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\^
REICHSRECHT UND VOLKSRECHT IN
DEN
ÖSTLICHEN PROVINZEN DES RÖMISCHEN KAISERREICHS.
MIT BEITRÄGEN ZUR KENNTNISS DES GRIECHISCHEN RECHTS UND DER
SPÄTRÖMISCHEN RECHTSENTVVICKLUNG. VON
De.
LUDWIG MITTEIS,
PROFESSOR DER RECHTE AN DER
K. K.
DEÜTSCUEN UNIVERSITÄT ZU PRAG.
„Qnia aiuliTiniu3 homiues devagare
.... quosdam imperitos et doctrinam discipulia
adulfcrinara tradcre."
lustiuianus, C.
LEIPZIG, DRUCK UND VERLAG VON 1891.
B. G.
TEUBNER
Omnera
§
7.
Digitized by the Internet Archive in
2009
with funding from
University of Toronto
http://www.archive.org/details/reichsrechtundvoOOmitt
Vorwort. Da
die
bezeichnet
Aufgabe dieser Schrift in der nachstehenden Einleitung habe ich hier nur noch einige äussere Voraus-
ist,
setzungen derselben klarzustellen. sich
— Am
wichtigsten dürfte es sein,
über die benutzten Quellen auszusprechen.
quellen,
Die Erkenntniss-
aus welchen sich das Volksrecht der römischen Ostpro-
vinzen erschliessen
und urkundliche.
lässt, sind theils literarische, theils inschriftliche
Die
überkommenen Schätze der
hellenistischen
Literatur jener Landschaften sind heutzutage leicht in einer Voll-
ständigkeit zu erlangen, der gegenüber ich mich fürs erste auf eine
sehr gemessene Auslese beschränken musste; insbesondere bei den Schriften mancher Kirchenväter hätte die geringe etwa zu erhof-
fende Ausbeute
dem Zeitaufwand
inschriftlichen
Quellen sind jetzt zumeist in
Auch guten Ausgaben
schwerlich entsprochen.
.
die
ge-
sammelt, und wenn noch einiges unveröfiFentliche Material vorliegt, so
-
ist
es
gegenüber der Masse des Vorhandenen unbeträchtlich;
bei
der grossen Bedeutung, welche die hellenistische Epigraphik
für
die
Rechtsgeschichte besitzt, war hier eine möglichst weit-
gehende Benutzung anzustreben. Dasselbe galt von den vorhandenen Rechtsurkunden, unter denen den griechischen Papyrusurkunden von El-Faijüm die grösste Wichtigkeit für unsere Fragen
zukommt.
Leider begegnete ich gerade hier
von dem El-Faijümer Fund bisher nur ringer Theil veröffentlicht
ist;
je
mehr
ein
dem
Uebelstande, dass
verhältnismässig ge-
ich die fundamentale Be-
deutung erkannte, welche diese Urkunden für mein Thema besitzen, desto ernstlicher musste ich mir die Frage vorlegen, ob nicht vorerst
die
vollständige
Publication
der
Papyri abzuwarten
Indessen, da dieser Zeitpunkt vorläufig noch nicht abzusehen
sei. ist,
zumal beständig noch grosse Fundquellen eröffnet werden, hätte es geheissen, die begonnene Arbeit ad Kalendas Graecas zu vertagen, wozu ich mich denn doch nicht entschliessen wollte; und da gleich-
zeltig
-
IV
an die selbständige eigene Lesung der Urkunden aus ver-
schiedenen Gründen nicht zu denken war, so musste ich versuchen,
dem
wie weit mit
kommen
bereits veröfi'eutlichten Material zu
sei.
In Folge dessen musste ich freilich stets einen gewissen Fehlercoefficienten in
Rechnung
und mehrfach nur andeuten und
stellen
vermuthen, wo das vervollständigte Material
vielleicht eine exacte
Darstellung ermöglicht hätte; indessen beruhigt mich der Gedanke,
dem so lange vernachlässigten römischen Provinzialrechts dem Einzelnen ja doch immer
dass eine abschliessende Arbeit auf
Gebiet des
unmöglich gewesen wäre, und dass hier nicht sowohl das Vollenden,
vielmehr
als
Nötigste
Anfangen,
das
schlecht
und
das
recht,
ist.
Uebrigens war es mir
noch über den bis
in
gewisser Beziehung doch vergönnt,
PapyrussammDer Liberalität des ausgezeichneten Ken-
jetzt veröffentlichten Antheil der
lungeu hinauszudringen.
ners der griechischen Papyri aus El-Faijüm Herrn Prof. Dr.
Wessely
Wien verdanke
in
druckte Manuscripte dieses Gelehrten „über
ranomen
als
Karl
noch unge-
ich die Einsicht in zwei
Ago-
die ägyptischen
Notare" und „über die griechischen Ehecoutracte aus
El-Faijum", sowie die Gestattung, deren Materialien und Resultate
Unter dem neuen urkundlichen
für meine Arbeit zu verwerthen.
Material, auf welches die genannten
Abhandlungen Wessely's
sich
stützen, sind insbesondere einige gräco-ägyptische Ehecöntracte aus
dem zweiten über
nachchristlichen Jahrhundert für meine Untersuchung
Geschichte
die
der
Donatio propter nuptias
von
grossem
Werthe gewesen; wobei ich gern bekenne, dass ich in dem Verständniss dieser Urkunden durch die vortrefflichen Erläuterungen des
ersten
gern
erfülle, die
Partien
treffenden
sehr gefördert worden bin.
So hatte ich Danksagimg, welche ich hiemit weitere VerpHichtung zu beobachten, in den l)e-
Bearbeiters
denn auch, ausser der
Pflicht der
meiner Darstellung
meines Gewährsmanns
als solches
das
Eigentlium
geistige
kenntlich zu
jnachen,
und
ich
darf wohl sagen, dass ich dieser übliegenlieit gewissenhaft nach-
gekommen
bin.
Die Natur dieser Untersuchungen hat dass ich beständig genöthigt war, auf das rückzugreifen.
kannten
In vielen Fällen
Darstellungen zu
lologischer Seite
erfahren
genügte
verweisen, hat;
in
es
mit sich gebracht,
griechisclic
es
welche
hiebei,
dasselbe
andern Fällen
Recht zu-
auf die be-
sah
von itli
phimiili
_
V
-
veranlasst, einzelne Punkte einer besonderen
Da
ziehen.
Untersuchung zu unter-
die betreffenden Erörterungen an der passenden Stelle
einzuschalten waren und daher im Text und in den
Anmerkungen
zerstreut sind, habe ich für Denjenigen, welchen etwa bloss diese
Beiträge
zum
griechischen Recht anziehen sollten, ein selbständiges
Register derselben angelegt. Kaibel's
Ausgabe der griechischen Inschriften von
Uuteritalien konnte
ich
Sicilien
und
noch überall, Fränkel's Inschriften von
Perganion wenigstens noch während
der Drucklegung benutzen.
auch von der heuer erschienenen ersten Lieferung des Recueil des inscriptions juridiques grecques, einer Ausgabe, deren Erläuterungen freilich mitunter nur mit Reserve aufzunehmen Letzteres gilt
Einige Nachträge, die nicht mehr in den Text aufgenommen werden konnten, sind im Anhang verzeichnet; daselbst auch einige Corrigeuda, welche mir bei Durchsicht der Aushängebogen auf-
sind.
gefallen sind:
insbesondere zu Seite 128 die dort fehlende Pareu-
these, welche eine (übrigens ganz nnwesentliche) Conjectur Huschke's
von dem feststehenden Text abhebt.
Dass ich der Richtigkeit der Citate gebührende Sorgfalt zugewendet habe, würde ich nicht hervorheben, wenn ich nicht bemerken müsste, dass mir bei einzelnen selteneren Werken, wegen deren
ich
auf auswärtige
Bibliotheken
recurriren
rausste,
eine
Revision der Citate während des Druckes nicht mehr möglich ge-
wesen
ist;
einen etwaigen Fehler dieser Art bitte ich
zu
entschuldigt
für
Citaten aus
der Lesart
gabe
—
meist
hierdurch
Schwierigkeiten ergeben sich bei
dem Recht von Gortyn, da öfters
es
bei
den Discrepanzen
einen grossen Unterschied macht, welche Aus-
man im Auge
Stellen
halten.
kein
hat.
Zum
Glück besteht bei den hier
sachlicher Gegensatz
ausnahmsweise der Fall
ist,
ist
er uotirt.
der Editionen;
citirten
wo
dies
In der Regel habe ich
citirt, deren Ausgabe den meisten Lesern sich durch wortgetreue Uebersetzung und zur auszeichnet; wo letztere etwa das Verständniss erschwert, habe ich die fassliche Uebersetzung der Bernhöft'schen Ausgabe substituirt. Dass eine philologisch so hervorragende Bearbeitung wie die von J. und Th. Baunack überall, wenn auch nicht zu citiren, so doch
nach Bücheler-Zitelmann
Hand
sein dürfte
zu berücksichtigen war, braucht Inschriften
nur
nach
einer
sind
kaum bemerkt
zu werden.
im Text, der Raumersparniss halber, meist Ausgabe angeführt; eine theilweise
einzelnen
-
VI
-
Parallelisirurig der verschiedenen gebräuchlichen Inschrift ensamm*
lungen
ist
im Register enthalten.
Schliesslich
ist
es
mir ein Bedürfniss, für die werkthätige
Theilnahme meinen herzlichen Dank auszusprechen, mit welcher in philologischen und historischen Fragen von befreundeten Fachmiinnern unterstützt worden bin; ihr freundlicher Rath hat
ich
mir
in
Gebieten,
die
dem
Wege gewiesen. Mairhofen im August
Juristen
fremd
waren,
vielfach
1891.
Ludwiff Mitteis.
die
IiilialtsUbersicht.
Einleitung.
Die herrschende Anschauung von der Rechtseinheit des römischen Reiches. Die Untersuchungen Volksrecht und Vulgarrecht. S. 3—5. Seite 1. Erkenntnissquellen für Occident und Orient. S. 7 — 9. von Voigt. S. 6. die orientalischen Volksrechte. S. 10—14.
—
— —
—
Erster Theil.
Die hellenistische Civilisation und ihre Grenzen. Erstes Capitel.
Der hellenistische
Orient.
— —
—
S. 17 21. Wirksamkeit der Colonien. Grenzen des Hellenismus. S. 22. Hellenisirung Kleinasiens. Der Hellenismus in Syrien 24. S. 22 Nöldecke gegen Moramsen, Für Mommsen: Das syrische Rechtsbuch ein griechisches Stadt29. S. 24 Palästina. S. 33 recht. S. 29 35. Der Hellenismus in Aegypten 33. Verfassung Aegyptens unter den Polemäeru. S. 36—41. AnS. 35—60.
Die griechische Colonisation.
S.
21.
—
— —
—
—
:
—
— —
—
—
—
Bevorzugung der griechischen Nationa46. Der Dualismus im Rechtswesen. lität; nationale Gegensätze. S. 42 Aegyptische und griechische Gerichte und Rechtssatzungen. Der HermiasAegyptisches und griechisches Notariat. S. 51 54. — 51. process. S. 47 erkennung der nationalen
Sitte
bei
—
—
—
—
—
Fortschreitende Reception Rechtsinstitute. S.
S.
54
des griechischen Rechts.
— 56. —
Das
Fortdauer
ägyptische Recht
unter
ägyptischer
den
Römern.
57—60. Zweites Capitel.
Hellenistisches Recht. Das griechische Recht schen familie.
Rechtsanschanung.
—
Ganzes. S. 61. Die Grundlagen der griechiUebereinstimmung der Localstatuten. Agoatenals
Agnatisches Erbrecht.
Geschlechtsvormundschaft.
Eherecht.
Te-
stamente. Notherbrecht der Kinder. Griechisches Privateigenthum: Gegensatz
zum römischen Eigcnthum.
Processformen.
Sklavenrecht und Asylreclite.
S.
62—72.
—
Kauf und
Obligationenrecht.
Internationale Rechtsentwickluug.
—
-
Vlll
Personalitätsprincip des Rechts. S. 73.
—
Ausbildung des lus gentium
satz zwischen dem griechischen lus gentium und dem römischen. Fortschreitende Ausgleichung der griechischen Localstatuten. S. 77.
bewidmung
der griechischen Städte. S. 78.
atischen Colonien in Syrien.
—
;
S.
Gegen74—76.
—
Rechts-
Rechtsbewidmung der
helleni-
79.
S.
Zweiter Theil.
Die Receptiou des römischen Rechts in der orientalischen Reichshälfte. Drittes Capltel.
Locales Recht und locale Rechtshandhabung in den Städten der östlichen Reichsländer bis auf die Constitutio Antonina. Die
hellenistischen
Stadtfreiheit. S. 85
mischen 91
S. 90.
Sitte.
— 96. —
—
Die Civitates
liberae
Die unterthänigen Städte.
Städtische
Gerichte,
und der Verfall der Schonung der einhei-
und städtisches Notariat.
S.
Fortbestand des griechischen Landrechts; die Notariatspraxis und
der Urkundenstil. ßcoQvxiccg.
Städte.
— 89. —
S.
S.
100
9j6— 99.
— 101. —
—
Griechische Freilassungen und
iyiiXr](iu tvfi-
Peregrinisches Recht im römischen Forum: Per-
Ehe, eheliches Güterrecht, väterliche Gewalt, Handlungsfähigund Vormundschaft, Erbrecht. S. 102—110.
sonalstand, keit
Viertes Capital.
Entwicklung des Reichsrechts. Entwicklung des Reichsgedankens. Reichsverwaltung und Reichsstaats111—115. Ausbildung der Reichsgesetzgebuug. S. 116-120.
—
—
recht. S.
Ungeschriebenes
Reichsverkehrsrecht.
Reichsrecht.
diäres Reichsprivatrecht.
S.
—
127—130.
Edictales
S.
120
Recht.
Kenntniss des römischen Procesarechts bei den Peregrinen. des Edicts auf die städtische Rechtshandhabung. S. 137
— 126. — S.
130—135.
S. 136,
— 139. —
des landrechtlichen Verfahrens.
S.
139
Subsi-
—
—
Einfluss
Fortdauer
— 142.
Fünftes Capitel.
Römische Bürger Römische Handelsniederlassungen. daten. S. 145.
—
Colouiengründung.
S.
in
den Provinzen.
S.
143—144.
—
146
— 147. —
Personale Verleihung der
Bürgerrecht der Sol-
—
—
Der Conventus civium Romanorum. S. 149—150. Das S. 148. Entartung Leben nach römischem Recht in den Proviuzen. S. 151—154. der Rechtsauwendung; Rechtsunwissenheit der Neubürger. S. 154—158. Civität.
—
Sechstes Capitel.
Die Constitutio Antonina und ihre Wirkungen. Inhalt der C. Antonina; Unzulänglichkeit derselben. S. 159
—
— 161. —
Be-
handlung des Gewohnheitsrechts. S. 161- 164. Fortdauer der städtischen Niedergerichtsbarkeit. S. 165—170. Bedeutung des Notariats für die Recoption des römischen Rechtes. Geschichte des Notariats. S. 171 177.
—
—
—
-
-
IX
Der Notaiiatsstil; griechisches und griieo-ügyptisches Urkimdenwesen vor und Die llechtssprache Duldung der nach der C. Antonina. S. 177—184.
—
griechischen Sprache.
185
iS.
— 189. —
Juristen
und gelehrte Juristen
Einfluss
der
S.
19G — 198.
S. 199.
—
Antouina.
C.
—
der
llechtskenntniss
Notare;
S.
Rhetorische
—
189—196.
Fornaelbücher.
die
Die gelehrten Juristen und der Verfall der Rechtskenntnisa.
Rechtspflege auf
Anschauungen.
Zeit vor Caracalla.
der
in
;
Bildungsgrad der Juriston.
—
S. 202.
dem Lande.
S. 201.
—
Fortdauer volksrechtlicher
Unzulänglichkeit der Gesetzgebung.
Dritter
Der Pai*ticularismus der
S.
20.3.
Tlieil.
östlichen Reichsprovinzen in den einzelnen
privatrechtlichen Institutionen
ziu*
Kaiserzeit.
Siebentes Capitel.
Particularrechtliche M,odificationen im Personen- und Familienrecht. 1)
Patria Potestas;
particularistische
— 211. —
Missveratändnisse
im Rechte der
Die griechische Apokeryxis zur Zeit Diocletian's und Emancipationsformen. S. 216. im syrischen Rechtsbuch. S. 212 215.
Potestas. S. 209
—
—
2)
—
Vermengung von Tutel und des Ehemanns über die Frau. S. 218.
Vormundschaft.
schaft
peregrinen Geschlechtsvormundschaft.
S.
219
—
—
Curatel. S. 217.
—
Vormund-
— Dauer der römischen und — 220. — Eherecht. Polygamie 3)
und Monogamie. S. 221 222. Probev^eise Eheschliessungen in Aegypten. Schriftliche Ehecontracte mit Dos und Donatio propter nuptias S. 223—224. in den östlichen Provinzen. S. 225—229.
—
Achtes Capitel.
Zur Geschichte des Dotalrechts. Die drei Dotalgrundsätze des griechischen Rechts. chisches Ehegüterrecht in römischer Zeit
S.
230—237.
im Allgemeinen.
Drei drei Dotalgrundsätze in der späteren Kaiserzeit. geaetzgebung von Theodosius IL, Leo und Justinian.
S.
238
— 247.
S.
241
S.
248—255.
— Grie— 241. — — Dotal-
Neuntes Capitel.
Zur Geschichte der Donatio propter nuptias. Kritik
bestehender Meinungen.
—
S.
256
— 262. —
Ein hergebrachter
Irr-
—
263—264. Die Zuwendungen des Verlobten nach den Volksgcwohnheiten im römischen Reich; Syrien, Judäa, Aegypten, das europäische und asiatische Griechenland; Ehecontracte von El-Faijüm; Eheschenkungen bei den Galliern und GermaDie römischen Dona nuptialia; simplex Donatio und nen. S. 266—288. Häufigkeit und Höhe Donatio affinitatis contrahendac causa. S. 287—289. der Eheschenkungen; Gegensatz zwischen Orient und Occident. S. 289—296. thum.
S. 263.
Historische Hypothesen in der Literatur.
S.
—
—
Form der Eheschenkung.
S. 297.
—
Rechtlicher Charakter der occidentalischen
— und orientalischen Donatio.
X
—
298—304.
S.
—
Donatio propter nuptias in der Gesetzgebung.
Entwicklung der
Resultate. S.
304—312.
Zehntes Capitel.
Das Intestaterbrecht des syrischen Rechtsbuchs. Das syrische Erbsystem; Gegensätze zum römischen, jüdischen und ara-
—
bischen Erbrecht. S. 313—318. rechts.
319
S.
— 324. —
Darstellung des griechischen latestaterb-
Vergleichung des griechischen Erbrechts mit
—
dem
Verbindung von agnatischer und cognatischer Erbfolge. Parentelenordnung und Vorzug der Männer. S. 325. Theorie S. 324. Erbrecht der Töchter. S. 327—332. Nothvom reinen Samen. S. 326. Abweichungen des syrischen Erbrechts vom grie342. erbrecht. S. 332 syrischen. S. 324
l'g.
—
—
—
—
—
—
und
chischen
deren Erklärung.
S.
342
— 353. —
Schlussbemerkungen.
S.
353—356. Elftes Capitel.
Sklaverei und Freilassung. Allgemeine Entstebungsgründe der Sklaverei. S. 357. und Verkauf durch die Eltern. S. 358—364. Concubinat
—
Sklaven.
372
S.
— 374. —
364
— 372. —
Freilassungsformen:
Manum.
Hierodulismus und
—
Intervention
in ecclesia.
374
S.
Selbstdedition
Frauen mit
freier
der
Erben.
— 376. —
S.
Form-
und nach der Const. Antonina; Verfall der junianischen 376—381. Das Peculium des Freigelassenen. S. 381—384.
lose Freilassung vor Latinität.
S.
—
Patronatsrecht: Theorie der griechischen Freilassungsbedingungen.
—
CoUision derselben
mit
schutz des Herrenrechts.
S.
dem römischen 396
Recht.
S.
S.
384
—
391—396.
— — 391.
Rechts-
— 400.
Zwölftes Capitel.
Executivurkunden und Executionsmittel Einleitendes.
Executivurkunden
S. 400.
in
Rechtsbuch. S. 426.
—
Die
vorrömische
Aegypten zur Kaiserzeit. Im Codex lustinianeus.
in der Kaiserzeit.
Executivurkunde.
S. 420.
—
—
S. 404.
—
Im syrisch-römischen
—
S. 431 f. Gesammtergebniss. Die Executionsmittel in der Kaiserzeit. S. 444 f. Persoualexecution in der früheren Kaiserzeit. S. 445. Die Zeit nach der Constit. Antonina. S. 450—458. S. 442.
—
—
—
Dreizehntes Capitel.
Die Syngrapha und der Verfall der Stipulation.
—
Verschiedene Lehrmeinungeu über die Syngrapha. S. 460 fg. tion des Pseudo-Ascouius und das griechische Daneion. S. 468 fg.
—
Die Defini-
—
Die Syn-
grapha bei Cicero «nd Gaius. S. 480. Syngrapha und Chirographum. S. 484. Der Verfall der Stipulation und der angebliche neuere Literalcontract.
—
S. 485.
XI
Vierzehntes Capitel.
Miscellen aus dem Vermögensrecht. Diadikasie und Vindicatio.
Hemiolion.
S. 510.
—
Libelli contradictorii
S.
499
f.
—
Die Kauf bürgen.
Schriftfoi-m der Verträge. S. 514
und assertorische Zengeneide.
S.
f.
—
517
S.
503
f.
—
Das
Processualisches:
— 522.
Fünfzehntes Capitel.
Die Fiscalmulten. zu Gunsten des Fiscus in den römischen Quellen. den ägyptischen Papyrusurkunden. S. 527 f. lu der byzantinischen Praxis. S. 532. In den ravennatischen Papyri. S. 533. OflPene
Contractsmulten
S. 525.
—
—
In
—
Fragen.
S.
Beilage
dem
—
535. I.
Synoptische Zusammenstellung der Concordanzen zwischen
syrischen Rechtsbuch und den griechischen Rechtsquellen.
Beilage
II.
Das gegenseitige Verhältniss der von Sachau-Bruns edirten
Handschriften des syrischen Rechtsbuchs.
Beilage
III.
Ueber die constantinische Gesetzgebung.
Quellenregister. Sachregister.
Register der Beiträge zur Kenntniss des griechischen Rechts.
Nachträge und Berichtigungen.
VerzeicLniss der in abgekürzter
Form
citirten Quellen
und Urkunden-
sammlungen. 'jQ-^vaiov.
EvyyQcc[i,^a nsQLodi-növ.
'A&j]vr]Oiv
1872
fg.
Arcliäologisch-epigraphische Mittheilungen aus Oesterreich, ausgegeben von Conze und Hirschfeld. Wien 1877 fg. Basilicorum libri 60, ed. Heimbach. T. I— VI 1833 — 1870.
Benndorf und Niemann s. Reisen. Brünneck, Mittelalterliche Stadtrechte Siciliens, Halle 1881. Bruns und Sachau, Syrisch- römisches Rechtsbuch aus dem hundert. 1880.
(Citirfc
als
her-
fünften Jahr-
syrisches Rechtsbuch; L., P., Ar., Arm., Fr.
bedeuten die Handschriften: Londinensis, Parisiensis, Arabiens, Armeniacus und
Bruns, Fontes
Fragmentum Londinense). Ed. iuris Romani antiqui.
5*^.
Cura Th. Mommseni.
Frei-
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Graecarum
(C.
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— 1890.
-
XIII
-
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Foucart-Lebas
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Larfeld,
1822.
Berlin 1890.
Boeoticarum dialectum populärem exhi-
Berlin 1883.
Lebas s. Voyage. Leemans, Papyri II
Inscriptionum
Sylloge
bentium.
1885.
Graeci Musei Antiquarii publici Lugduni-Batavi.
1843.
I
1885.
Letronne, Recueil
des inscriptions grecques et latines de
l'Egypte,
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Lex Eomana Visigothorum ed. Hänel 1847. Lex Visigothorum bei Walter, Corp. iur. Gerraan.
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Mai, Angelo, Scriptorum Veterum Nova Collectio, Tom. X (enthaltend Schriften des Ebed-Jesü und Bar-Hebraeus) Rom, Typis CoUegii Urbani 1838. Marini, I papiri diplomatici. Rom 1805. Misch na oder der Text des Talmud umschrieben und erläutert von Job. Jak. Rabe 1760. Mittheilungen aus der Sammlung der Papyri Erzherzog Rainer (1 — 5) Wien 1887 fg. Mittheilungen des deutschen archäologischen Instituts in Athen. Athen 1876
Newton
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CoUection.
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Notices et Extraits bibliotheques.
T.
des manuscrits de la bibliotheque imperiale et autres
XVIII
P. (1
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2.
Paris
1865 (enthaltend gräco-
ägyptische Papyrusurkuuden).
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Antiquitös helleniques.
Athen 1842 — 1855.
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Th. Reinach. Fase. I. Paris, E. I/eroux, 1891. Reiseo im südwestlichen Kleinasien, I. Benndorf und Niemann, Reise durch Lykien und Karien, Wien 1884. II. Petersen und Luschan, Reisen durch Lykien, Milyas und Kibyratis, Wien 1889. Lettres a Mr. Letronne sur les papyri bilingues et grecs du Musee
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Röhl,
Inscriptiones Graecae antiquissimae,
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Inscriptiones Graecae ineditae. Fase. I Naupliae 1834, Fase. II
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aetatem in
scriptis publicis
usi
sunt examinatur.
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Mit et Asie Mineure, Paris, Didot freres. du Peloponn. bezeichne ich Partie II (Mägaride Peloponnese); mit Lebas A. M. Partie V (Asie Mineure).
Voyage archdologique en Grece
Foucart-Lebas, et
Insc.
Wescher, C, Foucart, P., Inscriptions Wiener Studien, Zeitschrift für class. Supplement der Ztsch.
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recueillies a Delphes.
Philologie
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seit 1879.
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Lingenthal, lus graeco-romanum. Leipzig 1856 — 1870. deutschen morgenländischen Gesellschaft. Leipzig,
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Hartel und Schenkel.
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ägyptische Sprache und Alterthum skuude, Leipzig 1881
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fg.
Assyriologie und verwandte Gebiete, herausgegeben
von C. Bezold.
Leipzig 1886
fg.
Einleitung. Die Bedeutung, welche die Rechtsschule zu
Jahrhunderten
durch
römischen Kaiserzeit
der
Rom
in
den ersten innere
ihre
und
äussere Autorität erlangt hat, hat das Interesse sowohl der damals
lebenden als der heutigen Gelehrten von der Rechtsentwicklung in den Provinzen des Reichs abgelenkt.
Daraus erklärt sich
zu-
nächst die auffallende Erscheinung, dass von der einheimischen
Rechtsbildung der zahlreichen und verschiedenartigen Volksstämme, die
dem römischen Weltreich
einverleibt waren, verhältnissmässig
nur wenige Nachrichten überliefert Juristen unserer Tage
sind.^)
Die römischgelehrten
aber betrachten im Allgemeinen die selb-
ständige Rechtsentwicklung der Provinzen mit deren
Aufnahme
den Reichsverband als abgeschlossen und sind geneigt, das
in
Dogma
von der Rechtseinheit der diocletianisch-constantinischen Monarchie, wie es die zeitgenössischen Schriftsteller formuliren ,^) in buchstäblicher
Auch
Auslegung entgegenzunehmen. einem Jahrzehnt die Kenntniss des syrischen Rechts-
als vor
buchs durch die Herstellung einer
üebersetzung
in
weitere Kreise
als
autoritativ
eindrang,
ist
angenommenen Anschauung
diese
1) Vgl. Dirksen, Die Wirksamkeit der Ehegelöbnisse nacli den Bestimmungen einzelner Ortsrechte im Bereiche der römischen Herrschaft [ge-
lesen in der Berl. Akad. 16. Nov. 1848] S.
1.
Eine charakteristische Erörterung des Theodoret [Ell. na&r]^. d-fgansvriKi] tract. 9 p. 337 sq. Gaisf.] zu Anfang des fünften .Jahrhunderts hebt 2)
hervor, dass innerhalb der römischen Grenzen überall die vollkommene Rechtseinheit herrscht
und nun auch
die Athener
und Lakedämonier nach römischen
Gesetzen leben, so dass nur eine Anzahl von Grenzvölkern, die Aethiopen, die Lazen, Sannen und Abasgar am Kaukasus, ,,ihre Verträge nicht nach dem
römischen Recht errichten."
Aohnlich Themistios,
vivov p. 257 Dind. (a° 383) und selbst schon
xccqlottjqiov vtisq Zcctog-
Gregor. Thaumaturg., Or. pan.
in Orig. p. 171.
Mittois,
Roichsroclit
u.
Volksroclit.
1
2 nicht beeinträchtigt worden.
Man
— ist vielleicht
geneigt, den Grenz-
saum an der Peripherie des römischen Reichs, innerhalb dessen die Rechtsan wen düng durch die Berührung mit barbarischen Elementen getrübt worden sein mag, gegenwärtig etwas breiter zu wohl schon vordem geschah; für die mehr concenLandschaften jedoch ist die Lehre von der ausgelegenen trisch
ziehen, als es
schliessenden Geltung der römischen Gesetze auch
durch das sy-
rische Rechtsbuch nicht erschüttert worden.^)
An
vereinzelten
Hinweisungen auf die fortdauernde Lebenswohl nie gefehlt. Besonders
kraft des provinzialen Rechts hat es
Entwicklung concreter Rechtsiustitutionen dem prädes römischen Rechts zuwiderzulaufen schien, destinirten hat man gern das vernachlässigte Landrecht der Provinzen den Aushilfsdienst der Erklärung versehen lassen, leider nur um es
wo
dort,
die
Gange
—
wie das in der Regel zu gehen pflegt desto
weiter
bei
zu
Seite
wahrheiten sich die Worte
— nach
gemachtem Gebrauch
Wohin wir
schieben,^)
Mommsen's,
es
blicken,
be-
handle sich hier
um
im klaren Licht des Tages wandelnde Rechtsgelehrte nicht ungern dem philologischen Dämmern überwelches
der
ein
Gebiet,
zum
syr.-röm. Rechtsbuch.
1)
danke,
Deutlich
tritt diese
Auffassung hervor iu Daselbst wird
z.
dem Commentar von Bruns Ge-
B. der einmal auftauchende
ob das bekannte eigeuthümliche Intestaterbsystem des Rechts-
als
buchs auf griechischen Ideen beruhen könnte, kurzweg [S.,315] mit der Bemerkung beseitigt, dass ^,das eigentliche Griechenland ja längst, und namentlich seit Constantin, vollständig
das römische Recht
angenommen
übei'haupt als Gradmesser für die Erwartungen dienen,
Es
mag
man
eine
hatte".
mit denen
Untersuchung über die Provinzialrechte begleitet, wenn Bruns [a. a 0. S. 336] die Resultate seines Commentars dahin zusammenfasst, „dass die grosse Rechtseinheit des römischen Reichs doch selbst noch im fünften Jahrhundert Verschiedenheiten im Rechte zuliess, und mehr, als man Regel denkt." Wer dem Commentar von Bruns gewissenhaft gefolgt ist und gesehen hat, wie wenige wahre Particularismen und wie viel Inthümer dos Verfass;?rs Bruns in den Singularitäteu des syrischen Rechtsbuchs erkennt, mag sich daraus ein Urtheil bilden, wie gering man das Geallerlei particulare
sich in der
biet des Particularismus
vordem
in der
Regel dachte.
—
Auch
Mommsen,
üstgothische Studien, in Wattenbach's N. Arch. XIV (1889) S. 52G die Zeit nach Caracalla eine weitgehende Rechtseinheit an.
nimmt
für
So wurde das Provinzialrecht vielfach für die Erklärung der Donatio (z. B. Franc ke, Arch. f. civ. Prax. XXVI S. 6;5 fg.), des Colonats (Rudorff, Rhein. Mus. f. Philol. II 178 fg.; Huschke, Census der Kaiserzeit 2)
ante nuptias
166— 1G8),
des nacbclassischen Dotalrcchts
herangezogen.
(P.echmann,
Dotalr.
I
122) u.
a.
— lässt;^)
und
—
3
denn auch nicht au
so fehlt es
Schriftstellern, welche
auf diesem Boden die Verantwortlichkeit, die
auf ihrem eigent-
sie
und
lichen Arbeitsfelde empfinden, ablegen
sich
den willkür-
in
lichsten Hypothesen ergehen zu dürfen glaubten.^) Einen sehr grossen Schritt nach vorwärts bedeuten auch
aufvuigarrecht.
Untersuchungen von H. Brunner. Dieser Schriftsteller hat das Verdienst, zum erstenmal das Vorhandensein eines vom theoretischen Recht der classischen Juristen
diesem Gebiet
neuesten
die
verschiedenen Rechts der Praxis, insbesondere der ausserrömischen
Wie neben der lateinischen Schriftdem römischen classischen römische Vulgarrecht gestanden haben,^) und man weiss,
Praxis, festgestellt zu haben.
sprache das Vulgärlatein, so muss neben
Recht das dass es
Brunn er
geschichte
1)
2)
der
gelungen
ist,
seine
römischen Urkunde
Behauptung an der Rechtsüberzeugender Weise zu
in
Berliner Festgaben für Beseler 1885 S. 263.
Dies gilt selbst dort,
wo
es sich
darum handelt, römische Verhält-
auf den Einfluss provinzialer Gebräuche
nisse
Heimbach,
im Codex
zurückzuführen.
So glaubt
erwähnte Darlehn in Früchten aus der griechischen Sitte herleiten zu müssen, „was nicht füglich zweifelhaft sein kann" (Beweis: Eine griechische Papyrusurkunde, Creditum
275
S.
das
öfters
welche ein solches bezeugt); während Huschke, Nexum S. 98 wohl mit Recht darauf aufmerksam macht, dass wir es für altrömischen Brauch halten dürfen. Bei Bachofen, Mutterrecht S. 137 wird Ulpian, der das Unglück hat, aus Phönikien zu stammen, ein Vertreter „der alten Mutterreligion", und ßescripte, welche vollkommen auf dem Boden des römischen Rechts stehen (z. B. C. 5, 62, 1. C. 5, 37, 11), müssen einen Kampf mit ägypDer römische Denuntiationstischem Provinzialrecht darstellen (S. 414). prozess hängt ,, anscheinend" mit dem sicilisch- griechischen dicam scribere zusammen (Rudorff, Rechtsgesch. II. 215 A. 2; dagegen Kipp, Litis denunDie comües und amici des römischen Kaisers wurden von ciatio S. 151).
—
—
—
Friedländer und JuUian
(Rev. archäol. 1886 I p. 268
sq.)
auf orientalisch-
ägyptisches Hofceremoniell zurückgeführt, während nach richtiger Auffassung diese S.
Titulaturen gut italischer Sitte entspringen
120 — 131).
die
—
Eher kann
es
(Mommsen, Hermes IV
hingenommen werden, wenn
französische Gelehrtenschale
jetzt
namentlich
das Steuerwesen der römischen Kaisei'zeit
mit ptolemäisch-ägyptischen Vorbildern in Zusammenhang bringt, obgleich auch dieser schwerlich ein ausschliessender ist. Insbesondere die Herleitung der vicesima hereclitatum aus provinzialen Institutionen
bekanntlich hat geführt
man von
(Bachofen, Erbschaftssteuer
röm. Verwaltungsgeschichte 3)
I
sehr zweifelhaft;
S.
325;
0.
Hirschfeld,
Unters,
z.
S. 62).
Brunner, Zur Rechtsgesch. der Urkunde
Rechtsgesch.
ist
anderer Seite dieselbe auf die lex Voconia zurück-
I
S. 113,
139; Deutsche
S. 255.
1*
_ Es
illustrireu.
kaum
steht
4
—
zu bezweifeln, dass die Berücksichtigung
dieses Vulgarrechts, welche bereits jetzt in einzelnen Schriften hervortritt,^; in Hinkunft reichen Ertrag gewähren wird.
Es
dem
dass die unter
jedoch hier sofort festzustellen,
ist
Beo-riff des Vulgarrechts zusammenzufassenden Erscheinungen mit dem Gegenstande unserer Untersuchungen nicht durchaus zu-
sammenfallen.
Unter dem Vulgarrecht versteht man nach Brunn er ein Recht ist das römische Recht, wie es sich auf
römischen Ursprungs; es
dem
Lande
flachen
gebiets theils
in
Italien
sowie
innerhalb
durch missverständliche Auslegung,
des
Proviuzial-
theils in
Folge
des Drucks praktischer Bedürfnisse, theils allerdings auch in Folge
besonderer provinzialer Rechtsanschauung in einer von der römischen Rechtstheorie abweichenden Weise gestaltet hat; das Vulgarrecht
ist
daher entartetes römisches Recht.
Dem
Volksrecht.
gegenüber darf die Richtung der nachstehenden Untersuchungen in folgender Weise bezeichnet werden. Es ist uns durch die Geschichte der Reception des römischen Rechts auf deutschem Boden bekannt, dass das angestammte Recht des deutschen Volks sich des Eindringens romanistischer Institutionen in weitem
Umfang erwehrt
welche wir
Rechtseinrichtungen,
der
hat.
mit
Wir
fassen die
Ablehnung
Summe
entgegen-
stehender Sätze des Corpus Juris nach einheimische.m Brauch festhalten, unter
dem Namen „Deutsches
Privatrecht"
zusammen und
erkennen in diesem Recht die Bewahrheitung eines culturellen Gesetzes,
nach welchem
die Sitte einer lebenskräftigen
ländischen Einflüssen widerstrebt.
mag man
Das Mass
dieses
Nation fremd-
Widerstandes
bei verschiedenen Nationalitäten ein verschiedenes sein,
stand gegen die Imprägnirung fremden Geistes desto grösser je
und
wird vielleicht die Behauptung wagen dürfen, dass der Wider-
mehr das Dasein
ist,
Volkes mit angestammtem sittlichen
eines
einem gewissen Grade aber wird wohl überall geltend machen. Wird dieser Satz als richtig anerkannt, so muss er seine Geltung auch innerhalb des römischen
Bewusstsein gesättigt
ist;
bis zu
er sich
1) Insbesondere ist das Vulgarrecbt von Mommsen in der Abhandlung über bürgerlichen und perogrinischen Freiheitsschutz im römischen Staat
(Festgaben S.
f.
2G6 Anm.
Beseler 5.
—
S.
253
Vgl. auch
Verfahren, Festgaben
S.
gelegentlich ins Auge gefasst worden; bes. Pernice, Volksrechtliches und amtsrechtliches
fg.)
7ü A. 3 u. A.
Kaiserreichs bewährt haben,
d.
müssen gewisse Kechtsüber-
es
h.
zeuguDgeu der diesem Reich einverleibten Völkerschaften der Geltung des römischen Rechts auch nach der Verordnung des Kaisers durch die Verleihung der Civität an
Caracalla, welche
Anwendung
grinen die
des römischen Rechts
alle
Pere-
gesammte
auf das
Reich ausdehnte, Widerstand geleistet haben.
Man stritten,
hat die Richtigkeit dieser hat es jedoch für
Erwägung wohl niemals
selbstverständlich gehalten,
centralisirende Kraft der römischen
dass
bedie
Verwaltung und Rechtsprechung haben muss. Der Zweifel,
dieses Widerstreben sehr bald erstickt
ob
dies
Wenn
gewesen
möglich
hat
ist,
diese
hervorgerufen.
Schrift
wir heute die Bilanz ziehen zwischen den Aspecten, die die
Avirkliche
— nicht
bloss formelle
und sogenannte
—
römischen Rechts in Deutschland und jeuer, die reich gehabt hat, so lässt sich letzteren
überall
wohl
die
so sehr viel günstigere
Reception des sie
im Kaiser-
Frage aufwerfen, ob
die
Was
die
gewesen
sind.
zu verkennende Kraft des Centralismus gegenüber Schwäche der deutschen Regierungsgewalt ihnen vorausgibt, wird zum Theil wieder aufgehoben durch den Umstand, dass römische Recht im Kaiserreich lange Zeit ein uncodificirtes nicht
der
das das
Ge-
wohnheitsrecht, das römische Recht in Deutschland ein besiegelter
und nicht hinwegzudeutender Buchstabe war. Doch sich hierüber in die
ist es
müssig,
allgemeinen Reflexionen zu ergehen; es genügt,
Aufgabe des Nachfolgenden dahin zu präcisiren, dass der
Fortbestand angestammter volksrechtlicher Anschauungen in der diocletianisch-coustantinischen Monarchie einer Untersuchung unter-
zogen werden
Damit
ist
soll.
auch das Verhältniss dieser Arbeit zur Frage des
Vulgarrechts bestimmt.
So wenig man das deutsche Privatrecht
heutzutage mehr eine Abart des römischen Rechts {usus modernus
panäectarum) nennt, so wenig
soll,
was vom peregrinischen Recht
erweislich den römischen Gesetzen Widerstand geleistet hat, Vul-
garrecht genannt werden.
Wir werden
vielmehr, obwohl wir uns
mancher entgegenstehenden Bedenken bewusst sind, hiefür in Hinkunft den Ausdruck „Volksrecht" als den bezeichnendsten und daher relativ besten verwenden. Damit soll die Richtigkeit des Brunner'schen Begrifi^s „Vulgarrecht" nicht berührt sein; aber Vulgarrecht und Vülksrecht fallen nicht zusammen. Das erstere ist entartetes, das zweite ist überhaupt nicht römisches Recht; beide
-
-
6
demselben Rechtsgebiet neben einander bestehen und haben vielfach neben einander bestanden, indem die localen Abweichungen vom reinen römischen Recht bald vulgarrechtliche,
können
in
Es kann in anderen Rechtsfragen, volksrechtliche waren. auch durch die Verquickung von römischem Recht mit Volksrecht
bald
dahin kommen, dass
sich
ein
aus
römischem und provinzialem
Recht gemischtes Drittes bildet, welches man dann mit Rücksicht auf seine römischen Elemente dem Vulgarrecht beizählen kann.
Wenn
wir nicht irren,
ist
diese Erscheinung sogar
eine
häufige;
dagegen in einer durch das Reichsrecht modificirten Form erhalten, und insofern dies der Fall ist, lässt sich allerdings auch sagen, dass im Nachdas Volksrecht hat sich wohl
selten
rein,
oft
stehenden römisches Vulgarrecht zur Darstellung gelangt
ist.
Die herrschende Lehre, welche im römischen Reich das Ideal
T,itoratur.
der Rechtseinheit verwirklicht sah, hat selbstverständlich auch zur der Volksrechte keinen
Erkenntniss
Schritt thun
können.
Drei
rühmenswerthe Ausnahmserscheinungen ^) sind hier zu neuneu, wovon zwei der jüngsten Zeit angehören, während eine dritte zeitetwas zurückliegt.
lich bereits
nungen, zum Theil
wohl
Die beiden erstgenannten Erschei-
angeregt
durch
die
Betrachtung
des
syrisch-römischen Rechtsbuchs und neuerer Papyrusfunde, sind gelegentliche Aeusserungen zweier verdienstvoller Rechtshistoriker,^)
welche das Problem des Volksrechts zwar nicht gelöst, aber doch als ein in
1)
Zukunft lösbares und jedenfalls beachtungswürdiges be-
Hiebei
ist
mann's Beiträge
derjenigen Schriften nicht gedacht, welche, wie F.
zur Gesch.
d.
griech.
Hof-
und röm. Rechts, Schulin's Abhand-
lung über das griech. Testament, Leist's gräco-italische Rechtsgeschichte
u. a.
vorrömischen
Be-
das
Provinzialrecht,
u.
z.
das griechische,
zum Gegenstand
in
seiner
des Studiums gemacht haben.
Das Verdienst dieser Arbeiten, deren Zahl in Hinkunft hoffentlich noch vermehrt werden wird, muss dankbar anerkannt werden. Es mag nicht unerwähnt bleiben, dass auch Bekker (Grenzmarken der geschichtl. Rechtswisseusch., Ztsch. f. R.-Gesch. XIX S. 89) neuerdings auf das Studium des griechischen Rechts
schaffenheit
hin weist. 2) Einerseits H. Degenkolb, Rechtseinheit u. Rechtsnatioualität im römischen Reiche, Tübinger Rectoratsrede vom 6. März 1884 S. 11—13.
—
Anderseits F.
P.
Bremer
in
der Besprechung von
Krüger,
Rechtsquellen
Mai 1889), welcher Gelehrte auch durch zwei werthvoUe Abhandlungen über das gallische Provinzialrecht, Ztschr. f. R. Gesch. XV (1881) S. 134 fg. und XVII (1883) S. 84 fg., mit der Inangriffnahme der Arbeit begonnen hat. (Göttinger gel. Anz. 15.
—
7
zeichnet haben. Tiefer eingreifend
— ist
jene dritte, ältere literarische
Erscheinung, unter welcher wir den zweiten Band von M. Voigt's
Die Absicht Voigt's war, eine Entwick-
Jus naturale begreifen. lungsgeschichte
Abschliessung
nationalen
im Alterthum von dem System der
des Rechts
—
Personalrecht
Rechtsgebäude des Jus gentium zu
Werks war
gelegten Plane des
—
liefern;
hiebei eine
zum umfassenden bei dem gross an-
Berührung der Rechts-
Wir verkennen
verhältnisse in den Provinzen von selbst gegeben.
Schwächen und Mängel der Voigt'schen Darstellung, welche heute zudem durch neuere Arbeiten, insbesondere durch die abschliessenden Darstellungen von Mommsen und Marquardt nicht
die
weit überholt
Voigt
ist;
um
so bereitwilliger soll anerkannt werden, dass
Anzahl von Fragen von einschneidender Bedeutung, welchen weder vor noch nach ihm ein Jurist näher getreten ist, klar formulirt und insbesondere dem peregrinischen Recht als der eine
Erste und Letzte wirkliche Aufmerksamkeit geschenkt hat.
Voigt trotzdem weder
zu
dem Erfolg
zu ergiebigen Resultaten über das peregrine Recht gelangt liegt der
Grund wohl beidemal
verfrüht,
anderseits,
liches
augestrebt
darin,
dass der rechte
wurde,
wo man
Wenn
der Propaganda noch auch
einerseits,
Weg sich
verfehlt
auf
ist,
so
dass die Arbeit
das
und UnmögMögliche be-
schränken muss. Die Arbeit Voigt's war insofern verfrüht,
als
mit den zu
seiner Zeit vorliegenden Materialien eine concrete Erkenntniss des
Volksrechts
kaum möglich
war.
Heutigen Tags, wo eine Anzahl
neu eröffneter provinzialer Quellen vielfach eine solche Arbeit, wenngleich noch immer
die
Wege
die
Vervollständigung
weisen,
ist
—
das empfindet wohl Niemand deutlicher als der Manches an ihren Resultaten ändern wird, doch nicht mehr undenkbar; vor dreissig Jahren hätte es der Gabe der Weissagung bedurft, um zu erkennen, was wir heute lesen können, wenn wir lesen wollen. Ebenso verfänglich ist für das Gelingen der Voigt'schen Untersuchung der Mangel an der richtigen Beschränkung gewesen. der Quellen
Verfasser
—
—
Voigt sucht das Privatrecht sämmtlicher Provinzen ohne Aus- ^^"^^^^^^ nähme zu erkennen, und viel Zeit und Kraft ist zersplittert, um über die Tutel bei den Kelten, das Eherecht bei den Skythen, das
Eigenthumsrecht
bei
den Päoniern die zerstreuten und unverläss-
lichen Nachrichten abgelegener Schriftsteller zusammenzubringen.
Besser, o-leich
diese
als
Schnitzel
der Menschheit
von vornherein zu erkennen, dass
sammeln,
zu
ist
es,
römischen Provinzen
die
Bezug auf ihre Receptionsfähigkeit in zwei Kategorien zerfallen, welche im GJauzen dem auch sonst stets wiederkehrenden GegenDie satz der 2J(^^'i^s orientis und partes occidenüs entsprechen. Landschaften des Westens sind durchaus williger und durstiger
in
Boden der Keception; ihre niedrigere Cultur hat sie, wie der Historiker weiss, zu einem widerstandslosen Object der Romanisirung gemacht, und wie die Bevölkerung und ihre Sprache hier eine „romanische" geworden ist, ist auch die erste Rechtscultur, Ich die hier tiefer in den Boden gesenkt wurde, eine römische. wage nicht zu behaupten, dass nicht eine künftige Forschung mit Quellen auch hier Spuren
reicheren
schwerlich werden
aber
wird;
nicht jene
alterthümlicher Sitte
Bedeutung besitzen, wie
sie
finden
Umfang und gewiss
jenen
diese
denselben im Orient zu»
kommt. Die hellenistische Cultur saturirt.
Hellas, Syrien
das hellenistische Recht
der
Landschaften des
und Aegypten sind
wenn auch
ist,
Orients
alte Culturländer,
ist
und
nicht an formaler Voll-
endung, so doch au innerem Reichthum der Ideen dem römischen gleich,
an ethischem Gehalt
Gebieten
des
geistigen
vielleicht überlegen.
Lebens
hat
römischen nicht bloss Widerstand die
Auch auf andern Geist dem
griechische
geleistet,
Demnach
Führung abgenommen.
der
ist
sondern vielfach sogar
von vornherein wahr-
scheinlich, dass auch auf specifisch juristischem Gebiete ein ähnliches Verhältniss obgewaltet haf.
Wie es,
meinen
in
Deutschland ein deutsches Privatrecht, ähnlich gab
wir, in
den östlichen Landschaften des römischen Reichs
neben den römischen Gesetzen hellenische Landrechte, wenngleich dieselben
vom Standpunkt
Regel
formal gesetzwidrige Gewohnheiten zu bezeichnen sind.
als
des
römischen
Die Erkenntniss dieser Gewohnheiten
ist
Staatsrechts
in
aller
unsere nächste Aufgabe.
Dahinter würden freilich noch grössere liegen.
Ist die Erkenntniss
des fortdauernden Volksrechts schon au und für sich lehrreich, so ist
es
doch ein noch höheres
Ziel,
die befruchtende Rtickwirkuno-
dieser hellenistischen Ideen auf die allmähliche
schen Rechts zu verfolgen. licher Prozess; der
dem römischen, und
Umbildung des römi-
Hier vollzieht sich ein weltgeschicht-
griechische Rechtsgedanke verbindet sich mit beide treten
gemeinsam den
Weg
in die Zu-
—
Die heilsamsteu und die gefährlichsten Rechtsgedanken,
kuuft an.
welche
—
9
dem
Rechts- und Staatsleben der Neuzeit mit den Gesetzen
überkommen
Justinian's
stammen zum Theil aus der
sind,
grie-
wie die weisen Bestimmungen über die Verrin-
chischen Welt;
gerung der väterlichen Gewalt und den Schutz des Mutterguts der Kinder im Recht von Gortyn vorgezeichnet standen, so
das
ist
gefährliche Schlagwort des französischen Absolutismus, das prinsolutus
zu
verfänglichen Nebenbedeutung
seiner
ceps
legibus
erst
durch die im griechischen Osten herrschende Auffassung der
est,
Monarchie gelangt.^)
Weit
entfernt daher zu verkennen, dass der Einfluss des pro-
vinzialen Rechts auf die spätere römische Rechtsentwicklung ein
sehr bedeutender gewesen
wollen wir es selbst von unserer
ist,^)
Aufgabe nicht ganz ausgeschlossen halten, diesen sich deutlich erkennen lässt, zu berühren. Doch
Wenn
Vorsicht geboten.
mich früher
ich
(S. 3)
Einfluss,
wo
er
hier grosse
ist
gegen die willkür-
Heranziehung provinzialer Institutionen zur Erklärung des
liche
jüngeren römischen Rechts ausgesprochen habe, so war es weniger die Absicht, die ich missbilligte, als die unkritische Methode, welche die
Amalgamirung im Einzelnen annahm, ohne
Mommsen,
1)
Staatsrecht^
Dispensation
Princeps
des
730 hebt hervor, dass der kleinasia-
II 2 S.
tische Grieche Dio Cassius der Erste
ist,
von der
die Receptionsfrage
der jenen bekanntlich zuerst auf die
iulisch - papischen
Gesetzgebung hin-
zielenden Satz in jener Verallgemeinerung ausspricht, welche seitdem traditionell
geworden
qri[iaxa XBysi
ovSsvi
TcüJ'
"
ist:
yag
XsXvvzccl
dij
xäv
vöiicov,
rag
avra xa Aativma
xovxsoxiv iXsvd'SQOt dno ndarjg ccvccyKuiug vofiiascog slat kkI
yeyoauiiivav svi^ovrai.
(Dio 53, 18.)
—
wie schon früher bemerkt wurde, nicht unzulässig, wenn man die gehörige Vorsicht vorausgesetzt es unternimmt, einzelne Finanzmass2)
Es
ist,
—
nahmen
der Kaiserzeit
bringen;
wie
(Franz im
(ovrjg
l'Egypte 303)
mit ptolemäischea Mustern in Zusammenhang zu
augusteische
die G.
I.
verum venalium
centesima
Lumbroso, Recherchos sur Auch Lumbroso c. p. 285.
G. III 297,
u. ähnl.;
vgl.
p.
28).
Die Zuflucht, welche
dem
xBlog
I'econ. polit. de
I.
messung dürfte ägyptischen Vorbildern entlehnt worden Chreatom. dümot. preface
mit die
sein
Keichsver-
(llevillout,
das Staudbild des
Herrschers den misshandelten Sklaven gewährt, stammt, wie es scheint, aus
dem ptolemäischeu
Reich, und in
selbst ein so kühler Forscher wie lische Sitte erblickt, wie sie
stein hervortritt. vgl.
jedoch auch
Aum.
8.
am
dem
Rechenschaftsbericht des Augustus hat
Mommsen
(Sybel's Ztschr. 57 [1887] 0.
einen Anklang au die orienta-
persepolitanischen und adulitaniscben DenkS.
375
fg.)
Hirschfeld, Wiener Studien
Über letzteren Punkt
VH
170
fg.,
bes.
174
—
-
10
Ganzes klargelegt zu haben. Je weittragender die historische Bedeutung derartiger grossangelegter Prozesse ist, desto mehr
als
niuss darauf bestanden werden, dass ihrer Erkenutniss die gleiche
Sorgfalt
zugewandt
werde,
welche
den
internsten
Fragen der
römischen Rechtsgeschichte nie versagt worden ist. Aus diesem Grunde muss sich auch unsere Untersuchung viel mehr auf die Befestigung einzelner Grundlagen, auf die Erkenntniss des fort-
dauernden Volksrechts,
als
auf dessen weitere Rückwirkungen be-
ziehen, hinsichtlich deren vorläufig noch die grösste Zurückhaltung räthlich ist; die letzten Ziele, die hier anzustreben sind, werden erst Krkenntn issquellen.
nach sehr langer geduldiger Arbeit zu erreichen
sein.
Gleichwie das Volksrecht der östlichen Reichsländer dem etwaigen Particularismus der romanisirten westlichen Provinzen an Bedeutung überlegen ist, so besitzen wir für dasselbe auch ergiebigere Erkenntnissquellen.
Abgesehen von der reichen
grie-
chischen Provinzialliteratur, sind es vor Allem die epigraphischen Epigraphik, £)e^]jjjj[jigj.^
dic ägyptischeu
buch, welche uns eine
schauung gewähren. lässt sich heute, Dassyrischegrfolat ist, ; o
Kcchtsbuch.
wo
Papyrusfunde und das syrische Rechts-
bis ins Detail
reichende unmittelbare An-
Die Bedeutung der gräco-ägyptischen Papyri die Veröffentlichung derselben erst
zum
Theil
nicht abschätzen: vom syrischen Rechtsbuch uoch gar o .
lässt sich bereits jetzt
erkennen, dass
es
eine
historische Quelle
Ranges darstellt. Die Schilderung seines eigentlichen Charakters muss einer späteren Stelle vorbehalten bleiben;^) schon hier darf bemerkt werden, dass sein Werth gegenwärtig noch weit ersten
Es
unterschätzt wird.
ist
insbesondere der
Commentar von Bruns,
der bis jetzt die richtige Erkenntniss ausgeschlossen hat.
So ge-
Commentar den glänzendsten Leistungen nicht bloss seines Verfassers, sondern der gesammten historischen Schule beizuzählen ist, sowohl wegen der eminenten Beherrschung des ronianistischen Rechtsstoffs, als wegen der feinsinnigen Erörterung
wiss dieser
römischrechtlicher Detailfragen, so
ist
doch der
rechtliche Charakter des Rechtsbuchs von
eigentliclie volks-
Bruns
lange nicht ge-
nügend gewürdigt worden. Viele kostbare Goldkörner altheimischer der AusAnschauung hat der strenge Romanist nicht geachtet druck echter Volksüberzeugung wird als Missverständniss des römi-
—
scheu Rechts gebrandmarkt, das Urtheil über die Kenntnisse dos 1) S. iinteu
Cap.
1
bei der Darstellung des Helleuismus in Syrien, sowie Beil.
1.
—
dem muss
In alle
Spieglers ist ein vernichtendes. eintreten,
—
11
und selbst der Person des Verfassers wird
Andenken zu wahren
sein,
Aenderung
eine
ein besseres
welcher für seinen Kreis, wie die
hundertjiihrige Geltung seines
Werks im Orient
viel-
beweist, durchaus
getroffen und dieselbe persönliche Bedeutung bewie seine glücklichereu Genossen Durantis und haben mag, sessen Eike von Repgow, welche von dem tragischen Schicksal der Ver-
das
Richtige
schollenheit verschont geblieben sind.
noch einer Quelle unserer Erkenntniss zu «reden- ^"^^'''?*';'"^ ken, welche zwar keine selbständige Beweiskraft wohl aber dann einen sehr bedeutenden Werth besitzt, wenn es sich darum hanDies delt, anderwärts gemachte Beobachtungen zu unterstützen.
Es
ist
letzt
sind die Rescripte des justinianischen Codex.
Es gehört mit zu den
Umständen, welche eine Beschränkung des Studiums auf
die
Pro-
vinzialrechte der östlichen Landschaften angezeigt erscheinen lassen,
dass wir über die Rechtsentwicklung derselben, was die Juristen
meist übersehen, durch eine überwiegend grosse Anzahl von Rescripten ganz vorzugsweise gut unterrichtet sind.
Es
ist
von
Momm-
sen ausgeführt worden, dass die bekanntlich sehr zahlreichen Rescripte
aus
der diocletianischen
zwölfhundert
—
,
soweit sich
schliessgn lässt, alle
dem
—
Zeit
man
den erhaltenen
aus
deren über
zählt
Subscriptionen
Orient angehören, also nicht von Maxi-
mian, sondern von Diocletian erlassene sind.^)
Diese Erscheinung,
über deren Gründe wir allerdings auf Vermuthungen angewiesen sind, bedeutet, dass wir, soweit aus
einem Rescript auf den That-
bestand des Rechtsfalls geschlossen werden kann, in der grossen
Anzahl der diocletianischen Rescripte lehrreiches
Volke setzt,
Bild
des
herrschenden
Rechtslebens
im
Anschauungen
schon ein ziemlich
allein
Orient
und der hier im können,
erhalten
dass wir durch anderweitige Quellen die Anleitung
vorausge-
zum Ver-
ständniss dieses Rechtslebeus ei-halten haben. Selbstverständlich können auch andere Rescripte und Decrete 1)
Mommsen
iu der
Quartausgabe der Vat.Fr.
p.
396
sq.,
der Verordnungen Diocletians, Abhandl. der Berliner Akad. 1860 derselbe
nimmt
und Consultat.
und Zeitfolge S. 419—420;
an, dass ausser den sechs in Vat. Fr. 41, 271, 292, 313, 315 5
erhaltenen Rescripten
kein
einziges
mit Sicherheit
dem
Zwar hat Huschke, Codex einige „ohne er-
Occident angehöriges Rescript aus dieser Zeit vorliegt. Ztsch.
f.
dem Justin. dem Occident datirte Rescripte dagegen jedoch Krüger, Rechtsquellen 282.
R.-Gosch. VI 307 A. 1 auch aus
sichtlichen Verdacht
beizubringen versucht,
einer
Corruptel" aus
—
12
—
denselben Dienst leisten, vorausgesetzt, dass sich feststellen
lässt,
durch eine Anfrage aus den östlichen Provinzen veran-
sie seien
Hierüber lässt sich nicht immer ein so verlässliches Cri-
lasst.
terium beibringen, wie es die Inscription „Diocletianns et Maxi-
mianus"
wenn
der Theilung des Reichs kann das
Seit
bietet.
auf den Orient verweist, entscheidend sein;^)
es
Datum,
durchaus
uuverlässlich ist aus naheliegenden Gründen^) das „proposita".
Adresse
einer
Constitution
einen Fingerzeig,
gibt
wenn
sie
Die
an
Beamten des Orients gerichtet ist; die Adresse eines Privatmanns mit griechischem Namen kann trügerisch sein, doch kann die Wiederkehr solcher griechischer Adressaten bei inhaltlich verwandten Rescripten die Bedeutung einer Inductionsreihe erlangen. "Wo alle diese Momente versagen, darf ein Rescript nur als untereinen
stützendes
Glied
einer grösseren Beweiskette
augeführt werden, und überhaupt Rescripten,
zelten
erhalten,
irgend
Aus diesem Grunde habe
ich
mit Bescheidenheit
unzulässig,
es
welche nicht durch
Unterstützung
eine
wollen.
ist
aus
verein-
anderweitige Thatsachen
welche
Schlüsse
ziehen
zu
manche einschlägige Unter-
suchungen unterdrücken zu sollen geglaubt und vereinzelte Rescripte
nur ungern dort, wo ich es durch besondere Gründe für
gerechtfertigt hielt,
und
stets
nur im Zusammenhang anderer Be-
weisgründe angeführt. Gesetze.
Auch
die Gcsctzc
im engeren Sinne,
die Edicte^
den Fortbestand des Volksrechts erkennen lassen.
wenn,
sie
können uns
Dies
z.
B. dann,
gegen eingerissene „Missbräuche'', die meist eine starke
volksrechtliche
Wurzel
Novelle Justinian's,
besitzen, polemisiren,
welche
die
Unsitte
wie uns
z.
ß. eine
eigenmächtiger
Privat-
pfäuduugen beschreibt, den Fortbestand der altgriechischen Executivurkundeu verdeutlicht; aber auch dann, wenn sie selbst volksrechtliche licher
Anschauungen
Kraft erheben.
in sich
Da
aufnehmen und zu reichsgesetz-
ein Gesetz
die Provenienz
seiner
Be-
stimmungen nicht an der Stirne zu tragen pflegt, hat man dieser Erscheinung wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Sic ist jedoch sehr 1) Vorausgesetzt, dass es nicht verderbt ist, indem z. B. stritt acc(epta) oder jp^ (proposita) data geschrieben worden ist. Vollkommen verlässlich sind die Sub- und Inscriptionen wegen der bekannten Fehlorquellen nur selten.
2)
Vgl.
auch Seeck, Zeitfolge der Gesetze Constantiu's, Ztsch. f. R.S. 3 fg.; Mommsen, ebenda 2 S 350 fg.; auch Krüger,
Gesch. XXlll 1
llechtsquellen S. 96 A. 43.
—
—
13
gewöhnlich, und die constantinische Gesetzgebung, welche, wie die spätere Regierung dieses Kaisers überhaupt, einen stark orientali-
Zug an
sirenden
sich trägt, dürfte
in dieser
Beziehung besonders
charakteristisch sein.
Jede Bearbeitung des hier angeregten Themas muss
wie j)^^^^°j^^^^^
sich,
ausgesprochen wurde, auf das Einzelne beschränken.
bereits
Je
mehr das bunte Bild der Völkervermischuug im römischen Reich den Zug der Ideen anregt, desto mehr ist es geboten, sich vor grossen historischen Perspectiven zu hüten, welche vorläufig aller
Die namentlich
Wahrscheinlichkeit nach schief ausfallen Avürdeu.
bei französischen Gelehrten verbreitete Gepflogenheit, jede Studie
über das assyrische, ägyptische und griechische Recht mit einer
Apotheose zu beschliessen, wo das Morgenroth orientalischer Erden römischen
leuchtung über das Dunkel der Zwölftafeln uud
Prätor hereinbricht/) nicht
darum
zu
ist
werthlos und gefährlich; es handelt sich
diviniren,
kann, sondern was
wirklich
was möglicherweise geschehen sein geschehen ist, und man darf nicht
vergessen, dass das römische Recht sich ja auch ohne Einfluss-
nahme der Es handelt
provinzialen sich
Anschauungen hätte entwickeln müssen.
daher vorerst darum, an den einzelnen Rechts-
institutionen nachzuweisen, inwieweit hier
volksrechtliche
lung
des
Anschauung
römischen Rechts
galt
noch
in römischer Zeit
die Entwick-
und eventuell auch
beeinflusst
hat.
Diese
Detailunter-
suchuugen bildeten den Ausgangspunkt und bilden noch jetzt den eigentlichen Zweck unserer Arbeit; sie sollen dazu dienen, eine
Beantwortung der Frage nach
der
Rechtseinheit
im römischen
Reich vorzubereiten. 1) So z. B. Lapouge, welcher (Nouv. rev. histor. X 134 sq.) eine Studie von 20 Seiten über eine Tafel in Keilschrift folgendermassen beschliesst: „C'est cependmit dans le droit de V Empire r omain .... qiie nous voudrions saisir la trace lointaine de Vaction puissante de la civilisation assyrienne .... Les peregrins vont faire envier par les Eomains leurs legis-
lations simples et pratiques, et le pretcur sera excite sans cesse ä e'tendre
aux
Folgt die bekannte Scenerie derartiger Gerömischen Throne der Phöniko-Karthager Septimius Severus,
citorjens le droit des peregrins."
mälde: Auf
ihm
dem
zur Seite Papinian, „der Fürst der Juristen, aber auch ein Fürst der
Dynastie der Bakjiani, ein Aramäer, erzogen vor den Thoren Babylons"
dann Paulus, ,,ein Gallier, aber wohl ein Christ, Adept Geheimnissen des Mithras", der unvermeidliche Phönikier ülpian u. Auch E. Revillout hat auf diesem Gebiet Erhebliches geleistet. S. 137),
in s.
(
?
allen
w.
—
— Daneben konnte
—
14
mich der Nothwendigkeit nicht entschlagen
ich
auch auf die äusseren Bedingungen der Rechtsreception einen Blick zu werfen. Es ist durchaus nothwendig, sich über die bezüglichen, Verhältnisse einen Ueberblick zu verschaffen,
um
für
die
Beur-
die
Aus den
theilung des Einzelnen einen Massstab zu besitzen.
für
vorläufige Orientirung bestimmten Vorarbeiten entstand ganz
von selbst die Abhandlung über die Verbreitung des römischen Rechts in den Ostprovinzen, welche eine Skizze der einschlägigen äusseren Verhältnisse zu geben sucht. Dieser habe ich wieder zwei Untersuchungen über den Hellenismus und das hellenistische Recht Hierüber glaube ich mich in den Ostprovinzen vorangeschickt. nicht
zu sollen;
besonders rechtfertigen
das Bild der Zustände,
und in Aegypten, welche als die Fundorte reicher Quellen hier von besonderer Bedeutung sind, ist noch keineswegs abgeschlossen, und vielleicht darf selbst der Rechts-
namentlich
in
Syrien
Zug beifügen zu auf diesem Boden zu forschen
historiker hoffen, demselben ein oder den andern
können.
Jedenfalls
muss
hat, die Prämissen,
er
Die Verhältnisse Aegyptens zur Ptolemäerzeit sind noch
vorlegen.
aus
wenn
er,
welche er zu handhaben gedenkt, zur Prüfung
einem
andern Grund besonders berücksichti^enswerth.
Be-
kanntlich sind die Prozesse der Rechtsreception von grossem Interesse für die Erkenutniss der historischeu Natur aller Rechtsbildung;
aber ebenso
Einzelne zu verfolgen.
Deutschland
sowie
die
gross
ist
auch
die
Schwierigkeit,
sie
ins
Die Reception des römischen Rechts in uns
hier
näher liegende Reception
des-
selben in den römischen Provinzen sind grossentheils noch in Dunkel gehüllt, welches schon
wegen
des grossen
Umfangs
gebiete nicht genügend gelüftet werden kann. in der Ptolemäerzeit eine
gefunden; der beschränkte
dieser Rechts-
In Aegypten hat
Reception des griechischen Rechts statt-
Umfang
dieses
Vorgangs und
eine
An-
zahl vorzüglicher Quellen gestattet es, denselben vielleicht voll-
kommener
zu
übersehen,
als
es
anderwärts
möglich
ist.
Ich
habe geglaubt, dass diese Entwicklung ein lehrreiches Beispiel für die entsprechenden Verhältnisse im römischen Reich geben kann, und deshalb versucht, dasjenige, was sich in einer reichen und werthvoUen fachmäunischen Literatur über diese Erscheinungen findet, in einer
dem
zusammenzustellen.
Interesse des Juristen dienlichen
Weise kurz
ERSTEE THEIL
DIE GRIECHISCHE CIVILTSATION UND IHRE
GRENZEN.
Erstes Capitel.
Der Die lucorporatiou Landschaften
östlichen
hellenistisclie Orient. in
das römische Reich bedeutete für die
der
den
Mittelmeerküste
langen und bewegten Diadochenzeit.
Indessen
ist
Abschluss diese
der
Epoche
zwar unruhig, aber keineswegs unfruchtbar gewesen; vielmehr hat sie ein dauerndes Ergebniss geschaffen, welches den Intentionen des
Alexanderzugs
ihrem Eintritt
entsprach
und den Ländern des Ostens bei ein bedeutsames Gepräge
das römische Reich
in
verlieh; dies ist die Hellenisirung des Orients.
Den alten Niederlassungen der Phönikier auf europäischem-^^J*®^® s^^"; Boden war schon frühzeitig, etwa seit dem neunten Jahrhundert, lo^wation. ein
Rückschlag hellenischer Colonisationslust und Wanderfreudigerst als Seeräuber,
keit begegnet;
dann
als
Städtegr linder^) breiteten sich griechische
Handeltreibende und
Stämme
allmählich an
den Küsten Kleinasiens und seiner Nachbarinseln,^) dann an den nördlichen Gestaden des Mittelländischen Meeres bis nach Italien,
und über den thrakischen Chersonnes,^) endlich südwärts nach der afrikanischen Küste, nach Kyrenaika, Barka, nach den
Illyrien
1)
Specielle Darstellungen der älteren griecliischen Colonisatioi^ geben
II Th. 3, 1. Abtheil. S. 25 fg. und E. Curtius, Die Griechen in der Diaspora, Sitz.-Ber. der Berliner Akad. 1882, S. 943 — 957. Für die spätere Zeit vgl. vor Allem die Uebersicht der hellenischen Püanz-
insbes.
Movers, Die Phönikier
städte bei
2)
So
Besitz ist
die
Cauer, Delectus^ 3)
Hellen. Alterthumskunde I'^ S. 81—121 und Büchund Erwerb im griechischen Alterthum, bes. S. 35G— 401.
Wachsmuth,
senschütz,
altkypriotische Sprache jetzt
zu No. 472,
Curtius
Schon im sechsten Jhd. findet
eine Spur der Aeneassage,
a. a,
sich in Aineia
Friedländer,
griechische entziffert;
als
0. S. 957.
am Thermäischen
Sitz.-Ber. der Berliner
S. 749.
Mitteis, Roichsrecht
u.
Volkarecht.
2-
Golf
Akad. 1878,
—
18
~
Syrten und Aegypten^) aus. Indessen waren diese älteren Siedelungen durchaus nur durch die zufalligen Bedingungen des Handelsbetriebs bestimmt; systematische Annexion und lucorporation liegt
den Griechen des classischen Bodens durchaus
haben erst Ooionien Alexander's.
die
fern.
Dem
makedonischen Griechen begonnen.
Mit dieser
bekannten
KosmoDolitismus Alexander's des Grossen^)^ entsprach das Bestre' J-
.
ben, durch eine wohldurchdachte Colonialpolitik die Hellenisiruug
des Orients einzuleiten. Unter seiner Regierung sollen über siebzig
Städte unter den barbarischen Völkerschaften gegründet^) und soll
„Asien mit hellenischen Städten besäet" worden
sein.
So verschieden die politischen Richtungen der Lagiden und kommt doch unstreitig Beiden das
der Seleukiden gewesen sind,
Verdienst zu, das
Werk
der Hellenisiruug nach
dem
vorzeitigen
Tode seines Schöpfers unermüdlich und erfolgreich fortgesetzt zu Die
haben. dieser
consequente
Politik,
welche
in
Richtung von beiden Dynastien betrieben wurde, hat un-
zweifelhaft Heiienieigentlich sirung unter o
den Diadochen
zweihundertjährige
das erst
Werk
Alexander's
vollendet.
nicht
blos
erhalten,
Den Diadochen kamen
sondern
vor Allem die
Folgen des Sturzes der attischen Seeherrschaft zu Gute:^)j von " den Fesseln der atheniensischen Politik befreit, folgte die Betriebi
samkeit der jüngeren griechischen Städte willig den Bahnen, welche
Ueber die älteren Ansiedlungen der Grieclien in Aegypten vgl. Hero153—4, 163, 178, 180-2; Diod. Sicul. XI 74; dann Curtius a.a.O., S. 952; Maspero, Geschichte der morgenländischen Völker, übers, von Pietschmann S. 520—2; Büchsenschütz a. a. 0. S. 378—380; Lumbroso, Recherches sur l'economie politiqae de l'Egypte S. 58—59. Früh schon finden sich Griechen (angeblich Milesier aus Abydos in Asien) im altägyptischen Abydos; Samier waren bis an die grosse Oase vorgedrungen. Seit Psammetich, Apries und Amasis wurde zuerst den loniern und Kariern, später allen Griechen die Niederlassung in Aegypten gestattet; die Einwanderer aus Chios, Teos, Phokäa, Klazomenä, Kuidos, Halikaruassos Phaseiis und Rhodos bildeten einen festen Stock von Handeltreibenden. Seit Psammetich gab es, wie Herodot berichtet, eine eigene Kaste von Dolmetschern, um den Verkehr zwischen Griechen und Aegyptern zu vermitteln. Als Söldner wurden die Griechen schon seit den Pharaonen der 18. — 20. Dynastie verwendet. 2) Plutarch, De fortuna Alexandri I 6. 1)
dot, II 16,
,
3) Die Richtigkeit dieser Nachricht hat Droysen durch eine eingehende Untersuchung bestätigt gefunden; Geschichte des Hellenismus * III 2 p. 193—248. 4) Die Bedeutung dieses Ereignisses für den hellenistischen Handel
schildert
Büchsenschütz
a. a.
0. S.
413-418.
-
-
19
die grossen Reiche der Ttolemäer
und Seleukiden ihnen anwiesen.
Bahnen führten den griechischen Handel durchaus nach Osten; man hat mit Recht gesagt, dass die Bedeutung des Rothen Diese
Meeres
und
seiner
Nachbarländer
für
den
indischen
Transite
verkehr in heutigen Staaten nicht lebhafter empfunden wird, als
an den Höfen die eigentliche
der Diadochen
geschah/)
Coloniengrüuduug
in
Nebstbei wurde
auch
diesen Zeiten wesentlich da-
durch befördert, dass in Altgriechenland der wirthschaftliche Verfall,
ja die Verödung, welche
verheerenden Kriegen stattgefun-
in
den hatte, zur Auswanderung förmlich zwingen musste.^)
Nur
ein
Ausdehnung des Lanzknecbtslebens, zu welchem die Werbetrommel der kriegerischen Diadocheufürsten in Griechenland und Makedonien beständig und Seitenstück hiezu
ist
ausserordentliche
die
mit dem grössten Erfolg gerührt hat; nicht weniger als achtzig-
dem zweiten Ptolemäus am Hofe und diese waren fast ausschliesslich Griechen.^) Neben dem Schwert und dem Pflug nahm auch Kunst und Wissenschaft an der griechischen Eroberung des Ostens Tlieil; tausend Söldner wurden
unter
zu Alesaudrien unterhalten,
schon 1) a. a.
zu Xenophon's Zeit war der griechische Arzt und Lehrer
Droysen, Hellenismus-
III 2
351
S.
fg.; vgl.
auch
Büchsenschütz
0. 612 fg. 2)
Der Verfall des griechischen Wohlstandes
in der
im Rückgang der Individualvermögen Verschuldung der hellenischen Gemeinden hervor. Die Zeit tritt sowohl
nachalexandrinischen
als in der furchtbaren
letztere, welche bisher den Schilderungen Cicero's (ad fratr. I 1, 9.; ad famil. XIII 61; ad Attic. V 16 u. 21, VI 2 u. 3) bekannt war, wird gegenwärtig
besonders aus 56
u.
am
durch epigraphisches Material
Deutlichsten illustrirt;
Wachsmuth,
s.
Welt während der Diadochenzeit, im 283 — 303; Szanto, Anleihen griechischer
OfcfFentlicher Credit in der hellenischen
Rhein.
Museum
für Philol.
XI
S.
Staaten, in den Wiener Studien VII,
Bas,
luscr.
du Pelop.
p. 119.
vom
S.
232
fg.,
Den Rückgang
Vlll,
S. 1 fg.;
Foucart-Le
des Privatwohlstands zeigt
u.
A.
Thal heim, Griech. Rechtsalterthümer S. 134 fg.; vgl. ferner Büchsenschütz a. a. 0. S. 607, 612 fgAllgemeine Schilderungen dieser Verhältnisse bei Hertzberg, Geschichte Griechenlands unter den Römern II S. 198 fg. (vgl auch dess. Verfassers Gesch. Griechenlands seit dem Absterben des antiken Lebens bis zur Gegenwart I die ephesinische Inschrift
S.
6—18); und
bes. bei
Dirksen, Versuche 3)
handeln S.
J.
83
a.
Mommsen,
Chr. bei
Rom. Gesch.
V
S.
245—247.
Über Entwicklung und Umfang des Söldnerwesens
Drumann,
644 und
S.
auch
S. 156.
in
Griechenland
Ideen zur Geschichte des Verfalls der griech. Staaten
Büchsenschütz
schichte d. Hellenismus '111
1
a. a.
S.
0. S. 350
25.
— 355.
Vgl. auch
Droysen, Ge-
— am Hof
20
—
zu Susa nicht weniger zu Hause, als er es später in
gewesen
Rom
ist\)
Die Zahl der griechischen Ortschaften, welche seit Alexander's Tod bis zur römischen Eroberung in den östlichen Küstenlandschaften des Mittelmeers gegründet worden ist, ist heute auch mit annähernder
nicht
dass die
sache
Sicherheit
gewiss
festzustellen;
ist
nur,
Hellenisirung dieser Länder schon damals in der Haupt-
entschiedene Thatsache
eine
gewesen
Es läge etwas
ist.
Erstaunliches in dieser Thatsache, wenn wir nicht wüssten, dass
auch Gallien und Spanien von den Römern in wenig Jahrhunderten Die Erklärung gibt in beiden Fällen die Ueberlegenheit der Civilisation über die Barbarei. Insbesondere völlig romanisirt
worden
sind.
Widerstandslosigkeit
die
des
orientalischen Passivität,
begründet
—
zum
Orients^)
zum
liegt
grösseren Theil
in
Theil
in
der
dem Umstand
der freilich nur ein Corollar dieser Passivität ist
—
dass diesen Landstrichen die Organisation zu politischen Gemein-
wesen, die beste Stütze der nationalen Eigenart, vollkommen fehlte.
Es
das Charakteristische der Barbaren, sagt ein bekannter Aus-
ist
spruch des Dio Chrysostomus,^) nicht in geschlossenen Politien zu leben, sondern wie die Dörfer (xara xa^ag) von oben herab re-
Diese Eigenthümlichkeit findet sich bei den theo-
giert zu werden.
kratischen Reichen des semitischen Stammes*) nicht weniger, als bei den nördlichen
und östlichen Stämmen Kleinasiens, ^)
bei
den
Chaldäern^j und selbst bei den Aegyptern. Selbst ungeheure Städte
wie Babylon
dem
sind nach
nicht Körperschaften von
Urtheil des Aristoteles nur Haufen,
Menschen gewesen;
es
das orga-
fehlte
nische Leben, der Zersetzungsprozess fand hier keinen Widerstand.
Droysen HII
1) 2)
1
S. 26.
Von welcher jedoch Aegypten
eine später zu besprechende
Ausnahme
bildet. 3) Or.
mites ce
.
.
XL VII
Renan,
4) .
p.
525 (Morelli).
Eist, des
laugues s^mitiques I-
n'a jamais compris la civilisation dans
le
p.
13:
„La
race des Se-
sens que twus donnons ä
mot; on ne trouve dans son sein ni grands empires organises, ni commerce,
ni esprit public, rien qui rappelle la nohzsia des Grecs." 5)
Vgl.
Kuhn,
Die städtische und bürgerl. Verfassuug des röm. Reichs
Ein sehr lehrreiches Beispiel bietet noch in der Kaiserzeit Kappadokien, welches nach Strabo XII 573 der Städte ermangelte und dieII
S. 94, 231.
selben erst in der nachseverischen Zeit erhalten hat. 6)
Aristoteles Polit. 111
1
(3) Didot.
— Dem
—
21
gegenüber sind die griechisclien Colonien auch im Orient
regelmässig^) mit städtischer Autonomie gegründet und die Stadt-
auch von den regierenden Mächten mit Khigheit ge-
freiheiten
konnten sich doch im letzten Jahrhundert der
schont worden; Seleukidenzeit
meisten griechischen Städte Syriens zu jener
die
vollkommenen Municipalfreiheit losringen, mit welcher in das römische
Reich
sie
später
eingetreten sind.^)
"^^''^ Diese Freiheit^)' hat dann den griechischen Stadtwesen des samkeit de '--'
vermöge deren sie ganzen Reichen den Stempel griechischer Herkunft aufdrücken konnten. Orients
Wie
eine
Lebenskraft
solche Colonien
zu wirken verstanden, zeigt
Urtheil Strabo's*) über
die freilich
am
besten das
dem Occident angehörige
Stadt
angesehenen Gallier", sagt dieser Schriftsteller,
„Alle
Massilia.
„widmen
verliehen,
sich jetzt der
Beredsamkeit und Philosophie, so dass die
Stadt, die vorher nur eine Bildungsanstalt für die Barbaren war,
gemacht hat, so dass die Verträge in griechischer Sprache abgefasst werden und gegenwärtig die angesehensten Römer es vorziehen, anstatt nach Athen hieher zu gehen und der Philosophie sich zu widmen. Die Gallier, welche dies sehen, verwenden ihre Zeit gerne auf solche Studien, und zwar nicht blos Einzelne, sondern ganze Gemeinden. Denn sie halten sich Sophisten, nicht bloss für ihr Haus, sondern auch für das Gemeinwesen, sowie auch Aerzte." Und den Hauch griechischer Lebenskunst, den diese abgelegene Colonie im fernen Westen um die Gallier zu Philhellenen
1) Eine gewisse Ausnahmestellung nimmt auch hier Aegypten ein, worüber unten das Nähere zu sagen ist. 2) Die Belege bei Marquardt, Rom. Staatsverwaltung I' S. 393—396;
vgl.
Mommsen, Rom.
Gesch.
Verhältnisse bietet Stark,
V
S. 450.
Eine ausführliche Darstellung dieser
Gaza und die philistäische Küste
S.
447—479,
bes. S. 472 fg. 3) Es mag hervorgehoben werden, dass die griechischen Colonien auch vorausgesetzt, dass sie überhaupt solche besassen, von ihren Mutterstädten völlig unwas bei makedonischen Königsgründungen nicht der Fall war abhängig waren; das römische Abhängigkeitssystem, oder gar das englische System, nach welchem seinerzeit, wie Lord Chatham sagte, jeder Bettler in den Strassen Londons von „unsern amerikanischen Unterthanen" sprach, ist
—
bei griechischen Colonisationen nie zur
—
Anwendung gebracht worden. Höchstens
pflegten sacrale Beziehungen zwischen Mutter-
Vgl.
Wachsmuth,
nismus
*
4)
HI
2,
355
fg.
Strabo IV
und Tochterstadt zu bestehen.
Hellen. Alterthumskunde I-
5 p. 181.
S.
148;
Droysen,
Helle-
coionien.
— verbreitete,
sich
22
—
bat die Röinerzeit nicht
zu
vermocht;
tilgen
*)
noch im angehenden Mittelalter wurde die Gegend um Massilia als Graecia, der Busen von Marseille als mare Graecum bezeichnet.") Grenzen desHellema™"^In
des Orients. die Hellenisirung Solchen Verhältnissen entsprach "^ • _
ihren äussersten Grenzen berührt sie Gebiete, welche
unserm Interesse entrückt
Blick wie
sind;
unserm
nordwärts greift
sie
Armenien, wo griechische Geschichts- und dramatische Werke nebst den unvermeidlichen Reden verfasst wurden; südlich erstreckt bis
an der Küste des Rothen Meers bis nach Aethiopien hinab; in Persien und Mesopotamien haben oft die griechischen Studien geblüht.^) Indessen siud das nur die letzten Punkte, wo der Hellesie sich
nismus bereits vollständig verschwindet; das Gebiet, wo das griechische Leben festen Fuss gefasst und mehr als den vorüber-
gehenden Eiufluss der Mode geübt hat, muss viel enger begrenzt und darf keinesfalls über die Küstenländer des Mittelmeers hinaus erstreckt werden.*^)
In diesen Grenzen sind drei verschiedene Zonen
des Hellenismus für unsere
Zwecke zu unterscheiden: Vorderasien,
Syrien und Aegypten. HeiienisirungKleinasiens.
Hellenisirung ° in Kleinasien durclidie Colonisation von Anfang den leich-
\jj^ Vollständigsten ist die °
Hier hatte
gedrungen.
testen Stand, da die offene
Zeiten
ältesten
wesen
Auch
ist.
und einladende Küste schon von den
mit griechischen Ortschaften wohl nichthellenischen
die
Lykier
besiedelt
ge-
and Pamphylier
waren entweder selbst europäischen Stammes oder europäischen
Stämmen nahe verwandt,
ihre Institutionen, wie die der Griechen,
durchaus republikanisch.^) hatten diese vermocht.'^)
Noch
Stämme
ihre
Auch unter freie
der persischen Herrschait
nationale Eigenart zu bewahi'en
Desshalb brauchte die alexandrinische Städtegründung
c. 42, 16 (Seeck p. 215) uennt die Weitere Ausführungen über diesen Punkt bei Hirschfeld, Gallische Studien, Sitz.-Ber. d. Wiener Akad. ph. Gl. CUI (18831
1)
die Notit. Dignit. Occid.
Stadt Massalia Graecorum.
S.
286
fg.
2)
Kiepert, Alte Geographie
Landschaften des röm. Reichs 3)
Renan,
nischen Sprache 4)
Man
schriften aus 5)
Histoire
S.
50G Auni. 5;
Jung, Die romanischen
Budinszky, Die Ausbreitung der
289;
latei-
S. 234.
vergleiche die verschwindend geringe Anzahl griechischer In-
Mesopotamien
in C.
I.
Niebuhr, Vorträge über
6) E.
S.
S. 211.
Curtius, Naxos
S. 16;
G.
III
p.
277 und
Renan
alte Geschichte II 459, 461.
Kuhn,
Verfassung
II
S. 95.
1.
c.
p. 289.
