Walter Bujard
Stilanalytische Untersuchungen zum Kolosserbrief als Beitrag zur Methodik von Sprachvergleichen
Vandenhoeck & Ruprecht
MEINEN ELTERN
WALTER BUJARD
Stilanalytische Untersuchungen zum Kolosserbrief als Beitrag zur Methodik von Sprachvergleichen
VANDENHOECK & RUPRECHT IN GÖTTINGEN
Studien zur Umwelt des Neuen Testaments Herausgegeben von Karl Georg Kuhn Band 11
ISBN 3-525-53362-4 Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft. © Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1973. - Printed in Germany. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, das ßuch oder Teile daraus auf foto- oder akustomechanischem Wege zu vervifüfältigen. Ge>amtherstellung: IIubert & Co., Göttingen
Vorwort Das vorliegende Buch entspricht im wesentlichen meiner Dissertation, die im Wintersemester 1970/71 von der Theologischen Fakultät der Universität Heidelberg angenommen worden ist. Es konnten lediglich einige Versehen korrigiert und mehrere kleinere Modifikationen vorgenommen werden. Denn so sehr mich eine intensive Weiterarbeit auch gereizt hat: das seither übernommene Pfarramt hat sie bis auf weiteres unmöglich gemacht. Um trotzdem die in der Arbeit vertretene ganzheitliche Betrachtungsweise des Stils im Kolosserbrief und in den Paulusbriefen und ihre literarkritische Bedeutung in einer breiteren wissenschaftlichen Öffentlichkeit zur Diskussion stellen zu können, habe ich mich entschlossen, die Untersuchungen der Dissertation auch ohne tiefgreifende Umgestaltung oder gar Weiterführung als Buch erscheinen zu lassen. Mein Dank gilt auch an dieser Stelle meinem verehrten Lehrer, Herrn Prof. D. Dr. Karl Georg Kuhn, dessen Vorlesungen und Seminaren ich außerordentlich viel verdanke und in dessen Qumran-Forschungsstelle ich eine Zeit lang habe mitarbeiten können. Er hat mir nicht nur die Möglichkeit gegeben, das selbstgewählte Thema in aller Freiheit zu bearbeiten, sondern er hat meine Arbeit mit großem Verständnis gerade auch in den Zeiten begleitet, in denen die Schwierigkeiten überhand zu nehmen drohten. Schließlich hat er die vorgelegten Untersuchungen nun auch in die von ihm herausgegebenen "Studien zur Umwelt des NT" aufgenommen. Danken möchte ich aber auch dem Korreferenten der Dissertation, Herrn Prof. Dr. H. Thyen, und Herrn Prof. D. E. Dinkler für sein Vertrauen, daß er mir in den Jahren 1967-69 die neutestamentliche AssistentensteIle übertragen hat - bei der Organisation und Gestaltung meiner Untersuchungen ist mir dies kleine Stück Lehrerfahrung durchaus schon zugute gekommen. Danken möchte ich weiter den Mitarbeitern der Heidelberger Qumran-Forschungsstelle, insbesondere Herrn H. Pabst, für lange Diskussionen, in denen sich so manches abklären konnte, sowie meiner Frau für ihre Mithilfe bei der mühseligen Arbeit des Korrekturlesens. Der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Leitung der Ev. Kirche in Hessen und Nassau schulde ich Dank für ihre großzügige Hilfe bei der finanziellen Bewältigung des Druckvorhabens. Zum Schluß noch ein Wort des Dankes an meine Eltern, denen ich dieses Buch widme: in dankbarer Erinnerung an die vielen Opfer, die sie in schweren Zeiten erbracht haben, um uns Kindern den Besuch weiterführender Schulen und schließlich der Universität zu ermöglichen. Bensheim, am 2. Dezember 1972
Walter Bujard
Inhalt Vorwort ........ . Einleitung ...... .
5 11
I Kapitel: Die Satzfügung a) Einführung . . . . . .
22
b) Die Verwendung der Konjunktionen
24 24 26 27 29 30 33 33 36 36 37 38 39 47 48
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.
8. 9. 10. 11. 12. 13. 14.
Einleitendes . . . . . . . . . . . . . . . . Die adversativen Konjunktionen . . . . Die kausalen Konjunktionen . . . . . . Die hypothetischen und konzessiven Konjunktionen . . . Die komparativen Konjunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die finalen Konjunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die konsekutiven Konjunktionen ............. . Die Konjunktionen in Aussagesätzen. . . . .. . .... . Die temporalen Konjunktionen Die Fragepartikel . . . . . . . . Sonstige Konjunktionen . . . . . .... . Die kopulativen Konjunktionen .......... . Die disjunktiven Konjunktionen . . . . . . . . . . . . . Das Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
c) Die Infinitivkonstruktionen 1. 2. 3. 4. 5.
Einleitendes . . . . . . . . . . Die Häufigkeit von Infinitivkonstruktionen. Das Vorkommen von artikulierten Infinitiven WeiterfUhrung eines Satzes durch den lose angehängten Infinitiv Das Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . .... .
d) Die Partizipialkonstruktionen. 1. Einleitendes . . . . . . . . . . . 2. Die Häufigkeit von Partizipialkonstruktionen . . 3. Das Fazit
e) Die Relativsätze 1. 2. 3. 4.
Einleitendes . . Die Häufigkeit der Relativsätze Stilistisch verschiedene Arten von Relativsätzen Das Fazit . . . . . . .
f) Der Ertrag des Kapitels
......
53 53 53 54 57 58 59 59 59 63 63 63 63 64 70 71
8
Inhalt
11. Kapitel: Zur Gedankenführung a) Einführung ...
77
b) Die SatzfUgung
79
c) Die Wiederholungen von Wörtern und Wortgruppen . . . . . .
86 86 87 89
1. Einleitendes. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 2. Die Wiederholung als Rückgriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 3. Die Wiederholung als Weiterftihrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . " a) Einleitendes ß) Wiederholungen und Aufnahmen im Kol 'Y) in R 12,15 ö) in R 12-13 e) in Ph 3 t) Der Vergleich des Kol mit den paulinischen Texten 4. Assoziative Wiederholungen und Wiederholungen von Phrasen . . . . . . .. 5. Das Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
d) Zur Gliederung der Gedanken 1. Einleitendes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 2. Antithetische Elemente bei der Gedankengliederung . . . . . . . . . . . a) Einleitendes ß) Mit Adversativpartikeln gebildete Antithesen 'Y) Asyndetischer und kopulativer Anschluß eines antithetischen Gedankens ö) Weitere Mittel der antithetisch realisierten Gliederung e) Zusammenfassende Auswertung 3. Parallel realisierte Gliederung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 4. Die Dihärese eines Gedankens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Das Fazit ......................................
98 100
101 101 102
112 113 114
e) Besonders zugespitzte Fonnulierungen, Paradoxa, Oxymora ...... 115 f) Zum Aufbau des Kolosserbriefes
117
g) Die Häufigkeit der Präposition €v
121
h) Der Ertrag des Kapitels . . . . . . . . . . . . . . . .
129
III. Kapitel: Das rhetorische Engagement a) Einführung . 1. Zur AufgabensteIlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Die Lage der Rhetorikforschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Einleitendes ß) Zur rhetorischen Bildung des Paulus 'Y) Probleme der KOINH-Forschung ö) Phonologische Schwierigkeiten e) Schwierigkeiten beim Rhythmus t) Folgerungen ftir das Vorgehen 3. Differenzen innerhalb der Paulusbriefe . . . . . . . . . . . . . . . . . .
b) Der plerophore Charakter des Stils im Kolosserbrief ....... . 1. 2. 3. 4.
Einleitendes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Häufung von Synonymen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Identifizierende und weiterftihrende Appositionen ......... Nachgebrachte Umstandsbestimmungen mit ev . . . . . . . . . . .
. . . .
130 130 131
144
146 146 147 150 154
Inhalt 5. Die Häufung von Genitiven . . . . . . . . 6. Die figura etymologica und Verwandtes 7. Plerophor verwendetes 1Tac; • • • • • • • 8. Einige wortstatistische Beobachtungen 9. Das Fazit . . . • . . • • . . . . .
c) Der Klang als rhetorisches Mittel 1. Einleitendes . . . . . . . . . . . . . . . 2. Detailvergleich der Klangwirkung durch Wortwiederholung im Kol und in R 1-2,15; 12-13; Ph 3 . . . . . . . . . . . . . . a) Einleitendes ß) R 1,1-2,15 'Y) R 12-13 6) Ph 3 e) Der Kolosserbrief t) Der Vergleich des Kol mit den paulinischen Abschnitten 3. Besonders starke und umfangreiche Klangeffekte . . . . . . . . . . . . . . . 4. Rhetorisch belangvolle Klangwiederholungen . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Einleitendes ß) Ausbreitung des Materials 'Y) Auswertung des Materials 5. Plerophore Klangwirkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Einleitendes ß) Klangwirkung durch Synonymien 'Y) Parechetisch realisierte Synonymien 6) Sonstige Klangwiederholungen mit plerophorem Charakter e) Auswertung des Materials 6. Das Fazit
d) Zur Sprechweise 1. 2. 3. 4. 5.
Einleitendes . . Rückschlüsse an hand von Gleichklängen Rückschlüsse anhand der Satzfligung . . . . . . Rückschlüsse anhand der Gedankenflihrung Weitere für die Sprechweise relevante Erscheinungen. a) Anreden ß) Syllepsen vom Typ ab - a [b] 6. Das Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
9 156 157 159 160 164 165 165 167 179 183 194
197 198 198 200 202 207 208
214
e) Der Ertrag des Kapitels
215
Schluß . . . . . . . . . . . . .
220
1. Die ganzheitliche Stilbetrachtung 2. Konkurrierende Erklärungsversuche .. 3. Ausblick. . . . . . . ...... .
221 224
231
Literaturverzeichnis ..
236
Sigla und Abkürzungen ...
247
Stellenregister (in Auswahl)
249
Au tore nregiste r
258
Einleitung Die vorgelegte Untersuchung versteht sich sachlich als ein Beitrag zu der Frage nach der noch immer strittigen Verfasserschaft des Kol und methodisch als ein Versuch, das gerade an diesem Brief überaus deutlich ans Licht tretende weit verbreitete isolierende und quantifizierende Verfahren bei literarkritischen Sprachund Stilverglei~en zu überwinden. Auf die Geschichte der Verfasserfrage beim Kol braucht hier nicht eingegangen zu werden; ein solcher Rückblick trüge für unser Thema nichts Wesentliches aus und findet sich zudem wenigstens in gaben Zügen in der Einleitung zu Percys Monographie über "Die Probleme der Kolosser- und Epheserbriefe"l. Genannt werden soll an dieser Stelle lediglich die 1838 posthum durch seinen Bruder herausgegebene Monographie von Ernst Theodor Mayerhoff: "Der Brief an die Colosser, mit vornehmlich er Berücksichtigung der drei Pastoralbriefe". Mit dieser Arbeit ist die Verfasserschaft des Paulus für den Kol zuerst und, wie wir meinen, sachlich auch am stärksten bestritten worden. Dabei ist besonders bemerkenswert, daß Mayerhoff seine klare Einsicht in die Differenz zwischen dem Kol und den Paulusbriefen gewonnen hat, obwohl er von einer Abhängigkeit des Kol von dem gleichfalls unpaulinischen 2 Eph ausging und seine Beweisfiihrung durch diesen Ausgangspunkt außerordentlich erschwert hatte. Es ist äußerst bedauerlich und der Sache sehr abträglich gewesen, daß diese Arbeit Mayerhoffs in späterer Zeit kaum mehr beachtet wurde und seine Beobachtungen und Argumentationen darum auch gar nicht richtig zum Zuge kommen konnten. So hat beispielsweise Percy rur seine groß angelegte Monographie das Buch Mayerhoffs überhaupt nicht herangezogen, da ihm "die Arbeit ... leider nicht zugänglich" gewesen sei 3 • Interessanter als eine Darstellung der Geschichte des Problems ist ein Blick auf den gegenwärtigen Stand der Forschung. Dort lassen sich nämlich zwei genau gegensätzliche Entwicklungen feststellen. Auf der einen Seite ist nach a11 den Diskussionen in dem Jahrhundert nach Mayerhoffs Arbeit die "Echtheit heute fast allgemein anerkannt" 4 • Die Berichte von E. Käsemann und N. A. Dahl in den einschlägigen Artikeln der RGG (1959)5 und des EKL (1958, 2. Aufl. S. dort bes. S. 2-9. Daß Mayerhoff den Eph als unpaulinisch ansah, geht deutlich etwa aus S. 103.109f. 143. 147f (Anmerkung) hervor. 3 Percy, Probleme S. 6 Anm. 43. 4 So formuliert Käsemann, RGG III Sp. 1727; er verwendet damit die gleichen Worte wie A. Wikenhauser in seiner Eihlcitnng in das NT (s. lI. S. 12 Anm. 10). Käsemann selbst vertritt deuteropaulinische Herkunft. 5 Käsemann, RGG III Sp. 1727f. 1
1
12
EINLEITUNG
1962)6 stimmen in diesem Urteil völlig überein 7. Durch C. F. D. Moule wird die paulinische Verfasserschaft des Kol auch im BHHW vertreten (1964)8. Diesen Auskünften der Lexika entspricht, daß die Bearbeitungen des Kol in den beiden großen, repräsentativen deutschsprachigen Kommentarreihen, wie sie bei Beginn dieser Untersuchung vorlagen, nämlich durch E. Lohmeyer in Meyers Kommentar (8. Aufl. 1930 bis 13. Aufl. 1964) und durch M. Dibelius im HNT (1913, 2. Aufl. 1927), jeweils fortgeführt durch W. Schmauch (Beiheft, 1964) bzw. H. Greeven (3. Aufl. 1953), die paulinische Verfasserschaft ebenso vertreten wie die letzte monographische Behandlung der Frage, die von E. Percy 1946 (2. Aufl. 1964) vorgelegt wurde, und wie die großen Einleitungen von W. Michaelis (1946 bis 3. Aufl. 1961, Ergänzungsheft) und (P. Feine - J. Behm -) W. G. Kümmel (12. Aufl. 1963 bis 16. Aufl. 1969)9.lO. Auf der anderen Seite haben Forscher wie G. Bornkamm und E. Schweizer zu erkennen gegeben, daß sich ihnen die Gewichte zugunsten einer nichtpaulinischen Verfasserschaft verschoben haben ll. W. Marxsen in seiner Einleitung und E. Lohse in der neuen Bearbeitung des Kol in Meyers Kommentar vertreten die nichtpaulinische Herkunft, und darüber hinaus rechnet eine Reihe weiterer Forscher, häufig im Gefolge von R. BuHmann, mit einer deuteropaulinischen Abfassung 12 . Angesichts dieser zwiespältigen Lage und in Anbetracht der Wichtigkeit dieser Frage sowohl speziell fur die Theologie des Paulus und das Verständnis des Kol als auch allgemein fur die Erforschung der theologischen Entwicklungen im neutestamentlichen Zeitalter ergibt sich die Notwendigkeit, das Verfasserproblem fiir den Kol erneut zu thematisieren. Die vorliegende Arbeit will das fur den Bereich des Stiles tun. Die Beschränkung auf diesen einen Aspekt hat vor allem zwei Gründe. Einmal ist die sprachliche Untersuchung die erste Aufgabe der Literarkritik, und schon deshalb ist der Einsatz auf dem Sektor von Sprache und Stil der nächstliegende, einer weiteren Begründung eigentlich gar nicht bedürftige und allein sinnvolle Beginn. Ein weiterer Dahl, EKL 11 Sp. 865f. Ebenso Conzelmann in der Einleitung zu seiner Auslegung des Kai in NTD 8,9. Aufl. 1962 (s. dort S. 130). 8 Maule, BHHW 11 Sp. 977. Im LThK tritt J. Gewiess ftir Paulus als den Verfasser des Kai ein (1961). 9 Kümmel kommt sogar zu dem Resümee, daß "Sprache und Stil des Kai ... keinen Anlaß (geben), an der paulinischen Herkunft des Briefes zu zweifeln" (Kümmel, Einleitung S. 246). 10 A. Wikenhauser konstatiert darum also durchaus nicht einfach zu unrecht in seiner Einleitung (1953-1959 4 ), daß der Kai "heute auch auf Seiten der Kritik fast allgemein als echt anerkannt (wird)" (2. Aufl. 1956 S. 297 bzw. 3. Aufl. 1959 S. 297). I 11 Bornkamm in einer Anmerkung zum Wiederabdruck seines Aufsatzes über die Häresie des Kolosserbriefes im 1. Band seiner Gesammelten Aufsätze (S. 139) und Schweizer im Zusammenhang mit einer Einzelbeobachtung zur Anrede mit a8€AepOL (Neotestamentica S. 429). 12 S. Kümmel, Einleitung S. 245-251. 6
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Zum Stand der Forschj.mg
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und äußerst wichtiger Grund ergibt sich speziell im Blick auf die mit Mayerhoffs Arbeit anhebende Diskussion und gilt besonders für den KoI. Bei der Diskussion der Verfasserfrage fällt ja doch folgendes auf: Elnersßlh ~~ hen auch die Vertreter einer paulinischen Verfasserschaft methodisch davon aus, daß "das zunächst in Betracht kommende Kriterium der Echtheit einer Schrift auf dem Gebiet der Sprache und des Stils liegt" 13, und gestehen sie sachlich durchweg zu, daß der Kol (wie der Eph) eine "sprachliche und stilistische Eigenart" gegenüber den "sonstigen Paulinen" aufweist 14. Andererseits stellen die Vertreter einer nichtpaulinischen Herkunft des Kol 1s etwa für den Wortschatz "beachtenswerte Unterschiede" (S. 133) und "eine Reihe von Besonderheiten" (S. 136), für den Stil des Briefes "eine Reihe charakteristischer (sie!) Züge" (S. 136) und "vor allem die Eigenart des Satzbaus und der Satzfolge" (S. 137) heraus und gestehen dann schließlich doch wieder zu, daß "allein aufgrund der Beobachtungen, die Sprache und Stil des Briefes betreffen, ... die Entscheidung über paulinische oder deuteropaulinische Abfassung des Briefes nicht herbeigeführt werden (kann)" (S. 140). Da man der einen Seite nieht unterstellen darf, ihre Anerkennung der methodischen Bedeutung der Literarkritik sei lediglich ein Lippenbekenntnis, und da man der anderen Seite nicht vorwerfen kann, ihr Zugeständnis einer für die Entscheidung letztlich doch zu konstatierenden Bedeutungslosigkeit des vorliegenden sprachlichen und stilistischen Befundes sei nur taktischer Natur (da ja die sachlich-theologischen Argumente die Beweislast tragen können oder gar müssen), erhebt sich die Frage, ob die von beiden Seiten anerkannten sprachlichen Differenzen im Kern tatsächlich unerheblich sind oder ob sie nur noch nicht in hinreichender Klarheit und Schärfe herausgearbeitet wurden. Angesichts der herrschenden Methode für solche Sprach- und Stilvergleiche hegen wir den Verdacht, daß letzteres der Fall ist. Ein besonders drastisches Beispiel für die hiermit angesprochene Methode liefert Percy in seiner schon genannten jüngsten Monographie zu dem Verfasserproblem der Deuteropaulinen 16. Percys große Arbeit, die den engen Zusammenhang des Kol mit dem Eph betont und in ihrem Ergebnis beide Briefe als paulinisch erweisen will, ist ja schon dadurch in Mißkredit geraten, daß der unpaulinische Charakter des Eph immer stärker herausgearbeitet werden konnte und dieser Brief mittlerweile weithin als pseudonyme Schrift gilt l7 . Denn wenn seine ArguPercy, Probleme S. 10. Beide Zitate aus Percy, Probleme S. 16. 1 S Die folgenden Zitate haben wir Lohses Kommentar entnommen; auf ihn beziehen sich die eingeklammerten Seitenzahlen im Text. 16 Auf dieses Werk beziehen sich die folgenden, in Klammern beigefügten Seitenangaben. 17 S. Lohse, Kommentar S. 31 Anm. 1 u. Kümmel, Einleitung S. 257-262, und vergleiche damit die entsprechenden Abschnitte in der 8. Auf!. der Einleitung von Feine-Behm S. 190193. - Dieser Sicht des Verhältnisses der beiden Briefe widerspricht G. Schille in einem Aufsatz ("Der Autor des Epheserbriefes") 1957, jedoch ist sein Einspruch methodisch völlig unzureichend fundiert. Schille meint (Sp. 332), nur an einer einzigen Stelle könne man 13
14
14
EINLEITUNG
mentation für den Eph nicht stichhaltig ist, erfordert selbstverständlich auch seine Behandlung des Kol eine kritische überprüfung, und zwar wäre diese auch dann nötig, wenn Percy die Verbindung zwischen Kol und Eph saohlich und methodisch nicht so eng gestaltet hätte, wie er es nun einmal getan hat. Eine ins Detail gehende Diskussion der Arbeit Percys trüge freilich nur wenig aus, da der Kern des Problems methodischer Natur ist. Percy- stellt im Grunde lediglich Beobachtungen zum Kol zusammen, um sodann entsprechende Erscheinungen aus den unzweifelhaft echten Paulusbriefen danebenzuhalten. Ein solches Vorgehen, das ja schon sehr lange praktiziert und von Percy nur mit einem besonders großen (aber gerade im Rahmen dieser Methode durchaus noch keineswegs ausreichenden) Aufwand an Material geübt wird, macht ohne hinreichende methodische Besinnung und Begründung aus einem qualitativen Problem ein nur quantitatives. "Der Unterschied zwischen dem Kolosserbrief - und dasselbe gilt ... gewissermaßen auch vom Epheserbrief - und den anerkannten Briefen in stilistischer Hinsicht erweist sich somit bei näherer Prüfung weniger als rein (sie!) qualitativ denn als quantitativ und graduell" (S. 42f).18 Percys Kapitel über "Sprache und Stil des Kolosserbriefes" illustriert diese Auffassung auf Schritt und Tritt nur allzu deutlich. Symptomatisch sind deshalb Sätze wie: "Indessen begegnet zu einem einigermaßen fundierten Urteil in der Prioritätsfrage kommen, und zwar bei E 4,15f par K 2,19: Da in K 2,19 das genus von K€'PaATj zum nachfolgenden maskulinischen Relativpronomen unmotiviert wechsele, während es bei E 4,15f durch die eingeschobene Apposition XPLaTOC; begründet sei, müsse die methodisch bessere Erklärung dem Eph die Priorität zugestehen und den Text des Kol demgegenüber für eine Verkürzung halten. Zu Schilles Argumentation ist jedoch zu sagen: Zwar sind sog. statistische Argumente in der Tat fragwürdig; Geltung können sie erst beanspruchen, wenn eine genügend große Basis zur Verfügung steht und der Befund signifikant ist, - dann aber müssen sie zur Geltung gebracht werden. Die Frage, ob der Vf. des Eph mit Hilfe der Apposition glättet und der Kol die "Iectio difficilior" bietet oder ob die syntaktisch glatte Formulierung des Eph von dem Vf. des Kol unbedacht verkürzt wird, ist an und für sich, d.h. ohne weitere Kriterien nieh t zu lösen, da es sich um eine originale constructio ad sensum jedenfalls handeln kann (die Alternative motiviert - unmotiviert ist also hier als [gar noch einziges und eindeu tiges! I literarkritisches Kriterium fehl am Platz) - wie denn auch etwa das Verhältnis von E 3,16ff zu K 2,7 im Blick auf die Form der Partizipien die genau gegenteilige Ansicht nahelegt (vgl. dazu z. B. Norden, Agnostos Theos S. 251 Anm. 1). Für eine Argumentation der Art, wie sie Schille vorlegt, ist eine unabdingbare Voraussetzung die Klärung der Frage, ob und in welcher Dich te im Kol sonst eine constructio ad sensum auftritt und wie sich jeweils der entsprechende Text des Eph dazu verhält. Methodologisch ebenso nötig wäre eine Reflexion über den Grad (Stoffrnasse und Wörtlichkeit) und die Art (Erinnerung oder schriftliche Vorlage) der Verwendung des vorgegebenen Briefes. Schließlich dürfte die Analyse des jeweiligen Kontextes und der Gedankenführung nicht fehlen, die beispielsweise über das Auftauchen eines Wortfeldes (vgl. E 4,15fmjt 2,21! Woher kommt das Stichwort aWJ.laK 2,19 und E 4,16?) Auskunft zu geben hätte. Schilles Einwand beruht also nicht auf einer "methodisch besseren" Sicht der Dinge, sondern sie stellt ganz im Gegenteil ein besonders eklatan tes Beispiel für ein unbegründet isolierendes Vergleichsverfahren dar (s. u.). 18 Vgl. auch d~n Rückblick auf das Kapitel über "Sprache und Stil des Kolosserbriefes" auf S. 66.
Beispiele für die gängige Methodik
1S
uns manches von derselben Art auch in den anerkannten Briefen, weM auch bei weitem nicht so häufig wie in den Kolosser- und Ephe se rb riefen " (S. 27); oder "Aber auch bei anderen Ausdrücken begegnet uns in den sonstigen Paulinen Ähnliches, wenn auch viel weniger häufig als in den Kolosser- und Epheserbriefen" (S. 28); bzw. Wendungen wie: "Indessen gibt es einige Fälle ..." (S. 34). Dieses Vorgehen Percys ist deshalb besonders erstaunlich, weil gerade er betont, daß die "wirklichen Probleme in bezug auf die Form des Briefes ... ganz auf dem stilistischen Gebiet (liegen)" (S. 18), und er an anderer Stelle bemängelt, daß "vor allem ... eine moderne eingehende Untersuchung über die stilistischen Probleme der beiden Briefe (sc. des Kol und des Eph) (fehlt)" (S. 8). Diesen Erkenntnissen zum Trotz bietet er keine Untersuchung des Stils des Kol (und Eph) sowie der Paulusbriefe und baut er seine Darstellung nicht einmal konsequent anhand von stilistischen Kategorien auf. Darüber hinaus hindert ihn ein außerordentlich enger Stilbegriff daran, die weittragende Bedeutung seiner (leider für ihn eben doch nicht:) programmatischen Einsicht zu erkennen und das Problematische an seiner isolierenden und quantifizierenden Behandlung der sprachlichen und stilistischen Erscheinungen wahrzunehmen. Daß das inkriminierte Verfahren in der Gegenwart stark verbreitet ist, mögen zwei Beispiele zeigen. E. Schweizer hat auf das "völlige" Fehlen der Anrede MfAI{XJL (Jlov) im Kol und im Eph (sowie in den Pastoralbriefen) aufmerksam gemacht, die in allen Paulusbriefen "sehr häufig" sei, und will diese Beobachtung als Argument für eine nichtpaulinische Verfasserschaft dieser Briefe in Anspruch nehmen 19 • Schon angesichts der breiten Streuung der Häufigkeitsangaben für das Vorkommen in den einzelnen Paulusbriefen einerseits und der Kürze des Kol andererseits wird man einer solchen Verwertung dieses Befundes nicht zustimmen können 20. Ist darum schon die statistische Basis schlechthin zu uneinheitlich und viel zu schmal, als daß dieser Befund als ein nennenswerter Differenzpunkt angeführt werden darf, so ist darüber hinaus und erst recht zu fragen, inwiefern selbst ein zugestandener Differenzpunkt dieser Art für die Verfasserfrage denn überhaupt relevant ist bzw. sein kann (sofern man dem Verfasser des Kol nicht unterstellen will, daß er die fragliche Anrede gar nicht kannte oder jedenfalls nicht verwandte). Ohne eine befriedigende Antwort auf diese Frage, d. h. aber: ohne eine stilistische, theologische oder historische Interpretation des Befundes bleibt eine solche Beobachtung völlig unerheblich. Mag man vielleicht zunächst das Fehlen einer solchen methodologischen Reflexion noch der Entdeckerfreude eines Forschers zugute halten wollen, so mahnen sowohl die Aufnahme 21 als auch die Kritik, wie sie z. B. Michaelis 22 an der 111 Neotestamentica S. 429. Die Häufi~keitsangaben: R 8-9; 1K 18; 2K 3; G 9; Ph 5; 1Th 14; 2Th 7; Phm 2. - S. auch u. S. 208-210. 20 Die Beteuerungsantithese des (relativen und auch nicht begriindeten)"sehr häufig" und des (plerophoren) "fehlt völlig" ist im übrigen verräterisch genug. 21 Lohse S. 135. 22 Ähnlich auch-Kümmel, Einleitung S. 246.
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EINLEITUNG
Stichhaltigkeit dieses so gewonnenen Arguments übt, dann doch zur Vorsicht. Michaelis hebt nämlich nach einem Hinweis auf die breite Streuung ("auch"?) bei den eindeutig paulinischen Briefen besonders hervor, daß "sich diese Anrede im Röm zwischen 1,13 und 7,1 überhaupt nicht (findet) ... Dieser Abstand ist so groß wie der ganze Eph. Folgerichtig (?!) müßte man also, so beachtlich der Hinweis von Schweizer an sich auch ist, an der Echtheit von Röm 1,14-6,23 ebenfalls zweifeln" 23 • Auch Michaelis stellt also keineswegs die Frage nach der Relevanz einer solchen Beobachtung fur die Verfasserfrage, sondern bewegt sich ebenfalls allein im statistischen Bereich - in dieser Hinsicht vertreten also beide durchaus das gleiche isolierende und quantifizierende Vorgehen. Wie bei Schweizer die Stichhaltigkeit der argumentativen Verwertung des Befundes schon an der fehlenden statistischen Eindeutigkeit scheitert, so ist freilich auch der Hauptteil der Entgegnung von Michaelis, sofern man sie als eine streng genommen statistische auffassen soll, nicht haltbar, da die Abgrenzung des Abschnittes R 1,14-6,23, in dem die Anrede OO€AI{JOL J.10V ebenfalls fehle, willkürlich so vorgenommen ist, daß zwei derartige Anreden die Grenzen bilden - das aber läßt die statistische Arbeitsweise nicht zu. Wie die Beobachtung Schweizers ist also auch diese Beobachtung von Michaelis argumentativ nicht verwertbar, da sie weder statistischen Wert hat noch auf ihre Bedeutung für das Verfasserproblem überhaupt befragt wird. Angesichts seiner Formulierungen wird man Michaelis im übrigen wohl kaum zugute halten können, daß er letztlich weniger argumentieren als vielmehr den statistisch unzulänglichen Ansatz Schweizers ad absurdum führen will. Die gleichen Einwände müssen, um noch ein zweites Beispiel aus der Gegenwart zu geben, auch gegen die argumentative Verwertung einer Beobachtung durch Kümmel 24 erhoben werden. Kümmel stellt fest, daß "das abundierende Kat nach ota TOVTO (sc. von K) 1,9 ... sich im NT ebenso nur bei Paulus I Thess. 2,13; 3,5; Röm. 13,6 (vgl. auch Röm. 9,24 [und Eph. 1,15 in Aufnahme von Kol. 1,9]) (findet)", und versteht diese Erscheinung als eine "deutliche Stileigentümlichkeit des Paulus", die eben auch der Kol aufweise. Wir lassen hier die Frage beiseite, ob die Verwendung des OLa Tovro KaL an den aufgeführten paulinischen Stellen tatsächlich durchweg "ebenso" erfolgt wie in K 1,9. Denn selbst wenn das wirklich der Fall sein sollte, so ist es doch schlechthin unmöglich, ein dreimaliges Vorkommen der Wendung in sämtlichen Paulusbriefen mit ihren rund 110 Nestle-Seiten zu Anlaß und Grund zu nehmen, von einer "Stileigentümlichkeit" oder gar einer "deutlichen Stileigentümlichkeit" zu reden. Zu allem überfluß findet sich die Wendung ota TOVTO Kat im NT durchaus auch sonst, nämlich Mt 24,44; Lk 11,49; J 12,18. Aber nicht nur dieses statistische Moment ist sachlich und methodisch unhaltbar. Methodisch ebenso anzufechten ist es, daß 23 24
Michaelis im Ergänzungsheft S. 28. Einleitung S. 246.
Das Dilemma der gängigen Methodik
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Kümmel verwandte Formulierungen wie etwa l)w Kat oder l)WTt Kat außer acht läßt, die sich in ungefähr gleicher Häufigkeit fmden und dabei nicht auf Paulus beschränkt sind. Und schließlich unterbleibt auch hier die Frage, ob und inwiefern eine solche Beobachtung fUr das Verfasserproblem relevant ist oder auch nur - konkreter formuliert - ob und wie sich dieses abundirende Kat nach aa TOVTO mit anderen stilistischen Erscheinungen in Verbindung bringen läßt und welche Funktion bzw. welchen Stellenwert es innerhalb des jeweiligen Briefstils hat. Das Vorgehen Percys und die angeführten Beispiele, die sich beliebig vermehren lassen, werfen ein. grelles Licht auf den gegenwärtigen Stand der methodologischen Besinnung und machen verständlich, daß auch Vertreter einer deuteropaulinischen Herkunft trotz einer in den Einzelfragen sehr weitgehenden Einigkeit mit ihren Gesprächspartnern sich davor scheuen, den sprachlichen und stilistischen Befund entscheidend ins Feld zu fUhren. Zugleich fordert aber diese Situation zu dem Versuch heraus, die isolierende und quantifizierende Weise eines Sprach- und Stilvergleiches zu überwinden, und da dieser Versuch ftir den Bereich des Stils besonders erfolgversprechend erscheint, beschränken wir uns in der vorliegenden Arbeit auf Untersuchungen zum Stil des Kol im Vergleich mit den Paul~sbriefen. Wir halten hierftir fest: Die Beobachtungen sprachlicher und stilistischer Diffe7 ren zen zwischen dem Kol (und dem Eph) und den allgemein anerkannten PauIusbriefen werden zu einem großen Teil auch von Vertretern der paulinischen Verfasserschaft des Kol bestätigt, sofern sie nicht sogar von eben solchen gemacht wurden. Das aber zeigt, daß diese Beobachtungen und ihre Interpretation durch die Bestreiter der paulinischen Verfasserschaft als Begründung fur eine nichtpaulinische Verfasserschaft des Kol nicht hinreichen. In die gleiche Richtung weist die Zurückhaltung der Forscher, die eine deuteropaulinische Verfasserschaft vertreten, wenn es um den Argumentationswert des sprachlichen Befundes ftir die Verfasserfrage geht. Wie eine kritische Prüfung dieser Befunde und ihrer Interpretationen zeigt, ist beides auch gar nicht verwunderlich. Denn solange man lediglich mehr oder weniger isolierte EinzeIbeobachtungen und "Eigentümlichkeiten" ins Feld fUhrt, wird meist eben nur erreicht, daß mit dem Hinweis auf sprachliche Übereinstimmung zwischen dem Kol und den sonstigen Paulusbriefen eine Gegeniechn.ung aufgemacht wird. Falls die Differenzen nicht überhaupt als unwesentlich bzw. sachlich oder biographisch begründet ausgegeben werden, kann es dann aber bestenfalls zu einem unparteiischen Abwägen der "Eigentümlichkeiten" des Kol und seiner "Übereinstimmung mit Paulus" kommen, wobei natürlich eine wesentliche Voraussetzung die Vollständigkeit der Aspekte sein müßte. Schon diese Konstellation des Für und Wider von Einzelbeobachtungen macht aber deutlich, daß auf dieser Basis eine Entscheidung nicht fallen kann. Denn indem die argumentative Kraft der eigenen Gründe auf Kosten der Gegengründe herausgestellt wird, wird ja im
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EINLEITUNG
Grunde die ganze Methode fragwürdig: Was gegenüber den Gegengründen gilt, gilt schließlich grundsätzlich für die eigenen Gründe ebenfalls, solange nicht übergreifende Gesichtspunkte neue und nun entscheidende Kriterien an die Hand geben. In der Regel war denn auch die Grundfrage, ob auf solchem Wege für die Entscheidung der Verfasserfrage überhaupt hinreichende Kriterien gewonnen werden können, beiseite gelassen oder negativ entschieden. Denn da die Entscheidung letztlich auf dem Felde der theologischen Aussagen gesucht wurde, brauchten sprachliche Beobachtungen kein eigenes Gewicht zugemessen zu bekommen und brauchten sie demzufolge auch nicht methodisch verarbeitet zu werden. In der vorliegenden Arbeit sind darum nicht nur die verschiedenen Beobachtungen und Argumente zu überprüfen, sondern darüber hinaus und vor allem ist es das Anliegen dieser Arbeit, konsequent den Versuch durchzuführen, die verschiedenen Beobachtungen zu Sprache und Stil zueinander in Beziehung zu setzen und sie so gerade in ihrer Verschiedenheit als Einheit zu verstehen. Deshalb wird zunächst eine Reihe von Erscheinungen im Kol und in den Paulusbriefen auf ilue Funktion bei der Satzftigung befragt, um so an einem ersten und zugleich schon wesentlichen Punkt über das Verfahren hinauszukommen, die einzelnen Befunde nur als "Eigentümlichkeiten", "Vorlieben" oder "Übereinstimmungen" auszugeben. Wie sich zeigen wird, emöglicht eine solche Befragung nun aber auch einerseits eine wesentlich weitergehende Präzisierung der bisherigen Beobachtungen und andererseits zugleich ihre Deutung als Ausdruck eines bestimmten Stils, und da der Stil des Kol nicht nur durch die Satzfligung, sondern zugleich auch durch die mit ihr eng zusammengehörige Geäankenführung und eine bestimmte Form des rhetorischen Engagements charakterisiert ist, rücken die einzelnen Beobachtungen in einen weitgespannten Rahmen und finden so den ihnen zukommenden Platz. So unterscheidet der Kol sich von den Paulusbriefen nicht mehr nur durch eine Reihe von eigentümlichen Einzelzügen; das ließe sich ja immerhin noch als situationsbedingt oder zufällig erklären bzw. durch Gegeninstanzen eventuell aufwiegen. Sondern die Differenz greift viel tiefer und liegt in erster Linie in einem anderen Stil, der in den einzelnen beobachteten Erscheinungen nur seinen Ausdruck findet und der selbst wieder von noch näher zu bezeichnenden Denkbewegungen, Gestaltungskräften und einem unverwechselbaren Temperament bestimmt ist. Mit unserer methodischen Zielsetzung hängt aufs engste zusammen, daß wir uns auf drei große Komplexe beschränken, die alle in den Bereich des Stiles gehören. Denn die Untersuchungen zur Satzfügung, zur Gedankenführung und zum rhetorischen Engagement reichen einerseits aus, um das geforderte Verfahren exemplarisch durchzuführen, und andererseits handelt es sich bei ihnen um so umfangreiche, stilistisch zentrale und für die Ermittlung von individuel-
Die methodische Zielsetzung
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len Stilstrukturen relevante Komplexe, daß die an ihnen gewonnenen Ergebnisse für die Verfasserfrage grundlegende Bedeutung haben. Inwieweit der angestrebte Vergleich ein argumentativ tragfahiges Ergebnis zeitigen wird und ob eine Stildifferenz herausgearbeitet werden kann, die nach Größe und Charakter zur Klärung der Verfasserfrage Entscheidendes beizutragen vermag, muß der Versuch zeigen. Denn das Problem der Stilstreuung bei einem Verfasser läßt sich ftir einen konkreten Fall nicht allein mit allgemeinen Erwägungen lösen. Erst wenn der jeweilige Stil in seinen Grundzügen bekannt ist, wird es auch möglich, die Frage zu klären, ob eine Differenz des Stils im Rahmen einer derartigen individuellen Stilvariation bleibt oder ob sie eine solche Verfasseridentität ausschließt. Wenn wir in der vorliegenden Arbeit von Anfang an von Letzterem ausgehen, so allein aus darstellungstechnischen Gründen: Die Darstellung setzt den Erkenntnisweg voraus, sie beschreibt ihn nicht! Die Bescluänkung auf einige wesentliche und signifikante Komplexe erlaubt es aus diesen Gründen .auch methodisch und sachlich, auf das Zusammentragen von vielen Einzelbeobachtungen zu verzichten; das gilt sowohl ftir einzelne Stilzüge als auch für den Wortschatz, der gemeinhin an erster Stelle genannt wird - sicher zu Unrecht, was seine argumentative Bedeutung anlangt. Auf die Untersuchung des Wortschatzes müssen wir hier allerdings auch verzichten. Denn einmal hätte eine Wortschatzuntersuchung auf einer bedeutend vielseitigeren Weise zu geschehen, als dies in der Regel der Fall ist 25, und zum anderen müßte eine solche Untersuchung schon sehr stark auf das theologische Verhältnis 25 Die stets wieder aufgenommene Frage der Hapaxlegomena kann statistisch schon deshalb nichts austragen, weil die Vergleichsbasis mindestens für den Kol schlechthin zu klein ist. Diese Feststellung hat umso größeres Gewicht, als die gemeinsame christliche Herkunft und wahrscheinlich auch das Abhängigkeitsverhältnis eines deutoropaulinischen Kol von den Paulusbriefen rur den Wortschatz nicht ohne Bedeutung sein können. Wichtiger als die Zahl der Hapaxlegomene sind schon evtl. vorhandene Besonderheiten ihrer Bildung, bevorzugte Wortfelder und gegebenenfalls Gegenüberstellungen von Synonyma in den zu vergleichenden Schriften - aber gerade hier muß eine Wortschatzuntersuchung von der Beschränkung auf die Hapaxlegomena sehr schnell Abstand nehmen und sich dem gesamten Wortschatz zuwenden, und sie muß dann auch über die ihr in aller Regel gezogenen Grenzen hinausgehen und u. a. eben die Frage stellen, mit welchen stilistischen und rhetorischen Erscheinungen die jeweiligen Befunde zusammenhängen, um so den Horizont rur die einzelnen Beobachtungen zu bestimmen (vgl. S. 48-53. 71-73 für Konjunktionen, S. 128f. 215ff für die Präposition €v und S. 160-165. 215ff für gut plerophor verwendbare Wörter). Interessanter als die Häufigkeit der Hapaxlegomena sind ferner das Verhältnis zu dem vorchristlichen Wortschatz (vgl. Morgenthaler S. 1750 und eine Reihe der Fragen, die Morgenthaler in seinen §§ 2-8 behandelt, wenngleich auch da die Kürze des Kol als wesentlicher Unsicherheitsfaktor jeweils zu bedenken bleibt. Wohl auch in die Wortschatzuntersuchung gehörte die Analyse der vielen eigentümlichen Wortverbindungen, auf die Mayerhoff S. 14f, Holtzmann S. 112 und bes. Haupt S. 26 Anm. 2 aufmerksam gemacht haben (Percy erwähnt sie merkwürdigerweise nicht, obwohl er später, Probleme S. 4651 die "Lexikalische(n), semasiologische(n) und phraseologische(n) Berührungspunkte" Hervorhebung durch mich) zwischen dem Kol und den Paulusbriefen ausführlich behandelt).
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EINLEITUNG
des Kol zu den Paulusbriefen eingehen 26. Der Rahmen dieser Arbeit würde damit jedoch in zweifacher Hinsicht gesprengt. Zum Abschluß der Einleitung ist noch Auskunft über die verwendete Vergleichsbasis zu geben. Wegen der relativ großen Nähe des Eph zum Kol ist zunächst auf ihn einzugehen. Nach verbreitetem Urteil nimmt der Kol gleichsam eine MittelsteIlung zwischen dem Eph und den anerkannten Paulusbriefen ein. Wer den Eph für paulinisch hält, dem bietet der Kol keine wesentlichen Schwierigkeiten, und umgekehrt kann man versuchen, mit Hilfe eines als paulinisch angesehenen Kol auch den paulinischen Charakter des Eph darzutun. Andererseits gibt es viele Forscher, die zwar den Eph als deuteropaulinisch ansehen, den Kol jedoch durchaus als Paulusbrief gelten lassen. Diese Konstellation legt es nahe, allein das Verhältnis des Kol zu den anerkannten Briefen des Paulus zu untersuchen und den Eph dabei außer acht zu lassen. Erst in einem weiteren Schritt könnte das Verhältnis des Eph sowohl zum Kol als_auch zu den unumstrittenen Paulusbriefen geklärt werden. Zu diesem methodischen Grund tritt nun aber auch noch ein sachlicher hinzu. In der Forschung hat sich heute die Erkenntnis immer stärker durchgesetzt, daß unabhängig von der Sachlage beim Kol der Eph jedenfalls nicht ein genuiner Brief des Paulus ist, sondern eine deuteropaulinische Überarbeitung des Kol darstellt 27 • Wir halten es darum nicht nur ftir methodisch gerechtfertigt, sondern auch ftir sachlich nötig, daß der Eph in dieser Untersuchung außer Betracht bleibt. Wenn wir im ersten Kapitel bei der Analyse der Satzftigung den Eph gleichwohl durchgehend heranziehen, so geschieht das lediglich in der Absicht, den sprachlichen Abstand zwischen Kol und Eph, der sonst nur im Blick auf das Verhältnis zu den Paulusbriefen und darum eine methodisch außerordentlich einseitige Betrachtung fand, doch wenigstens an einem Punkt aufzuweisen 28. Als Vergleichsbasis werden demzufolge die so gut wie allgemein als authentisch anerkannten Paulusbriefe Röm, I.2Kor, Gal, Phil, 1. Thess und Phm benutzt. Der noch umstrittene 2. rhess wird ebenfalls durchgehend herangezogen, wobei sich übrigens zeigt, daß er nur an wenigen Punkten vom Stil der unbestritte2b Das gilt nicht nur, aber vor allem und besonders deutlich für die sonst geläufigen Termini paulinischen theologischen Denkens, auf deren Fehlen im Kol seit Mayerhoff immer wieder hingewiesen wird. Mit dem Nachweis, daß dieser oder jener Begriff auch in diesem oder jenem Paulusbrief fehle (Haupt S. 28, Percy, Probleme S. 18), ist natürlich noch nichts gewonnen, da im Kol eben nicht nur dieser oder jener Paulus geläufige Begriff fehlt, sondern ihm ja gerade eine lange Reihe von ihnen abgeht, so etwa die gesamten Stämme /)tK-, OW-, /)OKII-'-, KavX-, a1rOKa~.v1r-, aoßev-. Eine Behandlung dieser Probleme muß zugleich auch die theologischen Eigentümlichkeiten der Briefe und deren Problemlagen verarbeiten; vgl. hier G. Bornkamms Aufsatz über "Die Hoffnung im Kolosserbrief". 27 S. O. S. 13. 28 Vgl. hierzu auch die Ta belle auf S. 298 bei K. Beyer, Semitische Syntax sowie aus dem Aufsatz von K. G. Kuhn "Der Epheserbrief im Lichte der Qumrantexte" den Abschnitt über Sprache und Stil S. 334-337.
Die Vergleichsbasis
21
nen Briefe des Paulus abweicht. Auf die modern gewordenen Teilungshypothesen brauchen wir nicht einzugehen, weil sie angesichts des einheitlichen Befundes allenfalls einige Modifikationen, auf keinen Fall aber Änderungen bedingen können 29. Der Kol selbst wird als einheitlich konzipierte Schrift angesetzt, in der sich zwar literarkritische Nähte aufzeigen lassen, die auf das Zitieren von Traditionsstücken zurückgeführt werden müssen, in der es aber keine Anzeichen fur eine sekundäre Überarbeitung gibt. Die Interpolationstheorien von H. J. Holtzmann u. a. 30, die die Beobachtungen von einerseits paulinischen und andererseits unpaulinischen Merkmalen literarkritisch gleichsam auf mittlerer Linie zur Geltung b~ingen sollen, haben sich nicht durchsetzen können 31 , und auch im Verlauf der vorliegenden Untersuchungen ergeben sich keine Gründe für derartige Hypothesen. Anders liegen die Dinge für umfangreichere Traditionsstücke, die innerhalb des Kol zitiert werden, so insbesondere für den Christushymnus 1,1520 und die Haustafel 3,18-4,1. Ihre Berücksichtigung ist ebenso wie die von Traditionsstücken innerhalb der Paulusbriefe (z. B. Ph 2,6-11) flexibel gehalten, um die Untersuchung als ganze nicht unnötigerweise mit literarkritischen Hypothesen zu belasten 32 ; an den entsprechenden Punkten wird darüber jeweils Auskunft zu geben sein. Zur vergleichenden Heranziehung sonstiger Schriften s. u. S. 22. S. Kümmel, Einleitung S. 245. 31 Vgl. Kümmel, Einleitung S. 249. 32 Auf die Begründung für die Annahme von Traditionsstücken und die genaue Abgrenzung konnte darum auch verzichtet werden; s. dazu jetzt den Kommentar von Lohse S. 66ff. 140ff. 220ff. 29
30
I. KAPITEL
Die Satzfügung a) Einführung Mayerhoff hat in seinem Buch, mit dem zum erstenmal die paulinische Verfasserschaft des Kol bestritten worden ist, auf den dort herrschenden Mangel an einigen bei Paulus sehr oft verwendeten Konjunktionen hingewiesen und damit die Häufigkeit des Relativpronomens und des Sätze verbindenden KaL in Zusammenhang gebracht 1. Er hat ferner das Fehlen des artikulierten Infinitvs im Kol beobachtet 2, während Haupt später neben den Relativsätzen auch die vielen Partizipalkonstruktionen als für den Kol charakteristisch angesehen 3 und Percy die häufige Verwendung eines lose angehängten Infmitivs als eine der Eigentümlichkeiten des Kol erkannt 4 hat. Wir finden damit bereits eine ganze Reihe einschlägiger Beobachtungen vor, die sich auf die wesentlichen Bereiche der Satzfugung beziehen und im folgenden aufgegriffen werden müssen. Dem Eintritt in die Untersuchung der Satzfügung sind jedoch noch einige Hinweise zum Vorgehen vorauszuschicken. In diesem Kapitel werden verschiedene Möglichkeiten der Satzfugung zusammengestellt und im Blick auf ihre Realisierung im Kol und in den Paulusbriefen untersucht. Die Interpretation des Befundes hat sich nach Lage der Dinge an zwei Leitfragen zu orientieren. Die erste Frage richtet sich darauf, ob eine bestimmte Erscheinung, sofern sie isoliert betrachtet wird, eine Eigentümlichkeit des Kol oder der Paulusbriefe darstellt oder ob das nicht der Fall ist. Diese Frage kann nicht nur, sondern muß sogar von einem Vergleich mit anderen Schriften absehen, da nicht die Häufigkeit eines bestimmten Zuges untersucht werden soll, sondern die Frage zur Debatte steht, ob in seiner Anwendung Paulus und der Verfasser des Kol sich unterscheiden oder nicht. Dabei ist aber allein der Rahmen maßgebend, den die Paulusbriefe selbst abstecken. Der Vergleich mit anderen Schriften erfolgt nur an solchen Punkten, an denen gezeigt werden soll, daß eine bestimmte Erscheinung den einen der beiden Vergleichspartner nicht nur im Gegenüber von Kol und Paulusbriefen auszeichnet, sondern darüber hinaus auch im Vergleich mit dem sonstigen nahestehenden Schrifttum und so überhaupt charakterisiert. Die Ausweitung der Vergleichsbasis erfolgt also nur dann, wenn nicht ein relativer Unterschied, sondern ein generelles Charakteristikum behauptet werden soll. I
3
Maycrhoff S. 12.28f. Haupt, Einleitung S. 28.
2 4
Maycrhoff S. 30. Percy, Probleme S. 34f.
Leitfragen für die Untersuchung
23
Die zweite Leit/rage bei der Interpretation des jeweiligen Befundes ergibt sich aus der oben skizzierten Aufgabenstellung und hebt darauf ab, ob sich der Befund als Niederschlag eines bestimmten Stils verstehen läßt. Diese Frage ist zwar erst auf dem Hintergrund des gesamten Materials zureichend zu beantworten und hat darum ihren eigentlichen Platz in den einzelnen Zusammenfassungen; doch muß sie auch schon bei der Analyse des jeweiligen Einzelbefundes im Blick sein, damit einzelne Hinweise entsprechend notiert werden können. Da die Untersuchung der Satzgefüge ein recht umfangreiches Material zu verarbeiten hat, wird um der Übersichtlichkeit willen vielfach mit Tabellen gearbeitet. Es würde nicht nur die Übersichtlichkeit außerordentlich erschweren, sondern es hätte auch wenig Sinn, immer alle infrage kommenden Stellen zu nennen oder gar auszuschreiben, da es in diesem Zusammenhang weithein nur auf die Häufigkeit der entsprechenden Erscheinungen ankommt. Um die Überprüfung der Angaben in den Tabellen zu erleichtern, werden jedoch in der Regel die den Zahlenangaben zugrunde liegenden Stellen in einem "Zahlennachweis" aufgeführt, sofern es sich dabei nicht um eine zu große Zahl handelt. Da die Interpretation der Tabellen als statistische Arbeitsform ohnehin nur auf deutliche Differenzen anspricht, haben Abweichungen der angegebenen von den wirklichen Zahlen im übrigen solange kein Gewicht, als diese Differenzen in dem Rahmen bleiben, der durch die Größe der Zahlen gesteckt ist, und solange sie nicht die Zahlenverhältnisse innerhalb der Tabelle verändern. - Die Zahlen der Tabelle sind auf verschiedene Weise gewonnen: Wenn die Angaben aus Morgenthalers Wortstatistik stammen, wird das jeweils vermerkt; wo entsprechende Hinweise fehlen, sind die Zahlen mit Hilfe der Konkordanzen Bruders und Moulton-Gedens, des Bauersehen Wörterbuchs und des (mitunter verlassenen!) Nestletextes ausgezählt und angegeben. Daß die für die einzelnen Briefe genannten Zahlen nicht direkt miteinander verglichen werden können, sondern stets in Relation zur Länge des jeweiligen Briefes gesehen werden müssen, hat beim Lesen der Tabellen immer vor Augen zu sein. Nur in besonderen Fällen sind diese Relationen rechnerisch auf einen Nenner gebracht, und es ist deshalb nötig, sich vor Beginn der Untersuchung eine Vorstellung von der Länge der einzelnen Briefe zu machen. In der folgenden AufstellungS ist die Länge der Briefe durch die Anzahl ihrer Wörter zum Ausdruck gebracht 6.
Die Angaben entstammen Morgenthaler S. 164. Terminologisch ist deutlich zu unterscheiden zwischen dem Wortbestand, der die Anzahl der gesamten Wörter einer Schrift nennt, und dem Wortschatz, der die Anzahl aller verschiedenen Wörter angibt. - Die Anzahl der Sätze als Bezugsgröße nehmen hieße eine syntaktisch außerordentlich relevante und selbst "problematische" Größe wählen und kann darum nicht infrage kommen. 5
6
24
I. DIE SATZFÜGUNG: Die Verwendung der Konjunktionen
Überblick über den Wortbestand: Röm l.Kor 2.Kor Gal
7105 6811 4469 2229
Phi I 1625 l.Thess 1475 2.Thess 821 Phm 335
Kol 1575 Eph 2418
In dieser Untersuchung bleibt die asyndetische Satzftigung unberücksichtigt. Sie gehört u. a. zu den charakteristischen Merkmalen der Einzelparänese und begegnet demzufolge dort auch in besonderer Dichte (vgl. R 12). Zwar kann ein Asyndeton ein stilistisch bedeutsames und rhetorisch sehr wirkungsvolles Mittel darstellen 7, doch die angeführte, gattungsbedingte Häufigkeit verfälschte völlig einen großflächigen Vergleich, wie er hier geplant ist. Da aber auch ohne die Einbeziehung des Asyndeton ein deutliches Bild der Satzftigung im Kol sowie in den Paulusbriefen gezeichnet werden kann, haben wir die Möglichkeit, es hier zu übergehen, ohne damit wesentliche Nachteile in Kauf nehmen zu müssen.
b) Die Verwendung der Konjunktionen
1. Einleitendes Daß eine Untersuchung der Satzfiigung bei den Konjunktionen einsetzt, legt sich von selbst nahe und bedarf keiner weiteren Begründung. Interessant ist an dieser Stelle hingegen ein kurzer Rückblick in die Forschungsgeschichte. Dabei muß insbesondere Mayerhoff erwähnt werden, der die "Seltenheit des bei Paulus so häufigen und charakteristischen 'Yap" beachtet I und nach dem dieser Mangel ganz entschieden "auf den grammatischen Unterschied, auf die Stylverschiedenheit" hindeutet 2. Im gleichen Zusammenhang vermißt er die "paulinischen Lieblingspartikel" apa, apa DUV, OW, OWTL, Te, "und doch sind diese von besonderem Gewichte" 3. Mayerhoff erklärt diese Beobachtungen "aus dem so unverwickelten ... Style. Von vielen Folgerungen und Folgerungen aus Folgerungen, wie beim Paulus, ist hier gar nicht die Rede" (S. 28). "Der Verfasser knüpft zwar auch lose aneinander, wie zuweilen Paulus, bei dem jedoch der scharfe Gedankengang die Sätze nothwendig verbindet; wenn auch der sprachliche Ausdruck dem nicht congruent ist; aber der Grund ist hier, wenn nicht Gedankenarmuth, doch Unbeholfenheit" (S. 29). Angesichts der vermißten Konjunktionen und der häufigen Satzanknüpfungen durch das Relativpronomen und durch Kat stößt er den zusammenfassenden Ausruf aus: So etwa 1K 7,27 [,€[,eaaL 'YVvaLKL I /J'T'/ t'T'/T€L 'AV(JLV 11 'A€7I.vaaL a7TO 'YVvaLKO~ I /J'T'/ t'T'/T€L Ein bedingender Satz geht hier asyndetisch dem bedingten Satz jeweils vorauf (vgl. auch 1K 7,18; R 13,3). S. dazu BD §§ 462,2; 494; Radermacher, Grammatik 2 S. 220 und bes. Nyberg (dort S. 24 Anm. 1 weitere Literatur). I Mayerhoff S. 28; vgl. S. 12. 2 Mayerhoff S. 12; vgl. S. 28. J Mayerhoff S. 12; vgl. S. 28. 7
'YVvaLKa/l.
Das Problem der Konjunktionen
25
"Wie reich und mannigfaltig, andererseits auch sichtbar eigenthümlich ist dagegen die paulinische Verknüpfungsweise!" (S. 29). Daß damit tatsächlich eine Eigentümlichkeit des Kol angesprochen ist, geben auch einige Verfechter der paulinischen Verfasserschaft zu. So etwa Nitzsch, wenn er anmerkt: "in stilistischer Hinsicht ist z. B. der seltene Gebrauch von Folgerungs- und Causalpartikeln, überhaupt das Zurücktreten der syllogistischen Form der Beweisführung als Eigenthümlichkeit desselben anzuerkennen" 4. Meist wird freilich auf das mit den Konjunktionen sich stellende Problem nicht weiter eingegangen, da es als Problem eigenen Gewichtes gar nicht zum Bewußtsein gekommen ist: sei es, daß es auf die Frage der ,,Lieblingspartikel" reduziert wird 5, sei es, daß es nur am Rande 6 oder gar überhaupt nicht 7 Erwähnung findet. Dieser Blick in die F orschungsgeschich te ist deshalb so in teressan t, weil bei dem am Beginn der Bestreitung der paulinischen Verfasserschaft des Kol stehenden Mayerhoff einige entscheidende Motive anklingen, die in der Folgezeit zwar hier und da aufgenommen sind, die aber schließlich selbst in einer so umfangreichen Arbeit wie der Percys, der das Thema als letzter monographisch behandelt hat, allenfalls noch leise nachklingen. Die oben zitierten Sätze Mayerhoffs weisen nun aber genau in die Richtung, in die diese Arbeit gehen will. Um das bei Mayerhoff schon angeklungene Motiv angemessen entfalten und in sachgemäßem Zusammenhang zur Geltung bringen zu können, bedarf es freilich einer umfassenderen Aufarbeitung des Materials und dessen Interpretation in einem noch weiteren Horizont, als wir das bei Mayerhoff sehen. Es ist die Aufgabe dieses Kapitels, die Satzftigung im Kol und in den Paulusbriefen zu analysieren, und im Rahmen dieser Aufgabe ist die jeweilige Verwendung der Konjunktionen zu untersuchen. Es geht also nicht etwa darum, die im Kol fehlenden sog. Lieblingskonjunktionen des Paulus aufzuspüren und sie als Waffen für den Streit bereitzustellen, vielmehr muß ein möglichst umfassender und präziser Überblick über den jeweiligen Bestand an Konjunktionen gegeben werden. Die Befragung des Befundes auf sich abzeichnende statistische Differenzen soll zwar nicht unterlassen werden (vgl. die oben S. 22 formulierte 1. Leitfrage), denn in der Tat sind sie von großer Wichtigkeit 8, und deutlich besteht ein Ergebnis einer solchen Zusammenstellung aller Konjunktionen in der Möglichkeit der Präzisierung, Ergänzung und Korrektur einer Reihe einseitiger Einzelbeobachtungen und vorschneller Schlüsse, die von einem mangelhaften Gesamtüberblick über das infrage kommende Material herrühren. Wichtiger als selbst die Summe solcher Einzelbeobachtungen ist es jedoch, den auf breitester 4 S
6 7 8
Nitzsch bei Bleek S.19 (Anm.). - Ähnlich äußert sich auch Haupt, Einleitung S. 30. So etwa H. v. Soden, Kolosserbrief S. 332 i aber auch Lohse S. 135f. So etwa Percy, Probleme S. 16. So etwa Lohmeyer, Kommentar S. 12-14. Vgl. die oben S. 24 bei Anm. 3 zitierte Äußerung Mayerhoffs.
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I. DIE SATZFÜGUNG: Die Verwendung der Konjunktionen
Basis beruhenden Vergleich im Sinne der 2. (oben S. 23 fonnulierten) Leitfage in Angriff zu nehmen. Zu seiner abschließenden Auswertung fUr den beidersei tigen Stil bedarf dieser Vergleich allerdings noch jener Ergänzungen, die erst durch die entsprechenden Vergleiche im Blick auf andere Elemente der Satzfügung beigetragen werden, und somit hat die Antwort auf die 2. Leitfrage während dieser ersten Etappe des Vergleichs noch besonders stark antizipatorischen Charakter. Die Gesamtheit der Konjunktionen wird im folgenden nach deren logischen Funktionen gegliedert, da sich auf diesem Wege am ehesten eine Auskunft darüber gewinnen läßt, ob eventuelle Häufigkeitsdifferenzen gleichmäßig bei allen Konjunktionengruppen auftreten oder ob eine Häufigkeitsdifferenz gegebenenfalls allein auf dem weitgehenden Ausfall bestimmter Konjunktionengruppen beruht; solche vereinzelt auftretenden Lücken ließen sich vielleicht ja auch erklären, ohne daß die Verfasserfrage gestellt werden müßte. Eine Untergliederung nach Koordination und Subordination empfiehlt sich nicht, da diese Unterscheidung im Einzelfall des öfteren kaum sicher zu treffen ist. Die einzelnen Gruppen der Konjunktionen werden in der Reihenfolge ihrer Größe dargestellt; lediglich die kopulativen und die disjunktiven Konjunktionen machen dabei eine Ausnahme; sie werden erst nach allen übrigen behandelt, da sie sich von jenen nun doch in einigem unterscheiden und da der bei ihnen auftretende Befund sich klarer fonnulieren und eindeutiger interpretieren läßt, wenn das Ergebnis für die übrigen Konjunktionen bereits vorliegt.
2. Die adversativen Konjunktionen Die größte Gruppe stellen eindeutig die adversativen Konjunktionen dar. In der folgenden Tabelle sind die Zahlen für J.L€V nochmals nach der jeweiligen Funktion der Partikel aufgegliedert, doch ist diese Aufgliederung natürlich in der Totalzeile nicht berücksichtigt und kursiv gehalten.
OE J.LEV J.LEV -
OE
J.LEV -
aXXa
J.LEV
OVV
1TPWTOV J.LEV J.LEV
"'(ap (sol.)
J.LEV
(sol.)
J.LEVOVV"'(E aXXa
R
lK
2K
G
Ph
ITh
2Th
Phm
K
E
147 19
73 8
58 3
27 6
15 1
11
6
5 1
20 1
11
209 22 14
5
2
4
1 1 2 2 2
1 3 1 2 1
2 69
Total
1 2 1
1
237
1 1
72
68
23
1
1TXTjV
1
304
149
84
15 3
13
52
29
5
2
3
13
1 16
8
9
35
27
Adversative und kausale Konjunktion
Zahlennachweis Die Angaben für oe und -yap nach Morgen thaler 11 § 1. - Ilev ••• oe: R 2,7; 5,16; 6,11 (7,25); 8,10.17; 9,21; 11,22.28; 14,2.5; 1K 1,12.18.23; (gg. Nestletext bleibt 2,15 unberücksichtigt) 3,4; 7,7; 9,24.25; 11,7.14.21; 12,8.20; 15,39.40; 2K 2,16; 8,17; 10,1.10; 12,1; G 4,8.23; E 4,11; Ph 1,15.16; 3,1.13. - Il€V ..• a'A'Aa: R 14,20; 1K 14,17. - Il€V ••• ovv: R 11,13; 1K 6,4.7; 9,25; Ph 2,23. - 1fPWTOV Ilev: R 1,8; 3,2; 1K 11,18. - Il€V -yap (soL): R 2,25; 3,2; 1K 5,3; 11,18; 2K 9,1; 11,4. - Il€V (sol.): R 7,12; 10,1; 1K 12,28; 2K 12,12; G 4,24; 1Th 2,18. - Il€VOVV-Y€: R 9,20; 10,18; Ph 3,8. - 1fATIV: 1K 11,11; E 5,33; Ph 1,18; 3,16; 4,14.
Es ist keine Frage, daß der Kol in dieser Tabelle eindeutig aus dem Rahmen fällt. Er hat weniger oft D€ als der Phm, der Phil bietet es ftinfmal so häufig, und auch der Eph verwendet es viermal so oft. Ähnlich liegen die Verhältnisse bei aAAa, und da der Kol überall das Minimum darstellt, steigert sich diese Differenz sogar in der Totalzeile noch erheblich, die doch sonst in der Regel eher ausgleichende Tendenzen aufweist. Nicht von statistischer Relevanz, aber doch bemerkenswert ist die Seltenheit des J.l.€V und das Fehlen der Korrelation J.l.€V •• • D€ im Kol sowie die dort statthabende Beschränkung auf gerade die geläufigsten adversativen Konjunktionen D€ und aAAa. Diese Aussage ist sinnvoll freilich nur möglich, weil eine entsprechende Tendenz des Kol in der Regel auch bei den anderen Konjunktionengruppen zu beobachten ist (s. u.).
3. Die kausalen Konjunktionen Die Aufstellung der kausalen Konjunktionen ergibt folgendes Bild:
-yap Ka<)w,"
on (caus.) own e1f€t
R
1K
2K
G
Ph
1Th
2Th
Phm
K
E
143 1 10 5 3
106 2 12 1 5 4 1
75
36
23
5
3
6
13
9
13 2 3 1
5 3
4
1
39
11 2 6
€1f€t.STl 01fOV
(caus.)
€I{J' ~IO
1
2 1 2
1
av<)' wv lO
1
1 2
avTt TOVTOV TOVTOV xaptV
Total
162
131
90
45
20
31
9
4
9
22
9 Von diesen Stellen entfallen zwei auf den in cp 1 zitierten Hymnus (1,16.19), und die dritte Stelle (2,9) greift die zweite (1,19) im Rahmen eines Teilzitates nochmals auf. 10 Damit die Relativbildungen nicht s~wohl hier als auch bei der Zusammenstellung der
28
I. DIE SATZFÜGUNG: Die Verwendung der Konjunktionen
Zah Ien nach weis Die Zahlen für "(ap nach Morgenthaler II § 1. - 1(Q1')W~: R 1,28; 1K 1,6; 5,7; E 1,4; I ~ 'I--5,3; Ph 1,7; 3,17 (s. BD § 453,2). - on (caus.): R 5,5; 6,15; 8,27.29; 9,7.32; it0,9;) "'->, 11,36; 14,11.23; 1K 1,25; 2,14; 3,13.20; 4,9;\o,10} 10,17; 11,15; 12,15.16; 15,15; 16,15; 2K 1,5;---1,15; 3,14; 4,6;'ti.)4; 932; 10,10; G 2,11.16; 3,11.13; 4,6.12.20.27; 6,8; E 2,18; 4,25; 5,16.23.30; 6,12; Ph 1,29; 2,30; 4,16; K 1,16.19; 2,9; 1Th 1,5; 2,14; 3,8; 4,16; 5,9; 2Th 1,3.10; 2,3; 3,7; Phm 7. - 6um: R 1,19.21; 3,20; 8,7.21; lK 15,9; Ph 2,26; 1Th 2,8.18; 4,6. - E1TEL: R 3,6; 11,6.22; 1K 5,10; 7,14; 14,12.16; 15,29; 2K 11,18; 13,3. - E1TEL6Tj: 1K 1,21.22; 14,16; 15,21; Ph 2,26. - 01TOV (caus.): lK 3,3; vgl. BD § 456,3. S. auch u.S. 38. - EI{)'~: R 5,12; 2K 5,4; Ph 3,12; 4,10. - av1')' wv: 2Th 2,10. - avn TOVTOV E 5,31. - TOVTOV xapw: E 3,1.14.
8,2.3.1~;
~1,7.)1;
Bei dieser Tabelle fällt der Kol zunächst eindeutig bei "(ap aus dem Rahmen der Paulusbriefe heraus, wäluend der Eph eher eine Mittelstellung einnimmt, die freilich noch stark zum Kol hin tendiert. Denn absolut gesehen haben der Phm halb, der Phil und der Eph zweimal sowie der l.Thess und der Gal sechsmal so oft "(ap wie der KoI, und so ist in Relation zur jeweiligen Briefgröße für den Kol ein erstaunliches Minimum festzustellen. Im Blick auf die übrigen Konjunktionen ist eine solche Differenz zunächst nicht zu konstatieren. Bei ihnen scheint sich der Kol zwar an der unteren Grenze, aber doch immerhin noch innerhalb des Rahmens zu bewegen, den die Paulusbriefe abstecken. Doch zeigt die nähere Betrachtung 11, daß im Kol alle drei Stellen mit on causale innerhalb eines Zitates stehen und somit nicht eigene Formulierungen des Verfassers des Briefes darstellen. Wird diese Beobachtung in Rechnung gestellt, fällt der Kol also auch hier aus dem paulinischen Rahmen heraus. Aber selbst bei größter Zurückhaltung ist zu konstatieren, daß auch in der Totalzeile die in der unterschiedlichen Häufigkeit von "(ap begründete statistische Differenz durch die übrigen Konjunktionen zwar gemildert, aber bei weitem nicht aufgehoben wird. Nicht aus statistischen Gründen, wohl aber zur Charakterisierung des Sprachgebrauchs ist wieder zu notieren, daß der Kol im Gegensatz zu der Mehrzahl der Paulusbriefe zum Gebrauch nur der gängigsten Kausalkonjunktionen tendiert, indem er etwa die Partikel own, f7TfL, f7TftOfI nicht verwendet. Interessant ist, daß der Eph ihm auch hierin nicht folgt. RelatiVKonstruktionen in der Totalzeile erscheinen, werden sie hier kursiv gesetzt und in der Summe nicht berücksichtigt. 11 S. o.S. 27 Anm.9.
29
Hypothetische und konzessive Konjunktionen
4. Die hypothetischen und konzessiven Konjunktionen In der folgenden übersichtstabelle ist zwischen den Konjunktionen mit hypothetischem und denen mit konzessivem Sinn nicht unterschieden. Es ergibt sich so folgendes Bild 12 : R
1K
2K
G
Ph
10
2
7
5
3
1 2
3
17
€L ov
2
10
/J11
7
11 12 2 14 8 2 2 30
€L
€L
Tt~
€L KaL
3 34 2
€L1r€P €L €av
/J11
KaV €aV KaL
18
€av
1Th
2Th Phm 2
K
1
E 1 1
1 1
21 1 1 3
16 1
2
1
1
3
2
2
1
6
5 "
I"
3
2 1
KaL7r€
Total
69
108
41
25
13
3
6
2
Zahlen nach weis Die Zahlen rur €L Tt~, €L ov, €L /J11 nach Morgenthaler S. 158, ebenso die Angaben für €L, doch abzüglich die obigen Zahlen für €L KaL. - Die Zahlen für €L KaL nach Bruder s.v. - €L7r€P: R 3,30; 8,9.17; 1K 8,5; 15,15; 2Th 1,6. - €av /J11: R 10,15; 11,23; 1K 8,8; 9,16; 13,1; 14.6.7.9.11.28; 15,36; G 2,16; 2Th 2,3. - Kav: 1K 13,2.3; 2K 11,16 (zu dieser Stelle vgl. BD § 374). - €av KaL: 1K 7,11.28; 2K 10,8. - €av: R 2,25.25. 26; 7,2.3.3; 9,27; 10,9; 11,22; 12,20.20; 13,4; 14,8.8.8.8.23; 15,24; 1K 4,15.19; 5,11; 6,4; 7,8.28.36.39.40; 8,8.10; 9,16; 10,28; 11,14.15; 12,15.16; 13,1.2.3; 14,6.8.14.16. 23.24.30; 16,4.7.10; 2K 5,1; 12,6; 13,2; G 1,8; 5,2; 6,1; E 6,8; K 3,13; 4,10; 1Th 2,8; 3,8. - KaL7r€p: Ph 3,4.
Die Zahlen der Totalzeile weisen eine außerordentlich breite Streuung auf. Denn während der I.Kor den Rahmen der Paulusbriefe nach oben weit ausspannt, erreichen der l.Thess und der Eph nicht einmal die Dichte des Kol, der seinerseits nur relativ halb so oft wie die Paulusbriefe sonst die hier zur Debatte stehenden Konjunktionen verwendet. Im Sinne unserer ersten Leitfrage läßt sich darum allein aus diesen Zahlen kein Ergebnis gewinnen. Immerhin ist aber zu beachten, daß der Kol aufs Ganze gesehen sehr stark zur unteren Grenze tendiert und in der Dichte außer vom Eph eben nur noch vom l.Thess unterboten wird, während alle übrigen Briefe bereits einen starken Abstand zum Kol aufweisen. II
Die Partikel
0/JW~
wird mit den komparativen Konjunktionen genannt (s. u. S. 3lf).
30
I. DIE SATZFÜGUNG: Die Verwendung der Konjunktionen
Aus methodischen Gründen ist angesichts der außerordentlich niedrigen Zahl fur den l.Thess hier auf die Frage einzugehen, wie denn eine solche Abweichung im Rahmen der Fragestellung dieses Abschnittes zu interpretieren ist oder - in polemisch zugespitzten Worten: - ob nicht ein solcher Befund den hier eingeschlagenen Weg als Irrweg erweist. Gegenüber dieser Frage ist daran zu erinnern, daß in diesem Abschnitt die Konjunktionen zusammengestellt werden, um die Satzfügung zu untersuchen, und daß in sachlich geforderter Ergänzung dieses Abschnittes anschließend und parallel weitere Elemente der Satzfügung ins Auge zu fassen sind. In dem weiten Rahmen dieser AufgabensteIlung, das liegt auf der Hand, ist es aber völlig belanglos, wenn dieser oder jener Brief in einzelnen Fällen von dem paulinischen Durchschnittsbefund für die jeweilige Konjunktionengruppe abweicht. Denn es ist dannja doch sogleich zu fragen, ob diese Abweichung im Blick auf die Dichte aller Konjunktionen zusammen zu Buche schlägt und, sofern das der Fall ist, ob sie darüber hinaus das Urteil über die Satzfugung im ganzen beeinflußt. Erst wenn das geschieht, ist eine solche Abweichung eines Briefes für unsere Fragestellung relevant. Wie der Gesamtüberblick über die Dichte der Konjunktionen am Schluß dieses Abschnittes zeigt, ist fur den 1.Thess jedoch schon im Horizont dieses engeren Bereiches zu konstatieren, daß er sich eindeutig im Rahmen der Paulusbriefe bewegt, und er tut das, obwohl er auch in den Unterabschnitten 2 und 8 mit seinen Zahlen jeweils an der unteren Grenze liegt. Eine entsprechende Feststellung gilt auch für den Röm, der in den Unterabschnitten 6 und 8 von dem paulinischen Durchschnitt jeweils deutlich nach unten abweicht, bei der Zusammenstellung aller Konjunktionen aber völlig im Rahmen der sonstigen Paulusbriefe bleibt. Diese Erwägungen laufen also letztlich darauf hinaus, daß die einzelnen Tabellen sich nur im Licht der Gesamtschau zutreffend interpretieren lassen.
5. Die komparativen Konjunktionen Zunächst sei wieder ein Überblick über die Häufigkeit der infrage kommenden Konjunktionen gegeben; der Übersichtlichkeit wegen folgt die Tabelle erst nach dem Zahlennachweis. Zah/ennachweis für die folgende Tabelle Korrelationen mit W~ '" OVTW~ (bzw. umgekehrt) oder W~ ••• KaLkommenvorR5,15. 18; lK 3,15; 7,17 (17); 9,26.26; 2K 1,7; 7,14; 9,5; G 1,9; E 5,24.28.33; Ph 1,20; 1Th 5,2. Bei W~ (sbl.) sind die in anderen Zusammenhängen aufgeführten Konjunktionen (das temporale w~ av U. S. 37, das w~ in Aussagesätzen u. S. 36 sowie das korrelative W~ " • OVTW~ bzw. w~ ... Kat in der Übersieh tstabelle unmittelbar zuvor) natürlich außer Betracht geblieben, wie auch all jene Stellen, an denen W~ "die Eigenschatt einer
31
Komparative Konjunktionen
Pers., Sache, Handlung u. ä. ein (führt), auf die es im Zshg. ankommt" (Bauer s. v. W~ 111). Alle anderen Stellen, an denen W~ vorkommt, also insbesondere auch diejenigen, die eine elliptische Formulierung bieten oder an denen ein Ausruf mit eingeführt wird, sind hingegen in der (sol.)-Zeile berücksichtigt: R 4,17; 5,16; 8,36; 9,25.27. 29.29; 10,15; 11,2.33; 12,3; 13,9.13; 15,15; lK 3,5; 4,9.13; 5,3; 7,7.8.29.30.30.30. 31; 9,5.20.20.21; 12,2; 13,11.11.11; 14,33; 16,10; 2K 2,17; 3,1.5; 5,20; 6,8.9.9.9.10. 10.10; 10,9 (woav). 14; 11,3.15.16.17.21; 13,2.7; G 3,16; 4,12.14; 5,14; 6,10; E 2,3; 3,5; 5,8.15.22.23; 6,6.6.20; Ph 2,12.15.22; K 2,6.20; 3,18.22; 4,4; ITh 2,7; 5,4.6; Phm 9.14.17. - Die Korrelation W01TEp ••• OVTW~ l
w,
w,
in 2K 1,5; 8,6; 10,7; ITh 2,4, Kai)w~ •.. Kat in lK in K 3,13, Kai)w~ Kat • •• Kai)w, Kat in K 1,6. Die Stellen R 11,26 (OVTW, - Ka"'w~ 'YE'Ypa1TTEL) und Ph 3,17 (OVTW - Ka~w~ caus.) sind nicht korrelativ gedacht. - Kai)w, Kat: R 1,13; 15,17; lK 10,33 (Ka'Yw); 11,1 (Ka'YW); 13,12; 14,34; 2K 1,14; 11,12; E 4,4.17 ..32; 5,2.25.29; (zu K 1,6.6; 3,13 s. Kai)w~ korr.) ITh 2,14; 3,4; 4,1.6.13; 5,11; 2Th 3,1. - Die Formel Kai)w~ 'YE'Ypa1TTEt ist wegen ihres stereotypen Charakters gesondert aufgeführt: R 1,17; 2,24; 3,10; 4,17; 8,36; 9,13.33; 10,15; 11,26; 15,3.9.21; lK 1,31; 2,9; 2K 8,15; 9,9. Die Modifikationen wie R 9,29 und vielleicht lK 11,2 sind als nicht mehr formelhaft in der nächsten Sparte geführt. - Kai)w, (soL): Nicht aufgeführt sind die Stellen, an denen Kai)w~ kausale Bedeutung hat und die schon o. S. 27f genannt wurden. Es verbleiben R 3,8.8; 9,29; lK 4,17; 8,2; 10,6.7.8.9; 11,2; 12,11.18; 15,38; 2K 4,1 (6,16, nicht paulinisch); 8,5; 9,3.7; G 2,7; 3,6; 5,21; E 3,3; 4,21; 5,3; Ph 2,12; K 1,7; 2,7; ITh 1,5; 2,2.5.13; 4,1. 11; 2Th 1,3. Es findet sich 15,49,
Kai)w~ ••• OVTW~
Kai)w~ Kat ••• OVTW~ Kat
Die Korrelation Kai)a1TEp ••• OVTW~ (KaL) begegnet R 12,4; lK 12,12; 2K 8,11. R 4,6; 2K 1,14; l1,'h 3,6.12; 4,5. - Wie Kai)w, 'YE'Ypa1TTEt ist auch die Verbindung Kai)a1TEp 'YE'Ypa1TTEL für sich genannt: R 3,4; 11,8. - Kai)a1TEp (sol.): 1K 10,10; 2K 3,13.18; ITh 2,11. Kai)a1TEp Kat:
R 8,26; 2K 8,12.12. R 8,26; lK 11,25.
Kai)o:
WOEL:
R 6,13. -
OVTW(~)
W01TEPEL:
lK 15,8. -
woaVTw, Kat:
(korr.): R 5,15.18.19.21; 6,4.19; 11,31; 12,5; 1K 3,15; 7,17; 9,26.26; 11,12; 12,12; 15,22; 16,1; 2K 1,5.7; 7,14; 8,6.11; 9,5; 10,7; G 4,29; E 5,24.28.33; K 3,13; ITh 2,4; 5,2. - OVTW(~) (soL, vorw.): R 10,6; 15,20; lK 9,24. - OVTW(,) (soL, rückw.): Hier sind auch jene Stellen aufgenommen, an denen OVTW, in Verbindung mit einem Adjektiv oder Adverb (G 3,3 bzw. 1,6) steht. Unberücksichtigt ist hingegen eine Reihe von Stellen, an denen OVTW, eine konsekutive Funktion hat und die in der nachfolgenden Zeile genannt sind. So sind aufzuführen: R 4,18; 9,20; 11,5.26; lK 5,3; 7,7.7.17. 26.40; 8,12; 9,14.15; 11,28; 14,9.12.21; 15,11.11.42.45; G 1,6; 3,3; 4,3; E 4,20; Ph 3,17; 4,1; ITh 2,8; 2Th 3,17. (s. auch die nächste Zeile). - OVTW(~) (soL, consec.): (s. die vorige Zeile) R 1,15; 5,12; 6,11; lK 2,11; 4,1; 6,5; 7,36; 14,25; G 6,2; ITh 4,14.17. 0J.'W~:
lK 14,7; G 3,15. Vg1. BD § 450,2.
32
I. DIE SATZFÜGUNG: Die Verwendung der Konjunktionen R
lK
!2K
G
Ph
ITh
(kou.) (sol.) wa1TEp (kou.) wa1TEp (sol.) "a~w.; (korr.)
2 14 6
1 3
1 3
2 12 3 1 1 2
3 20 1 1 3 2 2 5 1 1
1 5 1
"a~w.; Kat
4 21 3 2 1 4 2 10 1
w.; w.;
Ka~w.; 'Yeypa1TTEt
"a~w.;
(sol.) (korr.)
Ka~a1TEp
Ka~a1TEp "at Ka~a1TEp 'YE'Ypa1TTEt
Ka~a1TEp
(sol.)
Ka~o
WaEt
1 1 1
W(J7rEpEt waaVTW'; Kat
(kou.) (soL, vorw.) OVTW'; (sol., riickw.) OVTW'; (sol., consec.) OVTW';
OVTW';
I
1 8
2 4 3
1 17 5 1
63
83
OJJW';
Total
1 1 8
3
1
50
Phm
3
1 1 6
1
6
1
I
K
E.
5
3 9
3 6 2
3
1
3
3
2 2
7
2Th
1
1
2
3 1 1
2
1 2
1
16
7
27
3
1
3
11
25
Die Totalzeile dieser Tabelle zeigt den Kol völlig im Rahmen der Paulusbriefe, doch ist festzustellen, daß einerseits die Streuung innerhalb der Paulusbriefe zwischen Phil und I.Thess außerordentlich breit ist und daß andererseits der Kol sich in der Nähe der unteren Grenze bewegt, da in der Dichte der komparativen Konjunktionen allein der Phil ihn unterbietet und die anderen Briefe einschließlich des Eph ihn mehr oder weniger deutlich übertreffen. Die Länge der Übersichtstabelle darf nicht darüber hinwegtäuschen, daß im Grunde doch nur wenige verschiedene Konjunktionen aufgeflihrt sind. Die Aufgliederung von W\'. Wa1T€p, Ka{}w\', Ka{}a1T€p und OVTW\', die diese Länge bewirkt, ist jedoch nötig, um die Vielfalt der jeweiligen Verwendungsmöglichkeiten zum Ausdruck zu bringen und so zu verhindern, daß vorschnelle Zahlenvergleiche vorgenommen werden. Die Disparatheit der Funktionen dieser Konjunktionen bestätigt den Befund der Totalzeile, daß der Kol nicht aus dem Rahmen der Paulusbriefe herausfällt. Daß von dem einen korrelativen OVTW\, abgesehen, der Kol nur in der W\'- und in der Ka{}w\,-Gr\lppe auftritt, sei gleichwohl notiert; denn auch wenn er sich darin von den meisten anderen Briefen keineswegs unterscheidet, ist das im Blick auf die bisher ftir ihn konstatierte Tendenz, nur die gängigsten Konjunktionen zu gebrauchen, doch immerhin zu vermerken.
33
Finale und konsekutive Konjunktionen
6. Die finalen Konjunktionen Vorausgeschickt sei wieder eine Übersichtstabelle:
tva tva",1'/ OTfWf;
R
lK
2K
G
Ph
ITh
2Th
Phm
K
E
28 2 3 13
46 12
33 12 2
15 2 1
11 1
6 1
7
2 2 1
11
22 1
1
1 1 2
2 5
2 2
34
62
54
22
OTfWf; "'1'/
"'1'/ "'1'/ TfWf; (P1'/TfWf;)
Total
1 13 1 1 12
9
2
1
8
5
14
23
Zahlennach weis Die Zahlen rur tva und tva "'1'/ nach Morgenthaler S. 159. - Unberücksichtigt ist tvan lK 10,29 geblieben. - OTfWf;: R 3,4; 9,17.17; 2K 8,11.14; G 1,4; 2Th 1,12; Phm 6.OTfWf; "'1'/: lK 1,29. - "'1'/: lK 10,12; 2K 8,20; 12,6; G 5,15; 6,1; K 2,8; 1Th 5,15. "'1'/ TfWf; (P1'/TfWf;): R 11,21; 1K 8,9; 9,27; 2K 2,7; 9,4; 11,3; 12,20.20; G 2,2; 4,11; 1Th 3,5.
Die Tabelle zeigt den Kol zahlenmäßig völlig im Rahmen der Paulusbriefe. Daß das ftir den Röm nicht gilt, ist ein Beispiel dafiir, daß man aus statistischen Angaben keine Schlüsse ziehen darf, solange die statistische Basis zu schmal ist 14 . Da der Kol nur in relativ wenigen Zeilen auftritt, ist fiir ihn auch hier wieder jene Tendenz zu vennerken, nur nach den gängigsten Konjunktionen zu greifen, unter den finalen dann eben nach LVa, Lva 1-'1'/ und J1.fl.
7. Die konsekutiven Konjunktionen Einen Überblick über die konsekutiven Konjunktionen gibt die Tabelle auf der folgenden Seite. Zahlennachweis für die folgende Tabelle Die Zahlen rur ovv, apa und 61.0 nach Morgenthaler 11 § 1, doch sind die Zahlen rur apa ovv entsprechend subtrahiert worden. - apa ovv: R 5,18; 7,3.25; 8,12; 9,16.18; 14,12.19; G 6,10; E 2,19; ITh 5,6; 2Th 2,15. - Tot')'apovv: 1Th 4,8. - TOtVVV: lK 9,26. - 61'/: 1K 6,20. - 6I.OTf€p: lK 8,13; 10,14. - Korrelatives 6ta TOVTO •.• tva: R 4,16; 2K 13,10; E 6,13; 2Th 2,11; Phm 15; unberücksichtigt geblieben ist der an13 14
Die Stellen von S. o. S. 30.
OTfW~
im Röm und im 2.Thess sind Zitate.
34
I. DIE SATZFÜGUNG: Die Verwendung der Konjunktionen
ders gelagerte Fall ... liLa aUTO TOUTO, Lva E 6,22; K 4,8. - liLa TOUTO (soL): R 1,26; 5,12; 13,6; 15,9; 1K 4,17 (+ aUTo); 11,10.30; 2K 4,1 7,13; E 1,15; 5,17; K 1,9; 1Th 2,13 (,
t
ouv apa apa ouv
R
1J(
2K
G
Ph
ITh
39 3 8
19 5
10 3
5 4 1
6
2
5 1
3 1
TOL-yapouv TOLVUV
li 1/
5 6
waTE
li 1.0 li 1.0 TrEp
{iLa
TOUTO
liLa TOUTO
(korr.) (sol.)
1 1 14 2 2
7 9
1 4
3
1 2
66
47
32
2Th Phm 1
1 1
1
3 2
2
K
E
5
6 1
1 1
5
1
3
I
1
1 2 1
6
16
liw raUTa
Total
16
10
12
4
L
3
An dieser Übersichtstabelle fällt mehreres auf. Zunächst ist festzustellen, daß der Kol deutlich zu einem Minimum an konsekutiven Konjunktionen tendiert. Die weitergehende Frage, ob der Brief hier aus dem von den Paulusbriefen gesteckten Rahmen herausfällt oder ob er sich gerade noch an dessen Grenze bewegt, läßt sich schwer beantworten. Angesichts der im Vergleich zu den Paulusbriefen und auch zum Eph recht kleinen Auswahl an kons~kutiven Konjunktionen ließe sich die Frage zwar im ersten Sinn beantworten, doch liegt an einer Antwort wenig. In der vorstehenden Übersichtstabelle begegnen einige jener Partikel, die als "Lieblingskonjunktionen" des Paulus reklamiert worden sind. Die Aufstellung zeigt jedoch, daß eine solche Aussage im Gegenüber des Kol und der Paulusbriefe allenfalls für waTt: einen Anspruch auf Richtigkeit erheben dürfte. Denn daß diese Konjunktion im Phm fehlt, fällt angesichts der außerordentlichen Kürze dieses Briefes nicht ins Gewicht, während ·umgekehrt ihr Fehlen im Eph ihren "paulinischen Charakter" von anderer Seite her bestätigen könnte. Ein Blick in Morgenthalers Wortstatistik rät jedoch zur Vorsicht, denn sowohl die Synoptiker als auch der Verfasser der Apostelgeschichte verwenden recht häufig waTf. Zudem zeigt ein Vergleich der waTf-Zeile mit der ovv-Zeile in Morgenthalers Wortstatistik, daß zwar die Verfasser des Johannesevangeliums und des Hebräerbriefes und wohl auch Lukas die Verwendung von ovv der von waTf eindeutig vorziehen, daß aber das Verhältnis von waTf und ovv bei Paulus keineswegs wesentlich anders aussieht als etwa im Matthäusevangelium und Mar-
Konsekutive Konjunktionen
35
kus sogar ware offensichtlich häufiger gebraucht als OUlJ. Betrachtet man die Verwendung von ware nun noch etwas näher, so zeigt Bruders Konkordanz, daß Paulus in der Mehrzahl der Fälle mit ware einen Hauptsatz einleitet (5 : 3), während die Synoptiker umgekehrt mit ware meist einen Nebensatz beginnen lassen (6 : 1)_ - Wird die Verwendung von waTE auch nur soweit untersucht, so ist es nicht mehr denkbar, daß in so pauschaler Weise von waTE als einer "Lieblingskonjunktion des Paulus" gesprochen wird, und weshalb das Vorkommen von ware bei Paulus bei gleichzeitigem Fehlen im Kol ein Argument für die nicht-paulinische Verfasserschaft sein kann, läßt sich überhaupt nicht mehr erkennen. Stärkeres Gewicht als auf warE wurde in der Regel jedoch auf das Fehlen der paulinischen "Lieblingspartikel" apa und apa OUlJ gelegt IS. Angesichts der obigen Tabelle, so muß man nun aber sagen, geschah das sicher zu Unrecht. Denn während ware wenigstens in allen Paulusbriefen (mit Ausnahme des Phm, s.o.!) mehrfach begegnet, fIndet sich apa OUlJ mehrfach nur im Röm und daneben jeweils einmal im Gal und in 1.2.Thess, dazu aber auch im Eph, und apa allein begegnet sogar nur in den vier ersten Briefen. Sieht man jedoch, obwohl gerade auf die Verbindung apa OUlJ großer Wert gelegt wird, apa ouv mit apa zusammen, so geht auf der einen Seite gleichwohl außer dem Phm auch noch der Phil leer aus und bietet auf der anderen Seite auch der Eph diese Konjunktion. Im Blick auf die Verfasserfrage beim Kol läßt sich aus dieser Lage der Dinge wirklich kein Argument gewinnen. Das ist umso bemerkenswerter, als zuzugestehen ist, daß apa ouv tatsächlich im NT nur bei Paulus und im Eph vorkommt. Da nun aber einerseits apa in den Synoptikern fast ebenso zahlreich ist wie bei Paulus und ovv ohnehin eine sehr gängige Partikel ist, und da andererseits der Eph eindeutig in paulinischer Tradition steht, kann die Kombination apa ouv mit Recht als für Paulus' charakteristisch angesehen werden, und wer will, mag auch von einer "Lieblingskonjunktion" sprechen, sofern er sich darüber im klaren bleibt, daß diese Verbindung außerhalb des Röm nur noch in drei der übrigen sieben Briefe des Paulus je einmal vorkommt. - Wie schon ein einziger Blick in Morgenthalers Wortstatistik klar macht, liegen die Dinge bei den ebenfalls als "paulinische Lieblingskonjunktionen" reklamierten Partikeln DW, Dton, re inl Prinzip nicht wesentlich anders. Die Erörterung des Problems der "Lieblingskonjunktionen" führt somit zu dem Ergebnis, daß das Sprechen von "Lieblingskonjunktionen" in der Regel mindestens irreführend und daß deren Fehlen im Kol als Argument für dessen nichtpaulinische Verfasserschaft völlig ungeeignet ist, wie umgekehrt der in paulinischer Tradition stehende Eph zeigt, daß sich solche vordergründigen Beobachtungen auch nicht fiir eine paulinische Verfasserschaft ins Feld führen ließen. Die Überprüfung dieser Beispiele für eine Argumentation mit Einzelbeobachtun15
Z. B. Mayerhoff S. 12 (s. o. S. 22).
36
I. DIE SATZFÜGUNG: Die Verwendung der Konjunktionen
gen bestätigt also die in der Einleitung vertretene These, daß solche isolierten Beobachtungen keine Kriterien zur Entscheidung einer Verfasserfrage an die Hand geben können.
8. Die Konjunktionen in Aussagesätzen In der folgenden Übersicht sind die Konjunktionen on, wc; und 1TWC; aufgeführt, sofern sie einen Aussagesatz einleiten; bei on ist der rezitative Gebrauch gesondert genannt.
on recitat. oux on (ellipt.) on
w"
R
1K
4 2 40 1
1
2K
G
Ph
2
46
2 35 3
18
3 15 1
47
40
20
19
7rW"
Total
47
1Th
8 2 1 11
2Th 1 1 5 1
8
Phm
K
E 1
3
3
6
3
3
7
Zahlennach weis on recitat.: Nach Bruder ist hier anzuführen R 3,8; 4,17; 8,36; 9,17; 1K 14,21; GI, 23; 3,8; E 4,9; 2Th 3,10. - oux on (ellipt.): R 9,6 (oux OLOV on). 7 (auS' on); 2K 1, 24; 3,5; Ph 3,12; 4,11.17; 2Th 3,9. - ~n: Den Zahlen liegen die Angaben Morgenthalers (11 § 1) zugrunde, doch sind von den dort genannten Zahlen die für on causale (s. o. S.27f), on recitativum und das elliptische OUX on (s. die bei den vorangehenden Zeilen) subtrahiert. - w,,: R 1,9; 2K 5,19; 7,15; 11,21; Ph 1,8; 1Th 2,10.11; 2Th 2,2; vgl. BD § 396. - 7rW,,: 1Th 1,9; vgl. BD § 396.
In dieser Übersicht fällt der Kol wieder sehr deutlich aus dem Rahmen der Paulusbriefe heraus; absolut gesehen ist er nicht häufiger als der Phm in der Tabelle vertreten, und die übrigen Briefe übertreffen ihn um ein Vielfaches. Die Dichte dieser Konjunktionen ist also im Kol unvergleichlich geringer als in den Paulusbriefen. Der Eph nimmt dagegen eine MittelsteIlung ein, doch tendiert er stark zum Kol hin. Daß der Kol nur in der on-Gruppe auftritt, teilt er mit einigen anderen Briefen. Obwohl diese Beobachtung fiir sich genommen also völlig unwesentlich ist, muß sie im Blick auf die mehrfach festgestellte Tendenz bei der Wortwahl im Kol wieder notiert werden.
