Oliver Arránz Becker Was hält Partnerschaften zusammen?
Oliver Arránz Becker
Was hält Partnerschaften zusammen? Psyc...
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Oliver Arránz Becker Was hält Partnerschaften zusammen?
Oliver Arránz Becker
Was hält Partnerschaften zusammen? Psychologische und soziologische Erklärungsansätze zum Erfolg von Paarbeziehungen
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Dissertation an der RWTH Aachen, 2008
1. Auflage 2008 Alle Rechte vorbehalten © VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2008 Lektorat: Kea Brahms VS Verlag für Sozialwissenschaften ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.vs-verlag.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: KünkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg Druck und buchbinderische Verarbeitung: Krips b.v., Meppel Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in the Netherlands ISBN 978-3-531-16083-2
Danksagung Die Entstehung einer wissenschaftlichen Arbeit ist stets auch ein sozialer Prozess; der Versuch, dabei im „sozialen Vakuum“ zu arbeiten, scheint mir aussichtslos, die Unterstützung durch Dritte zu leugnen, wäre unehrlich. Ich möchte an dieser Stelle einigen Personen danken, ohne die das Buch in seiner jetzigen Form nicht existieren würde: zunächst natürlich meinem langjährigen Mentor und Erstgutachter Prof. Dr. Paul Hill, der es mir ermöglicht hat, im Forschungsprojekt SESKI zu arbeiten, mich stets in meinem manchmal uferlos erscheinenden Vorhaben bestärkt und mir wichtige fachliche Impulse gegeben hat. Meinem Zweitgutachter, Herrn Prof. Dr. Will Spijkers, bin ich für seine Hilfsbereitschaft und seine Flexibilität zu Dank verpflichtet. Ferner danke ich meinen Kollegen, insbesondere Kirsten Rüssmann, Daniel Lois und Andrea Altepost, für fruchtbare fachliche Hinweise und für ihre uneingeschränkte Diskussionsbereitschaft zu vielen Detailfragen. Für ihre stets zupackende Unterstützung, insbesondere für ihren unermüdlichen Einsatz bei den Korrekturarbeiten am Manuskript, danke ich meiner Mutter, Christel Arránz Martín. Und die vielen aufmunternden Gespräche mit meinen geschätzten Kolleg(inn)en am Institut für Soziologie der RWTH Aachen, mit Freunden und mit meiner Familie haben meine Arbeitsmoral entscheidend gestärkt. Mein besonderer Dank gilt meiner Lebensgefährtin und besten Freundin Astrid Althaus für ihre Geduld und Toleranz gegenüber einem Partner, der an manchem Wochenende während der letzten Jahre seine eigene Beziehungspflege vernachlässigte, um stattdessen den Partnerschaften vieler ihm unbekannter Menschen auf den Grund zu gehen. Aachen, im Mai 2008
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Inhalt Einleitung – oder das Interesse an der Frage „Was hält Partnerschaften zusammen?“ ................................................................................................... 9 1
Theorien und empirische Befunde zu den Determinanten des Partnerschaftserfolgs ............................................................................ 13 1.1 Partnerschaftserfolg: Sind Paarbeziehungen evaluierbar?..................................... 13 1.1.1 Ansätze zur Konzeptualisierung der Partnerschaftsqualität.......... 15 1.1.2 Ansätze zur Konzeptualisierung der Partnerschaftsstabilität........ 18 1.2
Strukturfunktionalismus und Individualisierungsansatz..................................... 21
1.3 Austauschtheoretische Ansätze.......................................................................... 25 1.3.1 Das austauschtheoretische Modell zur Ehestabilität von Lewis und Spanier ....................................................................... 28 1.3.2 Das Investitionsmodell nach Rusbult............................................... 36 1.4 Der familienökonomische Ansatz nach G. S. Becker ......................................... 1.4.1 Partnersuche und Heiratsmarkt......................................................... 1.4.2 Matching: Sozialstrukturelle Homogamie und Heterogamie ........ 1.4.3 Beziehungsspezifische Investitionen ................................................
37 39 62 91
1.5 Ein Exkurs zur Lebensverlaufsperspektive ..................................................... 101 1.5.1 Systematische Veränderungen über den Familienzyklus ............. 102 1.5.2 Der Institutionalisierungsgrad von Partnerschaften..................... 120 1.6
Komplexe Einflüsse und Wirkmechanismen am Beispiel intergenerationaler Scheidungstransmission ................................................................................... 122
1.7 Grenzen der beschriebenen Ansätze und Erweiterungen.................................... 126 1.7.1 Indikatoren normativer Orientierungen......................................... 127 1.7.2 Das Modell der Frame-Selektion von Hartmut Esser.................. 138 1.8 Paarkommunikation und -interaktion............................................................. 140 1.8.1 Lern- und Verhaltenstheorie............................................................ 142 1.8.2 Definitorische Merkmale von Kommunikation und Interaktion.......................................................................................... 144 1.9 Die Bedeutung von Paarinteraktion für den Partnerschaftserfolg ....................... 147 1.9.1 Interaktion als soziale Kompetenz vs. Performanz – die Rolle von Motiven....................................................................................... 148 7
1.9.2
2
Der Interaktionskontext: Alltagsinteraktion oder Konflikt......... 149
1.10
Die Auswirkungen von Konflikten.................................................................. 166
1.11
Zusammenfassung der Forschungsdefizite und Zielsetzung der vorliegenden Arbeit ............................................................................................................ 171
Untersuchungsmethode und Ergebnisse........................................... 177 2.1 Untersuchungsmethode .................................................................................... 2.1.1 Stichprobe .......................................................................................... 2.1.2 Eingesetzte Operationalisierungen ................................................. 2.1.3 Die eingesetzte Analysestrategie......................................................
177 177 179 192
2.2 Ergebnisse der Hypothesenprüfung................................................................... 2.2.1 Auswirkungen von Interaktionsstilen und Paarkonflikten .......... 2.2.2 Partnerschaftszufriedenheit und Alternativen............................... 2.2.3 Der Einfluss von Parametern der Partnersuche ........................... 2.2.4 Die Auswirkungen von Homogamie.............................................. 2.2.5 Humankapital und materielle Ressourcen...................................... 2.2.6 Paarinterne Aufgabenteilung (Erwerbs- und Hausarbeit) ........... 2.2.7 Partnerschaftsspezifische Investitionen ......................................... 2.2.8 Haushaltszusammensetzung............................................................ 2.2.9 Intergenerationale Transmission des Partnerschaftserfolgs ........ 2.2.10 Einstellungen und Orientierungen..................................................
194 194 204 207 217 224 234 246 253 266 276
3
Diskussion........................................................................................... 285
4
Literatur............................................................................................... 315
Anhang: eingesetzte Skalen in den Bereichen Paarinteraktion und Paarkonflikte............................................................................................... 353
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Einleitung – oder das Interesse an der Frage „Was hält Partnerschaften zusammen?“
Partnerschaft und Familie sind stets von zentraler Bedeutung im Leben der Menschen gewesen. Sie repräsentieren Handlungs- und Lebensbereiche, in denen elementare emotionale und soziale Bedürfnisse befriedigt werden und die daher höchste Priorität in der individuellen Lebensplanung genießen. So geben im Rahmen der aktuellen Allgemeinen Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften (ALLBUS) über alle Alterskohorten deutlich über zwei Drittel der Befragten aus Ost- und Westdeutschland an, eine Familie sei notwendig zum Glück (Statistisches Bundesamt 2004: 542). Nach Gesundheit (80%) werden die Bereiche Familie (75%) sowie Liebe und Zuneigung (69%) von den meisten Deutschen als „sehr wichtige“ Lebensbereiche eingestuft (Statistisches Bundesamt 2003: 454).1 Vor diesem Hintergrund kann von einem ungebrochen hohen Stellenwert von Paarbeziehungen ausgegangen werden, nicht zuletzt da diese den Ausgangspunkt für alle späteren familienbezogenen biographischen Entscheidungen darstellen. Die bekanntermaßen in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gestiegenen Scheidungsraten (vgl. Kopp 1994) demonstrieren jedoch, dass es für das partnerschaftliche Glück keine Garantien gibt. Damit eröffnet sich ein Spannungsfeld zwischen den positiven Erwartungen an Partnerschaft und Familie und einer zunehmenden Fragilität von Paarbeziehungen. Dass Ehescheidungen für die betroffenen Individuen zum Teil extrem negative Konsequenzen nach sich ziehen, ist verschiedentlich nachgewiesen worden, vor allem hinsichtlich der ökonomischen Situation (z.B. Andreß 1999; Andreß et al. 2003); neuere Studien zeigen auch nach Trennungen in nichtehelichen Lebensgemeinschaften ähnlich gravierende wirtschaftliche Einbußen (Avellar & Smock 2005). Daneben zeigt sich empirisch eine ganze Palette von schweren psychosozialen Beeinträchtigungen auf der Individualebene, die von psychischen und gesundheitlichen Problemen über den Zerfall sozialer Netzwerke bis hin zu einer erhöhten Mortalitätsrate bei Geschiedenen reichen (Amato 2000). Auf gesellschaftlicher Ebene erwachsen hieraus höhere Belastungen der Gesund1
Dabei liegen die entsprechenden Anteile der ostdeutschen Befragten deutlich über denen der westdeutschen.
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heits- und sozialen Sicherungssysteme sowie zusätzliche Kinderbetreuungskosten. Angesichts der geschilderten individuellen und gesellschaftlichen Kosten von Trennung und Scheidung besteht hier ein gravierendes soziales Problem, dessen Erforschung und theoretische Erklärung keineswegs akademischer Selbstzweck ist. Vor diesem Hintergrund wird in der vorliegenden Arbeit der Erfolg von Partnerschaften – ein Konzept, das noch näher zu spezifizieren sein wird – als das zentrale zu erklärende Phänomen (oder wissenschaftstheoretisch: als Explanandum) behandelt. Einflussfaktoren auf die Stabilität von ehelichen und nichtehelichen Partnerschaften werden im Wesentlichen in zwei benachbarten Disziplinen, der Psychologie und der Soziologie, untersucht. Die Schwerpunktsetzung ist dabei jedoch traditionell sehr unterschiedlich: Die psychologische Paarforschung kombiniert eine starke praktische Ausrichtung im Rahmen der klinisch-interventionsorientierten Forschung mit theoretischen Elementen aus der Sozial- und Entwicklungspsychologie. Sie fokussiert eher individuelle und mikrosoziale Determinanten der Partnerschaftsstabilität, zu denen vor allem Prozesse der Wahrnehmung (z.B. subjektive Zufriedenheit in der Beziehung oder Ursachenzuschreibungen) sowie Muster der Paarkommunikation bzw. -interaktion gehören. Demgegenüber hat sich die Familiensoziologie, die in den vergangenen Dekaden theoretisch auch stark von ökonomischen Überlegungen beeinflusst wurde, empirisch nicht zuletzt mit einer mittlerweile immensen Vielfalt von Beiträgen der klassischen Scheidungsforschung profiliert. In den entsprechenden Studien konnte wiederholt die Bedeutung unterschiedlichster Merkmale der sozialen Situation der Akteure auf die Stabilität von (primär ehelichen) Partnerschaften nachgewiesen werden, wobei der Fokus nach wie vor auf sozial- und familienstrukturellen Variablen (z.B. sozioökonomischer Status oder Elternschaft) liegt. Interessanterweise zeigt ein Vergleich der Disziplinen, dass zwischen soziologischer und psychologischer Perspektive kaum Überschneidungen bestehen, d.h. während die Psychologie üblicherweise soziostrukturelle Einflüsse ausblendet, sind (bislang) in der Soziologie Paarinteraktion und Konflikte als Forschungsgegenstand weitgehend ignoriert worden (vgl. Hill 2004). Eine systematische theoretische und empirische Integration dieser beiden Ansätze fehlt bislang völlig; lediglich bei speziellen Fragestellungen, z.B. der intergenerationalen Transmission des Partnerschaftserfolgs (vgl. Abschnitt 1.6), werden Erklärungsmechanismen diskutiert, die beide Arten von Einflussfaktoren umfassen. In den folgenden Kapiteln wird der Versuch unternommen, die beiden skizzierten Perspektiven zusammenzuführen und damit einen Beitrag zur Entwicklung eines stärker integrativen und interdisziplinären Erklärungsansatzes der Stabilität von Paarbeziehungen zu leisten.
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Kapitel 1 liefert einen Überblick über Theorien und aktuelle empirische Befunde zu den Determinanten des Partnerschaftserfolgs. Während hier als klassisch soziologische Theorien insbesondere die Austauschtheorie und der familienökonomische Ansatz ausführlicher dargestellt werden, wird zur Explikation von Auswirkungen der Paarinteraktion primär auf den psychologischen verhaltenstheoretischen Ansatz rekurriert. Auf Basis der dargestellten theoretischen Überlegungen werden jeweils entsprechende Forschungshypothesen generiert, die später empirisch überprüft werden. In Kapitel 2 werden die Ergebnisse der Hypothesenprüfung dargestellt. Zunächst werden kurz die eingesetzten Analysemethoden sowie die untersuchte Stichprobe beschrieben. Aufgrund der Vielzahl und Komplexität der Befunde werden zehn getrennte Blöcke von inhaltlich zusammengehörigen Einflussfaktoren untersucht. Dabei werden die folgenden thematischen Bereiche angesprochen: 1. Auswirkungen von Paarinteraktion und Konflikten, 2. Partnerschaftszufriedenheit und Alternativen, 3. Parameter der Partnersuche, 4. Homogamie und Heterogamie, 5. individuelles Humankapital und gemeinsame materielle Ressourcen, 6. paarinterne Aufgabenteilung, 7. partnerschaftsspezifische Investitionen, 8. Haushaltszusammensetzung und Familienzyklus, 9. intergenerationale Transmission des Partnerschaftserfolgs sowie 10. Einstellungen und normative Orientierungen. Eine theoriebezogene Diskussion der zentralen Analyseergebnisse erfolgt abschließend in Kapitel 3. Zusätzlich wird ein integratives Hypothesenmodell vorgeschlagen, welches die Befunde der vorliegenden und anderer Arbeiten strukturiert und in einen übergreifenden Rahmen einbettet. Dieses Modell soll einen Anknüpfungspunkt für zukünftige Studien bieten, die – hoffentlich häufiger als bislang geschehen – auch einmal die Pfade der eigenen Disziplin verlassen und damit dem Ziel eines vollständigen Erklärungsansatzes der Stabilität von Partnerschaften und Ehen einen Schritt näher kommen.
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1 Theorien und empirische Befunde zu den Determinanten des Partnerschaftserfolgs
In den nächsten Abschnitten werden einige zentrale Theorieansätze zu den Bestimmungsgründen des Partnerschaftserfolgs behandelt. Zunächst ist zu klären, wie Partnerschaften – trotz ihres höchst privaten und idiosynkratischen Charakters – überhaupt einer externen „Evaluation“ unterzogen werden können; zu diesem Zweck wird auf Basis der bisherigen theoretischen Literatur eine Definition des Konzepts Partnerschaftserfolg vorgeschlagen, welche die beiden Subdimensionen Partnerschaftszufriedenheit und -stabilität umfasst (Abschnitt 1.1). Im Anschluss daran werden psychologische und soziologische Theorien diskutiert, aus denen sich Hypothesen zu den Einflussfaktoren auf den Erfolg von Paarbeziehungen generieren lassen; hierbei wird jeweils ein Überblick über relevante empirische Befunde gegeben (Abschnitte 1.2 bis 1.10).
1.1 Partnerschaftserfolg: Sind Paarbeziehungen evaluierbar? Bei einer wissenschaftlichen Analyse von Faktoren, die den Verlauf und die Entwicklung von Partnerschaften beeinflussen, muss zunächst festgelegt werden, wodurch genau eine „gelungene“ bzw. erfolgreiche Partnerschaft charakterisiert wird, d.h. welches Zielkriterium zugrunde gelegt werden soll. Damit wird die Frage angeschnitten, inwieweit Partnerschaften als private und idiosynkratische Angelegenheit einer sinnvollen Evaluation nach externen Kriterien zugänglich sind und wie mögliche Evaluationskriterien aussehen können. Die vielfältigen Entwicklungswege von Partnerschaften mit ihren intensiven Emotionen, den mit ihnen verknüpften elaborierten kognitiven Wissensstrukturen und der von ihnen ausgehenden starken handlungsleitenden Motivation mögen auf den ersten Blick zu komplex erscheinen, um in einem Bewertungsschema mit einer überschaubaren Anzahl von Kriterien repräsentiert zu werden. Evaluation hat jedoch keineswegs eine akkurate Beschreibung zum Ziel, sondern vielmehr eine Bewertung des Erfolgs von Personen, Projekten oder Inverventionen nach standardisierten, möglichst klaren, transparenten 13
und einfachen Maßstäben (vgl. Bortz & Döring 2002: 102). Die vorliegende Arbeit geht von der Prämisse aus, dass Partnerschaften ebenso wie jeder andere Untersuchungsgegenstand grundsätzlich einer solchen Bewertung zugänglich sind. Allerdings ist die Evaluation insbesondere von nichtehelichen Beziehungsformen kaum ohne Rekurs auf die subjektive Wahrnehmung der Betroffenen möglich. Insofern werden die Bewertungskriterien von außen festgelegt und dadurch standardisiert, die Bewertung selbst erfolgt jedoch aus Sicht der Betroffenen. Das übergeordnete Evaluationskriterium für Paarbeziehungen, welches noch auszudifferenzieren ist, wird im Folgenden als Ehe- bzw. Partnerschaftserfolg bezeichnet. Die Verwendung des Erfolgsbegriffs im Zusammenhang mit Ehen hat eine lange Geschichte; er wurde bereits in den 1930er Jahren zur Kennzeichnung der Qualität ehelicher Beziehungen gebraucht (Bernard 1933). Relevanter für die vorliegende Arbeit ist jedoch eine Definition von Norval Glenn, der ehelichen Erfolg folgendermaßen umschreibt: „A marriage that is intact and satisfactory to both spouses is successful, while one that has ended in divorce or separation or is unsatisfactory to one or both spouses is a failure” (Glenn 1990: 821). In dieser Definition finden sich zwei konzeptuell unabhängige Facetten: Zum einen die der Stabilität, d.h. der Frage nach dem Fortbestehen der Paarbeziehung, zum anderen der Aspekt der Beziehungsqualität im Sinne der Zufriedenheit der Partner. Unabhängig von der Benennung der beiden Aspekte stellt die grundsätzliche Angemessenheit einer solchen zweidimensionalen Konzeption in der Literatur einen nahezu unumstrittenen Konsens dar (vgl. Brandtstädter & Felser 2003; Lewis & Spanier 1979). Sie hat jedoch im Lauf der Zeit einige weitere theoretische Differenzierungen erfahren, auf die im Folgenden eingegangen wird. Forschungshistorisch lassen sich bezüglich der Konzeptualisierung der beiden Komponenten unterschiedliche Entwicklungstrends erkennen, die sich im Fall der Partnerschaftsqualität als Abkehr von multidimensionalen hin zu trennschärferen, eindimensionalen Konzepten charakterisieren lassen. Auf Basis theoretischer wie methodisch-statistischer Argumente, die im folgenden Abschnitt dargelegt werden, wird diese Entwicklung gerechtfertigt. Ein hierzu gegenläufiger Trend ist im Bereich der Partnerschaftsstabilität zu beobachten: Während sich die Partnerschaftsforschung bis in die 80er Jahre nahezu ausschließlich mit Ehen beschäftigte, wird in neueren Publikationen zunehmend evident, dass aufgrund der Pluralisierung von Lebens- und Partnerschaftsformen die Erforschung auch nichtehelicher Beziehungen an Bedeutung gewinnt (Brüderl 2004; Brüderl & Klein 2003a). Vermehrt rücken nun gleichgeschlechtliche oder weniger stark institutionalisierte Partnerschaftsformen in den Fokus des wissenschaftlichen Interesses (Allen & Demo 1995; Hill & Kopp 1999; Klein & Lauterbach 1999; Schneider 1990). Dies erfor-
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dert, dass analog zur weitgehend objektiven Dichotomie verheiratet (stabil) vs. geschieden (instabil) zunächst einmal Stabilitätskriterien für andere Partnerschaftsformen gefunden bzw. systematisiert werden müssen – dabei handelt es sich keineswegs um eine triviale Aufgabe, wie unten noch ausgeführt wird. Insgesamt scheinen bezüglich des Partnerschaftserfolgs verschiedene konzeptuelle Differenzierungen gegenüber der vormals stark ehezentrierten Forschung unvermeidlich, wenn wie in der vorliegenden Studie auch nichteheliche Lebensgemeinschaften untersucht werden sollen. Die konkreten Implikationen dessen für die Konzeptualisierung von Partnerschaftsqualität und -stabilität werden in den nächsten beiden Abschnitten diskutiert. Daneben werden theoretische und methodische Vor- und Nachteile der dabei verfolgten Ansätze kritisch diskutiert.
1.1.1
Ansätze zur Konzeptualisierung der Partnerschaftsqualität
Das Konzept Ehe- bzw. Partnerschaftsqualität wird in der Fachliteratur als Konglomerat subjektiver Bewertungen unterschiedlichster Aspekte der Beziehung definiert; sie ist nach Lewis und Spanier (1979: 269) „associated with good judgement, adequate communication, a high level of marital happiness, integration, and a high degree of satisfaction with the relationship“. Hier werden also sowohl personale (good judgement, satisfaction) als auch interpersonale (communication, integration) Aspekte als konstitutiv für die eheliche Qualität angesehen. Im ersten Fall ist die Untersuchungseinheit daher das Individuum, im zweiten die Dyade. Dieser Ansatz steht in der Tradition des marital bzw. dyadic adjustment-Ansatzes (Hendrick & Hendrick 1997; Kluwer 2000), dessen Explanandum von Spanier (1976: 17) wie folgt charakterisiert wird: „dyadic adjustment can be defined as a process, the outcome of which is determined by the degree of: (1) troublesome dyadic differences; (2) interpersonal tensions and personal anxiety; (3) dyadic satisfaction; (4) dyadic cohesion; and (5) consensus on matters of importance to dyadic functioning.” Auch hier erscheint adjustment als „schillerndes“ Konzept, wobei die theoretische Grundlage für die Auswahl relevanter Aspekte unklar bleibt. So wird u.a. nicht deutlich, warum andere Aspekte des „Funktionierens“ von Paarbeziehungen wie Sexualität oder Autonomie mitunter ausgeblendet werden. Vielmehr legt insbesondere die oben zitierte Arbeit von Spanier (1976) die Kritik nahe, dass lediglich eine operationale Definition ohne tragfähiges theoretisches Fundament vorgeschlagen wird. Moderate positive empirische Zusammenhänge zwischen den inhaltlich recht heterogenen Facetten werden als ausreichender Beleg für die Eindimensionalität des Konzepts bzw. für die Angemessenheit der Integration innerhalb eines Konstrukts interpretiert. Dennoch war eine derartige Konzeptualisie15
rung und Operationalisierung des Konstruktes Ehequalität im Rahmen entsprechender Skalen wie der Dyadic Adjustment Scale (DAS; Spanier 1976) oder des Marital Adjustment Test (MAT; Locke & Wallace 1959) bis in die 80er Jahre ohne Alternative, und auch in aktuellen Studien wird die DAS bisweilen eingesetzt. In den 80er Jahren geriet der marital adjustment-Ansatz zunehmend ins Kreuzfeuer der Kritik (vgl. Fincham & Bradbury 1987; Norton 1983; Sabatelli 1988). Neben der schon erwähnten diffusen und uneinheitlichen Konzeptualisierung des Konstruktes wurde vor allem in forschungsmethodologischer Hinsicht darauf hingewiesen, dass ein Teil der Befunde zu Determinanten der Partnerschaftsqualität tautologisch sei: Statistische Zusammenhänge zwischen dem dyadic adjustment und psychologischen Variablen wie Konflikten oder Interaktionsmerkmalen wurden häufig durch inhaltliche Überschneidungen der beiden jeweiligen Indikatoren überschätzt. Unabhängige und abhängige Variable binden durch diese Überlappungen gemeinsame Varianz und sind dadurch konfundiert. Für die simultane Untersuchung der Partnerschaftsqualität und angrenzender Konstrukte wie Paarinteraktion und Konflikte, die in der vorliegenden Studie vorgenommen wird, sind Skalen nach dem adjustment-Ansatz daher grundsätzlich nicht geeignet.2 Neben diesen inhaltlichen und methodischen Mängeln gibt es auch gravierende operationalisierungstechnische Einwände bei den geläufigen adjustment-Instrumenten (vgl. hierzu Norton 1983): Aufgrund der mangelhaften theoretischen Fundierung des adjustment-Konzeptes erscheint zunächst einmal die Auswahl relevanter Subskalen bzw. -dimensionen schlicht als willkürlich. Ebenfalls problematisch ist der häufig stark variierende Umfang der Subskalen. Hieraus – in Kombination mit der unterschiedlichen Breite der Antwortskalen einzelner Items – resultiert bei der üblicherweise vorgenommenen einfachen Addition zu einem Gesamtscore eine Ungleichgewichtung der Subskalen, die theoretisch und methodisch nicht begründbar ist (vgl. Hassebrauck 1991: 256). Als Reaktion auf die beschriebenen Probleme entstand ein konkurrierender theoretischer Ansatz, der als „individual feelings-“ oder „subjective feelings“-Ansatz bezeichnet werden kann (Hendrick 1995; Hendrick & Hendrick 1997). Konstitutiv für die danach konzeptualisierte Partnerschaftsqualität sind „partners’ subjective feelings about their relationship (e.g., how does the relationship ‚feel’?), whereas the adjustment perspective may have more to do with 2
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Es sind durchaus Fragestellungen denkbar, bei denen die Konzeptualisierung und Operationalisierung der Partnerschaftsqualität nach dem adjustment-Ansatz sinnvoll ist (vgl. Kluwer 2000: 63). Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn ein starker Anwendungsbezug besteht, eine hohe Untersuchungsökonomie im Vordergrund steht und wenn keine Zusammenhänge zu eng verwandten Konstrukten wie Konflikten oder Paarinteraktion untersucht werden. Ein konkretes Beispiel aus dem Bereich der klinischen Forschung wäre z.B. eine Veränderungsmessung der Beziehungsqualität im Rahmen einer vergleichenden Evaluation von Paartherapiemaßnahmen.
actual relationship behaviors (e.g., conflict) and is more accurately captured by how the relationship ‘works’” (Hendrick & Hendrick 1997: 57). Die genannten Probleme des adjustment-Ansatzes werden dadurch umgangen, dass ausschließlich das Ausmaß subjektiver, globaler Zufriedenheit in bzw. mit der Partnerschaft erfasst wird. Es handelt sich also um ein eindimensionales Konstrukt, welches die subjektive Bewertung der Partnerschaft aus der Sicht eines Partners beschreibt. Im Folgenden wird hier zur Abgrenzung von der Partnerschaftsqualität von Partnerschaftszufriedenheit gesprochen. Durch die inhaltliche Eingrenzung entfällt die Notwendigkeit einer theoretisch abzuleitenden Konstruktdimensionierung und der relativen Gewichtung der Dimensionen. Die Untersuchungseinheit ist das Individuum, d.h. die Partnerschaft wird aus seiner subjektiven Sicht evaluiert. Eine entsprechende häufig verwendete Skala ist die Relationship Assessment Scale (RAS; Hendrick 1988), von der auch deutsche Fassungen vorliegen (Hassebrauck 1991; Sander & Böcker 1993). Ihre gute Untersuchungsökonomie macht sie vielseitig einsetzbar. Als Kritikpunkt am subjective feelings-Ansatz wird von Kluwer (2000) der verringerte Informationsgehalt genannt. Im Einklang hierzu zeigen Studien von Hassebrauck (1995), wie facettenreich individuelle „Kognitionen der Beziehungsqualität“ ausfallen können: In der ersten Untersuchung wurden die Versuchspersonen gebeten, ihre persönlichen Assoziationen zu einer Partnerschaft hoher Qualität zu nennen. Mittels einer agglomerativen hierarchischen Clusteranalyse wurde im Rahmen einer Folgeuntersuchung auf Basis von Zentralitätsratings der diversen Attribute eine Konzeptstruktur generiert, innerhalb derer dreizehn Cluster mit teils recht unterschiedlichen Labels wie Humor, Geborgenheit, Autonomie oder Konfliktbereitschaft differenziert werden konnten. Demgegenüber ist das Konzept der subjektiven Partnerschaftszufriedenheit inhaltlich deutlich enger gefasst, gewinnt dadurch jedoch an Randschärfe. Im Rahmen eines korrelativen Untersuchungsansatzes mit umfangreichen Prädiktorenblöcken sind eindimensionale Konzepte vorzuziehen, da sie Methodenartefakte reduzieren und dadurch die Interpretation der Ergebnisse erleichtern. Insgesamt überwiegen im Kontext der vorliegenden Untersuchung die Vorteile des subjective feelings-Konzepts der Partnerschaftsqualität die des adjustment-Ansatzes bei weitem: Durch eine separate Erfassung von Interaktionsmerkmalen oder Konflikten sowie der Zufriedenheit können sämtliche relevanten Konstrukte methodisch unabhängig voneinander erhoben und in der Auswertung zueinander in Beziehung gesetzt werden, ohne dass eine Konfundierung der verschiedenen in diesem Kapitel behandelten Konzepte und damit eine Überschätzung der „wahren“ Zusammenhänge zu befürchten ist. Daher wird eine Operationalisierung nach dem subjective feelings-Ansatz gewählt.
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1.1.2
Ansätze zur Konzeptualisierung der Partnerschaftsstabilität
Nach Lewis & Spanier (1979) lassen sich bezüglich der Stabilität von Partnerschaften der formale Partnerschaftsstatus und die subjektive Stabilitätseinschätzung bzw. -erwartung unterscheiden (vgl. Hill & Kopp 2004: 271). Der formale Beziehungsstatus bezeichnet die konkrete Lebenssituation des Paares als Ehepaar, mit bzw. ohne gemeinsamen Haushalt oder auch in Trennung bzw. als Geschiedene. Jeder Veränderung des formalen Beziehungsstatus geht dabei stets eine konkrete Handlung – Trennung, Auszug aus der gemeinsamen Wohnung oder Scheidung – voraus, während die Partnerschaftszufriedenheit sowie die subjektive Stabilitätseinschätzung evaluative Kognitionen darstellen, die nur durch Introspektion zugänglich sind und unter Umständen im Partnerschaftsverlauf stark oszillieren können.3 Eine inhaltliche Schwierigkeit bei der Anwendung des formalen Stabilitätskriteriums auf verschiedene Beziehungstypen besteht darin, dass die Bestimmung des „objektiven“ Status quo mit abnehmendem Institutionalisierungsgrad der Partnerschaft zunehmend mehrdeutig und auch inhaltlich problematisch wird: Bei Ehepaaren kann das Scheidungsereignis noch als brauchbarer Indikator der formalen Stabilität angesehen werden, obgleich auch hier Konstellationen denkbar und empirisch existent sind, in denen sich die Partner bereits getrennt sowie den gemeinsamen Haushalt aufgelöst haben, ohne jedoch das Scheidungsverfahren durchlaufen zu haben (Binstock & Thornton 2003; Harshman 1974; Morgan 1988); solche Partnerschaften als stabil zu bezeichnen, erscheint sehr gewagt.4 Daher ist es ratsam, nicht lediglich den Ausgang des formal-juristischen Scheidungsverfahrens, sondern schon den Zeitpunkt der Trennung bzw. des Auszugs aus dem gemeinsamen Haushalt zu erfragen und bei der Auswertung zu berücksichtigen, was jedoch in der Literatur bisweilen vernachlässigt wird (Brüderl & Engelhardt 1997). Diese beiden Instabilitätsindikatoren fallen aufgrund der scheidungsrechtlichen Regelungen (z.B. das Trennungsjahr betreffend) nur selten zeitlich zusammen. Die größten Probleme entstehen bei der Untersuchung nicht-kohabitierender unverheirateter Paare („living apart together“): Wie kann etwa formale Instabilität einer Partnerschaft zwischen zwei unverheirateten Personen, die in getrennten Haushalten leben, definiert werden? Letztlich dürfte in solchen Fällen der Rekurs auf die subjektive Einschätzung der Beteiligten unvermeidlich sein. Dies bedeutet jedoch auch, dass die wesentli3 4
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Mittlerweile gibt es empirische Hinweise darauf, dass starke Fluktuationen in der Partnerschaftszufriedenheit insbesondere dann auftreten, wenn die Partnerschaft von Auflösung bedroht ist (Arriaga 2001). Allerdings muss darauf hingewiesen werden, dass die Beschränkung auf Trennungsereignisse ebenfalls Probleme aufwirft, da ein gewisser Teil der getrennten Ehepaare eine Wiederversöhnung realisiert (Morgan 1988; Wineberg 1994, 1996; Wineberg & McCarthy 1993).
chen Vorzüge des formalen Stabilitätsindikators wie der objektive Charakter, die zeitliche Lokalisierbarkeit und die perfekte dyadische Übereinstimmung des Zeitpunkts, nicht mehr gegeben sind. Teilweise sind diese methodischen Schwierigkeiten auch auf Studien an Paaren mit gemeinsamem Haushalt übertragbar. Bei diesen stellt der Auszug aus dem gemeinsamen Haushalt im übrigen ebenfalls keinen objektiven Trennungsindikator dar, da er jederzeit reversibel ist und in vielen Fällen keine direkte Instabilität der Partnerschaft indiziert, sondern lediglich aufgrund äußerer Umstände – z.B. beruflicher Mobilität – zeitlich befristet oder dauerhaft praktiziert wird (Rindfuss & Stephen 1990); dies muss jedoch explizit erfragt werden. Die vorangegangenen Überlegungen demonstrieren methodische und konzeptuelle Probleme des formalen Stabilitätskriteriums, mit denen die Trennungsforschung aufgrund der zunehmenden Popularität nichtehelicher Beziehungsformen mit (Klein 1999b) oder ohne gemeinsamen Haushalt (Schmidt et al. 2003) in Zukunft immer häufiger konfrontiert werden wird. Bei diesen gering institutionalisierten Beziehungsformen ist zwar grundsätzlich eine Erfassung des Trennungszeitpunktes möglich, dies stellt jedoch eine stark subjektive Einschätzung dar, die innerhalb eines Paares häufig variieren dürfte und zudem – im Gegensatz zur Scheidung – reversibel ist (zu Problemen bei der subjektiven Erfassung von partnerschaftsbiographischen Angaben vgl. Fischer-Kerli & Klein 2003). Hier stellt sich die Frage, ob die zusätzliche Information des (erinnerten) Zeitpunktes den Verlust an Reliabilität bzw. Validität kompensiert. Vor dem Hintergrund der geschilderten Überlegungen ist davon auszugehen, dass künftig neben der Erfassung von Trennungs- und Scheidungsereignissen der Rekurs auf die subjektive Stabilitätseinschätzung empirisch an Bedeutung gewinnen wird. Insgesamt kann festgehalten werden, dass bei Berücksichtigung nichtehelicher Beziehungsformen konzeptuelle Schwierigkeiten bezüglich des formalen Stabilitätskriteriums entstehen. Als sinnvolle Alternative, die auch in der vorliegenden Studie gewählt wurde, bietet sich eine Konzeptualisierung der Partnerschaftsstabilität als mehrfach abgestufte subjektive Einschätzung an. Konkret sind dabei Kognitionen und Handlungen relevant, über die sich das aktuell erreichte Stadium im Trennungsprozess rekonstruieren lässt. Hierbei ist von einer progredienten Entwicklung auszugehen, die sich von Trennungsgedanken über die Mobilisierung sozialer Unterstützung bis hin zu konkretem trennungsvorbereitendem Verhalten (z.B. Wohnungssuche) erstreckt (Edwards et al. 1987). Bei der Interpretation von Befunden unter Verwendung des subjektiven Stabilitätskriteriums und deren Vergleich zu bestehenden Studien sind einige Punkte zu beachten. Zunächst einmal ist zu erwarten, dass das eingesetzte Instrument deutlich sensitiver ist und damit mehr Varianz generiert als der formale Stabilitäts-
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indikator, d.h. die niederschwelligen Instabilitätshinweise wie Trennungsgedanken (Booth & White 1980) dürften bei vielen Paaren irgendwann auftreten, jedoch nur in wenigen Fällen tatsächlich in einer Trennung münden (Broman 2002). Dies beeinträchtigt jedoch keineswegs die grundsätzliche Nützlichkeit des Konstruktes: Das erste Nachdenken über eine mögliche Trennung – und natürlich die Erinnerung daran – kann einen wichtigen Wendepunkt bezüglich der „Fraglosigkeit“ der Partnerschaft darstellen und somit als zentraler Ausgangspunkt eines Wechsels der Situationsdefinition angesehen werden (Esser 2001, 2002a). Dennoch ist bei Vergleichen zu berücksichtigten, dass die Realisation von Handlungen nicht nur von entsprechenden Intentionen, sondern auch von (wahrgenommenen) Opportunitäten und Restriktionen abhängt – Gedanken sind schließlich bekanntermaßen freier als Handlungen. Möglicherweise tendieren daher Analysen zur subjektiven Partnerschaftsstabilität zu einer Unterschätzung der Bedeutung von Trennungsbarrieren und beziehungsspezifischen Investitionen.
Theorien zu Einflüssen auf den Partnerschaftserfolg Nachdem in den vorangegangenen Abschnitten eine theoretisch-inhaltliche Präzisierung der abhängigen Variable erfolgte, widmen sich die folgenden Ausführungen den Beiträgen verschiedener Theorien aus (Familien-)Soziologie und Psychologie zur Erklärung des Partnerschaftserfolgs. Insgesamt werden vier theoretische Zugänge unterschieden (Hill & Kopp 1990, 2004; Karney & Bradbury 1995; Kopp 1994): (1) Strukturfunktionalistische Ansätze und Individualisierungstheorie, (2) Austauschtheorie, (3) Familienökonomie und (4) der verhaltenstheoretische Ansatz.5 Während die ersten drei Ansätze als primär soziologische Theorien die Bedeutung soziodemographischer und gesellschaftlicher Faktoren für Partnerschaftszufriedenheit und -stabilität herausstellen, liegt der Fokus des verhaltenstheoretischen Ansatzes auf der Modellierung von Effekten der interaktions- und wahrnehmungsbezogenen Einflüsse. In den folgenden Abschnitten werden diese Ansätze diskutiert, wobei zum einen die in den Ansätzen postulierten jeweiligen Prädiktoren selbst beschrieben werden, zum anderen ein besonderes Augenmerk auf die Integration beider Erklärungsansätze gelegt wird. Dies bedeutet konkret, dass bei der Darstellung der sozialstrukturellen Einflüsse die vermittelnde Rolle der im
5
20
Als weitere Perspektive nennt Kopp (1994) noch soziobiologische Erklärungsansätze; diese sind jedoch eher zur Erklärung der Universalität der Institution Ehe als zur Identifikation differentieller Wirkmechanismen der (De-)Stabilisierung von Partnerschaften geeignet (vgl. Kopp 1994: 46) und werden daher im Folgenden nicht berücksichtigt.
verhaltenstheoretischen Ansatz behandelten Merkmale der Paarinteraktion und von Konflikten besonders herausgestellt wird.
1.2 Strukturfunktionalismus und Individualisierungsansatz Die makrotheoretisch angelegte strukturfunktionalistische Argumentation spricht der Institution Ehe eine tragende Funktion innerhalb der Gesellschaft zu; bisweilen wird sie darin als „Keimzelle“ der Gesellschaft schlechthin angesehen (Goode 1967). Begründet wird dies mit verschiedenen genuin familialen Funktionen, allen voran die der Reproduktion und die der Sozialisation. Durch die Reproduktionsfunktion sichern Familien das quantitative Überleben bzw. den Bestand einer Gesellschaft, während sozialisatorische Prozesse für den intergenerationalen Transfer kultureller Werte und Normen sorgen und somit auch „qualitativ“ zum Fortbestand einer Gesellschaft beitragen. Daneben werden noch weitere Funktionen wie soziale Platzierung oder Haushalts- und Freizeitfunktion genannt (vgl. Hill & Kopp 2004: 74). Einen hohen Stellenwert innerhalb des strukturell-funktionalen Ansatzes nehmen die Überlegungen zum Verhältnis von Ehe und Sozialstruktur ein, die auch speziell den zeitgeschichtlichen Wandel dieser Relation einschließen. Bereits Emile Durkheim (1921) beschäftigte sich mit dem Phänomen der sich stetig verringernden Haushaltsgrößen, die mit einer fortschreitenden Individualisierung einherging, welche z.B. an der Ablösung der Ehe von Verwandtschaftsnetzwerken, an der Differenzierung familialer Arbeitsteilung und der dadurch steigenden Bedeutung des ehelichen Eigentums sichtbar wurde. Diese Entwicklung, die in der Entstehung der so genannten „Gattenfamilie“ mündete, bezeichnete er als „Kontraktionsgesetz“ der Familie. Talcott Parsons elaborierte diesen Punkt später und betonte dabei primär die strukturellen Belastungen der Ehe durch eine abnehmende soziale Integration und durch die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung, welche eine Deprivation der Frau durch Beschränkung auf Haus und Hof sowie diskrepante Erfahrungswelten von Männern und Frauen bewirke (vgl. Parsons 1942). Wichtiger noch als die Arbeitsteilung, so Parsons, sei jedoch die Kongruenz praktizierter Arbeitsteilung und normativ vorherrschender Geschlechtsrollenideologien; kommt es – z.B. in Folge eines Wandels von Geschlechtsrollenorientierungen im Zuge der Modernisierung – hier zu Inkonsistenzen, sei die Stabilität von Ehen gefährdet. Das Problem der strukturellen Isolation der Ehe in einer zunehmend individualisierten Gesellschaft wurde von Arbeiten im Bereich des Symbolischen Interaktionismus aufgegriffen. Vertretern der Chicagoer Schule wie Ernest W. Burgess ging es darum nachzuvollziehen, welche Konsequenzen für Ehe und Familie sich aus 21
Modernisierungsprozessen ergeben. Burgess und Wallin (1953) weisen auf gestiegene Belastungen moderner Ehen hin, die zum einen aufgrund steigender Urbanisierung und Motorisierung zunehmenden äußeren Anforderungen und Zwängen unterworfen sind; zum anderen seien Individuen mehr als in früheren Zeiten darauf angewiesen, ihre Interessen und Gruppenzugehörigkeiten in einem häufig großstädtischen Kontext aktiv selbst zu wählen, und so gerate die innereheliche Abstimmung (marital adjustment) zweier individualisierter Persönlichkeiten mit idiosynkratischen Interessen- und Aktivitätenprofilen zunehmend zu einem Drahtseilakt. Gesellschaftliche Normen als nomosbildende Instanz würden zunehmend abgelöst von paarinternen Interaktionsprozessen, die von beiden Partnern eine schwierige Balance zwischen Kooperation und Konflikt erfordern. Wagner (1997: 73) sieht die erstmalige Berücksichtigung von Paarinteraktion als herausragende Leistung der Arbeiten der Chicagoer Schule an. Später wurden diese Überlegungen unter anderem in der bekannten Arbeit von Peter L. Berger und Hansfried Kellner (1965) aufgegriffen, die ebenfalls die Bedeutung ehelicher Interaktionsprozesse herausstellt. Danach repräsentiert die Ehe innerhalb moderner Gesellschaften den Prototyp des „Privaten“, welcher für die Akteure den wichtigsten Gegenpol zum öffentlichen Zugriff z.B. durch staatliche oder privatwirtschaftliche Instanzen darstellt. In der Ehe bzw. Familie können Akteure ihre private Sinnwelt konstruieren, strukturieren und gegenseitig validieren, wodurch diese eine nomosbildende Funktion erhält. Dies birgt jedoch auch die Gefahr eines Scheiterns, nicht zuletzt weil sich Partner nach der Heirat bisweilen auseinander entwickeln können. Vor diesem Hintergrund, so die Autoren, lasse sich der ansteigende Trend der Scheidungsraten nicht als Bedeutungsverlust der Ehe interpretieren, sondern eher als Ausdruck der Tatsache, dass in vielen Fällen Ehen dem enormen anomischen Druck der individualisierten modernen Gesellschaft nicht standhalten. Letztlich wird hier angenommen, dass die Instabilität von Ehen Ausdruck einer gestiegenen Bedeutung dieser mit Erwartungen überfrachteten Beziehungsform ist. Eine ganz ähnliche Auffassung vertritt Nave-Herz: „Nicht ein Bedeutungsverlust der Ehe (…) hat also das Ehescheidungsrisiko erhöht (…), sondern die idealisierten Vorstellungen von einer Ehe und die Ansprüche an eine bestimmte Qualität der ehelichen Partnerbeziehung führen schneller zu unerfüllten Bedürfnissen und damit zu Spannungen in den ehelichen Beziehungen“ (Nave-Herz et al. 1990: 138).
Andere Autoren vertreten eine Gegenposition zu dieser These. Gegen Ende der 1980er Jahre wurde speziell in der deutschen Familiensoziologie die Frage diskutiert, ob Ehe und Familie an Zustimmung in der Gesellschaft einbüßen und damit 22
allmählich an Legitimation verlieren. So prägt Hoffmann-Nowotny (z.B. 1988) den Begriff der autistischen Gesellschaft, in der die Deinstitutionalisierung der Familie den Einzelnen in die soziale Isolation treibe und dadurch Anomie und persönlichen Sinnkrisen Vorschub leiste. Andere Arbeiten postulieren in Anknüpfung an die Individualisierungsthese (Beck 1986) ebenfalls einen Bedeutungswandel der Familie in der Weise, dass in modernen Gesellschaften ihre ökonomische Funktion zunehmend an Bedeutung verliere, während eine Verlagerung auf die „Kernfunktion“ als emotionales Refugium sowie als Ort der Affektproduktion und der Selbstentfaltung festzustellen sei (z.B. Beck-Gernsheim 1986). Die zunehmende Instabilität von Ehen wird durch das Spannungsfeld aus zunehmender Emotionalisierung und gleichzeitiger Enttraditionalisierung der Institution Ehe erklärt. Dabei werden Differenzierungs- und Individualisierungsprozesse meist an den folgenden Symptomen festgemacht (vgl. z.B. Beck-Gernsheim 1994: 127ff): 1.
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3.
Die Freisetzung aus traditionellen Bindungen, so die Individualisierungsthese, bewirke eine verstärkte innere Autonomie, die insbesondere eine zunehmende biographische Optionsvielfalt einschließt. Eine zunehmende soziale Mobilität in beide Richtungen, d.h. gleichsam aufwie abwärts, geht gleichzeitig mit dem Verlust an traditionellen Bindungen einher, woraus auf eine „zunehmende Bindungslosigkeit auf immer mehr Ebenen“ (Beck-Gernsheim 1994: 131) und fortwährende Identitätssuche geschlossen wird. Hierbei sei das Individuum zunehmend auf sein Einzelschicksal zurückgeworfen und sich selbst überlassen. Gleichzeitig wird darauf hingewiesen, dass in der Moderne neue Zwänge entstehen, indem traditionale Lebenslaufdeterminanten wie Vererbung oder Ernennung durch neue strukturierende Kontrollmechanismen wie Leistungs(z.B. Schul- und Arbeitszeugnisse) und Gesundheitszertifikate oder massenmediale Normierung ersetzt werden.
Insgesamt, so die Individualisierungstheoretiker, führe dieses „Doppelgesicht von Individualisierungsprozessen“ (Beck-Gernsheim 1994: 136) zu einer zunehmenden Verunsicherung und einem verstärkten Ambivalenzempfinden der Akteure. Dabei fällt jedoch auf, dass die Beschreibung der Konsequenzen von Individualisierungsprozessen insbesondere auf der individuellen Ebene meist zu vage ist, um daraus empirisch überprüfbare Hypothesen ableiten zu können. Nur selten werden klare Thesen wie die der oben erwähnten zunehmenden Bindungslosigkeit geäußert. Zwar können die diachron gestiegenen Scheidungsraten (Kopp 1994) als Hinweise auf eine Abnahme der Bindungskraft von Ehen interpretiert werden, eine generelle Abnahme des Anteils „gebundener“, d.h. in Lebensgemeinschaft oder Ehen be23
findlicher Personen an der Gesamtbevölkerung lässt sich jedoch empirisch nicht feststellen (Klein 1999b; vgl. auch Brüderl & Klein 2003b; Brüderl 2004). Auf Basis der Empirie ist der These zunehmender Bindungslosigkeit demnach nicht zuzustimmen, vielmehr sind Differenzierungen und Präzisierungen bei der Untersuchung des Einflusses von Modernisierungsprozessen auf partnerschaftliche Bindung notwendig. Gegen die theoretische Konzeption und Forschungspraxis des Individualisierungsansatzes lässt sich eine Reihe von Einwänden vorbringen (vgl. Kopp 1994: 35ff). Zunächst kann kritisiert werden, dass mangels angemessener Modellierung mikrotheoretischer Prozesse und Determinanten die Vollständigkeit der damit verfolgten soziologischen Erklärung in Zweifel gezogen wird. Der zweite Schwachpunkt ist im Kontext der vorliegenden Arbeit jedoch entscheidender: Der Ansatz kann bestenfalls einen allgemeinen Erklärungsrahmen für den diachronen Anstieg der Scheidungsraten liefern, ermöglicht jedoch keine differenzierte Explikation von Unterschieden in der Partnerschaftsstabilität in Abhängigkeit von individuellen sozial- und familienstrukturellen Rahmenbedingungen (vgl. Kopp 1994: 38). Er scheint daher für die vorliegende Fragestellung nicht zielführend und wird nicht weiter behandelt.
Mikrotheoretische Ansätze Die nächsten beiden Ansätze, Austauschtheorie und Familienökonomie, nehmen Rekurs auf einen gemeinsamen handlungstheoretischen Kern: die Rational Choice (RC)-Theorie (vgl. zum Überblick Hill 2002; Hill & Kopp 2004: 124ff). In dieser wird postuliert, dass Akteure mit beschränkten Ressourcen ausgestattet sind und aufgrund subjektiv rationaler Erwägungen bestrebt sind, den aus ihren Handlungsentscheidungen resultierenden Nutzen zu maximieren. Dazu – und dies kennzeichnet die soziologische Perspektive des Ansatzes – sind Individuen jedoch stets auf soziale Interaktionen mit anderen angewiesen, die in der Regel über eine andere Ressourcenausstattung als die eigene Person verfügen (Nye 1982: 22). Vor diesem Hintergrund können beide Tauschpartner nur durch wechselseitigen Ressourcenaustausch eine Maximierung des Wohlfahrtsniveaus erreichen. Das postulierte Menschenbild der RC-Theorie wird häufig mit dem Akronym RREEMM umschrieben (vgl. Lindenberg 1981; Hill 2002). Diese Abkürzung soll ausdrücken, dass Menschen mit bestimmten Ressourcen (resourceful) ausgestattet sind, zugleich in ihren Handlungen aber bestimmten (z.B. kognitiven oder auch sozialen) Beschränkungen (restricted) unterworfen sind, Situation und antizipierte Konsequenzen verschiedener Handlungsalternativen bewerten (evaluating) und mit bestimmten 24
Erwartungen verknüpfen (expecting). Zugleich streben sie eine Maximierung (maximizing man) ihres Nutzens an, eine Annahme, die von einigen Autoren angezweifelt, jedoch fast nie empirisch überprüft wird. Die Präferenzen (bzw. die finalen Nutzenmaximierungskriterien) der Akteure werden als konstant und gegeben angesehen; häufig werden hier die beiden Aspekte physisches Wohlergehen und soziale Wertschätzung hervorgehoben (Lindenberg 1984). Handlungsentscheidungen werden vor dem Hintergrund subjektiver Rationalität getroffen, d.h. bei der Abwägung von Kosten- und Nutzenaspekten erfolgt die Bewertung auf der Basis der subjektiven Interpretation der Situation und stets vor dem individuellen Erfahrungshintergrund des Handelnden. Daher muss das Resultat der Handlungsabwägung einem außen stehenden Beobachter vor dem Hintergrund seines Bewertungssystems keineswegs immer rational erscheinen (vgl. Hill & Kopp 2004: 126). Unterschiede zwischen Austauschtheorie und Familienökonomie betreffen primär die Teilmengen der darin fokussierten Konzepte (vgl. dazu die folgenden Abschnitte), wobei jedoch auch hier von einer starken Überlappung auszugehen ist. Bezüglich der sozialen Perspektive der Ansätze lässt sich konstatieren, dass in der Austauschtheorie Tauschbeziehungen jeglicher Art betrachtet werden, während sich die Familienökonomie mit dem Haushalt als Spezialfall einer Wirtschafts- und Produktionsgemeinschaft befasst. In den folgenden Ausführungen werden die inhaltlichen Schwerpunkte beider Ansätze noch einmal im Detail dargestellt.
1.3 Austauschtheoretische Ansätze Die Austauschtheorie versucht, Bedingungen und Konsequenzen von Prozessen des Ressourcentauschs zwischen Akteuren zu beschreiben und zu erklären. Als Motor jeglicher Tauschprozesse wird die Tatsache angesehen, dass Akteure auf diese angewiesen sind, um eine bilaterale Steigerung des Nutzenniveaus zu erreichen (Coleman 1990). Dies liegt in der Tatsache begründet, dass Akteure grundsätzlich über beschränkte Ressourcen verfügen und meist andere Personen benötigte Ressourcen besitzen oder kontrollieren (Annahme der Ressourcendeprivation). Allgemein kann es sich bei den eingebrachten Ressourcen um Geld, Dienstleistungen und andere Güter handeln (vgl. Foa & Foa 1980). Der Ressourcenbegriff ist jedoch sehr weit gefasst; für Paarbeziehungen ist der Austausch immaterieller Güter wie Liebe, Zuneigung, sensibler Informationen über die eigene Person und Verständnis charakteristisch (Safilios-Rothschild 1976). Unter dem Prinzip des abnehmenden Grenznutzens wird die Annahme subsumiert, dass mit zunehmendem „Konsum“ einer Ressource das Interesse an diesem Gut sinkt, d.h. es tritt eine Art Sättigungsprozess in Kraft. Es kann allerdings bezweifelt werden, dass eine 25
dauerhafte Sättigung auch bei sozialen Grundbedürfnissen wie dem Streben nach Liebe und Zuwendung eintritt. Anders als z.B. Geld oder materielle Besitztümer lassen sich soziale Anerkennung und Zuwendung nicht längerfristig konservieren. Dadurch erklärt sich zum Teil – neben biologischen Faktoren – die hohe Persistenz des Partnerbindungsmotivs. Von grundlegender Bedeutung für die Übertragung der Austauschtheorie auf Entstehung und Verlauf von Partnerschaften ist jedoch die Tatsache, dass Akteure einerseits diejenigen Interaktionen verdichten, die eine beiderseitige Nutzensteigerung versprechen, und andererseits „unrentable“ Tauschbeziehungen lockern oder beenden (Hill & Kopp 2004: 104). Das affiliative Potential von Tauschbeziehungen dürfte am stärksten ausfallen, wenn Ressourcen getauscht werden, an denen dauerhaft und kontinuierlich Bedarf besteht, z.B. Aufmerksamkeit und emotionale Zuwendung; dies trifft in besonderem Maß auf Paarbeziehungen zu. Deren – vor allem zu Beginn – intensive emotionale Tönung (vgl. Hill 1992) erwächst hauptsächlich aus dem starken Belohnungscharakter von Paarinteraktionen. Angenehme (aber auch aversive) Erfahrungen aus Interaktionen aggregieren sich über die Zeit zu einer kognitiven Struktur, in der beziehungsbezogenes Wissen und damit verknüpfte Bewertungen enthalten sind. Die Gesamtheit der evaluativen partnerschaftsbezogenen Kognitionen werden als Beziehungsqualität bezeichnet (Hassebrauck 1995). Damit ist die Grundidee der Übertragung austauschtheoretischer Überlegungen auf Partnerschaften und Ehen bereits skizziert: Der kontinuierliche Austausch von Liebe, Zuwendung und anderen Ressourcen erfordert die Verstetigung partnerschaftlicher Interaktion; Belohnungen (und Kosten), die aus diesen Interaktionen resultieren, aggregieren sich zu einer kognitiven Struktur, deren kognitiv-affektive Bewertung ein spezifisches Ausmaß von Partnerschaftsqualität oder -zufriedenheit impliziert. Zufriedenheit wiederum begünstigt die Stabilisierung der Partnerschaft. Obgleich der Ressourcentausch von Anthropologen als epochen- und kulturübergreifendes universelles gesellschaftliches Phänomen angesehen wird (Mauss 1990, franz. Original 1950), lassen sich durchaus verschiedene Klassen von sozialen Tauschbeziehungen differenzieren, die sich zum Teil qualitativ unterscheiden. Zum einen kann der reziproke Tausch, bei dem die Gegenleistung zeitlich und inhaltlich festgelegt ist, vom sozialen Tausch, bei dem beides offen gelassen wird, abgegrenzt werden (Hill & Kopp 2004: 103). Für Partnerschaften ist zu erwarten, dass primär sozialer Austausch stattfindet. Befunde aus der Equity-Forschung zeigen, dass gravierende Unausgewogenheit der mit der Partnerschaft verbundenen Inputs und Outputs mit Unzufriedenheit und negativen Affekten einhergeht (vgl. Mikula 1992).
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Insbesondere den Arbeiten von George Levinger zum Kohäsionsmodell der Ehe (Levinger 1965, 1976) ist es zu verdanken, dass die austauschtheoretische Perspektive um das Konzept von Barrieren, die einer Trennung oder Scheidung entgegenstehen, erweitert wurde. Neben beziehungsimmanenten Belohnungen, die in etwa dem Konstrukt Partnerschaftszufriedenheit entsprechen und die Levinger als attractions bezeichnet,6 müssen nach Levinger auch externe bzw. soziale Einflüsse, barriers (Trennungsbarrieren), berücksichtigt werden, die nicht unbedingt in einem direkten Zusammenhang mit den attractions stehen, sondern unabhängige Effekte auf die Partnerschaftsstabilität ausüben (Levinger 1982: 107). Barrieren umfassen dabei zum einen soziale Normen, welche die Fortführung von Partnerschaften oder Ehen auch bei sinkender Zufriedenheit oder hohen Kosten gebieten; als Indikator dafür kann z.B. die individuelle religiöse Bindung angesehen werden (Levinger 1965: 25). Zum anderen fungieren nach Levinger auch partnerschaftsspezifische Investitionen, d.h. gemeinsame Anschaffungen oder immaterielle „Güter“ wie gemeinsame Kinder als Trennungsbarrieren (Levinger 1965: 25). Diese Definition erschwert allerdings eine Abgrenzung von Barrieren und Investitionen, welche im Rahmen des Investitionsmodells von Rusbult (vgl. 1.3.2) noch konkretisiert werden. Alle Arten beziehungsspezifischer Investitionen können per definitionem gleichzeitig als Trennungsbarrieren aufgefasst werden, da sie außerhalb der Beziehung einen Großteil ihres Wertes verlieren. Das Charakteristische ist der Doppelcharakter ihrer Wirkungsweise: Auf der einen Seite stabilisieren sie Partnerschaften indirekt, indem sie den relativen Gewinn aus der Partnerschaft steigern, auf der anderen Seite üben sie den direkten, stabilisierenden Effekt einer Barriere aus, welcher aus der Antizipation von Trennungskosten erwächst. Ein funktionaler Kernbereich der Austauschtheorie betrifft die Wirkung sozialer Tauschhandlungen: Jeder Tauschakt führt zu einem bestimmten individuellen Gewinn für beide Tauschpartner (Homans 1972). Während der Nutzen durch Menge und Qualität der erhaltenen Ressourcen (relativ zu den eigenen Bedürfnissen) determiniert ist, umfassen die Kosten die investierten Ressourcen sowie dadurch entgangene alternative Tauschhandlungen. Übersteigen die Kosten den Nutzen, so resultiert ein negativer Netto-Nutzen, respektive: ein Verlust. Bedeutsam ist hierbei die auf den Erkenntnissen der Lerntheorie (z.B. Skinner 1938) basierende Überlegung, dass Kosten und Nutzen spezifischer Tauschhandlungen als Verhaltensverstärker fungieren und daher zukünftige Interaktionen determinieren
6
Hierzu schreibt Levinger (1982: 107): „Positive attractions refer to feelings of pleasure, comfort, or admiration of the partner; negative attractions (or repulsions) stem from the opposite of these feelings.”
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(Homans 1972):7 Je häufiger aus einer Tauschhandlung eine bestimmte Belohnung resultiert und je stärker diese ausfällt, desto häufiger wird diese Handlung initiiert, wobei jedoch mit der Zeit eine gewisse Sättigung bezüglich der betreffenden Ressource eintritt und andere Bedürfnisse salient werden.8 Die Zufriedenheit in der Beziehung fällt nach diesen Überlegungen umso geringer aus, je ungünstiger sich die Relation von Kosten- und Nutzenfaktoren subjektiv darstellt. Als Vergleichsmaßstab dienen hierbei eigene Erfahrungen und sozial vermittelte Normen, die das so genannte Vergleichsniveau (CL) konstituieren (Thibaut & Kelley 1959). Die Entscheidung für oder gegen den Verbleib in einer Partnerschaft wird jedoch nicht ausschließlich durch das Vergleichsniveau, sondern auch durch Anzahl und Qualität verfügbarer Alternativen9 bestimmt, deren kognitive Repräsentation nach Thibaut und Kelley als Vergleichsniveau der Alternativen (CLalt) bezeichnet wird. Unterschreitet das Nutzenniveau in der aktuellen Beziehung das alternativer Beziehungen (oder des Alleinlebens), sinkt das Interesse an der Aufrechterhaltung der Partnerschaft. Die Partner werden in diesem Fall die Interaktionsdichte verringern und andere Tauschalternativen suchen.
1.3.1
Das austauschtheoretische Modell zur Ehestabilität von Lewis und Spanier
Robert A. Lewis und Graham B. Spanier haben 1979 in ihrer breit rezipierten Arbeit den austauschtheoretischen Ansatz systematisch auf Ehen angewandt. Ein wichtiges Verdienst der Arbeit besteht in der Systematisierung der diversen erklärenden Konstrukte. Dabei ist positiv hervorzuheben, dass der hohe Spezifitätsgrad der Ausführungen wichtige Anhaltspunkte für Möglichkeiten ihrer Operationalisierung liefern kann. Die Autoren entwickeln darin auf induktive Art ein Modell zu 7
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9
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Dass die Austauschtheorie sich an dieser Stelle psychologischer Konstrukte aus der Lerntheorie bedient, illustriert zum einen ihre interdisziplinäre Fundierung, zum anderen impliziert dies, dass bestimmte Verhaltensweisen nicht notwendigerweise stets einer reflektierten Kosten-NutzenKalkulation unterliegen müssen, sondern im Sinne einer Handlungsheuristik in dem Lernkontext ähnlichen Situationen weitgehend automatisch ablaufen (vgl. hierzu Hill & Kopp 2004: 109). Insofern als jegliche Paarinteraktion einen Austausch in diesem Sinne darstellt, ergeben sich hier direkte Anknüpfungspunkte an lern- bzw. verhaltenstheoretische Konzeptionen, die zumeist als Basis für die Erklärung der Effekte von Interaktion auf den Partnerschaftserfolg genutzt werden (vgl. Abschnitt 1.8). Zu den Alternativen gehört selbstverständlich nicht nur das Eingehen anderer Beziehungen bzw. Partnerschaften, sondern auch das Leben ohne Partner. Mögliche Indikatoren für Alternativen sowie Hypothesen zu ihrer Wirkung auf die Partnerschaftsstabilität finden sich weiter unten in den Ausführungen zur Familienökonomie (Abschnitt 1.4.1.1), welche die Alternativen im theoretisch konsistenten Konzept des Heirats- oder Partnermarkts verortet.
den Einflüssen auf die Qualität und Stabilität von Ehen, indem sie eine umfassende Literaturanalyse vorlegen, um dann die wichtigsten theoretischen und empirischen Vorarbeiten zu systematisieren und zu integrieren. Ausgehend von „record high divorce rates“ (Lewis & Spanier 1979: 268) versuchen die Autoren zu klären, unter welchen Bedingungen Ehen in einer Scheidung enden oder stabil bleiben. Dabei beziehen sie sowohl gesellschaftliche als auch personale und dyadische Merkmale in die Erklärung ein. Als primäre Antezedensbedingung von Scheidung wird eine steigende eheliche Instabilität im Sinne einer Trennungsneigung angesehen, welche wiederum vom Ausmaß der Ehequalität abhängt. In Anlehnung an Levinger (1965) gehen Lewis und Spanier allerdings davon aus, dass neben der Ehestabilität insbesondere die Attraktivität von Alternativen sowie vorhandene Trennungsbarrieren darüber entscheiden, ob es in trennungsanfälligen Ehen letztendlich zu einer Scheidung kommt oder nicht. Abbildung 1 veranschaulicht diese Überlegungen grafisch. Abbildung 1: Austauschtheoretisches Grundmodell der Ehestabilität, vereinfacht nach Lewis und Spanier (1979: 289) premarital variables
satisfaction with life style
social and personal resources
marital quality
rewards from spousal interaction
alternative attractions
marital stability
divorce
external pressure to remain married
Obwohl das Modell von Lewis und Spanier (1979) als ganzes bis heute empirisch ungeprüft geblieben ist, liegen doch mittlerweile zahlreiche Einzelbefunde zu den postulierten Zusammenhängen vor.In den folgenden Ausführungen werden die von Lewis und Spanier genannten Determinanten der Partnerschaftsstabilität hin-
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sichtlich ihrer Wirkungsweisen sukzessive diskutiert.10 Im Anschluss an die theoretischen Ausführungen werden jeweils empirische Befunde und Forschungshypothesen zu den Effekten der jeweiligen Konstrukte beschrieben.
1.3.1.1
Ehequalität
Die Autoren konzeptualisieren Ehequalität als Resultante von Bewertungen unterschiedlicher Partnerschaftsbereiche (vgl. die Ausführungen unter 1.1.1) und betrachten diese als erklärungsstärkste direkte Determinante der Ehestabilität: „the quality of most American marriages is the primary determinant of whether a marriage will remain intact“ (Lewis & Spanier 1979: 268). Auch Lynn K. White (1990: 907) nennt in einem älteren Übersichtsartikel zur Scheidungsforschung die Annahme eines starken Zusammenhangs „simple and self-evident“, konstatiert jedoch ein Forschungsdefizit. Insgesamt kann vor diesem Hintergrund angenommen werden, dass Ehepaare, die sehr unglücklich sind, auch die höchsten Trennungsund Scheidungsrisiken aufweisen.
Forschungsbefunde Benjamin R. Karney und Thomas N. Bradbury (1995) zeigen in ihrer bekannten Metaanalyse, dass der Beziehungsqualität im Vergleich die stärkste Prädiktionskraft in Bezug auf die Beziehungsstabilität zukommt; die resultierende Effektgröße beträgt .29 für Männer und .42 für Frauen.11 Diese mittleren Effekte sind bedeutsam, fallen aber nicht so hoch aus, wie aus dem Alltagsverständnis heraus vermutet werden könnte. Verschiedene Untersuchungen bestätigen den erwarteten negativen Effekt der Ehequalität auf das Scheidungsrisiko von Ehen (Kurdek 2006; Previti & Amato 2003; Rogers 2004; Schoen et al. 2006); Sayer und Bianchi (2000) finden einen entsprechenden Effekt nur für die Ehequalität der Frau. Clements et al. (2004) berichten, dass das Ausmaß der Ehequalität zu Beginn der Ehe im 13 Jahres-Längsschnitt zwischen den beiden Gruppen „geschieden“ und „glücklich verheiratet“ diskriminiert. Weitere Studien zeigen positive Zusammenhänge zwischen Ehequalität und subjektiver Ehestabilität (Booth et al. 1984, 1986; Previti & Amato 10 Dabei werden jeweils nur die in der vorliegenden Studie erhobenen Merkmale beschrieben. 11 Kritisch ist hierbei allerdings anzumerken, dass die Operationalisierungen sowohl für die Beziehungsqualität (bzw. -zufriedenheit) als auch für die Partnerschaftsstabilität (z.B. als Trennungsereignis gegenüber einer Messung durch entsprechende Skalen) sehr heterogen ausfallen und daher die Reduktion auf eine einheitliche Effektgröße inhaltlich nicht unproblematisch ist.
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2003; Thomson & Colella 1992). Auch für nichteheliche Lebensgemeinschaften gibt es entsprechende Effekte auf das Trennungsrisiko (Berg & McQuinn 1986; Brandtstädter & Felser 2003). Damit lässt sich als Hypothese formulieren: Hypothese 1:
Die Partnerschaftszufriedenheit übt einen direkten positiven Effekt auf die Partnerschaftsstabilität aus.
Obgleich die Partnerschaftszufriedenheit von Lewis und Spanier als direkter Einfluss auf die Partnerschaftsstabilität modelliert wird, stellen die Autoren noch weitergehende Überlegungen an, nach denen neben dem Haupteffekt eine Wechselwirkung der Partnerschaftszufriedenheit mit den verfügbaren Alternativen und Trennungsbarrieren erwartet wird. Dies heißt konkret, dass eine nicht zufrieden stellende Partnerschaft dann nicht verlassen wird, wenn einer Trennung subjektive Hemmnisse (Barrieren) oder als noch unbefriedigender empfundene Alternativen entgegenstehen: „many marriages remain intact because of religious commitments or unemployment even when the partners are highly dissatisfied” (Booth & Edwards 1985: 69). Umgekehrt kann es auch bei relativ hoher Beziehungsqualität zur Beendigung der Partnerschaft kommen, wenn die verfügbaren Alternativen – das Alleinleben als Single eingeschlossen – als der aktuellen Partnerschaft qualitativ überlegen wahrgenommen werden. Wagner (1997: 91) hält sogar die Opportunitäten für einen stärkeren Prädiktor der Ehestabilität als die Qualität der Partnerschaft. Hieraus ergibt sich die folgende Hypothese: Hypothese 2:
Im urbanen Kontext (Indikator für gute Alternativen) findet sich ein stärkerer Zusammenhang zwischen Partnerschaftszufriedenheit und Partnerschaftsstabilität als im ländlichen Kontext (geringere Qualität der Alternativen).
Als wirkungsstärkste Einflussgröße auf die Stabilität von Ehen wird von Lewis und Spanier wie erwähnt deren Qualität angesehen. Folgt man dieser Auffassung, dann stellen sämtliche Einflüsse auf die Ehequalität zugleich wichtige indirekte Determinanten der Ehestabilität dar: „the key to our approach to marital stability is to understand marital quality primarily“ (Lewis & Spanier 1979: 273). Die Ehequalität wird nun durch Faktoren aus drei Bereichen mitbestimmt, welche im Folgenden sukzessive dargestellt werden:
31
1) Voreheliche personale und soziale Faktoren. In diesem Bereich werden im Wesentlichen zwei Konstrukte angesprochen: Zum einen wird Homogamie der Partner bezüglich Sozialstruktur und Einstellungen wie Religiosität (vor der Eheschließung), zum anderen die jeweiligen personalen Ressourcen als zufriedenheitssteigernd angesehen. Ressourcen können dabei materieller Art sein oder in der sozialen Akzeptanz des Partners bzw. der Partnerschaft durch das soziale Umfeld bestehen.
Der stabilisierende Effekt der Homogamie ist zwar bezüglich bestimmter Merkmale empirisch nachweisbar, er lässt sich jedoch weder theoretisch noch empirisch auf sämtliche Merkmalsklassen generalisieren. Ein brauchbarer theoretischer Erklärungsmechanismus zu diesem Sachverhalt lässt sich am ehesten auf Basis des familienökonomischen Ansatzes formulieren (vgl. Abschnitt 1.4.2). Auch bezüglich der personalen materiellen Ressourcen sind in der Folgezeit wichtige theoretische Elaborationen vorgelegt worden, die sich für die Hypothesengenerierung als notwendig erweisen.12 Insbesondere ist hier das Argument von den Vorteilen einer Spezialisierung der Arbeitsteilung im Rahmen des familienökonomischen Ansatzes von Relevanz (vgl. Abschnitt 1.4.2.6). 2) Zufriedenheit mit dem Lebensstil. Die hier relevanten Faktoren lassen sich grob zwei Gruppen zuordnen: Zum einen betreffen sie die Zufriedenheit mit der eigenen Lebenssituation, wobei insbesondere die Aspekte der sozialen Lage, der Berufstätigkeit der Frau sowie der Haushaltszusammensetzung – vor allem Anzahl und Alter der Kinder – hervorgehoben werden. Als zweite Determinante der Partnerschaftsqualität wird die Unterstützung durch soziale Netzwerke wie Freundeskreis und Familie angesehen.
1.3.1.2
Soziale Lage
Neben geschlechtsspezifischen Effekten von Humankapitalressourcen (vgl. ausführlich hierzu Abschnitt 1.4.2.6) ist im Rahmen einer allgemein formulierbaren Vulnerabilitätsthese durchaus zu erwarten, dass von einer gravierenden ökonomischen Mangelsituation eine Belastungswirkung für die Partnerschaft ausgeht. Die Zugehörigkeit zu höheren Schichten sowie eine hohe Zufriedenheit mit der finanziellen Situation stellen demgegenüber Indikatoren einer besseren materiellen Versorgung dar, d.h. sie steigern insbesondere für den finanziell abhängigen Partner 12 Allerdings muss erwähnt werden, dass auch Lewis und Spanier (1979: 279f) bereits darauf hinweisen, dass die Erwerbstätigkeit der Frau komplexe und zum Teil antagonistische Effekte ausübt.
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die Kosten-Nutzen-Bilanz, also den Gewinn aus der Ehe (insbesondere im Vergleich zum Alleinleben),13 schaffen Trennungsbarrieren und fungieren somit als Stabilitätspuffer für die Paarbeziehung. Neben direkten Effekten der sozialen Lage auf den Partnerschaftserfolg ist zu erwarten, dass die ökonomische Situation auch Auswirkungen auf die Paarinteraktion zeigt, welche wiederum den Partnerschaftserfolg determiniert. Bezüglich der damit angesprochenen vermittelnden Rolle der Paarinteraktion finden sich in der Literatur zwei unterschiedliche Konzeptionen (vgl. Conger et al. 1999: 54): 1.
2.
Mediiertes Erklärungsmodell (vgl. Elder & Caspi 1990): Diesem Modelltyp liegt die Annahme zugrunde, dass sich partnerschaftliche Interaktionen als direkte Folge einer belastenden Veränderung (z.B. Arbeitslosigkeit, ökonomische Krise) verändern. Eine zentrale vermittelnde Rolle bezüglich der Auswirkung ökonomischer Deprivation wird dabei den daraus resultierenden Spannungen in der Familie zugeschrieben (vgl. hierzu die Befunde von Franz & Herlyn 1995). „Großer Einkommensverlust erhöht die Wahrscheinlichkeit von familiärer Uneinigkeit, Desorganisation und Demoralisierung. Uneinigkeit verweist auf Spannungen, Konflikte und sogar Gewalt sowohl in der ehelichen wie in der Eltern-Kind-Beziehung“ (Elder & Caspi 1990: 29).14 Paarklima und -interaktion werden hier also als Funktion der äußeren Rahmenbedingungen einer Partnerschaft angesehen. Demnach sollten nach diesem Ansatz substantielle Zusammenhänge zwischen Belastungen und dysfunktionalen Interaktionsstilen nachweisbar sein, die den negativen Zusammenhang zwischen Belastungen und Partnerschaftserfolg erklären. Moderiertes Erklärungsmodell: Eine zweite Art von Modellen der Partnerschaftsentwicklung (allgemein etwa Karney & Bradbury 1995) postuliert, dass die interindividuell unterschiedliche Art der Konfliktbewältigung und des allgemeinen Umgangs der Partner miteinander den Erfolg von Partnerschaften determinieren, insbesondere wenn diese Belastungen ausgesetzt sind. Hierbei wird kein starker Zusammenhang zwischen Belastungen und Paarinteraktion erwartet, dafür jedoch eine Wechselwirkung zwischen diesen beiden Konstrukten bei der Erklärung des Partnerschaftserfolgs in der Art, dass sich Belastungen nur oder besonders dann negativ auf den Partnerschaftserfolg auswirken, wenn sie nicht durch funktionale Interaktion kompensiert werden.
13 Vgl. zum Begriff des Ehegewinns die Ausführungen zur Familienökonomie in Abschnitt 1.4. 14 Genau genommen handelt es sich beim Ansatz von Elder allerdings um ein moderiertes Mediatormodell (vgl. Baron & Kenny 1986), da bei den beschriebenen Prozessen Schicht- und Kohortenunterschiede konstatiert werden (Elder & Caspi 1990: 29).
33
Bei den vermuteten Effekten der Beurteilung der sozialen Lage ist allerdings zwischen nichtehelichen Lebensgemeinschaften und Ehen zu differenzieren. Diese beiden Beziehungsformen unterscheiden sich grundlegend im Hinblick auf materielle Versorgungsaspekte: Nur in Ehen bestehen nach einer Trennung bzw. Scheidung materielle Ansprüche gegenüber dem erwerbstätigen Partner (Ott 1993, 1998), während sich in nichtehelichen Lebensgemeinschaften eine gute finanzielle Situation nach einer Trennung für den finanziell abhängigen Partner schlagartig verschlechtern kann. Daher kann vermutet werden, dass eine positive Einschätzung der finanziellen Situation vor allem die subjektive Stabilität in Ehen (im Unterschied zu nichtehelichen Lebensgemeinschaften) steigert.
Forschungsbefunde Die wohl umfassendsten empirischen Arbeiten zu diesem Themenkomplex stammen aus der Arbeitsgruppe um Glen H. Elder (vgl. Elder 1974, 1995; Elder & Caspi 1990; Conger et al. 1991; Conger et al. 1999). Sie zeigen, dass ökonomische Krisen unter Vermittlung durch partnerschaftliche Interaktion und Partnerschaftszufriedenheit zu einer Destabilisierung von Partnerschaften führen können. Dabei ist hervorzuheben, dass nicht die objektive ökonomische Lage, sondern deren subjektive Wahrnehmung entscheidend für die Entwicklung der Ehe ist (Conger et al. 1994). Conger et al. (1990) fassen die Frage ins Auge, welche Auswirkung eine ökonomische Notlage des Ehepaares auf die Ehequalität bzw. Stabilität hat. Sie finden heraus, dass ungünstige objektive ökonomische Umstände wie ein geringeres Einkommen, eine unregelmäßige Beschäftigung oder ein finanzieller Engpass das Interaktionsverhalten insbesondere des Ehemannes indirekt negativ beeinflussen. Die entscheidende vermittelnde Variable ist das Ausmaß der subjektiven Belastung des Ehepaares, die aus der Unfähigkeit entsteht, die wahrgenommenen Bedürfnisse mit den verfügbaren Ressourcen zu befriedigen. Konkret setzt die Wahrnehmung einer ökonomischen Notlage eine Kaskade von kognitiven und verhaltensbezogenen Prozessen innerhalb der Paare in Gang, die mit negativen Konsequenzen behaftet ist: Sie steigert die Feindseligkeit und verringert gleichzeitig das Ausmaß von Herzlichkeit und Unterstützung der Ehemänner gegenüber ihren Frauen. Diese Feindseligkeit des Ehemanns steht in Zusammenhang mit einer erhöhten Wahrnehmung von ehelicher Instabilität durch die Frau sowie einem geringeren Niveau ihres Eheglücks. Ein feindseliges Interaktionsverhalten der Ehefrau ergibt sich dagegen weniger als direkte Konsequenz der ökonomischen Notlage, sondern vielmehr aus der Reaktion auf das veränderte Interaktionsverhalten des Ehemanns. Diese differentiellen Geschlechtereffekte erklären die Autoren damit, dass die 34
ökonomische Notlage sich besondere ungünstig auf die soziale Rolle und Identität des Ehemanns als Haupternährer auswirkt. In einer weiteren Studie (Conger et al. 1999) werden die Effekte der subjektiven ökonomischen Belastungen im Längsschnitt untersucht. Dabei stellen die Autoren zunächst fest, dass eine subjektiv schlechte finanzielle Situation (t1) sowohl die simultane als auch die spätere subjektive Ehestabilität (t3 nach 24 Monaten) verringert. Ein vermitteltes Strukturgleichungsmodell zeigt im zweiten Schritt, dass der längsschnittliche Effekt vollständig durch dysfunktionale partnerschaftsrelevante Wahrnehmungen (Depressivität, Feindseligkeit und Ängstlichkeit) und negative Konfliktstile (jeweils nach 12 Monaten zu t2 gemessen) erklärt wird. Daneben können die Autoren nachweisen, dass eine hohe gegenseitige Unterstützung der Eheleute sowie funktionales Konfliktverhalten die negativen Auswirkungen finanzieller Belastungen bei Männern und Frauen neutralisieren. Allgemein kann auf Basis der genannten Befunde ein positiver Effekt der wahrgenommenen ökonomischen Situation auf die Ehestabilität erwartet werden: Hypothese 3:
Je besser die ökonomische Situation eingeschätzt wird, desto stabiler ist die Partnerschaft.
Merkmale der Haushaltszusammensetzung, die im zweiten Block von Einflüssen nach Lewis und Spanier (1979) enthalten sind, werden in der vorliegenden Arbeit über multiple Indikatoren – vor allem Anzahl und Alter von Kindern – erfasst. Sie lassen sich theoretisch dem Konzept des Familienzyklus zuordnen, dem im Zusammenhang mit der Lebensverlaufsperspektive ein eigener Abschnitt (1.5) gewidmet wird. Schließlich nennen die Autoren als dritten Bereich: 3) Belohnungen aus der Paarinteraktion. Dieser Bereich umfasst die größte Anzahl von Facetten. Hier werden neben dem dyadischen Matching, festgemacht vor allem an der Einstellungsähnlichkeit der Partner, eine breite Palette von Interaktionsformen – vom Ausmaß an Intimität und Affektaustausch über konkrete Arrangements der Arbeitsteilung und Machtverteilung bis hin zur Häufigkeit gemeinsamer Aktivitäten – als Determinanten der Partnerschaftsqualität genannt.
Die hier erwähnte Einstellungsähnlichkeit kann unter dem Konzept der Homogamie subsumiert werden und wird daher in Abschnitt 1.4.2.5 theoretisch diskutiert. Dass im Modell daneben explizit die Paarinteraktion als Stabilitätsdeterminante genannt wird, demonstriert seinen interdisziplinären und integrativen Charakter. Eine detaillierte Zusammenstellung empirischer Befunde und Hypothesen zum 35
Einfluss der partnerschaftlichen Interaktion auf die Beziehungsstabilität findet sich in Abschnitt 1.8. Bei der Betrachtung des Modells von Lewis und Spanier (1979) fällt auf, dass den meisten der bislang genannten Konzepte keine direkten, sondern über die Partnerschaftszufriedenheit vermittelte Effekte zugeschrieben werden. Für eine umfassende empirische Überprüfung der Stabilitätsdeterminanten und ihrer Einbettung in die von der Austauschtheorie postulierten Wirkmechanismen ist daher die Berücksichtigung der Partnerschaftszufriedenheit als zentrale Mediatorvariable unerlässlich. Aufgrund dieser Überlegung werden die Effekte der verschiedenen erklärenden Konstrukte auf die Partnerschaftsstabilität in der vorliegenden Arbeit unter Kontrolle der Partnerschaftszufriedenheit untersucht; wird hingegen die Partnerschaftszufriedenheit nicht kontrolliert – wie dies häufig in der empirischen Literatur der Fall ist –, bleibt deren vermittelnde Rolle zwangsläufig ungeprüft.
1.3.2
Das Investitionsmodell nach Rusbult
Eine nützliche und fruchtbare Remodellierung austauschtheoretischer Überlegungen findet sich im Investitionsmodell von Rusbult (1980; 1983). Nach Rusbult (1980) ist das Ausmaß empfundener Verpflichtung gegenüber der Partnerschaft (Commitment), welche wiederum direkt auf die Stabilität der Partnerschaft wirkt, nicht allein von der Beziehungsqualität und der Qualität der Alternativen, sondern außerdem von den Investitionen in die Partnerschaft abhängig (vgl. Abbildung 2). Abbildung 2: Investitionsmodell (nach Rusbult 1980) Investitionen
Beziehungsstabilität
Belohnungen Vergleichsniveau
Beziehungsqualität
Commitment
Kosten Vergleichsniveau für Alternativen
36
Anpassungsbereitschaft
Investitionen können intrinsisch oder extrinsisch sein: Intrinsische Investitionen „are put directly into the relationship, such as time, emotional effort, or selfdisclosure“ (Rusbult 1983: 102), während extrinsische Investitionen materielle Werte oder immaterielle Symbole umfassen, welche mit der Partnerschaft verknüpft sind. Hierzu zählen zum einen gemeinsame finanzielle Erwerbungen, zum anderen gemeinsame Aktivitäten sowie spezifische Erinnerungen und Rituale, die für beide Partner untrennbar mit der Paarbeziehung verbunden sind.Die zentralen Charakteristika von Investitionen bestehen darin, dass sie häufig als unintendierte Nebenfolgen der Paarinteraktion entstehen, grundsätzlich irreversibel sind, im Fall einer Trennung dramatisch an Wert verlieren und dadurch als Trennungsbarrieren fungieren: „to a greater or lesser degree, to abandon a relationship is to sacrifice invested resources“ (Rusbult 1983: 103). Eine konsequente Fortführung dieses Gedankens führt zu der Erkenntnis, dass sogar kurzfristige Kostenfaktoren – beispielsweise krisenhafte Konfliktkonstellationen, sofern sie (subjektiv oder objektiv) „gelöst“ werden – als langfristige Investition durchaus zu einer Beziehungsstabilisierung beitragen können; sie „schweißen die Partner zusammen“. Als partnerschaftsspezifische Investitionen sind nach den beschriebenen Überlegungen somit nicht nur materielle Einsätze, sondern in mindestens demselben Ausmaß auch immaterielle bindende Güter wie gemeinsame Kinder anzusehen. Im Abschnitt 1.4.3 wird dieser Gedanke im Rahmen der Familienökonomie noch einmal aufgegriffen und zu Hypothesen verdichtet.
1.4 Der familienökonomische Ansatz nach G. S. Becker Die ökonomische Theorie der Familie oder kurz: Familienökonomie (new home economics) betrachtet den Haushalt als Produzenten bestimmter Basisgüter (Commodities),15 die zum Teil materieller, zum Teil immaterieller Natur sind (Becker 1974, 1976, 1981; zum Überblick vgl. Hill & Kopp 2004: 114-124). Die dem Haushalt zugehörigen Akteure stehen dabei vor der Entscheidung, in welchen Bereich sie ihre in begrenztem Umfang zur Verfügung stehenden Ressourcen – insbesondere Zeit – investieren (vgl. Becker 1993a: 230). Zeit und Marktgüter (Input) werden mit dem Ziel aufgewandt, die erwähnten begehrten Commodities (Output) zu produzieren, die auf dem ökonomischen Markt bzw. außerhalb einer Ehe oder nichtehelichen Lebensgemeinschaft nicht zu erhalten sind: „commodities cannot 15 Der Begriff Commodities wird in der Literatur manchmal mit „Basisgüter“ oder „elementare Güter“ übersetzt; eine direkte Übersetzung ins Deutsche existiert nicht. In der vorliegenden Arbeit wird daher der englische Originalbegriff beibehalten.
37
be purchased in the marketplace but are produced as well as consumed by households using market purchases, own time, and various enivronmental inputs”. Diese Commodities umfassen „children, prestige and esteem, health, altruism, envy, and pleasures of the senses“ (Becker 1993b: 24). Die Relation zwischen eingesetzten Gütern und dem daraus resultierenden Nutzenniveau wird als Nutzenfunktion bezeichnet (vgl. Hill & Kopp 2004: 116). Das Streben nach diesen Commodities bzw. dem daraus resultierenden Nutzen kann dem familienökonomischen Ansatz zufolge als Grundmotiv für das Eingehen einer Ehe bzw. Haushaltsgemeinschaft angesehen werden. Als Gewinn aus einer Ehe16 wird der Nutzen innerhalb der Ehe relativ zum (erwarteten) Nutzen außerhalb der Ehe – d.h. beim Alleinleben oder in einer alternativen Partnerschaft – definiert (vgl. Becker 1993a: 228). Die Bereitschaft, die Ehe aufrechtzuerhalten – eine zentrale Bedingung für die Ehestabilität – hängt demnach zum einen vom Ehegewinn und seinen Determinanten, zum anderen von den verfügbaren externen Alternativen ab. Die Kernthesen der Beckerschen Argumentation zur (In-)Stabilität von Ehen, welche in den nächsten Abschnitten noch detaillierter elaboriert werden, lassen sich wie folgt zusammenfassen: 1.
2.
3.
Unterschreitet der Ehenutzen den Nutzen verfügbarer alternativer Lebensformen, kann die Ehe oder Partnerschaft instabil werden. Anders formuliert stellt der Ehegewinn eine zentrale Determinante der Ehestabilität dar (Becker et al. 1977: 1145). Der Nutzen innerhalb der ehelichen „Produktionsgemeinschaft“ ist eine Funktion der Passung von individuellen Merkmalen beider Partner (Match). Ein guter Match liegt dann vor, wenn innerhalb der Partnerschaft Homogamie bezüglich so genannter komplementärer Eigenschaften und Heterogamie bezüglich substituierbarer Merkmale herrscht (vgl. Becker 1993b: 114f). Suboptimale Matches sind häufig auf unvollständige Information bei der Partnerwahl zurückzuführen. Informationsunsicherheit kann zu einer verlängerten Partnersuchphase, aber eben auch zu „Fehlentscheidungen“ in Form der Wahl eines „inkompatiblen“ Partners führen, welche insbesondere in den ersten Jahren der Partnerschaft durch eine Trennung oder Scheidung quasi revidiert werden (Becker 1993b: 324).
16 Im Folgenden wird der übliche Begriff des Ehegewinns gebraucht, auch wenn Becker seine Überlegungen nicht auf eheliche Beziehungen beschränkt (z.B. Becker 1993a: 233); er sieht vielmehr den gemeinsamen Haushalt als entscheidende Konstituente einer den gemeinsamen Nutzen maximierenden Produktionsgemeinschaft an. Da in der vorliegenden Arbeit ausschließlich Paare mit gemeinsamem Haushalt untersucht werden, ist die Anwendbarkeit familienökonomischer Argumente auf die untersuchte Personengruppe gegeben.
38
4.
In Folge der Gründung eines gemeinsamen Haushalts oder einer Eheschließung werden von beiden Partnern nolens volens spezifische Investitionen in gemeinsam genutzte Haushaltsgüter, z.B. in Wohnungseinrichtung, oder in die Produktion anderer „Güter“ wie gemeinsame Kinder getätigt. Diese so genannten ehespezifischen Investitionen verlieren einen Großteil ihres Nutzens im Fall einer Trennung: Für gemeinsam genutzte Güter muss Ersatz angeschafft werden, der Kontakt zum Kind oder zu den Kindern wird eingeschränkt etc. Die Antizipation derartiger Verluste verstärkt die Intention zur Aufrechterhaltung der Partnerschaft oder Ehe und stabilisiert diese dadurch (Becker 1993a: 273).