— hier nur
säume
geringem Umfang zu erfolgen;^) der Prozess
in
von selbst
—
23
der
Halbinsel fast
vollständig
schritt
So sind denn die breiten und reichen Küsten-
fort.
hellenisirt
durchwegs
gewesen,')
schon
das
vor
der
Römerzeit
Bergland
lykische
ist
es
ist darum ein Bewohner dieser und Pamphylien hinab, kurzweg als Graeci
wenigstens in der Kaiserzeit geworden^), und es
ganz bezeichnender Ausdruck, wenn Provinzen, bis Kilikien
Römer
die
Meilenweit von städtischen Ansiedlungen finden wir
bezeichnen.^)
dem
die
Lande griechische Inschriften^), und nur wenige Ueberreste altasiatischer Cultur gemahnen uns, dass vor den Hellenen hier eine autoclithone Bevölkerung gehaust hat. Unzweiauf
flachen
—
felhaft weniger
vollständig ist die Hellenisirung der Binnenland-
Vor Allem
schaften zu erachten.*')
die
im
vierten Jhd.
a.
C. in
Kleinasien eingedrungenen keltischen Galater bildeten einen abge-
Zwar
schlossenen Stock der Bevölkerung.
ist
die viel citirte Mit-
theilung des Hieronymus^), der noch für das vierte Jhd. unserer
Aera behauptet: Galatas excepto sermone Graeco, quo omnis Oriens loquitur, proprium linguam eandem paene habere quam Treviros, in
1)
Droysen, Hellenismus
-III 2
S.
250.
2) Neues Material bietet in dieser Eichtung gegenwärtig ImhoofBlumer, Griechische Münzen, Abh. der Münchener Akad., philos.-philol. Cl.
XVIII, 1890, 3)
S.
525
fg.,
bes. S.
Mommsen, Rom.
555
Gesch.
fg.
V
S.
307.
Immerhin nimmt Lykien noch
in
der Kaiserzeit unter den hellenischen Landschaften eine besondere Stellung ein;
der Hellenismus
mancher Beziehung
hat sich hier unter
modificirt.
Es
tritt
dem Einfluss der alten Sitte in kaum irgendwo so bestimmt
dies
an den Grabinschriften; die lykischen Grabschrifteu nehmen unter der sonst so gleichförmigen Masse der Sepulcralsanctionen eine scharf ge-
vor, wie
kennzeichnete Sonderstellung
Studien 4)
I p.
109
ein.
Vgl. Cicero, ad Attic.
Schilderung
des
Vgl. G.
Hirschfeld
in
den Königsberger
fg.
griechischen
VI 1, 15; lehrreich ist auch die einladende Wohlstands in Kleinasien, ad Quintum fr.
I 1, 8.
Ein merkwürdiges Beispiel dieser Art bietet eine von Benndorf, durch Lykien und Karlen (1881, S. 129), veröffentlichte Sepulcralinschrift, welche eine Strafzahlung an die über zwanzig Kilometer entfernte 5)
Reise
Stadt Patara androht. 6)
Das
inschriftliche
Material für diese Gegenden
ist
in
durch die Sterret'sche Reise wesentlich bereichert worden; the American school, vol. II, 1883—4; III, 1884—5. 7)
Comm.
in Epist.
ad Galatas
II 3.
neuerer Zeit
vgl.
Papers of
—
—
24
neuerer Zeit als anaclironistisch bestritten worden;^) aber für die Kaiserzeit
frühere
ist
das
Idiom dieses Volksstammes
keltische
ebenso sicher bezeugt,^) wie die Fortdauer keltischer Sitte durch die bekannte Bemerkung des Gaius^) bestätigt wird, wonach die Galater
den Griechen sonst fremde,
die
aber
den Galliern
bei
wiederkehrende^) patria potestas im Sinne der
Römer handhabten.
Wenn
Gewalt
den Anschein hat,
es
ob
als
diese
sie
Weise zum gewerbsmässigen Verkauf
nischer
haben,^) so
diese
ist
barbarische Sitte für einen andern binnen-
Stamm, den
ländischen
drücklich bezeugt.*^)
in unhelle-
ihrer Kinder benutzt
der
Phrygier, noch
Severus
unter
aus-
Einen anderweitigen Rest des Barbarismus
Erzählung der Apostelgeschichte, wonach zur Zeit Pauli in der Binnenstadt Lystra noch das lykaonische Idiom gesprochen bietet die
Am
wurde.'^)
—
spätesten
—
endlich
erst
der nachseverischen
in
—
Kappadokien durchgedrungen.*) Zeit So war der Hellenismus im Biunenlande noch in der Entwicklung begriffen, während die in Handel und Wandel weit stärker hervortretenden Küstenländer Althellas an griechischer Gesittung nichts in
ist die Civilisation
nachgaben. Der HeUeSyrien.
Länder. zwcitc Zouc der Gräcisirung j a bilden die syrischen
jy'xe
nigmus in
JVJass
j)j^g
dcr Hellenisiruug
Seewesen als an den
anzuschlagen
2)
314
ist
hier unzweifelhaft ein niedrigeres
a. a.
Als Ausgangspunkt
nicht unbestritten.
Dies von Perrot, Revue Celtique
1)
dinszki
V
sei,
ist
vorderasiatischen Küsten, und wie hoch es
I
179
— 192;
ist
zustimmend Bu-
0. S. 245.
Pausanias
X
Vgl.
36, 1; Lucian, Alex. 51.
Mommsen,
Rom. Gesch.
n. 2.
3) Gai. I 55. 4)
de
Caesar,
bell. gall.
IV 19:
necisque habent potestatem; dazu 5)
Denn
in uxores sicuti in Uberos vitae
viri
Bremer,
es ist eine sehr einleuchtende
Berliner Festgaben für Beseler S. 268), richt über die patria potestas
XV S. 137. Mommsen (in
Ztsch. für Rechtsgesch.
Bemerkung von
dass Gains
zu seinem obcitirten Be-
der Galater eben durch solche Erscheinungen
worden sein dürfte. Hievon berichtet Philostratus,
veranlasst 6)
Mommsen 8.
dem
unten, Cai). XI, 7)
trjv
S.
I
in der vorigen
Anm.
vita cit.
Apollouii
Orte
S.
oi ds ox^ot iSovrsg 6 STtoirjasv
avtäv AvKaoviati XiyovtBg 243.
4.
7,
12;
vgl.
Das Nähere
Uuvlog,
infjgccv
x. t. e.
Diese Verhältnisse sind ausführlich geschildert bei
230-
VIII
268 A.
1.
Acta Apostol. XIV 11:
(pcovTjv
8) II
an
Kuhn, Verfassung
dass
festzustellen,
Lande,
welches
-
25
inakedouische
die
„die
Westen und Osten" und
Städtegrüudung
diesem
aus
Grunde
diesem
in
zwischen
Yerbindungsbrücke
militärische
den eigentlichen
Stützpunkt der Seleukidenmacht bildete, in erhöhtem Masse
er-
Dabei wurde der Hauptstock der Ansiedler dem makedonischen Griechenland entnommen, wie uns denn die Sprachforscher belehren, dass die in die orientalischen Sprachen aufge-
folgt
ist.
nommenen
griechischen
Worte nicht nach der
dem makedonischen
sondern nach
sprache,
classischen
Aus-
Dialekt transcribirt
Doch strömten auch anderweitig zahlreiche Auswanderer Zuzug von Argivern, AtheEuböern und Juden geKyprioteu, nern, Aetolern, Kretensern, meldet.^) In den so entstandenen zahlreichen Städten, deren umwurden.^)
herbei; so wird uns von Antiochia ein
Kuhn zusammengestellt
fassendes Verzeichnis s
hat,
war
die
Ver-
fassung durchaus das griechische Stadtrecht mit dij^ogy ßovlrj und
Archonten, griechisch auch die heitere Lebeussitte der täglichen Zusammenkünfte in sogenannten Schulen, yga^^iatsta, und Gymunter Schmaus, Conversation, Musikanhörung mit üebermass der Genüsse.^) Dem Aufblühen dieser Gemeinden und ihrer allmählichen Emancipation von der sinkenden Regierungsgewalt entsprach die Entwicklung einer städtischen Aera und städtischen Münzrechts, welche beide im zweiten Jhd. a. Ch. sich heraus-
nasien,
geprägten Münzen tragen vorwiegend, in römi-
bildeten;'^) die so
scher
Zeit,
verständlich
ausschliesslich
fast
haben
die
griechische
Griechen auch die
Aufschrift.^)
Namen
Selbst-
der Städte, Land-
schaften und Flüsse ihrer eigenen Sprache entnommen, wobei theils die
makedonischen Heimatsnamen,
theils jene der regierenden Fa-^^^j?y"^*j^^"
milien zu Grunde gelegt wurden.*^)
1)
Renan,
Histoire
I p.
—
Aber wenn so
die
gebil- Element.
288 gibt hiefür eine Anzahl von Belegeo aus
der Mischna^ das. auch weitere Citate. 2)
Kuhn,
3)
Stark, Gaza
4)
Stark
S.
472
Mommsen,
5)
Renan
Verfassung
II
S. 316.
S. 461, 471. fg.
Rom. Gesch.
V
S. 451.
Worauf
die
Behauptung von
„jusqu'au temps des Antonins on continua n frapper des monnaics avec des legendes pli^niciennes" gestützt wird, ist mangels jedweden Belegs nicht ersichtlich; jedenfalls ist die Differenz nicht wesentlich genug,
um
1.
c.
p. 286:
hier weiter verfolgt za werden. 6) C. 0.
Müller, De antiquitatibus Antiochenis,
recent. VIII p. 211
(cit.
bei
Kuhn
II n.
2759).
in
Coram.
soc. Gotting.
—
—
26
deten Kreise in den Städten durchaus hellenischer Sitte folgten,
Wenn
einheimische Nationalität nicht ausgestorben.
die
ist
Stämme
dem
der kleinasiatischen Küste in
zerbröckelt und widerstandslos geworden waren, hatte eine kräftige Nationalität vor sich,
man
hier
und der Hellenismus hatte
Wie
Syrien erst spät Fuss gefasst.
die Grenzlinie
ist
in
zwischen euro-
päischem und asiatischem Wesen im Einzelnen zu bestimmen das
die
dortigen Völkertreiben
ist,
eine bei der Dürftigkeit der Ueberlieferung bestrittene Frage;
der Darstellung, welche die Nationalitätsverhältnisse Syriens neuer-
dings bei
Mommsen
eingewendet, dass
gefunden haben, wird von gewichtiger Stimme
sie
zu weiten
der Hellenisirung einen
eingeräumt habe. „Wenn," sagt Nöldeke,') „selbst stadt Antiochia der gemeine
Mann aramäisch
Umfang
in der
redete, so
Welt-
kann man
ruhig annehmen, dass im Binuenlande das Griechische nicht Sprache der Gebildeten war, sondern nur derer, welche es speciell gelernt
„Die makedonischen und griechischen Colonisten haben
hatten."
dort gewiss nur
zu sehr kleinem Theil bis tief in die Römerzeit
hinab ihre Sprache bewahrt; meistens werden
sie
ja
von vorn-
herein den Einheimischen gegenüber stark in der Minderzahl ge-
wesen
sein."
Gewiss
dass
ist,
altnationale Eintheilung nach
der
Stadtverfassung
unter
bei
am Land
auf
Stämmen
den
dem
(ad'vrD
Lande die oder Komen neben flachen
ebenso
Seleukiden
erhielt,
wie
Gewiss auch, dass die niedere Be-
später noch in Kappadokien.-)
völkerung
sich
wie in der Stadt durch die ganze Römerzeit
den einheimischen Idiomen
geblieben
ist.^j
Noch Johannes
Chrysostomus und Theodoret geben davon Zeugniss; der Satiriker erst im Jünglingsalter die griechische Sprache.*) So
Lukian lernte
führten denn durch die ganze Kaiserzeit nicht bloss die syrischen
Dörfer durchaus erhalten 1)
—
,
—
diese
haben wohl niemals griechische Namen im Volksmund ihre alten
sondern auch die Städte
In seiner Recension des 5ten Bandes der
Rom. Geschichte,
XXXIX S. 332—334. Stark, Gaza S. 448; Kuhn a. a. 0. S. 318. Droysen, Hellenismus ^IH i S. 35; Kuhn II
Ztsch. d.
deutsch-morgenländ. Gesellsch. 2) 3) S.
426—427; Budinszki, Ausbreituug 4)
Aehnlich heisst es in einer m.
krates, histoi-. eccles. (ed. Valesius)
I
d. hit.
W.
S.
316;
Marquardt
1-
Sprache S 244.
nirgends beachteten Stelle des So-
cap. 19, der Tyrische Philosoph Meropins
habe auf seine Missionsvoise nach Indien zwei Tyrische Knaben mitgenommeu, „die dos Griechischen nicht unkundig waren (fÜTjvix/jg ovx ufioign öiuij'xroi»)".
— Namen
eiuheiniischen
phaneia
-
wie
Hierapolis
Hamat, Heliopolis - Baalbek
um
sich weniger
handelt,
fort,
—
27
tritt
n.
-
Mabbogh,
Wo
a. ^)
Epi-
überhaupt
es
als
um
populäre Wirksamkeit
auch bei den Gebildeten
die
Landessprache in Ver-
wissenschaftliche
wendung, wie ausser der syrischen Bibelübersetzung
dem
Hymnen
die
und die im vierten Jahrhundert darthnn.-) Namentlich der christlichen Propaganda welche im Orient bekanntlich ebenso auf die Wiedererweckung des nationalen Gedes Gnostikers Bardesanes von Edessa aus
Gesänge
heiligen
zweiten
Ephrem's
—
dankens
gewirkt
römischen Zeit
buch
—
ist es
eigene
eine
sich
im Occident auf die Durchführung dann zuzuscheiben, dass in der spätüebersetzungsliteratur
syrische
im weiteren Verfolg auch das bekannte
der
bildete,^)
wie
hat,
des Centralismus^'')
angehört;
nicht vorhanden.
in
älterer
—
Es
Zeit
Volks dem hellenischen nicht gewichen
Schriftthum
syrisches
ein
ist
begreift sich,
dass
Rechts-
auch der Cultus des bekanntlich hat der
ist;
Dienst von Baal und Astaroth nicht bloss in Syrien, sondern mit
dem
Verfall der heidnischen Religionen im ganzen römischen Reich
seine Orgien gefeiert.^)
—
Auch
in rechtlicher
nigstens in der Seleukidenzeit, zwischen
dem
Beziehung
ist,
we-
griechischen Bürger
und dem syrischen Bauern ein scharfer Unterschied geblieben; die Befreiung von der Kopfsteuer und theilweise selbst die Verwendung zum Militärdienst bildet hier wie in Aegypten ein Privilegium des Ersteren.^) Die Römerzeit hat natürlich gerade diesen Unterschied
gleich
von vornherein und
am
allgemeinen Reichsbürgerrecht aufgehoben.
1)
Vgl.
Ammianus pleraeque
Marquardt, XIV
Marcellinus
licet
Staatsverw. 8,
I-
428.
5 allerdings:
deutlichsten in
—
Die
dem
Unstreitig hat sich
bekannte
Stelle
des
quarum {urhium) ad praesens
Graecis nominibus appelJentur, quae iisdem ad arbitrium impo-
sita sunt conditoris,
primocjnda tarnen nomina non amiitunt, quae
iis
Äf-syria
lingua institutores veteres indiderunt, wäre an sich kein vollgiltiges Zeuguiss,
da Amnaian's Geographica mit Vorsicht aufzunehmen sind; Hermes XVI S. 602—636. 2)
s.
Mommsen,
Burckhardt, Die Zeit Constantin's des Grossen- S. 155 — 166. Jung, Die Rechtsstellung der alpinen Civitates, Wiener Studien
3) Vgl.
XII
S.
119 A. 99.
4)
Näheres hierüber bei Sachau, Ueber die Reste syrischer üeberim Hermes IV S. 69—81.
setzungsliteratur, 5)
Ausführlich dargestellt bei
6)
Stark
a. a.
0. S.
46G— 468.
Burckhardt
a. a.
0.
S.
156
fg.
-
-
28
daher das syrische Volksthum auch unter dem griechisch-römi-
am
schen Regiment erhalten;
stärksten natürlich da,
wo
dem
es
decomponirenden Einfluss des dichten Städtekranzes entzogen war.
wohl zu wenig gesagt, wenn man als Beispiel hiefür gewöhnlich auf die einsamen Wüstenstriche gegen Palmyra hin
Es
ist
weist 5^) hier
an eine
der Ort,
ist
neuerer Zeit meist vernach-
in
lässigte Stelle zu erinnern, mit welcher
schon Jacobus Gothofredus
und welche
die syrische Nationalsitte treffend illustrirt hat^)
Verhältnisse der Stadt Heliopolis im
„Wen
die
obern Orontesthal schildert.
die Heliopolitaner," sagt der Kirchenhistoriker Sokrates zur
Zeit Theodosius
„zum Gesetzgeber gehabt haben, weiss
11.,^)
nicht zu sagen; aber wie dieser vorgegangen die Sitten dieser
Denn
Gemeinde.
zeigen
ist,
am
ich
besten
dort gebietet das einheimische
Gesetz die Weibergemeinschaft, und desswegen kann
man
die
Her-
Das Verhältniss
kunft der Kinder nicht mit Bestimmtheit wissen.
von Eltern und Kindern gibt es also nicht; auch überlassen sie die Jungfrauen den Fremden, die dort hinkommen, zum Gebrauche. Diese bereits eingealterte Unsitte hat der Kaiser vollständig ab-
denn indem
gesucht;
zuschaffen
aufhob, bestimmte
durch
er
ein
heiliges
dass die Geschlechter und Familien sich
An
sollten."
schmählichen Zustand
er jenen
und strenges Gesetz,
gegenseitig anerkennen
der Richtigkeit dieser Mittheilung zu zweifeln, liegt
kein Grund vor;
wenn man schon den gleichlautenden
wird,
sie
unabhängigen Sozomenos*) bei Seite lässt, noch durch eine übereinstimmende Bemerkung Strabo's über die Polygamie der Nabatäer bekräftigt.^) Diese Erscheinung von
Bericht des
Sokrates nicht
Umfang
aber beweist, in welchem
Renan
1) z. B.
2)
ad
1.
c.
3,
£x
trjg
oiQxfJS
f'l
nöXsmg yccQ
Kai Siä
tovtov
e67T0vSaa8
(sc. 6
sccvta
f'x^ sinscv
(x^(pißo2.u
xttl
4) Cf. Gothofr.
1.
55
rjv
to i^&og' x6 Ss Tj&og
rjv.
p. 783.
tiocq'
yvvcttKocg iyxcÖQiog
avToig rä tiKTOfisva'
tag ds TiccQ&svovg rotg Tiagiovoi
zovTO ^| KQ^Kiov xparoüi' nag' ccvzoig Xvaai
sq.,
c.
Strabo XVI 25
bnoiog
(isv riv
ßaailsvg)' vöuco yctQ Cffirrö
c.
cap. 18: oi'HXiovtzoXltui tivk
I
yag flvat nag' avvoig ras
sniyiyväayiBiv TcagfaHSvacsr.
stantini (ed. Valesius) III
6)
1.
xal t8v.vcov ovSsuicc Siä-ngiaig
^Evoig TiK^Etxov 7iOQV8vfa&cii'
ysvT]
ov>i
8slv,vvxccl. v,oivaq
vöfiog sy.Hsve'
yovsav
vono&8Tr}v
12,
Paris 1686)
3) Hist. eccles. (ed. Valesius,
iiiv f'axov
in abge-
285—286.
p.
Th. de incest. nupt.
C.
die barbarische Sitte
bes.
reo»'
—
c. 58.
ataxQÖi^ dvfXwv x6 ^ivßog r«
Vgl. auch
Eusebius, Vita Con-
—
_;
—
29
legenen Landstrichen sich erhielt; ja, wenn ruan berücksichtigt, Heliopolis römische Colonie mit Ins Italicum war/)
dass
bildet
Bestätigung der obangeführten Meinung Nöldeke's, wo-
sie eine
nach unter Umständen auch die Colonisten
der Bar-
in der Sitte
baren aufgehen konnten. Trotz dieser Thatsachen, die hier geflissentlich in weiterem^™/*"^,'^''* "^ nationalen '
Umfange
dargestellt
wurden,
um dem Vorwurf
Ueberseheus
des
Clements.
vorzubeugen, halte ich die Behauptung Nöldeke's, im syrischen
Binnenlande
sei
Sprache der Gebildeten
nicht
Griechische
das
überhaupt, sondern nur derer gewesen, welche es speciell gelernt
und wäre wenig geneigt, das, was Sound Antilibanon be-
hatten, für zu weit gehend
aus den Thälern zwischen Libanon
krates
auf das
richtet,
gesammte Binnenland auszudehnen.
Frage Stellung zu nehmen, angesichts die
des
Meinung
syrischen
verbreitet
ist
dem
Zu
dieser
Rechtshistoriker namentlich
Rechtsbuchs
geboten,
dem gegenüber
dass seine nichtrömischen Eigenthüm-
ist,
lichkeiten orientalischen, d. h. syrischen Ursprungs seien, welcher
Meinung namentlich der Commentar von Bruns und das eigenthümliche Intestaterbrecht des Werkes Vorschub geleistet haben.
Von
diesem Standpunkt wäre das Rechtsbuch
die Hellenisirung Syriens ungünstig.
wo
Da
rechtsgeschichtliche Forschung
die
dem
Urtheil über
hier einer der Punkte
ist,
den mangelhaften Quellen
der Culturgeschichte zu Hilfe kommen darf, und da es wünschenswerth scheint, gleich von vornherein ein möglichst scharfes Bild
der einschlägigen Verhältnisse zu gewinnen, sei es gestattet, die
Resultate nachfolgender Untersuchungen zu anticipiren.
Als Ausgangspunkt
anzunehmeu,
ist
dass,
abgesehen von
ab-^^^^®g"j|^'^?_
gelegenen Gegenden, wie die palmyrenische Wüste oder die Thäler der beiden Libanon
sind,
was immer
in
den syrischen
Städten
dem Hellenismus angehört Nöldeke zuzugeben — sich ihm an-
höhere Bildung besitzt oder anstrebt,^) oder
—
dies
schliesst.
scheint auch
Selbst
Inhalt nach
wo
die nationale
Sprache erscheint,
ist sie
ihrem
nur der Ausdruck der Vorstellungen der führenden
Nation, wie nebst dem Umstand, dass die Syrer nur eine Uebersetzungsliteratur besitzen, auch die bekanntlich
enorme Anzahl der Es ist
Lehnwörter aus dem griechischen Sprachschatz beweist. 1) S.
D. de censibus 50, 15,
1
§
2.
Marquardt, Rom.
Staatsverwalt. I-
428. 2)
Wie
der ursprünglich des Griechischen unkundige Lukiaii.
'""^•
— (lies
—
30
der natürliche Ausdruck eines Zustands, ia welchem die grie-
chische Sprache „wie die officielle in Gericht und Verwaltung die
Hofsprache, die der Literatur, des Handels, auch die aller bedeu-
Man
tenden städtischen Familien''^) war.
wonach
theilung Strabo's,^)
Die Erfahrung lehrt, dass
vorgeschrittene Nation bei äusserer
mit gemischter Bevölkerung
kann,
man
als
die Geschichte
sollte;
viel
Hegemonie einem Land
rascher ihren Stempel aufdrücken
aprioristischer Betrachtung
bei
der Mit-
die massaliotischen Gallier ihre Ver-
träge in griechischer Sprache abfassten. die
erinnert sich
vielleicht
der deutschen Civilisation, wie
sie
glauben in
den
Nachbarländern Deutschlands, in Polen und Böhmen im Mittelalter
stattgefunden hat, gibt uns hiefür sowohl auf
dem Gebiete
Kunst wie auf dem des Rechtslebens höchst lehrreiche Belege. Wer in derartigen Ländern gelebt hat, weiss, wie wenig der
•
das Idiom der grossen Massen im geistigen Gesammtleben zu be-
deuten hat, so lange der nationale Friede gewahrt bleibt.
Dieser
allgemeine Satz wird durch die Betrachtung des syrischen Rechts-
buchs bestätigt. Syrisches Keclitslmch.
ß^g svrische Rechtsbuch ist in seinen nichtrömischen Be' standtheilen, deren Zahl und Bedeutung die Annahme von Bruns jedenfalls weit übersteigt, vorwiegend griechischen Ursprungs. Es enthält die Reste des Rechts der griechischen Colonisten, welches in
auf
griechischen
der
dem
Stadtfreiheit
der
Seleukidenzeit
ebenso
wie
Boden gehaudhabt und vom römischen Recht
classischen
niemals vollständig verdrängt wurde. Gewiss hat das hellenistische
Rechtsleben in einzelnen Punkten hier orientalische Färbung an-
genommen, aber
der
Kern
ist
griechisch
geblieben,
ein
spätes
Zeugniss für die ungebrochene Kraft der führenden Nation, und es
wäre ein im Literesse der Rechts-
und allgemeinen Geschichte
sehr bedauerlicher Irrthum, dieses Zeugniss in sein Gegeutheil ver-
kehren zu wollen.
So
ist
vor Allem das Intestaterbrecht, bekanntlich der auf-
und umfassendste Particularismus, den der Spiegel aufweist, m. E. weder zum jüdischen noch zum arabischen Erbrecht
fälligste
hin^berzustellen, sondern es trägt,
späteren
1)
Zuthaten
St Ulk, Gaza
2) S.
oben
S. 21.
entkleidet
S.
448.
wird,
wenn
es
genau
von augenscheinlich dieselben
Gruudzüge,
—
—
31
welche das Recht
von Gortyn und das attische Kecht zur Zeit Redner kennzeichnen. Griechischen Charakter verräth eine Anzahl von Stellen, aus denen auf ein weitgehendes Notherbrecht
der
der Kinder und die Ablehnung des römischen Exheredationsrechts
geschlossen werden darf.
Weitgehende Abweichungen vom römi
sehen Recht zeigt von jeher das griechische Dotalrecht; der syrische
Codex folgt getreulich diesen Spuren. Griechisch klingt, was wir Form der Emancipalion oder über die Verstossung von Bindern, über die Bedingungen der Freilassung von Sklaven und die Praxis des Sc, Claudianum erfahren. Wenn die Griechen ihre über die
Sklaven eintheilen in „Kaufsklaven" {xQ'^^'^^V'^ot) und ,,im Hause Geborene" (oixoysvatg), findet sich diese Unterscheidung^) auch in
dem Rechtsbuch von Hierapolis nicht übergangen.-) Dass bei jedem Geschäft selbst des täglichen Lebens die schriftliche Form als
vorausgesetzt
selbstverständlich
dem Gebrauch
wird,
hat
gewiss
der syrischen Bauern, sondern auf
dem
nicht
auf
der schreib-
lustigen Hellenen beruht. Endlich ist auf die sehr massgebende Thatsache aufmerksam zu machen, dass der Gebrauch der Executivurkunde, wie sie die Griechen sowohl der classischen Länder als
in
Aegypten
in
weitem Umfang gehandhabt haben, sich
für
Syrien aus mehreren Andeutungen des Rechtsbuchs mit Sicherheit ergibt.
Nur ein Corollar der Hellenisirung des Rechtslebens ist es, wenn das genannte Werk, obwohl in die enchorisehen Sprachen uns dennoch eine ungewöhnlich grosse Anzahl grieLehnworte nebst wenigen lateinischeu aufweist. Der dankenswerthen Zusammenstellung Sachau's^) entnehmen wir
transcribirt,
—
—
chischer
siebenundsechzig griechische und dreizehn lateinische Termini; unter diesen befinden sich gerade die wichtigsten und alltäglichsten Aus-
drücke des forensischen Verkehrs, Stadtrichter,
aQxsicozTJg Archivar,
so rjyifio^v Statthalter, sxÖLxog
vo^ixog Notar, inkgoTtog Vor-
1) Ich weiss wohl, dass eine anklingende Unterscheidung auch dem jüdischen Recht (Michaelis, Mos. Recht^ 11 123, 1 Mos. 14, 14; 17, 23) und vielleicht auch dem assyrischen (Feuchtzwang in Bezold's Ztsch. f.
Assyriol.
V
1890
p.
27
fg.)
nicht unbekannt
des Rechtsbuchs aber dürfte sie weise in
am
ist;
richtigsten
Zusammenhang gebracht werden.
2) Syr. R. B. L. § 33. 3) In seinen
Erläuterungen
S. l.öG
— 167.
bei
dem
sonstigen Charakter
mit der griechischen Denk-
—
32
—
mund, dlarj Prozess, ^rj^da Strafe, ti^it] Werth, vo^r'j Besitz, ouöta Vermögeu, cpsQvi] Mitgift, doQsd Scheukung, 7caQad-}]Krj Depositum, XccQtrjg Urkunde, Lovyov die Steuerhufe, tiqüötl^ov Conventionalstrafe u. a. Die betreffenden Vorstellungen müssen der syrischen Sprache ganz oder grösstentheils abgängig, und anderseits die griechischen Bezeichnungen auch dem Syrer geläufig gewesen sein, gleichwie bekanntlich die angelsächsische Sprache Begriffe der verfeinerten normannischen
die
entnommen
abstracten
hat.
Natürlich finden wir auch umgekehrt in den griechischen Ordnungen von Hierapolis-Mabbogh inauche orientalische Localtöne. Wenn nach dem dortigen Recht die Ehe ohne schriftlichen Vertrag mit Aussteuer und Brautpreis der rechten Weihe ermangelte, so wusste man schon damals, dass „die Sitte des Westens" eine
Die Brautschenkung, die in
war.
idealere
Syrien eine
so
grosse Rolle spielt, muss hier mit Bestimmtheit als heimische Institution aufgefasst werden.
Dass der gekaufte Sklave wegen Be-
sessenheit redhibirt, die Frau wegen eines „Dämons" Verstössen werden kann/) bedarf keiner Erläuterung. Auch das wird orientalisch sein,
wenn der Wittwe bestimmte Antheile an ihrem Schmuck
„von Gold, Silber oder Perlen" zugewiesen werden; der Schmuck hat bei den Frauen des Orients von jeher eine grosse Rolle ge-
Das Alles sind aber nur wenige und untergeordnete
spielt.")
Punkte, welche den Charakter des Ganzen nicht verändern. Weitere Be-
j)jß
Erkonntuiss, dass das syrische Rechtsbuch auf vorwiegend O Grundlage ruht, ist aber nicht bloss für die Beur'
(leutung des syrischen cfriechischer
bnchs.
•'
theilung der culturellen Verhältnisse Syriens von Wichtigkeit, son-
1)
L
Wenn
§§ 39, 114.
eingebürgert hat
—
so
sich der Exorcismus auch in westlichen
ApoUouios von Tyana
trieb
in
Ländern Athen einem Jüng-
—
Hertzberg, Geschichte Griechenlands II 76 so vom Orient gekommen; rechtliche Wirkungen der BeVgl. noch Gibbon, mir für diese Gegenden nicht bekannt.
ling den Teufel aus, vgl.
,
hieher ebenfalls
ist er
sessenheit sind
—
Geschichte ed. Sporschil 2) Vgl. D.
I
S.
363—364.
de auro argento 34, 2, 40 §
1
(Scaevola
1.
27 Dig.): muUer
decedens ornamcnta legaverat ita: „Seiae amicac vieae ornamenta universa dari volo;" codem testamento ita scripserat: „Funerari nie arhitrio viri mei volo
et
quaecunque sepulturae meae causa feram ex ornainentis lineas duas ex margaritis et viriolas ex smaragdis ;" cf. auch C. de bis quib. ut in inferri mihi
dignis
(),
35,
5.
Denn beide
Verhältniss zu Gallien (Ztsch.
Stellen beziehen sich, f.
Kechtsgesch. XVII
wie Bremer, ülpians S. 91)
Wahrscheinlichkeit nach auf orientalische Verhältnisse.
hervorhebt,
aller
—
—
33
dern hat auch für die Geschichte der übrigen Ostproviuzen und
insbesondere für die Frage nach
und Vulgarrecht Codex bloss um
dem
daselbst geltenden Volks-
Würde
eine weitere Bedeutung. ein paar primitive
es sich in
jenem
Localgewohnheiten eines
schen Landstiidtchens handeln, wir könnten ihn ruhig mit
syri-
dem Edict
Armenier und mit andern Spuren eine Linie setzen und der gelegent-
Justinian's über 'die Unsitten der
barbarischer Particularismen in
Berücksichtigung
lichen
der
Antiquare überlassen.
Enthält
er
jedoch griechischen Rechtsgebrauch, so gewinnt er Beziehung zu allen sonstigen Spuren,
Rechtsauschauung
welche für den Fortbestand griechischer wird dann einer
in der Kaiserzeit sprechen; er
der Gesichtspunkte für die allgemeine Beobachtung, dass im ganzen
Bereiche des Hellenismus, also in sämmtlichen Ostprovinzen, die ältere hellenische Cultur der Reception
des römischen Rechts bis
zu eitlem gewissen Grade entgegengewirkt hat. ist
der Spiegel
In diesem Sinne
von Hierapolis für die Geschichte der römischen
Cultur und des römischen Rechts
auch in andern Provinzen von
besonderer Bedeutung.
Bekanntlich
dem Strom
auch das Nachbarland Syriens, Palästina, von
ist
der griechischen
Einwanderung nicht unberührt
ge-
Die Schriften des neuen Testaments, deren Herkunft zum
blieben.
Theil zweifelhaft sein möchte, geben hiefür trotz ihrer zahlreichen hellenistischen Elemente keinen so starken Beweis scheinlich
dem zweiten
seiner festen hierar-
chischen Verfassung unerschütterlichen Volks
ist es
Die Durchsicht der Mischnaübersetzung von
Rabe
mehr oder weniger verderbter
=
wahr-
Aber zu einer eigent-
lichen Hellenisirung des abgeschlossenen, in
mischna 3 ,,T)luskma"
die
nachchristlichen Jahrhundert angehörige,
unzweifelhaft nationaljüdische Mischna.^)
1)
als
griechischer
{yX(oao6y.ofinv)
= Beutel;
um
zeigt eine Reihe
Wörter,
z.
B.
Gittin
7
m.
c.
so weniscer
Gittin 1
ctip.
3
„Cordaikus"
Gittin c. 4 m. 4 „Hypo„Typos" Scheidebrief; Kidduschin c. 1 m. 6 „Idiota" Privatmann; Jefamoth c. 16 m. 7 ,,Pandaesium" (navSaLGiov) Gasthaus; Sotah c, 1 m. 8 „iloy;t>?" Lanze, c. -1 m. 4 „Diphthera" Haut, c. 8 ni. 4 „Exedra'" Vorsaal u. a. Das Buch Sanhedrin, „von den Gerichten", hat seinen Namen unzweifelhaft dem griechischen Synim Buch Sotah c. 9 m. 14 heisst es, im Krieg mit Titus edrion entlehnt, sei die Verordnung erlassen worden, Niemand dürfe seinen Sohn die griechische Sprache lernen lassen. Gittin c. 9 enthält ganze Abhandlungen über die Verwendung der griechischen S[>rache in Scheidebriefeii u. s. w. (xor^dtaxd?)
theca"
=
eig.
Pfand;
Herzklopfen, dann Epilepsie;
Gitt.
c.
11 m. 4,
c.
3
m.
=
2
=
=
=
=
Mittois,
=
Reichsreclit
ii.
Volksri-i-lil
3
Palästina.
— gekommen,
~
34
.
dauernde politische Annexion desselben keinem
als eine
der Diadochenstaaten möglich gewesen
ist.
—
Auch
in der Kaiser-
das jüdische Landrecht anfangs in ungestörter Geltung
zeit ^) ist
verblieben;
bis
auf Vespasian wurden die Juden
(staatsrechtlich
gesprochen: die Stadt Hierosolyma und die zugehörigen Toparchien)
im Besitz der
relativen
Selbständigkeit belassen,
bei unterthänigen Reichsangehörigen die
Juden
in der Diaspora^) sind
überhaupt denkbar
wie
ist.
sie
Auch
von Rechts wegen nicht Bürger
Wohnorts, sondern gehören nach allgemeinen Grundsätzen Heimatsgemeinde an und leben daher nach heimischem Recht; solche Quartiere auswärtiger Handeltreibender in fremden Städten
ihres
ihrer
bildeten bekanntlich nicht bloss die Juden, sondern auch die andern Nationalitäten,^) doch scheint den jüdischen Ghetti
eine politische Organisation
und
ausnahmsweise
die nationale Judicatur über ihre
—
Diese Verhältnisse Angehörigen zugestanden worden zu sein.^) änderten sich mit der Auflösung des jüdischen Staatswesens; seit dieser Zeit
können
sind
die
Juden im Rechtssinn pe>egrini
dediticii
Cultuscollegium
aber
keine
Judicatur besitzen.
Man
noch ein
vielleicht
Nation, desshalb auch keine
nationale
bilden,
und
wenn man annimmt, dass die rabbidamals wie im Mittelalter von den Juden
wird zwar nicht fehlgehen, uische
Jurisdiction
freiwillig gehalten,^)
wie
auch von der Regierung bis zu einem
sie
gewissen Grade tolerirt wurde.^)
1)
Rom
Volksrechte,
So
B. die
z.
nach römischem Recht in Sy422—429) kurz gekennzeichnet worden.
(der Religionsfrevel
Bd. 64 [1890]
S.
Judeugemeinde
(Lumbroso, Recherches
in Beienike
(C.
I.
G. 5361), in Alexan-
sur l'economie politiqne de l'Egypte p. 62), in
u. v. a. 3)
So
Phönikjer
z.
4)
B.
von Alters her die Phönikier in zahlreichen Städten, Movers, 112 fg.; Egger, Memoires d'histoire ancienne et de phispäter besonders die römischen consistentes s. unten Cap. V. Verfassung I S. 23; Mommsen, Der Religionsfrevel S. 423,
III 1 S. 10,
lologie p. 121
cf. S.
Mommsen
histor. Ztschr. 2)
dria
d.er
Die Verhältnisse der Juden im römischen Reich sind in neuester Zeit
wieder durch bel's
Aus dem Kreise
;
Kuhn,
426. 6)
Hierauf beziehe ich C. de
iurisdict.
omnium iudicum
3,
13, 3
(Impp.
—
Maxim. ludae die Adresse ist zu beachten): Privatorum couscnsus iudicem non facit cum qui nulU praeest iudicio nee quod is statuit, rei üioclet. et
iudicatae continet auctoritatem
de ludaeis 6)
1,
8,
8) in
(a.
293); vgl. C. Tb. de iurisdict.
2, 1
10
(=
C. J.
der folgenden Anmerkung.
Die in der vorigen Note letztaugeführto Stelle sanctionirt die com-
promissavische Gerichtsbarkeit der jüdischen Patriarchen:
.... Sane
si
qui
— die hier zu
35
—
betrachten sind, scheidet das Recht der zersprengten
Nationiilität nichtsdestoweniger aus; es ist
Sache der hebräistischen
Forschung, das Recht einer Nation, welche von der politischen Gemeinschaft der übrigen Völker ausgeschlossen Fortdauer zu verfolgen.
Nur
war,
seiner
in
gelegentlich und vergleichsweise wird
auf dieses ein Blick zu werfen
sein.
ebeuso eigenartige „^"J o o als wichtige o Zone der Helleni- „ Hellemsmus sirung bildet Aegypten. Das Interesse an diesem Land beruht füri^Aegypten.
Eine
dritte,'
uns hauptsächlich auf
dem
reichen ürkundenmaterial, welches die
Papyrusfunde der neueren Zeit erschlossen haben und das einen für die andern Provinzen ganz
unmöglichen Einblick
in
den Prozess
der Hellenisirung und Romanisirung und dies namentlich auch auf
dem
Gebiet des privaten und Rechtslebens eröffnet.
Aegypten, wenn
man
Insofern kann
dabei die durch seine Sonderstellung bedingten
Modificationen der Entwicklung in gehöriger Weise berücksichtigt, für
den
Receptionsprozess
paradigmatisch genannt werden;
wir
dürfen in vielen Punkten aus der Analogie Aegyptens auf die Verhältnisse
anderer orientalischer Provinzen schliessen.
allgemeinen Betrachtung des Landes
kommen
—
Bei der
uns die zahlreichen
und beinahe durchwegs hervorragenden Arbeiten, welche sich an die Papyrusfunde der neueren Zeit angeschlossen haben, zu Statten.^)
ad simüitudinem arbitrorum apud ludaeos vel in civili dumtaxat negotio, putaverint litigandum, sortiri eorum iudicium iure publico non vetentur; eoruin etiam sententias provinciarum iudices exsequantur , tamquam ex sententia cognitoris arhitri fuerint attnhuti. Vgl. auch Mattliiass, Entwickl. des röm. Schiedsgerichts S. 140—1. 1) Hier ist der Ort, eine Uebersicht des wichtigsten in Betracht kommenden Materials zu geben; für die Bearbeitung braucht, da dieses sich fortwährend vermehrt, kaum erinnert zu werden, dass nur ein mit den Verhältnissen vollkommen vertrauter Fachmann über den jeweiligen Stand der Der Aufschwung der ägypurkundlichen Quellen Aufschluss geben kann. (sc.
ludaei) per compromissum
patriarchas ex coriscnsu partium,
Q"<>nenLiteratur"
"^"^»"^ "^
—
tologischen Forschung bezieht sich sowohl auf das Verständniss der hierogly-
phischen, hieratischen, der
damit
in
demotischen und koptischen Schriftdenkmäler und
Zusammenhang stehenden ägyptischen Alterthumskunde,
als
auf die Erkenntniss der internen Verhältnisse des öffentlichen und privaten
römischen und byzantinischen Zeit. Der eratere Gegenstand liegt im Allgemeinen dieser Arbeit fern, und Verf. bekennt einen selbständigen Ueberblick über die einschlägigen Fragen wegen Uukenntniss der Sprache selbst dort nicbt zu besitzen, wo derselbe be3*
Lebens
I)
in der ptolemäischen,
AegyptoioArbeiten,
Aegypten
36
-
das StaDimland der Ptoleruäer, deren Herrschaft
ist
Römerzeit unerschüttert
hier, äusserlich fast unangreifbar, bis in die
hufs Vergleichimg mit der späteren Entwicklung wünschenswerth wäre. Einer
gesicherten Erkenntniss wird sich übrigens auf diesem Gebiete so bald schwerlich
Jemand rühmen können;
leider erst
in der Hauptsache dürften in nächster Zeit die im Erscheinen begriffene „Aegyptologie" von H. Brugsch (1. Ab-
theil.
Leipzig
durch
Brugsch,
Meyer
sowie die Bearbeitungen der ägyptischen Geschichte
1889), G.
Ebers,
L.
(Gesch. d. Alterthtims
1
Reinisch, A.
Wiedemann
Ein üeberblick über die einschlägigen Arbeiten der orientalischen Bibliographie von
gewinnen;
so
Aug. Müller
1.
am
besten aus
auch die kritische Literaturübersicht bei Brugsch, Aegypto-
356
fg.
—
Was
insonderheit das ältere ägyptische Privatrecht
wurde dasselbe, abgesehen von den
Specialuntersuchungen, lediglich von E. Hiebei
delt.
lässt sich
(Berlin, Reutter's Verlag)
126—149 und Stark, Handbuch der Archäologie der Kunst
logie S. S. 252,
vgl.
und Eduard
1884) massgebend sein.
kommt
in erster Linie
am
I
(1880)
betriflFt,
betreffenden Ort zu nennenden
Revillout zusammenfassend behan-
dieses Verf. Cours
du droit egyptien
1
Th. (dtat des personnes), Paris Ernst Leroux 1884, und Les obligations eu
droit egyptien, Paris
Leroux 1886, ferner die Einleitung zur (ancienne) Chre-
stomathie demotique, Paris Vieweg 1880, nebst zahlreichen ergänzenden Abin Betracht, welche letzteren sich zum grösseren Theil in der dem Tode von Chabas und dem freiwilligen Rücktritt Brugsch's nunmehr von E. Revillout allein redigirten) Revue egyptologique befinden. Die Benutzung dieser Arbeiten erfordert ebensoviel Mühe als Vorsicht, weniger wegen der zahlreichen ermüdenden Wiederholungen, als wegen der durch die
handlungen (nach
rasche Publicationsweise des Verfassers bedingten häufigen Nachträge, welche auch die Frage nach der Verlässlicbkeit (vgl. Brugsch, Aegyptologie S. 122) sehr nahe legen. Doch lässt sich diese mitunter anderweitig controliren, und OS darf
wol bemerkt werden,
worden
ist,
einerseits, dass eine solche Controle stets
geübt
abgesehen von Uebertreibungen und Einseitigkeiten, die sich aber meist nur auf das Verhältniss zum griechischen und römischen Recht beziehen, in der Regel ein günstiges Resultat zu ergeben anderseits, dass sie,
schien.
Die Uebersicht über das ägyptische Privatrecht, welche Dareste uuter
dem
Titel ,,Les papyrus greco-egyptiens"
zu geben versucht,
ist lediglich ein
im Journ. des Savants 1883
p.
163
belegen entwertheter Auszug aus den älteren Schriften E. Revillout's.
zwar
gleichfalls kurze, aber durch Literaturangabe
sicht in
— 170
durch den vollständigen Mangelan Quellen-
Eine
und eigene kritische Ein-
den Stoff für den Aufang nicht unförderliche Uebersicht enthält die von J. Krall, Demotische und assyrische Contracte, Wien
liabilitationsrede 1881.
—
von Ad. '^^'it';;;,""*' iii)ir
(Ion
in Aogypteii
Als vorbereitende Lectiire
Erman, Aegypten und
ist
die anziehende populäre Darstellung
ägyptisches Leben im Alterthum, 2 Bde. Tü-
hingen 1885, zu empfehlen. H) Die KeDntüiss der ptolemüisch-römischen Periode ist in neuerer Zeit sowohl durch nouentdeckte Inschriften, als durch die wichtigsten PapyrusI
— geblieben
—
37
Die kluge und coiisequeiite Politik dieser Dynastie,
ist.
welche die inneren Hilfsquellen
funde bereichert worden.
des
reichen Landes
zur Grund-
Die ersteren, unter denen die Decrete von Rosette
und Kanopus hervorragen, finden sich im Recueil des inscriptions grecques et latines de l'Egypte von Letronne, sowie in Bd. III der C. I. 6. und C. I. L., Die Reihe der endlich in den epigraphischen Zeitschriften gesammelt. Papyrusurkunden wurde 1788 durch die sogenannte Charta Borgiana (Charta papyracea Musei Borgiani Velitris, Rom 1788, veröffentlicht von Nicolas Schow), welche übrigens bloss eine Arbeiterliste enthält, eröfi'net. Von den älteren Funden bis zur Auffindung des Archivs von El - Faijüm sind die wichtigsten die demotischen und griechischen Familienpapiere zweier Familien, der des Ptolemäus, Sohn des Glaukias zu Memphis in Unterägypten, und
—
Aeitere 3, p vru s fuude.
1
der Choachyteufamilie aus Theben in Oberägypten; leider siud dieselben in europäischen Museen zerstreut worden. Diese Papyri er-
die verschiedenen
strecken sich
vom Beginn
des IL bis
zum Beginn des 138—355
weitere Fundstücke fielen in die Zeit von
I.
Jhd.
p. Chr.
a.
Chr.
—
— Einige
Eine
dritte,
—
Von Gruppe enthält Papyri aus der byzantinischen Zeit. diesem älteren ürkundenbestand sind die griechischen Stücke mit Commenebenfalls kleinere
taren veröffentlicht in folgenden Schriften.
A) Einzelausgaben enthielten: Ausgaben.
Urkunde auf Papyrus, Abh. der Akad. zu Berlin 1821 (Kleine Schriften V S. 205); Young, An account of some recent discoveries, London 1823; Martin, Notice sur quelques manuscrits grecs d'Egypte, Journ. des Sav. September 1822; Jomard, Eclaircissement sur un contrat de vente egyptien 1823; Champollion-Figeac, Eclaircissement sur le contrat grec de Ptolemais, Paris 1823; Droysen, Die griech.
Böckh, Erklärung
einer ägyptischen
Beischriften auf 5 äg. Papyren zu Berlin, Rhein. Mus.
f.
Philolog.
III S.
491
fg.;
Buttmann,
Erklärung der griech. Beischrift auf einem äg. Papyrus, Abh. der Berlin. Akad. 1824 (erschienen 1826) S. 89 fg.; endlich wurde eine Freilassungsutkuude aus der Zeit des Constantius von Young in seinen ,,Hieroglyphics" sub n° 46 (abgedruckt auch bei Curtius, Anecdota delphica p. 87)
herausgegeben. in
B) Die
Sammlungen
folgenden Publicationen
Papiri greco-egizi del
I.
R.
der Museen sind ganz oder theilweise
enthalten.
Museo
1.
di Corte,
Wiener Papyri: Petrettini, Wien
1826, welche mangelhafte
Ausgabe verbessert ist bei Amadeo Peyron, Pap. greco-egizi di Zoido, Turin 1828 und K. Wessely, Die griechischen Papyri der kais. Sammlungen Wiens, Jahresbericht des k. k. Franz Josefs - Gymnasiums in Wien 1885. 2. Vaticanische: A. Mai, Catalogo dei papiri Egiziani della bibliot. Vaticana, Rom 1825; idem Classicorum auctorum e Vaticanis codicibus editorum coUectio IV p. 442, V p. 601. (Die beiden letzteren mangelhaften Ausgaben sind in der zweiten der demnächst zu nennenden englischen Publicationen rectificirt.) 3. Londoner: Forshall, Description of the greek Papyri in the British Museum by order of the trustees, Lond. 1839; Bernardino Peyron, Papiri greci del Museo Britannico di Londra e della bibliot. Vaticana, Turin 1841; Bond and Thompson, Facsimiles of manuscripts (palaoographical society), London 1873; neuerlich K. Wessely in den Wiener Stu-
—
38 läge
Erkenntniss Macht ersah und durch scharfblickende S( mercantilen Bedeutung am Rothen Meere noch zu heben
ihrer
seiner
dien IX S.235fg. rinensis
Lettres
ii
2 Thle. Turin
1826-27.
5.
graeci Regii Tau-
Leydeuer: Reuvens,
Leemans,
1843, II 1885.
1
Turiner: Aniadeo Peyron, Papyri
Mr. Letronne sur les papyri bilingues et grecs du Musee de Leyde,
Leyden 1830; tavi
4,
musei Aegyptii,
Papiri graeci Musei antiquarii publici Lugduni-BaBerliner: W. Ad. Schmidt, Die griechischen Pa-
6.
pyrusurkunden der k. Bibliothek zu Berlin, 1842 (ein gründlicher Commentar mit zum Theil gänzlich verfehlter Lesung; diese ist wiederholt rectificirfc worden, zuletzt von) K. Wessely in den Wiener Studien VII S. 129 und Hernalser Gymnasialprogramm 1889/90 S. 30 7. Pariser: Die Publication 46.
—
nach einigen vorläufigen Mittheilnngen Letronne's und nach dem Tode dieses berühmten Fachmannes im 18ten Band (T. I: planches, T. II: transscriptious) der Notices et Extraits von Brunet de Presle und E. Egg er besorgt worden. Die Arbeit von E. Caillemer, Lea papyrus grecs du Louvre et de la bibliot. imperiale, Caen 1867, ist dem der Urkunden des Louvre
ist
Verf. leider unzugänglich geblieben.
—
Ein Ueberblick der älteren Papyrus-
forschung und die Angabe einiger hier übergangener Publicationen von geringerer Bedeutung findet sich bei 2 S. 1
— 24,
Lumbroso,
Brunet de Presle
in Not. et Extr.
Rech, sur l'^con. politique de l'figypte
p.
XVill
V — XXII
und Wessely, Prolegomena ad papyrorum graecorum novam coUectionem
edendam
S. 1
— 10. —
Papyrusfunden
sei
der demotischen
Betreffs
auf das sub
I
dieser
u. s.
Anm. und
w. Antheile an diesen
die daselbst
citt.
Werke
verwiesen. EM-aijfimir Papyri.
Bekanntlich
ist in
neuerer Zeit der Papyrusschatz durch die Funde von
Weise vermehrt worden; obwohl auch an diesem Material die Museen zu Paris und London sich Antheile verschafiFt haben, befindet sich doch der weitaus überwiegende Theil desselbeu in der El-Faijüm und Bulak
Sammlung
in unverhoflFter
des Erzherzogs Kainer in Wien, ein weiterer werthvoller Theil zu
Funds und den Bestand der Sammluugen zu Wien, Berlin, London und Paris vgl. man Karabacek in der ,, österreichischen Monatsschrift für den Orient" 1884 und 1885, ferner desselben Verf. Abhandlung ,,der Papyrusfund von El-Faijüm" in den Denkschr. der kais. Akad. der Berlin,
lieber die Geschichte des
Wiss. phil.-hist. Ciasso XXXIII
Wien
1882;
büchern der preuss. Kunstsammlungen griechischen Papyri Erzherzog Rainer,
I
ferner
(1880) p.
Wien
Lepsius
in
den Jahr-
XXX; Hartel, Ueber
Carl Gerold's Sohn, 1886
—
S.
1
die
— 16,
Anm. 1 6; endlich Wessely, Der Pariser Antheil an dem Faijümer Funde, Denkschr. d. kais. Akad. der Wiss. in Wien phil.-hist. Cl. XXXVII Leider wird die Publication S. 97 fg. und Wiener Studien IX p. 244 fg. dieser Urkunden voraussichtlich noch längere Zeit in Anspruch nehmen; nur die griechischen Papyri von Paris und London sind von Wessely in den beiden letztgenannten Arbeiten sowie in der Revue ögyptol. III S. 161 fg., IV S. 58—66, S. 177 182 theils edirt, theils registrirt. Das weitere Material ist bis jetzt in verschiedenen Zeitschriften zerstreut, worunter in erster Linie die Mittheil, aus den Pap. Erzh. Kainer, die Ztschr. Hermes, die Wiener Stu-
bes.
—
—
—
—
30
wusste, hatte mit seliwierigeu inueren Verhältnissen
Der
und hat glücklich gerechnet.
finstere,
zu
rechnen
grausam verschmitzte
dien f. class. Philologie, die Ztschr. f. ägyptische Sprache und Alterthumskundo von H. Brugsch (Leipzig, Hinrichs'sche Buchhandlung) und die Kevuu Der Fund von El-Faijüm und Bulak enthält ausser ögyptol. zu nennen sind. griechischen auch demotische, koptische u. a. Urkunden; auch diese letzteren enthalten werthvolle Aufschlüsse für die Rechts- uud Staatengeschichte, Die für die Kaiserzeit besonders herinsbesondere auch der Koj^tenzeit.
—
vortretenden griechischen Papyri, soweit sie juristisch
wurden namentlich von W.
sind,
Wessely (über gramm 1888-89 290
fg.,
-417 fg.,
v.
historischen
-
Hartel (Wiener Studien
V
Inhalts
S. 1 fg.),
K.
dessen einschlägige Arbeiten das Hernalser Gymnasialproeine Uebersicht gibt)
XX
430
fg.,
XXI
277
und Ulrich
fg.
Wilken
(bes.
Hermes XIX
nebst der unten zu neunenden Schrift)
bearbeitet; es verdient hervorgehoben zu werden, dass mit letzteren Arbeiten
Th.
Mommsen,
entzieht,
welcher natürlich auch diesem Gebiet sein Interesse nicht
und Zachariä
cken, Observatioues
v.
p. 19,
Lingenthal Hermes XIX
in
Fühlung gestanden haben (Wil-
p.
419).
Schliesslich sind die wichtigsten historischen Bearbeitungen der ptole- Historische
maischen und römischen Periode Aegyptens zu nennen: Droysen, De Lagidarum regno 1831 und Geschichte des Hellenismus* III 1, bes. S. 38 62; Letronne, Materiaux pour servir ä Fhistoire du christianisme eu Egypte 1832
—
(im Wesentlichen verarbeitet in des Verf. Recueil des inscriptions); Dissertatio
de statu Aegypti provinciae
Kuhn,
Göttiugeu 1842; 1849
S.
140
— 214
Romauae
I
V arg es,
et II p. Chr. n. seculis,
Beiträge zur Verfassung des Rom. Reichs, Leipzig
(auch in desselben Autors „städt.
u.
bürgerl. Verfassung"
453—508); Sharpe, History of Egypt under the Ptolemies and the Romans, Lond. 1842; Rudorff, Das Edikt des Tib. Jul. Alexander im Rhein. Mus. f. Philol. II S. 64-84, 133-190; Franz im C. I. G. III p. 281—325; II
S.
Marquardt, Rom.
Staatsverwalt.
I-
S.
438
— 457;
ferner die
der obengenannten Pajiyrueausgaben, unter denen jene von
Leemans und
die grossentheils
Commentare
Am. Peyron,
auf Aufzeichnungen Letronne's
C.
beruhen-
den Ausführungen in Not. et Extr. hervorragen. Höchst werthvoll sind ferner zwei Preisarbeiten der Academie des inscriptions et belles lettres: Lumbroso, Recherches sur l'economie politique de l'Egypte sous les Lagides, Turiu 1870 (1. Preis), und Robiou, Memoire sur l'economie politique, l'administration et la legislation au temps des Lagides, Paris 1875 (2. Preis). Ferner Lumbroso, L'Egitto al tempo dei Greci e dei Romani, Rom 1882,
Manche neue Gesichtspunkte auf Grund neuen Materials eröffnen die obSchriften von Hartel über die griechischen Pap. Erzh. Raiuer, Wessely, Prolegomena ad papyroruni graecorum novam collectionem edendam, Wien 1883 p. 1 — 10, und Wilcken, übservationes ad historiam Eine auf Aegypti provinciae Romanae, Berliner Doctordissertation 1885. gewohnter Höhe stehende und für die ältere Papyrusforschung in gewissem Sinne abschliessende Darstellung gibt Mommsen, Rom. Gesch. V S. 553—619.
citirten
beitungen.
—
—
40
uud aufbrausende Charakter der ägyptischen Nation,^) welche sich Geisseihiebe rühmte, die die Steuerdefraudation eingetragen
der
dem erobernden Stamm um
hatte,^) setzte
so grössere Schwierig-
keiten entgegen, als hier die Organisation des Landes von Alters
Zwar
denn im eigentlichen Orient.
her eine festere war
politi-
uud autonome Städte^) hatten auch die
sche Gemeinwesen
alt-
man
ägyptischen Dynastien nicht geschaffen, und insofern hätte v^rf^^sun**
von Acgypteu sagen können, dass hier xatä
^^^ch
regiert
xcofiag
war durch
werde.
Aber
ersetzt,
welche durch den Einfluss einer gebildeten und mächtigen
die städtische Organisation
Das Land
eine religiöse
Anzahl
in eine
Priesterkaste
gestützt
wurde.^)
von Bezirken
(vofioo),
deren jeder seine eigene Localgottheit als
zerfiel
Mittelpunkt im Kreise der übrigen ägyptischen Idole verehrte und in ihr
mit der dem Aegypter eigenen Zähigkeit seinen Stützpunkt
Namen
erblickte; es ist bekannt, dass selbst die
Ortschaften
zumeist mit denen
stimmen.^)
An
7:
vani
der
göttlichen
Sunt enim Acgyijtii liheri
Ammiau.
Marccll.
Pelusiota ep.
p.
XV
überein-
viri ventosi, furibundi, iactantes, iniuriosi atque
novarum rerum usque ad cantüenas publicas cupientcs
cpigiammatarii mathcniatici hariispices mediei; vita
sat.
Patrone
eponymen Gottheiten und den ihnen
ge-
Dieser war schon im Alteithum sprichwörtlich, vgl. vita Saturniui
1) c.
ihren
der Bezirke und
I
XXll
16,
23
u.
489: Aiyvntiovq
A.
XXX
tyrann.
c.
21, 22
Daher dann Aousserungen wie bei Isidorus
fisv Sl'
dnrjveiav vo^og siQysL uQxtiS- luvenal.
w.
—
Varges, De
et
inutile vulgus u.
s.
Ainmian. XXII
16, 23: erubescit
apud Aegyptios
126: imbelle
adeo
veraificatores
statu Aegypti
22—23. 2)
si
quis non infltiando
tributa plurimas in corpore vibices ostendat. 3)
Nicht autonome Städte gab es natürlich
in grosser
Anzahl und von
grosser Bedeutung, und ihre Zahl hat sich unter der ptolemäischen Regierung
noch sehr beträchtlich vermehrt;
Lumbroso,
Eecherches
73
p. 63,
—
7-4.
Man
erkennt in mehreren Massregelu der Ptolemäer das Bestreben, diesen Einfluss zu verringern. So wird die unten zu erwähnende Eiurichtuug 4)
des staatlichen Notariats unter
Kechtshandhabung
Auderm auch den Zweck gehabt haben,
die
dahin „in penetralibus j^ontiftcum reposita" war, dieser gefährlichen Macht zu outziehen. Vgl. Peyrou, Pap. Taurin. I p. 154 ,
die
bis
und Wessely, Die ägyptischen Agoranomen
als
Notare (im Bürstenabzug
citirt).
6)
dem
Amnion 'J'hribis
Vgl.
Z. B.
Mendes nach der Verehrung des gleichnamigen Gottes, welcher
griechischen Pan entspricht, Heiod. identischen) Gottheit dieses
II
46; Chnnbis nach einer (mit
Namens, Letrouue, Recueil
oder Athribis nach der Gottheit Thribis,
Kuhn,
Beiträge
S.
166—107.
Letronue
1
112,
1
dem
396, 446;
228 sqq.
etc.
—
—
41
weihten heiligen Thiereu^) hingen die Aegypter mit einer Erbitterung, welche jeden Augenblick bereit war, in den verzweifeltsten
Noch in römischer Zeit scheint aufzuflammen.'^) Erhebung der Bukolen unter Kaiser Marcus einen religiösen Es lag durchaus nicht im Hintergrund gehabt zu haben.^) Gewaltthaten
die
—
Sinne der Ptolemüer, auf die ägyptische Bevölkerung
in
dieser
Richtung erziehlich einzuwirken und sie dadurch ihrem innersten Beruf, die Kornkammer und die Steuerkasse des Reichs geduldig zu füllen, zu entfremden;
mau
scheint vielmehr gefunden zu haben,
dass die herkömmliche Weise des Volks für eine tolerante Regierung im Grunde genommen nicht unbequem und jedenfalls einträglicher war, als die religiös indifferente und politisch so bewegliche Richtung hellenistischer Städte. Die erobernde Regierung
hat daher an obigen Verhältnissen wenig geändert; insbesondere ist
die
griechische
Städtegrüudung in diesem Reich nur massig
worden, und von hervorragender Bedeutung sind bloss beiden grossen Griechenstädte Alexandria in Unter- und Pto-
betrieben die
lemais in Oberägypten gewesen,^)
und auch diese scheinen
eigentliche griechische Stadtautonomie
die
entweder nie gehabt oder
doch mit der Zeit verloren zu haben; wenigstens besitzen sie zu Beginn der römischen Zeit zwar die Eintheiluug der Bürgerschaft in
Phylen und Demen, nicht aber den Gemeiuderath und selbstfreilich bedeutungs-
gewählte Beamte;^) erst die Römerzeit hat eine 1)
Kuhn
a. a. 0. S.
173—177.
2) Charakteristisch biefür ist die
Erzähluug des Plutarch de
Is.
et Osir.
Bewohner des Hundebezirks, dem Hechtbezirk zum Trotz, von dem heiligen Hecht, und diese zur Rache einen Hund assen, worüber es zu blutigen Kämpfen kam; vgl. auch den Kampf der Ombiteu und Tentyreuer bei luven, sat. XV' 33 sqq. Dass noch in der römischen Zeit eine erp. 495,
wonach
die
schlagene Katze zu einem Aufotand führen konnte, 3) 4)
Mommseu,
Rom. Gesch. V
ist
gleichfalls bekannt.
581.
Dazu noch die alte Griechencolouie Naukratis, über welche wir nur Robiou, Memoire p. 213 zusammengestellte) Nachrichten beferner Hermupolis und Ljkopolis, Letronne, Recueil II 50, 158;
dürftige (bei sitzen;
Lumbroso,
Recherches
p. 59.
mindestens bezüglich Alexandria's die vorherrschende und trotz der neuerlichen Zweift-l von Wilcken, Observat. p. 19 sqq. wahrschein5)
Dies
ist
lichere Ansicht;
dieselbe
stützt
sich
auf vita Severi
Alexandt litis ius huleutarum dedit, qui sine imhlico
c.
17:
cütisilio
,
{>'Sept.
ita
^iverus)
ut sub
legi-
bus ante vivebunt, und Dio Cassius 51, 17, wozu die Ausführung von Kuhn, Verfass. II S. 479 zu vergleichen ist. Damit stimmt überein, dass nach Strabo 17,
794 der Vorsteher des städtischen
Museums zu Alexandria vom König
er-
st, ..ito-
WfSeu.
— aufkommen
lose Stadtverfassuug
lassen/) welche dann zu der später
Aegypteu herrschenden Decurionatsverfassung hinüberführte. mit richtigem und das hatten die Lagiden gg ^^j. q])qii " ^ Biici^ erkannt — durch die Natur der Dinge vorgezeichnet, dass das hochentwickelte und strategisch gedeckte Land der hellenistischen Befestigung in dem Sinn wie etwa Syrien weder fähig auch
in
—
Allerken miiigaerjSationaiBitto.
—
42
_
Natürlich war es
noch bedürftig war.
man auf
dem Augenblick, wo
in
die Zerstörung der einheimischen Nationalität verzichtete,
Form
geboten, sich mit derselben in irgend einer
Ptolemäer war hiebei das
der
Princip
einer
abzufinden; das
gleichmässig
tole-
ranten und gleichmässig absoluten Regierung über Griechen und
Dem
Äegypter.^)
entsprechend haben diese Könige die einheimi-
schen Gebräuche, insbesondere die religiöse Superstition, nicht bloss unterdrückt,
nicht
sondern
sogar
göttliche Verehrung, welche
und gefördert,^)
erhalten
Land seinen Königen zu
die
zollen
über sich, und vielleicht nicht ungern, ergehen lassen,^)
pflegte,
und
das
sich
manchen Punkten persönlich der Landessitte ange-
in
Li diesem Sinne sind Schwesterheirateu
schlossen.
dem
Griechen verpönt, aber bei den Aegyptern
—
zur Pflicht gemacht^)
in
—
bei
den
regierenden König
der Dynastie der Ptolemäer vorge-
kommen;^) man Hess, wie noch Kleopatra und Antonius, seinen uannt wurde. Gesch. C-
I.
V
S.
Cf.
Strabo
557 A.
verbreitet war,
(vgl.
jetzt
p.
Mommsen, Köm,
liefert die Dedicationsinschrift
richtig erkennt. S. auch Über Ptolemais, bezüglich dessen
Egitto p. 74, 75
451
fg.
Lumbroso,
Mommsen
—
Rech. 1.
c. p.
p.
59)
557 A.
die gegentheilige Ansicht 1.
Wilcken, Hermes XX S. 445, Observat. p. 14; Wessely, Harte 1, Die griech. Papyri E. R. S. 32. Vgl. Droysen a. a. 0. *II[ 1 S. 44 fg., 61—62.
s.
IV 2)
s.
797 und zu Dio Cass. 51, 17
Die Beispiele derselben werden jetzt durch die Faijümer Papyri ver-
1)
E. R.
P
Staatsverw.
früher allerdings
mehrt;
17,
Eine Illustration lüezu
Lumbroso,
G. 4679, wie
Marquardt,
1.
Mittheil.
S. 57;
130) 3) Im Decret vonKauopus (Revillout, Chrestom. demot.,bes. p. 128 wird der König wegen seiner Fürsorge für den Apis und die übrigen heiligen Thiere und wegen der Rückstellung der nach Persien entführten heiligen
Bilder gepriesen; ähnliche
Rosette 4)
entscheidende Verdienste führt die Inschrift von
HI 4697) lin. 9 fg., 31 fg. auf. Der Tempel Alexander's des Grossen hat
(C.
I.
G.
eine
der ersten Stellen im
Cultus; auch seine Nachfolger haben ihre Heiligthümer {9(oi acorriQfi).
Stark, Gaza
6) Üiod. Sic. I 27.
- Bachofen,
bringt dies mit seinen Untersuchungen in 6)
Vgl.
S. 575.
Pausauias
I 7,
Das Mutterrecht
S.
111
— 115,
408
Zusammenhang.
1; Euseb. praep. ev. II p. 48;
Lumbroso,
Egitto p. 70.
— Leicliiiam
der
hierarchie
wurde
—
43
Eiiibalsamiriuig
Beamten-
in
der
als
„Freunde und
uiitorzieheii;^)
herkömmliche Titulatur
die
Verwandte des Königs" beibehalten.^) Und dem Beispiel des Hofes folgend, scheinen dann auch andere vornehme Griechen manche ägyptische Sitten angenommen zu haben.^) Trotz dieser Toleranz war es "iedoch bis zu einem gewissen C)
Bovorzugiiiig der
Grade uoth wendig, o die Griechen, auf welche die Herrschaft sich^."f.'='"^''.''ff Nationalität. unmittelbar stützte, zu bevorrechten und die autochthone Bevöl'
kerung im Bewusstseiu der Unterwerfung zu erhalten. Der Kriegsein Vorrecht
dienst blieb in aller Regel
Bürgerrecht und
städtisches
damit
der führenden Nation;^)
zur
Qualification
die
öffent-
im Staatsdienst war den Hellenen vorbehalten, und politische Thätigkeit war für ihn war Metöke, der Aegypter durch die ausnahmsweise Erlangung einer griechischen Stadtlichen Bethätigung
angehörigkeit ebenso bedingt, wie für den römischen Peregrinen
durch die der
civitas
Bomana; bekanntlich gilt noch in römischer Zeit der Aegypter zum römischen Bürgerrecht
Grundsatz, dass
nicht direct,
sondern nur mittelst des Durchgangsstadiums durch
Au
das alexaudrinische gelangen kann.'')
öffentlichen
speuden nimmt ^) nur der Grieche Theil; er
p.
1)
Dio Cass. LI 11
Lumbroso,
268 sqq.
u. 15,
Lumbroso
Recherches
1.
c.
189 sqq.
p.
Getreide-
von der Kopf-
frei
Die Prügelstrafe war zwar so-
steuer, welcher jener unterliegt.^)
2)
ist
JuUiaii, Rcv. archeoL 1886
I
edlände r ausgesprochene) Behauj)dass die Titulatur vom ptolemäischen
Die (übrigens schon von Fr
tung des letztgenannten Gelehrten, Reiche in das römische eingedrungen liches unter Tiberius, Sueton. Tib.
parens amicusque noster de annona et
trib.
XI
1,
kommt
c.
sei (zuerst findet sich daselbst
Aehn-
Beamten
46; die Bezeichnung eines
als
jedoch in dieser Vollständigkeit erst in C. Th.
6 vor), ist für die vorconstantinische Zeit
mehr
als be-
denklich, wenngleich für die constantinische Periode anderweitiger orientalischer Einfluss nicht ausgeschlossen
laturen
Mommsen,
Lumbroso,
3)
Beispiele bei
4)
Droysen, Hellenismus^
im Heer nur auswärtige, die Verhältnisse
Hirschfeld 5)
Am
in
7)
d. h.
III
1 S.
Sitz.-Ber. der Berl.
489 (oben
S.
120
42
—
3.
40 A.
Lumbroso, Egitto p. 65. Droysen, De Lagidarum
— 131.
Neben den Griechen dienen 63.
—
Ueber
Hermes XIX
S.
5 fg.;
barbarische Söldner, vgl. Polyb.
der römischen Zeit vgl.
den
S.
Egitto p. 70.
Mommsen,
Akad. 1889
S.
418
deutlichsten ausgesprochen bei Plin. epp. 5
Isid. Peius, ep. I 6)
Eingehend handelt über diese Titu-
ist.
Die comites Aiigusti in Hermes IV
1)
und
regno
fg.
—7
Mommsen, Rom. p. 45.
V
(4, 22, 23); vgl.
Gesch.
V
S.
562.
— wohl für
eleu
Griechen
—
44
den Aegypter im Vergeh eusfall be-
als für
aber diesem drohte die Peitsche, jenem die „anständigeren
reit;
und freiheitlicheren Stockprügel".^) Es ist bezeichnend, dass selbst die zahlreichen Juden in Aegypten in allen Beziehungen besser gehalten wurden als die Einheimischen, und desshalb haben jene sich xatiouaio (Jogensätze.
auch rascher und fast vollständig hellenisirt.^) Verhältblieben unter den geschilderten Denn die Aegypter " ^ '-'•'
vom Griechenthum
nissen
Zwar war Epigamie
scharf getrennt.
zwischen beiden Nationen nichts Seltenes^), und es fehlt nicht an Beispielen,
wo Aegypter
die höchsten
Staatswürden erlangt
haben."^)
Fremden eine Verbitterung, welche der Einzelne mitunter zu fühlen bekam; wir besitzen mehrere ZeugDennoch nährten
diese gegen die
In Oberägypten
nisse solcher nationaler Streitigkeiten.^)
sogar zur Erhebung
einer
nationalen
Dynastie.
kam
es
Die nationalen
Bestrebungen conceutrirteu sich insbesondere in der Festhaltung des Cultus; die geistliche Verfassung hat sich dann, wenngleich in trauriger Entstellung, bis in die römische Zeit erhalten.
Auch
die hieratische Schrift nebst ihrer handlicheren Abart, der demotischen, ist im internen Verkehr der Aegypter lange üblich ge-
blieben und die Landessprache
ist
in der
ähn-
christlichen Zeit,
wie in Syrien, zu einer Art Nachblüthe gelangt. Auf ihre vaterländischen Rechtsgebräuche hatten die Aegypter nach dem lich
Lumbroso
1)
Mommsen,
c,
1.
V
Rom. Gesch.
S. 561.
üeber die Stellung der Juden gibt Lumbroso, Recherches p. Gl -63 ausführliche Daten. Ihre Hellenisirung (worüber auch Renan, Hist. des langues 2)
s^uit.
I
XXXIX
p. 286) tritt, S.
wie
Nöldeke,
Ztschr. d. deutsch. -morgenl. Gesellsch.
342 mit Recht hervorhebt, in
dem
ßedürfniss nach der Septua-
gintaübersetzung der Bibel hervor. Beispiele geben die Inschrift bei Let rönne, Recueil I p. 99, Pap. du Louvre (Not. et Extr. p. 210), der Londoner Papyrus Hay 479 (bei Revillout Journ. Asiat. 1877 S. 266) und Lumbroso, Egitto p. 79, 80. 4) Droyseu, De Lagid. regno p. 39, Kuhn, Beiträge S. 168; s. auch 3)
XIII
die
an einen hohen Beamten ägyptischen Namens Adresse
tende p.
der
Turiner
Papyri
V— VII
bei
avyysvst) lau-
Peyron,
Pap.
Taur.
II
34—36. 5)
In einem vaticanischen Papyrus bei Bern.
Extr. No. 36) lin, 11 beklagt
siceßiä^ovto ßovXöfievoi
203) derselbe:
„Man
Andere Zeugnisse bei
Peyron
sich ein griechischer
e^anäaai
jtts
x«}
p.
94
(=
Not. et
Wächter des Serapeuras:
ayccy^ccci
Aehnlich klagt im Pap. 44 des British Mus. (bei S.
(«fdufiovri
naQcc to "EXXqva
Wessely, Wien.
tivai.
Stud.
VUI
wollte mich erschlagen, weil ich ein Hellene bin."
Lumbroso,
Recherches
p. 60.
—
— auch
von
den
Griechen
Rechts ohnedies
—
45
anerkannten
Personalitätsprincip
des
Anspruch, und noch zu Zeiten des Dio-
einen
doros wurden die uralten Gesetze des Königs Bokchoris überliefert
und gepriesen;^) ja noch l)eruft
man
in einer
Urkunde vom Jahre 124
p.
Chr.
sich auf die ägyptische Rechtssatzung {„nara tov rcov
AlyvitTLCiv o/oftov")^)
Aus
diesen Thatsachen ergibt
sich bereits,
Kampf
dass der
zwischen nationaler und fremder Sitte in Aegypten ein lebhafterer
gewesen
ist als
sonstwo im Bereich des Hellenismus. Es
nicht gesagt sein, dass nicht auch
soll
damit
B. in Syrien eine solche Re-
z.
action stattgefunden habe, die uns vielleicht nur durch den Mangel
der Ueberlieferung verdeckt wird: wohl aber sind die Bedingungen des Widerstandes für die ägyptischen Bräuche günstigere gewesen,
wir sehen können, anderswo der Fall war.
als, soviel
Dies wird
durch die Betrachtung der Rechtsverfassung verdeutlicht. Die Grundlage derselben t?
Heiienistiist allerdings o eine rein hellenistische.
sehe
Das ganze Land zerfiel in drei Haupttheile, Thebais, Heptanomis^'*^™'"'*""» und Aegyptus inferior,'^) deren jedem ein Epistrateg vorgesetzt war.^) Diese Theile zerfielen wieder in Bezirke oder Nomen, deren ursprünglich sechsunddveissig gab; an der Spitze des
es
stand als
Nomos
Inhaber der gesammten öffentlichen Gewalt schon
vorptolemäischer Zeit ein Nomarch,^)
später
seit
gewöhnlich Strateg
1) Diodor. I 79, cf. I 65. Worauf Revillout, Cours p. 49 die Behauptung stützt, dass noch zur Zeit des Clemens von Alexandrien eine solche Ueberlieferung statthatte, ist bei der üblen Art dieses Schriftstellers, seine
Quellen nicht namhaft zu machen, nicht erkennbar. solche Mittheiluug m.
W.
An und
nicht zu finden.
Bei
Clemens
ist eine
für sich ist allerdings
jene Behauptung keineswegs unwahrscheinlich.
Wessely, Mittheil. IV 60. Strabo XVII 787. üeber die ptolemäische Verfassung handeln insDroysen, Hellenismus MII 1 S. 39fg.; Franz, C. I. G. III p. 282 fg.; Liim2) Pap. E. R. 1492; .S)
bes.
broso, Recherches capp. 14 — 20; Robiou späteren
römischen
Verfassung
p.
Letronue,
195
fg.
In
Verbindung mit der
Recherches
pour
Varges p. 23 sqq.; Kuhn, Beiträge S. 177 — 214, S. 472 — 508; Wessely, Prolegom. p. 10 sqq. Marquardt Mommsen, Rom. Gesch. V S. 554 fg. p.
263 sqq.;
;
4)
scrvir
etc.
Verfassung I-
S.
II
444 fg.;
Die griechischen Städte waren jedoch von dieser Eintheilung ausgeunterstanden besonderen königlichen Beamten.
nommen und b)
Neuerdings wird die Meinung, dass diese Nomarchen, von denen ist als der Name, mit den späteren Strategen, deren
uns wenig mehr erhalten
Wirkungskreis sichergestellt
ist,
identisch sind, von
Wilcken,
Observat.
p.
14
— mit
auch
anfangs
genannt,
—
46
militärischem
welches zu Eude der Ptolemäerzeit wegfiel.
Commaiido Dieser
bekleidet,
der iudex
ist
Nomos/) Etwa wie neben dem Consul oder Prätor steht neben dem Strategen der Agoranomos des Bezirks;
Ordinarius des
der Aedil,
und archivarischen Functionen,
bei den ausgebreiteten notariellen
welche
Behörde,
dieser
wie
übertragen
besprechen,
zu
alsbald
wurden, scheint die Agoranomie ein umfangreiches Bureau mit zahlreichen Unterbeamten
waltung dienten von welchen der
Der Finanzver-
haben.-)
Steuerämter (ßadiXixccl
welche die wegen
die ßa6L?.cxol yQu^fLaratg,
Nilüberschwemmungen sehr wichtigen Flurkarten
—
zu halten hatten.
Gaue
oder
(x
waltungsbehörden
Evidenz
in
Nomen
Eine Unterabtheilung der
[?] xotcol),^) in
tgccTts^ai),
zu unterscheiden
die privaten Zollpächter (ri^ävat)
daneben standen
sind;
zu
gebildet
die königlichen
sind
die
welchen ausser den niederen Ver-
{sTtLardtrjg rrjg xco^tjg
oder wie es sonst heissen
mag)*) noch die xco^oyQccfi^avstg mit der Localaufnahme der Flurkarten im Dienste der ßaöihKol yga^^ateig, ferner auch Exposi-
zum Zweck
tureu der Agoranomie^)
und Archiv-
des Notariats-
wesens thätig waren. Dualismus im Hechtswesen.
Alles einheitlich und, da wie oben gesagt, O O ; die t angehörten, im Nation Allgemeinen der griechischen
Bis hicher ,
Beamten im als
ist
,
.
zweifelhaft bezeichnet;
^
•
.
das im Text Gesagte kann jedoch als die herr-
schende Meinung angesehen werden.
So wenigstens zu Eude der ptolemäischen Zeit; für die frühere Zeit
1)
nicht unwahrscheinlich, dass ein Theil dieser Functionen einem selb-
ist es
dem
ständigen Beamten, der Verwaltung
Solche
2)
ist
übertragen gewesen
iniazccxrjg,
richterlicher Magistrat erscheint;
Peyron,
Pap. Taur.
der insbes
sei,
I p.
als
67—72. Im Detail
Vieles dunkel.
Gehilfen {inizr]QriTai r^g
dyoQccvofiiag)
macht Wessely
in
der Abhandlung über die ägyptischen Notare aas Pap. E. R. 723, 1409, 1485, 1802, 1444, 1726 namhaft. av'yyQCi(poq>vXcc^
mit Recht
Wessely
Ein solcher Gehilfe Leyd. (wozu
des Pap.
a. a. 0.,
der aus
mans
I
3)
4)
5)
insbes.
Rech.
—
v. 3.
p. 168, 263); so
Jan. 1885 einen
Die Agoranomie selbst
ist
nach 20jähriger Dienstzeit erlangt wird.
eine
Lee-
p. 74.
Das Verhältniss dieser beiden
llecherches p. 243 sqq.;
Kuhn,
erst
wohl auch der räthselhafte
Academy No. 661
zweiten solchen ßvyyQacpocpvXa^ anführt.
hohe Stellnng, die öfter
ist
Lumbroso,
Wilcken,
Begriffe ist sehr streitig,
Es scheinen verschiedene Namen gebräuchlich Verfassung
Franz,
C.
II 1.
S.
Lumbroso,
Observat. p. 20 sqq.
gewesen
zu
sein.
494 A. 4291.
G. III p. 294;
Lumbroso,
Wessely, Die ägyptischen Agoranome
Recherches
p.
247 und jetzt
(im Bürstenabzug
cit.).
— Sinne
hellenistischen
—
47
Neben
geregelt.
der
Grundlinien
diesen
die den
Verwaltung finden wir jedoch auch einige Einrichtungen,
Rechtsdualismus des Landes mit grosser Schärfe hervortreten lassen. Dieser Dualismus bezieht sich sowohl 1) auf die Rechtssprechung, als 2) auf die
Es
1)
ist
Rechtsweisung (Notariat). gesagt worden, dass der Stratege im Allgemeinen ist. So unzweifelhaft
der iudex ordinarms seines Bezirks gewesen
doch gerade dieser Theil seiner ThätigktJt in mehr zurück anders unter den Römern ptolemäischer Zeit
dies
so
ist,
tritt
—
—
gegenüber dem Ansehen zweier grosser Gerichtshöfe, der Laoliriten und der Chrematisten, von denen der erstere die nationale, der letztere die hellenistische Rechtsprechung zur Vertretung bringt.
Ueber den nationalen Gerichtshof der Laokriten werden wir ^^^^p*^^^''* besonders durch eine ausführliche Schilderung des Diodorus Sicu-
sowie den ersten Turiner Papyrus (enthaltend das Gerichts-
lus,^)
des
protocoll
Ur-
sogen. Hermiasprozesses) näher unterrichtet.^) ein richtendes Pontifencollegium,^)
sprünglich vielleicht
setzte er
insgesammt also dreissig, angesehenen Männern aus den Städten Memphis, Theben und Heliopolis zusammen. Es lässt sich annehmen, dass der von Diodor sich
nach Diodor*^) später aus
je zehn,
so beschriebene Senat nicht den einzigen, sondern nur den höchsten
Nationalgerichtshof des Landes darstellt und dass Senate mit ähn-
Organisation in allen grösseren Städten bestanden.^) Das Verfahren war von religiöser Feierlichkeit beherrscht; der Vorsitzende trug das Bild der Göttin Wahrheit auf der Brust, und die
licher
Gesetzbücher des Königs Bokchoris waren vor den Richtern auf-
Kläger und Beklagter erschienen vor den Richtern ohne
gestellt.
Anwalt*^) und legten
I
Ueber
Pap. Taurin.
die Laokriten
I p.
160
Robiou, Memoire egyptol.
—
schriftlich vor.
Von
cap. 75.
1)
2)
passim
Rede und Gegenrede
p.
113 sq.;
C.
Lumbroso,
I.
Peyron,
G. Illp. 29G;
Recherches
p.
184
— 185;
Revillout, Chrestomathie p. 121 — 126; idem Rev. 89, III (1883) p. 9 sqq.; idem Cours p. 43 — 44 und
232;
(1880) p. 83
I
in
handeln insbes. Franz,
sq., cf. p.
—
verschiedenen
seiner
Arbeiten.
Vgl.
auch
Reuvens,
Lettres
III p. 28.
Dafür mit guten Gründen Revillout, Cours
3) III p. 11,
13 sq. Cf. Aelian. var.
bist.
XIV
p. 44,
34.
4) I c. 75. 5) 6)
So auch Revillout, Rov. ägyptol. III p. 11, 13 sqq. Also: Nemo alieno nomine lege agere poterat.
Rev. Egyptol.
^''^*'
— Griociiiscii«
Förmlichkeiten war das Verfahren vor den Chreinatisten^)
(jjgggjj
Diese sind ein wanderndes königliches Gericht, welches
befreit.
mit den Missi dominici des fränkischen Reichs
nicht unpassend
worden
verglichen
quemlichkeit des
und
—
48
die
Nach dem Aristeas'^) sollen sie zur BeLandvolks, welchem sie die Reise zum Gericht ist.^)
Unterbrechung des Feldbaus ersparten, von Ptolemäus
Philadelphus eingesetzt worden sein; es
mau auch
nicht unmöglich, dass
ist
gegjen den Einfluss der nationalen Gerichtshöfe ein Ge-
Vor den Chrematisten, welche wohl ausschliesslich Griechen gewesen sein werden, war der Prozess mündlich und das Fürwort des Rechtsanwalts gestattet.^) Die Competenzgrenze zwischen ihnen und den Laokriten ist uns nicht überliefert; es ist zu vermuthen, dass die Competenzen nicht sachgengewicht schaffen
lich,^)
sondern
wollte.*)
durch
die
Nationalität
Wahl
oder die freie
der
Parteien von Fall zu Fall bestimmt wurden. Rechtsdua-
^^g
lismug im
Hermias-
ersehen wir nun, dass das anzuwen^gj^ Hermiasprozcss r verschiedenes war, ie nachdem vor dem natio'
(Jeude Rcclit ciu
nalen oder vor
dem königlichen
Gericht,
seien
es
nun
die
matisten oder der Vorstand des Nomos, prozessirt wurde.
welchem
Prozess, in
ein griechischer Offizier
Choachytenfamilie,^)
jener
aus erhalten hat,^j
1)
um
deren
Namens Hermias mit
Urkundensammlung
den Besitz eines Hofes
üeber die Chrematisten s. Franz, C.I.G. Recherches p. 184.
III
ChreDieser
der
streitet,
p.295;
Peyron
Zufall
wurde im
I
p.
94 sqq.;
Lumbroso, 2)
Lumbroso
I.
c.
3) p. 39; die Stelle ist bei
Peyron
p.
