, deren Allgemeingültigkeit auch hier häufig durch formelhafte Rahmenelemente unterstrichen wird, sucht der Erzähler die fatale Kausalität, mit der sich die narratio entfaltet, in Einklang mit einem verbindlichen Erfahrungswissen seines Publikums zu bringen. Auf diese Weise wird das Geschehen als Ganzes rational kommensurabel und zugleich die Wahrscheinlichkeit der narratio unterstrichen. Es handelt sich dabei nicht selten um Momente, in denen sich unterschwellig die Perspektive auf einen anderen Verlauf der Handlung öffnet; der Einsatz von Sentenzen und Sprichwörtern trägt hier einerseits dazu bei, diese Alternativen zu markieren, erklärt aber andererseits, warum sie von den Figuren nicht wahrgenommen werden. So wird Riwalins jugendliche Unbesonnenheit, die mit seinem Tod endet und weitreichende Folgen für Tristans Schicksal hat, vom Erzähler zwar kritisiert, gleichzeitig aber als typisches Verhalten gewertet (266). Ebenfalls unter Rückgriff auf eine Sentenz erklärt der Erzähler, warum Tristan Isolde nach der Überfahrt aus Irland trotz seiner Liebe zu ihr in Markes Hände gibt (12510). Und auch Tristans ebenso leichtsinnige wie folgenschwere Entscheidung, in Isoldes Bett zu springen, wird von ihm mit zwei entsprechenden Sentenzen kommentiert (15165, 15167). Schließlich können die Erzählersentenzen und -sprichwörter auch die Funktion eines poetologischen Kommentars übernehmen und der erzählerischen Strukturierung dienen, z.B. wenn der Erzähler begründet, warum er seine Schilderungen der Totenklagen um Riwalin (1703, 1710) und Blanscheflur (1859) abbricht, wenn er eine neue Wendung der Handlung ankündigt (1865) oder wenn er sich vor dem Beginn der Minnebußpredigt dem Ideal der brevitas verpflichtet (12183). Überlieferung: Für den Vergleich der Überlieferung wurden der kritische Apparat der Ausgabe von Marold (Gottfried: Tristan [Marold]) und das Faksimile der Handschrift M (Cgm 51 [Gottfried: Tristan]) herangezogen; die Überlieferung der Handschriften E, H, N, W sowie der Fragmente z, z1 wurde zudem an Kopien bzw. Mikrofilmen überprüft.
4 Tristanromane
Insgesamt zeigt sich die handschriftliche Überlieferung hinsichtlich der Sentenzen und Sprichwörter recht konsistent. Bei einem Großteil der auftretenden Varianten handelt es sich um Flüchtigkeitsfehler oder andere offensichtliche Textverderbnisse. Als besonders ‚störungsanfällig‘ erweisen sich die sentenzhaften Vierreimstrophen und andere Stellen, an denen Gottfried auf das Stilmittel der annominatio zurückgreift: 5 (E), 1791 (B, E, H, M, N, P), 1795 (E, H, M, N), 1865 (B, O), 12183 (H, S), 17797 (N, O, P). Fälle, in denen nach den zugrundegelegten Kriterien der Sentenzstatus einer Textstelle durch Kürzungen oder Präsumptivvarianten in einzelnen Handschriften betroffen ist, bleiben die Ausnahme: 6772 (W), 8397 (B), 17928 (O, P), 18013 (N). Für einige Belege ergeben sich aus der Überlieferung alternative Formulierungen, die mit Verschiebungen im Sinngehalt der aufgenommenen Sentenzen einhergehen: 369 (B, H, M), 3126 (E), 9818 (W), 13068 (R, S, W), 13795 (B, E, F, N), 17820 (N), 18025 (B, P); in einem Fall wird eine kontrastierende Sentenz durch zwei abgeschlossene Sentenzen ersetzt: 4511 (N). Unter den Stellen, an denen Ranke in seiner Edition gegen den Wortlaut der Überlieferung konjiziert oder sich für eine lectio difficilior entscheidet, sticht besonders die Eingangssentenz (1) heraus, für die fast alle Textzeugen übereinstimmend eine sinnvollere Lesart bieten (vgl. andererseits 1842 zu lebelicher; 4835 zu redericher; 12279 zu endelsten sowie 15484 zu alaster). Die Handschriften M, E und auch B überliefern gekürzte Fassungen von Gottfrieds Roman.1 In der Regel betreffen diese Auslassungen längere exkurshafte Passagen und dienen tendenziell der Reduktion des Textes auf den Handlungsgang. Eine gezielte Tilgung von Sentenzen oder Sprichwörtern ist nur in einem Fall anzunehmen (16489 [B, E, M]). In den Handschriften B, H, N und O sind eine Reihe von Stellen, die als sentenzhaft oder sprichwörtlich klassifiziert wurden, von zeitgenössischen Lesern mit Notazeichen markiert worden: 266 (B, N); 366 (N); 1115 (N), 1791 (N); 3126 (H); 4835 (H); 8395 (N); 8397 (N); 8399 (N); 11637 (N); 15047 (B, N); 16431 (N); 16472 (B, H); 17739 (B, H); 17797 (H, N); 17820 (H); 17871 (H, O); 17891 (N); 17928 (H); 18025 (N); 19358 (H, N); 19432 (H, N).2 Besonderheiten der Überlieferung: Die Handschrift W enthält im Anschluß an Gottfrieds Text einen knappen, moralisch-resümierenden Zusatz, der mit einer Sentenz eingeleitet wird: Nieman herren gel?ben sol / wan si sint aller vntrúwe vol (vgl. Gottfried: Tristan [Marold] Apparat S. 271). Sentenzen finden sich verschiedentlich auch als Bildüberschriften in der Handschrift M: 1. Darstellung der 1 2
Vgl. hierzu die Übersicht bei PESCHEL 1976, S. 104-116, sowie KLEIN 1992, S. 54-64. Vgl. zu den Notazeichen auch DEIGHTON 1979, S. 33, Anm. 1; ders. 1984; TOMASEK 1995, S. 209-224.
4.2 Gottfried: Tristan
Beisetzung Blanscheflurs: omnia vincit amor sed nos cedamos amori - Swer die werlt minnet daran im misselinget (lat. Text: Vergil, Eklogen, X, 69; vgl. TPMA VII s.v. LIEBE 1.3.6., Nr. 163; Walther, 20097). 2. Tristans Erziehung: omnia que discis non aufert necque piscis (vgl. TPMA VII s.v. LERNEN 1.6., Nr. 85; Walther, 20047) 3. Der enttarnte Tristan wird von Isolde mit dem Schwert bedroht; ihre Mutter und Brangaene greifen beschwichtigend ein: omnia vincit amor sed nos cedamos amor s[!] (s.o.).3 Die Handschrift N enthält auf Bl. 198v eine im späten 15. Jahrhundert nachgetragene Darstellung des Rades der Fortuna, die mit zum Teil sentenzhaften Kommentaren versehen ist: 1. Quem vult exaltat quem vult fortuna recalcat (vgl. Walther, 23794). 2. Est rota fortune variabilis vt rota lune (vgl. Walther, 4798, 7874). 3. O bona fortuna cur non es omnibus vna[?] Antwort: Si non mutaret fortuna non vocaret (vgl. Walther, 19417). Themen: Folgende inhaltliche Schwerpunkte des Textes werden auch in Sentenzen und Sprichwörtern reflektiert: – Alter und Jugend: 266; 4508; 4511; 5099. – Feinde im persönlichen Umfeld: 1842; 15047; 15054. – Freundschaft: 8496; 12308; 13068; 18589. – Kluges und maßvolles Verhalten: 1859; 1869; 10426; 16158; 18013. – Liebe: (1) Allmacht der Liebe: 12017; 15165; 17739. (2) Liebe und Leid: 204; 206. (3) Umgang mit Liebeszweifeln: 13777; 13779; 13795; 13823. (4) Unbeständigkeit und Mißachtung von Liebe: 12279; 19363; 19432. (5) Unmöglichkeit des Verbergens von Schmerzen und Liebe: 16472; 16480; 16489; 17817. – List: 13860; 13867. – Mißgunst (Neid) und Verleumdung des Guten: 8395; 8397; 8399; 8401; 8403; 8405; 15399; 15484. – Suchen und Finden: 18110; 19523. – Verlangen des Mannes: 12510; 17766; 17797; 19358. – Wesen der Frau: 11831; 13900; 13987; 17802.
Die für die ›Tristan‹-Handlung bedeutsame Listthematik wird ebenso wie das zentrale Thema der untrennbaren Verbindung von Liebe und Leid jeweils nur in zwei Belegen thematisiert. Stil: In stilistischer Hinsicht ist festzustellen, daß sich unter Gottfrieds Sentenzen alle Formtypen finden. Es treten sowohl einzügige4 als auch zweizügige5
3 4
Vgl. hierzu KUNERTH 1999, S. 91f., 102. Als einzügig wird eine aus einem Syntagma bzw. einem einfachen Hauptsatz bestehende Vollsentenz verstanden.
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Formulierungen auf, doch werden diese bei der Mehrzahl der Belege – zumeist durch parataktische Ergänzungen oder die Hinzunahme von Relativsätzen – zu komplexen Sentenzen erweitert. Häufig wird eine verallgemeinernde Sentenzeröffnung durch swer (77; 108; 204; 281; 1795; 12510; 18589), swaz (144; 15399; 17817), swa (1115; 1842) oder swenn (13068) mit einen Folgesatz verknüpft. Seltener liegen kontrastive Gegenüberstellungen (4511; 15047; 17797; 19363), Verdoppelungen von Sentenzen (1865; 12183; 17873) und rhetorische Fragen vor (201; 8403; 13777; 13779; 18025). Auffallend häufig rückt Gottfried sinntragende Begriffe an den Satzanfang und hebt sie durch unmittelbar folgendes Pronomen hervor (vgl. 21: Ere unde lop diu schepfent list; vgl. außerdem 206; 266; 369; 4426; 8395; 8399; 8401; 9536; 9818; 11596; 11831; 11867; 16431; 18013). Differenziert man diesen Befund nach Figuren- und Erzählerbelegen, so werden Unterschiede erkennbar. Bei den Figurensentenzen überwiegen insgesamt eher einzügige Formen, die geradlinig auf das in der jeweiligen Situation angebrachte Orientierungs- und Erfahrungswissen hin formuliert sind. Zwar bedient sich auch der Erzähler im Zuge seiner fortlaufenden Kommentierung der Handlung prägnanter, einfacher Formen (z. B. 366; 369; 2485; 5928; 12279; 12709; 13795; 13823; 15165; 15167; 17871; 17917), insbesondere in den Exkursen zeigt sich jedoch eine starke Tendenz zu komplexeren Formulierungsmustern; hier findet sich der größte Teil der erweitert zweizügigen Formulierungen. Kennzeichnend für den gesteigerten rhetorischen Aufwand in den Exkurs-Sentenzen ist vor allem der Rückgriff auf alliterierende Formulierungen und die Verwendung des Stilmittels der annominatio. Als weitere Besonderheit sind die Fälle zu erwähnen, in denen Sentenzen als Vierreim-Strophen vertextet werden; sie finden sich zum einen im Prolog (1; 5) und dienen zum anderen dazu, Erzähleinschnitte zu markieren (1791; 1865; 12183). Beachtenswert ist, daß sich für 59 der insgesamt 66 Vollsentenzen des Erzählers keine Formulierungstradition nachweisen läßt. Es wird zwar bei den Erzählersentenzen häufig auf bestehende Traditionen und gängige Inhalte zurückgegriffen, diese werden aber in eigener Weise vertextet. An Rahmenelementen, die das Vorliegen von Orientierungs- oder Erfahrungswissen signalisieren, sind zu verzeichnen: Einleitungsformeln: – wan … (zu 77; Erzähler) – wan leider diz ist und was ie: / … (zu 266; Erzähler) 5
Als zweizügig wird eine aus einem Haupt- und einem Nebensatz bzw. zwei Hauptsätzen bestehende Vollsentenz verstanden.
4.2 Gottfried: Tristan
– ez ergienc in rehte, als man giht: / … (zu 1115; Erzähler) – wan … (zu 2485, Erzähler) – nu weiz ich doch nu lange daz: / … (zu 4426; Tristan) – ouch han ich selbe wol gelesen, / daz … (zu 4430; Tristan) – wan eteswer der vraget uns / durch daz, daz … (zu 4508; Erzähler) – Ir aller jehe lit dar an / … (zu 5099; Erzähler) – do wart diu warheit wol schin / des sprichwortes, daz da giht, / daz … (zu 5456; Erzähler) – als … (zu 5928; Erzähler) – man hat uns doch hier vor gezalt, / … (zu 6419; Tristan) – ez hat diu werlt vür eine lüge, / daz … (zu 11637; Tristan) – Ez ist vil war, daz man da saget: / … (zu 12279; Erzähler) – diu sorchafte künigin / diu tet an disen dingen schin, / daz … (zu 12709; Erzähler) – da vrumetin beiden samet, daz … (zu 13867; Erzähler) – Ich spriche daz wol überlut, / daz … (zu 15047; Erzähler) – ich meine daz […]: / … (zu 15054; Erzähler) – er tet diu geliche wol, / daz … (zu 15165 + 15167; Erzähler) – iust aber allen wol erkant, / daz … (zu 15484; Isolde) – er hæte vil war, der da sprach: / … (zu 16472; Erzähler) – alse ich iezuo las, … (zu 16489; Erzähler) – dar umbez hiute maneger tuot: / … (zu 17766; Erzähler) – ez ist doch war ein wortelin: / … (zu 17802; Erzähler) – alse ein warez sprichwort giht: / … (zu 18042; Erzähler) – und han ez ouch binamen vür daz: … (zu 18110; Erzähler) – wan weizgot … (zu 18589; Isolde) – wan weizgot … (zu 19358; Erzähler) – Hie mugen die minnære / kiesen an dem mære, / daz … (zu 19363; Erzähler) – ich han doch dicke daz gelesen / und weiz wol, daz … (zu 19432; Tristan) Binnenformel: – …, / als al diu werlt gemeine saget, / … (zu 11831; Erzähler) Ausleitungsformeln: – …. / von diu so lazen langez clagen (zu 1859; Erzähler) – …: / daz selbe ist ouch ein nütze list (zu 7320; Erzähler) – …. / seht, vrouwe, da gedahtich an (zu 9536; Tristan) – …. / als taten die gelieben ie (zu 16480; Erzähler) kombinierte Elemente: – wan …, also man seit, / … (zu 4417; Tristan)
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– […], / von der ein sprichwort da seit: / … / also was Marke geschehen (zu 17739; Erzähler) – dar umbe daz …, als man giht (zu 17873; Erzähler) – ich weiz wol, daz …. / deist war, wan daz han ich gelesen. (zu 17891; Erzähler) Gelegentlich stehen Ausleitungsformeln am Ende längerer Ausführungen des Erzählers, in denen mehrere Sentenzen enthalten sind: – ich wæne, ouch ime alsam geschach (v. 287; Erzähler über Riwalin) – ich wæne, im Morgan alsam tete (v. 371; Erzähler über Morgan) – als tet der marschalc Foitenant (v. 1875; Erzähler über Rual) – als taten die gelieben ie (v. 16483; Erzähler über Tristan und Isolde) – alsam tet Isot und Tristan (v. 17832; Erzähler über Tristan und Isolde)
Vorlage: In Thomas’ nur fragmentarisch überliefertem Tristanroman (ca. 3300 Verse) lassen sich in Anlehnung an die Forschung6 (vorbehaltlich einer genaueren Untersuchung) 13 Stellen als sentenzhaft bzw. sprichwörtlich klassifizieren: 183; 189-192: Schulze-Busacker 1985, Nr. 1293; 572; 573f.; 807-810; 811-816: SchulzeBusacker 1985, Nr. 407; 821f.; 1519f.: Schulze-Busacker 1985, Nr. 1765; TPMA IX, S. 98, Nr. 39; 1645f.: Schulze-Busacker 1985, Nr. 2500; TPMA IV, S. 363, Nr. 9; 1647: Schulze-Busacker 1985, Nr. 39; TPMA IV, S. 363, Nr. 9; 1648: TPMA IV, S. 363, Nr. 9; 2263f.: TPMA VII, S. 438, Nr. 698; Thomas: Tristan (Carlisle) 87f.
In den sich überschneidenden Partien7 beider Texte enthält Thomas’ Roman einen Beleg und Gottfrieds ›Tristan‹ neun Belege. Der Sentenz- und Sprichwortbestand der fehlenden Partien des Thomas-Textes läßt sich nur in Ansätzen aus der altnordischen ›Tristrams Saga ok Ísondar‹ des Bruder Robert erschließen.8 Die ›Tristrams Saga‹ (ca. 4000 Zeilen) enthält (vorbehaltlich einer genaueren Untersuchung) 15 sentenzhafte bzw. sprichwörtliche Belege: 6
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Nicht aufgenommen wurden gemäß der zugrundeliegenden Sentenzdefinition die Stellen 87: Schulze-Busacker 1985, Nr. 476; 161: Schulze-Busacker 1985, Nr. 476; 307: SchulzeBusacker 1985, Nr. 1852; 347: Schulze-Busacker 1985, Nr. 88; 349: Schulze-Busacker 1985, Nr. 2351; 397: Schulze-Busacker 1985, Nr. 2351; 1447: Schulze-Busacker 1985, Nr. 1527; 1955: Schulze-Busacker 1985, Nr. 2272; 2530: Schulze-Busacker 1985, Nr. 170; 2595: Schulze-Busacker 1985, Nr. 927. Da fast alle Fragmente von Thomas’ ›Tristan‹ Partien aus dem Teil des Romans überliefern, der von Gottfried nicht mehr verfaßt wurde, finden sich nur in drei Abschnitten Überschneidungen: Das Fragment Carlisle (154 Verse) entspricht Gottfried 11958-12678, das Fragment Cambridge (52 Verse) Gottfried 18169-18313, die ersten 106 Verse des Fragments Sneyd entsprechen Gottfried 19419-19548. Vgl. HAUG 1996, S. 178: „Was bei Robert steht, darf auch für Thomas in Anspruch genommen werden, doch was der mittelhochdeutsche Text über Robert hinaus bietet, kann entweder der Kürzung zum Opfer gefallen oder aber eine Neuerung Gottfrieds sein.“
4.2 Gottfried: Tristan
8,13-16: TPMA III, S. 363; Nr. 443; 8,31f.; 10,5-7; 32,27f.; 33,8; 41,22f. : TPMA V, S. 425, Nr. 26; 51,16-18; 51,18f.; 67,11-13: TPMA III, S. 385, Nr. 789; 71,19f.; 72,7f.: TPMA X, S. 61, Nr. 100; 83,36; 84,30f.; 86,17-19; 86,19-21.
Von den Belegen der ›Tristrams Saga‹ stehen die ersten zwölf in den von Gottfried, die letzten drei in den von Thomas behandelten Passagen. Da Thomas für zwei der drei letzten Belege der ›Tristrams Saga‹ eine Formulierungstradition bietet, ist davon auszugehen, daß auch einige der ersten zwölf Belege auf Sentenzen bzw. Sprichwörter bei Thomas zurückgehen. Für den folgenden Vergleich werden deshalb der Tristanroman des Thomas wie auch die ›Tristrams Saga‹ herangezogen. Beide Romane enthalten, wenn man die zwei sowohl bei Thomas als auch in der ›Tristrams Saga‹ enthaltenen Sentenzen und Sprichwörter nur einmal zählt, zusammen 26 Belege, von denen fünf eine Entsprechung in Gottfrieds Roman haben: – ›Tristrams Saga‹, 10,5-7, entspricht GTr 77 (dort an anderer Stelle) – ›Tristrams Saga‹, 33,8, entspricht GTr 273 (dort an anderer Stelle) und 6419 (dort an gleicher Stelle) – ›Tristrams Saga‹, 67,11-13 entspricht GTr 13987 (dort an anderer Stelle) – ›Tristrams Saga‹, 72,7f., entspricht GTr 15484 (dort an gleicher Stelle) – Thomas: Tristan, 2263f., entspricht GTr 204 (dort an anderer Stelle)
Die Belege des altfranzösischen Romans und der altnordischen Saga fallen insgesamt in vier Themenbereiche, die auch im ›Tristan‹ Gottfrieds häufig angesprochen werden: Liebe (sieben Belege), Wesen der Frau (sechs Belege) und Recht (drei Belege); besonders hervorzuheben ist auch hier die für fast alle Tristanromane relevante Mißgunst/Neid-Thematik (fünf Belege). Besonderheiten: In 13813 fügt Gottfried drei in je eigenständigen Sentenztraditionen belegte Gedanken zu einer neuen Sentenz zusammen.
4.3
Ulrich von Türheim: ›Tristan‹
Der in der Ausgabe KERTHS 3731 Verse umfassende ›Tristan‹ Ulrichs von Türheim setzt den unvollendeten Tristanroman Gottfrieds von Straßburg – so die vorherrschende Forschungsmeinung – in Anlehnung an Eilharts ›Tristrant‹ fort. Aufgrund des Todesjahres Konrads von Winterstetten, der im Prolog des ›Tristan‹ als Auftraggeber genannt wird, kann das Jahr 1243 als terminus ante quem gelten.1 Inhalt: Nach dem Prolog (1-39) setzt die Romanhandlung am Hof zu Karke ein. Tristan beschließt, die blonde Ysot zu vergessen und die weißhändige Ysot, die Tochter des Landesherrn, zu heiraten. Dies wird vor allem von deren Mutter befürwortet, die Tristan an den Hof binden möchte (40-204b). Nach der Hochzeit kommt es jedoch nicht zum Vollzug der Ehe, da Tristan die blonde Ysot nicht vergessen kann. Als seine Ehefrau nach dem Grund für das befremdliche Verhalten fragt, behauptet Tristan, daß er Gott gelobt habe, die Ehe ein Jahr lang nicht zu vollziehen (205-373). Sein Schwager Kaedin erfährt von der Jungfernschaft seiner Schwester und stellt seinen Freund Tristan zur Rede. Dieser überredet Kaedin, mit ihm nach Cornwall zu fahren, um sich von der Schönheit der blonden Ysot zu überzeugen (374-942). Dort angekommen, läßt Tristan Ysot heimlich von seiner Gegenwart unterrichten. Um ihren Geliebten ungesehen treffen zu können, bittet sie Marke, mit ihr und dem gesamten Hof auf die Jagd zu gehen (943-1111). Tristan und Kaedin beobachten, in einer Dornenhecke versteckt, den Aufzug der Jagdgesellschaft. Ysot täuscht eine Krankheit vor und erreicht so, daß ihr Zelt abseits der Jagdgesellschaft aufgeschlagen wird (1112-1539). Während Tristan und Ysot sich dort heimlich ihrer Liebe hingeben können, wird Kaedin, der sich Hoffnung auf eine Liebesnacht mit der Hofdame Kamele macht, von ihr mit einem Zauberkissen in tiefen Schlaf versetzt, aus dem er die ganze Nacht nicht erwacht (1540-1891). Die Rückkehr nach Karke verzögert sich, weil der von Markes Vasallen Pleherin verleumdete Tristan vor der blonden Ysot seine Unschuld beweisen will. Zunächst tritt Tristan als Aussätziger am Hof auf und wird mit Prügeln verjagt (18912262). Daraufhin kehrt er als Knappe zurück, Ysot akzeptiert seine Unschuldsbeteuerung und rät ihm, im Kostüm eines Narren abermals zu erscheinen (2263-2420). Tristan befolgt Ysots Ratschlag, und als der König zur Jagd aufbricht, können sich Tristan und Ysot ungestört lieben, bis Markes Neffe Antret sie entdeckt. Tristan flieht und tötet dabei Pleherin (2421-2842).
1
Vgl. STROHSCHNEIDER, 2VL, Bd. 10, Sp. 29.
4.3 Ulrich: Tristan
In einer Auseinandersetzung mit Nampotanis, dem Ehemann von Kaedins Geliebter Kassie, findet Kaedin den Tod, während Tristan, durch einen vergifteten Speer verwundet, nach Karke zurückkehrt (2843-3273) und erkennt, daß er nur von der blonden Ysot geheilt werden kann. Als diese Karke fast erreicht hat, erweckt die weißhändige Ysot den Eindruck, ihre Rivalin habe sich geweigert, dem Verwundeten zur Hilfe zu kommen. Daraufhin stirbt Tristan augenblicklich, die blonde Ysot bricht tot an seiner Bahre zusammen. Als der hinzukommende Marke erfährt, daß Tristan und Ysot durch einen Minnetrank aneinander gebunden waren, verzeiht er den Liebenden und läßt sie gemeinsam bestatten (3274-3600). In einem längeren Schlußabschnitt reflektiert der Erzähler über das Schicksal der Liebenden und ordnet es in eine religiöse Sinnperspektive ein (3601-3731).2 Sieben Textzeugen. M: München, BSB, Cgm 51, 2. Viertel 13. Jh. (es fehlen die Verse 461-2584); H: Heidelberg, UB, Cpg 360, Ende 13. Jh.; B: Köln, Stadtarchiv, W* 88, 1323; N: Berlin, SBB-PK, Mgq 284, 14. Jh. (bis Vers 2511); R: Brüssel, Koninkl. Bibl., Ms. 14697, 15. Jh.; P: Berlin, SBB-PK, Mgf 640, 139rb, 1461 (v. 1-14); S: Hamburg, SB/UB, Cod. germ. 12, 1722. Zugrunde gelegt wird die Ausgabe von KERTH (Ulrich: Tristan).
2
Vgl. auch die Inhaltsangabe bei KROHN (Gottfried von Straßburg: Tristan), Bd. 2, S. 575ff.
4 Tristanromane
Textstelle 151 daz getâne ist daz getâne
152 ich bin in dem wâne, biz daz dinc ist ungetân sô mac ez vil wol zegân.
155 sâ zehant als ez geschiht, sône mac ez danne erwinden niht.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Kaedins Mutter R 1-2854: fehlen. drängt ihren Sohn, MBN 139-156: fehdie Hochzeit Trilen. stans mit Ysot Weißhand rasch auszurichten (Hochzeitsverhandlungen).
Was einmal in die Tat umgesetzt worden ist, kann man nicht mehr ändern.
Kaedins Mutter R 1-2854: fehlen. drängt ihren Sohn, MBN 139-156: fehdie Hochzeit Trilen. stans mit Ysot Weißhand rasch auszurichten (Hochzeitsverhandlungen).
Eine geplante Handlung kann durchaus noch zunichte werden.
Kaedins Mutter R 1-2854: fehlen. drängt ihren Sohn, MBN 139-156: die Hochzeit Trifehlen. stans mit Ysot Weißhand rasch auszurichten (Hochzeitsverhandlungen).
Wenn etwas geschehen ist, kann man es nicht mehr ändern.
4.3 Ulrich: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial /Literatur Sentenz
Querverweise *155.
Formulierungstradition: - (Dr) LE PAPE Filz, de ce dire vous cessiez. / Pour Dieu, prenez de mon avoir / Tant con vous en vouldrez avoir; / Et ce dont vous requier et pri / Ne vueilliez pas mettre en detri / Qu’il ne soit fait. / LE BOURGOIS Sire, ce qui est fait est fait; / Jamais ne m’y embaterez: / Pour nient vous en debaterez. / A Dieu vous dy Miracle de un pape, 1009-1018. - (E) A la mort fut féru et mourut là présent, / De coi tuit li François furent au cuer dolant. / Ce qui est fait est fait, il ne peut autrement; / Tous nous convient morir, si ne savons comment, / Pour ce fait-il bon vivre en estat durement Bertrand du Guesclin par Cuvelier: Chronique, S. 316. Verwendung: - (E) „driu tusent ritter ir wol hat; / da mit tGn nu was wir m=gen! / wir sFln sie hinaht zu im legen. / swaz man tGt, daz ist geshehen“ Ulrich: Rennewart, 4950-4953. - (Dr) ISACAR Juda l’a vendu aux marchans / Et en a receu le payement. / JUDA Je leur ay vendu voyrement; / N’en parlons plus; il est allé. / Qu’eust vallu de l’avoir cellé? / On l’eust trouvé finablement. / Si me repens je amérement / A ceste heure du marché fait; / Mais, veez la: quant c’est faict c’est fait. / Veez cy l’argent qu’ilz ont donné, / C’est vingt deniers; je les en quicte Mistére du Viel Testament, 18067-18077. Literatur: Friedrich 2006 s.v. tuon, S. 416: „Sprichwort; Truismus“. Stiebeling 1905, S. 61: „Spruch“. TPMA XII s.v. TUN 3.1. Was getan ist, ist getan und nicht mehr rückgängig zu machen. Wander I s.v. Gethan, Nr. 1.
Sentenz Literatur: Friedrich 2006 s.v. tuon, S. 416: „Sprichwort; Truismus“. Stiebeling 1905, S. 61: „Spruch”.
Sentenz Formulierungstradition: - (Dr) LYC. Fateor peccauisse et me culpam commeritum scio; / Id adeo te oratum aduenio, ut animo aequo ignoscas mihi. / EVC. Cur id ausu’s facere, ut id quod non tuum esset tangeres? / LYC. Quid uis fieri? factum est illud: fieri infectum non potest. / Deos credo uoluisse: nam ni uellent, non fieret, scio Plautus: Aulularia, 738-742. Verwendung: - (D) quod si liquet et constat, id est si e rebus actis mysteriorum causae atque origines effluunt, in allegoricas species nulla possunt conuersione traduci. quod enim factum, gestum est, infectum non potest fieri rerum prohibente natura. et tamen ut uobis ita se habere adsentiamur res istas, id est ut historiae aliud uerbis sonent, nescio quid aliud more hariolantium dicant, ita non animaduertitis, non uidetis, quanta istud dicatur et cum ignominia fieri contumeliaque diuorum? Arnobius: Adversus nationes, V, 39. - (Br) Quin potius et ista retinebo, et alium revocabo si potero. Sed quomodo? Factum est, auditum est. Quod factum est, non potest non fieri; quod auditum, celatum esse non poterit Bernhard von Clairvaux: Epistulae, 2, 5. - (E) „Dieux! dit li rois de France, bien me doit ennoier: / Perdu ai mon cousin que j’avoie si
*151; 433-442; 509f.; 1810f.; 2274-2279.
4 Tristanromane
Textstelle
354 vil dicke ich daz vernomen hân, daz ein man und sîn wîp hânt zwô sêle und einen lîp
Kontext
Ysot Weißhand wirft Tristan seine Enthaltsamkeit vor.
Überlieferung
R 1-2854: fehlen. N 354: Wey dicke
Paraphrase
Mann und Frau gehören zusammen.
4.3 Ulrich: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial /Literatur
Querverweise
chier, / Et s’ai ausi perdu Bertran mon chevalier, / Et mes autres amis qui de bon cuer entrier / M’éussent secouru pour mon non essaucier.“ / - „Sire, font li baron, veilliez vous appaisier; / Puis que la chose est faite, on ne la puet changier.“ Bertrand du Guesclin par Cuvelier: Chronique, 6366-6372. - (L) Nieman kan widerschaffen, daz geschehen ist: / sit daz die list / muz mit den sachen enden, / wer kan widerwenden, / ist ez geschehen, ezn si geschehen. ob ichs tar genenden, / hat ieman leide mir getan, ich mac im wider leiden Frauenlob, V, 62, 1-6. - (E) Vaste mit dem horne / begunde ich an si jagen. / hiet ich unmuotes zorne / nu immer, daz hiet man mir für verzagen. / kein geschehen dinc nieman erwendet. / ez muoz doch alsô wesen, / und ob ich mich an beiden ougen blendet Hadamar von Laber: Jagd, 128. - (S) Tu l’as mourdry, et saches bien, tout consideré, que, se je ne veoie nostre plus grant pourfit en ce fait, je te feroie trenchir la teste et jetter corps et teste ens es fossés ; mais puisqu’il est fait, il ne se puet deffaire. Mais c’est damaige dou gentil homme, quant il est ensi mort; et plus y arons de blasme que de loenge Froissart: Chroniques, IX, S. 78, 24-29. - (S) QVOD FACTUM EST; INFECTVM FIERI NON POTEST. Nihil hac sententia vulgatius: Quod factum est, infectum fieri non potest Erasmus von Rotterdam: Adagia, 1272 (II, iii, 72). - (S) QUOD FACTUM EST; INFECTUM FIERI NEQUIT: Hin ist hin/ leihet kein Jud mehr drauff. Was geschehen ist/ ist geschehen. Wann ein ding geschehen ist/ sol man das best darzG reden. Es ist geschehen/ was sol man vil drauß machen. Man disputiert Got verm=g nit/ was geschehen/ daß nit geschehen sei/ Hin ist hin/ vnd kan was geschehen/ nit nit geschehen sein Franck: Sprichwörter, II, 115rv (S. 371, Z. 19-25). Literatur: Stiebeling 1905, S. 61: „Spruch“. TPMA IV s.v. GESCHEHEN 6.1. Was geschehen ist, ist nicht ungeschehen zu machen. Walther, 8715a, 8717. Wander I s.v. Geschehen, Nr. 53.
Sprichwort Formulierungstradition: - (E) „Nu hôrte ich sagen mære, ein man unde ein wîp, / dâ die mit einander lebten, daz wære ein lîp / unde zwô sêlen, tugenthafter man: / lânt mich iuwer swære halbe mit iu hân.“ Wolfdietrich D, IX, 4. - (E) Es ist ain altes sprichwort; / das haun ich vil oft gehort: / ain man und auch sein eweib / zwuo sel und ainen leib / süllen mit ainander haun. / was ir ainem wirt getaun, / es seie guot oder pein, / das sol in baiden gschehen sein Kaufringer, Nr. 8, 1-8. Verwendung: - (E) Sît si mit grôzem jâmer ranc / und si grôz triuwe jâmers twanc, / die si truoc nâch ir lieben man, / als wir von ir vernomen hân, / daz si pflac grôzer riuwe / durch liebe und durch ir triuwe, / daz si zwô sêle und ein lîp / wâren, dô si was sîn wîp, / dâ von si von schulden zam / der râche, die si umbe in nam, / als uns vil dicke ist geseit Klage, 573-583. - (L) Ein man, der sô erworben ist, / der sol sich vröuwen des, deiz hât alsô geordent Crist: / ein lîp, zwô sêle dâz ist, swâ sich zwei gebent zesamen mit rehter ê! Reinmar von Zweter, 45, 1-3. - (G) Geloube mir, wenne er ze einem armen man wirt, sô muost dû ein armez wîp sîn. Unde die ez halt wol gehaben mügen, die sulnt ez dannoch ir wirten niht unnützelîchen âne werden mit überigen wirtscheften noch andern mannen geben noch mit hôhvart fürbringen, noch solt ez niht ze nœtlîchen machen mit dir selber durch löbelach. Swaz ich ze den mannen spriche, daz spriche ich ze den frouwen: ez wære anders niht ein lîp unde zwô sêle Berthold von Regensburg, I, 320, 3-10. Vgl. den biblischen Hintergrund: - et erunt duo in carne una Gen 2,24 - vnd sie werden sein ein Fleisch Luther: Deutsche Bibel, VIII.
218f., 2666.
4 Tristanromane
Textstelle
763 ich weiz wol, daz ein vrum man âne triuwe niemer werden kan.
1305 diu wîp mit listen sint vil karc
1342 â dise werlt kan ze gæhen ende gebn
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Tristan verspricht dem Herzog von Karke, Wort zu halten und nach seinem Besuch in Cornwall zurückzukehren.
R 1-2854: fehlen. M 461-2584: fehlen. BN 651-832: fehlen.
Ohne Zuverlässigkeit wird niemand zu einem rechtschaffenen Menschen.
Der Erzähler erklärt das listige Verhalten der blonden Ysot nach ihrer Ankunft im Jagdrevier mit der Natur der Frauen (Dornenhecke-Episode).
R 1-2854: fehlen. M 461-2584: fehlen. BN 1305-1314: fehlen.
Frauen sind listenreich.
Ysot gibt gegenüber Markes Neffen Antret vor, sie könne Marke wegen einer plötzlichen Erkrankung nicht aufsuchen (DornenheckeEpisode).
R 1-2854: fehlen. Das Leben kann M 461-2584: fehplötzlich enden. len. BN 1339-1416: fehlen.
4.3 Ulrich: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial /Literatur
Querverweise
→ Er 5822 → Pz 740,29 → GTr 1801. Literatur: Friedrich 2006 s.v. man, S. 286. Leitzmann 1942, S. 165 [führt diese Textstelle an]. Schulze 1987, S. 12 [führt diese Textstelle an]. Stiebeling 1905, S. 61: „Sprichwort“. TPMA VII s.v. LEIB 4. Mann und Frau (Freunde) sind ein Leib (und zwei Seelen) [führt diese Textstelle an]. Wander III s.v. Mann, Nr. 1314.
Sentenz
Literatur: TPMA XI s.v. TREUE 2.6. Treue veredelt.
Sentenz
904; 1352-1359; 1684f.
Verwendung: - (E) Et nequeden feme est molt sage / d’enginier mal an son corage; / il puet bien estre que Turnus / a de s’amor ou tant ou plus, / et qu’ele est a seür de lui Roman d’Eneas, 8997-9001. - (E) iedoch furcht ich ein teil, / div wib chvnnen liste vil. / waz ob siv mich betriegen wil, / und den herren Turnum / al daz selbe wil tNn / oder lihte hat gitan Heinrich von Veldeke: Eneit, 297, 30-33. - (E) „ez ist ze Rôme dehein wîp, / sô ich die sêle und den lîp / vor den tieveln müeze ernern, / diu sich mîn müge erwern, / ichn lege sie an den arm dîn. / und wærez mîn frouwe, diu keiserîn, / ob dû sie woldest minnen, / ich kunde dirs wol gewinnen. / wir wîp kunnen manegen list, / der iu man verholn ist.“ Otte: Eraclius, 3307-3316. - (E) Sy mande en also beswert, / Dat hey ir sechte syne gedechte / Ind wa by hey neit en mochte / Slaeffen bynnen dry nachten, / Des sy konde gewachten / Noch essen bynnen dry dagen. / Des begunde sy en vragen: / Der vrauwen list ist manchualt, / Sy syn iung off sy syn alt Karlmeinet, A387, 3-11. - (E) Daz sprüchwart ist mir oft gesait: / Alter part hat weisshait. / Dar zuo bin ich worden innen: / Junges hárn phligt cluoger sinnen. / So duncht mich auch, sam gwissen ist, / Die frawen sind nicht ane list. / Daz hab ich sunderleichen gsehen / In disem rat; des muoss ich jehen Wittenwiler: Der Ring, 3071-3078. Vgl. den biblischen Hintergrund: - omnis malitia nequitia mulieris est Sir 25,17. - Es ist keine list vber Frawen list Luther: Deutsche Bibel, XII, Sir 25,18. Literatur: Leitzmann 1942, S. 166 [führt diese Textstelle an]. Schulze 1987, S. 116f., Nr. 163. TPMA III s.v. Frau 1.3.1.1. Die Frau ist das listigste Wesen. Wander III s.v. List, Nr. 6.
Sentenz Verwendung: - (S) Mundo non credas, quia nescis quando recedas. / Mors subito veniet; caro pulvis sordida fiet. / Gelaub der welt zu chainer stunt, / Wann das schaiden von ir ist dir vnchunt. / Der tot chumpt snell vnd vngedacht, / Der den menschen zu aschen macht Qui vult ornari, 6 (Bamberg, UB, msc. med. 13, f. 127v, 15. Jh.). Literatur: TPMA XI s.v. TOD 3.2. Der Tod kommt unvermutet und heimlich. Walther, 15628.
15-18; *2308; 3713-3715.
4 Tristanromane
Textstelle
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Tristan tadelt Kaedin, der wegen Kurvenals Botengang ez missestât eime guoten man, der niht wan vorhte phlegen kan. Angst hat, entdeckt zu werden (Dornenhecke-Episode).
R 1-2854: fehlen. M 461-2584: fehlen. BN 1339-1416: fehlen.
Ein Ehrenmann darf nicht allzu furchtsam sein.
Kurvenal bekräftigt gegenüber Tristan seinen Gehorsam (Dornenhecke-Episode).
R 1-2854: fehlen. M 461-2584: fehlen. BN 1339-1416: fehlen.
Treue zeigt sich an der Einmütigkeit von Herren und Gefolgschaft.
Brangaene weist die Zweifel von Markes Neffen Antret an der Aufrichtigkeit Ysots, die eine Krankheit vortäuscht, zurück.
R 1-2854: fehlen. M 461-2584: fehlen. BN 1467-1513: fehlen.
Wer Frauen absichtlich in Verruf bringt, wird verachtet.
1369
1410 ez ist getriuweclîcher muot an herren unde an gesellen, die eines willen wesen wellen.
1483 er wirt den liuten vil unwert, swer wîbe lasters gerne gert.
4.3 Ulrich: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial /Literatur Sentenz
Querverweise 1116-1120; 1148f.
Verwendung: - (E) quant mes haubers sera pretrusiés comme cote / et mes escus fendus com dras, com alignote, / et revenra au pas mes cevaus qui or trote / et li sans de mon cors sor mon arcon me flote, / ce dont vois è l’ mesage; on dira: cil n’asote, / ne ne me gabera li rois ne Aristote. / or soions tout seur, comme singes sor mote; / hounis soit li proudom qui por i. jor radote Li Romans d’Alixandre, 99, 4-11. - (E) Non, fet ele, que g’en ferai / avoec vos ma puissance tote. / N’est mie prodon qui trop dote: / por ce cuit que prodom soiez / que n’iestes pas trop esmaiez Chrétien de Troyes: Yvain, 996-1000. Literatur: Leitzmann 1942, S. 166 [führt diese Textstelle an]. Paul 1998, § 455 (vgl. dort zur Konstruktion „ez …, der“). TPMA VIII s.v. MANN 1.1.2. Ein Mann soll mutig und furchtlos sein. Wander III s.v. Mann, Nr. 859.
Sentenz
25-32.
Literatur: Stiebeling 1905, S. 61: „Spruch“. Wander V s.v. Wille, Nr. 119.