9. Die temporalen Konjunktionen Das Zahlenmaterial, das die nun folgenden drei Unterabschnitte bieten, ist so gering, daß eine hinreichende Basis fur einen sinnvollen Vergleich der einzelnen
37
Fragepartikel
Zahlenverhältnisse nicht mehr gegeben ist. Lediglich im Zusammenhang mit dem Befund bei den übrigen Konjunktionengruppen sind die Unterabschnitte 9-11 von Belang, und zur Abrundung des Gesamtbildes dürfen sie selbstverständlich nicht fehlen. Bei der Interpretation der nächsten drei Tabellen ist das streng zu beachten. Die Obersichtstabelle fiir die temporalen Konjunktionen gibt nur sehr kleine Zahlen an die Hand:
orE orav
R
lK
3 2
3 12
1
1 1 1 2
TjVLKa w~
EW~
av
(conj.)
EI{)' oaov xpovov axpL~
ou ou, IJEXPL
1 1
2K
7
18
Ph
ITh
2Th
6
1
1 1
1 1
3 2
Phm
K
E
1 2
1 1 1 1 1
IJ.EXPL~
Total
G
5
8
1
1 2
2
3
3
1
Zahlennachweis Die Zahlen für orE und orav nach 'Morgenthaler 11 § 1. - TjVLKa: 2K 3,15.16. - W~ av: R 15,24; 1K 11,34; Ph 2,23 (G 6,10 ist bei €W~ mitgezählt, vgl. BD § 455,2). EW~ (conj.): G 6,10 (s. vorige Zeile); 1K 4,5; 2Th 2,7. - EI{)' oaov xpovov: R 7,1; 1K 7,39; G 4,1. - Bei axpLr; ou (R 11,25; 1K 11,26; 15,25; G 3,19 [gegen NestletextJ) und bei IJ.Expt~ ou (G 4,19) sind die Zahlen kursiv gesetzt und in der Totalzeile unberücksichtigt geblieben, weil Relativpronomina folgen und diese in der Statistik des Abschnittes e) über die Relativsätze gezählt werden. - IJ.Expt: E 4,13.
Die kleinen und zudem noch breitgestreuten Zahlen lassen keine fiir die Verfasserfrage b'edeutsamen Schlüsse zu. Für den Kol ist lediglich einmal mehr die Tendenz zur geläufigen Konjunktion zu vermerken.
10. Die Fragepartikel Auch hier ist das Zahlenmaterial sehr klein, das der Zahlennachweis und die Tabelle vor Augen fUhren. Zahlennachweis für die folgende Tabelle Et: lK 7,16.16; 2K 13,5; Ph 3,12. - 1TW~ (dir.): R 3,6; 4,10; 6,2; 8,32; 10,14.14.14. 15; 1K 14,7.9.16; 15,12.35; 2K 3,8; G2,14; 4,9. - 1TW~ Ondir.): 1K 3,10; 7,32.33. 34; E 5,15; K 4,6; 1Th 4,1 (1,9 s. o. S. 36); 2Th 3,7. - IJ.T/: R 3,3.5; 9,14.20; 10, 18.19; 11,1.11; 1K 1,13; 9,4.5.8.9; 10,22; 11,22; 12,29.29.29.29.30.30.30; 2K 3,1; 12,17.
38
I. DIE SATZFÜGUNG: Die Verwendung der Konjunktionen lK
2K
G
1 1
2
8
2 5 4 16
2
16
27
4
R €L
1TWC; 1TWC;
(dir.) (indir.)
8
1J.1j
Total
Ph
ITh
2Th
1
1
K
E
1
1
1
1
1
1
Phm
1
2
1
Die Übersichtstabelle zeigt, daß der Röm und der I.Kor zwar recht häufig Fragepartikel verwenden, daß diese in den übrigen Briefen aber nur äußerst spärlich begegnen. Für die Verfasserfrage beim Kol sind aufgrund dieser Zahlen keinerlei Schlüsse möglich. Angesichts der hier aufgeführten Fragepartikel läßt sich nicht einmal eine Aussage über den sonst immer wieder festgestellten Drang zur Wahl der geläufigen Konjunktionen machen; denn die hier sichtbare Verwendung der Fragepartikel paßte in den Rahmen jeder diesbezüglichen Interpretation.
11. Sonstige Konjunktionen Bevor zu den kopulativen und disjunktiven Konjunktionen übergegangen wird, sind die bisher noch nicht erfaßten unter den übrigen Konjunktionen der Vollstämligkeit halber zusammenzustellen. Nur drei Konjunktionen sind hier noch zu nennen: R (TO) AOt1TOV
lK
2K
3
1
G
Ph
ITh
2Th
2
1
1
Phm
K
1
1
TOV AoL1TOV 01TOV
1
Total
1
E
1
3
1
1
2
1
1
1
1
Zah/ennachweis
lK 1,16; 4,2; 7,29; 2K 13,11; Ph 3,1; 4,8; ITh 4,1; 2Th 3,1. G 6,17; E 6,10. - 01TOV: R 15,20; K 3,11. S. auch o. S. 27f.
(TO) AOt1TOV:
TOV ADL1TOV:
Die Totalzeile, die lediglich die Zahlen für die in der Zusammenfassung dieses Abschnittes zu gebende Gesamtübersicht bereitstellt, ist im engeren Kontext des Unterabschnittes natürlich ohne Belang. Angesichts der obigen Tabelle ist
39
Kopulative Konjunktionen
hier nur darauf hinzuweisen, daß mit dem (ro) AOL1TOV bzw. rou AOL1TOU wieder eine der als paulinisch reklamierten Wendungen auftaucht. Eine argumentative Kraft ist dieser Aussage aber keineswegs zuz~erkennen. Denn einerseits begegnet (70) AOL1TOV auch sonst im NT mehrmals (M 14,41 par Mt 26,45; Act 27, 20; 2T 4,8; Hb 10,13), und andererseits fehlt diese Wendung außer im Phm auch im Röm (der Gal hat immerhin - wie jedoch auch der Eph - rou AOL1TOU). Sie kann deshalb nicht als spezifisch paulinisch gelten, und aus ihrem Fehlen im Kol ist ein Schluß erst recht nicht möglich.
12. Die kopulativen Konjunktionen Als Ausgangspunkt rur die Betrachtung der kopulativen Konjunktionen soll die folgende Übersichtstabelle dienen, in der ohne weitere Differenzierung alle Kopulae berücksichtigt sind 16.
Kat
Te ovoe JJl1 0e OVTe
R
lK
2K
G
Ph
ITh
2Th
Phm
K
E
274 16 7 4 10
277
197 2 1 1
72
107 1 1 1
101
50
17
107
137 1
3
1 2
2
2
3
10 6 13
JJl1T€
9 5
5 3
Da es in diesem Abschnitt um die Bedeutung der Konjunktionen tür die Satzfügung geht, vermag diese Tabelle freilich nur die Grundlage für eine weitergehende Differenzierung abzugeben. Die Kopulae, die ja sowohl inl eigentlichen Sinn kopulativ ("und") als auch in mehr adverbialem und hinzufügendem Sinn ("auch") verwendet werden und sowohl Sätze als auch Satzstücke und Begriffe einfach oder korrelativ verbinden können, müssen diesen ihren Funktionen entsprechend aufgegliedert werden. Zunächst sei deshalb ein Überblick über die im eigentlichen Sinn kopulativen Konjunktionen gegeben, soweit sie einen Hauptsatz einfuhren (HS), Haupt- oder Nebensätze (HSS oder NSS), Partizipialoder Infinitivkonstruktionen (Pt. oder Inf.) oder auch Verschiedenartiges (Verseh.) koordinieren. Die Kopulation von Substantiven und Adjektiven interessiert hier nicht und kann beiseite bleiben. Ebenfalls unberücksichtigt bleiben in der folgenden Tabelle jedoch auch jene Partizipien, Infinitive und finite Verben, die, selbst alleinstehend, mit gleichfalls alleinstehenden Partizipien, Infinitiven und finiten Verben verbunden sind, da diese Fälle nicht recht zu denen passen, die im Blick auf die Satzfiigung von Interesse sind. Als Beispiele für diese Gruppe seien 16
Die Zahlen nach Morgen thaler 11 § 1.
40
I. DIE SATZFÜGUNG: Die Verwendung der Konjunktionen
zwei Stellen genannt: a KaL Ella{}ETE KaL 1TapEAaßETE Kat 11KovuaTE KaL EWETE EV EIlOL Ph 4,9 und 1111 at/ln 1l110E 'YEVU'[1 1l110E tJt'Y'[1<; K 2,22. Die rhetorisch aufgesprengten Wendungen wie OUK €L<; K€VOV €OpaIlOV ov5e eL<; K€VOV eK01TLaua Ph 2,16 oder KaTa'Y'YEAAoIlEV voVf)eTOVVTE<; 1TCWTa av{}pw1Tov KaL oLoauKovTE<; 1TaVTa cw{Jpw1TOV K 1,18 sind als Grenzfälle so wenig aufgenommen wie solche Stellen, an denen die jeweilige Isolierung nur gelockert ist, etwa in a1TEXw OE 1Tavra KCU 1TEpWUevW Ph 4,18 oder in EPPL~wIlEVOL Kat E1TOLKOO0/10VIlEVOL EV avT't' KaL ßEßaWVIlEVOL T'[1 1TWT€L K 2,7. Die Tabelle der für die Satzftigung wichtigen eigentlich kopulativen Konjunktionen hat so das folgende Aussehen: R
(ASS) OVTE •• , OVT€ (ASS) Kat sol. AS ASS NSS Pt. Inf. Verseh. TE (Pt.) TE (lnf.) OVO€ (AS) OVO€ (ASS) OVO€ (NS) J.L710€ (ASS) J.L710€ (Pt.) Total
2K
G
Ph
ITh
2Th
Phm
K
E
21 7 7 3 2
35 6 11
3
Kat . .. Kat (ASS) Kat ... Kat (Pt.) T€ ••• TE
lK
2 3 86 21 32 22
2 115
20
61 11
57
30
36
5
7
1
9
3
1
5 1
1
22 3 11 2 4 1 1
24 4
10 6 3 1
17 3 7 3 1 3 1
13 4
6 1 2
10 5
3 2
2 1 1 1 1 1 1
1
99
126
1 1
1
1 62
1 23
25
21
14
21
37
Zahlennach weis Kat ... Kat (ASS): lKl,22;6,14;7,38.-Kat ... Kat{Pt.): ITh2,15.15.-T€ ... T€(AHS): R 1,26f; 14,8.8. - OVT€ ••• OVTE (ASS): lK 8,8; 11,11; unberücksichtigt sind die Ellipsen lK 3,7; G 5,6; 6,15; ITh 2,5f. Kat sol. AS: R 1,28; 2,12.27; 3,8; 4,11.19; 5,16; 8,30; 9,{26)29; 11,9.16.23(27); 12,2; 13,11; 14.6.6; 15,10.11.12; lK 2,3; 3,1.20; 4,8; 5,2; 6,2.11; 7,13.17.34; 9,20; 12,16.26.28.31; 13,2.3; 14,32; 15,40; 16,12; 2K 1,15; 2,3.16; 5,15; 7,15; 8,10; 11,9. 14; 12,3.7.9; G 2,2.13; 6,16; E 1,22; 4,11.30; 6,4.9.17; Ph 1,9.25;(2,7)3,15: K(1,17. 17) 3,15.15.17; 4,16.17; ITh 1,6; 2,13; 4,17; 2Th 2,6.8.11; 3,15. - Kat sol ASS: R 1,13.21.23; 2,29; 3,(17)23; (4,3) 5,2; 7,10.11.12; (9,9.15.25.33; 10,18) 11,(3.3. 10.) 17.33(35); 13,3.14; 14,6.7; 15,(9.11.12)27; 16,4.17.18; lK 1,(19)25.27.28; 2,4. 14; 3,3.5.13; 4,5.19; 5,1.2; 6,6.8.13.14; 7,2.13.14.19.34; 8,6.7; 9,7.7;(10,7) 11,18.
Kopulative Konjunktionen
41
21.22.28.28; 12,5.5.6.13.23.23; 14,10(21)25.27.29.39; 15,10.34.37 .3R.40.41.41.48. 49.52.52; 16,9; 2K 1,7; 2,2; 3,13; 4,14; 6,(2)9.9.9.9.10(16.16.17.17.18.18); 8,5(15); 9,2.6; 10,10; 11,9.29.29.33; 12,14.18.21; 13,11; G 1,17.18.24; 2,9.16; (3,6) 4,14; 5,1. 16; 6,2.4; E 1,22; 2,8.17; 5,2.11.14.14.18(31.31); 6,9; Ph 1,18.21.22.28; 2,(9)29; 3,8.17; 4,7.9; K 1,(17)24; 2,10.14; 3,3.19.25; 1Th 2,18; 3,2; 4,16; 5,3.7.23. - KCU sol. NSS: R 2,17.17.18.18; 3,(4)8.19; 4,(7)25; 5,12.12; 9,2.5(17)23(29); 10,9; 11,14.26; (14,11; 15,21) 16,2; 1K 1,10; (2,9.9) 6,19; 7,5.12.28.30.30.30.31.36.37; 8,4; 9,10; 10, 1.2.3.4.8.9.10.27; 11,2.26; 12,3.12; 13,2.2.3; 14,23; 15,4.4.54; 16,15; 2K 5,19; 9,4.5; 12,4.20; G 1,14; 6,14; E 1,19; 2,3.5.6.6.16; 5,2.25; 6,(3)22; Ph 1,30; 2,(11)28; 3,9. 19; 4,8; K 1,13(20); 4,8; 1111 1,9; 3,5; 4,12; 2Th 1,3.11; 2,3.8; 3,2.3. - KCU sol. Pt: R 1,27; 2,3; 4,17.21; 7,23; 10,3; 15,28; 1K 8,12; 2K 1,21.22; 2,14; 5,6.18; 9,4; 10, 5.6; 11,9; G 1,7.15; 2,20; 3,5; E 1,20; 2,14; 6,14.15.18; Ph 1,28; 3,3.3; K 3,10.13; ITh 3,6; 2Th 2,16. - Kat sol. Inf: R 9,22; 15,1.24; 1K 15,53; 2K 1,16.16.16; 2,12; 5,8; G 4,20; E 3,9; 4,24; 6,13; Ph 1,14; 1Th 1,10; 3,10; 5,13; 2Th 1,10; 2,17. - Kat sol. Verseh.: R 13,9; 2K 8,8; G 4,18; K 2,1.14; 1Th 3,6. (Pt.): R 2,19; 16,26 (Hymnus). - Te (lnf.): E 3,19. - ovoe (HS): R 9,7; lK 11,14. (HSS): R 2,28; G 1,17. - ov6e (NS): lK 15,50; Ph 2,16; 2Th 3,8. -1l1l6e (HSS): R 6,13; E 4,27. - 1J1l6e (Pt.): R 9,11; 2K 4,2.
'Te
ov6e
Bevor der Befund dieser Tabelle ins Auge gefaßt werden kann, muß zunächst noch eine Erwägung allgemeiner Art angestellt werden. Da die genannten Kopulae nur nach ihren syntaktischen und nicht auch nach ihren logischen Funktionen aufgegliedert sind, kann die Tabelle auch nur auf die lediglich formale Frage nach der Häufigkeit dieser Kopulae in bestimmten syntaktischen Funktionen eine Antwort geben. Wie auch immer diese Antwort ausfallt, sie bedarf auf jeden Fall der Ergänzung durch die weitergehende Frage nach der jeweiligen logischen Struktur der Kopulae. Die Tabelle zeigt den Kol zahlenmäßig in jeder Beziehung völlig im Rahmen der Paulusbriefe. Im Blick auf die Befunde bei den bisher untersuchten Konjuntionen ist das insofern interessant, als damit klar wird, daß die Seltenheit jener Konjunktionen nicht durch eine höhere Frequenz der Kopulae, insbesondere von Kat, ausgeglichen wird. Vielmehr wird die bisher festgestellte Differenz in der Dichte der Konjunktionen durch den Befund bei den Kopulae so gut wie nicht verändert. Der Tabelle ist weiter zu entnehmen, daß der Kol nur bei Kat in Erscheinung tritt. Natürlich ist das statistisch völlig bedeutungslos, doch bleibt es gleichwohl festzuhalten. Immer wieder ließ sich ja bei den bisher untersuchten Konjunktionen für den Kol neben der relativen Seltenheit ihres Gebrauchs auch eine Tendenz eben zur geläufigen Partikel feststellen. Zwar sind ouoe, J.l.17oe und OUTe an sich gewiß nicht selten, doch in den hier betrachteten Funktionen begegnen sie nun doch nur spärlich, und so ist ihr Fehlen im Kol gleichwohl bemerkenswert. Da die Frage nach der bloßen Häufigkeit der eigentlichen Kopulae beantwortet ist, muß nun die Frage nach der logischen Funktion ihrer jeweiligen Verwendung
42
I. DIE SATZFÜGUNG: Die Verwendung der Konjunktionen
gestellt werden. Wir können uns dabei jedoch auf die Untersuchung derjenigen Kopulae beschränken, die einen Hauptsatz einleiten (HS), und das bedeutet zugleich, daß wir es hier nur mit KaL und ovoe zu tun haben. Siebenmalleitet KaL im Kol einen Hauptsatz ein, doch müssen die beiden Stellen in 1,17 im folgenden unberücksichtigt bleiben, da sie dem zitierten Hymnus angehören. Den verbleibenden fünf Fällen liegen drei Typen der Anfügung zugrunde: 1. Anfiigung eines Segenswunsches (3,15) 2. Anfügung einer paränetischen Aufforderung (3,15.17) 3. Anfügung eines Auftrages (4,16.17). Normalerweise steht in all diesen mit Kat angefügten Sätzen das Verbum in imperativischer Form. Eine Ausnahme stellt nur 3,17 dar, weil dort das Verbum ausgelassen ist und aus dem vorangehenden Relativsatz ergänzt werden muß; jedoch hat diese Ergänzung eindeutig im imperativischen Sinn zu erfolgen. Der durch Kill zum Ausdruck gebrachte Zusammenhang zwischen diesen imperativischen Sätzen und dem, was jeweils vorausgeht, ist in allen Fällen nur sehr lokker. Denn es läßt sich zwar ein gewisser sachlicher Zusammenhang jeweils erkennen, sofern die Stellen nämlich im Rahmen entweder einer Paränese (3,15-17) oder der Schlußbestinunungen des Briefes (4,16f folgt auf die Grußliste) stehen; aber ein darüber hinausgehender logischer Zusammenhang ist nicht festzustellen. Das einen Hauptsatz einleitende KaL dient dem Verfasser des Kol also nur zu einer völlig lockeren Reihung. Wenden wir uns nun den Paulusbriefen zu, so finden wir dort ein wesentlich anderes Bild. Von den für den Kol festgestellten drei Typen der Anfiigung begegnet nur einer, und zwar Typ 1 zur Anfügung eines Segenswunsches (G 6, 16)17. Zwar finden sich auch zwei mit KaL eingeft.ihrte imperativische Sätze, doch ist bei ihnen anders als bei den Fällen des Kol jeweils ein enger logischer Zusammenhang zu beobachten. Es handelt sich um R 12,2 und 2Th 3,15. Der Vers R 12,2 bildet zusammen mit V. 1 die Einleitung zum paränetischGn Teil des Briefes, und die beiden Verse stellen zugleich "eine
17 Wie 2K 13,11 liegt auch Ph 4,6f.9 die besonders von Beyer S. 238-255 herausgearbeitete, innerhalb des NT wahrscheinlich unter semitischem Einfluß stehende Konstruktion Imperativ + Futur vor, die ein konditionales Verhältnis zum Ausdruck bringt; ob fTlr Ph 4,7 die Antithese in V.6 ganz oder nur teilweise (a oder b) den Vordersatz bildet (wenn V. 6b der Vordersatz ist, steht statt eines Imperativs ein Jussivj s. Beyer S. 250f.253), mag als hier unwesentlich offen bleiben. Gegen die Nestle-Interpunktion und die Kom· mentltr~ dUtfen deshllib auch Ph 4,7.9b nicht von don voraufgehenden Imperativischen reiten der Su.tze isoliert werden; beide Stellen sind dementsprechend unter "KaL sol. HH" ~t!\H unter "Kat sol. HSS" zu ruhTen. Die Fälle K 3,15; G 6,16 liegen deutlich anders, wie schon die Tatsache zeigt, daß in dem bedingten Teil des Satzes nicht futurische sondern imperativische Formen stehen bzw. zu ergänzen sind.
Kopulative Konjunktionen
43
Art Überschrift und Bestimmung des christlichen Lebens" 18 dar, während ab V.3 Einzelermahnungen folgen. Auf die sachliche Zusammengehörigkeit der Verse braucht hier nicht weiter eingegangen zu werden l9 , doch sei noch darauf hingewiesen, daß die Abfolge 1TapaKa'Aw mit folgendem Infinitiv und Fortführung durch KaL und Imperativ auch R 16, 17 begegnet und vielleicht fester Stil ist lo• Ähnlich fest wie für R 12,2 ist der Zusammenhang mit dem Vorangehenden auch für die zweite hier zu nennende Stelle 2Th 3,15. Dort wird mit KaL eine Ergänzung zu V. 14 angebracht, die sich so eng anschließt, daß das /WL fast adversativen Sinn hat. Beide Stellen unterscheiden sich also klar von den aus dem Kol genannten und gehören deutlich zu einem von den bisher gekennzeichneten Typen abweichenden Typ des satzeinleitenden KaL.
Der nun zu kennzeichnende 4. Typ begegnet bei Paulus sehr häufig. In der Masse der Fälle, bei denen Paulus einen Hauptsatz mit Kat einführt, bringt diese Kopula zum Ausdruck, daß der folgende Satz den vorangegangenen in irgendeiner Hinsicht weiterfUhrt. Der logische Charakter dieser Weiterfuhrung kann dabei durchaus in verschiedenen Fällen sehr verschieden sein; so findet sich das WeiterfUhren der Argumentation (z. B. 2K 5,15) oder des Berichtes (z. B. G 2,2), aber auch die Anfügung einer parallelen oder detaillierenden Argumentation (z. B. R 2,8 bzw. 14,6). Als Beispiel für eine solche logische Weiterftihrung sei R 2,12 ausgeschrieben: oaaL 'Yap avOJ.l.WC; 17J.1.apTOv, ~VOJ.l.WC; Kat a1TOAOVv"TaL' Kat oaot €V V0J.l.4> TfJ.l.apTOV, DLa VOJ.l.OV Kat· Kpd)17aoVTaL.. In den im folgenden aufgeführten Stellen läßt sich natürlich nicht immer auch eine solche formale Entsprechung der mit Kat verbundenen Sätze konstatieren, die deren Zusammenhang ja besonders deutlich zum Ausdruck bringt; doch die logische Zusammengehörigkeit ist immer gegeben. Dieser 4. Typ des hauptsatzeinleitenden Kat findet sich im Röm insgesamt 19mal, in den Korintherbriefen 18- bzw. zehnmal, im Gal zweimal, im Phil dreinul und in den Thessalonicherbriefen zwei- bzw. dreimal; beim Eph gehören alle sechs Stellen des hauptsatzeinleitenden Kat hierher, da die imperativischen Sätze in enger innerer Verbindung zum Vorangehenden stehen 21 • Schließlich ist noch ein 5. Typ des hauptsatzeinleitenden Kat = "und" zu nennen. Denn an einigen Stellen verbindet Kat nicht wie bei Typ 4 zwei Hauptsätze, deren erster durch den zweiten in irgendeiner Weise logisch fortgeführt wird, sondern Kat verknüpft dort zwei größere Gedankenkomplexe und steht so zu Beginn eines Absatzes. Die Kopula soll hier also den Zusammenhang mit dem Vorangegangenen betonen und damit zum Ausdruck bringen, daß der folgende Michel S. 257; im Original z. T. gesperrt. S. dazu etwa Michel S. 259f. 30 Michel S. 259 Annl. 6. 21 R 1,28: 2,12.27; 3,8: 4,11.19; 5,16; 8,30; 9,19; le9. 16.23; 12,2; 13,11; 14,6.6; 15, 10,11.12. ~ lK 2,3; 3,20; 4,8; 5,2; 6,2.11; 7,13.17.34; 9,20; 12,16. 26.28; 13,2.3; 14,32: 15,40; 16,12. - 2K 2,3.16; 5,15; 7,15; 8,10; 11,9.14; 12,3.7.9. - G 2,2.13.- Ph 1,9.25; 3,15, ferner im Hymnus 2,7. - ITh 1,6; 2,13; 4,17. - 2Th 2,6.11; 3,15. - E 1,22: 4,11. 30; 6,4.9.17. 18
19
44
I. DIE SATZFÜGUNG: Die Verwendung der Konjunktionen
Gedanke von dem vorhergehenden Gedankenkomplex bestimmt ist. In dieser Funktion begegnet KaI. bei Paulus an vier Stellen 22 • Die zweite Kopula, mit der Paulus einen Hauptsatz einfUhrt, also OUDe, begegnet in solcher Funktion nur zweimal 23 • In beiden Fällen ist sie im Sinne des oben charakterisierten Typ 4 verwendet. Zum Abschluß dieser Untersuchung der hauptsatzeinleitenden Kopulae KaL und OUDe ist das Ergebnis zusammenzufassen. Die in den einzelnen Briefen durchaus in etwa der gleichen Dichte auftretenden Kopulae verteilen sich wie folgt auf die verschiedenen fünf Anfügungstypen :
(Kat HS)24
1. (Segenswunsch) 2. (Aufford.) 3. (Auftrag) 4. (log. Weiterf.) 5. (Absatzbeg.) ouoe nur 4.
R
1K
2K
G
Ph
1Th
2Th
21
20
11
3 1
4
3
4
19
18 2 1
10
2
3
2 1
4
1
1
Phm
K
E
7 1 2 2
6
6
Nach den verschiedenen Anfügungstypen aufgeschlüsselt, weist die Verwendung der Kopulae bei der EinfUhrung eines Hauptsatzes durch Paulus und den Verfasser des Kol also eine deutliche Differenz auf. Gemeinsam treten beide nur unter Typ 1 auf. Von Typ 1 abgesehen, verteilen sich die entsprechenden Stellen des Kol auf die Typen 2 und 3, die der Paulusbriefe auf die Typen 4 und 5. Während Paulus mit der Setzung der Kopula einen engen inneren Zusammenhang zum Ausdruck bringt, verwendet der Verfasser des Kol das hauptsatzeinleitende KaI. nur zu einer sehr lockeren Reihung. Den gleichen Unterschied fördert die Tabelle bei der Betrachtung des Kol und des Eph zutage. Der Vergleich von E 6,1-9 mit K 3,20-4,1 vennag das an einem Punkt zu illustrieren, denn die asyndetische Reihung Ta TeKva ••• 01. 1TaTepe~ ... /01. DOUAOI. •.. 01. KUPWI. des Kol wird (nur für diese beiden letzten Drittel der Haustafel!lS im Eph durch eine paarweise gegliederte Abfolge ersetzt: Ta TeKva •.. KaI. 01. 1TaTepeC; ... / 01. DOUAOL ..• Kat. Ol. KUPWI.. Im Blick auf diejenigen Fälle, bei denen eine Kopula sehr kurze Haupt- oder Nebensätze, Partizipial- oder Infinitiv-Konstruktionen oder auch Verschiedenes koordiniert, 22 1K 3,1; 12,31; 2K 1,15; 1Th 2,13. 23 R 9,7; 1K 11,14. 24 Die Differenz zur Summe der folgenden Aufgliederung ergibt sich daraus, daß die Zitate nur in der Totalzeile berücksichtigt sind: R 9,26; 11,27; Ph 2,7; K 1,17.17. 25 Hier liegt im übrigen ein nennenswerter Hinweis auf die Priorität des Kol vor.
45
Kopulative Konjunktionen
kann ein entsprechender Befund natürlich nicht erwartet werden, vielmehr ist von vornherein anzunehmen, daß dort stets ein relativ enger Zusammenhang vorliegt. Diese Annahme erweist sich auch als richtig, und so trägt eine entsprechende Untersuchung wenig aus. Nicht von wesentlicher Bedeutung, aber immerhin bemerkenswert ist lediglich die Beobachtung, daß Paulus an einigen wenigen Stellen Kat. eindeutig logiseh qualifiziert, während sich im Kol dergleichen nicht fmdet. So bedeutet Kat. in R 1,13; lK 12,5 unzweideutig "aber", und in R 13, 3 hat es klar konsekutiven Sinn. Doch solche Stellen sind auch bei Paulus zu selten, als daß sie hier ins Gewicht fielen. Nach der Betrachtung der im eigentlichen Sinn kopulativen Konjunktionen wenden wir uns nun der anderen großen Gruppe der Kopulae zu, den hinzufUgenden Partikeln. Da diese in der Regel eine "Übereinstimmung mit dem Vorausgehenden" andeuten 26 und dadurch auch einen gewissen Zusammenhang zum Ausdruck bringen, müssen sie hier berücksichtigt werden. Wie die folgende Obersichtstabelle zeigt, stellt auch hier Kat. das bei weitem größte Kontingent:
Kat Te
"rap
ovoe
R
lK
2K
G
Ph
ITh
2Th
Phm
K
E
69 1 4
68 1 6 1
73
19
29
22
5
4
21
23
ll'Y'/oe
4 1
1
Zahlennachweis Kat: Die Zahlen sind nach Nestle ausgezählt; Kontraktionsformen sind eingeschlossen. TE "rap: R 7,7; lK 10,8. - ovoe: R 3,10 (Zitat); 4,15; 8,7; 11,21; lK 3,2; 4,3; 5,1; .. 11,16; 14,21; 15,13; G 1,12; 2,3.5; 6,13. - ll'Y'/oe: lK 5,11; E 5,3; 2Th 3,10.
Die Zahlen innerhalb der einzelnen Zeilen sind recht breit gestreut und lassen keine weitgehenden statistischen Schlüsse zu. Der Kol, aber auch der Eph, bewegt sich jedenfalls völlig im Rahmen der Zahlen für die Paulusbriefe. Doch fallen zwei Beobachtungen auf, die bemerkenswert sind, weil sie nicht nur einander ergänzen, sondern auch über den Rahmen dieses Absclmittes hinaus von Bedeutung sind. Zunächst ist wieder zu notieren, daß der Kol nur durch Kat. in der Aufstellung vertreten ist, was freilich auch für die Hälfte der Paulusbriefe gilt und darum für sich genommen belanglos ist. Wichtiger ist die zweite Beobachtung. Sie bezieht sich nicht auf die Häufigkeit, sondern auf die Art der Verwendung des additiven Kat. im KoI. Denn KaI. begegnet dort vor allem in drei Zusammenhängen: 1. in den beiden Vergleichskorrelationen KarJwc; Kat. ••• OVTWC; KaI. ... (3,'13); 26
Kühner-Gcrth, 11 2 S. 255.
KaiJWC; Kat • .. KarJwc; KaI. ...
(1,6),
46
I. DIE SATZFÜGUNG: Die Verwendung der Konjunktionen
2. nach Relativpronomina (1,29; 2,11.12; 3,7.15; 4,3; vgl. auch das ähnliche o Kat (Partizip) in 1,8)27; 3. in der Verbindung Kat u/.lete; t1,21; 2,13; 3,4.7.8.13; 4,1.16; zu vergleichen ist auch Kaf)we; Kat ev U/.lW 1,6). Nicht genannt sind damit von den 21 Fällen des Kollediglich vier, nämlich 1,9 (8ta TOUTO Kat l1J..LEtc:!); 2,5 (et "{ap Kat); 4,3 (apa Kat rrept l1/.lWV!) und 4,16 (wa Kat ev T'[1 ... eKK'Al1otq,).
Paulus verwendet das additive Kat in diesen drei Funktionen ebenfalls, aber er benützt es auch noch darüber hinaus in anderen Zusammenhängen, und zwar in so vielfältiger Weise, daß von einer Stereotypie auch nicht im geringsten die Rede sein kann. Im folgenden seien nur einige Beispiele als Belege angeführt: die verschiedenen Vergleichskorrelationen we;2lj, w01rep29, Kaf)we;30 oder Kaf)arrep31 ... OUTwe; Kat . .. / €t ... OUTwe; Kat ... 32/ worrep ... tVa Kat . .. 33/ Kaf)we;
... Kat ... 34 / we; •.. Kat ... 35 / Kat ... Kaf)wc; Kat ... 36 / Kat . .. WC; ... 37 (auf
diesem Hintergrund fällt besonders ins Auge, daß Paulus nie mit Kaf)wc; Kat beginnende Korrelationen verwendet, während der Verfasser des Ko1 38 nur diese Form gebraucht), die einfachen Vergleiche Kaf)wc; Kat39 / OUTwe; Ka,40 / we; 43 Kat 41 / Kaf)arrep Kat42 / woaUTwe; Kat / oJ..Lotwe; Kat 44 , ferner et ... , Kat 45 / oe; ... , Kat . .. 46/ OLOe; ... , TOLOUTO<; Kat . .. 47/ OU J..LOVOV ... a'A'Aa Kat . .. 48 / ou J..LOVOV oe, a'A'Aa Kat . .. 49 / ~ Kat 50 / Kat nach Fragepartikeln , Kat mit Bezug 51
27 28
29
S. u. S. 69f. R 5,15.18; 2K 1,7; 7,14; E 5,24. R 5,19.21; 6,4; 11,30f; 1K 11,12; 15,22; 16,1; G 4,29.
2K.1,5; 8,6; 10,7. 1K 12,12; 2K 8,11. 32 1Th 4,14. 33 2K 8,7. 34 1K 15,49. 3S 2K 13,2; G 1,9; Ph 1,20. 36 R 1,13; 1Th 2,14. 37 1K 7,29. 38 S. o. S. 3lf. 39 R 15,7; 1K 10,6.33; 11,1; 13,12; 14,34; 2K 1,14; 11,12; E 4,4.17.32; 5,2.29; ITh 3,4; 4,1.6.13; 5,11; 2Th 3,1. 40 R 6,11; 11,5; lK 2,11; 9,14; 14,9.12; 15,42.45; G 4,3. 41 R 9,25; 1K 7,7.8; 9,5; 16,10; E 2,3; 5,23.25. 42 R 4,6; 2K 1,14; 1Th 3,6.12; 4,5. 43 R 8,26; 1K 11,25. 44 1K 7,3.4. 45 R 6,5 (Et . .. , a"A"Aa KCU •• • ); 8,17; 11,16; 15,27; 1K 11,14; 15,44; G 4,7; 5,11.12. 46 R 4,21; 8,29.30.30.30; 2K 2,10; 11,12; G 6,7 (0 ••• , TOUTO Kat ••• ); 2 Th 3,4. 47 1K 15,48.48; 2K 10,11. 48 R 1,32; 4,12.16.24; 9,24; 13,5; 16,4 (OUK eyw /J.OVOC; • .. ); 2K 7,7; 8,10.21; 9,12; E 1,21; Ph 1,29; 2,27; 1Th 1,5 (V. 8 ohne Kat); 2,8. 49 R 5,3.11; 8,23; 9,10; 2K 8,19. 50 R 2,15; 4,9; 14,10; 1K 9,8; 16,6; 2K 1,13. 51 R 3,7; 8,24; 1K 15,29.30. 30 31
47
Disjunktive Konjunktionen
auf 6in Verbums2 , das steigernde Kat S3 , das häufige Kat "{apS4 und vielfältige Verbindungen mit anderen Konjunktionen. Diese Vielfalt ist in fast allen Briefen des Paulus zu beobachten; nur für die beiden Thessalonicherbriefe gilt das nicht im gleicüen Maße. Der l.Thess fiel schon oben durch die außerordentlich häufige Verwendung von Vergleichskonjunktionen auf55, und diese werden ja sehr oft durch ein l
Können so die beiden Thessalonicherbriefe die Beobachtung der großen Vielfalt in der Verwendung des hinzufUgenden bei Paulus nicht wesentlich beeinträchtigen, so mutet andererseits im Vergleich zu dieser Vielfalt der Gebrauch der Partikel im Kol als ausgesprochen dürftig an, und darum ist diese Beobachtung ergänzend neben die immer wieder festgest~l1te Tendenz zur geläufigen Konjunktion zu stellen.
13. Die disjunktiven Konjunktionen Als letzte Gruppe der Konjunktionen müssen nun noch die Disjunktiva betrachtet werden. In der folgenden Tabelle sind all die Fälle zusammengestellt, bei denen durch die hier allein infrage kommenden Partikel ~ und €tT€ nicht nur Begriffe verbunden sind, sondern ganze Sätze (S) oder doch wenigstens SatzstücKe (St). Die korrelativ gestalteten Fälle sind dabei ebenso gesondert aufgefUurt wie das Fragen anschließende Tl (Fr). R Tj ••• Tj
(St)
etTe ••• €tu etTe ••• €tu Tj Tj Tj
52 53
54 55
(S) (Fr) (St)
R R R S.
1K
2K
3 1 6 6 3
3
G
Ph
1Th
2Th
Phm
1 (S) (St)
1 5 6
1
4 2 2
1 1
2,12; 6,8; 8,17 u.ö. 5,7; IK 15,15; 2K 1,8; 8,3; G 2,13; E 5,11; 1Th 2,15; Phm 19.21. 11,1; 15,3; 16,2; 1K 5,7; 8,5; 11,9.19; 12,13.14 u.ö. o. S. 30--32.
K
E
48
I. DIE SATZFÜGUNG: Die Verwendung der Konjunktionen
Zalzlennachweis 11 '" 11 (St): R 6,16 (11TOL ••• 11). - ELTE ••• ELTE (S): 1K 12,26; 13,8; 14,27 (Anakoluth); 2K 1,6; 5,13; 8,23. - fLTE ••• €tTE (St): R 12,6-8; 2K 12,2; Ph 1,27. - 11 (S): R 3,1; 10,7; 11,34.35; 14,10; lK 1,13; 7,16; 9,7.8.10; 10,19; 2K 1,17; 3,1; 6,14.15; G 1,10. - 11 (Fr): R 2,4; 3,29; 6,3; 7,1; 9,21; 11,2; lK 6,2.9; 9,6; 10,22; 11,22; 14, 36; 2K 11,7; 13,5. - 11 (St): 1K 7,11; 11,27; 12,21; 2K 11,4.4; 12,6; Ph 3,12.
Der Übersichtstabelle ist zu entnehmen, daß Tl und ftT€, sofern sie für die Satzfügung bedeutsam sind, im wesentlichen nur in den drei großen Paulusbriefen Verwendung gefunden haben. Lassen sich darum auch keine statistischen Schlüsse ziehen, so ist doch immerhin zu notieren, daß der Kol völlig leer ausgeht.
14. Das Fazit Die Zusammenfassung der Ergebnisse, die bei der Untersuchung der einzelnen Konjunktionengruppen zutage treten, muß drei Punkte hervorheben.
1. Bei der Betrachtung der Konjunktionen zeichnet sich deutlich ab, daß der Verfasser des Kol sie weit weniger oft verwendet als Paulus und daß der Epheserbrief unter diesem Gesichtspunkt zwar eine MittelsteIlung einnimmt, aber doch zugleich unverkennbar in die Richtung des Kol tendiert. Immer wieder war zu beobachten, wie der Kol aus dem Rahmen der Paulusbriefe herausfiel oder sich doch an dessen unterer Grenze bewegte. Ersteres galt für die adversativen, kausalen, konsekutiven Konjunktionen, für die Konjunktionen der Aussagesätze und schließlich doch wohl auch für die Gruppe der hypothetischen und konzessiven Partikel, letzteres für die komparativen Konjunktionen; allein also die finalen Konjunktionen sowie der wegen seiner geringen Häufigkeit statistisch nicht mehr ins Gewicht fallende Rest der temporalen Konjunktionen, der Fragepartikel und der "sonstigen" Konjunktionen machten dabei eine Ausnahme. Die Kopulativa und die Disjunktiva, die zum Schluß zur Erörterung standen, müssen hier zunächst außer Betracht bleiben; sie stellen wegen der fehlenden logischen Eindeutigkeit und der verschiedenartigen Verwendungsmöglichkeit einen Sonderfall dar und sind darum auch gesondert zu behandeln. Die übrigen Gruppen sind in der folgenden Übersichtstabelle in Gestalt der jeweiligen Totalzeilen noch einmal zusanunengestellt, und die für die einzelnen Briefe sich jeweils ergebende Gesamtzahl der verwendeten Konjunktionen ist in eine Relation zum Wortbestand des betreffenden Briefes gesetzt, so daß ein exakter Vergleich zwischen den verschiedenen Briefen möglich ist. Die Tabelle ergibt so folgendes Bild:
49
Fazit R
1K
2K
G
Adversativ (2) Kausal (3) Hypoth.,konz. (4) Komparativ (5) Final (6) Konsekutiv (7) Aussagesatz (8) Temporal (9) Fragepartikel (10) Sonstige (11)
237 162 69 63 34 66 47 7 16 1
304 131 108 83 62 47 47 18 27 3
149 90 41 50 54 32 40 5 4 1
84 45 25 16 22 16 20 8 2 1
Total % des Wortbest.
702 9,9
830 12,2
466 10,4
239 10,7
1Th
2Th
Phm
K
E
52 20 13 .7 12 10 19 2 1 2
29 31 3 27 9 12 11 2 ,1 1
16 9 6 3 8 4 8 3 1 1
8 4 2 3 5 3 3
9 9 6 11 14 6 3 3 1 1
35 22 4 25 23 16 7 1 1 1
138 8,5
126 8,5
59 7,2
28 8,4
63 4
136 5,6
Ph
Ermittelt man noch den Durchschnittswert rur die Paulusbriefe, so erhält man einen Prozentsatz von 10,4%; allerdings grtindet 'diese hohe Zahl wesentlich auf der Konjunktionendichte in den vier Hauptbriefen und ist deshalb für einen Vergleich nicht voll geeignet. So halten wir uns besser an die Übersichtstabelle, die' ja ein klares Bild zeigt. Diese macht hinreichend deutlich, daß Paulus etwa zweibis dreimal so oft Konjunktionen gebraucht wie der Verfasser des Kol und daß der Eph diesem eindeutig näher kommt als jenem. Damit bestätigt und präzisiert dieser Gesamtüberblick also das Bild, das bei der Untersuchung der einzelnen Konjunktionengruppen gewonnen wurde. 2. Als zweites Ergebnis ist hervorzuheben, daß die Verwendung der kopulativen Konjunktionen zu einem wesentlichen Teil zwischen den Paulusbriefen und dem Kol differiert. Zeigte zunächst die jeweils etwa gleich große Dichte der Kopulae, daß der Mangel des Kol an anderen Konjunktionen nicht durch einen außergewöhnlich häufigen Gebrauch der Kopulae, insbesondere von Kat, ausgeglichen wird, so ergaben sich dann !:!nbeschadet der vergleichbaren Dichte gleichwohl wichtige Unterschiede in der Verwendung der Kopulae, Aus diesem Grund wäre es auch wenig sinnvoll, sie in die Gesamtzahl der übrigen Konjunktionen miteinzubeziehen, obwohl sich an den dort herrschenden Zahlenverhältnissen dadurch kaum Wesentliches änderte. Doch damit würde nur etwas verdeckt, was gerade ans Licht gebracht werden muß. Denn die Analyse des hauptsatzeinleitenden Kat führte zu der Erkenntnis, daß der Verfasser des Kol mit diesem Kat nur einen recht lockeren Übergang erreicht, während Paulus mit ihm gerade einen engen logischen Zusammenhang zum Ausdruck bringt. Ein weiterer Unterschied ergab sich aus der Feststellung, daß das additive Kat bei Paulus weit vielfältiger verwendet ist als im Kol, in dem es fast nur in drei bestimmten Zusammenhängen begegnet und so fast stereotyp wirkt.
50
I. DIE SATZFÜGUNG: Die Verwendung der Konjunktionen
3. Schließlich ist hier die im Verlauf der Untersuchung der Konjunktionengruppen rur den Kol immer wieder gemachte Beobachtung eines Drangs zu den geläufigen Partike.1n als Ergebnis zu fixieren. Da rur die drei großen Briefe des Paulus von vornherein die größte Vielfalt an Konjunktionen anzunehmen ist, scheiden de als Vergleichsbasis aus. Der Vergleich beschränkt sich demzufolge auf die kleineren Paulusbriefe und daneben auf den Eph. Damit das Material leichter überblickt werden kann, wird es im folgenden nochmals zusammengestellt. Die in verschiedener logischer Bedeutung auftretenden Konjunktionen (z. B. Kaifwc; causale bzw. comparativum) bleiben dabei entsprechend aufgegliedert und werden auch mehrfach gezählt. Die bei der Untersuchung der einzelnen Gruppen vorgenommene weitergehende Differenzierung (z. B. neben €t noch €t nc;, €t DU, €t IlTJ, €t Kat) bleibt hier hingegen vorsichtshalber außer Betracht. So ergibt sich die folgende Aufstellung:
Eie }lev
G
Ph
lTh
2Th
Phm
K
E
+ +
+ +' + + + + + + + + +
+ +
+
+
+ +
+ +
+
+
+
+
+
+
+
+
+ +
+
+
+
+ + + + +
+
+ + +
+
+
+
+
+
+
+ + +
+ +
+
+ +
}lEVOV/J'YE a"A"Aa
+
1I'"Arj/J 'Yap
+
(caus.) on (caus.)
+
Ka1'Jwr;
Eiwn €1I'EtEiT/ EI{)' w
)
+
av1'J' wv avn TOVTOV TOVTOV XaPLIl EL
+
+
+
Et1I'€P €av
+
Kat1l'Ep wr; W01l'EP Ka1'Jwr;
+ + +
+ + + +
Ka1'Ja1l'Ep OVTwr; LIla }lT/ O1Twr; }lT/1I'WC; ovv apa
+ + + + + + +
+ +
+
+ + + + + + + + + +
+ + +
+
+ + + +
+
+
+
+ +
+
51
Fazit G
Ph
ITh
+ +
+ +
+ + + +
TOL'YaPOUII WaTe liLo 6ta TOUTO
2Th
Phrn
K
+ +
+
+
+
+ +
6ta TaUTa
on (recit.) on Wt;
+ +
+ +
rrwt;
+
M€
+
Mall
Wt;
€I{J' oaoll XPOIIOII axptt; II-€Xpt
ou (t;) (ou)
Xomoll TOU Xomou orrou
(und) (und) Ou6€ (und nicht) 1I-1/6€ (und nicht) Kat (auch) Ou6€ (auch nicht) J,l1/6€ (auch nicht)
+ +
+ +
+ +
(TO)
Kat
+ + +
+ + + +
€t rrwt;
+ + +
+ + + + +
+
all
€Wt;
+ + + + +
E
+ +
+ +
+
+
+
+
+
+
+
+ +
+
+
+ +
+
T€
1/
+
Total
33
31
+ +
+ +
+
+
+
+ + +
€tT€
+
31
28
+ + +
13
21
30
Da wir hier die Konjunktionen im Blick auf die Vielfalt wer Verwendung in den einzelnen Briefen untersuchen wollen, muß das in dieser Übersicht zusammengestellte Material nun aber noch nach der Breite des Vorkommens in den verschiedenen Briefen sortiert werden. Neben die oben angegebene Gesamtzahl der in den einzelnen Briefen benutzten verschiedenen Konjunktionen seien aus diesem Grunde noch jeweils zwei weitere Zahlen gestellt, die im Verein mit der obigen Zahl eine eventuell vorhandene Tendenz des Verfassers des Kol zur gängigen Konjunktion zum Ausdruck bringen müßten. Denn diese beiden Zahlen sollen angeben, wieviele Konjunktionen in den verschiedenen Briefen noch ver-
52
I. DIE SATZFÜGUNG: Die Verwendung der Konjunktionen
wendet werden, wenn zunächst diejenigen von ihnen nicht in Rechnung gestellt werden, die in sämtlichen Paulusbriefen sowie im Eph und im Kol begegnen und de-shalb als die gängigsten anzusehen sind, und wenn sodann zusätzlich auch noch diejenigen Partikel außer Betracht bleiben, die nur in einem dieser Briefe fehlen und darum ebenfalls als sehr geläufig eingestuft werden müssen. Bei den ersteren handelt es sich um OE, a"A"Aa, 'rap, on (causale), Et, OVV, Lva, on (Aussagesatz) und Kat (= auch), bei den letzteren um die komparativen Konjunktionen W~, Ka1Jw~, OVTW~ sowie um KaL (= und). In der nachstehenden Tabelle sind somit jeweils die Zahlen I für alle verwendeten, II ftir alle nicht in jedem Brief begegnenden und III für die in mehr als einem Brief fehlenden Konjunktionen zusammengestellt.
I II III
G
Ph
1Th
33
31 22 18
31 22 18
24
20
2Th Phm
K
E
28 19 16
13
21
4
12
3
8
30 21 17
Die Differenz zwischen den Zeilen I und 11 ist per definitionem in allen Briefen gleich groß. Die Differenz zwischen den Zeilen II und III umfaßt nur im 2.Thess und im Phm nicht das Maximum; statt vier wie bei den übrigen Briefen erreicht sie dort nur drei bzw. eins. Daß das gerade die beiden weitaus kleinsten Briefe betrifft, kann als Bestätigung dafür gelten, daß die entsprechenden Konjunktionen tatsächlich als sehr geläufig gelten müssen und somit das Prinzip dieser Zahlen zu Recht besteht. Bei dem Vergleich der Briefe untereinander fällt auf, daß die beiden Paulusbriefe, die dem Kol größenmäßig am nächsten stehen, also der Phil und der l.Thess, jeweils die gleichen Differenzen bieten und daß einerseits der um einiges längere Gal und andererseits der um einiges kürzere 2.Thess von ihnen etwa gleich stark in die entsprechenden Richtungen abweichen. Sehen wir also von dem Phm ab, der für eine statistische Fragestellung viel zu klein ist, so fällt der Kol in der obigen Tabelle aus dem Rahmen der Paulusbriefe recht deutlich heraus, und zwar gilt das sowohl bei dem Vergleich innerhalb der Zeile III als auch bei dem Vergleich des Verhältnisses, das jeweils zwischen den Zeilen III und I besteht. Denn die Zahl des Kol in Zeile III ist nur halb so groß wie die entsprechenden Zahlen der Paulusbriefe, und dementsprechend ist auch das Verhältnis der gesamten Konjunktionen (Zeile I) zu den weniger geläufigen (Zeile III) beim Kol größer als in den Paulusbriefen. Damit bestätigt dieser Gesamtüberblick die in der Untersuchung der einzelnen Konjunktionengruppen immer wieder gemachten Beobachtungen auch für das Ganze, obwohl alle weiteren Differenzierungen, die bei den Einzeluntersuchungen vorgenommen wurden und die in die gleiche Richtung wiesen, hier außer Betracht geblieben sind. Die Beobachtung dieser Tendenz des Verfassers des
53
Fazit
Kol, in der Regel nach der geläufigen Konjunktion zu greifen, tritt somit ergänzend neben das oben festgehaltene erste Ergebnis, demzufolge er den Griff nach einer Konjunktion überhaupt recht selten tut. Die Bedeutung dieser drei Ergebnisse ftir den Bereich des Stils der verschiedenen Briefe läßt sich noch nicht klar fonnulieren, da die Interpretationsbasis noch zu klein ist. Immerhin scheint sich jedoch aufgrund der vergleichsweise seltenen Verwendung von Konjunktionen überhaupt und von solchen adversativer, kausaler und konsekutiver Bedeutung im besonderen schon abzuzeichnen, daß der Verfasser des Kol seine Sätze logisch nicht so klar miteinander verbindet und weniger argumentiert als Paulus das tut. Ob das daran liegt, daß der Zusammenhang der Sätze bei ihm nicht so logisch stringent ist wie bei Paulus, oder ob er deren logische Verbindung nur nicht in gleicher Klarheit auch zum Ausdruck bringt, läßt sich aufgrund des bisherigen Materials noch nicht entscheiden, mag auch der Befund bei Kat und der vergleichsweise dürftige Fundus der Konjunktionen, aus dem der Verfasser des Kol schöpft, eher auf das erstere hindeuten. In jedem Fall ist aber in Reclmung zu stellen, daß die "Partikeln ... mehr oder weniger von affektivem Ursprung (sind)", da "der Sprechende ... damit seine subjektive, gefühlsmäßige Auffassung von dem Zusammenhang zwischen einzelnen Erscheinungen ausdrücken oder richtiger, andeuten (Will)"S6 bzw. ausdrücken oder jedenfalls andeuten Will 57.
c) Die Infinitivkonstruktionen
i.Einleitendes Mayerhoff hat das Fehlen der "Lieblingsweise des Paulus, den Infinitiv durch den Artikel zu substantivieren und auch in den casibus obliquis zu gebrauchen, am gewöhnlichsten mit Präpositionen" bemängelt (S. 30f), und Percy ist "der vergleichsweise häufige Gebrauch von lose angehängten fmalen oder konsekutiven Infinitiven" aufgefallen (S. 34f). Daß die beiden Erscheinungen einander entsprechen, wird bei ihrer Einordnung in das Ganze der Satzfügung im Kol und bei Paulus deutlich. Im Blick auf die Verwendung des Infinitivs ist aber zuallererst bereits seine unterschiedliche Häufigkeit bemerkenswert.
2. Die Häufigkeit von Infinitivkonstruktionen Wie die folgende Übersichtstabelle zeigt, bietet der Kol vergleichsweise selten Infinitivkonstruktionen. Der Tabelle sind jeweils die Zahl der Infinitive und ihr prozentualer Anteil am Wortbestand zu entnehmen: 56
Palm S. 116.
57
S. auch u. S. 202f.
54
I. DIE SATZFÜGUNG: Die Infinitivkonstruktionen
Infinitive
% des Wortbest.
R
1K
2K
G
Ph
1Th
2Th
Phm
K
99 1,4
99 1,5
68 1,5
32 1,4
39 2,4
48 3,3
22 2,7
3 0,9
11 0,7
E
30 1,2
Wenn wir vom Phm wegen seines geringen Umfangs absehen, begegnet also in den Briefen des Paulus zwei- bis viermal so oft ein Infinitiv wie im KoI. Oder anders gesagt: Findet sich im Kol unter 143 Wörtern ein Infmitiv, so in den beiden ältesten Briefen unter 31 bzw. 37, im Phil unter 42, und in den Hauptbriefen unter etwa 70 Wörtern. Der statistisch zu erhebende Unterschied zwischen dem Kol und den Paulusbriefen ist also recht groß, zumal die relativ breite Streuung innerhalb der Paulusbriefe hier nicht ins Gewicht fällt, da die Zahlen einerseits auf dem Hintergrund der Satzfligung überhaupt zu sehen sind und andererseits nur den Ausgangspunkt für eine weitere Differenzierung der Betrachtungsweise darstellen. - Der Eph nimmt nach Auskunft der Tabelle wieder eine Mittelstellung ein.
3. Das Vorkommen von artikulierten Infinitiven Auffällig ist vor allem das Fehlen von artikulierten Infmitiven im Kol, und da ist es wieder besonders bemerkenswert, ·daß die bei Paulus so häufige Konstruktion: Präposition + Artikel + Infinitiv dem Kol völlig abgeht. In den beiden folgenden Tabellen sind die Zall1en der einzelnen Konstruktionen aufgeführt l : 1. Infinitive mit Artikel (ohne Präposition) (1)
PIs
Nom. Ace. Gen. Dat.
18 13 16 1
Zwischensumme (1)
48
lK
2K
4 1 9
3 2 3
3 5 1 1
14
8
10
R
G
Ph
ITh 2 1
1
6 4 2
1
12
3
2Th
Phm
K
E
I VgL auch die Tabelle von Aalto S. 69, der freilich in seiner angedeuteten Interpretation viel zu schematisch vorgeht.
55
Der artikulierte Infinitiv
2. Infinitive mit Präposition und Artikel (2)
Pis
R
1K
2K
G
Ph
1Th
et<; TO
18
6
5 1
1
3
9 1
7 1
2 1
1
1
,",ETa TO
49 3 3 2 1 1 1 1
Zwischensumme (2)
61
19
3
rrpo<; TO EV T'tJ rrpo TOU
Ow.
TO
EVEI(EV TOU EI( TOU
2Th
Phm
K
E
1 2 1 1 1
1
8
8
4
4
10
8
3. Artikulierte Infmitive insgesamt (1) und (2)
PIs
R
1K
2K
G
Ph
ITh
2Th
Total
109
33
16
18
5
16
13
8
Phm
K
E 3
Zahlellnachweis (1) Nom.: R 7,18.18; 14,21.21; lK 7,26; 11,6.6; 2K 7,11; 8,11; 9,1; Ph 1,21.21.22. 24.29.29; ITh 4,6.6. - Akk.: R 14,13; 1K 14,39.39; 2K 2,1: 8,10.10.11; 10,2; Ph 2,7.13.13; 4,10; 1Th 3,3. - Gen.: R 1,24; 6,6; 7,3; 8,12; 11,8.8.10; 15,22.23; 1K 9,10; 10,13; 16,4; 2K 8,11; G 3,10; Ph 3,10.21. - Dat.: 2K 2,13. Et<; TO: R 1,11.20; 3,26;'4,11.11.16.18; 6,12; 7,4.5; 8,29; 11,11; 12,2.3; 15,8.9. 13.16; lK 8,10; 9,18; 10,6; 11,22.22.33; 2K 1,4; 4,4; 7,3.3; 8,6; G 3,17; Ph 1,10. 23.23; ITh 2,12.16; 3,2.2.5.10.10.13; 4,9; 2Th 1,5; 2,2.2.6.10.11; 3,9; E 1,12.18. rrpo<; TO: 2K 3,13; ITh 2,9; 2Th 3,8; E 6,11. - EV T4J: R 15,13; 1K 11,21; G 4,18. rrpo TOU: G 2,12; 3,23; - Ow. TO: Ph 1,7. - €VEI(EV TOU: 2K 7,12. - EI( TOU: 2K 8,11. ,",ETa TO: lK 11,25.
(2)
Die Zahlen dieser Tabellen sind zwar recht breit gestreut; man vergleiche nur den Röm mit dem I.Kor und den Gal mit dem Phil. Aber außer dem Kol geht eben doch nur der kurze Phm leer aus. Daß diese Zahlen trotz der breiten Streuung eine sehr deutliche Sprache sprechen, erhellt aus dem Vergleich mit den übrigen Schriften des NT. Die folgenden Zahlen geben eine Übersicht über das Vorkommen der Konstruktion €L, TO .•. (Infinitiv) und über die Häufigkeit des artikulierten Infmitivs i.iberhaupt (also einschließlich aller mit Präposition auftretenden Infmitive)2. ~ Die Zahlen nach Moulton (Sprache S. 346f bzw. 343), der die Stellen, an denen "zwei Infinitive unter der Herrschaft eines einzigen Artikels stehen", nur einfach zählt (S. 343 Anm.). Vgl. auch Aalto S. 65-71!
56
I. DIE SATZFÜGUNG: Die Infinitivkonstruktionen
C. PauI. Mt EL~
TO •••
Art. Inf.
44 106
3 24
M
Lk
J
Act
Hb
Jk
IP
1 13
1 71
4
1 49
8 23
2 7
2 4
Apc Sonst.
1
Da die Pastoralbriefe wie der Kol auf die für das Corpus Paulinum angegebenen Zahlen keinen Einfluß haben 3 , zeigen die Zahlen dieser Übersicht deutlich, daß die Konstruktion mit €LC; TO ••• (Infinitiv) ein Charakteristikum des Paulus4 und das Fehlen von artikulierten Infinitiven eine Eigentümlichkeit des Kol ist S • 3 S. Moulton, Sprache S. 347 bzw. S. 343, letztere in Verbindung mit den obigen Tabellen (1) und (2). 4 Daß die vergleichsweise außerordentlich große Häufigkeit der Konstruktion EL~ TO C. Inf., wie wir sie bei Paulus finden, ungewöhnlich ist, bestätigt auch ein Vergleich mit den Angaben von Krapp, Mayser und Aalto. Krapp stellt das Material für die "historische Gräcität (Herodot bis Zosimus)" (Titel) zusammen (S. 3-12) und erhält als Befund, daß liLa TO mit "weit mehr als 1/3 sämtlicher Fälle" (S. 8; nämlich 1343 von 3720 bzw. von 3970 bei Einschluß der Präpositionaladverbien [vgl. die Angaben S. 7 bzw. 12); daneben auch noch 13mal Dia TOU) die höchste Frequenz erreicht und erst in weitem Abstand 7TPO~ TO (402, daneben noch 5 3mal 7TPO~ T<.y), €LI; TO (351), E7TL TU! (262, daneben noch 89mal E7TL TO),EV T~ (238), apa T4J (216), EI( TOU (183), U7TEP TOU (154) usw .. Wie das von Krapp zusammengestellte Material zeigt, begegnet in seiner Literatur der von einer Präposition oder einem Präpositionaladverb abhängige artikulierte Infinitiv in unterschiedlicher Häufigkeit, aber immerhin durchschnittlich einmal auf vier Teubnerseiten (s. seine Vergleichstabelle S. 1). Krapp konstatiert zusammenfassend, daß die "Zeit der Autoren ... , welche dem Gebrauche der Präpositionen und Präpositionaladverbien in Verbindung mit dem Infinitiv besonders zuneigen, ... sich vom zweiten Jahrhundert v. Chr. bis Ende des ersten n. Chr. (erstreckt). Nun erfolgt ein Aussetzen und dann ein neues Aufkommen am Ende des zweiten Jahrhunderts n. Chr." (S. 3). - Auch innerhalb des Materials von Mayser, der das "der griechischen Papyri aus der Ptolemäerzeit mit Einschluß der gleichzeitigen Ostraka und der in Ägypten verfaßten Inschriften" (Titel) bietet, liegt (s. die Tabelle in 11 1, S. 334) Dia TO mit mehr als einem Drittel der von einer PräpoSition oder einem Präpositionaladverb abhängigen artikulierten Infinitive (nämlich 112 von 301) weit an der Spitze vor 7TEpL TOU (38), PEXPL TOU (18), 7TPO~ TO (16, dazu 7mal 7TPO~ T<.y), E7TL TLp (15), EW~ TOU (14), 7TPO TOU (11) sowie - mit 10 Fällen gleichauf - EL~ TO, V7TEP TOU, XapLV TOV usw .. (Die Aufgliederung nach Jahrhunderten auf S. 333 zeigt im übrigen, daß EL~ TO nicht im Vordringen begriffen ist.) Aufgrund seiner freilich viel schmaleren Basis stellt Mayser fest, daß "die Zahl der präpositionalen Verbindungen mit dem artikulierten Infinitiv zum Ausdruck logischer Unterordnung" ,,(m)it dem Schwinden der Subordination und dem Rückgang konjunktionaler Nebensätze" für den von ihm bearbeiteten Bereich noch stärker wächst als in dem Bereich der Literatur, ohne freilich die Dichte innerhalb des NT und der Lxx zu erreichen (11 1, S. 334). - Nach der Übersicht von Aalto S. 44-65 unterscheidet Paulus sich auch von dem Sprachgebrauch der Lxx außerordentlich stark. Aus seinen Zahlenangaben für die einzelnen Bücher ergibt sich für das Ganze der Lxx, daß von den 977 infrage kommenden Fällen die Verbindung EV TLp mit 494 bereits fast die Hälfte ausmacht und daß die übrigen Fälle erst in weitem Abstand folgen: pETa TO (103), EW~ TOV (71), 7TPO TOV (60), DLa TO (51), apa Tft) (48), EL~ TO (39), rrapa T"t-' (27), rrpo~ TO (27) usw. (die Bücher ludices, Tobit, Susanna, Daniel und Bel et Draco, die jeweils in zweifacher Gestalt oder Übersetzung vorliegen, sind jeweils auch zweifach berücksichtigt). 5 Zur Häufigkeit des von einer Präposition oder einem Präpositionsadverb abhängigen artikulierten Infinitivs außerhalb des NT vgL die vorige Anmerkung. Für den einfachen arti-
57
Der lose angehängte Infinitiv
Im Blick auf den Vergleich des KaI mit den Paulusbriefen ergänzen sich diese beiden auf dem Hintergrund des übrigen NT getroffenen Feststellungen, und so gewinnt die aufgru~d der beiden Tabellen (1) und (2) deutlich gewordene Differenz zwischen dem KaI und den Paulusbriefen ein sehr großes Gewicht.
4. Weiterführung eines Satzes durch den lose angehängten Infinitiv Fehlen einerseits im KaI im Unterschied zu den Paulusbriefen die einen Nebensatz vertretenden artikulierten Infinitive, so fUhrt der KaI andererseits relativ häufig den Satz mit einem lose angehängten Infmitiv fort. Diese Erscheinung begegnet insgesamt fünfma1: 1,10 ., .
atTOVJ1€VOt tVa 1TAf/PWt9-f/T€ Tf/V €1Tt'YVWUW TOV t9-€Af/J1aTOe; avrov €V
1TaUn uOIpI4 •.• , 1T€pt1TaTf/uat a~Lwe; TOV KVPWV •.•
1,22 ...
a1TOKaTf/AAa~€V €V T4> uWJ1an Tf/e; uapKoe; aVTOV
Ota
t9-avaTov, 1Tapa-
UTf/uaL vJ1ae; a'YtOve; •••
1,25
€'Y€voJ1f/V €'YW DtaKovoe; KaTa Tf/V OLKOVOJ1taZJ TOV t9-€OV Tf/V o0t9-€wav J10t
€LC; vJ1ac; 1TAf/pWUaL TOV
4,3 .. , 1TPOU€VXOJ1€VOL
AO-YOV
TOV t9-€OV •.•
.•. , wa 0
t9-€oc; avo~T1
f/J1w t9-vpav TOV
AO-YOV,
AaAf/UaL .
TO JlVUTf/PWV TOV XPWTOV
4,6
0
AO-Yoc;
VJlWV 1TaVTOT€ €V xapLn, aAan f/PTVJl€VOe;, €W€vat 1TWC; OeL vp.ac;
€VL €KaUT4J a1TOKptV€ut9-aL
Paulus verweidet den Infinitiv in dieser Weise nur in R 1,28 1Tap€OWK€V aVTOC; o t9-€oc; €LC; aOOKLJlOV VOVV, 1TOL€W Ta Jlf/ Kat9-f/KOvTa. Die beiden von Percy (S. 34) hier ebenfalls noch angeführten Fälle 2K 9,5 6 ; 11,32 liegen eindeutig anders (für 2K 11,2 räumt Percy selbst die Andersartigkeit ein)7. Mehrere Fälle bietet hingegen der Eph. Aus ihm ist zu nennen:
3,6
0
(sc.
TO JlVUTf/PWV)TOV XpWTOV) ••• vvv a1T€KaAvl{JlJf/ TOLe; a'YtOLC; a1TouToAOLC;
aVTOV KaI, 1TpOIpf/TaLe; €V 1TV€VJlan, '€tVaL Ta
€t9vr7
UV-YKAf/pOVOJla KaI, ..• UVJ1J1€-
Toxa Tf/e; €1Ta'Y'Y€ALaC;
3,8f.
€J10L .••
€oot9-f/ f/
xapLe; aVTf/, TOLe; €{)v€ULV €va'Y'Y€AwaafuL TO aV€~LXVLaU
TOV 1TAOVToe; TOV XPWTOV Kat I{JwnuaL
ne; f/
OLKOVOJlLa .•.
kulierten Infinitiv sei zur Ergänzung nur auf das von Aalto zusammengestellte Material aus der Lxx hingewiesen, nach dessen Angaben der artikulierte Infinitiv im Nominativ und Akkusativ 57mal, im Genetiv 1390mal, im Dativ 3mal begegnet (Abgrenzung wie vorige Anm.). . 6 Warum dann nicht auch Ph 2,25? 7 Percy sieht 2K 11,2 selbst als fragwürdige Parallele an, "wo indessen die Konstruktion dem dem Infinitiv vorangehenden Objekt, das hier eine doppelte Funktion hat ... zuzusclueiben ist" (Probleme S. 340. Aus dem übrigen NT führt Percy Act 5,3; 12,1; 16,14; 20,28; Hb 6,10; 2P 3,1; Apk 5,5; 16,9 an (Probleme S. 35 Anm. 26).
58 6,19
I. DIE SATZFÜGUNG: Die Infinitivkonstruktionen wa 1l0L 80tJrl AO"fOC; €V avOt~€L TOV aT0J.laTOC; TOV €V rrapPTlatq. 'YVWPWaI.
TO IlvaTflpwv TOV €Va'Y'Y€AWV
Die letzte Stelle erinnert nach Wortlaut und Konstruktion stark an K 4,3, und auch E 3,8f steht in einer gewissen Parallelität zu K 1,25. Weil die Konstruktion €KA€'YOJ.laL c.Inf. geläufig ist, gehört die ansonsten an K 1,22 gemaJmende und von Percy (S. 34) ebenfalls genannte Stelle E 1,4 nicht hierher. Aus entsprechenden Gründen muß 1,10 und soll auch 4,22 (trotz 1K 11 ,14!) beiseite bleiben. Wir müssen also auch diesen Stilzug als Eigentümlichkeit des Kol (und des Eph) werten h • Daß der Kol ihn so häufig verwendet, ist gerade angesichts seines seltenen Gebrauchs des Infmitivs sonst besonders bemerkenswert.
5. Das Fazit Hatten wir am Schluß des letzten Abschnitts konstatiert, daß dem Kol im Vergleich zu den Paulusbriefen sehr wenige Konjunktionen eignen, so ist diese Feststellung jetzt dahingehend zu ergänzen, daß der Verfasser des Kol im Unterschied zu Paulus darüber hinaus nie die einen Nebensatz vertretenden artikulierten Infmitive verwendet, sich andererseits aber relativ oft des locker angehängten Infinitivs zur Fortführung des Satzes bedient. Um diesen Befund angemessen würdigen zu können, muß berücksichtigt werden, daß nach einer stetigen Zunahme des substantivierten Infmitivs in älterer Zeit seine Verwendung später "ganz entschieden vom persönlichen Geschmack eines Verfassers ab (hängt)" , eine "Tatsache", die "dann mit besonderer Deutlichkeit in Sammelwerken, wie es etwa die Septuaginta und das Neue Testament sind, zum Ausdruck (kommt)"9 Daß der substantivierte Infinitiv "ein hauptsächlich kompensatorisches und stilistisch merkmalhaftes Sprachmittel" ist und daß in seiner Verwendung "individuelle stilistische Unterschiede" zu beobachten sind, stellt auch H. Kurzova, eine Vertreterin der Prager linguistischen Schule, fest 10. Wenn Percy meint, "daß eine genaue Untersuchung sämtlicher Fälle, wo uns die Konstruktion mit €LC; TO bei Paulus begegnet, zu ergeben scheint, daß an den meisten dieser Stellen der reine Infinitiv aus irgendeinem Grunde nicht hätte verwendet werden können" (S. 35), so bestätigt er nur, daß die Unterschiede von Gedankenführung und Stil herrühren und nicht nur zufälliger Natur sind. - Der Eph berührt sich im übrigen an diesem Punkt mit dem Kol, soweit es den nur lose angehängten Infmitiv angeht, und er steht den Paulusbriefen darin näher, daß er mehrfach den von einer Präposition abhängigen Infinitiv gebraucht. Die lnfinitivreihungen, die Lohse S. 13 7 Anm. 5 aus den Qumrantexten (1 Q S I Hf; V If) anfUhrt, liegen im übrigen durchaus anders. 9 Aalto S. 106. 10 Kurzova S. 83 bzw. 76.
8
59
Die Häufigkeit von Partizipialkonstruktionen
d) Die Partizipialkonstruktionen 1. Einleitendes Mayerhoff hat den "abnormen Casus der Partizipien, wenn sie vom regierenden Zeitwort entfernt stehen" als eine der grammatischen Verschiedenheiten für die nichtpaulinische Verfasserschaft des Kol ins Feld geführt!. Haupt weist auf die Rolle der Partizipien und Relativa hin, durch die "sehr verschiedene Gedanken ineinander geschoben werden"2. Beide Beobachtungen gewinnen jedoch erst dann ein scharfes ProfIl und kommen erst dann richtig zur Geltung, wenn sie im Zusammenhang mit der Satzfügung des Kol insgesamt gesehen werden.
2. Die Häufigkeit von Partizipialkonstruktionen Ein Überblick über die Häufigkeit der Partizipialkonstruktionen zeigt, daß der Kol sie am häufigsten verwendet. R Partizipien
% des Wortbest.
1K
2K
G
246 162 184 71 3,5 2,4 4,1 3,2
Ph
ITh
2Th
56 3,4
54 3,7
Z-4
Plun
K
E
4 1,2
73 4,6
94 3,9
2,9
Der Kolliegt mit 4,6% deutlich an der oberen Grenze, doch angesichts der großen Streuung der Werte für die Paulusbriefe läßt sich nicht behaupten, daß er statistisch aus dem Rahmen falle. Die Tabelle verschleiert sogar die Tatsache, daß der 2.Kor in seinen ersten Kapiteln durchschnittlich mehr Partizipien aufweIst als der Koi. Denn auf den ersten zehn Seiten finden sich 113 Partizipien, während der Kol auf seinen acht Seiten nur 73 bietet, einem Seiten durchschnitt von gut elf Partizipien dort also im Kol nur ein Durchschnitt von etwa neun gegenübersteht. Den gleichen Durchschnittswert erreicht der 2.Kor auch in den Kapiteln 9-10, so daß sich die hohen Zahlen nicht allein durch die Partizipienhäufungen in 3,2f (fünf), 4,8f (neun), 4,18 (vier) und 6,9f (zehn; insgesamt also 28!) erklären lassen (vgl. auch die Häufungen in R 2,2lf [vier], 12,7-19 [25, insgesamt 29] und lK 7,29-31 [zehn]). Nur die relativ seltene Verwendung von Partizipien in den übrigen Kapiteln sorgt dafür, daß, jeweils auf das Ganze der Briefe gesehen, der Kol doch noch einen höheren Durchsc1mittswert erreicht als der 2.Kor. Bewegt sich der Kol also statistisch im Rahmen der Paulusbriefe, so zeigt doch eine Analyse der einzelnen Partizipialkonstruktionen eine wesentliche Differenz 1 2
Mayerhoff S. 35. Aufgenommen auch bei Holtzmann, Kritik S. 112. Haupt, Probleme S. 28. Vgl. auch Percy, Einleitung S.19.
60
I. DIE SATZFÜGUNG: Die Partizipialkonstruktionen
auf. Denn im Kol begegnen äußerst häufig solche Partizipien, die im Wechsel mit Relativsätzen und lose angehängten Infinitiven den Satz weiterführen. Ein charakteristisches Beispiel ist der Satz 1,9ff, wenn dort an den Satz V. 9 zunächst ein Infinitiv lose angehängt wird und dann drei recht lange partizipiale Wendungen folgen, die locker angefügt sind: EV 1Tavn EP'YCJ? a'Ya~4' Kap1TQl.{JOpOVVTEe; Kat av~avopEVOL TTl E1TL'YVWUEL TOV t'JeOV, EV 1TauV övvapEL ÖVVaJ.10VPEVOL KaTa TO KpaToe; Tl1e; öO~l1e; avTOV ELe; 1Tauav V7TOPOVl1V KaL p.aKpOf7Vpmv, J1.ETa xapae; EvxapWTOVVTEe; TCJ? 1TaTpL, woran sich attributiv ein weiteres Partizip an-
schließt:
T~ LKavwuavn vp.ae; ELe; Tl1V p.EpLÖa TOV KAl1POV TWV a'YLwv EV T~ I{Jw-
n, worauf der Satz mit mehreren Relativpronomina weitergeführt wird: oe; EppvuaTO ... Kat P.ETEUTl1UEV ELe; Tl1V ßaatAELaV TOV VWV ... , EV CJ? ••• oe; Eunv . ..
Ähnliche Fälle liegen vor in 1,4 20 2,2 5 7 7 12
13 14a 14b 15 18 3,9 13 16b 16c 17 4,2 3 5 6 12
aKovuaVTEe; Tl1V 1TWTW VP.WV ... ELPl1V01TOLl1uae;
öm
TOV aLp.aToe; •..
avp.ßLßaUf7EVTEe; EV a'Ya1TTl ... XaLPWV KaL ßAE1TWV VP.WV T1]V T~W .•. EPPt-tWP.EVOL KaL E1TOLKOÖOPOVPEVOL EV avr~ Kat ßEßawvpEVOL TV1TLUTEt ... 1TEPWUEVOVTEe; EV EVXaPWTtq, avvTUlpEvTEe; aVT~ EV ßa1TTwpan xapwap.Evoe; l1p.w 1TavTa Ta rraparrTwp.aTa
E~aAELt/Jae; TO Kai}' l1PWV XELPO'YPQ.J{JOv3 rrpOUl1Awuae; aVTO T4> uTavpCJ? ~ptnJ..LßEvuac;avTove; EV avT4J ELKl1I{JVUWVP.Evoe; V7T0 TOV VOOe; ... KaL ov KpaTWV Tl1V KEl{JaAl1V a1TEKövuap.EvoL TOV rraAawv avfJpwrrov •.. KaL Evövuap.EvoL TOV VEOV ... aVEXOP.EVOL aAAl1Awv KaL XaPLtOP.EVOL EaVTOLe; ... EV rrauTl UOtpLQ- ÖLöauKovTEe; KaL vovf)-ETovvTEe; EaVTOLe; ... I{XLAp.OLe; ... EV Tn xapLrt q1)ovTEe; EV TaLe; Kapöuue; VP.WV ... EvxaPWTOVVTEe; T4J f7E4' rraTpL ÖL avTOV 'YP11'Y0pOVVTEe; EV aVTV EV EvXaPWT'4 ... rrpouEvXOP.EVOL ap.a KaL 1TEpL vp.wv .•. KaLpov E~a'Yopatop.EvOL aAan l1prvpEvoe; ... rravroTE a'YwvLtoP.EVoc; V7TEp vp.wv ...
An all diesen Stellen steht das Partizip am Beginn des nachgebrachten Kolon, wobei nur in wenigen Fällen eine Lockerung statt hat, so in 1,9ff durch die Anapher EV rravn EP'Y4> a'Y~ - EV rrauTl [)vvapEL - pETa xapae;, so in 2,8 durch das verstärkende EtKl1, in 3,16b durch die von der Synonymie bedingte Voranstellung des EV rrau'[I uol{Jul-, ferner in 4,5 und 6, wo es sich um ganz kurze Kola 3 Die Stelle ist hier zu nennen, weil das Kolon sich locker an das Vorangehende anschließt. Die Fortführung durch KaL ••• T/PK€V erklärt sich so am ungezwungensten.
Die Häufigkeit von Partizipialkonstruktionen
61
handelt, und am stärksten in 3,16c, wo das Partizip bis in die Mitte des Kolon gerückt ist - wohl in Analogie zum vorangehenden Kolon. Weiter ist für die aufgeführten Stellen charakteristisch, daß das Partizip jeweils im Nominativ steht\ und zwar auch dann, wenn das Bezugswort in einem anderen Kasus vorangeht; diese Erscheinung findet sich auch bei Paulus und sonst im NT und darüber hinaus und kann nichtS an sich schon gegen eine paulinische Verfasserschaft des Kol ins Feld gefUhrt werden. Beachtung verdient sie jedoch als Moment der lockeren Anfügung; am deutlichsten zeigt sich die genannte Erscheinung in 3,16, wo ein Dativ voraufgeht, und in 1,10-12, wo man statt der Nominative Akkusative erwarten könnte; wenn trotzdem Nominative stehen, so signalisiert dies, wie locker die Satzfügung ist. Den oben genannten 25 Stellen des Kollassen sich aus den Paulusbriefen im Höchstfall die folgenden 31 Fälle an die Seite stellen: R
2K
1,10 3,21 24 4,20 7,6 14 15,14 14 2,3 3,2f
O€op.€voe; €mWe; ... p.aPTUPOUP.€VTl V1TO TOV VOJ1.0U KaL TWV rrpOIpTlTWV oLKaWUJ1.€VOL OWP€W ..• ooue; oo~av T4J ~€4J Kat rrATlPO\fXJp77fkte; on ... 4J KaT€txoJ1.€~a •.. rr€rrpaJ1.€Voe; V1TO TTlV ap.apnw
arro~aVOVT€e; €V
rr€rrATlPWJ1.€VOt rraaTle; "(Vwa€we; ouvaJ1.€vot Kat aAATlAOUe; VOU~€T€tV rr€rrot~we; €1rt rraVTae; up.ae; on .•. eY'Y€'ypaJ1.J1.€vTl €V TaLe; Kapotate; TlJ1.Wl1, 'YwwaK0J1.€VTl Kat ava'YUJwaKOJ1.€VTl V1TO ... av~pwrrwv, I{XW€POVP.€VOL on ..• ,€1rtaTOATl ... , €'Y'Y€-
'YpaJ1.J1.€VTl ...
4,2 5,19 7,1 8,20 9,11 10,4 G Ph
6,1 1,6 11
J1.Tl rr€pmaTOUVT€e; €V rrwouP'Y1tl: J1.TlO€ OOAOUVT€e; ... , aAAa ... atJVtaTaVOVT€e; .•. J1.Tl AO'YL~OJ1.€V~ aUTOLe; ..• KaL ~€p.€voe; .•. €1rtT€AOVVT€e; a'YLWatJVTlV €V 1(J0{3'-l.J ~€OU aT€AAOJ1.€VOt TOUTO, J1.Tl ne; ••. €V rravn rrAoUn~OJ1.€VOL €Le; rraaw arrAOTTlTa ... AO'YtaJ1.0Ue; Ka~atpOUVT€e; ..• Kat at)(J1.aAwn~OVT€e; ... Kat •.. €xOVT€e; ••. aKorrwv U€aUTOV, J1.Tl Kat av rr€tpaa~'[le; rr€rrot~we; aUTO TOUTO, OTt ••. rr€rrATlPWJ1.€Vot Kaprrov •••
4 Darin darf man vielleicht auch den Grund für das Anakoluth in 1,26 suchen, wo nach dem im Akkusativ stehenden attributiven Partizip TO /JVOTT/PLDV TO aTrOKEKpV/J/JEVOV aTrO TWV aLWVWV Kat a1TO TWV ')'EVEWV der Satz auseinanderbricht und das Akkusativobjekt zum Subjekt wird. 5 Gegen Mayerhoff S. 35, Holtzmann, Kritik S. 112.
62
1Th
Phm
I. DIE SATZFÜGUNG: Die Partizipialkonstruktionen
17 2,30 3,10 1,2f
OWIJ.€Vot tJALI/IW €'Y€tP€LV Tote; t)€aIJ.0Le; IJ.0V JJ.€XPL tJcwaTov rrt'YW€V 1TapaßoA€VaaJJ.€voc; 1TI I/IvXt1, Lva ••• avJJ.JJ.oPI{Jt~oJJ.€voc; T'-tJ tJcwaT'-tJ aVTOV •.• J.W€LaV 1TOWVJJ.€VOL €1Tt TWV 1TpOa€VXwv l1IJ.·WV, MLaAEt1TTWe; J.W11IJ.0· VEVOVT€e; ...
6 2,7 5,8
t)E~aIJ.€Vot TOV AcryOV ••• t)vvaIJ.EVOf. EV ßapEL €wru we; .•• a1ToaToAoL Evt)vaaIJ.Evoc; tJwpaKa ..• (Zitat)
4 5
J.WELaV aov 1TOWVIJ.€Voc; E1Tt TWV 1TpoaEVXWV IJ.0V aK ovwv aov Tl1V a'Ya1Tl1v ...
Ein Großteil, nämlich etwa ein Drittel dieser Stellen ist aber schwerlich voll mit den aus dem Kol genannten vergleichbar. So handelt es sich in R 3,21 nur um eine eingeschobene Apposition, die den Satz nicht eigentlich weiterführt. Bei Ph 3,10 ist es ähnlich, denn dort liefe der Satz ohne das oben zitierte Kolon schwerlich anders weiter, als er es jetzt tut. Die Stellen R 1,10; 2K 2,3; 3,3 (\fXLVEPOVIJ.EVot on); 8,20; G 6,1; Ph 1,6 und vermutlich auch 1,17 gehören wohl näher zu Stellen wie einerseits K 3,24; 4,2 und andererseits R 6,9; lK 15,58; 2K 1,7; 4,14; G 2,16; Ph 1,16 (parallel zu 1,17!); ITh 1,4; Phm 21, die mit EWOT€C; bzw. Ewwe; zu einem neuen Satzglied überleiten. Schließlich haben die negativ einsetzenden Weiterungen 2K 4,2 und 5,19 keine Parallele im Kol, da das ov KpaTWV von K 2,18 eine schon begonnene partizipiale Wendung nur fortführt: EtKl1 I{JvawvJJ.€voe; ., . Kat OV KpaTWV ... 2K 4,2 intendiert darüber hinaus sogar noch eine Antithese und zeigt so, daß dort jedenfalls kein assoziativ anfügender Stil herrscht. Bei einigen aus den Paulusbriefen angeführten Stellen liegt im Blick auf den Nominativ ebenfalls eine constructio ad sensum vor. Einem Fall wie K 3,16 kommt jedoch 2K 9,11 allenfalls nahe, denn dort ist offensichtlich auf V.8 zurückgegriffen, während in K 3,16 die einzelnen Teile aufs engste zusammengehören. Eine Erscheinung wie K 1,10-12 fmdet sich bei Paulus hingegen nicht. Im Unterschied zu den Paulusbriefen weist auch der Eph sehr viele Stellen auf, die hier zu nennen sind. In einer ganzen Reihe von Fällen mag dapei mit dem Wortlaut auch die Konstruktion des Kol aufgenommen sein, so in E 4,2f (vgl. K 3,13).32 (vgl. ebenfalls K 3,13); 5,16 (vgl. K 4,5).19f (vgl. K 3,16f); 6,6f (vgl. K 3,22f).8 (vgl. K 3,24).9b (vgl. K 4,1).18 (vgl. K 4,3). In E 2,12 und 4,18 klingt zwar noch jeweils der Wortbestand von K 1,21 an, doch ist die Konstruktion geändert. Mehrfach läßt sich ftir solche partizipiale lockere Weiterfilluungen ein Vorbild aus dem Kol auch nicht benennen. Während sich die Aufnahmen aus dem KaI meistens in der zweiten Briefhälfte finden, begegnen diese unabhängig von ihm formulierten Fälle mit E 1,5.16.20; 2,10.16.20; 3, 17; 4,14; 6,9a und vielleicht auch noch 1,11.l3; 2,15; 4,15.28; 6,14-16 häufiger in der ersten Hälfte des Briefes. Dieser im Eph wie im KaI anders als bei
Fazit
63
Paulus so überaus häufige Stilzug stellt einen der wesentlichen Gründe für die Behauptung dar, daß in den beiden Deuteropaulinen der gleiche Stil vorliege.
3. Das Fazit Auch wer alle aus den Paulusbriefen aufgeführten Fälle für genaue Analogien zu den Stellen aus dem Kol hält, kommt nicht um die Feststellung herum, daß die Fortführung des Satzes mit Hilfe eines im Nominativ stehenden Partizips im Kol (und im Eph) unverhältnismäßig häufiger begegnet. Wesentliche Bedeutung gewinnt diese statistische Feststellung aber erst durch die in ihr zum Ausdruck kommende stilistische Differenz zwischen dem Kol und den Paulusbriefen. Von daher ist dann aber auch betont auf die große Häufigkeit dieses Stilzuges abzuheben. Wie häufig diese partizipiale Fortführung im Kol ist, erhellt einerseits aus ihrem hohen Anteil an den Partizipien überhaupt und andererseits aus der Feststellung, daß sie pro Seite durchsclmittlich dreimal Verwendung findet. So stellt dieser Stilzug, in dessen nähere Umgebung auch die Stellen 1,8 und 2,8, 1,29 und 2,18 und schließlich 3,22 gehören, eines der wichtigsten Elemente des sich für den Kol immer deutlicher abzeichnenden anfügenden Stils dar. Daß der Befund dieses Abschnittes für den Ausbau dieser Gesamtinterpretation eine wesentliche Rolle spielt, hat für die Verfasserfrage beim Kol eine weit größere Bedeutung als seine nur isolierende Etikettierung als Eigentümlichkeit des KoI.
e) Die Relativsätze 1. Einleitendes Wieder ist es schon Mayerhoff gewesen, der auf den "durch überhäufte Anknüpfung der Sätze durch Relativpronomina schwerfilligen Stil" als unpaulinische Eigentümlichkeit des Kol hingewiesen und darüber hinaus den Mangel an den "beliebten Folgerungspartikeln des Paulus apa, apa OVV, OLO, own etc." und diese Häufigkeit des Relativpronomens miteinander in Verbindung gebracht hat l .
2. Die Häufigkeit der Relativsätze Die Beobachtung, daß der Verfasser des Kai vergleichsweise häufig Relativsätze bildet, bestätigt und präzisiert die folgende Tabelle 2• I Mayerhoff S. 28f. Auf die häufige Verwendung der Relativa weisen auch Haupt, Einleitung S. 28, Percy, Probleme S. 19 hin. 2 Die Angaben sind nach dem Nestle ausgezählt; Morgenthalers Zahlen weichen geringfügig ab. Die Verbindungen e.p 't' und axpLe; bzw. IJExpLe; ov (vgL o. S. 28 Anm. 10 und S. 37) sind in der Tabelle mitgezählt. Das Demonstrativpronomen, Wie es in oe; IJEV - oe;
64
o~
oune; ouoe; OLOe;
I. DIE SATZFÜGUNG: Die Relativsätze
R
1K
2K
G
Ph
1Th
2Th
Phm
86 10 8 1
54 4 2 2
40 2 1 3
23 7 5
15 4 7 1
4
12 1
5
105 Total 62 46 .. 0,9 1,0 1,4 % des Wortbest. Rel. Pron. allfWörter 67 109 97
35 1,5 63
K
E
37 4 1
33 4
42 2,6 37
37 1,5 65
1
25 5 13 0,3 1,5 1,5 295 63 65
5 1,4 67
Die Streuung der Prozentwerte liegt für die Paulusbriefe zwischen 0,3 und 1,5 3 • Bis zu den 2,6% des Kol besteht fraglos ein deutlicher Abstand. Zwar gilt das - wenn auch nicht im gleichen Ausmaß und zudem in entgegengesetzter Richtung! - ähnlich auch rur die extreme Stellung des l.Thess innerhalb der Paulusbriefe, doch kann dies die Differenz zum Kol nicht wirklich relativieren, da der 1.Thess sich sowohl an den übrigen untersuchten Punkten als auch im Blick auf die sich abzeichnende Stil differenz im Ganzen durchaus im Rahmen der Paulusbriefe bewegt 4 • Die Sonderstellung des 1.Thess ist darum nur als Ausnahme zu werten, und läßt man seine 0,3% einmal beiseite, so verkleinert sich der Streu bereich der Paulusbriefe auf 0,9% bis 1,5%, und es wird deutlich, daß der Kol tatsächlich schon hier nicht nur an der oberen Grenze der Paulusbriefe liegt, sondern durchaus deren Rahmen sprengt. Auch der Eph bietet weit weniger Relativpronomina als der KaI und bewegt sich in deren Dichte durchaus noch im Rahmen der Paulusbriefe. Etwas anschaulicher als der prozentuale Vergleich des Kai mit den Paulusbriefen ist es vielleicht, auf die auch absolut gesehen außerordentlich große Dichte der Relativpronomina im Kol hinzuweisen. Wir haben deshalb neben der prozentualen auch die absolute Relation zum Wortbestand hergestellt, da diese für die Bestimmung des Stils im Kol noch viel drastischere Hinweise gibt.
3. Stilistisch verschiedene Arten von Relativsätzen Angesichts des sich abzeichnenden Unterschieds zwischen einem logisch klareren Stil in den Paulusbriefen und einem stärker lose anfügenden Stil im Kol begegnet, darf natürlich nicht - wie leider von Morgenthaler - dem Relativpronomen subsumiert werden (BD §§ 249f, Bauer s. v.). - Da 01Towe; an den entsprechenden Stellen stets als Fragepronomen verwendet wird (BD § 300,1), bleibt es hier unberücksichtigt. 3 Hierbei ist noch zu beriicksichtigen, daß von den 25 Fällen des Philipperbriefs in 4,8 aus rhetorischen Gründen allein 6 begegnen. Zählt man sie als einen einzigen Fall, so ergibt sich ein Prozentsatz von nur 1,2% und kommt ein Relativpronomen auf 81 Wörter. 4 S. O. S. 30. OE
65
Stilistisch verschiedene Arten von Relativsätzen
wollen wir im folgenden die Relativsätze daraufhin untersuchen, ob sie über das Moment ihrer bloßen Häufigkeit hinaus noch weitere Hinweise auf eine solche Differenz geben. Aus diesem Grunde sollen zunächst solche Arten von Relativsätzen zusammengestellt werden, die sich nicht nur nicht als Elemente eines anfügenden Stils darstellen, sondern die sogar auf eine entgegengesetzte Tendenz hindeuten, um so dann die Relativsätze gesondert zu betrachten, die als Mittel eines locker anfügenden Stiles anzusehen sind. Bei ersteren denken wir an solche Fälle, in denen der Relativsatz nicht auf das Bezugswort folgt, sondern in denen er ein Satzteil vertritt und vorangeht. Der Relativsatz kann so die Funktion des Subjekts haben, wie z. B. in lK 11,27 WaT€ av €a{Jt:n TOV apTOV 11 1TwT1 TO 1TOT11pwV TOV I
0,
R
1K
2K
G
Ph
Spitzen stellung Korrespondenz
23 10
6 6
9
1
5 5
9
Zwischensumme
33
12
10
10
11
Relpron. Total in% Relpron. Rest in%
5
6
105 62 1,4 0,9 50 72 1,0 0,7
46 35 1,0 1,5 25 36 1,1 0,8
1Th
2
25 1,5 14 0,8
5 0,3 5 0,3
2Th
Plun
K
1
1
1
1
13 1,5 12 1,4
5 1,4 5 1,4
VgL Schwyzer-Debrunner 11 S. 640; Palm S. 115; s. .auch u. S. 203-205. S. O. S. 64.
42 2,6 41 2,6
E
37 1,5 37 1,5
66
I. DIE SATZFÜGUNG: Die Relativsätze
Zahlennachweis
Spitzenstellung: R 2,1.12.12.23; 3,19; 4,17.21; 6,2.3.10.10.16.17; 7,15.19; 8,24.25. 29; 9,18.18; 11,13; 15,4.21; lK 7,36.37; 10,20; 11,27; 15,36.37; 2K 1,17.20; 2,10. 10; 11,12.12.17.21; 12,20; G 1,20; 2,20; 3,10.27; 4,1; Ph 3,15; 4,11; 2Th 3,4; K 3,23. - Aus dem Eph kommt freilich die textkritisch unsichere Stelle -6,8 immerhin infrage; angesichts der bestehenden Zahlenverhältnisse liegt daran jedoch nichts. Korrespondenz: R 7,15.15.16.19.20; 8,14.30.30.30; 11,7; lK 2,9; 7,24; 12,23; 15, 48.48; 16,3; 2K 10,11; G 2,18; 5,17; 6,7.12.16; Ph 3,7.16; 4,8 (6x).9. - Vgl. auch lK 7,20; Ph 2,20.