97 abgedruckt.
oben S. 40 A. 4. Wenigstens vor dem Gericht des atguTriyog oder
4) Vgl. 5)
firtcrar/jg
tov voixov
war, wie der Hermiaspi'ozess zeigt, die Vertretung durch Advocaten gestattet,
und
es ist kein
Grund zu bezweifeln, dass das Chrematistengericht den
glei-
chen Grundsätzen folgte. 6) Im Hermiasprozess wird, wie sich aus dem im Text Folgenden ergibt,
immer
vorai:8gesetzt, dass die sachliche Zuständigkeit für das Laokriten-
gericht ebenso vorhanden gewesen wäi'e, wie für das der Chrematisten und
daher Reuvens, Lettres III p. 28 N. a. (irrig las man früher Cholchyten) sind eine niedrige Priesterkaste, welcher gewisse Functionen bei der Einbalsamirung der Leichen oblagen; Peyron 1. c. 1 p. 77 sq. hat hierüber ausführlich gehandelt. 8) S. oben S. 35 f. Anm. 1 il. Das ProtocoU dos Ikrmiasprozesses bildet des Epistates. 7)
Irrig
Choachyten
einen Thoil dieser Urkunden; es liegt vor im Pap. Taur.
I,
wozu Peyron
einen vortrett'lichen Conimentar geliefert hat und im Pap. du Louvre in Not.
— J.
117
a.
Chr. vor
dem
49
—
Epistates') von Peritheben geführt, und es
schon gegen die Vorbesitzer
hatte der Kläger in derselben Sache
der Choachyteu beim Chrematistengericht geklagt.^) Der Epistates
Beamter denselben Rechtsgrundsätzen,
folgt hiebei als griechischer
welche auch die Chrematisten angewendet haben würden.
Die Be-
klagten produciren einen Kaufvertrag, welchen das Gericht für ge-
nügend erkennt, obwohl, wie sie selbst dem Kläger zugeben,^) das Laokritengericht denselben wegen Mangels der landrechtlichen Form
Umgekehrt halten
hätte zurückweisen müssen.^)
Kläger entgegen, dass
die
Beklagten dem
vor den Laokriten überhaupt keinen Aus-
sie
weis über ihren Besitztitel zu erbringen brauchten, indem hier der Satz gelte, dass, so lange der Kläger nicht den strengsten Nach-
weis über seine Rechte geführt habe, der Besitzer seinen Titel
überhaupt nicht anzugeben brauche.") Dafür et Extr.
XVIII
dazu
2 Xo. 15;
kommt
treffe
den Kläger nach
eine Anzahl demotischer (Beweis-) Ur-
kunden, gesammelt von Revillout, Le proces d'Hermias apres
Eine französische Uebersetzung
d^niotiques.
Nouv. revue
bist.
VII
Oben
2)
Pap. Taur.
3)
Dies geschieht,
S.
I
1.
24 sq. wenngleich ans begreiflichen Gn'inden
p. 3 lin.
veservirter Weise, in pag. 7 lin
zu vergleichen
souroos
191—203.
p.
46 Anm.
1)
les
des Protocolls gibt Dareste,
1 sq.,
in
ziemlich
wozu der Commentar von Peyron
p.
118
ist.
Anwalt des Klägers: in tov rrig Der Kläger rügte itQOXQrJG&UL. hiemit, dass der producirte Kaufvertrag der Styriosis ermangle. Nach Landrecht war zu jedem Kauf nebst zwei Urkunden mit sechzehn Zeugen (vgl. meine Abhandlung in Ztschr. f. Priv.- u. öff. Recht XVII p. 572) noch die Diese ist, wie nach vielen unrichtigen Hypothesen GtvQt'aaig erforderlich. erst Lumbroso, Recherches p. 84 n. 4 erkannt und dann Revillout, Chrestom. demot. p. 41 vertheidigt hat, die Beschwürung des Verkaufs durch den Verkäufer. Diese war im vorliegenden Fall nicht vorhanden, und dies Hess, vom Standpunkt des Landrechts (Im tov ziig x^Q^S vöt.iov)', den Kauf Pap. Taur.
4)
I
pag. 4
X(ÖQ(xg vöyiov avyyQCicpi]v
als
hinfällig
—
lang,
wenn man
lin.
17 sagt der
iGtvQioju^viqv
an sich nicht bestrittene Pag.
[li;
Die Beklagten stehen aber auf dem Standpunkt, Einstreuung wäre nur dann von Be-
erscheinen.
diese
5)
uij
—
vor den Laokriten stünde.
7 lin. 3 sqq.
:
äg
si
S. die
vorige Note.
Kai tnl Xaoy.Qircöv Siskqi'vovzo
y.or-S-'
ovg nag-
wg fcttv mog tov Tf TlroXsficciov y.ctl rjg qpTjctv bIvccl ^TjtQog .... tiqIv rj ku&ÖXov dKOvcd-r/vca ccvtov Xöyov n8Qi zivog ngccy^atog, ;ial [ifTcc tag hniSit^sig Tai5Ta;? altsic&at avtov rag Ttsgl rrig oiKiag dnodsi%fig. Hormias leitet nämlich sein Eigenthum von seinen Vorfahren ab (pag. I Z. 22), und die Laokriten hatten die Vorschrift, dass in einem solchen Fall die Abstammung bewiesen werden muss, widrif'xfiro
vöfiovg, ngöxsqov sivat fnidfLKVvsiv avruv,
Mitteis, Keichsrecht
u.
Volksrecht.
4
dem
-
50
königlichen Recht wiederum die Beweislast darüber, dass er
die Erbschaftssteuer
nach seinem Vater bezahlt habe, von dem er sei er als Erbe nicht legi-
den Hof geerbt haben wolle; sonst timirt.^)
Danach bestand ein ausgesprochener Gegensatz zwischen einheimischem und fremdem Recht und Rechtsprechung. Ja selbst an einer technischen Bezeichnung dieser Gegensätze fehlt es nicht.
Das ägyptische Recht liche
dem
heisst 6 tfjg X'^Q^S vofiog,
Verordnungsrecht
das konig-
vo^og entgegengesetzt wird.^)
als TCokitLXog
—
Die Vorschrift ist für den Juristen einfrei ausgeht. Natürlich aber muss auch vor den griechischen Gerichten dorn
gens der Beklagte leuchtend.
Kläger irgend eine Beweislast obgelegen haben, wie auch aus
lin.
9
— 10
her-
vorgeht, und es fragt sich daher, wodurch sich die Praxis derselben von der
der Laokriten unterschied. Das Nächstliegende ist, dass erstere sich mit einem blossen Wahrscheinlichkeitsbeweis oder Beweis des Besitzes begnügten, dem dann der Beklagte den Nachweis gleichen oder besseren Besitzes entgegen-
zuhalten hatte, so dass schliesslich der relativ bessere Besitztitel entschied, ähnlich, wie manche Romanisten es für den dinglichen Sacramentsprozess
Diese
vermuthen. der hier
in
Annahme
dürfte
dem
griechischen Recht und
geltenden
Eigenthumsstreitigkeiten
„Diadilasü^'.
dem
Begriff
(Vgl.
G.
A
Leist, Der attische Eigenthumsstreit im System der Diadikasien, bes. S. 31 fg.) ncc enim possessori inentsprechen. Vgl. auch C. de probation. 4, 19, 2 ; und beinahe cumbit necessitas prohanäi eas (possessiones) ad se pertinere probeweisend C. de petit. hered. 3, 31, 11 (Impp. Arcadius et Honor. .
.
.
.
.
.
.
.
.
consuli Asiae): Co(ji possessorem ah co qui expetit, titulum suae possessionia Die eben bezeichedicere, incivile est, worüber unten Cap. XIV 1 Näheres.
—
nete Schwierigkeit wird von den meisten Erklärern übersehen, wesshalb unGanz missverständlich ist sere Stelle nirgends annehmbar erklärt wurde.
—
bemerken, wenn Revillout Revue I p. 88 (ähnlich schon Gneist, Form. Verträge S. 463), verführt durch die Bemerkung des Pap. cit. p. 7 lin. 3, dass Hermias die Abstammung von den von ihm gees,
um
dies nebenbei zu
nannten Vorfahren nachweisen müsste,
um
vor den Laokriten gehört zu wer-
den, die Praxis der Laokriten dahin erläutert, sie hätten von
jedem Prozess einen Identitätsbeweis
dem Kläger
in
verlangt.
(!)
1) Dieser dem heutigen „Einsatz" ähnliche und wohl aus fiscalischen Rücksichten von den Ptolemäern geschaffene Rechtszustand ist berührt in pag. 7 lin. 8sqq. xov avtov ds rgönov kuI kutcc tovs noXiriKOvg vofiovg xal :
T«
rag avrccg snidBL^sig noiriGÜ^iivov,
xpricpi'ßUKtK
nXrjQovofiitxv unoyQccipaod'ai, TCOirjCrjTCci
oitiovofitcig
t]
UKVQOvg
v.a\
Ta^aftsvov
tjjv
ctnaQxäv^
anoxivstv avxov d^axficcg uvQi'ag, xai sivcci
xat
iirj
s^sivcti btiI
ctg
av
tk räv tstfXsvTrj-noTCOv
bTinioQ8V8c9ai. 2)
Pap.
cit. p.
4
lin.
17: sx rov r>}s
rot>s TiolitiKOvg vöfiovg -nal
biou
p.
240,
ra
x^Q^? vouov;
i/»jqpt'ff,ucrr«.
Revillout Chrostom.
p.
Vgl.
106,
p. 7
Kuhn
Peyron
lin.
8 sqq.: x«r« K' o
Beiträge S. 167, 1
p.
164,
Lumbroso
Man
51
-
darf die Duplicitiit des Rechts nicht missverstehen und etwa
annehmen,
Chrematisten hätten bloss nach griechischem, die
die
Laokriten bloss nach Landrecht geurtheilt. Ein grosser Theil der enchorischen Rechtssätze muss schon nach
dem Princip der
Per-
sonalität des Rechts, das die Griechen handhabten, auch von den
Chrematisten in Anwendung gebracht worden sein;^) und eben so
Verordnungen
sicher sind königliche
am
auch für die
Der Gegensatz
Nationalgerichtshöfe bindend gewesen.^) vielleicht
der Regel
in
lässt sich
besten dahin fassen, dass die hellenischen Gerichte
von jus gentium ausbildeten, wonach z. B. im obigen Fall giltig, auch der bloss publicianische Beberechtigt zur Klage war; während die Laokriten an den sitzer'') strengen ägyptischen Solennitäten festhielten. So fand bei diesen
eine Art
auch der formlose Kauf
Gerichtshöfen das alte ius fluchtsort wie
etwa
clvile
Aegyptiorum einen ähnlichen Zu-
die Legisactionen
im römischen CentumviralAegypti-
gericht.'*)
2) Mit nicht geringerer Entschiedenheit als in der Rechtspre-
chung
tritt
der
Kampf
vaterländischer und fremder Auffassung im
aussergerichtlichen Rechtsverkehr hervor, und zwar in der üuplicität
des Notariats.
Die Aegypter waren von uralter Zeit eifrige
Verehrer des Schriftwesens; die Schriftlichkeit der Verträge hier eine
Regel ohne Ausnahme.'')
ist
Dabei war die Zuziehung einer
Recüerches p. 84, wobei nur die beiden letztgenannten den Begriff des noXiTtxog vöfiog etwas anders als gewöhnlich auffassen, ohne übrigens obigen Gegensatz zu bestreiten.
Unser Papyrus bietet selbst hiefür ein Beispiel. Es wird vom Klüger 20) ein einheimischer vu^og trjg ß^ßo-LcSaacag erwälmt, von dem offenbar beide Theile nicht bestreiten, dass er auch vor dem griechischen Gericht zur Anwendung komme. Vielmehr setzen auch die Beklagten in der Vertbeidigung pag. 6 seine Giltigkeit voraus. Ueber den Inhalt dieses voftog (Jfßatojaecog jetzt eingehend Revillout, Chrestom. p. 102—127. 2) Z. B. die unten (S. 55) zu erwähnenden Ttqoaxäy^aia. über die Geschlechtsvormnndschaft oder die Verjährung müssen offenbar vor allen Gerichten gegolten haben; ob für die obige Verordnung, betreffend die Erbschafts1)
(p.
4
lin.
steuer (S. 50 A. 1)
das Gleiche anzunehmen
ist,
lässt
sich
nicht feststellen.
oben S. 49 A. 1. 4) Man könnte auch auf den Gegensatz von ius civile und «ms honorarium überhaupt oder darauf hinweisen, dass das Edict des praetor pcregrinns dem 3) S.
seines städtischen Collegen in einzelnen Fällen voraneilte.
formeln der
1.
itubria p. 13
(=
Gajus
Huschke,
S. insbes. Revillout, Les oldigaiions, 2° lo^on, ferner desselben Abhandlung „L'authonticite dos actes" iu der Kev. egyptol. II p. 103 fg.
5)
Verf.
Klag-
p. 212).
4-
^'«tariat.
—
—
52
Anzahl von Zeugen und eines Notars üblich; als solcher funund es war Gepflogenheit, dass der Parteien und Zeugen auf Mitfertiguug die Unterschrift seine Daher haben die Griechen, ersetzte. der Innenseite der Urkunde^) bei denen, wie es scheint, die Mitfertigung durch Zeugen oder durch die Parteien Sitte war,^) diesen einheimischen Notar den
fixen
girte ein rechtskundiger Priester/)
„Alleinschreibenden''
—
fiovoyQcccpog
oriechißche3g^jgß}jjsß]-igg Notariat.
"
—
Die Regierung
genannt.*)
diesen ägyptischen Kechtskundigen ein
trug alsbald Sorge dafür,
Mit diesem wurden
Notariat an die Seite zu setzen.
t -n welchen gleichzeitig die Führung von Archiven, in denen Privaturkunden hinterlegt werden konnten, übertragen worden zu sein scheint.*^) Die Coucurrenz der Agoranomen, von deren notarieller Thätigkeit uns mehrere Reste er•
die
Agoranomen
um
halten sind,^) dürfte als rein
Ausdehnung gewonnen haben, späterer Ptolemäerzeit nicht mehr
so grössere
ägyptische Coutracte in
geduldet wurden,
um
Theils
den Einfluss der ägyptischen Notare
theils weil die
zu verringern,
den
bei
finanzgewandteu Ptolemäer auf ge-
Gebühr gelegt
wisse Verträge eine jeder Vertrag
i
betraut,^)
hatten, schrieben sie vor, dass
Behörden präsentirt werden
königlichen
musste, worauf er in das sog. yQÜcpLov, das Register des Bezirks,
Peyron
1)
Les obligations
1.
c.
1.
c.
Revillout
2)
Um
wurde.^)
eingetragen
I
p.
154;
und Revue 1.
c.
Gneist,
3)
164 a
Recherches
p.
die
258;
den
vor
Revillout,
II p. 104.
Chrestom.
Namen
p.
122 A.
der Zeugen auf
Formelle Verträge
S.
460
1.
Soweit ich hienach
dem Verso angemerkt
Lumbroso,
fg.;
Recherches
2.
Diese Erklärung des
4)
Lumbroso,
p. 28,
zu sehen vermag, vrerden die
p.
nun zu verhüten, dass
Namens
gibt
Lumbroso,
Recherches
p.
259;
mit geringer Verschiedenheit, Revillout, Les obligations p. 28; Eine andere und m. E. wenig vgl. auch Revue egyptol. I p. 89, II p. 104. glückliche Herleitung desselben gibt jetzt Birt, Das antike Buchwesen p. 349. ähnlich,
5)
nomen 6) I p.
73; 7)
Ausführlich als Notare.
handelt hierüber
(Im Bürstenabzug
Hierüber Franz C. I. G. Lumbroso, Recherches
III
p.
p.
Wessely,
Die
ägyptischen
Agora-
cit.)
294 B, unten.
247;
Wessely,
Vgl. auch
Peyron
I.e.
Die ägypt. Agoranomen.
Not. et Extr. No. 7: anl Jiovvglov dyoqavonov tov ntgl Qi^ßag^ eben-
so Pap. Taur.
IV (Peyron
II
p. 25)
und VIII
lin.
6
(Peyron
II
p. 45).
Aus
römischer Zeit nennen wir den 'Povcpilloq Niy^og ccyoqavofiog in Not. et Extr. No. 17 (a" 154 p. Chr.); andere Beispiele ans den Kl-Faijumer Papyri hat
Hartel, Die griech. Papyri E. R. S. 63 fg. namhaft gemacht. 8) Das sehr umständliche Verfixhi-en, welches sich hiebei ergab, ist ans den Papyri ziemlich genau ersichtlich. Ausführlich handolto hierüber zuerst
—
OO
Notaren geschlosaeneii Verträge dieser (Jebülireiiptiicht würden, war bestimmt, dass jeder nicht im yQncpiov re-
ägyjttisclien ciitzügeii
Vertrag ungiltig sein
gistrirte
In Folge dessen mussten
sollte.')
auch die rein ägyptischen Verträge für das yQafpiov chische Sprache übersetzt werden. das Registeramt
sorgte allenfalls
selbst;''')
dem Agoranomen
facher war, gleich vor
in
die grie-
Eine solche Uebersetzung be-
da
jedoch viel ein-
es
griechischer Sprache
in
zu contrahiren, muss jene Massregel die Bedeutung des agorano-
auch für die Eingeborenen wesentlich gehoben
mischen Bureaus haben.
Aegypter bald vor dem
Seit jener Zeit contrahirten also die
Monographen
ägyptischer Sprache unter nachträglicher Ueber-
in
dem Agoranomen in der Reichssprache. Demgemäss wird es bei Erwähnung von Rechtsgeschäften regelmässig angemerkt, wenn sie beim Monographen geschlossen sind; so nennt Pap. Taur. IV lin. 14 eine (hvri iyiOQia, Pap. 7 des setzung, bald vor
•'^)
Louvre^)
20) ein övfißoXatov aiyvnxiov {davsLOv), Pap. 8 des
(lin
Louvre°)
(lin.
Louvre")
(lin.
övyyQacpr]
eine
5)
aiyimtCa davstov, Pap. 15 des
38) eine (SvyyQatpri alyvnxCa
In den demo-
cavijg.
tischen Kaufbriefen No. 104 und 105 von Paris
^)
werden sowohl
dem Käufer Form
die „griechischen'' als die „ägyptischen" Besitzurkunden
ausgeliefert u.
s,
Wie schon oben
w.
angedeutet, war die
thatsächlich eine verschiedene; vor den ägypti-
dieser (Jontracte
schen Notaren war unter Umständen eine bestimmte Anzahl von
Zeugen (sechs
bis
Droysen im
Rhein. Mus.
Rev. egyptol.
II p.
cherches 1)
usqI
toi)
2)
p.
303
ff.
,
f.
113 sqq. 343
ff.
;
Philol. III (1829)
fiTj
S.
Franz C. I. G. Robiou, Memoire p. Vgl.
Dies besagt das im Pap. Taur. zä
beim Kauf ein
sechzehn)^) und
I
p.
4
491
ft'.;
III p.
lin.
zuletzt
298;
154, 243
feierlicher
3)
Peyron
4)
Not. et Extr.
1.
c.
Revillout,
Lumbroso,
Re-
ff'.
14 erwähnte Äpoarwy/tia
dvaysyQunfisvcc aiyvTttici awalldyiiccTK aKVQa
Revillout, Les
Eid
tivcct,.
obligations p. 30.
II p. 26. p. 172.
5)
Ebenda
p. 174.
6)
Ebenda
p. 220.
7)
Beide Urkunden bei Revillout, Nouvclle chrestom. demot. p. 27.
8)
Sechs Zeugen erfordert das einfache üarlehn, Revillout, Les ob-
ligations p. 72; sechzehn
Revillout
1.
c.
Zeugen das hypothekarische Darlehn und der Kauf, und ausführlich Chrestom. demot. pr^f p. XI sq.
erforclerlieh,
{(ytvQiaöig)
vom Notar
—
54
und das Kecto der Urkunde wird bloss auch enthielten die ägyptischeji Cou-
unterschrieben;
tracte eine genaue steckbriefiihnliche Beschreibung der Person der
Beim Agoranomen wird
Coutrahenten.
form
genügend erachtet,
als
statt des
Urkunden-
die griechische
Eides verlangt der Agora-
nom beim Kauf
einen sog. Kaufhelfer {ßeßaicot'^g),^) die Zeugen,
in späterer Zeit
auch die Parteien,^) unterfertigen die Urkunde,^
und wenn
mit
ein
fertiger
nicht schreiben können,
sie
der
awoi) yQccfi^ata ovx Recüpti.m
Langsam nagte
oft
im Alterthum
SLÖotos'^) u,
ein
sie
NamensvntQ
syQaxl^a
s. f.
der Strom
am
Hellenismus
des
von
Erscheinung
singulare
eine
schlechtsvormuudschaft;'')
auch
für
ägyptischen
Ursprünglich standen nach diesem die Frauen, was
^"lUxhrJ^*'"-'^^'''^^^''*'^^'®^^^^"
doch
tritt
wiederkehrenden Clausel
ihnen
die
nicht
ist,
hellenistischen Notare
die
Assistenz
eines
unter
Ge-
forderten je-
Geschlechtsvormuuds
jedem Rechtsgeschäft,'') und in christlicher Zeit ist Der Mouographos mit seiner diese gang und gäbe geworden.'') (icvQiog)
legis
bei
actionnm antiqnifas, den sechzehn Zeugen und der arvQiaöig
verschwindet, und die Laokriten sind bei Diodor nur mehr eine
Mehrfach haben auch königliche Ordonnanzen
Erinnerung.^)
Darüber
1)
Daher
3)
s.
unten Cap.
Gneist
2) Vgl.
a. a.
XIV
2.
Husclikc, Darlebeu
0. S. 460;
ovyyqacpr] s^fiaQtvQog
(Leenians
Vgl. auch Pap. Leyd.
—
Pap. Leyd.
,
p. 77)
liii.
S. 96.
A (Leemans
p. 1 sq.)
liii.
11
Ich darf jedoch die Be-
30.
merkung nicht
unterlassen, dass ich nach dem vorliegenden Material die Lehre von der Zeugenunterschrift auf den gräco ägyptischen Urkunden nicht mit Sicherheit zu überblicken vermag.
Lumbroso,
4)
6) Vgl. p.
Kecherches
Reinisch
p. 258.
in Pauly's llealencycl. 1^ S. 305;
235—239; lievillout, Chrcstom. 6) Z. B.
Pap. 7 des Louvre (a" 166 oder 99
hbtcc
kvqiov
Kobiou, Memoire
pref. p. 162 sq. a.
Obwohl
Chr.): iöävi^iatv 'Aqairioiq
die Asklepias
als Perserin bezeichnet wird, halle ich doch den Schluss, dass den Aogypterinncu gegenüber das gleiche Verfahren beobachtet wurde, für ziemlich sicher.
'AaiiXrjTCiadi
'AQnccr'iGiog
7) Zahlreiche Beispiele bei
Es
8)
waltung habe.
P
ist p.
.
.
.
Wessely
Mittheil. E.
eine gewiss unrichtige Ansicht von
453
fiF.,
IV
p. 59.
Staatsver-
dass dieses Gericht noch zu römischer Zeit bestanden
Aus dem Zusammenhang bei Diodor geht vielmehr hervor, dass er Vgl. Wilcken,. Observat.
eine Relation über die früheren Zustände gibt. p.
11.
Marquardt,
9—11; Mommsen, Rom. Gesch. V
p.
567 A.
1.
— —
TTQoöTäy^iarcc scliieileiie
eine königliche
Unificirung des Kcehts liiiigcwirkt;^) ver-
iliu
luit'
TtQoGräy^ara
—
55
tteqI
TTQo&tö^tcöv regelten die Verjäliruug,^)
Verordnung des Ptolemäus Philopator
ist es auch gewesen, welche schliesslich wenigstens die verheirateten ägyptischen Frauen unter die Tutel ihrer Männer stellte.") Unzweifel-
haft hat
schen
Zwang,
der
die
landrechtlicheu Acten vor den griechi-
zur Revision
Steuerbehörden
zu
bringen,
der
praktische
Einfluss und die Gewandtheit der Agorauomie, die Schwerfälligkeit
der ägyptischen Gerichte und der Druck der regierenden Kreise
mehr und mehr auf
die Hellenisirung des Verkehrsrechts
hinge-
wirkt, und in der römischen Zeit sind die Rechtsgeschäfte, soviel
wir sehen, durchaus in hellenistischer, resp. allmählich römisch-hellenischer
Form abgeschlossen worden. Schon
war den Aegyptern auch
in ptolemäischer Zeit
welche bei ihnen
die Personalexecution,
von Alters her gesetzlich abgeschaift beigebracht worden'') und
ist
von den Griechen wieder
war,'^)
später hier unausrottbar gewesen.*^)
Auch
die Uiisitte, im Nothfall ihre Kinder zu verkaufen, haben von den Einwanderern gelernt;') der demotische Papyrus Hay
sie
Kobiou
1)
2) S.
p. "24*2;
Pap. Taur.
Lumbroso,
I p.
4
Hechercbes
p. 84.
dazu Peyron I 126 203; cf. Chrestom. demot.
lin. 31,
fg.
Revillout, Couis p. p. 162 und Revue egyptol. I p. 136—138. — Dagegen sind die TtgoaräyfiKTa neQl xäv cpiXav9gcÖTtcov nsgi xäv v.B-AQaxriv.6t(av (Pap. Taur. I p. 5 lin. 22, p. 9 lin. 22) keine 3)
allgemeinen Verordnungen, sondern privilegiarische I
p. 157,
Die AbschaÖ'ung wurde auf die Gesetzgebung des ßokchoris zurück-
4)
geluhrt; Diod. Sicul.
Hin, 4957 iiQÜ^Big
ttt
Peyron
Indulgenzen.
167.
lin.
xäv
1
c.
79.
Nocb das Edict des
Tib. Jul. Alexander C.
16 erklärt dieses Executionsmittel für unzulässig, dccvsicov sx
xäv vnagxovxcov äai xai
[ir]
£x
xäv
lin.
I.
G.
16: iva
acoficcTav ....
KsXsvoo Kxl.
M.
5) p.
W.
zuerst findet sie sich
sogen. Darlebeusurkunde
77;
K0V0V(pti tK Xt CCVXOV nSXil^l0v90V 6) 7)
im Leydener Papyrus O
des Konupbis) KCli
lin.
25:
(bei
x«t
f)
Leemans
ngä^ig foxw
(£X x)äv VTCKQ^XÖVXCDV).
Das Nähere hierüber wird unten Cap. XII 2 ausgeführt werden. Vordem war der Kinderverkauf in Aegypten gesetzlich verboten, was
den niedrigen Kosten, welche die Erhaltung eines Kiudes hier verursachte (bis zur Mündigkeit berechnete man 20 Drachmen) wohl erklärlich bei
Diod. Sicul.
ist.
I
c.
wie der Barbar (oben fall
,
80.
—
S. 24)
gleichwie der Italiker;
und den Commentar von Gothofrcdus zu accep.
5,
8,
1.
—
zwar niemals Der Grieche dagegen verkauft aber unbedenklich im Nothgewerbsmässig vgl, Mommsen in Pestgaben f. ßeselor S. 268
—
C. Th.
de bis qui sanguiuolentos
—
56
-
478 des British Museum uud eiu koptischer Papyrus aus christlicher Zeit geben uus hiefür die Belege.^) Fortaaucr Landrecht sowohl iu der PtoleDeiiiioch spiclt das ägyptische o^ x ägyptiscncr Rechtdn8ti-j,^:iej., ^Is in der Römerzeit eine nicht zu übersehende Rolle. Unter tute. den Ptolemäern finden wir nicht bloss im Hermiasprozess den Ant••
agonismus zweier Rechtssysteme, wir finden auch richtsurtheilen
Volksrechts.
in anderen Geund Klagschriften die lebendige Anwendung des So tritt uns ein Recht der Erstgeburt entgegen,^)
welches keinem der arischen Stämme, wohl aber den benachbarten
Juden bekannt ist; wir sehen Eheverträge mit Gütergemeinschaft und Eheschenkung, die den Griechen fremd sind.^) Nach altägyptischer Weise tritt noch immer der älteste Sohn als natürlicher Vertreter seiner jüngeren Geschwister vor Gericht auf/)
wenn oben bemerkt wurde,
dass
man
bei Kaufverträgen den
und
Aegyp-
tern die griechischen ßsßaicoraL octroyirt habe/) werden wir später
finden/) wie sich die Aegypter dieser lästigen Formalität zu ent-
ziehen wussten.
Nach dem Bericht von Revillout, Chrestom. demot.
1) ist
p.
60; leidof
der Wortlaut dieser Urkunden daselbst nicht mitgetheilt. 2) In
111 lin.
Pap. 14 des Louvre
12 sq.
—
lin.
11 sq. (Not. et Extr. p. 212)
— = Pap. Taur.
heisst es: vnccQXOvarjS uoi -jtQoyoviKiig ointag Ttruäv ösna £|,
8 la xo sivai xov naxsQcc ^lov ngsaßvwozu Pej'ron, Pap. Taur. II p. 8 richtig bemerkt: llinc iura primorum natu ohtinuisse apud Aegyptios; vgl. Brunet de
acp' öav sTtißccXXovat jaol Ttrixsig sjtxa
rsQov viov constat,
Presle
.
.
.
.,
in Not. et Extr. p. 216;
Lumbroso,
liecherches p. 87.
einem demotischen Ehecontract des Vatican aus dem dritten Jahrhundert (Revue egyptol. I p. 113) sagt der Maim zur Frau nach der Uebersetzung von Revillout: Que je te donne Ic tiers de tont hien qiic j'acquerrai ähnliche Stipulation ; eine entre toi et moi ä partir du motnent ci-dessvs der Gütergemeinschaft ist in Pap. 13 du Louvre referirt: cvvsivat avtoig a>g dvrjQ Kai yvvr KVQiSvovarjg KOt-vy tcov vnuQxövxwv. Für die Eheschenkung werden die Beispiele bei der Geschichte der Donatio propter nuptias beigebracht werden (s. unten Cap. IX 1). Das Material für das eheliche Güterrecht ist überhaupt ziemlich reich; ausser den griechischen Papyri Xlil von Turin und XIII des Louvre (ersterer in neuer Lesung von Revillout, Rev. ügyptol. II p. 124 sq. herausgegebeu) ist eine grosse Anzahl demotischer Urkunden zu vergleichen; iusbes. Nouv, Chrestom. d(§mot. p. 1, 4, 109 sq. und die in Auciennc chrestom. d^mot. p. 128—167, daun Rev. egyptol. I p. 87—137, II p. 89 96 citirten. Sachliche Erörteiuugen bietet Revillout an den angeg. 3) In
.
.
.
,
—
5)
sq., Les Obligations p.81, 82, sowie Lumbroso Die nähere Ausführung bei Revillout, Cours p. 159 — 194. S. oben S. 54.
6)
Unten Cap. XIV 2
Orten, dann Cours p. 218 4)
p.
52 sq.
-
Aber auch unter den Körnern sein
auso-estorben:
nicht
-
57 ist
jjjleichwie
7
selbst
dem
das nationale Ueclitsbewiisst-^'^t einzelne
Eiiifiuss des Christenthunis
Gebräuche
relijjfiöse O
lange Zeit widerstanden/)
sind auch die Spuren des alten Rechts noch auf lange hinaus, ja selbst bis in die koptische Zeit zu verfolgen.
wählen wir die des Diodorus
Siculus,
die Gesetze des
den, sowie den
Als Ausgangspunkt
bereits erwähnte^) Thatsache, dass
zu Beginn
also
noch zu Zeiten
der römischen Herrschaft,
Königs Bokchoris anerkannt und überliefert wur-
Umstand, dass
in einer
Urkunde
der „vo^og tcöv AiyvTttt'cov"' angerufen wird.^) creteu Erscheinungen des Volksrechts
ist
v. J.
—
124
Chr.
p.
Unter den con-
vor Allem die Stellung
Frauen von Wichtigkeit. Aegypten ist ein altes Land des Mutterrechts ,^) und in den älteren Urkunden wird dem Personender
namen
nicht der des Vaters, sondern jener der Mutter-'') beigesetzt.
Wenngleich
Ptolemäerzeit der Vatername meist hinzutritt,
seit der
wo denn Doppelbenennung
stattfindet,'^^)
so ist die
Benennung nach
der Mutter allein doch noch in byzantinischer Zeit in einzelnen
Fällen vorgekommen.^)
Au
biliuguen Inschriften
lässt
sich
be-
weisen, dass die griechische Schrift nur den Vater, die ägyptische
nur die Mutter namhaft macht.^)
—
Die Eigenthümlichkeiten des
ägyptischen Eherechts scheinen mit grosser Hartnäckigkeit gehalten worden zu
sein: es wird
uns berichtet, dass die Aegypter
So -werden die Nilopfer noch von Sozomenos, Hist.
1)
fest-
eccies.
Vll 20
erwähnt. 2)
Oben
3) S.
S. 45.
oben
S. 45.
—
ist Bachofen, Mutterreeht S. 111 115 gewiss liecht zu geben; im Einzelnen freilich geht dieser Schrifsteller viel zu weit. Wenn z. B. aus C. de excusation. 5, 62, 21, wo ein Aegypter mit seinen mütter-
Insoweit
4)
lichen Halbbrüdern in VermügensgemeinscLaft steht,
eine juristische Bedeu-
tung der Mutterverwandtschaft folgen soll, so genügt ein Blick auf das Orphitianum, um derartige Beweise zu entkräften.
I
p.
XXI
5)
Schmidt, Die
169;
Lumbroso,
S.
435
Berliner Eapyrusurkunden S. 321; Kevillout, Cours
Kecherches
p. 54.
6) Z. B.
7)
Vgl.
Pap. 17 des Louvre (Not. et Extr.
Aus dem a. a.
7.
Zündel
Rhein. Mus. N. F.
Zündel
p. 230) lin. 12:
Aus dem
a. a.
0.
lin.
2.
Jhd.
f)ivoiiifin(og
a.
Jhd. p. Chr.: j4vQ^Xiog KccXXiviHog ^tjzgog
0. S. 17.
Ttmng in Pap. 17 des Louvre 8)
—
fg.
SctganäfifLOJVog (irjTQog ©ivefiifinärog u. v.
Schmidt
Sc.
p. Chr.:
nfgianrcQiov
16 (Not. et Extr, p. 231).
TXovlovg bei ^irjzQog
Tava-
"^^'w' •'''"
"'l**'"
K'iiicrii
— Ehe
eine nicht conauiuniirte
später auszuführen
auch
für gänzlich uugiltig
hängt dies
ist,
—
58
vielleicht damit
Wie
hielten.')
zusammen, dass
noch, wie in ptolemäischer Zeit, die Ehen unter Vor-
jetzt
hehalt eines Probejahrs eingegangen wurden; noch ein koptischer
Papyrus
thut dieses Probejahrs Erwähnung.^)
römischen Begriffen
den
die
Nicht minder hat
durchaus heterogene Sitte der Ge-
schwisterehen sich durch längere Zeit ungeschwächt erhalten; in
den
Steuerprofessionen
arsino'itischen die Majorität
diese
lichung
der
—
der Ehen.^)
Zähigkeit
ägyptischen
in
koptische
die
Chr.
bilden
zur Verdeut-
— — sich
viel
län-
dem römischen Recht zum erhalten hat.^) — Es ist be-
und,
ger als in Griechenland selbst bis
p.
werden, dass die Frauen obwohl, wie
ihre
von den Ptolemäern eingeführt
gesagt,'^)
Trotz,
189
angeführt
Vormundschaft der Ehemänner über oben
J.
v.
Auch das mag
Zeit
merkenswerth, dass selbst die griechischen Kechtsurkunden noch in
den
ersten Jahrhunderten der Kaiserzeit
beeinflusst scheinen;
regelmässig
sind
sie
vom
ägyptischen
Stil
von sechs Zeugen ge-
Urkunden von minderer Bedeutung üblich gewesen war,') während im altgriechischen Urkundenstil die Zeugenzahl immer eine schwankende ist.^) Noch ein Papyrus aus dem neunten Regierungsjahr Hadrian's zählt die Zeugen auf mit der Schlussbemerkung: „Das sind die gewöhnfertigt,^)
Zahl
welche
bei
lichen sechs Zeugen" (ot
ägyptischen
Eine andere Beeinflus-
^ccQTVQsg)'*).
£|
sung durch das enchorische Recht zeigen die griechischen Dotalurkunden aus El-Faijum vom zweiten Jahrhundert p. Chr. Die dede incest.
iiupt. 5, 5, 8.
1)
C.
2)
Die geuaucrcu Nacliwcisungcu
unten Cap. Vll 3
-wcrilen
gegeben
werden. 3)
Wilcken
Sitz.-Ber. d. Beil.
Akad. 1883
S. 903.
4) S. 58. 5) S.
unten Cap. VII
6) Vgl. für 111
p.
294;
die
Lumbroso,
nien (im Bürstenabzug 7)
A lin. Wessely, Die
s.
oben
S.
53 Anni.
Gneist, Formelle Verträge
Wiener Studien 1890 9)
llech. p. 164;
11;
s.
Franz
C.
I.
G.
ilg^pliscbcu Agorano-
cit.)
Die Citate biezu
8) Vgl.
2.
rtolemäerzcit Pap. Lcyd.
S-
66
S.
8.
418
lg.
und neuerdings
Simon
fg.
Pap. K. R. 1570, angeführt in der lebrreichcn Darstellung der gräco-
ägyptiscbeu Urkundeuforui, wclcbe die obcitirte Abhandlung von K. cuthält, der ich die obige Mittheilung entnehiuo.
Wessely
—
—
59
motisclien Eliccontracte entliieltcn die VerpHicliluiig des Ehcinaiins,
binnen
die Mitgift
zustellen;
Form
Tagen nach Auflösung der Ehe zurück-
dreis-sig
erhält die Frau eine Eheschenkung,
feruer
einer (fictiven) Mitgift
annimmt.
seren griechischen Contracten wieder.^)
welche die
Beides findet sich in un-
—
Die koptischen Kecht^i-
urkunden weisen noch eine weitere höchst eigenthümliche Spur der alteinheimischen Rechtsüberzeugung auf; sie enthalten dieselben eigenthümliclien Multen zu Gunsten der Obrigkeit, wie die
demotischen
Urkunden der Ptolemäerzeit.
Diese
Multen
lialjen
und wir vermögen noch
also die ganze Kaiserzeit überdauert,
jetzt
Spuren ihres Kampfes mit dem römischen „alteri stipulari nemo 2)otcst" zu erkennen; allerdings mögen die römischen Juristen gerade die
in
diesem Fall geneigt gewesen sein, ein Auge zuzudrücken.-)
Auch
—
die Persoualexecution scheint in keiner einzigen Provinz so
hartnäckig festgehalten worden zu sein, wie gerade in Aegyptcn;
obwohl die
sie hier
Griechen
nach der Gesetzgebung des Bokchoris
wieder
in
Uebung gekommen
war,^)
erst durch
doch
Avird
Aegypten ihretwegen unter den anderen Ländern ganz besonders getadelt,"^) und auch dies mag auf die Unzugänglichkeit der Landessitte ein Licht werfen.
Selbst
der gute alte Brauch, die ein-
balsamirten Leichname der Vorfahren im Nothfall zu verpfänden,
von dem schon Herodot zu berichten weiss, ^) scheint niemals
er-
loschen zu sein.
Im Gesammtresultat
lässt
sagen,
sich
dass
das
ägyptische
Volksrecht der Zersetzung durch den Hellenismus durch die ganze Zeit seiner Herrschaft
und
bis
zum Eindringen
des Islam Wider-
stand zu leisten suchte und vielfach wirklich geleistet hat.
wird nicht bloss an Quellen gelegen reicher 1)
sein,
hervortreten Das Nähere
in
dem grösseren Keichthum
Es
der uns erhaltenen
Avenn hier die Elemente des Landrechts zahlals
in
anderen Provinzen, etwa in Syrien;
der Abhaudluug über die Donatio proptcr nuiitias,
unteu Cap. IX. 2)
Die ausführliclic Erörterung unten Cap. XV.
3)
Dies wird in der Abhandlung über die Personalexceution der römi-
schen Kaiserzeit (Cap. XII 2) näher auseinandergesetzt werden. 4) C. de privatis carceribus inhibendis i), 5, 1: „luhemus nanini penitus licere
per Alexandrinam splendtdissimam civitatem vel Acgyptiacam dioeccsin
aut quibuslibet impcrii nostri provinciis
diam
.
.
."
a" 486.
Das Weitere
5) II cap. 136; cf.
s.
.
.
.
privati carceris cxcrccrc custo-
unten Cap. XII
2.
Lucian de luctu cap. 21; Just. Nov. 6ü
c.
1
§
1.
Resiutat.
— aucli
iVw
60
—
römischen Kaiser, welche über beide Länder gleich wohl
unterrichtet sein konnten, haben ihre
Aufmerksamkeit vorwiegend
nur den Provinzialismen in Aegypten zuzuwenden befunden. Gewiss zwar würde, wenn uns die Gunst des Zufalls auch für dieses
Land
ein
ähnlich
Rechtsbuch aus dem fünften nachchristlichen Jahrhundert
dem
syrischen bescheren sollte, auch dieses nächst den rö-
mischen vorwiegend hellenistische Züge aufweisen; wohl aber sich
annehmen, dass
zahlreicher und
um
die einheimischen Localtöue hier
einige
Nuancen
syrisch-römischen Uechtsbuch.
tiefer
schattirt
lässt
noch etwas
wären
als
im
Zweites Capitel. Hellenistisches Recht.
Wenn
im Vorigen das Einströmen hellenistischer Cultur und
ihr zersetzender Eintiuss auf die Sitten der nichthellenischen Völ-
kerschaften an der östlielien Mittelmeerküste geschildert und dahei wiederholt darauf hingewiesen wurde, wie sich das griechische
Recht der Colonisten
in
den Städten des Orients ausbreitete und
Wurzeln schlug, erübrigt nunmehr, den Begriff
dieses
hellenisti-
Denn der Prozess der Reception
schen Rechts festzustellen.
des
römischen Rechts kann nicht lebendig begriffen werden ohne die
dem römischen Gesetz vorausgegangen und nun von ihm zu überwinden war. Zwar ist die geKenntniss des Rechtszustands, der
nauere Darstellung der einzelnen Rechtsinstitute, au denen wir
den
Kampf
des alten mit
dem neuen Recht
können
schildern zu
glauben, den specielleren Ausführungen des dritten Tlieils dieser
Arbeit zu überlassen; wohl aber ception
um
soll hier,
den Prozess der Re-
Ganzes anschaulicher erscheinen zu lassen,
als
wenn auch nur
des hellenistischen Rechts als Ganzes,
Bild
ein in
flüch-
tigen Umrissen, entworfen werden.
Denn
das griechische Recht
bildet
dies ist für die Recentionslehre eine
Hätte es sich
Bedeutung. eine
Summe
Thatsache von weitreichender
in der östlichen Reichshälfte bloss
geschlossener Rechtskreise von kleinem
verschiedenartigem
vom
ein grosses Ganzes, und
Inhalt
gehandelt,
diese
um
Umfang und
Localstatuteu
wären
römischen Recht hinweggeschwemmt worden ohne merkliche
Spuren zu hinterlassen, gleichwie das syrische und jüdische Landrecht beinahe spurlos verschwunden sind. Wenn wir dagegen finden,
dass
Rechts
in
breiten
erhalten
sind,
Rechtsgebieteu ganze Massen griechischen
wie
das
Erbrecht
des
syrischen
spiegels, die Lehre von der Executivurkiiiirle und
vom
Rechts-
Dotalroolit
'^'».* .
,
'''^
^V'"''*
— zeigen werden,
oder
wenn
nachclassischen
Zeit
unter
—
62
römische Recht in der
das
vielfach
dem
Einfluss
Rechtsan-
griechischer
schauung geradezu entartet und gebeugt wird, so können wir diesen Vorgang nur dann vollkommen verstehen, wenn wir uns
gemacht haben, dass die ganze östliche Reichshälfte ein einvon übereinstimmenden Anschauungen beherrschtes Rechtsgebiet darstellt, und dass es sich bei dieser Reception nicht um
klar
ziges,
die Beseitigung einiger leges moresque pereyrinorum,
Kampf
sondern
um
den
zweier Welten handelt, welche sich mit gleicher Cultur-
macht gegenüberstehen. Man wird diesen Ausdruck nicht missverstehen. Es soll und kann damit nicht gesagt werden, dass das griechische Recht jemals die formale Concentration des
dass
römischen erlangt hätte, welche jede
Rechtsgewohuheit im Princip ausschliesst;
locale
Hellenismus
der
seine
Bestandtheile
Wohl
rechtlichen Einheit verbunden hat.
nie
es
zu
bekannt,
ist
einer
staats-
aber soll damit gesagt
sein, dass die zahlreichen einzelnen Statutarrechte der griechischen
Städte im Wesentlichen auf den gleichen juristischen Anschauungen
ruhten und die gleichen Institutionen mit nur geringen Nuancen
Es
entwickelten.
hier die Parallele
ist
zu der deutschen Rechts-
entwicklung im Mittelalter gegeben; wenn dort aus dem bunten
(Gemenge der Stadtrechte das eine deutsche Privatrecht gerade im
zum Bewusstsein
Zeitalter der Reception ist
der Nation gelaugt
ist,
hier das griechische Privatrecht mindestens unbewusst als ein
gefährlicher Rivale des
reinen römischen Rechts
in
Anwendung
geblieben.
Die Grundlage dieser gleichförmigen Rechtsentwickluug die
für alle
Stämme
griechischen
Namens
einschliesslich der
kedonier bezeugte Stammesverwandtschai't, und es
ist
ist
Ma-
bemerkens-
werth, dass das Bewusstsein der hierauf gegründeten Rechtsgleichheit in zahlreichen
Von den vo^iLfia
ist
der
Sitte
Aeusserungen der Griechen selbst
hervortritt.
noivol vo^ol, xolvcc dcxaia trjg 'EXkadog^^) den 'EXh'ivai' oft
genug
und häufig wird
Hellenen der barbarischen
1)
Dio Chrysost.
2)
Vgl.
3)
So vcrgleiclit
FIolliMien; in
Rede;")
die
(eil.
Schümann,
Moiolli)
gleiclie
gegenübergestellt.^)
Kraft
p. 459.
Hell. Alterthunisk-unilc
Iferoil.
der edltMcn
XXXVII
die
I
94 die
Form der Ebe
Rriiiu-lu!
II
ilcr
2
Lydicr mit ilonon
erblickt Kuripid.
Androm.
21.3
fff.
dio
Auszeichnung der Hellenen vor den Barbaren; von den Heiraten der Lusi-
—
—
63
Stammverwandtschaft sind denn auch
dieser
Staatswesens für
alle
Grundlasen des
die
griechischen Politien unzweifelhaft die glei-
chen gewesen; die Eintheilung der Bürgerschaft in Phratrien
ist
Phylen und von homerischer Zeit^) ab den griechischen Städten so
gut gemeinsam wie die Curienverfassung den lateinischen.
Die-
selbe Gleichmässigkeit lässt sich in den Institutionen des Privat-
rechts nachweisen.
Wir
betrachten zunächst die Ordnungen der Familie.
Diese
^Vt-'naton-
ihrem Grundgedanken nach durchaus agnatisch geregelt, und diese Agnation ist in gewisser Beziehung noch schärfer ausgeprägt als bei den Römern, indem der Mannesstamm dem Weiberstamm
ist
im gleichen Grade unter den Agnaten wird
in
die soror consanguinea
Rom
in
neben dem Bruder
erbt,
in den griechischen Rechten durch ihn ausgeschlossen;
sie
wenn
Während
bei der Erbschaft vorgeht.
Rom
die einzige
Tochter das Vermögen des Vaters zum
eigenen, durch die Agnaten lediglich beaufsichtigten Genuss erhält,
Griechenland
in
fällt
Hand mit ihrem Vermögen dem
ihre
nächsten männlichen Agnaten
zu.
Diese Sätze kehren, soweit uns
das griechische Privatrecht noch ersichtlich
ist,
mit
aller
Conse-
quenz überall wieder.
Für das Recht des ionischen Stamms^) sind vor sehen Gesetze heranzuziehen.
Von dem
allen die atti-
attischen Erbfoltregesetz
tanier wird gesagt, sie seien fast wie die der Hellenen,
Strabo
III
(">,
155;
von den Spartanern heisst es (Xenoph. Meniorab. IV 4, 15), dass sie sich in nichts von den übrigen Griechen unterscheiden, als im Gehorsam gegen die Gesetze; den Frauenraub bezeichnet Dionys. Halic. A. R. II 30 als ein tlXriviKov ytal uQxctiov k'd'og; von den Testamenten wird gesagt, dass sie bei allen Griechen 2,
24
u. s. 1)
unter
dem
gleichen
stehen,
Ketlit
Isaeus
de Meneclis her.
w.
Hom.
11.
IX 63
sq.:
dcpgrjTcoQ (d. h.
ohne Phratrie)
Boxiv iyiiivog, ös nolffiov tgarai intdrjfiiov otiQvö^vtog.
aQ-SfiiaTog
— Aristot.
/ahlreiche Beispiele bei Gilbert, Griech. Staatsalterth.
II
302
dvscriög
Pol.
fg.;
Zitelmaun, Comment. p. 55; für die ägyptischen Griechenstädte broso, Egitto p. 71; für Syrien ist die Phyleneintheilung nicht mehr festzustellen, Stark, Gaza 470.
tyn
I 1 fg.
für Gor-
Lumsicher
2) Es wäre das Correctesle, jede Darstellung des griechischen Rechts nach den einzelnen Stämmen zu gliedern. Leider lässt sich dies Princip nur in sehr geringem Masse dnrchführen, da einerseits die Stammesabgrenzung
vielfach nocli unsicher, anderseits unser Material zu dieser DifFerenzirung zn
geringfügig versucht.
ist.
Soweit es jedoch möglich
ist,
habe ich es hier zu thun
'\""'^'''f
'"'*
— uns bei Demosth.
ist
—
64
Macartat. 51
c.
p.
10G7 das
wesentlichste
Vorbehaltlich späterer genauerer Darlegung sei
Stück überliefert.
hier festgestellt, dass das männliche Geschlecht vor
den Weiber-
Grades einen principiellen Vorzug hat und
linieu des gleichen
so-
gar die leibliche Töchter von den Söhnen vorbehaltlich ihres Mitgiftanspruchs ausgeschlossen wird; die bruderlose Tochter
fällt
dem
nächsten männlichen Verwandten als Erbtochter anheim.
—
Das-
Mykonos^) und Ephe-
selbe gilt auch von den übrigen loniern; in sus^)
bestellen
Beweis, dass
die
Brüder für ihre Schwestern die Mitgift, ein
als
sie
Vermögen
Alleinerben über das
des Vaters
verfügen.
Wie
am
das Intestaterbrecht bei den Dorern geordnet war, zeigt
das Recht
besten
von Gortyn.
Töchtern Erbrecht auf
die Hälfte
Dieses Gesetz erst gibt den
eines Sohnestheils, welches sie
wie die vorhandenen Uebergangsbestimmungen beweisen, noch nicht besassen;^) es lässt die Brüder des Verstorbenen den Schwestern vorgehen und normirt eingehend das Erbtöchterrecht. Wenigstens über den Bestand dieses Erbtöchterrechts, aus welchem früher,
auf den
anderweitigen agnatischen Charakter des Erbrechts ge-
schlossen werden kann, sind wir auch für Sparta unterrichtet: bei
Herodot VI 57 erheben die Agnaten ftartg"
Hand
auf die
gerichtlichen AnspruTjh; nach Herodot VII
kraft solchen Anspruchs
Oheim
der
XI 5/ Aristot. Pol. Auch über das Erbrecht
tarch Agis
der „intTtu-
205 heirathet
Nichte; vgl. auch Plu-
die
II 6 (9).*)
der Lokrer
wir
sind
gegenwärtig
durch die Stiftungsurkunde von Naupaktos^) genauer unterrichtet. Ilienach gestatten die hypoknemidischen Lokrer in
Naupaktos
ihren Colonisten
Heimkehr aus der Colonie nur dann, wenn
die
sie
einen erwachsenen Sohn oder Bruder in der Colonie zurücklassen, sichern jedoch den in der 1) Inschr. v.
öap Xiccq
:
JiyiaCriv
Mykonos,
rrjv
ddsXqirjv
Heimat zurückgebliebenen Angehörigen
Bull, de
VI
p.
:
TJcc
IJanjti'ai
.... Ephesus v. .T. 83 Üittenbergor
590
1.
22 KxrjacoviSijg:
ywaiHct Kai nQor/.a
:
uQyvQi'ov Kccl sa&rjv 2)
Inschr. v.
St fpfQVccg oq)£iXovci &vyatQi'otg 3)
Gortyn V
4) Vgl.
18S0
corr. hell.
ivrjyyvrjGs
]).
5)
1
— 9.
Vgl.
r]
aSflcpais
•
S.
1.
Zitelmann, Coramentar
im Ganzen Jannet, Les
iusiit.
G. 344 lin 55:
o'o-oj
•
141.
soe. et le droit civ.
a Sparte*
83.
Vischer
Sav. 1872
p.
33
sq.
Ithein.
Mus. 1871,
Ich gebe den
N. F.
Text
in
XXVI
39
— 96; Eggpr
der folgenden Note nach
Jonru. d.
Egger.
—
—
65
Erbrecht unter folgenden Bedingungen. Wenn der Colouist Naupaktos keine Nachkommen hinterlässt, so soll sein nächster
(las
in
woher
Verwandter den Nachlass habeu,
oder Knabe, binnen soll
mit
sei,
ob
Mann
nach naupaktischen Gesetzen verfahren
der Erbschaft
—
Aehnlich
uns aus der Gesetzgebung des Charondas für die
ist
sicilischen Städte überliefert, es sei die
sen
auch
Es ist ersichtlich, dass zu den nächsten erbberechVerwandten nur Männer gerechnet werden.
werden.^) tigten
er
Monaten; wenn sich Niemand meldet,
drei
vom
Vormundschaft über Wai-
auf den mütterlichen übertragen
väterlichen Grossvater
worden, „damit nicht der, welcher das Vermögen erbe, Vormund sei;"^)
auch
soll
Charondas ein Gesetz über die Erbtöchter gegeben vom Recht der unteritalischen
haben, sowie auch Terenz, den wir
Griechenstädte beeinflusst zu denken haben, letztere Institution als
Vorwurf verwerthet.^) Die sicilischen Bestimmungen finden sich dann im Wege der Rechtsbewidmung bei den thrakischen Chalkideern,'^) den Phokäern^) und Mytilenäern u. a. ein, wo demnach überall agnatische Erbfolge gegolten haben muss; als relativ spätes Zeugniss kann die Aeusserung des Nie. Damascenus verwerthet werden, die es als eine Besonderheit der Lykier hinstellt, dass bei ihnen die Töchter erbten, nicht die Söhne.*^)
Wie wir demnach den agnatischen Charakter Erbrecht überall in einer bis
Stimmung durchgeführt 1) 'Eccv
(iri
yivog iv
rf]
sexia.
Einzelne reichenden Ueberein-
in's
so ist
finden,'')
y
der Familie ini^°o™und**'
ixiiiriiiov
auch das System der Gexäv iitoiticov y sv NavTtccKTM ono&sv ccv iy, avxov lovta,
AoyiQcöv x(bv 'TTtoKvrjfiLdicov xov siiäy%iazov KQax^iv
iüv xs
avrjQ
y
rj
rptcöy
Tratg
2)
Diod. Sic. XII 15.
3)
Adelphi
V
V
Damasc.
si
dh
fij],
xoig
NavnaiixCoig vo^ioig
sq.:
4) Aristot. Pol. II 9 (12)
6) Nie.
'
Hacc virgo orba est patre: Hie mens amicus Uli gener e est proximus: Huie leges cogunt nubere hanc.
650
5) Aristot. Pol.
nr^vcöv
Didot.
3 Didot.
ed. Oiell. p. 148:
xag ds KXrjQOvofiiag xaig Q'vyarqixoi
Xsinovci, ov xotg vtoig.
Behauptung von Post, Bausteine und auch da erst für die Zeit nach dem dortigen Zwölftafelgesetz, eine beschränkte Abweichung zuzugestehen. 7)
II
Wir halten demnach
die gleiche
176 für richtig; nur für Gortyn
Wenn Thalheim,
ist,
1 auch für Delphi, weil dort die zustimmende Erbin neben den Söhnen
Rechtsalterth. S. 56 A.
Tochter auf Freilassungsuikunden Mittels, Hjichsrocht
u.
Volksrecht.
als
5
^'=''""
—
—
66
schlechtsvormundschaft bei allen Griechen
schen Recht
verschiedener Weise
kennen bekanntlich keine her kann
es
der Gewalt
ihres Vaters
(xvQtog)
immer
ist
patrio, potestas
vorkommen, dass
nie
der
steht,
in
vom
gleicher,
durchgeführt.
Die
im römischen
Sinii:^) da-
verheiratete Frau
die
römi-
Griechen unter
sondern ihr Geschlechtsvormund
Mann, nach dessen Tode der Sohn; die Munt von Vater oder Bruder.
unverheiratete Frau steht unter der
Stämmen mit unverbrüchlicher SicherEhemann, Vater Stämme bei Demosthenes ausdrücklich
Diese Regeln kehren bei allen heit
wieder; wir finden die Vormundschaft von
und Sohn
für die ionischen
ausgesprochen;") für die äolischen
beweisen
die böotischen Frei-
lassungsurkunden ;^) bezüglich der Dorier sehen wir, wie in Kyrene die
Schwestern durch die Brüder verlobt werden,*) und in Gortyu
Mann und Sohn gegenüber Frau und Mutter über mögen
verfügen;^)
für
das Hausver-
makedonischen Griechen zeigen die
die
Papyrusurkunden allenthalben den gleichen Rechtszustau d,*') womit wiederum die thessalischen Freilassungsurkundeu übereinstimmen'')
—
eine Gleichmässigkeit,
wie
sie
nicht grösser gedacht werden
kann.^)
auch neben den Söhnen geerbt hat, so hätte Gortyn 137 das nicht billigen dürfen; die Znstimmung zur Veräusserung geben alle Erben gleichzeitig, auch wenn sie nicht im selben Grade berufen sind. genannt wird,
schliesst, dass sie
Zitelmann, Recht
1)
Morelli) 2)
v.
Dies betonen Dionys.
XV
Halic. Ant. rom.
Für ledige Frauen Dem.
Phaenipp. 3) C.
26, Dio Chrysost. (ed.
II
c.
p.
1134; für verheiratete
p. 240. c.
Stephan.
II
c.
p. 1047. I.
G. 1608
'^dh.
jiUQovTog avzfj tov avÖQog;
\).
d, h:
naQuvrog toü
Viov, cvvBVCCQSorovvtcov tcöv vtcöv, 4)
Plutarch de mulier.
5)
Gortyn
X
virt. p.
260 F, 261.
15; mit Unrecht zweifelt
Zitelmann
S. 109.
Der Sohn als Vormund: Pap. E. R. No. 14»5; der Bruder: Pap. E, R. No. 1514—6. Wessely, Mitth. E. R. IV S. 59, 60. Die Mannesvormundschaft 6)
ist alltäglich. 7)
Curtius Anecd. delph.
p.
15
tit. 5,
p. 16.
8) In späterer Zeit finden sich stellenweise
Spuren einer freieren Rechts-
entwickluug, indem hie und da die Frau ohne
Y.vqi.og auftritt; Foucart, Memoire sur Taffranchissement p. 5 sq.; Thalheim 1. c. p. 9; Schulin, Das Dies kann natürlich an obigem Resultat nichts griocli. Testament S. 43, 44 ändern; übrigens scheint die griechische Goschlechtsvormundachaft sich im AUgomeinen bis Constantin erhalten zu haben, worüber unten Cap. Vit 2.
— Das
—
67
Mann und Frau ist im Dass die Ehe eine durch-
zwischen
eheliche Verhältniss
Wesentlichen überall dasselbe gewesen. aus monogamische war, würde kaum hervorzuheben nicht für Sparta auf
Grund
vereinzelter
es
und offenbar anomaler Er-
scheinungen bestritten worden wäre;^) die steller,
wenn
sein,
griechischen
Schrift-
welche die Ehe der Hellenen der barbarischen gegenüber-
gemeinsames Rechtsbewusstsein obDie Form der Ehe war in ältester Zeit nach einem waltet.^) iXkriVLxbv xal aQxatov ad-og Frauenraub ^) oder Frauenkauf,*) und diese Formen haben in symbolischer Abschwächung in der Wegführung der Braut vom heimatlichen Herd und der Darbringung stellen, zeigen, dass hier ein
—
Der Inhalt von Hochzeitsgeschenkeu überall fortbestanden.^) der ehelichen Rechte ist durchgehends derselbe; wenn die Frau bei vielen griechischen Stämmen, wie sich für die lonier**) und Aeoler^) speciell nachweisen lässt,^) eine etwas niedrigere sociale
ist
Mann einnimmt
gegenüber dem
Stelluncc
den Römern, so
anderseits von einer imtria potesfas desselben über die Gattin
nirgends
Spur zu
eine
ist
allen
bei
rechtlich
wie bei den Deutschen; die Frau
und der Mann übernimmt
bleibt vermögensfähig,
die Geschlechts-
Die Vermögensfähigkeit der verheirateten Frau ist
vormundschaft.
Athen
Vielmehr
finden.
Griechen die Ehe so gestaltet
für
als bei
Rede der Rhetoreu, für Böotien aus dem und den Freilassungsacten^") (aus letzandere Städte), für Gortyn aus mehreren Be-
fast aus jeder
Darlehen der Nikareta'^) teren auch für viele 1) S.
2)
unten Cap. VII
Oben
62
S.
3) Dionys.
Anm.
Halic.
3. 3.
H
A. R.
30;
Plutarch
Lyc.
Lacon.
15,
Apophtb.
I.yc. 17.
4) Aristot. Pol. II 5 (8) § 12
Aal
ywutnaq
Tas
und Urgeschichte' 5)
6)
146
S.
tcuq'
Für
Giraud
:
s6iSriQ0q)0Q0vvt6 KXlrjXcov.
xs yoc^
tote
oi "EXXrivfg
Schrader, Spiachvergleichnng
381—2.
Lasaulx, Abbandl. der
bes. S. 93;
I
scovovvzo
Journ.
d.
bair.
Akad.
phil. Gl.
VII
1
(1853)
89
S.
fg.,
Sav. 1875 p. 776.
die Athener ist dies bekannt; für kleinasiatische
lonier Ilerod.
(?).
7)
Die böotischen Frauen standen
IMn-
unter eigenen ywafKovo^ioi,
tarch Sol. 21. 8)
Anders die Dorier, Dionys. Hai. A.
9)
Unten
Cap. XIII.
10) Z. B. C.
I. Ci.
1608
1'.
U,.
I[
24, Aristoteles Pol.
II
6
(9).
^^^^
— Stimmungen des Stadtrechts /j
—
68
für Sparta aus der bekannten That-
sache zu ersehen, dass daselbst zwei Fünftel des Grundeigenthums
Dem
entspricht die
erörtern
und in ihrer
den Händen der Frauen befanden.^)
sich in
zu
Thatsache, welche später ausführlich
Tragweite nachzuweisen
rechtshistorischen
der griechischen Frau niemals
das ihrige
ist,
dass
ist.
Kehren wir nochmals zum Erbrecht zurück, Testamente,
Mitgift
die
Eigenthum des Ehemanns, sondern so
findet
sich,
Stämmen vorkamen und
dass Testamente bei allen griechischen
Isaeus^) berichtet, dass das Recht der letztwilligen Verfügung bei
Schon
allen Griechen das gleiche war.
Nothoi))recht der
Kinder,
die
vermag
dies zu bestätigen; wir finden nebst
ment''')
in
Zeugen
in einer schriftlichen Urkunde.^)
einer
Form dem
der Testamente
Adoptionstesta-
Reihe von Städten die formlose Einsetzung vor
Besonders bedeutsam
ist
dabei der allerorts wiederkehrende Grundsatz, dass leibliche Kin(jgr
zu
—
nothwendigcn Erben sind und
die
—
Rom
im schärfsten Gegensatz
eine Exheredation derselben, wenigstens im Testament,
ist. So soll in Athen Solon die freie testamentarische Verfügung auf jene Personen beschränkt haben, welche keine leiblichen Kinder besitzen, ein Rechtssatz, der zur Zeit der attischen Redner in unbestrittener Geltung steht.^) Nach dem Recht von
unmöglich
Gortyn dürfen fremde Erben nicht mehr als einen halben Sohneserbtheil erhalten,^) und das Testament der Epikteta von der dorischen Insel Thera
Für
unter
ist
äolischen Böotier
die
um
lehrreich, welche,
Zustimmung ist
eine
Stelle
1)
ihrer
des
Polybius
Kinder
Gortyu VI 32:
v
einsetzten.
öf h' ano&ccvrj (lürrjQ re^va KatccXinövacx
ccl
£0
6)
hatten, mit Ueber-
Verwandten fremde Personen zu Erben
TSQcc TiaQTSQOV ^fisv T
(XX
den Sittenverfall des Landes zu schildern,
hervorhebt, dass Viele, welche keine
gehung
der Tochter errichtet,^)
ccT Q
(i
cütav
11.
,
rbv na-
V, a.
2) Aristot. Pol. 11 6 (9). 3)
De Meneclis
4)
Athen, Kreta, Tenos;
5)
Thalheim
6) Isaeus p.
1133;
c.
de tester
her. 2, 24.
7)
griecb. Testam. S. 29 fg.
de Meneclis her. 13 (Didot 244);
Leptin. 102 p. 488; Plutarch Solon 21. ä,
Äthanes
im Aunuaire
etndes grecques 1870 p. 19
— 39,
Vgl. unten Cap. X.
8) C.
Schul in, Das
Die inschriftlichen Spuren sind nicht selten.
S. 63.
I.
G. 2448
lin. 5.
de
Tassoc.
insbes. p. 27.
Demosth.
— pour
c.
Steph.
II
Caillemer, La l'encouragement
14
droit
dos
—
—
69
Diese Stelle weist gleichzeitig auf eiue Art Notherbanspruch der
Verwandten
war schon
hin; es
und ausser der Ordnung,
auffällig
dass die Böotier ihre Verwandten übergingen, uud in der That
ist
auch in Athen den übergangenen Seitenverwandten eine ziemlich umfangreiche sprochen.^)
wie
lose,
qtierela inofficiosi
Auch
unter
dem
Titel dcxr] (laviag zuge-
die ursprüngliche Unveräusserlichkeit der
Land-
wenigstens für die ältere Zeit für Sparta^) uud eine
sie
ganze Reihe anderer Städte^) bezeugt
ist,
ist
nur eine Seite dieses
Halten wir noch dazu, dass auf griechischen Frei-
Notherbrechts.
lassuugsurkunden die Kinder
stets
als
zustimmende Erben zuge-
zogen werden, auf welches Verfaugenschaftsrecht später noch zu-
rückzukommen
um
so ist thatsächliches Material
ist,*)
genug gegeben,
den Ausspruch der Satirae 3Ie^iippeae „bei Erbeinsetzung der
natürlichen Erben hätten die Griechen eiue bessere Sitte als die
Römer" ^) als vollständig begründet und für Stämme gleichmässig zutreffend zu erkennen.
Wie der
in
alle
hellenischen
den Satzungen des Familienrechts, so zeigt auch in
Ordnung des Vermögensverkehrs das griechische Recht
trotz
den Brechungen, welche das Princip von Gau zu Gau durch die Willkür tastender Gesetzgebungen erlitten hat, unverrückt dieselben Grundgedanken.
Die
Zeit,
wo
alles
Grundeigenthum einen
genossenschaftlichen Charakter trug, liegt für die griechischen Povielleicht
litien
nicht
classischen Zeit
so weit zurück als für
ist
der Verkauf des Bodens überall durch die ein
1)
aber in der
sowie die Freilassung der Sklaven zwar
Zustimmung der Blutserben, nirgends aber durch
Einspruchsrecht
2)
Rom;
das Privateigenthum allerorts anerkannt und
Nahberechtigten
der
beschränkt.'')
Bunsen, De iure heredit. Atheniens. ^. 62. Nach Aristotel. Pol. II 6 (9) war in Sparta zwar
—
In
der Verkauf, nicht
aber das Vermächtniss des Besitzes verboten; diese Darstellung ist jedoch nach Plutarch Agis 5 zu berichtigen, wonach erst die demokratische Gesetz-
gehung des Epitadeus 3) Aristot.
1.
c. II
die Vermächtnisse freigab.
4 (7)
u. a.
Unten Cap. X und Cap. XI 2. 5) Venio nunc ad alterum genus testamenti quod äicitur 2'1>'lisicum, in Varrouis Fragmenta ed. Bip. quo Gracci belliores quarn Homani tiostri. 4)
p. 312, 313, bei
Wenn
Schulin
a. a.
0, S. 16.
im oströmischen Reich eine Art Näherrecbt (ngorifirots) auftauchen sehen, so beruht dieses gewiss nicht auf alten volksrechtlichea Einrichtungen, sondern auf der Einwirkung der da6)
wir, etwa seit Constantin,
gj^g^^jj',",,,
— Kein
ai>so-
—
70
schemt das ^griechische Eiiijeuthum vou dem abund uueiidlicheu dominimn der liömer ebenso weit ent-
gj^iuem Cliaiakter
Eigeuthimi. s.(jj^^ßjj
fernt zu sein
das deutsche; der griechische Eigenthumsstreit
als
sondern die Prüfung Eigentimms-jTQ^.m
mcum
Behauptung des
enthält nicht die
des relativ
esse
ex iure Quiritium,
bessern Rechts, welche
der
in
zwei PrätenAnschauung auf dem
„Schlichtung o zwischen " Diadikasic",1 der 71
(jgj.
prozcss.
Wie
denten", durchgeführt Avird.
sich diese
Athen sowie für das kleiuasiatische Städtchen Zeleia nachweisen lässt, so war sie auch, wie wir noch näher erörtern werden, die der makedonischen Griechen in Aegypteu, und
Boden
classischen
noch spät Andere Pro-jjjß}^^ zessiornifn.
in der
für
römischen Zeit scheint dieser ßechtsstandpunkt
vcrlasscn ZU
scheint selbst das formelle Ueberhaupt '
sciu.-^) '
Prozessreclit bei den verschiedenen
zu sein: die schriftliche Klagform
Stämmen das
(dt'jt?^)
und Kleinasien;
so bekanntlich in Sicilien
in Eretria;^) die Besitzstörungsklage in
Amorgos;^)
[ßi'Ky]
attische aTtayay^
die
ausser Athen Ankläger im
f|oi;A)jg)
eigeuthümliche Sitte, dass
die
gleiche gewesen
findet sich, wie in Athen,
der
nach eigener Schätzung einen Strafantrag {rt^irj^a) proponirt, wie in Athen, so in Sparta,^) Kreta °) und Ephesus.") Kehren wir zum Eigenthum zurück, so ist Kauf und Verkauf Strafprozess
Kauf.
wie Verpfändung im Wesentlichen bei allen Griechen gleichge-
Zwar
staltet. ist
die äussere
Form, namentlich des Immobiliarverkaufs, dennoch treten
vielfach particularrechtlich verschieden geordnet
gewisse gemeinsame Züge auch hier hervor.
;
So vor allem das
eigenthümliche Institut der Kaufhelfer (ßsßaicorccc), welche sich
durch ganz Griechenland bis in das Reich der Ptolemäer und, ob-
wohl man lindenj)
dies bestritten hat, wie es scheint,
Auch
die
Eintragung des Kaufs in
wird wohl überall üblich geworden
seiu.^)
auch
in
Athen wieder-
Bücher Das materielle Recht
die öffentlichen
maligen Steuerverfassung, welche Zachariae, Geschichte"^
S.
211
vortreff-
fg.
lich auseinandergesetzt hat. 1)
Ueber das Ganze uuteu Cap. XIV
1.
2)
ilhangabo, Ant.
5ö;
3) Jiyir} i^ovXrjg
•Aoivcp
:
Müller, Dorieri
5)
C.
I.
G. 2556
No. 689
'Ad'ijvuLov
4)
ÖLnaaTrjQÜp,
hell.
lin.
rtfia/iia
Dittenberger
II
X
p.
liu.
536
Gilbert, No. 9
lin.
Anm.
5.
Staatsalterth. 11313.
14 sq.
222.
48
sq.:
i^faTto
rw
ßoi^Xoixivco
S. 1. G. 344 lin. 1 Ueber das Ganze unten Cap. XIV
8)
Unten
sq.
inl
SiKci^ccod^Ki
sniyQaipccnsvog rag diKag kkzcc tö aäixrjua
7)
6)
sq.
Vgl. auch obeu S. 49
.
.
(wenngleich kein Straffall).
2.
bei der Geschichte des !t^otariatt> Uap. VI.
.
reo
— Tide« Kaut'vertraj^s, Redliibitioii
'
)
und Evictionsgaruiitie,")
ibt
luicli-
weislich dasselbe.
Ebenso sind auch
die sonstigen
Grundsätze des Oblij'ationeu-
Man könnte
rechts überall dieselben.
meinen, dass bei der grossen
.^;''"''f;,*:.
^*""^\""'
Freiheit der Coutractsformen diese Gleichförmigkeit wenig hervortreten
mag; doch wird
sich zeigen, dass trotz dieser Formfreiheit
das griechische Recht ziemlich bestimmte Coutractsformularien ge-
kannt zu haben scheint, welche dann auch auf ein einheitliches Recht hinweisen.^) AVenn bei Demosthenes der Athener den Phaseliten
darauf aufmerksam
macht,
wir ja alle denselben
„dass
Brauch und dasselbe Recht bezüglich der Handelsstreitigkeiten handhaben,"^) so ist dieser Satz zwar zunächst auf den Umkreis
Symbolon gemünzt, aber ebenso gewiss in weiterem Insbesondere von den SchuldverUmfang schreibungen, 6vyyQaq)ai, haben Avir bereits an anderm Orte den Nachweis versucht, dass diese Urkunde in Böotieu, Aegypteu, Kiliund man wird dies wohl auf alle übrigen kien und Sicilien des attischen
verwirklfcht gewesen.
—
Landschaften der hellenischen Zunge erstrecken dürfen
—
den spe-
cifischen Charakter eines abstracten Formalvertrags an sich
Ebenso kennt das griechische Recht
trägt.'"')
Executivurkunde,
allseits eine
welche überall in den gleichen Formen und mit gleichen Wirkungen ausgestellt wird.*^) Ganz besonders gleichförmig ist auch die Conventionalstrafe gebildet; sie beträgt mit merkwürdiger Regel-
mässigkeit entweder das Doppelte oder das Anderthalbfache
hovY)
Noch Es das
ist
{rj^Lo-
der ursprünglichen Leistung. ein
Wort
ist
der Rechtsstellung der Sklaven zu widmen,
eine bekannte Thatsache, und
wiederholt hervorgehoben,^)
Mommsen
namentlich
dass
die
griechische
Sitte
hat
den
Sklaven mit einer Humanität behandelt, welche dem römischen Geist durchaus fremd 1)
Plato
leges
XI
ist,
und
dieser
Zug
der Milde
2 p. 916; Dio Chrysost. (Morelli)
X
tritt in
über-
p. 146, cf.
XXXI
p. 323.
2)
Dies erhellt schon aus der allgememen
3)
Unten
4) c. Lacrit. p. 939:
ovx anaaiv
rj^iv
KUL t6 ocvxb dty.aiov thqI täv ^finoQi'näv 6) Ztsch. 6)
7)
Anwendung
der Kaufheiter.
bei der Geschichte des Notariats Cap. VI.
f.
Priv. u.
off.
Köm. Gesch.
ccvxol
v6[ioi
Recht der Gegenwart XVII
Unten Oap. XII. Ueber dieses unten Cap. XIV
8) Zuletzt
oi
V
250.
3.
ysy^a^i^svoi tloiv
öi,yi<äv;
p.
559—586.
'^richt''
—
72
—
einstimmenden Keclitsiustitutioneu überall hervor. Vor Allem ist e.s die Woliltliat des Asylrecbts, welche wir durch den gesammteu
Aegypten bis Sicilien zu verfolgen verder Hierodulismus und die Freiauch sind Ebenso mögen.^) lassungsmodalitUten, soviel wir zu sehen vermögen, überall die hellenistischen Osten von
minder
Nicht
gleichen.^)
ist
aber auch
die
Verantwortlichkeit
der Sklaven für ihre Contracte und Delicte und die Haftung der
Herren ex noxa und ex peculio an verschiedenen Orten gleichmassig anerkannt.^) j^r^g
internationales Becht.
Recht ist demnach in seinen Grundlagen wie Ausbildung durch grosse und einheitliche Züge ist nicht eine Summe einzelner Stadtrechte, welche
...
Q;rieehische =•
in
seiner weiteren
charakterisirt; es
uns entgegentritt, sondern das Recht einer grossen, weltbeherrscheuden Nation. Wie wir heute nur die Darstellung des deutschen Privatrechts kennen und der Aufzählung der Statuten von Magdeburg oder Lübeck nur den Werth eines Mittels zum Zweck
wird die Zeit kommen,
beilegen, so attischen
sammenfassenden setzen wird.
hungen
wo man
au die Stelle des
Rechts das griechische Nationalrecht
—
Behandlung
Es
sind
allein
als
würdige
nunmehr noch
das
der
zu-
Erkenntnissobject
die internationalen Bezie-
darzustellen, welche diese universelle
Entwicklung des
grie-
chischen Rechts bedingt haben. i'ersoiiaii-
jjj
tätspriucip.
Stämmen nach-
älterer Zeit hat auch bei den griechischen *-'
weislich jenes
System des internationalen Rechts, richtiger der
Rechtlosigkeit,
gegolten,
welches allenthalben
betrachtet werden kann,
liche
bandrechts.^)
1)
13, 4;
Wer
nicht
als
das ursprüng-
nämlich das des exclusiven Ver-
im Gemeindeverband
steht,
dem
sind
Meier - Schömann'-' 626; Phliiis, Pausan. II Dittenberger S. I. G. 388 lin. 80 sq.; Gortyn, Zitelmann
Griechenland: Athen,
Andania,
Aegypten, Pap. d. Lonvrc 10 (Not. et P'xtr. 18, 2 p. 177 fg.) XI 89, Piautas Knd. Ill 4, 18—20. 2) Unten Gap. XI 2. 3) Zu dieser noch fast gar nicht behaudelteu Frage kann ich hier nur die Belegstellen citiren: Inschrift v. Andania, Dittenberger S. I. G. 388 Z. 75—78; Inschrift v. Syros, 'Ad^i'jvcciov III p. 643 Xo. 9, Fragm. Hyperidia ed. Diels Sitz.-Ber. der Berl. Akad 1889 S. 603 fg. — Für das attische Recht
Comment. lin
S. 96;
13; Sicilien, Diodor Sic.
Meier-Schömann-
652
Wachsmuth,
fg.
apud Graecos ante bellorum cum Persis gestorum initiura, Berlin iieimer 1822; Sorgenfrey, De vestigiis Iuris gentium Homerici, Leipzig 1871. Homerisches Hecht auch bei 4)
lus gentium quäle obtinnerit
— Commerciiiiii
Coiiubium,
uiicl
—
73
f'yjcrtjaig
der »Staat cr.scliöpft sich in der
sagt;
gibt
dem Fremden keinen
liclie
Begünstigung schon früh
smya^ia
iiiicl
durcliuus ver-
Person seiner Jjürger und Docli
liechtsschutz.
wird als persöu-
die Proxenie/) d. h. die privilegia-
Zuhissung des einzelnen Ausländers zu gewisser Autheil-
rische
nahme an den Wohlthaten
des Staatsschutzes bewilligt; ihre pri-
vatrechtlich wichtigste Seite ist die Gewährleistung von ijtLyafiia
oder
oder beider zusammen; daneben unter Umständen
s'yxtrjöig
Theilnahme an öffentlichen Festen
Zollfreiheit,
u.
s.
Der be-
f.
ständig steigende intercantonale Verkehr erforderte bald, dass, was
ursprünglich besonderes
wissen
Grad
Entgegenkommen war,
bis zu
Rechtsanspruch umgesetzt werde.
in
einem ge-
Dies geschah
unter benachbarten Städten in weitem Umfan«: o durch Sympolitieverträge, indem man sich wechselseitig alle oder beAvenigstens o
stimmte bürgerliche Rechte zusicherte;^) bei Städten, benachbart zu
sein,
Rechtshilfeverträge, sogen. Cv^ßola die
dLKr]
die,
ohne
doch im regen Handelsverkehr standen, durch auf Grund deren der Fremde
öviißoXmv^) erheben konnte, was der lateinischen
ccTto
rem])cratio entspricht.
seitigen Verkehrs
Solche Verträge über den Schutz des gegen-
waren sehr häufig; von besonderer Bedeutung
Symbola der Staaten des attischen Seehunds,^) welche ein gegenseitiges gleiches Recht des Handelsverkehrs stipulirten;^) ferner die in den Freilassungsurkundeu öfter citirten Symbola zwischen Delphi und den lokrischen und phokäischen Städten, waren
die
Thucydid.
I
5,
6.
Scbömann,
Griech. Alterth.
I
42 fg;
Büchsenschütz,
und Erwerb S. 539. Neuerdings Thumser Wiener Stud. VII S. 48 fg.; Scala, Die Studien des Polybios (Stuttgart 1890) S. 299—324. 1) Ueber die politische und juristische Bedeutung dieses Instituts handeln zwei Special werke: Tis so t, Des proxenies grecques (Dijon 1863) und
Besitz
Monceaux, trächtlichem 2)
Les j)roxenie3 grecques, Paris Thorin
Umfang
1885 (letzteres bei be-
nicht sonderlich vielsagend).
Dies nähert sich also
dem
Begriff der Freizügigkeit.
Sympolitie haben Smyrna und Magnesia
am
Vollständige
(Dittenb erger S. I. G. 171); Melitaea und Pereia (Rhangabe, A. h. 692); Steiris und Medeou (Dittenb. 294). Theilweise Sympolitie: Hierapytnos und Priausos auf Kreta (C. I. G. 2556); Lato und Olus (C. I. G. 2554); Keos und Naupaktos (C. I. G. 2352); die Messenier und Phialeer (Dittenb. 181). 3) Ueber die Bedeutung des Worts u. A. Egger, Mömoires d'histoire ancienne et de philologie 4) 5)
p. 106.
Sipylus
Movers, Phönikicr
Heffter, Athen. Gerichtsverf. S. 89 fg. Demosth. c. Lacrit. p. 939 (oben S. 71 Anra.
III
4).
1,
122.
i'^emdenrecht.
—
—
74
welche den grossen Verkehr des delphischen Tempels zu sichern
Dem
hatten.^)
entsprechend finden wir schon früh in den grie-
chischen Städten
war
die Institution
der Fremdengerichte.
zuständige Behörde der Polemarch-j und
die
ist
In Athen hiefür ein
besonderes schleuniges Verfahren bezeugt;^) in Lokri findet sich
Behörde der
die
in Kreta
^evodizai,'^)
ptolemäische Herrschaft in Aegypten
^evcoL
die
hat ^svlxoI
xoöiiol]")
die
dyoQavo^ioc^)
und Aristoteles behamlelt die Fremdengerichte als einen nothwendigen Factor eines wohlgeordneten Staatswesens.^)
eingeführt,
Ausi.iiiiuiig
des h(6
j^ diesen Fremdengerichten muss sich nun das ius gentium •-'
>-'
<jcn-
uum.
JQ
ähnlicher Weise
herausgebildet haben
wie
bei
den Römern.
Ein Bild dieses Vorgangs ist aus dem Hermiasprozess zu entnehmen;^) das griechische Gericht scheint hier zwischen Griechen und Aegyptern eine Rechtsanschauung zu handhaben, deren formale Berechtigung Avohl nur im Gesichtspunkt des ius gentium zu finden
ist,
während
freilich materiell der griechischen
sie
Rechts-
anschauuug sich anzuschliesseu scheint. Wenn z. B. der formlose Kauf auch für die Aegypter als giltig angesehen wird, während das Laudrecht eine övyyQcccpi] iazvQLoo^sv)] verlangt, wenn
im Eigenthumsprozess das bessere Recht kritengericht diese Praxis
doch nur in der Meinung, dass
Tag
Rechtsidee an den Aufhebuug
sie die für alle
Nationen wahre
fördere.
Dieser Prozess dürfte in allen hellenistischen Ländern ziem-
des Persoualitiits-
während das Lao-
gegenüber der fremden Nation findet
ihre äussere Rechtfertigung sie
siegt,
vom Kläger die xwobatio didbolica fordert, so mag zwar dem griechischen Recht nachgebildet sein, aber
gleichmässig vor sich gegangen
jjßj^
1)
Foucart, Memoire
2)
Meier-Schömaun^
berger 3) 4)
S.
I.
fir/
6)
lin.
11.
de corr.
hell.
XI 242:
Lumbroso,
vnb
ritccv ovXoizo,
zov kosviov xöo-
13
—
(16). c.
h.
Dittenberger
die sländigou Ausnahmegerichte,
Oben
S.
48
dazu Peyron 11 50. Mit diesen Fremdcngerichteu darf man 243 thut, die ^tvi-nä di-nuatiqQiK der ephe-
llech. 248; Pap. Taur. 8 lin G,
IV
wie Dareste, Bull, de
siuischeu luschrift
8)
ai x'
Iceyaiev.
7) Aristot. Pol.
nicht,
p. 20.
619; vgl. den Vertrag mit Pliaselis, Ditteu-
Büchsenschütz, Besitz und Erwerb S. 531. Egger bei Carapanos, Dodone p. 202 sq.
5) Bull, (lov
G. 57
Mit ihm löst sich die
ra£Franchissement des esclaves
sui*
11
sein.
lg.
S.
1.
G. 344
lin.
87 verwechseln; diese sind
von denen unten die Rede sein wird.
vertragsiiiässige
alte
-
75
Ueclitshilte
der
dtxy]
Es
allgemeine llechtsliilfc des ins gentium auf. Ort, diesen Vorgang ins Einzelne
zu
öv^ßoXcov in die
ajio
hier nicht der
ist
verfolgen;
eine Thatsache
jedoch kann nicht übergangen werden, welche für den Charakter
spätem
des
chen
Rechtslebens
hellenistischen
— und
scheint nämlich
sehr
wichtig
ist.
Es
darin geht der Kosmopolitismus der Grie-
über die selbstsüchtige Oekonomie des römischen ins
weit
—
(jcntium hinaus
auch dahin gekommen zu sein, dass
die
Aus-
Fremden vom Grundbesitz, von der Ehe und vom^^^JI^^^^V";. Erbrecht principiell beseitigt wurde, während das römische ins ^''g^';^^*'' (jcntium sich auf den fundits Italiens nur unvollkommen erstreckte schliessung der
und das
coniibiitm,
sagt blieb. M.
sowie das Erbrecht
Voigt
hat,
aufmerksam gemacht,^)
dass,
dem
aal
TtQo^svog
die
yrjg
ausdrücklich zusichern,
dem Nichtbürger
während oiuLccg
die älteren Proxeniedecrete
sowie
'syKzriöig,
dieser Zusatz
etwa
seit
vorchristlichen Jahrhunderts verschwindet; wie
wegeu, weil
diese
Befugnisse jetzt jedem
Rechts wegen zustehen.
