Ägypten lesbar machen
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Archiv für Papyrusforschung und verwandte Gebiete Begründet von
Ulrich Wilcken Herausgegeben von
Bärbel Kramer Wolfgang Luppe Herwig Maehler Günter Poethke
Beiheft 24
Walter de Gruyter · Berlin · New York
Ägypten lesbar machen ⫺ die klassische Konservierung/ Restaurierung von Papyri und neuere Verfahren Beiträge des 1. Internationalen Workshops der Papyrusrestauratoren Leipzig, 7.⫺9. September 2006 Herausgegeben von
Jörg Graf und Myriam Krutzsch
Walter de Gruyter · Berlin · New York
앝 Gedruckt auf säurefreiem Papier, 앪 das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt.
ISBN 978-3-11-020117-8 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. 쑔 Copyright 2008 by Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, 10785 Berlin. Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Einbandentwurf: Christopher Schneider, Berlin Druck und buchbinderische Verarbeitung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen
Inhalt Reinhold Scholl, Grußwort .....................................................................................1 Machteld van der Feltz, A conservation survey of papyrus collections in the Netherlands.............................................................................................3 Leyla Lau-Lamb, Condition survey of papyri, Hermitage Museum Oriental Department St. Petersburg, Russia .................................................................10 Manfred Anders, Papierfestigung. Möglichkeiten und Grenzen. Selbstklebefolien und Alternativen ................................................................17 Jörg Graf, Kapillarreinigung – eine schonende Methode in der Papyrusrestaurierung? ..........................................................................23 Reinhold Scholl, Das Papyrusprojekt Halle-Jena-Leipzig....................................28 Rainer Walther, Brandschutz in Bibliotheken. Lösungsansätze für Brandschutzfragen bei der Aufbewahrung von Papyrus ................................34 Bridget Leach, Papyrus conservation at the British Museum ...............................40 Leyla Lau-Lamb, Conservation of a papyrus (Karanis Tax Roll).........................49 Sophie-Elisabeth Geiseler, Textile Stützmaterialien in der Papyrusrestaurierung am Beispiel des Papyrus ÄS 818 .................................51 Eve Menei, Fifteen years of papyri conservation at the Louvre: the influence of Japanese techniques..............................................................62 Jörg Graf, Papyrusherstellung nach dem Groningen-Verfahren. Eine praktische Übung ...................................................................................68 Myriam Krutzsch, Falttechniken an altägyptischen Handschriften ......................71 Jörg Graf, Notwendigkeit der Dokumentation. Das Leipziger Restaurierungsprotokoll .................................................................................84 Myriam Krutzsch, Blattklebungen erkennen und dokumentieren ........................93 Myriam Krutzsch, Geheimnisse in Mumienmasken – Methoden zur Auflösung von Papyruskartonage...................................................................99 Erja Salmenkivi, A method of extracting cartonnages and some observations on their texts...................................................................106 Florence Darbre, The papyrus Codex Tchacos (Gospel of Judas)......................113
Anhänge Plakat des Workshops .........................................................................................117 Programm ...........................................................................................................118 Teilnehmer ..........................................................................................................120 Danksagung ........................................................................................................122
Tafeln......................................................................................................... I–XXXII
Grußwort Reinhold Scholl (Leipzig) Im Namen der Papyrus- und Ostrakasammlung der Universitätsbibliothek Leipzig möchte ich Sie ganz herzlich in der Bibliotheca Albertina willkommen heißen. Wir freuen uns, daß so viele von Ihnen den weiten Weg auf sich genommen haben, um an diesem 1. Internationalen Papyrusrestauratorenworkshop teilnehmen zu können. Einige von Ihnen sind mir schon seit einigen Jahren gleichsam als Stammgäste der Papyrussammlung bekannt, mit anderen habe ich heute das Vergnügen, Bekanntschaft zu machen. Damit ist auch schon eines der Ziele dieser Tagung angesprochen, nämlich persönliche Kontakte zwischen denjenigen Personen herzustellen, die sich mit der Restaurierung von Papyri im weitesten Sinne beschäftigen. Es ist ein bunter Kreis geworden, der sich hier versammelt hat: Spezialisten auf dem Gebiet der Papyrusrestaurierung, verantwortliche Leiter von Papyrussammlungen, Wissenschaftler, die in erster Linie an den Texten auf den Papyri interessiert sind, und schließlich Personen, die sich generell mit Fragen der Bestandserhaltung und Bestandssicherung von wertvollen Kulturgütern beschäftigen. Oft wird nämlich ein Gegensatz oder Widerspruch zwischen Bestandserhaltung und Nutzung wertvoller Objekte konstruiert. An dieser Stelle kommt die Restaurierung ins Spiel. Denn diese dient sowohl der Erhaltung als auch der Zugänglichmachung von wertvollen Objekten sowohl für die Wissenschaft als auch für eine größere Öffentlichkeit. Gerade in Bibliotheken wird der Nutzer oft als Feind der Bücher und der noch wertvolleren Handschriften und sonstigen Sonderbestände in den jeweiligen Sondersammlungen angesehen. „Muß das sein?“, lautet häufig die Antwort auf eine Anfrage zur Einsicht in wertvolle Bibliotheksbestände. „Reicht nicht auch ein Schwarz-Weiß-Mikrofilm?“ Der interessierte und neugierige Leser hat in der Regel zuhause kein Mikrofilmlesegerät, geschweige denn einen sogenannten Reader-Printer. Einen Ausweg aus diesem Dilemma von Bestandsschutz und Bestandssicherung auf der einen und unkomfortable Mikrofilmnutzung auf der anderen Seite bietet die Digitalisierung der Bestände, wie sie u.a. auch im Rahmen des Papyrus-Projektes Halle-Jena-Leipzig betrieben wird. Aber vor all diese Maßnahmen ist gleichsam wie ein ehernes Naturgesetz die Restaurierung gesetzt: Ohne Restaurierung keine Verfilmung und keine Digitalisierung. Die Restaurierung ist nämlich die Grundlage und die Voraussetzung aller nachfolgenden Arbeiten, sei es der Verfilmung, der Digitalisierung oder der wissenschaftlichen Erschließung. Aus diesem Grunde ist die von Ihnen zu erbrin-
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gende Arbeit unverzichtbar. Das sollte Sie auch mit Stolz und Genugtuung erfüllen. Restaurierung ist allerdings kein reiner Selbstzweck. Restaurierung hat eine dienende und unterstützende Funktion. Auch dies wird ein Thema des Workshops sein. Ich möchte aber hier nicht zu weit vorausgreifen, sondern an dieser Stelle den Organisatoren der Tagung Frau Myriam Krutzsch (Berlin) und Herrn Jörg Graf (Leipzig) ganz herzlich – ich denke auch in Ihrer aller Namen – für Ihre Mühen danken. Daß die Deutsche Forschungsgemeinschaft zur Finanzierung des Workshops beiträgt, ist ebenfalls ein Zeichen der Wertschätzung Ihrer aller Arbeit. Bleibt mir am Schluß nur noch, uns viel Erfolg bei diesem Workshop zu wünschen.
A conservation survey of papyrus collections in the Netherlands With plate I
Machteld van der Feltz (Schiedam, the Netherlands) Introduction In the Netherlands there are several public and private papyrus collections, varying in size. The Belasting & Douane Museum (Tax and Customs Museum) in Rotterdam owns three papyrus fragments whereas the largest collection, that of the Rijksmuseum van Oudheden (R.M.O., National Museum of Antiquities) in Leiden consists of several hundreds of objects. There are no conservators specialized in papyrus restoration in the Netherlands. The work is usually done by conservators in other disciplines, especially during the preparation of exhibitions. As a result collection managers often do not know whom to ask material-related questions. The R.M.O. in Leiden is an example; a decision had to be taken to move the papyrus collection to the new fully climatized storage room or leave it where it was since 1984, in metal drawers in a non-climatized room on the top floor. In 2003 the Instituut Collectie Nederland (I.C.N., Netherlands Institute for Cultural Heritage) in Amsterdam was consulted. An attempt to answer the question was made within the scope of an essay written for the final exam in Book and Paper Conservation. The underlying question was: Can a correlation be found between the state of preservation and present storage conditions? One might get the impression from the following text that the Dutch papyrus collections are in a bad state. This is certainly not the case. The reason that the emphasis lies on risks and damage is that I needed to investigated these in order to be able to answer the question about papyrus storage in the R.M.O. Approach In order to get some idea of the types of damage that can occur in papyrus, and to find relevant markers for the state of preservation, a survey was made of most public collections in the Netherlands. The circumstances in which the papyri were kept (including temperature and relative humidity (RH)) were also taken into account. In addition to this, the literature on this subject was studied1 and spe_________ 1
A selection of the literature consulted can be found in the bibliography.
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cialists from abroad were consulted by email. A two day visit to the studio in the University Library of Leipzig, where Mr J. Graf gave an extensive overview of the collection, proved very useful. In this way the main risks and damage could be defined. Results of the survey It was found that there are 12 public collections in the Netherlands; 8 in University libraries and 4 in museums. All collections were visited and the curators were interviewed. Questions were asked about the size of the collection, its provenance, storage conditions since acquisition, conservation and restoration practices and usage (consultation and exhibitions). The papyri were examined with emphasis on the way of mounting and types of damage. In most cases the reading rooms and the exhibition rooms were visited as well as the storage rooms. The size of the collections varies from under 10 objects to several hundreds: under 10: Belasting & Douane Museum, Rotterdam and Radboud University, Nijmegen. 10–100: Universities of Amsterdam (Classical studies), Leiden (Eastern studies) and Utrecht, Museum Meermanno, the Hague and the Allard Pierson Museum, Amsterdam over 100: Erasmus University, Rotterdam, Universities of Leiden (papyrology), Amsterdam (library) and Groningen, Rijksmuseum van Oudheden (R.M.O.), Leiden. Nowadays both collections of the University of Amsterdam are located in the University Library. The provenance of the collections: Most papyri were purchased from collectors or dealers in antiquities; others acquired at auctions, by donation or inheritance. Examples are: collection Belasting en Douanemuseum, Rotterdam Museum Meermanno, the Hague Utrecht University library Allard Pierson Museum, Amsterdam Erasmus University library, Rotterdam R.M.O., Leiden
size 3 10 22 + 50 131 (many fragments) hundreds
provenance Bought at an auction in London, 1948 Purchase in 1822, 1827 Inheritance 1956 Purchase in 1946 and gifts in 1950, 1974 and 1990 Bought from M. Fackelman in 1975 and 1978 Purchases in 1826, 1827, 1828, 1875, 1895, 20th Century
Storage conditions vary greatly; from a cupboard behind the professors desk to a fully climatized room. Wooden or metal cupboards are used. Usually there is no documentation of conservation and restoration practices, but some can be deduced from the objects as they appear today. An obvious one
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is the use of bad quality backing paper which can lead to several problems: acidification and/or cockling, thereby causing fractures and cracks in the papyrus. In the early days restoration was not as scientifically orientated as it is now. Reversibility of the treatments was not a general principle The extent of consultation by the public differs among collections as well as the number of objects that are exhibited. Exhibitions can be temporary or ‘permanent’, i.e. for several years. The most popular mount consists of two glass plates or glass and cardboard bound with gummed or self-adhesive tape. Sometimes gaps are left in the tape to allow air circulation. In some collections Perspex is used. Occasionally papyri are not mounted at all; they are still in a paper or plastic folder. In the R.M.O. many small fragments have been pasted into purposely made books (scrapbooks). As for the types of damage, an attempt was made to find damage indicative for the state of preservation and to classify them in such a way that a correlation with (present) storage conditions could be found. At first a distinction was made between damage before and after acquisition. The provenance can make quite a difference; whether it is a rubbish-dump or a sepulchral chamber. If papyri have been underground they can have been into contact with water containing salts. These salts crystallize on the papyrus and could cause mechanical damage. They also form a typical bloom on glass mounts. Papyri were often cut up into smaller pieces in order to increase their total value for the traders. After acquisition storage conditions might not have been adequate, leading to deterioration. And here again, rolls were cut up into smaller pieces to make it easier to handle them. Some early conservation and restoration methods have proved to be harmful as well as some ways of mounting, e.g. the use of bad quality backing paper. This can lead to darkening and mechanical damage (cockling and cracks) to the papyrus. In addition to this there is the ageing inherent to the material itself which is an ongoing process starting immediately after it has been made into papyrus. The original organic material could differ in quality as well. Certain pigments have turned out to be corrosive. Abrasion or fading of ink can be observed. Insect attack is something that could occur before or after acquisition, and the same is true for mechanical damage. There is very little documentation of storage conditions and restoration methods until fairly recently. Two examples of a correlation between storage conditions and the state of preservation were found. One example from the R.M.O. is particularly striking. In 1863 a lithograph drawn after a papyrus was printed in the so-called ‘Monumens’.2 When one looks at the papyrus as it is now, much of the writing which was visible in 1863 has disappeared.3 It is difficult to find out the cause of this _________ 2 3
Leemans, C. (and others) Monumens égyptiens du Musée d’Antiquités des Pays-Bas à Leide, Leiden 1839–1905. Taf. Ib.
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degradation, but two things are clear: degradation took place after 1863 and it is unlikely that it is due to the present-day circumstances. The second example comes from another collection. It involves growth of mould between the glass plates. In this case there were no gaps in the binding tape, which can lead to an unfavourable micro-climate. This is a rare example of a correlation between damage and present circumstances. In this particular collection the temperature in the storage room is often too high. The conclusions are: 1. It is difficult to divide all possible damage into ‘old’ and ‘new’ damage. 2. This classification does not facilitate a correlation of the state of preservation to (present) storage conditions. A classification into mechanical, physical/chemical and biological damage does not make the situation any clearer because all of these can occur before and after acquisition. Finally the types of damage were defined according to those of the papyrus itself, the inks and pigments, and the mounts. This proved to be helpful in the definition of risks. Having obtained a general idea about possible damage to papyrus I concentrated again on the R.M.O. collection. As mentioned before, most papyri are mounted between two sheets of glass. Smaller fragments are often pasted onto paper. First of all, the climate in the present papyrus store was investigated. Measurements of temperature and RH were taken during the months of April and May 2003. At the end of May, when the central heating was switched off, there was a short period in which the temperature and the RH changed more than 3° C and 3% per 24 hours. This should be avoided. In summer the temperature varies with the outside temperature and the RH is 50–55%. In winter the temperature is around 20° C and the RH is 30%. The amount of light in the exhibition rooms was measured as well and found to be within the recommended limits (50 lux and 75 micro-Watt per lumen for the ultraviolet component). Secondly the main (poten–tial) types of damage in this collection were defined: 1. discolouration of the papyrus and/or the backing paper 2. salt bloom on the glass mounts 3. mechanical damage A correlation of these to the present storage conditions is not clear. The discolouration is due to the acidification of the backing paper. The salt has so far not caused visible damage. The mechanical damage is mainly due to the backing paper and to handling and reframing. It may be more useful to look at risk factors, e.g. reframing. When glass plates break and are replaced by new ones, there is a risk of loosing some of the artefact. Also the arrangement of fragments can be lost. Some fragments start moving between the plates and end up against the self-adhesive tape around the edge, in direct contact with the glue. New frames are often used for exhibitions or loans. Other risks are inherent to the material; e.g. the backing paper and some corrosive pigments.
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Conclusion It has not been possible to relate damage in papyrus directly to the present storage conditions. However, it is possible to define risks and to take measures for preventive conservation. The following recommendations were given for the R.M.O.: 1. Most of the collection can stay in the present store room. 2. A few papyri which show corrosion by pigments should be moved to the climatized stores. 3. Great care should be taken when handling the papyri, be it for consultation or exhibition. 4. At exhibitions the amount of light should be no more than 50 lux with a maximum ultraviolet component of 75 micro-Watt per lumen. In the long term: 1. Optimal conditions would be a dark storage room with a temperature of 18° C and RH 50%. Fluctuations of more than 3° C and 3% per 24 hours should be avoided. 2. The old backing paper should be replaced by acid-free paper and the same holds for the old cardboard used in some mounts. 3. Mounts should have small gaps in the binding tape to avoid an unfavourable micro-climate. Acknowledgements I would like to thank Mr. J. Graf, dr. M.J. Raven, Ms. B. Reissland, drs. S. Scholten, Ms. M. Stauthamer and Prof. dr. K.A. Worp for advice and helpful discussions. Bibliography Fackelmann, M. Restaurierung von Papyrus und anderen Schriftträgern aus Ägypten, Studia Amstelodamensia ad epigraphicam, ius antiquum et papyrologicam pertinentia XXIV, Zutphen 1985. Leach, B. and Tait, J. Papyrus, in: P.T. Nicholson and I. Shaw, eds. Ancient Egyptian Materials and Technology, Cambridge University Press 2000, p 227–253. Leemans, C. (and others), Monumens égyptiens du Musée d’Antiquités des Pays-Bas à Leide, Leiden 1839–1905. Parkinson, R. and Quirke, S. Papyrus, British Museum Press 1995. Raven, M.J. Papyrus van bies tot boekrol, Zutphen 1982.
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Zusammenfassung In den Niederlanden gibt es mehrere öffentliche und private Papyrussammlungen unterschiedlicher Größe. Es gibt aber bisher keine Restauratoren, die auf die Konservierung und Restaurierung von Papyrus spezialisiert sind. Diese Arbeit wird meistens von Restauratoren anderer Disziplinen übernommen. Dies hat zur Folge, dass Eigentümer von Sammlungen oft nicht wissen, an wen sie materialspezifische Fragen richten können. Auch das R.M.O. in Leiden hatte dieses Problem. Es war vor die Entscheidung gestellt, die Papyrussammlung entweder in das neue, klimatisierte Depot zu überführen oder sie weiterhin an ihrem bisherigen Standort, einem unklimatisierten Raum auf der obersten Etage des Museums, zu belassen. Letztendlich wendete das Museum sich an das Instituut Collectie Nederland (ICN, Amsterdam). Die Frage, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Erhaltungszustand von Papyri und deren Aufbewahrungsumständen gibt und ob sich hierauf basierend ein Erhaltungskonzept für die Sammlung erstellen ließ, wurde im Rahmen einer Diplomarbeit bearbeitet. Ziel dieser Studie war es, einen Überblick über die in den Niederlanden vorhandenen öffentlichen PapyrusSammlungen zu bekommen, die Schadensbilder zu bestimmen und Risikofaktoren zu benennen. Hierzu erfolgte eine Inventarisierung der in den Niederlanden vorhandenen Papyrussammlungen. Eine Enquete wurde an die Besitzer von Papyrus Sammlungen versendet. Diese stellte das Projekt vor und umfaßte Fragen zur Herkunft der Sammlung, ihrer Aufbewahrungsgeschichte, ihrem Umfang, dem jetzigen Aufbewahrungsort, dem Erhaltungszustand der Sammlung sowie der Beanspruchung durch Benutzer bzw. Ausstellungen. Bei Besuchen der Sammlungen wurden die spezifischen Schadensbilder, Montageformen und Aufbewahrungsumstände untersucht. Die Inventarisierung der Sammlungen erbrachte, dass es insgesamt 12 öffentliche Papyrussammlungen in den Niederlanden gibt. Sie befinden sich vor allem in Universitäten (8) und kleineren Museen (4). Die Beantwortung der Enquete erfolgte durch die Konservatoren. Die Sammlungen haben oft eine wechselvolle Geschichte. Sie wurden erworben durch Schenkung, Ankauf von Sammlern oder Antiquaren und bei Auktionen. Ihr Umfang variiert von Einzelobjekten (2) bis zu umfangreichen Sammlungen (5). Die meist vorkommende Art der Aufbewahrung ist die Montierung zwischen Glassplatten und Plexiglas. Die Aufbewahrungsorte der Papyri sind sehr verschieden, vom Schrank bis zu vollklimatisierten Depots ist alles vorhanden. Um einen Zusammenhang zwischen Erhaltungszustand und den derzeitigen Aufbewahrungsbedingungen zu bestimmen, wurden die Schadensbilder in zwei Kategorien eingeteilt: alte Schäden (bereits am Fundort vorliegend) und neue Schäden (später entstanden). Mit dieser Einteilung ließ sich die gewünschte Korrelation allerdings nicht finden. Auch die Einteilung in mechanische, chemische/physikalische und biologische Schäden war nicht befriedigend. Letztendlich wurden die Schäden eingeteilt in Schäden am Papyrusträger, der Tinte und an Pigmenten, sowie Schäden durch Montage. Da sich hier auch kein
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eindeutiger Zusammenhang zwischen Erhaltungszustand und Aufbewahrungsumständen beweisen ließ, wurden für jede Sammlung die Hauptrisikofaktoren festgestellt z.B. Papyrus, aufgeklebt auf holz- und säurehaltige Papiere, Kupferfraß, Selbstklebebänder, Verglasung unter Luftabschluß, Erneuern von Montierungen, Ausstellungen und Vorschläge zur Risikominimierung unterbreitet. Es kann gesagt werden, dass alle öffentlichen Papyrussammlungen in den Niederlanden in einem ziemlich guten Erhaltungszustand sind. Obwohl nicht alle Sammlungen in klimatisierten Räumen aufbewahrt werden, ist dies nicht das größte Risiko. Die am häufigsten auftretenden Schäden sind mechanische, die durch die Benutzung entstehen.
Condition survey of papyri, Hermitage Museum Oriental Department St. Petersburg, Russia Leyla Lau-Lamb (Ann Arbor, Michigan) As part of the APIS project in July 2005 I was invited from the Hermitage Museum to assess the papyri collection and also given permission to go public about it. Since the Institution will also join the APIS (Advanced Papyrological Information System: http://www.lib.umich.edu/pap/) project. There will be images in the future accessible, but not at this time. After carefully assessing the collection of about 900 papyri, I recommended that all papyri require re-housing. In my opinion, all papyri need conservation treatment. Many fragments are very endangered. Papyrus treatment proposal The purpose of the proposed treatment to the papyri is to make each fragment as legible and coherent as can be practically achieved: to secure each piece so it can withstand the handling required to scan it; to remove foreign materials as much as possible: dirt, dry leaves, glassine tape, that are damaging the papyrus; and to house each piece in a manner that is secure, archivally sound, and appropriate to the anticipated use of the collection. Proposed specifications for treatment are as follow: 1. All fragments need conservation and housing treatments. 2. Fragments that are currently in damaging or unsound housing – too many fragments in one folder or in one glass – folders are too weak, not supportive and acidic – glazings closed with damaging tape, and/or tape is loose – papyri are slipping and getting damaged – different inventory numbers in one glass frame or folder, should be separated – broken glass – fragments with a thick layer of gesso from Cartonnage – papyri mounted to cardboard – papyri mounted to silk – papyri with mold?
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3. Folded parts of papyri need to be flattened, – minor flattening can be achieved by minimal local humidification (with damp brush), – major flattening can be accomplished by gently humidifying the papyrus between damp blotters, gradual manipulation of bent fibers, and drying between blotters. 4. Loose surface soil should be removed with air bulb and/or gentle brushing. The removal of surface should be approached conservatively; should be attempted anywhere soil is obscuring the text; methodology and care should place the highest priority on not removing ink. 5. Where it can be done safely, previous repairs that are damaging the piece should be removed. Techniques for removal may be ranked from the least invasive to the most risky as follows: Mechanical only, mild heat, humidity, water, organic solvent vapor, organic solvent liquid. In each case the least risky technique that accomplishes the removal should be used. In some cases the risk of removing the repair may be judged a greater danger than the harm it is creating (where the adhesive had been applied over ink, for example, or where the removal of the original repairs will reduce the piece back to incoherent fragments); in such cases the conservator should leave a potentially harmful repair undisturbed. 6. Where necessary, torn or detached fragments should be secured with methyl cellulose if possible, or 1mm segments of glassine paper with Dextrin adhesive, Japanese paper with wheat starch paste, or Japanese paper pre-prepared with carboxymethylcellulose. These bridges should be placed so as not to cover areas of ink. All the above mentioned materials can be removed, if removal is necessary in the future, with gentle humidification. 7. Fragments currently housed in acidic weak folders, but strong enough to withstand careful handling should be re-housed in folders constructed of buffered 20point board; one side of the folder will be laminated with thin, smooth, buffered blotting paper to prevent the papyrus from sliding freely if the folder is tilted. During my stay at the Hermitage, Dr. Julia Lougovaya had identified some suitable archival folder stock in a local art supply store. We identified 3 suitable folder sizes for the collection and started to prepare the folders and moving papyri into new archival folders. Folders should be grouped (max. 20) into custom built drop front boxes, or commercially bought drop-spine archival boxes. (Custom Manufacturing, Inc. MicroClimate MCI boxes, cut and scored to exact dimensions as needed,
[email protected])
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8. Single fragments that are currently mounted between glass can be re-housed between glass. The piece should be secured on single sheet of 4 mm glass with small (about 1mm) segments of glassine with Dextrin adhesive, or Japanese paper with wheat starch paste. These anchors must be placed so as not to cover areas of ink. A second sheet of glass should be placed over the piece and the edges bound with Filmoplast SH linen tape. Each Inventory number should have its own housing, unless the fragments belong together. The glass should be selected in one of the standard sizes recommended in my “APIS Guidelines” or custom cut to the fragment. The glass must permit at least 2.5 cm between the papyrus and all edges. If the fragment is strong and anticipated use for classes or display is low, it may be re-housed in a folder. Great thought and consideration of a variety of factors have gone into the decision to propose housing part of the collection between glass. Some pieces in this collection are large, extremely fragile, have many loose fragments, have been published and identified as especially interesting or significant, receive fairly frequent reference, are used for classes or display. These pieces need special protection against handling. The collection is, first of all, a working collection, and frequently a researcher needs unobstructed access to the original document for purposes of examination or correction. The housing must therefore be designed to permit opening and re-closing that is simple and minimally damaging. 9. Fragments mounted to cardboard and silk should be removed gently mechanically and with humidity from damaging support material if possible, and if the papyri can withstand the procedure and are strong enough not to damage any writing. Fragments should be re-housed. 10. The entire glazed collection should be re-checked for mold. Fragments infested with mold should be tested (the Hermitage Conservation lab is connected with a Conservation Science Laboratory Department). The mold infested glazed papyri should be isolated from the rest of the collection, treated according to safety regulations, fume hood and organic face masks, cleaned mechanically, or with small suction device, and then re-housed. Inventory of fragments between glass Wooden cabinet with 260 inventories numbered glazed papyri: Some observations: I have images for some inventory numbers, but not for all. Inv. No. 3479 fragments slipped 3762, 3761, 3760 mold? 3779 needs alignment of fibers, fragments
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3678 3781 3785 3786 3789–3792 3788 3794 3833 5418 5657 5658 5659 5662 5665 5668 8446
13329
13477 13478 13479 13481 13482 13483 13484–134866
13487 13488 13489
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mold? mold? mounted to acidic paper mounted to cardboard many fragments slipped, damaged badly loose tape at the edges, glass is separating mold? mold? tape is loose, fragments are too close to the edge mold? Plexi, fragment mounted to acidic cardboard Plexi, fragment mounted to acidic cardboard fragments are folded 2 small fragments, need alignment mold 14 cm x 18 cm, broken glass on top and bottom each 1cm thick, fragment very much endangered, many fragments broken off, fibers delaminating, many glassine repairs, extremely dirty, fragile, brittle, needs major alignment 60 cm x 17.5 cm, large broken glass, on front and back, torn large fragments, fiber delaminating, folded fragments, tape, some fragments in cigar box many folds tape is loose, many folds 6 fragments, 2 fragments slipped tape is damaged, folds broken glass, damaged slipped fragments folds extremely endangered, mounted to cardboard, tape on edges is open and torn, and fragments slipped all over, small fragments broken off, folds with hidden text, (recommended to store this item flat, until conservation can be applied) small folds tape is detached; glass is open, dirty, sand, fiber delaminating, folds, and many paper repairs interesting cut out for exhibit reasons? needs rehousing to see the verso of the papyrus
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13495 13496 13497 13498 13500
13501–13507
13508 13510–13511 13553 13638–13648
13649–13668 13683–13700 18276–18280 18281–18285 18286–18301 18349 18370 18560
housed between Vinylite, dirty, folds, (separation may involve ionizer, see APIS Guidelines tape is broken broken glass, papyrus has glass splinters, extremely endangered, folds, and smudged ink in some areas 1 large, 2 small fragments, fragments slipped, folds, needs alignment white tape is broken, glass is separating, has repairs, dirt, sand, plant debris, folds, fiber delaminating folds, fiber delaminating, needs alignment, plexi, 6 fragments, not belonging? mounted to acidic cardboard, fiber delaminating, folds ink is covered 2 fragments may belong together? acidic cardboard on the back, mounted? folds Plexi, fragments slipped mold, very badly manifested, greenish color, fragments slipped, ink is covered from mold, tape on edges is torn 27 fragments plus, fiber delaminating 31 fragments slipped all over fragments are attached to paper, fiber delaminating 5 fragments, fragments are folded, fibers delaminating, dirty 16 plus fragments, endangered glass is broken, fragments slipped and damaged, broken fragment folded dirty, 16 lines on the verso covered up Storage of the collection
Mounted papyri can be shelved vertically. Oversize papyri should be stored horizontally. Metal cabinets would be most suitable, because wooden cabinets can have off gasses, and contract moisture. Also I may have detected a major mold problem on the glazed papyri, maybe caused by the river flowing very close to the premises? The mold seemed not to be spreading; in some cases there is mold on one side of the fragment and not on the other side. Also neighboring papyri next to mold infested papyri found to be just fine.