Die Tabelle zeitigt ein in unserem Zusammenhang äußerst wichtiges Ergebnis. Blicken wir zunächst nur auf die Dichte der hier herausgestellten Relativpronomina! Der Vergleich der jeweiligen Zahlen macht deutlich, daß Paulus im Unterschied zum Kol und zum Eph sehr häufig einen Relativsatz voranstellt. Das gilt zwar zunächst nur für die Briefe an die Römer, Korinther, Galater und Philipper und mit Abstand ftir den 2.Thess; doch da der Phm wegen seines geringen Umfangs statistisch nicht ins Gewicht fällt und der l.Thess wegen der kleinen Zahl seiner Relativpronomina ohnehin eine Ausnahme darstellt, darf man das durchaus als Gesamturteil formulieren. Dieses Ergebnis ist im Blick auf den Kol nun aber umso bemerkenswerter, als wir oben sahen und die von dort übernommenen Zahlen in der Tabelle noch einmal ausweisen, daß in den Paulusbriefen insgesamt ja doch weit weniger Relativpronomina verwandt sind als im KoI. Daß wir hier gegenläufige Tendenzen zu konstatieren haben, unterstreicht die Bedeutung des Befundes also in besonderer Weise. Ähnliches gilt rur den Eph, der sich zwar im Rahmen der Paulusbriefe bewegt, solange nur die Häufigkeit von Relativpronomina zur Debatte steht, der aus diesem Rahmen jedoch eindeutig herausfällt, wenn nach der stilistischen Funktion differenziert wird. Daß ein~rseits der Kol die Paulusbriefe in der Häufigkeit der Relativpronomina weit überragt, andererseits aber Paulus weit häufiger als der Verfasser des Kol Relativsätze innerhalb eines Satzgefüges voranstellt, hat jedoch auch für die Einschätzung der ersten Häufigkeitstabelle wichtige Konsequenzen. Denn die bezeic1meten gegenläufigen Tendenzen werden durch die Angabe der Gesamtzahl der Relativpronomina für unsere Fragestellung ja eindeutig nivelliert, so daß sich eine Argumentation mit der bl?ßen Häufigkeit gerade der Schärfe und ProfIlierung des Befundes begäbe. Entsprechendes gilt im Blick auf den Eph. Die neue Lage, die sich daraus ergibt, wird besonders deutlich, wenn man für die einzelnen Briefe diejenigen Angaben vergleicht, aus denen der prozentuale Anteil am Wortbestand einerseits der gesamten und andererseits der nach Abzug der hier gesondert behandelten Fälle verbleibenden Relativpronomina hervorgeht. Denn dieser Vergleich fülut vor Augen, daß die Differenz, die angesichts
67
Stilistisch verschiedene Arten von Relativsätzen
der Häufigkeit aller Relativpronomina in den Blick kam, im Grunde noch weit größer ist, als es zunächst den Anschein hatte. Denn während für Kol und Eph die Prozentsätze von 2,6 und 1,5 nach wie vor bestehen bleiben, verringern sich bei den Paulusbriefen die alten Prozentsätze zum Teil ganz erheblich. So gehen sie für den Röm und den Gal um etwa ein Drittel von 1,4 und 1,5 auf 1,0 und 1,1 zurück und für den Phil sogar fast um die Hälfte von 1,5 auf 0,8; lediglich die Briefe an Philemon und an die Thessalonicher und damit die drei kürzesten Briefe halten ihren Satz im wesentlichen. Aufs Ganze gesehen hat sich damit einerseits die Spannweite innerhalb der Paulusbriefe deutlich verringert und andererseits der Abstand der Paulusbriefe zum Kol stark vergrößert und die Sonderstellung des Eph überhaupt erst ergeben. Haben wir so zunächst die Arten von Relativsätzen, die der. Realisierung eines lokker anfügenden Stiles entgegenstehen, einer gesonderten Betrachtung unterzogen, so ist nun umgekehrt zu fragen, wie es in den Paulusbriefen und im Kol bzw. im Eph mit solchen Relativsätzen steht, die eindeutig als Elemente des lokker anfügenden Stiles anzusehen sind. Hierher gehören außer den relativischen Anschlüssen vor allem die Relativsätze, die am Ende eines Satzgefüges stehen oder selbst das einzige Bindeglied zu dessen Ende darstellen und die inhaltlich vom bisherigen Satzverlauf her nicht erforderlich sind und oft sogar die Satzrichtung verschieben. Zwei Beispiele aus dem Kol mögen das illustrieren: 1,22f ... VVVL ~E a7ro,wT1iAAa~Ev EV Tv.; aWJl.an Tf/e:; aaplwe:; avrov
Dm TOV
f)avaTov, 7rapaaT77-
aaL vp.ae:;a-YWve:; KaL aJl.wJl.ovc; KaL aveYKA77ToVe:; KaTEVW7rWV aVTov, EL 'YE E7rL/J.€V€T€
711
maT€L T€{}E/J.EALW/J.EVOL KaL E~paWL KaL Jl.f/ Jl.ETaKWOVJJEVOL a7rO Tf/C;
EA-
m~oc; TOV EvaYYEAWV OV 77KOVaaT€, TOV K77PVX{}€VTOC; EV 7raOn K7W€L 7T1 V7rO TOV ovpavov, OV €'Y€vo/JEvr,v E'YW naVAoe:; ~LaKOVOe:;,
sowie 1 ,26ff
VVV ~€ €l{JaVE-
pW{}f/ TOLe:; a'YwLe:; aV70V, OLe:; f/{}€Af/a€V 0 {}€oe:; 'YvwpwaL n 70 7rAOV70e; 7f/e; ~0~77e; TOV JJvo777pWV TOVTOV EV TOLe; e{}V€aLV, oe:; Eonv XpwTae; EV V/J.LV, 77 €A7rLe; 777e;
~0~77e;; ov f/Jl.ELC; KaTa'Y'YEA0Jl.EV •.. , Lva 7rapao777owJl.€V 7raVTa av{}pW7rOV TEAEWV EV XPWT4"
ELe; 0 KaL K07rLW a'YwvLto/J.€VOe:; KaTa T77V EV€P'YELav aVTOV TT/V
EVEP'Y0VJl.EVT/V EV €Jl.OL €V ~VVaJl.€L.
Bei der Bestimmung solcher für einen locker anfügenden Stil symptomatischen Sätze läßt sich natürlich nicht in allen Fällen eine volle Eindeutigkeit erreichen. Im folgenden wird deshalb für den Kol eher zu wenig 7 und für die Paulusbriefe ganz bestimmt zuvielt! genannt: Man könnte noch an 1,23a; 2,3; 3,15 denken. Z. B. R 5,2.11.14 oder die relativisch fortgesetzte Formel1TLCIToc; 0 ()eoc; o. ä. in lK 1,9; 10,13; 1Th 5,24; 2Th 3,3. Außerdem ist zu bedenken, daß bei Paulus des öfteren ein rhetorischer Grund für eine Doppelung der Relativsätze maßgebend ist (z. B. R 9,4f). Von den 34 Fällen des Röm stehen zudem mit acht fast ein Viertel in einer reinen Grußliste und passen darum im Grunde gar nicht hierher; letzteres gilt entsprechend für zwei der 31 Stellen des KoL 7
b
68
I. DIE SATZFÜGUNG: Die Relativsätze
Locker anfügd.
R
1K
2K
G
Ph
1Th
2Th
Phm
K
E
34
23
12
15
11
4
7
3
31
24
Zalzlennachweis:
R 1,2.5.6.25.25.32; 2,6.16.29; 3,8.14.25; 4,18.25; 5,2.11.14; 8,32.34.34; 9,4.4.5.5. 23.24; 11,4; 16,4.4.5.6.7.7.12; 1K 1,8.9.30; 2,7.8.13; 3,11.17; 4,5.17.17; 6,19; 8,6. ~; 10,13; 11,23; 15,1.1.1.2.3.6.9; 2K 1,10.10; 3,6; 4,4.4; 5,4; 8,18.22; 9,11; 11,15; 13,3.10; G 1,5.7; 2,5.10; 3,1.16.19; 4,9.19.24.24.26; 5,19.21; 6,14; Ph 1,28; 2,5.6. 15; 3,8.19.19.20.21; 4,3.3; 1Th 1,10; 2,13; 3,9; 5,24; 2Th 1,9.11; 2,8.9.10.14; 3,3; Phm 5.12.13; K 1,4.5.6. 7.13.14.15.18.23.24.25.27.28.29; 2,10.11.12.17.18.19.22.23; 3,5.6.7.14; 4,3.8.9.11; E 1,6.7.8.9.13.13.14.23; 2,2.3.21.22; 3,5.7.11.12.13.15; 4,15. 16.19; 5,5.18; 6,20.
Sowohl in Relation zur Brieflänge als auch im Vergleich zur sonstigen Verwendung der Relativpronomina übertrifft diesen Zahlen zufolge der Kol die Paulusbriefe um ein Mehrfaches, und er festigt damit auch von diesem Aspekt her weiter das Ergebnis, daß er anders als die Paulusbriefe einen locker anfügenden Stil aufweist. Die übrigen Relativsätze, die es neben und zwischen den beiden hier gesondert behandelten und jeweils ftir einen anderen Stil charakteristischen Arten natürlich gibt, brauchen im Rahmen unserer Fragestellung nicht eigens untersucht zu werden. Lediglich die Größenordnung, in der sie jeweils auftreten, ist von einem gewissen Interesse, sofern im Vergleich zu ihr deutlich wird, daß die Zahlen der gesondert behandelten und auf verschiedene Stile deutenden Fälle in einer einigermaßen gleichmäßigen Relation zu diesen neutralen Arten von Relativsätzen stehen. Die folgende Tabelle soll deshalb die beiden gesondert behandelten Arten und die neutralen Relativsätze noch einmal übersichtlich zusammenstellen:
Total Voran stehend Locker anfügend Neutral
R
1K
2K
G
Ph
1Th
2Th
Phm
K
E
105 33 34 38
62 12 23 27 9
46 10 12 24
35 10 15 10
25 11 11 3
5
13 1 7 5
5
42 1 31 10
37
4 1
3 2
24 13
Diese Tabelle macht nochmals die Sonderstellung des Kol und des Epheserbriefes gegenüber den Paulusbriefen deutlich. Sowohl das Verhältnis der beiden mittleren Zeilen zueinander als auch deren jeweilige Relation zur Totalzeile führt sie klar vor Augen. Aus der Neutral-Zeile ist demgegenüber keine eigen9
Das
(a -) oaa
von 1K 2,9 kann hier nicht gut mitgezählt werden.
Stilistisch verschiedene Arten von Relativsätzen
69
gewichtige Aussage zu gewinnen, was sich ja auch schon daraus ergibt, daß bei der Zusammenstellung der paulinischen Fälle von locker angefügten Relativsatzen recht großzügig vorgegangen wurde. Abschließend ist noch einmal auf das schon in anderem Zusammenhang lO angesprochene I(aL nach einem Relativpronomen einzugehen. Nach Bauer "verleiht es dem folgenden Relativsatz größere Selbständigkeit"ll. So generell, wie Bauer formuliert, gilt das jedoch sicher nicht l2 • Denn für den Satz TOVTO tppo13 V€LT€ €V VJ..LW 0 KaL €V XPWT4) Tl1aoV, oe; ... Ph 2,5 trifft Bauers Interpretation ebensowenig zu, wie sie für den Satz OLWKW O€ €L I
70
I. DIE SATZFÜGUNG: Die Relativsätze
also nicht die Ursache der größeren Selbständigkeit bestimmter Relativsätze, sondern gerade der notdürftige Versuch ihrer überwindung. Aber ob man nun so oder anders interpretiert, in jedem Fall ist das anfügende Kat nach einem Relativpronomen in der Regel ein Indiz für eine lockere Satzfügung, und unter diesem Gesichtspunkt muß es hier aufgeführt werden. Wie eine Übersicht über die Zahl solcher Fälle zeigt, begegnet diese Erscheinung sowohl bei Paulus als auch im Kol und im Eph mehrfach 1s ;
(Pron. reI.)
/
R
1K
2K
G
4
8
2
1
Ph 2 16
1Th
2Th
2
3
Phm
K
E
6
5
Die Zahlenreihe zeigt aber zugleich, daß diese Erscheinung vor allem im Kol, doch auch noch im Eph relativ häufig erscheint. Innerhalb der Paulusbriefe selbst fällt zwar auch der 2.Thess mit einer verhältnismäßig hohen Zahl auf, und so läßt sich nicht etwa behaupten, der Kol falle aus dem Rahmen der Paulusbriefe heraus (wegen der schmalen Zahlenbasis ließe sich ein solches statistisches Urteil freilich ohnehin nicht rallen). Aber da wir ja nicht darauf aus sind, eine Eigentümlichkeit des Kol aufzuspüren, sondern die verschiedenen Elemente der jeweiligen Satzfügung zusammenzustellen, kann das nichts an der Feststellung ändem, daß der Verfasser des Kol verhältnismäßig häufig ein Relativpronomen mit Kat verstärkt und so eine lockere Satzfügung realisiert.
4. Das Fazit Schon im Blick auf die bloße Häufigkeit der Relativpronomina unterscheidet der Kol sich sehr deutlich von den Paulusbriefen, obwohl eine solche Betrachtung der entscheidenden Differenz noch gar nicht ansichtig wird. Denn diese kommt erst dann ans Licht, wenn man die einzelnen Relativsätze nach verschiedenen, stilistisch relevanten Arten differenziert. Eine solche Differenzierung zeigt, daß Paulus bei einer insgesamt weit weniger dichten Verwendu~g des Relativpronomens trotzdem unvergleichlich häufiger als der Verfasser des Kol solche Relativsätze bildet, die als Subjekt oder Objekt den entsprechenden Teilen des Satzgefüges vorangehen und somit nicht als Mittel eines locker anfügenden Stiles gelten können, wäluend umgekehrt der Kol die Paulusbriefe in der Dichte R 5,2; 8,34; 9,24; 16,7; lK 1,8; 2,13; 4,5; 11,23; 15,1.1.2.3; 2K 1,6; 3,6; G 2,10; E 1,11.13.13.; 2,3.22; Ph 3,20; 4,10; K 1,29; 2,11.12; 3,7.15; 4,3; ITh 2,13; 5,24; 2Th 1,5. 11; 2,14. - S. auch die folgende Anmerkung. 16 Die drei oben als nicht hierher gehörig erwiesenen Stellen 2,5; 3,12; 4,9 sind nicht mitgezahlt. 15
Fazit
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solcher nachgebrachten Relativsätze bei weitem übertrifft, die unstreitig nur sehr lose angehängt sind und die deshalb ein Element eines locker anfügenden Stiles darstellen. Ein entsprechender, wenn auch statistisch nicht ganz so eklatanter Befund läßt sich auch für den Eph konstatieren. Diese zahlenmäßig so klaren und großen Differenzen hätten selbst dann ein ganz erhebliches Gewicht, wenn sie nicht so genau dem sich abzeichnenden Stilunterschied zwischen dem Kol und den Paulusbriefen entsprächen,. sondern sich etwa genau gegenläufig verhielten. Durch die genaue Entsprechung gewinnt die Differenz freilich noch außerordentlich stark an Größe und Schärfe und demzufolge ~u.ch an Gewicht. Da die hier ans ~icht getretenen Differenzen, die für die Unterschiedenheit der Stile charakteristisch sind und die durch einen undifferenzierten Vergleich der bloßen Häufigkeit aller Relativpronomina eher eingeebnet statt profiliert werden, voll den schon zuvor gemachten Beobachtungen zum Gebrauch der Konjunktionen sowie der Infinitiv- und Partizipialkonstruktionen entsprechen, rundet sich das Bild der Satzfligung im Kol und in den Paulusbriefen deutlich ab, und wir können daran gehen, den Ertrag dieses Kapitels einzubringen.
f) Der Ertrag des Kapitels Der Überblick über die Konjunktionen im Kol und der Vergleich mit den Paulusbriefen zeigt, daß der Verfasser des Kol noch nicht einmal halb so oft Konjunktionen gebraucht wie Paulus, und die einen Nebensatz vertretenden Konstruktionen des (oft von einer Präposition regierten) substantivierten Infinitivs begegnen in deutlichem Unterschied zu den Paulusbriefen im Kol sogar überhaupt nicht. Ferner ist zu kOhstatieren, daß der Verfasser des Kol den Satz des öfteren mit einem lose angehängten Infinitiv fortführt, was bei Paulus ausgesprochen selten geschieht, und daß er außerordentlich häufig weiterführende Partizipialkonstruktionen und vor allem Relativsätze verwendet, während umgekehrt Paulus sehr häufig voranstehende bzw. korrespondierende Relativsätze bildet, die dem Kol fast ganz abgehen. Jede dieser Beobachtungen ist schon für sich genommen außerordentlich auffällig, und es fällt schwer, sie nicht als deutliche Differenzen zwischen dem Kol und den Paulusbriefen anzusehen; zumal durch ihre Häufung bei einem bestimmten grammatischen Phänomen, nämlich bei der Satzfügung, stellen sie die Verfasserschaft des Paulus für den Kol nachdrücklich infrage. Aber so gewichtig der Befund einer solchen mehr oder weniger isolierten Betrachtung auch ist, von wesentlicher, aber darum auch entscheidender Bedeutung ist erst das Ergebnis, das sich einstellt, wenn die einzelnen Beobachtungen in unmittelbarer Beziehung zueinander gesehen und so gemeinsam interpretiert werden. Stellt man nämlich die Einzelergebnisse zueinander in Beziehung,
72
I. DIE SATZFÜGUNG: Der Ertrag des Kapitels
so wird deutlich, daß die statistischen Differenzen vollkommen einer syntaktischen Gruppierung entsprechen und darüber hinaus individuelle Stilmerkmale darstellen. Während Konjunktionalsatz und Infinitiv "in direkter Abhängigkeit vom Hauptverb ... stehen", treten Partizip und Relativsatz nur "in einer durch das Nomen vermittelten Beziehung (zum Hauptverb)" auf!. Darüber hinaus ordnen das Substitutionsverhältnis von Infmitivkonstruktion und konjunktionalern Nebensatz auf der einen Seite 2 und die Gleichwertigkeit von Relativsatz und Partizipialkonstruktion auf der anderen Seite 3 jeweils zwei Typen der Satzftigung einander als nahestehend zu. Während bei Paulus die beiden ersten Typen bei weitem überwiegen, tun es im Kol die beiden letzteren. Damit erweisen sich die statistischen Ergebnisse zur Verwendung von Konjunktionen und Infmitivkonstruktionen sowie von Partizipialkonstruktionen und Relativsätzen gerade in der erhaltenen Konstellation als syntaktisch sinnvoll4 • Wie bereits der bei Paulus so häufige und im Kol fehlende "substantivierte Infmitiv (kein Fundamentaltyp syntaktischer Struktur ist, sondern) ein hauptsächlich kompensatorisches und stilistisch merkmalhaftes Sprachmittel"S, so stellt auch das herausgearbeitete Verhältnis des Komplexes ,,Konjunktionalsatz x Infinitiv" zu dem Komplex "Partizip x Relativsatz" in seiner Verschiedenartigkeit bei Paulus und dem Verfasser des Kol ein stilistisch grundlegendes und angesichts der scheinbaren Nähe zu den Briefen des Paulus an die Römer und Philipper sowie an Philemon sogar die Verfasseridentität ausschließendes Ergebnis dar. Die verschiedenartige Satzfügllng des Paulus und des Verfassers des Kolläßt sich darum nicht mehr einfach als im Entscheidenden unwesentlich oder gar als zufällig ausgeben, sondern sie erklärt sich als Niederschlag zweier verschiedener Stile. Umfaßt man also die Beobachtungen zur Satzfügung mit einem Blick, so zeigt sich, daß sie einander völlig entsprechen und gerade in ihrer scheinbaren Verschiedenheit ein sehr eindeutiges Bild ergeben: Der Kol weist in ganz anderer Weise als die Paulusbriefe einen locker anknüpfenden Stil auf, und sein Verfasser bringt die Beziehungen innerhalb der Sätze und das Verhältnis der einzelnen Sätze zueinander logisch (das weist primär auf Zusammenhänge mit Kp. 11 hin) und affektisch (das weist primär auf Zusammenhänge mit Kp. 111 hin) auch Kurzova S. 22 bzw. 23. S. Kurzova S. 70f.81-83.113f. 3 S. BD § 412; Kurzova S. 113f. 4 Diese Aussage findet eine Bestätigung durch Palms Untersuchung "Über Sprache und Stil des Diodoros von Sizilien". Auch bei Diodor werden die "Partikelarmut" (S. 116) und der "spärliche Gebrauch von Nebensätzen" "durch einen außerordentlich fleißigen Gebrauch von Partizipialkonstruktionen, substantivierten Konstruktionen und attributiven Bestimmungen ersetzt" (S. 117). Man könnte somit die unten behandelten identffizierenden und weiterführenden Appositionen (S. 150-153), die nachgebrachten Umstandsbestimmungen mit €v (S. 154f) und die Häufung von Genitiven (S. 156f) als Substitutionselemente der Satzfügung auch schon hier behandeln. 5 Kurzova S. 83. 1
2
Syntaktische Auswertung des Befundes
73
nicht annähernd in dem Maße zum Ausdruck wie Paulus. Die scheinbar gegenläufigen Befunde bei dem lose angehängten Infmitiv einerseits und dem vorangestellten Relativsatz andererseits bestätigen das schließlich sogar noch zusätzlich. Eine solche einheitliche Interpretation der verschiedenen Beobachtungen lehrt die einzelnen Differenzen als Ausdruck einer tiefgreifenden Stilverschiedenheit zu verstehen, so daß ihnen eine symptomatische Bedeutung zuzuerkennen ist. Wenn hier von einem anknüpfenden Stil die Rede ist, so denken wir dabei nicht einfach an die A€~L<; €LP0J.1€V17 als die der A€~L<; KaT€aTpaJ.1J.1€V17 (oder €V 1T€PWDm<;) entgegengesetzte Art der Satzftigung. Denn im Blick auf diese klassischantike Alternative gehören Paulus und der Verfasser des Kol selbstverständlich zusammen. Denn: "Die Periode, d. h. die Zusammenftigung einer größeren Anzahl von Sätzen und Satzgliedern zu einer Einheit, ist im Neuen Testament selten." Sie ist "dem kunstvolleren Stil eigen". Auch ,,Paulus, der tOLWT17<; TCf) AO"f~ (2C 11,6), gibt sich im allgemeinen nicht die Mühe, die ein so sorgfältiger Stil erfordert; daher sind kunstvolle Perioden trotz aller Beredsamkeit nicht bei ihm zu finden ,,6 . Paulus und der Verfasser des Kol sind aber auch nicht Vertreter der streng verstandenen A€~L<; €LpOJ.1€V1], bei der eine "semantisch und syntaktisch linear t d. h. ohne protasis-apodisis-Korrespondenz ... ) vorwärtsschreitende Abfolge der (meist parataktischen Haupt-)Sätze"7 praktiziert· wird. Am ehesten kann man die Paulusbriefe und den Kol dem Typ der A€~L<; DUlA€AvJ.1€V17 zuordnen, in der sich die Satzfügung als " ,lockere' und willkürliche Aneinanderreihung von kurzen (meist Haupt-) Sätzen" ergibt, "wie sie in der gesprochenen Umgangssprache vorkommt"~. Doch sind alle diese antiken schulrhetorischen Kategorien lediglich mit großen und durchaus wesentlichen Einschränkungen und in der Regel nur als negative Folien verwendbar. So entspricht auch die Differenz, die zwischen Paulus und dem Verfasser des Kol besteht, keineswegs der Differenz zwischen den verschiedenen Typen der schulrhetorischen Systeme, sondern die hier an den Tag gekommene Differenz ist eigener Art und läßt sich mit jenen Kategorien nicht angemessen erfassen. Bei dem anknüpfenden Stil, der den Kol von den Paulusbriefen unterscheidet, ,,hängt sich immer ein Stück locker an das Vorhergehende an, ohne daß zum Voraus ein Abschluß absehbar wäre"9. Um diesen Stil plastischer vor Augen BD § 464. Zum Verständnis der Wendung aus 2K 11,6 s. Wilckens, ThW VII S. 523, 17ff. 7 Lausberg, Elemente § 451. 8 Lausberg, Elemente § 451. 9 BD § 458; dort wird die A€tL~ €LPOIJ.€VTJ mit diesen Worten charakterisiert, doch trifft diese Beschreibung durchaus eher auf den als "anknüpfend" bezeichneten Stil des Kot zu. Die A€tLI; etPOIJ.€VTJ wird man besser wie oben mit Lausberg als "die semantisch und syntaktisch linear (d. h. ohne protasis-apodosis-Korrespondenz ... ) vorwärtsschreitende Abfolge der (meist parataktischen Haupt-) Sätze, die nicht kurz zu sein brauchen", und insofern als "Aneinanderreihung" kennzeichnen (Elemente § 451). 6
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I. DIE SATZFOGUNG: Der Ertrag des Kapitels
zu führen, als das mit Hilfe der vergleichenden Analyse der Satzfligung möglich ist, sollen zwei Passagen des Kol genauer betrachtet werden. Schon der erste Satz nach dem Proömium bietet ein deutliches Beispiel. Das einleitende Verb €VXapWTOVJ.J.EV (T4> {)€4J 1faTpt. TOV IWPI.OV l1J.J.WV 'll1aov XPWTOV 1faVTOT€) wird durch die partizipiale Wendung 1f€Pt. VJ.J.WV 1fpoa€vx0J.J.€VO, ergänzt, und diese wird sodann - wieder partizipial - begründet: a"ovaavT€e; Tl1V 1fWTW VJ.J.WV €V XPWT4> 'll1aov "at. Tl1V a"(a1fl1v. An den letzteren Begriff schließt sich ein Relativsatz an: l1V €X€Tt: €t.e; 1favTae; TOue; a,,),LOve;, der auf den Begriff der Hoffnung zusteuert: 8ta Tl1V €A1ft8a. Diese wird attributiv mit der partizipialen Wendung Tl1V a1fO"€LJ.J.€Vl1V VJ.J.W €V Tote; ovpavo,e; näher bestimmt, und außerdem schließt sich wieder ein Relativsatz an: l1V 1fPOflIWVaaT€, der eine doppelte Genetivkonstruktion bringt: €V T4J AO"(4J Tfle; aAl1{)€me; TOU €Va"("(€ALOV, deren letztes Glied durch eine attributive Bestimmung partizipial erweItert ist: TOV 1fapOVTDc; €,e; vJ.J.ae;. Auf diese Erweiterung hin folgt, mit korrespondierenden Partikeln locker angeknüpft, die Parenthese "a{)we; "al. €V 1favTL T4> "oaJ.J.'-!:J €aTW "ap1fOtp0povJ.J.€VOV KaI. av~avoJ.J.€VOV Ka{)we; "al. VJ.J.W. An dieses parenthetische Glied schließt sich wieder ein Relativsatz an: Cllp' 11e; l1/1€pae; "al. 11IWVaaT€ €1f€"(VWT€ Tl1V xapw TOV {)€OV €V aAl1{)€LQ., und an ihn wird noch einmal mit "a{)we; lose ein Satz angeschlossen: "a{)we; €J1Cl{)€T€ a1fO 'E1fCllppa, wobei der Name noch dreifach näher bestimmt wird: zunächst attributiv TOV a"(a1fl1TOV avV80VAOV l1/1WV, dann relativ oe; €aTLV maTOe; V1f€P V/1WV 8m"ovDc; TOV XPWTOV und schließlich locker partizipial "al. 811AWaae; l1/1W Tl1V V/1WV
"at
°
a"(a1fl1v €V 1fV€VJ1ClTL.
Neben das Proömium sei als weiteres Beispiel noch ein Abschnitt aus dem Inneren des Briefes gestellt. Wir wählen den bekannten Abschnitt, der in gewissem Sinn als eine Parallele zu R 6 gelten kann: 2,6-15. Der erste Satz umfaßt die W. 6-7 und setzt mit zwei Konjunktionen ein, die, sieht man von ab, bereits die Hälfte der in diesem Abschnitt verwendeten Konjunktionen ausmachen, obwohl dieser über fäst eine ganze Nestleseite geht. Das in sich geschlossene Satzgefüge we; ovv 1fap€Aa{3€T€ TOV XPWTOV 111aovv TOV"VPWV, €V aVT'-!:J 1f€pmaT€LT€ wird durch mehrere Partizipien weitergeführt, die mehr als doppelt soviel Raum einnehmen: €PPLtW/1€VO, "al. €1fOt,,0o0J.J.0V/1€VOL €V aVT'-!:J "al. ߀j3aWV/1€VOL TT11fWT€', woran sich ein "a{)we;-Satz hängt "a{)we; €8t8aX{)l1T€, auf den wiederum ein Partizip folgt 1f€pWa€VOVT€e; €V €VXaPWTLq.. Der nächste Satz, V.~, ist nicht weiter auffällig; er setzt mit einem Imperativ und einem Besorgnissatz ein ßA€1f€T€ J.J.11 TLe; ... €aTaL, der durch ein (einem Relativsatz entsprechendes l <) attributives Partizip weitergeführt wird vJ1Cle; ... aVAa"(w"(WV 8m Tl1e; tpLAoaOtpme; "al. ,,€vl1e; a1faTfle; "aTa Tl1V 1fapMOaW TWV av{)pw1fWV und in der Apposition "aTa ra OTOLxew. TOU "oa/1ou "aL OU "ara XptOToV seinen Abschluß und Höhepunkt findet. Es folgt eine Begründung, die zunächst bis
"at
°
10
BD § 412,4.
Der locker anknüpfende Stil des Kol
75
V.12 reicht. Sie ist mit on eingeführt und nimmt deutlich einen Satz aus dem Hymnus in cp 1 auf (1,19: on €V aVT4' €VOOK11a€V 1rav TO 1rA11Pwp.a KaTOtK11aat Kat . .. ), wenn es heißt on €V aVT4' KaTOtK€t 1rW TO 1rA11Pwp.a T11e; ~€OT11Toc; awp.aTLKwe;, bevor sie mit Kat weitergeführt wird Kat €tIT€ €V avr~ 1r€1rA11PWP.€VOL. An diese insgesamt zweizeilige Begründung reihen sich nun noch mehrere Relativsätze, die sich schließlich über sechs Zeilen erstrecken: zunächst oe; €aTW 11 K€I{XLA111raa11e; apX11e; Kat €~ovatae;, sodann ein mit dem additiven Kat verstärkter Relativsatz €V 4' Kat 1r€Pt€TP.11~11T€ 1raptTop.Tl aX€tp01rOL11T4J €V TTl a1r€KOVa€t TOV awp.aToe; T11e; aapKoe;, der appositionell erläutert wird €V TTl 1r€ptTOP.'[l TOU XPWTOV, woran sich mit avVTaIP€V.T€e; aVT4' €V TTl ßa1rTwp.an eine Partizipialkonstruktion anfügt; und schließlich ein dritter Relativsatz, wie der vorangegangene mit Kat verstärkt, €V 4' Kat avvrrr€p~11T€ 8ta T1Je; 1rWT€We; T11e; €v€p'Y€tae; TOV ~€OV, dessen letzter Genetiv TOV &OV durch ein Partizip erweitert wird TOV €'Y€tpaVToe; avrov €K V€KPWV. Die nun folgenden VV.13-15 umfassen insgesamt drei fmite Verben (VV.13.14.l5), die jeweils von zwei Partizipialkonstruktionen umgeben sind; die verschiedenen syntaktischen Unregelmäßigkeiten lassen allerdings nicht an eine planvolle Gliederung denken, sondern nur ein durchaus zufälliges bzw. symptomatisches Ergebnis konstatieren. Denn V.13 setzt mit einem partizipialen Akkusativobjekt ein, das mit einem hinzufUgenden Kat den Anschluß an V.12 hält Kat vp.ae; V€Kp0VC;OVTae; TaLe; 1rapa1rTwp.aaw Kat T'[l aKpoßvaTLQ- T11e; aapKoe; VP.WV, doch wird die so angelegte Konstruktion nicht konsequent fortgeflihrt, sondern es setzt gleichsam neu ein, wenn es weitergeht mit avV€tw01rOL11aev vp.ae; avv aVT4>, woran sich mit xapwaJ,JEVOC; 11P.W 1raVTa Ta 1rapa1rTwp.aTa eine neue Partizipialkonstruktion a11schließt. V.14 hebt mit einem parallelen und ebenfalls partizipial konstruierten Gedanken an €~aA€t"'ae; TO Ka~' 11P.WV X€L{JO-YPUIPOV TOLe; oo-yp.aaw , der noch relativisch ergänzt wird 0 11V V1r€VaVTWV 11P.W. Der übergang zum finiten Verb wird auch hier wieder nicht korrekt bewältigt; denn der Verfasser verläßt die Konstruktion und fällrt mit einem kopulativ angeschlossenen verbum finitum fort Kat aVTO 11pK€V €K TOV p.€aov, an das sich wieder ein Partizip anhängt 1rp0aT7Awaae; aVTO T4' UTavp4'. Auch beim dritten Satz ergibt sich keine völlig glatte Konstruktion, wenn es V.15 z'unächst heißt a1r€KOvaap.€voe; Tae; apxae; Kat Tae; €~OVULae; €O€t'Yp.aTW€V €V 1rapP11uLQ., es aber dann weiter~eht ~ptap.߀vuae; aVTOVC; €VavT4'.
Wie stark sich das Fehlen einer logisch durchsichtigen SatzfUgung in diesem Abschnitt auswirkt, zeigt nicht nur die Versgliederung des Stephanus l l , sondern auch der Vergleich der Interpunktion des Nestletextes und der Übersetzungen bei Dibelius und bei Lohmeyer. Denn während Dibelius mit dem Nestletext in V.12 ev Tl11rEPLT0J..LTl TOV XPWTOV als Apposition zum Vorangehenden zieht, verursacht das nach Lohmeyer eine ,,kaum erträgliche Tautologieu1'l, weshalb 11
n
S. auch u. S. 82 Anm. 5, Lohmeyer, Kommentar S. lOH.
76
I. DIE SATZFÜGUNG: Der Ertrag des Kapitels
dieser den Ausdruck in die Partizipialkonstruktion aOVTa'P€VT€~ aUT4J €V T4; ßa,1TTWpaTL hineinnimmt. Noch größer ist die Differenz angesichts V.14; hier gehen alle drei, der Nestletext, Dibelius und Lohmeyer, verschiedene Wege. Der Nestletext versteht V.14 als syntaktische Einheit. Lohmeyer zieht dagegen die erste Partizipialkonstruktion €~aA€L1/Ja~ "TA. zu dem Satz V.13 und läßt den neuen Satz erst mit dem Relativsatz 0 rw U1T€vaVTWV 17I1W beginnen; das "aL deutet er als Steigerungspartikel. Dibelius schließlich zieht mit dem Partizip €~aA€LtJ;a<: alich den Relativsatz zu V.13 und faßt das "aL als eigentliche Kopula, die das folgende verbum finitum mit dem des vorangehenden Satzes in V.13 koordiniert. Ein älmlich lockerer Satzbau, wie ihn die beiden angeführten Abschnitte aufweisen, bestimmt den Stil des Briefes im Ganzen, und er zeigt sich selbst in den paränetischen Teilen, obwohl ihm dort die Verwendung des Imperativs eine Grenze setzt. Zum Schluß sei noch kurz auf den Eph eingegangen, der ja in diesem Kapitel durchgehend mit in Betracht gezogen wurde. In Bezug auf die Dichte der Konjunktionen hat der Brief eine klare MittelsteIlung zwischen den Paulusbriefen auf der einen und dem Kol auf der anderen Seite eingenommen (s. o. S. 49), während er im Blick auf die Geläufigkeit seiner Konjunktionen anders als der Kol sich von den kleinen Paulusbriefen kaum unterscheidet (s. o. S 50-53). Die sich damit für die Satzfügung im Eph abzeichnende Stellung zwischen dem Kol und den Paulusbriefen wird durch die Befunde bei den übrigen Elementen der Satzftigung weiter abgesichert. Wie schon der Gebrauch verschiedener "paulinischer Lieblingskonjunktionen "(apa OUV, 8w, TOU AOL7TOU - s. o. S. 34-36. 38f) und der hauptsatzeinleitenden Kopula "aL (s. o. ,S. 44f) rückt auch die VeIWendung des artikulierten Infinitivs (s. o. S. 54-56. 58) den Eph an Paulus heran. Die häufigen locker angefügten Infmitive (s. o. S. 57f) und voranstehenden Partizipien sowie der zweifache Befund bei den Relativpronomina entsprechen hingegen genau dem, was für den Kol im Unterschied zu den Paulusbriefen zu konstatieren ist. Diese sprachliche MittelsteIlung des Eph, die bei dem Vergleich des Kol mit den Paulusbriefen ja nur im Vorübergehen in das Blickfeld tritt und die eine genauere und über die Satzftigung hinausgehende 13 Analyse nahe legt, macht vielleicht zu einem Teil die Position Mayerhoffs verständlich, der die Abhängigkeit des Kol vom Eph aufzuzeigen suchte. 13 Außer den sprachlichen und stilistischen Gesichtspunkten versprechen hier gerade auch theologische Erwägungen gute Ergebnisse.
11. KAPITEL
Zur Gedankenführung a) Einführung Bei der Behandlung der Verfasserfrage des Kol findet man die Gedankenftihrung stets nur recht allgemein angesprochen, und die Bemerkungen pflegen sich darauf zu beschränken, entsprechende Konsequenzen aus den Beobachtungen zur Seltenheit bestimmter Konjunktionen und zur lockeren Satzfiigung zu ziehen. Das tut schon Mayerhoff in dem oben zitierten Passus l oder wenn er summarisch von einer im Vergleich zu Paulus "ruhigeren, ja matten Darstellungsweise" spricht 2 • Am prägnantesten formuliert Ewald, wenn er schreibt: "Im fortschritte der rede und satzbaue vermißt man ganz den überaus kräftigen gang und das tanzende aufspringen, dann wieder das rasche sammeln und das feste anknüpfen der gedanken. ,,3 Daß sich außer solchen recht allgemein gehaltenen Bemerkungen keine weiteren Aussagen finden, ist besonders deshalb erstaunlich, weil schon Mayerhoff einige recht präzise Beobachtungen zur Gedankenftihrung des Kol angibt. So weist er auf eine Reihe von Wiederholungen im Kol hin: "Die Tautologieen im Kleinen, wie die gleichförmigen Wiederholungen im Großen, ziehen sich durch den ganzen dogmatischen Theil hindurch. ,,4 Mayerhoff stellt eine lange Reihe solcher Wiederholungen "im Kleinen" zusammen s, nachdem er schon vorher einen "Mangel der Gedankenordnung für die, welche sich nicht von selbst davon überzeugen mögen, ... zu erweisen" versucht hatte 6 . Beide Arten von Wiederholungen versteht er als Ausdruck von "Gedankenarmuth"7. Beachtenswert ist auch eine weitere Beobachtung Mayerhoffs. Während bei Paulus gerade im dogmatischen Teil seiner Briefe eine systematische Entwicklung der Gedanken zu beobachten sei, im paränetischen Teil hingegen die einzelnen Paränesen verschwömmen, sei es beim Verfasser des Kol genau umgekehrt/). Diese Hinweise Mayerhoffs finden in der Folgezeit jedoch nicht die gebührende Beachtung. Zwar nimmt Holtzmann die Beobachtung der WieS. o. S. 24. Mayerhoff S. 28. 3 Ewald, Sendschreiben S. 467. - Ähnlich auch Baur 11 S. 39, Nitzsch bei Bleek S. 19, Anm. (zitiert o. S. 25), Haupt, Einleitung S.30. 4 Mayerhoff S. 46. 5 Mayerhoff S. 46-48. 6 Mayerhoff S. 44-46; Zitat S. 44. 1 Mayerhoff S. 46.48. 8 Mayerhoff S. 43f. Vgl. u. S. 117-121. 1 1
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11. ZUR GEDANKENFÜHRUNG: Einführung
derholungen auf, doch verwendet er sie lediglich für literarkritische Operationen 9 • Und Mayerhoffs Hinweis auf die verschiedenartige Gedankenführung im "dogmatischen" und im "paränetischen" Teil lebt allenfalls in der Form weiter, daß man meint, konstatieren zu können, "daß alle diese (sc. stilistischen, zuvor aufgeflihrten) Eigentümlichkeiten sich nur auf die erste Hälfte des Briefes beziehen; an der zweiten würde nie jemand Anstoß genommen haben"lO. So hat aufs Ganze gesehen die Gedankenführung als Kriterium für die Verfasserfrage beim Kol nur eine beiläufige Rolle gespielt, obwohl ihr fraglos eine wesentliche Bedeutung zukommt. Dieses Fazit aus der Forschungsgeschichte ist um so merkwürdiger, als einerseits bereits Mayerhoff entscheidende Ansätze in dieser Richtung geliefert hat und andererseits in der Folgezeit ja doch eine ganze Reihe von Beobachtungen zusammengetragen worden sind, die in irgendeiner Weise mit der Gedankenführung zusammenhängen und die darum in dem größeren Rahmen der Frage nach der gedanklichen Gestaltung zu interpretieren, eigentlich sehr nahe hätte liegen müssen. Daß das gleichwohl nicht geschah, läßt sich wohl nur so erklären, daß man unter dem scheinbaren Zwang, im sprachlichen Ausdruck "Eigentümlichkeiten", "Besonderheiten" und "Lieblingsausdrücke" zu suchen, auch hier tatsächlich vor lauter Bäumen den Wald nicht sehen konnte. Es soll darum die Aufgabe dieses Kapitels sein, Beobachtungen, die für die Gedankenführung im Kol und in den Paulusbriefen von Belang sind 11, zusammenzutragen und zu versuchen, sie in ihrer inneren Einheit zu verstehen. Die zwei Seiten dieser Aufgabe hängen aufs engste zusammen und lassen sich kaum voneinander isolieren. Das Nacheinander der Darstellung erfordert zwar, daß zunächst das Material vorgelegt und erst danach eine zusammenfassende Auswertung und die geschlossene Gesamtsicht geboten wird; trotzdem darf aber schon bei der Behandlung der einzelnen Elemente der Gedankenführung ihr gemeinsamer Hintergrund nicht außer acht gelassen werden. Entscheidend ist also S. u. S. 86f. Haupt, Einleitung S. 30; der Sache nach auch Lohmeyer, KOmmentar S. 13f, Kümmel, Einleitung S. 246 u. a. 11 Wir fassen auch im folgenden den Begriff der Gedankenführung in diesem weiten und unpräzisen Sinn, wie er sich als Sammelbezeichnung für die zu behandelnden Erscheinungen nahelegt. Wir sind uns dabei also bewußt, daß wir hier insofern im Vorfeld bleiben, als wir nicht eingehen auf eventuell vorherrschende oder doch häufig begegnende Argumentationsstrukturen, traditionelle Gedankenfiguren oder die rabbinischen Beweisverfahren (man denke vor allem an die sieben Middoth Hillels oder an die dreizehn Middoth des Rabbi Jismael [so Strack, Einleitung S. 96-100 (109) ], wie sie Paulus etwa aus seiner theologischen und juristischen Ausbildung geläufig waren. Hier bedürfte es noch vieler Forschungen, um die Ergebnisse dann vielleicht auch für literarkritische Vergleiche heranziehen zu können. Die Fragestellung ist thematisiert etwa bei J. J eremias, Gedankenführung und bei H. Müller, Qal-Wachomer-Schluß. Speziell zum Qal-Wachomer-Schluß s. die neuere Literatur bei N. Schneider S. 39 Anm. 18. 9
10
Die Bedeutung der Satzfligung
79
auch hier nicht das einzelne Element, sondern das Konvergieren der verschiedenen Einzelbeobachtungen .
b) Die Satzfügung Wir haben eben festgestellt, daß die Satzfügung in der Zeit nach Mayerhoff im Grunde das einzige konkrete Moment war, das den Blick auf die Gedankenführung lenkte. Ihr wenden wir uns darum hier zuerst zu. Im vorigen Kapitel haben wir die Satzfügung genauer untersucht und dabei eine ganze Reihe von syntaktisch sinnvoll zusammenpassenden und sich ergänzenden Differenzen erhoben. Allein aus diesem Befund schon einen weitergehenden Schluß auf die Gedankenftihrung zu ziehen, ist freilich nicht möglich. Wir haben aus ihm deshalb nur die Aussage abgeleitet, daß der Verfasser des Kol in einem außerordentlich ausgeprägten anknüpfenden Stil schreibt und dabei die logischen Beziehungen der einzelnen Sätze und Satzglieder zueinander nicht so eindeutig und klar wie Paulus zum Ausdruck bringt. Die als Beispiele herangezogenen Äbsclinitte haben diese Interpretation des Befundes bestätigt, so daß sich nun die weitergehende Frage ergibt, ob die lockere Satzfügung einerseits und die weithin fehlende Verbindung durch logisch qualifizierende .Konjunktionen sowie die logisch nicht eindeutige Weiterftihrung durch lose angehängte Partizipien, Infinitive und Relativsätze andererseits in der Weise zus~unmengehören, als beides Ausdruck einer wenig präzisen und klaren Gedankenftihrung ist. Da diese Frage jedoch nur einen einzelnen Aspekt der umfassenderen Frage nach der Gedankenfül,mmg überhaupt darstellt, kann sie auch nur in diesem größeren Rahmen befriedigend beantwortet werden. In diesem Abschnitt soll deshalb lediglich anhand von zwei Beispielen der Zusammenhang der Satzftigung mit der Gedankenftihrung aufgezeigt werden. Wir wählen wieder die beiden Abschnitte, die am Ende des vorigen Kapitels behandelt wurden und die uns die Lockerheit der Satzftigung vor Augen stellten. Die Untersuchung des Abschnittes 1,3-8 ergibt auch angesichts dieser neuen Fragestellung ein recht eindeutiges Bild. Der spezielle Begriff des Dankens €Vxapwrovp.€v T~ 7raTpL TOV KVPWV T/J1.WV 'lT/uOV XPWTOV 7raVTOT€ wird durch den umfassenderen des Betens erweitert 7r€PL vJ1.wv 7rPOU€VX0J1.€VOL und die Fürbitte sodann mit dem Hinweis auf den Glaubensstand der Kolosser begründet aKOVOVT€e; TTJV 7rWTW VJ1.WV. Dieser Glaubensstand wird nun anhand der umfassenden Trias Glaube, Liebe, Hoffnung gekennzeichnet, doch nicht in einfacher Aufzählun~, ~ondern so, daß der Begriff der mune; durch die präpositionale Wendung €V XPWT4,) eine nähere Bestimmung erfahrt und der der a'Ya7rT/ durch einen Relativsatz erläutert wird Kat TT/V a'Ya7rT/v T/V €X€T€ €Le; 7raVTae; rove; a'Ywve;, wobei dieser zugleich Gelegenheit gibt, den Begriff der EAme; anzuschließen OLa T7]V €Amoa. Dieser wird nun sogar zweifach, attributiv TT/V a7rOK€LJ1.EVTJV VJ1.WV €V TOLe; ovpaVOLe; und relativ T/V 7rPOT/KOVuaTE fV T4,) AO'Y~ TT/e; aA1]ßeLae; TOV
80
11. ZUR GEDANKENFÜHRUNG: Die Satzfügung
€va')'')'€A.WU, genauer charakterisiert, und dabei bietet der Relativsatz mit dem Begriff euq.yy€A.WV das nächste Stichwort. Dieses gibt, attributiv auf die Situation bezogen TOU rrapOVToe; €te; UJ.1ae;, Gelegenheit, die Parenthese mit dem Ausblick auf die weltweite Frucht des Evangeliums anzufügen Ka{)w~ Kat €V rravn T4' KOOJ.1~ €OTLV Kaprrol{JopOUIl€VOV Kat au~avoJ.1€VOV mit der anschließenden Hinwendung zu den Kolossern selbst KaiJwe; Kat €V UI.l.tV. An das zweite Glied der Parenthese Ka{)we; Kat EV UJ.1tV schließt sich dann wieder ein Relativsatz an, der die Kolosser vollends an den Zeitpunkt zurückfUhrt, an welchem sie zum Glauben gekommen sind rup' 'T}e; 'T}J.1€pae; Kat €rr€')'VWT€ T'T}V xaptv TOU {)eOU €V aA.rtf)etQ-, womit das Sprungbrett gewonnen ist, Epaphras zu erwähnen Kaßwe; €lla{)eT€ arro 'ErralPpa, der nun dreifach - attributiv, relativ, partizipial - charakterisiert wird TOU a')'arr'T}TOU OUVOOUA.OU 'T}IlWV, oe; €OTLV rrWToe; V1f€P UJ.1WV OtaKOVoe; TOU XPWTOU 0 Kat o'T}A.Woae; 'T}lltV T'T}V UJ.1WV a')'arr'T}v €V rrV€UllaTL.
Diese Gedankenführung ist deutlich von Assoziationen bestimmt. Der Satz bewegt sich von Stichwort zu Stichwort weiter, indem sich stets an einen auftauchenden Begriff ein neues Satzglied anschließt, das selbst wieder Gelegenheit zu solchem Anschluß bietet. Die Assoziationen werden einfach und lokker - attributiv, partizipial, relativ, parenthetisch - angeschlossen, ohne daß eine logische Abfolge zum Ausdruck kommt. Bei der Gestaltung der Assoziationen herrscht mitunter das Gesetz der wachsenden Glieder!. Der Satz 1,3-8 ist, nimmt man ihn als ein Ganzes, durch sieben Partizipien, vier Relativsätze und drei mit Ka{)we; locker angefügte Satzglieder sowie durch mehrere präpositionale Wendungen und Genetivverbindungen sachlich wie syntaktisch eigentümlich überladen 2 • Doch besteht der Satz nicht aus einer zyklischen Periode mit Protasis und Apotasis, sondern er läuft so ab, daß verschiedene Stichworte assoziativ immer wieder neue Satzglieder aus sich entlassen, die syntaktisch locker angefügt werden. Um einen solchen Satz zu verstehen, braucht der Hörer bzw. Leser nur zwanglos zu folgen, ohne zu dem Bemühen genötigt zu sein, den Satz möglichst früh als ein Satzganzes syntaktisch und sachlich antizipierend zu überschauen und zu begreifen. Der Hörer folgt nicht einem logischen Gedankengang, sondern der Realisierung von Assoziationen. Die lockere Satzftigung, die sich im Proömium als Ausdruck eines assoziativ bestimmten Gedankengangs zu erkennen gibt, ist auch in dem zweiten am Schluß des vorigen Kapitels gegebenen Beispiel 2,6-15 der Ausdruck einer wenig zielstrebigen und wenig konsequenten Gedankenftihrung. Nach dem in sich geschlossenen Satzgefüge V. 6 wird der im Vordersatz V. 6a formulierte Gedanke der Annahme der christlichen Paradosis we; ouv rrap€A..a߀T€ TOV XpwTOV 'I'T}oovv TOV KUPWV in V. 7 durch die locker angefügte Partizipienreihe noch einmal aufgenommen und nachträglich mit schier erdrückendem Gewicht beI Deshalb spricht G. Bornkamm von dem "für den ganzen Brief charakteristischen Stilgesetz der zunehmenden Ausfacherung der Begriffe" (Hoffnung S. 56). 2 Vgl. G. Bornkamm, Hoffnung S. 56.
Beispiele (K 1,3-8; 2,6-15)
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legt; das so auch auftauchende Stichwort marte; gibt dabei Gelegenheit, mit Kat1we; eowaxfh1tE nochmals ausdrücklich auf die anfangs empfangene Lehre zu verweisen und den Gedanken des Dankes anzubringen rrEpwaeVOVTee; ev €VXaPWrtQ,. Dieses Partizip ist dem vorangegangenen nicht mit Kat nebengeordnet, sondern diesem untergeordnet, und man darf deshalb aus dieser assoziativ bestimmten Partizipien reihe nicht ein doppelt gegliedertes Ganzes machen, wie Dibelius es tut 3 • Auf diese nachträgliche Verbreiterung der Ausgangsbasis V. 6a folgt nun mit V. 8 in einem neuen Satz ein zweiter Imperativ. Auch er tritt viel gewichtiger auf als sein Vorgänger in V. 6b, was er einerseits der größeren Länge des Satzes, aber andererseits auch seiner konkreteren Füllung und der negativen Form verdankt. V. 8 steht zu VV. 6f logisch in dem selben Verhältnis wie V. 6b zu V. 6a. Schematisch nachgezeichnet, haben wir es bei der GedankenfUhrung in VV. 6-8 also zunächst mit einem Voran (V. 6), sodann mit einem Zurück zur Verbreiterung der Basis (V. 7) und schließlich wieder mit dem Voran, nun aber mit größerem Gewicht, zu tun. In einem solchen Gedankengang verschafft sich aber nur eine Argumentation Ausdruck, die wenig zielstrebig und zupackend ist. Daß es sich bei den VV. 6-8 nicht um einen Einzelfall handelt, zeigt der sich anschließende Kausalsatz VV. 9-12. Denn auch der Gedankenfortschritt von V. 9 ev aVT4J KaTOLKeL rrav TO Tr")-...:'1pwJla T11C; t1eoT11Toc; aWJlaUKwc; zu V. lOa KaL eaTE ev aVT'f) rrerrA11PWJleVoL wird mit dem angehängten Relativsatz V. lOb rückgängig gemacht, indem der Blick wieder auf das Thema von V. 9 gelenkt wird: oe; eaTW 11 KE!f!aA11 rraa11C; apX11C; Kat E~OVaLae;. Sachlich besteht zwischen diesem Relativsatz und jenem Hymnenzitat kein Unterschied, doch angesichts der Apposition KaTa Ta aTOLxeLa TOV KoaJlOV Kat OV KaTa XpWTOV, die dem voraufgeht und an die es sich anschließt, scheint der Relativsatz als konkreter und darum in diesem Kontext schärfer empfunden zu sein. Nach diesem Zurücklenken folgt nun wieder ein gedanklicher Fortschritt. Dieser entspricht genau dem von V. 9 zu V. 10a, und.er wird damit vollzogen, daß an den Relativsatz V. lOb mit V. 11 ein weiterer Relativsatz angeschlossen wird. Dieser nimmt V. 10a auf, ist aber mit seinem Hinweis auf die TrepLTOJl11 axeLporrOL1170e; ebenfalls konkreter und damit sowie durch seinen größeren Umfang gewichtiger. Wie in VV. 6-8 finden wir also auch in W. 9-11 ein Vor und Zurück und wieder Vor und nicht ein direktes Fortschreiten des Gedankens. Dort hat sich dieses Hin und Her mit Hilfe von angehängten Partizipien und dem aufgenommenen Imperativ Ausdruck verschafft, hier wird es durch den Anschluß der Relativsätze realisiert, so daß sich in beiden Fällen die mangelnde logische Zielstrebigkeit in einer logisch nicht klar qualifizierenden Satzfügung niederschlägt. Im weiteren Verlauf des Abschnittes stoßen wir nun zunächst auf das oben in
anderem Zusammenhang 4 schon angesprochene Problem der syntaktischen und 3
HNT 12, z. St.
4
S. o. S. 75f.
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11. ZUR GEDANKENFÜHRUNG: Die Satzfügung
logischen Beziehung der Wortgruppe €V T'[11f€PtToIlTl TOV XPWTOV, das ja schon durch seine bloße Existenz von einer nur schwach zu logischem Ausdruck kommenden Gedankenftihrung zeugt. Indem wir die Wortgruppe als erläuternde Apposition zu 1f€ptTOIlTl aX€tpo1fot17T~ "TA.. verstehen, konstatieren wir auch hier wieder einen gewissen Rückgriff, und wenn es dann mit der Partizipialkonstruktion aVVTO;p€VT€C; aVT4) €V T4J ßa1fTWllan weitergeht, so mag das wiederum der Folge €V 4) "CU 1f€PL€TIlT/tJ-qT€ 1f€PLToll'[l aX€Lp01fOL17T4) - €V TU a1f€"OVa€L TOV aWllaToc; T17C; aap"oc; in etwa entsprechen. Jedenfalls ergibt sich innerhalb der drei syntaktischen Teile des Relativsatzes kein sachlicher Fortschritt, sondern es wird lediglich die zunächst gegebene Deutung der Taufe fortschreitend entschlüsselt s. Nachdem diese Entschlüsselung in V. 12a mit avvTap€VT€C; avT4J €V T4) ßa1fna/lUn erreicht ist, folgt mit dem Rest des Verses ein weiterer Relativsatz, der mit €V ~ "aL zwar formal dem vorangegangenen parallel steht, inhaltlich und begrifflich sich aber an die unmittelbar voranstehende partizipiale Wendung eben des Klartextes aVVTO;p€VT€C; avT'V €V T4J ßa1fTWllan anschließt, wenn es nun heißt (€V ~ "aL) avV17,,{€P~T€ (vgl. 3,1 avVfl"{€ptJ-qT€ XPWT'-';J) ÖLa TT/C; maT€WC; TT/C; €V€P"{€LaC; TOV t9€OV "TA.. Während bei Paulus alles an dem unbedingten Zusammenhang zwischen Mitbegrabenwerden und Mitauferwecktwerden hängt und er deshalb diesen Zusammenhang auch immer betont zum Ausdruck bringt, werden hier also die beiden Akte nur locker nebeneinander gestellt. Dabei erweist sich die formale Klammer €V 'tJ "aL sogar als nicht ganz passend, so daß sich die Annahme nahelegt, daß dieser Anschluß vielleicht nur aufgrund einer Assoziation zustande kam, die sich durch die Entschlüsselung des V. 11 in V. 12a ergab; im folgenden wird jedenfalls darauf zu achten sein, ob sich weitere Indizien für diese Annahme finden lassen. Sehr aufschlußreich für die Gedankenftihrung ist der nun folgende Übergang von V. 12 zu V. 13. V. 12 schließt damit, daß der Genetiv TOV t9€OV durch die partizipiale Wendung TOV €"{€LpaVTOC; aVTOV V€"PWV attributiv erweitert wird. An eben diese attributive Erweiterung schließt V. 13 stichwortartig mit "CU (= auch) vJ1ac; V€"POVC; OVTac; •.• avV€~W01fOL17a€V an. Zunächst fällt auf, daß dieser Gedanke ja schon in der Folge von V. 11 zu V. 12 zum Ausdruck gebracht war, so daß auch hier wieder ein wenig zielstrebiger Gedankengang zu konstatieren ist. Dieser Befund ergibt sich jedoch noch klarer anhand einer
€"
5. Angesichts dieses syntaktischen Tatbestandes ist nicht ohne weiteres einsichtig, weshalb Lohse meint, die "Aussage", "wir seien in der Taufe mit Christus gestorben", stelle "im Unterschied zu Röm 6" im Gedankengang (sc. des Kol) nur eine kurze Nebenbemerkung (dar). Statt des Verbum finitum steht das Partizip ... " (S. 156). Anscheinend folgt er hier weniger der syntaktischen Struktur des Textes als jener Überlegung, die auch Stephanus bei seiner Verseinteilung bewegte und die Lohse zu Beginn seiner Auslegung von V. 12 so formuliert: "Die Christusbeschneidung aber, die jedes Glied der Gemeinde an sich erfahren hat, ist nichts anderes als das Hineingetauftsein in das Sterben und Auferstehen Christi" (S. 155). Symptomatisch ist auch die syntaktische Auflösung der Verse 11-12 in seiner Übersetzung (S. 140).
Beispiele (K 2,6-15)
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weiteren Beobachtung. Denn fast unter der Hand tritt beim Übergang von V. 12 zu V. 13 ein für den Fortgang entscheidender Wechsel ein: Nicht mehr XpwTOe; sondern .,Jeoe; fungiert jetzt plötzlich als Subjekt. Dieser Wechsel erscheint nun aber im Zuge der VV. 9ff nicht nur als unmotiviert, sondern er führt sogar von der Begründung, die mit VV. 9ff gegeben werden soll, offensichtlich weg; er erklärt sich jedoch daraus, daß V. 13 die Stichworte der attributiven Partizipialkonstruktionen am Ende von V. 12 aufnimmt, deren logisches Subjekt .,Jeoe; ist. Was also in V. 12 nur ein Genetivattribut war, wird durch diese assoziative Stichwortverknüpfung im folgenden zum Subjekt. Da der Verfasser einerseits die Bedeutung Christi in VV. 9-12 anhand der Bedeutsamkeit für die Gemeinde darstellt und so dessen Heilswerk beschreibt und andererseits im folgenden Gottes Vergebung schaffendes Handeln darstellt und da es dabei ja jeweils um ein und dasselbe Heilshandeln geht, kann es zwar durch diesen stillschweigenden Subjektswechsel nicht zu einem inhaltlichen Bruch kommen die sachliche Kontinuität stellt vielmehr die Voraussetzung des Subjektswechsels dar; wohl aber ist das Folgende nun nicht mehr im Sinne der V. 9 angestrebten Begründung, sondern stattdessen als Fortführung der Beschreibung des göttlichen Heilshandelns gedacht, und demzufolge ist ein logischer Bruch zu konstatieren. Erst V. 15 kommt dem Gedanken von VV. 9f wieder nahe, aber auch dort ist nur eine sachliche Wiederaufnahme festzustellen, nicht.eine logisch gleiche Anwendung des Gedankens, die allenfalls durch die abschließende Partizipialkonstruktion ( .,JEoe;) .,Jptap.(3€vaae; aVTove; (= Tae; apxae; Kat Tae; €~ovatae;) €V aVT~ (= XpWT~) wieder in den Blick kommt. So haben sich also zwischen V. 12 und V. 13 dem Verfasser deutlich die Akzente verschoben; ging es ilun zunächst (VV. 9-12) um die Darstellung der Bedeutung Christi fUr Kosmos (VV. 9.l0b) und Gemeinde (VV. 10a.llf), so verschob sich das Interesse unter der Hand auf die Darstellung des Sünden vergebenden Handeins Gottes. Diese Verschiebung deutet sich in V.12 doch wohl schon darin an, daß die Präposition ev mehr und mehr durch die Präposition avv verdrängt wird: V. 9 eaTE,ev aVT4J TreTrA'TlPWJ.1eVOL - V. 11 ev 4J KaL Tre, PLETJ.1'Tl~Te - V. 12 aVVTal{JeVTee; avr~ - EV 4J Kat avv 'Tl"yep.,J'TlTe - V. 13 avve~woTrot'Tlaev vJ.1ae; auv aVT4>. Angesichts dieses sich in V. 12 vollziehenden Übergangs von EV zu avv haben wir wohl die Fortführung des Relativsatzes V. 11.l2a, der von der Taufe und dem Mitbegrabenwerden handelt, durch den Relativsatz V. 12b, der von dem Mitauferwecktwerden spricht, in gewissem Sinn tatsächlich als assoziativ bedingt anzusehen. Präziser kann man aber vielleicht sagen, daß wir bei EV 4> KaL avv'Tl'Yepfh7Te genau an dem Punkt stehen, wo sich die alte, von V. 9 herkommende und nun auslaufende Linie und die neue, in V. 12a anhebende und ab V. 13 klar sichtbare Linie deutlich schneiden, bevor sie endgültig auseinanderlaufen. Dem beobachteten Wechsel der Präpositionen und des Subjekts entspricht als weiterer Wechsel die Verschiebung von VJ.1eLe; (bis 13a.b) zu 'TlJ.1ELe; (ab 13c). Alle
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n.
ZUR GEDANKENFÜHRUNG: Die Satzfügung
drei Verschiebungen hängen aufs engste zusammen und bedingen einander. Solange XpwToe; im Mittelpunkt stand, tat er es, weil die Erkenntnis seiner Bedeutung die Kolosser vor Irrlehrem schützen sollte, und damit gehören XpwToe;, VJ.l€Le; und €V sachlich zusammen. In dem Augenblick jedoch, da nicht mehr XpwTOe; im Mittelpunkt steht und da nicht mehr die Mahnung V. 8 ßA€1T€T€ zu begründen ist, sondern Gottes Heilshandeln beschrieben wird, kann und muß auch das partielle V/1€IS dem umfassenden Tl/1€Le; weichen, so daß nun der Sachzusammenhang mit {J€oe;, Tl/1€Le;, avv charakterisiert ist. Daß die Personalpronomina erst in V. 13c wechseln, erklärt sich leicht daraus, daß das KaL vJ1ae; in V. 13a sich ausdrücklich an V. 12 anschließt, wo v/1€te; schließlich noch als grammatisches Subjekt fungiert, sowie daraus, daß die Aufnahme des am Anfang und am Ende der partizipialen Wendung stehenden v/1ae; bzw. V/1WV durch v/1ae; in V. 13b noch zu nahe liegt - trotz des Anakoluthes; erst in der offensichtlich nur locker angefUgten partizipialen Wendung V. 13c, die aus V. 13a ja auch nur noch das Stichwort 1Tapa1TTW/1aTa und nicht mehr das der a1Tpo6 ßvana aufnimmt, hat sich der Akzent endgültig verschoben • Die Analyse des Übergangs von V. 12 zu V. 13 zeigt deutlich, wie sich die Gedankenführung in den VV. 9-13 ändert. Die Richtungsänderung, die sich in V. 12a in der entschlüsselnden partizipialen Wendung avVTatp€VT€e; avT<.~ anbahnt, in dem sich anschließenden Relativsatz durch das zwitternde €V 4J Kat avVTrY€p{JTlT€ ihren Fortgang nimmt, sich mit 8ta 1TWT€We; TTle; €v€p'Y€tae; TOV {J€OV bereits langsam in den Vordergrund schiebt und sich vor allem in der angefUgten attributiven partizipialen Erweiterung €'Y€LpaVTOe; avTOV €K V€KPWV deutlich anzeigt, kommt mit dem Stichwortanschluß Kat v/1ae; v€KpoLe; OVTac; in V. 13 endgültig zum Durchbruch; in dem anakoluthischen Fortgang avv€~4Jo1TOLTla€V vJ.lae; ovv aVT<.f1 spiegelt sich bereits der Vollzug der Verschiebung, und in der partizipialen Wendung am Schluß des Satzes xapwa/1€VOC; Tl/1W 1TavTa Ta 1Tapa1TTw/1aTa erweist sie sich so dann als konsolidiert. Von diesem Ende her könnte man sogar fragen, ob die Richtungsänderung nicht schon mit KaL €OT€ €V avT(~ 1T€1TATlPW/1€VOL angelegt ist, doch ist in jedem Fall deutlich, wie der Briefschreiber sich von seinem in V. 9 ursprünglich intendierten Argumentationsziellangsam abbringen läßt, und anstatt selbst den Gedankengang zu bestimmen, sich von den Gedanken treiben läßt. Die Satzfügung, in der diese mangelnde Zielstrebigkeit zum Ausdruck kommt und die sie zugleich überhaupt erst ermöglicht, ist einerseits durch das Fehlen der logisch qualifizierenden Konjunktionen und andererseits durch die statt dessen realisierten relativischen (oe;, €V 4J Kat, €V 4J KaL) und partizipialen (ÖVVTGJ.P€VT€e;, TOV €'Y€LpWJTOe;, OVTae; V€K6 Um den Wechsel von VIlHC; zu T/1l€LC; zu erklären, bedarf es somit nicht der These von J. Coutts, der in ihm ein Anzeichen der Priorität des Eph sehen will: "The alternation of T/Ilac; - vllac; comes from Eph ii. 1-6" (S. 204). Coutts zäumt damit das Pferd von hinten auf und sieht nicht, daß die 2. Person bereits seit V. 10 im Spiel ist.
Beispiele (K 2,6-15)
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POVe:, XaPWapEVOe:) Anschlüsse charakterisiert, so daß auch hier die Bedeutung
der Satzftigung ftir die Gedankenführung klar am Tage liegt. Das in V. 13a mit v/lae: VEKPOVe: OVTae: Tote: 1Tapa1TTWp.aow Kat Tri aKPO(jUOTLQ, 1T/e: oapKoe: V/lWV angeschlagene und in V. 13c mit xapwa/l€voe: 'T1/lW 1TaVTa Ta 1Tapa1TTu..'J.l.aTa fest formulierte Thema wird von V. 14 übernommen. Wie verschieden die Teile dieses Verses gegliedert werden können, haben wir am Schluß des letzten Kapitels dargestellt?, und schon allein diese Unklarheit zeigt, wie wenig präzis auch hier wieder Satzftigung und Gedankenführung in ihrem logischen Ausdruck sind. Die nähere Betrachtung bestätigt dieses Urteil. Die Partizipialkonstruktion E~aA€tl/Jae: TO Kar)' 'T1/lWV X€Lpcrypal{JOv KTA. konkretisiert das vorausgegangene partizipiale xapwa/l€voe: 'T1/l" v 1TcivTa Ta 1Tapa1TTwp.aTa, indem sie das Bild von der Löschung der Schuld bringt, doch statt Konstruktion und Bild präzis weiterzuftihren, verläßt der Verfasser in V. 14b mit KaI. auTO 'T1PK€lJ EK TOU I1€OOV beides, obwohl beides scheinbar und ganz locker fortgefUhrt wird: KaI. aVTO, so daß sich deutlich eine weiter konkretisierende und steigernde Tendenz erkennen läßt, die sich auch in der partizipialen Fortsetzung 1TPOO'T1AWoae: avTO T'f> OTavP4J Geltung verschafft. Die Wendungen in V. 14 führen den Gedanken von V. 13c also nicht weiter, sondern verbreitern ihn lediglich durch die Verwendung von sich ablösenden und steigernden Bildern. Selbst innerhalb des Teils V. 14a begegnet eine solche Steigerungswiederholung, wenn das Objekt TO KatJ' 'T1I1WV X€LpO"Ypac.pov durch den Relativsatz 0 'T1V V1T€V€VTWV 'T1/lW nochmals aufgenommen wird. Ein Fortschreiten des Gedankens. erfolgt erst beim Übergang zu V. 15, freilich lassen weder Satzftigung noch Inhalt eindeutig erkennen, wie dieser Übergang logisch zu fassen ist. Es scheint so, daß die sieghafte Erwähnung des Kreuzes in 1TPOO'T1AWoae: aVTO T4J OTaVp4J als Steigerungsgipfel von V.14 die weiter steigernde Assoziation der überwindung der Mächte veranlaßt hat, die so als Höhepunkt und Endpunkt des Heilshandelns Gottes fungiert und die selbst wieder, doppelt gesteigert, in drei Gliedern ausgesagt wird. So spiegelt sich in der partizipialen Ausdrucksweise von W.14f eine logisch wenig präzise und deutliche Gedankenführung, die in erster Linie auf Ausmalung und Steigerung bedacht zu sein scheint. überblicken wir abschließend den Abschnitt 2,6-15 noch einmal als Ganzes, so ist festzuhalten, daß die Konjunktionen meistens jeweils am Anfang einer Gedankengruppe (ovv für VV. 6-8, on für W.9-15) stehen und daß diese Gedankengruppen selbst im Wesentlichen durch Partizipialkonstruktionen (V.7, auch V.8 und V.12, vor allem aber W. 13-15) und Relativsätze (vor allem W. 10-12, auch V.14) zusammengehalten werden (sogar das ohnehin nur zweimal begegnende KaI. = und (VV.I0a.l4) ist in dem einen Fall nur der Ausdruck eines Anakoluths, das durch das Zusammentreffen des Endes eines Relativsatzes 7
S. u. S. 75f.
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11. ZUR GEDANKENFÜHRUNG: Wiederholungen von Wörtern
und einer Partizipialkonstruktion bedingt ist). Der Zusammenhang der Gedankengruppen exweist sich als zwar sachlich in irgendeiner Weise vorhanden, aber er wird nicht zum Ausdruck gebracht und ist auch logisch wenig präzis, da der Gedankengang nicht zielstrebig nach vorn ausgerichtet ist und er das anvisierte Ziel nicht konsequent ansteuert. SO"kommt es einerseits zu Nachträgen, Rückgriffen und Wiederholungen und andererseits zu Abweichungen von der ursprünglichen Argumentationsrichtung, was sich jeweils auch in einem Anakoluth äußern kann. Die beiden Beispiele 1 ,3-8 und 2,6-15 zeigen, wie eine Satzftigung, die auf weite Strecken auf die logisch qualifizierenden Konjunktionen verzichtet und sich stattdessen in Relativsätzen und Partizipien realisiert, Ausdruck einer assoziativen oder unpräzisen, in jedem Fall aber wenig zielstrebigen und wenig konsequenten Gedankenftihrung sein kann!!. Damit machen die Beispiele deutlich, daß die Satzfügung ein wichtiges Symptom der Gedankenführung darstellt. Hatten wir zunächst aus dem Befund des vorigen Kapitels nur die Aussage abgeleitet, daß in der lockeren Satzfügung des Kol die logischen Beziehungen nicht so klar wie bei Paulus zum Ausdruck kommen, so läßt sich nach der Analyse der bei den Abschnitte 1,3-8 und 2,6-15 darüber hinaus feststellen, daß der locker anknüpfende Stil des Kol aufs engste mit seiner Gedankenführung zusammenhängt und Ausdruck auch einer lockeren Gedanken!ührung ist. So bietet die Untersuchung der Satzftigung einen ersten Beitrag zur Erkenntnis der Gedankenftihrung, und das hierbei gewonnene Ergebnis wird nun im weiteren Verlauf des Kapitels von anderen Beobachtungen aus zu ergänzen und zu präzisieren sein.
c) Die Wiederholungen von Wörtern und Wortgruppen
1. Einleitendes Einen wichtigen Hinweis auf die Art der Gedankenführung geben die Wiederholungen von Wörtern und Wortgruppen. Wieder können wir an Beobachtungen 8 Sachliche oder syntaktische Inkongruenzen müssen also nicht eo ipso zu literarkritischen Operationen herausfordern, sondern sie können auch durch eine bestimmte Gedankenführung des Verfassers bedingt sein. Selbstverständlich soll mit dieser Bemerkung nicht prinzipiell bestritten werden, daß auch in den behandelten Abschnitten vorgeprägte Formulierungen oder feste Traditionsstücke verwandt sind; wohl aber wird behauptet, daß eine bestimmte Inkongruenz jedenfalls für den Kol allein nicht als Begründung ausreicht und daß die spezifische Art von Satzftigung und Gedankenftihrung im Kol als ein ganz wesentlicher Gesichtspunkt in Rechnung gestellt werden muß. Von daher sind denn auch die Thesen, daß in K 1,9ff und in 2,9ff feste Traditionsblöcke vorliegen, infrage zu stellen. Die Überprüfung dieser Thesen kann freilich im Rahmen dieser Arbeit nicht geleistet werden.
Die Wiederholung als Rückgriff
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Mayerhoffs anknüpfen 1, mögen diese auch noch stark zu differenzieren und zu präzisieren sein. Aber auch und vor allem in der Argumentation Holtzmanns spielen solche Wiederholungen von Wörtern und Wortgruppen eine bedeutende Rolle. Mayerhoff behauptet für den Verfasser des Kol "eine offenbare Gedankenarmuth; ... sie zeigt sich deutlich genug schon in der unmäßigen Synonymenhäufung, die den Stoff erweitern soll ... Die Tautologien im Kleinen, wie die gleichförmige Wiederholung im Großen, ziehen sich durch den ganzen dogmatischen Teil hindurch" (S. 46). Zum Beweis trägt Mayerhoff eine Reihe von Stellen zusammen, die jeweils "den selben Gedanken" doppelt oder noch häufiger bieten (S. 46--48), nachdem er in einem anderen Zusammenhang schon früher die Häufungen von Synonymen zusammengestellt hatte (S. 35f). Holtzmann wertet (nach dem Vorgang von Ch. H. Weiße 2) diese sog. Dubletten dann literarkritisch und versucht mit ihrer Hilfe, paulinisches Gut und Zutat des Überarbeiters voneinander zu sondern. Einige Wiederholungen, die sich nicht in diesem Süme verwerten lassen, führt er daneben auf "des Verfassers Vorliebe für gleichförmige Wiederholungen" zurück 3 oder erkennt er nicht als Dubletten an, weil ihre Glieder zu weit voneinander entfernt stehen. Die von Mayerhoff und Holtzmann angesprochenen Erscheinungen lassen sich nun aber weder, wie Mayerhoff will, alle mit der selben Elle messen (das ist das Wahrheitsmoment bei Holtzmann), noch ist es möglich, mit Holtzmann das Gros der Stellen literarkritisch zu erklären. Wir sind vielmehr, da die Einheitlichkeit des Briefes nicht mehr zu bezweifeln ist4 , zu ihrer Deutung an Stil und Gedankenführung gewiesen (das ist das Wahrheitsmoment bei Mayerhoff) und müssen in jedem Fall neu nach dem Charakter dieser Wiederholungen fragen. Bei diesem Fragen zeigt ,sich nun, daß sich weit Präziseres als das sagen läßt, was Mayerhoff oder Holtzmann herausstellen. Denn es lassen sich mehrere Arten von Wiederholungen voneinander abgrenzen, die unmittelbar nichts miteinander zu tun haben. Die Wiederholungen haben jeweils sehr verschiedene Funktionen, und demgemäß müssen sie genau differenziert werden. Wir wollen hier vier verschiedene Typen solcher Wiederholungen herausarbeiten, den Kol und die Paulusbriefe auf ihr Vorkommen hin untersuchen und ihre Bedeutung für die Gedankenftihrung deutlich machen.
2. Die Wiederholung als Rückgriff Die locker assoziative Art der Gedankenführung, wie sie im vorangehenden Abschnitt sich abzeichnete, kann für den Verfasser des Briefes bedeuten, daß er 1 1
3 4
S, O. S, 77. - Auf ihn beziehen sich auch im folgenden Text die Seitenangaben, S. Holtzmann, Kritik S. 121. Holtzmann, Kritik S. 124 zu den von Mayerhoff genannten Versen 1,15.17. S. O. S. 21.
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11. ZUR GEDANKENFÜHRUNG: Wiederholungen von Wörtern
nach Abschluß der Assoziationskette zu bestimmten Begriffen wieder zurückkehren muß, um den zuvor nur intendierten Gedanken nun doch noch zu verwirklichen. So greift er in 1,9 auf das 1T€pt VJ1.WV 1TPOO€VXOJ1.€VOt 1,3 zurück, wobei er mit rup' T/C; 1]J1.€pac; 1]KovoaJ1.€V die voraufgegangene Assoziationskette noch einmal kurz zusammenfaßt. Solche Rückgriffe finden sich im Kol mehrfach. Bei der Sichtung des bei Holtzmann am vollständigsten zusammengestellten Materials s zeichnen sich zwei vers~hiedene Gruppen ab, die beide für die Gedankenftihrung relevant sind. Die eine (unten S. 98-100 zu besprechende) Gruppe besteht aus Stellen, bei denen eine Wiederverwendung eines mehr oder weniger weit entfernt schon einmal gebrauchten Wortbestandes vorliegt. Die andere Gruppe umfaßt die uns hier interessierenden Wiederaufnahmen eines zuvor nur angeklungenen oder assoziativ verlassenen Gedankens. Wir haben bereits 1,9 in dieser Weise als Wiederaufnahme des in 1,4 verlassenen Gedankens erklärt. Eine entsprechende Erklärung gilt auch für 1,5f. Dort wird das rrp01]KOVOaT€ (V.5) nach der Parenthese mit atp'1]C; 1]J1.€pac; 1]KOVOaT€ (V.6) wieder aufgenommen, um die Entstehung des Glaubensstandes der Gemeinde anzusprechen. Wenn neben dem Verb aKOV€LV auch noch das Wort aA1]t'JEta in beiden Sätzen begegnet, so bestätigt dies die Annahme, daß nach der Parenthese die zuvor verlassene Ebene nun neu betreten wird. In 1 ,2lf wird das Stichwort a1To"aTaAAa~at aus 1,20 aufgenommen, um den im Hymnus allgemein gehaltenen Gedanken (Ta rraVTa) zu konkretisieren und auf die geschichtliche Situation der Gemeinde von Kolossä zu beziehen. Damit greift aber der Verfasser des Briefes im Grunde nur den schon vor dem Hymnus 1,15 -20 stehenden Gedanken €V 4' €XoJ1.€V 71]V a1ToAvTpwotV, T1]V rup€Otv TWV apapnwv (1,14) neu auf6. Einen weiteren Fall bieten die Verse 1,6.9. Während in der Parenthese von V.6 die Verben €OTLV Kap1TOtpopOVJ1.€VOV Kat av~avoJ1.€VOV primär indikativisch auf €V 1Tavn TV? K00J1.4> gehen und ein paränetischer Sinn in dem €V VJ1.W allenfalls anklingt, ist bei der zweiten Verwendung dieser Verben im ersten Glied der dreifachen Partizipialkonstruktion 1,10-12 allein die Gemeinde von Kolossä im Blick und die paränetische Ausrichtung viel stärker ausgeprägt. Der in der Parenthese nur angeklungene Gedanke wird hier also aufgenommen und weiter ausgeführt. Von den zuvor genannten Fällen unterscheidet sich dieser nur dadurch, daß in 1,10 nicht auf einen vorher verlassenen Hauptgedanken zurückgegriffen ist, sondern eine bestimmte Färbung eines assoziativ hereingekommenen Nebengedankens aufgenommen und ausgemalt wird. Holtzmann, Kritik S. 122-129. Auf die Diskussion, ob, in welchem Umfang und in welcher Gestalt auch schon vor 1,15-20 ein zusammenhängendes Traditionsstück zitiert wird, braucht hier nicht eingegangen zu werden. 5
6
Die Wiederholung als WeiterfUhrung
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Für die Gedankenftihrung des Briefes ist ferner die Abfolge der Stellen 2,4.8. 16.18 bemerkenswert. Auch dort liegt die hier zu behandelnde Art der Wiederholung vor, aber doch in einer anderen Ausgestaltung. Nach dem jeweils noch sehr allgemein gehaltenen zweifachen Ansatz in 2,4 und 2,8 formuliert der Verfasser erst in 2,16 die konkrete Warnung vor den Irrlehrern, nun aber auch gleich doppelt, denn auf den Satz 2,16f folgt sogleich der im Ansatz parallel gebaute Satz 2,18. Erst mit diesen Versen ergibt sich die polemische Auseinandersetzung mit den Meinungen der Gegner, die doch schon so lange intendiert (expressis verbis seit 2,4), aber eben doch nicht direkt angesteuert war. Ähnliches begegnet in 1,23.25, wenn dort der Abschnitt 1,9-23 nach einem Relativsatz und einer parallelen präpositionalen Wendung mit dem weiteren Relativsatz schließt: ou (= €Ua'Y'Y€AWU, wie schon bei den beiden vorangehenden Gliedern) €'Y€VO/1TW eyw navAO<; OtaKovo<; und diese Wendung nach einem Zwischengedanken in V.25 wieder aufgenommen und weitergeführt wird: Tl<; (= €KKATWtaS) €'Y€VO/1TlV €'YW OtaKovo<; Kara TflV OLKOVO/1l.aV rou ~€OU rTlv 00~€wav pOL €L<; u/1a<; 1f A17PwaaL _ ..
Diese Rückkehr zu bestimmten Wendungen, um einen zuvor nur intendierten oder auch nur angeklungenen Gedanken nun doch noch auszuführen, unterscheidet sich scharf von den im nächsten Abschnitt zusammengestellten Wiederho- . lungen von sinntragenden Wörtern. Hier erfolgt der Rückgriff erst auf Abstand, und der Gedanke muß neu einsetzen; dort wird der Begriff in mehr oder minder unmittelbarem Anschluß wiederholt und so der Gedanke weitergeführt. Hier liegt ein Rückgriff, dort jedoch eine Weiterführung vor. Die im folgenden zu besprechende Wiederholung ist Ausdruck eines konsequenten Gedankenfortschritts; der hier behandelte Rückgriff dagegen ist nötig, weil der Gedankenfortschritt sich nicht bis in das einzelne Kolon auswirkt, um es sich einzuordnen, sondern im Gegenteil viel Raum zur Realisierung von Assoziationen läßt, und wie schon die Satzfügung, so weist auch diese Art von Wiederholungen auf eine lockere Gedankenführung des Kol hin.
3. Die Wiederholung als Weiter!ührung a) Einleitendes
Wesentliche Bedeutung für die gesamte Gedankenführung hat die Wiederholung von sinntragenden Wörtern und die anknüpfende Annahme von zuvor verwendeten Wörtern im jeweils folgenden Satz oder Satzglied. Wenn eine solche Verknüpfung oft erfolgt oder wenn sie gar die Regel ist, kommt darin bereits zu formalem Ausdruck, daß der Verfasser am Thema bleibt. Das gilt insbesondere dann, wenn die Wiederholungen figuriert sind. Denn die Figuration von Wiederholungen ist normalerweise eine gedankliche Leistung, die nur dem möglich ist,
90
11. ZUR GEDANKENFÜHRUNG: Wiederholungen von Wörtern
der den Gedankengang im wesentlichen überschaut und den sachlichen Zusammenhang auch fonnal und klanglich zum Ausdruck bringen will. Um den Kol mit den Paulusbriefen im Blick auf solche Wiederholungen vergleichen zu können, werden die entsprechenden Stellen aus dem Kol möglichst vollzählig zusammengestellt. Bei den Paulusbriefen ist das der großen Zahl wegen jedoch nicht möglich. Deshalb werden drei Passagen der Briefe des Paulus ausgewählt, die zusammen in etwa für seinen Stil repräsentativ sind: ein argumentierender Abschnitt (R 1-2,15), ein paränetischer Abschnitt (R 12-13) und ein Abschnitt aus einem kleinen Brief (Ph 3). In den bei den Römerbrieftexten kommt die jeweilige Gattung sehr gut zum Ausdruck 7, und der Philipperbrief ist ein kurzer Brief wie. der Kol auch. Zusammen sind diese drei Abschnitte nur wenig länger als der Kai, und so sind sie auch größenmäßig diesem in etwa vergleichbar. Bei der Annahme einer paulinischen Verfasserschaft des Kai müßte dieser zudem relativ nahe an die Entstehungszeit wenigstens des einen dieser beiden Briefe herangerückt werden, so daß mindestens einer der Abschnitte in die größtmögliche zeitliche Nähe zum Kai gehörte. Doch hätte jeder andere Abschnitt der Briefe des Paulus ebensogut und mit dem gleichen Ergebnis herangezogen werden können, denn alle seine Briefe bieten unter unserem Gesichtspunkt das im wesentlichen gleiche Bild/;. Zu der Zusammenstellung ist noch zu bemerken, daß längere Schriftzitate (R 12,20; 13,9a.c) und aufgenommene Hymnen (K 1,15-20) natürlich ausgelassen worden sind; kürzere Zitate) die zu einem bestimmten Stichwort eingefügt sind oder die unterbrochen werden, haben hingegen Berücksichtigung gefunden (R 1,17b.23; 12,16c.17b.19c). Um den Überblick zu erleichtern, sind die Fälle von figurierten Wiederholungen 9 durch Unterstreichung der Stellenangabe gekennzeichnet 10.
P) Wiederholungen und Aufnahmen im Kol Da im Kol nicht so oft figurierte und nicht figurierte Wiederholungen und Aufnahmen von Wörtern im folgenden Satz oder Satzglied pegegnen wie in den Paulusbriefen, wird im folgenden eher zu viel als zu wenig zusammengetragen. So haben etwa die Stellen l,lf.29; 2,13.15; 5,10-15 für unsere Fragestellung schwerlich eine Bedeutung. 7 Dibelius, Urchristliche Literaturgeschichte S. 26 sieht Röm und Phil als Gegenstücke an, was Stil und Gedankengang anlangt. 8 S. u. S. 97. 9 Vgl. aucQ die unter einer anderen Fragestellung stehenden Aufstellungen u. S. 167-176. Dort ist auch die Figur des Polysyndeton, die hier unberücksichtigt geblieben ist (vgl. die Auswertung S. 950, einbezogen (vgl. zu ihr auch S. 184). 10 Die Zeichen 0 und - werden am gegebenen Ort (S. 96) bei der Auswertung der Listen erklärt.
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Die Wiederholung als Weiterftihrung
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29
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1,29-2,1
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TOV €"{€lPavTOC;
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92
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11. ZUR GEDANKENFÜHRUNG: Wiederholungen von Wörtern
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r) Wiederholungen und Aufnahmen in R 1-2,15 l,lf
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0
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24 25
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93
Die Wiederholung als Weiterftihrung
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0) Wiederholungen und Aufnahmen in R 12-13
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94
11. ZUR GEDANKENFÜHRUNG: Wiederholungen von Wörtern
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€) Wiederholungen und Aufnahmen in Ph 3 3,~
ßA€1T€T€ TOUe: Kvvae:, ßA€1T€T€ TOVe: KaKOVe: €P'YaTae;, ßA€1T€T€ I..f/V KaTaT0J.Lf/V
95
Die Wiederholung als Weiterflihrung
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ßA€1f€T€ 1711' KaTaTop:rw.
3
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17f 18 18 19
21
aK01f€tT€ TOVe; 1f€pL1JaTOVVTac; .•. 1fOAAOt. 'rap 1f€pmaTOVaw 1fOAAOL ... 1f€pmaTOVaw Ove; 1fOAAaKLe; €A€'YOV 1fOAAaKLe; €Af10V V/JLV, VVV O€ KaI. KAaLWV Aeyw
.•.
wv TO T€AOe; ••• , wv 0 {koe; ... /J€TaUXf//JaTW€L TO aW/Ja ..• f//JWV aV/J/Jop'P0v
T4J aW/Jan ... aVTOV
n Der Vergleich des KaI mit den paulinischen Texten Schon ein erster Überblick über die aufgeführten Stellen macht deutlich, daß in den drei paulinischen Abschnitten sehr viel häufiger Wiederholungen begegnen als im KaI, und wenn auch dieser Häufigkeitsvergleich nur erst vorläufig und zunächst noch sehr unscharf ist, so signalisiert er doch eine ganz erhebliche und unübersehbare Differenz, die nun des näheren zu untersuchen ist.
96
11. ZUR GEDANKENFÜHRUNG: Wiederholungen von Wörtern
Bei der näheren Betrachtung der aufgeführten Stellen fallt zuallererst auf, daß im Unterschied zu den paulinischen Abschnitten der Kai bei einem großen Teil
der Fälle lediglich Kopulae oder Präpositionen wiederholt. Um den Überblick zu erleichtern, haben wir solche Fälle in den vier Aufstellungen jeweils mit einer 0 gekennzeichnet. Es handelt sich dabei um Aufzählungen (Kat. - KaL, T/ T/, TE Kat, pT/oe - pT/oe) oder um rhetorische aufgesprengte Wendungen (K 1,26; 3,17; R 13,13) oder um einfache Anaphern und Epiphern (z. B. K 2,16; 3,17; Ph 3,5 f), die im Blick auf die Gedankenführung zwar nicht schlechthin irrelevant sind, die aber doch keine sachlich tragende Funktion haben und deshalb im folgenden außer Betracht bleiben. Die Tatsache, daß das für 17 Fälle aus dem Kol gilt, aber nur für 3 bzw. 2 bzw. 3, also insgesamt acht der aufgeführten Stellen aus den drei paulinischen Abschnitten, ist zwar bemerkenswert, zumal ja die Länge der Liste eher ein umgekehrtes Zahlenverhäl tnis erwarten ließe; doch ist darauf an anderer Stelle einzugehen (s. u. S. 176-179). Die nun vorzunehmende Untersuchung der nicht mit einer 0 gekennzeichneten Stellen hat den Gedanken noch schärfer zur Geltung zu bringen, daß nicht alle Wiederholungen für die Gedankenführung Bedeutung haben. Vielmehr ist grundsätzlich zu unterscheiden zwischen den anknüpfenden und fortfUhrenden Wiederholungen, die für die WeiterfUhrung des Gedankens wichtig sind, und den rhetorischen Wiederholungen, die eine ganz andere Funktion haben. Da freilich Gedankenführung und rhetorisches Engagement, so sie vorhanden sind, letztlich das gleiche Interesse haben, gehören jedoch unbeschadet der wesentlichen Unterschiedenheit der beiden Funktionen eine ganze Reihe von Wiederholungen in beide Bereiche hinein. Der Versuch, die oben ausgeschriebenen und nicht mit einer 0 gekennzeichneten Stellen nach diesen beiden Funktionen zu unterscheiden, fällt für den Kol nicht schwer. Eindeutig rhetorische Funktion haben dort die drei etymologischen Figuren 1,11.29; 2,19 und die viermalige Mehrfachsetzung von na<; 1,9f.l0f.28; 3,11; wir haben diese Stellen jeweils mit einem - gekennzeichnet. Die paulinischen Stellen lassen sich hingegen schwerer in der entsprechenden Weise aufgliedern; denn die rhetorischen und die gedanklich weiterführenden Funktionen fallen dort in ungleich größerem Alaße zusammen. In einer Reihe von Fällen ist zwar ein nur rhetorischer Charakter der Wiederholung mehr oder weniger sicher festzustellen, und diese sind dementsprechend mit einem - bezeiclmet; es handelt sich dabei um 7 bzw. 9 bzw. 4, also insgesamt um 20 Stellen. Wie bereits die durch eine 0 gekennzeichneten Stellen scheiden damit also auch die mit einem - versehenen Fälle aus der weiteren Untersuchung aus. Freilich darf dieses gemeinsame Ausscheiden der genannten Fälle aus dem Kol und aus den paulinischen Abschnitten die Differenz zwischen den einzelnen Fällen nicht verdecken. Denn einerseits ist eine gewisse inhaltliche Relevanz der Wiederholungen in einigen Fällen doch nicht ganz zu leugnen, so daß diese hier nur vorsichtshal-
Die Wiederholung als Weiterftihrung
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ber ausgeschieden werden (z. B. R l,lf.17; Ph 3,5). Andererseits zeigt ein direkter Vergleich der 20 paulinischen Stellen mit den sieben des Kol, daß die paulinischen Fälle rhetorisch weit vielfältiger sind und darum mit denen des Kol allein im Blick auf die hier vorzunehmende Unterscheidung zwischen nur rhetorisch bedeutsam einerseits und sachlich tragend andererseits vergleichbar sind; die sich hier andeutenden rhetorischen Unterschiede sind hingegen recht groß, und in anderem Zusammenhang müssen sie eingehend untersucht werden (s. Kap. III).
Im Blick auf die übriggebliebenen paulinischen Fälle ist bemerkenswert, daß die rhetorischen und die gedanklich weiterftihrenden Funktionen der Wiederholungen weithin zusammenfallen; die äußerst zahlreichen Figurationen sind also symptomatisch. Der Vergleich mit den verbliebenen Stellen des Kc1 fördert auch hier eine Differenz zutage. Doch da es hier thematisch um die sachlich weiterführenden oder anknüpfenden Wiederholungen geht, soll dieser Beobachtung nicht weiter nachgegangen werden. Wohl aber ist nun festzustellen, daß die beim ersten Durchblättern der vollständigen Listen ohnehin schon sehr .deutliche zahlenmäßige Differenz zwischen dem Kol und den drei Paulustexten sich nach Ausscheiden der für die Gedankenführung nicht wesentlichen und mit 0 oder - bezeichneten Fälle in einem noch drastischeren Ausmaß zeigt. Die Zahl der aufgeftihrten Stellen beläuft sich für den Kol einschließlich der Stellen l,lf.29; 2,13.15; 4, 10-15, die kaum zu Recht und nur vorsichtshalber aufgenommen sind 11., auf 25 und für die drei paulinischen Abschnitte auf 21 bzw. 34 bzw. 18, also auf insgesamt 73, und. wenn das Verhältnis dieser Zahlen zueinander auch nur annähernd die Sachlage trifft, so ist eine Relation von fast 1: 3 zu konstatieren. Wie die Durchsicht der einzelnen Briefe des Paulus zeigt, ist aufs Ganze gesehen die Dichte der Wiederholungen in den verschiedenen Briefen des Paulus und innerhalb der einzelnen Briefe im Gegenüber zum Kol etwa gleich groß. Sehr wenige Wiederholungen begegnen nur in den Abschnitten, in denen Paulus von seinen Plänen berichtet (z. B. R 1,11-13; 15, 19ft); insbesondere figurierte Wiederholungen fehlen dort so gut wie völlig. Es liegt aber auf der Hand, daß dieser Tatbestand sich aus dem Charakter des Stoffes ergibt, dem die Abfolge ja innewohnt, so daß diese nicht gedanklich entwickelt zu werden braucht. Solche Passagen sind jedoch selten und stets recht kurz. Die Feststellung, daß Paulus Wiederholungen von Wörtern und Wortgruppen, die für die Gedankenführung wesentliche Bedeutung haben, in großer Dichte und tatsächlich in einem fort bringt, während sie im Kol vergleichsweise selten begegnen, stellt schon für sich genommen eine bemerkenswerte Differenz zwischen dem Stil des Kol und dem der Paulusbriefe dar, und wir haben 11
S. o. S. 90.
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11. ZUR GEDANKENFÜHRUNG: Wiederholungen von Wörtern
damit einen weiteren Hinweis auf eine vergleichsweise lockere Gedankenführung im Kol erhalten. Da nun aber einerseits diese Differenz den bisherigen Beobachtungen zur Gedankenftihrung voll entspricht und da andererseits der Gang der Untersuchung gezeigt hat, daß sich mit ihr zusammen immer wieder auch rhetorische Differenzen abzeichnen, muß ihr ein besonders großes Gewicht beigemessen werden.
4. Assoziative Wiederholungen und Wiederholungen von Phrasen Bei dem dritten und vierten Wiederholungstyp wird ein bestimmter Wortbestand In nicht näher bezeichnetem Abstand wiederholt; von ihm war bereits oben S. 87f, im Zusammenhang mit den sog. Dubletten Holtzmanns, andeutungsweise die Rede. Damit sind solche Wiederholungen gemeint, durch die weder eine Weiterführung des Gedankens noch ein Rückgriff auf einen angeklungenen Gedanken erfolgt, sondern bei denen entweder ein zuvor schon gebrauchtes Wort, durch diese Verwendung noch bereitliegend und verfü~bar, in nicht allzu großem Abstand abermals gesetzt oder ein bestimm· ter Wortbestand in ähnlich gelagerten Zusammenhängen unabhängig vom Abstand mehrfach gebraucht wird. Für die zuerst skizzierte Erscheinung bildet die Verwendung des Wortbestandes OJ.{J' 1]C; 1]J1Epac; TlKovaaTE o. ä. in 1,4.6.9 ein deutliches Beispiel: 1,4 aKOV· aaVTEC; .•. - 1,6 Ut.{J' 1]C; 1]p.Epac; 1]KOvaaTE - 1,9 a;p' 1]C; 1]p.€pac; 1]Kovaap.€v. Ein etwas anders gelagerter Fall begegnet in 1,2l.26; dort wird in parallelen Zusammenhängen mit VVVL D€ bzw. VVV D€ die gleiche Konstruktion gebraucht; die Übereinstimmung geht so weit, daß nicht nur der jeweilige Vordersatz partizipial formuliert ist, sondern auch in beiden Fällen diese partizipiale Konstruktion im Nachsatz verlassen und anakoluthisch mit einer finiten Konstruktion fortgefahren ist. Weiter ist hier die mehrfache Verwendung des Wortes J1vaT1]pwV in 1,26.27; 2,2 zu nennen, die nicht sachlich, sondern stilistisch bedingt ist. Auch die Setzung von aap~ in 2,5 scheint von der in 2,1 nahe gelegt zu sein. In 3,17.23 ist es wieder eine Wortgruppe, die wiederholt wird: Kat 1Tav on €av 1TOL1]T€ heißt es summarisch am Ende des Abschnittes in 3,17, und 0 €av 1TOL1]T€ heißt es ebenfalls summarisch in der Erweiterung der Haustafel 3,23. Wenden wir uns nun innerhalb der hier zu besprechenden Wiederholungs. arten der zweiten oben skizzierten Erscheinung zu! An mehreren Stellen des Kol finden sich phraseologisch verfestigte Wortgruppen, die in entsprechenden Zusammenhängen jeweils Verwendung finden. Am auffälligsten ist das zweimal an weit auseinander liegenden Stellen begegnende Wortpaar VOVt}€TEtV KaL DWaaK€W mit der zu DWaaK€W gehörenden adverbialen Bestimmung €V ao.pl4: 1,28 in rhetorisch aufgesprengter Form: ov 1]J1€L<: KaT·
Zwei weitere Wiederholungstypen
99
a'Y'YEAAoJ.1€V VOVf}€TOVVT€~ 7rWTa avf}pW7rOV Kat ÖtoaaKOVT€C: 7rWTa avf}pw7rOV €V 7raaTl aOl.ptq.
sowie 3,16
€V 7raav aOl.pLQ. owaaKOVT€~ Kat VOVf}€TOVVT€~
EauTOV~.