Wenn
Beweiswerth zuzugestehen, so scheinung hinzu, dass ungefähr
Römer
in
die
intyccuta
Mitte des zweiten
Voigt meint
Fremden
schon
dess-
von
unsere Kenntniss der einschlägigen
Verhältnisse vielleicht zu gering
der
stets ver-
wie ich glaube, nicht ohne Grund darauf
ist,
um
kommt
um
dieser
Erscheinung vollen
doch unterstützend die Er-
dieselbe Zeit der Grundbesitz
den hellenistischen Landschaften, und zwar auch im
immer wachsende Ausdehnung zu erlangen beginnt. Eigenthum und Hypothek an Grundstücken scheint daher den Fremden selbst in solchen Territorien zugängGebiet der
civitates liberae, eine
gewesen zu
sein, deren staatsrechtliche Selbständigkeit noch während für die frühere Zeit die Unfähigkeit der Fremden zur Erwerbung von Hypotheken bestimmt bezeugt ist.-) Dass auch die Epigamie den Nichtbürgern in der späteren Zeit zugänglich wurde, ist am besten am Beispiel von Aegypten zu ersehen, wo Heiraten zwischen der griechischen und ägyptischen Bevölkerung nichts Seltenes sind;'^) auch für Pisidien, noch mehr für Athen ist eine Vermischung mit der nichtbürgerlichen Bevöl-
lich
fortdauerte,
1) lus
nat.
IV
Beil. XIII S.
186-250.
Demosth. p. Phorm. 6. Die Belege für den Grundbesitz; der li'ömer werden unten Cap. V gegeben werden. 2)
3)
Oben
S.
44
A
3.
— E«
L'erung bezeugt.')
ist
—
76
daher nur cuusequeiit, weuii auch nach
den Begriffen des römischen Rechts sehr auffallend, dass selbst die Erbschaft des Griechen an den Ausländer gelangen kann; so beerbte Verres seine griechische Mätresse Chelidon^), und L. Mander, aus
lius,
Catiua iu Sicilien abstammend, zum römischen Bür-
gerrecht gelaugt war, seinen Bruder, welcher Peregrine geblieben
Von
war.^)
Interesse ist es auch, dass
z.
B. in Stiftungsurkuuden,
welche die Stiftung dem populären Schutz der Bürgerschaft an-
dem Römer ebenso gut zugänglich gedem Griechen; er überreicht seine Anklage vor dem Archonten, und das Verfahren findet vor dem Demos statt/j
vertrauen, die Popularklage
macht
wie
Avird
Beginn der römischen Herrschaft das nationale Princip des Rechts bei den Griechen überall dem vollkommenen Kosmopolitismus gewichen. Wenn dabei, was bei dem Reichthum So
zu
ist
der Localstatuten immerhin möglich war, eine CoUision der Gesetze stattfand,
so
mehr nach dem System der persodem Territorialworden sein.'') Doch können die einzelnen Terri-
kann
sie
nicht
nalen Herrschaft des Rechts, sondern nur nach beseitigt
toriauutuiosP^'^^^U^ Kechts.
torialrechte
unmöglich
dürfen, da es unser
auseinander
stark
Zweck
ist,
gegangen
sein.
Wir
die Gleichförmigkeit der hellenisti-
schen Rechtsentwicklung möglichst deutlich zu kennzeichnen, auf diesen Punkt nochmals eingehen. gieicimug der JjocalStatuten.
wurde schon oben gezeigt, dass die Grundzüge des griechiüberall gleichmässig und Vermögensrechts o wiedero o
-^^
t^^nclrAus-
gciieu Familien-
]jehren; es ist aber auch naheliegend, dass eine Rechtsentwickluug, Bezüglich Athens üeber Pisidien Kaibel, Hermes XXIII p. 538. man die Tituli mulierum peregrinarum nuptarum civibus et AttiAllgemein 120. carum nuptarum peregrinis im C. I. A. III 2 p. 112 1)
vergleiche
—
—
Gai. I 92. 2) Cic. in Verr. II 47, 116:
ipso
anno a 3) Cic.
sed est
ad fam. XIII 30,
una cum
1:
cum
dehuisti, praescrtim
L. 3IanUus
reliquis Neapolitanis
Catinae nuper moriuus trovcrsiam
quod facere
tibi illo
CJiclidone venisset hereditas.
est.
cum habiturum,
civis
est
Sosis.
Bowamis
Nullam omnino arbitramur de et est
Is fuit Catincnsis,
(actus
.
.
.
Eius fratcr
ea liereditale con-
hodie in honis.
Foucart-Le Bas, Inscr. d. Pelop. 25—36. Die Urkunde datirt aus der Zeit der Divi fratres. 5) Das Territorialrecht wird denn auch schon im Vertrag zwischen Lato und OIus C. I. G. 2554 lin. 56—76, sowie zwischen Rom und Chios C. I. G. 2222 liu. 15—20 als für den gegenseitigen Verkehr massgebend an4)
243 a
Stiftungsiukunde von Gytbeion,
lin.
erkannt.
— welche den Fremden schen Privatrechts
in
aller
—
77
und jeder Beziehung des einheimiden Prozess der vollstän-
theilhaftig machte,
digen Rechisausgleichung mächtig befördert haben muss. Nirgends
jedoch
tritt diese
hervor als in
Wir sehen
Einheitlichkeit des Rechtsbe^vusstseins deutlicher
dem System
der intercantonalen Austrägalinstanzen.')
von den alten Schiedsgerichten der verschiedenen Amphiktyonien, welche oft durch die Bündnissverf'assung zu hier ab
dauernder Wirksamkeit berufen waren
5
ihre
Thätigkeit
vor-
ist
wiegend die Schlichtung völkerrechtlicher Differenzen der Bundes-
Für das Privatrecht ist jenes System der Schiedsgerichte städte. von Bedeutung, welches hauptsächlich im zweiten und dritten vorchristlichen Jahrhundert in Anwendung kam, als die politischen Wirren das Misstrauen gegen die eigenen Gerichte hervorriefen und gleichzeitig die alte städtische Absperrung immer mehr ins Schwinden kam. Damals wurde die Entlehnung von Richtern aus benachbarten Städten üblich;
wo
am
nothwendigsten natürlich
die Besitzverhältnisse bei politischen
gerathen waren.
Zu
dieser
Störungen
in
dort,
Verwirrung
Entlehnung von Richtern, deren Tri- '^"*^'''^°"°s
bunal oft auf längere Zeit aufgeschlagen werden musste, und über deren Rechtsprechung eine Art Edict (didygafina) proclamirt wurde,
kam
es bald durch freiwillige Entschliessung der
Gemeinde, bald
durch Anordnung einer höheren Macht, wie es die Römer oder die Diadochenfürsten waren, und der Umfang dieser gegenseitigen
Rechts Weisung wird nur durch den Umfang der damals eingetretenen Rechtsunsicherheit erreicht. Die Zahl der bis jetzt bekannten
wo
Fälle,
solche Austrägalinstanzen
augeordnet werden mussten,
beträgt ungefähr ein halbes Hundert, und das Anwendungsgebiet dieser Praxis scheint sich über das ganze Gebiet des Hellenismus
erstreckt zu haben.
Es
ist
nicht zu
verkennen, dass diese Ein-
richtung die Verbreitung einer allgemeinen und gleichen JRechts-
Überzeugung in ähnlicher Weise befördert haben muss, wie die Oberhöfe des deutschen Mittelalters; soweit nicht, was ja eigent-
1)
ternis
Hierüber handelt jetzt
am
quos Graeci adhibuerunt ad
vollständigsten lites
Sonne, De
et intestinas
arbitris
et peregrinas
ex-
compo-
nendas qnaestiones epigraphicae, Göttinger Inaiig.-Diss. 1888, wovon hier insII in Betracht kommt. Aeltere Literatur: Hudtwalker, Die
besondere Pars üÖ'entl. u.
richter vgl.
Privatschiedsrichter in Athen, Jena 1812;
und
öff.
Meier, Die
Privatschieds-
Diäteten Athens, Halle 1846; Gilbert, Staatsaltertb.
auch Ilartel Sitz.-Ber. der Wiener Akad. 1878
vol. 91 p.
11
381
104 — 108.
fg.;
i^'chtem.
die
Voraussetzung der ganzen Institution
die
lieh
-
78
ohnedies schon
ist,
Einheitlichkeit des Rechtsbewusstseins vorhanden war,
von Stadt zu Stadt auf
diese Institution
die Beseitigung der
muss etwa
noch vorhandenen Gegensätze hingewirkt haben. System der
mit der deutschen Rechtsentwicklung im Mittel-
Dqj. Vergleich
leg^ es nahe, hier noch auf eine andere Sitte hinzuweisen,
i.ewi.imu.ig.a^i^ej.
unsere Untersuchung von besonderer
möglicherweise für
welche
Bedeutung geworden
Der
wir meinen die Rechtsbewidmung.
ist;
Brauch, das Recht angesehener Städte
als ein
Ganzes zu entlehnen,
Vor
hat in der hellenistischen Welt eine grosse Rolle gespielt.
Allem muss
den Coloniegründungen fast immer zur Rechts-
es bei
gekommen
eutlehnung
sein;^) aber
Vorkommniss sehr häufig
auch anderweitig
berichtet.
ist
uns dieses
Die bekannten Berichte der
Griechen von den Studienreisen ihrer Gesetzgeber sind in letzter
Erinnerungen an
Linie
lichsten tritt dieser
Antigonos
303
(a"
Vorgang
— 4)
Rechtsbewidmung.
theil weise
in
dem
Am
deut-
unter Intervention des Königs
geschlossenen Sympolitievertrag zwischen
Teos und Lebedos hervor,
wo
beide Städte beschliessen, in Hin-
kunft die Gesetze der Stadt Kos anzunehmen und diese Stadt die Mittheilung
an
oft
die
geknüpft; so soll Androdamas aus cidensern,"')
nern,*)
Die Ueberlieferung hat
derselben zu ersuchen.^)
Rechtsweisung
diese
um
Namen
einzelner Männer anRhegium den thrakischen Chal-
Cephalus und Dionysius aus Korinth den Syracusa-
Philolaus
Korinth den Thebanern, Onomacritus aus
aus
Lokri den Kreteusern,") Zaleucus den epizephyrischen Lokrern*')
und Charondas einer ganzen Reihe von Städten die Gesetze gegeben haben; Plato soll von den Arkadieru, Cyrenäern und Thebanern
1) 2)
um
eine Gesetzgebung
So auch Dareste Dittenberger S.
angegangen worden
sein.'')
Wenn
Bull, de corr. hell. XII p. 303. I.
G. No. 126 Z. 58 sq.:
lap,ßavofiEV bIvui i^ uXlrjg TtöXscog (lETunsfitpocod'cci
t}[isis ,
rpotsQovg liysiv £K noCaq nöXsag ßovXovzai XQ^*^^^' öt a\i,(pozSQcav wazE roCg KcoLcav vo^wis jjpäc-ö'ai,
dl dtxatdra^ov vno-
huI Ksksvcavtig v6i.ioig,
(liv äfi-
cvvouoloy rjacivnov
f jrtxfx^t'xa/nfi',
zovg Si Käioi'g
TCUQSticiXsauiisv TtQog rovg vöfiovg oncog Scöaiv vfiiv ByyQuipaGd^ai. 3) Aristot. Pol. II c. 9 (12) u. ir
p.
1
sq.
4) Plutarch, 5) Arist.
6) 7)
1.
Timoloon
p. 248.
c.
Fabricius- Harles Fabricius-IIarles
1.
1.
c. c.
im Gauzen Fabricius- Halles,
Biblioth.
—
—
79
von Lakedämon und Kurien eine Bewidmung mit kretisclien Gesetzen behauptet wurde/)
so ist
ungenau, doch für
risch
Lokri
ristisch.
Charondas,"'')
lakonische und
soll kretische,
setze besessen haben;")
wenn auch
das,
vielleicht histo-
Auffassung der Griechen charakte-
die
Mazaka
areopagitische Ge-
Kappadokien
in
die Gesetze
und von Massilia berichtet Strabo, dass
des
es das ioni-
sche Recht erhalten hat/)
Die
Rechtsbewidmung,
die
für
Griechenland
alltäglich
ist,,
^''c'its-
glauben wir nun auch für die syrischen Griechenstädte voraus- sehen f""^ Städte. S^."' J O setzen zu dürfen, Syrien ist im Verhältniss zu Hellas Colonialland und muss
so bald
Von wo
der Gesetze lebhaft bedurft haben.
die
Diese Frage wird mit Sicherheit nicht
Gesetze entlehnt wurden?
beantwortet werden können.
Aber wir werden im Ver-
laufe dieser Arbeit häufig finden, dass das syrische Rechtsbuch in
seinen particularen Bestandtheilen stets eine überraschende Aehnlichkeit
wagen
mit dem Recht von Gortyn au den Tag will, hiefür eine
zu suchen, wird recht, welches
der
zu
dem
legt.
Wer
es
Erklärung auf dem Boden der Hypothese
Vermuthung gelangen,
dass
das
syrischen Rechtsbuch zu Grunde liegt,
Stadtsei
es
im Wege wiederholter' Uebertragung, dem kretensi. sehen Recht entlehnt sei. Das Reicb des Minos ist altberühmt wegen seiner weisen Gesetze; es ist wohl mehr als Legende darin zu suchen, wenn Solon und Lykurg hier den Stoff zu ihren GeJedenfalls setzgebungen gesucht und gefunden haben sollen.^) wird, wenn unsere Ansicht von der griechischen Herkunft des syrischen Rechtsspiegels als richtig befunden werden sollte, die direct, sei es
Frage, wie sich ein vollständiges griechisches Stadtrecht nach Syrien
übertragen konnte, durch den Hinweis auf das System der
Rechtsbewidmung am 1)
2)
3) 4) 5)
Strabo Strabo
leichtesten zu beantAvorten sein.
XV
X
4,
p.
260 nach Ephoros.
9 p. 477,
2,
27
p. G61.
Gilbert, Staatsaltertb.
II
Strabo IV 1, 5 Nach Strabo X
477 war Kreta ein Ausgangspuakt einer weit-
251
n. 1.
p. 179. 4, 9
p.
reichenden Rechtsbewidmung: 'Tjr^p r^g Kg^Trjg ofioloysiTKi äioti kutu rovg nccXaiovg xQ^'^'ovg ST-i.yxoiV£v svvofiovaivj]
arovg räv ^EXXtjvmv antcprivsv ...
%txl
^rjlcorug savrrjg roiig agi-
ZWEITER THEIL.
DIE RECEPTION DES KOMISCHEN RECHTS
ORIENTALISCHEN REICHSHÄLFTE.
Mittels,
Roichsreclit
ii.
Volksrccht
Drittes Capitel. Locales Recht niul locale Rechtsliaiulhabnng in den Städten der östlichen Reichsländer bis anf die Constitutio
Das römische Reich
ist
bekanntlich
städtischen Gemeinwesens aufgebaut, als
Antonina.
dem
auf
Begriffe
Summe
eine
von
des
städti-
schen Politien, vereinigt unter der autokratischen Hegemonie der
römischen Obergemeinde, wie denn selbst das allgemeine Reichsbürgerrecht der Constiüitio Äntonina im
Bürgerrechts der Gemeinde
Dass
die
Rom
festgehalten und
darum auch
Römer in
einheimischen Verfassung
—
behrten
Gewände
civitas
eines (fictiven)
—
Bomana
erscheint.
municipale Selbstverwaltung die Grundlage der Reichs-
verfassung bildet, haben die
ihrer
—
nationes,
gentes
—
selbst
stets
anerkannt^) und
jenen Gebietstheilen, welche nach der
wie
Ordnung
städtischen zahlreiche
ent-
Landstriche
des
—
Occidents oder im Orient Kappadokien, Thrakien, Aegypten^) die städtische
1)
Verfassung im Laufe der Kaiserzeit eingeführt.^)
Noch. Libanius
und Eunapius bezeichnen das Reich oder
Theile desselben durch das Collectivum „at tto^sis" vvorüber
fassung I
p.
II
S.
5 zahlreiche Beispiele beigebracht hat;
s.
insbes.
556, 17 (Reiske): ägxovzdg xs inl rag nolstg i^STtsfinsv
Savigny, System 11 S. 248. Denn Aegypten hat zwar Städte im physischen, aber
einzelne
Kuhn,
Ver-
Liban.
Orat.
(6
lovliavös).
Vgl. auch 2)
sinu, d. h, nicht Städte 3)
mit eigener organischer Verwaltung;
Klarheit verbreitet. lich
s.
oben
S. 40.
Hiefür sind die Verhältnisse in Kappadokien paradigmatisch, wor-
über die lichtvolle Darstellung bei
IV
nicht im Rechts-
Kuhn,
Ueber Aegypten
Wilcken, Hermes
—
XX
S. 445,
Kuhn
II S. 230—244 grosse 500—508 und neuerWessely, Mittheil. E. R.
Verfassung a. a.
0. S.
Observat. p. 14;
Ueber die Entwicklung der entsprechenden Verhältnisse des Occidents gibt Jung, Die romanischen Landschaften des römischen Reichs (bes. S. 29 fg., S. 351 40G und passim) eingehende Aufschlüsse. Vgl. auch denselben, Wiener Studien XII S. 99 — 120, woselbst weitere LiteraturS. 57.
—
-
84
—
Soweit nun die Gemeiudeverfassuug
gilt,
sich
löst
der Ge-
danke der Nationalität in jenem der Gemeindeangehörigkeit
auf.
Die Frage, nach welchem Recht an einem bestimmten Orte gelebt wird, beantwortet sich daher nicht nach dem Princip der nationalen Gesittung, sondern nach
dem
staatsrechtlichen Princip der
Gemeindeverfassung, und die lingonischen Gallier
dem Tag an nach römischem Recht, wo in
den weitverzweigten Verband der Gemeinde
worden in
sind.
B. leben von
z.
die dortigen Ortschaften
Rom aufgenommen
Die Frage nach der Reception des römischen Rechts
den Provinzen
ist,
juristisch
aufgefasst, keine
nationale,
son-
wenn wir von den Volksrechteu im
dern eine Rechtsfrage, und
römischen Reiche sprechen, so
wenigstens für die Zeit
das,
ist
nach der allgemeinen Ertheilung des römischen Bürgerrechts, vom
Standpunkt der römischen Rechtstheorie genau genommen eine unzulässige Ausdrucksweise.
Vom was das ist die
Standpunkt des Historikers juristische
Dogma
freilich
missbilligt.
mag
das erlaubt sein,
Geschichtlich
genommen
Reception des römischen Rechts nicht bloss eine Frage des
Rechts, sondern auch
ausser den
eine Frage der culturelleu
Bäumen auch den Wald
erkennen, dass über der
meinden
die
Summe
Macht, und wer
zu sehen gewillt
ist,
wird an-
der einzelnen peregrinischen Ge-
peregrinische Nationalität fortbesteht, deren Wider-
standskraft in letzter Linie über die Geltung oder Ablehnung des
römischen Rechts entscheidet.
dem oben den.
Wer
Trotz dieser Erkeuntniss aber muss
bezeichneten Rechtsstandpunkt Rechnung getragen werdie Widerstandskraft der peregrinischen
Rechte gegen-
über der Constitntio Antonina sicher beurtheilen will, muss sich vergewissern, wie
weit ihre
Geltung
bis
zu dieser Constitution
ungeschwächt fortbestanden hat und wie weit noch nach diesem Gesetz
dem Volksrecht
die
Bedingungen seiner Pflege
mischen Gemeinden gegeben nicht in
dem Bewusstsein
sind.
in den hei-
Die Kraft des Rechtes liegt
des Volks allein, sondern auch in seiner
Anerkennung nach aussen und in der Thätigkeit der Organe, denen seine Pflege anvertraut ist, und darum führt die Frage nach den Volksrechten des römischen Reichs an jener nach
dem
Privatrecht
und der Rechtspflege der Gemeinden vorüber, angaben.
—
sind jetzt bei wilrtige
Die llechtsformen dieser neuzuLildeuden Gemeindeverfassungen
Mommsen,
Staatsrecht III*
Stand der Ucberlieferung
S.
7G5—
772, soweit es der gegen-
znlässt, eingeliiMid entwickelt.
— Die
Fragen,
eiusehlägigen
schnitte nur für die Zeit
welche übrigens
doch sind
diesem
in
vor Caracalla zu untersuclien
schränken sich begreiflicherweise hälfte;
—
85
nicht
Ab-
sind, be-
auf die östliche Keichs-
Verhältnisse des Westens, wenngleich auf
die
Thema
denselben juristischen Grundlagen ruhend, für unser
be-
und auch insofern andere, als die occidentalischen Gemeinden an selbständiger alterthümlicher Cultur hinter den orien-
langlos
talischen weit zurückstehen
Römern
und zum grossen Theil
von den
erst
geschaffen sind.
In den Ländern der hellenischen Civilisation dagegen fanden o die Römer bei Einrichtung ihrer Provinzen überall ein reich ent<->
wickeltes
Städtewesen vor, welches zu erhalten
der politisctien Klugheit gerathen, sondern
Heiicnistisehe •'^'=""'-
nicht bloss von
sogar von politischer
Nothwendigkeit geboten war, da ohne Zuhilfenahme der bereits bestehenden Localbehörden führbar gewesen wäre.
eine
geordnete Verwaltung undurch-
Desshalb wurden mit Ausnahme einiger
mit Waffengewalt eroberter Städte die übrigen in ihrer städtischen
Hauptsache
mitunter
klei-
und dass ausserdem au recht einschneidende Veränderungen
nere Ortschaften an grössere dieser Verfassung
in der
Verfassung belassen, nur dass bisweilen attribuirt
vorgenommen wurden.^) Das Verhältniss der Städte zum Reich, genauer gesprochen ZU
Rom, war
anfangs
Gleichförmigkeit
beherrscht,
zweiten Jahrhunderts
grossen Masse
nicht
der
durchwegs von jener etwa
welche
seit
stereotypen
dem Ende hat. Aus
der Kaiserzeit platzgegriffen
des
der
abhängigen Unterthanengemeinden ragen an-
die freien Reichsstädte") in alter hellenistischer Selbstherr-
fangs
lichkeit empor.
1)
Im
Besitz der vollen Souveränetät^) über ihr Ge-
Grössere Reorganisationen der Stadtverfassung fanden
z.
B. bei der
Einrichtung der Provinz Syria an den im Uebrigeu in ihrer Autonomie belassenen hellenistischen Städten dieser Provinz statt;
verw. I-
S.
396; ähnlich in Kleinasien,
wo
Imhoof-Blumcr, Abb.
schen Acren bei
jetzt für die d.
Marquardt,
Staats-
Datirung der städti-
bayr. Akad. XVIII
S.
529
fg.,
neues Material geboten wird. 2)
Von den
ihrer geringen 3)
Rechtsverhältnissen der föderirten Fürstenthümer kann bei Bedeutung für unsere Fragen hier abgesehen werden.
Wobei jedoch bekanntlich zwischen
civitatcs
neuerlich
libcrae
schlechthin
Mommsen,
civitates libcrae ac foedcratae
zu unterscheiden
Staatsrecht
III 1
S.
652
ist.
fg.
und
Ueber die Terminologie
tvf''"''^^
—
—
86
mit deren Gorollarieu: Freiheit von römischer
biet
Fiuanzverwaltung
eigener
unter
Besatzung/)
Exemption von der
römischen
Grundsteuer,^) Zoll- und Münzhoheit, privatrechtlicher Autonomie^)
und Gerichtsbarkeit
in Civil-
und Criminalsacheu,*) welche selbst nicht stille steht,'') waren diese
gegenüber dem römischen Bürger
1) Wenn, wie die Listen der Conventsstädte zeigen, der Convent Läufig auch in freien Gemeinden abgehalten wurde, so ist anzunehmen, dass diese im Hinblick auf die grossen materiellen Vortheile, die der Convent einer Stadt brachte (Dio Chiysost. ed. Morclli XXXV p. 433 sq.), hiegegen keine
Einsprache erhoben. 2)
Doch
trat später mitunter
Kuhn
gegenüber dem Reich ein;
Mommsen,
II
auch bei freien Städten eine Steuerpflicht
Marquardt,
31;
3) Charakteristisch hiefür ist, dass
die
,,\veil
Staa tsver w.
P
84fg.;
S.
Staatsrecht III 1 S. 682—684.
Nero den Besuch Sparta's ablehnte,
Gesetze Lykurgs ihm nicht zusagten," Dio Cass. 63,
14.
—
Die
Autonomie umfasst natürlich nicht bloss das Recht, eigene Gesetze zu haben, sondern auch das weitere, sich neue Gesetze zu geben. Von diesem Satzungsrecht sind uns auch aus dem Orient (für den Occident vgl. Mommsen, Staatsr, III 1 S. 692—693) mehrere Beispiele erhalten; so das Concursprivilcg, das sich nach Papinian D. 42, 5, 37 die Stadt Antiochia selbst verliehen hatte; die Eröffnung von Asylen für zahlungsunfähige Schuldner, wogegen Tiberius einschreiten musste, Tacit. Annal. 3 c. 60. Nur eine Uebertragung eigenen Rechts war es ferner, wenn Athen den Kaiser Hadrian um eine Legislation bat, und der Kaiser trug diesem Umstand Rechnung, indem er, was freilich etwas anekdotenhaft klingt, dieselbe aus den Gesetzen des Drakon und Solon zusammenstellte (vgl. Heffter, Die athen. Gerichtsverf. S. 7; Gregorovius, Hadrian- S. 112). Ausflugs der Autonomie (freilich auch eines sonstigen Statuts) kann es sein wenn eine lex municipalis dem Curator rcipuhlicae gestattet Anlagen an öffentlichen Gründen zu concessionireu. D. 43, 24, 3 § 4; vgL Dirksen, Civ. Ahhandl. I S. 297-308. ,
,
4)
Die Criminaljurisdiction des athenischen Areopags war auch bei den
Römern berühmt;
Val.
Maxim. VIII
1,
Gellius XII
7.
5) Lex Antonia de Termessibus (Bruns, Fontes^ p. 93) tab. II lin. 18 sq.: Quae leges quodque ious quaeque constietudo L. Marcio Sex. lulio coss. ititer cives Romanos et Termenses maiorcs Pisidas fuü, eacdcm leges cideniquc iotis cademque consuetudo intcr ceives Bomanos et Termenses maiores Pisidas esto.
—
Senatsbeschluss für Chios
v. J.
f&'sciv Kai ÖLKCCiois (jj9t3i')Tat i'vu
TS
KVTOig
vno
firiQ'
a)xivi{ovv)
ovTsg ^Pa{(i(xio)L
,
674
a. u.
« taxov, ozs
rvna aGiv
roig
(C.
G. 2222):
zfj
Ptofiaicov
ä{Q)xövz(üv
Xsioav VTianovcoatv
Rechtswissenschaft zur Zeit der Republik
Bündnissen
I.
I
S.
t)
oTiwg vofioig re ((pi)Xia
nat
ngoaijl&ov,
avxuQiovxoav, oT ts nag'
vö^otg.
133 A.
2.
Vgl. Jörs,
—
Rom,
Die in diesen
stipulirte Gerichtsbarkeit über römische Bürger ist eine allgemeine, sowohl eine criminelle als eine civile. Dass die Criminalgcrichtsbarkcit sich auf römische Bürger nicht weniger erstreckte als auf die eigenen, zeigt
also
—
—
87
Städte zwar Bestandtheile der römischen Wehrgenossenschaft, aber,
wenigstens
tlieoretiscli
Doch würde man
selir
gedacht, nicht Bestandtheile des Reichs.^) irren,
wenn man
Autonomie
in der
dieser
Städte etwa einen besonders starken Hort des peregrinischen Sonderrechts erblicken wollte; denn ihre Zahl ist nicht allzu gross ^) und ihre Rechtsprechung wurde Stück für Stück der römischen
den
Oberaufsicht unterworfen,^) ja
meisten dieser Städte wurde
auch die Erzählung in Acta Apostol. XVII 15
dem Areopag
Paulas vor
inquirirt
— 34,
wonach der Apostel
(Heffter, Athenäische Ger.-Verf.
S. 147),
wenn auch nicht verurtheilt wurde. 1) Darum besteht nach strenger Auffassung zwischen ihnen und Rom die Möglichkeit des Eintretens eines s. V.
postliminium
p. 218:
postliminium nohis
de oratore
kommt
es
1,
est ita
40, 182; vgl.
itis
Cum populis uti
cum
postUminii ; Aelius Gallus bei Festus
liberis et
Iw&tihus; so
Mommsen
a. a.
cum
foederatis et
auch Cicero
0. S. 656 A.
auch vor, dass sich selbst der römische Kaiser
recht angesehener Freistädte
p.
cum
Balbo
regibus 11, 28;
Dementsprechend
1.
um
das Ehrenbürger-
bewirbt, wie Domitiau (Philostrat. vita Apol-
noch Hadriau, Antoninus Pius, Gallienus (vita Gallien, und ein rücksichtsvoller römischer Imperator legt daselbst die Amtsinsignien ab, wie es Germanicus that (Sueton. Gaius 3). Hierauf bezieht sich der Tadel des Piso gegen Germanicus bei Tacit. Ann. II 55. 2) Wenigstens statistisch genommen, wenn auch vom politischen Standpunkt die Zahl dieser Gemeinden vielleicht grösser ist, als man nach ihrer Bedeutung erwarten sollte. Föderirtfrei waren im Orient vor Allem Athen (dessen Gebiet mit einer Anzahl von Inseln vergrössert worden war), dann Rhodus, Tyrus, die Insel Astypalaea und Amisus in Bithynien, Mopsuestia Die widerrufliche Freiheit besassen in Cilicien und Salagassus in Pisidien. im alten Griechenland allerdings viele Städte (z. B. Sikyon, Nikopolis, Delphi, Thespiae, Tanagra, Abae, Pharsalus, Elatea, Patrae u. a.); es ist bekannt, dass Nero vorübergehend ganz Griechenland für frei erklärte, was freiUch von Vespasian widerrufen wurde. In Vorderasien beträgt die Zahl der freien Gemeinden etwa dreissig; in Syrien hatten anfangs die meisten bedeutenden lonii VIII 16), später c.
11);
Städte die Autonomie, die aber vielfach bald verloren ging.
—
Wenn
Sueton
Vespas. 8 vou 8000 Bündniss- und Privilegienurkunden spricht, die zu seiner
am Capitol gelegen haben sollen, so ist das nicht synchronistisch gemeint und umfasst insbesondere auch die zahlreichen italischen Sonderbünd-
Zeit
nisse der alten Zeit. 3)
Man muss
hiebei zwischen der criminalen
und der
Civilrechtspflege
unterscheiden.
A) Die Criminalgerichtsbarkeit der Freistädte haben die Römer wohl am wenigsten dann gelitten, wenn sie sich gegen römische
niemals gern, und
Bürger richtete. S.
86 A.
Obwohl
5) dieselbe
criminelle
ältere Bündnissverträge (Chios, Termessos,
ausdrücklich auerkauuton, haben die
Behandlung
Römer
s.
spiltfr
oben jede
ihrer Gemeindemitgiieder mit Entziehung der Stadt-
—
—
88
schon in den ersten zwei Jahrhunderten der Kaiaerzeit das PriviEine Anzahl von Beispielen aus der Zeit des Augnstns, und Severus stellt Mommsen, Staatsr. III 1
freiheit geahndet.
Tiberius, Claudius, Vespasian S.
687 A. 2 zusammen; noch andere
Umgekehrt
freilich
wenn
freier Städte,
s.
bei Plutarch, reipubl. ger. praec.
c.
19.
haben die Römer sich nie bedacht, auch über die Bürger sie in
Rom
D. de captiv. 49, 15, 7; de
off.
betreten wurden, ein Criminalurtheil zu fällen; praesid.
1,
18, 3
i. f.
Im zweiten
Jhd. finden
wir dann bereits, dass auch in den freien Städten der Proconsul die Strafgerichtsbarkeit ausübt; so bei Luciau, Demonax c. 16, 60; bei Philostratus, Sophist. II 1, 26 p. 559 sqq. (Westermann) wird der Statthalter in die Athenische Volksversammlung gerufen und Herodes Atticus prozessirt vor ihm in einer Criminalsache; auch vita sophist. II 10, 3 wird der Proconsul
vit.
competent gehalten, über Athener in Strafsachen zu richten. Vit. soph. wird der Statthalter als der Richter mit potestas (ßadii (^t'qpos H^'") vielleicht seit der Hadriauischen Zeit die bezeichnet. Es dürfte daher Criminalgerichtsbarkeit der Freistädte, wenn nicht rechtlich, so doch factisch
für I
25, 3
—
—
auf den
Statthalter
Griechenlands
II
S.
devolvirt gewesen
sein.
Vgl.
Hertzberg, Geschichte
149 A. 65 und für die Beschränkungen der Criminaljuris-
Dirksen, Observation, ad tab. Heracleens. Für eine noch frühere Periode würde die Beschränkung der Strafgerichtsbarkeit bewiesen sein, wenn in dem Decret des Augustus v. 741/2 d. St. (Bull, de corr. hell. VII 62) an die freie Stadtgemeinde Knidos, wo der Kaiser die Augeklagten freispricht und die Stadtbehörden anweist, sich nach seinem Spruch zu verhalten, wirklich mit Mommsen, Rom. Gesch. V S. 325 die Entscheidung einer Appellation zu erblicken wäre. Es wird
diction in II p.
republikanischer Zeit
—
125 sqq.
aber auch die von
1889
nur
p. 9 sq.)
um
Viereck (Sermo Graecus quo
senatus p.
vertretene Ansicht für möglich zu halten sein,
einen Theil der Beschuldigten handelte, welche nach
uud dort, wie unzweifelhaft möglich Kaiser angeklagt worden waren.
An
q.
Rom
(D. 49, 15, 7; 1, 18, 3),
sich
ist
freilich
die
schon im ersten Jhd. p. Chr. die Strafurtheile der Freistädte wurden, nicht unwahrscheinlich.
R. usi sunt
wonach
es sich
geflüchtet
direct
beim
Annahme, dass vorkommenden-
falls cassirt
B) In Civilsachen
ist
allmählich mindestens die Appellation an Statt-
gekommen; abgesehen davon, dass die freiwillige Unterwerfung beider Theile unter die römische Instanz gewiss von jeher zulässig und bei der Sucht der Griechen, Alles vor den Proconsul zu bringen (Plutarch, reip. ger. praec. c, 19), auch ziemlich häufig gewesen sein wird. Für die Appellation haben wir mindestens ein Beispiel in der Verordnung Hadrian's über die den athenischen Gnmdbesitzem obliegenden Oellicferungen an die Stadt (C. I. A. III 39), wonach im Streitfall die ^ovXrj enthalter oder Kaiser in Gebrauch
scheidet, die Appellation aber
dieses Verhältniss
hat, so
ist
allerdings
an den Kaiser oder Proconsul ergeht. Wenn einen halb verwaltimgsrechtlichen Charakter
doch der Analogieschluss auf rein privatrochtliche Verhältnisse Vielleicht gehört hicher auch der in dem Decret
schwerlich unzulässig.
—
des i'rocüubuls von Asien au die freie Stadt Koa, Bull, de corr. hell.
V
p. 237,
—
der Rcich.strcilieit selbst')
legiiim
Vurwänden
tigen
entweder
—
89
mehr oder minder
unter
entzogen
direet
trif-
durch
oder
''^)
Ein-
setzung ständiger kaiserlicher üeberwachungscommissarien {öioqXoyiGxaC)
•O-orat,
Zeit
ist
zur Wesenlosigkeit
bis
nur noch ein leerer Titel, der allmählich
Freiheit
die
Seit jener
beschräukt.
ausser Gebrauch geräth. enthaltene Rechtsfall, woselbst von Appellation die Rede
ist, ohne dass freiGegenstand des Rechtsstreits näher ersichtlich wäre. Vgl. Mom rasen, Ztsch. f. Rechtsgcsch. XXIV S. 34—37. Die bei Merkel, Abhandlungen II S. 74 82 besprochenen Fälle betreffen unfreie Städte.
lich der
—
—
Einzelne Eingriffe in
1)
diese Freiheit
sind von jeher
vorgekommen,
wenngleich bessere Kaiser (wie Trajan bezüglich des Amisenischen Vereiusweseus, Plin. ep. X 92 93) sich deren enthielten. Zu diesen Eingriffen müsste man die kaiserlichen Verordnungen über die Findelkinder rechnen, welche nach Plin. ep. X 65, 66 (71, 72) nach Sparta erlassen wurden, wenn
—
cirt
waren.
dieselben
dass
feststünde,
es
Auch das
ist
nicht
durch Anfrage
der
Gemeinde provo-
nicht mit Sicherheit als Eingriff zu betrachten,
wenn durch Gesetz oder Senatsbeschluss römische Rechtssätze auf die Provinzen erstreckt wurden; da im Rechtssinn die freie Stadt nicht zur Provinz gehört, ist anf sie, genau genommen, nichts erstreckt. Ein ausgesprochener Eingriff ist dagegen die lex Clodia (Cicero, De prov. cons. 4, 7), wonach die
—
Geldschulden der autonomen Gemeinden in Makedonien der Jurisdiction des Statthalters zugewiesen wurden. Ein noch merkwürdigeres Beispiel, dessen
—
Bedeutung auch den Römern nicht entging, c.
60,
wo
sich bei Tacit. Annal. 3
findet
Tiberius die Asylrechte der Proviuzstädte revidirt:
diei species fuit,
quo senatus maiorum beneficia,
etiam qui ante virn
Romanam
giones introspexit ....
valuerant
Der Eingriff
decreta
liegt
hier
magnaque
eins
sociorum pacta, rcgum ipsorunique numinum reli-
vor Allem
freien Städte verhalten wurden, sich dieser Revision
weiteren Fall zeigt Philostrat. vita ApoUouii IV 33,
wo
dämonier wegen Missbrauchs ihrer Freiheit zur Rede
dass die
darin,
zu unterwerfen.
Einen
der Kaiser die Lake-
stellt.
—
Endlich ent-
halten die an gewisse Gemeinden ertheilten Privilegien, tigen
wonach die von dorMüttern geborenen Kinder, ohne Rücksicht auf die Heimat des Vaters,
die dortige Muuicipalität erlangten (Beispiele bei
Kuhn,
Hertzberg,
eben so
Gesch. Griechenlands
III S.
16
fg.),
Verfassung
I
S.
18fg.;
viel Eingriffe in die
Rechte der freien Gemeinden, da diesen gegenüber die Beseitigung der i^aterna origo ohne ihre Zustimmung nicht zulässig war, Mommsen, St.-R. III Die Meinung von Kuhn, Verfass. I S. 18 f., es sei in solchen 1 S. 677. Fällen die paterna origo überhaupt nicht berührt und ein doppeltes Municipalverhältniss § 2 nicht 2)
Aug.
angenommen worden,
Rechnung;
Was
47), nicht
freilich
auch,
vgl.
trägt den Worten Ulpians, D. 50, gegen dieselbe auch C. 10, 32, 36.
nur,
wenn
wenn es
eigentlicher Rechtsbruch war.
1,
1
es gegenüber föderirtcn Städten (Sueton. den widerruflich freien gegenüber geschah, ein
— rnterthaiHge htadte.
Schwerpuiilit '
[)gj.
—
90
der Verhiiltuisse
ist
dalier
deu uuter-
in
thäuigen Gemeinden zu suchen, welche von jeher die überwieseude Mehrzahl bilden und auf deren Niveau schliesslich auch Die Unterthanenstadt die freien Gemeinden herabgesetzt wurden. steht unter der Herrschaft des römischen Volkes; ihr Weichbild
ein
nach der von den römischen Juristen entwickelten Theorie^) Reichsland, von welchem das Reich den Bodenzins erhebt, und
da
sie
ist
in
dicione popiili
Bomani
hat der Vorsteher der
stehen,
Provinz in ihrem Gebiet, wie das Befehlsrecht überhaupt, so auch die volle
Indessen
und ausschliessende Jurisdiction.
ist
hier das
Spitze getrieben worden, wo es die ^äe^ein? Becbtspriucip nie auf jene ^0^™'^^^^''°" nationale Existenzberechtigung der Besiegten negirt; vielmehr ist
Schonung der Stammeseigenthümlichkeiteu einer
die
thunlichste
der
Grundsätze,
welchen
in
die
Römer
ihren
Frieden
mit den
unterworfenen Völkerschaften suchten. Bezeichnend ist hiefür die weitgehende Rücksichtnahme, welche den nationalen Ansprüchen der Juden entgegengebracht wurde 5 in diesem Sinne geschah
dass die Sitte,
zum Paschahfest dem Volk
einen Verbrecher
es, frei-
zugeben, von Pontius Pilatus gegenüber dem Mörder Barabbas beobachtet ward;^) dass man den Soldaten am Leben bestrafte,
welcher das jüdische Gesetz zerrissen hatte ;^) dass man endlich, wenngleich nur widerstrebend, die römischen Signa in den jüdischen Städten verhüllte, Götter
zu
«veuenttber
verschonen.'^)
um
das Volk mit
Namentlich
aber
dem Anblick fremder trat
der hellenischen Nationalität hervor,
Institutionen
wenn
nicht
diese
Rücksicht
deren heimische
immer der Sache, doch wenigstens dem
Scheine nach bis in die spätere Kaiserzeit fast ängstlich geschont wurden.^) Ueber die allmähliche Entwicklung dieser Theorie s. Mommsen, 730—732; vgl. auch S. 687. 2) Evang. Joannis XVIII 39; dazu Hirschfeld, Sitz.-Ber. der Berliner Akad. 1889 p. 439. In christlicher Zeit habeu bekanntlich die Paschalindulgcuzcn eine weitere Bedeutung gewonnen; vgl. G othofredus, Ad C. Th. 1)
Staatsrecht III 1 S.
9, 38,
3.
3) Fl.
Josephus,
4) FI.
Josephus
bell. iud. (Dind.) II 1.
c. II
9, 2.
3;
cf.
12, 2.
10, 3. 5.
Seibat in Sici5) Z. B. für Achaja Momiusen, Röiu. Gesch. V S. 252. und Unteritalien wurde der Hellenismus mit grösster Schonung behandelt, hl Sicilien wurde bis zum Beginn der Kaiscrzcit keine einzige Stadt Verfassungsformen unterworfen und die griechische Amtsrömischen den
lieu
—
—
91
Hinsicht uuf das Privutrec4it zeigt sich dieser Geist der
lu
Mässiguug
darin, dass das
Landrecht der unterworfenen Gemeinden
nicht aufgehoben, vielmehr seine Fortdauer ausdrücklich anerkannt
Es
wurde.
bei Einrichtung
ist
Provinz
einer
grund-
einer der
legenden Acte, dass den Frovinzialgemeinden der Bestand
und dem beständigen Eingriffsrecht des
sicht
wird;^)
sichert
es
Uebung beruht
rrelmässisr
—
zuge-
Stattlialters,
wird dem Verres zum schweren Vorwurf ge-
Auf
macht, das sicilische Landrecht missachtet zu haben.^) Constanten
ilirer
wenn auch unter der Auf-
früheren Gesetze und Einrichtungen,
mit alleiniger
die peregrinen
es, dass
Ausnahme
der Dediticii
Recht und eigene Organe der Rechtshandhabung
Punkte sind näher zu
dieser
Gemeinden
—
Beide
besitzen.
erörtern.
Peregrine Rechtshandhabung. Unter den Organen
1.
re-
ihr locales
der
Rechtspflege in den unterthänigen Städten sind vor Allem ihre Ge-
Die Provinzialstadt hat zwar keine selb-
von Bedeutung.
richte
Gerichtsbarkeit,^)
ständige
durfte
die
Mommseu,
sie
eigene
Gerichte,*)
Erst seit Augustus beginnt der Prozess
spräche blieb unangefocbteu.
Romanisirung;
wohl aber hat
C.
I.
L.
X
p.
2 S. 713
— 714.
Auch
der
Neapel
in
griechische Amtssprache bis auf Diocletian herrschen und
man
Demarchen, selbst nach der i. J. 90 a. C. erfolgten Einführung der römischen Magistraturen, auf welche die wirkliche Macht überBeloch, Campanien S. 34, 40, 45; Jung, Die roman. Landschaften ging.
beliess der Stadt ihre
Kaibel I n" 737 lin. 3. Römer den technischen Ausdruck „urbem
Vgl. die Inschrift bei
S. 519.
Wofür
1)
die
suas leges reddere" verwenden; über diese und
Uciträge
s.
Kuhn,
Uebrigens fanden bei dieser Anerkennung der Localstatuten
S. 93.
häufig Revisionen derselben statt; 2) Cic. in Verr. I 13:
senatus consulta neque 3)
(agrosque) et
ähnliche Formeln
Voigt,
Kuhn
a. a.
0. S. 94.
JJoc praetore SicuU neque
neqiic nostra
im Recht, wenn
Ins nat. II S. 521 A. 672 ist gewiss
Beckcr-Marquardt
suas leges
communia iura tcnuerunt. III
1
p. 252)
eigene Richter, aber nicht eigene
betont,
er (gegen
dass die unfreien Städte zwar
Gerichtsbarkeit haben können.
4) Dieser an und für sich selbstverständliche Satz wird hier desshalb näher ausgeführt, weil diese Jurisdiction von den Romanisten fast vollstän-
dig ignorirt wird; sie
dieselben als
wenn sie der provinzialen Stadtgerichte erwähnen, stellen Ausnahme von der ausschliesslichen Competenz des
eine
römischen Forums dar, bestanden hätte.
Römer
lediglich
Jurisdiction."
als
Voigt,
ob dieselbe nur in einzelnen privilegirten Städten lus nat. II S. 521: ,,Den Provinzen gestehen die
mitunter
einheimische Richter
Bethmann-Hollweg,
.
.
.
zn, nie aber eigene
Civ.-Proz. II S. 76: „Die
Regel
(dass
das Gericht des Statthalters diu erste Instanz bildet), hat wichtige Ausnah-
^(^^^"^j^*
—
—
02
welche vermöge Concessiou der Proviii/-ialverfussuijg
die
grosse
Mehrzahl der kleineren Rechtsstreitigkeiten in erster Instanz entscheiden, vorausgesetzt,
dass
es
sich
um einen um ein
object handelt.
Wenn
die Existenz
zwischen
Streit
ihren eigenen Bürgern,^) vielleicht auch
limitirtes Streit-
städtischen delegirten
dieser
Gerichte bei ihrer geringen Bedeutung in den Quellen nicht allzu
mit freier Municipalverfassung begabten Pround iuris Latini oder ItaUci). Puchta, Inst. „Manchen Provinzen war das Recht verliehen, dass bei einem
rnen lücksichtlich der
vinzialstädte" {civitatcs liherae I
§ 67:
Rechtsstreit unter Nichtbürgern auch peregrinische Richter
schworene") bestellt wurden."
erwähnen nur
Civ.-Pr. § 2 II §
4 S. 17
siiricht
Zimmern,
Geschichte
(zu
wohl „Ge-
4 und Keller,
Rudorff, Gesch.
die Magistrate der freien Städte.
unklar von den Städten „mit erhaltener Gemeindever-
fassung"; seine Citate zeigen, wie wenige er meint.
lohde
(d. h.
III § 3,
Hartmann, Rom.
Gerichtsverfassung-)
Ebenso dürfte übbeden Bemerkungen
mit
S. 364—5 wohl nur Städte römischer Verfassung im Auge haben. Wenn bei den genannten Schriftstellern die Vernachlässigung der peregrinen ürtsgerichte wohl nur eine gegenüber dem unselbständigen Charakter dieser Ge-
richte
begreifliche
selben hervor in (Gesch.
d.
Unvollständigkeit der nach
röm. R.^) II
S.
ist,
treten
so
Klarheit sti-ebenden
doch die Früchte der-
Compilation von
Walter
377, welcher sich zu folgender fast unglaublicher
Darstellung versteigt: (Neben der Gerichtsbarkeit des Statthalters) „gab es
mehrere Exemptionen" (freie Städte, Municipien, Colonien). „Endlich mögen auch einzelne Städte der gewöhnlichen Art aus besonderen Gründen (!) eine untergeordnete Gerichtsbarkeit über die Eingesessenen erhalten haben."
Der genannte Gelehrte scheint sich
allen Ernstes vorgestellt zu haben, dass
zwei Bürger irgend eines Landstädtchens, die zu
dem
manchen Gegenden nur
in
ed. Mor.
XXXV
p. 433)
alle
um
zehn Drachmen streiten,
zwei Jaljre tagenden (Dio Chrj'sost.
Convent reisen müssen, wenn nicht ihre Heimatstadt
dieses
Urtheil
nicht mit solcher Bestimmtheit hinstellen
Missverständniss meinerseits glauben, gesch. S. 328 entnehmen würde,
wenn
ich nicht aus
Kariowa,
Rechts-
dass auch dieser Schriftsteller die Ansicht
von Walter in demselben Sinn aufgefasst hat. richtige Ansicht, jedoch
—
Ich würde und eher an ein
„aus besonderen Gründen" die Gerichtsbarkeit erhalten hat.
mit einer Vorsicht,
als
Kariowa selbst vertritt die ob die Sache nicht selbst-
verständlich wäre, und mit einer Begründung, welche das griechische Quellen-
material allenthalben unbeachtet
lässt.
Für diese Beschränkung spricht das Beispiel Sicilieus, wo ein Sti'eit zwischen Bürgern verschiedener Gemeinden vor den Convent gehört; Cic. Verr. II 13, 32: SicuU hoc iure sunt, ut quod civis cum cive agat, dornt ccrM suis legibus; quod Sictdus cum Siculo non ciusdem (.iciiatis, ut de co i>raetor Ganz gewiss ist, dass der römische Bürger dem Stadtiudices sortiatur. gericht nicht folgt, und zwar nicht einmal, wenn er als Kläger gegen einen Vuhtsiwn Provin/.ialen auftritt. Letzteres zeigt Cic. ad Attic. 5, 21, 6: 1)
.
.
.
—
(t>.
— oft
hervorgehoben wird, so
-
93
Vorkommen
regelmässiges
ist ihr
dess-
wegen nicht zu bezweifeln; schon darum nicht, weil das Gegentheil praktisch undenkbar ist. Auch wird das Vorhandensein dieser Gerichte, wie es für Sicilien ausdrücklich
bezeugt
so ander-
ist,')
wärts stillschweigend vorausgesetzt.
Ganz allgemein beklagt
Plutarch, dass die Griechen
allen Angelegenheiten direct
sich
in
sich
an den Statthalter wenden, wodurch das Ansehen der einheimischen Behörden und Gerichte geschwächt werde.^) Als Prusa in Bithynien, das früher eine >c(6[ir] gewesen war, das Stadtrecht^)
wurde
erhielt,
ob seiner Gerichte von den Nachbarn beneidet.*)
es
In einem Senatsbeschluss
67G a. u. wird drei Schiffscapitänen aus den Unterthancnstädten Klazomenä, Karystos und Milet bei v. J,
gleichzeitiger Exemption von den Leiturgien ihrer Heimat das Recht vorbehalten,^) daselbst nach heimischer Satzung Recht zu
misi in
Cyprum
tit
paucos dies
ihi
ius sibi dictum negarent;
nam
adesset,
Eomani
ne eives
evocari ex insula Cyprios
qui ibi negotiantur,
non
Hier treten
licet.
offenbar die römischen Bürger als Kläger auf
Legaten sie
Doch
als Richter.
ist
und verlangen einen römischen nicht zu bezweifeln, dass es den Römern, wenn
dem
wollten, auch freistand, vor
Stadtgericht zu klagen; ein Fall der
Art wäre es, wenn in der Angelegenheit der Inschrift von Thyateira, Bull, de corr. hellen. X p. 400, wie Wilamowitz (nach Viereck, Sermo graecus
wenn
annimmt, und verweigerung den Statthalter angegangen hätten. p.
9),
recht
ich
verstehe,
Jurisdiction der Stadt als Kläger unterworfen
1) Cic.
dem
an
in der vorigen
Anm.
die
Publicanen
erst
nach erfolgter Justiz-
0.: Sieuli
a.
.
.
domi
.
sich
der
certent suis
legibus. 2) Reip. ger. praec. c. 19 v.al
xÜqixl
savtäv fiäXlov
(Dübner)
diomi^GEi nqoaüyovxsq
neu rj
.
.
.
ot nccvxl Säynati kccI cvvsSqCcp
.
rjy S[iovLv.rjv
y,Qc'acv,
ßovXovraL dfaTtörccg slvai rovg r}yov(i^vovg.
xäv cpsvysiv xrjv
^üXiata Tileovi^iu nal
cpiloviiv.Ca
iXäxxovag iKßicc^ovxai
tcqcoxcov
nöXiv,
rj
r}
sv
yctq tcsqI
olg
avaynä^ovaiv
AltCa dl tovtov
ßXänxovGi xovg
av diacpSQovxai
jrpog
ovx d^ioUvxsg sv xoig noXixaig sxsiv iXuxxov, snüyovxcci xovg kqsi'ttovag' SK zovxov Ss %ai ßovXi] xai 3fi(iog nal d inaaxi^Qicc huI ccQxf} nüaa dXXr'iXovg,
xriv
B^ovaCccv oLTiöXXvat. 3)
Nämlich das Recht abhängiger Städte; die eigentliche Stadtfreiheit
hat Prusa, wie Dio 4) Srj
XLIV
Dio Chrysost.
T«? SiKccg vfisig 5) Sc.
p. 509,
Mor.)
aTrodg'jjEff'S'f,
512 (Morelli)
XL
p,
495:
STil
zeigt, nicht erlangt.
v.vi^si
xovg äXXovg ndvxccg, oxl
Kai uccq' v(ilv dvccyKr] kqiveg&cxi.
de Asclepiade Bruns, Fontes^
nuxQiGiv xaTK ccQxovxoav
(ed.
p.
158
lin.
19 sq.: täv X8 iv xaig
xovg Cdiovg v6(iovg ßovXwvxai kqlvsg&ul
'ixaXiHcöv
kqlxwv .... ov dv TtQoaiQwvxcci
xi^Qiov 718qI xovxiov x(äv TCQuyudtcüv yi'vijxai.
t]
,
tnl xäv jjfisttQiov OTCCog
eksi x6
kqi-
—
94
—
Das locale Gericht von Sardes wird bei Philostratus erwähnt/) und auf die städtischen Gerichte ist es zweifellos zu beziehen, wenn Dio von Prusa den Alexandrinern vorwirft, sie üben überall nur Gesang und Lustigkeit; wer vor ihren Gerichten vorüberkommt, weiss nicht, ob das ein Wirthshaus ist oder ein Gerichtsgebäude.^) Der Jurist Scävola erwähnt ein Municipalgesetz, nehmen.
welches eine Strafe gegen den verhängt, der ausserhalb des Gerichtsgebäudes Recht
Auch Cicero
sprechen würde.^)
den Kyprioten, wie es scheint, voraus, dass
sie ihre
von
setzt
internen Strei-
Es mag erinnert wer-
tigkeiten unter einander erledigen können.*)
den, dass auch den Judenquartiereu, wie sie in grösseren Städten überall
bestanden,'')
die
Augehörigen
über ihre
Gerichtsbarkeit
eingeräumt worden zu sein
wo
So muss denn überall,
scheint.^)
städtische Verfassung bestand, die Function niederer localer Gerichte,
welche bei ausgebreiteteren
Stadtgebieten
sogar Exposi-
turen gehabt haben mögen,^) noch neben und unter der Conventsjurisdiction
haben,
eingegriffen
wobei
freilich
ihre
Abgrenzung
gegenüber der römischen Rechtsprechung nicht sichergestellt
ist.^)
6 (Westermaun): 'EnsSrnisi (ö TloUficov) taig
Zäg-
1) Vit.
Soph.
22,
I
ösGiv uyoQSvav diKi^v sv xoig tyiaxov ccvÖQÜaiv, vcp
Mor.)
2) Or, (ed.
cpiarai,
kul
navra
XXXII
p. 382:
iiSQaivsxcci 8i
nävtsg
mdfjg' coot'
(ov i8tv.uiovto
i]
Avöicc.
&Sovai nal Q^toqsg
Sri s'i
rig
-acd
nuQLOi SiHaczrjQiov
,
oo-
ovk
av yvärj QaÖLiog tcotbqov t'vöov Tiivovoiv ij SfAÜ^ovrcci. Vgl. Rudorff, Rhein. Mus. f. Pbilol. II 82. Municipii lege ita cautuin erat: 3) D. de decret. ab ord. fac. 50, 9, 6. bäv tig ü^ca xov gvvsöqlov Si'ndarjrat, xov xs gvvsSqiov slQyiG&ai xal ngoeuTioxivvvxw ÖQCcxiiag 4) In der
er die
;^t^i'as.
oben
Absendung
(S.
92
Aum.
1)
augeführten Stelle ad Att. V, 21, 6 findet
eines Legaten nach
deltreibenden für dringend.
Cypern nur wegen der römischen HanVI 1, 15: illucl in quo sibi liber-
Vgl. ad Att.
tatcm censent Graeci datam, ut Graeci inter se disccptent suis legibus. 5) S.
oben
S. 34.
6)
Mommsen
7)
Die Verhältnisse des Occideut^ dürften hier einen Einblick gestatten.
In umfangreichen in
die
in Sybel's Ztsch. Bd. 64 S.
422
fg.
Gemeinden, wie Cirta, entsenden die Municipalmagistrate
entlegeneren Ortschaften
stellvertretende
unterrichtet;
Mommsen,
Hermes 1 p. 62, 66. Auch die pagi und ihre Präfetten, wie sie in Gallien (Hirschteld, Gallische Studien S. 304 und C. l. L. XII p. 219) und Helvetien (Mommsen, Hermes XVI S. 457) vorkommen, dürften unter Andern! mit der niederen Rechtspflege in Zusammenliang stehen. Cirta,
8)
Mau
vgl. übrigens
auch unten Cap. VI, wo auch über die occiden-
talischen Verhältnisse gesprochen
werden wird.
—
Neben den Gerichten spielte in den hellenistischen Städten Notariat eine beträchtliche Rolle. Die griechischen
2.
auch
-
95
'^No'tlriar^
das
wie
hatten,
Städte
schon
eingehender
späterhin
dies
auszuführen
ist,
geraumer Zeit ein wohlgeordnetes Archivwesen aus-
seit
In jeder Stadt bestand ein Archiv, aQxsiov oder XQSco-
gebildet.
(pvXd%iov genannt, in welchem die Besit/Airkunden und sonstigen
Es
Verträge der Bürger aufbewahrt wurden.-^)
damit
scheint, dass
verbunden war, die Verträge direct vor den Archiv-
die Möglichkeit
beamten abzuschliessen, so dass der öffentlichen Verwahrung eine So bestimmt ein Gesetz von öffentliche Beglaubigung entsprach. Amorgos, welches das schiedsgerichtliche Verfahren regelt, die Parteien sollen die Befolgung des Spruchs dadurch zusichern, dass
Dio Chrysosto-
noiävtai JiQog zog %Qecoq)v?.axag.^)
sie vTtoygacp)]^
mus
bezeichnet es als eine ganz allgemeine
der
Stadt Verträge
ob
abzuschliessen;
oder ein Schiff oder einen Sclaven,
ob
vor den Behörden
Sitte,
man man
Landgut kauft
ein
Darlehen
ein
gibt
oder ein Geschenk, oder einen Leibeigenen freilässt, immer hält
man
Sache für sicherer, wenn
man
sich der Beurkundung Der Ankauf der Grabstätten durch die Gemeinde bedient hat.^)^) und die Feststellung der Grabschrift mit deren Bestimmung und die
den
Sanctionen,
ihren
1)
Sepulcralmulten,
Eine Anzahl zählen Dareste,
und G. Hirachfeld („Ueber strafen anordnen")
Barilleau,
Bull, de
die griechischen
Königsberger Studien 1887
,
Bull, de
h.
c.
VI
606 und
p.
3) Or. (ed
au bureau de
TSQCi Tccvra '^%siv,
oaa
Kai ovK tvi Xv&^vai
xov %(OQiov ucpii
xig
bIvccl [iccxog
r)
XXXI
Mor.)
ccv
rcöi'
nloLOV
r]
ovt'
iXsvd'SQOV,
ߣßai6x8Qov xäv ö
4)
la
p. 326:
dem
VI
corr. hell.
p.
Stadt-
241
— 245
Grabscbriften, welche GeldS.
123 A.
1
Vgl. ferner
auf.
Radet, ebenda XII
2) Bull, de corr. hell. XII p. 232 sqq. lin. 35.
souscrire des billeis
vor
erfolgt
p.
232
ßadet übersetzt
fg.
dies durch
conservaUon des creances. aKOUBits ds, ort Ticcvtsg rjyovvtai kvqicö-
Sr^ioaicf GVfißdXXcoai
Sia rcäv
rfjg
nöXscog ygaiifiuxcov
•
ovtw äuoKrifisvcov ovdev ovy. si' rig (ovrjaaito tcccqcc avÖQaTtodov ovz' slra öavsicsisv, out' ccv oiyiErrjv ccv
öä
aAioj»';
zivcc
dcoQsdv
.
xC di]iioxE
oxi ttjv Ttöhv (lÜQxvQa
Tovxov xov xgönov olHOvofiTJaccg
xi
avfißsßrjiisv
,
xovx
inon^aaro xov nQÜy-
xäv savxov.
Hierauf beruht die Entwicklung des sog. gerichtlichen Testaments,
welches das erstemal in C. de testam. 6, 23 18 für die Praxis der Stadt Constantinopel anerkannt
vetustatis, quem
si
videri faciet voluntatem.
schichte
Arch.
f.
P 108. civ. Pr.
„Mos namque retinendus hac urbe voluerit immutare,
wurde.
quis in
Dat. Constantinopoli a" 397,
est
fidcUssimae
irritam mortuorum
Irrig. Sa vigny,
Eine Andeutung des richtigen Zusammenhangs bei 26
S.
75—6.
Ge-
Francke,
—
fremden Ruhestätte beisetzen zu lassen,
einer
dem
vor
ausnalims weise erlangte Erlaubuiss, sich in
die
selbst
archiv;^)
-
96
städtischen Bureau zusichern.^)
—
man
lässt
sieh
Uebrigens mögen die
Um-
Behörden, die in notarieller Function intervenirten, je nach
ständen oder an verschiedenen Orten auch noch andere gewesen
So vollziehen sich in Böotien die Hierodulenfreilassungen
sein.
meist im Synedrion;"^) Verträge der Fabriksherrn mit den Arbei-
Agoranomen oder Astynomen
tern scheinen mitunter vor den
schlossen worden zu sein.*) riat überhaupt,
rechtliclios
Verfahren,
das Nota-
ist
wie bereits früher besprochen wurde, in die Hände
Agoranomen Soweit nun
des ^,='°.'^:
Für Aegypten endlich
ge-
gelegt.^)
der Wirkungskreis dieser Behörden über die Ge" meindeangesesseneu reichte, hat ihre Thätigkeit sich anscheinend in den
Bahnen
einheimischen Rechts bewegt.
des alten
Thätigkeit der Stadtgerichte zwar den;
aber
wenn auch
stimmungen des bezweifeln
ist,
ist
die
gewisse Beeinflussung durch die Be-
eine
Provinzialedicts, wie wir sehen werden,
so
Für
uns wenig überliefert wor-
ist
doch
als
die
eigentliche
kaum
zu
Grundlage ihrer
Rechtsprechung das Landrecht und das landrechtliche Verfahren der peregrinischen 1)
Heimat
anzusehen.'')
Darauf weist insbesondere
So enthält die Grabschrift mit Sepulcralmult
Schluss den Vermerk: 'Eyivszo iv Ttccta KatiXXico
Es^Tq^a
(irjvog
rfj
C.
I.
G,
3509
II
Avöiatov rQiaHaidsnciTyj
am
dv&v-
Xainnqoxäxrj QvarsiQrjvwv nvXsi
vno MrjvöcpiXov
'lov-
Xiavov drjfiÖGiov. Dieser drjuÖGLog {oUirrig) ist ein servus puhlicus und, wie Böckh richtig bemerkt, „tabularius civitatis". 2) Hirschfeld a. a. 0. S. 124 unten. 3) Vgl. z. B. die Inschriften bei Larfeld, Syll. I. Boeot. No. 53 c — 57. Die Judengemeinden der hellenischen Städte haben das Privilegium, die Sclaven in der Synagoge freilassen zu dürfen {manumissio ad proseucham). Böckh, ad C.
I.
4)
aus
dem
G. 2114 bb
Hader li, 15*6"
1886) S. 82.
(II p.
1004);
Curtius, Anecdot. Delphica
p. 25.
Die hellenischen Astynomen und Agoranomen (Sep.-Abdr.
Suppl.-Bd. der Jahrb.
f.
class. Philol., Leipzig, B. G.
Eine weitere notarielle Thätigkeit der Agoranomen
für das classische Griechenland nicht nachweisbar;
Teubner,
ist
jedoch
nur das scheint bemerkt
werden zu können, dass die Direction der Archive mitunter mit der Agoranomie verbunden war. In C. I. G. 3429 erscheint ein gewisser Nsihüvwq, der ayoQUvöftog und j;9£Qjqpt;^o;^ war. 5) S. oben S. 52 und über den Fortbestand der ägyptischen Agoranomie in römischer Zeit noch Kartei, Die griechischen Pajiyri E. R. S. 63 fg. 6) Die schriftliche Klage {di-nri) ist bekanntlich bestehen geblieben. Einmal erwähnt Philostratos (vit. soph. [Westermann] I 25, 21) für Smyrna eine cigonthümliche Kingform, rimoi, wolclie auf Onind eines Darlehens an-
—
—
97
Amtiruug der städtischen Notariate liiu, worüber uns einzelne Denkmäler erhalten sind, welche den landläufigen Charakter der die
griechischen *-'
Contracte
in
Gegensatz
seinem
römischen
den
zu
'-'
_
Rechtsformen deutlich an den Tag legen. Besonders lehrreich ein gräco-ägyijtischer Kaufvertrag, welcher
eine
der
Form
römischer
rein
in
Anmerkung
in der
vollzogenen
Ele-
p. C. in
153/4
J.
i.
dem wir
phantine abgeschlossen wurde ^) und
ist
siebeubürgischen
Kaufurkunden entgegenstellen.^) gestellt
werden
soll
und welche
Lesern folgendermassen beschreibt:
er seinen
snayy sXXov zä ovv. dnoöiöcvxi. Es kann hierunter jedenfalls nicht, wie die Uebersetzer annehmen, die Androhung eines Contumacial Verfahrens (?) verstanden werden; eher könnte der Jurist an ein executivisches Mandatum de solvendo denken, was bei dem später nachzuweisenden Gebrauch der Executivurkunden einen ganz guten Sinn gäbe. Dem sei wie immer, man sieht hieraus den Fortbestand locaier Auf Nicolaus Damascenus, de moribus gentium (Excerpta Prozessformen. Ol öi
xvnoi yQCi[iua stalv ayoQÜg, sg^firjv
—
ed. Orelli) p. 153,
welcher das eigenthümliche Conoursverfahren der Böotier
schildert, will ich
mich
des Äugustus) im
lieber nicht berufen,
Präsens
spricht,
wenngleich derselbe (Zeit
da,
mich keineswegs darauf verlasse, Eher würde Zustände schildert.
ich
dass der Bericht nicht längst veraltete
—
wagen, wenn Lukian, dlg y.azriyoQovusvog c. 4 p. 797 eine zu seiner Zeit in Athen vorkommende prozessualische rL[irjCig seinen Lesern vorführt, dies für eine allgemeiner bekannte Erscheinung zu halten; obwohl Athen Freistadt ist, hat Lukian doch für einen weiteren Leserkreis geschrieben, und
ich es
dass die Erzählung nicht ernst zu
—
Elemente.
nehmen
ist,
verändert nicht ihre einzelnen
Die eigenthümliche Form der Popularanklage nach der
Stif-
tungsurknnde von Gytheion (Zeit der Divi fratres), wo wegen Verletzung des Stiftsbriefs der Kläger seinen Libell bei den Archonten überreicht und das Verfahren vor
dem Demos
(von Sparta?) stattfindet
(Foucart-Lebas,
Inscr.
—
du Pelop. 243 a lin. 26 30), möchte ich in diese Frage nicht hineinziehen, da dieses Verfahren auf privater Bestimmung beruht und der Demos nur als Schiedsgericht zu fnngiren scheint, ganz abgesehen davon, dass vielleicht der Demos der freien Stadt Sparta gemeint ist. 1) Derselbe ist mitgetheilt in Not. et Extr. XVin n. 17; sodann auf Grund neuer Lesungen von Wessely und Wilcken mit Berichtigungen wieder abgedruckt in Bruns, Fontes^ p. 262. Die obige Wiedergabe beschränkt sich auf einen Auszug der juristisch wesentlichen Bestimmungen. 2) Siebenbürgischer Kaufvertrag über ein Haus a** 159 p. Chr. (Bruns, Fontes^
261):
p.
dimidiam,
Andueia Batonis emit manci{pioqtie
.... Eam domus partem dimidiam,
accepit)
q. d. a.
cum
dovius partem su{is
saepimentis , fimbus, aditihus , dau&tris, fienestris, ita uti clao fixsa
maximaque
est, h{a.here)
r{ecte) l{iceat);
quis {e)x {ea) evicerit, q{uo) m{inus) r(es) p{ertincbit), h{aberc) pipssidere)
Mittels,
Keiclisrocht
u.
Volksroclit.
et
si
qiiis
s)aepibjts, et
optima
eam domum partemvc quam
Andueia Batonis u{suque) c{apere)
c{ive),
•r{eetc)
a(d)
l{iceat),
7
q{ucm) c{ä) qu{od) ita
rert-grini-
Notanatspraxis.
— (L
&)rißat8og
rrjg
des Kaisers Titus
Aelius Hadrians ... in der The-
{x')ov
vo^ov,
'EXscpKVTLvr^v
(pck^ov
Im Jahre 16
avTOJiQ)dtOQog Kai6aQog
ig
TCtov AlXCov 'Aöqlkvov (inl
—
98
TtiQi
'Pov-
STcl
bais,
dem
Bezirk Elephantine, vor
Agoranomeu
Rufillus Niger ^).
NCyQOv ayoQavo^ov.
'AnidoTO (IlsQLönaQLov) TavaTimtig
....
Es verkauft
(irjtQog
vticcqxov
(t)(
Perispariu, von der
Mutter Tanapos
.
.
die
.
ihm
ge-
avtco ^SQog rj^töov x£AA(c5f ) ovo
hörige Hälfte zweier Kaischen
....
wofür der vereinbarte Kaufschil-
£95'
7]
ösßaörcov
)
(
3
6vv7t£-
aQy(vQLOv) ling von 28 kaiserlichen Silber-
vo[iC6^atog
ojcTco)
(sl'icoöL
TTjv
tt^Tjv
(pcovYi^Bvriv
....
ÖQccxficov
^Vj
^S
^"^
ccTCE^xsv TtaQcc tijg 7CQia^evr}g dia
drachmen bezahlt wurde, welchen ^^
auch von der Käuferin erhal-
ten hat, baar per Cassa.
%£iQÖg £| oixov.
Es kauft Thinzempos, Tochdes Sarapammon, von der mit ihrem ^stä KVQiOv ovTta .... Mutter Thinzempos (t)ov iavT'^g xarä natsQa Fla- Vormund, dem Bruder von Vaters %vov^tg UaQaTta^fiävog xav aito Seite, Pachnumis, Sohn des Sarar% avT^ig (^Els(pavTivr}g) tiqo- pammon, vom Bezirk Elephantine. TtcoXfjtijg %al ßsßaLcotrig täv xatä Vorverkäufer und Garant der VerT^v avrjv tavTriv jtdvTcov nagt- pflichtungen aus dem Verkauf ist &ivöEv{7tcjg
'ETtQiaro
7Cccii^)covog
^YjtQog
UaQa-
&ivö£V7iärog ter
.
.
'
{prarai 6 d7t)od6^svog ,
|aro 7
ov ide- der Verkäufer
&Lv6sv7ta)g UaQanafi^covog
Thinzempos, Tochter des Saraals solchen angenom-
Ich,Perispariu^), von der Mutter .... vollziehe den vorTanapos TiQoxi^svrjv
Tavan^-
UeQiöTCccQiov (iritQog ...
welchen
pammon, men hat.
TCQiafisvrj
xtg
selbst,
Tid'Lfiai,
rrjv
dvijv rov vTtaQx^'^'^'^S
i^oi fisQog
liegenden (Ver)kauf der mir ge-
asXXäv ovo .... xal hörigen Hälfte zweier Kaischen dnaxco t^v rst^riv tag rov uq- und habe den Kaufpreis erhalten, Tj^vöovg
.
licitum n{o)n erit, t{antani) p{ecuniam) r{ectc) d{ari) f{ide) r{ogavit)
Batonis,
pretium se dixit).
fide
promisit Veturius Valens.
XCCC
Vetur{ius V)a]es a(b A)n{du)ei{a Ba)tonis accepiss{e
Convenitq{ue) int{e)r eos, (uti) Veturius Va(lens pro ca)
sieht, ein
Agoranom römischer Abstammung
2) Dies ist Origiualunterschrift der Partei.
et)
ab{cre
domo tributa
Aussen die Siegel von sechs Zeugen und das des Verkäufers.
Wio man
Andueia
Proque ea do{;mu partem dimi)diam
usque ad recensum dep(e)n{dat).
1)
.
— yvQiov
ÖQax^ccg
(£i')xo6L
99
—
oxto 28 Silberdracbmeu baar per Cassa,
ötä xstQog «l oi'xov xal ßeßaicoGo und garaiitire, wie vorstebend. xad^cog TCQoxttai.
&Lv6^£^nag ...
fisTK
Z!aQa(7ta^^)cövog
leb,
Tbinzmempos, Tocbter des
xvq[c)ov xov o^wTtciTQiov Sarapammoii,
.
.
.
mit
dem Vor-
^(o)v adsXcpov na%vovßig Uaga- mund, meinem Bruder von Vaters
Tta^^ävog
icovrjfiai
xa&cog
tiqo-
Seite,
Pacbnubis, Sobn des Sara-
pammon, babe
Ktrai.
gekauft, wie vor-
stebend.
Folgt der Vermerk über die bezablte Urkundsgebübr.
Der Unterscbied beider Urkunden anlage wie in den Einzelbeiten geben nische Contract
ist
ein
ist auffällig;
sie
in der
auseinander.
reiner Privataet vor
Grund-
Der
latei-
Zeugen obue Unter-
—
scbrift, lediglich
auf der Aussenseite gesiegelt,
u. z.
von den Zeugen
—
dessen Rolle übri-
bloss von
dem Verkäufer,
abgesehen
gens eine durchaus passive
ist: der Käufer ist es, der emit, manDer griechische Act wird eröffnet durch das formelle Präscript des Agoranomen, welcher alle Zeugen er-
cipio accepit,
setzt;^)
ficJe
rogavit.
sodann vollzieht sich der Vertrag auf der Basis geschäft-
licher Wechselseitigkeit, sjtQLato
Der römische Kauf hat wesentlich
unterfertigen.
tionsform,^) griechische
indem beide Parteien mit ccitidoxo und austauschen und schliesslich beide
Erklärungen
ihre
der ist
sich
Evictionsstipulation
freilich
zeitig
—
,
der
formlos und ohne Stipulation gefasst, dafür
tritt
—
TiQOTiolrjrijg
xal
eine ständige Figur des griechischen Kaufs, welche
nur ein Strohmann
die
Mancipa-
anschliesst;
die
neben den Verkäufer ein Verkaufsgarant ^) ßsßaicoT'^g
die
indem der Verkäufer selbst gleichRolle des ßsßaiat'^g übernimmt eine interessante ist,
—
Illustration zu "
dem
räthselbaften C. Blossius (nianceps) idem praes
der lex Futeolana.
1)
Wenn
allerdings, wie wir
oben sagten, gerade in gräco-ägyptischen
Contracten die Zeugen hänfig sind, so hat dieses eine ganz andere histo-
Wurzel (oben S. B8); übrigens werden durch das Actum des Agoranomen ersetzt. rische
2)
in
Rede 3)
kommen XIV
2.
Obwohl
die Parteien Peregrinen
sind
sie,
wie unser Beispiel zeigt,
und ein praedium provinciale
steht.
üeber die merkwürdige Erscheinung der ßsßcciatrQsg und ihr Vorin
römischer Zeit wird unten ausführlicher zu handeln sein; Cap.
—
In ähnlicher Weise wirken die städtischen Behörden auch bei
^er^'g';'.
lusclio J'rcilassuiig.
—
100
Bekanntlich
Freilassungen mit.
eine der verbreitetsten
ist
grie-
chischen Freilassungsformen die des Hierodulismus, wonach der Sclave irgend einer Gottheit er
dann
vollzieht sich ein wirklicher
unter deren Schutz
verkauft wird,
Wo
in Freiheit lebt.
Form
diese
Verkauf
der Priester; vielfach ist aber diese
sich rein erhalten hat/)
einem Tempel zu Händen
in
Form
zu einer reinen Phrase
herabgesunken, so dass der Mauumittent vor den städtischen Be-
hörden die Devotion zu Protocoll zweifelhaft
erklärt.^)
vorgekommen,
so lauge
als es
Solche Acte sind unheidnische Gottheiten
und ihre Tempel gab;^) wie die Stadtmagistrate dabei mitwirkten, zeigt eine Inschrift von Tithorea, wonach noch zur Zeit des Kaisers Nerva der Archont der Stadt das Protocoll über eine derartige Ebenso wird eine in Freilassung in sein Archiv hinterlegt.*)
—
allerjüngster Zeit veröffentlichte thessalische Freilassungsinschrift
Mayv^tav vo^ovg aufgenommen. Auch Freilassungsact bei den Magistraten nach dem alten
bezeichnet als aata tovg hier
war der
Landrecht vollzogen worden.'') Das
f/z^./^ia
i)iixi(ti.
-y^jj.
müggten der Darstellung der einzelnen Institutionen vor-
was Alles von
greifen, wollten wir aufzählen,
Rechtsacten
lichen
alten stammesrecht-
den ersten Jahrhunderten
in
der
Kaiserzeit
vor den städtischen Behörden Griechenlands vollzogen worden
Hier
sei
ist.
nur noch auf Eines hingewiesen, dem wir später nicht
mehr begegnen
würden,
nämlich
auf
die
Grabschriften.
Die
griechischen Grabschriften, welche Sepulcralmulten anordnen, und
Hierüber handeln wir unten Cap. XI
1)
2) Z. B. C.
I.
G.
I
a— h. Larfeld,
1608
dazu Curtius, Anecd. delph. In christlicher Zeit
.3)
siam;
s.
4) p. 20. 5) d.
unten Cap. XI
2,
c-ö7;
p. 20.
verwandeln
sie sich in
die
Mamimissio ad Eccle-
2.
Ulrichs Rhein. Mus. N. F. II 1843 p. 544 sq.; Cnrtius, Anecd. delph. Die Formel lautet: ro ^f avzLyQacpov naga xov ag^ovra Mvaoiav. Der leider sehr verstümmelte Act ist von Wilhelm in den Mitth. Athen XV (1890) p. 305 6 veröffentlicht und lautet mit den
—
arch. Inst.
sicheren Ergänzungen': {'Eni
TQimvog
2.
Sylloge Insc. Boeot. No. 53
oder SzQarriYOvvros
zov
dsiva
firjvbg)
^rjfirj-
kutu rove May)vT'itiov vöfiovg xrl Das Datum wird vom Herausgeber in die Kaiserzeit verlegt. Es mag übrigens bemerkt werden, dass diesem Act keine Hierodulenfreilassung, sondern nach der thessalischen Sitte eine Erklärung vor dem Magistrat zn Grunde liegen wird. Vgl. Bull, de corr. hell. XI p. .364 fg. (
)aios aicsXsvQ's{Qcod'r]
.
.
.
.
—
.
.
wie
Redactiou,
clereu
wir
-
101
saheü,
vielfach
in
den
Bureaus des
Stadtarchivs besorgt wurde, weichen in weseuthchen Punkten von
römischer Gepflogenheit insbesondere
Juristisches Interesse erweckt hier
ab.^)
Griechen vorkommende strafrechtliche
der bei den
Begriff der Tymborychie; die Verletzung des Gräberrechts
wie zahlreiche,
liegt,
vorderasiatische
dem
Inschriften
rv^ßoiQvyJag
sy'/J.y][ia
vollkommen fremd lage
des
insbesondere
alten
lykische,
lehren,
unter-
auch andere
criminellen
einer
Anklage,
römischen Inschriften
den
welches
,
aber
Dieses Verbrechen ruht auf der Grund-
ist.
Landesrechts, und
es
höchst charakteristisch
ist
für die römische Weise, dass dieses nicht bloss nicht abgeschafft,
sondern sogar durch kaiserliche Verordnungen ausdrücklich sauc-
worden war.
tiouirt
Dies lehrt die Inschrift von Tralles in Ly-
dieu. Bull, de corr. hellen.
V
p.
344, welche dem Grabfrevler an-
droht, vTcevQ'vvoq sGtco totg dcaray^aöc xal totg natgCoig vofioig,^)
eine sehr lehrreiche
Wendung, welche uns den Bestand
des alten
Landrechts und seine Bestätigung durch kaiserliche Verordnungen (ßiaTccy^ara) deutlich, Avie es selten
So wird
den
in
allseits
Augen
geschieht, vor
Stadtämtern
griechischen
führt.
das
ein-
heimische Recht auch in der Kaiserzeit gehandhabt. In einzelnen
Punkten, wo diese Thätigkeit der städtischen Behörden das gemeine Wohl zu gefährden schien, sind die Römer eingeschritten; die Eröffnung von Asylen hat schon Tiberius^) einer strengen Aufsicht uuterworfeu, politischen Clubs
und wenn
griechischen Behörden
die
und Unterstützuugsvereine
—
eQavot^)
—
die
ruhig
geduldet haben würden, baben die römischen Stattbalter und die kaiserlichen Verordnungen"')
diese
Seite
des provinzialeu Rechts-
lebens weniger günstig behandelt.
Was
dagegen rein privatrecht-
Dies hat G.
1)
Hirschfeld
a. a.
131—136
Ü. S. 122,
in erschöpfender
Weise ausgeführt.
Hirschfeld
2) G.
3) S. 4)
(94)
oben
S.
89 A.
0. S. 121.
1.
Ueber den Begriff der fgavoi, welche auch Trajan ad
erwähnt, vgl.
deutsche,
Thalheim,
und Barilleau,
Literatur verzeichnet 5)
a. a.
Rechts-Alt.
S.
97 A.
Bull, de corr. hell.
VI
3,
Fliu. ep.
X
93
woselbst die bezügliche
p. 507,
wo
die französische
ist.
Allerdings erst diese; die republikanische Zeit hat bloss die Vereins-
verhältnisso
Itom. p. 78;
in
der Hauptstadt geregelt;
Cohn, Zum röm.
Mommsen, De
Vereinsrecht S. 83
fg.
colleg.
et
sodal.
— wie
liehen Charakter hat,
102
B. der Schutz
z.
Beurkundung von Rechtsgeschäften lich sanctionirt als
sehen
u. s. w.,
der
das
Grabstätteu, die ist
eher ausdrück-
abgeändert worden.
Privatrecht im römischen Forum. i u is ch 6 s Recht shandhabung hatten die Römer der Anerkennung ° gestattet, ihr eigenes Recht zu Gemeinden pcregriuischen (Jen Grunde zu legen, wo immer es sich um den Verkehr der GeDieselbe Achtung der meindeinsassen unter einander handelte. fremden Nationalität tritt aber auch dort, und dort noch in viel
Peregrinibches Kocht im rümi- j^j^^
Forum.
—
ß
P er 6 gr "
iencr
"^
.
hellerem Lichte hervor,
wo
die
.
Sphäre der Gemeindegerichtsbarkeit
endet und der Provinziale in den höheren Machtkreis der^ römischen Staatsgerichte gezogen wird.
Zwar wird dem
städtischen Satzungsrecht in
zu Theil; vielmehr
mögensrechts,
ist
es hier der
welcher auf dem
rechtlichen Verkehrs
der Zeit
dem Ortsgericht herrscht, dem römischen Forum nicht
der ungestörte Friede, der vor
die
Strom des internationalen Verganzen
statutarischen
hinwegschwemmt.
Dennoch
ist
Gebiet des
vermögens-
Rechte bedeckt und mit das bunte Bild des na-
tionalen Treibens auch hier nicht ausgelöscht; vielmehr darf in
den wichtigsten Fragen des Daseins der Mann aus der Provinz auch vor dem römischen Richter seine heimische Weise zur Schau Das ist das Geltungsgebiet der sogenannten Personaltragen.
Hauptsache bei dem heutigen Stand der Wissenschaft nichts Neues mehr gesagt werden kann, so mag doch das Bild derselben hier, und vielleicht vollständiger als ge-
rechte;
wenn hierüber
in der
wöhnlich geschehen kann, gezeichnet werden.
Das Recht der Heimatsgemeinde, auch Personalrecht genannt, kommt im römischen Forum in folgenden Anwendungen zur Geltung: Personenstand.
persönliche Freiheit oder Unfreiheit besteht lediglich d[q ^ nach dem Personalrecht. Die juristisch schärfste Consequenz dieses |
'-'
Satzes ist wohl die, dass jede andere Rechtsordnung als die der Heimatsgemeinde der quaesUo libetiatis gegenüber sich vollkommen neutral verhält und diese nur insoweit aufgeworfen werden kann, als ein Fremdengericht besteht, und nur in den Formen dieser Judicatur.
Daraus
folgt,
dass der Nichtbürger, welcher seine Frei-
im römischen Gericht ex iure Quiritium vindicirt, sachfällig werden muss, wie in einem vorgekommenen Fall thatsächlich gel-
heit
— gemacht wurde.*) Daher
tentl
Formen iusta
—
103 ist
auch die Freilassung nur in den
des Ueimatsrechts möglich; so heisst
censu
civili) Servitute fuerunt,
(d. h.
Peregrinen
den
bedeutungslos/)
dafern
Umgekehrt
gleiche Formlosigkeit gelten lassen.
ei
qui in
lihe^'anturf) so ist die
formlose Freilassung der lex Iimia (Norhana) bei
dass nur
es,
streng sie
genommen
nicht
daheim
erscheint die Frei-
lassung der Peregrinen auch nach römischem Urtheil in den For-
men
wo
Beispiele, giltig
haben zahlreiche Hierodulenfreilassung auch von den Römern als
Heimatrechts
ihres
die
anerkannt wird/^) und
wir
vollzogen;
giltig
gehörte schon die ganze Unver-
es
schämtheit des Q. Cäcilius dazu, einen Hierodulen als Sclaven,'') oder die handeln.
ihn
des Opj^iauicus,
—
Sehr interessant
als
ist,
einen
Freigeborenen ^) zu be-
dass, wie sich neuestens gezeigt
zwischen den von römischen Ansiedlern nach
hat, der Gegensatz
römischem Recht und den von Griechen peregrinisch freigelasseneu Leuten in den griechischen Städten sogar in den
— —
ksvd'SQOt anderseits
Auch
officiell
auf Inschriften fortgeführt
darum
wird.'')
—
sind die römischen Gesetze über
Beschränkungen der Freilassung für 1)
dieser
Voraussetzungen der Freilassung folgen dem Personal-
die
recht des Manumittenten; die
Namen
ovLvdiKtdQiot (vindidarii) einerseits, ane-
Bevölkerungsclassen
die Provinzen
ursprüng-
Caecina 33, 96: „Qui enim potest iure Quiritium Über esse is, .... Cum Arretinae mulieris libertatem
Cic. p.
qui in numero Quiritium non est?
defenderem
et
Cotta decemviris religionem iniecisset
vehementius
non posse nostrum sacra-
quod Ärretinis adempta civitas esset, et contendissem civitatem adimi non potuisse, decemviri
mentum iustum
ego
iudicari
.
.