L. Lau-Lamb, Condition survey of Papyri, Hermitage Museum
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The environment The optimal temperature should be maintained at a constant 65F +/- 2 degrees. The optimal Humidity must be contained at a constant 35% +/- 4%. Light 1-5 Foot candles (11-55 Lux) UV content: <75 microwatts per lumen (uW/L), <2 to 4% UV (i.e.: at 5 foot candles 140 uW/L). Use low-UV fluorescent lamps IR content: limit with bright levels. Collections storage areas need to be kept at minimum light level. The damaging effects of light are increased if there is a large component of ultraviolet or infrared radiation. UV emanation (microwatts per lumen) is proportional to illumination (Lux). Consequently, if the illumination levels are raised beyond specified conservation levels, the UV levels must be lowered proportionally (refer to Lull/Banks for full discussion). “Lamp UV output may vary between manufacturers and between specific lamp products. The manufacturer should be contacted for the specific UV output as they change their phosphor mixture – and change the resulting UV emission – without changing the product designation. The manufacturer is responsible for a given lamp having a specific wattage and basic light output, not a specific UV emission” (Lull, William, Banks, Paul, “Effects of light on materials in collection”, www.ocin.fr/sommaire/conservation.pdf). Digitizing All papyri are safe to digitize after conservation has been done. The conservator should train and also assist the photographer in the process if fragile and oversize items are involved. Items can be placed on blotter paper or interleaving tissue to transfer the fragment safely to the camera platform. Progress in the meantime Classicist Julia Lougovaya (trained by Leyla Lau-Lamb, Summer of 2005) and a collegien Svetlana Sevastianova from the Paper lab at the Hermitage started to rescue and stabilize the collection. They removed virtually all the papyri from acid paper folders and transferred some to acid-free paper folders, some to glass. They rehoused most of the papyri from broken glass or from loose frames, again either in glass or in paper.
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About mold: they took one of the moldiest looking pieces to the museum scientist, she looked at it and pronounced it to be ‘dirt.’ She was sure it was not mold, but sent it for analysis anyway. Sure enough, it was NaCl. Also the papyri were I had mentioned it maybe mold were tested, and the mold was verified as dirt. Zusammenfassung Nach dem Anschluß der Orient-Abteilung der Eremitage an das Apis-Projekt (Advanced Papyrological Information System) wurde ich im September 2005 eingeladen, um den Zustand der dortigen Papyrussammlung zu untersuchen und Restaurierungsmaßnahmen vorzuschlagen. Nach der Untersuchung von ca. 900 Papyri kam ich zu der Überzeugung, dass die gesamte Sammlung einer Stabilisierung bedarf. Meine Empfehlung bezog sich auf die Unlesbarkeit und auch Gefährdung vieler Papyri. Die Papyri zeigten große Verschmutzungen, lose Fasern und Faserteile sowie abgelöste Fasern auf beiden Seiten des Papyrus. Viele Papyri wiesen auch Ausfaserungen, Abrisse, Risse, Brüche, Wurmfraß, enorme Quetschungen, Stauchungen, Deformierungen und Laufmaschen auf. Zudem fand ich viele Kaschierungen auf Papier, Seide und Pappe. In vielen Fällen sind bis zu 30 und mehr Papyri in einem Glasrahmen mit genauso vielen Inventarnummern zusammen gerahmt. Viele Fragmente sind an die Glaskanten gerutscht und dadurch sehr gefährdet. In zwei Fällen sind sehr große Papyri (114 cm x 18 cm und 60 cm x 17,5 cm) mit einer 1cm dicken Glasscheibe eingerahmt, wobei der Randverschluß nicht mehr oder nur teilweise vorhanden ist und das Glas in beiden Fällen in der Mitte gebrochen ist. In einigen Verglasungen vermutete ich auch Schimmelbefall. In diesen Fällen empfahl ich eine genauere Untersuchung durch das Chemie-Labor der Eremitage. Glücklicherweise stellte sich dann heraus, dass es sich nicht um Schimmel, sondern lediglich um eine starke Verschmutzung handelte. Zur Stabilisierung der Papyri stellte ich einen detaillierten Plan nach den Richtlinien des APIS-Projektes zusammen, der im Internet unter: http://www.lib.umich.edu/pap/conservation/guidelines.html. nachgeschlagen werden kann. Apis-Projekt im Internet: tp://www.lib.umich.edu/pap
Papierfestigung Möglichkeiten und Grenzen Selbstklebefolien und Alternativen Manfred Anders (Leipzig) Schriftgut in Form von Papier, Pergament oder Papyrus besteht aus Naturstoffen und ist somit den natürlichen Alterungsmechanismen unterworfen. Eine „unnatürliche“ Lagerung unter trockenen, kühlen, sauberen und dunklen Bedingungen kann bei diesen Kulturgütern den Zerfall verlangsamen. Viele Einflüsse führen jedoch zu einem beschleunigten Abbau des Materials. Beispielsweise wurden mitunter bei der Papierfertigung Substanzen eingebracht. Dieses Verfahren ist auch unter dem Begriff (saure) Leimung in der Masse bekannt (endogene Einflussfaktoren). Aber ebenso gibt es exogene Einflussfaktoren wie z.B. Umwelteinflüsse durch Schadgase (SO2, NOx, O3, etc.) oder die Verwendung von korrosiven Schreibmitteln wie Eisengallustinte, die den Abbau des Materials beschleunigen. Ein wichtiges Kriterium für den Abbau des Papiers ist die Festigkeit. Diese wird durch physikalische Methoden gemessen, z.B. die Reiß-Dehnungs-Messung mit und ohne Falzung nach Bansa. Wenn das Material schon sehr stark abgebaut ist, ist eine mechanische Stabilisierung notwendig, um es wieder gebrauchsfähig zu machen. Hierfür gibt es verschiedene Methoden. Erst geringfügig beeinträchtigte Papiere können durch eine elastische „Verklebung“ des Papiergefüges mit makromolekularen Substanzen gefestigt werden. Dies bietet sich besonders nach wässrigen Behandlungen an, bei denen ein Großteil der Leimungsmittel ausgewaschen wird. Spröde Papiere können so jedoch nicht stabilisiert werden, da der Effekt zu gering wäre. Eine Nachleimung erhöht die Festigkeit um lediglich 30%. Stark spröde Papiere benötigen Festigungseffekte von mehreren 100%. Dies ist nur durch eine Einfügung einer neuen Trägermatrix möglich. Auch hier gibt es verschiedene Möglichkeiten: – Kaschieren mit Japanpapier (oder ähnlichem Material) – Papierspaltverfahren (Einfügen eines Kernpapiers) – Polymerfolien – Selbstklebefolie – Heißsiegelfolien – gummierte Materialien.
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sonstige Schadensursachen
chemische Schadensursachen
biologische Schadensursachen
mechanische Schadensursachen
Faktoren
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Ursachen - unsachgemäße Benutzung - gewaltsame Einwirkung von außen
- Mikroorganismen (Bakterien; Schimmel) - Fraßschäden (Insekten oder Nagetiere)
- Säurefraß durch saure Leimung (in der Masse) - Tintenfraß (Eisen-Ionen; Schwefelsäure) - Farbfraß (SchwermetallIonen; Cu-Ionen) - Umweltverschmutzung (SO2; NOx) - Wasserschäden, - Feuerschäden u. a.
Schadensbild
M. Anders, Papierfestigung
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Wobei bereits hier kritisch anzumerken ist, dass die Variante des Stabilisierens durch die Verwendung einer Selbstklebefolie problematisch zu bewerten ist. Diese Art der Stabilisierung bietet keine dauerhafte Stabilisierung, da schon allein die Folie selbst gar nicht langfristig alterungsbeständig ist. Die Folie treibt mitunter die Alterung des Materials voran (kalter Fluss – siehe Ausführung unten). Dem Zerfall durch die Säure im Papier wird durch das Aufbringen der Folie gar nicht begegnet. Die Folie verhindert vielmehr die Durchführung einer entsprechenden Entsäuerungsbehandlung. Eine Selbstklebefolie besteht aus einer Folie und einer Haftklebemasse (Klebstoff). Die Haftklebemasse ist eigentlich das größte Problem der Selbstklebefolie und deren Einfluss auf das Papier.
Abb. 1: „Kalter Fluss“
Im Folgenden wird der so genannte und bereits angeführte „kalte Fluss“ beschrieben. Um eine starke Verbindung zwischen der stabilisierenden Folie und dem Papier zu erreichen, dringt die Haftklebemasse in das Papier ein. Dieser Flussprozess setzt sich allerdings über die Zeit hinweg fort und kann im Verlauf von Jahren zu einer Transparenz des Papiers ähnlich eines Ölflecks führen. Durch Alterungsprozesse der Haftklebemasse kommt es weiterhin zu starken Vergilbungserscheinungen und Versprödungen, die das Papier irreversibel schädigen. Das Ablösen der oberflächlichen Folie ist in der Regel leicht möglich. Die Haftklebemasse aus dem Papier zu entfernen dagegen ist nach längerer Zeit nicht mehr möglich. Die Abnahme gealterter Klebebänder von Papier ist bereits seit den 1960er Jahren ein permanentes Thema in der restauratorischen Praxis. Besonders diskutiert ist das bereits angeführte Alterungsverhalten von Klebebändern, des weiteren die Problemfelder im Zusammenhang mit den Klebebändern sind die Frage nach
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der Oxidation (durch Schadgase), die Migration von Weichmachern und Klebersubstanzen aus dem Material in das Papier (Transparenzerscheinungen durch den „kalten Fluss“ – s. Abb. 1), die Vergilbung, Vernetzung/Versprödung sowie das Ausbluten von Farben und Tinten. Die Schadensbilder und Versuche, Klebestreifen zu entfernen, wurden in den Arbeiten von Eva Galinsky und Anja Koschel beschrieben. Somit kann festgehalten werden, dass es aufgrund der problematischen Eigenschaften von Selbstklebefolien auf das eigentlich zu schützende Material oft ratsam ist, die Ablösung der Folie oder Selbstklebestreifen zu veranlassen. Oft lässt sich der Träger leicht ablösen auf mechanischem oder thermischem (mittels Heizspatel oder durch den Einsatz von Kälte) Wege. Bei Folienträger oder auch Klebemassen, die sich auf diese einfache Weise nicht lösen lassen, können Lösungsmittel eingesetzt werden. Hierbei ist Sorge zu tragen, dass durch diese Lösungsmittel der Schaden nicht vergrößert wird (Ausbluten und Verwischen von Tinten). Deshalb ist es von entscheidender Bedeutung, in welcher Art und Weise die Lösungsmittel eingesetzt werden. Für den gezielten Einsatz stehen verschiedene Methoden zur Verfügung: – Kompressen – Ultraschall (Aerosol nur bedingt bei LM) – Bedampfen – Pinsel – Bad. Was tun, wenn der Klebestreifen abgelöst ist?
Abb. 2: Papier nach dem Ablösen eines Teils der Klebestreifen
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M. Anders, Papierfestigung
Die Ursache, weshalb die Klebefolie aufgebracht wurde, besteht nach deren Ablösung jedoch weiterhin (s. Abb. 2). Es gibt neben dem Einsatz von Selbstklebefolien, wie oben beschrieben, jedoch alternative Verfahren der Stabilisierung von Papier. Letztlich gilt es, durch die Stabilisierung einen physikalischen Effekt (Griffigkeit, Belastbarkeit) zu erreichen. Darüber hinaus sollte eine chemische Stabilisierung (Entsäuerung) ebenso das Ziel der Maßnahmen sein. Mitunter gilt es aber auch, Fehlstellen zu ergänzen bzw. bereits einzelne Papierbruchteile wieder zu einem intakten Papier zusammenzufügen. Alle Maßnahmen sollten aber in jedem Fall, permanent und möglichst auch „reversibel“ vorgenommen werden. Ideal ist es, wenn für die Stabilisierung des Papiers möglichst papierähnliche Substanzen eingesetzt werden, weil so am ehesten die notwendige Alterungsbeständigkeit erreicht und der Charakter (physikalische Eigenschaften) des Papiers erhalten bleibt. Als Klebemittel können Celluloseether verwendet werden, die mit Calciumcarbonat als Entsäuerungsmittel gleichzeitig für eine chemische Stabilisierung des Objektes sorgen. Da bei brüchigen Papieren eine stabilisierende Matrix notwendig ist, bietet sich unter Beachtung der ausgeführten Forderungen ein dünnes Cellulosevlies, z.B. Japanpapier, an. Dieses kann, wenn es das Objekt erlaubt, auf die Oberfläche kaschiert (Kaschieren) oder bei beidseitig beschriebenen Blättern in die Mitte, quasi als Kern, eingebracht werden (Papierspaltverfahren). Für die Fehlstellenergänzung kann die Anfaserung oder das Ansetzen von Reparaturpapieren gewählt werden.
Ablösemaschine
Spaltmaschine
Kaschiermaschine
Abb. 3: Papierstabilisierungsanlage
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Diese Arten der Stabilisierung sind heute sowohl per Hand als auch maschinell möglich. Die Papierstabilisierungsanlage (s. Abb. 3) des Zentrums für Bucherhaltung GmbH (ZFB) erlaubt sowohl die Fehlstellenergänzung durch Anfaserung als auch die Stabilisierung durch Kaschierung oder Papierspaltung. Literatur Anders, Manfred: Papierfestigkeit. Charakterisierung durch Zug-Dehnungsprüfung und optische Beurteilung der Alterungsphänomene, in: Papier-Restaurierung Vol. 2 (2001), No. 3. Galinsky, Eva: Kunststoff-Folien in der Papierrestaurierung 1950–1970. Schwerpunkt in Deutschland. Schriftenreihe zur Bestandserhaltung, ZFB, Leipzig 2001. Koschel, Anja: Untersuchungen zum Einsatz von Carbopol-Gelen zum Ablösen von Selbstklebestreifen, insbesondere von filmoplast-Produkten. Diplomarbeit, Fachhochschule Köln, 2003.
Abbildungsnachweis Zentrum für Bucherhaltung GmbH Leipzig Abstract Paper can be degraded by physical, chemical or biological mechanisms that so much that a use of the paper is not possible without further degradation. A stabilization of such papers is necessary to use them again without any problems. An insertion of a new stabilizing matrix is necessary for these degraded papers. One possibility is to laminate a very thin Japanese paper onto the paper surface or to insert the Japanese paper into the paper inside by splitting the sheet. The stabilization with self adhesive foils is really problematic and can cause more heavier damages to the already damaged object on long-term.
Kapillarreinigung – eine schonende Methode in der Papyrusrestaurierung? Mit Tafel II
Jörg Graf (Leipzig) Vor jeder Nassbehandlung von Papyri stellt sich die Frage der Notwendigkeit der Anwendung dieses aufwendigen und langwierigen Verfahrens. Bei der Suche nach einem Verfahren zur kontrollierten Nassbehandlung der Papyri stieß ich auf ein Kapillarvlies, das die Grundlage für die sogenannte Kapillarreinigung ist. Die Kapillarreinigung stellt eine schonende physikalische Methode zur Feuchtreinigung in der Papierrestaurierung dar. Diese erfolgreiche Anwendung bei der Restaurierung von Papier mit pulvrigen Malschichten habe ich erstmalig auch in der Papyrusrestaurierung erprobt und angewendet. Die wichtigsten Fragen an diese Methode waren: Wie verhält sich das Papyrusfragment auf dem Vlies? Bleiben Papyrusstruktur und Tinte stabil? Denn dies ist die Grundvoraussetzung zur Anwendung dieser Reinigungsmethode bei Papyri. Bei der Kapillarreinigung liegt das Papyrusfragment auf dem Kapillarvlies, welches sich auf einer schrägen Ebene befindet. Durch dieses Kapillarvlies fließt entionisiertes Wasser als Reinigungsflüssigkeit. Infolge der Kapillarwirkung des Kapillarvlieses wird die Reinigungsflüssigkeit aus einem erhöht angebrachten Behälter unter dem Objekt vorbei in einen Auffangbehälter geführt und dabei wird das Papyrusfragment befeuchtet. Durch Diffusion in Richtung abnehmender Schadstoffe werden die zu entfernenden Substanzen nach unten aus dem Fragment herausgelöst und abtransportiert. „Nach unten“ bedeutet in diesem Fall in die Auflagefläche des Kapillarvlieses und von dort in den Auffangbehälter (s. Taf. II). Die Kapillarreinigung wird erfolgreich zum Entfernen von Wasserrändern, Verfärbungen, freien Säuren, Klebemittelrückständen und bei Papyrus auch zur Entsalzung eingesetzt. Über die größte Erfahrung auf dem Gebiet der Kapillarreinigung verfügt die von P. Zajicek geleitete Restaurierungswerkstatt der State Library of South Australia in Adelaide, wo 1990 eine als Kapillareinheit (capillary unit) bezeichnete Apparatur konstruiert und zum Patent angemeldet wurde. Die Grundlage der Kapillarreinigung ist das Viskosevlies Paraprint OL 60. Viskosevliese werden im Viskoseverfahren gewonnen, bei dem eine Spinnlösung (Viskose) aus Hydratcellulose entsteht, die zur Herstellung oder Weiterverarbeitung für Filamentgarne, Spinnfasern, Folien und Viskoseschwämme genutzt wird. Viskose ist empfindlich gegen konzentrierte anorganische Säuren,
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aber beständig gegen Essigsäure und Alkohol und wenig alkaliempfindlich. Die wichtigste Eigenschaft von Paraprint OL 60 ist das hervorragende Steigvermögen bei dem Steighöhentest, das sich auf 11 cm festlegen läßt. Was besagt dieser Wert? Dieser Wert zeigt an, wie stark der Kapillarfluss bzw. wie groß die Durchflussmenge und damit das Fließverhalten der Lösungsmittel bzw. der abgeführten Schadstoffe ist. Das Prinzip beruht auf der Kapillarität. Diese bezeichnet somit das durch die Oberflächenspannung bestimmte Verhalten von Flüssigkeiten in engen Spalten und Poren und beruht auf der Wechselwirkung zwischen den Molekülen der eingedrungenen Flüssigkeit und denen des Feststoffes und den herrschenden Kräften der Adhäsion und Kohäsion, wodurch eine Flüssigkeitswölbung hervorgerufen wird. Auf der Kapillarität beruht die Saugwirkung von Löschpapier, von Schwämmen und andern porösen Materialien. In der Restaurierung wird dieser Kapillareffekt bei der Entfernung von Schmutzteilchen aus unzugänglichen porösen Bereichen mit Hilfe von saugfähigem Material wie Löschpapier oder Attapulgit und dem Transportmittel genutzt. Treibende Kraft bei der Reinigung in der Kapillareinheit ist der im gesamten Vlies herrschende Unterdruck, der einen kontinuierlichen Sog erzeugt. Die Schmutzpartikel wandern ständig durch Diffusion aus einer Zone mit hoher Verschmutzung in eine Zone mit niedriger Verschmutzung ab. Das Konzentrationsgefälle zwischen Vlies und Objekt bleibt umso wirksamer, je schneller und konstanter der Schmutz abtransportiert wird. Der Flüssigkeitstransport durch das Vlies ist eine entscheidende Voraussetzung für den Reinigungserfolg. Die Kapillareinheit besteht aus einer schiefen Ebene mit einer Anstiegshöhe auf der das Kapillarvlies liegt, wobei das untere Ende über den Rand der schiefen Ebene hinausragt und dort in einem Auffangbehälter endet. Das obere Ende des Vlieses liegt in einem Behälter mit der Reinigungsflüssigkeit. Die Anstiegshöhe der schiefen Ebene sollte nicht zu steil gewählt sein, da es sonst zu geringem bis zu keinem Fluss der Reinigungslösung führt. Den größten Reinigungseffekt erzielt man daher bei einer sehr kleinen Anstiegshöhe. Dies führt zu einem kontinuierlichen Durchfluss der Reinigungslösung. Wird unter die schiefe Ebene ein Spiegel gelegt, kann auch die Unterseite des zu bearbeitenden Stückes beobachtet werden. Die Reinigung beginnt mit der Befeuchtung des Kapillarvlieses. Dieses muss gut durchfeuchtet sein und blasenfrei auf der schiefen Ebene aufgelegt werden. Ein zusätzliches Zuschneiden des Endes des Kapillarvlieses zu einer Spitze führt dazu, dass das Schmutzwasser gleichmäßig und ohne Rückstau abfliesen kann. Bevor mit der Reinigung des Papyrus auf der schiefen Ebene begonnen werden kann, empfiehlt sich das Vorfeuchten des Objektes, damit eine gleichmäßige und gute Vernetzbarkeit auf der schiefen Ebene garantiert ist. Das führt zu einem gleichmäßigen Abtransport des Schmutzwassers durch das Kapillarvlies. Mit dem Auflegen des Objektes beginnt sofort der Abtransport der zu entfernenden Schadstoffe. Dies ist gut sichtbar durch die Verfärbung des Kapillarvlieses. Das Papy rusfragment bleibt so lange auf der schiefen Ebene, bis sich die Verfärbung
J. Graf, Kapillarreinigung – eine schonende Methode?
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einstellt.1 Dabei ist das Fragment in ständiger Beobachtung und kann zu jeder Zeit von der Kapillareinheit abgenommen werden. Auch ist es möglich, das Fragment auf dem Kapillarvlies zu bearbeiten und dabei alle Fasern und Einschläge zu glätten.
Was passiert mit den Farben bzw. mit den Tinten? Da in der Diplomarbeit von Susanne Tiemer nicht speziell auf Tinten eingegangen wird, sondern nur auf die Stabilität von wasserempfindlichen Farben, möchte ich ihre Ergebnisse kurz zusammenfassen. Bei der Untersuchung wurden wasserempfindliche Farben auf Papier verglichen, die in einem Wasserbad und in der Kapillareinheit behandelt wurden. In der Kapillareinheit zeigten im Mittel alle Bildträger, Farbtöne und Herstellungsarten geringe bis keine Farbverluste. Bei der Reinigung im Wasserbad traten deutliche bis sehr starke Farbmittelverluste auf, während bei der Kapillarreinigung die Farben allgemein stabil blieben bzw. beim empfindlichen Rot geringe Farbvertiefungen auftraten. S. Tiemer kommt zu dem Schluss, dass die Kapillarreinigung wasserempfindlicher Farben eine bei weitem schonendere Methode als die Reinigung im Wasserbad darstellt. Daher ist diese Methode auch bei empfindlichen Farbmitteln anwendbar.2 Können wir diese Methode in der Papyrusrestaurierung anwenden? Die alten Ägypter verwendeten zur Papyrusbeschriftung Rußtinte. Damit haben sie unsere _________ 1 2
Über die Dauer und Lösungsmenge: Jörg Graf/Fabian Schumacher, Identifizierung und quantitative Bestimmung wasserlöslicher Ablagerungen auf historischen Papyrus-Fragmenten mittels Ionenchromatographie, in: Restauro 4, 2008. Susanne Tiemer, Kapillarreinigung. Untersuchung zu ihren Grundlagen und Anwendungsmöglichkeiten in der Papierrestaurierung, Köln 2001. Siehe auch Susanne Kirchner, Kapillarreinigung: Eine schonende Methode der Feuchtreinigung in der Papierrestaurierung, in: Papier Restaurierung 2, 2001, S. 73–80.
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heutige Arbeit in der Papyrusrestaurierung sehr erleichtert, da die Rußtinte wasserfest ist. Trotz dieser Eigenschaft stand ich der Anwendung des Kapillarvlieses bei der Papyrusrestaurierung sehr kritisch gegenüber. Als mir erstmalig ein Papyrus mit auskristallisierten Salzen zur Restaurierung vorlag, musste ich eine geeignete Methode der Reinigung finden. Ich entschied mich für die Methode der Kapillarreinigung und begann zum Test vorerst mit zwei unbeschriebenen Papyrusfragmenten. Das Ergebnis war sehr positiv. Ich behandelte nun ein Fragment mit Tintenspuren, die nach der Behandlung unverändert stabil blieben. Nach mehreren Proben testete ich nun ein Fragment von der Größe 10,0 x 12,0 cm mit fünf Zeilen Schrift. Das Ergebnis war wieder hervorragend. An der Tinte konnten keine sichtbaren Veränderungen wahrgenommen werden. Die Fragmente hellten sich leicht auf, was bei stark verbräunten Fragmenten zu einer besseren Lesbarkeit der Schrift führt. Erst jetzt begann ich das Fragment mit den auskristallisierten Salzen zu bearbeiten. Das Ergebnis war ausgezeichnet, nach einer zweistündigen Reinigung war das Natriumchlorid vollkommen herausgelöst. Die weitere Beobachtung des Stückes in Bezug auf eine neue Auskristallisierung wird folgen. Um die Papyrusfragmente wieder zu stabilisieren, wurden sie mit Tylose MH300 besprüht. Nach meinen bisherigen Erfahrungen eignet sich die Kapillarreinigung sehr gut zur Nassbehandlung von Papyri, zum Beispiel zum Herauslösen der freien Säuren, zur Entsalzung und zum Entfernen von Klebmittelrückständen. Abstract A method of wet treatment in the restoration of papyri? In my lecture I would like to report on the possibilities of the usage of a capillary fleece for the clammy cleaning, the desalination and the stabilisation of papyrus. Nachtrag: Testergebnisse zur Kapillarreinigung Fabian Schumacher / Jörg Graf (Leipzig) Bei unserem Workshop ergab sich die Frage, mit welcher Sicherheit und in welcher Zeit die Natriumcloride aus den Papyrusfragmenten herausgelöst werden können. Die Frage wurde an das Institut für Analytische Chemie der Universität Leipzig weitergeleitet und daraus folgend eine Bachelor–Arbeit in Auftrag gegeben. Dabei wurde mittels der Ionenchromatographie eine Identifizierung und quantitative Bestimmung wasserlöslicher Ablagerungen auf historischen PapyrusFragmenten erreicht. Wir möchten die Ergebnisse nur kurz zusammenfassen, da eine ausführliche Publikation dieser Arbeit in der Zeitschrift Restauro 4, 2008, detailliert beschrieben ist. Die Kapillarreinigung stellt eine geeignete und prakti-
J. Graf, Kapillarreinigung – eine schonende Methode?
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kable Reinigungsmethode dar, um historische Papyri von löslichen Verunreinigungen zu befreien. Trotz der notwendigen schonenden Parameter ermöglicht diese Methode ein effektives Auswaschen von löslichen Salzen. Es lässt Sich feststellen, daß nach 40 Minuten Reinigung bereits über 90 % aller nachweisbaren Ionen ausgewaschen wurden. Ein weiteres Ergebnis ist, daß die ermittelten Konzentrationen der eingelagerten Ionen gegebenenfalls Rückschlüsse auf den Fundort bzw. auf die Lagerungsumstände des entsprechenden Papyrusfragmentes zulassen. So weisen ähnliche Konzentrationsverhältnisse bei verschiedenen Papyri vermutlich auf geographisch vergleichbare Fundorte hin. Unter Umständen können auch unlösliche Ablagerungen, wie die bei dem vorliegenden Fragment gefundenen schwerlöslichen Kristalle, ein Indiz für besondere geographische und. auch klimatische Aspekte des Fundorts sein.