Vor dem Hintergrund dieser einfachen Grundmechanismen lässt sich eine Reihe von Hypothesen zu den Ursachen ehelicher (In-)Stabilität formulieren. Die theoretische Argumentation beschränkt sich dabei nicht auf konsolidierte Partnerschaften, sondern setzt bereits in der Phase der Partnerwahl an. Dies ermöglicht Vorhersagen zur Wirkung von Indikatoren des Aufwands bei der Partnersuche auf die Partnerschaftsstabilität. In den folgenden Abschnitten wird die familienökonomische Argumentation näher beschrieben, wobei sich die Darstellung an den zu durchlaufenden Phasen (a) Partnerwahl und (b) Entwicklungsverlauf der bestehenden Partnerschaft orientiert.
1.4.1
Partnersuche und Heiratsmarkt
Die Familienökonomie sieht bereits die Entstehung einer Partnerschaft17 als nach ökonomischen Prinzipien beschreibbaren Vorgang an (vgl. Becker 1993a: 226). Dies wird nicht zuletzt damit begründet, dass es sich bei der Haushaltsgründung bzw. Eheschließung um eine freie Entscheidung handelt (Wirth 2000: 34). In Übertragung der ökonomischen Terminologie wird das Feld konkurrierender potentieller Partner als „Heiratsmarkt“ bezeichnet. Becker (1993a: 239) formuliert das allgemeine Gesetz, dass sich die paarweise Zuordnung von Partnern an der Maximierung der Nutzenströme über alle Paare bzw. Haushalte hinweg orientiert. Dies lässt sich dadurch erklären, dass Partnersuchprozesse aufgrund der Marktrestriktionen – insbesondere der Konkurrenzsituation – nicht notwendigerweise zu einer Maximierung des individuellen Nutzens führen: “Each man and woman is assumed to be concerned only about his or her own ‘selfish’ welfare, not about social welfare. In 17 Die nachstehenden Überlegungen zum Heiratsmarkt und zur Partnerwahl spielen allerdings laut Becker auch eine gewisse Rolle, wenn schon eine dauerhafte Beziehung eingegangen wurde (Becker 1993: 273).
39
pursuing their selfish interests, however, they are unknowingly led by the ‘invisible hand’ of competition in the marriage market to maximize aggregate output” (Becker 1993b: 112). In der umfangreichen Arbeit von Gary S. Becker, Elisabeth M. Landes und Robert T. Michael (1977), an der sich die folgenden Ausführungen orientieren, werden Partnersuch- und Partnerwahlprozesse aus familienökonomischer Perspektive detailliert beleuchtet. Becker und seine Kollegen gehen nicht von einer vollständigen Transparenz der Partnermärkte aus, sondern weisen darauf hin, dass anfänglich ein gewisses Maß an Unsicherheit über die Merkmale des Partners besteht, welches sich über die Dauer des Kennenlernens verringert; auf dieser Basis lässt sich das allmähliche spätere Absinken des anfänglich steil ansteigenden Scheidungsrisikos erklären (vgl. Becker et al. 1977: 1150). Die Autoren unterscheiden zwei Arten der Partnersuche: 1. die extensive Suche, bei der die als unpassend wahrgenommene Kandidaten verworfen werden und die Suche fortgesetzt wird, und 2. die intensive Suche, welche in der Sammlung von Informationen über einen potentiellen Partner besteht. Empirisch sieht Becker beide Sucharten als deutlich positiv korreliert an. Das zu lösende Problem bei der Partnersuche besteht nun darin, mit möglichst geringem Suchaufwand eine akzeptable Passung (Matching) zu erzielen. Was im Einzelfall als akzeptabel angesehen wird, hängt primär von den erwarteten Suchkosten ab: Je höher die antizipierten Suchkosten sind, desto größere Abweichungen vom „Optimum“ werden tendenziell bei der Partnerwahl toleriert (vgl. jedoch die Befunde bei Lichter et al. 1995). Eng mit den Suchkosten verknüpft ist die Verteilung der erwünschten Merkmale in der Population: Je seltener eine erwünschte Eigenschaft anzutreffen ist – z.B. die Zugehörigkeit zu einer konfessionellen Minorität –, desto geringer sind die Aussichten, einen Partner mit gleichem sozialen Hintergrund zu finden, und desto größer ist die Toleranz gegenüber Mismatches. Insgesamt lässt sich der Wirkmechanismus bei der Partnersuche dahingehend konkretisieren, dass sich eine längere Suchphase auf dem Heiratsmarkt positiv auf das Matching der Partner auswirkt, dadurch den späteren Ehegewinn steigert und hierüber vermittelt die eheliche oder eheähnliche Partnerschaft stabilisiert (Becker et al. 1977: 1151). Auf Basis der beschriebenen Argumentation lässt sich erwarten, dass durch eine längere (extensive und intensive) Partnersuche schlechte Passungen vermieden werden. Werden ungünstige Patrnermerkmale salient, kann die Verbindung frühzeitig – d.h. bevor ein hohes Maß der Verbindlichkeit erreicht wird und die Trennungskosten durch die Akkumulation beziehungsspezifischen Kapitals steigen – aufgelöst werden. Diese Überlegungen implizieren, dass die Stabilität von Partnerschaften (a) von der Zusammensetzung des Heiratsmarktes – vor allem von den Opportunitäten, d.h. der Anzahl in Frage
40
kommender alternativer Partner sowie von der empfundenen Qualität der Alternativen (vgl. Becker 1993a: 273) – und (b) vom Aufwand bei der Partnersuche abhängt. Als grober Indikator für Opportunitäten kann die Wohnortgröße angesehen werden. Der Suchaufwand kann z.B. über die Dauer des Kennenlernens bis zur Ehe oder Gründung eines gemeinsamen Haushalts operationalisiert werden (vgl. Brüderl et al. 1999; Niephaus 1999). Im Folgenden werden die Auswirkungen der verschiedenen Indikatoren einzeln diskutiert.
1.4.1.1
Alternativen auf dem Heiratsmarkt
Vor dem Hintergrund der allgemeinen theoretischen Ausführungen zu Partnermarktprozessen lässt sich erwarten, dass die Wahrscheinlichkeit, einen „passenden“ Partner zu finden, vor allem von zwei Dingen abhängt: 1. von der „Seltenheit“ bzw. Außergewöhnlichkeit der eigenen Merkmale und 2. von der Zusammensetzung des Heiratsmarktes. Beide Aspekte sind nicht unabhängig voneinander zu sehen: Hat eine Person A außergewöhnliche Eigenschaften (z.B. eine seltene Konfession), impliziert dies automatisch, dass die meisten Personen B, C usw. im Partnermarkt diese Eigenschaft nicht haben. Ist für die Partnerwahl eine homogame Paarung günstig, hat Person A demnach wenig Auswahl; auch wenn sie sich schon in einer Partnerschaft befindet, wird sie realistischerweise ihre Alternativen als schlecht einstufen. Die Struktur des Heiratsmarktes ist vor allem unter dem Gesichtspunkt relevant, wie viele potentielle Partner in erreichbarer Entfernung zur Verfügung stehen. Dabei spielen natürlich Normen bzw. Präferenzen eine wichtige Rolle, z.B. bezüglich des „angemessenen“ Alters, Bildungsniveaus oder sonstiger Merkmale derjenigen Kandidaten, die in die engere Auswahl kommen. Diese Überlegungen betreffen nicht nur die Phase der Partnersuche bzw. -wahl. Vielmehr bleiben die Opportunitäten des Partnermarktes auch nach der Konsolidierung einer Partnerschaft oder Ehe als Hintergrundfolie des Verhaltens latent wirksam. Becker schreibt hierzu: „Eine gewisse ‚Suche’ geht, vielleicht unbewußt, auch dann weiter, wenn man verheiratet ist“ (Becker 1993a: 273). Alternativen werden insbesondere dann salient, wenn eine mögliche Instabilität der Partnerschaft antizipiert wird (vgl. hierzu auch Esser 2001). Wie bereits frühe Studien der Partnerwahl (Bossard 1932) belegen konnten, sind Partnermärkte nicht als globale Entitäten zu verstehen, vielmehr beschränken sich Individuen bei der Partnersuche auf das für sie (durchaus im wörtlichen Sinne) überschaubare Umfeld. Eine Bestimmung der Menge der als Partner in Frage kommenden Personen ist daher ohne Einzelbeobachtung bzw. -befragung kaum möglich. Werden jedoch anstelle von Befragungsdaten objektivere Indikatoren 41
verwendet, können näherungsweise auch regionale Geschlechterproportionen (sex ratios) und Verteilungen sonstiger Merkmale wie Bildungsgruppen bei Unverheirateten als Indikatoren für die Struktur von Partnermärkten eingesetzt werden. Auf der Aggregatebene zeigt sich dabei die erwartete Abhängigkeit der Scheidungsrate von der Geschlechterproportion (vgl. hierzu die Befunde auf Länderebene bei Trent & South 1989). Die nach der Fragestellung eigentlich erforderliche Verknüpfung von Aggregat- und längsschnittlichen Individualdaten ist hingegen schwierig und aufwendig, was einer der Hauptgründe dafür sein dürfte, dass bislang nur selten „objektive“ Kontexteffekte auf individuelles Trennungs- und Scheidungsverhalten untersucht worden sind (vgl. Wagner 1997: 284). Einen noch indirekteren quasi-objektiven Indikator von Alternativen stellt die Wohnortgröße dar. Unter der Annahme, dass Personen in größeren Städten mehr Interaktionsgelegenheiten mit anderen Personen haben, sollten hier ceteris paribus auch mehr Alternativen verfügbar sein als auf dem Land. Dies kann als Erklärung dafür angeführt werden, dass die Scheidungsraten in Großstädten höher sind als in ländlichen Regionen. Dabei werden allerdings die tatsächlichen Verteilungen in demographischen oder sonstigen Merkmalen außer Acht gelassen, die auch zwischen Städten deutlich divergieren können (z.B. bei hohen Anteilen jüngerer Menschen in kleinen Universitätsstädten). Wagner (1997) nennt unter Berufung auf die Arbeiten der Chicagoer Schule als alternative Erklärung die geringere soziale Integration in Großstädten. Dort interagieren die Bewohner in stärker segmentierten Rollen und verringern ihre Anbindung an primäre verwandtschaftliche Netzwerke. Hieraus resultiere eine geringere Familienorientierung, die eine potentielle Bedrohung der ehelichen Stabilität darstelle. Dieser Erklärungsansatz steht jedoch zur oben genannten Interpretation nicht in Widerspruch und führt zur selben Voraussage einer Destabilisierung von Ehen bei hohem Urbanisierungsgrad der Wohngegend.
Forschungsbefunde Wie bereits weiter oben problematisiert wurde, ist die zur Beantwortung der Fragestellung eigentlich notwendige Kombination von Individual- und Aggregatdaten nur selten vorgenommen worden. Zwei Studien aus der Arbeitgruppe von Scott South bilden hier eine erwähnenswerte Ausnahme. South und Lloyd (1995) finden ein steigendes Scheidungsrisiko in Abhängigkeit der regionalen Anteile allein stehender berufstätiger Frauen. South et al. (2001) differenzieren diesen Befund dahingehend, dass das Scheidungsrisiko durch ein unausgewogenes regionales Geschlechterverhältnis gesteigert wird; bezüglich berufsgruppenbezogener Sex ratios 42
findet sich nur bei Frauen ein höheres Scheidungsrisiko, wenn im jeweiligen Beruf ein Männerüberschuss herrscht. In Ermangelung objektiver Heiratsmarktindikatoren wird üblicherweise die Wohnortgröße als Proxy für Opportunitäten bzw. Alternativen zur Partnerschaft eingesetzt. Die Ergebnisse deutscher Untersuchungen deuten mit hoher Konsistenz auf ein in urbanen Gegenden erhöhtes Scheidungsrisiko hin (vgl. zu diesem Befund bereits Rottleuthner-Lutter 1989). Ein Großteil der Befunde bezieht sich auf die Daten der Mannheimer Scheidungsstudie (Abraham 2003; Babka von Gostomski 1998; Babka von Gostomski et al. 1998; Brüderl & Kalter 2001; Beck & Hartmann 1999; Esser 2002a, 2002b; Hall 1997; Kalter 1999); ähnliche Befunde zeigen sich jedoch auch in den Daten des SOEP und des ALLBUS (Diekmann & Klein 1991, 1993) sowie des Familiensurveys (Brüderl & Engelhardt 1997). In einer dieser Studien kann der destabilisierende Einfluss der Wohnortgröße allerdings nur für West-, nicht aber für Ostdeutschland nachgewiesen werden (Beck & Hartmann 1999).18 Wagner (1997: 202; vgl. auch Wagner 1993) hingegen bestätigt ihn für die alten und neuen Bundesländer. Auch in ausländischen Studien findet sich ein höheres Scheidungsrisiko in Großstädten (Jalovaara 2001; South et al. 2001; vgl. aber South 2001a; 2001b). Darüber hinaus wird – insbesondere in Studien zur Überprüfung des Investitionsmodells von Rusbult – die Qualität verfügbarer Alternativen als subjektive Einschätzung erfragt. Auch hier zeigt sich recht konsistent ein destabilisierender Effekt von Alternativen auf die zentralen abhängigen Variablen des Investitionsmodells, Commitment (Bui et al. 1996; Grau et al. 2001; Impett et al. 2001; Rusbult 1980, 1983; Sprecher 2001) bzw. Partnerschaftsstabilität oder Trennung (Attridge et al. 1995; Bui et al. 1996; Felmlee et al. 1990; Sacher & Fine 1996; Simpson 1987; Sprecher 2001). Eine Besonderheit findet sich in der Studie von Previti und Amato (2003), in der die subjektive Bedeutung von Alternativen anhand inhaltsanalytischer Auswertungen zu einer offenen Interviewfrage an einem größeren Datensatz repliziert wird. Insgesamt kann der destabilisierende Effekt der subjektiven Qualität der Alternativen (unter Vermittlung durch das Partnerschaftscommitment) als empirisch gut abgesichert angesehen werden (Mikula 1992; Rusbult et al. 1994), auch wenn die zuletzt erwähnten Befunde aufgrund der divergierenden Operationalisierung der Alternativen nicht ohne weiteres auf die vorliegende Arbeit übertragen werden können. Einige der genannten Studien geben daneben Hinweise auf potentielle Mediatoren. So weisen verschiedene Forscher nach, dass die (wahrgenommene) Qualität von Alternativen negativ mit der Beziehungsqualität korreliert (Grau et al. 2001; 18 In den meisten der vorher genannten Untersuchungen wird die Analysestichprobe auf westdeutsche Befragte beschränkt.
43
Sprecher 2001). Dabei spricht einiges dafür, dass dieser Zusammenhang zumindest partiell auf die kognitive Abwertung von Alternativen bei hoher Zufriedenheit zurückgeht (Johnson & Rusbult 1989). Ein Forschungsprogramm der Arbeitsgruppe um Rusbult (Rusbult et al. 1991; Rusbult et al. 1998) demonstriert daneben, dass die Qualität von Alternativen auch die Paarinteraktion beeinflusst. In den entsprechenden Untersuchungen wurde unter anderem die Frage untersucht, unter welchen Bedingungen Individuen dazu neigen, spezifische destruktive Verhaltensweisen zu zeigen, welche die Wahrscheinlichkeit einer späteren Trennung erhöhen (z.B. offensives und unerbittliches Kritisieren des Partners). In verschiedenen Untersuchungen können Rusbult und Kollegen belegen, dass attraktive Alternativen zur aktuellen Partnerschaft häufig zu diesen so genannten „Exit“-Verhaltensweisen motivieren (Rusbult et al. 1982; Rusbult et al. 1986a). Vor diesem Hintergrund erscheint es sinnvoll, die vermittelnde Rolle der Paarinteraktion detaillierter zu analysieren. Insgesamt stellt die Destabilisierung von Partnerschaften im urbanen Kontext eine gut abgesicherte Erkenntnis der Scheidungsforschung dar. Die größte Relevanz kommt dabei denjenigen Studien zu, in denen – in Übereinstimmung mit der vorliegenden Untersuchung – als Operationalisierung der Alternativen die Wohnortgröße eingesetzt wurde. Hieraus ergibt sich die folgende Hypothese: Hypothese 4:
1.4.1.2
Eine urbane Wohngegend, die durch eine höhere Verfügbarkeit von Alternativen auf dem Partnermarkt gekennzeichnet ist, wirkt sich im Vergleich zu einer ländlichen Wohngegend destabilisierend auf die Partnerschaft aus.
Voreheliche Kohabitation
Auf die Frage nach dem Einfluss einer „Probeehe“ (d.h. des Zusammenwohnens mit dem späteren Ehepartner vor der (ersten) Ehe) auf die spätere Ehestabilität lässt sich die oben beschriebene Argumentation direkt anwenden. Vor dem Hintergrund des familienökonomischen Ansatzes kann die Zeit der vorehelichen Kohabitation als Zeit der intensiven Partnersuche angesehen werden; sie dient demnach vor allem der Sammlung von Informationen über die Kompatibilität mit dem Partner in Bezug auf eher latente Personmerkmale wie Geschlechtsrollenorientierungen, Aggressivität, Fürsorgeorientierung oder soziale Verträglichkeit, kurzum: bezüglich der „Alltagstauglichkeit“ der Beziehung. Das entscheidende theoretische Argument bezieht sich hier auf die Vervollständigung imperfekter Information; aus 44
diesem Grund ist es sinnvoll, nicht nur die Erfahrung einer Probeehe als dichotom ausgeprägtes Merkmal zu diskutieren, sondern auch die Dauer des vorehelichen Zusammenlebens, da die Menge der aufgenommenen Information im Laufe der Zeit – wenn nicht linear, dann doch zumindest monoton – ansteigen dürfte (vgl. Brüderl et al. 1997). In der Literatur existieren im Wesentlichen drei miteinander konkurrierende Erklärungsvarianten zu Art und Richtung des Einflusses einer Probeehe auf die Ehestabilität: 1.
Nach der so genannten Probeehe- oder auch „Weeding-Hypothese“ (vgl. Abbildung 3) ist die voreheliche Kohabitation Teil des Such- und Informationsprozesses vor der Eheschließung, gewissermaßen eine „Ehe auf Probe“ Abbildung 3: Schematische Darstellung der theoretischen Wirkmechanismen der Probeehe-These Match Selektion
+
Dauer der vorehelichen Kohabitation
+ +
Ehestabilität
(vgl. zu diesem Ansatz Trost 1975; White 1987; Klijzing 1992). Diese Erklärungsvariante geht konform mit den geschilderten Argumenten der Familienökonomie, wonach einer der Hauptgründe der Ehescheidung in der unvollständigen Information liegt, die die Partner übereinander besitzen (Becker 1981: 219ff). Eine voreheliche Kohabitation sollte durch eine Verbesserung der Informationsbasis bewirken, dass nur die nichtehelichen Lebensgemeinschaften mit dem besten Match in eine Ehe münden; durch diese positive Selektion wird eine spätere Ehescheidung unwahrscheinlicher. Niephaus (1999) betont, dass es sich aus der familienökonomischen Perspektive bei nichtehelicher Lebensgemeinschaft und Ehe um funktionale Äquivalente handelt, so dass die theoretischen Argumente im Wesentlichen auf die Zeit vor und nach der Haushaltsgründung übertragbar sein müssten. Je länger also eine Partnerschaft vor der Haushaltsgründung besteht, desto vollständiger sollte die In-
45
2.
formation der Partner übereinander sein; entsprechend müssten nichteheliche Lebensgemeinschaften mit längerer Kennenlernphase stabiler sein. Die „Kinds-of-people“-Hypothese (vgl. Abbildung 4) kommt entgegen den Überlegungen unter 1. zu dem Ergebnis, dass vorehelich zusammenlebende Paare ein höheres Scheidungsrisiko aufweisen. Zur Begründung dieser überraschenden These wird darauf verwiesen, dass das Scheidungsrisiko vorehelich kohabitierender Personen durch individuelle Eigenschaften, die bereits vor der Abbildung 4: Schematische Darstellung der theoretischen Wirkmechanismen der „Kinds-of-People“-Hypothese voreheliche Kohabitation Selektion
+
Personen mit „ungünstigen“ Merkmalen: geringe Eheorientierung geringe Traditionalität geringe Religiosität etc.
-
-
Ehestabilität
Probeehe bestehen, erhöht ist. Es wird demnach ein negativer Selektionseffekt postuliert, innerhalb dessen gerade Personen mit im Sinne der Ehestabilität besonders „ungünstigen“ Eigenheiten (Antezedensmerkmale) dazu tendieren, vor der Eheschließung eine Lebensgemeinschaft einzugehen. Zu diesen Merkmalen gehören Indikatoren eines unkonventionellen Lebensstils und andere individuelle „Vulnerabilitätsfaktoren“, z.B. Zugehörigkeit zu jüngeren Geburtskohorten, Konfessionslosigkeit, voreheliche Geburten, Scheidungserfahrungen in der Herkunftsfamilie, Arbeitslosigkeit, Straffälligkeit oder auch skeptische oder ablehnende Einstellungen zu Ehe und Familie. Cohan und Kleinbaum (2002) postulieren kommunikative Defizite, insbesondere bei Personen mit multipler Kohabitationserfahrung, die Zufriedenheit und Stabilität der späteren Ehe untergraben. Sofern die Kinds-of-People-Hypothese zutrifft, sollte unter Kontrolle der genannten Drittvariablen der negative Effekt der
46
3.
vorehelichen Kohabitation auf die Ehestabilität neutralisiert (Scheinkorrelation) bzw. positiv werden (negative Suppression). Schließlich wird in einer dritten Erklärungsvariante, der „Kausaleffekt“-Hypothese (vgl. Abbildung 5) die These vertreten, dass das voreheliche Zusammenleben
Abbildung 5: Schematische Darstellung der theoretischen Wirkmechanismen der Kausaleffekt-Hypothese „ungünstige“ Merkmale geringe Eheorientierung geringe Traditionalität geringe Religiosität etc. -
+
voreheliche Kohabitation
Ehestabilität
selbst einen – direkten oder indirekten – negativen Einfluss auf Ehequalität und Ehestabilität hat. Thornton et al. (1992) argumentieren dahingehend, dass religiöse Überzeugungen im Verlauf einer nichtehelichen Partnerschaft abnehmen und somit die spätere Ehestabilität gefährden. Daneben werden von anderen Autoren noch andere intervenierende Variablen zur Erklärung herangezogen: So wird von Bennett et al. (1988) postuliert, dass Personen, die über einen längeren Zeitraum außerehelich kohabitieren, aufgrund dieser Erfahrung mehr Wert auf individuelle Freiheiten legen, eine geringere Bindung an die Institution Ehe aufweisen und häufig trotz eigener Zweifel primär aufgrund sozialer Erwartungen des Umfeldes heiraten. Diese Argumentation steht in enger inhaltlicher Anbindung zu der in Punkt 2. erwarteten Wirkung geringer Konventionalität, nur dass hier Unkonventionalität nicht als Ursache, sondern als Folge vorehelicher Kohabitation angesehen wird. Die hohe Zahl potentieller Mediatorvariablen sowie die unklare Richtung des Effekts verweisen bereits darauf, dass eine Klärung des „wahren“ Einflusses einer 47
Probeehe erhebliche Anforderungen (a) an das Studiendesign (Längsschnitt zur Identifikation von Antezedenzbedingungen und Konsequenz) sowie (b) an die inhaltliche Bandbreite der Datenbasis (zwecks Prüfung von diversen Mediatorhypothesen) stellt. Hierfür sind vor allem zwei methodische Faktoren verantwortlich: Zum einen sind kausale Endogenitätsprobleme zu erwarten, die nur durch sorgfältige Paneldesigns zu kontrollieren ist, zum anderen können mangels Daten häufig nicht alle relevanten Drittvariablen modelliert werden, was zu einer Fehlspezifikation der Modelle und damit zu einer verzerrten Schätzung des „wahren“ Kausaleffektes führt (vgl. Brüderl et al. 1997; Niephaus 1999). Bei der vorliegenden Studie handelt es sich zwar um ein Querschnittdesign, so dass die erste Bedingung nicht erfüllbar ist. Aufgrund der umfassenden Datenbasis, die auch Informationen zur Paarinteraktion enthält, lassen sich im Unterschied zu vielen bisherigen Untersuchungen allerdings einige Implikationen der Hypothesen 2. und 3. überprüfen, ohne dass diese jedoch im strengen Sinn gegeneinander getestet werden können. Abschließend ist darauf hinzuweisen, dass sich die genannten Erklärungsansätze keineswegs gegenseitig ausschließen. Vielmehr ist zu erwarten, dass sich zunächst ein destabilisierender Probeehen-Effekt zeigt, der nach Kontrolle der Mediatoren – z.B. der höheren Unkonventionalität bei vorehelich Zusammenlebenden – insignifikant wird (Selektionsthese) oder sich gar umkehrt (Informationssammlungsthese). Ein stabilisierender Effekt sollte sich insbesondere bei Verwendung der Kohabitationsdauer zeigen. Insgesamt ist die gleichzeitige Gültigkeit aller Hypothesen weder ausgeschlossen noch unplausibel.
Forschungsbefunde Bereits die theoretische Darstellung zeigt, dass bei Analysen zu den Auswirkungen vorehelicher Kohabitation gegenläufige und sich zum Teil gegenseitig kompensierende Effekte zu erwarten sind, weshalb je nach Modellspezifikation mit positiven, aber auch mit negativen Effekten auf die Ehestabilität zu rechnen ist. In der Gesamtübersicht der Empirie lassen sich deutliche Befundunterschiede zwischen deutschen und ausländischen Untersuchungen ausmachen: Entsprechende Studien außerhalb Deutschlands zeigen selbst unter Kontrolle unterschiedlicher Drittvariablen nahezu einhellig einen signifikanten destabilisierenden Effekt des vorehelichen Zusammenlebens, wenn formale Trennung und Scheidung als abhängige Variable betrachtet werden (Bennett et al. 1988; Hall & Zhao 1995; Kamp Dush et al. 2003; Lillard et al. 1995; Phillips & Sweeney 2005; South et al. 2001; Teachman & Polonko 1990). Einen negativen Effekt vorehelicher Kohabitation auf die subjektive Ehestabilität, allerdings ausschließlich für frühere Kohabitationsbeziehun48
gen vor der aktuellen Ehe, belegen DeMaris und McDonald (1993). Lediglich eine ältere kanadische Studie (White 1987), in der allerdings nur die Drittvariablen Ehedauer und Heiratsalter kontrolliert werden, weist auf eine Stabilisierung von Ehen durch voreheliches Zusammenleben im Sinne der Weeding-Hypothese hin. Hiervon ist die Befundlage im deutschen Raum abzugrenzen: Zwar wird bivariat ebenfalls meist eine im Vergleich geringere Ehestabilität bei Ehepaaren gefunden, die vor der Heirat gemeinsam in einem Haushalt gelebt haben, allerdings erweist sich der Effekt im Unterschied zu den oben genannten Studien nach Kontrolle relevanter Mediatoren als Scheinzusammenhang. Zum Teil mag dies an der zeitlichen Verzögerung der deutschen im Vergleich zur US-amerikanischen Forschung liegen, aufgrund derer die theoretische Argumentation differenzierter sowie die Modellspezifikation bereits optimiert war und Verzerrungen des „wahren“ direkten Kausaleffektes daher zum Teil vermieden werden konnten. Es könnte sich aber alternativ zumindest zum Teil um kulturell begründete Unterschiede handeln (vgl. die Befunde zu ethnischen Unterschieden hinsichtlich des Effekts bei Phillips & Sweeney 2005). Im Folgenden wird näher erläutert, welche intervenierenden Variablen sich als geeignet für die Erklärung erwiesen haben und welche der Erklärungsthesen infolgedessen als tragfähig angesehen werden können. Obgleich mittlerweile eine Reihe von Untersuchungen zur Überprüfung und Erklärung des Kohabitationseffekts vorliegt, scheint eine abschließende Beurteilung der Gültigkeit der drei Erklärungshypothesen bislang kaum möglich. Zur Verbesserung der Übersichtlichkeit werden Befunde zu den drei Hypothesen separat diskutiert: 1.
Zur Weeding-Hypothese: In diesem Bereich finden sich die größten Widersprüche zwischen deutscher und ausländischer Forschung. Wie eingangs bereits festgestellt wurde, verweisen ausländische Studien fast ausschließlich auf einen destabilisierenden Einfluss vorehelicher Kohabitation (zu einer Ausnahme vgl. White 1987) und können damit die Probeehe-These nicht bestätigen. Anders verhält es sich in der deutschen Forschung: Obgleich einige Befunde primär die beiden übrigen Hypothesen stützen (vgl. den nächsten Punkt), verweisen insbesondere einige neuere Untersuchungen darauf, dass sich der zunächst positive Effekt einer Probeehe auf das Scheidungsrisiko als stabilisierender Effekt entpuppt, sobald eine sorgfältige Drittvariablenkontrolle vorgenommen wird. Die wohl gründlichste Untersuchung stammt von Brüderl et al. (1997). Im Einklang zu anderen Studien finden die Autoren zunächst einen destabilisierenden Effekt der vorehelichen Kohabitation, der sich auch unter Kontrolle der Religiosität und der Eheorientierung nicht entscheidend verrin-
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2.
gert. Erst ein direkter Test der Selektionsthese19 durch simultane Schätzung zweier Modelle, eines zum Risiko des Eingehens einer Probeehe und das andere zum Scheidungsrisiko – mit korrelierten Fehlerkomponenten und Eingabe der vorehelichen Kohabitationsdauer (anstatt einer Dummyvariablen) deckt einen stabilisierenden direkten Effekt von Probeehen auf das Scheidungsrisiko auf. Damit werden im Grunde alle der konkurrierenden Hypothesen bestätigt. Diesen Befund, der sich auf die Daten des Familiensurvey 1988 bezieht, replizieren die Autoren (Brüderl et al. 1999) unter Berücksichtigung einiger Modifikationen an den Operationalisierungen, die von Niephaus (1999) vorgeschlagen wurden: Mit jedem Jahr vorehelicher Kohabitationsdauer zeigt sich hier ein Rückgang des Scheidungsrisikos um 9%. Zur Selektions- oder Kinds-of-people-Hypothese: Im Sinne der Selektionsthese lässt sich die höhere Instabilität von Ehepaaren mit vorehelicher Kohabitation auf unterschiedliche „ungünstige“ Merkmale der entsprechenden Personen zurückführen: verringertes Commitment: In Einklang zur Selektionsthese stehen die Befunde von Axinn und Thornton (1992). Die Autoren weisen nach, dass Paare eher eine nichteheliche Lebensgemeinschaft gegenüber der Eheschließung präferieren, wenn sie eine geringere Eheorientierung und ein geringeres Commitment aufweisen. Allerdings handelt es sich hierbei um eher schwache und geschlechtsspezifische Effekte; auch werden die Auswirkungen des vorehelichen Zusammenlebens auf die Ehestabilität nicht betrachtet. Booth und Johnson (1988) hingegen zeigen, dass die negativen Auswirkungen des vorehelichen Zusammenlebens auf Ehequalität und -stabilität nicht durch das Commitment oder durch eine Ablehnung der Ehe durch die Eltern zu erklären sind, sondern vielmehr durch ungünstige Personmerkmale wie übermäßigen Alkoholkonsum sowie durch Persönlichkeitsprobleme bei Personen mit einer Probeehe. Insgesamt mediieren diese Variablen zwar den Einfluss auf Ehequalität und Scheidungswahrscheinlichkeit, nicht jedoch auf die subjektive Ehestabilität. ungünstigere familien- und partnerschaftsbezogene Einstellungen: Mehrere Untersuchungen (Amato 1996; Cunningham & Antill 1994; DeMaris & McDonald 1993) zeigen, dass bei Ehepaaren mit (vs. ohne) voreheli-
19 Genau genommen werden hier Selektions- und Kausaleffekthypothese gemeinsam getestet, da die Mediatoren nicht als zeitveränderliche Variablen erhoben wurden. Eine Hilfsannahme könnte allerdings in der weitgehenden Zeitinvarianz der Mediatoren – es handelt sich um sozialstrukturelle Merkmale wie Konfession, Kohortenzugehörigkeit etc. – gesehen werden, d.h. diese Merkmale können sich kaum oder gar nicht als Folge einer Probeehe verändern.
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cher Kohabitation eine schwächere Eheorientierung, weniger traditionale Geschlechtsrollenorientierung sowie liberalere sexuelle Einstellungen herrschen. Diese Orientierungen können wiederum als Risikofaktoren z.B. für frühe Schwangerschaften, daraus resultierende Frühehen etc. angesehen werden, für Merkmale also, die selbst das Scheidungsrisiko erhöhen. geringere Religiosität: Einige Studien zeigen, dass Ehepaare mit vorehelicher Kohabitation durch geringer ausgeprägte religiöse Orientierungen gekennzeichnet sind (Thornton et al. 1992; Woods & Emery 2002; vgl. jedoch Lillard et al. 1995), welche den destabilisierenden Effekt des vorehelichen Zusammenlebens allerdings nur zum Teil erklären (Brüderl et al. 1997; Hall 1997). Interaktionsdefizite: Bei der Betrachtung der Forschungslage fällt auf, dass bislang kaum Befunde zur Bedeutung von Interaktionsstilen als potentiellem Mediator existieren. Eine Studie von Cohan und Kleinbaum (2002) hebt sich hiervon ab, da sie explizit Paarinteraktionsprozesse als intervenierende Variable berücksichtigt. Tatsächlich zeigen sich Kommunikationsdefizite bei Ehepaaren, die bereits vorehelich zusammengelebt haben, die sich als verminderter positiver Affektaustausch in Kombination mit erhöhter Aggressionsneigung und verstärkt dysfunktionalen Problemlösungsmustern konkretisieren lassen. Allerdings, dies gestehen auch die Autoren ein (vgl. Cohan & Kleinbaum 2002: 191), können auch diese Ergebnisse keine Aufschlüsse über die Kausalrichtung der Effekte geben, da die Paarinteraktion ausschließlich nach dem Übergang in die Ehe beobachtet wird. Insofern sind die Befunde kompatibel zu den letzten beiden Hypothesen, erlauben allerdings keinen vergleichenden Test. Dennoch stellt die Untersuchung einen ersten wichtigen Schritt bei der Erforschung der Bedeutung von Kommunikationsstilen für den Kohabitationseffekt dar. Auch eine weitere Studie (Amato 1996) zeigt, dass der destabilisierende Einfluss der vorehelichen Kohabitatation zu einem großen Teil durch Interaktionsdefizite der entsprechenden Personengruppe erklärbar ist.
Einige der Studien, welche die beschriebenen Erklärungsmechanismen untersuchen, können den zunächst gefundenen destabilisierenden Kohabitationseffekt vollständig auf die entsprechenden Mediatorvariablen zurückführen, finden also einen Scheinzusammenhang (Amato 1996; Booth & Johnson 1988; Hall 1997, 1999). Lillard et al. (1995) kommen zu demselben Ergebnis, indem
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3.
sie – vergleichbar zur oben genannten Studie von Brüderl et al. (1997) – zwei Modelle, eines zum Kohabitations- und eines zum Scheidungsrisiko, simultan schätzen. Zur Kausaleffekt-Hypothese: Insofern als die vermeintlichen Antezedenzvariablen – z.B. geringe Eheorientierungen – meist ebenso als (zeitveränderliche) Mediatoren betrachtet werden können, die durch die Kohabitationserfahrung vor der Ehe verändert werden, sprechen viele der im letzten Punkt genannten Befunde ebenso für die Kausaleffekt-Hypothese. Eine der wenigen Untersuchungen, in der echte Paneldaten analysiert werden, weist auf wechselseitige Einflüsse hin. Am Beispiel von Religiosität zeigen Thornton et al. (1992) zum einen, dass starke religiöse Orientierungen die Neigung zur Ehe ohne vorheriges Zusammenleben begünstigt. Umgekehrt trägt eine Probeehe jedoch auch zu einer Verringerung von Religiosität bei, während die Stärke religiöser Überzeugungen bei Ehepaaren tendenziell im Zeitverlauf zunimmt. Damit ergeben sich Hinweise auf die Wirksamkeit sowohl von Selektionsprozessen als auch von direkten Kausaleffekten, die aus der Kohabitationserfahrung resultieren. Axinn und Thornton (1992) hingegen berichten uneinheitliche Befunde: Zwar weisen die Autoren zunächst nach, dass Zusammenleben ohne Trauschein im Zeitverlauf zu einer steigenden Akzeptanz von Scheidung beiträgt. Allerdings beschränkt sich dieser Effekt auf nichteheliche Lebensgemeinschaften ohne spätere Eheschließung; bei denjenigen Paaren, die später heiraten, findet sich hingegen kein Effekt des vorehelichen Zusammenlebens auf die Veränderung der Scheidungsakzeptanz. Insgesamt kann die These eines Kausaleffekts auf Basis dieser Studie nicht bestätigt werden.
Rein quantitativ stützen die empirischen Befunde am ehesten die Selektions- bzw. Kausaleffekt-Hypothese, während die Weeding-Hypothese bislang nur wenig Unterstützung erfährt. Eine ganze Reihe von (primär ausländischen) Studien demonstriert auch unter Kontrolle vieler der oben genannten Mediatoren noch einen direkten destabilisierenden Effekt des vorehelichen Zusammenlebens (Bennett et al. 1988; Booth & Johnson 1988; DeMaris & Rao 1992; Hall & Zhao 1995; Kamp Dush et al. 2003; Phillips & Sweeney 2005; Thomson & Colella 1992). Die Befunde bestätigen somit keine der drei oben genannten Thesen eindeutig. Ob dies auf Verzerrungen aufgrund fehlspezifizierter Kausalmodelle zurückzuführen ist, können ausschließlich weitere Studien klären, die die potentiellen intervenierenden Variablen möglichst umfassend berücksichtigen. Zu den beschriebenen Studien sind aus methodischer Hinsicht drei Anmerkungen zu ergänzen:
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1.
2.
3.
Die meisten Untersuchungen, die destabilisierende Auswirkungen der vorehelichen Kohabitation durch „ungünstige“ Personmerkmale wie unkonventionelle Einstellungen zu erklären versuchen, gehören nach Einschätzung der Autoren in den Bereich der Selektionshypothese. Meist werden die entsprechenden vermittelnden Variablen jedoch nicht zu mehreren Zeitpunkten erhoben, sodass hier streng genommen kein vergleichender Test der Selektionsund der Kausaleffekt-Hypothese geleistet werden kann, die sich ja primär in der postulierten kausalen Ordnung von Kohabitation und jenen Personmerkmalen unterscheiden. Um die kausale Einflussrichtung näher zu bestimmen, sind echte Paneldaten – genauer: Erhebung der relevanten intervenierenden Variablen vor Beginn der vorehelichen Kohabitation und nach dem Übergang in die Ehe – notwendig. Die realisierten Studien basieren jedoch meist auf retrospektiven Ereignisdaten; da die hier wichtigen Einstellungen (z.B. Eheorientierung) nicht im Längsschnitt gemessen werden, muss die kausale Abfolge als ungeklärt angesehen werden. Im Hinblick auf die verwendeten Indikatoren ist zu beachten, dass die Art der Operationalisierung der verschiedenen Einflüsse wohlüberlegt sein muss, da sie einen starken Einfluss auf die Resultate ausüben kann. So weist Niephaus (1999) darauf hin, dass eine Trennung bereits nach einer Haushaltsgründung mit vergleichsweise hohen Kosten verbunden ist, so dass sich die Beteiligten bemühen werden, den Suchprozess vor der Haushaltsgründung so weit voranzutreiben, dass spätere Enttäuschungen vermieden werden. Deshalb, so Niephaus, komme nicht dem Zeitraum des Zusammenlebens bis zur Eheschließung, sondern der Phase vom Beginn der Beziehung bis zur Gründung eines gemeinsamen Haushalts die entscheidende theoretische Bedeutung bezüglich der intensiven Partnersuche zu. In einigen Studien zeigt sich tatsächlich, dass der Effekt der vorehelichen Kohabitation nach einer entsprechenden Korrektur der Risikozeit – d.h. einer angepassten Modellierung der Suchdauer – vollständig verschwindet (z.B. Lillard et al. 1995). Teils wird voreheliche Kohabitation als dichotomes Merkmal untersucht, teils wird die Dauer der Kohabitation als metrische Einflussgröße in die Modelle eingegeben. Beides ist logisch miteinander verknüpft, die Kohabitationsdauer – oder besser: die Dauer der verschiedenen „Abschnitte“ der Partnerschaft vor der gemeinsamen Haushaltsgründung – ist jedoch im Sinne der Familienökonomie ein genauerer Indikator der Suchdauer und sollte in den entsprechenden Untersuchungen Berücksichtigung finden. Entsprechende Befunde zur Auswirkung der Kohabitationsdauer sind gemischt: In zwei USamerikanischen Studien wird eine geringere Ehestabilität bei längerem vorehe-
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lichen Zusammenleben berichtet (Teachman & Polonko 1990; Thomson & Colella 1992), teilweise findet sich kein Effekt (Lillard et al. 1995); daneben verweisen zwei deutsche Studien im Einklang zur familienökonomischen Argumentation auf einen stabilisierenden Effekt der Kohabitationsdauer (Brüderl et al. 1997; Hall 1999). Meist bleibt die Dauer des vorehelichen Zusammenlebens jedoch schlicht unberücksichtigt. Im Rahmen der vorliegenden Studie kann davon ausgegangen werden, dass zunächst ein destabilisierender Effekt der vorehelichen Kohabitation zu erwarten ist, der möglicherweise zum Teil durch Interaktionsdefizite und andere im Sinne der Partnerschaftsstabilität ungünstige Merkmale erklärt werden kann. Vor diesem Hintergrund ergeben sich die folgenden beiden Hypothesen: Hypothese 5: Hypothese 6:
1.4.1.3
Voreheliche Kohabitation hat einen destabilisierenden Effekt auf die Stabilität der späteren Ehe. Je länger die Phase der intensiven Suche dauert, d.h. je länger eine Partnerschaft vor Gründung eines gemeinsamen Haushalts bzw. vor der Eheschließung besteht, desto stabiler ist diese.
Heiratsalter
Ein weiterer Indikator extensiver und intensiver Partnersuche ist das (Erst-)Heiratsalter. Es gilt als eine der am besten abgesicherten empirischen Erkenntnisse in der Scheidungsforschung, dass eine Frühehe die Scheidungswahrscheinlichkeit erheblich erhöht (Wagner & Weiß 2003; White 1990). Dies lässt sich theoretisch durch verschiedene Thesen erklären: 1.
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Eine Frühehe bzw. ein geringes Alter bei Beziehungsbeginn können aus Sicht der Familienökonomie als Indikatoren einer unvollständigen Suche auf dem Heiratsmarkt und als Ursache eines dadurch begünstigten schlechteren Matchings der Partner interpretiert werden. Als eng hiermit verbundene Erklärung nennt Dyer (1986: 583) „eine voreheliche Schwangerschaft, die die Zeit der Werbung verkürzen kann und zu einer übereilten Heirat führt“. Eine frühe Eheschließung wird somit im Allgemeinen nicht auf einen „schnellen Erfolg“ bei der Partnersuche, sondern auf den verfrühten Abbruch der Suche, hohe Unsicherheiten im Wissen über den Partner und – in Folge dessen – auf
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3.
4.
5.
eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für einen Mismatch hindeuten, welcher die Stabilität der Partnerschaft beeinträchtigen kann. Daneben stehen Paaren, die in höherem Alter heiraten, tendenziell mehr ökonomische Ressourcen zur Verfügung, die in ehespezifische Investitionen transformiert werden können und somit eine stabilisierende Funktion erhalten. Ein weiteres familienökonomisches Argument bezieht sich auf die besseren Alternativen auf dem Heiratsmarkt bei früher Eheschließung, die im Trennungsfall die Suche nach einem anderen Partner erleichtert (vgl. South 1995). Findet die Heirat hingegen in höherem Alter statt, so ist der Partnermarkt stärker ausgedünnt, was einen Anreiz zur Aufrechterhaltung der Partnerschaft liefert. Neben diesen suchtheoretischen Begründungen werden noch weitere Ursachen der größeren Instabilität von Frühehen genannt, die eher die Persönlichkeitsentwicklung betreffen. In Frühehen, so die Überlegung, sind die Ehepartner im Schnitt durch eine geringe persönliche Reife sowie durch eine mangelnde Kompetenz bezüglich ehelicher Rollen gekennzeichnet. Diese kann später zu Konflikten in der Ehe führen, die Ehequalität verringern und dadurch destabilisierend wirken (Lee 1977). Schließlich weisen Booth und Edwards (1985) darauf hin, dass in sehr früh geschlossenen Ehen häufig ein wichtiger sozialer Rückhalt durch das Umfeld fehlt. Konkret könnten vor allem die Eltern der frühen Eheschließung ablehnend gegenüberstehen und dadurch zu einer Destabilisierung beitragen.
Forschungsbefunde Wie bereits erwähnt wird der positive Effekt des Heiratsalters auf die Ehestabilität in einer großen Zahl von Studien belegt. Karney und Bradbury (1995) berichten in ihrer Metaanalyse einen relativ schwachen positiven Effektkoeffizienten von .16 (Frauen) bzw. .08 (Männer). Auch eine umfassende komparative Scheidungsstudie (Diekmann & Schmidheiny 2004) erbringt für 16 von 18 untersuchten Ländern eine stabilisierende Wirkung des Heiratsalters. Der Befund der größeren Instabilität von Frühehen ist so häufig repliziert worden, dass es sinnvoller erscheint zu klären, welche Studien keinen signifikanten Effekt zeigen. Eine der wenigen Ausnahmen stellt eine Untersuchung von Tzeng (1992), in der lediglich ein theoriekonformer Effekt des Heiratsalters des Mannes, nicht jedoch der Frau berichtet wird. Bei Blossfeld et al. (1995) ergibt sich ebenfalls kein signifikanter Effekt, allerdings resultiert im selben Modell ein stark destabilisierender Einfluss vorehelicher 55
Schwangerschaften; möglicherweise ist daher Multikollinearität verantwortlich für die Insignifikanz des Heiratsalters. Eine interessante Generalisierung des Effekts auf das Alter der Ehepartner beim Kennenlernen berichtet Esser (2002a; 2002b). Obgleich der Zusammenhang generell als sehr gut abgesichert angesehen werden kann, gibt es noch Forschungsbedarf hinsichtlich seiner Linearität: Einige Studien deuten darauf hin, dass nicht nur Frühehen, sondern auch eine sehr späte Eheschließung mit einer erhöhten Instabilität einhergeht, sprechen also für einen kurvilinearen Effekt (Booth & Edwards 1985; Booth et al. 1986; Teachman 2002b). Häufig wird jedoch nur der lineare Einfluss untersucht. Ostermeier und Blossfeld (1998) konstatieren ebenfalls einen positiven Effekt des quadrierten Heiratsalters, der jedoch nach Kontrolle des Merkmals Zweitehe verschwindet. Dies deutet darauf hin, dass die erneute Destabilisierung bei hohem Heiratsalter auf das erhöhte Scheidungsrisiko von Zweitehen (vgl. Abschnitt 1.4.1.5) zurückzuführen ist. Angesichts der empirischen Konsistenz des stabilisierenden Einflusses des Heiratsalters sowie der recht klaren theoretischen Erklärungen erstaunt es, dass nur wenige Untersuchungen vorliegen, welche die vermittelnden Prozesse näher analysieren. Eine umfassende Untersuchung, welche die Erklärungskraft der im theoretischen Teil genannten vermittelnden Variablen gegeneinander testet, steht bislang noch aus. Einige der aussagekräftigsten Untersuchungen zu diesem Thema liegen zudem bereits länger zurück. So können Moore und Waite (1981) nachweisen, dass der Effekt auch dann noch beobachtet werden kann, wenn das Erstgeburtsalter kontrolliert wird. Häufig zitiert wird eine Studie von Lee (1977), der Auswirkungen des Heiratsalters auf die Ehequalität sowie potentielle Mediatoren dieses Zusammenhangs erforscht. Der Autor findet Belege für die These mangelnder Rollenkompetenz (obige These 4), insofern als in Frühehen eine verringerte Ehequalität resultiert, die als Anzeichen dafür interpretiert wird, dass die Ehepartner ihre Rollen nicht zur beiderseitigen Zufriedenheit ausfüllen. Bei Frauen, nicht jedoch bei Männern kann dieser Zusammenhang u.a. auf stärkere Spannungen in der Partnerschaft zurückgeführt werden. Ein ähnlicher Befund resultiert aus einer Untersuchung von Esser (2002a), in der ein geringeres Heiratsalter eine erhöhte Krisenanfälligkeit von Ehen prädiziert. Eine höhere Ehequalität später geschlossener Ehen wird ebenfalls in einer weiteren Studie bestätigt (Brandtstädter & Felser 2003). Auch Booth und Edwards (1985) weisen mittels hierarchischer Regressionen nach, dass der gefundene umgekehrt u-förmige Effekt des Heiratsalters auf die subjektive Ehestabilität verschwindet, wenn im selben Modell die Ehequalität kontrolliert wird. Die Autoren sehen dies als Beleg für die Rollenkompetenz-These an. Bahr et al. (1983) hingegen finden keinen Einfluss des Heiratsalters auf den Rollenkonsens der Ehepartner, der über eheliche Konflikte operationalisiert wurde. Eine Untersu-
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chung, die die These sich verschlechternder Heiratsmarktopportunitäten (These 3) überprüft (South 1995), erbringt keine schlüssigen Ergebnisse. Zunächst vermittelt die (quadrierte) Sex Ratio – ein Maß für die Unausgewogenheit des Heiratsmarktes – nicht den (negativen) Effekt des Heiratsalters auf das Scheidungsrisiko, d.h. es wird kein Mediatoreffekt gefunden. Stattdessen resultiert eine Wechselwirkung zwischen Heiratsalter und Alternativen auf dem Heiratsmarkt: Bei guten Opportunitäten (positive Sex Ratio) bestätigt sich der erwartete negative Effekt des Heiratsalters auf das Scheidungsrisiko, nicht jedoch bei ausgewogener Geschlechterproportion. Dieser konditionale Effekt ist allenfalls ein indirekter Hinweis auf die Bedeutung von Alternativen für die konkreten Auswirkungen des Heiratsalters, der noch weiterer Überprüfung bedarf. In einer der wenigen jüngeren Untersuchungen (Davis & Greenstein 2004) wird die These überprüft, dass der Grad der Vulnerabilität von Frühehen von den Geschlechtsrollenorientierungen des Paars abhängt. Die Ergebnisse zeigen zwar, dass ausschließlich bei traditionalen Paaren ein signifikanter negativer Effekt des Heiratsalters auf das Scheidungsrisiko festzustellen ist; allerdings unterscheiden sich die Koeffizienten in der Höhe kaum, und es werden keine Wechselwirkungen getestet. Aufgrund dieser und weiterer methodischer Schwächen bedürfen die Befunde weiterer Überprüfung. Hypothese 7:
1.4.1.4
Je höher das Alter bei Erstheirat ist, desto stabiler ist die Ehe.
Merkmale der „Partnersuchbiographie“
Ein weiterer Indikator der Partnersuchbiographie betrifft die Anzahl vorheriger – ehelicher und nichtehelicher – Partnerschaften. Während aus vorwissenschaftlichem Verständnis heraus der Begriff der Partnervorerfahrung als günstiges Merkmal angesehen werden könnte, da er positive partnerschaftsbezogene Lernprozesse („Erfahrung“) suggeriert, ist bei differenzierter Betrachtung mit ungünstigen Hintergrundfaktoren bei Personen mit zahlreichen gescheiterten Partnerschaften, z.B. mit bestimmten Persönlichkeitseigenschaften oder mangelnden Interaktionskompetenzen, zu rechnen, die ganz allgemein den Partnerschaftserfolg gefährden. Insofern ist die Anzahl vorheriger Trennungen (ebenso wie Scheidungen) als Vulnerabilitätsfaktor für die Partnerschaftsstabilität anzusehen. Hellwig (2001), der solche Trennungserfahrungen als „kleine Scheidung“ bezeichnet, unterscheidet zwei Wirkmechanismen: 1. einen Selektionseffekt, nach dem Personen mit ungünstigerem Sozialprofil – z.B. Konfessionslose, erwerbstätige Mütter, aber auch Personen mit problematischen Persönlichkeitsmerkmalen oder einer Disposition zu Kom57
munikationsdefiziten – in der Gruppe der (ein- oder mehrfach) „Getrennten“ überrepräsentiert sind, und 2. einen Sozialisationseffekt, nach dem Personen sich durch die Trennungserfahrung verändern, z.B. indem sie angesichts dieses einschneidenden Erlebnisses ihre Erwartungen an die Stabilität von Partnerschaften quasi nach unten korrigieren und eine höhere latente Trennungsbereitschaft entwickeln. Beide Effekte schließen sich jedoch nicht gegenseitig aus, sondern können auch zusammenspielen (Hellwig 2001: 68). Obwohl in der genannten Studie von Hellwig ausschließlich Effekte auf das Scheidungsrisiko untersucht werden, ist die theoretische Argumentation durchaus auch auf die Stabilität nichtehelicher Partnerschaftsformen übertragbar.
Forschungsbefunde Eine Reihe von Studien kann nachweisen, dass das Ausmaß der individuellen Partnererfahrung, erfasst über die Anzahl vorheriger Partnerschaften, destabilisierend auf Ehen wirkt. Die meisten der vorliegenden Studien basieren auf dem Datensatz der Mannheimer Scheidungsstudie (Abraham 2003; Esser 1999, 2002a, 2002b; Hall 1997, 1999). Besonders hervorzuheben ist daneben eine Untersuchung von Hellwig (2001), in der zwischen Trennungen von Kohabitationsbeziehungen und Partnerschaften ohne gemeinsamen Haushalt differenziert wird. Darin zeigt sich, dass die destabilisierende Wirkung der Anzahl vorehelicher Living-apart-together-Beziehungen einen schwächeren und nur bei Frauen (bivariat) signifikanten positiven Effekt auf das Scheidungsrisiko ausübt, während die Anzahl vorhehelicher Lebensgemeinschaften auch nach Kontrolle verschiedener Kovariaten noch destabilisierende Auswirkungen aufweist. Brines und Joyner (1999) differenzieren den Effekt insofern, als sie lediglich eine Destabilisierung von Ehen, nicht aber von nichtehelichen Lebensgemeinschaften durch vorherige Partnererfahrung finden. Bei den genannten Studien fällt auf, dass die theoretisch erwarteten vermittelnden Prozesse bislang kaum empirisch untersucht worden sind. Hellwig (2001) behauptet zwar, dass Persönlichkeitsmerkmale keine Mediatorfunktion übernehmen, untersucht jedoch keines der klassischen Persönlichkeitsmerkmale. In den übrigen Studien bleibt der destabilisierende Effekt der Partneranzahl auch nach Kontrolle verschiedener Kovariaten bestehen; daher liegen bislang kaum Befunde zu potentiellen vermittelnden Effekten vor. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass zentrale potentielle Mediatoren wie Partnerschaftszufriedenheit oder Konflikte in den meisten Untersuchungen nicht berücksichtigt werden. Eine Ausnahme findet sich bei Brown (2003), die für nichteheliche Lebensgemeinschaften und Ehen nicht nur einen positiven Effekt von Kohabitationserfahrungen auf die subjektive Part58
nerschaftsstabilität berichtet, sondern auch negative Effekte auf die Partnerschaftszufriedenheit sowie auf die Paarinteraktion. Daneben scheinen Vorerfahrungen in nichtehelichen Lebensgemeinschaften mit vorherigen Partnern auch insgesamt die Konflikthäufigkeit zu steigern (Curtis & Ellison 2002). Der erwartete Effekt der Anzahl vorheriger Partner lässt sich in der folgenden Hypothese zusammenfassen: Hypothese 8:
1.4.1.5
Je mehr Trennungen vor der aktuellen Partnerschaft bzw. Ehe erlebt wurden, desto instabiler ist die aktuelle Partnerschaft.
Zweitehen
Einen Spezialfall der beschriebenen Argumentation stellen Zweitehen bzw. allgemein Ehen höherer Ordnung dar. Aufgrund der hohen Scheidungsraten werden Familienkonstellationen wahrscheinlicher, bei denen die Partner bereits zuvor einmal oder mehrfach verheiratet waren. Bei diesen Wiederverheiratungen kann aus verschiedenen Gründen eine erhöhte Scheidungswahrscheinlichkeit erwartet werden. Eine klassische soziologische Argumentation hierzu findet sich bei Andrew Cherlin (1978), der Zweitehen aufgrund mangelnder normativer Legitimation als „incomplete institution“ ansieht. Cherlin konkretisiert dies wie folgt: „because of their complex structure, families of remarriages after divorce that include children from previous marriages must solve problems unknown to other types of families. For many of these problems, such as proper kinship terms, authority to discipline stepchildren, and legal relationships, no institutionalized solutions have emerged” (Cherlin 1978: 636).
Dabei sieht Cherlin insbesondere Stiefkinder als destabilisierende Konfliktquelle an: „The lack of institutional support is less serious when neither spouse has a child from a previous marriage. In this case, the family of remarriage closely resembles families of first marriages, and most of the norms for first marriages apply” (Cherlin 1978). Eine ähnliche Argumentation findet sich bei White und Booth (1985a), die als Hauptursache des geringeren Erfolgs von Zweitehen ebenfalls das häufigere Vorhandensein von Stiefkindern betrachten, welche die Wahrnehmung des Familienlebens beeinträchtigen und zu vermehrten Konflikten führen können. Zur Erklärung der erhöhten Instabilität bei Zweitehen kann daneben – analog zu den im vorangehenden Abschnitt behandelten Trennungserfahrungen – eine Reihe von vermittelnden Faktoren aus dem personalen, interpersonalen und sozia59
len Bereich herangezogen werden (vgl. Coleman et al. 2000). Beispielsweise könnten in Zweitehen tendenziell häufiger Personen mit ungünstigen Persönlichkeitseigenschaften (Impulsivität, Neurotizismus) anzutreffen sein, die ihrerseits mit einer erhöhten Trennungsbereitschaft zusammenhängen (Booth & Edwards 1992; Capaldi & Patterson 1991). Booth und Edwards (1992) vermuten darüber hinaus, dass Zweitehen deswegen instabiler sind, weil es ihnen (a) an sozialer Unterstützung mangelt, weil (b) wiederverheiratete Menschen die Scheidung häufig als ein geeignetes Instrument zur Lösung ihrer Eheprobleme sehen, weil (c) eine Scheidung wirtschaftliche Nachteile mit sich bringt, die eine Folgeehe belasten, und weil (d) das geringere Partnerangebot für Zweitehen zu einem ungünstigen Match der Partner führt. Einige Autoren postulieren ein erhöhtes Konfliktpotential in Zweitehen, das sich zum Beispiel aus Streitigkeiten über die Stiefkinder ergeben kann (Hobart 1991). Andere führen an, dass nicht das Ausmaß der Konflikte für die erhöhte Instabilität verantwortlich ist, sondern die Art und Weise, wie das Paar diese Probleme löst. So weist etwa Pyke (1994) darauf hin, dass ein erhöhtes Ausmaß an Konflikten bei Wiederverheiratungen oft darin begründet liegt, dass die Frauen in Zweitehen aktiver nach Macht streben. Sofern hieraus ein aggressivkonfrontativer Konfliktstil resultiert, kann es zu einem Anstieg des Scheidungsrisikos kommen. Aufgrund der oben genannten Sozialisations- und Selektionshypothesen ist es nicht unplausibel, dass sich Geschiedene von der Restpopulation systematisch in ihren Interaktionsdispositionen unterscheiden, sei es aufgrund von Lern- oder Selektionsprozessen.
Forschungsbefunde Verschiedene Untersuchungen dokumentieren die verringerte Ehestabilität in Zweit- gegenüber Erstehen. Auch in den Daten der Mannheimer Scheidungsstudie, in der nur Erstverheiratete und Geschiedene untersucht wurden und daher Zweitehen nur hinsichtlich der Ehepartner(innen) der Befragten analysiert werden können, zeigt sich zumindest ein höheres Scheidungsrisiko, wenn diese(r) bereits einmal geschieden wurde (Babka von Gostomski et al. 1998, 1999; Esser 2002b, 2002a; Hall 1997; Kalter 1999). Wagner (1997) konstatiert für Ostdeutschland nur eine schwache destabilisierende Tendenz, für Westdeutschland ist der Effekt auf Männer beschränkt. Klein (1992) berichtet zwar bivariat ein bei Zweitehen um 39% erhöhtes Scheidungsrisiko, multivariat bleibt jedoch lediglich ein schwacher Trend in die erwartete Richtung (p<.15). Verschiedene nordamerikanische Studien weisen ebenfalls eine geringere Ehestabilität in Zweitehen nach (Brines & Joyner 1999; Lehrer & Chiswick 1993; Schoen et al. 2006; Wilson & Clarke 1992; Wine60
berg 1992). Auch in einer kanadischen Studie (Wu & Penning 1997) findet sich bivariat der erwartete Effekt; dessen Vorzeichen kehrt sich im multivariaten Modell um. Die verantwortlichen Mediatoren für die geringere Stabilität von Zweitehen sind bislang noch nicht abschließend geklärt. Obgleich bereits ältere Untersuchungen auf eine stärker ausgeprägte Unzufriedenheit bei Wiederverheirateten hinweisen (Popenoe 1938), stellen Vemer et al. (1989) in einer Metaanalyse zum Zusammenhang zwischen dem Merkmal Erstehe und der Ehequalität nur einen recht schwachen aggregierten Effekt von d=.04 fest. In der Untersuchung von Wagner (1997) wird der destabilisierende Effekt von Zweitehen durch die Kontrolle von Konfessionslosigkeit und Bildung vollständig erklärt. Danach sind eine Konfessionszugehörigkeit, möglicherweise auch Religiosität, sowie eine hohe Bildung als protektive antezedierende Faktoren anzusehen, die sowohl Erst- als auch Zweitehen stabilisieren.20 Bei niedriger Bildung bzw. Religiosität kommt es demnach mit höherer Wahrscheinlichkeit zur Scheidung, unabhängig davon, ob es sich um eine Erst-, Zweit- oder Mehrfachehe handelt. Die umfassendste Modellierung potentieller Mediatoren findet sich bei Booth und Edwards (1992). Zunächst weisen die Autoren nach, dass Wiederverheiratete durch eine Reihe ungünstiger Merkmale (intervenierende Variablen) gekennzeichnet sind: Sie weisen eine schwächere soziale Einbettung auf; es sind mehr Stiefkinder vorhanden; sie nehmen subjektiv bessere Alternativen zur Ehe wahr; zeigen mehr Risikoverhalten (z.B. Alkoholprobleme, Delinquenz, launisches Gemüt); weisen ein niedrigeres Erstheiratsalter auf; weichen stärker von einer traditional spezialisierten ehelichen Rollenaufteilung ab; und differieren innerhalb der Partnerschaften stärker bezüglich des Alters. Zwar weisen Wiederverheiratete insgesamt keine geringere Partnerschaftszufriedenheit auf, jedoch entwickeln sich bei ihnen im Längsschnitt Ehequalität und Interaktion ungünstiger als in Erstehen. Im zweiten Schritt prüfen die Autoren, wie sich der Effekt einer Wiederheirat auf unterschiedliche Facetten des ehelichen Erfolgs – insbesondere Zufriedenheit, Interaktion, Meinungsverschiedenheiten und subjektive Scheidungsneigung – verändert, wenn die intervenierenden Variablen multivariat kontrolliert werden. Hierbei erweisen sich Stiefkinder als potentester Mediator: Werden sie statistisch kontrolliert, wird der Effekt der Zweitehe auf die Ehequalität insignifikant. Bei simultaner Kontrolle sämtlicher Prädiktoren verschwindet auch der Effekt der Zweitehe auf die (formale) Ehestabilität. Einige interessante Befunde ergeben sich auch aus einer älteren Studie (White & Booth 1985a): Handelt es sich nur für einen der Ehepartner um eine Zweitehe, weist diese kein erhöhtes 20 Allerdings ist bezüglich des Bildungsniveaus von Moderatoreffekten des Geschlechts auszugehen (vgl. Abschnitt 1.4.2.6).
61
Scheidungsrisiko auf; bei einer „doppelten“ Zweitehe hingegen ist das Risiko signifikant erhöht. Als hauptsächlich verantwortlich für diesen Effekt erweisen sich Stiefkinder; diese senken die Zufriedenheit mit dem Familienleben, führen zu Zweifeln an der zweiten Ehe und destabilisieren diese dadurch. Zwei Studien weisen schließlich darauf hin, dass Zweitehen durch eine verschärfte Konfliktwahrnehmung charakterisiert sind (Hobart 1991; Lye & Biblarz 1993). Insgesamt kann erwartet werden: Hypothese 9:
1.4.2
Erstehen weisen eine höhere Stabilität auf als Folgeehen.
Matching: Sozialstrukturelle Homogamie und Heterogamie
Auf Basis der dargestellten Überlegungen zu Partnerwahlprozessen stellt die extensive und intensive Partnersuche eine zentrale Determinante einer „guten Passung“ zwischen den Partnern dar, da durch sie Unsicherheiten bezüglich der für wichtig erachteten Merkmale reduziert werden. Wie bereits unter 1.4.1 erwähnt, wirkt sich ein guter Match wiederum positiv auf den Nutzen innerhalb der Ehe – und damit indirekt auf die Partnerschaftsstabilität – aus. Doch was macht konkret ein „gutes Matching“ aus? Zur Klärung dieser Frage nimmt Becker (1993a: 241f) eine Differenzierung zweier Klassen von personalen Merkmalen vor: 1.
2.
Bezüglich so genannter komplementärer Merkmale der Partner ist eine hohe Ähnlichkeit, d.h. eine positive intradyadische Korrelation, für den ehelichen Nutzen vorteilhaft. Komplementäre Merkmale umfassen unter anderem Sozialisationsbedingungen, Alter, Bildung, Geschlechtsrollenorientierungen, Interessen und Wertorientierungen (vgl. Becker 1993a: 241f). Bezüglich dieser Konstrukte wird aus der Perspektive der Familienökonomie ein charakteristischer positiver Homogamie-Effekt auf die Partnerschaftsstabilität postuliert.21 Die zweite Merkmalsklasse umfasst so genannte substituierbare Eigenschaften; bei diesen Eigenschaften steigert eine geringe Ähnlichkeit bzw. eine maximale Differenz zwischen den Partnern den Ehegewinn (vgl. Becker 1993a: 241). Neben dem Einkommenspotential werden als weitere substituierbare Merkmale das Bedürfnis nach Dominanz oder Kontrolle, Fürsorgeverhalten
21 Symbolisch-interaktionistische Ansätze kommen zu ähnlichen Hypothesen. Hier wird die Fähigkeit eines Paares zur Herstellung einer gemeinsamen Sinnwelt (Berger & Kellner 1965) als essentiell für den Fortbestand der Partnerschaft angesehen; erleichtert wird diese „gemeinsame Sinnkonstruktion“ durch eine hohe Ähnlichkeit der Partner in Sozialstruktur und Einstellungen.
62
sowie die Erfahrung kritischer Lebensereignisse genannt (Becker 1993b: 117).22 Die Unterscheidung der genannten Merkmalsklassen ermöglicht Vorhersagen zu den Auswirkungen von Homogamie und Heterogamie hinsichtlich unterschiedlicher Merkmalsdimensionen auf die Partnerschaftsstabilität. Dabei ist allerdings zu kritisieren, dass der theoretische Mechanismus hinter dieser Klassifikation unklar bleibt (vgl. Wirth 2000: 39). Becker vermutet zwar, dass Merkmale umso eher substitutiv wirken, je enger sie mit der Haushaltsproduktivität verkoppelt sind und führt auch empirische Belege für seine These an – letztlich bleibt der Wirkmechanismus jedoch unklar, die Aufzählung von Beispielen wirkt eklektizistisch. Dennoch ist Beckers Analyse hilfreich, da er ex post zwischen den Merkmalsklassen differierende Auswirkungen auf die Ehestabilität theoretisch konsistent modelliert. Mit dem Konzept des Matchings schafft er einen übergreifenden theoretischen Rahmen für Homogamie und Heterogamie. Im Folgenden werden einige theoretische Überlegungen zu den erwarteten Auswirkungen der Passung innerhalb von Partnerschaften auf deren Stabilität angestellt (1.4.2.1). Anschließend (1.4.2.2 bis 1.4.2.5) werden zunächst Merkmale behandelt, bezüglich derer Homogamie vorteilhaft ist, dann (1.4.2.6) solche, bei welchen Heterogamie stabilisierend wirkt.
1.4.2.1
Ursachen und Konsequenzen von Homogamie
Wie bereits beschrieben, liegen die Ursachen homogamer Paarbildung („positive assortative mating“) nach den familienökonomischen Überlegungen vor allem in den Beschränkungen individueller Wünsche oder Präferenzen durch Partnermärkte begründet. Allgemein lassen sich die folgenden Mechanismen bezüglich der Wirkungsweise von Homogamie auf Entstehung und Verlauf von Partnerschaften identifizieren (vgl. Kalmijn 1998; Mikula & Stroebe 1991): 1.
höhere Verfügbarkeit ähnlicher Partner: Die Chancen, einen Partner in der gleichen beruflichen bzw. sozialen Schicht kennen zu lernen, sind – z.B. aufgrund vermehrter Interaktionsgelegenheiten – größer (Kalmijn & Flap 2001).
22 Robert Winch (1958) stellt ähnliche Überlegungen an: Danach müsste eine maximale Diskrepanz zwischen den Partnern bezüglich so genannter komplementärer Merkmale für die Partnerschaftsstabilität förderlich sein. In empirischen Studien finden sich jedoch in der Regel (a) selten negative Merkmalskorrelationen innerhalb von Paaren (Watson et al. 2004), und (b) tendenziell eher negative Einflüsse von Heterogamie bzw. positive Auswirkungen von Ähnlichkeit (vgl. bereits Murstein 1967). Einige Autoren sehen den Ansatz von Winch daher als widerlegt an (Grau 1997: 2).
63
2.
3.
4.
Auch unausgewogene Randverteilungen in strukturellen Merkmalen sind eine wichtige makrostrukturelle Ursache bei der Entstehung von Homogamie (Klein & Rüffer 1999). Infolge dessen werden Ehen auch heute noch entlang bestimmbarer sozialer Dimensionen geschlossen und sind sozial strukturiert (Hill & Kopp 2004: 148ff). Ein zentraler Grundgedanke bei diesem Argument besteht darin, dass die Idee eines globalen (z.B. nationalen) Partnermarktes unrealistisch ist; vielmehr konzentriert sich die Partnersuche auf viele lokal begrenzte Partnermärkte, die jedoch in sich sehr viel homogener sind als der „Gesamtmarkt“ (vgl. Kalmijn 1998: 403f). Konkurrenzkampf auf dem Partnermarkt: Wie bereits in den Ausführungen zum Partnermarkt dargestellt, führt die individuelle Präferenz für maximal attraktive Partner auf der Aggregatebene zu Ähnlichkeitstendenzen bei allgemein präferierten Eigenschaften. Dies liegt daran, dass aufgrund von Marktmechanismen und Varianz in den erwünschten Merkmalen nicht jede Person mit einem maximal „attraktiven“ Partner gepaart werden kann. Steuerung durch Dritte: Kalmijn (1998) weist darauf hin, dass Gesellschaften und soziale Gruppen ein Interesse daran haben, sich gegenüber anderen Gruppen abzugrenzen, d.h. die Homogenität innerhalb der Gruppe und die Unterschiede zu anderen Gruppen zu maximieren. Als Konsequenz hieraus bilden sich positive Normen zur Endogamie heraus, während exogame Verbindungen sanktioniert werden – dies kann nicht nur informell geschehen, sondern in Extremfällen, z.B. historisch in der nationalsozialistischen Ehegesetzgebung, auch institutionell legitimiert werden. Prinzip der Verträglichkeit: Die überzufällig häufige Entstehung homogamer Partnerschaften allein erklärt noch nicht deren geringere empirische Trennungs- und Scheidungsraten (zu Befunden vgl. Heaton 2002b). Diesbezüglich ist anzunehmen, dass ähnliche Partner aufgrund von gemeinsamen Interessen bzw. seltener vorkommendem Wertdissens „besser miteinander auskommen“.
Welche inhaltliche Bedeutung kommt nun dem Konzept Verträglichkeit zu bzw. wie lassen sich die positiven Auswirkungen der Homogamie erklären? Die Arbeitsgruppe um Donn Byrne (1971; Byrne & Blaylock 1963; Byrne & Nelson 1965) vertritt die Auffassung, dass die Interaktion mit ähnlichen Personen stärker belohnend wirkt als mit unähnlichen, da dabei das eigene Weltbild öfter bestätigt wird.23 Demgegenüber postuliert Milton E. Rosenbaum (1986b), dass Unähnlichkeit die 23 Die Herstellung bzw. Erhaltung eines konsistenten Selbst- und Weltbildes sowie Vermeidung von Dissonanzen gilt in der Sozialpsychologie als ein grundlegendes motivationales Prinzip menschlichen Handelns (vgl. Festinger 1954; Heider 1958).
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Entstehung von sozialen Beziehungen verhindert. Beide Standpunkte widersprechen einander nicht und lassen sich als zweistufiger Prozess modellieren, innerhalb dessen zunächst Beziehungen zu unähnlichen Personen mit höherer Wahrscheinlichkeit abgebrochen werden, und anschließend Beziehungen zu ähnlichen Personen aufgrund ihres Belohnungscharakters vertieft und verstetigt werden (Rosenbaum 1986a; vgl. auch Bierhoff & Grau 1999: 38ff). Das forschungstechnische Problem bei der empirischen Überprüfung dieser Überlegungen besteht in der Messung der wahrgenommenen Belohnungsintensität, die eher über Experimente als im Rahmen eines Surveydesigns realisierbar erscheint. Eher in der vorliegenden Arbeit empirisch überprüfbar sind Erklärungen, die eine Vermittlung über Drittvariablen annehmen. So gehen Burleson und Denton (1992) davon aus, dass hohe dyadische Ähnlichkeit verstärkt zu erfreulichen Interaktionen führt, ohne dass den Beteiligten die Ähnlichkeit bewusst ist. Beobachtungen aus der klinischen Praxis zufolge führt Unähnlichkeit in (subjektiv wichtigen) Einstellungen häufig zu Paarkonflikten, welche die Partnerschaftszufriedenheit beeinträchtigen (Grau 1997: 3). Eine ähnliche Argumentation findet sich bei Bumpass und Sweet (1972), die eine mangelnde Übereinstimmung des Paares über grundsätzliche Lebensziele, Prioritäten und Erwartungen für die nachteiligen Auswirkungen sozialstruktureller Heterogamie verantwortlich machen. Schließlich kann erwartet werden, dass Homogamie eine egalitäre Machtverteilung fördert, die sich wiederum positiv auf Partnerschaftszufriedenheit und -stabilität auswirken sollte. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Homogamie ebenso als Ergebnis von Selektionsprozessen bei der Partnerwahl wie als Resultat der Entstehung – bzw. einer Konstruktion – von Gemeinsamkeiten im Partnerschaftsverlauf (Davis & Rusbult 2001) angesehen werden kann. Insofern ist sie auf doppelte Weise eng mit dem Bestand der Paarbeziehung verknüpft. Eine potentielle methodische und inhaltliche Schwierigkeit ergibt sich daraus, dass Homogamie ein dyadisches Merkmal darstellt, in der vorliegenden Studie jedoch jeweils nur ein Partner befragt wurde. Die einzige Möglichkeit der Bestimmung dyadischer Ähnlichkeitsmaße besteht bei einem solchen Design über die Erfassung von Merkmalen beider Partner aus Sicht des oder der Befragten. Bei „harten“ sozial- und familienstrukturellen Angaben (z.B. Alter, Kinderzahl, Ehedauer) ist dieses Vorgehen unproblematisch, da die Einschätzungen hier meist zutreffend oder zumindest mit geringen Fehlern behaftet sind (Babka von Gostomski 1997; Rüssmann et al. 2004). Hinsichtlich subjektiver Einschätzungen wie der Übereinstimmung von Einstellungen kann dann allerdings lediglich die wahrgenommene Einstellungsähnlichkeit aus der Sicht eines Partners eingeschätzt werden. Gewöhnlich findet sich empirisch, dass Partner ihre tatsächliche Ähnlichkeit
65
subjektiv überschätzen (Acitelli et al. 1993; Klein 1997: 65; Sillars et al. 1994), ein Sachverhalt, der mit dem Begriff der Konsensfiktion (Eckert et al. 1989) umschrieben werden kann.24 Da sich tatsächliche und wahrgenommene Ähnlichkeit empirisch in gleicher Richtung auf den Partnerschaftserfolg auswirken und der Wahrnehmung eine entscheidende Handlungsrelevanz zukommt, beanspruchen die theoretischen Überlegungen auch bezüglich der wahrgenommenen Ähnlichkeit Geltung. Die beschriebene allgemeine Argumentation zur Auswirkung von Homogamie lässt sich nun auf konkrete (komplementäre) Merkmale anwenden. In den folgenden Abschnitten werden hierzu zunächst sozialstrukturelle Merkmale wie Alter (1.4.2.2), Konfession (1.4.2.3) und Bildung (1.4.2.4) behandelt, bevor der Effekt ähnlicher Einstellungen (1.4.2.5) diskutiert wird.
1.4.2.2
Altershomogamie
Ein erstes strukturelles Merkmal, bezüglich dessen ein stabilisierender Homogamieeffekt erwartet wird, ist das Lebensalter. Nach Bumpass und Sweet (1972) wirken sich Altersunterschiede zwischen den Partnern potentiell durch drei Mechanismen auf die Ehestabilität aus: 1.
2.
3.
Obgleich durch den Altersunterschied keine festgelegten Sets von Werten wie im Fall des Bildungsniveaus bzw. der Religionszugehörigkeit definiert werden, kann – bedingt durch den schnellen sozialen Wandel – mit zunehmender Altersdifferenz ein abnehmender Wertkonsens erwartet werden, der sich in einer erhöhten Intensität von Paarkonflikten äußern kann. Daneben stehen Altersdifferenzen in Bezug zur paarinternen Machtstruktur; überschreiten sie einen gewissen Toleranzbereich, kann dies Spannungen und Konflikte hervorrufen, insbesondere wenn die Frau älter ist als der Mann. Konkret kann erwartet werden, dass bei altershomogamen Paaren häufiger eine egalitäre Machtstruktur herrscht, die positive Auswirkungen auf die Partnerschaftszufriedenheit hat. Weiterhin weisen möglicherweise Personen, die dazu neigen, einen wesentlich jüngeren oder älteren Partner zu heiraten, besondere Charakteristika auf, die sich ihrerseits negativ auf die Ehestabilität auswirken (Selektionshypothese). Zu diesen Merkmalen gehören z.B. unkonventionelle Werthaltungen oder gering ausgeprägtes Commitment gegenüber der Partnerschaft.
24 Das Phänomen der Ähnlichkeitsüberschätzung zwischen der eigenen und einer anderen Person ist in der Sozialpsychologie allgemein als false consensus effect bekannt (Ross et al. 1977).
66
Insgesamt deuten alle drei vermuteten Wirkmechanismen darauf hin, dass größere Altersdiskrepanzen zu Konflikten sowie zu einer Verringerung der Partnerschaftszufriedenheit führen und – hierüber vermittelt – die Stabilität der Partnerschaft beeinträchtigen. Allerdings ist zu bedenken, dass die derzeitigen gesellschaftlichen Partnerwahlnormen sich in einer Präferenz für altershypergame Partnerschaften niederschlagen, d.h. solche Verbindungen begünstigen, in denen der Mann einige Jahre älter ist als seine Partnerin; dies zeigt sich insbesondere in dem empirisch höheren (Erst-)Heiratsalter von Männern im Vergleich zu Frauen (vgl. Klein 1996).
Forschungsbefunde Die empirische Befundlage zur Altershomogamie ist bislang eher unbefriedigend; dies gilt sowohl für ihre Determinanten (vgl. Klein 1996) als auch für die hier fokussierten Konsequenzen. So weisen in einem älteren Literaturüberblick Berardo et al. (1993) darauf hin, dass Altershomogamie generell ein vernachlässigtes Forschungsthema darstellt und dass insbesondere Effekte von Altersdiskrepanzen auf den Partnerschaftserfolg zum damaligen Zeitpunkt kaum erforscht waren bzw. nur wenig substantielle Hinweise auf entsprechende Effekte erbracht haben (vgl. z.B. die Befunde bei Vera & Berardo 1985). Aber auch spätere Untersuchungen ergeben kein wesentlich schlüssigeres Bild. So findet Wagner (1997: 274) lediglich kohortenspezifische und im ost-westdeutschen Vergleich inkonsistente negative Effekte der Altershomogamie auf das Scheidungsrisiko: Danach wirkt in Westdeutschland im Vergleich zu Altersgleichheit eine Altershypogamie, in Ostdeutschland hingegen -hypergamie destabilisierend, wenn auch jeweils nur in einzelnen Geburtskohorten. Wagner definiert Homogamie dabei in der Weise, dass der Mann ein bis zwei Jahre älter ist als die Frau. Eine weitere Studie (Bereczkei & Csanaky 1996) weist geringere Scheidungsraten bei altershomogamen und -hypergamen (im Vergleich zu -hypogamen) Ehepaaren hin, wobei sich allerdings die beiden ersten Gruppen nicht unterscheiden. Tzeng (1992) wiederum kann einen das Scheidungsrisiko steigernden Effekt einer starken Altershypergamie (d.h. der Mann ist mindestens 4 Jahre älter als die Frau) belegen. Inkonsistent erscheinen auch die Resultate von Weiss und Willis (1997), die bei leichter Altershypogamie (Abstand bis zu 3 Jahren) einen stabilisierenden, bei starker Hypogamie (mehr als 5 Jahre Diskrepanz) hingegen einen destabilisierenden Effekt berichten. Eine niederländische Studie zeigt ein verringertes Scheidungsrisiko bei Altershypergamie und ein erhöhtes Risiko bei Hypogamie (Kalmijn & Poortman 2006). Bumpass et al. (1991) belegen zwar zunächst, dass Altershypogamie von zwei und mehr Jahren Ehen stabilisiert, allerdings ist dieser Effekt vollständig durch das bei den entsprechenden 67
Paaren höhere Heiratsalter erklärbar. Andere Studien finden keinen signifikanten Effekt des Altersunterschieds auf die Trennungs- bzw. Scheidungswahrscheinlichkeit (Heckert et al. 1998; Hiedemann et al. 1998; Wu & Penning 1997). Bezüglich der vermittelnden Mechanismen zeigt eine Studie (Williams & Lawler 2003) einen positiven direkten Effekt der Altershomogamie auf die Ehezufriedenheit, der interessanterweise auch nach Kontrolle von diversen demographischen und kommunikationsbezogenen Variablen signifikant bleibt. Demnach ergeben sich hieraus keine direkten Hinweise darauf, dass Altershomogamie die Partnerschaftszufriedenheit dadurch steigert, dass sie zu positiver Interaktion oder einer Abnahme von Paarkonflikten führt. Aus einer anderen Untersuchung resultieren keine Hinweise auf Zusammenhänge zwischen Altershomogamie und Ehequalität (Faulkner et al. 2005). Zum Effekt der Altershomogamie kann insgesamt erwartet werden: Hypothese 10: Altershomogamie geht (insbesondere im Vergleich zu Altershypogamie) mit einer höheren Partnerschaftsstabilität einher.
1.4.2.3
Konfessionelle Homogamie
Ähnlich wie beim Merkmal Alter wird theoretisch ein stabilisierender Homogamieeffekt bezüglich der Konfession erwartet. Chinitz und Brown (2001) führen aus, dass Diskrepanzen in den religiösen Werten der Partner zu Konflikten führen, welche wiederum die Partnerschaft destabilisieren. Ein ähnlicher Verweis findet sich bei Lehrer und Chiswick (1993: 386): „Clearly, households in which the partners differ in their preferences and objectives in this area would be characterized by reduced efficiency and potentially more conflict”. Besondere Bedeutung hinsichtlich der Ehestabilität kommt einigen Autoren zufolge der Übereinstimmung in religiösen Praktiken und Aktivitäten wie dem Kirchgang zu, da diesen eine höhere Verhaltensrelevanz und damit eine größere Bedeutung für den Ehealltag zugeschrieben werden kann (Mahoney et al. 1999). Implizit wird bei allen genannten Erklärungsvarianten angenommen, dass die Auswirkungen konfessioneller Homogamie letztlich zu einer erhöhten Ehequalität oder -zufriedenheit führen (Heaton 1984), welche schließlich die Ehe stabilisiert. Eine letzte Erklärung geht davon aus, dass religionshomogame Paare eine höhere Fertilitätsneigung aufweisen und dadurch verstärkt in ihre Ehe investieren, was letztlich zu einer Stabilisierung führt (Lehrer 1996).
68
Forschungsbefunde Konfession und Religiosität sind vermutlich die am umfangreichsten erforschten Merkmale innerhalb der paarbezogenen Homogamieforschung. Allerdings handelt es sich in den meisten Fällen um nordamerikanische Untersuchungen; die Befundlage in Europa ist dagegen als äußerst dünn einzustufen (vgl. Kalmijn et al. 2005: 72). Gerade mit Blick auf die mit europäischen Ländern kaum vergleichbare Verteilung der verschiedenen Konfessionen sind die Befunde aus den USA nur bedingt interpretierbar bzw. übertragbar. Dies sollte bei der folgenden Darstellung der Empirie einschränkend berücksichtigt werden. Allgemein kann empirisch ein moderat positiver Einfluss konfessioneller Homogamie auf den Partnerschaftserfolg konstatiert werden. Heaton (2002b) kann nachweisen, dass Paare mit unterschiedlicher Konfession ein beinahe doppelt so hohes Scheidungsrisiko aufweisen wie konfessionshomogame Paare; dieser stabilisierende Effekt der Konfessionshomogamie nimmt dem Autor zufolge in jüngeren Kohorten ab (vgl. auch Myers 2006).25 Auch andere Studien finden einen allgemeinen destabilisierenden Effekt konfessioneller Heterogamie (Heaton & Pratt 1990; Kalmijn et al. 2005). Werden die Effekte spezifischer konfessioneller PaarKombinationen untersucht, ergibt sich ein differenzierteres Bild, welches auf Wechselwirkungen zwischen individueller Konfession und konfessioneller Homogamie verweist: Während allgemein Konfessionshomogamie als Prädiktor für eine positive Partnerschaftsentwicklung angesehen wird, zeigt eine Reihe von Studien ein besonders hohes Scheidungsrisiko, wenn beide Partner (homogam) konfessionslos (Brüderl & Engelhardt 1997; Call & Heaton 1997; Heaton & Pratt 1990; Kalmijn et al. 2005; Lehrer & Chiswick 1993) bzw. unreligiös (Esser 2002a, 2002b) sind. Ein zentrales Problem besteht darin, dass sich die in nordamerikanischen Studien nachgewiesenen Homogamieeffekte häufig auf religiöse Minderheiten beschränken, die in Deutschland quantitativ nur sehr schwach vertreten sind (z.B. Mormonen bei Lehrer & Chiswick 1993). Im Einklang hierzu begründen z.B. Williams und Lawler (2003: 1087) das Ausbleiben eines Zusammenhangs zwischen Konfessionshomogamie und Ehezufriedenheit dadurch, dass ausschließlich katholische und protestantische Religionsgruppen – d.h. eine verhältnismäßig tolerante und weniger dogmatische Population – untersucht wurden. Vor diesem Hintergrund wird erwartet, dass Effekte der Konfessionshomogamie in einer deutschen Untersuchung möglicherweise nur schwach sind. Dennoch gibt es Untersuchungen 25 Da bezüglich der Bedeutung von Religion und konfessioneller Homogamie von einem starken historischen Wandel ausgegangen werden kann, werden ältere Studien aus den 70er Jahren bei der Darstellung empirischer Befunde nicht berücksichtigt (ein umfassender Überblick über ältere Studien findet sich bei Mahoney et al. 1999).
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aus dem deutschen Raum, die ein geringeres Scheidungsrisiko bei homogam katholischen Ehen nachweisen (Brüderl & Engelhardt 1997). Zur Frage, ob eher die formale Übereinstimmung in der Konfession oder aber die – freilich hiervon abhängige – Ähnlichkeit im religiösen Verhalten entscheidend für den Partnerschaftserfolg ist, liegen ebenfalls empirische Untersuchungen vor. In einer Untersuchung von Williams und Lawler (2003) übt die Konfessionshomogamie nach Kontrolle von Differenzen in der Religiosität nicht nur keinen positiven, sondern sogar einen negativen Effekt auf die Ehequalität aus, was die Autoren als methodisches Artefakt (Suppressoreffekt) interpretieren. Eine ältere Studie von Heaton (1984) deutet darauf hin, dass die Ehezufriedenheit weniger von der Konfessionshomogamie als vielmehr von der Kompatibilität religiöser Praktiken abhängt; unter Kontrolle der Kirchgangshäufigkeit verschwindet der positive Einfluss der konfessionellen Homogamie. Auch Mahoney und Kollegen (1999) können zeigen, dass die Berücksichtigung gemeinsamer religiöser Aktivitäten – von den Autoren als „proximale Indikatoren“ von Religiosität bezeichnet – einen immensen Gewinn an Varianzaufklärung in der Ehequalität erbringt (auf 44% bei Frauen und 47% bei Männern gegenüber 9% bzw. 19% Varianzaufklärung bei Beschränkung auf distale Indikatoren wie Konfession).26 Auch Studien, die direkte Auswirkungen auf die Ehestabilität untersuchen, finden häufig, dass eine Ähnlichkeit der Partner in religiösen Einstellungen und Praktiken deutlichere und konsistentere stabilisierende Effekte ausübt als die bloße Konfessionshomogamie (Call & Heaton 1997; Myers 2006; Wilson & Musick 1996). Zur Frage, durch welche Mechanismen die Auswirkungen von Religionshomogamie vermittelt werden, existieren ebenfalls einige Studien aus dem US-amerikanischen Raum. Dabei wurde im Wesentlichen die Rolle folgender Mediatoren erforscht:
Konflikte: Chinitz und Brown (2001) berichten, dass eine geringe Übereinstimmung in religiösen Werthaltungen die Ehe dadurch destabilisiert, dass in diesem Fall vermehrt Auseinandersetzungen und Konflikte auftreten. Allerdings ist bei dieser Studie das Design zu kritisieren, da die Befragten nicht über ihre eigene, sondern über die elterliche Ehe Auskunft gaben. Insofern lassen sich – abgesehen von der Problematik verzerrter Erinnerungen – die Befunde nur schwerlich auf Paare ohne Kinder generalisieren. Eine ebenfalls nicht repräsentative Elternstichprobe untersuchen Mahoney et al. (1999), die eine geringere Konfliktbelastung bei häufigen gemeinsamen religiösen Aktivitäten
26 Leider finden sich in dieser Studie jedoch keine Angaben zur Veränderung von Regressionsgewichten innerhalb der hierarchischen Regression, sodass keine Aussage zum Grad der statistischen Mediation getroffen werden kann.