.
sacramentum nostrum iustum iudicaverunt/' In diesem Streit wurde als feststehend angenommen, dass ein Nichtbürger seine Freiheit vor den Decemvirn nicht verfolgen kaun, und nur darum handelte es sich, ob den Arretinern das Bürgerrecht habe entzogen werden dürfen. 2) Cic. p.
Caecina 34, 99.
3) Fr. Dosith. § 12
facere,
quia lex lunia
:
.
Peregrinus manumissor servum non potest Latinum non pertinet ad pcregrinos. Wenn später dieser
.
.
Satz praktisch theilweise verlassen wurde, beruht dies auf der Entwicklung
des subsidiären Reichsrechts 4) Cic.
inVerr.
unten Cap. IV).
(s.
22, 55; 39, 89; 41, 92. 93; 44, 104; in Q.
III 20, 50;
cilium divin. 17, 55; p. Cluentio 15, 43; D. 40, 12, 35. I.
L.
X
2 p. 746.
5) Cic. in Q. Caecil. divin. 17, 55. 6) Cic. p. 7) S.
Cluentio 15, 43.
Mommsen,
Ztsch.
f.
ßechtsgesch.
XXIV
p. 304.
Mommsen
Cae-
im
C,
—
104
—
Den
nicht mit erhissen.^)
lieh
— und
Inlialt
die
Grenzen seines
Herrenrechts bemisst der Eigenthümer eines Sclaven lediglich nach
dem, was bei ihm zu Hause in
der
gilt,
auch mit dem Sclaven
sollte er
Fremde verweilen;^) doch haben gerade
hier kaiserliche
Verordnungen auch gegenüber den Personalrechten durchgeschlaAuch die Rechtswirkungeu der giltigen Freilassung gen,
—
dem
richten sich nach zuständigkeit,^)
so
Freigelassenen
dem
Persoualrecht des Herrn; wie die Heimats-
auch der Personalstatus des
folgt bekanntlich
Das Patronatsrecht und
des Patrons.
sein In-
nach Heimatsrecht; wer diesen Rechtskreis verauch jenes, und darum muss bei Civitätsverleihungen
halt besteht nur lässt, verlässt
das peregriue Patronat des Beliehenen ausdrücklich aufrecht er-
wenn es nicht verloren gehen soll.^) — Auch die Frage, ob Jemand frei geboren ist, ob insonderheit der Satz jparist nach seinem tus sequitur matreni auf ihn Anwendung findet Landesrecht zu beurtheilen; wenn er z. B. nach dem Recht von halten werden,
,
Gortyn, wie sich vielleicht vertreten
vom Und
lässt,^)
nicht galt,
war
er
römischen Richter auf den Gortyneuser nicht anzuwenden.^) ebenso entscheidet das Landesrecht die Frage, wie Jemand
die Freiheit
verliert;
wenn
Philostratus berichtet, dass die Phry-
1) Gai. I 47.
2) Plaut.
Daem.
Rud.
Mihi non
Lahr.: :
Non
III 4,
liceat
18—20: meas ancillas Veneris de ara abducerc?
licet: ita est lex
a^md
Mihi cum
nos. Lahr.:
vostris legibus
commercium; eqitidcm iam istas amhas educam foras. Dass der Recbtsliandel auf der Bühne in Kyrene spielt, thut dem Gedanken der Stelle so wenig Eintrag, wie der Umstand, dass es keine sehr ehrenDieser werthe Persönlichkeit ist, die sich auf ihr Personalrecht beruft. Gedanke hätte auch noch zur classischen Zeit seine Richtigkeit; daher ist es falsch, wenn Seil, Die Recuperatio S. 321 denselben für seine Theorie der Nihil
est
—
Recuperatio verwerthet. 3)
Kuhn,
Verfassung
4) Plin. ep.
riquc Chrgsippi 5)
.
X .
I
S. 3, 4,
25
fg.
11 (6): liogo ut des civitatcm Ghri/sippo Mithridatis uxo.
ita ut vis in libertos servetar ius
Zitelmanu, Recht
Ausgeführte zu vergleichen
v.
Gortyn
S.
65
ff.,
patronorum.
wozu das unten Cap. XI
1,
2
ist.
Nach einem Rechtssatz mehr verrathen will, konnte es vorkommen, dass ex libera et servo alieno, quem scichat servum esse, strci nuscanttvr (I 86). Gajus fügt hinzu: Ä2)ud quos talis lex non est, qui 6)
{lex),
Dies ergibt sich deutlich aus Gai.
dessen
Namen
1
85
sq.
die Handschrift leider nicht
nascitur iure gentium matris conditioncm sequitur
et
oh id lihcr
est.
—
-
105
gewerbsmässig ihre Kinder iu die Sclaverei verkaufen
gier
,
und
Auge zu ]ial)en waren das Thatsachcu, deren Anerkennung vielleicht
der Jurist Gajus ein Gleiches bei den Galatern im scheint/) so
der Gesetzgebung, schwerlich aber der Landesverwaltung zur Last zu
war,
legen
weil
dem Stammesrecht
eben
diese
nicht
ent-
«jegeuzutreten hatte.
Unter den Familienverhältnissen
2.
bekannt, dass
sie
ursprünglich
—
und
ist
zunächst für die Ehe
dies gilt für die Griechen
mit ihrem Recht der Epigamie nicht weniger mit
dem Conubium
—
nur nach dem ins
auch später das matrimonium
iuris
civile
gentium
als
für
Römer
die
zulässig war.
Kam
auf, so erzeugte dieses
doch nur die naturalen Wirkungen der Blutsverwandtschaft mit den darauf gegründeten Ehehindernissen und Alimentationspflichten,
Wirkungen aber
civile
haben
zweifelt zu
so
wenig,
dass
man
sogar
darüber ge-
ob die Kinder aus solcher Ehe eine Ex-
scheint,
cusation von Vormundschaft und Richteramt rechtfertigen können.''')
Auch
die
Ehe
folgt
daher dem Recht der Heimat; bei verschie-
dener Zuständigkeit der Gatten, also beim matrimonium iuris genscheint
tium,
nach der Auffassung der späteren Zeit das Recht
Mannes den Ausschlag gegeben zu haben,^) wie denn unzweidie Frau auch die Heimatszuständigkeit des Mannes erWie die Ehe ist auch das Recht aus dem Verlöbniss langt.*)
des
felhaft
—
nach dem Persoualstand zu
beurtheilen;
das
altlatinische
klag-
bare Verlöbnissrecht wurde daher erst mit der Einbürgerung La-
tiums iu den
Augen
der Juristen aufgehoben,^) und
niss in Hispanien weiss
Ueber Beides
1)
s.
noch Seneca Besonderes zu
oben
vom
Verlöb-
berichten.*')
—
S. 24.
2) Vat. Fr. 194.
Man darf dies ans Gai. I 92 schliessen: peregrina si volgo concepcrit, Bomana {fiat) et tunc -pariat, civem Bomanum parit; si vero ex pcrcgrino secundum leges moresque peregrinorum conceperit, ita 3)
deinde civis
videtur ex senaiusconsulto quod autore divo
manum
parerc, si et
patri eius civitas
Uadriano factum est, civem Bodonet{ur). Der Sobu
Bomana
des Peregrinen und der römischen Bürgerin folgt also dem Recht des Vaters; Dasselbe folgt daraus, dass hierin spricht sich ein allgemeines Princip aus. die Kinder solcher Ehen, wie die Privilegien
(oben
S.
4)
89
Anm.
Kuhn,
Verfassung
5) Gellius IV, 4, 3:
von Delphi, Eordäa
Vgl.
Städten
I
S. 16.
hoc ius sponsalioriun ohservatum dicit Sei'vius ad id
tcmpus, quo civitas univcrso Latio lege Iidia data 6)
u. a.
der Origo des Vaters folgen.
1) zeigen,
Spangeuberg,
Arch.
f.
civ.
est.
Prax. XII S. 263—274.
^^*'*
— Khfiliche» '^
(iütcrrt'ch
Cüiisequeiit ist
106
auch das eheliche Güterrecht uach dem Recht der
Abstammung" zu
Form
beurtheileii; dies bestätigt iu ofücieller
das
Edict des Tib. Julius Alexander, welches den römischen Steuer-
beamten in Aegypten untersagt, die Dos für die Steuerscliulden des Mannes in Anspruch zu nehmen, und dabei hervorhebt, dass die Dos Eigenthum der Frau ist, was in der That dem gräcoägyptischen Recht, welches dem Mann an der Mitgift bloss die Nutzniessung zuschreibt, genau entspricht,^) Noch zu Ulpian's Zeit weist
—
dicunt
das Ehegüterrecht der Gallier
grosse Besonderheiten
—
quae Graeci nagdtpegra
Vorbehaltsvermögen der Frau
auf: das
wird dort peculium genannt^) und
Peculium gewesen, da
Manus
iu der
ihres
die gallische
Mannes
Frau
stand.^)
—
,
ist
auch
ein-
wahres
wie einst die römische,
Den
tiefsten Einblick in
den provinziellen Charakter des ausseritalischen Ehegüterrechts*)
gewähren endlich in
dem
aus El-Faijüm, welche
die Mitgiftsbestellungen
Capitel über das Dotalrecht mitgetheilt und
besprochen
werden. Vaterliche üowalt.
dem Personalrecht
3 Nacli des Vaters
beurtheilt sich auch
Es genügt
über seine Kinder.
spruch des Gajus'') hinzuweisen: fere enim nulli
Gewalt
die
auf den Aus-
hiefür alii
sunt hotnines,
qui talem in fdios suos liahent potestatem qudlem nos hahemns practerit,
nee nie
liheros esse.
Galatanitn gentem credere
in potestate
.
.
.
parentum
In der That setzt Dio von Frusa in seiner Rede über
die Sclaverei^) das sclavenartige Verhältuiss der
römischen Haus-
kinder iu Gegensatz zu der anderwärts anerkannten Freiheit der-
Desshalb muss bei Ertheiluug der Civität auch die patria
selben.
potestas mitverliehen werden, widrigens das Familieubaud zwischen
Ed. Tib.
1)
nQOiKccs
anoSidoaO'ai. 2) D.
gesch. in
lulii
bei
XV
et
218
sq. Z.
25
sq.:
kvöqcüv ....
tag
fitv
rccig
yccQ
yvvai^i
cdictis;
Dotem
Caesar de hello
Bremer
iu der ZtscL.
f.
Recbts-
So heisst es auch Vat. Fr. § 112 Municipalricbter: Feto {rem uxoriam Seine nomine) et
gall.
Peculium. 4, 19: I
Viri in
uxons
sicut in liherus vitae nc-
55.
Der Bericht des Strabo III 18 p. 1G5 über das Ehegüterrecht der sei hier nur im Vorübergehen erwähnt.
Cautabrer
5) I 65. 6)
p.
slXrjcpoxcov
Näheres unten Cap. VIII.
cisque hahcnt potestatem; vgl. Gaj. 4)
xäv
de iure dot. 23, 3, 9 § 3; dazu S. 134 fg. und unten Cap. IX 1.
einem Prozess vor dem
ex legibus 3)
Bruns, Fontes ^
ccXlotQiag ovatxg xal ov
,
ür. (ed.
MorcUi)
XV
p. 240.
-
-
107
—
Es ist darum, weil dem Vater und Kindern zerrissen ist.^) vollkommen entsprechend, ganz zulässig, wenn die Landesrecht Phrygier mit ihren Kindern Handel treiben/) und wenn der grie-
um
chische Vater seinen Sohn,
Volksversammlung Verstössen
ihn zu enterben, feierlich in der
Zeit eine so bekannte Erscheinung, dass
der Rhetorik
Professoren
Umgekehrt
konnten.^) Heimat."^)
—
römischer
in
und
die Novellisten
Thema mit
dieses
folgt
noch
durfte, so ist das
die
Vorliebe behandeln
auch die Adoption dem Rechte der
Wieviel der Vater seiner Tochter
geben
als Mitgift
muss oder darf, darüber enthalten die griechischen Stadtrechte noch in römischer Zeit eingehende Bestimmungen,^) und so sind es schliesslich von allen Kindern und Eltern nur die Findelkinder und
deren gegenseitiges Verhältuiss
Pflegeeltern,
die
schen Recht unterstellt werden
kann,*^) weil
dem römi-
das Findelkind weder
eine Familie noch einen Personalstand besitzt.
Handlungsfähigkeit
4.
und Vormundschaft
die Vorschriften
Rechte; daher gelten
Verwaltung nur intra
dies
nicht stark differirt haben, so sind doch einige
Wie
Princips zu erkennen. nius von
während
schaft,
1) Plin.
Vgl.
Ep.
sein
X
11
II
dieses
der Nachlass-
bei
unter Vormund-
Bruder dreiundzwanzig Jahre
(6);
Hertzberg, Gesch. 2) Oben S. 24.
seines Vaters
zwanzigsten Jahre noch
seinem
in
Anschauungen
Anwendungen
Philostratus berichtet'), stand Apollo-
Tyana nach dem Tode
vertheilung
ihre^'^^^^'^^^^^^^j-^
unseren Quellen
in
oft hervortritt, weil die bezüglichen
desswegen nicht
persönliche^^^'|''J^"?j^"
über die Tutel und
Wenn
civitatem.
sind
alt
war und
Pausanias VIII 43, 6; Plin. Panegyricus
c.
37.
51.
Als Declamations3) Bekannt ist „der verstossene Sohn" des Lucian. übung in den Redeschulen erwähnt die Sache Quintil. inst. or. III 6, 77. 96; IV 2, 95 VII 2, 17 n. a. 4) Cic. ad fam. XIII 19: Quem G. Maenius Gemdlus cliens vieus, cuvi in ;
calamitate exüii sui Patrcnsis civis (actus esset, Patrensium legibus adoptavit. 5)
So die Stadtrechte auf Kreta,
X
Strabo
20 p. 482; Massilia
ib.
IV
5 p. 181. 6) Plin. ep.
65 (71): Magna, Domine,
quaestio est de conditione
et
et
ad totam provinciam pertinens In qua
alimentis eorum, quos vocant &QETtzovs.
ego, auditis constitutionibus Principmn .... existimavi .... 7) Philostr. vita Apollou. I c. 13 (Westermann p. Tfö
aSBX(pw) TQLtOV Tf
Eo9ui,
6 ö' (XV
ii'yiooi,
KCcl
flXOCTOV
r]v
ytyövEi Hat oi
fTOg v6i.ioi
KClt
rjXlHl'a
consulcndum 7):
Ol'cC
avrov vthlxov
Kttl zip fl17
zoCg
te
^isv (sc.
Sni TQOTtSVsnLTQÖnoig,
— „desshalb"
bereits
—
108
grossjülirig
als
der
galt;
sich
hieraus
erge-
bende Grossjährigkeitstermin kanü nur im Stadtrecht von Tyaua begründet gewesen sache
eine
gleichfalls
sein.
Es
sehr interessant, mit dieser That-
ist
Stelle des Dio Chrysostomus zu vergleichen, welche von der Vormundschaft spricht und die bekannte Be-
stimmung des attischen Rechts citirt, wonach Frauen nicht über mehr als einen Medimnos Getreide ohne ihren Mundwalt contrahiren dürfen.^) In beiden Fällen wird noch tief im .zweiten nachchristlichen Jahrhundert
das griechische Vormundschaftsrecht als
des täglichen Lebens vorgeführt, und es stimmt
eine Thatsache
damit wohl überein,
dass
einem gräco - ägyptischen Papyrus,
in
welcher kurz nach der Constitutio Antonina
abgefasst
ist,
eine
Mutter von drei Kindern, welcher ihr frischverliehenes Bürgerrecht die
Annehmlichkeit des römischen ins liberorum verschafft, nun-
mehr
hervorhebt,
sorgfältig
contrahire, da sie „nach
hat:
üvqi'ov
xcoqIs
%Qrj^ccti^ov6r}
Ganz entsprechend
ed-vr].'^)
dass
sie
dem Rechte ist es
ohne Geschlechtsvormund
der
Römer" das
tinvcov
daher,
ius liberorum
dixaCa xata 'Pa^aiav
wenn Gajus von
der römi-
schen Tutel die peregrinische „Quasitutel" scharf unterscheidet."') Natürlich muss sich dann auch die Frage nach der Person des Tutor^) und nach seinen Verpflichtungen nach
dem Personalrecht
entscheiden. Erbrecht.
Gleichen Regeln folgt das Erbrecht.
5)
Dass- der
Erbgang
nach römischer Auffassung nur nach dem Recht der Heimat des Verstorbenen zulässig ist, braucht nicht ausgeführt zu werden;^) wir
kommen
später darauf zurück, welche praktische Bedeutung individuellen Verleihung des Bürgerrechts an
bei der
dieser Satz
LXXIV
1) Or. (ed Morelli)
oüH
ic<
avfißccXXsiv
,
p.
638: Toig vsoatBQOig tocovtcov itäv vofiog
dniaroig ovGiv, ovSs yvvaiKt tcuq' 'J^rivatoig Gvval-
cog
—
Es mag bemerkt werden, dass man den Worten vaoytsQoig toßovtcuv stäv nicht die minores annis evkeunen musa; der Ausdruck ist vielmehr ganz gut griechisch. Vgl. Schol. zu Aristoph.
Xättsiv, TtXrjv äxQt (isdifivov kqi&wv.
XXV
in
Vesp. 578
(Thalheim
p.
11 A. 5 hat fälschlich 687).
2)
Pap. E. R. No. 1428
3)
I
4) Cic. p.
Polemocratem 5) Cic.
226 bei
Wessely,
Mittheil. E. R.
IV
S. öl».
Flacco 30, 74: Tutor his Giaecorum legibus adscribendus fuit:
scripsisti.
in Vorr. II
22,
53:
Man könnte auch den
oportcrct.
gentium
v. J.
193.
p.
Epicmtcm Bidinonwi
kgibtis
hercdcm esse
Bericht des Nicolaus Damasceuus,
148 (Orelli) über das Erbrecht der Lj'kier
stünde, dass hier kein Anachronismus unterlaufen
ist.
citircn,
wenn
de nior. es fest-
— die
Provinzbewolmer gewonnen
erinnert
dass
sein,
er
in
—
100
Gelegentlich
Lat.
mag auch
daran
Consequenzen die
praktischen
seinen
Römer, wenigstens den hellenistischen Gemeinden gegenüber, sehr begünstigte, da der griechische Erblasser
den Erbgang beherrscht
lich
—
—
dessen Recht natür-
nach der letzten kosmopolitischen
genommen hat, von Jedermann, also auch von einem Römer beerbt werden kann, während das Recht der römischen Erbschaft ein exclusives ist.^) Nirgends tritt die Fortdauer des Personalitätsprincips auch nach der Antoninischen Verordnung so scharf hervor wie hier; nachdem alle Entwicklung, die das griechische Recht
—
Mitglieder des Reichs das Büro-errecht und die geo;enseitia;e Erb-
Gedanke der Personalität alles ein Object au den Kaufleuten und Geiseln, die aus barbarischen Ländern in die römischen Grenzen herü berge-
fühigkeit erlangt haben, findet der
Erbgangs noch
kommen
sind;
nonmälorum
Cassiod. Var. 9, 14 (an den
hibent titnlo vindicare,
deatiir esse
mortuorum
substantias
cum
.
.
tibi hoc
.
fisci
Comes von Syracus): nomine caduci
te
tantum de peregrinis
per-
vi-
commissum, quihus nullus heres aut testamen-
tarius aut legitimus invenitur?) Dies sind die Gebiete, auf denen auch der römische Richter zur Rücksichtnahme auf das nationale Recht gehalten
kann
leicht
ersehen,
dass
hiemit
der
Kreis
des
ist.
Man
Personen- und
Familienrechts, einschliesslich des Rechtsgangs von Todes wegen ist; in allen diesen Beziehungen ist der Gegensatz von römischem und provinzialem Recht, nur wenig gemildert durch
erfüllt
ein
stellenweises Eingreifen jener allgemeinen Grundsätze, deren
Entwicklung wir im Folgenden schildern,
bis
auf die Zeit
des
Caracalla in voller juristischer Schärfe bestehen geblieben.
Aus dem Gesagten
dürfte
sich
ergeben, wie in
den ersten
Jahrhunderten der Kaiserzeit in den östlichen Provinzen ,. wo die
Gründungen rein römischer Städte selten waren, allerorten das locale Recht noch in voller Blüthe stand. So war denn auch ..das Leben dieser Städte das alte hellenistische geblieben, wie denn überhaupt Alles, was uns über die Sitte und Unsitte^) in den ver1) S.
2)
XIV die
oben
Vgl.
S. 76.
Mommsen,
Ostgothische Studien in Wattenbach's
N. Arcli.
p. 527.
3) Um hier auch von dieser einige Beispiele zu geben, erwähnen wir geheimen Kinderopfer in Afrika, die P^rmordnng der Greise in Gallien
—
110
—
schiedenen Provinzen berichtet wird, dafür zeugt, wie der partieinzelnen Landschaften sich trotz des herr-
culare Charakter der
schenden
Centralismus
den
in
unverändert und unausgeglichen hellenistische Sitte
wurde
in
privaten
Schichten
erhalten
hat.
des
Lebens
Insbesondere
die
den östlichen Reichsländern und so-
mit Vorliebe und Stolz aufrecht erhalten; nicht bloss Plutarch konnte über die griechischen Gebräuche ganze Bände schreiben, grar
auch die späteren Moralisten wissen genau zwischen griechischer Sitte zu unterscheiden und die letztere theils
und ungriechischer
als verderblich, theils als verächtlich^) zu bezeichnen.
Neapel und Unteritalien
das
in
bis
Wenn
selbst
nachchristliche Jahr-
vierte
hundert vorwiegend griechischen Charakter bewahrten,^) muss im hellenistischen Osten die Nationalität in noch
halten geblieben sein. keine Rücksicht
höherem Grade
Die Constitution Caracalla's
genommen; kaum jemals
brutaler Gedankenlosigkeit ins
Werk
ist
eine
hat
er-
hierauf
Reform mit so Die Gefahr
gesetzt worden.
betraf weniger das Gebiet des Verkehrslebeus, welches durch Jahr-
dem nivellirenden Einfluss des dem römischen bereits vielfach angenähert haben mag, wohl aber in hohem Masse die empfindliche Stelle des
hunderte lange Berührung unter ius gentium sich
und Erbschafts wesens, und es wird leicht sein, die Zuckungen nachzuweisen, welche jener rücksichtslosen Operation noch langehin gefolgt sind, sowie sich denn auch zeigen wird, dass gerade im Personen-, Familien- und Erbrecht die griechische Rechtsüberzeuguug in grossem Umfang bis in die letzte Römerzeit sich erhalten und auf das römische Recht umgestaltend eingeFamilien-
wirkt hat. (über beides TeituUian, Apolog.
Leviratsehe
(unten
c.
Cap. VII 3),
9),
die
die vielfach bestehende
zahlreichen Unsitten
Polygamie und
der
Syrier
und
Aegypter (oben S. 28, 57). 1) So heisst es hei Eunapius v. soph. p. 69 (Boissonado p. 483) von einem römischen Proconsul, er sei „für einen Römer" nicht ungebildet gewesen: staxEt 8\ mansQ ^PcofiuLog rig ovk bIvui xmv anaiSsmcov ovSs tcö»' vtc äyQoiHoj tial dfiovaa rvx't] zs&Qaunivmv. Näheres bei Finlay, Griechenland unter den Römern S. 59 fg.; Sievers, Leben des Libanins S. 12 f.; Rohde,
Der griech. Roman 2) Vgl.
S. 298.
Jung, Die romanischen Landschaften
S.
519.
Viertes Capitel. Entwicklniis; 'ö des Reiclisreclits.
Die Reception des romisclien Rechts
in
den Provinzen hat
Entwicklungsstadien durchgemacht.
verschiedene
zwei wesentlich
Die Grenze zwischen beiden bildet die Constitutio Antonina.
diesem Gesetz
die Zerstörung
ist
und
eine beschlossene Sache^
es
der
Seit
Stammesrechte im Princip
kann sieh in dieser zweiten Phase darum handeln, in wie weit der
des Receptionsprocesses nur noch
Regel die rechtlichen oder thatsächlichen Ausnahmen gegenüberstehen. In der vorautoninischen Zeit verhält es sich umgekehrt;
im Princip
hier ist der Fortbestand der Volksrechte es
ist
garantirt und
nur der erstarkende Reichsgedanke sowie die Macht der
Thatsachen, welche
ankämpfen
Princip
in
immer
und
häufigerer Wiederkehr
dadurch seine
völlige
gegen das
Aufhebung
vor-
bereiten.
Dieser Vorgang muss hier ins dabei durchaus
Auge
nicht die Absicht, die
Es
gefasst werden.
Umbildung der Gemeinde-
—
verfassung zu einem Staatsrecht des römischen Weltreichs Prozess, der weit über die hier in Betracht stehende
aus gedauert hat
—
ist
ein
Epoche hin-
eingehend zu verfolgen; ebensowenig
soll die
Geschichte des Reichsgesetzgebungsrechts oder die Entwicklungstheorie
des lus
—
Auf-
Rahmen
dieser
gentium erschöpfend dargelegt werden
gaben, welche, in ihrem vollen
Umfange
erfasst,
den
Es handelt sich vielmehr nur um eine der wesentlichsten Züge in diesem Entwicklungsgang, wie
Arbeit sprengen würden. Skizze sie
nothwendig
Kampf lichsten
ist,
um
unsern
eigentlichen
Gegenstand,
den
zwischen Reichsrecht und Volksrecht, in seinen wesent-
Phasen zu verfolgen.
Betrachten wir zunächst die Entwicklung des kens in seinen allgemeinen Anwenduntjen.
Reichsgedan-
— Die Reichs-
früheste Ersclieinung
jj^-e
idoe in dir
—
112 zeigt
die Reichsidee,
Voiwiiitung.pj.^ij^^igcJien
vielmehr
sich
römischen Sinnesart entspricht, weder in staatsrechtin gesetzgeberischen Proclamationeu;
Theoremen noch auch
lichen
tritt
Am
vor.
wie das der
.
.
um
sie
zuerst in der Praxis
wo
es
die finanzielle und militärische Machtstellung des Reichs
Lehrreich
handelt.
der Staatsverwaltung her-
dies begreiflicherweise dort,
klarsten zeigt sich
in
ist
dieser Beziehung
die
Entwicklung des
Rechts auf die Grundsteuer, welche das Reich in den Provinzen Die älteste Grundsteuer, wie
erhebt.
ten Provinzen
Sicilien, Africa,
sie
sich in den früh erober-
Sardinien entwickelte, ruht nicht auf
dem Gedanken, „dem Kaiser zu geben, was ist theils aus dem Gesichtspunkt der
dern
der
kraft
theils
Steuerherren,
der
Rechtsnachfolge
in
ist",
son-
Kriegscontribution,')
Stellung
die
in
hellenischen Könige
des Kaisers
der
früheren
und der Kar-
Sicilien
Der spätere Rechtsgrundsatz, dass das Gebiet eroberter Landschaften Eigenthum des römischen Staats sei, an welchem dieser schon vom privatrechtlichen Gesichtspunkt den Anspruch auf einen Bodenzins hat, ist in Sicilien anfangs noch nicht geltend gemacht worden.^) Erst als mit der Stabilisirung der Herrschaft über eine grössere Anzahl von Provinzen die Nothwendigkeit einer festeren theoretischen Begründung des Steueranspruchs hervortrat,"^) also zu Zwecken der Finanzverwaltung, wurde das Gebietseigenthum der Proviuzialgemeinden aufgehoben und mit dem Obereigenthum und Vectigalrecht zugleich'') auch die Gebietshoheit des Reichs formulirt. Auch in der Wehrordnung der ausgehenden Republik und der beginnenden Kaiserzeit wird der GemeindebegrifP zu Gunsten der Reichsidee aufgegeben. Wenn das altrepublikauische Heer in erster Linie Bürgermiliz ist, indem nur der Civis Romanus in den Legionen dienen
thager, verlangt worden.^)
—
Mommsen,
1)
Vgl.
2)
Mommsen
a. a.
Staatsrecht
3)
Kuhn,
4)
Pernice, Parerga, Ztsch,
Beiträge
III 1
S. 728.
0. S. 729 A. 2, 3. S.
95—98; f.
Mommsen
S.
731 A.
R.-Gesch. XVIII 64
f.
5.
hebt in ansprechendei*
Weise die Momente hervor, welche die Entwicklung dieser Theorie beförUeber das Ganze vgl. anch Mommsen, Köm. Gesch. dert haben mögen. II« S. 117 fg.; Staatsrecht III 1 S. 731—2.
—
5)
indirecte
Wobei ist,
nicht verkannt werden soll, dass diese Formulirung nnr eine da der Begriff der Staatshoheit den Körnern bekanntlich nicht
80 gelänli"- ist wie uns.
— kann, werden schon
seit
—
113
Marius, noch massenhafter
den Tri-
seit
umvirn auch Nichtbürger in die Legionen eingereiht, wobei nur um der Form zu genügen den neueintretenden Legionaren das Bürgerrecht ad hoc verliehen wird. Augustus hat dann nament-
im Orient ganze Legionen ganz oder vorwiegend aus Nichtbürgern gebildet und die ordentliche Wehrpflicht auf die Unterthanen erstreckt, und mit der seit Vespasian eingetreteneu Auslich
der
schliessung
vom
Italiker
Legionsdienst
ist
der Begriff des
Reichsheers als Ersatz der alten Bürgerwehr so gut wie anerkannt.^)
—
Um
man den
einer scheinbaren Selbständigkeit, welche
Gemeinden noch gelassen
unterthänigeu
verschwunden zu sein und hat
hatte,
Senat und Kaiser über
sich die Oberaufsicht, welche Sta,tthalter, die
officiell
dieselbe Zeit scheinen auch die letzten Reste
abhängigen Städte führen, immer mehr zu einer unmittelbaren
Verwaltung
umgestaltet.'^)
Seit Trajan scheint bereits das Princip
durchgeführt zu sein, dass der Praeses Provinciae jeden Beschluss Städte überprüft;
der
dem entsprechend
finden
wir neben den
städtischen Decreten öfter die beitretende Bestätigung des
Statt-
Selbst die freien Städte büssen ihre Sonderstellung, den
halters.^)
„Schimmer der Freiheit'',^) immer mehr zu Gunsten der erstarkenden Reichsidee ein; wir sahen, wie sie die Criminaljurisdiction über Reichsbürger schon früh und nicht viel später auch die über ihre eigenen verloren; wie der Instanzengang von ihren Gerichten
au die Reichsgewalt
—
Statthalter
und Kaiser
—
sich ausbildete;
wie der herrschende Centralismus den Eingriff in ihre Statuten im Interesse des Reichswohls
nur selten gescheut hat.
—
Dass
die
Prägung der Courantmünze der Reichsregierung vorbehalten wurde, ist wohl nur das Natürliche; dagegen gibt es kaum einen lebendigeren Ausdruck der Intensität, mit der diese den Reichsgedanken verfolgt hat, als die Thatsache, dass schon in der frühesten Kaiser1)
Die ausführlichste Entwicklung dieser Verhältnisse bietet
Die ConscriptioDSordnung der römischen Kaiserzeit, Hermes 2)
Hiezu
chenlands 3)
II S.
Kuhn, 126
fg.,
Verfassung 148
fg.;
II
S. 28fg.;
Mommsen,
V
S. 265,
Zahlreiche Beispiele liefern jetzt die Inschriften auf
Mommsen,
Ephem. Epigr. VII 406 A.
S. 1 fg.
Hertzberg, Geschichte
R. G.
Opramoas; Petersen und Laschan, Reisen
Mo m ms en,
XIX
in
Lykien
325
Grie-
fg.
dem Heroon
p. 77 fg.,
des
102, 121;
4.
Schon Plinius, Ep. VIII 24 spricht von umbra et residuum libertatis nomen; Dio Chrysogt. or. (ed. Mor.) XLIV p. 512 von der „sogenannten" Frei4)
heit.
Vgl.
Kuhn,
Mittels,
Verfassung
II S. 30.
Roiclisreclit u. Vulksrcclit.
8
— zeit
—
114
wiederholt ein Ansatz zur Einführung der römischen Staats-
sprache gemacht wurde. ^) KeichB-
Ideen,'
j)jg
Staatsrecht.
welche
die
Verwaltuu«; o
des
schon
Reichs
seit
Jahrhunderten, und von Jahr zu Jahr consequenter verwirklichte, der juristischen Theorie seit Beginn der Kaiserzeit da-
sind von
durch sanctionirt worden, dass
gemeinden
als
Es
zusehen.
sobald in
innerhalb ist
einer
man begann sämmtliche
ausgesprochenen Regel, wie in einer
allgemein
einige Betrachtungen staatsrechtlicher
^^fteifi!'"
Städten,
an-
römische Weise, dass sich dieses Priucip nicht
Wir
Reihe concreter Anwendungen durchsetzt. Wegfall des
Reichs-
liegend
eines einzigen Rechtskreises
schicken zunächst
Natur voraus.
Eincs der besten Beispiele für den Wechsel der Auffassung gi^^ ^^^ Stellung der freien Stadtgemeinden.
ijönnen
diese
in
älterer Zeit
nur
als
Wie
wir oben sahen,
zwar föderirtes aber doch
souveränes Ausland betrachtet werden, und darum treten hier die
Voraussetzungen des jus postliminii Festus h.
v.
erörtert:
cum
cum
regihus postliminium nohis est ita uti dicione
nostra sunt,
wie Aelius Gallus bei
ein,^)
populis liberis
et
cum
cum Ms {postliminium nmi
wisser Cu. Publicius Menander, der in
foederatis
liostibus;
Rom
gener Sclave und nach seiner Freilassung
et
cum
quae nationes
in
Als ein ge-
est).
erst als kriegsgefanals
Bürger
lebte,
als
Gesaudtschaftsdolmetsch in seine athenische Heimat gesandt wer-
den
sollte,
domum
war
ein
Specialgesetz
nothwendig, ut
is
Tnhlicius si
Botnam redisset, ne minus civis esset ;^) denn von Rechts wegen wurde durch das Betreten des heimatlichen Bodens sein römischer Sclavenstand und die darauf beIm Verlauf ruhende Gewinnung des Bürgerrechts ausgelöscht. revenisset
et
inde
—
eines Jahrhunderts ist jedoch der
Städte
mit
Rom
ein Gebiet
vollkommen anerkannt und
Gedanke, dass auch die freien
gesicherter Rechtsverfolgung bilden,
die Frage,
ob unirte Staaten in dieser
Beziehung eine Rechtseinheit bilden, im
1)
bejahenden
Bekanntlich gebot Tiberius den Soldaten, sich vor Gericht
lateinischen Sprache zu bedienen;
Sueton, Tiber,
c.
lykischen Bürger, der des Lateinischen unkundig streichen;
Sueton, Claud.
c.
16.
—
Sprache in den Provinzen überhaupt 2) Vgl.
Anm.
zum Folgenden
1. .3)
Sinne
Cic.
pro Balbo 11, 28.
ent-
nur der
71.
Claudius lässt einen
ist,
aus der Richterliste
Ueber den Gebrauch der lateinischen s.
unten Gap. VI.
Mommsen,
Staatsrecht
III
1
S.
42 und
C.5G
-
-
115
Von diesem Standpunkt
schieden.')
sagt
bereits
der Jurist Pro-
culus: non dubito, quamvis foederati et liberi nohis externi sint, nee
eos postlimininm opus et
etenim quid inter nos atque
atque eos imstliminium esse;
inter nos
cum
est,
dominium renvm suarum apud eos contingant})
aeqiie
wie
sie
suam
retineant et
eadem
mit sich bringt, schlägt
Reichsverband
der
libertatem
et
Der Begriff der gesicherten Rechts-
nohis
verfolgung,
apud nos atque apud se Uli
et
durch und lässt die Landesgreuzen im Reich verschwinden.
Eine ähnliche Entwicklung weist es
ist
zweifellos,
dass
einseitige
Civität an Bürger auswärtiger d. h.
Verleihung des Bürger- ^^^j^^j^*^«^
an Mitglieder autonomer Gemeinden
rechts Zeit
die
Für
auf.
die
ältere
Verleihung der römischen
Gemeinden rechtlich unzulässig
gg^en^^Bii^j.
gerrechts.
ist^
dass diese Gemeinden, so weit ihre Machtsphäre reicht, die-
und den Betheilten seiner Dieser Standpunkt heimischen Verpflichtungen nicht entheben. selbe
nicht vorhanden betrachten
als
wird auch
der
bei
Aufnahme der
italischen
römische Civität festgehalten; qui populi fundi vitatem non haherent.^)
Es
ist
Municipien facti
non
in
die
essent, ei-
nur eine besondere Vorsicht, wenn
Gemeinden,
die insubrischen oder helvetischen
um
sich vor einer
Reichspartei innerhalb der eigenen Thore zu schützen, einen solchen Octroi des römischen Bürgerrechts noch ausdrücklich in ihren Con-
Schon
föderationsurkunden ausschliessen.*)
in
der letzten Zeit der
Republik wird jedoch die Nothwendigkeit der Zustimmung der verbündeten Gemeinden zur Ertheilung des Bürgerrechts von rö-
mischer Seite angezweifelt, und
Verleihung
in
der Kaiserzeit
römischen Bürgerrechts
des
ein
ist
die einseitige
selbstverständliches
Axiom geworden.^) ^.,^°™p*' Erscheinung Dies hängt mit der anderweitigen o o zusammen. tibilitat
1)
Bekanntlich hat auch
schäftigt,
die
österreichischen Gerichte die
ob Ungarn im strafrechtlichen Sinne
was zu dem Obigen 2) D.
als
Frage be-
Ausland zu behandeln
sei,
eine passende Analogie bildet.
de captivis 49, 15,
7 pr.
In D. eod. 5 § 3 wird der Fall des
Me-
nander von Pomponiua ähnlich, jedoch mit anderer Begründung entschieden. 3) Cic. 4) Cic.
Hermes XVI 5) Vgl.
pro Balbo 1.
S.
c.
8, 21.
14, 32.
Vgl. hiezu
Monimseu, Schweizer
447.
Mommsen,
Staatsrecht
III
1
S. G98.
8*
Nachstudien,
—
116
—
Veränderung der thatsächlichen Machtverhältnisse; aber sie zieht binnen kurzem auch die entsprechende Rechtsfolge mit sich. Während noch zu Cicero's Zeit kein Römer ein auswärtiges Bürgerrecht annehmen kann, ohne die capitis deminutio media befürchten zu müssen,
ist es jetzt erlaubt,
neben der römischen jede
beliebige Gemeindeangehörigkeit zu besitzen; denn es handelt sich
mehr um den Gegensatz
nicht
nur noch
um
dieses oder jenes Staates, sondern
die Gemeiudeangehörigkeit,
ganz selbständiges Reichsbürgerrecht
neben
hinzutritt.
tige Satz ist nicht gesetzlich eingeführt,
die jetzt
Auch
noch ein
dieser wich-
sondern lediglich durch
den Druck der thatsächlichen Verhältnisse
als
selbstverständliche
Folge hervorgerufen worden.
Eine ähnliche Verwandlung gleichberechtigter Souveränetät in
^"^der"*"^
^-bhängige Reichsangehörigkeit können wir nun auch auf
b^tz^'^^bfn
biet der privatrechtlichen
dem Ge-
Gesetzgebung verfolgen. Auch hier finälteren und einer jüngeren Auffas-
den wir den Gegensatz einer
sung, indem in gut republikanischer Zeit die römische Gesetzgebung jeden Eingriff in die privatrechtliche Autonomie, sowohl der freien als auch der Vasallenstädte denn auch diesen ist ja ihr Landrecht belassen vermeidet, während seit Ende der Republik die privatrechtlichen Gesetze immer häufiger auf die Pro-
—
—
vinzbewohner erstreckt werden. Die privatrechtlichcn ^)
Aeiterezeit.
Gesetze
Geltung fast ausnahmslos
ihre
der
alten
Zeit
beschränken
auf die römische Gemeinde;
es
den unterthänigen Gemeinden überlassen, dem gegebenen Beispiel freiwillig zu folgen.^) Mit Ausnahme der als ein Act
blieb
der
Nothwehr anzusehenden
lex
Sempronia von 561/193^) stehen
1) Anders ist es begreiflicherweise wieder bei Gesetzen und Verordnungen, welche das ötfentliche Recht regeln; so bei der Entziehung des Moni ms en, Gesch. d. röm. Münzrechts der Bundesgenossen (a° 486/268 Münzwesens S. 319 fg. und Staatsrecht III 1 S. 710 fg.; vgl. oben S. 113), beim
—
Sc. de
Bacchanalibus
(a" 568/186), bei
der
1.
Didia (a« 611/143)
u. a.
Balbo 8, 21: tulit apud maiores nostros legem C. Furius de testamentis , tulit G. Voconins de mulierum hereditatibus , intiumerabiles aliae Vgl. leges de civili iure latae sunt; quas Lafirti volucrunt, adsciverunt. 2)
Cic. p,
Mo m rasen,
Staatsrecht
3) Dieses
III
1
S. 693.
XXXV 7 dadurch veranlasst, dass die den Wuchergesetzen zu entgehen, ihre Forderungen
Gesetz war nach Livius
römischen Wucherer,
um
„in socios, qui non tenerentur iis legibui<" übertrugen {transscriberent) , und bestimmte desshalb: ut cum sociis ac nomine Latino pecuniae creditae idem
—
117
—
durchwegs auf dem Standpunkt,
diese Gesetze
der Unterthaneu nicht eingreifen zu wollen.
iu
die
Autonomie
So verhält
sich
es
bei der lex Fiiria testamentaria,'^) lex Voconia,-) lex Falcidia,^) lex
vicesimaria,^)
Iiilia
maritandis
ius
quod
ord.,^)
ciC7n
civibus
lulia
lex
de. cessione
lunia (Norhana) ,'')
lex
Romanis
esset.
honorum,^) lex
lex
Iidia de
Aelia Sentia,^) lex
Gewöhnlicli bezieht
man
diese Stelle
auf Vorgänge im römischen Gebiet; es entsteht dann für die Erklärung die Schwierigkeit, ,,was die Römer bewogen haben mochte, die Wuchergesetze innerhalb des eigenen Gebiets ursprünglich auf die römischen Bürger zu beS. 115 A. 5), eine Erscheinung, die um
schränken" (Krüger, Rechtsquellen so auffallender
ist,
als,
nalen Verkehr die lex
wie der Staatsvertrag mit Chios zeigt, im internatiosogar für die römischen Bürger im Ausland als
loci
bindend anerkannt wurde (C. I. G. 2222 Z. 18: ol' xe tcuq' avroig ovzsg 'PcoXeiav vTcuKOvmaL vöaoig). Unzulässig ist die Erklärung von Voigt, Ius nat. IV S. 177, wonach Zinsbeschränkungen nicht in das Gebiet des mit den Peregrinen bestehenden Commerciums gehören. Viel weniger Schwiefiatoi zoLS
rigkeiten bereitet freilich die Meinung, welche
andeutet,
dass
es
sich
um
auswärts
Savigny,
Syst. VIII
S.
78
wohnende Bundesgenossen handelte.
Wurde
hier der Contract durch Bucheinträge (je einer in die Bücher des römischen Gläubigers und Schuldners, einer in die Bücher des auswärtigen Delegatars, vgl. Salpius, Novation S. 91) geschlossen, so beruht die neue Obligation zwischen Delegatar und Delegaten gewissermassen auf einem Ver-
trag unter Abwesenden und es wäre wohl begreiflich, wenn man dann das Localrecht des Schuldners nicht für unbedingt anwendbar gehalten hätte. Jedoch will diese Erklärung mit dem bei Livius erzählten Hergang nicht recht übereinstimmen, da Livius wirklich an solche Bundesgenossen zu den-
—
ken scheint, die sich in Rom aufhielten. Vielleicht darf man Folgendes annehmen: Die Wuchergesetze werden, wie fast alle republikanischen Verbotsgesetze, legcs imperfectae gewesen sein, welche bloss manus iniectio auf Rückgabe der übermässigen Zinsen gestatteten (vgl. Gai. IV 23). Es ist vielleicht nicht unglaublich, dass man die Rückgabe des durch ein giltiges Verkehrsgeschäft Gewonnenen und die Androhung der manus iniectio im Interesse des öffentlichen Credits
auf die auswärtigen Handeltreibenden nicht
miterstreckte. 1)
Vgl. Cic. p. Balbo
2)
Dies zeigt die Beschränkung auf die Classici und Cic.
3)
Es genügt, an die Anfangs worte derselben zu erinnern.
4)
Dio Cass.
5) C. qui 6)
Gesch.
Ulp.
fr.
73, 9; Plin.
Dosith. § 12.
Balbo
8,
21.
4, 4.
XI 20; D. de R. N.
8) Gai. I 47.
p.
Panegyr. 37—39.
bonis cedere 71,
II S. 538, 580.
7) Fl-.
8, 21.
23, 2, 19;
über letztere Stelle
Zimmern,
—
—
118
und den Luxusgesetzen,^) ebensowohl^)
Ätilia de dandis tntoribus^)
auch bei der lex Appuleia, welche das gegenseitige Regressrecht der consponsores und confidepromissores einführte, und bei der lex
Furia de sponsu, welche die Bürgschaftshaftung in eine zweijährige Verjährungsfrist einschloss. Die beiden letzteren Gesetze sind den Bestimmungen über ihr räumliches Anwendungsgebiet sogar besonders charakteristisch; die lex Äppuleia, welche bloss das
in
Verhältniss der römischen Fidepromissoren unter einander regelt, gilt
die
auch in den Provinzen; die Furia, welche möglicherweise in Rechte des peregrinischen Gläubigers eingreifen könnte, wird
auf Italien beschränkt.^) späterezeit.
Als mit dcr centralisirenden Wirksamkeit des Principats der Reichsgedanke schärfer hervortrat, hat man bald auch keinen Anstoss mehr genommen, die republikanischen Gesetze auf die Provinz auszudehnen; dass Gesetze, wie
norum,^)
de dandis
Ätilia
lex
die
lex Iidia
tutorihus,^)
de cessione bo-
Iidia
lex
de maritandis
ord?) oder die Gesetze über die Freilassungsbeschränkuugen*) jetzt
übertragen
Provinzen
auf die
noch und bezeichnender für risten ist die Thatsache,
wurden,
die
ist
veränderte
dass bei
Wichtiger
bekannt.
Auffassung der Ju-
unbestimmt redenden Gesetzen
von Manchen die weitere Geltung befürwortet wurde, indem bei den römischen Juristen eine Streitfrage darüber bestand, ob das Veräusseruugsverbot der lex Iidia de fundo dotali auch auf Provinzialgrundstücke zu beziehen dieser Discussion,
lichen
Bestimmung
Ulp.
2)
S.
3)
Gesetzes
des
fr. XI 18. Voigt, lus nat. II S. 62. Dafür Krüger, Rechtsquellen
1)
Staatsrecht
III
1
S.
Zwar handelte
sei.^)
es
sich
bei
welche natürlich den Mangel einer ausdrück-
696 A.
in
voraussetzt,^")
S.
115
A.
,5,
erster
gegen
Linie
Mommsen,
1.
4) Diese Auffassung erscheint mir befriedigender, als die äusserliche und praktisch gar nicht zureichende Intention, welche Huschke, Gajus S. 85 der localeii Beschriinkung in di'r lex Furia unterlegt. 5) C.
qui bon. ced. 71,
6) Ulp.
fr.
7) Ulp.
fr.
8)
XI XI
4,
4.
18.
20.
So die lex Aelia Sentia unter Hadrian, Gai.
I
47.
9) Gai. II 63.
10)
1814/15
Es
ist
daher unrichtig, wenn Savigny (Abhdl. der preuss. Akad ohne Weiteres von verbotener Veräusseriuig dos fun-
bist. Cl. S. 50)
— walirscheiiilich lienatio"
bloss
—
119
darum, ob unter der vom Gesetz verboteuen „ahaandere Eigenthumsübertra-
auch
oder
quiritische
gungen zu verstehen waren; ^) schwerlich aber hätte nende
Interpretation
einstige
Vertreter
viele
Meinung von der
ausdeh-
wenn
können,
finden
unbedingten
die
privatrechtlichen
die
Auto-
nomie der Provinzialstädte, welche ja jede andere Gesetzgebung von den Immobilien ihres Weichbilds ausschliessen musste, damals nicht schon stark verlöscht gewesen wäre.^) Gleichzeitig;
begjann
man neue
Gesetze
privatrechtliche
für,
Grössere Bedeutung als die bald
ganze Reich zu erlassen.
das
versiegende Gesetzesquelle haben hiebei die Senatsbeschlüsse und
Dass
kaiserlichen Constitutionen.
ünterthanen
allen
merkt zu werden,
als
es
die Senatusconsulta dieser Zeit
können,
gebieten
braucht
ebenso
wenig be-
hervorgehoben zu werden verdient, dass
dieselben mitunter tief in das Privatrecht der Unterthanengemein-
den eingegriffen haben.
Doch hat
Wicklung stattgefunden; es
ist
vielleicht
auch hier eine Ent-
zu beachten, dass das Sc. Claudia-
num nur römische und latinische Frauen des Sklavencontuberniums unterwirft.^)
regulirung
bei
den
Dagegen
ist
Rechtsfolgen die Standes-
gemischten Ehen, welche durch eine Reihe von
Senatsbeschlüssen in der Zeit bis Hadrian*) durchgeführt wurde,
auch auf die Ehen von Peregrinen und Latinern unter einander
Zimmern, Gesch. II S. 584 A. 12; Savigny selbst, iu der Ztsch. f. gesch. Rechtswiss. V S. 260 A. *) Vgl. Savigny Ztsch. f. gesch. R.-Wiss. V S. 261.
dus dotalis Italiens spricht; dagegen vgl.
auch 1)
Aus den Sinaischolien (ed. Krüger) pag. 5 § 8 ersehen wir, tlass ausdehnende Interpretation schliesslich in der Theorie zurückgewiesen wurde; ob auch in der Praxis, möchte ich gegenüber C. de iure dot. 5, 12, 2)
die
23 (unten in Cap. VIII) für zweifelhaft ansehen.
—
Eine andere Entwicklungsspur findet sich Pauli S. R. II 21 a 1. ad municip. 50, 1, 1 § 2. Die Privilegien, wodurch gewissen Städten bezüglich der Gemeindeangehörigkeit die Mutterfolge garantirt wurde (oben einschränkend dahin interpretirt S. 8S> A. 1), sollen von älteren Juristen worden .sein, dass sie sich nur auf uneheliche Geburten bezögen. Diese uffensichtlich tendenziöse Auslegung zielt anscheinend dahin, den Eingriff, welchen mindestens die freien Städte durch solche Privilegien erleiden (oben 3)
in D.
—
zu paralysiren. Es ist hiebei vorausgesetzt, dass jene Vergünstigungen auf Senatsbeschlüssen beruhten; soweit sie vom Kaiser ausgingen, ist S. 89)
das Gesagte weiter unten einzureihen. 4) Vgl.
Gregorovius, Hadrian^
S.
302—304;
Gai.
I
65—02.
^^Jf'^"
— Kaiserliche gj.g^j.gß]j^ Btitutionen.
die
—
wordeü.^)
]ja^j2jjtliß}i
120
—
Das Constitutionenrccht
erstreckt
Weniger auf die privatrechtliche Gesetzgebung,
—
Rechtsanwendung
das öffentliche Recht; soweit aber die
anerkennen, soweit
—
authentische Interpretation
Römer
sich beals
es als Rechtsquelle
ün-
unzweifelhaft auch gegenüber den
gilt es
terthanen als eine solche, welche ihre Localrechte aufhebt. sagt Gajus I 53: „hoc tempore neque civihus Romanis
hominihus
aliis
qiii
modiim in servos suos
saevire;
nam
die
quam
neque
So
Willis
sunt, licet supra
ex constitutione sacratissimi im-
simm
peratoris Antonini qui sine causa servuni teneri iubetur
Romani
suh imperio loopidi
auf
und auf
non minus
occiderit
Und zwar gilt selbst dann, wenn
qui alienum servum occiderit."
Constitutionen
der
Rechtsverbindlichkeit
das Localrecht ihnen entgegensteht; wenigstens
fassung der entwickelten Kaiserzeit, wie
sie
ist
dies
die
Auf-
Ulpian ausdrücklich
formulirt.-)
ungeschriebenes
Neben
der Gesetzgebung hat sich allmählich auch im unge.
.
.
Recht ein Reichsrecht ausgebildet, welches durch die römische Rechtsprechung auf die Provinzen angewendet wui'de.
EeichsTecht.gßiirJebenen
Auch
diese
Anwendung
bildet
einen wichtigen Bestandtheil
des
Receptionsprozesses.
Es
ist bei dieser
stillschweigenden
Rechts von vornherein klar, dass
Ausdehnung des römischen nicht minder als die ge-
sie
schriebene Provinzialgesetzgebung eine Collision rechtlichen
Autonomie der Unterthanen mit
sich
mit der privatbringen konnte,
jedem Fall mit sich bringen musste, wo nicht das römische Recht zufällig mit den peregrinen Statuten in üebereinstimmung Dies war selbst dort der Fall, wo diese Statuten eine stand.
ja in
Lücke zeigten; denn erkannte man einmal das Landrecht als autonom an, so hatte die Ergänzung seiner Lücken nicht aus zu
Hilfe
genommenen zweiten Gesetzgebung,
sondern lediglich im
Wege
der Gesetzes- oder Rechtsanalogie aus
willkürlich
einer
1)
Besonders Gai.
I 81.
2) D. de sepulchro viol. 47, 12, 3 § 5 (Ulp.): Divus Hadrianus rescripto Quid tarnen, aureoruin in eos, qui in civitate sepeliuut poenam stattiit
XL
si lex
.
municipalis permittat in civitate sepeliri?
.
ab hoc discessum sit? Videbimus quia generalia sunt rescripta.
impcrialia statuta suam vim obtincre
et
.
Post rescripta principalia an
in
omni
Et oportet
loco valere.
jenem Landreclit
wenn man
selbst
—
121
zu erfolgen.^)
Noch
weniger durfte^
viel
correct vorgehen wollte, dort ein ausschliesslich römi-
scher Rechtssatz
zu
römischen Bürgern
in
Grunde gelegt worden, rechtliche Beziehungen
wo
mit
Peregrine
traten;* die hier
von
vornherein gegebene „Collision der Gesetze" war vielmehr durch
Ausbildung entsprechender Normen über das internationale Privatrecht,
welche zwischen den Rechtsordnungen beider Betheiligten
den richtigen
Weg
fanden, zu lösen.
So wäre die Sache gestanden, wenn
man
die privatrechtliche
Autonomie der Unterthanen bis in ihre letzten Consequenzen folgt hätte. Es ist jedoch sehr begreiflich und entspricht
kommen dem Nivellirung,
überall hervortretenden
dass
die
Rücksicht
Zug
auf die
vervoll-
der Centralisation und
Rechtsord-
peregrinen
nungen auch in der Handhabung des ungeschriebenen Rechts ihre Grenzen fand. Die Römer standen eben thatsächlich den Perefjrineu nicht
wie Gleichberechtigten, sondern
Avie
Unterthanen ge-
genüber und haben dies auch bei der Anwendung des beiderseitigen Rechts ausgenommen nur die fast unbedingt respectirten
—
Gebiete des Personen-, Familien-
und Erbrechts
—
geltend ge-
macht.
Das ungeschriebene Reichsrecht, welches
die
Römer
in
diesem
Sinne über die Provinzialen handhabten, zerfällt in zwei von ein-
ander wohl zu trennende Kategorien; einerseits in die Sätze, welche
dem allgemeinen Vermögensverkehrsrecht angehören und
theils als
subsidiäres Recht neben, theils als conträres Recht entgegen
Volksrecht gehandhabt werden recht;^)
—
lich einer
1)
—
ich
nenne
dem
dies Reichsverkehrs-
anderseits in solche Sätze, welche, ohne übrigens inhalt-
bestimmten Charakterisirung fähig zu
sein,
Dies erkennt in der Theorie auch Julianus au, D. de legib.
2) Dieser
Ausdruck wird hier
geflissentlich
dem näher
subsi-
als
1,
3,
32 pr.
liegenden Na-
men „Ins gentium'' vorgezogen. Denn ius gentium ist ein unklarer Begrift' und umfasst neben dem Verkehrsrecht auch, im weiteren Sinn, einen Theil des Familien- und Personenrechts (Mommsen, Staatsrecht III S. 604 A. 1; Krüger, Rechtsquellen S. 42 fg.). Das ius gentium in dieser weiteren Bedeutung ist natürlich der Uebertragung auf Nichtrömer wegen der principiellen Anerkennung des peregrinen Personen- und Familienrechts nur in viel geringerem Umfang fähig, als das Verkehrsrecht, und man käme daher bei Verwendung jenes Ausdrucks nur zu complicirenden Unterscheidungen. Noch weniger Veranlassung besteht für uns, auf die bekannten Fragen über den Ursprung des ms gentium einzugehen.
—
— diäres Recht auf die
—
122
Provmzbewohuer
werden (subsidiäres
erstreckt
Reichsprivatrecht). Keichsverkchrarecht.
Das
j
mit
Peregrine
b)
oder
Peregrine
c)
dieser
Art von Reichsrecht sind drei a) Römer mit Peregrinen,
nachdem
unterscheiden, je
zu
Fälle
Rsicli V crkelir s re cht.
der Betrachtung
Bei
anderen eines
Peregrinen verschiedener Herkunft und desselben Rechtsgebiets mit einan-
der in Beziehung treten. zwischru Peregrineu.
Römer und
a)
Hier
Peregrine.
ausschliesslich das Reichs-
ist
verkehrsrecht als ins gentium anzuwenden.
Um
diesen
Satz zu illustriren
daran
sei
dass für
erinnert,
den Vermögensverkehr unter Lebenden ein sogenanntes internatioPrivatrecht im
nales
römischen Reich nicht
digerweise besitzen wir für diese Negative
existirt.
Merkwür-
sogar eine Art von
positiven Beweis in einer Thatsache, welche gleichzeitig die ziemlich rücksichtslose Art,
eigenes
ihr
wie die
Recht für sich
in
Römer
in
fremdem Rechtsgebiet
Anspruch nahmen, kennzeichnet.
Justinian bezeugt, dass die Mobiliarusucapion den römischen Bür-
gern schon nach der Meinung der
nur die
wenn das
der Provinz gestattet war;^) schroffere
braucht
kaum
hilibus vel se
richtig
worunter df'nn doch
können ist,-)
—
auch in
lässt sich eine
ausgeführt zu werden, dass die Usucapion
§ 2:
cum autem antiqui
moventibus, qune fuerant alienatae
fide tarnen, detentae,
in
—
sein
Nichtachtung der localen Rechte schwer, denken.
C. de usuc. transform. 7, 31
1)
anticpti
classischen Juristen verstanden
vcl
et
Es
durch
in rebus
mo-
quocungue modo, bona
usucapionem extendebant non in Italico solo iiexu, sed Soweit es sieh um römisches Vermögen sqq.
omnem orbem terrarum
.
.
.
bandelt, haben wir für die Usucapion in den Provinzen einen speciellen Beweis in der causa Tadiana bei Cic. ad Att. I 5. Obwohl Cicero den Rechts-
nicht näher specificirt, hat es doch den Anschein, dass Atticus einem gewissen Tadius, der in Epirus oder Makedonien einen Theil der Erbschaft einer Unmündigen an sich gebracht hatte, gegenüber der späteren Reclamation der Vormünder die Auskunft gab, er könne sich beruhigt fühlen, weil
fall
er die {lucrativa) hereditatis usucapio für sich habe.
Freilich
war
die Erb-
schaft eben eine römische. Vgl. über die Sache den Couimentar von Wieland ad h. 1., wo übrigens irrig (dagegen Gai. 11 52) angenommen wird, dass es
dem Streit um ein Immobile handelte. Die Vorbilder, nach denen Hermogenian in D. de muner. 50, 4, 1 § 4 Epitom.) den curator usucapionibus interpelhitulis in den Municipien
sich bei 2) (lib.
1
namhaft macht, können
in der
That nur
die classischen Juristen sein.
—
—
123
an einem Orte, dessen Recht längere Verjäh-
einjährigen Besitz
rungsfristen anerkennt, den Grundsätzen eines wirklich internatio-
—
nalen Rechts nicht entsprochen hätte.^)
Bestimmung über sionen enthalten; alles, was z. B.
keine
Ein negativer Beweis
Ansicht liegt darin, dass bekanntlich die Rechtsbücher
unserer
einzige
die
Lösung
von
die Digesten in
Statutencolli-
dieser
Richtung
scheinbar bieten, reducirt sich bei genauer Betrachtung auf den dass
Satz,
bei Interpretation
unbestimmter Verträge auf
wohnheiten Rücksicht zu nehmen
ist,
Dieses Stillschweigen der Quellen
ist
Ge-
die
die
am
um
so vielsagender, als die
Vertragsort gelten.^)
peregrinischen Privatrechte Anlass genug zu Statutencollisionen geboten hätten. Die Rescripte des Justinianischen Codex lassen die
abweichenden Vei-kehrsgebräuche der ehemaligen Peregrinen noch beispielsweise finden sich ungefähr oft genug durchscheinen; zwanzig Rescripte,^) aus denen östlichen Provinzen
erhellt,
dass insbesondere
den
in
ungeschriebene Verträge vielfach für ungiltig
gehalten wurden.
Wenn
Kaiser verrathen,
in
das,
was
hier die Supplicationeu an den
den Digesten verhüllt wird, so deutet dies
darauf, dass die römischen Juristen,
die
hier
zu
Worte kommen,
Auge besassen. Demnach ist die herrschende Auffassung wohl im Recht, wenn sie den Verkehr zwischen Römern und Fremden der ausfür derlei Particularismen kein
schliesslichen^)
1)
Man
ist
Herrschaft desjenigen Rechts unterstellt, welches versucht, auch das als
einen Beweis für die Einseitigkeit
der römischen Doctrin anzusehen, dass nach Gai.
III
93 die Stipulation mit
den Worten spondesne? spondeo nur von Römern abgeschlossen wei-den kann, indem man sich erinnert, dass jedes peregrinische Recht, welches formlose Verträge als giltig anerkennt, auch diesen für giltig halten muss. Doch ist es gewagt, die Worte des Gajus dahin zuzuspitzen, dass ein solcher Vertrag auch dann ungiltig sei, wenn er von zwei Peregrinen abgeschlossen wird; er stellt sich vielleicht nur den Fall vor, dass ein römischer Gläubiger einen peregrinischen Schuldner in dieser Form befragt, wo denn seine Entscheidung gewiss nicht über die Grenzen des international Zulässigen hinausGeradezu sicher ist letztere Auffassung bei der von Gai. III 123 ergeht.
—
wähnten
Streitfrage „trunsscripticiis nominibus
2) Statt Aller
Savigny, System VIII
Ausführungen von Voigt, lus nat. IV 285
S.
an obligentur 82
— 332,
fg.
pfrttjrini."
Die entgegenstehenden
für das griechische
Recht
sehr lehrreich, sind für das römische Recht m. E. gänzlich uiisslungen. 3)
Das Verzeichniss derselben
4)
Nur
ist
s.
unten Cap.
XIV
4.
hiebei der Zusatz zu machen, dass, wie es scheint, bei ein-
seitigen Schuldverhältnissen der römische Gläubiger das
Recht des peregri-
— die
-
124
Römer vorzugsweise ins gentium nennen/) Es ist aber man längst erkannt hat, ein, wenn auch
dieses
ins gentium, wie
doch römisches Verkehrsrecht, welches
lichst denationalisirtes", so in
dieser
Anwendung wohl den
wichtigsten und
den ältesten Fall des Reichsrechts
nach der Beschaffenheit des
wenn
derogirend ein; ersteres,
Zwischen Peregrineu untereinander.
vielleicht
auch
bildet.
zum Volksrecht
In seinem Verhältniss recht, je
,,thun-
die in
greift dieses Verkehrs-
bald
Falls, Streit
subsidiär bald
gezogene Rechtsfrage
im Volksrecht überhaupt nicht, letzteres dann, wenn sie anders als im Reichsrecht entschieden ist. b) Uebcr den Fall, dass Peregrine mit anderen Peregrinen .
verschiedener Herkunft in Rechtsbeziehungen treten, enthalten die ,
_
Quellen keine
.
zu gewagt sein, diesen gleichzustellen c)
Es wird jedoch nicht dem früher erwähnten vollkommen
bestimmten Aeusserungen.
und
Fall
Gesagte auch hier gelten zu lassen.
alles dort
Schwieriger
ist
Beurtheilung
die
dritten
des
Falls,
Peregrine derselben Heimatsgemeinde in Frage stehen.
römische Richter, wenn ein derartiger Prozess in seinem
kommt,
zur Verhandlung
folgen
oder
gibt
hier
daneben
es
dem
unbedingt eine
Ingerenz
wo
Hat der
Forum
Personalrecht zu
des
römischen ins
gentium?
Obwohl
es
bei
dem Mangel an Quellenzeugnissen,
auch in dieser Frage fühlbar macht, schwer
rungen abzugeben, so
ist es
ist,
bestiinmte Aeusse-
doch sehr wahrscheinlich, dass
uischeu Schuldners dann zu Grunde legen darf, wenn dieses günstiger
ist;
eine
heutigen Gesetzen
der sich
man
dem Vertrage
ziemlich begreifliche Erscheinung, welche sich auch iu (z.
B. öst.
b.
Den Beweis liefert non tenetur, nisi si alio iure civitas eins
G.-B. § 35) wiederholt.
einerseits Gaj. III 120 {sponsoris et fidepromissoris heres
de peregrino fidepromissore quaeramus et utatur); anderseits die später (Cap. XII 1, 1) auszuführende Thatsache, dass römische Gläubiger gegen griechische Städte in älterer Zeit mit Executivurkunden auftreten konnten, was freilich mit der Erstarkung des römischen Reichsrechts als unzulässig abgestellt worden sein dürfte, aber doch nur, weil diese Contractsform dem öffentlichen Recht zuwiderläuft (C. de pignor. Ueberhaupt kann der Peregrine sich dem Römer durch Syn8, 13, 3). graphe giltig verpflichten; vgl. Voigt, lus nat. IV 328 fg. Ausnahmen oben S. 123 A. 1. 1) Unrichtig ist es, wenn Voigt, lus nat. IV 246 annimmt, wer iu der Provinz ein Grundstück kanft, unterliege „mit allen auf dieses Grundstück
—
—
bezüglichen Rechtsgeschäften" 79, 80, auf
dem
Localrecht.
Dies will Cic. p. Flacco 32,
den Voigt sich beruft, durchaus nicht besagen.
—
—
125
.
iilterer Zeit dem Personalrecht den unbedingten Vorrang dem römischen Verkehrsrecht eingeräumt haben wird. Das
hier in
vor
Princip, welches die sicilische Provinzialordnung ausdrücklich sanc-
auch Q. Scävola in seinem Edict für Asien formulirt, einem Edict, welches wegen
tionirte: Siculi inter se certent suis legibus, hat
seiner Gerechtigkeit anderen Statthaltern vom Senat zur Danachachtung empfohlen und, wie uns Cicero zeigt, auch thatsächlich
nachgeahmt wurde.
Es
Principien nicht
Wissens für
die
sollte;
die ältere Zeit kein Zeugniss,
wir
besitzen
meines
wonach Peregrinen
gegenseitigen Verkehr ein
aufgedrängt worden wäre.^)
wo
Rechtsprechung den so anerkannten
entsprochen haben
Orts in ihrem
selben
durchaus kein Grund vor zu be-
liegt
zweifeln, dass die Praxis der
des-
fremdes Recht
Höchstens das wäre möglich, dass,
Bestimmungen des Landrechts schwiegen, das römische
Verkehrsrecht subsidiär angewendet worden
sei.
Die spätere Zeit hat dagegen keinen Anstoss genommen, das Verhältniss
von
Peregrinen
untereinander
auch^^^^^^en^^^
dem römischen
Recht wenigstens dort zu unterwerfen, wo es sich um gewisse allgemeine Grundsätze handelte, von denen das peregrinische Recht in unzulässiger Weise abzuweichen schien. allerdings
nicht ganz
leicht
zu
Der Nachweis hiefür
führen,
ist
da die Quellen begreif-
licherweise nicht zu sagen pflegen, dass ein Rechtssatz
Provinziale sei.
(derselben
Dennoch
lässt
Heimatsstadt)
sich
dies
noch
auch auf anzuwenden
untereinander
in
folgenden
Fällen deutlich
erkennen: a) C. de pignor. 8, 13, 3 Creditores qui
non reddita
gressi possessionem, exercent,
men
(a*^
205): sihi
peamia
conventionis legem, in-
vim quidem faco'e non
videntur, affa-
audoritate praesidis possessionem adipisci debent.
ß) D. de recept. qui arbitr. 4, 8,
42 (Papin.
lib. II
Respons.):
Arbiter intra certiim diem servos restitui iussit, qaibiis non restitutis
poenae causg, fisco secundmn formam compn'otnissi con-
demnavit: ob eam sententiam 1) fall
Missverständlich
ist es,
bei Cic. p. Flacco 20, 48,
„Eindringen der römischen Personalexeist vielmehr in unserm Fall griechi-
Diese Executionsform
sches Landrecht;
s.
adquiritur ....
wenn Voigt a. a. 0. II S. 415 in dem Rechtswo zwischen zwei Temnitischen Bürgern Per-
sonalexecution gegeben wird, ein cution'" findet.
fisco nihil
unten C&p. XII
2.
-
y) D. de liberal! causa 40, 12,
37
servum
neque
Conventio privata
-
126
(Callistrat. Hb. II Quaest.):
quemquam neque
libertum
aliaims facere polest.
Es
ist
uns hier zwar nicht gesagt, dass diese Regeln auch
auf rein peregrinische Verhältnisse anwendbar sind; indessen er-
näherem Zusehen daraus, dass
gibt sich dies bei
die hier bezeich-
neten Reclitsfälle recht eigentlich provinzialer Natur und im rö-
mischen Rechtsverkehr kaum jemals vorgekommen sind, womit es
auch übereinstimmt, dass dieselben nicht etwa
Werken über das
in theoretischen
Civilrecht, sondern, wie obige Inscriptionen zei-
kommen. Das Rescript vom
gen, in Rechtsgutachten zur Sprache
Jahre 205^) (a) bezieht sich auf den bei den Griechen üblichen
Gebrauch» der Executivurkunden, auf welchen wir später ausführlich
zurückkommen.
Das Responsum
von Papinian
(/3)
erklärt
Contractsmulten zu Gunsten des Fiscus (wegen des Satzesstipulari
nemo
für
potest)
alteri
Contractsmulten sind
solche
ungiltig;
durchaus unrömisch, wohl aber ein Institut des provinzialen, naägyptischen Verkehrs,
mentlich
Römerzeit überdauert
welches nachweislich die ganze
Endlich die Entscheidung des Calli-
hat.^)
stratus (y) bezieht sich auf die Selbstdedition in die Sklaverei, ein
Usus, der, wie wohl überflüssig zu bemerken, nie in
Rom, wohl
aber im weitesten Umfange in den Provinzen geherrscht hat.^)
Mau kann demnach wohl annehmen, Entscheidungen
—
wissen
der
Römer den
in
Provinzen,
Axiome
Volksrechte, die gegen die das ins imblicum, seit
rechtigt
wäre
es,
dass die vorstehenden
Zweck hatten,
den
nach römischer Ansicht wenigstens
Vorkommnissen
dazu
geradezu
verstiessen,
den
gewissen
des
Auswüchsen
der
des allgemeinen Rechts, gegen
Dass man sich
der Kaiserzeit bereits für be-
kann nicht im Mindesten
Umfang
ge-
missbräuchlichen
entgegenzutreten.
dem zweiten Jahrhundert hielt,
—
auffallen.
Rechtsstoffs, welchen
Schwieriger
man
auf diese
Weise zum zwingenden Reichsrecht zu erheben gedachte, festzustellen; es ist sehr wohl möglich, dass niciu Scheidungsstrafen,^) 1)
Dass dieses der Provinz angehört, wird zudem scbon durch die Er-
wähnung des Praeses
prov. bewiesen.
2) S.
unten Cap. XV.
3) S.
unten Cap. XI
4) Vgl. D.
1.
de V. 0. 45,
1,
19; C. de iuut. stip.
S,
38, 2.
Erbverträge/) Stipulationeu. die
kungen unter Ehegatten grinen
nicht
worten, ob
u. s.
j)Ost
mortem
gestellt waren, Schen-
w, schon damals auch bei den Pere-
Leuchter
duldete.
-
127
man
könnte
die
Frage
beant-
römischen Rechts auch
der so versuchte Octroi des
wirklich Erfolg gehabt hat, mit anderen Worten, ob das von den
Römern
formelle
geschaffene
so
auch wirklich
Reichsrecht
entgegenstehende Praxis des Volksrechts aufgehoben hat.
antwortung dieser
durchwegs
fast
die
Die Be-
zu verneinenden Frage kann
aber erst weiter unten mit der gebührenden Begründung gegeben werden.
Nachdem
auf
dem Gebiet
des
Vermögensverkehrs ein allgemeines Reichsrecht
entwickelte,
er-
übrigt noch zu beobachten, wie auch ausserhalb
der
hiemit gezeigt
ist,
wie sich
Bahnen des
Vermögensverkelirs im engeren Sinne eine Reihe von Rechtssätzen
römischen Ursprungs zu reichsrechtlicher Geltung erhoben wurde.
Das subsidiäre Reichsprivatrecht. ^
IL
subsidiäres Keichs-
Dieser Prozess geht hauptsächlich in der Weise vor sich, dass''"^ der römische Richter in der Provinz dort,
Bestimmung
rechtliche
zur
Anwendung Eine
a)
fehlt,
Normen
wo
eine specielle land-
seines
eigenen Rechts
Hieher gehören folgende Erscheinungen:
bringt.
sehr
die
Anwendung
lehrreiche
dieses
Princips,
deren
Bedeutung schon Mommsen^) hervorgehoben hat, enthält die Behandlung der Findelkinder. W^ährend der jüngere Plinius Statthalter in Bithjnien war, gab ein praktischer Fall ihm Veranlassung,
über die Rechtsverhältnisse der Findlinge beim Kaiser
Die Hofkauzlei revidirte die commentarii
Information zu erbitten.
principum
qiii
konnte jedoch weder eine allgemeine,
ante fuerant,
für das ganze Reich giltige Verordnung, noch ein specielles lativ
Vorschriften
ideo)
{et
wurde entschieden, dass den Findelkindern ohne Rücksicht auf die Entschädigungs-
die assertio in libertatem
der Pflegeeltern zuzugestehen
ansprüche
1)
Vgl. C.
2) In
cle
pact. 2, 3, 30; de collation.
Berliner Festgaben für Beseler S.
3) Plin. Ep.
Nigrinum
Regu-
Bithynien ausfindig machen; in Ermanglung specieller
für
et
X
66 (72)
.
.
.
eas piovincius, de quibus rescripsit, iis
Selten
tritt,
wie
20, 3.
264—5
Epistölae sane sunt Domitiani ad Avidium
Armenium Brocchum quae
nem dcnegandavi
6,
sei.^)
non
fortasse debeant observari; sed est
inter
Bithynia: et ideo nee asser tio-
qui ex eiusmodi causa in libertatem vindi-
''""*''
**
— Mommsen
treffend
mungen und das
—
128
hervorhebt,
Prävalenz specieller Bestim-
die
subsidiäre Eingreifen
deutlich hervor, wie in diesem Falle,
römischen Rechts so
des
wo
insbesondere die Zurück-
weisung des Retentionsrechts wegen der Pflegekosten die Anwendung des römischen Assertionsrechts mit vollster Sicherheit an den Tag
legt.
Ein anderes Beispiel gibt eine Ausführung des Gajus (I 86) über den Personalstand der von freien Weibern mit Sklaven erzeugten Bastardkinder. Der Jurist erwähnt ein Gesetz ob ein römisches oder provinziales, ist leider wegen einer in die entscheidende Stelle fallenden Lücke nicht mehr zu bestimmen^) wonach die Kenntniss der Mutter von dem Sklavenstand ihres Geb)
—
—
Daran
liebten die Unfreiheit der Kinder nach sich zieht.
Bemerkung: Apud quos
sich die
talis
gentium matris condicionem sequitur
non
lex
et
est,
schliesst
qui nascitur, iure
ob id liber est
Das
heisst,
Gemeinden, wo eine solche Bestimmung nicht besteht, muss nach der Meinung des Römers, welche lakonisch für ein ius gentium erklärt wird, der Satz partus sequitur matrem zur Anwendung in
kommen
— eine
subsidiäre
Anwendung
nicht weniger charakteristisch
des Reichsrechts, die
weil
ist,
darum
unbewusst erfolgt
sie fast
und dem Juristen unbekannt scheint, dass die Provinzialrechte thatsächlich theilweise andere Bestimmungen enthielten.-) c) Das Fragm. Dositheanum enthält über die formlose Freilassung in
§ 12 Folgendes:
manumissor servum
Peregrinus
ad Latinitatem perducere,
potest
quia
genus introduxit non pertinet ad peregrinos, sicut hat.
Praetor tarnen
missum ist die
subsidiäre Wirksamkeit des lex
lunia enthält keine Sanction für
recht dieselbe für ungiltig erklärt, hat
Vgl.
vinzialrecht
tieque
wenn daher das Landes-
Studemund
ad
des Vespasianischen
lich halte. •2)
S.
unten Cap. XI
es
hiebei sein Bewenden.
ipsam libertatem redimendain pretio
annehmen möchte
1, 2.
I
85, welcher,
(cf.
Hier
römischen Rechts mit vollem
die formlose Freilassung der Peregrinen;
wähnuBg
Octavenus pro-
proconsul non permittet manu-
vel
Bewusstsein anerkannt: die
1)
et
servire, nisi aliter lege peregrina caveatur.
cabuntur putu, mentorum.
non
limia quae Latinoriün
lex
wie es scheint, lieber ein Pro-
Gortyn VI
Amendements
ali-
55 (I
ff),
85
was
ich
wegen der Er-
f.)
für
unwahrschein-
i.
— Wo
jedoch
—
129
das Landroclit eine solche ausdrückliche
mag
nicht enthält,
Bestimmung
sich der Provinzvorstand ins Mittel legen
und
im Sinne des römischen Rechts den Widerruf der Freilassung verhindern.
Ein sehr wichtiges allgemeines Princip eröffnet Gajus IV
d)
Klagen des Civilrechis durch Fiction auf übertragen Averden können^ wo kein anderes Rechtsmittel besteht und die Billigkeit^) einen Anspruch erheischt.^)
37 dahin, dass
alle
Peregriue
Als Exemplification werden die actio furti und die
legis
Äquiliac
actio
angeführt; die Billigkeit verlangt, dass die betreffenden Nor-
men
des Civilrechts im weiteren Kreise gelten, und so
die
tritt
ficticische Klage als eines der wichtigsten Vehikel des subsidiären
Reichsrechts auf.
Eine allerdings
e)
Anwendung
irreguläre
man
rechts zeigt, wie weit
dieses
Subsidiar-
einzelnen Fällen zu gehen wagte.
in
Das Edict des Augustus, welches über diejenigen eine Strafe verhängt, qui rem litigiosam a non possidente comparaverint, bezog sich ursprünglich nur auf fundi Italici, was schon desswegen selbstverständlich
weil nur solche fundi
ist,
äussert werden können.
vom non
possidens
wirksam
ver-
Die spätere Praxis hat jedoch dieses Ver-
bot sehr ausdehnend interpretirt und auch die Hypothecirung einer res mobilis,
welche gleichfalls dem nichtbesitzenden Kläger mög-
war, für unwirksam
lich
erklärt."')
Den
letzten
Schritt
thaten
aber, wie es scheint, die übereifrigen Fiscalprocuratoren'*) in den
wie Ulpian berichtet, zu seiner Zeit auch die
Provinzen, indem,
litigiöser Proviuzialgrundstücke
Veräusserung
nach dem Augustei-
schen Edict behandelt, das heisst mit Ungiltigkeit und Geldstrafe belegt
1) 2)
wurde,-')
.
.
si
.
Extensivinterpretation,
eine
modo iustum
Eiu Anwendungsfall
sit ,
cam actionem ctiam ad peregrinum
3) D.
19, 3
S.
437
3,
13, 1;
diese
Stelle
nicht erst nach
ist,
der
3,
1
§ 2.
Fiscalprocuratorcn sind überhaupt sehr häufig; vgl.
4) UebcrgrifFc der
1,
wenn
ist.
quae res pignori 20,
C. 3, 2G, 6;
extendi.
allerdings die Klage keine ficticische
'vo
in D. de adrain. rer. 50, 8, 2 § 9,
Const. Antonina geschrieben
welche an die ver-
3, 3,
1;
3, 22, 2;
und dazu 0. Hirschfeld
in
1,
54, 2; 9, 20, 4; 9, 47, 2; D.
den Sitz.-Ber. der Berl. Akad. 1889
fg.
5) Ulp. (V)
de iure
fisci
8.
Ob
eine
wirksame
Veräusserung provin-
Grundstücke durch den nichtbesitzenden Kläger (etwa durch symbolische Tradition) zu Ulpians Zeit überhaupt möglich war, muss hier dahinzialer
Mittois, Hoichsrocht
u. Volksreclit.
9
—
130
—
suchte Ausdehnung der lex lidia de fundo dotali auf die Provinzen erinnert. Theorie des Juristen Julian,
Qq
f^'
-y^^ar
denn schliesslich nur
CS
Anerkennung der be-
die
_
wo
stehenden Praxis, wenn die Theoretiker den Satz formulirten, das Landrecht schweige, solle das Recht der Stadt Rom als
gänzendes Recht aushelfen. ausdrücklich
solches hingestellt,
als
er-
Hiemit ist das subsidiäre Reichsrecht nur
dass
die
Theorie vor-
und zurückhaltender ist, als die praktische Durchführung; dem subsidiären Recht des Julian geht nicht bloss, wie natürlich, die Satzung des Ortsrechts und das örtliche Gewohnheitsrecht vor, sichtiger
sondern wenn
alle
bestehenden
Normen schweigen, dann
ist erst
noch aus dem örtlichen Recht zu ermitteln quod proximum et conMan sieht erst dann tritt das Reichsrecht ein. ei est
sequens
—
leicht,
dass die Praxis
z.
das
B.
über
hinausging; wenn
diese 'Schranken
Ortsrecht aus irgend einem Thatbestand eine Klage
nicht hervorgehen Hess,
so
war
es
p'oximnm
et consequeiis,
dass
der zu Beklagende eben frei blieb, und die Klage, die ex aequo
gegeben wurde (oben sub
hono gegen ihn
d), verstiess
et
gegen den
stillschweigenden Freispruch, den das Ortsrecht ertheilte. E.uctaies Hecht.
welchem die Durchführung ß^s Organ, O O O und Aufrechthaltung > der so entwickelten reichsrechtlichen Institutionen und Rechtssätze anvertraut war, war die Rechtspflege des Statthalters, welcher sich
concurrirende Rechtsprechung des Princeps mit
mit der Zeit die
ihrer weithin leuchtenden
anschloss.
An dem
Autorität als kraftvolle Unterstützung
gehörigen Einfluss zur Durchführung jener
Aufgabe hat es dem Obertribunal der Provinz auch ohnedies nicht gefehlt; abgesehen von der vortrefflichen Handhabe, welche die jährlich
wiederkehrende Edictsproclamation gewährte,
von, dass die Inspection
und Revision der localen Rechtsprechung
kam
jeden Augenblick möglich war,
jeder
fast
die Streitigkeiten
gestellt bleiben;
es
ist
Vgl. Epb. ep.
II
möglieb, dass
n.
man aneb den Versnob
563:
Ti.
Claudim L.
C.
p.
einer solchen
„Emptio" spracb.
AvilUus Clemens
....
a M. Pompeio Silvano leg. Aug. propr. inter rempuhl. Asscriatium Arcb.-epigr. Mittb. XIII rempuhl. Alveritanim; cf. C. I. Lat. III 2282 fg. 102—104 (Dalmatien) und Mommsen, Hermes II, 112 zu Anm. 7.
iudices dati et
bedeu-
der Gemeinden untereinander^) oder mit
zu fiskaliscben Zwecken ausbeutete, da das Edict von 1)
wirklich
Nach dem Convent
tende Prozess im Convent zur Verhandlung.
gehen
sowie da-
;
-
-
131
Privaten/) die Handelsprozesse röuiischer Negocianten mit ihren
zum
Geschäftsgenossen oder ihren provinzialcn Clienten, endlich,
Leidwesen griechischer Patrioten/) ,
aucli zahllose
Klagen der an-
sässigen ProvinzbevJjlkernng, welche ebensogut vor den einheimi-
schen Gerichten hätten entschieden werden können.
So ist der Convent nach der lebensvollen Schilderung, welche Dio von Prusa entwirft, eine Art Messe, wo eine unendliche Menschenmenge von Richtern und Prozessirenden zusammenströmt, wo, wer Waare hat, sie
wo
theuer verkaufen kann,
eine
Menge Geld unter
die
Leute
kommt und die Conventsstadt in ihrer Wohlfahrt erblüht.^) Es ist klar, dass auf diesem periodischen Congress der Rechtsgelehrten und Geschworneu, sowie der Handels- und Gewerbetreibenden für die
Ausgleichung des Verkehrsrechts unter der Leitung der römieinigen Jahrhunderten
sehen Jurisdiction in
schehen musste;
kaum
unendlich
viel
'
ge-
irgend eine Institution dürfte in die zähe
Masse des Provinzialrechts befruchtender eingegriffen haben,
als
diese.
An
Mitteln und
Wegen dem o
zu verhelfen, hat es also gefehlt-, so
Reichsrecht zur Anerkennung o
wenig, dass es beinahe der schwerere Theil ihrer Auf-
gabe war, hier das rechte Mass zu halten und das Landrecht rasch und allzu gewaltsam in den Hintergrund zu Es scheint auch, dass dieses letztere Postulat nicht immer genügend berücksichtigt worden ist; die Provinzbewohner waren mehrfach über Verletzungen der Landessitte entrüstet. Es nicht
allzu
drängen.
werden zwar wenige Statthalter so kopflos vorgegangen sein, wie Quinctilius Varus, welcher den germanischen Aufstand dadurch
Land
beförderte, dass er, statt das
barbarisches zu verwalten,
als
mit Advocaten und Gerichtsdienern einrückte und dort, 1) C.
I.
(ed. Morelli)
XXXV
ccyovtDii ticcq' vfiiv kki ^vvayovrai.
nctnj'jlcov,
,
die
(oben
S.
93
Anm.
2.).
433 sagt der Redner zu den Bewohnern
p.
des Städtchens Kelänä in Phrygien:
öi'Kcc'^övrcov
wo
G. 1732.
2) Plutarch, reip. ger. praec. c. 19
3) Or.
ttqos
Se
tovtoig
ai
8iv.ai
v.ax'
trog
nlfi^os ccv&Qconoav antiqov, Siticc^ofifvav,
Qr]t6QWV, ijyi^övcov, vTtrjQSzmv, otHsrcäv, ^aavQOTimVy OQBco-nöficov,
tzcciQcäv rs KCil ßccvavacov
.
.
.
warf
rcc
xs wvlcc tovs fxovzccg nlsiaTTjg
rag
ditodiSocQ'cci rifirjg Kai jtrjdfv ccQyov slvcct T?jg nölscog H'^xs rcc ^svyrj jüjJts ol-Aiag [n]xf xcig yvvaiv.Kg. yccQ
^^^7^"**'' der
den römischen Provinzvorstäuden nicht ^'^"J^^i**""
xovxo 8\ ov
(il-hq6v
av nXEiGxog öx^og dv&Qwnwv iwir],
egxi
nqog ivSaifioviav OTtov
TiXaiarov uQyvQiov f§
yiyvfxai.