Das Papyrusprojekt Halle-Jena-Leipzig Reinhold Scholl (Leipzig) Digitalisierung, Multimedia und Internet heißen die neuen Zauberworte, von denen man das Heil erhofft. „Alles muß raus!“ Nach diesem Motto von Sonderverkäufen des Handels verlangt man von altehrwürdigen Institutionen wie Bibliotheken, Museen usw. ihre Sondermagazine zu öffnen und ihre kostbaren, wertvollen und zum Teil einzigartigen Bestände weltweit im world wide web zu präsentieren. „Alles muß zugänglich sein!“ Dieser durchaus teilweise berechtigten Forderung stehen Argumente wie Bestandssicherung, Bestandserhaltung und Bestandserschließung gegenüber. Die beiden extremen Verhaltensweisen, sich nämlich den neuen Medien anzubiedern oder aber auch sich strikt zu verweigern, führen in der Regel nicht zum erwünschten Ziel und stellen außerdem keine der beiden Seiten zufrieden. Deshalb gilt die Maxime: Man muß die Chancen der neuen Medien und Techniken nutzen und die damit eventuell einhergehenden Risiken vermeiden oder, wo das nicht geht, zumindest zu minimieren versuchen. Denn nichts zu tun und alles beim Alten zu belassen, ist sicherlich keine Lösung. Das Projekt Das gemeinsame Vorhaben der Papyrussammlungen in Halle, Jena und Leipzig hat sich zum Ziel gesetzt, die jeweiligen Papyrus-Bestände nach zusammen entwickelten Kriterien zu katalogisieren, zu digitalisieren sowie gleichzeitig eine Sicherheitsverfilmung durchzuführen. Das Ergebnis des Projektes wird mit Kurzbeschreibung und Bild über das Internet sowohl den Spezialisten als auch einer breiteren Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt1. Die Genese Um eine Standardisierung zu erreichen und um auch kompatibel mit anderen Projekten zu sein, setzte dies einige Vorarbeiten und Absprachen voraus, die sowohl die technische Umsetzung als auch die inhaltliche Erfassung betrafen. Es war notwendig, sich über Beschreibungsfelder für die einzelnen Papyri und gleichzeitig auf eine einheitliche Terminologie zu verständigen. Aus diesem Grunde veranstaltete die Papyrussammlung der Universitätsbibliothek Leipzig zusammen mit den Partneruniversitäten Halle und Jena am 20. März 2001 in Leipzig einen _________ 1
http://papyri.uni-leipzig.de
R. Scholl, Das Papyrusprojekt Halle-Jena-Leipzig
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Workshop unter dem Thema „Papyri im Internet“. Die Teilnehmer kamen auch aus den anderen zur Zeit wissenschaftlich betreuten Papyrussammlungen in Deutschland (Berlin, Giessen, Hamburg, Heidelberg, Köln, München und Trier). Anwesend waren auch Vertreter der Universitätsrechenzentren der beteiligten Universitäten sowie der IT-Branche. Denn es lag nahe, bereits realisierte Projekte ähnlicher Art in Giessen2, Heidelberg3 und Köln4 sowie damals im Entstehen begriffene Vorhaben (Trier5) sowie APIS6 zum Vergleich heranzuziehen und die dort bereits gemachten Erfahrungen zu nutzen. Von Seiten der Projektpartner wurde ein Vorschlag unterbreitet, der die Beschreibungskategorien der anderen Sammlungen mit den eigenen Vorstellungen zu verbinden suchte. Die Realisierung des Projektes Bei der Umsetzung des Projektes sind vier Schritte zu beachten: – Restaurierung – Verfilmung und Digitalisierung – Katalogisierung – Internetpräsentation. 1. Restaurierung Es ist wichtig, eine ausgewiesene Papyrusrestauratorin bzw. Restaurator mit im Projekt zu haben. Denn es mußten und müssen an den meisten Objekten in Halle, Jena und Leipzig noch restauratorische und konservatorische Maßnahmen durchgeführt werden. Dafür ist Jörg Graf an allen drei Papyrusstandorten zuständig. Ein Teil der Papyri war auf eine Papierunterlage aufgeklebt, so daß man die Rückseite nicht einsehen und somit auch nicht digitalisieren konnte. Ein Großteil der Bestände mußte auch umverglast werden, weil viele nicht zusammenhängende Stücke unter einer Glasplatte vereinigt waren. Ein weiteres Problem der Leipziger Sammlung bestand und besteht darin, daß lediglich 1/5 des Bestandes so aufbereitet, d.h. verglast ist, daß er digitalisiert werden kann. Der Rest befindet sich mittlerweile umgelagert in säurefreien Kartons bzw. zwischen säurefreien Blättern. D.h. vor die Digitalisierung ist gleichsam wie ein Naturgesetz die Restaurierung und Konservierung gestellt. Schon von Anfang an ist darauf zu achten – im Kontakt mit dem jeweiligen Wissenschaftler –, welche Stücke zusammengehören, damit sie später eine gemeinsame Inventarnummer erhalten und mit dieser _________ 2 3 4 5 6
http://digibib.ub.uni-giessen.de/cgi-bin/populo/pap.pl http://aquila.papy.uni-heidelberg.de/Kat.html http://www.uni-koeln.de/phil-fak/ifa/NRWakademie/papyrologie/ http://digipap.uni-trier.de/default.htm http://www.columbia.edu/cu/lweb/projects/digital/apis/index.html
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Nummer zusammen digitalisiert und verfilmt werden können. Denn nachträglich Signaturen zusammenzulegen oder zu streichen, ist sehr schwierig und umständlich. In diesem Fall hat sich in Leipzig ein Verfahren bewährt, das wie folgt aussieht. Herr Graf nimmt Kartons, deren Inhalt aus demselben Blechkanister stammen, zu sich in die Werkstatt. Dort bereitet er die Papyri so weit vor, daß eine provisorische „Klapp-Verglasung“ erfolgen kann. Dann gehen diese Papyri zu dem Papyrologen. Von ihm erhalten die Fragmente eine Inventarnummer und werden katalogisiert. Dazu später mehr. Danach kommen sie wieder in die Restaurierungswerkstatt. Sie werden verglast und mit einer Inventarnummer versehen. Inzwischen ist für jedes Stück ein Restaurierungsprotokoll angefertigt worden, das später auch in der Datenbank zugänglich gemacht werden soll. Damit sind die Papyri fertig für die Digitalisierung, genauer für das Imaging, denn auch die Metadaten sind Digitalisate, und das Verfilmen.
Digitalisierungsstation der Universitätsbibliothek Leipzig (Photo: M. Krutzsch)
2. Verfilmung und Digitalisierung Die Sicherheitsverfilmung und die Herstellung eines digitalisierten Bildes wurden zunächst für alle drei Sammlungen in der Thüringer Landes- und Universitätsbibliothek in Jena (ThuLB) durchgeführt. Zur Langzeitarchivierung wird ein Schwarz-Weiß-Negativ-Film verwendet. Das digitalisierte Master-Image wird mit
R. Scholl, Das Papyrusprojekt Halle-Jena-Leipzig
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600 dpi als unkomprimierte TIFF-Datei gespeichert, und zwar zusätzlich auf DVD/CD. Das TIFF-Format wurde deshalb gewählt, damit auch spätere Forscher auf ein Medium zurückgreifen können, das einen gewissen Standard in der schnellebigen digitalen Welt bietet. Verfilmung und Digitalisierung geschehen gleichzeitig in einem sogenannten Hybrid-Verfahren. Für das Internet werden diese Bilddaten auf 300, 100 und 72 dpi verkleinert und im JPG-Format angeboten. Die Sicherheit spielt insofern eine große Rolle, weil Leipzig hier leidvolle Erfahrungen hat sammeln müssen. Von dem berühmten Papyrus Ebers sind nämlich in den Wirren am Ende des 2. Weltkrieges im Auslagerungsort in Rochlitz an der Mulde einige Tafeln verloren gegangen. Bei der Rekonstruktion konnte man sich auf die kurz nach dem Ankauf erfolgte prachtvolle Faksimile-Ausgabe stützen7. Seitdem Leipzig eine eigene Digitalisierungsstation besitzt, werden die Leipziger Papyri mit einer hochauflösenden Kamera vor Ort digitalisiert. Die Verfilmung erfolgt getrennt. Später soll auch eine Ausbelichtung der digitalen Bilder auf einen Film probiert werden. 3. Katalogisierung Die wissenschaftliche Katalogisierung wird am jeweiligen Standort durch einen wissenschaftlichen Mitarbeiter vorgenommen. In Leipzig kann sich der Mitarbeiter auf das Inventarbuch und verschiedene Ansätze zur Katalogisierung aus früheren Zeiten stützen. Die dabei gewonnenen Daten werden im Standard-Format XML abgespeichert, damit sie auch in ferner Zukunft noch abgerufen werden können. Die dabei entstandene Datenbank auf MyCoRe8 Basis soll gleichzeitig als Inventarbuch, Katalog, internes Arbeitsinstrument und Grundlage für spätere Editionsvorhaben dienen. Eine ausführliche Beschreibung des Projektes findet sich für Interessierte auf folgender Seite: http://papyri.uni-leipzig.de. Es wurden wegen der Besonderheit dieser Quellengattung zwei Datenerfassungsmasken erstellt. In der einen werden alle Informationen zu dem Schriftträger, in der anderen die Informationen zu den darauf geschriebenen Texten erfaßt. Neben der Inventarnummer als Identifizierung werden u.a. Informationen zu Material, Maßen, Aufbewahrung, Sprache, Datierung, Herkunft, Fundort, Erwerbung, Inhalt, Publikation ermittelt und zusammengestellt. Bei bereits veröffentlichten dokumentarischen Papyri wird ein Link zur Duke Databank of Dokumentary Papyri gelegt9, in der die griechischen Texte aller publizierten dokumentarischen Papyri und Ostraka gespeichert und on-line zugänglich sind, so daß der Leser sofort den griechischen Text in einem gängigen griechischen Zeichensatz sich anschauen _________ 7 8 9
Papyrus Ebers. Das hermetische Buch über die Arzneimittel der alten Ägypter in hieratischer Schrift. Herausgegeben, mit Inhaltsangabe und Einleitung versehen von Georg Ebers. Mit hieroglyphisch, lateinischem Glossar von Ludwig Stern, Bd. 1–2; Leipzig 1975. http://www.mycore.de/ http://scriptorium.lib.duke.edu/papyrus/texts/DDBDP.html
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kann. Ein Link führt zum Heidelberger Gesamtverzeichnis10. Bei literarischen Papyri folgt ein Verweis auf die Leuven Database of Ancient Books11, bei paraliterarischen Papyri ein Link zu dem gleichnamigen Projekt in Leuven12. Diese Vernetzungen und Verweise sind ein Indiz dafür, daß die Papyrologen weltweit die neuen Techniken nutzen und die berühmte amicitia papyrologorum keine reine Floskel ist. Nochmals: Ohne Katalogisierung sind die Bilder nur die Hälfte wert. Ein Teil des Wertes der Bilder liegt darin, daß bei schon publizierten Papyri oft keine Abbildungen beigegeben sind. Außerdem sind diese bisher in der Regel nur schwarz-weiß. Insofern ist schon ein Fortschritt mit den farbigen digitalen Bildern erzielt. Für die Papyri selbst ist nach der einmaligen Digitalisierung und Katalogisierung alles überstanden. Sie müssen jetzt nur noch in seltenen Fällen im Original ans Licht geholt werden, das bekanntlich der größte Feind der Papyri ist. 4. Internetpräsentation Die durch die Katalogisierung gewonnenen Metadaten und die digitalisierten Bilder werden im Universitätsrechenzentrum Leipzig von einem ebenfalls von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Mitarbeiter bzw. einer studentischen Hilfskraft in den MyCoRe basierten Content Manager implementiert, d.h. Text und Bilder müssen zueinander finden. Es besteht die Möglichkeit der einfachen Suche sowie einer erweiterten Suche im Schriftträger und im Text. Der Leser und Besucher der Internetseite erhält zu den Papyrussammlungen in Leipzig zusätzlich Informationen über die Geschichte, die Zusammensetzung und die herausragenden Stücke der jeweiligen Sammlung13. Die Federführung der technischen Seite der Realisierung liegt beim Universitätsrechenzentrum Leipzig. Verantwortlich ist Jens Kupferschmidt. Motive und Ziele Wenn wir nun zur Ausgangsfrage zurückkehren, ob die Bereitstellung der digitalisierten Sonderbestände im Internet ein Fluch oder ein Segen ist, oder weniger pathetisch ausgedrückt, ob es sinnvoll und nützlich ist, die Papyri und die zugehörigen Informationen im Internet zur Verfügung zu stellen, wird man dies mit gutem Gewissen bejahen können. Denn Digitalisierung und Präsentation im Internet sind nicht Selbstzweck, sondern haben in erster Linie dienende und unterstüt_________ 10 11 12 13
http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~gv0/ http://ldab.arts.kuleuven.ac.be/ldab_text.php http://cpp.arts.kuleuven.be/ http://www.ub.uni-leipzig.de/Wir_ueber_uns/sosa/scholl_10.htm
R. Scholl, Das Papyrusprojekt Halle-Jena-Leipzig
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zende Funktionen. Das Verfilmen und Scannen dient dem Bestandsschutz, da die Originale nicht mehr so häufig bewegt und dem Licht ausgesetzt werden müssen. Damit wird einer Beschädigung der Objekte vorgebeugt. Katalogisierung bzw. Kurzbeschreibung dienen auch der Einordnung und Zuschreibung der digitalisierten Bilder. Denn Abbildungen von Papyri allein sind gleichsam wertlos. Die Kurzbeschreibung ist auch eine Vorstufe für die notwendige wissenschaftliche Edition (Transkription, Übersetzung und philologisch-historischer Sachkommentar) der Texte auf den Papyri. „Katalogisat“ und „Digitalisat“ im Internet dienen auch der besseren Kommunikation zwischen den Wissenschaftlern. Denn mit Hilfe der Kurzbeschreibung und den beigefügten Fotos läßt sich beispielsweise schnell erkennen, ob Texte aus verschiedenen Sammlungen physisch oder auch inhaltlich zusammengehören. Dabei spielen gerade der Schriftvergleich und damit das Bild eine wichtige Rolle. Daß zusammengehörige Fragmente in verschiedenen Sammlungen aufbewahrt werden, ist bei den deutschen Papyrussammlungen nicht selten der Fall, da die Ankäufe, die das Deutsche Papyruskartell Anfang des letzten Jahrhunderts in Ägypten für seine Mitglieder tätigte, auf verschiedene Lose und Pakete verteilt wurden, die dann ersteigert werden mußten14. Daß dabei unabsichtlich Zusammengehöriges getrennt wurde, wird nicht verwundern. Die Möglichkeit auch kleinere Archive zu finden, wird auf diese Weise beträchtlich erhöht. Unter einem „Archiv“ versteht man in der Papyrologie Texte, die ein und dieselbe Person oder Familie betreffen oder die durch einen Sachverhalt inhaltlich eng zusammengehören. Damit kann auch das Einzelzeugnis in einen größeren Kontext gestellt und sein historischer Aussagewert erhöht werden. Im Zuge der bisherigen Erschließung sind einige neue Archive entdeckt und bereits bekannte durch neue Texte erweitert worden15. In letzterem Fall wird ein Link zu der Leuvener Datenbank der antiken Archive (LHPC)16 gelegt. Außerdem erlaubt diese Art der Präsentation einem größeren Publikum einen Blick auf alte und wertvolle Kulturgüter, die aus Gründen der Bestandserhaltung nicht regelmäßig im Original gezeigt werden können. Vielleicht wird der Betrachter aber auch dadurch angeregt, wenn sich die Gelegenheit bietet, die Zeugnisse der Vergangenheit sich im Original anzuschauen.
_________ 14 O. Primavesi, Zur Geschichte des Deutschen Papyruskartells, ZPE 114, 1996, 173–187. 15 http://papyri-leipzig.dl.uni-leipzig.de/content/main/archiv_aurelios_kyros.xml 16 http://www.trismegistos.org/coll.php
Brandschutz in Bibliotheken Lösungsansätze für Brandschutzfragen bei der Aufbewahrung von Papyrus Rainer Walther (Leipzig) 1. Einleitung Brandschutz in Bibliotheken ist ein Thema, das nach Ereignissen wie dem verheerenden Brand in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar am 2. September 2004 verstärkt in den Mittelpunkt der Betrachtungen gerückt wird. Solche Ereignisse zerstören in kurzer Zeit kulturhistorisch wertvolles und meist nicht zu ersetzendes Kulturgut. Um solchen Ereignissen vorzubeugen, möchte ich in meinem Vortrag Lösungsansätze für Brandschutzfragen darstellen. Ausgehend von einer allgemeinen Darstellung des Brandschutzes in Gebäuden möchte ich insbesondere auf die Schwerpunkte der Umsetzung von Anforderungen des vorbeugenden Brandschutzes in Bibliotheken eingehen und abschließend einige Gedanken zur sicheren Aufbewahrung von Papyrus aus brandschutztechnischer Sicht darlegen. Anliegen meines Vortrages ist es, Sie für Probleme bei der Umsetzung von Brandschutzanforderungen in Ihrer täglichen Arbeit zu sensibilisieren. Es gibt kein Rezept für die Umsetzung der Brandschutzanforderungen. Diese müssen immer wiederkehrend auf der Grundlage einer Gefährdungsanalyse schutzzielorientiert beurteilt werden. Da die Maßnahmen zur Umsetzung der Brandschutzanforderungen praktisch nicht überprüft werden können, kommt der Zusammenarbeit mit Brandschutzbehörden und Fachingenieuren eine besondere Bedeutung beim Schutz von wertvollem Kulturgut zu. 2. Brandschutz in Gebäuden Die Gewährleistung des Brandschutzes in einem Gebäude ist nur dann möglich, wenn ein individuelles Brandschutzkonzept für das Gebäude erarbeitet wurde, welches mit allen Gewerken am Bau korrespondiert. Der Brandschutz hat zwei Komponenten: den vorbeugenden Brandschutz und den abwehrenden Brandschutz. Der vorbeugende Brandschutz umfaßt Maßnahmen zur Verhinderung eines Brandausbruchs und einer Brandausbreitung sowie zur Sicherung der Rettungswege und schafft Voraussetzungen für einen wir-
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kungsvollen abwehrenden Brandschutz. Der abwehrende Brandschutz umfaßt Maßnahmen zur Bekämpfung von Gefahren für Leben, Gesundheit und Sachen, die durch Brände entstehen. Für die weitere Beurteilung wollen wir uns auf die Komponente des vorbeugenden Brandschutzes konzentrieren. Ziel ist es, das Ereignis „Brand“ mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu verhindern bzw. den Schaden im Ereignisfall so gering wie möglich zu halten. Um dieses Ziel zu verwirklichen, müssen vorbeugende Maßnahmen des baulichen Brandschutzes, des technischen Brandschutzes und des betrieblichen organisatorischen Brandschutzes umgesetzt werden. Anliegen des vorbeugenden baulichen Brandschutzes ist es, Brände zu verhüten, die Ausbreitung von Feuer und Rauch zu verhindern sowie die Rettung von Personen und die Brandbekämpfung sicherzustellen. Die grundlegenden Festlegungen dazu werden im Baurecht der Länder getroffen. Die Anforderungen für vorbeugende technische Maßnahmen ergeben sich sowohl aus speziellen Vorschriften zum Bau und Betrieb von Einrichtungen und Gebäuden sowie aus Forderungen der Genehmigungsbehörden und der Versicherer. Die vorbeugenden betrieblich organisatorischen Maßnahmen dienen der Handhabung der festgelegten Maßnahmen im Tagesgeschäft. Ausgangspunkt für die Beurteilung der Brandschutzanforderungen muß in jedem Fall eine Gefährdungsanalyse sein. Schwerpunkte dieser Gefährdungsanalyse bilden: – Ausführungsart des Gebäudes bzw. der baulichen Anlage – Nutzungsart des Gebäudes bzw. der baulichen Anlage – Brandlasten – Gefährdung von Personen und Sachen – Branderkennung und Alarmierung – Verfügbarkeit der Hilfe leistenden Stellen. Im Ergebnis der Gefährdungsanalyse muß ein Brandschutzkonzept erstellt werden, das sicherstellt, daß das kalkulierte Gefährdungspotential durch Abwägen der vorzusehenden Maßnahmen des vorbeugenden Brandschutzes wirtschaftlich abgedeckt wird. Diese allgemeinen Aussagen sollen im Folgenden konkret auf Bibliotheken angewendet werden. 3. Brandschutz in Bibliotheken Die folgenden Ausführungen beziehen sich insbesondere auf große öffentliche und Universitätsbibliotheken. Auf Grund des Alters, spezieller fachlicher Ausrichtung und der Einzigartigkeit der aufbewahrten Bücher und Schriften sollte der Brandschutz in diesen Einrichtungen eine besondere Rolle spielen. Die Umsetzung der Maßnahmen des vorbeugenden baulichen Brandschutzes wird immer dann eine wesentliche Rolle spielen, wenn umgebaut oder neu gebaut wird. Im Zuge von Baumaßnahmen ist insbesondere für bestehende Gebäude auf die Verbesserung der brandschutztechnischen Abtrennungen hinzuwirken, um im Ereig-
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nisfall die Feuerausbreitung auf einen möglichst kleinen Bereich zu begrenzen. Je älter das Gebäude, umso bedeutender ist die Umsetzung der vorgenannten Forderung. Besonderes Augenmerk bei der Umsetzung der Anforderungen des baulichen Brandschutzes haben Räume wie Werkstätten, Druckereien, Buchbindereien und Restaurierungswerkstätten. In diesen Räumen ist mit einer erhöhten Brandgefahr zu rechnen, die durch die vorhandenen Materialien und deren Verteilung sowie mit dem zu erwartenden Brandverhalten zu begründen ist. Genannte Räume sollten als Nutzungseinheiten baulich entsprechend abgetrennt werden. Wände sollten feuerbeständig und Türen mindestens feuerhemmend sein. Hinsichtlich der Anordnung im Gebäude ist darauf zu orientieren, diese Räume im Erdgeschoß anzuordnen. Im Ereignisfall werden damit kurze Wege für die Feuerwehr zur Brandbekämpfung gesichert. Die genannten Räume sollten in Bezug zu Aufbewahrungsräumen, in denen insbesondere schützenswerte Güter aufbewahrt werden, in einer angemessenen räumlichen Entfernung angeordnet werden. Hinsichtlich der vorbeugenden technischen Maßnahmen ist für Bibliotheken festzuhalten, daß es nach heutigen Erkenntnissen Standard sein sollte, solche Einrichtungen mit Brandmeldeanlagen auszurüsten. Die Brandmeldeanlagen sollten eine Brandfrüherkennung sicherstellen, d.h. die Anlagen müssen auf die Brandkenngröße „Rauch“ ansprechen. Das Schutzziel für Bibliotheken wird nur erreicht, wenn die Brandmeldeanlagen den Vollschutz sicherstellen. Nur der Vollschutz gewährleistet, daß ein möglicher Brand in der Anfangsphase erkannt, der genaue Entstehungsort detektiert wird und die sofortige Meldung an die Hilfe leistenden Stellen erfolgen kann. Die Aufschaltung der Brandmeldeanlage auf die Leitstelle der Feuerwehr ist natürlich auch eine unumgängliche Voraussetzung für das Funktionieren der Brandfrüherkennung. In Einrichtungen, wo besonders schützenswerte Güter aufbewahrt werden, muß über den Einsatz von Löschanlagen als weitere Maßnahme des vorbeugenden technischen Brandschutzes nachgedacht werden. Dabei gilt es, Verfahren auszuwählen, die ein Löschen möglichst ohne Nebenwirkungen und Folgeschäden ermöglichen, d.h. das Löschmittel „Wasser“ ist auszuschließen. Mit anderen Worten, eine Sprinkleranlage in einer Bibliothek ist heute nicht mehr zeitgemäß. Gas- oder anderen Löschverfahren ist der Vorzug zu geben. Die Brandmeldeanlagen und die Löschtechnik müssen sich sinnvoll ergänzen und aufeinander abgestimmt sein. Wenn über den Einsatz von Brandmelde- und Löschtechnik gesprochen wird, setzt dies immer voraus, es ist zu dem Ereignis „Brand“ gekommen. Es ist der Zustand eingetreten, den man eigentlich gar nicht haben will. Um das auszuschließen, kommen zunehmend Verfahren zum Einsatz, die die Brandvermeidung zum Inhalt haben. Brandvermeidung funktioniert, indem ich dem Feuer eine wichtige Voraussetzung für die Verbrennung entziehe. Der Sauerstoffgehalt der Umgebungsluft wird so herabgesetzt, daß eine Verbrennung nicht mehr stattfinden kann.
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In der Praxis wird dies auf relativ einfache Weise realisiert. Mit einer Luftzerlegungsanlage wird aus der Umgebungsluft Stickstoff gewonnen. Diesen setzt man der Raumluft zu und setzt somit die Sauerstoffkonzentration im zu schützenden Bereich herab. Ein Brand ist nicht mehr möglich. Kommen solche Systeme der Brandvermeidung zum Einsatz, muß der Einsatz von Brandmeldetechnik den geänderten Bedingungen angepaßt werden. Eine Brandmeldeanlage ist dann nur noch in der Sicherungskategorie Teilschutz auszuführen. Ein positiver Nebeneffekt bei dem System der Brandvermeidung ist, daß es keine Falschalarme gibt und somit keine damit verbundenen nichtplanbaren Kosten. Abschließend noch einige Ausführungen zu den vorbeugenden betrieblichorganisatorischen Brandschutzmaßnahmen. Während sowohl die Maßnahmen des baulichen als auch des technischen Brandschutzes im Wesentlichen nicht an den Faktor Mensch gebunden sind, ist die Umsetzung der betrieblich-organisatorischen Maßnahmen in ihrer Qualität vom Menschen abhängig. Die Einstellung zum Sachverhalt bestimmt maßgeblich die Qualität der Umsetzung der festgelegten Maßnahmen. Aus der Sicht des vorbeugenden Brandschutzes gehören zu den betrieblich-organisatorischen Maßnahmen alle Festlegungen, die sich mit Verhaltensmaßnahmen der Brandverhütung, Brandschutzorganisation und Brandschutzüberwachung befassen. 4. Zur Aufbewahrung von Papyri Im Zusammenhang mit der Aufbewahrung von Papyri möchte ich auf zwei Schwerpunkte eingehen: – Umsetzung allgemeiner Brandschutzanforderungen bei der Aufbewahrung – Spezielle brandschutztechnische Anforderungen an die Aufbewahrungsbehältnisse Auf die allgemeinen Brandschutzanforderungen möchte ich anhand der konkreten Bedingungen in der Universitätsbibliothek Leipzig eingehen. Die Unterbringung der Papyrussammlung erfolgt in einem Sondermagazin. Diese Nutzungseinheit befindet sich im Neubau der Universitätsbibliothek. Auf Grund dieser Anordnung ist gesichert, daß die Wände und Decken eine ausreichende Feuerwiderstandsfähigkeit haben. Es ist davon auszugehen, daß diese eine feuerbeständige Abtrennung sicherstellen. Das Sondermagazin ist klimatisiert und ist in die Überwachung der Brandmeldeanlage des Hauses mit automatischen Brandmeldern, die auf die Kenngröße „Rauch“ ansprechen, einbezogen. Die Brandmeldeanlage ist nicht auf die Leitstelle der Feuerwehr Leipzig aufgeschaltet, so daß im Ereignisfall mit einer längeren Hilfsfrist zu rechnen ist. Ich gehe davon aus, daß diese Entscheidung durch die Verantwortungsträger der Universität Leipzig entsprechend abgewogen wurde.
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Durch die konkret vorhandenen Aufbewahrungsbedingungen ist nur eine technologische Zündquelle vorhanden. Es ist der elektrische Strom. Unter der Maßgabe, daß die elektrische Anlage einer ordnungsgemäßen Revision unterliegt und keine elektrischen Geräte im Standby-Betrieb unbeaufsichtigt betrieben werden, ist das verbleibende Gefährdungspotential unbedeutend. Mögliche Ereignisse werden auf bewußtes Handeln (z.B. Brandstiftung) oder fahrlässige Fehlhandlungen (z.B. im Zusammenhang mit Reparaturarbeiten) zurückzuführen sein. Die Qualität des Brandschutzkonzeptes als in sich abgeschlossene Einheit wird dann die Höhe des Schadensausmaßes bestimmen. In einem letzten Schwerpunkt möchte ich auf die mir in Vorbereitung dieses Vortrages gestellte Frage hinsichtlich einer fachlichen Meinung zu den Aufbewahrungsbehältnissen eingehen. Ich wurde insbesondere aufgefordert, eine fachliche Einschätzung der Holzschränke, in denen die aufgearbeiteten Papyri aufbewahrt werden, abzugeben. Prinzipiell muß festgestellt werden, daß die Aufbewahrungsbehältnisse hinsichtlich des Brandschutzes eine untergeordnete Rolle spielen. Es ist aus meiner Sicht falsch, über die Qualität der Aufbewahrungsbehältnisse zu sprechen, und alle anderen Komponenten des Brandschutzes bleiben unberücksichtigt. Im Rahmen einer umfassenden Brandgefährdungsanalyse ist die Beurteilung der bezeichneten Einrichtungsgegenstände quasi der i-Punkt. Wenn alle Rahmenbedingungen für die Gewährleistung des Brandschutzes baulich, technisch und organisatorisch beurteilt und hergestellt sind, dann kann man über die Optimierung einzelner Randbedingungen nachdenken. Für den Fall, daß Systeme der Brandvermeidung eingesetzt werden, besteht überhaupt kein Handlungsbedarf, da das Ereignis „Brand“ nicht stattfinden kann. Für alle übrigen Anwendungsfälle muß berücksichtigt werden, daß weit über die Hälfte aller Einrichtungsgegenstände aus brennbaren Materialien hergestellt werden. Ein Material ist Holz. Es kommt dabei in den unterschiedlichsten Verarbeitungsformen zur Anwendung. Möbel und Einrichtungsgegenstände aus Holz werden in absehbarer Zeit nicht aus dem Alltag verschwunden sein. Im Zuge der Vorbereitung meines Vortrages habe ich recherchiert. Zur Problematik hinsichtlich der Untersuchung des Brandverhaltens von Einrichtungsgegenständen wie Schränken gab es keine negativen Ergebnisse. Aus meiner fachlichen Sicht kann ich die Aussage treffen, daß es brandschutztechnisch nicht bedenklich ist, Papyri in Holzschränken aufzubewahren. Die Aufbewahrung in einem Holzschrank kann unter bestimmten Voraussetzungen sogar von Vorteil sein. Erstens schätze ich ein, daß es klimatisch besser ist. Zweitens ist davon auszugehen, daß in einem möglichen Ereignisfall die Auswirkungen eines Brandes auf die Papyri in einem Holzschrank günstiger verlaufen. Auf Grund der wesentlich geringeren Wärmeleitfähigkeit von Holz gegenüber Metall wird eine Schädigung im Inneren eines Schrankes durch Wärme verzögert. Die Wärmeleitfähigkeit von Stahl ist über 200-mal höher als die von Holz. Praktisch bedeutet das, ein Holzschrank verbrennt von außen nach innen. Der Metallschrank selbst wird
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nicht brennen, aber das darin befindliche Gut wird thermisch bis zur totalen Vernichtung geschädigt werden. Es besteht somit aus brandschutztechnischer Sicht kein Grund, vorhandene Holzschränke auszutauschen. Zusammenfassend möchte ich ausführen, daß die Beurteilung von Brandschutzanforderungen, in unserem Fall die Aufbewahrung von Papyri, immer komplex betrachtet werden muß. Ein Brandschutzkonzept muß ein in sich geschlossenes System aller Maßnahmen des Brandschutzes sein. Besonders schützenswertes Gut ist immer separat unterzubringen, von anderen brandgefährdeteren Bereichen abzutrennen, und Zündmöglichkeiten sind auszuschließen. Die Möglichkeiten der technischen Brandvermeidung sollten verstärkt zur Anwendung gebracht werden. Abstract As a conclusion, I would like to state, that the evaluation of fire protection requirements – in our case the storing of papyri – has to always be considered complex. A fire safety concept must be a closed system of all actions concerning fire safety. Property that is especially worth to be protected ought to be stored always separately and being isolated from other fire-endangered areas and ignition sources are to be eliminated. The possibilities of technical fire prevention ought to be applied more intensively.