Sentenz Verwendung: - (D) Rusticus est vere, qui turpia de muliere dicit; nam vere sumus omnes de muliere Facetus (dt.), 186. - (D) Marcolfus: „Similiter mulier potest dici quasi mollis error.“ Salomon: „Mentiris, pessime. Pessimus homo omnis male loquens de muliere. Nam de muliere nascitur omnis homo, et qui dehonestat muliebrem sexum, nimium vituperandus est. Quid diuicie, quid regna, quid possessiones, quid aurum et argentum, quid gemme, quid preciose vestes, quid sumptuosa conuiuia, quid leta tempora, quid delicie valent sine femina? Vere potest vocari mundo mortuus, qui est ab hoc sexu segregatus. […]“ Dialogus Salomonis et Marcolfi, Cap. XII, (S. 35, Z. 8-16). - (S) Swer wîben sprichet valschiu wort, / der hât fröuden niht bekort Freidank: Bescheidenheit, 103,25f. - (E) Do sprach der werde Kruchan: / „kFnc Tybalt, ir hat missetan / an so hochgelobter art. / hete ir brGder Rennewart / diz von iwerm munde vernomen, / ez m=hte iu sin zu shaden komen / und m=gent ez wol engelten; / wip sol nieman gerne shelten. / swer wiben Fbel sprichet, / des helmes reht er brichet. / helme und shilte sFln zFhte pflegen, / oder der man sol sich ir bewegen, / swenne in sin unzuht rFre, / daz er sie nymmer gefFre.“ / „Kruchan, du hast gesprochen wol. / die vrawen nieman shelten sol,“ so sprach der kFnc Malfer Ulrich: Rennewart, 1480114817. Literatur: Friedrich 2006 s.v. wîp, S. 468. Leitzmann 1942, S. 166 [führt diese Textstelle an]. TPMA III s.v. FRAU 4.2.3. Man schmähe, tadle und verachte die Frau nicht. Wander I s.v. Frau, Nr. 676.
1276-1279.
4 Tristanromane
Textstelle 1558 swie got welle, ez mir ergê
1652 swes ich mich niht erweren kan, daz muoz ich allez dulden.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Ysot bekräftigt gegenüber Brangaene ihre Entschlossenheit, sich heimlich im Zelt mit Tristan zu treffen.
R 1-2854: fehlen. Gottes Wille geM 461-2584: fehschieht. len. N 1558: of got wille wey mir erge.
Kamele fügt sich Ysots Anordnung, Kaedin zu Willen zu sein.
R 1-2854: fehlen. M 461-2584: fehlen. B, N 1653-1667: fehlen.
Etwas Unabwendbares soll man hinnehmen.
4.3 Ulrich: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial /Literatur Anspielung auf eine Sentenz Formulierungstradition: - (E) es muoz doch wie got wil ergân. / iuwer sun der sol et hân / herzenlieb, ich herzensêr. / daz ist geschehen. waz welt ir mêr? / ich bin arm, er ist rîche Rudolf von Ems: Der guote Gêrhart, 4129-4133. - (G) lît gotes wille an uns so gâr, / sô wizze wir wêrlîche, / wir kumen alle in gotes rîche, / wande swes got willen hât, / wir wizzen wol, daz daz volgât; / jâ, swaz er gedenket sân, / daz ist allez getân Heinrich von Kröllwitz, 2647-2653. Verwendung: - (E) Wil ich on gotes willen stan, / so ist mein wille des vil gGt; / dartzG aller mein mGt. / Was got wil, daz mGs ergan. / Sol mein tochter ymmer man / ir ze liebe genemen, / so mag ir wol getzamen / der kunig von rçmisch lannde Dietrichs Flucht, 1279-1286. - (G) La mich ligen, als ich lige! / Mines teiles ich mich irwige: / Gotes wille mGze irgan! Väterbuch, 4509-4511. - (S) Es gehet wie Gott will. Gottes wille und unser wille seind wider eynander. Und im Vatter unser betten wir/ Gott w=lle gnediglich gestatten/ daß wir seinen willen ertragen m=gen/ und den unsern verlassen. Unnser wille sGchet was unns wol thGt/ reichthumb/ gGt und ehre. Gottes wille fordert von uns Gottes ehre und unser schande/ da hept sich dann der kampff/ wenn sich die zwen willen treffen/ und die weil Gottes wille uns schwer ist zu tragen/ so hatt er uns heyssen umb gnade bitten. Wer nun antwortet auf die frage/ Wie gehets? Es gehet wie Gott will. Der bekent es gehe nit nach seinem willen/ sonder nach Gottes willen/ aber seinem willen nach giengs villeicht baß Agricola: Sprichwörtersammlungen, I, 575. Vgl. den biblischen Hintergrund: - sicut domino placuit ita factum est, sit nomen Domini benedictum Iob 1,21 (Alkuin-Revision). → Wigl 6835 → Gar 7760 → GTr 7309. Literatur: Friedrich 2006 s.v. got, S. 172. Schulze 1987, Nr. 222. TPMA V s.v. GOTT 14.1. Gottes Wille geschieht (geschehe). Wander II s.v. Gott, Nr. 1321.
Anspielung auf eine Sentenz Formulierungstradition: - (S) Mutare quod non possis, ut natum est, feras Publilius Syrus: Sprüche, m62. Verwendung: - (S) Libenter feras, quod necesse est Pseudo-Seneca: Monita, 11. - (S) Quisque libens portet, portari quidquid oportet Werner: Sprichwörter, q177 (Hs. 14. Jh.). - (Br) in hoc brevi et turbido nil aliud dixerim nisi nil penitus tuarum ad me literarum hoc biennio pervenisse, quod mirari te non miror atque etiam indignari: litere nostre medio viarum suos raptores inveniunt; sed ferendum quod mutari non potest Petrarca: Familiari, XIX, 2, 6. Literatur: TPMA II s.v. DULDEN 1.1.2.1. Man muss das Unausweichliche und Unabwendbare ertragen. Wander I s.v. Aendern, Nr. 10.
Querverweise
4 Tristanromane
Textstelle 2293 ez ist niht anders wan ein tôt
2308 ich weiz, daz nieman sterben sol wan ze sînem gesatten zil.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Tristan weist Kurvenals Bedenken wegen der leichten Durchschaubarkeit der Knappen-Verkleidung zurück (vor der zweiten Fahrt zu Ysot).
R 1-2854: fehlen. M 461-2584: fehlen. B 2285-2294: fehlen. N 2291-2294: fehlen.
Man soll den Tod nicht fürchten, weil man nur einmal stirbt.
Tristan weist Kurvenals Bedenken hinsichtlich der Durchschaubarkeit der Knappen-Verkleidung zurück (vor der zweiten Fahrt zu Ysot).
R 1-2854: fehlen. M 461-2584: fehlen. N 2308: Ich weis wale neym$ steru) in sol.
Jeder stirbt zu dem für ihn bestimmten Zeitpunkt.
4.3 Ulrich: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial /Literatur Sentenz
Querverweise *2308 ; 36363638.
Formulierungstradition: - (S) Et meismement li […] messires Jehans en fu durement repris de son frère, et de aucuns de son propre conseil, pour tant qu’il leur sambloit que li entrepresure estoit si haute et si perilleuse, selonch les descors et les grandes haynes qui adonc estoient entre les haus barons et les communs d’Engleterre, et selonch ce que li Englès sont communement envieus sour toutes estragnes gens, quant il sont à leur deseure et meismement en leur pays, que cescuns avoit paour et doubtance que li dis messires Jehans ne nulz de ses compagnons peuist jamais revenir. Mais, quoi que on li blasmast ne desconsillast, li gentilz chevaliers ne s’en volt onques relaiier. Ains, dist que il n’avoit que une mort à souffrir, qui estoit en le volenté de Nostre Signeur Froissart: Croniques, I, 2, S. 24, 20-25, 2. - (E) Nous n’avon nules armes fors nos bourdons pesant; / Mès nous ne sommez mie Lombart ne païsant, / Ains sommes chevaliers hardi et combatant: / Au besoing doit chascun prouver son hardement, / Si que ja jougléor male canchon n’en chant. / Chascun n’a c’une mort, pour voir le vous gréant; / Ains que nous i mouron, nous vendron richement Gaufrey, 6163-6169. Verwendung: - (E) Il a ci ses paiens et ses Turs assamblés; / Se vos volïés croire mon cuer et mon pensé, / Nous l’irïons ja tous de traïson reter, / Et s’il a tant en lui corage ne bonté, / Il s’an desfendera, je vous di par verté. / Chascuns n’a c’une mort à soffrir n’à passer; / Quant Diex vient à plaisir, si la prenez an gré. / Certes, miels voil morir que vivre à tel lasté Gui de Bourgogne, 2129-2136. - (E) doch genant ich vnd genaz, / swie mir were von klépfen we. / ich gedaht: „du kanst nét me / wan aines dodes ersterben. / solt du da von verderben, / du mNst es fragen etwas […]“ Johann von Konstanz: Minnelehre, 232-237. - (D) Welt ir den krieg nicht lâzen, / ich bin ouch krieges herzen. / Ich wil mich darnâch sâzen, / sol ich sunst an schulde tragen smerzen. / Ich wil ê slâfen ob ich sol verderben, / daz iuch mîn tôd mGz riuwen. / Zwâr ich sol doch niur eines tôdes sterben Des Minners Klage, 635,1-8. - (E) Lieber here/ sprach Maller/ wes wellent ir nu begynnen/ wellent ir nit vnderst) dise boßheit zu rechen/ So myr got der mich geschaffen hat/ Hett ich uch die hant glübe nit getan Jch wolte yetz widdr vmb riten/ vnd wolt uwern bruder erstechen/ Solte ich wol dar vmb erhangen werden/ Man mochte mir doch nit mee dann eynen tot an getün/ Jch hoffen ouch ich welle vor myme tode dise groß boßheit groblich rechen Elisabeth von Nassau-Saarbrücken: Loher und Maller, Bl. 60rb. Vgl. den biblischen Hintergrund: - statutum est hominibus semel mori Hbr 9,27. - den Menschen ist gesetzt, ein mal zu sterben Luther: Deutsche Bibel, VII. → Lan 7343 → Cr 20670 → Loh 1586. Literatur: Friedrich 2006 s.v. tôt, S. 410: „Sprichwort […] wird verwendet, um Tapferkeit und Todesverachtung zu zeigen.“ Schulze 1987, S. 182f., Nr. 282. TPMA XI s.v. TOD 4.1.1. Man stirbt nur einmal. Wander IV s.v. Sterben, Nr. 84.
Sentenz Verwendung: - (E) quant il est uielz & tresalez ia puis en pris ne montera . ne iames hom prisiez ne amez ne redoutez ne sera tant que il soit coneuz & tant quen ait ueu partie de ce quil puet faire . ne nus ne puet morir desqua son ior . Gauuain biaus nies fait li rois ge macort bien a une partie de uoz diz . quar uos dites bien & uoir Le livre d’Artus, 8, 36-39. - (E) der brister sprach: „ach, fraw myn, / wirt aber eyner also erschlagen, / die fraw die sund must dragen / die yn hett gesendet dar. / darumb nempt uwer selbs war / unnd seczent von bul-
15-18; 514-518; *1342; *2293; 3536f.; 3591f.
4 Tristanromane
Textstelle
2446 heizet in suochen, herre: ich weiz wol, daz man in vindet, swer niht der suoche erwindet.
3584 diu Minne kan wol lêren vröude und herzenôt.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Antret und Melot raten Marke, die verdächtigen Knappen, bei denen es sich um Tristan und Kaedin handelt, zu verfolgen.
R 1-2854: fehlen. M 461-2584: fehlen. BN 2439-2470: fehlen.
Wer gewillt ist zu suchen, der findet.
Der Erzähler beklagt rückblickend den unheilvollen Einfluß des Minnetranks auf Tristans Schicksal.
N 2512-3731: fehlen.
Die Liebe kann sowohl Freude als auch Leid bringen.
4.3 Ulrich: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial /Literatur
Querverweise
schafft üwer gemut!“ / die fraw sprach: „darvor mich behutt / Maria unnd der sues gott, / wen der da lebt in mym gebot, / dem bin ich billich underthan. / herr, wissent das an argwan: / nyemant stirbt e sinr zitt. / unns des wol ein urkunt gitt / das mencher wirt alt / der doch sin dag ein degen bald / gewesenn ist unnd unverczagt, / unnd lib unnd leben hatt gewagt / dick unnd nit zu eyner stund, / dem doch got der seld gund / das er rechts dots erstarb; / unnd einer der nye erwarb / weder bris noch eer in keyner stat, / der got mengen sterben lat / unrechts dots by jungen dagen […].“ Die Beichte einer Frau, 152-175. → Lan 1612. Literatur: Leitzmann 1942, S. 169 [führt diese Textstelle an]. TPMA XI s.v. TOD 4.1.2. Man stirbt nur zur festgesetzten Zeit. Walther, 31204. Wander s.v. Sterben, Nr. 53; 93.
Anspielung auf eine Sentenz
1429f.
Formulierungstradition: - (E) Dieus dist en l’Evangile, / Ou n’a fable ne ghile, / Ki querre volt il troeve: / En tous lieus, par saint Gille, / En cans, en bos, en vile / On trueve s’on lui rueve Robert de l’Omme: Miroir de vie et de mort, Prol. 2, I, 1-6. Verwendung: - (E) Wer sGcht der findt, hab ich geh=rt Einnahme von Doornick, 1, 1. - (L) Wer suecht da ist würdt finden, / wer gibt, der Würdt gewehrt Volkslied auf den Herzog Ulrich, 30. Vgl. den biblischen Hintergrund: - quaerite et invenietis Mt 7,7 - Suchet, so werdet jr finden Luther: Deutsche Bibel, VI. → Pz 593,25 → Loh 3470 → GTr 18110; 19523. Literatur: Schulze 1987, Nr. 195. TPMA XI s.v. SUCHEN 5.1. Wer sucht, findet, und wer finden will, muss suchen. Walther, 24589a. Wander IV s.v. Suchen, Nr. 29, 38.
Sentenz Verwendung: - (E) die selb küniginne / pflag wunderlicher minne. / sy was vil selten an man: / welhen sy dez nachtz gwan, / er tett ir lieb oder laid, / dem was dez morgens berait / das man ims houppt abschluog: / sy verderbt lütt gnuog. / Also git minn baide / lieb und laide. / sy lonet ze glicher wiss / als die künigin ir amis. / die gab ye den lon den tod: / also lonet si mit seneder not Die gute Frau, 1333-1346. Literatur: TPMA VII s.v. LIEBE 1.5.2. Liebe ist nicht denkbar ohne Freude und Leid, Honig und Galle, Gutes und Übles. Wander III s.v. Liebe, Nr. 277.
80f., 235f.; 13471350.
4 Tristanromane
Textstelle 3601 Swer hât lîp unde guot und sô mit den beiden tuot, daz im ez diu werlt hât verguot, den hât sælde wol behuot
3605 swer rehte kan mit guote lebn, beidiu haben unde gebn, entriuwen der ist ein sælic man.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler betont den Zusammenhang zwischen einem gelungenen irdischen Leben und der Gunst des Glückes (Beginn des Schlußabschnitts).
MB 3601: Initiale. MB 3603f: fehlen. N 2512-3731: fehlen. R 3603: im fehlt. h. von ime verguot. R 3604: saelde] got.
Leben und Besitz so einzusetzen, daß man die Anerkennung der Gesellschaft erlangt, bedeutet großes Glück.
Der Erzähler fordert zu maßvollem Umgang mit Besitz auf (Schlußabschnitt).
M 3605: swer fehlt. B 3605: Dat er. MB 3605: rehte da mit kan. mit guote fehlt. B 3606: halden. N 2512-3731: fehlen.
Um glücklich zu werden, soll man seinen Besitz maßvoll einsetzen.
4.3 Ulrich: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial /Literatur Sentenz Vgl. die Formulierung: - Der guote man swaz der in guot / und niwan der werlt ze guote tuot, / swer daz iht anders wan in guot / vernemen wil, der missetuot Gottfried: Tristan, 5-8. Literatur: Leitzmann 1942, S. 167 [führt diese Textstelle an]. Tomasek 2005, S. 59: „Sentenz“. TPMA V s.v. GUT (Subst.) 5.3. Das Gut soll (auf rechte, ehrenvolle Art und zur rechten Zeit) gebraucht und verbraucht werden. Wander II sv. Gut (Subst.), Nr. 138.
Sentenz
Literatur: Leitzmann 1942, S. 167 [führt diese Textstelle an]. TPMA V s.v. GUT (Subst.) 5.3. Das Gut soll (auf rechte, ehrenvolle Art und zur rechten Zeit) gebraucht und verbraucht werden.
Querverweise 38f.
4 Tristanromane
Auswertung Die Sentenz- und Sprichwortverwendung in Ulrichs ›Tristan‹-Fortsetzung ist insofern durch die Gottfrieds beeinflußt, als Ulrich zahlreiche Themen Gottfrieds und gelegentlich auch ähnliche Formulierungen aufgreift. Frequenz: Ulrichs ›Tristan‹ enthält insgesamt 18 Sentenzen und Sprichwörter (inkl. Anspielungen). Bei 3731 Versen ergibt dies pro Beleg eine durchschnittliche Dichte von 207 Versen. Ein Beleg (6%) ist sprichwörtlich: – Sprichwörter: 1; Anspielungen auf ein Sprichwort: 0. – Sentenzen: 14; Anspielungen auf eine Sentenz: 3.
In folgenden Passagen ist eine Häufung von Belegen festzustellen: (1) (2) (3) (4)
Hochzeitsverhandlungen am Hof zu Karke: 151; 152; 155. Dornenhecke-Episode: 1305; 1342; 1369; 1410. Vor der zweiten Fahrt zu Ysot: 2293; 2308. Schlußabschnitt: 3601; 3605.
Nicht in die Tabelle aufgenommen wurden nach den zugrunde gelegten Begriffen folgende in der Forschung als sentenzhaft oder sprichwörtlich klassifizierte Stellen: 585: Stiebeling 1905, S. 61; 1429: Schulze 1860, S. 139; 1519: Leitzmann 1942, S. 166; 1731: Leitzmann 1942, S. 168; 1959: Stiebeling 1905, S. 61; 3616: Stiebeling 1905, S. 60; 3656: Leitzmann 1942, S. 169.
Sprecher: Auf den Erzähler entfallen vier, auf die Figuren 14 Belege (78%). Acht der Figurenbelege werden von weiblichen Figuren gesprochen (57%). Die Figurenbelege verteilen sich auf drei männliche (inkl. einer Gruppe: Antret und Melot) und fünf weibliche Sprecher. Die häufigsten Sprecher sind Tristan mit vier, Kaedins Mutter mit drei und die blonde Ysot mit zwei Belegen. In der Verteilung auf Figuren und Erzähler unterscheidet sich Ulrich grundlegend von Gottfried: Während im ›Tristan‹ gut zwei Drittel der Belege auf den Erzähler fallen, werden in der Fortsetzung drei Viertel der Belege von Figuren gesprochen. Die weiblichen Figuren sind, gemessen an der Sentenz- und Sprichwortverwendung der untersuchten Texte, mit 57% der Belege stark vertreten. Verw endung: Die Sentenz- und Sprichwortverwendung durch die Figuren steht überwiegend im Zusammenhang mit Entscheidungsfindungen und -begrün-
4.3 Ulrich: Tristan
dungen. Eine ganze Reihe von Sentenzen dient dazu, zweckrationales Handeln der Figuren rechtfertigend in einen übergeordneten Kontext wie z.B. das Wirken Gottes oder des Schicksals einzuordnen (1558; 1652; 2308). Kaedins Mutter drängt ihren Sohn, die Hochzeit bald auszurichten (151; 152; 155). An zwei Stellen (1342; 1483) werden Sentenzen aber auch zum Zweck der List eingesetzt. Wenngleich die Liebenden durch die in parallelen Sentenzen ausgedrückte Risikobereitschaft im Hinblick auf ihre Liebe ausgezeichnet sind (1558; 2293; 2308), ist eine Profilierung der Protagonisten Tristan, Isolde und Marke als Sprecher von Sentenzen und Sprichwörtern, wie Gottfried sie unternimmt, bei Ulrich nicht zu beobachten. Die Erzählersentenzen haben meist punktuell kommentierenden Charakter. Ausnahmen bilden die Sentenzen 3601 und 3605, in denen der Erzähler eine Handlungsaufforderung an den Rezipienten ausspricht. Überlieferung: Von den 18 Belegen sind nur fünf außerhalb der Handschrift H bezeugt (354, 1558, 2308, 3584, 3605), da R erst mit Vers 2855 einsetzt und M, N und B stark gekürzt sind.1 Eine gezielte Streichung von Sentenzen ist in diesen Handschriften jedoch nicht festzustellen. Zwei Belege sind in M, N und B unvollständig überliefert, so daß sie den Status einer Sentenz oder Anspielung nicht erfüllen (1652, 3601). Themen: Folgende inhaltliche Schwerpunkte des Textes werden auch in Sentenzen reflektiert: – Liebe: 3584. – Tod: 1342; 2293; 2308. – Treue: 763; 1410.
Die Neid-Thematik, die in allen anderen Tristanromanen eine wesentliche Rolle spielt, wird in Ulrichs ›Tristan‹-Fortsetzung nicht in Sentenzen oder Sprichwörtern reflektiert (vgl. aber v. 36f.). Stil: In stilistischer Hinsicht ist hervorzuheben, daß die Sentenzen weitgehend konventionellen Vertextungsstrategien entsprechen. Neben zumeist zweizeiligen Formulierungen finden sich zwei dreizeilige (1410; 3605) sowie eine vierzeilige (3601) Sentenz. Letztere ist Gottfrieds Vierreimstrophen nachempfunden. Markant sind einzeilige Prägungen (151; 1305).
1
Zu den Kürzungen in M vgl. KLEIN 1992, S. 54-64, bes. S. 63f.
4 Tristanromane
Verallgemeinernde Sentenzeröffnungen finden sich durch swes (1652), swie (1558) und swer (1483; 3601; 3605); korrelative Wendungen weisen folgende Sentenzen auf: daz … daz (151), daz … ez (152), sâ … sône (155), ez … der (1369). Ulrich verzichtet weitgehend auf metaphorische Ausdrücke (vgl. aber 354). An Rahmenelementen, die das Vorliegen von Orientierungs- oder Erfahrungswissen signalisieren, sind zu verzeichnen: Einleitungselemente: – ich bin in dem wâne, / … (zu 152; Kaedins Mutter) – vil dicke ich daz vernomen hân, / daz … (zu 354; Ysot Weißhand) – ich weiz wol, daz … (zu 763; Tristan) – ich weiz, daz … (zu 2308; Tristan) – ich weiz wol, daz … (zu 2446; Antret und Melot)
Besonderheiten: Der Prolog enthält keine Belege. Innerhalb der Sentenzen und Sprichwörter lassen sich zwei gegenläufige thematische Reihen bilden: Eine Reihe von Belegen, die im Zusammenhang mit Ehestiftungsvorhaben (151, 152, 155, 354) und eine Reihe von Sentenzen, die im Zusammenhang mit Ehebruchsvorhaben (1305, 1342, 1483, 1558) stehen.
4.4
›Tristan als Mönch‹
Das in der Ausgabe von BUSHEY 2705 Verse umfassende Episodengedicht ›Tristan als Mönch‹, das in einem Zweig der Gottfried-Überlieferung als Fortsetzung verwendet wird,1 ist um die Mitte des 13. Jahrhunderts entstanden.2 Inhalt: Königin Ginover lädt zu einem Hoffest an den Artushof ein, zu dem jeder Ritter mit seiner Geliebten erscheinen soll (1-56). Dies bringt Tristan in Bedrängnis: Läßt er sich von der weißhändigen Ysot begleiten, verliert er die Gunst der blonden Ysolde, bleibt er dem Fest fern, riskiert er sein Ansehen. Schließlich folgt er Kornewals Rat und reist mit seiner Ehefrau Ysot nach Karidol (57-484). Die Entscheidung bereut Tristan jedoch bald. Als er in Karidol träumt, die blonde Ysolde halte ihn für treulos, bricht er in Begleitung Kornewals auf (485-724), vorgeblich um Abenteuer zu suchen. Auf einer Lichtung finden sie einen toten Ritter, den Tristan, um seinen Kummer zu verbergen, beklagt, doch Kornewal durchschaut die Pose (725-889). Da Tristan in Erfahrung bringen will, wie Ysolde auf seinen Tod reagieren würde, entstellt er das Gesicht des Toten und läßt Kornewal ihn als Tristan ausgeben. Während dieser den Leichnam in einem Kloster aufbahren läßt, tritt Tristan dort unter dem Namen ‚Bruder Wit‘ ein (890-1055). An der Bahre hält u.a. Ginover eine Klagerede (1056-1372). Schließlich wird auf Anraten von Artus der Tote in Begleitung des Abts und Bruder Wits nach Tintajoel zu König Marcke überführt (1373-1436). Dieser bereut, Tristan verstoßen zu haben, und hält gleichfalls eine Klagerede (1437-1682). Ysolde gibt zunächst vor, vom Tod Tristans nicht berührt zu sein; als Marcke sein Befremden darüber äußert, verleiht sie ihrem Schmerz erst öffentlich, dann privat Ausdruck (1683-2116). Am Abend läßt Kornewal, der seine Totenwache vorübergehend unterbrochen hat, um sich mit Bruder Wit zu treffen, der blonden Ysolde einen Brief Tristans zukommen, in dem sie über den wahren Sachverhalt aufgeklärt wird (2117-2424). Ysolde täuscht daraufhin vor, krank zu sein und nur von Bruder Wit geheilt werden zu können (2425-2646). Marcke selbst setzt sich für eine Behandlung durch den Mönch ein, so daß die Liebenden sich ungestört einander hingeben können. Aus Angst vor Demaskierung kehrt Tristan bald nach Parmenie zurück (2647-2705).3 Zwei Textzeugen. R: Brüssel, Koninkl. Bibl., Ms. 14697, um 1435. S*: Hamburg, SB/UB, Cod. germ. 12 [1722 angefertigte Abschrift der nicht erhaltenen Handschrift S von 1489]. Zugrunde gelegt wird die Ausgabe von BUSHEY (Tristan als Mönch).
1 2 3
Vgl. STROHSCHNEIDER 1991, S. 75. Vgl. STEINHOFF, 2VL, Bd. 9, Sp. 1062. Vgl. auch die Inhaltsübersicht bei JUNGREITHMAYR 1980, S. 415-417.
4 Tristanromane
Textstelle 223 besser ist an woge gelon minne, denne gar verloren han beyde ere und mynne.
838 wenne nye guot friunt geschied von friunde in kumber also groß.
1137 getruwe mynne stæte birt.
1543 eins alten wortes man pfliget, das nit noch dote geliget.
Kontext Kornewal rät Tristan, mit der weißhändigen Ysot zu Ginovers Fest nach Karidol zu reisen.
Überlieferung S 223: vnder wegen.
Tristan begründet seine Aufforderung an Kornewal, ihn in seinem (vorgetäuschten) Kummer um den toten Ritter im Wald nicht zu verlassen.
Ginover betont in ihrer Klagerede im Kloster die Größe des Verlustes, den vor allem die Frauen durch Tristans Tod erlitten haben.
Der Erzähler erklärt, warum Marcke in Tintajoel seine Feindschaft gegenüber dem vermeintlich toten Tristan aufgibt und Trauer empfindet.
Paraphrase Es ist besser, die Liebe aufs Spiel zu setzen, als Liebe und Ansehen gleichermaßen zu verlieren.
Gute Freunde sollen einander in Bedrängnis beistehen.
R 1137: wúrt.
Wahre Liebe bringt Beständigkeit hervor.
Hass endet mit dem Tod.
4.4 Tristan als Mönch
Klassifikation / Vergleichsmaterial /Literatur Sentenz
Querverweise 107-109; 138141; 712-715.
Vgl. das Sprichwort: - (G) Wæger ist ein schade dan zwêne Meister Eckhart: Liber Benedictus, S. 47, Z. 12. Literatur: McDonald 1990, S. 113: „Kurneval’s reaction is a mixture of common sense, moral lesson and suspicion […] (223-5).“ TPMA IX s.v. SCHADEN 5.5. Ein Schaden ist besser als zwei. Wander IV s.v. Verlieren, Nr. 1. 736-741; 773785; 927-929; 1014-1016; Formulierungstradition: - (L) Swer einen vriunt getriuwes herzen vinde, / dem trag er liebe mê dan sînem kinde. / guot 1062-1066. vriunt lât vriundes niht ze nœten, / den lât ouch Got ze vreide niht, / sô man in lân die valschen siht Reinmar von Zweter, 249, 7-11.
Anspielung auf eine Sentenz
Verwendung: - (S) minime amicus sum, fortunae particeps nisi sim tuae Publilius Syrus: Sprüche (von Orelli), 827, S. 54. - (E) Iz ist ein cristenlich dinc, / daz beide brotere unde neuen / bit ein ander rechte leuin. / Sver den uront durch sin eines rat / verlazet so iz ime an die not gat, / gesviche he deme lant man / he hette michel baz getan. / Berker der riche / der tede uromeliche, / do min uatir was uertriuen: / he gewan ime sin lant wider König Rother, 3416-3426. - (S) Cil n’est pas vrais amis qui faut a son ami, quant il est povres et au besoing Proverbes ruraux, 78. - (E) Lieber sune wiltu mir folgen so wil ich es wol dar zu bringen das din vetter an In wol wirt gerochen Liebe muter sprach ysenbart Ich han alle wege horen sagen Der ein ist nit ein byderbman der in den noten synen freunden nit wil helffen Darvmb lliebe muter sprach ysenbart So sagent mir uwern synne Elisabeth von Nassau-Saarbrücken: Loher und Maller, 69vb. Literatur: TPMA IV s.v. FREUND 3.3.2. Der wahre Freund versagt auch in der Not nicht als Freund. Wander I s.v. Freund, Nr. 82.
Sentenz
98-100; 226-232; 1892-1896.
Verwendung: - (L) Ich wil die minne strâfen, / si swachet ir êren ein teil. / Swâ si wol solde slâfen / dâ wachet si ûf ir unheil. / - Ich tuon ir mit rede gewalt, daz ist ir widerwinne. - / si vert ûzerthalp der mâze und ist genant unminne. / minne ist unstæte frî Der Marner, V, 3, 19-25. - (S) Amor vuol fede, [et] fede vuole fermezza Merbury: Proverbi vulgari, S. 12. Literatur: McDonald 1990, S. 118: „sententia […] (1137).“ TPMA VII s.v. LIEBE 4.2.1. Wahre Liebe ist beständig und treu. Wander III s.v. Liebe, Nr. 446.
Sprichwort Verwendung: - (S) Inuidiam nemo domuit nisi fine supremo Florileg von S. Omer, 113. - (S) Competit invidiam supremo fine domari. / Quid placet aut odio est, quod non mutabile credas? Walther, 3012 (Hs. 14. Jh.). - (S) Ins grab fart keyn neid. Der todt scheydt alle krieg Franck: Sprichwörter, I, 34r (S. 63, Z. 21f.).
1568-1598; 1995-1998; 2083-2088.
4 Tristanromane
Textstelle
Kontext
das siu doch gerne dæte, des ließ siu sich do schiere erbitten noch aller guoten frouwen sitten
Der Erzähler erklärt, warum die blonde Ysolde in Tintajoel erst auf Marckes Aufforderung hin Trauer über Tristans Tod zeigt.
1793
2105 owe, nuo ist unlougen, das man mir offte hat geseit, das dicke groß hertzeleit von hertzeliebe komen ist. doch wonde ich untze an dise frist, das es ein lügen wære.
Die blonde Ysolde beklagt Tristans Tod.
Überlieferung
S 1793: hette. R 1794: liessen.
Paraphrase
Frauen lassen sich um das, was sie ohnehin wollen, gerne bitten.
Große Liebe führt zu großem Leid.
4.4 Tristan als Mönch
Klassifikation / Vergleichsmaterial /Literatur
Querverweise
Literatur: Bushey 1974, S. 198: „sprichwörtliche Redensart“. Regis 1910, S. 44: „Spruch“. TPMA V s.v. HASS 8. Verschiedenes [führt diese Textstelle an]. Ebd. VIII s.v. NEID 1.6. Der Neid hört (erst) mit dem Lebensende auf. Wander IV, s.v. Tod, Nr. 304.
Anspielung auf eine Sentenz
670-673.
Formulierungstradition: - (D) Nec cito desistat, quando puella vetat. / Femina quod prohibet cupit et vult sepe rogari, / Improbitas vincit, pectora frangit amor Facetus Moribus et vita, 196-198. Verwendung: - (D) ergo age, ne dubita cunctas sperare puellas: / uix erit e multis, quae negant, una, tibi. / quae dant, quaequae negant, gaudent tamen esse rogatae: / ut iam fallaris, tuta repulsa tua est Ovid: Ars amatoria 1, 343-346. - (S) Verzîhen ist der wîbe site, / doch ist in liep, daz man si bite Freidank: Bescheidenheit, 100,24f. - (E) Ich hoff mich sol lieb betagen / Versagen ist der frowen sitt / Doch ist jn lieb das man sy bitt / Also gewint ez den gang / Ez sy kurtz oder lang / Harr vnd trüw went hin ziechen / Da vnstettikait muz vliechen Der geprüfte Minner, 424-430. - (S) Que dant queque negant, gaudent tamen esse rogate Walther, 22968 (Hs. 13./14. Jh.). - (L) Phylos cepisti novi captionis amoris / Cum ibi incedit que nuper te corde ligavit, / Que cupis petas non denganda tibi; / Nam de quo cupit mulier vult sepe rogari / Que tibi dabit non exprimenda cuiquam, / Ut possim dictio gaudio gaudere tuo, / Que si neglexeris tu te neglexeris ipsum Matteus Griffonus 27, 14-20. - (D) der selben man vil menge vint, / die wider ir willen kFsche sint, / wan si vindent kûm, die si genemen, / den si ze schimpfe oder ze ernst gezemen. / Ein meister, heist Ovidius, / der schrîbt von vrouwen ouch alsus / und spricht: „si geweren oder nit, / sô gestent si doch, das man si bit.“ Konrad von Ammenhausen: Schachzabelbuch, 18527-18534. Literatur: TPMA III s.v. FRAU 1.6.7. Die Frau will (trotz innerer Bereitschaft) immer wieder gebeten werden. Walther, 22968. Wander I s.v. Frau, Nr. 138. 767-771; 10691075; 13001305; 2400Formulierungstradition: - (Federprobe) Nach herze lib get herze leit Bartsch: Altdeutsche Handschriften, Nr. 177 (Hs. 2405. 13. Jh.).
Sprichwort
Verwendung: - (E) „Die rede lât belîben“, sprach si, „frouwe mîn. / ez ist an manegen wîben vil dicke worden scîn, / wie liebe mit leide ze jungest lônen kan. / ich sol si mîden beide, sone kann mir nimmer missegân.“ Nibelungenlied, 17, 1-4. - (E) unsælec wîp, bœsiu hût, / saget mir, wâ ist iwer trût, / den ir ze friunde habt erkorn? / durch in müezet ir hân verlorn / die sêle, êre unde leben. / ze wâre, ez wirt iu niht vergeben, / des sît vil sicher beide. / iur liep zergêt mit leide / an disem tage hiute. / ich heize iuch mîne liute / brennen ode steinen Otte: Eraclius, 4219-4229. - (L) Ie grôzer sin, ie mêrre nôt, / mit senfte nieman êre hât. / riuwe ist aller sünden tot, / vil liep mit leide gar zegât Namenlos h, KLD Nr. 38, 24, 1-4. - (E) ach, Wildhelm und Agly, / erliebet iuch! daz ist min rat: / laider liep mit laide zergat Johann von Würzburg: Wilhelm von Österreich, 18802-18804. - (D) je mer dir liebes wirt, je mer dir leydes widerfert. Hettestu dich vor liebes vberhaben, so werestu nun leydes vertragen. Je grosser lieb zu bekennen, ye grosser leyt zu emperen lieb Johannes von Tepl: Der Ackermann, Der Tod, 12. Kapitel.
4 Tristanromane
Textstelle
2291 nuon sihe ich wol, es ist echt wor: dicke komet noch freiden ruwe, selten noch dote druwe.
Kontext
Überlieferung
Die blonde Ysolde RS 2292: frouwen. wirft Kornewal in R 2293: doten. Tintajoel seine vorübergehende Abwesenheit von Tristans vermeintlichem Leichnam vor.
Paraphrase
Auf Freude folgt Leid (1), nach dem Tod endet die Treue (2).
4.4 Tristan als Mönch
Klassifikation / Vergleichsmaterial /Literatur
Querverweise
- (S) Lieb ist leyds anfang. Nach lieb leydt. Glück ist nit on dück. Keyn freud on leydt. Laß dir nicht lieben/ so kan dich nicht betrFben Franck: Sprichwörter, I, 107r. (S. 163, Z. 33-37). → Wigl 8036. Literatur: Bushey 1974, S. 198: „sprichwörtliche Redensart“. Regis 1910, S. 45: „alte wahrheit“. TPMA VII s.v. LIEBE 1.5.2. Liebe ist nicht denkbar ohne Freude und Leid, Honig und Galle, Gutes und Übles. Wander III s.v. Liebe, Nr. 252.
Sentenz Verwendung 1 auf Freude folgt Leid: - (E) Quo facto, equm ipsum in ciuitatem Troyam ciues cum multo gaudio introducunt. Sed non est nouum ut extrema gaudii luctus occupet, cum Troyani ciues et maiores eorum ex cecis insidiis facti ceci non equm, licet equm fata statuerunt, sed mortem pocius eorum uisceribus inpressissent Guido de Columnis: Historia destructionis Troiae, S. 232. - (G) Vulgo dicitur: post magnum gaudium venit magnus dolor Schönbach: Grazer Handschriften 1900, S. 180 (Aus einer Predigt des Jakob von Lausanne). Verwendung 2 Treue nach dem Tod: - (E) sehent wie stæter triuwe er pflac / und ouch diu cristæne. / iedoch ist triuwe seltæne, / die man nâch friundes tôde hât Fleck: Flore und Blanscheflur, 2200-2203. - (G) swenn ich beworhte sin gewant, / sielb oder wGsch die fúess sin. / sit ich nu des ber?bet bin / ain tail von minen schulden, / so sol ich billich dulden / alle wider w(rtikait. / ja ist mir dik dis gesait / daz fr?ndes rehtú trúwe / nach frondes tot nuwe / uf erde si seltzenne. / ich laydig Magdalene / sus ogte min untrúwe hie / do ich von dem getrúwen gie Der Sälden Hort, 9739-9751. Vgl. den biblischen Hintergrund: - esto fidelis usque ad mortem et dabo tibi coronam vitae Apc 2,10 - Sey getrew bis an den Tod, so wil ich dir die Krone des lebens geben Luther: Deutsche Bibel, VII. Literatur: Bushey 1974, S. 186: „Erfahrungssatz“; S. 198: „sprichwörtliche Redensart“. Regis 1910, S. 45: „erfahrungssatz“. Singer 1916a, Nr. 270 [führt diese Textstelle an]. Schulze 1987, Nr. 295. TPMA III s.v. FREUDE 1.1. Enge Verbindung und Aufeinanderfolge von Freude und Leid. Ebd. XI s.v TREUE 2.4.2.2. Treue über den Tod hinaus (ist selten) [führt diese Textstelle an]. Wander I s.v. Freude, Nr. 6.
630-633; 10091011; 1067f.; 1069-1075; 1130-1133; 1171; 1248f.; 1322f.; 15651567; 1676f.; 1935-1937; 2038-2041.
4 Tristanromane
Auswertung Anders als in den Fortsetzungen Heinrichs von Freiberg und Ulrichs von Türheim dienen die Sentenzen und Sprichwörter in ›Tristan als Mönch‹ nicht dem inhaltlichen oder stilistischen Anschluß an Gottfrieds ›Tristan‹. Das zentrale Thema des Episodengedichts, der Tod als Katalysator der Wahrheit, wird in zwei der sieben Sentenzen explizit behandelt; die übrigen Belege sind größtenteils durch den Kontext, z. B. ihre Verwendung in Totenklagen, diesem Bereich angebunden. Frequenz: ›Tristan als Mönch‹ enthält insgesamt sieben Sentenzen und Sprichwörter (inkl. Anspielungen). Bei 2705 Versen ergibt dies pro Beleg eine durchschnittliche Dichte von 386 Versen. Zwei der Belege (29%) sind sprichwörtlich: – Sprichwörter: 2; Anspielungen auf ein Sprichwort: 0. – Sentenzen: 3; Anspielungen auf eine Sentenz: 2.
In keiner Passage ist eine Häufung von Belegen festzustellen. Nicht in die Tabelle aufgenommen wurde nach den zugrunde gelegten Begriffen folgende in der Forschung als sprichwörtlich klassifizierte Stelle: 264: Jungreithmayr 1980, S. 417.
Sprecher: Auf den Erzähler entfallen zwei, auf die Figuren fünf Belege (71%). Drei der Figurenbelege werden von weiblichen Figuren gesprochen (60%). Die Figurenbelege verteilen sich auf zwei männliche und zwei weibliche Sprecher. Die meisten Belege spricht die blonde Ysolde mit einem Sprichwort und einer Sentenz. Die weiblichen Figuren sind, gemessen an der Sentenz- und Sprichwortverwendung der untersuchten Texte, mit 60% der Belege weit überdurchschnittlich vertreten. Verw endung: Die Sentenz- und Sprichwortverwendung der Figuren spiegelt z.T. den Inszenierungscharakter wider, der weite Strecken der Handlung von ›Tristan als Mönch‹ bestimmt. Schon Tristans Appell an Kornewal (838) macht aus der Sicht des Rezipienten die Unaufrichtigkeit Tristans deutlich, da Kornewal zu diesem Zeitpunkt noch nicht in Tristans Vorhaben eingeweiht ist. Besonders erkennbar wird dies an der Sentenz- und Sprichwortverwendung der blonden Ysolde, die ausdrücklich auf das Thema von Lüge (2105) und Wahrheit (2291) Bezug nimmt. Aus der Sicht des Rezipienten, der den Inszenierungscharakter der
4.4 Tristan als Mönch
Handlung durchschaut, ist Ysoldes Einschätzung der Lage jedoch falsch. Ähnliches gilt auch für die Sentenz 1793. Themen: Folgende inhaltliche Schwerpunkte des Textes werden auch in Sentenzen und Sprichwörtern reflektiert: – Hoher Wert der Zuverlässigkeit bzw. Treue: 838; 1137; 2291. – Liebe und Leid: 2105. – Der Tod als Ende menschlicher Bindungen: 1543, 2291.