9*
avayxijg
.
.
.
— Germanen
Fehde und Blutrache verlangten,
Selbsthilfe,
durch gelehrte Redner erörtern
Tagfahrt
einer
bei
haben gesehen, dass man im
Princija die
an Klagen; bezeichnend
ist,
Sache wir
heimische Sitte als einen
sei.
seiner Unterredung mit Vespasian
in
die
liess;')
Dennoch fehlt es nicht was Philostratus dem ApoUonius von
dem zu rechnen
Factor erkannte, mit
Tyana
—
132
Mund
den
in
legt:
„Um
von den Vorständen zu reden, die in die Provinzen gehen, so meine ich, dass man zu jedem Volke diejenigen schicken sollte,
die
ihm angemessen
Hellenen,
Römer
sprechen.
Zu der
Hellas von einem
sind;
Männer von
welche die lateinische Sprache
denjenigen,
zu
hellenischer Bildung zu den
wo ich mich im Peloponnes aufhielt, ward Mann verwaltet, der die griechische Art nicht
Zeit,
kannte, sowie auch die Griechen von ihm nichts
verstanden."-)
Händen gewissenloser Assessoren, welche das gute Recht verkauften und gewiss hiebei eine Begründung in den Geheimnissen des römischen Rechts zu finden Solche Richter Avaren dann in den
wussten.^)
Die Formen, in welchen die Rechtsprechung der Statthaltergerichte
der
bewegte, waren durchwegs die römischen, also in
sich
Hauptsache eine Judicatur mit Geschworuen und Trennung Doch ist diese Prozessform
des Ve.rfahrens in zwei Hauptstadien.'')
Vellei. Paterculus
1)
II
117:
Is
cum
exercitni qui
erat
Germania
in
qui nihil praeter voccm memhraquc hahcrent
praeesset, concepit esse homines ,
homivum, quiqiie gladiis domari non poterant posse iure midccri. Quo proposito mediam ingressus Germaniam vclut inter viros pacis gaudentis dulcedine itirisdictionihus agendoque pro tribtmali ordine trahchat ut se praetorem urbanum in foro ius dicere, non C. 118 aestiva. in mediis G ermanicie finibus exercitui praecssc crederet. .
V
.
.
2)
Die im Text abgekürzt wiedergegebene Stelle (Philostrat.
p.
221;
36
Westerm.
rjyf^övav slnsiv, azivdrjv yccQ
p. 112) lautet
o" slq tcc t'&vrj q)oiTäGiv,
nov raq a^xag
dcöasig)
COS
KlTjQog,
* *
i'&V8Ctv,
tli.r}vi'^ovTceg
filv
o^sv
rovx'
o^oylwrrcov Kai ^v^q)cövcov
.
dr]
Xombv
xwv
vit.
all'
ov izsqI mv avvos
dXlcc tibqI
rovrcov yctg zovg fttv nqoGcpÖQOvg toig Tisiv,
vollständig: ri
/)
SHitf^iipfig («P'-
xo ap;i;fM';
iiXtjqcoaofiivcav
a SitXcciov,
'EXlrjviKäv
cpr)n\
Xs^co
öfTv
wf/tt-
QW(i.c>:i^ovTag
ä'()j;f/v,
ivi&v(.t)'i&)jv,
ApoUon. räv
Jtfql
.
d'
xorra xovg XQO-
vovg, ovg iv IlfXoTiovvriocp dnjxcöfirjv, 7]y£ixo ziig'EXXäSog av&Qconog ovn atSwg xcc
'EXXi^vav Kai ovo' oi^EXlrivig xi skflvov ^vvi'sGav 3)
fügen. 4)
.
.
.
den ApoUonius seiner Beschwerde hinzuVgl. auch Augustinus, confessiones VI c. 10. Dies lässt Philostratus
1.
c.
Bekanntlich hat Perniee (amtsrechtliches
fahren, in Berliner Festgaben für Beseler S. 74 fg.)
u.
volksrechtlichcs Ver-
aufgrund von
Stellen wie
10
um
für die Receptioiisfrage nebensüclilich,
so melir, da sie
immer
stärker durch die extraordinSlre Cognition überwuchert wurde und
nach der Antoninischen Constitution gänzlich abgekommen
bald
—
ist.
Wohl
herrschen in
aber
der
Rechtsprechung des Ober-
beamten zahlreiche ßechtsprincipien bleibender Natur, welche Receptionsgeschichte
der
rufen
bedeutende
eine
zu
Rolle
in
be-
spielen
Hieher gehören theils Sätze des Prozessrechts, wie
sind.
Exceptionen formaler Natur, Cautionen, Vadimo-
die zahlreichen
Cic. in Verr. II 13,
33 {edixü
.
qui perper am iudicasset, se cogniturum)
si
.
Behauptung aufgestellt, dass in den Provinzen das Geschworueninstitut nie zu vollkommener Festigkeit gediehen und die Anlage zur Entwicklung des Extraordinärverfahrens vou jeher vorhanden gewesen sei. Indessen will Pernice doch nicht so weit gehen zu bezweifeln, dass die Geschwornenjudidie
catur auch hier, wenigstens in den Senatsprovinzeu, stets das regelmässige gewesen sei. In der That ist dies vollkommen zweifellos; wo die Römer von Provinzialjurisdiction sprechen setzen sie stets Geschworne als selbst,
So
verständlich voraus.
(Bruns, Fontes^
158
p.
fg.)
den Capitänen
Z. 19
vo^ovg ßovlcovrai 'ItccIlkcüv yiQizäv
Kocza rovg iSi'ovg
XovTcov
STtl
.
.
die drei Capitäne
Senatsbeschluss über
der
stellt
yiQi'via&ai, .
frei:
sv tats nazQi'aiv
iccv
snl zäv tj^evsqcov kq-
ry
Vgl. Plin. ad Traj.
z6 v.qix^qiov yivrjzai.
58 (67) „Cum cüarem iudices domine conventum inchoaturus'^ und Henzen 6470: praefcctus fahrum et sortiendis iudicihus in Asia. Das Princip formulirt
am
schärfsten Cicero ad
care deheri?, welcher allgemeine
Auch der Grieche Dio Chrysost. or. beim römischen Convent das
giltig wäre.
Anm.
3)
Quintum fr. I 2: Quid? Praetor solct iudiGedanke gewiss auch für Proviuzprozesse
XXXV
schildert
p.
433 (oben
S.
öiv.a^oiisv(ov
TiXfiQ-og
131
(%«!.)
Slkcc^övzoiv, welchen Si-na^ovzfg (Geschwornen) er die rjys^övsg (Beamten) Wann der ordo iudiciorum in den Provinzen dem Coggegenüberstellt. nitionsverfahren gewichen ist, lässt sich natürlich mit Sicherheit nicht be-
—
stimmen; doch glaube ich noch für das Severische Zeitalter sichere Spuren des ersteren zu erkennen. C. ad exh. 3, 42 1 (a® 222): Praeses prov. exhiheri eam {ancillam) iubebit, ut apud iudicem de rei veritate quaeratur. C. de ordine iudiciorum 3, 8, 2 (a. 213): adito praeside et accepto iudice familiae erciscundae experire.
pulatu
mam C.
tibi actio
demonstrat,
aus
dem
2, 4,
danda
C.
de exec.
r.
iud. 7,
iudice accepto
53, 2 (Caracalla): ex
(a praeside)
secundum
sti-
iuris for-
[a.
230]:
S.
iitilis
auch
actio,
quae p-aescriptis verbis rem gcstam
30 (29), 3 und die italische Inschrift 1639: T. Pctronio T. f. ex quinque
C. 11,
Wilmanns
.
.
.
möchte daher das Verschwinden des Ordo iudiciorum erst in Mitte des dritten Jhd. ansetzen, nicht in den Beginn desselben wie Cuq Ich
in der Bibliotheque
(1881) (S.
6
est.
dritten Jhd.
decuriis). die
et
(Zweifelhaft, ob auf Italien oder die Provinzen zu beziehen,
experire.
de transact.
competit
78
p.
117
— 121.
111) nicht.
des ecoles fran9aises d'Athenes et de
Kome,
fasc.
XXI
Ein früheres Verschwinden behauptet auch Pernice
^^^^j'^j^'
—
und Concursnormen; ferner aber auch
Dien, nebst eleu Executions-
eine Reihe
~
134
von Sätzen materiell-rechtlichen Charakters,
stimmungen über
die Ertheilung neuer Klagen, Missionen, ausser-
prozessuale Cautionen, luterdicte, kurz Alles, was wir unter
Namen
Be-
die
dem
honorarisches Recht zusammenzufassen gewohnt sind.
Selbstverständlich
waren
Anwendung
jene Theile des Edicts der
welche nicht das eigentliche ius Familien-
Personen-,
vorantoninischen
der
in
civile
Zeit
auf die Peregriuen
im engeren Sinne,
also das
und Erbrecht „supplirten, adjuvirten oder
Soweit aber das Edict nicht diese special-römischen
corrigirten."^)
Rechtsverhältnisse, sondern solche des Verkehrsrechts betraf, es
nur
fähig,
ist
ohne Weiteres auf die Peregrinen angewendet worden. Insbesondere unterliegen daher diese den
schen Prozessrechts. Beispiel
Es
Rechtsinstituts
eines
dies
gestattet,
sei
zu
erläutern,
Normen
des römi-
zunächst durch das welches,
obvv^ohl
es
dem edictalen Recht angehört, doch als typisch Anwendung auch der edictalen Prozessregeln gelten kann.
eigentlich nicht für die Rechtskraft des Urtheils,
j]g
handelt sich
der Rechtskraft des Urtheils. das Priucip ^
nicht, inwieweit die Provinzialrechte
diese Rechtsinstitution
Zeit bei
um
_
Wir wissen
der Schwäche
in
vorrömischer
anerkannt haben -j^) jedenfalls
und Zerfahrenheit, welche
die
ist
es
Stadtjustiz vor
dem Eingreifen
der römischen Verwaltung überall an den Tag wohl begreiflich, wenn eigensinnige und willkürliche Prozessparteien sich mit einem ungünstigen Urtheil nicht zufrieden zu geben pflegten, sondern bei anderen Richtern nochmals ihr Glück versuchten; die Römer sind im Anfang ihrer WeltherrEs ist schaft wiederholt auf derartige Verhältnisse gestossen.
legt,^)
äusserst bezeichnend, dass sie in solchen Fällen mit der grössten
Consequenz eine neuerliche Inangriffnahme desselben Streitpunkts 1)
Es
scheint, dass die älteren Provinzialedicte die aus
dem
stadtrömi-
scben Edict entnommenen Bestimmungen von den speciell für die Provinz aufgestellten auch äusserlich trennten; Att.
VI
1,
deten) Edict für Cilicien gibt:
unum
est provinciale,
in quo
usiira, de syngrapkis, in sntis
vgl. die
Schilderung, welche Cic. ad
15 von seinem (dem asiatischen Edict des Q. Scävola nachgebil-
commode
transigi
Duobus gener ibus edicendum
est
ptitavi:
eodcm omnia de publicanis; alterum, qttod non potcst, de hercditattcin possessionibus
jiossidendis, vendcndis, viagistris facicndis sqq. 2) Vgl. 3)
z.
B. für Sparta
Vgl. oben
S. 77.
quoruvi
de rationibus civitatum, de acre dlieno , de
Thalheim,
Rechtsalterth.
S. 118.
sine edicto ,
de bonis
—
—
135
verhinderten.
Die älteste
diesbezügliche
bekannt
enthält
Seuatsschluss
150
u.
ist,
14G
a.
Chr.,
ein
Entscheidung, aus
der
einem Rechtsstreit der
provocirt in
uns
die
zwischen
Zeit
thessali-
schen Gemeinde Melitäa, welche gegen die Nachbargemeiude Narthakion schon bei drei Austrägalinstanzen, nämlich den Städten
Samos, Kolophon und Magnesia, erfolglos querulirt und sich nun Rom gewendet hatte. Ohne in eine Erörterung des Meri-
nach
tums einzugehen,
decretirt der Senat:
Was
gesetzlich entschieden
müsse bestehen bleiben;
es
sei
gefällte ürtheile anzutasten.^)
—
Ein anderes Mal wurde unter der
sei,
nicht schön, ordnungsmässig
asiatischen Proprätur des L. Flaccus
ein
gewisser Heraclides aus
Temnos auf Grund einer Revalirungsklage seines Mitbürgers Hermippos zum Ersatz für eine bezahlte Schuld verurtheilt, welchen er unter dem Druck der Execution auch leistete; als er unter Q. Cicero, welcher mittlerweile dem Flaccus auf dem Statthalterposten gefolgt war, diese Zahlung als widerrechtlich erzwungen zurückforderte, wurde er kurz abgewiesen: JRe iudicata stari opor-
—
tere/')
Nochmals
Agrippa
vius
an
tritt dieselbe
die
Ermahnung im Decret
Gallilenser hervor,
Erneuerung ihrer unbegründeten Beschwerden
diger
des Hel-
welche wegen bestän-
gegen die
Patulcensischen Nachbarn nachdrücklich erinnert wurden, id scercnt et
rehus iudicatis starent
.
.
.
quoniam pro
utilitate
qiiie-
puhlica
rebus iudicatis stare conveniat.^)
Angesichts einer so consequenten Erziehung müssen die Peregrinen die Regeln des römischen Prozessrechts sehr bald bis zu
Grade erlernt haben. In der That lassen sich einem gewissen <-
namhaft machen. Dem griechischen Sophisten Heiiodoros brachte nach einer, wenn nicht glaubwürdigen so doch bezeichnenden Anekdote bei Philostratos die geschickte Verwendung einer römischen Prozessfloskel den Ritterstand ein. Dieser Mann war im Auftrag seiner Vater1) Bull,
de coir. hellen. VI 367
ff.
lin.
28—30: oaa
ous Tt'rog Koiyntiog vTtarog id(0)iiv, ravrcc
ovrca (JoxfT -nvqia ii8KQi(iiva
iariv,
2) Cic. p.
sivai
axv^a
dsiv tovto
ts
^r]
svxfQ^^e
KSKQifiiva sarlv xata
nocd^öag
slvat,
tariv,
-asv.qiiisvcc
oocc
naxcc
vö^ovg
noistv.
Flacco 21, 49.
—
Sehr Bruns, Font.^ Z. 11 cf. Z. 5. nach den obigen Stellen, wenn Pernice, Parerga, Ztseb. f. U.- Gesch. XVIII S. 39 meint, der Gedanke der Rechtskraft des Urtheils trete im römischen Prozesse „bekanntlich nur vereinzelt" auf. 3) Decret. procons. Sardin. bei
zweifelhaft erscheint es mir
?!°'
fürn^"'!^'^ Peregnnen.
dieses Gedeihen des Receptionsprocesses Belege
v6(iovg,
^cuntniss ^'''"'"
—
—
136
um
einem Gefährten zum Kaiser entsendet worden,
Stadt mit
dort
einen Prozess der Gemeinde zu vertreten; als sein Genosse plötzlich
erkrankte, wollte er in der Hofkanzlei eine Frist erbitten,
wurde aber von dem Prozessaufruf'er,^) sehr gegen seinen Willen, Als gewandter Mann Hess er sich
direct vor den Kaiser geführt.
Fassung bringen, sondern begann seine Rede
indess nicht aus der
nach dem Bericht des Philostratos mit den Worten: „Das, grosser Kaiser, wirst du noch schwerlich erlebt haben, dass Einer gegen sich selbst eine Prozesseinrede einlegt, weil er keinen Auftrag hat,
den Prozess
zu führen."
allein
Es muss
hierin
eine
Anspielung
auf eine Feinheit des römischen Prozesses, wahrscheinlich auf die
worden
exceptio procuratoria, erblickt
was
erklären,
schwer
sein; sonst Hesse sich
geschah, dass der Kaiser, entzückt von einer
jetzt
Wendung, aufsprang und den Redmüssen die juristischen Kenntnisse des etwas besonneneren Prüfung gewachsen ge-
so glänzenden advocatorischen
umarmte;^) und
ner
es
Heliodoros auch einer
wesen
denn es wird uns berichtet, dass der Kaiser, der ihn
sein,
nun nicht mehr aus den Augen Hess, ihn später zum Advocatus fisci in Rom ernannte, „als den tüchtigsten Kenner des Gericlits- und Prozess wesens.""') Das Vadimonieurecht war in den Provinzen vermöge der Bestimmungen des Edicts^) offenbar schon früh eingelebt; was Diouys von Halikarnass hierüber im
—
Prozess der Verginia anbringt, hat er schwerlich Aufenthalts in
seines
1)
„Ä
Rom
Cuq
(oben
rüm. Verwaltungsgesch. 209
a. d.
S.
Anm.
132
2) Philostrat. vit. soph. II
cap. 32
4) p.
wg
nccQj'jyocyev
d'
f'aco
avrov
nccQrjXd'E
vöarog, avTrjv öi
y.al
rrjv diKTjv ivzoXccg ovTtco
v.tX.
.
&aQQaXsov
savxöv
.
Degenkolb, Lex
ilyicav.
iJTrjotv
rs
ivxQfxöis öi's&sto
,
sinwv
„yiccivöv aoi dö^ei,
dvajiijSrjoag o ccvronQÜiiog tcc
roicivt'
dycoviaac&ai ävÖQU
t'Aciku
n
„oiov
zov HXiö-
diKuazrjQioig -nal di'xatg."
Hieron.
S.
dazu
10;
tyyvTjv v.cd -asIevoiv bfioXoysiv; Cic. in Verr, 5) Ant.
Fristgewährung)
fifv £s roi' ßaaiXsct flösv, -Kccigov d'
a-novtä
.
3) „cög snitrjdst,6TSQ0v
4)
et'.;
ißgiarrig d' cov 6
um
tig nocQayQucpöyiSvog (lövog
ovh txcov,
108
dagegen
xat rov ysvsiov
di^aovr'iQicc
räv tjiavtov KaiQmv fv^?^««" xkI
i-'yvu»i<x
ÖWQOV
rci
r/jv TtaQuirrjaiv
avTOHQUzoQ,
fif'yicrs
fg
M
n. 3;
95—97.
(Westermann):
ras SiHag ioKccläv ov l-ü^f^oj^st xavta (nämlich die Bitte ccXlcc
währeml
erst
Cicero in Verr. II
Bei
Dafür Fricdländer, Sittengeschichte
cofjnitionibus':'"'
Hirschfeld, Untersuchungen m. E. mit Recht
—
studirt.^)
Rom. XI
32:
dnäyscQ'e ovv
w
HI
Sc.
de Aphiodisieus.
:
u/Jtf
15, 38.
TVovfiiro'pif
syyvrjv ofioloytite nsQl avzrjg sig zrjv avQiov rjfieQav.
Tr]v
xöp/jr
xai
t//v
—
i;'>7
-
24, 60 wird
einem gewissen Epikrates die Missio in bona ange-
droht; seine
Landsleute erbieten sich, iudicatum
solvi
zu caviren.
Ueberhaupt wird in den Provinzialberichten Cicero's die Anwendung edictaler Rechtsmittel durch die Peregriuen als selbstverständlich vorausgesetzt, und wenigstens zu Beginn der Severischcn
Zeit wird vinzialer
selbst
römische Coucursform auch von Seite pro-
die
Schriftsteller
bekannte und selbstverständliche Ein-
als
richtung vorausgesetzt.^)
Neben dem Prozess- und Executionsrecht ist es aber auch das ganze übrige Gebiet des houorarischen Verkehrsrechts, an dem die Peregrinen theilnehmeu. Ganz allgemein folgt dies aus dem Princip,
welches Gajus mittheilt, wonach der Prätor, resp. Proconsul,
durch Fiction
der Civität jede Klage
wenn
grinen zugänglich macht,
So finden wir
scheint.
die
dies
actio
und gegen den Pere-
für die
Billigkeit
qiiod metus
zu
erfordern
cansa^) in integrum
schon zu Cicero's Zeit in den Händen der Pro-
restitutio'^)
u. a.
vinzialen,
welche
auf diesem
Gebiet
den
Römern vollkommen
gleichgestellt werden.
Wenn des
es hiemit als festgestellt gelten kann,7 dass der Inhalt o o
proconsularischen
sowohl
Edicts
seinem
processualen
^^^'^^}f\ (leg
Edicls
als j.t\"/tjgj,'f,^.
seinem materiell-rechtlichen Theil nach im Ganzen auf die grinen ebensogut wie auf die Bürger angewendet worden sich
Pere-^'l''^*^'^^""'-
nabuug.
ist
und
demnach auch unter den Ersteren im Grossen und Ganzen
eingelebt hat, so ist es doch nicht ebenso leicht, die Frage zu
beantworten, inwieweit auch die Praxis der Stadtgerichte den Be-
stimmungen des Edicts gefolgt Zunächst
ist
es
ist.
nicht wahrscheinlich,
dass
der Inhalt
dent
freilich,
existirten,
wo
mögen
vollständige
Stadtordnungen
in
Occi-
grosser
Zahl
manche Bestimmungen des Edicts auf die der Municipalmagistrate übertragen haben; im Orient,
Jurisdiction
diese
wo nur wenige neue Colonien gegründet wurden, stimmungen, wenigstens 1)
Damascius vita
Q^aag
.
.
rfj .
dürften die alten
durch Aufnahme privat- oder processrechtlicher Be-
Stadtrechte
vTCOTtsacav
des
Im
edictalen Rechts den Stadtordnungen einverleibt wurde.
GviMcpoQu
früherer
Zeit,
nur wenig verändert
IsiJori (bei Photius biblioth. ed.
Srjusvovar]
Vgl. Plin. Ep.
2) Cic. p.
in
X
108 (109).
Flacco 21, 50.
3) Cic. in Verr. II 57,
zu ovzcc o nqlv
140.
zrjv
ßekker
p.
nccQcc&qHrjv
336
B
33)
dnoaze-
— worden
Ob
sein.
wo
haben,
—
138
solche Revisionen in der Periode stattgefunden
die alten
Verfassungen allmählich in die Decurionats-
verfassung umgemodelt wurden, lässt sich freilich auch nicht ein-
mal errathen; jedenfalls aber würden dieselben
wo
fallen,
die
bereits in eine Zeit
Reception formell bereits besiegelt war.
Anderseits kann jedoch nicht verkannt werden, dass wenigstens ihrem materiellen Gehalt nach die
Bestimmungen des Edicts
suppletorisch auch in die Stadtrechtssprechung eingegriffen haben
Namentlich mit dem Aufkommen eines regelmässigen Instauzenzugs muss die Jurisdiction des Statthalters auch auf müssen.
bestimmenden Einfluss gehabt haben,
der freien Städte den
die
den überhaupt die Praxis der höheren Gerichte auf die niederen
Ein besonderes Organ dieser Einwirkung war die Publication des Edicts, von welchem wir voraussetzen dürfen,
haben kann. dass
es
allen Städten
in
der Provinz so
gut publicirt war, wie
etwa die Zwölftafeln auf dem Marktplatze zu Karthago aufgeEin glücklicher Zufall ermöglicht es, uns auch stellt waren.^) Art der praktischen Verwendung dieser Rechtsquelle vorzu-
die
In den vaticanischen Fragmenten (§ 112)
stellen.
ist
uns eine
Scene aus dem landstädtischen Gericht eines occidentalischen Municipiums geschildert: his
a marito
repetit.
vius Vetus iiinior,
Äimd
Änicms
magistratus de piano L. Vitalis dixit:
Titiits Jiis vcr-
quoniam praesto
est
Fla-
peto re{m uxoriam Seiae noniin)e ab eodem ex
(jihus et edictis.
Wir
le-
dürfen uns danach das Bild machen, dass
der Kläger vor den Richter tritt und sich auf das nebenstehende
Edict des Proconsuls so beruft, wie wir es von schen Prozesse wissen, demonstrare^)
Ja es aus
ist
dem
ein
wo
dem
hauptstädti-
das producere adversarntm ad alhum
alltäglicher
Modus der Rechtsausführuug
uns, wenigstens für die
et
ist.
spätere Zeit, und zwar gerade daselbst Ver-
hellenistischen Rechtsleben, bezeugt, dass
lesungen der römischen Rechtsquellen durch die Parteien im Gerichtssaal
1)
XII
vorgenommen wurden,^) und
Cyprian ad Donatum 10 (Harte 1
selbst ein Diocletianisches
S. 11, 14):
incisae sint licet legcs
Sollte man pracfxo iura pracscripta sint selbst das XII vor tabulis für ein Glossem ansehen, so bleibt doch die Thatsache, dass römische Gesetze (oder Edicte?) öfl'entlich aufgestellt waren. 2) D. de edeudo 2, 13, 1 § 1. 'S) Synesius, Dion (ed. Dind. im Anhang zu seiner Ausgabe des Dio Chrysost.) p. 40 unterscheidet seine philosophischen Ausführungen von denen
tabulis et publico aere
.
.
.
—
—
139
Auge zu haben, wenn
Gesetz scheint diese formelle Citation im
nicht zweifeln auch die Gesetze an-
es besagt, der Ptichter dürfe
,
zuwenden, die von den Parteien und ihren Advocaten nicht ausdrücklich angeführt worden sind/) So können wir denn annehmen, dass die Parteien
im Municipalgericht ex
das Edict, auf welches
sie sieh
edictis petiinf,
indem
sie
berufen, ihrer Klagschrift einver-
leiben und nöthigenfalls in der mündlichen
Verhandlung neuerlich
zur Verlesung bringen.
In vielen Fällen wurden privatrechtliche Bestimmungen auch
durch Specialedicte
womit derselbe die
Edict des Tiberius Julius Alexander,
das
in seiner ägyptischen Diöcese
Personalexecution
Einen
den Provinzstädten kundgemacht.
in
solchen Fall weist uns
und
die
Cession
Bestimmungen über
von Forderungen
trifl't.
Auch dadurch mag das römische Recht den Municipalmagistraten ad oculos demonstrirt worden
dass sie mitunter mit der Aus-
sein,
führung prätorischer Verfügungen betraut Avurden. z.
So geschah es
B., dass Q. Cicero eine Missio in hona durch den Stadtrath von
Apollonis
Dinge
vollstrecken
liess.^)
die Reception des
werden
Unzweifelhaft
alle
römischen Rechts gefördert und
diese
die Pro-
vinzialen mit den wesentlichen Verkehrsvorschriften desselben
all-
mählich vertraut gemacht haben. Dessenungeachtet dürfen wir keinesfalls annehmen,/ dass etwa ~
auer f<""|'^''" lan andesdes
Veränderung in dem Verfahren und der Rechts- ^,''^'^^^^'^^^^" handhabung vor den hellenistischen Gerichten erfolgt sei. Ganz
eine durchgreifende
abgesehen davon, dass Rechts sich
alle
etwaigen Modificationen des örtlichen
auf das Gebiet des Vermögeusverkehrs beschränken,
muss auch hier der Einfluss des römischen Rechts durch dasjenige begrenzt gedacht werden, was wir oben über das locale Recht in den Municipien
Vor allem
ausgeführt haben.
ist
hier die That-
sache wieder in den Vordergrund zu rücken, dass die griechischen Notariatsacte sich nach wie vor in unrömischen
eines Juristen: snsl ds
dvsyvcofiiv 1) si
rjfistg
ovy,
sw
räv
Iva xai atiövTWv av lgxvt]
,
C. ut
quae desunt advocationi
2,
.
'Pcoficcicov .
Formen bewegen;
d^ovcov xov vofiov
.
10,
1:
Kon duhitandum
est
hidici
quid a Utigatoribus vcl ab his qui negotiis adsistunt minus fuerit dictum,
id supplere et proferre 2)
Cic.
quod
ad Quintum
sciat legibus et iuri publico convenire.
fr. I
2:
misisse te
ad Apollonidenses , ne de bonis
quae Octavii fuissent, deminui paterentxir , priusquam Fundanio debitum
lutum
esset.
so-
—
um
vollkommen genügen,
dürfte
dies
-
140
Meinung
jede überspannte
von der Ausbreitung des Reichsrechts hintanzulialten. Nicht einmal die Stipulation, die doch durch die gerichtlichen Vadimonien sehr bekannt worden
durch
sowie
sein
musste
einfache
eine
und
griechischer Sprache
in
Floskel
schriftliche
in
genügender
Weise vollzogen werden konnte, ist vor Caracalla eigentlich reciworden; der bereits angeführte Kaufvertrag aus der Zeit des
pirt
Aiitoniuus Pius^)
ist
im
alten gräco-ägyptischen Stil
ohne Stipu-
und bei den Dotalverträgen aus dem zweiten Jahrhundert der Kaiserzeit, die sich in den El-Faijümer Papyri
lation vollzogen,
hat
linden,
soweit
es,
das
meist
EschatocoU
zerstörte
noch
Schlüsse gestattet, mitunter den Anschein, dass auch hier die Stipulation gefehlt habe.^)
Damit stimmt ja auch der Bericht des
Gajus überein, der die Syngraphae
noch zu seiner Zeit
ein
als
bei den Peregriuen gangbares gcnus obliyationum namhaft macht.
So wenig den
bei
doch
ich
daher leugnen möchte,
dass
die
Stipulation
auch
Proviuzbewohnern schon vorkam, glaube ich ihr hier eingeschränkte
eine
Verwendung
beilegen
zu
sollen.
Ueber das Verfahren der städtischen Gerichte sind wir
—
freilich
weniger unterrichtet; aber die Analogie führt zu der Annahme, dass
die
municipale
schen Prozessformen
Gerichtsbarkeit
Gi'iechenland
in
im Wesentlichen
nicht
Verhältnisse werden hier durchaus andere
den römi-
gewichen
gewesen, sein
ist;
als
die
im
Occident.
Wie
bereits früher^)
dungsform durch
„dt'xat",
erwähnt wurde, wie
sie
dem
ist
die
schriftliche La-
altsicilischen Prozess eigen
war, hier wie in Griechenland selbst immer bestehen geblieben.
Auch
die
1)
S.
2) In
ebendaselbst namhaft gemachte Klage oben
S.
durch
„ti'jtoi"
98.
einzelnen Fällen lässt sich freilich auch das Gegeutheil vertreten
und Herr Wessely, welcher jedenfalls über ein fügt als ich, scheint geneigt, für das
2.
viel
grösseres Material ver-
Jhd. der Stipulation eine nicht unbe-
—
Anwendung zuzuschreiben. Näheres unten Cap. XIII 2. Wenn Wessely, Pariser Papyri in den Denkschriften der Wiener Akad. ph. XXXVII p. 101 heisst: „Die Formel snBqaxriQ-s'K; (afioXoyrjca, welche regel-
trächtliche es bei Cl,
mässig zu finden
ist,
lautet so im ersten wie
im siebenten Jhd.
n. Chr.", so
hat mir HexT Wessely auf eine Anfrage eröffnet, dass hier ein Erratum vorliegt
und Stipulationsurkundeu aus dem ersten Jhd. im El-Faijümer Funde
nicht bekannt sind. 3)
Üben
S. It6
Anm.
6.
— ist
municipales Prozessrecht
—
141
das auf durchaus unrömischer Basis
,
Der griechische Prozess kennt sowohl im Civil- wie im Strafverfahren die Maxime, dass der Kläger einen Antrag „rifirjua'^ ruht.
ümfangs
bezüglich des
der Verurtheilung zu stellen hat;^) auch
Athen zu einer Zeit bezeugt, wo
dieses ri^tj^a ist für
die Straf-
gerichtsbarkeit daselbst längst unter die Controle des Proconsuls
In diesem Zusammenhang darf auch der Anekdote
gestellt war.^)
wonach Tiberius einem Soldaten, den Jemand
gedacht werden,
um
Ausstellung eines griechisch geschriebenen Zeugnisses ersucht
hatte, befohlen zufertigen;*^)
haben
nach
dasselbe
soll,
lateinischer Sprache
in
aus-
auch da-
welches
griechischem Prozessrecht,
mals noch fortbestanden haben muss, werden die Zeugenaussagen aussergerichtlich niedergeschrieben, und dieser Aufsatz ist es, der
vor Gericht zur Verwerthung gelangt.*)
Besonders lehrreich für
den Gegensatz des griechischen und römischen Verfahrens Vorfall,
der sich noch in uachantoniuischer Zeit, etwa
311,^)
zutrug,
Athen
spielte,
und wenn
auch in
er
der ehemals
dener
in
schloss. sich
freien Stadt
Es
ist.
hatten,
Griechenland häufig vorkam, die Hörer verschieSophisten
rivalisirender
welche zuletzt
ein
doch einen allgemeinen Gegensatz zum Ausdruck
bringt und oifenbar auch so empfunden worden
was damals
ist
im Jahre
einem
mit
blutige
eine
Strafprozess
vor
Begegnung gehabt,
dem Proconsul
ab-
Die Ankläger, welche in der Mehrzahl auftraten, wollten
nach der, wie
es
scheint, in
Griechenland geltenden
Sitte'')
Anklage theilen; dies wies der Proconsul zurück mit dem Bemerken, dass das nicht römischer Brauch sei:^) die Anklage
in die
muss von einer einzigen Person vertreten
1)
Meier-Scliömann-
I
2) Lucian, Bis accusatus 8) 4)
Sneton, Tiberius
213 c.
sein: '^AA"
ov tovro
ys,
fg.
4 p. 797.
71.
Näheres unten Cap. XIV 5 b. Diese Zeitbestimmung gibt Sievers, Studien
Gescb. der
rüui.
Eunap. p. 70 (Boissonade p. 483): So&svtog ds xov löyov toig yoQOvGiv, ^Q^axo fiiv o AipCvrig xov Xöyov, aXX' 6 avQ'vnaxog vnolaßcov
xartj-
5)
z.
Kaiser S. 232. 6)
Meier-Schömann-
II 921.
7)
TOvro ye" Bins
ov
yoQi'av
.
.
doKifiä^ovaiV
dXV
nivövvivhTco Kai tcbqI t^s dtVTSQug."
TCQog xrjv xfig >{pi'öcwg
r)v .
,^Fa(tccioi
o^vxritu
.
.
.
Tlollilg
o
rijv
'Kvravd'ct
ovv
^if^^vo^'" xi naQaq>&£y^ccfifvog o 'fovXictvög „'AXX
tiqcottjv
iiTicov
itagaa-iiivr}
eiojjr;]?
,'AIX'
xar/j-
fitv
oux
xßi xctQU^^g ovGr}g
fui ys flniiv^\
Bq^rj
„xf-
— siTis
,
oC 'Pcafiatoi
—
142
öoxL^d^ovöiV, dXl'
b
rrjv
7CQc6ty]v
dnav
xarrj-
Der Gegensatz zwiyoQiav yuvdvvsvEtco schen römischen und griechischen Gerichtsgebrauch scheint während dieses Prozesses sehr scharf zum Ausdruck gekommen zu sein; negl
ocal
als die
tijg
ÖEvragag.
Professoren für ihre Schüler das
Wort
zur Vertheidigung
ergreifen wollten, schnitt ihnen der Statthalter die
Rede ab mit
wohleinstudirten Reden der Lehrer
der Bemerkung, er und den obligaten Applaus der Hörer nicht zulassen: er werde Selten tritt der sie lehren, was das römische Recht sei.^) Gegensatz zwischen der römischen Formstrenge und der rhetori-
wolle die
schen Behaglichkeit des
griechischen
Prozesses
hervor
schärfer
durchaus wahrscheinlich, dass der
als in diesem Fall, und es ist Antagonismus, wie er damals empfunden wurde, eine allgemeine
Erscheinung Xsvcov"
darstellt.
avTiKCi rjXiy.ov ictl 1)
zäv iansfi^ivcov dXX' si'a8c9s ys
8' civd'VTtarog dvaßoTqcocg „'All' ovdsig v^iiäv y' igti
SiSaoKoclcov ovdf y.porrjcft Tis tc5v (ia9r]Tmv rov Xiyovza, Kcci
S. die Stelle in
oiov x6
nagä
der vorigen Note.
'Pco [luioig
Siv.aiov
.
.
."
Fünftes Capitel.
Römische Bürger in den Provinzen. Ein Umstand, der für die Reception des römischen Rechts von sehr hervorragender Bedeutung gewesen sein muss, ist der durch Jahrhunderte fortgesetzte und immer steigende Verkehr der
Schon
römischen Bürger in den Provinzen.
und noch mehr
in der kaiserlichen Zeit
in republikanischer
kam
es theils
durch die
Handelsniederlassungen gebürtiger Italiker, theils durch die Verleihung des Bürgerrechts an die Provinzialen dahin, dass ein anTheil
sehnlicher
Bevölkerung,
der
kraft der
Statuten des Per-
und hiemit als lebendiger Rechtsinstitutionen im Sinn der Reception Träger der römischen wirksam wird. sonalrechts, nach
1.
römischem Recht
lebt
Römische Handelsniederlassungen. o haben
nieu an auswärtigen Märkten
tionen des Alterthums gebildet;')
—
Handelscolo-
^'Jmi3t;'>e
Na-
coionifu.
alle industrietreibenden
von den Phönikiern, Griechen,
Juden, selbst von den Galatern haben wir Denkmäler derartiger
Ansiedlungen überkommen;
geschwungen hatte,
seit
Rom
unter
spielten
sich
Niederlassungen eine bedeutende Rolle.
sagen konnte, das Land
man
sei
zum
Industriestaat auf-
auch
diesen
römischen
die
Wenn man
von Gallien
„omnis referta negotiatoruni^', so hätte
dasselbe auch von den östlichen Provinzen behaupten können;
die achtzigtausend Italiker,
die
in Kleinasien
auf Befehl des Mi-
können von der Ausdehnung dieser Niederlassungen eine Vorstellunor geben. Dabei führte die wucherische Richtung, welche die Speculationen der römischen Capitathridates
1)
ermordet
Vgl.
im Allgemeinen Movers, Phönicier
Egger, Memoires I
S.
22
fg.;
wurden,'"^)
d'histoire anc. et
Liebenam, Zur
wesens (1890)
S.
90
fg.;
C.
2) S. die Stellen bei
I.
de philologie
II 3 S. 10, p.
121;
11-2 fg.,
Kuhn,
123;
Verfassung
Geschichte und Organisation des röm. VereinsL. III suppl. 1 (1889)
Kuhn,
Beitr. S. 29.
ad n« 7240
p. 1306.
Handels-
—
der Reiniblik annahmen, vielfacli auch
in der letzten Zeit
listen
—
144
zur Landspeculation, durch welche viele
begütert und ansässig wurden.
Wir
Römer
finden
in
den Provinzen
Hypotheken römischer und
Bürger^) nebst directem Ankauf grosser Bodencomplexe,^)
war vielfach noch dadurch
dieser letztere
erleichtert,
dass in ge-
wissen Gemarkungen der einheimischen Bevölkerung das Commercium geradezu entzogen war/^) wodurch die Römer gewisserraassen
Monopol auf dieselben
ein
In der Kaiserzeit hat dieser
erhielten.
gab allmählich keine bedeutende Stadt, in welcher nicht eine grössere Anzahl römischer GeDies bezeugen uns die zahlwerbetreibender ihren Sitz hatte. reichen Inschriften, auf welchen neben den einheimischen Bürgern Prozess natürlich fortgedauert;
consistentes
die
cives
es
JRomani an öffentlichen Acten, Dedicationen,
und Freundschaftsbezeugungen sich betheiligen;^) .Consistentes heissen nämlich nach der technischen Redeweise diejenigen, welche in einer Stadtgemeinde ihren Wohnsitz nehmen, Ehren-
und diese Consistentes bilden
in der sie nicht ihre Origo haben;'')
1)
Vgl.
z.
B.
App. de
bell.
Mithr.
c.
G3;
Cic. p. Flacco 21,
.51
(welcher
übrigens den Ausdruck fiducia nicht missbräuchlich für hypotheca anwendet, wie Voigt ius nat, II 418 meint, da vielmehr auch dem griechischen Recht die
lüvfi
2) 5, I 1.
c.
71);
16; I
inl Ivaei bekannt ist); Cic. ad fam. XIII 5G, 2 u. besa.ss Atticus
So
"Wieland, Ciceros
5);
C.
8) Vgl. 4) ill p.
Briefe
I S.
Cyme
Kuhn,
(Cic. p.
ßeitr. S.
Flacco 20, 46)
CLL.
cinswesen
p.
III
90—95.
suppl. 1
(Cic. p.
Flacco 29,
u. v. a.
74-80.
Verzeichnisse geben Papers of the Amer. School
339;
1
303); ebenso ein gewisser Tadius (Cic.
Apuleius Decianus bei Apollonis in Lydien
Meculonius bei
a.
grosse Grundstücke bei Ijuthroton (Cic. ad Att.
I p. 31,
(1889) ad n" 7240 p. 1306;
Folgende Uebersicht
mag
z.ur
cf. II
p. 37,
Liebenara, Ver-
Veranschaulichung die-
nen: V7ir finden Consistentes (TrapoiKoüvrfg) in öicilien Cic. iu Verr. II 6, 15; Delos C. I. G. 2285^—8, dazu Homolle Bull, de corr. hell. VIII 75 fg.; Berrhoea Rev.
d.
III
5a 1858 p. 791; Mytücne C. I. L. III 7160; Tralles C. L G. Flacco 29, 71; Salamis auf Cypern Lebas A. M. 2754, C. I. L. Mantinea Bull, del Inst, archeol. 1864 p. XXXV; Avgos C. T. L.
soc. sav.
2927, Cic. 6051;
p.
Lebas A. M. 1743 n.; Assos P]ph. epigr. V p. 155, Lebas A. M. 1034a; Kibyra BulL de corr. hell II p. 598; Kyzikos C. I. L. III 7061; Antiochia Cäsar bell. civ. III 102; Gortyn Eph. epigr. VII 425; Megara Athenaion im heutigen Usuftiha Papers ec. II II 481; Lagina Bull de c. h. XI p. 150; 7265; Ilion
36; Prymnessos und Trajanupolis Mommsen, Rom. Gesch. V S. 332; dann Kdessa in Makedonien, Elis u. a., vgl. C. I. L. cit. 5) Die Lehre von den Consistentes, welche für die Erkenntuiss des Romanisirungsprozesses sehr fruchtbar zu werden verspricht, hat Mommsen
n.
—
Fremde den Grundstock
der
in
-
145
Clubs römischer Bürger,')
eines
der sich durch den Hinzutritt von Provinzialeu, welche das Bür-
gerrecht erlaugt hatten, verstärkte.
Verliehenes Bürgerrecht. Neben den
2.
lassungen
Es kommen
erhöht.^)
hiebei
hauptsächlich
in
Conscription.
rische
Seit
die
Bürgerrecht durch die militäConscriptionsordnung
augusteische
Truppenaushebung zum beträchtlichen Theil
die
Erscheinungs-
Zunächst erlangt ein
den Legionen,
der Provinzbevölkerung das
Theil
der Provinz
in
zwei
besonders wichtig in Betracht.
als
Der Militärdienst
a)
an gewisse Pro-
welche die Zahl der römischen Bürger
vinziale,
formen
italischen Nieder-
die Verleihung des Bürgerrechts
ist es
in die
Provinzen
verlegt hatte, erlangt ein Theil der Provinzialbevölkerung die Civität durch
den Assent zu den Legionen^) und selbst jenen, welche
bloss in den Auxilien dienten, wurde dieselbe bei der missio lionesta
ganz regelmässig
ertheilt.
Auch
die Lagerkinder, d. h. die in der
Lagerstadt von den stehenden Truppen mit peregrinischen Wei-
bern im Coucubinat erzeugten Sprösslinge*)
Da
Civität.
die
erlangen meist
die
Zahl der Legionen im Orient, wenn auch zu ver-
schiedenen Zeiten verschieden, so doch immer eine erhebliche ge-
wesen
muss
ist,^)
diese Quelle
im Laufe zweier Jahrhunderte gar
römischen Lagerstädte Hermes VII 299
(die
selben, westdeutsches Correspondenzblatt (1889) p. 1306;
— 326) begründet;
VIH
S.
Jung, Die roman. Landschaften
S.
19fg.
;
C.
vgl. später denL. III
I.
suppl.
1
361; idem, Rechtsstellung
der alpinen Civitates, Wien. Stud. XII p. 118. 1) vgl.
Solche Clubs bildeten auch die Handeltreibenden anderer Nationen;
ausser den
S. 570.
Nur
S.
143
Anm.
1
angef. noch
Friedländer,
Sittengesch.
IIP
dass diesen Clubs die später darzustellende besondere Bedeu-
tung der römischen Handelsgilde natürlich fehlte. 2) Zumpt, De propagatione civitatis Rom. in Studia
Romana
p.
325
sq.
wenig Hierhergehöriges; reiches, insbes. inschriftliches Material für die nachstehenden Fragen findet sich bei Kubitschek, De Roman, tribuum
bietet nur
origine ac propagatione 1882, bes. p. 115 fg. 3)
Oben S. 112 fg.. Ephem. Epigr.
4) Cf. 5)
in in
in
14—16. 4,
5)
zwei Legionen
Aegypten und vier in den syrischen Landschaften. Im zweiten Jhd. war Aegj'pten eine Legion stationirt, zwei in Kappadokien, drei in Syi'ien, zwei Judaea, eine in Arabia, was eine Zahl von etwa 60000 Mann ergibt, wobei
die Auxiliarcorps II
V
Zur Zeit des Tiberius befinden sich (Tac. Annal.
447, 451
Mitteis,
Anm.
allerdings mitgerechnet sind.
Marquardt,
2.
Keich8reclit u. Volksrccht,
10
Staatsverw
^^'l*'^'/'"'
-
140
dazu beigetragen haben, den
sehr
Gunsten des ins
zu verringern.
civile
Kreis
Persouahechte zu
der
Die eminente praktische Be-
deutung, welche die Romanisirung dieser Bevölkerungsklasse hatte, drückt sich vielleicht
durch welche
aus,
Anwendung
die
nicht
Privilegien
dieser
stärksten in den zahlreichen Privilegien
ausgeschlossen
Soldaten
die
am
wurde;
des
strengen Civilrechts auf
gewiss
auch
ist
sowohl dem Soldatenstand
ein
als
Theil
solchem,
sondern der peregrinischen Nationalität dieser Soldaten zugedacht
Auch das
gewesen.
für
ist
diese Verhältnisse
charakteristisch,
sehr viele Rescripte finden, welche an die Soldaten
dass wir so
eine Thatsache, die zum Theil auch damit zusammenhängt, dass diese den Imperator als ihren natürlichen Patron ansahen und auf sein Urtheil provocirten.^)
gerichtet
coionien-
(]gjjj
]\jj^
gruuauug.
sind;
Bürgerrecht der Soldaten '-'
Theil behufs Versorgung
nicht so
erfolgte Anlegung von Obwohl an Zahl im Orient
wie im Occident, sind
beträchtlich
zum grossen "
die
der Veteranen
nahem Zusammenhang.
Coionien in
steht
sie
doch
als
feste
Punkte einer stetigen Anwendung des römischen Rechts einer Er-
wähnung
So war in Syrien, welches
nicht unwerth.
als späterer
grossen und berühmten Rechtsschule von Berytus sowie Heimatland des bekannten Rechtsbuchs unsere Aufmerksamkeit Anspruch nimmt, eine Reihe von Coionien vorhanden. Berytus
Sitz der als
in
selbst, der Sitz der
Augustus lemai's,
als
Hochschule, war, sowie Heliopolis, schon von
Colonie gegründet worden; unter Claudius trat Pto-
unter Vespasian Caesarea (^UTQccTcovog Tivgyog) und Nico-
(Emaus), unter Hadrian an Stelle Jerusalems die Colonie
polis
Aelia
Capitolina
hinzu;
der
severischen
Zeit gehören
Laodieea,
Tyrus, die Heimatstadt Ulpians, und Sebaste (Samara), dann Autiochia,
Emesa und Cäsarea am Libanon
an.
Was
wir an roraa-
im syrischen Rechtsbuch finden, hat demnach schon frühzeitig in einer Reihe von Städten wenigstens für einen Theil der Bürgerschaft gegolten. Geringer war die Zahl der Coionien in Griechenland und Vorderasien; doch ist für Grie-
nistischen Grundsätzen
—
chenland Korinth zu nennen, welches schon eingerichtet
seit
Cäsar
als Colonie
und mit zahlreichen Italikern bevölkert wurde und
in-
mitten Griechenlands eine fremdländische Sprach- und Rechtsinsel 1)
12;
Vgl.
Huschke,
Dirksen, Ueber
Alter
dor Collatio in Ztscb.
f.
gesch. R.-Wiss. XIII
die Adressen der Constitutionen römischer Kaiser, bin-
terlass. Scbriftcn 11 28, 120.
—
147 gebildet zu liaben
am
Golf und Butbroton in Epirus.^)
Troas schon
Städten,
Zeit
hat verlegen
Anzahl
eine
welche
von
Colonien
als
dies nicht blosser Titel
Wenn
In Kleiuasien
Älexandria
ist
Augustus Colonie, jene Stadt, wohin man
seit
Thätigkeit des Gajus derselben
und D3'me
ferner Patrae-Naupaktos
scheint;')
wollen; Pisidien
Bei
Militärcolonien.
erscheinen,
seit
anderen
zweifelhaft,
es
ist
die
besitzt
ob
ist.
die Zahl dieser Städte
im Ganzen eine verschwindende
genannt werden kann, so darf doch anderseits darauf hingewiesen werden, dass ihr colonisatorischer Einfluss als Stätten italischer Cultur gar nicht zu berechnen
Zwei Thatsacheu genügen, uns
ist.
Bekanntlich nehmen Viele an,
hievon eine Vorstellung zu geben. dass Gajus in der Provinz,
sei
nun, wie
es
Mommsen
meint, in
Alexandria Troas, oder, wie Andere, in Beryt gelebt hat; die gleiche
Annahme wurde auch jüngeren Jahren
als
Wenn
ist,
es
richtig
Rechtslehrer in Beryt
hat
in seinen
beide Juristen ihre
dass
wollen,^)
ungeheure Popu-
römischen Colonien begründet haben, ^) so
larität in diesen
man
man sehen
auf Ulpian übertragen, den
daran ermessen^ wie
Rechtskenntniss geschehen
viel in diesen für ist.
mag
die Verbreitung der
Nicht zu übersehen
ist,
dass eine
Colonie im Besitz der ältesten römischen Rechtsschule des Ori-
und wenn wir heute noch einen grossen Theil unserer vom altrömischen Prozess den Studien des M. Valerius Probus, eines römischen Bürgers von Beryt, verdanken, so werden ents
ist,
Kenntniss
wir' nicht bezweifeln, dass die Rechtsspiegel, die in diesen stillen
wurden,
geschrieben
Arbeitsstätten
wo nach Sueton
„das
An-
denken an das Alterthum noch fortdauerte und nicht wie im Getriebe
Rom
von
verschollen
war,"^) für das römische Recht
ähnliche Bedeutung
Orient
eine
Werke
eines Durantis
im
gehabt haben werden, wie die
oder Eike von
Repgow
für ihre
Zeit
be-
sessen haben. 1)
Pausan.
V
1
1,
;
Strabo VIII 23 p. 381 sq. (Die Ausbreitung der
Budinszky
lat. Sprache auch Nikopolis hieher, welches eine griechische Freistadt war.
2)
Irrig
3)
Bremer,
4)
UJpian selbst hat bekanntlich bei Abfassung .seines Liber Rogiilarum
zählt
Kechtslehrer
p. 231)
S. 88.
die Institutionen des Gajus zur Vorlage gehabt,
und
es
ist
wahrscheinlich,
dass er nach diesem Lehrbuch seinen ersten Rechtsunterricht erhalten hatte.
Mommsen 5)
Jahrb.
d.
gem. Rechts
Suet Grammat
III S.
13
Anm.
26.
24.
10*
^'"i'''itu"s
der *^'"i"°ien
— Personale Verleihuuf? der civitut.
])\ /
...
Anderweitige Verleihung. Diese erfolgt von Gesetzes wegen, o Magistrate lateinischer Colonien das Bürger-
sämmtlichc
^ejjjj
—
148
Für den Occident
recht ipso iure erlangten.
welchen allmählich
»
ist
dieser Satz, durch
ganzes Patriciat in den Municipien ent-
ein
standen sein muss, von geradezu ungeheurer Bedeutung; im Ori-
wo
ent dagegen,
doch
—
—
ausgehend
fang,
seine
fällt
hier die
ursprünglich
Wirksamkeit
personale Verleihung des
vom
Senat, später
Claudius^)
seit
in
vom
Prin-
immer steigendem Um-
auch unter Bezahlung einer Taxe
freilich
so
fast
Belohnung wirklichen oder scheinbaren
zur
besonders
Verdiensts
ist
wenn überhaupt,
Colonien,
waren,^)
Wichtiger
gänzlich weg.^)
Bürgerrechts, welche ceps
latinischen
die
vertreten
spärlich
erfolgte.
Eine
Reihe bekannter historischer Persönlichkeiten, wie Flavius Josephus, Flavius Arrianus,'*) Gessius Florus,'') Q. Trebellius Rufus,^)
Herodes Atticus,^) Dio Chrysostomus,^) Dio
Tib. Julius x^lexander,
und zahllose andere hatten auf diese So befanden sich selbst unter
Cassius, Flavius Philostratus
Weise das Bürgerrecht den Juden, welche
erlaugt.
Florus
Gessius
meinen Aufsehen auch solche, langt hatten.^)
besonders
römischer Grosser
Man
zum
allgeer-
sich
die
Civität
sehr
Griechische Inschriften, welche nicht we-
leicht zu verschaffen.^")
1)
Hess,
Wie die Briefe des jüngeren Plinius zeigen, wusste Clientel
die
kreuzigen
den römischen Ritterstand
die
hat überhaupt früher die orientalischen Colonieen ausschliess-
erst Mommsen, Schweizer Nachstudien gegen die Richtigkeit dieser Annahme bezüglich einiger derselben aufgetreten. Für die ältere Ansicht wieder Kariowa, K. Gesch. S. 577 A. 2 und die das. citt. Ausführungen von 0. Hirschfeld. lich für
Bürgercolouien angesehen;
Hermes XVI 472
2) Vgl. 0.
Gründungsfeier
ist
ff.,
Hirschfeld, Zur Gesch. d.
archäol. Inst, in
de morte Claud.
3)
Seneca
4)
Kubitschek
lud.
a. a.
5) loseph. ant. lud. 6)
Or
(ed. Mor.)
11, II
soph. II
XLI
(ov
Bi
1.
1.
1,
yuQ
5
(4),
pirjdslg tiqüzsqov,
fiactiycoccci tiqo ,
ctXXa
denke auch an den Apostel Paulus. Akad. 1889 S. 439.
X
— 16.
c. 3.
p. 500.
Kai to yevog 'lovSaiov
10)
Rechts (Festgabe zur 50j.
16 A. 22; 50 A. 84b.
9) los. bell. lud. II 14, 9: o
avÖQas imtiKOv täyfiazog
d. latin.
I87i)) S. 15
0. p. 123.
XX
Hertzberg, Gesch.
7) Philostr. vit.
8)
Rom
roü ßi]uazog
x6te ^XcoQog iTÖXurjasv, kccI
otccvqw TTQoaTjlwocti,
z6 yovv a^tcöfia 'Pcofiaiov
—
Vgl.
Hirschfeld,
G (22), 104 (105), 106 (107).
r'ji'.
—
Man
Sitz.-Ber. d. Berl.
—
—
140
nigstens einen beträclitliclieu Procentsatz latinisirter
Namen
auf-
weisen, werden heute
von den Epigrapliikern womöglich in die republikanische Zeit zurückdatirt, und in der That enthalten die attischen Ephebenlisten des zweiten Jahrhunderts ungefähr zum fünften Theil den zwei- oder dreistelligen Bürgernamen.
denn
der
Acusserung eines neueren Schriftstellers
So wird
zuzustimmen
wenn er meint, dass schon in der letzten Zeit vor Caracalla unter den besser gestellten Familien der namhaften griechischen
sein,
Städte, sowie unter den grösseren griechischen Grundbesitzern nur
wenige gewesen sein werden, die das römische Bürgerrecht noch nicht besassen,^) Eine Ausnahme gilt auch hier für Aegypten,
—
wo
das Bürgerrecht nicht leicht und nur an solche, die bereits
das alexandriuische ludigenat besassen, verliehen wurde.^)
Ueberblicken wir diese Verhältnisse, so lässt sich erkennen
Der C'onven'us
dass sich unter der Bevölkerung der Provinzen ein starker
Stamm
römischer Bürger aufhielt, der sich aus den ehemaligen Soldaten und ihren Nachkommen, aus den italischen Handeltreibenden {consistentes)
und aus der ungeheuren Anzahl der Ehrenbürger zusam-
mensetzte.
Insbesondere die Consistentes sind gemeint, wenn in Uomani oder ol 'Pco(iatoL^) schlechtweg genannt
der Provinz cives
werden oder wenn vom conventus civium Eotnanorum^)
Es
lässt sich leicht
Corporation, gewissermassen
sirte
die
Rede
ist.
erkennen, dass diese Conventus eine oro"aniein Patriciat
in
der Gemeinde
zu bilden pflegten, welches sich von den übrigen kaufmännischen
Landsmannschaften wie an Zahl so auch an Ansehen und politischer Bedeutung abhob. Sie besitzen einen Curator conventus,^) 1)
Hertzberg,
X
Gescb. III
8.
Vgl. oben S. 43 A. 5. Dass unter ot 'PafiaCoi alle die genannten Arten römischer Bürger, nicht bloss die eingewanderten, Consistentes zu denken sind, ist für die Regel nicht anzunehmen; ausnahmsweise mögen darunter die zur Civität gelangten Piovinzialen mitverstanden sein. 2) Plin. ep.
6,
7 (22, 23).
3)
4) Cic. p. Sestio 4, 9. 5)
Wir
Man
darf dies wohl aus den Verhilltnissen im Occident erschliessen.
finden einen curator civium
122, 123; vgl.
Mommsen,
Eomanorum
Summus curator c{iviiim) 4020, Jung, Wien. Stud. XII
S. 118).
Uebrigens findet sich auch in Goityn
ein solcher Curator; Eph. ep. VII 3 S. 425. schrift
Anzeiger
f.
conventus Hehetici (Inscr. Helvet.
Hermes XVI 477 fg. und VII 316 fg.), sowie einen R{omanorum) i)rovinci{ae) Lug{xuhinensi)>) (Orelli
Ein neues Beispiel bietet die Schweizer Alterthumsk. 1891 Nr. 1 p. 42 f.
In-
civium
Romawjium.
— wo möglich
ernennen sich
-
150
in der
Hauptstadt einen Patron/)
bil-
den anscheinend eine sacrale Genossenschaft mit einem eigenen
und
scheinen
sogar
^)
qualität
mit selbständigem Vermögen
sich
Corporations-
eigentlicher
Sacerdos
zu
erfreut
haben.
Romani
zeigt eine Gortyner Inschrift/) woselbst die cives
Dies
qni Gor-
tynae consistunt, aus der Spende, welche einer aus ihrer Mitte an-
Wahl
lässlich seiner
den Gemeinderath gestiftet hat,
in
Septimius Severus eine Votivtafel rechtlichen
Interessen
der
Gesammtheit wie
der
einzelnen
Mit-
Advocaten
eigenen römischen
Gonventus seine
hat der
glieder
dem Kaiser
Zur Wahrung der
dediciren.
—
Dabei steht der römische Club mit den Interessen und wohl auch mit der Verfassung der Gesammtbürgerschaft im engsten Contact. An den Gemeindebeschlüssen nehmen mitunter die römischen Handeltreibenden ebensogut wie die Ein-
{defensores}.^)
heimischen
Theil;-^)
dass
1) Cic. p. Sest. 4, 9:
auch
sie
Concentus
den Gemeinderath gewählt
in
Capuae, qui me
ille
.
.
v/num patroninn
.
adoptavü. 2)
Diese sacrale Organisation scheinen die antiken Landsmannschaften
allerdings regelmässig aufzuweisen. in
Cai-nuntum ihren
Eph. epigr. IV 525 (Arch.-epigr. Mitth.
bezeichnet wird. 31{ithrae)
i{nvicto)
Aintoninianae)
Auch
So hat die römische (Mithras-)Gemeinde
nach dem auf Dedicationsinschriften das Jahr
^,pater'\
et
Vindil{ius)
Vind{ilius)
Capitus
sig{nifer)
lulianus
die peregrinischen Handelsgilden,
p{osuerunt)
v{oto)
wo
stehen, sind in dieser Weise organisirt.
sie
C.
lleliopolitani Beri/tenses qui Putcolis
I.
139
I
II
XI V
leg{ionis)
patre
41): JXfio)
g{eminae)
Paterno.
an bedeutendeien Plätzen beL.
X
1634:
Cultores lovis
sich denn auch bei dem conventus civium Bomanorum et Numidarum zu Masculula (Africa procons.), Eph. epigr. V n" 597 die zugehörigen flamines perpetui und
sacerdotes, 3)
1.
c.
consistunt.
So finden
599—601.
Eph. epigr. VII 3
S.
425
(=
C.
1.
L. III 4):
Imp. Caesari L. Se{pti-
III III (?) p{alri) p{atriae) c{ives) I\[Omani) q{ui) summa quam inttdit pro decurionalu suo Fl{avius)
mio) Severo Pcrtinac{i Augusto puntißci maximo) ti{lbunicia) p{otestate)
III
co{n)s(uli)
imp{eratori)
G{ortynac) c{onsistunt) ex
Titianus sacerdos designatus divi Traiani, curante L. Maevio Exacesta sacerdote divi Aug(usti) et c(uratore) c{ivimn)
B(omanorum) G{ortynae)
c{onsisten-
tiiim).
4)
So setzt der römische Club zu Apulum in Siebenbürgen zwischen
110—130
die Grabschrift:
fensori optimo l.d.d.d. (C.
Crasso Macrobio negotiatorcs provinciae Apul. dcI.
L. III 1500;
Gooss, Apulum [Schässburg
1878J
p. 39, 40).
6) Inschrift
"Edo^fv
tf]
von Assos (Papors of the American school
ßovXfi Kcti roig nQuyixcithvouivoii nag'
boda, Die griechischen Volksbeschlüsse
(1890)
S.
I
50 N. 26 Z. 6):
i^niv 'Pcofiaiois-
220 — 1..
—
Vgl,
Swo-
Der Fall bei
—
—
151
werden konnten, zeigt
die oben besprochene Votivtafel von GorWohlthätige Stiftungen, welche jährliche Oelspenden u. dgl.
tyn.
bezweckcD,
fassen
in
der
Regel die Römer ebensogut wie
die
Griechen ins Auge;^) einmal wird bestimmt, dass bei Missverwaltung des Stiftungsguts die als
Römer ebensogut wie
die Stadtbürger
Popularkläger sollen auftreten können,^) wobei das Verfahren
vor einem
griechischen Gericht nach
griechischem Recht
Nach alledem kann man auf
findet.^)
das innige
statt-
Zusammenleben
römischer und griechischer Elemente schliessen,
und
Griechen haben die Vortheile des römischen Wesens
eiu sichtige in
griechi-
schen Städten zu schätzen gewusst.*)
Für
die Receptionsgeschichte ° *-
wird nun der Umstand von Be-
deutung, °' dass der römische Rechtskreis,' in welchem diese Per_
dem
sonen lebten, mindestens auf
Gebiet des Verkehrsrechts eine
Ausstrahlung auf die übrigen Provinzbewohner Dies musste zunächst in der
ausüben musste.
Weise geschehen, dass solche Per-
Anwendung des römischen Rechts vor römischen gedrungen haben werden; denn wir dürfen nicht bezweifeln, dass die römischen Bürger in der Provinz dem Grundsatz des Personalrechts auch thatsUclilich getreu geblieben sind.
sonen auf die Gerichten
Es mögen, um
eine vollständige
Anschauung
dieser Zustände zu
geben, einige hiehergehörige Thatsachen zusammengestellt werden.
Zunächst
ist es
sicher,
dass die gebürtigen Italiker ihre na-
tionale Sitte nicht verleugnen; nur ganz vereinzelt
Philostr. vit. Apoll.
IV
der Smyrniier röniische
wo Namen
c. 5,
Apollonlus entrüstet
ist,
in
mag
auch dies
einem Psephisma
zu finden, scheint allerdings so aufzufassen,
zu sein, dass hier die römischen Ehrenbürger, welche natürlich ihr einhei-
misches Stimmrecht beibehielten, wegen der
Annahme römischer Namens-
form getadelt werden. 1) Inschrift lin.
28
18, 51
— 36; ;
2)
von Gytheion Foucart-Lebas, Insc. du Pelop. No. 243 a von Lagina Bull, de corr. hell. XI p. 147 sq. No. 47, Megara Athenaion II p. 481 lin. 16.
Inschriften
Inschr. v.
Foucart-Lebas,
fisva Kai 3) S.
EXXrivav
obtn
S.
y.al
Insc.
du Pelop. 243 a
lin.
26 sq.: i^iorco zm ßovlo-
Pcouai'wv KazrjyoQrjoai.
96 A. 6
i.
f
4) So sagt Dio Chrysost. or. (ed. Morelli) XLI p. 501 zu den unfriedlichen Apamensern, dass sie doch sonst ihre Nachbarn höchst zuvorkommond
aufzunehmen pflegten und sogar der Vortheile, welche das römische Stadtbiete, theilhaftig machten: ««l züv asavwv zovzav, a. zPjg 'Pcufiaitov
wesen
Sozi nöXiwg, itioivcovi^GCizs.
^^^ ^^J^cn nach '"«iscbem Kecht.
—
—
152
Es wäre unverständig, die Beispiele für die Regel sammeln zu wollen einige besonders charakteristische Züge genügen.
vorkommen.^)
;
Wir haben bereits gesehen, wie die Römer in der Provinz ebensogut wie zu Hause daran denken, sich mittelst der ehrwürdigen Einrichtung der lucrativa pro Jierede usiicapio die Erbschaften wegauch sonst müssen die Feierlichkeiten des römischen
zukapern;''')
Erbrechts in Griechenland geprangt haben, und witzige Griechen, wie Lucian, machen sich nicht wenig über die weitläufigen Ge-
Fremden mit ihren Testamenten
schäfte lustig, welche die
Dass
sorgen haben.'^)
die Consisteutes ihre
zu be-
Sklaven per vindidam
manumittirten, gab den Anlass zu der oben berührten Unterschei-
dung zweier Classen von Freigelasseneu, der ovLvdixtccQLOL und der dneA.ivd'EQOL}) Ebenso wurde die Einrichtung der Hausbücher und Literalcontracte von den Römern auch in den Provinzen gehandhabt,^) und so noch vieles Andere, was nach dem Gesagten keiner Auseinandersetzung bedarf.
Aber auch
wo
die
Provinzialen haben von
das Bürgerrecht erhielten,
sie
sich
dem Augenblick
bestrebt,
die
an,
römischen
Ein Beweis dafür, wie rasch dies geuns aus Gallien überliefert. Unter der Regierung Otho's
Kechtsformen anzuwenden. schah,
ist
erhielten die Lingonischen Gallier die Civität; ein
des
Jahrhunderts von einem Lingoner
ersten
noch im Laufe
errichtetes
Testa-
ment^) zeigt bereits streng römische Formen und nur die Anord-
nung,
das Jagdgeräth des Verstorbenen
dass
Einmal
1)
eine Römerin,
in Kleinasien
findet sich
mit seiner Leiche die
(nach Landes-
ihre Jungfrauschaft vor der Hochzeit als Hierodulin preisgibt, Bull,
sitte?)
de corr.
VII
hell.
Der Mann, von dem Dio Chrysost.
p. 276.
preist,
dass er
mit Vernachlässigung alles römischen Wesens sich bestrebt, ganz ein Hellene zu werden (or. XXX Vll p. 461 Morelli), hat wohl nur in der Phantasie des liedners existirt. 2) S. 3)
oben
S.
zizo zäv dficpl zrjv
Hiav T«tV
q)covrjv
4)
c.
viv-vCav
oi 'Pca^cxLOiv
1.
30 (Dind.): ts
naCdsg
sed
Oben
CiXrjd'rj
Si
ravza izfQOV SqÜ^uzos
oXov zov
ticcq
,
tjn-
TtQoazi&tls ozi
ßi'ov TtQOifi'zai,
zijv
iv
S. 103.
Landgraf)
impcrahanUir , quas Longinus
diam 6)
Mszä
dia&rjyiag KaXivSovfiivcov
Xeycov ...
5) Bell. Alexandrin. (ed. i^letibus
y.uI
Es handelt sich hiebei allerdings um Aeusserlichaus denen aber auf den Inhalt geschlossen werden kann.
Sicxd-r'j-Kais
Iveiten,
122 Anm.
Lucian Nigrinus
cogcbat.
sibi
c.
49 (für Spanien): Pcctiniae locu-
cxpensas fcni non solum })atichatur
Zahlreiche Beispiele bei Cicero.
Testam. Galli cuiusdani bei Bruns, Foutes''
p. 2ii7.
verbrannt werden bezeichnend
-
153
—
erinnert an gallische Sitte.
soll,
Besonders
wie scharf der Begriff der patria potestas sich bei
ist,
zum Bürgerrecht gelangten Provinzbewohnern ausgeprägt
den
hat.
So berichtet uns ülpian von der Familie eines gewissen „Brasidas vir praetorius" in Lacedämonien; die Frau dieses Mannes hinter-
Söhnen ein Fideicommiss für den Zeitpunkt, wo die väterliche Gewalt beendet sein würde.') Die patria potestas wurde den Provinzbewohnern um so leichter begreiflich, als sie einer-
lässt ihren
mit dem öffentlichen und Municipalrecht sammenhang gesetzt wurde,^) anderseits Kinder, seits
gewissen Zu-
in
in
die
potestatc
Daher
waren, keine Erbsteuer zu bezahlen brauchten.^)
ist
die
schon im zweiten Jahrhundert den Griechen ein
patria potestas
dass Dio Chrysostomus dieselbe seinen Zu-
so gangbarer Begriff',
hörern vorhalten kann,*) und von Herodes Atticus, dessen Vater
Bürgerrecht hatte, hebt
römische
das
hervor,
dass
unter
er
Gewalt
väterlicher
zum Bürgerrecht gelaugten Verwandten
—
stand.^)
geworden
Provinziale, der römischer Bürger
gelegentlich
Philostratus
ist,
Dass ein
von seinen nicht
nicht beerbt werden kann,
wussten natürlich die römischen Ehrenbürger sehr genau; wesshalb sie, um nicht den Fiscus zu bereichern, gezwungen waren,
—
Testamente
D. ad Sc. Treb. 36,
1)
wieder in römischer
natürlich
Dies
23 pr.
1,
römischer Gebrauch; vgl. Sueton, Vitell. C.
de
ist,
6;
c.
28, 25; de don. quae sub
inoif. test. 3,
—
Form
zu er-
nebenbei bemerkt, ein alter
D. de cond. et dem. 35,
modo
8, 54, 5.
1,
Auch der
70.;
Fall
des M. Regulas, welcher seinen Sohn emancipirt, damit er die Mutter beerbt (Plin.
Ztsch.
Anders interpretirt hier Pernice,
Ep. IV 2), ist wohl so zu denken. f. R.-Gesch. XVI 82.
Das Princip bedarf keiner Ausführung. Von speciellen Anwendungen rattern emancipato füio consentientem ad decurionatum non teneri duhii iuris non est: tunc enini consentiendo pater ad de2)
citire ich z. B. C. 10, 62, 1:
curionatwn obligatur, 3) Plin.
filio trihuit, si
c.
37: patei' tuus
modo reductus
esset
um
Verleihung des Bürgerrechts
nachzusuchen
(s.
oben
S.
XV
4) Or. (ed. Morelli)
^
unoKz^ivai
5)
Vit.
fii^TS
soph.
6 'HQcödrjg xözs »tat
I
p.
240:
immunitatcm in paternis bonis Ein Sporn, bei der
ola&ct, ort
ovy.
i'|söri rots
KQtvavtas
21,
.
.
die gleichzeitige
ßovXcovzai Kui anodCSoGd'cct, wat o
ttVTOig
.
in patris potestatem.
Ertheilung
der
potestas
106).
fvvo^ovusvoig ravra ä Xeyeis iav
in potestatc habeat.
si filium
panegyr.
ur'jVf
ri
TtazQciai
xovTtav
nagä noXXois
ticczqI fzi.
ccpoSga
xuXBnäreqov
icptirai
yäp
oXojg aUucaa^isvovq.
13 (Westermann) ^iiqäyiiov yJkv
vnb zw
xo:t
nsQi rovs viiccg, Kai dsiv
ör]
iTvyxctvev
mv
— richten.')
—
154
Von dem römischen
—
Recht, die Kinder zu exheredireu,
welche Einrichtung, wie wir sehen werden,-) in Griechenland gar nicht bekannt war, machte Herodes Ätticus
zum grossen Unwillen
Landsleute Gebrauch;^) dessen Vater wandte sich,
seiner
seinem Hause einen Schatz fand, an den Kaiser,
in
erfragen.*)
— Ein
„Landsmann" des Ulinan, Glabrio
um
als
er
Raths zu
Isidorus, offen-
bar ein gebürtiger Grieche, zu Tjrus, empfängt von seiner Frau
Rückgabe sie durch Stipulation versprechen lüsst.^) Umfange sehen wir das römische Recht freilich wieder in den Ländern des Occidents; die Geschichte, wie Apuleius in Oea zu seiner Frau kam, zeigt uns, wie tief hier schon im eine Dos, deren
—
Im
grössten
zweiten Jahrhundert das römische Ptecht in allen Kreisen der Be-
völkerung eingelebt war.'^) Allerdings war aber auch die Bevölkerung von Afrika in ganz anderer Weise von den Römern zersetzt als die griechische.
Um
.lerRccMs^-
amvem
uiig.
von dieser romanistiscben Rechtsanwen-
jcdocli das Bild
j^^g ZU vcrvollständigeu,
Man
zukehren.
ist
nun auch
die Schattenseite hervor-
fragt sich, ob denn die römischen Bürger in der
Provinz das heimische Recht stets correct anwendeten und ob die
Griechen wirklich im Stande waren, im Moment,
wo
sie
das Bür-
gerrecht erhielten, die alte Rechtsanschauung abzuwerfen und den
schwierigen Formen des römischen Rechts in sachgemässer Weise
Obwohl
nachzukommen.
dem mit
sie
vorbehalten bleiben muss, kann das Nein,
Theil
speciellen
dem
nähere üntersuchuno- dieser Frage
die
zu beantworten
schon hier ausgesprochen werden.
ist,
—
die
Oft wurde übrigens das römische Recht durch 1) Pausan. VIII 43, 5. Benutzung von Trcuhündern umgangen. Dio Chrysost. or. LXXIII p. 033
(Morelli). 2)
Unten im Capitel über das Erbrecht und oben
3) Philostr.
tzBQOvg
.
.
.
vit.
soph.
nXi]QOv6iiovg
II
5)
1.
c. II
D. de V. 0. 45,
1, 1,
23
eavzov
zbv
dnäv&Qtonu iÖönsL zavza 4) Philostr.
1,
.
.
S.
C8
fg.
(Westermann): zslsvtäp Sh .... oinov
fitteaztjatv.
all
t^'
'A9i]vcii'oii;
.
3.
70.
Apulejus de magia
(cd. Ilildebrand); daselbst bewegt sich alles in Berufung auf die XII Tafeln c. 47 p. 504; Tabulae nuptiales c. 67 p. 540; Patria potestas und Enterbung c. 68 p. 541; Berufung auf die lex lulia de mar. ordin. c. 88 p. 574; Te^tam. imperfectnm c. 97 G)
rein römischen
p.
590;
c. 10"2
Formen.
Erbeinsetzung in römischer p. GOO.
Form
c.
100
Das römische Recht scheint eben
p.
in
597; Eestipulatio dotis
Afrika das einzige ge-
Zwar
-
155
hatte der Club römischer Bürger, wie wir sahen, seiue
Umstände ist wenigstens das zu verdanken, dass man im Grossen und Ganzen in den wichtigsten Geschäften des Lebens, wenn man heiratete, testirte, stipulirte, immerhin ein negotium iuris civilis zu Stande brachte. Es eigenen Rechtsbeistäude, und diesem
aber bemerkt werdeu, dass die Correctheit dieser Rechtsacte
mag
manchem Zweifel unterliegt. Was wir in der späteren dem dritten Jahrhundert, an römischen Urkunden finden Testamente
sche
Sprache
griechischer
in
(!),
—
römi-
etwa gar mit der
—
Stipulationsclausel des Erblassers versehen^)
Zeit, seit
,
ist
zwar für die
zwei ersten Jahrhunderte noch nicht vollbeweisend, legt aber doch den Verdacht nahe, dass die Verwirrung schon damals angefangen Einzelne Thatsachen aus der vorantouiuischen Zeit selbst
habe.
sind aber geeignet, diesen Verdacht zu bestärken.
Es
eine bekannte Thatsache,
ist
dass die Vormundschaft bis
zum Jahre 390 nur von Männern geführt werden konnte; selbst die Mutter ist von diesem Amt umsomehr ausgeschlossen, als sie ja
selbst
unter
(Agnaten-) Tutel
steht.
Dessenuugeachtet weiss
die Mutter im Testaberufen war und Vormundschaft ment des Vaters ausdrücklich zur
Papinian von einem Fall zu berichten,
wo
der Praeses provinciae „imperitia lapsus" sie in diesem
Amt
be-
sei
eine
In einem andern Fall wird uns berichtet, es
stätigte.^)
Curatel im Testament errichtet worden, wobei man, wie in der
Hofkauzlei auch bemerkt wurde, übersehen hatte, dass es zwar tutela
eine
testamentaria,
keine
aber
gleiche
curatela
gibt.'^)
Einen weiteren Fall von Unregelmässigkeit, gleichfalls die Vormundschaft betreffend, enthält die oben erwähnte Stiftungstafel ist
du Pelop. 243a) aus der von der Stifterin Faenia Bo-
mation und ihrem Vormund Publius
Ofilius Crispus unterschrieben
von Gytheion (Foucart-Lebas, Dieselbe
Zeit der Divi fratres.
lusc.
und zwar nennt sich dieser den q)Q0VTi6tr}g aal hvqlos der Faenia,
Das Eschatocoll der Urkunde 'j4vteyQuxlfa
weseu zu
seiu.
iya
lautet nämlich:
^ai)viog IlQSi^iog
b
d-QSTttog
xal
dnsXsv-
Die Schriften Tertulliaus zeigen dies auf die anscbaulichste
Weise. 1)
Unten
2)
D. de tostam. tiitela 26,
3) C.
C:vp.
XIII
de neg. gest.
2.
2, 18, 6.
ment einen Curator vorschlagen
2,
26
pr.
Freilicli
darf, das
da der Vater gewiss im TestaVersehen mehr ein formelles.
ibt,
—
—
156
d-SQo(g xvQtag OuLviag BcojxarLov x)£levov6rjg dia cpQovTiörov xal
xvQLOv
IIo{7i}.iov ^OcpeXkCov
KQiöJtov)
.
QaivCa BcofidTLOv svdoxä
totg 7tQoys('yQK^^evoLg' aöavtojg iya) IJönKiog ^OtpikXiog KgiöTtog o
rpQ0VTi(3(trjg xal
xvQLog üvvavdoxä) rotg TtQoyiyQa^aBvoig.
Bia^uTLov).
'0(
Die Urkunde
ist also redigirt
von Faenius Primus, einem Frei-
gelassenen der Faenia Bomation, welcher gleichzeitig ihr rechts-
kundiger Secretär gewesen sein wird; wir können seine Schreibweise für die Leistungen derartiger Procuratoreu als tyj^isch ansehen.
An
seiner Redaction
mindestens sehr verdächtig.
ist
nun der
'X'QovTLörr'jg
lateinischen curator; die Griechen kennen
q)QovtL(jtrjg
ist
die
xal xvQiog
Uebersetzung des
im Rechtssinn nur einen
und Faenia, welche die Freigelassene einer römischen Familie ist, lebt nach römischem Recht. Nun ist aber leicht zu ersehen, dass sie nach diesem als Frau einen Vormund inCtQOTCog oder xvQuog,
daneben aber keinen Curator gehabt haben kann;^j contrahiren tutoris anctoritate, ein Contract
cum
sie
hatte zu
tntorc et ciiratorc
Unding und nur damit zu erklären, dass Faenius Primus sich über den Unterschied beider Begriffe nicht klar war und, um ganz sicher zu gehen, die ihm bekannten Termiui aneinanderIn der That ist, wie sich später zeigen wird, diese Verreihte. mengung von Tutel und Curatel in den Provinzen ständig geist
ein
wesen.
Diese Thatsachen deuten darauf, dass die Rechtsanwenduug der
Römer
recte,
in
den Provinzen schon zur classischen Zeit keine cor-
sondern wenigstens theilweise im Sinn eines Vulgarrechts
entartet oder doch unsauber war. ^vLp'nheu
schonNeu""S".
Viel schlimmer noch
muss
es
mit den Rechtsbegriffen der Neubürger gestanden haben, welche
zum Leben nach Ein Bild davon geben uns
mitten aus ihren localen Anschauungen heraus j.5jjjigß]^gj^
Recht gezwungen wurden.
selbst die römischen Rechtsquellen; sie zeigen, dass die Provinzbewohner über das anzuwendende Recht vielfach unklar und mit
1)
Allerdings kann eine
minderjährige Frau
ausser ihrem Tutor noth
einen gescliäftsführenden Curator haben; aber abgesehen
davon, dass dies
M. Aurels (welcher den Curator generalis eingeführt haben soll) Alleinregierang stammt, während un.ser Act aus der Zeit der Divi fratres herrührt, ist Faenia Bomation gewiss nicht minderjährig, sondern eine bejahrte Dame; sie ist selbst eine Freigelassene, hat nun ihrerseits wieder Freigelassene und spricht (lin. 48—58) im Ton einer alten Wohlthäterin. vielleicht erst aus
-^
dem römischen Recht
-
157
uuzufriedeu
oft
waren.
Mit der grössten
Naivetät werden in den Supplicationen an die Kaiser Dinge
und Zumuthungen
zählt
er-
welche nach römischen Begriffen
gestellt,
unerhört waren und uns oft ein ganz deutliches Bild der Landes-
geben im Stande
rechte
zu
beten,
die
Oftmals wird der Kaiser ge-
sind.
ohne richterliches Urtheil (auf Grund
Privatexecution
von Executivurkunden) zu bewilligen; mindestens zwanzigmal
fin-
det sich die Behauptung, dass ein ungeschriebenes Rechtsgeschäft
doch ungiltig
andern Reihe von Rescripten spiegelt
in einer
sei;
sich das griechische Dotalrecht wider; einmal erzählt eine
Mutter
habe ihre Kiuder verkauft/) und dass das nicht angehe, muss in einer ganzen Reihe von Rescripten vorgeDass die Soldaten so sehr oft Rechtsbelehtragen werden.^) ganz unverblümt,
sie
—
rung beim Kaiser erbitten,
nehme Leute lassen sich Juristen kommen, wie der
eine bekannte Erscheinung.
ist
Vor-
Responsum von einem römischen
ein
vir praetorius Brasidas in
Lacedämon,^)
der „popularis" Ulpians Glabrio Isidorus in Tyrus"^) und die ver-
schiedenen Epictetus, Onesiphorus, Spendophorus, Olympicus, Dijjhilus,
Aelia Dorcas und wie sonst die zahlreichen griechischen
Fragsteller heissen, die in den Schriften der classischen Juristen
vorkommen. Es war auch sehr gerathen, sich in schweren Fällen Rom zu wenden; denn den einheimischen Gelehrten war nicht immer zu trauen, wie die obige Inschrift zeigt und auch nach
die Rescripte durchblicken lassen, ravit, qid tibi suasit;^) qiii dixit;')
persuasum
sagen: fdlsum adseve-
est;^)
blanditus
tibi est,
cum peritioribus tradatum habiiisses, facile Dann kam es aber auch vor, dass die Leute
s. f.
verstanden
nicht
Juristen
co-
in
Rechtsfreunde das Gutachten eines römi-
der Provinz, resp. ihre
schen
sie
si
Jioc,
gnosceres^) u.
falso tibi
wenn
und eine Ueberprüfung
beim
Kaiser verlangten, wie es einem Responsum des Modestinus und
dem
eines 1) C.
de
2) S.
unten Cap. XI
3) ,
ungenannten Respondenten erging.^) liber.
causa
16,
7,
Selbst der Kaiser
1.
1.
D. ad Sc. Treb. 36,
1,
23 pr.
4) D. de V. 0. 45, 1, 70. 6) C.
de transact.
2,
6) C.
de commun.
rer. alien. 4,
7) C.
de
4, 39.
fideiuss. 8, 40,
8)
D. de ingen.
9)
C.
ad exh.
manum.
3, 42,
52, 3.
12. 7,
14, 3.
5: merito tibi a
non contemnendae
auforitatis inria-
—
158
—
Diocletian musste sich gefallen lassen, dass die Griechin Calpurnia Aristaeneta mit seinem Rescript nicht einverstanden
ersuchte,
ihn
scripte
deutlicher
sich
auszusprechen;^)
vorkamen, wie das schon von
daher
war und dann Re-
Bethmann-HoUweg^)
ein Curiosura bezeichnete in der Consultatio (VI
7),
als
welches eine
ganze Abhandlung über die Pluspetitio enthält.
So drang
die
Uebung
ein: nicht in correcter
Missverständuiss.
des römischen Rechts in die Provinzen
Fassung und nicht ohne
und
viel Zweifel
Dies sind jedoch nur die ersten Vorzeichen des
Antagonismus zwischen römischem und einheimischem Recht, wo, wie der specielle Theil unserer Ausführungen lehren wird, vielfach das letztere den Sieg davongetragen hat. consulto
sum
Modestino responsum
C.
est.
de his quae vi 2, 19, 1: iure
respoti-
est.
i)
Vat. Fr. § 282:
Qiioniam
non content a
rescripto,
quod ad primas
preces acceperas, {terato suppMcare voluisti, ex iure rescriptum reportahis Vgl. hiezu Ztscb.
f.
Huschke, Ueber
liechtsgesch.
VI
S.
den Gregoiianus
298.
—
.
.
.
und Herraogenianus Codex,
Aebnlich C. de acceptil. 8,
4.S,
1:
lam
tibi rescripsi posse apud iudicem quaeri an soUemnibus verbis tutoris auctoritate intcrveniente soror
man nicht
tua acccptilatione dcbitorem
das in der Provinz nicbt gleich verstand, kann
zum Vorwurf machen. 2) Civ.-Proz. 111 S. 210.
suum
liberaverit.
man den
Dass
Supplicanten
Sechstes Capitel. Die Coiistitutio Antoniiia und ihre Wirkniigeii. Die Verordnung des Kaisers
Caracalla,
in
Folge
deren
in
Romano qui sunt, cives Eomani cffedi sunt, hat unstreitig den im Zug befindlichen Receptionsprozess mächtig beschleunigt. Man ist zwar einig, dass diese Verordnung nicht unterschiedslos orhe
Einwohnern des Reichs das Bürgerrecht verschafft hat, und lässt sich mit Grund vermuthen, dass dasselbe den Bewohnern
allen es
der noch
städtisch
nicht
geordneten Gaue, wie
Corsen, Sarden, den alpinen Civitates dass
Zuständigkeit an
Doch
war.^)
nung „Romani" und auch
seit
Mommsen 699
dem
dritten Jahrhundert
kommt
die Bezeich-
sämmtlichen Bewohnern des Reichs zu")
die Sonderstellung der letzten einstigen Freistädte ^)
Diese schon
1)
Gemeinwesen bedingt Reste der Rechtsverschiedenheit nunmehr geordnetes
städtisch
bereits
dem Schein
unter
1,
ein
sind diese
verschwindende;
den Aegyptern,
vorenthalten blieb, so
an den Stadtbegriff angeknüpft und durch die
Civität
die
u. a.,
der Auszeichnung bis
war
auf wenige Reste*) ge-
von Savigny vertretene Ansicht wird neuerlich von Hermes XVI 474 fg., Staatsrecht III
eingehender ausgeführt:
fg.