Diese Erscheinung zeigt sich jedoch öfter. So sind die Attribute für Epaphras (1,7), Tychikos (4,7) und Onesimos (4,9) im wesentlichen gleich: 1,7 a7rO 'E7r(]){Jpa TOV a'Ya7rl1Tov avVOOVAOV l1J.1WV, O~ €anv rrWTOC: V7r€P VJ.1WV OtaK.OVO~ TOV XPWTOV - 4,7 TVXtKoc: 0 a-ya7rl1Toc: aOEAI{XJ~ Kat 7rWTO~ OtaK.OVO~ Kat avVOOVAOC: EV KVpt4J - 4,9 avv 'OV17atJ.14> T4J 7rWT4J KaL a'Yarrl1T4J a5€AI{JW (vgl. dagegen Phm 1 !PLAl1J.10Vt T"tJ a'Ya7rl1T4J KaL avv~P'Y4J l1J.1WV); hinzuweisen ist in diesem Zusammenhang auch auf den Präskriptteil 1,2, wo die bei Paulus nie begegnende Wendung 7rWTOtc: a5€AI{JOL~ ebenfalls gebraucht ist. 1
Interessant wäre an dieser Stelle ein Vergleich mit den Epitheta, die Paulus bei solchen Gelegenheiten verwendet, sowie die Frage nach dem Sachzusammenhang, in dem Paulus die von dem Verfasser des Kol gebotenen Epitheta gebraucht; beides gehörte in eine Untersuchung des Wortschatzes. So setzt z. B. Paulus a'YaTfT/TO<; als Epitheton nur lK 4,17 und viennal als (einziges!) Attribut in der Grußliste R 16 (vgl. K 4,14); meistens benutzt er a'YaTfT/TO<; jedoch als Anrede, wobei er als Genetivus subjektivus Gott (R 1,7; 11,28) oder sich selbst (R 12,19; lK 10,14 u. ö.) denkt. Paulus bezieht das Adjektiv TftUTO<; in der Hälfte der Fälle auf Gott (lK 1,9; 10,13 u. ö.) oder den KVPW<; (2Th 3,3), verwendet es theologisch prägnant in G 3,9, bezieht es lK 7,25 auf sich und verwendet es lK 4,2 in einem profanen Bereich (dazu kommt dann noch 2K 6, 15); wieder ist lK 4,17 die einzige Ausnahme, denn dort wird es als Epitheton für Tirnotheus (0<; €UTW IJOV T€KJJOV a'YaTfT/TOV Kat TfWTOJJ €JJ KVpH~) gebraucht.
Auf dem paulinischen Hintergrund hebt sich die Stereotypie des Sprachgebrauchs des Kol, der a'Yarrl1Toc: und 7rWTOC: ja nur'an den genannten Stellen gebraucht, besonders deutlich ab. - Stereotypen Charakter hat auch die Phrase €VxapWTOVVTEC: T4J 7raTpL, die außer 1,3, wo sie konkret gemeint ist (vgl. die abweichende Form €VXa pWTOVJ.1€V) , in 1,12 und 3,17 als Teil des christlichen Verhaltens begegnet. Hinzuweisen ist ferner darauf, daß bei der Polemik gegen die Irrlehrer in 2,18 und 23 mit EV Tarr€LVol{JpoavVfl Kat f}Pl1aK€tq. TWV a'Y'Y€AWV bzw. EV €'IgeAof}Pl1aKI4 Kill TarrELVOI.ppoavvT/ KaL (]){JetDU!- aWjJ.aTOC: vor allem gleiche oder nur wenig modifizierte Wörter verwendet sind. Auch das doppelte AaAl10aL (TO j1vaT17pwv bzw. absolut) in 4,3f kann man hier anführen sowie die parallelen Konstruktionen 4,4 wa I{JW€pwaw auTO (sc. TO J.1vaTl1PWV) W~ O€L J.1€ AaAl1aat und 4,6 €LO€Vat 7rW~ oeL VJ.1a~ €Vt EK aaT4J a7rOKpW€af}at. Etwas anders liegen die Dinge in 1,19 und 2,9, wenn dort die zweite Stelle mit 1,19 ein Wort aus dem Hymnus 1,1520 zitiert: 1,19 on €V aUl?4J €VOoKl1aEv 7rW TO 7rAl1PWj1a KaTOLKl1aaL - 2,9
on
€V aVT4J KaTOtK€L 7rav TO -7rAl1PWJ.1a Tl1~ f}€OT17TOC: aWJ.1aTLKW~.
Die zuerst charakterisierte Erscheinung, also die Wiederverwendung eines kurz zuvor benutzten und darum nahe liegenden Wortes, ist ein Moment des
100
11. ZUR GEDANKENFÜHRUNG: Wiederholungen von Wörtern
assoziativen Charakters der Gedankenführung im Kol; denn die Wörter sind nicht vom Gedankengang gefordert, sondern stehen infolge der vorhergehenden Verwendung noch im Horizont des Verfassers bereit und werden deshalb erneut benutzt. Die zweite Beobachtung weist in eine etwas andere Richtung. Sie zeigt den Verfasser als in einigen Bereichen auf bestimmte Formulierungen festgelegt und deutet so auf eine gewisse Unbeweglichkeit des Denkens und eine mangelnde Unmittelbarkeit des Formulierens. Beide Erscheinungen zusammen signalisieren einen charakteristischen Unterschied zu dem lebendigen und unmittelbaren Stil des Paulus.
5. Das Fazit Die Ermittlungen zu den Wiederholungen von Wörtern und Wortgruppen bestätigen und ergänzen die Beobachtungen und Folgerungen zur Satzftigung. Das gilt zunächst ftir die weiterführenden Wiederholungen. Denn wie schon die zahlreichen Konjunktionen in den Briefen des Paulus zeigen auch die bei ihm so überaus häufigen weiterführenden Wiederholungen an, daß die Gedanken durch den Apostel straff fortgeführt werden. Für den Kol ist dagegen nicht nur angesichts der Satzftigung, sondern auch 1m Blick auf die weiterführenden Wiederholungen eine unvergleichlich lockerere Gedankenfiihrung festzustellen. Haben die Beobachtungen zur Satzftigung Rückschlüsse auf eine bestimmte syntaletische Gestaltung und eine logisch unklare und kaum affektisch geprägte Fügung der Sätze erlaubt, so läßt der Befund bei den weiterführenden Wiederholungen jetzt einen S<;hluß auf die thematische Verknüpfung zu. Denn das unverhältnismäßig spärliche Vorkommen von weiterführenden Wiederholungen bedeutet, daß die bestimmende Begrifflichkeit eines Satzes in dem jeweils folgenden Satz meist fehlt und damit die thematische Verknüpfung dieser Sätze entschieden gelockert ist. Die in diesem Zusammenhang immer wieder in den Blick tretenden rhetorischen Differenzen machen zudem deutlich, daß es sich auch hier nicht um isolierbare Eigentümlichkeiten, sondern um einzelne Aspekte eines komplexen Sachverhaltes handelt. Eine Konsequenz und damit eine Bestätigung der lockeren Gedankenführung im Kol stellen die als Rückgliffe zu deutenden Wiederholungen dar; denn bei ihnen zeigt sich, wie der Verfasser des Kol auf Gedanken wieder zurückgreift, die er zuvor nicht ausgeführt, sondern aus irgendeinem Grunde verlassen hat. Ein Element speziell der assoziativen Gedankenführung sind die Wiederholungen von zuvor verwendeten .und deshalb noch bereitstehenden Wörtern. Die wiederholt verwendeten verfestigten Wortzusammenstellungen deuten daneben auf einen Mangel des Verfassers des Kol an Beweglichkeit im Denken und Formulieren hin.
Konzentration auf die antithetische Gliederung
101
d) Zur Gliederung der Gedanken
1. Einleitendes Die Beobachtungen zur Satzftigung und zu den Wiederholungen von Wörtern und Wortgruppen legen die Frage nahe, ob der immer deutlicher zutage tretende Unterschied zwischen der logisch klar fortschreitenden Gedankenführung des Paulus und dem assoziativ bestimmten Stil des Kol auch in Bezug auf die Gliederung der Gedanken festzustellen ist. Da man schon seit langem Parellelismus und Antithese als für Paulus charakteristisch ansieht, ergibt sich auch von daher die Frage, wie sich unter diesem Aspekt das Verhältnis zwischen den Paulusbriefen und dem Kol darstellt. Freilich soll es auch hier nicht um die Argumentationsform und das Fortschreiten des Gedankens gehen, wenngleich wir uns an dieser Stelle sachlich in großer Nähe zu ihnen befinden. Wir bleiben im Rahmen unserer literarkritischen Fragestellung demgegenüber noch im Vorfeld der Problematik, da sich unser Augenmerk auf die Ausdrucksform der Gedanken und die hierbei auftretenden Gliederungselemente richtet. Diese Frage nach der Gliederung der Gedanken ist freilich kaum von der Frage nach dem rhetorischen Engagement zu trennen. Beides hängt aufs . engste miteinander zusammen, und ob im Einzelfall die Gliederung eines Gedankens aus rhetorischem Interesse erfolgt oder ob umgekehrt rhetorische Mittel zur Gliederung des Gedankens unterstützend und profilierend hinzukommen, läßt sich oft überhaupt nicht entscheiden. Trotzdem soll der Versuch gemacht werden, hier nur solches Material zu untersuchen, das nicht primär aus rhetorischem Interesse heraus gestaltet ist. Faktisch bedeutet das eine Konzentration auf die antithetisch realisierte Gliederung, da sich von der parallel realisierten Gliederung ohne die Berücksichtigung rhetorischer Aufsprengungen und Wiederholungen kein auch nur einigermaßen vollständiges Bild gewinnen läßt. Eine Konzentration auf die antithetisch realisierte Gliederung ist an dieser Stelle zwar nicht voll befriedigend, doch methodisch deshalb berechtigt, weil die Antithese als Grundstruktur des paulinischen Stils anzusehen ist und die parallele Gliederung vielfach die Antithetik nur noch stärker hervorhebt. Daß der Antithese im Denkvollzug des Paulus eine besondere Bedeutung zukommt, ist ja ein weithin anerkanntes Ergebnis bereits der Forschung des 19. Jahrhunderts. Die Antithese "wurzelt ebenso in der Art seines (sc. des Paulus) Denkens, wie in seinem Empfinden. Seine Dialektik zeigt geradezu einen antithetischen Rhythmus .. l . Um jedoch die Untersuchung nicht allzu sehr auf 1 J. Weiß, Beiträge S. 13. S. neuerdings die Arbeit von N. Schneider über "Die rhetorische Eigenart der paulinischen Antithese", die leider zu spät erschienen ist, als daß wir sie für diesen Abschnitt noch im einzelnen hätten heranziehen ~önnen.
102
11. ZUR GEDANKENFÜHRUNG: Gliederung der Gedanken
eine einzige Möglichkeit der gedanklichen Gliederung einzuengen, soll nach der Analyse der antithetischen Elemente auch noch kurz die Gliederung der Gedanken durch Parallelisierung und Dihärese behandelt werden. Allerdings beschränken wir uns dabei auf einen Vergleich des Kol mit den oben (S. 8998) schon einmal hierfür verwendeten drei paulinischen Beispielabschnitten R 1-2,15; 12-13 und Ph 3.
2. Antithetische Elemente bei der Gedankengliederung a) Einleitendes
Als ein typisches Beispiel für die antithetisch 2 strukturierte Gliederung des Gedankenflusses durch Paulus sei lK 1,18.20b-25 hier vorgeführt:
'0
AOrO~ rap 0 TOV aTavpov TOte; J1€V anOAAVJ1€Vme; J1wpta €anv, TOte;
O€
a4JtoJ1€vmc; 71J1W ovvaJ1te; (J€OV €aTW ... 20b OVXt €J1wpav€v 0 (J€oe; T1W aO\{Jtav TOV KoaJ1ov;21 €1TH071 rap €V TTI aO\{JtQ., TOV f)€OV OVK €rVW 0 KoaJ1o~ Ota T71~ aO\{JLae; TOV (J€OV, €VOOK71a€V 0 (J€oe; Ota 11'l~ J1wptae; TOV KT/PV'YJ1aToe; awaat "EAA1]V€e; ao·
TOV~ maT€VOVTae;. 22 €1T€W71 Kat 'Iovoawt a71J1€ta atTOVaw Kat
\{JtaV tT/TovaW, 23 71J1He; O€ K71pvaaoJ1€V XPWTOV €aTavpWJ1€VOV, 'Iovoawte; J1€V aKavoaAov, €(Jv€aw O€ J1wptav,24avTOt~ O€ TOte; KAT/TOte;, 'Iovoawte; T€ Kat "EAA71aw, XPWTOV (J€OV ovvaJ1w Kat (J€OV aO\{Jtav. 25 on TO J1WpOV TOV f)eov aO\{JwT€pOV TWV W(JPW1TWV ... , TO aa(J€v€e; TOV (J€OV wxvpoTepov TWV av(Jpw1TwV.
Man kann zwar fragen, ob V.18 als parallel oder als antithetisch gestaltet angesehen werden soll und ob V. 22 besser als parallele Aussage, als Dihärese oder als antithetische Entsprechung einzustufen ist. Deutlich ist jedoch und unbestreitbar, daß der Abschnitt im großen wie im kleinen von Antithesen getragen wird. Eine solche durch und durch antithetisch strukturierte Passage findet sich im Kol nirgends. Allenfalls könnte man auf die Haustafel in 3,18-4,1 hin-
weisen; aber dort handelt es sich weniger um eine Antithetik in der Gedankengliederung als vielmehr um eine Dihärese, die fast den Charakter einer Aufzählung hat, und darüber hinaus liegt dem Abschnitt eine feste Gattung 2 Wenn wir hier von Antithetik, Antithese, antithetisch sprechen, so im weitesten Sinn dieser Begriffe. Eine Unterscheidung von Antithese und Gegensatz. brauchen wir im Rahmen unserer Fragestellung nicht vorzunehmen, da es uns hier nicht um die Analyse einer rhetorisch belangvollen Stilfigur geht, sondern um das Problem der Gedankengliederung. Durch cJ icse Zielsetzung unterscheiden wir uns von der Arbeit N. Schneiders über "Die rhetorische Eigenart der paulinischen Antithese". Schneider faßt - stilistisch völlig zu Recht - "Gegensatz" als den sachlichen Oberbegrüf zu "Antithese" als einer bestimmten Stilfigur, auf die er sich konzentriert und deren rhetorischer Eigenart er nachgeht.
Antithetische Elemen te bei der Gedankengliederung
103
zugrunde, und aus diesen Gründen gehört die Haustafel nicht wirklich hierher - ganz abgesehen von der Frage, ob der vorliegende Wortlaut auf den Verfasser des Kol zurückgeht. Auf der anderen Seite bestehen nun aber auch die Paulusbriefe nicht durchgehend oder auch nur vorwiegend aus solchen antithetisch durchkomponierten Passagen. Wohl aber begegnet sowohl im Kol als auch in den Paulusbriefen eine Reihe von einzelnen Antithesen, und auf sie muß sich ein so großflächiger Vergleich, wie er sich hier als Aufgabe stellt, in erster Linie stützen. Denn nur so läßt sich emlitteln, ob einerseits die antithetische Bestimmtheit des Denkens bei Paulus durchgehend begegnet und ob andererseits der Kol aus dem Ral1men der Paulusbriefe herausfällt. Für unseren Vergleich des Kol mit den Paulusbriefen wollen wir uns auf solche Elemente einer antithetischen Gliederung beschränken, die syntaktisch greifbar sind. Wenn wir damit Aussagen, die sachlich im Grunde antithetisch strukturiert sind3, prinzipiell außer acht lassen, so ist das zwar insofern unbefriedigend, als wir so einen ganzen für die Erkenntnis der antithetischen Denkstruktur insbesondere des Paulus wichtigen Bereich nicht zu Gesicht bekommen; doch da es uns thematisch um einen literarkritisch ausgerichteten Vergleich geht und die syntaktisch greifbaren antithetischen Elemente immer noch eine hinreichend breite Vergleichsbasis darstellen, kann diese Beschränkung in Kauf g~nommen werden 4 • Um den Kol mit den Paulusbriefen im Blick auf syntaktische Elemente einer antithetischen Gedankenführung vergleichen zu können, sollen darum zunächst die Sätze zusammengetragen werden, in denen eine ausdrückliche, soll heißen: mit einer adversativen Partikel zum Ausdruck gebrachte antithetische Gestaltung eines Gedankens vorliegt oder in denen antithetische Aussagen asyndetisch oder kopulativ miteinander verbunden sind. Sodann sollen weitere Arten der gedanklichen Gliedenmg zusammengestellt werden, die sich als syntaktische Mittel eines antithetisch bestinunten Denkens verstehen lassen. Dabei soll jeder Fall einer antithetischen Gliederung nur einmal berücksichtigt werden, so daß ein statistischer Vergleich zwischen den Pau3 Als Ausdrucksmittel einer antithetischen Denkstruktur können beispielsweise die sogleich gesondert behandelten zugespitzten Aussagen, Paradoxa und Oxymora gelten sowie die polare Ausdrucksweise (s. dazu Riesenfeld), aus deren Bereich die klanglich relevanten Fälle im IIl. Kapitel zur Sprache kommen werden (s. u. S. 190f). 4 Verschiedene Arten von Gegensätzen stellt Schneider S. 17-19 zusammen, wobei er pIimär danach gliedert, ob sich die auftretenden Wörter lexikalisch entsprechen (2K 5, 17 Ta apxata 1fapf/?o..t'JEV, LOOV 'YE'YOVEV Kawa) oder ob sie das nicht tun (lTh 4,5 EV a'Ytaa~y Kat T~Tj, ~f/ €V 1fat'JEt). Auf S. 19-30 gibt er eine Liste von Gegensatzpaaren (a'Yat'Jo~: /
104
II. ZUR GEDANKENFÜHRUNG: Gliederung der Gedanken
lusbriefen und dem Kol möglich wird. Eine endgiUtige Auswertung der einzeln~n statistischen Angaben kann deshalb erst erfolgen, wenn die Zahlen für alle infrage kommenden Arten der Gliederung zusammen vorliegen.
ß) Mit Adversativpartikeln gebildete Antithesen Wir haben im vorigen Kapitel gesehen (s. o. S. 26f), daß der Verfasser des Kol unverhältnismäßig seltener als Paulus adversative Konjunktionen verwendet. Diese Beobachtung liefert für unsere jetzige Fragestellung einen wichtigen Hinweis. Indes, wie eine antithetische Aussage auch dann vorliegen kann, wenn keine adversative Konjunktion gesetzt ist, so stehen auch nicht alle adversativen Konjunktionen im Ralunen eines antithetischen Gedankens. Wir dürfen uns darum bei der Frage nach den mit einer Adversativpartikel zum Ausdruck gebrachten antithetischen Aussagen nicht auf die Zahlen der adversativen Konjunktionen aus dem vorigen Kapitel stützen, sondern müssen die Briefe nach dem Auftreten von antithetischen Gedanken einzeln durchsehen. Zunächst sei eine bestimmte Art antithetischen Denkens gesondert untersucht. Paulus bereitet sehr häufig mit einer negativen Wendung die positive Aussage vor. Als Beispiel sei R 2,13 angeführt: oV'rap 01. aK.pOaTat V0/.l0V Of.K.aWf.1Tapa TCf) tJ€Cf), a'A'A' 01. 1TOLT7Tat V0/.l0V ouwwth/aoVTat. Solche mit OV, /.lT7, OVT€, J.l.T7T€, Ov/{€TL, J.l.T7K.eTL, ovoev, J.l.T70ev oder OV1TW zum Ausdruck gebrachten Negationen und dann mit a'A'Aa oder auch oe eingeleiteten Positionen finden sich in allen Briefen des Paulus sehr häufig, wenn auch nicht überall in der gleichen Dichte:
Negation/Position
R
lK
2K
G
Ph
ITh
2Th
Phm
K
46
46
43
17
9
11
5
2
2
Die Zahlens für die einzelnen Briefe zeigen, daß der Kol im Vergleich zu den Paulusbriefen unverhältnismäßig selten diese Erscheinung bietet. Wir wenden uns nun den übrigen antithetisch gegliederten Gedanken zu, die mit Hilfe einer adversativen Konjunktion gebildet sind 6 • Da nur eindeutig adversative Gedanken berücksichtigt werden sollen, der Übergang zu nicht mehr streng adversativen Gedanken jedoch fließend ist, wird in der folgenden Zusammenstellung für die Paulusbriefe jeweils nur eine Mindestzahl von Fällen genannt, eine Stelle des Kol bleibt aus dem gleichen Grunde unberücksichtigt1. 5 Unberücksichtigt sind die später gesondert zu behandelnden (und im Kol fehlenden) Fälle, bei denen das Schema ou J.LOVOV - aAAa Kat zugrunde liegt. 6 Die Fälle von adversativem Et J.LT/ werden erst u. S. 107 aufgeführt. 7 K 3,1; das oe hat weiterführenden Charakter.
lOS
Antithetische Elemente bei der Gedankengliederung
Sonstige Antithesen
R
1K
2K
G
Ph
1Th
73
104
44
26
13
7
2Th~ 4
3
5
Zohlenllochweis Zur Kontrolle seien die Stellen der kleinen Paulusbriefe und des Kol angegeben: G 1,15. 23; 2,2.4.6.9.12.13f.15f; 3, 10f.12.2lf.22f.23-25; 4,3f. 7f.8f.23.25f; 5,3.11.15.17.22; 6,8.13f; Ph 1,15.16f.18.23f.28; 2,16f.17f.22.24.25.27; 3,5-7.13; 1Th 2,16; 3,5f.1lf; 4,10; 5,3f.7f.13f; 2Th 2,13; 3,12.13.14; K 1,2lf.26; 2,5.17; 3,7f.
Bei der Durchsicht der fünf Stellen aus dem Kol konunen drei einander sehr ähnliche Fälle in den Blick, in denen der Gegensatz jeweils durch die betonte Gegenüberstellung einer Bezeichnung ftir die Vergangenheit und vvv O€ (so in 1,26) bzw. von 1TOT€ und VVVL O€ (so in 1,21f; 3,7f) gebildet wird. Inwieweit das heilsgeschichtliche Offenbarungsschema von K 1,26 und das 1TOT€-VIJVL &-Schema von K 1,21f und 3 ,7f (das bei Paulus stets frei und lebendig modifiziert ist) miteinander zusammenhängen 8, wäre zwar von großem Interesse, ist ftir uns aber nicht so wichtig wie die andere Frage, ob es sich jeweils um ftir bestinunte Sachzusammenhänge fest geprägte oder lediglich um ganz allgemeine rhetorische Schemata handelt. Man wird gewiß wie etwa Delling und Tachau (s. Anm. 8) ersteres annehmen müssen, worauf ja auch die bemerkenswerte Tatsache hindeutet, daß in 1 ,21f und 1,26 die Satzkonstruktion gerade bei dem VUVL O€ bzw. vvv O€ auseinanderbricht (s. auch o. S. 98). Angesichts der sehr spärlichen antithetischen Gliederung der Gedanken im Kol sonst läßt es sich darum nur durch die nötige methodische Vorsicht rechtfertigen, daß die Stellen K 1,21f. 26; 3,8 hier voll mitgezählt werden. ')') Asyndetischer und kopulativer Anschluß eines antithetischen Gedankens Des öfteren wird der antithetische Charakter zweier Gedanken nicht durch adversative Konjunktionen eigens zum Ausdruck gebracht, sondern er ergibt sich erst und allein aus dem Zusanunenhang. Das gilt vor allem dann, wenn ein antithetischer bzw. komplementärer Gedanke asyndetisch oder kopulativ an eine Aussage angeschlossen ist. Der antithetische Charakter solcher logisch nicht ausdrücklich in Beziehung gesetzter Gedanken liegt oft auf der Hand, er läßt sich jedoch nicht immer mit aller Eindeutigkeit behaupten. In der folgenden Tabelle sind nur solche Fälle berücksichtigt, bei denen der antithetische Charakter deutlich zu erkennen ist. 8 Für ersteres sind noch R 16,25f (also nicht Paulus!); E 3,5; 2T 1,9f, dazu T 1,2f und 1P 1,20 (s. auch G. Delling, Gottesprädikationen S. 400 zu vergleichen, rur letzteres vor allem R 6,2lf; 7,5f; 11,30f; G 4,8f; Phm 11 (weitere Fälle s. bei Tachau S. 12). Ähnlich wie Delling das heilsgeschichtliche Schema hält Tachau das ,"ore-IlUVt 6e-Schema rur "formelhaftes Traditionsgut" (S. 85).
106
11. ZUR GEDANKENFÜHRUNG: Gliederung der Gedanken
asyndetisch kopulativ
R
1K
2K
G
Ph
1Th
2Th
1 6
8 7
3 15
7
1 2
2 1
1
Phm
K 2 4
Zahlennachweis Asyndetisch: R 12,9; lK 1,17; 3,2; 7,6.12; 15,42.43.43.44; 2K 7,5; 8,12.13; Ph 2,21; 1Th 2,17; 4,4f; K 2,23; 3.2. - Kopulativ: R f,13; 2,3; 7,6; 10,3; 12,14; 15,1; lK 1,10; 6,19; 9?7.7; 10,20; 12,9.12; 2K 4,7; 5,12; 6,8.8.9.9.9.9.10; 9,5; 10,8; 1l,8f; 12,8f; 13, 10; G 2,14.15.16; 4,18; 5,1.16; 6,4; Ph 3,3.15; 1Th 2,18; 2Th 3,15; K 1,23; 2,8; 3,19. 23.
Weitere Stellen, die vielleicht in Betracht gezogen werden könnten, sind R 13, 14; 14,18; 15,1; lK 14,39; Ph 1,27f; K 2,18.
0) Weitere Mittel der antithetisch realisierten Gliederung 1. Überbietungsjiguren Eine antithetische Struktur weisen auch die Überbietungsfiguren auf. Verhältnismäßig häufig findet sich bei Paulus das Denkschema ou 1l0VOV ... , a'A'Aa KaL ... Es begegnet R 1,32; 4,12.16.24; 9,24; 13,5; 16,4 (ou" eyw 1l0VOC; •.. ); 2K 7,7; 8,10.21; 9,12; Ph 1,29; 2,27; ITh 1,5.8 (ohne KaL); 2,8. Mit diesem Schema verwandt sind die selteneren Überbietungen ou 1l0VOV oe, a'A'Aa KaL .•. (R 5,3.11; 8,23; 9,10; 2K 8,19),1111 1l0VOI,I ••. , a'A'Aa 1T0'A'A~ lla'A'Aov '" (Ph 2,12), Tro'A'A~ lla'A'Aov ... und Troa4J lla'A'Aov ... (R 5,9.10.15.17; 11,12.24; 2K 3,9. 11; Phm 16), lla'A'Aov oe ... (R 8,34; lK 14,1.5; G 4,9), lla'AwTa oe ... (G 6, 10; Ph 4,22; Phm 16), OUXL lla'A'Aov (IK 5,2; 6,7.7), ou lla'A'Aov (lK 9,12a), 1TWC:: OUXL lla'A'Aov (2K 3,7f). (Vgl. auch R 5,20; 11,15; 14,13; lK 6,2f; 9,15; 14,19; 2K 7,13; Ph 3,4). Der besseren Übersicht halber seien die Zahlen der Überbietungsfiguren für die einzelnen Briefe zusammengestellt:
Überbietungen
R
lK
2K
G
Ph
ITh
18
6
8
2
4
3
Im Kol findet sich weder das Denkschema ou 1l0VOV der anderen Oberbietungsfiguren.
••• ,
2Th
a'A'Aa
Phm
K
2
KaL •••
noch eine
2. Alternativen und 1111 "{€VOLTO-Fragen Ein antithetisches Denken bezeugen weiter diejenigen Stellen, die sachlich von einer Alternative ausgehen bzw. auf eine solche abzielen. Ausdruck einer anti-
107
Antithetische Elemente bei der Gedankengliederung
thetischen Denkstruktur sind ferner jene Fragen, die ein 1J.17 'YEVOLTO provozieren. Zur Abrundung des Gesamtbildes sind darum auch solche Fälle zu berücksichtigen. Über ihre Häufigkeit gibt die folgende Tabelle Aufschluß, allerdings ist dabei in Rechnung zu stellen, daß hier nur solche Fälle ins Auge gefaßt sind, die nicht unter einer anderen Kategorie aufgeführt werden.
Alternativen 'Y€vo'To.Fragen
IJrj
R
1K
10 10
6 1
2K
G
Ph
3 2
1
1Th
2Th
Phm
K
Zah len nach weis Alternativen: R 2,3f; 3,29; 4,9.10; 6,16; 9,11; 10,6f.12; 11,6; 14,4; 1K 4,21; 7,9; 9,5f. 9f; 11,21.22; G 1,10; 3,2.5; Ph 1,20f. - IJrj 'Y€VO'TO: R 3,4.6.31; 6,lf.15; 7,7.13; 9,14; 11,1.11; 1K 6,15; G 2,17; 3,21.
3. Adversatives EL 1J.17 und
€t
1J.17 = nisi
Eine antithetische Bestimmtheit des Denkens kann sich auch das Denkschema ..• , €t 1J.17 ... = nisi nutzbar machen. Bei Paulus läßt sich dies mehrfach beobachten, so z. B. R 7,7 T17V alJ.apTLav ou" eyvwv EL J.117 ÖLa V0J.10U· T17V TE 'Yap crrdJUJ.1LaV OU" TlOEW EL J.117 0 VOIl0C; EAE'YEV· OU" E1rtl';}UJ.117aELC;.
Wegen der formalen und sachlichen Ähnlichkeit seien hier auch die Fälle mit adversativem EL J.117 angeflihrt 9 , zu denen auch das Eav J.117 von G 2,16 gehört: ou &"aWUTaL av{Jpwrrcx E~ EP'YWV VOIJ.OU EW J.117 Ola 1TWTEWC; XPWTOU 'I17aov.
€, IJrj = nisi advers. E' IJ.rj
R
1K
2K
G
Ph
1Th
3
6 2
1
1 3
1
1
2
2Th
Phm
K
Zahlennachweis E' IJ.rj = nisi: R 7,7.7; 13,1; 1K 1,14; 2,2.11; 8,4; 10,13; 12.,3; 2K 12,3; G 6,14; Ph 4,15. - advers. €, IJrj: R 13,8; 14,14; 1K 7,16f; 14,6; G 1,7.19; 2,16.
Während die Tabelle also für Paulus mehrere Fälle ausweist, begegnet im Kol keiner.
4. Antithetische Entsprechungen Als für die antithetische Denkweise wichtige Ausdrucksform ist schließlich noch die der antithetischen Entsprechung zu nennen. Antithetische Entsprechungen 11
Beyer S. 138-140 sowie BD §§ 306,4 und 448,8 und Bauer s. v. €, (VI. 8.).
108
11. ZUR GEDANKENFÜHRUNG: Gliederung der Gedanken
können in verschiedener Fonn auftreten, doch braucht eine weitergehende Differenzierung hier nicht vorgenommen z~ werden. Stattdessen seien lediglich mehrere verschiedenartige Beispiele angeführt: oaOL 'rap avoJ.Lw~ TlJ.1llprov, avoJ.Lw<: Kat xopra~EatJat Kai, OUOt EV vOJ.LYJ TlJ.Laprov, 8ta VOJ.LOV Kpu'JTlaOVraL (R 2,12). owa Kat ra1TEwoval'laL, owa KaI, 1TEpwaWEW· EV 1Tavn KaI, EV 1Taaw J.LEJ.LVTlraL, KaI, x8pra~Eal'laL KaI, 1TELVaV, Kat 1TEpwaEVEW Kat varEpEwtJaL (Ph 4,12). 8t' ov (Xpwrov) EJ.LOL KoaJ.L0~ Earavpwrat Ka'rW KoaJ.LYJ (G 6,14). wa1TEp 'rap 8ta TT/<: 1TapaKOTI<: rov EVO~ avl'lpw1Tov aJ.LaprWAOL KarEaral'lTlaav 01, 1TOAAOL, ovrw<: Kat 8ta TT/C; V1TaKoT/C; rov EVO<: 8mawt Karaarafh"taovraL OL 1TOAAOL (R 5,19). Die
hier aufzuführenden Entsprechungen beinhalten alle ein antithetisches Moment und unterscheiden sich damit z. B. von einfachen Vergleichen. In der folgenden Tabelle ist die Häufigkeit solcher antithetischen Entsprechungen für die einzelnen Briefe angegeben, soweit sie ohne die Verwendung von adversativen Konjunktionen gebildet sind.
Antithet. Entsprechungen
R
lK
2K
G
Ph
ITh
12
25
13
2
2
2
2Th
Phm
K
Zah /enllachweis
R 1,14; 2,12; 5,18.19.21; 6,19; 11,24.30f; 12,15; 14,6.7-9.10; lK 1,22; 3,14f; 7,18f. 22.27.38; 8,8; 9,11; 11,12; 12,3.26; 13,11; 15,11.14.21.22.40.45.47.48.49.53; 2K 1,5. 6; 5,8.13; 7,5; 8,9.14; 9,6; 10,11; 12,2.20; G 2,7f; 6;14; Ph 1,27; ITh 5,7.10.
Während Paulus vor allem in den großen Briefen eine ganze Reihe solcher antithetischen Entsprechungen formt, findet sich im Kol kein Beispiel. K 4,16 liegt zwar ein Entsprechungsverhältnis vor, jedoch kann von einem darin enthaltenen antithetischen Moment nicht die Rede sein.
E) Zusammenfassende Auswertung Um die Auswertung der Beobachtungen zu den antithetisch gegliederten Aussagen in den Paulusbriefen und im Kol zu erleichtern, sei zunächst das erarbeitete Zahlenmaterial im folgenden noch einmal übersichtlich zusammengestellt. aus (ß) Negation/Position Sonstige Antithesen Zwischen summe
R
lK
2K
G
Ph
ITh
2Th
Phm
K
46 73
46 104
43 44
17 26
9 13
11 7
5 4
2 3
2 5
119
150
87
43
22
18
9
5
7
109
Antithetische Elemente bei der Gedankengliederung aus (-y)
R
lK
2K
G
Ph
ITh
2Th
Asyndetisch Kopulativ
1 6
8 7
3 15
7
1 2
2 1
1
2 4
Zwischensumme
7
15
18
7
3
3
1
6
aus (eS)
R
lK
2K
G
Ph
ITh
2Th
1) Überbietungen 2) Alternativen
6 6 1 8 22
8
3
1 11
2 3 2 4 2
4 1
4) Antithet. Entspr.
18 10 10 5 12
1 1
2
Zwischensumme
55
43
20
13
7
5
R
lK
2K
G
Ph
125 21 6
63 10 6,3
32 7,5 4,2
2) J.1.T'/ 3)
€t
'Y€VotTO
J.1.T'/
aus (ß), ('Y) und (eS) Total Nestle-Seiten 1 0 Pro Nestle-Seite
181 208 34 31 5,3 6,7
Phm
Phm
K
K
2
2
ITh· 2Th
Phm
K
10 4 2,5
7 2 3,5
13 7,5 1,7
26 7 3,7
Dieser überblick über das Zahlenmaterial legt drei für unseren Zusammenhang wichtige Beobachtungen nahe.
(1) Die Summe der aufgeführten Antithesen der einzelnen Briefe ist um der besseren Vergleichbarkeit willen in eine Relation zu dem jeweiligen Briefumfang gesetzt worden. Der Nestleseiten-Durchschnitt reicht für Paulus von 2,5 und 3,5 für den 2.Thess und den Phm bis zu 6,3 und 6,7 für den Gal und den I.Kor. Die Streuung ist also recht breit, doch leuchtet ein, daß gerade die vier großen Briefe deutlich am dichtesten Antithesen aufweisen, da sowohl die Situation, aus der die Briefe stammen, als auch der Umfang, der eine bessere Entfaltung des Stils ermöglicht, ~in solches Ergebnis durchaus erwarten lassen; und am anderen Ende der Skala befinden sich mit dem 2.Thess und dem Phm ja die zwei bei weitem kürzesten Briefe des Paulus, von denen besonders der 2.Thess mit einem vergleichsweise geringen Seitendurchschnitt zu Buche steht. Trotz dieser breiten Streuung innerhalb der Paulusbriefe fällt aber der Kol noch deutlich aus deren Rahmen heraus. Das tritt dann besonders deutlich zutage, wenn man in erster Linie nicht auf den 2.Thess blickt, sondern bedenkt, daß man die 1,7 des Kol im Blick auf die Briejlänge am ehesten mit 10
Die Hymnen Ph 2,6-11 und K 1,15-20 sind nicht mitgerechnet.
110
11. ZUR GEDANKENFÜHRUNG: Gliederung der Gedanken
den 4,2 des Phil, den 3,7 des l.Thess und den 6,3 des Gal vergleichen muß, im Blick auf die Gesprächslage vor allem mit den 5,3 und 6,3 des Röm und des Ga! und schließlich im Blick auf die Ab[assungszeit in erster Linie mit den 5,3 des Röm, mit den 6,7 bzw. 6 der beiden Korintherbriefe oder auch mit den 3,5 und 4,2 des Phm und des Phil. Dieser Vergleich mit den formal, zeitlich und sachlich am nächsten stehenden Paulusbriefen weist somit dem Kol wegen der geringen Häufigkeit an antithetisch gegliederten Gedanken eine deutliche Sonderstellung zu. Die Beobachtung dieser klaren und grundlegenden Differenz läßt sich nun noch in einer zweifachen Hinsicht schärfer fassen, wenn wir unser Augenmerk darauf richten, inwieweit der antithetische Charakter der Aussagen auch syntaktisch zum Ausdruck gebracht wird. (2) Wie groß die angesprochene Differenz tatsächlich ist, tritt nämlich erst dann voll zutage, wenn man beachtet, daß sich die asyndetischen und kopulativen, d. h. aber die nicht auch syntaktisch als antithetisch erkennbaren Fälle auf die Zahlenverhältnisse ausgesprochen nivellierend auswirken. Denn sieht man einmal von diesen unter ('Y) behandelten und sogleich gesondert ins Auge zu fassenden Antithesen ab, so wird damit der Nestle-Seiten-Durchschnitt für den Kol geradezu halbiert, während er sich für die Paulusbriefe überhaupt nicht nennenswert verändert: R Total (ß) + (6) Pro Nestleseite
lK
2K
G
174 196 109 56 5,1 6,3 5,1 5,6
Ph
ITh
2Th
Phm
K
30 4
23 3,1
9 2,2
7 3,5
7 0,9
Die Differenz zwischen dem Kol und den Paulusbriefen ist so gesehen also noch weit größer als es aufgrund der Gesamtzahlen zunächst den Anschein hat.
(3) Daß diese differenzierende Betrachtungsweise zu recht besteht, ergibt sich daraus, daß bei den k-opulativen und asyndetischen Fällen der antithetische Charakter der Aussage nicht auch durch eine entsprechende, logisch klare Verknüpfung der Sätze zum Ausdruck gebracht wird. Die kopulative Verbindung reiht als die "bequemste Art der Anknüpfung von Sätzen"U die Gegensätze "ohne Rücksicht auf ihr inneres Verhältnis in lässiger Weise" aneinander 12 und kann demzufolge auch die Antithetik nur äußerst schwach widerspiegeln. Auch das Asyndeton gehört in die "nachlässige, zwanglose Alltagssprache"!3 und stellt eine sehr einfache und bequeme Form der Satzverknüpfung dar, da es 11
n 13
Leumann-Hofmann-Szantyr, II S. 479 zu der lateinischen Partikel et. Leumann--Hofmann-Szantyr, II S. 481 zu adversativem et. Leumann-Hofmann-Szantyr, II S. 470.
Antithetische Elemente bei der Gedankengliederung
111
das innere Verhältnis der Sätze ebenfalls nicht logisch qualifiziert. Anders als bei der kopulativen Verbindung kann es aber auch als rhetorisches Kunstmittel verwandt werden und dann eine besondere Zuspitzung des Gedankens bewirken. Mindestens für die kopulativen Fälle (und diese stellen im Kol ja doch einen beträchtlichen Anteil) kann man darum zusätzlich zu dem fehlenden syntaktischen Ausdruck der Antithetik auch noch ihre schwächere Ausprägung als Grund dafür anfUhren, daß sie gesondert betrachtet werden müssen. Sieht man sich rHo Zahlen der unter ('Y) aufgefüluten Stellen an, so geben sie fUr eInen VergleIch untereinander nicht viel her. Denn bei den kopulativen Antithesen liegt der Kol an der oberen Grenze, während für die asyndetischen Fälle angesichts der breiten Streuung der kleinen Zahlen eine statistisch relevante Beobachtung gar nicht gemacht werden kann. Setzt man nun aber die beiden Zahlenreihen aus ('Y) in Relation zu den Zahlen aus (ß) und (0), so ergeben sich fUr die Frage einer antithetischen Grundstruktur des Denkens zwei interessante Aussagen, die in unserem Zusammenhang miteinander korrespondieren. Die erste Aussage bezieht sich auf den Kol und geht davon aus, daß die Anzahl der asyndetisch und kopulativ verbundenen antithetischen Gedanken die Zahl der mit adversativen Partikeln zum Ausdruck gebrachten Antithesen in etwa erreicht. Da nun aber der Kol bei der Zusammenstellung der sonstigen Mittel einer antithetisch realisierten Gliederung leer ausgeht, muß dieses ausgeglichene Zahlenverhältnis als Hinweis darauf gewertet werden, daß der Verfasser des Kol nicht zu einem ausgeprägten und sich auch einen klaren sprachlichen Ausdruck verschaffenden antithetischen Denken neigt. (Diese Feststellung wird noch besonders unterstrichen, wenn man die Beobachtung in Rechnung stellt, daß in der Gruppe der mit adversativen Konjunktionen gebildeten Aussagen ein recht großer ABteil auf das in stereotyper Form reproduzierte Einst-Jetzt-Schema entfällt). Die zweite Aussage ergibt sich für die Paulusbriefe. Bei diesen ist ein so völlig anderes Verhältnis der verschiedenen Arten der Verbindung antithetischer Aussagen zu konstatieren, daß sich schon allein von daher die Annahme einer sehr stark antithetischen Denkweise bei Paulus nahelegte. Zusammengesehen bestätigen diese bei den Aussagen zum Kol und zu Paulus also noch voll und ganz die Differenz, die sich angesichts des unter (ß) und (0) zusammengestellten Materials ergab. Der Vergleich von K 3,9f und R 13,12 kann vielleicht diesen Befund für die syntaktisch greifbaren antithetischen Elemente 14 illustrieren. K 3,9f heißt es, das J.l.71 I/I€vo€af}€ €L~ aAA71Aov~ partizipial weiterführend: a1T€KOVaaJ.l.€VOL TOV 1TaAaWV avf}pw1Tov avv TaL~ 1Tpa~€aW avTOU KaL fVOUOap.€VOV Tal' VfO" ••• In R 13,12 wird dagegen der gleiche Gedanke (in einem anderen Bilde) auch syntaktisch deutlich in antithetischer Form zum Ausdruck gebracht: a1Tof}wJ.l.€f}a OVlJ Ta €'Ypa TOV aKOTOV~, €vl)vaatwf}a & Ta 01T Aa TOV !pWTOC;. I4
Das Mittel des Klanges wird in Kapitel III zu untersuchen sein.
112
11. ZUR GEDANKENFÜHRUNG: Gliederung der Gedanken
Als Ergebnis der Untersuchung antithetischer Elemente in der Gedankengliederung ist somit festzustellen, daß der Kol sowohl nach ihrer Dichte als auch nach ihrer Vielfältigkeit und nach ihrer Schärfe und Intensität sich klar von den Paulusbriefen abhebt.
3. Parallel realisierte Gliederung Wie oben bereits dargelegt, beschränken wir uns hier und im folgenden Abschnitt auf einen Vergleich des Kol mit den drei paulinischen Passagen R 12,15; 12-13 und Ph 3 (s. o. S. 102 bzw. S. 90). Die Parallelität kann sich auf die Form oder den Inhalt oder auf beides zugleich beziehen. Häufig sind auch Antithesen parallel gestaltet. Jede dieser parallelen Gliederungen findet sich in den paulinischen Beispielabschnitten häufiger als im Kol. Parallel nach Form und Inhalt ist z. B. R 2,12: oom 'Yap av0J.1w, 17J.1apTOV, avoJ.1w, KaL a7TOAOVVTaL· KaL OOOL €V VOJ.14J 17J.1apTov, ÜLa vOJ.1ov KPLl'J1700VTaL. Weitere Fälle finden sich in R 1 ,14.24-28.26f; 2,7f.8f.12.13; - R 12,4f.6-8.15. 20.21; 13,4.7.12.12.13; - Ph 3,2. Aus dem Kollassen sich dagegen mit 1,6. 28; 3,4.9f.18f.20f nur relativ wenige Stellen nennen, und selbst diese Zahl gilt nur mit Einschränkungen, da die beiden zuletzt genannten Stellen im Rahmen einer Haustafel stehen und 1,6 mit den paulinischen Fällen nicht recht verglichen werden kann. In ihrer Form parallel gestaltet ist eine Stelle wie R 12,8b: 0 J.1€TaDOV' €V a1TAOT17TL, 0 1TpOWTaJ.1€VOC; €V 01TOOOTl, 0 €A€WV €V LAapOT17TL. Aus den drei paulinischen Passagen lassen sich als weitere -Belege R 1,16f; - R 12,9.1 0f.l1.12; Ph 3,6 anfUhren, aus dem Kol nur die Stelle 1,10-12. Außer der zahlenmäßigen Differenz fällt noch auf, daß an den paulinischen Stellen die parallele Gestaltung weiter geht und tiefer greift als in K 1,10-12, wo sie sich ja lediglich auf die Anapher und die Stellung der Partizipien bezieht. An einigen Stellen ist die parallelisierende Gliederung auf den Inhalt beschränkt, so etwa in Ph 3,7f: aAAa aTLva 17V J.10L K€PD17, TaVTa 17'Y17J.1aL ÜLa TOV XPWTOV f17J.1taV· aAAa J.1€vovv'Y€ KaL 1TaVTa ~17J.1Lav €LVaL Sm TO V1T€P€XOV T17C; 'YVWO€WC; XpWTOV 'I1700V. Weiter sind aus den paulinischen Beispielabschnitten R 1,17f;
- Ph 3,3f.12f und aus dem Kol 2,16-18 zu nennen. Bei der Stelle aus dem Kol ist bemerkenswert, daß die beiden parallelen Teile völlig unverbunden nebeneinander stehen und keine Beziehungen zwischen ihnen festzustellen sind. Die paulinischen Fälle liegen hier deutlich anders. Antithetischen Sinn haben von den hier angeführten Stellen R 2,7f.8f.13; - R 12,21; 13,12; - K 3,9f (s. den Vergleich der beiden zuletzt genannten Stellen oben S. 111).
Die Dihärese eines Gedankens
113
Jede der aufgeführten parallelen Gliederungsmäglichkeiten ist also in den paulinischen Abschnitten weit häufiger realisiert als im Kol 1s . Die zusammen nur wenig umfangreicheren Pauluspassagen übertreffen den Kol insgesamt um das Dreibis Vierfache. Ein im wesentlichen gleiches Bild bieten die Paulusbriefe auch sonst; die unter einem etwas anderen Aspekt erfolgte Zusammenstellung von Wiederholungen zur Unterstreichung einer Parallelität (S. 187) zeigt dies wenigstens ftir einen bestimmten Typ der parallelen Gliederung sehr deutlich.
4. Die Dihärese eines Gedankens Die Dihärese eines Gedankens bezweckt seine detaillierende oder konkretisierende Aufgliederung. Die Teilgedanken werden als Aufzählung von Sätzen, von Satzstücken oder von Einzelwärtern dargeboten. Eine solche Aufzählung in Satzfonn stellt z. B. R 1,26f dar: OLa TOVTO rrap€OWK€V aVTOV, 0 &0, €t, rrafhl anJ.1ta,· (1) at T€ 'Yap fhlA€tat avrwv J.1€TT(AAa~av TTW
114
11. ZUR GEDANKENFÜHRUNG: Gliederung der Gedanken
wie nie. Dieselbe Differenz, die im Verlauf des Abschnittes über die Gliederung der Gedanken schon bisher immer wieder zutage trat, zeichnet sich damit also auch im Blick auf die Bildung von Dihäresen ab. Die genannten drei Formen der Dihärese stimmen darin überein, daß der übergeordnete Gedanke bzw. Begriff jeweils ausdrücklich genannt ist. Dadurch sind sie fUr die Gedankenfiihrung besonders wichtig, und aus diesem Grund sind hier auch die Stellen noch einmal aufgeführt, die bereits in dem Unterabschnitt über die parallel realisierte Gliederung zu nennen waren. Diejenigen Dihäresen hingegen, bei denen der übergeordnete Gedanke oder Begriff nicht zum Ausdruck gebracht wird und nur in seiner Aufgliederung erscheint, werden hier nicht behandelt; sie stellen ein weites Feld dar, da sich ja zu allen kopulativ oder disjunktiv verbundenen Gedanken ein übergeordneter Gedanke finden läßt, und damit würde der Rahmen gesprengt. Sie sind im übrigen ja auch in die Untersuchung der Satzfügung eingegangen. Erwähnt seien darum lediglich die Stellen, an denen eine Dihärese in Form von Begriffen vorliegt. Als Beispiel kann K 2,16a dienen: J.177 ovv nc; vp.ac; KPW€TW €V ßpwa€t Kat €V 1TOa€t 77 €V J.1€P€t €OPT77C; KTA. Weitere Fälle finden sich K 3,16.17. In den Paulusabschnitten begegnet ein solcher Fall in R 2,15. Für die Gedankenführung hat dieser Typ freilich nur eine geringe Bedeutung, zumal wenn die Häufung der Begriffe einer bloßen Aufzählung nahekommt, wie das in K 3,16 deutlich der Fall ist: l/IaAp.otC; VP.VOLC; woaLC; 1TV€vp.aTLKaLC; ••• <;LOOVT€C;16.
5. Das Fazit Es ist deutlich, daß die einzelnen Beobachtungen zur Gliederung der Gedanken einander entsprechen und in ihrer Interpretation konvergieren. Paulus war unter allen Gesichtspunkten durch sein Material unverhältnismäßig stärker zum Zuge gekommen als der Verfasser des Kol durch das seine, und so ergibt sich aus der statistischen Differenz eindeutig der Schluß auf einen verschieden stark ausgeprägten Willen zur logischen Gliederung der Gedanken. Paulus gliedert den Fluß seiner Gedanken ständig und verleiht ihm so Lebendigkeit, Griffigkeit und Klarheit. Obwohl er seine Gedanken auf verschiedene Weise gliedert, kommt aufs ganze gesehen darin vor allem eine antithetische Denkstruktur zum Ausdruck, und so ist es verständlich, wenn gesagt worden ist, "sein ganzes Re16 Das Gleiche gilt mutatis mutandis für die Tugend- und Lasterkataloge, die ja einen Sonderfall der Dihärese darstellen. Der Kol ist durch einen Lasterkatalog (3,5) und zwei Tugendkataloge (3,8.12) verhältnismäßig reich bestückt. Die Verwendung dieser verbreiteten Gattung und ihre Gestaltung erfolgt nicht als in eigener gedanklicher Leistung vollzogene Dihärese eines eben gedachten Gedankens, sondern als anhangsweise realisierte Aufnahme einer bereitstehenden Gattung. Damit gilt für sie im Kleinen, was für die Verwendung der Haustafel in 3,18-4,1 im Großen gilt. S. u_ S. 120.
Fazit
115
den und Denken habe einen antithetischen Rhythmus"17. "Diese stilistische Eigentümlichkeit scheint im innersten Wesen dieser Persönlichkeit und ihrer ganz persönlichen Geschichte begründet zu sein"18. Bei dem Verfasser des Kol ist dagegen weder ein Bemühen um ein gliederndes Darbieten seiner Gedanken noch gar eine solche antithetische Denkstruktur zu erkennen. Die Beobachtungen zu der Gliederung der Gedanken durch den Verfasser des Kol und durch Paulus bestätigen und präzisieren damit die Differenz, die sich bei der Untersuchung der Satzftigung und der Wiederholungen abzuzeichnen begann. Der dort herausgestellten logisch und thematisch viel lockereren und weniger präzisen Gedankenftihrung durch den Verfasser des Kol entspricht genau das hier bei ihm beobachtete Fehlen einer Gliederung des Gedankenflusses, und umgekehrt ist die Gliederung wie die Führung des Gedankens bei Paulus sehr stark ausgeprägt. Daß unter den verschiedenen Aspekten, unter denen die Gedankenführung gesehen werden kann, sich somit stets das gleiche Bild ergibt, ist wie bei der Satzftigung, so auch bei der Gedankenführung ein argumentativ außerordentlich wichtiges Ergebnis und selbstverständlich viel wichtiger, als es die Einzeldifferenzen oder auch deren Häufung je sein könnten.
e) Besonders zugespitzte Formulierungen, Paradoxa, Oxymora Einen bemerkenswerten Befund ergibt auch die Suche nach scharf zugespitzten Fonnulierungen, Paradoxa und Oxymora 1 in den Briefen des Paulus und im KoI. Wir beschränken uns hier auf solche Fälle, die nicht schon im vorigen Abschnitt zur Sprache gekommen sind, um so der Gefahr aus dem Wege zu gehen, das gleiche Material in unzulässiger Weise ein zweites Mal ins Feld zu führen und damit womöglich dasselbe Argument nur zweimal zu sagen. Die Erscheinungen, um die es hier geht, sind im einzelnen so vielfältiger Art, daß es wenig sinnvoll ist, sie in unserem Zusammenhang zu typisieren und entsprechend aufzugliedern. Wir geben darum nur einige Beispiele und stellen dann die Fälle zusammen, die sich aus dem Kol und den Paulusbriefen anbieten. Die Vielfältigkeit der hier zu behandelnden Erscheinungen erhellt schon aus einigen wenigen Beispielen. R 1,20 Ta ... aopaTa aVTOV ., . voovJ1€va Kaf)opaTw, - R 1,22 4paaKOVT€C; €wat aOl{XJL €J1wpavf)llaav - R 1,25 €a€ßaa~aav KaL €AaTp€VaaV T!1 KTWEL 1fapa TOV KTwavTa - R 2,21 0 ovv DwaaKwv €T€POV a€aVTOV ov DwaaK€LC;; - R 3,27 (KaVXllULC; €~€KA€Wf)ll) DLa 1fOLOV vOJ1ov; TWV €P"fwv; J. Weiß, Urchristentum S. 312. Ebd. S. 313f. - Wie sich die damit angesprochene psychologische Komponente zu der Getzt wieder von N. Schneider in den Vordergrund gerückten) sachlich-theologischen Notwendigkeit verhält, kann für unsere Fragestellung offen bleiben. 1 Zum Oxymoron s. auch N. Schneider S. 55f. f'7
18
116
11. ZUR GEDANKENFÜHRUNG: Bes. zugespitzte Formulierungen
aAAa OLa l'O/lOU 1TWT€W~ - R 4,18 1Tap' €A1TLOa €1T' €A1TLOt €1TWT€UUal' R 5,20 l'O/lO~ '" 1Tap€W1]A{}el' wa 1TA€Ol'auT/ TO 1Tapa1TTW/la' ou O€ €1TA€Ol'aU€l' 1] ap.apTLa, 1TW~ €n r1]UO/l€l' €l' aVTT/; - R 9,30f €l1l'1] Ta /l1] OtWKol'Ta OtKaLOav· l'rw KaT€Aa߀l' OtKawaUl'rw •.•• 'Iupa1]A O€ OtWKWl' l'O/lOl' OtKatoUUV1]~ €t~ l'O/lOl' OUK €tpl1au€l' - R 11,12 €(. : •• TO 1Tapa1TTW/1U avTWl' 1TAOUTO<; KOU/lOU Kat TO 1]TT1]/la aUTWl' 1TAOVTO~ €l1l'Wl' - G 4,21 A€'Y€T€ /lot, ot U1TO l'O/lOl' {}eAOl'T€~'
OUXL,
€wat, TOl' l'O/lOl' OUK aKOU€T€;
Derartig zugespitzte Aussagen finden sich bei Paulus in R
1,20.22.25.26; 2,21.21.22.22.23.27; 3,7.27; 4,18; 5,20; 6,2.8.l8; 7,10. 15.l6.l7.19.22; 8,2.l3.l3; 9,30.31; 11,12.12.15.l9.32. 1K 1,12.l3.13.20.21.25 .25.27.27.28; 2,13.l4; 3,16f.18.l9; 4,8.9.l2.12.13. 13; 6,4; 7,22.22; 8,11.l2; 9,19; 10,2l.2l.30; 11,5.6.19; 12,23; 14,38; 15,15.29. 2K 2,2; 3,7.9; 4,10.l1.11.l7; 5,21; 7,10; 8,2.9.9; 11,7.30; 12,4.9.9.l0.l0; 13,10. G 1,23; 2,14.l9.l9; 3,3.13.l8; 4,9.21.29; 5,12.l7 .25; 6,2. Ph 1,18.20; 3,2f.7.8.l0f.l9.19.21; 4,6.l2. 2Th 2,4. Phrn 15.l9. Diesen vielfaltigen und zahlreichen Fällen aus den Paulusbriefen lassen sich aus dem Kol allenfalls zwei gleichartige Erscheinungen an die Seite stellen, nämlich 1,24 l'UV xatpw €l' Tot<; 1Ta111]/laUW (allerdings ist zu fragen, ob angesich ts der Fortführung V1T€P U/lWl' diese Stelle denn überhaupt hierher gehört) und 2,20 €L a1T€l1al'€T€ uUl' XPWT~ a1TO TWl' UTOLX€tWl' TOU KOU/lOU,
n
w<; rWl'T€<; €l' KOU-
/l4J o01/lanr€ul1€;2
Vergleichen wir die Dichte solcher zugespitzten Fonnulierungen im Kol mit der in den Paulusbriefen, so ergibt sich eine erhebliche Differenz zwischen den zwei Fällen des. Kol und den 33 des Röm, den 37 bzw. 27 der beiden Korintherbriefe, den 14 bzw. 11 aus dem Gal und dem Phil und selbst zu den zwei Belegen des Phrn. Lediglich die beiden Thessalonicherbriefe fallen mit keinem bzw. einem Fall aus dem Rahmen dieser Briefe heraus, doch wird man angesichts der chronologischen Verhältnisse nicht zu ihnen seine Zuflucht nehmen können 3 • Man wird vielmehr feststellen müssen, daß Paulus eine ausgesprochene Neigung zu scharf zugespitzten Formulierungen hat und daß der Kol sich hier von den sachlich und zeitlich nahestehenden Paulusbriefen sehr deutlich unterscheidet. Die Differenz, die sich angesichts dieser Neigung des Paulus zeigt, charakterisiert die unterschiedliche Denkweise (bzw. geistige Haltung überhaupt) :2 Dazu ist anzumerken, daß sich zu beiden Fällen gewisse Parallelen aus den Paulusbriefen anfuhren lassen, sich die Parallelität aber auf die Struktur der Zuspitzung beschränkt, während darüber hinaus beachtenswerte Unterschiede auftreten. 3 S. hierzu auch unten S. 144ff.
Lohmeyer und Mayerhoff
117
bei Paulus und dem Verfasser des Kol in äußerst prägnanter Weise. Wie tiefgreifend dieser Unterschied ist, wird im übrigen auch daran deutlich, daß einerseits fast alle aufgeführten Fälle eine antithetische Struktur aufweisen und damit noch einmal von einem anderen Ansatz her die antithetisch bestimmte Denkweise des Paulus belegen, und daß andererseits gerade an diesem Punkt die innere Nähe des sprachlichen Befundes zu der paulinischen Gestalt der Theologie besonders groß ist und Inhalt und Form hier einander am deutlichsten entsprechen.
f) Zum Aufbau des Kolosserbriefes E. Lohmeyer setzt in der Einleitung zu seinem Kommentar bei der Erörterung der "Echtheitsfrage" mit dem Aufbau ein (S. 9f) und eröffnet sodann die Diskussion mit der Feststellung, daß "Schon der Aufbau des Briefes ... von dem anderer Briefe (sc. des Paulus) charakteristisch ab(weicht)" (S. 9). Angesichts dieses Votums eines hier gewiß unverdächtigen Zeugen können wir darauf verzichten, die "Abweichungen" des Kol "von dem üblichen Aufbau" (S. 10) im einzelnen darzustellen, zumal sonst an dieser Stelle auf die Frage der Integrität der verschiedensten Paulusbriefe einzugehen wäre und damit ein Problernkom-, plex angeschnitten würde, dessen thetische "Lösung" für unsere Untersuchung nur eine zusätzliche Belastung darstellte und dem bei der gegenwärtigen Lage der Dinge ohnehin eine eigene Behandlung zukommen müßte. Wir beschränken uns aus diesem Grunde auf einige Gesichtspunkte, die uns als besonders wichtig, aber von der Frage der Teilungshypothesen unabhängig erscheinen. Zuallererst geben wir Mayerhoff das Wort, der die Unterschiedenheit des Kol von Aufbau und gedanklicher Gestaltung der Paulusbriefe besonders betont und als symptomatisch herausgestellt hat. Die ihm als charakteristisch erscheinende Differenz erhebt er aus einem Vergleich der jeweiligen dogmatischen und paränetischen Teile. Mayerhoff schreibt in seiner 1838 posthum herausgegebenen Monographie: "Wir gewahren ... beim Paulus im Ganzen eine systematischartige Entwickelung. Der Geist ist stark genug, wenn auch nicht den Drang der einzelnen Gedanken nach logischen Gesetzen überall zu zügeln, doch die Hauptentwickelung im Auge zu behalten. Daher gewahren wir in dem dogmatischen Theile seiner Briefe einen wahrhaften Kampf des Gedankendranges und des systematischen Geistes, und gleichsam müde von diesem Kampfe, läßt sieh (sie) der Apostel in dem paränetischen Theile der Briefe gehen; wenn im dogmatischen ein logischer Gang unverkennbar ist, verschwimmen die Paränesieen durcheinander. Ganz anders ist dies bei unserem Verfasser. Der paränetische Theil zeigt eine entschiedene logische Ordnung ... Ganz anders verhält es sich mit dem dogmatischen Theile. Umsonst sucht man hier eine solche Ordnung des Stoffes, einen systematischen Fortschritt." (S. 43)
118
11. ZUR GEDANKENFÜHRUNG: Aufbau des Kol
Auch wenn man einer allzu schematischen Aufteilung der Briefe in einen "dogmatischen" und einen "paränetischen" Teil 1 mit Skepsis gegenübersteht, da von Sonderfällen abgesehen diese Gliederung bereits für die Paulusbriefe recht schwierig ist und man schon deshalb sich scheut, eine solche klare Disposition auch für den Kol zu fordern, wird man nicht umhin können, Mayerhoff an wesentlichen Punkten cum grano salis zustimmen zu müssen. Das gilt zunächst für den "dogmatischen" Teil. Ob man ihn nun bis zum Ende von Kap. 2 gehen läßt, wie es unter dem Eindruck der Unterteilung in "dogmatisch" und "paränetisch" meistens geschiehe, oder ob man noch die Verse 3,1-4 hinzunimmt, wie Mayerhoff es tut - und das (sofern man in diesem Bereich überhaupt einen prinzipiellen Einschnitt machen will 3) gewiß mit größerem Recht, da weder ein Abschluß des "dogmatischen" Teils durch 2,2023 zu befriedigen vermag noch der enge Zusammenhang von 3,1-4 mit 2,2023 übersehen werden kann: für jeden Fall muß festgestellt werden, daß in dem fraglichen Teil nicht von einer systematischen Gedankenentwicklung gesprochen werden kann, wie wir es vor allem aus den vier paulinischen Hauptbriefen kennen, denen der Kol sowohl aufgrund seiner Adressaten (vgl. besonders den Römerbrief) als auch aufgrund der Art und der Bedeutung seiner Thematik (vgl. besonders den Galaterbrief) eigentlich besonders nahe stehen müßte. Darüber hinaus sucht man im "dogmatischen" Teil des Kol aber auch vergebens jene kleineren, in sich geschlossenen Argumentationskomplexe, wie sie jeder PauIusbrief, also keineswegs nur die Hauptbriefe, aufweist 4 • Zwar fmden sich Übergänge zwischen den einzelnen Passagen in K 1-2: 1,9f greift z. B. auf 1,4f.6 zurück (s. o. S. 88), 1,21f auf den Hymnus (s. o. S. 88), und 1,24f nimmt 1,23b auf. Aber diese Übergänge sind nichts weniger als der Niederschlag "systematischer Fortschritte" in einer Argumentation; denn sie sind ganz im Gegenteil gerade als deren Ersatz durch eine assoziative Anknüpfung und Weiterftihrung zu verstehen. Wie tief der Un terschied in der Art der Gedankenftihrung greift, zeigt eine weitere Beobachtung. Die Berücksichtigung der Fonn der Prädikate und entsprechend des Charakters der Sätze macht deutlich, daß die Auseinandersetzung mit den Gegnern, wie sie vor allem in 2,6-23 (bzw. 3,4) vorliegt, im Grunde keine Erörterung, sondern eine Ennahnung ist. Die Sätze 2,6f.7f.16f.18f sowie 3,1.2 sind Aufforderungssätze und werden von Imperativen beherrscht. LeS. etwa Lohse S. 225. Z. B. Käsemann, RGG III Sp. 1727; Kümmel, Einleitung S. 242; Lohse im Inhaltsverzeichnis sowie S. 30. 3 Lohmeyer nimmt 2,1-4,6 als "Hauptteil: Gemeindefragen" und faßt 2,8-3,17 als einen einheitlichen Abschnitt "Urchristlicher Glaube und Elementarphilosophie" (Kommentar S. 15). 4 S. Ph 1,12-26; 3,2-16; ITh 2,17-3,10; 4,13-18; 5,1-11 (sofern man nicht sogar 4,13-5,11 zusammennehmen will); 2Th 2,1-12 (bzw. 17); Phm (4)8-20 - um nur aus den kurzen Briefen Belege anzuführen! I
2
Kein systematischer Gedankenfortschritt
119
diglich die in lockerer GedankenfUhrung auftretende (s. o. S. 81-86) Passage 2,9-15, der Satz 2,20-23 und die (die beiden Aufforderungen 3,lf begründenden) Sätze 3,3.4 sind indikativisch gehalten. Dieser Befund zeigt, daß der "dogmatische" Teil im Kol einen prinzipiell anderen Charakter hat als wir es aus den Paulusbriefen kennen: Wir haben es hier nicht mit einer Argumentation zu tun, sondern es liegt eine Paränese vor. Mit dem Hinweis darauf, daß die Auseinandersetzung mit den Gegnern im Kol eben nicht argumentativ vollzogen werde, wird in der Regel versucht, die stilistische Differenz gegenüber den Paulusbriefen zu erklären s. Daß sodann flugs "der hymnische Stil" bemüht und behauptet wird, K 1-2 sei an ihm orientiert, legt eine oberflächliche Lektüre von Nordens Zusammenstellung der Zitat-Kriterien zwar vielleicht nahe, aber wir haben gesehen, daß diese Ausflucht schon allein daran scheitert, daß die in diesem Zusammenhang stets angeführte SatzfUgung, wie sie in K 1-2 vorliegt, keineswegs dem hymnischen Stil angehört. Im Verein mit der Beobachtung, daß die Gedankenführung nach "logischer Ordnung" und "systematischem Fortschritt" weit von dem abweicht, was wir von Paulus kennen, verbaut die Erkenntnis, daß die Auseinandersetzung mit den Gegnern in 2,6-2,23 bzw. 3,4 auf paränetischem Weg gefUhrt wird, nun noch zusätzlich und vollends den Ausweg in den Hinweis auf eine hymnische Redeweise. Mayerhoffs Verdikt über die von ihm offensichtlich vorausgeahnten Ausfluchtversuche wird damit in einer wichtigen Richtung ergänzt und im Ganzen weiter verschärft: "Man könnte zwar zur Vertheidigung dieses (sc. im Blick auf die logische Ordnung und den systematischen Fortschritt der Gedanken zu konstatierende) Durcheinanders die Beschaffenheit der zu widerlegenden Irrlehre anfUhren. Allein ein solcher Scheingrund läßt sich leicht durch das Beispiel der Geistesmacht des Apostels im Kampfe gegen die ähnlichen judaistischen Irrlehrer im Römer- und Galaterbriefe, und gegen Irrlehrer anderer Art in den Corintherbriefen ... zurückweisen. Aus der Weise, wie er seine Gedanken, trotz der Einwürfe der Gegner, sie zugleich widerlegend, systematisch in den anderen Briefen zu ordnen weiß, und nicht eine Art der Irrlehre allein, sondern verschiedene, dürfen wir mit Recht schließen, daß selbst, wenn hier ganz verschiedene Irrlehren zu suchen wären, sein scharfer Geist sich eine neue und doch logische Bekämpfungsweise gebildet haben würde; um so mehr aber dürften wir dies bei verwandter judaistischer Irrlehre voraussetzen." (S. 43f) Und im Blick auf die Gattung, in deren Bereich die Auseinandersetzung gefUhrt wird, können wir nun fortfahren: Und erst recht dürfen wir von Paulus erwarten, daß er sich nicht einfach darauf beschränkt, mit Mahnungen, Warnungen und Aufforderungen auf die Gemeinde einzuwirken, sondern daß er die vielen ihm nicht geläufigen und neuartigen Gedanken, die er aufnimmt, zu seinen eigenen Kategorien in Beziehung setzt und so theologisch verarbeitet und die 5
So z. B. Lohmeyer, Kommentar S. 10.
120
11. ZUR GEDANKENFÜHRUNG: Aufbau des Koi
angesprochene Gemeinde in dieses theologische Bemühen mit hineinnimmt, um so ein wirkliches Verstehen zu erreichen. Die Auseinandersetzung mit den Irrlehrern, wie sie in K 1-2 vorliegt, steht aber insgesamt mit ihren Imperativen und ihrem Rekurrieren auf Bekenntnisformulierungen als den entscheidenden Argumenten der Ketzerpolemik der Pastoralbriefe durchaus näher als der theologischen Reflexion der Paulusbriefe. In deutlichem Gegensatz zum "dogmatischen" Teil ,,(zeigt der) paränetische Theil" des Kol nach Mayerhoff "eine entschiedene logische Ordnung" (S. 43). Für Kamlah, der den paränetischen Teil bereits mit 2,20 beginnen läßt, bietet "die breitangelegte Paränese von Kol 2,20-3,17" ebenfalls "einen geschlossenen Zusammenhang "6. In der Tat weist der Abschnitt 2,20-4,1 eine klare Gliederung auf. Nimmt man 2,20-3,4 als Verbindungsglied zwischen der Auseinandersetzung mit den Gegnern und der Paränese, so bieten 3,5-11 (nach Kamlah 3,5-9) Ermahnungen in negativer Form und 3,12-17 (nach Kamlah 3,1017) solche in positiver Form. Beide Abschnitte wenden sich an die Gesamtheit der Gemeinde. Die Haustafel 3,18-4,1 richtet sich dagegen an einzelne Sozialgruppen und behandelt diese nacheinander in ihrer polaren Zuordnung. Die ganze Gemeinde wird wieder in 4,2-6 angesprochen, und mit dieser Zusammenstellung von Einzelermahnungen findet die Paränese denn auch ihren Abschluß. Wenn hier gewiß auch eine "logische Ordnung" vorliegt, so darf doch nicht übersehen werden, daß diese Ordnung im Grunde nur formaler Natur ist. Positiv-negativ und Gesamtheit-soziale Gruppen sind sehr schematische Kategorien, und von einer Argumentation und einem durch sie erzielten Gedankenfortschritt kann darum auch in diesem Teil nicht die Rede sein. Für die Haustafel und damit fLir den am klarsten aufgebauten und am strengsten gegliederten Teil kommt noch hinzu, daß es sich hierbei aller Wahrscheinlichkeit nach um ein Traditionsstück einer bestimmten Gattung handelt, das von dem Verfasser des Kol als Ganzes übernommen und stilistisch gesehen nur in Einzelheiten modifiziert worden ist, da die Haustafel ja "weder zu dem Voranstehenden noch zu dem Nachfolgenden inhaltlich eine Beziehung hat und sich stilistisch von ihrem Kontext unterscheidet und schon formal als Einheit auffällt" 7. Daß ein solch umfangreiches vorformuliertes Stück dieser Art von dem Verfasser des Kol angeftihrt wird, ist angesichts der Vielfalt der paulinischen Paränese im übrigen schon für sich allein äußerst bemerkenswert 8 (vgl. u. S. 114,1). 6 Kamiah, Form S. 31 bzw. S. 3lf (Anm.). Die zitierten Wörter der Anmerkung beziehen sich auf "Koi 2,20ff', doch nach dem Kontext kann damit nur der gesamte Abschnitt 2,20-3,17 gemeint sein. 7 Merk S. 214. 8 Wenn O. Merk die These übernimmt, die nur wenig christianisierte Form der Haustafei, wie sie im Kol vorliegt, sei gegenüber den sonst bekannten Fassungen des Eph und des l.Petr als primär anzusehen (S. 223), so kann man dem gewiß nur zustimmen. Wenn er
121
Lockere Reihung von Gliederungspunkten
Mayerhoff überzeichnet die Unterschiede in zweifacher Weise. Einmal geht er für den dogmatischen Teil von einem Vergleich mit dem argumentierenden Stil des Paulus aus, und da die Gedankenftihrung des Kol nicht argumentativ bestimmt ist, muß der Verfasser des Kol schlecht wegkonunen: keine "solche Ordnung des Stoffes", kein "systematischer Fortschritt". Sodann überschätzt Mayerhoff, nachdem er im dogmatischen Teil weder einen argumentativen noch einen formal begründeten Gedankenfortschritt gefunden hatte, nun die "entschiedene logische Ordnung" (S. 43) des paränetischen Teils, weil er jetzt bereits die Existenz von fonnalen Kategorien als logische Ordnung nimmt. Im Grunde bieten jedoch beide Teile das im wesentlichen gleiche Bild. Wie im paränetischen so fmdet sich auch im dogmatischen Teil ein durchaus sinnvoller Aufbau. Allerdings sind die einzelnen Komplexe relativ locker aneinandergereiht, da die Gedankenftihrung sich nicht konkret als Argumentation darstellt und konsequent in einem ständigen Denkprozeß expliziert wird, sondern der Verfasser sich vermutlich an einer im Groben vorgegebenen Disposition von Punkt zu Punkt weiterhangelt und dabei die Übergänge mit Stichwortanschluß, per associationem oder als angesteuerte Übergangspunkte erreicht werden. Als Fazit dieses Abschnittes läßt sich somit sagen, daß auch im Blick auf den Aufbau des Kol eine (zumal im Vergleich zu den Paulusbriefen) lockere Gedankenftihrung zu konstatieren ist. Lockere Gedankenftihrung heißt hierbei, daß . der Inhalt des Briefes nicht als systematischer Gedankenfortschritt expliziert, in logisch klarer Form dargestellt und argumentativ einsichtig gemacht, aber auch nicht in bewußt ungezwungener Weise auf einen durchgehenden roten Faden verzichtet wird (so etwa im Philipperbrief; man denke an die Teilungshypothesen), sondern daß ein im Ganzen durchaus sinnvoller Aufbau des Briefes als mindestens scheinbar lockere Reihung von Gliederungspunkten auftritt, deren logische Abfolge nicht zum Ausdruck gebracht und argumentativ überzeugend dargeboten ist und innerhalb derer sehr stark der Realisierung von Assoziationen Raum gegeben wird. Diesem Befund entspricht die weitere Beobachtung, daß wir es im Kol auch in der ersten Hälfte nicht mit einer argumentativen Auseinandersetzung sondern mit einer Paränese zu tun haben.
g) Die Häufigkeit der Präposition
€v
Nach Tycho Mommsen wird die übennäßige Häufigkeit präpositionaler Ausdrücke, die für. die römisch-byzantinische Zeit zu konstatieren ist, "nicht nur erreicht, sondern vielfach überboten in der hebraisirenden Litteratur. So gejedoch fortfahrt und behauptet, "ihre ursprüngliche Form (spricht) unmittelbar (?) für die paulinische Herkunft des Kol" (S. 223), so ist das sachlich völlig unbegründet - und auch unbegründbar, da ein traditionsgeschichtliches Urteil sich nicht auf solche Weise biographisch auswerten läßt. Es handelt sich dabei also allenfalls um ein Geschmacksurteil.
122
11. ZUR GEDANKENFÜHRUNG: Häufigkeit der Präposition
€V
hen in der Übersetzung der LXX die Genesis, unter den Apokryphen des A. T. ludith, Sirach, 1 Makkab., Baruch, im N. T. Röm. und Gal. und die meisten anderen Paulinischen Briefe (außer 1 Cor.) über das höchste Maass der Gesamtfrequenz bei Profanscribenten hinaus. Im Epheser- und Kolosser-Briefe ... ist überhaupt das höchste Maass an vorwortlichem Ausdruck erreicht, welches mir (sc. Mommsen) im ganzen Umfang der griechischen Litteratur begegnet ist" 1. Diese Aussage läßt sich fiir das Verhältnis des Kol und des Eph zu den Paulusbriefen präzisieren. Denn sieht man einmal von der Präposition €v ab, so bewegen sich der Kol und der Eph mit der Gesamtzahl ihrer Präpositionen durchaus im Rahmen der Paulusbriefe 2 • Von den einzelnen Präpositionen fallen im Kol außer €v nur €1TL c. gen. und avv durch eine relativ große Häufigkeit auf:
€1TL
avv
c. gen.
R
lK
2K
G
Ph
ITh
3 4
5
3 5
3 4
4
1 4
7
2Th
Phm
K
E
1
4
5 2
7
Bei diesen Zahlen ist jedoch zu beachten, daß im Kol €1TL c. gen. stets die Verbindung mit 117<: 'Y17<: (1,16.20; 3,2.5) und avv bei mehr als der Hälfte seines Vorkommens in Verbindung mit XpW14J (2,20), 14J XpW14J (3,3) und av14J (= XPW1GtJ, 2,13; 3,4) begegnet, die Setzung der Präposition also jeweils sachlich gefordert ise. Aber auch davon abgesehen ist die pifferenz in der Häufigkeit der bei den Präpositionen im Kol und in den Paulusbriefen noch nicht von statistischer Relevanz. Anders liegen jedoch die Dinge bei der Präposition €v. Daß €V im NT die bei weitem geläufigste Präposition ist und daß der Kol sie besonders reichlich verwendet, ist bekannt. Nach Heilmann "bildet €V im Colosserbriefe fast die Hälfte der gesamten Präpositionen, 48 pCt., und im II. Petribriefe sogar noch etwas darüber; im 1. 10hannesbriefe 45 pCt., im Epheserbriefe 44 1/2 pCt. !"5 Bleibt man einmal bei dem Bezug der Häufigkeit von €V auf die Gesamtzahl der Präpositionen als Basis des Vergleichs, so ergibt der genaue Vergleich des Kol mit I T. Mommsen S. 18 (im Original z. T. gesperrt). Vgl. auch das Urteil bei Mayser 2,2 S. 337f im Blick auf die ptolemäischen Papyri. 1 S. die Tabellen bei Morgenthaler ·S. 160 und die Aufstellung S. 126. 3 Lediglich in ~,13 könnte die Präposition avv wegen des voraufgehenden verbum compositum avfW01TOL€W ebensogut fehlen (vgl. R 6,4.5.8); freilich läßt sich die Wiederholung des avv vielleicht damit erklären, daß hier ein direktes Objekt zwischen aVV€fW01ToLT/a€V und aVT"V gesetzt ist. 4 S. Moulton S. 94; BD § 218; Moulton-Tumer III S. 260f. 5 Heilmann S. 413.
EV
123
und die übrigen Präpositionen
den Paulusbriefen und dem sonstigen NT das in der folgenden Tabelle festgehaltene Bild. Außer den eigentlichen Präpositionen sind darin auch die sog. uneigentlichen Präpositionen berücksichtigt.
Schrift
R lK 2K G Ph ITh 2Th Phm PIs
Eigtl.
Uneigentl. Präpos.
Total
EV
EV in % bezogen auf Total
172 169 159 41 64 51 26 9 691
26,5 38,1 32,1 19,7 38,1 34,2 29,2 30,9 30,9
625 429 474 202 162 145 89 29 2155
1 75
648 443 495 208 168 149 89 30 2230
K E
189 269
1 6
190 275
87 117
45,8 42,5
Mt
1125 725 1407 991 1510 274 408 105 160 91 216 33 643
90 40 81 37 74 16 30 6 3 1 5 3 54
1215 765 1488 1028 1584 290 438 111 163 92 221 36 697
291 137 354 220 275 93 64 38 49 43 90 8 156
24 17,9 23,8 21,4 17,4 32,1 14,6 34,2 30,1 46,7 40,7 22,2 22,4
M Lk J Act Past Hb Jk IP 2P 1.2.3.1 Jd Apk
23 14 21 6 6 4
Zahlennach weis
Die Zahlen für die eigentlichen Präpositionen richten sich nach Morgenthaler S. 160, doch sind von den dort jeweils genannten Gesamtzahlen die Zahlen für EW<; abgezogen worden, da EW<; besser unter die uneigentlichen Präpositionen zu zählen ist (s. die folgenden Zeilen). Da es eine Zusammenstellung der uneigentlichen Präpositionen des NT nirgends gibt, seien diese zur leichteren Kontrolle im folgenden aufgeführt. Sie sind mit Hilfe der Konkordanzen und des Nestle zusammengetragen; dabei ist nicht immer Nestles Textlesart, sondern des öfteren auch eine im Apparat geführte Lesart zugrunde gelegt. Die wie am IJEaov o. ä. zusammengesetzten uneigentlichen Präpositionen sind außer acht
124
11. ZUR GEDANKENFÜHRUNG: Häufigkeit der Präposition
€V
gelassen, da sie ja bereits unter den eigentlichen Präpositionen mitgezählt sind - An uneigentlichen Präpositionen gibt es im NT (ein Sternchen* ist beigeftigt, wenn das entsprechende Wort im NT nur als uneigentliche Präposition verwendet, also mit dem gesamten Vorkommen aufgeftihrt ist): opa:
Mt 13,29; 20,1 (ohne die Stellen mit
av€v:
aJ.l.a avv!)
Mt 10,29; 1P 3,1; 4,9*.
aVTLKpVe;:
Act 20,15*.
aVTLTr€pa:
Lk 8,26*.
aTr€VaVTL:
Mt 27,24.61; Act 3,16; 17,7; R 3,18*.
aT€p:
Lk 22,6.35*.
Mt 24,38; Lk 1,20; 4,13; 17,27; 21,24; Act 1,2; 2,29; 3,21; 7,18; 11,5; 13,6. 11; 20,4.6.11; 22,4.22; 23,1; 26,22; 27,33; 28,15; R 1,13; 5,13; 8,22; 11,25; 1K 4,11; 11,26; 15,25; 2K 3,14; 10,13.14; G 3,19; 4,2; Ph 1,5.6; Hb 3,13; 4,12; 6,11; Apk 2, 10.25.26; 12,11; 14,20; 18,5 (also incl. aXPL c. pron. rel.; nicht hierher gehören Apk 7,3; 15,8; 17,17; 20,3.5). aXPL(c;):
€-y-yve;: Lk 19,11; J 3,23; 6,19.23; 11,18.54; auch 19,20; Act 1,12; R 10,8; Hb 6,8; 8,13 (nicht die Stellen c. dat.).
Act 26,22; 1K 6,18; 15,27; 2K 12,2.
€KTOe;:
Mt 5,16.24; 6,1.2; 7,6; 10,32.32.33.33; 11,10.26; 17,2; 18,14; 23,14: 25, 32; 26,70; 27,11.29; M 2,12; 9,2; Lk 5,19; 7,27; 10,21; 12,8.8; 14,2; 19,27; 21,36; J 1,15.30; 3,28; 10,4; 12,37; Act 10,4; 18,17; 2K 5,10; G 2,14; 1Th 1,3; 2,19; 3,9. 13; 11 3,19; Apk 19,10; 22,8. €J.l.Trpoa{}€v:
€vavn:
Lk 1,8; Act 8,21 *.
€vaVTLOv:
Lk 1,6; 20,26; 24,19; Act 7,10; 8,32*.
Mt 5,10.11; 10,18.39; 16,25; 19,5.29; M 8,35; 10,7.29.29; 13,9; Lk 4, 18; 6,22; 9,24; 18,29; 21,12; Act 19,32; 26,21; 28,20; R 8,36; 14,20; 2K 3,10; 7,12. 12.12.
€V€Ka, €V€K€V:
€VTOe;:
Mt 23,26; Lk 17,21*.
Lk 1,15.17.19.75.76; 4,7; 5,18.25; 8,47; 12,6.9.9; 13,26; 14,10; 15,10.18. 21; 16,15.15; 23,14; 24,11.43; J 20,30; Act 2,25; 4,10.19; 6,5.6; 7,46; 9,15; 10,30. 31.33; 19,9.19; 27,35; R 3,20; 12,17; 14,22; 1K 1,29; 2K 4,2; 7,12; 8,21.21; G 1,20; 1T 2,3; 5,4.20.21; 6,12.13; 2T 2,14; 4,1; Hb 4,13; 13,21; Jk 4,10; 1P 3,4; 11 3,22; 3J 6; Apk 1,4; 2,14; 3,2.5.5.8.9; 4,5.6.10.10; 5,8; 7,9.9.11.15; 8,2.3.4; 9,13; 11,4.16; 12,4.10; 13,12.13.14; 14,3.3.10; 15,4; 16,19; 19,20; 20,12*.
€VWTrLOV:
E~W:
Mt 10,14; 21,17.39; M 5,10; 8,23; 11,19; 12,8; Lk 4,29; 13,33; 20,15; Act 4, 15; 7,58; 14,19; 16,13; 21,5.30; Hb 13,11.12.13.
€~w{}€v:
M 7,15; Apk 11,2; 13,20.
€Travw: Mt 2,9; 5,14; 21,7; 23,18.20.22; 27,37; 28,2; Lk 4,39; 10,19; 19,17.19; J 3, 31.31; Apk 6,8; 20,3. €aw:
M 15,16.
Mt 1,17.17.17; 2,15; 11,12.13.23.23; 13,30; 17,17.17; 18,21.22.22; 20,8; 22.126; 23,35; 24,21.27.31; 26,29.38.58; 27,8.45.51.64; 28,20; M 6,23; 9,19.19; 13,19.27; 14,25.34.54; 15,33.38; Lk 1,80; 2,15.37; 4,29.42; 9,41; 10,15.15; 11,51; 22,51; 23,5.
Ewe;:
ev
und die übrigen Präpositionen
125
44; 24,50; J 2,7.10; 5,17; 10,24; 16,24; Act 1,8.22; 7,45; 8,10.40; 9,38; 11,19.22; 13,20.47; 17,14.15; 21,5; 23,23; 26,11; 28,23; R 3,12; 11,8; lK 1,8; 4,13; 8,7; 15,6; 16,8; 2K 1,13; 3,15; 12,2; Hb 8,11; Jk S,7; 1J 2,9; Apk 6,10*. Karevavn:
Mt 21,2; M 11,2; 12,41; 13,3; R 4,17; 2K 2,17; 12,19.
KareVW1TLOv:
E 1,4; K 1,22; Jd 24*.
Ileoov:
Ph 2,15 (Lk 17,11 wegen des
Ileooc;:
Lk 22,55; J 1,26 (vielleicht auch nur adjektivisch zu verstehen; vgI. Bauer Sp.
liLa
nicht gerechnet; vgl. auch BD §§ 215,3; 222).
918f). Ilera~v:
Mt 18,15; 23,35; Lk 11,51; 16,26; Act 12,6; 15,9; R 2,15.
Mt 11,23; 28,15; M 13,30; Lk 16,16; Act 10,30; 20,7; R 5,14; 15,19; G 4,19; Ph 2,8.30; 1T 6,14; 2T 2,9; Hb 3,6.14; 9,10; 12,4 (einschl. llexpLC; c. reI.; nicht hierher gehört E 4,13). lleXpt(c;):
O1TLm'Jev:
Mt 15,23; Lk 23,26.
Mt 3,11; 4,19; 10,38; 16,23.24; M 1,7.17.20; 8,33.34; Lk 9,23; 14,27; 19,14; 21,8; J 1,15.27.30; 12,19; Act 5,27; 20,30; 1T 5,15; 2P 2,10; Jd 7; Apk 1,10; 12,15; 13,3. 01TtOW:
rrapeKTOC;:
Mt 5,32; Act 26,29.
Mt 4,15.25; 19,1; M 3,8; 5,1; 10,1; Lk 8,22; J 1,28; 3,26; 6,1.17.22.25; 10,40;
rrepav:
18,1. rr~r/V:
M 12,32; Act 8,1; 15,28; 27,22.
rr~110tov:
rrpLV:
J 4,5
(rrapa rr~110toV
Ph 2,27 ist nicht gerechnet, weil nur als vI c. gen.).
J 8,58 (gegen Nestletext, der von Bund C geboten wird).
V7repavw:
E 1,21; 4,10; Hb 9,5*.
V7repeKewa: V7rOKaTW:
2K 10,16*.
Mt 22,44; M 6,11; 7,28; 12,36; Lk 8,16; J 1,51; Hb 2,8; Apk 5,3.13; 6,9;
12,1*. xapLV:
Lk 7,47; G 3,19; Eph 3,1.14; 1T 5,14; T 1,5.11; 1J 3,12; Jd 16*.
Mt 13,34; 14,21; 15,38; M 4,34; Lk 6,49; J 1,3; 15,5; R 3,21.28; 4,6; 7,8.9; 10,14; 1K 4,8; 11,11.11; 2K 11,28; 12,3; E 2,12; Ph 2,14; 1T 2,8; 5,21; Phm 14; Hb 4,15; 7,7.20.20; 9,7.18.22.28; 10,28; 11,6.40; 12,8.14; Jk 2,18.20.26.26. XWPtC;:
Die obige Tabelle bestätigt: daß im Vergleich mit den übrigen Präpositionen die Präposition €v im Kol (45,8%) und im 2.Petr (46,7%) innerhal-b des NT bei weitem am häufigsten Verwendung gefunden hat. Der Kol übertrifft mit seinen 45,8% ihr durchsclmittliches Vorkommen in den Paulusbriefen (30,9%) um die Hälfte, während der l.Kor und der Phil, die innerhalb der Paulinen deutlich die Spitze halten (38,1%), sich nicht einmal um die Hälfte dieser Differenz vom paulinischen Durchsclmitt entfernen. Nach der anderen Seite verläßt der Gal den paulinischen Durchsclmittswert am weitesten (19,7%), doch ist die Differenz auch hier nicht so groß wie zwischen dem Durchschnitt der Paulusbriefe und dem KoI. Die übrigen Paulusbriefe bewegen sich zwischen den 26,5% des Röm und den 34,2% des l.Thess und liegen damit alle recht nahe bei dem Durchsc1mittswert von 30,9%.
126
11. ZUR GEDANKENFÜHRUNG: Häufigkeit der Präposition
€v
Im Vergleich mit dem übrigen NT nimmt der Kol unter lUlserem Blickwinkel hingegen keine einzigartige Stellung ein. Denn außer dem Eph (42,5%) erreichen auch die 10hannesbriefe (40,7%) einen Prozentsatz über 40, und der 2.Petr übertrifft mit seinen 46,7% die 45,8% des Kol sogar noch. Bisher wurde das Vorkommen von EI) in Relation zu der Häufigkeit der übrigen Präpositionen betrachtet und so eine Aussage über die Stellung von EI) innerhalb der verwendeten Präpositionen ermöglicht. Der Bezug auf die Häufigkeit der Präpositionen überhaupt ist jedoch, da diese ja selbst schwankt, nicht als Vergleichsbasis geeignet, sobald nach der Dichte von EI) gefragt wird. Eben diese gilt es aber in den Blick zu nehmen, wenn nach der Gedankenführung und nach der Rolle, die dabei die Präposition EI) spielt, gefragt und außerdem der VerSl""~ gemacht wird, die eingangs erwähnte Beobachtung Mommsens zu präzisieli:!fl. Die Dichte der Präposition EI) in den verschiedenen Schriften läßt sich nur vergleichen, wenn ihre Häufigkeit jeweils auf den Wortbestand der einzelnen Schrift bezogen wird. In der nun folgenden Tabelle wird deshalb die Häufigkeit aller Präpositionen zusammen, die Häufigkeit der Präposition EI) und die Häufigkeit der Präpositionen ohne EI) in Relation zum Wortbestand gesetzt 6 • Präpos. %
€v
%
Präpos. ohne €v %
R 1K 2K G Ph 1Th 2Th Plun PIs
9,1 6,5 10,7 9,3 10,3 10,1 10,8 8,9 8,9
2,4 2,4 3,5 1,8 3,9 3,4 3,1 2,6 2,7
6,7 4,0 7,5 7,4 6,3 6,6 7,6 6,2 6,1
K E
12,0 11,3
5,5 4,8
6,5 6,5
Schrift
Präpos. %
€v
Schrift
%
Präpos. ohne €v %
Mt M Lk J Act Past Hb Jk 1P 2P 1.2.3.J Jd Apk
6,6 6,8 7,6 6,6 8,6 8,3 8,8 6,3 9,7 8,3 8,5 7,8 7,0
1,5 1,2 1,8 1,4 1,4 2,6 1,2 2,1 2,9 3,9 3,4 1,7 1,5
5,0 5,5 5,8 5,2 7,1 5,6 7,5 4,0 6,7 4,4 5,0 6,1 5,5
Bezieht man so die Häufigkeit der Präposition EI) nicht mit der ersten Tabelle auf das Vorkommen der übrigen Präpositionen, sondern mit der zweiten Tabelle auf den Wortbestand, dann verschiebt sich die durch die entsprechenden Prozentzahlen begründete Reihenfolge der Briefe zum Teil recht erheblich. Vor allem gilt das für den 2.Petr, den l.Kor und den Eph. Während die beiden er6 Zugrundegelegt sind für den Wortbestand die Angaben von Morgenthaler S. 164 und fur die Präpositionen die Zahlen aus der vorhergehenden Tabelle.
127
Die Dichte der Präposition €v
steren deutlich an Boden verlieren, rückt der Eph näher an den Kol heran. Der 2.Petr und der I.Kor weisen die niedrigsten Werte ftir die Prä positionen ohne €V auf, und so schnellen ihre Zahlen für €V in die Höhe, wenn sie auf den Präpositionenbestand anstatt auf den gesamten Wortbestand bezogen werden. Im Kai und im Eph ist die Häufigkeit der Präpositionen ohne €V dagegen recht groß, und so tendieren sie unter den gleichen Umständen in die entgegengesetzte Richtung. Die Aufstellung macht ferner deutlich, daß im Blick auf die Häufigkeit der Präpositionen der Kol und der Eph solange völlig im Rahmen der Paulusbriefe bleiben, als von €V abgesehen wird. Wie der Vergleich der Zahlen der letzten Tabelle klar macht, tritt erst angesichts der Präposition €V eine Differenz zutage. Denn in Relation zum Wortbestand hat der Kol im Vergleich z~ allen Paulusbriefen zusammen (2,7%) doppelt so oft €V (5,5%); den PhiI als den €v-reichsten Paulusbrief (3,9%) übertrifft er noch um fast die Hälfte. Zwar sind die Schwankungen innerhalb der Paulusbriefe recht groß; die Werte reichen von 1,8% und 2,4% bis 3,5% und 3,9%. Doch zu den 5,5% des Kai tut sich eine regelrechte Kluft auf. Ein phraseologischer Vergleich zwischen dem Kol und den Paulusbriefen weist deutlich in die gleiche Richtung. Der Vergleich bestimmter Wendungen des KaI mit entsprechenden der Paulusbriefe fördert so einige Beispiele für die Vorliebe des Verfassers des Kol für die Präposition €V zutage: K 2,7 heißt es
€1TOLlWDOJ1€W €v,
vgl. dagegen lK 3,12
€1rOIXOOOJ1€LV €1Tt
und Jd
20 €1TOIXOOOJ1€W c. dat .. K 2,12 heißt es OVVTCl4p€VT€C; aV74J €V T4J ßa1TTwJ1an,
vgl. dagegen R 6,4
avV€TCLI{YTlJ1€V ..•
au7C.t-'
&a TOU ßa1TTLOp.aTOC;.
K 3,17 heißt es €V ACYy4J 11 €V €P'Y4J, vgl. dagegen R 15,18 ACYy4J KaL €P'Y4J (vgl. auch 2K 10,11) und die umgestellte und erweiterte Formulierung 2Th 2,17 €V 1TaVTL €P'Y4J KaL AO'Y4J a'Yai)4J.