Stil: Die bereits von Hermann PAUL beschriebene stilistische Tendenz des Werkes zu „kurzen Sätzen“ zeigt sich auch in den überwiegend lakonischen Sentenzen und Sprichwörtern,1 die meist einzügig2, nur gelegentlich zweizügig3 gestaltet sind. Auffällig ist daneben, daß in drei Fällen durch Einleitungsformeln die Gültigkeit von Sentenzen und Sprichwörtern demonstrativ herausgestellt wird, obwohl sie in wenigstens zwei Fällen im Kontext der Erzählung auf zweifelhafte Wahrheiten bezogen sind. An Rahmenelementen, die das Vorliegen von Orientierungs- oder Erfahrungswissen signalisieren, sind zu verzeichnen: Einleitungselemente: – wenne … (zu 838; Tristan) – eins alten wortes man pfliget, / das … (zu 1543; Erzähler) – nuon sihe ich wol, es ist echt wor: / … (zu 2291; Ysolde) kombiniertes Element: – owe, nuo ist unlougen, / das man mir offte hat geseit, / das … / … / doch wonde ich untze an dise frist /, das es ein lügen wære. (zu 2105; Ysolde)
Besonderheiten: Dem an heldenepische Texte erinnernden Eingang (was-gesezzen-Formel) entsprechend findet sich weder ein Prolog noch eine Exordialsentenz. Der Text setzt sowohl Eilharts als auch Gottfrieds Tristandichtung voraus. Von den Sentenzthemen beider Autoren wird indes nur der bei Gottfried hergestellte Konnex von Treue und Tod aufgegriffen (vgl. TaM 2291 mit GTr 1791; 1795). 1 2 3
Tristan als Mönch (Paul), S. 323. Gleiches gilt für PAULS Feststellung (ebd.): „Eine durchgehende Nachahmung von Gottfrieds Stil zeigt sich nicht.“ Als einzügig wird eine aus einem Syntagma bzw. einem einfachen Hauptsatz bestehende Vollsentenz verstanden. Als zweizügig wird eine aus einem Haupt- und einem Nebensatz bzw. zwei Hauptsätzen bestehende Vollsentenz verstanden.
4.5
Heinrich von Freiberg: ›Tristan‹
Der in der Ausgabe von BERNT 6890 Verse umfassende ›Tristan‹ Heinrichs von Freiberg setzt das unvollendete Werk Gottfrieds von Straßburg fort. Aufgrund der Gönnernennung im Prolog kann der Text auf vor 1280 datiert werden.1 Inhalt: Nach dem Prolog (1-84) setzt die Erzählung in Karke mit dem Entschluß Tristans ein, Isolde Weißhand zu heiraten (85-325). Ihr Bruder Kaedin wirbt bei seinen Eltern erfolgreich für ihn, so daß die Hochzeit gefeiert werden kann (326982); jedoch vollzieht Tristan die Ehe nicht und begründet dies gegenüber Isolde mit einem einjährigen Keuschheitsgelübde (983-1128). Ein halbes Jahr später macht sich Tristan auf den Weg zum Artushof nach Caridol. Unerkannt besiegt er dort die Artusritter Dalkors und Keye, wovon er seinem Freund Gawan erst berichtet, als dieser ihm ein Treffen mit der blonden Isolde in Aussicht stellt (1129-2358). Gawan initiiert dazu eine Jagd, in deren Verlauf sich die Artusgesellschaft so weit von Caridol entfernt, daß man am Abend um Aufnahme bei Marke in Tintajol bitten muß. Dadurch wird es Tristan möglich, nicht nur die Nacht mit der blonden Isolde zu verbringen, sondern auch wieder am Markehof aufgenommen zu werden (2359-2654). Bald nach der Abreise der Artusritter kann Marke Tristan und Isolde des Ehebruchs überführen und verurteilt sie zum Tode (2655-3155). Auf dem Weg zu seiner Hinrichtung wird es Tristan erlaubt, in einer Kapelle zu beten, wobei er entkommen kann. Er flieht mit Isolde in den Wald, wo sie eine Zeitlang fernab von der Gesellschaft leben (3156-3380). Als eines Tages Marke zufällig dorthin gelangt, gelingt es Isolde, ihn von ihrer Unschuld zu überzeugen, während Tristan sich wieder zu Isolde Weißhand begibt (3381-3740). Wenig später erfährt Kaedin von der Jungfräulichkeit seiner Schwester und stellt Tristan zur Rede, der sich mit dem Hinweis auf die Schönheit der blonden Isolde verteidigt. Sie beschließen, gemeinsam nach Cornwall zu fahren, wo Tristan die Wahrheit seiner Behauptung beweisen soll (3741-4054). Isolde wird in diesen Plan eingeweiht und überredet daraufhin während einer Schachpartie ihren Ehemann Marke zu einem Jagdausflug. Der in einem Gebüsch versteckte Kaedin kann sich beim Vorbeizug der Jagdgesellschaft von ihrer Schönheit überzeugen (4055-4627). Im Anschluß trifft sich Isolde heimlich mit Tristan in ihrem Zelt, während Kae-
1
BOK 1993, S. 30, geht davon aus, daß „Heinrich von Freiberg seine Tristan-Fortsetzung für Reimund von Lichtenburg in den 70er Jahren oder spätestens an der Wende der 70er zu den 80er Jahren des 13. Jahrhunderts” dichtete.
4.5 Heinrich: Tristan
din, der sich Hoffnung auf eine Liebesnacht mit einer ihrer Hofdamen macht, von dieser mit Hilfe eines Zauberkissens in Schlaf versetzt wird (4628-5014). Auf der Rückfahrt nach Karke gesteht Kaedin Tristan seine Liebe zu Kassye, der streng bewachten Frau des Burggrafen Nampotenis (5015-5724). Auf Anraten Tristans läßt Kaedin Nachschlüssel zur Burg anfertigen, was ihnen in Nampotenis’ Abwesenheit ein Treffen mit Kassye ermöglicht. Dieser entdeckt jedoch den Ehebruch, tötet Kaedin im Kampf und wird daraufhin von Tristan erschlagen, der, selbst schwer verwundet, nach Karke zurückkehrt (5725-6315). Weil kein Arzt Tristan helfen kann, schickt er Curvenal zur blonden Isolde nach Cornwall, die sich sofort auf den Weg zu ihm begibt. Als das Schiff eintrifft, macht Isolde Weißhand Tristan glauben, die blonde Isolde sei nicht an Bord. Daraufhin stirbt Tristan an gebrochenem Herzen. Beim Anblick seines Leichnams bricht die blonde Isolde zusammen und verstirbt an der Seite ihres Geliebten (6316-6657). Sobald Marke vom Minnetrank erfährt, bereut er sein Verhalten und läßt die Liebenden in Tintajol begraben (6658-6890).2 Fünf Textzeugen. F: Florenz, Biblioteca Nazionale Centrale, B.R. 226, 1343; O: Köln, Stadtarchiv, Nr. W* 87, 15. Jh.; E: Modena, Biblioteca Estense Universitaria, Ms. Est. 57; w: Wolfenbüttel, HAB, Cod. 404.9 (3) Nov.; Hamburg, SB/UB, Cod. germ. 15, Frgm. 3, 3a; p: St. Pölten, Stadtarchiv, ohne Sign., 14. Jh.3; Linz, Oberösterreichisches Landesarchiv, Pa I/3b. Zugrunde gelegt wird die Ausgabe von BERNT (Heinrich: Tristan) unter Vergleichung des diplomatischen Parallelabdrucks der erhaltenen Textzeugen von BUSCHINGER (Heinrich: Tristan [Buschinger]).
2 3
Zum Inhalt vgl. auch KROHN 1994, Bd. 2, S. 581-590. Datierungen nach STEINHOFF, 2VL, Bd. 3, Sp. 725.
4 Tristanromane
Textstelle 38 die tôten mit den tôten dort, die lebenden mit den lebenden hie!
138 wan ich hân oft gehœret sagen: swer mêr liep hât dan einez, dern hât nindert keinez;
Kontext Der Erzähler rechtfertigt im Prolog sein Vorhaben, nach dem Tod Gottfrieds von Straßburg die Erzählung von Tristan und Isolde zu vollenden.
Tristan stellt die Aufrichtigkeit seiner Gefühle für Isolde Weißhand und die blonde Isolde in Frage (Selbstgespräch Tristans).
Überlieferung
Paraphrase Man soll nicht den Toten nachtrauern, sondern sich an die Lebenden halten.
E 140: der hatt lieb Man kann nicht dehaines. mehr als einen MenO 140: der enhat da schen lieben. lieb keynes.
4.5 Heinrich: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial /Literatur Sentenz Formulierungstradition: - (L) Lebt von der Vogelweide / noch mîn meister hêr Walthêr, / der Venis, der von Rugge, zwêne Regimâr, / Heinrîch der Veldeggære, Wahsmuot, Rubîn, Nîthart! / Die sungen von der heide, / von dem minnewerden her, / von den vogeln, wie die bluomen sint gevar: / sanges meister lebent noch: si sint in tôdes vart. / Die tôten mit den tôten, lebende mit den lebenden sîn! Der Marner, XIV, 18, 1-9. - (S) Li mort aus morz, li vif aus vis Morawski: Proverbes français, 1098 (Hs. Ende 13. Jh.).
Querverweise 773-775; 66986701; 67466752.
Verwendung: - (E) Mult out grant duel de sa muillier, / mais en duel n’a nul recovrier; / li vif al vif, le mort al mort, / al vif puet l’um prendre cunfort Wace: Roman de Rou, 3, 231-234. - (E) Que cis ne vos voldra mais rien / Qui chi gist mors, jel vos plevis. / Les mors as mors, les vis as vis; / Alons ent moi et vos ensamble Chrétien de Troyes: Perceval, 3628-3631. - (E) was hilfet langez aftirclagen? / ir solt des landes recht begân, / den helt zu herren hîr untfân. / lônt ir om sîner arbeit. / waz hilfet lange grôze leit? / wir mûzin mit den lebenden lebin / und der tôden uns begebin Berthold von Holle: Demantin, 3396-3402. - (E) „[…] / Daz miner tochter mund so rott / Von mine ie so inbrünstig, ward, / Des litt erschlagen menig ritter zartt, / Die ich niemer verclagen mag, / Lebte ich untz an den jungsten tag.“ / Ericius der künne sprach: / „Man sol daz altte ungemach / Mitt nüwer fröde vertriben / Und by den lebenden beliben, / Die totten all ergeben Gott / […]“ Göttweiger Trojanerkrieg, 23558-23567. - (E) car l’en dist pieça: „Les mors aux mors, les vis aux vis“ Bérinus, 19 (I, S. 15). - (D) Er ist tumm, wer do beweinet die totlichen. Laß ab! Die lebendigen mit den lebendigen, die toten mit den toten als vncz her ist gewesen. Bedenck paß, du dummer, was du clagen sullest Johannes von Tepl: Der Ackermann, VIII (S. 18, Z. 18-21). → GTr 1872. Literatur: Brinker-von der Heyde 1999, S. 462, Anm. 52: „Sprichwort“. Schulze 1987, S. 142, Nr. 200 [führt diese Textstelle an unter: Laß die Toten die Toten begraben (Mt 8,22)]. TPMA XI s.v. TOD 11.1.1. Die Toten lässt (lasse) man bei den Toten [führt diese Textstelle an]. Wander II s.v. Lebendige, Nr. 3.
Sentenz Verwendung: - (E) ne tient d’amor precepz ne lois / qui plus que un an velt amer: / ne si velt pas amor dobler Roman d’Eneas, II, 8296-8298. - (L) Sold ich minnen mêre danne eine, / daz enwaer mir niht guot, / sône minnet ich deheine. / seht, wie meneger ez doch tuot! Albrecht von Johannsdorf, MF 86,5-8 (MFMT I, 1, 58). - (E) ich chan mich des versinnen, / wan minnete ich me denne ainen, / so neminnite ich deheinen. / daz weiz ich wol ane wan: / div minne ist niht so gitan, / daz man sie giteilen mNge, / sodaz siv iemanne tuge Heinrich von Veldeke: Eneit, 10184-10190 (271, 17-22). - (D) Die drytten regel verkFnden wir: / niement ganz kan recht hön / zway lieb; es mGß ye die ain lön. / lieb will nit haben gemain. / wer ir mer hät, der hät ir kain Der Minne Gericht, I, 1, 1220-1224. Literatur: Bernt 1906, S. 34: „Gedanke allgemeinen Gehalts“; „Gleich darauf wird es als Sprichwort bezeichnet 154“. Friedrich 2006 s. v. liebe, S. 270: „Sprichwort?“; s. v. zwêne, S. 490: „Sprichwort“. Grothues 1991, S. 17: „Sentenz“. Stiebeling 1905, S. 60: „didaktische Bemerkung“. To-
*141; 26212629.
4 Tristanromane
Textstelle
141 swer mit zwein lieben liebe pflicht hât, dern treit herzenliebe nicht. […] und ist daz herzenliebe nicht, als daz sprichwort dâ spricht daz ich sie beide minne mit herzen und mit sinne
318 ouch ist ez, als daz sprichwort saget: vremde scheidet herzenliep sô machet state manchen diep.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Tristan stellt die Aufrichtigkeit seiner Gefühle für Isolde Weißhand und die blonde Isolde in Frage (Selbstgespräch Tristans).
Man kann nicht zwei Menschen wahrhaft lieben.
Der Erzähler erklärt Tristans zeitweilige Zuneigung zu Isolde Weißhand mit der räumlichen Trennung von der blonden Isolde.
Während Entfernung die Liebe zerstört (1), wird sie durch günstige Gelegenheiten gefördert (2).
4.5 Heinrich: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial /Literatur
Querverweise
masek 2005, S. 60: „Sprichwort“. TPMA VII s.v. LIEBE 4.1.1. Wahre Liebe kann man nicht auf mehrere verteilen (und mit andern teilen). Wander III s.v. Liebe, Nr. 166. Stiebeling 1905, S. 60.
*138; 312-315; 1029f.; 26212629; 3704Verwendung: - (D) Alia vero regula docet amoris, neminem posse duorum sauciari amore. Merito ergo in- 3712. ter coniugatos sua non poterit amor iura cognoscere Andreas Capellanus: De amore, S. 154. - (S) Nemo duplici potest amore ligari Andreas Capellanus: De amore, S. 310, Nr. III.
Sprichwort
Literatur: Bernt 1906, S. 34: „Gedanken allgemeinen Gehalts“; „Gleich darauf wird es als Sprichwort bezeichnet 154“. Friedrich 2006 s. v. zwêne, S. 490: „Sprichwort“. Grothues 1991, S. 17: „Sentenz“; S. 30. Tomasek 2005, S. 60: „Sprichwort (?)“. TPMA VII s.v. LIEBE 4.1.1. Wahre Liebe kann man nicht auf mehrere verteilen (und mit andern teilen). Wander III s.v. Liebe, Nr. 166.
Sprichwort Formulierungstradition: - (S) Er hât sîn êr niht wol bewart, / der sîn wîp mit einer andern spart. / Fremede scheidet herzeliep; / state machet manegen diep Freidank: Bescheidenheit, 105,1-4. Verwendung 1 Fremde: - (E) Ach, verrez fürgewinnen / daz machet widerlöufe / und vil in wâge rinnen. / ach, langez fremden scheidet liebe köufe Hadamar von Laber: Jagd, 223, 1-4. - (E) Du sagst mir von des l"brers pGch, / Darynn so st"t ain spruch, / Den ich auch gelesen h"n, / Der selbig hebt sich also an: / […] / Langs främden schaidet lieben chauf Hätzlerin: Liederbuch, 2, 187-194. Verwendung 2 Dieb: - (E) Oïstes unques la parole: / „Vuide chambre fait dame fole, / Aise de prendre fait larrun, / Fole dame vuide maisun?“ Thomas: Tristan, 1645-1648. - (E) diu stat machet mangen diep, / dem nimmer steln wrde liep, / wan daz er vindet daz gu(o)t / beidiu an wer und unbehu(o)t; / also verdirbet wibe vil Der Stricker: Von bösen Frauen, 203-207. - (E) Nu râte ich mînen vriunden wol, / der vremde geste behalten sol, / daz er ir anders wol phlege / und si niht in sîn kamer lege / und si anders wol besehe, / daz im niht als dem wirt geschehe. / tuot er daz, ez wirt im liep, / wande state macht den diep Studentenabenteuer A, 457464. - (S) Aise fait larron Morawski: Proverbes français, 39 (Hs. Ende 13. Jh.). - (D) der weise man rat auch das, / das man sich hüet an underlas, / das das weib und der man / nicht ze vil mit einander gehaim han; / wann den deub macht deu stat Vintler: Pluemen der tugent, 5970-5974. - (D) der weise man rat auch das, / das man sich hüet an underlas, / das das weib und der man / nicht ze vil mit einander gehaim han; / wann den deub macht deu stat Vintler: Pluemen der tugent, 5970-5974. - (S) Multos saepe loca faciunt committere furta Werner: Sprichwörter, m74 (Hs. 15. Jh.). - (S) Occasio Facit Furem. Stat vnd stund machen dieb stelen Franck: Sprichwörter, II, 85v (S. 336, Z. 8f.). → Tan 3305.
3704-3707; 5511-5513; 5658.
4 Tristanromane
Textstelle
Kontext
Der Erzähler begründet, warum Kaswes man sich vor betrachtet hât edin und seine Eltern einer Eheund von herzen hât begert, schließung zwides râtes rede nicht lange wert. alsô geschach in ouch alhie. schen Tristan und Isolde Weißhand bereitwillig zustimmen. 432
2156 recht adel noch die tugent hât: swâ adel und tugent entsament sîn, dâ tuot daz adel selden schîn mit ruomworten sîne tât 2188 jâ mochte man eine harfen, als ich mich recht kan verstân, noch minner dâ vernumen hân wan in den rûschenden müln.
Der Erzähler lobt Tristan, der seine Siege über Keye und Dalkors verschweigt (am Artushof).
Der Erzähler kritisiert die unhöfischen Spottreden bei der Rückkehr des von Tristan besiegten Keye (am Artushof).
Überlieferung
Paraphrase
E 432: wes man sich vor geratten hatt. O 432: wes man sich vur beraden hait.
Wenn sich die Möglichkeit bietet, lang gehegte Wünsche zu realisieren, bedarf es keiner langen Beratung.
E 2157: wa ellend und adel ensamen sin. F 2157: wol ellen und adel entsament sin.
Ein tugendhafter Adliger rühmt sich seiner Erfolge nicht.
Besonnene Worte finden im Tumult kein Gehör.
4.5 Heinrich: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial /Literatur
Querverweise
Literatur: Bernt 1906, S. 34: „Sprichwort“. Eikelmann 1994, S. 28: „sprichwörtliche Rede“; S. 222: „Sprichwort-Zitat“. Friedrich 2006 s. v. state, S. 371: „Sprichwort“; s.v. vremde, S. 435: „Sprichwort?“. Grothues 1991, S. 28: „eine an Freidank gemahnende Sentenz“; „Sprichwort“. Schmidt-Wiegand 1996, S. 71. Sedlmeyer 1976, S. 66: „Sprichwort“. Singer 1946, S. 70f. [führt diese Textstelle an]. Stiebeling 1905, S. 62: „in knappe spruchform eingezwängter gedanke“. Tomasek 2005, S. 61: „Sentenz“. TPMA IV s.v. GELEGENHEIT 1.1. Gelegenheit macht zum Dieb [führt diese Textstelle an]. Ebd. VII s.v. LIEBE 2.3.3. Liebe gerät durch Trennung in Verfall und Vergessenheit [führt diese Textstelle an]. Walther, 10121; 15548. Wander I s.v. Fremde (die), Nr. 3. Zingerle 1864 s.v. Gelegenheit, S. 48 [führt diese Textstelle an]. Stiebeling 1905, S. 60.
Sentenz
4281-4298.
Literatur: Bernt 1906, S. 34: „Gedanke allgemeinen Gehalts“. Stiebeling 1905, S. 62: „sprichwörtliche wendung“. Grothues 1991, S. 36.
Sentenz Literatur: Bechstein 1877, S. 92: „Sprichwörtliche Auslaßung“. Bernt 1906, S. 34: „Gedanke allgemeinen Gehalts“. Stiebling 1905, S. 61: „sprichwörtliche wendung“. TPMA VIII s.v. LOB 1.5. Eigenlob ist (ohne fremde Zustimmung) wertlos und entehrend. Wander III s.v. Loben, 105. Grothues 1991, S. 113.
Anspielung auf ein Sprichwort Formulierungstradition: - (D) Sal. Das horen gerne verdirbet, / wo nit der sin mit enwirbet. / Mar. Iz ist bose harpen in der muln, / da lecket sin ars ein esels fuln Salomon und Markolf, 351-354. - (E) der red wart vil gemachet, / heimlîch gelachet. / daz was ein ungemach. / der die fürlegunge sprach / der herren gên dem herzogen, / er sprach: „ich wil iuch alle frâgen, / waz ich fürbaz reden sül. / niht guot ist herpfen in der mül.“ / der herzog sprach: „Swîget stille!“ / ervollet wart sîn wille Seifried Helbling, IV, 807-816. - (S) Ess ist pozz härpfen in der mül. / Si mola volvatur, lire non arte fruatur Freidank (Graz), 118. Verwendung: - (L) Swaz ich ir gesinge, deist gehärphet in der mül: / sî verstêt es ninder wort Neidhart, WL 23, II, 1f. (69, 38f.). - (S) Mich dunket niht, daz ieman sül / ze lange harpfen in der mül Freidank: Bescheidenheit, 126,27-127,1. - (L) Die daz rehte singen stœrent, / der ist ungelîche mêre / danne die ez gerne hœrent. / doch volge ich der alten lêre. / Ich enwil niht werben zuo der mül, / dâ der stein sô riuschent umbe gât / und daz rat sô mange unwîse hât. / merkent, wer dâ harpfen sül Walther von der Vogelweide C, 41, III, 1-8 (L 65,9-16). - (E) Swer die lenge wider wazzer swimmet / Und sich flîzet, daz er klimmet, / Dâ sich nieman gehaben mac, / Und swer rüeft einen ganzen tac / Und im doch nieman antwurtet / Und swer
3120.
4 Tristanromane
Textstelle
3035 die werlt uns urkunde gît, daz der biderbe sunder nît gar selden belîbet, swâ der ist
3192 nu ergienc daz sprichwort, als ich las: swem got wol, dem nieman übel.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Der Erzähler erklärt, warum nach Tristans Rückkehr an den Markehof sofort neue Gerüchte über ihn und Isolde aufkommen.
Der Rechtschaffene ist immer der Mißgunst ausgesetzt.
Der Erzähler begründet den Umstand, daß sich Tristan bei der Kapelle eine Fluchtmöglichkeit bietet.
Wem Gott wohlgesonnen ist, dem kann niemand schaden.
4.5 Heinrich: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial /Literatur
Querverweise
diu wazzer wetet ân furt, / Der vliuset grôzer arbeit vil, / Und swer zer mülen härpfenspil / Trîbt und süezez gîgen, / Der möht vil baz geswîgen, / Wan ims nieman saget danc. / Mir mac diu wîle ouch wesen lanc, / Swanch dise rede beginne sagen / Und dâbî nieman wil gedagen, / Ders welle merken und vernemen Fressant: Hellerwertwitz, 1-15. - (S) Cum mola dat strepitum, vocem nescit dare sistrum Werner: Sprichwörter, c191 (Hs. 15. Jh.). - (D) In der bokemöle is quât harpen, / wente dâr wart sêre över geboldert Bote: Köker, 1004f. Literatur: Bechstein 1877, S. 93. Singer 1947, S. 88. Friedrich 2006 s. v. harfe, S. 205: „Bild […] als Vergleichsgröße zur Bezeichnung großen Lärmes“. Stiebeling 1905, S. 61: „sprichwörtliche wendung“. TPMA VIII s.v. MÜHLE 9.1. Beim Lärm der Mühle hört man die Harfe (Geige, Klapper) nicht [führt diese Textstelle an]. Wander II s.v. Harfe, Nr. *6 [führt diese Textstelle an]. Walther, 4251. Zingerle1864 s.v. Harfen, S. 64 [führt diese Textstelle an].
Sentenz Verwendung: - (S) Virtus semper inuidiae patet Otloh von St. Emmeram: Liber proverbiorum, V 52. - (D) ist daz den wandelbæren leit, / waz umbe daz? der bœsen haz / die biderben selten ie vermeit. / lebe dû in tugentlîcher aht / und lâ die krancgemuoten leben, / als in von arte sî geslaht Winsbecke, 31, 5-10. Literatur: Bernt 1906, S. 34: „Sprichwort“. Friedrich 2006 s. v. biderbe, S. 118. Sedlmeyer 1976, S. 66: „Sprichwort“. Stiebeling 1905, S. 60: „spruch“. TPMA VIII s.v. NEID 2.1. Glück (Ruhm, Wohlstand, Tugend) hat viele Neider. Wander IV s.v. Tugend, Nr. 233.
Sprichwort Formulierungstradition: - (G) Hier na do half ime der milt got, daz sich daz ungehúr weter dez lidens gar genedklich nider liess und zergie, nah dem als in dú hailig tohter in der gesiht wol hate getr=stet. Er gedahte dike: „ach herr, wie ist daz wort so war, daz man von dir seit: dem got wol, dem nieman úbel!“ Leben Seuses, XXXVIII (S. 130, Z. 1-5). Verwendung: - (S) Cui Deus velt eidier, nus ne li puet nuire Morawski: Proverbes français, 440 (Hs. Ende 13. Jh.). - (S) Si Deus adiutor nobis dignetur adesse / Et clemens tutor, nullus valet hostis obesse Walther, 28434 (Hs. 14. Jh.). - (G) Wil mich got dirneren, zo mag mich nymant vorczeren, vel vorheren Proverbia Fridanci, 210 (Hs. 1471). - (E) On dist en ung proverbe que que dieu veult aydier nul ne luit peut nuyre Gilion de Trasignyes, 24b. - (S) Wer Got zu freunde hat / dem schadet keyn creatur. Diß sprichwort ist auch eyn lautter erfarung und bekentnuß der gewalt und macht unsers herrn Gottes / welcher die / so er lieb hat / vor allem gewalt inn hymel und erden schutzet und schirmet. Und es ist besser / alle welt zürne / und Got sey unser freundt / denn daß got zürne / und alle welt sey unser freund Agricola: Sprichwörtersammlungen, I, 3. - (E) Und ich glaub genzlich, es hab der allmechtig denen stolzen, eingemaurten pauren das ain aug verhebt, das sie den braten nit schmecken oder merken künden, wohin die kriegsrüstung herzog Albrechts dienen müge […] und darumb, wenn Got aim wol will, so kan niemands kain pfeil wider denselbigen ufbringen Zimmerische Chronik, I, 283, Z. 6-14.
3334-3345.
4 Tristanromane
Textstelle
3919 daz ir schœne hœnet, mit schœnheit überschœnet dar aller wîbe schœne
Kontext
Tristan betont gegenüber Kaedin die überragende Schönheit der blonden Isolde.
Überlieferung
Paraphrase
Schönheit ist gefährlich.
4.5 Heinrich: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial /Literatur
Querverweise
Vgl. den biblischen Hintergrund: - Dominus meus es non timebo quid faciat mihi homo Ps 117,6. - Der HERR ist mit mir, drumb fFrchte ich mich nicht, Was k=nnen mir menschen thun? Luther: Deutsche Bibel, X, 2 Ps 118,6. Literatur: Friedrich 2006 s. v. got, S. 172: „Sprichwort“. Sedlmeyer 1976, S. 66: „Sprichwort“. Stiebeling 1905, S. 62: „altüberliefert“; „in knappe spruchform eingezwängter gedanke“. TPMA V s.v. GOTT 26.4. Wem Gott hilft, der kann nicht zu Schaden kommen (der braucht sich nicht zu fürchten) [führt diese Textstelle an]. Wander II s.v. Gott, Nr. 1868 [führt diese Textstelle an]. Zingerle 1864 s.v. Gott, S. 60 [führt diese Textstelle an].
Anspielung auf ein Sprichwort Formulierungstradition: - (E) ez ist doch war ein wortelin: / „schœne daz ist hœne.“ Gottfried: Tristan, 17802f. - (S) Wîbes schœne manegen hât / verleit ûf grôze missetât. / Der wehsel nieman missezimt, / swer guot für die schœne nimt. / Man siht vil manege schœne, / diu doch ist vil hœne Freidank: Bescheidenheit, 104,16-21. Verwendung: - (E) michels boumes schone / machet dicke hoene: / er dunchet uzzen grGne, / so ist er innen dGrre; / so man in nieder meizzet, / so ist er wGrmbeizech, / er ist innen uGl unde Gble getan. / daz bezeichenet den man / der uzen wole redet / unde ualches in deme herzen phleget Pfaffe Konrad: Rolandslied, 1962-1971. - (D) der toren netze ist wibes sch=ne. / swer chGmt der in, der hat sin h=ne. / der chGmt dar in der sinen rat / an ein wip vil gar verlat / durh ir sch=ne niht durh ir gGte, / wan hat si denne valsch gemGte, / so ist im denne daz unheil / vil gar bereitet ane teil Thomasin von Zerclære: Der welsche Gast, 1615-1622 (1003-1010). - (L) ir sît âne lougen schœne, / doch ist schœne dicke hœne; / daz ist leider an iu schîn Ulrich von Winterstetten, IX, 3, 4-6. - (E) Nummet abir er ein wip zGr e, / „E was im wol, nu ist ïm we“, / zihet yn maniger mGter kint. / Blibet er ane, man sprichet: „Er vindt / keine, die ïn wulle nemen“. / Nimpt er ein hezzelich, er hat ein schemen. / Ist sie schone, / so ist sie h=ne; / er muz ir undertenig weren Wer kann allen recht tun, 119-127. - (E) Vnd sprach nain frowe rain / In minem mut ich daz main / Das mich fröwt vnd tut so wol / Das ich vch an sechen sol / Mit ganzem lust und willen / Daz mag mich nit befillen / Doch üwers libes schön / Wil werden mir ze hön / Mit gantzem lait vnd vngemach / Das ich wird an fröden swach Der geprüfte Minner, 133-142. - (S) Schön ist gern hön. / Si bene formosum credo stibio maculosum St. Galler Handschrift, 46 (Hs. 15. Jh.). Vgl. den biblischen Hintergrund: - sin fallax gratia et vana est pulchritudo mulier timens Dominum ipsa laudabitur Prv 31,30 Gonst ist falsch vnd sch=ne ist eytel, Eyn weyb das den HERRN furcht, soll man loben Luther: Deutsche Bibel, X, 2 (1524). → Iw 2783 → Gar 894 → Tan 2893; 17654 → Pz 514,17 → GTr 17802. Literatur: Bechstein 1877, S. 162: „Reminiscenz an Gottfried’s schoene daz ist hoene“. Friedrich 2006 s.v. schœne, S. 352f. TPMA X s.v. SCHÖN 2.1. Schönheit ist gefährlich und trügerisch. Wander IV s.v Schönheit, Nr. 13.
4463-4470.
4 Tristanromane
Textstelle 4275 und swes ir turret gebiten mich mit züchteclîchen siten, das selben ich iuch zwâr gewer. […] dâ enhœret nicht lange bete zu, wen ich ez selbe gerne tu.
4847 wan manic dinc vertirbet, des man nicht enwirbet, daz nimmer vorturbe, der ez mit vlîze wurbe.
Kontext
Überlieferung
Paraphrase
Marke kommt Isoldes Bitte nach, als sie vorgibt, wegen des Schachspiels verärgert zu sein.
Einer angemessen vorgetragenen Bitte, die man auch gerne erfüllt, soll entsprochen werden.
Isolde ermuntert Kaedin arglistig zu einem Annäherungsversuch an eine ihrer Dienerinnen (Zauberkissenepisode).
Wenn man eine Gelegenheit nicht nutzt, geht sie vorüber.
4.5 Heinrich: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial /Literatur Anspielung auf eine Sentenz Formulierungstradition: - (S) Swer mich der dinge bæte, / diu ich doch gerne tæte, / der bete solte ich in gewern, / wolt er ir zühteclîchen gern Freidank: Bescheidenheit, 132,12-15. Verwendung: - (E) ein man sol betlichen gern; / den mac man deste baz gewern. / swer unbetlichen gert, / der sich selben gar entwert Der Stricker: Wolf und Weib, 59-62. - (E) Der keiser sprach: „herre von Prâbant, / mir ist leit, daz ir mich habt sô sêre gemant / und daz ir habt sô vast gein mir gesprochen. / Ir sult sîn alles des gewert, / des iuwer zühtic munt betlîchen an mich gert. / taet ich des niht, mîn wirde waere gebrochen.“ Lohengrin, 7021-7026 (703, 1-6). → Iw 4544 → Cr 1033; 5033 → Loh 4691, 7024. Literatur: TPMA II s.v. BITTEN 4.5. Einer berechtigten Bitte wird entsprochen (soll man entsprechen). Wander I s.v. Bitte, Nr. 14.
Sprichwort Formulierungstradition: - (D) Swaz dir ze werben geschiht, daz sûme an der êrste niht: / manic dinc verdirbet / derz niht von êrste wirbet Der Deutsche Cato, 455-458. - (G) Manch ding vortirbit, das man nich dirwirbit Proverbia Fridanci, 184 (Hs. 1471). Verwendung: - (L) Ich hân dem Mîssenære / gevüeget menic mære, / baz danne er nû gedenke mîn. / waz sol diu rede beschœnet? / möhte ich in haben gecrœnet, / diu crône wære hiute sîn. / Het er mir dô gelônet baz, / ich dient ime aber eteswaz, / noch kan ich schaden vertrîben. / er ist aber sô vüege niht, / daz er mir biete wandels iht, / dâ lâzen wirz belîben. / wan vil verdirbet, / des man niht enwirbet Walther von der Vogelweide C, 76, III, 1-14 (L 106,3-16). - (E) sich wie dû des beginnest: / wan ze minnen hœret manic list. / wirt sî gewar daz dû hie bist, / mit swelhen listen siz getuo, / sî gedenket ouch dar zuo / daz sî dich gesprichet. / swer bœsen zwîvel brichet, / dem ist dicke sælde beschert. / gelücke niemen widervert / wan der dâ nach wirbet. / manic dinc verdirbet / daz wol werden mehte Fleck: Flore und Blanscheflur, 3820-3831. - (E) vil oft ein dinc verdirbet / daz man niht enwirbet. / davon ich sie enlaze niht, / swaz halt mir davon geschiht. / entwerf ich wider ir kiusch iht nu, / se, waz sprichet sie darzuo? Frauenlist, 133-138. - (E) Ich stiesz mein löffel ynn bGsen / Vnd schied danne gar trauriclich. / Bey kurtzer weil bedacht ich mich: / Cher hin wider! w" woltst du hin? / Vil manigerlay ist frawen syn, / Sy h"nd langs h"r vnd kurtzen mGt! / Dir möcht noch widerfaren ain gGt! / Vil dings verdirbet, / Des man nit wirbet! / Wirb vmb ir gnad mer Hätzlerin: Liederbuch, 2, 7, 110-119. - (E) noch sprach sie ein rede zu im: / „lieber freunt, nu vernim: / sein bleipt ungeworben vil, / des man doch nicht werben wil, das doch nicht gar vertürbe, / der es etlich teil würbe.“ / die rede im wol zu herzen gie. / die jungfrauwe schied von im hie Sociabilis, 77-84. - (S) OCCASIO FACIT FUREM […] Es seind vil mit vnwillen fromb/ wie man da uon sprichw=rter hat erdicht: Vil verdirbt das man nit wirbt. Niemand kan wissen ob der haf rinn oder kling/ biß man dran klopfft Franck: Sprichwörter, II, 147v-148r (S. 408, Z. 11-21). Literatur: Bechstein 1877, S. 200: „Sprichwort“. Bernt 1906, S. 34: „lehrhafter Spruch“. Sedlmeyer 1976, S. 66: „Sprichwort“. Stiebeling 1905, S. 61: „sprichwörtliche wendung“. Tomasek 2005,
Querverweise
4 Tristanromane
Textstelle
4851 gedenket an daz sprichwort und habet in herzen muotes hort und versuochet ez noch baz: unvorsuochet, waz touc daz?
Kontext
Isolde ermuntert Kaedin arglistig zu einem Annäherungsversuch an eine ihrer Dienerinnen (Zauberkissenepisode).
Überlieferung
Paraphrase
Wenn man etwas erreichen will, muß man einen Versuch unternehmen.
4.5 Heinrich: Tristan
Klassifizierung / Vergleichsmaterial /Literatur S. 61: „Sentenz“. TPMA XII s.v. VERDERBEN 1.22. Gleichgültigkeit (als Ursache von Verderben) [führt diese Textstelle an]. Wander IV s.v. Verderben (Verb.), Nr. 13. Zingerle 1864 s.v. Verderben, S. 158f. [führt diese Textstelle an].
Sprichwort Formulierungstradition: - (E) Da sprach der getrewe: „wes hast du dir gedaht? / daz du dich vnderwindest, / daz du nit vollenden macht. / vnd daz du dirs gedenckest, daran tGst du vnwitzikleick.“ / „waz taug et auch vnversuechet?“ sprach Wolff-her-Diettreich Wolfdietrich A, X, 412, 1-4. Verwendung: - (E) Er sprach: „Herr, seit nit so verrucht: / Was thet ein ding doch vnuersucht? / Bitt, w=lt der demut euch erwegen, / Mir etwas von der sach fFrlegen. / Es sein wol ehe (ob ichs nit rieth) / Vergebens so viel wort verschFt.“ Burkard Waldis: Esopus, 97-102. Literatur: Tomasek 2005, S. 61: „Sentenz“. TPMA IX s.v. PRÜFEN 1.2.2. Ohne Prüfen (Versuchen) kein Nutzen. Wander IV s.v. Unversucht, Nr. 1.
Querverweise
4 Tristanromane
Auswertung In Heinrichs ›Tristan‹ werden häufig verbreitete Sentenzen und Sprichwörter verwendet, was durch zahlreiche Ein- und Ausleitungsformeln betont wird. Eigene Prägungen Heinrichs finden sich an den Stellen, an denen er sich stilistisch an Gottfrieds ›Tristan‹ anlehnt. Frequenz: Heinrichs ›Tristan‹ enthält insgesamt 13 Sentenzen und Sprichwörter (inkl. Anspielungen). Bei 6890 Versen ergibt dies pro Beleg eine durchschnittliche Dichte von 530 Versen. Sieben der Belege (54%) sind sprichwörtlich: – Sprichwörter: 5; Anspielungen auf ein Sprichwort: 2. – Sentenzen: 5; Anspielungen auf eine Sentenz: 1.
In folgenden Passagen ist eine Häufung von Belegen festzustellen: (1) Selbstgespräch Tristans: 138; 141. (2) Tristans Siege am Artushof: 2156; 2188. (3) Zauberkissenepisode: 4847; 4851.
Nicht in die Tabelle aufgenommen wurden nach den zugrunde gelegten Begriffen folgende in der Forschung als sentenzhaft oder sprichwörtlich klassifizierte Stellen: 1676: Hofmann 1939, S. 71; Stiebeling 1905, S. 60; 2195: Stiebeling 1905, S. 62; 3725: Stiebeling 1905, S. 60; 5182: TPMA III, S. 258, Nr. 133; 6022: Tomasek 2005, S. 61; 6620: Friedrich 2006, S. 456; 6626: TPMA VIII, S. 280, Nr. 292.
Sprecher: Auf den Erzähler entfallen sieben, auf die Figuren sechs Belege (46%). Zwei der Figurenbelege werden von einer weiblichen Figur gesprochen (33%). Die Figurenbelege verteilen sich auf zwei männliche Sprecher und eine weibliche Sprecherin. Die häufigsten Sprecher sind Tristan mit drei und Isolde mit zwei Belegen. Verw endung: Von den Figuren werden Sentenzen und Sprichwörter überwiegend im Zusammenhang von Entscheidungsfindungen verwendet. In diesen Situationen erhält das proverbiale Wissen sehr hohe Verbindlichkeit, wie das Selbstgespräch Tristans zeigt, in dem ihm eine Sentenz und ein Sprichwort (138; 141) den Maßstab für die Klärung seiner Gefühle liefern. Er interpretiert seine Lage im Sinne dieses Maßstabs zwar richtig, trifft aber unter dem Einfluß einer besonderen astronomischen Konstellation (Eklipse, v. 225-302), die zu einer Ab-
4.5 Heinrich: Tristan
schwächung der Minnetrankwirkung führt, die in seiner Situation problematische Entscheidung für Isolde Weißhand. Isolde instrumentalisiert zwei Sprichwörter, um Kaedin zu einer Handlung zu bewegen, die sich für ihn als nachteilig erweist (4847; 4851). Auch der sich häufig zu Wort meldende Erzähler nutzt die – mehrfach in Rahmenelementen hervorgehobene – allgemeine Verbindlichkeit von Sentenzen und Sprichwörtern, mit der er das Handeln und Verhalten der Figuren, insbesondere Tristans, erklärt (318; 432; 3035; 3192). In zwei Fällen bezieht er Stellung, indem er Tristans wohlerzogenes Verhalten lobt (2156) und unhöfisches Benehmen am Artushof kritisiert (2188). Überlieferung: Die Überlieferung der Sentenzen und Anspielungen ist weitgehend konstant. Themen: Folgende inhaltliche Schwerpunkte des Textes werden auch in Sentenzen und Sprichwörtern reflektiert: – Liebe: 138; 141; 318. – Nutzen von Gelegenheiten: 318; 432; 4847. – Tod: 38.
Stil: In stilistischer Hinsicht ist festzustellen, daß die Mehrzahl der Sentenzen eine zweizügige1 Formulierung aufweist, die mit einer verallgemeinernden Sentenzeröffnung durch swâ (2156), swer (138; 141), swes (432; 4275) oder swem (3192) einhergeht. Stilistisch lehnt sich Heinrich, vor allem bei der Einbettung seiner Sprichwörter, an Gottfried an, auf den speziell Figuren der Klang- und Wortwiederholung und variierenden Reprise einzelner Formulierungen oder Gedanken verweisen (141; 3919; 4847). Vornehmlich werden prominente Sentenzen und Sprichwörter eingesetzt (38; 318; 2188; 3192; 3919; 4847). Daneben finden sich auch eigenständige Prägungen (141; 432; 2156). An Rahmenelementen, die das Vorliegen von Orientierungs- oder Erfahrungswissen signalisieren, sind zu verzeichnen:
1
Als zweizügig wird eine aus einem Haupt- und einem Nebensatz bzw. zwei Hauptsätzen bestehende Vollsentenz verstanden.