Papyrus conservation at the British Museum With plates III–VI
Bridget Leach (London) Introduction The British Museum in London houses collections from around the world including a large one from ancient Egypt. The visitor to the museum will see artefacts in the various galleries devoted to objects from the Department of Ancient Egypt and the Sudan. The imposing Sculpture gallery has perhaps the most well known and iconic object, the Rosetta Stone, crucial in deciphering hieroglyphics, on permanent display. Other galleries contain objects which illustrate the elaborate and fascinating rituals that the ancient Egyptians used in their burial tradition. Papyri from the museum’s collection are also on show in the Egyptian galleries but represents only a small fraction of the collection. There are over 3,000 frames of papyri in the museum’s collection. Like many institutions that hold collections of such manuscripts, sadly they have not remained in their original roll format. With the deciphering of hieroglyphics in 1822, enthusiasm to unroll ancient Egyptian papyri and study the texts inside, encouraged the practice of unrolling and cutting them into sections, which could then be framed individually. The papyrus collection is available for study in the Egyptian Students Room, and a large number are sent out annually for national and international loans. Additionally the need to disseminate information contained in the texts to the academic world through publication, means that there are many demands on the conservation programme. The papyri have a storage room dedicated to them in the Department of Ancient Egypt and Sudan. Purpose built wooden shelves house the collection which is mainly stored vertically. There are some horizontal shelves for fragile material. The storage room has no windows but has thick walls and is situated in the core of the museum building (Figure 1). For these reasons the environmental conditions inside the room are very stable. The recorded relative humidity and temperature charts show that daily fluctuations are minimal, and seasonal ones very gradual. The collection in the British Museum Papyri found in collections today can be loosely divided into two categories of material: ancient Egyptian funerary texts from tombs, or papyri from the Classical
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period excavated from the ground, for example ancient rubbish heaps. Although not exclusively, the majority of the papyri in the British Museum are from funerary contexts. As conservators are aware, the two different types of papyrus material present different problems.
Fig. 1: The papyrus storage room in the Department of Ancient Egypt and Sudan.
In the British Museum collection only one roll remains in the original format although there are a number of so called ‘made-up’ rolls. These consist of ancient Egyptian papyrus fragments from one or more funerary document, which have been stuck together and shaped in the form of a roll, and often with linen tape bound around the outside. As tombs were re-used throughout antiquity the material recovered from them could be sparse and disparate, and so the remains were put together in order to gain as much profit as possible from meagre finds. However the museum has some particularly superb examples of complete Books of the
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Dead, some lavishly illustrated with brilliant colour such as the famous Papyrus of Any. The longest extant, the Great Harris Papyrus, is 41 metres long (Taf. IIIa) and the widest, at 49.5 centimetres, the Book of the Dead of Nestanebetisheru, has some exquisitely drawn vignettes. Both of these papyri are in an extremely good state of preservation. Within the funerary context there is a wealth of diverse documents, and the collection in the museum reflects this. Other documents include Temple Accounts dating from circa 2500 BC, the earliest known written papyrus, letters and literary texts. The collection continues to grow and significant group of Coptic fragments was acquired in recent years. Some conservation problems The problems for conservation have their source in a number of different factors. Inherently papyrus is an organic material whose constituents, mainly cellulose and lignin, are subject to chemical breakdown through hydrolysis or oxidation. The wrong environment, such as one with a high relative humidity will cause such a process. However other factors can cause deterioration also. Papyri that have been used as working documents, such as medical or mathematical texts where ancient repairs can be seen, are fragile due to the wear and tear they received in antiquity. Also papyri which have been re-used, palimpsests, have a noticeably abraded surface where the first text has been rubbed off. This is particularly noticeable under the microscope even at a low magnification (x 10). The media used to illustrate papyri can be another source of difficulty for preservation. It can be observed that certain greens and blue pigments have eaten through papyri. The Book of the Dead of Amenhotep from the 18th dynasty (c. 1750 BC) is such an example and has all the appearances of copper acetate (verdigris) damage seen more often on paper objects of a later date. There are also examples in the collection of black and red ink ‘biting in’ to the papyrus in a similar way. The reason why the ink appears to do this is not known but an examination of the binder in these cases may prove interesting as the inks are normally the very stable carbon black and red ochre. As already mentioned the environment in which the papyri are found will have had a large impact on their condition. Conservators who work with papyrus are all familiar with salt contamination. The soil of Egypt generally has a high salt content. In 1902 Lucas1 examined the soil in the Fayum area and found it to be so. He concluded that the ultimate source of these salts was the desert sand and the limestone and clays that lay underneath it. Observation of our papyrus collec_________ 1
Alfred Lucas, whose invaluable book ‘Ancient Egyptian Materials and In¬dustries’ was published in 1926. He had, however, worked in Egypt for many years as a chemist before working for the Antiquities Service in 1923. In his previous position he was in charge of the laboratories of the Survey Department where he produced a series of reports mostly for agricultural purposes.
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tion shows that salts manifest themselves in two ways, either by appearing as salt encrustations on the surface of the material, or as a ‘bloom’ when mounted between glass. Papyri excavated from tombs fare better than those that have been in contact with the soil but even very well preserved papyri can produce a faint bloom on the glass over a period of years. Results of analysis carried by museum scientists found this bloom to be sodium chloride. In tests carried out in the Paper Conservation studio in 2004 a bloom formed at room temperature even when RH and temperature are stable. It appears to be harmless and can be wiped off the glass when the mount is changed. Salt encrustations can be much more destructive to the papyrus and although water soluble they can be difficult to remove if the papyrus is very degraded or has fugitive media. Where possible they are removed by dissolving with water followed by drying between a large stack of blotting paper to pull the salts out. The capillary action method shown by Jörg Graf at the workshop was very interesting and may be a more effective method of doing this. Here too though, there is a concern that the salts may not have been completely removed and may reappear in the future. For this reason several papyri which have been treated in recent years and had the salts removed, are being monitored to ensure that the problem does not recur. Insect attack is another common problem which can cause a great deal of loss to papyrus and again will depend to a large extent on the environment from which it came. Arguably the greatest loss occurs because of man’s interference. Tomb robbery over the course of centuries has undoubtedly resulted in many papyri being destroyed or fragmented. In museum and library collections repairs carried out in the 19th and early 20th centuries can present problems for the conservator today. Papyri were unrolled by damping them overnight and then unrolling them on to various types of paper before cutting into sections. Where there was text on the verso, either a window was cut in the lining paper or it was covered. Also various types of transparent papers or materials such as goldbeaters skin have been used to repair papyri and in many cases over the years these materials have degraded, shrunk or become cockled, sometimes very badly, and this in turn has affected the papyri. Very often the area where a window was cut to allow the text to be seen has meant that the papyrus has been unevenly supported and this has caused fracturing (Taf. IIIb). In the British Museum’s collection there is a group known as the Ramesseum Papyri. The manuscripts are of great cultural and literary significance but their condition is generally poor and fragmentary. Many of these fragments were attached to gelatine film with cellulose nitrate adhesive in the early 1900’s and some of the gelatine has deteriorated badly. A number of other papyri in the collection have had varnish applied to the surface, probably to enhance the text or vignettes, however this has now darkened and discoloured. By their very nature collections, and especially public ones such as the British Museum, are required to display the objects in their care. It has not been until fairly recently that the effects of photo-deterioration has been fully realised. Exposure to light over long periods of time will cause the papyrus itself to
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weaken. Some of the pigments on papyri, orpiment and particularly realgar, are now known to be extremely light sensitive and can change very quickly. Some of these originally bright yellow and red-orange colours have now faded irreversibly to a dull beige colour. Practical conservation Much of the practical work in the studio involves the removal of old repairs and sometimes the old backings. Straightforward repair, consolidation and remounting also forms part of the routine work. There are some papyri in the collection which have not been cut into sections and these are mounted in large frames: these large papyri can have additional logistical problems for the conservator. To illustrate some of the conservation work carried out in the studio I will focus on several case histories. Unrolling a papyrus Apart from the rolls mentioned earlier, the museum had one that had been pushed into a box for which it clearly did not belong. The papyrus had two large fragments on the top but underneath it could seen that the roll was broken into numerous pieces. The ‘box’ itself consisted of a wooden block with a large long hole, slightly wider at one end than the other and about two centimetres deep, roughly hewn out of the centre. It could be seen that the papyrus roll had been pushed very firmly into the box. One of the curators in the Department of Ancient Egypt and Sudan was keen to have the object unrolled as it was thought to have a connection with another papyrus, also contained in a box and unrolled some years before. After some thought it was decided to use some non-conservation tools to help lift the object from the box. A curved upholstery needle, the shape of a half moon, was attached with thread to a piece of very fine silk. It was possible to curve this needle around and under the object at the widest end of the opening and thereby pull the piece of silk underneath. Once this was done, and the piece of silk straightened out under the roll it could be lifted gently out (Taf. IVa). The papyrus could then be placed in a humidification chamber for several hours in order to make it flexible enough to gently unroll onto an interleaving layer (Bondina, a 100% polyester fine fabric is used) over dry blotting paper. The mist from an ultrasonic humidifier was directed onto the papyrus during the unrolling (Taf. IVb). Small areas and fragments were repaired during the process using a standard method: tabs of Japanese paper (pre-toned with Aquarell watercolours) adhered with wheat starch gluten-free paste. Once dried between Bondina and blotting paper the many loose fragments could be placed correctly and the manuscript reconstructed. This papyrus was too thick to see the fibres through transmitted light and make joins by fibre matching in the usual way, but by using the surface fibre pattern, and with the collaboration of the curator, joins were made successfully. Once reconstructed the papyrus was mounted between glass and
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framed. The papyrus was identified as belonging to woman called Dimutiudu dated circa 900BC, the wife of Djedkhonsiufankh, the owner of the papyrus referred to earlier which had been unrolled some years ago. Surface consolidation Some papyri are too fragile to attempt much interventative treatment. One such case was part of the Book of the Dead of Ankhwahibra, a manuscript with fine black and red vignettes. The papyrus had been unrolled and laid on to pieces of linen that were not as wide as the papyrus itself and consequently many of the edges were unsupported. It is not known when this was done, or when the papyrus was cut into sections and then laid onto brown paper. The manuscript was quite poorly preserved and the particular frame that came in for conservation had been displayed in the old Egyptian galleries for many years. The object was wanted for loan and it was difficult to what approach to take in order to consolidate it. Removal of the backing or the introduction of consolidant, therefore water or chemicals also, was discounted as the papyrus was far too fragile and liable to darken if any moisture other than the smallest amount was applied. Therefore it was decided to consolidate the surface by applying long and thin tabs of light coloured Japanese paper of a tone that would not distract the eye from the fine drawing that the papyrus contained. At the same time the adhesive, wheat starch, used to apply the tabs would re-attach the papyrus to the backing and the edges could also be supported by the numerous paper tabs. Finally the object was humidified very gently over Gore-tex for just sufficient time to activate the wheat starch adhesive on the newly applied tabs, before pressing. In this way the papyrus surface was effectively consolidated and the appearance of the object considerably improved. Large frames of papyri Large objects have been treated in the studio. The difficulties here lie in the logistics of handling such objects during conservation, for instance in turning them over. One such papyrus in a long heavy frame, measuring over two metres in length and written on both sides came into the studio in 2000. The papyrus itself was cockled and fractured with old repairs and turnovers that made reading the text difficult, or in some areas, impossible. The beginning of the roll was in fragments, some of which had been placed upside down or back to front. After removing the old wooden frame it was possible to work on one section of the papyrus at a time along the length (Taf. Va). It was cleaned, the old large brown kraft paper repairs removed and new repairs applied before gently relaxing and pressing each section. To avoid any staining or stress where the sections overlapped, the use of water for surface cleaning, removing old repairs and humidification before pressing was kept to a minimum. Lightly damped cotton buds were
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used for cleaning and again lightly damped blotting paper for humidification through Gore-tex. When one side had been cleaned and repaired, the large papyrus needed to be turned over in order to work on the other side. This was done by placing the object between the old glass but with cleaning blotting paper and an interleaving layer of Bondina each side, sealing the edges of the glass temporarily, and using this temporary frame to turn the papyrus over with the help of colleagues in the studio. The verso was then repaired and lastly the displaced fragments also which could then be realigned over the light table using the fibre structure. After reconstruction the papyrus was several centimetres longer than it had been before conservation and so a new glass mount and frame were needed. Backing removal using a facing technique Earlier some examples were shown of the conservation problems associated with the old backings on to which the papyri were unrolled. The complete removal of these backings is sometimes carried out at the museum when they are causing physical damage to the papyrus, and in rarer examples when there is thought to be a text underneath. A facing technique was developed at the museum in the 1980’s in order be able to remove backings safely from fragile papyri. The technique has been used successfully for many years and allowed papyri to be removed from paper and various other types of support: examples include those pasted to one side of the glass frame, attached to goldbeaters’ skin, glassine paper or linen. Where the papyrus is to be removed from a paper backing the facing technique can be described in a series of stages. After the usual pre-conservation examination and documentation of the papyrus, before facing up it is sometimes necessary to do some surface consolidation and trim away excess backing. It is then faced up with strips of strong fine tissue using Paraloid B72 (an acrylic resin) 10% in acetone (Taf. Vb). The solvent is very important as the fast evaporation of acetone makes it particularly suitable for this application as the tissue adheres to the papyrus surface only, and does not penetrate into it or the backing. Strips of overlapping tissue are used as it makes application and later removal of the facing easier than one large sheet. The backing is moistened to solubulise the old adhesive by placing between two layers of Bondina over damped blotting paper under glass and weight. When damp the papyrus can be handled by keeping it between Bondina and lifting the whole. The papyrus, with the facing, is then laid face down and the backing removed with tweezers (Taf. VIa). This can be slow and if the object is large or difficult, the help of a colleague is invaluable so that the backing can be removed in one operation. If the papyrus is very fragile it is sometimes necessary to apply a new lining. In this case a fine Japanese tissue is used which allows the papyrus fibres to be seen through transmitted light. Where a new lining is not necessary, the verso is repaired with tabs before drying between blotters under glass and weight. To remove the facing the papyrus, still between Bondina, is placed between acetone-soaked blotting paper under glass
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and weight for approximately 40 minutes. After this time the facing can be lifted off strip by strip. If residual Paraloid B72 remains, it is usually visible as a sheen on the surface of the papyrus. This can be removed by repeating the process with the addition of an extra sheet of dry blotting paper on top, to pull out the remaining acrylic resin. Removal of the facing has the advantage of also removing old 19th or 20th century discoloured varnishes where necessary, as they are commonly soluble in acetone. Ancient pigments used on papyri During the last decade a number of pigment identifications have been made, and research carried out, with the collaboration of the museum’s scientists. Initially identifications were undertaken prior to testing consolidants and facing materials suitable for the ancient pigments found on papyri, and in recent years research focussed on two pigments in particular, orpiment and realgar. Papyri from the 18th dynasty, circa 1580 BC, to the Greco-Roman period in Egypt, circa 300 AD, containing painted vignettes have been studied. Among the colours found in the Egyptian palette are a range of mineral pigments and two man-made colours, additionally all the pigments are used as mixes. The manmade colours are Egyptian Blue (copper calcium silicate) and Green frit (copper silicate). As these pigments degrade and change they go through several different phases, often producing a range of blue-green hues, making identification quite difficult. Atacamite (copper chloride) has been identified on papyri and has a green appearance but is thought to be a degradation product of Egyptian Blue or Green Frit. Malachite has also been found mixed with Green frit and other colours but as a natural occurring mineral it has not been found as often as one may expect. Calcium carbonate has been used for the white colouring on papyri from all periods and more rarely, calcium sulphate. A very intense rich white colour, made from the mineral Huntite (magnesium calcium carbonate) has been found on a papyrus from circa 1000 BC (Taf. VIb), and also on coffin fragments from much earlier, 1800 BC. The land of Egypt is rich in ochres which were widely used for colours ranging from yellow to red to dark brown. Red ochre, or hematite, was almost universally used for red ink and very commonly as a pigment. Interestingly one papyrus probably from the Greco-Roman period, contains vermillion used to colour the vignettes. Another from the Roman period contains a substantial amount of a red-orange colour identified as red lead. Two of the most intense colours found on papyri are the red-orange realgar and yellow orpiment. Both these minerals, arsenic sulphides, are found in the same deposits and ground up as pigments they were used on many papyri from the 18th dynasty (c. 1580 BC) onwards. In the presence of light both colours fade and in the past faded realgar, which becomes yellow in appearance, has been identified as orpiment. Recent research at the British Museum shows that in fact the two colours behave differently as they deteriorate. Orpiment degrades gradually to
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arsenic oxide or arsenolite which is a dull beige colour. In certain lights the oxide crystals will sparkle and this is a quick way of establishing if a yellow is ochre or faded orpiment. On the other hand realgar eventually changes to arsenolite also but goes through a more protracted series of changes before doing so. Unchanged or alpha realgar, changes very quickly to a phase known as Ȥ-realgar before becoming para-realgar. Particles of all three types can be present in the first series of changes. Para-realgar, which appears yellow, then changes gradually to arsenic oxide. Alpha realgar begins to break down in a matter of hours in the presence of light. Other factors such as relative humidity, temperature, pigment particle size and pigment/ binder ratios must inevitably play a part in these changes also. References Parkinson, R. and Quirke, S. Papyrus. British Museum Press, London 1995 Leach, B. and Tait, J., ‘Papyrus’, in P. T. Nicholson and I. Shaw (eds), Ancient Egyptian Materials and Technology (Cambridge 2000), 227–39. Walker, A., ‘The use of a facing technique in the treatment of fragile papyri’, in Conservation of Ancient Egyptian Materials: Preprints, eds. S.C. Watkins and C.E. Brown, Bristol, UKIC archaeology section, 1988, 51–53 Leach, B. and Green, L., ‘Removal of unsuitable linings from illustrated papyri: an investigation into suitable consolidants and facings’ in Conservation in Ancient Egyptian Collections, eds. Brown, C., Macalister, F. and Wright, M., Archetype Publications, London 1995, 29– 35. Green, L.R., ‘Recent Analysis of Pigments from Ancient Egyptian Artefacts’, in Conservations in Ancient Egyptian Collections, details as above, 85–93. Green, L., ‘Colour transformations of ancient Egyptian pigments’, in Colour and Painting in Ancient Egypt by Davies, W.V. (ed). London: British Museum Press 2001, 43–8. Daniels, V. and Leach, B. ‘The occurrence and alteration of Realgar on Ancient Egyptian Papyri’ in Studies in Conservation, Volume 49, Number 2, 2004.
Zusammenfassung Ausgehend von der Darstellung der Aufbewahrung der Papyri im Britischen Museum wird an Hand von Beispielen ihre Konservierung dargestellt, dabei besonders die Aufrollung von Papyrus, die Oberflächenbehandlung und Verglasung behandelt. Die Untersuchung von Pigmenten erfolgte in Zusammenarbeit mit Naturwissenschaftlern des Museums.
Conservation of a papyrus (Karanis Tax Roll) Leyla Lau-Lamb (Ann Arbor, Michigan) P.MICH.inv. 4171, columns 144/145
Tax roll
Greek Karanis (Kum Ausim, Fayum, Egypt) 173 A.D.
Daily register of the payments made by taxpayers for various taxes (here poll tax and land taxes). The roll, over 100 feet long, consists of more than 170 columns, of which ca. 6500 lines are preserved. This covers nearly a year of tax collection in a village (or part thereof) of perhaps 25,000 inhabitants. Shortly after it was purchased in 1925–1926, the roll was housed in 82 glass enclosures which should be replaced as part of the APIS (Advanced Papyrological Information System: http://www.lib.umich.edu/pap/) project. Conservation needed to be done. First of all it was necessary to remove the large amount of glassine tape used to join and secure the fragments. Often fragments were not aligned correctly; also in many cases glassine was applied on top of the ink, making it difficult to read. Complete conservation and re-housing between new sheets of glass were necessary. For detailed conservation procedures please check my website: http://www.lib.umich.edu/pap/conservation/guidelines.html Please also check for detailed images (thanks to Terrance Szymanski) throughout the process: http://www-personal.umich.edu/~laulamb/Conservation of a Papyrus (Karanis Tax Roll).
Zusammenfassung Der Papyrus enthält ein Register über tägliche Zahlungen von Steuerzahlern für verschiedene Steuern (hier Kopfsteuern und Landsteuern). Die Rolle von über 30 Meter Länge hat mehr als 170 Kolumnen, von denen ungefähr 6500 Zeilen erhalten sind, mit Angaben von Steuern für ungefähr ein Jahr für eine Stadt mit 25 000 Einwohnern.
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Die University of Michigan kaufte die Rolle in den Jahren 1925–1926. Die Rolle wurde zwischen 82 Glasplatten aufbewahrt, wie ich sie in meinem Vortrag gezeigt habe. Diese Glasplatten sollten im Rahmen des APIS (Advanced Papyrological Information System, http://www.lib.umich.edu/pap/) erneuert werden. Dazu war die Konservierung notwendig. Fasern und einzelne Fragmente mußten stabilisiert und gerichtet werden. Die Fragmente waren vor langer Zeit durch zahlreiche Glassine-Klebestreifen verbunden worden und befanden sich zudem nicht immer an der richtigen Stelle. Auch neue, saubere Glasscheiben waren notwendig, die nun mit einem neuen säurefreien Textilband zusammengehalten werden. Einen detaillierten Bericht über meine Restaurierung finden Sie im Internet unter: http://www.lib.umich.edu/pap/conservation/guidelines.html. Die gesamte Restaurierung wurde auch photographisch (mit Dank an Terrance Szymanski), mit zahlreichen Details aufgenommen, die ebenfalls im Internet einsehbar ist: http://www-personal.umich.edu/~laulamb/ Conservation of a Papyrus (Karanis Tax Roll).
Textile Stützmaterialien in der Papyrusrestaurierung am Beispiel des Papyrus ÄS 818 Mit Tafeln VII–XIII
Sophie-Elisabeth Geiseler (Köln) Die Methode, Papyri mit Gewebeträgern zu stabilisieren, fand in der Geschichte der Restaurierung eine verbreitete Anwendung. Durch das Aufbringen von Textilien erhoffte man sich, die meist mit Tinte beschriebenen Objekte zu festigen, so dass die Lesbarkeit der Schrift weiterhin gewährleistet bleibt oder sogar verbessert wird. Es wird ein Überblick über die Restaurierungsmethoden und Gewebearten von Altrestaurierungen gegeben. Das restaurierte Objekt, der Papyrus ÄS 818, wird vorgestellt und die konzeptionelle Vorgehensweise der restauratorischen Maßnahmen dargestellt. 1. Einblick in den Forschungsstand Die Objekte wurden mit verschiedenen Geweben beklebt, um die Stabilität für das jeweilige Papyrusfragment oder den Verbund von Fragmenten zu garantieren (s. Abb. 1). Meistens wurden Gewebeträger bei stark brüchigen Fragmenten angewendet. Es sollte dadurch auch ein Zustand erreicht werden, der beispielsweise ein rekonstruiertes Blattformat oder eine definierte Rollenlänge vorgibt. Der Einsatz von Kunststoffgeweben orientierte sich oft an den Verwendungsmöglichkeiten in der Papier- und Gemälderestaurierung. Als Bezeichnungen für die Befestigung von Papyri auf Gewebeträgern reichen von Chiffonfurnier, Chiffonieren, Seidenisolation und Einbetten. Man kann das Aufbringen von Gewebeträgern auf Papyrus auch als Doublierung bezeichnen, denn der originale Papyrus wird um mindestens eine Schicht vergrößert. Hierbei können Risse, Löcher und Fehlstellen mit einer einheitlich erscheinenden Oberfläche geschlossen werden. Das Aufspannen des Trägers ist für das Gelingen einer solchen Methode unabdingbar1, wie die vorliegenden Abbildungen der Doublierungsmöglichkeiten zeigen (s. Taf. VIIa–c). Generell lässt sich sagen, dass schwankende klimatische Bedingungen alle Doublierungen negativ beeinflussen. Des Weiteren gestaltet sich die Abnahme des Gewebes als äußerst schwierig. Somit ist Doublierungsgewebe kein Material, welches dem _________ 1
I. Sander et al., Konservierung von Gemälden und Holzskulpturen, Berlin 1990, 133–141.
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Anspruch eines reversiblen Restaurierungsmaterials für Papyrusobjekte entspricht. Bei den damit behandelten Objekten wird der originale Zustand soweit verändert, dass das Trägergewebe Vollständigkeit, die nicht vorhanden ist, vortäuscht. Aufgrund der dauerhaften Befestigung ist ein Betrachten ohne Gewebe oder eine Ablösung des Textils nicht mehr möglich. Die Chiffonseide2 wurde hauptsächlich in der Papyrusrestaurierung seit dem Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts eingesetzt. Die damit behandelten Objekte, wie bereits erwähnt, befanden sich vor der Bearbeitung mit dem Gewebe in einem fragilen Zustand. Die Gewebe wurden mit Kleister aus Reisstärke am Papyrus befestigt.3 Durch die Verbindung des Trägergewebes mit dem Papyrus verstärkt sich, im Gegensatz zu der damaligen Ansicht, die Intensität der Gewebestruktur, da das Papyrusmaterial nicht die gleiche hohe Zugkraft besitzt wie das maschinengewebte Chiffongewebe mit einer höheren Gleichmäßigkeit. Dadurch werden die Papyri zerrissen. Teilweise kommt es zu Verschiebungen innerhalb der Gewebestruktur, da dass jeweilige Gewebe nicht gleichmäßig an den Papyri haftet. Das ist verursacht zum einen durch den ungleichmäßigen Klebstoffauftrag und zum anderen durch die Papyrusstruktur selbst. Sie hat aufgrund der zwei Schichten, Recto und Verso, eine unebene Oberfläche.
Abb. 1: Historische Trägermaterialien
2. Objektbeschreibung des Papyrus ÄS 818 Bei dem restaurierten Objekt handelt es sich um einen stark fragmentierten Papyrus aus dem Neuen Reich Ägyptens (s. Taf. VIId). Beide Objektseiten sind mit _________ 2 3
Chiffon bezeichnet leichte, in Leinwandbindung hergestellte Gewebe. Diese können aus Seide oder Reyon, einer Viskose-Kunstseide, bestehen. Später wurde es häufig durch die Kunstfaser Polyamid ersetzt. H. Ibscher, Über die Wiederherstellung und Konservierung der Vendidad Handschrift K1, in: A. Christensen (Hg.), The Avesta Codices K 3a, K 3b and K 1, Band 10, Kopenhagen 1941, 13–18.
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schwarzer und roter Tinte beschrieben, das Recto mit Linien und das Verso mit Schriftzeichen. Die Papyrusfragmente wurden mit der Inventarnummer ÄS 818 übergeben und stammen aus dem Besitz des Staatlichen Museums für Ägyptische Kunst München. Das Objekt umfasst 97 Fragmente auf unterschiedlichen Trägermaterialien und in unterschiedlich fragilem Zustand. Für alle vorliegenden Trägergewebe lässt sich sagen, dass diese größer als das jeweilige Papyrusfragment sind. Des Weiteren ist auf allen Fragmenten ein unterschiedlich starker Glanzfilm auf der Oberfläche wahrzunehmen. Wie der folgende Schichtenaufbau des Objektes dokumentiert, stammt der Glanzfilm der Fragmente nicht vom Papyrus selbst (s. Taf. VIII). Die durchgeführten Untersuchungen ergaben, dass dieser durch den verwendeten Klebstoff der Altrestaurierungen entsteht. Außerdem ist sichtbar, das durch die zurückliegenden Behandlungen das Objekt zwei Faserstrukturen besitzt: die originale Papyrusstruktur und eine gewebte Maschenstruktur. Im erhaltenen Zustand weisen die einzelnen Fragmente unterschiedliche Deformationen auf und haften ungleich stark am Trägergewebe. Die einzelnen Papyrusfasern sind innerhalb der Gewebemaschen zerbrochen. Es sind feine, dünne Risse entstanden. Als Schreibmittel wurden zwei farbige Substanzen auf dem Papyrus verwendet. Die schwarze Tinte ist als Rußtinte und die rote Tinte als roter Ocker zu identifizieren.4 In ihrer Größe sind die Schriftzeichen verschieden. Sie lassen sich auf mehrere Handschriften verteilen. Somit ist davon auszugehen, dass eine Mehrfachnutzung des Objektes vorliegt. Hinzukommt, dass die Strichbreiten auf dem Verso von 1,0 mm bis 1,5 mm schwanken und die Linien des Recto von 1,0 mm bis 2,5 mm. Somit wurden für die Beschriftung unterschiedliche Schreibgeräte benutzt. Die unterschiedlichen Zustände und Farbigkeiten der Tinten sind als fest anhaftend bis verblasst und ausgewaschen zu bezeichnen. Im Mikroskopbild sichtbar, sind Tintenpartikel fein verteilt auf der Papyrusoberfläche. Durch das Trägergewebe ist der Tintenauftrag auf dem Recto in seinem Erscheinungsbild beeinträchtigt. Aufgrund der direkten Überlagerung des opaken Gewebes sind die Tinten und die Papyrusoberflächen in diesen Bereichen nicht mehr sichtbar. Ein Teil der Fragmente lag zwischen zwei lose übereinanderliegenden Glasplatten. Diese sind auf einem Gewebe montiert, welches um die Platte gespannt ist. Für die Befestigung wurde auf der Rückseite durchsichtiges Klebeband verwendet. Dieses liegt teilweise übereinander vor, teilweise hat es sich bereits vom Glas gelöst. Im Trägergewebe auf der Glasplatte treten Maschenverschiebungen, Ausfaserungen und Fehlstellen auf. Innerhalb einiger Fraßgänge und in _________ 4
Auf dem Verso von Fragment Nr. 7 befinden sich senkrecht untereinanderstehende rote Tintenpunkte. Rote Tinte wurde als stilistisches Gliederungsmittel oder zum markieren eines neuen Abschnittes verwendet. Damit stellen die roten Punkte die einzige Art der altägyptischen Textinterpunktion dar. A. Schlott, Schrift und Schreiber im alten Ägypten, München 1989, 70.