70
finden. Curtis und Ellison (2002) zeigen in einer Untersuchung, dass Ähnlichkeit der Partner in religiösen Werthaltungen (v.a. in religiösem Dogmatismus) und Aktivitäten (Kirchgang) Paarkonflikte verringern kann, und zwar in den Bereichen Zeitverwendung, Hausarbeit und Finanzen, während konfessionelle Homogamie im Unterschied dazu keinen Effekt auf die Konflikthäufigkeit ausübt. Auch hier zeigt sich also, dass der Übereinstimmung in Werten und religiösen Aktivitäten mehr Bedeutung zukommt als der Konfessionshomogamie. Merkmale der Paarinteraktion: In der bereits erwähnten Studie von Mahoney et al. (1999) finden sich Hinweise darauf, dass gemeinsame religiöse Aktivitäten positive Auswirkungen auf die selbst berichteten Paarinteraktionsmuster haben. Konkret zeigt sich Folgendes: Je häufiger die untersuchten Paare gemeinsam religionsbezogene Diskussionen, Besuch von Gottesdiensten oder religiösen Fortbildungen oder Gebete praktizieren, desto konstruktiver verlaufen deren Interaktionen, desto weniger verbal aggressiv ist der Mann und desto weniger versuchen die Partner, sich in Diskussionen gegenseitig in die Enge zu treiben. Generatives Verhalten bzw. Elternschaft: Daneben gibt es einige Studien, die bei Paaren mit unterschiedlichen Konfessionen eine geringere Fertilität finden (Krishnan 1993; Lehrer 1996), welche wiederum die Stabilität der Partnerschaft beeinträchtigt. Commitment: Befunde einer Untersuchung von Wilson und Musick (1996) deuten darauf hin, dass Konfessionsgleichheit der Ehepartner das strukturelle Commitment gegenüber der Ehe stärkt. Allerdings verschwindet dieser Effekt unter Kontrolle verschiedener Drittvariablen wie Kinderzahl, Erwerbsstatus sowie Ehezufriedenheit, was auf die potentiell mediierende Rolle dieser Faktoren verweist. Die Erklärung des Effekts durch die Kinderzahl kann allerdings von Heaton (1984) nicht bestätigt werden.
Auf Basis der theoretischen Überlegungen und der empirischen Befunde lassen sich die beiden folgenden Hypothesen zum Effekt der Religionshomogamie formulieren: Hypothese 11: Paare mit gleicher Konfession weisen eine höhere subjektive Partnerschaftsstabilität auf als a) homogam konfessionslose und b) konfessionsheterogame Paare. Hypothese 12: Je geringer die Differenzen in religionsbezogenen Aktivitäten (z.B. Kirchgangshäufigkeit) ausgeprägt sind, desto stabiler ist die Partnerschaft.
71
1.4.2.4
Bildungshomogamie
Die Differenzierung komplementärer und substituierbarer Merkmale erlaubt wie erwähnt die Modellierung stabilisierender Effekte von Homogamie und von Heterogamie. Es gibt jedoch einige Personmerkmale, die sich nicht eindeutig nach diesem Schema klassifizieren lassen. Ein solches Merkmal stellt das Bildungsniveau dar; hier lassen sich konkurrierende Wirkmechanismen vermuten, die einerseits die Stabilität potentiell erhöhen, andererseits jedoch verringern können: 1.
2.
Zum einen hängt das erreichte (Aus-)bildungsniveau eng mit dem marktfähigen Humankapital und damit der Einkommenskapazität auf dem Arbeitsmarkt zusammen, welche nach der familienökonomischen Theorie ein substituierbares Merkmal darstellt (Becker et al. 1977: 1146). Demnach wird analog zur Arbeitsteilung der Ehegewinn bei ungleicher Verteilung von Bildung innerhalb der Partnerschaft maximiert. In Folge dessen wäre ein destabilisierender Effekt der Bildungshomogamie zu erwarten. Diekmann und Klein (1991) folgend kann die Bildung jedoch ebenso als komplementäre Eigenschaft aufgefasst werden, z.B. hinsichtlich gemeinsamer Interessen bzw. kultureller Ansprüche der Partner. Dann sollte sich ein ähnliches Bildungsniveau positiv auf die Ehestabilität auswirken.
Welcher der beiden Effekte überwiegt, ist empirisch zu klären. Es lassen sich jedoch unterschiedliche vermittelnde Mechanismen vermuten: Trifft die zweite Auffassung von Bildung als komplementäres Merkmal zu, dann dürften dieselben Mediatoren wirksam sein wie bei Einstellungsähnlichkeit (vgl. hierzu die theoretischen Ausführungen unter 1.4.2.5). Konkret wären bei bildungshomogamen Paaren ein geringeres Konfliktniveau in der Partnerschaft sowie positivere Interaktionsmuster zu erwarten. Tzeng (1992) weist darauf hin, dass sich die relative Bildung auch auf das soziale Umfeld der Ehepartner auswirken kann: Wenn die Frau z.B. geringer gebildet ist als der Mann, bestehe die Gefahr, dass sie vom Freundeskreis ihres Ehemanns nicht akzeptiert wird. Ist der Mann dagegen weniger gebildet als die Frau, führe dies für sie zu einer reduzierten Ehezufriedenheit, da diese Konstellation verbreiteten normativen Erwartungen widerspricht. Auch dieser Erklärungsmechanismus geht von einem positiven Homogamieeffekt aus. Wird Bildung jedoch als substituierbares Merkmal im Beckerschen Sinn aufgefasst, kann sowohl auf Basis der familienökonomischen (s.o.) als auch einer soziobiologischen (z.B. Bereczkei & Csanaky 1996) Argumentation von geschlechtsspezifischen Effekten ausgegangen werden. Konkret ist zu erwarten, dass speziell bei Bildungshy-
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pergamie, d.h. einer relativ höheren Bildung des Mannes, der Gesamtnutzen der Partnerschaft – und damit der Beziehungserfolg – maximiert wird.
Forschungsbefunde Insgesamt ist auf Basis bisheriger Befunde davon auszugehen, dass bildungshomogame Paare eine höhere Ehestabilität aufweisen. Ein verringertes Scheidungsrisiko bei bildungshomogamen Ehen berichten z.B. Jalovaara (2003), Schoen et al. (2002) und Tzeng (1992). Babka von Gostomski et al. (1998), Beck und Hartmann (1999) sowie Esser (2002a; 2002b) zeigen anhand der Daten der Mannheimer Scheidungsstudie, dass Bildungshomogamie auch nach Kontrolle zahlreicher weiterer Kovariaten noch einen das Scheidungsrisiko senkenden Einfluss ausübt. Wagner (1997: 277ff) weist ein erhöhtes Scheidungsrisiko bei bildunghypogamen gegenüber -homogamen Paaren in Ost- und Westdeutschland nach. Heckert et al. (1998) können hingegen keinen signifikanten Effekt der Bildungshomogamie finden. Vereinzelt finden sich allerdings Hinweise auf Stabilisierung bei höherer Bildung des Mannes, die auf einen positiven Einfluss von Hypergamie hindeuten könnten. So senkt ein erhöhtes relatives Bildungsniveau des Mannes in der Studie von Babka von Gostomski et al. (1998) das Scheidungsrisiko; Ähnliches berichten Bumpass et al. (1991). Bereczkei und Csanaky (1996) finden im Längsschnitt eine geringere Scheidungsrate bei bildungshypergamen Paaren. Leider bleiben die Autoren jedoch eine Beschreibung ihrer Operationalisierung des Bildungsniveaus schuldig. Zur Frage nach den vermittelnden Mechanismen sind im Bereich Bildungshomogamie weniger empirische Befunde zu konstatieren als etwa bezüglich der Religionshomogamie. Insbesondere zu den Konsequenzen von Ähnlichkeiten des Bildungshintergrundes auf Paarinteraktionsprozesse oder Konflikte liegen bislang kaum gesicherte Resultate vor. Immerhin untersucht eine Reihe von Studien den Einfluss von Bildungshomogamie auf die Ehezufriedenheit. In einem britischen Survey (Weisfeld et al. 1992) zeigen sich Hinweise auf einen positiven Homogamieeffekt der Bildung auf die Ehequalität, während Williams und Lawler (2003) in einer US-amerikanischen Studie einen zwar positiven, aber insignifikanten Effekt finden. Bereczkei und Csanaky (1996) sowie Watson et al. (2004)27 hingegen finden keine Auswirkungen der Bildungshomogamie auf die Ehezufriedenheit. Tynes (1990) kommt schließlich in ihrer Untersuchung mit dyadischen Daten zu dem 27 Bezüglich der Untersuchung von Watson et al. (2004) muss jedoch auf eine Inkonsistenz der Ergebnisdarstellung hingewiesen werden: In der Ergebnistabelle (S. 1056) ist ein signifikant positiver Effekt der Bildungshomogamie ausgewiesen, während im Text (S. 1055) von einem signifikanten positiven Effekt der Altershomogamie berichtet wird.
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Schluss, dass – entgegen den Hypothesen – eine vergleichsweise höhere Bildung der Frau (Hypogamie) unter Kontrolle des absoluten und relativen Einkommens zu geringerem negativen Affekt des Mannes führt, während höhere Bildung des Mannes (Hypergamie) zu einem signifikant erhöhten negativen Affekt der Frau führt (Referenz: Bildungshomogamie). Diese Resultate sprechen entgegen den oben genannten Befunden insgesamt für einen positiven Effekt der Bildungshypogamie, der sich jedoch theoretisch kaum schlüssig erklären lässt. Die Autorin selbst verweist auf mögliche in Bildungsinstitutionen erworbene soziale Kompetenzvorteile bei hoch gebildeten Frauen im Vergleich zu Männern, deren Ausbildung stärker fachbezogen verlaufe. Aus diesem Grund profitiere die Partnerschaft eher von einer hohen Bildung der Frau als einer hohen Bildung des Mannes. Eine andere potentielle Mediatorvariable stellen beziehungsspezifische Investitionen dar. Die These, dass bildungshomogame Paare z.B. eine höhere Fertilität aufweisen als -heterogame Paare, wurde von Bereczkei und Csanaky (1996) an Partnerschaften und Ehen von Männern und Frauen, die sich zum Untersuchungszeitpunkt im mittleren Alter befinden (Frauen ab 35 und Männer ab 40 Jahren), überprüft. Die Autoren, die Fertilität auf Basis soziobiologischer Überlegungen als Indikator des reproduktiven Erfolgs verstehen, finden eine höhere durchschnittliche Kinderzahl bei Frauen in bildungshomogamen und -hypergamen Partnerschaften im Vergleich zu Paaren, bei denen die Frau eine höhere Bildung als der Mann erworben hat. Da die Untersuchung keinen signifikanten Unterschied zwischen den beiden zuerst genannten Gruppen zeigt, favorisieren die Befunde weder die Homogamie- noch die Heterogamie-Hypothese. Arránz Becker und Hill (2008) zeigen mittels einer dyadischen Analyse, dass die höhere (subjektive) Partnerschaftsstabilität bildungshomogamer Paare durch deren höhere Bereitschaft zu materiellen und immateriellen Investitionen vermittelt wird. In Anbetracht der theoretischen Überlegungen und der empirischen Befunde wird die folgende Hypothese formuliert: Hypothese 13: Bildungshomogamie geht (insbesondere im Vergleich zu Bildungshypogamie) mit einer höheren Partnerschaftsstabilität einher.
1.4.2.5
Einstellungsähnlichkeit
Weiter oben wurden bereits theoretische Mechanismen beschrieben, die positive Auswirkungen der Einstellungsähnlichkeit auf die Partnerschaftsstabilität erwarten lassen (vgl. Abschnitt 1.4.2.1). Dabei wird die Annahme getroffen, dass Ähnlichkeit 74
positive, Unähnlichkeit hingegen negative Affekte evoziert. Insofern kann davon ausgegangen werden, dass Einstellungsähnlichkeit zu einer Zunahme der aus der Partnerschaft resultierenden Belohnungen führt und dadurch die Partnerschaftszufriedenheit erhöht. Hinsichtlich der vermittelnden Mechanismen kann vermutet werden, dass Einstellungsähnlichkeit zu erfreulichen Interaktionen (Burleson & Denton 1992) und verstärkten gemeinsamen Aktivitäten (Surra & Longstreth 1990) führt. Daneben erleichtert sie das Erreichen von Konsens – dieser kann real sein oder auf einer Fiktion beruhen (Eckert et al. 1989) – und entschärft dadurch Konfliktpotentiale innerhalb von Beziehungen (vgl. Hatfield & Rapson 1992; Lewis & Spanier 1979). Berger und Kellner (1965) haben bereits vor einiger Zeit diesen Punkt elaboriert und darauf hingewiesen, dass Ehen wichtige Funktionen bei der Abgrenzung von privater und öffentlicher Sphäre erfüllen, indem sie die Konstruktion einer gemeinsamen Sinnwelt zweier Individuen ermöglichen und damit gesellschaftlichen Anomietendenzen entgegenwirken.
Forschungsbefunde Bisherige empirische Untersuchungen weisen im Einklang zur theoretischen Erwartung auf förderliche Auswirkungen von Einstellungsähnlichkeit auf die Partnerschaft hin. In ihrer Metaanalyse zu Determinanten des Partnerschaftserfolgs berichten Karney und Bradbury (1995) positive aggregierte Effekte der Einstellungshomogamie auf Ehequalität (Frauen: r=.12, Männer: r=.07) und Ehestabilität (r=.28). Allerdings ist bei entsprechenden Analysen eine ganze Reihe von methodischen Klippen zu umschiffen. Üblicherweise werden zur Untersuchung der Effekte von Ähnlichkeit folgende Vorgehensweisen verfolgt: Entweder werden (1) interessierende Kombinationen der Merkmalsausprägungen (hier: Einstellungen) beider Partner als Satz von Dummyvariablen modelliert (insbesondere bei kategorialer Codierung) oder (2) dyadische Differenzscores berechnet (vor allem bei metrischen Variablen). Im zweiten Fall sollten unbedingt die beiden Komponenten (als konditionale Haupteffekte) im Modell mitkontrolliert werden, da es sonst zu einer Konfundierung von einfachen Effekten und Ähnlichkeit kommt (vgl. Kenny & Cook 1999; Luo & Klohnen 2005). Dies unterbleibt jedoch in vielen Studien, was die Interpretierbarkeit von Befunden zu den Auswirkungen von Einstellungsähnlichkeit erschwert (vgl. Karney & Bradbury 1995: 21). Die Merkmale, anhand derer die Auswirkungen von Ähnlichkeit empirisch untersucht worden sind, reichen von Einstellungen über Freizeitinteressen bis hin zu Persönlichkeitsmerkmalen. Meist wird dabei jedoch die Partnerschaftszufriedenheit als abhängige Variable fokussiert, daher gibt es relativ wenige Befunde zu 75
Effekten auf die Partnerschaftsstabilität: Eine deutsche Studie von Grau und Bierhoff (1998) kann nachweisen, dass hohe Ähnlichkeit der Partner bezüglich ihres Commitments zu einer geringeren Trennungswahrscheinlichkeit nach einem Jahr führt, und zwar unter Kontrolle des individuellen Commitments. Esser (2002a; 2002b), der in seinen Untersuchungen zum Eheframing Einstellungsähnlichkeit zusammen mit weiteren Indikatoren zu einem Index aggregiert, findet für diese Variable einen das Scheidungsrisiko senkenden Effekt. Mehr Studien widmen sich hingegen dem Einfluss von Einstellungsähnlichkeit auf die Partnerschaftszufriedenheit. Hassebrauck (1990) zeigt, dass sich objektive Einstellungshomogamie und gleiche Freizeitinteressen unter Vermittlung durch wahrgenommene Ähnlichkeit positiv auf die Partnerschaftszufriedenheit auswirken. Brandstätter und Kronberger (2003) finden im Querschnitt ebenfalls deutliche positive Effekte des Wertkonsens auf die Beziehungsqualität; in einer moderierten Regression zeigt sich zudem, dass die Bedeutung des Wertkonsens im Beziehungsverlauf ansteigt; vor diesem Hintergrund empfiehlt sich bei entsprechenden Analysen die Kontrolle der Partnerschaftsdauer. Luo und Klohnen (2005) berichten in ihrer umfassenden Untersuchung unter anderem positive Effekte ähnlicher politischer Einstellungen und Wertorientierungen. Allerdings zeigt sich bezüglich der Ähnlichkeit politischer Einstellungen ein quadratischer Effekt, d.h. extreme Ähnlichkeit und extreme Unähnlichkeit steigern die Partnerschaftszufriedenheit. Die Autoren werten dies als Hinweis auf partielle Wirksamkeit des Komplementaritätsprinzips (Winch 1958) und weisen darauf hin, dass in Studien zu Ähnlichkeit routinemäßig auch nichtlineare Effekte geprüft werden sollten. In einer Untersuchung von Surra und Longstreth (1990) werden die Auswirkungen von ähnlichen Präferenzen zu diversen Freizeitaktivitäten auf den Partnerschaftserfolg sowie auf Paarkonflikte als potentiellen Mediator erforscht. Es zeigt sich ein komplexes Befundmuster, das wie folgt zusammengefasst werden kann: Über die diversen Aktivitätenbereiche hinweg zeigen sich zum Teil positive, aber schwache Effekte auf die (ebenfalls bereichsspezifisch erfasste) Zufriedenheit. Zumindest bei den befragten Frauen sind nach einem Jahr auch stabilisierende Effekte von Präferenzähnlichkeiten zu beobachten. Inkonsistent hingegen fallen die Effekte auf (wiederum bereichsspezifische) Konflikte aus: Insbesondere bei Frauen sind Zusammenhänge zwischen Ähnlichkeit und Konflikten zu beobachten, die jedoch entgegen den Hypothesen in einigen Analysen positiv ausfallen. In zusätzlichen Analysen hierzu wird offenbar, dass hier komplexe Wechselwirkungen zwischen Präferenzähnlichkeiten und tatsächlichen gemeinsamen Aktivitäten vorliegen: Bei geringer Ähnlichkeit erhöhen gemeinsame Aktivitäten die Konfliktintensität, während bei hoher Ähnlichkeit kein Effekt der Aktivitäten auf Paarkonflikte festzustel-
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len ist. In der Studie wurden allerdings nur 59 Paare befragt, sodass die Generalisierbarkeit der Befunde fraglich ist. Außerdem verhindert die Art der Analyse, insbesondere die isolierte Auswertung innerhalb der einzelnen Aktivitäten, die Bestimmung von globalen Konsequenzen auf die Partnerschaft (so genannte spillover-Effekte). Wenn zwischen subjektiver und objektiver Ähnlichkeit (Klein 1997) unterschieden wird, ergibt sich das folgende Bild: Während im Querschnitt die wahrgenommene Einstellungsähnlichkeit den besten Prädiktor für die Partnerschaftszufriedenheit darstellt (Brandstätter & Kronberger 2003; Grau & Bierhoff 1998; Hassebrauck 1990; White 1985), erweisen sich die tatsächliche Ähnlichkeit und das gegenseitige Kennen der Partner zur prospektiven Vorhersage der Beziehungsstabilität als relevant (Grau & Bierhoff 1998). Die momentane Partnerschaftszufriedenheit scheint demzufolge eher auf dem wahrgenommenen Konsens zu basieren und weniger von den tatsächlichen Einstellungen des Partners abhängig zu sein. Für eine längerfristige Beständigkeit der Partnerschaft genügt die wahrgenommene Übereinstimmung hingegen nicht, möglicherweise auch deshalb, weil in der Entwicklungsperspektive die tatsächliche Passung beider Partner zunehmend wichtiger wird (Hatfield & Rapson 1992: 211). Im Rahmen der vorliegenden Studie, in der wahrgenommene Ähnlichkeit im Querschnitt untersucht wird, lässt sich aus der bisherigen Darstellung die folgende Hypothese ableiten: Hypothese 14: Eine hohe subjektive Einstellungsähnlichkeit geht mit einer erhöhten Partnerschaftsstabilität einher, die auf eine Steigerung der Partnerschaftszufriedenheit zurückzuführen ist. Von den bisher besprochenen allgemeinen Einstellungen und Wertorientierungen, die keinen direkten Bezug zur eigenen Partnerschaftsgestaltung aufweisen, beschäftigen sich einige Untersuchungen mit direkt partnerschaftsbezogenen Überzeugungen wie Geschlechtsrollenorientierungen. Dieses Konzept bezeichnet individuelle Vorstellungen darüber, welche Rollen und Verhaltensweisen den beiden Geschlechtern zugeordnet werden sollten (Pfrang 1991). Die Ausprägung kann auf einem Kontinuum mit den beiden Polen Traditionalität und Modernität variieren, wobei eine traditionale Geschlechtsrollenorientierung auf die alleinige Ernährerrolle des Mannes und die Übernahme häuslicher Tätigkeiten durch die Frau verweist (vgl. hierzu Abschnitt 1.7.1.5). In einigen zumeist älteren Studien wurde die Bedeutung der dyadischen Ähnlichkeit von Geschlechtsrollen für den Partnerschaftserfolg analysiert. Die empirischen Befunde deuten darauf hin, dass Übereinstimmung bezüglich der Geschlechtsrollen positiv auf den Partnerschaftserfolg wirkt. Bahr et al. (1983) berichten einen deutlichen Homogamieeffekt der Geschlechtsrollenori77
entierung auf die Ehequalität, und in der Studie von Bowen und Orthner (1983) weist ein bestimmter Typ heterogamer Paare – nämlich solche mit traditionalem Mann und „modern“ orientierter Frau – die geringste dyadisch gemittelte Ehequalität auf. Lye und Biblarz (1993) konstatieren im Einklang zum zuletzt genannten Befund, dass Paare mit traditionalem Mann und progressiver Frau eine erhöhte subjektive Instabilität berichten. Bezüglich der Ehezufriedenheit und Konflikten zeigt sich ebenfalls eine tendenziell günstigere Ausprägung (geringeres Konfliktniveau, höhere Zufriedenheit) bei Paaren mit übereinstimmenden Geschlechtsrollenorientierungen. Die Beurteilung der Befunde aus dieser Studie gestaltet sich jedoch schwierig, da die Autoren ihre hoch interkorrelierten abhängigen Variablen auf Einzelitemebene analysieren und somit die ohne entsprechende D-FehlerKorrektur durchgeführten Signifikanztests zu übermäßig liberalen Testentscheidungen geführt haben könnten. Kalmijn (2005) weist eine Konvergenz der Geschlechtsrollen über die Beziehungsdauer nach. Seinen Ergebnissen zu Folge findet im Beziehungsverlauf eine Angleichung der Geschlechtsrollenorientierungen beider Partner statt; vertiefende Analysen zeigen, dass sich dabei eher der traditionale Partner an den egalitären Partner angleicht als umgekehrt und dass diese Anpassung umso stärker ausfällt, je salienter Geschlechtsrollen in der Partnerschaft werden (indiziert z.B. über die Geburt eines Kindes). Dieser Befund weist darauf hin, dass in entsprechenden Analysen die Beziehungsdauer zu kontrollieren ist. Hypothese 15: Übereinstimmung in den Geschlechtsrollenorientierungen beider Partner übt einen positiven Effekt auf die Partnerschaftsstabilität aus. In der Literatur wird die Frage diskutiert, ob der Effekt der Einstellungshomogamie bestehen bleibt, wenn Ähnlichkeiten im sozialstrukturellen Hintergrund kontrolliert werden (Luo & Klohnen 2005). Hintergrund dessen ist die These, dass sozialstrukturelle Homogamie der Ähnlichkeit in Einstellungen und Werthaltungen zugrunde liegt. Hier lässt sich Folgendes erwarten: Hypothese 16: Positive Effekte der Einstellungs- und Geschlechtsrollenhomogamie bleiben bestehen, wenn sozialstrukturelle Homogamie (bzgl. Konfession, Alter, Bildung) kontrolliert wird.
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1.4.2.6
Individuelles Humankapital und Arbeitsteilung
Im Abschnitt zur Bildungshomogamie (1.4.2.4) wurde bereits darauf hingewiesen, dass bestimmte Merkmale bei negativer Paarung den Gewinn aus der Partnerschaft steigern und diese damit stabilisieren. Nach Becker handelt es sich dabei vor allem um Merkmale, die eng mit der Marktproduktivität zusammenhängen. Hierzu gehören nicht nur realisierte Produktivität, indiziert z.B. durch Erwerbsumfang oder Einkommen, sondern auch die Einkommenskapazität einer Person, die sich z.B. im Schul- oder Ausbildungsniveau manifestiert. Je enger der jeweilige Indikator dabei mit dem marktbezogenen Humanpotential verknüpft ist, desto deutlicher sollte sich ein Stabilisierungseffekt von Heterogamie zeigen. Daher lässt sich erwarten, dass das Ausbildungsniveau stärkere Effekte auf die Ehestabilität aufweist als die Schulbildung, weil es stärker mit den Humankapitalaspekten verkoppelt ist, während Schulbildung enger mit marktexternen komplementären Merkmalen zusammenhängt. Auf der Paarebene lässt sich die These formulieren, dass eine spezialisierte Arbeitsteilung Nutzenvorteile bietet: Commodities wie (leibliche) Kinder, deren Erziehung und Pflege sowie partnerschaftliche Zuwendung und Liebe sind kaum durch auf dem Markt angebotene Güter und Dienstleistungen substituierbar. Aus diesem Grund muss die Haushaltsgemeinschaft, will sie diese Güter „produzieren“, Zeit sowohl in Markt- als auch in häusliche Arbeit investieren. Da mit zunehmender Erfahrung in der Erwerbs- bzw. Haushaltsarbeit weiteres erwerbsbzw. hausarbeitsrelevantes Humankapital akkumuliert wird, erhält die Spezialisierung der Arbeitsteilung im Laufe der Zeit eine sich selbst verstärkende Eigendynamik; auch anfänglich minimale „komparative Vorteile“ zwischen den Partner führen nach Maßgabe Nutzen maximierenden Handelns zu einer vollständigen Spezialisierung je eines Partners entweder auf Markt- oder auf Hausarbeit (Becker 1993b: 33, 63). Dieser Prozess wird dadurch verstärkt, dass sich die höchsten Spezialisierungsgewinne für den Gesamthaushalt aus einer kontinuierlichen Erwerbsbzw. Nichterwerbsbiographie ergeben (vgl. Becker et al. 1977: 1146). Indem die Familienökonomie explizit den Haushalt als Produktionseinheit fokussiert, ermöglicht sie die konsistente theoretische Erklärung der Stabilisierung von Partnerschaften durch Unterschiedlichkeit der Partner. Ein gutes Matching ist daher nicht gleichbedeutend mit einer hohen dyadischen Ähnlichkeit in allen Merkmalen, sondern kann bei substituierbaren Merkmalen auch durch Differenzen entstehen (vgl. hierzu Hatfield & Rapson 1992). Aus den bisherigen Ausführungen ergibt sich allerdings zunächst nur eine geschlechtsneutrale Formulierung der Spezialisierungshypothese: Auch Partnerschaften, in denen sich die Frau der Erwerbsarbeit und der Mann der Hausarbeit widmet, sollten demnach einen höheren Ehegewinn ermöglichen als Partnerschaften mit egalitärer Arbeitsteilung. An dieser Stelle führt 79
Becker das nicht unumstrittene Argument an, dass Frauen biologische und sozialisatorisch erworbene Vorteile bei der Spezialisierung auf nichtmarktfähiges Humankapital besitzen: „their [women’s] investments have been more closely geared to child rearing, household management, and other domestic activities“ (Becker et al. 1977: 1146). Diese Investitionen entfalten nach Becker ihren Nutzen weniger im Single-Dasein, sondern vorwiegend im Kontext einer Haushaltsgemeinschaft. Ein zweites Argument betrifft die geschlechtsspezifischen Lohnraten, die Frauen relative Nachteile gegenüber Männern bei der Erwerbsarbeit einbringen (Ott 1998). Zusammengenommen, so Becker, führen diese Gegebenheiten zur „Überlegenheit“ der traditionalen Arbeitsteilung, in der der Mann die Ernährerrolle übernimmt, während sich die Frau um Haushalt und Kinder kümmert – zumindest was den Ehegewinn angeht (vgl. Becker 1993a: 234, 243f, 249).
Kritik und Differenzierungen Insgesamt wirkt die in den vorangehenden Abschnitten dargestellte familienökonomische Argumentation statisch, u.a. da historische Veränderungen in den Spezialisierungsgewinnen sowie die Geschlechtsspezifik subjektiver Nutzenbewertungen in diesem Ansatz nicht berücksichtigt werden. Die Kritikpunkte und einige Implikationen daraus können wie folgt zusammengefasst werden:
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Insbesondere Valerie K. Oppenheimer (1982; 1997) zweifelt in ihren Arbeiten die allgemeine Aussage an, Spezialisierung bringe per se Vorteile bzw. Gewinne mit sich. Gerade bei geringer Redundanz, d.h. z.B. in kleinen Haushalten, und bei Verlust des Alleinverdieners durch Trennung oder Tod drohen, unabhängig vom Geschlecht, massive Nachteile bei ausschließlicher Spezialisierung auf Haushaltsarbeit (Oppenheimer 1997: 447). Außerdem stellt Hausarbeit im Vergleich zur Erwerbsarbeit eine hoch partikularistische (d.h. an eine bestimmte Partnerschaft gebundene) Investition dar und ist zum Teil durch Marktgüter substituierbar (Ott 1993: 122), was den Nutzen einer Spezialisierung ebenfalls senkt. Daneben kann kritisiert werden, dass der Beckersche Ansatz blind gegenüber gesellschaftlichem Wandel bleibt. Durch die zunehmend bessere Substituierbarkeit von Haushaltsarbeit (durch entsprechende Technologien, Dienstleistungen etc.) haben relative Spezialisierungsvorteile über die Zeit allgemein abgenommen (Ott 1998). Angesichts sinkender Haushaltsgrößen und des steigenden Bewusstseins über Trennungs- und Scheidungsrisiken haben die Risiken einer Spezialisierung auf Hausarbeit deutlich zugenommen. Vor dem Hin-
tergrund der im letzen Punkt dargestellten Überlegungen kann damit die prinzipielle Überlegenheit einer spezialisierten Arbeitsteilung in der heutigen Zeit ernsthaft angezweifelt werden; empirisch muss mit einer deutlichen Verringerung des Effekts in jüngeren Kohorten gerechnet werden (vgl. Kalmijn et al. 2004: 87). Ferner wird von einigen Ökonomen selbst (z.B. Ott 1993, 1999) auf die Notwendigkeit der Ergänzung einer Genderperspektive hingewiesen. Vor dem Hintergrund des gestiegenden Humankapitals von Frauen im Zuge der Bildungsexpansion und der daraus resultierenden Verringerung komparativer Vorteile von Männern hinsichtlich der außerhäuslichen Arbeit kann besonders die Überlegenheit der traditionalen Spezialisierungsvariante nicht mehr ohne weiteres als gegeben angesehen werden. Für Frauen sind aufgrund der zunehmend besseren Humankapitalausstattung die Opportunitätskosten der Spezialisierung auf Hausarbeit im Vergleich zu Männern überproportional stark angestiegen; gleichzeitig hat die Erwerbsorientierung von Frauen deutlich zugenommen. Selbst wenn trotz der genannten Einwände das Postulat von Spezialisierungsvorteilen bei einer traditionalen Arbeitsteilung aufrechterhalten wird, dürfte der daraus resultierende stabilisierende Effekt des traditionalen Arrangements auf Dauer durch steigende Unzufriedenheit der Frauen und hieraus erwachsende Paarkonflikte neutralisiert oder gar überkompensiert werden, sodass dieses Muster am Ende möglicherweise eher zu einer Destabilisierung der Paarbeziehung führt. Um die geschlechtsspezifischen Auswirkungen der Arbeitsteilung untersuchen zu können, sind jedoch die Wahrnehmungen beider Partner zu untersuchen, was in der klassischen Scheidungsforschung meist nicht geschieht. Die im letzten Punkt angesprochenen gestiegenen Berufsorientierungen der Frauen sind in hohem Maß von gesellschaftlichen Normen und Rollenvorstellungen vorgepägt. Insbesondere ostdeutsche Frauen sind nach wie vor der Wende nicht bereit, auf ihr Recht auf Marktarbeit zu verzichten und stellen hierfür auch zunehmend die Eheschließung und Familiengründung zurück (Adler 2004). Vor diesem Hintergrund ist hinsichtlich des Effekts der Arbeitsteilung durchaus von deutlichen Differenzen zwischen Ost- und Westdeutschen auszugehen. Den der Berufsorientierung entgegengesetzten Pol stellen traditionale (Geschlechtsrollen-)Orientierungen dar (vgl. dazu Abschnitt 1.7.1.5). Insofern ist die Traditionalität der Rollenvorstellungen beider Partner ebenfalls relevant für die subjektive Bewertung von Arbeitsteilungsarrangements: So können Kalmijn et al. (2004) zeigen, dass Rollenorientierungen den Effekt der Arbeitstei-
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lung moderieren. Konkret wirkt eine Vollzeiterwerbstätigkeit der Frau bei Paaren mit egalitären Geschlechtsrollenorientierungen stabilisierend, während sie bei traditionalen Paaren hingegen die Ehe tendenziell destabilisiert. Dies ist ein Hinweis darauf, dass die Präferenzen der Akteure nicht ausgeblendet bzw. (wie in der Familienökonomie) als konstant angesehen werden sollten. Nicht die Arbeitsteilung an sich, sondern deren Passung zu den individuellen Orientierungen der Akteure dürften entscheidend dafür sein, ob mit der Zeit Unzufriedenheit entsteht, die wiederum destabilisierend wirkt. Weiterhin ist verschiedentlich gezeigt worden, dass in nichtehelichen Partnerschaftsformen weniger stark vorgeprägte traditionale Orientierungen vorherrschen als bei verheirateten Paaren (Brines & Joyner 1999; Kalmijn et al. 2004). Daher erscheint es sinnvoll, Wechselwirkungen zwischen der Arbeitsteilung und dem Beziehungstyp zu untersuchen (vgl. Lois 2008).
Insgesamt kann festgehalten werden, dass die familienökonomische Argumentation von einem traditionalen Ehemodell ausgeht, dessen Geltung bei den handelnden Akteuren heute in vielen Fällen nicht mehr vorausgesetzt werden kann. Um den vielschichtigen Auswirkungen der Arbeitsteilung auf die Spur zu kommen, sind die folgenden bereits genannten Moderatorvariablen in die Analysen einzubeziehen: Geburtskohorte, Geschlecht, Sozialisation in Ost- bzw. Westdeutschland, Traditionalismus sowie der Beziehungstyp. Daneben erscheint die Erfassung von Paarkonflikten, von Merkmalen der Paarinteraktion sowie der Partnerschaftszufriedenheit notwendig, um die vermittelnden Mechanismen beleuchten zu können.
Individuelle Humankapitalfaktoren Bislang wurde vorwiegend auf der Paarebene argumentiert. Das Konstrukt „Arbeitsteilung“ stellt dabei bereits eine Aggregation von individuellen Orientierungen der beiden beteiligten Partner dar. Gemäß den theoretischen Überlegungen kann der stabilisierende Effekt einer traditionalen Arbeitsteilung primär durch den stabilisierenden Einfluss des Einkommens des Mannes, durch die Destabilisierung aufgrund der Erwerbstätigkeit der Frau oder durch beide Effekte zustande kommen (Oppenheimer 1997: 446). In vielen empirischen Studien werden daher das absolute Einkommen oder der Erwerbsumfang beider Partner nicht zu einem Index der Arbeitsteilung aggregiert, sondern als eigenständige erklärende Variablen in die Modelle eingegeben. Die oben genannten Argumente der paarinternen Arbeitsteilung lassen sich recht einfach auf individuelle Humankapitalfaktoren übertragen: Während der für Männer postulierte Humankapitaleffekt eine mit steigen82
den Ressourcen wie Bildung oder Einkommen einhergehende Stabilisierung der Partnerschaft umfasst, wird bei Frauen mit steigendem Einkommenspotential bzw. Erwerbsumfang eine Destabilisierung der Partnerschaft vorhergesagt (vgl. Rottleuthner-Lutter 1989). Die Erklärungsmechanismen hierfür lassen sich wie folgt zusammenfassen: 1.
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Von einem hohen Bildungsniveau, einer durchgehenden VollzeitErwerbstätigkeit und einer hohen beruflichen Position des Mannes kann theoretisch eine die Ehe stabilisierende Wirkung erwartet werden, da das Humankapital des Mannes den Ehegewinn steigert (Einkommens- oder Humankapitaleffekt). Bezüglich der Auswirkungen der Schulbildung als Indikator des Einkommenspotentials sowie der Erwerbstätigkeit der Ehefrau auf die Ehestabilität sind die Vorhersagen hingegen nicht eindeutig (vgl. Greenstein 1990): Einerseits vermehrt ein hohes Bildungsniveau auch hier die für die Nutzenproduktion innerhalb des Haushalts notwendigen materiellen Ressourcen (Einkommenseffekt), andererseits erleichtert es der Ehefrau die Aufnahme einer eigenen Erwerbstätigkeit, die ökonomische und soziale Alternativen schafft, dadurch die Abhängigkeit von der Partnerschaft verringert und diese dadurch destabilisieren kann (Unabhängigkeitseffekt).
Diekmann (1994) geht bezüglich der Berufstätigkeit der Frau von einem umgekehrten Kausalmechanismus aus. Er stellt die These auf, dass das Bewusstsein über die zunehmende Instabilität von Ehen – z.B. durch Medienberichte, Scheidungen im sozialen Netzwerk etc. – Veränderungen im Bildungs-, Ausbildungs- und Erwerbsverhalten der Frauen hervorruft mit dem Ziel, sich ökonomisch unabhängig zu machen, um beim Scheitern der Ehe abgesichert zu sein. Demzufolge stellen sich Bildungsexpansionsphänomene und die zunehmende Erwerbsbeteiligung von Frauen partiell als strategische Reaktion auf den Wandel der kulturellen Vorstellungen über die Dauerhaftigkeit der Institution Ehe dar. Eine ähnliche Argumentation findet sich bei Schoen et al. (2002), die vermuten, dass die Erwerbstätigkeit der Ehefrau die Ehe nicht direkt destabilisiert, sondern sie primär in die Lage versetzt, die Ehe zu verlassen. Eine antezedente Unzufriedenheit in der Ehe kann nach dieser „These der ökonomischen Opportunitäten“ den Eintritt der Ehefrau in das Erwerbsleben beschleunigen bzw. ihr Verbleiben darin begünstigen. Zur expliziten Überprüfung derartiger Kausaleffekte wären allerdings Paneldaten zu Partnerschaftszufriedenheit und Erwerbsstatus notwendig.
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Forschungsbefunde Im Theorieteil wurde auf die Geschlechtsspezifik des Humankapitaleffekts auf die Ehestabilität hingewiesen. Vor diesem Hintergrund werden die empirischen Befunde im Folgenden separat für das Humankapital von Männern und Frauen berichtet. Da in der vorliegenden Studie Angaben zu den Humankapitalindikatoren Erwerbsumfang, relatives (nicht jedoch absolutes) Einkommen sowie Bildungsniveau erfasst wurden, konzentrieren sich die im Folgenden dargestellten Befunde auf diese Variablen.
Erwerbsumfang des Mannes Im Einklang zum theoretisch erwarteten Einkommenseffekt findet eine Vielzahl von Studien stabilisierende Effekte des Erwerbsstatus bzw. -umfangs des Mannes (Babka von Gostomski et al. 1998; Beck & Hartmann 1999; Esser 2002a, 2002b; Hartmann & Beck 1999; Jalovaara 2001, 2003; Kalmijn et al. 2004; Schoen et al. 2002; Tzeng 1992). Auf Basis dieser eindeutigen Befundlage kann Folgendes erwartet werden: Hypothese 17: Je höher der Erwerbsumfang des Mannes ausfällt, desto stabiler ist die Partnerschaft (Einkommenseffekt).
Relatives Einkommen Neben dem Erwerbsumfang wird häufig das Einkommensverhältnis beider Partner untersucht. Rogers (2004) diskutiert in ihrer sehr umfassenden empirischen Untersuchung vier Thesen zu den Auswirkungen des relativen Einkommens von Männern und Frauen in Partnerschaften: 1.
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geschlechtsspezifische Unabhängigkeitsthese: Im Einklang mit familienökonomischen und strukturfunktionalistischen Erklärungsansätzen wird hier davon ausgegangen, dass bessere ökonomische Opportunitäten der Frau infolge eines eigenen Einkommens ihre Alternativen zur Partnerschaft verbessern und damit die Wahrscheinlichkeit einer Trennung steigt, insbesondere wenn die Partnerschaftszufriedenheit niedrig ausgeprägt ist, eine hohe Konfliktbelastung besteht oder subjektive Fairnessnormen (z.B. bezüglich der Arbeitsteilung) verletzt werden. Die Mehrzahl der Untersuchungen bestätigt die postulierten de-
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3.
4.
stabilisierenden Effekte des relativen Einkommens der Frau (Heckert et al. 1998; Jalovaara 2003; Rogers 2004; Sayer & Bianchi 2000) bzw. stabilisierende Auswirkungen des relativen Einkommens des Mannes (Greenstein 1995; Hoffman & Duncan 1995; Jalovaara 2001; Kurdek 1993b; Ono 1998; Rogers 2004; South 2001b; Tzeng 1992). geschlechtsneutrale Unabhängigkeitsthese: Nach diesem Ansatz sollte die Wahrscheinlichkeit einer Trennung dann erhöht sein, wenn beide Partner etwa gleich viel verdienen; bei größeren Einkommensunterschieden nimmt die Abhängigkeit des geringer verdienenden Partners zu, und die Partnerschaftsstabilität steigt. Im Einklang hierzu berichtet Rogers (2004), dass sehr große Einkommensdiskrepanzen das Scheidungsrisiko im Vergleich zu gleicher Einkommensverteilung deutlich verringern. Eine weitere Studie (Heckert et al. 1998) kommt zu ähnlichen Ergebnissen. These der Rollenkompatibilität: Hierbei wird komplementär zu These 2) argumentiert, d.h. die Partnerschaftsstabilität sollte bei annähernder Gleichverteilung des Einkommens ihr Maximum erreichen (Homogamieeffekt). Erklärt wird dies über stärkere Gemeinsamkeiten, etwa in Karriereorientierung und berufsbezogenen Interessen. Empirisch konnte diese These bislang kaum gestützt werden. Lediglich eine Studie (Ono 1998), die jedoch absolute Einkommenseffekte untersucht, findet einen nichtlinearen Effekt, der sich in einem erhöhten Scheidungsrisiko bei nicht vorhandenem und bei sehr hohem Einkommen der Frau niederschlägt. These der Wirtschaftsgemeinschaft: Hier wird angenommen, dass jeglicher Einkommenszuwachs des Haushaltes durch Erwerbsarbeit der Frau linear zur Stabilisierung der Partnerschaft beiträgt, indem er die gesamte ökonomische Situation beider Partner verbessert und damit zu einer höheren Zufriedenheit führt. Einige wenige Studien bestätigen diese These: Wagner (1997) sowie Kurdek (1993b) berichten einen stabilisierenden Einfluss des Fraueneinkommens, der in der zuerst genannten Studie allerdings auf westdeutsche Frauen und junge Kohorten beschränkt ist. Auch Greenstein (1990), der allerdings das relative Einkommen nicht kontrolliert, berichtet einen (absoluten) Einkommenseffekt bei Frauen.
Einige Studien finden hingegen keine Effekte des relativen Einkommens (D'Amico 1983; Greenstein 1995; South et al. 2001). In einer weiteren Studie (D'Amico 1983) hat das tatsächliche Einkommen von Frauen keinen Einfluss auf das Scheidungsri-
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siko, hingegen zeigt sich bezüglich des Einkommenspotentials28 der Frau ein stabilisierender Effekt. Dabei kontrolliert der Autor auch das relative Einkommen. Angesichts der geschilderten Befundlage lässt sich folgende Hypothese aufstellen: Hypothese 18: Je höher der Anteil des Mannes am Gesamteinkommen ausfällt, desto stabiler ist die Partnerschaft.
Bildungsniveau des Mannes Neben dem Einkommen kann auch Bildung als Humankapitalindikator angesehen werden. Auch hier zeigt die Empirie ein recht eindeutiges Bild, nach dem ein hohes Bildungsniveau des Mannes fast durchgängig als Stabilitätsdeterminante resultiert (Babka von Gostomski et al. 1998, 1999; Bumpass et al. 1991; Hullen 1998; Jalovaara 2001, 2003; Kalmijn et al. 2004; Kurdek 1993b; Ono 1998; South 2001a, 2001b; South et al. 2001). Lediglich eine Untersuchung (Wu & Penning 1997) findet Hinweise auf eine Destabilisierung durch ein höheres Bildungsniveau des Mannes; allerdings wurde hierbei eine besondere Population – 40jährige und ältere Verheiratete in Erst- und Zweitehen – untersucht, was die Vergleichbarkeit der Ergebnisse einschränkt. Eine weitere Studie weist darauf hin, dass das Einkommen des Mannes die Ehe primär in den ersten Ehejahren stabilisiert, während es auf langfristige Sicht einen Risikofaktor der Ehestabilität darstellt (Booth et al. 1986). Insgesamt lässt sich vermuten: Hypothese 19: Je höher das Bildungsniveau des Mannes ausfällt, desto stabiler ist die Partnerschaft.
Erwerbsumfang der Frau Die Befundlage zu den Auswirkungen weiblicher Erwerbstätigkeit auf Partnerschaften ist ähnlich eindeutig wie zum Erwerbsumfang des Mannes: Ein großer Teil der Empirie kommt zu dem Ergebnis, dass Berufstätigkeit bzw. das Ausmaß des Erwerbsumfangs der Frau einen Risikofaktor für Instabilität und Scheidung darstellt (Babka von Gostomski et al. 1998; Beck & Hartmann 1999; Booth et al. 1984, 1986; Brines & Joyner 1999; Hartmann & Beck 1999; Heckert et al. 1998; 28 Das Einkommenspotential wurde über eine Reihe von Prädiktoren – Bildung, Arbeitserfahrung, bisherige Beschäftigungsdauer, Alter, Gesundheitszustand und Wohnort – prognostiziert.
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Hiedemann et al. 1998; Jalovaara 2001; Kalmijn et al. 2004; Schoen et al. 2002; South 2001a, 2001b; Tzeng 1992), wobei der Effekt jedoch als sehr schwach einzustufen ist: Karney und Bradbury (1995) berichten in ihrer Metaanalyse einen aggregierten Koeffizienten von -.04 für die Erwerbstätigkeit der Frau. Vor dem Hintergrund der berichteten Befunde lässt sich Folgendes erwarten: Hypothese 20: Je höher der Erwerbsumfang der Frau ausfällt, desto geringer ist die Stabilität der Partnerschaft ausgeprägt (Unabhängigkeitseffekt). Bezüglich der vermittelnden Mechanismen hinsichtlich der Auswirkungen des Humankapitals hat sich die Forschung fast ausschließlich auf die Erklärung des Unabhängigkeitseffekts bei Frauen konzentriert. Erste wichtige Erkenntnisse erbringt eine ältere Studie von Booth et al. (1984). In dieser Untersuchung wird, ähnlich wie in der vorliegenden Arbeit, als abhängige Variable die subjektive Instabilität der Ehe, operationalisiert über das Marital Instability Inventory (MII), analysiert. Mittels eines komplexen Pfadmodells weisen die Autoren nach, dass der zunächst gefundene Unabhängigkeitseffekt des Erwerbsumfangs der Frau primär durch verschärfte Konflikte, verringerte Ehezufriedenheit sowie partiell über dysfunktionale Paarinteraktion vermittelt wird. Außerdem verschwindet der Effekt, wenn das Einkommen der Frau kontrolliert wird, was nach den Autoren als zusätzlicher Beleg für die Unabhängigkeitsthese angesehen werden kann. Hinsichtlich der zuletzt beschriebenen Befunde ist es allerdings keineswegs unplausibel, von einem umgekehrten Kausalzusammenhang auszugehen (vgl. die theoretischen Ausführungen weiter oben). Nach dieser Argumentation verstärken Frauen als Reaktion auf Unzufriedenheit oder auf Zweifel an der Beständigkeit der Partnerschaft ihre Erwerbsaktivitäten (Diekmann 1994). Dieser Auffassung zufolge ist nicht der Erwerbsumfang, sondern primär die geringe Partnerschaftszufriedenheit die Antezedenzbedingung des erhöhten Scheidungsrisikos. Im Einklang dazu berichten Beck und Hartmann (1999), dass der Unabhängigkeitseffekt deutlich reduziert wird, wenn retrospektive subjektive Instabilität – quasi als Indikator einer „kausalen Rückkopplung“ von Zweifeln an der Ehe auf die spätere Erwerbsaktivität – kontrolliert werden. Weitere Belege für die kausale Endogenität weiblicher Erwerbsaktivitäten ergibt eine Paneldatenanalyse von Rogers (1999), in der ein deutlich negativer kreuzverzögerter (cross-lagged panel-)Effekt der Ehequalität auf die spätere Erwerbsaktivität zu konstatieren ist, während umgekehrt der Erwerbsumfang nicht prädiktiv für die spätere Ehequalität ist. Auch eine weitere Längsschnittuntersuchung der Autorin (Rogers & DeBoer 2001) erhärtet die beschriebene „These ökonomischer Opportunitäten“: Danach führen Eheprobleme in begrenztem 87
Ausmaß zur späteren Aufnahme von Erwerbsaktivitäten bei Frauen. Innerhalb des zweiten Befragungszeitpunkts erweist sich das Einkommen der Frau als positiver, Eheprobleme hingegen als negativer Prädiktor der Ehequalität. Daneben finden die Autorinnen eine hohe zeitliche Persistenz von Eheproblemen. Die Befunde von Rogers und DeBoer lassen sich demnach wie folgt zusammenfassen: Eheprobleme erzeugen über die Zeit sowohl negative (Persistenz-)Effekte als auch – vermittelt über die Erwerbsaufnahme – positive Effekte auf die Ehequalität. Die beschriebenen Befunde deuten insgesamt darauf hin, dass Erwerbstätigkeit der Frau komplexe, antagonistische und potentiell auch nichtlineare Effekte ausübt, die nach Möglichkeit multivariat untersucht werden sollten. Kritisch ist anzumerken, dass bisherige Studien die Modelle sehr unterschiedlich spezifizieren, z.B. wird bisweilen nur das Einkommen eines Partners kontrolliert; dies erschwert die Vergleichbarkeit der Befunde erheblich. Zweitens beschränken sich die Analysen häufig auf Frauen, was die Informationen über vermittelnde Mechanismen der Männererwerbstätigkeit dramatisch einschränkt. Hier besteht noch erheblicher Forschungsbedarf, denn auch der Einkommenseffekt (beim Mann) kann durch verschiedene vermittelte Effekte – z.B. verringerte Paarkonflikte, positive Interaktion, höhere Partnerschaftszufriedenheit u.v.m. – zustande kommen.
Bildungsniveau der Frau Einen weiteren Indikator des Humankapitals stellt das Bildungsniveau dar. Die empirischen Befunde hierzu sind jedoch nicht eindeutig: Einige Studien sprechen dafür, dass höhere Bildung der Frau, ähnlich wie dies oben für das Bildungsniveau des Mannes beschrieben wurde, insgesamt die Partnerschaft stabilisiert (Jalovaara 2001, 2003; Kurdek 1993b; Ono 1998; South 2001b; Weiss & Willis 1997). Andere Studien indizieren allerdings ein mit dem Bildungsniveau steigendes Scheidungsrisiko: Mehrere deutsche Untersuchungen, die anhand von SOEP-Datensätzen durchgeführt wurden, zeigen, dass ein höheres Bildungsniveau der untersuchten Frauen auch nach Kontrolle diverser Drittvariablen das Scheidungsrisiko deutlich erhöht (Blossfeld et al. 1995; Diekmann & Klein 1991; Ostermeier & Blossfeld 1998; Ott 1992b). Auch Wu und Penning (1997) finden für Männer und Frauen einen destabilisierenden Effekt der Bildungsniveau. Kalmijn et al. (2004) berichten ebenfalls einen negativen Effekt auf die Partnerschaftsstabilität, der vollständig über die höhere emanzipatorische Orientierung hoch gebildeter Frauen erklärt werden kann. Insgesamt lässt sich erwarten:
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Hypothese 21: Ein hohes Bildungsniveau der Frau geht mit einer geringeren Partnerschaftsstabilität einher.
Arbeitsteilung auf der Paarebene Klein und Stauder (1999), die mit den Daten der Mannheimer Scheidungsstudie arbeiten, kategorisieren die verschiedenen Formen ehelicher Arbeitsteilung in fünf Klassen: die traditionelle Arbeitsteilung, in welcher der Mann im Wesentlichen die Erwerbs- und die Ehefrau die Hausarbeit verrichtet, die dazu spiegelbildliche ,antitraditionelle’ Arbeitsteilung, die egalitäre Arbeitsteilung, bei der die Partner für beide Bereiche in etwa gleichem Umfang verantwortlich sind und schließlich die Typen der Doppelbelastung entweder des Mannes bzw. der Frau, wobei ein Partner für beide Bereiche zuständig ist und der andere nicht bzw. nur unterstützend tätig ist. Die Auswirkungen der so operationalisierten Arbeitsteilung lassen sich wie folgt resümieren: Die These der höheren Ehestabilität bei traditionaler Arbeitsteilung kann nicht bestätigt werden, bei den untersuchten Frauen findet sich sogar ein leicht destabilisierender Einfluss einer traditionalen Arbeitsteilung. Schließlich findet sich eine deutliche Erhöhung des Scheidungsrisikos bei Doppelbelastung durch Erwerbs- und Hausarbeit. Stauder (2002) beschäftigt sich in seiner Untersuchung mit demselben Datensatz. In seiner vertiefenden Reanalyse zeigt sich ein nur schwacher stabilisierender Effekt der traditionalen Arbeitsteilung, der unter Kontrolle des Heiratsjahrgangs und der Bildung der Frau verschwindet. Wie in der vorangehenden Untersuchung erweisen sich Doppelbelastungen durch Erwerbsund Hausarbeit als deutlicher Risikofaktor bezüglich einer Scheidung. Vor dem Hintergrund der beschriebenen Einzelbefunde wird klar, dass die Auswirkungen der paarinternen Arbeitsteilung vielschichtig und zum Teil antagonistisch sind. Insbesondere können differierende Bedeutungen der traditionalen Aufgabenteilung für Männer und Frauen erwartet werden, durch die sich möglicherweise das Ausbleiben von Effekten in den zuletzt erwähnten Studien erklären lässt. Insgesamt lässt sich auf der Paarebene die folgende geschlechtsspezifische Hypothese formulieren: Hypothese 22: Eine traditionale Arbeitsteilung, in der der Mann Alleinverdiener und die Frau Hausfrau ist, hat a) bei Männern tendenziell einen positiven, b) bei Frauen einen negativen Effekt auf die Partnerschaftszufriedenheit sowie auf die subjektive Partnerschaftsstabilität.
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Abschließend wird noch kurz auf einige weitere potentielle Moderatoren hingewiesen, die bei der Analyse zumindest explorativ berücksichtigt werden sollten:
Als eine potentielle Moderatorvariable ist der Institutionalisierungsgrad der Partnerschaft zu nennen. Wegen ihrer vergleichenden Analyse von Ehen und nichtehelichen Lebensgemeinschaften erweist sich hier eine Studie von Lois (2008) als aufschlussreich. Der Autor weist nach, dass Erwerbstätigkeit der Frau innerhalb von Ehen destabilisierende Wirkung hat, in nichtehelichen Lebensgemeinschaften hingegen das Trennungsrisiko senkt. Ähnliches zeigt sich in einer US-amerikanischen Studie von Brines und Joyner (1999). Des Weiteren kann vermutet werden, dass der stabilisierende Einfluss der Arbeitsteilung in jüngeren Kohorten schwächer ausgeprägt ist. Dies kann durch abnehmende Spezialisierungsgewinne (vgl. hierzu die Kritik an den familienökonomischen Annahmen unter 1.4.2.6) sowie durch einen Wandel in den Einstellungen und traditionalen Orientierungen begründet werden, der sich in einer zunehmenden Akzeptanz der Erwerbstätigkeit von Frauen manifestiert. Zum Einfluss traditionaler Orientierungen weisen Kalmijn et al. (2004) darauf hin, dass bei der Evaluation der Partnerschaft neben der realisierten Arbeitsteilung auch Erwartungen und Ansprüche eine Rolle spielen, welche aufgrund von Handlungsrestriktionen (z.B. unzureichender Kinderbetreuungsmöglichkeiten) meist mehr oder weniger diskrepant hierzu sind. Konkret ergeben mindestens zwei Studien Hinweise darauf, dass der Einkommenseffekt des Mannes und der Unabhängigkeitseffekt der Frau vor allem bei Personen mit traditionalen Geschlechtsrollenorientierungen nachzuweisen sind, während sich bei geringer Traditionalität kein deutlicher Effekt findet (Greenstein 1995; Kalmijn et al. 2004). Eine weitere Studie (Sayer & Bianchi 2000) kann diesen Moderatoreffekt der Tendenz nach bestätigen, auch wenn die Wechselwirkung hier nicht signifikant wird. Rogers (2004) hingegen kann den Befund nicht replizieren. Abschließend soll noch einmal auf zu erwartende Unterschiede zwischen Ostund Westdeutschland hingewiesen werden (Beck & Hartmann 1999), die im Sinne differierender Partnerschaftsmodelle und unterschiedlicher gesellschaftlicher Akzeptanz weiblicher Berufstätigkeiten interpretiert werden können.
Hypothese 23: Die folgenden Variablen wirken als Verstärker des Stabilisierungseffekts einer traditionalen Arbeitsteilung: a) die Zugehörigkeit zu älteren Geburtskohorten, b) Ehe (im Vergleich zu nichtehelichen Lebensgemeinschaften) sowie c) Sozialisation in Westdeutschland (im Vergleich zu Ostdeutschland). 90
Häusliche Arbeitsteilung Neben dem Erwerbsumfang kommt auch der Art, wie die Partner die Haushaltsarbeit untereinander aufteilen, eine wichtige Bedeutung zu. Die meisten Studien zum Einfluss der Beteiligung beider Partner an der Hausarbeit analysieren die Ehequalität als abhängige Variable. Dabei zeigt sich immer wieder die Bedeutung von subjektiven Fairnessnormen. So berichten Wilkie et al. (1998), dass der Effekt der konkreten Arbeitsteilung über die Wahrnehmung von Fairness und Empathie seitens des Partners vermittelt wird: Bei Frauen führt eine traditionale Arbeitsteilung zu einer verstärkten Wahrnehmung von Unfairness, welche die Ehequalität verringert; bei Männern hingegen führt eine traditionale Arbeitsteilung zu höherer subjektiver Fairness und einer erhöhten Ehequalität. Vergleichbare Befunde schildern Piña und Bengtson (1993): So hängt die Partnerschaftszufriedenheit der von ihnen untersuchten Frauen davon ab, wieweit sie tatsächlich von ihren Partnern im Haushalt unterstützt werden. Insbesondere ihre subjektive Zufriedenheit mit der Unterstützung durch den Mann erweist sich als Prädiktor für positive Paarinteraktion, ein geringes Konfliktniveau, eine hohe Ehequalität sowie eine verringerte Tendenz zu Scheidungsgedanken. Insgesamt verweisen die Resultate darauf, dass neben der außerhäuslichen Aufgabenteilung auch die Mitarbeit des Partners im Haushalt berücksichtigt werden sollte. Zusammenfassend ergibt sich die folgende Hypothese: Hypothese 24: Die Partnerschaftsstabilität (insbesondere bei Frauen) steigt mit zunehmender Beteiligung des Mannes an der Hausarbeit an.
1.4.3
Beziehungsspezifische Investitionen
Wie im letzten Abschnitt beschrieben wurde, ist mit einer Spezialisierung der Arbeitsteilung (insbesondere auf Hausarbeit) eine nur schwer reversible langfristige Festlegung auf eine Partnerschaft verbunden. Dies lässt sich insofern generalisieren, als jegliche Form dyadischer Rollendifferenzierung bzw. Spezialisierung29 eine Art „Investition“ in die Partnerschaft darstellt, die eine Trennung bzw. die Umstellung auf alternative Partner mit u.U. ganz anderen Präferenzen erschwert. Dabei ist zu beachten, dass der Investitionscharakter paarbezogenen Handelns sich häufig 29 Weitere mögliche Spezialisierungen betreffen z.B. sexuelle Anpassungsprozesse oder die Zubereitung bestimmter vom Partner präferierter Mahlzeiten (vgl. Becker et al. 1977: 1152).
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erst als unintendierte Nebenfolge anderer paarinterner Prozesse einstellt, z.B. bei der Traditionalisierung der Arbeitsteilung nach dem Übergang zur Elternschaft (Reichle 1996). Mit anderen Worten: Die langfristige Tragweite von Spezialisierungen, z.B. bezüglich der Arbeitsteilung, dürfte den einzelnen Akteuren zumeist nicht im Voraus bewusst sein. Notburga Ott demonstriert in ihren Arbeiten (z.B. Ott 1992a, 1992b, 1998, 2001), dass spezialisierte Arbeitsteilungsarrangements theoretisch konsistent als implizite Verträge konzeptualisiert werden können. Konkret tritt der auf Hausarbeit bzw. Kindererziehung spezialisierte Partner in „Vorleistung“, weil er auf ein eigenes Einkommen verzichtet und stattdessen partikularistische Investitionen in die Partnerschaft tätigt, welche im Fall einer Trennung ihren Wert verlieren; demgegenüber akkumuliert der auf Marktarbeit spezialisierte Partner universalistische Ressourcen, welche nicht an die konkrete Partnerschaft gebunden sind. Wichtig ist nun die zeitliche Asymmetrie von Geben und Nehmen: Während die „vertragliche Leistung“ der Kindererziehung mit Auszug der Kinder aus dem elterlichen Haushalt abgeschlossen ist, handelt es sich bei der „Gegenleistung“, der materiellen Versorgung, um eine sehr viel längerfristige Verpflichtung. Aus dieser Perspektive wird erkennbar, dass im Lauf der Zeit (insbesondere für die auf Marktarbeit spezialisierte „Vertragspartei“) Anreize zum Vertragsbruch entstehen können, die freilich zu Beginn nur selten antizipiert werden. Insofern erfordern Spezialisierungs- und Anpassungsprozesse ein gewisses Maß an Vertrauen – insbesondere des ökonomisch abhängigen gegenüber dem erwerbstätigen Partner – und auch gesellschaftlich legitimierte Sanktionsmöglichkeiten im Fall von unilateralen Vertragsbrüchen (im Wesentlichen: Sorgerechtsregelungen in Bezug auf den Umgang mit gemeinsamen Kindern und Unterhaltsregelungen zur finanziellen Absicherung). Dies gilt umso mehr, als die Auflösbarkeit auch von ehelichen Partnerschaften stärker als in früheren Zeiten im öffentlichen und damit auch im privaten Bewusstsein verankert sein dürfte. Auf einer allgemeinen Ebene zeigen die Überlegungen, dass Investitionen von Ressourcen (grundlegend: Zeit) eine wichtige Rolle für die Stabilität von Partnerschaften spielen, da sie im Fall des Verlassens der Partnerschaft verloren gehen oder zumindest einen deutlichen Wertverlust erfahren. Becker et al. (1977: 1152) schreiben hierzu: „investments that are significantly less valuable when single can be called ‚marital specific’“. Neben der Arbeitsteilung lassen sich auf Basis der Familienökonomie30 viele weitere Commodities als ehebzw. beziehungsspezifische Investitionen konzeptualisieren. Je nach Art der einge30 Die beschriebenen Überlegungen lassen sich analog auch für andere theoretische Ansätze vornehmen. So stellen sich z.B. aus austauschtheoretischer Perspektive wechselseitige Investitionen als Manifestationen des Vertrauens in ein langfristig angelegtes Tauschverhältnis dar. Sie signalisieren damit Ego und dem Partner die Erwartung der (oder Hoffnung auf) Dauerhaftigkeit der Verbindung und wirken gleichzeitig als Trennungsbarrieren (Levinger 1965, 1976).
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setzten Ressourcen werden hierbei die Trennungskosten erhöht (z.B. durch Verluste beim Verkauf von gemeinsamen Wertgegenständen nach einer Scheidung) oder die gegenseitige psychische Bindung der Partner verstärkt (z.B. im Fall gemeinsamer Erlebnisse und Erinnerungen als Konsequenzen von Zeitaufwendungen) oder beides zugleich. Theoretisch erscheint eine Differenzierung von materiellem und immateriellem „Kapital“ sinnvoll (vgl. Rusbult 1980, 1983). Die erste systematische und wohl bis heute umfassendste theoretische Integration immaterieller Investitionen in eine Erklärung der Partnerschaftsstabilität wurde im Rahmen des Investitionsmodells von Caryl E. Rusbult vorgenommen (vgl. dazu Abschnitt 1.3.2). Rusbult (1980) versteht Investitionen als Ressourcen unterschiedlichster Art, die in eine Partnerschaft hineingesteckt werden können und die bei einer Trennung unwiederbringlich verloren gehen; sie unterscheidet dabei extrinsische von intrinsischen Investitionen: „Extrinsic investments occur when previously extraneous interests are linked to current behaviour. For example, an individual’s home and his current relationship may not have been initially associated. However, if he believes that dissolution of the relationship with his current partner would cause him to lose his home, commitment should be increased and the individual should be less likely to leave the relationship. The intrinsic investment of resources such as time, emotional involvement, self-disclosures, money, and so on, should also increase commitment” (Rusbult 1980: 174, Hervorhebungen im Original).
Diese Aufteilung31 erscheint weitgehend kompatibel mit der in der vorliegenden Arbeit vorgenommenen Differenzierung von gemeinsamem materiellem bzw. „gegenständlichem“ partnerschaftsspezifischem Kapital und immateriellen Investitionen, die gleichsam direkt „konsumiert“ (im Sinne von: verbraucht) werden. Beide Investitionsarten werden in den folgenden beiden Abschnitten (1.4.3.1 und 1.4.3.2) behandelt. Daneben wird bereits in frühen familienökonomischen Abhandlungen (vgl. z.B. Becker et al. 1977: 1152) auf die besondere Rolle von Kindern als ehespezifisches Kapital (Abschnitt 1.4.3.3) hingewiesen. Spätere Untersuchungen haben allerdings gezeigt, dass nicht Elternschaft per se, sondern bestimmte Charakteristika von Kindern wie Alter, Geschlecht usw. differentielle Auswirkungen auf den Partnerschaftserfolg der Eltern zeigen. Die hiermit verbundene Entwicklungsperspektive wurde in einem jüngeren, prozessorientierten Theoriezweig (Aldous 31 Rusbult erweitert später das Konzept der extrinsischen Investitionen um immaterielle Ressourcen wie gemeinsame Erinnerungen, Freunde und Aktivitäten (vgl. Rusbult 1983: 102; Rusbult et al. 1994: 120). Diese Definition verwischt jedoch eher den Unterschied zu intrinsischen Investitionen; daher wird hier stärker auf die ältere Konzeption Bezug genommen.
93
1978, 1990) aufgegriffen und erhielt durch die Entwicklung eines angemessenen statistischen Analyseinstrumentariums wie der Ereignisdatenanlyse (Diekmann & Mitter 1984, 1990, 1993) auch einen empirischen Gehalt. Einige Annahmen und zentrale Befunde dieser prozessorientierten Familienentwicklungsforschung werden in einem eigenen Abschnitt (1.5) dargestellt.
1.4.3.1
Materielle Investitionen
Im Rahmen der beschriebenen Überlegungen lassen sich unter dem Begriff des materiellen beziehungsspezifischen Kapitals insbeondere gemeinsam erworbene Güter wie etwa Immobilien oder ein gemeinsam aufgebauter Betrieb subsumieren. Die Bindung derartiger Investitionen an eine spezifische Beziehung führt sowohl zu einem stärkeren Nutzen innerhalb als auch zu einem Wertverlust außerhalb der Beziehung (vgl. Becker 1981: 14ff; Hill & Kopp 2004: 279). Wegen dieser doppelt bindenden Funktion sollten Partner, die über viel gemeinsames Kapital verfügen, aufgrund des antizipierten Wertverlustes bei einer Trennung (höhere Trennungskosten), eher vor dem Verlassen des Partners zurückschrecken, als dies bei Paaren mit geringem gemeinsamen Besitz der Fall ist. Abraham (2003) weist darauf hin, dass materielle Investitionen, wie sie z.B. Unternehmensbesitzer aufbringen, auch in anderen Bereichen wie Fertilität oder Heiratsverhalten zu einer verstärkten Investitionsdynamik führen und somit auch indirekt stabilisierend wirken kann. Ostermeier und Blossfeld (1998) sprechen allerdings auch die theoretische Möglichkeit negativer Auswirkungen von Wohneigentum unter Vermittlung durch die dadurch erhöhten finanziellen Belastungen an. Destabilisierende Effekte dürften in diesem Fall jedoch allenfalls temporär auftreten, solange die Hauptschuldenlast noch nicht abgetragen ist; später sollte der stabilisierende Investitionseffekt überwiegen.
Forschungsbefunde Die Befundlage zu den Auswirkungen materiellen ehespezifischen Kapitals ist konsistent wie bei kaum einer der übrigen Stabilitätsdeterminanten. Eine Vielzahl von Studien sowohl aus dem deutschen als auch aus dem nordamerikanischen Raum berichten von moderaten bis starken stabilisierenden Effekten; der am meisten untersuchte Indikator materieller Investitionen ist dabei gemeinsamer ehelicher Haus- bzw. Immobilienbesitz. In Deutschland belegen unterschiedliche Studien auf der Datengrundlage der Mannheimer Scheidungsstudie die stabilisierende Wirkung 94
gemeinsamen Wohnbesitzes, wobei unterschiedliche Untersuchungsziele verfolgt werden, d.h. auch differerierende Modellspezifikationen verwendet (Babka von Gostomski 1998; Beck & Hartmann 1999; Brüderl & Kalter 2001; Esser 2002a, 2002b; Hall 1997, 1999; Kalter 1999) sowie zum Teil spezifische Personengruppen untersucht werden (z.B. Unternehmensbesitzer bei Abraham 2003). Aber auch andere Daten, z.B. aus dem SOEP (Ostermeier & Blossfeld 1998), dem Familiensurvey (Diekmann & Engelhardt 1995) oder dem Family and Fertility Survey (Hullen 1998), unterstützen die materielle Investitionsthese. Von einem deutlich stabilisierenden Effekt gemeinsamen Wohneigentums berichtet schließlich auch Wagner (1991; 1993; 1997: 247) im Rahmen einer Lebensverlaufsstudie am MaxPlanck-Institut in Berlin. Diese Befunde werden durch Scheidungsstudien im amerikanischen Sprachraum untermauert. Bereits Booth et al. (1985) berichten, dass Hauseigentum und gemeinsame Wertanlagen Ehen signifikant stabilisieren. In einer weiteren Studie (Booth et al. 1986) demonstrieren die Autoren, dass gemeinsame Ersparnisse zum Teil für die allmähliche Stabilisierung von Ehen über die Ehedauer verantwortlich sind. Kurdek (1993b) findet ein geringeres Scheidungsrisiko bei Paaren mit gemeinsamem Konto. Auch weitere Untersuchungen an Paneldaten, in denen zumeist Effekte diverser Indikatoren des sozioökonomischen Status erforscht (und daher kontrolliert) werden, zeigen einen direkten das Scheidungsrisiko senkenden Einfluss des gemeinsamen Wohneigentums (Greenstein 1990; Hiedemann et al. 1998; Ono 1998; South 2001a, 2001b; South & Lloyd 1995; South & Spitze 1986). Schließlich sind zwei Studien an umfassenden finnischen Melderegisterdaten (Jalovaara 2001, 2002) zu nennen, die diesen Effekt replizieren können. Aufgrund der Tatsache, dass das Wohneigentum konsistente direkte Effekte auf die Partnerschaftsstabilität auch unter Kontrolle der in der Scheidungsforschung üblichen Drittvariablen zeigt, lassen sich kaum Anhaltspunkte für vermittelnde Prozesse finden. Hierzu bemerkt Kalter (1999: 269): „Die Wirkung des Eigentums läßt sich nicht – auch nicht zu einem großen Teil – über bisher bekannte Determinanten des Scheidungsverhaltens erklären. Vielmehr ist der These der neuen Haushaltsökonomie zuzustimmen, nach der Eigentum als ehespezifische Investition einen eigenständigen Einfluß auf die Stabilität einer Ehe besitzt.“ Insofern ist von einem direkten Kausaleffekt auszugehen. Allerdings zeigt Abraham (2003), dass sich unterschiedliche Investitionen gegenseitig verstärken können: So weist er anhand einer Studie an Unternehmensbesitzern eine allgemein beschleunigte partnerschaftsbezogene Investitionsdynamik nach, die sich in einer rascheren Heirat, einem früheren Übergang zur Elternschaft sowie zügigeren Immobilienerwerbstendenzen manifestiert. Für eine unverzerrte Schätzung der direkten Effekte
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sind daher verschiedene Investitionsarten vorzugsweise multivariat im Rahmen eines Modells zu betrachten. Eine deutliche mediierende Funktion der Partnerschaftszufriedenheit ist aufgrund der folgenden Überlegungen nicht zu erwarten: Zwar kann davon ausgegangen werden, dass Investitionen umso eher getätigt werden, je höher die Partnerschaftszufriedenheit ist bzw. je weniger Zweifel an der Dauerhaftigkeit der Partnerschaft bestehen (Brüderl & Kalter 2001). Im weiteren Partnerschaftsverlauf ist es jedoch gerade charakteristisch für partnerschaftsspezifisches Kapital, dass dieses Partner aneinander bindet, unabhängig davon, ob diese zufrieden sind oder nicht; es verringert daher in der Gruppe der Paare mit hohen Investitionen in gewissem Maß die Selektion unzufriedener Paare durch Trennung. Vor diesem Hintergrund dürfte der anfängliche Zusammenhang zwischen Investitionen und Partnerschaftszufriedenheit über die Zeit schwächer werden. Dies impliziert eine abnehmende Bedeutung der Partnerschaftszufriedenheit als Mediatorvariable. Insgesamt lässt sich erwarten: Hypothese 25: Materielle partnerschaftsspezifische Investitionen tragen zur Stabilisierung der Partnerschaft bei.
1.4.3.2
Immaterielle Investitionen
Wie bereits im vorletzten Abschnitt ausgeführt wurde, wirkt jegliche „Investition“ von Zeit, z.B. im Rahmen gemeinsamer Aktivitäten, als Trennungsbarriere, insofern als sie eine „Spezialisierung“ bzw. Anpassung auf einen spezifischen Partner beinhaltet und nach einer potentiellen Trennung einen Wertverlust erleidet. So nennen Becker et al. (1977: 1152) als Beispiel für derartige Anpassungsprozesse das „sexual adjustment“, welches ebenfalls bei Beendigung der Partnerschaft einen Großteil seines Werts einbüßt, da eine erneute Einstellung auf einen anderen Partner oder auch das Leben ohne feste Partnerschaft notwendig wird. Quasi als „Nebenfolge“ verstärken gemeinsame Aktivitäten bzw. Anpassung an den anderen jedoch auch die gegenseitige Bindung der Partner aneinander. Ganz allgemein fallen unter die immateriellen Investitionen jegliche Zeitaufwendungen im Dienst der Beziehungspflege, erfolgen diese bewusst-zweckgerichtet oder nicht.32 Hieraus folgt, dass im Allgemeinen ein Anwachsen des Commitment bzw. der Partnerschaftsstabilität über die Beziehungsdauer erwartet werden kann. Eine besondere 32 Im Grunde können auch einige der in dieser Arbeit unter dem Abschnitt zur Paarinteraktion behandelte Determinanten (z.B. Selbstöffnung) als Investitionen angesehen werden.
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bindende Wirkung wird daneben auch der Anpassung an die Partnerwünsche zugesprochen: Wie bereits oben erwähnt, verlieren solche Anpassungsprozesse nach einer Trennung ihren Wert und dürften daher Individuen zur Aufrechterhaltung ihrer Partnerschaft motivieren.
Forschungsbefunde Die von Rusbult vorgenommene umfassende Konzeptualisierung von immateriellen Investitionen schlägt sich innerhalb der empirischen Studien in sehr uneinheitlichen Operationalisierungsformen nieder; diese umfassen so unterschiedliche Aspekte wie gemeinsame Interessen und verbrachte Zeit (Bierhoff & Grau 1996), investierte Emotionen (Grau et al. 2001), mit der Partnerschaft assoziierte Objekte, Personen oder Aktivitäten (Rusbult 1980), gemeinsame Erinnerungen (Rusbult 1983), einen gemeinsamen Haushalt, Selbstöffnung und Beziehungsdauer (Bui et al. 1996), Liebe, Status, Geld, materielle Güter und Dienstleistungen (Felmlee et al. 1990) sowie gemeinsame Finanzen und Freunde (Impett et al. 2001). Dadurch wird die Vergleichsbasis zwischen den Studien stark eingeschränkt. Dieses Vorgehen bringt aber auch methodische Probleme mit sich: Meist werden inhaltlich heterogene Aspekte zu einem Index aggregiert (z.B. finanzielle, emotionale und soziale Investitionen bei Attridge et al. 1995). Als Resultat hieraus gehen bisweilen Investitions-„Skalen“ mit teilweise inakzeptabler interner Konsistenz (so beispielsweise 0.42 bei Bui et al. 1996) in die Analysen ein. Grau et al. (2001) finden im Einklang hierzu nur mäßige Interkorrelationen (zwischen .21 und .39) zwischen ihrem Investitionsindex (Indikatoren: gemeinsame Zeit, investierte Emotionen, Besitz und gemeinsame Freunde) und Außenkriterien wie Kohabitation, Ehe und Beziehungsdauer. Unter Ausblendung der eben beschriebenen Zweifel an der Vergleichbarkeit bzw. Eindimensionalität der verwendeten Indikatoren können die Ergebnisse dahingehend zusammengefasst werden, dass immaterielle Investitionen einen deutlichen stabilisierenden Einfluss auf Partnerschaften ausüben (vgl. auch den Literaturüberblick von Mikula 1992). Teils werden dabei über das Commitment vermittelte Auswirkungen (Bui et al. 1996; Grau et al. 2001; Impett et al. 2001; Rusbult 1980, 1983; Sprecher 2001), teils direkte Effekte auf die formale Partnerschaftsstabilität (Attridge et al. 1995; Bierhoff & Grau 1996; Felmlee et al. 1990; Rusbult 1983) gefunden. Ein zusätzliches Problem der heterogenen Indikatoren liegt darin, dass bei einigen der Operationalisierungen (z.B. Verbringen gemeinsamer Zeit) unter Umständen die Gefahr einer Varianzkonfundierung mit Skalen zur Beziehungsqualität besteht. Die saubere methodenanalytische Differenzierung der Kon-
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strukte des Investitionsmodells – z.B. durch konfirmatorische Faktorenanalysen – wird in entsprechenden Studien jedoch meist nicht geleistet, was tendenziell zu einer Überschätzung der „wahren“ Zusammenhänge führt. Die empirische Konsequenz: Obgleich im Investitionsmodell Investitionen und Partnerschaftszufriedenheit als theoretisch voneinander unabhängig angesehen werden (vgl. Rusbult 1980: 182), finden sich tatsächlich immer wieder modelldiskrepante positive Korrelationen zwischen beiden Konstrukten (z.B. bei Grau et al. 2001; Sprecher 2001). Ein Grund hierfür dürfte in der inhaltlichen Überlappung der Operationalisierungsformen liegen. Trotz dieser Bedenken lässt sich zu den Auswirkungen immaterieller Investitionen auf die Partnerschaftsstabilität Folgendes erwarten: Hypothese 26: Immaterielle beziehungsspezifische Investitionen gehen mit einer erhöhten Partnerschaftsstabilität einher. Hypothese 27: Über die Beziehungsdauer kommt es zu einem Anstieg der Partnerschaftsstabilität, die durch zunehmende partnerschaftsspezifische Investitionen zustande kommt. Neben den bisher erwähnten konkreten immateriellen „Aufwendungen“, die Partnerschaften stabilisieren, lassen sich noch weitere Korrelate oder Indikatoren der Partnerschaftskonsolidierung nennen, welche die (tendenziell steigende) Institutionalisierung stabiler Partnerschaften im Zeitverlauf betreffen. Hierbei ist vor allem an paarbezogene Übergänge wie Gründung eines gemeinsamen Haushalts, einer Familie oder Eheschließung zu denken. Überlegungen und Befunde zu Prozessen der Partnerschaftsentwicklung finden sich in den folgenden Abschnitten zu Kindern (1.4.3.3) sowie zur Paar- bzw. Familienentwicklungsperspektive (1.5). 1.4.3.3
Kinder als bindende Investition
Dem Effekt von Kindern kommt innerhalb der Forschung zur Ehestabilität eine große Bedeutung zu. In der familienökonomischen Theorie steigern gemeinsame Kinder während der Ehe einerseits als „langlebige Konsumgüter“ (Becker 1993a: 187) den Nutzen der Eltern.33 Sie werden als eine zentrale Investition angesehen: „Das offenkundigste und herausragendste Beispiel für ehe-spezifische Investitio33 Mit dem mit Kindern assoziierten Nutzenfaktoren beschäftigt sich die Value-Of-ChildrenForschung (vgl. den Überblick bei Nauck 2001). Neuere Untersuchungen zeigen, dass in hoch industrialisierten Ländern ökonomische gegenüber symbolisch-affektiven Nutzenfaktoren an Bedeutung verlieren (Kopp 2002).
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nen sind Kinder“ (Becker 1993a: 273). Kinder sollten aufgrund theoretischer Überlegungen auf zweierlei Weise mit der Stabilität von Partnerschaften und Ehen verknüpft sein: Zum einen sollte der Kinderwunsch mit größerer Wahrscheinlichkeit in stabileren Ehen verwirklicht werden, d.h. es kann eine gewisse Selbstselektion erwartet werden. Zum anderen verringern sich bei einer Scheidung verschiedene Nutzenaspekte von Kindern, was sie zu einer Trennungsbarriere macht. Betroffene Nutzenkomponenten umfassen insbesondere den von Kindern ausgehenden emotionalen Nutzen, der im Trennungsfall durch den für mindestens einen Elternteil erschwerten Kontakt sinkt. Die Zuwendung von Kindern gegenüber ihren Eltern wird dabei in jedem Fall durch die räumliche Trennung reduziert. Zudem sind (minderjährige) Kinder ein Hindernis für eine Wiederheirat, weil sie der Obhut bedürfen und darüber hinaus die Kosten der Suche nach einem neuen Partner erhöhen (Becker 1993b: 330). Insgesamt wird hier schon deutlich, dass sich die familienökonomische Argumentation vor allem auf nicht volljährige Kinder bezieht, die noch mit den Eltern in einem gemeinsamen Haushalt leben. Dies verweist bereits auf die Notwendigkeit einer Zeitverlaufsperspektive bei der Untersuchung von Auswirkungen von Kindern auf die Ehestabilität der Eltern. Zusammenfassend lässt sich jedoch zunächst festhalten, dass bei Paaren mit Kindern eine Nutzenreduktion nach einer Trennung bzw. Scheidung zu erwarten ist. Aufgrund dieser theoretischen Überlegungen kann Kindern, die noch mit dem Eltern im gemeinsamen Haushalt leben, ein die Ehe stabilisierender Effekt zugeschrieben werden. Die konkreten Auswirkungen auf die Ehestabilität hängen aus theoretischer Sicht allerdings von diversen Charakteristika der Kinder ab. Der wohl wichtigste Punkt betrifft hierbei den Status der Elternschaft. So gelten „illegitime“ (z.B. nichtleibliche) Kinder in der Familienökonomie als „negatives ehespezifisches Kapital“, welches das Scheidungsrisiko steigert. Hierzu schreiben Becker et al. (1977: 1155): „Children (and perhaps other specific capital) from previous marriages could reduce the stability of the current marriage because they are a source of friction“. Insofern müsste von Kindern aus einer vorherigen Partnerschaft oder Ehe ein das Scheidungsrisiko steigernder Effekt ausgehen. Daneben werden meist auch nichteheliche oder voreheliche Geburten mit dem späteren (Ehe-)Partner mit einer Verkürzung oder dem Abbruch der Suche nach einem geeigneten Partner auf dem Heiratsmarkt in Verbindung gebracht. Aus der Perspektive der Familienökonomie gelten während der Ehe geborene, gemeinsame Kinder folglich als eine die Ehe erhaltende Investition, während sich voreheliche Geburten sowie nicht gemeinsame Kinder eher negativ auf die Ehestabilität auswirken.
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Aus theoretischer Sicht stellt sich nun die Frage, wie der positive Effekt von Kindern auf die Partnerschaftsstabilität zustande kommt. Gemäß der Familienökonomie steigern Kinder den ehelichen Gewinn – allerdings ist fraglich, ob sich dies tatsächlich auch in einer positiveren Beurteilung der Partnerschaft niederschlägt. Denn obgleich Kinder sicherlich von den meisten Eltern als Bereicherung und als „Quell der Freude“ (Schneewind 1983: 132) empfunden werden, muss diese Euphorie nicht zwangsläufig und nachhaltig auf die Partnerschaft überstrahlen: „children may be personally rewarding to one or both parents but may nevertheless adversely affect the relationship between the parents“ (White et al. 1986: 132). Vielmehr ist bereits in den 1950er Jahren postuliert worden, dass der Übergang zur Elternschaft als „normative Krise“ eine Zerreißprobe für Partnerschaften darstellen kann (LeMasters 1957). Den Ausgangspunkt stellt die Überlegung dar, dass nicht nur der Verlust eines Mitglieds des Familiensystems, sondern auch dessen Erweiterung um ein neues Mitglied ein kritisches Ereignis darstellt: „the adding of a new member to the system could force a reorganization of the system as drastic (or nearly so) as does the removal of a member“ (LeMasters 1957: 352). Nach eigenen Aussagen erleben in der von LeMasters (1957) untersuchten Stichprobe 83% der Paare eine ausgedehnte schwere Krise nach dem Übergang zur Elternschaft. Dies wird von den Betroffenen auf eine Vielzahl von Veränderungen zurückgeführt, z.B. die Aufgabe der Erwerbstätigkeit bei Frauen oder den Rückgang von Sozialkontakten bei Männern. Bei differenzierter Betrachtung wird schnell klar, dass eine Familiengründung häufig mit sehr vielschichtigen Veränderungen innerhalb von Partnerschaften verbunden ist (vgl. dazu Abschnitt 1.5.1). Vor diesem Hintergrund ist beim Übergang zur Elternschaft mit einem Wirkantagonismus in Bezug auf Qualität und Stabilität der Partnerschaft zu rechnen. Mittlerweile gilt in der Partnerschaftsforschung als häufig replizierter Befund, dass Elternschaft – neben der beschriebenen Stabilisierungswirkung – mit einer durchschnittlichen Senkung der Partnerschaftszufriedenheit auf Aggregatebene einhergeht (vgl. den Überblick von Reichle & Werneck 1999a). Insgesamt weisen schon diese ersten Überlegungen darauf hin, dass der Übergang zur Elternschaft mit komplexen und vielschichtigen Veränderungsprozessen in Partnerschaften einhergeht, die sich zum Teil in ihrer zeitlichen Dynamik überlagern und nur angemessen in einer prozessualen Perspektive untersucht werden können. Einen geeigneten theoretischen Rahmen hierfür bietet die Lebensverlaufsperspektive bzw. -forschung, die sich in den 1990er Jahren in Deutschland etablieren konnte, nachdem auch entsprechende längsschnittliche Auswertungstechniken verfügbar waren (Diekmann & Weick 1993). Im folgenden Abschnitt wird vor dem Hintergrund dieses dynamischen Ansatzes diskutiert, welche konkreten Auswir-
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kungen verschiedener Übergänge im Partnerschaftsverlauf auf die Partnerschaftsstabilität erwartet werden können.
1.5 Ein Exkurs zur Lebensverlaufsperspektive Wie die bisherigen Ausführungen zeigen, erfordert eine differenzierte Analyse von Einflüssen spezifischer Übergänge im Entwicklungsverlauf die Berücksichtigung von Zeitinformationen. Zumindest ist hier das Alter der Kinder bzw. das Timing von Geburten relativ zur Entwicklung der elterlichen Partnerschaft zu berücksichtigen, daneben auch Merkmale der Familienzusammensetzung wie Kinderzahl und Geschlecht der Kinder. Aus einer entwicklungsbezogenen prozessualen Perspektive lassen sich verschiedene Abschnitte oder Phasen im Leben von Paaren unterscheiden, die jeweils mit spezifischen Anforderungsprofilen für die Beteiligten verbunden sind (Aldous 1978, 1990). Dabei ist zu erwarten, dass biographische Veränderungen von Anforderungen bzw. „Entwicklungsaufgaben“ mit (systematischen) Variationen in der Wahrnehmung und den Interaktionsstrukturen von Partnerschaften einhergehen. Vergleiche von Partnerschaften in unterschiedlichen „Stadien“ der Partnerschafts- und Familienentwicklung stellen eine Möglichkeit dar, solche Veränderungen zu beschreiben.34 Dabei werden zwei Vorgehensweisen mit jeweils unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunktsetzungen verfolgt: 1.
Zur Einordnung von Paaren in verschiedene familienbezogene Entwicklungsstadien bietet sich mit dem Konzept des Familienzyklus (Glick 1947, 1978) ein theoretisch fundiertes, empirisch erprobtes und gut handhabbares Instrument. Der Familienzyklus stellt eine normative, d.h. regelhafte Abfolge „typischer“ Entwicklungsphasen von Familien dar.35 Als Kriterium der Entwicklung dienen vor allem die Familiengründung sowie kindbezogene Ereignisse im Leben des Paares, die sich über diverse Entwicklungsabschnitte des Kindes bis hin zum Verlassen des Haushaltes durch das letzte Kind erstrecken. Nach diesem Übergang zum „leeren Nest“ (empty nest) beginnt noch einmal eine neue Phase, wenn die Eltern in den Ruhestand eintreten.
34 Bei derartigen Fragestellungen sind mit Querschnittdaten aufgrund möglicher Selektionseffekte nur sehr grobe Aussagen und vorsichtige Interpretationen möglich. Aufgrund der vielfältigen Informationen in den Daten soll jedoch dennoch nicht auf einige grundlegende Analysen verzichtet werden. 35 Wegen der Fixierung auf eine Art „Durchschnittsbiographie“, die individuelle Lebensrealitäten, z.B. die von Alleinerziehenden oder Wiederverheirateten, ignoriert, hat das Konzept allerdings Kritik auf sich gezogen (vgl. Scheller 1989).
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2.
Ergänzend hierzu wird ein weniger auf die Familienbildung bezogenes Entwicklungsmodell vorgeschlagen, welches stärker die Institutionalisierung der Paarbeziehung fokussiert. Um Paare auch unabhängig von ihrem Elternschaftsstatus in einem allgemeinen Entwicklungsprozess verorten zu können, lassen sich erstens verschiedene „Stationen“ der Paarentwicklung wie gemeinsame Haushaltsgründung oder Eheschließung als Kriterien heranziehen. Zweitens kann auch die Partnerschaftsdauer als Indikator einer zunehmenden Festlegung auf einen spezifischen Partner und damit als Investition in die Beziehung angesehen werden.