4 Tristanromane
Einleitungselemente: – wan ich hân oft gehœret sagen: / … (zu 138; Tristan) – ouch ist ez, als daz sprichwort saget: / … (zu 318; Erzähler) – nu ergienc daz sprichwort, als ich las: / … (zu 3192; Erzähler) – wan … (zu 4847; Isolde) – gedenket an daz sprichwort / und habet in herzen muotes hort / und versuochet ez noch baz: / … (zu 4851; Isolde) Binnenelement: – …, / als daz sprichwort dâ spricht / … (zu 141; Tristan) Ausleitungselement: – …. / alsô geschach in ouch alhie (zu 432; Erzähler) kombinierte Elemente: – jâ …, / als ich mich recht kan verstan, … (zu 2188; Erzähler) – die werlt uns urkunde gît, / daz … / …, swâ der ist. (zu 3035; Erzähler)
Vorlage: Nach gängiger Forschungsmeinung orientiert sich Heinrich mit seiner Gottfriedfortsetzung an Eilharts ›Tristrant‹. Dem entspricht, daß die Sentenz 3035 die sowohl bei Eilhart als auch bei Gottfried zu findende Thematik des Neides aufnimmt. Ansonsten läßt die Sentenz- und Sprichwortverwendung vornehmlich eine Bezugnahme auf Gottfried feststellen: So rechtfertigt der Erzähler sein Vorhaben, das Werk zu vollenden, im Prolog selbstbewußt mit einer an Gottfried (GTr 1872) erinnernden Sentenz (38). In Tristans Lob der blonden Isolde (3919) wird auf die Sentenz GTr 17802 (schAne daz ist hAne) angespielt, zugleich jedoch auch auf Tristans Isoldenlob bei Gottfried Bezug genommen (v. 82978300: ir schœne diu schœnet, / si zieret unde crœnet / wip unde wiplichen namen; / desn sol sich ir dekeiniu schamen), so daß das Lob der blonden Isolde ambivalenten Charakter erhält. Besonderheiten: Eine Exordialsentenz fehlt. Zweimal werden aus der Minnekasuistik bekannte Gedanken sentenzhaft bzw. sprichwörtlich vertextet (138; 141); daneben finden sich häufig Parallelen zu bei Freidank überlieferten Sentenzen und Sprichwörtern (318; 2188; 3919; 4275).
5 Literaturverzeichnis
5.1
Primärliteratur
Abaelard: Ad Astralabium = Jean Barthélemy HAUREAU: Le Poème adressé par Abélard à son fils Astralabe. In: Notices et extraits des manuscrits de la Bibliothèque Nationale et autres bibliothèques 34 (1895). S. 153-187. Abaelard: Epistolae = Abaelard: Epistolae. In: PL. Bd. 178. Paris 1885. Sp. 113-179. Abaelard: Sermones = Abaelard: Sermones. In: PL. Bd. 178. Paris 1885. Sp. 379-610. Adam de Suel: Cato = Jacob ULRICH: Der Cato des Adam de Suel. In: Romanische Forschungen 15 (1904). S. 107-140. Adenet le Roi: Cleomadés = Les œuvres d’Adenet le Roi. Hrsg. von Albert HENRY. Bd. 5, 1: Cleomadés. Brüssel 1971 (Université libre de Bruxelles 46). Agricola: Sprichwörtersammlungen = Johannes Agricola: Die Sprichwörtersammlungen. Hrsg. von Sander L. GILMAN. 2 Bde. Berlin und New York 1971. Ainune = Ainune. In: Mittelhochdeutsche Übungsstücke. Zusammengestellt von Heinrich MEYER-BENFEY. Halle 21920. S. 132-139. Aiol et Mirabel = Aiol et Mirabel und Elie de Saint Gille. Zwei altfranzösische Heldengedichte. Mit Anmerkungen und Glossar und einem Anhang: Die Fragmente des mittelniederländischen Aiol. Hrsg. von Jacob VERDAM. Zum ersten Mal hrsg. von Wendelin FOERSTER. Heilbronn 18761882. Unv. Nachdr. Wiesbaden 1967. Alanus ab Insulis: De arte praedicatoria = Alanus ab Insulis: Summa de arte praedicatoria. In: PL. Bd. 210. Paris 1855. Sp. 109-197. Alanus ab Insulis: Liber in distinctionibus = Alanus ab Insulis: Liber in distinctionibus dictionum theologicalium. In: PL. Bd. 210. Paris 1855. Sp. 687-1012.
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5.1 Primärliteratur
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5.1 Primärliteratur
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5.1 Primärliteratur
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5.1 Primärliteratur
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5.3 Forschungsliteratur
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5.4 AfdA APF APSL Archiv ATB BdK BNL BUR CCSL CFMA CLD CSEL DKM DLE DTM DU DVjs EETS EETS ES EHS
bis um 1210. Eine sprach- und literaturgeschichtliche Untersuchung unter besonderer Berücksichtigung der Herausbildung einer ethischen Bedeutung. Heidelberg 2001. ZATLOUKAL 1978 = Klaus ZATLOUKAL: Salvaterre. Studien zu Sinn und Funktion des Gralsbereiches im ‚Jüngeren Titurel‘. Wien 1978 (WAGAP 12). ZATLOUKAL 1984 = Klaus ZATLOUKAL: Eigennamen und Erzählwelten im ‚Jüngeren Titurel‘. In: Wolfram-Studien 8 (1984). S. 94-106. ZIMMERMANN 1974 = Gisela ZIMMERMANN: Kommentar zum VII. Buch von Wolfram von Eschenbachs ‚Parzival‘. Göppingen 1974 (GAG 133). ZUMTHOR 1976 = Paul ZUMTHOR: L’épiphonème proverbial. In: Revue des sciences humaines 163 (1976). S. 313-328.
Abkürzungen Anzeiger für deutsches Altertum und deutsche Literatur. Les anciens poètes de la France. Amsterdamer Publikationen zur Sprache und Literatur. Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen. Altdeutsche Textbibliothek. Bibliothek deutscher Klassiker. Bibliothek der gesammten deutschen National-Literatur von der ältesten bis auf die neuere Zeit. Biblioteca Universale Rizzoli. Corpus Christianorum. Series Latina. Les classiques français du moyen age. Die kleineren Liederdichter des 14. und 15. Jahrhunderts. Hrsg. von Thomas CRAMER. 4 Bde. München 1977-1985. Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum. Deutsche Klassiker des Mittelalters. Deutsche Literatur. Sammlung literarischer Kunst- und Kulturdenkmäler in Entwicklungsreihen. Deutsche Texte des Mittelalters. Der Deutschunterricht. Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte. Early English Text Society Early English Text Society. Extra Series. Europäische Hochschulschriften.
5 Literaturverzeichnis
FmaSt FSGA GA
GAG GG HMS
JEGP JOWOG JndSp KLD
KTRMA MF MFMT
MGH MGH AA MGH Dt. Chron. MGH Font. iur. Germ. N.S. MGH Script. rer. Germ. MGH SS MGH SS N.S. Mlat. Jb. MLR MMS MSD
MTU NGA
Frühmittelalterliche Studien. Freiherr-vom-Stein-Gedächtnisausgabe. Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. Gesammtabenteuer. Hundert altdeutsche Erzählungen: Ritter- und Pfaffen-Mären, Stadt- und Dorfgeschichten, Schwänke, Wundersagen und Legenden. Meist zum erstenmal gedruckt und hrsg. von Friedrich Heinrich VON DER HAGEN. 3 Bde. Stuttgart und Tübingen 1850. Unv. Nachdr. Darmstadt 1961. Göppinger Arbeiten zur Germanistik. Grundlagen der Germanistik. Minnesinger. Deutsche Liederdichter des zwölften, dreizehnten und vierzehnten Jahrhunderts. Hrsg. von Friedrich Heinrich VON DER HAGEN. 4 Bde. Leipzig 1838. Journal of English and Germanic Philology. Jahrbuch der Oswald-von-Wolkenstein-Gesellschaft. Jahrbuch des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung. Deutsche Liederdichter des 13. Jahrhunderts. Hrsg. von Carl VON KRAUS. Bd. 1: Texte. 2. Auflage, durchgesehen von Gisela KORNRUMPF. Tübingen 1978. Klassische Texte des romanischen Mittelalters in zweisprachigen Ausgaben. Bezeichnet die alte Seitenzählung von MFMT. Des Minnesangs Frühling. Unter Benutzung der Ausgaben von Karl LACHMANN und Moritz HAUPT, Friedrich VOGT und Carl VON KRAUS bearbeitet von Hugo MOSER und Helmut TERVOOREN. Bd. 1: Texte. 38., erneut revidierte Auflage. Mit einem Anhang: Das Budapester und Kremsmünsterer Fragment. Stuttgart 1988. Monumenta Germaniae historica. Monumenta Germaniae historica. Auctores antiquissimi. Monumenta Germaniae historica. Deutsche Chroniken und andere Geschichtsbücher des Mittelalters. Monumenta Germaniae historica. Fontes iuris Germanici antiqui. Nova series. Monumenta Germaniae historica. Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi. Monumenta Germaniae historica. Scriptores. Monumenta Germaniae historica. Scriptores. Nova series. Mittellateinisches Jahrbuch. Modern Language Review. Münstersche Mittelalter-Schriften. Denkmäler deutscher Poesie und Prosa aus dem 8.-12. Jahrhundert. Hrsg. von Karl MÜHLENHOFF und Wilhelm SCHERER. 3. Ausgabe von Elias STEINMEYER. 2 Bde. Berlin 1892. Münchener Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters. Neues Gesamtabenteuer. Das ist Fr. H. von der Hagens Gesamtabenteuer in neuer Auswahl. Die Sammlung der mittelhochdeutschen Mären und Schwänke des 13. und 14. Jahrhunderts. Bd. 1. Hrsg. von Heinrich
5.4 Abkürzungen
PBB PL QuF RUB SM SMS
StLV TspMA TTG 2 VL
WAGAP WdF WW ZfdA ZfdPh ZfrPh ZfSL ZRG GA
NIEWÖHNER. Zweite Auflage hrsg. von Werner SIMON, mit den Lesarten besorgt von Max BOETERS und Kurt SCHACKS. Dublin und Zürich 1967. Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur. Patrologiae cursus completus omnium patrum, doctorum scriptorumque ecclesiasticorum. Series latina. Hrsg. von Jacques-Paul MIGNE. Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der germanischen Völker. Reclams Universal-Bibliothek. Sammlung Metzler. Die Schweizer Minnesänger. Nach der Ausgabe von Karl BARTSCH neu bearbeitet und hrsg. von Max SCHIENDORFFER. Bd. 1: Texte. Tübingen 1990. Bibliothek des Litterarischen Vereins in Stuttgart. Texte des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit. Texte und Textgeschichte. Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. 2., völlig neu bearbeitete Auflage. Hrsg. von Kurt RUH und Burghart WACHINGER. 12 Bde. Berlin und New York 1978-2004. Wiener Arbeiten zur germanischen Altertumskunde und Philologie. Wege der Forschung. Wirkendes Wort. Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur. Zeitschrift für deutsche Philologie. Zeitschrift für romanische Philologie. Zeitschrift für französische Sprache und Literatur. Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. Germanistische Abteilung.
6 Register Die nachfolgenden Register bieten Zugriffe auf die Tabellenspalten ‚Textstelle‘ (6.1 Wortregister), ‚Kontext‘ (6.2 Register der Sprechhandlungen) und ‚Paraphrase‘ (6.3 Register der Sentenz- und Sprichwort-Paraphrasen).
6.1
Wortregister
adel HTr 2156; JT 5667,4. agelster Pz 1,3. al Gar 10599; JT 153,2; 1055,2; 1918,3; 3489,2; 3868,1; 4592,3; 5082,3; 5981,1; Loh 983; Tan 6; 829. âlaster GTr 15484. alt Pz 321,29. altman Pz 163,15. alter Gar 1004; GTr 4508; 4511; JT 1918,1; 3308,4; Pz 5,13; 5,15. amîs Gau 3346. anclich GTr 17797. ander Gar 4095; JT 3206,1; 3989,1; Pz 525,2. anegân Gau 1191.07. anegenge GTr 4417; JT 3698,1; 5979,3. ange GTr 17766; 17797. angel JT 267,4; 2449,2; 2933,1; Mel 687. aneligen GTr 5099. angen GTr 13779; 17820. angestlich Gau 4498. ansëhen Gau 3281. anstân Gar 4095. antlütze JT 51,3; 52,4. ar Pz 406,28. arbeit Gar 949; 11399; GTr 11600; 11634; Mel [691]; 693; Pz 827,19. arbeiten Gau 3108; Tan 4. arc GTr 7930; 13813; 15399; 17891; JT 564,3; 2405,3; 2405,4; 4202,3. arcwân GTr 13777. arm GTr 8405; 12308; JT 2711,4; Mel 46. armuot Pz 5,15; 116,15. banc JT 765,4. bant JT 940,3. bartoht Pz 525,6. baz GTr 10300; Mel 96; Pz 525,6. bedenken GTr 1869. bedurfen JT 730,2; Pz 756,6.
begân ETr 3134; GTr 1795; Mel 46. begërn HTr 432; JT 5285,4. begin GTr 11867. begrîfen JT 711,1; Tit 48,2. behalten Gar 457; 11315; JT 3810,2; 5279,3; Mel 57; Pz 827,19. behüeten UTr 3601. bekennen JT 730,2a. belîben HTr 3035; JT 571,4; 3412,1; 3810,4; 5665,1. benëmen GTr 12017; 19432; Mel 1825; Tan 4175. benennen JT 5565,1. bër JT 832,4. bereite wesen Gau 4503. berihten JT 3738,3. bërn GTr 8401; 17891; JT 2470,3; TrM 1137. bescheiden JT 4973,4. beschern Tan 4105. besinnen JT 56,3. besitzen JT 2957,1; 5115,1. besorgen JT 2150,4; 5564,3. bestân Tan 4101; 10238. bëtelich Loh 4691; 7024. betœren JT 6004,4. betrahten HTr 432. betwingen JT 2957,1; Tan 829. bewæret GTr 9818. bewarn Tan 10237. bezlozzen GTr 17817. bezzer / bezzist, best ETr 7256; Gar 949; Gau 4505; HTr 6022; JT 236,1; Pz 551,29; TrM 223. bezzern Gau 14. biderbe ETr 1396; 3119; Gar 5170; 16546; GTr 8395; HTr 3035; Mel 98; Tan 4597. biderman Gar 949. bieten JT 262,3.
6.1 Wortregister
bilde GTr 15054. binden JT 2939,1. bîspël Gau 14. bîstân Gar 418; Gau 4232; Tan 4332. biten Tan 3293. bitter GTr 15047; JT 1099,3. bîwësen GTr 16472. blenden GTr 17739; 17797; 19358. blîde JT 6050,4. blint GTr 16158; JT 51,1; 51,3; 2953,1; 3132,2. blintheit GTr 17739; 17797. blüejen GTr 16415. blüemen JT 2950,2. bluot Loh 3814. bœse (Adj.) ETr 3119; 3134; Gau 4505; GTr 11319; JT 2405,4; Mel 23; 96. bœse (Subst.) Gau 1189; JT 248,1; 2949,4. brëchen JT 6015,4; Pz 296,9. brennen JT 56,3; Wigm 1099,45. bringen JT 1919,2; Loh 1017; Pz 776,1. brinnen Gar 10604. bû JT 3810,2. büezen JT 236,1. buoz werden Mel 12828. buoze Wigm 5980. bürge GTr 9890. c. siehe k. danc JT ML 6,2 (nach 439,4). danken Pz 420,18. dernider Gar 2756. diemüete Pz 473,4; 798,29; Tan 6732. dienst Pz 346,22; 511,15; 731,27. diep HTr 318; JT 4910,2; Tan 3305. dinc Gar 17774; Gau 1191.07; 1191.12; GTr 187; 8496; 11831; 17917; HTr 4847; JT 153,2; 564,3; 1294,4; 1885,1; 1918,3; 3868,1; 4207,2; 5082,3; Tan 6; UTr 152. dôn JT 2581,3; 5979,3. donren JT 3810,2. dort HTr 38; JT 236,1; 1920,3. drîzec JT 308,1. dröuwen Tan 5683. drücken JT 4892,3. dulcis Mel 691. dulten JT 267,4; Tan 4101; 10238; UTr 1652. dunken GTr 13813.
durchstrîchen Pz 499,9. dûren JT 3244,4. ëber Pz 150,22. ëberswîn JT 3370,4. edel GTr 201; 1710. edelecheit JT 303,1. ei JT 3871,3. eigen JT 857,4. ein GTr 10300; HTr 138; JT 2065,2; 5615,3; Pz 173,1; 203,4; UTr 354; 2293. einvalte GTr 16933. eit GTr 9818; Pz 270,25. elemënt JT 6015,4. ellen JT 2044,4; 3688,4; 5757,4. enbërn Tan 3302. enbinden JT 4592,3. enblecken JT 770,1; Tit 91,1. enbrennen JT 5852,3. ende Gar 19108; GTr 1869; 11319; JT 664,4; 4973,4; 5979,3; 5981,1; Tan 3886; Tit 17,4; UTr 1342. endelôs GTr 12279. enden JT 1864,4; 5979,1; Loh 983. engëlten JT 248,1. enphâhen JT 3412,2. ensam HTr 2156. entrinnen JT 4273,4. entsorgen GTr 77. entzücken JT 4892,3. enwiht Mel 4102. êr HTr 6022. erbiten TrM 1793. erbûwen JT 3738,3. ërde JT 154,1; 598,3; 2470,3. erdürsten JT 3397,3. êre Gar 10595; 10609; 10611; 12442; 12948; 18204; 19998; Gau 3346; GTr 21; 187; 4430; 4432; 11596; 12510; 18013; JT 138,2; 224,1; 926,1; 1577,1; 1883,2; 1909,1; 2121,3; 2151,3; 2250,4; 2414,4; 2494,2; 2497,2; 3301,2; 3566,4; 3867,2; 3868,1; 3870,1; 5979,2; 5979,3; Mel 57; 98; 11040; Pz 675,17; Tan 17430; 17448; 17493; 17496; TrM 223. êren Mel 1079. ergân / ergên Gau 4500; GTr 6772; 7309; Mel 6204; UTr 1558. erkennen Gar 16546; JT 857,4; 3595,2;
6 Register
5565,1; RG 5,4 (nach 6327,4); Pz 32,21. erküenen Gar 13112. erkunnen JT 3489,2. erlamen JT 714,4; Tit 51,4. erlëschen GTr 4835. ernern Gau 4498. ërnest GTr 5099; 15167. erringen JT 1577,3. erspëhen JT 701,4; Tit 40,4. êrst JT 765,4; 2417,3; Tit 86,4. erstrîten JT 518,3. ertwingen GTr 17917; JT 6050,4. ertwungenlîche JT 3244,4. erværen JT 55,2. ervellen JT 3989,1. ervinden JT 2939,1. erwenden Tan 4597. erwërben Gar 1004; 10609; JT 2065,4; 2691,1; 3870,1; 4201,3; 5279,3; 5285,4; 5665,1; 5757,4; Pz 289,11. erwern JT 633,4; UTr 1652. erwilden JT 940,3. erwinden UTr 155; 2446. erzeigen GTr 273. ëtewenne JT 4555,3. êwic JT 518,3. êwiclîche JT 22,1; 571,4. f. siehe v. gâch (Adj.) Pz 511,15; 731,27; Tan 6; 12; UTr 1342. gâch, gæhe (Adv.) JT 4573,4; Loh 5821. galle 1099,3. gân / gên GTr 15167; 16489; JT 153,2. ûf gên / ûf gân GTr 266. nâhe gân / nâhe gên GTr 1842; 13777. garst JT 3308,2. gearten GTr 11637. gebærde Pz 414,23. gebâren JT 1577,1; 1577,3; 2121,3. gëben Gar 1004; GTr 16415; JT 51,3; 1099,3; 1160,4; 1532,4; 2065,2; 2372,2; 2405,3; 2436,3; 2581,3; 3301,2; 3688,4; 3871,3; 4207,2; 5667,4; Pz 7,6; 150,22; 319,9; 321,29; Tan 4600; 8200; 17493; UTr 1342; 3605. gebërn JT 262,3. gebîten ETr 7417. gebiten HTr 4275.
geborn Tan 4. geburt JT 5667,4. gedanc GTr 17820; Tan 4148. gedenken Gau 1189; GTr 1; JT 2946,1. gedîhen Pz 172,21. gedinge GTr 16415; JT 1532,4; 2150,4; 2481,3. gedœze JT 2417,4. gehaben Tan 4597. gehaz GTr 18025. gehëllen GTr 4508. gehërzen JT 702,4. gehœnen Pz 514,17. gehœren GTr 11634. gehüeten GTr 17873. geil Gar 19998. geisel Pz 150,16. gelange GTr 17766; 17797. gelëben ETr 7417. gelîch JT 6316,3; Tan 50. geligen Gar 6357; 7007; GTr 7080; TrM 1543. gelingen JT 1232,1; 4201,3; 5082,4; Tan 4105. gelogen GTr 15399. gëlten Loh 1586. gelücke Gau 4982; JT 308,1; 832,4; 2211,1; 5081,1. geluste GTr 12510; 17766; 17797. gemach Gau 3108; GTr 4432; 11596; 11600; Tan 4. gemannen Tit 40,4. gemein JT 1160,4. gemüete JT 5051,3; Mel 12828; Tan 14838. gemuot Gar 949; 5170. genâde ETr 7256; Gau 2226; JT 723,1; 2061,1; Pz 346,22; Tit 60,1. genendeckeit JT 701,4; Tit 40,4. genësen Pz 525,2. genüegen JT 4202,3. genuoc JT 4202,3. gerinc GTr 187. gërn GTr 13779; JT 869,4; 4202,3; 5436,1; Loh 4691; 7024; UTr 1483. gërne Gar 949; 12948; Gau 4984; HTr 4275; TrM 1793. gesæjen GTr 12235. gesatzt UTr 2308.
6.1 Wortregister
geschaden Gar 418. geschëhen ETr 7417; Gar 156; 7760; 19108; Gau 4998; GTr 1; 204; 1703; 2485; 13068; 17766; JT 2957,1; Tan 1584; 3302; 3886; UTr 155. gescheiden TrM 838. gesëhen GTr 8405; JT 2953,1. geselle GTr 16431; JT 714,4; Tit 51,4; UTr 1410. gesellecheit JT 723,3; Tit 60,3. geselleclich Pz 2,17. gesellen JT 25,3. gesinden JT 308,1. geslaht Pz 776,1. gespil GTr 16431. gestân Gar 1157; Tan 4332; 6732. gestanden Loh 553. gesteine JT 4207,2. gestrâfen JT 3132,1. getân UTr 151. getriuwe ETr 3119; Pz 202,3; 675,17; TrM 1137. getriuweclich UTr 1410. getrûwen JT 3489,2; Loh 6413. gevallen GTr 8403. gevar Tan 50. gevëhten JT 846,2. geveilen GTr 9890. gevüegen JT 4202,3. gewalt GTr 6419; JT 732,4; 829,1; Loh 7590. gewaltec JT 988,2. gewërn HTr 4275; Loh 4691; 7024. gewin GTr 366; JT 3132,2; 4555,3; Pz 798,29. gewinnen Gar 13108; GTr 369; JT 2082,4; 5001,1; Tan 4; Wigm 3163; 4309. gewonheit JT 138,2; 3132,4; 3292,1; 3308,3; 5403,3. gezürnen Pz 766,9. gîgen JT ML 6,2 (nach 439,4). girde JT 3810,2. glanz Pz 551,29. glas JT 51,1. golt JT 857,4; 3871,3. got ETr 3113; Gar 412; 418; 1157; 10611; 18204; Gau 4232; 4382.33; 4987; 4998; GTr 1710; 6126; 6764; 7309; 12709; HTr
3192; JT 182,2; 1569,3; 1924,2; 3868,1; 3870,1; Loh 311; 426; 6413; 7590; Pz 675,13; 827,19; Tan 4600; 17438; 17493; 17496; UTr 1558. goteheit Tan 4332. grâ Pz 162,29. grôz JT 2434,2; 2435,4; 2957,1; 4592,3; 5398,3; 5979,3; Loh 553; Pz 270,25; 272,14; 406,28; Tan 17487; TrM 2105. grüenen JT 2434,2. güete JT 23,1. gunnen Gar 412; JT 3301,2. gunst Loh 7590. guot (Adj.) ETr 26; 3119; 3134; Gar 13112; Gau 1314; GTr 5; 77; 144; 1859; 1865; 12183; 13813; 17873; 17891; JT 248,1; 306,4; 564,3; 1885,1; 2065,1; 2481,3; 2949,4; 5288,2; 5981,1; RG 5,4 (nach 6327,4); Loh 553; Mel 45; Pz 2,17; 116,15; 414,23; 766,9; Tan 4; 12; 6730; 17438; TrM 838; 1793; UTr 1369; 3601. in guot GTr 5; 144. in, ze guote GTr 1; 5; JT 1885,1. guot (Subst.) ETr 7417; Gar 10595; 10604; 10609; 10611; 10614; 18204; GTr 1; 201; 4511; JT 154,1; 598,3; 5565,3; Mel 45; 46; 57; Tan 14838; UTr 3601; 3605; Wigm 4303. guoten GTr 12183. habe JT 4297,3. haben, hân Mel 45; JT 242,1; 1004,4; Loh 3831; 7499; UTr 3605. haft Pz 177,25. hagel Pz 2,17. hæle GTr 11831. halp JT 2481,3; 2497,2. halten JT 940,3; Pz 150,16. halz JT 3132,1. hamît Pz 172,21. hankrât JT ML 6,2 (nach 439,4). hant GTr 15399; 16480; 16489; JT 55,2; 4297,3; Pz 1,26; 32,21. hâr JT 55,2; 5051,3; Pz 1,26. harpfe HTr 2188. hase JT 832,4; 940,3. haven JT 3308,2. haz ETr 1396; GTr 5099; 8401; 8403; 8405; 13987; JT 1864,4; Pz 726,21; Wigm 2205.
6 Register
hazlich GTr 8496. hazzen GTr 8395; JT 2010,3; 2121,2; 2250,4; 2251,1. heben JT 2417,4. heil Gar 18204; JT 3132,2. (da)heim JT 2733,3. heimelîche Tan 3302; 3305. heizen JT 5966,2. hël Pz 551,27. hëlfe Gar 418; Pz 766,9. hëlfen JT 701,4; 1569,3; 5081,1; Pz 525,2; 534,7; 548,12; Tit 40,4. hëlferîche Loh 6413. helleviur Pz 2,17. her JT 5615,3. hêr GTr 18013; JT 3868,1. hêren GTr 18013. hêrlich Pz 171,9. hêrre Gar 10614; JT 2733,3; Pz 171,9; UTr 1410; Wigm 4303. herte (Adj.) JT 3688,4. herte (Subst.) Loh 553. hërze ETr 3113; 3119; GTr 108; 1710; 3126; 11634; 15054; 16415; 16472; 16489; 17817; HTr 432; JT 22,1; 24,1; 2933,1; 2939,1; 2946,1; 3489,2; 4297,3; 4892,3; 5051,3; 5115,1; 6027,4; 6050,4; Mel 687; 12632; Pz 1,1; 32,21; 358,19; 510,2; 551,29; 726,21; Tan 17466. hërzeleit JT 2150,2; Tan 1; TrM 2105. hërzeliebe HTr 141; 318; JT 1906,2; TrM 2105. hërzenlich Pz 532,7. hërzenôt UTr 3584. hërzesorge GTr 77. hetzen JT 3370,4. hie HTr 38; JT 236,1; 571,4; 1920,3. hinnenscheide JT 2939,1. hinken JT 3132,1. hiute JT 884,4; 1099,4; 2150,2; 2372,2; 2581,3; Pz 103,23; 548,6. hôch JT 730,2a; 829,1; 838,3; 869,4; 2691,1; 2946,1; 4658,1; 4892,3; 5667,4; 5966,2; Pz 2,17; 115,19; 292,24; 338,8; 612,7. hôchgehêret JT 926,1. hôchgemüete JT 2465,1. hôchvart Gar 6357; GTr 7080; 7227; JT 829,1; 1923,2; Loh 7500; Pz 472,17; 473,4;
Tan 6730; 6732; Wigm 5980. hœhe JT 1923,2. hœhen Pz 798,29. holn Pz 420,18. holt Mel 1079; 12632. holt sîn Gar 5170. hœne Gar 894; GTr 17802; Tan 2893; 17654. honec JT 267,4; 1099,3; 2449,2. hœnen HTr 3919. hœren ETr 26; GTr 6419; Pz 511,15. houbet Loh 5801; Pz 150,22. hövesch GTr 12183. hovewart JT 3370,4. hüeten JT 1883,2; Tit 145,2. hulde Gar 10611; JT 1924,2; 3868,1; 3870,1; Pz 827,19. hunger Wigm 1070. hunt JT 2733,3; Pz 150,22. huot JT 2434,2. huote GTr 17871; JT 1192,2; 1885,1; 5565,3. ie Wigm 2205. inneclich GTr 108. innen GTr 17739. inziht GTr 15399. irre JT 1917,1; Pz 180,9. îsen JT 2324,4. iteniuwe GTr 13068. jagehunt JT 3370,4. jagen Gau 4984; GTr 12279; 19395; JT 832,4; Pz 338,8; 340,7. jâmer JT 22,1; Pz 272,14. jâmerstric Pz 177,25. jâr JT 308,1; Mel 23. jëhen Gar 4095; Pz 12,27. jugent Gar 1004; GTr 266; 4508; 4511; JT 711,1; 1918,1; 3308,4; Pz 5,13; Tit 48,2. junc GTr 5099. karc UTr 1305. kein HTr 138. kêren GTr 10426; 12510; JT 5565,1; Mel 12828; Pz 798,29. kiel Pz 289,26. (er)kiesen GTr 7320; JT 5565,3; Loh 4066. kint ETr 26; Gar 17774; GTr 2485; 5928; 8399; JT 306,4; 701,4; 702,4; 723,3; 765,4; Pz 150,16; 525,6; Tit 40,4; 60,3; 86,4.
6.1 Wortregister
kintheit GTr 4417; 4432. kiusche Pz 414,23. klagen Gar 198; 13110; 16493; 19998; JT 1906,2. kleiden JT 730,2a. klein GTr 18589; JT ML 6,2 (nach 439,4); 1918,3; 2711,4; 3156,4; 4592,3; 4658,1. klingen JT 5979,3. kluoc ETr 26. knëht Wigm 4303. koch Wigm 1070. komen GTr 11319; 13813; 18589; JT 2465,1; Loh 5801; TrM 2105; 2291. ze ende komen GTr 1869. kouf JT 3871,3. koufman GTr 9536. kraft Gar 412; GTr 273; 6419; 6764; 16415; 19432; JT 714,4; 770,2; 2507,1; 4207,2; Tit 51,4; 91,2. kranc JT 51,3; Pz 270,25; 406,28. krancheit Loh 5801. krenken JT 598,3; 1909,1; RG 5,4 (nach 6327,4). kriechen JT 765,4; Tit 86,4. kriec GTr 369. krône GTr 1795; Pz 319,9. krœnen JT 2950,2. krümben JT 3308,4. krump JT 3132,1; 4557,3. kumber Tan 4101; 10238; TrM 838. kumberhaft Pz 170,29. künde GTr 9536. künden JT 1453,4. künftic JT 2150,4. künic Gar 457; 11315; GTr 9818; JT 303,1; 2507,1. künne JT 303,1. kunnen GTr 2485; 4835; JT 3698,1; 5082,4; 5288,1; Loh 7500. kunst JT 5285,4; Pz 756,6. künstic Tit 91,2. künsteclîche Tan 10249. kupfer JT 857,4. kurz GTr 12183; JT 3219,4; 5051,3, Pz 172,15. kurze GTr 11831. lâbor Mel 691. lachen GTr 19358.
lanc (Adj.) GTr 12183; HTr 432; JT 711,1; 4103,2; 5051,3; 5436,1; Mel 23; 687. lanc (Adv.) GTr 11831; Tit 48,2. ze lange GTr 4432. lant Gau 3346; GTr 9536; 11596; JT 2957,1; 3738,3; Pz 499,9. lære Tan 17466. laster Gar 12442; 12948; GTr 12251; 12709; JT 2497,2; Mel 12828; UTr 1483. lasterlîche Mel 46. laz JT 3397,3. lâzen, lân GTr 15182; JT 1917,1; 3397,3; TrM 1793. an wâge lân TrM 223. lëbelich GTr 1842. lëben (Verb) Gar 12442; 12948; GTr 1872; 16415; HTr 38; JT 248,1; 518,3; 633,4; 2414,4; 3397,3; 6027,4; Mel 96; 6204; Tan 829; 3293; 17493; UTr 3605. lëben (Subst.) GTr 1872; JT 2481,3; Pz 827,19. legen JT 3989,1. lêhen JT 154,1. leit Gar 198; 202; 949; 1004; 13110; 16546; 19108; 19998; GTr 85; 204; 206; 12251; 19363; JT 494,2; 1055,4; 1075,2; 1532,4; 2150,4; 2372,2; 2454,2; 2465,1; 2939,1; 4892,3; Mel 1079; Pz 5,13; 103,23; 270,25; Tan 3886; 8199. leiten JT 2953,1. lenge JT 5979,3. lêre GTr 187; JT 2065,1; 2065,4; 5288,2. lêren GTr 3126; JT 1294,4; UTr 3584. lërnen JT 5288,1; Tit 86,4. lewe JT 2414,3; Loh 5530. lîden GTr 201; 8395; 17766; JT 2010,3; 2251,1; 2722,2. liebe GTr 108; 187; 204; 11600; 13042, 13779; 13795; 13823; 15167; HTr 141; JT 564,3; 4658,1; 4892,3; 5115,1; Mel 4102; Pz 272,14; 409,20; Tan 6; 12; 8200. liep (Adj.) Gau 3281; 3346; HTr 141; JT 2373,4; Tan 17438; Wigm 3163. liep hân Tan 17487. liep (Subst.) ETr 7417; Gar 19108; 19998; GTr 206; 1115; HTr 138; JT 1004,4; 1055,4; 1075,2; 2454,2; Pz 103,23; 270,25; Tan 3305; 3886; 8199. liegen GTr 12308.
6 Register
ligen Gar 2756; 8087; 12442; GTr 5456; 16415; 16480; 17817; 19358; Tan 5683. lîht JT 1294,4; 4649,2. lîhte JT 844,2; Loh 5801; Pz 12,27. lîp Gau 3108; 3281; GTr 1801; 4430; 9890; 12510; 18013; 18025; JT 154,1; 598,3; 1228,4; 1919,2; 2324,4; 2820,3; Loh 5801; Pz 740,29; 827,19; UTr 354; 3601. list ETr 3119; Gau 4505; GTr 21; 13867; JT 838,3; 3987,3; Pz 172,15; UTr 1305. listec JT 770,1; Tit 91,1. listen JT 3987,3. liumunt GTr 15399. liute ETr 26; Gar 4095; Gau 4505; JT 6004,4; 6316,3; Mel 6566; Pz 126,25; 675,13; Tan 50; UTr 1483. lobelîche Gar 4095. loben Gau 1191.07; Pz 32,21. loc Pz 162,29. loch JT 3412,2. lôn GTr 1795; JT 182,2; 1160,4; 2581,3; Pz 319,9; 731,27; Tan 17496. lônen Pz 177,25. lop GTr 21; JT 869,4; 5979,1; Pz 551,27. lœsen Loh 311. loter JT 633,4. loubîn JT 2434,2. lüge JT 3395,3. lûne JT 1294,4; 3489,2. lust GTr 16415; 19358. lûten GTr 6360. lûter Pz 358,19. lützel GTr 1859. mâc JT 5565,3. machen Gar 412; 11399; HTr 318; JT 2507,1; 3566,4; 4910,2; Tan 14838. maget GTr 11831. magezoginne JT 1920,2. magnes JT 2324,4. mæjen GTr 12235. man Gar 5170; 11963; 12948; 16546; 17774; 18198; Gau 1191.12; 3281; 4500; GTr 5; 1842; 4835; 5099; 6126; 6360; 8397; 8403; 9890; 13987; 16158; 17873; 19358; JT 262,3; 701,4; 1453,4; 2416,3; Mel 687; 6204; Pz 1,3; 170,29; 173,1; 202,3; 203,4; 525,6; 534,7; 740,29; 766,9; Tan 4597; 10249; 17441; 17448; 17487;
17496; UTr 354; 763; 1369; 3605; Wigm 3163. manec GTr 18042; JT 5436,1; Loh 5921. manen JT 3156,4. mange JT 6050,4. mangel JT 2933,1; Mel 687. manheit Gar 13110; JT 702,4; 5398,3; Loh 5821; Pz 548,12. manlich JT 24,1; 1577,1; 1577,3; 2121,3; 3374,3. mantel GTr 10426. marke JT 3871,3. marschalc GTr 1801. mâze (Adv.) Gar 198; 13110; JT 4202,3. mâze (Subst.) GTr 18013; JT 1917,1; 1918,1; 2494,2; 2820,3. mæzlich GTr 11600. meie JT 2434,2. meine GTr 13900. meisterschaft JT 5285,4. mensche JT 3489,2. mer Pz 289,26. mêr HTr 138; JT 2065,2; 3219,4; 3301,2. mêren JT 224,1; Mel 1079. mëzzen JT 1918,1; 3219,4. michel GTr 8496; 11600; 11634; JT 3308,3. mîden JT 236,1. miete Wigm 4309. milte (Adj.) JT 4297,3. milte (Subst.) JT 154,1; 1864,4; 2435,4. minne GTr 206; 1115; 11867; 12017; 12183; 12279; 15165; 16933; 17739; 17917; 18042; 18589; 19363; JT 711,1; 714,4; 730,2; 730,2a; 732,4; 770,1; 770,2; 988,2; 1453,4; 1532,4; 1906,1; 2933,1; 2934,3; 2946,1; 3489,4; 4910,2; 5115,1; 5828,1; Mel 693; 1378; 1825; Pz 115,19; 172,15; 287,9; 296,9; 511,12; 511,15; 532,7; 532,10; 534,7; 726,21; Tan 829; 4175; Tit 48,2; 51,4; 91,1; 91,2; TrM 223; 1137; UTr 3584; Wigm 3163. minnen ETr 3113; Gar 10604; 10614; GTr 18025; JT 56,3; 57,3; 3206,1; Loh 426. minner GTr 7320; JT 3301,2. missehandeln JT 52,4. missehëllen GTr 4426. misselingen Gau 1807. missestân UTr 1369.
6.1 Wortregister
missetât Tan 17487. missetuon GTr 5. missevarn JT 843,4. missewende JT 1919,2. mitevarn Pz 116,13. mitewist GTr 15054. mitewonen Pz 414,23. morgen JT 884,4; 1099,4; 2150,2; 2372,2; 2581,3; Pz 103,23; 548,6. müejen Gar 949. müelich GTr 17817. müezecheit GTr 85. müezen JT 1055,2; 2953,1; Loh 983. mugen GTr 16435; JT 765,4; 846,2; 2435,4. mül HTr 2188. munt Gar 457; Loh 3831; Pz 272,11. muot ETr 7417; GTr 77; 201; 13779; 13900; 17891; 18025; JT 24,1; 25,3; 2950,2; 3374,3; 6316,3; Loh 5921; Mel 1079; Pz 1,3; 2,17; 171,9; Tan 50; UTr 1410. muoter GTr 8399. muotrîche JT 3688,4. nâchgebûr GTr 15047; JT 22,1; Pz 1,1. nâchvolgen Loh 5821. nâhe GTr 19363; Loh 5821. nâhe gân GTr 1842; 13777. nâhen JT 182,2; 4573,4. naht GTr 1842; Pz 776,1. natûre GTr 11634; JT 5403,3. naz Loh 3831. neigen JT 4649,2. nëmen GTr 11600; 16421; JT 664,4; 2436,3; 4973,4; 5979,3; Loh 7646; Pz 7,6; 162,29; 287,9; 358,19; Tan 4600; Tit 17,4. ane nëmen Gar 17774. nennen JT 1990,4. nern Pz 534,7. netze JT 3412,2. nezzel Wigm 1099,45. nezzelkrût GTr 15047. nîden ETr 3119; GTr 8395; 8397; JT 2010,3; 2250,4; 2251,1. nidere JT 884,4; 1923,2. niderligen Mel 8014. nieman Gar 202; GTr 15484; HTr 3192; JT 598,3; 633,4; Tan 3293; 10237; Wigm 4309. niemer Gau 1807.
nît ETr 3134; GTr 8399; 8401; HTr 3035; TrM 1543; Wigm 2205. niuwe (Adj.) GTr 1791; 13042; Pz 321,29. niuwe (Subst.) JT 3308,2. nôt Gar 16493; Gau 4498; GTr 1842; 1869; 4430; JT 702,4; 3244,4; 3595,2; 4592,3; Tan 5683. nütze ETr 26; Pz 827,19. obe JT 2417,4. ober JT 884,4. ordenlich Pz 116,13. ors JT 3156,4. ort GTr 12279; Tit 17,4. ouge Gau 710; GTr 77; 1115; 1842; 15165; 16472; 16489; 19358; JT 857,4; Loh 3831; Pz 272,11; 510,2; Tit 91,2. under ougen GTr 19358. parrieren Pz 1,3. phaffe JT 1909,1. phenden JT 4658,1; Pz 827,19. phlëgen Gar 13110; GTr 4432; Pz 612,7; UTr 1369. phliht HTr 141; JT 3868,1; Loh 7590. phorre JT 3308,2. phrüende JT 2820,3. prîs GTr 4426; JT 55,2; 1192,2; 1577,1; 2044,4; 2065,1; 3219,4; 3810,4; 4558,2; 4558,3; 4573,4; 5757,4; 5981,1; Pz 32,21; 172,15; 319,9; 321,29; 338,8; 340,7; 420,18; Tit 145,2. prîsen Gau 3346; JT 3871,3. quicken GTr 15399. rât ETr 3119; GTr 1869; HTr 432; JT 1232,1; 2065,1; 2065,4; 2405,3; Pz 162,29. ræze Loh 4066. rëchen Pz 529,15. rede ETr 26; GTr 12183; HTr 432; Pz 163,15. reden GTr 4835. redelîche Gar 16546. rederîche GTr 4835. rëgenboge JT 4103,2. rëht (Adj.) JT 730,2a; 1906,1; Pz 321,29; 532,10; Tan 6732. rëht (Subst.) ETr 7256; Gau 2226; GTr 6126; JT 4649,2; Loh 311; 5821; Pz 7,6; 612,7. mit rëhte GTr 16158. ze rëhte JT 1918,1; 4202,3; 5565,1.