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den Randbereichen des Papyrus haben sich die bräunlich verfärbten Trägergewebe stark gewölbt. Des Weiteren sind besonders in den Randbereichen des Gewebes Risse, Ausfaserungen und Verfärbungen zu sehen. Auf der Rückseite der Glasplatte wurden sieben blaue Linien gezogen. Vermutlich dienten diese als Orientierungshilfe für das Montieren der Fragmente. Der andere Teil der Fragmente war lose liegend in einem Objektkasten. Diese befinden sich in ungeordneter Zusammenstellung auf den Trägergeweben. Sie sind von unterschiedlicher Farbigkeit und unregelmäßiger Struktur. Auf einigen Trägergeweben sind mehrere Fragmente montiert. Deshalb erfolgte eine Nummerierung der Fragmente und die der Trägergewebe innerhalb der Bestandsaufnahme. Die Seitenansicht des Fragments mit Träger-Nr. 15 stellt beispielhaft die Wölbungen im Stützgewebe dar. Auf diesem befinden sich mehrere verschieden große Fragmente (s. Taf. IXa). Exemplarisch für die vorliegenden rotbraunen Gewebestreifen ist Träger-Nr. 23 zu nennen. Die durchgeführten Untersuchungen ergaben, daß es sich bei dem Gewebe um Seide handelt. Es ist immer nur eine Fragmentseite mit einem Träger beschichtet. Teilweise entsteht durch den Klebstoffauftrag eine geschlossene Oberfläche des Gewebes. Stark deformierte Fragmente, wie die auf Träger-Nr. 16, lassen sich nicht entrollen. Inwieweit das Fragment mit Tinte beschrieben ist, wurde erst nach Abnahme des Gewebes sichtbar (s. Taf. IXb und Xa). Sowohl die Auswirkungen der vergangenen, vermutlich wechselnden klimatischen Bedingungen in der Sammlung als auch die Stadien der Altrestaurierungen haben zum derzeitigen, deformierten Zustand der Fragmente beigetragen. Drei Zeichnungen, die mit dem Objekt übergeben wurden, sprechen für mehrere Bearbeitungen der Fragmente. Demzufolge ist davon auszugehen, dass sich der vorgefundene Zustand durch verschiedene Bearbeitungen entwickelt hat. Am Papyrus lassen sich diverse Behandlungsstadien erkennen. Im 19. Jahrhundert muss die Montage zwischen zwei Glasplatten erfolgt sein, da aus dieser Zeit eine Formatangabe der Glasplatten vorhanden ist. Bereits vor dem Verglasen erfolgte das Aufbringen der Gewebestreifen. Dabei hat man einzelne Fragmente mit unterschiedlich breiten Gewebestreifen miteinander verbunden. Hinweis über den Inhalt der Handschrift liefern die Inventarbucheinträge des Museums. Sie bezeugen mehrere hieratische Texte auf den Fragmenten: eine Reisebeschreibung und zwei verschiedene Rechnungen. Von Jaroslav Cerny ist eine in Hieroglyphen abgefasste Abschrift der Reisebeschreibung erhalten. In den Inventarbüchern des Museums waren die Nummern ÄS 818 und ÄS 819 doppelt belegt. Diese Tatsache stellte sich während der Restaurierungsarbeiten heraus. Die Doppelbelegung entstand durch einen Abschreibefehler, der lange Zeit zur Annahme führte, dass das Objekt als Kriegsverlust zu deklarieren sei. Im handgeschriebenen „Inventar der Ägyptischen Sammlung“ sind Objekte der einzelnen Materialgruppen aufgeführt. Ab Seite 33 erfolgte im „Spezialverzeichnis der Papyrusfragmente“ eine kurze Beschreibung der Sammlungsobjekte.
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Auf Seite 34 sind die Objekte 19 und 20 aufgeführt, die nach einer späteren Uminventarisierung die Nummern ÄS 818 und ÄS 819 erhalten haben. Zu Nummer 19 steht: „Bruchstück einer Reisebeschreibung worin die Stadt Mennefer erwähnt wird.“ Die Objektbeschreibung zu Nummer 20 lautet: „Der Recto bietet datierte Rechnungen.“5 Die ersten Angaben zur Aufbewahrung des Objektes sind im „Altinventar des Museums“ verzeichnet. Die Beschreibung liefert gleichzeitig folgende Informationen: „Papyrus. Vs: breite waagerechte Linien, rechts oben einige Zeichen, sonst leer oder abgewaschen. Rs: verschiedene Rechnungen, eine davon zu den übrigen auf dem Kopf stehend. Rot und schwarz. Links Briefanfang.“ Die Hinweise zur Datierung beschränken sich auf die Angabe „Neues Reich“. Weiter sind keine Unterlagen zum Fundort und zu den Fundumständen bekannt. Aufgrund des Textinhaltes handelt es sich vermutlich um keinen Grabfund. Die Städte Memphis und Deir el Medine sind in der Reisebeschreibung vermutlich genannt. Dies ist jedoch nicht zwangsläufig ein Hinweis dafür, dass der Papyrus auch an diesen Orten geborgen wurde. 3. Vergleichsobjekte Da sich der Zustand des Papyrus ÄS 818 im Wesentlichen durch vorangegangene Restaurierungsmaßnahmen und schwankende klimatische Bedingungen verändert hat, war eine Beschäftigung mit den früheren Restaurierungsmethoden unabdingbar. Hierfür wurden die Methoden zum Aufbringen verglichen und die angewendeten Gewebearten gegenübergestellt. Alle betrachteten Gewebe haben sich nicht positiv auf die verschiedenen Objekte ausgewirkt. In allen sind Risse und Verformungen entstanden. Die Spannungen innerhalb der jeweiligen Gewebestruktur haben sich auf die Papyrusfasern übertragen, da ihr Ausdehnungskoeffizient höher ist als der der Papyrusfasern. Bei den folgenden Objekten, dem Papyrus P. 27 und P. 286, handelt es sich um beidseitig, mit schwarzer Tinte beschriebene Papyrusfragmente (s. Taf. Xb). Diese haben sich bereits teilweise vom Gewebe gelöst und liegen in unterschiedlich stark deformierten Zuständen vor. Das Trägergewebe liegt fast lose um das Glas geschlagen (s. Taf. Xc). Die Fragmente waren auf der Rückseite flächig auf das Gewebe geklebt, was an den verhärteten Klebstoffspuren wahrnehmbar ist. Das Trägermaterial ist mit dem der Glasplatte des Papyrus ÄS 818 identisch. _________ 5
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Günter Burkhard schreibt, dass es sich um einen Brief von einer Frau handelt. Die Schreiberin ohne Namen richtet ihr Anliegen an einen Mann, dessen Name ebenfalls nicht erwähnt wird. Dafür gibt sie ihr Reiseziel, in der zweiten Zeile des Versos, bekannt: „tw=j m hd r Mn-nfr… Ich fahre nach Memphis.“ G. Burkhard, „Oh, diese Mauern Pharaos!“ Zur Bewegungsfreiheit der Einwohner von Deir el Medine, in: MDAIK 59 (2003), 11–39. Die Vergleichsobjekte P27 und P28 stammen aus dem Staatlichen Museum für Ägyptische Kunst München (Trägermaterialien: einseitig Seide).
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4. Historische Trägermaterialien Die untersuchten historischen Trägermaterialien verdeutlichen die Vielfalt der verwendeten Gewebestrukturen. Es wurden 9 Gewebeproben verglichen (s. Taf. XI). Die Lyoner Chiffonseide mit enger Masche, Probe 1, besitzt eine regelmäßige Maschenstruktur. Diese Probe ähnelt sowohl in ihren Faserdicken als auch im Maschenabstand nicht dem Gewebe der Glasplatte des Papyrus ÄS 818. Die Probe 2 weist die identische Maschenstruktur der Probe 1 auf. Es handelt sich um die gleiche Gewebeart mit einem Klebstofffilm. Lyoner Chiffonseide mit weiter Masche, Probe 3, besitzt eine regelmäßige Faserstruktur. Das Gewebe von der Glasplatte ähnelt in seiner Struktur der Probe 3. Beide Proben besitzen den gleichen Maschenabstand. Perlon, Probe 4, unterscheidet sich von den anderen Gewebeproben. Die Fasern zeigen keine Veränderungen in ihrer Webstruktur. Im Vergleich mit dem Gewebe des Papyrus ÄS 818 erkennt man eindeutig, dass zwei verschiedene Gewebearten vorliegen. 5. Versuchsreihe 1 Die Gegenüberstellung der historischen Trägermaterialien bildet die Grundlage für die Versuchsreihe 1. Hierbei wurde die Wirkung von Feuchtigkeit auf verschiedene Gewebe betrachtet. Dabei wird aufgezeigt, wie sich die dadurch entstehenden Spannungen innerhalb der Gewebestruktur während des Auftrocknens auf Papyrus übertragen können. Als Proben wurden zwei verschiedene Seidengewebe und ein Gewebe aus Baumwolle ausgewählt. Die Proben präsentieren die Auswirkungen nach dem Klebstoffauftrag. Die einzelnen Gewebe zeigen die unterschiedlichsten Auftrocknungsreaktionen. Besonders bei Chiffonseide ist eine starke Deformierung nach unkontrolliertem Auftrocknen zu beobachten. Durch die Einwirkung von Feuchtigkeit veränderten sich alle vorliegenden Gewebeproben. Daher kann die These aufgestellt werden, dass die Deformationen des Papyrus ÄS 818 vom Trägergewebe ausgehen. Diese müssen nicht im Anschluss an die Befestigung erfolgt sein, da das Objekt nach dem Gewebeauftrag eingepresst wurde. Dieses spricht auch für die unterschiedlichen Deformationen von leicht gewölbten bis zu gerollten Fragmenten. 6. Versuchsreihe 2 Diese Testreihe befasste sich mit der Durchführung von Festigungsversuchen einer Faserschicht, entweder der horizontal oder entsprechend der vertikal liegenden Fasern. Mit diesem Festigungsverfahren wird kaum Feuchtigkeit in den Papyrus eingebracht, wodurch sich keine neuen Deformationen innerhalb der
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Faserschichten bilden können. Als Versuchsmaterialien dienten verschiedene Japanpapiere. Die Ergebnisse der Testreihe zeigen, dass es möglich ist, eine Schicht des Papyrusblattes mit einzelnen Fasern zu hinterlegen. Es wurde geprüft, inwieweit eine festigende Stabilität mit Hilfe der Fasern erreichbar ist und ob es Unterschiede zwischen den verschiedenen Faserarten gibt. 7. Das Restaurierungskonzept Mit der Entwicklung eines Konzeptes wurde die Grundlage für die restauratorische Bearbeitung des Objektes gelegt mit dem Ziel, vor allem die Schrift zu erhalten. Um diese bei dem vorliegenden Objekt wieder wahrnehmen zu können, sind die Spannungen und Deformationen aus den Fragmenten zu lösen. Hierfür gilt es, eine Methode zum Ablösen des Trägergewebes zu entwickeln. Das Erscheinungsbild der Papyrushandschrift soll jedoch bewahrt bleiben. Deshalb sind die Fragmente nicht zu einem erschließbaren Blattformat zu ergänzen, da diese Maßnahme nur auf Vermutungen beruhen würde. Die konservatorische und restauratorische Bearbeitung soll es ermöglichen, die Fragmente so zu sichern, dass sich eine philologische Textauswertung anschließen kann. Des Weiteren sind Analysen mit dem Infrarot-Spektrometer und nasschemische Nachweise der Materialien durchzuführen. Das Trägermaterial wird von den Fragmenten entfernt, da es die Ursache für die Spannungen im Objekt ist. Anschließend sind die Papyrusfragmente nicht einzupressen, um einen Tintenverlust durch das Einpressen zu verhindern. Außerdem wird kein Trägermaterial flächig an den Fragmenten befestigt, damit es zu keinen Veränderungen der Faserstruktur des Papyrus kommt. Erst nach Abnahme der Trägermaterialien wird eine Aussage möglich sein, ob sich aus den Fragmenten ein Hauptstück oder mehrere Fragmente ergeben. x Identifizierung der Trägergewebe x Abnahme der Trägerwebe x Fragmentarischer Zustand x Versuchsreihe 1 x Versuchsreihe 2 x Naturwissenschaftliche Untersuchungen x Maßnahmen der Restaurierung und Konservierung x Präsentation des Objektes Abb. 2: Restaurierungskonzept
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In der Versuchsreihe 1 wird das Verhalten von Seide nach Feuchtigkeitseinwirkung und einem Klebstoffauftrag untersucht. Es soll dargestellt werden, wie sich die Gewebestruktur durch unterschiedliche Klebstoffe verändert und möglicherweise Spannungen und Verformungen in die zu festigenden Papyrusfragmente überträgt. Für die Befestigung und das Verbinden von Fragmenten wird eine zweite Versuchsreihe durchgeführt. Es soll ermittelt werden, ob sich Fasern in eine Papyrusschicht einbringen lassen. Hierbei gilt es, ihre Lage an der Fehlstelle, die Gleichmäßigkeit des Faserauftrages und die Ausrichtung der Fasern in eine Richtung vergleichend zu beurteilen. 8. Naturwissenschaftliche Untersuchungen Hierbei wurden die verschiedenen Möglichkeiten zur Bestimmung der Materialien Papyrus, Tinte, Trägergewebe und Klebstoff gegenübergestellt. Die notwendigen Untersuchungen wurden am Fourier Transform Infrarot Spektrometer7 an der FHTW Berlin durchgeführt. Die Trägergewebe wurden analysiert, um eine Aussage darüber zu treffen, ob es sich bei dem vorliegenden Gewebe um eine natürliche oder künstliche Faser oder ein Fasergemisch handelt. Die Nachweise sprechen für eine tierische Faser. Beide Gewebeproben erwiesen sich als Seide. Diese ist in der Struktur der Polyamidfaser8 sehr ähnlich; deshalb wurde ein Nachweis von Protein durchgeführt, um das Vorhandensein eines solchen auszuschließen. Die Ergebnisse der Analysen ergaben, dass beide Gewebe proteinhaltig sind. Als Ergebnis der untersuchten Klebstoffproben der Gewebe wurde Methylcellulose, ein Cellulose-Derivat9, ermittelt. Somit handelt es sich um einen wasserlöslichen Klebstoff. Eine weitere Untersuchung auf kohlehydrathaltige Bindemittel brachte ein positives Ergebnis. Vor den Analysen bestand die Vermutung, dass es sich bei den unterschiedlich breiten Gewebestreifen um ein Gewebe ähnlich dem Silk court plaster10 handeln muß. Aufgrund der glatten Faserstruktur _________ 7
Es stand ein Gerät der Serie PU 9800 der Firma Philips Scientific zur Verfügung. Dieses ist mit einer ATR-Einheit (abgeschwächte Totalreflexion) verbunden, wodurch eine Analyse von organischen Feststoffen ohne Probenentnahme möglich ist. Das Spektrometer ist ein Multiplexgerät, durch das die Substanzen einer Probe gleichzeitig mit verschiedenen Peaks dargestellt werden. Dazu: M. Matteini / A. Moles, Naturwissenschaftliche Untersuchungsmethoden in der Restaurierung, München 1990, 147. 8 A. Timár-Balázsy/D. Easatop, Chemical Principles of Textile Conservation, Oxford 1999, 60–66. 9 Cellulose-Derivate werden durch partielle oder vollständige Substitution der Wasserstoffatome der Hydroxy-Gruppen der Cellulose durch Alkyl- und/oder (Ar)alkyl-Gruppen, die funktionelle nicht-, an- oder kationische Gruppen enthalten können, hergestellt; Römpp Chemie Lexikon – Version 1.0, Stuttgart / New York 1995 (CD-ROM). 10 Firma: Regaid, Nottingham Boots England, Boots pur drug Co.Ltd. Gebrauchsinformationen: „Cut of the size piece required, moisten well back and front, preferably with warm water and press into position with a handkerchief.“
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sollte durch einen Proteinnachweis festgestellt werden, ob es sich bei dem Gewebe um eine Polyamidfaser oder um Seide handelt. Als Ergebnis lag die Bestätigung für eine proteinhaltige Faser vor. Der rotbraun verhärtete Klebstoff wurde auch nasschemisch als Dextrin11 identifiziert. Die Tinten wurden unter mikroskopischer Betrachtung als schwarze Russtinte und rote Ocker-Tinte identifiziert. Als Analyseergebnis der Bindemittel der Tinten ergab das IR-Spektrum eine Übereinstimmung mit Gummi arabicum (s. Abb.3). Gummi arabicum zählt zu den organischen Bindemitteln pflanzlicher Herkunft. Neben anderen Gummiarten, wie Kirschgummi oder Tragant, ist es ein kohlehydrathaltiges Bindemittel12.
Abb. 3: Ergebnisse: Gummi arabicum, Spektrendarstellung der Proben 5 und 6. Hiermit konnte das Bindemittel der Tinten festgestellt werden.
_________ 11 Dextrine sind Abbauprodukte der Stärke. Während des Alterungsprozesses ist ein Farbumschlag von Weiß, Gelb bis zu Braun Typisch. s. H.-P. Schramm / B. Hering, Historische Trägermaterialien und ihre Identifizierung, Dresden 1986, 124. 12 Gummi sind harzartige Bindemittel, sie lösen sich jedoch in Wasser auf. Teilweise ist nur eine Quellung möglich. Dies ist auch der Grund, warum die Tinten auf Papyrus unterschiedlich auf eine Wassereinwirkung reagieren, da Ruß nur fein verteilt im Bindemittel der Tinte ist.
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9. Restaurierung Mit Hilfe eines PTFE-Membran Laminates ließ sich der Klebstoff des Trägergewebes anquellen und von den Papyrusfragmenten lösen. Entsprechend der aufgestellten Methode zur Abnahme wurden die Fragmente in die Befeuchtungskammer gelegt. Danach konnte die mechanische Abnahme des Gewebes mit Skalpell und Spatel außerhalb der Kammer erfolgen. Nach Abnahme des Trägergewebes wurden die Papyrusfragmente noch einmal in die Befeuchtungskammer gelegt. Teilweise sind während der Abnahme des Trägergewebes einzelne Faserschichten mit Tylose stabilisiert worden. Nach dem Ablösen des Gewebes schloss sich die Abnahme der Gewebestreifen an. Die Streifen sind von einer dunkelbraunen Farbigkeit. Die Oberflächen unter den abgenommenen Gewebestreifen zeigen kaum eine Entfärbung oder eine zurückbleibende Verbräunung (s. Taf. XII). Mit den ausgewählten Fasermischungen der Versuchsreihe 2 wurden einzelne Risse innerhalb der Papyrusstruktur geschlossen. Die Ausrichtung erfolgte in die Richtung des Rectos. Dadurch entstehen keine Spannungen, und man erlangt eine ästhetisch zurücktretende Ergänzungsmasse. Teilweise war es möglich, Klebungen ohne Auflegen von neuen Fasern durchzuführen (s. Taf. XIIIa und b). Es konnten 22 Fragmente miteinander verbunden werden (s. Taf. XIIIc). Die Fragmente benötigen eine schützende Form der Präsentation. Deshalb wurde für das Objekt eine Schutzmappe angefertigt. In ihr liegt der Papyrus lose zwischen Japanpapier. Die beschriebene Präsentationsform gewährleistet eine sichere Lagerung. Die losen Objektfragmente befinden sich in einer zweiten Mappe so aufbewahrt, dass beide Objektseiten jederzeit sichtbar sind. 10. Schlussbetrachtung Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Materialien der Altrestaurierungen identifiziert wurden. Es ließ sich nachweisen, dass die Deformationen und Spannungen von den Trägergeweben ausgehen. Aufschluss über das Verhalten von seidenen Trägern gegenüber dem Einfluss von Klebstoff und Feuchtigkeit hat die Versuchsreihe 1 ergeben. Mit den durchgeführten Probereihen von Klebemitteln und Wasser kann gesagt werden, dass die verwendete Methylcellulose durch nachträglich einwirkende Feuchtigkeit die Trägergewebe deformiert hat. Somit sind die unterschiedlichen Zustände der Papyrusfragmente entstanden. Für die Verwendung von textilen Trägermaterialien für Papyri gibt es die unterschiedlichsten Vergleichsobjekte. Die Trägergewebe unterscheiden sich sowohl in ihrem mikroskopischen Aussehen als auch in ihrem Verhalten gegenüber den verschiedenen Klebstoffen, wie die Gegenüberstellung und die Versuchsreihe 1 gezeigt haben. Mit der Versuchsreihe 2 war es möglich, zwei Fasermischungen zu definieren, die dem Anspruch einer Ergän-
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zungsmasse für Papyrus genügen. Die aufgestellten Bewertungsparameter waren hierfür hilfreich gewesen. Es ist eine Methode entwickelt worden, die eine Abnahme des Trägergewebes ermöglicht. Hierfür dienen gesteuerte und messbare Bearbeitungsparameter. Abschließend ist zu sagen, dass die Lagerungsparameter von Papyri stets zu kontrollieren sind, um die abgebauten Fasern nicht negativ zu beeinflussen. Abstract Stabilising papyri through support fabrics is a well spread method in papyri restoration. Applying textiles onto papyri strengthens the objects while retaining or even improving the readability of their surface layer. I will provide an overview of restoration methods and the used tissues types in earlier restoration attempts. The restored object, the Papyrus ÄS 818 from the National Museum of Egyptian Art in Munich, is described in detail, introducing possible applicable restoration methods and implementations thereof as well as the objects history, find-circumstances and textual content. To identify the support fabrics several tests were applied. The results of two of these test methods enabled me to remove successfully the deteriorating old support fabrics from the papyri fragments. In this context I explain the reasons for several types of fragment deformations.
Fifteen years of papyri conservation at the Louvre: the influence of Japanese techniques With plates XIV–XVII
Eve Menei (Paris) The papyri collection of the Louvre extends from the beginning of the Pharaonic period right up to the Arabic period. Written in different Egyptian scripts, it comprises about a hundred books of the Dead, religious and literary texts, and administrative, legal and private documents. It also contains over a thousand Greek papyri amongst which fragments of the Iliad and a precious astronomical papyrus. One essential characteristic of this collection lies in the fact that almost all documents have been treated. The treatment ranges from simply unrolling and stretching the papyri to more heavily invasive interventions such as cutting off, filling losses, repairing and lining. As a matter of fact, we encounter many largesize Pharaonic papyri which were cut off and lined on paper boards covered with a sheet of blue paper. This colour may have been chosen because of the colour of the mounts of the famous drawings collector Mariette which were widely reproduced in France. Having been working on this collection since 1991, we would like to give a descriptive account of the protocols that have been used, very much influenced by Japanese methods in terms of products (gampi paper, wheat starch paste) and techniques(facing, mosaic lining). We deliberately reduced the number of products used in order to allow an optimal control of their use as well as a better appreciation of their long-term aging: we use two pastes (wheat starch paste and seaweed glue) and mainly one paper (gampi). Gampi The word gampi1 designates one of the three fibres used in paper making in Japan. The Japanese paper most currently used in Western countries is made from the bark of kozo2, its fibres being the longest ones. _________ 1 2
In fact, this fibre is obtained from the bark of various trees of the Thymelaeaceae family: Diplomorpha sikokiana Nakai, Wikstroemia canescens Meisn,Wikstroemia trichotoma (Thunb.) Makino, Diplomorrpha gampi (Sieb. and Zucc.) Nakai. Fibres coming from the bark of trees of the Urticaceae family: Broussonetia papyrifera Vent., Broussonetia kazinoki sieb. and Broussonetia kaempferi Sieb.
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We made the choice of gampi paper because of its greater reversibility compared to kozo. Due to the quality of gampi fibres giving a smoother surface to the paper, the strips can be removed without fibres adhering to the surface of the papyrus. Although they are shorter than kozo fibres, gampi fibres are very strong (especially lengthwise) as proven by various tests. We purposefully cut the strips parallel to the direction of the fibres in order to maximize the strength of this paper. Wheat starch paste Wheat starch paste has the great advantage of being very adhesive, even in small quantities. It does not brighten once dry and does not discolour the papyrus. Its use is particularly suitable for Japanese paper because its macromolecules do not leak through the fibre network. It is also adapted to papyrus, a support which naturally contains particles of starch. We make wheat starch paste with pure wheat starch powder. For larger quantities, it has to be cooked in a sauce cooker (100g wheat starch in 700ml water) for one hour. When only a small quantity is required for one day’s work, we prefer to prepare it in a microwave oven ( 8 g to 20 ml). It is thus prepared every other day. We never put it in the fridge because it would loose part of its adhesive properties. Prior to use, we strain the paste once or twice through a strainer (Taf. XIVa) and thin it with the addition of water if necessary. The combination of gampi strips and wheat starch paste is suitable for local consolidating of cracks, filling in losses on the edges or in the inner part of documents and also for fixing the restored document on to a backing board. Funori seaweed glue This adhesive paste is made from seaweeds of the Gloïopeltis family. (See fig.1) They are harvested in summer by fishermen, then washed and dried as rough sheets. This paste has been used for a very long time in Japan, in various handicrafts and is well known for its smoothness and its limited shrinkage after drying. It however has a weak adhesive capacity. To prepare it, we simply soak a piece of seaweed web in water (Taf. XIVb). We strain the solution through a cloth. The viscosity of the product obtained may vary according to the year, the place or the period of harvest. Funori is essentially composed of various carrageenans. Today, tests are being carried out with pure carrageenans derived from the chemical industry which have not given such satisfying results. We have encountered problems of brightness. The mixing of various natural carrageenans (A, B…) enables the combination of their different properties.
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Fig. 1: Figures of the three species of gloïopeltis used in funori3
The viscosity of the product obtained may vary according to the year, the place or the period of harvest. Funori is essentially composed of various carrageenans. Today, tests are being carried out with pure carrageenans derived from the chemical industry which have not given such satisfying results. We have encountered problems of brightness. The mixing of various natural carrageenans (A, B…) enables the combination of their different properties. In the restoration of papyri, funori can be used for different applications. It can make it easier to loosen a lining: funori has a low surface tension compared to water and therefore a better penetration factor through old lining papers. It can be used to consolidate the papyrus itself by impregnation of the verso and vaporization of the recto. It is especially very useful in making facings. Many documents in the Louvre collection were cut then glued on to cardboards, mostly blue, probably during the 19th century (Taf. XIVc). Curators at that time could thus easily manipulate the documents and display them vertically behind glass windows. They were kept simply piled one on top of the other on shelves. Some recto verso documents were also adhered on to a backing board. At the present time, cardboards are distorted and dirty. Papyri suffer from distortions and surfaces are unprotected. Moreover, strains generated by this sort of mounting have produced distensions within the layers of fibres of the document: the surface layer becomes loose and tends to swell and crack. When the state of the document allows it, the cardboard is removed during restoration. The work done is greatly facilitated by using facings.
_________ 3
a – gloïopeltis tenax, b – gloïopeltis complanata, c – gloïopeltis furcata
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Facing Facing is made, after cleaning and fixing the swollen fibres, with seaweed glue and rectangles of gampi paper. Paper rectangles have to be cut carefully so that the straining direction of fibres is parallel to the smaller edge. The smooth surface of gampi is generously coated with seaweed glue then laid down on to the papyrus and pasted with an impregnated brush. The rectangle is then put in place with an overlap of 5 to 10 millimetres.
Sense of fibbers
pieces of gampi paper
papyrus
Area where the papers are superposed Fig. 2: Piece of gampi paper and disposition on the papyrus
Once the entire surface has been covered, the document is placed for drying under a light press of blotting paper. It is then possible to work on the verso side and remove the lining little by little (dry or after dampening) without risking damaging the surface or losing a frag-
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Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 24, 2008
ment (Taf. XVa). Moreover, the use of the facing makes it possible to maintain all pieces together once the lining is removed. Cutting the facing in rectangles avoids too hefty strains during the drying process and also permits gradual removal and consolidation. In order to loosen the recto side, each gampi rectangle is dampened with a brush generously impregnated with water leading to a rapid solubilisation of the glue. It then simply can be peeled off with tweezers. The document can then be turned over, recto side down, and the verso side above be consolidated. The rest of the document is either already consolidated or still maintained by the facing. There is thus no risk of a loosening of any fragment of the papyrus. After complete consolidation, the papyrus is humidified and placed between Gore-tex felts. Mosaic lining When the document is particularly thin, torn or has been distorted by an old lining repair, the facing may be coupled with a mosaic lining which makes it possible to loosen, restore and consolidate the document zone after zone. After facing and separation of the cardboard, we remove a facing rectangle, put back the fragments on a light table and proceed with the immediate lining of the zone with a square strip of 100% kozo Japanese paper.
lining
facing papyrus
Fig. 3: The first pieces of lining
Every square strip is water cut on the edges in order to obtain thin joints. Kozo paper may be used in its natural colour and the fillings toned afterwards with watercolour (Taf. XVb). We also use Japanese paper toned with a dyeing for textiles, stable, indelible and approaching the colour of the papyrus.