Zu beiden Ansätzen werden im Folgenden kurz konkrete partnerschaftsbezogene Konsequenzen skizziert und entsprechende empirische Befunde geschildert.
1.5.1
Systematische Veränderungen über den Familienzyklus
Im folgenden Abschnitt werden einige Aspekte der Entwicklung des Partnerschaftserfolgs über den Familienzyklus diskutiert. Ein zentraler Abschnitt im Leben von Paaren beginnt mit dem Übergang zur Elternschaft. Deshalb werden zunächst die Veränderungen beschrieben, die hierbei eintreten. Danach wird kurz auf die Bedeutung späterer Stadien wie den Auszug der Kinder und den Übergang ins empty nest eingegangen.
1.5.1.1
Der Übergang zur Elternschaft
Die wohl am gründlichsten erforschte Familienzyklusphase ist die nach dem Übergang zur Elternschaft. Die Empirie in diesem Bereich teilt sich in einen Zweig der soziologischen Scheidungsforschung (z.B. Waite & Lillard 1991) und eine psychologische Bewältigungsforschung, die – insbesondere in jüngerer Zeit – vor allem differentielle individuelle Entwicklungsverläufe und deren Determinanten (Reichle & Werneck 1999b) fokussiert. Zunächst sollen einige Differenzierungen bezüglich der Rahmenbedingungen der Familiengründung diskutiert werden:
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Ein erster Punkt betrifft die Frage, ob es sich um gemeinsame Kinder beider Partner handelt oder nicht. Wie bereits ausgeführt, stellt ein Kind aus familienökonomischer Perspektive ausschließlich dann eine stabilisierende Investition in die Partnerschaft dar, wenn es nicht durch einen der Partner aus einer früheren in die aktuelle Beziehung eingebracht wird; im zuletzt genannten Fall
handelt es sich um negatives ehespezifisches Kapital, welches destabilisierend wirkt (Becker et al. 1977: 1155). Dies lässt sich wie folgt begründen: Zwar mag derjenige Partner, um dessen Kind es sich handelt, aufgrund geringerer Erziehungs- und Transaktionskosten ein gesteigertes Interesse an einer Fortführung der aktuellen Partnerschaft haben; der andere Partner jedoch weist dadurch noch nicht unbedingt ein erhöhtes Commitment auf, auch wenn er im Fall eines Trennungswunsches möglicherweise mit „Ausgleichszahlungen“ im Beckerschen Sinne rechnen kann. Entscheidend ist jedoch, dass Partnerschaften letztlich unilateral aufkündbar sind, d.h. es liegt eine „weak link“-Konstellation vor, in der das „schwächste Glied“ die Stabilität des Systems bestimmt. Da der „Stiefelternteil“ eher weniger in das Kind investiert, sollte die Partnerschaftsstabilität durch das Vorhandensein des Kindes nur wenig gesteigert werden. Anders hingegen verhält es sich bei gemeinsamen Kindern: Hierbei sind für beide Partner relativ hohe Investitionen und damit Trennungskosten zu verzeichnen, wodurch eher von einer Trennung abgesehen wird. Möglicherweise ist hierbei nicht einmal entscheidend, ob es sich um leibliche oder um adoptierte Kinder handelt. Auch wenn ausschließlich Partnerschaften mit gemeinsamen Kindern betrachtet werden, spielt das Timing der Familiengründung relativ zur Institutionalisierung der elterlichen Partnerschaft eine Rolle. Konkret ist zu erwarten, dass voreheliche Geburten, insbesondere wenn sie in jungen Jahren erfolgen, zu einem vorzeitigen Abbruch der Partnersuche führen und damit die Wahrscheinlichkeit für Mismatches erhöhen (Becker et al. 1977: 1151). Außerdem wird hierzu argumentiert, dass junge Eltern am Anfang ihrer Partnerschaft häufig finanziell noch nicht abgesichert sind und über weniger effiziente Problemlösungsstrategien als Paare mit längerer Ehedauer verfügen (vgl. Morgan & Rindfuss 1985). Schließlich kann angenommen werden, dass voreheliche Geburten häufig ungeplant sind und daher zu ehelichen Konflikten führen und dass sie mit einem gewissen sozialen Stigma verbunden sind, welches z.B. im Berufsleben Nachteile mit sich bringen kann (Faust & McKibben 1999: 482). Häufig dürfte die Stabilisierung von Partnerschaften durch gemeinsame Kinder allerdings nur eine gewisse Zeit vorhalten. Die Befunde aus der Studie von White et al. (1986) deuten darauf hin, dass Elternpaare über längere Zeit als Kinderlose Trennungsgedanken hegen, bevor sie sich tatsächlich trennen. Dies kann als Anzeichen dafür interpretiert werden, dass Paare mit Kindern Trennungen länger hinauszögern. Sobald die Kinder jedoch älter werden, könnte aus theoretischer Sicht deren stabilisierende Wirkung nachlassen: Zum einen werden spätestens nach dem Auszug der Kinder aus dem Elternhaus die antizi-
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pierten kindbezogenen psychischen Kosten im Fall einer Trennung sinken, z.B. weil konfliktträchtige Umgangsregelungen zwischen den Elternteilen entfallen. Zum anderen kann aus verhandlungstheoretischer Perspektive erwartet werden, dass bei Paaren mit spezialisierter Arbeitsteilung mit einer zunehmenden Erfüllung der „Pflichten“ des mit der Kindererziehung betrauten Partners die Anreize zum Vertragsbruch seitens des auf Marktarbeit spezialisierten Partners steigen (Ott 1993, 1998). Schließlich nimmt aufgrund des sinkenden Betreuungsaufwands die finanzielle Abhängigkeit des auf Hausarbeit spezialisierten Partners ab, was ebenfalls die Ehestabilität reduzieren kann (Heaton 1990: 56). Insgesamt kann daher eine temporäre Steigerung der Partnerschaftsstabilität nach dem Übergang zur Elternschaft und eine nachfolgende allmähliche Abnahme über das Alter der Kinder erwartet werden. Eine weitere Differenzierung betrifft die Kinderzahl. Grundsätzlich kann zwar erwartet werden, dass Investitionen und daher auch die Trennungskosten mit zunehmender Kinderzahl ansteigen; allerdings kann argumentiert werden, dass bei einer hohen Kinderzahl hohe zeitliche und finanzielle Belastungen entstehen, die Partnerschaften destabilisieren bzw. die Stabilisierung bei geringer Kinderzahl nivellieren können. Daher ist aus theoretischer Sicht ein uförmiger Zusammenhang zwischen Kinderzahl und Partnerschaftsstabilität erwartbar. Das letzte potentiell relevante Merkmal von Kindern ist deren Geschlecht (Morgan et al. 1988). Angesichts von Befunden, dass Väter sich mehr in der Kindererziehung von Söhnen als von Töchtern engagieren (Katzev et al. 1994), kann vermutet werden, dass die dadurch erhöhten ehespezifischen Investitionen von Vätern die Stabilität der Partnerschaft stärker erhöhen, wenn das Kind ein Sohn ist, als wenn es sich um eine Tochter handelt (vgl. Diekmann & Schmidheiny 2004: 652). Da in der vorliegenden Untersuchung keine Daten zum Geschlecht der Kinder vorliegen, wird hierzu allerdings keine Hypothese generiert.
Die genannten Faktoren sollten bei der Untersuchung des Einflusses von Kindern auf die Partnerschaftsstabilität berücksichtigt werden, um eine differenzierte Beurteilung der verschiedenen Effekte vornehmen zu können. Die bisherigen Ausführungen zeigen bereits, dass den Auswirkungen einer Elternschaft auf die Partnerschaftsentwicklung komplexe Wirkmechanismen zugrunde liegen. Auf den ersten Blick konträr zur erwähnten Partnerschaftsstabilisierung sind bei Paaren nach dem Übergang zur Elternschaft nämlich verschiedene Veränderungsprozesse zu erwarten, die eine Verschlechterung des Paarklimas bewirken. Diese umfassen insbesondere eine quantitative und qualitative Verringerung von Paaraktivitäten und 104
-interaktionen, Mangel an materiellen und zeitlichen Ressourcen und meist auch die Aufgabe der Erwerbstätigkeit der Mutter; diese Veränderungen bewirken eine Zunahme von Paarkonflikten sowie eine Verringerung der Partnerschaftszufriedenheit (vgl. zum Überblick Belsky 1990; Huston & Vangelisti 1995; Reichle 1994; Reichle & Werneck 1999a; Schneewind 1983). White et al. (1986) bieten zwei Erklärungsmöglichkeiten für die negativen Korrelation zwischen Kindern und Ehequalität und dem positiven Zusammenhang zwischen Kindern und Ehestabilität an: Zum einen senken Kinder, wie bereits beschrieben, die Partnerschaftszufriedenheit durch Veränderungen in der familialen Binnenstruktur, z.B. durch Verringerung der Interaktion zwischen den Partnern, eine Doppelbelastung der Ehefrau sowie stärkere finanzielle Restriktionen. Zum anderen postulieren sie einen temporären, das Scheidungsrisiko stark senkenden Effekt der Geburt des ersten Kindes, der sich bei Kindern im vorschulischen Alter abschwächt und bei älteren Kindern verschwindet. Damit tritt ein negativer Selektionseffekt in Kraft, nach dem unzufriedene Paare in der Risikomenge überrepräsentiert sind; dadurch resultiert bei Elternpaaren im Mittel eine geringere Partnerschaftszufriedenheit als bei vergleichbaren kinderlosen Paaren, bei denen aufgrund der geringeren Trennungskosten viel mehr unglückliche Ehen zerbrechen. Aus dieser Argumentation lässt sich die so genannte Bremseffekt-These ableiten, nach der es nach der Familiengründung zu einem temporären Rückgang von Trennungen kommt; dadurch lässt sich sowohl die Stabilisierung als auch die Abnahme der Partnerschaftszufriedenheit infolge des Übergangs zur Elternschaft schlüssig erklären.
Forschungsbefunde Der Forschungsstand zum Einfluss von Kindern auf den Partnerschaftserfolg ist mittlerweile kaum noch überschaubar. Insbesondere vor dem Hintergrund der bereits antagonistischen Auswirkungen von Kindern auf die Stabilität und auf die Zufriedenheit (sowie auf weitere vermittelnde Konstrukte) der Partnerschaft müssen in einer differenzierten Analyse beide Effekte zunächst separat diskutiert werden. Innerhalb der Befunde zum Effekt von Kindern auf die Beziehungsstabilität werden zur Wahrung der Übersichtlichkeit zunächst nur Ehen betrachtet; eine kurze gesonderte Darstellung der Empirie zu nichtehelichen Lebensgemeinschaften folgt im Anschluss.
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Kinder und Ehestabilität Wie bereits angedeutet wurde, hängen die resultierenden Effekte auf die Partnerschaftsstabilität weniger von der Modellspezifikation (d.h. den Kontrollvariablen) ab als vielmehr von den bereits erwähnten konkreten Eigenschaften der betrachteten Kinder. Zur Verbesserung der Übersichtlichkeit der Ergebnisdarstellung werden daher die relevanten Merkmale isoliert betrachtet. Eine erste zentrale Differenzierung besteht darin, ob Kinder aus der aktuellen oder aus einer früheren Partnerschaft stammen. Studien, die hier eine differentielle Operationalisierung vornehmen, finden zumeist einen stabilisierenden Effekt von leiblichen ehelich geborenen Kindern. Entsprechende Befunde aus Deutschland beziehen sich auf die Daten der Mannheimer Scheidungsstudie (Abraham 2003; Babka von Gostomski 1998; Babka von Gostomski et al. 1998, 1999; Beck & Hartmann 1999; Brüderl & Kalter 2001; Esser 2002a, 2002b; Hall 1997, 1999; Kalter 1999), des SOEP (Diekmann & Klein 1991, 1993; Ott 1992b), des Familiensurvey (Brüderl et al. 1997; Diekmann & Engelhardt 1995; ausschließlich einen Effekt für westdeutsche Männer berichtet Klein 1995), der Berliner Lebensverlaufsstudie (M. Wagner 1991; Wagner 1993, 1997) sowie einiger weiterer Primärerhebungen (Brandtstädter & Felser 2003; Hellwig 2001). Einen ähnlichen globalen Befund der Stabilisierung von Ehen durch gemeinsame eheliche Kinder replizieren zahlreiche Untersuchungen aus dem europäischen Ausland (Erlangsen & Andersson 2001; Jensen & Clausen 2003; Kalmijn et al. 2004) sowie aus den USA (Brines & Joyner 1999; Call & Heaton 1997; Greenstein 1990; Heaton 1990; Heckert et al. 1998; Hoffman & Duncan 1995; Morgan & Rindfuss 1985; Ono 1998; Schoen et al. 2002; South & Lloyd 1995; South et al. 2001; Waite & Lillard 1991; Weiss & Willis 1997). Weiterhin werden stabilisierende Effekte von Kindern häufig nur dann gefunden, wenn das oder die Kinder nach der Eheschließung geboren werden. Meist wird in den entsprechenden Untersuchungen eine einfache Klassifikation vorgenommen, die sich am Timing der Geburt orientiert: Gemeinsame Kinder, die vor der Eheschließung geboren werden, sind dabei abzugrenzen von Kindern, die vor der Heirat geboren werden. Der destabilisierende Einfluss vorehelicher Geburten konnte in einer Reihe internationaler Studien nachgewiesen werden (Bennett et al. 1988; Bumpass et al. 1991; Diekmann & Engelhardt 1995; Erlangsen & Andersson 2001; Greenstein 1990, 1995; Heaton 2002a; Hellwig 2001; Lillard & Waite 1993; Ostermeier & Blossfeld 1998; Teachman 2002b; M. Wagner 1991; Wagner 1993; Waite & Lillard 1991). Wagner (1997) differenziert seinen Befund dahingehend, dass die Destabilisierung durch voreheliche Geburten in westdeutschen Ehen nur in Verbindung mit einem niedrigen Heiratsalter zu beobachten ist, während sie sich in Ostdeutschland unabhängig vom Heiratsalter zeigt. Brüderl et al. 106
(1997) finden ein besonders stark erhöhtes Scheidungsrisiko, wenn vor der Heirat eine Probeehe besteht, in der ein Kind geboren wird; die Autoren erklären dies mit dem Hinweis darauf, dass eine derartige Konstellation in vielen Fällen zu einer „erzwungenen“ Ehe trotz eines suboptimalen Matchings führt. Die zuletzt angeführte Schlussfolgerung auf eine durch äußeren Druck veranlasste Eheschließung im Fall einer vorehelichen Geburt ist allerdings inhaltlich problematisch, denn sie bezieht sich im Grunde auf Eheschließungs- und Fertilitätsintentionen. Die zugrunde liegende Frage lautet nämlich, welcher der kausal antezedierende Faktor ist, Heiratsabsichten oder Familienplanung. Da die Erhebung derartiger Intentionen nur im Paneldesign realisierbar ist und zudem in der vorliegenden Untersuchung nur jahresgenaue Angaben zum Alter der Kinder und zur Ehedauer vorliegen, werden eheliche Geburten nicht anhand exakter Zeitpunkte, sondern über ein Intervall um die Eheschließung herum definiert. Dieses Intervall wird auf ein Jahr vor bis ein Jahr nach der Hochzeit festgelegt. Die bislang geschilderten Befunde lassen sich zu den folgenden Hypothesen kondensieren: Hypothese 28: Gemeinsame Kinder stabilisieren die Partnerschaft. Hypothese 29: Ehelich geborene Kinder stabilisieren die Partnerschaft. Daneben sollte bei einer Untersuchung der Auswirkungen von Kindern auf die Partnerschaftsstabilität deren Alter berücksichtigt werden. Wie weiter oben ausgeführt, stabilisieren Kinder zwar bis zu einem gewissen Alter die Partnerschaft, danach findet jedoch eine zunehmende Nivellierung des Scheidungsrisikos von Eltern und kinderlosen Paaren statt. Bereits Cherlin (1977) kann zeigen, dass Kinder nur bis ins Vorschulalter Ehen stabilisieren, ältere Kinder jedoch nicht. Waite und Lillard (1991) finden einen Risikoanstieg bei Eltern von Kindern ab 13 Jahren. Erlangsen und Andersson (2001) weisen ebenfalls einen Risikoanstieg mit steigendem Alter des jüngsten Kindes nach; allerdings liegt das Risiko auch bei Paaren mit älteren Kindern stets unter dem Risiko kinderloser Paare. Auch Heaton (1990) berichtet, dass die Stabilisierung mit dem Alter des jüngsten (und noch deutlicher mit dem des ältesten) Kindes abnimmt; allerdings deutet sich in dieser Studie an, dass bei Erreichen der Volljährigkeit des jüngsten Kindes wieder eine deutliche Stabilisierung Einzug hält – möglichweise ein Effekt des „empty nest“ (ein ähnlicher Befund findet sich bei Ono 1998). Zwei weitere Studien belegen, dass die Scheidungsraten von Ehen mit Kleinkindern (unter 3 Jahren bei Heckert et al. 1998; unter 6 Jahren bei Hoffman & Duncan 1995) gegenüber Ehen mit älteren Kindern signifikant verringert sind. Zwei niederländische Untersuchungen (Kalmijn et al. 2004; Kalmijn & Poortman 2006) konstatieren ein im Vergleich zu 107
kinderlosen Ehen signifikant reduziertes Scheidungsrisiko nur für Ehen mit Kindern bis 12 Jahren, Ott (1992b) für Ehen mit Kindern unter 6 Jahren, Wu & Penning (1997) für Ehen mit Kindern unter 5 Jahren. In der Studie von Wagner (1997) liegt diese Schwelle in der westdeutschen Stichprobe bei 12, in der ostdeutschen bei 6 Jahren. Berrington (2001) hingegen findet im Vergleich zu Kinderlosen lediglich einen temporären Stabilisierungseffekt durch eine Schwangerschaft, nicht aber durch bereits geborene Kinder. Ott (1992b) beschreibt einen Interaktionseffekt zwischen dem Alter der Kinder und der Erwerbstätigkeit der Mutter, der sich wie folgt konkretisieren lässt: Bei Vorhandensein älterer Kinder (über 15 Jahre) kommt es dann zu einer massiven Destabilisierung der Ehe, wenn die Mutter ihre Erwerbstätigkeit wieder aufnimmt, was über eine Zunahme von Rollenkonflikten und den Zugewinn an finanzieller Unabhängigkeit erklärbar ist. Einen interessanten, vom bislang beschriebenen Muster abweichenden Befund präsentieren Booth et al. (1984), die u.a. Auswirkungen von Kindern auf die subjektive Partnerschaftsstabilität untersuchen. Nach ihren Ergebnissen destabilisieren Kinder unter 18 Jahren die elterliche Ehe in der Wahrnehmung der Betroffenen, was vor allem auf ein erhöhtes Konfliktniveau sowie eine verringerte Ehequalität zurückzuführen ist. Dieser Befund kann als Hinweis darauf angesehen werden, dass Paare mit Kindern ihre Partnerschaft durchaus als gefährdet ansehen – und trotzdem in letzter Konsequenz meist von einer Trennung absehen, wie die übrigen Studien zeigen. Hypothese 30: Mit zunehmendem Alter der Kinder geht eine Destabilisierung der Partnerschaft einher. Eine weitere relevante Rahmenbedingung ist die Kinderzahl. Die meisten Studien analysieren den Effekt des ersten gemeinsamen ehelichen Kindes und finden eine deutliche Stabilisierung (Brüderl et al. 1997; Brüderl & Kalter 2001; Diekmann & Engelhardt 1995; Hall 1997, 1999; Lillard & Waite 1993; Morgan & Rindfuss 1985; Schoen et al. 2002; M. Wagner 1991; Waite & Lillard 1991). Beck und Hartmann (1999) hingegen finden anhand der Daten der Mannheimer Scheidungsstudie einen stabilisierenden Einfluss des zweiten, nicht jedoch des ersten oder dritten Kindes. Esser (2002a) stellt eine Stabilisierung erst mit dem dritten Kind fest, Esser (2002b) hingegen für das erste, zweite und dritte Kind; hier scheint die konkrete Modellspezifikation eine Rolle zu spielen. Einen ebenfalls auf das zweite Kind beschränkten stabilisierenden Effekt berichtet Wagner (1997) unter Bezugnahme auf Daten der Berliner Lebensverlaufsstudie, allerdings nur für Ostdeutschland. Noch nicht abschließend geklärt sind bislang die Auswirkungen einer höheren Kinderzahl. Auch hier ist zunächst die klassische Studie von Cherlin (1977) zu nennen, die mit 108
steigender Kinderzahl eine sinkende Ehestabilität feststellt. Der Effekt einer Destabilisierung ab einer gewissen Kinderzahl konnte in einer Reihe weiterer Studie nachgewiesen werden. So finden Brines und Joyner (1999) eine Destabilisierung von Ehen mit drei Kindern im Vergleich zu Kinderlosen, Lillard und Waite (1993) sowie Liu (2002) sogar schon ab dem zweiten Kind. Die meisten anderen Befunde hierzu sind allerdings weniger extrem; Erlangsen und Andersson (2001) z.B. konstatieren lediglich eine graduelle Abnahme des Stabilisierungseffekts bei vier und mehr Kindern, nach den Ergebnissen von Weiss und Willis (1997) findet ab sechs Kindern keine weitere Stabilisierung mehr statt. Eine groß angelegte, international vergleichende Studie über 18 Länder (Diekmann & Schmidheiny 2004) verweist allerdings auf eine vergleichbar starke Stabilisierung von Ehen durch zwei und drei Kinder. In anderen Studien zeigt sich ein annähernd linearer Anstieg der Ehestabilität mit steigender Kinderzahl (Greenstein 1990; Schoen et al. 2002; South & Lloyd 1995; South et al. 2001; Waite & Lillard 1991). Ein interessanter Moderatoreffekt des Geschlechts zeigt sich in einer Untersuchung von Hullen (1998): Während bei Männern mit steigender Kinderzahl eine Reduktion des Scheidungsrisikos festzustellen ist, hat jedes zusätzliche Kind bei Frauen destabilisierende Auswirkungen. Dies könnte dadurch erklärt werden, dass Frauen in viel stärkerem Maße den Belastungen durch mehrere Kinder ausgesetzt sind als Männer, was für sie die Partnerschaftszufriedenheit beeinträchtigt und Spannungen erzeugt, die letzlich destabilisierend wirken. Insgesamt muss allerdings darauf hingewiesen werden, dass Kinderzahl und Alter des jüngsten Kindes im Querschnitt konfundiert sind, sodass beide Effekte allenfalls mit längsschnittlichen Erhebungsdesigns zu separieren sind. Dennoch kann bezüglich der Kinderzahl folgendes erwartet werden: Hypothese 31: Die stabilisierende Wirkung von Kindern lässt mit steigender Kinderzahl nach. Während zum Einfluss von Kindern auf die Ehestabilität wie dargestellt eine Vielzahl von Befunden vorliegt, soll abschließend noch darauf hingewiesen werden, dass die Rolle von Kindern für die Stabilität nichtehelicher Lebensgemeinschaften bislang erst wenig erforscht ist. Zwar deuten die Befunde einer kanadischen Studie (Wu 1995) darauf hin, dass Kinder auch nichteheliche Lebensgemeinschaften stabilisieren. Die detaillierte Analyse von Manning (2004) demonstriert jedoch, dass hier eine Vielzahl von Prozessen zu differenzieren sind, da die Beendigung einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft durch Trennung, aber ebenso durch Übergang in die Ehe erfolgen kann; dies wiederum verweist auf die weiter oben geschilderte 109
empirische Literatur zu vorehelicher Fertilität. Die konsequente Verfolgung einer solchen dynamischen Perspektive erfordert allerdings Verlaufsdaten, die in der vorliegenden Untersuchung nicht zur Verfügung stehen.
Kinder und Partnerschaftszufriedenheit: Befunde zu vermittelnden Mechanismen Bereits die bisher geschilderten Befunde zu den Effekten von Kindern auf die Ehestabilität verweisen auf komplexe, dynamische und teilweise antagonistische Wirkmechanismen. Insbesondere nach dem Übergang zur Erstelternschaft sind zahlreiche paarinterne Veränderungen zu erwarten, die sowohl quantitative – z.B. Mangel an zeitlichen Ressourcen – als auch qualitative Aspekte – z.B. einen Wandel der Paarinteraktionsmuster betreffen. Verschiedene soziologische und psychologische Studien haben sich der Erforschung dieser vielschichtigen vermittelnden Mechanismen gewidmet. Dadurch konnte eine Vielzahl von Veränderungen nach dem Übergang zur Elternschaft dokumentiert werden, die sich auf der Wahrnehmungs-, zum Teil auf der Verhaltensebene abspielen (vgl. zur Übersicht Arránz Becker & Rüssmann 2003; Belsky 1990; El-Giamal 1997; Huston & Vangelisti 1995):
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Zunächst einmal muss der emotionale Übergang von der Dyade zur Triade vollzogen werden, d.h. die gefühlsmäßige Zuwendung der Partner verteilt sich nun auf den jeweils anderen Partner und auf das neugeborene Kind. Hiermit ist nicht selten eine Verringerung von Liebesgefühlen zwischen den Partnern (Belsky & Hsieh 1998; Belsky & Rovine 1990) sowie der empfundenen Nähe bzw. des Zusammengehörigkeitsgefühls (Kurdek 1993a; O'Brien & Peyton 2002; Wicki 1999) verbunden, die sich bisweilen auch in sexuellen Unstimmigkeiten manifestiert (Bleich 1999; El-Giamal 1999; Gloger-Tippelt et al. 1998). Die zuletzt genannten Probleme im Bereich der Sexualität werden von den Elternpaaren meist nicht antizipiert und wirken daher besonders belastend (Werneck 1997). Daneben spielen im kognitiven Bereich erfüllte bzw. verletzte Erwartungen und Gerechtigkeitswahrnehmungen bezüglich erlebter Einschränkungen eine wichtige Rolle für die Anpassungsprozesse nach einer Familiengründung (Reichle & Montada 1994, 1999; Ruble et al. 1988). Entscheidend hierfür dürften Zukunftspläne und Lebensentwürfe vor dem Übergang zur Elternschaft sein, aber auch normative Überzeugungen wie Geschlechtsrollenorientierungen, die die individuelle Vorstellung von „angemessenem“ geschlechtsspezifischem Verhalten innerhalb einer Partnerschaft oder Ehe determinieren.
Entsprechend berichten Kluwer et al. (2002), dass die Wahrnehmung der Fairness der Arbeitsteilung nicht nur von der wahrgenommenen Mithilfe des Mannes bei der Kinderbetreuung abhängt, sondern gleichzeitig positiv von dessen Erwerbsumfang abhängt. Mit anderen Worten: Die subjektive Gerechtigkeitsbilanz wird hier nicht durch ein Zurückschrauben (d.h. Egalisierung der Arbeitsteilung), sondern im Gegenteil durch Verstärkung der Erwerbsaktivitäten des Vaters aufgebessert. Erklärbar ist dieser Befund durch differentielle normative Vorstellungen von den angemessenen Beiträgen beider Geschlechter zu einer gerechten Aufgabenteilung: Als legitimer Beitrag von Vätern wird seitens der untersuchten Frauen auch eine Spezialisierung auf die Versorgerrolle akzeptiert. Bezüglich der paarinternen Interaktionsstrukturen spielen sich schließlich eine ganze Reihe von Veränderungen ab. Dabei sind vor allem zwei Aspekte von Bedeutung: Zum einen kann es, bedingt vor allem durch die Verknappung von Zeitressourcen, zu Problemen in der Paarinteraktion kommen (Belsky 1990; zu einer Gegenposition vgl. Huston & Vangelisti 1995). Diese lassen sich als Verringerung bzw. Verschiebung von Interaktionen und gemeinsamen (Paar-)Aktivitäten der Eltern aufgrund der neuen Aufgaben (Brown 2003; Huston & Vangelisti 1995) konkretisieren. Interaktionen, die der „Beziehungspflege“ (maintenance) dienen, nehmen im Mittel über die Zeit ab (Belsky & Rovine 1990), ebenso wie gegenseitige Unterstützung (Wicki 1999) und konstruktives Konfliktverhalten (Kluwer et al. 2002). Daneben finden sich auch Hinweise auf eine Zunahme dysfunktionalen Konfliktverhaltens, z.B. des demand-withdraw-Musters (Kluwer et al. 2002). Besonders hervorzuheben ist in diesem Kontext eine Längsschnittuntersuchung von Cox et al. (1999), in der lineare und nichtlineare Entwicklungsverläufe sowie deren Determinanten mittels dyadischer Verhaltensbeobachtungsdaten untersucht werden. Hierbei zeigt sich eine lineare Abnahme sowie ein u-förmiger Verlauf des positiven Konfliktverhaltens nach dem Übergang zur Elternschaft, d.h. zunächst eine Verringerung und später dann einen Wiederanstieg positiver Interaktionsmuster, während negatives Konfliktverhalten hingegen einer nichtlinearen tendenziellen Abnahme (kubischer Term signifikant) unterliegt. Zum anderen findet häufig eine Neuausrichtung der paarinternen Aufgabenverteilung statt, die gewöhnlich in Richtung einer Traditionalisierung im Sinne einer Spezialisierung des Mannes auf Erwerbsarbeit und der Frau auf Hausarbeits- und Kinderbetreuungstätigkeiten erfolgt (Buba & Vaskovics 1994; Kluwer et al. 2002; Reichle 1996; Reichle & Gefke 1998; Sieverding 1992). Die Auswirkungen eines derartigen „Traditionalisierungsschubs“ können ins-
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besondere bei Frauen in einer langfristig zunehmenden Unzufriedenheit bestehen (Wilkie et al. 1998), dürften jedoch allgemein stark von den individuellen Werthaltungen sowie von der kognitiven Verarbeitung (vgl. Punkt 2) abhängen. So findet beispielsweise Helms-Erikson (2001) einen positiven Effekt einer traditionalen Geschlechtsrollenorientierung des Mannes auf die Partnerschaftszufriedenheit der Frau zehn Jahre nach dem Übergang zur Elternschaft. Andererseits gibt es Hinweise darauf, dass bei traditionaler Arbeitsteilung weniger Paarkonflikte entstehen (Reichle 1996), was hingegen eine höhere Partnerschaftszufriedenheit begünstigen würde. Als weitere Folge verschlechtert sich in vielen Fällen aufgrund der zusätzlich entstehenden kindbezogenen Kosten (und als Konsequenz einer ggf. notwendigen Reduktion des Erwerbsumfangs) die finanzielle Situation (Rogers 1999); dies verstärkt zwar einerseits die Abhängigkeit vom Partner und erschwert damit eine Trennung, kann gleichzeitig jedoch subtile negative Auswirkungen auf die Entwicklung des „Paarklimas“ haben (vgl. ausführlicher hierzu Abschnitt 1.3.1.2). Weiterhin findet nach der Familiengründung häufig eine Verringerung der Sozialkontakte statt (Bost et al. 2002; Ettrich & Ettrich 1995). Gleichzeitig steigt der Wunsch der Partner nach mehr Außenkontakten (Werneck 1997). Als Konsequenz der beschriebenen Veränderungen kann die ebenfalls empirisch belegte Zunahme von Konflikten nach dem Übergang zur Elternschaft angesehen werden (Belsky & Rovine 1990; Belsky et al. 1989; Curtis & Ellison 2002; Faulkner et al. 2005; Hatch & Bulcroft 2004; Lye & Biblarz 1993).
Die beschriebenen nachteiligen paarinternen Veränderungen werden meist als Erklärung für einen weiteren zentralen Befund herangezogen: den der deutlich sinkenden Partnerschaftszufriedenheit nach dem Übergang zur Elternschaft. Die negative Kovariation zwischen Kindern und Ehequalität (vgl. White et al. 1986) stellt einen der am meisten replizierten Effekte in der Familienentwicklungsforschung dar und hat seit den 1980er Jahren eine Fülle von empirischen Untersuchungen angeregt (zur Übersicht über ältere Studien vgl. Schneewind 1983). In einer aktuellen Metaanalyse (Twenge et al. 2003) wird der Effekt der Elternschaft auf die Partnerschaftszufriedenheit als zwar schwach, aber konsistent negativ eingestuft (mittlere Effektstärke: d=-.19). Frühe empirische Untersuchungen hierzu aus den 80er Jahren haben sich weitgehend darauf beschränkt, diesen Effekt im Sinne einer mittleren Tendenz nachzuweisen, wobei zunächst häufig entweder große Stichproben im Querschnitt (Abbott & Brody 1985; Glenn 1989; Glenn & McLanahan 1982; Marini 1980) oder kleine Samples mit ausschließlich Elternpaaren untersucht wurden (Feldman & Nash 1984; Goldberg et al. 1985; Miller & 112
Sollie 1980). Der zuletzt genannte Studientyp zeigt meist eine allmähliche Abnahme der Ehequalität über die Zeit; einige Längsschnittstudien mit Vergleichsgruppen kinderloser Paare zeigen jedoch ähnliche negative Entwicklungstendenzen (McHale & Huston 1985; White & Booth 1985b), was eher auf einen allgemeinen Beziehungsdauereffekt als auf eine echte Konsequenz der Elternschaft hindeutet. Längsschnittstudien mit größeren Stichproben, welche stichhaltigere Belege für negative Auswirkungen der Elternschaft liefern, sind in dieser Dekade relativ selten (z.B. White et al. 1986). Seit den 90er Jahren wurde der negative Effekt der Elternschaft – vermehrt unter Einsatz längsschnittlicher Kontrollgruppendesigns – in verschiedenen Studien erneut bestätigt (Bleich 1999; Bost et al. 2002; Brandtstädter & Felser 2003: 51f; Brown 2003; El-Giamal 1999; Gloger-Tippelt et al. 1998; Graham et al. 2000; Kurdek 1993a; Lye & Biblarz 1993; Nickel et al. 1995; Schneider & Rost 1999; Shapiro et al. 2000; Umberson et al. 2005; Wallace & Gotlib 1990; Werneck 1997; Wicki 1999). Die Metaanalyse von Twenge et al. (2003) deutet auf einen über die das Publikationsjahr stärker werdenden Effekt hin. Teilweise werden dabei auch nichtlineare Verläufe untersucht, die häufig eine u-förmige Entwicklung, d.h. eine temporäre Beeinträchtigung über die ersten Lebensjahre des Kindes mit späterem Wiederanstieg der Ehequalität, indizieren (Cox et al. 1999; Faulkner et al. 2005). Allerdings wird die Interpretation solcher Resultate dadurch erschwert, dass die Elternpaare in einigen Studien bereits während der Schwangerschaft zum ersten Mal untersucht werden, wenn viele Paare ein vorübergehendes Beziehungshoch erleben (Bleich 1999). Dadurch könnte die Abnahme der Partnerschaftszufriedenheit auch eher eine „Normalisierung“ als eine Verschlechterung darstellen. Daneben wird jedoch zunehmend eine differentielle Entwicklungsperspektive verfolgt, die empirischen Befunden Rechnung trägt, nach denen nur bei einem Teil der Paare nach dem Übergang zur Elternschaft Beeinträchtigungen der Partnerschaftszufriedenheit auftreten. Zunächst wird dabei deskriptiv analysiert, wie groß der Anteil an Paaren ist, die kein Absinken der Partnerschaftszufriedenheit erleben; dabei zeigt sich, dass je nach gewähltem Kriterium durchaus ein Drittel bis die Hälfte der Paare unbeeinträchtigt bleibt (Belsky & Hsieh 1998; Belsky & Rovine 1990). Dies bedeutet, dass der lange für universell gehaltene Befund einer gravierenden Belastung von Partnerschaften durch Kinder nur für bestimmte Paare Geltung hat. Hieran schließt sich die Frage an, von welchen Faktoren die Vulnerabilität von Paaren gegenüber negativen Konsequenzen einer Elternschaft abhängt. Methodisch betrachtet werden Moderatoren des Zusammenhangs zwischen Elternschaft und Partnerschaftserfolg gesucht. Insbesondere in letzten zehn Jahren wurden vermehrt Studien diesem Untersuchungsziel gewidmet. Dabei verweisen einige Untersuchungen auf die Bedeutung der Paarinteraktion als Determinante
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von Entwicklungsprozessen bezüglich der elterlichen Paarbeziehung. So berichten Shapiro et al. (2000), dass von der (selbst berichteten) Valenz von Paarinteraktionen der Eltern ein entscheidender Einfluss auf die Entwicklung der Ehequalität von Müttern nach der Geburt ausgeht. Belsky und Hsieh (1998) hingegen zeigen, dass Persönlichkeitsmerkmale die Hauptdeterminante der Entwicklung der Ehequalität nach dem Übergang zur Elternschaft darstellen, während Merkmalen der Interaktionsstruktur, inbesondere der Arbeitsteilung, nur eine untergeordnete Bedeutung zukommt. Eine Untersuchung von Kurdek (1993a) deutet darauf hin, dass neben dysfunktionalen partnerschaftsbezogenen Überzeugungen (z.B. Einschätzung von Meinungsverschiedenheiten als schädlich) auch starke dyadische Einstellungsdifferenzen in diesem Bereich prädiktiv für eine negative Entwicklung der Ehequalität nach dem Übergang zur Elternschaft sind. Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Geburt von Kindern eine Vielzahl von Veränderungen innerhalb von Partnerschaften hervorruft. Die wichtigsten Auswirkungen auf die Partnerschaftszufriedenheit können zu folgenden Hypothesen verdichtet werden: Hypothese 32: In Partnerschaften mit jüngeren Kindern herrscht eine traditionalisierte Arbeitsteilung. Hypothese 33: In Partnerschaften mit jüngeren Kindern ist das Konfliktniveau erhöht. Hypothese 34: In Partnerschaften mit jüngeren Kindern finden sich besonders ungünstige Paarinteraktionsmuster. Hypothese 35: In Partnerschaften mit jüngeren Kindern wird die finanzielle Situation als schlechter empfunden. Hypothese 36: In Partnerschaften mit jüngeren Kindern ist die Partnerschaftszufriedenheit verringert. Es sollte an dieser Stelle auf die potentielle Geschlechtsspezifik der geschilderten vermittelnden Prozesse hingewiesen werden: El-Giamal (1997) weist beispielsweise in ihrem Übersichtsartikel darauf hin, dass negative Konsequenzen der Elternschaft häufiger Frauen als Männer betreffen, möglicherweise weil diese stärker den belastenden Aspekten der Kinderversorgung und -erziehung ausgesetzt sind. Die relevanten Befunde verweisen auf eine verschärfte Konfliktwahrnehmung (Belsky & Hsieh 1998; Belsky & Rovine 1990) und eine geringere Ehequalität (Cowan et al. 1985; Glenn 1989; Glenn & McLanahan 1982; Graham et al. 2000; Shapiro et al. 2000; vgl. die Metaanalyse von Twenge et al. 2003) bei Müttern im Vergleich zu Vätern. Allerdings zeigen andere Studien keinen Moderatoreffekt des Geschlechts (Brown 2003; Cox et al. 1999; Gloger-Tippelt et al. 1998; Lye & Biblarz 1993;
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Schneider & Rost 1999; Waldron & Routh 1981). Aus methodischer Sicht scheint der Hinweis darauf geboten, dass sich die untersuchten Stichproben und damit auch die Untersuchungspopulationen zwischen soziologischen Scheidungs- und psychologischen Elternschaftsstudien sehr stark unterscheiden: Während in der familiensoziologischen Forschung fast ausschließlich Ehepaare untersucht werden, beschäftigen sich psychologische Partnerschaftsforscher stärker mit Veränderungsprozessen bei kleinen, homogenen Stichproben, die häufig aus unverheirateten Paaren bestehen. Daher ist die Vergleichbarkeit zwischen diesen beiden Empiriezweigen möglicherweise eingeschränkt.
1.5.1.2
Spätere Phasen im Familienzyklus und Partnerschaftsdauer
Ergänzend sollen noch einige Überlegungen zur längerfristigen Partnerschaftsentwicklung beschrieben werden. Gary Becker zufolge wird die Ehestabilität im Zeitverlauf durch zwei antagonistische Prozesse determiniert: (1) eine zunehmende Stabilisierung durch ehespezifische Investitionen sowie (2) eine Destabilisierungstendenz im Fall erwartungsdiskrepanter latenter Informationen über den Partner. Das folgende Zitat illustriert die Wirkungsweise dieser beiden Prozesse: „(…) auch das Wissen um die Einstellungen und Gewohnheiten des Partners ist von großer Bedeutung. Da die spezifischen Investitionen, zumindest für eine gewisse Zeit, mit der Dauer der Ehe zunehmen, müßte der Anreiz zur Trennung mit der Dauer der Ehe tendenziell abnehmen. Auf der anderen Seite wird der Anreiz, sich zu trennen, um so größer, je mehr eine Person zu der Überzeugung kommt, daß die Ehe ein Fehler war. Diese Überzeugung könnte aus zusätzlicher Information über den Partner oder über andere potentielle Partner erwachsen. (Eine gewisse ‚Suche’ geht, vielleicht unbewußt, auch dann weiter, wenn man verheiratet ist!) Wenn der ‚Fehler’ als groß genug angesehen wird, um den Verlust des ehespezifischen Kapitals auszugleichen, wird es zur Trennung oder vielleicht zur Scheidung kommen“ (Becker 1993a: 173).
Insgesamt ergibt sich aus diesen Überlegungen ein u-förmiger Verlauf der Ehestabilität, der durch eine sinkende Stabilität in den ersten Ehejahren und einen erneuten Wiederanstieg der Stabilität nach einem „Scheidungsgipfel“ charakterisierbar ist (vgl. Esser 2001). Dies entspricht auch weitgehend dem empirisch vorfindbaren nichtlinearen Verlauf des Scheidungsrisikos, der aufgrund seiner charakteristischen Form häufig als Sichelfunktion benannt und entsprechend statistisch modelliert wird (Diekmann & Mitter 1984, 1993).
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Eine etwas andere theoretische Argumentation, die sich explizit auf den Familienzyklus bezieht, erlaubt Annahmen hinsichtlich verschiedener paarinterner Veränderungen im Zeitverlauf. Der Grundgedanke dieses Ansatzes betrifft die Auswirkungen spezifischer Anforderungskonstellationen, denen Paare in den verschiedenen Lebensphasen ausgesetzt sind (Glick 1947, 1978; vgl. auch Aldous 1978; 1990): Diese Anforderungsstrukturen begünstigen jeweils Veränderungen im Ausmaß von Paarkonflikten bzw. von konflikthaltigen Interaktionen, die wiederum – unter Vermittlung durch die Beziehungsqualität – auf die Partnerschaftsstabilität wirken.36 Insbesondere in Partnerschaften mit kleinen Kindern kommt es, wie im letzten Abschnitt ausgeführt, verstärkt zu Konflikten, konflikthaften Interaktionsmustern und Unzufriedenheit. Verlassen die Kinder den elterlichen Haushalt, kann vermutet werden, dass die abnehmende Rollenbelastung der Eltern sowie der Freizeitgewinn tendenziell positive Effekte auf die elterliche Partnerschaft haben dürfte; dies könnte sich insbesondere in einer steigenden Partnerschaftszufriedenheit manifestieren. Die Auswirkungen des Fortschreitens innerhalb des Familienzyklus lassen sich damit als u-förmiger Verlauf der Partnerschaftszufriedenheit über die Zeit modellieren: Diese sollte nach einem anfänglich erhöhten Niveau („Honeymoon“-Phase) nach der Familiengründung tendenziell abnehmen und mit dem Älterwerden der Kinder einen erneuten Anstieg aufweisen (Stegmann & Schmitt 2006). Ähnliches kann hinsichtlich der gegenseitigen Unterstützung und Zuwendung vermutet werden: Auch diese werden wie berichtet häufig infolge einer Familiengründung temporär beeinträchtigt. Weniger eindeutig sind die Vorhersagen der Familienentwicklungstheorie hinsichtlich der Partnerschaftsstabilität: Ob es infolge der vermehrten Konflikten und Unstimmigkeiten nach der Familiengründung zu einer Destabilisierung der Paarbeziehung kommt, dürfte partiell davon abhängen, wie hoch die Konfliktlösungskompetenzen der Partner ausgeprägt sind. Eine allgemeine Destabilisierung zu Beginn der familialen Phase erscheint jedenfalls – auch vor dem Hintergrund der Bedeutung von Kindern als Investition – unwahrscheinlich. In späteren Phasen des Familienzyklus ist jedoch im Einklang mit der familienökonomischen Argumentation eine steigende Partnerschaftsstabilität zu erwarten, da die Rollenbelastungen abnehmen und mehr Zeit für erfreuliche gemeinsame Aktivitäten zur Verfügung steht. Ein Grund hierfür dürfte auch darin bestehen, dass sich viele instabile Paare vor Erreichen dieser Phase trennen und somit nur die stabilsten Paarbeziehungen bis hierhin „überleben“ (Selektionseffekt).
36 Dem Familienzyklus selbst kommt in diesem Sinne streng genommen keine Erklärungskraft zu; vielmehr ist davon auszugehen, dass hinter diesem Konzept stehende Ereignisse wie die Geburt von Kindern konkrete und messbare Veränderungen in Partnerschaften induzieren und dadurch deren Entwicklung beeinflussen (vgl. Hill & Kopp 2004: 68).
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Forschungsbefunde Karney und Bradbury (1995) stellen im Rahmen ihrer Metaanalyse fest, dass empirisch fast keine lineare Kovariation der Ehestabilität mit der Ehedauer (r=.05) festzustellen ist. Verschiedene Scheidungsstudien bestätigen dies durch schwache negative Effekte auf das Scheidungsrisiko, unabhängig davon, ob Kenndauer, Partnerschaftsdauer oder Kohabitationsdauer als Indikatoren eingesetzt werden (Esser 2002a, 2002b; Kalmijn & Poortman 2006). Ein Ausbleiben einer linearen Kovariation steht jedoch keineswegs in Widerspruch zu den theoretischen Vorhersagen der Familienökonomie, die primär einen nichtlinearen Zusammenhang erwarten lassen. Auch wenn sich die Experten darüber streiten, ob eine Parametrisierung als Sicheloder als generalisiertes log-logistisches Modell eine bessere Annäherung an den zeitlichen Verlauf des Scheidungsrisikos leistet (Braun & Engelhardt 1998; Brüderl & Diekmann 1995), so kann es doch als gut abgesicherte Erkenntnis angesehen werden, dass eine rechtsschiefe, umgekehrt u-förmige Kurve den Risikoverlauf – zumindest in Erstehen – recht gut beschreibt (zu abweichenden Resultaten vgl. Diekmann & Klein 1991). Für das hierzu komplementäre Konstrukt der (subjektiven) Partnerschaftsstabilität kann ein umgekehrter Verlauf erwartet werden: Hypothese 37: Die Partnerschaftsstabilität variiert nichtlinear (u-förmig) über die Beziehungsdauer. Als eine Ursache dieses nichtlinearen Verlaufs kann neben der Beckerschen Informationsgewinnungsthese auch die Entwicklung der Partnerschaftszufriedenheit und ihrer Determinanten (z.B. Konflikte, Interaktion etc.) angesehen werden. In einigen frühen Untersuchungen wird ein kurvilinearer u-förmiger Verlauf der Ehequalität über den Familienzyklus konstatiert (Anderson et al. 1983; Burr 1970; Rollins & Cannon 1974; Rollins & Feldman 1970; vgl. jedoch Spanier et al. 1975; Vaillant & Vaillant 1993). Versuche der Identifikation der hierfür verantwortlichen Wirkmechanismen wiesen insbesondere auf einen abträglichen Effekt (junger) Kinder hin (Glenn 1989; Schumm & Bugaighis 1986). Ein Problem dieser Untersuchungen liegt jedoch in ihrem Querschnittdesign, welches hoch sensitiv gegenüber Selektionseffekten ist: So ist zu erwarten, dass viele unzufriedene Paare sich trennen und daher aus der Population ausscheiden, was eine Alternativerklärung insbesondere für den späteren Wiederanstieg darstellt. Erst in jüngerer Zeit wurden verstärkt Analysen an Paneldaten durchgeführt; diese finden statt des u-förmigen Zusammenhangs häufig eine (lineare oder kubische) Abnahme der Ehequalität über die Ehedauer (Brandtstädter & Felser 2003; Johnson et al. 1992; Kurdek 1998; 117
VanLaningham et al. 2001; vgl. auch Brandstätter & Kronberger 2003). Dies wird in den Befunden der Metaanalyse von Karney und Bradbury (1995) bestätigt; die Autoren geben als Resultat zahlreicher Längsschnittstudien einen aggregierten Effekt von r=-.35 der Ehedauer auf die Ehequalität an. Ebenfalls eine Verschlechterung unterschiedlicher Facetten der Ehequalität berichtet eine weitere Studie, die die untersuchten Ehepaare allerdings nur über die ersten 13 Ehejahre hinweg begleitet und somit keine Informationen über Langzeitehen und späte Familienzyklusphasen liefert (Huston et al. 2001). Umberson et al. (2005) präsentieren eine differenzierte Mehrebenenanalyse, in der die Autoren versuchen, Alters-, Familienund Kohorteneffekte zu separieren. Sie finden dabei zunächst eine Verringerung der Ehequalität über die Panelwellen; dahinter verbergen sich jedoch komplexe gegenläufige Prozesse und Wechselwirkungen, die sich vereinfacht wie folgt zusammenfassen lassen: Der Übergang zur Elternschaft bewirkt allgemein eine deutliche Verringerung von Niveau und Entwicklung der Ehequalität. Daneben zeigen sich positive Effekte des quadrierten Alters sowie des Vorhandenseins eines erwachsenen Kindes im Haushalt auf das Ehequalitäts-Niveau, was auf die Möglichkeit eines u-förmigen Verlaufs verweist. Allerdings finden die Autoren Moderatoreffekte des Elternschaftsstatus und der Kohorte: Während in älteren Kohorten kinderlose Paare eine negative Entwicklung der Ehequalität zeigen, sind in jüngeren Kohorten eher langfristige negative Verläufe bei Elternpaaren zu beobachten. In beiden Fällen ist allerdings der Eintritt ins empty nest mit einem Wiederanstieg der Ehequalität der Eltern verbunden. Im Einklang hierzu finden auch Orbuch et al. (1996) eine erhöhte Ehequalität bei kurzer (bis 4 Jahre) und sehr langer (35-44 Jahre) Ehedauer. Insgesamt sprechen die beiden zuletzt genannten Befunde daher für den u-förmigen Verlauf der Ehequalität. Daneben liegen einige weitere empirische Untersuchungen vor, die einzelne Phasen bzw. Übergänge im Familienzyklus fokussieren und die zum Teil die These einer u-förmigen Entwicklung der Ehequalität über den Familienzyklus stützen:
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Auszug der Kinder / Übergang ins „empty nest“: Konkret werden positive Effekte der Ablösung der Kinder von den Eltern berichtet, die sich als Anstieg der elterlichen Ehequalität nach dem Auszug der Kinder konkretisieren lassen, während ein Wiedereinzug eines erwachsenen Kindes bei den Eltern deren Partnerschaftszufriedenheit beeinträchtigt (Faulkner et al. 2005; vgl. auch Lee 1988). Auch eine Studie von Stegmann & Schmitt (2006) an Langzeitehepaaren, in der jedoch kein direkter Bezug zum Familienzyklus hergestellt wird, deutet auf positive Entwicklungstendenzen der Ehequalität in entsprechenden Altersabschnitten hin.
Eintritt ins Rentenalter: Hier spricht nach Kim und Moen (2001) die Befundlage insgesamt eher für positive als für negative längerfristige Auswirkungen auf die Ehequalität. Neben zumindest partiell positiven Auswirkungen (Atchley 1992; Kulik 1999; Moen et al. 2001; Szinovacz 1980) werden in einigen Studien allerdings auch negative (Lee & Shehan 1989) oder keine Auswirkungen (Szinovacz 1996) berichtet (vgl. Carstensen et al. 1996: 231f). Zudem zeigen einige Untersuchungen, dass der berufliche Ruhestand keineswegs uniforme generelle Auswirkungen hat, sondern dass vielmehr komplexe, moderierte Effekte zu erwarten sind. Besonders hervorzuheben ist hierbei die Untersuchung von Davey und Szinovacz (2004), die in einer in dieser Form selten anzutreffenden Präzision und methodischer Rafinesse differentielle und vermittelte Wirkmechanismen beleuchtet. Mittels längsschnittlicher konfirmatorischer Faktorenanalysen können die Autoren zeigen, dass sich die individuellen Bedeutungen eines der untersuchten Aspekte der Ehequalität – eheliche Solidarität genannt – nur wenig über die Zeit verändern, jedoch vor dem Übergang zwischen den Geschlechtern variieren, im Ruhestand hingegen konvergieren. Bezüglich einer zweiten Komponente (Konflikt) zeigt sich eine Selbstverstärkung, falls der Mann in den Ruhestand geht: Konfliktreiche Partnerschaften werden noch konflikthafter, konfliktarme erleben ein Absinken des Konfliktniveaus. Myers und Booth (1996) können keinen Haupteffekt des Übergangs ins Rentenalter nachweisen, wohl aber moderierende Effekte von „Verstärkervariablen“ wie Geschlecht, Belastung durch die frühere Arbeit, Veränderungen der sozialen Unterstützung etc. Szinovacz (1996) berichtet, dass die Ehequalität im Ruhestand steigt, wenn das Verrentungsmuster der beiden Ehepartner der Geschlechtsrollenorientierung entspricht (z.B. fortgesetzte Erwerbstätigkeit des Mannes und Ruhestand der Frau bei traditional orientierten Paaren) und sinkt, wenn hierbei Diskrepanz herrscht. In Anbetracht dieser unklaren Befunde zum Übergang in den Ruhestand empfehlen Kim und Moen (2001), unterschiedliche vermittelnde Variablen in den Analysen zu berücksichtigen und weniger Haupt- als vielmehr Interaktionseffekte zu analysieren.
Kritisch ist zu den zuletzt genannten Untersuchungen anzumerken, dass meist nur ein kurzer Zeitraum um den jeweiligen Übergang herum anhand einer altershomogenen Stichprobe betrachtet wird, wodurch längerfristige Entwicklungen und Kohorteneffekte unberücksichtigt bleiben. Hinsichtlich der allgemeinen Veränderungen der Partnerschaftszufriedenheit über den Familienzyklus ist trotz des in neueren Längsschnittstudien gefundenen negativen Zusammenhangs im Rahmen der
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vorliegenden Untersuchung – nicht zuletzt angesichts des Querschnittdesigns – ein u-förmiger Verlauf zu erwarten: Hypothese 38: Bezüglich der Ehequalität findet sich eine nichtlineare, u-förmige Variation über die Phasen des Familienzyklus.
1.5.2 Der Institutionalisierungsgrad von Partnerschaften Ein alternativer Indikator der Partnerschaftsentwicklung neben dem Familienzyklus bzw. der Partnerschaftsdauer, die aus theoretischer Sicht auch als partnerschaftsspezifische Investition angesehen werden können, ist der Institutionalisierungsgrad von Paarbeziehungen, insbesondere die rechtliche Verankerung durch Eheschließung. Paare, die in ihrer Beziehung Instabilität bzw. Trennung antizipieren, dürften seltener den Bund der Ehe eingehen als Paare, die mit einer langfristigen gemeinsamen Zukunft rechnen. Umgekehrt ist theoretisch zu erwarten, dass Ehen aufgrund der höheren Trennungskosten weniger schnell aufgelöst werden als nichteheliche Partnerschaften. Neben emotionalen und sozialen Kosten entstehen den von Scheidung Betroffenen mitunter gravierende ökonomische Nachteile (Amato 2000; Andreß et al. 2003; Beelmann & Schmidt-Denter 2003; Dyer 1986), was den Akteuren auch bewusst und damit für sie handlungsrelevant sein dürfte. Leider sind direkte vergleichende Studien von nichtehelichen Partnerschaften und Ehen selten, sodass nur in begrenztem Ausmaß Informationen über die relative Stabilität und Qualität dieser beiden Beziehungsformen vorliegen. Nock (1995: 53) bemerkt hierzu: „Although we know more about cohabiting unions now than we did 10 years ago, one central question remains largely unexplored. Specifically, we know little about how individuals and couples differ in terms of the nature and quality of their relationships.”
Bis heute besteht ein merkliches Defizit in Bezug auf nichteheliche Lebensgemeinschaften. Ein Grund hierfür könnte in den methodischen Schwierigkeiten beim Vergleich von Ehen und nichtehelichen Partnerschaften bestehen: So ist allgemein bekannt, dass ein hoher Anteil nichtehelich kohabitierender Paare zu irgendeinem Zeitpunkt den Übergang in die Eheschließung vollzieht (Manning 2004; Willetts 2006). Diese Paare können jedoch in einem Querschnittdesign nicht von dauerhaft unverheirateten Partnerschaften differenziert werden, sodass hier möglicherweise bezüglich wichtiger Kovariaten wie Traditionalismus, Religiosität etc. recht hetero120
gene Populationen aggregiert werden. Den einzigen Ausweg stellt hier ein sorgfältig kontrolliertes Längsschnittdesign dar; entsprechende Befunde der vorliegenden Studie müssen daher mit Vorsicht interpretiert werden. Einige der wenigen verfügbaren empirischen Befunde zum Vergleich der Partnerschaftsformen sollen jedoch im Folgenden vorgestellt werden.
Forschungsbefunde Eine der wenigen direkt vergleichenden Studien stellt die Untersuchung von Brines und Joyner (1999) dar. Die Autorinnen können an einem großen USamerikanischen Paneldatensatz (Panel Study of Income Dynamics, PSID) nachweisen, dass nichteheliche Lebensgemeinschaften einem fast fünfmal so hohen Trennungsrisiko ausgesetzt sind wie Ehen. Stafford et al. (2004) finden im Einklang hierzu eine verringerte subjektive Partnerschaftsstabilität bei nichtehelichen Lebensgemeinschaften. Weitere, auch in der Literatur meist zitierte Befunde beziehen sich auf die Forschung zur vorehelichen Kohabitation (vgl. Abschnitt 1.4.1.2); allerdings wird hier wiederum nur eine Teilpopulation untersucht, nämlich diejenigen Paare, die den Übergang zur Ehe vollziehen. Auch diese Quellen weisen darauf hin, dass vorehelich kohabitierende Paare sich durch spezifische Merkmale auszeichnen (z.B. Unkonventionalität, geringer Traditionalismus), welche wiederum das Scheidungsrisiko steigern. Bezüglich der vermittelnden Mechanismen liegen ebenfalls nur vereinzelte Untersuchungen vor. Ältere Befunde weisen darauf hin, dass Ehepaare allgemein durch eine höhere Lebenszufriedenheit gekennzeichnet sind (Glenn & Weaver 1988). Einen Vergleich verschiedener Aspekte des Partnerschaftserfolgs bei verheirateten und nichtehelichen Lebensgemeinschaften bietet Nock (1995). Er diagnostiziert bei nichtehelichen Lebensgemeinschaften im Mittel eine gegenüber Ehepaaren reduzierte Partnerschaftszufriedenheit, die mit einem verringerten Commitment korrespondiert. Keine Unterschiede ergeben sich hinsichtlich der Konflikthäufigkeit. In der bereits erwähnten Untersuchung von Stafford et al. (2004) hingegen zeigen (dauerhaft) unverheiratete Paare im Vergleich zu Ehepaaren eine erhöhte Konfliktbelastung, Gewaltneigung sowie eine verringerte Ausprägung in Partnerschaftszufriedenheit und Commitment. Eine weitere Untersuchung ergibt keinerlei Hinweise auf Unterschiede zwischen den beiden Beziehungsformen hinsichtlich Konflikthäufigkeit oder Partnerschaftszufriedenheit (Willetts 2006). Vor dem Hintergrund der erwähnten theoretischen Überlegungen und Befunde lässt sich folgendes erwarten:
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Hypothese 39: Ehepaare weisen eine höhere Partnerschaftsstabilität auf als unverheiratete Paare.
1.6 Komplexe Einflüsse und Wirkmechanismen am Beispiel intergenerationaler Scheidungstransmission Nach der so genannten Transmissionshypothese wird das Scheidungsrisiko von der Eltern- auf die Kindgeneration übertragen. Kinder aus Scheidungsfamilien weisen hiernach in ihren eigenen Ehen ein höheres Scheidungsrisiko auf als Ehepartner, deren Eltern bzw. Schwiegereltern nicht geschieden wurden. Durch die angenommene soziale „Vererbung“ des Scheidungsrisikos reproduziert sich die Scheidung in der Generationenfolge. Der Transmissionseffekt trägt somit zu einer Gesamtzunahme der Scheidungsziffern bei und wird deshalb auch als eine der Ursachen der in vielen westlichen Nationen zu beobachtenden „Scheidungsspirale“ (vgl. Diekmann 1994: 94f) angesehen. Zunächst stellt sich jedoch die Frage, auf welche Weise es zu einer intergenerationalen Transmission von Instabilitätsrisiken kommen kann. Die Wirkungsweise der vermittelnden Mechanismen kann aus theoretischer Sicht grob anhand der folgenden Thesen verdeutlicht werden (vgl. Diefenbach 1999): 1.
2.
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These der ökonomischen Deprivation / Vulnerabilitätsthese: Scheidungskinder sind nach dieser These besonderen materiellen Restriktionen unterworfen, nicht zuletzt weil sie häufig in Ein-Eltern-Familien aufwachsen. Aufgrund der schwierigeren ökonomischen Situation können Eltern im Schnitt weniger Investitionen in die „Qualität“ ihrer Kinder tätigen; dadurch akkumulieren diese weniger Humankapital, beispielsweise Bildung. Nach Ansicht einiger Autoren (vgl. Elder 1974) ist die Scheidung der Eltern und die damit verbundene ökonomische Deprivation außerdem für die betroffenen Kinder ein Anlass, frühzeitig das Haus zu verlassen, vorzeitig zu heiraten, um möglichst rasch ökonomische Unabhängigkeit von den Eltern zu erlangen. Auf diese Weise werden besonders früh Erwachsenenrollen übernommen, häufig bevor die eigentlich notwendigen sozialisatorischen Reifungsprozesse abgeschlossen sind. Dies trägt wiederum zu einer Erhöhung des Trennungs- und Scheidungsrisikos bei. These verringerter Konventionalität: Personen, deren Eltern geschieden wurden, weisen häufiger eine skeptische Haltung gegenüber der Ehe auf als Personen, deren elterliche Ehe stabil ist, haben eine weniger traditionale Einstel-
3.
lung zur Arbeitsteilung in Partnerschaften und neigen weniger stark dazu, partnerschaftsspezifisches Kapital zu akkumulieren (Underinvestment-These). Folglich sehen die betreffenden Personen das Eingehen einer Partnerschaft eher als revidierbare Entscheidung an, was sich in einem verringerten Commitment und einer reduzierten subjektiven Partnerschaftsstabilität niederschlägt. Schließlich ist aufgrund von Vorbehalten gegen die Institution Ehe die Wahrscheinlichkeit einer Probeehe erhöht bzw. die Heiratswahrscheinlichkeit verringert. These des sozialen Lernens: Hier wird davon ausgegangen, dass die instabile elterliche Ehe vor der Scheidung durch ein hohes Maß an Konflikten und Auseinandersetzungen geprägt ist. Die betroffenenen Kinder wiederum übernehmen (a) qua Modelllernen problematische Interaktionsstile von den Eltern und entwickeln (b) ungünstigere kognitive Arbeitsmodelle, die sich in einer skeptischeren bzw. negativeren Wahrnehmung eigener Paarbeziehungen manifestieren können. Dadurch werden tendenziell die empfundene Zufriedenheit und Stabilität in der eigenen Partnerschaft beeinträchtigt. Zu den weiteren ungünstigen Lernbedingungen zählen die häufige Abwesenheit eines männlichen Rollenmodells (z.B. Hetherington 1972) und ein geringeres Ausmaß disziplinierender Kontrolle sowie ein erhöhter peer-Einfluss in Ein-ElternFamilien (Mueller & Pope 1977; Steinberg 1987).
Im Kern widersprechen sich die Hypothesen nicht, sondern sind durchaus als sich ergänzende Teilerklärungen zu verstehen. Lediglich die in der zweiten These postulierte stärkere Ablehnung von Ehen bei Scheidungskindern steht in gewissem Widerspruch zu der in der ersten These erwarteten Tendenz zu Frühehen. Welche der beiden Vermutungen eher zutrifft, müssen daher die empirischen Ergebnisse klären.
Forschungsbefunde Die Befundlage zur intergenerationalen Transmission des Scheidungsrisikos ist eindeutig: Zahlreiche Studien belegen mittlerweile, dass sich das Scheidungsrisiko einer Ehe erhöht, wenn bereits in der Elterngeneration eine Scheidung vorkam (vgl. zum Überblick Amato 1996; Diefenbach 2000); Amato und Cheadle (2005) finden sogar noch negative Auswirkungen von Scheidungen in der Großelterngeneration in Form erhöhter Eheprobleme. Hullen (1998) berichtet ein höheres Trennungsrisiko von Scheidungskindern in nichtehelichen Lebensgemeinschaften. Zur Stärke des Effekts gibt Amato (1996) an, dass sich das Scheidungsrisiko für 123
US-amerikanische Frauen aus einer geschiedenen Ehe um 59% erhöhe, während der Effekt für den Ehemann nicht signifikant sei. Wenn beide Ehepartner einer Scheidungsfamilie entstammen, verdreifache sich das Scheidungsrisiko. Zu einer vergleichbaren Effektgröße kommen z.B. auch McLanahan und Bumpass (1988), Wagner (1997), Feng (1999) und Wolfinger (2003). Diekmann und Engelhardt (1995) stellen dagegen fest, dass männliche Scheidungswaisen aus jüngeren Heiratskohorten in Deutschland in ihren eigenen Ehen ein weitaus höheres relatives Scheidungsrisiko aufweisen als Frauen (140% gegenüber 20%). Nach Diefenbach (1997; 1999) besteht das Risiko intergenerationaler Scheidungstransmission in West- und Ostdeutschland sowohl für Söhne als auch für Töchter geschiedener Ehen in gleicher Höhe. Teachman (2002a) erfasst den Typ des Lebensumfeldes des aufwachsenden Kindes genauer (Scheidung oder Tod eines Elternteils, Wiederheirat, außereheliches Kind) und berücksichtigt die Anzahl der Übergänge zwischen den einzelnen Familienformen, die ein Kind durchlebt. Seinen Untersuchungen zu Folge weisen außerehelich aufwachsende Kinder, die weder Scheidung noch Tod eines Elternteils erlebt haben, ein ähnlich stark erhöhtes Scheidungsrisiko auf wie Kinder aus geschiedenen Ehen. Der Tod eines Elternteils hat dagegen einen vergleichsweise geringen Effekt. Ebenso tragen auch zusätzliche, nicht-normative Übergänge in den Lebensumständen Heranwachsender, z.B. Wiederverheiratung, teilweise zur Erhöhung des eigenen Scheidungsrisikos bei. Empirische Befunde zu den vermittelnden Mechanismen unterstützen alle drei genannten Thesen: McLanahan und Bumpass (1988) kommen im Einklang zur Vulnerabilitätsthese zu dem Ergebnis, dass Frauen, deren Eltern in Scheidung bzw. getrennt leben, eine erhöhte Scheidungswahrscheinlichkeit aufweisen, tendenziell häufiger in einem Alter von unter zwanzig Jahren heiraten und oft schon im Teenager-Alter bzw. vor der Ehe Kinder zur Welt bringen. Feng et al. (1999) ziehen ein ähnliches Fazit, indem sie für die Weitergabe der Scheidung von den Eltern zu ihren Töchtern vor allem demographische und Lebenslauffaktoren (vor allem das Alter bei Erstheirat sowie ein geringeres Bildungsniveau) verantwortlich machen. Gegen die These der ökonomischen Deprivation spricht allerdings das Ergebnis, dass die Stärke des Transmissionseffekts davon unabhängig ist, ob das Kind nur mit dem Vater oder nur mit der Mutter aufgewachsen ist, obgleich Väter im Allgemeinen über mehr materielle Ressourcen verfügen sollten und daher ceteris paribus Humankapitaldefizite bei Kindern, die bei ihren Vätern aufwachsen, tendenziell geringer ausfallen müssten. Daneben kann die These der ökonomischen Deprivation nicht erklären, warum sich die Trennung der Eltern während der Kindheit in ähnlichem Ausmaß negativ auswirkt wie bei erwachsenen Kindern, wenn die Investitionen der Eltern in das Humankapital ihrer Kinder weitgehend abgeschlossen
124
sind. Nach Diekmann und Engelhardt (1995) sind für den Transmissionseffekt männlicher Scheidungswaisen vor allem eine Tendenz zur Frühehe, zu geringerer Fertilität und zu geringeren religiösen Bindungen verantwortlich. Weiterhin deuten eine größere Neigung zum Eingehen einer Probeehe (vgl. Webster et al. 1995) und weniger Wohneigentum darauf hin, dass Personen aus Scheidungsfamilien in verringertem Ausmaß in die eigene Ehe investieren. Insgesamt sprechen die Befunde damit für die Gültigkeit der ersten beiden Thesen. In Übereinstimmung mit der These verringerter Konventionalität finden Axinn und Thornton (1996) bei Scheidungskindern liberalere Einstellungen gegenüber vorehelichem Sex und einer Probeehe und eine geringere Eheorientierung. Auch Segrin et al. (2005) diagnostizieren bei Kindern von geschiedenen Eltern eine skeptischere Haltung gegenüber der Ehe sowie eine verringerte Heiratsneigung. Amato (1996) kann den Transmissionseffekt pimär durch liberalere Einstellungen zur Scheidung und durch bei Scheidungskindern vermehrt auftretende interpersonelle Verhaltensprobleme (z.B. Ärger, Eifersucht, Gefühle verletzendes Verhalten) erklären; dies stützt sowohl die These verringerter Konventionalität als auch die soziale Lernhypothese. Story et al. (2004) berichten über stärkere dysfunktionale Verhaltenstendenzen bei Scheidungskindern, insbesondere eine höhere Aggressivität (speziell bei Frauen). Booth und Amato (2001) schließlich weisen bei Kindern aus Scheidungsfamilien eine höhere Wahrscheinlichkeit für konflikthaftinstabile Ehen nach (ähnliche Befunde bei Unverheirateten finden sich bei Jacquet & Surra 2001). Diefenbach (1999) weist zusätzlich darauf hin, dass das Scheidungsrisiko der Kindgeneration durch die niedrige Qualität der elterlichen Ehe besser erklärt werden kann als durch deren Trennung bzw. Scheidung (vgl. auch Booth & Amato 2001). Dieses Ergebnis lässt sich am besten mit der Erklärung des Transmissionseffektes durch soziales Lernen (z.B. Übernahme inadäquater, die Partnerschaftszufriedenheit beeinträchtigender Interaktionsstile) vereinbaren. Schließlich werden für die intergenerationale Transmission des Scheidungsrisikos auch problematische Partnerwahlprozesse verantwortlich gemacht. Hevorzuheben ist hier die Studie von Wolfinger (2003), der zeigen kann, dass Kinder aus geschiedenen Ehen oft selbst Scheidungswaisen heiraten und sich so das Scheidungsrisiko der Ehe besonders stark erhöht. Der Autor führt dies im Wesentlichen darauf zurück, dass sich aufgrund der biographischen Ähnlichkeiten von Kindern aus geschiedenen Ehen deren Attraktivität füreinander erhöht. Insgesamt lässt sich aus den Befunden die folgende Hypothese extrahieren: Hypothese 40: Instabilität der elterlichen Ehe geht mit einer verringerten eigenen subjektiven Partnerschaftsstabilität einher.
125
1.7 Grenzen der beschriebenen Ansätze und Erweiterungen Die bislang beschriebenen Theorieansätze dominieren bei der Erklärung der Stabilität von Ehen bzw. Partnerschaften im Rahmen des quantitativ-empirisch ausgerichteten Diskurses. Austauschtheorie und Familienökonomie bieten aufgrund ihrer mikrotheoretischen Fundierung zahlreiche Möglichkeiten der Hypothesengenerierung zu Determinanten der Partnerschaftsqualität und -stabilität und sind somit als äußerst fruchtbar für die Empirie einzustufen. Dennoch bleibt der gemeinsame handlungstheoretische Kern, die Annahme nutzenmaximierenden Verhaltens, weitgehend ungeprüft. Empirisch stellt sich hier insbesondere das Problem der Inkommensurabilität (d.h. der Nichtvergleichbarkeit der Skalen) von Kostenund Nutzenfaktoren. Daneben sind von einigen Autoren bereits empirische Belege dafür erbracht worden, dass gerade in gemeinschaftlichen Partnerschafts- und Familienbeziehungen die strikte Orientierung am Reziprozitätsprinzip die Attraktion verringert und damit potentiell destabilisierend wirkt (Clark & Mills 1979; Mills & Clark 2001; Murstein et al. 1977). Eine laxere Reziprozitätsannahme – z.B. die völlige zeitliche Entkoppelung von Geben und Nehmen – verringert den Informationsgehalt der Austauschtheorie und erschwert eine empirische Überprüfung zusätzlich, wodurch der Ansatz letztlich quasi gegen Falsifizierung immunisiert wird (vgl. Crott 1979). Innerhalb der familiensoziologischen Debatte wird häufig der allgemeine Kritikpunkt formuliert, dass in RC-Theorien normative Orientierungen der Akteure (z.B. religiöse Überzeugungen) als Handlungsgrundlage in Partnerschaften vernachlässigt werden. So konnte beispielsweise empirisch gezeigt werden, dass objektiv verfügbare Alternativen abgewertet werden, wenn das Commitment gegenüber der Paarbeziehung hoch ausfällt (Johnson & Rusbult 1989) und dass ein starkes kognitives „Framing“ unabhängig von sonstigen Anreizen die Bereitschaft zu ehespezifischen Investitionen steigert, welche die Ehe stabilisieren (Esser 2002a). Diese und ähnliche empirische Befunde werden lediglich als „Anomalien“ (Esser 2002b: 28) in einem ansonsten rationalen Handlungsrahmen hingenommen, aber nicht in den theoretischen Erklärungsmechanismus integriert. Auch in der Übertragung auf Paarbeziehungen ist dieser Kritikpunkt relevant: Hier kann erwartet werden, dass Anreize und Opportunitäten – anders als von den rational choice-Ansätzen vorhergesagt – erst dann eine Rolle für die Partnerschaftsstabilität spielen, wenn die Überzeugung der Partner erschüttert wird, dass sie einen „Bund fürs Leben“ eingegangen sind (vgl. Esser 1999, 2002a, 2002b). In diesem Zusammenhang werden Untreue, Gewalt, Ehekrisen oder sonstige „Störungen“ als zentrale auslösende Momente einsetzender Reflexion über KostenNutzen-Bilanzen innerhalb der Paarbeziehung angesehen. Letztendlich wird also argumentiert, dass die von RC-theoretischen Ansätzen hervorgehobenen Anreize 126
und Opportunitäten für eine Paarbeziehung erst dann relevant werden, wenn eine schwache normative Orientierung herrscht oder wenn bereits ein Framewechsel stattgefunden hat. Insofern werden normative Handlungsgrundlagen als alternative, von Anreizen losgelöste Determinante des Partnerschaftserfolgs gesehen und damit quasi Geltungsbedingungen für RC-Erklärungen postuliert. Damit ist ein Entwurf für ein Zwei-Prozess-Modell zur Erklärung des Partnerschaftserfolgs skizziert, in dem neben Anreizvariablen und Opportunitätenstrukturen ein hiervon unabhängiger Einfluss allgemeiner (Traditionalismus, Religiosität) bzw. spezifischer (kognitive Rahmung der eigenen Paarbeziehung) normativer Orientierungen modelliert wird. Diese zweigleisige Konzeption dient als Grundschema für die Entwicklung eines zusammenfassenden integrativen Modells des Partnerschaftserfolgs im letzten Abschnitt dieser Arbeit (S. 309). Insgesamt ist trotz der berechtigten Kritik relativierend darauf hinzuweisen, dass die RC-Ansätze trotz der Kritikpunkte ein fruchtbarer Nährboden für die Hypothesengenerierung und die konsistente Deutung zahlreicher empirischer Befunde der Scheidungs- und Ehequalitätsforschung gewesen sind und nach wie vor ohne echte Alternativen bleiben (vgl. Kopp 1994).
1.7.1
Indikatoren normativer Orientierungen
Im Folgenden werden verschiedene Indikatoren normativer bzw. kultureller Orientierungen diskutiert. Im Einzelnen handelt es sich dabei um kohortenbezogene Gemeinsamkeiten (1.7.1.1), kulturspezifische Partnerschaftsleitbilder (1.7.1.2), konfessionelle und religiöse Bindungen (1.7.1.3), geschlechtsspezifische Wahrnehmungen (1.7.1.4) sowie Geschlechtsrollenorientierungen (1.7.1.5).
1.7.1.1
Historischer Wandel
In zahlreichen empirischen soziologischen Untersuchungen zur Ehestabilität steht die Frage im Vordergrund, wie der diachrone Anstieg der Scheidungsraten zu erklären ist. Der Einfluss gesellschaftlichen Wandels kann über die Kohortenzugehörigkeit bestimmt werden. Die theoretische Begründung für dieses Vorgehen besteht darin, dass alle Personen einer Kohorte (z.B. bezüglich des Geburts- oder Heiratsjahrgangs) einem gemeinsamen „Schicksal“ in Form spezifischer historischer Erfahrungen und Zeitgeisteinflüssen ausgesetzt werden (vgl. hierzu Esser 2002a). Die Kohorten bilden geichsam Konglomerate objektiver und subjektiver Merkmale der sozialen Situation der Akteure, die neben dem sich wandelnden 127
Zeitgeist – beispielsweise der gestiegenen gesellschaftlichen Akzeptanz von Scheidung und der Anpassung der zugehörigen Gesetzgebung und Rechtsprechung – auch strukturelle Faktoren wie die Veränderung der Zusammensetzung von Heiratsmärkten (Geschlechterverhältnisse, Altersstruktur) umfassen. Die Kohortenzugehörigkeit wird daher in vielen Scheidungstudien als Kontrollvariable berücksichtigt. Bei Verwendung von Querschnittdaten bringt die Berücksichtigung der Kohortenzugehörigkeit jedoch interpretatorische Schwierigkeiten bezüglich der Ergebnisse mit sich, da dann Partnerschaftsdauer- und „echte“ Kohorteneffekte nicht differenziert werden können. Daher wird in diesem Bereich keine Hypothese aufgestellt.
1.7.1.2
Kulturelle Einflüsse (Sozialisation)
Der im letzten Abschnitt thematisierte historische Bezug von familien- und partnerschaftsbezogenen Leitbildern oder „Frames“ lässt sich auf die Abhängigkeit vom räumlichen bzw. kulturellen Kontext verallgemeinern. Konkret kann davon ausgegangen werden, dass partnerschaftsbezogene Orientierungen der Akteure (z.B. Einstellungen zu Ehescheidung oder zur paarinternen Arbeitsteilung) zum Teil von den gesellschaftsspezifischen Rahmenbedingungen abhängen, denen die Individuen ausgesetzt sind. In diesem Sinne können z.B. bestimmte steuerrechtliche Rahmenbedingungen wie das westdeutsche Ehegattensplitting Anreize für eine spezialisierte Arbeitsteilung schaffen, familienpolitische Maßnahmen üben Effekte auf das Fertilitätsniveau aus usw. Die dadurch bedingten Praktiken der Partnerschaftsgestaltung (also etwa Arbeitsteilung oder Familienbildung) wiederum beeinflusst den Partnerschaftserfolg. Neben diesen gesellschaftlichen Einflüssen wird daneben eine gewisse interindividuelle Varianz in Partnerschaftsleitbildern und -modellen durch den biographischen und sozialisatorischen Erfahrungshintergrund erzeugt. Im Sozialisationsprozess lernen die Individuen partnerschaftsbezogene Erwartungen und erwerben so mentale Arbeitsmodelle für Bindungsbeziehungen (Hazan & Shaver 1987). Auf Grundlage von Bindungs-, Lern- und Sozialisationstheorie kann davon ausgegangen werden, dass die im Elternhaus (und anderen Sozialisationsinstanzen) vermittelten Partnerschaftsleitbilder eine wichtige Grundlage für spätere Wahrnehmungs- und Verhaltensdispositionen darstellen. Auch diese Arbeitsmodelle sind nicht kulturunabhängig, sie können nämlich als partielles Substrat der Situationsdefinitionen der Eltern – oder anderer Instanzen – angesehen werden; es handelt sich bei Sozialisationsprozessen also auch um eine Art sekundäre Situationsdefinition (vgl. Abbildung 6). In diesem Schema wird zum einen die kulturelle Persistenz in der Sozialisation erworbener Leitbilder erklärbar, 128
ohne die Möglichkeit interindividueller Variabilität auszuschließen. Zugleich geht jedoch auch daraus hervor, dass diese Orientierungen und Modelle nicht gänzlich unabhängig von den (veränderlichen) aktuellen Lebensbedingungen sind. Angesichts der tief greifenden wirtschaftlichen, politischen und sozialen Umbrüche in den neuen Bundesländern nach 1990 lässt sich die Wende im Vergleich zwischen in der DDR bzw. BRD Sozialisierten als quasiexperimentelles Setting bezeichnen (Klein et al. 1996: 65; Schmidt & Heckhausen 1994: 45): Im Fall der BRD blieben die strukturellen Rahmenbedingungen nach der Wiedervereinigung im Wesentlichen konstant, während der Zusammenbruch des politischen Systems der DDR mit tief greifenden Veränderungen im Wirtschafts- und Rechtssystem einherging (vgl. Schneider et al. 1995). Dies machte erhebliche Anpassungsleistungen der Akteure nicht nur bei der wirtschaftlichen Existenzsicherung, sondern auch in den Bereichen Partnerschaft und Familie erforderlich. Abbildung 6: Schema zum Einfluss struktureller Bedingungen, kulturellen Leitbildern und sozialisatorischer Erfahrungen auf partnerschaftliches Handeln und Partnerschaftserfolg veränderliche gesellschaftliche Randbedingungen / Familienpolitik Situationsdefinition
Situationsdefinition
Elterngeneration
Kindgeneration
Familien- und Partnerschaftsleitbilder
Partnerschaftsgestaltung
Partnerschaftserfolg
Partnerschaftsgestaltung
Partnerschaftserfolg
Sozialisation
Familien- und Partnerschaftsleitbilder: Partnersuch- und Partnerwahlstrategien Rollenorientierung generative Intention Eheorientierungen
Bezüglich der Veränderungen in Ostdeutschland nach der Wende tritt der – historisch seltene – Fall ein, dass die im Sozialisationsprozess gelernten Leitbilder – z.B. 129
Erwartungen an Partnerschaft und Familie oder Kriterien der Partnerwahl – aufgrund der umbruchartigen äußeren Veränderungen möglicherweise mit den aktuellen Rahmenbedingungen und den daraus resultierenden „neuen“ Situationsdefinitionen und Leitbildern in Konflikt geraten: Blieb z.B. in der DDR der eigene Erwerbsstatus beider Partner weitgehend unbeeinflusst von der Entscheidung, eine Partnerschaft bzw. Ehe einzugehen oder eine Familiengründung zu vollziehen, sind Familienstand und Erwerbsstatus in der BRD traditionell zwei aufs engste miteinander verknüpfte Lebensbereiche: Ehen erfüllten hier häufig die Funktion eines „Versorgungskontrakts“. Die rapide gesunkenen Arbeitsmarktchancen von Frauen seit der deutschen Vereinigung sind somit nicht bloße beschreibbare demographische Entwicklungen, sondern werfen möglicherweise auch tief greifende Widersprüche zwischen Ansprüchen und Realität der Gestaltung von Partnerschaften auf, die von den Akteuren individuell bewältigt werden müssen. Eine These der vorliegenden Arbeit besteht darin, dass die in der Sozialisation gelernten Handlungsskripte und Partnerschaftsmodelle sich weniger schnell verändert haben als die äußeren strukturellen Rahmenbedingungen, aus denen sie hervorgegangen sind. Als Beispiel führen Strohmeier und Schulze (1995: 31) die Niederlande an, in denen einem Wechsel des familienpolitischen Profils in Richtung des skandinavischen Modells kein tief greifender demographischer Wandel in Form einer Steigerung des Fertilitätsniveaus nachgefolgt ist. Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen lassen sich trotz der Angleichung der Lebensbedingungen in Ost- und Westdeutschland nach der Wende deutliche Differenzen in der Partnerschaftsgestaltung und im Beziehungserfolg zwischen ost- und westdeutsch Sozialisierten erwarten. Hinsichtlich möglicher Ost-West-Differenzen lassen sich zwei Argumentationen verfolgen: 1.
130
Wird das Sozialisationsargument betont, sind partnerschaftsbezogene Leitbilder aus der Vorwendezeit mitzuberücksichtigen. Diesbezüglich wird in der Literatur häufig die besondere Bedeutung der Familie in der DDR betont, die aus ihrer Sonderstellung als Ort des Rückzugs und als Gegenpol zum allgegenwärtigen Zugriff des Staates resultierte (Gysi 1989); Schneider (1994) vermutet, dass sich dies in einer stärkeren Betonung emotionaler Beziehungsaspekte niederschlug. Daneben gibt es Hinweise auf eine im Verhältnis zu westdeutschen stärker egalitäre Partnerschaftsgestaltung ostdeutscher Paare, sowohl die außerhäusliche (Dölling 2003) als auch die häusliche (Bertram 1995) Sphäre betreffend. Auf Basis dieser Überlegungen kann bei ostdeutschen Paaren eine höhere Partnerschaftsstabilität erwartet werden, die mit einer stärkeren Paarorientierung und Kohäsion sowie mehr gegenseitiger Untersützung einhergeht.
2.
Alternativ zu diesen Sozialisationseinflüssen kann auch ein Primat des Einflusses der aktuellen Rahmenbedingungen vermutet werden. Wie bereits in Abschnitt 1.3.1.2 dargelegt wurde, kann diese Prämisse im Vergleich zur ersten Hypothese zu einer gegenteiligen Erwartung führen: Wird das mediierte Erklärungsmodell als Grundlage genommen, sollten sich die Zunahme biographischer Unsicherheiten sowie die schwierigere ökonomische Situation in den neuen Bundesländern in ungünstiger Weise auf die Partnerschaftsgestaltung und den Partnerschaftserfolg bei ostdeutschen Paaren auswirken. Konkret sind dann häufiger problematische Muster der Alltags- und Konfliktinteraktion zu erwarten, die nachteilige Effekte auf die Partnerschaftszufriedenheit sowie, hierüber vermittelt, auf die Partnerschaftsstabilität ausüben. Der Verweis auf die in den neuen im Vergleich zu den alten Bundesländern niedrigeren Scheidungsraten könnte über die größeren ökonomischen Trennungsbarrieren begründet werden, die bei der Erfassung der subjektiven Partnerschaftsstabilität möglicherweise weniger stark zum Tragen kommen.
Damit stellt sich die Frage, welche der beiden Vorhersagen empirisch eher zutrifft. So favorisieren Bast und Ostner (1992: 230f) eher den ersten Ansatz, indem sie für die neuen Bundesländer konstatieren: „am zähesten erweisen sich Mikrostrukturen, die Lebensformen und die Menschen selbst, ihr Habitus“. Die derzeitige Befundlage reicht jedoch für eine differenzierte Beurteilung nicht aus: Während die differentiellen demographischen Entwicklungsprozesse in Ost- und Westdeutschland nach der Wende mehrfach untersucht wurden (zum Beispiel der Geburtenentwicklung vgl. Kreyenfeld 2006), liegen differenzierte Ost-West-Vergleiche in Bezug auf Prozesse der Partnerschaftswahrnehmung und -gestaltung bislang nicht vor. Auf Basis der vorliegenden Daten soll daher anhand einer größeren Stichprobe eine systematische Gegenüberstellung nicht nur sozialstruktureller Merkmale, sondern auch verschiedener subjektiver Charakteristika ost- und westdeutscher Partnerschaften und Ehen im Sinne „sozial-kultureller Traditionen“ (Strohmeier & Schulze 1995: 28) erfolgen, in deren Rahmen kognitive Partnerschaftsmodelle, Konflikte und Paarinteraktion Berücksichtigung finden.
Forschungsbefunde Demographische Vergleiche zwischen Ost- und Westdeutschland zeigen, dass die Scheidungsraten in der DDR im Vergleich zur BRD traditionell deutlich erhöht waren (Hill & Kopp 2004: 57; Kopp 1994). Allerdings demonstriert eine vergleichende Analyse, dass sich dieser Unterschied umkehrt, wenn die sozialen Rahmen131
bedingungen – z.B. der hohe Anteil Konfessionsloser – statistisch kontrolliert werden (Klein 1995). Dies legt den Schluss nahe, dass DDR-Ehen „an sich“ möglicherweise sogar stabiler waren als in der BRD geschlossene, dass dies jedoch „durch die ungünstigere Verteilung scheidungsrelevanter Faktoren in der DDR überkompensiert wurde“ (Klein 1995: 86). Anscheinend waren auch institutionelle und rechtliche Bestimmungen in der DDR zum Teil für die hohen Scheidungsraten verantwortlich: Nach Angleichung der rechtlichen Bestimmungen nach der Wende zeigt sich in der Tat, dass die Scheidungsrate nach einem deutlichen Einbruch Anfang der 1990er Jahre zwar zugelegt hat, sich jedoch noch heute deutlich unter dem westdeutschen Niveau bewegt (Nave-Herz 2002). Insofern ist zu erwarten, dass die ostdeutschen Befragten in der untersuchten Stichprobe tendenziell eine höhere subjektive Partnerschaftsstabilität aufweisen als westdeutsche. Insgesamt lässt sich aus den geschilderten Überlegungen die folgende Hypothese ableiten: Hypothese 41: Ostdeutsche Partnerschaften weisen eine höhere Partnerschaftsstabilität auf als westdeutsche. Wie bereits angedeutet fehlen bislang Studien zu sonstigen Unterschieden zwischen west- und ostdeutschen Partnerschaften und Ehen fast völlig. Hier können nach dem moderierten bzw. mediierten Erklärungsmodell (vgl. hierzu Abschnitt 1.3.1.2) gegensätzliche Vorhersagen getroffen werden: Im Einklang zum mediierten Modell kann erwartet werden, dass die zusätzlichen Belastungen nach der Wende das Paarklima insgesamt beeinträchtigen und zu vermehrten Konflikten und mehr dysfunktionalen Interaktionsmustern führen, was den Partnerschaftserfolg verringert. Nach dem moderierten Modell könnten diese Belastungen aber auch durch die angenommene besondere Familienorientierung und die stärkere egalitäre Partnerschaftsgestaltung als im Westen (Gysi et al. 1990; Gysi & Meyer 1993) neutralisiert oder gar überkompensiert werden, was für günstigere Ausprägungen der zuvor genannten Merkmale bei ostdeutschen Paaren sprechen würde. Da hierzu bislang kaum Studien vorliegen, werden die entsprechenden Ost-WestUnterschiede explorativ untersucht.