6 Register
rëhte (Adv.) Gar 949; 5170; 10604; 16546; Tan 17438; UTr 3605. rëhte (Subst.) Gar 1157; Gau 4232; Tan 4332. reine JT 248,1; 633,4. reise JT 2953,1. reizelklobe JT 926,1. reizen GTr 15399. rîche Gar 10609; JT 138,2; 2150,2; 3132,4; 3292,1; 5115,1; 5403,3; 5828,1; Mel 46. rîchen GTr 9536; JT 303,1; 5979,1. rîchheit GTr 11600; JT 3738,3. rîfen JT 2434,2 rihte JT 1883,2. rihten GTr 13860. Rîn JT 3397,3. ringen ETr 3113; JT 4201,3; Pz 170,29. rint Loh 5530. rîten Pz 180,9. rîterlich GTr 4426; JT 138,2; 1900,3. rîterschaft GTr 366; 4417; 6764; JT 2082,4; Pz 115,19; 177,25; 289,24; 612,7. riuwe GTr 1791; 1795; JT 1864,4; 1906,2; TrM 2291. riuwec Pz 548,6. roufen JT 55,2; Pz 1,26. rüemen Gar 4095 ruomwort HTr 2156. ruote JT 306,4. rûschen HTr 2188. sache GTr 1865; 11600; JT 2950,2. saf Loh 3814. sagen Gau 14; GTr 17797. sæjen GTr 12251; JT 5548,1. sælde Gar 18204; GTr 8405; JT 730,2a; 1864,4; 1883,2; 1917,1; 2820,3; 3698,1; 4973,4; 5565,1; 6004,4; Pz 548,12; Tan 3; 4101; 4105; 10238; 10249; 17493; UTr 3601. ze sælde JT 1885,1. sældenrîche JT 2950,2. sælec GTr 187; 8403; 15484; Tan 17448; UTr 3605. sælecheit GTr 6764; JT 2820,3; Tan 1. sæleclich JT 2939,1. sâme JT 5548,1. samenen Pz 171,9. sament GTr 4426. schade GTr 281; 18589; JT 2121,3; 2434,2;
Mel 6566. schadehaft Pz 289,11. schaden JT 1918,3; 2065,1. schaffen Gau 1314. schallen JT 869,4. scham Gar 10595; GTr 11596; 11831; JT 926,1; 1920,2; 2324,4; 2417,3; 2722,2; 5564,3; 5565,1; 5565,3; 6015,4; Pz 3,5; 170,29; 319,9; 319,11; 321,29; Tan 17430; 17441. schamen Pz 358,19. schaz Pz 171,9. schedelich JT 3395,3. scheiden HTr 318. schenden JT 633,4; 5979,2; Loh 7500. schepfen GTr 21. schîbe GTr 7161. schicken JT 2414,4. schildes ambet Pz 499,9; 612,7. schilt JT 2151,3. schînen JT 51,3. schîn tuon HTr 2156. schœne (Adj.) Tan 2893; 17496. schœne (Subst.) Gar 894; GTr 17802; HTr 3919; Pz 514,17. schônen Pz 202,3. schœnen GTr 11867. schrëcken JT 2414,3. schulde GTr 5456; JT 4649,2; Pz 827,19; Tan 4101. sëgen Pz 759,10. sëhen Gau 710; GTr 1115; JT 51,3; 52,4; Pz 510,2; 766,9. sehs JT 2065,2. sêle Gar 10604; JT 22,1; 1228,4; 1919,2; 2820,3; 3395,3; Pz 1,1; 319,9; 827,19; UTr 354. sëlp GTr 12308; 17873; 18025; JT 242,1; 3301,2; 3397,3; 3810,2; 3989,1; 4558,2; Loh 7499; 7500; Pz 12,27. senen GTr 85. senfte GTr 4426; JT 2691,1. senften ETr 7417. sêre Gar 10614; 19998. (ge)setzen GTr 13867; 18025; JT 4558,2; UTr 2308. sichel JT 3308,4. sicher JT 3374,3.
6.1 Wortregister
sicherlîche JT 1055,2. siech JT 5436,1. siechen Loh 5801. sige Gar 412; GTr 6764. sigehaft Gar 412. (ge)sigen JT 2494,2. sîgen JT 1923,2; Pz 472,17. sigenumft JT 3688,4. sin ETr 26; GTr 12017; 12183; 19358; JT 1906,2; 5115,1; RG 5,4 (nach 6327,4); Mel 1825; Pz 287,9; 296,9; 798,29; Tan 3; 4175. sîn GTr 1703. die sînen Gau 4382.33. sinken Pz 289,26. sinnelôs GTr 9890. sinnen GTr 18042, JT 571,4. sinwël Gau 4982. site ETr 3119; HTr 4275; Mel 96; Pz 3,5; 116,13; 319,11; 414,23; Tan 3293; TrM 1793. sitzen JT 2044,4. siufte, siufze Gar 1004. siuften Pz 5,13. slahen, slân GTr 7161; Pz 529,15. umbe sich slahen GTr 16158. slegel Pz 180,9. slîchen JT 5979,2. sloz Pz 3,5. smac Loh 4066. smæhe JT 2436,3. smæhen JT 23,1; 843,4; 2065,4; Pz 1,3. smecken GTr 11596. smërze GTr 16472; 16480; 16489; Loh 5801. snël JT 3156,4. snîden GTr 12235; 12251; Pz 510,2. soln GTr 6772. sorchaft GTr 77. sorclich JT 2465,1. sorge JT 2151,3; 2934,3; RG 5,4 (nach 6327,4); Pz 731,27; Tan 8200. sparn JT 138,2. spëhen JT 702,4; 770,2; Tit 91,2. spiegel JT 51,3; 52,4. spil Gar 17774; GTr 16435. spilgevelle GTr 16435. spiln JT 2082,4; 4555,3; 5082,4; Pz 115,19.
spor JT 3156,4. spot GTr 12709; JT 2324,4; Pz 126,25; 289,11; 612,7. sprëchen GTr 6360; Pz 766,9; Tan 17466. stân / stên GTr 108; JT 56,3; 3308,4; Mel 46; Pz 163,15; 346,22; Tan 17496. wol stên JT 723,3; Tit 60,3. starc JT 714,4; 5828,1; Tit 51,4. state GTr 16431; Tan 3305; HTr 318. stæte (Adj.) GTr 1791; JT 2470,3; 2507,1; 5115,1; 5665,1; Pz 202,3; 409,20; 551,29; 726,21; Tan 3293. stæte (Subst.) Pz 414,23; TrM 1137. stætecheit JT 51,3. stæteclich JT 1919,2. stëchen Pz 529,15. stellen JT 2950,2. stërben Gar 10599; 12948; 13115; JT 1055,2; 1936,4; Loh 1586; UTr 2308. stiure GTr 1115; JT 2481,3; 5667,4. stiuren JT 5288,2. stolz Pz 420,18. strenge GTr 4417; JT 2417,4. stric GTr 13860; JT 3989,1. strîchen Pz 551,27. strît JT 711,1; 2494,2; 3688,4; Pz 172,21; 420,18; 756,6. strô JT 5852,3. strûz Pz 406,28. stunde JT 5436,1. ze aller stunde Gar 457. stundec GTr 5099. stuol Tit 86,4. süenerinne GTr 13068. süeze (Adj.) JT ML 6,2 (nach 439,4); 1099,4; Loh 3831; Mel [691]; 693; Pz 272,11. süeze (Subst.) JT 267,4; 395,2; 664,4; 1160,4; 2581,3; Tit 17,4. sünde JT 564,3; Tan 17496. sunne Pz 776,1. suoche UTr 2446. (ge)suochen GTr 4511; 18110; 19523; JT 723,1; 2061,1; Loh 3470; Pz 593,25; Tit 60,1; UTr 2446. sûr (Adj.) GTr 15047; JT 22,1; 1099,4; 2581,3; Pz 1,1. sûr (Subst.) JT 395,2. sûren JT 664,4; 1160,4; Tit 17,4.
6 Register
swach GTr 8405; JT 3566,4; 5979,3. swachen GTr 1859. swære (Adv.) Gau 14. swære (Subst.) GTr 10300. swæren GTr 12183. swëben Loh 5921. swërt Loh 553. tac ETr 7417; GTr 1842; Pz 776,1. tât GTr 16421; HTr 2156; JT 2405,4. teil Gar 18204; JT 4202,3. teilen JT 2416,3. tiefe JT 4892,3. tiuren Mel 98. topel Pz 115,19. topelspil Pz 289,24. topf Pz 150,16. tôre JT 838,3; 3132,2; 4557,3; Pz 292,24. tôt (Adj.) Gar 8087; 12442; Tan 5683. tôt (Subst.) GTr 1791; 1795; 1842; 4432; 7930; JT 307,4; 2939,1; Pz 358,19; 759,10; Tan 1573; TrM 1543; 2291; UTr 2293. tôte HTr 38. tôtvînt GTr 1842. tœten Gau 4500. træge JT 4573,4. tragen Gar 16546; GTr 1865; 13987; 15054; 18589; HTr 141; JT 770,2; 3868,1; 5051,3; Mel 1079; 12632; Pz 551,29; Tit 91,2; 145,2. hin tragen GTr 369. veile tragen JT 1192,2; Tit 145,2. trîben GTr 12279; JT 1919,2. triegen GTr 12308; JT 51,1. trinitât JT 829,1. triuwe Gar 11963; GTr 1791; 1795; 6360; 13068; JT 57,3; 1906,1; 5115,1; 5398,3; 5966,2; Pz 116,13; 167,29; 321,29; 532,7; 532,10; TrM 2291; UTr 763. trôst Gar 13112; GTr 16415. trœsten Gau 1191.12. troum JT 51,1; 51,3. trügesite GTr 12308. trûrec Gar 202; Mel 4117. trûren JT 1228,4; 2150,2; Loh 5921; Pz 296,9. trûtschaft GTr 19432. tugen HTr 4851; Pz 170,16. tugent ETr 3113; GTr 187; 3126; 4508; HTr 2156; JT 182,2; 308,1; 518,3; 571,4; 730,2;
1918,1; 1920,2; 3206,1; 5564,3; 5565,3; 5667,4; 5966,2; Mel 12828; Tan 17466. tugentlîche GTr 11634. tump Gar 18198; JT 2949,4; 3132,2; 3219,4; 4557,3; 6004,4. tumpheit Gar 11399; Pz 292,24. tumplîche Gar 18198. tûsent GTr 201; JT 3871,3. tuoch Gar 10595. (ge)tuon Gar 949; 10595; 18198; 18204; GTr 144; 1859; 17891; 18025; HTr 4275; JT 242,1; 2949,4; 4297,3; Loh 7499; Mel 96; 906; 1079; 12632; Pz 675,13; Tan 3293; 10249; TrM 1793; UTr 3601. rëhte tuon Tan 17438. unrëhte tuon GTr 17891. wê tuon GTr 108; 13042. wol tuon Gau 3108. twingen Mel 1378. übel Gar 18204; GTr 7320; 17873; HTr 3192; JT 2405,3. übele (Adv.) GTr 4426; 6360; Tan 17466. übele (Subst.) GTr 201; 7320; 13813; 17891; JT 23,1. übellich GTr 17917. übergulde JT 3868,1. überhêr JT 732,4. überic JT 2497,2. überkomen Gau 1191.12. überkreftic JT 732,4. übermâze JT 1228,4; 4202,3. übermüete Loh 426. übermuot Gar 2756; 7007; Gau 1314; GTr 266; JT 2405,3; Mel 6566; 8014. überstrîten Pz 473,4. übervluz JT 4973,4. überwinden Gar 16493; JT 4592,3. üeben GTr 17820; Pz 319,11; 499,9. ûf gên GTr 266. ûfstân JT 765,4; Tit 86,4. ûfwëgen JT 4558,2. umbegân GTr 6126. umbesæze Pz 12,27. umbe trîben Pz 150,16. unart GTr 11637. unbescheiden JT 6004,4. unbetwungen Gau 4500; Pz 270,25. unborge JT 1919,2. undertuon JT 2820,3.
6.1 Wortregister
understân Gar 8087. undervarn Pz 726,21. underwinden JT 308,1. unêre Mel 12828; Pz 171,9. unerværet JT 2121,3. ungedienet Pz 511,12. ungelîch Tan 50. ungelîche GTr 11596. ungeloube Pz 12,27. ungelücke JT 1919,2; 2211,1; 4273,4; Tan 4101. ungemach GTr 201; 1865; 11600. ungemeilet JT 571,4. ungeminnet GTr 18042. ungenësen JT 307,4. ungephendet JT 3412,1. ungescheiden GTr 206. ungetân UTr 152. ungetriuwe JT 1906,2. ungeverte Pz 172,21. ungewizzenheit Gau 4503. ungüete JT 1923,2. unheil ETr 3113; JT 1294,4; Tan 10238. unkünde GTr 3126; JT 844,2; 3489,4; 5828,1; Pz 351,13. unmære Tan 17466. unmâze JT 2820,3. unminne Pz 351,13. unmuoze GTr 77. unnütze JT 51,3. unrëht (Adj.) JT 564,3; 846,2; Loh 7500. unrëht (Subst.) JT 138,2; 6027,4. unrëhte GTr 17891. unruochen GTr 4511. unstate JT 2435,4. unstæte (Adj.) Mel 4102; JT 25,3. unstæte (Subst.) JT 56,3; 5665,1. unstæticheit Mel 11040. unverboten GTr 17928. unverdienet JT 869,4. unvergangen JT 3867,2. unverhagelt JT 3810,2. unvernagelt JT 3810,4. unversuochet HTr 4851. unverzaget JT 24,1; Pz 1,3. unveste GTr 5928. unvuoge Pz 529,15. unvruot Pz 5,15.
unwæge GTr 16435; JT 5082,4. unwërde JT 5279,3. unwërt UTr 1483. uop Pz 319,11. üppecheit JT 57,3. urliuge Gar 13108; GTr 366. ursprinc GTr 11319; 11831. ûzen GTr 17739. vâhen GTr 13860; Pz 406,28. val JT 153,2. vælen JT 182,2. vallen JT 5001,1; Pz 472,17; Wigm 5980. valsch JT 3698,1; Pz 2,17; 172,15. valschheit GTr 12251. vâre Pz 163,15. varn Gar 10604; JT 1883,2; Tan 4105. irre varn JT 1917,1. varn lâzen JT 1004,4. vart JT 1885,1. varwe Pz 1,3, 551,27. vaterrîche GTr 11596. veige Gar 8087; 13115; JT 1936,4. veigen JT 3698,1. veile JT 1192,2; Tit 145,2. vël Pz 551,27. vellen GTr 7227; JT 829,1; 3566,4. velzen JT 2211,1. verbërn GTr 17817; 17928. verborgen Tan 1; Tan 8200. verbot GTr 17928. verdecken JT 770,2; Tit 91,2. verdërben Gau 3281; HTr 4847; JT 1577,1; 1927,2; 5279,3; Pz 292,24. verdienen Gar 10611. verenden Gar 17774; JT 564,3; Pz 827,19. vergarnen JT 3412,2. vergëlten JT 2065,2. vergëzzen GTr 1710; JT 5115,1. vergiezen JT 51,1. verhengen Gau 4998. verkêren Tan 14838. verkiesen Wigm 4309. verkunnen JT 832,4. verlâzen Gau 2241; 4382.33; GTr 6126; Tan 4101; 10238. verliesen Gar 13108; GTr 369; JT 1924,2; 2082,4; 4555,3; 5565,3; TrM 223; Wigm 4309. verligen JT 1927,2.
6 Register
verlorn GTr 17871; JT 5548,1; Tan 3; 6. verlust, vlust GTr 366; 12510; JT 5001,1; 5565,1; Tan 10237. vermîden Pz 510,2. vernëmen ETr 26; GTr 5; HTr 2188. vernihten JT 3738,3. vërre GTr 19363. verschamt JT 1920,3; Pz 170,16. versenken JT 3395,3. versigelen GTr 17817. versmâhen JT 2711,4. verstœren ETr 26. verswîgen JT 4558,3. verswinden Pz 731,27. verte JT 1192,2; 1883,2; 1917,1; Tit 145,2. vertragen GTr 281; 19363. vertuon JT 3308,2; Pz 171,9. vervarn JT 1927,2. verweisen JT 1920,3. verwen Loh 3814. verzagen Pz 340,7. verzaget JT 1577,1; Pz 338,8. vîent GTr 15054; JT 843,4; 2711,4; Pz 525,2. vil JT 1918,3; Loh 5921. ze vil GTr 1859; 4432. vinden GTr 18110; 19523; JT 55,2; 2061,1; 2121,3; 2405,4; 4649,2; Loh 3470; 5530; Pz 180,9; 593,25; 731,27; UTr 2446. vinger GTr 16472; 16480; JT 3566,4. virst JT 2417,4. visch JT 3412,2. viur GTr 1115; JT 56,3; 5852,3. vliehen Gau 4984; GTr 19395; JT 846,2; Pz 340,7. vlîzen Gau 1191.07. vluht JT 2121,3; 2722,2; Loh 5821. vluochen Tan 4148. volbringen GTr 16415. volge JT 3219,4; 5082,3. volgen ETr 3113; JT 2949,4; Loh 5821; Pz 407,20. vor HTr 432. vorhte GTr 15167; JT 56,3; 564,3; 2414,3; 2414,4; 6027,4; Tan 5683; UTr 1369. forme JT 6015,4. vorsagen Mel 98. fôrëst, forst JT 2434,2.
vreise JT 1294,4. vreislich GTr 15054. vremde (Adj.) GTr 9536; 11596; JT 2373,4; 4297,3. vremde (Subst.) HTr 318. vrî JT 2934,3; 3489,4; 6050,4; Pz 532,7. vrîlich GTr 7161. vrisch GTr 13068. vrist Pz 172,15. vristen JT 4103,2. vriundinne Pz 202,3. vriunt GTr 1791; 1795; 12308; 13068; 13987; 15054; 18589; JT 843,4; 3244,4; 3595,2; Pz 338,8; 675,17; TrM 838; Wigm 4309. vriuntlich Pz 409,20. vriuntschaft GTr 8496. vrô Mel 4117; Pz 548,6; 675,17. vröude GTr 201; JT 1990,4; 2150,2; 2150,4; 2372,2; 2470,3; 3412,2; RG 5,4 (nach 6327,4); Loh 1017; 5921; Pz 272,14; 726,21; Tan 8200; TrM 2291; UTr 3584. vrouwe Gau 2241; 3346; GTr 13987; JT 224,1; 1909,1; 1990,4; 5051,3; Mel 1079; Pz 514,17; TrM 1793; Wigm 3163. vrüete JT 2949,4. vrümecheit ETr 3134; Mel 98; 12828. vrum Gau 1191.12; 3281; 4500; GTr 1869; UTr 763. vrume GTr 18589. vrumen ETr 26; GTr 13813; JT 1883,2. vruo Wigm 1099,45; Pz 340,7. vüegen Gar 18204; Gau 4987; Pz 525,6. vüeren GTr 266; JT 3244,4; 6027,4. vuoren GTr 8401. vürhten GTr 12709. vûlen GTr 5456. vunt Pz 292,24. vuoge Gau 1191.07. wâge TrM 223. an wâge lân TrM 223. wâfenheiz Pz 407,20. wæge GTr 15182; JT 5082,3. (ge)wahsen GTr 85; 281; 1115; Pz 1,26. walten Gar 11315; JT 2435,4; 4273,4; Mel 57. wân JT 4649,2. wænen JT 5001,1. wanc JT 3374,3; Tit 51,4.
6.1 Wortregister
wâr GTr 9818; 15399; JT 1569,3; Pz 532,10. wârheit Gar 457; 11315. warnen JT 3412,1. wê GTr 108. wecken JT 494,2. weinen GTr 2485; 13900; Pz 525,6. weinende Pz 272,11. (ge)wëllen Gar 7760; Gau 4987; GTr 7309; 16431; 16435; JT 224,1; Loh 311; 3470; UTr 1558. wende JT 4973,4. wenden GTr 10426; 16489; JT 564,3. wenken JT 5081,1. wer Gau 4498; 4503; 4505; GTr 5928; JT 2121,3; Pz 759,10. wërben HTr 4847; JT 24,1; 1232,1; 1577,1; 2250,4; 3810,4; Tan 17448. wërc Loh 7646. wërden (stVerb) Gar 10595. wërden (swVerb) GTr 8397. wërlt GTr 1; 5; 1865; JT 56,3; 57,3; 664,4; 1004,4; 1099,3; 1160,4; 1924,2; 2372,2; 2581,3; Pz 827,19; Tan 17438; Tit 17,4; UTr 1342; 3601. wërltlich Gar 10611; JT 3867,2; 3868,1. wërn GTr 11831; HTr 432; JT 262,3; 711,1; 723,1; 2372,2; Tit 48,2. wern Pz 534,7; 726,21. wërt JT ML 6,2 (nach 439,4); 723,3; 2436,3; 3810,4; 4557,3; 4573,4; Pz 12,27; 170,29; 172,15; 321,29; 511,15; 534,7; 766,9; Tit 60,3. wêtac Loh 5801. wîchen JT 1900,3. widerdriez JT 3397,3. widerhaben GTr 11831. widerkêren JT 57,3. widersagen Gau 710; GTr 16431. widerwendic JT 844,2. wigen JT 1532,4. wille GTr 16421; Loh 7646; Mel 12632; UTr 1410. willekür JT 6050,4. winden JT 2434,2. winkel GTr 16933. winken JT 3132,2. wint GTr 10426; JT 2417,4. wîp Gau 3281; GTr 1801; 9890; 17871;
17917; 18025; JT 262,3; 2416,3; Pz 32,21; 173,1; 203,4; 420,18; 450,5; 518,25; 740,29; 766,9; Tan 3293; 10249; 17441; 17487; 17493; 17496; UTr 354; 1305; 1483. wîpheit Pz 116,13; 167,29; Tan 17438. wîplich Pz 551,29. wirde GTr 8399; 8401; JT 224,1; 262,3; 598,3; 869,4; 1900,3; 2065,4; 2691,1; 5279,3; 5285,4; 5979,2; 5979,3; 6015,4; Mel 1079. wirdec Gar 11963. wirdecheit Gar 1004; Gau 3346; JT 1577,3; Pz 2,17; 5,13; 827,19. wirdeclîche JT 5279,3. wirs GTr 13813; Tan 1573. wirsest JT 2417,3. wîs ETr 3119; JT 2065,1; 2065,4; 4557,3; Tan 1. wîsen JT 2946,1. wîsheit JT 56,3; 1453,4; 2044,4; 2950,2. witze Gau 1191.07; JT 56,3; 2949,4; 2957,1; 3871,3; 5081,1; 5288,2. wizzen Gau 4500. wol ETr 26; 7417; Gar 10609; Gau 3346; GTr 144; 13795; HTr 3192; JT 723,3; 3810,2; 5082,4; 5564,3; Loh 311; 6413; Tan 4105; 4597; 17466; Tit 60,3. wolgemuot JT 2405,4. wonen Tit 60,1; JT 5398,3. wort Gar 457; 11315; GTr 9818; JT 2507,1; 4207,2; Pz 338,8. wunde JT 2711,4. wunder Pz 675,13. wünne Pz 32,21. wunsch JT 3868,1. wuocherhaft GTr 11867. wurz, wurze JT 4207,2; Loh 3814; 4066. zage Gar 13112. zageheit JT 2121,2; Loh 5821. zagel Pz 177,25. zæhe Pz 296,9. zaln JT 3397,3. zeigen JT 3566,4. (ge)zëmen Gar 457; 11963; Gau 3346; GTr 16933; JT 306,4; 1900,3; 4557,3; Mel 11040: Pz 7,6; Tan 17441. zergân / zergên JT 1055,4; 1075,2; Tan
6 Register
6732; UTr 152. zerganclich JT 153,2. zerrinnen JT 57,3. ziehen GTr 15399; JT 2250,4; 2324,4; 3132,2; Pz 612,7. zieren JT 23,1; 2151,3; Pz 1,3. zil Pz 272,14. ziln JT 2497,2; 4555,3; Pz 115,19. zimbern JT 4103,2. zin JT 51,1. alle zît JT 4555,3.
6.2
zorn Gau 2241; GTr 13042; JT 1924,2; Tan 6. zornelîn GTr 13068. zücken JT 2372,2. zuht JT 846,2. zühteclich HTr 4275. zühterîche JT 306,4. zwêne GTr 7320; 10300; 15182; HTr 141; JT 2065,2; 5615,3; UTr 354. zwîvel GTr 13777; 13779; 13795; 13823; JT 22,1; 25,3; 714,4; Tit 51,4; Pz 1,1.
Register der Sprechhandlungen
abwägen Pz 115,19. anbieten Pz 511,12; 511,15. andeuten GTr 1865; JT 1294,4; 2372,2; Pz 776,1. anflehen Tan 829. anklagen GTr 19523. annehmen (eine Herausforderung a.) Gar 412; 418. auffordern ETr 3119; Gar 16493; 16546; GTr 1; 6932; 8395; 8397; 8399; 8401; 8403; 8405; JT 23,1; 25,3; 139,4; 236,1; 306,4; 307,4; 308,1; 598,3; 1864,4; 2065,1; 2065,2; 2065,4; 2121,2; 2121,3; 5279,3; Pz 3,5; 150,16; 150,22; UTr 3605. aufrufen ETr 7590; GTr 18110. auslegen GTr 16933; JT 395,2. bedauern GTr 266; JT 988,2. befürworten JT 701,4; 702,4; Tit 40,4. begründen Gar 19998; Gau 14; 2241; GTr 1842; 2485; 4417; 4426; 4430; 4432; 5099; 8319; 10300; 12183; 15182; 15399; 16415; 16472; 16480; 16489; 17817; 17820; 17928; 19395; HTr 432; 3192; JT 633,4; 711,1; 832,4; 843,4; 844,2; 884,4; 1453,4; 1532,4; 1569,3; 2324,4; 2373,4; 2416,3; 2497,2; 2733,3; 2946,1; 3370,4; 3397,3; 3989,1; 4297,3; 4592,3; 4892,3; 5757,4; 5828,1; 5852,3; Loh 553; 3814; 3831; Mel 96; Pz 126,25; 338,8; 534,7; Tan 6730; 6732; 14838; Tit 48,2; TrM 838; UTr 1652. den Grund benennen Gau 4382.33.
begrüßen Pz 766,9. beklagen Gar 1004; 19108; GTr 201; 204; 206; 12279; 12308; JT 248,1; 494,2; 664,4; 1055,2; 1055,4; 1075,2; 1160,4; 2933,1; 2939,1; Mel 23; 1825; Pz 103,23; 177,25; 292,24; 740,29; Tan 3886; 10237; 10238; 10249; Tit 17,4; TrM 2105; UTr 3584. bekräftigen Gar 7760; 8087; 12442; JT 2953,1; Mel 11040; Tan 1573; UTr 1410; 1558; Wigm 5980. bekunden Gar 156; 2756; JT 3738,3; 5615,3; Mel 8014; Pz 593,25. belehren Gau 1191.07; 4498; 4500; 4503; 4505; JT 730,2; 730,2a; 732,4; Mel 4102; 12632; Pz 171,9; 173,1. benennen JT 714,4; 5966,2. berichten Gar 40956; JT 2454,2; 3987,3. sich berufen Pz 163,15. beruhigen Gau 1189; GTr 6764; 6772. beteuern Gau 710; JT 55,2; 3395,3. betonen ETr 3134; GTr 21; 187; 1791; 1795; 7930; 11831; 13813; 13823; 15054; 17891; HTr 3919; JT 303,1; ML 6,2 (nach 439,4); 2211,1; 2435,4; 2470,3; 2957,1; 3156,4; 3867,2; 3868,1; 3870,1; 3871,3; 4103,2; 4207,2; 4273,4; 5051,3; 5285,4; 5288,1; 5288,2; Loh 3470; Mel 45; Pz 12,27; 473,4; 529,15; 759,10; Tan 2893; 4101; 4105; 17441; TrM 1137; UTr 3601. einer Bitte nachkommen HTr 4275; Pz 7,6.
6.2 Sprechhandlungen
bitten ETr 7256; Gar 5170; 18198; 18204; Gau 2226; Loh 7646; Tan 4332. erbitten Pz 162,29. einer Bitte Nachdruck verleihen Gau 3346. danken Gar 11963. sich distanzieren Pz 116,15. drängen UTr 151; 152; 155. einräumen JT 838,3. empfehlen GTr 77; 85. entschuldigen JT 4658,1; 4910,2; Tan 3293; 3302; 3305. erbitten Pz 162,29. erklären ETr 1396; Gau 1314; 4232; GTr 366; 369; 1115; 4835; 5456; 5928; 7161; 7309; 11600; 11867; 13900; 15165; 15167; 16158; 17739; 17766; 17802; 18589; 19358; 19363; HTr 318; 3035; JT 267,4; 765,4; 770,1; 770,2; 829,1; 926,1; 2251,1; 2934,3; 3292,1; 3566,4; 4557,3; 5081,1; 5082,3; 5082,4; 5115,1; 5398,3; 5403,3; 5436,1; 6015,4; Loh 311; 1017; 4066; 5801; 7590; Mel 1378; 4117; 6204; Pz 167,29; 203,4; 287,9; 351,13; 518,25; 731,27; Tan 4175; Tit 86,4; 91,1; 91,2; TrM 1543; 1793; Wigm 1070; 1099,45; UTr 1305. ermahnen ETr 26; Gar 457; 10599; 12948; GTr 5; JT 262,3; JT 518,3; 564,3; 571,4; 1228,4; 2150,4; 2405,4; 2494,2; 3412,1; 3412,2; 3688,4; 5979,1; 5979,2; 5979,3; 5981,1; 6316,3; RG 5,4 (nach 6327,4); Loh 426; Mel 12828; Pz 798,29; 827,19; Tan 17493; Wigm 3163. ermuntern Gau 3108; GTr 18013; HTr 4847; 4851; 6022; JT 23,1; 1936,4; Pz 340,7. erörtern JT 153,2; 154,1; 5001,1. feststellen GTr 13867; JT 182,2; 2414,3; 2414,4; 3489,4; Pz 1,3; Tan 1; 3; 4; 17654. fordern GTr 9818; 116,13. einer Forderung Nachdruck verleihen JT 2507,1. in Frage stellen HTr 138; 141. gestehen GTr 12017. gewähren (eine Bitte g.) HTr 4275. herausfordern Pz 321,29. hinweisen Gar 10609; JT 2250,4; 2434,2; 2436,3; 2949,4; 2950,2; Mel 98; 1079;
Tit 51,4. kommentieren Loh 5530; 5821; 5921; 6413; Pz 180,9; 272,11; 272,14; 296,9; 409,20; Tan 8199; 8200. kritisieren GTr 273; 7227; 12235; 12709; 13777; 13779; 17871; 17873; HTr 2188; JT 1232,1; 2481,3; 2449,2; 2711,4; 3301,2; 4558,2; 4558,3; Mel 6566; Pz 407,20; 675,17; Tan 4148; 17487; 17496; Wigm 2205. loben Gar 894; 949; GTr 144; 1801; 1869; 1872; 3126; 7320; 13860; 16421; HTr 2156; JT 138,2; 224,1; 1577,1; 1577,3; 1990,4; 2010,3; 2044,4; 2061,1; 3206,1; 3219,4; 3244,4; 3374,3; 3489,2; 3595,2; 5548,1; 5667,4; 6050,4; Pz 5,13; 5,15; 202,3; 270,25; 319,9; 319,11; 358,19; 532,7; 532,10; 756,6; Tan 17430; 17438. Mut zusprechen Gar 1157; JT 2722,2; 3132,1; 3132,2; 3132,4; Loh 1586; Pz 406,28. Nachdruck verleihen Gau 3346 (einer Bitte N. v.); JT 2507,1 (einer Forderung N. v.). nachkommen (einer Bitte n.) HTr 4275; Pz 7,6. preisen JT 3810,2; 3810,4; Tan 17448. provozieren Gar 11315; 11399. (jmdm.) raten Gar 198; 202; 10611; 13108; 13110; 13112; 13115; Gau 1191.12; 4982; 4984; 4987; 4998; GTr 6126; 10426; 11319; 16431; 16435; JT 56,3; 2151,3; 2820,3; Mel 57; Pz 170,16; 170,29; 172,15; 172,21; Tan 12; 50; TrM 223; UTr 2446. rechtfertigen ETr 7417; Gau 1807; GTr 1703; 1710; 1859; 6419; 13042; 13068; 13987; 19432; HTr 38; JT 723,1; 723,3; Loh 7499; 7500; Pz 289,11; 289,24; 289,26; Tit 60,1; 60,3. referieren GTr 4508; 4511; JT 3698,1; Mel 687; 691; Pz 346,22; Wigm 4303; 4309. reflektieren JT 857,4. resümieren Gar 7007; Pz 499,9. (sich) rühmen Gar 6357; Pz 32,21. spotten Gar 17774.
6 Register
tadeln GTr 12251; 12510; 17797; Pz 414,23; 472,17; UTr 1369. trösten GTr 11596; JT 2465,1; Pz 548,6; 548,12; Tan 4597; 4600. übersetzen Mel 693. überzeugen (zu ü. versuchen) GTr 8496. verdeutlichen JT 5564,3; 5565,1; 5565,3. verlesen JT 1883,2; 1885,1; 1900,3; 1906,1; 1906,2; 1909,1; 1917,1; 1918,1; 1918,3; 1919,2; 1920,2; 1920,3; 1923,2; 1924,2; 1927,2. versichern Tan 1584. verspotten GTr 7080; Pz 252,2; 252,6; 675,13. versprechen ETr 3113; Loh 4691; 7024; UTr 763. verteidigen JT 242,1; 3308,2; 3308,3; 3308,4;. verurteilen Gar 10595; 10614; GTr 15047; 18042; JT 846,2; 869,4; Pz 551,27; 551,29; Tan 17466. sich verwahren GTr 108.
6.3
verweisen JT 940,3; 1099,3; 2082,4. verwünschen JT 1004,4. voraussagen JT 2581,3. vorausweisen JT 4973,4. vorgeben GTr 9536; UTr 1342. vorwerfen GTr 9890; Pz 510,2; 612,7; TrM 2291; UTr 354. warnen Gar 10604; Gau 3281; GTr 281; 13795; 17917; 18025; JT 22,1; 51,1; 51,3; 52,4; 57,3; 2150,2; 2405,3; 4573,4; 4649,2; 5665,1; 6004,4; 6027,4; Mel 46; Pz 1,1; 2,17; 514,17; 726,21; Tan 6; 12. widersprechen GTr 11634; 11637. zugestehen Pz 420,18. zurückführen JT 4201,3; 4202,3; Pz 450,5. zurückweisen GTr 6360; 15484; JT 2691,1; 4555,3; Loh 983; Pz 1,26; 420,18; Tan 5683; UTr 1483; 2293; 2308. zustimmen JT 2417,3; 2417,4.
Register der Sentenz- und Sprichwort-Paraphrasen
Abbild Abbilder können nicht für die Wirklichkeit stehen (und sind nicht von Dauer) JT 51,1; 51,3. Abhängigkeit Man soll sich nicht von Besitz abhängig machen Wigm 4303. Abhilfe In einer Notlage soll der Rechtschaffene in jedem Fall auf Abhilfe sinnen GTr 1869. Absicht I n g u t e r A . h a n d e l n Wer in guter Absicht unternommene Handlungen nicht wohlwollend aufnimmt, handelt falsch GTr 5. Was in guter Absicht getan wird, ist immer wertvoll GTr 144. Wo Liebe / eine Handlung nicht möglich ist, soll man sich mit der Absicht begnügen GTr 16421; Loh 7646. Abstammung A . u n d C h a r a k t e r Die Abstammung bestimmt den Charakter Loh 3814. A . u n d G e s i n n u n g Edle Gesinnung wiegt viel mehr als königliche Abstammung JT 303,1. Adel A . u n d E r f o l g Ein tugendhafter
Adliger rühmt sich nicht seiner Erfolge HTr 2156. A . u n d N o t Den Adligen beschämt eine (materielle) Notlage in besonderem Maße Pz 170,29. A . u n d T u g e n d Jeder Adlige trägt die Anlage zur Tugendhaftigkeit in sich JT 5667,4. Alarm Die Menschen reagieren auf jeden Alarmruf Pz 407,20. Alter A . u n d A r m u t Alter und Armut zusammen sind schlimm Pz 5,15. A . u n d B e s i t z Im Alter sorgt man sich mehr um den Besitz als in der Jugend GTr 4511. A . u n d J u g e n d Die Jugend wird geschätzt, das Alter ist beschwerlich Gar 1004; Pz 5,13. Jugend und Alter haben unterschiedliche Werte GTr 4508. Ein junger Mann läßt sich leichter durch seinen Zorn lenken als ein alter GTr 5099. R a t schläge alter / erfahrener M e n s c h e n Es ist nützlich, den Ratschlägen lebenserfahrener Menschen zu folgen Pz 162,29. Dem Rat eines alten, erfahrenen
6.3 Sentenzen und Sprichwörter
Mannes kann man vertrauen Pz 163,15. Anblick Gegenseitiger Anblick verstärkt die Liebe GTr 1115. ändern Ein schlechter Mensch ändert sich nie Mel 96. Anerkennung A . d e r G e s e l l s c h a f t Leben und Besitz so einzusetzen, daß man die Anerkennung der Gesellschaft erlangt, bedeutet großes Glück UTr 3601. A . u n d K u n s t Kunst wird durch die Aussicht auf Anerkennung hervorgebracht GTr 21. A . u n d S c h l e c h t e s Wo Schlechteres auf Herausragendes folgt, findet es keine Anerkennung JT ML 6,2 (nach 439,4). Anfang A . u n d E n d e Was einen schlechten Anfang hat, wird zu einem schlechten Ende führen GTr 11319. Man soll nur etwas anfangen, was man auch beenden kann Gar 17774. Was ruhmreich beginnt, büßt seinen Ruhm ein, wenn es schlecht endet JT 5979,3. Angelegenheit Eine gut laufende Angelegenheit soll man weiter betreiben GTr 7161. angemessen A . b i t t e n Einer angemessen vorgetragenen Bitte (die man auch gerne erfüllt) soll entsprochen werden HTr 4275; Loh 4691; 7024. A . M i t t e l Wer gewinnen will, muß angemessene Mittel einsetzen JT 832,4. A . r e a g i e r e n Wer seine Lage nicht erkennen kann, reagiert unangemessen GTr 16158. Angenehme d a s A . u n d U n a n g e n n e h m e s Auf Angenehmes folgt Unangenehmes JT 395,2. In Angenehmem verbirgt sich Unangenehmes JT 2449,2. Wer das Angenehme erlangen will, muß auch die damit verbundenen Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen JT 267,4. Angreifer Wer (bereitwillig) zurückweicht, ermutigt den Angreifer Gau 4984; GTr 19395. Angriff Es ist unehrenhaft, feige zu fliehen, bevor der Angriff beginnt Pz 340,7. Angriffsfläche A . b i e t e n Es ist sinnlos, jemanden dort angreifen zu wollen, wo er keine Angriffsfläche bietet JT 55,2; Pz
1,26. Niemand ist so tugendhaft, daß er für die Spötter keine Angriffsfläche bietet JT 633,4. Ansehen A . u n d B e q u e m l i c h k e i t / U n t ä t i g k e i t Bequemlichkeit und Ansehen passen nicht zusammen GTr 4426. Zu lange Untätigkeit in der Kindheit schadet später dem Ansehen GTr 4432. A . u n d B e s i t z Weltlicher Besitz führt zu Ansehen Gar 10609. Man soll seinen Besitz so einsetzen, daß man weltliches Ansehen und die Gunst Gottes erlangt Gar 10611. Mit Besitz soll man so umgehen, daß man Ansehen gewinnt Mel 57. Wenn ein Herrscher zu sehr an seinem Besitz hängt, verliert er an Ansehen Gar 10614. A . u n d B e s t ä n d i g k e i t Von allen vergänglichen Dingen ist Ansehen am beständigsten JT 3867,2. E h r l i c h e r w o r b e n e s A . Man soll sich darum bemühen, ehrlich erworbenes Ansehen zu behalten JT 5279,3. D a s A . d e s E h r e n v o l l e n Das Ansehen des Ehrenvollen kann keinen Schaden nehmen JT 3810,4. A . u n d F a l s c h h e i t Verrat führt zum Verlust des Ansehens und des Seelenheils Pz 2,17. A . d e r F r a u Das Ansehen ist das höchste Gut einer Frau Tan 17493. Die schlechte Frau kann niemand bewachen, die gute Frau achtet selbst auf ihr Ansehen GTr 17873. Wer Damen ehren will, soll zur Steigerung ihres Ansehens beitragen JT 224,1. A . u n d F r e i g e b i g k e i t Wer gibt, ist angesehen, wer nimmt, wird verachtet JT 2436,3. A . i n d e r F r e m d e Es ist besser, in der Fremde Ansehen zu genießen, als in der Heimat in Schande zu leben GTr 11596. A . d e s F r e u n d e s Der Treue freut sich über das Ansehen seines Freundes Pz 675,17. A . d e s G e l i e b t e n Eine Dame soll das Ansehen ihres Geliebten fördern Gau 3346. A . u n d G o t t Dem Menschen ist sein gesellschaftliches Ansehen wichtiger als Gott GTr 12709. Bemühen um weltliches Ansehen, das zugleich auf Gottes Wohlwollen bedacht ist, stellt das höchste Gut dar JT 3868,1. Was Gott wohlgefällig
6 Register
ist, führt auch zu weltlichem Ansehen JT 3870,1. A . u n d K a m p f Wer nach standhaftem Kampf besiegt wird, behält dennoch sein Ansehen JT 2121,3. A . u n d L e h r e Wer nach Ansehen strebt, soll guter Lehre folgen JT 2065,4. A . u n d L i e b e Ein Mann darf sein Ansehen nicht wegen der Liebe einer Frau aufs Spiel setzen Gau 3281. Ohne Liebe erlangt man weder Vollkommenheit noch Ansehen GTr 187. Es ist besser, die Liebe aufs Spiel zu setzen, als Liebe und Ansehen gleichermaßen zu verlieren TrM 223. A . u n d ( S e l b s t - ) L o b Wer nach Ansehen strebt, soll nicht mit Lob prahlen, das er nicht verdient hat JT 869,4. Wer sich selbst lobt, schadet seinem Ansehen JT 4558,2. A . u n d L u s t Wer nur nach Lustgewinn strebt, verliert sein Ansehen GTr 12510. A . u n d m a ß v o l l e s V e r h a l t e n Maßvolles Verhalten nützt dem Menschen und seinem Ansehen GTr 18013. A . d u r c h M e i s t e r s c h a f t Wer Ansehen erlangen will, sollte sich bemühen, in seinem Fach ein Meister zu werden JT 5285,4. A . u n d M i ß g u n s t ( H a ß ) Das Ansehen eines Mannes wächst mit der Mißgunst anderer GTr 8397. Ansehen zieht (immer) Mißgunst (und Haß) nach sich GTr 8399; 8401. Wer nach Ansehen strebt, zieht Haß und Mißgunst auf sich JT 2250,4. Weil der Mann von einer Frau geboren wurde, soll er alle Frauen respektvoll behandeln, um sein Ansehen nicht zu verlieren JT 262,3. A . u n d M ü h e Ansehen ist nur durch Mühe zu erlangen GTr 4430. Hohes Ansehen kann nur mit Mühe erworben werden JT 2691,1. A . u n d S c h a m g e f ü h l Schamgefühl führt zu Ansehen JT 926,1; Tan 17430. Schamgefühl führt zu weltlichem Ansehen und zum Seelenheil Pz 319,9. Echtes Schamgefühl und die Treue des Adligen führen zu Ansehen Pz 321,29. A . u n d S c h a n d e Wer nicht bis zuletzt sein Ansehen behält, fällt gänzlich in Schande JT 5979,2. A . u n d S e e l e n h e i l Man soll so leben, daß man zugleich
Seelenheil und weltliches Ansehen erlangt Pz 827,19. Verrat führt zum Verlust des Ansehens und des Seelenheils Pz 2,17. A . u n d S i e g Einen Schwachen zu besiegen, bringt kein Ansehen JT 3566,4. A . u n d T a p f e r k e i t Tapferkeit führt zu Ansehen JT 1577,3. Tapferkeit ohne Klugheit erlangt kein Ansehen JT 2044,4. Tapferkeit führt zu Ansehen, Feigheit aber zum Verlust desselben JT 1577,1. Mit Tapferkeit erwirbt man Ansehen JT 5757,4. A . u n d T r ä g h e i t / E i l e Ansehen erlangt, wer weder voreilig noch träge handelt JT 4573,4. A . u n d T r a u e r Übermäßige Trauer schädigt Ansehen und Seelenheil JT 1228,4. A . u n d T r e u e Treue zeichnet den angesehenen Mann aus Gar 11963. A . u n d U m s i c h t Umsicht ist eine Stütze des Ansehens JT 2151,3. A . u n d U n r e c h t Wer sein ritterliches Ansehen bewahren will, muß Unrecht vermeiden JT 138,2. V e r g ä n g l i c h k e i t v o n A . Besitz, (körperliche) Gesundheit und Ansehen sind nicht dauerhaft JT 598,3. A . u n d V o r s i c h t Wer keine Furcht kennt, erlangt kein Ansehen JT 2414,4. A . u n d W a n k e l m u t Wankelmut schadet dem Ansehen Mel 11040. A . u n d Z i e l Wer es versteht, sein Ziel auf rechte Weise zu verfolgen, behält höchstes Ansehen JT 1192,2; Tit 145,2. Wer Glückseligkeit und Ansehen erlangen möchte, soll seine Ziele auf rechte Weise verfolgen JT 1883,2. Anständigkeit A . u n d G e l e g e n h e i t Manche Frau ist nur deshalb anständig, weil ihr die Gelegenheit zur Unkeuschheit fehlt Tan 3293. A . u n d Z u v e r l ä s s i g k e i t Ohne Zuverlässigkeit wird niemand zu einem rechtschaffenen Menschen UTr 763. Anstrengung (s.a. Mühe) Nach Anstrengungen ist Ruhe angenehm Gau 3108. Anziehungskraft Je fremdartiger etwas ist, desto größer ist seine Anziehungskraft JT 2373,4. Arbeit Was man sich erarbeitet hat, soll man nicht selbst zunichte machen JT 3738,3.