2)
Jnng, Roman. Landschaften, zusammen, dass
Damit hängt
es
mä,hlich den
Namen
in
Einl. S. XVIII, woselbst Quellenbetege.
den östlichen Ländern die Hellenen
,,Rhomäer" erhielten.
Hertzberg, unter Anderm
Gesch. III
all-
S. 7 fg.
bei der Coustitutio 3) Es scheint nach Dio Cass. 77, 9 Antonina auch der Zweck vorgewaltet zu haben, „den als nicht mehr zeitgemäss erkannten Bevorrechtungen der peregrinen oder latinischen Gemein-
den,
z.
B. der
Steuerfreiheit der Athener oder der Sonderstellung der Hel-
bereiten." Jnng, Wien. Stud. Xll S. 119. So erhalten sich die Reliquien der athenischen und spartanischen Verfaijsung bis ins fünfte Jahrhundert, wo sie endlich zu schwinden scheinen.
vetii ein
Ende zu
4)
Kuhn,
Verfassung
II
Staatsverw. I- S. 2
1-2.
S.
508;
Hertzberg, Gesch.
III S.
246;
Marquardt,
Inhalt der Const.
^ntouii
—
In der justinianischen Zeit,
tilgt.
—
160
wo
die städtische
Ordnung im
weitesten Umfang, selbst im Gebiet der ehemaligen Gauverfassung
und gleichzeitig die alten Kategorien der pereund Latini Iimiani beseitigt sind, ist das Wort von den cives Romani in orhe Bomano in noch höherem Masse wahr, als im Munde Ulpians^) und Peregrinen sind jetzt nur noch die reichsan gehörigen Barbari oder Geutiles einer Anzahl von Grenzdurchgeführt
ist
grini dediticii
Sannen und Abasgen, sowie
districten, die Aethiopier, die Lazen,
die nicht reichsangehörigen Personen, welche innerhalb der römi-
schen Grenzen verweilen.^) veraUge-
Yür
ineinerung '^''*'
römiscneu Personal-
alle
Bewohner des Reichs, abgesehen von den wenigen o ^
genannten Ausnahmen,7
oben
gilt o
'-'
Persoualrccht.
i=>
jetzt j
römische Recht
das
als
Dieses Princip wird in den Quellen wiederholt er-
sichtlich.
Ein El-Faijümer Papyrus der Sammlung Erzherzog Rainer aus der Zeit der Kaiser Aurelianus und Vaballathus, etwa fünfzig Jahre nach unserer Constitution, enthält den Contract einer Frau aus Arsinoe, Aurelia Sarapias, welche auf Grund des römischen ins libcrornm
ohne Vormund contrahiren darf:
AvQrßLog Nixcov IQ-q^UTtlovari
.
.
.
AvQriXCa ZlaQUitiadi
.
rexvcov ÖLKaLa xatä 'Ptofiacav
Synesius, Dio (ed. Dind.)'^) p. 40 stellt
.
.
'i(OQ\g
hvqCov
ed-vtj.^)
seine philosophischen
Ausführungen, die nur durch die innere Kraft der Beweise zwin-
gen können, in Gegensatz zu den formal zwingenden Rechtsausführungen des Juristen, welcher das römische Gesetz citiren darf BTCsl
Ö€ rj^utg ovx ix tcov
yvco^sv, Xva xcd dxovtcov
zu
av
'Pco^lch'cov
Bei Eunap p. 60 (ed. Boissonade Athen dem griechischen Ankläger
dXV ov
at,6vGiv
xov v6[lov dvi-
iGxvtj. p.
in
483) sagt der Proconsul
einem Strafprozess:
TOiiTo ys, Eins, 'Pco^aioL doxi^d^ovatv.
Aehnlich werden in C. de patria potestate
8,
46, 6 die Grie-
chen auf die Befolgung des römischen Rechts hingewiesen: Ahdicatio quae Graeco morc ad alienandos Jihcros nsiirpahatur et
apoceryxis dicebatur,
1)
D. statu hom.
2) Vgl. 3)
4)
l\r
Homanis
legibus
non comprobatur.
1, 5, 17.
mmseu
,
Ostgoth. Studien in Wattenbachs N. Arch.
Wessely, Mittheil. IV S. Als Anhang zur Ausgabe
60.
des Dio Chrysost.
XIV 526 fg.
Aehulich Indaei
vou den Juden (C. de ludaeis
es
lieisst
Romano
-
161
et
commimi
iure viventes
Umwälzung
1,
9, 8):
.
.
Es ist auf liej^end dass die ungeheure ,F°^"\'i''?' o n lichkeitder den Fundamenten der Rechts- und Gerichtsverfas-^-^"*""^""
Soweit das Princip. ^ in
.
,
'
sung, Avelche dieses Princip mit sich brachte, eine Reihe eingrei-
fender Durchführungsverordnungen und Veranstaltungen zur Hand-
habung des geänderten Rechts
erfordert
haben würde.
zusammenhängenden Justizreform
einer
ergangen;
Indessen
im Rahmen
Constitutio Antonina, soviel war wissen, nicht
ist die
ihrer
Form
nach reines Personalprivileg der damals lebenden Gemeindebürger,
Beantwortung der weiteren Fragen denen, welche gezwungen waren, sich damit zu beschäftigen. Es ist möglich und sogar wahrscheinlich, dass Reclamationen sich alsbald ein-
überliess sie die
und noch Caracalla veranlasst wurde, einiges von dem Versäumten in speciellen Verordnungen nachzuholen; insbesondere stellten
auf
dem Gebiet
der Crimiualgerichtsbarkeit scheint sich das Be-
hienach bald eingestellt zu haben.^)
dürfniss
Die überwiegende
Mehrheit der Schwierigkeiten blieb ungelöst und
ist
erst
nach
Caracalla theilweise beseitigt worden.
Gänzlich unklar blieb vor Allem die Frage, wie sich die bis-^^f^'^'iäres o ewohnzum römischen Personalrecht iieitärecht. '
(j
herigen peregrinischen Volksrechte verhalten das
sollten.
Die Frage
römische Recht jetzt
grinen
gilt;
ist
als
damit nicht entschieden, dass
officielles
Personalrecht der Pere-
nach den auch unter den Römern bestehenden An-
über die Geltung particulärer Gewohnheitsrechte konnte
sichten
das alte Landesrecht von den Neubürgern als ihr particulares Ge-
wohnheitsrecht in Anspruch bei
solchen Reformen so
genommen werden;
nahe
sich hiegegen ausdrücklich zu
liegt,
dass
verwahren
ein Gedanke, der
neuere Codificationen
pflegen.-)
Die damaligen
Juristen haben es nicht für nothwendig gefunden, über diese Frage
nachzudenken;
ihnen war
römischen Rechts schöpfte.
1)
.
ein
Daher hat
die Allmacht und Allgegenwart des Axiom, welches ihren Gedankenkreis er-
es
an einer eigentlichen Erörterung dieses
Die Constitutio D. Antouini in CoUatio
XIV
3,
.3,
lung der Gerichtsbarkeit der Prihsidialprocnratoren enthält,
weiterung des Bürgerrechts in Zusammenbang stehen. Ber. der Berl. Akad. 1889 p. 439. 2)
So neuestens wieder der deutsche Entwurf
Mitteis, Eeicbärcclit
u.
Volksrccht.
§ 2
0.
welche die Rege-
mag
mit der Er-
Hirsch fei d,
und dazu Motive 11
Sitz.-
I
S. 8.
— Punkts damals so wie heute
-
162
Die wesentlichen Resultate,
gefehlt.
zu welchen die tastende Praxis gelangte, Avaren folgende:
Zunächst
a)
einzelne
von dem
ist
Dieses
hatten, abzusehen.
der von
eingeführten
Doch
Maxime von
erscheinen
spiele
von
Dispens
die
allein
äusserungen von Seite der Gemeinde.^) ^)
auf pri-
selten
vereinzelte Bei-
als
Testaments-
römischen
den
Bestimmungen über
die
jetzt
Nachfolgern
seinen
solche Privilegien
sind
vatrechtliche Gegenstände gerichtet gewesen;
formen ^) und
welches erhalten
von der
Privileg
das
Stelle,
Tiberius
Recht, Reichs
nämlich dem Kaiser, ausging und nach
noch competenten bestätigt wurde.^)
des
Seite
nach allgemeinen Grundsätzen
blieb
dass
vorausgesetzt,
aufrecht,
privilegiarischen
Gemeinwesen von
städtische
„Adjection" bei Ver-
die
Die grosse Mehrzahl der
Stadtprivilegien ist verwaltungsrechtlicher Natur ^) und gehört da-
her nicht in diesen Zusammenhang, wenn
sie
auch eine privat-
rechtliche Folge nach sich ziehen mag. b) Bezüglich derjenigen Localstatuteu, welche
nomie der Städte beruhen, seien
geschriebenes (Gewohnheits-) Recht,
auf der Auto-
nun geschriebenes oder un-
sie
ist die
Frage, ob
ticuläres Gewohnheitsrecht aufrechterhalten
sie
als par-
werden können, schon
bald nach Caracalla, in einer Anfrage an den Kaiser Severus Ale-
xander acut geworden.'')
man
dass
Die Antwort lautete hier in einer Weise,
mochte,
glauben
seien
es
alle
particulären
ordnungen im römischen Reich anzuerkennen.'') 1)
Abb.
I
Sueton, Tit.
297
c.
8; Plin. ep.
X
58; Dio Cass. 67
c. 2.
Rechts-
hierin ein
Dirksen,
Civ.
fg. 300.
2) C.
de testam.
3) C.
de vendend. reb.
6,
23, 9. civ. 11, 32,
1.
Nicht bieber C. de incest. nupt. 5, 5, 8: Die sind bieE keine römiscben Gesetzgeber. 4)
5)
Wenn
certi
legutn
conditores
D. quod vi aut clam 43, 24, 3 § 4; de sep. viol. 47, 12, 3 § 5; de
albo scrib. 60, 6, 6 § 1;
3, 1;
C. de iure
de numer. et bonor. 50, 4, 11 § 1; de iure immun. 50, de decuriou. 10, 32, 36; de iure reip. fisci. 10, 1, 9;
11, 30, 4. 6)
Dies haben
ögyptien, preface p.
Eugen und Victor Revillout XX)
(Les obligat, en droit
richtig erkannt.
53 1 rracses provinciae probatis his 7) C. quae sit longa consuet. 8 quae in oxipido freqicenter in eodem genere controversiarum servata sunt, causa cognita statuet. Nam et consuctudo praccedens et ratio quae consuetudinem ,
suasit, custodienda est, et
,
:
ne quid contra longam consuetudinem
citudincm suam revocahit praeses provinciae (a" 224).
fiat,
ad
solli-
— Princip gelegen sein sollte, so
ist
es jedenfalls
von der späteren
Zunächst wurde von jeher der
Praxis nicht beobachtet worden.
schon Ulpian ausspricht, dass gegenüber
Satz festgehalten, den
und
Rescripteu^)
kaiserlichen
—
163
ebenso natürlich
auch gegenüber
allem anderen geschriebenen römischen Recht die Berufung auf loeales viel
Fall
Gewohnheitsrecht unzulässig ist,
quae
sit
C.
Dies
ist.
wurde denn,
so
nur ein einziges Mal bestritten, und zwar in dem
zu sehen
longa consuet. 8, 52, 2,
wo
Constautin hervor-
hebt, keine Gewohnheit sei so stark, ut aut rationem vincat mit legem,]
dies
dadurch veranlasst gewesen
wird
sein, dass die
Neu-
bürger die vor der Const. Antonina für den damals engern Kreis der römischen Bürger erlassenen Gesetze auf Grund ihres seither
(Gewohnheits-) Rechts
bestandenen peregrinischen
—
abrogirt erklärten.-)
man
wenn
es
particulär
Aber auch das ungeschriebene römische
Recht wurde den Neubürgern türlich dann,
für
octroyirt.
Am
entschiedensten na-
allgemeine Principien enthielt, von denen
nicht lassen wollte und nicht konnte, wie die Monogamie,^)
das Erbrecht der Frauen,^) die Unzulässigkeit der Leviratsehe"')
und der Abdicatio bereits
liberorura^)
u. v.
a.,
welchen Gegenstand wir
oben berührt haben. Nicht weniger erfolgte dieser Octroi
aber auch dort,
wo
es sich nicht
um
so tiefgreifende Grundsätze
handelte; es wird sich zeigen, dass das römische üotalrecht, das
Patronatsrecht, die Grundsätze über Verträge sicht auf
u. v. a.
ohne Rück-
Localgewohnheiten in Anwendung gebracht wurden.
sonders charakteristisch
es,
ist
dass nicht einmal
Testamente gewohnheitsrechtlich sein
darf;'')
die
Form
Beder
wir werden später
darauf zurückkommen, dass diese Bestimmung ganz undurchführ-
1)
D. de sep. viol. 47, 12, 3 § 5; oben
S.
120 A.
diesem historischen Sinn dürfte die Stelle
2) In
2.
am
richtigsten, verstan-
den sein; die neuerdings von Esser (Die derogatorische Kraft des Gewohnheitsrechts 1889 S. 29) vertretene Interpretation: Wegen älterer Gewohnheit dürfe ein neues Gesetz nicht abgelehnt werden, gäbe nur in specieller
Beschränkung
auf
die
im
genannten Verhältnisse
Text
einen
annehm-
Romani
noviinis,
baren Sinn. 3) C.
de
ine.
nupt.
5,
5,
Kemini qui sub dicione
2:
sit
binas uxores habere posse vulgo imtet. 4) lustin. Edict. 5) C. Th. 6) C. 7)
de Armen.
de incest. nupt.
de patr. post.
3.
3,
12, 2, 4.
8, 46, 6.
C. de testam. 6, 23, 9.
11*
-
—
164
—
Daneben auch niclit durchgeführt ^vorden ist. dann allerdings einzelne Entscheidungen, welche dem localen Usus eine grössere Tragweite einräumen; eine Cousuetudo, welche dem Pächter die Gefahr des Misswachses aufbürdet, wird zugelassen/) welches man nicht etwa auf eine stillschweigende bar war und
finden sich
Unterwerfung der Parteien zurückführen kann.^) Indessen sind Tnconsequenzen bei jedem solchen Receptionsprozess unvermeidlich, namentlich dann, wenn die Praxis so vollkommen
vereinzelte
sich selbst überlassen
wie
ist,
nach der C. Antonina war.
es
sie
Als Princip scheint festgehalten worden zu sein, dass ein dero-
girendes Gewohnheitsrecht gegenüber dem römischen Recht Subsidiäres Gewohnheitsrecht dagegen finden nicht aufkommt. wir wiederholt zugelassen; rechtlich
greift Platz
es
bezüglich
nicht näher geregelten Frage, in welcher
mente zu eröffnen sind;^) es kann bestimmen, dass die Dos Bürgen zu bestellen hat;^) auch
Frau für
mungen über leisten
ist,'')
die
Form,
und über
reichs-
die
Bestim-
Canon zu Bürgenstcllung im Strafverfahren können welcher
in
die
der
Form Testader Manu der
landesrechtlich näher detaillirt sein.^)
der coloniarische
'')
Als allgemeiner Satz lässt sich aus diesen Erscheinungen abdass
strahiren,
die
peregrinischen Landrechts
des
Stellung
zum
römischen in dieser Periode gegenüber der vorantouinischen Zeit wesentlich verschoben
Anwendung
Während
ist.
früher für die.Peregrinen die
das Princip bildet
des Landrechts
und das Reichs-
recht in der Regel subsidiär, in Ausnahmsfällen auch
1) C. fjionis
de locato
postulat ut
si
4, 64,
8
.
.
.
expressum non
si
qua labe tempestatis
est
in locatione aut
vel alio caeli vitio
ad onus tuum pertinerent, .... rationem
tut iuxta
derogato-
damna
bonam fidem
mos
re-
accidissent, Tiaberi
rede
postulabis. 2)
Man
müsste sonst
alles ius dispositivum
auf stillschweigenden Pav-
teiwillen zurückführen. 3) C.
quemadmod. aperiantnr
4) C. ne (a**
fideiuss.
dotium
32, 2.
G,
20,
5,
1
hebt diese Gewohnheitsrechte auf
381); sie sind also bis dahin anerkannt worden. 5) C. 6)
de agricol. cens. 11, 48,
D. de custod. reoruni 48,
Ob auch
3,
5. 4.
1, 1 erwähnte ,./e.r", welche die Wiederaufnahme des durch Eid beendigten Verfahrens im Fall des Meineids ausnahmsweise gestattet, ein locales Statut oder ob sie ein römisches Gesetz
7)
die in C. de R. C. 4,
sein soll, ist nicht sicherzustellen.
— risch eingreift,
sich gebracht
wie
subsidiär
die
Umkehrung
plötzliche
umgekehrt das lus
jetzt
ist
Landrecht
das
des
haben muss,
eintretende
Sachverhalts ist leicht
civile
Regel und
die
Aushilfe.
Dass
diese
ungeheure Härten
mit
Erscheinungen,
einzusehen.
Reception in Deutschland mit sich ge'bracht hat,
sie die
die Parteien in erster Instanz
appellatorio" durch
werden,^) werden
Wer
—
165
Anwendung
die
des
Reichsrechts überrascht
damals nicht selten
auch
wo
nach Laudrecht verhandeln und „in
vorgekommen
den Codex lustinianus daraufhin durchliest,
sein.
wird die Bei-
spiele in Fülle vorfinden.
Wie
über das Verhältniss des Reichsrechts zum
Volksrecht^®",'''''*''''"'"
von Caracalla nichts bestimmt wurde, so wurde auch die Handhabung des nunmehrigen Reichsrechts der natürlichen Entwicklung der Dinge überlassen. Es ist uns nicht bekannt, dass die Constitutio Antonina die Niedergerichtsbarkeit der peregrinischen Städte, welche
noch immer wesentlich auf den alten Stadtrechten
beruhte, der römischen Gerichtsverfassung accomodirt hätte. sei
Es
auch auf diese Seite der Sache ein Blick geworfen.
Wir berühren hiemit
einen sehr unklaren Punkt der Rechts- i^"^^'^"*""^ der Deciirio-
°**^' entwicklung. Es ist eine bekannte Thatsache,' dass im vierten Verfassung. O Jahrhundert die und fünften Decuriouatsverfassuug auch in den
Reichsprovinzen durchgeführt
östlichen
ist;
wie und
wann
sich
jedoch diese Umbildung der alten hellenistischen Stadtverfassung
darüber fehlt es an bestimmten Nachrichten.
vollzogen hat,
manchen Städten wurde
die
In
Curienverfassuug schon in der classi-
schen Zeit eingeführt; in Massilia treten schon unter M. Aurelius Quästoren, Duovirn und Quinquenualen
1)
thum
S.
Die Mehrzahl der
Einen sehr merkwürdigen Fall berichtet Stölzel, Das 397
S.
283
hisslich der
gel. Richtcr-
fg.
Hirschfeld,
2) 0.
[1883])
auf.-)
£F.
—
Gall.
Wenn
Studien
I
(Sitz.-Ber. der
Wiener Akad. CHI
aber schon die Juristen der severischen Zeit an-
Besprechung der Decurionatsverfassung auch Verhältnisse des Ori(z. B. D. de decur. 50, 2, 3 § 2; de mun. et hon. 50, 4, 1 § 2,
ents hereinziehen
18 §§
5, 7,
10,
13,
19, 26; D.
de legat. 50,
7,
5 § 5; D. de decrot.
ab ord. 50,
zusammen, dass gewisse Bestandtheile derselben, insbesondere das Recht der Munera, sich im ganzen
9,
5 [cf. 50, 2, 11
i.
f.]),
so hängt dies zunächst damit
Reich gleichmässig ausbildeten, ohne dass daraus auf den speciellen Charakter der Verfassung geschlossen -werden könnte, wenngleich hiemit schon ein wichtiger Schritt zur Nivellirung
gethan war.
—
—
166
Städte scheint jedoch erst im dritten Jahrhundert ihre alte Ver-
zu haben.
fassung verloren reichen
Bis
tief
in
das
dritte
Zeugnisse, welche den Fortbestand
die
der
Jahrhundert griechischen
Noch um das Jahr 242 p. Chr. finden wir Volksbeschtüsse aus Amorgos mit Archonten, Bule und Demos/) und uudatirte Beschlüsse in gleicher Form, welche nach der häufigen Erwähnung von ÄvQ'^liOi dem severischen Zeitalter zuzuweisen sind, kommen durchaus nicht selten vor.^) Von Tomi ist es bekannt, dass es erst gegen Ende des dritten Jahrhunderts Stadtverwaltung darthun.
Um
römisches Municipium geworden zu sein scheint.^)
diese Zeit
wurde auch in Aegypten langsam die Decurionenverfassung eingeführt,'^) und so mag der Prozess vom Ende des zweiten bis zum vierten Jahrhundert hin langsam vor sich gegangen sein.^) Eine Aenderung der Gerichtsverfassung dürfte mit diesem Prozess nicht notliwendis verbunden gewesen sein. 1)
xwv
deutschen aich.
Mittheil, des
KaroiKovvzcov
'AfjiOQybv AiyiixXrjv
Inst, zu
hiezu als Zeitbestimmung die Subscription 'jfiOQyä
.
.
.
TiQO
Eldwv JsKBfißgiwv
Athen
(fdo)|fv ägxovai
,
I
347 n" 14 MsiXtjci'cov ßovXfj , ät^ua
,
.
.
.
und
No. 15
lin.
18 sq.: 'Eyivezo iv
Jivtxzup 'Azzikcö
y.al
Aiatv{i(p) Flgaizs^-
1.
c.
AvQ/EQ(iavon Panormus freilich (Kaibel, lusc. und dfj^og einen Stein setzen, ist wohl
xüx(p vndzoie (242 p. Ch.) Avq. EvzvxiSrjs Nci{^)ov £l6t]yr}6ä(iT}V ß'
yoQccg
iTtsiprjcptaäfirjv.
In der Inschrift
wo noch i. J. 314 ßovXi^ an eine blosse Floskel zu denken, ebensogut, wie wenn (Kaibel 1078 a) ungeSicil. n. 296),
fähr
um
Zeit at
dieselbe
Zt-neXäv
ßovXal kuI 6
drjiiog
Ehrenbezeugungen
statuiren.
n. 29;
2)
Swoboda,
3)
Tocilescu, Archäol. - epigr, Mitth. aus Oesterreich VI 1882
cf. C. I.
4)
Nach
Die griechischen Volksbeschlüsse
S.
C.
I.
G. 5069
scheint noch
um
das
Anderseits
5)
221. S. 16
250 das Strategenamt in
J.
ist
in
Zeit die italische Verfassung daselbst schon fest etablirt.
506
fg.,
L. III Suppl. p. 1851.
Aegypten hie und da vorzukommen. II S.
184
der constantiuischen
Kuhn,
Verfassung
fg.
Lehrreich für das stufenweise Fortschreiten der Entwicklung sind die
neuerlich veröffentlichten Inschriften des Städtchens Sillyon in Pamphylion. liier
erscheinen zunächst die Mitglieder des Raths (ßovXtvtcci) und die der
Gerusie (yf^atoi) und sodann die Mitglieder der Bürgerversammlung (sxxütjGiaGtaC), welche
von den übrigen Bürgern auch
teres ist sehr wichtig; es zeigt, dass
{noXüzai,)
unterschieden sind.
in der griechischen
Letz-
Stadtverfassung
wie im römischen Municipalwesen die Befugnisse der Volksversammlung
all-
mählich auf einen bestimmten Kreis angesehener Bürger beschränkt wurden, womit die spätere vollständige Abschaffung derselben angebahnt war. Vgl.
Mommsen,
Ztsch.
Städte Paniphyliens
f.
u.
R. Gesch. Pisidiens
XXIV I
1890
2 S. 303; p.
175
sq.
Neumann
u.
Petersen,
— Unzweifelhaft dieser
in
viiiciae
ist
—
IG7
zwar der Geschäftskreis des Praeses
pro-<5';"?'i'f'^a''1 keit des
«re-Praeses
Periode gegenüber der früheren Zeit noch
i.ro-
Die alten Privilegien gewisser Gemeinden, ausschliess-
wachsen.
von eigenen Richtern gerichtet zu werden, sind längst unter-
lich
gegangen, und mit dem Wegfall des peregrinischen Landrechts
ist
auch das patriotische Gebot Plutarch's, einheimische Streitigkeiten nicht vor den ausländischen Richter zu
bringen,
gegenstandslos
In Folge fortgesetzter Zerlegung stellen die Provinzen
geworden.
der diocletianisch-constantinischen Monarchie nur noch Kreise von
massigem' Umfang vor;') hatte früher behufs Zugänglichkeit des die Bereisung der Provinz durch diesen selbst oder
Statthalters
Legaten und
seine
luridici^)
unbequeme'') Herumziehen
stattfinden müssen,
weg und wurde
so
fiel
jetzt das
die Statthaltergerichts-
barkeit in den verkleinerten Provinzen von einem festen Amtssitz
Noch mehr
aus verwaltet.
als
früher erscheint
nunmehr
der Prä-
ses als der ordentliche Richter erster Instanz; es ist bekannt, dass
nach Wegfall der Geschwornengerichte, der Präses
jetzt,
weg
als
oft kurz-
Iudex bezeichnet wird.
Daneben muss
für
geringere Sachen überall eine municipale
Gerichtsbarkeit bestanden haben.
Allerdings sind wir hierüber in
Ermanglung äusserer Zeugnisse auf Schlüsse aus der Natur der Sache angewiesen. Auch ist dieser Punkt insofern zweifelhaft, als diejenigen Schriftsteller,
welche die Gerichtsverfassung dieser
Periode behandelt haben, auch hier Kaiserzeit"^)
—
einem TheiF')
297
wie
schon für die ältere Italien
in
und
der Städte in den Provinzen Municipalgerichtsbar-
Näheres Moininsen, Ueber ein Verzeichniss der Provinzen aus Cur. (Abb. d. Berl. Akad. 1862) p. 489 fg.
1) J.
—
annehmen, dass nur den Städten
d.
n.
2)
Ueber
letztere
Borgbesi, Oeuvres
dorf, Arch.-epigr. Mitth. aus Oesterr.
222-225. 3)
Nicht hieher
C.
Vgl. Dio Chrysost.
(rag SCnixg) diu nXeiovog
I.
or.
I
G. 1346; vgl.
XXXV
p.
V
p.
p. 169;
362;
Hirschfeld
Mommseu,
Hertzberg,
u.
Benn-
Eph. epigr.
Gesch.
IV"
II 3.55.
434 (Morelli): cpaalv dh vvv k'asc&ai
XQ^'^^^- ^oig (isv yccQ äv&Qcönoig ov^ vTto^is-
vsiv Ivvfjjcds slavvs o&cii TtoXvxcc xdog. 4) 5) d. folg.
Oben
S.
91
fg.
Unter diesen privilegiiten Städten denkt sich Savigny (s. das Citat Note) nur jene mit lus italicum, v^as gegenwärtig Niemand mehr
glauben dürfte; Bethmann-Hollweg (Civ.-Pr. III 104) die ehemals freien und föderirten Städte; Walter (Gesch. T' 571) ausserdem noch jene, welche schon früher „Municipien, Colonien oder latiuiscbe" gewesen seien.
^^"^^^''ij^'"'' ^'^'^'^eit.
—
-
168
Für die
kcit in geringeren Reclitsstreitigkeiten zugestanden habe. soll bis
„gewöhnlichen" Provinzstädte stitut der
wo
zum Jahr 364,
das In-
Defensoren geschaffen wurde, die gesammte, auch nieHänden der Präsides geruht haben,')
dere, Gerichtsbarkeit in den
indem in diesen Städten zwar die Curie, aber keine Magistrate Man wird jedoch gut (Duumvirn) vorhanden gewesen seien.^j thun, sich die Zahl der Ortschaften, in denen keine niedere GeFür die richtsbarkeit bestand, möglichst gering vorzustelleu/J Savigny,
Vgl.
1)
wie gewöhnlich,
§ 123,
Gesch.
röm. Rechts
d.
P
folgt),
S.
74
— 77,
100
(welchem Puchta, Inst. I fg.: „In den gewöhnlichen
um die Mitte des vierten Jahrhunderts der Stattauch die erste Instanz; nunmehr aber bekam diese der Defensor."
Provinzialstädten hatte bis balter
101).
(S.
mit
S.
Bethmann- Hollweg,
46 oben.
103
Civ.-Proz. III
104, 109, vgl.
fg., bes.
Vorsichtiger und offenbar von der Empfindung der Unzu-
Hegel, Ital. Städteverfassung I 91, bes. Unbestimmt Klipffel, Etüde sur le regime munic. gallo-romain, Nouv. Eev. bist. III 171-597. Besser Kariowa, Rechtsgesch. I 895. 2) Das glaubt Savigny, worin ihm Kariowa, Rechtsgesch. I 895 folgt, insbesondere au den gallischen Municipien beweisen zu können (Gesch. des länglichkeit dieser Ansicht geleitet
]Sr.
2.
—
—
C. Th. de decur. röm. R. r- 80); aber seine hauptsächlichste Beweisstelle kann schon desshalb nicht verfangen, weil um jene 12, 1, 171 v. J. 409
—
wo
Zeit das Defensorenamt bereits seit 40 Jahren bestand,
möglich
ist,
Dasselbe
gilt
dass
die
übrige
von den bei
städtische
Kuhn,
Verfassung
39
S.
I
n.
es
denn
freilich
weggefallen
Gerichtsbarkeit
war.
178 angeführten Be-
weisstellen. 3)
Im Sinn
des justinianischen Rechts C.
D. ad munic. 50, 1, 29
Regel vorausgesetzt. publicae
Es
ist
ferner bemerkenswerth,
(Marquardt, Staatsverw.
eine (wohl
de decurion. 10, 32
I.
wird die Municipalgerichtsbarkeit
untergeordnete)
P
S.
163;
Gerichtsbarkeit
die
(31),
53
allgemeine
dass der Curator rei-
Klipffel
inter
als
1.
c. p.
381) überall
civitatcm et privafos hat.
wohl nur eine Seite der städtischen Gerichtsbarkeit, und es ist chadass diese sogar in die Competenz des Präses gelegentlich übergreifen konnte, C. ue de statu defunct. 7, 21, 7. Es ist ferner daran zu
Dies
ist
rakteristisch,
erinnern, dass in Rescripten der Richter häufig (.onqHtcns iudex oder
is
cuins
genannt wird; ich habe den Ausdruck vom fünften bis zum siebenten Buch des Codex gegen vierzigmal gezählt. Es ist unbestreitbar, dass darunter auch der Präses begriffen sein kann (vgl. Bruns, Syr. R. ß. 224); aber die unbestimmte Fassung deutet doch auf das Vorhandensein verschiedener Instanzen, und ob man dies durch die Beziehung auf die Magi-
de ca re notio
est
strate der ,,privilegirten"
(Bethmann-Holl w.
Häufigkeit erklären könnte,
ist
doch
a
a.
0. S. 104) Städte in dieser
fraglich.
Auch C. de pedan. iud. 3, 3, 5, wo dum Präses die Erniüchtigung zur Bestellung von pedanei iudices für negotia humiliora gegeben wird, kann nicht beweisen, dass es daneben nicht eine sclbslämlige Untergorichtsbarkeit
—
—
169
Städte der östlichen Reichshälfte,
wo
uralte Gerichte be-
überall
mau annehmen künnen, dass diese sich auch nach Einführung der Decurionatsverfassung erhielten und nur wegen ihrer sehr untergeordneten Bedeutung nicht erwähnt werden; aus standen, wird
uus ohnedies zahlreiche diesbezügliche Mittheilungen überliefert. Wie es im Occident in den Städten, abwelche früher nicht die römische Verfassung gehabt hatten Colonieen und Municipien zahlreichen den also von gesehen der
sind
Kaiserzeit
früheren
—
—
gestanden hat, wissen wir nicht; irgend eine städtische Niedergerichtsbarkeit
möchte
man wohl auch
hier
wenn-
annehmen,
zuzug-eben ist, dass wir weder über die Namen dieser Unterrichter noch über ihr Verhältniss zur Curie irgendwie unter-
gleich
richtet sind.
dem Jahre 364 wurde Persönlichkeit unter dem Titel Seit
und Beschützer der Plebs die
Befugniss
ertheilt,
in allen Städten eine angesehene Defensoren.
in
wurde alsbald auch geringfügigeren Rechtssachen Klagen dieser
Diese Institution,
anzunehmen und zur Entscheidung zu bringen. welche
am
beweist,
deutlichsten
niedrigen Gerichtsbarkeit
gerathenen
in Verfall
haben;')
nach einer
welches Bedüri'niss
bestand,
mag
Avohl
städtischen Gerichte
manchen Orten dagegen
an
zum Patron
eines Defensor plebis
aufgestellt;
damals stark
die
verdrängt
theilweise
sjcheineu
Municipalmagistrate neben einander gewesen zu
Defensoren und sein.-j
Keines-
wird man annehmen dürfen, dass vor der Einrichtung der Defensoren in den gewöhnlichen Städten keine Unterrichter be-
falls
standen.
—
Im
seit oströmischen Reich finden wir schon frühzeitig sogenannte Eirenarcheii, den ersten Jahrhunderten der Kaiserzeit
—
gegeben hat.
Dies Gesetz will nur besagen, dass die durch
c.
2 h.
führte Beschränkung der iudicis delegatio bei geringeren Sachen
t.
einge-
— die aber — wegtallen
dennoch zur vorbehaltenen Cognition der Kreisgerichte gehören soll. Vgl. auch Hartmaun-Ubbelohde, Ger.- Verf. S. 602-605.
—
1)
Dass es Orte gab,
handen waren,
wo ^war
zeigt C. de donat.
der Defensor aber keine Magistrate vor-
8, 54,
30.
Die Gründe, aus denen
Savigny
verwahrt, als ob dies durch eine VerMagistrate zu erklären wäre, sind gewesenen vorhanden früher drängung der
a. a.
0. S. 91 sich gegen die
Annahme
keineswegs überzeugend. 2) Insbes.
Hegel,
Städtevcrf. S. 91 A.
3.
—
Neuerlich L.
Untersuchungen zur Gesch. der bjzantiuischen Verwaltung S. 45-47.
in
Hartmann, Italien (1889)
^_J^^^;^,
—
—
170
auch die Digesten Erwähnung
dereji
sprünglich
Beamte-,^)
polizeiliche
Dieselben sind ur-
thiin.')
es
ist
unmöglich, dass
nicht
Competenz als „Friedeasrichter", etwa nach Art der französischen und englischen Friedensrichter, zugestanden hat. Nach einem Papyrus des British Museum, welchen C, Wessely veröffentlicht hat,^) wird in einer ägyptischen Stadt ihnen auch
gewisse
eine
(Arsinoe) ein Rechtsstreit vor den €LQrjVLXol avÖQEg'^) geführt und
zum Ausgleich
gebracht; es
Behörde mit
terliche
Behörden könnten
möglich, dass diese friedensrichDerartige
ist.^)
auch sein, welche in den occidentalischen
es
Städten, bei denen
ist
den aiQriva.Q%aL identisch
Avir
keine eigentlichen Duumviren nachweisen
können, die kleineren Rechtsstreitigkeiten entschieden haben.
Dem
Gesagten zufolge wird im oströmischen Reich auch in
der nachclassischen Zeit ein Theil der Rechtspflege in den Hän-
den untergeordneter localer Behörden nicht verkannt werden, dass hierin ein
Es kanu
gelegen haben.
Moment
liegt,
welches den
herrschenden Centralismns verringerte und der Fortdauer particulärer Rechtsanschauungen selbst vor
nicht
ungünstig war.")
dem römischen Proconsul
Wenn man
griechische Rechtsgrundsätze
anzuwenden versuchte,'^) mag es im Verfahren vor den örtlichen Behörden nicht besser bestellt gewesen sein, da diesen keine des römischen Rechts
kundige Berather zur Seite gestanden haben
Doch ist die Erörterung über die Qualität der Rechtshandhabung vorläufig noch auszusetzen, um vorher von der Wirkwerden.
samkeit des Notariats zu sprechen.
Notare.
Derjenige Factor, welcher die Reception des römischen Rechts
im Orient am meisten 1)
D. de mun. et hon. 50,
2) C.
3)
befördert, ja
4,
man
darf sagen erst ermög-
18 § 7.
de irenarchis 10, 77, 1
Wiener
Stud.
IX
S.
266
fg.
4) a. a. 0. Z. 19. 5)
Wenn
B. die
z.
Andeutung von Hegel
unter den pedanei iudices in C.
I. 3,
3, 5
vom
(a. a.
0. S. 91 n. 2),
wonach
Präses stäudig ernannte Unter-
richter zu denken sind, das Richtige treffen sollte, könnte man diese Unterbeamten mit den Eironarcheu und den siQrjviHol av$Qeg iu Zusammenhang
bringen. C)
Ztscb.
f.
S.
jedoch
S.
168 N. 3
i. f.
Dies wird (für die ägyptischen Verhältnisse) auch von E. d. ägypt.
7) S.
oben
Sprache 1885
S. 141.
p.
133 richtig hervorgehoben.
Springer
licht hat,
Ihm oblag
das Notariat.
ist
—
171
es,
eleu
rechtlichen Ver-
Bahnen des neuen Rechts zu lenken, dem Unkundigen in den schwierigen Formen des römischen Rechts an die Hand zu gehen und auf diese Weise in der schwankenden Formlosigkeit des lielleniÄtischen Rechts die feste Basis zu schaffen, auf Grund kehr
in die
deren allein der römische Richter ein Rechtsverhältniss anzuer-
kennen geneigt war.
Das
Institut der notariellen
hat unzweifelhaft
der
in
orientalisch
wurde
bereits gesprochen;
-
griechischen
hier
in der nacliclassischeu Zeit für
mag, da das Beurkuuduugswesen die gesammte spätromische Rechts-
entwicklung von höchster Bedeutung
ein Rückblick
ist,
auf die
meines Wissens noch nirgends erörterte Entwicklung des europäischen Notariats geworfen werden.
Als die ältesten Urkundspersoueu treten uns die griechischen Merker {jivri^ovEg) entgegen, welche wohl, ähnlich den Kundmännern des deutschen Rechts, auf Grund ihrer Erinnerung über den Bestand von Rechtsverhältnissen Auskunft geben. Das Recht
von Gortyn erwähnt
ihrer an zwei Orten; beidemal
rufen, über den Inhalt
eines Prozesses,
dem
sie
sind sie be-
als
„Dinghörer"
beizuwohnen haben, Auskunft zu geben.
Gortyn al
fiEV
(ed.
Bernhöft) IX 32:
xa vixag
iTCL^coXfj,
dtxaßrccg xb fivd^icov, ai xa xccl
Ol
TioXiaTsvr],
oC
ds
6
dmj
Wenn man wegen
sntßdlXovTsg
aTto-
(6
ist, .
.
.
und
er
lebt
und
die betreffenden
Auskunft geben.
50: x'
iitixalri
xar?)KQXfx>v
dixag
(t)«
(fivdiijovL
TCQo
reTagrcov
dvrl
^{aLTVQCJv)
.
An
.
dem Weibe und dem Richter und dem Merker vier Tage vorher vor Zeugen
.
andern Orten
er ihr^) vorwirft, soll der,
rq der den Streit beginnt, ansagen
dixccörcc xccl
xccl
Was
7tQoJ^{s)i7tdtc}
td{d)
rä
yvvaixl
1)
wenn
der Merker,
Bürger
Zeugen
X
ab-
^attvQsg aufnimmt, sollen der Richter und
(pavLovTcov.
ort
einer
Sache den Prozess
geurtheilten
kommen
die
.
^vt](xoveg
Der Mann der sich scheidenden Frau.
.
.
als
Geschieht«
Hemisphäre^J^^^tJ'^^j.?"
Von den ägyptischen Monographen
Anfang genommen.
seinen
Beurkundung im römischen Reich
Auskunftsper-
-
—
172
sonen über das Eigenthum au Grundstücken
einem Gesetz von Halikarnass circa 454^)
a.
in
Betracht, so in
Chr.
Dittenberger, Syll. Insc. Graec. No. 5 Z. 16 fg. ^v d(e Ttg) Q^skrjt dLxd^{s)a&at, tisqI y>](s ^i) olxlcov, inixak{Ei)tco iv oxta Kai dexa ^rjalv, an 6 zo adog iyivt{xo) üT(i) dv Ol ftv7ffto(vcS s)tde(x)6Lv, rovro xuqtsqov av{a)i. „Was die Kundmäuner über das Eigenthum von Grundstücken anzugeben wissen, das soll im Eigenthumsprozess massgebend sein." Man erinnert sich hiebei, dass der Kauf von Immobilien .
in Griechenland häufig
.
unter einer gewissen Publicität stattfand.
Doch scheinen die hier genannten Personen mehr zu sonst wohl vorkommenden Zeugen und Nachbarn; scheinend
.
sein als die sie
sind an-
Gedächtnisszeugen, welche, jeder Veräusseruug
officielle
zugezogen, über den jeweiligen Stand des Grundbesitzes Aufklä-
rung ertheilen können.
Wenn
Merker des Gerichts und die Wissenden bei Grund eigener personliclier Erinnerung Auskunft geben, muss bei weiterer Verbreitung des Schriftwesens dem mündlichen Vorgang eine schriftliche Aufzeichnung gefolgt sein, welche immerwährende Urkunden schuf. Hiehier die
privaten Erwerbsacten noch auf
mit ging das Merkeramt in das Archivwesen über. die
zur Festhaltuug
Schrift
mehr musste
des
Anwendung
die
des Archivs sich auf die verschieden-
artigsten Rechtsgeschäfte ausdehnen. stoteles
1)
In diesem
Sinn führt Ari-
Archivbehörde als einen Bestandtheil seines Muster-
die
staats an,
Je sicherer
Geschehenen sich eignet, desto
wobei er ihre weite Verbreitung hervorhebt:^)
Die Altersbestimmung nach Kirch hoff, Studien
z.
Geschichte des
griecb. Alphabets p. 5. 2) Aristot. Pol.
avfißöXuia
i'dicc
roig Kcci zag yQctcpag jtifv
ovv
^tQi'i^ovaiv
KaXovvzai öi
VI
kccI Tccg
8: 'Etbqk S' KQi'asig
zäv
iv,
diyicöv
«qx^ TiQog j]v dvuyQdcpeo&ai det zd ra xäv SiKaarrjQicov nagd 8s roig avToig Tor-
isQQ^iv/ifiorsg Kai tniazdxai
—
Sst H«t zag
yivfcd'ai
Kai zavzrjv sig nXfiox^g,
f'azi
>to;t
df
(ii'k
sloayayäg.
'Evtaxpv
xrpi'a zovzcov itävzwv.
^vr^iovBg Kai zovzoig dXXa ovö-
Der hier erwähnte Ausdruck Ilieromneuionon kommt sonst noch öfter vor, doch in anscheinend audcrfr, wenngleich unbekannter Fuuction; vgl. Foucart, Insc. d. Pelop. ad No. lG8i; Böckh, C. I. G. I p. 610b, cf. No. 1242, 37'J4, 6545, 5G40; Bull, de corr. hell. III 467 u. a.; als Organe der Schatzvcrwiiltung erscheinen die Uieromnomonen in No.2161. Eino Zusauimeustellung der verschiedeueu Verwendungen dieses Titels wäre wüusohenswcrth. — Eino Anzahl iivr'movtg verzeichnet Gilbert, Griecb. Staatsaltertb.
/Liara
avvsyyvg.
II 334.
—
—
17.')
„Wieder eine andere Behörde ist die, bei welcher Privatund Erkenntnisse der Gerichte schriftlich niedergelegt werden müssen. Bei eben denselben muss auch die Aufnahme der Klagen und die Einleitung der Prozesse geschehen. An manverträge
man
chen Orten vertheilt
die aber alle unter der
unter mehrere Beamte,
diese Geschäfte
man
Leitung eines Einzigen stehen;
nennt
Hieromnemonen, Epistaten, und was dergleichen Titel sind." Mit dieser Ausbreitung des Beurkundungswesens geht eine starke Arbeitstheilung Hand in Hand. Aus den alten Gerichtsmerkern werden die yga^^atstg der Richter, welche die Prozessverhandluugen zu Protocoll nehmen; auf Proxeniedecreten für aussie
Richter*)
ländische
man
findet
ihrer Fingerfertigkeit
auch
oft
und Ehrlichkeit
ihre
ihre Rathsschreiber, welche freilich, wie ihre
im
Schreiber
wegen
Die Städte haben
belobt.")
deutschen Collegen
bald zu wichtigen Persönlichkeiten aufrücken und
Mittelalter,
Die Tempel, deren finanzielle Gebahrung bekanntlich eine sehr umfangreiche war,^) haben einen Kämmerer, der ihre Urkunden stilisirt und verwahrt. Am wichtigsten wurden jedoch die städtischen Archive. die Staatsacten unterschreiben.
Wie schon
früher erwähnt,^) besitzt jede Stadt^) ein Archiv,
c(Q%eiov, xQSCOcpvXdxLov,
auch rsd-^o- oder QrjTQoq)vXdxiov genannt,
welches, wie Aristoteles hervorhebt und aus zahlreichen sonstigen
Mittheilungen zu entnehmen
vor Allem der Aufbewahrung
ist,^')
Urkunden über Rechtsgeschäfte zu dienen hat; auch verpfänwerden daselbst hinterlegt. Gleichzeitig nehmen die Archivbeamten auch Rechtsgeschäfte zu Protocoll; der
dete Schuldscheine u. dgl.
Grundankäufe, Mitgiftbestellungen,
1) S.
oben
de corr.
3)
Büchsenschütz,
4)
Oben
5)
Mindestens
95
V
hell.
Besitz
p.
434
u.
V. A.
und Erwerb
S.
506
fg.
fg.
dreissig solche Archive
sind inschriftlich
nachweisbar;
das Verzeichniss, welches sich aus den Indices der epigraphiscbeu
lungen und Bull, de corr. S.
123
n.
1
finden
S. 77.
2) Z. B. Bull,
S.
Sklavenfreilassungen'')
hell.
VI 24fg.
leicht vollständiger,
Samm-
sowie Königsberger Studien 1887
,
als bisher
geschehen
ist,
herstellen
Hesse,
dürfte hier nicht von Interesse sein. C)
Zerstörung der Archive mit den Schuld Urkunden bei Volksaufständen:
Joseph, bell 7)
2338 b
lud. 11 17,
Die ocvayQCicpal
6 (31) x^ogicov
Didot; (z.
Augustini ep. 86 § 15 a" 417
B. C.
oder die bokanr.te Inschrift von
I.
G. 2338),
TtQotyiäv
Mykonos, Athenaion
(z II
p.
B. C. 235),
Chr. I.
G. die
—
—
174
regelmässig im Stadtarchiv statt; auch bei der Stiftung der Grab-
Dass
stätten wirken diese zur grösseren Sicherheit mit.^)
sie
auch
Klagen zu Protocoll nehmen, zeigt obige Stelle aus Aristoteles' Politik und eine heitere Erzählung des Aristophanes,^) Demnach sind schon in den letzten Jahrhunderten der grieSelbständigkeit
chischen
Behörden überall mit Schon um diese Zeit hat sich auf Sardinien und Afrika erstreckt, wie städtischen
die
Functionen betraut.
notariellen
unsere Einrichtung bis
das erste karthagische Bündniss darthut, welches feststellt, dass
im libysch-sardinischen Gebiet nur
Zuziehung
unter
eines
die Geschäfte der Zwischenhändler
Notars
giltig
werden
geschlossen
können.^)
Von diesem
officiellen
Notariat
nun jene Einrichtung
ist
dem römischen
scharf zu trennen, welche in späterer Zeit unter
Namen
des Tabellionats eine ausserordentliche Beliebtheit erlangt
Die privaten Urkundspersonen
hat.
—
teren Tabellionen
sind
—
denn das sind die spä-
den Griechen neben den
bei
Verwendung gestanden. archivalische Beurkundung
war
kehr zu
die
schwerfälliger Vorgang;
leicht
und
erreichbaren
Diesem scheinen
in
war das
es
begreiflicherweise
Bedürfuiss
nach
gewandteren Urkundsperson
älterer
öfiPent-
Für den Handelsver-
lichen von jeher in
ein
einer
vorhanden.
vorwiegend die Trapeziten ge-
Zeit
im Ganzen doch anerkannte
dient zu haben, welche durch ihre
Vertrauenswürdigkeit zur Redaction und selbst zur Deposition von
Urkunden geeignet und
gleichzeitig
phthiotisclien
von Daulis, Ross,
Tempelarchiv stammt, 1)
2)
TiXijV
s.
Inscr. ined.
hell.
Den Beweis
vornimmt.
Geschäfte XI 364
fg.)
ergibt die
N. 81, welche ersichtlich aus dem
daselbst Z. 23.
tni
22:
ktjqvkl
Toig äa kuz' jj
drjfioeia Ttiozsi ocpeiXte&co
4)
Makler und Ge-
Oben S. 95 fg. Nubes V. 764.
3) Polyb. III
Tslog
als
avaypaqpal Ttöv ansXBv&SQCov (Bull, de coir.
sind PublicationeD, welche das Archiv Inschrift
selbst
Bei ihnen wurden
schäftsträger^) verwendbar waren.
Plutarch de
vit.
ygocfifiarei
Sfinogiav jrapaytyvoftfvoie ^j]S&v iOTat '
06k
S'
dv rovrcov nagovrojv
xä drcodo^tvco, Zau uv
pud. 10:
di'
/}
JtQa9>j,
iv Aißvi] ^ iv I^agSövi
dyoQÜg xai tQanftr,S
i-noisiTO
tb Gvfi-
ßölaiov.
die
5) Vgl. Philostrat. v. soph. II 1, 6 (ed. Westermaun), wo Herodes Atticus Legate seines Vaters an die athenische Bürgerschaft durch seine Trape-
ziten abwickeln lässt.
selbst
-
175
ohne Zeugen geschlossen/) die Schuldurkunde hinterlegt,
Die Niederleihrer Gegenwart quittirt oder annullirt.-) gung der Urkunden bei einem unparteilichen Dritten war überhaupt im Geschäftsverkehr äusserst beliebt. An diese Gebräuche mag sich dann ein eigener Berufszweig angeknüpft haben, welcher die Ausfertigung und eventuelle Verwahrung der Urkunden zu
und
in
seiner Hauptaufgabe machte. Wie lebhaft das ßedürfniss hienach war zu einer Zeit, wo es öffentliche Agenten im heutigen Sinn nicht gab, zeigt der Umstand, dass die Privatvereine regelmässig eigene Secretariate besassen, welche die Verwaltung ihrer Rechts-
Solche Secretariate, für das rechts-
angelegenheiteu besorgten.^)
suchende Publicum eröffnet, führen zu den späteren Tabellionen
Hiemit berühren
hinüber.
wir
die
entsprechenden Verhältnisse
Römern.
bei den
Die Geschichte der Beurkundung " hat bei den Römern einen ganz andern Gang genommen,
bei
als
den Griechen.
Während
Urkundszweck in der Sicherheit und Publicität der Rechtsgeschäfte gegeben ist, dienen die röm,ischen Urkundsverfasser vorwiegend der juristischen Correctheit und Fehlerlosigkeit des Actes. Oeffentliche Beurkundung, Merker, Archive bei diesen der älteste
sind
der älteren römischen
Fug vermuthen
gänzlich fremd;
Zeit
dass
dürfen,
die
Römer
bei den Griechen in Unteritalien, Sicilien lernt haben.
Römer
in
diese
^)
und Afrika kennen ge-
ersten karthagischen Bünduiss
scheint
es
Einrichtung
misch wurde.^)
rum
man wird mit
Einrichtung erst
müssen
die
„Libyen und Sardinien" immer vor öffentlichen Notaren
contrahiren; bis
dem
Seit
diese
in
aber noch lange gebraucht zu haben,
Rom
und
den italischen Städten hei-
Erst in der Kaiserzeit begegnet uns das ins gesto-
der italischen Municipalmagistrate,*") welches wahrscheinlich
1)
Isocrat. Trapezit. 2.
2)
Demosth.
c.
Dionys. 15 p. 1287: o/xoAoyrjöOfifv IvavtCov tov zgans-
^iTov ciKVQOv itoiBiv trjv cvyyQcccpr^v. 3) Vgl.
Epikteta C.
I.
Foucart- Lebas,
Inscr.
du Pelop. 116 a
Z. 36;
Testam.
d.
G. No. 2448 VIII Z. 25 sqq.
4) Polyb. III 22. 5)
Es muss ihr
haben,
dass
in
zahlreiche
älterer Zeit
auch der Umstand entgegengestanden eben nur kraft der Wortform
Rechtsgeschäfte
existiren. 6) p.
Savigny, Geschichte*! §§ 27—29. Vgl. Apuleius Bruns, Unterschriften S. 135.
577 (Hildebr.);
de magia
c.
89
Entwicklung des ';i;™^^';^«" »='t^-
die
—
176
Frucht einer längereu, vielleicht durch einzelne Gesetze beein-
Entwicklung Dagegen ist die
flussten
darstellt.^)
bei Rechtsgeschäften einen rechtskun-
Sitte,
Römern
digen Schreiber zuzuziehen, bei den Pontifices
und
älteren
der
daran erinnert, dass,
seit
sehr
Cautelarjurisprudenz
alt.
Von den
abzusehen,
sei
überhaupt schriftliche Testamente vor-
kamen, diese stets der Redactiou von kundiger Hand unterlagen. Für Cicero ist dies ein selbstverständliches Axiom ;^) als Nero be-
Jedermann müsse den Fiscus testamentarisch bedenken, ordeine. Strafe für die iuris studiosi an, welche ein Testament Der Testamentarius ist eine den Dianders abfassen würden.^) gesten wohlbekannte Person;*) wer ein Testament ohne ihn abzufassen wagte, konnte sich dessen rühmen und that es auch.'') Die Einwirkung der juristisch gebildeten Ürkundspersonen auf die fahl,
nete er
—
Rechtsgeschäfte inter vivos ferner wird durch die Manilianae rerum
vendimdarnm
leges,
die
catonischen
und varronischen Kauf- und
Pachtformulare, die aquilianische Stipulation u.
a.
bewiesen, dass wir hierauf nicht näher eingehen
An
wollen.'"')
den gelehrten Juristenstand schloss sich der handwerks-
mässige Betrieb der Tabellionen (votccqiol) sich
so handgreiflich
die
an.')
Hier berührt
römische Entwicklung mit der griechischen; das Hand-
werk blühte im ganzen Reich.
Die Tabellionen müssen schon in
—
Die Entwicklung steht vielleicht 1) Vgl. Capitolinus, Marcus c. 9 i. f. im Zusammenhang mit den Gericht.-^protocollen der Magistrate, welche in der Kaiserzeit überall existiren, worüber die Nacbweisungen bei Le Blaut, Les acta
martyrum (Nouv. rev. hist. III 463 sq.) zu vergleichen sind. Cic. de orat. II 2) Vgl. Brisaonius, De formnlis VII 5.
—
8US zu Scävola): si nulluni erit testamentum seris,
omnes ad
te cives
cum
tabulis venicmus.
rite
—
6,
24 (Cras-
factum nisi quod tu scrip-
Cf.
de orat.
I 57, 245.
Arrian.
diss. Epictet. II 13.
3)
Sueton, Nero 32.
4) D.
de H.
5) D.
de
I.
28, 5, 9 § 3.
leg. II 32,
88 § 17: Lucius Titiu9 hoc
sine ullo iuris perito, rationem animi mci j^otius
seram äiligentiam. 6) Jörs, Rechtswissensco.
I
88
fg.,
mnou tcstamnitum quam nimiam
secuta}!
saipsi et
mi-
199—219.
Ob hiemit der tabellariiis identisch ist, mag zweifelhaft sein; cf. Brissonius, De V. S. snb v. — Einmal scheint auch tnhularius im gleichen Sinn gesagt zu sein, wie Hildebrand zu Apnlei. Metani. c. 78 richtig bemerkt; in der Kegel hat dieses Wort bekanntlich eine ganz andere Be7)
deutung.
—
—
177
der frühen Kaiserzeit allgemein ihre Standquartiere aufgesclilagen
haben; Ulpian setzt
als
sie
eine
alte
und bekannte Einrichtung
Nähe der Archive, schreiben Urkunden,
Sie sitzen in der
voraus.^)
Klagen, Proteste, Testamente und erregen durch ihren schwung-
den Neid der Gemeinderäthe, denen dieser
haften Geschäftsgang
Nebenberuf ausdrücklich verboten werden muss.^) hat
Städtchen
auf den
Notar;
einen
solch
Das
kleinste
Leichensteinen
Städtchens Korykos in Kilikien erscheint neben den
des
„hochwohl-
gebornen Geldwechslern", der Hebamme, den Schustern, Kupferschmieden, Töpfern, Wein-, Oel- und Gemüsehändlern auch der vorccQiog genannt;"^) ähnlicher Grabschriften sind
mehrere
erhalten.'*)
Der Usus, vor dem Notar zu contrahiren und zu testiren, wird in kaiserlichen Gesetzen und im syrischen Rechtsbuch als selbstverständlich vorausgesetzt;^) die Ravennatischen und El-faijümer Pa-
pyri zeigen, dass selbst das geringste Rechtsgeschäft nicht
mehr
ohne seine Intervention von statten ging.^) "
Diese Notare sind es, welche durch den von ihnen gehand-
habten
festen
Cautelarjurisprudenz
den
der
auch in der Provinz gerecht zu werden. in
der That
geschehen
Der Xota-
Lage waren, im Wege der Anforderungen des römischen Rechts
Urkundenstil in
älteren hellenistischen Zeit
Um
zu zeigen, dass dies
zunächst der Urkundenstil
der
und sodann der Umschwung, der
sich
soll
ist,
auf diesem Gebiet seit der Constitutio Antonina vollzog, darge-
werden.
stellt
Bereits das ältere griechische Recht hat einen festen '-'
1)
D. de poenis 48, 19, 9 § 5 sqq.
2)
C.
Th. de decurion. 12,
3) Bull,
de coir.
hell.
ut 26.
fg.,
ep.
bes. p. 244.
V
6,
305, 313.
23, 24;
—
nemo
—
de testam.
Eph.
qui pot. 8, 17, 11; de don. 8, 53, 31; Vgl. Ammian. Marc. XXVIII 4, 11, 54, 1; Syr. R.-B. L. 28, 45.
Z. B. C.
.5)
1, 3.
VII 230
4) Vgl. z. B. für Africa
Urkun-^^'f'^'^'^*'^''^
Dass ein Notar irgendwo nicht aufzutreiben
Ausnahme. Den besten Ueberblick gewinnen wir
sei,
erscheint in C. qui
fac. test. 6, 22, 8 § 2 als 6)
liegenden
Sammlung
in
der jetzt vollständig vor-
der Pariser Papyri von El-Faijüm; unter den mehreren
hundert Fragmenten, die uns vorliegen (Wessely, Jahresber. des k. k. St.Gymnas. in Hernais 1889/90 und Denkschriften der k. Akad. in Wien phil.hist. Cl.
XXXVII
S.
97
fg.),
ist
mir
kaum
eines erinnerlich, welches bei unzer-
störtem Eschotocoll die Unterschrift dea Notars nicht zeigen würde; es handelt sich dabei um Contracte, die oft nicht über einen Solidus hinausgehen. Mitteis,
Rcichsrcclit u. Volkarecht.
12
Urkuuden-
-
-
178
'
bekannten Urkunden
denstil ausgebildet/) welcher in den uns
gelmässig wiederkehrt und auf die
Man
weist.^) Stil
Hand geübter Redactoren
darf zwar nicht jede schablonenhafte
re-
hin-
Wendung
für
gewisse Phrasen
erklären; der praktische Jurist weiss, dass
auch dem laicalen Geschäftsmann, ja selbst dem ganz geschäfts-
unkundigen Privaten geläufig
dem
sind,^)
wenngleich auch diese ihren
entnehmen mögen. Dagegen gibt es eine Reihe von juristisch wirklich bedeutsamen Wendungen, deren oft weitreichende räumliche Verbreitung nur durch das Medium des Notariats erklärt werden kann. Die clausula sal-
Ursprung
vatoria,
oft
notariellen
welche
durch
Stil
man Rechtsurkunden,
insbesondere Schuld-
verschreibungen, gegen jede Entkräftung durch Acte der Staats-
gewalt oder Gesetzgebung zu sichern suchte, zieht sich durch die
gesamrate griechische Rechtswelt, von Athen bis Vorderasien und
Aegypten, von den Zeiten des Demosthenes bis auf Gregor von Na-
und Abraham von Hermonthis;^)
zianz
1)
in
Darlehensurkunden wird
Dies konnte Gneist, Formelle Verträge S. 468 wegen der Geringihm vorliegenden Materials noch nicht erkennen, wobei ihm
fügigkeit des
übrigens auch jetzt noch darin Recht zu geben
gende Formen dem
ist,
griechischen Recht fremd sind.
dass eigentlich
—
zwin-
Einzelne gute Be-
Revillout, Les obligations en droit egypund bei Wessely an verschiedenen Stellen seiner Arbeiten. In ähnlicher Weise ist auch die Urkunde des öffentlichen Rechts bei
merkungen
finden sich jetzt bei
tien p. 78 sqq. 2)
den Griechen von einem sehr Constanten Stil beherrscht, dessen bis ins Detail rührende Regeln von Hartel (Studien über att. Staatsrecht und Urkundenwesen, Wien 1878), sowie in dem oben S. 166 A. 2 angeführten AVerke von H.
Swoboda
gründlich entwickelt sind.
nische Inschriften
S. 158)
Neuerlich hat M.
Fränkel (Pergame-
hervorgehoben, dass die Formel der
mit Recht
vSegenswünsche für den regierenden König in der pergamenischen
No. 246
lin.
von Rosette
30
f.
lin.
an die gräco - ägyptischen Formeln
auffallend
35 und bei
Leemans,
Pap. Graeci 9
lin.
13
Inschrift
im Decret
(I
p. 42) an-
klingt. 3)
Aus diesem Grund verzichte ich auf
die
die folgenden: No^cov wai cpQovswv dLuti&fiiaL
Anführung von Formeln wio klarem Sinn und gesun-
(bei
dem Verstände ordne ich an); Testam. der Epicteta C. I. G. 2448 I Z. 1 Inschrift V. Danlis Ross, Insc. ined. 1 p. 35 u. Delphi Wescher-Foucart, Insc. de Delphes 86; Faijümer Pap. bei Wessely, Wien. Stud. IX p. 241 oder ;
als
Testamentseingang:
TCids
8i.ati'd-s(iai
si't]
(ifv ^loi
Diog. Laert.
V
vyiatvsiv
11, 51.
yictl
^{"jv
iav 8e
monthis (Wessely, Wien. Stud. IX S. 235) Z. 14 fg. u. A, 4) Athen: Darlehensurkunde bei Deniosth. c. Lacrit. p. 927: df
iTfQi
Torrwj' ctlXo }ir}8lv ^ivai
rfjg
xi
ovfißaivij,
Testament des Abraham von Her-
ovyyQaq)tjg.
—
x?'p/(örfpoji'
Darlehen von Arkesine
-
-
179
das Capital als äxivöiwov Jiavrug xivdvvov^) bezeichnet
—
um
den
Gegensatz zum foenns nanticum zu betonen; der Schuldner über-
nimmt das mögens"
Capital „auf persönliche Haftung und auf die seines Ver-
xLvdvvco xal TCo^a
{idCci ^lov
sonders deutlich
ist
Be-
Ttjg i^rjg vTCoörccGscog)})
den gräco- äg^pUscher
die Festigkeit des ürkundenstils in
ägyptischen Contracten der späteren Ptolemäer- und der voranto-
Römerzeit zu erkennen. Die Urkunden beginnen mit einem feststehenden Präscript, das Actum des Notars enthaltend;'') dann bewegt sich der Act in vollkommener Wechselseitigkeit: 'JTCt-
niuischeu
—
doro UsQLöTiaQiov
—
6iy]6tg
toi't'
iitQLaxo 0Lva^t^7C(og;'^) oder 'Eddv£L6iv ^Aq-
s6tlv to ddvsiov o
Wendung übernommen:
typen
dvco^ioloyriGaro
(^2J£vi-
s'x^iv
Die Evictionsgarantie beim Kauf wird in der stereo-
fiovd-iv).'')
idv rig öoi ansX^r],
icpoöog dxvQog
i]
Kauf bürge
£6rco oder diio6xri6(o a^roV;^) gleichzeitig tritt ein
(/3f-
Amt
ein, welches
meist der Verkäufer selbst ^wo forma übernimmt, womit sich der Käufer einverstanden erklärt: ßaßaiax^g ßccicoT7]g)
rcöv aard rrjv c6vi]v b aTiodo^svog, 6v ids^aro 6 iiQid^svog.''^
lungen geschehen diu
%fi()üg
oikov,
e'l
mann
de
h.
d.
Dass die ägyptischen Contracte eine genaue,
per Casse.^)
Zah-
ex arca^ baar, ,,steck-
briefähn liehe" Personsbeschreibung der Contrahenten zu enthalten
de
(Bull,
c.
KVQLcatSQOv f.
—
a" 382
p.
u. s.
h.
VIII 23 sqq
fir'its
vöyiov
Z. 41
)
8e evyyQacprjg rfyC^a
trjg
f.:
Tpr^(pi6[iu
fi>jrf
doyfia
firits
ju.r;T£
.
.
(irjSiv slvai
.
axQCCzrjyov ^i^rs ocqxriv
Testament des Gregor von Nazianz (Spangenberg, Tabulae
C:
tavxriv fiov dLcc&i]-Kr]v kvqi'ccv
ßgßai'av
kccI
p. 71)
ovxa ßovlo/jiai int
Ganz unerträglich breit wird die Hermouthis (s. die voi-. Note) und anVgl. auch das griechische dern gräco-ägyptischen Papyri der späteren Zeit.
navxhg
diKccGtrjQiov Kcci 7täar]g B^ovaiag
Clausel im Testament des
Abraham
.
.
.
v.
—
37 § 1, in welchem stand:
Codicill D. de leg. III 32, cillos si
quid aliud prölatum
1) losch. V.
in
esset,
Arkesine (Bull.
d. c. h.
„iit
praeter
VIII 23)
3)
Hierüber hat Herr
v. J.
4) Not. et Extr. 18, 2
6—11
No. 17
Not. et Extr.
cit.
No.
6)
Pap. Taur. 4
lin.
22; 8
yQCKffig (xiyvTttiag bei
Pap. Leyd.
8)
Pap. Leyd.
c.
17.
in dem oben (S. 52 A. 5) genannten unund mit grosser Gründlichkeit gehandelt. lin.
2—11; No.
5 col. 1 lin.
5-10; Pap.
u. a.
5)
7)
p. II
Wessely
veröffentlichten Aufsatz eingehend
lin.
cocli-
Pap. E. R. aus Heraclea
Z. 4;
2)
N
Jios
vaJeat".
299 (Wien. Stud. IX 254); P.seudorhod. Seerecht Belege unten Cap. XII 2.
Aegypten
Leyd.
non
M
7,
cf.
lin.
No. 9
lin.
Forshall, Description col. 2 lin. 6, lin.
29; Pap. Leyd. 0.
33; Pap. Leyd.
N
I
i.
lin. 9;
col. 2 lin. 11;
14; Not. et Extr. 17
AvriyQctrpov cvy-
f.
Not. et Extr. 17
lin. 11.
12*
lin.
14.
^^^1"^.""
— pflegen,
stücke
bemerkenswerth
bekannt;^)
ist
urkunden
auch
ist
Aufzählung der Nachbarn
die
,,nach
—
180
der
Verkaufs-
in
Grund-
verkauften
Norden, Süden, Osten, Westen", mit der salvatori-
schen Clausel für den Fall eines Irrthums („wie immer
sie
noch
heissen mögen": oV äv möi ysCtovEg)}) Aemierung
Einiffc O diescr
den btils seit
Autouina
Formeln haben
sich
auch
in der
römischen Zeit
bloss erhalten, sondern, wie es scheint, auch im occidenta-
'^^clit
lischen
Notariatsstil
manche der sein aus
verbreitet;
es
nicht
ist
unmöglich,
dass
Urkunden vorkommenden Claudes Orients stammen. In der Haupt-
in den ravennatischeu
dem
Notariatsstil
sache jedoch haben
Antonina den alten
die
griechischen Notare seit der Constitutio
Stil
aufgegeben und sich selbst der römischen
Urkundenform angeschlossen.^) Mit welcher Pünktlichkeit das ge-
am
schah, zeigt tracte,
besten
die
Gegenüberstellung zweier Kaufcon-
von denen der eine im zweiten
dritten Jahrhundert (circa
a.
(a.
154), der
im
andere
250) der Kaiserzeit vollzogen
ist.
Wessely, IV S. 54 fg.;
Pap. du Louvre No. 17 (Casati) Pap. E. R. No. ?*) bei Not. et Extr. 18, 2 p. 230; ao
154
p. C.
R.
Mittheil. E. a''.
250
p. C.
Aurelius Nikon richtet seinen Im 17. Jahre der Regierung frommen Cäsar Titus Aelius Gruss an Aurelia Sarapis, die in Adrianus Autoninus Augustus, am Folge des ms liberorum nach j2ten Pharmuthi, im Bezirk der dem römischen Recht ohne VorThebais, in der Gemeinde Ele- mund contrahiren kann, phantine, beim Agoranomen RuIch erkläre, dir verkauft zu des
haben auf immerwährende Zeiten, Es verkauft Perispariu, von der (folgt die Beschreibung des KaufMutter Tanapos, .... die ihm gegeustands) fillus
Niger.
1)
Reuvens,
Hermes XIX
Lettros III p. 5, 99;
2) Not. et Extr. col.
Gl.
1
lin.
XXXVII 3)
10
Gneist
a. a.
0. S. 463;
Wilcken,
423.
11.
a.
No. 5
col. 1
lin.
10;
No. 17
Wessely, Denkschriften
lin. 9;
Pap. Leyd.
M
u.
N
der Wiener Akad. phil.-hist.
p. 100.
Nur das
Präscript der Urkunden, welches mit
dem
Personalrecht der
Contrahenten nichts zu thun hat, behält die ältere Stilisirung der äpTptischen Acten bis auf Diocletian; unter diesem Kaiser also später als in
—
—
auch in Aegypten die Consulardatirung. Wessely, Denkschriften der Wiener Akad. XXXVII p. 98 — 100. 4) Die Nummer des Papyrus ist nicht angegeben. anderen
Provinzen
beginnt
181
gehörige
Hälfte
schen ....
Er
von
zwei
Kai-
erklärte, dass der
vereinbarte Kaufschilling von 28 kaiserlichen
Silberdrachmeu be-
zahlt wurde, welchen er auch erhielt,
baar per Gasse.
Es kauft Thinzmempos, Tochter Sarapammou, mit dem Vormund, ihrem väterlichen Bruder .... des
Vorverkäufer und Garant des
Kaufs
ist
der Verkäufer
selbst,
den die Käuferin annimmt.
Dir, der Käuferin Aurelia, ge-
und Ver-
hört das Eigenthums-
fügungsrecht (habere Meere) über
den das Haus, es zu gebrauchen und vorliegenden Kauf, .... habe den zu verwenden, wie du willst, von Zeitpunkt auf Kaufschilling erhalten und ga- gegenwärtigem Ich, Perispariu,
rantire,
vollziehe
immerwährende
wie oben.
Ich, Perispariu, ....
kauft, wie vorstehend.
habe ge-
Zeiten.
dem Verkäufer,
Mir,
folgt die
Verpflichtung, Garantie zu leisten;
wenn
ich
streite
oder nicht Garantie
so soll
mein Angriff kraftlos sein
aber dein Recht be-
und der von meiner Angreifende oder)
deinen
Schaden zur
dir
und
Strafe
als
leiste,
Seite
(der
dich
Käuferin
Nachfolgern
den
Kosten
und
die
(eine
persönliche
Schuld den) doppelten') Werth ersetzen ....
Auf Befragen habe Zustimmung gegeben.
ich
meine
ist im griechischen Onginal unten Cap. XV 2 abgeDas Wort ömXriv vor Tifii^v, welches die römische sUpulatio duplac bezeugt, ist in dem von Wessely veröffentlichten Exemplar des Contracts in Parenthese gestellt, also vom Herausgeber ergänzt; auf meine Anfrage thcilte mir jedoch Herr Wessely brieflich mit, dass in einem andern Exemplar desselben Contraeta (welcher nach damaliger Sitte dreifach ausgefertigt wurde)
1)
Dieser Passus
druckt.
SinXfiv schön erhalten
ist.
—
—
182
Der Gegensatz zwischen griechischer und römischer rung, wie er schon früher gekennzeichnet
wurde/)
Stilisi-
auch zwi-
tritt
schen diesen, demselben Land angehörigen, nur durch die Verord-
nung
sche Act
stellt
Der nachantoniui-
getrennten Urkunden hervor.
Caracalla's
sich
von vornherein unter die Herrschaft die Käuferin das Kinderrecht xara
gleich
römischen Rechts, indem
des
'Panatav
ed-vrj
in
Anspruch nimmt.
das aTcädoTO-BTtQLaTO,
keit,
das
Wort und
die
Mancipationsform,
ist
ist dieser
das Versprechen des habere
—
des
—
(inter p-aesentes
;
vielmehr der
emissa),
griechischen ßsßaicov^g erscheint
und des doppelten Kaufpreises;
licere
Ganze wird am Schluss
die
gegenüber einem Pro-
Vorgang ausgeschlossen-)
Statt
wir hier begegnen.^)
das
accepit)
Rechtsform der Epistola
die
es
nicht
ist
der Käufer handelnd auftritt und
wo
Sache ergreift {emit mancipioqiie
ist
Es
einen Brief an den Käufer.
richtet
viuzialgrundstück
Die griechische Zweiseitig-
weggefallen; der Verkäufer ergreift
den
in
Rahmen
der
Stipulatious-
clausel eingeschlossen.
So dringt
Formelwesen
in
ein.
den Provinzen mit einem Schlage das römische
Um
beim Verkauf zu bleiben: das Evictions-
versprechen lautet in anderen Urkunden auf oöra qiiantl
dem
interest;
beim Sklavenverkauf erfolgt die Garantie nach [sqccv de voöov xcd öCvoq naXeov xßt
Edict der Aedilen:
KQVTCtov TtaQ-og (isXQi ^r}väv £|, aal ÖQaönbv
ovo; der Kauf vollzieht
bona
garantirt
die echt römische Clausel:
ßeßatovv
1,
i^er
me
fi?jö'
Die allgemeine Clausel
38).*)
xal
1)
Oben
2)
Vgl. allerdings oben
Gneist, a. a. Rcchtsurkunden S. 111
XIX
p.
VIII
101.
aiQsöei,
xcd
d.
i.
dtadoxovg
aXXovg vneg
i^iov
—
absqiie dolo
Ttccörjg
U
§ 18; de V. 0. 45,
malo
et
mctu
vor: dCxa
7t£QLyQaq)fjg.^)
—
kommt
dökov
{xai
Ueberhaupt
S. 99.
3)
4) Vgl.
1,
und Testamenten gleichmässig ävdyxrjg
xal
cpoßov)
'AccXri
rjfiäg
öt'xc<
venientesque a nie personas non
quoniinus habere liceat (D. de A. E. 19,
in Verträgen
asx^tg ^t]vcöv
sich xcclfj niGtEL oder
der Verkäufer
fidc\
xal dLaxari'xovg oder ^i] ETtsksvösöd-ai ^s
fieri
—
öiacpiQri
civ
S.
99 Anui.
2.
Bruns, Die Uuterscbriften in ilou röm Brunner, Rechtsgescb. der Urkuiule S. 52.
0. S. 336; fg.;
über dies Alles, bes. den Sklaveukauf, bei
=
Wilckcn,
Heriuis
Bruns, Fontes ^ 265. 5) Testament des Abrabam v. Hermontbis, Wien. Stud. IX 236 fg. lin. 6—8; Berliner Vergleicbsurkuude M. 70-7-2 bei Magirus, Wiener Stud. 417
fg.
—
183
—
uehmeii auch die Testamente die römische
und
au,
Gleichmässigkeit allen Theilen
Form
da mehrere derselben erhalten
es ist,
B. der Erbeinsetzuug
z.
iu aller Reinheit
sind, lehrreich, die
und Codicillarclausel
Wir setzen
des Reichs zu beobachten.
in
die betref-
fenden Stellen dreier Testamente aus Kappadokieu, Aegypten und Gallien nebeneinander.
Gregor von Abraham vonHermon- Cäsarius von Arelate
Test, des
Nazianz(a"382V)
teXel
this (7. Jhd.).
ovv öv^ßf} ^01,
iccv
ßi'ov
toi)
öaöd-ai
Eötco
,
xX}]QOv6^iog o
.
.
.
.
'''^
ßovXo^ai
xal
TiQo-
Afi'to
Ti)i/
fifra
anoxoLiirjGLv
ös
Tavrrjv ^lov rrjv ßi'xtoQcc
xal
E^ov6iag.
ovv
.
avttjv
iuxta fianc
ideo
. .
.
iioc testa-
mentum meum vel
manu
ag
condidi
propria sub-
atqne
scripsi
praetorio civili
i6%v6elev,
(og ßovXrj(jtv
Et
Epistolam
Ttdörjg
ds xal
Et
diad-rjxrj ^t]
.
heredemmeumessevolo
Klr}Qovo[istv.
Eni Ttavrog dixa-
örrjQiov
x>ec-
cuncfiim mo-
.
rov ac iubeo,
ßsßatav elvai ßovXo^tti
.
xs- nasteriwn Arclatensc Efirjv
xvqücv xal
dtad-^xrjv
.
TtQo^vrj^iovsvd'svtcc
.
.
dvd-gcoTrtvov näd-ca, cator
XQV~ ftov
£iQ7]^evog rQr]y6QLog 6
didxovog
(6. Jhd.).')
Ego Caesarins
Eccv/oTtBQavsvio^ai,
et
iure iure
vel
ad vicem
codicillorum mavi.
Et
ag xaö lxeXXov
flr-
Kirrjv CöxvELV ßov-
Xo^ai.
Auch
die
hat eine Wandlung nach
Correalitätsclausel
dem
römischen Recht hin durchmachen müssen. Der griechische Ausdruck der älteren Zeit:
r]
TiQÜ^ug eötco
ta
davEtiSccvTL xal £| avog
ExdöTov xal EX Ttdvtav,^) scheint der römischen Auffassung nicht
mehr entsprochen zu haben; einfache 1)
Solidarität
vielleicht desshalb, weil sie eher
hinzudeuten
Spangenberg, Tabulae
I
1
schien. p.
Sie
wird jetzt
71—79; doch gibt
auf
ersetzt
dieser fälschlich
das Jahr 389 als Abfassungszeit an. Richtig Bruns, Die Unterschriften in den röra. Ivochtsurkuuden S. 98. Ueber die Frage der Echtheit daselbst S. 99. 2)
Spangenberg
3)
Darlehen der Nikareta,
I
13 p. 85.
von Arkesine Bull. VIII 23
LG. U 3641b Extr. 18, 2
p.
(p.
358).
1152)
Bull,
sq. Z. 27;
lin.
82;
de corr.
hell.
111
Asklepieninschrift
Pap. du Louvre Ü2
col.
A.; D.ulchen von Lampsakos C.
459
6
lin.
15 (Not. et
—
184
-
durch das f| dlirjle'yyvcog b^oXoyitv, wie es sich in einem kleinasiatischen Contract
vom
den Juristen bekannt
387, in den El-Faijümer Papyri und
J.
—
Es
in Nov. 99 findet.
ständniss des römischen Rechts interessant, dass genseitige
bandes
Verbürgung
bildet.
Sie
die
findet
Form
gewöhnliche
ist
für
—
das Ver-
hienach die gedes
Correalitäts-
meines Wissens das erstemal von
sich
Papinian in D. de duob. reis 45, 3, 11 erwähnt; hier hat
sie je-
doch eine besondere praktische Bedeutung, welche mit dem Prozessrecht der classischen Zeit zusammenhängt.^)
tung
mag
sein;
noch
sie
in der
In dieser Bedeu-
vorgekommen Urkunden haben ständig die Form
spätclassischen Praxis häufig
die ravennatischen
spondemus singuli alterutnim invicem nos öbliganks atqiie fidedicentesF) Der praktische Zweck dieser Form war jedoch mit dem alten
Prozessrecht
der X)stproviuzen
weggefallen;
wenn dennoch
das Vulgarrecht
gerade das dXk^Xsyyvcog in die Correalitätsver-
abredung aufnahm, so Avar das nur die leere Schale und es muss daher insbesondere bei der Interpretation der Nov. 99 davon ausge-
gangen werden, dass dieselbe nicht
von einer wechselseitigen
et^va
Bürgschaft der Correalschuldner, sondern von einer gewöhnlichen Correalität sprechen will.
Das Notariat und die Notariatsclauseln Umfange dargestellt worden, weil sie für
sind hier in grösserem die Reception
des rö-
mischen Rechts von besonderer Bedeutung sind; die Notariatsacte wie rasch der Juristenstand
zeigen,
in
den Provinzen den üeber-
gang vom peregrinischen zum römischen Recht vollzog. Eine andere Frage ist es, ob die römische Rechtsan Wendung in ihrer jetzigen Erweiterung die Reinheit, welche sie in Italien,
am
Sitz
der classischen Juristen, aufwies, bewahren konnte; ja es fragt sich überhaupt, wie die ungeheure Masse der Urkundenschreiber zu ihrer wenngleich nur äusserlichen Rechtskenntuiss gelangte.
Hier-
mit berühren wir Verhältnisse von allgemeinerer Bedeutung. uuermessliche
Ausdehnung
des
Kreises
der
römischen
Die
Rechts-
sprechung hatte Verhältnisse geschaffen, welche von den einstigen
Bedingungen des Rechtslebens weit abwichen. 1)
Ich habe dieselbe bei früherer Gelegenheit dargelegt
sirung der Obligation S. 69
fg.),
(Iiidividuali-
welche Auffassung Peruice, Ztsch.
XXXIII S. 4+3 nicht zu missbilligen Mariui Papiri No. 115, 119.
delsrecht 2)
In vielen tausenden
scheint.
f.
Han-
—
185
—
von Municipien, die früher vorwiegend nach dem alten Laudrecht gelebt hatten, war dieses ausser Kraft gesetzt, waren die Stadtgerichte auf die Befolgung des römischen Rechts angewiesen, die
Formen
Privaten gehalten, die
eines Rechts zu beobachten, welche
ohne Intervention gelehrter Juristen kaum zu erfüllen waren. Es ist klar, dass hierdurch eine ungeheure Nachfrage nach roma-
und Sachwaltern entstehen musste, und es ist daher zu erörtern, wie sich die Rechtskenntnissc und der Rechtsunterricht jener Zeit zu den durch die Constikdio Antonina nistisch gebildeten Richtern
geschaffenen Verhältnissen verhielten.
Zunächst eine Vorfrage, welche die Provinzen des Sprachgebiets
ab? die
Es
Wie fand man
betrifft.
hellenistischen^'^p^^^^g^^'
sich mit der Rechtssprache
wohl bekannt, dass viele Termini teclinici einfach in hellenistische Weltsprache übersetzt werden konnten; ebenso ist
bekannt, dass für eine Reihe von Geschäften des Verkehrsreclits,^) stipidatio,
cognitoris
acceptilatio,
drücklich als zulässig
datio
u.
a.,
das Griechische
Anders stand
erkannt war.
es
aus-
aber mit
das Erforderniss des
jenen Rechtsacten, für welche als rein
civile
sermo latinus aufrecht erhalten blieb.
Hierher gehört vor Allem
das Testament mit seinen verschiedeneu Functionen
:
Erbeinsetzung,
Legat, kdoris datio testamentaria, manumissio testamento.
Man
hat
früher unrichtig behauptet, dass seit Verlegung der Residenz nach
Constantiuopel
Errichtung
die
der
Sprache allgemein erlaubt gewesen
Testamente sei.
in
griechischer
Die Haltlosigkeit dieser
Meinung haben jedoch Ritter und Dirksen gründlich erwiesen. Nur für Fideicommisse und fideicommissarische Freilassungen oder Vormundsbestellungen war die Sprachenfrage belanglos; dagegen sind heredis institutio, Legat, sowie directe Freilassung oder Vormundsberufuns bis auf Theodosius den Jüngeren an das Erforderniss der lateinischen
Sprache gebunden geblieben.
haben die gelehrten
Schriftsteller,
zu vertheidigen wussten,
Auffallend genug
welche diesen Satz so richtig
an der grossen Schwierigkeit, die
genommen. Es grosses Wort gelassen aussprechen, wenn die Juristen
hiemit
1)
feststellten,
Anstoss
keinen
heisst seit
sie
ein
Jahr-
Dass für die Zulässigkeit fremder Sprachen der Charakter eines Gemassgebend war, sagt ausdrücklich Ulpian
schäfts als negotium iuris gentium D. de acceptil. 46, 4, 8
i. f.
Vgl.
De formulis passim; Dirksen,
Ritter zu Nov. Theod. Abb. I 87 92.
Civ.
—
Tit. 9;
Brissonius,
—
—
186
liunderten die Lehre von den certa
et
sollennia vcrha der Civilaete
vortragen, ohne sich die Frage vorzulegen, wie
man
vielsprachigen Reiche practisch durchführen konnte.
diese in
Denn
dem
es ist
wenigstens für die hellenistischen Länder vollkommen zweifellos, dass hier die lateinische Sprache niemals die Sprache des täglichen
Umgangs geworden ist; selbst der ämtliche Verkehr hat sie nur in beschränktem Umfange angewendet.^) Wenn auf dem ephe-
Um
den Fortgang des Textes nicht zu stören, sei das Wesentliche Im amtlichen Verkehr hielten die Römer mindestens bis Constantin im Princip an der ausschliesslichen Berechtigung der lateinischen Sprache fest, sowohl wenn sie griechische Gesandtschaften empfingen (Val. Max. II 2, 2), als wenn sie in griechischen Ländern ihre Erlässe publi1)
hier zusammengestellt.
Sermo graecus p. XIsq.); in beiden Fällen zog mau Dolmetscher oder üebersetzungen der directen Anwendung der fremden Sprache cirten (Viereck,
Verordnungen der Magistrate, insbesondere richterliche Verfügungen, werden (D. de re iud. 42, 1, 48), und die ünkenntniss der griechischen Sprache ist kein Ansscbliessungsgrnnd für eine Anstellung in Griecheoland (Philostrat. v. Apoll. V 36); umgekehrt ist die Unkenntniss der lateinischen Sprache für einen Geschwornen oder einen Soldaten auch im griechischen Sprachgebiet bedenklich (oben S. 114 Anm. 1). vor,
sollen stets lateinisch erlassen
Auch
für die Constitutionen ist es gewiss,
dass sie bis in die späteste Zeit
durchwegs wenigstens auch lateinisch erlassen wurden, sowie auch der Unterricht auf den Rechtsschulen des Orients, wie ea scheint, in dieser Sprache erging. (Gregor. Thaumaturgus, or. paneg. in Originem c. 5 [opp.
fast
bei
Migne,
Patrol.
X
Graeca
1066]).