Wie im Gegenüber zu den Paulusbriefen verschiebt sich nun aber auch die Stellung des Kol im Rahmen der übrigen Schriften des NT. Da man vom Eph absehen muß) finden sich die höchsten Prozentzahlen in den 3,9% des 2.Petr und den 3,4% der Johannesbriefe, denen erst in deutlichem Abstand die 2,9% des l.Petr, die 2,6% der Pastoralbriefe und die 2,1% des Jak folgen; die Werte der übrigen Schriften liegen zwischen 1,2% (Mark, Hebr) und 1,8% (Luk). Unter dem veränderten Blickwinkel ist also auch bei dem Vergleich des Kol mit den außerpaulillischen Schriften des NT eine breite Kluft zu konstatieren, und zwar ist diese Kluft genau so breit wie die zu den Paulusbriefen. Dann aber stellt die außergewöhnliche Häufigkeit der Präposition €V für den Kol ein wirkliches Charakteristikum im Gegenüber zu den Schriften des gesamten NT dar. Diese Aussage läßt sich sogar noch erweitern. Wir waren ja oben von Mommsens Beobachtung ausgegangen, daß der KaI und der Eph innerhalb der griechischen
128
11. ZUR GEDANKENFÜHRUNG: Häufigkeit der Präposition
EV
Literatur am häufigsten Präpositionen verwendeten, und zwar noch häufiger als Paulus, der selbst schon eine für griechische Verhältnisse abnorme Häufigkeit aufweise. Diese Differenz läßt sich vermutlich dahingehend präzisieren, daß sie allein auf der unterschiedlichen Häufigkeit der Präposition EV beruht. Denn die Tabellen haben gezeigt, daß der Kol sich im Blick auf das Vorkommen von EV wie von den Paulusbriefen so auch von den übrigen Schriften des NT deut1ic~ abhebt. Da nun aber einerseits die im Vergleich zum gesamten griechischen Schrifttum überaus häufige Verwendung der Präposition EV, wie sie in verschiedenen griechischen Schriften begegnet, aus semitischem Einfluß resultiert 7, und da andererseits nach Mommsen auch die semitisch beeinflußten Schriften nicht an den Präpositionenreichtum des Kol und des Eph heranreichen!!, ist anzunehmen, daß der Kol die Ev-reichste Schrift überhaupt ist. Die übermäßige Häufigkeit der Präposition EV hat demzufolge als eines der deutlichsten Kennzeichen des Kol zu gelten. Nun ist aber EV nicht nur die häufigste Präposition im NT, sondern zugleich auch die im Gebrauch vielseitigste und in der Bedeutung verschwommenste 9 . J. H. Moulton hat sie als ,,maid of all work" charakterisiertl°, und in der Tat ist von einer wachsenden Bedeutungsverschwommenheit dieser Präposition schon im rein griechischen Bereich zu sprechen 11 , und für den Bereich des semitisierenden Griechisch gilt das in noch höherem Maße. Daß der Kol eine ausgesprochene Vorliebe für die Verwendung von EV zeigt, erlaubt darum einen weiteren, in unserem Zusammenhang wichtigen Schluß. Denn von der Ebene der Statistik auf die der gedanklichen Leistung,transponiert heißt das ja, daß der Verfasser des Kol dazu neigt, innerhalb eines Satzes logische Beziehungen mit Hilfe der Präposition EV und damit eben des Mädchens für alles zum Ausdruck zu bringen12~ 7 S. BD §§ 195.219; Schwyzer 11 S. 435.458. Ähnlich auch Mommsen S. 36f, wenn er die Betrachtung der Häufigkeit der Präpositionen w; und EV in der griechischen Literatur mit dem Ergebnis abschließt, "daß das Vordringen von EC; (€tc;) gegen €V ein charakteristischer Zug des Jonismus und der KOLV1J war, welches in seiner Fortentwicklung zur gänzlichen Verdrängung von EV • " führen mußte, und wobei das Untermaass von €LC; gegen EV in der semitischen Gräcität als auf abnormen Ursachen beruhend nicht in 'Anschlag gebracht werden darf". 8 T. Mommsen S. 18. 9 S. Bauer Sp. 51H. Vgl. auch Neugebauer S. 35. 10 Moulton-Milligan S. 209. 11 Moulton-Howard-Turner III S. 260f: "EV is the most popular preposition in NT. J. H. Moulton described it as ,a maid of a11 work' in'late Greek and though thc increasing vagueness of its meaning contributed to its ultima te disappearance". Vgl. auch MoultonMeecham S. 150. 12 Ähnlich v. Soden, Kolosserbrief S. 688 im Blick auf den von ihm angenommenen Interpolator eines paulinischen KoI.
Die Differenz der Denkstruktur
129
h) Der Ertrag des Kapitels Fassen wir den Ertrag dieses Kapitels zusammen, so ist an erster Stelle die Beobachtung des locker assoziativen Charakters der Gedankenführung im Kol zu nennen. Die Untersuchungen und Folgerungen zur Satzftigung haben bereits darauf hingedeutet, und die Ermittlung der verschiedenen Typen der Wiederholungen von Wörtern und Wortgruppen hat dann bestätigt und präzisiert, daß mit ihm tatsächlich ein wesentlicher Unterschied gegenüber den Paulusbriefen angesprochen ist. Mit dieser ersten Differenz hängt eine zweite aufs engste zusammen. Diese besteht darin, daß der Verfasser des Kol im Unterschied zu Paulus seine Gedanken kaum gliedert. Das gilt zunächst im Kleinen; denn wir sahen bei Paulus einen so deutlichen Hang zur parallelisierenden Gestaltung und zur detaillierenden und konkretisierenden Dihärese seiner Gedanken, vor allem jedoch einen so bestimmten Drang zur antithetischen Aussage, wie sie im Kol nicht einmal andeutungsweise zu spüren sind. Das gilt dann aber auch im Großen; denn der aufs Ganze gesehen durchaus sinnvolle Aufbau des Briefes beruht auf einer im einzelnen sehr lockeren Abfolge von in sich stark durch Assoziationen bestimmten Abschnitten. Jenes bei Paulus immer wieder zu findende Bemühen um ein erkennbares, logisch gliederndes Fortschreiten des Gedankens und jener Wille zu einer argumentativen Gesprächsftihrung, die den Gesprächspartner in der Konsequenz des Denkens auf einen bestimmten Weg nötigen und ihn sachlich überzeugen sollen, fehlen hier gänzlich, und dementsprechend ist der Brief wesentlich im Stil der Ermalmung gehalten (womit wiederum sowohl der starke Rekurs auf Bekenntnisformulierungen als auch die Betonung der apostolischen Dignität K 1,21-2,5 zusammenhängen). Eine dritte Differenz rundet das Bild ab. Denn einige Erscheinungen zeigen, daß der Verfasser des Kol nicht so direkt und frei zupackend denkt und formuliert wie Paulus. Schon die große Länge der Sätze in ihrer syntaktisch und logisch lockeren Art läßt eine besondere Lebendigkeit nicht zu. Darüber hinaus weisen Wiederholungen von phraseologisch verfestigten Wortgruppen sowie die Beobachtungen zur Gliederung der Gedanken deutlich in diese Richtung. Als symptomatisch kann das unterschiedliche Vorkommen von besonders zugespitzten uud meist wieder antithetisch strukturierten Fonnulierungen gelten, und umgekelut muß die im Kol anders als in den Paulusbriefen so überaus häufige Verwendung der sehr verschwommenen Präposition €v, des Mädchens für alles unter den neutestamentlichen Präpositionen, als charakteristisch angesehen werden. Da wir von typischen Argumentationsweisen im engeren Sinn abgesehen haben (s. o. S. 78, 11), können wir, alle drei Gesichtspunkte zusammenfassend, als Ertrag dieser Untersuchungen zur Gedankenführung festhalten, daß hinsichtlich der Gedankenführung die Differenz zWischen Paulus und dem Verfasser des Kol im Kern eine Differenz in der Denkstruktur ist.
IH. KAPITEL
Das rhetorische Engagement a) Einführung
1. Zur AufgabensteIlung Wir haben im vorigen Kapitel gesehen, daß die Beobachtungen zu der Gedankenführung im Kol und in den Paulusbriefen auf eine tiefgreifende Differenz in der Denkweise der Verfasser hinweisen und wir es demzufolge bei der Echtheitsfrage nicht mehr nur mit einer mehr oder minder großen Anzahl von einzelnen Differenzpunkten, sondern mit einer diese übergreifenden Unterschiedenheit der Denkstrukturen zu tun haben. Im folgenden wenden wir uns nun mit analoger Fragestellung dem rhetorischen Engagement des Verfassers des Kol und des Paulus als einem weiteren umfassenden Komplex zu. Wir sprechen absichtlich nicht von ,$.hetorik", sondern stattdessen von dem "rhetorischen Engagement", um der Assoziation an die antike Schulrhetorik nicht allzusehr Vorschub zu leisten. Die Alternative zwischen einer "völlig ungesuchten Rhetorik des Herzens, die eben nur aus einem starken Empfmden zu erklären und ohne alle kunstmäßige Art sei", und einer Abhängigkeit von "der rhetorischen Bildung seiner Zeit, die ihm etwa in Tarsus entgegengetreten sei"l, soll durch die Wahl dieser Begrifflichkeit allerdings noch nicht entschieden, sondern wenigstens vorläufig gerade offen gehalten werden. Für den Bereich des rhetorischen Engagements gibt es sowohl zu den Paulusbriefen als auch zum Kol bzw. zur Differenz zwischen diesem und jenen eine Reihe von Beobachtungen, die eine die verschiedenen Einzelbefunde als ein Ganzes interpretierende Betrachtung geradezu herausfordern. Die positiven Ergebnisse, die aus den entsprechenden Untersuchungen zur Satzfligung und zur Gedankenftihrung gewonnen werden konnten, unterstreichen zudem noch die Dringlichkeit eines solchen Versuches. Wenn es gelingt, auch die verschiedenen, für das rhetorische Engagement relevanten Einzelbeobachtungen als ein Ganzes zu interpretieren und die einzelnen Differenzen als die Symptome einer tiefergreifenden Unterschiedenheit und eben so als begründet zu erweisen, wird es auch in diesem Bereich unmöglich gemacht, die einzelnen Differenzen als bloße Zufälle zu erklären (und sie dann auch heuristisch nicht weiter auszunutzen), und sind wir auch hier in der Lage, die Differenz zwischen dem Verfasser des Kol und Paulus klarer zu erfassen. 1
J. Weiß, Beiträge S. 3.
Die Lage der Rhetorikforschung
131
2. Die Lage der Rhetorikforschung a) Einleitendes Für die Durchführung eines umfassenden Vergleichs des rhetorischen Engagements im Kol und in den Paulusbriefen ergeben sich nun freilich immense Schwierigkeiten. Ein umfassender Vergleich setzt umfassende Kenntnis voraus. Unsere heutigen Kenntnisse rhetorischer Probleme sind jedoch sowohl für Paulus als auch für das übrige NT bzw. für die Koine überhaupt äußerst spärlich. Zwar hat es immer wieder Ansätze gegeben, vor allem der paulinischen Rhetorik nachzuspüren; es sei nur an die Arbeiten von J. F. Böttcher, C. G. Wilcke, F. Blass, J. Weiß, A. Deißmann, A. Bonhöffer, R. Bultmann, H. Almquist, H. Thyen, A. Brunot erinnert, zu denen jetzt auch noch die Monographie von N. 'Schneider hinzukommt. Die einschlägigen Arbeiten haben auch viel Anerkennung gefunden, und dankbar werden sie zitiert; doch zu intensiver und systematischer, d.h. breit angelegter Weiterarbeit haben sie die Forscher am NT nicht anzuregen vermocht, und mit Recht stellt deshalb W. A. Jennrich fest: "a desideratum in New Testament scholarship is a more careful consideration of the literary and rhetorical element which shapes the composition of each New Testament writer. Such a rhetorical study has been rather neglected in the past."2 Er erneuert damit freilich nur das um ein knappes halbes Jahrhundert ältere Votum von J. Weiß: Der "Frage nach der Rhetorik und der rednerischen Ausbildung des Paulus" "bringt unsere Theologie eine eisige Gleichgiltigkeit entgegen"3.4
ß) Zur rhetorischen Bildung des Paulus Die Schwierigkeiten türmen 'sich bereits bei der Frage nach dem Umfang und nach dem Charakter des rhetorischen Engagements des Paulus. Sicher ist, daß wir jedenfalls nicht olme weiteres ein Recht dazu haben, Paulus als einen Rhetor zu betrachten, der, schulmäßig ausgebildet, dIe erlernten Regeln rhetorischer Gestaltung nun bewußt, gekonnt und gezielt anwendet. Erweist sich eine solche zurückhaltende Einschätzung auch als in der Sache berechtigt, so verbieten sich einfache Analogieschlüsse mit Hilfe uns bekannter Rhetoren und der von ihnen reproduzierten Kunstregeln. Der (allerdings auch sehr weitgehende) Versuch von C. Starcke, die Wendung miXLKa 'YpaJ.LJ.LaTa G 6,11 als ,,große Redekunst" wiederzugeben und den Ga! in acht Teile zu gliedern, die einem in Tarsus beheimateten rhetorischen Schema entsprechen sollen, hat denn auch zu Recht
S. 30; im Original steht New Testament jeweils kursiv. J. Weiß, Aufgaben S. 16. 4 Eine Probe aufs Exempel stellt das Gros der Briefteilungshypothesen dar, die zwischen einem rhetorisch engagierten und für das Ohr bestimmten - und zudem häufig unterbrochenen - Diktat und einem am Schreibtisch entworfenen und akkurat ausgefeilten Essay offenbar nicht wirklich zu unterscheiden wissen. Vgl. auch hierzu J. Weiß, Aufgaben S. 17! i Jennrich 3
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III. DAS RHETORISCHE ENGAGEMENT: Einführung
keinerlei Gefolgschaft gefunden. Heuristisch gesehen bedeutet der erzwungene Verzicht auf solche Analogien freilich eine gewaltige Erschwerung für eine Analyse der paulinischen Rhetorik. Andererseits ist aber nicht zu verkennen, daß die Briefe des Paulus ein starkes rhetorisches Engagement aufweisen und daß es sich hierbei schwerlich um "aus dem Ärmel geschüttelte Improvisationen eines ungebildeten Handwerkers" han-' deIn kann s. Die an Paulus herangetragene Alternative "bewußte Schulrhetorik" oder "völlig ungesuchte Rhetorik des Herzens"6 umfaßt darum keineswegs die beiden einzigen Möglichkeiten, sondern nennt nur die beiden theoretisch infrage kommenden extremen Möglichkeiten. Die Frage ist dann aber, an welchem Punkt auf der Strecke zwischen den beiden bezeichneten Extremen Paulus zu suchen ist bzw. in welchem Sinn und in welchem Maß mit einer rhetorischen Bildung des Paulus gerechnet werden kann oder muß. Wollte man dieser Frage präzise nachgehen, so müßte das in einem dreifachen Schritt geschehen. Einmal wäre die geistige Heimat des Paulus zu analysieren: das Mit- und Gegeneinander der jüdischen und hellenistischen Einflüsse in seinem Elternhaus, in seiner Synagoge und in Tarsus überhaupt, dessen geistige Regsamkeit und Blüte sogar mit Athen und Alexandrien in einem Atemzug genannt und im Blick auf die einheimische Bevölkerung sogar in ganz besonderem Maße herausgestellt werden konnte 7, sowie das Problem eines Jerusalemaufenthalts und sonstiger Einflußmöglichkeiten. Sodann wäre zu untersuchen, welche rhetorischen Elemente sich in den Briefen des Paulus finden, wie er sie anwendet und auf welche Einflüsse sie zurückzuführen' sind. Schließlich wären die Paulusbriefe und ihre rhetorischen Elemente mit anderen einer entsprechenden Analyse unterzogenen Schriften bzw. Schriftstellern aus hellenistischen, jüdischen und jüdisch-hellenistischen Bereichen zu vergleichen. Für keinen. dieser drei Kreise liegen nun aber zugleich umfassende und in den Ergebnissen anerkannte Monographien aus neuerer Zeit vor. Wir haben lediglich einige Untersuchungen zu Teilbereichen, die aber eine plastische und gesicherte Gesamtschau noch nicht ermöglichen. Ein Überblick über die Versuche einer Bestimmung und Einordnung der paulinischen Rhetorik in die 2eitgenössischen Strömungen zeigte denn auch, wie im Grunde weithin nur die Ansichten der einzelnen Forscher zum Sprachcharakter überhaupt oder gar nur zur theologischreligionsgeschichtlichen Bestimmtheit des Paulus wiederkehren und die Einzelanalyse und deren Ergebnisse immer wieder in den Hintergrund zu treten drohen. Im folgenden seien einige besonders gewichtige Stimmen angeführt, um Schwerpunkte und Tendenzen in der Erforschung der paulinischen Rhetorik zu skizzieren und zu verdeutlichen, daß von einer Kenntnis der rhetorischen Neigun5 6 7
Mit J. Weiß, Aufgaben S. 19. VgL J. Weiß, Beiträge S. 3, zitiert o. S. 130. Strabo, Geographica XIV 673.
Die Lage der Rhetorikforschung
133
gen des Paulus nach ihrem Ausmaß, ihren Wurzeln und ihrem Charakter noch nicht die Rede sein kann8 • Immerhin ist dem Gang der Forschung zu entnehmen, daß die einfache Alternative "bewußte Schulrhetorik" oder "reine Herzensrhetorik" den Befunden in keiner Weise angemessen ist und einer differenzierten Betrachtungsweise Raum gegeben werden muß. R. Bultmann hat in seiner Dissertation die längst erkannte stilistische Nähe der Paulusbriefe zur kynisch-stoischen Diatribe genauer untersucht und dabei eine gewisse Ähnlichkeit zwischen beiden nachgewiesen. Allerdings betont er ausdrücklich, daß "der Ein~ruck der Verschiedenheit größer ist als der der Ähnlichkeit", auch wenn man "deshalb die Ähnlichkeit nicht unterschätzen" dürfe (S. 107). Bultmann erklärt diesen Befund als ,,Abhängigkeit des Paulus von der Diatribe" (S. 108)9. A. Bonhöffer, der von "perfekter Handhabung des Diatribenstils" durch Paulus spricht (S. 142), legt Wert darauf, daß diese nicht aus dem Hören philosophischer Vorträge oder dem Studium philosophischer Schriften herzuleiten sei, denn angesichts "seiner (sc. des Paulus) ganzen durchaus ablehnenden Stellung, die er aller menschlichen Weisheit, auch der griechischen Philosophie gegenüber eiImimmt", sei dies "ganz unwahrscheinlich" (S. 142), zumal die stilistische Übereinstimmung für eine solche Abhängigkeit auch gar nicht hinreiche (S. 143). Die stilistischen Übereinstimmungen mit den Popularphilosophen und speziell mit Epiktet erklärten sich vielmehr durch die gemein~ same Ausstattung mit einer "außerordentlichen Gabe populärer Rede" und durch die gemeinsame sprachliche Basis; denn "wie die kynisch-stoischen Tugendprediger die Eigentümlichkeiten ihres Stils sicherlich in der Hauptsache daher haben, daß sie selber aus dem Volke stammen und die Sprache des Volkes reden, so hat auch Paulus das Hellenistische seiner Rede nicht etwa den Stoikern oder Kynikem abgelauscht, sondern aus der allgemeinen Umgangssprache geschöpft" (S. 145). Etwas weniger alternativ sieht A. Deißmann die Beziehungen des Paulus zur Diatribe. Er meint in seinem Paulusbuch, der Apostel - "ein ungewöhnlicher Mensch von ungewöhnlichster Begabung" (S. 47) sei, "obwohl seine Vaterstadt ein Sitz hoher griechischer Bildung war, nicht aus den literarischen Oberschichten, sondern aus den handarbeitenden unliterarischen Schichten gekommen und auch bei ihnen geblieben" (S. 40). Präziser umgrenzt er die Stellung des Paulus als "unterhalb der literarischen Oberschichten und oberhalb der rein proletarischen untersten Schichten" (S. 42). "Das, was man seine weltliche Bildung nennen könnte, ist nicht eingedrillt, sondern eingeatmet", wobei er auch den "Rhetoren ... manches abgelauscht", es "ohne gelelute Dressur eingesogen" hat (S. 63). ,,Paulus schreibt, wie er spricht; und was er spricht ist lebendiges Weltgriechisch" (S. 88). H Unter dem Aspekt des Verhältnisses von ;,Stil (verbum) und Theologie (res)" gibt N. Schneider S. 1-8 einen Überblick über die Forschung seit 1. Weiß. 9 Bei BuHmann gesperrt
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BI. DAS RHETORISCHE ENGAGEMENT: EinfLihrung
Andere rechnen mit einem direkten Einfluß griechisch-hellenistischer Schulbildung. So votiert J. Weiß, der die Entscheidung zwischen den beiden oben genannten extremen Möglichkeiten in seinen "Beiträgen zur Paulinischen Rhetorik" noch offen gelassen hatte (S. 3 und 85), ein Jahrzehnt später dafür, Paulus habe "über ein gewisses Maß von schulmäßiger Rhetorik verfligt"ll. Zur Begründung verweist er einerseits auf die vielen Partien innerhalb der Paulusbriefe, "in denen sich nicht eine Zufalls- oder Einfallsrhetorik zeigt, sondern eine bestimmte Art von Redekunst", und andererseits darauf, daß "die damalige Schulbildung ... eine im wesentlichen rhetorische (war)" (ebd.). Noch etwas weiter geht U. v. Wilamowitz-Moellendorffll , wenn er Paulus als einen Vertreter der tarsischen Schulrhetorik bestimmt. Allerdings, so relativiert er den Stellenwert dieser Aussage, "sprudelt" in den Briefen des Paulus "frisch die gesprochene Rede, und nur selten greift er nach den schlechten Künsten der Rhetorik, wie er sie in der tarsischen Schule gelernt hat" (S. 33). Neben die bisher skizzierten und in erster Linie die griechischen Einflüssefixierenden Bestimmungen tritt die These, Paulus sei rhetorisch in erster Linie von seinem semitisch-jüdischen Erbe geprägt. So spricht E. Lohmeyer - im Blick auf Paulus als den Verfasser des Kol - von "einer geheimen oder offenen, pathetischen Rhetorik, die ihr Gesetz nicht der griechischen Syntax, sondern der Tradition semitischen oder genauer aramäischen religiösen Sprechens und Denkens entnimmt"12. Andere stellen besonders die Doppelheit der Einflüsse auf Paulus heraus. So kann es nach E. Meyer "garnicht zweifelhaft sein und wird durch seine Schriften ~rwiesen, daß Paulus die ,allgemeine Bildung' seiner Zeit durchgemacht hat, die €'Y1WI<.A.WC; 7TaW€La. Dazu gehört vor allem eine stilistische Schulung auf Grund der Rhetorik"13. Die ,,Mittel der Rhetorik, Antithesen, Gleichklang, Wortspiele, rhetorische Fragen verwendet er oft genug in derselben Weise wie" die kynischen Wanderprediger und die moralischen Erörterungen der stoischen Diatribe (S. 317). "Wie hätte das auch anders sein können, wo in der Umgebung, in der er aufgewachsen war, derartiges täglich zu seinen Ohren drang ... ?" (S. 318) "Aber", so fährt Meyer dann fort, "das alles ist nur äußerlich und angelernt; nur um so stärker tritt auch in seiner Sprache der fundamentale inneJ. Weiß, Aufgaben S. 19. v. Wilamowitz-Moellendorff, Geschichte S. 32f. 12 Lohmeyer, Kommentar S. 13; allerdings relativiert Lohmeyer selbst den grundsätzlichen Charakter dieser Aussage durch den Hinweis auf "die Tatsache, daß diese Rhetorik in ungleich stärkerem Grade den Kol.-Brief durchzieht als alle anderen Schreiben". Vgl. auch die Replik zu De brunners Kritik der Zeilengliederung des Epheserbriefproömiums, in der Lohmeyer auf der gegenüber der griechischen oder römischen Redekunst ,,ganz anderen Frage nach den Formprinzipien semitischer Poesie in griechischer Sprache" insistiert (Lohmeyer, Replik Sp. 233). 13 E. Meyer, Ursprünge 111 S. 314. 10
11
Die Lage der Rhetorikforschung
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re Gegensatz (sc. zu Griechentum und Hellenismus) hervor. Kein Grieche und kein wirklich hellenistisch gebildeter Asiate hätte so geschrieben wie Paulus". Es "sprudeln die Sätze hervor, wie sie ihm in der Erregung des Moments in den Sinn kommen ... : der Redner, in dem sich die Gedanken drängen, steht natürwüchsig vor uns." (S. 318) So gilt auch im Blick auf seine Sprache, daß "er doch innerlich durch und durch Jude geblieben" ist (S. 315). Auch H. Almquist petont die Einwirkung griechisch-hellenistischer Bildungselemente und zugleich die Wirksamkeit des semitisch-jüdischen Erbes. Er findet bei Paulus und überhaupt in den Episteln "die meisten Stilzüge der Diatribe, nämlich Spuren des Dialogs und den übrigen rhetorischen Einschlag der populären Propaganda, der zahlreiche Bilder, Sprichwörter und Redefiguren der gorgianischen Rhetorik aufweist" (S. 29), wie denn überhaupt von einer griechisch-rhetorischen Bildung der neutestamentlichen Schriftsteller auszugehen ist und - das ständige Anliegen der "schwedischen Schule"! - die Bezeichnungen "Volkssprache", "vulgärgriechisch" und "Umgangssprache" als irreflihrend anzusehen sind (S. 22t). Es ist sogar "ein gewisser rhetorischer Geschmack" zu konstatieren, "der einerseits von biblischer, alttestamentlicher Poesie und Erzählkunst inspiriert ist, andererseits von griechischem Stilgeftihl getragen wird; weithin wirken beides (sie) gemeinsam"14. Nun muß freilich nicht erst Paulus die beiden Stränge des Griechisch-Hellenistischen und des Semitisch-Jüdischen zusammengeflochten haben, wie die bisher angeführten Stimmen mehr oder weniger bewußt vorauszusetzen scheinen. Mindestens ebenso nahe liegt die z. B. von Dibelius 1s vertretene Annahme, daß dies bereits in der jüdisch-hellenistischen Synagoge, in der Paulus zuhause ist, geschehen war und daß "die Stilelemente bei Paulus ... , in denen man einen direkten Einfluß der Diatribe hat sehen wollen", ihm bereits in ihrer jüdischen Rezeption vorgegeben wareIl, wie es A. Wifstrand formuliert 16. H. Thyen hat in seiner Dissertation durch einen Vergleich des Stils der jüdisch-hellenistischen Homilie mit dem der hellenistischen Diatribe die Älmlichkeit zwischen beiden nachgewiesen und die Abhängigkeit der hellenistischen Synagogenpredigt von der Diatribe aufgezeigt, sowie in vielen formalen und sprachlichen Details Übereinstimmungen zwischen dem Stil der jüdisch-hellenistischen Homilie und dem der Paulusbriefe konstatiert 17. Somit ist festzustellen, daß die "Briefe des Paulus und vor allem diejenigen Absclmitte daraus, in denen das briefliche Element stark in den Hintergrund getreten ist und nach deren Analogie wir uns die mündliche Predigt des Apostels denken müssen, ... bestimmt (sind) durch den Stil der jüdisch-hellenistischen Homilie"l~ wie denn der "Apostel Paulus ganz und Alrnquist S. 28; von A. gesperrt. IS Literaturgeschichte 11 S. 11f. Wifstrand, Kirche S. 13. Vgl. auch S. 32. 17 S. bes. Kap. 1(= S. 40-63) sowie das "Resultat" der Monographie (= S. 117 -120). Auch G. Bornkamm vertritt in seinem Paulusbuch S. 32f diese Ansicht. 18 H. Thyen S. 119. 14
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HI. DAS RHETORISCHE ENGAGEMENT: Einführung
gar als ein Kind der hellenistischen Synagoge" zu gelten hat, "in deren Predigtweise er sich sicher schon vor seiner Bekehrung geübt hat"19. Die Beziehung des Paulus zur hellenistischen Rhetorik und speziell zur Diatribe ist demzufolge in erster Linie als ein durch die hellenistische Synagoge vermitteltes und entsprechend gebrochenes Abhängigkeitsverhältnis zu bestimmen. Mit diesen im Gmnde noch recht allgemeinen Auskünften über die rhetorische Bildung des Paulus, wie sie sich im Laufe der letzten Jahrzehnte herausgebildet haben, müssen wir uns hier begnügen, und wir fassen deshalb zusammen: Paulus stammt aus dem hellenistischen Judentum, und das hat auch sprachlich und rhetorisch gesehen seine Bedeutung. Inwieweit hellenistisch-griechische Bildungselemente auch direkt auf ihn eingewirkt haben, muß wenigstens im einzelnen offen bleiben. Als Vertreter der tarsischen Schulrhetorik wird man ihn zwar nicht ansehen können 2o , aber mit Einflüssen aus der direkten Begegnung mit hellenistischer Kultur und Sprache während seiner Zeit in Tarsus, aber auch während seiner Missionstätigkeit ist wohl doch zu rechnen. Der allgemeine und vage Charakter dieser Einordnung zeigt deutlich, wie weit entfernt wir noch von einer ,'paulinischen Rhetorik" sind, die die geistige und sprachliche Prägung des Apostels durch die Umwelt angemessen in Ansatz bringt und auf diesem Hintergrund auch seine individuelle Eigenart aufzuzeigen velmag. Noch um vieles größer sind nun natürlich die Schwierigkeiten, die einem umfassenden Vergleich des rhetorischen Engagements im Koi und in den Paulusbriefen entgegenstehel1. Hinzu kommt noch, was ja schon aus der obigen Skizze erhellt, daß man auch auf übereinstimmungen zwischen d~m Kol und den Paulusbriefen gefaßt sein muß, die aus der Bestimmtheit durch die gleiche Redeform resultieren, also etwa den Stil der jüdisch-hellenistischen Homilie - von direkter Beeinflussung durch Paulus ganz zu schweigen -, und die natürlich nicht als Argumente für die Identität der Verfasser verwendet werden können.
'Y) Probleme der KOINH-Forschung Die marigelhafte Kenntnis der paulinischen Rhetorik und die sie begründenden Faktoren sind freilich in einem noch weiteren Rahmen zu sehen. Denn die Lage der Rhetorikforschung im paulinischen wie im neutestamentlichen Sektor überllaupt resultiert zu einem wesentlichen Teil aus einem entsprechenden Stand innerhalb der gesamten Koineforschung, in der die Thematik des rhetorischen Engagements noch nicht systematisch untersucht worden ist, wie denn die Koine für den Gräzisten ohnehin nicht zu den Hauptfeldern seines Interesses und Arbeitseinsatzes gehört - in völligem Unterschied zum Neutestamentler, für den spätestens seit der großen Zeit der Religionsgeschichte ja gerade Koinetexte H. Thyen S. 119. So auch Wifstrand, Kirche S. 32. Aus dem oben S. 134 zitierten Beitrag von v. Wilamowitz-Moellendorff geht das ja im Grunde ebenfalls hervor. 19
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Die Lage der Rhetorikforschung
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das tägliche Brot darstellen 21 • Die Koineforschung vermag eine Reihe von Fragen noch nicht so präzise zu beantworten, daß mit diesen Antworten im rhetorischen Bereich verläßlich zu arbeiten wäre. Dies gilt besonders für das rhetorisch so eminent wichtige Gebiet des Klanges, auf dem fundamentale Fakten der Aussprache, des Rhythmus und der Satzmelodie noch ungeklärt sind. Alle einschlägigen Untersuchungen sind besonders dadurch erschwert, daß, gerade auf dem genannten Gebiet, nicht von einer Einheitlichkeit der Koine ausgegangen werden kann. Daß mit Entwicklungen und Brüchen im historischen Längsschnitt gerechnet werden muß, liegt dabei deutlich vor Augen. Aber um nichts weniger wichtig sind die Differenzen im historischen Querschnitt. Mit Recht hebt deshalb Scherer in seiner Bearbeitung der "Grundfragen und Grundzüge des nachklassischen Griechisch" von Debrunner22 anders als dieser eigens hervor, daß "erhebliche landschaftliche (zum Teil wohl auch sozial bedingte) Unterschiede in der Aussprache (bestanden)"23, und wenn die darüber hinausgehende Erwartung einer womöglich feststellbaren ,,Dialektgliederung innerhalb der Koine" "bisher durch das vorliegende Material nicht bestätigt worden (ist)" (§ 152), so vereinfacht dies die Sachlage nicht etwa, sondern kompliziert sie noch zusätzlich. Denn das jeweils heranzuziehende Belegmaterial schrumpft damit noch weiter zusammen und Analogieschlüsse werden noch weit riskanter als das ohnehin schon der Fall ist. Die Tragweite dieser methodischen Schwierigkeiten wird deutlich, wenn man sich klar macht, daß eine dialektische Differenzierung sich gerade im Klanglichen und Rhythmischen sehr stark auswirken kann, wie etwa ein Vergleich der deutschen Dialekte untereinander oder mit dem Hochdeutschen bzw. der Schriftsprache drastisch vor Augen führt und wie es auch die erste Rede des Dio Chrysostomos an die Tarser zeigt, in der er den Bewohnern der Stadt ihr dauerndes "Sc1marchen" beim Sprechen, ja sogar beim Luftholen, also ihre näselnde Aussprache, vorhält 24. Beuenkt man diese Lage der Dinge, so wird deutlich, daß eine Untersuchung des rhetorischen Engagements des Paulus oder gar des Verfassers des Kol nicht nur zur Zeit, sondern wohl prinzipiell Stückwerk bleiben muß. Nur das gesprochene und gehörte Wort ist einer umfassenden Untersuchung zugänglich, nicht aber der schriftlich überlieferte Text in einer zudem noch toten und wenig erforschten "Sprache".
Es ist darum im übrigen völlig unverständlich, weshalb Studenten der Theologie auch heute noch im Gefolge eines humanistischen Bildungsideals klassisches Griechisch lernen müssen. 22 Band 11 der "Geschichte der griechischen Sprache". 23 Debrunner-Scherer, Grundfragen (= 2. Aufl) § 167. VgL Moulton-Howard n S. 41f. 24 § 34. Wer will, kann also sogar fragen,ob nicht auch Paulus durch die Nase gesprochen hat oder gar, ob das Urteil seiner Gegner über seine mündliche Rede in 2K 10,10 mit dieser von Dio Chrysostomos angeprangerten Sprechweise zusammenhängen könnte. 21
IH. DAS RHETORISCHE ENGAGEMENT: Einführung
Wie wenig erforscht das Sprechen der fraglichen Zeit ist und wie stark Gesprochenes und Geschriebenes voneinander abweichen können, ergibt sich schnell aus einem Blick auf unsere heutigen Kenntnisse der Phonologie und des Rhythmus 25 . 5) Phonologische Schwierigkeiten Besonders gering, unsicher und zufällig ist unser heutiges Wissen über die Aussprache, die den überlieferten Koinetexten gerecht wird. So besteht noch keine Klarheit, wann in welchen Räumen und innerhalb welcher Schichten welche Vokale ihre Qualität und ihre Quantität gegenüber dem ,,klassischen" Griechischen verändert haben. Wie umfangreich diese Veränderungen sein können, zeigen die von Mayser gesammelten heuristisch so wichtigen fehlerhaften, d. h. phonetisch wohl richtigen Schreibungen26. Es darf auch nicht außer acht gelassen werden, daß die Entwicklung zum Itazismus, in der Geschichte des griechischen Vokalsystems "zweifellos die auffallendste und bedeutsamste", "um die Zeit von Christi Geburt zwar im Gange, aber noch lange nicht abgeschlossen ist"27 und wir auch hier nur ein im Grunde sehr wenig präzises Wissen besitzen. Ungeklärt ist ferner der kombinatorische Lautwandel im Bereich des Vokalismus, also etwa 'die Aussprachemodiflkationen im Anlaut (= Aphärese) 01. '5€Ay?Ot (16S a)21S oder auch '1T€A!JWV (103 a)29, im Auslaut (= Apokope) 1Tap' TOU 1TaTpOC; (169 a , Rosettastein)30 und im Wortinneren (Synkope) B€pV€U<11C; statt B€P€VLI<'11C; (1. Jh a)31, sowie die Erscheinungen der "Fernassimilation" "(vay?OAAoACY'(WV statt "(VQ){XlAAOAO"{WV (141 a)32, der Kontraktion av statt €av, vouJ111Vta statt V€0J111Vta 33 , der Elison K.' €,,(11t K.' €V tJaAaC;C;11L oder O!P€LA€T' aVTaLc;34 und der Krasis K.a"(w, K.aJ1ou 35 • 36
°
lS S. Z\.lll1 folgenden K. Dieterich; Brugmann-Thumb § 2,5 (dort S. 25); Thumb, Satzrhythmus, bes. S. 154f. 166-168; Radermacher, Grammatik S. 38-46; ders., Koine S. 18-23. 30-32.57-65; Schwyzer (- Debrunner) I S. 129f.392-95; BD §§ 17.22-32; HoffmannDebrunner 11 §§ 160-167; Hoffmann-Debrunner-Scherer 11 §§ 160-167. 26 Mayser I 1, im Rahmen seiner Behandlung der Lautlehre auf S. 55-248 (bzw. jetzt auch in der zweiten, von H. Schmoll bearbeiteten Auflage auf S. 33-217). Speziell zum Ausgleich der Quantitäten und zur Vokalschwächung s. Mayser-Schmoll I 1, S. 117-119. 27 Radermacher, Grammatik S. 41. 28 Mayser I 1, S. 144 bzw. Mayser-Schmoll I 1, S. 135, sofern nicht "eine vulgäre Form OEAI{JOr; = Bruder anzunehmen" ist (Mayser I 1, S. 145, vgl. Mayser-Schmoll I 1, S. 135). 29 Mayser I 1, S. 144 bzw. Mayser-Schmoll I 1, S. 136. Von der selben Hand geschrieben findet sich aber auch 0 E7TEA~V (ebd.). 30 Mayser I 1, S. 145 bzw. Mayser-Schmoll I 1, S. 125. 31 Mayser I 1, S. 146 bzw. M~yser-Schmoll I 1, S. 123. 32 Mayser I 1, S. 150 bzw. Mayser-Schmoll I 1, S. 121. 33 Mayser I 1, S. 152f bzw. Mayser-Schmoll I 1, S. 128 bzw. 128f. 34 Mayser I 1, S. 156 bzw. Mayser-Schmoll I 1, S. 134. 3S Mayser I 1, S. 159 bzw. Mayser-Schmoll I 1, S. 137. 36 S. hierzu Blass, Aussprache S. 122-126; Radermacher, Grammatik S. 42; BD §§ 17f, sowie die Beispiele aus den Jamata von Epidauros bei Nehrbass S. 7-10, und vor allem Mayscr I 1, S. 138-163, sowie Mayser-Schmoll I 1, S. 120-141.
Die Lage der Rhetorikforschung
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Wie wenig man selbst im Bereich der gelehrten und von Fachleuten praktizierten Rhetorik mit einer einheitlichen Sprechauffassung rechnen darf, zeigt uns der von Blass in diesem Zusammenhang angeführte Rhetor Demetrius von Phaleron (ca. 350-280), der es "wohllautender (findet), in dem Satze 1TavTa p.ev Ta v€a Kat. Ka'Aa €aTtV die Vokale getrennt zu sprechen, nicht mit Synaloephe
oe
Ka'Aa 'aTw"37: et avva'Aet!JJa<; et1TOL<; Ka'AaaTw, ovmpwvoTepov eaTaL TO 'A€"yop.evov Kat eVTe'AeaTepov 313 . Blass merkt sodann an, daß "in letzterer Weise ...
übrigens das Volk unzweifelhaft auch damals (sc. wie "die jetzigen Griechen") gesprochen (hat)" (ebd.), aber diese pauschale Aussage, so richtig sie als solche auch sein wird, kann gleichwohl für den Einzelfall kein Entscheidungskriterium sein, und ob Paulus wie "das Volk" (welches? wo?) gesprochen hat, wissen wir ohnehin nicht. e) Schwierigkeiten beim Rhythmus Die phonologische Unsicherheit hat natürlich auch für die Untersuchung des Rhythmus Konsequenzen. Das gilt besonders für Koinetexte aus den Zeiträumen, für die die Frage des Ausgleichs der Vokalquantitäten noch nicht völlig gelöst ist. "Wenigstens im Anfang der Kaiserzeit kann das Gefühl für die Längen noch nicht gänzlich oder nicht überall erloschen gewesen sein", betont etwa Radennacher 39 • Für die Entstehungszeit der neutestamentlichen Schriften gel.. ten die Fragen nach dem Akzentausgleich und nach dem Übergang von einer ,,(vorwiegend) musikalischen" zu einer ,,(vorwiegend) exspiratorischen (dynamischen)" "Sprachrnelodie"40 bzw. von einer quantitierenden zu einer .akzentuierenden Metrik freilich als beantwortet 41 • Besonders die oben S. 138f genannten verschiedenen Erscheinungen der Synaloephe bzw. des kombinatorischen Lautwandels im Vokalbereich stellen jedoch auch für die Untersuchung des Rhythmus bei neutestamentlichen Texten ganz erhebliche Schwierigkeiten dar. Auch und gerade die viel verhandelten Fragen des Prosarhythrnus und speziell der Klauseltechnik in der hellenistischen Rhetorik und Kunstprosa sind für das Griechische des ersten nachchristlichen Jaluhunderts noch viel zu wenig erforscht, als daß diese zur Entscheidung von Verfasserfragen herangezogen werden könnten 42 • Blass, Aussprache S. 126; Sperrung durch Blass. Demetrius, n. EPMHNEIAE § 70. 39 Radermacher, Grammatik S. 43. 40 Hoffmann-Debrunner-Scherer 11 § 165. 41 Brugmann-Thumb § 146; Thumb, Satzrhythmus S. 144; Radermacher, Grammatik S. 42. Zur Kritik an dieser Terminologie und deren Voraussetzungen s. Schmitt, Musikalischer Akzent. 41 Vgl. Dihle, Prosarhythmus Sp. 2451. 37
38
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111. DAS RHETORISCHE ENGAGEMENT: Einführung
w. Schmid skizziert in der ,,Einleitung" seiner Monographie "Ober die klassische Theorie und Praxis des antiken Prosarhytlunus" die zu Beginn unseres Jahrhunderts in der gesamten internationalen Altertumswissenschaft gewaltig anschwellende und dann fast ebenso schnell wieder zurückgehende Flut von Untersuchungen zum Prosarhythmus antiker Autoren und erklärt die plötzlich einsetzende Stagnation aus "dem Mißverhältnis zwischen dem, was man von • der Erforschung und Wiederentdeckung des antiken Prosarhythmus erwartete, und dem tatsächlichen Ertrag der in jahrzehntelanger Arbeit entwickelten Methoden" tS. 2). Darüber hinaus weist er auf die Fragwürdigkeit eben dieser Methoden hin (S. 2f), so vor allem auf die unangemessene Mechanisierung, die sich daraus ergeben hatte, daß man sämtliche Satzschlüsse in bestimmte Zwangsschemata preßte und als Ziel der Arbeit nicht die Rekonstruktion des lebendigen Rhytlunus ansah, sondern die statistische Erfassung der prozentualen Häufigkeit von vermeintlichen Klauseltypen. Man stritt, so betont Sclunid besonders, nicht nur um die richtige Methode, sondern sogar um die Länge der jeweiligen Klauseln. So darf es nicht verwundern, daß "die Klauselforschung ... keineswegs allgemein anerkannte Resultate erbracht (hat)"43. Sclunid selbst versucht in seiner Arbeit dadurch weiterzukommen, daß er nicht nur die Satzklauseln untersucht, sondern sich dem Rhythmus des gesamten Satzes zuwendet, wobei er eine rhytlunische ,,Durchformung der A€~L~" auch zu erkennen meint. So gewiß freilich die Rhythmisierung nicht nur den Satzschluß, sondern den Satz in seiner Gesamtheit um faßt hat, so ist angesichts des unbefriedigenden Verlaufs der Klauselforschung einem solchen Unterfangen gegenüber doch die allergrößte Skepsis geboten 44 , weil damit noch weitere Unsicherheitsfaktoren in die Untersuchung aufgenommen werden müssen. Drexler schließt den entsprechenden Abschnitt seIner Rezension denn auch mit einer resignierenden Feststellung: "Wir werden uns damit abfinden müssen, daß unserer Erkenntnis des antiken Prosarhythmus unüberschreitbare Grenzen gezogen sind." tS. 240). Auch wenn man die sehr weitgehende Skepsis von W. Sc1unid nicht voll teilt und wenn man den Einstieg bei den Satzklauseln für eine Analyse des Prosarhythmus als sinnvoll bzw. sogar als geboten ansieht 45 und die bislang gewonnene Kenntnis der Klauseltypen als in bestimmten Bereichen wie Textkritik und Stilgeschichte für eindeutig verwertbar hält 46 , wird man bei dem heutigen Forschungsstand jedenfalls im NT mit Prosarhythmus und Satzklauseln bei Verfasserfragen nicht argumen tieren können. Für das NT und durchaus auch für Paulus besteht ja auch noch die zusätzliche Schwierigkeit, daß einerseits eine 43 So Drexler, Schmid S. 2f zusammenfassend und ihm beipflichtend, in seiner Rezension in Gnomon 32 (1960), S. 240. 44 So auch Drexler in seiner Rezension S. 240. 45 Drexler S. 246 und S. 246f gegen Schmid. 46 Dihle, Prosarhythmus Sp. 2451.
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Die Lage der Rhetorikforschung
schulmäßige Rhythrnisierung von uns gar nicht erwartet werden darf und daß andererseits ein Rhetor wie Augustin eine rhytlunische Gestaltung der Satzschlüsse nur äußerst selten feststellen kann: ... ita in auctoribus nostris hoc mihi plus placet, quod ibi eos (sc. istos numeros c1ausularum) rarissime inuenio 47• Der Versuch von Rose über "The Clausulae of the Pauline Corpus", in dem er eine Statistik der Klauseln im Corpus Paulinum erstellen und sie zur Klärung von Verfasserfragen heranziehen will, ist also auch abgesehen von der zuvor skizzierten phonologischen Problematik mit der allergrößten Vorsicht zu genießen. Rose teilt die Klauseln der einzelnen Kommata des Corpus Paulinum im Anschluß an die Klauseltheorie, die Th. Zielinski anhand der Reden Ciceros aufgestellt hat 48 , nach ihren verschiedenen Typen auf und vergleicht die relative Häufigkeit der einzelnen Typen innerhalb der verschiedenen Briefe. Als charakteristisch sieht er dabei zwei Typengruppen an, von denen die eine als" the larger cIass-group" die andere als" the smaller c1ass-group" mit umfaßt. Die folgenden von Rose ermittelten Zahlen 49 geben jeweils an, wie hoch der prozentuale Anteil dieser beiden Typengruppen (T I und T 11) an der Gesamtzahl der Kla useln ist:
TI TU
TI TU
(R)
Phb
lK
2K
G
Pb
ITh
2Th
Phm
59,8 76,2
58,3 84,8
54,6 75,8
54,4 72,5
53,1 73,3
54,2 75,2
55,2 74,1
53,7 74,7
51,1 80,0
K
E
IT
2T
T
Hb
51,9 69,3
51,0 70,9
50,2 67,9
51,9 69,3
51,3 68,8
56,3 67,7
Aufgrund dieser Zahlen ordnet Rose die Briefe des Corpus Paulinum nach vier Gruppen: "genuine": (Röm), 1.2.Kor, Gal, l.Thess, Phil "probably genuine": 2.Tim, Phm, Phb und ,perhaps" 2.Thess "spurious": Eph (bei Auslassung des Kol-Materials ergeben sich die Zahlen 51,1 bzw. 69,0), 1. Tim "probably spurious": Kol, Tit. Abgesehen von der Schwierigkeit der Ermittlung der Klauseln und von dem Problem der Bestimmung bestimmter Klauseltypen bzw. -typengruppen als in besonderer Weise charakDe doctrina christiana IV 41. Zielinski, Das Clauselgesetz in Ciceros Reden, 1904, und zusammengefaßt in: Der constructive Rhythmus in Ciceros Reden, 1914. 49 Rose S. 23-33. - Rose zählt dabei R '1-15 (= (Röm» und R 16 ("Phoebebrief', = Phb) als zwei verschiedene Briefe. 47 48
r " J ,I. _. ":',. n, I: ",'
., "
142
III. DAS RHETORISCHE ENGAGEMENT: Einftihrung
teristisch, kann diese Aufgliederung freilich schon rein statistisch gesehen nicht überzeugen. 'Die Differenzen sind einfach nicht deutlich genug, um als signifikant gelten zu können, und eine Gewinnung von vier Gruppen ist schon gar nicht möglich. Bei der Auswertung wäre vielmehr gerade umgekehrt vorzugehen, nämlich so, daß die ermittelten Zahlen zunächst der als eindeutig authentisch geltenden Briefe untereinander verglichen und ihre Streuung untersucht wird, um dann das Ergebnis mit den aus entsprechenden Analysen gewonnenen Befunden fUr Schriften anderer Verfasser zu vergleichen. Auf diese Weise ließen sich vielleicht Kriterien gewinnen, um signifikante Differenzen als solche bestimmen zu können - sofern die Verwendung bestimmter Klauseltypen überhaupt als verfasserspezifisch anzusehen ist. Immerhin muß man zugeben, daß die statistische Auswertung der 'Zahlen vielleicht auf eine Differenz zwischen den Paulusbriefen (d. h. den ersten neun Zahlen) und den Pastaralbriefen, dem Eph und dem Kol hinweist und dann die Annahme der nichtpaulinischen Verfasserschaft des Kol stützt. Ohne eine breitere Basis fUr eine solche Untersuchung läßt diese Differenz sich jedoch nicht als statistisch signifikant erweisen, und ohne eine Bewältigung der sachlichen Problematik einer Klauseltypologie ist es nicht einmal möglich, das richtige Zahlenmaterial fUr eine angemessene statistische Auswertung zusammenzustellen.
Der Weg zur Bestimmung rhytlunischer Elemente oder gar ·zur Erkenntnis einer über Einzelheiten vielleicht hinausgehenden rhythmischen Gestaltung ist für die Paulusbriefe noch sehr lang und äußerst schwierig, und es ist keineswegs ausgemacht, ob er überhaupt einmal gefunden werden kann. Die Schwierigkeiten sind durchaus um vieles größer als bei der Rhythmusanalyse von Werken der Kunstprosa. Die rhythmische Gestaltung der griechischen Kunstprosa erfolgt nach bestimmten und erlernbaren Regeln so. Die rhytlmlischen ax:rUlCLTa sind deshalb aufgrund ihrer Regelmäßigkeit und Häufigkeit, vielleicht sogar mit Hilfe antiker Beschreibungen noch relativ (!) leicht herauszuarbeiten, und einmal erkannt, dürfen sie als Möglichkeiten überall vorausgesetzt werden. In den Paulusbriefen kann mit der systematischen Anwendung schulmäßiger Rhythmisierung hingegen nirgends von vornherein gerechnet werden, und jedes rhythmische Element muß für sich bestimmt werden. Ein anderes für die Erfassung der rhythmischen Gestaltupg von Texten antiker Kunstprosa wesentliches, wenn nicht sogar unabdingbares Hilfsmittel steht für die Paulusbriefe ebenfalls nicht zur Verfügung: die Kolometrie, die als Periodengliederung in Rhetorik und Kunstprosa eine so große Rolle spielt. Die Kolometrie eines Satzes erfaßt zu haben, ist Voraussetzung bzw. Hilfsmittel "nicht nur für die richtige Ansetzung der c1ausulae, sondern auch für die rhythmische Analyse des ganzen Satzes oder Satzgliedes"Sl. Das gilt auch dann, wenn man sich dessen bewußt bleibt, daß dieses Hilfsmittel "ein gefahrliches Werkzeug (ist), mit dem viel Unfug getrieben werden kann"S2. Denn auf die so SI
S. Dihle, Prosarhythmus Sp. 2450f. Drexler S. 240.
52
Bendz S. 248.
Die Lage der Rhetorikforschung
143
Frage, ,,nach welchen Gesichtspunkten eine Periode in Unterabteilungen zerlegt werden soll", geben bekanntlich schon die antiken Theoretiker keine klare und befriedigende Antwort 53 , und praktisch ist "alle Kolometrie an gegebenen Texten ... subjektiv"s4. Ist nun aber schon die Bestimmung der Einheiten bei bewußt kolometrisch gebauten Perioden nicht prinzipielIss nach objektiven Kriterien möglich und von subjektiven Empfindungen abhängig, so gilt das in noch weit höherem Maße für die Abgrenzung der Sprecheinheiten in nicht durch die Schulrhetorik bestimmten Texten. Das zeigt bereits die Diskussion um die Zeilen- und Strophengliederung der Hymnen, die in den neutestamentlichen Schriften überliefert sind und die man bereits sprachlich und speziell stilistisch aus dem Kontext herausgeschält hat 56 • Erst recht kann aber für die Sprechgliederung des jeweiligen Kontextes oder gar der jeweiligen Schrift nicht mit Formkriterien der hellenistischen Rhetorik und Kunstprosa gerechnet werden. Und doch dürfte eben diese Aufgliederung der Texte in Sprecheinheiten ein wibhtiger und vielleicht sogar schon entscheidender Schritt auf dem Wege zur Erforschung der rhytlunischen Gestaltung etwa durch Paulus sein. Mit "Sprecheinheiten" sind dabei die einzelnen Sprechakte gemeint, "in die längere Sätze sich zu zerlegen pflegen" und die unbeschadet der Bestimmtheit durch den Satzakzent eine "geschlossene phonetische Einheit" ausmachen 57• Diese Sprecheinheiten sind keineswegs olme weiteres identisch mit Kolon und Komma, und als Kolometrie sollte man die Gliederung in Sprecheinheiten auf gar keinen Fall bezeichnen. Vielmehr ist gerade umgekehrt die kolometrische Zerlegung einer Periode, weil bewußt und methodisch gezielt vorgenommen S !!, ein Spezialfall der natürlichen und ungezwungenen Gliederung in Sprecheinheiten. Aus dieser Verhältnisbestimmung von Sprecheinheit zu Kolon und Komma ergibt sich nun aber sogleich die immense methodische Schwierigkeit einer Gliederung paulinischer Texte nach Sprecheinheiten. Das hiermit angesprochene Problem kann in dieser Arbeit natürlich nicht angegangen werden; hier wäre eine eigene Untersuchung nötig, die wohl auch für die gesamte Exegese sehr hilfreich sein könnte. Im Rahmen dieser Arbeit erge53 Debrunner, Grundsätzliches Sp. 231; bei D. gesperrt. Einen überblick über die Verhältnisbestimmung von Periode, Kolon und Komma in der Antike gibt Volkmann S. 49-52. S4 Debrunner, Grundsätzliches Sp 231, beil>. gesperrt. 55 Doch vgL die Arbeiten von Fraenkel über Kolon und Satz, in denen "gewisse ganz einfache, sozusagen auch für das syntaktisch unbewaffnete Auge mühelos wahrnelunbare Kriterien" (Kolon und Satz I S. 197) erarbeitet werden. 56 Besonders stark rechnet J. Schattenmann mit schulmäßig geübter Kolometrie, wenn er in seinen "Studien zum neutestamentlichen Prosahymnus" vor allem mit der Silbenzahl der einzelnen Zeilen arbeitet. H. Krämer spricht demgegenüber völlig zu Recht von einem "nur durch einige Inkonsequenzen und Gewalttätigkeiten" erreichten "scheinbaren Erfolg" und von Zahlenspielerei (S. 360. 57 Brugmann-Thumb S. 181 bzw. 162. 58 S. z. B. Volkmann S. 49-52.
144
III. DAS RHETORISCHE ENGAGEMENT: Einführung
ben sich lediglich einige Beobachtungen, die für das Problem der Sprecheinheiten von Belang sind und die am Schluß dieses Kapitels kurz behandelt werden sollen, die aber für die Frage des Rhythmus noch nicht ausgewertet werden können. Als Fazit unserer Überlegungen ergibt sich für die vorliegende Untersuchung ganz im Gegenteil die Einsicht, daß die Erforschung der Rhythmik noch nicht soweit gediehen ist, daß der Rhythmus bei einer Analyse des rhetorischen Engagements als eigener Aspekt herangezogen und schon gar nicht für sich alleine als Kriterium für Verfasserfragen verwendet werden kann, mag damit auch ein sehr großer und äußerst gewichtiger Bereich von vornherein außerhalb der Betrachtung bleiben.
n Folgerungen für das Vorgehen Die Schwierigkeiten, die sich aus der faktischen Vernachlässigung der rhetorischen Problematik im NT und darüber hinaus in der Koine-Gräzität iiberhaupt ergeben und deren prinzipieller Charakter bereits bei einer Betrachtung der phonologischen und rhythmischen Gegebenheiten deutlich vor Augen tritt, haben für unser Vorgehen in diesem Kapitel ebenso Konsequenzen wie die äußerst vagen Kenntnisse der Eigenart der paulinischen Rhetorik. Denn solange in den Bereichen von Klang und Rhythmus noch so viele fundamentale Fragen unbeantwortet sind, muß auch bei der Untersuchung des rhetorischen Engagements eines Schriftstellers notwendig vieles offen bleiben. Und was Paulus angeht, so können wir keineswegs aus dem Vollen schöpfen. Wir befmden uns ganz im Gegenteil auch bei ihm auf recht schwankendem Boden; eine gewisse opinio communis scheint zwar eine etwas festere Oberfläche anzubieten, doch da diese opinio communis weniger aus einer ausftihrlichen und eingehenden Diskussion gewonnen wurde, sondern sich eher dem bequemeren Ausweichen vor der Diskussion verdankt, wird man auf sie gerade nicht ohne weiteres bauen können. Der skizzierten Lage vermag deshalb nur der Verzicht auf eine weitgehend vollständige Untersuchung des rhetorischen Engagements des Paulus und des Verfassers des Kol Rechnung zu tragen, und so müssen wir uns auf den Ve!such beschränken, einige Elemente ihres rhetorischen Engagements herauszuarbeiten, zusammenzustellen und durch eine sie alle umschließende einheitliche Interpretation einander zuzuordnen, um auf diesem Wege einen methodisch sauberen Vergleich doch noch zu ermöglichen.
3. Differenzen innerhalb der Paulusbriefe Lassen sich die durch die Forschungslage bedingten und ftir alle an den rhetorischen Bereich rührende Untersuchungen fundamentalen Probleme im Rahmen unserer auf einen bloßen Vergleich abhebenden Fragestellung auf diese Weise noch einigermaßen neutralisieren, so kommt nun aber noch eine Schwierigkeit
Differenzen innerhalb der Paulusbriefe
145
hinzu, die sich direkt auf unsere bereits eingeschränkte Aufgabe erstreckt. Vergleicht man nämlich die Briefe des Paulus untereinander, so zeigt sich, daß der Apostel rhetorische Mittel nicht überall in der gleichen Weise oder auch nur in dem gleichen Maße verwendet. Schon bei einem aufmerksamen Lesen zeichnet sich ab, daß die drei großen Briefe alle übrigen an Ausmaß und Intensität des rhetorischen Engagements weit übertreffen und daß umgekehrt die bei den Thessalonicherbriefe rhetorische Mittel vergleichsweise recht selten und nur in geringer Vielfalt aufweisen 59 • Bevor ein Vergleich des Kol mit den paulinischen Briefen sinnvoll durchgeführt werden kann, ist deshalb der Versuch zu machen, den Grund bzw. die Gründe fUr die Differenzen innerhalb der Paulusbriefe selbst zu erkennen. Es sind vor allem drei Beobachtungen, die hier zu bedenken sind und die jede allein oder gemeinsam die Sonderstellung der Briefe an die Römer und Korinther bzw. an die Thessalonicher gegenüber dem Rest erklären könnten. Man hat die verschieden starke rhetorische Gestaltung damit erklären wollen, daß Paulus die einzelnen Briefe mit größerer oder geringerer Sorgfalt geschrieben habe. Eine solche Vermutung hat sich insbesondere fUr die Briefe nach Ko· rinth, "das damals der Mittelpunkt griechischen Lebens und Verkehrs war"60, und für den Brief an die Römer, "d.h. an die christliche Gemeinde in der Welthauptstadt" (ebd.), nahegelegt, "bei denen sich der Verfasser gemäß den Adres- . saten besondere Mühe gab"61. Freilich lassen sich diese Vermutungen nicht aus den Briefen selbst belegen, und was wir von den ersten christlichen Gemeinden wissen, spricht ebenso wie die Skizze von der sozialen Zusammensetzung der korinthischen Gemeinde lK 1,26ff gewiß eher gegen als für sie. Zudem sind die rhetorischen Differenzen zwischen den übrigen Briefen damit noch nicht erklärt. Wollte man die Einstellung auf den Adressaten als den einzigen oder auch nur als den entscheidenden Grund annehmen, so müßte man dann ja wohl fortfahren und sagen, bei den Thessalonichem habe er sich gar keine Mühe gegeben, bei den übrigen immerhin ein wenig. Aber selbst wenn einschränkend und modifizierend hinzugefügt würde, daß gewiß auch die jeweilige Situation des Verfassers eine Rolle gespielt habe, könnte eine solche Erklärung allein keineswegs befriedigen. Denn eine Rückführung der Differenzen im rhetorischen Engagement lediglich auf die Willkür des Verfassers ließe zwei wichtige Beobachtungen außer acht. Delill einmal ist ja festzustellen, daß mit den Briefen an die Römer und an die Korinther die bei weitem längsten Briefe des Paulus das bei weitem größte rheS9 Es ist durchaus bemerkenswert, daß dies voll dem Befund entspricht, der sich oben bei der Untersuchung der besonders zugespitzten Formulierungen ergab (s. o. S. 116). 60 Starcke S. 10. 61 Blaß, Grammatik 2 S. 312 Anm., zitiert BD § 485. Auch J. Weiß dürfte bei den "sorgfältiger gescluiebenen Briefen" (Beiträge S. 5) wohl in erster Linie an die drei großen Briefe denken, die er ja auch am eingehendsten analysiert.
146
IH. DAS RHETORISCHE ENGAGEMENT: Einführung
torisehe Engagement aufweisen. Dies aber könnte darauf hindeuten, daß bei Paulus zwischen der Stärke des rhetorischen Engagements und der Länge eines Briefes eine Beziehung besteht. Die Annahme einer solchen Beziehung liegt auch durchaus nahe, da das Maß des rhetorischen Engagements von der Entfaltungsmöglichkeit des Verfassers abhängt und diese mit wachsender Brieflänge zunimmt. Vor allem aber geben die großen Briefe dem Apostel weit eher die Möglichkeit, den gewolmten Stil des mündlichen Vortrags zu praktizieren, als er das in kürzeren Schreiben tun kann. Weiter ist die Beobachtung in Rechnung zu stellen, daß die am wenigsten rhetorisch engagierten Schreiben des Paulus die beiden Thessalonicherbriefe und damit eindeutig die ältesten (erhaltenen) Paulusbriefe sind, während die rhetorisch am stärksten gestalteten Briefe an die Korinther und an die Römer vergleichsweise spät liegen. Von daher liegt die Vermutung nahe, daß das persönliche Engagement des Apostels immer stärker in der Verwendung rhetorischer Mittel zum Ausdruck kommt und die Differenz zwischen den Briefen sich aufs ganze gesehen als eine Entwicklung darstellt. Ob Phil und Phm mit dem Gal in die Zwischenzeit gehören oder doch nach dem Röm anzusetzen sind, spielt dabei natürlich keine wesentliche Rolle, da ja einerseits ohnehin ein nicht allzu klein bemessener Spielraum angenommen und andererseits modifizierende Gesichtspunkte wie der zuvor angeführte der Brieflänge berücksichtigt werden müßten. Keiner dieser drei Erklärungsversuche kann allein die rhetorischen Differenzen innerhalb der Paulusbriefe begründen, aber auch miteinander und so einander begrenzend und ergänzend können sie noch nicht voll befriedigen, da sie alle noch viel zu summarisch und allgemein bleiben. Nur eine eingehende Analyse der einzelnen Briefe, wie sie oben S. 132 skizziert wurde, wird Präziseres und Befriedigenderes hierzu herausfmden können. Wir müssen uns hier mit dem Hinweis auf das Problem und die drei allgemeinen Überlegungen begnügen und später bei der Durchführung des Vergleichs mit dem Kol diese Differenz zwischen den Paulusbriefen selbst stets im Auge behalten.
b) Der plerophore Charakter des Stils im Kolosserbrief
1. Einleitendes Eine ganze Reihe von Erscheinungen, die in den Komplex des rhetorischen Engagements hineingehören und durch die sich der Kol von den Paulusbriefen unterscheidet, sind Ausdruck eines plerophoren Stils. Mayerhoff fUhrt einen großen Teil von ihnen bereits auf, doch versteht er diese Stilzüge gerade nicht als die verschiedenen Auswirkungen eines bestimmten Stils und begibt sich so des in diesem Bereiche entscheidenden Arguments. Entsprechendes gilt auch
Plerophore Elemente
147
fur die Späteren. Holtzmann betrachtet zwar die einzelnen Differenzen unter einem gemeinsamen Gesichtspunkt, aber da er sie "unter den Begriff der Steigerung einzelner Vorkommnisse des paulinischen Sprachgebrauches zur Eigenthümlichkeit und Manier" des Überarbeiters des paulinischen Kol subsumiert l , kommt auch ihm der plerophore Charakter einer Reihe von Stilzügen als Gesamterscheinung nicht in den Blick. Nicht anders liegen die Dinge bei Percy. Er erwähnt in seinem Absc1mitt über den "Grundcharakter des Stils" des Kol 2 weder einen der plerophoren Einzelzüge noch den plerophoren Grundcharakter des Stils im Ganzen. Immerhin konstatiert man hin und wieder bei einzelnen Stilzügen, daß eine bestimmte Erscheinung "zur Verstärkung des Gedankens" diene 3 • Aufs Ganze gesehen wird dem plerophoren Charakter des Stils im Kol jedoch nicht die ihm zukommende Beachtung geschenkt und seine Bedeutung für die Verfasserfrage verkannt. Der plerophore Charakter des Stils kommt besonders in der großen Dichte von Synonymen und in der häufigen Verwendung von 1Tac;, von bestimmten Genetivkonstruktionen und von nachgebrachten adverbialen Bestimmungen durch €V mit ei'nem Substantiv zum Ausdruck. Schon Mayerhoff hat auf die große Zahl dieser Erscheinungen im Kol hingewiesen und darin einen Unterschied zu den Briefen des Paulus gesehen 4 . Auch die meisten Verfechter der paulinischen Verfasserschaft des Kol haben diese Beobachtungen anerkannt, doch haben sie sich zugleich daran gemacht, entsprechende Stilzüge aus den Paulusbriefen zusammenzutragen, um so darzutun, daß es sich dabei nicht um unpaulinische Stileigentümlichkeiten handele; ein gegenüber den übrigen Paulinen gesteigertes Maß des Vorkonunens dieser Züge im Kol haben freilich auch sie zugestehen müssen. Nun ist natürlich von vornherein nichts anderes zu erwarten, als daß auch Paulus hin und wieder zwei oder drei Synonyma zusammenstellt, Genetive häuft und adverbiale Bestimmungen durch EV und ein Substantiv gibt. Aber gerade wenn der Nachweis gefUhrt wird, daß "auch bei Paulus" solche Erscheinungen vorkommen, wird deutlich, daß sie seinen Stil eben doch nicht charakterisieren. Eben das gilt nun aber für den KoI, und deshalb ist nicht ein nur quantitativer, sondern ein wesentlicher Unterschied zwischen dem Kol und den Paulusbriefen zu konstatieren.
2. Die lläufung von Synonymen Eines der auffälligsten Merkmale des Kol bildet die große Dichte in der Häufung von Synonymen. Mayerhoff hat das "fönnliche Jagen nach Synonymen, wie Holtzmann, Kritik S. 116. Percy, Probleme S. 18f. 3 So Mayerhoff S. 36f zur figura etymologica. Ähnlich Holtzmann, Kritik S. 117 zu der häufigen VelWendung von 1Tae; im Eph und im Koi. .. Mayerhoff S. 35.35f.15.37.16. 1
l
148
111. DAS RHETORISCHE ENGAGEMENT: Der plerophore Charakter
wir es in keiner neutestamentlichen Schrift ähnlich wiederfinden", als die "auffallendste" (S. 35) "grammatische Verschiedenheit" "positiver Art" (S. 34) herausgestellt, und in der Folgezeit ist dieser Zug fast stets als bemerkenswert anerkannt worden. Folgende Stellen sind aus dem Kol hier anzuführen: 1,2 6 6 9
9 10 11 21 22 23 26
28 2,3 5
7 8 10 13 15 18 19 19 22
arLOl.<; Kal. 1TWTOL<; Kap1TO«JopOV/J.€VOL KaL av~avo/J.€VOL 1]KOVOaT€ KaL €1T€rVWT€ 1TPOO€VX0J1eVOL Kat aLTOV/J.€VOL €V 1TaOn ocxptq. Kal. auV€O€L 1TV€v/J.anKTl Kap1TO«J0poVVT€<; Kat av~avo/J.€VOl, €L<; 1Taoav V1T0/J.0V1]V Kat IJ.I2KPOf)V/J.taV amiAAoTpLW/J.€VOV<; Kal. €XtJpov<; arLOV<; KaL a/J.w/J.0v<; Kal. av€rKA1]TOV<; T€tJ€/J.€Al.W/J.€VOL Kat €DpatOL KaL
VOVtJ€TOVVT€<; •.• Kat DwaOKOVT€<; T1]<; OOtpta<; Kat rvWO€W<; T1]V T~LV Kal. OT€p€WJ.l.a
€PPL~W/J.€VOl, Kat €1TOLKODO/J.OVJ.I.€VOL ••• KaL ßeßatOV/J.€VOL Dta T1]<; tpLAOOcxpta<; Kat K€V1]<; a1TaT1]<; 1Ta01]<; apX1]<; Kat €~OVOta<; TOL<; 1Tapa1TTW/J.aow Kat TTI aKpoßvonq. T1]<; oapKO<; Ta<; apxa<; Kat f~OVOta<;
fV Ta1TfLVO«JpoauVTI Kal. tJP1]OK€1.Q- TWVarr€AWV ÖLa TWV ~WV KaL avvDf0J.l.WV €1TLX o prryovJ.I.€VOV Kal. avJ.lßt,ßa~oJ.l.€VOV KaTa Ta €VTaA/1aTa KaL ÖLDaOKaAta<;
gegenüber dem 3,12 16 4,1 9 12
/J.1] J1€TaKWOV/J.€VOL
a1TO TWV aLWVWV KaL arTO TWV r€V€WV
(in charakteristischer Modifizierung 4a von les. 29,13!)
€VTaAp.aTa avtJpw1TwV KaL ÖLDaOl
arLOl. Kat fl'Ya1T1]f.L€voL DwaOKOVT€<; KaL VOV&TOVVT€<; TO DLKaLOV Kat, T1]V WOT1]Ta 1TWT'-f) KaL ara1T1]T'-f) T€A€LOL Kat, 1T€1TA1]po.pOp1]J.I.€vot,
Dazu kommen noch die asyndetische Reihung 3,16 tJ;a"AJ.LoL<; die Wendung 2,5 XaLPWV Kat ßA€1TWV (vgl. ferner 4,7).
VJ.l.VOl.<; '-f)DCU<;
und
Auf den knapp acht Nestleseiten finden sich 30 solcher Synonymenhäufungen, auf eine Seite entfallen also ungefähr vier Fälle. Wie der Vergleich mit den Paulusbriefen zeigt, ist das außerordentlich viel. Nach Percy begegnet die Zusammenstellung von Synonymen "besonders häufig ... in den beiden ersten Kapiteln des Römerbriefes"s. Auf den entsprechenden 4(l
Siehe u. S. 210-214.
5
Percy, Probleme S. 20.
Die Häufung von Synonymen
149
knapp fünf Nestleseiten zähle ich jedoch nur elf Fälle 6 • Auf einen gemeinsamen Nenner gebracht, lautet das Verhältnis zwischen dem Kol und den beiden Kapiteln also 75 : 44, und das bedeutet, daß die Dichte beim Kol fast doppelt so groß ist. Dabei ist noch bemerkenswert, daß vier dieser elf Fälle aus R 1-2 zu einer rhetorischen Einheit gehören und einander als Parallelen erfordern (2, 7-10). Etwa gleich groß wie in R 1-2 ist die Dichte der Synonymenhäufungen im Phil. Percys Behauptung, daß dieser Brief "sogar den ungefähr gleich langen Kolosserbrief in bezug auf die Häufigkeit der Fälle" übertreffe 7, ist völlig unhaltbar. Denn der Phil bietet bestenfalls folgende Fälle:
1,9
fV f'11'l:YVWOet Kat. 1Taofl awtJ110ft
10
ftAtKPWftC; Kat a1TpOIWOK07TDt
11 15
Dill '{}tJOVOV Kat fpW
ftC; Do~av Kat f1Tawov &ov
20 2,2
o1TAa'Yxva Kat oLKnpJ.1Dt
12
J.1fTa '{}oßOV Kat. TP0J.10V
KaTa Tl1V a1TOKapaDOKIllV Kat fAmDa J.10V
14
XWptC; 'YO'Y'YVOJ.1WV Kat ÖtaAO'YWJ.1WV
15 17
aJ.1fJ.11TTDt Kat aKfpaWt
4,1 6
7
fm T'[7 {}vOtq. Kat AftTOVP'YLQ. a8fA,{}Ot J.10V a'Ya1Tl1TOt Kat fm1TOl91]TOt, xapa Kat oTflpavoe; J.10V
fV 1Twn TT11TPOOfVXfI Kat. Tfi Df110ft Tae; KapDIlle; VJ.1WV Kat Ta VOT/J.1aTa VJ.1WV
Die Stellen 1,25 und 2,15aß gehören nicht hierher, und auch Percy führt sie nicht mit auf. Denn erstere bietet eine ganz anders zu wertende rhetorische Figur, letztere ein AT-Zitat M• Es finden sich also im Phil mit 13 Fällen nicht einmal halb so viele Stellen wie im KoI. Percy hat darauf aufmerksam gemacht, daß die häufige Verwendung von Synonymenhäufungen "offenbar dem Stil der Predigt angehört"9. Wenn das richtig ist, trägt der Hinweis auf das Vorkommen auch bei Paulus nun freilich erst recht nichts aus. Denn da in Bezug auf die Häufigkeit dieser Erscheinungen der Kol und die Paulusbriefe so stark differieren, daß letztere selbst mit ihrer größten Dichte nur die Hälfte des Kol erreichen, legt sich eher die Vermutung nahe, daß das Vorkommen dieser Erscheinung auch bei Paulus vom Predigtstil zu erklären sei, als zu meinen, es handele sich dabei um eine Eigenart, durch die die P;mlusbriefe und der Kol wesentlich zusammenrückten. Auf dem Unter1,5.18.20.21 (im Kol nie ... TE Ka, oder 1'/ !).25.; 2,4.7.8.9.10.20. Percy, Probleme S. 21. 8 Auch in K 2,3 sind zwar alttestamentliche Wendungen benutzt (vgL Provo 2,3-8), doch handelt es sich nicht um ein genaues Zitat. 9 Percy, Probleme S. 21. 6
7
150
III. DAS RHETORISCHE ENGAGEMENT: Der plerophore Charakter
grund einer gängigen Verwendung von Synonymenhäufungen im Predigtstil gewinnt die Differenz also ganz im Gegenteil noch zusätzlich ein besonderes Gewicht 10.
3. Identifizierende und weiterführende Appositionen Als Ausfluß des plerophoren Stils des Kol muß man ferner die mehrfach gesetzten identifizierenden Appositionen betrachten. Sie bringen eine Ausdrucksverstärkung, die in gewissem Sinn mit der durch Synonymiim erreichten verwandt ist. Wie diese entbehrt auch jene der rhetorischen Eleganz und wirkt zumal in gehäuftem Auftreten - vergleichsweise plump. In 1,14 verstärkt die Apposition die Gewichtigkeit des Relativsatzes €V 4' €XoJ.1€V i11V a1ToAvipWOW, i11V OJ.{J€OW iWV aJ.1apiLWV, der ohne dieses zusätzliche Gewicht gegenüber dem Vordersatz zu leicht wäre. In 1,17 wird mit Hilfe einer Apposition Xpwioe; €V VJ.1W expliziert wld hervorgehoben: XPWiOe:: €V VJ.1W, 11 €A1TLe; i11e; oO~11e;, und auch hier stellen erst die beiden Begriffe zusammen das Gleichgewicht zum Vorangehenden her: (11rf€A110€V 0 rf€oe:: -yvwpwaL) TL iO 1TAovioe; i11e; oO~11e:: iOV J.1VOi11pwV iOViOV €V iOLe; €rfV€ow. Hinzuweisen ist weiter auf die Glosse zu dem zitierten Hymnus in 1,18 aVioe:: €OiW 11 K€c.paA11 iOV oWJ.1aiOC:, i11e; €KKA110Lae::. An dieser Stelle ist auch die relativische Wendung 0 €OiW zu nennen, die ohne Rücksicht auf das Genus des Bezugswortes, aber auch ohne Assimilation an das Prädikat formelhaft eine identifizierende Erklärung anschließt und darin dem lateinischen id est entspricht l l . Der Vergleich von K 1,14 mit der appositionellen Beifügung i11e:: €KKA110Lae; zu dem 'Tl K€c.paA'Tl iOV oWllaioe:: des Hymnus und von K 1,24 V1T€P iOV OWJ.1aiOC: aViOV, 0 €OiLV 'Tl €K/(AT10t.a zeigt deutlich, wie nahe die beiden Erscheinungen zusammengehören. Als zweite Stelle ist aus dem Kol der Satz 3,14 hier anzuführen: €1TL 1Taow Oe iOViOLe:: i'Tlva-ya1T'TlV, o €onv 12 avvO€0J.10e; i'Tle; i€A€Wi'TliOe::. An drei weiteren Stellen, nämlich 1,27; 2,10.17, ist der Text unklar 13. In den Paulusbriefen begegnet diese Erscheinung an keiner Stelle, und schon darum muß man sie als bemerkenswert anerkennen 14, erst recht gilt das aber im Zusammenhang mit den hier zu besprechenden Appositionen. IOYgL auch die synonymischen Genetivverbindungen in K 2,2 und wohl auch 1,27 (s. u. S. 157 Anm. 24). 11 Ygl. BD § 132,2. 12 So ist (mit Percy, Probleme, S. 330 doch wohl eindeutig gegen N* und D* (oe; WTLv) bzw. 3l' (TjTLc;) zu lesen. 13 S. die Diskussion bei Percy, Probleme S. 33f (allerdings nur zu K 2,10.17 sowie E 5,5). BD § 132,2 und Lohse S. 121 Anm. 8, S. 152 Anm. 6 und S. 171 Anm. 4 entscheiden sich jeweils gegen die Lesart 0 wnv. 14 Ygl. Percy, Probleme S. 33f, der freilich K 1,14.24.27 nicht erwähnt und nur 2,10.17; 3,14 nennt.
Identifizierende und weiterführende Appositionen
151
Besonders charakteristisch für den Stil des Kol sind jene Appositionen, die zugleich die Weiterführung des Satzes ermöglichen; die vier Beispiele, die der Brief dafür bietet, hätten also ebensogut im I. Kapitel behandelt werden können. Zu nennen ist zunächst 1 ,25f ete;' vJ-Lae; 1TAf/pwaat TOV AcryOV TOV {}eov, TO J-Lva717PLOV TO a1TOKeKpVJ-LJ-Levov a1TO TWV atWVWV KaI, arTO TWV 'Yevewv - VVV oe eI{)WepwfJ1? Tote; a'YWLe; aVTOV, ote; ...
Ähnlich liegen die Dinge auch in 2,2, wo das Stichwort avv€ate; durch €1Tt-YVwaLe; aufgenommen und weitergeführt wird: avfJßtßaa&vT€e; ev a'Ya1Tf/ KaI, €te; 1Tav 1TAOVToc; Tf/e; 1TAf/pa.poptae; Tf/e; avveaewe;, He; €1Tt'Yvwaw TOV J-Lva7f/pLOV TOV &OV, XPWTOV, €V ~ eww ... Dabei zielt die Weiterflihrung auf XpwTQe;, indes wird das Wort selbst, der Sache nach im Anschluß an das Stichwort €1Tt'Yvwme;
assoziativ und plerophor durch TOV J-LvaTf/pLOV TOV &ov bereits vorweggenommen, dann doch nur appositionell nachgetragen, um den Relativsatz €V 4> eww ... anzuschließen: €Le; e1Tt-yvwaw TOV J-LvaTf/pWV, XPWTOV, €V 4> €WW 1TaVT€e; 01, fJ1?aavpOL Tf/e; aa.ptae; KaI, 'Yvwa€we; a1TOKpUlpOt - ein für den Stil des Kol typischer Satz, wie gerade auf dem Hintergrund von Prov 2,lff deutlich wird. Weiter gehört hierher die Apposition in 2,11 €V 4> Kat 1T€pLeTJ-Lf/fJ1?T€ 1TeptT0J-LTI aX€LpO1TOLf/T4> €V
rn
a1TeKovaet TOV aWJ-LaToe; Tf/e; aapKOC;, €V 7fI 1T€ptT0J-LTI TOV XpWTOV.
Die Apposition verlegt, das Vorangehende zusammenfassend, das Gewicht wieder auf Christus, von dem der Satz herkommt (€V ~) und an den dann auch die Fortführung anschließt (avvTGAp€V7€e; aVT4'). Schließlich ist noch auf die Stelle 2,8 hinzuweisen, wo mit Hilfe der Apposition einerseits das zugehörige Glied verstärkt und andererseits das Stichwort für die Fortführung gegeben wird: KaTa 7f/V 1Tapaooaw TWV av{}pw1TwV, KaTa Ta aTOLX€ta TOV KoaJ-LOV Kat OV KaTa XPWTOV'
on €V
aVT~
KaTOtKet ...
PercylS gesteht "die Neigung, längere oder kürzere parallele Kola in Form von Appositionen, Nebensätzen, Partizipialkonstruktionen oder Präpositionsausdrük:ken zu häufen", als "Eigentümlichkeit im Stil der Kolosser- und Epheserbriefe" zu und erkennt, daß sie ,,mit der Vorliebe für die Anhäufung von Synonymen ... offenbar ... gewissermaßen verwandt" ist (S. 21). Er unterscheidet (S. 21f) die Häufung von Appositionen (K 1,14.15.18 .25L27), die asyndetische Folge von zwei oder mehreren mit derselben Präposition eingeleiteten Kola mit fast ganz demselben Sinn (K 2,2.8.11; dieser Zug begegne besonders im Epheserbrief) und die asyndetische Reihung von Partizipialkonstmktionen (K 1,9ff). In einem zweiten Schritt will Percy zeigen, daß "aber diese Neigung, parallele Kola zu häufen, etwas für den Paulus der Homologumena in sehr hohem Grade Charakteristisches" ist (S. 22f). Die Belege gliedert er wieder in drei Gruppen. Lag der Gliederung für den Kol und den Eph als Prinzip die abnehmende Häufigkeit zugrunde, so jetzt die steigende argumentative Kraft des VergleichsIS Die in Klammern beigegebenen Seitenzahlen beziehen sich im folgenden auf Percys Monographie.
152
IU. DAS RHETORISCHE ENGAGEMENT: Der plerophore Charakter
ergebnisses. Er nennt (1) durch 'Wt oder andere Bindewörter verbundene Sätze oder Partizipialkonstruktionen und parallele, meist asyndetische, aber auch mit Km verbundene ganze Satzverbindungen (S. 23f), (2) Appositionen bzw. attributive Satzverkürzungen oder parallele Prädikative (S. 24f) und (3) mit Präpositionen eingeleitete Kola (S. 25f). Percy kommt zu dem Ergebnis, daß das Vorkommen zumal des letzten Zuges in den Homologumena und im Kol "eine sehr starke Stütze für die Echtheit" des Kol darstelle (für den Eph gelte das in noch stärkerem Maße), weil diese Eigentümlichkeit "sonst sehr selten außer in der Septuaginta" ist und "ein Nachahmen seitens des oder der Verfasser der Kolosser- und Epheserbriefe angesichts des spärlichen Vorkommens dieses Stilzuges auch in den anerkannten Paulusbriefen ganz undenkbar erscheint" (S. 25t). Die Schlüssigkeit dieses Ergebnisses entscheidet sich daran, ob einerseits die genannten Stilzüge einander nach Eigenart und Häufigkeit entsprechen und darin auf diese Briefe beschränkt sind und ob sie andererseits im Ganzen des jeweiligen Stils die gleiche Funktion haben. Beides ist für die (1) Gruppe: Neigung zur Häufung von parallelen Kola (S. 22 bzw. 22-24) in jeder Beziehung zu verneinen. Dem von Percy aus dem Kol hier angeführten einen Satz 1,9-12 mit seiner Reihung von Partizipialkonstruktionen entspricht keine der rur Paulus (auf S. 23f) beigebrachten Stellen. Jener ist ein charakteristisches Beispiel ftir den anfügenden Stil des KoI, diese sind bestimmt von rhetorischem Schwung 16 • Daß eine Differenz vorliegt, gesteht auf seine Weise ja auch Percy zu, wenn er feststellt, daß "die gegenseitige stilistische Übereinstimmung zwischen Kol 1, 10ff und Eph 1,18ff mit Rücksicht darauf, daß es sich in beiden Fällen um umfangreiche, in feierlichem Ton gehaltene Gebetswünsche handelt, größer (ist) als diejenige zwischen diesen bei den Stellen und den hier aus den anerkannten Briefen angeführten" (S. 24). Für die (2) Gruppe: relativ häufiger Gebrauch von Appositionen bzw. attributiven Satzverkfuzungen oder parallelen Prädikativen führt Percy außer K 1,14. 25f.27 auch noch 1,15.18 an (S. 21), die jedoch außer Betracht bleiben müssen, wenn 1,15-20 ein aufgenommener Hymnus ist. Auf der anderen Seite vergrößert der Einbezug von attributiven Satzverkürzungen und parallelen Prädikativen die Vergleichsbasis einseitig für die Paulusbriefe (S. 24). Streng genommen sind K 1,14.25f.27 nur R 8,23; 12,1; 13,4; 2K 5,1; Ph 3,9; 2Th 2,3 vergleichbar. "Indessen gibt es ähnliche Fälle auch sonst im NT" (percy S. 24; von den auf S. 24f genannten Stellen kommen IT 3,15; Apk 1,6; 5,5 infrage). Mag man vielleicht auch einen - von Percy leider überhaupt nicht präzisierten - "vergleichsweise häufigen Gebrauch" von parallelen Appositionen im Kol wie in den Paulusbriefen annehmen, so darf man gleichwohl nicht aus den Augen verlieren, daß auch diese innemeutestamentliche "relative Häufigkeit" bei Pau16 VgL den Abschnitt über den rhetorischen Charakter der Diatribe und über die rhetorischen Kunstmittel in den paulinischen Briefen bei Bultmann, Stil S. 20ff bzw. 74ff.
Identifizierende und weiterführende Appositionen
153
lus gegenüber der Dichte im Kol zu gering ist, um weiterreichende Schlüsse zu erlauben. Ferner ist bei einem Vergleich darauf hinzuweisen, daß die Stellen aus dem Kol ebenso wie die aus den Paulusbriefen auch untereinander nicht völlig gleichartig sind. So haben die Appositionen an den drei Stellen im Kol drei verschiedene Funktionen: Achtergewicht (1,14, so auch R 3,28; 12,1; 2K 5,1). Anschluß eines weiterführenden Gedankens (l,25f) und interpretierender Einschub (1,27; ähnlich auch Ph 3,9; 2Th 2,3. - R 13,4 bringt eine Spezifizierung). Ein undifferenziertes Auszählen und ein rein statistischer Vergleich reichen eben noch nicht hin; als entscheidendes Argument muß der mit dem Einzelmoment korrespondierende stilistische Gesamteindruck in Rechnung gestellt werden. Zu seiner (3) Gruppe: mit Präpositionen eingeleitete Kola zählt Percy aus dem Kol die Stellen 2,2.8.11. Aus den Paulusbriefen stellt er lK 15,52; 1Th 4,16; R 15,19 und schließlich den Anfang der Schlußdox010gie R 16,25 daneben, aber auch die Aufzählungen 2K 6,4-8; 11,23; 12,10. Alle Paulusstellen unterscheiden sich jedoch wesentlich von den zuvor aus dem K01 genannten. Nicht nur die Unterschiede in der Länge und in der Zahl der Glieder auf beides weist auch Percy hin - sind zu gewichtig, als daß man von einem gleichen Stilzug sprechen könnte. Vor allem ist die Funktion dieser Kola in den Paulusbriefen eine völlig andere als im KoI. Der Verfasser des Koi fUhrt . mit dem jeweils zweiten Glied das erste, dieses aufgreifend, weiter; Paulus hingegen präzisiert mit dem folgenden Glied stets das vorangehende. Lediglich die Schlußdoxologie R 16,25 berührt sich mit dem Stil des KoI. So kann von Nachahmung hier in der Tat nicht die Rede sein, genauso wenig aber von einem Hinweis auf eine Verfasseridentität. Und der Hinweis auf die LXX (S. 25f; so. o. S. 152) müßte selbst bei Gleichartigkeit der jeweiligen Fälle ohnehin davor warnen, zu schnell auf Verfasseridentität zu schließen, da ja ihr Einfluß auf die christliche Diktion zu berücksichtigen ist. Abschließend ist zu sagen, daß die Verwendung von parallelen Appositionen nach ihrer Eigenart und nach ihrer Dichte keineswegs den Kol mit den Paulusbriefen verbindet. Lassen sich zu 1,14 und vielleicht 1,27 auch Parallelen aus den Paulusbriefen finden, so doch nicht zu den übrigen Stellen des Kol (es sei denn den Beginn der nichtpaulinischen Schlußdoxologie des Römerbriefes: 16,25). Die Differenzen sind also wesentlich größer als die Übereinstimmung, zumal ja auch noch das formelhafte 0 €OTUI zu berücksichtigen ist und außerdem überlegt werden muß, ob nicht bereits das Auftreten einer solchen formelhaften Wendung auf eine besondere Geläufigkeit dieser Gedankenfigur hinweist. Wohl aber heben sich im Vergleich zu den Paulusbriefen auch hier die beiden Grundelemente des Stils im Kol ab: Anknüpfung (1 ,25f; 2,2.8.11) und Plerophorie (1,14.27; 1 ,25f; 2,2.8.11), und in diesem Horizont ist deshalb auch der Befund einerseits für den Kol und andererseits für den Vergleich des Kol mit den Paulusbriefen zu interpretieren.
154
III. DAS RHETORISCHE ENGAGEMENT: Der plerophore Charakter
4. Nachgebrachte Umstandsbestimmungen mit €v Ein relativ großer Teil des Vorkommens der Präposition €V entfällt im Kol auf die an Gedanken und Sätze angehängten Umstandsbestimmungen. Sowohl die Endstellung dieser Wendungen als auch der Gebrauch (nicht eines Adverbs, sondern) einer adverbialen Bestimmung durch die i Präposition €V und ein Substantiv gibt ihnen ein großes Gewicht. Der auf die nachgebrachte adverbiale Bestimmung gelegte Nachdruck klingt im Hörer nach und nötigt ihn gleichsam zum Innehalten. So stellt auch dieser Zug ein Moment des plerophoren Stils im Kol dar. Holtzmann bezieht in den Vergleich noch jene adverbialen Bestimmungen ein, die nicht am Ende eines Satzes stehen l ?; die argumentative Kraft dieser Stellen liegt jedoch im wesentlichen in der - schon behandelten - großen Häufigkeit der Präposition €V; darüber hinaus sind sie nicht als stilistische Eigentümlichkeit zu werten. Olme die Stellen, an denen €V XPWT4J oder €V KVPL4) begegnet (K 1,28; 3,18.20; 4,17) und die wegen ihres formelhaften Charakters nicht besonders auffällig sind und eine Reihe von.Entsprechungen in den Paulusbriefen haben, und ferner ohne jene Stellen, an denen eine adverbiale Bestimmung als Prädikatsergänzung gefordert ist (K 2,7; 4,1.12) und die deshalb ebenfalls keine Besonderheit darstellen H\ fmden sich immer noch 11 Fälle, und das sind über 12% des Vorkommens der Präposition €V. Es handelt sich um die Stellen 1,6
8 9 12
28 29 2,1 4 15 3,4 4,2
T/KovaaT€ KaL €rreyvWT€ TT/V xapw ... €V aAT/fJeL(L o ... OT/AWaae: T//JW TT/V V/JWV ararrT/v €V 7rV€V/JaTL wa rrAT/pwfh]T€ TT/V €1rLrVwaw TOV {)eAT//JaToe: aVTOV €V rraav aOlpLQ. KaL avV€a€L rrV€vpaTLKT/ €Le: TT/V /J€PWa TOV KAT/POV TWV arLWV €V T4J I{JWTL VOVfJeTOVVT€e: rraVTa av{)pwrrov KaL OtOaaKOVT€C: rraVTa av{Jpwrrov €V rraaT/ aO l{Javepwfh]aeafJe ev OO~T/ rprryopOVVT€e: €V aVTT/ (= rrpoa€vXT/) €V €vxapwTLQ.
Der Vergleich mit den Paulusbriefen zeigt, daß hier eine Stileigentümlichkeit des Kol vorliegt. Das hat schon Mayerhoff gesehen (S. 15), und auch Percy gesteht zu, daß es sich dabei um eine "stilistische Eigentümlichkeit, die der Kolosserbrief ... mit dem Epheserbrief gemeinsam hat", handelt (S. 27) und daß ,,Ähnliches" in den Paulinen "viel weniger häufig" begegnet (S. 28). Den elf 17
18
Holtzmann, Kritik S. 118f. So mit Holtzmann, Kritik S. 119, Perey, Probleme S. 27f.
155
Nachgebrachte Umstandsbestimmungen mit €v
Fällen des Kollassen sich denn auch nur insgesamt 16 Stellen aus den Briefen des Paulus gegenüberstellen:
R
lK
2K
9,1 14,17 15,13 19 16,20 13,12 16,11
7,1 12,12
avJ.LJ.Lapropouu11C; J.LO' T11C; avV€W11U€WC; J.WU €V 1TV€Ullan a-Y'4> ö,,,awavv11 "at €LP11V11 "aL xapa €V 1TV€uJ.Lan a-YL4' eLC; TO 1T€PWU€U€W UJ1CtC; €V T[l €A1TWL €V ÖUVG.J.L€L 1TV€UJ.LaTDc; a-ywv
AO'Y4> "at~€P'Y4J,
€V ÖVVaJ.L€L ul1J.L€LWV "aL T€paTWV, €V ÖvvaJ.L€L 1TV€UJ.1aTDc;
auV{)pLt/I€L TOV uaTavav V1T0 TOUC;
1Tooac;
uJ.l.wv €V TaX€L
ßA€1TOJ.l.€V ••• ÖL' €U01TTPOU €VaLVL-YJ.1an 1Tp07T€J.Lt/laT€ Ö€ aUTOV €V etP11VT/ €1TLT€AOUVT€C; a-YLwavv11V €V
'l'oß4J &ou
Ta ... Ul1J.l.€ta TOU a1TouToA.'ov "aT€Lp-yau~ €V UJ.lLV €V 1TauT/ V1T0J.L0V'(1
G
6,1
Ph 1Th
6 "OWWV€LTW . .• T4' "aTl1xovvn €V 1Tauw a-ya{)oLC; 4,19 "aTa TO 1TAOUTOC; aUTOU (= &ov) €V öO~17 €V XPWT~ 'I11UOU 2,2 AaAl1Uat . .. TO €txL-y-y€AWV TOU &ou €V 1TOAA4> a-YWVL
2Th
1,11
UJ.l€LC; OL 1TV€uJ.laTU<.OL "aTapnt€T€ rov TOWUTOV €V 1TV€uJ.l.aTL 1TPav-
T11Toc;
17
€U1TOUÖauaJ.l.€v TO 1TPOUW1TOV UJ.1WV W€W €V
1TOAAT/
€7TL{)UJ.l.1{L
Lva ..• 1TA11PwuY1Tauav €UÖO"Lav a-yafJwavv11C; "aL €p-yOV 1TWT€WC; €V ÖVVaJ.l.€L
17
öovc; 1Tapa"A11uw aLWVtaV "aL €A1TLÖa a-ya~v €V XaPLTL
Aufs Ganze gesehen entsprechen freilich diese paulinischen Stellen denen aus dem Kol nicht einmal ganz 19• Denn von den elf Fällen des Kol haben z. B. nur zwei eine attributive Bestimmung des Substantivs, die .große Mehrzahl bietet lediglich Präposition und Substantiv. Dagegen sind zehn der paulinischen Stellen attributiv näller bestimmt, und nur fünf bleiben ohne eine solche nällere Bestimmung (bei der sechsten ist die Endstellung nicht gewahrt: Ph 4,19). Percy hat Parallelen aus der sonstigen urchristlichen Literatur zusammengetragen und diesen Stilzug als Semitismus bzw. Septuagintismus erklärt, da die Stellung eines adverbialen Ausdrucks €V mit Substantiv am Satzende "im sonstigen Griechisch überhaupt sehr selten" ist2°. Wäluend Paulus sich zahlenmäßig im Rahmen der urchristlichen Literatur bewegt, wird die Häufigkeit dieses Stilzuges im Kol von keiner anderen urchristlichen Schrift erreicht, und so hebt dieser sich auch in diesem weiteren Vergleichshorizont als eine stilistische Eigenart des Verfassers des Kol ab. 19 Die von Lohse S. 137 Anm. 1 genannten Stellen aus den Qumranschriften können nicht als "sprachliche Parallelen" zu den Fällen des Kol gelten - im Unterschied zu einem Gebrauch von €v im Eph (s. dazu K. G. Kulm, Epheserbricf S. 337). 20 Percy, Probleme S. 29-32; Zitat S. 32. - Vgl. auch Neugebauer S. 34-44.