6.3 Sentenzen und Sprichwörter
Armut, arm A . u n d A l t e r Alter und Armut zusammen sind schlimm Pz 5,15. A . u n d F r e i g e b i g k e i t Der Arme kann nicht freigebig sein JT 2435,4. A . i s t w e r t l o s Pz 116,15. aufgeben A . g u t e r F r e u n d e Gute Freunde soll man um keinen Preis aufgeben Wigm 4309. A . i n f r e m d e r U m g e b u n g In fremder Umgebung ist man eher zum Aufgeben bereit JT 844,2. aufnehmen Wer in guter Absicht unternommene Handlungen nicht wohlwollend aufnimmt, handelt falsch GTr 5. Auftreten Vollendetes Benehmen und beherrschtes Auftreten sind Ausdruck von Beständigkeit Pz 414,23. Ausbildung Gute Ausbildung führt zu Klugheit JT 5288,2. Aussehen Die Gesinnungen der Menschen sind so verschieden wie ihr Äußeres Tan 50. Bedrängnis B . u n d F r e u n d e Gute Freunde sollen einander in Bedrängnis beistehen TrM 838. B . ü b e r w i n d e n Wer große Bedrängnis überwunden hat, dem erscheinen kleinere Notlagen nichtig JT 4592,3. B . u n d V e r t e i d i g u n g Verteidigung rettet aus Bedrängnis Gau 4498. Begehren Wer übermäßig viel begehrt, erhält am Ende wenig JT 4202,3. Begierde (s.a. Lust, Verlangen) Starke Begierde führt zu heftigem Leid GTr 17766. Beginn s. Anfang behalten Selbst das, was man auf Erden liebt, kann man nicht behalten JT 1004,4. Beispielerzählung N u t z e n v o n B . Den Rechtschaffenen kann man durch Beispielerzählungen fördern Mel 98. Wo ihre Lehre nicht angenommen wird, sind Beispielerzählungen nutzlos Gau 14 Bekanntheit Bekanntheit in fremden Ländern bringt dem Kaufmann Reichtum GTr 9536. belohnen B . u n d G o t t Gott belohnt die Tugendhaften JT 182,2. B . u n d W a r t e n Wer lange genug warten kann, wird oft belohnt ETr 7417. Benehmen Vollendetes Benehmen und be-
herrschtes Auftreten sind Ausdruck von Beständigkeit Pz 414,23. Bequemlichkeit (s.a. Ruhe) B . u n d A n s e h e n Bequemlichkeit und Ansehen passen nicht zusammen GTr 4426. B . u n d M ü h e Wer zur Mühe bestimmt ist, hat kein bequemes Leben Tan 4. Beratung Wenn sich die Möglichkeit bietet, lang gehegte Wünsche zu realisieren, bedarf es keiner langen Beratung HTr 432. Beschäftigung Beschäftigung lenkt von Liebeskummer ab GTr 77. Bescheidenheit Der Erfolgreiche soll bescheiden sein Pz 798,29. Besitz (s.a. Güter) A b h ä n g i g k e i t v o n B . Man soll sich nicht von Besitz abhängig machen Wigm 4303. B . i n A l t e r u n d J u g e n d Im Alter sorgt man sich mehr um den Besitz als in der Jugend GTr 4511. B . u n d A n s e h e n Weltlicher Besitz führt zu Ansehen Gar 10609. Man soll seinen Besitz so einsetzen, daß man weltliches Ansehen und die Gunst Gottes erlangt Gar 10611. Mit Besitz soll man so umgehen, daß man Ansehen gewinnt Mel 57. Leben und Besitz so einzusetzen, daß man die Anerkennung der Gesellschaft erlangt, bedeutet großes Glück UTr 3601. B . u n d C h a r a k t e r Besitz verdirbt den Charakter Tan 14838. B . u n d F r e i g e b i g k e i t Es ist leicht, mit fremdem Besitz freigebig zu sein JT 4297,3. B . u n d G o t t Das Leben und aller irdischer Besitz sind Leihgaben Gottes JT 154,1. B . u n d H e r r s c h e r Wenn ein Herrscher zu sehr an seinem Besitz hängt, verliert er an Ansehen Gar 10614. M a ß v o l l e r U m g a n g m i t B . Um glücklich zu werden, soll man seinen Besitz maßvoll einsetzen UTr 3605. N u t z e n v o n B . Besitz nützt dem, der ihn hat Mel 45. B . u n d S c h a n d e Wer seinen Besitz auf schändliche Weise gebraucht, verliert seine Macht Mel 46. B . u n d S e e l e n h e i l Wer sein Seelenheil um weltlicher Güter willen gefährdet, verhält sich falsch Gar 10604. Man soll seinen Besitz so einsetzen, daß man weltliches
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Ansehen und die Gunst Gottes erlangt Gar 10611. Da alles Weltliche mit dem Tod hinfällig wird, soll man seinen Besitz selbstlos einsetzen Gar 10595. V e r g ä n g l i c h k e i t v o n B . Besitz, (körperliche) Gesundheit und Ansehen sind nicht dauerhaft JT 598,3. W e r t v o n B . Der Kenner weiß den Wert des eigenen Besitzes einzuschätzen JT 857,4. das Besondere Das Besondere nimmt man wahr Loh 4066. besser (s.a. gut) Auf schlechte Zeiten folgen bessere Pz 776,1. Beständigkeit (s.a. Treue) B . u n d A n s e h e n Von allen vergänglichen Dingen ist Ansehen am beständigsten JT 3867,2. B . u n d B e n e h m e n Vollendetes Benehmen und beherrschtes Auftreten sind Ausdruck von Beständigkeit Pz 414,23. B . u n d L i e b e Wahre Liebe ist beständig Pz 409,20; 532,10. Wahre Liebe bringt Beständigkeit hervor TrM 1137. B . u n d S c h ö n h e i t Die höchste Schönheit einer Frau liegt in ihrer Beständigkeit Pz 551,29. B . u n d W e l t Wer sich dem Luxus der Welt hingibt, findet keine Beständigkeit JT 57,3. Bestimmung Die Bestimmung eines Menschen zeigt sich früh Wigm 1099,45. Betrug B . u n d L i e b e Betrug in der Liebe ist schändlich Pz 172,15. B . u n d S e e l e n h e i l Betrug führt seit jeher zum Verlust des Seelenheils JT 3698,1. beugen Wer das Recht beugen will, findet dafür immer einen Grund JT 4649,2. Beute Der Begierige kann große Beute machen Pz 406,28. Bewachung B . d e r F r a u Es ist sinnlos, Frauen zu bewachen GTr 17871. Die schlechte Frau kann niemand bewachen, die gute Frau achtet selbst auf ihr Ansehen GTr 17873. Bewältigung Derjenige ist klug, der seine Situation angemessen zu bewältigen weiß Gau 1191.07. bitten, Bitte A n g e m e s s e n b . Einer angemessen vorgetragenen Bitte (die man auch gerne erfüllt) soll entsprochen werden
HTr 4275; Loh 4691; 7024. F r a u e n l a s s e n s i c h g e r n e b . Frauen lassen sich um das, was sie ohnehin wollen, gerne bitten TrM 1793. blind B e g i e r d e m a c h t b . Starke Begierde macht blind GTr 17797. L i e b e ist / m a c h t b . GTr 15165; 17739. böse (s.a. schlecht, schlimm) B . u n d g u t Wird ein gut Gesinnter schlecht behandelt, wird er böser als ein schlecht Gesinnter GTr 17891. Gelobt und getadelt wird, wo sich Böses und Gutes gemeinsam zeigen JT 23,1. Der Gute handelt nicht bösartig JT 2405,4. Der Unverständige handelt böse, während der Kluge sich an das Gute hält JT 2949,4. F a l s c h e L i e b e b e s i e g e l t d a s B . Während unbegründete Furcht das Gute verhindert, besiegelt falsche, sündige Liebe das Böse JT 564,3. Der B. und der Rechtschaffen e Die Bösen hassen die Rechtschaffenen ETr 1396; 3134. Dem Rechtschaffenen können Haß und Mißgunst der Bösen nicht schaden ETr 3119. V e r t e i d i g u n g g e g e n B . Gegen bösartige Menschen muß man sich verteidigen Gau 4505. büßen F ü r d i e T a t e n a n d e r e r b . Der Tugendhafte muß für die bösen Taten anderer büßen JT 248,1. V e r z i c h t l e i s t e n o d e r b . m ü s s e n Es ist besser, Verzicht zu leisten, als im Diesseits und im Jenseits büßen zu müssen JT 236,1. Charakter C h . u n d A b s t a m m u n g Die Abstammung bestimmt den Charakter Loh 3814. C h . u n d B e s i t z Besitz verdirbt den Charakter Tan 14838. S c h l e c h t e r C h . Ein von Natur aus schlechter Charakter bessert sich nicht durch Erziehung GTr 11634. Ein schlechter Charakter bessert sich nie GTr 11637. Dame s. Frau Dauer D . v o n A b b i l d e r n Abbilder können nicht für die Wirklichkeit stehen und sind nicht von Dauer JT 51,3. D . u n d U n b e s t ä n d i g k e i t Was aus Unbeständigkeit erwächst, ist nicht von Dauer JT 5665,1. Demut D . u n d H o c h m u t Demut über-
6.3 Sentenzen und Sprichwörter
windet Hochmut Pz 473,4. Hochmut vergeht, während Demut Bestand hat Tan 6732. Dienst D . u n d G u n s t Dienst und Gunst gehören zusammen Pz 346,22. D . u n d L i e b e Liebe muß durch Dienst erworben (und erhalten) werden Pz 511,12; 511,15. D . u n d L o h n Dienst ohne Lohn führt zu Leid Pz 731,27. E r z w u n g e n e r D i e n s t Erzwungener Dienst im Kampf währt nicht lange JT 3244,4. Diesseits (s.a. das Irdische, Welt) F r e u d e i m D . Im Diesseits gibt es keine dauerhafte Freude JT 2470,3. D . u n d J e n s e i t s Es ist besser, Verzicht zu leisten, als im Diesseits und im Jenseits büßen zu müssen JT 236,1. Ein Mensch ohne Schamgefühl ist im Diesseits und im Jenseits ein Ausgeschlossener JT 1920,3. Drohung Drohungen können nicht töten Tan 5683. Dummheit Der Ruhm einer Person, der sich überwiegend auf die Zustimmung der Dummen stützt, ist nicht von langer Dauer JT 3219,4. Edelstein Die (Heil-)Kraft der Worte, Kräuter und Edelsteine kommt allein von Gott JT 4207,2. Ehre D a s A n s e h e n d e s E h r e n v o l l e n Das Ansehen des Ehrenvollen kann keinen Schaden nehmen JT 3810,4. G l ü c k d u r c h E . Glücklich zu preisen ist derjenige, der ehrenvoll zu leben versteht Tan 17448. E . d u r c h M ä ß i g u n g Mäßigung führt auf ehrenvolle Weise zum Erfolg JT 2494,2. E . u n d S c h a n d e Übermäßiges Streben nach Ehre führt zu Schande JT 2497,2. E . u n d T o d Ein ehrenvoller Tod ist besser als ein Leben in Schande Gar 12442; 12948. ehren Wer die Frauen ehrt, dem sind sie gewogen Mel 1079. Ehrenmann Ein Ehrenmann darf nicht allzu furchtsam sein UTr 1369. Eid E r z w u n g e n e r E . Erzwungene Eide sind wertlos Pz 270,25. E . d e s K ö n i g s Wort und Eid eines Königs sind bindend GTr 9818.
Eifersucht Wenn man liebt, muß man mit Zweifeln (Eifersucht) leben können GTr 13823. Eile E . u n d A n s e h e n Ansehen erlangt, wer weder voreilig noch träge handelt JT 4573,4. Ü b e r e i l t e s H a n d e l n Übereiltes Handeln führt zu Schaden Tan 6. Ü b e r e i l t e L i e b e Übereilte Liebe ist schädlich Tan 12. Einfluß Die Gewohnheit hat großen Einfluß auf das Handeln der Menschen JT 139,4; 3132,4; 3292,1; 3308,3. Einmütigkeit Treue zeigt sich an der Einmütigkeit von Herren und Gefolgschaft UTr 1410. Eins Sechs erhalten mehr, als einer oder zwei sich leisten können JT 2065,2. E i n e n M e n s c h e n l i e b e n Man kann nicht mehr als einen Menschen lieben HTr 138. Z w e i s i n d e i n e m ü b e r l e g e n JT 5615,3. Einsatz Wer gewinnen will, muß einen Einsatz riskieren Pz 150,22. Ende A n f a n g u n d E . Was einen schlechten Anfang hat, wird zu einem schlechten Ende führen GTr 11319. Man soll nur etwas anfangen, was man auch beenden kann Gar 17774. Was ruhmreich beginnt, büßt seinen Ruhm ein, wenn es schlecht endet JT 5979,3. A n s e h e n b i s z u m E . Wer nicht bis zuletzt sein Ansehen behält, fällt gänzlich in Schande JT 5979,2. E . g u t , a l l e s g u t Der Wert einer Sache entscheidet sich am Ende JT 5981,1. E . d e s L e b e n s Das Leben kann plötzlich enden UTr 1342. E . u n d L e i d Weltliche Freude verkehrt sich letztendlich in Leid Tit 17,4. Freude endet im Leid Gar 19108; JT 1055,4; 1075,2; Tan 3886. L o b a m E . Nur das ist wahrhaft lobenswert, was auch am Ende Lob findet JT 5979,1. Entfernung E . u n d L i e b e Während Entfernung die Liebe zerstört, wird sie durch günstige Gelegenheiten gefördert HTr 318. Eine ferne (unerfüllte) Liebe ist leichter zu ertragen als eine nahe GTr 19363.
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entgehen Vorherbestimmtem Unglück kann niemand entgehen JT 4273,4. Entschlossenheit Ein Mann soll entschlossen handeln JT 24,1. entsprechen Einer angemessen vorgetragenen Bitte (die man auch gerne erfüllt) soll entsprochen werden HTr 4275; Loh 4691; 7024. Erfahrung E . u n d K a m p f In entscheidenden Kämpfen bedarf es der Erfahrung Loh 553. R a t s c h l ä g e e r f a h r e n e r M e n s c h e n Es ist nützlich, den Ratschlägen lebenserfahrener Menschen zu folgen Pz 162,29. Dem Rat eines alten, erfahrenen Mannes kann man vertrauen Pz 163,15. Erfolg E . u n d B e s c h e i d e n h e i t Der Erfolgreiche soll bescheiden sein Pz 798,29. E . u n d I n v e s t i t i o n Wer am falschen Ort investiert, wird keinen Erfolg haben JT 5548,1. E . i m K a m p f Erfolg im Kampf rechtfertigt Gunst bei den Frauen Pz 420,18. E . d u r c h M ä ß i g u n g Mäßigung führt auf ehrenvolle Weise zum Erfolg JT 2494,2. E . l o s i g k e i t o h n e R a t Ohne Rat zu handeln, führt selten zu Erfolg JT 1232,1. E . u n d T u g e n d Ein tugendhafter Adliger rühmt sich nicht seiner Erfolge HTr 2156. E . d e r U n f ä h i g e n Unfähige können einander nicht erfolgreich anleiten JT 3132,2. E . d u r c h V o r b e r e i t u n g Wer gut vorbereitet ist, wird erfolgreich sein JT 3412,2. E . d u r c h V o r t e i l Wer nicht seinen Vorteil sucht, kann auch keinen Erfolg haben JT 5082,4. erhalten Wonach man eifrig strebt, das wird man auch erhalten JT 4201,3. Erinnerung Ohne Erinnerung an ihre Urheber sind gute Handlungen nichtig GTr 1. erkennen Liebe gibt sich zwangsläufig zu erkennen JT 770,1; Tit 91,1. Erlösung Wer lange Leid empfindet, für den ist der Tod eine Erlösung JT 2939,1. ermöglichen Vertraulichkeit ermöglicht oft Dinge, die sonst nicht geschehen würden Tan 3302. Ermunterung Der Willige bedarf keiner Ermunterung JT 3156,4.
ernten s ä e n u n d e . Man kann nur ernten, was man gesät hat GTr 12235. Wer Verschlagenheit sät, erntet Schande und Schmerz GTr 12251. erreichen Wenn man etwas erreichen will, muß man einen Versuch unternehmen HTr 4851. erschrecken Furcht läßt selbst den Starken erschrecken JT 2414,3. Erwachsene E . u n d E r f a h r u n g i n d e r J u g e n d Wer in der Jugend Zeuge kühnen Verhaltens wird, hat davon als Erwachsener Nutzen JT 701,4; Tit 40,4. E . u n d T u g e n d Wer noch als Erwachsener ohne Tugend ist, wird sie kaum mehr erlangen JT 308,1. Erziehung D u r c h E . b e s s e r n Ein von Natur aus schlechter Charakter bessert sich nicht durch Erziehung GTr 11634. E . d u r c h S c h l ä g e Alle Kinder müssen mit Schlägen erzogen werden JT 306,4. E . d u r c h S t r a f e Man soll den Menschen beizeiten durch Strafe erziehen Pz 525,6. Exempel s. Beispielerzählung Fall F . u n d H o c h m u t Hochmut führt zum Fall GTr 7227; JT 1923,2; Pz 472,17; Wigm 5980. Der dreieinige Gott bringt den Hochmütigen zu Fall JT 829,1. Feigheit F . u n d A n s e h e n Tapferkeit führt zu Ansehen, Feigheit aber zum Verlust desselben JT 1577,1. F . u n d F l u c h t Der Tapfere geht seinen Weg, der Feige wendet sich zur Flucht Loh 5821. F . u n d H o f f n u n g Hoffnung macht den Feigen tapfer Gar 13112. F . i m K a m p f Es ist unehrenhaft, feige zu fliehen, bevor der Angriff beginnt Pz 340,7. F . u n d T a p f e r k e i t Es gibt immer Tapfere und Feige Loh 5530. V e r a c h t u n g v o n F . Feigheit ist verachtenswert JT 2121,2. Feind F . u n d F r e u n d Ein als Freund getarnter Feind ist sehr gefährlich GTr 15054. Wer seine Feinde verächtlich behandelt, der wird dies auch mit seinen Freunden tun JT 843,4. D e r F . i n d e r N ä h e Es ist schlimm, den Feind (immer) in unmittelbarer Nähe zu wissen GTr 1842;
6.3 Sentenzen und Sprichwörter
GTr 15047. Feindschaft Wer einem anderen das Leben rettet, wird dafür oft mit Feindschaft belohnt Pz 525,2. Feindseligkeit Feindseligkeit zerstört die Liebe Pz 726,21. Ferne s. Entfernung Finden S u c h e n u n d F . Wer gewillt ist zu suchen, der findet GTr 18110; 19523; Loh 3470; Pz 593,25; UTr 2446. Fliehen (s.a. Zurückweichen) F . v o r A n g r i f f Es ist unehrenhaft, feige zu fliehen, bevor der Angriff beginnt Pz 340,7. F . u n d F e i g h e i t Der Tapfere geht seinen Weg, der Feige wendet sich zur Flucht Loh 5821. F . u n d K a m p f Auch wer nicht mehr kämpfen kann, soll nicht fliehen JT 846,2. F . u n d S c h a n d e Wer flieht, setzt sich der Schande aus JT 2722,2. Flucht s. Fliehen Frau A n s e h e n d e r F . Das Ansehen ist das höchste Gut einer Frau Tan 17493. Wer Damen ehren will, soll zur Steigerung ihres Ansehens beitragen JT 224,1. B e w a c h u n g d e r F . Es ist sinnlos, Frauen zu bewachen GTr 17871. Die schlechte Frau kann niemand bewachen, die gute Frau achtet selbst auf ihr Ansehen GTr 17873. F r a u e n l a s s e n s i c h g e r n e b i t t e n Frauen lassen sich um das, was sie ohnehin wollen, gerne bitten TrM 1793. F . u n d F r e u d e Frauen sind der Inbegriff der Freude JT 1990,4. D i e F . u n d die Freunde des Ehemannes Frauen sind den Freunden ihrer Männer feindlich gesonnen GTr 13987. F . u n d M a n n Vor der Welt, nicht aber vor Gott, ist dem Mann mehr erlaubt als der Frau Tan 17496. Weil der Mann von einer Frau geboren wurde, soll er alle Frauen respektvoll behandeln, um sein Ansehen nicht zu verlieren JT 262,3. Was die Frau tut, fällt auch auf den Mann zurück JT 2416,3. F . und Mann gehören zusamm e n GTr 1801; Pz 173,1; 203,4; 740,29; UTr 354. L i e b e z w i s c h e n F . u n d M a n n Die Liebe einer Frau gewinnt man
durch Liebenswürdigkeit Wigm 3163. Die Liebe einer Frau kann man nicht erzwingen GTr 17917. Eine Frau soll ihren Mann lieben Tan 17487. Ein Mann darf sein Ansehen nicht wegen der Liebe einer Frau aufs Spiel setzen Gau 3281. Eine Dame soll das Ansehen ihres Geliebten fördern Gau 3346. F . u n d L i s t Frauen sind listenreich UTr 1305. V o n F r a u e n g e l o b t w e r d e n Wen die Frauen loben, der wird berühmt und glücklich Pz 32,21. G u n s t b e i d e n F r a u e n Erfolg im Kampf rechtfertigt Gunst bei den Frauen Pz 420,18. F . m i t L i e b h a b e r n Eine Frau, die viele liebt, ist bei vielen unbeliebt GTr 18042. R e s p e k t g e g e n ü b e r F r a u e n Geistlichen und Frauen soll man mit Respekt begegnen JT 1909,1. S c h ö n h e i t d e r F . Die höchste Schönheit einer Frau liegt in ihrer Beständigkeit Pz 551,29. S e l b s t h a ß d e r F r a u Wenn eine Frau sich selbst haßt, wird sie von niemandem geliebt GTr 18025. F . u n d T r e u e Zum Wesen der Frau gehört Treue Pz 116,13; 167,29. U m g a n g m i t F r a u e n Wer die Frauen ehrt, dem sind sie gewogen Mel 1079. Wer Frauen absichtlich in Verruf bringt, wird verachtet UTr 1483. F r a u e n s i n d u n b e s t ä n d i g JT 5051,3. U n k e u s c h h e i t d e r F . Manche Frau ist nur deshalb anständig, weil ihr die Gelegenheit zur Unkeuschheit fehlt Tan 3293. W e i n e n d e r F . Weinende Frauen sind besonders reizvoll Loh 3831; Pz 272,11. Frauen verstehen es, ohne Grund zu weinen GTr 13900. W e r b u n g d e s M a n n e s u m d i e F . Die höfliche Werbung eines Mannes ist einer Frau immer angenehm Pz 766,9. W e s e n d e r F . Frauen ändern sich nie Pz 450,5; 518,25. Frauen, die ihrem Wesen gerecht werden, gefallen Gott und der Welt Tan 17438. F . u n d Z o r n Der Zorn der Frauen ist nicht von langer Dauer Gau 2241. L e b e n f ü r e i n e F . r i s k i e r e n Nur ein Narr riskiert ohne Sicherheit sein Leben für eine Frau GTr 9890.
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Freigebigkeit F . u n d A r m u t Der Arme kann nicht freigebig sein JT 2435,4. F . u n d B e s i t z Es ist leicht, mit fremdem Besitz freigebig zu sein JT 4297,3. F . u n d S e e l e n h e i l Aufrichtige Freigebigkeit trägt zur Erlangung des Seelenheils bei JT 1864,4. das Fremde A n z i e h u n g s k r a f t d e s F r e m d e n Je fremdartiger etwas ist, desto größer ist seine Anziehungskraft JT 2373,4. D a s F . u n d L i e b e Das Fremde kann nicht aufrichtig geliebt werden JT 3489,4; 5828,1. der Fremde Fremde sind selten willkommen Pz 351,13. die Fremde F . u n d A u f g e b e n In fremder Umgebung ist man eher zum Aufgeben bereit JT 844,2. B e k a n n t h e i t i n f r e m d e n L ä n d e r n Bekanntheit in fremden Ländern bringt dem Kaufmann Reichtum GTr 9536. F . u n d H e i m a t Es ist besser, in der Fremde Ansehen zu genießen, als in der Heimat in Schande zu leben GTr 11596. I n d e r F . l e r n e n In der Fremde kann man vieles lernen GTr 3126. Freude F . i m D i e s s e i t s Im Diesseits gibt es keine dauerhafte Freude JT 2470,3. F . u n d F r a u e n Frauen sind der Inbegriff der Freude JT 1990,4. F . d u r c h F r e u d e Eine Freude bringt die andere mit sich L o h 1017. A u f F . f o l g t L e i d Auf Freude folgt Leid JT 1099,4; 2150,2; Pz 103,23; TrM 2291. (Weltliche) Freude endet in Leid Gar 19108; JT 664,4; 1055,4; 1075,2; 1160,4; 2581,3; Tan 3886. (Weltliche) Freude verkehrt sich in Leid JT 1099,3; 2372,2; 2454,2; Tit 17,4. Leid und Freude wechseln schnell Mel 4117. A u f L e i d f o l g t F . JT 2465,1; Pz 548,6. F . u n d L e i d In der Welt sind Freude und Leid immer gleichzeitig zu finden Loh 5921. F . s t a t t L e i d Es ist klug, für große Freude ein wenig Leid in Kauf zu nehmen GTr 201. F . u n d L i e b e Aus Freude und Kummer entsteht große Liebe Pz 272,14. Liebe führt zu Freude und Leid Tan 8200. Zur Liebe gehören Freude und
Leid GTr 206. Die Liebe kann sowohl Freude als auch Leid bringen UTr 3584. M a ß v o l l e F . Man soll sich in der Trauer und in der Freude mäßigen Gar 19998. F . u n d V e r s t ä n d i g k e i t Der Verständige wird sich nicht zu sehr der Freude hingeben JT RG 5,4 (nach 6327,4). Freund F r e u n d e a u f g e b e n Gute Freunde soll man um keinen Preis aufgeben Wigm 4309. F r e u n d e i n B e d r ä n g n i s Gute Freunde sollen einander in Bedrängnis beistehen TrM 838. F r e u n d e b e l ü g e n Es ist erbärmlich, Freunde zu belügen und sich selbst dabei zu betrügen GTr 12308. Freunde soll niemand um des eigenen Nutzen willen hintergehen GTr 18589. F . u n d F e i n d Ein als Freund getarnter Feind ist sehr gefährlich GTr 15054. Wer seine Feinde verächtlich behandelt, der wird dies auch mit seinen Freunden tun JT 843,4. D i e F r a u und die Freunde des Ehemann e s Frauen sind den Freunden ihrer Männer feindlich gesonnen GTr 13987. F . u n d L o b Wer seinen Freund zu sehr lobt, wird anderen nicht gerecht Pz 338,8. F . u n d N o t Freunde erkennt man in der Not JT 3595,2. F . u n d S t r e i t Streit unter Freunden wird immer wieder beigelegt GTr 13068. F . u n d T r e u e Der Treue freut sich über das Ansehen seines Freundes Pz 675,17. Freundschaft Aus Streit entsteht oft große Freundschaft GTr 8496. Furcht F . u n d A n s e h e n Wer keine Furcht kennt, erlangt kein Ansehen JT 2414,4. F . u n d E h r e Ein Ehrenmann darf nicht allzu furchtsam sein UTr 1369. F . u n d L i e b e Wahre Liebe kennt keine Furcht GTr 15167. D a s S c h l i m m s t e b e f ü r c h t e n Man soll in keinem Fall das Schlimmste befürchten Gau 1189. F . u n d d e r S t a r k e Furcht läßt selbst den Starken erschrecken JT 2414,3. U n b e g r ü n d e t e F . Während unbegründete Furcht das Gute verhindert, besiegelt falsche, sündige Liebe das Böse JT 564,3. F . u n d U n r e c h t Wer unrecht handelt,
6.3 Sentenzen und Sprichwörter
muß in Furcht leben JT 6027,4. F . d e s W e i s e n Der Weise fürchtet die Unbeständigkeit der Welt JT 56,3. gebären Weil der Mann von einer Frau geboren wurde, soll er alle Frauen respektvoll behandeln, um sein Ansehen nicht zu verlieren JT 262,3. Geben G . u n d n e h m e n Wer gibt, ist angesehen, wer nimmt, wird verachtet JT 2436,3. Gott gibt und nimmt Pz 7,6; Tan 4600. Gedanken G . i n d i e T a t u m s e t z e n Der Mensch ist begierig, das in die Tat umzusetzen, was seine Gedanken bewegt GTr 17820. G . v e r u r t e i l e n Niemand wird für seine Gedanken verurteilt Tan 4148. Gefahr G . e r n s t n e h m e n Man soll auch kleine Gefahrenquellen ernst nehmen JT 2711,4. G . d u r c h F r e u n d e Ein als Freund getarnter Feind ist sehr gefährlich GTr 15054. G . d u r c h S c h ö n h e i t Schönheit ist gefährlich Gar 894; GTr 17802; HTr 3919; Pz 514,17; Tan 2893; 17654. G . v e r m e i d e n Offensichtliche Gefahren soll man vermeiden JT 5852,3. Gegner Um gegen einen starken Gegner erfolgreich zu sein, muß man taktische Opfer bringen JT 3370,4. Gehör Besonnene Worte finden im Tumult kein Gehör HTr 2188. Geistlicher Geistlichen und Frauen soll man mit Respekt begegnen JT 1909,1. Gelegenheit G . f ö r d e r t L i e b e Vertraulicher Umgang und günstige Gelegenheit fördern die Liebe Tan 3305. Während Entfernung die Liebe zerstört, wird sie durch günstige Gelegenheiten gefördert HTr 318. G . n u t z e n Wenn man eine Gelegenheit nicht nutzt, geht sie vorüber HTr 4847. G . z u r U n k e u s c h h e i t Manche Frau ist nur deshalb anständig, weil ihr die Gelegenheit zur Unkeuschheit fehlt Tan 3293. der / die Geliebte U m g a n g m i t d e r / d e m G . Ein treuer Mann versteht es, seine Geliebte rücksichtsvoll zu behandeln Pz 202,3. Eine Dame soll das Ansehen ihres
Geliebten fördern Gau 3346. V e r z i c h t a u f d e n G . Langer Verzicht auf den Geliebten führt zu Liebesschmerz JT 2933,1; Mel 687. Gelingen G . u n d G l ü c k Wem das Glück hilft, dem gelingt alles Tan 4105. N i e m a n d e m g e l i n g t a l l e s Gau 1807. der Gerechte d e r G . u n d G o t t Gott hilft dem Gerechten Gar 1157; Gau 4232; JT 1569,3; Tan 4332. Gott verläßt die Gerechten nicht GTr 6126. Gerücht Negative Gerüchte entwickeln eine schlimme Eigendynamik GTr 15399. geschehen (s.a. Handeln, Handlung, Tat) Sich abfinden mit Geschehen e m Wenn etwas geschehen ist, kann man es nicht mehr ändern UTr 155. Wenn etwas geschehen ist, muß man sich damit abfinden GTr 1703. W a s g e s c h e h e n s o l l , g e s c h i e h t Was auch geschehen mag, soll geschehen Gar 156; Tan 1584. Es geschieht nur, was vorherbestimmt ist GTr 6772. G e s c h e h n i s s e d u r c h V e r t r a u l i c h k e i t Vertraulichkeit ermöglicht oft Dinge, die sonst nicht geschehen würden Tan 3302. G o t t e s W i l l e g e s c h i e h t Gar 7760; GTr 7309. Gesellschaft B i l l i g u n g d e r G . Leben und Besitz so einzusetzen, daß man die Anerkennung der Gesellschaft erlangt, bedeutet großes Glück UTr 3601. G . u n d L i e b e Die Liebe hat in der Gesellschaft keinen Platz mehr GTr 12279. G . u n d S c h a m g e f ü h l Wer kein Schamgefühl hat, ist für die Gesellschaft wertlos Pz 170,16. Gesinnung G . u n d A b s t a m m u n g Edle Gesinnung wiegt viel mehr als königliche Abstammung JT 303,1. G . d e s M e n s c h e n Die Gesinnungen der Menschen sind so verschieden wie ihr Äußeres Tan 50. Die Gesinnungen der Menschen sind verschieden JT 6316,3. G . u n d V e r h a l t e n Wer die richtige Gesinnung hat, hält es mit dem Rechtschaffenen Gar 5170. Gesundheit Besitz, (körperliche) Gesundheit
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und Ansehen sind nicht dauerhaft JT 598,3. Gewalt G . g e g e n G e w a l t Gewalt muß man mit Gewalt bekämpfen GTr 273; 6419. G . u n d W i l l e Der freie Wille ist durch Gewalt nicht zu bezwingen JT 6050,4. Gewinn, gewinnen G . u n d E i n s a t z Wer gewinnen will, muß angemessene Mittel einsetzen / einen Einsatz riskieren JT 832,4; Pz 150,22. G . b e i R i s i k o Wer ständig etwas riskiert, wird sowohl gewinnen als auch verlieren JT 4555,3. G . u n d V e r l u s t i m K a m p f Gewinn und Verlust gehören zum Krieg / zur Ritterschaft Gar 13108; GTr 366; JT 2082,4. Der Wechsel von Gewinn und Verlust hält Konflikte in Gang GTr 369. Gewohnheit G . u n d H a n d e l n Die Gewohnheit hat großen Einfluß auf das Handeln der Menschen JT 139,4; 3132,4; 3292,1; 3308,3. G . u n d V e r a n l a g u n g Gewohnheit ist stärker als Veranlagung JT 5403,3. Gier Der Begierige kann große Beute machen Pz 406,28. gleich Gleiche Menschen passen zueinander JT 4557,3. Glück G . d u r c h E h r e Glücklich zu preisen ist derjenige, der ehrenvoll zu leben versteht Tan 17448. G e l i n g e n d u r c h G . Wem das Glück hilft, dem gelingt alles Tan 4105. Leben und Besitz so einzusetzen, daß man die Anerkennung der Gesellschaft erlangt, bedeutet großes Glück UTr 3601. G . u n d H a ß Ein glücklicher Mann wird gehaßt GTr 8403. Glück, das keinen Haß hervorruft, ist unvollkommen GTr 8405. G . u n d K l u g h e i t Klugheit ohne Glück führt zu Kummer Tan 1. Verstand vermag nichts, wenn das Glück fehlt JT 5081,1; Tan 3. G . u n d L e i d Wen das Glück verläßt, muß Leid ertragen Tan 4101; 10238. G . u n d L i e b e Unvernünftige Liebe schadet dem Glück unerfahrener Menschen JT 6004,4. G . d u r c h L o b v o n F r a u e n Wen die Frauen loben, der wird berühmt und glücklich Pz 32,21. G . d u r c h M ä ß i g u n g
Maßvolles Verhalten führt zu Glück und Seelenheil, Maßlosigkeit ins Verderben JT 2820,3. G . u n d T a p f e r k e i t Dem Tapferen kommt das Glück zu Hilfe Pz 548,12. G . u n d T o d Es ist das höchste Glück, wenn jemand einen guten Tod stirbt JT 4973,4. U n b e s t ä n d i g k e i t d e s G l ü c k e s Das Glück ist wechselhaft Gau 4982. Das Glück ist unberechenbar Tan 10249. G . u n d U n g l ü c k Unglück und Glück wechseln einander ab GTr 1865. Glück verkehrt sich häufig in Unglück JT 2211,1. Im Unglück soll man die Hoffnung nicht aufgeben, während man im Glück auf künftiges Unglück gefaßt sein soll JT 2150,4. G . u n d W e i s h e i t Wer nach Weisheit strebt, erlangt höchstes Glück JT 2950,2. glücklich [Glückseligkeit] G . i n A r m u t Ein glückliches einfaches Leben ist besser als große Macht und viel Sorgen GTr 11600. G . d u r c h L i e b e Nur wer die wahre Liebe gut kennt, erlangt Glückseligkeit JT 730,2a. G l ü c k s e l i g k e i t d u r c h M ä ß i g u n g Wer maßvoll lebt, erlangt Glückseligkeit JT 1917,1. G l ü c k s e l i g k e i t u n d Z i e l Wer Glückseligkeit und Ansehen erlangen möchte, soll seine Ziele auf rechte Weise verfolgen JT 1883,2. Gnade (s.a. Gunst, Wohlwollen) U m G n a d e b i t t e n Wer um Gnade bittet, soll sie erhalten JT 2061,1. G . u n d R e c h t Gnade ist wirkungsvoller als strenge Rechtsausübung ETr 7256; Gau 2226. Gott Gott läßt Menschen unerwartete Dinge widerfahren Pz 675,13. G . u n d A n s e h e n Dem Menschen ist sein gesellschaftliches Ansehen wichtiger als Gott GTr 12709. Bemühen um weltliches Ansehen, das zugleich auf Gottes Wohlwollen bedacht ist, stellt das höchste Gut dar JT 3868,1. Was Gott wohlgefällig ist, führt auch zu weltlichem Ansehen JT 3870,1. G.s Beistand, Hilfe und S c h u t z Gott hilft dem Gerechten Gar 1157; Gau 4232; JT 1569,3; Tan 4332.