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Mountings Different techniques are being used concerning mountings. For the works bearing inscriptions on only one side, we chose to mount them on a neutral backing card toned with watercolour (Taf. XVI). We select a colour close to the tone of the lightest zones of the papyrus. This solution enables to totally protect the document and to attenuate the fragmentary aspects. The papyrus is then attached on to the backing by narrow strips of gampi paper and wheat starch paste. For the works bearing inscriptions on both sides, we lay them down on a Plexiglas backing with strips of silk organza (Taf. XVIIa). The silk is pasted with starch on the edges of the papyrus and with vinyl glue on the edges of the Plexiglas. All mountings are closed on the edges with strips of Kraft paper pasted with vinyl glue (Taf. XVIIb). The tone of Kraft paper well suits the colour of papyrus and this solution has proved being strong as well as easy to dismount if necessary. The fragility factor and the weight of glass influenced the choice of Plexiglas for all mountings by the curators of the Museum. I would like to thank the curators of the Egyptian Antiquities Dpt. from the Louvre Museum for their help and support. I am deeply grateful to Mrs. B. Bruttin who has helped me to translate the text in English. References of the products used: Seaweed glue directly imported from Japan, made from seaweed from the Gloïopeltis family and prepared with water . Pure wheat starch supplier: VWR International, ref 21 146.368 (100g wheat starch in 700ml water cooked for 1 hour. Japanese paper supplier: Atlantis, 100% gampi fibres, 14g/m2, ref G24. Zusammenfassung Als Restauratorin arbeite ich seit 1991 für die Ägyptische Sammlung im Louvre, wo ich bei der Papyrusrestaurierung japanische Materialien und Technik angewendet habe. Dafür habe ich für die Festigung einzelner Stellen Gampifiberpapier und Stärkeleim täglich vorbereitet und für die generelle Festigung Funori Algenklebstoff ausgewählt. Für die zahlreichen zerbrechlichen Papyri, die auf blaue Pappe geklebt waren, wandte ich die japanische „facing“ Technik, mit Funori und Gampifieberpapier an. Bei sehr brüchigen Dokumenten wird das Verso mit einem Mosaïk von kleinen Stücken aus getöntem Kozofiberpapier kaschiert.
Papyrusherstellung nach dem Groningen-Verfahren – eine praktische Übung – Mit Tafel XVIII
Jörg Graf (Leipzig) Ich möchte Ihnen mit meinem Vortrag die Papyrusherstellung nach dem Groningen-Verfahren erläutern. Im Anschluß haben Sie dann die Möglichkeit, in den Räumen der Restaurierungswerkstatt dieses Verfahren praktisch auszuprobieren. Das sogenannte Groningen-Verfahren ist benannt nach dem Ort in den Niederlanden, an dem es entdeckt wurde. Bei Untersuchungen von Papyrusmaterial unter dem Elektronenmikroskop wurden auch Schnittverletzungen beobachtet, die nicht von einem Messer herrühren konnten, das bei der klassischen Methode der Papyrusherstellung verwendet wurde1. In der einzigen aus der Antike erhalten gebliebenen Beschreibung der Papyrusherstellung, die aus der Feder von Plinius dem Älteren, aus dem 1. Jh. n.Chr. stammt, heißt es: Man stellt das Papier her, indem man die Pflanze mit einer Nadel in sehr dünne, aber möglicht breite Häute trennt. Hieratisches Papier hieß ehemals das nur für religiöse Bücher bestimmte, das dann aus Schmeichelei den Namen des Augustus erhielt, wie das zweitbeste nach seiner Gemahlin Livia benannt wurde … Alles Papier wird auf einer mit Nilwasser befeuchteten Tafel bereitet: die trübe Flüssigkeit hat die Wirkung eines Leimes. Zuerst klebt man die Streifen auf der Rückseite in der ganzen Länge des Papyrus, soweit möglich, in gerader Richtung auf die Tafel, nachdem man auf beiden Seiten die überstehenden Enden entfernt hat, und vollendet dann durch quergelegt Streifen die Schichtfolge … 2
Wie funktioniert das Groningen-Verfahren zur Herstellung von Papyri? Wie bei der klassischen Methode muss zu Beginn der Papyrusstengel in entsprechend große Teilstücke geschnitten werden. Danach wird die äußere grüne Hülle abgeschält. Dazu benötigt man nicht unbedingt ein Werkzeug. Als nächstes _________ 1
2
I.H.M.Hendriks, Pliny, Historia Naturalis XIII, 74–82 and the manufacture of papyrus, ZPE 37, 1980, 121–136; (Corrigenda dazu: 40 (1980) 160); ders., More about the Manufacture of Papyrus, dans Atti del XVII Congresso Internazionale di Papirologia (Napoli, 19–26 maggio 1983) (Napoli, 1984), 31–37; A.Wallert – B.M.Moeliono – J.D.Kruijer, Mikroskopische Untersuchung von Papyrus und Plinius, Historia Naturalis XIII 74–83. Eine anatomisch-morphologische Studie, ZPE 76, 1989, 39–44. Plinius, Naturalis historia XIII, 74–83. Herausgeben und übersetzt von Roderich König, Zürich 1977.
J. Graf, Papyrusherstellung nach dem Groningen-Verfahren
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ritzt man mit der Nadel das Mark an einer der drei Kanten vorsichtig von oben nach unten ein. Dann wird die Nadel an den Längsseiten immer wieder von oben nach unten in Richtung der nächsten Kante gezogen, ohne diese zu durchtrennen. Dann wird die Ecke oder Bruchkante mit leichtem Gegendruck aufgeklappt. Nach diesem Arbeitsschritt wird wieder an der Längsseite bis zum Scheitelpunkt (Ecke) gearbeitet. Auf diese Art und Weise wird das Papyrusmark in einem ununterbrochenen Streifen von außen nach innen abgeschält. Daher heißt das Verfahren auch „Peeling-Verfahren“. So entsteht, je nachdem wie dick das Papyrusmark ist, eine Papyruslage (s. Abbildungen 1 und 2). Zwei solcher breiten Streifen oder „Blätter“ werden dann wie bei der klassischen Methode übereinandergefügt, eines mit parallelem Faserverlauf zur Unterlage und eines darüber mit den Fasern quer dazu liegend. Somit entstehen Recto und Verso. Pressen, Trocknen, Glätten erfolgen wie bei der klassischen Methode.
Abb. 1 Papyrusquerschnitt, Schnittfolge beim Groningen – Verfahren
Abb. 2 Papyruslage nach dem Auftrennen, die Bruchkanten werden zum Ende hin immer kleiner
Der Text des Plinius lässt in der Tat verschiedene Auslegungen zu. Im überlieferten Text wird aber nie konkret von einem Messer gesprochen, jedoch wird in allen modernen Arbeitsweisen bzw. bei allen Vertretern der „klassischen“ Methode ein Messer als Werkzeug benutzt. Bei Plinius ist aber nur von „acu“ die Rede, also von einer Nadel, mit der das Papyrusmaterial bearbeitet wird. Was aber ist unter „acu“ (Nadel) zu verstehen? Handelt es sich dabei um eine Nadel im eigentlichen Sinne (Nähnadel, Sattlernadel, Ahle), oder hatte die „Nadel“ vielleicht eher die Form eines kleinen Messers? Vielleicht handelt es sich aber auch um ein uns völlig unbekanntes Werkzeug, das von Plinius so benannt wurde? Diese Frage ist nicht mit letzter Sicherheit zu klären. Des Weiteren ist die Beschreibung „möglichst breite Häute“ (sed quam latissimas philyras) zu beachten. Denn daraus ergibt sich die Frage, wie die Streifen „möglichst breit“ gemacht werden können, wenn doch die Breite schon durch die Dicke des Stengels bestimmt ist? Spricht auch dieser Aspekt für das GroningenVerfahren?
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Neben den „Schnittverletzungen“ sind auch noch andere Erscheinungen zu beobachten, wie beispielsweise die „Dehnspalte“, die ich lieber „Laufmasche“ bezeichnen würde. Was ist darunter zu verstehen, und wie entsteht diese? Beim Umlegen der Eckkanten und beim Glätten entstehen Spannungen, die zu einer „Laufmasche“ führen können, das heißt beim Umlegen der Eckkanten reist der Papyrus ein. Dies ist nur ein Merkmal des Groningen-Verfahrens. Vor allem aber sprechen die zu erreichende Qualität, die Gleichmäßigkeit der sichtbaren Bruchstellen und die nicht vorhandenen Überlappungen der Faserstreifen für die Papyrusherstellung nach der Groningen-Methode. Es bleiben aber weiterhin Fragen zum Groningen-Verfahren, die bisher noch nicht beantwortet sind. Wurde dieses Verfahren nur zu einer bestimmten Zeit angewandt? Gab es eine bestimmte Region oder bestimmte Produktionsstätten für diese Methode? Wurde diese Methode nur für bestimmte Texte benutzt, wie zum Beispiel für Totenbücher, Urkunden usw.? Nach diesen mehr theoretischen Ausführungen möchte ich Sie nun herzlich in unsere Restaurierungs-Werkstatt einladen (s. Taf. XVIII), um das Verfahren einmal selbst auszuprobieren! Abstract In this presentation, the production of papyrus is going to be introduced according to the Groningen-Method. It is not about a comparison between the “classical” and the Groningen method. Following the presentation, the Groningen method could be tested in the restoring workshop. Can one discover the differences in the production? Is this method of production possible? Has this method been used only in a certain time or for certain texts? How is the quality and is there a sheet gluing? We will test it.
Falttechniken an altägyptischen Handschriften1 Mit Tafeln XIX–XXV
Myriam Krutzsch (Berlin) Neben literarischen Texten, deren Buchform die Rolle war, kann man bei zahlreichen dokumentarischen Handschriften verschiedene Faltformen beobachten. Diese Handschriften lassen sich drei Textgattungen zuordnen: – Urkunden, Abrechnungen, Listen, Quittungen u. a. – Briefen – Magischen Texten. Vergleicht man die Form des Faltgebildes mit dem Inhalt des Textes, so fällt sofort auf, daß es einen Zusammenhang zwischen beiden gibt. Am deutlichsten wird dies bei den magischen Texten, die alle so gefaltet sind, daß der Inhalt weder „entweichen“ noch etwas von außen „hineingelangen“ konnte. Hier sollte der Zauber nicht gestört werden. In der täglichen Restaurierungspraxis sind Handschriften, die sich noch im gefalteten Zustand befinden, eher selten. Kommt dies vor, so hilft die Kenntnis der Falttechniken beim Öffnen besonders fragiler Objekte, damit diese nicht in etliche unzusammenhängende Fragmente zerfallen, wodurch ihre Rekonstruktion dann mühsam und vor allem sehr zeitaufwendig wäre. Liegt ein Text in fragmentarischer Form vor, so lassen sich die Fragmente nicht nur anhand der Profile, sondern auch mit Hilfe der Rekonstruktion der Faltung plazieren. Beobachtungen – eine Spurensuche Schon das äußere Erscheinungsbild einer gefalteten Handschrift ist ein ganz anderes als das einer gerollten. Auch Umschnürungen oder Versiegelungen und farbliche Veränderungen auf den Außenflächen der Faltungen hinterlassen oft recht markante Spuren, die auf ein Faltgebilde hinweisen (s. Taf. XIX). Hinzu kommen Aufschriften z.B. bei Briefen, die sich meist auf dem Verso befinden und nun einen Hinweis bei der Rekonstruktion der Faltung geben. _________ 1
Dieser Aufsatz ist eine erweiterte und verbesserte Fassung meines Beitrags zum selben Thema in: Studien zum Altägyptischen Totenbuch, Totenbuch-Forschungen, Gesammelte Beiträge des 2. Internationalen Totenbuch-Symposiums Bonn, 25. bis 29. September 2005, Wiesbaden 2006, 167–180, Taf. 1–15.
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Nur bei einem Teil der inzwischen untersuchten Handschriften gibt es Hinweise oder gar Abbildungen vom gefalteten Zustand. Anhand einer Reihe von Merkmalen (s. Tabelle 1, S. 82) läßt sich in den meisten Fällen die Faltung sicher rekonstruieren. Mitunter gibt es mehrere Möglichkeiten der Rekonstruktion. Trotz vorhandener Faltspuren konnten die Faltungen einiger Texte bislang noch nicht rekonstruiert werden.
Abb. 1: Faltungen der Papyri Berlin P. 13500 und P. 13501
M. Krutzsch, Falttechniken an altägyptischen Handschriften
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In Papyruspublikationen finden sich hin und wieder Hinweise zur Falttechnik2. So gibt Otto Rubensohn eine anschauliche zeichnerische Darstellung des Falthergangs des griechischen Ehevertrages Berlin P.13 500, der mittlerweile zur exemplarischen Faltung von Urkunden erklärt worden ist. Die Rekonstruktion der anderen Urkunde aus diesem Fund, des Testaments Berlin P.13 501, zeigt jedoch eine deutliche Abweichung in der Faltung (s. Abb. 1). Da bei gefalteten Objekten häufig von Rollung gesprochen wird, zunächst ein Wort zur Terminologie. Von Faltung spreche ich, wenn ein Faltbruch vorliegt. Dieser ist an dem linearen Verlauf der Faltlinie zu erkennen. Verläuft die Linie wellig, so spreche ich von Wicklung, also nicht von Faltung. Die Wicklung geht in Richtung Rollung, unterscheidet sich jedoch von ihr. Die Rollung hinterlässt in verschiedenen Materialien keine so klaren Spuren wie die Wicklung oder gar Faltung. Auch das verwendete Material zeigt Besonderheiten und bestimmt durch seine Stärke und Flexibilität die Ausführung der Faltung. So kommen Doppelfaltungen und Quetschungen bei Leder und auch Pergament weit häufiger als bei Papyrus oder Papier vor. Die Formen der Faltlinien geben Aufschluß über die Reihenfolge der Faltung und damit zugleich über die Form des Faltgebildes. Ich unterscheide vier Faltlinienformen (a–d): a) geradlinig
b) wellig
c) gekrümmt
d) stufig
– Die geradlinige (a) Faltlinie zeigt die Primärfaltung (P) an. – Eine gekrümmte (c) Linienform hingegen ist eine Sekundärfaltung (S). – Die stufige (d) Faltung weist auf eine Tertiärfaltung (T) hin. _________ 2
Mark Depauw, Demotic Letters, Sommerhausen 2006; T. G. James, Hekanakhte Papers and other early Middle Kingdom Documents, New York 1962; Adolf Grohmann, Einführung in die Chrestomathie zur arabischen Papyruskunde, Bd. 1, Prag 1954; E.G. Kraeling, The Brooklyn Museum Aramaic Papyri. New Documents of the Fifth Century B.C. from the Jewish Colony at Elephantine, Edited with a Historical Introduction, New Haven 1953 (reprint 1969), Taf. XXII; Bezalel Porten, Aramaic Letters: A Study in Papyrological Reconstruction in: JARCE XVII, 1980, 39–77; Otto Rubensohn, Elephantine-Papyri, Berlin 1907, 5–9; Karl-Theodor Zauzich, Ein Ausbildungsvertrag für einen Weberlehrling, in: Enchoria 24, 1997/8, 126/7.
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– Liegt eine wellige (b) Linienform vor, so stammt diese von einer Wicklung, die ebenfalls eine Primärfaltung ist. Auch Umschnürungen (U) hinterlassen mitunter tiefe Spuren im Material, die jedoch von den Faltlinien zu trennen sind. Die Art der Faltung erschließt sich über die Untersuchung der Faltlinien. Deren Verlauf und Veränderung im Material, wie Quetschungen, Deformierungen, Verletzungen der Oberfläche, Brüche oder Risse, führen zum Erkennen, in welche Richtung und in welcher Reihenfolge die Faltung ausgeführt worden ist. Für die Rekonstruktion der Faltung übertrage ich die Faltlinien in eine Umrißzeichung des Blattes. Dies geschieht in folgenden Schritten: 1. Markieren der Faltbrüche bzw. Risse in den vier Randbereichen des Blattes, 2. Markieren der Kreuzungspunkte innerhalb des Blattes, 3. „Schließen“ der Verbindungen zwischen den unter 1. und 2. genannten Markierungen, wobei die exakten Linienverläufe entscheidend sind, 4. Übertragen der Faltlinien in die Umrisszeichnung (s. Abb. 2).
Vorderseite
Rückseite
Vorderseite
Abb. 2: Faltlinien des arabischen Amuletts auf Papier, Berlin P. 24093
Als nächstes fertige ich eine Nachbildung der Faltung an, wenn möglich mit einem dem Original entsprechenden Material. Zum Schluß nehme ich von der Rekonstruktion die Querschnitte ab und übertrage sie in ein dafür eigens entworfenes Formblatt, in das ich alle für die Faltung wichtigen Angaben eintrage:
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Einen Einblick in die Formenvielfalt der unterschiedlichen Faltungen geben die abgenommenen Querschnitte (s. Tabelle 2, S. 83)3 der Rekonstruktionen. Schon die Verschiedenartigkeit der einzelnen Faltlinienmuster zeigt zwei grundlegende Unterschiede:
Die Faltstange (FSt.) entsteht, wenn in nur einer Richtung gefaltet bzw. gewickelt wird. Faltet man hingegen in zwei Richtungen, so erhält man die Faltpäckchen (FP). Diese gliedern sich wiederum in drei Typen, die ich FP I, FP II und FP III nenne. Während beim FP I zwei offene Faltbereiche sichtbar sind, hat das FP II nur einen offenen Faltbereich. Das FP III ist allseits geschlossen, hat also keinen offenen Faltbereich. Bei allen Faltgebilden unterscheide ich Grund-, Sonder- und Mischformen (s. Taf. XX):
_________ 3
Die Sonder- und Mischformen der Faltstangen sind gegenüber der in Fußnote 1 genannten Publikation, dort Übersicht 2, präzisiert und hinsichtlich des Verlaufs der Umschnürung korrigiert.
M. Krutzsch, Falttechniken an altägyptischen Handschriften
Faltstangen
Faltpäckchen
Grundformen
Gefaltet wird in einer Richtung, s. Taf. XXIV c.
Gefaltet wird in zwei Richtungen, zuerst in der einen (innere Faltung A) und danach in der anderen (äußere Faltung B), s. Taf. XXIIIa
Sonderformen
Die Richtungen der Faltungen werden Zwei Faltungen in der gleiabwechselnd ausgeführt, chen Richtung, z.B. bei den griechischen Doppelurkunden. s. Taf. XXIVa und b.
Mischformen
Faltung bzw. Wicklung und Rollung ergeben eine Form, entweder: – ineinander (s. Taf. XXIa)4 – übereinander(s. Taf. XXIb)4 – nebeneinander (s. Taf. XXIc).
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Einige der untersuchten Handschriften zeigen Mehrfachfaltungen, d.h. daß diese Texte auf verschiedene Weise gefaltet sind. Solche Mehrfachfaltungen können sowohl nebeneinander als auch übereinander liegen. Bei dem Pergament Berlin P. 9038 sind neben den waagerechten und senkrechten Faltlinien auch diagonal verlaufende Linien zu erkennen (s. Abb. 3). Das Pergament wurde also zu einem Faltpäckchen III und auch zu einer Faltstange gefaltet. Faltpäckchen III
Faltstange
Mögliche Rekonstruktionen der Faltung Abb. 3: Faltlinien und Querschnitte des Pergaments Berlin P.9038
_________ 4
Die Querschnitte der Mischformen der Faltstangen sind hinsichtlich des Verlaufs der Umschnürung gegenüber der in Fußnote 1 genannten Publikation, dort auf Tafel 4, korrigiert.
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Die ungeordneten Faltlinien des Illahun-Papyrus Berlin P. 10096 zeigen, daß der Brief bereits entsorgt werden sollte. Bei dem ebenfalls aus Illahun stammenden Papyrus P. 10061 handelt es sich um zwei Briefe (a und b), die später zu einer Akte zusammengefügt worden sind (Aktenklebung). Die Faltlinien beider Briefe unterscheiden sich deutlich voneinander (s. Abb. 4). Der linke Brief (b) zeigt zudem eine zweite Faltspur mit ungeordneten Faltlinien, die über der ersten liegt, d.h. der Brief wäre beinahe vernichtet worden.
b
a
Abb. 4: Faltlinien der beiden Briefe des Papyrus Berlin P. 10061
Darüber hinaus gibt es auch Texte, die weiterverwendet worden sind, z.B. für die Herstellung von Kartonage, für Krugverschlüsse5 oder als Gürtelschild6. _________ 5 6
S. Ägyptisches Museum Berlin, ÄM 1179, Alabastergefäße. S. Papyrussammlung Berlin, P. 10598, Thoratext auf Leder, Hebräisch, unpubliziert.
M. Krutzsch, Falttechniken an altägyptischen Handschriften
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Zu den für diese Studie untersuchten Handschriften läßt sich folgendes sagen. Es sind Texte auf Papyrus, Papier, Pergament und Leder, sowie einige wenige auf Blei. Sie stammen überwiegend aus der Berliner Papyrussammlung, zu denen einige von mir für andere Institutionen restaurierte Objekte kommen. Die Texte umfassen alle in Ägypten vorkommenden Schriften, Hieratisch, Demotisch, Koptisch, ferner Griechisch, Latein, Aramäisch und Hebräisch sowie auch Pahlavi und Arabisch. Die Herkunft der Handschriften reicht von Abusir im Norden, über das Faijum, Illahun und Theben bis nach Elephantine im Süden. Die Texte entstammen der Zeit von der 5./6. Dynastie um 2300 v.Chr. bis zum 10. nachchristliche Jahrhundert. Für alle untersuchten Handschriften habe ich Faltrekonstruktionen angefertigt. Diese führe ich in der Regel mit dem Material aus, welches auch für die Originalhandschrift verwendet worden ist. Einzige Ausnahme bildet Papyrus, da der moderne Papyrus sich durch seine Imprägnierung zwar rollen aber nicht falten läßt. In diesen Fällen verwende ich Papier. Einsatz der Kenntnisse der Falttechnik in der Restaurierung Für die Plazierung von Fragmenten gibt es zahlreiche Anhaltspunkte, die sich aus dem Material ergeben. Auch die äußere Form einer Handschrift, ganz gleich ob es sich um eine Rolle, einen Kodex oder eine Faltung handelt, kann bei einer Rekonstruktion von Fragmenten hilfreich sein. Daß die griechische Minuskelhandschrift auf Papier aus zwei Fragmenten bestand, die nicht korrekt zusammengefügt waren (s. Taf. XXIIa), zeigte sich erst, als ich die Faltlinien für die Rekonstruktion der Faltung untersuchte. Das obere Fragment war überlappend an das untere angefügt. Nach dem Trennen beider Teile und der genauen Untersuchung zeigte sich, daß die beiden Fragmente mit einem Mindestabstand von einer Faltbreite plaziert werden müssen (s. Taf. XXIIc). Bei Ausgrabungen auf Elephantine fand man 1986 und 1998 sehr fragile gefaltete Papyri aus dem Alten Reich, mit deren Öffnung ich beauftragt wurde7. Da auf Grund des Zustandes an ein einfaches Auffalten nicht zu denken war, entschloß ich mich schließlich, die Faltpäckchen Schicht für Schicht abzuheben. Die Schwierigkeit bestand darin, jedes abgenommene Teil sofort an seine ursprüngliche Stelle innerhalb des geöffneten Blattes zu plazieren. Nur so konnte verhindert werden, daß das Blatt nach der Öffnung nicht in zahlreiche ungeordnete Fragmente zerlegt werden würde. Zuvor hatte ich mich schon mit den bereits bekannten Faltungen beschäftigt und versuchte nun anhand von stark vergrößerten Photos die in diesem Falle vorliegende Faltung herauszufinden und die übereinander liegenden Schichten zu zählen. Des Weiteren errechnete ich die mögliche Blattgröße. Danach fertigte ich _________ 7
M. Krutzsch, Ein Papyrusfund aus dem Alten Reich, in: Restauro (1999), Heft 6, 460–463.
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eine maßstabsgetreue Matrize auf Millimeterpapier als ‚Ablage‘ für die abgenommenen Schichten an (s. Taf. XXIIIb). Auf diese Weise gelang das ‚Öffnen‘, welches in Wirklichkeit ein Abheben der Schichten war, die in den Querschnitten dargestellt sind (s. Taf. XXIIIa). In jeder Linie des Querschnittes der äußeren Faltung verbirgt sich der Querschnitt der inneren Faltung, der sich nach jeder Biegung der äußeren Faltung in der Abfolge umkehrt. Offene Fragen Betrachtet man bei dem Berliner koptischen Zauberpergament P.8503 die vergilbten Bereiche, die eigentlich identisch mit den Außenflächen des Faltpäckchens auf der Fleischseite sein sollten, so fällt auf, das die vergilbte Stelle etwas kleiner ist (s. Taf. XXVa). Hier stellt sich die Frage nach dem Gebrauch und der Handhabung dieses magischen Textes. Wurde dieser eventuell unter einem Passepartout oder von einer Art Medaillon umschlossen und auf diese Weise getragen? Ein anderes koptisches Zauberpergament, Berlin P. 20910, zeigt auf der Haarseite im Bereich der Außenflächen des Faltpäckchens eine starke Verfärbung (s. Taf. XXVb), die als Rostspuren8 bezeichnet werden können. Stammen diese von einer unmittelbaren Verbindung mit einem metallenen Gegenstand, indem der Zaubertext möglicherweise aufbewahrt worden ist? Vergleicht man die griechischen Briefe untereinander, so fallen einige Übereinstimmungen auf: – Format – Ähnlichkeit der Faltung – ein X auf dem Verso, vermutlich für die Anbringung des Siegels (?) – die Plazierung der Empfängeraufschrift, die sich in der Regel auf dem Verso der 2. Faltbreite befindet (s. Taf. XXVc). Daraus ergibt sich die Frage, in wie weit die äußere Gestalt der Briefe eine Einheitlichkeit zeigt, wie sie Wilhelm Schubart in seinem Buch Ein Jahrhundert am Nil9 für den Stil der Briefe beschreibt. Zu den untersuchten Handschriften gehören auch Ledertexte aus dem Südiran des 7. Jh. n.Chr. (s. Taf. XIXc und XXIV). Die Ähnlichkeit der Faltungen mit den Handschriften aus Ägypten wirft die Frage auf, ob und in welcher Weise es eine gegenseitige Beeinflussung gegeben hat. Auch die Untersuchung einer Gruppe von Fluchtäfelchen der Berliner Antikensammlung, die aus Dodona und anderen griechischen Orakelstätten stammen, hat recht ähnliche Faltgebilde gezeigt. _________ 8 9
Eine Untersuchung dieses Bereiches durch das Röntgenfluoreszenz-Spektrometer (XRF) des Rathgen-Forschungslabors Berlin ergab einen eindeutigen Nachweis von Eisen. Wilhelm Schubart, Ein Jahrhundert am Nil, 2. Auflage, Berlin 1923, XXXIII–XLIV.
M. Krutzsch, Falttechniken an altägyptischen Handschriften
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Die Zuordnung der Textgattungen zu den Formen der Faltgebilde zeigt, daß sich im Typ III der Faltpäckchen ausschließlich magische Texte befinden. Wurde ein magischer Text, z.B. ein Amulett, in der Form einer Faltstange gewickelt, so geschah das als ganz enge Wicklung, die dann noch sehr fest umschnürt worden ist. Zusätzlich wurde das äußere Ende der Wicklung durch ein Faserbündel, welches am Anfang der Wicklung ins Innere eingefügt wurde10, verschlossen. Die Briefe konnten häufiger dem Typ II als dem Typ I der Faltpäckchen zugeordnet werden. Urkunden hingegen finden sich mehr unter den Faltpäckchen des Typs I bzw. unter den Faltstangen. Abstract Besides the roll as the book form of ancient Egyptian manuscripts, the papyri, parchments, leather, paper and even lead plates show that these materials were folded after being inscribed. The folding varies very much and implies a connection to the contents of the texts. Depending on whether the folding was executed in only one direction (A) or in two directions (A+B), the folding shape can be either assigned to the literally rod-folding (A) or the folded package (A+B). The investigated manuscripts verify a variety of forms and will be classified in an outline and verified with numerous examples. This as well as the knowledge of the respective folding are of great value and helpful for the restoring, which will be shown on single examples, like the opening of very fragile folding shape or also the reconstruction of fragmentarily existing texts. Moreover, questions concerning the usage and the treatment of manuscripts will be discussed. Abbildungsnachweis
Alle Abbildungen und Zeichnungen stammen von der Autorin.
_________ 10 Eine populäre ausführliche Darstellung findet sich unter dem Titel „Hauptgewinn oder Niete? – Zur Öffnung des Amulettpapyrus München ÄS 5886“, in aMun, Heft 35, Januar 2008, in Vorbereitung.