156
III. DAS RHETORISCHE ENGAGEMENT: Der plerophore Charakter
5. Die Häufung von Genitiven Seit Mayerhoff 21 ist immer wieder auf die verhältnismäßig hohe Zahl von Konstruktionen mit mehreren Genitiven hingewiesen worden. Auch Percy erkennt diese Neigung als "stilistisches Charakteristikum" an, schränkt aber die Gültigkeit dieser Beobachtung auf die Fälle ein, bei denen "sämtliche Genitive Substantive sind und auch der erste als Bestimmung eines anderen Substantivs oder substantivischen Ausdrucks steht: die sonstigen Fälle bieten nämlich nichts Merkwürdiges"22. Das Gleiche 'gilt dann aber auch für all die Stellen, an denen der zweite Genitiv eine Person bezeichnetn : Durch diese Einschränkungen wird zwar die Basis der Beobachtung schmaler, doch wird die Beobachtung zugleich als Argument treffender. Die schärfere Einstellung erfaßt nun noch im Kol
1,5 EV T4> Arry't) T11' aA11{)ElilS TOV EvarrEALOV 1,13 Ete:; T11V ßaatAELaV TOV {)eov T11e:; ara1T11e:; aVTOV 1,27 TO 1TAOVTOe:; T11e:; DO~11' TOV J.LvaTl1pwv TOVTOV 2,2 He:; 1Tav 1TAOVTO, T11e:; 1TA11PO
lK
2K
2,5 EV 11J.LEPC!- OfYYT}e:; Kat a1TOKaAv!J;EW, OtKaWKpWLae:; TOV {)EOV 4,11 mppa,,/wa Tl1e:; OtKawauv11e:; T11e:; 1TWTEW, 5,17 T11V 1TEpwaELaV T11e:; xaptTD<; Kat T11' owpEae:; T11' oLKawauvl1C:; 8,2 o ... VOJ.LOe:; TOV 1TVEVJ.LaTD<; T11' ~W11' 11,17 atYyKOWWVOC:; T71e:; Pt~11' T11' 1TLOT11TOe:; T11e:; €Aata, 2,6 ao!ptaV ... TWV apXOVTWV TovaLwvoe:; TOVTOV 4,4 TOV !pWTW/1OV TOV €Va,,/,,/€ALOV T11e:; OO~11C:; TOV XPWTOV 4,6 1T po, c.pWTW/10V T11e:; ,,/vwaEw, T17e:; OO~11e:; TOV {)eOV
Der relative Zahlenunterschied zwischen den beiden Gruppen ist angesichts der acht Nestleseiten des Kol und der 120 der Paulinen deutlich. Dieser zahlenmäßige Unterschied macht aber noch nicht allein die Differenz aus - wie sich denn auch zwei Drittel der paulinischen Fälle im Röm finden und gleichwohl niemand auf den Gedanken kommt, diesen Brief darauthin von den übrigen Paulusbriefen abzuheben. Entscheidende Kraft bekommt das rein statistische Argument, so wichtig es ist, erst von einer weiteren Beobachtung. Wie der inhaltliche Vergleich der einzelnen Stellen zeigt, bewegen sich die genannten Genitivkonstruk21 "Eine andere, zwar auch be im Paulus, aber am meisten im Epheserbrief, jedoch seltener als hier, vorkommende Stylgcstaltung ist die Häufung der Genitivi" (S. 37). 22 Percy, Probleme S. 26 bzw. S. 27 Anm. 17. - Auch Ph 2,15 scheidet damit aus der Betrachtung aus, da J.lEUOV als uneigentliche Präposition anzusehen ist; vgl. BD § 215, 3 A. 23 So R 15,29; IK 10,16; Ph 1,19; 3,8.18; ITh 1,3; K 1,24 Christus und R 5,2; 11,33; Ph 3,14; K 2,12.16 Gott; in den näheren Umkreis gehören auch noch R 1,23; 4,12; 8,21; K 1,12.
Die fIgura etymologica und Verwandtes
157
tionen des KoI 24 im wallenden Gewande des Plerophoren Wld abstrakt Umschreibenden, während sie bei Paulus geradewegs und bezeichnend auf das Gemeinte zugehen. Ließe sich der Zahlenunterschied angesichts der ungleichmäßigen Verteilung in den Paulusbriefen zur Not noch als Zufall erklären (freilich kommt auch der Römerbrief ja bei weitem nicht an die Zahl des Kol heran!), so ist das bei der zweiten Differenz nicht einmal mehr versuchsweise möglich. Sie entspricht den verschiedenen Stiltypen und gewinnt so über den Bereich des Zufälligen und Situationsbedingten hinaus wesentliche Bedeutung.
6. Die figura etymologica und Verwandtes Nach Mayerhoff finden sich im Kol "verhältnismäßig häufiger als in den paulinischen Briefen '" die HäufWlgen derselben Ausdrücke zur VerstärkWlg des Gedankens"25. Er nennt €V rraul1 OVVaJ1.€L OUVal1ovl1€VOL 1,11; KaTa TrIP IfV€P-Y€LaV aVTOV Tl1V €V€P-Y0VJ1.€Vl1V 1,29; rr€pL€TI111lJ1]T€ rr€ptTol1Tl aX€tporroLl1T<.p 2,11 und aV~€L Tl1V aV~l1uw TOV t9cov 2,19. Neben diese von Mayerhoff zusammengetragenen Fälle stellt Percy eine Reihe paulinischer Wendungen, bei denen seines Erachtens "derselbe Stilzug" vorliegt 26 ; er gibt an: lK 7,20 (€V TTl KAl1U€L Tl €KAl1{)71); 10,16 (TO rroTl1PWV T1]C; €VAO'YLaC; 0 €VACYyOVI1€V); 11,2 (Ka{)wc; rrap€OWKa VI1W Tae; rrapaOOU€LC;); 15,1 (TO €Va-Y-Y€AWV €va-Y-Y€AWal111V vl1w); 16,10 (TO -yap €P-YOV KVPWV €p-ya~€TaL); 2K 1,4 (Tl1C; rrapaKAl1U€WC; 11C; rrapaKaAOVI1€{}a); 1,6 (TWV avTWV rralJ1]J.lllTWV WV Kat VI1€LC; rraax0J1.€v); 7,7 (€V TV rrapaKAl1U€L T/rrap€KAl1fJ1] €I{)' Vl1W); 8,24 (T1]V OUV €VO€~w Tl1C; a-yarrl1C; VI1WV ... €LC; avTOV<; €VO€LKVVI1€VOL); 11,2 (~l1AW -yap vl1ac; tkov ~l1A4J); G 1,11 (TO €Va-Y-Y€AWV TO €va-Y-Y€AW&V vrr' €l1ov); 5,1 (Tn €A€vt9cptq. l1J.lllC;XpWToc; l1A€V&pWU€v); ITh 3,9 (€1TL rrauv TV XapQ- Tl XaLpOI1€V OL' VJ.lllc;). Mit seinen vier Fällen überträfe in der Dichte dieses Stilzuges denmach der Kol die Paulusbriefe mit ihren 13 Fällen (lK 5, 2K 5, G 2, ITh 1) sehr deutlich, weshalb denn auch Percy bereit ist, von einem "vergleichsweise häufigen Vorkommen" im Kol zu sprechen 27• Sofern die aufgeführten Fälle in den mehr oder weniger weiten Umkreis der figura etymologica gehören und sofern diese die semantische Kraft eines Wortes intensiviert 28 , könnte man geneigt sein, auch diesen Befund in Wlserem Zusammenhang zur Geltung zu bringen und in dem von Mayerhoff skizzierten Stilzug ein weiteres Element des plerophoren Stils im Kol zu sehen.
°
24 Zu den Fällen von synonymischen Genitivverbindungen (vor allem K 2,2, aber wohl auch K 1,27 und vielleicht noch K 2,11) sind E 1,5.11.19; 3,7; 6,10 zu vergleichen, zu denen K. G. Kuhn eine Reihe von Parallelen aus Qumranschriften benannt hat (Epheserbrief S. 3350. 2S Mayerhoff S. 36f. 26 Percy, Probleme S. 32. 27 Percy, Probleme S. 32. 28 Lausberg, Elemente § 281.
158
111. DAS RHETORISCHE ENGAGEMENT: Der plerophore Charakter
Indes ist hier Vorsicht geboten, da die Zusammenordnung der aufgeführten Fälle aus verschiedenen Gründen nicht zu befriedigen vennag. Das gilt zunächst im Blick auf die Vergleichbarkeit der ausgeschriebenen Stellen. Als constituens der Zusammenstellung läßt sich zwar die mehr oder minder große Nähe zur etymologischen Figur eruieren, aber damit ist durchaus noch keine stilistische Gleichartigkeit gegeben. Als figura etymologica gilt streng genommen nur die "fakultative Verstärkung des Verbalbegriffs ... und die formale Stütze eines für den Sinn nötigen adjektivischen oder (selten) GenetivAttributes" durch ein "Substantiv ... , das der gleichen etymologischen Sippe wie das Verbum angehört"29. Die gleiche Figur kann somit in zweifacher stilistischer Abzweckung verwendet werden, und für die nicht unter den eigentlichen Begriff der etymologischen Figur fallenden Stellen muß mit ähnlichen Differenzierungen gereclmet werden 30. Tatsächlich unterscheiden sich auch die einzelnen Fälle bereits innerhalb der beiden'zu vergleichenden Bereiche stilistisch keineswegs unerheblich, wie etwa ein Vergleich von G 5,1 mit lK 15,1 oder von K 2,19 mit K 2,11 deutlich macht. Im Grunde ist jeder dieser vier Fälle anders gelagert. Als plerophore Wendung ließe sich lediglich die figura etymologica in K 2,19 ansprechen. In K 2,11 liegt der Ton gerade nicht auf einem der beiden gleichstammigen Wörter, vielmehr leiten diese "als formale Stütze" des "für den Sinn nötigen adjektivischen ... Attributes"3! den Akzent auf das zugefügte Adjektiv 32 . In G 5,1 handelt es sich um eine vom Kontext her verständliche besondere Pointierung, und die etymologische Figur von lK 15,1 bedeutet zwar eine gewichtige Ausdrucksverstärkung, doch von plerophorer Sprache kann nicht die Rede sein. Die Stammwiederholungen haben somit zwar jeweils eine verstärkende Funktion, aber es muß von FaII zu Fall untersucht werden, ob ein pointierendes oder ein akzentuierendes, ein intensivierendes oder ein plerophores Interesse wirksam ist. Bei einer genaueren Analyse der von Percy zusammengestellten Fälle treten im übrigen Unterschiede zwischen dem Kol und den Paulusbriefen ans Licht, die stilistisch durchaus von Belang sind, wenn auch fraglich bleibt, ob eine statistische Auswertung angesichts der sehr schmalen Vergleichsbasis möglich ist. Beispielsweise muß ja doch auffallen, daß in den Paulusbriefen trotz des relativ geringen hier aufgeflihrten Materials einerseits und der insgesamt viel weniger dichten Verwendung des Relativpronomens andererseits gleichwohl ein Großteil der genannten Fälle ausgerechnet eine relativische Konstruktion aufweist, während umgekehrt in dem sonst an Relativa so überaus reichen Kol trotz des vergleichsweise größeren Materials an etymologischen Figuren eine solche Konstruktion
19 30 31
31
Schwyzer-Debrunner, U S. 74; zustimmend Leumann-Hofmann-Szantyr, 11 S. 38. VgL E. Hofmann S. 39f.96f. Schwyzer-Debrunner, 11 S. 74; s. o. Vgl. E, Hofmann S. 91.96.
Plerophor verwendetes
159
1Ta~
überhaupt nicht begegnet. Percys gegenüber Mayerhoff noch viel allgemeinere Bezeiclmung "Verbindungen von Ausdrücken, die demselben Stamm angehören"33, trifft somit zwar formal zu, aber eine stilistische Zusammengehörigkeit der mit ihr gemeinten Fälle kann sie keineswegs begründen. Die vergleichende Zusammenstellung befriedigt darüber,hinaus aber auch deshalb nicht, weil in Konsequenz dieses Formalprinzips sowohl nach Mayerhoff als auch erst recht nach Percy ein sehr viel umfangreicheres Material hätte zusammengestellt werden müssen. So ist durchaus unerfindlich, weshalb etwa Fälle wie R 12,3; lK 9,7; 2K 11,7; G 5,9 oder R 14,3; lK 5,6; ITh 4,8 bzw. 2K 11,9; Ph 1,17f; 2Th 3,4 nicht ebenfalls aufgeführt sind, obwohl hier durchaus mit Mayerhoff von "Häufungen derselben Ausdrücke zur Verstärkung des Gedankens"34 geredet werden kann. Man muß aber noch weiter gehen. Denn sowohl im Ralunen des angegebenen Formalprinzips als auch aus sachlichen Gründen hätten alle Stammwiederholungen, d. h. also alle Paronomasien und Polyptota, berücksichtigt werden müssen, da "die sonstigen Zusammenstellungen etymologisch zusammengehöriger Wörter" ,,(von) der eigentlichen etymol. Figur nicht zu trennen sind,,3s. Zu beachten sind aber auch Parechesen und sonstige Wiederholungen von Wörtern bzw. Wortteilen, in denen bei Fehlen etymologischer Verbindungen mit rein klanglichen Mitteln Beziehungen zwischen Wörtern hergestellt sind und die deshalb verstärkenden Charakter haben. Somit ist das gesamte Wiederholungsmaterial zusammenzutragen und sodann auf die jeweilige Funktion zu befragen, wenn stilistisch bzw. rhetorisch relevante Aus3agen angestrebt werden (s. u. Absclmitt c). In diesem Zusammenhang aber kann mit der figura etymologica als solcher nicht argumentiert werden.
7. Plerophor verwendetes nac; Statistisch fällt der Kol in Bezug auf die Dichte von rrac; etwas aus dem Rahmen der Paulusbriefe heraus, wie schon Mayerhoff herausstellt 36 :
1Ta~
R
lK
2K
G
Ph
ITh
2Th
71
111
51
15
32
18
16
Phm K
E
39
50
2
Da die Zahlen für die Paulusbriefe aber recht breit gestreut sind, kommt dieser wortstatistischen Differenz keine wesentliche Bedeutung zu - von grundsätzliPercy, Probleme S. 32; sachlich, z. T. aber auch wörtlich ebenso Lohse S. 136. Mayerhoff S. 36f. 3S Leumann-Hofmann-Szantyr, 11 790. 36 Mayerhoff S. 15; vgL weiter z. B. Nitsch bei Bleek S. 30f, Holtzmann, Kritik S. 116118, Lohse S. 30 Anm. 1. 33
34
160
BI. DAS RHETORISCHE ENGAGEMENT: Der plerophore Charakter
chen methodologischen Bedenken einmal ganz abgesehen! Die Betrachtung der einzelnen Stellen ergibt jedoch, daß im KaI ein relativ großer Teil des Vorkommens von 1Tac; plerophoren Charakter hat 37• So werden in K 1 ,9A 1 Synonymenpaare (bei Paulus R 1,18; lK t5,24; Ph 1,9; 4,6; ITh 3,7; 2Th 1,4; 2,9) und in K 1,11 eine etymologische Figur (bei Paulus 1Th 3,9) durch die Verwendung von 1Tac; semantisch noch weiter verstärkt. In K 1,10.11; 3,16 werden Gewichte auf den Beginn (bei Paulus Ph 1,20; 4,6; ITh 5,9), in K 1,10.28 auf den Abschluß (bei Paulus R 7,8; 2K 1,4.4; 2,4; 9,11; 10,6; 12,12) gelegt. Auch in K 1, 6.23; 2,3.3.9; 4,12 werden mit 1Tac; plerophore Aussagen erreicht (bei Paulus sind zu vergleichen R 1,29; 15,13.14; lK 1,5; 2K 8,7; 9,8; Ph 1,4; 4,9.19; 2Th 1,11; 2,10.17). Faßt man die Stellen jeweils in eine Zahl- dabei können natürlich auch die Fälle K 1,11; Ph 4,6 nur einmal berücksichtigt werden, die zuvor zweimal genannt werden mußten -, so ergibt sich folgendes Bild:
plerophores nac;
R
lK
2K
5
2
8
G
Ph
ITh
2Th
8
3
2
Phm
K
13
Trotz der großen Streuung 'der Zahlen innerhalb der Paulusbriefe fällt also der Kol völlig aus dem Rahmen, und so zeigt sich deutlich, daß diese Verwendung von 1Tac; ein gewichtiges Element des plerophoren Stils des Kol darstellt.
8. Einige wortstatistische Beobachtungen In diesem Zusammenhang sind auch einige wortstatistische Beobachtungen zu berücksichtigen, auf die wiederum bereits Mayerhoff hingewiesen hat und die bereits Nitsch unter Zustimmung von Holtzmann mit der Dichte von 1Tac; im Kol in Zusammenhang gebracht hat 3ti • Zunächst ist zur Kenntnis zu nehmen, daß Paulus es liebt, "die Fülle durch die mit 1Tepwaoc; und 1TAeov zusammengesetzten Wörter, oder mit V1Tepexw auszudrucken" (S. 23) bzw. überhaupt mit V1Tep gebildete Wörter zu verwenden und daß im Kol hingegen solche Wortbildungen kaum begegnen. Um auch die Streuung innerhalb der Paulusbriefe in den Blick nehmen zu können, werden die entsprechenden Vokabeln mit der Häufigkeit ihres Vorkommens in einer Tabelle zusammengestellt:
37 Im Eph kann nac; "zur Steigerung des Begriffs" dienen, wie K. G. Kuhn mit Hinweis auf Qurnranparallelen gezeigt hat (Epheserbrief S. 336f). Inwieweit genau Entsprechendes auch fur einige Fälle aus dem Kol gilt, spielt in unserem Zusammenhang keine wesentliche Rolle. 38 Nitsch bei Bleek S. 30f bzw. Holtzmann, Kritik S. 116f.
161
Einige wortstatistische Beobachtungen
1TeptOOeta 1TepLOOeVEtV
R
1K
2K
1 3
3
2 10 2
1TeptOOev/Ja 1TeptOOor;
1
1TeptOO-
5
1TAetOTOr; 1TAetWV 1TAeovatEtv
5
3
1
1
1
7
24
1
6
4
1 3
3
1
2 4
1
3
1TAeOveKT€W
1
Sa.
4
1
7
10
3
2
1
1 1
1
2
1 1
V1T€pßaLV€LV
2
v1TepßaAA€W V1Te pßaAAovTwr;
1
1
V1T€p€K€tVa V1T€peKT€WeW V1Tep€VTvyxaV€LV
1
V1Tep€x€tV
1 1
1 5 1 1
1
3 2
V1T€pAtaV
1 1
V1Tt'p OX'l1
1
V1T€PVtJlOVV V1TepcppOV€W
1
Sa.
6
V1T€P-
1
1
V1T€pavtavew
V1TepVtKaV
K
1
1
V1T€paK/Jor;
V1T€pT/cpavor;
Phm
1
1
V1T€patp€o&t
V1T€pßOAT/
2Th
3
1TA€OV€KTT/r; 1TAeOV€tta
1TA€OV-
1Th
2 6
1TeptOOOTepwr;
Sa.
Ph
1 4
1TeptoOOTEpOr;
G
3
14
1
4
1
2
1
162
111. DAS RHETORISCHE ENGAGEMENT: Der plerophore Charakter
Zu jeweils zwei der drei Kolonnen gehören R
IK
2K
G
Ph
ITh
mTEpEK1T€ptaaOV
I
V1T€P€K1T€pWaWC;
1
V1TEP1T€ ptaaEV€UJ
Phm
K
1
1
1
V1T€ p1TA€ova!"Ew
Sa. V1T€P + 1T€pWa-/1TA€OV-
2Th
2
1
1
1
Ferner ist hier auf den adverbialen Gebrauch von V1r€P hinzuweisen, der bisher überhaupt nur für Paulus (2K 11,23) eindeutig belegt istl9 • Die Häufigkeit dieser Vokabeln ist nicht nur im Blick auf ihre Verteilung auf die einzelnen Briefe interessant, sondern sie gewinnt noch an Bedeutung, wenn die Verwendung der Wurzel TfAT/P- mit in Betracht gezogen wird. Sie begegnet gerade im KaI vergleichsweise häufig 40, wie die folgende Aufstellung zeigt: R 1TAT/POVIJ
6
1TAT/po.p°PEW
2
IK
2K
G
Ph
2
1
4
2Th 1
1
1TAT/po.pOpta 1TAT/pWlJ,a
ITh
4
4 1
2 1
aVTaVa1TAT/pOVIJ
Sa. 1TAT/P-
K
1
1
1
Phm
12
1
2
2
-4
1
1
9
Diese Aufstellung mag zwar einen Augenblick lang dazu verführen können, aus der Schlußzeile auf eine gesteigerte Verwendung der Wurzel1fAT/p- durch Paulus in seiner Spätzeit der Abfassung der Briefe an die Römer und an die Kolosser zu schließen, doch schon ein Blick auf die entsprechenden Tabellen zuvor macht klar, daß eine solche Auswertung methodisch nicht möglich ist. Die nähere Betrachtung der Aufstellung zeigt nicht nur, daß der KaI auch den Röm ganz beträchtlich in der Dichte der Wurzel1fAT/p- übertrifft sondern sie fuhrt darüber hinaus vor Augen, daß von den 23 Verwendungen durch Paulus 20 auf die Vokabeln 1fAT/POVV und 1fAT/pWpa und somit auf noch relativ häufige Wörter entfallen, während der KaI einen weit vielfältigeren Gebrauch der Wurzel Tf AT/P- aufweist. 39 40
S. Bauer s. v. Mayerhoff S. 23, Holtzmann, Kritik S. 116.
163
Einige wortstatistische Beobachtungen
Betrachten wir die verschiedenen Tabellen nun gemeinsam und sehen wir sie dabei im Zusammenhang des ganzen nach plerophoren Elementen fragenden Abschnittes, so tritt zutage, wie bedeutungsvoll das gehäufte Vorkommen der Wurzeln TT€pWa- und TTA€OV- und der Zusammensetzungen mit VTT€P bei Paulus und demgegenüber die größere Dichte der Wurzel TTA17P- im Kol ist. Die Auswertung der obigen Aufstellungen ergibt nämlich ein Doppeltes: Einmal fehlen im Kol die erstgenannten Wortbildungen überhaupt (U1T€P-), oder aber sie sind nicht nur selten, sondern beschränken sich auch noch auf zwei so geläufige Vokabeln wie TT€pWa€V€W und TTA€OV€~ta, die jeweils einmal vorkommen. (Dabei dürfte man sich ohnehin bei einem Paulusschüler keineswegs wundern, zumal in Anbetracht seines plerophoren Stils, wenn bei ihm eine solche Vorliebe des Apostels bewußt oder unbewußt deutlich durchschlüge; aber das ist keineswegs der Fall). Sodann findet sich die WurzeITTA17p- bei Paulus verhältnismäßig selten, und zwar gilt das sowohl im Vergleich zwn Kol als auch im Vergleich zu den von Paulus offensichtlich vorgezogenen Wortbildungen, wie die Schlußzeilen der obigen Tabellen, der besseren Übersichtlichkeit halber hier noch einmal aufgeftihrt, zeigen: R Tr€PLOOTrA€OVw€PUTr€P
+ Tr€PLOo-/TrA€OV-
TrAT/P-
1K
2K
G
Ph
1Th
2Th
7
4 2 1 2
1 2 1
1
1
5 4 6 1
24 10 14 1
1
5 3
1
6 3 4
12
1
2
2
4
Phm
K 1 1
9
Die Relation zwischen den beiden Gruppen, die im Kol 2 : 9 beträgt, liegt für die Paulusbriefe zwischen dem 2: 2 des Gal und dem 16: 12 des Röm einerseits und dem 17: 1 und dem 49 : 2 der beiden Korintherbriefe andererseits und dami t gerade umgekehrt als im KoI. Daß wir es bei den Zusammensetzungen mit TT€pWa-, TTA€OV und V1T€P mit von Paulus besonders bevorzugt gebrauchten Wörtern zu tun haben, stellt ein Blick auf ilne Verwendung in den übrigen neutestamentlichen Schriften sicher. Die WurzeITT€pwa- begegnet im gesamten übrigen NT immerhin noch mit knapp 5/8 der Fälle. Bei der WurzeITTA€ov- ist das Verhältnis noch drastischer; denn von dem natürlich überhaupt recht häufigen TTA€LWV / TTA€WV abgesehen, kommt sie bei Paulus fast dreimal so oft vor wie im sonstigen NT (außer Kol und Eph), und ferner hat Paulus mit TTA€OV€K.T€IP ein NT-Hapaxlegomenon sowie mit TTA€OV€K.T17<: ein Wort, das im NT nur noch im Epheserbrief einmal begegnet. Ganz besonders auffällig ist der Befund für die Zusammensetzungen mit V1T€p. Bei den 17 oben aufgeftihrten Vokabeln, die von Paulus insgesamt 36mal verwendet worden sind, handelt es sich in 15 Fällen mit 27 Verwendungen um neu-
164
III. DAS RHETORISCHE ENGAGEMENT: Der plerophore Charakter
testamentliehe Hapaxlegomena, und weitere drei Wörter mit zusammen vier Verwendungen kommen innerhalb des NT nur noch im Eph (V1r€pßaAA€W und V1T€P€K1T€pWaov) im I.Tim (V1T€POXl1) , im I.Petr (lJ1T€P€X€w) und im Hebr (V1r€pavw) vor. Nur V1r€Pl1lfJWO\ findet sich außer bei Paulus auch sonst mehrfach im NT, und nur V1r€Pl1l(JQ.VW, (Mk), V1r€PW€UJ (Apg), V1T€p1T€pWaWC; (Mk), jeweils einmal, und V1T€PO}'KOC; und V1T€P4>0V zwei- bzw. viermal, finden sich zwar nicht bei Paulus, wohl aber im ~brigen NT 41 • - Betrachten wir zur Abrundung des Bildes noch das neutestamentliche Vorkommen der Wurzel1TAl1p·, so zeigt sich, daß sie außerhalb der Paulusbriefe im Vergleich zu den bisherigen Zusammensetzungen häufig begegnet, nämlich absolut gesehen etwa viermal so oft wie bei Paulus oder auch etwa doppelt so oft wie die außerhalb der Paulusbriefe auftretenden Wortbildungen mit 1T€pwa·, 1TA€OV und V1T€P zusammen. Der Blick auf das Vorkommen der hier behandelten Vokabeln im sonstigen NT und sein Vergleich mit ihrer Verwendung durch Paulus bestätigt somit ganz eindeutig die Sonderstellung der Bildungen mit 1T€pWa- und mit 1TA€OV, vor allem aber mit V1T€P in der paulinischen Sprache. Dieser wortstatistische Befund ist nun aber im Horizont der Untersuchung des Plerophoren im Kol und in den Paulusbriefen zu werten. Bei den bisher behandelten Kennzeichen eines plerophoren Stils hat sich immer wieder gezeigt, daß sie im Kol in größerer Dichte auftreten als in den Paulusbriefen. Im Gegenüber zu diesem bisherigen Ergebnis erweist sich der zuletzt gewonnene wortstatistische Befund als besonders wichtig. Denn einerseits verzichtet gerade der zu plerophorer Redeweise neigende Verfasser des Kol auf die bei Paulus so überaus häufigen Wortbildungen mit 1T€pwa·, 1TA€OV und V1T€P und damit auf Ausdrucksmittel, die als Elemente einer typisch paulinischen Spielart der Plerophorie zu betrachten sind, während andererseits der Gebrauch der Wurzel1TAl1p- im Kol und in den Paulusbriefen sich wiederum den zuerst gemachten Beobachtungen einfügt. Aufs Ganze gesehen bestätigt und vertieft damit dieser wortstatistische Befund die Differenz bei der Verwendung plerophorer Elemente in doppelter Hinsicht.
9. Das Fazit Die in den einzelnen Abschnitten erörterten plerophoren Elemente, kennzeichnen eine doppelte Differenz zwischen dem Kol und den Paulusbriefen. Zunächst besteht eine Differenz in der jeweils unterschiedlichen Häufigkeit der einzelnen Erscheinungen. Denn wir haben für die Synonymien und die identifizierenden Appositionen, für die nachgebrachten Umstandsbestimmungen mit €V und die Häufung von Genitiven, für das plerophor verwendete 1Tac; und den Stamm 1TAl1p· jeweils festgestellt, daß sie im Kol in sehr viel größerer Dichte 41 Zum Vergleich: Von den 44 Bildungen mit V1Tep, die Bauer für das NT und das übrige urchristliche (!) Schrüttum aufführt, begegnet mit 21 Belegen fast die Hälfte (auch oder nur) bei Paulus.
Fazit
165
begegnen als bei Paulus, und daß sich umgekehrt Wortbildungen mit 1r€pwa-, und V1r€P im Kol überraschend selten bzw. überhaupt nicht fmden, während sie von Paulus offensichtlich bevorzugt verwendet werden. Die deutlich unterschiedliche Dichte dieser Erscheinungen stellt schon für sich eine unübersehbare und gewichtige Differenz zwischen dem Kol und den Paulusbriefen dar. Doch diese Differenz bleibt gerade nicht auf einzelne und isolierbare Erscheinungen beschränkt, sondern da diese alle einem bestimmten Stilcharakter angehören, weisen sie jeweils über sich hinaus und fordern eine Wertung, die sie in ihrer wesentlichen Einheit wahrnimmt 42 • So gesehen erweisen sich die einzelnen Erscheinungen als potentielle Elemente eines plerophoren Stils, und ihr außerordentlich gehäuftes Vorkommen im Kol charakterisiert demzufolge dessen Stil als plerophor. Wie groß die Dichte dieser Erscheinungen im Kol tatsächlich ist, führt vielleicht am deutlichsten die Berechnung vor Augen, daß in ihm pro Nestleseite durchschnittlich zehn Mal von den behandelten (!) plerophoren Elementen Gebrauch gemacht ist.
1rA€OV
Da nicht schon die Verwendung potentiell plerophorer Elemente, sondern erst deren besondere Häufigkeit einen plerophoren Stil ausmacht, ist ihr Vorkommen in den Paulusbriefen und im Kol stilistisch durchaus verschieden zu werten. Wie angesichts der Satzfügung und der Gedankenftihrung ist darum auch hier festzustellen, daß wir es nicht nur mit isolierten und vielleicht zufälligen, aber jedenfalls aufs Ganze gesehen bedeutungslosen Quantitätsdifferenzen in der Häufigkeit bestimmter Einzelzüge zu tun haben, sondern darüber hinaus mit einer klaren Differenz im Grundcharakter des jeweiligen Stils. Daß Paulus im Unterschied zu dem Verfasser des Kol so außerordentlich häufig Wortbildun~en mit 1r€pwa-, 1rA€OV und V1r€P verwendet, gewinnt auf diesem Hintergrund ein ganz besonderes Gewicht, da sich darin ja deutlich abzeichnet, wie eine plerophore Redeweise aus dem Munde des Paulus aussieht. Während im Kol meist Massierung und Häufung den besonderen Nachdruck schaffen, zieht Paulus es vor, durch bestimmte, häufig ausgefallene Wortbildungen steigernde Effekte zu' erzielen: Er hantiert nicht mit dem Säbel, sondern mit dem Florett.
c) Der Klang als rhetorisches Mittel
1. Einleitendes Daß Paulus normalerweisel seine Briefe nicht mit eigener Hand geschrieben, sondern sie diktiert hat 2 , geht aus mehreren Bemerkungen direkt hervor. R Zum Zusammenhang mit der Satzftigung s. u_ S_ 72,4_ Phm 19 könnte vielleicht die Annahme nahelegen, daß Paulus diesen Brief selbst geschrieben hat 2 VgL Dibelius, Literaturgeschichte II S. 11, Kümmel, Einleitung S. 176 und besonders RGG V Sp. 195.
42 1
166
IH. DAS RHETORISCHE ENGAGEMENT: Der Klang als rhetor. Mittel
16,22 reiht sich T€pTLOC; 0 'Ypal/lac; T1111 €1TWTOArw €II IWpU.{J unter die Grüßenden ein. 2Th 3,17 hören wir von dem Brauch des PauIus, seine Briefe mit einem eigenhändigen Gruß zu beschließen 0 €UTW '" €II 1Tauu €1TWTLAT/. OVTWC; 'Ypal{Jw (vgl. 1K 16,21), und aus G 6,11 wissen wir sogar, daß Paulus dabei eine recht große und das heißt doch wohl auch ungeübte Handschrift gehabt hat tD€T€ 1T1]AUWtC; VJJW 'YpaJJpauw €'Ypal/la TTI €JJU X€tpt, was beides das Diktat als das Normale voraussetzt. Daneben weisen aber auch bestinunte stilistische Erscheinungen auf ein Diktat hin, so etwa die meisten Anakoluthe, um nur das Deutlichste zu nennen. Für den Kol gibt es zwar keinen direkten Hinweis, daß auch er auf einem Diktat beruht, doch sind z. B. die Verschiebungen innerhalb des Abschnittes 2,9-15 3 wohl nur unter dieser Voraussetzung verständlich. Wenn Paulus und der Verfasser des Kol ihre Briefe diktiert haben, sind diese nun aber zuallererst gesprochenes Wort. Da andererseits die Briefe zum Vorlesen in der jeweiligen Gemeinde gedacht gewesen sind (ITh 5,27; K 4,16), müssen sie auch vom Adressaten her als gesprochenes Wort angesehen werden - ganz abgesehen davon, daß man in der Antike ja ohnehin auch dann nicht stumm, sondern mindestens murmelnd las, wenn man es für sich tat (Act 8,30). Die Briefe sind also in jeder Beziehung nicht für das Auge, sondern für das Ohr bestimmt gewesen, und eine Bearbeitung von Verfasserfragen hat das ebenso in Rechnung zu stellen, wie die Exegese der Briefe dies selbstverständlich tun muß 4 • Daß die Briefe sich an das Ohr wenden, daß sie in erster Linie Sprache sind und nur sekundär auch Text, stellt im Rahmen der Untersuchung des rhetorischen Engagements mit besonderer Dringlichkeit die Frage nach dem Einsatz und der Wirkung des Klanges, und unter diesem Gesichtspunkt sollen im folgenden die Paulusbriefe und der Kol miteinander verglichen werden. "Wer Paulus verstehen will, muß ihn hören und muß den Reiz des Klanges, der die ersten Hörer gepackt hat, nachempfinden können."s Daß der Apostel einen guten "Sinn für ... Klangschönheit"6 besitzt, wird allgemein anerkannt. Wie steht es hier mit dem Kol? Wir haben in Kap. 11 gesehen, daß Paulus häufiger als der Verfasser des Kol Wörter und Wortgruppen wiederholt oder aufnehmend weiterführt (s. o. S. 86100). Hatten wir im vorigen Kapitel diese Beobachtung für die jeweilige Gedankenflihrung ausgewertet, so ist sie jetzt auf ihre rhetorische Relevanz zu untersuchen. Die Ermittlung des rhetorischen Engagements und GestaltungsS. o. S. 81-86. Auch 1. Weiß, Beiträge S. 4 tritt entschieden rur diese Forderung ein (s. auch o. S. 131), doch muß A. Deißmann gleichwohl ein Vierteljahrhundert später konstatieren: "Daß diese Briefe (sc. des Paulus) gesprochene Briefe sind, ist ein in der Exegese noch nicht genügend beachteter Gesichtspunkt". (Paulus S. 10, Anm. 1). Vgl. weiter Dibelius, Literaturgeschichte 1I S. 11. 5 J. Weiß, Beiträge S. 35; Sperrung durch W. 6 J. Weiß, Beiträge S. 25. 3
4
Detailvergleich der Klangwirkung
167
willens und der Vergleich des Kol mit den Paulusbriefen soll in mehreren Schritten erfolgen. Zunächst ist in Anknüpfung an Beobachtungen des letzten Kapitels näher auf Wortwiederholungen und deren klangliche Wirkung einzugehen. Um einen möglichst klaren Gesamteindruck von ihrer Dichte und ihrem rhe· torischen Stärkegrad zu gewinnen, müssen auch solche Wortwiederholungen in den Vergleich einbezogen werden, die fur sich genommen nur einen geringen rhetorischen Effekt haben. Das hergehörige und möglichst vollständig zusammengetragene Material des Kol kann hier nun freilich nicht mit dem entsprechenden Material aller Paulusbriefe genau verglichen werden. Wegen der außerordentlichen Fülle des einschlägigen Materials muß sich dieser Detailvergleich vielmehr auf einige Passagen aus den Paulusbriefen beschränken. Der mit dieser Beschränkung gegebene Nachteil soll sodann durch zwei Untersuchungen ausgeglichen werden, die unter gegenüber dem ersten Vergleichsgang etwas veränderten Aspekten vorgenommen werden. Da sich diese beiden Gesichtspunkte bereits im ersten Durchgang als wesentlich abzeichnen, können sie aber in gewissem Sinn sogar als die Aspekte für eine direkte, d. h. korrigierende, bestätigende oder präzisierende Weiterführung des Vergleichs angesehen werden. In dem zweiten Vergleichsgang sind größere Einheiten wie Satzgruppen, Sätze und umfangreichere Satzstücke zusammenzustellen, die eine sachliche und rhetorische Geschlossenheit besitzen und durch ihre Klangwirkung besonders ins Ohr fallen; diese Untersuchung hebt damit auf eine Weise rhetorischer Gestaltung ab, die Klangeffekte besonders intensiv in Dienst nimmt. In einem dritten Vergleichsgang werden alle Fälle zusammengetragen und geordnet, bei denen die Klangwirkung bei der Gestaltung eine wesentliche Rolle spielt und zu erkennen ist, daß der Klangeffekt die Aussage betonen oder besonders pointieren, sie eingängiger machen oder in Spannung halten soll. Diese drei unter verschiedenen Gesichtspunkten durchgeftihrten Vergleichsgänge sollen einander ergänzen und so davor bewaluen, bei dieser schwierigen Materie in Gliederung und Darstellung oder in Schlußfolgerungen und Gesamturteil vorschnell zu verfahren und in die Irre zu gehen. Im Anschluß an diese drei parallelen Vergleichsgänge ist in einer weiteren Untersuchung zu klären, wie sich der Kol zu den Paulusbriefen im Blick auf plerophore Klangwirkungen verhält. Daß unter diesem Gesichtspunkt ein eigener Vergleich durchgeführt wird, legt ja bereits das Ergebnis nalle, das sich bei der Ermittlung des plerophoren Charakters des Stils im Kol ergeben hat.
2. Detailvergleich der Klangwirkung durch Wortwiederholung im Kol und in R 1-2,15; 12-13; Ph 3 a) Einleitendes
Da die Grenzen zwischen unfigurierten und figurierten Wiederholungen nicht immer klar und eindeutig zu ziehen, sondern die Übergänge fließend sind, Hißt
168
IlI. DAS RHETORISCHE ENGAGEMENT: Der Klang als rhetor. Mittel
sich bei der einzelnen Stelle auch nicht immer mit Bestimmtheit sagen, ob eine Figuration vorliegt oder nur der Zufall sein Spiel treibt. Wir stellen deshalb im folgenden alle Stellen zusammen, an denen sich Wiederholungen von Wörtern fmden. Die Gefahr, daß nicht Hierhergehöriges aufgenommen wird, muß dabei in Kauf genommen werden, doch wird sich zeigen, daß diese Gefahr keinen nennenswerten Unsicherheitsfaktor darstellt, da die jeweiligen Häufigkeitstendenzen dafür zu eindeutig hervortreten. - Die Zeichen * und 0 werden bei der Auswertung der Listen erklärt (s. u. S. 177). ß) R 1,1-2,15
1. Die Anapher ,,Die anaphora besteht in der Wiederholung eines Satzteils zu Beginn aufeinanderfolgender Wortgruppen"7. aVTOV~ 0 f)eo~ •.. Dm TOVTO 11'ap€DWK€V aVTOV«; 0 f)eo«; .• , ... 11'ap€DWK€V aVTOV«; 0 &0«; ... TOL~ p€V ... TOL«; D€ ... avopw~ ... avopw~ KaL .. . €V Vop4' '" DLa vopov .. . oaOL ... avopw«; 17papTov ... OOOL €V vop~ 17papTov ...
1 ,24.26.28 DW 11'ap€DWK€V
2,7f 12 12 12
2. Die Epipher "Die epiphora besteht in der Wiederholung eines Satzteils am Ende aufeinanderfolgender Wortgruppen"l:i.
1 ,1 Of 2,9f 13
...
€A{}€lP 11'p~ vpa~
... WelP vpa~ ... €L~ TO aT17PLXih]VaL vp.a~
... '!ovDawv T€ 11'PWTOV Kat 'EA"A17VO«; ... '!OVDaL4' T€ 11'PWTOV KaL "E"AA17vL ... DLKawL 11'apa T~ &'-lJ, a"AAa ... DLKaLwih]aoVTaL
3. Das Polysyndeton ,Als eine Sonderart der Anapher oder (für die nachgestellten Konjunktionen wie T€, que) der Epipher läßt sich das polysyndeton auffassen, das in der syndetischen Fügung koordinierter Glieder besteht, derart daß bei zwei Gliedern das erste und das zweite Glied, bei mehr als zwei Gliedern alle Glieder ohne notwendige Einbeziehung des ersten Gliedes von einer bedeutungsgleichen (und meist auch wortkörpergleichen) Konjunktion begleitet sind"9. Die Lockerung durch ein Synonym ist möglich ( ... T€ Kat ... )10. 7 Lausberg, Elemente § 265. bLausberg, Elemente § 268. 9 Lausberg, Elemente § 267. 10 Lausberg, Elemente § 267.
Detailvergleich der Klangwirkung
1,14 23° 2,4* 7* 10°
.'EAAT7atV TE IWL ßapßapOLC;, ... Kat • •• Kat ••• Kat • •• ... Kat • •• KaL ••• ... KaL ••• KaL ••• ... Kat ••• Kat •••
169
aOI{JOLC; TE K aL av017TOLC;
4. Kyklos und Chiasmus "Der Kyklos besteht in der Einrahmung einer Wortgruppe durch das gleiche Satzglied"ll. Die hinzukommende "Entsprechung der inneren Teile ergibt die Figur des Chiasmus"12.
2,1
EV
4J
"{ap KPWELC; TOV ETEpOV, aEavTov KaTaKpWELC;
5. Die Anadiplose ,,Die Anadiplose besteht in der Wiederholung des letzten Gliedes einer Wortgruppe zu Beginn der nächsten Wortgruppe"13.
1 ,21 2,1
,,{VOVTEC; TOV ßEOV OUX WC; {)eov Eoo~aaEv
...
1Tac; 0 KpWWV. EV
4'
"{ap KPWEtC; •••
6. Sonstige satzübergrei[ende Wiederholungen Klanglich relevant sind auch solche Fälle, in denen ein Wort oder mehrere Wörter im nachfolgenden Neben- oder Hauptsatz wiederholt werden, ohne daß es sich dabei zugleich auch um eine Stellungsfigur handelt.
1,15f 17f 19 26f
28 2,1
1f 13 14 14f
€Va"{"{EAwaa{)at a1ToKaAV1TTETaL I{XW€POV -
Eva"{"{EAwv a1ToKaAV1TT€Tat
EtpaV€pWa€v
TT7V I{JvatKT7V XPT7aw OVK EO OK f./laaav -
KPtV€LC;/KaTaKpW€L~ -
o KPWWV V0J.10V -
-
0 KPtVWV
TO Kp41U
V0J.10V
V0J.1ov/voJ.10V VOJ.1O<; -
TT7V I{JvatKT7V XPT7aw
aooK LJ.10V vouv
v0J.1ov/voJ.10C;
TOV VO/lOV
7. Zitatseinj'ügungen Von der eben behandelten Gruppe kann man als besondere Gruppe die Wieder· holungen unterscheiden, die sich im Zusammenhang mit der Aufnahme eines at. Zitates ergeben.
1,17 11 12
OLKatoavvT7 / EK 1TWT€WC; ELC; 1Twnv -
Lausberg, Elemente § 261. Lausberg, Elemente § 262,1
13
OtKaWC; / €K maT€WC;
Lau sb erg, Elemente § 25 O.
170
III. DAS RHETORISCHE ENGAGEMENT: Der Klang als rhetor. Mittel
8. Die Paronomasie ,,Die ,Paronomasie' ist ein die Wortbedeutung betreffendes Wortspiel, das durch die Änderung eines Teiles des Wortkörpers entsteht, wobei häufig einer nur geringfügigen Änderung des Wortkörpers eine überraschende, ,paradoxe' Änderung der Wortbedeutung entspricht. Die Änderungen des Wortkörpers können unorganisch oder organisch sein 14."
1,20 23 25 26 2,8
Ta aopaTa ... KartopaTat riAA~av 1T/V öo~av TOV CLlprtapTov &ov €V OJ.J.OLWJ.1.an €tKOVOC; l{Jf}apTov
avf}PW1ToV T77 KTW€t 1Tapa TOV KnaavTa T77V I{JvatK 77V XP77aw €tC; 1T/V 1Tapa I{Jvaw a1Tetf}oVat TTl aAet&tp. 1T€tf}0J.1.€vote; Ö€ TTl MLK14
9. Das Polyptoton ,,Das Polyptoton ... besteht in der flexivischen Änderung des Wortkörpers, die sich von der wortbildenden Änderung dadurch unterscheidet, daß sie keine Änderung der eigentlichen Wortbedeutung, sondern nur eine Änderung der syntaktischen Perspektive bewirkt I5 ." 1,18 2,5 14
MtKtaV - €V aÖtKtQ. lh7aavpL~€Le; ... 0P'Y77V €V 77J.1.€PQ. oP'Y77e;
Ta J.J.77 VOJ.J.OV €XOVTa •.• Ta TOV VOJ.J.OV 1TOtWaW
10. Die figura etymologica ,,Die in der Neuzeit figura etymologica genannte ... Stammwiederholung dient der Intensivierung der semantischen Kraft"16 und ist oben im Rahmen des pIerophoren Stils behandelt worden. Der Vollständigkeit halber seien die Stellen hier noch einmal ausgeschrieben.
1,lf
ete; €Va'Y'Y€ALOIJ rt€OV, 0 1TPO€1T77'Y'Y€tAaTo
11. Die Emphase Die Emphase besteht in der gegenüber der Erstsetzung emphatisch angereicherten Wiederholung eines Satzgliedes 17. 1,17
24 27 14 15
16
17
€K 1TWT€We; €te; 1TWTW Ta awp.aTa avrwIJ €IJ aVTote; apa€1J€e; €IJ apa€aw
Lausberg, Elemente § 277. Lausberg, Elemente § 280. Lausberg, Elemente § 281. S. Lausberg, Elemente § 288.
Detailvergleich der Klangwirkung
27 2,14 14
171
Tl1C:; 1TAav~ avTWV €V €auTotc:; a1ToAaJ.1.ßavoVT€C:; €OVl1 Ta J..L11 V0J..L0V €XOVTa ••• , OUTOL V0J..L0V J..L11 €XOVT€C:; ••• OUTOL V0J..L0V J..L11 €XOVT€C:; €aUTotc:; € ww v0J..L0C:;
'Y) R 12-13 1. Die Anapher
12,6f* €LT€ ••• €LT€ ••• 7f €LT€ 6 ... €LT€ 6 ... 10f TU .. • TU .. · TU .. • 11 T4J ... T4J .•. 12 TU ... TU .. · TU .. · 21 J..L11 VIX W ••• , aAAa VLKa ••• 13,3 T4J •.. , aA.'Aa T4J ... 5* Dta Tl1V. •• Dm T1lV ••• T't) . .. TCf)... T't) . .. T't) ..• 7 12 1) ... 1) ... 13 J..L11 ... J..L11··· J..L11..· Siehe auch das Dekalogzitat 13,9 ou .•• ou .•• OU •.. OUK ..• und die anaphorische Umgestaltung der Wendung €V l1J..L€Pff €KDLKl1a€WC:; aVTa1ToDwaw Dt 32,35 zu €J1.0L €KDLKl1aLC:;, €'YW aVTa1ToDwaw in 12,19. 2. Die Epipher
12,7 7 8 21 13,3f
... DtaKOVtaV ••• ÖtaKOVL{L ... ÖtDaaKwv ••. Dtf)aaKaALQ. ... 1TapaKaAwv ••• 1TapaKAl1a€L ... U1TO TOU KaKOU .•• TO KaKOV . .. t9€ou 'Yap DtaKOVOC:; €anv ... t9€ou
'Yap DtaKOVOC:; €anv
Siehe.auch das Zitat 12,20 mit Anapher und Epipher in parallel gebauten Sätzen. 3. Das Polysyndeton
12,2° 13,13
...
Kar. ••• KaL .••
J.L11 ••• KaL ••• , J..L11 ••• Kat ••• , JLl1 ••• KaL ••.
4. Kyklos und Chiasmus
12,3 10 15 15 13,10
/l11 U1T€PIfJPOV€W 1Tap'
° Det IfJPOV€W, aAAa IfJPOV€W €LC; TO aWIfJPOV€W
TU I{XAaD€AIfJLQ. ... IfJLAOOTOP'Y0L xaLp€LV J..L€Ta Xar.POVTWV K AaL€W J1.€Ta K AawVTWV 11 a'Ya 1Tl1 •••
11
a'Ya1T l1
172
III. DAS RHETORISCHE ENGAGEMENT: Der Klang als rhetor. Mittel
5. Die Anadiplose
12,4 13,2 8
... rroAAa J.1.€A77 €XoJ.1.€V, Ta Ö€ P.€A77 rraVTa •.• ... av{)eaTT7t<€V· OL Ö€ avtkaT77'{'oT€~ .•. . . . TO aAA77Aou~ ararrav· 0 rap ararrwv •.•
6. Sonstige satzübergreifende Wiederholungen
12,4f 7f 15a.b 16 13,1 1 1f 3 3
7f
€V €Vt aWJ.1.an / Ö€ J.1.€A77 - €V aWJ.1.a / Ö€ J.1.€A77 €V Tll . . . / €V T11 •. . / €V Tll •.. J.1.€Ta - peTa ~POVOUVT€~ - ~POVOUVT€~ €~OUataL~ - €~ouata 000 {kou - urro {kou €~ouata -
TV €~ouaLQ.
~ßo~ - ~o߀LaeaL
T4J ara~~ €pr~ - TO ara~ov Ta~ ~LAa~ - Ot.p€LA€T€
7. Zitatseinfijgungen 12,16
17f 19
~POVOVVT€~ - ~POVLJ.1.0L €VW1TWV rraVTWV av~PW1TWV - J.1.€Ta rrUVTWV av~pwrrwv €t<ÖLt
13,8-10 (0 ara1Tov -) ararr77a€L~ TOV rrA77awv aou - 77 ara1T77 T4J 1TA77awv 8. Die Paronomasie 12,3 6
€J.1.€PW€V peTPOV xapWJ.1.aTa t
9. Das Polyptoton 12,17 13,8
t
10. Die figura etymologica
11. Die Emphase
12,14 13,7 7 7 7
€UAO-Y€LT€ .•. €UAO-Y€LT€ .•. T4J TOV ~opOV TOV ~opOV T4J TO T€AO~ TO T€AO, T4J TOV tpoßov TOV tpüßov T4J T77V TLJ.1.77V T77V TLJ.1.77V
173
Detailvergleich der Klangwirkung
0) Ph 3 1. Die Anapher
3,2 5f* 7f* 8 12 19*
BA€1T€T€ ••• ßA.€1T€T€ ••. ßA.€1T€T€ •..
KaTa ••• KaTa ••• KaTa ••. aAAa
... aAAa .••
rrt17J..Ult ••• Kat rrtau/lat ••• 17017 €AaßOV
f117 0f1
T€T€A€I.WJ1at
wv ...
WV ... ,
2. Die Epipher 3,10
TOV 'Yvwvat avTOV Kat Tf1V OVva/ltV Tf1~ aVaaTaa€W~ aVTOV Kat KOtVWVIllV rra{Jf1/laTwv aVTOV, av/l/lOPtpt~O/l€VO<; T4J {JavaTy.; aVTOV
3. Das Polysyndeton
3,3*
...
Kat ••• Kat .••
10
...
Kat ••• Kat ••.
4. Kyklos und Chiasmus
3,3f 12
OVK €V aapKL 1T€1Tot{JOT€<;, KaL1T€p eyw €XWV 1T€1TOt{Jf1aW Kat €V aapKt
DUX on f10f1
€AaßOV ••• KaTaAaßw
5. Die Anadiplose
3,12
...
KaTaAaßw, €tp'
4J
Kat KaT€Af1/ltpß77v •.•
6. Sonstige satzübergrei[ende Wiederholungen 3,4 7f
12f 15 17f 18
1T€K Ot{Jf1OLV Kat €V aapKt rrtf1J1at
1T€1TOt{Jevat €V aap'"
om TOV XpWTOV ~17/lmV -
KaT€Af1/ltpß77v tpPOVWJ1€V -
tpPOV€tT€
1T€pL1TaTOVVTa<; €A€'YOV -
"aT€tAf1tp€Vat 1T€pL1TaTOVaW
A€'YW
7. Zitatsein[ügungen
8. Die Paronomasie
3,2f
Tf1V KaTaTO/lf1V -
f11T€P'TO/lf1
rrt0v/lat / ~f1/lmv /
om / XPWTOV
174
111. DAS RHETORISCHE ENGAGEMENT: Der Klang als rhetor. Mittel
9. Das Polyptoton 3,21 21
TO awpa aVTOV -
T4J
awpaTL
aVT4J
10. Die figura etymologica
11. Die Emphase 3,5
'Eßpawc; €~ 'EßpaLwv
€) Der Kolosserbrief 1. Die Anapher
1,6 10f 14 26° 2,2*
Ka{)wc; Kat €V ••• Ka{)wc; KaI, €V .•• €V 1TWTL
€{YY4J ••. €V 1Tacrn ÖVVaJ.1€L •••
TT}V ••• , TT}V ••• a1TO TWV ••• KaI, a1TO TWV ••• €LC; ••• , €LC; •••
8* 10-12* 11* 16 16-18 23* 3,2*
KaTa ••• , KaTa ••• KaI, OV KaTa •••
O~ ... , €V 4J KaI, " . , €V 4J Kat ... €V Tri .•• , €V Tri ••• €V ••• KaI, €V ••. T} €V ••• J1.17 OVV TLC; VJJ.a~ ••• J.117Ö€LC; vJ.1a~ •.• €V ••• , OVK €V '" Ta ••• , J.117 Ta •••
9f 17
a1T€KÖvaaJ.1€VOL .•• KaI, €vÖVaaJ.1€VOL
22*
J.1T} €V ••• , aXX' €V •••
€V ••• T} €V ••• , ••• €V ••.
2. Die Epipher
1,28
...
1TaVTa WflPW1TOV KaI, ••• 1TaVTa W{)pW1TOV ••• , LVa .•• 1TWTa W-
flPW1TOV
2,5 4,16
T1l aapKL a1T€l,J1.L - T4J 1TV€VpaTL avv VJ.1W €LJ.1L ... Lvawarvwafln, Kat •• : Lva ••• wa-YVWT€
3. Das Polysyndeton
1,22° 23° 2,1 *
7°
... ...
KaI, ••• Kat • •• KaI, ••• Kat •••
... Kat ...
••• KCU •••
KaI, ••• KaI, •••
Detailvergleich der Klangwirkung
16* 21 23* 3,11 0 4,7 10f 13
15*
175
••• 1/ ••• 1/ ••• J..I.1/ ... J..I.1/5e ... J..I.1/ 5e ... • .. Kat • •• Kat .•• · .. Kat .•• , ••• Kat ..• • .. Kat •• • Kat ••. · .• Ka, .•• Kat .•. • .• KaL •.. Kat ..• · •. KaL •.• KaL •••
4. Kyklos und Chiasmus
2,7 13 3,18f 20f 3,22-4,1
4,16
ev aVT4J •.• , ... ev aVT4> Kat vJ..I.ae; ... VJ..I.WV At 'Yvva'Kee; •.• TOLe; av5paaw, •.• OL av5pee; •.• Tae; 'YvvaLKae;, ... Ta TeKva .• , TOLe; 'Y0vevaw KaTa rravTa, •.• OL rraTepee; : •. Ta TeKva vJ..l.WV, ..• OL 50v}..,Ot .•• TOte; •.. KvpWLe; ..• (Einschub von 3,22b-25) Ot KVPWt •.• TOLe; 50v}..,ate; rrapexeafk, .,. Ka, orav ava-yvwat9n ., . avfL'Yvwa{}17 18
5. Die Anadiplose
6. Sonstige satzübergrei[ende Wiederholungen 2,9 12f 20
3,3f 4 13
25 4,3 7-9
rr}..,1/pwJ..I.a - rrerr}..,1/P~J..I.evot veKpwv - veKpove; KoaJ..l.ov - KoaJ..l.4J 1/ tW'T/ VJ..I.WV - 1/ tW1/ 1/J..I.wv l{Javepw{}n - 'Pavepw~a€afk KaOwe; Kat ... vJ..I.tV - OVTWe; Kat vJ..I.eLe; 0 MLKWV - 01/&K1/a€V }..,a}..,1/aat - }..,a}..,1/aat 'YvWPW€t - -yvwTe - -yvwpwovaw
Siehe auch das Anakoluth 3,17 rrav ... , rravTa .•• 7. Zitatsein[ügungen
2,2f
eLC; f1rL'YVWOW - 'Yvwaewe;
18 4,1 ist als Emphase aufgeführt, hätte aber auch hier als Stellungsfigur genannt werden können.
176
III. DAS RHETORISCHE ENGAGEMENT: Der Klang als rhetor. Mittel
8. Die Paronomasie
9. Das Polyptoton
1,2 2,15 3,11
a5eAI{XJe; - TOte; .. , MeAr.pOLe; (fpwJ1ßevuae; aUTOUe; evauT,+, 1TavTa Kat €V 1Tauw XpWToe; 0
10. Die figura etymologica
1,11.29; 2,11.19 11. Die Emphase 4,1
Ot KUPWt ... KUPWV ev oupav4) ~)
Der Vergleich des Kol mit den paulinischen Abschnitten
Der Vergleich der vier Aufstellungen hat zu berücksichtigen, daß die paulinisehen Texte zusammen nur um weniges länger sind als der gesamte KoI. So gesehen weisen die Zusammenstellungen unübersehbar auf einen erheblichen Unterschied in der Dichte der Wiederholungen hin. Denn den 55 Fällen des Kol entsprechen 42 aus R 1-2,15, 49 aus R 12-13 und 22 aus Ph 3, insgesamt also 113. Bezieht man die Zahlen auf die Länge der Texte, so erhält man als Seitendurchschnitt 19 10,7 für R 1-2,15, 17,5 für R 12-13,13,7 für Ph 3 und schließlich 13,6 für die drei Paulusabschnitte zusammen. Demgegenüber weist der KoJ pro Seite nur 7,5 Fälle auf, und das ist wenig mehr als die Hälfte des für die Pauluspassagen erhaltenen Durchschnittswertes. Nun ist gewiß zuzugeben, daß dieser Vergleich bisher recht summarisch, ja sogar nivellierend und zudem auch wenig anschaulich ist und das Erge bnis darum noch nicht als sonderlich relevant erscheint. Wir werfen aus diesem Grund einen Blick auf das Wiederholungsmaterial und auf die Intensität und den Umfang der klanglich effektiven Stellen. Dabei fällt sogleich auf, daß im KoI viel häufiger als in den paulinischen Abschnitten die Wiederholungen lediglich aus Konjunktionen, Präpositionen, Artikeln oder der Kopula KaL bestehen. Angesichts der wesentlich geringeren Dichte von Wiederholungen ist dieser gegenläufige Befund sehr bemerkenswert, und schon deshalb ist ihm weiter nachzugehen. Dabei ist jedoch zweierlei zu beachten. Einmal ist zu berücksichtigen, daß zu der Wiederholung einer Konjunktion, einer Präposition, eines Artikels oder der Kopula Kat noch die eines anderen Wortes oder Wortteiles treten kann, so daß die erstere den Klangeffekt gar nicht allein ausmacht, sondern nur ein Element Dabei ist der Umfang von R 1-2,15 als 3,9, der von R 12-13 als 2,8, der von Ph 3 als 1,6 (zusammen also 8,3) Seiten und der des Kol als 7,2 Seiten gerechnet.
19
177
Detailvergleich der Klangwirkung
unter anderen darstellt und erst alle Klangelemente zusammen die rhetorisch wirksame Gestaltung ergeben. So ist beispielsweise die Wiederholung des Artikels in K 3,2 ra avw tppovetre, /177 ra e1Tt r77C; -Y77C; (sofern er nicht überhaupt mit avw zu binden ist und die Anapher einer Synaloephe zum Opfer fällt) klanglich trotz des antithetischen Charakters nicht zu vergleichen mit der Artikelwiederholung in R 12,lOf r11 tpLAaDeAtpI.{L etC; aAAflAOIx; tpLAoarop-yot, 177 rtp.11 aAA77Aouc; 1rpOfl'Y0v/1evot, r11 aTTovD11/177 OKVflPot, da dort nicht nur das zweifache etC; aAA77Aouc; / aAA77AovC; in der Mitte der beiden ersten Glieder, sondern auch die gleichlautenden Kasusendungen jeweils am Schluß der drei Glieder der anaphorischen Artikelwiederholung entsprechen und sich so mit dieser zusammen klanglich auswirken. Zum anderen ist in Rechnung zu stellen, ob die Wiederholung einer Präposition, des Artikels oder der Kopula KaL bzw. die Wiederholung einer entsprechenden Kombination, unter Umständen noch verstärkt durch ein Homoioteleuton, im Rahmen einer Synonymie erfolgt, die gerade auch klanglich eine besondere Erscheinung ist und darum auch eine gesonderte Untersuchung erfordert. Sieht man sich so genauer an, mit was für Wörtern (und gegebenenfalls auch Wortteilen) der Klangeffekt erzielt wird und wie intensiv dieser Klangeffekt ist, so wird deutlich, daß die bloßen Zahlenangaben für Fälle von Wortwiederholungen in der Tat noch nicht viel besagen und daß sie sogar nivellierend wirken können. Eine Wiederholung wie /177 ev otp{}aA/10DOVALaLC: wc: av"tJpwTTapeaKoL, aAA' EV aTTA07'TITL KapDLaC: 'fOßOV/1EVot rov KVPWV (K 3,22) kann in der klanglichen Wirkung eben nicht einen Fall wie oaot -yap avo/1wc; 77/1aprov ., .• KaL oaot ev vo/14J 77/1aprov ... (R 2,12) auf-
wiegen. Damit wird eine weniger fonnal ausgerichtete, weil alle Wiederholungen erfassende, Zusammenstellung nötig, die einerseits jene klanglich nur wenig effektvollen Stellen übergeht, in denen nur eine Konjunktion, eine Präposition, ein Artikel oder ein KaL wiederholt wird, und andererseits die Fälle einmal außer Betracht läßt, bei denen es sich um Synonymien handelt und auf die später noch eigens einzugehen sein wird. In den obigen Aufstellungen sind diese Fälle mit einem * bzw. mit einem 0 gekennzeichnet, und läßt man sie beiseite, so schrumpft die Aufstellung für den Kol bedeutend stärker als die für die Paulusabschnitte, und zwar gilt das sowohl für die absoluten Zahlen selbst als auch im Blick auf deren Relationen zur Gesamtzahl bzw. auf die Dichte der Wiederholungen. Der besseren übersichtlichkeit halber seien die Zahlen der gekennzeichneten und auszuscheidenden Fälle hier noch einmal tabellarisch zusammengestellt: R 1-2,15 R 12-13 2*
Konj., Präp., Art. Polysyndeton * Polysyndeton°
2 2
1
Total
4
3
Ph 3
PIs
K
3* 1
5*
7* + 1°
4
5), 9 ~}6 4f
11
17
178
BI. DAS RHETORISCHE ENGAGEMENT: Der Klang als rhetor. Mittel
Der Kol übertrifft die paulinischen Passagen in der absoluten Zahl der auszuscheidenden Fälle also erheblich, bietet er doch um die Hälfte mehr als jene, und das ist zumal in Anbetracht der ohnehin schon weit geringeren Dichte der Wiederholungen im Kol ausgesprochen viel. Bezogen auf die Gesamtzahl der Wiederholungen, wie sie in den vier Aufstellungen zusammengetragen sind, tritt dieser Unterschied denn auch noch um vieles deutlicher hervor. Der Anteil der auszuscheidenden Fälle macht nämlich für die Paulusabschnitte insgesamt nur 10% der Gesamtzahl aus, für den Kol dagegen handelt es sich fast um ein volles Drittel. Läßt man diese 10% bzw. dieses Drittel ganz außer Betracht, so verringert sich die Dichte in den drei paulinischen Stücken nur wenig, im Ko1 aber durchaus erheblich. Das durchschnittliche Vorkommen pro Seite liegt dann nämlich für erstere bei 12,2 (statt 13,6) - 9,7 (statt 10,7) für R 1-2,15; 16,4 (statt 17,5) für R 12-13; 11,2 (statt 13,7) für Ph 3 - und für den Kol bei 5,2 (statt 7,5), d.h. aber, daß die Dichte im Kol sogar noch erheblich unter die Hälfte der für die Paulusabschnitte ermittelten Dichte ab sinkt. Die Differenz in der Dichte von klanglich effektiven Wiederholungen, die bisher nur durch das Zahlenverhältnis von 5,2 für den Kol zu 12,2 für die Paulusabschnitte angezeigt wird, läßt sich nun aber auch noch im Blick auf die Intensität und den Umfang der klanglichen Gestaltung aufweisen. Denn geht man die vier Texte aufmerksam durch, so zeigt sich, daß in den paulinischen Stücken in dichter Folge ganze Sätze oder sogar ganze Satzgruppen durch akzentuierende oder pointierende klangliche Effekte zusammen- und in Spannung gehalten werden und daß die klanglichen Mittel so immer wieder eine fast beherrschende Funktion gewinnen. Gerade in diesen Fällen ist deutlich, daß erst lautes Lesen die Worte des Paulus zum Klingen bringt und daß dieses Klingen gehört werden muß, wenn man Paulus verstehen will. Denn Sache und Klang wirken miteinander, und steht gewiß auch der letztere im Dienste der ersteren, so gehören doch beide oft so eng zusammen, daß die Sache olme den Klang gerade in ihren Nuancierungen nicht voll zu vernehmen ist. Solche idanglich besonders effektvollen Sätze finden sich bei Paulus innerhalb der drei Beispielabschnitte in R 1,14.17 .20.26f.28; 2,1.1'2.13.14; R 12,3.4f. 21; 13,7.12a.12b.13; Ph 3,9, entsprechende Satzgruppen begegnen in R 1,242H; 2,1-3.7f.9f.12-15; R 12,6-8.10-13.15; 13,3f.10; Ph 3,3f.12f. Diesen 17 bzw. 12 Fällen lassen sich aus dem Kol nur etwa 7 bzw. 2 Fälle gegenüberstellen, n~unlich 2,5.9.20; 3,4.9f.25; 4,16 bzw. 3,3f; 3,18-4,1. Eine strenge Betrachtung müßte aber wohl herausstellen, daß 3,3f den paulinischen Fällen nicht wirklich vergleichbar, 3,18-4,1 als Haustafel vom Verfasser des Briefes nicht frei formuliert worden ist (3,'22-4,1 zeigt sogar, wie die chiastische Form sich in der Hand des Verfassers a.uflöst), 3,25 vermutlich ebenfalls übernommen worden ist und 4,16 eher ein Zeichen der stilistischen Unbeholfenheit als des klanglichen Gestaltungswillens darstellt. Die Zahl der Fälle reduzierte sich dann also sogar noch von einem Drittel auf ein Sechstel der paulinischen Fälle. Doch
Besonders starke und umfangreiche Klangeffekte
179
braucht hier gar nicht gemarktet zu werden, denn es ist deutlich genug, daß der Verfasser des Kol den Klang als Gestaltungsmittel nicht in dem Umfang und nur selten in der Intensität verwendet, wie wir es in den paulinischen Abschnitten auf Schritt und Tritt fmden. Das klangliche Bild, das sich in diesem Vergleich des Kol mit den drei Passagen aus den Paulusbriefen für unseren Brief abgezeichnet hat, bedarf als einer unabdingbaren Ergänzung noch einer Untersuchung der Klangwirkung vor allem der Synonymien (s. u. S. 194-197). Bevor wir uns dieser zuwenden, soll jedoch das bisherige Vergleichsergebnis im Blick auf die Gesamtheit der Paulusbriefe ergänzt werden. Da eine Fortführung des Detailvergleichs aus Raumgründen nicht sinnvoll ist, beschränken wir WIS angesichts des bisherigen Befundes auf zwei Punkte. Erstens soll festgestellt werden, ob sich die klangliche Gestaltung größerer Einheiten bei Paulus auch sonst in größerer Dichte als im Kol fmdet. Zweitens soll untersucht werden, in welchem Maß bei Paulus und im Kol intensive Klangeffekte eingesetzt und rhetorisch verwertet werden.
3. Besonders starke und umfangreiche Klangeffekte Nachdem die detaillierte Untersuchung der Klangwirkung durch Wortwiederholungen im vorigen Absclmitt zu dem Ergebnis geführt hat, daß der Kol speziell im Blick auf die Intensität und den Umfang klanglich gestalteter Stücke deutlich hinter den paulinischen Beispielabsclmitten R 1-2,15; 12-13; Ph 3 zurückbleibt, soll nun festgestellt werden, ob sich dieser Befund auch hinsichtlich der gesamten Paulusbriefe in älmlicher Weise ergibt. Wir· beschränken uns in diesem zweiten Vergleichsgang auf solche Fälle, bei denen einerseits die Klangwirkung rhetorisch besonders effektvoll erscheint und andererseits der Umfang des so geformten Stückes auf einen besonders starken klanglich-rhetorischen Gestaltungswillen hinweist. Ob der Klangeffekt auf der Wiederholung von Wörtern oder Wortgruppen oder aber der von Wortteilen beruht, spielt im Rahmen dieser Abgrenzung keine wesentliche Rolle. Vielleicht den größten Klangeffekt erreicht der Verfasser des Kol in 1,28, wo er die Wendung VOVf)€TOUVT€<; KaL oLljamWVT€<; €V rraan aOlpLQ- (vgl. ihre unauffälligere Gestalt in 3,16!) rhetorisch aufsprengt und im folgenden Finalsatz das Objekt in eben dIeser Form noch einmal wiederholt: ... KaTa'}''}'€AAOJ.1€V vovtJ€TOUVT€<; rravTa avf)pw'TTov KaL ÜLoaaKOVT€<; rraVTa avf)pwrrov €V rraan aO
eine sehr starke Klangwirkung, wenn dort die antithetische Aussage in ihrer parallelen Gestaltung durch einen epiphorischen Gleichklang hervorgehoben wird: €L '}'ap KaL TTl aapKL arrELJ.1L, aAAa r4) rrVEVJ.1an auv VJ.1W ELJ.1L. Weiter ist 2,9 zu nennen, da dort vielleicht ein Wortspiel vorliegt: EV aVT4J KaTOLKEL rrav TO rrA17pwJ..La T17<; &OT17TO<; aWJ.1anKw<; Ka, €aT€ ev aVT4> rrErrA17PWJ.1EVOL. Als nächste
180
III. DAS RHETORISCHE ENGAGEMENT: Der Klang als rhetor. Mittel
Stelle ist die auch klanglich zum Ausdruck gebrachte Antithese in 3,9f zu nennen: a1TEKoVaaJ.1EVOL TOV 1TaAawv av{}pW1TOV •.• KaL EVovaaJ.1EvoL TOV VEOV avaKaLVOVJ.1EVOV ..• Ebenfalls hierher gehören die Stellen 3,25 (0 'Yap aoLl<.wv KOJ.1LaETaL 0 17oLK17aEv) und 4,1 (Ot KVPWL, TO oLl<.awv ••• TOL<; OOVAOL<; 1TapEXEa{}E, €LOOTE<; on .. , EXETE KVPWV EV ovpav4)), falls es sich bei ihnen nicht um Zitate handelt. Schließlich ist noch der Satz 4,16 KaL orav ava-yvwa{}n 1Tap' VJ.1LV 17 E1TLaTOA17, 1TOL17aaTE KaL EV T!7 AaOOtKEWv EKKA17aLQ. ava'Yvwa{}v, Kat T17V €K AaOOtKELa<; Lva KaL VJ.1EL<; ava'YVWTE hier anzuftiluen, da die inhaltliche Entsprechung durch einen klanglichen Effekt betont wird, wenngleich man hier schwerlich von einer rhetorisch gelungenen Klangwirkung sprechen kann 20. Wir wenden uns nun den Briefen des Paulus zu und folgen dabei im wesentlichen ihrer chronologischen Abfolge. Im I.Thess weisen vor allem Stellen aus dem letzten Kapitel eine intensive Klangwirkung auf, so vor allem OL 'Yap Ka{}evoovTE<; VVKTO<; KafkvoovaLv KaL OL J.1E{}vaK0J.1EVoL VVKTO<; /1€{}vovaLV 5,7 und Lva ELTE 'YP17'Y0PWJ.1EV ELT€ KafkvowJ.1EV, C14J.Cl avv aVT4) ~17aWJ1EV 5,10. Ferner ist 5,19-21 anzufUhren, wo Parallelismus und Antithetik klanglich profIliert werden: TO 1TV€VJ.1a J.117 aßEvvvTE, 1TPOtfJ77TELa<; J.117 E~OV&V€LTE' 1TavTa OE OOKlf.1a~ETE, TO KaAOV KaTEXETE. Ähnlich verhält es sich mit 5,14 und 5,16-18. In 2,13 wird wieder eine Antithese durch eine Wortwiederholung verstärkt: EO€~aa& ov AO-YOV av{}pW1TWV aAAa Ka{}w<; aA17{}w<; €aTLV AO-YOV fkov. Ginge es nicht um einen Vergleich mit dem Kol und müßte nicht deshalb besondere Zurtickhaltung geübt werden, so wären wohl die Stellen 2,5-7; 4,5; 5,5.15, bei denen die klangliche Wirkung nicht ganz so stark ist, auch noch zu nennen. Im 2.Thess fällt 2,12 dadurch auf, daß eine Antithese klanglich untermalt wird: Lva KpL{}waLV 1TaVTE<; OL J117 1TWTEVaaVT€<; T!7 aA1]fkLQ. aAAa €VOOK1]aOVT€<; TV aOtKL{l. In 3,11 wird eine Antithese durch ein Wortspiel gebildet: J.11]OEV EP'Ya~OJ.1EVOV<; aAAa 1TEpLEP'Ya~OJ.1EVoV<;. Ein Spielen mit Wörtern findet sich auch in 1,6f, und ein wenngleich geringerer Klangeffekt ist auch für 3,15 zu konstatieren. Die Stellen 2,2 und 3,4 hingegen sollen vorsichtshalber außer Betracht bleiben. Der Gal wartet bereits in seinem ersten Vers mit einer klanglich doppelt artikulierten Antithese auf: OVK a1T~ av{}pW1TWV OVOE OL' av{}pW1TOV aAAa OLa 'l1]aov XPWTOV KaL &ov 1TaTpo<; .•. Im Verlauf des Briefes folgt noch eine große Zahl von Klangeffekten. In 2,14 beherrschen das dreifache 'Iovoaw<; - 'IovoaLl<.w<; - wvoaL~Ew und das zweimalige Et9vLKW<; - €t9v1] den Satz völlig: EL av 'lov8aLo<; vrrapxwv E{}VLKW<; KaL OVK 'lov&uKw<; ~1]<;, 1TW<; Ta Et9v1] ava'YKa~EL<; WV&z.L~€LV;
Eine intensive Klangwirkung weist sodann 2,20 auf: ~w O€ OVK€TL E'YW, tu OE €V €J.10L XPWTO<;' 0 OE VVV ~W EV aapKL, EV 1TWT€L ~W TU ••. In 3,10 untermalt die epiphorische Kopula den unbedingten Entsprechungscharakter der Aussage oaOL 20
S. auch o. S. 178.
Besonders starke und umfangreiche Klangeffekte
181
'Yap E~ EP'YWV V0J10V EWLV, V1T0 Kafupav EWW. Weiter sind hier aufzuführen
3,16.20.28; 4,4f.17; 5,11.17.25; 6,8.14, um auch hier nur die eindeutigsten Fälle zu nennen. Beim Phil ist besonders auf die Stellen hinzuweisen, die sachlich dem oben angeführten Satz K 2,5 entsprechen, nämlich 2,12 J171 w<: EV 717 1TapovaL(L J10V J10VOV a"A"Aa VVV 1TOAA~ J1a"A"Aov EV m a1TovaL(L J10V und 1,27 ELTE E"A{}WV KaL tOWV vJ1as ELTE a1TWV aKOVW Ta 1TEPL VJ1WV. Besonders wirkungsvoll ist der doppelte Zweiklang in 2,17f: xaLPW KaL av-yxaLpw 1Taaw VJ1LV' TO SE auTO KaL VJ1EL<: XaLpETE Kat av-yxaLpETE J10L, mit dem die Sätzchen XaLpETE EV KVPU.J;J 1TavTOTE' 1Ta"ALv EpW, XatpETE 4,4 zu vergleichen sind. Rhetorisch wirksame Klangeffekte finden sich ferner 1,15f.29.30; 2,lf.l6; 3,2.9.12; 4,8.12.17. Auch im Phm begegnen mehrere sehr starke Klangeffekte. Im ersten Fall wird die Klangwirkung vor allem mit Hilfe eines Wortspieles erreicht, wenn es V.11 heißt: TOV 1TOTE aOL aXP71aTov VUPL SE KaL am KaL EJ10L Evxp71aTOV. In V. 16 ergibt sich der Klangeffekt aus dem Spiel mit den Präpositionen, das die Antithetik der Aussage hervorheben soll: OVKETL w<: Sov"Aov a"A"Aa V1TEp Sov"Aw. Derselbe Vers bietet mit der steigernden Fortsetzung des zitierten Wortspiels noch einen weiteren hierher gehörigen Fall, der durch eine besondere Vielfalt der Klangeffekte ausgezeichnet ist: .. , aSE"AtfJOV a'Ya1T71TOV, J1a"AwTa EJ10L, 1TOa4> SE J1a"A"Aov am KaL EV aapKL KaL EV KVPU--!y.
Eine überwältigende Fülle von Beispielen für die rhetorische Verwendung von Klangeffekten durch Paulus weisen die drei großen Briefe aus. Wir nennen nur noch die Stellen: 1.Kor 1,18.22.24.25.27f.31; 2,11.11.12.13.15; 3,6f.14f.17; 4,10.11; 5,3.8; 6,7f.12.13.1B; 7,2.3 .4.12f.14.16.18 .22 .27 .28 .32-34; 8 ,4.5f.8; 9 ,1.4f.7 .10.11. 19-22.25.26; 10,1-4.8-10.16.19.21.23.31; 11 ,4f.8f.11.12.15 .29.32f; 12,3. 4-6.13.15f.17.21.23.26.29f; 13,1-3.4f.6.12; 14,4.11.15.20.22; 15,14.21.22. 29f.36f.39 40.41.42-44.44.48.49.51.53.54 (vgl. auch 3,23; 4,19f; 6,11; 7,7; 8,12; 11,17). 2.Kor 1,5.6; 2,15f; 3,3.5.9.11; 4,8f.10.11.13.18; 6,2.8-10; 7,4.9.10.12; 8,9. 14; 9,6; 10,1.11.l7.18; 11,4.18.20.22.29.30; 12,2.3.14.l5.20; 13,4.7.8 (vgl. auch 3,6; 5,18). Röm 1,14.17.24-26; 2,1.9f.12.13.14.21.21.22.28; 3,30; 4,4f.20.25; 5,3-5.16. 18.19.20.21; 6,9.10.19; 7,15.19; 8,6.10.13.15.17.30.33f; 9,8.l8.21.30f; 10,68.9.1 0.14f; 11 ,12.16.18.20.22.24.28.30f; 12,4f.7f.8.1 0.1lf.15 .21; 13,7; 14,3.5. 6.7f.10; 16,19. Um die Dichte dieser Fälle in den einzelnen Briefen klarer erkennen zu können, stellen wir die jeweilige Anzahl zusammen und beziehen diese auf die anhand des Wortbestandes gemessene Brieflänge21 • 21 Für den Kai und den Phil wird der Wortbestand ohne die Hymnen K 1,15-20 bzw. Ph 2,6-11 zugrunde gelegt.
182
III. DAS RHETORISCHE ENGAGEMENT: Der Klang als rhetor. Mittel
Anzahl Dichte
1Th
2Th
G
Ph
Phrn
1K
2K
R
K
6 246
4 205
15 159
15 103
3 112
90 73
40 112
65 109
7 209
Der Vergleich der Paulusbriefe untereinander fördert zutage, daß die Dichte der uns interessierenden Erscheinung bei Paulus keineswegs überall und immer gleich ist. Die Aufstellung zeigt, wie im Vergleich zu den Maßzahlen des Phil, des Röm, des Phm und des 2.Kor nach der einen Seite der Gal und nach der anderen Seite der I.Kor abweichen und daß die beiden Thessalonicherbriefe noch weit über den Gal hinaus zu einer extrem niedrigen Dichte tendieren. Interessant ist, daß die Folge der die jeweilige Dichte angebenden Zahlen im wesentlichen der chronologischen Reihenfolge entspricht, wie sie auch der obh~en Aufstellung zugrunde gelegt ist. Das Ausschlagen des I.Kor spricht nicht entscheidend dagegen. Denn die Häufung der Zahlen für alle sonstigen Briefe der späteren Zeit, nämlich für den Phil, den Röm, den Phm und den 2.Kor, im Umkreis einer bestimmten Marke zeigt, daß der rhetorische Stil des Paulus in dieser Zeit im wesentlichen festliegt, und die besondere Stellung des l.Kor läßt sich angesichts der Länge des Briefes und seines Inhalts auf diesem Hintergrund durchaus verstehen. Beim Vergleich des Kol mit den Paulusbriefen ist deshalb von dem Befund auszugehen, daß Paulus in zunehmendem Maße klangliche Mittel gebraucht, um rhetorisch wirksam zu formulieran. Nähme man nur die jeweilige Dichte an rhetorischen Klangwirkungen zum Vergleichsmaßstab , so bewegte sich der Kol wie die beiden Thessalonicherbriefe durchaus im Rallmen des paulinisch Möglichen. Da aber innerhalb der Paulusbriefe eine bestimmte Entwicklung zu konstatieren ist, genügt die Größe der Dichte als alleiniger Vergleichsmaßstab nicht, vielmehr muß zusätzlich das Moment der Zeit in Ansatz gebracht werden. Wo der Kol als Brief des Paulus angesehen wird, ordnet man ihn mit dem Phil und dem Phm zu den sog. Gefangenschaftsbriefen zusammen oder setzt man ihn für die Zeit nach dem Röm an, sofern nicht beides zugleich geschieht. Mit den ältesten Paulusbriefen, mit den Briefen an die Thessalonicher oder auch nur mit dem an die Galater bringt man ihn hingegen nicht in Zusammenhang. Das hat nun aber zur Folge, daß man den Kol hinsichtlich der Dichte seiner klangrhetorischen Mittel nicht an den älteren, sondern _an den jüngeren Briefen des Paulus zu messen hat und daß man die Thessalonicherbriefe nicht als Alibi verwenden kann. Wird diese methodische Einsicht berücksichtigt) so tritt zutage, daß der Kol sich von den vergleichbaren Paulusbriefen, also vom Phil, Phm, Röm, aber auch von den Korintherbriefen und selbst vom Gal deutlich unterscheidet. Das Ergebnis dieses zweiten Vergleichsgangs tritt also bestätigend und ergänzend neben jenes, das aus dem Detailvergleich des Kol mit den paulinischen Beispielabsclmitten gewonnen wurde.
Rhetorisch belangvolle Klangwiederholungen
183
4. Rhetorisch belangvolle Klangwiederholungen a) Einleitendes Nachdem im ersten Vergleichsgang zwar die ganze Masse des Materials in Betracht gezogen, aber die Basis des Vergleichs durch die Auswahl von Beispielabschnitten eingeschränkt wurde und im zweiten Vergleichsgang zwar alle Paulusbriefe herangezogen wurden, aber das Material durch die Beschränkung auf klangrhetorisch besonders effektive Fälle reduziert wurde, soll nun in einem dritten Anlauf versucht werden, im Blick auf das zu vergleichende Material gewissennaßen die Mitte zwischen diesen beiden jeweils extremen Maximalprogrammen zu treffen, von denen das eine durch die Formalität seines konstituierenden Prinzips und das andere durch die Subjektivität bei der Auswahl belastet ist. Anders als in den beiden ersten Vergleichsgängen richten wir unser Augenmerk darum jetzt weder auf alle Wortwiederholungen ohne Rücksicht auf ihr rhetorisches Gewicht noch allein auf die besonders intensiv gestalteten Klangwiederholungen, vielmehr ist ergänzend zu diesen beiden einseitigen Fragerichtungen in diesem dritten Vergleichsgang zu untersuchen, in welcher Dichte rhetorisch eindeutig belangvolle, aber nicht notwendig besonders intensive Klangeffekte im Kol und in den Paulusbriefen begegnen. Eine prinzipielle Unterscheidung zwischen Wort- und Wortteilwiederholungen ist auch hier nicht angebracht, wohl aber bleiben die Klangwirkungen plerophorer Natur, speziell durch Synonymien, wieder der angekündigten besonderen Untersuchung vorbehalten. Um das einschlägige Material übersichtlicher darbieten zu können, gruppieren wir es in verschiedene Rubriken. Allerdings übersc1meiden sich diese Rubriken mannigfach, da sie von miteInander konkurrierenden Prinzipien her entworfen sind. Die Konkurrenz der Prinzipien ergibt sich in erster Linie daraus, daß man Klangfiguren sowohl nach ihrer Stellung innerhalb des Satzes und der Klangteile zueinander als auch nach der Art der Lockerung der Gleichheit des wiederholten Wortes gliedern kann, daß sich aber keiner dieser beiden Gesichtspunkte ohne Gewaltsanlkeiten alleine anwenden läßt. Nach Kap. II liegt zudem noch eine Orientierung nach der gedanklichen Gliederung des jeweiligen Satzes als zusätzliches Prinzip nahe. Die anhand dieser drei Prinzipien gewonnene und im folgenden durchgeführte Gliederung des hier aufzuführenden Materials kann deshalb nur als ein recht grobes Ordnungsschema gewertet werden, das zunächst allein fiir den angestrebten Vergleich brauchbar ist, für den es aufs Ganze gesehen ja keinen. wesentlichen Unterschied bedeutet, ob z. B. der Satz 2Th 3,11 b J..L7JOEV Epato/1EVove; a'A'Aa 1f€PL€P'Yato/1Evove; als Wortspiel oder als Antithese eingeordnet wird. Eine geänderte Fragestellung würde jedoch vennutlieh auch eine geänderte Gliedemng des Materials erfordern.
184
IH. DAS RHETORISCHE ENGAGEMENT: Der Klang als rhetor. Mittel
ß) Ausbreitung des Materials
1. Emphatische Aufsprengung syndetisch verbundener Glieder zu anaphorischen oder epiplzorisclzen Figuren Aus dem Kol ist hier die bereits oben zitierte Stelle 1,28 vOV{kTOVVT€C; 1TaVTa av{}pw1ToV Kat owaaK OVT€C:; 1TaVTa av{}pW1TOV €V 1Taan OOt.pLQ. ... (1TapaaT'TlaWJl€V 1TaVTa av{}pw1ToV) anzuführen. Nach der Epipher auch ein Beispiel für eine Ana-
pher: Ph 2,16 on ov" €LC:; K€VOV €opaJlov OVo€ €LC:; K€VOV €K07TLaaa. Bei Paulus finden sich derartige Fälle außerdem in ITh 5,5.12; 2Th 2,2; Ph 1,30; 3,10. 12 (T/); 4,2.7.8; lK 1,24; 2,3; 3,5 (o€); 7,19; 8,5; 9,4f; 10,2-4a (5mal). 19 (T/). 21a.21b; 12,9f; 13,9; 14,31; 15,11.39.40a.41; R 14,7.8b; 16,7 (vgl. 3,8). 2. Emphatische Ersetzung potentiell syndetischer Verbindungen durch anaphorisch oder epiphorisch realisierte Wiederholung in asyndetischem Anschluß
Ein sehr schönes Beispiel bietet Ph 3,2: ßA€1T€T€ TOue; Kvvac;, ßA€1T€T€ TOVC; €p. Paulus bietet weitere Fälle in ITh 5,16-18; G 5,26; Ph 2,1 (4mal); 3,5f; 4,8 (6mal). 12; lK 1,26; 3,9; 4,8; 6,7.10.11; 9,la; 12,29f (7mal); 13,4-6 (6mal).7.11; 14,24.26 (5mal); 15,14.52; 2K 6,2.4-6 (18mal).7f; 7,2.4.7.11; 11 ,20.22.23.26.27; 12,10; 13,5; R 13,13 sowie 6,9. Daß asyndetisches ov ... ov ... einen rhetorischen Nachdruck, zumal in affektvoller Rede, verleiht, hebt auch Kühner-Gerth hervor 22 •
'YaTac:;, ßA€1T€T€ TT/V KaTaToJl77v.
3. Anaphorische Aufzählung mit Polysyndeton Als rhetorisch bemerkenswert führen wir nur solche Stellen auf, bei denen außergewöhnlich viele Glieder durch ein anaphorisches Polysyndeton verbunden sind. Dies ist dann der Fall, wenn es sich um mindestens vier Glieder handelt: wie z. B. in Ph 4,9: a KaL €Jla{}€T€ KaL 1Tap€Aa{3€T€ Kat, T/KOVaaT€ Kat, €t,D€T€ €V €POt" TaVTa 1Tpaaa€T€. Derartige Fälle finden sich bei Paulus auch noch lK 3,22 (8mal); 4,11 (6mal); 6,9f (7mal); 14,6; R 8,35 (6mal).38f (10mal); 9,4 (5mal). So vielgliedrige Polysyndeta weist der Kol nicht auf, doch ist 2,21 JlT/ al/lv PT/Oe 'YevaT/ PT/O€ {k'Ync; klanglich bemerkenswert, und deshalb sei die Stelle hier ebenfalls genannt. 4. Sonstige Anaphern mit pointierender oder steigernder Funktion Hier sind im einzelnen recht verschiedenartige Fälle zusammenzustellen, die jedoch einander in dem einen Punkt gleichen, daß die Anapher jeweils eine eindeutig rhetorische Funktion ausübt. So etwa R 10,14f 1TWC; ovv €1TtKaA€OWvTat, €tc:; ov OVK €1TWT€VOaV; 1TWC:; O€ 1TWT€VaWaw ov OVK 77Kovaav; 1TWC; D€ aKovawaw XWptc:; K77pvaOOVTOC;; 1TWC:; O€ K77Pv~waw €av /J.T/ a1ToaTaAwaw; oder 15,19 22
Kühner-Gerth, 11 2, S. 290 (Pkt e).
Rhetorisch belangvolle Klangwiederho lungen
185
XO"f4) Kat €P'Y4', €V OVVaJ..L€L G17J..L€LWV Kat T€paTWV, €V OVVap,€L TTV€Vp.aTO<;. Weitere Fälle begegnen bei Paulus noch in G 4,14; 1K 1,5; 2,6; 3,1; 4,7; 7,17; 9, 1b; 2K 2,17; 4,5; 12,18 (vgl. auch 11,17f); R 9,4f (relativisch, aber wohl klimaktisch); 9,19 (mit proleptischer Lockerung); 12,14. Nicht hierher gehören die bloßen Funktionsanaphern K 2,10-12, lK 15,lf (beide relativisch) sowie vorsichtshalber Ph 3,9 (rel~ltivisch) und 2K 12,20 (konjunktional) bzw. die unrhetorische Gliederungsanapher lK 15,6f.
5. Rhetorisch wirksame Anadiplose Als Beispiel nennen wir den bekannten Zusatz des Paulus zum Philipperhymnus, obwohl wir diesen Fall wegen der besonderen literarkritischen Situation nicht weiter heranziehen wollen: 'Y€VOJ..L€VO<; UTT17KOO<; J..L€XPL fuvaTov, fuvaTov O€ GTau· pOV. Aus dem Kol ist unter dieser Rubrik allenfalls der elliptische Satz 3,13 Kaf}we; Kat 0 Kvpwe; €xapWaTo VJ..LLV OVTWe; KCU Vp.€Le; anzuführen, dessen rhetorisch belangvolle Wiederholung jedoch auf jeden Fall zu berücksichtigen wäre 23 • Aus den Briefen des Paulus ist hier zu nennen 1Th 1,5f; 3,11f; 4,9; 2Th 1,10.11.12 (sachlich ein Chiasmus); G 1,10.11f; 2,16; 3,13.19f.26f; 4,12 (sachlich ein Chiasmus).24f; 6,8a.8b; Ph 2,26f.27; 3,15; 4,10; 1K 1,6f.28; 2,8.10. 13.14f; 3,17.22f.23; 4,7.8; 5,1.9f; 6,3f.15; 7,15; 8,1.6 (eine Aufsprengung syndetisch verbundener Glieder zu einer chiastischen Figur); 9,19; 10,4.4.28f; 11, 17f.22b.3lf; 15,12f.13f.15f.16f.27f.52.56; 16,5; 2K 1,3f.16; 2,10; 3,9f.17; 4,6; 5,14f (durch Zwischensatz stark gelockert); 7,6f.8; 9,6a.6b; 10,2f.9f.13f; R 1,21; 3,3; 5,3.3f.4.4f.12.20; 6,9.10b; 8,12f.16f.17.24.30.30.33;.9,30; 10,12f. 14.14f.17; 11,5f.16f; 12,4; 13,2.8; 14,23; 15,24. 6. Rhetorisch wirksamer Chiasmus Im Kol bietet die Haustafel ein Beispiel, von dem allerdings anzunehmen ist, daß es nicht auf den Verfasser des Briefes zurückgeht, sondern von diesem nur übernommen ist: aL 'YvvaLK€e;, UTTOTaGG€G& TOLe; avopaaw, we; aV1JK€V €V KVPLCf). OL avop€e;, a'YaTTaT€ Tae; 'YvvcuKac; KaL P,17 TTLKpaW€mJe TTpOC; aVTae; (3,18f). Bei 3,20f liegt zwar sachlich ebenfalls ein Chiasmus vor, doch wird er als solcher nicht klanglich zum Ausdruck gebracht (s. u. 7.); im dritten Teil der Haustafel liegen die einander entsprechenden Teile 3,22a und 4,1 viel zu weit auseinander, um noch als klangrhetorischer Chiasmus gehört werden zu können. Als Beispiel für einen paulinischen Chiasmus mag R 2,1 ausgeschrieben werden: €V w 'Yap KpLV€Le; TOV €T€POV, G€aVTOV KaTaKpLV€LC;. Weitere Fälle finden sich bei illßl in 2Th 3,15; G 2,20; 3,16; 4,4f.7; 5,17.25 (vielleicht auch 3,13); lK 6,13a.13c; 11,8.9.11.12; 12,8; 15,15; 2K 10,12; 13,3; R 2,21a; 5,13; 8,9.13; 11,18. 13
Dagegen liegt in 2,12 ein bloßer Stichwortanschluß vor; s. o. S. 82.
186
IH. DAS RHETORISCHE ENGAGEMENT: Der Klang als rhetor. Mittel
Z Rhetorisch wirksamer Kyklos
Ein schönes Beispiel bietet R 13,10 11 a'Ya1Tl1 74) 1T'Al1awv KaKov OVK €p'Yat€7at· 1T'Al1PW}.la OVV v0}.l0V 11 a'Ya1Tl1. Außerdem bietet der l.Kor noch einige Fälle: 6,18; 13,4; 14,14. Für den Kol soll vorsichtshalber aus der Haustafel 3,20f genannt werden, obgleich die Klangträger sehr weit auseinander liegen: 7a 7€KVa, V1TaKOV€7€ 70L<; 'Y0v€vaw Ka7a 1TaV7a, 70V70 'Yap €Vap€a70V €a7W €V 1TaT€p€<;,
KVpLC.~.
OL
}.lf/ €P€fht€7€ 7a 7€Kva v}.lwv, Lva }.l'T/ af}vJlwaw.