6.3 Sentenzen und Sprichwörter
Gott verläßt die Gerechten nicht GTr 6126. Gott verläßt die Seinen nicht Gau 4382.33. Gott vergißt die Seinen nicht GTr 1710. Gott hilft denen, die ihm vertrauen Loh 6413. Wer Gott aufrichtig liebt und nach Tugend strebt, dem wird kein Unheil geschehen ETr 3113. Wem Gott wohlgesonnen ist, dem kann niemand schaden HTr 3192. Wem Gott hilft, dem kann kein Schaden geschehen Gar 418. B e s i t z u n d L e b e n v o n G . Das Leben und aller irdischer Besitz sind Leihgaben Gottes JT 154,1. G . g e f a l l e n Frauen, die ihrem Wesen gerecht werden, gefallen Gott und der Welt Tan 17438. G . g i b t u n d n i m m t Gott gibt und nimmt Pz 7,6; Tan 4600. G . s G u n s t Man soll seinen Besitz so einsetzen, daß man weltliches Ansehen und die Gunst Gottes erlangt Gar 10611. G . u n d d e r H o c h m ü t i g e / H o c h m u t Der dreieinige Gott bringt den Hochmütigen zu Fall JT 829,1. Gott haßt Hochmut Loh 426. K r a f t d u r c h G . Die (Heil-)Kraft der Worte, Kräuter und Edelsteine kommt allein von Gott JT 4207,2. G . s L o h n Gott belohnt diejenigen, die Schlechtes mit Gutem vergelten Gar 18204. Gott belohnt die Tugendhaften JT 182,2. G . u n d M a c h t Irdische Macht bedarf der Unterstützung Gottes Loh 7590. G . u n d R e c h t Gott erfüllt das Recht auf seine Weise Loh 311. G . u n d S i e g Gott verleiht den Sieg nach seinem Willen Gar 412. Nicht der Ritter, sondern Gott entscheidet über den Sieg GTr 6764. G . u n d W e l t Vor der Welt, nicht aber vor Gott, ist dem Mann mehr erlaubt als der Frau Tan 17496. G . s W i l l e Gottes Wille geschieht Gar 7760; GTr 7309; UTr 1558. Gott tut, was immer er will Gau 4987. Es geschieht nur, was Gott vorherbestimmt Gau 4998. G . u n d Z o r n Wer sich dem Zorn hingibt, verliert Gottes und der Menschen Wohlwollen JT 1924,2. Großzügigkeit Der Reiche kann es sich leisten, großzügig zu sein JT 2434,2. Grund Wer das Recht beugen will, findet
dafür immer einen Grund JT 4649,2. Güter (s.a. Besitz) Wer sich von Schamgefühl leiten läßt, kann zwar die irdischen Güter, aber nie die höchsten Tugenden verlieren JT 5565,3. Gunst (s.a. Gnade, Wohlwollen) G . u n d D i e n s t Dienst und Gunst gehören zusammen Pz 346,22. G . b e i d e n F r a u e n Erfolg im Kampf rechtfertigt Gunst bei den Frauen Pz 420,18. gut (s.a. besser) G . u n d b ö s e Gelobt und getadelt wird, wo sich Böses und Gutes gemeinsam zeigen JT 23,1. Der Gute handelt nicht bösartig JT 2405,4. Der Unverständige handelt böse, während der Kluge sich an das Gute hält JT 2949,4. D a s G u t e u n d F u r c h t Während unbegründete Furcht das Gute verhindert, besiegelt falsche, sündige Liebe das Böse JT 564,3. G u n d s c h l e c h t Gott belohnt diejenigen, die Schlechtes mit Gutem vergelten Gar 18204. Wird ein gut Gesinnter schlecht behandelt, wird er böser als ein schlecht Gesinnter GTr 17891. Schlechtes erscheint g. Schlechtes bringt Schlechtes hervor, bis es noch Schlechteres nach sich zieht, so daß das Schlechte am Ende gut erscheint GTr 13813. Handeln (s.a. geschehen, Handlung, Tat) H . u n d G e w o h n h e i t Die Gewohnheit hat großen Einfluß auf das Handeln der Menschen JT 139,4; 3132,4; 3292,1; 3308,3. H . u n d K o n s e q u e n z Jeder muß die Konsequenzen seines Handelns selbst tragen JT 242,1; Loh 7499. T ö r i c h t e s H . Törichtes Handeln bringt Mühsal mit sich Gar 11399. Ü b e r e i l t e s H . Übereiltes Handeln führt zu Schaden Tan 6. U n r e c h t e s H . Wer unrecht handelt, muß in Furcht leben JT 6027,4. Handlung (s.a. geschehen, Handeln, Tat) H . u n d A b s i c h t Wer in guter Absicht unternommene Handlungen nicht wohlwollend aufnimmt, handelt falsch GTr 5. Was in guter Absicht getan wird, ist immer wertvoll GTr 144. Wo Liebe / eine Handlung nicht möglich ist, soll man sich mit
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der Absicht begnügen GTr 16421; Loh 7646. H . b e e n d e n Eine geplante Handlung kann durchaus noch zunichte werden UTr 152. H . u n d E r i n n e r u n g Ohne Erinnerung an ihre Urheber sind gute Handlungen nichtig GTr 1. Haß (s.a. Mißgunst) H . u n d A n s e h e n Ansehen zieht immer Mißgunst und Haß nach sich GTr 8401. Wer nach Ansehen strebt, zieht Haß und Mißgunst auf sich JT 2250,4. S e l b s t h a ß d e r F r a u Wenn eine Frau sich selbst haßt, wird sie von niemandem geliebt GTr 18025. H . u n d G l ü c k Ein glücklicher Mann wird gehaßt GTr 8403. Glück, das keinen Haß hervorruft, ist unvollkommen GTr 8405. H. auf den Rechtschaffenen Die Bösen hassen die Rechtschaffenen ETr 1396; 3134. Dem Rechtschaffenen können Haß und Mißgunst der Bösen nicht schaden ETr 3119. Der Rechtschaffene muß Haß und Mißgunst hinnehmen GTr 8395; JT 2010,3; 2251,1. H . u n d T o d Haß endet mit dem Tod TrM 1543. Heil Wer es versteht, sein Ziel in jeder Situation zu verfolgen, zieht daraus Heil und Nutzen JT 1885,1. Heilkraft s. Kraft Heilmittel Gegen den Tod gibt es kein Heilmittel JT 307,4. Heimat H . u n d S c h a n d e Es ist besser, in der Fremde Ansehen zu genießen, als in der Heimat in Schande zu leben GTr 11596. H . u n d S i c h e r h e i t Die Sicherheit, die eine vertraute Umgebung vermittelt, verleiht Mut JT 2733,3. herausragend Wo Schlechteres auf Herausragendes folgt, findet es keine Anerkennung JT ML 6,2 (nach 439,4). Herr H . u n d G e f o l g s c h a f t Treue zeigt sich an der Einmütigkeit von Herren und Gefolgschaft UTr 1410. H . u n d M e n g e Wenn die Herren sich untugendhaft verhalten, folgt ihnen darin die Menge nach Loh 5801. H . u n d V e r s c h w e n d u n g u . G e i z Ein Herr darf weder zu verschwenderisch noch zu sparsam sein Pz 171,9.
Herrscher (s.a. König) Wenn ein Herrscher zu sehr an seinem Besitz hängt, verliert er an Ansehen Gar 10614. Herz Was man nicht sieht, belastet das Herz nicht Pz 510,2. heute Wer heute unterliegt, ist morgen der Sieger JT 884,4. Hilfe H . d u r c h G l ü c k Dem Tapferen kommt das Glück zu Hilfe Pz 548,12. H . G o t t e s Gott hilft dem Gerechten Gar 1157; Gau 4232; JT 1569,3; Tan 4332. Gott hilft denen, die ihm vertrauen Loh 6413. Hindernis Überwindbare Hindernisse soll man zuversichtlich angehen Gau 1191.12. hinnehmen Etwas Unabwendbares soll man hinnehmen Tan 4597; UTr 1652. Hochmut H . u n d D e m u t Demut überwindet Hochmut Pz 473,4. Hochmut vergeht, während Demut Bestand hat Tan 6732. H . f ü h r t z u m F a l l GTr 7227; JT 1923,2; Pz 472,17; Wigm 5980. H . u n d G o t t Der dreieinige Gott bringt den Hochmütigen zu Fall JT 829,1. Gott haßt Hochmut Loh 426. H . a l s R a t g e b e r Hochmut ist ein schlechter Ratgeber JT 2405,3. H . u n d S c h a d e n Hochmut führt zu Schaden Mel 6566. Hochmut führt niemals zu etwas Gutem Gau 1314. Hochmut nützt niemandem Tan 6730. H . f ü h r t z u S c h a n d e Loh 7500. H . u n t e r l i e g t z u l e t z t Gar 2756; 6357; 7007; GTr 7080; Mel 8014. Hoffnung H . u n d F e i g h e i t Hoffnung macht den Feigen tapfer Gar 13112. H . u n d K r a f t Hoffnung verleiht Kraft GTr 16415. H . u n d L e b e n Hoffnung ist wesentlich, um das Leben zu meistern JT 2481,3. H . u n d L i e b e Die durch Liebe vermittelte Hoffnung ist stärker als alles Leid JT 1532,4. H . i m U n g l ü c k Im Unglück soll man die Hoffnung nicht aufgeben, während man im Glück auf künftiges Unglück gefaßt sein soll JT 2150,4. höfisch Schamgefühl ist die Vollendung höfischen Benehmens Pz 3,5; 319,11. hören s. Gehör Hunger Dem Hungrigen schmecken auch
6.3 Sentenzen und Sprichwörter
einfache Speisen gut Wigm 1070. Inneres Was den Menschen im Inneren bewegt, kann er nicht verbergen GTr 17817. investieren Wer am falschen Ort investiert, wird keinen Erfolg haben JT 5548,1. das Irdische (s.a. Diesseits, Welt) Alles Irdische ist vergänglich Loh 983. Jahr Mit jedem Jahr wird alles schlechter Mel 23. Jenseits D i e s s e i t s u n d J . Es ist besser, Verzicht zu leisten, als im Diesseits und im Jenseits büßen zu müssen JT 236,1. Ein Mensch ohne Schamgefühl ist im Diesseits und im Jenseits ein Ausgeschlossener JT 1920,3. Jugend J . u n d A l t e r Die Jugend wird geschätzt, das Alter ist beschwerlich Gar 1004; Pz 5,13. Jugend und Alter haben unterschiedliche Werte GTr 4508. Ein junger Mann läßt sich leichter durch seinen Zorn lenken als ein alter GTr 5099. J . u n d B e s i t z Im Alter sorgt man sich mehr um den Besitz als in der Jugend GTr 4511. J . u n d K a m p f Wer in der Jugend Kämpfe erlebt, wird ein tapferer Mann JT 702,4. J . u n d L e r n e n Wer in der Jugend Zeuge kühnen Verhaltens wird, hat davon als Erwachsener Nutzen JT 701,4; Tit 40,4. Exaktes Waffenhandwerk muß in der Jugend erlernt werden GTr 4417. J . u n d R e i c h t u m Jugend und Reichtum führen zu Überheblichkeit GTr 266. J . b r a u c h t g u t e n U m g a n g Für junge Menschen ist guter Umgang angebracht JT 723,3; Tit 60,3. Jungfräulichkeit Schamhaftigkeit und Jungfräulichkeit sind nicht von langer Dauer GTr 11831. Kampf K . u n d A n s e h e n Wer nach standhaftem Kampf besiegt wird, behält dennoch sein Ansehen JT 2121,3. K . u n d D i e n s t Erzwungener Dienst im Kampf währt nicht lange JT 3244,4. K . u n d E r f a h r u n g In entscheidenden Kämpfen bedarf es der Erfahrung Loh 553. K . u n d E r f o l g Erfolg im Kampf rechtfertigt Gunst bei den Frauen Pz 420,18. K . u n d F l i e h e n Auch wer
nicht mehr kämpfen kann, soll nicht fliehen JT 846,2. K . u n d J u g e n d Wer in der Jugend Kämpfe erlebt, wird ein tapferer Mann JT 702,4. K . u n d K i n d e r Kinder sind in Kampfsituationen überfordert GTr 5928. K . u n d K u n s t f e r t i g k e i t Auch zum Kämpfen braucht man Kunstfertigkeit Pz 756,6. K . u n d S i e g Der Ausgang eines Kampfes gegen einen tapferen Mann bleibt solange ungewiß, wie dieser nicht vollständig besiegt ist Gau 4500. Tapferkeit führt in harten Auseinandersetzungen zum Sieg JT 3688,4. Kaufmann Bekanntheit in fremden Ländern bringt dem Kaufmann Reichtum GTr 9536. Kenner Der Kenner weiß den Wert des eigenen Besitzes einzuschätzen JT 857,4. Kind K i n d e r e r z i e h e n Alle Kinder müssen mit Schlägen erzogen werden JT 306,4. K . u n d K a m p f Kinder sind in Kampfsituationen überfordert GTr 5928. K . u n d W e i n e n Kinder können auf Schwierigkeiten nur mit Weinen reagieren GTr 2485. Kindheit Zu lange Untätigkeit in der Kindheit schadet später dem Ansehen GTr 4432. Klage Durch Klagen kann man eine Notlage nicht verbessern Gar 16493. Kleinigkeiten Wenn das Schicksal es will, können Kleinigkeiten ins Verderben führen JT 1294,4. Klugheit (s.a. Verstand, der Verständige, Verständigkeit) K . u n d A u s b i l d u n g Gute Ausbildung führt zu Klugheit JT 5288,2. K . u n d B e s i t z Der Kenner weiß den Wert des eigenen Besitzes einzuschätzen JT 857,4. K . u n d G l ü c k Klugheit ohne Glück führt zu Kummer Tan 1. D e r K l u g e u n d d a s G u t e Der Unverständige handelt böse, während der Kluge sich an das Gute hält JT 2949,4. K . d e s N a r r e n Narren sind oft besonders klug JT 838,3. K . u n d S i t u a t i o n b e w ä l t i g e n Derjenige ist klug, der seine Situation angemessen zu bewältigen weiß Gau 1191.07. K . u n d T a p f e r k e i t Tapferkeit ohne Klugheit erlangt
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kein Ansehen JT 2044,4. K . u n d V o r h a b e n Um ein großes Vorhaben erfolgreich umzusetzen, bedarf es der Klugheit JT 2957,1. König (s.a. Herrscher) K ö n i g l i c h e A b s t a m m u n g Edle Gesinnung wiegt viel mehr als königliche Abstammung JT 303,1. W o r t d e s K . s Das Wort eines Königs ist bindend Gar 457; 11315; JT 2507,1. Wort und Eid eines Königs sind bindend GTr 9818. Konsequenzen Jeder muß die Konsequenzen seines Handelns selbst tragen JT 242,1; Loh 7499. Kraft K . d u r c h G o t t Die (Heil-)Kraft der Worte, Kräuter und Edelsteine kommt allein von Gott JT 4207,2. K . d u r c h H o f f n u n g Hoffnung verleiht Kraft GTr 16415. Kräuter Die (Heil-)Kraft der Worte, Kräuter und Edelsteine kommt allein von Gott JT 4207,2. Krankheit Ein Kranker hat viele Wünsche, weil ihm die Zeit lang wird JT 5436,1. Krieg G e w i n n u n d V e r l u s t i m K . Gewinn und Verlust gehören zum Krieg (und zur Ritterschaft) Gar 13108; GTr 366. Der Wechsel von Gewinn und Verlust hält Kriege in Gang GTr 369. Kritik Wer einen hohen Rang bekleidet, ist am ehesten der Kritik ausgesetzt JT 2417,4. Kühnheit Wer in der Jugend Zeuge kühnen Verhaltens wird, hat davon als Erwachsener Nutzen JT 701,4; Tit 40,4. Kummer (s.a. Leid, Schmerz, Sorge) K . u n d G l ü c k Klugheit ohne Glück führt zu Kummer Tan 1. K . u n d L i e b e Aus Freude und Kummer entsteht große Liebe Pz 272,14. Kunst Kunst wird durch die Aussicht auf Anerkennung hervorgebracht GTr 21. Kunstfertigkeit Auch zum Kämpfen braucht man Kunstfertigkeit Pz 756,6. Lage Wer seine Lage nicht erkennen kann, reagiert unangemessen GTr 16158. Land Reisen durch fremde Länder sind für einen Ritter unerläßlich Pz 499,9.
Langeweile Ein Kranker hat viele Wünsche, weil ihm die Zeit lang wird JT 5436,1. Laster Wer Laster und Schande vermeiden will, soll tugendhaft und tüchtig sein Mel 12828. Leben, leben L . u n d A n s e h e n / S e e l e n h e i l Man soll so leben, daß man zugleich Seelenheil und weltliches Ansehen erlangt Pz 827,19. Leben und Besitz so einzusetzen, daß man die Anerkennung der Gesellschaft erlangt, bedeutet großes Glück UTr 3601. L . u n d E h r e Glücklich zu preisen ist derjenige, der ehrenvoll zu leben versteht Tan 17448. E i n f a c h e s L . Ein glückliches einfaches Leben ist besser als große Macht und viel Sorgen GTr 11600. L . u n d G o t t Das Leben und aller irdischer Besitz sind Leihgaben Gottes JT 154,1. L . u n d H o f f n u n g Hoffnung ist wesentlich, um das Leben zu meistern JT 2481,3. L . u n d S c h a n d e Ein ehrenvoller Tod ist besser als ein Leben in Schande Gar 12442; 12948. L . ( L e b e n s d a u e r ) u n d T o d Die Lebensdauer wird vom Schicksal bestimmt Mel 6204. Das Leben kann plötzlich enden UTr 1342. L . r i s k i e r e n Nur ein Narr riskiert ohne Sicherheit sein Leben für eine Frau GTr 9890. der Lebende Man soll nicht den Toten nachtrauern, sondern sich an die Lebenden halten GTr 1872; HTr 38. Lehre A n n e h m e n v o n L . Wo ihre Lehre nicht angenommen wird, sind Beispielerzählungen nutzlos Gau 14. L . u n d A n s e h e n Wer nach Ansehen strebt, soll guter Lehre folgen JT 2065,4. Leid (s.a. Kummer, Schmerz, Sorge) L . u n d B e g i e r d e Starke Begierde führt zu heftigem Leid GTr 17766. L . u n d D i e n s t Dienst ohne Lohn führt zu Leid Pz 731,27. L . u n d F r e u d e In der Welt sind Freude und Leid immer gleichzeitig zu finden Loh 5921. Leid und Freude wechseln schnell Mel 4117. A u f F r e u d e f o l g t L . Auf Freude folgt Leid JT 1099,4; 2150,2, Pz 103,23; TrM 2291. (Weltliche) Freude endet in Leid Gar
6.3 Sentenzen und Sprichwörter
19108; JT 664,4; 1055,4; 1075,2; 1160,4; 2581,3; Tan 3886. (Weltliche) Freude verkehrt sich in Leid JT 1099,3; 2372,2; 2454,2; Tit 17,4. A u f L . f o l g t F r e u d e JT 2465,1; Pz 548,6. F r e u d e s t a t t L . Es ist klug, für große Freude ein wenig Leid in Kauf zu nehmen GTr 201. L . u n d G l ü c k Wen das Glück verläßt, der muß Leid ertragen Tan 4101; 10238. L . u n d H o f f n u n g Die durch Liebe vermittelte Hoffnung ist stärker als alles Leid JT 1532,4. L . b r i n g t L e i d Ein Leid zieht das nächste nach sich JT 494,2. L . u n d L i e b e Liebe ist ein Zustand süßer Qual Mel 691; 693. Leid und Liebe beugen selbst einen widerstandsfähigen Menschen Pz 296,9. Wer wahrhaft liebt, läßt sich auch durch das damit verbundene Leid nicht davon abbringen GTr 108. Die Liebe kann sowohl Freude als auch Leid bringen UTr 3584. Z u r L i e b e g e h ö r t L . Liebe und Leid gehören zusammen Tan 8199. Liebe ist ohne Leid nicht möglich GTr 204; JT 2934,3. Zur Liebe gehören Freude und Leid GTr 206. Je stärker die Liebe, desto größer ist auch das ihr folgende Leid JT 4892,3. L i e b e f ü h r t z u L . Liebe führt zu Freude und Leid Tan 8200. Große Liebe führt zu großem Leid TrM 2105. L . d e s R e c h t s c h a f f e n e n Ein rechtschaffener Mann erträgt sein Leid mit Anstand Gar 16546. L . u n d R i t t e r s c h a f t Ritterschaft führt zu Leid Pz 177,25. L . u n d T o d Wer lange Leid empfindet, für den ist der Tod eine Erlösung JT 2939,1. Leistung Wahre Liebe motiviert zu großen Leistungen JT 2946,1. lernen A l l e s d e r R e i h e n a c h l . Der Mensch muß alles der Reihe nach lernen JT 765,4; Tit 86,4. L e r n e n i n d e r F r e m d e In der Fremde kann man vieles lernen GTr 3126. W a f f e n h a n d w e r k l . Exaktes Waffenhandwerk muß in der Jugend erlernt werden GTr 4417. L . w a s m a n n i c h t b e h e r r s c h t Wer etwas nicht beherrscht, soll es lernen JT 5288,1. sich ins rechte Licht setzen Wer sich ins
rechte Licht setzt, hat davon Nutzen JT 3810,2. Liebe L . u n d A b s i c h t Wo Liebe nicht möglich ist, soll man sich mit der Absicht begnügen GTr 16421. L . u n d A n b l i c k Gegenseitiger Anblick verstärkt die Liebe GTr 1115. L . u n d A n s e h e n Ein Mann darf sein Ansehen nicht wegen der Liebe einer Frau aufs Spiel setzen Gau 3281. Eine Dame soll das Ansehen ihres Geliebten fördern Gau 3346. Ohne Liebe erlangt man weder Vollkommenheit noch Ansehen GTr 187. Es ist besser, die Liebe aufs Spiel zu setzen, als Liebe und Ansehen gleichermaßen zu verlieren TrM 223. L . u n d A u f r i c h t i g k e i t Liebe soll aufrichtig sein GTr 16933. B e h a l t e n , w a s m a n l i e b t Selbst das, was man auf Erden liebt, kann man nicht behalten JT 1004,4. L . u n d B e s t ä n d i g k e i t Wahre Liebe ist beständig Pz 409,20; 532,10. Wahre Liebe bringt Beständigkeit hervor TrM 1137. L . u n d B e t r u g Betrug in der Liebe ist schändlich Pz 172,15. Die Liebe verleitet zu betrügerischem Verhalten JT 4910,2. L . i s t / m a c h t b l i n d GTr 15165; 17739. L . u n d D i e n s t Liebe muß durch Dienst erworben (und erhalten) werden Pz 511,12; 511,15. L . u n d E h e Eine Frau soll ihren Mann lieben Tan 17487. L . u n d E i l e Übereilte Liebe ist schädlich Tan 12. L . u n d E n t f e r n u n g Während Entfernung die Liebe zerstört, wird sie durch günstige Gelegenheiten gefördert HTr 318. Eine ferne (unerfüllte) Liebe ist leichter zu ertragen als eine nahe GTr 19363. F a l s c h e L i e b e Während unbegründete Furcht das Gute verhindert, besiegelt falsche, sündige Liebe das Böse JT 564,3. L . u n d F e i n d s e l i g k e i t Feindseligkeit zerstört die Liebe Pz 726,21. d i e L . e i n e r F r a u e r l a n g e n Die Liebe einer Frau gewinnt man durch Liebenswürdigkeit Wigm 3163. Die Liebe einer Frau kann man nicht erzwingen GTr 17917. L . u n d F r e m d h e i t Das Fremde kann nicht aufrichtig geliebt werden JT 3489,4;
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5828,1. L . u n d F r e u d e Aus Freude und Kummer entsteht große Liebe Pz 272,14. Die Liebe kann sowohl Freude als auch Leid bringen UTr 3584. F r ü h e L . Frühe Liebe ist die beständigste JT 711,1, Tit 48,2. L . u n d F u r c h t Wahre Liebe kennt keine Furcht GTr 15167. L . u n d G e l e g e n h e i t Vertraulicher Umgang und günstige Gelegenheit fördern die Liebe Tan 3305. Während Entfernung die Liebe zerstört, wird sie durch günstige Gelegenheiten gefördert HTr 318. L . u n d G e s e l l s c h a f t Die Liebe hat in der Gesellschaft keinen Platz mehr GTr 12279. L . u n d G l ü c k ( s e l i g k e i t ) Unvernünftige Liebe schadet dem Glück unerfahrener Menschen JT 6004,4. Nur wer die wahre Liebe gut kennt, erlangt Glückseligkeit JT 730,2a. G r ü n d e g e g e n L . Wenn eine Frau sich selbst haßt, wird sie von niemandem geliebt GTr 18025. Eine Frau, die viele liebt, ist bei vielen unbeliebt GTr 18042. L . u n d H o f f n u n g Die durch Liebe vermittelte Hoffnung ist stärker als alles Leid JT 1532,4. L . u n d K u m m e r Aus Freude und Kummer entsteht große Liebe Pz 272,14. L . u n d L e i d Die Liebe kann sowohl Freude als auch Leid bringen UTr 3584. Leid und Liebe beugen selbst einen widerstandsfähigen Menschen Pz 296,9. Liebe ist ein Zustand süßer Qual Mel 691; 693. Z u r L . g e h ö r t L e i d Liebe und Leid gehören zusammen Tan 8199. Wer wahrhaft liebt, läßt sich auch durch das damit verbundene Leid nicht davon abbringen GTr 108. Liebe ist ohne Leid nicht möglich GTr 204; JT 2934,3. Zur Liebe gehören Freude und Leid GTr 206. Je stärker die Liebe, desto größer ist auch das ihr folgende Leid JT 4892,3. L . f ü h r t z u F r e u d e / L e i d Liebe führt zu Freude und Leid Tan 8200. Große Liebe führt zu großem Leid TrM 2105. M a c h t d e r L . Die Liebe besiegt jeden Mel 1378; Tan 829. Die Macht der Liebe ist unermeßlich JT 732,4. Die Macht der Liebe ist groß JT 988,2. L . u n d M o t i v a t i o n Wahre Liebe moti-
viert zu großen Leistungen JT 2946,1. L . m a c h t v e r s t ä n d i g Liebe fördert die Verständigkeit der Männer JT 1453,4. L . u n d M i ß t r a u e n Mißtrauen schwächt die Liebe JT 714,4; Tit 51,4. Nichts gefährdet die Liebe so sehr wie Mißtrauen GTr 13777; 13779. L . a l s R e t t u n g Edle Menschen dürfen sich der Liebe nicht entziehen, da sie durch sie am Leben bleiben Pz 534,7. L . u n d R i t t e r t a t e n Es ist riskant, durch Ritterschaft Liebe erwerben zu wollen Pz 115,19. L . m a c h t s c h ö n GTr 11867. L . u n d S t r e i t Streit unter Liebenden erneuert die Liebe GTr 13042. L . u n d T r e u e Wahre Liebe und Treue bedingen einander JT 1906,1. Wer wahrhaft treu ist, läßt sich von der Liebe nicht abbringen Pz 532,7. Wer am geliebten Partner zweifelt, wird unglücklich GTr 13795. L . u n d T r i b u t Die Liebe fordert von jedem Tribut JT 4658,1. L . u n d T u g e n d Tugend ist die Grundlage der Liebe JT 730,2. U n b e s t ä n d i g e L . Unbeständige Liebe ist wertlos Mel 4102. U n m ö g l i c h e s i n d e r L . v e r l a n g e n Liebende handeln unklug, wenn sie Unmögliches begehren GTr 16431. L . u n d U n t r e u e Untreue zerstört die Liebe JT 1906,2. L . l ä ß t s i c h n i c h t v e r b e r g e n Liebe gibt sich zwangsläufig zu erkennen JT 770,1; Tit 91,1; Liebe kann sich dem Kundigen nicht verbergen JT 770,2; Tit 91,2. Wie der Schmerz läßt sich auch die Liebe nicht verbergen GTr 16472; 16489. L . u n d V e r g e s s e n Wer einmal aufrichtig geliebt hat, wird diese Liebe niemals vergessen JT 5115,1. L . u n d V e r s t a n d Liebe nimmt den Verstand GTr 12017; Mel 1825; Pz 287,9; Tan 4175. L . u n d V e r z i c h t Langer Verzicht auf den Geliebten führt zu Liebesschmerz JT 2933,1; Mel 687. L . u n d Z w e i f e l Wenn man liebt, muß man mit Zweifeln (Eifersucht) leben können GTr 13823. Z w e i M e n s c h e n l i e b e n Eine Liebe schwächt die andere GTr 19432. Man kann nicht mehr als einen Menschen lieben HTr 138. Man
6.3 Sentenzen und Sprichwörter
kann nicht zwei Menschen wahrhaft lieben HTr 141. Liebenswürdigkeit Die Liebe einer Frau gewinnt man durch Liebenswürdigkeit Wigm 3163. Liebeskummer L . u n d B e s c h ä f t i g u n g Beschäftigung lenkt von Liebeskummer ab GTr 77. L . u n d U n t ä t i g k e i t Liebeskummer wird durch Untätigkeit verstärkt GTr 85. List A n d e r e ü b e r l i s t e n Wer andere überlisten will, wird oft mit den eigenen Mitteln geschlagen GTr 13860; JT 3989,1. L . g e g e n L i s t List wird durch List besiegt GTr 13867; JT 3987,3. Lob L . u n d A n s e h e n Wer nach Ansehen strebt, soll nicht mit Lob prahlen, das er nicht verdient hat JT 869,4. L . a m E n d e Nur das ist wahrhaft lobenswert, was auch am Ende Lob findet JT 5979,1. Von Frauen gelobt werden Wen die Frauen loben, der wird berühmt und glücklich Pz 32,21. L . u n d F r e u n d e Wer seinen Freund zu sehr lobt, wird anderen nicht gerecht Pz 338,8. S e l b s t l o b Wer sich selbst lobt, dem glaubt man nicht; das Lob soll von anderen kommen Gar 4095; Pz 12,27. Wer sich selbst lobt, schadet seinem Ansehen JT 4558,2. Man soll sich nicht selbst loben JT 4558,3. L o b u n d T a d e l Wenn eine positive Einstellung auch Negatives enthält, wird sie gelobt und getadelt Pz 1,3. Gelobt und getadelt wird, wo sich Böses und Gutes gemeinsam zeigen JT 23,1. Lohn L . u n d D i e n s t Dienst ohne Lohn führt zu Leid Pz 731,27. Einen Dienst unbelohnt zu lassen, schadet dem Ansehen Tan 10569. Lüge F r e u n d e b e l ü g e n Es ist erbärmlich, Freunde zu belügen und sich selbst dabei zu betrügen GTr 12308. L . u n d S e e l e n h e i l Wer lügt, verwirkt sein Seelenheil JT 3395,3. Lust (s.a. Begierde, Verlangen) Wer nur nach Lustgewinn strebt, verliert sein Ansehen GTr 12510. Luxus Wer sich dem Luxus der Welt hin-
gibt, findet keine Beständigkeit JT 57,3. Macht M . u n d A r m u t Ein glückliches einfaches Leben ist besser als große Macht und viel Sorgen GTr 11600. M . u n d B e s i t z Wer seinen Besitz auf schändliche Weise gebraucht, verliert seine Macht Mel 46. M . u n d G o t t Irdische Macht bedarf der Unterstützung Gottes Loh 7590. M a c h t d e r L . Die Macht der Liebe ist unermeßlich JT 732,4. Die Macht der Liebe ist groß JT 988,2. Mann M . u n d E n t s c h l o s s e n h e i t Ein Mann soll entschlossen handeln JT 24,1. M . u n d F r a u Vor der Welt, nicht aber vor Gott, ist dem Mann mehr erlaubt als der Frau Tan 17496. Frauen sind den Freunden ihrer Männer feindlich gesonnen GTr 13987. Weil der Mann von einer Frau geboren wurde, soll er alle Frauen respektvoll behandeln, um sein Ansehen nicht zu verlieren JT 262,3. Was die Frau tut, fällt auch auf den Mann zurück JT 2416,3. M . und Frau gehören zusammen GTr 1801; Pz 173,1; 203,4; 740,29; UTr 354. M . u n d J u g e n d e r f a h r u n g Wer in der Jugend Kämpfe erlebt, wird ein tapferer Mann JT 702,4. M . u n d L i e b e Liebe fördert die Verständigkeit der Männer JT 1453,4. L i e b e z w i s c h e n M . u n d F r a u Eine Frau soll ihren Mann lieben Tan 17487. Ein Mann darf sein Ansehen nicht wegen der Liebe einer Frau aufs Spiel setzen Gau 3281. M . u n d T r a u e r Ein Mann soll Trauer maßvoll äußern Gar 13110. R a t s c h l ä g e a l t e r M ä n n e r Dem Rat eines alten, erfahrenen Mannes kann man vertrauen Pz 163,15. W e r b u n g d e s M a n n e s u m d i e F r a u Die höfliche Werbung eines Mannes ist einer Frau immer angenehm Pz 766,9. V e r f ü h r u n g d e s M . s Ein Mann, der dauerhaft verführerischen Reizen ausgesetzt ist, verliert die Orientierung GTr 19358. Männlichkeit Zur Männlichkeit gehört Treue JT 5398,3. Mäßigung M . u n d A n s e h e n Maßvolles Verhalten nützt dem Menschen und sei-
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nem Ansehen GTr 18013. M . u n d B e s i t z Um glücklich zu werden, soll man seinen Besitz maßvoll einsetzen UTr 3605. M . u n d E r f o l g Mäßigung führt auf ehrenvolle Weise zum Erfolg JT 2494,2. M . u n d G l ü c k Maßvolles Verhalten führt zu Glück und Seelenheil, Maßlosigkeit ins Verderben JT 2820,3. M . u n d G l ü c k s e l i g k e i t Wer maßvoll lebt, erlangt Glückseligkeit JT 1917,1. M . u n d T r a u e r Man soll Trauer maßvoll äußern Gar 198; 13110. Man soll sich der Trauer nicht zu sehr hingeben Gar 202. Man soll sich in der Trauer und in der Freude mäßigen Gar 19998. M . u n d T u g e n d Maßvolles Verhalten führt zur Tugend JT 1918,1. Maßlosigkeit Maßvolles Verhalten führt zu Glück und Seelenheil, Maßlosigkeit ins Verderben JT 2820,3. Meister Wer Ansehen erlangen will, sollte sich bemühen, in seinem Fach ein Meister zu werden JT 5285,4. Menge Wenn die Herren sich untugendhaft verhalten, folgt ihnen darin die Menge nach Loh 5801. Mensch M . u n d A l a r m Die Menschen reagieren auf jeden Alarmruf Pz 407,20. M . u n d B e s t i m m u n g Die Bestimmung eines Menschen zeigt sich früh Wigm 1099,45. G e s i n n u n g d e r M e n s c h e n Die Gesinnungen der Menschen sind verschieden JT 6316,3. Die Gesinnungen der Menschen sind so verschieden wie ihr Äußeres Tan 50. M . u n d G o t t Gott läßt Menschen unerwartete Dinge widerfahren Pz 675,13. M . u n d L i e b e Edle Menschen dürfen sich der Liebe nicht entziehen, da sie durch sie am Leben bleiben Pz 534,7. M . u n d S p o t t Die Menschen spotten gern Pz 126,25. W e s e n d e s M e n s c h e n Das Wesen eines Menschen zeigt sich früh JT 3308,4. W o h l w o l l e n d e r M e n s c h e n Wer sich dem Zorn hingibt, verliert Gottes und der Menschen Wohlwollen JT 1924,2. Mißgunst (s.a. Haß) M . g a b e s s c h o n i m m e r Wigm 2205. M . u n d A n s e -
h e n Das Ansehen eines Mannes wächst mit der Mißgunst anderer GTr 8397. Ansehen zieht (immer) Mißgunst (und Haß) nach sich GTr 8399; 8401. Wer nach Ansehen strebt, zieht Haß und Mißgunst auf sich JT 2250,4. M . u n d d e r R e c h t s c h a f f e n e Der Rechtschaffene ist immer der Mißgunst ausgesetzt HTr 3035. Dem Rechtschaffenen können Haß und Mißgunst der Bösen nicht schaden ETr 3119. Der Rechtschaffene muß Haß und Mißgunst hinnehmen GTr 8395; JT 2010,3; 2251,1. Mißtrauen Mißtrauen schwächt die Liebe JT 714,4; Tit 51,4. Nichts gefährdet die Liebe so sehr wie Mißtrauen GTr 13777; 13779. Mittel Wer gewinnen will, muß angemessene Mittel einsetzen JT 832,4. möglich Man soll nicht das Unmögliche, sondern das Mögliche wollen GTr 16435. Möglichkeit M . b i e t e n Wenn sich die Möglichkeit bietet, lang gehegte Wünsche zu realisieren, bedarf es keiner langen Beratung HTr 432. V o r h a n d e n e M . n u t z e n Wer vorhandene Möglichkeiten ungenutzt läßt, ist töricht JT 3397,3. Z w i s c h e n z w e i M . w ä h l e n Von zwei schlechten Möglichkeiten soll man die weniger schlechte / vorteilhaftere wählen GTr 7320; 15182. morgen Wer heute unterliegt, ist morgen der Sieger JT 884,4. Motivation Wahre Liebe motiviert zu großen Leistungen JT 2946,1. Mühe (s.a. Anstrengung) M . u n d A n s e h e n Ansehen ist nur durch Mühe zu erlangen GTr 4430. Hohes Ansehen kann nur mit Mühe erworben werden JT 2691,1. Z u r M . b e s t i m m t Wer zur Mühe bestimmt ist, hat kein bequemes Leben Tan 4. M . u n d T o r h e i t Törichtes Handeln bringt Mühsal mit sich Gar 11399. Mut Die Sicherheit, die eine vertraute Umgebung vermittelt, verleiht Mut JT 2733,3. Nähe N . d e s F e i n d e s Es ist schlimm, den Feind (immer) in unmittelbarer Nähe zu wissen GTr 1842; GTr 15047. N . u n d L i e b e Eine ferne (unerfüllte) Liebe ist
6.3 Sentenzen und Sprichwörter
leichter zu ertragen als eine nahe GTr 19363. Narr Narren sind oft besonders klug JT 838,3. Natur N . u n d C h a r a k t e r Ein von Natur aus schlechter Charakter bessert sich nicht durch Erziehung GTr 11634. N . u n d S c h a m g e f ü h l Durch Schamgefühl ist die Natur zu bändigen JT 6015,4. Nehmen G e b e n u n d n . Wer gibt, ist angesehen, wer nimmt, wird verachtet JT 2436,3. Gott gibt und nimmt Pz 7,6; Tan 4600. Neid s. Mißgunst Niederlage Wer heute unterliegt, ist morgen der Sieger JT 884,4. Not, Notlage N . u n d A b h i l f e In einer Notlage soll der Rechtschaffene in jedem Fall auf Abhilfe sinnen GTr 1869. N . u n d A d e l Den Adligen beschämt eine (materielle) Notlage in besonderem Maße Pz 170,29. N . u n d B e d r ä n g n i s Wer große Bedrängnis überwunden hat, dem erscheinen kleinere Notlagen nichtig JT 4592,3. N . u n d F r e u n d e Freunde erkennt man in der Not JT 3595,2. N . u n d K l a g e Durch Klagen kann man eine Notlage nicht verbessern Gar 16493. Nutzen Wer sich ins rechte Licht setzt, hat davon Nutzen JT 3810,2. D e r e i g e n e N . Freunde soll niemand um des eigenen Nutzen willen hintergehen GTr 18589. N . durch Erfahrung in der Jug e n d Wer in der Jugend Zeuge kühnen Verhaltens wird, hat davon als Erwachsener Nutzen JT 701,4; Tit 40,4. M ö g l i c h k e i t e n n u t z e n Wer vorhandene Möglichkeiten ungenutzt läßt, ist töricht JT 3397,3. N . u n d Z i e l Wer es versteht, sein Ziel in jeder Situation zu verfolgen, zieht daraus Heil und Nutzen JT 1885,1. Opfer Um gegen einen starken Gegner erfolgreich zu sein, muß man taktische Opfer bringen JT 3370,4. Ort Wer am falschen Ort investiert, wird keinen Erfolg haben JT 5548,1. Partner Wer am geliebten Partner zweifelt, wird unglücklich GTr 13795.