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Tabelle 1: Kriterien für die Bestimmung von Faltungen
M. Krutzsch, Falttechniken an altägyptischen Handschriften
Tabelle 2: Querschnitte der verschiedenen Formen der Faltungen
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Notwendigkeit der Dokumentation – das Leipziger Restaurierungsprotokoll – Jörg Graf (Leipzig) „Hüte Dich vor dem Restaurator“ – um dieser Warnung den Boden zu entziehen, möchte ich in meinem Vortrag anhand des Leipziger Restaurierungsprotokolls (s. S. 3–8) auf die Problematik der Dokumentation in der Restaurierung eingehen. Die Notwendigkeit der Dokumentation wurde in der „Charta von Venedig“ (1963/64) mit dem „Code of Ethics“ der Association for Computing Machinery ausgesprochen. Dieser wurde 1994 grundlegend und im Hinblick auf größere Praxisnähe aktualisiert und die dauerhafte Dokumentation zum unverzichtbaren Bestandteil der Restaurierung erklärt. Die Dokumentation soll so umfassend sein, dass es nicht zu „Überraschungen“ während und nach der Restaurierung kommt. Der Restaurator muß genau nachweisen können, was er vorgefunden hat und welche Behandlung er am Objekt vorgenommen hat. In erster Linie stellt das Restaurierungsprotokoll die Verbindung zwischen dem Restaurator und dem zu restaurierenden Objekt sowie dem Wissenschaftler dar. Die optimale Grundlage einer Restaurierung ist der Austausch von Informationen über das Objekt, der für beide Seiten von Nutzen ist. Der Wissenschaftler kann u.a. Informationen über Fundumstände, Kauf, Schrift, Ort und Zeit vermitteln, die zum Teil im Zusammenhang mit dem Zustand des Objektes und eventuellen Besonderheiten wie Faltungen stehen und die vom Restaurator nicht bestimmt werden können. Je mehr Einzelheiten über die Papyri in Bezug auf Fundort, Ankauf, Zustand usw. bekannt sind, desto detaillierter kann dokumentiert werden. Anhand der Faltung und des Faserverlaufes kann die genaue Position zusammengehörender Fragmente bestimmt werden, anhand des Inhalts und der Schrift können die Fragmente direkt aneinander angepaßt oder in ihr ursprüngliches Verhältnis zueinander gestellt werden. Letztere Probleme können nur in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftler geklärt werden. Offene Fragen zum Objekt sollen in der Dokumentation vermerkt werden, damit sie später bearbeitet werden können. Je mehr Informationen zum Objekt erfaßt und dokumentiert werden, umso besser. Oftmals wäre ich heute sehr froh, wenn mir mehr Informationen über das zu restaurierende Stück vorliegen würden.
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Vor der Restaurierung wird der äußere Zustand eines jeden Papyrus detailliert nach bestimmten Kategorien beschrieben und photographisch und/oder zeichnerisch festgehalten. Jede konservatorische und restauratorische Behandlung wird schriftlich vermerkt, auch wenn es sich dabei nur um eine Umverglasung handelt. Ebenfalls müssen alle Materialien, welche bei der Restaurierung von Papyrusfragmenten verwendet wurden, in dem Restaurierungsprotokoll verzeichnet werden. Vor der Restaurierung sollten aber folgende Fragen gestellt und gemeinsam mit dem Wissenschaftler besprochen werden: – Ist die Konservierung und Restaurierung wirklich notwendig? – Was sind die Risiken für das Objekt? – Wie ist der materielle Zustand des Objektes? – Was soll mit den Papyrusfragmenten passieren hinsichtlich Aufbewahrung, Ausstellung, Digitalisierung u.a.? – Gibt es Alternativen zur Restaurierung und wenn ja, welche? Auch wenn dies in der täglichen Arbeit zeitlich oftmals schwierig ist, sollten diese Fragen immer wieder gestellt werden. Das Leipziger Restaurierungsprotokoll Ich habe versucht, durch präzise und normierte Begriffe (s. Protokoll des Papyrus P.Lips.Inv.1967) in Form einer Klassifikation eine möglichst exakte Beschreibung der vorgefundenen Schadensbilder vorzunehmen. Dies bietet auch die Möglichkeit, sich einer Fachterminologie zu bedienen und zu einer für alle verständlichen standardisierten Beschreibung zu kommen. Natürlich bietet das Protokoll trotzdem die Möglichkeit, die Stücke individuell zu beschreiben. Für jeden Bereich gibt es dazu ein Feld für Zusatzinformationen (Besonderheiten): 1.0 Technische Daten 2.0 Zustand bei Eingang des Objektes in die Werkstatt 3.0 Zustandsanalyse des Materials (Fasern, Faserdichte, Farbton) 4.0 Beschriftung und Bemalung (Art der Tinte) 5.0 Konservatorische u. restauratorische Maßnahmen 6.0 Rekonstruktion von Fragmenten 7.0 Aufbewahrung 8.0 Montage 9.0 Aufbewahrungshinweise Zum Ausfüllen des Restaurierungsprotokolls benötigt man wenig Zeit, da nur das jeweils Zutreffende angekreuzt wird. Die Erfahrungen mit dem Protokoll sind bis jetzt sehr gut. Es ist geplant, das Restaurierungsprotokoll an die Papyrusdatenbank anzuschließen, um damit jederzeit über den Zustand des Objektes informiert zu sein.
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Für Vorschläge und konstruktive Hinweise zu Verbesserungen des Restaurierungsprotokolls bin ich sehr dankbar. Ich danke Frau Myriam Krutzsch für die große Unterstützung bei der Entwicklung und Realisierung des Leipziger Restaurierungsprotokolls. Abstract A protocol of restoration, how extensive? By means of a restoration protocol from Leipzig I would like to illustrate the difficulty of the documentation in the restoration. This protocol has been designed by means of the occurring problems and the appearance of the papyrus collection. It could be filled out very quick and unproblematic.
Blattklebungen erkennen und dokumentieren* Mit Tafel XXVI
Myriam Krutzsch (Berlin) Frau Prof. Bärbel Kramer zum 26. März 2008 gewidmet
Spätestens, wenn ein Papyrus vermessen wird, treten die Blattklebungen ins Blickfeld. In älteren Publikationen werden diese zumeist durchgezählt. Vermessen wurde in der Regel der Abstand von Klebung zu Klebung. Doch weder über die Abfolge der Blattklebungen, noch über die Breite der Klebungen sowie die tatsächliche Breite der Blätter finden sich Angaben. Doch alle diese technischen Details weisen auf die Fertigung des Papyrus, die Handhabung durch den Schreiber und die antike Aufbewahrung hin und können auch für die Datierung eines Textes hilfreich sein. Die Blattklebungen unterscheiden sich in Art und Typ hinsichtlich ihrer Ausführung (s. Tabelle 1, S. 97). Die Breite der Klebung hat sich im Laufe der Zeit von anfänglich wenigen Millimetern zur Zeit des Alten und Mittleren Reiches bis hin zu reichlichen drei Zentimetern in der byzantinischen und arabischen Zeit verändert. Ich unterscheide drei Arten von Blattklebungen: – Fabrikklebung – Schreiberklebung, während des Beschreibens der Rolle – Aktenklebung, d.h. einzelne Dokumente zu einer Rolle zusammenfügt Die Fabrikklebung (FK) ist gleichmäßig, die Abfolge der Blätter gleichbleibend. Eine Schreiberklebung (SK) hebt sich von der Fabrikklebung ab, da sie weniger sorgfältig ausgeführt wurde. Auch die Abfolge der Blätter ist häufig abweichend. Auffallend ist, daß in längeren Rollen hin und wieder zwischen dem Recto einzelne Verso-Seiten auftauchen1. Bei der Aktenklebung (AK), häufig wenig sorgfältig ausgeführt (s. Taf. XXVIa), wurden oft auch Schriftbereiche überklebt. Was die Ausführung der Klebung betrifft, so habe ich bislang zwei Grundtypen erkennen können, drei- und vierschichtige Klebungen, wobei der vierschichtige Typ eigenwillige Varianten zeigt. Außerdem ist eine zweischichtige Klebung denkbar, die ich allerdings bisher noch nicht belegen konnte. _________ *
1
Dieser Beitrag war kein Teil des Programms. Er versteht sich als Ergänzung zum Vortrag von J. Graf zur Dokumentation der Restaurierungen. Z.B. Berlin P. 3005, P. 3048, P. 3147, P. 3158, P. 3159, P. 10499 und P. 11 326.
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Da nur sehr schwer feststellbar ist, um welchen Typ es sich handelt, vor allem dann, wenn der Papyrus kaschiert worden ist, tauchen diese Angaben bisher nur sehr selten in der Dokumentation auf. Dies gilt ebenso für Papyri mit einer beidseitig sehr dichten Struktur (s. Taf. XXVIb) bzw. mit besonders breiten und dichten Verso-Fasern. Die Qualität einer Papyrusrolle ist auch an den Blattklebungen erkennbar. Diese paßten sich nicht nur optisch an, sondern sollten natürlich auch so wenig wie möglich den Schreibfluß behindern. Das bedeutet, daß sie so ausgeführt werden mußten, daß der Absatz an der Klebestelle so gering wie möglich ausfiel. Dazu mußte bereits das Einzelblatt so gefertigt werden, daß ein flaches Aneinanderfügen der einzelnen Blätter möglich wurde.
Abb.1: Umrißzeichnung mit Blattklebung und Faltlinien: Berlin P. 10015
Abb. 2: Schematische Zeichnung der Blattfolge innerhalb der Rolle: Berlin P. 3024
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Am Anfang der Messungen steht die Beobachtung und Kennzeichnung2, wo sich die Blattklebungen, d.h. wo sich die genauen seitlichen Ränder der einzelnen Blätter befinden (s. Abb. 1). In der Zeichnung markiert die gestrichelte Linie den Blattrand des unten liegenden Blattes. Zusätzlich kennzeichne ich an beiden Blatträndern die Klebung mit diesem Zeichen: Nur auf dem Recto kann die Blattklebung eindeutig bestimmt werden. Hilfreich für das Erkennen der Blattklebungen sind das Durchleuchten des Papyrus und ein Betrachten der Recto-Seite unter Streiflicht. Ist dies nicht möglich, so können Brüche, Risse, Druckstellen (s. Taf. XXVIc) und scheinbare Fehlstellen vor allem der Recto-Fasern auf eine Klebung hinweisen. Danach kann mit dem eigentlichen Vermessen und Dokumentieren folgender Angaben begonnen werden (s. Tabelle. 2, S. 98): – Reihenfolge der Blattklebungen, analog zur Schriftrichtung – Angabe über die Abfolge der Blätter, welches Blatt oben bzw. unten liegt – Breite der Blattklebung – Typ und Art der Klebung, sofern erkennbar – Breite der Blattklebung. Da die Klebungen nicht immer gleichmäßig verlaufen, sollte stets in derselben Höhe gemessen werden, die selbstverständlich mit anzugeben ist. Eine schematische Zeichnung der Rolle mit einer Seitenansicht, in die ich alle Maße einfüge, verdeutlicht die Angaben (s. Abb. 2). Abschließend sei noch erwähnt, daß das Vorhandensein einer Blattklebung zur eindeutigen Seitenbestimmung, Recto bzw. Verso, sehr dienlich ist. Abstract The way how sheets are glued together give information about the production and treatment of papyrus manuscripts. The different kinds and types as well as the execution of gluing the sheets is going to be listed. Furthermore, the statements are going to be explained and described by presenting examples. The presented information are completed and made clear by a schematic drawing with all measurements as well as a drawing of the lateral cut. Abbildungsnachweis:
Die Abbildungen und Zeichnungen stammen von der Autorin. _________ 2
Jürgen Osing, The Carlsberg Papyri 2, Hieratische Papyri aus Tebtunis I (CNI Publications 1), Copenhagen 1998, kennzeichnet die Blattklebungen mit einer liegenden Klammer am oberen und unteren Blattrand.
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recto verso Typ I
zwei Schichten
Fabrikklebung
Schreiberklebung
Aktenklebung
bisher ohne Beleg
bisher ohne Beleg
bisher ohne Beleg
bisher ohne Beleg
bisher ohne Beleg
P. 7027
P. 3048
P. 10 049
P.13 069
bisher ohne Beleg
bisher ohne Beleg
bisher ohne Beleg
bisher ohne Beleg
eine der möglichen Varianten
Typ II drei Schichten
ganzflächig P. 9764
Typ III vier Schichten
A – ganzflächig
B – schmal
recto P. 9800 verso
C – weit P. 11 340
Tabelle 1: Bislang nachweisbare Arten und Typen der Blattklebungen
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Tabelle 2: Angaben der Blattklebungen des Amulettpapyrus München ÄS 5882
Geheimnisse in Mumienmasken – Methoden zur Auflösung von Papyruskartonage – Mit Tafeln XXVII–XXXI
Myriam Krutzsch (Berlin) „Pappsärge, die aus zusammengeleimten alten Papyri hergestellt und mit barbarischen bunten Zeichnungen wild beschmiert sind.“ 1 Dieses Zitat verdeutlicht die frühere Geringschätzung der Stuckmalereien auf Mumienmasken (s. Taf. XXVIIa–b), Belägen und Särgen aus Papyruskartonage. So verwundert es auch nicht, wenn früher für die Rückgewinnung der Texte die Stuckmalereien unwiederbringlich zerstört worden sind. Doch wie wurde die Kartonage hergestellt? Dazu schreibt der frühere Berliner Papyrusrestaurator Hugo Ibscher (1874–1943)2: … Er sieht, wie der alte ägyptische Kartonagearbeiter vor seinem Holzkern steht, der stets die menschliche Gestalt zeigt… Wir sehen, wie der geübte Arbeiter seinen Papierabfällen erst kleinere Fetzen entnimmt oder diese von größeren Stücken abreißt, um sie über die Nase und alle anderen hervorspringenden Teile zu kleben. … Für alle größeren Flächen kommen größere Urkunden3 und Buchrollen zur Verwendung. … Bald hat die so durch Kleben entstehende Pappe die gewünschte Stärke erreicht, denn 6–8 Lagen (s. Taf. XXVIIIb) mit Kleister übereinandergepappt verbürgen immerhin eine gewisse Festigkeit. Wie das Ei in der Schale saß nun der Holzkern fest in der Papphülle und verhinderte eine Formverschiebung beim Austrocknen. … Nun überklebt er nochmals das Oberteil entweder mit Leinwand oder größeren Papyrusstücken, nimmt es von der Holzform ab und schlägt zum Schutz der Schnittränder die etwa handbreit überstehenden Papyrus- bzw. Leinwandstücke nach innen ein, um darauf dieselbe Prozedur mit dem Unterteil vorzunehmen. … Nun ist der Rohbau des Sarges fertig, und wir sehen unsern fleißigen Arbeiter ein Gefäß mit einer weißen, breiigen Masse, die aus Schlemmkreide, Gips und Sand besteht, herbeischaffen. Mit einem großen Pinsel überfährt er mit diesem Brei zunächst die Innenseiten der beiden Teile, wobei er auch gleich die Vertiefungen des Gesichtes (s. Taf. XXVIIc) und der Arme mit Nilschlamm ausfüllt, um dadurch ein Zurückgehen der Formen zu verhin-
_________ 1 2 3
Knaurs Lexikon der ägyptischen Kultur, München 1959, 226, s.v. Sarg. Hugo Ibscher, Särge aus Pappe, in: Allgemeiner Anzeiger für Buchbindereien 23 (1908), Heft 2. Dazu Ulrike Horak, Malerei auf ägyptischen Kanopenstreifen, in: Analecta Papyrologica, vol. IV (1992), 97–143 auf S. 104, Fußn. 22: „Zum Beispiel benötigte man für den Kopfteil einer Mumie eine ca.1,5 m lange und 30 cm hohe Papyrusrolle, nebst vielen kleinen Stücken für den Gesichtsteil. Bei den schmalen Kartonagestreifen wurden die Papyri meist beschnitten und daher finden sich nur selten vollständige Stücke in den Kanopenstreifen.“
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dern. Einen gleichen Anstrich, nur bedeutend dicker, bekommen auch die Außenseiten, denn nach dem Trocknen werden diese mit Sandstein gleichmäßig geschliffen und geglättet. Nun ist unser Freund fertig und an seine Stelle tritt der kunstgeübte Maler. …
Soweit also die Beobachtungen, die Ibscher bei der Auflösung zahlreicher Kartonagen machte. Doch wenden wir uns nun den Methoden der Auflösung zu, die in den vergangenen 30 Jahren zu Gunsten der Erhaltung beider Teile der Mumienkartonage, also sowohl der Stuckmalerei als auch der Papyrustext entwickelt worden sind. 1. Die frühere Art der Auflösung4 ist allein auf die Rückgewinnung der Texte ausgerichtet. Wie eingangs bereits erwähnt, wurde die Stuckmalerei abgewaschen und damit für immer zerstört. Die Papyruskartonage wurde, nachdem auch die Gipsschicht5 auf der Innenseite der Kartonage abgewaschen war (s. Taf. XVIIIc und Taf. XXIXa), mittels eines Heißwasserbades aufgelöst (s. Taf. XXIXb). Diesem Wasserbad fügte man Essig hinzu. Da die Klebkraft des Klebstoffes, mit dem die einzelnen Papyrusblätter zur Kartonage zusammengeklebt wurden, schwächer ist als die Cellulose, welche die beiden Schichten des Papyrusblattes zusammenfügen, lassen sich nach einiger Zeit die einzelnen Blätter voneinander lösen (s. Taf. XXIXc). Diese müssen dann meist noch von einer feinen Kalkschicht befreit und gründlich konserviert werden. Damit sich die Fragmente nach dem Herauslösen aus der Kartonage leichter zusammenfügen lassen, wird die Kartonage vor dem Auflösen durch markante Schnitte in kleinere Teile zerlegt (s. Taf. XXVIIIa). Anhand dieser Schnitte und den Fund- bzw. Herkunftsangaben der Kartonagen lassen sich später zusammengehörende Fragmente zuordnen. Diese Methode wird heute nur noch bei reinen Kartonagen, bei denen keine Stuckmalerei vorhanden ist, angewendet. 2. Vor rund 30 Jahren setzte man Enzyme6 auf Grund ihrer Eigenschaften, Zucker, Fett und Eiweiß abbauen zu können, auch in der Restaurierungspraxis ein. So gab es Versuche, mit zwei unterschiedlichen Enzymen die Kartonage aufzulösen, dem Trypsin Novo, das Proteine löst, und der Pankreasprotease, die Eiweiß abbaut. Allerdings wurden auch bei dieser Methode die Stuckmalereien zerstört. Die Kartonage wurde in ein Wasserbad von 35–40°C gelegt, dem man die Enzyme zufügte. Schon nach geringer Einwirkzeit von 20/30 Minuten ließen sich die Papyrusblätter voneinander lösen. Folgende Faktoren werden bei dem Lösungsvorgang wirksam und sind zu beachten: _________ 4 5 6
Jürgen Hofmann, Die Auflösung von Mumienkartonage, in: Jahrbuch Preußischer Kulturbesitz, Berlin, Bd.13, 1976, 99–101, Abb. 40 /41. Die Gipsschicht, die auch als Gesso bezeichnet wird, ist ein Gemisch aus: 1 Teil Gips, 2 Teile feiner Sand, Ton und etwas kohlensaurem gebranntem Grubenkalk. O. Wendelbo, Enzymeinsatz beim Auflösen von Papyruskartonage, Bergen 1976.
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– pH-Wert bei alkalischer Pufferung durch Natrium Hydroxyd (1N / 4% w/v) = 7,4 pH-Wert – Anzahl und Stärke der einzelnen Papyrusblätter in der Kartonage – Leimung und dessen Konzentration – Lösungsdauer, die die Tintenfestigkeit beeinflußt. Wichtig bei dieser Methode ist, daß die Enzyme restlos ausgespült werden, damit nach dieser Behandlung keine weiteren Abbauprozesse im Papyrus ablaufen. 3. In der Restaurierung von Wandmalerei wird zur Abnahme derselben häufig nach der Leim – Strappo – Methode7 gearbeitet. Dieses Verfahren läßt sich auch bei der Abnahme der Stuckmalerei von der Kartonage anwenden, jedoch nur bei flachen Objekten. Gerade bei Belagteilen (s. Taf. XXXb), die eine sehr dünne und bröselige Stuckschicht aufweisen, ist dies eine geeignete Methode, um auch die Stuckmalerei zu erhalten. Die Malerei wird nach ihrer Reinigung durch Besprühen bzw. Bestreichen mit einer Lösung von in Alkohol gelöster Cellulose gefestigt. Nach dem Trocknen dieser Fixierung wird die Malerei mit heißem Haut- oder Knochenleim bestrichen und mit Japanpapier und Leinen kaschiert, wobei beide Lagen gut durchtränkt sein müssen. Durch die Volumenveränderung des Leims in der sich nun anschließenden Trockenzeit zieht sich der Leim zusammen und das kaschierte Material mit der Malerei löst sich von der Kartonage, so daß es leicht abgezogen werden kann. Nach der Abnahme wird auf der Unterseite der Stuckmalerei ein neuer Träger aufgebracht, der aus mehreren Schichten Japanpapier besteht. Zum Schluß wird die Japanpapier- und Leinenschicht von der Malerei mit heißem Wasser abgelöst. Von der abgenommenen Papyruskartonage können nun im Warmwasserbad die einzelnen Papyrusblätter, wie bereits unter Punkt 1 beschrieben, abgelöst werden. 4. Eine andere Methode ist in Wien durch Alice Stohler und Hermann Harrauer8 weiterentwickelt worden. Auch hier wird zunächst die Malerei von Verschmutzungen gereinigt und danach fixiert, wobei die wischende Malerei mit einem schwachen Kaseinanstrich bestrichen wird. Außerdem werden Fehlstellen mit Kalk ausretuschiert. Nach ca. 6 Stunden wird die Oberflächensicherung mit Planatol, Japanpapier und Schleiernessel vorgenommen.
_________ 7 8
Michael Fackelmann, ZPE 51, 1983, 92–94. Alice Stohler und Hermann Harrauer, Neues Verfahren zum Trennen der Malschicht von der Kartonage, in: Maltechnik 4, 1979, 315–319, Abb. 1–7.
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Abb. 1: Berlin P. 25239: Sogenannter Kleopatra-Papyrus, aus Papyruskartonage herausgelöst
Abb. 3 Griechischer Papyrus Berlin P.13802
Typisches Erscheinungsbild eines Kartonagepapyrus: – Verwischte bzw. ausgelaufene Tinte – Weißlicher Belag – Reste von Papyrusfasern
Abb. 2 Hieratischer Papyrus Berlin P.10472 A
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Es folgt das Trennen der Malschicht von der Papyruskartonage im Warmwasserbad bei einer Weichzeit bis zu 60 Minuten. Hierbei kommt die gesicherte Malschicht nach oben. Ein umgebauter Puppenliegestuhl dient als Hilfsmittel. Anschließend wird die Rückseite mit Planatol angestrichen und ein neuer Träger aus Japanpapier angebracht. Nach etwa 10 Stunden Trocknungszeit erfolgt das Ablösen der Oberflächensicherung, indem diese mit Aceton getränkt wird, um schließlich abgezogen zu werden. Von der abgenommenen Papyruskartonage können nun im Warmwasserbad die einzelnen Papyrusblätter abgelöst werden, wie unter Punkt 1. beschrieben. 5. Für dreidimensionale Objekte, wie z. B. Kopf- und Fußteile (s. Taf. XXXa), hat Jaakko Frösén ein eigenes Verfahren entwickelt und in einem Video9 festgehalten. Auch diese Methode beginnt mit der Reinigung der Stuckmalerei. Anschließend werden die Fehlstellen mit Calcium Carbonat ausgefüllt und die Stuckmalerei mit Paraloid B 48 (30% in Aceton gelöst) fixiert. Anschließend bringt er eine Sicherungsschicht aus verschiedenen Materialien auf, bestehend aus zwei Schichten Japanpapier, Leinen und einer weiteren Schicht Japanpapier. Nach dem Trocknen erfolgt das Ausschäumen der äußeren Form mit Polyuhrethan. Das so vorbereitete Objekt wird dann für ca. 10 Minuten in ein 60°C heißes Wasserbad gegeben. In dem Video sieht man, daß sich nun die Papyruskartonage herauslösen läßt. Diese gibt Frösén für wenige Minuten in 90°C heißes Wasser, so daß sie anschließend aufgelöst werden kann. An die Stelle der Papyruskartonage werden mehrere Schichten Japanpapier geklebt (s. Taf. XXXI), die somit den neuen Träger für die Stuckmalerei bilden. Sind diese Schichten getrocknet, wird die Schaumstütze abgenommen. Um die Malerei freilegen zu können, umhüllt Frösén das Ganze mit Leinen, das er mit Aceton tränkt. Nach kurzer Einwirkzeit in einer Plastiktüte lassen sich die Sicherungsschichten von der Malerei lösen. Bei dieser Methode können beide Teile der Mumienkartonage erhalten werden. Sie sollte jedoch nur zur Anwendung kommen, wenn alle genannten Schritte zügig hintereinander ausgeführt werden können. Wird nämlich das Abnehmen der Sicherungsschicht der Malerei nicht sofort durchgeführt, ist dies nicht ohne Verlust der Malerei und nur unter sehr hohem Zeitaufwand möglich. Hinzukommt die gesundheitliche Belastung des Restaurators durch das lange Arbeiten mit Aceton. Die herausgelöste Papyruskartonage wird auch bei diesem Verfahren, wie im Punkt 1 beschrieben, getrennt. Das typische Erscheinungsbild von Handschriften, die aus Kartonage herausgelöst werden, kann folgendermaßen aussehen (s. Abb. 1–3, S. 102 und 103): _________ 9
Jaakko Frösén, Helsinki 1987, s.a. Internet: http://www.helsinki.fi/hum/kla/papupetra/ papyrus/cartonnage.html.
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– weißlicher Kalkschleier auf dem Papyrus und der Schrift – Farbspuren der Malerei – verwaschenes Schriftbild – Reste von Papyrusfasern – Klebstoffreste. In der Publikation des Poseidippos-Papyrus10 finden sich detaillierte Angaben mit kartierten Zeichnungen, aus denen die Positionierung der einzelnen Teile der ursprünglichen Papyrusrolle in dem Mumienpektoral sehr gut erkennbar ist. Zum Abschluß möchte ich noch einige bedeutende Texte, die bereits aus Papyruskartonage herausgelöst wurden, nennen. Es sind vor allem griechische und demotische Handschriften, die zu Kartonage verarbeitet worden sind. In unserer Berliner Papyrussammlung sind das neben den griechischen Texten des Zenonarchivs der sogenannte Kleopatra-Papyrus (s. Abb. 1, S. 102). Darüber hinaus gibt es auch einige wenige hieratische Texte, die aus Kartonage stammen (s. Abb. 3, S. 103). Abstract First of all, the production of cartonnage will be explained briefly. Presented are the different procedures of dissolving the papyrus cartonnage. These have developed ranging from the true production of textile, which lead to the destruction of the stucco painting, to the method that preserves both parts. As a final remark, single texts will be listed which were taken out of the cartonnage.
Abbildungsnachweis Abb. 1: Margarete Büsing, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung der Staatlichen Museen zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz Alle übrigen Abbildungen stammen von der Autorin.
_________ 10 Guido Bastianini e Claudio Galazzi, Posidippo di Pella Epigrammi, P. Mil.Vogl. VIII 309, Milano 2001, Fig. 1–7.
A method of extracting cartonnages and some observations on their texts Erja Salmenkivi (Helsinki) Prof. Jaakko Frösén produced a video demonstrating a method of conserving painted mummy cartonnages in 1987. Ten years later, in 1997, the Proceedings of the 21st International Congress of Papyrology came out, and they include an abstract of the method presented on the video.1 In short, the idea is to consolidate the paintings on the gesso surface of the cartonnages, and transfer them onto a new support which consists of Japanese paper and linen cloth. After this procedure, the papyri used as the original raw material of the cartonnages can be extracted, conserved and stored between glass plates for further study. More information on the method, such as the glues used, can be found in the abstract of the method mentioned in footnote 1. As a result of the interest in the video during and after our workshop, the 20-minute-long video can now be viewed online both in English and in German at www.helsinki.fi/hum/kla/papupetra/papyrus/ cartonnage.html. One thing I might add to the video is that the procedure lasts, of course, a lot longer than 20 minutes, since one needs to wait until the following day to let the glues to dry in various phases of the procedure. But, as was said earlier in our workshop, “viele Sachen nehmen ihre Zeit”. There have been people who oppose this method because they think that it is too radical and that the original object will be lost if the original support is extracted and replaced with modern materials. To those people I would like to repeat the motto that was quoted by Dr. Anders at the beginning of our workshop: “If we do nothing, we will be left with nothing”.2 The fact remains that the abundance of cartonnages in various museums is the result of the interest of scholars who, by the end of the ninteenth century, had realised that these mass-produced mummy covers often contained papyri. The paintings were considered art historically unimportant or uninteresting, especially in comparison with some prime examples such as, for example, the gilded mask of Hor in the Berlin museum. The cheaper materials were used in abundance, and these are often in a very poor condition and they are not considered to be worthwhile exhibiting for larger public (cf. plate XX). Such cartonnages are still abundantly stored in various _________ 1 2
J. Frösén, “A Method of Conserving Painted Mummy Cartonnages (A Video)”, Akten des 21. Internationalen Papyrologenkongresses, Berlin 1995, APF Beiheft 3, 1997, 1097– 1098. J. Rhys-Lewis, The Enemy Within! Acid Deterioration of our Written Heritage, London 2001, 27.