8. Wiederholungen zur Unterstreichung einer Antithetik Aus dem Kol sind hier zwei Fälle zu nennen, nämlich 2,5 €L 'Yap Kat 7T1 aap'" a1T€LJlL aA'Aa 74> 1TV€vpan avv V}.lLV €Lj.J.L und 3,9f a1T€KOVaaJl€VOL 70V 1raAawv avf}pw1Tov ... KaL €vovaa}.l€VOL 70V V€OV 70V avaKawovJl€vOV ... 24 Paulus bietet an einschlägigem MateriallTh 2,13; 2Th 2,12 25 ; G 1,17; 2,20; 3,20; 4,17.23; 6,8 (vgl. a~ch 4,3f); Ph 1,15.16; 2,4.12.17f; 3,13 25 .18; 4,17 (vgl. auch 2,25); Phm 16 25 ; lK 1,12.18; 2,6f.12.13.15; 3,4.9; 4,10a.l0b 25 .10c25 ; 5,3.8; 6,12a. 16f; 7,7 . 14b.32f.34.37; 9,2.17.25; 10,23a.23b; 11 ,3.4f.14f.21; 12,10.12.23f; 13,6.12b; 14,2fo4.15a.15b.20.22a.22b.22.23f.37f; 15,40bo40042.43a.43b.44a. 45047.51 (vgl. auch 8,1; 11,3); 2K 1,24; 3,3.5.6b; 4,18a.18b; 5,16; 6,12; 7,9. 10; 8,12.22; 9,5; 10,1.13.18; 11,1; 12,5; 13,4b.7 (vgl. auch 2,4, wo sich eine Prolepse mit der Wiederholung überschneidet); R 2,7f.9f.13.28f; 3,31; 4,4f. 20.23f; 5,16 26 .19; 6,13.22 26 ; 7,3.6 26 .15.19; 8,6.10.15.17; 9,8.18.21.30f; 11,7. 20.22 (zwar nur €1TL, dieses jedoch anaphorisch).28.30; 12,21; 13,3f.12a.l2b 26 ; 14,3.5; 16,19 (vgl. au~h 6,22 26 ; 14,22f). 9. Wiederholungen innerhalb eines Teiles der Antithese Zuweilen wird eine Antithese dadurch verstärkt, daß einer der beiden Teile mehrgliedrig ist und diese Mehrgliedrigkeit auch klanglich hervorgehoben wird. Verschiedene Male finden sich derartige Klangwiederholungen im negativen Teil der Antithese, so z.B. Ph 2,3 PT/O€V Ka7' €pdJ€LW Jlf/O€ Ka7a Ko/OOO~t.aV, a'AAa ... Die Stellen 1Th 2,3f.5-7 sind hier zu nennen, da eine erhebliche Klangwirkung entsteht, obwohl lediglich die Negationen (Partikel bzw. Kopula) sowie Präpositionen wiederholt werden. Weitere Fälle bei Paulus sind G 1,1; 4,14 (vgl. auch 1,12. 16f); lK 3,7; 5,8 (vgl. auch 2,6f); 2K 4,2 (vgl. auch R 1,21). (Auf die Stellen G 5,6; 6,15; 2K 7,12; R 9,16 sei hier p.ur im Vorübergehen hingewiesen, da sie als Fälle einer polaren Ausdrucksweise in einer eigenen Rubrik geführt sind). Eine Verstärkung des positiven Teiles einer Antithese liegt in 1Th 5,6 vor: apa ovv Bei -beiden Redewendungen ist der Einfluß der paulinischen Sprache zu berücksichtigen. Der Klangeffekt beruht allein oder im wesentlichen auf der Wiederholung eines Wortteiles. 26 Der Klallgeffekt beruht allein oder im wesentlichen auf der Wiederholung eines Wortteils. 24
2S-
Rhetorisch belangvolle Klangwiederholungen
187
Ilf1KatgeVÖWJ.l€V W~ ot 'AomoL, a'A'Aa 'YprryoPW/1€V Kat Vll'l'w/1€V, wobei zu beachten ist, daß das Homoioteleuton auch den negativen Teil einschließt.
10. Wiederholungen zur Unterstreichung einer Parallelität
Die beiden Stellen K 1,10f und 4,16 stellen zwar vielleicht nur Belege für die lokkere Satzfügung dar, doch sollen sie vorsichtshalber hier aufgeführt werden. Um ein Beispiel zu geben, sei Ph 1,27 ausgeschrieben: wa €tT€ €'A{}Wv Kat LOWV VJ.La~ €LT€ a1fWV aKOVW Ta 1f€PL VJ.lWV. Hierher gehörige Fälle finden sich ITh 3,2. 11; 5,7.19f; 2Th 1,3.6f.8.10; 2,8.9f.16; 3,lf.5; G 2,20; 3,5.28; 4,4.8f.22; Ph 1,15-17; 4,8f; lK 1,22.25.27f; 2,9 Gedenfalls gegenüber LXX umformuliert); 3,14f.16; 4,10; 6,12.14a.14b; 7 ,2.3.4.12f.14a.16.18.27 .28.29-31.32-34.38; 8,4.6.8; 9,7.10.19-22.26; 10,3f.7-10.16.23; 11 ,28; 12,3.4-6.8f.13.15f.17. 21.26; 13,1-3.8; 14,11.15.36; 15,21.22.29f.36f.42-44.48.50.53.54 (vgl. auch 6,9f.15-19); 2K 1,6.21.22; 2,14.15.16; 4,8f; 5,13; 6,9f.11 (6,14-16 bleibt wegen der fraglichen Autorschaft unberücksichtigt); 9,6.10; 11 ,4.22f.29; 12,2. 3.2f.6 (vgl. auch 13,13 sowie 11 ,27); R 1,14; 2,12.21f.28; 3,1.8.30; 4,llf.25 27 ; 6,16; 8,5.30.33-35; 10,6-8.9.10.18f; 11 ,12.16.24.33; 12,6-8.8b.l0f.11.12. 15; 13,7; 14,6a.6.8a.8b.10; 15,30. In einigen Fällen beschränkt sich die klangliche Untermalung ganz auf bloße Homoioteleuta und Homoioarkta, so in K 3, 13; ITh 5,11.21; 2Th 2,17; 3,3; G 1,15; lK 4,5; R 4,17. 11. Emphatische Wiederholung eines ganzen Satzes
Zweimal wiederholt Paulus einen ganzen Satz in nur wenig veränderter Form, um einen ganz besonderen Nachdruck zu erzielen. Die Fälle finden sich G 1,8f; Ph 4,4. In R II,lf dient der Wortbestand eines AT-Zitates zunächst zur Formulierung einer ~tll 'Y€VOLTo-Frage (11,1) und daIUl zur F onnulienmg der sich ergebenden positiven Aussage (11,2). 12. Polyptotisch oder pal'onomastisch realisierte emphatische Wiederholung des Prädikates in kopulativem Anschluß
2Th 3,4 1fOL€LT€ "at 1fOt'ijaaT€ und Ph 1,25 Il€V(v "at 1fapaJ-!€VW können als Beispiele für die heiden Arten dieser Wiederholung dienen. Weitere Fälle stehen G 2,2; Ph 2,1 7 .18; 2K 1,10; 11,9; 12,15; 13,2 21). 13. Polyptotisch oder paronomastisch realisierte Wiederholung des Prädikats in zwar syndetischem, nicht aber kopulativem Anschluß zur Intensivierung einer Aussage Der Satz stellt wohl doch eine Formulierung des Paulus dar. Die Gründe, die dazu fümten, hier ein Zitat zu behaupten, können gerade im Blick auf die rhetorische Komponente nicht überzeugen. 28 Widmann S. 254f führt diese Erscheinung als Element der polaren Ausdrucksweise auf
27
(s. u.).
188
III. DAS RHETORISCHE ENGAGEMENT: Der Klang als rhetor. Mittel
Ein solcher Fall ist Ph 1,18 ... Kat €V TOVT4J XaLpW· aAAa KaL xap17aop.ilL; Mit G 5,21 und lK 3,2 bietet Paulus noch zwei weitere derartige Stellen. 14. Sachlich nicht nötige zweifache Setzung des Personalpronomens zur Erlangung größeren Nachdrucks Ein solcher Fall liegt vor, wenn Paulus an die Galater schreibt: <{'oßOVpat vpa<: (4,11). Ähnlich liegen die Dinge in ITh 3,4; 2Th 2,5; 3,10 (vgl. auch 3,6); lK 2,12; 2K 9,2; 12,17.
P171TW<: €LK17 K€K01TLaKa€l,<: v}Ja<:
15. Wiederholung des Nomens zur Erlangung größeren Nachdrucks statt Ersatz durch ein Pronomen Ein schönes Beispiel liefert Paulus mit G 3,27 oaOL "rap €L<: XPWTOV €ßa1TTwt91]T€., Weitere Fälle sind 1Th 4,14; G 3,21; 6,14; 1K 1,13; 2,l1a. I1b; 11,4.5; 2K 4,14; R 2,23; 3,19; 7,2; 9,6; 10,12; 11,32; 13,7.7.7.7. (In Ph 3,21 liegt eine bloße Stützungswiederholung ohne rhetorische Wirkung vor).
XPWTOV €v€Dvaaafk.
16. Pointierende Wiederholung eines Satzteiles in einem abhängigen Satz oder Satzteil oder in einem eng verbundenen gleichartigen Satz Für diese Erscheinung gibt es mehIere Belege auch aus dem KoI. In 2,9 wird ein Stück aus dem Hymnus 1,15-20 zitiert und sodann, diese Formulierung aufnehmend, fortgefahren: on €V aVT4' KaTOLK€L 1TW TO 1TA17Pwpa &OT17TO<: awpaTLKW<:, Kat EaT€ €VaVT4J 1T€1TA17PWP€VOt. Hier liegt deutlich nicht nur ein Wortspiel1TA17pwpa - 1TA17PWJ.1€VOL, sondern eine darüber hinausgehende Entsprechungsformulierung vor, da das €V aVT4J ja ebenfalls aufgenommen wird 29 • Weiter ist hier 2,20 (€t a1T€t)aV€T€ avv XPWT4J a1TO TWV aTOtX€LWV TOV Koapov, n w<: ~WVT€<: €V KOap4J DO')'pan~€atJe;) zu nennen, auch wenn ein Ersatz des Nomens durch ein Pronomen wegen mangelnder Eindeutigkeit gar nicht möglich wäre. Ferner ist 3,4 aufzuführen sowie vorsichtshalber 3,25a30• Auch aus den Paulusbriefen ist hier eine Reihe von Fällen anzuführen: G 1,8; 2,16; 3,10; 29 So auch Lohse S. 152, der in seiner Kritik an Delling dessen zurückhaltender Formulierung ,jedenfalls ein Wortspiel" (ThW VI S. 291) freilich nicht gerecht wird und der den Vers auf S. 150 mit der Voran stellung des eV aVT~ falsch paraphrasiert, da er die Pointierung des Entsprechungsverhältnisses im Text mit Voranstellung gerade des eGU außer acht läßt. 30 Allerdings handelt es sich hier vermutlich um ein Zitat. Denn einerseits legt die Stellung im Kontext die Vennutung nahe, daß der Verfasser die Begründung durch ein Zitat bringt, und andererseits entspricht die Form des Satzes 0 aOtKWV KOJ,lWeTat 0 T/otKT/GeV derjenigen der Sätze des ius talionis, worauf Lohse, Kommentar S. 230 Anm. 1 im Anschluß an Käsemanns Aufsatz über "Sätze heiligen Rechts im Neuen Testament" (1954/55) hinweist. (Lohmeyer, Kommentar S. 159 Anm. 4 denkt für 3,25a.b an ein Zitat, allerdings nur aufgrund der semitisierenden Sprache in 3,25b). Da es um den klangrhetorischen Gesamteindruck geht, muß dieser Satz gleichwohl berücksichtigt werden, wie denn auch ähnliche Fälle aus den Paulusbriefen ebenfalls aufgefIHut sind.
Rhetorisch belangvolle Klangwiederholungen
189
lt-,6.9; 5,11.15 (vgl. auch 5,17); Ph 3,3f; 1K 2,11; 3,18; 4,8; 5,7.12f; 6,15b;
9,11; 10,6.8.9.10.20.31; 11 ,2.27; 12,15a.15.l6a.16.26a.26b; 14,10.12 (mit parechetisch realisierter Lockerung). 15a.15b; 15,9.10.15a.15b.16.22.27.44b.48a. 48b.49; 2K 1,5.l7.22f; 2,2.3.l0; 3,5a.5f.9.l1; 4,3.10.l1.l3; 8,7.9.l4.16f; 9,3f. 8; 10,11; 11 ,4.4.l2.17.18.21.29a.30; 12,15.20; 13,2.10; R 1,28; 2,3.l2a.l2b. 14.21b.22a.26; 4,17; 5,10.l2f.l5b.l7.l8.21; 6,3.6.l0a.19.20; 7,7.l3; 8,3.l2. 14.17b.24.24f; 9,6.8; 11 ,12.21.22.24.30f.31; 12,4.7.7.8a; 14,8a.8b.l4.22; 15, 4.7 (vgl. auch 5,15). 17. Pointierende oder akzentuierende Wiederholung im nachfolgenden Satz, sofern die Stellung keine Rolle spielt
Ph 3,4 heißt es ...
aAAoe:; p.ilAAOV. Weitere Fälle sind G 3,18.22f.28f; 1K 4,3f;
Kru:TT€P eyw €XWV 1T€1TOLth}OW KaL €V oapKL. €L TLe:; ÖOK€L
1T€1TotrJevat €V oapKt, eyw
15,27; 2K 2,lf.2f.l0; 5,11.14; 7,9; 10,3f; 12,9; 13,10; R 1,19; 2,25.25f; 7,2.7; 8,2f.3.7f.20.24; 11 ,22; 14,4; 15,4f. 18. Polyptotisch oder paronomastisch realisierte pointierende Wiederholung von Subjekt oder Prädikat innerhalb eines Satzes
Wohl der bekannteste hierhergehörige Fall ist der Satz in G 5,1 TTl €A€VrJeptQ-. Ähnliche Stellen fmden sich aber auch in 1Th 3, 5; G 2,8; 6,6; 1K 5,6; 7,29.30.30; 8,12; 9,10.18; 15,39.50.53.53.54.54; 16,10; 2K 3,10; 7,13; 10,13; 11,2.7; R 1,20; 8,5a.5b.24; 11,6; 12,3; 14,3.3.23a (vgl. 15,29, dort ohne Klangwiederholung). • l1J.1.ae:; XPWTOe:; l1A€VrJepWO€v.
Einen Sonderfall stellen die explikativen Wiederholungen des Subjekts durch das Prädikat dar, wie er z. B. in 1Th 4,8 vorliegt: TOL'YapOVV 0 arJeTwv OVK wtfPW1TOV arJeT€t aAAa TOV rJeov ••• Entsprechende Fälle begegnen in 2Th 3,16; G 5,9; 1K 14,2; 2K 4,14; 7,6; 9,10; R'13,2; 14,6a.6b.6c. 19. Wortspiele
Mit dem Begriff Wortspiel werden hier solche Erscheinungen bezeichnet, bei denen ein Spielen mit Klang und Sinn festzustellen ist 31 • Wortspiele innerhalb von Antithesen sind nur dann hier aufgeführt, wenn die Antithese lediglich aus dem Wortspiel selbst besteht (so 2Th 3,11; 2K 12,14). Aus dem Kol soll hier der letzte Teil der Haustafel genannt werden: Ot KVPWL, TO öU<.awv ••• TOLe:; ÖOVAOLe:; 1Tap€x€o{)e, €LÖOT€e:; on Kat VJ.1.€te:; €X€T€ KVPWV €V ovpav4). Auch wenn man infrage stellen kann, daß es sich dabei wirklich um ein Wortspiel handelt, so liegt doch auf jeden Fall eine pointierende Betonungswiederholung vor. Paulus bildet bzw. verwendet Wortspiele in 2Th 1,6; 3,11; G 2,14.19; 3,13; 4,8.9.l7.l8.21; 5,7f; 6,1; Ph 1,29; 3,2f.12.12; Phrn 11.16; 1K 31
Mit Leumann-Hofmann-Szantyr, 11 S. 709.
190
III. DAS RHETORISCHE ENGAGEMENT: Der Klang als rhetor. Mittel
1,21; 2,13; 6,6; 7,31; 8,2; 9,14.21; 11,31.32; 12,23; 13,12; 14,32.38; 2K 1,13f; 3,2; 4,8; 5,2f.4.6.8.9.21; 6,8.9.10; 10,3.5f.12.12.12; 11,19; 12,14; 13,8; R 1,23.24.25.26.27; 2,1.8; 3,3.26; 5,16; 7,1.13.23; 8,2.31; 9,31; 10,2f; 12,3. 6.1 0; 14,13 (vgl. auch 3,21, wo vielleicht mit dem zweimaligen XWPLC; vop.ou bzw. V1T0 TOU VOJ1.0U gespielt ist). - An dieser Stelle seien auch die beiden Parechesen R 1,29.31 aufgeführt. 20. Sonstige Paronomasien und Polyptota, die pointierenden oder verstärkenden, jedoch nicht plerophoren Charakter haben
Ein Teil der "Verbindungen von Ausdrücken, die demselben Stamm angehören ,,32 und von denen im Zusammenhang mit der figura etymologica bereits die Rede gewesen ist (s. o. S. 157-159), muß an dieser Stelle eingeordnet werden, z. B. aus dem Kol die beiden Stellen 1,29; 2,11. Daneben sind jedoch auch noch etwas andere Fälle hier aufzuführen, so aus dem Kol 'lJptap.ßEuaac; aUTOUC; EV aUT4> (2,15). Aus den Paulusbriefen gehört in diese Rubrik 1Th 3,9; 4,15; 5,11.15; G 1,11; 3,22; Ph 3,5; lK 4,6; 6,13b; 7,20; 9,7.13.13.14.18.20.20.21. 22.22; 10,16a.18; 15,1.28.41; 2K 2 ,16a.16b.17; 3,1.18; 6,3; 7,7; 12,4; R l,lf. 17; 2,5; 3,3; 4,18; 5,18; 8,23; 11,17.19; 12,15a.15b.17; 13,8; 14,5 (vgl. auch die Namen 16,12). Daneben gibt es sowohl im Kol als auch in den Paulusbriefen einige Paronomasien und Polyptota, die als plerophore Ausdrucksweisen angesehen werden müssen. Da einerseits die Untersuchung der plerophoren Züge ergeben hatte, daß an diesem Punkte der Kol die Paulusbriefe bei weitem übertrifft, und da andererseits für die Dichte der Klangwiederholungen eine umgekehrte Tendenz festzustellen ist, dürfen diese plerophoren Klangwirkungen nicht an dieser Stelle behandelt werden. Auch wenn es nicht sehr viele Fälle sind, wird darum auf sie später besonders einzugehen sein 33 . 21. Emphatische Wiederholung als, z. T. gelockert realisierte, Geminatio
Regelrechte Beispiele einer Geminatio finden sich nur in 2K 1,17, dort allerdings auch gleich zwei: Lva f/ rrap' €P.OL TO vaL vaL KaL TO OU OU. Als gelockert realisiert kann man Fälle wie €TL J1aAAOV Kat J1aAAOV (Ph 1,9) oder AV1ff/V E1fL AV1Tf/V (Ph 2,27) ansehen. Ferner sind hier lK 13,12; 2K 4,16; 8,3 zu nennen. 22. Klangliche Ulltennalung polarer Ausdlucksweise in kopulativen oder disjunktiven Verbindungen
Unter polarer Ausdrucksweise versteht man die Zusanunenstellung entgegengesetzter Begriffe, sofern sie mit dem Ziel erfolgt, eine Ganzheit zum Ausdruck 32 33
Percy, Probleme S. 32. S. U. S_ 194-197.
Rhetorisch belangvolle Klangwiederholungen
191
zu bringen 34. Derartige Zusammenstellungen polarer Begriffe sind in allen Sprachen recht häufig. Wir beschränken uns in diesem Zusammenhang auf die Fälle, bei denen noch zusätzlich eine klangliche Wirkllilg zu verzeichnen ist. So wird in Ph 1,18 das rravn rrp01f4J auseinandergelegt in €LT€ rrpopaa€L €LT€ aATtlJ€LQ., so daß es dort heißt: n 'Yap; 1TATjV on 1Tavn Tpmr4J, €LT€ 1Tpopaa€L €LT€ aATl&LQ" XpwToe; J<.aTa'Y'Y€AA€TaL. Wo solche polare Gegensatzpaare velwendet werden, genügt schon ein ganz geringer Gleichklang, um einen rhetorischen Effekt zu erzielen, und aus diesem Grund werden hier auch solche Fälle berücksichtigt, bei denen nur eine Konjunktion oder der Artikel wiederholt wird oder auch nur ein Homoioteleuton vorliegt. Häufig sind es ganz bestimmte phraseologisch verfestigte Gegensatzpaare, die zum Ausdruck einer Ganzlleit benutzt werden. So fmdet sich in K 3,17; 2Th 2,17 und R 15,18 die Wendung €V AO'Y4J Tl €V €P'Y4J bzw. €V 1Tavn €P'Y4J J<.aL AO'Y4J a'Ya{)4J bzw. AO'Y4J J<.aL €P'YV) nur mit geringen ModifIkationen. Polare Ausdrucksweise begegnet bei Paulus außer an den drei schon genannten Stellen auch noch 1 Th 2,6; 3,12; 5,10.15; 2Th 2,15; Ph 1,20; 2,13; 4,12.12.15; Phm 11.16; lK 7,34; 8,5; 9,4; 11,22.29.29; 12,13. 13 (und vielleicht auch noch 1,2; 2,6); 2K 7,3.5b; 9,13; R 1,14b; 9,11; 14,17. Aus dem Kol ist noch 2,16 anzuführen, obwohl das €V ßPWU€L J<.Q..L €V 1TOa€L im Rahmen einer Aufzählung begegnet und damit die intendierte Gesamtheit eigentlich auf andere Weise zum Ausdruck gebracht wird. Die Wendung €LT€ Ta €1TL TTle; 'Y11e; €LT€ Ta €V Tote; oupavote; in K 1,20 muß dagegen wohl dem übernommenen Hymnus zugeschrieben werden, stellt aber auch als evtl. Einfügung des Verfassers in den Hymnus einen Sonderfall dar, da es dann nicht eine im Diktatverlauf sich frei und ungezwungen ergebende Formulierung wäre. Eine besondere Art polarer Ausdrucksweise liegt vor,"wenn den beiden (vermeintlichen!) Polen antithetisch das Richtige gegenübergestellt wird, wie z. B. G 6,15 OUT€ 'Yap rr€pLTOJlTl TL' €arw OUT€ aK.poßuuna, aAAa J<.aWTl J<.TWLe;. Entsprechend formuliert Paulus auch noch G S,6; 2K 7,12; R 9,16. 23. Sonstige bemerkenswerte Klangwiederholungen
Zum Schluß seien noch einige Einzelfälle aufgeführt, die in unserem Zusammenhang bemerkenswert sind. So dürfen die Stellen nicht außer acht gelassen werden, an denen der Wortbestand einer Frage in der Antwort wieder aufgenommen wird. So diktiert Paulus in seinem Brief an die Galater: ToaaUTa €1Ta&:T€ €LJ<.17; €L 'YE J<.(U €LKTl (3,4). Weitere Fälle fInden sich lK 9,10; 11,22; R 4,10 l vgl. auch G 3,Sf). Femer ist auf das von Paulus augenscheinlich geliebte Spielen mit einem Wort bzw. mit melueren Wörtern hinzmveisen. Die meisten dieser Fälle sind bereits oben an verschiedenen Stellen rubriziert. Bisher nicht genannt ist die Passage 2K 1,3-7, in der das Wort rrapaKA17aL\ bzw. 1TapauaAw 34 VgL hierzu die Arbeiten von Henrich und von Kemmer sowie bei Widmann den Abschnitt über "Polare Ausdrucksweise bei Epikur" S. 248-255 (= Anhang 2).
192
III. DAS RHETORISCHE ENGAGEMENT: Der Klang als rhetor. Mittel
nicht weniger als zehnmal verwendet wird und daneben noch dreimal {}XLI/IL~ bz~. {}Xtßw (in V.8 weitergeführt) und viennalna{}rUlara bzw. na(J)(w. Weiter ist hier die Alliteration in 1Th 5,8 zu nennen, da diese eine besonders starke Wirkung erzielt. Paulus unterstreicht dort nämlich mit dem Klangeffekt T/JleL~ Öe T/J1epa~ ovre~ den Gegensatz zu den in V.7 Angesprochenen, die des Nachts ihr Wesen treiben. Schließlich muß aus dem Kol die anakoluthische Aufnahme des 1Tav erwälmt werden, die in 3,17 erfolgt: KaL nw 0 n ew nOLT/re ev XO'}'4> KaL ev ep"(~, naVTa ev ovopan KVPWV 'IT/uov.
"() Auswertung des Materials Nach der Ausbreitung des Materials soll nun der Vergleich zwischen dem Kol und den Paulusbriefen durchgefülut werden. Zu diesem Zweck fassen wir das gesamte aufgeführte Material in einer Übersichtstabelle zusammen und beziehen es auf den Wortbestand der einzelnen Briefe.
(1)
t2) (3) t4) (5) (6) (7) (~)
(9) (10)
ITh
2Th
2 1
1
3
1
3 11
1 3 6
1 11
(11)
(12) t13) (14) (15) (16) (17) (18) (19) (20) (21) (22) (23) Total bereinigter Wortbestand Dichte
1 1
2
1
2
1 2
4 4 1
Ph
G
2
30 24 1475 821 49 34
1 10 6 6 2 7 1 1 1 1 3 7 3 4 10 2
Phm
7 5 1 4
8 1 3 1 3 1
1
17 15 4 6 33 8 3 53 2 57
2K
R
K 3
14 3 14 2 20 1 19
1
2
3 5 27 6 1 36
1
35 1
3
1 1 1 2
4
1 1 4 1 2 6
2
69 49 2159 1553 31 32
~ 5 335 67
2 1
lK
2
1 1 5 36 2 15 13 18 1 8 2
2 1 33 9 8 20 8 4 4 1
10 46 13 13 23 14 5 1
4
1 3 2 1
300 167 244 21 6661 4309 6590 1462 22 26 27 70
Rhetorisch belangvolle Klangwiederholungen
193
Bei den Angaben zum Wortbestand ist hier zu beachten, daß längere Zitate wie die Hymnen des Kol und des Phil, Reihungen von Schriftzitaten wie R 3,1018 oder auch R 9,25-29; 10,18-21 und einzelne Zitate größeren Umfangs sowie der Passus 2K 6,14-7,1 außer acht geblieben sind ("bereinigter Wortbestand"), obwohl auch ohne diese Vorsichtsmaßnahme das Bild nicht wesentlich anders aussähe 3S. Die obige Übersichtstabelle gibt demzufolge die Häufigkeit der Klangeffekte innerhalb dei einzelnen oben genann ten Rubri· ken und die Gesamtzahl an, sowie den bereinigten Wortbestand und den Quotienten aus diesem und der Gesamtzahl als der Maßzahl für die jeweilige Dichte. Die Maßzahl für die Dichte der Klangeffekte liegt für die meisten Paulusbriefe zwischen 22 und 34. Wenn man von dem Phm wegen seines geringen Umfangs einmal absieht, weicht nur der l.Thess nennenswert von diesem Streubereich ab. Aufs Ganze gesehen scheint die Folge der Maßzahlen die Vermutung zu bestätigen, daß Paulus im Laufe der Zeit in zunehmendem Maße klangliehe Mittel einsetzt. Allerdings ist auch nicht zu übersehen, daß die drei langen Briefe mit Abstand die größte Dichte aufweisen, so daß es sich selbst dann, wenn man sie als die spätesten einreiht, wohl nur sehr schwer bestreiten läßt, daß auch die Länge eines Briefes als wesentliches Kriterium für die Deutung des Befundes in den Paulusbriefen herangezogen werden muß. Auf die mit diesem Pro-· blem zusammenhängenden Fragen brauchen wir hier jedoch nicht weiter einzugehen. Denn läßt man den l.Thess und den Phm außer acht, so ist völlig klar und nicht zu bestreiten, daß die Paulusbriefe eine zwei- bis dreimal so große Dichte der Klangeffekte aufweisen als der Kol und daß dißSer damit eindeutig aus dem Rahmen fällt. Der l.Thess und der Phm können diesen Befund nicht infrage stellen. Der l.Thess vermag dies nicht, weil seine Maßzahl ja doch immerhin noch diesseits der Mitte zwischen den älteren bzw. kleineren Paulusbriefen und dem Kol liegt, weil er sich tendenziell in die vermutete Entwicklung des paulinischen Stils einordnet und weil der Brief darüber hinaus umerhalb der Paulinen an einigen Punkten auch sonst stilistisch-rhetorisch wegen einer Reihe von sehr zurückhaltenden und vorsichtig tastenden Formulierungen 36 eUle gewisse Sonderstellung einnimmt. Der Plun kann schon deshalb 35 Im einzelnen sind von den Zahlen bei Morgenthaler S. 164 abgezogen rur den Kol 113 (1,15-20), für Gal 70 (3,10.13; 4,27.30; 5,14); Phil 76 (2,6-11); 1.Kor 150 (1,19f.31; 2,9.16; 3,19f; 5,13; 6,16; 9,9; 10,5.7.26; 14,21.25; 15,54f); 2.Kor 160 (6,2; 8,15; 9,9; 10, 17; 13,1 sowie 6,14-7,1); Röm 515 (3,4.10-18; 4,3.7f.9; 8,36; 9,13.15.17.25f.27f.29.33; 10,8.18.19.20.21; 11,3.8.9f.26f.34f; 12,20; 14,11; 15,9.10.11.12.21). Um der Gefahr zu entgehen, die Sonderstellung des I.Kor herunterzuspielen, sind aus ihm vergleichsweise viele Kleinzitate weggelassen, während in den übrigen Briefen nur volle Sätze bzw. Satzgruppen ausgeschieden wurden. 36 Es sei hier auf die Versuche hingewiesen, mit Hilfe von Erinnerungshinweisen (z. B. 1,5; 2,1.10.11.14) und Zugeständnissen (z. B. 4,1; 5,11) eine unbelastete Atmosphäre zu schaffen bzw. zu erhalten; charakteristisch sind dementsprechend die häufigen Wendungen mit Ka,')w,> Kat, Ka,')a1T€p Kat (s. O. S. 30-32. 47).
194
III. DAS RHETORISCHE ENGAGEMENT: Der Klang' als rhetor. Mittel
das Gesamtbild nicht beeinträchtigen, weil er viel zu kurz ist, um statistisch relevant zu sein, und wer die Nähe der Maßzahlen des Phm und des Kol an diesem Punkt argumentativ verwerten wollte, hätte nicht nur die dann in diesem Punkte zu konstatierende Abweichung des Phm von den anderen Paulusbriefen zu erklären, sondern auch die schon vorher herausgearbeitete stilistische Differenz zwischen dem Phm und dem Kol. Auch die Hereinnahme von weniger stark wirksamen Klangwiederholungen vermag an dem Ergebnis dieses dritten Vergleichsganges nichts zu ändern. Denn führte man aus dem Kol noch die Stellen 2,8.23; 3,22 oder gar 2,2.16; 4,13 an ~Maßzahl dann 61 bzw. 54), so müßten aus den Paulusbriefen natürlich die entsprechenden Fälle ebenfalls genannt werden, aus dem I.Thess also etwa 1,5.8; 5,9 bzw. auch 1,7; 2,19; 3,6; 4,16 (Maßzahl dann 45 bzw. 40). Für die Zahlenverhältnisse würden sich damit also keine nennenswerten Änderungen ergeben.
5. Plerophore Klangwirkungen a) Einleitendes In den bisher durchgeführten drei Vergleichsgängen hat sich gezeigt, daß Paulus in weit stärKerem Maße Klangeffekte seiner Sache dienstbar macht als der Verfasser des Kol. Da die obige Untersuchung der jeweiligen plerophoren Elemente (S. 146-165) ergeben hatte, daß in diesem Punkt der Kol die Paulusbriefe bei weitem übertrifft, war es nötig, diejenigen Klangwiederholungen, die plerophoren Charakter haben, zunächst auszulassen, um sie einer gesonderten Untersuchung zu unterziehen. Denn nur so ist der naheliegenden Gefahr zu entgehen, daß im Kol ein denkbares klares Überwiegen plerophorer Klangwiederholungen das eindeutige Abfallen bei den bisher untersuchten Klangeffekten ausgleicht und sich auf diese Weise die beiden gegenläufigen Ergebnisse unserer Kenntnisnahme entziehen. Den wesentlichen Anteil an plerophoren Klangwirkungen machen zweifellos die Synonymien aus, soweit in ihnen eine Klangwiederholung erfolgt (ß). Vorsichtshalber werden in diesem Zusanunenhang auch die parechetisch realisierten Synonymien aufgeführt (r). Schließlich sind noch alle sonstigen, im einzelnen recht verschiedenartigen Wendungen zu nennen, die als plerophore Elemente anzusprechen sind (D).
ß) Klangwirkung durch Synonymien Durchaus entsprechend zu seiner viel größeren Dichte von Synonymien (s. o. S. 147-150) bietet der Kol auch weit häufiger solche Synonymien, die meist durch ein Homoioteleuton, manchmal aber auch noch zusätzlich durch ein Ho-
195
Plerophore Klangwirkungen
moioarkton oder durch die Wiederholung des Artikels bzw. der Präposition und des Artikels in ihrer plerophoren Wirkung weiter verstärkt werden. Derartige Fälle finden sich K 1,2.6.6.9.21.22.23.26; 2,7.15.19.19; 3,12.16.16; 4,9.12 (vgl. auch 4,7), zu denen noch das merkwürdige Hendiadyoin in 2,5 tritt. Paulus bietet ähnliche Fälle ITh 2,10.12.12; 3,12; 4,6; 5,1.6; 2Th 2,4; 3,2.12; G 2, 12; 4,14; 5,15; Ph 1,9; 2,14.15.17; 4,1.6.7; lK 4,17; 5,8.8; 7,35; 14,3; 16,16 (vgl. auch 11 ,6); 2K 5,8; 9,10; 10,10; 11 ,3; 12,12.21.21; 13,11; R 1,18.21.25; 2,10; 6,19; 7,12; 8,22; 12,2; 15,19; 16,18. Nicht berücksichtigt sind damit sowohl die Fälle des nicht hierhergehörigen Syllepsentypes (s. u. S. 210-214). wie er in 1Th 2,12.20; 4,1; 2Th 3,3 vorliegt, als auch die nicht mehr als Synonymien ansprechbaren Fälle in ITh 2,2; 4,1.11; Ph 1,1; 2K 10,12; R 13,13. Stellt man die Häufigkeit der hier zu nennenden Synonymien tabellarisch zusammen, so ergibt sich folgendes Bild:
plerophore Klangwirkung
1Th
2Th
G
Ph
7
3
3
7
Phm
1K
2K
R
K
6
8
10
18
Diese Zahlen zeigen völlig eindeutig, daß der Kol in diesem Bereich außerordentlich viele Klangwirkungen aufweist, während die Paulusbriefe hier vergleichsweise wenig stark in Erscheinung treten.
'Y) Parechetisch realisierte Synonymien Paulus verwendet mehrfach die phraseologisch geläufigen Verbindungen !poßoc; und KOTfOC; KaL J.10X{)oc;. Beide Wendungen begegnen dreimal, die erstere Ph 2,12; lK 2,3; 2K 7,15 und die letztere ITh 2,9; 2Th 3,8; 2K 11,27. Da es sich bei ihnen um Synonymien handelt und eine Klangwirkung vorliegt, werden sie hier aufgeführt. Da jedoch solche parechetisch realisierten Synonymien sich in ihrer rhetorischen und klanglichen Wirkung von den unter (ß) behandelten Synonymien deutlich abheben und da diese Erscheinungen im Kol fehlen, werden sie hier freilich nur vorsichtshalber berücksichtigt. Es könnte also durchaus sein, daß die Aufführung dieser Stellen inl dritten Vergleichsgang weit besser am Platze wäre und daß ihre Behandlung unter den plerophoren Elementen sich faktisch in doppelter Hinsicht als nivellierend auswirkt. IWL TP0J.10C;
0) Sonstige Klangwiederholungen mit plerophorem Charakter Zum Schluß sind noch einige im einzelnen recht verschiedenartige plerophore Klangwirkungen zu behandeln. Es war oben unter dem Titel ,,Die figura etymologica und Verwandtes" (S. 157159) von den im Kol "verhältnismäßig häufiger als in den paulinischen Briefen" begegnenden "Häufungen derselben Ausdrücke zur Verstärkung des Gedankens"
196
IH. DAS RHETORISCHE ENGAGEMENT: Der Klang als rhetor. Mittel
(so Mayerhoffs Formulierung3 ') bzw. von dem "vergleichsweise häufigen Vorkommen ... von Verbindungen von Ausdrücken, die demselben Stamm angehören" (so Percys Beschreibung 3Ö), die Rede, und wir haben gezeigt, daß das von Mayerhoff, aber auch von Percyangewandte formale Auswahlprinzip zu allgemein, das tatsächlich dargebotene Material zu beschränkt und die angeführten Stellen zu divergierend sind, als daß sie einer stilistischen oder rhetorischen Untersuchung dienlich sein könnten. Einige wenige der von ihnen genannten Fälle dürfen jedoch als plerophore Elemente angesehen werden, nämlich aus dem Kol die beiden Stellen 1,11 EV 1Taav övvapEt övvapovpEvOL und 2, 19 av~Et T77V aV~77aLV TOV &ov sowie aus den Paulusbriefen die Stelle 2K 8,24 T77V OVV EVÖE~LV T77\ a-ya1T77\ vpWV ... EVÖELKVVpEVOL.
Daneben gibt es noch einige weitere Paronomasien und Polyptota, die plerophoren Charakter haben und deshalb oben im dritten Vergleichsgang außer Betracht hatten bleiben müssen (s. o. S. 190). Es handelt sich vor allem um die Wiederholungen von 1Ta\, die häufig auch in parechetisch realisierter Lockerung auftreten. Im Kol findet sich eine polyptotisch gelockerte Wiederholung in 3,11: 1TaVTa Kat EV 1Taaw XpWTO\. Besonders ähnliche Fälle bieten lK 15,28 (avTO\ o VLO\ V1ToTa-Y77aETaL T4J V1ToT~avTL avT(.f-' Ta 1TaVTa, Lva 11) 0 &0\ 1TavTa EV 1Taaw und Ph 4,12 EV 1TaVTL Kat EV 1Taaw pEplJ11J.1aL, aber auch 1K 4,17; 10,33; 12,6; 2K 9,8.11; 11,6 und 1Th 1,2; 2Th 3,16; Ph 1,3f sind hier anzuführen. Ferner seien hier die Synonymien genannt, bei denen wenigstens zwei Glieder mit 1Ta\ verbunden sind, also etwa lK 15,24 1Taaav apX77V Kat 1Taaav E~ovaLav KaL ÖVVaJ.1LV, sowie 1K 1,5; 13,2, zu denen auch noch 1K 1,10 EV T4' avT(.~ Vot KaL EV T11 aVTT/ -YVWJ.111 und 1K 2,4 KaL 0 AO-Y0\ pOV KaL TO K77PV1pa pov treten. Der parechetisch gelockerten Wiederholung von 1Ta\ ähnelt die von 1TOAAOL, wie sie sich in 2K 8,22 mit ov E{joKLpaaapEv EV 1TOAAOL\ 1ToAAaKL\ a1TOV{jawv OVTa findet. 2K 4,17 ist wegen der Formulierung Kar)' V1TEpßOA77V EL\ TOve; ßOA77V hier aufzuführen. Das der liturgischen Sprache entstammende EL\ TO~ aLwva\ TWV aLWVWV von G 1,5 und Ph 4,20 muß in diesem Zusammenhang ebenso seinen Platz fmden wie die hymnische Wendung E~ avTOV Kat öl aVTOV Kat EL\ aVTOV Ta 1TaVTa, wie sie R 11,36 begegnet. Als plerophore Ausdrucksweise mag schließlich noch 1Th 1,3 J.lV77POVEVOVTE\ vpwv TOV Ep-yOV T77\ maTEW\ KaL TOV K07TOV T77\ a-ya1T77\ Kat T77\ V1T0J.10V77\ T77C; EA1TL{jO\ TOV KVPWV 77PWV
... zu werten sein.
E) Auswertung des Materials Vergleicht man im Blick auf die Häufigkeit der verschiedenen plerophoren Klangwirkwlgen die Briefe miteinander, so zeigt sich, daß hier der Kol die Paulusbriefe sehr deutlich übertrifft und daß diese Differenz im wesentlichen auf die Klangwiederholungen zurückgeht, die in Synonymien auftreten. Die folgende 37 38
Mayerhoff S. 36f. Perey, Probleme S. 32.
Fazit
197
Tabelle mag das verdeutlichen; aus ihr geht sowohl die Häufigkeit innerhalb der drei behandelten Gruppen als auch die Häufigkeit insgesamt hervor, und letztere ist auch wieder auf den bereinigten Wortbestand (s. o. S. 192f) bezogen, um so eine Maßzahl flir die jeweilige Dichte zu erhalten.
ß) 'Y) ö)
Total Dichte
1Th
2Th
7 1 2
3 1 1
3
10 148
5 164
1K
2K
1
7 1 3
6 1 9
8 2 6
4 540
11
141
16 416
16 269
G
Ph
Phm
R
K
10
18
1
3
11
79 70
599
Die Streuung innerhalb der Paulusbriefe ist zwar außerordentlich breit, aber daß der Kol ihnen gegenüber eine Sonderstellung einnimmt, ist völlig eindeutig.
6. Das Fazit Ziehen wir das Fazit aus der Untersuchung des Klanges als eines rhetorischen Mittels, so ist zunächst noch einmal herauszustellen, daß die ersten drei einander parallelen und so ergänzenden Vergleichsgänge in ihrem Ergebnis ganz eindeutig konvergieren. Dieser Tatbestand ist flir unsere Frage äußerst wichtig und gibt der gesuchten Antwort eine solide Basis. Daß der Kol bei ~en plerophoren Klangwirkungen, zumal und speziell bei den Synonymien, eine weit größere Dicllte als die Paulusbriefe bietet, ist hingegen an und für sich noch nicht weiter erstaunlich, da er ja auch weit mehr Synonymien aufweist. Dieser Befund deutet für sich genommen darum nur erneut auf den plerophoren Charakter seines Stiles hin. Von außerordentlicher Bedeutung für die klangrhetorische Untersuchung ist nun aber, daß dieser Befund bei den plerophoren Klangwirkungen dem gemeinsamen Ergebnis der drei ersten Vergleichsgänge umgekehrt entspricht und daß im Kol ganz anders als in den Paulusbriefen die Dichte der plerophoren Klangwirkungen ebenso groß ist wie die Dichte der im dritten Vergleichsgang in den Blick gefaßten rhetorisch belangvollen, aber nicht plerophoren Klangwiederholungen. Um das zu verdeutlichen, führen wir hier nochmals die jeweiligen Total- und Dichtezeilen aus den beiden Untersuchungen an:
Total 4. Total 5. Dichte 4. Dichte 5.
1Th
2Th
G
Ph
Phm
1K
2K
R
K
69 4 31 540
49
5 0 67 0
300 16 22 416
167 16 26 269
245
21 21 70 70
30
24
10
5
49 148
34 164
11
32 141
11
27 599
1 198
111. DAS RHETORISCHE ENGAGEMENT: Der Klang als rhetor. Mittel
Aus dieser Aufstellung geht noch einmal hervor, wie nach der jeweiligen Dichte die Paulusbriefe in der einen Kategorie und der Kol in der anderen Kategorie den Vergleichspartner bei weitem übertrifft, und sie zeigt darüber hinaus, daß für die Paulusbriefe die plerophoren Klangwirkungen nur einen Bruchteil der sonstigen rhetorisch belangvollen Klangeffekte ausmachen - die Skala reicht von einem Drittel (I.Thess), einem Viertel bis Fünftel (2.Thess, Phi!) über ein Zehntel (2.Kor) bis zu einem 17- oder 18tel (Gal, I.Kor) und gar einem 22tel (Röm) -, während im Kol sich beide Gruppen die Waage halten. Die Konstellation der Werte, wie sie in der obigen Tabelle zusammengestellt sind, weist darum auf eine zweifache Differenz zwischen dem Kol und den Paulusbriefen hin. Die eine Differenz besteht darin, daß der Verfasser des Kol sowohl in Relation zu seinen sonstigen Klangwiederholungen als auch im Vergleich zu Paulus, sei es im Blick auf die Dichte, sei es im Blick auf die entsprechende Relation, außerordentlich viele plerophore Klangwirkungen bietet. Dieser Tatbestand muß als klangrhetorisches Element des plerophoren Stils im Kol angesehen und somit als unabgeleitetes und eigenständiges Argument gewertet werden, das zu den oben S. 146-165 behandelten noch hinzukommt. Die zweite Differenz ergibt sich daraus, daß Paulus eben nicht nur weniger häufig als der Verfasser des Kol plerophore Klangwirkungen aufweist, sondern darüber hinaus auch noch in weit größerer Dichte nichtplerophore Klangeffekte verwendet. So ergibt die Untersuchung des Klanges als eines rhetorischen Mittels auf der einen Seite, daß der Verfasser des KaI zu einer plerophoren Rhetorik neigt, und auf der anderen Seite, daß Paulus in der Tat einen guten ,,sinn für ., . Klangschönheit" (s. o. S. 166) besitzt und ihn rhetorisch immer wieder kräftig zur Geltung bringt. Das rnetorische Engagement des Paulus erweist sich damit unter dem Aspekt des Klanges als vielfältiger, zupackender und schwungvoller und insofern auch als stärker als dasjenige, das wir im Kol kennenlernen.
d) Zur Sprechweise
1. Einleitendes Der Verlauf dieses Kapitels über das rhetorische Engagement, aber darüber hinaus auch schon der Ertrag der beiden ersten Kapitel legen nahe, nach der Sprechweise der jeweils diktierenden Verfasser zu fragen. Daß dabei außerordentliche methodische Vorsicht und sachliche Zurückhaltung geboten sind, versteht sich von selbst; die Ergebnisse der sogenannten Schallanalyse zeigen, wohin man gelangen kann, wenn diese Vorsicht und diese Zurückhaltung verlorengeheni. Bei Auf schallanalytischem Wege hat man sogar feststellen wollen, wann Paulus mit der rechten und wann er mit der linken Hand gestikuliert hat: "wir haben ... ein persönliches Merkmal der Paulusstimme in der ihr anhaftenden rhythmischen Stimmbewegung. Paulus wech-
1
Sprechakt und Exspiration
199
aller nötigen Skepsis läßt sich aber doch an zwei Punkten wenigstens in Umrissen etwas herausarbeiten, was gerade auch für unsere Fragestellung bedeutsam ist. Wir denken dabei an den Umfang der Sprechakte und an die Schwankungen der Exspirationsstärke. Beides hat für die Sprechweise besonders unter dem Aspekt des rhetorischen Engagements wesentliche Bedeutung, und was sich hier an Aussagen gewinnen läßt, besitzt darum auch im Blick auf die Verfasserfrage ein nicht zu unterschätzendes Gewicht. Da es sich hierbei um einen sonst so gut wie gar nicht behandelten Komplex handelt, können an dieser Stelle freilich nur noch bzw. nur erst einige Andeutungen gegeben und Fragen formuliert werden, denen weiter nachzugehen den Rahmen dieser Arbeit sprengen müßte. Um den nur vorläufigen Charakter dieser Andeutungen zu verdeutlichen, sei auf den weiteren Horizont einer solchen Fragestellung und auf die sachliche und methodische Begrenztheit unserer Untersuchung kurz eingegangen. Der weitere Horizont, in dem diese Andeutungen über Sprechakt und Exspiration ihren Platz haben, sei nach zwei Richtungen angezeigt. Indem wir uns von vornherein auf die Frage nach Sprechakten und besonders großen Exspirationsschwankungen beschränken, bleiben der Satzakzent und damit auch die Satzmodulation noch außer Betracht. Sie aber müßten bei einer umfassenden Analyse des rhetorischen Engagements, soweit es in der Sprechweise zum Ausdruck kommt, natürlich berücksichtigt werden, doch da ihre Behandlung u. a. die Kenntnis der Sprechakte voraussetzt, muß sie schon deshalb entfallen (s. u.). Ein noch umgreifenderer Zusarrunenhang tritt ins Blickfeld, wenn bedacht wird, daß Sprechakt wld Satzmodulation, aber eben auch jegliche Betonung, zumal eine affektentladende Exspirationssteigerung, als Elemente eines Affektsatzes (im Unterschied zum Intellektualsatz) fungieren können. Auf diesen sehr wichtigen Zusammenhang mit der Erscheinung des Affektsatzes oder allgemeiner mit sonstigen affektischen Elementen sei deshalb besonders nachdrücklich hingewiesen 2 • Aber auch im engeren Umkreis der Frage nach Sprechakt und Exspiration ergeben sich Schwierigkeiten, die im Augenblick noch nicht zu bewältigen sind. Für die Bestimmung der Exspirationsschwankungen braucht das nicht weiter ausgeführt zu werden: sie sind evident. Wir haben nur wenige Hilfsmittel, die uns hier helfen können, und eines von ihnen ist die selbst wieder problematische Gliederung in Sprechakte. Anläßlich der Frage nach eventuellen rhythmischen Kriterien war in der Einleitung zu diesem Kapitel bereits kurz von dem seit fortgesetzt mit den Sinnverbänden den Tonschritt und die Stimmrichtung. Nach dem Gesetz, daß jede Stimmart sich in rhythmischen Bewegungen auslöst, ist die Annahme zulässig, daß Paulus dem Wechsel der Stimmrichtung entsprechend abwechselnd mit der rechtcn und linken Hand ,gestikuliert' hat." (Joh. Jeremias S. 60). ~ Zu den atIektischen Elementen sind auch die oben als plerophor bezeichneten Stilzüge zu rechnen. Zu dem Komplex des Affektischen s. vor allem J. B. Hoffman, Lt. Umgangs~prache S. 5-8 (methodische Vorbemerkungen) sowie das gesamte erste Kapitel (S. 9-124).
200
IH. DAS RHETORISCHE ENGAGEMENT: Zur Sprechweise
Problem Kolon und Kolometrie, Sprechakt und Satzakzent die Rede (S. 142144). Wir haben dort auf die eminenten Schwierigkeiten der Rhythmusbestimmung hingewiesen, die zu einem wesentlichen Teil mit dem Problem der "Kolometrie" zusammenhängt, und wir haben angedeutet, daß der Gliederung in Sprecheinheiten oder besser in Sprechakte über die Frage der Rhythmusanalyse hinaus wesentliche Bedeutung zukommen dürfte und daß ihr darum einmal gesondert nachgegangen werden sollte. Einer der Gründe, die diese Annahme tragen, ist die Tatsache, daß die Gliederung in Sprechakte auch für die Frage der Betonung und damit noch an einer weiteren und zwar viel elementareren Stelle des rhetorischen Engagements als relevant erscheint. Indem wir im Blick auf die Bedeutung der Sprechaktgliederung an das früher Gesagte anknüpfen, erinnem wir zugleich an die dort skizzierten, schier unüberwindlich scheinenden Schwierigkeiten, die einer angemessenen Abgrenzung der Sprechakte im Wege stehen. Für die ins Auge gefaßte Untersuchung ergibt sich so auch methodisch eine wesentliche Einschränkung: Wir können nur eine äußerst geringe Anzanl von präzise bestimmbaren Sprechakten heranziehen. Der fragmentarische Charakter dieses Absclmittes tritt damit also schon im allerengsten Umkreis der Fragestellung, ja in ihr selbst klar ans Licht. Obwohl das Fragmentarische des Versuchs nur allzu deutlich ist, wollen wir der Frage nach der Sprechweise doch wenigstens ein kleines Stück Weges nachgehen. Dabei halten wir uns im wesentlichen an einige Beobachtungen, die sich bereits angesicnts des bisher erarbeiteten Materials ergeben, das unter dem Gesichtspunkt der Frage nach der Sprechweise noch einmal interessant wird und eine erneute Beachtung fordert. Daß wir uns auch dabei auf einige allgemeine Überlegungen und Andeutungen sowie auf einige Beispiele beschränken müssen, ist nach dem Gesagten deutlich.
2. Rückschlüsse anhand von Gleichklängen Klangwiederholungen haben für Charakter und Färbung einer Sprechweise ein sehr großes Gewicllt. Das gilt selbst dann noch, wenn man wie wir hier von der euphonischen Seite völlig absieht. Denn Gleichklänge können sowohl für die Sprechaktgliederung als auch im Blick auf von dieser abhängige oder auch unabhängige Exspirationsschwankungen eine wesentliche Rolle spielen. Für beides können wir hier auf eine ausführliche Begründung verzichten. Denn daß besondere Klangeffekte auch exspirativ in besonderer Weise akzentuiert oder pointiert werden, ist evident, und daß Stellungsfiguren für die Sprechaktgliederung relevant sein können, liegt ebenfalls auf der Hand. Man braucht nur an Wortspiele und an plerophore Klangwirkungen zu denken oder an Anaphern bei aufeinanderfolgen den Sprechakten. Für das Problem der Exspirationsschwankungen ist allerdings zu beachten, daß die Gleichklänge keineswegs immer selbst exspirativ herausgehoben sein müssen. Genauso gut ist es möglich, daß die Gleich-
Rückschlüsse anhand von Gleichklängen
201
klänge selbst kaum oder vielleicht sogar überhaupt nicht betont sind, sondern daß sie stattdessen den Ton auf ein Wort ihrer Umgebung lenken. Die Relevanz der Gleichklänge für die Exspirationsverhältnisse ist damit freilich nicht aufgehoben, wohl aber geht daraus hervor, daß noch stärker zu differenzieren ist. Um die Bedeutung von Gleichklängen für die Sprechweise an einem Beispiel zu illustrieren und um einen ersten konkreten Eindruck von der Differenz der Sprechweise des Paulus und der des Verfassers des Kol zu vermitteln, wenden wir uns jetzt einer Erscheinung zu, die das Zusammenwirken von Gleichklang, Sprechaktgliederung und Exspirationsverstärkung sehr anschaulich vor Augen führt, nämlich jenem Phänomen, das wir als rhetorische Aufsprengung bezeichnet haben. Eine besondere Anschaulichkeit weisen dort die potentiell syndetischen, aber realiter asyndetischen Fälle auf. Einige Beispiele seien hier ausgeschrieben: ßAE1TETE Tove; "vvae; / ßAE1TETE TOve; "a"ove; EP'YaTae; / ßAE1TETE TTW "aTaTo/l71v (Ph 3,2). Und: 1TavTa UTE'YEI. / 1TavTa 1TWTEVEI. / 1TaVTa EA1TL~EI./1Tav Ta V1TO/lEVEL (lK 13,7). Und: LOOV / vvv "atpoe; EV1TPOUOE"Toc; / / wov / vvv 71/lEpa UW7f/ptae; (2K 6,2). Weitere derartige Fälle fmden sich ITh 5,16-18; G 5,26; Ph 2,1; 3,5f; 4,8.12; lK 1,26; 3,9; 4,8; 6,7.10.11; 9,la; 12,29f; 13,4-6. 11; 14,24.26; 15,14; 2K 6,7f.9f; 7,2.4.7.11; 11 ,20.22.26; 13,5; R 6,9; 13,13. Doch auch in syndetischer Verbindung bieten die rhetorischen Aufsprengungen ein klares Bild. So heißt es etwa lK 15,11 mit starker Betonung ELTE ovv E'YW / ELTE E"ELVOL / / OVTWe; "71pvuuo/lEV / "al. OVTWe; E1TWTEvuaTE oder 3,5 in Frageform n ovv Eunv A1ToAAwe;; I TL OE EUTW IIavAoc;; Weitere Fälle bieten Ph 1,30; 2,16; 3,12; 4,2.8; lK 1,24; 7,19; 8,5; 9,4f; 10,2-4.19; 12,9f; 13,9; 14,31; 15,39.40a.41; R 14,7.8b. Ebenfalls hier zu nennen sind die Anaphern G 4,14; lK 3,1; 4,7; 7,17; 9,lb; 2K 2,17; 4,5; 12,18; R 9,4f; 12,14. Für alle aufgeführten Stellen dürfen wir angesichts der starken Gleichklänge innerhalb von recht kurzen und einander meist paarweise entsprechenden Sprechakten ohne wesentliche Bedenken besonders große Exspirationssteigerungen annelunen. Der Kol bietet genau gesehen keinen derartigen Fall. Denn der Satz K 1,28 ov 71/lELe; "aTa'Y'YEAAO/lEV vovf)eTovvTEe; 1TavTa avf}pw1Tov "al. OtOaa"ovTEC; 1TavTa avf}PW1TOV EV 1Taan aOl{JLQ.., Lva 1TapaaT71uw/lEv 1TavTa avf}PW1TOV TE AEWV EV XPW7C-tJ, in dem eine rhetorische Aufsprengung vorliegt und den hier zu nen-
nen man vielleicht geneigt sein könnte, liegt bei näherem Zusehen deutlich anders, was schon die adverbiale Bestimmung anzeigt. Der Atem ist hier länger und getragener, und die rhetorische Aufsprengung ist zwar betont, aber sie trägt Keineswegs allein den Ton, sondern muß ihn mit der adverbialen Bestimmung teilen, in die der SprechaKt ausklingt. Das nachgebrachte EV 1Taan ao.pLQ.. haben wir oben als Element eines plerophoren Stils kennengelernt, und daß mit einer nachgebrachten adverbialen Bestimmung mit EV (die noch durch das adjektivische 1Taan verstärkt ist) ein· plerophores Element der Gleichartigkeit von K 1,2~ mit den angeführten paulinischen Fällen widerstreitet, muß wohl als symptomatisch gelten.
202
111. DAS RHETORISCHE ENGAGEMENT: Zur Sprechweise
Obwohl die Gleichklänge noch ein großes Material darbieten, das zu weiterer Untersuchung herausfordert, beschränken wir uns hier auf diesen kleinen Ausschnitt. Er hat deutlich gemacht, daß Klangwiederholungen über das Euphonische hinaus für die Sprechweise relevant sind, und er hat an einem Punkt gezeigt, in welcher Richtung eine mögliche Differenz des Paulus und des Verfassers des Kol in der Sprechweise vermutlich zu suchen sein wird. Ob die Vermutung, daß die stilistische Differenz zugleich eine Differenz der Sprechweise ist, siCh auch im Blick auf andere Bereiche nahelegt, soll im folgenden zunächst anhand von Beobachtungen zur Satzfügung geprüft werden.
3. Rückschlüsse anhand der Safz!ügung Wir haben im ersten Kapitel die wesentliche Unterschiedenheit der Satzftigung des Kol und der Paulusbriefe herausgearbeitet. Daß Satzftigung und Satzmodulation miteinander in Zusammenhang stehen, unterliegt keinem Zweifel. Unklar ist aber, als wie stark und nach welcher Art dieser Zusammenhang zu denken ist. Die allgemeine Konstatierung eines solchen Zusammenhanges besagt für unsere Fragestellung darum zunächst noch nichts, sie stellt vielmehr nur die sachliche Voraussetzung für die Möglichkeit dar, mit Hilfe von Beobachtungen zur Satzfügung zu Aussagen über die Satzmodulation zu kommen. Für uns vereinfacht SiCh das Problem nun aber in zweifacher Weise. Deml einmal beschränken wir uns ja auf recht grobe und deshalb noch am ehesten zugängliche Kategorien. Ferner können wir im Blick auf den Kol und die Paulusbriefe nach dem ersten>Kapitel davon ausgehen, daß die Unterschiedenlleit ihrer Satzfügung sehr groß und auch ausgesprochen tiefgreifend ist. Aus diesem Grunde lautet die Frage, ob die erkannte wesentliche Unterschiedenheit der Satzfügung auch für die jeweilige Sprechweise relevant ist, und in dieser Form liegt eine solche Frage dann auch in der Tat sehr nahe. Die lockere Satzfügung des Kol entspricht einer im Vergleich zu den Paulusbriefen weniger deutlichen Herausstellung der Sinnbezüge innerhalb eines Satzes sowie zwiscnen aufeinander folgenden Sätzen. Dieser Befund ist hier in mehrfacher Hinsicht von Bedeutung. Einer logischen Gliederung eines Satzes korrespondiert in aller Regel auch eine bestimmte Sprecl1weise, und das heißt zunächst eine mit dem: Sinn konvergierende SpreCJlaktgliederung und ein den Sinn akzentuierendes Exspirationsverhalten. Auf der anderen Seite bedeutet eine lockere Satzfügung mit ihren immer wieder neu und lose angehängten Satzgliedern sowie das Fehlen einer ausdrücklichen Sinnbeziehung (und erst recht deren Fehlen überhaupt) weitgehend eine Sprechaktgliederung und einen Exspirationsstärkewechsel, denen gerade der logisch korrespondierende und so den Sinnzusammenhang akzentuierende Charak-
I
Rückschlüsse anhand der Satzftigung
203
ter fehlt. Man darf deshalb nach dem Befund des ersten Kapitels im Blick auf unsere Frage vermuten, daß die Schwankungen der Exspirationsstärke bei Paulus größer sind und in dichterer Folge auftreten als bei dem Verfasser des KoI. Da Luftverbrauch wld Kraftaufwand einerseits mit der Exspirationsstärke und andererseits mit der Sprechaktlänge zunehmen, entspricht diese Annahme dem Eindruck, daß der durchschnittliche Umfang der Sprechakte bei Paulus weniger groß ist als bei dem Verfasser des KoI. In die gleiche Richtung weist noch ein anderer Aspekt. Da die lockere Anfügung der Satzglieder im Kol mit einer vergleichsweise weniger deutlichen Herausstellung der Sinnbezüge innerhalb der miteinander verknüpften Satzglieder verbunden ist und da der Sinnbezug der einzelnen Satzglieder in jedem Fall Einfluß auf die Satzmodulation hat, liegt die Vermutung nahe, daß angesichts des häufig gleichartigen Einflusses des Sinnbezuges aucn die Modulation der Satzglieder im Vergleich zu Paulus eine größere Gleichartigkeit aufweist. Der mit Hilfe~ von häufigen affektentladenden Exspirationssteigerungen die Sinnbezüge akzentuierenden oder pointierenden Sprechweise des Paulus scheint so eine im ganzen viel ruhigere und im Modulationsverlauf gleichfönnigere Sprechweise des Verfassers des Kol gegenüberzustehen. Um diese recht allgemeinen und wenig anschaulichen Bemerkungen zu illustrieren, seien im folgenden einige Beispiele gegeben. Indem wir nicht wahllos einige charakteristische Einzelfälle anführen r sondern bestimmte Erscheinungen auf ihr gesamtes Vorkommen untersuchen, handelt es sich bei ihnen freilich nicht nur um eine unverbindliche illustration der oben angestellten Überlegungen, sondern zugleich auch um die Anfange einer methodischen Aufarbeitung des einschlägigen Materials und um erste Elemente einer Argumentation, die die oben skizzierte Differenz in der Sprechweise zu verifizie'ren vennag. Dieses Vorgehen involviert also die These, daß die hier als Beispiele behandelten Erscheinungen für die zur Debatte stehende Differenz symptomatische Bedeutung haben. Entsprechendes gilt auch für die oben angeführte Erscheinung der rhetorischen Aufsprengung. Wir beschränken uns hier auf die Betrachtung einiger syntaktischer Korrespondenzerscheinungen, da der dort vorliegende Sachverhalt relativ leicht erhoben werden kann. Bei der Behandlung des Relativpronomens haben wir diejenigen Fälle gesondert aufgeführt, in denen das Relativ- durch ein Demonstrativpronomen aufgenommen wird ~s. o. S. 6Sf). Ging es dort um die Untersuchung der Satzfügung und um eine stilistische Differenzierung der verschiedenen Arten von Relativsätzen, so soll es hier um die Frage gehen, ob der Korrespondenz der Pronomina Aussagen über die jeweiligen Sprechakte und Exspirationsverhältnisse abzugewinnen sind. Die Aufnahme des Relativum durch ein Demonstrativum wird stets den Sinn in besonderer Weise pointieren bzw. akzentuieren, Ist das aber der Fall, so entspricht dieser Korrespondenz der Pronomina auch die Sprechweise, und das heißt für unseren Zusammenhang vor allem die Glie-
204
IB. DAS RHETORISCHE ENGAGEMENT: Zur Sprechweise
derung in Sprechakte und die Variation der Exspirationsstärke 3 • Der Satz R 7,19 zeigt das sehr deutlich, wenn die antithetische Gegenüberstellung gegen Ende durch die Einfügung des korrespondierenden rouro noch in besonderer Weise zugespitzt wird: ou 'Yap 0 tgeAW 7rOLW a'Yaßav / / aAAa 0 ou {)eAw KaKOV I TOUTO rrpaaaw. Ähnlich, aber unter voller Wahrung der parallel-antithetischen Form heißt es R 7,15 ou 'Yap 0 {)eAw / TOVTO rrpaaaw / / aAA' 0 JlWW / TOUTO 7rotw. In diesem Satz bewirken die antithetische Form und der sie noch unterstreichende Gleichklang des zweimaligen TOUTO einen zusätzlichen rhetorischen Effekt. Tritt in diesen beiden Sätzen die Korrespondenz der Pronomina jeweils im Rahmen einer Antithese auf, so begegnet sie andernorts als ausdrückliche Betonung einer Entsprechung, wie z. B. R 8,30 OU, oe 1rpowpwev / TourouC; Kat eKaAeaev' / / Kat oue: eKaA€a€V / roVTou, Kat eOLKatWaeV / / OU, oe eOLKatwaev I rOUTOUC:; Kat €Oo~aa€v. In Ph 4,8 und 4,9 stellt das betonte Demonstrativprono-
men das Gleichgewicht zwischen den Hauptsätzen und den voraufgehenden vielgliederigen Relativsätzen wieder her: oaa earlJ) aA'r/rhl / oaa aeJlva / oaa DLKaw. / oaa a'Yva / oaa 1rpomptA'r/ / oaa €lJ\p'r/Jla / / eL ns aper'r/ / Kat €t nc:; €rraWOC; / / / TaUTa AO"fLs€a{)e + a KaL €/lafkT€ Kat 1rap€Aa߀Te Kat rzKouaaT€ KaL €tD€T€ €V eJ.LOL / raura rrpaaaeT€. In allen aufgeführten Stellen entspricht
der punlctuellen Exspirationsverstärkung ein recht geringer Umfang des Sprechaktes, so daß sich auch hier ein Zusammenhang von Sprechaktlänge und Spannweite der Exspirationsschwankung ergibt. Nicht in jedem Fall einer solchen Korrespondenz sind freilich die Pronomina selbst exspirativ besonders betont. Am ehesten gilt das noch für das jeweilige Demonstrativum. Aber in einem Satz wie R 8,14 oaOL 'Yap 7rv€uJlan {)eou a'Y0VTat / OUTOL UWL eww {)eou kann man durchaus im Zweifel darüber sein, ob wirklich die Pronomina exspirativ hervorgehoben sind oder ob nicht vielmehr - hier als Folge des zweifachen t9Eou - andere Teile des Satzes den Ton tragen. Allerdings ist in solchen Fällen die· Korrespondenzwirkung nicht einfach hinHillig, sondern die Pronomina behalten ihre Funktion als Auftakte der Sprechakte und als Entsprechungsträger und geben nur ihre gesteigerten Exspirationsstärken an andere Teile des Satzes ab und verstärken diese zuzätzlich. Hier liegt also ein Sachverhalt vor, der dem oben für die Gleichklänge konstatierten (S. 200f) im wesentlichen entspricht. - Weitere Korrespondenzfalle finden sich G 2,18; 5,17; 6,7.12.16 (Stellung!); Ph 3,7.16; 1K 2,9 (a-oaa); 7,24; 12,23; 15,48.48; 16,3; 2K 10,11; R 7,16.20; 11 ,7. (Ähnlich liegen die Dinge auch 1K 7,20, wo das Demonstrativpronomen einen Sprechakt eröffnet und eine verstärkte Exspiration erfahrt, dabei aber nicht in einer regelrechten Korrespondenz mit dem Relativum steht, sondern sich anakoluthisch auf das Vorangegangene bezieht: €KaaTOC:; ev Tn KArza€L V €KA'r/()rz / €VTaUTVJ.LeV€Tw. Dieses Ana3 Auch nach Palm S. 115 stellt sich eine solche Konstruktion "gern ein, wenn der betr. Begriff besonders hervorgehoben werden soll ... so ist es bei dem leidenschaftlichen Demosthenes und auch bei Paulus", rur die eine "sc]u energische Betonung der Demonstrativen" zu konstatieren ist
Rückschlüsse anhand der Satzftigung
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koluth zeigt abschließend noch einmal sehr anschaulich, wie das aufnelunende Demonstrativum einen neuen kurzen Sprechakt einleitet und damit für die Exspirationsverhältnisse wesentliche Bedeutung gewinnt4 .) . Zwei weitere Korrespondenzerscheinungen, in denen ein Demonstrativpronomen, nämlich das dem Relativum formal gleiche O~, 1], 0, bzw. das dem Artikel formgleiche 0, 1], TO, eine Rolle spielt, bieten die an mehreren Stellen begegnenden Korrelationen o~ IlEV ... , O~ OE ... bzw. 0, 1], TO IlEV ..• , 0, 1], TO OE. Die meisten Fälle dieser Korrelationen bestehen bei Paulus aus kurzen und stark akzentuierten Sprechakten. So heißt es lK 11,21 ElwaTO~ 'Yap TO tOWV 1Tpo'AallßaV'€L EV Tl.tJ 'pa:YEtV, / / Kat O~ IlEV 1TEtv(L / ~ OE IlEtJvEL und R 9,21 1] OUK EX€t E~OUataV 0 KEpallEu~ TOU 1T1]AOU EK TOU aUTOU tpVpaJ.LaT~ 1TOt1]aat 0 IlEV EL~ TLIl1]V aKEUO~ / 0 OE Et~ anlltav;
Älmliche Fälle finden sich noch 2K 2,16; R 14,5 und wohl auch R 14,2, wo die Korrelation formal nicht konsequent durchgeführt ist: ~ IlEV 1TWTEUEL tpa'YEW 1TWTa, 0 OE aa&vwv 'Aaxava Ea{)L€L. Die Korrelation 0, 1], TO IlEV - 0, 1], TO OE begegnet lK 7,7; G 4,23 und Ph 1,16f, wobei der Passus Ph 1,15-17 zeigt, wie Paulus auch mit Hilfe anderer Mittel seine Sätze in kleine Sprechakte aufzugliedern weiß. In einigen der genannten Fälle kommen zu der konjunktionalen Korrelation durch die Pronomina und die Partikel auch noch Gleichklänge, die das Entsprechungsverhältnis weiter verstärken und ebenfalls eine besondere Akzentuierung in der Sprechweise bewirken. Die Betrachtung dieser Korrespondenzkonstruktionen O~, 1], 0 - OUTO~, aUT1], und O~, 1], 0 IlEV - O~, 1], 0 OE bzw. 0,1], TO IlEV - 0,1], TO OE fUhrt deutlich vor Augen, wie eine bestimmte Art der SatzfUgung zugleich ~ne bestimmte Art der Sprechweise bedeuten kann. Die Relevanz der Satzftigung für die Sprechweise ist damit bereits gesichert. Da beide Konstruktionen bei Paulus zwar mehrfach, im KaI aber gar nicht vorkommen, liegt darüber hinaus die Vermutung nahe, daß diese Differenz in der Satzftigung einer grundsätzlichen Differenz in der Sprechweise entspricht, wenngleich der obige Befund natürlich noch nicht ausreicht, um die wesentliche Differenz in der Satzftigung zugleich als eine wesentliche Differenz in der Sprechweise zu erweisen. Eindeutig ist jedoch die Aufgabe, die sich daraus ergibt: zu untersuchen und konkret zu belegen, inwieweit die Differenz in der Satzftigung im Grunde eine Differenz in der Sprechweise ist. TOUTO
Haben wir uns zunächst solche Korrespondenzerscheinungen angesehen, die im Kol fehlen, so wenden wir uns nun noch einer solchen zu, die sowohl in den Paulusbriefen als auch im Kol begegnet, nämlich der Aufnahme der tern4 Entsprechend sind wohl auch R 7,10 und 9,6 zu konstruieren und zu werten, aber auch R 9,8 und 1K 6,4, wo mit dem Demonstrativpronomen jeweils nominale Wendungen aufgenommen werden, sowie G 3,7, das gleichsam das Verbindungsstück zwischen diesen beiden Gruppen bildet. Ähnlich liegen R 14,14 und 1K 10,18, wo jeweils ein Partizipium durch €K€LVO~ mit neuem Nachdruck aufgenommen wird und damit ein eigener Sprechakt anhebt. Zu vergleichen sind weiter die Konstruktionen €L [je TL~ •• , / OVTO~ ••• (2Th 3,14; Ph 3,15; Phm 18; 1K 8,3; R 8,9).
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III. DAS RHETORISCHE ENGAGEMENT: Zur Sprechweise
poralen Konjunktion OTav durch das Zeitadverb TOTe. Der bekannteste Fall aus den Paulusbriefen liegt 2K 12,10 vor: oTav'Yap aa&vw / TOTe ovvaTQ(; eLIlL. Sprechakte in gleicher Kürze bietet die Korrelation in 1K 16,2 ... wa OTav eA{)w / TOTE AO'YEWJ. 'YLvwvTaLs. Etwas länger sind die z. T. allerdings wieder gegliederten und durch Gleichklänge aufgeladenen Sprechakte 1Th 5,3; 1K 15, 28 und besonders 15,(53)54f: (OEL 'Yap TO cp{)aprov Tovro EvovaamJaL acp{)apataV / l
paulinischen Fällen ziemlich genau zu entsprechen. Doch bei genauerem Hinsehen zeigt sich, daß die Entsprechung sich auf die Korrespondenz der Sprechakte beschränkt, sofern OTav und TOTe jeweils einen neuen Auftakt darstellen. Die Exspirationsverhältnisse hingegen, die bei den paulinischen Fällen entweder allein durch die Korrelation der Funktionsträger OTav (apn) und TOTE (TOTE Oe) oder zusätzlich durch Gleichklänge bestimmt sind, werden in K 3,4 entscheidend von der gewichtig am Ende des Sprechaktes (und des gesamten Satzes) auftretenden adverbialen Bestimmung EV oo~tl beeinflußt. Während die Gleichklänge wie die Funktionsträger das Korrespondenzverhältnis der bei den hier wichtigen Sprechakte betonen, kommt mit ev oO~17 ein gegenläufiger und die Korrespondenz beeinträchtigender Zug herein, sofern man der adverbialen Bestimmung auch nur einen ganz geringen Akzent zubilligt, was wegen ihrer Schlußstellung schwerlich zu umgehen ist. Entscheidend ist für diesen Sachverhalt, daß EV OO~tl in den mit TOTE anhebenden Sprechakt gehört und nicht etwa wie die Apposition T/ ~WT/ vllwV in K 3,4a oder das Schriftzitat 1K 15,54 als eigener Sprechakt auftritt, der weder das Korrespondenzverhältnis überhaupt aufhebt noc1l den korrespondierenden Sprechakt als solchen sprengt. Der Satz K 3,4 sowie sein Vergleich mit den unter dem Gesichtspunkt der Satzfügung durchaus entsprechenden Stellen aus den Paulusbriefen weisen uns also darauf hin, daß die Sprechweise nicht nur von der Satzfügung und der Sprechaktlänge ab1längt, sondern daß selbst bei einer formal gleichen Satzfügung bzw. Sprechaktgliederung die Sprechweise verschieden sein kann, wenn bestimmte Erscheinungen eine von ihnen unabhängige Akzentuierung oder Zuspitzung durchsetzen. In K 3,4 handelt es sich hierbei um ein plerophores Element. Denn während in den paulinischen Fällen die Sprechweise durch die von Funktionsträgern der Satzfügung und von Gleichklängen zum Ausdruck gebrachte Korrespondenz der Sprechakte bestimmt ist, gewinnt in K 3,4 die als Element des 5 Zu vergleichen sind hier auch die beiden Korrelationen ebenfalls recht kurzen Sprechakten.
apn -
TOTe 6e
in 1K 13,12 mit
Rückschlüsse anhand der Gedankenftihrung
207
plerophoren Stils erkannte adverbiale Bestimmung mit €v den entscheidenden Einfluß auf die Sprechweise und das sogar gegen ein inder Satzfügung angelegtes klares Korrespondenzverhältnis bestimmter Sprechakte. Wie bei der rhetorischen Aufsprengung K 1,28 (s. o. S. 201) durchkreuzt also auch hier ein Element des pleropllOren Stils die Parallelität mit den paulinischen Fällen. Letztlich haben wir es nier mit einem weiteren Element der assoziativen Denkweise des Verfassers des Kol zu tun, da mit dem €v 8o~11 ein Gedanke seinen Niederschlag findet, der im Rahmen der korrespondierenden Sprechakte OTav TOT€ fremd ist und insofern auch etwas Neues bringt, der aber der Sache nach natürlich sehr eng mit dem ~€pw~a€a{kLt Christi und der christlichen Gemeinde zusammenhängt und darum hier leicht einfließen kann.
4. Rückschlüsse anhand der Gedanken[ührung Mehrfacn flossen in die eben angestellten überlegungen zu den Erscheinungen des Gleichklanges und der Satzfügung Elemente ein, die streng genommen dem Bereich der Gedankenftihrung zugehören. Daß es sich dabei um Zufälle handelt, ist gewiß die unwahrscheinlichste Vermutung. Denn wenn Satzftigung und Klangwiederholungen, die ihrerseits so etwas wie Materialien für die GedanKenftihrung darstellen, schon unmittelbar für die Sprechweise relevant sind, muß man eine solche Relevanz erst recht für die Gedankenftihrung vermuten, und dann ist es nur natürlich, wenn eine alle drei Bereiche übergreifende Fragestellung im konkreten Fall auch aus 6lien drei Bereichen einschlägige Beobachtungen zutage fördert und so das Nebeneinander von isolierten Aspekten in ein komplexes Miteinander umschlägt. Für die Frage nach Beobachtungen, die zu zeigen vermögen, daß auch Elemente der Gedankenftihrung für die Sprechweise relevant sind, kann deshalb durchaus zu Recht bereits auf Satzfügung und Klangeffekt verwiesen werden. Aber auch wenn wir uns stärker an das Material halten, das im 11. Kapitel behandelt wurde, tritt unübersehbar die große Bedeutung der Gedankenfuhrung ftir die Sprechweise ans Licht. Wegen der von vornherein gegebenen größeren Anschaulichkeit können wir uns hier jedoch auf einige Hinweise beschränken. Denn daß beispielsweise Antithesen und Parallelismen, zumal wenn noch Gleichklänge im Spiel sind bzw. der Umfang der Sprechakte nur gering ist, beim Sprechen exspirativ besonders akzentuiert werden, ist auch ohne eine ausftihrliche Begründung klar. Das Gleiche gilt ftir viele Vel'gleiche und für überbietungsfiguren. Da es sich hier nicht um eine umfassende Analyse und eine detaillierte Beweisführung handelt, sondern da lediglich einige Andeutungen und Vermutungen dargelegt werden sollen, die auf den Zusammenhang der bisherigen Ergebnisse mit der Sprechweise der beiden Verfasser hinweisen, verzichten wir auf einen Häuftgkeitsvergleich. Es genügt hier zunächst festzustellen, daß auch der
208
111. DAS RHETORISCHE ENGAGEMENT: Zur Sprechweise
Befund hinsichtlich der Gliederung der Gedanken für die Frage nach der Sprechweise relevant ist und daß man vennuten kann, daß der stärker gegliederten
O"dlnketHUhruf18 bel PauluB eine bewegten, Sprechweise korrespondiert.
5. Weitere tür die Sprechweise relevante Erscheinungen a) Anreden Ihre Relevanz für die Sprechweise legt es nahe, auch einige in dieser Arbeit noch nicht angesprochene stilistische Erscheinungen an dieser Stelle zu besprechen. Als erstes ist hier die Beobachtung E. Schweizers von Interesse, daß im Kol und im Eph (nicht anders als in den Pastoralbriefen) "die Anrede aO€AIPOL (J.1ov)" "völlig" fehle, während sie in allen Paulusbriefen "sehr häufig" sei 6 • Diese Beobachtung ist jedoch noch dahingehend zu ergänzen, daß in den beiden Deuteropaulinen überhaupt keine ausdrücklichen Anreden der Adressaten begegnen, sofern man von der Haustafel mit ihrer ja notwendigen Nennung der einzelnen Gruppen aL ')'vvaLK€<; - 01. avoP€<;, Ta T€KVa - 01. 1raT€p€<;, 01. OOVAOI. 01. KVPWL absieht. Paulus hingegen verwendet des öfteren und mitunter sogar recht häufig solche direkten Anreden. Als geläufig muß die Anrede aO€AIPOL bzw. aO€AI{J€ oder aO€A'Pot J.10V gelten 7, daneben begegnen aber hin und wieder auch andere Formen der Anrede. So kann das geläufige aO€A!pOL erweitert werden zu af>€A!pOL J.10V a')'a1r1]ToL (wozu dann auch noch ein KaI. €1rL1rOt91]TOI. treten kann)8 oder zu aO€A!pOL 1]')'a1r1]J.1€VOI. V1rO (rav) fkov 9 • Mehrfach findet sich die Anrede a')'a1r1]TOI. lO , einmal auch die Wendung T€Kva p.ov ll • Paulus kann die Adressaten als Bewohner ihrer Stadt bzw. Provinz anreden, also als Korinther, Galater und Philipper 12 , und er kann sie mit der Amede in ganz bestimmter Weise qualifizieren, so die Galater als ('A€')'€T€ J.101.) 01. U7rO V0J.10V fk'AOVT€<; €l.Val. oder den fingierten Gesprächspartner als UlPPWV oder als (ovv) öt.ÖauKwv €TEpOV (U€aVTOV ov ot.ÖauKEI.<;;)13. Auch die aus der Diatribe bekannte allgemein singularische Anredeform W av{)pW1rE begegnet bei ihm 14 , und im Phil redet
°
E. Schweizer, Neotestamentica S. 429; s. u. S. ISf. R 1,13; 7,1.4; 8,12; 10,1; 11,25; 12,1; 15,14.30(v. 1.?); 16,17; lK 1,10.11.26; 2,1; 3,1; 4,6; 7,24.29; 10,1; 11,33; 12,1; 14,6.20.26.39; 15,1.31(v. 1.?).50; 16,15; 2K 1,8; 8, 1; 13,11; G 1,11; 3,15; 4,12.28.31; 5,11.13; 6,1.18; Ph 1,12; 3,1.13.17; 4,8; ITh 2,1.9. 14.17; 3,7; 4,1.10.13; 5,1.4.12.14.25; 2Th 1,3; 2,1.15; 3,1.6.13; Phm 7.20. Zu diesen Fällen kommen noch die in den beiden nächsten Anmerkungen genannten Stellen. 8 lK 15,58 (bzw. Ph 4,1). 91Th 1,4; 2Th 2,13. 10 R 12,19; lK 10,14; 2K (7,1) 12,19; Ph 2,12; 4.1. 11 G 4,19. 12 2K 6,11; G 3,1; Ph 4,15. 13 G 4,21 bzw. lK 15,36; R 2,2la; ferner R 2,1.21b.22a.22b; 14,4. 14 R 2,1.3; 9,20. 6
7
Anreden
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er sogar einen konkreten Einzelnen an: val. €PWTW Ka' (jE, ')'V71 ate avM€lS. Hinzu kommen die W~ndungen, bei denen ein P~nonalpronomen = etWA dur~h Voranstellung wie R 14,10 ov Be rL KpUJeL~ 1'OV alJeXtpov aou; 17 Kat 01J TL e~ou f)eVEt<; 1'01' a1)e~I{JOV aou; - besonders herausgestellt ist oder in denen der 2.ps. sg. ein Relativpronomen entspricht, wie z. B. 0<; €V vOJ.1.'-!J Kavxaaat, DI1l T71<; 1faPaßaa€w<; TOU vOJ.1.ou TOV t1eov aTLJ.1.at€t<;; (R 2,23). Daß Anreden in engem Zusammenhang mit der Sprechweise stehen, ist ohne weiteres deutlich; sie tun es gleichsam per definitionem 16 . Im einzelnen können Anreden dabei natürlich recht verschiedene Funktionen haben. Ihre große Bedeutung tritt ans Licht, wenn man ihr Verhältnis zu den Sprechakten etwas näher betrachtet. An den Schluß eines unabhängig von ihr schon existenten Sprechaktes gesetzt, kann eine Anrede den Sprechakt abrunden bzw. die Zäsur zwischen den Sprechakten noch verschärfen und so die Spannung zum folgenden weiter erhöhen. Als Beispiele mögen dienen R 16,17 1fapaKaAW D€ uJ.1.a<; aO€AtpoL / al<.01f€W TOU<; Ta<; DtXOaTaal1lC; Kat Ta OIw,vOOAa 1fapa T7]V DwaX71V •.• 1fOLOUVTa<; bzw. lK 7,24 €KaaTO<; €V Cf) €KA71a71, aD€Atpot / €V TOUT4J J.1.€V€TW 1fapa &4' und 1,26 ßA€1f€T€ ')'ap T71V KA71aw UJ.1.WV
aD€Atpot / OTL DU 1fOAAOt ao.pot KaTa aapKa.
Eine Anrede kann Teilung eines Sprechaktes zur Folge haben und damit auf einfache Weise eine gefällige Gliederung des Sprechvorganges oder aber eine besondere Betonung bzw. Akzentuierung eines Gedankens bewirken. Wir finden solche Fälle z. B. lK 3,1 Ka')'w aO€Atpot / OUK €DUV71~V AaA71aat ~J.1.W W<; 1fV€UJ.1.aTLKOt<; oder Ph 3,1 TO Aomov aD€AtpOt J.1.0U / xatp€T€ €V KUpt4J und lK 14,39 WaT€ aD€AOt J.1.ou / t71AOUT€ TO 1fPOl{J71T€U€W. Nach einem längeren Sprechakt kann eine Anrede aber auch noch eine zusätzliche Steigerung bringen und eine besondere Eindringlichkeit erzielen, wie z. B. G 4,18f KaAov D€ t71Aouaaru €V KaA4J 1faVTOT€ / Kat J.1.71 J.1.0VOV €V TCf) 1fap€wat J.1.€ 1fpOC; UJ.1.aC; / T€KVa J.1.0U / OUC; Eine Anrede vermag ferner als eigener Sprechakt im Sinne
1faAW WDWW •••
eines Auftaktes einen Satz einzuleiten und damit eine besondere Beachtung des folgenden Satzes zu bezwecken. Beispiele hierfür bieten R 10,1 aD€A'{XJL / 71 J.1.€V €UDOKI1l T71<; €J.1.71C; KapDI1l<; Kat
71 D€71at<; 1fpOC; TOV &OV U1T€P aUTWV €l.<; aw-
oder R 9,20 W aVfJpw1f€ / J.1.€VOUV ')'€ au TL<; €t ... Besonders anschaulich ist G 3,1 W aV07]TOL raAaTat / TLC; uJ.1.aC; €ßaaKCW€V ••• Ferner sind hier Fälle wie R 14,10 anzuführen, wo das proleptische Personalpronomen den Kern eines sehr kurzen und stark affektischen Sprechaktes bildet: av O€ / TL KPWELC; T71pmv
TOV aD€A'{XJV aou; /
71 Kat au / TL €~OufJ€V€t<; TOV OO€AtpOV aou;
Ph 4,3. Ähnlich liegen die Dinge bei Beteuerungsformeln, von denen sich nach Stählin innerhalb des NT die meisten im Corpus Paulinum finden (S. 130.138). Aus dem Kol nennt er dabei das lJapTVpw "(ap aVT<.tJ on €X€L 1TOAVV 1TOVOV von 4,13. 15
16
210
III. DAS RHETORISCHE ENGAGEMENT: Zur Sprechweise
Die aufgeftihrten Fälle illustrieren den Zusammenhang der direkten Anreden mit der Sprechaktgliederung und der Sprechweise mit hinreichender Deutlichkeit. Als retardierende und so die Spannung stauende Wendungen (oder besser Hinwendungen?) bilden sie wichtige Elemente einer lebendigen und bewegten Redeweise selbst dann, wenn sie nicht mit einer starken Exspirationssteigerung verbunden sein sollten.
ß) Syllep.sen vom Typ ab - a [b] Als einer weiteren für die Sprechweise bedeutsamen Erscheinung wenden wir uns einem bestimmten Typ der Syllepse zu. Während bei einer Ellipse ein Satzteil "weder selbst dasteht noch aus einem verwandten ergänzt werden kann"17, läßt sich bei einer Syllepse das Fehlende aus dem Zusammenhang ergänzen 18 • Das Zeugma, bei dem die Dinge insofern besonders kompliziert liegen, als der zeugmatisch gesetzte Satzteil streng genommen dem Sinne nach nicht richtig oder nicht in gleicher Weise zu beiden Gliedern paßt 19, und die a1fO Kowov-Figur als die "Setzung eines zu beiden Gliedern einer Verbindung gehörigen Wortes erst beim zweiten Glied "20 stellen Sonderfälle der Syllepse dar. Wir wenden uns hier einem Typ der Sylleps-e zu, der ähnlich dem axTlJ-la a1fO KOWOV durch eine besondere Stellung des nur einmal gesetzten Satzteils konstituiert wird, der aber im Unterschied zur Figur a1fO KOWOV das zu mehreren Gliedern gehörige Satzteil bereits beim ersten Glied setzt. Dieser Typ der Syllepse liegt beispielsweise zugrunde G 1,10 apn 'Yap av{)pw1fOV, 1f€L-ßw Tl TOV {)€OV; und ITh 4,8 TOL'YapOUV 0 afkTwv OVK av{)pw1fOV afkT€L aAAa TOV &ov •.. Dem gleichen Stellungstyp gehört auch das einzige eindeutige Zeugma21 der Paulusbriefe an: 'YaAa uJ-la, E1fOTwa, ou ßpwJ-la (lK 3,2). Syllepsen, die diese Struktur aufweisen, sind für uns hier deswegen bedeutsam, weil die Stellung des zeugmatischen Teiles sowohl Hu die Sprechaktgliederung als auch für die Exspirati~nsverhältnisse Hinweise gibt. Die ausgeschriebenen Beispiele zeigen bereits, wie vor dem zweiten Glied, das mit dem ersten Glied sowohl durch eine Konjunktion als auch asyndetisch verbunden sein kann, aller Wahrscheinlichkeit nach ein neuer Sprechakt anhebt und wie jedenfalls die beteiligten Glieder aufgrund dieser Gestalt der Syllepse außerordentlich stark in den Vordergrund treten, und es ist kaum an17 BD § 480 formuliert im Blick auf "Eigentliche Ellipsen formelhafter (usueller) Art", d. h. Ellipsen "im engeren Sinn" (ebd.). BD fassen unter dem Terminus "Ellipse (Brachylogie) im weiteren Sinn" all das zusammen, "wo ein Gedanke grammatisch unvollständig ausgedruckt ist und dem Leser oder Hörer die Ergänzung überlassen wird, weil sie selbstverständlich ist" (§ 479). So verstanden, umfaßt der Begriff Ellipse also u. a. auch die Syllepse, das CTXTlJja a1TO I
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Syllepsen vom Typ ab - alb]
ders zu denken, als daß dem auch eine Exspirationsverstärkung entspricht. Diese Erscheinung sollte nicht mit der ano "owou-Stellung des zeugmatischen Satzteiles zusammen unter einen Begriff gefaßt werden, obwohl eine Hervorhebung der jeweiligen Glieder auch bei ihr erfolgt und so an einem Punkt eine gewisse Nähe zu konstatieren ist. Denn aufs Ganze gesehen beruht die Syllepse, bei der das gemeinsame Satzteil mit dem ersten Glied auftritt, "auf einer wesentlich anderen sprachpsychologischen Situation" als die ano "owou-Stellung, die "mit dem Satzbau nach dem sog. Gesetz der wachsenden Glieder (zusammenhängt)"22. Wir gehen hier nicht alle Belege dieses Syllepsentypes durch, sondern beschränken uns auf solche Fälle, die bei koordinierten Sätzen begegnen. Doch sei ausdrücklich darauf hingewiesen, daß sich die fragliche Erscheinung auch in solchen Sätzen finden kann, in denen ein Subordinationsverhältnis besteht. Als fleleg dafür sei R 11,16 angeführt: €L ~€ 11 anapX11 arta / "aL ro l{JupaJ.l.a. Die Konditionalsätze dürften hier zusammen mit den Vergleichssätzen das Gros der Fälle ausmachen. Syllepsen des uns interessierenden Stellungstypes begegnen bei koordinierten Sätzen in verschiedenen logischen Sparten. (Leumann-)Hofmann-Szantyr weisen zur Erklärung dieses Syllepsentypes auf den Umstand hin, daß "die Beiordnung der Glieder in vielen Fällen durch korrespondierende Formeln ... oder durch kräftige einfache Disjunktionen ... erfolgt, wodurch die Hauptbegriffe stark und auf Kosten ihrer grammatischen Ergänzungen in den Vordergrund gerückt werden"23. Nicht minder trifft das natürlich auf adversative Sätze zu, die fn den von uns zu untersuchenden Briefen unverhältnismäßig häufiger begegnen und die wir deshalb sogleich auch zuerst auffUhren wollen24. Für die Entstehung des hier zur Debatte stehenden besonderen Stellungstyps der Syllepse spielt ferner der proleptjsche Charakter des zeugmatischen Gliedes eine wichtige Rolle, und auch da geht es ja um eine besondere Hervorhebung, der die Sprechweise korrespondiert.
°
€"
Für die adversativen Fälle (a) zunächst einige Beispiele: G 4,23 a"A"A' J.l.€V rTlC; naww"11C; "ara oap"a r€r€VVflraL / ~€ €" r11C; €"A€u{}epac; ~ta r11C; €narr€AtaC;. G 5,17 11 oap~ €1TLtJvJ.l.€L "ara rou nv€uJ.l.aroc; / ro ~€ nv€uJ.l.a Kara 1'71C; aap"oc;. Zu nennen sind ferner Fälle wie lK 12,14 rap ro aWJ.l.a ou" €arLV €V J.l.€"ADc; a"A"Aa no"A"Aa, in denen das Bezugssubstantiv nur einmal steht (in dem
°
"at
zitierten Fall ist es mit geändertem Numerus zu ergänzen). In R 11,18 ist das Verbum in einer anderen Person zu erschließen: ou au r11V PLtav ßa,orat€LC; / a"A"Aa 11 pLta o€. In lK 10,24 liegt wegen des negativen Indefinitpronomens als Leumann-Hofmann-Szantyr 11, S. 834. 11 S. 824f. 14 Unberücksichtigt bleiben natürlich solche Fälle, deren Nennung nur in einer vor dem zeugmatischen Teil stehenden Negation begründet wäre wie z. B. in 2K 12,14 ov 'rap ~T'/TW UIJWJ,I a.A~a vlJa". 11
13
212
III. DAS RHETORISCHE ENGAGEMENT: Zur Sprechweise
Subjekt des Vordersatzes ein Sonderfall vor: ll11oELe; TO EavTOV ~11TELTW / a'A'Aa TO TOV ETEpOV (vgl. die Zufügung von EKaaToe; in einigen Koine-HSS !). Die einzige aus dem Kol hier zu nennende Stelle findet sich in 3,2: Ta avw 'PPOVELTE / 1111 Ta E1Tt T11e; ,),11e;. In den Paulusbriefen begegnen noch folgende Fälle: 1Th 2, 4; 4,8; 2Th 3,6; G 1,12; 4,31; 6,4; Ph 2,4.21; Plun 14; lK 2,12; 4,14.15.19.20; 7,4a.4b.19; 9,25; 10,33; 11,3; 12,8; 14,2.33; 15,37 sowie das Zeugma 3,2; 2K 2,5; 4,5; 5,7.12.15.16 (sofern KaTa aapKa oder TOVXPWTOV bzw. beides zu ergänzen ist); 8,8.12; 10,13.18; 11,17; R 5,3f; 7,17.18.20(25); 8.4.5; 12,5; 13, 3; 16,4.18. Ph 1,28 und zumal K 2,17 wird man wegen des relativischen Anschlusses und der damit gegebenen Stellung der Kopula (und des wohl auch assoziativen Charakters der adversativen Fortfilluung) hier nicht anfUhren dürfen, zumal sich statistisch gesehen ja ohnehin keine nennenswerten Verschiebungen ergäben. Einen korrelativen Fall (b) bietet ITh 2,5 mit OVTE ')'ap 1TOTE EV 'A0')'4' Ko'AaKEtae; E')'EV11~IlEV / Kaf}we; OLoaTE / / OVTE EV 1TpOI(JaaEL 1T'AEoVE~tae; / tkoc; papTve; / / OVTE ~11TovvTEe; E~ avf}pw1Tov oo~av .. , (Anakoluth). Sowohl korrelativ als auch adversativ ist G 5,6 EV XPWT4' 'I11aov OVTE 1TEPLTO/l11 TL WXVEL OVTE aKpoßvaTta, a'A'Aa 1Ttane; 0'; a')'a1T11e; EVEP')'ovIlEv11. Nach dem gleichen Schema sind auch G 6,15; lK 3,7 gebaut (vgl. auch einerseits lK 7,19 [so 0] und andererseits G 1,12 [so u.]). Mit Hilfe von Disjunktiva erreichte alternative Zuspitzungen (c) fmden sich ebenfalls mehrfach. Als Beispiel fiihren wir G 3,2 an: TOVTO 1l0VOV &'Aw llatklP UI(J' VIlWV / / E~ EP')'WV VOIlOV TO 1TvEvlla E'AaßETE 11 E~ aK01]e; 1TWTEwe;; Weiter ist hier G 1,10; lK 4,21; R 4,10 zu nennen sowie lK 14,19, wo 11 als Vergleichspartikel auftritt: a'A'Aa EV EKK'A11aLQ. tk'Aw 1TEVTE 'AO')'ove; T4J VOL 1l0V 'Aa'A11aru .•• / / 11 Ilvpwve; 'AO')'ove; EV ,),'Awaav. Etwas anders liegen diejenigen Fälle (d), in denen die disjunktive Partikel nicht Gegensätzliches, sondern Gleichartiges verbindet und damit nicht streng disjungierend, sondern eher kopulierend wirkt. In ihnen werden die miteinander verbundenen Glieder nicht mit der gleichen Schärfe hervorgehoben, doch da es sich hierbei nur um einen quantitativen Unterschied handelt, müssen sie durchaus als Erscheinungen des hier behandelten Syllepsentyps berücksichtigt werden. So heißt es beispielsweise lK 4,3 EPOL OE ELe; E'AaxwTov EaTW / / Lva v.p V/lWV avaKpLf}w / 11 V1TO avf}pw1Tw11e; 111l~pac:. Entsprechend sind lK 5,10; 14,37; 2K 11,4; R 14,13 formuliert. Schließlich sind die auch formal kopulativen Fälle (e) zu nennen, wie z. B G 3, 16: T4J oE 'A{3paall EppE~aav at E1Ta')'')'E'AtaL / Kat T4J a1TEPllan avrov, wo die Wichtigkeit dieser Stellung für die Sprechweise unmittelbar evident ist, oder 2Th 2,17 ... 1TapaKa'AEaaL vllwV Tae; Kap5tae; / KaL aT1]p~aL EV 1Tavn EP'Y4' KaL AO')'4J a')'af}cv, wo die Syllepse den Hang zur Parallelisierung aufzeigt. interessant ist auch 2K 13,1 E1Tt oTopaTOe; DVO Ilaprupwv Kat TptWV aTa~aETat 1Tav P11J1a, da dieses Zitat in LXX die Form E1Tt aTollaToe; ova J1aPrupwv Kat E1Tt aTollaToe; rpLwv Ilapropwv aTa~aETat 1TQ.v P11lla hat und somit erst Paulus
213
Syllepsen vom Typ ab - a [bJ
die sylleptische Form gebildet hat. Besonders zu beachten ist ferner 1Th 2,9 1JV11p.oV€V€r€ 'Yap, M€AtpOt / / rov K01TOV 11P.WV / Kat rov p.oX19ov, wo die Stellung des zeugmatischen Teils und die mit der Syllepse zusammenhängende Sprechweise eindeutig beweisen, daß diese Stelle sich von den Synonymien des Kol toto coelo unterscheidet (s. o. S. 147fu. speziell S. 195). Überhaupt ist es außerordentlich bemerkenswert, daß angesichts der so reichen Verwendung von Synonymien der Verfasser des Kol diesen kopulativen Syllepsentyp, vom Präskript abgesehen, niemals verwendet 24a , während Paulus ihn etwa drei Dutzend Male gebraucht: 1Th 1,6; 2,10.12.20; 3,2; 4,1.6; 5,5 (vgl. auch 2,15); 2Th 1,11.12; 2,2.3; 3,3 (vgl. 1,4); G 1,12; 4,2.10; 6,16.16; Phrn 7; 1K 9,27; 10,21a.21b.32; 11,5.16; 13,1; 14,28; 16,18 (vgl. auch 1,30); 2K 1,10; 5,6; 10,4f; R 2,4.5.28f; 5,12.15; 9,2; 14,19; 16,2 (vgl. 2,19f). (Vergleichen mag man hier auch Appositionen, die demselben Stellungstyp angehören, so beispielsweise lK 4,13 W~ 1T€ptKa{)app.ara rov Koap.ov €'Y€V11fh]P.EV / 1Tcwrwv 1TEpttJtr/p.a EW~ apn, ähnlich 2K 12,18).25 Schon abgesehen von seiner Relevanz für die Sprechweise der Verfasser verdiente dieser Befund bei den kopulativen Fällen große Beachtung, und erst recht gilt das im Blick auf das Vorkommen dieses sylleptischen Stellungstypes überhaupt und seine Bedeutung im Rahmen der Sprechweise. Wir fassen die hierher gehörigen und oben aufgeführten Fälle noch einmal in einer Tabelle zusammen, um die Häufigkeit dieses Syllepsentyps bei gleichgeordneten Sätzen besser überblicken zu können: 1Th (a) (b) (c) (d) (e) Total
2 1
1Th 1
G
Ph
Phm
1K
2K
R
K
5 2 2
2
1
11
11
1
1
18 1 2 3 9
1 4
1 1 8
2
33
16
21
8
6
6
11
7
15
2
1
Der Kol ist nur mit einem Fall in der Tabelle vertreten, und das ist im Vergleich zu den Paulusbriefen aufs Ganze gesehen durchaus sehr wenig. Für sich allein genommen kann dieser Befund gewiß noch nicht eine unanfechtbare Differenz zwischen dem Kol und den Paulusbriefen begründen. Schon die Ober24a Charakteristisch ist die Modifizierung von Jes. 29,13 in K 2,22 (s_ o. S. 148). 2S Dazu kommen noch die Präskript-Fälle xapLf\ UiJ.W KaL etpT/VT/ und a1ro 1geou rrarpOf\ T//-LWV Kat KUPWU IT/uou Xptarou mit der zeugmatischen Stellung der Personalpronomina: ITh 1,1; 2Th 1,2; G 1,3.3; Ph 1,2.2; Phm 3.3; lK 1,3.3; 2K 1,2.2; R 1,7.7 sowie K 1,2. Wegen ihres formelhaften Charakters und ihrer leichten Imitierbarkeit haben diese Fälle jedoch außer Betracht zu bleiben.