passen Gleiche Menschen passen zueinander JT 4557,3. Prägung Die frühesten Prägungen sind die dauerhaftesten JT 3308,2. prahlen Wer nach Ansehen strebt, soll nicht mit Lob prahlen, das er nicht verdient hat JT 869,4. Qual s. Leid Rang Wer einen hohen Rang bekleidet, ist am ehesten der Kritik ausgesetzt JT 2417,4. Rat R . a l t e r , e r f a h r e n e r M e n s c h e n Es ist nützlich, den Ratschlägen lebenserfahrener Menschen zu folgen Pz 162,29. Dem Rat eines alten, erfahrenen Mannes kann man vertrauen Pz 163,15. G u t e r R a t Guten Rat kann jeder gebrauchen JT 2065,1. O h n e R . h a n d e l n Ohne Rat zu handeln, führt selten zu Erfolg JT 1232,1. Ratgeber Hochmut ist ein schlechter Ratgeber JT 2405,3. reagieren Wer seine Lage nicht erkennen kann, reagiert unangemessen GTr 16158. Recht R . b e u g e n Wer das Recht beugen will, findet dafür immer einen Grund JT 4649,2. R . u n d G n a d e Gnade ist wirkungsvoller als strenge Rechtsausübung ETr 7256; Gau 2226. R . u n d G o t t Gott erfüllt das Recht auf seine Weise Loh 311. Der Rechtschaffene D e r R . u n d B e i s p i e l e r z ä h l u n g e n Den Rechtschaffenen kann man durch Beispielerzählungen fördern Mel 98. D e r R . u n d d i e B ö s e n Die Bösen hassen die Rechtschaffenen ETr 1396; 3134. R . u n d H a ß / M i ß g u n s t Der Rechtschaffene ist immer der Mißgunst ausgesetzt HTr 3035. Dem Rechtschaffenen können Haß und Mißgunst der Bösen nicht schaden ETr 3119. Der Rechtschaffene muß Haß und Mißgunst hinnehmen GTr 8395; JT 2010,3; 2251,1. D e r R . u n d L e i d Den Rechtschaffenen berührt der Kummer eines guten Menschen mehr als die eigene Not Gar 949. Ein rechtschaffener Mann erträgt sein Leid mit Anstand
6 Register
Gar 16546. D e r R . i n e i n e r N o t l a g e In einer Notlage soll der Rechtschaffene in jedem Fall auf Abhilfe sinnen GTr 1869. D e r R . a l s V o r b i l d Wer die richtige Gesinnung hat, hält es mit dem Rechtschaffenen Gar 5170. D e r R . u n d Z u v e r l ä s s i g k e i t Ohne Zuverlässigkeit wird niemand zu einem rechtschaffenen Menschen UTr 763. Rede Lange Rede gefällt nicht, kurze Rede bessert GTr 12183. reden (s.a. Vortrag, Wort) Gegenüber einem redegewandten Mann verstummt der weniger Begabte GTr 4835. Reichtum R . d u r c h B e k a n n t h e i t Bekanntheit in fremden Ländern bringt dem Kaufmann Reichtum GTr 9536. R . u n d G r o ß z ü g i g k e i t Der Reiche kann es sich leisten, großzügig zu sein JT 2434,2. R . u n d J u g e n d Jugend und Reichtum führen zu Überheblichkeit GTr 266. Reihe Der Mensch muß alles der Reihe nach lernen JT 765,4; Tit 86,4. Reisen Reisen durch fremde Länder sind für einen Ritter unerläßlich Pz 499,9. Respekt R . g e g e n ü b e r F r a u e n Weil der Mann von einer Frau geboren wurde, soll er alle Frauen respektvoll behandeln, um sein Ansehen nicht zu verlieren JT 262,3. Geistlichen und Frauen soll man mit Respekt begegnen JT 1909,1. retten L e b e n r . Wer einem anderen das Leben rettet, wird dafür oft mit Feindschaft belohnt.Pz 525,2. D u r c h L i e b e g e r e t t e t w e r d e n Edle Menschen dürfen sich der Liebe nicht entziehen, da sie durch sie am Leben bleiben Pz 534,7. Risiko R . u n d G e w i n n / V e r l u s t Wer ständig etwas riskiert, wird sowohl gewinnen als auch verlieren JT 4555,3. R . u n d R i t t e r s c h a f t Ritterschaft ist riskant Pz 289,24. R . u n d S c h a d e n Wenn etwas riskiert wird, ist niemand vor Schaden sicher Pz 289,26. riskieren Nur ein Narr riskiert ohne Sicherheit sein Leben für eine Frau GTr 9890. Ritter S i e g d e s R . s Nicht der Ritter,
sondern Gott entscheidet über den Sieg GTr 6764. R . u n d R e i s e n Reisen durch fremde Länder sind für einen Ritter unerläßlich Pz 499,9. S t a n d h a f t i g k e i t d e s R . s Ein Ritter muß standhaft sein JT 1900,3. Ritterschaft R . u n d A n s e h e n Wer sein ritterliches Ansehen bewahren will, muß Unrecht vermeiden JT 138,2. R . u n d G e w i n n / V e r l u s t Gewinn und Verlust gehören (zum Krieg und) zur Ritterschaft GTr 366; JT 2082,4. R . u n d L e i d Ritterschaft führt zu Leid Pz 177,25. R . u n d L i e b e Es ist riskant, durch Ritterschaft Liebe erwerben zu wollen Pz 115,19. R . u n d R i s i k o Ritterschaft ist riskant Pz 289,24. R . u n d S p o t t Wahre Ritterschaft ist über jeden Spott erhaben Pz 612,7. Rücksicht Ein treuer Mann versteht es, seine Geliebte rücksichtsvoll zu behandeln Pz 202,3. Ruf Einem tugendlosen Menschen ist sein Ruf gleichgültig Tan 17466. Ruhe (s.a. Bequemlichkeit) Nach Anstrengungen ist Ruhe angenehm Gau 3108. Ruhm R u h m r e i c h b e g i n n e n Was ruhmreich beginnt, büßt seinen Ruhm ein, wenn es schlecht endet JT 5979,3. R . d u r c h L o b Wen die Frauen loben, der wird berühmt und glücklich Pz 32,21. R . d u r c h Z u s t i m m u n g Der Ruhm einer Person, der sich überwiegend auf die Zustimmung der Dummen stützt, ist nicht von langer Dauer JT 3219,4. Rühmen Ein tugendhafter Adliger rühmt sich nicht seiner Erfolge HTr 2156. säen S . u n d e r n t e n Man kann nur ernten, was man gesät hat GTr 12235. Wer Verschlagenheit sät, erntet Schande und Schmerz GTr 12251. Schaden S c h . u n d E h r e Das Ansehen des Ehrenvollen kann keinen Schaden nehmen JT 3810,4. S c h . d u r c h E i l e Übereiltes Handeln führt zu Schaden Tan 6. Übereilte Liebe ist schädlich Tan 12. S c h . u n d G o t t Wem Gott wohlgesonnen ist, dem kann niemand schaden
6.3 Sentenzen und Sprichwörter
HTr 3192. S c h . d u r c h H o c h m u t Hochmut führt zu Schaden Mel 6566. S c h . u n d M a ß l o s i g k e i t Überund Untertreibung schaden JT 1918,3. S c h . u n d R i s i k o Wenn etwas riskiert wird, ist niemand vor Schaden sicher Pz 289,26. S c h . u n d S p o t t Der Geschädigte wird verspottet Pz 289,11. S i c h e r v o r S c h . Vor Schaden ist niemand sicher Tan 10237. S c h . u n d Ü b e r t r e i b u n g Übertreibung schadet immer GTr 1859. S c h . d u r c h U n t a t e n Wer fortwährend Untaten begeht, erleidet körperlichen und seelischen Schaden JT 1919,2. S c h . u n d V e r g e l t u n g Wer jeden Schaden vergelten will, schadet sich selbst GTr 281. S c h . v e r m e i d e n Man soll einen Schaden hinnehmen, um einem weiteren zu entgehen GTr 10300. S c h . u n d V o r s i c h t Der Vorsichtige erleidet keinen Schaden JT 3412,1. Schamgefühl S c h . u n d A n s e h e n Schamgefühl führt zu Ansehen JT 926,1; Tan 17430. Schamgefühl führt zu weltlichem Ansehen und zum Seelenheil Pz 319,9. Echtes Schamgefühl und die Treue des Adligen führen zu Ansehen Pz 321,29. F e h l e n d e s S c h . Ein Mensch ohne Schamgefühl ist im Diesseits und im Jenseits ein Ausgeschlossener JT 1920,3. Ein Mensch ohne Schamgefühl zieht Spott auf sich JT 2324,4. S c h . u n d G e s e l l s c h a f t Wer kein Schamgefühl hat, ist für die Gesellschaft wertlos Pz 170,16. Ein Mensch ohne Schamgefühl ist im Diesseits und im Jenseits ein Ausgeschlossener JT 1920,3. S c h . u n d H ö f i s c h k e i t Schamgefühl ist die Vollendung höfischen Benehmens Pz 3,5; 319,11. S c h . u n d N a t u r Durch Schamgefühl ist die Natur zu bändigen JT 6015,4. N u t z e n v o n S c h . Schamgefühl steht allen Menschen wohl an Tan 17441. Wer sich von Schamgefühl leiten läßt, kann zwar die irdischen Güter, aber nie die höchsten Tugenden verlieren JT 5565,3. S c h . u n d S e e l e n h e i l Schamgefühl führt zu weltlichem Ansehen und zum Seelenheil Pz 319,9. Ein
Mensch mit Schamgefühl bewahrt sein Seelenheil JT 5565,1. S c h . u n d T u g e n d Ein tugendhafter Mensch zeigt sein Leben lang Schamgefühl Pz 358,19. Schamgefühl ist die Grundlage aller Tugenden JT 1920,2. Schamgefühl ist ein Schutz aller Tugenden JT 5564,3. Schamhaftigkeit Schamhaftigkeit und Jungfräulichkeit sind nicht von langer Dauer GTr 11831. Schande S c h . u n d A n s e h e n Wer nicht bis zuletzt sein Ansehen behält, fällt gänzlich in Schande JT 5979,2. S c h . u n d B e s i t z Wer seinen Besitz auf schändliche Weise gebraucht, verliert seine Macht Mel 46. S c h . u n d E h r e Übermäßiges Streben nach Ehre führt zu Schande JT 2497,2. E r s t e S c h . Die erste Schande ist immer die schlimmste JT 2417,3. S c h . u n d F l i e h e n Wer flieht, setzt sich der Schande aus JT 2722,2. S c h . i n d e r H e i m a t Es ist besser, in der Fremde Ansehen zu genießen, als in der Heimat in Schande zu leben GTr 11596. S c h . u n d H o c h m u t Hochmut führt zu Schande Loh 7500. S c h . u n d L e b e n Ein ehrenvoller Tod ist besser als ein Leben in Schande Gar 12442; 12948. S c h . u n d T u g e n d Wer Laster und Schande vermeiden will, soll tugendhaft und tüchtig sein Mel 12828. S c h . u n d V e r s c h l a g e n h e i t Wer Verschlagenheit sät, erntet Schande und Schmerz GTr 12251. Schicksal M a c h t d e s S c h . Wenn das Schicksal es will, können Kleinigkeiten ins Verderben führen JT 1294,4. S c h . u n d L e b e n s d a u e r Die Lebensdauer wird vom Schicksal bestimmt Mel 6204. S c h . u n d Z i e l l o s i g k e i t Wer ziellos umherreitet (sein Leben führt), fordert Schicksalsschläge heraus Pz 180,9. Schläge d u r c h S c h . e r z i e h e n Alle Kinder müssen mit Schlägen erzogen werden JT 306,4. schlecht (s.a. böse, schlimm) A l l e s w i r d s c h l e c h t e r Mit jedem Jahr wird alles schlechter Mel 23. S c h l . u n d g u t Gott
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belohnt diejenigen, die Schlechtes mit Gutem vergelten Gar 18204. S c h l e c h t e s u n d H e r a u s r a g e n d e s Wo Schlechteres auf Herausragendes folgt, findet es keine Anerkennung JT ML 6,2 (nach 439,4). S c h l . Menschen Ein schlechter Mensch ändert sich nie Mel 96. S c h l . M ö g l i c h k e i t e n Von zwei schlechten Möglichkeiten soll man die weniger schlechte / vorteilhaftere wählen GTr 7320; 15182. S c h l e c h t e s b e w i r k t S c h l e c h t e s Schlechtes bringt Schlechtes hervor, bis es noch Schlechteres nach sich zieht, so daß das Schlechte am Ende gut erscheint GTr 13813. S c h l . Z e i t e n Auf schlechte Zeiten folgen bessere Pz 776,1. schlimm (s.a. böse, schlecht) D e r F e i n d i n d e r N ä h e Es ist schlimm, den Feind (immer) in unmittelbarer Nähe zu wissen GTr 1842; GTr 15047. Das S c h l i m m s t e b e f ü r c h t e n Man soll in keinem Fall das Schlimmste befürchten Gau 1189. Die schlimmste S c h a n d e Die erste Schande ist immer die schlimmste. JT 2417,3. D a s S c h l i m m s t e i s t d e r T o d Etwas Schlimmeres als den Tod gibt es nicht GTr 7930; Tan 1573. Schmerz (s.a. Kummer, Leid, Sorge) L i e b e s s c h m e r z Langer Verzicht auf den Geliebten führt zu Liebesschmerz JT 2933,1; Mel 687. S c h . v e r b e r g e n Schmerz läßt sich nicht verbergen GTr 16480. Wie der Schmerz läßt sich auch die Liebe nicht verbergen GTr 16472; 16489. S c h . u n d V e r s c h l a g e n h e i t Wer Verschlagenheit sät, erntet Schande und Schmerz GTr 12251. Schminken Durch Schminken entsteht keine wirkliche Schönheit Pz 551,27. Schönheit S c h . u n d B e s t ä n d i g k e i t Die höchste Schönheit einer Frau liegt in ihrer Beständigkeit Pz 551,29. S c h . i s t g e f ä h r l i c h Schönheit ist gefährlich Gar 894; GTr 17802; HTr 3919; Pz 514,17; Tan 2893; 17654. S c h . u n d L i e b e Liebe macht schön GTr 11867.
S c h . u n d P u t z Durch Schminken entsteht keine wirkliche Schönheit Pz 551,27. Schulden s. Verbindlichkeiten Der Schwache Einen Schwachen zu besiegen, bringt kein Ansehen JT 3566,4. Sechs Sechs erhalten mehr, als einer oder zwei sich leisten können JT 2065,2. Seelenheil S . u n d A n s e h e n Man soll so leben, daß man zugleich Seelenheil und weltliches Ansehen erlangt Pz 827,19. S . u n d B e s i t z Wer sein Seelenheil um weltlicher Güter willen gefährdet, verhält sich falsch Gar 10604. Da alles Weltliche mit dem Tod hinfällig wird, soll man seinen Besitz selbstlos einsetzen Gar 10595. S . u n d B e t r u g Betrug führt seit jeher zum Verlust des Seelenheils JT 3698,1. S . u n d F a l s c h h e i t Verrat führt zum Verlust des Ansehens und des Seelenheils Pz 2,17. S . u n d F r e i g e b i g k e i t Aufrichtige Freigebigkeit trägt zur Erlangung des Seelenheils bei JT 1864,4. S . u n d L ü g e Wer lügt, verwirkt sein Seelenheil JT 3395,3. S . u n d S c h a m g e f ü h l Schamgefühl führt zu weltlichem Ansehen und zum Seelenheil Pz 319,9. Ein Mensch mit Schamgefühl bewahrt sein Seelenheil JT 5565,1. S . u n d T r a u e r Übermäßige Trauer schädigt Ansehen und Seelenheil JT 1228,4. S . u n d T u g e n d Der Tugendhafte erlangt das Seelenheil JT 518,3; 571,4. S . u n d Z w e i f e l Tiefsitzender Zweifel gefährdet das Seelenheil Pz 1,1. Tiefer, anhaltender Glaubenszweifel schadet dem Seelenheil JT 22,1. sehen S . u n d H e r z . Was man nicht sieht, belastet das Herz nicht Pz 510,2. S . u n d Ü b e r z e u g u n g Von dem, was man selbst gesehen hat, ist man überzeugt Gau 710. Selbsterkenntnis Selbsterkenntnis ist auf der Basis äußerer Wahrnehmung nicht möglich JT 52,4. Selbstlob s. Lob Sicherheit Die Sicherheit, die eine vertraute Umgebung vermittelt, verleiht Mut JT 2733,3. Sieg S . d u r c h G o t t Gott verleiht den
6.3 Sentenzen und Sprichwörter
Sieg nach seinem Willen Gar 412. Nicht der Ritter, sondern Gott entscheidet über den Sieg GTr 6764. D i e L i e b e b e s i e g t j e d e n Mel 1378; Tan 829. S . u n d N i e d e r l a g e Wer heute unterliegt, ist morgen der Sieger JT 884,4. S . ü b e r d e n S c h w a c h e n Einen Schwachen zu besiegen, bringt kein Ansehen JT 3566,4. S . d u r c h T a p f e r k e i t Tapferkeit führt in harten Auseinandersetzungen zum Sieg JT 3688,4. U n g e w i s s e r S . Der Ausgang eines Kampfes gegen einen tapferen Mann bleibt solange ungewiß, wie dieser nicht vollständig besiegt ist Gau 4500. S . u n d V e r l i e r e n Wer sich einbildet, bereits gesiegt zu haben, wird verlieren JT 5001,1. Situation S . b e w ä l t i g e n Derjenige ist klug, der seine Situation angemessen zu bewältigen weiß Gau 1191.07. V e r h a l t e n i n b e s t i m m t e n S . Es ist klug, sein Verhalten der jeweiligen Situation anzupassen GTr 10426. Sorge (s.a. Kummer, Leid, Schmerz) Ein glückliches einfaches Leben ist besser als große Macht und viel Sorgen GTr 11600. Sparsamkeit Ein Herr darf weder zu verschwenderisch noch zu sparsam sein Pz 171,9. Spiel Man soll harmlose Spiele betreiben Pz 150,16. Spott S p . d e r M e n s c h e n Die Menschen spotten gern Pz 126,25. S p . u n d R i t t e r s c h a f t Wahre Ritterschaft ist über jeden Spott erhaben Pz 612,7. S p . u n d S c h a d e n Der Geschädigte wird verspottet Pz 289,11. S p . und S c h a m g e f ü h l Ein Mensch ohne Schamgefühl zieht Spott auf sich JT 2324,4. S p . u n d T u g e n d Niemand ist so tugendhaft, daß er für die Spötter keine Angriffsfläche bietet JT 633,4. Standhaftigkeit Ein Ritter muß standhaft sein JT 1900,3. Der Tapfere ist standhaft JT 3374,3. der Starke Furcht läßt selbst den Starken erschrecken JT 2414,3. Sterben (s.a. Tod, töten, der Tote) A l l e
M e n s c h e n s i n d s t e r b l i c h Alle Menschen sind sterblich Gar 10599; JT 1055,2. M a n s t i r b t n u r e i n m a l Man soll den Tod nicht fürchten, weil man nur einmal stirbt Loh 1586; UTr 2293. Z e i t p u n k t d e s S t e r b e n s Jeder stirbt zu dem für ihn bestimmten Zeitpunkt UTr 2308. Z u m T o d e b e s t i m m t (Nur) die zum Tode Bestimmten müssen sterben Gar 8087; 13115; JT 1936,4. stören Es ist unklug, den Vortrag angenehmer und nützlicher Geschichten zu stören ETr 26. Strafe E r z i e h e n d u r c h S t . Man soll den Menschen beizeiten durch Strafe erziehen Pz 525,6. S t . u n d V e r b r e c h e n Verbrechen muß man hart bestrafen Pz 529,15. streben Wonach man eifrig strebt, das wird man auch erhalten JT 4201,3. Streit S t . u n d F r e u n d s c h a f t Aus Streit entsteht oft große Freundschaft GTr 8496. Streit unter Freunden wird immer wieder beigelegt GTr 13068. S t . u n d L i e b e Streit unter Liebenden erneuert die Liebe GTr 13042. S t . u n d U n durchsichtiges Undurchsichtiges bringt Streit hervor Pz 172,21. Suchen Wer gewillt ist zu suchen, der findet GTr 18110; 19523; Loh 3470; Pz 593,25; UTr 2446. Tadel T . u n d L o b Wenn eine positive Einstellung auch Negatives enthält, wird sie gelobt und getadelt Pz 1,3. Gelobt und getadelt wird, wo sich Böses und Gutes gemeinsam zeigen JT 23,1. Tätigkeit Übertriebene Tätigkeit und Untätigkeit führen gleichermaßen ins Verderben JT 1927,2. Tapferkeit T . u n d A n s e h e n Tapferkeit führt zu Ansehen JT 1577,3. Tapferkeit ohne Klugheit erlangt kein Ansehen JT 2044,4. Tapferkeit führt zu Ansehen, Feigheit aber zum Verlust desselben JT 1577,1. Mit Tapferkeit erwirbt man Ansehen JT 5757,4. T . u n d B e s t ä n d i g k e i t Der Tapfere ist standhaft JT 3374,3. T . u n d F e i g h e i t Es gibt immer Tapfere und
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Feige Loh 5530. Der Tapfere geht seinen Weg, der Feige wendet sich zur Flucht Loh 5821. T . u n d G l ü c k Dem Tapferen kommt das Glück zu Hilfe Pz 548,12. T a p f e r e G e g n e r Der Ausgang eines Kampfes gegen einen tapferen Mann bleibt solange ungewiß, wie dieser nicht vollständig besiegt ist Gau 4500. T . u n d J u g e n d Wer in der Jugend Kämpfe erlebt, wird ein tapferer Mann JT 702,4. T . u n d S i e g Tapferkeit führt in harten Auseinandersetzungen zum Sieg JT 3688,4. Tat (s.a. geschehen, Handeln, Handlung, Tätigkeit) T a t e n a n d e r e r Der Tugendhafte muß für die bösen Taten anderer büßen JT 248,1. G e d a n k e n / V o r h a b e n i n d i e T . u m s e t z e n Der Mensch ist begierig, das in die Tat umzusetzen, was seine Gedanken bewegt GTr 17820. Man soll ein Vorhaben so schnell wie möglich in die Tat umsetzen HTr 6022. T a t e n u n g e s c h e h e n m a c h e n Was einmal in die Tat umgesetzt worden ist, kann man nicht mehr ändern UTr 151. Tod (s.a. Sterben, töten, der Tote) T . u n d B e s i t z Da alles Weltliche mit dem Tod hinfällig wird, soll man seinen Besitz selbstlos einsetzen Gar 10595. T . u n d E h r e Ein ehrenvoller Tod ist besser als ein Leben in Schande Gar 12442; 12948. E s g i b t n u r e i n e n T o d Man soll den Tod nicht fürchten, weil man nur einmal stirbt Loh 1586; UTr 2293. T . u n d G l ü c k Es ist das höchste Glück, wenn jemand einen guten Tod stirbt JT 4973,4. T . u n d H a ß Haß endet mit dem Tod TrM 1543. H e i l m i t t e l g e g e n d e n T . Gegen den Tod gibt es kein Heilmittel JT 307,4. T . u n d L e i d Wer lange Leid empfindet, für den ist der Tod eine Erlösung JT 2939,1. T . ist das S c h l i m m s t e Etwas Schlimmeres als den Tod gibt es nicht GTr 7930; Tan 1573. T . u n d T r e u e Vollkommene Treue reicht über den Tod hinaus GTr 1791; 1795. Auf Freude folgt Leid, nach dem
Tod endet die Treue TrM 2291. T . u n d V e r t e i d i g u n g Wer sich verteidigt, kann dem Tod entrinnen Pz 759,10. Z u m T o d e b e s t i m m t (Nur) die zum Tode Bestimmten müssen sterben Gar 8087; 13115; JT 1936,4. Tor, töricht (s.a. der Unverständige) Wer vorhandene Möglichkeiten ungenutzt läßt, ist töricht JT 3397,3. töten (s.a. Sterben, Tod, der Tote) Drohungen können nicht töten Tan 5683. der Tote (s.a. Sterben, töten, Tod) Man soll nicht den Toten nachtrauern, sondern sich an die Lebenden halten GTr 1872; HTr 38. Trägheit Ansehen erlangt, wer weder voreilig noch träge handelt JT 4573,4. tragen Jeder muß die Konsequenzen seines Handelns selbst tragen JT 242,1; Loh 7499. Trauer, trauern M a ß v o l l e T . Man soll Trauer maßvoll äußern Gar 198; 13110; Man soll sich der Trauer nicht zu sehr hingeben Gar 202. Man soll sich in der Trauer und in der Freude mäßigen Gar 19998. Übermäßige Trauer schädigt Ansehen und Seelenheil JT 1228,4. Treue (s.a. Beständigkeit) T . u n d A n s e h e n Echtes Schamgefühl und die Treue des Adligen führen zu Ansehen Pz 321,29. T . u n d F r a u e n Zum Wesen der Frau gehört Treue Pz 116,13; 167,29. T . u n d F r e u n d e Der Treue freut sich über das Ansehen seines Freundes Pz 675,17. T . u n d G e f o l g s c h a f t Treue zeigt sich an der Einmütigkeit von Herren und Gefolgschaft UTr 1410. T . u n d L i e b e Wahre Liebe und Treue bedingen einander JT 1906,1. Ein treuer Mann versteht es, seine Geliebte rücksichtsvoll zu behandeln Pz 202,3. Wer wahrhaft treu ist, läßt sich von der Liebe nicht abbringen Pz 532,7. T . u n d M ä n n l i c h k e i t Zur Männlichkeit gehört Treue JT 5398,3. T . u n d T o d Vollkommene Treue reicht über den Tod hinaus GTr 1791; 1795. Auf Freude folgt Leid, nach dem Tod endet die Treue TrM 2291. T . u n d T u g e n d Treue ist die höchste Tugend JT 5966,2. U n t r e u e Es
6.3 Sentenzen und Sprichwörter
ist schlimm, einem Menschen mangelnde Treue vorzuwerfen GTr 6360. Tribut Die Liebe fordert von jedem Tribut JT 4658,1. Trinität Der dreieinige Gott bringt den Hochmütigen zu Fall JT 829,1. Tugend T . u n d A d e l Jeder Adlige trägt die Anlage zur Tugendhaftigkeit in sich JT 5667,4. T . u n d E r f o l g Ein tugendhafter Adliger rühmt sich nicht seiner Erfolge HTr 2156. T . u n d G o t t Wer Gott aufrichtig liebt und nach Tugend strebt, dem wird kein Unheil geschehen ETr 3113. Gott belohnt die Tugendhaften JT 182,2. T . u n d J u g e n d Wer noch als Erwachsener ohne Tugend ist, wird sie kaum mehr erlangen JT 308,1. T . u n d L a s t e r Wer Laster und Schande vermeiden will, soll tugendhaft und tüchtig sein Mel 12828. T . u n d L i e b e Tugend ist die Grundlage der Liebe JT 730,2. T . u n d M ä ß i g u n g Maßvolles Verhalten führt zur Tugend JT 1918,1. T . u n d S c h a m g e f ü h l Ein tugendhafter Mensch zeigt sein Leben lang Schamgefühl Pz 358,19. Schamgefühl ist die Grundlage aller Tugenden JT 1920,2. Schamgefühl ist ein Schutz aller Tugenden JT 5564,3. Wer sich von Schamgefühl leiten läßt, kann zwar die irdischen Güter, aber nie die höchsten Tugenden verlieren JT 5565,3. T . u n d S e e l e n h e i l Der Tugendhafte erlangt das Seelenheil JT 518,3; 571,4. T . u n d S p o t t Niemand ist so tugendhaft, daß er für die Spötter keine Angriffsfläche bietet JT 633,4. T . u n d T r e u e Treue ist die höchste Tugend JT 5966,2. T u g e n d l o s i g k e i t Einem tugendlosen Menschen ist sein Ruf gleichgültig Tan 17466. D e r Tugendhafte und die Taten a n d e r e r Der Tugendhafte muß für die bösen Taten anderer büßen JT 248,1. T . z u T u g e n d Tugend gesellt sich zu Tugend JT 3206,1. Tumult Besonnene Worte finden im Tumult kein Gehör HTr 2188. Überheblichkeit Jugend und Reichtum führen zu Überheblichkeit GTr 266.
übermäßig Wer übermäßig viel begehrt, erhält am Ende wenig JT 4202,3. Übermut s. Hochmut Übertreibung Ü . s c h a d e t Übertreibung schadet immer GTr 1859. Über- und Untertreibung schaden JT 1918,3. Übertretung Verbote reizen zu Übertretungen GTr 17928. Überzeugung Von dem, was man selbst gesehen hat, ist man überzeugt Gau 710. Umgang Für junge Menschen ist guter Umgang angebracht JT 723,3; Tit 60,3. Umsicht Umsicht ist eine Stütze des Ansehens JT 2151,3. Unabwendbares Etwas Unabwendbares soll man hinnehmen Tan 4597; UTr 1652. Unangenehmes, Unannehmlichkeiten U . u n d A n g e n e h m e s Auf Angenehmes folgt Unangenehmes JT 395,2. In Angenehmem verbirgt sich Unangenehmes JT 2449,2. Wer das Angenehme erlangen will, muß auch die damit verbundenen Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen JT 267,4. unbeliebt Eine Frau, die viele liebt, ist bei vielen unbeliebt GTr 18042. unberechenbar Das Glück ist unberechenbar Tan 10249. Unbeständigkeit U . u n d D a u e r Was aus Unbeständigkeit erwächst, ist nicht von Dauer JT 5665,1. U . d e r F r a u e n Frauen sind unbeständig JT 5051,3. U . u n d L i e b e Unbeständige Liebe ist wertlos Mel 4102. U . d e r W e l t Der Weise fürchtet die Unbeständigkeit der Welt JT 56,3. undurchsichtig Undurchsichtiges bringt Streit hervor Pz 172,21. Unehre Es ist unehrenhaft, feige zu fliehen, bevor der Angriff beginnt Pz 340,7. Uneinsichtigkeit Gegen uneinsichtige Menschen muß man sich verteidigen Gau 4503. Der Unfähige Unfähige können einander nicht erfolgreich anleiten JT 3132,2. Ein Unfähiger soll sich nicht über einen anderen Unfähigen erheben JT 3132,1. Unglück U . u n d G l ü c k Unglück und Glück wechseln einander ab GTr 1865. Glück verkehrt sich häufig in Unglück JT
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2211,1. Im Unglück soll man die Hoffnung nicht aufgeben, während man im Glück auf künftiges Unglück gefaßt sein soll JT 2150,4. V o r h e r b e s t i m m t e s U . Vorherbestimmtem Unglück kann niemand entgehen JT 4273,4. Unheil Wer Gott aufrichtig liebt und nach Tugend strebt, dem wird kein Unheil geschehen ETr 3113. Unkeuschheit Manche Frau ist nur deshalb anständig, weil ihr die Gelegenheit zur Unkeuschheit fehlt Tan 3293. unmöglich Man soll nicht das Unmögliche, sondern das Mögliche wollen GTr 16435. Unrecht U n r e c h t h a n d e l n Wer unrecht handelt, muß in Furcht leben JT 6027,4. U . u n d A n s e h e n Wer sein ritterliches Ansehen bewahren will, muß Unrecht vermeiden JT 138,2. unrühmlich Es ist unrühmlich, Wertvolles für Wertloses zu geben JT 3301,2; 3871,3. Untaten Wer fortwährend Untaten begeht, erleidet körperlichen und seelischen Schaden JT 1919,2. Untätigkeit U . u n d A n s e h e n Zu lange Untätigkeit in der Kindheit schadet später dem Ansehen GTr 4432. U . u n d L i e b e Liebeskummer wird durch Untätigkeit verstärkt GTr 85. U . f ü h r t i n s V e r d e r b e n Übertriebene Tätigkeit und Untätigkeit führen gleichermaßen ins Verderben JT 1927,2. unterliegen Hochmut unterliegt zuletzt (letztlich immer) Gar 2756; 6357; 7007; GTr 7080; Mel 8014. Untertreibung Über- und Untertreibung schaden JT 1918,3. Untreue U . u n d L i e b e Untreue zerstört die Liebe JT 1906,2. V o r w u r f d e r U . Es ist schlimm, einem Menschen mangelnde Treue vorzuwerfen GTr 6360. der Unverständige (s.a. Tor) H a n d e l n d e s U . Ein unverständiger Mensch handelt meistens töricht Gar 18198. D e r U . und der Kluge / Verständige Der Unverständige handelt böse, während der Kluge sich an das Gute hält JT 2949,4. Der Verständige muß den Unverständigen
anleiten JT 2953,1. W e r t v o l l e s i n d e n H ä n d e n d e s U . In den Händen des Unverständigen ist das Wertvollste nutzlos Pz 292,24. Urheber Ohne Erinnerung an ihre Urheber sind gute Handlungen nichtig GTr 1. verachten V . v o n F e i g h e i t Feigheit ist verachtenswert JT 2121,2. W e r v e r a c h t e t w i r d Wer gibt, ist angesehen, wer nimmt, wird verachtet JT 2436,3. Veranlagung Gewohnheit ist stärker als Veranlagung JT 5403,3. verbergen B e w e g u n g v . Was den Menschen im Inneren bewegt, kann er nicht verbergen GTr 17817. L i e b e v . Liebe kann sich dem Kundigen nicht verbergen JT 770,2; Tit 91,2. Wie der Schmerz läßt sich auch die Liebe nicht verbergen GTr 16472; 16489. S c h m e r z v . Schmerz läßt sich nicht verbergen GTr 16480. Verbindlichkeiten Verbindlichkeiten bleiben und werden durch Warten nicht abgegolten GTr 5456. Verbot Verbote reizen zu Übertretungen GTr 17928. Verbrechen Verbrechen muß man hart bestrafen Pz 529,15. Verderben V . u n d A k t i o n i s m u s / U n t ä t i g k e i t Übertriebene Tätigkeit und Untätigkeit führen gleichermaßen ins Verderben JT 1927,2. V . u n d K l e i n i g k e i t e n Wenn das Schicksal es will, können Kleinigkeiten ins Verderben führen JT 1294,4. V . d u r c h M a ß l o s i g k e i t Maßvolles Verhalten führt zu Glück und Seelenheil, Maßlosigkeit ins Verderben JT 2820,3. Verführung Ein Mann, der dauerhaft verführerischen Reizen ausgesetzt ist, verliert die Orientierung GTr 19358. Vergänglichkeit A l l e s ( I r d i s c h e ) i s t v e r g ä n g l i c h JT 153,2; Loh 983. V . u n d A n s e h e n Von allen vergänglichen Dingen ist Ansehen am beständigsten JT 3867,2. A u f V e r g ä n g l i c h e s b a u e n Wer auf Vergängliches vertraut, handelt unklug JT 4103,2. W a s
6.3 Sentenzen und Sprichwörter
v e r g ä n g l i c h i s t Besitz, (körperliche) Gesundheit und Ansehen sind nicht dauerhaft JT 598,3. Vergessen Wer einmal aufrichtig geliebt hat, wird diese Liebe niemals vergessen JT 5115,1. Verhalten Es ist klug, sein Verhalten der jeweiligen Situation anzupassen GTr 10426. Verlangen (s.a. Begierde, Lust) Starke Begierde macht blind GTr 17797. verlassen Gott verläßt die Seinen nicht Gau 4382.33. Verleumdung Kein Mensch ist vor Verleumdung sicher GTr 15484. Verlust, verlieren V . u n d G e w i n n Gewinn und Verlust gehören zum Krieg / zur Ritterschaft Gar 13108; GTr 366; JT 2082,4. Der Wechsel von Gewinn und Verlust hält Konflikte in Gang GTr 369. V . b e i R i s i k o Wer ständig etwas riskiert, wird sowohl gewinnen als auch verlieren JT 4555,3. V . u n d S i e g Wer sich einbildet, bereits gesiegt zu haben, wird verlieren JT 5001,1. Verrat Verrat führt zum Verlust des Ansehens und des Seelenheils Pz 2,17. Verruf Wer Frauen absichtlich in Verruf bringt, wird verachtet UTr 1483. Verschlagenheit Wer Verschlagenheit sät, erntet Schande und Schmerz GTr 12251. Verschwendung Ein Herr darf weder zu verschwenderisch noch zu sparsam sein Pz 171,9. Verstand (s.a. Klugheit) V . u n d G l ü c k Verstand vermag nichts, wenn das Glück fehlt JT 5081,1; Tan 3. V . u n d L i e b e Liebe nimmt den Verstand GTr 12017; Mel 1825; Pz 287,9; Tan 4175. der Verständige D e r V . u n d F r e u d e Der Verständige wird sich nicht zu sehr der Freude hingeben JT RG 5,4 (nach 6327,4). Der V. und der Unverständige Der Verständige muß den Unverständigen anleiten JT 2953,1. Verständigkeit Liebe fördert die Verständigkeit der Männer JT 1453,4. verstummen Gegenüber einem redegewandten Mann verstummt der weniger Begabte
GTr 4835. Versuch Wenn man etwas erreichen will, muß man einen Versuch unternehmen HTr 4851. Verteidigung V . g e g e n B ö s e Gegen bösartige Menschen muß man sich verteidigen Gau 4505. N u t z e n v o n V . Verteidigung rettet aus Bedrängnis Gau 4498. Wer sich verteidigt, kann dem Tod entrinnen Pz 759,10. V . g e g e n U n e i n s i c h t i g e Gegen uneinsichtige Menschen muß man sich verteidigen Gau 4503. Vertrauen V . a u f G o t t Gott hilft denen, die ihm vertrauen Loh 6413. W e m man vertraut Wohlgesonnenen Menschen soll man vertrauen Mel 12632. Alle Menschen vertrauen dem, was sie kennen JT 3489,2. Vertraulichkeit V . u n d L i e b e Vertraulicher Umgang und günstige Gelegenheit fördern die Liebe Tan 3305. W a s V . e r m ö g l i c h t Vertraulichkeit ermöglicht oft Dinge, die sonst nicht geschehen würden Tan 3302. verurteilen Niemand wird für seine Gedanken verurteilt Tan 4148. Verzicht V . a u f d e n G e l i e b t e n Langer Verzicht auf den Geliebten führt zu Liebesschmerz JT 2933,1; Mel 687. V . l e i s t e n Es ist besser, Verzicht zu leisten, als im Diesseits und im Jenseits büßen zu müssen JT 236,1. viel Wer übermäßig viel begehrt, erhält am Ende wenig JT 4202,3. Vollkommenheit Ohne Liebe erlangt man weder Vollkommenheit noch Ansehen GTr 187. Vorbereitung Wer gut vorbereitet ist, wird erfolgreich sein JT 3412,2. Vorhaben E i n V . i n d i e T a t u m s e t z e n Man soll ein Vorhaben so schnell wie möglich in die Tat umsetzen HTr 6022. Um ein großes Vorhaben erfolgreich umzusetzen, bedarf es der Klugheit JT 2957,1. Vorsicht Der Vorsichtige erleidet keinen Schaden JT 3412,1. Vorteil E r f o l g d u r c h V . Wer nicht
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seinen Vorteil sucht, kann auch keinen Erfolg haben JT 5082,4. D a s V o r t e i l h a f t e w ä h l e n Man wählt immer das Vorteilhafte JT 5082,3. Von zwei schlechten Möglichkeiten soll man die vorteilhaftere wählen GTr 15182. Vortrag von Geschichten (s.a. reden, Wort) Es ist unklug, den Vortrag angenehmer und nützlicher Geschichten zu stören ETr 26. Waffenhandwerk Exaktes Waffenhandwerk muß in der Jugend erlernt werden GTr 4417. Wahl D a s V o r t e i l h a f t e w ä h l e n Man wählt immer das Vorteilhafte JT 5082,3. Z w i s c h e n z w e i M ö g l i c h k e i t e n w ä h l e n Von zwei schlechten Möglichkeiten soll man die weniger schlechte / vorteilhaftere wählen GTr 7320; 15182. Wahrnehmung Das Besondere w a h r n e h m e n Das Besondere nimmt man wahr Loh 4066. W . u n d S e l b s t e r k e n n t n i s Selbsterkenntnis ist auf der Basis äußerer Wahrnehmung nicht möglich JT 52,4. Wankelmut W . u n d A n s e h e n Wankelmut schadet dem Ansehen Mel 11040. W . u n d Z w e i f e l Wankelmut geht mit Zweifel einher JT 25,3. Warten W . w i r d b e l o h n t Wer lange genug warten kann, wird oft belohnt ETr 7417. W . l o h n t s i c h n i c h t Verbindlichkeiten bleiben und werden durch Warten nicht abgegolten GTr 5456. Weinen W . d e r F r a u e n Weinende Frauen sind besonders reizvoll Loh 3831; Pz 272,11. Frauen verstehen es, ohne Grund zu weinen GTr 13900. W . d e r K i n d e r Kinder können auf Schwierigkeiten nur mit Weinen reagieren GTr 2485. Weise Der Weise fürchtet die Unbeständigkeit der Welt JT 56,3. Weisheit Wer nach Weisheit strebt, erlangt höchstes Glück JT 2950,2. Welt (s.a. Diesseits, das Irdische) W . u n d B e s t ä n d i g k e i t Wer sich dem Luxus der Welt hingibt, findet keine Beständigkeit JT 57,3. W . u n d F r e u d e Welt-
liche Freude verkehrt sich (letztendlich) in Leid JT 1099,3; 2372,2. Weltliche Freude endet in Leid JT 664,4; 1160,4; 2581,3; Tit 17,4. D e r W . g e f a l l e n Frauen, die ihrem Wesen gerecht werden, gefallen Gott und der Welt Tan 17438. W . u n d G o t t Vor der Welt, nicht aber vor Gott, ist dem Mann mehr erlaubt als der Frau Tan 17496. U n b e s t ä n d i g k e i t d e r W . Der Weise fürchtet die Unbeständigkeit der Welt JT 56,3. wenig Wer übermäßig viel begehrt, erhält am Ende wenig JT 4202,3. Werbung Die höfliche Werbung eines Mannes ist einer Frau immer angenehm Pz 766,9. Wert W . d e s B e s i t z e s Der Kenner weiß den Wert des eigenen Besitzes einzuschätzen JT 857,4. W . u n d E n d e Der Wert einer Sache entscheidet sich am Ende JT 5981,1. W . u n d J u g e n d / A l t e r Jugend und Alter haben unterschiedliche Werte GTr 4508. Wertloses Es ist unrühmlich, Wertvolles für Wertloses zu geben JT 3301,2; 3871,3. Wertvolles W . i n d e n f a l s c h e n H ä n d e n In den Händen des Unverständigen ist das Wertvollste nutzlos Pz 292,24. W . u n d W e r t l o s e s Es ist unrühmlich, Wertvolles für Wertloses zu geben JT 3301,2; 3871,3. Wesen Das Wesen eines Menschen zeigt sich früh JT 3308,4. wild Wildheit kann nicht gezähmt werden JT 940,3. Wille W . u n d E r m u n t e r u n g Der Willige bedarf keiner Ermunterung JT 3156,4. W . u n d G e w a l t Der freie Wille ist durch Gewalt nicht zu bezwingen JT 6050,4. G o t t e s W i l l e Gottes Wille geschieht Gar 7760; GTr 7309; UTr 1558. (un)willkommen Fremde sind selten willkommen Pz 351,13. Wirklichkeit Abbilder können nicht für die Wirklichkeit stehen (und sind nicht von Dauer) JT 51,1; 51,3. wohlgesonnen Wohlgesonnenen Menschen soll man vertrauen Mel 12632.
6.3 Sentenzen und Sprichwörter
Wohlwollen (s.a. Gnade, Gunst) Man soll sich an Personen wenden, von denen man Wohlwollen erhoffen darf JT 723,1; Tit 60,1. wollen Man soll nicht das Unmögliche, sondern das Mögliche wollen GTr 16435. Wort (s.a. reden, Vortrag) W . d e s K ö n i g s Das Wort eines Königs ist bindend Gar 457; 11315; JT 2507,1. Wort und Eid eines Königs sind bindend GTr 9818. K r a f t d e s W . s Die (Heil-) Kraft der Worte, Kräuter und Edelsteine kommt allein von Gott JT 4207,2. W . i m T u m u l t Besonnene Worte finden im Tumult kein Gehör HTr 2188. Wunsch W ü n s c h e d e s K r a n k e n Ein Kranker hat viele Wünsche, weil ihm die Zeit lang wird JT 5436,1. W ü n s c h e r e a l i s i e r e n Wenn sich die Möglichkeit bietet, lang gehegte Wünsche zu realisieren, bedarf es keiner langen Beratung HTr 432. zahm Wildheit kann nicht gezähmt werden JT 940,3. Zeit(en) Auf schlechte Zeiten folgen bessere Pz 776,1. Zeitpunkt Jeder stirbt zu dem für ihn bestimmten Zeitpunkt UTr 2308. Ziel e i n Z . v e r f o l g e n Wer es versteht, sein Ziel auf rechte Weise zu verfolgen, behält höchstes Ansehen JT 1192,2. Wer Glückseligkeit und Ansehen erlangen möchte, soll seine Ziele auf rechte Weise verfolgen JT 1883,2; Tit 145,2. Wer es versteht, sein Ziel in jeder Situation zu verfolgen, zieht daraus Heil und Nutzen JT 1885,1. Ziellosigkeit Wer ziellos umherreitet (sein Leben führt), fordert Schicksalsschläge heraus Pz 180,9. Zorn F o l g e n v o n Z . Wer sich dem Zorn hingibt, verliert Gottes und der Men-
schen Wohlwollen JT 1924,2. Z . d e r F r a u e n Der Zorn der Frauen ist nicht von langer Dauer Gau 2241. Z . j u n g e r M ä n n e r Ein junger Mann läßt sich leichter durch seinen Zorn lenken als ein alter GTr 5099. zurückweichen Wer (bereitwillig) zurückweicht, ermutigt den Angreifer Gau 4984; GTr 19395. Zustimmung Der Ruhm einer Person, der sich überwiegend auf die Zustimmung der Dummen stützt, ist nicht von langer Dauer JT 3219,4. Zuverlässigkeit Ohne Zuverlässigkeit wird niemand zu einem rechtschaffenen Menschen UTr 763. Zuversicht Überwindbare Hindernisse soll man zuversichtlich angehen Gau 1191.12. Zwang Erzwungene Eide sind wertlos Pz 270,25. Zwei Sechs erhalten mehr, als einer oder zwei sich leisten können JT 2065,2. Z w e i s i n d e i n e m ü b e r l e g e n JT 5615,3. Z w e i M e n s c h e n l i e b e n Man kann nicht zwei Menschen wahrhaft lieben HTr 141. Z w i s c h e n z w e i M ö g l i c h k e i t e n w ä h l e n Von zwei schlechten Möglichkeiten soll man die weniger schlechte / vorteilhaftere wählen GTr 7320; 15182. Zweifel Z . u n d L i e b e Wer am geliebten Partner zweifelt, wird unglücklich GTr 13795. Wenn man liebt, muß man mit Zweifeln (Eifersucht) leben können GTr 13823. Z . u n d S e e l e n h e i l Tiefsitzender Zweifel gefährdet das Seelenheil Pz 1,1. Tiefer, anhaltender Glaubenszweifel schadet dem Seelenheil JT 22,1. Z . u n d W a n k e l m u t Wankelmut geht mit Zweifel einher JT 25,3.
Libro completo saltat scriptor pede leto (Walther, 13759)