1.7.1.3
Konfessionszugehörigkeit und Religiosität
Die Konfession gilt als ein Indikator für allgemeine – die Scheidungswahrscheinlichkeit beeinflussende – normative Orientierungen (Hill & Kopp 2004: 286). In vielen Religionen gilt eine Ehe als lebenslanger Bund, der vor Vertretern der Kirche ge132
schlossen wird und meist mit symbolträchtigen religiösen Ritualen initiiert wird. Gerade eine intrinsisch motivierte kirchliche Trauung erhält vor diesem Hintergrund – in Abgrenzung von der bloßen säkularen „Registrierung“ der Partnerschaft auf dem Standesamt – sowie den daraus resultierenden versorgungsrechtlichen Implikationen eine besondere Funktion: Die eheliche Beziehung erhält dadurch zum einen den Status einer sakralen Institution – „Gottes Segen“, „bis dass der Tod euch scheidet“ –, und zum anderen erfolgt die Heirat fast immer öffentlich, im Angesicht der Gemeinde, was die Verbindlichkeit und den Verpflichtungscharakter (Commitment) der Ehe weiter verstärkt. Die Befürwortung der Ehe als lebenslangem Bund sollte demnach bei Personen mit einer Religionszugehörigkeit höher sein als bei solchen ohne Religion. Allerdings ist davon auszugehen, dass der Grad der Religiosität einen zutreffenderen Indikator der beschriebenen normativen Eheorientierung darstellt als die bloße Konfessionszugehörigkeit, die unter Umständen wenig über die tatsächliche Stärke religiöser Überzeugungen aussagt. Gemeinschaftliche Werte wie unbedingte Solidarität und Fürsorge gegenüber dem Ehepartner erlangen mit zunehmender Religiosität eine steigende Bedeutung. Vor diesem Hintergrund ist bei religiösen Personen mit einer geringen Neigung zu Trennung oder Scheidung zu rechnen, selbst wenn die Zufriedenheit in der Partnerschaft sinkt. Außerdem geht eine hohe Religiosität mit einer Reihe weiterer Merkmale und Strukturen von Ehen einher, die ebenfalls stabilisierend auf Partnerschaften wirken: mit traditionalen Haltungen zu Geschlechtsrollen und Arbeitsteilung, einer erhöhten Fertilität, einer geringeren Neigung zu vorehelicher Kohabitation sowie einer höheren Partnerschaftszufriedenheit (Curtis & Ellison 2002; Thornton et al. 1992).
Forschungsbefunde Innerhalb der Scheidungsforschung konnte wiederholt ein empirischer Zusammenhang zwischen (individueller) Religionszugehörigkeit und Ehestabilität nachgewiesen werden (z.B. Call & Heaton 1997; Chiswick 1993; Heaton et al. 1985; Lehrer & Chiswick 1993). Vor diesem Hintergrund kann es in Übereinstimmung mit den theoretischen Argumenten als abgesichert gelten, dass die Zugehörigkeit zu einer Konfession im Vergleich zu Konfessionslosigkeit das Trennungsrisiko verringert. In einigen Studien werden neben der Konfessionszugehörigkeit noch weitere Indikatoren religiöser Bindungen untersucht. Dies begründet sich dadurch, dass Angaben zu religiösen Aktivitäten in der Gemeinde (z.B. Kirchgangshäufigkeit) einen besseren Indikator für religiöse Überzeugungen darstellen als die Konfession 133
und aufgrund der Verhaltensnähe möglicherweise in geringerem Maße systematischen Antwortverzerrungen unterliegen. Die Befunde zu der Frage, welcher der beiden Faktoren dominiert, sind allerdings gemischt: Die meisten Studien finden, dass der positive Effekt der Zugehörigkeit zu einer Konfession auf die Ehestabilität unter Kontrolle der Kirchgangshäufigkeit verschwindet (Call & Heaton 1997; Wilson & Musick 1996). Andere Autoren hingegen berichten für die Konfessionszugehörigkeit einen stärkeren positiven Effekt auf den Eheerfolg als für religiöse Aktivitäten wie beispielsweise Kirchgangshäufigkeit (z.B. Heaton & Pratt 1990). Weitere Studien deuten darauf hin, dass der stabilisierende Effekt der Religionszugehörigkeit bzw. Religiosität durch eine verringerte Konflikthäufigkeit (Curtis & Ellison 2002), ein stärkeres Commitment (Wilson & Musick 1996) sowie durch eine Steigerung der Ehequalität (Curtis & Ellison 2002; Glenn 1982; Heaton 1984; Myers 2006) vermittelt wird. Auch einige der bereits in Abschnitt 1.4.2.3 besprochenen Studien zur Religionshomogamie zeigen auf dyadischer Ebene, dass Konfessionszugehörigkeit und Religiosität beider Partner einen deutlich stabilisierenden (Haupt-)Effekt ausüben; dieser Effekt zeigt sich mindestens ebenso konsistent wie (der hiervon unabhängige) stabilisierende Homogamieeffekt. Insgesamt ergibt sich aus den theoretischen Überlegungen und den empirischen Befunden die folgende Hypothese: Hypothese 42: Die Zugehörigkeit zu einer Konfession sowie eine hohe Religiosität gehen mit einer erhöhten Partnerschaftsstabilität einher.
1.7.1.4
Geschlecht
Die Geschlechtszugehörigkeit stellt nach sozialisationstheoretischen Annahmen und aus Sicht der Genderforschung eine grundlegende Determinante der Wahrnehmung und des Handelns dar (z.B. Bischof 1989; Pfrang 1991). Aus der Selbstkonzeptforschung ist bekannt, dass Individuen ihren Selbstwert und ihre Identität maßgeblich aus der Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen beziehen (zum Überblick Wagner 1994), und auch für die Attraktion innerhalb von Partnerschaften spielen soziale Bindungen eine bedeutende Rolle (U. Wagner 1991). Mit Gruppenzugehörigkeiten gehen stets auch normative Vorstellungen über „angemessenes“ Verhalten sowie der Erwerb von Einstellungen und Werten (im Sinne eines Sozialisationsprozesses) einher. Vor diesem Hintergrund ist auch für Partnerschaften zu erwarten, dass sich individuelle Wahrnehmungen zum Teil an den durch Sozialisation erworbenen gesellschaftlichen Normen zu geschlechtsspezifischem Verhalten 134
orientieren (vgl. Künzler & Walter 2001). Aus diesem Grund dürfte auch in Partnerschaften die soziale Geschlechtszugehörigkeit37 sowohl die Erwartungen an das Verhalten des Partners als auch eigene Verhaltenstendenzen gegenüber dem Partner partiell steuern. Die typische Rolle der Frau in Partnerschaftskonflikten wird von Gottman (1994b: 135) als die der kompetenten Konfliktmanagerin umschrieben: Sie thematisiert bestehende Probleme und deeskaliert gleichzeitig stärker, insbesondere in Konflikten hoher Intensität. Dies bedeutet jedoch auch, dass von Frauen eher erwartet wird, Interaktions- und sonstige Beziehungsprobleme zu erkennen und zu lösen. Demnach sollten Frauen eine höhere Sensitivität gegenüber Konflikten aufweisen und insgesamt zu einer kritischeren Beurteilung der Partnerschaft – z.B. in Bezug auf Partnerschaftszufriedenheit und -stabilität – tendieren (Hassebrauck 1995).
Forschungsbefunde Im Einklang zu den theoretischen Erwartungen steht der häufige Befund der Scheidungsforschung, dass Frauen eher Scheidungen initiieren als Männer (Amato & Previti 2003; Gray & Silver 1990; Hill et al. 1976; Kalmijn & Poortman 2006; Wilk & Zartler 2004: 40; Zeiss et al. 1980). Bei Verwendung einer Skala zur subjektiven Partnerschaftsstabilität bestätigt sich dieser Befund insofern, als Frauen ihre Beziehungsstabilität geringer einschätzen als Männer (Brandtstädter & Felser 2003: 60). Zur Geschlechtsspezifik der Wahrnehmung der Beziehungsqualität liegen weitere empirische Befunde vor. Danach lässt sich bei Frauen häufig eine geringere Beziehungsqualität feststellen als bei Männern (Dillaway & Broman 2001; Kamp Dush et al. 2003; Rhyne 1981; Schumm et al. 1998; Umberson et al. 2005). Kurdek (2005) findet mittels längsschnittlicher Wachstumskurvenanalysen zwar kurz nach der Heirat keine Geschlechtsunterschiede in der Partnerschaftszufriedenheit, weist jedoch im Verlauf von 4 Jahren für die untersuchten Frauen einen signifikant stärkeren negativen linearen Trend nach als für die Männer. Brown (2003) findet hingegen keine Geschlechtsspezifik bezüglich der Entwicklung der Partnerschaftszufriedenheit in nichtehelichen Lebensgemeinschaften. Daneben wurden in einigen Studien Geschlechtsunterschiede im Interaktionsverhalten gefunden, die sich bezogen auf Frauen in einer im Vergleich zu Männern erhöhten Ausprägung der Merkmale Konfliktengagement (Gottman & Levenson 1988), Intimität und Selbstöffnung (Schaap et al. 1988: 221), Genauigkeit in der Deutung nonverbaler Bot37 Die englische Sprache bietet im Unterschied zum Deutschen den Begriff gender für das soziale Geschlecht in Abgrenzung von sex für das biologische Geschlecht.
135
schaften (Gottman & Porterfield 1991; Noller 1980) sowie Offenheit im Sinne einer positiveren Einstellung zur Bedeutung von Gesprächen innerhalb der Partnerschaft (Noller 1993: 137) manifestieren. Hinsichtlich des Partnerschaftserfolgs lässt sich Folgendes erwarten: Hypothese 43: Frauen schätzen a) Partnerschaftszufriedenheit und b) -stabilität geringer ein als Männer.
1.7.1.5
Traditionalität von Geschlechtsrollenorientierungen
Im letzten Abschnitt wurden bereits soziale Normen des geschlechtsspezifischen Erlebens und Handelns angesprochen, die bei der Gestaltung von Paarbeziehungen eine Rolle spielen. Die Internalisierung derartiger Normen als Einstellungen zu geschlechtstypischem Verhalten lässt sich mit dem Begriff der Geschlechtsrollenorientierung beschreiben (Bischof 1989). Diese werden bereits in der kindlichen Sozialisation durch soziale Lernprozesse erworben (Starrels 1992). Geschlechtsrollenorientierungen werden üblicherweise als bipolares Kontinuum mit den Polen traditional vs. egalitär konzeptualisiert, wobei eine traditionale Rollenorientierung eng mit der Befürwortung der männlichen Ernährerrolle und der weiblichen Zuständigkeit für häusliche Arbeiten und Kinderbetreuung verbunden ist, während der entgegengesetzte Pol eine geschlechtsunspezifische Aufgabenverteilung bezeichnet (Künzler & Walter 2001). Nach dem traditionalen Geschlechterleitbild in westlichen Gesellschaften wird es als zentrale Aufgabe des Mannes angesehen, den Lebensunterhalt sicherzustellen, während sich die Frau als „Herz der Familie“ (Sieverding 1992) primär um die Befriedigung der emotionalen Bedürfnisse der Familienmitglieder kümmert. In der vorliegenden Arbeit wird der Begriff Traditionalismus als Synonym für traditionale Geschlechtsrollenorientierungen verwendet. Auch bei Erfassung der realisierten Arbeitsteilung ist die Berücksichtigung der Geschlechtsrollenorientierungen nicht redundant: Empirisch zeigen sich meist deutliche Diskrepanzen zwischen Geschlechtsrollenorientierungen und realisierter Arbeitsteilung, wobei das Verhalten in der Regel stärker zum traditionalen Pol tendiert als die Einstellungen (Nave-Herz 2002). Da traditionale Vorstellungen zur Arbeitsteilung inhaltlich eng mit traditionalen Ehe- und Familienorientierungen (Betrachtung der Ehe als sakrale Institution, hohe generative Intention) verkoppelt sind (vgl. hierzu auch Abschnitt 1.7.2), wird ihnen tendenziell ein stabilisierender Effekt zugeschrieben. Dies sollte allerdings insbesondere dann gelten, wenn die entsprechenden Befragten sich selbst tatsächlich in einer Ehe befinden. In (dauer136
haften) nichtehelichen Lebensgemeinschaften könnte ein hoher Traditionalismus hingegen signalisieren, dass der aktuelle Partner nicht als Ehepartner in Betracht kommt, d.h. dass keine Heiratsabsicht besteht, sondern Zweifel an der Dauerhaftigkeit der Partnerschaft gehegt werden (Cunningham & Antill 1994). Daher sollten stabilisierende Effekte traditionaler Orientierungen vor allem bei Ehepaaren nachzuweisen sein. Bezüglich der Auswirkungen auf die Partnerschaftszufriedenheit und -stabilität sind Wechselwirkungen mit dem Geschlecht zu erwarten: Da die Antizipation einer traditionalen Rollenverteilung möglicherweise bei Frauen (insbesondere jüngeren) ambivalente Auswirkungen hat (vgl. hierzu Abschnitt 1.4.2.6 zur Arbeitsteilung), könnte sich der erwartete stabilisierende Effekt deutlicher bei den Männern zeigen (vgl. Piña & Bengtson 1993).
Forschungsbefunde Während ältere Studien überwiegend positive Effekte traditionaler Geschlechtsrollenorientierungen auf die Qualität (Bahr et al. 1983) und Stabilität (White 1990) von Ehen ergeben, sind die Befunde aus neueren Studien komplexer. Eine der differenziertesten korrelativen Studien zum Zusammenhang zwischen Geschlechtsrollenorientierungen und Eheerfolg stammt von Lye und Biblarz (1993). Die Autoren präsentieren eine ganze Matrix von Zusammenhängen zwischen unterschiedlichen Aspekten traditionaler Orientierungen – z.B. Eheorientierungen, Erwerbsumfang, Einstellungen zur Hausarbeit und allgemeinen konservativen Werten – und verschiedenen Facetten der Ehequalität wie Zufriedenheit, Konflikten, subjektiver Instabilität und antizipierten Trennungsfolgen. Die Differenziertheit der Analysen ist jedoch zugleich ihre größte Schwäche, da der Leser immer einige „passende“ Zusammenhänge findet; außerdem wird nicht angemessen auf methodische Probleme wie Multikollinearität zwischen multiplen Indikatoren sowie die Kumulation des D-Fehlers eingegangen. Mit der notwendigen Vorsicht sollte daher das Fazit der Autoren interpretiert werden, dass Traditionalität in den Werten und Eheorientierungen tendenziell die Ehezufriedenheit und die subjektive Ehestabilität steigern und Konflikte verringern. Bezüglich der Zusammenhänge zur subjektiven Ehestabilität deuten sich Wechselwirkungen mit dem Geschlecht an: Je positiver die Einstellung der Frau zu einer egalitären Aufteilung der Hausarbeit ausfällt, desto geringer ist die antizipierte Stabilität der Ehe, während hohe egalitäre Orientierungen der Männer die Ehe tendenziell stabilisieren. Ähnliche Befunde berichten Sayer und Bianchi (2000), die tatsächliche Scheidungen mittels Ereignisdatenanalyse untersuchen. Huston und Vangelisti (1995) vermuten, dass traditional eingestellte Frauen geringere Ansprüche an die Mithilfe der Männer haben und dadurch eine 137
höhere Ehezufriedenheit aufweisen. Amato und Booth (1995) berichten im Rahmen einer Längsschnittstudie, dass innerhalb der Frauen traditionale Rollenorientierungen die Ehequalität steigern, bei Männern hingegen ein negativer Effekt besteht; umgekehrt findet sich kein Effekt der Ehequalität auf die spätere Geschlechtsrollenorientierung. Eine weitere Studie schließlich findet einen negativen Effekt traditionaler Geschlechtsrollenorientierungen des Mannes auf die Partnerschaftszufriedenheit – allerdings nur auf ihre eigene, nicht jedoch auf die ihrer Ehefrauen (Faulkner et al. 2005). Schoen et al. (2006) konstatieren einen positiven Effekt traditionaler Orientierung der Frau auf die Veränderung der Ehequalität des Mannes im Verlauf von 5 Jahren. Insgesamt lässt sich zu den Auswirkungen traditionaler Geschlechtsrollenorientierungen folgendes erwarten: Hypothese 44: Traditionale Geschlechtsrollenorientierungen erhöhen die Stabilität von Ehen. Empirisch und inhaltlich ist das zuletzt beschriebene Konzept des Traditionalismus eng mit einer starken Eheorientierung verknüpft, welche die Fraglosigkeit und Unverbrüchlichkeit der Ehe betont und damit Ehescheidung und Trennung mit starken negativen Sanktionen belegt (Roussell 1980a, 1980b). Hier knüpft das Modell der Frame-Selektion von Hartmut Esser an, welches in den kognitiven Ehemodellen der Akteure eine entscheidende Determinante der (In-)Stabilität von Ehen sieht. Da dieses Modell auch zu anderen Teilen dieser Arbeit Anknüpfungspunkte bietet, soll es im nächsten Abschnitt kurz skizziert werden.
1.7.2
Das Modell der Frame-Selektion von Hartmut Esser
Esser (1999; Esser 2001) verfolgt mit seinem Modell der Frame-Selektion das Ziel, rationale Handlungsgrundlagen aus den RC-Theorien (z.B. Anreize, Opportunitäten und Kosten) mit normativen Komponenten (z.B. Einstellungen, Werte, Symbole, Rituale und Emotionen) in einen umfassenden Erklärungsansatz zu integrieren. Der jeweilige individuelle und soziale Hintergrund des Ehepaares (etwa Homogamie oder voreheliche Kohabitation der Partner) führt zu einem starken oder schwachen „Framing“ zu Beginn der Ehe. Unter Framing ist dabei eine die Situation definierende Orientierung zu verstehen, die „Selektion eines gedanklichen Modells der Situation einerseits und des Modus der Informationsverarbeitung bei der weiteren Selektion des Handelns andererseits“ (Esser 2002a: 473). Die verschiedenen gedanklichen Modelle zur Situationsdefinition stehen dabei in Substitutions138
konkurrenz zueinander. Esser unterscheidet in seinem Modell der Frame-Selektion im Wesentlichen zwischen zwei Handlungsmodi. Ist das Framing zu Beginn der Ehe stark, definieren die Partner die Ehe als eine „unantastbare, ,sakrale’ Institution“ (Esser 2002a: 473), der Ehegewinn ist folglich groß und die Aufmerksamkeit gegenüber möglichen Alternativen zur Ehe gering. In diesem Fall tritt als Modus der Informationsverarbeitung das „automatisch-reflexhafte“ Handeln in Kraft, das geprägt ist von emotionaler Zuwendung, Fürsorglichkeit, Altruismus, usw. Bei einem solchen perfekten kognitiven „match“ ist die Beziehung von Beginn an gegenüber Anreizen und alternativen attractions unempfindlich. Diese Fraglosigkeit befördert darüber hinaus die Bereitschaft, in die Ehe zu investieren (z.B. durch Kinder, Wohneigentum usw.), was die Stabilität der Beziehung zusätzlich stärkt. Ist das Framing zu Beginn der Ehe dagegen schwach, kann der Modus des „reflektiertkalkulierenden“ Handelns (Esser 2002a: 474) in Kraft treten. Nun wird das „Auszahlungsverhältnis“ der Beziehung salient, d.h. die Abwägung von Trennungs- und Suchkosten im Falle einer Trennung sowie von Opportunitäten wie etwa verfügbaren alternativen Partnern. Durch diese nutzenmaximierende Orientierung sind die Voraussetzungen für Investitionen in ehespezifisches Kapital eher schlecht, woraus eine weitere Destabilisierung der Beziehung resultiert. Kritische Ereignisse wie Untreue, Gewalt oder Ehekrisen, die einen kognitiven „mismatch“ des Beziehungsmodells anzeigen, erhöhen nach Esser das Risiko, dass die Beziehung in der Folge neu gerahmt wird (Re-Framing), z.B. als „Scheidungskandidat“ (Esser 2002a: 476). Empirisch kann Esser u.a. nachweisen, dass der kohortenspezifische Anstieg der Scheidungsraten teilweise durch die schnellere subjektive Umdefinition der Ehe infolge einer Ehekrise erklärt werden kann. Die Ergebnisse demonstrieren, dass sich die Krisenanfälligkeit der Ehen im Zeitverlauf (insbesondere in den 90er Jahren) deutlich erhöht hat. Esser begründet dies damit, dass die sog. „Reflexionsschwelle“ (Esser 2002a: 475), d.h. der Punkt, an dem die Akteure die Ehe nicht mehr als fraglos gültig interpretieren, sondern rational Kosten und Nutzen abzuwägen beginnen, in diesem Zeitraum entscheidend abgesunken ist. Der Einfluss des Kohorteneffektes, der sich z.B. in zunehmenden Gelegenheiten für neue Partnerschaften oder gesunkenen Kosten für die Aufnahme außerehelicher Beziehungen äußert, nimmt besonders bei den Ehen immer stärker zu, die zu Beginn ein schwächeres Framing aufweisen. Ehen mit einem von Beginn an starken Framing besitzen dagegen eine Art „Ultrastabilität“ (Esser 2002a: 481) und werden durch den Kohorteneffekt überhaupt nicht tangiert. Esser zieht insgesamt das Fazit, dass sich die Ansprüche an die Ehe in der Vergangenheit stärker erhöht haben als der Ehegewinn. Eine gänzliche, unbedingte Loyalität der Partner füreinander und die Definition der Ehe als unverbrüchliche Institution sei immer seltener anzutreffen.
139
Eine konsequente empirische Überprüfung des Modells der Frame-Selektion anhand der vorliegenden Daten ist mangels eines Instruments zur Messung des Framings nicht möglich. Esser selbst verwendet indirekte Operationalisierungen des Framings über Kinderwunsch und kirchliche Trauung (vgl. Esser 2002a, 2002b); da in der vorliegenden Arbeit weitere Proxyvariablen wie Traditionalismus, Beziehungstyp oder auch Religiosität zur Verfügung stehen, kann die theoretische Argumentation auch im Rahmen der hier zu prüfenden Hypothesen nutzbar gemacht werden. Konkret lässt sich erwarten, dass sich Effekte von Indikatoren normativer Orientierungen nicht über die modellierten vermittelnden Variablen erklären lassen, sondern hiervon unabhängige Effekte auf die Partnerschaftsstabilität ausüben. Einen weiteren Anknüpfungspunkt stellen die Auswirkungen von Partnerschaftskrisen und -konflikten dar: Nach Esser (1999) stellen Paarkrisen eine Art Bifurkationspunkte im Beziehungsverlauf dar, in deren Rahmen es zu einer Neubewertung der Partnerschaft insgesamt kommen kann. Gottman (1994b: 66) spricht Konflikten ebenfalls ein hohes negatives Affektpotential zu, welches unter Vermittlung durch physiologische Prozesse eine Partnerschaft destabilisieren kann. Auf diese Überlegungen wird im Abschnitt zu den Auswirkungen von Konflikten (1.10) zurückgegriffen.
1.8 Paarkommunikation und -interaktion Neben den bisher diskutierten, primär strukturellen Einflüssen sind auch paarinterne interaktionsbezogene Einflüsse auf die Stabilität der Paarbeziehung zu berücksichtigen. Diese sind einerseits für das Verständnis von differentiellen Entwicklungsdynamiken in Partnerschaften, die trotz „günstiger“ sozialstruktureller Ausgangsbedingungen durchaus zu Trennung und Scheidung führen können, unerlässlich. Andererseits erklärt z.B. ein Übergang im Familienzyklus selbst wenig, wenn er isoliert von den damit verbundenen Veränderungen der Paarinteraktion als Ursache für Veränderungen der Qualität oder Stabilität der Partnerschaft ins Feld geführt wird. Paarinteraktion in ihrer Funktion als Medium der Produktion von Affekten (Berscheid 1983; Hill 1992) kann daher maßgeblich zur Aufdeckung der generierenden Mechanismen beitragen, welche zahlreichen der beobachteten Effekten der sozialstrukturellen Einflüsse auf den Beziehungserfolg zu Grunde liegen; sie füllen daher viele der Befunde aus der Beziehungsqualitäts- und Scheidungsforschung erst mit Inhalt. Aus diesem Grunde erhielten Interaktion und Kommunikation in Partnerschaften in der vorliegenden Studie einen besonderen Stellenwert. Kommunikations- und Interaktionsstrukturen innerhalb der Partnerschaft stellen 140
eine zentrale Determinante des Partnerschaftserfolgs dar, was durch eine große Anzahl an empirischen Studien belegt werden konnte (vgl. ausführlich hierzu Abschnitt 1.9). Ein wichtiger Grund hierfür dürfte darin liegen, dass die normative Bedeutung, die einer für beide Beteiligten befriedigenden Kommunikation in Partnerschaften beigemessen wird, deutlich gestiegen ist (Nave-Herz 1989, 2002). Dies zeigt sich z.B. in dem empirischen Befund, dass Kommunikationsprobleme in neueren häufiger als in älteren Studien als entscheidender Trennungsgrund genannt werden (Amato & Previti 2003; Schneider 1990). Bevor diskutiert werden kann, welche konkreten Interaktionsmuster nach den bestehenden Befunden die Entwicklung von Partnerschaften beeinflussen, ist zunächst zu klären, welche inhaltlichen Merkmale und Dimensionen des Konstruktes sich aus theoretischer Sicht differenzieren lassen. Im Folgenden werden zunächst die Konzepte Kommunikation und Interaktion definiert und ihre Integration in klassische Theorieansätze beschrieben. Die hieraus abgeleiteten inhaltlichen Konstruktmerkmale und -dimensionen bilden die Gliederung für die Darstellung bisheriger empirischer Befunde zur Bedeutung partnerschaftlicher Interaktion für den Partnerschaftserfolg und dienen gleichzeitig als theoretisches Raster der Operationalisierung von Kommunikations- bzw. Interaktionsstilen. Obgleich Kommunikation und Interaktion die grundlegenden Prinzipien des Sozialen und damit den wichtigsten Grundbaustein aller Sozialwissenschaften darstellen, sind erst verhältnismäßig spät wissenschaftliche Versuche unternommen worden, Kommunikationsprozesse einer umfassenden theoretischen Analyse zu unterziehen. Dass Kommunikation lange Zeit vernachlässigt wurde, liegt sicher zum Teil an ihrer Omnipräsenz und scheinbaren Selbstverständlichkeit – Burgoon et al. umschreiben diesen Sachverhalt wie folgt: „…a fish would be the last to discover the existence of water“ (Burgoon et al. 1994: 3). Knoblauch (1995) verwendet für Kommunikation die Metapher einer Glasscheibe, durch die lange Zeit hindurchgeschaut wurde, um die dahinter liegenden Inhalte zu erforschen; erst in jüngerer Zeit, so der Autor, rücke die Glasscheibe selbst ins Zentrum des sozialwissenschaftlichen Interesses. Aber trotz des Postulats einer „kognitiven Wende“ der Sozialwissenschaften in den letzten Jahren (Knoblauch 2000) stehen sich zahlreiche theoretische Ansätze nur lose verbunden gegenüber, eine systematische Integration fehlt bislang (Merten 1977: 9). Ein Grund für die Heterogenität der Perspektiven ist darin zu suchen, dass es sich bei dem Begriff Kommunikation um ein anschauliches und gleichzeitig äußerst abstraktes Phänomen handelt: anschaulich, weil es nicht schwer fällt, aus dem Alltagsverständnis heraus Beispiele für kommunikative Prozesse zu finden (Gespräche mit Freunden, der Austausch viel sagender Blicke eines Paares während einer politischen Rede, Koordination von Bauarbeitern durch Handzeichen usw.); abstrakt,
141
gerade weil das Konstrukt eine schier unendliche Vielzahl von Manifestationen beinhaltet und eine umfassende Begriffsdefinition daher einen hohen Abstraktionsgrad erfordert. Die enge Verknüpfung von Kommunikation mit dem sozialen Grundwesen des Menschen wird besonders dann deutlich, wenn Individuen Möglichkeiten zur Interaktion mit anderen stark eingeschränkt oder vollständig entzogen werden. Obgleich sich experimentelle Untersuchungen aus ethischen Gründen verbieten, liegen einige Befunde zu den Folgen von sozialer Isolation aus der Einzelhaftforschung vor, welche die schädlichen physischen und psychischen Auswirkungen sozialer und sensorischer Deprivation zeigen (Bukstel & Kilman 1980). Bereits ältere theoretische Übersichtsarbeiten zur Kommunikation (z.B. Holder 1975; Luthe 1968; Merten 1977) betonen übereinstimmend die integrative Funktion kommunikativer Prozesse als (einziges) Mittel zur Schaffung und zum Ausdruck sozialer Zugehörigkeit und sozialer Bezüge. Sie stellt damit einen zentralen Erkenntnisgegenstand der Human- und Gesellschaftswissenschaften dar (vgl. Parsons 1951: 37ff). Versucht man jedoch über die Feststellung des existentiellen Charakters von Kommunikation hinaus zu einer inhaltlichen Konkretisierung des Kommunikationsbegriffs zu gelangen, wird schnell deutlich, dass je nach theoretischer Perspektive vollkommen unterschiedliche Aspekte des Konstrukts in den Blick rücken. Im folgenden Abschnitt soll näher auf theoretische Überlegungen aus der Lernpsychologie eingegangen werden.
1.8.1
Lern- und Verhaltenstheorie
Insofern als in der vorliegenden Arbeit Paarinteraktionsprozesse als wesentliche Determinante des Partnerschaftserfolgs angesehen werden, liegt es nahe, Ursachen und Konsequenzen des Interaktionsverhaltens theoretisch zu beleuchten. Da „alle mehr oder weniger überdauernden Verhaltensänderungen aufgrund von Erfahrung, Übung oder Beobachtung“ (Trautner 1992: 84) den psychologischen Begriff des Lernens konstituieren, können Lerntheorien hierzu einen Beitrag leisten. Die klassische Funktion von Lerntheorien besteht darin, das Auftreten spezifischer Reaktionen auf spezifische Reize zu erklären, wobei die zugehörigen Lernprozesse selbst latent, d.h. nicht beobachtbar, im Organismus ablaufen. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit sind – im Unterschied etwa zu einer paartherapeutischen Intervention – weniger die Bedingungen für Verhaltensgenese bzw. -modifikation von Interesse als vielmehr die (emotionalen) Konsequenzen des Verhaltens. Eine prominente Lerntheorie, die sich zumindest indirekt mit Verhaltenskonsequenzen beschäftigt, ist die der Operanten Konditionierung (Skinner 1938). Beim Lernen durch Bekräftigung oder Verstärkung hängt die Wahrscheinlichkeit eines konkreten Verhaltens 142
davon ab, welche Konsequenzen früher aus derselben Verhaltensweise entstanden sind, d.h. wie frühere Erfahrungen ausfallen. Im Kontext von Partnerschaften bedeutet dies, dass die Häufigkeit eines bestimmten Interaktionsverhaltens (zumindest zum Teil) dadurch determiniert wird, ob dieses Verhalten in der Vergangenheit sozial verstärkt worden ist oder nicht. Bezüglich der Art der Bekräftigung wird zwischen folgenden Varianten unterschieden (vgl. Anderson 2000: 123): 1. 2. 3. 4.
positive Verstärkung durch Zugabe von Belohnungen (z.B. Loben) „Unterlassung“ (omission) durch Entzug von Belohnungen (z.B. Abwenden) negative Verstärkung durch Beendigung aversiver Verhaltensweisen (z.B. Kritisieren des Partners bis zu dessen Einlenken in einer Diskussion) Bestrafung durch Zugabe unangenehmer Reize (z.B. verbale Aggression)
Bei der vorliegenden Fragestellung soll jedoch nicht das Auftreten von Verhalten, sondern dessen Konsequenzen untersucht werden. Hierzu wird davon ausgegangen, dass die genannten Verstärkungen bzw. Bestrafung angenehme bzw. unangenehme Zustände innerhalb des Organismus auslösen, welche die mentale Repräsentation der anderen Person bzw. der Beziehung zu dieser tangieren. Auf Paarinteraktionen übertragen bedeutet dies, dass bei Verstärkung bzw. Bestrafung durch Äußerungen eines Partners jeweils positive und negative Begleitaffekte bei beiden Partnern resultieren, welche sich über die Zeit zu einer kognitiv-affektiven Repräsentation der Beziehung, d.h. der Partnerschaftszufriedenheit, akkumulieren. Diesbezüglich könnte vermutet werden, dass „angenehme“ Interaktionsepisoden positiv, unangenehme (z.B. ein heftiger Streit ohne anschließende Versöhnung) tendenziell negativ zu Buche schlagen.38 Lerntheoretisch betrachtet finden hierbei Prozesse der Generalisierung statt (Anderson 2000: 54), in deren Verlauf eine konditionierte Reaktion (z.B. angenehmer emotionaler Zustand) nicht mehr nur mit spezifischen, sondern mit zunehmend unterschiedlichen Stimuli (z.B. Verhaltensweisen des Partners) verknüpft wird. Daneben sind im Partnerschaftskontext auch andere Formen des Lernens von Bedeutung, z.B. das Modelllernen (Bandura 1969, 1977). Nach einer kognitivistischen Neufassung dieses Ansatzes von Bandura (1986) wird nicht einfach das Verhalten einer anderen Person (Modell) imitiert, sondern es werden aus der Beobachtung Informationen über die Angemessenheit und die zu erwartenden sozialen Konsequenzen bestimmter Verhaltensweisen gewonnen. Ein wichtiger Unterschied 38 Daneben spielt natürlich noch die kognitive Verarbeitung des Interaktionsgeschehens eine Rolle, welche z.B. durch Dissonanzreduktionsprozesse (vgl. Festinger 1957) zu motivationalen Verzerrungen führen kann.
143
zur Operanten Konditionierung besteht darin, dass nicht nur direkte, sondern auch stellvertretende Bekräftigung spezifische Verhaltensweisen verstärken kann. Insofern als auch bereits im Verhaltensrepertoire des Lernenden vorhandene, aber wegen antizipierter Sanktionen unterdrückte Reaktionsweisen – z.B. Aggression oder Gewalt – durch Beobachtung enthemmt werden können, sind entsprechende Überlegungen nicht nur für den Ersterwerb, sondern ebenso für die (Re-)Aktivierung von Verhalten relevant. Eine Anwendung dieses Ansatzes auf Partnerschaften erscheint damit ohne weiteres möglich, insbesondere da aus der entwicklungspsychologischen Forschung bekannt ist, dass gerade eine Orientierung an solchen Modellen bevorzugt wird, zu denen eine positive emotionale Beziehung bzw. eine hohe subjektive Ähnlichkeit besteht (Hetherington & McIntyre 1975). Die beschriebenen Lerntheorien sind mit einer Reihe weiterer, im Kontext der vorliegenden Arbeit relevanter Theorien verknüpft. Wird ein sehr weiter Ressourcenbegriff zugrunde gelegt, lassen sich die beschriebenen Überlegungen gut mit austauschtheoretischen Ansätzen verbinden, die davon ausgehen, dass der Tausch wechselseitiger Ressourcen wie Aufmerksamkeit, Zuneigung und Liebe die soziale Bindung zwischen Individuen stärkt (vgl. Abschnitt 1.3). In Bezug auf Partnerschaften und Ehen spezifiziert und elaboriert wurden die lerntheoretischen Ansätze seit den 1970er Jahren von verschiedenen Paarforschern aus dem therapeutischen Bereich. Der hieraus resultierende verhaltenstheoretische Ansatz hat verschiedene Forschungsprogramme angeregt, von denen weiter unten exemplarisch das von John M. Gottman ausführlicher dargestellt wird. Als nächstes folgt ein Zwischenfazit zu den Konstrukten Kommunikation und Interaktion einschließlich einiger zentraler Definitionsbausteine.
1.8.2 Definitorische Merkmale von Kommunikation und Interaktion Wie die umfangreiche Literatur zu Kommunkationstheorien (vgl. zum Überblick Burkart & Hömberg 1992) zeigt, sind die theoretischen Vorstellungen von Struktur und Ablauf kommunikativer Prozesse sehr heterogen. Bezüglich der Definitionen von Kommunikation lässt sich Ähnliches konstatieren: Merten (1977) findet in seiner umfangreichen Arbeit als konsensuelle Schnittmenge zahlreicher sozialwissenschaftlicher Definitionsversuche lediglich die Elemente Kommunikator, Rezipient und Stimulus. Eine einheitliche begriffliche Differenzierung von Kommunikation und Interaktion kann vor diesem Hintergrund folglich kaum gelingen. Zudem sehen manche Autoren Kommunikation als Bedingung für (Luthe 1968: 7), andere als eine Form von Interaktion (Ries 1994: 392) an. Häufig wird Kommunikation gemäß ihrer Ursprungsbedeutung (lat. communicatio „Mitteilung“) als „ge144
regelter Austausch von Botschaften“ (vgl. Forgas 1992: 106) innerhalb einer sozialen Interaktion definiert. Ob jedoch soziale Interaktionen ohne Kommunikation möglich sind, muss bezweifelt werden, insbesondere vor dem Hintergrund der Erkenntnis, dass man sich einer Kommunikation nicht entziehen kann (Watzlawick et al. 1996). Angesichts der nur auf den ersten Blick trennscharfen Unterscheidungen werden die Begriffe Kommunikation und Interaktion im Folgenden nicht künstlich separiert, sondern synonym verwendet. Unter dem Begriff der Paarkommunikation wird in der vorliegenden Arbeit der durch bestimmte (kulturelle oder idiosynkratische) Konventionen geregelte Austausch von Botschaften zwischen zwei Partnern verstanden. In Anlehnung an die oben beschriebenen Ansätze sowie einschlägige Übersichtswerke (z.B. Knoblauch 1995; Merten 1977; Schützeichel 2004) sind die folgenden zentralen Eigenheiten von Kommunikationsprozessen zu nennen: 1.
2.
3.
4.
Kontextgebundenheit: Kommunikation ist stets an einen spezifischen situativen Kontext gekoppelt, d.h. sie produziert diesen und wird zugleich durch diesen determiniert (vgl. Knoblauch 1995: 106). Hieraus ergibt sich die Annahme, dass Inhalte und Ablauf kommunikativer Prozesse erheblich variieren können, je nachdem, in welchem raum-zeitlichen Kontext sie stattfinden. Konkret ergibt sich hieraus die Notwendigkeit, Konflikt- vs. Alltagsinteraktionen theoretisch-konzeptuell und auch im Rahmen der Messung zu differenzieren (vgl. hierzu ausführlicher Abschnitt 1.9.2). Vielschichtigkeit bzw. Multimodalität: Kommunikation erfolgt in der Regel über unterschiedliche Kanäle; primär werden hierbei verbale und nonverbale Äußerungen unterschieden. Dies macht die Erfassung beider Arten von Kommunikation notwendig, was ebenfalls bei der Operationalisierung in Rechnung zu stellen ist. Dynamik: Ein weiteres Merkmal von Kommunikation stellt deren häufig schwer vorherzusehender Verlauf dar (vgl. hierzu die oben beschriebenen Überlegungen von Jones & Gerard 1967). Gerade in Konflikten kann ein Wort das andere geben, und der Streit „schaukelt sich hoch“. Dieser für den Bestand der Partnerschaft möglicherweise sehr wichtige Aspekt von Kommunikation kann ebenfalls am besten in Beobachtungsstudien erfasst werden. Allerdings ist auch durchaus mittels schriftlicher Erhebungsinstrumente diagnostizierbar, wie häufig Interaktionen „außer Kontrolle“ geraten, z.B. wenn einer der Partner im Streit verbale bzw. physische Aggression zeigt. Reflexivität: Insbesondere in der systemtheoretischen Betrachtung (vgl. einführend Gripp-Hagelstange 1997; eine Anwendung systemtheoretischer Überlegungen auf Kommunikationsprozesse findet sich bei Watzlawick et al. 1996) 145
wird deutlich, dass einzelne Kommunikationsakte stets an vorangegangene Kommunikation anschließt. Insofern kommt der Interaktionsbiographie der Interaktionspartner Bedeutung zu. Eine direkte Erfassung solcher reflexiver Bezüge scheint jedoch nur in ausgedehnten Beobachtungsstudien (z.B. als „Interaktionsschleifen“) oder qualitativen Untersuchungen möglich zu sein und kann im Rahmen der vorliegenden Arbeit nicht geleistet werden. Die vier genannten Merkmale von Kommunikation sind eher theoretischer Art und eignen sich vermutlich weniger zur Prognose von Auswirkungen konkreter Verhaltensweisen auf den Partnerschaftserfolg, wie sie in den folgenden Abschnitten beschrieben werden. Dennoch dienen sie in der vorliegenden Arbeit als grobe Orientierung zur Konzeptualisierung und zur Generierung geeigneter Indikatoren und sind daher für die folgenden Ausführungen von analytischem Wert. Abschließend ist noch eine Anmerkung zum Begriff des Interaktionsstils notwendig: Bei der Differenzierung spezifischer Kommunikations- bzw. Interaktionsstile wird davon ausgegangen, dass sich mit der Zeit spezifische Interaktionsstrukturen zwischen den Partnern herausbilden. Solche eingefahrenen „Muster“ determinieren natürlich nicht vollständig den konkreten Ablauf einzelner Interaktionsepisoden; es kann jedoch die Existenz grundlegender Verhaltensdisposition erwartet werden, die eine gewisse intraindividuelle (und partnerschaftsspezifische) Stabilität aufweisen (vgl. zu entsprechenden empirischen Befunden 1.9.2.1). Damit werden längerfristige Veränderungen der Paarinteraktion keineswegs ausgeschlossen, ebenso wenig wird Kommunikation als unveränderliches Persönlichkeitsmerkmal verstanden, welches in jeder Partnerschaft zum Tragen kommt. Vielmehr wird davon ausgegangen, dass sich Kommunikationsstrukturen über die Zeit konsolidieren und dass die Beteiligten in der Lage sind, diese gemäß ihrer subjektiven Wahrnehmung zu beschreiben. Wie aus der sozialen Kognitionsforschung (z.B. Fiske & Taylor 1991) bekannt ist, werden soziale Interaktionen wesentlich durch kognitive Schemata vorstrukturiert, welche wiederum auf der Basis früherer Erfahrungen mit demselben oder anderen Interaktionspartnern entstehen. Die extreme Menge der aus einer sozialen Interaktion hervorgehenden Informationen muss dadurch nicht jedes Mal vollständig verarbeitet werden, sondern wird auf einige wesentliche Erfahrungen reduziert. Schemata tendieren dazu, sich selbst zu verstärken, da schemainkonsistente Informationen häufig systematisch ausgeblendet werden (Rothbart et al. 1979). Auch für vertraute Situationen bilden sich Schemata aus, so genannte Skripts (Schank & Abelson 1977). Diese lassen sich als kognitive Wissensrepräsentationen verstehen, in denen interaktionsbezogene Abläufe und Rituale gespeichert sind. Auch dies trägt zur Herausbildung von verhältnismäßig überdauernden Interaktionsstrukturen bei. Insgesamt kann daher davon ausgegan146
gen werden, dass Interaktionsprozesse nicht in dem Maße variieren, wie dies aufgrund der Vielzahl möglicher Verhaltensweisen und der Dynamik von Kommunikation zunächst erwartet werden könnte. Vielmehr kann auf Basis der vorhergehenden Überlegungen vermutet werden, dass sich mit der Zeit paarspezifische Kommunikationsstrukturen herausbilden, durch welche die Variabilität von Paarkommunikationsprozessen begrenzt wird. Vor diesem Hintergrund erscheint die Annahme der Existenz von Interaktionsstilen gerechtfertigt. Dies schließt jedoch Verhaltensvariationen zwischen verschiedenen Kommunikationskontexten nicht aus; aus diesem Grund werden Verhaltenswahrnehmungen zumindest in Bezug auf zwei unterschiedliche Settings separat erfasst: Alltags- und Konfliktinteraktionen (vgl. hierzu Abschnitt 1.9.2).
1.9 Die Bedeutung von Paarinteraktion für den Partnerschaftserfolg Nachdem im vorangehenden Abschnitt Definitionen und theoretische Aspekte zum Konstrukt Kommunikation dargestellt worden sind, soll im Folgenden der aktuelle Forschungsstand zur Bedeutung von Kommunikationsstilen für den Erfolg von Partnerschaften vorgestellt werden. Dabei ist in Rechnung zu stellen, dass bislang noch keine umfassende Theorie der Paarkommunikation vorgelegt wurde; insbesondere aus dem therapeutischen Bereich stammt jedoch eine Vielzahl von empirischen Befunden, welche die Relevanz verschiedener Kommunikationsstile für den Partnerschaftserfolg belegen und an die die vorliegende Arbeit in weiten Teilen anknüpft. Welche konkreten Interaktionsstile beeinflussen nun die Qualität von Paarbeziehungen primär? Welches konkrete Verhalten hält Partnerschaften zusammen, welches gefährdet sie? In den folgenden Abschnitten wird ein Überblick über Studien zur Bedeutung spezifischer Paarinteraktionsstile für den partnerschaftlichen Erfolg gegeben. Hierzu werden empirische Befunde zur Wirkung verschiedener konkreter Interaktionsstile und -muster auf die Beziehungszufriedenheit zusammengetragen. Zunächst müssen jedoch zwei Überlegungen ausgeführt werden: zum einen die Frage, welche Bedeutung Kompetenzen und Motiven in der sozialen Interaktion zukommt – kurz: die Frage des Einflusses von „Können“ und „Wollen“; zum anderen eine analytische Differenzierung des Interaktionskontextes in alltägliche und Konfliktinteraktion, welche von theoretischer und operationalisierungstechnischer Bedeutung ist.
147
1.9.1
Interaktion als soziale Kompetenz vs. Performanz – die Rolle von Motiven
Wie Beobachtungsstudien zum Paarverhalten in Konflikten zeigen, unterscheiden sich Paare offensichtlich in ihren Verhaltenskompetenzen in Konfliktsituationen (z.B. Gottman 1979, 1994b); demnach liegt es nahe, die Existenz eines „sozialen Verhaltensrepertoires“ zu postulieren, welches die individuellen Möglichkeiten im Umgang mit sozialen Situationen absteckt (Forgas 1992: 292).39 In der durchgeführten Untersuchung werden spezifische Verhaltensweisen als Fertigkeiten angesehen, welche nach bisherigen Befunden maßgeblich den Erfolg von Partnerschaften bestimmen. Das Vorhandensein solcher Fertigkeiten bestimmt das Ausmaß kommunikativer bzw. sozialer Kompetenz. Im Alltag kann soziale Kompetenz – im Sinne eines inkorporierten kulturellen Kapitals – in soziales Kapital transformiert werden, indem sie die Institutionalisierung von „Zufallsbeziehungen“ (Bourdieu 1983: 192) erleichtert und fördert. In Partnerschaften stellt soziale Kompetenz eine wichtige Voraussetzung für eine zufrieden stellende Kommunikation zwischen den Partnern dar, insbesondere in konfliktreichen Situationen. Damit bestimmte Kompetenzen jedoch zum Tragen kommen, müssen sie auch eingesetzt werden (Performanz). Soziales Geschick führt nur dann zu einvernehmlichen Konfliktlösungen, wenn beide Partner „mitspielen“, d.h. wenn keiner von beiden durch Boykott oder destruktives Verhalten (z.B. Sarkasmus) eine Eskalation herbeiführt; es ist also keineswegs hinreichende Bedingung für eine zufrieden stellende Interaktion zwischen den Partnern (Burleson & Denton 1997; Denton et al. 1994). Die Ergebnisse der Studie von Burleson und Denton (1997) legen nahe, dass hohe kommunikative Fertigkeiten ebenso die Partnerschaftszufriedenheit mindern können, wenn sie destruktiv eingesetzt werden. Die Beziehung zwischen den beiden Konstrukten ist vermutlich komplex: Sind die kommunikativen Fertigkeiten unzureichend, wird dies primär negative Auswirkungen auf die partnerschaftliche Interaktion haben, da dann die Grundlage zur Bewältigung (nahezu) unvermeidlich auftretender Konflikte fehlt. Demgegenüber hängt der (konstruktive oder destruktive) Einsatz hoher kommunikativer Fertigkeiten vermutlich stark von motivationalen Zuständen der interagierenden Partner ab (Denton et al. 1994). Die Berücksichtigung von Motivstrukturen ist bislang in der Forschung zu partnerschaftlicher 39 Nicht zuletzt impliziert dieses Verständnis auch die Trainierbarkeit sozialer Fertigkeiten. Nicht vergessen werden sollte allerdings bei einer eigenschaftsorientierten Vorstellung, dass situationsspezifisch stark variierende Anforderungen an die soziale Kompetenz gestellt werden und dass möglicherweise soziale Kompetenzen für unterschiedliche Verhaltensbereiche differenziert werden müssen. Forgas (1992: 293) unterscheidet in diesem Sinne z.B. allgemeine und berufsspezifische soziale Kompetenz.
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Interaktion nur selten explizit erfolgt (vgl. Fincham & Beach 1999). Häufig wird geringe Beziehungsqualität als Folge eines Kommunikationsdefizits interpretiert (vgl. Gottman et al. 1976). Eine Selbsteinschätzung von situationsspezifischen Verhaltensintentionen, wie sie im Bereich von Paarbeobachtungsstudien mittels spezieller Versuchsanordnungen realisiert werden kann, war im Rahmen der vorliegenden Arbeit, in der auf Selbsteinschätzungsskalen rekurriert wurde, nicht möglich. Daher ist bei der Interpretation entsprechender Befunde zu bedenken, dass diese keine Schlussfolgerung bezüglich der Intentionalität des Verhaltens erlauben.
1.9.2 Der Interaktionskontext: Alltagsinteraktion oder Konflikt Ein wichtiges Merkmal von Kommunikationsprozessen betrifft deren Kontext (vgl. Abschnitt 1.8.2). Hierbei können in Partnerschaften zwei sehr unterschiedliche Rahmenbedingungen differenziert werden: einerseits alltägliche Interaktionen, andererseits das Verhalten in Konfliktsituationen. Diese Unterscheidung korrespondiert zum einen mit der in der empirischen Literatur anzutreffenden Trennung dieser beiden Kontexte; zum anderen kann erwartet werden, dass Reaktionsmuster durchaus zwischen diesen beiden Settings divergieren können: So ist durchaus vorstellbar, dass jemand, der sich gegenüber seinem Partner oder seiner Partnerin im Alltag aufmerksam und zugewandt verhält, in Konflikten eher unkontrolliert und verletzend agiert. Im Folgenden wird die These vertreten, dass die Betrachtung des Interaktionsverhaltens in beiden Kontexten ein genaueres Bild der spezifischen Paarkommunikation liefert als bei Beschränkung auf Alltags- oder Konfliktverhalten. Es kann angenommen werden, dass Konflikte bzw. Krisen kritische Wendepunkte innerhalb der Partnerschaftsentwicklung darstellen (Arránz Becker et al. 2005; Esser 2002a), da Konflikte spezifische kommunikative Kompetenzen erfordern und sich darin Unterschiede im Interaktionsverhalten zwischen glücklichen und unglücklichen Paaren besonders deutlich zeigen (Gottman 1994b; Gottman & Levenson 1988: 182). Nach Acitelli et al. (1993) stellen Konflikte eine zentrale Arena der Kommunikation und des Aushandelns einer gemeinsamen PaarPerspektive dar. Die Zufriedenheit mit der Bewältigung dieser Konflikte schlägt sich in der Zufriedenheit mit der Partnerschaft im Allgemeinen nieder (Heavey et al. 1993). Gottman (1994b: 28) geht noch weiter, indem er postuliert, dass die Stabilität einer Partnerschaft eine direkte Folge der Fähigkeit des Paares zur Konfliktlösung darstelle. Bislang wurden in der verhaltensorientierten Forschung Paarinteraktionen überwiegend in Konfliktsituationen – meist durch Problemdiskussionen im Labor operationalisiert – untersucht. Insbesondere in aktuellen Publikationen wird jedoch vermehrt eine verstärkte Erforschung nicht-konflikthafter All149
tagsinteraktion gefordert (Fincham 2004). Durch die Untersuchung positiver Interaktionen kann die von einigen Autoren kritisierte Pathologisierung der Familie (W. Schneider 1994: 114) vermieden werden. In der vorliegenden Arbeit werden sowohl Alltags- als auch Konfliktinteraktionen untersucht; dazu werden zunächst verschiedene empirische Studien zu Paarinteraktion in Konflikten beschrieben (1.9.2.1), wobei ein gesonderter Abschnitt dem verhaltenstheoretischen Forschungsprogramm von John M. Gottman gewidmet wird. Im Anschluss hieran werden entsprechende Befunde zu Alltagsinteraktionen geschildert (1.9.2.2).
1.9.2.1
Konfliktverhalten
Zur Dimensionierung von Konfliktstilen erweist sich eine Reihe von Publikationen in Anlehnung an die bekannte Arbeit von Hirschman (1970) als fruchtbar, die aus der Arbeitsgruppe um Caryl E. Rusbult (Rusbult 1987; Rusbult et al. 1998; Rusbult et al. 1986a, 1986b; Rusbult & Zembrodt 1983; Rusbult et al. 1982) stammen. Die Autoren postulieren vier Typen von Reaktionen auf Unzufriedenheit in Partnerschaften (vgl. Rusbult 1987): 1. 2. 3. 4.
Ausstieg (exit): Androhung oder Realisierung einer Trennung Aussprache (voice): aktives Ansprechen der Unzufriedenheit mit dem Ziel der Verbesserung der Partnerschaft, Aufsuchen von Hilfe etc. Loyalität (loyalty): passives Hoffen auf Besserung Vernachlässigung (neglect): emotionale und physische Distanzierung vom Partner, Beschwerden ohne Lösungsvorschläge etc.
Diese Überlegungen lassen sich gut auf das Verhalten in Konflikten übertragen. Ebenso wie Unzufriedenheit bieten Konflikte Anlass, bezüglich der Paarbeziehung „Bilanz zu ziehen“; auch in Konflikten bzw. Krisen wird bei den Akteuren die Entscheidung, in der Partnerschaft zu bleiben vs. diese zu verlassen, salient. Daher wird die Typologie in der vorliegenden Arbeit zur Bestimmung von Konfliktstilen verwendet. Den vier Reaktionstypen nach Rusbult liegen zwei Dimensionen zugrunde: (a) Konstruktivität / Destruktivität sowie (b) Aktivität / Passivität des Konfliktverhaltens. Die Reaktionstypen lassen sich wie folgt auf den beiden Dimensionen anordnen:
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Abbildung 7: Anordnung der vier Verhaltenstypen auf zwei theoretischen Dimensionen nach Rusbult (1987) konstruktiv Loyalität (loyalty)
Aussprache (voice)
passiv
aktiv Vernachlässigung (neglect)
Ausstieg (exit)
destruktiv Den theoretischen Ausgangspunkt der Überlegungen von Rusbult bildet ihr austauschtheoretisches Investitionsmodell romantischer Beziehungen (vgl. Abbildung 2 in Abschnitt 1.3.2). Mit diesem Modell sind Hypothesen über das Verhalten in Partnerschaften möglich (vgl. Rusbult 1987): Bei hoher Zufriedenheit in der Beziehung und hohen (materiellen wie immateriellen) Investitionen in die Partnerschaft werden die Partner eine hohe Bindung an die Beziehung (Commitment) entwickeln und bemüht sein, für den Erhalt der Beziehung förderliches (d.h. konstruktives) Verhalten zu zeigen. Die Aktivitätsdimension des Verhaltens (z.B. an der Partnerschaft „arbeiten“ bzw. diese verlassen vs. resignieren) dürfte neben dem der Partnerschaft zugemessenen Wert insbesondere davon abhängen, wie attraktiv die Alternativen – seien es andere potentielle Partnerschaften oder das Alleinleben – subjektiv erscheinen: Im Fall subjektiv attraktiver Alternativen werden aktivere Reaktionen (also je nach Beziehungszufriedenheit Aussprache oder Ausstiegsverhalten) vorhergesagt, bei unattraktiven Alternativen eher passive Reaktionen (Loyalität oder Vernachlässigung). In empirischen Studien hat sich gezeigt, dass konstruktives und destruktives Verhalten moderat – jeweils in der erwarteten Richtung – mit der Beziehungsqualität korrelieren40 (Rusbult et al. 1986a; 1986b; Rusbult et al. 1982). In einer neueren Studie weisen Rusbult et al. (1998) nach, dass die beiden funktionalen Interaktionsstile sowohl im Quer- als auch im Längsschnitt eine höhere Partnerschaftszufriedenheit prädizieren, wobei die Partnereffekte stärker sind 40 Goodwin (1991) berichtet im Rahmen einer Replikationsstudie allerdings uneindeutige Ergebnisse für Loyalität, die sowohl nicht signifikante Korrelationen zur (Un-)Zufriedenheit als auch die Bildung zweier Cluster (statt eines einzigen, theoretisch postulierten) in einer Multidimensionalen Skalierung (MDS) umfassen.
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als die Akteureffekte. Außerdem wurde ein Zusammenhang zur Konfliktintensität gefunden: Die beiden aktiven Typen treten eher bei einer höheren Konfliktintensität auf (Rusbult et al. 1986a). Bedeutsame negative Zusammenhänge zum Commitment und Beziehungsstatus finden sich bezüglich der Kategorien exit und neglect, während die Zusammenhänge zu den konstruktiven Verhaltensweisen weniger deutlich ausfallen (Berry & Willingham 1997; Rusbult et al. 1986b). Insgesamt wird in den Überlegungen deutlich, dass Interaktionsverhalten nicht nur auf die Beziehungsqualität wirkt, sondern auch strategisch bzw. als Reaktion auf (Un-)Zufriedenheit eingesetzt werden kann. Zwar wurden die vier Verhaltenstypen ursprünglich als Reaktionen und nicht als Ursachen der (Un-)Zufriedenheit in Partnerschaften konzipiert, jedoch betonen Rusbult et al. (1986a: 752; vgl. auch Noller et al. 1994), dass die Kausalrichtung dieses Zusammenhangs nur in einem längsschnittlichen Design eindeutig nachzuweisen ist.41 Ob generell Kommunikationsprobleme als Ursache oder Konsequenz einer Verschlechterung der Beziehung anzusehen sind, ist bislang empirisch nicht eindeutig geklärt (Noller et al. 1994; Rusbult et al. 1986a). Bisherige Längsschnittbefunde deuten vielmehr auf einen bidirektionalen Zusammenhang hin (Noller & Feeney 1998: 40). Rückkopplungseffekte zwischen Interaktion und Partnerschaftszufriedenheit sind theoretisch aufgrund der Reflexivität von Kommunikation durchaus zu erwarten. Vor diesem Hintergrund sind Auswirkungen von Interaktion auf den Partnerschaftserfolg, wie sie gemäß den theoretischen Überlegungen in der vorliegenden Arbeit erwartet werden, kein Beleg für eine bestimmte Richtung der Kausalbeziehung – erst recht nicht, wenn sie an Querschnittdaten nachgewiesen werden. Die Argumentation von Rusbult zum EVLN-Modell sind in hohem Maße relevant für die vorliegende Arbeit: Während bestimmte, besonders destruktive Verhaltensweisen quasi „automatisch“ zum Verlassen der Partnerschaft („exit“) führen, werden daneben auch substantielle empirische Zusammenhänge zur Partnerschaftszufriedenheit gefunden, die wiederum indirekt destabilisierend wirken dürften. Demgegenüber sind die unter „voice“ subsumierten Interaktionstypen weitgehend deckungsgleich mit den hier als konstruktiv klassifizierten Konfliktstilen. Die Indikatoren unterscheiden sich jedoch von Rusbults Operationalisierung (vgl. Rusbult & Zembrodt 1983); der Ansatz wird somit lediglich als Integrationsschema für die in dieser Arbeit diskutierten Konfliktstile eingesetzt. Die Generierung konkreter Indikatoren erfolgte auf Basis verhaltenstheoretischer Befunde, welche im nächsten Abschnitt zusammengefasst werden. 41 Die (bivariaten) Zusammenhänge der vier Verhaltensweisen zur späteren Beziehungsqualität fallen ähnlich hoch aus wie diejenigen zur vorherigen (Rusbult et al. 1986a). Allerdings wurden in dieser Studie die Einschätzungen zur Beziehungsqualität retrospektiv erhoben, es handelt sich also nicht um eine echte Längsschnittstudie.
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Konstruktivität und Destruktivität in Konflikten: der verhaltenstheoretische Ansatz von J.M. Gottman Eines der umfangreichsten Forschungsprogramme zum Zusammenhang zwischen partnerschaftlicher Interaktion und Partnerschaftserfolg stellen die Arbeiten des Paarverhaltensforschers und -therapeuten John M. Gottman dar (zum Überblick vgl. Gottman 1979, 1994b). Besondere Kennzeichen seiner Studien sind ein multimethodisches Vorgehen, welches neben dem Einsatz von Verhaltensbeobachtung und Interviews auch physiologische Messungen umfasst, und das intensive Bemühen um die Integration theoretischer Perspektiven im Rahmen einer umfassenden Mehrebenen-Theorie ehelicher Stabilität. Bei der Bestimmung interaktionsbezogener Determinanten der Ehestabilität geht Gottman (1993b) von einer Kerntriade (core triad) ehelicher Beziehungen aus, nach der Variablen aus drei (miteinander zusammenhängenden) Bereichen betrachtet werden sollten: 1. Wahrnehmung der Partner, 2. physiologische Parameter und 3. eheliche Interaktion, insbesondere in Konflikten. Eine zentrale empirische Zielsetzung besteht darin, anhand charakteristischer Wahrnehmungs- und Interaktionsmuster sowie physiologischer Parameter diejenigen Paare zu identifizieren, die sich auf dem Weg in die Trennung bzw. Scheidung befinden. Im Folgenden werden ausschließlich Befunde zu den diagnostischen Verhaltensmustern wiedergegeben, da die beiden anderen Ebenen im Kontext dieser Arbeit nicht untersucht wurden. Als wichtigstes empirisches Differenzierungskriterium zwischen stabilen und instabilen Paaren betrachtet Gottman (1993a; 1994b) das quantitative Verhältnis zwischen positiven und negativen Verhaltensweisen42 in Interaktionen. Der Befund, dass stabile Paare fünf Mal mehr positive als negative Interaktionen zeigen, veranlasste Gottman (1993a: 12; Gottman 1994b: 182, 413) zur Formulierung der Balancetheorie der Ehe. Danach geht eine Abnahme der Ehestabilität mit einer Angleichung der Frequenz positiver und negativer Interaktion einher, die schließlich in einem leichten Übergewicht negativer gegenüber positiver Interaktion (im Verhältnis 1:0.8) in instabilen Partnerschaften kulminiert (Gottman 1993b: 12). Die entscheidende, hinter diesen Ergebnissen stehende Aussage lautet, dass eine (annähernde) Gleichverteilung von positiven und negativen Interaktionsweisen für eine günstige Prognose bezüglich der Partnerschaftsstabilität nicht ausreicht, sondern
42 Mit der positiven bzw. negativen Valenz sind hier die (beobachteten) affektiven Auswirkungen des Verhaltens gemeint. Zur Validierung wurden eigene Studien mit einer speziellen Versuchsanordnung namens talk table (eine Art think aloud-Technik) verwendet (z.B. Gottman et al. 1976); außerdem werden in den meisten Studien Koeffizienten zur Interrater-Reliabilität der Beurteiler angegeben.
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dass jede negative Interaktion durch mehrere positive Interaktionen kompensiert werden muss, um die Klassifikation eines Paares als stabil zu begründen. Über das einfache quantitative Verhältnis von positiver und negativer Interaktion hinaus werden in den verhaltenstheoretisch angelegten Beobachtungsstudien häufig prozessorientiert Sequenzverläufe von Interaktionsepisoden analysiert. Als weiteres Kennzeichen instabiler Paare wurden in diesen Analysen eskalierende negative Interaktionsschleifen identifiziert (Gottman 1994b: 48; Revenstorf et al. 1980). Diese sind durch eine über den Gesprächsverlauf zunehmende Verstrickung in negative Reaktionsschemata charakterisierbar, wobei die Partner nicht in der Lage sind, wieder positive Interaktionen aufzunehmen und dadurch eine Entschärfung des Konflikts zu erreichen – Gottman (1994b: 58f) bezeichnet einen solchen Zustand, in dem die Partner im Streit „kein Ende finden“, als absorbing state. Das zwanghafte Verharren in negativen Aktions-Reaktions-Ketten wird auch als negative Verhaltensreziprozität (Gottman 1994b: 62) bezeichnet. In verschiedenen Studien zeigt sich ein inverser Zusammenhang zwischen negativer Reziprozität und dem Partnerschaftserfolg (Billings 1979; Gottman 1998). In einer Untersuchung von Gottman und Mitarbeitern (2000a) wird zwar kein Effekt negativer Reziprozität gefunden; allerdings resultiert hier die Fähigkeit des Paares zur Deeskalation von Konflikten niedriger bzw. hoher Intensität – also die Fertigkeit des Durchbrechens von Negativschleifen – als längerfristiger Prädiktor der ehelichen Stabilität. Ein Überschuss positiver Affekte determiniert nach Gottman (1998) Reparaturversuche während Konfliktinteraktionen und führt zu weiteren Prozessen, die eine erfolgreiche Konfliktlösung indizieren: Editing, womit in erster Linie das Aufbrechen von Ketten negativer Affektreziprozität gemeint ist, d.h. die Wahrscheinlichkeit, auf einen negativen Affekt des Partners selbst negativ zu reagieren, wird durch Editing-Prozesse verringert. Respectful influence, womit der Gebrauch von positivem Affekt im Dienst der Deeskalation von Konflikten während des Versuchs, den Partner ohne Einsatz von dysfunktionalen Verhaltensweisen zu beeinflussen, sowie die Akzeptanz der Beeinflussung durch den Partner gemeint ist. Positive affect wird eingesetzt, um Abwehrreaktionen des Partners zu vermeiden. Darüber hinaus verfügen stabile Paare über eine love map. Diese beinhaltet Kenntnisse über den Partner und seine Welt, die kontinuierlich aktualisiert werden. Eine valide Erfassung von Reziprozität oder Valenz-Quotienten ist allerdings ausschließlich mit Verlaufsdaten über eine Interaktionsepisode hinweg möglich, wie sie nur in Beobachtungsstudien erhoben werden können. Folgt man den Überlegungen Gottmans, so kann die subjektive Intensität oder Frequenz positiver und negativer Verhaltensweisen je für sich möglicherweise nicht allein zur Prognose der Beziehungsstabilität herangezogen werden, da sich auch innerhalb der stabilen Paartypen
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systematische Variationen hierin zeigen. Als ausschlaggebend wird vielmehr das Verhältnis aus positiven und negativen Verhaltensweisen angesehen. Daher sind die empirischen Befunde über diese aggregierten Maße hinaus nach Hinweisen auf spezifische Interaktionsmerkmale zu prüfen, welche sich überwiegend oder ausschließlich in stabilen bzw. gefährdeten Partnerschaften finden. Ein zentrales Anliegen der verhaltenstheoretischen Forschung besteht darin, auf Basis von Interaktionsdaten zu prognostizieren, bei welchen Paaren mit einem deutlich erhöhten Trennungsrisiko zu rechnen ist, d.h. wo eine paartherapeutische Intervention angebracht erscheint. Zu diesem Zweck haben Gottman und Kollegen eine Typologie von Paaren entwickelt (Gottman 1993a, 1993b), die empirisch einen beträchtlichen prädiktiven Beitrag zur Vorhersage des späteren Partnerschaftserfolgs leistet (Carrere et al. 2000; Gottman 1994b; Gottman et al. 1998; Gottman & Levenson 2000a). Innerhalb der stabilen Paare werden drei Typen von Partnerschaften43 unterschieden: 1. 2. 3.
Validators (konstruktive Partnerschaft) Volatiles (impulsive Partnerschaft) Avoiders (konfliktvermeidende Partnerschaft)
Innerhalb der instabilen Paare finden sich zwei Subtypen: 4. 5.
Hostile (feindselig/engagierte Partnerschaft) Hostile/detached (feindselig/distanzierte Partnerschaft)
Die stabilen Paartypen zeichnen sich durch gegenseitigen Respekt, Interesse sowie Empathie bei Sorgen des anderen aus (vgl. Gottman 1994b: 70). Diese Interaktionsmerkmale können unter dem Terminus „respectful influence“ (Gottman 1998: 193) subsumiert werden; sie zeigen sich sowohl in der Alltags- wie auch in der Konfliktinteraktion (zur Abgrenzung und Codierung entsprechender Verhaltensweisen vgl. Gottman 1994b: 298), wobei in Konflikten beide Partner ihre „Sicht der Dinge“ austauschen und sich gegenseitig mit einer akzeptierenden Grundhaltung begegnen (Gottman 1994b: 55). Ferner sind stabile eher als instabile Paare in der Lage, Konflikte durch Humor zu entschärfen (Rogge & Bradbury 1999). Weiterhin akzeptieren männliche Partner in stabilen Paartypen eher die Einflussnahme ihrer Partnerin als solche in den instabilen Paartypen (Gottman 1994a: 70). Die beschriebene Differenzierung innerhalb der stabilen Paartypen erfolgt primär über 43 Die drei stabilen Paartypen entsprechen der Aufteilung von Fitzpatrick (1984) in die drei (Ehe-) Gruppen traditional (validate), independent (volatile) und separate (avoidant).
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das praktizierte Ausmaß an Konfliktengagement bzw. -vermeidung (Gottman 1993a: 11). Gottman (1993a) unterteilt konfliktreiche partnerschaftliche Interaktionen in drei Phasen: 1. 2. 3.
Agendabildungsphase, in der beide Partner ihre Gefühle und Ansichten in Bezug auf ein bestehendes Problem darlegen. Argumentationsphase, in der die Partner versuchen, den anderen Partner von ihrer Ansicht zu überzeugen (ihn zu „überreden“). Verhandlungsphase, in der ein Kompromiss gefunden werden soll.
In seinen Untersuchungen findet Gottman (1993a), dass Vermeider über den gesamten Diskussionsverlauf kaum gegenseitige Überredungsversuche starten; vielmehr wird die Unterschiedlichkeit der Haltungen schlicht in Kauf genommen und ihre Bedeutung als gering eingestuft. Die Diskussion wird in der Regel nach der Agendabildungsphase als beendet angesehen, auftretende Differenzen werden entsprechend ignoriert oder für unwichtig befunden. Den Gegenpol bilden die impulsiven Paare, die in allen drei Phasen mit hohem Engagement versuchen, den anderen Partner von ihrem Standpunkt zu überzeugen. Diesen Paaren fällt es manchmal schwer, die Diskussion abzuschließen bzw. in einem Konsens enden zu lassen. Konstruktive Paare hingegen verfolgen den „Königsweg“ der Mitte, indem sie ihre Überredungsversuche auf die Argumentationsphase beschränken, ansonsten jedoch für die Vorschläge und Angebote des Partners offen sind. Auch die beiden instabilen Paartypen lassen sich anhand ihres Konfliktengagements differenzieren: Während feindselig-engagierte Paare sich aktiv für die Durchsetzung ihrer Interessen in Konflikten einsetzen, verhalten sich feindselig-distanzierte Paare durchweg passiv bzw. resignativ (Gottman 1993a). Demgegenüber verläuft die Entwicklung instabiler Partnerschaften nach Gottman (1994b: 88f, 97) idealtypisch in Form einer abwärts gerichteten Spirale, die durch eine abnehmende Ehequalität, aufkommende Trennungsgedanken und schließlich Trennungsvollzug charakterisierbar ist.44 Parallel zu diesem progredienten Verlauf verändert sich die partnerschaftliche Interaktion in einer ungünstigen Weise, sodass die Abwendung einer Trennung häufig nur durch therapeutische Intervention zu verhindern ist (Gottman 1993b: 72). Als besonders abträglich haben sich die folgenden Interaktionsstile erwiesen, die aufgrund ihres dysfunktionalen Charakters von Gottman (1993a; 1994b: 113) metaphorisch als die „vier Reiter der Apokalypse“ bezeichnet werden: 1. Kritik (criticism), die undifferenziert 44 Dies entspricht auch recht genau den Operationalisierungen für subjektive Partnerschafts(in)stabilität in der vorliegenden Arbeit.
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erfolgt und sich gegen die Person des Partners richtet; 2. Verachtung (contempt), also die pauschale persönliche Herabwürdigung des anderen Partners; 3. Defensivität (defensiveness), eine grundsätzliche Abwehrhaltung und Antizipation von Angriffen und Vorwürfen; sowie 4. Mauern (stonewalling), welches als Rückzug, Ignorieren oder Abwendung vom Partner während eines Konflikts zu charakterisieren ist. Gottman (1994b: 110) nimmt an, dass die vier genannten Verhaltensweisen eine Kaskade des Verfalls von ehelichen Beziehungen bilden, in der diese jeweils sukzessive hinzutreten. Diese Entwicklung ist laut Gottman mittels einer GuttmanSkala empirisch abbildbar (vgl. Gottman 1993b: 60f, 1994b: 111f). Als weitere dysfunktionale Verhaltensweise nennt Gottman an anderer Stelle (Gottman 1994b: 300) das Merkmal belligerence (übersetzt etwa Streitlust), welches provokante Äußerungen umfasst, die den Status des Partners oder vereinbarte partnerschaftliche Regeln angreifen. Schließlich ist dominantes Verhalten als dysfunktionaler Stil anzusehen (Gottman 1994b: 301). Weitere Beobachtungsstudien bestätigen die negativen Auswirkungen der von Gottman postulierten destruktiven Konfliktstile auf die Partnerschaftszufriedenheit (Sanford 2003). Johnson et al. (2005) zeigen, dass entsprechendes negatives Konfliktverhalten auch im Längsschnitt (über 4 Jahre) eine allmähliche Abnahme der Ehequalität prädiziert. Auch längsschnittliche Fragebogenstudien kommen zu ähnlichen Ergebnissen: Kurdek (1995) sowie Schneewind und Gerhard (2002) berichten ähnliche Effekte (über 2 bzw. 5 Jahre), in der zuerst genannten Studie allerdings nur für die Zufriedenheit der untersuchten Männer. Einige Studien deuten darauf hin, dass sich stabile und instabile Paare empirisch eher auf Basis negativer als positiver Interaktionsmerkmale differenzieren lassen (Gottman 1994b). Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass sich auch positive Interaktionen durchaus auf die langfristige Beziehungsstabilität auswirken: So zeigt z.B. die Untersuchung von Gottman und Levenson (2000a), dass positive Interaktion zwar nicht zur Prognose einer Scheidung zu einem früheren Zeitpunkt (mittlere Ehedauer: 7.4 Jahre), wohl hingegen zur Vorhersage einer Scheidung nach längerer Ehedauer (durchschnittlich 13.9 Jahre) geeignet ist. In einer anderen Untersuchung von Gottman et al. (1998: 17) ist das Ausmaß an positiven Affekten in der Interaktion die einzige Variable, die eine Vorhersage von Qualität und Stabilität der Partnerschaft ermöglicht. In einer neueren Arbeit plädiert Gottman (1998: 181) für die Berücksichtigung positiver und negativer Interaktionsmerkmale mit Hilfe einer Theorie „of both what is dysfunctional in ailing marriages and what is functional in marriages that are working“. In der vorliegenden Arbeit werden Effekte beider Konfliktstile auf den Partnerschaftserfolg erwartet:
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Hypothese 45: Konstruktive Konfliktstile wirken positiv auf Partnerschaftszufriedenheit und -stabilität. Hypothese 46: Destruktive Konfliktstile wirken negativ auf Partnerschaftszufriedenheit und -stabilität. In einigen neueren Studien versucht die Arbeitsgruppe um Gottman, mittels spezifischer Interaktionsmerkmale die Stabilität und Qualität von Ehen im Längsschnitt vorherzusagen (Gottman & Levenson 2000a; vgl. auch Clements et al. 2004). Mittels Diskriminanzanalysen werden ex post diejenigen Merkmale bzw. Muster identifiziert, welche am besten für die differentielle Prognose geeignet sind. Dabei resultiert eine Vorhersagegenauigkeit von über 80% über mehrjährige Zeiträume bezüglich beider Kriterien (Carrere et al. 2000).45 Auch wenn bei einer prospektiven Vorhersage eine verringerte Prognosegüte zu erwarten ist und die eingesetzten Diskriminanzanalysen bei kleinen Stichproben nicht unproblematisch sind (vgl. Rogge & Bradbury 1999), sind die Vorhersagen angesichts des langen Prognosezeitraums als überaus erfolgreich einzustufen. Sie stellen somit wichtige Hinweise auf die Relevanz der konstituierenden Merkmale der Paartypen dar.
Exkurs: Gewalt in Paarbeziehungen Als besonders dysfunktionale Interaktionsform ist partnerschaftliche Gewalt anzusehen. Gewalt umfasst solche Handlungen, die mit der Intention ausgeführt werden, eine andere Person physisch zu verletzen (Zwenger 1996: 65). Gewalthandlungen in Partnerschaften sind keine Seltenheit: Ihre Prävalenz wird in der (zumeist englischsprachigen) Literatur auf 10% bis fast 30% geschätzt (DeMaris 2000: 688; Hill & Kopp 2004: 238; Makepeace 1981: 96; Straus & Gelles 1986; Zwenger 1996: 76). Obwohl sich hier ein eigenständiger und leider von der restlichen Paarforschung fast völlig losgelöster Forschungsstrang entwickelt hat, gibt es noch zahlreiche offene Fragen, die z.B. quantitative und qualitative Geschlechtsunterschiede (Cate et al. 1982; Henton et al. 1983; O'Leary et al. 1989; Sagrestano et al. 1999) und sogar die Auswirkungen auf die Partnerschaftszufriedenheit (Cate et al. 1982: 84; Henton et al. 1983: 477; Makepeace 1981: 100; Roscoe & Callahan 1985: 550; Zwenger 1996) betreffen. Trotz der Relevanz von Gewalt im Rahmen der vorliegenden Studie wird auf eine Auswertung der entsprechenden Daten verzichtet. In einer anderen Auswertung des Datensatzes (vgl. Arránz Becker 2004) zeigt sich, 45 Die Diskriminanzkoeffizienten wurden auf Basis zweier Extremgruppen bezüglich der Ehequalität ermittelt.
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dass das Auftreten von Gewalt in der untersuchten Stichprobe fast vollständig verneint wird. Die resultierende Varianz in der entsprechenden Skala ist daher so gering, dass sich kaum Zusammenhänge zu weiteren Variablen finden. Die Ursache dürfte darin liegen, dass aufgrund der starken gesellschaftlichen Sanktionsbehaftung physischer Aggression mit nicht unerheblichen Antwortverzerrungen im Sinne sozialer Erwünschtheit zu rechnen ist (vgl. vertiefend hierzu Arias & Beach 1987; Szinovacz & Egley 1995). Zum Ausgleich verwenden einige Autoren als Schätzer der Gewaltinzidenz die Bejahung eines der beiden Partner zum Vorkommen gewalttätiger Übergriffe, auch wenn der andere Partner dieses verneint (vgl. O'Leary et al. 1989); mangels dyadischer Daten war dieses Vorgehen in der vorliegenden Studie nicht möglich. Neben den beiden aktiven Konfliktstilen, die zum einen funktionale (voice), zum anderen dysfunktionale Verhaltensweisen (exit) umfassen, gibt es noch die eher passiven Konfliktstrategien. Welche Rolle die Aktivitätsdimension der Interaktion – im Sinne des Ausmaßes an Konfliktengagement vs. -vermeidung in Partnerschaften allgemein spielt, wird im folgenden Abschnitt erörtert.
Konfliktengagement und -vermeidung Studien, die sich mit den Auswirkungen des (allgemeinen) Konfliktengagements befasst haben, ergeben widersprüchliche Befunde (vgl. Fincham & Beach 1999: 52ff): Während einige Forscher die positiven längerfristigen Konsequenzen von Konfliktengagement für den Beziehungserfolg hervorheben (Erbert & Duck 1997: 201; Gottman & Krokoff 1989; Smith et al. 1990), wird daneben auch auf potentiell negative Effekte hingewiesen, insbesondere wenn die Partner die Kontrolle über die Interaktion verlieren und ein Eskalationsprozess in Gang gesetzt wird (vgl. Cahn 1992: 99; Revenstorf et al. 1984: 174f). Vermutlich können diese Widersprüche erst durch die genaue Erfassung konkreter Verhaltensweisen aufgelöst werden: Nicht ob, sondern auf welche Weise sich die Partner in Konflikten engagieren, dürfte für die Beziehungsqualität von wesentlicher Bedeutung sein. Diesbezüglich wird auf die Ausführungen zu konstruktiven und dysfunktionalen Konfliktstilen im vorigen Abschnitt verwiesen. Aufgrund dieser Überlegung wird anstelle des unspezifischen Konfliktengagements im Folgenden das Ausmaß der Konfliktvermeidung als „passiver Pol“ der Aktivitätsdimension genauer betrachtet. Wie bereits im letzten Abschnitt beschrieben zeigen verhaltenstheoretische Paarbeobachtungsstudien, dass viele Paare Konflikten eine geringe Bedeutung zuschreiben, deren Auftreten weitgehend verneinen und auch bei gezieltem Ansprechen
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potentiell konflikthaltiger Themen ein passives Verhalten zeigen.46 Ein starker Effekt der Konfliktvermeidung auf den Partnerschaftserfolg ist vor dem Hintergrund der folgenden Überlegungen jedoch nicht zu erwarten: Da sich innerhalb der stabilen und der instabilen Paartypen empirisch deutliche Divergenzen bezüglich der Konfliktvermeidung finden, ist das Ausmaß dieses Merkmals aus verhaltenstheoretischer Perspektive nur ein schwacher Prädiktor für die Partnerschaftsstabilität (Roberts & Krokoff 1990). Im Einklang hierzu deuten die Befunde von Gottman (1993a: 8f) darauf hin, dass bei Konfliktvermeidern eine ähnliche Verringerung der Intensität sowohl im positiven als auch im negativen Verhalten zu konstatieren ist, wodurch das Verhältnis insgesamt annähernd konstant bleibt. Möglicherweise zeigen sich deshalb nicht immer negative Zusammenhänge zur Beziehungszufriedenheit, da bei vermeidenden Paaren auch die Intensität des negativen Verhaltens reduziert ist. Vorhersagen hinsichtlich der Auswirkung von Konfliktvermeidung bzw. -engagement werden allgemein dadurch erschwert, dass es Hinweise auf gegenläufige Quer- und Längsschnitteffekte gibt: So berichten Gottman und Krokoff (1989), dass das Konfliktengagement zwar in positivem Zusammenhang zur zeitgleich erhobenen Ehequalität steht, jedoch spätere negative Veränderungen der Ehequalität vorhersagt. Ein weiterer möglicher Grund für die uneinheitliche Befundlage hinsichtlich der Auswirkungen von Konfliktvermeidung liegt im Einfluss der Paarkombination dieses Merkmals. Werden dyadische Konfliktvermeidungsmuster betrachtet, zeigt sich folgendes: Sind beide Partner eher vermeidend, beeinträchtigt dies wie bereits geschildert nicht zwangsläufig den Beziehungserfolg (Gottman 1993a); trifft jedoch ein sehr konfliktfreudiger auf einen vermeidenden Partner, so hat dies häufig schädliche Folgen für den Partnerschaftserfolg (Berns et al. 1999; Christensen & Heavey 1990, 1993; Christensen & Walczynski 1988; Eldridge & Christensen 2002; Heavey et al. 1995; Holtzworth-Munroe et al. 1998; Kurdek 1995). Da in der vorliegenden Arbeit keine getrennte Einschätzung der Konfliktvermeidungstendenz für beide Partner vorliegt, werden allein aus diesem Grund eher schwache Effekte erwartet. Einige Autoren argumentieren aus theoretischer Sicht für eine leicht stabilisierende Wirkung von Konfliktvermeidung, da grundsätzlich Fälle denkbar sind, in denen hohes Konfliktengagement zusätzliche Spannungen schafft (Fitzpatrick & Winke 1979). Gleichzeitig gibt es aus mehreren Studien Hinweise darauf, dass 46 Von einer solchen „prophylaktischen“ Vermeidungshaltung gegenüber Konflikten ist aktiver Rückzug aus bereits bestehenden Konfliktsituationen zu differenzieren, welcher nach den vorliegenden Befunden eine eindeutig nachteilige Wirkung auf die Partnerschaftszufriedenheit ausübt (Bodenmann et al. 1998; Noller et al. 1994; Noller & Feeney 1998; Roberts 2000; Smith et al. 1990). Roberts (2000) nennt hier als entscheidende Variable das Ausmaß an Feindseligkeit (hostility) innerhalb des Rückzugsverhaltens.
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Paare, die Konflikte grundsätzlich als schädlich für die Partnerschaft einstufen, unzufriedener sind (Cramer 2001b; Eidelson & Epstein 1982). Angesichts dieser Überlegungen und der allgemeinen Kontroverse in der Literatur (vgl. Fincham & Beach 1999) werden in der vorliegenden Arbeit die folgenden Effekte der Konfliktvermeidung erwartet: Hypothese 47: Das Ausmaß an Konfliktvermeidung wirkt a) schwach negativ auf die Partnerschaftszufriedenheit und zeigt b) einen schwach positiven Zusammenhang zur Partnerschaftsstabilität. Hinsichtlich möglicher Moderatorvariablen ist zu erwähnen, dass es im Bereich Konfliktengagement bzw. -vermeidung Hinweise auf geschlechtsspezifische Effekte gibt: Erstens findet sich bei Männern gegenüber Frauen ein höheres Ausmaß an Vermeidung, und zweitens zeigen Männer insbesondere in instabilen Partnerschaften stärkere Rückzugstendenzen in Konflikten (vgl. Gottman 1994b: 135, 238f). Abschließend lässt sich die Frage formulieren, unter welchen sozialen Bedingungen sich Paare vermeidend verhalten. Hier scheint das Ausmaß, in dem Konflikte als belastend erlebt werden, eine wichtige Rolle zu spielen: Die Ergebnisse von Rusbult et al. (1986a) deuten darauf hin, dass eine hohe Konfliktbelastung ein aktiveres Konfliktverhalten nach sich zieht. Ein höheres Konfliktengagement zeigt sich in dieser Studie weiterhin bei jüngeren Partnern, geringer Beziehungsdauer und höherer Bildung der Partner. Vor diesem Hintergrund sind Variationen der Konfliktvermeidung in Abhängigkeit von der Konfliktintensität zu erwarten, weshalb in den entsprechenden Analysen beide Konstrukte kontrolliert werden.
Zusammenfassung zu den Konfliktstilen Vor dem Hintergrund der bis hierhin geschilderten theoretischen Überlegungen und empirischen Befunde zu den verschiedenen Konfliktstilen lassen sich die folgenden drei Konstrukte unterscheiden: 1.
2. 3.
konstruktives Konfliktverhalten: Demonstration von Respekt, sachliche Darstellung des eigenen Standpunkts, Entschärfung von Konflikten durch Empathie oder Zuwendung destruktives Konfliktverhalten: pauschale und verletzende Kritik an der Person, Spott, Hohn, Verachtung Konfliktvermeidung: kognitives Herabspielen der Bedeutung von Konflikten, geringe Bereitschaft zur Thematisierung von Konfliktthemen 161
Diese Klassifikation ähnelt prinzipiell den von Rusbult postulierten vier Interaktionstypen (vgl. Abschnitt 1.9.2.1, insbesondere Abbildung 7). Der Hauptunterschied besteht darin, dass die beiden „passiven“ Konfliktstile (loyalty und negligence) aus den beschriebenen Erwägungen heraus nicht hinsichtlich der Konstruktivitätsdimension differenziert, sondern zur Konfliktvermeidung zusammengefasst werden werden. Damit ergibt sich eine dreigeteilte Klassifikation des Konfliktverhaltens (vgl. Abbildung 8): Abbildung 8: Schematische Abbildung zur dreigeteilten Klassifikation von Konfliktstilen in der vorliegenden Arbeit aktiv
destruktives Konfliktverhalten
konstruktives Konfliktverhalten
Konfliktvermeidung
passiv destruktiv
konstruktiv
Kritik am verhaltenstheoretischen Ansatz Die psychologische Paarverhaltenstheorie stellt eine wichtige Ergänzung innerhalb der Theorien zu den Determinanten der Partnerschaftsstabilität dar, da sie die interaktionsbezogenen Einflüsse auf Basis lerntheoretischer Annahmen systematisch expliziert. Sie repräsentiert in der vorliegenden Arbeit den psychologischen Theoriepol und kann dazu herangezogen werden, um den in bisherigen Ansätzen (z.B. der Austauschtheorie) relativ grob modellierten Zusammenhang zwischen Interaktion und Ehe- bzw. Partnerschaftszufriedenheit – und über diese vermittelt auch Effekte auf die Partnerschaftsstabilität – entscheidend zu elaborieren. Als Nachteil ist jedoch anzusehen, dass der verhaltenstheoretische Ansatz ausschließlich Interaktionen betrachtet und z.B. sozialstrukturelle Determinanten des Handelns ausblendet. Er ist bislang noch nicht weit genug ausgearbeitet, um Paarinteraktionen innerhalb eines zeitlichen Entwicklungskontextes zu betrachten. So steht der „explikative Ansatz“ (vgl. Reichle & Werneck 1999a: 2) lebenszyklischer Veränderungen, der kritische Übergänge zwischen den Phasen der Partnerschafts-
162
entwicklung identifiziert und differentielle Anpassungs- und Bewältigungsprozesse einzelner Paare innerhalb dieser Transitionen expliziert, noch am Anfang. Um diesen Ansatz zu elaborieren, müssten Merkmale der sozialen Situation von Akteuren bzw. Paaren allgemein stärker in den Vordergrund rücken (vgl. Bradbury et al. 2000). Aus methodischer Sicht wirft das häufig verfolgte Vorgehen, „klinische“ (d.h. in Therapie befindliche) Paare „intakten“ Partnerschaften gegenüberzustellen – z.B. unter der Bezeichnung distressed und nondistressed (z.B. Billings 1979) – zahlreiche Probleme auf. Extremgruppenvergleiche wie diese stellen eine Stichprobenselektion dar und können zu Artefakten wie einer fälschlichen Diagnose von Zusammenhängen führen (Bortz & Döring 2002: 510). Als ein weiteres Resultat hieraus kann z.B. die Güte von Trennungsvorhersagen deutlich überschätzt werden (vgl. Rogge & Bradbury 1999: 340). Allgemein kann konstatiert werden, dass es noch zu wenige Untersuchungen gibt, welche die (absolute und relative) Stabilität des Interaktionsverhaltens über die Zeit behandeln. Die Annahme stabiler personbzw. beziehungsspezifischer Interaktionsdispositionen ist eine implizite Grundannahme vieler Ansätze; wäre sie unbegründet (d.h. wiesen Konfliktstile und Alltagsinteraktion im Zeitverlauf eine große intraindividuelle Variation auf), könnte eine einmalige Verhaltensbeobachtung möglicherweise zu invaliden Schlussfolgerungen bezüglich der typischen Paarinteraktion führen, und die Bildung von Verhaltenstypologien wären problematisch. Die intraindividuelle Stabilität derartiger Dispositionen ist bislang nur selten explizit untersucht worden; allerdings weisen die wenigen Studien in diesem Bereich auf ein ausreichendes Maß an Konstanz hin, sodass die Annahme von Interaktionsstilen bzw. Paartypen insgesamt gerechtfertigt erscheint (Gottman & Levenson 1999a, 1999b, 2000b). Ein gravierender Kritikpunkt betrifft die untersuchte Kommunikationssituation: Die bisherigen empirischen Beobachtungsstudien sind ganz überwiegend zu einseitig auf negative, konflikthafte Interaktion beschränkt und vernachlässigen die eher positiven Alltagsinteraktionen (vgl. hierzu Bradbury & Karney 2004). Dies lässt sich aus der paartherapeutischen Provenienz vieler klinischer Paarforscher erklären, die besonders an Diagnose und praktischer Intervention bei Kommunikationsproblemen interessiert sind: „adjusting communication patterns is one of the primary tools of family therapy and marital counseling designed to repair, maintain, enrich, and promote the well-being of family groups“ (Vuchinich & Angelelli 1995: 177). Bezüglich der ökologischen Validität der geschilderten Befunde sind immerhin vereinzelte Untersuchungen zu den Effekten des Kommunikationskontexts durchgeführt worden. Diese zeigen, dass häusliche Interaktion durch ein höheres Ausmaß sowohl an positiver wie auch negativer Verhaltensweisen gekennzeichnet ist (Gottman 1979). Paarinteraktion im Labor läuft also gewissermaßen „gebremst“ ab – daher dürften
163
Effekte im Labor eher unter- als überschätzt werden. Aus multimethodalen Studien gibt es außerdem Hinweise darauf, dass Alltags- und Konfliktinteraktionen funktional äquivalent sind: Paare, die dysfunktionales Konfliktverhalten zeigen, weisen ein höheres Risiko für eine ebenfalls belastete Alltagsinteraktion auf und umgekehrt (Gottman 1993a: 12, 1994b: 67; Gottman & Levenson 2000a: 743). Vor diesem Hintergrund ist zu erwarten, dass interaktionsbezogene Unterschiede zwischen stabilen und instabilen Paaren in beiden Kontexten nicht grundsätzlich differieren, sondern sich lediglich in unterschiedlicher Verhaltensintensität manifestieren, wobei Konfliktverhalten eine höhere Diagnostizität zukommt als nichtkonflikthafter Interaktion (vgl. Gottman 1979). Melby et al. (1995) können allerdings empirisch zeigen, dass der Kommunikationskontext – hier: Problemlösung vs. neutrale Diskussion – den Effekt positiver Zuwendung auf die Ehequalität moderiert; speziell in den auch in verhaltenstheoretischen Studien häufig inszenierten Problemdiskussionen findet sich nach diesen Befunden kein Einfluss dieses positiven Interaktionsstils auf die Ehequalität, während im neutralen Setting deutliche positive Effekte resultieren. Insofern könnte eine Ursache der starken Effekte negativen Konfliktverhaltens vielleicht doch in der Untersuchungssituation (Labor) zu finden sein. Aus diesem Grund sollten neben den Konfliktstilen auch positive Interaktionsprozesse außerhalb von Paarkonflikten in die Analyse einbezogen werden. Im folgenden Abschnitt werden entsprechende Studien und ihre Resultate dargestellt.