214
III. DAS RHETORISCHE ENGAGEMENT: Zur Sprechweise
sichtstabelle selbst stellt das klar, indem sie den Kol mit dem Phil zusammenordnet. Andererseits ist jedoch festzustellen, daß dieses Ergebnis ja nur einen einzigen Aspekt darstellt und darum erst in Verbindung mit anderen einschlägigen Befunden ein angemessenes und für die Ermittlung der Sprechweise verwendbares Bild ergeben kann.
6. Das Fazit Zunächst muß in Aufnahme des zu Beginn dieses Abschnittes zu den sachlichen und methodischen Schwierigkeiten Gesagten (s. o. S. 198-200) noch einmal festgestellt werden, daß wir es hier noch nicht mit einer umfassenden Analyse und darum auch noch nicht mit einer stringenten Argumentation zu tun haben. Die behandelten Aussc1mitte sind entweder zu allgemein oder zu detailliert und isoliert, um eine Beweislast wirklich tragen zu können. Handelt es sich hier somit auch noch nicht um eine überzeugende Beweisführung, so ist andererseits der ans Licht getretene Befund dieses Abschnitts auch nicht einfach bedeutungslos. Vor einer Unterschätzung warnen vor allem drei Gesich tspunkte :
(1) Faßt man die einzelnen behandelten Erscheinungen insgesamt ins Auge, so ergibt sich eine klare Differenz zwischen dem Kol und den Paulusbriefen. Um das zu verdeutlichen, stellen wir die sechs untersuchten Erscheinungen hier noch einmal tabellarisch zusammen. Die erwähnten, aber nicht thematisierten Fälle apn - TOTe oe (S. 206 Anm. 5) und Partizip - eKeLVOC; (S. 205 Anm. 4) sollen dabei außer acht bleiben. Die im Vergleich zu den paulinischen Fällen etwas anders gelagerten Stellen des Kol (s. o. S. 201 bzw. 206f) werden in Klammern aufgefiihrt und in der Totalzeile mitgezählt; hingegen werden die Anreden aus der zitierten Haustafel K 3, 18-4,1 in [ ] zwar genannt, aber in der Totalzeile nicht berücksichtigt. ITh
16 18 30
2Th
G
Ph
2 5 1
10 4 1
Phm
Rhetor. Aufsprengung 26 Korrelat. oe; - oVToe;27 Korrelat. o( c;) /-LEV-O( c;) 6~26 Korrelat. OTav - TOTE 29 Anreden 30 Syllepse ab - a[bJ 3 )
1 14 11
7 7
13 15
10 2
2 2
Total
27
14
36
27
4
S. 201. S. 205. S. 208-210.
1
27 29 31
S. 203f. S. 205-207. S. 210-214.
lK
2K
R
K
31 6 2 3 22
6 10 3
(1)
33
14 1 1 1 5 16
22 21
[6J 1
97
38
62
3
(1)
Fazit
215
Die in der Totalzeile fUr die einzelnen Paulusbriefe erhaltenen Zahlen entsprechen bereits in etwa der jeweiligen Brieflänge, und dies bedeutet, daß die Materialbasis nicht schlechthin zu klein ist, um statistisch erhebliche Fingerzeige geben zu können. Die eindeutige Sonderstellung des Kol, die gerade auch im Blick auf die Briefe an die Philipper und an Philemon zutage. tritt, hat aus diesem Grunde durchaus Gewicht. Dieses Gewicht wäre noch größer, wenn die sechs Erscheinungen nicht statistisch gesehen willkürlich ausgesucht wären, doch was unter dem statistischen Gesichtspunkt ein Manko darstellt, wirkt sich wiederum unter einem anderen Aspekt als positives Element aus.
t2) Da die oben untersuchten Erscheinungen nicht einfach wahllos zusammengestellt sind, sondern da jedenfalls die ersten vier von ihnen in erster Linie als Beispiele fiir die Relevanz von Klangwiederholungen und Satzfügung fur die Sprechweise dienen, weist der bei ihnen festgestellte Befund über die Beispiele hinaus. Denn auch wenn im Rahmen dieser Arbeit noch nicht stringent nachgewiesen wird, daß den Differenzen in den hier behandelten Bereichen der SatzfUgung, der Gedankenftihrung und des rhetorischen Engagements eine Differenz in der Sprechweise genau entspricht, so muß man doch zugestehen, daß sowohl die allgemeinen Überlegungen als auch die Beispiele dieses Abschnitts in eben diese Richtung weisen. (3) Dies führt bereits nahe an den dritten Gesichtspunkt heran, der vor einer Unterschätzung des in diesem Abschnitt ans Licht getretenen Befundes warnt. Denn wenn den Differenzen in Satzftigung, Gedankenftihrung und rhetorischem Engagement jeweils eine bestimmte Differenz in der Sprechweise entspricht, so liegt doch die Frage nahe, ob die Sprechweise ein Fluchtpunkt der einzelnen Differenzen zwischen dem Kol und den Paulusbriefen ist. Die vergleichsweise viel lebendigere und bewegtere Sprechweise des Paulus würde dann die einzelnen Differenzen in Satzfugung, Gedankenftihrung und rhetorischem Engagement bedingen und die unterschiedliche Sprechweise ließe sich selbst wiederum als Ausfluß verschiedener Temperamente verstehen. Wir müssen uns freilich noch damit begnügen, daß wir hier in Frageform reden. Denn mehr als eine - wenn auch durchaus begründete - Vermutung ist solange nicht möglich, als das Material nicht auf breiter Basis einer entsprechenden Untersuchung unterzogen wird.
e) Der Ertrag des Kapitels Trotz der zu Beginn des Kapitels aufgezeigten methodischen und sachlichen Schwierigkeiten, die einer umfassenden Analyse des rhetorischen Engagements im Wege stehen, haben die Untersuchungen zum KaI und der ständige Vergleich mit den Paulusbriefen doch eine Reihe von Gesichtspunkten ergeben, die einige
216
III. DAS RHETORISCHE ENGAGEMENT: Der Ertrag des Kapitels
Tendenzen des jeweiligen rhetorischen Engagements deutlich erkennen lassen und die für die Verfasserfrage gerade auch deshalb sehr wichtig sind, weil sie im engen Zusammenhang mit anderen stilistischen Differenzen stehen. Mit dem Blick auf die rhetorischen Grundtendenzen und auf ihre Zusammenhänge mit entsprechenden stilistischen Befunden wollen wir darum auch den Ertrag des Kapitels einbringen. (1) Zunächst waren wir den Beobachtungen nachgegangen, die direkt auf den stark plerophoren Charakter des Kol hindeuten. Wir haben dabei gesehen, daß der Verfasser des Kol in einer unverhältnismäßig großen Dichte Synonymien häuft und - damit sehr nahe verwand t - viele identifizierende und weiterftihrende Appositionen und das formelhafte 0 Eanv setzt. Weiter haben wir den großen Reichtum an nachgebrachten Umstandsbestimmungen mit EV und die Häufung von Genitiven festgestellt. Die konstatierte Dichte des plerophor verwendeten 1Tac:; rundet das Bild weiter ab. An all diesen Punkten unterscheidet sich der Kol von den Paulusbriefen ganz erheblich, und zusammengenommen erweisen sie den Stil des Kol deutlich als plerophor. Dieser bereits in sich eindeutige und für die Verfasserfrage beim Kol sehr wichtige Befund gewinnt nun aber noch erheblich an Bedeutung, wenn man die vielfältigen Verbindungslinien sieht, die ihn mit anderen - wortstatistischen, stilistischen und rhetorischen - Befunden verbinden. Die erste Beobachtung, die hier genannt werden muß, ist wortstatistischer Art und hatte zum Inhalt, daß Paulus auffallend häufig durch Zusanunensetzungen mit 1TEpwa-, 1TAEOV und V1T€P eine deutliche Überschwenglichkeit zum Ausdruck bringt und dafür - wortstatistisch bemerkenswert - den Stamm 1TA11P' verhältnismäßig wenig und zudem nur in ohnehin geläufigen Vokabeln gebraucht, wäluend der Verfasser des Kol gerade umgekehrt den Stamm 1TA11P- relativ häufig und vielfältig benutzt und daftir jene Zusammensetzungen so gut wie nie verwendet. Wir können diesem Befund entnehmen, daß es nicht angängig wäre, den Stil des Paulus schlechthin als "nicht plerophor" zu kennzeichnen, sondern daß in den Paulusbriefen eine gegenüber dem Kol deutlich verschiedene Weise plerophoren Redens vorliegt. Während man die Plerophorie des Paulus als Überschwenglichkeit charakterisieren kann 1, so die des Kol (im Anschluß an Mayerhoff1a und Zilliacus 1b ) wohl am besten als tautologisch. Die zweite Beobachtung geht davon aus, daß ,,(das) Gegenteil der Antithese ... in gewissem Sinne die Verstärkung eines Wortes durch ein zweites mit ähnlicher Bedeutung list)"2. Auf die Feststellungen, daß Paulus stark antithetisch redet I vgl. J. Weiß, Urchristentum S. 306. la S. o. S. 77. Ib Zilliacus S. 30. 2 W. Kayser, Kunstwerk S. 113. Vgl. auch den Aufbau der §§ 239-447 bei Lausberg, Elemente!
Die verschiedenen Stilzüge in ihrem einheitlichen Gefüge
217
und daß der Verfasser des Kol überaus häufig Synonymien und einen entsprechenden Typ von Appositionen bietet, fallt von daher noch einmal ein neues Licht. In beiden Fällen handelt es sich ja um Erscheinungen der adiecti0 3 , aus deren Instrumentarium Paulus und der Verfasser des Kol deutlich ganz verschiedene Mittel vorziehen: dieser die tautologische Summierung von Wörtern zur Synonymie oder zur identifizierenden Apposition, jener die logisch und stilistisch so ganz anders strukturierte Form der Antithese. Ähnlich wie schon bei der voraufgehenden wortstatistischen Beobachtung sehen wir also auch hier, wie die beiden Verfasser Nachdrücklichkeit auf verschiedene Art erzielen: der eine durch tautologische Fülle und Wucht 4 , der andere durch eine dialektische Antithetik. Die dritte Beobachtung, die hier zu nennen ist, hat zunächst nur den Befund eines plerophoren Stils im Kol insofern ergänzt, als sie ans Licht brachte, daß Gleichklänge plerophoren Charakters im Kol unvergleichlich häufiger begegnen als in den Paulusbriefen. Darüber hinaus hat aber der Vergleich der plerophoren Klangwirkungen (S. 194-197) mit den rhetorisch in anderer Weise belangvollen Klangwiederholungen (S. 183-194) gezeigt, daß in krassem Unterschied zu den Paulusbriefen im Kol die Zahl der eindeutig plerophoren Klangwirkungen der der sonstigen rhetorischen Klangwiederholungen voll entspricht und der pierophore Stil seines Verfassers somit auch schon rein klanglich zum Ausdruck gekommen sein muß. Dieser Sachverhalt macht aber nicht nur besonders deutlich, daß die tautologische Plerophorie des Kol durch Fülle und Wucht wirken will, sondern er führt zugleich auch vor Augen, wie der Verfasser des Kol und Paulus den Klang rhetorisch und stilistisch völlig verschieden einsetzen und wie eng der Zusammenhang zwischen dem tautologisch-plerophoren Charakter des Stils und der Verwendung des Klanges als eines rhetorischen Mittels im Kol tatsächlich ist. Als vierte Beobachtung zur Verzahnung des plerophoren Stilcharakters mit anderen Stilelementen des Kol sei schließlich der Zusammenhang zwischen ,,Abundanz und Unbestimmtheit" aufgeführt. Auf diesen Zusammenhang macht besonders H. Zilliacus in seiner Arbeit "Zur Abundanz der spätgriechischen Gebrauchssprache" aufmerksam, indem er ihm - eben unter dem Titel ,,Abundanz und Unbestimmtheit" - das zweite Kapitel seiner Arbeit widmet. So läßt sich eine weitere Verbindungslinie zur Gedankenfiihrung ziehen, aus deren Bereich dem plerophoren Charakter des Kol somit nicht nur die antithetische Form der adiectio negativ, sondern auch der ,,Mangel an Präzision"s positiv entspricht, wobei man sowohl an die Satzfugung als auch an die Gedankengliederung als auch an die Häufigkeit der Präposition €V als des ,,Mädchens fur 3
4 5
S. Lausberg, Elemente: Inhaltsverzeichnis §§ 238-447. Vgl. auch Zilliacus S. 30. Zilliacus S. 21.
218
IH. DAS RHETORISCHE ENGAGEMENT: Der Ertrag des Kapitels
alles" denken muß - einen direkten Hinweis in diese Richtung gibt ja auch schon die Tatsache, daß die Präposition fV sowohl in Kapitel II als auch in dem Abschnitt über die plerophoren Elemente in Kapitel III zu behandeln war. Die eigenartige und von dem, was wir von Paulus kennen, so völlig verschiedene Prägung des Plerophoren im Stil des Kol hatte sich bereits in den obigen Untersuchungen "Zum plerophoren Charakter des Stils im Kol" (S. 146-165) aufgrund einer ganzen Reihe von klaren Befunden ergeben. Daß sich darüber hinaus auch noch Verbindungslinien zu Wortschatz (S. 216 bzw. S. 160-164), GedankenfUhrung (S. 216f bzw. S. 101-117; S. 217fbzw. S. 79-86. 101-115. 121-128) und Klangwirkungen (S. 217 bzw. S. 197f) ziehen und jeweils analoge Differenzen feststellen lassen, weist unübersehbar auf die jeweilige Einheitlichkeit des stilistischen und rhetorischen Grundtenors im Kol wie in den Paulusbriefen hin. (2) Mit der eben angeführten dritten Beobachtung ist bereits der Bereich angesprochen worden, auf den wir im Anschluß an die Untersuchungen zur Plerophorie des Kol unser Augenmerk gerichtet haben und der beim Einbringen des Ertrages des Kapitels an zweiter Stelle genannt werden muß: der Bereich des Klanges. Wir haben in verschiedenen, einander ergänzenden Vergleichsgängen festgestellt, daß abgesehen von den beiden Thessalonicherbriefen als den frühesten in allen Paulusbriefen in unverhältnismäßig größerer Dichte als im Kol Mittel des Klanges eingesetzt werden und daß gerade die Briefe, die einem eventuell paulinischen Kol zeitlich am nächsten zu stehen kämen, sich von diesem besonders stark unterscheiden. Daß sich von diesem Befund die oben genannte Verbindungslinie zu dem tautologisch-plerophoren Charakter des Stils im Koillo direkt ziehen ließ (s. o. S. 197fbzw. S. 217), wies bereits daraufhin, daß wir es hier nicht mit einer zufälligen "Stileigentümlichkeit" zu tun haben, zumal sich solche Linien auch zu Elementen der Gedankenführung ziehen lassen. So haben die Wiederholungen von sinntragenden Wörtern gerade bei Paulus häufig zugleich einen rhetorischen Effekt (s. o. S. 96f. 97f) 6, und daß Antithetik oder Parallelität durch Gleichklänge sehr häufig noch besonders hervorgehoben werden, weist gleichfalls auf die Geschlossenheit des paulinischen Stils hin 7. Der so außerordentlich verschieden starke und zudem in Anbetracht des plerophoren Stils des Kol einerseits und der Gedankenführung der Paulusbriefe andererseits sich stilistisch auch noch verschieden auswirkende Einsatz des Klanges als eines eindringlichen rhetorischen Mittels stellt darum eine kaum zu überschätzende Differenz zwischen dem Verfasser des Kol und Paulus dar.
6 Daß Wiederholungen von Sinnträgern auch lautungsmäßige Stilwirkungen haben, betont auch Seidler S. 150. - Da die Klangwirkung "ebenso auf die Sinne wie auf den Verstand wirkt", sollte sie "demgemäß ebenso sehr mit dem Ohr als mit dem Verstand aufgenommen werden" (Reckendorf S. 18. - VgL auch S. 8). 7 .VgL z. B. auch Kayser, Kunstwerk S. 115.
f Die verschiedenen Stilzüge in ihrem einheitlichen Gefüge
219
(3) Als ein sehr wichtiges Ergebnis dieses Kapitels ist schließlich der Befund anzusehen, der sich bei den Überlegungen und Untersuchungen zur Sprechweise des Paulus und des Verfassers des Kol ergeben hat. Zwar handelte es sich bei ihnen noch nicht um eine umfassende Analyse und eine stringente Beweisführung, doch die zutage getretene Einheitlichkeit des Befundes warnt nachdrücklich vor seiner Unterschätzung, und so wird man bis auf weiteres davon ausgehen müssen, daß auch die deutlich verschiedene Sprechweise ihrer Verfasser eine wesentliche Differenz zwischen dem Kol und den Paulusbriefen darstellt. Angesichts des oben gewonnenen Befundes kann man aber noch einen Schritt weitergehen. Denn mit Hilfe der Frage nach der Länge des Sprechaktes und dem Umfang der Schwankungen der Exspirationsstärke haben sowohl die allgemeinen Überlegungen als auch die verschiedenen konkreten Erscheinungen, die untersucht worden sind, auf eine bewegtere und lebendigere Sprechweise des Paulus geflihrt, und darum kann man feststellen, daß die zuvor herausgearbeiteten Differenzen in Satzfligung, Gedankenflihrung und rhetorischem Engagement in der Sprechweise konvergieren und somit die Sprechweise die Differenz in Stil und rhetorischem Engagement widerspiegelt. So weist auch und gerade das Ergebnis der Überlegungen zur Sprechweise über sich hinaus auf das jeweilige Ganze des Stils und so auf die Differenz, die zwischen dem Stil des Verfassers des Kol und dem Stil des Paulus besteht. Am Schluß dieses dritten Kapitels können wir nicht nur eine wesentliche Unterschiedenheit von Art und Stärke des rhetorischen Engagements unserer Verfasser konstatieren, sondern wir können auch feststellen, daß die Fülle von Verbindungslinien, die sich zwischen den drei Kapiteln ziehen ließen, die Einheit des Stils als eines Gefüges von einander bedingenden und miteinander verbundenen Stilzügen deutlich in den Vordergrund rückte 8 • a Wegen dieses zweifachen Ergebnisses wollen wir auf eine Diskussion mit den Forschern, die eine rhetorische Sonderstellung des Kol gegenüber den sonstigen Paulusbriefen vertreten, aber den Brief gleichwohl als paulinisch ansehen (z. B. Lohmeyer, Kommentar S. 13, oben S.134 Anm.12 zitiert; Schmid, Epheserbrief S. 282 u. 296) hier verzichten und erst im Schlußteil auf die damit zusammenhängenden Fragen eingehen (s. u. S. 224-231).
Schluß Wir hatten uns die Aufgabe gestellt, in den Untersuchungen zu Satzftigung, Gedankenführung und rhetorischem Engagement nicht nur auf die Jagd nach stilistischen "Eigentümlichkeiten", "Vorlieben" und "Übereinstimmungen" zu gehen und diese dann gegeneinander aufzurechnen, sondern stattdessen die einzelnen stilistischen Beobachtungen zueinander in Beziehung zu setzen, sie nach ihren Funktionen zu ordnen und so dann auf das Ganze des jeweiligen Stils hin zu interpretieren und zu werten. Auf diese Weise hofften wir, die verbreitete isolierende und quantifizierende literarkritische Behandlung von sprachlichen Erscheinungen überwinden, den jeweiligen Stil als eine Einheit erweisen und die stilistische Differenz zwischen dem Kol und den Paulusbriefen nach Ausmaß, Wesen und Gewichtigkeit genauer als bisher bestimmen zu können. Diese ganzheitliche Betrachtungsweise hatte sich uns angesichts der Methode und des Standes der Diskussion über die sprachlichen Aspekte der beim Kol vorliegenden Verfasserfrage als vermutlich allein möglicher Ausweg nahegelegt, und ebenso haben allgemeine Überlegungen zur Relevanz von sprachlichen Einzelbeobachtungen fur die Stilproblematik auf diesen Weg als methodische und sachliche Notwendigkeit geführt. Diese Einsicht, die den Anstoß für die hier vorgelegten Untersuchungen gegeben hat, hat sich im Verlauf der Arbeit immer wieder und häufig auf durchaus überraschende Weise bewährt. Die einzelnen Ergebnisse unserer Untersuchungen sind in den Fazit-Abschnitten zusammengestellt und fur die drei Teile jeweils als "Ertrag des Kapitels" noch einmal zusammengefaßt worden, und wir brauchen das alles hier nicht noch ein weiteres Mal darzubieten. Wir wollen hier lediglich in zwei Sätzen kurz den wesentlichen Ertrag zusammenfassen, den unseres Erachtens die vorgelegten Untersuchungen erbracht haben: Die ganzheitliche Betrachtungsweise des Stils und ihre Auswertung für die Lösung eines Authentizitätsproblems haben sich voll bewährt. Mit ihrer Hilfe konnte der Nachweis erbracht werden, daß die Differenz zwischen dem Stil des Kol und dem der Paulusbriefe nach Einheitlichkeit, Art und Größe so gravierend ist, daß eine Verfasserschaft des Paulus ftir den Kol schon allein von daher ausgeschlossen werden muß. Statt eine ausführliche Zusammenfassung aller einzelnen Ergebnisse zu geben, wollen wir zum Schluß im Rückblick auf unsere Untersuchungen auf die Forschungslage eingehen, u. z. soll das auf dreierlei Weise geschehen: Wir wollen 1. die von uns vertretene Methode der ganzheitlichen Stilbetrachtung abschließend noch einmal selbst ins Auge fassen und dabei dann auch auf einige Einwände eingehen, die Methode und Ergebnis unseres Vorgehens infrage stellen könnten; wir wollen sodann 2. im Rückblick auf unsere Untersuchungen uns mit den Konzeptionen auseinandersetzen, die eine Verfasserschaft des Paulus
Die ganzheitliche Stilbetrachtung
221
für den Kol trotz (zugestandener) gewisser sprachlicher und stilistischer Differenzen plausibel machen möchten; und wir wollen schließlich 3. einige Erwägungen und Aufgaben skizzieren, die sich nach Ab schluß dieser Arbeit aufzudrängen scheinen.
1. Die ganzheitliche Stilbetrachtung Zunächst müssen wir den Blick auf die sprachwissenschaftliche Diskussion außerhalb der theologischen Disziplinen lenken. Für das von uns vertretene und rur die einzelnen Untersuchungen wie für deren Zusammenhang untereinander fundamentale Postulat einer ganzheitlichen Stilbetrachtung können wir uns nämlich auch und ganz entscheidend auf die Entwicklung der Sprachwissenschaft berufen, die in den letzten Jahrzehnten an dem uns interessierenden Punkt entscheidend von L. Spitzer und dessen Methode des cercle philologique bestimmt gewesen ist: ,,Das Einmalige eines Stils läßt sich ... nur dadurch beschreiben, daß wir ein Totalbild eines Stils geben ( ... ), alles stilistisch bei einem Autor Bemerkenswerte vereinen und mit seiner Persönlichkeit in Zusammenhang bringen"·.2 "Der grundsätzliche Fortschritt der neueren Stilforschung besteht darin, daß gegenüber einem Registrieren oder dem ästhetischen Werten einzelner, unverbundener sprachlicher Erscheinungen Stilzüge beobachtet werden, die als Teile eines Gefüges gelten. "3 Stil wird demzufolge verstanden als der "synthetische Begriff für die Ganzheit, der alle sprachlichen Formen eines Werkes zugeordnet sind. ,,4 Damit ist deutlich eben das angesprochen, was wir in der biSherigen Diskussion der sprachlichen Aspekte des Verfasserproblems beim Kol vermißt und als möglichen Ausweg aus dem eingangs beschriebenen Dilemma (s. bes. S. 13 und 17-19) gefordert, nämlich" ... ausgehen von ... einzelnen Stilerscheinungen, um sie dann, ausweitend, zu verstehen als organische Glieder im Stilganzen des Werks"s. Erst die ganzheitliche Stilbetrachtung macht mit der Erkenntnis ernst, daß "Stil eine Einheit ist ... : alle Merkmale, die zum Stil gehören, sind irgendwie aufeinander abgestimmt"6. Aus diesem Grunde halten wir die ganzheitliche Betrachtungsweise denn auch nicht nur ftir eine mögliche, sondern für die allein sachgemäße Weise einer StilunterSpitzer, Stilstudien II S. 513 (Sperrung durch Spitzer). Eine knappe Darstellung des cercle philologique Spitzers gibt v. Wartburg S. 214f. im Anschluß an diesen selbst. 3 Kayser, Sprachforrn S. 99. - Ähnlich z. B. auch Seidler S. 303: "Die einzelnen Aufbaukräfte des Stils ... wirken nicht jedes in seiner Vereinzelung, sondern sie fUgen sich als Aufbauglieder zu höheren Gebilden einer deutlich ftir sich geprägten Gesarntwirkung zusammen: die Stllkräfte. Aus ihren Zusammenwirken ergibt sich der Stil eines Sprachkunstwerkes." 4 Kayser, Kunstwerk S. 100. s So H. Friedrich S. 302. 6 Kayser, Kunstwerk S. 281. I
2
222
SCHLUSS
suchung und erst recht für die allein sinnvolle Weise eines Stilvergleichs. Denn erst sie stellt für die greifbaren Stilzüge mit dem Stilganzen einen Bezugspunkt zur Verfügung, und nur sie kann für einen Stilvergleich mit dem Stilganzen eine Vergleichsbasis bieten, die einen wirklichen Vergleich überhaupt erst ermöglicht. Wenn man diese ihre kritische Komponente nicht wahrnimmt, wäre die hier vertretene ganzheitliche Betrachtungsweise deshalb durchaus gründlich mißverstanden. Gegen eine ganzheitliche Betrachtungsweise des Stils und zumal gegen die Berufung auf die Sprachwissenschaft und speziell etwa auf das Werk von W. Kayser kann nicht eingewandt werden, daß wir es in den neutestamentlichen Briefen nicht mit "sprachlichen Kunstwerken" und nicht mit Dichtung zu tun haben und daß deshalb HStil" und "Stilganzes" dort und hier-nIcht dasselbe bedeuten könnten. Ein solcher Einwand ginge nämlich an dem hier auftretenden Problem vorbei und kehrte die Dinge genau um. Denn die Schwierigkeiten, die sich bei der Ermittlung des Personal stils eines Dichters ergeben und die Kayser anspricht 7, rühren ja gerade daher, daß es sich um Dichtung handelt und daß in einem Dichtwerk der Dichter weder ganz noch allein beteiligt ist 8 • Eben das aber ist bei den neutestamentlichen Briefen anders, und demzufolge entfällt bei ihnen die Differenzierung zwischen Personal stil und Werkstil. Gerade weil diese Briefe nicht auf Dichter und Schriftsteller, sondern auf vergleichsweise ungeübte und literarisch unreflektierte Verfasser zurückgehen, die - wenigstens Was Paulus und den Verfasser des Kol anlangt - ihre Briefe auch noch diktiert haben, besitzen wir die Chance, des Personalstils ihrer Verfasser ansichtig zu werden und vielleicht sogar sprachpsychologische Methoden anwenden zu können. Es ist freilich auch nicht möglich, sich gegen die ganzheitliche Stilbetrachtung nun gerade umgekehrt darauf zu berufen, daß eine solche Betrachtungsweise für die neutestamentlichen Briefschreiber scheitern müsse, weil es sich eben um literarisch ungeübte Menschen handle und die gattungsmäßige Bedingtheit des Stils ihrer Briefe von ihr nicht in angemessener Weise in Rechnung gestellt werden könne. Zwar ist richtig, daß bestimmte Teile der Briefe durch ihre Gattung in ihrem Stil festgelegt sein können. So weisen beispielsweise paränetische Partien häufig einen stark asyndetischen und durch einen inhaltlich lockeren Zusammenhang der Sätze und Satzstücke charakterisierten Stil auf, wie ihn etwa R 12 deutlich vor Augen führt. Aber diese Partien heben sich gerade auch stilistisch von ihrem Kontext ab und machen so auf ihren eigenen, vom Kontext differierenden Stil bzw. umgekehrt auf den anderen Stil des Kontextes aufmerksam. Erst die Kenntnis des Personalstils macht es darum möglich, solche gattungsbestimmte Partien oder Traditionsstücke als solche auch stilistisch zu erkennen, so sehr hierbei auch der hermeneutische Zirkel waltet und der Erkenntnisvorgang in praxi mit großen Schwierigkeiten verbunden ist. 7
Kayser, Kunstwerk S. 286f.
a Kayser, Kunstwerk S. 287.
Die ganzheitliche Stilbetrachtung
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Der eben behandelte Einwand steht jenen anderen Einwänden sehr nahe, daß es in jener Zeit so etwas wie einen Individualstil überhaupt nicht gegeben habe ünd daß selbst für Schriftsteller anderer Zeiten der individuelle Stil nicht in der Eindeutigkeit bestimmt werden kann, daß mit seiner Hilfe Authentizitätsprobleme zu lösen wären. Beide Einwände sind jedoch keineswegs stichhaltig. Denn einmal "offenbart sich ·seine (sc. des Paulus) Individualität" gerade "von der Stilistik her" (U. v. Wilamowitz-Moellendorff9), läßt sich nach Norden "nichts Individuelleres denken" als die Ignatiusbriefe 10, findet man etwa zwischen dem Stil des Ignatius und dem des Polykarp einen deutlichen "stilistischen Abstand", der "flir die Echtheitsfrage der Ignatiusbriefe von besonderer Wichtigkeit" ist l l und wird die "Einheitlichkeit der spezifisch paulinischen Sprache"12 sonst ja auch durchaus argumentativ zur Geltung gebracht. Die damit zitierten Forscher halten im übrigen sämtlich den Kol für einen genuinen Paulusbrief und dürfen darum hier als gewiß unverfängliche Zeugen gelten. Zum anderen bemerkt z. B. Seidler, daß der Stil Goetlles "sich etwa vom Stil Schillers oder Kellers oder Thomas Manns unverkennbar und sofort unterscheidet"13, und zeigen die mathematischen Analysen von Sprachelementen und Stilziigen, daß sich durchaus signifikante Differenzen zwischen Werken verschiedener Schriftsteller aufweisen lassen 14. Wir haben es somit bei der Eruierung des Personal stils bzw. der "spezifisch paulinischen Sprache" und ihrer In-Dienst-Nahme für die Behandlung von Authentizitätsproblemen nicht mit sachlichen Ausweglosigkeiten und prinzipiellen Aussichtslosigkeiten zu tun, sondern es geht allein um methodische Schwierigkeiten. Diese ergeben sich vor allem daraus, daß einerseits bestimmte Stilelemente in bestimmten Zeiten, Räumen und Schichten besonders häufig auftreten, es also in der Tat so etwas wIe einen Zeit- bzw. Gruppenstil gibt, dessen Einfluß es im Einzelfall zu erkennen gilt, und daß - für die neutestamentlichen Briefe fre,ilich irrelevant 15 - der Stil im Altertum weitgehend "eine erlernte Kunst (war), deren Regeln im allgemeinen keiner seiner Individualität zuliebe übertreten durfte" 16 , und daß andererseits und vor allem 9 ,,Im Neuen Testament stecken ganz verschiedene Sprachen ... Paulus aber steht ganz für sich, einzig in seiner Art. Daher würde es nur gerecht sein, ihn für sich zu behandeln, nicht nur von der Grammatik, sondern auch von der Stilistik her, da erst offenbart sich seine Individualität und kommt die leere Imitation im Epheserbrief und den Pastoralbriefen sofort an den Tag." (U. v. Wilamowitz-Moellendorf, Geschichte S. 32 Anm. 1). 10 S. das vollständige Zitat u. S. 224 in Änm. 16. 11 Vgl. hierzu z. B. Dibelius, Geschichte S. 41. I l Kümmel, Einleitung S. 176 im Blick auf die These, die Briefe des Paulus seien von beauftragten Sekretären verfaßt worden. 13 Seidler S. 316. 14 S. die Arbeiten von W. Fucks und J. Lauter im Literaturverzeichnis. 15 Ilue Verfasser sind ja vergleichsweise ungeübt und haben ihr Sclueiben keineswegs als Kunstfertigkeit erlernt S. auch die folgende Anmerkung! 16 Norden, Kunstprosa I, S. 11. - Im übrigen stellt auch Norden, auf den die behandelten Einwände vermutlich zurückgehen, fest, daß die "Literatur der Kaiserzeit ... , als Ganzes
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die Bandbreite der Stil streuung des einzelnen Schriftstellers erkannt werden muß, bevor Authentizitätsprobleme in Angriff genommen werden können. Nicht trotz, sondern gerade wegen dieser Schwierigkeiten bedarf es nun aber einer ganzheitlichen Betrachtungsweise des Stils, weil ja nur sie gewährleisten kann, daß Einzelheiten nicht überbewertet, sondern durch die übrigen Befunde kontrolliert und in angemessener Weise relativiert werden, festgestellte Stilzüge sich jeweils auf ihre Funktion und ihren Stellenwert im Ganzen des Stils befragen lassen und so Zufälligkeiten und Einseitigkeiten das Bild nicht verfälschen. 2. Konkurrierende Erklärungsversuche Auf dem Hintergrund der vorgelegten Untersuchungen soll an dieser Stelle auch noch einmal auf die Konzeptionen eingegangen werden, die den Kol trotz zugestandener sprachlicher Differenzen als Brief des Paulus reklamieren wollen. Die einzelnen Konzeptionen unterscheiden sich zwar z. T. ganz erheblich voneinander, doch an entscheidenden Punkten tauchen jeweils ein oder zwei der folgenden Elemente auf: (a) Der Stil hat stark liturgisch-hymnischen Charakter; (b) der Wortschatz ist positiv (in dem, was der Kol gegenüber Paulus sonst bietet) und negativ (in dem, was er gegenüber den sonstigen Paulusbriefen nicht verwendet) von der besonderen Thematik des Briefes bestimmt, und der Verfasser polemisiert gegen eine neue Irrlehre oder er braucht umgekehrt gerade keine Einwände zu beflirchten und kann deshalb frei und ungezwungen seine Sprache sprechen; (c) der Stil des Paulus hat sich weiter entwickelt und ist ruhiger geworden bzw. es ist der Stil des alternden und in seiner Gestaltungskraft nachlassenden Apostels. (a) Wenden wir uns zunächst jener These zu, derzufolge die Besonderheit des Stils des Kol sich daraus erkläre, daß ,,Paulus sich mehr in feierlichen hymnischen Konfessionen (ergehe), die auch stilistisch durch ein hieratisches Pathos auffallen", und "die Kontemplation durchblutet (ist) von kultischer Begeisterung und (aus-)strämt '" in brausenden Rhythmen, in neuen Psalmodien ... "17. Einen ähnlichen Weg geht Lohmeyer, wenn er auf den Einfluß "einer geheimen oder offenen, patlletischen Rhetorik" hinweist, "die ihr Gesetz ... der Tradition semitischen oder genauer aramäischen religiösen Sprechens und Denbetrachtet, individueller und daher ... nach unserem Gefühl moderner als die der Vergangenheit (ist)". (Ebd. I, S. 243; vgL auch S. 244). Für Ignatius, dessen Briefe unter den "übrigen Dokumenten der apostolischen Zeit ... an Paulus am meisten (erinnern)" (ebd 11, S. 510), s. ebd. II, S. 510f: "Eine bedeutende, mit wunderbarer Schärfe ausgeprägte Persönlichkeit atmet aus jedem Wort; es läßt sich nichts Individuelleres denken. Dementsprechend ist der Stil: von höchster Leidenschaft und Formlosigkeit." J 7 Deißmann, Paulus S. 87. Es heißt dort weiter: " ... darf ich sagen in dynamisch präexistenten Kantaten?", wozu angemerkt ist (Anm. 1): "Ich stehe Bach als Kenner fern, als Beschenkter nahe. Oeffne ich die Kapellentür des Kolosserbriefes, so ist mir's, als säße Johann Sebastian auf der Orgelbank. "
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kens entnimmt ... Diese Rhetorik treibt dazu, die synonymen Worte zu häufen, sie läßt durch Partizipien und Relativa, die Merkmale semitischer religiöser Sprache, einen neuen Satzteil dem vorangegangenen folgen, ohne nach der Art logisch-syntaktischer Verknüpfung zu fragen; auch die scheinbar regellosen und reglosen Glieder erweckt ihr pathetischer Hauch zu einer lebendigen Einheit. Dennoch" - so gesteht Lohmeyer zu - "ist damit das Rätsel dieses Stils nicht völlig gelöst; denn es bleibt die Tatsache, daß diese Rhetorik in ungleich stärkerem Grade den Kol.-Brief durchzieht als alle anderen Schreiben."H' Lohmeyer will diese Tatsache damit erklären, daß ,,kein anderer Brief so ausführlich über Gestalt und Werk Christi spricht wie dieser. Ja, er allein entfaltet das ewige ,Mysterium' dieser Gottestat in seiner von aller Geschichte gelösten und doch auf alle Geschichte bezogenen Bedeutung". "Von diesem ewigen und einzigen Gegenstande (kann) nicht in den Formen gewöhnlicher Prosa gesprochen werden ... , sondern nur in der feierlichen Diktion, die der semitische Stil des Gebetes erfordert ... Je mehr sich ... Paulus im Laufe seiner Darlegungen von diesem einen Thema ab- und sozusagen den gewöhnlichen Fragen des Gemeindelebens zuwendet, um so mehr verliert sich auch diese rhetorische Besonderheit in die bekannte briefliche Prosa" (S. 13f). Zu diesem sachlichen Grund tritt nach Lohmeyer auch noch der persönliche, daßPaulus hier als "Märtyrer Christi" spricht. ,,Keines Märtyrers Worte sind aber sein eigen, sondern nach alter jüdischer und urchristlicher Anschauung ,spricht der Geist' in ihm, und Worte des Geistes unterscheiden sich von ihm wie der ,geistgewirkte Psalm' von dem täglichen Gespräch" (S. 14). Wir haben den Eindruck Deißmanns und vor allem auch die Erklärung Lohmeyers mit deren eigenen Worten wiedergegeben, um der Anschauung, die hinter ihnen steht und die auf die Lebendigkeit der so interpretierten Sprache abhebt, nicht durch unsere Darstellung alles Lebendige zu nehmen. Denn auf diesem Hintergrund ist ja wohl die These zu verstehen, wie sie heute, allerdings weit zurückhaltender und nüchterner, vielfach vertreten wird, daß sich nämlich "die andere Sprechweise" des Kol "z. T .... aus einem stärkeren Gebrauch des liturgisch-hymnischen Stils (erklärt), in dem sich auch die Gebete und Danksagungen der als echt anerkannten Plsbr. bewegen (percy, 38)"19. Mit dieser These haben wir uns auseinanderzusetzen. Bevor wir in die stilistische Argumentation eintreten, müssen wir jedoch klarstellen, daß man sich für die genannte These nicht auf Percy berufen kann, wie es beispielsweise auch Kümmel in der eben zitierten Passage tut 20 • Im Gegenteil! Nach Percy ist nämlich weder der ganze erste Teil des Kol noch gar Lohmeyer, Kommentar S. 13. Kümmel, Einleitung S. 245f; er bezieht sich allein auf die Monographie von Percy, den Aufsatz fUhrt er nicht auf. Zum anderen Teil soll sie sich "aus der polemischen Zielsetzung des Briefes" erklären; s. hierzu u. S. 228 und 229. 20 S. u. S. 227. 18
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dieser insgesamt in einem liturgisch-hymnischen Stil gehalten. Denn wenn Percy "von dem Charakter des ganzen Abschnittes Kol 1,3-23 oder 1,3-2,3 als einer einzigen umfangreicheren Danksagung mit Gebet samt darin eingelegtem halb lehrhaftem, halb hymnischem Stoffe" spricht 23 , so soi! damit gerade nicht behauptet werden, daß der ganze Abschnitt in liturgisch-hymnischem Stil gehalten sei, was im übrigen ja auch aus seiner Replik auf die Besprechung, die Käsemann von seiner Monographie vorgelegt hat21 , deutlich hervorgehe2 • Hymnisch-liturgischen Charakter weisen nach Percy vielmehr nur die beiden Passagen 1,9-20 (bzw. 1,15-23) und 2,9-15 (bzw. 2,15-20)24 auf, da ihr Stil durch "Gottesprädikationen"iS bzw. durch "die vielen Gottesprädikationen in der Form von Relativsätzen, Demonstrativsätzen oder Partizipialkonstruktionen"26 als liturgisch-hymnisch charakterisiert sei. Nicht nur die einzelnen Angaben, die Percy in diesen Zusammenhängen in seiner Monographie macht, sondern auch die Gedankenführung insgesamt zeichnet sich leider nicht durch Klarheit aus, wie nach der dankenswerten KlarsteIlung durch seine Replik etwa bei der Lektüre von S. 37-39 besonders deutlich wird. Aus diesem Grunde gehen wir auf die Gedankenfl.ihrung des gesamten Abschnitts hier kurz näher ein. Der Abschnitt, in dem Percy die eben referierte These von dem liturgisch-hymnischen Stil der Abschnitte K 1,9 (oder 11 oder 15) - 20 (oder 23) und 2,9 (oder 15) - 20 vorbringt, steht unter der Überschrift ,,111. Die sprachlichen und stilistischen Beziehungen zu den Homologumena. 1. Das stilistische Problem." Von daher ist zu vermuten und Percys erwähnte Replik stellt sicher, daß die eigentliche Intention dieses Abschnittes mit der oben referierten These noch nicht wiedergegeben ist. Das Anliegen Percys ist vielmehr dies, daß sowohl die beiden liturgisch-hymnisch einhergehenden Abschnitte als auch die sonstigen Abschnitte der beiden ersten Kapitel einen großen Reichtum "an appositionellen, attributiven, adverbiellen oder anderen Nebenbestimmungen" aufweisen, der einerseits den liturgisch-hymnischen Stil der beiden genannten Abschnitte von .den "nicht-paulinischen Stilparallelen" unterscheidet und andererseits "indessen viele Gegenstücke in den sonstigen Paulinen" hat (S. 41). Dieser "Reichtum an Nebenbestimmungen" ist mithin als ein auffallendes Moment der "stilistischen Verwandtschaft mit den Paulusbriefen" zu werten (S. 42). Auf dem Hintergrund dieser stilistischen Verwandtschaft stellt Percy nun die Frage, "wie denn das Vorherrschen oder die stärkere Akzentuierung jener uns hier und da in den anerkannten Briefen begegnenden stilistischen Eigentümlichkeiten in den Kolosser- und Epheserbriefen zu erklären ist" (S. 43). Auf seine Antwort, daß "die stilistische Eigenart des Käsemann in Gnomon 21 (1949), 342-347. Percy, Aufsatz; s. bes. S. 180. n Percy, Probleme S. 43. 24 Percy, Probleme-So 38.40f bzw. S. 43. Die einzelnen Angaben differieren leider häufig und überschneiden sich zudem nicht selten, in unserem Falle Z. B. mit der Aussage auf S. 41, derzufolge 1,3-11 "nicht jener spezifisch liturgische Stil mit seinen Gottesprädikaten nachweisbar ist." 25 Percy, Probleme S. 41. 26 Percy, Aufsatz S. 180. 21
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Kolosserbriefes ... ihren Grund ganz in der Eigenart des Briefinhalts hat" "und dieser Inhalt ... seinerseits offensichtlich mit der Eigenart jener Lage, aus welcher der Brief hervorgegangen ist, zusammen(hängt)" (ebd.), brauchen wir hier nicht weiter einzugehen, wir verweisen stattdessen auf die vorgelegten Untersuchungen, deren Ergebnisse sich so jedenfalls nicht erklären lassen. Denn was uns in diesem Zusammenhang interessiert, ist etwas anderes: Entgegen einem verbreiteten Mißverständnis'? hält Percy also keineswegs den Stil des Kol oder auch nw den seiner beiden ersten Kapitel für liturgisch-hymnisch; diese Charakterisierung gilt vielmehr seiner Meinung nach allein für die beiden genannten Abschnitte 1,9 (oder 11 oder 15) - 20 (oder 23) und 2,9 (oder 15) -20.
Sehen wir eirunal von diesen beiden durch Percy abgegrenzten Passagen ab, so können wir nun also gemeinsam mit Percy feststellen, daß jedenfalls in den "sonstige(n) Abschnitte(n) der beiden ersten Kapitel des Kolosserbriefes" "nicht jener spezifisch liturgische Stil mit seinen Gottesprädikationen nachweisbar ist, wie 1,3-11 oder 1,24-2,5" zeigen 28 . Was die beiden hierbei ausgegrenzten Passagen anlangt, so wird 1,15-20 ohnehin vielfach als zitiertes Traditionsgut angesehen, und zwar gewiß zu Recht, da es sich stilistisch ja sowohl von den Stükken 1,12-14.21-23 und 2,9-20 als auch von den übrigen Teilen des Briefes deutlich abhebt; bei 1,12-14 und 2,9-15 ist ein gewisser Einfluß von traditionellen Sprachelementen jedenfalls zu vermuten, auch wenn eine überzeugende genauere Bestimmung bislang noch nicht möglich war, und Ähnliches mag denn auch für einige Wendungen sonst gelten (vor allem das Schema nOTe - VVVL Q€ 1,2lf.26f2~, wenngleich wir die Passagen 1,9-14.21-23 und 2,9-20 im Ganzen als deutlich vom Stil des Verfassers des Kol geprägt ansehen müssen (s. o. S. 73-76 und S. 79-86) und auch Percy es für "sehr unwahrscheinlich" hält, daß die Stellen K 2,2.8.11 "aus liturgischer überlieferung stammen" bzw. "übernommene Formulierungen" sind: "dazu tragen diese Stellen nämlich in allzu hohem Grade d;;ts Gepräge der gedanklichen Eigenart dieser beiden Briefe. "30 Dem entspricht es, wenn Percy im Blick auf den Reichtum an Nebenbestimmungen verschiedener Art eine wesentliche Differenz zwischen den von ihm als liturgisch-hymnisch eingestuften Abschnitten des Kol und jedenfalls den nichtpaulinischen Stilparallelen feststellt: "Auch bei aufmerksamen Durchlesen von allem, was mir an liturgischen Texten aus der alten Kirche zugänglich war, habe ich so gut wie nichts gefunden, was in der eben erwällllten Hinsicht, sei es mit Col und Eph, sei es mit den anerkannten Briefen verglichen werden könnte. ,,31 S. etwa Käsemanns Rezension S. 343f und Kümmel, Einleitung S. 245f. Percy, Probleme S. 41; die gleichen Formulierungen auch im Aufsatz S. 180 mit Verweis auf S. 4lf der Monographie. 2P S. hierzu Delling, Gottesprädikationen S. 40, der die Stellen R 16,25; 2T 1,9f; T 1,2f; 1P 1,20 sowie E 3,4f vergleicht. Von daher ist freilich auch der Befund o. S. 105 zu werten. 30 Percy, Aufsatz s-.lsi; er sieht mit dem Kol den Eph zusammen. 31 Percy, Aufsatz S. 180f; vgl. auch die anschließende Diskussion mit Käsemanns Mißverständnis von Percys Position (S. 181). Zw Sache s. o. S. 225-227. 'i"i 28
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Weshalb wir die These, daß die beiden ersten Kapitel des KaI weithin von einem liturgisch-hymnischen Stil geprägt und im übrigen von "der polemischen Zielsetzung des Briefes" bedingt seien, fur falsch, und die Ansicht, daß die Differenz zu der sich bei Paulus sonst findenden Sprechweise damit zu erklären sei, für eine mißlungene Ausflucht halten, haben wir bereits o. S. 119f angesprochen. Nach Abschluß unserer Untersuchungen und nach der Klärung der Position, die Percy in dieser Sache wirklich einnimmt, wollen wir die für uns maßgeblichen Gründe hier noch einmal zusammenstellen. 1. Partizipiale und relativische Wendungen sind nicht schon an sich, sondern erst in bestimmter Gestalt und bei bestimmtem Inhaltl2 als liturgisch oder hymnisch geprägt oder stilisiert anzusehen. Auch Norden, auf den man in diesem Zusammenhang gerne verweist, nennt ja in seiner Zusammenstellung "Formelhafte(r) Partizipial- und Relativstil in den Schriften des Neuen Testaments" aus dem KaI nur 1 ,12ff; 2,9ff 33 • 2. Die Häufigkeit der partizipialen und relativischen Konstruktionen im KaI muß im Zusammenhang einerseits mit der gesamten Satzfügung und andererseits mit der lockeren Gedankenflihrung des Briefes gesehen werden, wie wir ja auch bei der Behandlung dieser Konstruktionen vor allem die am Beginn von nachgebrachten Kola stehenden Partizipien (s. o. S. 59-63) und die locker angeftigten Relativsätze (s. o. S. 64-70) als symptomatische Stilzüge erkannt haben. 3. Eine prinzipielle Differenzierung zwischen den beiden ersten und den beiden letzten Kapiteln des KaI gegenüber den Paulusbriefen 34 läßt sich stilistisch nicht aufrechterhalten. Was die Satzftigung angeht, so bieten zwar die beiden letzten Kapitel einige Konjunktionen mehr als die beiden ersten 3S , und vor allem finden sich in ilmen deutlich weniger locker angefügte Relativa36 • Aber die locker fortführenden Infinitive und die am Beginn von nachgebrachten Kola stehenden Partizipien verteilen sich mit 2:3 und 10: 12 durchaus gleichmäßig auf die beiden Abschnitte. Richtig ist allerdings, daß einige pieraphore Elemente in den beiden ersten Kapiteln überwiegen: die nachgebrachten Umstandsbestimmungen mit €v begegnen in den ersten beiden Kapiteln neunmal, später nur noch zweimal, und die überladenen Genitivkonstruktionen finden sich nur im ersten Teil. Zumal wenn man die unterschiedliche Länge in Betracht zieht, wird man diese Unterschiede jedoch kaum überbewerten wollen, und von einer prinzipiellen oder wesentlichen Differenz kann nicht die Rede sein. S. Dellings Aufsatz über die partizipialen Gottesprädikationen. Agnostos Theos S. 380-387, speziell S. 383 mit Verweis auf /olVGTllPWV 1,27; 2,3. 34 Lohmeyer, Kommentar S. l3f; Percy, Probleme S. 36; wohl auch Kümmel, Einleitung S.246. 35 K 1-2 bieten 27, K 3-4 bieten 34 Konjunktionen. Läßt man die Traditionsstücke 1,15-20 und 3,18-4,1 außer Betracht, so gehen die Zahlen auf 24 bzw. 26 zurück. In Anbetracht des etwas größeren Umfangs der Kapitel 1-2 begegnen also in den Kapiteln 3-4 Konjunktionen in einer etwas größeren Dichte. 36 8 in den Kapiteln 3-4, 22 bzw. 20 in den Kapiteln 1-2. 32
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4. Der Gattung nach ist der Stil der beiden ersten Kapitel wie der der beiden übrigen weder argumentativ oder diatribisch noch liturgisch·hymnisch, sondern im Grundtenor paränetisch. Auf diesem Hintergrund müssen die auch bestehenden Unterschiede gesehen werden, die zwischen - grob gesprochen - K 1-2 und K 3-4 bestehen, und dann ist es auch berechtigt, von dem Einfluß der jeweils verhandelten Sache auf den Stil zu sprechen. (b) Damit sind wir bei jener These, daß sich die "Besonderheiten der Sprache und Ausdrucksart"37 von der behandelten Sache her erklären. Diese These bezieht sich in erster Linie auf den rur Paulus ungewöhnlichen Wortschatz, hängt aber aufs engste mit der stilistisch relevanten Frage zusammen, ob der Verfasser des Kol gegen eine "neue Irrlehre polemisiert,,38 oder in der Gewißheit formuliert, daß er "keine Einwände zu befürchten (brauche)"39. Zu den mit dem Wortschatz zusammenhängenden religionsgeschichtlichen und theologischen Problemen kann von unseren stilanalytischen Untersuchungen her natürlich direkt nichts gesagt werden ts. o. S. 19f). Wohl aber ist festzuhalten, daß die These derzufolge Paulus besonders in den ersten beiden Kapiteln des Kol "gegen die neue Irrlehre polemisiert"40, in den stilistischen Bereich gehört und eine Erklärung der Stildifferenz zu den Paulusbriefen im Sinne einer paulinischen Verfasserschaft außerordentlich schwer belastet: Die Polemik des Paulus sieht nun einmal anders aus!41 Allem Anschein nach hat Percy das sehr wohl gesehen, wenn er herausstellt, daß es sich im Kol gerade nicht um Polemik handele und Paulus, "da er ... keine Einwände zu befürchten brauchte, in der Form rede, die "der Gegenstand ihm von selbst eingab"42. Und daß "diese Form gut paulinisch ist", meint Percy ja darzutun43 . Kümmel, Einleitung S. 246. 38 Kümmel, Einleitung S. 246. Percy, Probleme S. 45. 40 Kümmel, Einleitung S. 246. 41 S. hierzu schon Mayerhoff S. 43f, zitiert o. S. 119. - Im übrigen fallt natürlich von hier auch ein Schlaglicht auf die These, daß der besondere Wortschatz dem Pauills zusammen mit dem besonderen Thema durch die gegnerische Position aufgenötigt und so gut erklärbar sei Denn wenn keine Polemik und keine argumentative Auseinandersetzung mit der Gegenposition statthaben, dann (ergibt sich nicht nur die Frage nach einem Grund für dieses Verhalten des Paulus, sondern dann) fällt es natürlich auch sehr schwer, das Fehlen paulinischer Theologumena zu erklären und den verwendeten Wortschatz als aufgenötigt zu begreifen 42 Percy, Probleme S. 44f. - Es heißt dort, daß wir zwar "im Kolosserbrief auf verschiedene Warnungen gegen die Irrlehre (treffen), aber nicht auf eine Polemik im eigentlichen Sinn dieses Wortes", da es "offenbar ... in der kolossischen Gemeinde nicht ... zu einem wirklichen Abfall gekommen war" (S. 44). Des Apostels "Aufgabe beschränkte sich deshalb darauf, seine Adressaten dadurch im Glauben zu stärken ... und damit gegen die Irrlehre unempfänglich zu machen, daß er ihnen vorhielt, was sie schon in Christus besassen ... Der einzige Gegenstand der Darstellung des Apostels im ersten Teil des Briefes ist deshalb die universale Stellung Christi und die Vollkommenheit der in ihm gegebenen Erlösung, und da er hierbei keine Einwendungen zu beflirchten brauchte, kleidete er seine Gedanken in die Form, welche der Gegenstand ihm von selbst eingab." (S. 440. 43 Percy, Probleme S. 45. 37
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c) An dieser Stelle sei auch auf die Frage der Wandelbarkeit eines Stils eingegangen. Das Problem stellt sich ja aus zwei Gründen. Einmal gibt es den häufigen Versuch, die Sonderstellung des Kol gegenüber den Paulusbriefen dadurch zu erklären, daß man den Brief möglichst spät datiert, um so die sachliche als eine zeitliche Differenz darzustellen, wobei noch zusätzlich auf den "Einfluß langer Gefangenschaft auf Gemüt und Gestaltungskraft des alternden Apostels" verwiesen werden kann 44 • Ziel und Ergebnis dieses Verfahrens formulieren Feine-Behm: "Geschichtlich und psychologisch für Paulus unmöglich kann man Sprache und Stil des KoI. nicht nennen. ,,45 Zum anderen hat sich im Verlauf unserer Untersuchungen mehrfach gezeigt, daß innerhalb der eindeutig paulinischen Briefe tzu denen hier auch einmal der noch umstrittene 2.Thess gezählt werden soll) eine gewisse Entwicklung zu erkennen ist46 • Daß das damit aufgeworfene Problem nicht einfach verharmlost werden darf, mag eine kleine Beobachtung Reckendorfs zeigen, der darauf aufmerksam macht, daß die Verwendung einer bestimmten Infinitivkonstruktion (nämlich der Gebrauch des Infinitivs des inneren Objekts ohne nähere Bestimmung) durchaus auch bei demselben Verfasser wechseln kann und eben dies etwa bei Mohammed tut, in dessen Koran sie zu verschiedenen Zeiten in verschiedener Dichte gebraucht ist 47 • Wir bringen dieses aus einer anderen Sprache und aus einer anderen Zeit stammende Beispiel, weil die Verwendung von bestimmten Infinitivkonstruktionen ja auch in unseren Untersuchungen zur Satzfugung eine Rolle spielte und natürlich die Frage entsteht, ob hierfür nicht die gleiche Erklärung gelten könnte, wie sie Reckendorf für den Koran gegeben hat. Gleichwohl halten wir eine solche Erklärung sowohl im Blick· auf den Befund bei den Infinitivkonstruktionen als auch und erst recht im Blick auf die zu tage getretene Stildifferenz im ganzen für ausgeschlossen, und das vor allem aus drei Gründen. Erstens wäre ja nicht nur die Differenz bei diesem und jenem Stilzug oder auch bei einer ganzen Reihe von Stilzügen zu erklären, sondern die herausgearbeitete Differenz des Stils im ganzen, die sich bis in die kleinsten Verästelungen etwa des Konjunktionengebrauchs auswirkt, so daß eine Erklärung der Differenz einzelner Stilzüge nur einige Symptome, nicht aber den Kern der Differenz treffen könnte. Sodann wäre nach allem, was wir wissen, der zeitliche Abstand eines paulinischen Kol von den Briefen an die Römer bzw. an die Philipper bei weitem nicht Feine-Behm8 S. 184. Feine-Behm 8 S. 184. - Besonders anschaulich weiß K. Staab den Sachverhalt zu schildern: "Der greise Apostel wird ruhiger, seine Sprache milder, abgeklärter, wortreicher, gewinnender, wenngleich der alte Feuergeist noch immer sichtbar wird, sobald er eine Gefahr für seine Gemeinde wittert (vgl. Koi 2,8.16--23; Ph 3,2). Die erzwungene Ruhe in der jahrelangen Haft und auch die aus den reiferen Jahren sich ergebende Abgekltirtheit seines Wesens lenken seinen Blick mehr als früher in die Tiefe und Weite des Christusgeheimnisses. .. (S.67) 46 S. vor allem o. S. 144-146 und 180-198 (bes. S. 182 und 192-194), aber vgl. auch z.B. S. 47. 49. 54. 47 S. Reckendorf S. 17. 44
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so groß, daß er angesichts der jedenfalls relativen "Einheitlichkeit der spezifisch paulinischen Sprache"48 die im Verlauf der vorgelegten Untersuchungen ans Licht getretene Stildifferenz verständlich machen könnte. Und schließlich weist die Entwicklung des paulinischen Stils, soweit wir sie verfolgen können, also von der Zeit der Thessalonicherbriefe bis in die Zeit der Briefe nach Rom und Philippi, keineswegs und gerade nicht in die Richtung des Stils, den der Kol bietet. Die praktizierte ganzheitliche Betrachtung des Stils schließt somit im Verein mit der konstatierten Entwicklungstendenz des paulinischen Stils und des für den Stilwandel überhaupt zur Verfligung stehenden kleinen Zeitraums die Möglichkeit aus, die herausgearbeitete und nach Größe und Art sehr tiefgreifende Stildifferenz biographisch zu erklären. Zu diesen sachlichen Gründen tritt im übrigen noch ein methodischer Grund, auf den mit Michaelis ein Vertreter einer paulinischen Verfasserschaft hinweist: "Wieweit PIs als alternder Mann vorzustellen ist, das hängt von der Abfassungszeit ab, nicht umgekehrt diese von der Möglichkeit, den Stil als Altersstil aufzufassen."49
3. Ausblick Nachdem wir die in unseren Untersuchungen vertretene Methode einer ganzheitlichen Stilbetrachtung nun selbst noch einmal iri den Blick gefaßt und uns in Anbetracht des in unserer Arbeit erzielten Ergebnisses noch einmal mit den konkurrierenden Konzeptionen auseinandergesetzt haben, wollen wir die vorgelegte Arbeit mit einem Ausblick auf einige sich nun aufdrängende Fragen und Aufgaben abschließen.
1. Es gibt mittlerweile eine ganze Reihe von Arbeiten, die nach mathematischstatistischen Prinzipien sprachwissenschaftliche und literarische Probleme verhandeln und speziell auch Authentizitätsfragen thematisieren. Wir halten diese Arbeiten für sehr wichtig, obwohl bisher für den neutestamentlichen Bereich noch keine wesentlichen Ergebnisse vorliegen. Wie der allgemeinverständlich aufgemachte Bericht "Mit allen Regeln der Kunst" von W. Fucks zeigt, können der Stand dieser Methode und die Ergebnisse dieser Bemühungen noch keineswegs mit den altbewährten literarkritischen Methoden und deren Ergebnissen konkurrieren, ja häufig muten sie ausgesprochen naiv an. Das spricht freilich noch keineswegs gegen die Relevanz dieser Methode, da wir ja in Rechnung stellen müssen, daß die altbekannten Methoden auf eine Entwicklungs- und Bewährungszeit von mehreren Jahrzehnten oder Jaluhunderten zurückblicken können und die mathematischen Methoden jedenfalls im neutestamentlichen Bereich noch kaum in den Kinderschuhen stecken. Gerade die von uns vertretene ganzheitliche Stilbetrachtung kann auf die Dauer der Hilfe einer mathematisch-statistischen Arbeit nicht entraten. Daraus ergibt sich freilich auch 48 49
s.
o. S. 223 Anm. 12. Michaelis, Einleitung S. 214.
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schon ein besonderer Nachdruck für die Warnung vor Einseitigkeiten, wie sie gerade bei den Anfangen einer Methode nur allzu nahe liegen. Bevor die angesprochene Methode zur Entscheidung bei Verfasserfragen herangezogen werden kann, muß sie an bereits anderweitig gesicherten Problemlösungen überprüft werden, da sie zunächst ja selbst noch problematisch ist. Zu diesen Bemerkungen drängt nicht nur der faktische Verlauf der vorgelegten Untersuchungen, der ständig von der Sehnsucht nach solchen mathematisch-statistischen Hilfen begleitet war, und sei es nur wegen der zunächst kaum vorstellbaren Möglichkeiten, die der Einsatz der elektronischen Datenverarbeitung eröffnen könnte, sondern daneben gibt es den aktuellen Anlaß durch solche Aufsätze, die sich auf dieses Neuland wagen. Wir denken hier etwa an den Aufsatz "KAI Frequency in Greek Letters" von H. K. McArthur, der in sehr besonnener Weise die Frage behandelt, ob und inwiefern die Dichte von Kat für die Verfasserproblematik des Corpus Paulinum relevant sein könnte. McArthur untersucht nämlich die Kat-Frequenz nicht nur bei einer Reihe von anderen Briefschreibern, sondern er geht auch sorgfältig auf den Rahmen ein, den die Paulusbriefe abstecken. So findet er heraus, daß die Dichte von Kat zwar häufig (Alexander von Alexandria, Aristaenatus, Athanasius, Chrysostomus, Philostrat) weit beständiger ist als innerhalb der behandelten Paulusbriefe, daß aber andere (AIciphron, Cyrill und Libanius) eine deutlich größere Streuung als die genannten Autoren aufweisen und Basilius d. Gr., Ignatius und Synesius sogar an die Streubreite der Paulusbriefe durchaus heranreichen (S. 348), und er schließt daraus, daß die Streubreite der Dichte von Kat für sich als stechendes Argument noch nicht hinreicht. Als wirklich ernstzunehmenden Hinweis gegen eine Verfasseridentität für die anerkannten Paulusbriefe, zu denen er auch den Kol zählt, sowie den Epheserbrief, wertet McArthur dagegen den Befund, daß innerhalb der Streubreite von 39% bis 141% (die Häufigkeit von Kat bezogen auf die Zahl der Sätze) im Bereich von 39% bis 58% vier Briefe (Gal, Röm, 1.2.Kor) und im Bereich von 104% bis 141% fünf Briefe (Phil, 1.2.Thess, KoI, Eph) liegen, in dem großen zentralen Bereich von 58% bis 104% aber nicht ein einziger Brief auftaucht {So 349, die Tabelle S. 346). Zwar weist McArthur darauf hin, daß andere Befunde dieses Ergebnis bestätigen müssen, und insofern könnte ihm beigepflichtet werden. Doch sind gleichwohl einige Einwände geltend zu machen, die sich sowohl auf den speziellen Befund bei Kat und seine Interpretation als auch auf die Voraussetzungen dieses Befundes beziehen. Bei der Interpretation des Befundes ist etwa zu bemängeln, daß die chronologische Reihenfolge der Briefe nicht in Rechnung gestellt wird. Vor allem muß aber als abwegig angesehen werden, daß die Dichte von Kat thematisiert und auf die Anzahl der Sätze bezogen wurde, ohne daß dabei nach der syntaktischen und stilistischen Funktion differenziert worden ist: Ist Kat kopulativ oder additiv gebraucht, verbindet es Nomina, Verben, Haupt- oder Nebensätze? Wie derartige Untersuchungen nicht auf die Berücksichtigung der Grammatik verzichten können, so auch
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nicht auf die der Stilistik.. So sie es doch tun, bleiben sie wertlos, da man ja nicht sicher sein kann, ob sie Differenzen wirklich aufdecken oder ob sie eventuell vorhandene Differenzen gerade zudecken, wie etwa die Untersuchung von Kat o. S. 39-47 zeigt. Bei der unbedingt nötigen Verfeinerung der mathematisch-statistischen Methode wird also jedenfalls auch das zu beachten sein, wenn sie nicht nur unverbindliche oder gar naive Spielerei betreiben soll. Auf dem Hintergrund der hier vorgelegten Untersuchungen wird aber auch die Dringlichkeit noch einiger anderer Aufgaben deutlich. Wir nennen noch fünf, die uns als besonders wichtig erscheinen. 2. Nach der Klärung der Verfasserfrage beim Kol müßte der Einfluß der Paulusbriefe auf ihn nach Umfang, Schwerpunkten und Charakter verstärkt und unbelastet untersucht werden. Der Aufsatz von Sanders "Literary Dependence in Colossians" hat dies für eine Reihe von phraseologisch bedeutsamen Beobachtungen mit Erfolg praktiziert.(Entsprechend wäre das Verhältnis des Eph zum Kol und den Paulusbriefen zu analysieren.) 3. Für die Fragen der Chronologie der Paulusbriefe haben die vorgelegten UnterSUCHungen eine Vielzahl von stilistischen und rhetorischen Beobachtungen beigetragen. llmen weiter nachzugehen und sie mit sachlich-theologischen Befunden zu verbinden, scheint eine reiche Ernte zu verheißen. 4. Das Gebiet der paulinischen Rhetorik. bedarf schon lange einer eingehenden Bearbeitung. Monographien wie die von N. Schneider, der dabei den Zusammenhang von Sache und Stil bzw. Rhetorik., von res und verbum in den Vordergrund stellt, haben leider Seltenheitswert. Ebenso sollten die Probleme der Sprechaktgliederung und überhaupt der Sprechweise weiterverfolgt werden, da sich mit der Ablehnung der einschlägigen Thesen Lohmeyers ja nicht auch die Probleme erledigt haben. Die gesamte Exegese begibt sich wesentlicher Hilfen; wenn diese Dinge unaufgearbeitet bleiben. 5. Eine wichtige Aufgabe scheint uns ferner das Bemühen um eine angemessene sprachpsychologische Aufarbeitung sprachlicher und stilistischer Befunde zu sein. Im Rahmen der allgemeinen Sprachwissenschaft gäbe es dafür bereits eine Menge von Anregungen und Vorarbeiten. Zwar sind die Schwierigkeiten hier besonders groß, schon weil sich der Exeget und der Psychologe zusammentun müßten. Der naive Anwurf des Psychologisierens jedenfalls träfe noch nicht den, der eine sprachpsychologische Deutung vorlegt, sondern alleine den, der eine schlechte sprachpsychologische Interpretation liefert, und zu behaupten, jede psychologische Interpretation sei als solche auch schon verfehlt und darum prinzipiell vom Übel, bezeugte gewiß die naivste und so die schlechteste Psychologie. 6. Schließlich möchten wir als eine wesentliche Aufgabe, die in Angriff zu nehmen wäre, die Untersuchung der gedanklichen Gestaltung nennen. Hierbei sollte man sich allerdings nicht auf habituelle (für Paulus also etwa rabbinische oder
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diatribisehe) Denkmuster SO beschränken: Außer den bereits angesprochenen sprachpsychologischen überlegungen ist vielmehr auch die Betrachtungsweise zu berücksichtigen, die L. Weisgerber die energetische oder leistungsbezogene nennt und die besonders dringlich auf dem Hintergrund der hier vorgelegten Untersuchungen ist, die ja deutlich auf jeweils verschiedenartige Denkbewegungen und Gestaltungsweisen hindeuten. Um in aller Kürze das Gemeinte an einem Punkt zu verdeutlichen, greifen wir das Ergebnis unserer Untersuchungen zur Satzfügung heraus und betrachten wir die Sätze, die wir oben analytisch ins Auge gefaßt haben, jeweils als eine sprachliche Ganzheit 52 • In der Formulierung eines Inhalts durch einen Satz wird ein geistig strukturiertes Miteinander als ein zeitliches Nacheinander gestaltet und dargeboten 52 , und es ist deutlich, daß dafür eine durchaus beträchtliche geistige Leistung 'erbracht werden muß. Diese Leistung wird dadurch erleichtert, daß jede Sprache bestimmte strukturell festgelegte "Satzbaupläne" darbietet, auf die der Sprechende zurückgreifen kann, ohne daß er damit freilich auch schon auf den einen oder anderen von vornherein festgelegt wäre. Vielmehr besteht die geistige Leistung des Sprechenden gerade darin, den für seinen Zweck angemessenen Satzbauplan zu finden und durchzuführen. Da die Satzbaupläne, die der Sprechende benutzt, somit auch auf einer individuellen gedanklichen Leistung beruhen, können sie wie die Folge verschiedener Sätze Auskunft über die in ihnen wirksame Denkbewegung geben ,und weisen sie trotz ihres strukturellen Vorgebenseins auf die aufgewendete Leistung beim Sprechenden hin. Fragen wir nach der Denkbewegung in einem Satz, so fragen wir demzufolge auch nach einer geistigen Gestaltungsweise und nach der gedanklichen Leistung, die einen Satz zu einem Satzganzen gefonnt hat. Eine solche leistungsbezogene Betrachtung der Sätze im Kol und in den Paulusbriefen fOOrt vor Augen, wie verschieden die sprachlich-geistige Leistung jeweils aussieht. Der assoziativ lose anfügende Satzbau im Kol fUgt stets wieder ein neues Satzglied an, ohne dieses neue Satzglied logisch in das Satzganze zu integrieren. So entsteht eine Folge von Satzgliedern, die - assoziativ aneinandergereillt - abgebrochen oder weitergeführt werden kann, ohne daß die früheren Glieder nach Funktion oder Sinn alteriert, ja überh~upt nur berührt werden. Der Improvisation ist so wenig eine Grenze gesetzt wie der Willkür unabsehbarer Reihungen. Fast scheint es beliebig zu sein, wo etwas hervorgehoben und wo etwas nur gestreift wird. Das gedankliche Ziel wird nicht geradewegs angesteuert, sondern immer wieder werden neue Aufenthalte und neue Abstecher eingelegt. Der Autor gleicht einem Mann, der von Scholle zu Scholle springend, sich auf einem Eis tragenden Strom bewegt und immer erst die nächstliegenden S. o. S. 78 Anm. 11. Zu dieser Fragestellung vgL besonders L. Weisgerber, Gestaltung S. 378ff und Erforschung S. 70-73, wobei aUerdings zu beachten ist, daß Weisgerbers Interesse der Sprache einer Gemeinschaft gilt und nicht wie das unsere der Sprache eines i;dividuums. 52 VgL Weisgerber, Erforschung S. 71. 50 51
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Sprünge macht, bevor er sich wieder einmal danach umsieht, wohin er denn eigentlich will 53 . 54. Ein derartiger Satzbauplan, der vorwiegend auf locker angefügte Relativsätze und Partizipialkonstruktionen rekurriert, der prinzipiell unabgeschlossen ist und bei dessen Entwerfen der Satz als ganzer noch nicht klar in den Blick kommt, erfordert weder an Phantasie noch an Konzentration noch an sprachlich-architektonischer Konsequenz eine solche gedankliche Leistung, wie sie die paulinischen Sätze beweisen, an deren Vielfalt, Prägnanz und Geschlossenheit die Sätze des Kol darum auch bei weitem nicht heranreichen können. Anders als es bei dem Assoziativ-sich-treiben-Lassen der Sätze des Kol der Fall ist, steht bei Paulus am Anfang ein vergleichsweise präziser Satzbauplan, und Vielzahl und Variabilität seiner Satzbaupläne verraten einen wachen und lebendigen Geist. Darüber hinaus ist deutlich der feste Wille zu spüren, das angesteuerte Ziel argumentierend und dialogisierend auch wirklich zu erreichen: So sind bei ihm eine Zielstrebigkeit und eine gedankliche Kraft am Werke, die es ermöglichen, den einzelnen Satz zwischen logisch klaren Polen in Spannung zu halten und ganze Satzfolgen zu einer gedanklichen Einheit zu formen. - Die Untersuchung von Denkbewegungen und Gestaltungsweisen, von Argumentationsstrukturen und Gedankenführung hat zwar immense Ausmaße, und für einen einzelnen ist sie gewiß nicht zu bewältigen, mag man sie zunächst auch auf Paulus beschränken. Aber auch hier gibt es ja sehr viele Ansätze, Beobachtungen und Vorarbeiten, die zusammenzufassen, zu strukturieren und ein kleines Stück systematisch voranzutreiben, bereits einen großen Schritt voran bedeutete. 53 Dieses Bild gilt sowohl für den Bereich der Satzführung als auch rur den der Gedankenfliluung (s. o. S. 121). 54 Vgl. die dem entsprechende Leistung auf Seiten des Hörers, wie sie o. S. 80 beschrieben wird.
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Sigla und Abkürzungen
Sigla und Abkürzungen 1. Die Sigla für die biblischen Schriften sind bei Stellenangaben und in den Tabellen aus Raumgründen möglichst kurz gehalten und deshalb in der Regel dem Novum Testamentum Graece, edd. Nestle - Aland, 1963 25 , S. 28* entnommen; demgegenüber abweichend bedeuten M Markusevangelium Hb Hebräerbrief Lk Lukasevangelium Jk Jakobusbrief K Kolosserbrief Apk Apokalypse des Johannes. Im fortlaufenden Text werden die Abkürzungen der 3. Auf!. der RGG verwandt. 2. Die Abkürzungen im Literaturverzeichnis richten sich im Wesentlichen nach RGG 3 VI (1962) XX-XXI (Gn für Gnomon wurde nicht übernommen, da durch Gn für Genesis besetzt). Darüber hinaus bedeutet: BHHW
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ByzArch Fraenkel I
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IdgBibl LAW SHVU
che. Zur griechischen Literatur. 1964. Indogermanische Bibliothek. Lexikon der Alten Welt. 1965. analog zu SHVL; U = Uppsala.
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3. Die allgemeinen Abkürzungen (s., z. B., etc.) richten sich ebenfalls nach RGG 3 VI
(1962) XXXII-XXXIIl, jedoch ist nach allen AbkürlUngen ein Punkt gesetzt (also z. B. nicht: dh, sondern d. h.). - Darüber hinaus bedeutet: a (hochgestellt) advers. c. C. Paul. caus. conj. consec. dir. edd. ellipt. indir. K3p. korr.
ante Christum natum adversativ cum Corpus Paulinum causale Konjunktion consecutivum in direkter Rede edidunt elliptisch in indirekter Rede Kapitel korrelativ
Past. pron. rec. recitat. rel. Rez. rückw. Sa. sol. v.1. Vol. vorw. Wortbest.
Pastoralbriefe pronomen recensuit recitativum relativum Rezension rückweisend Summe solum varia lectio volumcnjVolume vorweisend Wortbestand.
4. Weitere Sigla und Abkürzungen werden bei ihrem Auftreten erklärt.
1. S tellenregis ter (in Auswahl) Begegnet eine Stelle auf einer Seite mehrfach, etwa bei den Aufzählungen auf S. 189, ist die Seite gleichwohl nur einmal im Register genannt. So kommt z.B. 1 K 15,27 auf S. 189 in zwei Rubriken und somit zweimal vor. Röm l,lf 1-2,15 10 14 17 18 19 20 21 23 24 24-26 25 26 27 28 29 31 2,1 3 4 5 7f 8 9f 10 12 13 14 19f 21 2lf 22 23 25 25f 26
190 168-71 61 181. 187. 191 181. 190 160. 195 189 189 185. 186. 195 190 190 181 190. 195 190 190 57. 189 160. 190 190 181. 185. 190 189 213 156. 190. 213 186 190 181. 186 195 181. 187. 189 181. 186 181. 189 213 181. 185. 189 187 181. 187. 189 188 189 189 189
28 28f 3,1 3 8 19 21 24 26 30 31 4,4f 10 11 1lf 17 18 20 23f 25 5,lf 3 3f 3-5 4 4f 10 12 12f 13 15 16 17 18 19 20 21
6,3 6
181 186. 213 187 185. 190 184. 187 188 61. 190 61 190 181. 187 186 181. 186 191. 212 156 187 187. 189 190 61. 181. 186 186 181. 187 69 185 185. 212 181 185 185 189 185. 213 189 185 189. 213 181. 186. 190 156. 189 181. 189. 190 181. 186 181. 185 181. 189 189 189
9 10 13 16 19 20 2lf 22 7,1 2 3 5f 6 7 8 12 13 14 15 16 17 18 19 20 23 25 8,2 2f 3 4 5 6 7f 9 10 12 12f 13
181. 184.185. 201 181. 185. 189 186 187 181. 189. 195 189 105 186 190 188. 189 186 105 61. 186 189 160 195 189. 190 61 181. 186. 204 204 212 212 181. 186. 204 204. 212 190 212 156. 190 189 189 212 187. 189.212 181. 186 189 185. 205 181. 186 189 185 181. 185
250 14 15 16f 17
189. 181. 185 181. 189 20 189 22 195 23 190 24 185. 30 181. 204 31 190 185 33 33f 181 33-35 187 35 184 38f 184 9,2 213 4 184 4f 185. 6 188. 181. 8 205 11 191 16 191 18 181 19 185 20 209 21 181. 185 30 30f 181. 31 190 10,1 209 2f 190 5f 185 6-8 181. 9 181. 10 181. 12 188 185 12f 14 185 J4f 181. 17 185 18f 187 ll,lf 187 6 189 7 186. 10 205 12 181. 16 181. 16f 185
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204 187.189 187.211
22 24 28 30 30f 31 32 33 36 12-13 12,1-3 2 3 4 4f 5 6 6-8 7 7f 8 10 10f 11 Ilf 12 14 15 17 21 13,2 3 3f 7 8 10 12 13 14,2 3 4 5 6 7 7f
156. 190 181. 185.211 190 181. 186 189 186. 189 181. 187. 189 181. 186 186 105. 189 189 188 187 196 17lf 42f 195 189. 190 185. 189 181 212 190 187 189 181 181. 189 181. 187. 190 187 187 181 187 185. 201 181. 187. 190 190 181. 186 185. 189 212 186 181. 187. 188 185. 190 186 111. 186 184. 195.201 205 181. 186. 189 189 181. 186.190. 205 181. 187. 189 184. 201 181
8 10 13 14 17 19 22 22f 23 15,4 4f 7 13 14 18 19 24 29 30 16,2 4 7 12 17 18 19 22 25 25f
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1. Kor
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191 160. 185.196 185 196 186 188 181. 186 102 189f 181. 187 181. 184.201 181. 187 184. 201. 209 195 181. 187 185
251
Stellenregister
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6
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SteUenregister
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39
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2. Kor
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253
Stellenregister
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4,2
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189
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19 21
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254 18 20 21 13,1 2 3 4 5 7 8 10 11 13
Stellenregister
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Ga!
1,1 5 8 8f 10 11
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15 16 18 19 19f 20
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Eph
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Phil
195 196 160 61 190. 195 61 11 15 186 15f 181 15-17 187. 205 184. 186 16 205 16f
1,1 3f 4 6 9
255
Stellenregister 17 18 20 25 27 28 29 30 2,1 1f 3 4 5 12 13 14 15 16 17 17f 18 21 25 26f 27 30 3 1 2 2f 3f 4 5 5f '7
9 10 12
13 15 16 18 21 4,1 2 4 6 6f 7 8
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Kol
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2,2
256 20 20-23 20-4,1 21 22 23
Stellenregister 116. 188 118 120 184 148. 213 99. 194
3,1-4 2 3f 4 5 7f 8 9 9f
118. 118f 212 .06f 188 114 105 114 60 111. 179f. 186 11 196 12 114. 195 46 (s. S.31). 13 60. 185. 187 14 150 15 42 16 60. 61. 62. 98f. 160. 179. 195 17 42. 60. 98. 99. 127 18f 185. 191 18-4,1 44. 102f. 114 185. 186 20f 22 63. 194. 185 23 98 2S 180. 188
4,1 2 2-6 3 3f 4 5 6 7 9 12 13 14 16 17
180. 185. 189 60 120 57.58.60 99 99 60f 57. 60f. 99 99. 195 99. 195 60. 160. 195 194. 209 99 42. 166. 180. 187 42. 191
10
1. Thess
180. 187. 12 184 14 180 15 180. 16-18 180. 19f 187 19-21 180 21 187 27 166
11
1,2 2f 3 5 5f 6 7 8 2,1 3f 4 5-7 6 7 9 10
11 12 13 14 15 19 20 3,2 4 5 6 7 9 11 11f 12 4,1 5 6 8 9 11 14 15 16 5,1 3 5 6 7 8 9
196 62 196 193. 194 185 62. 213 194 194 193 186 212 180. 186 191 62 195. 213 193. 195.213 193 195. 213 180. 186 193 213 194 213 187. 213 188 189 194 160 157f. 160. 190 187 185 191. 195 193. 213 180. 213 195. 213 189 185 195 188 190 194 195 206 180. 184 186f. 195 180.187.191 62. 191 160. 194
191 190. 193
190. 191 184. 201
2. Thess 1,3 4 6 6f 8 10
11 12 2,2 3 4 5 8 9 9f 10 12 15 16 17 3,lf 2 3 4 5 6 8 10 11 12 14 15 16 17
187 160. 213 189 180. 187 187 185. 187 69. 160. 185. 213 185. 213 180. 184. 213 213 195 188 187 160 187 160 180. 186 191 187 160. 187.191. 212 187 195 187. 195. 213 180. 187 187 188. 212 195 188 180. 183. 189 195 205 42f. 180. 185 189. 196 166
257
Stellenregister
Phm 4 5
7 11 62 62
14
213 105. 181. 189. 191 212
16 18 19
181. 186. 189. 191 205 165
2. Au torenregister Aalto, P. 55. 56. 57. 58 Alrnquist, H. 131. 135 Bauer, W. 30f. 69. 107. 125. 128. 162 Baur, F. Chr. 77 Behm, J. s. Feine, P. - Behm, J. Bendz, G. 142 Beyer, K. 20. 42. 107 Blaß, F. 131. 138. 139. 145 Blaß, F. - Debrunner, A. 28. 29. 37. 64. 72. 73. 74. 107. 122. 125. 145. 150. 210 Bleck, F. 25. 77. 159. 160 Böttcher, J. F. 131 Bonhöffer, R. 131. 133 Bornkamm, G. 12. 20. 80. 135 Bruder, C. H. 29. 35. 36. 164 Brugmann, K. - Thumb, A. 138. 139. 143 Brunot, A. 131 Bultmann, R. 12. 131. 133. 152 Conzelmann, H. 12 Cou tts, J. 84 Dahl, N. A. 11f Debrunner, A. 137. 143; s. auch Blaß, F. - Debrunner, A., Hoffmann O. - Debrunner, A. - Scherer, A. und Schwyzer, A. - Debrunner, A. Debrunner, A. - Scherer, A. 137 Deißmann, A. 131. 133. 166. 224f Delling, G. 105. 188. 227. 228 Dibelius, M. 12. 75f. 81. 90. 135. 165. 166. 223 Dieterich, K. 138 Dihle, A. 139. 140. 142 Drexler, H. 140. 142
Ewald, H. 77 Feine, P. - Behm, J. 230 Fraenkel, E. 143 Friedrich, H. 221 Fuchs, E. 69 Fucks, W. 223
Gerth, B. s. Kühner, R .. - Gerth, B. Gewiess, J. 12 Greeven, H. 12 Haenchen, E. 69 Haupt, E. 19. 20. 22. 25. 59. 63. 77. 78 Heilmann 122 Henrich 191 Hoffmann, O. - Debrunner, A. 138 Hoffmann, O. - Debrunner, A. - Scherer, A. J38. 139 Hofmann, E. 158 Hofmann, J. B. 199; s. auch Leumann, M. - Hofmann, J. B. - Szantyr, A. Holtzmann, H. J. 19. 21. 59. 61. 77f. 87. 88. 98. 147. 154. 159. 160. 162 Howard, W. F. s. Moulton, J. H. - Howard, W. F. - Turner, N. Jennrich, W. A. 131 Jeremias, Joach. 78. 113 Jeremias, Joh. 198f Käsemann, E. 11f. 118. 188. 226f Kamlah, E. 120 Kayser, W. 216. 218. 221. 222 Kemmer, E. 191 Krämer, H. 143 Krapp, F. 56 Kühner, R. - Gerth, B. 45. 184 Kümmel, W. G. 12. 13. 15. 16f. 21. 69. 78. 118. 165. 223. 225. 227. 228. 229. 230f Kuhn, K. G. 20. 155. 157. 160 Kurzova, H. 58. 72 Lausberg, H. 73. 157. 168. 169. 170. 217 Lauter, J. 223 Leumann, M. - Hofmann, J. B. Szantyr, A. 110. 158. 159. 189. 210. 211 Lietzmann, H. 69 Lohmeyer, E. 12. 25. 75f. 78. 117. 118. 119. 134. 188. 219. 224f. 228. 233
I
Autorenregister Lohse, E. 12. 13. 15. 21. 25. 58. 82. 113. 118. 150. 155. 159. 188 Marxsen, W. 12 Mayerhoff, E. Th. 11. 13-15. 19. 20. 22. 24. 25. 35. 53. 59. 61. 63. 77. 77f. 86f. 11 'lf. 118. 119. 120. 121. 146. 147. 147f. 154. 156. 157. 159. 160. 162. 195f. 229 Mayser, E. 56. 138 McArthur, H. K. 231-33 Meecham, H. G. s. Moulton, J. H. Meecham, H. G. Merk, O. 120f Meyer, E. 134f Michaelis, W. 12. 15f. 231 Michel, O. 43 Milligan, G. s. MouIton, J. H. - Milligan,
G. Mommsen, T: l2lf. 126. 127f. 128 Morgenthaler, R. 19. 23. 27. 28. 29. 33. 34f. 36. 37. 39. 63f. 122. 123. 126. 193 Moule, C. F. D. 12 Moulton, J. H. 55, 56. 122. 128 Moulton, J. H. - Howard, W. F. - Turner, N. 122. 128. 137 MouIton, J. H. - Meecham, H. G. 128 Moulton, J. H. - Milligan, G. 128 Müller, H. 78 Nehrbass, R. 138 Neugebauer, F. 128. 155 Nitzsch, F .. s. Bleek, F. Norden, E. 14. 119. 223f. 228 Palm, J. 53. 65. 72. 203f. Percy, E. 11. 12. 13. 13-15. 17. 19. 20. 22. 25. 53. 57. 58. 63. 147. 148f. 149f. 150. 151-153. 154. 155. 156. 157. 158f. 190. 195f. 225-27. 228. 229 Radermacher, L. 138. 139 Reckendorf, H. 218. 230 Riesenfeld, H. 103 Rose, 141 Sanders, E. P. 233 Schattenmann, J. 143
259
Scherer, A. s. Debrunner, A. - Scherer, A. sowie Hoffmann, O. - Debrunner, A. - Scherer A. Schille, G. 12f Schmauch, W. 12 Schmid, J. 219 Schmid, W. 140 Schmoll, H. 138 Schneider, N. 78. 101. 102. 103. 115. 131. 133 Schweizer, E. 12. 15f. 17. 208 Schwyzer, E. 128 Schwyzer, E. - Debrunner, A. 65. 138. 158 Seidler, H. 221. 223 v. Soden, H. 25. 128 Spitzer, R. 221 Staab, K. 230 Stählin, G. 209 Starcke, C. 13lf. 145 Strack, H. 78 Szantyr, A. s. Leumann, M. - Hofmann, J. B. - Szantyr, A. Tachau, P. 105 Thumb, A. 138. 139; s. auch Brugmann, K. - Thumb, A. Thyen, H. 131. 135f Turner, N. s. Moulton, J. H. - Howard, W. F. - Turner, N. Volkmann, R. 143 v. Wartburg, W. 221 Weisgerber, J. L. 234f Weiß, J. 101. 114f. 130. 131. 132. 134. 145. 166. 198: 216 Weiße, Ch. H. 87 Widmann, H. 187. 191 Wifstrand, A. 135. 136 v. Wilamowitz - Moellendorff, U. 134. 136. 223 Wilckens, U. 73 Wilke, C. G. 131 Wilkenhauser, A. 11. 12 Zielinski, Th. 141 Zilliacus, H. 216. 217
Studien zur Umwelt des Neuen Testaments 1:
Klaus Beyer. Semitische Syntax im Neuen Testament 328 Seiten, broschiert
2:
Gert Jeremias . Der Lehrer der Gerechtigkeit 367 Seiten, kartoniert
3:
Jürgen Becker . Das Heil Gottes Heils- und Sündenbegriffe in den Qumrantexten und im Neuen Testament. 301 Seiten, kartoniert
4:
Heinz-Wolfgang Kuhn . Enderwartung und gegenwärtiges Heil Untersuchungen zu den Gemeindeliedern von Qumran mit einem Anhang über Eschatologie und Gegenwart in der Verkündigung J esu. 242 Seiten, kartoniert
5:
Reinhard Deichgräber Gotteshymnus und Christenhymnus in der frühen Christenheit Untersuchungen zu Form, Sprache und Stil der frühchristlichen Hymnen. 251 Seiten, broschiert
6:
Peter von der Osten-Sacken· Gott und Belial Traditionsgeschichtliche Untersuchungen zum Dualismus von Qumran. 267 Seiten, kartoniert
7:
Georg Klinzing Die Umdeutung des Kultes in der Qumrangemeinde und im Neuen Testament 248 Seiten, kartoniert
8:
Heinz-Wolfgang Kuhn . Ältere Sammlungen im Markusevangelium 270 Seiten, kartoniert
9:
Eckhard Plümacher . Lukas als hellenistischer Schriftsteller Studien zur Apostelgeschichte 164 Seiten, kartoniert
10:
Burton Lee Mack . Logos und Sophia Untersuchungen zur Weisheitstheologie im hellenistischen Judentum. 220 Seiten, kartoniert
VANDENHOECK & RUPRECHT IN GÖTTINGEN UND ZÜRICH
11
Studien zur Umwelt des Neuen Testaments
Diese Untersuchungen möchten sachlich das Verfasserproblem des Kolosserbriefes lösen helfen und methodisch das allgemein verbreitete isolierend quantifizierende Verfahren bei Stil- und Sprachvergleichen zu überwinden suchen. Wie die Diskussion um den Kolosserbrief zeigt, ist die Technik dieser Vergleiche stilkritisch nicht mehr sinnvoll, da stets nur isolierte Einzelzüge betrachtet werden, nicht aber der jeweilige Stil als Ganzheit. Im Rahmen ihrer zweifachen Zielsetzung postuliert und verwirklicht diese Untersuchung eine "ganzheitliche Betrachtungsweise" des Stils. Dem Verfasser geht es weniger um die bloße Sichtung, Überprüfung und Ergänzung der bekannten Beobachtungen und Argumente, als vielmehr darum, die einzelnen Beobachtungen aus der Zwangsjacke einer isolierenden Quantifizierung zu befreien und sie zueinander in Beziehung zu setzen, um die stilistische Einheitlichkeit der verschiedenen Einzelzüge und damit zugleich die organische Ganzheit des jeweiligen Stiles deutlich werden zu lassen. Die heuristische Bedeutung dieses Vorgehens erweist sich daneben in einer wesentlich weitergehenden Präzisierung vieler bekannter Beobachtungen und
in der Korrektur einer Reihe von gängigen Wertungen einzelner Befunde. Seine Betrachtungsweise, für die er sich auf Entwicklungen innerhalb der allgemeinen Sprachwissenschaft berufen kann, wendet der Verfasser auf die drei großen Bereiche der "Satzfügung" , der "Gedankenführung" und des "rhetorischen Engagements" an. Er arbeitet dabei eine tiefgreifende und weitreichende Stildifferenz zwischen dem Kolosserbrief und den Paulinen heraus.
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Vandenhoeck & Ruprecht zn Göttingen