E. Salmenkivi, A method of extracting cartonnages and some observations on their texts 107
museum warehouses and they are, in many cases, in a poor state of preservation and, in the worst cases further deteriorating. Thus, the papyrologists’ and egyptologists’ interests in the texts can actually save something which would otherwise be left without any care or conservation. What, then, is so interesting about the texts that have been reused as raw material for cartonnages, that is, covers manufactured to protect the mummified deceased during the Ptolemaic and early Roman periods (third century BC – first century AD)? The texts that have been detached from cartonnages range from public or private documents withdrawn from use to literary text fragments in both Greek and Egyptian. Perhaps the only thing in common with all these texts is that they have been purposely thrown away and reused for a totally different purpose. But what else can we say about them? Let me briefly outline the situation of the systematic excavations that took place at the end of the nineteenth and the beginning of the twentieth century. As scholars realised that cartonnages often revealed recycled papyri, several systematic excavations were conducted in the Graeco-Roman cemeteries to uncover cartonnages. Such excavations were undertaken by, for example, Sir Flinders Petrie, B.P. Grenfell and A.S. Hunt, P. Jouguet, G. Lefebvre and O. Rubensohn in the ancient cemeteries of Kom Madinat Ghuran and Gurab, Umm al-Baragat (ancient Tebtunis), al-Hiba and Abu Sir al-Malaq. As a result of both the excavations and the acquisitions through antique dealers, thousands of Greek documents deriving from cartonnages have been published, among other publications, in the Hibeh Papyri, the Tebtynis Papyri and in the Berliner Griechische Urkunden. Furthermore, cartonnages have yielded both Greek and Demotic literary compositions, as well as documents written in Hieratic and Demotic Egyptian. Some of the treasures that have been extracted from cartonnages in the Berlin Museum were beautifully presented to us by Myriam Kruztsch in her paper “Schätze aus Mumienmasken”. The Hieratic temple inventory,3 for example, is quite exceptional, and it proves that at least some cartonnages were already manufactured from recycled papyri before the reign of Ptolemy II Philadelphus (284–246 BC), after which cartonnages begin to yield more and more papyri written especially in Greek. Another anomaly among the documentary texts is the fact that only the cartonnages that have been excavated from the cemetery near Abu Sir al-Malaq have yielded documents that were written in Alexandria in the Augustan period. These Alexandrian texts have led scholars to ponder the ancient methods of recycling. Originally, Wilhelm Schubart wrote that finding Alexandrian documents in the cartonnages excavated near Abu Sir al-Malaq is “a lucky coincidence”.4 Later, William Brashear painted a lively picture of a cartonnage manu_________ 3 4
Published by S. Cauville, “Un inventaire de temple: Les papyrus Berlin 10.472 A et 14.400”, ZÄS 122, 1995, 38–61. W. Schubart, “Alexandrinische Urkunden aus der Zeit des Augustus”, APF 5, 1913, 35– 131, see esp. 35.
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Archiv für Papyrusforschung, Beiheft 24, 2008
facturer who travelled around Egypt, especially to the capital, to purchase material in order to be able to practice his profession.5 In addition to the hypothesis that a cartonnage manufacturer travelled to Alexandria to collect material, there is the possibility that the papyri ended up in the Herakleopolite nome as waste papyri (or for some other reason) carried by local administrative officers who visited Alexandria regularly.6 A further possibility is that the Alexandrian texts first found their way to Memphis, the ‘Second City’,7 which certainly had close relations with the capital, and ended up in the Herakleopolite nome having been taken from Memphis together with other (Memphite) waste papyri. Unfortunately, all these suggestions are just speculations since we have no preserved written sources about the methods of ancient recycling. Whatever the reason for the Alexandrian texts ending in Middle Egypt, usually the cartonnages excavated from a certain necropolis reveal texts that have been written nearby. Thus, it is useful to know the site from which the cartonnages have been excavated, even though this information has often been lost regarding cartonnages that have ended up in various collections through purchase from dealers. Even a cartonnage itself, however, can be considered as a ‘small archaeological site’ providing information about relative dating criteria (a terminus ad quem), for example, for undated documents and possible literary compositions detached from one and the same cartonnage as documents that can be located and dated. Naturally, this does not mean that the provenance of the cartonnages would be the same as the origin of the texts.8 In any case, all papyri from one single cartonnage must have been worked into a cartonnage in one specific workshop simultaneously. Thus, from a conservator’s point of view, it would be important to record all the fragments that are extracted from a certain cartonnage. The frustrating fact that fragments of a single text have ended up in totally different collections can be explained by the way the ancient cartonnage manufacturers worked. A cartonnage maker could have used a single roll of papyrus to manufacture several smaller cartonnages such as masks, pectorals or boots. Thus, these cartonnages might _________ 5
6
7 8
W. Brashear, Vereine im griechisch-römischen Ägypten, XENIA Konstanzer Althistorische Vorträge und Forschungen, Heft 34, Universitätsverlag Konstanz 1993, and cf. W. Brashear, “An Alexandrian Marriage Contract”, Classical Studies in Honor of David Sohlberg, ed. by Ranon Katzoff, Bar-Ilan University Press 1996, 367–384. Cf. A. Verhoogt, Menches, Komogrammateus of Kerkeosiris. The Doings and Dealings of a Village Scribe in the Late Ptolemaic Period (120–110 B.C.), B. L. Bat. 29, Brill, Leiden – New York – Köln 1998, p. 30, about Menches using a verso of an Alexandrian document for his own notes, and pp. 83–89 about the annual meetings of local officials (that is the komogrammateis, the topogrammateis and the basilikoi grammateis) with the central administrative personnel in Alexandria. D. Thompson, Memphis under the Ptolemies, Princeton University Press 1988, chapter I and passim. I use the term provenance to refer to the place where the cartonnages were found, and the term origin to refer to the place where the texts were written, cf. M.R. Falivene, The Herakleopolite Nome, ASP 37, Atlanta 1998, 13.
E. Salmenkivi, A method of extracting cartonnages and some observations on their texts 109
have joining fragments of texts even if the cartonnages themselves have now found their way to various museums or collections worldwide. Yet, they may well have been manufactured in one and the same workshop within a relatively short time period. As a rule of thumb, it seems that the raw material was delivered in bulk from the archives of the administrative personnel or of the Egyptian temples. Thus, often cartonnages that yield Greek documents include Greek texts only, and those that yield Demotic texts include Demotic only. There are, of course, many exceptions to this rule, but very often documents from one cartonnage deal with chronologically and pertinently connected issues. Again, from the conservator’s point of view, I would like to share an important experience we had when conserving the carbonised papyri that were excavated in Petra, Jordan, in the 1990’s.9 During the conservation process, each small fragment of this extremely fragile material was labelled with a conservator’s code for each layer or fragment of a layer. In the course of the publication work on the Petra papyri, the conservator’s notes about the order of the fragments and the sketches of the original rolls have turned out to be more than valuable: sometimes the only way to determine any plausible suggestion for the reconstruction of the text relies heavily on the conservator’s reports and codes. I would like to suggest that something similar could be useful when conserving large pieces of cartonnages, too. As a concrete example of the above-mentioned suggestion, I would like to pass on the observations I made as I worked on documents that had been dismantled from one single cartonnage in the Berlin Museum (now published as BGU XVIII.1 and P.Berl.Salmen.).10 In a preliminary report on those texts at the 22nd International Congress of Papyrology in Florence in 1998, my aim was to present a few examples of the texts and to draw attention to the documentation of the conservation of large cartonnage cases that covered the whole body of the deceased.11 My examples were inventory numbers P. 25907 and P. 25842 which I believe might have been joined together in antiquity, even though a slight difference in the sums mentioned in these documents have led me to publish them individually. I still cannot help thinking that the cuts running obliquely across both papyri (see figs. 1 and 2) might at least partly result from the work done by the modern conservator. I quote what I wrote in the Proceedings of the above_________ 9
The method used is, in general, described by M. Lehtinen, “The Conservation of Carbonized Petra Papyri”, Akten des 21. Internationalen Papyrologenkongresses, Berlin 1995, APF, Beiheft 3, 1997, 1099–1101, and The Petra Papyri, Volume I, Amman 2002, 11–16. 10 The abbreviations of papyrus publications follow the ones used in the Checklist of Editions of Greek, Latin, Demotic and Coptic Papyri, Ostraca and Tablets, found at http://scriptorium.lib. duke.edu/papyrus/texts/clist.html. 11 This cartonnage included 6–7 layers of papyrus and was, most likely, a one piece mummy cover, cf. E. Salmenkivi, Cartonnage Papyri in Context. New Ptolemaic Documents from Abu Sir al-Malaq, Tammisaari/Ekenäs 2002, 52. It is described as a “Ganzkörperkartonage” by P. Sarischouli, BGU XVIII.1, 19 note 5.
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mentioned congress (p. 1157): “As far as I know, conservators who dismantle cartonnages are not in the habit of making conservation notes or keeping diaries of which texts came from which part or layer of the cartonnage, etc. The fault is not with the conservators because papyrologists have seldom required such information from them. But if a cartonnage were considered to be a kind of ‘miniature archaeological site’, almost everyone working with the material would be interested in the ‘excavation reports’.”
Fig. 1
Fig. 2
In my original manuscript of the paper, I continued that if we knew the way the papyri came out of the cartonnage, we could probably say how the material was worked into the cartonnage and thus, the reconstruction of the joining texts would be easier. I sent my manuscript to the late Dr. Brashear, whom I still honour and value dearly, to be approved before the publication of the proceedings. As a tribute to his witty way of expressing things, I would like to quote the letter he sent me concerning my suggestion: “Do you honestly think that illiterate, ignorant coffin makers would care (would give a damn!) how they slapped the garbage papyrus rolls together? To me it seems a lot of wishful thinking!” I naturally rephrased my argument, realising that I was not expressing my point very clearly. I was not trying to say that the people who manufactured cartonnages cared about the order of the papyri they used as raw material – I was trying to say and I am saying that we should!
E. Salmenkivi, A method of extracting cartonnages and some observations on their texts 111
Zusammenfassung Im Jahr 1987 produzierte Jaakko Frösén ein Video (jetzt verfügbar unter www.helsinki.fi/hum/kla/papupetra/papyrus/cartonnage.html) über eine Methode der Kartonageauflösung. Zehn Jahre danach erschien ein Zusammenfassung des Videos in den Akten des 21. Papyrologenkongresses; dort finden sich genaue Angaben z.B. über die benutzten Klebstoffe (s. Fußn. 1). Natürlich dauert die Prozedur der Auflösung länger als die Vorführung des Videos von 20 Minuten. Man muß nämlich in verschiedenen Phasen auf das Trocknen der Stoffe warten. Für diejenigen, die diese Methode nicht akzeptiert haben, möchte ich noch das von Manfred Anders am Anfang unseres Workshops erwähnte Motto zitieren: „If we do nothing, we will be left with nothing.“ Bei der behandelten Methode besteht der Vorteil, daß man sowohl die Malerei als auch die Papyri bewahren und die in schlechtem Zustand befindlichen Kartonagen, die sonst in verschiedenen Museen liegen würden (vgl. Tafel XXXI), restaurieren kann. Das Interesse der Papyrologen und Ägyptologen an diesen Texten kann zur Bewahrung dessen beitragen, was sonst ohne Pflege oder Restaurierung bleiben würde. Welche Texte sind also aus den Kartonagen herausgelöst worden? Die Texte sind sowohl auf Griechisch als auch auf Ägyptisch geschrieben und inhaltlich als dokumentarisch oder als literarisch einzuordnen. Obwohl die Mehrzahl der publizierten Kartonagetexte griechische Verwaltungsurkunden sind, gibt es auch wertvolle literarische und dokumentarische Texte, von denen einige in Berlin uns vortrefflich von Myriam Krutzsch in ihrem Vortrag „Schätze aus Mumienmasken“ vorgestellt worden sind. Eine interessante Tatsache unter den griechischen Urkunden ist, daß nur Kartonagen, die aus Abu Sir el-Meleq ausgegraben worden sind, Texte aus Alexandria augusteischer Zeit enthalten. Diese Texte haben zur Frage nach Art und Weise der Lieferung von Rohstoff für die Herstellung der Kartonagepappe geführt. Ursprünglich meinte Wilhelm Schubart (s. Fußn. 4), daß es handele sich nur um einen glücklichen Zufall. Danach zeichnete William Brashear ein lebhaftes Bild eines Mannes, der nach Alexandria reiste, um Altpapyrus für seine Fabrik zu kaufen (s. Fußn. 5). Es gibt auch andere Erklärungsmöglichkeiten: leider muß gesagt werden, daß wir die Methoden des antiken Recycling nicht genau kennen. Allerdings können wir sagen, daß die Makulatur für die Kartonagen stets an einem Ort zu einer Zeit, sogar in einer bestimmten Werkstatt, verarbeitet worden ist. Dadurch bieten Texte, die genau datierbar und lokalisierbar sind, wichtige Informationen für solche, die keine Datums- oder Herkunftsangaben enthalten. Es sieht so aus, daß die Kartonagen mit griechischen Urkunden meist nur griechische Texte enthalten, während diejenigen, die demotische Texte einschließen, meist nur auf Demotisch geschriebene Texte enthalten. Es gibt natürlich Ausnahmen dieser Regel, aber auf jeden Fall wäre es wichtig, alle Fragmente derselben Kartonage zu notieren, weil aus den meisten Kartonagen zeitlich und örtlich zusammengehörige Texte ans Licht kommen.
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Eigentlich könnte man Kartonage mit einer kleinen archäologischen Ausgrabung vergleichen. Die Archäologen pflegen Ausgrabungsberichte zu publizieren; deshalb möchte ich vorschlagen, besonders wenn man mit sogenannten „Ganzkörperkartonagen“, d.h. ganzen Särgen aus Pappe, arbeitet, daß man sowohl die verschiedene Arbeitsphasen als auch die Reihenfolge der Papyrusfragmente notieren sollte. Solche Notizen spielte z.B. eine wichtige Rolle bei der Rekonstruktion und Publikation der verkohlten Papyri aus Petra, (Jordanien). Es wäre auch wichtig zu wissen, wie solche schrägen Schnitte wie diejenigen, der Berliner Papyri P. 25907 und P. 25842 (s. Abb. 1 und 2), entstanden sind. Natürlich haben sich die Hersteller von Kartonage um die Reihenfolge der zu verwendeten Papyri keine Gedanken gemacht, aber das sollte auch unsere Aufgabe sein.
The papyrus Codex Tchacos (Gospel of Judas) Abstract Mit Tafel XXXII
Florence Darbre (Nyon) The Codex Tchacos was discovered in the nineteen-seventies in Egypt. After some European travel and two crossings of the Atlantic, it arrived in my workshop at the end of 2001, in a terrible state! (Taf. XXXII) The Codex contains four texts written in Coptic during the 3rd or 4th century CE. The titles of the texts are: “Letter of Peter to Philip”, “James”, “Book of Allogenes” or “Book of the Stranger” and the fourth, the most important of all “The Gospel of Judas”. In my presentation I showed my video, which started by an introduction of the plant and fabrication of a sheet of Papyrus, it was followed by images showing the state of the stack of papyrus when it was shown to me the first time. After that, the different stages taken for the restoration/conservation of the document were shown: separation of the pages, cleaning/conservation, re-composition, mounting and packaging. The analysis undertaken to confirm its authenticity: carbon 14, ink analysis and multispectral images were also mentioned. A more complete presentation will be given in Wien at the IADA (International Association of Book and Paper Conservators) conference in September 17– 21 September 2007.
Anhänge
Programm 7. September 2006, 13.00 Uhr Begrüßung Prof. Dr. U. J. Schneider, Direktor der Universitätsbibliothek Leipzig Grußwort Prof. Dr. R. Scholl, Leiter der Papyrussammlung der Universität Leipzig
Vorträge Erhaltungszustände M. v. d. Feltz, Schadensbilder L. Lau-Lamb, Die Papyrussammlung in St. Petersburg Dr. M. Anders, Papierfestigung Feuchtbehandlung J. Graf , Ein neues Naßreinigungsverfahren mit praktischer Vorführung 8. September 2006, 9.00 Uhr Digitalisierung R. Scholl / D. Colomo, Digitalisierungsprojekt und Besichtigung der Digitalisierungsstation, R. Walther, Brandschutz in Bibliotheken – Lösungsansätze für Brandschutzfragen bei der Aufbewahrung von Papyri Aufbewahrung B. Leach, Papyrus Conservation at the British Museum: Case Histories and Research Vorstellung und Diskussion: Allgemeine Sammlungspraktiken Stabilisierungsmethoden L. Lau-Lamb, Bericht über die Restaurierung der Karanis-Rolle S. Geiseler, Textile Trägermaterialien E. Menei, Benutzung japanischer Techniken beim Kaschieren
Programm
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Papyrusherstellung J. Graf , „Groningen“ und klassische Methode mit praktischen Übungen Stadtbesichtigung und Besuch des Ägyptischen Museums 9. September 2006, 9.00 Uhr Technisches M. Krutzsch, Falttechniken an Handschriften aus dem alten Ägypten J. Graf, Dokumentation Kartonageauflösung M. Krutzsch, Geheimnisse in Mumienmasken – Auflösungsverfahren von Papyruskartonage E. Salmenkivi, Methode der Kartonageauflösung von J. Fröséen mit Videovorführung Zusammenarbeit zwischen Restauratoren und Wissenschaftlern F. Darbre, Bericht über die Restaurierung des Judas – Evangeliums
Teilnehmer
Colomo, Dr. Daniela Papyrology Rooms, Sackler Library, 1St. John Street, Oxford OXI 2 LG, GB Darbre Gubbins, Florence Restauratorin 1, chemin de la Uvarpillière CH - 1260 Nyon Fuchs, Elke Handschuhsheimer Landstr. 95 D - 69121 Heidelberg Geiseler, Sophie- Elisabeth Diplom-Restauratorin (FH) Universität zu Köln Institut für Altertumskunde Papyrussammlung Albertus-Magnus-Platz D - 50923 Köln Gerhardt, Marius Friedrich-Schiller-Universität Jena Institut für Altertumswissenschaft Papyrussammlung Fürstengraben 1 D - 07743 Jena Graf, Jörg, Restaurator Universitätsbibliothek Leipzig Beethovenstr.6, D - 04107 Leipzig
Kruse, Dr. Thomas Institut für Altertumswissenschaft Seminar für Papyrologie Grabengasse 3–5 D - 69 117 Heidelberg Krutzsch, Myriam Diplom-Restauratorin (FH) Ägyptisches Museum und Papyrussammlung der Staatlichen Museen zu Berlin Stiftung Preußischer Kulturbesitz Bodestr. 1–3 D - 10178 Berlin Lau-Lamb, Leyla Restauratorin University of Michigan Library 837 Greene St./3202 Buhr Bldg. Ann Arbor MI 48104-1048, USA Leach, Bridget, Restauratorin British Museum Department of Conservation Great Russell Street London WCIB 3DG, GB Lipka, Birgit Friedrich-Schiller-Universität Jena Institut für Altertumswissenschaft Papyrussammlung Fürstengraben 1 D - 07743 Jena
Teilnehmer
Menei, Eve Restauratorin 56, rue d’Alesia F - 75014 Paris
Scholl, Prof. Dr. Reinhold Universitätsbibliothek Leipzig Beethovenstr. 6 D - 04107 Leipzig
Salmenkivi, Dr. Erja Universität Helsinki Institut für Klassische Philologie P.O.BOX 4 (Yliopistonkatu 5), FIN - 00014 Helsinki
Van der Feltz, Machteld Restauratorin Lange Haven 134 NL - 3111 CK Schiedam
Schirmacher, Katarzyna Diplom-Restauratorin Karl-Marx-Platz 6 D - 12043 Berlin Gäste Anders, Dr. Manfred Chemiker Zentrum für Bucherhaltung GmbH Mommsenstr. 7 D - 04329 Leipzig Behrendt, Stefanie Restauratorin Köln Güttler, Sabine Restauratorin Köln
Kulbe, Susanne Studentin Leipzig Richter, Dr. Sebastian Ägyptologisches Institut/ Ägyptisches Museum Burgstr. 21 D - 04109 Leipzig Walther, Rainer Dipl.-Ingenieur Brandschutz Consult Torgauer Platz 3 D - 03415 Leipzig
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Danksagung Die Herausgeber bedanken sich im Namen aller Teilnehmer für die Unterstützung bei der Vorbereitung und Durchführung des Workshops. Der Dank gilt folgenden Sponsoren: Deutsche Forschungsgemeinschaft Universitätsbibliothek Leipzig Klug-Conservation PGI-Versand – Kunst der alten Hochkulturen Zentrum für Bucherhaltung Leipzig GmbH Brandschutz Consult Leipzig
TAFEL I
a: Demotic manuscript; contract; inv. nr. AMS 22; State of preservation in 2003
b: Demotic manuscript; contract; inv. nr. AMS 22; Lithograph from 1863; zu: M. van der Feltz, S. 3ff.
zu: J. Graf, S. 23ff.
(Photos: Myriam Krutzsch);
Jörg Graf und Leyla Lau-Lamb während der Demonstration der Kapillarreinigung auf der schiefen Ebene
TAFEL II
TAFEL III
a: A section of the Great Harris Papyrus, 41 metres long in total
b: A section of a papyrus backed on paper with a window cut in the backing paper where there is text on the verso. This unsupported area on the right side of the photograph is particularly weak and fractured. zu: B. Leach, S. 40ff.
TAFEL IV
a: The papyrus roll supported by a piece of silk beeing lifted out of the false box
b: Unrolling the papyrus using the ultrasonic humidifier; zu: B. Leach, S. 40ff.
TAFEL V
a: Cleaning and repairing a large Papyrus
b: Facing up a papyrus with overlaping strips of tissue; zu: B. Leach, S. 40ff.
TAFEL VI
a: During backing removal with the papyrus face down, the recto is supported by the facing
b: A papyrus from circa 1000 BC containing huntite (white), paparealgar and arsenolite (figures on the left, yellow and beige), Egyptian Blue (blue), atacamite and another unidentifiable substance (green) and haematite or iron oxide (red); zu: B. Leach, S. 40ff.
TAFEL VII
a
b Methoden zum Anbringen von Trägergeweben a: Montierung des Papyrus ÄS 818, b: Aufspannen über Ecke c: Aufspannen über Kreuz
d: Fragmente auf der Glasplatte, verso, Erhaltungszustand; zu: S.-E. Geiseler, S. 51ff.
c
TAFEL VIII
a: Fragment aus dem Objektkasten
b: Fragment auf der Glasplatte
Tinten Papyrus Klebstoff Trägergewebe Folie Glasplatte Klebestreifen c: Schichtenaufbau des Objektes; zu: S.-E. Geiseler, S. 51ff.
TAFEL IX
a: Träger-Nr.15, verso, Erhaltungszustand
b: Träger-Nr.16, Seitenansicht, Erhaltungszustand;
zu: S.-E. Geiseler, S. 51ff.
TAFEL X
a: Träger.-Nr.16, Seitenansicht, nach Abnahme des Gewebes
b: Papyrus P.27 und P.28
c: Papyrus P.27 und P.28, Detailaufnahme, Seitenansicht; zu: S.-E. Geiseler, S. 51ff.
TAFEL XI
Gewebe der Glasplatte des Papyrus ÄS 818
Probe 1
Probe 2
Probe 3
Probe 4
zu: S.-E. Geiseler, S. 51ff.
TAFEL XII
a: mit zwei Gewebestreifen
b: nach Abnahme der Streifen
Fragment von Träger-Nr.7; recto; 6,4fache Objektivvergrößerung
c: mit Gewebestreifen
d: nach Abnahme der Streifen
Mikroskopaufnahme des Fragments von Träger-Nr.7, 40fache Objektivvergrößerung;
zu: S.-E. Geiseler, S. 51ff.
TAFEL XIII
a: Erhaltungszustand
b: Endzustand
Fragment auf der Glasplatte, recto
c: ÄS 818 im Endzustand, verso; zu: S.-E. Geiseler, S. 51ff.
TAFEL XIV
a: Wheat starch paste during straning
b: Seaweed funori in water
c: Piece of papyrus glued on blue cardboard; zu: E. Menei, S. 62ff.
TAFEL XV
a: Removing the brown backing after facing (E 4889)
b: Papyrus (4892) after lining; zu: E. Menei, S. 62ff.
zu: E. Menei, S. 62ff.
Large papyrus (N 3100-2) mounted on toned neutral paper;
TAFEL XVI
TAFEL XVII
a: Detail of papyrus mounted between two plexiglas sheets (E 25416 A)
b: Piece of papyrus mounted between plexiglas sheets on display; zu: E. Menei, S. 62ff.
TAFEL XVIII
Teilnehmer bei der Papyrusherstellung a: Susanne Kulbe, Machthild van der Feltz, Leyla Lau-Lamb, Eve Menei, Sabine Güttler (Photos: Myriam Krutzsch)
b: Bridget Leach, Eve Menei, Daniela Colomo und Elke Fuchs; zu: J. Graf, S. 68ff.
TAFEL XIX
a: Papier, Berlin P.8964, Vorderseite
b: Papyrus Lüddeckens R 1, recto
c: Leder, Berlin FU 27, Haarseite
d: Adressat und Absender Papyrus Berlin P.10049, verso
e: Abdrücke der Umschnürung Papyrus München ÄS 5884, verso
Faltspuren im Material; zu: M. Krutzsch, S. 71ff.
f: Verschmutzte Außenflächen Papyrus Berlin P.23700, verso
TAFEL XX
zu: M. Krutzsch, S. 71ff.
TAFEL XXI
a: Faltung und Rollung liegen ineinander: Papyrus Berlin P.24011
b: Faltung und Rollung liegen übereinander: Papyrus Berlin P.21673
c: Faltung und Rollung liegen nebeneinander: Bleitafel Berlin P.13412 Faltstangen – Mischformen; zu: M. Krutzsch, S. 71ff.
TAFEL XXII
a: Papierhandschrift Berlin P.8964, Rückseite, Vorzustand
b: Querschnitt der Faltung mit Umschnürung FP I, Grundform
c: Nach der Rekonstruktion, Vorderseite; zu: M. Krutzsch, S. 71ff.
TAFEL XXIII
A
B a: Papyrus Elephantine 27664 a Seitenansicht vom Fundzustand mit Querschnitten der inneren (A) und der äußeren Faltung (B), FP I, Grundform
b: Recto, nach dem „Öffnen“, d.h. der Abnahme aller Schichten
c: Recto, nach der Restaurierung; zu: M. Krutzsch, S. 71ff.
TAFEL XXIV
a: Pahlavi-Leder, Berlin FU 27, geöffnet und gefaltet
b: Pahlavi-Leder, Berlin FU 24, geöffnet und gefaltet
c: Pahlavi-Leder, Berlin FU 11, geöffnet und gefaltet; zu: M. Krutzsch, S. 71ff.
TAFEL XXV
b: Rostspuren auf der Haarseite im Bereich der Außenflächen des Faltpäckchens, Pergament Berlin P.20910 a: Die vergilbte Stelle auf der Fleischseite ist kleiner als die Außenfläche des Faltpäckchens, Pergament Berlin P.8503
c: Adressat und Absender auf dem Verso der 2. Faltbreite, Papyrus Berlin P.10520; zu: M. Krutzsch, S. 71ff.
TAFEL XXVI
a: Klebung von Akten, bei der zahlreiche Quittungen zu einer Rolle zusammengefügt wurden: Berlin P. 11652
b: Papyrus mit dichter Struktur Berlin P. 9518
c: Deformierungen und Druckstellen durch mehrschichtige Kaschierungen mit Papier Berlin P. 3033;
zu: M. Krutzsch, S. 93ff.
TAFEL XXVII
a: Ausschnitt aus der Berliner Mumienmaske ÄM 36630 Durch die Zerstörung des Gesichts ist die darunterliegende Papyruskartonage sichtbar.
b: bemalte Außenseite
c: Innenseite der Maske mit Gipsschicht
Blick in eine Fundkiste mit dem Fragment einer kleinen Mumienmaske (Z 40003); zu: M. Krutzsch, S. 99ff.
TAFEL XXVIII
a: Unbemaltes Berliner Kartonagefragment mit zwei Trennschnitten
b: Trennschnitt mit erkennbaren Papyrusschichten der Kartonage
c: Unter fließendem Wasser werden die Stuckschichten abgewaschen. zu: M. Krutzsch, S. 99ff.
TAFEL XXIX
a: Fragment nach dem Abwaschen der Stuckschichten
b: Papyruskartonage im Heißwasserbad
c: abgelöstes Fragment mit griechischem Text aus ptolemäischer Zeit; zu: M. Krutzsch, S. 99ff.
zu: M. Krutzsch, S. 99ff.
b: Ausschnitt eines Mumienbelagteiles, Berlin P. 13211: Unter der beschädigten Stuckmalerei ist demotische Schrift erkennbar.
a: Seitenansicht eines Mumienschuhs, Berlin Z 39a Farbige Stuckmalerei auf Papyruskartonage
TAFEL XXX
c: Mumienmaske Berlin Z 4349: nach dem Trennen der Papyruskartonage mit neuem Träger aus Japanpapier stabilisiert
zu: M. Krutzsch, S. 99ff.
a und b: Mumienschuh Berlin Z 4350: nach dem Trennen der Papyruskartonage mit neuem Träger aus Japanpapier stabilisiert;
b: Innenseite des Schuhs
a
TAFEL XXXI
TAFEL XXXII
The Papyrus Codex Tchacos in 2001; zu: F. Darbre, S. 113