1.9.2.2
Alltägliche Interaktion
Positive Interaktion außerhalb des Konfliktsettings, die z.B. gegenseitige Selbstöffnung und die Herstellung gefühlsmäßiger Nähe beinhalten, sind ein charakteristisches Merkmal von Paarbeziehungen und grenzen diese auch beispielsweise von Freundes- oder Nachbarschaftsbeziehungen ab (Jost et al. 1985). Nicht nur in Konfliktsituationen stellt Kommunikation das primäre Medium der Affektentstehung in Partnerschaften dar; auch im Alltag dient sie der gemeinsamen Konstruktion einer „privaten Sinnwelt“ (Berger & Kellner 1965) und schafft dadurch Gemeinsamkeiten zwischen den Partnern und Anknüpfungspunkte für spätere Interaktion. Eckert, Hahn und Wolf (1989) konnten zeigen, dass die bloße Fiktion derartiger Gemeinsamkeiten in vielen Fällen ausreicht, um Ehen zu stabilisieren. Hierbei ist zu vermuten, dass häufige Interaktionen mit der Zeit eine Einstellungskonvergenz bewirken (Blankenship et al. 1984), welche wiederum zur Stabilisierung der Paarbeziehung beiträgt (Grau & Bierhoff 1998). Damit eine gemeinsame Paaridentität überhaupt entstehen kann, sind allerdings bestimmte kommunikative „Grund164
fertigkeiten“ notwendig. Dem anderen Aufmerksamkeit zuwenden, empathisches Zuhören und auch Kommunikation über Kommunikation („Metakommunikation“) sind die Eckpfeiler einer günstigen Kommunikationskultur (Sillars 1995), welche wiederum Zufriedenheit und Stabilität der Partnerschaft determiniert. Als Prädiktor ehelicher Instabilität erweist sich nachlassende gegenseitige Zuwendung in den ersten Ehejahren (Huston et al. 2001). Cramer (2006) findet einen positiven direkten Effekt der Unterstützung (support) auf die Partnerschaftszufriedenheit, der auch unter Kontrolle von Depressivität und Konfliktausmaß bestehen bleibt. Im Einklang hierzu weisen Pasch und Bradbury (1998) nach, dass gegenseitige Unterstützung der Partner unabhängig vom Konfliktverhalten über zwei Jahre hinweg die Ehequalität entscheidend determiniert. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass die Partnerschaftszufriedenheit von Frauen in stärkerem Maß vom Ausmaß an Unterstützung abhängt als die von Männern (Acitelli & Antonucci 1994). Auch emotionale Zuwendung und die Fähigkeit, sich zu öffnen, spielen eine wichtige Rolle (Boland & Follingstad 1987: 293f): Miller et al. (2003) berichten im Rahmen einer Längsschnittstudie, dass positive Expressivität den Austausch von Zärtlichkeit sowie die Idealisierung des Partners fördert und dadurch langfristig einen Anstieg der Partnerschaftszufriedenheit bewirkt. Rauer und Volling (2005) hingegen finden keine Auswirkungen positiver Expressivität auf die Ehequalität, hingegen ungünstige Konsequenzen negativer Expressivität, die sich vor allem in verringerten Liebesgefühlen, einem erhöhten Konfliktniveau sowie in einer verstärkten Ambivalenz gegenüber der Partnerschaft niederschlägt. Eine weitere dyadische Untersuchung zeigt, dass Selbstöffnung (self-disclosure) die Zufriedenheit beider Partner steigert (Finkenauer et al. 2004). Auch in einer Reihe weiterer, zum Teil älterer Studien lassen sich positive Auswirkungen eines positiv-expressiven Kommunikationsstils finden (Hendrick 1981; Sprecher 1987). Mann (2003) schließlich berichtet einen positiven Einfluss vom Ausmaß der Metakommunikation des Partners (nicht aber der eigenen) auf die Partnerschaftszufriedenheit. Die meisten der in diesem Abschnitt beschriebenen Befunde basieren im Unterschied zu den in dargestellten Paarbeobachtungsstudien auf Fragebogenuntersuchungen. Ähnliche Befunde zu vorteilhaften Auswirkungen einer positiven Alltagsinteraktion finden sich jedoch auch in anderen Studien, die Einschätzungen zum Interaktionsverlauf über alternative Methoden wie Tagebücher erfassen (Janicki et al. 2006; Laurenceau et al. 2005a; Laurenceau et al. 2005b). Schließlich gibt es einen eigenen Literaturstrang, der sich ausschließlich mit Verhaltensweisen beschäftigt, welcher der Beziehungserhaltung bzw. -pflege (relational maintenance) dienen (zur Einführung Canary & Stafford 1994; Canary & Dindia 1993). Auch diese Arbeiten zeigen positive Auswirkungen von positiver Zuwendung, Offenheit usw. auf die Partnerschaftszu-
165
friedenheit (Dainton 2000; Weigel & Ballard-Reisch 1999), auf das Commitment der Partner (Weigel & Ballard-Reisch 1999, 2002) sowie auf die formale Stabilität der Partnerschaft (Berg & McQuinn 1986). Insofern kann die folgende Hypothese generiert werden: Hypothese 48: Positive Alltagsinteraktion steigert die Partnerschaftszufriedenheit und stabilisiert Partnerschaften dadurch.
Kritik der Forschung zu Alltagsinteraktion Die meisten Studien zur Alltagsinteraktion basieren auf durch Fragebogen erhobenen Daten. Wünschenswert wäre insgesamt ein konsequenteres mutlimethodales Vorgehen, welches aufgrund des damit verbundenen Aufwands nur in wenigen Studien geleistet wurde (z.B. Matthews et al. 1996; Noller & Feeney 1998; Rogge & Bradbury 1999). Matthews et al. (1996) können dabei zeigen, dass die Selbstwahrnehmung von Paarinteraktionen die Auswirkungen des beobachteten Verhaltens auf die Ehestabilität vermittelt. Die Befunde von Rogge und Bradbury (1999) deuten allerdings darauf hin, dass dem Selbstbericht eine ähnliche Prädiktionskraft bezüglich des Partnerschaftserfolgs zukommt wie Beobachtungsdaten. Als Problemfeld der Forschung zu Alltagsinteraktionen ist anzuführen, dass hier – im Unterschied zur verhaltenstheoretischen Forschung – häufig die Partnerschaftsstabilität unberücksichtigt bleibt; stattdessen werden meist ausschließlich Effekte auf die Partnerschaftszufriedenheit bzw. -qualität untersucht. Hier besteht noch weiterer Forschungsbedarf bezüglich einer trennscharfen differentiellen Benennung von Interaktionsdeterminanten der Qualität im Unterschied zur Stabilität von Partnerschaften. So finden Rogge und Bradbury (1999), dass Gewalt ausschließlich für Trennungen prädiktiv ist, während andere Interaktionsmerkmale hingegen die spätere Partnerschaftszufriedenheit vorhersagen. Derart differenzierte Vorhersagen bilden aber die Ausnahme innerhalb der Forschung. Daher ist für zukünftige Studien ein verstärktes Augenmerk auf die differentielle Vorhersage von Partnerschaftszufriedenheit und -stabilität zu fordern.
1.10 Die Auswirkungen von Konflikten Obgleich das Konstrukt „Konflikt“ zu den Grundbegriffen der Sozialwissenschaften gehört (Bonacker 2002: 9), fällt eine einheitliche Definition des Konfliktbegriffs 166
schwer; vielmehr richten sich die jeweiligen Definitionen nach der intendierten Anwendung bzw. Zielsetzung (Rüssmann 2006: 7). Gängige Definitionen von Konflikt in Sammelwerken und Lexika beinhalten insbesondere das Aufeinandertreffen (lat. confligere: aufeinanderprallen) miteinander unvereinbarer Standpunkte oder Ziele (Sprey 1979) sowie ganz allgemein das Vorliegen von Spannungen, Streitereien und Gegensätzen zwischen Personen, Gruppen oder Organisationen (z.B. Bonacker 2002; Häcker & Stapf 1994; W. Schneider 1994). Durch die in der vorliegenden Arbeit notwendige Beschränkung auf Konflikte zwischen Individuen können zahlreiche der theoretischen Arbeiten zu Konflikten auf der Makroebene, z.B. zwischen sozialen Gruppen (z.B. Marx & Engels 1848; Dahrendorf 1985), außer Acht gelassen werden, sodass sich der „Theoriendschungel“ etwas lichtet. Im Zuge der inhaltlichen Beschränkung auf interpersonale (soziale) Konflikte wird der Fokus der folgenden Betrachtungen noch weiter eingegrenzt, nämlich auf dyadische (Paar-)Konflikte. Die Gemeinsamkeit vieler Definitionen besteht darin, dass Interessenkonflikte bezüglich des Anspruchs auf Kontrolle bestimmter knapper Ressourcen seitens zweier (oder mehrerer) Akteure als Ursache von Konflikten angesehen werden (Esser 1996: 348). Insofern sind soziale Interdependenz und Ressourcenknappheit eine Voraussetzung für die Entstehung von Konflikten (vgl. Wagner & Weiß 2005). Weiterhin werden Konflikte häufig als universelles und ubiquitäres soziales Phänomen beschrieben (Simmel 1904). Damit wird klar, dass – wie jeder andere soziale Raum – auch Partnerschaft und Familie jederzeit Austragungsort von Konflikten werden können. Möglicherweise erhalten Konflikte hier aufgrund der hohen sozialen Kontrolle und der zahlreichen Interaktionsgelegenheiten sogar eine besondere Bedeutung und Brisanz (Tyrell 2001). Grundlegend zur theoretischen Differenzierung interpersonaler Konflikte ist die Arbeit von Thomas (1976), nach der Konflikte mittels der vier Dimensionen Wahrnehmung, Emotion, Verhalten und Verhaltenskonsequenzen beschrieben werden können. Unterschiede in Konfliktdefinitionen betreffen u.a. die relative Bedeutung, die diesen Aspekten zugemessen wird. Während das eine Extrem durch die Auffassung gebildet wird, dass Konflikte auch dann vorliegen, wenn eine gegebene Ziel- oder Interessendiskrepanz von den Beteiligten nicht wahrgenommen wird (Brickman 1974) – ein Verständnis von Konflikten, welches hier nicht geteilt wird –, gehen andere Konzeptualisierungen erst dann von einem Konflikt aus, wenn die Unvereinbarkeit von Interessen den Beteiligten bewusst ist (z.B. Wall & Callister 1995). Wieder andere Ansätze betonen die Rolle von Konfliktinteraktionen: „Conflict is the interaction of interdependent people who perceive incompatible goals and interference from each other in achieving those goals“ (Fitzpatrick 1988: 137). Die Differenzierung der beiden zuletzt genannten Ansätze deckt sich weitgehend mit der von Christen-
167
sen und Walczynski (1988) vorgeschlagenen Klassifikation von Konflikt als Struktur vs. Prozess. Leider wurden die von Thomas (1976) vorgeschlagenen theoretischen Elaborationen des Konfliktbegriffs in der Paarforschung nur selten beachtet (zu Ausnahmen siehe Arránz Becker et al. 2005; Hill 2004; Rüssmann 2006; Wagner & Weiß 2005). Vielmehr behandelt der überwiegende Teil der Untersuchungen Konfliktverhalten (vgl. Abschnitt 1.9.2.1), während die Konfliktwahrnehmung bislang häufig ignoriert wird. In der vorliegenden Arbeit werden daher beide Konzepte sorgsam differenziert und separat operationalisiert. Die wenigen Arbeiten, die sich explizit mit Konfliktwahrnehmungen beschäftigen, unterscheiden zudem meist nicht zwischen den beiden logisch voneinander unabhängigen Dimensionen (a) der subjektiven Häufigkeit des Auftretens von Konflikten und (b) der empfundenen Belastung, die von diesen Konflikten ausgeht. Diese Unterscheidung trägt der Überlegung Rechnung, dass häufig auftretende Meinungsverschiedenheiten oder Konflikte nicht in jedem Fall die Partnerschaft belasten müssen, z.B. wenn der Konfliktbereich von geringer persönlicher Relevanz ist oder wenn es sich um „kalte“ Konflikte handelt, die kaum Begleitaffekte evozieren. Da sich Konflikte auf verschiedene inhaltliche Bereiche beziehen können, sollte ihre Erfassung zudem themenbezogen erfolgen. „Checklisten“ wichtiger Konfliktbereiche für Partnerschaften wurden bereits in verschiedenen Arbeiten vorgelegt (z.B. Hahlweg et al. 1982; Hank et al. 1990; Spanier 1976); auf diese Vorarbeiten wurde in der vorliegenden Untersuchung rekurriert. Nach den ausgeführten Überlegungen zur inhaltlichen Dimensionierung des Konfliktbegriffs stellt sich die Frage, in welcher Weise Paarkonflikte in einem Modell zur Erklärung der Partnerschaftsstabilität integriert werden können. Dazu werden zunächst einige Konflikttheorien kurz dargestellt, die hier zu einer Klärung beitragen können. Die Gegenstandsbereiche sozialwissenschaftlicher Konflikttheorien lassen sich ganz allgemein wie folgt klassifizieren (vgl. Oberschall 1978): 1.
2.
168
Eine Theorieklasse analysiert die Ursachen von Konflikten. Anwendungen dieser Gruppe von Theorieansätzen auf Partnerschaften zeigen, dass Paarkonflikten häufig bestimmte sozialstrukturelle Konstellationen zugrunde liegen (Rüssmann 2004, 2006; Wagner & Weiß 2005). Auch in der vorliegenden Arbeit werden an verschiedenen Stellen, z.B. im Bereich der Homogamie (vgl. Abschnitt 1.4.2.1), über Konflikte vermittelte Effekte angenommen. In einigen Fällen wirken die Einflussfaktoren von außen auf die Paarbeziehung ein, in anderen gehen sie aus paarinternen (z.B. interaktionsbezogenen) Prozessen hervor (vgl. Klein & White 1996: 190). In anderen Ansätzen steht hingegen der Verlauf von Konflikten im Fokus des Interesses. Diese Ansätze finden in der vorliegenden Arbeit insbesondere be-
3.
züglich der detaillierten Analyse von dyadischen Konfliktinteraktionen (Abschnitt 1.9.2.1) Berücksichtigung. Schließlich werden in einigen Ansätzen Konsequenzen von Konflikten thematisiert. Hierbei wird bereits in klassischen Ansätzen (z.B. Simmel 1904) hervorgehoben, dass sich Konflikte per se weder förderlich noch schädlich auf soziale Gebilde auswirken müssen. So betont insbesondere Simmel (1908), dass Konflikte eine Form der Vergesellschaftung darstellen, indem sie Gemeinsamkeiten und Differenzierungen sozialer Gruppen ausdrücken und letztlich damit auf gesellschaftlicher Ebene eine integrative Funktion besitzen. Auch in der Anwendung auf familiale Konflikte wird darauf verwiesen, dass diese zwar einerseits häufig eine besondere Intensität aufweisen (Simmel 1993: 339f), dass sie jedoch (in begrenztem Ausmaß) durchaus funktional sind, weil sie positive Veränderungen anregen können (Coser 1965). Auch andere Autoren nehmen eine an den Konsequenzen orientierte Differenzierung in konstruktive und destruktive Konflikte vor (Montgomery 1989).
Insgesamt wird in den Ausführungen deutlich, dass Konflikte im Rahmen von Paarbeziehungen bezüglich aller drei Aspekte bedeutsam sind: Zum einen sind sie durch bestimmte soziale Merkmale des Paars bedingt bzw. werden in bestimmten Entwicklungsstadien der Partnerschaft salient (Punkt 1 oben), zum anderen sollte der Umgang mit Konflikten im Rahmen der Paarinteraktion Beachtung finden (Punkt 2). Schließlich kann davon ausgegangen werden, dass sich Konflikte stets auf die weitere Partnerschaftsentwicklung auswirken (Punkt 3). Ob diese Konsequenzen (im Hinblick auf die Partnerschaftsstabilität) jedoch positiver oder negativer Art sind, bleibt in der theoretisch orientierten Literatur umstritten. Für die vorliegende Arbeit ergibt sich die Schlussfolgerung, dass Konflikte eine zentrale intervenierende Variable im Beziehungsgeschehen darstellen, da sie a) sozial determiniert sind und b) in Verbindung mit den vorhandenen Möglichkeiten der Konfliktlösung den Partnerschaftserfolg mitbestimmen.
Forschungsbefunde Zu den Effekten von Konflikten auf den Partnerschaftserfolg existieren weit weniger Befunde, als aufgrund der Unvermeidlichkeit und der intuitiven Bedeutsamkeit von Konflikten vermutet werden könnte. Dies liegt daran, dass Paarkonflikte in klinisch-psychologischen Studien häufig als Indikator für den Interventionsbedarf oder allgemein für den Partnerschaftserfolg betrachtet werden, jedoch relativ selten explizit in die Analysen aufgenommen werden. Während die Pozesskomponente 169
von Paarkonflikten im Rahmen der in den letzten Abschnitten dargestellten Paarinteraktionsforschung ausgiebig untersucht worden ist, bleiben Vorhersagen der Konsequenzen von Konflikten weitgehend theoretischer Natur. Je nach zugrunde gelegter theoretischer Perspektive werden entweder (a) die negativen Auswirkungen von Konflikten (Lenz 1998; Cramer 2004), (b) die potentiell positiven Folgen im Sinne eines konstruktiven Impulses für Veränderungen (Coser 1965; Simmel 1908) oder auch (c) die kritische Bedeutung der Konfliktlösungskompetenzen (Gottman 1979) betont. Trotz der theoretischen Arbeiten, die zum Teil auch positive Konsequenzen von Konflikten auf die Partnerschaftsentwicklung postulieren, werden in der empirischen Literatur überwiegend negative Auswirkungen auf den Partnerschaftserfolg beschrieben (vgl. Lowenstein 2005). Mehrere Untersuchungen identifizieren in konfliktreichen Partnerschaften ein erhöhtes Trennungs- bzw. Scheidungsrisiko (Amato & Rogers 1997; Bierhoff & Grau 1996; Brandtstädter & Felser 2003; Clements et al. 2004; Orbuch et al. 2002) bzw. eine verringerte subjektive Stabilität (Arránz Becker et al. 2005; Booth et al. 1984; Terling-Watt 2001; Thomson & Colella 1992). Weitere Studien demonstrieren, dass Konflikte deutlich die Partnerschaftszufriedenheit beeinträchtigen (Arránz Becker et al. 2005; Clements et al. 2004; Cramer 2001a, 2001b, 2006; Kurdek 1994; Rüssmann & Arránz Becker 2004; Rüssmann et al. 2005; Williams & Lawler 2003), und auch Bierhoff und Grau (1999: 76) berichten, dass Konflikte sowohl im Quer- als auch im Längsschnitt zu den besten Prädiktoren des „ehelichen Glücks“ zählen. Janicki et al. (2006) replizieren diesen Befund in einer Tagebuchstudie. Analysen von Arránz Becker et al. (2005) weisen allerdings auf zwei in diesem Kontext wichtige Punkte hin: 1. Die Auswirkungen von Konflikten sind nicht unabhängig von denen der Interaktion, daher sollten Effekte von Kommunikationsstilen und Konflikten multivariat getestet werden; 2. es besteht eine Wechselwirkungen zwischen Konfliktintensität und Konfliktverhalten in der Weise, dass die negativen Auswirkungen von Konflikten zum Teil durch konstruktive Konfliktstile abgepuffert werden können. Vereinzelt werden in den Studien Konflikte nach ihrem Auftreten in verschiedenen inhaltlichen Bereichen differenziert (Brandtstädter & Felser 2003; Kurdek 1994; Storaasli & Markman 1990; Terling-Watt 2001; Vangelisti & Huston 1994). In diesen Untersuchungen zeichnet sich ab, dass Konflikten über Finanzen, Sexualität, Eifersucht und Machtverteilung besonderes Gewicht hinsichtlich der negativen Auswirkungen auf den Partnerschaftserfolg zukommt, während sich bei den übrigen Konfliktthemen keine deutlichen Konsequenzen für die Paarbeziehung zeigen.
170
In der deutschen familiensoziologischen Literatur zu Konflikten in Partnerschaft und Familie sind neben einigen allgemeinen theoretischen Abhandlungen (W. Schneider 1994; Tyrell 2001) auch die empirischen Arbeiten von Hartmut Esser im Rahmen seines Modells der Frameselektion (Esser 2001; vgl. hierzu auch Abschnitt 2.4.1.5) zu nennen. Esser beschäftigt sich allerdings primär mit Ehekrisen, die eher eine Steigerungs- bzw. chronifizierte Form von Konflikten darstellen. Solche Krisen stellen nach Esser für die Akteure einen Anlass dar, die Fraglosigkeit einer Partnerschaft bzw. Ehe in Zweifel zu ziehen und ggf. in einen rational kalkulierenden Handlungsmodus zu verfallen, in dem Kosten und Nutzen aufgerechnet werden und bei einer ungünstigen Bilanz zu einem erhöhten Trennungsrisiko führen. In verschiedenen empirischen Arbeiten kann Esser zeigen, dass Krisen einen starken destabilisierenden Einfluss auf Ehen ausüben (Esser 1999, 2002a, 2002b). Insgesamt ergeben sich die folgenden beiden Hypothesen: Hypothese 49: Die Häufigkeit von bzw. Belastung durch Konflikte wirkt sich negativ auf Partnerschaftszufriedenheit und Partnerschaftsstabilität aus. Hypothese 50: Es finden sich Wechselwirkungen zwischen Paarkonflikten und Paarinteraktionsstilen hinsichtlich der Effekte auf a) Partnerschaftszufriedenheit und b) Partnerschaftsstabilität.
1.11 Zusammenfassung der Forschungsdefizite und Zielsetzung der vorliegenden Arbeit Wie die Ausführungen in diesem Kapitel gezeigt haben, existieren mittlerweile reichhaltige empirische Befunde zu den verschiedenen strukturellen Determinanten der Partnerschafts- und Ehestabilität (vgl. den Überblick bei Faust & McKibben 1999). Dies gilt mit einigen Einschränkungen auch durchaus für den deutschen (zusammenfassend Wagner & Weiß 2003) sowie den europäischen Raum (Wagner & Weiß 2006). Daneben gibt es eine stärker psychologisch ausgerichtete Forschungstradition, die sich mit dem Einfluss von Paarinteraktion, Persönlichkeitsmerkmalen und kognitiven Prozessen auf die Entwicklung von Partnerschaften befasst hat (zum Überblick Bodenmann 1999, 2001; Karney & Bradbury 1995). Beide Bereiche sind bislang nahezu vollständig getrennt geblieben; das Zusammenspiel von strukturellen Faktoren einerseits und Prozessen der Paarinteraktion sowie Partnerschaftswahrnehmung andererseits bleibt – abgesehen von Einzelbefunden – auf dieser Grundlage bislang weitgehend ungeklärt. Im Folgenden werden einige 171
Hauptkritikpunkte an der bisherigen Forschung benannt, wobei die beiden oben genannten Literaturstränge getrennt betrachtet werden. Die umfangreiche Befundlage zu strukturellen Determinanten des Partnerschaftserfolgs ist überwiegend der klassisch soziologischen Scheidungsforschung zu verdanken. Dennoch sind insbesondere die folgenden beiden Punkte zu kritisieren: 1.
2.
172
Zum einen wurden Merkmale der Paarinteraktion sowie Konfliktwahrnehmungen als Determinanten der Partnerschaftsstabilität bislang nahezu völlig ignoriert. Abgesehen von dem damit verbundenen Verlust an Erklärungsbzw. Prognosekraft der Modelle ist es bisher dadurch unmöglich gewesen zu klären, inwiefern diese Konstrukte einen Beitrag zur Erklärung bereits nachgewiesener Effekte sozialstruktureller Variablen (z.B. des Heiratsalters oder auch einer Zweit- oder Folgeehe) leisten können. Obgleich entsprechende Hypothesen zu vermittelnden Effekten von Interaktionsstilen und partnerschaftsbezogenen Wahrnehmungen, z.B. bei der Erklärung intergenerationaler Scheidungstransmission über Prozesse des Modelllernens (Amato & DeBoer 2001), bereits seit längerem existieren, lässt deren empirische Überprüfung mangels geeigneter Datensätze gerade in Deutschland noch auf sich warten. Des Weiteren ist die Forschung bislang größtenteils auf Ehen beschränkt. Zwar kann argumentiert werden, dass Ehescheidung ein gesellschaftlich relevantes soziales Problem darstellt, welches mit hohen individuellen und kollektiven Kosten verbunden ist (vgl. die Einleitung dieser Arbeit). Erste nordamerikanische Studien zu den Trennungsfolgen in nichtehelichen Lebensgemeinschaften zeigen jedoch bei getrennten im Vergleich mit geschiedenen Paaren „strikingly similar economic positions“ (Avellar & Smock 2005: 315). Zudem ist, obgleich nicht von einer insgesamt abnehmenden Bindungsquote in der Gesellschaft ausgegangen werden kann, in Relation zur Ehe eine quantitative Bedeutungszunahme von nichtehelichen Partnerschaftsformen zu konstatieren (Brüderl 2004; Klein 1999a, 1999b). Auch auf juristischer Ebene ist – etwa angesichts der Einführung des Gesetzes über die Eingetragene Lebenspartnerschaft (LPartG) oder den jüngsten Änderungen im Kindschafts- bzw. Sorgerecht – durchaus ein langfristiger Trend in Richtung der Gleichstellung ehelicher und nichtehelichen Lebensgemeinschaften auszumachen. Eine Forschung, die diese Lebensformen ausblendet, läuft daher Gefahr, gesellschaftliche Realitäten aus dem Blickfeld zu verlieren. Zudem zeigen Studien zu den Auswirkungen vorehelichen Zusammenlebens auf die spätere Ehestabilität (vgl. Abschnitt 1.4.1.2), dass eine Beschäftigung mit der vorehelichen Phase durchaus zum Verständnis ehelicher Beziehungen beitragen kann. Schließlich muss darauf hingewiesen werden, dass die deutsche Forschung zu nichteheli-
chen Lebensgemeinschaften – von wenigen Ausnahmen (z.B. Klein & Lauterbach 1999; Vaskovics et al. 1997) abgesehen – noch Aufholbedarf hat. Gerade in den letzten zehn Jahren haben internationale Forschungsaktivitäten zu nichtehelichen Lebensgemeinschaften deutlich zugenommen, z.B. zur Entwicklung der Partnerschaftszufriedenheit über die Zeit (Brown 2003) oder auch zum Einfluss spezifischer Stabilitätsdeterminanten wie Kinder (Berrington 2001; Manning 2004; Wu 1995) oder Arbeitsteilung (Wu & Pollard 2000). Insgesamt lässt sich festhalten, dass sich in Deutschland aufgrund der Beschränkung auf Ehen bisher keine starke komparative Forschung zu Stabilitätsdeterminanten bei ehelichen und nichtehelichen Lebensgemeinschaften etabliert hat (zu einer Ausnahme vgl. Lois 2008). Aus der psychologischen Partnerschaftsforschung liegt eine Vielzahl von Studien vor, die die eminente Bedeutung von Kommunikationsprozessen für den Partnerschaftserfolg demonstrieren (vgl. zur Übersicht Bodenmann 2001; Fincham 2004; Fincham & Beach 1999; Karney & Bradbury 1995). Allerdings ergibt sich hier ein gravierendes Forschungsdefizit aus der Tatsache, dass fast ausschließlich kleine, nicht repräsentative Stichproben untersucht werden, die nur geringe soziodemographische Variationen aufweisen (vgl. Bradbury et al. 2000). Auf dieser Basis ist eine Untersuchung des Einflusses sozialstruktureller Merkmale nicht möglich, und folglich kann innerhalb dieses Ansatzes die vermittelnde Rolle von Paarinteraktionen, die in der vorliegenden Studie analysiert wird, nicht untersucht werden. Die resultierenden Modelle zur Erklärung der Partnerschaftszufriedenheit und -stabilität weisen damit zwar eine hohe Erklärungskraft auf, lassen jedoch die Berücksichtigung der sozialen Situation, d.h. insbesondere der wirksamen Handlungsbedingungen und -beschränkungen außer Acht, denen individuelle Akteure zweifellos unterworfen sind. Die vorliegende Untersuchung versucht einige der bisherigen Defizite und Desiderata durch einen interdisziplinären Modellansatz und empirische Analysen an einem geeigneten Datensatz auszugleichen. Dazu wurden im vorliegenden Kapitel zentrale soziologische und psychologische Determinanten des Partnerschaftserfolgs zusammengetragen und jeweils in Form von Hypothesen für die empirische Überprüfung in Kapitel 2 festgehalten. Die empirischen Analysen verfolgen die folgenden beiden Ziele: 1.
Zunächst wird untersucht, inwieweit sich vor dem Hintergrund der eingesetzten Operationalisierungen – insbesondere der abhängigen Variablen – zentrale Befunde aus der Scheidungs- und der Paarinteraktionsforschung an ost- und westdeutschen Partnerschaften und Ehen replizieren lassen. Zur theoreti173
schen Strukturierung der diversen in diesem Abschnitt beschriebenen strukturellen Einflussfaktoren wird dabei auf Arbeiten von Paul B. Hill (Hill 2003; Hill & Kopp 1990, 2004) zurückgegriffen, der zu diesem Zweck das folgende allgemeine Hypothesenmodell vorschlägt (vgl. Abbildung 9): Abbildung 9: Hypothesenmodell zu den Determinanten der Partnerschaftsstabilität (nach Hill 2003: 16) Alternativen zur Beziehung Framing/ Commitment Alternativen
Zufriedenheit Matching
Stabilität Ehegewinn
Suchverhalten Investitionen
Barrieren
2.
174
Die vorliegende Arbeit leistet keinen direkten Test dieses Modells; vielmehr soll es als Integrationsschema zur Strukturierung und Veranschaulichung der verschiedenen Wirkprozesse dienen. Daneben wird es als Grundlage genommen, die im letzten Teil der Arbeit (S. 309) um interaktionsbezogene Einflüsse und partnerschaftsbezogene Wahrnehmungen erweitert und zu einem integrativen Modell der Erklärung des Partnerschaftserfolgs entwickelt wird. Die Hauptfragestellung besteht jedoch darin zu klären, inwieweit sozialstrukturelle Einflüsse und verschiedene partnerschaftsbezogene Wahrnehmungsund Interaktionsmerkmale zusammenwirken und dadurch letztlich den Partnerschaftserfolg determinieren. Hier kann in Anlehnung an das Grundschema soziologischer Erklärungen vermutet werden, dass Merkmale der sozialen Situation von Akteuren von diesen wahrgenommen und interpretiert werden und dadurch ihr Handeln mitbestimmen (vgl. Esser 1996; Hill & Kopp 2004:
129f). Hieraus resultiert eine vermittelnde Rolle der Wahrnehmungs- und Interaktionsvariablen (vgl. Abbildung 10). Abbildung 10: Schematisches Modell zum Zusammenwirken sozialstruktureller und subjektiv-prozessualer Determinanten des Partnerschaftserfolgs Merkmale der sozialen Situation, z.B.:
Individuelle Situationsdefinition und Partnerschaftsgestaltung, z.B.:
Partnerschaftserfolg
Alternativen Paarmatch sozioökonomische Position Haushaltszusammensetzung Geschlecht normative und kulturelle Orientierungen Sozialisationserfahrungen
Konfliktwahrnehmung Paarinteraktion (Alltag und Konflikt)
a. Partnerschaftszufriedenheit b. Partnerschaftsstabilität
Durch diese Modellierung erhalten zugleich viele Befunde der Scheidungsforschung einen ganz neuen Gehalt: So bleibt beispielsweise die „Erklärung“ der Ehestabilität durch Variationen im Heiratsalter substanzlos ohne entsprechende Brückenhypothesen, z.B. die Erwartung damit einhergehender Konfliktlösungskompetenzen, persönlicher Reifungsprozesse usw. Umgekehrt wird der Tatsache Rechnung getragen, dass Paarinteraktion zumindest partiell auch strukturellen Einflüssen unterliegt (Arránz Becker 2004). Durchführbar war dieses interdisziplinäre Vorhaben dadurch, dass im Rahmen des Forschungsprojekts SESKI an der RWTH Aachen eine Datenerhebung stattfand, in der an einer größeren und sozial heterogenen Stichprobe neben sozialdemographischen Informationen auch – und hier liegt die primäre Innovation – Angaben zur Paarinteraktion in Alltags- und Konfliktsituationen erfasst wurden (vgl. ausführlich hierzu Hill 2004).
175
2 Untersuchungsmethode und Ergebnisse
Nach der Besprechung theoretischer Ansätze und bisheriger Untersuchungen wird in diesem Kapitel auf die Analysen im Rahmen der vorliegenden Arbeit eingegangen. Als erstes werden methodische Vorgehensweise und Untersuchungsablauf beschrieben (Abschnitt 2.1). Anschließend folgt die empirische Überprüfung der im letzten Kapitel generierten Hypothesen anhand des analysierten Datensatzes (Abschnitt 2.2).
2.1 Untersuchungsmethode Im ersten Schritt wird eine Deskription zentraler Merkmale der Untersuchungsstichprobe (2.1.1) gegeben. Im Anschluss daran erfolgt eine Darstellung der eingesetzten Operationalisierungen (2.1.2).
2.1.1
Stichprobe
Da die Zielsetzung der Datenerhebung darin bestand, sowohl sozialstrukturelle Variablen als auch partnerschaftsbezogene Wahrnehmungen simultan zu erfassen, musste die Stichprobe so gezogen werden, dass möglichst ein breites Spektrum unterschiedlicher sozialer Positionen vertreten ist. Die Entscheidung fiel aufgrund der guten Untersuchungsökonomie zu Gunsten von computergestützen Telefoninterviews (CATI); die Telefonnummern hierfür wurden mittels eines random digit dialing-Verfahrens generiert, was den Vorteil bietet, prinzipiell auch nicht in Telefonverzeichnissen vorhandene Anschlüsse erreichbar zu machen. Die Befragung selbst fand an Einzelpersonen47 statt, die sich zum Erhebungszeitpunkt in einer ehelichen oder in einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft (also einer festen Part47 Von einer Befragung beider Partner musste abgesehen werden, da sich eine Paarbefragung aufgrund der im Rahmen eines Pretests festgestellten hohen Kosten (Rüssmann et al. 2004) mit den zur Verfügung stehenden Mitteln und im angestrebten Umfang als nicht durchführbar erwiesen hatte.
177
nerschaft mit gemeinsamem Haushalt) befanden. Bezüglich früherer Partnerschaften wurden dabei keine weiteren Screeningkriterien eingesetzt, sodass auch nacheheliche Partnerschaften und Mehrfachehen in die Stichprobe einbezogen wurden. Um bei den Interviews Verständnisschwierigkeiten und kulturelle Unterschiede innerhalb der Stichprobe zu minimieren, wurde die Befragung abgebrochen, wenn die Zielperson eine andere als die deutsche Staatsangehörigkeit besaß bzw. überwiegend im Ausland aufgewachsen ist. Ferner gab es eine Altersbeschränkung auf volljährige Personen bis zum Alter von 70 Jahren. Um differenzierte Analysen in den alten und neuen Bundesländern zu ermöglichen, erfolgte die Stichprobenziehung nach Sozialisation in Ost- bzw. Westdeutschland48 disproportional geschichtet, indem eine 50/50%-Vorgabe gestellt wurde. Analog dazu wurde disproportional nach dem Geschlecht (je 50% Männer und Frauen) geschichtet, um mögliche geschlechtsspezifische Ausfallmechanismen zu kompensieren. Die bedingte Verteilung für die beiden genannten Merkmale in der realisierten Nettostichprobe zeigt, dass dennoch letzlich mehr Interviews mit Frauen als mit Männern realisiert werden konnten (vgl. Tabelle 1). Dies ist insbesondere auf einen unterhalb der Vorgaben liegenden Anteil von männlichen Befragten aus Westdeutschland zurückzuführen. Daneben sind die ostdeutschen Befragten gegenüber den westdeutschen in der Überzahl. Tabelle 1: Stichprobenplan der vorliegenden Untersuchung Befragter aufgewachsen in ... Ostdeutschland Westdeutschland Geschlecht N % N % männlich 521 25.5 282 13.8 weiblich 643 31.5 595 29.2 Gesamt 1164 57.0 877 43.0
Gesamt N % 803 39.3 1238 60.7 2041 100.0
Im Folgenden wird die Analysestichprobe hinsichtlich einiger demographischer Merkmale näher beschrieben.49 Eine detaillierte Stichprobendeskription sowie einen Vergleich der Randverteilungen verschiedener soziodemographischer Merkmale mit einem Referenzdatensatz (ALLBUS 2000) kann auf der Webseite des VS Verlags unter http://www.vs-verlag.de, Menüpunkt „OnlinePLUS“, abgerufen werden. Alles in allem zeigt der Vergleich mit den ALLBUS-Referenzdaten zwar hinsichtlich einiger Variablen signifikante Abweichungen in den Randverteilungen; 48 Die dazu eingesetzte Frage lautete: „In welchem Teil Deutschlands sind Sie größtenteils aufgewachsen?“ Im Ausland aufgewachsene Zielpersonen wurden nicht befragt. 49 Weitere detaillierte Dekriptionen der Stichprobe finden sich bei Hill (2004, im Anhang).
178
insofern ist bei der Darstellung ungewichteter Merkmalsverteilungen mit stichprobenbedingten Verzerrungen zu rechnen. Da das Ziel der vorliegenden Arbeit jedoch nicht primär in der Deskription von Verteilungen, sondern in Zusammenhangsanalysen besteht und zudem in allen untersuchten sozialstrukturellen Merkmalen ausreichende Varianz vorliegt, sind die Befunde als durchaus verallgemeinerbar anzusehen. Um potentielle Verzerrungen der Hypothesenprüfung durch die disproportionale Schichtung zu vermeiden, wurden alle im Folgenden berichteten Modelle getrennt für die vier Schichten berechnet und nur bei unbedeutenden Abweichungen aggregiert.
2.1.2 Eingesetzte Operationalisierungen In den folgenden Abschnitten werden die Operationalisierungen der verschiedenen Konstrukte beschrieben. Bezüglich der sozialstrukturellen exogenen Variablen (Abschnitt 2.1.2.1) wird dabei vor allem auf das codierungstechnische Vorgehen eingegangen, während der Schwerpunkt bei den endogenen Variablen im Bereich Partnerschaftswahrnehmung und -gestaltung (Abschnitt 2.1.2.2) auf die psychometrische Qualität der Skalen sowie auf die Vermeidung von Varianzkonfundierungen zwischen den verschiedenen Modellvariablen gelegt wird. Diese unterschiedliche Schwerpunktsetzung wird damit begründet, dass die endogenen im Unterschied zu den exogenen Variablen subjektive Wahrnehmungen der Partnerschaft umfassen, die mit multiplen Indikatoren erhoben wurden und somit die Anwendung testtheoretischer Gütekriterien erlauben und erfordern. Demnach kommen primär bei den vermittelnden Konstrukten und der abhängigen Variablen verschiedene faktoren- und itemanalytische Verfahren zum Einsatz.
2.1.2.1
Operationalisierungen sozialstruktureller Merkmale
Die folgende Beschreibung der Operationalisierungen ist nach inhaltlichen Bereichen gegliedert. Am Ende des Abschnitts werden in Tabellenform Deskriptionen der entsprechenden Verteilungen wiedergegeben (zu weiteren Details vgl. Rüssmann et al. 2004).50
50 Aus Platzgründen werden nur von einem Teil der Merkmale Randverteilungen wiedergegeben. Eine vollständige Deskription findet sich auf der Webseite http://www.vs-verlag.de, Menüpunkt „OnlinePLUS“.
179
Partnerschaftsbezogene Angaben An der Befragung nahmen nur Personen teil, die mit ihren Partnern ehelich oder nichtehelich in einem gemeinsamen Haushalt lebten. Die folgende Übersicht in Tabelle 2 zeigt die Verteilung der verschiedenen Partnerschaftstypen getrennt nach Herkunft aus Ost- bzw. Westdeutschland: Tabelle 2: Beziehungstypen nach Sozialisation in Ost- bzw. Westdeutschland
Beziehungstyp voreheliche Lebensgemeinschaft nacheheliche Lebensgemeinschaft Erstehe Mehrfachehe Gesamt
Sozialisation in Gesamt Ostdeutschland Westdeutschland N % N % N % 179
16.4%
58
7.5%
237
12.7%
58
5.3%
34
4.4%
92
4.9%
746 109 1092
68.3% 10.0% 100.0%
602 82 776
77.6% 10.6% 100.0%
1348 72.2% 191 10.2% 1868 100.0%
Die Häufigkeitsverteilung zeigt, dass insbesondere die Erstehepaare dominieren, wohingegen speziell nachehelich kohabitierende Paare zu schwach vertreten sind, sodass hier keine separaten Analysen möglich sind. Aus entsprechenden Items wurden zudem die Variablen voreheliche Kohabitation sowie Dauer vorehelicher Kohabitation gebildet, ebenso wie die Variablen Gesamtkinderzahl sowie Anzahl gemeinsamer (leiblicher) Kinder. Daneben wurde eine Variable zum Timing der Erstgeburt relativ zur Eheschließung gebildet. Zunächst wurde hierzu das Alter des ältesten Kindes bestimmt, anschließend wurde dieses von der Gesamtehedauer subtrahiert. Da auch eine Eheschließung kurz nach dem Übergang zur Elternschaft noch als Indikator einer ehelichen Geburt angesehen werden kann (vgl. z.B. Wagner 1997), wurden alle in einem Intervall von +/- einem Jahr um die Eheschließung geborenen Kinder als ehelich klassifiziert. Die Operationalisierung des Familienzyklus orientierte sich an den Überlegungen von Mühlfeld (1976) und wurde primär aus dem Alter des jüngsten Kindes im Haushalt gebildet. Die entsprechende Variable unterscheidet zwischen den folgenden acht Stadien: 1. Vorbereitungs- oder Aufbauphase („Honeymoon-Phase“), in der (noch) keine Kinder vorhanden sind, 2. Expansionsphase, in der Kinder vorhanden sind; das jüngste Kind ist jünger als drei Jahre, 3. Phase der Primärsozialisation, in das jüngste Kind zwischen drei und sechs Jahren alt ist (Vorschulalter), 4.
180
Phase mit schulpflichtigen Kindern, in der das jüngste Kind zwischen sechs und zwölf Jahren alt ist (Grundschule, Wechsel zur weiterführenden Schule), 5. Phase der Adoleszenz, in der das jüngste Kind zwischen zwölf und achtzehn Jahren alt ist (weiterführende Schule bis Schulabschluss bzw. bei Haupt- und Realschülern bis Ende der Ausbildung), 6. Phase der Spätadoleszenz, in der das jüngste Kind älter als achtzehn Jahre ist und (zumindest teilweise) im elterlichen Haushalt lebt oder, falls es nicht mehr bei den Eltern wohnt, finanziell von diesen unterstützt wird (Ablösung der Kinder), 7. Kontraktionsphase („Empty-Nest“-Phase), in der das jüngste Kind älter als achtzehn Jahre ist und kein Kind mehr im elterlichen Haushalt lebt und/oder finanziell abhängig ist; mindestens einer der Partner ist noch berufstätig, 8. Altersphase, in der das jüngste Kind älter als achtzehn Jahre ist und kein Kind mehr im elterlichen Haushalt lebt und/oder finanziell unterstützt wird; beide Partner sind nicht mehr berufstätig; diese Phase dauert bis zum Tod (oder bis zur Trennung) der Partner. Während sich die Variable zum Familienzyklus auch zur Erfassung nichtlinearer „Verläufe“ der Kriterien des Partnerschaftserfolgs eignet, wird zur Modellierung linearer Veränderungen die metrische Variable Alter des jüngsten Kindes verwendet. Diese Variable wird eingesetzt, wenn kein Vergleich zu Kinderlosen angestrebt wird, sondern eher Veränderungen im Zuge des Heranwachsens von Kindern im Fokus der Betrachtung stehen. Der Vorteil dieser Operationalisierungsvariante besteht darin, dass Veränderungen eines Koeffizienten in den statistischen Mediatormodellen einfacher zu interpretieren sind als die eines Satzes von Dummyvariablen. Die Partnerschaftsdauer zum Zeitpunkt der Haushaltsgründung wurde als Indikator des Timings von Institutionalisierungsprozessen der Beziehung eingesetzt. Dazu wurde die Differenz aus gesamter Partnerschaftsdauer und Dauer des Zusammenlebens gebildet. Beim Heiratsalter wurde die Differenz aus Lebensalter der Befragten und ihrer Ehedauer berechnet. Aus einer entsprechenden Frage wurde daneben die Anzahl früherer fester Partnerschaften bestimmt. Das Ausmaß der wahrgenommenen Einstellungsähnlichkeit wurde mittels sieben Items erfragt, die sich inhaltlich auf die folgenden Bereiche bezogen: Umgang mit Geld, Geschmack bezüglich Kleidung, Freizeitinteressen, Ansichten zu Ordnung und Sauberkeit im Haushalt, Lebensanschauungen, politische Einstellungen, sexuelle Kompatibilität. Zur Operationalisierung partnerschaftsspezifischen Kapitals wurde jeweils ein Index zu immateriellen und materiellen Investitionen eingesetzt. Immaterielle Investitionen wurden über eine Einschätzung gemessen, in welchem Ausmaß im Beziehungsverlauf eine Anpassung an die Wünsche des Partners stattgefunden hat. Drei
181
Items wurden zum Index materielle partnerschaftsspezifische Investitionen aufsummiert: gemeinsamer Besitz einer Eigentumswohnung oder eines Hauses, gemeinsame Wohnungseinrichtung sowie ein gemeinsames Auto. Ein weiteres Item (Planung oder Aufbau eines gemeinsamen Betriebes) wurde aus dem Index ausgeschlossen und separat in den Analysen untersucht, da es die interne Konsistenz senkt und daneben Zusammenhänge mit umgekehrtem Vorzeichen zu anderen Konstrukten aufweist (vgl. Abschnitt 2.2.7). Zwei Items dienten der Erfassung des Erfolges der elterlichen Partnerschaft: Stabilität der elterlichen Partnerschaft gibt an, ob die Eltern sich getrennt haben oder geschieden sind (Ausprägung instabil) bzw. ob sie noch zusammen leben oder erst durch Tod eines Elternteils getrennt wurden (stabil). Daneben wurde zur Messung der Qualität der elterlichen Partnerschaft ein Item verwendet, in welchem von den Befragten ein Rating von 1 (sehr unglücklich) bis 6 (sehr glücklich) abzugeben war.
Soziodemographische Merkmale Aus der Altersangabe wurde zunächst eine mehrfach gestufte Variable Geburtskohorte mit den folgenden Kategorien gebildet: vor 1940 geboren, 1941 bis 1950 geboren, 1951 bis 1960 geboren, 1961-1970 geboren und nach 1971 geboren. Auf der Paarebene wurde ein Index zur Altershomogamie gebildet. Dabei wurden Paare, bei denen die Frau älter ist als der Mann, als altershypogam klassifiziert; Paare, bei denen der Mann bis zu drei Jahre älter ist als die Frau, repräsentieren – angesichts der herrschenden Partnermarktgegebenheiten und Altersnormen, nach denen bei der Paarbildung Männer meist einige Jahre älter sind als Frauen – die Gruppe der altershomogamen Paare. Noch größere Altersdifferenzen wurden als altershypergam klassifiziert. Daneben wurden verschiedene erwerbsbezogene Variablen eingesetzt. Das Bildungsniveau beider Partner wurde über zwei alternative Operationalisierungen gemessen: Erstens wurde der jeweilige höchste erreichte Schulabschluss in die in der Regel mindestens erforderlichen Schuljahre umcodiert (Indikator 1), und zweitens wurde ein kombinierter Index mit Schul- und Ausbildungsabschluss gebildet (Indikator 2) (vgl. Winkler 1996). Ein zusätzlicher Index zur Bildungshomogamie differenziert auf der Parebene nach Geschlecht, ob der Mann und die Frau jeweils niedrig (hier: bis zu 10 regulären Schuljahren) oder hoch (mehr als 10 Jahre Schulbildung) gebildet sind (4 Ausprägungen bzw. Kombinationen). Der Erwerbsumfang, über den für beide Partner Angaben vorliegen, wurde getrennt für Männer und Frauen in die Kategorien nicht erwerbstätig, geringfügig (unter 15 Stunden pro Woche) erwerbstätig, Teilzeit erwerbstätig mit mindestens 15 Stunden pro Woche 182
und Vollzeit erwerbstätig codiert. Aufgrund kleiner Fallzahl der geringen Erwerbsumfänge bei den Männern wurde diese Variable in eine binäre Klassifikation mit den Ausprägungen unter 15 Stunden pro Woche (inkl. erwerbslos) und ab 15 Stunden pro Woche recodiert. Zusätzlich zu diesen individuellen Variablen wurde zur Analyse der paarinternen Aufgabenteilung ein Paarindex zum Erwerbsstatus (unter Berücksichtigung des Geschlechts) mit den folgenden Kategorien konstruiert: Mann Vollzeit, Frau nicht erwerbstätig; Mann Vollzeit, Frau Teilzeit; beide Vollzeit; Frau Vollzeit, Mann nicht erwerbstätig oder Teilzeit; beide Teilzeit oder arbeitslos bzw. nicht erwerbstätig sowie beide nicht erwerbstätig wegen Lebensphase (Ruhestand, Erziehungszeit, Studium etc.). Die Klassifikation wurde so gewählt, dass die Zellenbelegung auch bei Subgruppenanalysen möglichst ausreichend bleibt. Weiterhin wurde das bedarfsgewichtete Haushaltseinkommen berechnet. Da lediglich klassierte Angaben zum Haushaltseinkommen vorlagen, wurde hierzu das durch die Klassenmitte geschätzte Einkommen durch die Anzahl der Familienmitglieder dividiert, wobei Kinder mit dem Faktor .5 gewichtet wurden. Zusätzlich wurde eine Variable zur subjektiven Zufriedenheit mit der finanziellen Situation gebildet. Zur Bestimmung der paarinternen Einkommensverteilung wurde eine nach Geschlecht codierte Variable Hauptverdiener(in) gebildet mit den Ausprägungen Mann, Frau und beide (annähernd) gleiches Einkommen. Bezüglich der Aufteilung von Haushaltsarbeiten unter Berücksichtigung der Genderperspekive wurden zwei Variablen gebildet: Zum einen der Anteil (in %) der allein vom Mann übernommenen Hausarbeiten, zum anderen der Anteil der vom Mann übernommenen traditionell eher weiblich typisierten Arbeiten (Kochen, Waschen, Putzen). Eine differenziertere Untersuchung der Aufgabenteilung im Haushalt war nicht möglich, da keine genauen Zeitbudgetdaten zur Verfügung standen, sondern lediglich eine Grobklassifikation dazu, welcher Partner im Regelfall die jeweilige Aufgabe übernimmt (Antwortkategorien: Befragter, Partner, dritte Person, keiner, abwechselnd). Auf der Einstellungsebene wurde ein Indikator zur Traditionalität von Geschlechtsrollenorientierungen gebildet. Von den Befragten liegen Einschätzungen der Zustimmung beider Partner zur herkömmlichen Rollenverteilung des männlichen Ernährermodells in Form sechsstufiger Ratings vor. Zur Messung der traditionalen Ausrichtung des Paares wurden daneben Summenscores über beide Partner gebildet. Als Indikator der Homogamie der Geschlechtsrollenorientierungen wurde die Differenz der Geschlechtsrollenorientierungen zwischen beiden Partnern bestimmt. Da nur in wenigen Fällen größere Diskrepanzen auftraten, wurde ein dichotomer Indikator mit den Ausprägungen gleiche vs. abweichende traditionale Geschlechtsrollenorientierungen gebildet.
183
Die Konfessionszugehörigkeit wurde für beide Partner aufgrund kleiner Fallzahlen in einzelnen Untergruppen die folgenden vier Kategorien codiert: Konfessionslose, Katholiken, Protestanten und Angehörige sonstiger Religionsgemeinschaften. Als Indikator der Religiosität wurde daneben für beide Partner die Häufigkeit des Kirchgangs erfragt (Kategorien: nie, weniger als einmal pro Jahr, ein- bis zweimal pro Jahr, mehrmals pro Jahr, ein- bis dreimal im Monat, einmal pro Woche, mehr als einmal pro Woche). Auch hier wurden auf der Paarebene Homogamieindizes konstruiert: Bezüglich der Konfessionshomogamie wurden Paare, bei denen beide Partner konfessionslos waren, differenziert von Paaren mit gleicher bzw. unterschiedlicher Konfession (hierunter fallen auch Paare mit dem konfessionell gebundenen und einem konfessionslosen Partner). Zur religiösen Homogamie wurde eine Variable mit drei Ausprägungen gebildet, die angibt, ob beide Partner wenig religiös sind (Kirchgang ein- bis zweimal im Jahr oder seltener), ob einer der Partner religiös ist (mehrmals im Jahr Kirchgang oder öfter) bzw. ob beide religiös sind. Allerdings besteht hier das Problem, dass konfessionslose Personen nicht zur Kirchgangshäufigkeit befragt wurden, was die Fallzahl in entsprechenden Analysen teilweise deutlich verringert. Um dieses Problem abzumildern, wurden in einer zweiten Operationalisierungsvariante Konfessionslose als gering religiös codiert. Der Urbanitätsgrad des Wohnortes wurde über eine Einschätzung der Einwohnerzahl durch die Befragten erfasst. Zur groben Unterscheidung von städtischem und ländlichem Kontext wurde daraus eine Dummyvariable mit den Ausprägungen „unter 50.000 Einwohner“ (0) und „50.000 und mehr Einwohner“ (1) gebildet. Tabelle 3 und 4 geben abschließend eine tabellarische Übersicht der Verteilungen der wichtigsten Variablen, getrennt für Ost- und Westdeutsche: Tabelle 3: Randverteilungen der kategorialen sozialstrukturellen Variablen
Geburtskohorte
184
bis 1940 1941-1950 1951-1960 1961-1970 ab 1971 Gesamt
Sozialisation in Ostdeutschland Westdeutschland N % N % 215 18.50 105 12.00 200 17.20 149 17.00 275 23.60 244 27.80 273 23.50 274 31.20 201 17.30 105 12.00 1164 100.00 877 100.00
Familienzyklus
Konfessionszugehörigkeit Befragter
Konfessionszugehörigkeit Partner
Erwerbsstatus Mann
Erwerbsstatus Frau
Erwerbsstatus Paar
Hauptverdiener(in)
Kinderlos Expansionsphase Primärsozialisation Schulpflichtiges Kind Adoleszenz Späte Adoleszenz Kontraktions-/ Altersphase Gesamt keine katholisch evangelisch sonstige Gesamt keine Religionsgemeinschaft katholisch evangelisch sonstige Gesamt nicht erwerbstätig <15 Stunden pro Woche Teilzeit mit 15 und mehr Stunden Vollzeit Gesamt nicht erwerbstätig <15 Stunden pro Woche Teilzeit mit 15 und mehr Stunden Vollzeit Gesamt Mann Vollzeit, Frau nicht erwerbstätig Mann Vollzeit, Frau Teilzeit beide Vollzeit Frau Vollzeit, Mann nicht erwerbstätig oder Teilzeit beide Teilzeit oder nicht erwerbstätig beide nicht erwerbstätig wg. Lebensphase Gesamt Frau Doppelverdiener Mann Gesamt
159 78 55 102 136 272
15.00 7.40 5.20 9.60 12.90 25.70
138 82 64 143 93 176
16.60 9.80 7.70 17.20 11.20 21.10
256
24.20
137
16.40
1058 755 66 302 32 1155
100.00 65.40 5.70 26.10 2.80 100.00
833 121 331 389 32 873
100.00 13.90 37.90 44.60 3.70 100.00
784
68.00
140
16.00
74 265 30 1153 409
6.40 23.00 2.60 100.00 35.40
342 360 33 875 199
39.10 41.10 3.80 100.00 22.90
9 24
.80
7
2.10
17
.80 2.00
712 1154 503 40
61.70 100.00 43.50 3.50
645 868 387 86
74.30 100.00 44.40 9.90
137
11.90
201
23.10
476 1156
41.20 100.00
198 872
22.70 100.00
196
17.50
265
31.60
123
11.00
208
24.80
378
33.70
156
18.60
93
8.30
40
4.80
105
9.40
84
10.00
227
20.20
85
10.10
1122 217 243 690 1150
100.00 18.90 21.10 60.00 100.00
838 115 101 655 871
100.00 13.20 11.60 75.20 100.00
185
2.1.2.2
Operationalisierung der endogenen latenten Variablen
Bevor die im Theorieteil aufgestellten Hypothesen empirisch überprüft werden können, werden die abhängige Variable Partnerschaftsstabilität sowie die verschiedenen Mediatorvariablen im Bereich Partnerschaftwahrnehmung und -gestaltung einer umfangreichen psychometrischen Skalenanalyse unterzogen. Dies begründet sich dadurch, dass die Messung dieser Konstrukte nicht trivial ist und somit zunächst geeignete Messmodelle gefunden werden müssen. Das dabei verfolgte Vorgehen ist mehrstufig: Zunächst wurde innerhalb der Konstrukte mittels exploratorischer Faktorenanalysen (vgl. zu diesem Verfahren Backhaus et al. 2005; Überla 1972) eine Vorselektion von Indikatoren vorgenommen; anschließend wurde eine konstruktübergreifende konfirmatorische Faktorenanalyse berechnet, um die Differenzierbarkeit der latenten Konstrukten zu prüfen (vgl. zur Einführung Reinecke 2005). Auch hier wurden – sofern notwendig – noch einmal Skalenrevisionen vorgenommen, die abschließend einer herkömmlichen Skalenanalyse unterzogen werden. Zur Bewertung der psychometrischen Güte der Instrumente werden dabei vor allem Itemkennwerte wie Schwierigkeit und Trennschärfe, Schätzungen der Reliabilität sowie verschiedene Antwortverteilungsmomente herangezogen.51 Aufgrund ihrer zentralen Bedeutung wird kurz auf die Skalenanalysen zur abhängigen Variablen Partnerschaftsstabilität eingegangen: Zur deren Messung wurden fünf Items eingesetzt, die in Anlehnung an das von Booth et al. (1983) entwickelte Marital Instability Inventory (MII) bzw. eine deutsche Fassung hiervon (vgl. Hartmann & Simon 1997) formuliert sind. Darin wird ein progredienter Trennungsprozess postuliert, der sich von Trennungsgedanken über die Mobilisierung sozialer Unterstützung bis hin zu konkreten trennungsvorbereitenden Aktionen erstreckt. Verschiedene nordamerikanische empirische Studien demonstrieren die prädiktive Validität des MII bei der Trennungs- und Scheidungsvorhersage (Booth et al. 1983; Booth et al. 1985, 1986; Booth & White 1980), während bisher im deutschen Sprachraum noch kaum Befunde zur psychometrischen Qualität der Skala vorliegen. Da neben Ehepaaren auch nichteheliche Lebensgemeinschaften untersucht werden sollen, wurde das ursprünglich für Ehepaare entwickelte Instrument leicht adaptiert. Konkret wurde zu einem der Items eine äquivalente Fassung für nichteheliche Lebensgemeinschaften entwickelt, die einen vergleichbar hohen Grad an Instabilität indizieren sollte. Dabei handelte es sich um die Frage „Haben Sie sich jemals wegen einer möglichen Scheidung von einem Anwalt beraten lassen?“, wel51 Im Folgenden werden aus Platzgründen nicht alle durchgeführten Analysen dargestellt. Ein vollständiger Methodenbericht ist auf der Webseite http://www.vs-verlag.de, Menüpunkt „OnlinePLUS“, abrufbar.
187
che für nichteheliche Paare ersetzt wurde durch die Frage „Haben Sie sich jemals wegen einer möglichen Trennung um eine eigene Wohnung bemüht?“. Die eingesetzten Itemformulierungen lauten wie folgt: 1.
Haben Sie jemals gedacht, dass die Partnerschaft mit Ihrer Partnerin in Schwierigkeiten ist? 2. Haben Sie jemals ernsthaft an eine Trennung gedacht? 3. Haben Sie jemals mit einem guten Freund oder einer guten Freundin über eine Trennung gesprochen? 4. Haben Sie Ihrer Partnerin jemals ernsthaft eine Trennung vorgeschlagen? 5a. für Ehepaare: Haben Sie sich jemals wegen einer möglichen Scheidung von einem Anwalt beraten lassen? 5b. für NEL: Haben Sie sich schon einmal um eine eigene Wohnung bemüht für den Fall, dass Sie aus dem gemeinsamen Haushalt ausziehen? Die Beantwortung der Items erfolgte als dichotome „ja-nein“-Antwort (neben „weiß nicht“ und „keine Angabe“ zur Erfassung des Item-nonresponse). Aufgrund des dichotomen Antwortformats der Indikatoren war eine Berechnung von herkömmlichen exploratorischen Faktorenanalysen für diese Skala nicht möglich; in die konfirmatorische Faktorenanalyse (s.u.) wurde statt der einzelnen Indikatoren der Summenscore eingegeben, wobei die entsprechende Faktorladung zur Identifikation des Messmodells auf 1 fixiert werden musste (entspricht der Annahme von Messfehlerfreiheit, vgl. Reinecke 2005: 102f). Um die psychometrische Qualität der Skala überprüfen zu können, wurden verschiedene Item- und Skalenkennwerte berechnet. Hierfür wurden die beiden Varianten des letzten Items in eine gemeinsame Variable codiert. Angesichts des hinter der Skala stehenden Stufenprozesses wurde mittels einer Skalogramm-Analyse (vgl. Bortz & Döring 2002: 224f) geprüft, ob auch empirisch ein hierarchisches Antwortmuster vorliegt. Dabei resultiert ein hoher Anteil (91.1%) Guttman-konformer Antwortmuster, der Reproduzierbarkeitskoeffizient berechnet sich zu RG=.98. Damit kann die Annahme des Stufenprozesses von Trennungen innerhalb der erfassten Indikatoren in der untersuchten Stichprobe als bestätigt angesehen werden. In Tabelle 5 werden Schwierigkeiten und Trennschärfen der Indikatoren wiedergegeben. Die Antwortverteilungen der einzelnen Items verweisen noch einmal auf die relativ hohe subjektive Stabilität der untersuchten Partnerschaften. Insbesondere das letzte Item weist mit einer Zustimmung von 3.1% eine sehr schiefe Antwortverteilung auf. Auf Basis der ausreichenden Trennschärfe ist jedoch durchaus ein eigenständiger Beitrag zum Gesamt-
188
score erkennbar; deshalb wurde das Item trotz seiner hohen Schwierigkeit beibehalten. Tabelle 5: Verteilungs- und Itemkennwerte zur Skala subjektive Partnerschaftsstabilität, Gesamtstichprobe Item 1. Gedanken, dass Partnerschaft in Schwierigkeiten ist (ps1) 2. Gedanken an eine ernsthafte Trennung (ps2) 3. Mit Freund/in über Trennung gesprochen (ps3) 4. Partner ernsthaft eine Trennung vorgeschlagen (ps4) 5. Scheidungsberatung Anwalt (Ehe) bzw. Wohnungssuche (NEL) (ps5) a
N
pa
rit
2022
.39
.50
2032 2036
.20 .16
.77 .68
2038
.13
.69
2033
.03
.36
Die Itemschwierigkeit wurde hier als Anteilswert der ja-Antworten berechnet.
Die interne Konsistenz der Skala, die nach einer speziellen Formel für dichotome Indikatoren berechnet wurde (Kuder & Richardson 1937), weist mit .80 einen sehr guten Wert auf. Im Folgenden wird mittels einer konfirmatorischen Faktorenanalyse das konstruktübergreifende Messmodell mit allen endogenen latenten Konstrukten, d.h. ohne die exogenen sozialstrukturellen Variablen, getestet. Zunächst wurde jedoch ein Test auf Multinormalverteilung (Mardia 1970, 1974; Mardia & Foster 1983) durchgeführt, obgleich bereits die univariaten Verteilungen auf deutliche Abweichungen von der Normalverteilung verweisen. Erwartungsgemäß fällt dieser multivariate Test ebenfalls signifikant aus: F2[df=2, N=1850]= 10481.29, p=.000. Die im Folgenden dargestellte konfirmatorische Faktorenanalyse wird daher mittels der WLS-Methode geschätzt, die keinerlei Verteilungsannahmen stellt.52 Nach dem Entfernen der nicht eindeutig zuordenbaren Indikatoren ergibt sich das auf der nächsten Seite abgebildete Gesamtmessmodell (vgl. Abbildung 11). Der Wortlaut der darin enthaltenen Indikatoren findet sich im Anhang (S. 353).
52 Eine zusätzlich durchgeführte konfirmatorische Faktorenanalyse mit einer robusten ML-Schätzung ergibt ähnliche Parameter; allerdings fällt hier – aufgrund der nicht normalverteilten Daten – der Modellfit geringfügig schlechter aus als bei der vorgestellten Lösung.
189
Abbildung 11: Konfirmatorisches Faktorenmodell (WLS-Schätzung) mit sämtlichen endogenen Konstrukten (N=1850) pak1 pak2
.54 .70 .77
PAK
pak3 dkv1 dkv2 dkv3 dkv4 dkv5 kkv1 kkv2 kkv3 kkv4 verm
.63 .62 .61 .55 .47 .62 .60 .47 .49
DKV
KKV
VM .88 .40
verm kon1 kon2 kon3 kon4 kon5 pz1 pz2 pz3 ps a
.40 .65 .70 .43 .50
KON
PZ .74 .70 .79 1.0a
PS
Der Koeffizient wurde auf 1 fixiert, um das Messmodell identifizierbar zu machen.
190
Bevor die Ladungskoeffizienten interpretiert werden können, ist zunächst der Modellfit zu eruieren, der die Angemessenheit der angelegten Restriktionen (Einfachstruktur) anzeigt. Die F2-Statistik deutet zunächst auf einen unbefriedigenden Modellfit hin: F2[df=210, N=1850] =420.72, p < .001. Allerdings ist hierbei zu berücksichtigen, dass dies auch auf die relativ große Stichprobe sowie auf die hohe Modellkomplexität zurückzuführen sein könnte. Andere Diskrepanzmaße verweisen hingegen auf einen exzellenten (RMSEA=.023, p=1.0) bzw. akzeptablen (SRMR=.070) Fit. Auch verschiedene Goodness-of-Fit-Indizes zeigen eine gute bis befriedigende Passung des Modells an (GFI=.96, AGFI=.95, CFI=.87). Vor diesem Hintergrund wird das Messmodell beibehalten.53 Die Ladungskoeffizienten sind der Höhe nach substantiell und ausnahmslos signifikant (p < .001). In Anbetracht der Tatsache, dass die Modifikationsindizes keine bedeutsamen Nebenladungen nahe legen, kann davon ausgegangen werden, dass die faktorielle Struktur insgesamt akzeptabel ist und keine größere Varianzkonfundierung aufweist. Somit ist die Interpretierbarkeit von Mediatormodellen im Rahmen der Hypothesenprüfung auf Basis der revidierten Skalen als gegeben anzusehen. Nicht in Abbildung 11 eingezeichnet sind die Interkorrelationen zwischen den latenten Faktoren. Diese sind in Tabelle 6 wiedergegeben: Tabelle 6: Latente Faktoren-Interkorrelationen zu den Interaktionsstilen (N=1850) DKV KKV VM KON PZ PS
PAK -0.31** 0.48** -0.12** -0.37** 0.54** 0.15**
DKV
KKV
VERM
KON
-0.52** -0.003 0.59** -0.45** -0.39**
-0.07+ -0.51** 0.59** 0.30**
-0.001 -0.14** 0.07*
-0.59** -0.42**
PZ
0.41**
+
p < 0.05 * p < 0.01 ** p < 0.001
53 Die Faktorenbezeichnungen bedeuten: PAK = positive Alltagskommunikation; DKV = destruktives Konfliktverhalten; KKV = konstruktives Konfliktverhalten; VM = Konfliktvermeidung; KON = Paarkonflikte; PZ = Partnerschaftszufriedenheit; PS = Partnerschaftsstabilität. Die Itemformulieren der einzelnen Indikatoren sind dem Anhang zu entnehmen. In der Abbildung sind standardisierte Ladungskoeffizienten angegeben; alle Koeffizienten sind signifikant mit p<.001. Interkorrelationen zwischen den Faktoren sind zugelassen, werden aber zur Verbesserung der Übersichtlichkeit nicht abgebildet (vgl. hierzu Tabelle 6).
191
Zwischen den Faktoren zeigen sich zumeist mittelstarke Zusammenhänge, die in die erwartete Richtung zeigen. Bezüglich der Konfliktvermeidung fallen hingegen die eher schwachen Zusammenhänge zu den übrigen Konstrukten auf. Interessant erscheint hierbei, dass eine negative Korrelation zur Partnerschaftszufriedenheit, hingegen ein positiver (wenn auch sehr schwacher) Zusammenhang zur Partnerschaftsstabilität besteht (vgl. hierzu die theoretischen Ausführungen unter 1.9.2.1). Die in diesem Abschnitt berichtete konfirmatorische Faktorenanalyse zeigt insgesamt, dass sich die theoretisch erwarteten partnerschaftlichen Kommunikationsstile und -dimensionen anhand der eingesetzten Operationalisierungen in den Daten wieder finden lassen und dass sie daneben recht gut von der Konfliktwahrnehmung sowie von der Wahrnehmung des Partnerschaftserfolgs abgegrenzt werden können. Damit ist eine zentrale Voraussetzung für die Anwendung von Pfad- bzw. Strukturgleichungsmodellen auf die vorliegenden Daten gegeben. Zur Überprüfung der Hypothesen wurden die Skalenscores additiv nach Maßgabe der Skalenanalysen gebildet (vgl. Abbildung 11). Tabelle 7 illustriert die wichtigsten Verteilungskennwerte der resultierenden Skalen: Tabelle 7: Deskriptive Statistiken der Skalen zu Partnerschaftwahrnehmung und -gestaltung N positive Alltagskommunikation (PAK) konstruktives Konfiktverhalten (KKV) destruktives Konfiktverhalten (DKV) Konfliktvermeidung (VER) Konfliktscore (KON) Partnerschaftszufriedenheit (PZ) Partnerschaftsstabilität (PS) ** signifikant mit p < 0.001
Min.
Max.
x
s
Schiefe
Kurtosis
2038
1.33
6.00
5.05
.83
-.91**
.79**
2037
1.00
6.00
4.83
.99
-.90**
.59**
2034
1.00
6.00
2.50
1.13
.66**
2033 2039 2040 2007
1.00 1.00 1.67 .00
6.00 11.80 10.00 5.00
2.22 2.79 8.53 4.09
1.36 1.68 1.37 1.36
1.09** 1.17** -1.57** -1.47**
-.14 .46** 1.45** 3.20** 1.03**
2.1.3 Die eingesetzte Analysestrategie Im Folgenden werden die in Kapitel 1 formulierten Hypothesen empirisch überprüft. Dazu werden jeweils mehrere thematisch miteinander verknüpfte Stabilitätsdeterminanten innerhalb eines Modells getestet. Die inhaltliche Gliederung der
192
Analysen orientiert sich an der Struktur des Theorieteils. Die Analysestrategie basiert auf einem dreistufigen Vorgehen: 54 1.
2.
3.
Im ersten Schritt werden jeweils „Screening“-Analysen vorgeschaltet, die aus linearen Regressionsmodellen und ordered logit-Regressionen bestehen.55 In diesen Modellen wird zunächst geprüft, ob sich die vermuteten Einflüsse der einzelnen Faktoren in der Gesamtstichprobe oder in spezifischen Untergruppen nachweisen lassen. Für diejenigen Variablen, die überzufällige Einflüsse ausüben, werden im zweiten Schritt hierarchische Regressionsmodelle berechnet, in denen sukzessive verschiedene Blöcke von gemäß den Hypothesen relevanten Mediatorvariablen kontrolliert werden. Die Auswahl eingegebener Variablen erfolgt dabei theoriegeleitet; es handelt sich also nicht um eine softwaregesteuerte stepwiseRegression, da diese häufig Zufallslösungen produziert und deswegen methodisch umstritten ist (zu diesem und weiteren Problemen vgl. Bortz 1999: 446f). Bedeutsame Veränderungen der Regressionsgewichte der interessierenden exogenen Variablen werden als erstes Indiz für vermittelte Effekte interpretiert (zur Begründung dieses Vorgehens vgl. Baron & Kenny 1986; Frazier et al. 2004). Zur Konkretisierung der Mediatoreffekte werden im dritten Schritt entsprechende Pfad- bzw. Strukturgleichungsmodelle berechnet, um das Ausmaß aller direkten und indirekten Effekte zu bestimmen und inferenzstatistisch zu testen.56 In allen abgebildeten Modellen und Abbildungen werden zur besseren Unterscheidbarkeit sämtliche Dummyvariablen kursiv gesetzt. Alle Koeffizienten der Effekte auf diese dichotomen Merkmale bzw. der von diesen ausgehenden Effekte werden in unstandardisierter Form wiedergegeben, da standardisierte Effekte von Dummyvariablen nicht sinnvoll interpretierbar sind (Fox 1997: 153).
54 Im Folgenden werden aus Platzgründen nicht alle durchgeführten Analysen dargestellt. Ein vollständiger Methodenbericht ist auf der Webseite http://www.vs-verlag.de, Menüpunkt „OnlinePLUS“, abrufbar. 55 Die ordered logit-Regressionen wurden aufgrund des potentiell nur ordinalen Skalenniveaus der abhängigen Variablen zur Prüfung der Robustheit der Befunde berechnet. Im Allgemeinen ergeben sich keine größeren Abweichungen zwischen den beiden Analyseformen. Auf die Resultate der ordered logit-Analysen wird daher nur eingegangen, wenn sich deutliche Diskrepanzen zu den Analysen auf Basis der linearen Regressionen finden. Die Effekte der Kontrollvariablen und Kovariaten werden bei den Screening-Analysen nicht weiter diskutiert; sie werden zum Teil in späteren Abschnitten im Rahmen eigens dazu spezifizierter Modelle diskutiert (z.B. Geschlechtsunterschiede in Abschnitt 2.2.10). 56 Zur Schätzung der Pfadmodelle wurden die Programme LISREL und Mplus eingesetzt.
193
2.2 Ergebnisse der Hypothesenprüfung Im weiteren Verlauf des Kapitels werden die Resultate der Hypothesenprüfung wiedergegeben, die sich in zehn inhaltliche Abschnitte untergliedert (2.2.1 bis 2.2.10).
2.2.1 Auswirkungen von Interaktionsstilen und Paarkonflikten Im ersten Abschnitt des Ergebnisteils soll detailliert geklärt werden, in welcher Weise sich verschiedene Merkmale der Paarinteraktion und Paarkonflikte auf den Partnerschaftserfolg, konzeptualisiert durch die beiden Konstrukte Partnerschaftszufriedenheit und Partnerschaftsstabilität, auswirken. Die geschilderten Befunde bilden zugleich eine Basis, um die in den folgenden Abschnitten untersuchten vermittelten Effekte der sozialstrukturellen Stabilitätsdeterminanten besser interpretieren zu können. Das Vorgehen bei den Analysen besteht aus zwei Teilschritten: Zunächst werden die relativen (additiven) Effekte von Paarinteraktion und Paarkonflikten auf Partnerschaftszufriedenheit und -stabilität untersucht (Abschnitt 2.2.1.1); das Ziel dieser Analysen besteht in einer vergleichenden Gegenüberstellung der jeweiligen Einflussfaktoren. Im Anschluss hieran werden nicht-additive Modelle mit Interaktionstermen überprüft, die Wechselwirkungen zwischen Paarkonflikten und Interaktionsstilen enthalten (Abschnitt 2.2.1.2). Damit wird die Fragestellung untersucht, inwiefern der empirisch gefundene Effekt des Konfliktniveaus in der Partnerschaft von den spezifischen Paarinteraktionsmustern abhängt (Moderatoreffekt von Interaktionsstilen).
2.2.1.1
Additive Effekte von Paarinteraktion und Paarkonflikten auf den Partnerschaftserfolg
In den folgenden Ausführungen wird die Rolle der verschiedenen Interaktionsstile sowie von Konflikten für den partnerschaftlichen Erfolg beleuchtet. Die Modellierung erfolgt über geschachtelte (hierarchische) Regressionsmodelle, in der die folgenden Variablenblöcke sukzessive in die Regressionsgleichung aufgenommen werden: Zunächst wird positive Alltagskommunikation als Prädiktor eingesetzt; danach werden Konfliktwahrnehmungen und kommunikative Prozesse im Konfliktkontext hinzugenommen; schließlich wird die Partnerschaftszufriedenheit als potentiell mediierende Variable kontrolliert (zur theoretischen Begründung hierfür vgl. Lewis & Spanier 1979). Als erstes werden Effekte der Interaktions- und Kon194
fliktvariablen auf die Partnerschaftszufriedenheit betrachtet (vgl. Tabelle 8). Die Analysen zeigen klare Effekte in der jeweils erwarteten Richtung, die auch multivariat (Modell 3) signifikant sind. Positive Stile – sowohl im Alltags- als auch im Konfliktsetting – wirken sich positiv auf die Partnerschaftszufriedenheit aus, Konflikte wie auch das als dysfunktional klassifizierte destruktive Konfliktverhalten verringern hingegen die Zufriedenheit. Diese Befunde bestätigen H45, H46, H48 und H49. Wie im Rahmen von H47 erwartet, steht Konfliktvermeidung in einem schwachen, aber signifikant negativen Zusammenhang zur Partnerschaftszufriedenheit. Tabelle 8: Hierarchische Regressionsmodelle zum Einfluss von Paarinteraktion und Konflikten auf die Partnerschaftszufriedenheit (Gesamtstichprobe) Modell Prädiktor positive Alltagskommunikation
1 .357***a (17.26)
Konfliktscore
2 .259*** (13.25) -.404*** (-20.12)
konstruktives Konfliktverhalten destruktives Konfliktverhalten Konfliktvermeidung adj. R2 N
.136 2038
.279 2037
3 .189*** (9.65) -.303*** (-14.26) .197*** (9.72) -.110*** (-5.20) -.077*** (-4.05) .334 2029
Anmerkungen: In den dargestellten Modellen sind die Variablen Sozialisation in Ost- vs. Westdeutschland, Geschlecht, Geburtskohorte sowie der Beziehungstyp (nichteheliche Lebensgemeinschaft, Erstehe, Zweit- oder Mehrfachehe) kontrolliert (Koeffizienten nicht abgebildet). a In dieser und in allen folgenden Tabellen sind bei metrischen Prädiktorvariablen standardisierte, bei dummycodierten Prädiktoren (kursiv) unstandardisierte Regressionsgewichte aufgeführt. Das empirische Signifikanzniveau wird mit folgender Konvention angegeben: * p<.05, ** p<.01, *** p<.001. In der darunter liegenden Zeile sind in Klammern jeweils die zugehörigen t-Werte angegeben. Die Regressionskonstante wird aus Platzgründen nicht abgebildet.
Als nächstes folgen entsprechende Modelle für die abhängige Variable subjektive Partnerschaftsstabilität (vgl. Tabelle 9). In dieser Analyse weichen die Koeffizienten der Teilmodelle (1 bis 4) deutlich vom multivariaten Modell (5) ab, was auf Mediator- bzw. Suppressorkonstellationen hinweist. Zunächst zeigen sich sowohl ein stabilisierender Einfluss der positiven Alltagskommunikation (Modell 1) als auch
195
deutlich destabilisierende Auswirkungen von Konflikten (Modell 2), durch die H49 bestätigt wird. Die Koeffizenten des konstruktiven (positiv) bzw. destruktiven Konfliktverhaltens (negativ) sind im reduzierten Modell (3) signifikant, während bezüglich der Konfliktvermeidung kein überzufällig starker Einfluss zu verzeichnen ist. Wie erwartet stellt die Partnerschaftszufriedenheit eine starke positive Determinante der Partnerschaftsstabilität dar (Modell 4). Im vollständigen Modell (5) verändern sich die einzelnen Koeffizienten zum Teil deutlich. Die positive Alltagskommunikation übt hier keinen eigenständigen Effekt auf die Partnerschaftsstabilität mehr aus, ebenso wie das konstruktive Konfliktverhalten. Dafür zeigt sich jetzt ein leicht stabilisierender Einfluss der Konfliktvermeidung; geschlechtsspezifische Analysen (nicht abgebildet) zeigen, dass dieser Effekt nur bei Männern signifikant ist (E=.10, p=.005), bei Frauen hingegen nicht (E=.03, p=.215). Die Effekte der übrigen Interaktionsstile sind hingegen nicht durch das Geschlecht moderiert. Tabelle 9: Lineare Regressionsmodelle zum Einfluss von Paarinteraktion, Konflikten und Partnerschaftszufriedenheit auf die subjektive Partnerschaftsstabilität (Gesamtstichprobe) Modell
1
2
3
4
5
.068 2005
.166 2006
.173 1999
.185 2007
.255 1997
Prädiktor
adj. R2 N
Anmerkung: In den dargestellten Modellen sind die Variablen Sozialisation in Ost- vs. Westdeutschland, Geschlecht, Geburtskohorte sowie der Beziehungstyp (nichteheliche Lebensgemeinschaft, Erstehe, Zweit- oder Mehrfachehe) kontrolliert (Koeffizienten nicht abgebildet).
196
Um die bisherigen Befunde zu Auswirkungen der Paarinteraktion und von Konflikten auf Partnerschaftszufriedenheit und -stabilität zu resümieren, wird in Abbildung 12 ein auf Basis der Regressionsanalysen gefittetes Pfadmodell abgebildet. Wie der Modellfit zeigt, kann von einer guten Übereinstimmung zwischen den Daten und dem Modell ausgegangen werden. Im Einklang zu den Befunden der linearen Regressionsmodelle (vgl. Tabelle 9) zeigen im multivariaten Kontext – d.h. bei gleichzeitiger Berücksichtigung beider Kriterien des Partnerschaftserfolgs – destruktives Konfliktverhalten und Konfliktscore direkte negative Effekte auf die Partnerschaftsstabilität. Daneben lässt sich erkennen, dass Konfliktvermeidung eine ambivalente Rolle spielt: Zum einen verringert sie die Partnerschaftszufriedenheit – und senkt dadurch indirekt die Partnerschaftsstabilität (s.u.) –, zum anderen stabilisiert sie die Partnerschaft direkt, wenn auch in geringem Ausmaß. Dieser Befund passt recht gut zu der allgemein uneinheitlichen empirischen Befundlage bezüglich Konfliktengagement vs. -vermeidung (vgl. hierzu Abschnitt 1.9.2.1). Abbildung 12: Pfadmodell zu direkten und vermittelten Einflüssen von Paarinteraktionsstilen und Paarkonflikten auf die subjektive Partnerschaftsstabilität (Gesamtstichprobe, N=1997) konstruktives Konfliktverhalten .20*** -.23***
destruktives Konfliktverhalten .20*** positive Alltagskommunikation
-.11*** -.09***
Konfliktvermeidung
Partnerschaftszufriedenheit
Partnerschaftsstabilität .23***
.07***
-.29*** Konfliktscore
-.18***
Modellfit: F2[df=2, N=1997]=3.442, p=.18; RMSEA=.019, CFI=.997 Anmerkung: Alle Koeffizenten sind standardisiert (verteilungsfreie WLS-Schätzung).
Zusätzlich den aus der Grafik ersichtlichen direkten Effekten werden die über die Partnerschaftszufriedenheit vermittelten Effekte in Tabelle 10 wiedergegeben: 197
Tabelle 10: Spezifische indirekte Effekte der Paarinteraktion und des Konfliktscores auf die subjektive Partnerschaftsstabilität unter Vermittlung durch die Partnerschaftszufriedenheit Exogene Variable positive Alltagskommunikation konstruktives Konfliktverhalten destruktives Konfliktverhalten Konfliktvermeidung Konfliktscore
B .07*** .06*** -.03*** -.02*** -.05***
t 6.69 6.00 -4.17 -4.07 -6.38
E .05 .05 -.03 -.02 -.07
Die Übersicht zeigt signifikante über die Partnerschaftszufriedenheit vermittelte Effekte für sämtliche Interaktionsstile sowie für den Konfliktscore. Damit wird eine zentrale austauschtheoretische Annahme bestätigt, nach der Belohnungen aus der Interaktion die Partnerschaft dadurch stabilisieren, dass sie die Zufriedenheit der Partner steigern. Auf Basis der vorliegenden Befunde kann diese Aussage dahingehend erweitert werden, dass von den Interaktionsmerkmalen destruktives Konfliktverhalten und Konfliktvermeidung sowie vom Ausmaß an Paarkonflikten neben den indirekten auch direkte Effekte auf die Partnerschaftsstabilität ausgehen.
2.2.1.2
Wechselwirkungen zwischen Konflikten und Paarinteraktion
Im Folgenden werden Wechselwirkungen zwischen den Interaktionsstilen und dem Ausmaß von Paarkonflikten untersucht. Hinter diesen Analysen steht die häufig in der Literatur zu findende (aber meist empirisch nicht überprüfte) Annahme, dass Konflikte umso schädlicher für Partnerschaften sind, je weniger Konfliktlösungskompetenzen die Partner aufweisen (vgl. Arránz Becker et al. 2005). Tabelle 11 informiert über die entsprechenden moderierten Regressionsmodelle für die Partnerschaftszufriedenheit, jeweils separat für jeden Interaktionsstil. Sämtliche metrischen Prädiktorvariablen wurden vor der Bildung der Interaktionsterme standardisert, d.h. x =0 und s=1 (vgl. zur Begründung Aiken & West 1991). Im Unterschied zu additiven Regressionsmodellen ohne Interaktionseffekte sind die einfachen Effekte des Konfliktscores und der jeweiligen Interaktionsstile in den Modellen 1 bis 4 als konditionale Effekte zu interpretieren, d.h. als Effekt der einen Variablen bei mittlerer Ausprägung der anderen Variablen (vgl. ausführlich hierzu Frazier et al. 2004). Eine Inspektion der Koeffizienten der Interaktionsterme verweist für konstruktives und destruktives Konfliktverhalten auf signifikante Wechselwirkungen mit dem Konfliktscore. Konkret zeigt Modell 2, dass Paarkonflikte die Partnerschaftszufriedenheit weniger stark beeinträchtigen, wenn ein hohes Maß an 198
5
Partnerschaftszufriedenheit 6 7 8
9
Abbildung 13: Interaktionsdiagramm zum Effekt von Paarkonflikten auf die Partnerschaftszufriedenheit in Abhängigkeit des Ausmaßes an konstruktivem bzw. destruktivem Konfliktverhalten (nur Erstehen)
-2
0
2 Konfliktscore(z-Werte)
6
mittlere Konstruktivität
6
Partnerschaftszufriedenheit 7 8 9
10
hohe Konstruktivität (+1 SD) niedrige Konstruktivität (-1 SD)
4
-2
0
2 Konfliktscore (z-Werte)
hohe Destruktivität (+1 SD) niedrige Destruktivität (-1 SD)
200
4 mittlere Destruktivität
6
Die Analysen zeigen, dass sich nur bei den Männern zwei signifikante Interaktionseffekte nachweisen lassen. Wie im Interaktionsdiagramm in Abbildung 14 zu erkennen ist, übt das Ausmaß an Paarkonflikten bei geringer Ausprägung des destruktiven Konfliktverhaltens nur einen relativ schwachen negativen Einfluss auf die Partnerschaftsstabilität aus, bei hoher Ausprägung des destruktiven Konfliktstils zeigt sich hingegen eine deutlicher negativer Effekt. Umgekehrt wirkt sich destruktives Konfliktverhalten insbesondere in Partnerschaften mit überdurchschnittlich hohem Konfliktniveau destabilisierend aus; bei Paaren mit wenigen Konflikten hingegen ist der Effekt relativ schwach.
3
Partnerschaftsstabilität 3.5 4 4.5
5
Abbildung 14: Interaktionsdiagramm zum Effekt von Paarkonflikten auf die Partnerschaftsstabilität in Abhängigkeit des Ausmaßes an destruktivem Konfliktverhalten (nur Männer in Erstehen)
-1
0
1 2 Konfliktscore (z-Werte)
hohe Destruktivität (+1 SD) niedrige Destruktivität (-1 SD)
3
4
mittlere Destruktivität
Wie in Abbildung 15 (s. nächste Seite) zu sehen ist, übt das Konfliktniveau bei hoher Ausprägung der Konfliktvermeidung einen schwächeren destabilisierenden Effekt aus als bei geringer Konfliktvermeidung. Umgekehrt ist der stabilisierende Effekt der Konfliktvermeidung offensichtlich bei niedrigem Konfliktniveau nicht vorhanden; mit zunehmenden Paarkonflikten nimmt seine Stärke zu. Dies ist 202
durchaus plausibel: Nur wenn tatsächlich Konflikte vorhanden sind, puffert Konfliktvermeidung eine Destabilisierung der Partnerschaft ab.
2.5
3
Partnerschaftsstabilität 3.5 4 4.5
5
Abbildung 15: Interaktionsdiagramm zum Effekt von Paarkonflikten auf die Partnerschaftsstabilität in Abhängigkeit des Ausmaßes an Konfliktvermeidung (nur Männer in Erstehen)
-1
0
1 2 Konfliktscore (z-Werte)
hohe Konfliktvermeidung (+1 SD) niedrige Konfliktvermeidung (-1 SD)
3
4
mittlere Konfliktvermeidung
Insgesamt bestätigen die gefundenen Interaktionseffekte H50, nach der Wechselwirkungen zwischen Paarkonflikten und Interaktionsstilen auf Partnerschaftszufriedenheit und -stabilität erwartet wurden.
Zusammenfassung Im letzten Abschnitt konnte gezeigt werden, dass sowohl Paarkonflikte als auch die verschiedenen in dieser Studie behandelten Paarinteraktionsstile deutliche Effekte auf die beiden modellierten Kriterien des Partnerschaftserfolgs – Partnerschaftszufriedenheit und -stabilität – ausüben. Für alle Variablen sind signifikante indirekte, über die Partnerschaftszufriedenheit vermittelte Effekte nachweisbar; zusätzlich finden sich negative direkte Effekte auf die Partnerschaftsstabilität für destruktives
203
Konfliktverhalten sowie den Konfliktscore. Eine ambivalente Bedeutung kommt dem Interaktionsstil Konfliktvermeidung zu: Während er die Zufriedenheit in der Paarbeziehung verringert und somit indirekt destabilisierend wirkt, zeigt sich gleichzeitig (zumindest bei Männern) ein direkter stabilisierender Effekt. Ein zweiter wesentlicher Befund aus den Analysen besteht in der Wechselwirkung zwischen Paarinteraktion und Konflikten: So üben Paarkonflikte bei den untersuchten Erstehepaaren insbesondere dann starke negative Effekte auf die Partnerschaftszufriedenheit aus, wenn die Paarbeziehung durch ein Defizit in der Konfliktlösung (indiziert durch ein wenig konstruktives und relativ stark destruktives Konfliktverhalten) gekennzeichnet ist. Hinsichtlich der Partnerschaftsstabilität zeigen sich (zumindest bei Männern) besonders negative Auswirkungen von Konflikten, wenn Konfliktinteraktionen destruktiv ablaufen und / oder wenn eine geringe Tendenz zur Konfliktvermeidung vorliegt. Insgesamt kann somit davon ausgegangen werden, dass Konflikte sich nur dann deutlich negativ auf Partnerschaften auswirken, wenn ungünstige Konfliktlösungsstile sowie ein geringes Maß an Konfliktvermeidung vorliegen. Umgekehrt lässt sich schlussfolgern, dass die Bedeutung von Konfliktlösungskompetenzen in Paarbeziehungen mit zunehmender Ausprägung von Konflikten ansteigt.
2.2.2 Partnerschaftszufriedenheit und Alternativen Die folgenden Ausführungen betreffen das Zusammenwirken von Partnerschaftszufriedenheit und Alternativen, operationalisiert über die Wohnortgröße. In Tabelle 13 wird ein lineares Regressionsmodell dargestellt, in dem neben den entsprechenden einfachen Effekten auch der Interaktionseffekt zwischen dem Alternativenindikator und der Partnerschaftszufriedenheit getestet wird. In Übereinstimmung zu H1 lässt sich darin erkennen, dass die Partnerschaftszufriedenheit einen deutlichen positiven Effekt auf die subjektive Partnerschaftsstabilität ausübt. Daneben kann H4 zumindest für die westdeutsche Teilstichprobe bestätigt werden: Im Modell ist ein deutlicher negativer Effekt eines urbanen Wohnkontexts – als Indikator guter Alternativen – auf die subjektive Partnerschaftsstabilität zu erkennen. Der in H2 erwartete Effekt des Interaktionsterms ist allerdings nicht signifikant.57 Auch bei einer (hier nicht wiedergegebenen) getrennten Analyse nach Be-
57 Um eine Verallgemeinerung der beschriebenen Argumentation zu prüfen, wurde zusätzlich getestet, ob andere Anreizvariablen – z.B. Interaktionsstile, Konflikte oder Einstellungsähnlichkeit – Interaktionseffekte in Kombination mit der Wohnortgröße ausüben. Keine der entsprechenden Wechselwirkungen erwies sich jedoch als signifikant (Analysen nicht abgebildet).
204
ziehungsform bzw. der Sozialisation in Ost- vs. Westdeutschland findet sich kein Moderatoreffekt. Damit kann H2 nicht bestätigt werden. Tabelle 13: Lineare Regressionsmodelle zum Interaktionseffekt zwischen dem Urbanitätsgrad und Partnerschaftszufriedenheit auf die subjektive Partnerschaftsstabilität (Gesamtstichprobe) Prädiktor Modell Partnerschaftszufriedenheit Stadt-Land (Stadt) Stadt * Partnerschaftszufriedenheit adj. R2 N
Ost 1 2 .344*** .335*** (9.70) (9.57) -.080 -.064 (-.96) (-.78) -.081 -.074 (-1.37) (-1.27) .101 .136 1076 1076
West 1 2 .488*** .476*** (13.16) (12.97) -.299** -.273** (-3.18) (-2.91) -.049 -.057 (-.73) (-.86) .230 .256 830 830
Anmerkung: In den Modellen 2 sind jeweils die Variablen Geschlecht, Geburtskohorte sowie der Beziehungstyp (nichteheliche Lebensgemeinschaft, Erstehe, Zweit- oder Mehrfachehe) kontrolliert (Koeffizienten nicht abgebildet).
Die höhere Instabilität von Partnerschaften und Ehen im urbanen Kontext kann – alternativ zur vorgeschlagenen Erklärung über Alternativen – auch über potentielle Unterschiede zwischen der Stadt- und Landbevölkerung begründet werden: So könnte vermutet werden, dass Personen im Stadtkontext weniger traditionale Einstellungen aufweisen und ihre Partnerschaften weniger stark durch Eheschließung und Familienbildungsprozesse institutionalisiert haben; zudem könnten in Großstädten aufgrund der höheren Scheidungsraten mehr Zweit- oder Mehrfachehen bestehen. Ferner, so kann argumentiert werden, finden sich im urbanen Umfeld aufgrund der stärkeren zeitlichen und sozialen Fragmentierung ein erhöhte Konfliktneigung sowie ungünstigere Konfliktstile. Diese Überlegungen werden in den folgenden Mediatoranalysen empirisch geprüft (vgl. Tabelle 14). Der Effekt ist nach den Befunden primär über die im Stadtumfeld verringerten traditionalen Orientierungen ( 'x =.28, t[1904]=3.76, p=.000), eine geringere Kinderzahl ( 'x =.22, t[1932]=4.09, p=.000), mehr nichteheliche Lebensgemeinschaften (F2[df=2; 2 N=1935]=29.43; p=.000) sowie den höheren Anteil Konfessionsloser (F [df=2; =20.51; p=.000) erklärbar. Eine deutliche Reduktion des Stadt-Land-Effekts N=1917] (um ca. 25%) findet sich ausschließlich in Modell 2. Unter Berücksichtigung der entsprechenden Drittvariablen ist der Stadt-Land-Unterschied deutlich abgeschwächt und insignifikant, ebenso wie im vollständigen Modell 5. 205
Insgesamt spricht einiges dafür, dass der gefundene Stadt-Land-Unterschied weniger auf unterschiedliche Opportunitätenstrukturen, sondern eher auf unbeobachtete Heterogenität im Sinne differerierender Ausprägungen in den genannten Drittvariablen zurückzuführen ist.
Zusammenfassung Anhand der dargestellten Analysen konnte der Befund repliziert werden, dass Ehen bzw. Partnerschaften im urbanen Kontext einem erhöhten Instabilitätsrisiko ausgesetzt sind. Die beschriebenen empirischen Analysen deuten darauf hin, dass Paare im Stadtkontext einige im Sinne der Partnerschaftsstabilität ungünstige Merkmale – z.B. geringere traditionale Orientierungen und einen geringeren Institutionalisierungsgrad der Partnerschaft – aufweisen. Insofern legen die Resultate nahe, dass es sich bei den gefundenen Stadt-Land-Unterschieden nicht um einen reinen Effekt der Opportunitätenstruktur, sondern zumindest zum Teil um Kontextdifferenzen bezüglich verschiedener Drittvariablen handelt. Angesichts der sehr indirekten Operationalisierung der Alternativen über den Urbanisierungsgrad erstaunt dies allerdings nicht. Hierin könnte auch ein Grund dafür liegen, dass die theoretisch erwartete Wechselwirkung zwischen Opportunitäten und Partnerschaftszufriedenheit anhand der vorliegenden Daten nicht bestätigt werden konnte.
2.2.3 Der Einfluss von Parametern der Partnersuche Als nächstes werden verschiedene Merkmale des Partnersuchprozesses untersucht. Dabei spielen sowohl die Anzahl früherer Partnerschaften als auch Indikatoren des Tempos der Beziehungsinstitutionalisierung eine Rolle. Die verschiedenen Variablen können allerdings nicht in einem Modell getestet werden, da sie zum Teil aus logischen Gründen nur innerhalb bestimmter Beziehungstypen definiert sind (z.B. Heiratsalter bei Ehen), zum Teil jedoch unabhängig vom Typ der Paarbeziehung variieren können (z.B. Anzahl früherer Partnerschaften). Daher werden die verschiedenen Einflüsse separat in den jeweiligen Teilstichproben untersucht, wobei in einem gesonderten Schritt jeweils grundlegende Kontrollvariablen wie Geschlecht und Kohortenzugehörigkeit mitberücksichtigt werden. Explorative Analysen zeigen starke Ost-West-Unterschiede; Tabelle 15 gibt zunächst die Analysen für Westdeutsche wieder; analoge Modelle für die Ostdeutschen finden sich in Tabelle 16.
207
schnitt 2.2.7). Die Befunde zum Einfluss des Beziehungstyps sind jedoch mit Vorsicht zu interpretieren, da hier mit hoher Wahrscheinlichkeit Selektionseffekte wirksam sind, in Folge derer nur die stabilsten Partnerschaften den Übergang zu Stadien höherer Institutionalisierung „überleben“. In den Modellen 4 und 5, welche sich ausschließlich auf Ehepaare beziehen, zeigt sich für die westdeutschen Befragten ein tendenziell destabilisierender Effekt vorehelicher Kohabitation (p<.05). Gemäß H5 wird dieser Effekt weiter unten auf vermittelnde Variablen geprüft. Der nach H7 erwartete positive Effekt des Heiratsalters lässt sich in ostdeutschen Erstehen nachweisen; er wird allerdings schwächer (p<.1), wenn Geschlecht und Kohortenzugehörigkeit kontrolliert werden. Daneben findet sich ein negativer Effekt des quadrierten Heiratsalters: Mit steigendem Erstheiratsalter nimmt die Ehestabilität zunächst zu; ab einem gewissen Punkt schwächt sich dann der Zusammenhang ab (vgl. hierzu Abbildung 16). Auf Basis dieser Befunde lässt sich H7 der Tendenz nach bestätigen. Abbildung 16: Streudiagramm (mit Jitter) zum Zusammenhang zwischen Heiratsalter und Partnerschaftsstabilität mit nonparametrischer Regressionskurve (nur ostdeutsche Erstehen, N=771)
1
Partnerschaftsstabilität 2 3
4
5
Zusammenhang zwischen Heiratsalter und Partnerschaftsstabilität
20
210
30
40 Heiratsalter
50
60
Wie das Modell illustriert, ist der destabilisierende Effekt der Partneranzahl unter Kontrolle der Mediatorvariablen nur der Tendenz nach nachzuweisen. Daneben ist zu konstatieren, dass die Anzahl früherer Partnerschaften die Konfliktwahrnehmung, die Partnerschaftszufriedenheit (tendenziell) sowie die Einstellungsähnlichkeit in ungünstiger Weise beeinflusst. Während sich die beiden zuerst genannten Auswirkungen im Sinne einer misslungenen paarinternen Adaptation interpretieren lassen, könnte verringerte Einstellungsähnlichkeit auf partnerwahlbezogene Probleme im Sinne eines Mismatchs zwischen den Partnern hindeuten. Für eine explizite Untersuchung des Zustandekommens dieser Ergebnisse wären jedoch Längsschnittdaten erforderlich. Eine abschließende Beurteilung der vermittelten Effekte der genannten potentiellen Mediatoren ist erst auf der Basis von inferenzstatistischen Tests der spezifischen indirekten Effekte möglich (vgl. Tabelle 18). In dieser Analyse erweist sich ausschließlich der indirekte Pfad unter Vermittlung durch die Konfliktwahrnehmung als signifikant. Damit liegt partielle Mediation vor. Tabelle 18: Spezifische indirekte Effekte des Merkmals Anzahl früherer Partner auf die subjektive Partnerschaftsstabilität Mediator Einstellungsähnlichkeit Konfliktscore Partnerschaftszufriedenheit Summe indirekter Effekte
B -.01* -.02** -.01 -.03**
t -2.31 -2.67 -1.84 -3.00
E -.01 -.02 -.01 -.04
Wie darüber hinaus Tabelle 15 zu entnehmen ist, wird H5 zum Einfluss vorehelicher Kohabitation auf die Partnerschaftsstabilität für die westdeutschen Befragten bestätigt. Aus diesem Grund wird ein auf die westdeutsche Teilstichprobe beschränktes Mediatormodell berechnet (vgl. Tabelle 19). Wie Modell 2 zeigt, ist der signifikante Effekt der vorehelichen Kohabitation unter Kontrolle der Kohortenzugehörigkeit nur noch tendenziell (p<.05) signifikant, was sich durch den positiven Zusammenhang zwischen diesen beiden Variablen – inhaltlich: die Zunahme vorehelicher Kohabitation in den jüngeren Kohorten (F2[df=4; N=1683]= 242.48, p=.000) – erklärt. Auch unter Kontrolle von traditionalen Orientierungen (Modell 3), Interaktionsstilen (Modell 4) sowie von Konflikten und der Partnerschaftszufriedenheit (Modell 5) schwächt sich der Einfluss der vorehelichen Kohabitation deutlich ab, was auf die partiell vermittelnde Rolle dieser Konstrukte hinweist.
213
Wenn alle Mediatorvariablen kontrolliert werden (Modell 6), ist der Effekt der Tendenz nach noch beobachtbar (p<.05); er ist dann allerdings im Vergleich zum Ausgangsmodell (1) deutlich verringert. Um die vermittelten Effekte der vorehelichen Kohabitation näher zu untersuchen, wurde ein Pfadmodell mit den beiden potentiellen Mediatoren (vgl. Modelle 3 und 5, Tabelle 19) berechnet. Das in Abbildung 18 dargestellte Modell zeigt, dass der Effekt der vorehelichen Kohabitation unter Kontrolle der Mediatorvariablen verschwindet. Daneben wird ersichtlich, dass das Merkmal voreheliche Kohabitation mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit der Zugehörigkeit zu einer Konfession sowie mit einem verringerten Traditionalismus einhergeht, jedoch keinen bedeutsamen Einfluss auf die Konfliktwahrnehmung sowie auf die Partnerschaftszufriedenheit ausübt. Abbildung 18: Pfadmodell zum vermittelten Einfluss der vorehelichen Kohabitation auf die subjektive Partnerschaftsstabilität (nur westdeutsche Erstehen, N=749) Zugehörigkeit zu einer Konfession -.47*** -.34** voreheliche Kohabitation
Traditionalismus
.13 -.08
.12 .05 -.18***
Partnerschaftsstabilität
Konfliktscore .32*** Partnerschaftszufriedenheit -.10
Anmerkungen: Alle Koeffizienten sind unstandardisiert (robuste ML-Schätzung). Da das Modell saturiert ist (df=0), kann kein Modellfit berechnet werden.
Zur detaillierten Beurteilung der vermittelnden Wirkung der Mediatoren sind Tabelle 20 inferenzstatistische Tests der indirekten Effekte zu entnehmen. Keiner der einzelnen vermittelten Effekte ist signifikant, und auch die Summe aller indirekten Effekte verfehlt knapp das 5%-Signifikanzniveau. Daher liegt in diesem Fall keine Mediation vor, d.h. keine der getesteten Drittvariablen kann den Einfluss der vorehelichen Kohabitation vollständig erklären, auch wenn der direkte Effekt unter Kontrolle aller Mediatoren insignifikant wird. 215
Tabelle 20: Spezifische indirekte Effekte des Merkmals voreheliche Kohabitation auf die subjektive Partnerschaftsstabilität Mediator Konfession Traditionalismus Konfliktscore Partnerschaftszufriedenheit Summe indirekter Effekte
B -.06 -.02 -.02 -.02 -.12
t -1.51 -1.53 -.94 -.74 -1.96
Anmerkung: Die Tabelle enthält nur unstandardisierte Koeffizienten, da die exogene Variable (voreheliche Kohabitation) dichotom ist.
Zusammenfassung Die Analysen zu Einflüssen von Merkmalen der Partnersuche auf die Stabilität der aktuellen Beziehung zeigen im Einklang zu bisherigen Studien, dass eine größere Anzahl vorheriger Partnerschaften sowie – vor allem bei westdeutschen Ehepaaren – voreheliches Zusammenleben in einem gemeinsamen Haushalt mit einer verringerten Partnerschaftsstabilität einhergehen. Die Pfadanalyse zur vorehelichen Kohabitation stützt am ehesten die Unkonventionalitätsthese, d.h. die entsprechenden Personen sind häufiger konfessionslos und weisen weniger traditionale Geschlechtsrollenorientierungen auf; allerdings sind die indirekten Effekte nicht signifikant; die Generalisierbarkeit der Vermittlung des Effekts ist daher möglicherweise nicht gegeben. Der negative Effekt der Anzahl früherer Partnerschaften kann nahezu vollständig dadurch erklärt werden, dass Personen mit mehr Partnerschaften unzufriedener mit ihrer aktuellen Beziehung sind, mehr Konflikte sowie eine geringere Einstellungsähnlichkeit mit ihrem Partner / ihrer Partnerin wahrnehmen. Kein Einfluss hingegen konnte für die Suchdauer, operationalisiert über Partnerschaftsdauer bei Haushaltsgründung sowie Dauer des vorehelichen Zusammenlebens, gefunden werden. Schließlich konnte bei ostdeutschen Ehepaaren ein tendenzieller umgekehrt u-förmiger Einfluss des Heiratsalters auf die Ehestabilität nachgewiesen werden.
216
2.2.4 Die Auswirkungen von Homogamie In diesem Abschnitt wird der Einfluss von Homogamie in sozialstrukturellen Merkmalen und Einstellungen auf die Stabilität von Partnerschaften eruiert. Explorative Analysen zeigen, dass in nichtehelichen Lebensgemeinschaften und Zweitehen – im Unterschied zu Erstehen – keine Homogamieeffekte zu beobachten sind. Daher beschränken sich die folgenden Analysen auf (Erst-)Ehepaare. Um die Gefahr einer Konfundierung von Niveau- und Ähnlichkeitseffekten (vgl. Griffin et al. 1999) zu verringern, wurden neben den Homogamie- bzw. Ähnlichkeitsmaßen auch Paarsummenscores als Niveauindikatoren in die Modelle eingegeben; deren Effekte werden an dieser Stelle nicht weiter interpretiert, da ihnen in den folgenden Abschnitten eigene Analysen gewidmet werden (zum Beispiel Geschlechtsrollenorientierungen in Abschnitt 2.2.10). Aufgrund der ebenfalls gefundenen Ost-WestUnterschiede werden nach Ort der Sozialisation separate Modelle ausgegeben (vgl. Tabelle 22, nächste Seite). Aus den abgebildeten Befunden wird ersichtlich, dass die Alterszusammensetzung der Ehepaare in der vorliegenden Untersuchung ohne Auswirkungen auf die Ehestabilität bleibt. Die Befunde können H10 somit nicht stützen.60 Ost- und westdeutschen Befragten gemeinsam ist die destabilisierende Wirkung der Schulbildung; hier ist kein Homogamieffekt, sondern vielmehr eine Kombination aus einem negativen Haupteffekt der Bildung und einem stabilisierenden Hypergamieeffekt zu konstatieren: Tendenziell nimmt die Instabilität mit steigendem Bildungsniveau der Partner zu, dieser Effekt wird aber kompensiert, wenn der Mann ein höheres Bildungsniveau aufweist als die Frau (Bildungshypergamie). Ein allgemeiner stabilisierender Bildungshomogamieeffekt, der gemäß H13 erwartet wurde, findet sich in den Daten jedoch nicht. Multiple Mittelwertvergleiche bezüglich der Bildungshomogamie auf Basis einfaktorieller Varianzanalysen bestätigen die in Tabelle 22 berichtete destabilisierende Wirkung von Bildungshypogamie für die Ostdeutschen der Tendenz nach (Referenz: beide niedrig gebildet; p=.061); Tabelle 21 stellt analoge Analysen für die westdeutschen Befragten dar: Tabelle 21: Einzelgruppenvergleiche (Tamhane-T2 post hoc-Tests) bezüglich der Bildungshomogamie (nur Westdeutsche, N=855) beide hoch gebildet vs. Mann hoch, Frau niedrig vs. beide gering gebildet
¯x 3.66 4.15 4.08
s N 1.36 125 1.17 105 1.38 398
Signifikanz .019 .018
60 Ein alternatives methodisches Vorgehen über Summen- und Differenzscores erbringt – ebenso wie zusätzliche, hier nicht wiedergegebene ordered logit-Modelle – ähnliche Befunde.
217
Der Ost-West-Vergleich in Tabelle 22 demonstriert, dass bei den westdeutschen Paaren zwar mehr, aber ebenfalls eher schwache Effekte in Bezug auf sozialstrukturelle Homogamie zu beobachten sind (vgl. die geringe Varianzaufklärung in Modell 1). Die Resultate bieten wenig Unterstützung für die Hypothesen zur stabilisierenden Wirkung von Homogamie, sondern sprechen eher für Haupteffekte der analysierten Konstrukte (z.B. Bildung). Bei den Westdeutschen lässt sich zwar recht deutlich ein Effekt der Konfessionszugehörigkeit ausmachen; hierbei ist jedoch weniger die konfessionelle Paarkombination als vielmehr die Tatsache entscheidend, dass mindestens ein Partner überhaupt einer Konfession angehört. Zusätzlich durchgeführte post hoc-Mittelwertvergleiche ergeben keinen signifikanten Unterschied zwischen Paaren mit gleicher vs. unterschiedlicher Konfession ( 'x =.11, p=.663). Post hoc-Tests für ostdeutsche Paare (alle Beziehungstypen) zeigen im Vergleich zu konfessionell heterogamen Paaren einen stabilisierenden Homgamieeffekt ( 'x =.42, p=.005). Insgesamt wird H11 damit nur eingeschränkt bestätigt: Bei ostdeutschen Paaren findet sich gemäß H11a ein stabilisierender Homogamieeffekt, bei westdeutschen Erstehen hingegen ausschließlich eine relative Destabilisierung bei Konfessionslosigkeit beider Partner, was H11b stützt. Im zweiten Schritt (vgl. Modell 2) werden verschiedene Aspekte der Homogamie in Einstellungen und Werthaltungen in die Modelle eingeführt. Bei den westdeutschen Paaren lässt sich erkennen, dass neben der subjektiven Einstellungsähnlichkeit auch die Übereinstimmung in den Geschlechtsrollenorientierungen einen tendenziell stabilisierenden Effekt auf Ehen ausübt. Allerdings fällt der Effekt insgesamt relativ schwach aus und ist nur tendenziell nachzuweisen, wenn – wie in den berichteten Modellen – gleichzeitig die Einstellungsähnlichkeit kontrolliert wird. In den vertiefenden Analysen weiter unten werden daher beide Effekte in separaten Modellen getestet. Wie Modell 3 illustriert, ist weder bei den Ost- noch bei den Westdeutschen ein Effekt der Ähnlichkeit bezüglich Kirchgang bzw. Religiosität nachzuweisen, weshalb sich H12 nicht bestätigen lässt. Leider fällt hier die Fallzahl relativ gering aus, da nur konfessionell gebundene Personen nach ihren religiösen Aktivitäten befragt wurden. Aufgrund dieser Abhängigkeit zwischen den Items ist eine gleichzeitige Kontrolle von Konfession und Kirchgang in einem multivariaten Modell nicht möglich; dies verhindert die vergleichende Betrachtung beider Einflüsse. Insgesamt lässt sich auf Basis der Befunde konstatieren, dass Einstellungsähnlichkeit – und tendenziell auch ähnliche Geschlechtsrollenorientierungen, die als deren Subdimension anzusehen sind – stabilisierend auf Ehen wirken. Der Effekt der Einstellungsähnlichkeit bleibt dabei auch dann erhalten, wenn für sozialstrukturelle Homogamie kontrolliert wird (Modell 4). Für Homogamie in Geschlechtsrollenorientierungen gilt dies eingeschränkt (nur in westdeutschen Ehen)
219
Partnerschaftszufriedenheit adj. R2 N
.043 662
.046 647
.397*** (11.20) .196 662
.247 659
.235*** (5.18) .281 644
Anmerkung: In den dargestellten Modellen sind die Variablen Geschlecht und Geburtskohorte kontrolliert (Koeffizienten nicht abgebildet).
Im ersten Modell resultiert ein positiver Effekt der Ähnlichkeit von Geschlechtsrollenorientierungen, welcher H15 bestätigt. Daneben illustriert die Darstellung in Tabelle 24 die deutliche Reduktion des entsprechenden Koeffizienten über die Modelle hinweg: Während sich im Ausgangsmodell 1 noch ein deutlicher stabilisierender Effekt zeigt, wird dieser unter Kontrolle der Paarinteraktion bzw. von Konflikten (Modell 3) und ganz besonders der Partnerschaftszufriedenheit (Modell 4) insignifikant. Die erhöhte subjektive Ehestabilität bei übereinstimmenden Geschlechtsrollenorientierungen kann somit zum großen Teil durch eine positivere Bewertung der Ehe sowie durch günstigere Interaktionsmuster erklärt werden. Zur Veranschaulichung der vermittelnden Mechanismen wurde ein entsprechendes Pfadmodell berechnet (vgl. Abbildung 19). Abbildung 19: Pfadmodell zum vermittelten Einfluss der subjektiven Einstellungsähnlichkeit auf die Partnerschaftsstabilität (nur Personen in Erstehen, N=1347) positive Alltagskommunikation -.02 .32***
konstruktives Konfliktverhalten .01
.31*** destruktives Konfliktverhalten Einstellungsähnlichkeit
-.33*** -.06* -.45*** .52***
-.23*** Konfliktvermeidung Konfliktscore
Partnerschaftszufriedenheit
-.07** -.17*** .21***
.06 Anmerkung: Alle Koeffizenten sind standardisiert (WLS-Schätzung).
222
Partnerschaftsstabilität
Im abgebildeten Pfadmodell (Abbildung 19) sind die aus den Befunden des entsprechenden Regressionsmodells (Tabelle 23) resultierenden vermittelnden Variablen berücksichtigt. Darin lässt sich erkennen, dass die Einstellungsähnlichkeit substantielle Zusammenhänge zu allen Mediatoren aufweist. Um die inferenzstatistische Generalisierbarkeit der Mediatoreffekte zu prüfen, werden in die spezifischen indirekten Effekte je Mediatorvariable einzeln getestet (vgl. Tabelle 25). Tabelle 25: Spezifische indirekte Effekte des Merkmals Einstellungsähnlichkeit auf die subjektive Partnerschaftsstabilität Mediator positive Alltagskommunikation konstruktives Konfliktverhalten destruktives Konfliktverhalten Konfliktvermeidung Konfliktscore Partnerschaftszufriedenheit Summe indirekter Effekte
B -.01 .00 .13*** .01 .13*** .19*** .43***
t -.73 .27 6.18 1.78 4.86 4.92 1.37
E -.01 .00 .08 .00 .08 .11 .25
Wie in den Befunden zu sehen ist, wird der stabilisierende Einfluss der Einstellungsähnlichkeit primär durch ein weniger destruktives Konfliktverhalten, eine verringerte Konfliktwahrnehmung sowie eine erhöhte Partnerschaftszufriedenheit vermittelt. Allerdings ist dabei zu bedenken, dass die Einstellungsähnlichkeit durchaus substantielle positive Zusammenhänge mit den funktionalen Kommunikationsstilen (alltags- und konfliktbezogen) aufweist. Dass die Effekte dieser beiden Merkmale auf die Partnerschaftsstabilität insignifikant sind, könnte auch an den Zusammenhängen zwischen den Mediatorvariablen liegen (Multikollinearität). Daher wurde ein mediiertes Pfadmodell ohne destruktives Konfliktverhalten, Konflikte und Partnerschaftszufriedenheit berechnet; tatsächlich zeigt sich hierin ein signifikanter über das konstruktive Konfliktverhalten (E=.05, p=.000) vermittelter Effekt, kein indirekter Effekt resultiert hingegen unter Vermittlung durch positive Alltagskommunikation (E=.01, p=.171). Der Befund der signifikant mediierenden Wirkung der Partnerschaftszufriedenheit bestätigt zunächst H14. In einem reduzierten Modell mit der Partnerschaftszufriedenheit als einziger Mediatorvariable bleibt allerdings zwar der indirekte Effekt erhalten (E=.17, p=.000), der direkte Effekt der Einstellungshomogamie wird dann jedoch nicht insignifikant (E=.14, p=.000). Das bedeutet, dass die Partnerschaftszufriedenheit allein den stabilisierenden Einfluss der Einstellungsähnlichkeit nicht erklären kann. Es liegt demnach eine partielle Mediation vor, welche H14 nur tendenziell bestätigt. 223
Zusammenfassung Hinsichtlich der Homogamie bleiben fast sämtliche erwarteten stabilisierenden Auswirkungen sozialstruktureller Ähnlichkeit (z.B. Altershomogamie) der Partner aus. Stattdessen sind bezüglich Bildung und Konfessionszugehörigkeit Haupteffekte zu konstatieren, die auf eine verringerte Partnerschaftsstabilität bei hoch Gebildeten (insbesondere bei hoher Bildung der Frau) sowie bei Konfessionslosen verweisen. Der erwartete stabilisierende Einfluss konfessioneller Homogamie (gegenüber Heterogamie) lässt sich aber immerhin für die ostdeutschen Paare nachweisen. Eine deutliche positive Wirkung geht von Ähnlichkeit in Einstellungen und Werthaltungen aus, und zwar im Hinblick auf allgemeine Einstellungen und geschlechtsrollenbezogene Werte. Effekte der Einstellungsähnlichkeit bleiben auch dann signifikant, wenn das Ausmaß sozialstruktureller Homogamie kontrolliert wird. Ein Pfadmodell zeigt, dass der stabilisierende Einfluss der Einstellungshomogamie vollständig über die damit einhergehende höhere Partnerschaftszufriedenheit, ein verringertes Konfliktniveau sowie ein weniger destruktives Konfliktverhalten vermittelt wird.
2.2.5 Humankapital und materielle Ressourcen Die folgenden Analysen beziehen sich auf die Auswirkungen des individuellen Humankapitals sowie der innerhalb der Partnerschaft zur Verfügung stehenden materiellen Ressourcen auf die Partnerschaftsstabilität. Hier kann erwartet werden, dass sich die Effekte in nichtehelichen Lebensgemeinschaften und Ehen unterscheiden: Während in der Ehe, insbesondere und traditionell in Westdeutschland, überwiegend das männliche Versorgermodell dominiert, sind Personen in nichtehelichen Lebensgemeinschaften nicht mit einem vergleichbaren, rechtlich kodifizierten Versorgungskontrakt abgesichert. Unter Annahme rationalen Verhaltens sollten beide Partner in nichtehelichen Beziehungstypen daher die Wahrung einer gewissen ökonomischen Unabhängigkeit anstreben. Ein Arrangement mit männlichem Versorger sollte hier demnach die Partnerschaft nicht stabilisieren. Tabelle 26 zeigt entsprechende Analysen für ostdeutsche nichteheliche Lebensgemeinschaften:61 61 Für westdeutsche nichteheliche Lebensgemeinschaften konnten keine entsprechenden Modelle berechnet werden, da hier die Fallzahlen in den einzelnen Zellen zu klein sind; so gibt es bei den westdeutschen Männern in nichtehelicher Partnerschaft nur 3 Fälle, in denen die Frau Hauptverdienerin ist. Von einer Aggregation ost- und westdeutscher Paare wurde zur besseren Vergleichbarkeit mit den weiter unten abgebildeten Analysen zu Ehepaaren abgesehen.
224
Im Unterschied zu den nichtehelichen Lebensgemeinschaften finden sich hier keine deutlichen Geschlechtsunterschiede. Wie die Analysen zeigen, beschränken sich die gefundenen Effekte weitgehend auf die westdeutschen Ehen. Ähnlich wie bereits bei den nichtehelichen Lebensgemeinschaften stärkt die Höhe der zur Verfügung stehenden materiellen Ressourcen die Ehestabilität. Im Unterschied zu diesen wirkt bei den westdeutschen Ehepaaren jedoch nicht das Nettoeinkommen, sondern ausschließlich die subjektive Zufriedenheit mit der finanziellen Situation stabilisierend auf die Ehe. Für diese Subgruppe wird somit H3 bestätigt. Weiterhin fällt auf, dass in den untersuchten westdeutschen Ehen ein hohes relatives Einkommen des Mannes mit einer erhöhten Ehestabilität einhergeht. Dahingegen fällt die Ehestabilität höher aus, wenn der Mann (im Unterschied zur Frau) ein höheres relatives Einkommen erwirtschaftet. H18 kann vor diesem Hintergrund angenommen werden; allerdings ist nur der Unterschied zwischen den beiden Extremgruppen signifikant. Der einzige Effekt, der sich sowohl bei Ost- als auch bei Westdeutschen findet, ist ein negativer Einfluss der Schulbildung der Frau (Modell 1 und 2), was als Bestätigung für H21 interpretiert werden kann. Insbesondere bei den Ostdeutschen wird dieser Effekt partiell über die Geburtskohorte vermittelt; erklärbar ist dies dadurch, dass über die Kohorten sowohl die Bildung der Frau zugenommen (Bildungsexpansion) als auch die Ehestabilität abgenommen hat. Dieser Effekt wird unten auf weitere vermittelnde Prozesse überprüft. Wird hingegen ein Bildungsindikator auf Basis des Schul- und Ausbildungabschlusses zugrunde gelegt, findet sich nur bei westdeutschen Ehen ein destabilisierender Effekt (Modell 3 West). Das Bildungsniveau des Mannes übt hingegen weder in west- noch in ostdeutschen Ehen einen Effekt auf die Ehestabilität aus. Auch eine alternative Operationalisierung des Bildungsniveaus über Schul- und Ausbildungsabschluss führt hier zu keinem bedeutsamen Effekt (Modell nicht abgebildet). Insofern ist H19 auf Basis der Befunde zu verwerfen. Die folgenden Analysen betreffen die vermittelnden Mechanismen der bislang geschilderten Befunde. Dazu werden Kontrollvariablen, Humankapitalindikatoren sowie sukzessive die potentiellen Mediatorvariablen kontrolliert und die daraus resultierenden Veränderungen der Koeffizienten beobachtet. Als erstes wird der Effekt der Zufriedenheit mit der finanziellen Situation betrachtet (vgl. Tabelle 28). Wie den Analysen zu entnehmen ist, lässt sich der stabilisierende Einfluss der Zufriedenheit mit der finanziellen Situation (Modell 1) vollständig durch die betrachteten Drittvariablen erklären. Werden Kinderzahl sowie materielle und immterielle ehespezifische Investitionen kontrolliert (Modell 2), verändert sich der Effekt kaum. Unter Kontrolle der Paarinteraktion (Modell 3) sowie von Paarkonflikten und Partnerschaftszufriedenheit (Modell 4) hingegen wird der Koeffizient insigni-
227
teter Richtung auf die Partnerschaftsstabilität aus. Unter Kontrolle aller Mediatoren wird der direkte Effekt der Einschätzung der finanziellen Situation auf die subjektive Partnerschaftsstabilität insignifikant, d.h. der Effekt kann vollständig über die modellierten Drittvariablen erklärt werden. Um die vermittelnden Mechanismen genauer zu analysieren, werden in Tabelle 29 die spezifischen indirekten Effekte wiedergegeben. Tabelle 29: Spezifische indirekte Effekte der Einschätzung der finanziellen Situation auf die subjektive Partnerschaftsstabilität Mediator positive Alltagskommunikation konstruktives Konfliktverhalten destruktives Konfliktverhalten Konfliktvermeidung Konfliktscore Partnerschaftszufriedenheit Summe indirekter Effekte
B -.00 -.00 .02 -.01 .02* .03* .07**
t -.72 -.83 1.90 -1.43 2.39 2.12 2.63
E -.00 -.00 .02 -.05 .02 .03 .06
Die indirekten Effekte fallen relativ schwach aus, und lediglich zwei von diesen – die Vermittlung über Konflikte sowie über die Partnerschaftszufriedenheit – sind auf dem 5%-Niveau signifikant. Erst die Summe aller indirekten Effekte vermindert den Effekt der ökonomischen Situation in substantiellem Ausmaß. In einem reduzierten Modell, in dem ausschließlich diese beiden Mediatorvariablen spezifiziert werden, fallen die indirekten Effekte nahezu identisch aus (Konflikte: E=.03, p=.008; Partnerschaftszufriedenheit: E=.03, p=.033); auch der direkte Effekt der ökonomischen Situation bleibt hier insignifikant (E=-.02, p=.596), d.h. der stabilisierende Einfluss hoher finanzieller Zufriedenheit erklärt sich durch ein verringertes Konfliktniveau und eine erhöhte Partnerschaftszufriedenheit (vollständige Mediation). Zwei weitere Befunde aus den zuletzt berichteten Regressionsmodellen (Tabelle 28) lassen sich festhalten: Zum einen ist der stabilisierende Einfluss des relativen Einkommens des Mannes weitgehend invariant gegenüber den berücksichtigten Drittvariablen, zum anderen erklärt sich der negative Bildungseffekt von Frauen partiell über Mediatoreffekte von Paarinteraktion, Konflikte und Ehezufriedenheit. Da sich der zuletzt genannte Einfluss der Bildung der Frau bei ostund westdeutschen Ehen findet, wird folgend noch einmal ein Modell über die Gesamtstichprobe dargestellt (vgl. Tabelle 30). Zur Erhöhung der Fallzahlen werden die Angaben zum Einkommen in den Analysen nicht kontrolliert.
230
6), die den Einfluss vermitteln. Keine empirisch passende Erklärung liefern hingegen traditionale Orientierungen (Modell 3) sowie partnerschaftsspezifische Investitionen (Modell 4). Obgleich der Bildungseffekt auch im vollständigen Modell (7) noch signifikant ist, hat seine Stärke bereits deutlich abgenommen. In einer entsprechenden Analyse mit dem alternativen Bildungsindikator (Schul- und Ausbildungsniveau) lassen sich die genannten Befunde weitgehend replizieren (Modelle nicht abgebildet). Der beschriebene negative Bildungseffekt der Frau wird abschließend auf potentielle Moderatoreffekte verschiedener Drittvariablen getestet: Dazu soll zunächst auf die Wechselwirkung mit dem Beziehungstyp hingewiesen werden. Abbildung 21 zeigt, dass sich das Vorzeichen des Effekts in nichtehelichen Lebensgemeinschaften und Ehen umkehrt: Werden nur die männlichen Befragten analysiert, fällt der Effekt der Bildung der Frau in Ehen negativ, in nichtehelichen Lebensgemeinschaften hingegen positiv aus. Abbildung 21: Streudiagram (mit Jitter) zum Zusammenhang zwischen Schulbildung der Frau und Partnerschaftsstabilität nach Partnerschaftstyp (nur Männer)
Schulbildung der Frau und Partnerschaftsstabilität Moderator: Beziehungstyp Ehe
0
Partnerschaftsstabilität
5
NEL
6
8
10
12
14
6
8
Schulbildung der Frau (Jahre)
232
10
12
14
Allerdings ist der entsprechende Regressionskoeffizient des Interaktionseffekts nur tendenziell signifikant (Gesamtstichprobe: b=-.093, p=.085; für Männer: b=-.168, p=.018). Im Gegensatz dazu kann wider Erwarten kein Interaktionseffekt mit der Traditionalität der Geschlechtsrollenorientierungen festgestellt werden (Gesamtstichprobe: für Schulbildung b=-.006, p=.437; für Schul- und Ausbildungsniveau kombiniert: b=-.004, p=.655). Dahingegen ergeben sich zwei schwache Wechselwirkungen der Schulbildung der Frau (Indikator 1): So verringert sich der negative Bildungseffekt erstens in den jüngeren Geburtskohorten (ab 1970) marginal (westdeutsche Erstehen: Interaktionseffekt b=.121, p=.084). Dies kann dadurch erklärt werden, dass paarinterne Rollendifferenzierung über die Zeit abgenommen hat, marktfähiges Humankapital bei Frauen zunehmend stärker akzeptiert wird und daher die Partnerschaften jüngerer Paare in geringerem Ausmaß destabilisiert als die älterer Paare.
Zusammenfassung Hinsichtlich des klassischen Humankapitalindikators Bildung finden sich recht komplexe geschlechtsspezifische und über den Beziehungstyp moderierte Effekte auf die Partnerschaftsstabilität: Während die Schulbildung des Mannes allgemein ohne Auswirkungen auf die Partnerschaftsstabilität bleibt, findet sich bei Erstehepaaren ein destabilisierender Effekt des Bildungsniveaus der Frauen. Der Effekt lässt sich über die modellierten Drittvariablen nicht vollständig erklären und kehrt sich bei Männern in nichtehelichen Lebensgemeinschaften zumindest tendenziell um, d.h. in dieser Gruppe geht eine höhere Schulbildung der Frauen mit einer erhöhten subjektiven Partnerschaftsstabilität einher. Diese Resultate stehen in Einklang zu anderen Untersuchungen (Brines & Joyner 1999; Lois 2008) und können dadurch erklärt werden, dass das marktfähige Humankapital von Frauen in nichtehelichen Lebensgemeinschaften möglicherweise eine andere Funktion erfüllt als in Ehen: Anders als in Ehen, in denen eine hohe Bildung der Frau dem typischen „Versorgungskontrakt“ und der dafür erforderlichen Rollenspezialisierung zuwiderläuft, könnte in nichtehelichen Lebensgemeinschaften die Unabhängigkeit beider Partner den Gewinn aus der Partnerschaft steigern und diese dadurch stabilisieren. Bezüglich gemeinsamer materieller Ressourcen lässt sich erwartungsgemäß ein stabilisierender Einfluss der wahrgenommenen finanziellen Situation nachweisen, der sich primär unter Vermittlung durch ein verringertes Konfliktniveau vollzieht. Für das tatsächliche Haushaltseinkommen findet sich hingegen kein deutlicher Effekt. 233
Wie den Befunden zu entnehmen ist, beschränkt sich der destabilisierende Effekt der Frauenerwerbstätigkeit auf die untersuchten westdeutschen Ehemänner, während bei den Frauen kein statistisch abgesicherter Effekt zu erkennen ist. Unter Kontrolle des Bildungsniveaus und der Kohortenzugehörigkeit (Modell 2) wird der Effekt abgeschwächt (p<.05). Die vermittelnde Rolle der Kohortenzugehörigkeit lässt sich gut an der Zunahme der Frauenerwerbstätigkeit illustrieren (vgl. Tabelle 34): In den jüngeren Kohorten sind mehr Frauen Vollzeit erwerbstätig (F2[12; N=679]=117.0, p=.000), gleichzeitig ist die Ehestabilität verringert – zusammen ergibt dies eine statistische Mediatorkonstellation bezüglich des negativen Effekts der Frauenerwerbstätigkeit. Tabelle 34: Kreuztabelle zum Zusammenhang zwischen Geburtskohorte und Erwersbumfang der Frau, absolute Häufigkeiten und Spaltenprozente (nur westdeutsche Erstehen) Erwerbsumfang Frau nicht erwerbstätig (N) % <15 St./Woche (N) % Teilzeit 15+ St. (N) % Vollzeit (N) % Gesamt %
bis 1940 81 91.01 4 4.49 3 3.37 1 1.12 89 100.00
Geburtskohorte 1941-1950 1951-1960 1961-1970 ab 1971 63 61 88 25 53.85 32.28 38.60 44.64 13 13 41 7 11.11 6.88 17.98 12.50 25 67 61 10 21.37 35.45 26.75 17.86 16 48 38 14 13.68 25.40 16.67 25.00 117 189 228 56 100.00 100.00 100.00 100.00
Gesamt 318 46.83 78 11.49 166 24.45 117 17.23 679 100.00
Zur Erklärung des gefundenen destabilisierenden Effekts der Vollzeitberufstätigkeit der Frau bei westdeutschen Männern in Erstehen wird als nächstes Mediatormodelle mit verschiedenen Drittvariablen berechnet (vgl. Tabelle 35). Die Modelle verdeutlichen, dass es sich bei dem zu erklärenden Effekt um einen Scheinzusammenhang handelt, der vollständig durch verschiedene Drittvariablen erklärbar ist. Bereits bei Einführung der Bildung und der Kohortenzugehörigkeit (Modell 2) wird der Effekt deutlich abgeschwächt. Ähnliches gilt bei Kontrolle von Traditionalismus und Investitionen (Modell 3), der Paarinteraktion (Modell 4) sowie Konflikten und Partnerschaftszufriedenheit (Modell 5). Im vollständigen Modell mit allen Kovariaten (Modell 6) ist der Effekt nicht mehr signifikant.
237
zeit) zu erkennen.65 Bei den westdeutschen Erstehepaaren resultiert hingegen ein negativer Effekt einer antitraditional spezialisierten Aufgabenteilung, nach der überwiegend die Frau für den Einkommenserwerb zuständig ist; dies stützt H23c.66 In Modell 4 wird an der deutlichen Reduktion des Effekts ersichtlich, dass die destabilisierende Wirkung dieses Arrangements insbesondere dadurch zustande kommt, dass die Männer mehr Haushaltsarbeiten übernehmen, die herkömmlicherweise Frauen erledigen.67 Ausschließlich bei den Westdeutschen übt daneben die Aufteilung von Hausarbeiten – zumindest der Tendenz nach – einen Effekt auf die subjektive Ehestabilität aus. Die Varianzaufklärung ist allerdings in allen Modellen sehr gering, es handelt sich demnach um schwache Effekte. Konkret wirkt sich der Anteil der vom Mann (allein) übernommenen Haushaltstätigkeiten positiv auf die Ehestabilität aus; H24 wird dadurch tendenziell bestätigt. Je mehr herkömmlicherweise weiblich typisierte Arbeiten (Putzen, Kochen und Waschen) der Mann jedoch übernimmt, desto instabiler wird die Ehe wahrgenommen. Dieser überraschende Befund lässt sich dadurch erklären, dass die Übernahme von Hausarbeit durch den Mann grundsätzlich mögliche Konflikte entschärft; dies gilt jedoch offensichtlich primär für solche Aufgaben, die dem klassischen Geschlechterstereotyp nicht widersprechen. Die Erledigung eher weiblich typisierter Arbeiten hingegen, so könnte vermutet werden, führt zu Konflikten und Unzufriedenheit auf Seiten des Mannes, welche wiederum destabilisierend wirken. Wenngleich für eine differenzierte Überprüfung dieser Hypothesen dyadische Daten notwendig sind,68 soll im Folgenden zumindest explorativ die vermittelnde Rolle der genannten
65 In nicht abgebildeten ordered logit-Modellen erweist sich der Effekt allerdings nur im Grundmodell 1 ohne Kovariaten als tendenziell signifikant (p<.1). 66 Eine zusätzlich durchgeführte ordered logit-Analyse bestätigt diese Effekte. Wie bereits anhand des Erwerbsumfangs der Frau nachgewiesen, fällt der Effekt der traditionalen Arbeitsteilung auf der Paarebene in den älteren Kohorten (Geburt bis 1960) deutlich stärker aus als in jüngeren (Modelle nicht abgebildet). H23a wird dadurch ebenfalls bestätigt. 67 In nicht abgebildeten weiterführenden Analysen wurde H22 überprüft, nach der sich eine traditional spezialisierte Arbeitsteilung bei Männern positiv, bei Frauen hingegen negativ auf den Partnerschaftserfolg auswirkt. Entsprechende post hoc-Tests zeigen weder für west- noch für ostdeutsche Männer bzw. Frauen eine verringerte Partnerschaftszufriedenheit oder Partnerschaftsstabilität bei traditionaler im Vergleich zu antitraditionaler oder egalitärer Arbeitsteilung. H22 kann somit nicht bestätigt werden. 68 Bei einer Aufteilung der Analysen nach Geschlecht (Modelle nicht abgebildet) findet sich tendenziell Bestätigung für das beschriebene geschlechtsspezifische Argumentationsmuster, nach dem der Anteil der vom Mann insgesamt übernommenen Haushaltstätigkeiten vornehmlich die Ehestabilität der Frau, der Anteil der vom Mann übernommenen weiblich typisierten Haushaltstätigkeiten hingegen die Ehestabilität des Mannes tangiert. Allerdings werden die Effekte dann durch die geringere Teststärke insignifikant, weshalb sich die in H24 angedeutete Geschlechtsspezifik nicht bestätigen lässt.
240
Abbildung 22: Pfadmodell zum vermittelten Einfluss des Anteils der durch den Mann übernommenen Hausarbeiten auf die subjektive Partnerschaftsstabilität (nur Personen in westdeutschen Erstehen, N=721) materielle Investitionen (Index) .05 immaterielle Investitionen
-.05
.02 Traditionalismus (Summe Paar)
.05 -.08* Anteil der vom Mann übernommenen Hausarbeiten
.07* positive Alltagskommunikation
-.03
konstruktives Konfliktverhalten
-.03
.03 .07
-.23***
-.11** .06
Partnerschaftsstabilität
destruktives Konfliktverhalten
.06
Konfliktvermeidung -.06 .10**
-.16*** Konfliktscore .30*** Partnerschaftszufriedenheit
.04 Anmerkung: Alle Koeffizenten sind standardisiert (robuste ML-Schätzung).
Um die vermittelnden Mechanismen zu testen, werden in Tabelle 38 die spezifischen indirekten Effekte wiedergegeben. Die Analysen zeigen lediglich bezüglich des destruktiven Konfliktverhaltens einen signifikanten indirekten Effekt, hinsichtlich der Partnerschaftszufriedenheit findet sich eine Tendenz (p=.013).70 Es handelt sich hier allerdings um schwache vermittelte Effekte, die sich lediglich zu einem standardisierten Koeffizienten von E=.06 (p=.003) addieren. In einem auf diese beiden Mediatoren reduzierten Modell resultieren sehr ähnliche Befunde (insignifikanter direkter Effekt: E=.04, p=.259; signifikante indirekte Effekte über 70 Die funktionalen Interaktionsstile üben auch in einem reduzierten Modell ohne destruktives Konfliktverhalten, Partnerschaftszufriedenheit und Konfliktscore keine signifikanten indirekten Effekte aus.
243
chen Akzeptanz der Frauenerwerbstätigkeit – auf allmählich abnehmende negative Effekte verweisen; bei den jüngeren Ostdeutschen in nichtehelichen Lebensgemeinschaften deutet sich sogar ein schwacher stabilisierender Effekt an. Wird die Arbeitsteilung auf der Paarebene betrachtet, zeigen sich deutliche Differenzen zwischen Ost- und Westdeutschen: Während sich bei ostdeutschen Erstehen ein Trend verringerter Partnerschaftsstabilität bei ganztägig berufstätigen Doppelverdiener-Paaren zeigt, wirkt bei den westdeutschen eine traditionale Rollenspezialisierung, nach der der Mann Vollzeit erwerbstätig ist, während die Frau nur Teilzeit oder keine Erwerbsaktivität zeigt, gegenüber einem „umgekehrten“ Arrangement (Haupternährerrolle der Frau) destabilisierend. Dies kann als Hinweis auf eine stärkere traditionale Ausrichtung westdeutscher Ehen interpretiert werden, aufgrund derer ein abweichendes Arrangement nachteilig auf die Partnerschaft wirkt. Der Befund ist auch insofern von theoretischem Interesse, als das Muster nicht recht zu der vordergründig geschlechtsneutralen familienökonomischen Argumentation passen will – aus dieser Perspektive sollte auch eine antitraditionale Spezialisierung einen höheren Ehegewinn ermöglichen als fehlende Spezialisierung (vgl. hierzu Becker 1993b: 350ff). Insofern legen die Befunde, ebenso wie einige weitere Analysen in diesem Abschnitt, eine stärkere Berücksichtigung der Genderperspektive nahe. Bei Betrachtung der häuslichen Arbeitsteilung zeigt sich in westdeutschen Ehen, dass der Anteil der vom Mann insgesamt übernommenen Haushaltsarbeiten stabilisierend wirkt, während sein Anteil an „weiblich typisierten“ Arbeiten die Ehestabilität reduziert. Der zuerst genannte Effekt lässt sich anhand eines Pfadmodells über ein mit zunehmender Beteiligung des Mannes an der Hausarbeit abnehmendes destruktives Konfliktverhalten erklären. Der zweite Effekt kann theoretisch durch eine Abnahme der Zufriedenheit der Männer begründet werden; eine detaillierte Untersuchung der vermittelten Prozesse ist jedoch mit den vorliegenden Daten aufgrund zu geringer Zellenbesetzungen nicht möglich und sollte vorzugsweise mit dyadischen Daten untersucht werden.
2.2.7 Partnerschaftsspezifische Investitionen Im folgenden Abschnitt wird die Rolle partnerschaftsspezifischer Investitionen für die subjektive Stabilität der Partnerschaft analysiert. Neben gemeinsamem materiellen Kapital und immateriellen Investitionen werden dabei auch der Institutionalisierungsgrad der Partnerschaft (nichtehelich vs. ehelich) sowie – im Sinne einer allgemeinen Proxyvariablen für alle Investitionsarten – die Partnerschaftsdauer untersucht. Die Berücksichtigung der Partnerschaftsdauer wiederum schließt die 246
denz (p<.1) nachzuweisen. Ähnliches ergibt sich, wenn die Partnerschaftsdauer kontrolliert wird (Modell 4). Unter Kontrolle aller Investitionsarten findet sich kein signifikanter Effekt der Partnerschaftsdauer (Modelle 3 und 4). Modell 3 zeigt daneben einen nichtlinearen (u-förmigen) Einfluss der quadrierten Partnerschaftsdauer. Werden ausschließlich Erstehen betrachtet, resultiert ein praktisch identischer Effekt (E=.105, p=.001); dies steht mit Befunden zum invers u-förmigen Verlauf des ehedauerspezifischen Scheidungsrisikos in der soziologischen Scheidungsforschung (vgl. z.B. Diekmann 1988) in Einklang. Dadurch wird H37 bestätigt. Konform zu H39 sind verheiratete Paare durch eine höhere Partnerschaftsstabilität gekennzeichnet als unverheiratet zusammen lebende. Interessant erscheint schließlich, dass bei Kontrolle sämtlicher Investitionsarten ein negativer Effekt der Kinderzahl resultiert. Dieser Befund wird weiter unten noch einmal näher untersucht. Weitgehend invariant gegenüber den Kontrollvariablen hingegen bleiben die stabilisierenden Auswirkungen materieller Investitionen sowie des Beziehungstyps Ehe im Vergleich zu nichtehelichen Lebensgemeinschaften. In den folgenden Mediatoranalysen sollen noch einmal die Effekte materieller und immaterieller Investitionen aufgegriffen und auf vermittelnde Mechanismen überprüft werden. Tabelle 41 gibt die entsprechenden Modelle wieder. Zunächst wiederum ein deutlicher stabilisierender Effekt materieller Investitionen zu konstatieren, der erst im vollständigen Modell (5) deutlich reduziert wird (dann nur noch p<.05). Der positive Koeffizient für immaterielle Investitionen in Modell 1, welcher zumindest der Tendenz nach (p<.05) signifikant ist, wird insignifikant, sobald der Institutionalisierungsgrad der Partnerschaft kontrolliert wird (Modell 2). Während die Partnerschaftsdauer im ersten Modell noch einen signifikanten positiven Effekt auf die Partnerschaftsstabilität zeigt, wird dieser unter Kontrolle des Institutionalisierungsgrades der Partnerschaft (Modell 2) insignifikant. Dies steht in Einklang zu H27, nach der die Stabilisierung über die Partnerschaftsdauer durch eine Zunahme partnerschaftlicher Investitionen erklärbar sein sollte. Eine explizite und differenzierte Überprüfung von H27 wird weiter unten über entsprechende Pfadmodelle vorgenommen. Der gefundene destabilisierende Effekt eines gemeinsamen Betriebes kann durch die modellierten Drittvariablen nicht vollständig erklärt werden (vgl. Modell 5). Dieses Resultat steht in Widerspruch zu den theoretischen Überlegungen und zu bisherigen Studien (Abraham 2003). Eine weitergehende Erklärung dieses Befundes erscheint auf Basis der zugrunde liegenden Daten nicht möglich. Da das Item in 335 Fällen bejaht wurde, scheidet eine Verzerrung aufgrund geringer Zellenbesetzung als Erklärung aus.
248
weise die eher destabilisierende Seite der Elternschaft. Als empirischer Beleg für diese Argumentation kann angesehen werden, dass der negative Effekt der Kinderzahl nach Kontrolle der Wahrnehmungs- und Interaktionsvariablen (Modell 5) nicht mehr signifikant ist. Schließlich findet sich eine stark erhöhte Stabilität bei verheirateten im Vergleich zu unverheirateten Paaren (Modell 2), der auch im vollständigen Modell (5) unverändert bleibt. Vor diesem Hintergrund wird H39 klar bestätigt. Hier ist festzuhalten, dass offensichtlich eine Eheschließung mit einer erhöhten Partnerschaftsstabilität einhergeht; offenbleiben muss jedoch, ob dies durch Selektionseffekte – z.B. eine höhere Heiratsneigung stabiler Paare – oder durch einen „echten“ Kausaleffekt – d.h. Zunahme der Stabilität infolge der Eheschließung – zu erklären ist. Zur differenzierten Beurteilung der vermittelnden Mechanismen werden in Tabelle 42 die spezifischen indirekten Effekte für den Index materielle Investitionen getestet: Tabelle 42: Spezifische indirekte Effekte materieller Investitionen auf die subjektive Partnerschaftsstabilität Mediator Ehe Anzahl gemeinsamer Kinder Traditionalismus (Summe Paar) positive Alltagskommunikation konstruktives Konfliktverhalten destruktives Konfliktverhalten Konfliktvermeidung Konfliktscore Partnerschaftszufriedenheit Summe indirekter Effekte
B .12*** -.00 .01* -.00 -.00 .03** -.01** .01 .02* .17***
t 3.60 -.62 2.04 -.53 -.35 2.82 -2.64 1.29 2.37 3.88
E -.00 .00 -.00 .00 .02 -.01 .01 .02
Nach den dargestellten Befunden wird der stabilisierende Effekt materieller Investitionen insbesondere über eine verstärkte Eheneigung sowie ein verringertes destruktives Konfliktverhalten vermittelt. Ein Suppressoreffekt zeigt sich hinsichtlich der Konfliktvermeidung: Mit zunehmenden materiellen Investitionen nimmt diese ab, sodass sich dann auch deren tendenziell stabilisierende Wirkung verringert. Die genannten indirekten Effekte sind allerdings dem Betrag nach als sehr schwach einzustufen. Tabelle 43 gibt entsprechend die spezifischen indirekten Effekte für die Partnerschaftsdauer wieder:
250
Tabelle 43: Spezifische indirekte Effekte der Partnerschaftsdauer auf die subjektive Partnerschaftsstabilität Mediator Ehe Anzahl gemeinsamer Kinder Traditionalismus (Summe Paar) Summe indirekter Effekte
B .02*** -.00 .00 .02***
t 3.39 -.63 1.63 3.24
E -.01 .00
In Bezug auf die vermittelten Auswirkungen der Partnerschaftsdauer zeigt sich ein deutlicher über den Beziehungstyp (Ehe) vermittelter Effekt. Somit erweist sich der Einfluss der Partnerschaftsdauer als Scheinkorrelation, die vollständig über die damit verbundene höhere Wahrscheinlichkeit einer ehelichen Paarbeziehung erklärt werden kann. H27 wird anhand dieser Resultate bestätigt. Auch hier verbietet sich jedoch eine kausale Interpretation, da eine alternative Erklärung über Selektionseffekte – instabile, nicht „ehewillige“ Paare trennen sich häufiger im Partnerschaftsverlauf – ebenso plausibel erscheint wie eine kausale Interpretation als im Partnerschaftsverlauf zunehmende Heiratsneigung. Abschließend sollen alle direkten und indirekten Effekte der Partnerschaftsdauer bzw. der materiellen Investitionen durch ein Pfadmodell visualisiert werden (vgl. Abbildung 23 auf der nächsten Seite). Aus dem abgebildeten Modell lässt sich erkennen, dass die direkten Effekte sowohl der Partnerschaftsdauer als auch der Höhe materieller Investitionen sich unter Berücksichtigung der Mediatorvariablen nicht mehr signifikant von 0 unterscheiden. Somit kann von einer vollständigen Mediation ausgegangen werden. Um zu prüfen, ob die funktionalen Interaktionsstile lediglich aufgrund von Multikollinearität mit den übrigen Mediatorvariablen keine vermittelnde Rolle spielen, wurde ein reduziertes Modell ohne destruktives Konfliktverhalten, Konfliktscore und Partnerschaftszufriedenheit berechnet. Darin zeigt sich tendenziell über konstruktives Konfliktverhalten vermittelter indirekter Effekt (E=.004, p=.046); der über positive Alltagskommunikation vermittelte Effekt bleibt hingegen insignifikant (E=.002, p=.508).
251
Abbildung 23: Pfadmodell zum vermittelten Einfluss partnerschaftsspezifischer Investitionen auf die subjektive Partnerschaftsstabilität (Gesamtstichprobe, N=1892) -.12
Ehe .22**
Anzahl gemeinsamer Kinder .09*** Partnerschaftsdauer
-.01 .09*** Traditionalismus (Summe Paar)
.37*** .06*
.10***
.05**
.54***
positive Alltagskommunikation -.03
.02 materielle Investitionen
konstruktives Konfliktverhalten
.05* -.08**
destruktives Konfliktverhalten
-.11***
-.01
Partnerschaftsstabilität
-.22*** .07**
Konfliktvermeidung -.03 .06*
-.18*** Konfliktscore .24*** Partnerschaftszufriedenheit
.00 Modellfit (df=6): RMSEA=.00 Anmerkungen: Alle Koeffizenten mit Ausnahme der über das dichotome Merkmal Ehe (kursiv) vermittelten Effekte sind standardisiert (verteilungsfreie Bootstrap-Schätzung mit 1000 Ziehungen).
Zusammenfassung Unabhängig vom Beziehungstyp, Geschlecht und Ort der Sozialisation zeigen sich stabilisierende Auswirkungen materieller und immaterieller Investitionen (mit Ausnahme der Gründung oder Übernahme eines gemeinsamen Betriebes), wobei der zuerst genannte Effekt über eine erhöhte Ehewahrscheinlichkeit sowie ein verringertes destruktives Konfliktverhalten vermittelt wird. Auch die Institutionalisierung
252
der Partnerschaft durch Eheschließung, die ebenfalls eine Investition darstellt, geht mit einer erhöhten Partnerschaftsstabilität einher. Schließlich finden sich eine positive lineare und eine nichtlineare u-förmige Kovariation zwischen Partnerschaftsstabilität und Beziehungsdauer; das anfängliche Absinken lässt sich als Effekt erwartungsdiskrepanter partnerbezogener Informationen interpretieren, der Anstieg kann durch die Kumulation beziehungsspezifischer Investitionen im Beziehungsverlauf erklärt werden (Esser 2001).
2.2.8 Haushaltszusammensetzung Folgend werden Einflüsse der Haushaltszusammensetzung auf die subjektive Partnerschaftsstabilität eruiert. Vorbereitende exploratorische Analysen zeigen hierbei deutliche Moderatoreffekte des Geschlechts, sodass die Analysen in diesem Abschnitt getrennt für Männer und Frauen berichtet werden. Da, wie bereits im letzten Abschnitt angemerkt, aufgrund des Querschnittdesigns eine starke Multikollinearität zwischen verschiedenen lebenslaufsbezogenen Indikatoren – insbesondere zwischen der Kinderzahl einerseits und der Partnerschaftsdauer sowie der Kohortenzugehörigkeit andererseits – besteht, werden bei den einfachen Modellen zunächst noch keine entsprechenden Kontrollvariablen berücksichtigt. Tabelle 44 illustriert die resultierenden Modelle. Die Analysen zeigen allgemein bei den Männern deutlichere Effekte als bei den Frauen; die Koeffizienten bei den Frauen weisen zum Teil umgekehrte Vorzeichen auf: So zeigt sich bei den Männern ein linearer positiver Effekt der Anzahl gemeinsamer Kinder auf die Partnerschaftsstabilität, bei Frauen mit einem bzw. zwei Kindern ist hingegen sogar eine verringerte Stabilität zu konstatieren (vgl. hierzu die Befunde von Hullen 1998).72 Diese Geschlechtsunterschiede lassen sich am ehesten aus einer differentiellen Genderperspektive erklären: Insbesondere für Frauen, die traditionell meist für Kindererziehung und -betreuung verantwortlich sind, bringen Kinder auch vielfältige Belastungen mit sich, die deren Auswirkungen ambivalent machen. Obgleich Kinder – für Männer wie für Frauen – eine Trennungsbarriere darstellen, lässt sich daneben vermuten, dass insbesondere bei Frauen die Zufriedenheit in der Partnerschaft abnimmt, z.B. weil sie den von Kindern auch ausgehenden Belastungen in stärkerem Ausmaß ausgesetzt sind.
72 Wenn statt einer linearen Regression eine ordered logit-Regression eingesetzt wird, bestätigen sich die Befunde bei Frauen; bei Männern hingegen ist nur der positive Effekt eines Kindes (p<.05) bzw. von drei Kindern (p<.1) tendenziell signifikant.
253
Frauen noch für die Männer bestätigen. Um den Zusammenhang bei beiden Geschlechtern zu illustrieren, wird in Abbildung 24 ein Scatterplot der beiden Variablen dargestellt, in dem eine geglättete nonparametrische Regressionskurve eingezeichnet ist. Wie die Grafik zeigt, ist bei den Männern eine nahezu lineare Zunahme der Partnerschaftsstabilität mit steigender Kinderzahl zu beobachten, während sich bei Frauen ein u-förmiger Trend findet, nach dem zunächst eine leichte Destabilisierung eintritt, und erst bei einer höheren Kinderzahl (4 Kinder) eine Stabilisierung auf das Niveau der Kinderlosen; diese beiden Effekte werden weiter unten noch detaillierter untersucht. Das Abfallen der Kurve bei noch höherer Kinderzahl kann aufgrund der geringen Prävalenz kinderreicher Familien in der Untersuchungsstichprobe kaum sinnvoll interpretiert werden. Abbildung 24: Streudiagramm (mit Jitter) zum Zusammenhang zwischen der Anzahl gemeinsamer Kinder und der subjektiven Partnerschaftsstabilität mit nonparametrischen Regressionskurven (Gesamtstichprobe)
Zusammenhang zwischen der Anzahl gemeinsamer Kinder und der subjektiven Partnerschaftsstabilität Moderator: Geschlecht weiblich
3 2 1
Partnerschaftsstabilität
4
5
männlich
0
2
4
6
0
2
4
6
8
Anzahl gemeinsamer Kinder
Die Modelle 2 und 3 in Tabelle 44 beziehen sich auf die Frage nach den Auswirkungen des Alters der Kinder. Modell 2 zum Familienzyklus verweist auf einen
255
„Entspannungseffekt“ mit beginnender Ablösung der Kinder vom Elternhaus hin. In vertiefenden Post-hoc-Vergleichen für die untersuchten Männer (nicht wiedergegeben) erweist sich im Rahmen von Modell 2 ausschließlich das erhöhte Niveau der Partnerschaftsstabilität in den letzten beiden Phasen des Familienzyklus im Vergleich zur Referenzgruppe (Kinderlose) als signifikant (p=.009 bzw. p=.003). Die nach H30 erwartete Stabilisierung nach dem Übergang zur Elternschaft und darauf folgende Destabilisierung mit zunehmendem Alter der Kinder lässt sich anhand der vorliegenden Daten nicht bestätigen. Modell 3 deutet im Einklang zu diesem Befund – primär bei den Männern – auf einen signifikanten positiven Effekt des Alters des jüngsten Kindes hin. Nach H38 wurde daneben eine u-förmige Variation der Partnerschaftszufriedenheit über den Familienzyklus erwartet. Wie Abbildung 25 demonstriert, ist diese in den Daten deskriptiv tatsächlich erkennbar. Abbildung 25: Variation der mittleren Partnerschaftszufriedenheit über die verschiedenen Phasen des Familienzyklus, mit 95%-Konfidenzintervallen (Gesamtstichprobe)
te Al -/ ns io kt tra nz on ze K les do äta Sp nz ze es d ol n Ad . Ki fl on lp ati hu lis Sc zia so e är as im ph Pr ns io ns pa Ex se rlo
de in K
mittlere Partnerschaftszufriedenheit 8 8.2 8.4 8.6 8.8 9
Variation der Partnerschaftszufriedenheit über den Familienzyklus
se ha rsp
Phase im Familienzyklus
256
Post hoc-Tests (nicht abgebildet) zeigen allerdings, dass ausschließlich der Mittelwertunterschied zwischen den Gruppen Kinderlose und Schulpflichtiges Kind signifikant ausfällt ( 'x =.36, p=.038). Wird dieser nichtlineare Trend näherungsweise über einen quadratischen Term des Alters des jüngsten Kindes getestet, zeigt sich in der Gesamtstichprobe ein schwacher positiver Trend des entsprechenden Regressionskoeffizienten (E=.05, p=.032), unter Kontrolle des Orts der Sozialisation, des Geschlechts sowie des Beziehungstyps. Dieser Befund indiziert eine hypothesenkonforme, tendenziell u-förmige Variation der Partnerschaftszufriedenheit über den Familienzyklus. Damit kann H38 tendenziell bestätigt werden. Ein letztes Resultat der in Tabelle 44 berichteten Analysen betrifft das Timing der Erstgeburt. Nach H29 wurde insbesondere eine Stabilisierung der Ehe erwartet, wenn der Übergang zur Elternschaft in zeitlicher Nähe zur oder nach der Eheschließung erfolgt. Zwar kann H29 auf Basis der Analysen bestätigt werden, allerdings findet sich wider Erwarten ebenfalls eine im Vergleich zu Kinderlosen erhöhte Ehestabilität bei vorehelicher Geburt des ersten Kindes. Insofern ist das Timing der Familiengründung ohne Bedeutung für die Ehestabilität, was auch durch einen insignifikanten post hoc-Mittelwertvergleich zwischen vorehelicher und ehelicher sowie vor- und nachehelicher Geburt bestätigt wird (nicht abgebildet; 'x =-.05, p=1.00 bzw. 'x =-.09, p=.995). Als nächstes werden Modelle mit potentiell vermittelnden Variablen berechnet. Allgemein ergibt sich dabei das Problem, dass die Anzahl gemeinsamer Kinder positiv mit dem Alter des jüngsten Kindes korreliert (r=.32, p=.000) und aufgrund dieser Kollinearität der Effekt der Kinderzahl in einem Modell mit beiden Prädiktoren nicht mehr signifikant ist. Da in der vorliegenden Arbeit insbesondere die vermittelten Effekte interessieren, werden hier statt einer gemeinsamen Analyse zwei separate Modelle berechnet. Als erstes werden die Modelle zur Kinderzahl für die befragten Männer dargestellt (vgl. Tabelle 45). Die dargestellten Analysen demonstrieren, dass sich der positive Effekt der Anzahl gemeinsamer Kinder (Modell 1) unter Kontrolle der finanziellen Situation (Modell 2) nicht verändert. Hier hätte eventuell ein Suppressionseffekt erwartet werden können, der sich in einem Anstieg des Koeffizienten der Kinderzahl niederschlägt. Erwartungsgemäß verringert sich der Effekt der Anzahl gemeinsamer Kinder hingegen deutlich, wenn Indikatoren der Arbeitsteilung und Geschlechtsrollenorientierungen des Paars kontrolliert werden (Modell 3). Dies bedeutet, dass ein Teil des stabilisierenden Einflusses gemeinsamer Kinder durch eine höhere Traditionalität in der elterlichen Partnerschaft hervorgerufen wird.73 73 Hierbei ist zu berücksichtigen, dass in der zugrunde liegenden Analyse nur Männer betrachtet werden. Die skizzierte Argumentation kann vor dem Hintergrund der in Abschnitt 2.2.6 diskutier-
257
mischen Ressourcen erklären.75 H35, nach der die finanzielle Situation bei Vorhandensein jüngerer Kinder als schlechter beurteilt wird, kann vor diesem Hintergrund nur der Tendenz nach bei Männern bestätigt werden. Eine marginale Verringerung des Effekts ist nach Kontrolle der Geschlechtsrollenorientierungen und der paarinternen Aufgabenteilung (Modell 3) zu verzeichnen. Eine deutliche vermittelnde Wirkung lässt sich hingegen bezüglich der Paarinteraktion (Modell 4) und Konflikten bzw. der Partnerschaftszufriedenheit (Modell 5) feststellen. Der Effekt ist allerdings erst im vollständigen Modell mit allen Mediatoren (Modell 6) nicht mehr signifikant.76 Abschließend werden in einer Pfadanalyse77 zu den befragten Männern Mediatoreffekte von Aufgabenteilung und Traditionalismus (hinsichtlich der Anzahl gemeinsamer Kinder) sowie von Paarinteraktion, Konflikten und Partnerschaftszufriedenheit (hinsichtlich des Alters des jüngsten Kindes) näher untersucht. Abbildung 26 veranschaulicht die entsprechenden Zusammenhänge. Das Modell zeigt einen guten Modellfit, daher ist die Interpretierbarkeit der Koeffizienten gewährleistet. Wie die Befunde illustrieren, ist der stabilisierende Effekt gemeinsamer Kinder nach Kontrolle der beiden Mediatoren nicht mehr signifikant. Das vorläufige Fazit lautet daher, dass mit der Anzahl gemeinsamer Kinder die traditionale Orientierung des Paares ansteigt, was wiederum die Partnerschaft stabilisiert. Auf Basis der Pfadanalyse lassen sich verschiedene Hypothesen in der Teilstichprobe der Männer überprüfen: H34, nach der bei Vorhandensein junger Kinder eine Zunahme dysfunktionaler Paarinteraktion erwartet wurde, lässt sich auf Basis der Daten bestätigen, ebenso wie eine Verschärfung von Konflikten (H33) und eine verringerte Mitarbeit des Mannes im Haushalt (H32). Ein zu H36 konformer Trend einer Erholung der Partnerschaftszufriedenheit mit zunehmendem Alter der Kinder kann ebenfalls gefunden werden (p<.1).
75 Ein positiver bivariater Zusammenhang zwischen Alter des jüngsten Kindes und finanzieller Zufriedenheit ist bei Männern zu finden (r=.08, p=.042), bei Frauen hingegen nicht (r=.01, p=.832). 76 Ähnlich wie bei der Anzahl gemeinsamer Kinder ist auch hier der Effekt nur noch tendenziell signifikant, wenn die Partnerschaftsdauer kontrolliert wird (E=.11, p=.086). Auch hierfür ist die Kollinearität zwischen dem Alter des jüngsten Kindes und der Partnerschaftsdauer verantwortlich (r=.79, p=.00). 77 Zur Vereinfachung wird dabei als Indikator der Aufgabenteilung lediglich der Anteil des Mannes an der Hausarbeit eingesetzt. Bei Berücksichtigung des paarbezogenen Erwerbsstatus als mehrfach gestufte kategoriale Variable würde die Analyse aufgrund der Vielzahl der einzubeziehenden Dummyvariablen an Übersichtlichkeit verlieren.
262
Der beschriebene Eindruck eines über traditionale Geschlechtsrollenorientierungen vermittelten Effekts gemeinsamer Kinder bestätigt sich nach Tabelle 48 zumindest der Tendenz nach, auch wenn der entsprechende indirekte Effekt nur auf dem 5%Niveau signifikant ist. Der positive Einfluss des Alters des jüngsten Kindes hingegen ist auch nach Berücksichtigung der Mediatorvariablen noch nachzuweisen. Tabelle 49 informiert über die spezifischen indirekten Effekte: Tabelle 49: Spezifische indirekte Effekte des Alters des jüngsten Kindes auf die subjektive Partnerschaftsstabilität Mediator positive Alltagskommunikation konstruktives Konfliktverhalten destruktives Konfliktverhalten Konfliktvermeidung Konfliktscore Partnerschaftszufriedenheit Summe indirekter Effekte
B .000 .000 .004*** .001* .003** .001 .008***
t .09 -.19 3.84 2.38 2.94 1.68 5.93
E .00 .00 .05 .02 .03 .01 .11
Wie aus Tabelle 49 hervorgeht, kann der festgestellte „Entspannungseffekt“ der Partnerschaftsstabilität über das Alter des jüngsten Kindes über mehrere vermittelnde Prozesse erklärt werden: Zum einen sind aus Sicht von Männern mit älteren Kindern sowohl die Konfliktwahrnehmung als auch destruktive Verhaltenstendenzen in Konflikten verringert, und Konflikte werden eher vermieden. Dahingegen kann auch in einem reduzierten Modell ohne destruktives Konfliktverhalten, Konfliktscore und Partnerschaftszufriedenheit kein vermittelnder Effekt der beiden positiven Interaktionsstile positive Alltagskommunikation (E=-.002, p=.530) und konstruktives Konfliktverhalten (E=.002, p=.323) nachgewiesen werden; es ist also nicht von Artfakten aufgrund von Multikollinearität der Mediatoren auszugehen. Die oben genannten drei Prozesse tragen demnach zur Stabilisierung der Partnerschaft mit zunehmendem Alter des jüngsten Kindes bei. Allerdings können diese Konstrukte den Effekt nur teilweise erklären, d.h. es liegt partielle Mediation vor. Im Folgenden wird ein ähnliches Pfadmodell für die erstverheirateten Frauen getestet. Da der Einfluss der Anzahl gemeinsamer Kinder bei den Frauen tendenziell nichtlinear ist, werden hier statt einer metrischen Variablen vier Dummyvariablen in der Analyse verwendet. Das resultierende Pfadmodell ist jedoch aufgrund der notwendigen vier exogenen Dummyvariablen für eine grafische Darstellung zu unübersichtlich, daher werden die Koeffizienten in Tabellenform wiedergegeben.
264
Zunächst werden die Effekte der Dummyvariablen der Kinderzahl auf die Mediatorvariablen wiedergegeben (vgl. Tabelle 50): Tabelle 50: Befunde eines Pfadmodells zu den Auswirkungen der Anzahl gemeinsamer Kinder auf Paarinteraktion, Partnerschaftszufriedenheit und Partnerschaftsstabilität (nur erstverheiratete Frauen, N=904) abhängige Variable PAK KKV DKV Prädiktor ein gemeinsames Kind -.10 -.08 .15 zwei gemeinsame Kinder -.19* -.22* .21 drei gemeinsame Kinder -.09 -.03 .08 vier und mehr Kinder -.14 -.28 .13 Anmerkung: Alle Koeffizienten sind unstandardisiert.
VM .02 .06 .29 .39
KON
PZ
.31 .40* .30 -.01
PS
-.35* -.43** -.31 -.29
-.16 -.27* -.16 -.17
Die Pfadanalyse bestätigt die Resultate der Regressionsanalyse, nach denen vor allem das zweite gemeinsame Kind die subjektive Ehestabilität der Frauen (im Vergleich zu kinderlosen) beeinträchtigt. Die entsprechende Dummyvariable wirkt in ungünstiger Weise auf verschiedene Merkmale der Paarbeziehung, insbesondere ist ein deutlicher negativer Effekt auf die Partnerschaftszufriedenheit zu konstatieren. Daneben sind bei Frauen mit zwei Kindern positive Alltagskommunikation und konstruktives Konfliktverhalten tendenziell abgeschwächt, und es ist ein geringfügig höheres Konfliktniveau beobachtbar. Tabelle 51 informiert über die spezifischen indirekten Effekte der Kinderzahl-Dummys auf die Partnerschaftsstabilität: Tabelle 51: Indirekte Effekte gemeinsamer Kinder, vermittelt über verschiedene Mediatorvariablen (nur erstverheiratete Frauen, N=904) vermittelt über PAK KKV DKV VM KON Prädiktor ein gemeinsames Kind .007 .00 -.038 .001 -.043 zwei gemeinsame Kinder .013 .00 -.051 .002 -.055 drei gemeinsame Kinder .006 .00 -.020 .012 -.041 vier und mehr Kinder .009 .001 -.035 .016 .001 Anmerkung: Alle Koeffizienten sind unstandardisiert.
PZ -.092* -.113** -.081 -.075
insgesamt -.165* -.203** -.124 -.083
In der Übersicht ist zu sehen, dass Ehefrauen mit einem und zwei Kindern primär dadurch ihre Ehen als instabiler wahrnehmen, dass sie unzufriedener sind (tendenzieller bzw. signifikanter indirekter Effekt). Ein reduziertes Modell ohne destruktives Konfliktverhalten, Konfliktscore und Partnerschaftszufriedenheit verweist daneben auf eine partiell vermittelnde Rolle des konstruktiven Konfliktverhaltens (E=-.02, p=.057), die in den berichteten Analysen aufgrund der Kollinearität der 265
Mediatoren verdeckt wird. Allerdings zeigt der nach wie vor existierende Trend des Effekts der Variable zwei gemeinsame Kinder auf die Partnerschaftsstabilität (vgl. Tabelle 50), dass die Mediatorvariablen nicht den gesamten Effekt vermitteln, d.h. es liegt eine partielle Mediation vor.
Zusammenfassung Die Analysen zum Einfluss der Haushaltszusammensetzung verweisen auf eine starke Geschlechtsspezifik der Effekte: Bei den Männern ist ein nahezu linearer stabilisierender Einfluss der Anzahl gemeinsamer Kinder zu konstatieren, der auf stärkere traditionale Geschlechtsrollenorientierungen zurückzuführen ist. Die Annahme von Selektionseffekten, nach denen stärker traditional orientierte Personen eine höhere Fertilität aufweisen, liegt hier als Begründung nahe; für einen empirischen Nachweis wären jedoch Längsschnittdaten erforderlich. Bei den Frauen hingegen findet sich – in Bezug auf Paare mit einem, vor allem aber mit zwei Kindern – ein leicht destabilisierender Effekt gemeinsamer Kinder, der primär über eine Abnahme der Partnerschaftszufriedenheit vermittelt wird. Hinsichtlich des Timings der Familiengründung ist kein Effekt festzustellen; demnach stabilisieren vorehelich wie nachehelich geborene Kinder die Ehen der befragten Männer in ähnlichem Ausmaß. Mit zunehmendem Alter der Kinder nimmt das Ausmaß an Konflikten und destruktivem Konfliktverhalten aus Sicht der Männer ab, was zum Teil für die damit verbundene Stabilisierung der Partnerschaft verantwortlich ist. Insgesamt muss einschränkend darauf hingewiesen werden, dass die in diesem Abschnitt berichteten Querschnittanalysen keine lebensverlaufsbezogene Ergebnisinterpretation ermöglichen. Alternativ oder zumindest ergänzend zu einer kausalen Interpretation muss beispielsweise hinsichtlich der u-förmigen Variation von Partnerschaftszufriedenheit und -stabilität über den Familienzyklus von einem Selektionseffekt ausgegangen werden, nach dem sich im Beziehungsverlauf mehr und mehr instabile Paare trennen und damit aus der Untersuchungspopulation ausscheiden (Vaillant & Vaillant 1993; VanLaningham et al. 2001).
2.2.9 Intergenerationale Transmission des Partnerschaftserfolgs Im folgenden Abschnitt wird die Bedeutung des Erfolges der elterlichen Partnerschaft für die Paarbeziehung der Kinder untersucht; dazu werden jeweils Einschätzungen der Befragten hinsichtlich der Trennung bzw. Scheidung der Eltern sowie hinsichtlich der Qualität der elterlichen Partnerschaft verwendet. Vorbereitende 266
Auch hier zeigt sich ein akzentuiertes Bild: In Modell 6 finden sich keinerlei Belege für die Deprivationsthese, die ein geringeres Humankapital bei Scheidungskindern postuliert.79 Auch die Underinvestment-These, nach welcher der Transmissionseffekt über eine verringerte Neigung zu partnerschaftsspezifischen Investitionen erklärt wird, lässt sich nicht bestätigen (vgl. Modell 7). Entgegen den Erwartungen wird auch die Erklärung über die soziale Lernhypothese nicht bestätigt (Modell 8). Demnach kommt der Transmissionseffekt nicht dadurch zustande, dass Scheidungskinder über besonders dysfunktionale Interaktionsstile berichten, welche wiederum ihre eigene Partnerschaft destabilisieren. Eine deutliche Reduktion des Effekts ist hingegen festzustellen, wenn die Konfliktwahrnehmung kontrolliert wird (Modell 9). Demnach nehmen Personen, deren Eltern sich getrennt haben, eine höhere Konfliktbelastung innerhalb der eigenen Paarbeziehung wahr, was wiederum destabilisierend wirkt. Zur Bestimmung des Ausmaßes der vermitteltenden Wirkung des Beziehungstyps und der Konfliktwahrnehmung wird nun ein entsprechendes Pfadmodell dargestellt (vgl. Abbildung 27): Abbildung 27: Pfadmodell zum vermittelten Einfluss einer Trennung bzw. Scheidung der Eltern auf die subjektive Partnerschaftsstabilität (nur Ostdeutsche, N=1087)
Trennung/ Scheidung Eltern
-.53***
Ehe
.18*** Partnerschaftsstabilität
-.18** .79*** Konfliktscore
-.25***
-.32* Anmerkungen: Alle Koeffizenten sind unstandardisiert (robuste ML-Schätzung). Da das Modell saturiert ist (df=0), kann kein Modellfit berechnet werden.
Im Pfadmodell finden sich klare und gut interpretierbare Effekte: Befragte, deren Eltern getrennt oder geschieden sind, berichten ein erhöhtes partnerschaftsbezogenes Konfliktniveau und weisen gleichzeitig selbst eine geringere Ehewahrschein79 Vor dem Hintergrund des in Abschnitt 2.2.5 berichteten destabilisierenden Bildungseffekts wird allerdings auch deutlich, dass mögliche bildungsbezogene Humankapital“defizite“ die Partnerschaftsstabilität nicht unbedingt verringert, sondern eventuell sogar gesteigert hätten.
270
lichkeit auf. Unklar bleibt hier jedoch, ob diese erhöhte Salienz von Konflikten als Hinweis auf eine ungünstige Paarkonstellation anzusehen ist oder Ausdruck einer Art „Hypervigilanz“ gegenüber Konflikten zu interpretieren ist, welche aus dem aversiven Erleben elterlicher Konflikte im Vorfeld der elterlichen Trennung bzw. der Trennung selbst resultiert. Auch der zweite Befund ist bemerkenswert, da er eher mit der sozialen Lernhypothese als mit der Vulnerabilitätsthese in Einklang steht: Im Widerspruch zu Autoren, die postulieren, dass eine Scheidung der Eltern zum verfrühten Verlassen des Elternhauses und zu einer höheren Eheschließungsneigung der Kinder führt (McLanahan & Bumpass 1988), sprechen die vorliegenden Befunde eher für die gegenteilige Vorhersage der These verringerter Konventionalität, nach der Scheidungskinder durch eine stärkere Skepsis gegenüber der Ehe gekennzeichnet sind. Zusammen mit dem weiter oben dargestellten Fehlen von Hinweisen auf eine vermittelnde Wirkung einer verkürzten Partnersuche (vgl. Modell 2 in Tabelle 53) ergeben sich keine Belege für die Vulnerabilitätsthese. Eine abschließende Beurteilung der Erklärungsthesen ist allerdings nicht möglich, da Verzerrungen durch Selektionseffekte nicht ausgeschlossen werden können: Unverheiratete Paare weisen eine verringerte Partnerschaftsstabilität auf, ebenso wie Paare mit hoher Konfliktbelastung. Zudem können die beiden Mediatorvariablen den Transmissionseffekt nicht vollständig erklären; der direkte Effekt ist zumindest der Tendenz nach immer noch nachzuweisen. Es liegt demnach partielle Mediation vor. Zur detaillierten Analyse der beiden vermittelnden Mechanismen werden in Tabelle 55 die spezifischen indirekten Effekte dargestellt. Tabelle 55: Spezifische indirekte Effekte der Trennung bzw. Scheidung der Eltern auf die subjektive Partnerschaftsstabilität Mediator Beziehungstyp: Ehe Konfliktscore Summe indirekter Effekte
B -.10** -.20*** -.30***
t -2.74 -4.03 -4.82
Der inferenzstatische Test bestätigt den deskriptiven Befund, dass der Beziehungstyp sowie das Ausmaß an Paarkonflikten den Transmissionseffekt vermitteln. Die folgenden Mediatormodelle (vgl. Tabelle 56 und 57) behandeln die Auswirkungen der wahrgenommenen Qualität der elterlichen Partnerschaft. Bei Betrachtung der Modelle 1 bis 5 wird deutlich, dass keine der bis hierhin betrachteten Drittvariablen für den Transmissionseffekt – hier bezüglich der Qualität der elterlichen Partnerschaft – verantwortlich ist. Im Einzelnen bedeutet dies, dass weder ungünstige Merkmale der Partnersuche (Modell 2) noch Humankapitaldefizite 271
Abbildung 28: Pfadmodell zum vermittelten Einfluss der Qualität der elterlichen Beziehung auf die Partnerschaftsstabilität der Befragten (nur Westdeutsche, N=814) positive Alltagskommunikation .06 .09*
konstruktives Konfliktverhalten -.07
.14*** Partnerschaftszufriedenheit der Eltern
-.16***
destruktives Konfliktverhalten
.04
-.24*** Partnerschaftsstabilität
.06
Konfliktvermeidung -.18*** -.17*** Konfliktscore .18***
.32*** Partnerschaftszufriedenheit .06
Anmerkungen: Alle Koeffizenten sind standardisiert (robuste ML-Schätzung).
Mit Ausnahme der funktionalen Interaktionsstile üben diese Mediatorvariablen wiederum Einflüsse auf die Partnerschaftsstabilität aus. Der Koeffizient der Qualität der elterlichen Partnerschaft ist nach Kontrolle der vermittelnden Variablen nicht mehr signifikant; er wird also vollständig durch die genannten Merkmale mediiert. Einschränkend ist allerdings anzumerken, dass hier Projektionen nicht ausgeschlossen werden können: Im Unterschied zur „objektiven“ Angabe der Trennung der Eltern könnten bei der Einschätzung der Beziehungsqualität – in Abhängigkeit vom eigenen Partnerschaftserfolg – unbewusste Wahrnehmungsverzerrungen oder Rationalisierungstendenzen die berichteten Zusammenhänge mit beeinflusst haben. Abschließend werden noch die spezifischen indirekten Effekte getestet (vgl. Tabelle 58). Die Effektdekomposition deutet darauf hin, dass der Transmissionseffekt primär durch das erhöhte Konfliktniveau vermittelt wird. Ein reduziertes Modell ohne destruktives Konfliktverhalten, Konfliktscore und Partnerschaftszufriedenheit verweist daneben auf einen indirekten Effekt des konstruktiven Konfliktverhaltens (E=.03, p=.003). Insgesamt ist jedoch zu konstatieren, dass die indirekten Effekte relativ schwach ausfallen. Eine Replikation anhand anderer Daten wäre daher wünschenswert. 274
Tabelle 58: Spezifische indirekte Effekte der Qualität der elterlichen Beziehung auf die subjektive Partnerschaftsstabilität der Befragten Mediator positive Alltagskommunikation konstruktives Konfliktverhalten destruktives Konfliktverhalten Konfliktvermeidung Konfliktscore Partnerschaftszufriedenheit Summe indirekter Effekte
B .03 -.01 -.06* -.01 -.11** -.06* -.22***
t 1.55 -.81 -2.04 -.93 -3.23 -2.00 -3.32
E .01 -.00 -.01 -.00 -.03 -.01 -.05
Zusammenfassung Die soziale „Vererbung“ des Partnerschaftserfolgs von der Eltern- in die Kindgeneration gehört zu den konsistentesten und gleichzeitig über die vielfältigsten potentiellen Drittvariablen erklärbaren Effekten in der Scheidungsforschung. Auch in der vorliegenden Arbeit konnten Einflüsse der Trennung oder Scheidung der Eltern (Ostdeutsche) bzw. der Einschätzung der Qualität der elterlichen Partnerschaft (Westdeutsche) auf Zufriedenheit und wahrgenommene Stabilität in den Paarbeziehungen der Befragten nachgewiesen werden. Als erklärungskräftige Mediatorvariablen für den ersten Effekt konnten eine geringere Ehewahrscheinlichkeit sowie ein erhöhtes Konfliktniveau identifiziert werden. Insofern unterstützen die Ergebnisse am ehesten die These verringerter Konventionalität, nach der Scheidungskinder weniger stark traditional orientiert sind und durch eine stärkere Skepsis gegenüber der Ehe gekennzeichnet sind. Alternativ kann auch vermutet werden, dass diese spezielle Personengruppe größere Probleme hat, einen geeigneten Partner zu finden, d.h. dass ein Matchingdefizit vorliegt. Zu dieser Vermutung kompatibel ist der Befund, dass in den entsprechenden Parternschaften ein erhöhtes Konfliktniveau herrscht. Konflikte spielen auch beim stabilisierenden Effekt der Qualität der elterlichen Partnerschaft eine Rolle als wichtigste Mediatorvariable. Auch hier kann erst durch Folgestudien geklärt werden, ob dies als Ausdruck einer problematischen Paarkonstellation, d.h. als aus der Partnerwahl resultierend, oder eher als Ausdruck verstärkter Sensitivität gegenüber Konflikten, d.h. als Wahrnehmungsphänomen, anzusehen ist. Daneben verweisen die Befunde auf Defizite in Konfliktlösungskompetenzen bei Befragten, die die Qualität der Partnerschaft ihrer Eltern als gering einstufen.
275
ten in Ost- im Vergleich zu Westdeutschland nach der Wende – und der partnerschaftsbezogenen Stabilitätswahrnehmung besteht. Dieser Befund ist auch insofern interessant, als er gegen eine alleinige Erklärung der geringeren Instabilität von Ehen in Ostdeutschland über die seit der Wende drastisch gestiegenen Trennungsbarrieren spricht.80 Weiterhin resultiert eine im Mittel geringere Einschätzung der Partnerschaftsstabilität bei Frauen. Dieser Effekt wird in einem analogen Modell zur Erklärung der Partnerschaftszufriedenheit zumindest der Tendenz nach gestützt (b=-.154, p=.037), sodass H43 insgesamt (hinsichtlich der Partnerschaftszufriedenheit allerdings nur tendenziell) bestätigt wird. Der erwartete stabilisierende Effekt traditionaler Geschlechtsrollenorientierungen, wie sie nach H44 erwartet wurde, zeigt sich hingegen ausschließlich bei Männern in Erstehen (vgl. Modell 2). Bezüglich der Auswirkungen religiöser Orientierungen (Modelle 3 bis 6) verweisen exploratorische Analysen (nicht wiedergegeben) auf Ost-West-Unterschiede; konkret finden sich entsprechende Effekte nur bei Westdeutschen. Aber auch bei den westdeutschen erstverheirateten Männern sind stabilisierende Effekte katholischer Konfessionszugehörigkeit (Modell 3) sowie einer hohen Religiosität (Modell 5) nur schwach ausgeprägt und werden unter Kontrolle der Kohortenzugehörigkeit (Modelle 4 und 6) insignifikant.81 Insgesamt kann damit H42 nur eingeschränkt bestätigt werden. Die nun folgenden Ausführungen sind den die genannten Effekte vermittelnden Mechanismen gewidmet. Tabelle 60 enthält die Modelle für den Ort der Sozialisation sowie für das Geschlecht.82 Die Befunde deuten darauf hin, dass der OstWest-Unterschied unabhängig von der Kinderzahl ist (Modell 2). Werden hingegen traditionale Orientierungen und die paarinterne Aufgabenteilung kontrolliert, steigt der Koeffizient sogar stark an (Modell 3). Dieser Suppressoreffekt deutet darauf hin, dass der geringere Traditionalismus bzw. die stärker egalitäre Arbeitsteilung ostdeutscher Erstehepaare deren (im Vergleich zu westdeutschen dennoch höheren) Ehestabilität verringert.
80 In diesem Fall wäre auf der Wahrnehmungsebene kein Ost-West-Unterschied oder ggf. sogar eine geringere Ehestabilität in Ostdeutschland zu erwarten gewesen. Als alternative Erklärung ist jedoch auch ein Selektionseffekt durch die höheren Scheidungsraten vor der Wende denkbar, durch den nur die stabilsten Ehen „überlebt“ haben. 81 In einer ordered logit-Modellierung fällt der Effekt einer katholischen Konfession (Modell 3 ohne Kovariaten) deutlicher aus und wird dann signifikant; Protestanten weisen dann gegenüber Konfessionslosen ebenfalls eine tendenziell erhöhte Ehestabilität auf (p<.05). Unter Kontrolle der Geburtskohorte ist nur noch der Effekt katholischer Konfessionszugehörigkeit tendenziell nachweisbar (p<.05). 82 Da ein vollständiges Modell mit allen Mediatoren weder bezüglich der Varianzaufklärung noch bezüglich der Effekte einen Erkenntniszuwachs erbringt, wird dieses nicht abgebildet.
277
Ein weiterer Suppressoreffekt findet sich hinsichtlich der Konfessionszugehörigkeit (Modell 4): Wäre der Anteil Konfessionsloser bei Ost- und Westdeutschen vergleichbar, wäre der Stabilitäts-„Vorteil“ in ostdeutschen im Vergleich zu westdeutschen Erstehen noch ausgeprägter. Die letzten beiden Modelle demonstrieren, dass der gefundene Ost-West-Unterschied zum Teil durch Differenzen in der Paarinteraktion (Modell 5) sowie im Konfliktniveau und in der Partnerschaftszufriedenheit (Modell 6) erklärbar ist. Auch der Effekt des Geschlechts wird primär durch Paarinteraktionsmerkmale (Modell 5), Konfliktniveau und Partnerschaftszufriedenheit (Modell 6) mediiert. Die vermittelnden Mechanismen werden abschließend noch einmal mittels eines entsprechenden Pfadmodells abgebildet (vgl. Abbildung 29). Abbildung 29: Pfadmodell zum vermittelten Einfluss von Geschlecht und Sozialisation in Ost- bzw. Westdeutschland auf die subjektive Partnerschaftsstabilität (nur Erstehen, N=1450) -.16** positive Alltagskommunikation
-.03
.07 -.06
Geschlecht: Frau
.46*** -.16*
.03
destruktives Konfliktverhalten
-.24***
-.14**
.22*** -.11 .51***
Partnerschaftsstabilität .06**
-.06
-.01
Sozialisation: Westdeutschland
konstruktives Konfliktverhalten
Konfliktvermeidung -.13***
.22* Konfliktscore
-.18*
.21***
Partnerschaftszufriedenheit -.12*
Anmerkungen: Die Koeffizenten der von den beiden exogenen Variablen ausgehenden Effekte sind unstandardisiert, die aller übrigen standardisiert (WLS-Schätzung).
279
Bezüglich des Einflusses des Geschlechts zeigen die Befunde, dass Frauen eine stärkere destruktive Paarinteraktion, mehr Konflikte und eine geringere Partnerschaftszufriedenheit berichten. Diese drei Variablen wiederum üben signifikante Einflüsse auf die Partnerschaftsstabilität aus. Der Effekt des Geschlechts kann allerdings über die Mediatoren nicht vollständig erklärt werden, d.h. es liegt partielle Mediation vor. Hinsichtlich der Ost-West-Variablen zeigt sich eine ähnliche Konstellation wie beim Einfluss des Geschlechts, d.h. die westdeutschen Erstverheirateten sind durch mehr Konflikte, eine höhere Destruktivität sowie eine verringerte Partnerschaftszufriedenheit gekennzeichnet. Daneben berichten die westdeutschen Befragten über eine verringerte konstruktive Paarinteraktion; deren Effekt auf die Partnerschaftsstabilität ist allerdings nicht signifikant. Eine vertiefende Analyse der indirekten Effekte des Geschlechts erlauben die indirekten Effekte in Tabelle 61. Von den drei genannten Mediatoren erweist sich insbesondere das destruktive Konfliktverhalten als bedeutsame vermittelnde Variable, während die beiden anderen indirekten Effekte nur der Tendenz nach (p<.05) nachzuweisen sind. Auch in einem reduzierten Modell ohne destruktives Konfliktverhalten, Konfliktscore und Partnerschaftszufriedenheit geht von den Interaktionsstilen positive Alltagskommunikation (E=-.01, p=.239) und konstruktives Konfliktverhalten (E=.00, p=.179) keine vermittelnde Wirkung aus. Die verringerte Stabilitätswahrnehmung bei Frauen lässt sich also zum Teil darauf zurückführen, dass diese ein höheres Maß an destruktiver Kommunikation in Konflikten berichten. Tabelle 61: Spezifische indirekte Effekte des Geschlechts (hier: Frau) auf die subjektive Partnerschaftsstabilität Mediator positive Alltagskommunikation konstruktives Konfliktverhalten destruktives Konfliktverhalten Konfliktvermeidung Konfliktscore Partnerschaftszufriedenheit Summe indirekter Effekte
B -.00 -.00 -.11*** -.00 -.03* -.03* -.18***
t -.60 -.65 -5.20 -.78 -2.32 -2.07 -5.15
Anmerkung: Es werden keine standardisierten indirekten Effekte angegeben, da die exogene Variable dichotom ist.
Es folgen die spezifischen indirekten Effekte für den Ort der Sozialisation (vgl. Tabelle 62).
280
Tabelle 62: Spezifische indirekte Effekte der Sozialisation in Westdeutschland auf die subjektive Partnerschaftsstabilität Mediator positive Alltagskommunikation konstruktives Konfliktverhalten destruktives Konfliktverhalten Konfliktvermeidung Konfliktscore Partnerschaftszufriedenheit Summe indirekter Effekte
B .00 -.04 -.05*** -.01 -.07*** -.12* -.16***
t .11 -.77 -3.30 -1.28 -4.06 -2.38 -5.06
Anmerkung: Es werden keine standardisierten indirekten Effekte angegeben, da die exogene Variable dichotom ist.
Die über destruktives Konfliktverhalten sowie Konflikte vermittelten Effekte fallen signifikant aus, der indirekte Pfad über die Partnerschaftszufriedenheit hingegen ist nur der Tendenz nach (p<.05) signifikant. Ein reduziertes Modell ohne destruktives Konfliktverhalten, Konfliktscore und Partnerschaftszufriedenheit (nicht abgebildet) deutet allerdings darauf hin, dass Ergebnisse von der Kollinearität zwischen den Mediatorvariablen beeinflusst sind: In dieser Spezifikation ist zumindest für das konstruktive Konfliktverhalten ein tendenzieller indirekter Effekt zu beobachten (E=-.01, p=.013). Entsprechend lässt sich die geringere Partnerschaftsstabilität der westdeutschen Befragten (partiell) dadurch begründen, dass diese weniger konstruktives Konfliktverhalten, ein höheres Maß an destruktivem Konfliktverhalten sowie eine höhere Konfliktbelastung in ihrer Partnerschaft wahrnehmen. Abschließend wird überprüft, ob die verschiedenen vermittelnden Konstrukte den stabilisierenden Effekt traditionaler Geschlechtsrollenorientierungen erklären (vgl. Tabelle 63). Wie die verschiedenen Modelle zeigen, kann keine der vermittelnden Variablen den stabilisierenden Effekt traditionaler Geschlechtsrollenorientierungen erklären. Weder eine Verstärkung partnerschaftsspezifischer Investitionen (Modell 2) noch eine stärkere konfessionelle Bindung (Modell 3) bzw. Religiosität (Modell 4) noch Unterschiede in der Paarinteraktion (Modell 5) bzw. im Konfliktniveau oder in der Partnerschaftszufriedenheit (Modell 6) sind für den Effekt verantwortlich. Selbst im vollständigen Modell (7) mit allen Mediatoren ist der Koeffizient signifikant. Möglicherweise sind im Konstrukt Geschlechtsrollenorientierungen normative Orientierungen erfasst, die unabhängig von den Rahmenbedingungen der Beziehung Trennungsgedanken und -tendenzen bei den untersuchten erstverheirateten Männern inhibieren.
281
höheren berichteten Ausprägung destruktiven Konfliktverhaltens resultiert. Hier könnten nur aufwendige Paarbeobachtungsstudien zur Klärung der Frage führen, ob dies Ausdruck einer überhöhten Sensitivität von Frauen gegenüber dysfunktionalen Interaktionen ist oder ob Männer diesbezüglich ein Wahrnehmungsdefizit aufweisen. Daneben finden sich deutlich ungünstigere partnerschaftsbezogene Wahrnehmungen in westdeutschen Erstehen: Die höhere subjektive Instabilität kann hier zum Teil auf ein stärkeres destruktives Konfliktverhalten, vermehrte Paarkonflikte und eine verringerte Partnerschaftszufriedenheit zurückgeführt werden. Diese Befunde widersprechen einer Belastungsthese, nach der ostdeutsche Partnerschaften nach der Wende in Folge neuer ökonomischer und biographischer Unsicherheiten dauerhaft be- oder gar überlastet wurden (vgl. Becker & Nietfeld 2001). Auch sprechen sie eher gegen die These, dass die vor der Wende höheren Scheidungsraten in Ostdeutschland primär aufgrund der deutlich gestiegenen Scheidungskosten unter das Niveau in Westdeutschland gesunken seien. Vielmehr stellen die Mediatoreffekte ein Indiz für eine insgesamt positivere Beziehungsgestaltung in ostdeutschen Ehen – im Sinne günstigerer Paarinteraktionsmuster und eines geringeren Konfliktniveaus – dar. Dies stellt einen interessanten Ausgangspunkt für weitere Studien dar. Als letzter Indikator normativer Orientierungen konnte bei den erstverheirateten Männern ein stabilisierender Effekt traditionaler Geschlechtsrollenorientierungen nachgewiesen werden, der sich nicht durch damit verbundene Interaktionsoder Wahrnehmungsmuster erklären lässt. Theoretisch begründen lässt sich dieser Effekt dadurch, dass eine traditionale Rollenaufteilung konform zum in Ehen faktisch vorherrschenden männlichen Ernährerideal ist, welches die Spezialisierung von Männern auf Marktarbeit und einem damit verbundenen impliziten Versorgungskontrakt gegenüber der Frau vorsieht (Ott 1993, 1998). Keine deutlichen Effekte konnten hingegen für die Konfessionszugehörigkeit sowie für Religiosität nachgewiesen werden.
283
3 Diskussion
Die im vorangehenden Kapitel dargestellten Analysen verfolgen vor allem zwei Ziele: Zum einen wurden diverse Befunde aus der sozialwissenschaftlichen Scheidungsforschung an einer Stichprobe von Personen in Ehen und nichtehelichen Lebensgemeinschaften repliziert, wobei für die abhängige Variable Partnerschaftsstabilität ein subjektiver Indikator verwendet wurde. Zum anderen – und hierin besteht das Hauptziel der vorliegenden Arbeit – wurde überprüft, ob und ggf. welche Merkmale der Paarinteraktion und welche partnerschaftsbezogenen Wahrnehmungen für die vielfach untersuchten Effekte verantwortlich sein könnten. Im Folgenden werden noch einmal einige zentrale Befunde zusammengefasst und theoriebezogen diskutiert. Im ersten Abschnitt des Ergebnisteils (2.2.1.1) wurde gezeigt, dass Paarkonflikte und Interaktionsstile jeweils deutliche eigenständige Effekte auf beide Kriterien des Partnerschaftserfolgs, Partnerschaftszufriedenheit und -stabilität, ausüben. Die Stärke der Effekte deutet darauf hin, dass es sich bei diesen Konstrukten um besonders bedeutsame, proximale Determinanten des Erfolges von Paarbeziehungen handelt. Hinsichtlich der funktionalen Interaktionsstile konstruktives Konfliktverhalten und positive Alltagskommunikation bestätigte sich dabei die aus der Austauschtheorie ableitbare Vermutung, dass von diesen „Belohnungsvariablen“ keine direkt stabilisierende, sondern eine vollständig über die Partnerschaftszufriedenheit vermittelte Wirkung ausgeht. Anders hingegen verhielt es sich beim destruktiven Konfliktverhalten, welches auch unter Kontrolle der Zufriedenheit noch einen direkten destabilisierenden Einfluss ausübte, ebenso wie Konflikte. Insofern scheinen dysfunktionale Verhaltensweisen und Konflikte doppelt schädlich für Paarbeziehungen, da sie einerseits die Partnerschaftszufriedenheit verringern und andererseits direkt mit Trennungsgedanken verknüpft sind. Eine ambivalente Rolle spielt die Konfliktvermeidung, die zwar die Zufriedenheit mit der Paarbeziehung negativ beeinflusst, daneben jedoch (insbesondere bei Männern) die wahrgenommene Stabilität der Partnerschaft tendenziell steigert. Der zuletzt genannte Befund verdeutlicht noch einmal die Notwendigkeit, zwischen Auswirkungen der Paarinteraktion auf die Partnerschaftszufriedenheit und solchen auf die Partnerschaftsstabilität zu differenzieren, wie es in der neueren Literatur bisweilen gefordert und 285
auch umgesetzt wird (Rogge & Bradbury 1999). Desweiteren wurde nachgewiesen, dass zwischen den beiden Prädiktorblöcken (Paarinteraktion und Konflikte) eine Wechselwirkung in der Art besteht, dass sich Konflikte vor allem dann negativ auf den Partnerschaftserfolg auswirken, wenn sie nicht durch konstruktive Konfliktlösungskompetenzen kompensiert werden oder wenn sich verstärkte destruktive Verhaltenstendenzen zeigen (Abschnitt 2.2.1.2). Dieser Befund bestätigt ein traditionsreiches, aber meist nur implizites und daher wenig untersuchtes Postulat der klinisch-psychologischen Paarinteraktionsforschung, nach dem Paarkonflikte ausschließlich oder vor allem dann die Partnerschaft beeinträchtigen, wenn beide Partner nicht in der Lage sind, diese konstruktiv zu lösen (Gottman 1979). Der zweite Ergebnisabschnitt (2.2.2) behandelte Stadt-Land-Unterschiede in der Partnerschaftsstabilität, wobei die gewählte Operationalisierung über die Einwohnerzahl die aus theoretischer Sicht relevanten Alternativen bzw. Opportunitäten nur sehr indirekt widerspiegelt. Im Einklang zu den bekanntermaßen höheren Scheidungsraten im urbanen Kontext (vgl. Rottleuthner-Lutter 1989) ergaben die in der vorliegenden Arbeit vorgenommenen Analysen eine verringerte subjektive Partnerschaftsstabilität bei Bewohnern größerer Städte im Vergleich zu eher ländlichen Gebieten. Die berechneten Mediatormodelle deuteten allerdings darauf hin, dass die gefundenen Unterschiede zumindest partiell auf Selektionseffekte zurückzuführen sind: Konkret wiesen die Befragten in urbanen Gebieten ungünstigere Ausprägungen von Drittvariablen auf, insbesondere weniger starke traditionale Geschlechtsrollenorientierungen und einen geringeren Anteil an Ehepaaren. Insofern kann hier nicht von einem reinen Effekt der Opportunitäten ausgegangen werden; weitergehende Schlussfolgerungen sind aufgrund der indirekten Operationalisierung aber nicht möglich. Keine Belege fanden sich für die von Lewis und Spanier (1979) vertretene These, dass das Ausmaß an Partnerschaftszufriedenheit primär dann die Partnerschaftsstabilität determiniert, wenn wenig Alternativen zur Partnerschaft existieren. Auch hierfür könnte jedoch die Operationalisierung der Alternativen verantwortlich sein, zumal die Alternative des Alleinlebens nicht berücksichtigt werden konnte. Im dritten Abschnitt (2.2.3) wurden Einflüsse von Parametern des Partnersuchprozesses auf die Partnerschaftsstabilität behandelt. Eine Grundthese der Familienökonomie besteht darin, dass durch eine längere Partnersuche mehr Informationen über den Partner gesammelt werden, wodurch Fehlentscheidungen vermieden oder revidiert werden können und daher stabilere Partnerschaften resultieren (Becker et al. 1977). Die Befunde der vorliegenden Arbeit konnten diese Argumentation empirisch zum großen Teil nicht stützen. Vielmehr deuteten die Analysen darauf hin, dass eine schrittweise Institutionalisierung der Partnerschaft
286
mit (im Sinne der Partnerschaftsstabilität) ungünstigen Personmerkmalen und Kognitionen zusammenhängen: Bei Befragten in Ehen, die eine Phase des vorehelichen Zusammenlebens hatten, war ebenfalls eine verringerte Partnerschaftsstabilität im Vergleich zu Personen festzustellen, die erst nach der Eheschließung einen gemeinsamen Haushalt gegründet haben. Nach den vorgestellten Analysen hängt dies primär damit zusammen, dass die vorehelich kohabitierenden Personen tendenziell weniger traditional orientiert und häufiger konfessionslos sind. Dabei spielte die Dauer der vorehelichen Kohabitation keine Rolle; das Befundmuster deutet damit am ehesten auf die Gültigkeit der Kinds-of-people-Hypothese hin, nach der postuliert wird, dass die entsprechende Personengruppe weniger starke traditionale Orientierungen aufweist und deswegen trennungsanfälliger ist (vgl. Abschnitt 1.4.1.2). Einen tendenziell umgekehrt u-förmigen Effekt übte das Heiratsalter bei den ostdeutschen Erstehepaaren aus. Keine Effekte fanden sich bezüglich des Timings der Haushaltsgründung. Eine abschließende Bewertung ist jedoch auf Basis der analysierten Querschnittdaten nicht möglich. Eindeutig destabilisierend wirkte hingegen eine extensive „Biographie“ früherer Partnerschaften. Je mehr frühere Partnerschaften (und damit Trennungen) die Befragten angaben, desto mehr Konflikte nahmen sie in ihrer aktuellen Partnerschaft wahr; ob dafür eine Hypersensitivität gegenüber Konflikten, defizitäre Partnersuchstrategien oder möglicherweise unverträgliche Personmerkmale verantwortlich sind, lässt sich mit den zur Verfügung stehenden Daten nicht klären. Keine Hinweise fanden sich auf eine vermittelnde Rolle interaktionsbezogener Defizite. Insofern deutet sich hier an, dass, sofern ungünstige Personmerkmale für den Effekt verantwortlich sind, diese nicht im Bereich der Konfliktlösungskompetenz liegen, sondern vielleicht eher im Bereich der klassischen Persönlichkeitsmerkmale (z.B. big five), die jedoch in der vorliegenden Studie nicht berücksichtigt werden konnten. Im Abschnitt zu den Auswirkungen von Homogamie (2.2.4) konnte die Erwartung, dass ein ähnlicher sozialstruktureller Hintergrund beider Partner allein die Partnerschaft stabilisiert, nicht bestätigt werden. Vielmehr erwies sich als entscheidend, dass sich die Einstellungen und Werthaltungen ähneln – oder zumindest, dass die Befragten glauben, dass dies der Fall ist, denn wahrgenommene Ähnlichkeit kann sich schließlich auch als „Konsensfiktion“ erweisen (Eckert et al. 1989). Im Einklang mit anderen Studien, die positive Effekte insbesondere hinsichtlich der wahrgenommenen Einstellungsähnlichkeit auf den Partnerschaftserfolg nachweisen (Grau & Bierhoff 1998), findet sich auch in der vorliegenden Arbeit ein deutlicher entsprechender Effekt, der auch dann bestehen bleibt, wenn Ähnlichkeiten in der Sozialstruktur statistisch kontrolliert werden. Pfadanalysen verwiesen darauf, dass sich die stabilisierende Wirkung subjektiver Einstellungsähnlichkeit vollständig
287
darauf zurückführen lässt, dass sie mit höheren Konfliktlösungskompetenzen, mit weniger Konflikten und mit einer höheren Partnerschaftszufriedenheit einhergeht. Aufgrund der Querschnittdaten kann allerdings nicht ausgeschlossen werden, dass im Partnerschaftsverlauf eine Angleichung von Einstellungen stattfindet bzw. dass sich Paare mit Einstellungsdiskrepanzen und mangelnden Konfliktlösungskompetenzen häufiger trennen (Selektionseffekt). Auch wenn daher die Kausalrichtung offen ist, kann der Schluss gezogen werden, dass (subjektiv) ähnliche Einstellungen mit einer insgesamt positiveren Wahrnehmung der Partnerschaft und mit einem geringeren Ausmaß dysfunktionaler Paarinteraktionsmuster verknüpft sind, was wiederum die Partnerschaft stabilisiert. Dies kann als Hinweise auf die Gültigkeit interaktionistischer Ansätze interpretiert werden, die davon ausgehen, dass Einstellungsähnlichkeit mehr positive Interaktionen ermöglicht und Konflikte aufgrund divergierender Perspektiven unwahrscheinlicher macht (Burleson & Denton 1992; Hatfield & Rapson 1992). Was sich bereits im vorangehenden Abschnitt andeutete, konnte im nächsten Abschnitt zu Auswirkungen des marktbezogenen Humankapitals und materieller Ressourcen (2.2.5) verifiziert werden: Je höher das Bildungsniveau beider Partner ausgeprägt war, desto instabiler wurde die Paarbeziehung wahrgenommen. Dies galt in besonderer Weise für den Zusammenhang zwischen der (Schul-)Bildung der Frau und der vom männlichen Partner wahrgenommenen Partnerschaftsstabilität. Allerdings bestehen hier Wechselwirkungen mit dem Beziehungstyp: Nichteheliche Lebensgemeinschaften wurden demgegenüber (zumindest aus Sicht der Männer) mit zunehmendem Bildungsniveau der Frau geringfügig stabiler; dieser Befund spricht auch gegen die Alternativerklärung einer mit zunehmender Bildung sinkenden Tendenz zu sozial erwünschten Antworten. Ebenfalls ein deutlicher moderierender Einfluss des Beziehungstyps fand sich in den Daten hinsichtlich des relativen Einkommens: War der Mann (im Unterschied zur Frau) Hauptverdiener, stabilisierte dies die westdeutschen Erstehen, während nichteheliche Lebensgemeinschaften (zumindest von ostdeutschen Männern) in diesem Fall sogar als instabiler wahrgenommen wurden. Die genannten Befunde sprechen dafür, dass das individuelle Humankapital in ehelichen und nichtehelichen Lebensgemeinschaften eine unterschiedliche Funktion erfüllt (eine detailliertere theoriebezogene Diskussion dieses Sachverhalts erfolgt weiter unten). Hinsichtlich der verfügbaren (gemeinsamen) materiellen Ressourcen zeigte sich, dass im direkten Vergleich die subjektive Zufriedenheit mit der finanziellen Situation einen deutlicheren positiven Effekt auf die Partnerschaftsstabilität ausübte als das tatsächliche Haushaltsnettoeinkommen. Dieser Befund ist durchaus plausibel, da im zuerst genannten Indikator bereits Erwartungen und Ansprüche, die
288
individuell sehr unterschiedlich ausfallen können und die den Einfluss der tatsächlichen Ressourcen mediieren sollten, Berücksichtigung finden. Interessant und im Einklang mit klassischen Untersuchungen der Arbeitsgruppe von Glen H. Elder (z.B. Conger et al. 1990) ist das Resultat eines Pfadmodells, nach dem die subjektive finanzielle Situation vor allem dadurch stabilisierend wirkt, dass sie mit weniger Konflikten, einer höheren Zufriedenheit und mit weniger dysfunktionalen Interaktionsmustern in der Paarbeziehung einhergeht. Im Zentrum des nächsten Unterabschnitts (2.2.6) stand die paarinterne Aufgabenteilung. Zunächst einmal zeigten sich deutliche Veränderungen über die Kohorten in den Effekten des Erwerbsumfangs der Frauen: Während die vor 1960 geborenen Befragten – unabhängig vom Beziehungstyp – bei Vollzeiterwerbstätigkeit der Frau eine deutlich reduzierte Partnerschaftsstabilität aufwiesen, nivellierten sich die Unterschiede bei den jüngeren Paaren weitgehend. Einen interessanten, in der Literatur bereits detailliert beschriebenen Sonderfall stellen jüngere Personen in ostdeutschen nichtehelichen Lebensgemeinschaften (Adler 2004) dar: Diese gaben bei Vollzeiterwerbstätigkeit der Frau (im Vergleich zu Erwerbslosigkeit) eine signifikant erhöhte Partnerschaftsstabilität an, während sich der destabilisierende Effekt bei den jüngeren Erstverheirateten lediglich abschwächte und insignifikant wurde (gilt nur für Westdeutsche). Geschlechtsspezifische Analysen demonstrierten, dass nur bei westdeutschen erstverheirateten Männern ein destabilisierender Effekt der Vollzeiterwerbstätigkeit der Frau nachzuweisen war. Demnach schafft Erwerbstätigkeit der Frau keineswegs nur für die Ehefrauen selbst Alternativen, sondern induziert offensichtlich vor allem bei den Männern Trennungsgedanken. Obgleich dies darauf hindeutet, dass der stabilisierende Effekt eines traditionalen männlichen Ernährerarrangements auf einen impliziten ehespezifischen Versorgungskontrakt zurückzuführen ist, wären weitere Studien – insbesondere qualitative – hilfreich, um die hinter diesen Befunden stehenden Situationsdefinitionen und Intentionen der Akteure rekonstruieren zu können. Auffällig sind die im Bereich Arbeitsteilung fast durchgängig zu findenden Ost-West-Unterschiede in der Art, dass sich die signifikanten Effekte fast ausnahmslos auf westdeutsche Ehen beschränkten. Hier liegt die Vermutung nahe, dass hinsichtlich der Aufgabenteilung kulturspezifische kognitive Modelle existieren, die Ausdruck differierender Normen und Partnerschaftsleitbilder sein könnten. Neben der erwerbsbezogenen wurde auch die häusliche Aufgabenteilung untersucht. Hierbei erwies sich die Verteilung von Haushaltsarbeiten, aber auch deren Geschlechtstypisierung als relevanter Einfluss auf die Ehestabilität bei den westdeutschen Befragten: Während diese mit dem prozentualen Anteil der von den Männern (allein) übernommenen Arbeiten stieg, wurde die Paarbeziehung umso
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instabiler, je mehr weiblich typisierte Arbeiten – Kochen, Putzen und Waschen – die Ehemänner übernehmen (müssen?). Dieser im Voraus nicht erwartete Befund verweist darauf, dass die Auswirkungen der häuslichen Arbeitsteilung zum Teil von der Wahrnehmung der Geschlechtstypik der Arbeiten abhängen. Auch hier wären qualitative Studien sinnvoll, um die nur sehr grob skizzierbaren Prozesse näher zu untersuchen. Daneben ist die Erfassung der Wahrnehmungen beider Partner unabdingbar, um der dyadischen Natur der zugrunde liegenden Prozesse gerecht werden zu können. Der nächste Block von Analysen (Abschnitt 2.2.7) betraf die Auswirkungen verschiedener Arten beziehungsspezifischer Investitionen. Ein interessanter Befund ergab sich für die vermittelten stabilisierenden Auswirkungen gemeinsamer materieller Investitionen: Je höher diese ausgeprägt waren, desto weniger destruktiv verhielten sich die Paare. Dies kann rational-abwägend im Sinne einer „strategischen“ Ausrichtung des Konfliktverhaltens an der Investitionshöhe und damit an den potentiellen Trennungskosten interpretiert werden. Eine alternative Erklärung besteht darin, dass Paare mit besseren Konfliktlösungskompetenzen stärker in ihre Partnerschaft investieren oder dass sich Paare mit defizitärer Konfliktlösung im Lauf der Zeit trennen (Selektionseffekt). Beide Mechanismen können jedoch auf konsistente Weise mit Hilfe theoretischer Argumente des Rational Choice-Ansatzes begründet werden; im einen Fall bildet die Paarinteraktion, im anderen Fall die Höhe materieller Investitionen den entscheidenden Hinweisreiz für die Akteure, der die weitere Gestaltung der Paarbeziehung determiniert. Eine genauere empirische Klärung dieser Sachverhalte ist allerdings nur auf Basis von Paneldaten möglich. Daneben erwies sich vor allem die Institutionalisierung der Partnerschaft durch Eheschließung als stabilisierende partnerschaftsspezifische Investition; dieser Befund steht in Einklang zu früheren Studien, die Ehen eine höhere Stabilität attestieren als nichtehelichen Lebensgemeinschaften (Brines & Joyner 1999; Stafford et al. 2004). Allerdings sind die Querschnittbefunde der vorliegenden Studie vorsichtig zu interpretieren, da unklar ist, welche nichtehelichen Lebensgemeinschaften zu einem späteren Zeitpunkt den Übergang in die Ehe vollziehen; insofern sind Verzerrungen der Ergebnisse aufgrund der Rechtszensierung der Daten nicht auszuschließen. Die höhere Stabilität von Ehen im Vergleich zu nichtehelichen Lebensgemeinschaften erklärte gleichzeitig vollständig den positiven Zusammenhang zwischen Partnerschaftsdauer und Partnerschaftsstabilität, wenngleich auch hier Selektionseffekte nicht auszuschließen sind. Daneben fand sich auch eine nichtlineare, u-förmige Kovariation der Partnerschaftsstabilität über die Beziehungsdauer, die kompatibel zum sichelfömigen Verlauf des Scheidungsrisikos (Diekmann 1988)
290
ist. Theoretisch kann dieser Verlauf dadurch erklärt werden, dass in den ersten Jahren häufiger unerwünschte Partnermerkmale entdeckt werden, die zu Beginn nicht wahrgenommen wurden, und es daher nicht selten zur Trennung im Sinne einer „Revision von Fehlentscheidungen“ kommt (vgl. Becker et al. 1977; s. auch Esser 2001). Im weiteren Verlauf wird die Partnerschaft zunehmend stärker institutionalisiert; dadurch steigen die Trennungskosten. Deswegen und wegen der Ausselektion schlecht gematchter Partnerschaften nimmt die Stabilität der „überlebenden“ Paarbeziehungen zu. Der Effekt der quadrierten Beziehungsdauer blieb in der vorliegenden Arbeit allerdings unverändert bei Kontrolle der partnerschaftsspezifischen Investitionen; dies spricht eher gegen die Erklärung der verzögerten Stabilisierung über eine Akkumulation von Investitionen. Ein expliziter Test der Selektionshypothese ist mit den vorliegenden Querschnittdaten jedoch nicht möglich. Entgegen den Erwartungen fand sich kein eigenständiger stabilisierender Effekt gemeinsamer Kinder, wenn die übrigen Investitionsarten kontrolliert wurden. Dann resultierte sogar ein signifikant destabilisierender Effekt. Eine Erklärung hierfür könnte darin bestehen, dass von Kindern vielschichtige und zum Teil ambivalente Effekte auf die Partnerschaft ausgehen (Reichle & Werneck 1999b): Während die Partnerschaft nach dem Übergang zur Elternschaft vielfältigen Restriktionen und Belastungen ausgesetzt ist und nicht selten Paarinteraktionen und Partnerschaftszufriedenheit beeinträchtigt werden, so steigen gleichzeitig die Trennungskosten so stark an, dass die Partnerschaft in der Folge – quasi „unter dem Strich“ – dennoch an Stabilität gewinnt. Nun ist davon auszugehen, dass Familiengründung oder -erweiterung in den meisten Fällen weitere Handlungen erfordert, die wiederum zu einer Akkumulation beziehungsspezifischen Kapitals führen, z.B. in Folge spezifischer dyadischer Adaptationsprozesse, gemeinsamer Anschaffung eines Autos, zusätzlicher Einrichtungsgegenstände usw. Wird nun die stabilisierende Auswirkung dieser „Epiphänomene“ statistisch kontrolliert, resultiert zumindest in den vorliegenden Daten ein negativer Effekt von Kindern auf die Partnerschaftsstabilität, der als Überwiegen der geschilderten belastenden Auswirkungen interpretiert werden kann. Der folgende Abschnit (2.2.8) behandelte Einflüsse der Haushaltszusammensetzung auf die Partnerschaftsstabilität. Insbesondere wurde dabei der Effekt gemeinsamer Kinder auf verschiedene Weise differenzierter betrachtet. Erstens zeigten geschlechtsspezifische Analysen, dass (unabhängig vom Beziehungstyp) mit steigender Anzahl gemeinsamer Kinder ausschließlich bei den untersuchten Männern eine zunehmende Partnerschaftsstabilität einherging, während sich bei Frauen mit einem oder zwei Kindern zunächst sogar eine leichte Abnahme der Stabilität zeigte. Vor dem Hintergrund der im letzten Absatz skizzierten Argumentation
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erscheint dies durchaus nicht unplausibel, da viele der mit Kindern verbundenen Anforderungen und Restriktionen primär die Mütter betreffen, die realiter häufiger mit der Kinderbetreuung befasst sind als Männer. Insofern sollten bei ihnen ceteris paribus die negativen Seiten der Elternschaft und alltägliche Belastungen stärker zum Tragen kommen. Tatsächlich zeigten vertiefende Mediatoranalysen für die Frauen, dass die anfänglich festgestellten destabilisierenden Auswirkungen von einem oder zwei Kindern unter Kontrolle der Partnerschaftszufriedenheit deutlich reduziert wurden. Insofern kann davon ausgegangen werden, dass das Vorhandensein von gemeinsamen Kindern bei den Frauen primär unter Vermittlung durch eine Abnahme der Partnerschaftszufriedenheit destabilisierend wirkt. Der auf Marktarbeit spezialisierte Elternteil (im überwiegenden Teil der Fälle also der Mann) kann die positiven Seiten der Elternschaft hingegen nach dem Arbeitstag oder am Wochenende weitgehend unbeeinträchtigt von Zeitdruck und alltäglicher „Erziehungsarbeit“ erleben. Bei den Männern wurde der stabilisierende Effekt gemeinsamer Kinder in den untersuchten Daten vollständig über damit einhergehende stärker traditionale Geschlechtsrollenorientierungen vermittelt. Wie an einigen anderen Stellen lassen sich auch hier Selektionseffekte vermuten, nach denen traditionale Orientierungen mit einer höheren Fertilitätsneigung einhergehen; die Kausalrichtung bleibt also ungeklärt. Ausschließlich bei den Vätern fand sich ein „Entspannungseffekt“ der Partnerschaftsstabilität mit zunehmendem Alter des jüngsten Kindes. Entsprechende Pfadanalysen wiesen darauf hin, dass bei Vorhandensein jüngerer Kinder tendenziell mehr Paarkonflikte und verstärkte destruktive Konfliktverhaltenstendenzen wahrgenommen wurden, was sich negativ auf die Partnerschaftsstabilität auswirkte. Hier erscheinen die bereits beschriebenen ambivalenten Auswirkungen von Kindern als geeigneter Erklärungsmechanismus: Auch andere Studien verweisen darauf, dass Paarkonflikte und nachteilige Veränderungen der Paarinteraktion typisch für die ersten Jahre nach der Geburt des ersten Kindes sind (Belsky 1990; White et al. 1986). Da es sich hierbei, im Unterschied zur Mediatorvariable Partnerschaftszufriedenheit, um genuin dyadische Konstrukte handelt, ist auch plausibel, dass hier (entgegen den Befunden zur Kinderzahl) auch bei Männern nachteilige Effekte der Elternschaft zum Vorschein kommen. Auch hier wären Längsschnittstudien mit dyadischen Daten erforderlich, um die generierenden Mechanismen auf der Wahrnehmungs- und Verhaltensebene genauer untersuchen zu können. Der vorletzte Abschnitt (2.2.9) behandelte die „soziale Vererbung“ (Transmission) des Partnerschaftsfolgs von der Eltern- auf die Kindgeneration. Der erwartete detabilisierende Effekt einer Trennung bzw. Scheidung der Eltern ließ sich allerdings nur bei den ostdeutschen Befragten, ein positiver Effekt der Partner-
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schaftszufriedenheit der Eltern auf die Partnerschaftsstabilität der Kinder primär bei den Westdeutschen nachweisen. Der zuerst genannte Einfluss vollzog sich zum einen unter Vermittlung durch eine verringerte Ehewahrscheinlichkeit (vgl. die Befunde von Segrin et al. 2005), was als empirischer Beleg für die These verringerter Konventionalität (vgl. Diefenbach 2000) angesehen werden kann – auch wenn hier Selektionseffekte nicht ausgeschlossen werden können (z.B. durch gemeinsame antezedierende Drittmerkmale). Zum anderen waren Kinder getrennter bzw. geschiedener Eltern durch eine erhöhte Konfliktwahrnehmung gekennzeichnet (vgl. auch die Befunde von Amato & DeBoer 2001). Ob dies tatsächliche Partnerschaftsprobleme oder sogar einen dahinter stehenden Mismatch der Partner und damit potentielle Probleme bei der Partnerwahl widerspiegelt (vgl. Wolfinger 2003) oder „lediglich“ Ausdruck einer allgemein geschärften Vigilanz gegenüber Paarkonflikten ist, kann mit den vorliegenden Daten nicht geklärt werden. Die zuletzt genannte Erklärung wäre auch kompatibel zur sozialen Lernhypothese, nach der Kinder in konfliktreichen elterlichen Partnerschaften lernen, dass bestimmte Hinweisreize (Konflikte) mit ungünstigen „outcomes“ (Trennung) verbunden sind. Aufgrund einer höheren Sensitivität werden möglicherweise Konflikte intensiver wahrgenommen und wiederum selbst als Hinweis auf Instabilität der Paarbeziehung interpretiert. Der zweite Transmissionseffekt (wahrgenommene Qualität der elterlichen Beziehung auf Partnerschaftsstabilität der Kinder) wurde ebenfalls über das Ausmaß eigener Paarkonflikte mediiert, die Schlussfolgerungen entsprechen hier denen des zuerst genannten Effekts. Daneben ergaben sich in Übereinstimmung zu früheren Studien auch Hinweise auf die vermittelnde Rolle von Konfliktlösungskompetenzen und (eigener) Partnerschaftszufriedenheit. Bezüglich dieser Befunde ist allerdings zu berücksichtigen, dass nicht die Eltern selbst, sondern die Befragten Auskunft über die elterliche Partnerschaft gaben. Daher sind Erinnerungsverzerrungen und Projektionen auf Basis der eigenen Paarbeziehung nicht auszuschließen; dies betrifft insbesondere die stärker subjektiv gefärbte Einschätzung der Beziehungsqualität, hingegen weniger die „quasi-objektive“ Auskunft über eine Trennung oder Scheidung. Die im letzten Abschnitt (2.2.10) beschriebenen Analysen bezogen sich auf die Auswirkungen verschiedener normativer Orientierungen und Werthaltungen auf die Partnerschaftsstabilität. Dabei wurden Geschlechtsunterschiede in der Weise festgestellt, dass Frauen eine geringere Partnerschaftsstabilität aufwiesen als Männer. Dieser Befund ist konsistent zu den Ergebnissen anderer Studien, nach denen Frauen häufiger Scheidungen initiieren als Männer (z.B. Amato & Previti 2003). Vor dem Hintergrund der zum Untersuchungszeitpunkt herrschenden Rechtslage kann von einer relativ guten ökonomischen Absicherung von Frauen im
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Scheidungsfall ausgegangen werden, die plausibel erscheinen lässt, dass Frauen bei ihren Trennungsentscheidungen möglicherweise weniger wirtschaftliche Restriktionen antizipieren als Männer. Die Befunde stehen zudem in Einklang mit anderen Untersuchungen, die bei Frauen im Vergleich zu Männern eine kritischere Wahrnehmung von unterschiedlichen Merkmalen der Partnerschaft feststellen (z.B. Brandtstädter & Felser 2003; Dillaway & Broman 2001; Hassebrauck 1995). Hierzu passend wurde der Effekt in den vorliegenden Daten durch ein höheres Ausmaß berichteten destruktiven Konfliktverhaltens bei den Frauen vermittelt. Aus theoretischer Sicht lässt sich dennoch fragen, warum überhaupt systematische Geschlechtsunterschiede auftreten, insbesondere hinsichtlich dyadischer Merkmale (z.B. Paarinteraktion). Entweder sind dafür geschlechtsspezifische Ausfallmechanismen bei der Stichprobenziehung verantwortlich – z.B. ein stärkerer Zusammenhang zwischen der Teilnahmebereitschaft und der Qualität der Paarbeziehung bei Männern83 –, oder es handelt sich tatsächlich um systematische Wahrnehmungsunterschiede zwischen Männern und Frauen. Nicht klärbar ist allerdings die Frage, ob es sich hierbei um einen negativen Wahrnehmungsbias bei den Frauen oder einen positiven Bias bei den Männern handelt. Um die zugrunde liegenden Mechanismen genauer untersuchen zu können, wären Studien notwendig, die Geschlechtsunterschiede in Beziehungskognitionen untersuchen, ähnlich wie dies von Hassebrauck und Kollegen bezüglich Einzelpersonen realisiert wurde (Hassebrauck 1995, 2003) – allerdings vorzugsweise anhand dyadischer Daten. Daneben fand sich bei westdeutschen im Vergleich zu ostdeutschen Erstehepaaren eine verringerte subjektive Ehestabilität, die zum Teil auf ungünstigere Wahrnehmungen in den Bereichen Paarinteraktion, Konflikte und Partnerschaftszufriedenheit zurückgeführt werden konnte. Dies widerspricht deutlich einer „Belastungsthese“, nach der die schwierigeren ökonomischen Bedingungen nach der Wende und die damit einhergehende massive Zunahme biographischer Unsicherheiten zu einer Überlastung von Partnerschaft und Familie beigetragen und familiale Spannungen und Konflikte generiert haben müssten (vgl. Elder & Caspi 1990). Im Gegenteil verweisen die Befunde der vorliegenden Arbeit auf ein durchweg günstigeres Paarklima in ostdeutschen Ehen. Zu dessen Erklärung liegen vor allem zwei Thesen nahe: 1.
Zum einen kann vermutet werden, dass die Unterschiede aus unterschiedlichen Praktiken der Partnerschaftsgestaltung resultieren, welche ihre Wurzeln
83 Auch hier muss zur Begründung allerdings auf Hilfsannahmen mit unklarem theoretischen Fundament zurückgegriffen werden. So geht z.B. Gottman (1979) davon aus, dass die Thematisierung von Konflikten besonders aversiv für Männer ist; dies könnte die Teilnahmewahrscheinlichkeit an der Untersuchung von Männern in unzufriedenen / instabilen Partnerschaften gesenkt haben.
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2.
in der Vorwendezeit haben. Zu Zeiten der DDR, darüber herrscht weitgehende Einigkeit in der Literatur, spielte die (eigene) Familie eine zentrale Rolle im Leben der Ostdeutschen (Gysi 1989), nicht zuletzt weil sie einen der wenigen privaten Rückzugsräume darstellte. Ob sich die im Vergleich zur BRD ungleich stärkere Entkopplung von Ehe bzw. Familie und ökonomischer Absicherung zudem, wie Schneider (1994: 150) vermutet, in einer im Vergleich zum Westen stärkeren Betonung emotionaler Aspekte der Partnerschaft niederschlug, kann retrospektiv kaum noch geklärt werden. Durch die Annahme einer stärkeren Paar- und Familienorientierung, die sich zumindest in einzelnen Bereichen in einer stärker egalitären paarinternen Aufgabenteilung manifestiert (Bertram 1995), werden aber zumindest hypothetische Erklärungsargumente für die entsprechenden Resultate geliefert. Ein alternativer Erklärungsansatz verweist darauf, dass Ehepaare in Ostdeutschland nach der Wende stärker zusammengerückt sind. Unter Rekurs auf Helmut Schelskys Analysen zur Lage der Familie nach dem Zweiten Weltkrieg kann in Ostdeutschland von einem „erhöhten und wiedergewonnenen Zusammengehörigkeitsgefühl“ der Familie (Schelsky 1960: 63) als Anpassungsreaktion auf krisenhafte Entwicklungen nach der deutschen Vereinigung ausgegangen werden.84 Konkret könnte sich dies darin geäußert haben, „daß Beziehungen und Bindungen zu Mitgliedern der eigenen Familie als Ressource angesehen werden, die helfen, negative Folgen der Vereinigung ‚abzufedern’: durch direkte emotionale, finanzielle oder betreuende Unterstützung (Kinder/Alte), durch Beispielhandeln, Weitergeben von Informationen oder als Ausgleich gegenüber dem Ausfall von informellen sozialen Netzwerken“ (Franz & Herlyn 1995: 93).
Hinsichtlich weiterer Indikatoren normativer Orientierungen zeigte sich vor allem bei den erstverheirateten Männern ein stabilisierender Effekt traditionaler Geschlechtsrollenorientierungen, der sich erwartungsgemäß nicht durch Kontrolle diverser Mediatorvariablen verringern ließ. Dies lässt sich als Hinweis darauf interpretieren, dass traditionale Orientierungen nicht einfach zu bestimmten Anreizstrukturen führen, welche dann die Paarbeziehung stabilisieren, sondern dass sie – unabhängig von der Wahrnehmung und Gestaltung der Beziehung und sonstigen Anreizen – Instabilitätsgedanken hemmen bzw. unwahrscheinlicher machen. Dies entspricht weitgehend den zentralen Annahmen zu den Auswirkungen kognitiver 84 Die häufig zu findende Verkürzung der Analysen Schelskys auf die „Restabilisierungsthese“ verstellt den Blick auf die skeptischeren Ausführungen, in denen er aufgrund des Institutionenzerfalls nach dem Krieg eine „drohende Überlastung der Intimgruppe“ befürchtet (Schelsky 1960: 354).
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An dieser Stelle werden zwei Aspekte vertieft: Erstens sind es insbesondere die vermittelten Effekte (s. Spalte „Mediatoren“), die im Rahmen der vorliegenden Arbeit von besonderem Interesse sind, und zweitens können die Effekte häufig nur in bestimmten Subgruppen (s. Spalte „bestätigt für“) nachgewiesen werden, d.h. es handelt sich zum Teil um moderierte Effekte. Auf diese beiden Punkte wird im Folgenden noch einmal näher eingegangen. Mediatoreffekte Betrachtet man die Entwicklung der Scheidungsforschung über die letzten Jahrzehnte, lassen sich große Fortschritte in methodischer Hinsicht – z.B. die Anwendung spezieller Auswertungsverfahren auf Längsschnittdaten – erkennen. Gleichzeitig entsteht jedoch eine zunehmende Diskrepanz zwischen der mittlerweile sehr guten empirischen Absicherung vieler Effekte (z.B. des stabilisierenden Einflusses des Heiratsalters) durch diverse Replikationen einerseits und der stagnierenden Entwicklung und empirischen Überprüfung passender theoretischer Erklärungen. Die Forschung ist an einem Punkt angelangt, an dem über bloße Replikationen hinaus verstärktes Augenmerk auf die vermittelnden Prozesse gelegt werden sollte, die als Erklärungsmechanismen in Frage kommen. Aufgrund des Querschnittdesigns können die im letzten Kapitel vorgestellten Ergebnisse zwar keinen definitiven Beleg für eine Kausalstruktur erbringen, nach der die soziale Situation von Akteuren tatsächlich deren Wahrnehmungen und Verhalten in Paarbeziehungen determiniert. Vielmehr existieren bei Querschnittdaten stets äquivalente Kausalmodelle, anhand derer sich rein rechnerisch ein umgekehrter Kausalmechanismus „belegen“ lässt (Hoyle & Panter 1995). Allerdings trifft dieser Einwand hinsichtlich der kausalen Ordnung umso weniger zu, je distaler (d.h. zeitlich weiter entfernt) die sozialstrukturellen Prädiktoren sind. So ist eine umgekehrte Kausalrichtung (Interaktion/Konflikte o Sozialstruktur) bei Variablen wie Schulbildung oder Geschlecht wenig plausibel, da diese nicht durch partnerschaftsbezogene Prozesse verändert werden oder allgemein (nahezu) unveränderlich sind. Vor dem Hintergrund der unklaren Kausalordnung wird mit der vorliegenden Arbeit der bescheidenere Anspruch vertreten, erste Hinweise auf mögliche vermittelte Wirkmechanismen gewonnen zu haben, die als Ausgangspunkt einer weiteren Erforschung anhand geeigneter Paneldatensätze dienen können. Welche intervenierenden Variablen dabei identifiziert wurden, soll im Folgenden kurz diskutiert werden. Hinsichtlich derjenigen Variablen, über die die gefundenen Effekte der sozialstrukturellen Variablen primär vermittelt werden (Mediatorvariablen), fällt in der Übersicht (Tabelle 64) auf, dass bestimmte Konstrukte wiederholt auftauchen, 301
andere hingegen kaum. Hinsichtlich der Kommunikationsstile beispielsweise sind die über dysfunktionales Konfliktverhalten vermittelten indirekten Effekte häufiger signifikant als die über funktionale Stile vermittelten. Für diesen allgemeinen Befund liegen zwei Begründungen nahe: 1.
2.
302
Aus methodischer Sicht kann eingewandt werden, dass die Insignifikanz der über funktionale Interaktion vermittelten indirekten Effekte durch Kollinearität der Interaktionsstile zustande gekommen sein könnte. Die Interkorrelationsmatrix der entsprechenden Faktoren im Messmodell (vgl. Tabelle 6, S. 191) zeigt zum Teil Zusammenhänge von |r|~.5 zwischen den funktionalen Stilen und dem destruktiven Konfliktverhalten. Vor dem Hintergrund verschiedener Pfadmodelle, in denen sich tendenzielle Einflüsse der sozialstrukturellen Variablen auf die funktionalen Kommunikationsstile finden, jedoch keine signifikanten Effekte dieser Mediatoren auf die Partnerschaftsstabilität, könnte das Ausbleiben der indirekten Effekte partiell über Multikollinearität sowie die daraus resultierenden insignifikanten Pfade von der funktionalen Kommunikation auf die abhängige Variable Partnerschaftsstabilität begründet werden. Um dieser Problematik zu begegnen, wurden jeweils reduzierte Pfadmodelle ohne diejenigen Mediatorvariablen berechnet, die zu den funktionalen Merkmalen kollinear sind. In einigen Fällen zeigten sich dann tatsächlich vermittelnde Einflüsse des konstruktiven Konfliktverhaltens; diese wurden in der Übersichtstabelle berücksichtigt. Aus inhaltlicher Sicht kann vermutet werden, dass negativ gefärbte Paarinteraktion – zumal wenn sie in Konflikten stattfindet, die selbst kritische Punkte im Beziehungsgeschehen darstellen – grundsätzlich einen besseren „Gradmesser“ der Funktionstüchtigkeit von Partnerschaften darstellt als positive Kommunikation (vgl. Gottman 1994b); insofern sollte dysfunktionale Interaktionsstile stärkere und konsistentere Effekte auf den Partnerschaftserfolg ausüben. Daneben kann argumentiert werden, dass positive Zuwendung im Alltag und spezifische Konfliktlösungskompetenzen möglicherweise eher zeitlich stabile Dispositionen im Sinne von Personen- oder Paarmerkmalen darstellen, während der Einsatz destruktiver Verhaltensweisen vermutlich stark von den Motivlagen der Beteiligten abhängig ist (vgl. hierzu Abschnitt 1.9.1). Letzteres impliziert eine stärkere externe Determiniertheit, d.h. deutlichere Auswirkungen sozialer Kontextmerkmale auf die dysfunktionalen Konfliktstile. Aufgrund der spärlichen Befunde zur zeitlichen und sozialen Invarianz von Kommunikationsstilen sind diese Vermutungen jedoch spekulativ und müssten auf Basis entsprechender Paneldaten empirisch überprüft werden.
Ebenfalls häufig erwiesen sich Konflikte als entscheidender Mediator für die Auswirkungen der Sozialstruktur auf die Partnerschaftsstabilität. Angesichts der umfangreichen Arbeit von Rüssmann (2006), in der die Autorin an zahlreichen Stellen die soziale Bedingtheit von Paarkonflikten nachweisen kann, überrascht dieser Befund auch nicht weiter. Er ist aber besonders wichtig angesichts der „Konfliktarmut“ der bisherigen familiensoziologischen Forschung (vgl. Tyrell 2001), die bis auf wenige Ausnahmen partnerschaftliche Konflikte sowohl theoretisch als auch empirisch nahezu vollständig ausblendet (vgl. ausführlicher hierzu Arránz Becker et al. 2005). Auch in der psychologischen Paarforschung, die sich regelmäßig mit Konfliktinteraktion befasst, wird eine Messung des Ausmaßes bzw. der wahrgenommenen Intensität von Konflikten nur selten vorgenommen. Vor dem Hintergrund der Befunde der vorliegenden Arbeit stellt sich dies als durchaus nicht unbedeutendes Defizit dar.
Moderatoreffekte Die meisten Hypothesen in der vorliegenden Arbeit wurden lediglich für bestimmte Subgruppen bestätigt (vgl. Tabelle 64). Auch wenn auf die Darstellung von Interaktionseffekten aus Gründen der Übersichtlichkeit verzichtet wurde, ist dies ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Wirksamkeit der postulierten Prozesse bestimmten sozialen Bedingungen unterliegt, sei es dem Ort der Sozialisation, einer geschlechtsspezifischen Wahrnehmung oder einem bestimmten Beziehungstyp. Diese differentiellen Effekte sind theoretisch nicht irrelevant und werden daher im Folgenden kurz diskutiert:
Augenfällig ist die Beschränkung zahlreicher Effekte auf (Erst-)Ehen. Neben methodischen Ursachen – z.B. der geringeren Teststärke aufgrund der relativ kleinen Anzahl nichtehelich Kohabitierender – kann dies inhaltlich dadurch begründet werden, dass in nichtehelichen Lebensgemeinschaften andere „Kohäsionsprizipien“ herrschen als in Ehen. So hat beispielsweise das individuelle Humankapital von Männern und Frauen offensichtlich sehr unterschiedliche Konsequenzen für die Stabilität von Ehen und nichtehelichen Lebensgemeinschaften: Das herkömmliche traditionale Arrangement der ehelichen Aufgabenteilung, nach dem häufig ein „Versorgungskontrakt“ zwischen Mann und Frau geschlossen wird, wirkt offensichtlich in nichtehelichen Beziehungen sogar tendenziell destabilisierend. Dies steht in Einklang zu neueren Studien, die ebenfalls in diesen beiden Beziehungstypen gegenläufige Effekte für Indikatoren des Humankapitals bzw. der Arbeitsteilung finden (z.B. Brines & Joyner 303
1999; Lois 2008). Es liegt nahe, diese Befunde als Hinweis auf unterschiedliche, vielleicht sogar gegensätzliche Beziehungskonzepte anzusehen;85 hier wären, wie an vielen anderen Stellen, vertiefende Untersuchungen wünschenswert. Des Weiteren ergab sich in den Analysen eine Reihe geschlechtsspezifischer Effekte. Auffällig ist dabei insbesondere der tendenziell negative Effekt der Kinderzahl auf die Partnerschaftsstabilität der befragten Frauen, während sich bei den Männern hypothesenkonforme Effekte im Sinne einer Stabilisierung durch gemeinsame Kinder zeigten. Aus der Genderperspektive lässt sich dies dadurch begründen, dass Kinder insbesondere für Frauen zusätzliche Anforderungen und Belastungen bedeuten (Reichle 1994), die eine Stabilisierung der Paarbeziehung konterkarieren. Ein weiterer geschlechtsspezifischer Befund resultiert im Bereich Paarinteraktion: Lediglich bei den Männern wirkt Konfliktvermeidung stabilisierend; dieser Effekt ist insbesondere dann zu beobachten, wenn die Paarbeziehung durch ein hohes Konfliktniveau gekennzeichnet ist. Dies passt gut zu Befunden, nach denen Männer emotional und physisch stärkere aversive Reaktionen auf Konflikte und negative Paarinteraktion zeigen (Gottman et al. 1998). Insgesamt lässt sich schlussfolgern, dass sich die Berücksichtigung der Perspektiven beider Partner empfiehlt, wenn familiale Prozesse im Fokus stehen, die zu Stabilität der Partnerschaft bzw. zur Trennung führen. Letztlich ist hier die Erhebung dyadischer Daten unumgänglich. Da diese in der vorliegenden Untersuchung nicht zur Verfügung standen, sind die Befunde zur Geschlechtsspezifik noch replikations- und differenzierungsbedürftig. An einigen Stellen fanden sich schließlich deutliche Unterschiede in den Effekten zwischen ost- und westdeutsch Sozialisierten. Insbesondere die Hinweise auf eine tendenziell stabilisierende Wirkung von Indikatoren einer traditionalen Arbeitsteilung (relatives Einkommen, Erwerbsumfang der Frau) waren nur bei den erstverheirateten Westdeutschen zu beobachten. Dies ist durch die stärker traditionalen ehebezogenen Vorstellungen und Normen im Westen (vgl. N. Schneider 1994: 65) erklärbar, mit denen die in der BRD im Vergleich zur DDR seit jeher konservativeren familienpolitischen Leitlinien korrespondierten (Dienel 2002). Auf der Ebene der Mediatoren fanden sich ebenfalls systematische Ost-West-Unterschiede. Entgegen der These zusätzlicher Belastungen von Partnerschaften und Familien in Folge der Wende (vgl. Becker &
85 Auf die vor allem in Deutschland geführte Debatte über nichteheliche Lebensgemeinschaften als Übergangs- vs. alternative Lebensform zur Ehe (vgl. Lauterbach 1999) soll hier nicht weiter eingegangen werden. Diese Frage kann anhand der vorliegenden Querschnittdaten auch nicht untersucht werden.
304
Nietfeld 2001) stellten sich Paarinteraktion und Konfliktlevel bei ostdeutschen Paaren signifikant günstiger dar als bei westdeutschen. Hierfür können zwei Thesen angeführt werden (s.o.): Erstens könnte vermutet werden, dass das günstigere Paarklima bei ostdeutschen Paaren auf spezifische positive partnerschaftliche Leitbilder aus der Zeit vor der Wende zurückgeht. Zweitens können die Unterschiede als direkte Folge der Veränderungen nach der Wende im Sinne eines „Zusammenrückens“ innerhalb von Partnerschaften angesehen werden. Letztlich kann auf Basis der vorliegenden Daten jedoch keines der beiden zuletzt genannten Argumente überprüft werden. Insgesamt verweisen die OstWest-Differenzen auf die Notwendigkeit, Determinanten der Partnerschaftsstabilität getrennt für Ost- und Westdeutsche zu untersuchen. Allerdings kann aufgrund von Migrationsprozessen und einer allmählichen Homogenisierung soziokultureller Orientierungen längerfristig mit einer Angleichung beider Gruppen gerechnet werden.
Einige Überlegungen zum Theorievergleich Im Folgenden soll kurz auf theoretischer Ebene diskutiert werden, welche Ansätze sich in den Analysen als geeignet erwiesen haben, den Partnerschaftserfolg umfassend zu erklären. Als zentrale Erkenntnis austauschtheoretischer Ansätze (zu Details vgl. Abschnitt 1.3), die sich auch für die vorliegende Untersuchung als wertvoll erwies, ist die vermittelnde Rolle der Partnerschaftszufriedenheit anzusehen. Wie die dargestellten Mediatoranalysen zeigen, sind die Effekte zahlreicher sozialstruktureller Einflüsse auf die Partnerschaftsstabilität zum Teil über die Partnerschaftszufriedenheit vermittelt. Ebenfalls (zumindest bei den Westdeutschen) bestätigt wurde der direkte, d.h. nicht vermittelte destabilisierende Effekt der Opportunitäten, der sich erwartungsgemäß nicht vollständig durch die modellierten Drittvariablen erklären ließ. Für einige der nach dem Modell von Lewis und Spanier (1979) erwarteten sozialstrukturellen Einflüsse (z.B. Zufriedenheit mit der finanziellen Situation) fand sich in den Daten ebenfalls empirische Unterstützung. Die stabilisierenden Auswirkungen der Homogamie beschränkten sich allerdings weitgehend auf die wahrgenommene Einstellungsähnlichkeit, während ein ähnlicher sozialer Hintergrund allein ohne Konsequenz für die Partnerschaftsstabilität blieb. Analysen an einer jüngeren Stichprobe zeigen hiervon abweichend jedoch einen stabilisierenden Effekt der Bildungshomogamie (Arránz Becker & Hill 2008), was auf die Möglichkeit eines kohortenbezogenen Wandels hindeutet. So scheint die These nicht unplausibel, dass die Bedeutung des Lebensstil- bzw. Einstellungsaspekts der Bildung 305
gestiegen ist, während bei den älteren Paaren noch eher der Einkommenspotentialaspekt überwiegt. Eine Konsequenz hieraus könnte in einer Zunahme des stabilisierenden Effekts der Bildungshomogamie in jüngeren Kohorten bestehen. Als Defizit austauschtheoretischer Konzeptionen ist allerdings die fehlende Endogenisierung der Paarinteraktion anzusehen. Diese wird auf einer Ebene mit weiteren sozialstrukturellen Variablen als exogener Einflussfaktor modelliert, ohne deren vermittelnden Charakter zu berücksichtigen. Ähnliches gilt für Paarkonflikte, die im weiteren Sinne als negatives Gegenstück zu den ehelichen „Gratifikationen“ angesehen werden können, allerdings nicht explizit modelliert werden. Der familienökonomische Ansatz (vgl. Abschnitt 1.4) konnte für die Generierung der meisten Hypothesen der vorliegenden Arbeit nutzbar gemacht werden. Insofern hat er einen wichtigen Beitrag zum theoretischen Fundament geleistet. Hinsichtlich der empirischen Befunde konnten jedoch nicht alle daraus abgeleiteten Vorhersagen bestätigt werden. So stützten die Analysen in Bezug auf die Partnersuche nicht konsistent den erwarteten stabilisierenden Effekt der Suchdauer. Nicht bestätigen ließ sich ferner die geringere Stabilität von Zweitehen; allerdings ist hier mit besonders starken Verzerrungen durch Selektion zu rechnen (nur die stabilsten Zweit- oder Folgeehen sind in der Befragung enthalten), sodass dieser Befund auf keinen Fall als Kausaleffekt interpretiert werden darf. Bezüglich des Einflusses des Partnermarkts bestätigten die Befunde dahingegen den aus familienökonomischer Sicht erwarteten destabilisierenden Effekt von Opportunitäten tendenziell, obgleich die Operationalisierung hierfür indirekter Art war und Konfundierungen mit verschiedenen Drittvariablen aufweist. Hinsichtlich des Matchings wurde bereits im vorangehenden Absatz das Fehlen stabilisierender Effekte sozialstruktureller Homogamie kommentiert. Im Vergleich zur Austauschtheorie ist jedoch die Familienökonomie besser in der Lage, die gefundenen positiven Auswirkungen negativer Paarungen im Hinblick auf substituierbare Merkmale (z.B. Marktarbeit) zu begründen. Ein Problem besteht allerdings darin, dass die Charakterisierung von Merkmalen als komplementär vs. substituierbar theoretisch nicht vollständig transparent wird und zudem offensichtlich im Fall bestimmter Attribute – wie der Bildung – auch empirisch variieren bzw. sich verändern kann. Allgemein bestätigt wurde die stabilisierende Wirkung von Investitionen, die sowohl in der Familienökonomie als auch in eigenen Ansätzen wie dem Investitionsmodell (vgl. Abschnitt 1.3.2) postuliert wird. Dabei erwiesen sich sowohl materielle als auch immaterielle Investitionen (operationalisiert über Anpassung an die Wünsche des Partners im Beziehungsverlauf) als Stabilitätsdeterminante, und zwar unabhängig vom Beziehungstyp. Eine interessante Besonderheit zeigte sich hinsichtlich einer der wichtigsten beziehungsspezifischen Investitionen, gemeinsamen Kindern: Hier divergieren die
306
Perspektiven von Männern und Frauen deutlich in der Weise, dass mit zunehmender Anzahl gemeinsamer Kinder bei Männern eine Stabilisierung, bei Frauen hingegen eine leichte Destabilisierung (insbesondere bei zwei Kindern gegenüber Kinderlosen) festgestellt wurde. Bei der Erklärung dieser Geschlechtsspezifik stößt die Familienökonomie an ihre Grenzen; hier ist der Einsatz der Genderperspektive, quasi als vorgeschalteter „Filter“, hilfreich, da nach dieser geschlechtsdifferentielle Auswirkungen der Elternschaft aufgrund vermehrter Belastungen der Frauen durchaus zu erwarten sind (vgl. hierzu die Befunde von Reichle 1994: 182ff, zusammenfassend 260). Alternativ kann vermutet werden, dass für Frauen aufgrund des affektiven Nutzens von Kindern (vgl. Nauck 2001) die Bedeutung emotionaler Zuwendung seitens des Partners abnimmt und die Beziehung aus diesem Grund instabiler wird. Bestätigt wurden verschiedene familienökonomische Hypothesen zum Einfluss des individuellen Humankapitals und zur Arbeitsteilung. So stabilisierte ein hohes relatives Einkommen der Männer zumindest die erstverheirateten Westdeutschen, während analog dazu ein steigender Erwerbsumfang der Frauen in dieser Gruppe mit einer tendenziellen Destabilisierung einherging. Dies spricht für die stabilisierende Wirkung einer spezialisierten Arbeitsteilung, in der sich der Mann auf Marktarbeit festlegt. In engem Zusammenhang zu diesen Befunden steht der negative Effekt des Bildungsniveaus der Frau auf die Ehestabilität; als theoretische Begründung lässt sich auch hier anführen, dass Bildung in gewissem Maß mit dem Einkommenspotential korrespondiert und daher höhere Bildung der Frauen einer traditional spezialisierten Arbeitsteilung entgegensteht. Um diese Effekte im Detail untersuchen zu können, wären allerdings dyadische Daten erforderlich; nur damit ließen sich die komplexen und potentiell antagonistischen Effekte auf Partnerschaftszufriedenheit und -stabilität angemessen modellieren. Ein gravierendes allgemeines Defizit des familienökonomischen Ansatzes wird vor dem Hintergrund des verfolgten integrativen Ansatzes deutlich: Da der Haushalt als (Produktions-) Einheit betrachtet wird, werden Interaktions- und Verhandlungsprozesse innerhalb der Dyade prinzipiell ausgeblendet (vgl. Ott 1998). Insofern bleibt der Ansatz blind gegenüber Paarkonflikten und deren Bewältigung, seien diese kausal exogen oder durch bestimmte soziale Konstellationen bedingt. Diesen Punkt problematisieren erst verhandlungstheoretische Erweiterungen des Ansatzes (z.B. Ott 1992a); auch diese bleiben jedoch stärker strukturell als die vorliegende Arbeit, indem Konflikte als vollständig durch Strukturen angelegtes Phänomen konzeptualisiert werden. Über Geschlechtsunterschiede hinaus werden auch hier keine feineren differentiellen Konfliktlagen bzw. -wahrnehmungen in Paarbeziehungen thematisiert. Während die bisher genannten Theorien primär die sozialstrukturellen Stabilitätsdeterminanten betreffen, zielt die Verhaltenstheorie (vgl. Abschnitt 1.8) vor
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allem auf die Erklärung der Auswirkungen von Konflikten sowie von konkreten Merkmalen der Paarinteraktion auf den Partnerschaftserfolg. Die Analysen zeigten erwartungskonform positive Auswirkungen funktionaler und negative Effekte dysfunktionaler Kommunikationsstile, sowohl auf die Partnerschaftszufriedenheit als auch auf die -stabilität. Darüber hinaus konnte eine implizite Annahme des verhaltenstheoretischen Ansatzes bestätigt werden, nach der sich Konflikte vorwiegend dann negativ auf Partnerschaften auswirken, wenn innerhalb des Paares Defizite in der Konfliktlösung bestehen bzw. zu häufig dysfunktionales Verhalten gezeigt wird (vgl. Arránz Becker et al. 2005). Als Defizit des Ansatzes ist allerdings die mangelnde Differenzierung von Effekten auf Partnerschaftszufriedenheit und -stabilität anzuführen (vgl. Rogge & Bradbury 1999). Obgleich einige Ansätze im Bereich der Paarverhaltensforschung durchaus auf Trennungserklärung und -prognosen abzielen (Carrere et al. 2000; Gottman et al. 1998), stellt die Partnerschaftszufriedenheit oder -qualität in den meisten Studien die abhängige Variable dar. Weder theoretisch noch empirisch ist hinreichend klar, inwieweit zwischen den Effekten auf beide Kriterien systematische Unterschiede bestehen und welche differentiellen Einflüsse konkret zu erwarten sind. Einen diesbezüglich interessanten Befund ergaben die im Rahmen der vorliegenden Untersuchung durchgeführten Analysen. Bei den untersuchten Männern konnten hinsichtlich der Konfliktvermeidung antagonistische Auswirkungen beobachtet werden: Während Vermeidung die Partnerschaftszufriedenheit beeinträchtigt und dadurch indirekt destabilisierend wirkt, übt sie daneben auch einen direkten stabilisierenden Effekt aus. Dies stellt möglicherweise einen Ausgangspunkt für weitere Studien dar, in denen insbesondere die längsschnittlichen Auswirkungen der Vermeidung näher untersucht werden sollten. Vereinzelte bisherige Studien deuten auf potentiell umgekehrte Effekte im Quer- und Längsschnitt hin (Gottman & Krokoff 1989). Bei einer allgemeinen übergreifenden Betrachtung der Theorien wird schnell klar, dass keiner der Ansätze allein die vielfältigen Einflüsse umfassend modellieren kann. Alle besitzen ihre Stärken und Schwächen und fokussieren einzelne Einflussfaktoren, während andere ausgeblendet werden. In einigen Bereichen (z.B. intergenerationale Transmission des Partnerschaftserfolgs) sind zumindest in empirischen Arbeiten stärker integrative Erklärungsansätze vorgeschlagen worden, während die potentiell vermittelnde Bedeutung von Paarinteraktion und Konflikten hinsichtlich anderer Faktoren (z.B. stabilisierender Einfluss des Heiratsalters) immer noch weitgehend ungeklärt ist. In Abbildung 30 wird eine Zusammenfassung der Befunde zu einem integrativen heuristischen Hypothesenmodell vorgeschlagen. Es handelt sich dabei nicht um einen umfassenden theoretischen Erklärungsansatz, sondern um eine Synopse der zentralen Einflussfaktoren und Wirkmechanismen auf
308
Basis der Befunde der vorliegenden Studie. Das Modell gliedert die verschiedenen Stabilitätsdeterminanten in vier Gruppen von Prozessen: (1) Rahmenbedingungen in den Akteuren und ihrer Umwelt, die unabhängig von der späteren Partnerschaft bestehen, (2) Prozesse der Partnerschaftsentstehung, (3) Aspekte der Partnerschaftsgestaltung sowie (4) Kriterien des Partnerschaftserfolgs. Quer zu diesen Einflüssen liegen (5) normative Orientierungen sowie die kognitive Rahmung der Partnerschaft (Framing). Abbildung 30: Ein integratives Modell zur Erklärung des Partnerschaftserfolgs Rahmenbedingungen
Partnerschaftsentstehung
Partnerschaftsgestaltung Investitionen: (im)materiell Kinder Institutionalisier. Arbeitsteilung
strukturell: Opportunitäten Alternativen Paarbildung (Match)
Partnerschaftserfolg
Partnerschaftszufriedenheit
„Beziehungspflege“ Suchverhalten
individuell: Persönlichkeit, Biographie, Sozialisation
Verhalten: Paarinteraktion Partnerschaftsstabilität Kognitionen: Konflikte
NORMATIVE ORIENTIERUNGEN / FRAMING direkter Einfluss direkter und indirekter Einfluss schwacher / partieller Einfluss
Die verschiedenen Faktoren werden im Folgenden sukzessive kurz erläutert: 1.
Die Rahmenbedingungen, welche bei der Entstehung neuer Partnerschaften wirksam sind, lassen sich in (a) situative und (b) personseitige Aspekte untergliedern. Als Hauptmerkmal der Situation ist die spezifische Opportunitä-
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2.
3.
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tenstruktur anzusehen, die sich aus der Anzahl und den Merkmalen potentieller Partner in den individuellen sozialen Handlungsfeldern ergibt. Entscheidend ist dabei die Wahrnehmung dieser Opportunitäten: Werden Alternativen nicht wahrgenommen, erhalten sie auch keine Handlungsrelevanz. Auf der Personenseite sind Persönlichkeitsfaktoren sowie Sozialisations- und biographische Erfahrungen zu nennen. Sie bestimmen zum einen die individuelle Partnersuchstrategie (z.B. extensiv vs. intensiv), zum anderen sind insbesondere Sozialisationsprozesse für die Aneignung bestimmter normativer Orientierungen bzw. Frames verantwortlich. Aus den Suchaktivitäten auf dem Partnermarkt (meeting) kann sich in Abhängigkeit von den Opportunitäten eine Partnerwahl (mating) ergeben. Hieraus resultieren spezifische Merkmalskonstellationen der Partner (match). Hinsichtlich bestimmter Merkmale ist eine hohe Ähnlichkeit vorteilhaft (z.B. Einstellungen, Werte), hinsichtlich anderer Eigenschaften (z.B. Einkommenspotential) bringt Unterschiedlichkeit der Partner maximalen Gewinn. Bezüglich dieser Unterscheidung ist die Beckersche Differenzierung von komplementären und substituierbaren Attributen nützlich (vgl. Abschnitt 1.4.2). Die weitere Entwicklung der Partnerschaft hängt maßgeblich von der konkreten Beziehungsgestaltung ab. Hierunter lassen sich drei Arten von Prozessen subsumieren: (a) Paarinteraktion in Alltags- und Konfliktsituationen, (b) beziehungsspezifische Investitionen sowie (c) partnerschaftsbezogene Kognitionen (z.B. Attributionsprozesse oder Konfliktwahrnehmung). Alle drei Faktoren hängen von der (subjektiven) Güte des Matches ab, d.h. je besser die Passung zum Partner wahrgenommen wird, desto höher ist die Bereitschaft, in die Partnerschaft zu investieren und desto leichter fällt die Schaffung einer gemeinsamen Sinnwelt durch Kommunikationsprozesse. Wie die vorliegenden Analysen gezeigt haben, werden daneben insbesondere Konfliktwahrnehmungen und Merkmale der Paarinteraktion durch biographische Erfahrungen (z.B. Trennung der Eltern) beeinflusst. Die Abgrenzung von Interaktionsprozessen und Investitionen ist allerdings fließend, da positive Zuwendung und konstruktive „Beziehungsarbeit“ (vgl. die Literatur zu relationship maintenance, zum Überblick etwa Canary & Stafford 1994) ebenfalls wichtige Investitionen in eine Paarbeziehung darstellen. Sonstige Arten von beziehungsspezifischen Investitionen sind materielle und immaterielle Aufwendungen, gemeinsame Kinder, Art und Timing von Institutionalisierungsprozessen der Partnerschaft (z.B. Haushaltsgründung, Heirat), aber auch spezifische Arbeitsteilungs-Arrangements.
4.
5.
Schließlich sind als weiterer Komplex die outcomes der Partnerschaft zu nennen, wobei diese durchaus in einem dynamischen Sinn zu verstehen sind. In der vorliegenden Arbeit wurde dieser Bereich durch zwei Kriterien, Partnerschaftszufriedenheit und -stabilität, konzeptualisiert. Insbesondere die Effekte von Konflikten und Interaktion auf die Partnerschaftsstabilität werden dabei über die Zufriedenheit vermittelt. Daneben üben Konflikte und auch bestimmte destruktive Paarinteraktionsmuster zusätzlich eine direkt destabilisierende Wirkung, unabhängig vom konkreten Ausmaß der (Un-)Zufriedenheit, aus. Auch Investitionen stabilisieren Paarbeziehungen meist direkt, indem sie Trennungsbarrieren schaffen und damit die Kosten der Auflösung der Partnerschaft erhöhen. Ein weiterer Einflussfaktor, der sich nicht ohne Weiteres in das bisherige Schema einfügen lässt, sind normative Orientierungen. Entsprechende Partnerschafts- oder Ehemodelle bzw. -frames können als Produkt bestimmter Sozialisationserfahrungen angesehen werden und determinieren das Ausmaß wahrgenommener Unbedingtheit einer (dauerhaften) Paarbeziehung; andere Beispiele für normative Orientierungen sind traditionale Rollenvorstellungen oder Religiosität. Bei hoher normativer Orientierung resultiert ein hohes Verpflichtungsgefühl (Commitment) gegenüber der Partnerschaft, Alternativen werden teilweise oder ganz ausgeblendet (repräsentiert über den Pfeil auf die Opportunitäten). Normativ gesteuerte Handlungen sind weitgehend unabhängig von Anreizen und Opportunitäten und können damit im Sinne eines dual process-Modells als Erklärungsalternative zu RC-theoretischen Modellierungen angesehen werden. Sie nehmen an verschiedenen Stellen Einfluss auf die oben beschriebenen Prozesse: Zum einen determinieren sie – neben der wahrgenommenen Qualität des Matchs – die Bereitschaft zu partnerschaftsspezifischen Investitionen, welche wiederum direkt auf die Partnerschaftsstabilität wirken. Zum anderen stärkt eine starke normative Orientierung die Partnerschaftsstabilität direkt, indem sie das Aufkommen von Trennungsgedanken unterdrückt. Allerdings können Paarkonflikte bzw. -krisen ab einer gewissen Ausprägung zu einem Framewechsel beitragen, der dann wiederum in einer Destabilisierung der Partnerschaft münden kann. Es ist zu erwarten, dass auch extreme Instabilitätserfahrungen (z.B. eine Scheidung) eine Schwächung des Framings in einer Folgebeziehung begünstigen. Mangels einer präzisen Operationalisierung für Framing sind die zuletzt beschriebenen Teile des Modells allerdings eher theoretischer Natur und wurden in der vorliegenden Arbeit nicht explizit getestet.
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Das Modell schließt unmittelbar an Arbeiten von Paul B. Hill (Hill & Kopp 1990; Hill 2003, 2004) an und wurde primär um die stärker psychologisch Variablen im Bereich der Partnerschaftswahrnehmung und der Paarinteraktion ergänzt. Erste empirische Befunde an einem anderen Datensatz bestätigen z.B. die darin postulierten vermittelten Einflüsse des matchs auf die Partnerschaftsstabilität (Arránz Becker & Hill 2008).
Fazit und Desiderata Die primäre Zielsetzung der vorliegenden Arbeit bestand darin, einen ersten Schritt in Richtung einer fächerübergreifenden, integrativen Perspektive zur Erklärung des Partnerschaftserfolgs zu tun. Insofern kann sowohl die (familien-)soziologische als auch die psychologische Forschung von den Ergebnissen profitieren. Familiensoziologen und Scheidungsforscher sollen durch die geleistete Dokumentation psychometrisch validierter Skalen zur Messung von Paarkonflikten und Interaktionsstilen (zum Wortlaut der eingesetzten Indikatoren vgl. den Anhang) ermuntert werden, diese für die Entwicklung von Paarbeziehungen so eminent wichtigen Merkmale in Zukunft stärker zu berücksichtigen (vgl. Hill 2004). Daneben zeigen einige geschlechtsspezifische Effekte, z.B. hinsichtlich der Arbeitsteilung, dass den potentiell divergierenden Wahrnehmungen und Intentionen beider Partner in der klassischen Scheidungsforschung bislang noch zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Eine konsequente Weiterführung dieser Erkenntnisse muss auf dyadischen Daten aufbauen. Daher sind ergänzend zu Trennungs- und Scheidungsereignissen auch verstärkt die partnerschaftsbezogenen Wahrnehmungen beider Partner einzubeziehen. Einige aktuelle Studien versuchen dieses Defizit zu beheben, z.B. indem berücksichtigt wird, von welchem der beiden Partner die Trennung ausgeht (Kalmijn & Poortman 2006). Erstrebenswert wäre in zukünftigen Panelstudien die Berücksichtigung objektiver Trennungsereignisse und subjektiver Stabilitätswahrnehmungen, um die generierenden Prozesse, die an einem gewissen Punkt zur Entscheidung über eine Trennung führen, näher untersuchen zu können. Klinisch-psychologische Forscher sollen vor dem Hintergrund der Befunde daran erinnert werden, dass partnerschaftsbezogene Kognitionen und Verhalten der Akteure nicht annähernd so unabhängig vom sozial- und familienstrukturellen Kontext sind, wie es die bisweilen sozial sehr homogenen Untersuchungsstichproben suggerieren (vgl. Karney & Bradbury 1995). Insofern sollte zusätzliches Augenmerk auf die Stichprobenrekrutierung gelegt werden, damit neue Erkenntnisse zur Repräsentativität bisheriger Befunde gewonnen werden können. Konkret soll312
ten zunehmend sozialstrukturelle bzw. demographische Merkmale explizit erfasst sowie in den Analysen berücksichtigt werden. So verweisen z.B. die Ergebnisse zu geschlechtsspezifischen Auswirkungen einzelner Kommunikationsstile wie Konfliktvermeidung auf die Notwendigkeit, künftig systematisch Moderatoreffekte soziodemographischer Variablen zu prüfen. Ein großes Potential hinsichtlich geschlechtsspezifischer Auswertung liegt in der Analyse dyadischer Daten, die bislang – insbesondere im Längsschnitt – nur selten erhoben werden. Durch die Analysen in der vorliegenden Arbeit konnte gezeigt werden, dass sowohl die soziale Situation von Akteuren als auch die Partnerschaftswahrnehmung und -gestaltung gemeinsam den Erfolg von ehelichen und nichtehelichen Paarbeziehungen beeinflussen. Darüber hinaus konnten einige neue Erkenntnisse über die Art des Zusammenwirkens beider Einflussfaktoren gewonnen werden. Eine vollständige Erklärung der Stabilitätsdynamik von Paarbeziehungen sollte beide Aspekte integrieren und damit auch ein Zusammenwachsen der Disziplinen fördern.
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352
Anhang: eingesetzte Skalen in den Bereichen Paarinteraktion und Paarkonflikte 1
Paarinteraktion
1.1 Positive Alltagskommunikation 1. 2. 3.
pak1: Aufmerksames Zuhören, wenn Sie sich mit Ihrer Partnerin unterhalten. pak2: Loben, wenn Ihre Partnerin Ihrer Meinung nach etwas gut gemacht hat. pak3: Positive Rückmeldung geben, wenn Ihre Partnerin Ihnen etwas sagt.
Antwortskala: 2 1 nie selten Weiß ich nicht Keine Angabe
3 gelegentlich
4 häufiger
5 oft
6 sehr oft
1.2 Konstruktives Konfliktverhalten 4. 5. 6.
7.
kkv1: Wenn wir uns streiten, steht die gemeinsame Lösung des Problems im Vordergrund. kkv2: Auch wenn wir uns streiten, respektieren wir die Meinung des Partners. kkv3: Wenn wir uns streiten, versucht einer von uns, den Konflikt zu entschärfen, indem er die Situation zum Beispiel mit Humor sieht, etwas Nettes sagt oder Verständnis für die Sichtweise des anderen zeigt. kkv4: Wenn wir uns streiten, bleibt mindestens einer von uns ruhig und diskutiert sachlich.
Antwortskala für alle Items: 2 1 trifft gar nicht zu Weiß ich nicht Keine Angabe
3
4
5
6 trifft voll zu
353
1.3 Destruktives Konfliktverhalten 8. dkv1: Wenn wir uns streiten, kritisiere ich meine Partnerin. 9. dkv2: Während eines Konfliktes zähle ich die Fehler meiner Partnerin auf. 10. dkv3: In Konflikten verletzt einer von uns den anderen manchmal mit spöttischen Bemerkungen. 11. dkv4: Während eines Konfliktes halte ich meine Partnerin manchmal für einen Dummkopf. 12. dkv5: Wenn wir uns streiten, wird mindestens einer von uns laut oder fängt an zu schreien. Antwortskala: 2 1 trifft gar nicht zu Weiß ich nicht Keine Angabe
3
4
5
6 trifft voll zu
1.4 Konfliktvermeidung 13. verm1: Unsere Probleme lösen sich am ehesten von selbst, wenn wir sie gar nicht erst ansprechen. 14. verm2: Bei einem Streit ist es besser, seine wahren Gefühle zu verbergen, als den Partner zu verletzen. Antwortskala: 2 1 trifft gar nicht zu Weiß ich nicht Keine Angabe
354
3
4
5
6 trifft voll zu
2
Paarkonflikte
a) Häufigkeitseinstufungen: 15. k1: Gibt es in Ihrer Partnerschaft Konflikte über finanzielle Dinge? 16. k2: Gibt es in Ihrer Partnerschaft Konflikte weil einer meint, zu wenig gefühlsmäßige Zuwendung vom anderen zu erhalten? 17. k3: Gibt es Konflikte zwischen Ihnen und Ihrer Partnerin, weil sich jemand von Ihnen beiden nicht verstanden fühlt? 18. k4: Gibt es in Ihrer Partnerschaft Konflikte in Bezug auf die Freizeitgestaltung? 19. k5: Gibt es in Ihrer Partnerschaft Konflikte, weil Sie und Ihre Partnerin unterschiedliche Ansichten über Ordnung und Sauberkeit im Haushalt haben? Antwortskala: 2 1 nie selten Weiß ich nicht Keine Angabe
3 gelegentlich
4 häufiger
5 oft
6 sehr oft
b) Belastungseinstufung (für jedes Konfliktfeld, falls bei Häufigkeit nicht „nie“ angegeben): Und wie stark belasten Sie diese Konflikte? Antwortskala: 2 1 gar nicht wenig Weiß ich nicht Keine Angabe
3 etwas
4 eher stark
5 stark
6 sehr stark
355