—
Aber im täglichen Leben blieben
welche die Römer noch immer für halbe Barbaren hiclteu Dass in allen Städten soph. p. 69), bei ihrer Landessprache.
die Griechen,
(Eunap.
vit.
(vgl. Jung, Romanische Amtssprache Sache der Gebildeten blieb, welche sie speciell lernen wollten und allerdings regelmässig lernten, wenn sie in den Staatsdienst eintreten wollten. Das Gros der Bevölkerung hat natürlich nie lateinisch gekonnt, und demgemäss musste nicht bloss die Amtssprache
lateinische Sprachlehrer
Landsch. 377),
und Dolmetscher bestanden
zeigt, dass die
der städtischen Behörden ausschliesslich die griechische bleiben (vgl.
z.
B.
und epigraphisches Material bei Dirksen, Civ. Abh. I 69 N. 261), sondern auch die römischen Gerichte nehmen griechische Eingaben an. Ziemlich früh beginnt, entgegen dem Princip, auch D. de decret. ab ord. 50,
die Erledigung derselben 2,
11,
16,
17),
und
seit
9, 6
in
griechischer Sprache (vgl. C. ex quib. ca. infam.
der Verlegung der Residenz scheint bei Verwaltung
der griechischen Provinzen principiell die gx'iochische Sprache verwendet zu
wenngleich die kaiserlichen Verordnungen von der lateinischen Sprache noch lange nicht gänzlich abliesson und für den Staatsdienst aus diesem wie aus vielen andern Gründon die Kenutuiss der lateinischen Sprache erforder-_^ lieh geblieben zu sein scheint. Vgl. im Allgem. Dirksen, Civ. Abh. I 1 — 92; sein,
Egger,
Mönioires
d'histoirc
ancionne
et
de philologie
p.
259—276;
Bu-
— römischen
der versammelten Bischöfe die Briefe
ein Theil
siuischeu Coucil
des
-
187
Papstes im
Original
lateinischen
nicht
verstand,
wenn, wie wir aus Libanius deutlich ersehen, auch die städtischen Magistrate der lateinischen Sprache nicht immer kundig waren/)
mau wohl
wird
voraussetzen dürfen,
auch von den Stadt-
dass
schreibern und Landadvocaten ein grosser Theil derselben absolut
Lage gewesen sein Es kann daher gar
nicht mächtig, geschweige denn in der
Concept zu verfassen.
in derselben ein
anders angenommen werden,
als dass
wird,
nicht
in vielen Fällen die Testa-
Dass dies wirklich
mente thatsächlich griechisch verfasst wurden.
der Fall war, beweisen weniger die zahlreichen, bei den Juristen
erhaltenen Bruchstücke griechischer Testamente, welche allenfalls als
Fideicommisse aufgefasst werden könnten,
Testament des Gregor von Nazianz
als
welches
382),
(a'^
das oben erwähnte die
Erb-
einsetzung „S6TC0 xXrjQovofLog" enthält und sich selbst als Testa-
ment bezeichnet mit der Wendung „st de
nccl
cog
Öia&tjxr)
^ij
iöXVöSLSv, cog ^codCyislXov ccvTfjv i6%v£iv ßovko^ai"J)
Wenn demnach
griechische Testamente vorkamen,
ist die
von welchem Gesichtspunkt aus dieselben
zu beantworten,
Man
Existenzberechtigung erhielten.
dinski, Ausbreitung der
Sprache
lat.
S.
Frage
ihreS"®,''^'^"^^'"'
lehnt diese Frage dadurch
227
ff.
Die bekannte Abhandhing
von Lipsius, De recta pronunciatione liuguae Lat. cap. 3 (opp. ed. Vesat. 1 app.) ist gegenwärtig kaum mehr zu verwenden. Das allmähliche Verschwinden der lateinischen Sprache aus dem officiellen Gebrauch der Verwaltung bedarf jedoch noch einer specielleu Darstellung; vgl. d.
byzantin. Literatur (Müller's
Handbuch IX
1.
Krumbacher,
Abth.) S. 2
fg.,
Gesch.
woselbst mit-
von der dänischen Gesellschaft der Wissenschaften „Ueber die Stellung des Lateinischen als Sprache der Regierung und Verwaltung im oströmischen Reich seit Constautin dem Grossen bis zu der Epoche, wo die lateinische Sprache vollständig durch die griechische ersetzt wurde und die Beziehungen, welche zwischen diesem Gebrauch des Lateinischen und der Literatur und den Schulen bestanden haben", keine Bearbeitung gefunden hat. 1) Liban. or. (ed. Reiske) II 585: Kai ovSiv Sstvov inacx^ ^aayäviog getheilt wird, dass eine
gestellte Preisaufgabe
i'ASivog 8l' Ol
XiiQov
xfi
2)
für
:
BQurivi(ov xocg aqxovGi Gvyyiyvö^svog
'Pa)(iaicov
xäiv
TcöXsL
ukqoI
reo
xa TiQccyuccxu
(lij
tr]V
i'x^''"
ovo
siXiyyiäv icoqcczo, ovd
'ixahov yXwxxKv BvqL6v.£iv
nccQ
iy.Eivip
^^po^otiov.
Das Auffallende, das in der Verwendung der griechischen Sprache Testament liegt, ist von Bruns, Unterschriften S. 99
dieses römische
A. 4 richtig beobachtet worden. dieses
—
Man hat früher bekanntlich die Echtheit Bruns a. a. 0. und die das. Citt.
Testaments bestritten; dagegen
^"^g""^
— man
nicht mit Erfolg ab, dass
vorausgesetzt
recht hält;
niemals fehlte,
Quart für
Universalfideicommisse auf-
dass ihnen die Codicillarclausel
käme man damit zu einem Abzug
man
zweifelhaft sein, dass
giltig anerkannte;
als
Paulus
des
einer Stelle
der Trebellianischen
doch keine erfreuliche Erscheinung
die Intestaterben, der
Testamente thatsächlich aus
sie als
selbst,
Es kann vielmehr kaum
wäre.
—
188
dies
hervorzugehen,^)
solche
scheint auch
woselbst
eine
in
griechischer Sprache abgefasste letztwillige Verfügung als Testa-
ment bezeichnet
Auf welchen Rechtsgrund hin das geschah, die naheliegende Vermuthung, dass man dem Gedanken der modernen Parömie „locus regit actum''
ist
wird.
jedoch nicht ersichtlich;
folgte,
gerade für das Testament durch
ist
ein
geradezu
die oströmischen Kaiser die griechische
Sprache Testamenten noch durch ausdrückliche Verfügungen für zu-
unbegreiflich, in
warum
diocletianisches
Annahme
Rescript ausgeschlossen:^) ja es wäre bei dieser
und wie so Ulpian (Fr. XXV § 9) in seiner Erörterung über die Testamentssprache das Griechische als absolut
lässig erklärten^)
—
unzulässig bezeichnen kann,
Annahme
eine andere
über
Es
bleibt
als die, dass
über die certa
der Regel des Civilrechts
stens in dieser Richtung nicht
so
dem gegenüber kaum
man et
es in jener Zeit mit
sollennia verba wenig-
genau nahm,
bis
endlich die
oströmischen Kaiser diesen Zustand auch gesetzlich sanctionirten.
Und
das fiudet eine gewisse Bestätigung in der Verfügung Justi-
nian's über das testamentum ruri conditum, welche erklärt, es dürfen die
nisticani
folgen, eine
achten
Zeit
dieses
für
deren Verständniss es wohl zu be-
oben sagten, ein Rescript aus der
dass, wie wir
ist,
tianischen
auch fernerhin „antiquam eorum consuetudinem" be-
Bestimmung,
locale
diocle-
Recht für durchaus uumassgeblich
erklärt.
Angesichts dieser Thatsachen gewinnt
1)
D. ad Sc. Treb. 36,
mentum TEXvo:
fecit et ita
001,
de
1
76 pr.
filia siia
:
man
Qui filium
et
nicht das günstigste
ßliam habebat, testa-
cavcrat: sviiXlofiKi coi
^r]
StaziQ'sa&ai, nQiv
ysvsG^ai, pronuntiavit impcrator , fideicommissum ex liac scriptura
dcberi sqq. 2) C.
de testam.
6, 23, 9
tuae iuris observatio relaxata
niorum
(a" 290): Si est et testes
officio functi sunt, nullo iure
3) C.
de
Libaoius 163.
test. 6, 23,
21
i.
f.
non speciali privilegio patriae non in conspectu testatoris testinw-
testamentum
Nov. 'Yheod. 16;
valct.
vgl.
Sievers, Leben des
— Urtlieil
über die Präcisiou
—
189
der
Form
mischen
Die Juristen
damaligen Praxis.
und der Kaiser Diocletiau erklären Testamente,
die nicht der rö-
dessungeachtet werden solche
folgen, für ungiltig;
Testamente fortwährend errichtet und selbst Paulus geht über den Anstoss hinweg; Justinian endlich bezeugt, dass auf diesem Gebiet
alte
Consuetudiues
Vorkommnisse nicht wundern.
hatte
Schwierigkeiten
werden konnten; und man könnte
bis
geschaffen,
sicht,
über
sich
Antonina
Coustitutio
welche nur langsam
beseitigt
dahin war eine tolerante Praxis nothwendig, eigentlich
diese
wenn
loben,
nicht ziemlich
es
Duldsamkeit bei einem grossen Theil der
klar wäre, dass diese
nachclassischen
Die
man
darf
Freilich
bestehen.
diese
Jurisprudenz
sowohl auf besonderer Ein-
nicht
sondern mehr auf eigener mangelhafte^ Kenntniss der Dinge
beruht hat. Dies führt zu der Frage nach der Qualification des JuristenStandes hinüber.
Die Forschung pflegt auch in dieser Beziehung
fast ausschliesslich die Verhältnisse Italiens
Auge
zu
fassen.
Wir
Untersuchungen über
besitzen sehr
und der Residenz
^'Ja^j^f^V
J""8teB.
ins
eingehende und werthvolle
römischen Rechtsschulen und den Zu-
die
stand der römischen Jurisprudenz, während die Rechtsbildung der
kaum noch
Provinzen
berücksichtigt
In
ist.
That
der
ist
es
schwierig, aus den dürftigen Thatsachen, die uns hier überliefert
dennoch muss,
sind, ein richtiges Bild zu reconstruiren;
die späteren Schicksale des
römischen Rechts und den
will
man
oft beklagten,
aber wenig verstandenen Verfall der Rechtswissenschaft auch nur
einigermassen begreifen, der Versuch gemacht werden, auch über
gewinnen.
die Thätigkeit der Provinzialjuristen ein Urtheil zu
Es
ist
hierbei die Entwickelung in
der Zeit vor der Consti-
tutio
Antonina von den späteren Verhältnissen zu unterscheiden.
Wir
betrachten zuerst die vorantoninische Gestaltung der Dinge.
Für
die
öffentliche Thätigkeit
kann man
sich
im
römischen^^^*°^^<='"'
Alterthum auf zwei Arten vorbereiten: durch einen wirklich stischen,
Bildung. diejenige
fachmännischen Unterricht oder
durch
juri-
rhetorische
Die Rhetorik spielt in der classischen Welt durchaus Rolle,
welche
naissancezeit zugefallen
dem humanistischen ist;
sie
ist
die
Unterricht
Vertiefung
cler
Re-
Eucyclopädik, welche die
Schätze des damaligen Wissens in philosophischer fachliche
die
zu verwenden lehrt.
Diese
T^^^^^^^'j'
Form ohne jede Form der Aus-
— bildung
bei Griechen und Röraeru für den Eintritt ins öfiPent-
ist
Leben
liclie
—
190
wie
so auch
erforderlich,
Verwaltungsstellen sind,
zw.
u.
genügend;
die
von derart gebildeten Männern bekleidet worden. ist
Nicht minder
Bekleidung der Advocatur, deren Bedeutung in allen nicht
die
büreaukratisch geordneten Staaten eine uns,
höchsten
ursprünglich sogar vorwiegend,^)
grössere
viel
ist
als bei
durch diesen rhetorischen Unterricht bedingt ;^J ja
lediglich
wo
in der griechischen Reichshälfte,
nur in
Zeit
Rechtsunter-
es eigentlichen
mangelhaftem Masse gab, scheint weitaus überwiegende gewesen zu
richt
in
diese
Art von Sachwaltern
sein.
Die nothwendigsten juristischen Kenntnisse verschaffte theils
die
älterer
Rhetorenschule
theils
erziehen.
gewissermassen
der Praxis,
es
Nebengegenstand,
als
Jünger selbst zu
ibre
sich
In der durchsichtigsten Weise treten
dem
nisse in
selbst
man
überliess
die
diese Verhält-
all'
Ihm
rhetoi'ischen Brevier des Quintilian hervor.
ist
der Unterricht in der Redekunst vorzugsweise eine Vorbereitung für die forensische Thätigkeit;^) ist
es eine thörichte
Aber da man
Rechtsfälle zu sprechen.
darf
anstrebt,
wenn man
diese nicht bezweckt,
Komödie, vor fiugirten Richtern über
man
sich
auch
nicht,
fingirte
die gerichtliche Thätigkeit
wie
leider
geschieht,
oft
scheuen, auch schwierigere Rechtsfragen zu behandeln und
Worte vorkommen;
zu gebrauchen, wie sie in der Gerichtssprache täglich „lauter Dinge,
ganz richtig
worin uns das Forum
mag
letzteres
dem Lehrplan
Casuistik, welche aus blickt,
mag
Neulinge
als
nun nicht gewesen
findet.""*)
die
sein;
des Quintilian überall hervor-
den Studirenden immerhin eine gewisse
und
beigebracht haben,
stischer Schlagwörter
So
blühende
Summe
sind
es
juri-
mitunter
geradezu die Tagesfragen der römischen Rechtsschulen, au welche
1)
So sagt im Anfang des
2. Jlid.
Flavius Jos.
Apiou.
(c.
II
18),
dass die
Inhaber der höchsten und wichtigsten Aemter ihre Rechtsunkenutniss eingestehen, indem sie sich Rechtskundige
liiccg
xovg
2) "Vgl. 3) .
.
.
iXBiv
i^i.nsiQi'av
Kntwicklung unten
Geschäftsverwaltung twv ngayfidtcov oIy.qvo-
als Leiter der
zur Seite stellen: fjrtffrarKs yctQ naQdKK&i'aTavTai
r»/^
räv vö^cov vnicxvov^evovs.
—
Ueber die weitere
S. 193.
Friedländer,
Sittengesch.
Dasselbe sagt auch Libanius,
TtaiSag tuKQOTrjaeiv
^ijTOQctg,
dacht sein kann. 4) ln^t. orat. 11
10, 9.
1''
S.
325
or. I p. 617,
fg.
17 (Reiske): xa) aocpictag
womit wohl nur au
die
Geriohtsrede ge-
die
-
191
Das Wie wo man neben
Rhetoren mit ihren Zöglingen sich heranwagten.^)
mag
der Beantwortung
dem römischen Recht auch
bleiben;
fraglich
freilich
dem
die
Repertoire der griechischen
Sophisten entnommenen griechischen Rechtsfälle-) und fluss
noch
bedenkliche Kunst betrieb,
die
erfundene Fälle nach
mag
erfundener Legislation^) zu tractiren,
gleichfalls
zum Ueberes mit der
Klarheit nicht gut bestellt gewesen sein.
Auf gründliche
iuristische Kenntnisse ist also begreiflicherweise
^*'"^*""'"=.^
bei diesen Rhetoreuzöglingen nicht zu rechnen: indessen wird ihre
'^'^'^^•»en-
Verwendung hierdurch Gerichtsredner fügung"*),
eine
nicht
In
beeinträchtigt.
Rom
hat
der
grosse Auswahl von Juristen zu seiner Ver-
welche ihn während der Gerichtsverhandlung mit ihrem
rechtskundigen Rath unterstützen; und gar in den Provinzen,
Landrecht ein
das peregrinische
viel
einfacheres
ist
als
wo
das rö-
mische, sind Richter und Sachwalter von jeher gewohnt, von Fall zu Fall das Gesetz nachzuschlagen.
Stadtgerichten
derselbe gewesen
Daher wird vor den hellenistischen
vorantoninischen
der
Zeit
Gerichtsredner auftritt und an den
Rede das Gesetz verlesen
lässt.
der
Zustand ungefähr
Demosthenes,^)
sein, wie zur Zeit des
wo
der
massgebenden Stellen seiner
Dieses Vorwiegen der Rhetorik
bestand hier, wie es scheint, noch zur Zeit der Constitutio Antonina; ja es ist für diese Uebergangsperiode die
Zahl der römischen Juristen für
vollkommen angemessen, da das erweiterte Anwendungs-
gebiet des Civilrechts noch viel zu klein selbst die
berühmten Sophisten, wie
sie bei
werden, die Advocatur nicht bloss Hauptbeschäftigung,'')
als
ist.
Darum
betreiben
Philostratus geschildert
Neben-, sondern oft als
und unter ihren Schülern scheinen Viele
die Pubertät IV 2, 5; über Condictio Compensation der Argentarier V 10, 105; Legat des „Silbers" V U, 26; Exceptio procuratoria III 6, 71, Vll 1, 19; Definition von penus und clarigatio ercti citi VII 3, 13; Sen, cons. Claudianum V 11, 34, vgl. noch III 6, 70, V 10, 112, VII 32 u. a. 2) Besonders beliebt ist es, den verstossenen Sohn des griechischen Rechts zu behandeln; Quintiliau wird nicht müde, dieses Thema in seineu
Streitfragen über
die
1) Z. B.
certae cred. pec.
IV
2, 6;
Beispielen zu variiren. 3) II 10, 4)
14; VII 1, 14 u. a.
Die sogen. Pragmatici, Friedländer
a. a.
0. S. 333.
Thätigkeit anerkanntermassen eine
5) In dieser Zeit ist die gerichtliche
Hauptbeschäftigung
aller Redner, sowohl der Attiker Gruppe; Blass, Griech. Beredsamkeit S. 60—61. 6) Vit.
soph.
I
21, 4
(Weatermann)
:
icponrios
dl
als
der
asianischen
Tovg ^rjTOQiviovg tüv
—
-
192
gewesen zu sein, denen jene der eigentliche Zweck des Unterrichts war;^) auch der Schriftsteller Lukian war in seiner Jugend GeDio von Prusa schildert den Convent als eine richtsredner. ^) Zusammenkunft von Richtern, Parteien und „Rednern" (QrjroQsg)]
kaum
gelehrte Juristen scheint er vielleicht die
„Qr'itoQ"
Behauptung
Ja es
zu kennen.^)
lässt sich
einem
vertreten, dass die Griechen unter
überhaugt regelmässig einen Gerichtsredner verstehen; wer
Ein strenger Jurist ist So erinnert sich denn
bloss akademisch redet, heisst 6oq}taz^g.^)
jedoch der Eine so wenig wie der Andere.
noch Libanius der guten alten Zeit, wo die Juristen eine geringe Rolle spielten uud Alles nur darauf ankam, dass man das Reden und die „Philosophie" gut gelernt hatte; wo die Juristen hübsch bescheiden hinter bis
bereit hielten,
dem Rhetor stehen mussten und
das Gesetzbuch
Das
jener den Paragraphen vorlesen liess.^)
eben noch der Ausdruck der alten griechischen Sitte, wo das Recht für ein einfaches gehalten wird; wo es mehr darauf ankam,
ist
die
Thatsachen in glänzendem Plaidoyer zu entwickeln, als die man den Schreibersklaven überliess.
Rechtssätze, deren Kenntniss
Was
Dicse Zcitcu musstc Libanius schwinden sehen.
mänuische
ihn
tief
BUdiing.
Xoyav
Tcagcc
xov U^vgvatov
NiKr'itrjv,
nslizrioavta
(isi^ov iv 8iv.ocGxr]qioiq TtvsvaccvTcc.
Es
ist
Cf.
von zweifelhafter Richtigkeit, wenn
1
fttr
siticpavdäg,
noXkä df
21, 10; 22, 6; 25, 3 u. v. a.
Roh de,
Roman
Der griechische
303 allgemein bemerkt, die forensische Bethätigung habe den berühmten Sophisten als eine leichte und verächtliche Uebung geschienen. Wenn LiS.
banius
Köpfe
214, 3 bemerkt, die ficc&r}6ig
I
(rc5v
rrjv
xäv
ßQccövxBQCov),
öiavoiccv
v6(ioov sei ein
Ding
so meint er hiemit
für die faalen
nicht etwa die
gerichtliche Thätigkeit, sondern das Studium des römischen Rechts, das
ihm
eben darum so verhasst war, weil es ihm die Schüler entzog, die sonst ihre advocatische Bildung bei ihm gesuclit haben würden. 1) So räth Apollonius von Tyana einem schwelgerischen Jüngling, statt seine bisherige Lebensweise fortzusetzen, zu den Sophisten zu gehen; diese
würden ihn in der Beredsamkeit unterrichten, wie mau sie vor Gericht braucht. Vgl. Liban. or. I 017, 17 (Reiske) uud dazu Kuhn, Verfassung I ad N. 643. AovAiocvög.
2)
Suidas
3)
Die Stelle oben
4)
Hierüber ausführlich
5)
Orat. I 185,
v.
S.
131
Anm.
3.
Kuhn, Verfassung
20 (ed. Reiske)
I
S.
90
— 93.
sagt von gewissen Uebelstäoden,
seien eine Frucht des römischen Rechts: v-agnol S' srsQco9{v aito (pcovrjg,
CO
diCnoiva 'A&r]vä,
sniaTccfiBvovg
Kcel
saxävai nqog xov
avayhaois ...
xwv
v6(t(ov,
gi^xoQcc
xjjg
sie
'fraXwv
ovg idsi TiQÖxfQOV (ptQOvxag xovg
ßlinowag
avafiivovxccg
xö
co
ovxog
—
—
193
betrübte, das Umsichgreifen der römischen Rechtsstudien, die
all-
mähliche Verödung der Sophistenschulen und die Verachtung ihrer dialektischen Künste,^)
und
hatte
war
ein Process, der sich lange vorbereitet
Die römischen Beamten in der
langsam vollzog.
jetzt
Provinz hatten natürlich stets ein
um
Personal
gebildetes
jui'istisch
von Assessoren und Secretären {sa'ibaeY)
sich gehabt; nur das
Kauzleipersonal, die Beamten, welche die Tagfahrteu ausschrieben
und
Archive verwalteten, konnten, wie der bekannte Satiriker
die
Lukian, auch Nichtjuristen sein.^)
Hadrian
waltung immer mehr hervor, und
der Zeit
seit
es
mag immer
juristisch
geworden
seltener
entscheidende Element in den höheren Provinzial-
gerichten sind also stets die „iuris studiosi" oder „iuris
})eriti",^)
und nur ausnahmsweise dürften Rhetoren von besonderer scher Befähigung zu derartigen Stellen gelangt sein.")
An
1)
des
Ver-
in der
höheren Beamten nicht selbst Rechtskundige waren.*)
sein, dass die
Das
Mindestens
überhaupt das zünftig-juristische Element
trat
—
juristi-
Daneben
der in der vor. Note citirten Stelle fährt Libanius fort: „jetzt
schon
sind die Juristen
in
den höchsten Staatsämtern zu
und wenn
finden,
Einer statt der Gesetze die Redekunst gelernt hat, wird er von ihnen ausgelacht"
ds wat v7[oyQaq)Sig sv ratg fisyietaig aQ^ccig, 6
{r]8rj
dvx' SKELVOV
[sc.
Ss
zov vo^iov^ ficc&cov vn' s-AsCvmv TS KcctaysXäzai in luliani imp.
oSvQStai).
Vgl.
diSäo)iccXoi,
av^wvzsg tiqozsqov zoig
or.
necem
I
x'o
XiysLV
kccI
avzbg
p. 620, 8 (Reiske): QVTOQL-urjg ds
ocQj^ag s'xovciv,
aTtsXccvvovzar
zwv &VQäv
(ooniQ aväQOcpovoL.
Ueber Letztere Mommsen, Staatsrecht I^ 331, 337. Lucian apolog. pro mei-cede cond. c. 12, dessen Stellung Rudorff, Rhein. Mus. f. Philol. II 82 Anm. 9 mit dem von Strabo 17, 797 erwähnten 2)
3)
Amt
des vnofivT^fiazoyQttcpog verwechselt.
Kaiser konnten reichen; 4)
länder 5)
die
Rhetoren allerdings
Friedländer, Sittengesch.® 0. Hirschfeld, untersuch, a.
a.
Vgl.
0. S. 287
—
In der griechischen Kanzlei der
höchst angesehene Stellungen
er-
113.
I
z.
Verwalt.- Gesch.
254
S.
fg.;
Fried-
f.
Bethmann - Hollweg,
Comites Augusti, Hermes IV
S.
123.
iuris Studiosus, die sich hier finden,
Civ.-Proz.
— Die
111
130;
Bezeichnungen
Mommsen,
sind schwerlich scharf abzugrenzen;
Allgemeinen scheint iuris peritus das
Die
iuris peritus oder
Prädicat für Männer von einer
im ge-
wissen socialen Stellung zu sein, während iuris Studiosus den Juristen als solchen bezeichnet. anderseits 13, 4;
50,
leg.
n 6)
Vgl. einerseits
Wilmanns
1286,
2471, D. 37, 14, 17;
Wilm. 2470, C. I. L. III 2936, Eph. ep. V 776, Sueton Nero 32, doch kommt auch iuris jj^ritus in diesem weiteren Sinne vor
88 §
Wie
D. D.
ult. z.
B. der Sophist Heliodor
zum advocutus
fisci
ernannt wurde.
Philostr. vit. soph. II 32.
Mittels, Reichsiecht
u. Volksrocht.
13
—
—
194
finden sich allmählich auch andere römische Rechtsgel ehrte in den
Provinzen ein; natürlich in vorantoninischer Zeit nur Leute aus Kreise der dort lebenden
römischen Bürger und auch
dem ihrer
in
Wirksamkeit vorwiegend auf diesen Kreis angewiesen. Mindestens seit der Zeit des Domitian kam es vor, dass Griechen, welche das römische
Bürgerrecht
studium nach
Rom
erlangt
hatten,
Söhne zum Rechts-
ihre
schickten;^) auch in den Provinzen selbst ent-
stand ein fachmännischer Rechtsunterricht.
Derselbe scheint vor-
Händen gelegen zu haben; bekanntlich datirt die älteste Nennung zweier provinzialer Rechtsschulen von öffentlichem Charakter (Beryt und Cäsarea) erst aus dem dritten läufig
^°'='^*^^^^^''*'
in
privaten
rein
Private Rechtslehrer dürften in den meisten grös-
Jahrhundert.^)
seren Städten zu finden gewesen sein; die Grabschrift eines solchen
aus
Magister iuris
Karthago
uns erhalten,^)
ist
und selbst
die
römischen Juristen weisen auf solche Provinzial-Professoreu hin.^)
Das Bedürfniss nach solcher Unterweisung war auch thatsächlich vorhanden; die zahlreichen die Rochts-
Studium
m
in jyrovincia cives Itomani,
consistentes
gesammte Zahl der römischen Bürger
in der Provinzstadt be-
rechtskundiger Beiräthe. Eine sehr interessante Inschrift ^ Jader (Zara) in Dalmatien zeigt uns, wie das Rechtsstudium
durfte
der Provii.z.aus
von den Söhnen emporgekommener Provinzfamilien gesucht wurde. C. I. L. III 1, 2936 enthält die Grabschrift 3L' Cornelius Hiero v{ivus) f(ecit)
sibi
et
Corneliae Heroidi uxori carissimae et
nelio
Carpo neg(otiatori) oleario
dio so
et libertis lihertahusque.
et 31.'
Das
ist,
M.
Cor-
Carpo iuris stu-
Cornelio
dem Namen nach
zu schliessen,
von Freigelassenen; der Vater hat eine Oelhandlung gegründet, und der ältere Sohn ganz wie zu heutigen Zeiten übernimmt das Geschäft, der jüngere darf studiren. Demgemäss fehlt es auch nicht an Grabschriften der Landadvocaten; des Moeine Familie
—
—
1) Philostr. Vit.
Apollon. VII 42.
ferner D. ad municip. 50, epistula missa 2)
est
1,
36
pr.:
Vgl.
Hertzberg, Gesch. II 48. esset Eomae studiorum
Tüio cum
Vgl. gratia
a magistratibus patriae suae. R.-Gesch. I 310 die Beryter Schule auf Hadrian
Wenn Rudorff,
oder Augustus zurückführt, so gehört dies zu den mehrfachen gewagten Ver-
muthungen, welche dieser Gelehrte ausgesprochen hat (unten Cap. XII 1.) M. Picario M. Memoris ßl. Turra 3) Eph. ep. V 1221: D. M. S.
—
niano Gasto raro cum vixit viro magistro etiam iuris 41
Modestin. D. de excus. 27,
diSdcKovzsg.
Bremer,
1,
Ulp. D. de extr. cogn. 50, 13,
.
.
.
vourov diSäoiaXoi iv
6 § 12: 1
§ 5
und Vat.
snaqxla
Fr. § 150,
dazu
Rechtslehrer 71.
I
— numentes,
welches
Apulum
zu
provinciae Apulensis „ihrem
—
Macrobius"
—
195
Siebenbürgen
in
unvergessHchen Rechtsfreund Crassus
offenbar ein romanisirter Grieche
Zu
wurde bereits gedacht.')
negotiatores
die
— gesetzt haben, Dobrudscha
in der heutigen
Callatis
hat sich der Denkstein eines Rechtsgelehrten gefunden, der aus Syrien
gekommen
dorthin
und Aegypten^)
Provinzen^)
auch Africa,^)
war;^)
gallischen
die
—
ähnliche Beweise.
liefern
dem zweiten Jahrhundert angehörigen
Diese
Inschriften zeigen, wie da-
mals in den Provinzen der gelehrte Juristenstand sich auszubreiten begann.
Man
wird jedoch die Bedeutung desselben für diese Zeit noch
nicht zu hoch anzuschlagen haben.
Wäre
licher, so dürften wir hier vielleicht
nach Regionen unterscheiden
und den römischen Juristen
in
Westens
zuweisen
grössere Rolle
eine
den
unser Material reich-
romanisirten als
im
Ländern
Orient.
des
Für
die
hellenistischen Länder ergibt sich aus den zeitgenössischen Schrift-
meines Erachtens denn doch der Eindruck, dass das rhe-
stellern
Element noch immer über die fachmännische Rechtskunde und ich meine, dass Libanius, wenn er die Entwürdigung der einstigen Sophistenkunst beklagt, nicht an eine
torische
die Oberhand'') hatte,
allzuferne Zeit zurückdenkt.
1)
Oben
150
S.
Anm.
3)
trjv inißzi^firjv
Eph. ep.
V
.
.
/
4.
yivst,
.
776 (Lambaesis): B.
—
iuris Studiosi constantiss.
mun{icipii)
sich das Rechts-
XI 32: ZvvnXCv.ioq viog Kccggiuvov ZvQog zä
2) Arch.-ep. Mitth.
voniKog
Noch immer bewegte
Eph.
ep.
V
M.
—
8.
Memoriae
C.
Fahi Clodiani
525: defensor causar{um) publicarum
Vgl. auch die patroni bei Apulei. de magia (ed. Hildebr.)
sui.
p. 431, 506.
4)
Wilinanns 2268 (= Brambach
C.
I.
R. 1088):
L. Sextio Pervinco
Auderiensium causidico Aceptia Aerepta coniugi sanctissimo f. c. Wilmanns 2472: D. 31. L. Aurelio Beperto iuveni erudito causidico bis
dec. civitatis
—
civi Vallinsae
5) C. 6)
.
.
.
de postul.
2,
6,
1
(a« 216).
Die Streitigkeiten, welche die Sophisten bei Eunapius vor
consul führen
(s.
ment über das
oben
S. 141
juristische
f.),
dem
Pro-
zeigen deutlich, wie sehr das rednerische Ele-
überwog; sehr bezeichnenderweise erklärt
in
dem
Rechtsstreit, welchen die Schüler des Julianus mit den Schülern des Apsines
wegen
einer der beliebten
akademischen Prügeleien hatten, der Proconsul, er
wolle weder den Professoren ihre einstudirten Vertheidigungjireden noch den
Studenten den Applaus hiezu ermöglichen
;
er
werde ihnen den Ernst des
römischen Rechts zeigen. 13*
— im Orient hauptsächlich
leben
—
in peregrinischen
Formen, und
es
vermuten, dass die römischen Juristen in jenen Ländern
lässt sich in
196
der Coucurrenz mit den einheimischen Rhetoren und Notaren
Weise ihren Boden erkämpfen mussten, wie die grieAgoranomen und Chrematisten der frühen Ptolemäerzeit neben den ägyptischen Monographen und Laokriten es gethau haben. in ähnlicher
chischen
^^^ gehen nunmehr dazu
^^"ho'^z^u
Eechtsiior
Notare.
über, die juristische Praxis in der
nach der Verallgemeinerung des Bürgerrechts zu würdigen.
Zeit
^ig jjjjgcijen
Constitutio Antonina das Anwendungsgebiet des rö-
(]je
Rcchts ius Ungcmessene erweiterte,
waren
die
Voraus-
setzungen für diese Aenderung des Rechtszustandes durchaus nicht in
genügendem Maasse vorhanden.
erforderlichen
Anzahl
Es muss allenthalben an
romanistisch
gebildeter
Juristen
der
gefehlt
haben, und es fehlte an den Rechtsschulen, welche diesem Mangel abhelfen sollen. Die geringe Anzahl staatlicher Rechtsakademien stand ausser allem Verhältniss zu der Grösse des Reichs, und es ist diesem Uebelstand auffallender Weise auch späterhin
hätten
Die ungeheure Menge der Tabelliouen,
nicht abgeholfen worden. die
bisher nach Landrecht ihre Acten
muss
in griechischer
Form
con-
nunmehrige Aufgabe durch Privatunterricht vorbereitet haben. Unmöglich war dies, wie schon der Erfolg beweist, nicht; magistri iuris waren zu finden, und an Lehrbüchern konnte es bei dem damaligen Umfange des Buchhandels, wo z. B. die Werke des älteren Plinius in vielen Tausenden von Exemplaren vervielfältigt wurden, nicht fehlen;^) es wäre von Incipirt hatte,
sich auf ihre
teresse, zu erfahren,
polen
mögen.
Summen
welche
die zur Zeit lebenden Biblio-
an der Verordnung des Kaisers Caracalla
Mehr noch
als die
verdient haben
Lehrbücher des Gaius und Ulpian,
die,
wie schon erwähnt, im Orient sehr verbreitet gewesen sein werden,
Gattung von Literaturerzeugnissen
dürfte aber eine andere
florirt
haben, welche vielleicht die Fassungsgabe der damaligen Juristen '
'büchor"
am
besten erklären wird
—
nämlich
die
Formelsammlungen.
aller
Orten im Rechtsleben eine zwar be-
scheidene, aber segensreiche
Wirksamkeit geübt und namentlich stille Freundesbeziehungen unter-
Das Formular hat
zu der Notariatspraxis von jeher
1)
Vgl. Birt, Das antike Buchwesen
S.
349.
—
—
197
das so menschlich, dass der Wissende der Ver-
halten.^)
Es
ist
muthung,
die
damaligen Urkundenverfasser hätten sich ihre mühe-
Wirksamkeit durch dieses unschuldige Mittel erleichtert, auch dann beipflichten würde, wenn dieselbe ganz beweislos dastüiule.^) Erfreulicher Weise dürfen wir uns jedoch volle
vielleicht
auf zwei Zeugnisse berufen, von denen mindestens das eine unwiderleglich
Das
ist.
derselben
erste
wo
des Eunapius,^)
Stelle
eine
ist
er
von der Handwerksmässigkeit gewisser Philosophen spricht, welche aus der Weltweisheit einen Erwerbszweig machten und durch ge-
Reden
richtliche
ßrod zu verdienen suchten, „Leute, deren Philo-
ihr
sophie in einem schäbigen Mantel bestand und darin, dass
Namen
alter
dass
sie,
Philosophen im Munde führten.
Bücher,
ihrem Ranzen Bücher
aus
sie
mau
denen
mit
hervorblicken
Caravane Kameele
eine
die
sie
Auch das verstanden hätte
Hessen,
beladen
stammten aber von keinen alten Philosophen, sondern stellten Testamente vor und Testamentscopien, Schuldverschreibungen und Kaufverkönnen;
—
träge."
die
ja,
konnten
Wenn
ich
am Rücken
die
meint hier
verstehe,
recht
die Afterphilosophen zu geisselu,
gleissnerisch
auswendig,
freilich
sie
indem
der
Moralist
welche
er die Bücher,
sie
schleppen, als banausisches Handwerks-
material darstellt, welches die Formeln für ihre Winkelschreiberei
Vollkommen unzweifelhaft
enthält.
ist
daran gedacht werden, dass
seiner Ironie nicht; es könnte auch er
mit jenen „Büchern" die Testamente, Schuldverschreibungen
seiner Clienten selber in
allerdings das Verständniss
im Auge
den Publicationen aus
1)
Aehnliclie Erscheinungen
dermann-Schulz, 2)
blosses 3)
dem
Bekanntlich
Reception ist
British
Sehr werthvoll
u.s.
w.
daher,
ist es
Museum, welche Wessely
im deutschen Receptionsprozess bei Mod-
S. 48,
woselbst weitere
Citt.
ja auch die baetische Fiduziartafel mitunter für ein
Formular erklärt worden. sophist.
Vit.
1
42 (Boissonade 471): ... otg rov cpilococpsiv
vsia HSQ^og r/V ta nXsiotcc
§8
Tov ßaGiXswg atoav inivdvvsvov yrjGav xqvgCov
.
rjv
bv diiiaarrjQioig .
IJcoainäxQag xal xov Evaxcc&tov
Xcov TtoXXwv
.
HCil
ovdiva (psQOvxa v.al
wotisq
ovtco nBQLtfpqovriOav
b
Z'cuxpaT/jg
%Qriit,axu
yovv avzoLg tpiXoaocpia x6 ZQißcövLOv h«1 tÖ Slcc
H«i xavxK
avyyi-
xai v.cctfGxv-
{isfiv^cd'ai t^s
naXcciäv cpiXoGÖcpwv
avfißöXata xal nsQi itqdeicov
.
ax^og
cog liv
i^rjniGxavxö ys itccvv ayigißcög xa ßtßXi'a xcöv
rj
jisqI trjv
(Trofiarog q)SQbiv, xcc di sv xocg OQOOfisvoig
OKXxt'a TS adgcc xai vnöfisaxa ßtßXt-SLcav
xovxfov
—
hat.
kchl
dXXä diud'rjKaL
,
.
.
rs
sivat Kcc^rj-
xavxä ys yial
r]v
stg
avxCyQucpa
—
-
198
vor einigen Jahren in dankenswerther Weise vorgenommen hat, einem Papyrus zu begegnen, der, wie die Blanketworte 6 Öetva
(=
toödds deutlich beweisen und der Herausgeber richtig
Titius),
erkannt hat, ein Contractsformular darstellt, welches anscheinend
überkommenen grossen Ver-
zu der Ausfertigung eines gleichfalls
aus
gleichsvertrags
dem Archiv herausgesucht wurde und dann Leider
bei diesem liegen blieb.
gänzlich
Hälfte
dem Verso jurkt'en
in
zerstört.
unter
dem
das Formular an der rechten
ist
Wir geben
zur
Probe
ein
Stück
aus
Text.^)
Das also war die Rechtsweisheit der nachantoninischen Zeit; dem Formelbuch lag jetzt für einen grossen Theil des Juristen-
standes die Kenutniss des römischen Rechts beschlossen.
man
hiesse es zu weit gehen, wollte
Juristenstandes leugnen.
lichen
hat
bis
es
auf Justinian
Juristen, in
stets
Gewiss
nun die Existenz eines eigentund tüchtige
grosser
Juristen,
Zahl gegeben.
Die
Assessoren der Kreisgerichte sind nach wie vor auf den Rechtsschulen und allem Anschein nach gründlich gebildet worden; die
Advocateukammern der grossen Städte standen durchaus auf der
1)
El-Faijümer Pap. des
Mus.
Brit.
(ed.
Wessely, Wien. Stud. IX 263
fg.)
Verso. TtuQaßaivsLV inixeiQO vt
1.
r]
2.
fivai zoig WQiOfisvoig sni {tcov naQCcßatvSLV snixsiQOVvtcov .... TtQoatinois)
3.
toaovSs
4.
Hat Tovxo avxo ofioicog
5.
xat öiadoxcor SKa6xo{v fiSQOvg
6.
£^(pSQ0fl8VCOV Ttttg T
7.
ngayfiaxcov vns&svxo
8i.va
8. 9.
K<xi xcc
äi*^
Kcci
(i^xa
litQcov xo
.
.
.
xq{vGiOv 6v(jl
.
.
.
Siva xavxa
enLKXrj&rj
KBivrjxa yiai)
{
svsxvqov Xoyco xat)
10. aHSLvrjxa xat avxoHst,v{t]xa 11. vnoQ'riv.'rjg diKULco 12.
alXo
g
kch cxvx^TisQcorr)9svxsg ceXX{rjXovg cofioXoyrjoav
13. TtsiGiisvoi
14. o
Ssiva
.
.
.
.ns
nuQovxsg ns7ioi.r]fiai
u.
s.
w.
Es ist leieht zu erkenneu, dass wir es hier mit den Schlussclauseln für Vergleichurkunden zu thun haben, wo die Strafen für den Versuch des ncegct ßaCvEiv in XixQai xQvßiov festgestellt, daran Pfänder und Hypotheken geknüpft sind und Alles zusammen durch gegenseitige Stipulation {avTSTrfQODTr)&(vxsg) Z.
48
fg.
bekräftigt wird.
S.
die
V'ergleichsurkunde
Wessely,
1.
c.
266
fg.
— Höhe
—
199
des römischen Rechts; die corporativeu Anfragen, welche die
Kamuiern zu Neocäsarca, Illjricum und Palästina über zweifelhafte Rechtsfragen an die Hofkanzlei richteten/) sind von richtigem Verständniss getragen. Das rhetorische Element im höheren tritt mehr Advocatenstand und mehr zurück;^) die Advocatur wurde ein concessionirtes Gewerbe^); und der Umstand, dass mit diesem die Befreiung vom Decurionat verbunden war, bildete einen Sporn, Auch an gelehrten Juristen sich dieser Laufbahn zu widmen.^) hat es nicht gefehlt; die Verfasser der diocletianischen Rescripte,
deren Charakter vielfach an die classische Jurisprudenz erinnert,
bekunden
ebenso klares als umfassendes Wissen; noch in werden die Namen der Rechtslehrer zu Beryt, der svxXsis, rühmend genannt; Kyrillos von Beryt hat einen ein
später Zeit rjQcösg
dem Zeugniss des Thaleläus „nur ihm allein möglich war,"^) und noch vor Kurzem haben die Sinaischolien gezeigt, dass es noch immer Juristen gab, commentarius definitiomim geschrieben, wie es nach
welche die
Lehre in voller Reinheit bewahrt hatten.
alte
Bechts"
Dennoch muss das ürtheil über den Juristenstand im Ganzen ein
sind
ungünstiges
sich selbst
Diejenigen,
sein.
immer nur
welche eben genannt wurden,
diejenigen Bevorzugten, denen es vergönnt war,
und der Wissenschaft treu zu
Im Allgemeinen
bleiben.
musste die Denationalisirung des römischen Rechts auch auf den Juristenstand einwirken; mit ihrer Zahl veränderte sich die Qualität, lieber
die
moralische Seite dieser Veränderung
hier nicht zu
ist
sprechen, wiewohl die zeitgenössischen Schilderungen*') keineswegs 1)
unde
I.
de inut.
vi 8, 4, 11;
tissimi Syriae
stip.
3,
19
de fideiuss.
§ 12; C.
40, 27.
8,
de pact. 2, 3, 13; de V. S. 6, 38, 5; Cf. C. de advoc. 2, 7, 4: viri diser-
Weniger glücklich
advocuti.
ist
die
Anfrage
in C.
de
legit.
hered. 6, 58, 12. 2)
Dies bezeugt Libanius,
3)
Constantin
gegeben; 4)
or.
Libanius
Amm.
II
I
18.5,
20
Th. de poatul. 2, 10,
in späterer Zeit ist der
5) Schol. 1 6)
(C.
540
ad Bas.
Numerus
(S.
192 A.
1)
hat
5).
sie
vorübergehend
frei-
clausus wieder hergestellt.
(R.).
11,
Marceil. 28,
1, c.
67.
4;
thoilung des Malalas (ed. Bon».)
Ennapius
XV
1.
c.
oben
(sub Zenone) von
S. 197.
dem
Vgl. die Mit-
den die Advocaten 30 Jahre lang hinschleppten. Die Klagen über die Beamten sind nicht geringer als jene über die Advocaten; es wäre überflüssig, die zahlreichen Beispiele zusammenzustellen.
Prozes.s,
Beispielsweise Isidor Peius, ep.
I
178,
welcher von der Verwaltung eines Präses sagt: Das Recht ist geschwunden, man kennt das Gesetz nicht mehr. Vgl. die Bemerkungen ep. I 47, 225, 226.
"^^"^
'"**"
— vortheilhaft klingen;
gemeinen
dem
ist
eben nur eine Erscheinung des
Aber auch
Sittenverfalls.
die Kenntnisse
scheinen
all-
bei
eigentlichen Gros der „Rechtsgelehrten" sehr mangelhaft ge-
wesen zu
Am
sein.
schlimmsten scheint
gewesen zu sein; wie
stellt
wird,
dies
—
200
haben diese Leute
das,
der
was
es mit den Notaren beFortgang dieses Buchs zeigen
sie in
mitunter gänzlich missverstanden.
den Formelbüchern fanden,
Die Stipulation wurde
ihnen
zu einer ganz gedankenlosen Floskel; in den Testamenten machte sich ein unchristliches Fluchformular geltend; dass in einem Testa-
ment, von dem bereits gesprochen wurde, schon zur Zeit Papinians die
Mutter
als
Vormünderin
aufgestellt wurde, fällt in erster Linie
dem Notar zur Last; ebenso der Fall in C. de neg. gest. 2, 18, 6, wo im Testament eine Curatel angeordnet wurde. So war man denn bei Hofe wohl mit Recht und gewiss nicht ohne Anlass auch darauf gefasst, dass durch Schuld des Notars (yitio taheUionis) die Legate vor der Erbeinsetzung angeordnet würden,^) was ungefähr wie wenn
mau heute
einen Wechsel ohne Wechselclausel Aber auch unter den Sachwaltern niederer Ordnung war die Gelehrsamkeit nicht zu finden. Obwohl die Advocatur im engern Sinn in späterer Zeit schwerlich mehr jedem so
ist,
ausfertigen wollte.
—
Redekünstler ohne weiteres zugänglich^) und auch sonst beschränkt
war, hören wir doch Klagen über wie jene des
walter,
die
Unwissenheit der Sach-
Ammian, welcher neben den
Advocaten auch von jener Sorte
spricht,
welche sich
können, jemals ein Buch besessen zu haben.
bestechlichen
kaum
Wenn
erinnern
wir selbst
von einer so authentischen Quelle wie Kaiser Theodosius hören, dass
pmwi
extiterint qui iuris civilis scienüa ditarentur et soliditatein
verae dodrinae receperint,^)
so
können wir kaum bezweifeln, dass
auch im Advöcatenstande die Rechtskenntniss nur Sache der Besten war. Dass jetzt die Gesetze allgemein verlesen werden,*) gehört gleichfalls zu den bedenklichen
1) C.
de testam.
6,
Symptomen. Neben den Advocaten
23, 24.
Man wird wohl annehoieu
dürfen, dass schon vor den Gesetzen von Leo und Anastasius (C. de advoc. 2, 7, 11 § 2, 22 § 4, 24 § 4) irgend eine Controle über die Vorbildung der Advocaten geübt wurde. Vgl. Mamertin. grat. actio [)ro cou3) C. Saepe nostra (Hänel p. 90). 2)
sul. c. 20.
4) S.
oben
S.
138
t'.
und
tiarum proferes lect ionein.
Consultafcio vet. iuriscons.
IV 5: Pauli
setiten-
— welche
und Notaren,
—
201
doch
durch
irgend
eine
Schule
gelaufen
waren/) scheint auch noch die Gilde der Winkelschreiber geblüht zu haben, wie uns der
Mann
P. Pomponio
in Venafro lehrt,
P.
dem man
die
Grab-
Phüadespoto Uhr. qui testamenta
schrift
setzt:
scripsit
annos uilV sine iurisconstiU(o) ,^) oder der Schullehrer in
l.
Capua, welcher, wie sein Grabstein rühmt, „testamenta ßde"'^^)
scripsit
cum
auch die Scheinphilosophen des Eunapius, die sich mit
ihren Formelbüchern vor den Gerichten herumtreiben, sind nichts als
Winkelschreiber.
ein
wenig
So war der Zustand der Rechtswissenschaft im erfreulicher.
Zeit zur Verfügrang
Leider
ist
Allgemeinen^^''^*«]'^«'««' o auf dem das Material, das uns über jene Lande.
nicht genügend ausgedehnt, um, wie es
steht',
wohl erforderlich wäre, dieses Durchschnittsurtheil zu specialisiren. In den hervorragenden Städten des Reichs, an den Residenzen der
Rom
Statthalter, in den Hauptstädten zu
wo
beispielsweise jährlich
mamimissio vindicta
die
in altrepublikanischer
den einstigen römiscben Colonien setzlichen
und
Rechts auch in
die Rechtskenntniss
in
der
und zu Constantinopel,
antretenden Consuln die
u. s.
f.
Form
bekannte
vornahmen,'*) in
wird die Pflege des ge-
späteren Kaiserzeit
eine
lebhafte
genügender Weise vertreten gewesen
Auf dem flachen Lande, in Gegenden, die wie Thessalien und Griechenland durch barbarische Einfälle vielfach in ihrer ruhigen Entwicklung gestört worden waren, wird die Rechtspflege überhaupt eine schwankende Stellung eingenommen und die alte Sitte sein.
sich
gegen das neue Recht besser behauptet haben.
In
vielen
Gegenden, wo die römische Herrschaft eine geringere Intensität besass, wie in zahlreichen ägyptischen es zweifelsohne
zur Zeit, da die Consultatio
Herrschaft —
und syrischen Landstrichen, hat
schon vor Justinian so ausgesehen, wie in Gallien
entstand.
—
Dieses
vielleicht
Werk
schon unter germanischer
ist eine
lehrreiche Illustration
der Rechtspflege des sinkenden römischen Reichs.
Der
juristische
Rathgeber, der vielleicht der Advocat eines grösseren gallischen
Municipiums war,^) rügt den Mangel tüchtiger Richter, der
3)
4) 5)
dem
oben S. 196. Wilmanns 2473; vgl. Mommaen, Ztsch. f. gesch. K.-Wiss. XV 370. Nissen, Hermes I 149. Amm. Maicell. XXII 7. So Rudorff, Entstehung der Conaultatio Ztsch. f. gesch. R -Wies.
1) S.
2)
in
—
-
202
Aufenlialtsort des Quäreuten herrschen
morihus aliquid
rusticis impröbisgiie
besitzt
satis
fieri
(VII
necesse
Er
8).
est,
selbst
noch andere Bücher in seiner Bibliothek habe, wird
dices; dass er
V,
(c.
c.
VII a), aber
anzuführen, obwohl
geschadet hätten.^)
sie
Dieser
deren
der Jurisprudenz,
er hält es nicht für noth wendig,
der Qualität seines Gutachtens nicht
Mann
galt in Gallien als eine Leuchte
Responsa Jahrhunderte lang beobachtet
Seinem Clienten übersendet
wurden.
2: qiiae tanta fuit
Sentenzen des Paulus und die vorjustinianischen Co-
die
zwar versichert sie
muss (VII,
und spricht mitleidig davon, dass
iiidicantium)
defectio
(Gap. IV), d
er „lectiones suhter annexas"'
herausgerissene Sätze aus den Sentenzen des Paulus
i.
und einige Rescripte, welche authentische Quellen dieser vor Gericht verlesen und damit der defectio iiidicantium zu Hülfe kom-
men v^öiklrecM lieber
Au-
scnauuugeu.
soll.
mehr
'^^
die
mussten
gj^j^erer
römische Rechtspflege in Verfall gerieth, desto die
alten
volksrechtlichen Elemente der betref-
fenden Landschaft ihre Existenz bewahren und eine Entartung des
römischen Rechts zu einer Art Vulgarrecht herbeiführen. Man ist geneigt, diese Thatsache für die Grenzländer des römischen Reichs hält
als
man
richtig
die
zuzugeben;
Annahme
So meint
ausgeschlossen.
für
die
civilisirten
Landschaften
derartiger Zustände für selbstverständlich
Bruns
in
seinem Commentar zum sy-
rischen Rechtsbucli, „das eigentliche Griechenland habe (im
5.
Jahr-
und namentlich seit Constantin vollständig das römische Recht angenommen gehabt und später einfach an dessen Weiterbildung durch die römische Gesetzgebung Theil genommen,
hundert) längst
wie
die
ganze Justinianische
Gesetzgebung
Ich
zeige.''-)
darf
schon hier nicht unterlassen, die Richtigkeit dieses Satzes zu bestreiten.
speciellen
Die Mehrzahl der Beweisgründe wird sich zwar erst im Theil
dieser
Untersuchungen ergeben,
wo
wir
sehen
werden, dass die altgriechische Rechtsanschauung sich auf manchen Gebieten, wie im Dotalrecht, im Erbrecht, in den Executivurkundeu u. s.
w., nicht bloss
bis
auf Justiuian, sondern sogar bis in die
byzantinische Zeit, theilweise selbst bis auf den heutigen
gegen dem römischen Recht erhalten
hat.
Es hängt
Tag
dies
ent-
damit
XIII 57, der übrigens die Entstehungszeit des Wortes noch unter die römi-
sche Herrschaft verlegt. 1)
Rudorff
2) S. 315.
ii.
a.
0. S. 58.
—
—
203
zusammen, dass einerseits das griechische Volk im Besitz einer alten und hohen Cultur war, welche sich vom römischen Recht ebensowenig verwischen Hess, wie in neuerer Zeit das deutsche Rechtsbewusstsein; und dass anderseits die griechischen Municipien eigene Orgaue der niedern Rechtspflege besassen, welche von geistigen Einfluss
der
römischen Verwaltung bis
ganz und jedenfalls auch nachher
fast
abhängig waren,
g)Qovri,ötr}g xal
höherem Grade un-
in viel
römischen Duumviru der occidentalischen
Wir haben denn schon
Städte.
dem
als die
dem
auf Caracalla
für
vorantoninische Zeit in
die
xvQiog der Urkunde von Gytheion und in an-
deren Erscheinungen gesehen, dass das römische Recht in Griechenland der Entartung
Und
dern.
wurden liomines
zu
romanischen Län-
seinen
Charakter
officiellen
die Rechtsschulen „zu Alexaudria, Cäsarea
und an anderen
^)
„iniperitos
et
doctrinam discipnlis adiäterinam tra-
Dasselbe Schicksal
hatte insbesondere die Rechtsschule
devagare
(ibidem)
Athen
indem nach der Publication des Codex das
erreicht,
Verbot ergangen war,
Es
in
aufgehoben; „audivimus enim", sagt der Kaiser,
Orten''
dere."
als
spätere Zeit ein Zeugniss
Bei der Publication der Digesten
besonderes Gewicht hat.
o'anz
die
Thatsache, welches durch
diese
für
mehr ausgesetzt war
wir besitzen auch für
in
Athen ferner Jurisprudenz zu
liegt hierin ein officielles
lehren.^)
Misstrauensvotum gegen den Rechts-
unterricht zu Athen; wahrscheinlich
war hauptsächlich
diese Stadt
gemeint, wenn die C. oninem auf „einige andere Orte" hinwies,
wo
unechte Rechtswissenschaft gelehrt würde.
Zum
Schluss
ist
noch ein Blick auf das Verhältniss
der
Gesetzgebung zur Receptionsfrage zu werfen.
ÖD
Es wurde schon oben bemerkt, dass die
die Constitutio Antonina,
uothwendigen Durchführungsmassregeln zu ihrer eingreifenden o o
Verfügung nicht
Werk
in's
gesetzt
hat.
Dasselbe Versäumniss
wir auch in der späteren Gesetzgebung an. Die wichFragen über das Verhältniss des römischen Rechts zum einheimischen wurden theils gar nicht, theils unpassend^) oder wider-
treffen
tigsten
1) C.
omnem
§
7.
Malalae ed. Bonn. XVIII
p. 451: 'Eni ds Trjg vTiazsiac; zov kvzov avTog ßaßiltvg d'eaniaag TtQÖara^iv tnsfixpsv iv 'A&)]vaig, HfXsvaag
2)
Kiov
ÖBva SiSäßyiBiv cpiXo60(p£av 3)
C.
de testam.
6,
ii^tb vöfiifiu £^rjyeLG9ai..
23, 9;
oben
S.
188 A.
2.
/ds(ir]-
^P'V
„
''""^ 5''^^'^'^'
gebuug.
sprechend
^)
beantwortet. Die dringend gebotene Zulassung der grie-
Sprache für Civilacte
chischen erfolgt;^)
—
204
um
erst
diese
erst
ist
man
dachte
Zeit
im fünften Jahrhundert auch daran,, die Aus-
übung der Advocatur gesetzlich an den Nachweis einer gewissen
Man könnte
Kenntniss des römischen Rechts zu knüpfen.^)
Reihe von Unterlassungssünden
lange
welche dazu führten,
zählen,
herbeizuführen;
111
der
verderblich
jedoch die sonstige Halt-
ist
^^® Verworrenheit der damaligen Legislation
BtT!^ifeude
Legislation.
ungesetzlichen Rechtszustand
einen
Gesetzgebung geworden.
losigkeit der
Richtimgen
ebenso
^ig
zu bekannt,
ist
hierüber noch eingehend zu handeln wäre.^)J ~
(jg^gg
eine
der Justizverwaltung auf-
obwohl
Auffallend
vou Jac. Gothofredus bemerkt,^) doch heute yQ(3^ meist wieder vergessen ist es, dass unter Constantin eine ganz scliou
eigenthümliche Reform der Gesetzgebung eingeleitet wurde, welche später eine Reaction
altrömisch gesinnten Julian hervorrief.
des
Gothofredus hat diese wechselnden Strömungen, welche die Lobredner beider Kaiser ausdrücklich hervorheben,^) auf den Antagonis-
mus zwischeu Christenthum und Heidenthum
zurückgeführt.
Rich-
Reformgesetze
tiger lässt sich jedoch behaupten, dass die zahlreicheu
Constantins einen sehr heftigen Vorstoss des griechischen Rechts-
Die Uebereinstimmung
bewusstseins gegen das römische bilden.
dem
dieser Gesetze mit
athenischen und Gortyner Recht
so grosse, oft beinahe wörtliche,
quae
C.
Oben
3)
C.
4)
Das Unglaublichste
Claudian.
sit
ob
(c.
es
2,
53, 1
und
oben
2;
S.
162 Anm. 7,
S. 163.
,
17 pr.
11,
7,
wo über
4, 11,
ausdrücklich
wüsste,
8,
eine
ist
Behauptung mit
diese
S. 185.
de advoc.
dene Gesetze sich
longa cons.
1)
2)
man
dass
in
dieser
Tit. C.
Th. ad Sc.
aufgenommen
5, 6, 7)
widersprechen,
nicht alle
Richtung bietet der
die Nothwendigkeit der Deuunciation vier verschie-
übrigen
wieder den Standpunkt des dritten
sind, von denen mindestens drei während man vom vierten (c. 7) nicht
wenn nicht
aufhebt, (c. 6)
ein
vertheidigen würde!
fünftes
—
(c.
8)
Andere Er-
scheinungen brachte die Theiluug des Reichs mit sich; es kam vor, dass man sich in der einen Reichshälfte auf Constitutionen berief, welche für die andere erlassen und für die eigene gar nicht anerkannt worden waren. Th. de decurion. Ztsch.
f.
12,
R.-6esch.
1,
158;
VI 300
ff.;
Liban. de vita sua
6)
XXI
ad
C.
Th.
p.
97 (Reiske);
Sievers, Leben des Libanius
Gothofr. ad C. Th. de incest. nupt. 5) Proleg.
I
3,
154.
C.
Huschke, Vgl. auch
12, 3.
p. 184.
Nazarius Panegyr. Gonst. Aug.
c.
10; vgl. auch Sozomenus, hiat. eocl.
38
V
p. 3.
243 (Bährens); Aumi. Marcell.
— Sicherheit hinstellen
grösserer zu
erlangen
wird
(III) ist
der
ist;
von Punkt
stelluug
eine
—
205 darf,
Beweis kann
v.u
als
in
derlei
erst
in
der
folgenden
Punkt geführt werden und
Uebersicht
dieser
Gesetze
Fragen sonst
—
enthalten.
Eiar-
Beilage
eine
Dieses
eine der wichtigsten Erscheinungen in der ganzen Receptions-
geschichte; sie beweist die unerschütterliche Lebenskraft des hellenistischen Rechts
und enthält
gleichzeitig eine
kunft sehr gefährlich geworden
Dies lässt sich unter deutlich zeigen. freier
Neubelebung des-
welche der Stellung des römischen Rechts auch in Hin-
selben,
Das
ist.
Anderm an einem
sj'rische
besonders
Beispiel
Rechtsbuch trägt über den
Frauen mit Sclaven genau
die
Rechtssätze des
Umgang Gortyner
wonach Denunciation zur Entstehung der Sclaverei gewissen Fällen nicht nothwendig ist. Dies war von Constautin
Stadtrechts vor, in
noch verallgemeinert worden, indem dieser im tiationen
abgeschafft
von Julian der
alte
hatte
(C. Th. 4,
11, 5).
J.
331 die Denun-
Zwar war später
Rechtszustand wieder hergestellt worden; dann
aber hatte Valentinian ein Gesetz erlassen, welches in seiner Unklarheit als
konnte fasser
Rückkehr zum Constantinischen Recht angesehen werden (c. 7, h. t.); es war nicht zu verwundern, wenn der Ver-
des
syrischen
Recht stehen
blieb,
Rechtsbuchs
schliesslich
beim
weungleich ein neues Gesetz
vinzialen" vor solchem Eigensinn warnte.
Rechtskuude leichtsinnig
zerstört, indem,
8) die „Pro-
So wurde
die römische
wie
merkt, „die Rechtswissenschaft durch die
griechischen
(c.
Ammian
Menge
richtig be-
der sich wider-
war'', und es ist nur begreiflich, wenn in den Provinzen Rechtsspiegel entstanden, welche eine so unbequeme Gesetzgebung einfach ignorirteu, wie jenes Rechtsbuch, welches Bruns und Sachau herausgegeben haben; adulterina di-
sprechenden Gesetze aufgehoben
sciplina.
DRITTER THEIL.
DER PARTICULAEISMUS DER
ÖSTLICHEN EEICHSPßOVINZEN IN
DEN EINZELNEN PEIVATRECHTLICHEN INSTITUTIONEN ZUR
KAISEKZEIT.
Siebentes Capitel. Modiflcatioiien
Particulaireclitliclie
im Personen- und
Faniilienreclit. I.
Personae sui
et alieni iuris.
wie dem Umfauo'^'
Die väterliche Gewalt in
1..
das römische
Recht
sie
'''<''''«
jtüleitas.
,
handhabte, haben von allen Völkerschaften des römischen.
Reichs nur
die
und
Gallier
stammverwandten Galater^)
die
ge-
Bei den grossen Völkern der orientalischen Reichshälfte,
kannt.
den Griechen sowohl
den Juden und Aegypteru,
als
ist
das Ver-
zum Kiud lediglich das der Erziehungsgewalt, und das unbedingte Befehlsrecht, welches die rücksichtslose Disci-
hältniss des Vaters
plin der
Römer
der Familie wie
in
im Staat ausgebildet hat,
ist
jenen etwas völlig Fremdes.
Mit der Ausdehnung des Bürgerrechts durch Caracalla war
Anwendung der patria potestas in den Provinzen vorgezeichnet. Bei dem eigenartigen und fast abstossenden Charakter dieses Rechtsverhältnisses ist man zu der Voraussetzung geneigt, dass die
Reception
die
aber es
desselben
leidet
keinen
Zweifel,
Grade dennoch erfolgt
Schwierigkeiten
grosse
ist,
dass
sie
bis
einem gewissen
und von einer vollständigen Ablehnung
durch die Provinzialrechte
der patria potestas
zu
gefunden habe;
kann keine Rede
PuWicistiZur Erklärung ° die bereits oben^)' erwähnte ° hiefür mag sehe Thatsache dienen, dass die patria potestas mehrfach mit dem öffent- Bedeutung
sein.
_
liehen Recht in Berührung stand
;
wenn
die peculiare
Haftung des
Vaters für die aus dem Decurionat seines Sohnes entspringenden Verpflichtungen durch das Potestätsvorhältniss bestimmt und durch 1)
Caesar
bell. gall. 4,
habcnt potcstatem. 2) S.
oben
—
Gai.
I
19:
Viri in uxores sicxt in liberos ritae necisquc
55.
S. 153.
Mitteis, Reichsrecht
u.
Volksrecht.
14
—
—
210
Emancipation aufgehoben wurde, oder wenn die in iwtestate befindlichen Kinder von der Erbsteuer befreit waren, so sind dies Thatsachen, die auch dem Laien sehr wohl einleuchten. Dementsprechend haben wir schon für die Eeception der püte.ila-^.
vorantoninische Zeit das
Potestätsverhältniss bei den zur Civität gelangten Provinzialen in " " Anwendung gefunden, und consequent verschiedener wird auch im
syrischen Rechtsbuch in L. 40 (P. G8, Ar. 92,
Arm. 02) und L. 44 (= Arm. 147) die Lehre von der väterlichen Gewalt vorgetragen, in L. 52 (Ar. 99, Arm. 98) Adoption und Arrogation besprochen, und in L. 3 (P. 23, Ar. 21, Arm. 15) die Emancipationsform dargestellt; endlich bringen L. 2 (P. 2, Ar. 1, Arm. 3) und L. 20 (P. 57 b, Ar. 69, Arm. 70)
(=
P. 9, Ar. 94,
die
allgemeine Regel
Arm. 94,
127), sowie P. 81
der Vermögensuufähigkeit
der Hauskinder
zur Geltung. Particuiarismen.
Trotzdcm kann man sich bei näherer Betrachtung der Erkenntniss nicht entschlagen, dass, wenn auch theoretisch das Princip anerkannt ist, doch in der Handhabung desselben starke Missverständnisse und Abweichungen vom römischen Recht vor-
gekommen
sein werden.
In L. 24 des syrischen Rechtsbuchs wird der bekannte Satz erörtert,
der
auf einem Rescript
von Antoninus Pius beruht,^)
dass bei Schenkungen an die eigenen Kinder die durch die Cincia
vorgeschriebene Tradition ist
nicht
erforderlich
ist.
Sehr auffällig
jedoch der Ausdruck des Rechtsbuchs:
„Wenn schreibt, giltig,
er aber
seinem Sohn oder seiner Tochter eine doQsä
aber die vo^'^ seinem Kinde nicht übergibt, so
so lange sie bei
ihm
sind; für den Fremden
ist
ist es
es
aber
nicht giltig."
ihm sind" kann offenbar nur heissen „so Es braucht nicht bemerkt lano-e sie in seiner Potestas stehen." zu werden, dass dies ganz unpassend ist: die Schenkung an Kinder ist ja erst denkbar, wenn sie emancipirt sind, und selbstverständlich war dies auch im Rescript von Antoninus vorausgesetzt; der Syrer sagt also gerade das Gegeutheil von dem, was er hätte sagen
„So lange
sollen.
sie
Er meinte
bei
wahrscheinlich,
dass
die
Emancipation das
1) Der Inhalt dieses in Vat. Fr. 314 C. Th. 8, 12, 4 erhalteneu Rescriptes war früher allerdings nicht ganz festgestellt, wird aber jetzt durch unsere
Stelle ausser Zweifel gesetzt.
-
—
211
Kindesverliältuiss aiifliebt und daher auch das Privilegium des Antoninus Pius nur für nicht emancipirto Kinder gelte. Man sieht hieraus wie wenig dem Syrer die Potestas practisch geläufig war;
wo
er nicht
zurück.
abstracte
Lehrsätze vorträgt,
fallt
er
sofort in
die
Anschauung von der Vermögensfähigkeit der Kinder
provinziale ^)
Sehr auffallend ist es auch wenn L. 54 (= Ar. 100, Arm. 99) bestimmt, dass ein Legat oder eine Erbschaft, welche der fdmsfamüias von einem Nichtagnaten erhält, nicht in die Gewalt des
im Fall der Bedürftigkeit soll dieser vom zur Verfügung über dieses Vermögen Dieser letztere, von Bruns nicht richtig verstandene Zuwohl keine singulare Bestimmung bedeuten, sondern be-
paterfamilias geräth; nur
Richter
die
erhalten. satz will
Erlaubniss
ruht lediglich auf der allgemeinen Alimentationspflicht der Kinder.^)
Der Grundsatz selbst, wonach das Legat oder die Erbschaft, die von einem Extraneus herrührt, ein vorbehaltenes Vermögen der Kinder bildet, kann entweder auf einem später wieder aufgehobenen und uns daher nicht überlieferten Gesetz beruhen, oder direct auf particularem Gewohnheitsrecht; in beiden Fällen bezweifeln, dass wir hier
dem
Einfluss provinzialer
ist
nicht zu
Anschauungen
gegenüberstehen.
Man
darf überhaupt daraus,
dass
der
Spiegel das
syrische
römische Potestätsrecht vorträgt, keine sehr weitgehenden Schlüsse ziehen.
Wie
folgendem
trügerisch
dieselben
könnten,
sein
zeigt
sich
in
In L. § 3 ist der Einfluss der Emancipation auf das Erbrecht besprochen und zugleich der vom Standpunkt der Fall.
Civilrechtstheorie ganz richtige Satz gelehrt, dass durch die
cipation jede Erbbeziehung gelöst wird.
Eman-
Dieser Darstellung wider-
spricht nun das ganze Erbsystem des Rechtsbuches, indem dieses nach griechischer Sitte lediglich auf der Thatsache der Verwandtschaft zu beruhen scheint, ohne auf dem Gewaltverhältniss zu fussen; ja selbst
vom Standpunkt
des römischen Rechts
zu rechtfertigen, da ja nach
nicht
dem
Erbauspruch der Emancipirten längst bestand. lich hervor, dass der Syrer, 1)
Dies
ist die
wo
er
ist L.
§ 3
prätorischen Recht ein
Hier
tritt es
deut-
auf die Potestas zu sprechen
Erklärung des auch von Bruns angenommenen, aber nicht
näher präcisirten „Missverständnisses". 2)
Darum
Legat" nehmen.
sagt auch Ar. 100 richtig, der Vater könne
„etwas von dem
Bruns hat dies nicht erkannt. 14*
—
—
212
kommt^ irgendwelche Vorlagen
abschreibt, ohne sich etwas Rechtes
dabei zu denken, gerade so wie oben in § 24, während er auf
anderen Gebieten ganz tüchtige Kenntnisse
Gründe dafür darin zu suchen haben, dass Provinzen ebenso auf Missverständnisse
Abschwächungen
den
Potestas in
die
stiess
wird die
und eben solche
wie es in Deutschland der Fall gewesen
erlitt,
ist.
Eigenartige Verhältnisse zeigen sich insbesondere bei der
2.
Aufhebung Apo-
Man
zeigt.
der väterlichen Gewalt.
j)ag griechische Recht kennt kein Analogon der Emancipation, da diese ja die väterliche Gewalt zur wesentlichen Voraussetzung Dagegen kennen die Griechen die sogen. Apokeryxis,^) d. i. hat.
eine
feierliche
(vor
den Phratrien abzugebende?) Erklärung des
dem unwürdigen Kinde loswesentlichste Wirkung die Auf-
Vaters, vermöge deren er sich von
Diese Verstossung, deren
sagt.
hebung des Kindeserbrechts war,
durch einen einseitigen
erfolgt
Willensact des Vaters, der jedoch wahrscheinlich von den Phratrien oder
sonstwie
von
Diese
musste.
der
genehmigt werden schwache und beschränkte
Gewalt
öffentlichen
Einrichtung
ist
eine
Analogie des römischen Exheredationsrechts, welches letztere, wie wir später sehen werden, in
seiner
schrankenlosen Freiheit der
griechischen Auffassung durchaus nicht entsprach.
Den Römern war thümern
älterer
man nach manchen
dieses Institut, wie
Schriftsteller
als
durch Dirksen eudgiltig
Irr-
fest-
ansehen kann, niemals bekannt; wenn der Africaner Tertullian dasselbe wie ein practisches Institut erwähnt,-) so kann man annehmen, dass er die von den griechischen Redekünstlern gestellt
auch in occidentalischen Hörsälen griechische Sitte ^) im
Es
ist
nun
die
Auge
Schulthema verwendete
als
oft
hat.
Frage aufzuwerfen, wie sich diese
Sitte
zum
eindringenden römischen Recht verhalten hat. Apokeryxis zur Zeit Diocietiaus
Zuuächst besitzeu wir noch aus der diocletianischen Zeit eine gpur, wclchc uns ihre Fortdauer zweifellos erkennen
1)
323
fg.
;
2) et
Petitus, Leges Atticae (Leyden 1741) Dirkseu, Civilist. Versuche S. G2 fg.
De
praescript. advers. haereücos
abdicaverunt ut extraneos, ut inimicos.
c.
39:
p.
sq.;
Gans, Erbrecht
Exheredatio
est.
3) Quintilian, inst. or. III
0,
77, OC;
IV
2,
I
Quos exheredavernnt , semper
Sed ahdicatio intcr vivos
datio causa mortis nee pctest nisi tei^tamento scribi. dicatio sine lege usurpata
234
lässt.
95; VIT 2, 17.
fit,
exhere-
lege fit, ab-
—
—
213
C. de patria potest. 8, 4G, 6 (Dioclet.
et
Maxim, Hermogeni)
a» 288.
Äbdicatio quae Graeco morc ad nlienandos liheros usurpahahir et
apoceryxis dicebatiir, JRomanis legibus non comprohatur.
Mau
wird nicht bezweifeln können, dass diesem Rescript ein
tliatsächlicli
was
vorgekommener
Fall der Verstossung zu
für die diocletiauisclie Zeit
um
Grunde
lag,
glaublicher erscheint, als
so
noch dem Lukian^) und Tertullian diese Einrichtung sehr geläufig ist.
Nun
chischer
man wird
ist
für die
freilich
Zeit Diocletian's
Rechtsanschauuugen
nicht
daran gewöhnen müssen,
sich
mischen Rechts
noch
als
die
das langsam fortschreitende
Epoche anzusehen. Bedeutsamer wäre
es,
der Bestand grie-
besonders
auffallend;
Recej)tion
Werk
des rö-
einer längeren
noch zu Ende des fünften
Jahrhunderts Spuren der Apoceryxis anzutreffen. Syr. Rechtsb. L. §
„Wenn Jemand
58 (P. 72, Ar. 102, Arm. 101):
sich
einen
Sohn
schreibt
vor
dem
.'^'^L'^,,
Richter,
will ihn Verstössen, so erlauben es ihm die Gesetze nicht. Auch erlauben die Gesetze ihm nicht, dass er seinen wirklichen Sohn ohne Grund Verstösse. Wenn er sie aber freilassen will und loslösen von der Botmässigkeit unter seiner Hand, so kann er es vor dem Richter."
und
Dieser Paragraph
sehr auffallend.
ist
Es wird zunächst
ein
Unterschied gemacht zwischen Verstossung und Emancipation (wie der Spiegel sagt „Freilassung")-, ferner soll die Verstossung beim
adoptirten Sohn überhaupt nicht, beim leiblichen
ohne gerechten Grund
zulässig sein,
dagegen nicht während nach römischem
Recht eine Verstossung in beiden -Fällen gleichmässig unzulässig ist.
Ueberhaupt kennt das römische Recht eine kista causa emannur bei den arrogirten unmündigen Kindern, während die
cipationis
Emancipation nicht sowohl
iusta causa, als
geradezu Zustimmung
des Sohnes voraussetzt.
Bruns nimmt an,
und daran
deshalb eine Verwischung dieser Unterschiede
ist soviel richtig,
des römischen Rechts vorliegt.
dass jedenfalls ein Missverständniss
Eine andere Frage
nicht eben dieser Irrthum für uns lehrreich
Ideen des Verfassers schliessen
1) S.
oben
S.
107
Anm.
3.
lässt.
ist
ist
aber,
ob
und auf gewisse
^'^
^'""^
'
—
—
214
Zunächst scheint aus dem Wortlaut welche
setzung,
schliessen will/) folgen darf
—
—
soweit
an
getreu
bekanntlich
sich
man
der Ueber-
Original
das
Gegeusatz von Verstossung und Freilassung kennt.
einen
an-
zu entnehmen, dass der Spiegier
Dass
erstere sich particular bis in's fünfte Jahrhundert erhalten hat, ist
im Hinblick auf
mungen
die
vielleicht
an andern Stellen zu machenden Wahrneh-
schon
Es lassen Argumente bei-
an sich nicht unglaublich.
sich aber, wie ich glaube, hiefür noch
coucretere
bringen. Ar. 102
correspondirenden Paragraphen
Die
Arm. 101 be-
handeln in unserer Frage nur den Fall, dass Jemand sich vom adoptirten Kind
lossagt,
Auch
sprechen.
während
sie
vom
leiblichen
Sohu nicht
zwischen Emancipation
unterscheiden
sie
und
Verstossung; sie haben aber hier einen merkwürdigen Beisatz, der auf den
Zusammenhang mit
Ideen
griechischen
Licht
helleres
Die arabische Handschrift sagt nämlich, der Vater
werfen dürfte.
„kann dem Rechte nach sein Kind nicht von sich fortschicken, ohne ihm etwas zu geben"; die armenische drückt denselben
Gedanken dahin
aus, er dürfe nicht „mit
Gewalt seinen Sohn leer
fortjagen."
Zu
diesen Stellen
vergleichen.
XI 10—17
ist
ein Passus des Rechtes
von Gortyn zu
Dieses bestimmt über die Aufhebung der Adoption: (ed. Beruh.)
ai d{i KU
av(pavd^svos
A^?)
6
dd^d-co
%ax dyoQuv dico
ch
Wenn
ccTCofstTC-
reo Aa(oj,
tivvater
TTohatäv. dvd'f'^i(v de
.
.
.
dem
6
de ^vd^GJv 7c(q)6
i,evico
nachdem
dno- versammelt
sich die
haben.
niederlegen
doxa) Tü5 aTCOQQrjd^evTL.
aus-
dem Markt von von dem herab man
auf
Stein,
.... 6)Tatr}Qavg ad öixaGtrJQLOV, spricht,
Verstossung
die
dnajyoQEvovTi^ jcccrafsk^svcov sprechen
tcav
Adop-
(er will,) soll der
Bürger
(Er
soll)
Statereu
an
der Gerichtsstelle und der Schrei-
ber
soll es als
Gastgeschenk dem
Verstossenen geben. Die Verstossung als solche
ist
ein entehrender Act, der, wie
dem leiblichen Sohn gegenüber nach griechischem Recht nur unter Genehmigung des Richters oder einer andern öffentwir sahen,
1)
Bi-nns-Sacliaii, Vorrede
S. VII.
—
—
215
Der Adoptivsohn
liehen Autorität (Phratrieu?) zulässig war.
aller-
mag nach dem Statut von Gortyu willkürlich entlassen werden; um aber dieser Aufhebung der Adoptivverwandtschaft den entehrenden Charakter zu nehmen, soll der Wahlvater dem Wahldings
kind als Gastgeschenk bei der Entlassung die (symbolische) Gabe
von zwei Stateren verabreichen.^) Die Uebereinstimmung mit der Bemerkung von Ar. 101, man könne das Adoptivkind nicht fortschicken, ohne ihm etwas zu
geben,
ist
man kaum an
so auffallend, dass
Sonderbar
kann.
ist
einen Zufall denken
nur, dass L. 58 einen andern Satz ausspricht:
der Adoptivvater dürfe den Adoptivsohn überhaupt nicht entlassen.
Aber auch
dieser
Satz
griechische
einige
griechischen
scheint
diesem entgegengesetzten Sinn geregelt haben. glaube ich aus Lukians a7toxr]QVTt6^svog
sein»
c.
Den Beweis
in
dafür
12 zu entnehmen, wo-
Vater Verstössen, dann wieder zu Gnaden
selbst der Sohn, den sein
angenommen und dann
Ursprungs zu
müssen das Rechtsverhältuiss
Stadtrechte
neuerlich Verstössen hat, diese zweite Ver-
stossung als eine unerlaubte bezeichnet mit der Begründung, er stehe
in
der ja
Wiederaufnahme einem Adoptivsohn gleich, wohl auch nicht willkürlich Verstössen werden Folge
der
k ö n n e. ^)
Die immerhin
und
die
merkwürdige Erscheinung, dass L. einerseits anderseits hiebei von verschiede-
späteren Handschriften
nen Rechtsgrundsätzen beeinflusst sind, wird sich auch noch an andern Punkten wiederfinden. Sie erklärt sich, wenn ich nicht irre,
daraus, dass den Jüngern Handschriften P,, Ar. und
spätere Ueberarbeitung des
schon
Textes von L. zu Grunde
Sachau hervorgehoben
tigen Zusatzbemerkung,*)
dass
hat,^) freilich mit der
materielle
Arm.
eine
liegt,
was
ganz unrich-
Veränderungen des
In-
halts bei dieser Ueberarbeitung nicht erfolgt seien, welches wir in Beilasce 2 1)
im Zusammenhange widerlegen werden.
Zitelmann, Commentar
iyw niv ovd' sl firj E^aTfat av aoi co^rjv. o yaQ 2)
S.
164
—
5.
cpvaai Trat? tjV, d'Sfifvog Sh dnonrjQVTTfiv zijv ccqxtiv
ju,/}
r'j^^Bleg,
nouiv övvccxbv 7]v, tovz' äSmov Behauptung rein aus der Luft ge-
ana^ yevönsvov. Dass Lukian diese haben sollte, ist wenig wahrscheinlich; man mag sich auch daran erinnern, dass Lukian in seiner Jugend Gerichtsredner gewesen war (Suidas
Xvsiv
griffen
V.
AovKiavög^, also gewisseriuasstn für competent gelten darf. 3)
S. 168.
4) S. 164 unten.
— So glaube ich hier
in
—
216
Bezug auf
die
Verstossung des Adoptiv-
sohns einen Hinweis auf das griechische Recht gefunden zu haben.
Dementsprechend halte
ich es auch nicht mit
Bruns
für ein ein-
wenn in L. 58 von Sohns gesagt ist, sie dürfe nicht Vielmehr mag auch hier an die griechische
faches Missverständniss des römischen Rechts, der Verstossung des
ohne Grund
leiblichen
erfolgen.
wonach
Sitte gedacht sein,
Apoceryxis
die
Phratrien zu prüfen und zu genehmigen
Demgemäss glaube
ich die
der syrische Spiegel
dass
vom
Richter oder den
ist. ^)
Vermuthung aussprechen zu
dürfen,
uns hier wieder deutliche Spuren des
griechischen Particularrechts überliefert. Emancipationsformen,
erwähnt Neben der Apoceryxis j
L.
s.
Von
pation.
8 58 '-'
noch
Form
zeigt L. § 3^) dass hiefür eine eigenthümliche
Vater schreibt den zu emancipirenden
Emanci-
die
wohl aber
dieser ist hier nichts Auffälliges gesagt;
existirte.
Söhnen „einen
Der
Freibrief,
indem er ihnen bekennt, dass sie ihn in Allem geehrt haben und in jeder Sache ihm unterthänig gewesen sind, und dass er für solche Ehrerweisung sie loslöst von der Untergebenheit gegen ihn vor dem Richter." Dies entspricht nicht der römischen Emancipationsform, welche
Jahr 531 weiss
auch
officiell
Bruns
nach dem Zeugniss Justinian's
fortbestanden hat.^)
nicht zu erklären; wir werden
griechischen Ursprungs
sie
Woher
ist.
bis
auf das
diese Sitte stammt,
annehmen
Die Schriftform
dürfen, dass ist,
wie wir
sehen werden,*) den Griechen so recht eigenthümlich; gerade in
Bezug auf
die
Emaucipation
tritt
C. de fide instrum. 4,21, 11
diese Sitte hervor in
(Dioclet. et
Maxim. Theageni):
Emancipatione facta, etsi actorum tenor non existat
adorum
interitu veritas convelli
non
.
.
.
solct.
Hier hatte der Grieche Theagenes seinen „Freibrief verloren
und
zweifelte
desshalb an der Giltigkeit seiner Emaucipation.
—
1) Dies beweist auch Ar. 111, wo neuerlich gesagt ist, dass der Vater von seinem Kind nicht willkürlich lossagen darf. Allerdings ist dieser Paragraph eine unrichtige Wiedergabe von L. CS (= Arm. 109); aber darin
sich
drückt sich fbon ein bestimmtes Kechtsbewusstsein aus. 2) P. 23, Ar. 21,
3) C. 8, 18, 6:
custodiri 4)
.
.
Arm.
Cum
.
Unten Cap. XTV
15.
inspeximus
t.
in cwancipationibits
vanam ohservationem
Aber auch der
-
217
in L. 3 geschilderte Inhalt
des Freibriefs
ist
rakteristisch; die Redseligkeit, welche das liechtsgeschäft mit
cha-
einem
Eulogium auf den Sohn beginnt, entspricht genau der wortreichen Lobrednerei, welche dem Tenor der griechischen Prokleinen
xeniedecrete vorangeht.^)
Es könnte gelegentlich der Besprechung der künstlichen Be-,^j..Jj'j^^^ gründung und Lösung von Verwandtschaftsverhältnissen auch der ^"trage. eigenthümliche Verbrüderungsvertrag erörtert werden, welchen L. 86 (Ar, 127, Arm. 120) des syrischen Reclitsbuchs erwähnt.
Da
jedoch, soviel sich hierüber derzeit Wesentliches sagen Hesse,
Bruns
schon von
gesagt
ist
und wir uns höchstens
in
dem Nach-
weis ergehen könnten, dass einzelne Bpuren desselben sich bei den Schriftstellern schon viel früher finden, als
scheint,
mag
Bruns bekannt
zu sein
genügen, auf diese Spur eines vermutlich barba-
es
rischen Particularismus hingewiesen zu haben.
IL Vormundschaft. 1.
Stelle
Bruns
Altersvormundschaft.
hat gelegentlich einer o die Vermuthung ausgesprochen, o o 1
im syrischen Rechtsbuch ''
<-J
;
dass die formalistische Unterscheidung der
Römer zwischen Tutela
und Cura von den Orientalen nicht recht verstanden wurde. Diese dürfte sich auf eine noch etwas breitere Basis stellen
Vermuthung lassen.
Wir haben schon
früher einer griechischen Stiftungsurkunde
aus der Zeit der Divi fratrcs (Foucart- Lebas, lusc. du Pelop.
No. 243 a)
Erwähnung gethan, wonach
^)
eine
Römerin
Provinz unter Assistenz eines g)Q0VTL6trjg xal jcvQiog,
Wir
et tutor, auftritt.
i.
in
der
curator
dürfen uns hier auf unsere früheren Aus-
führungen beziehen, nach denen wir so
d.
in
dieser
Cumulirung zweier
das erste Zeichen der auf diesem Ge-
incompatibler Begriffe
biet eingetretenen Begriffsverwirrung erblickten.
Wir weisen 1) ccvrjQ
Z. B.
dya^ög
gaiicov
naiQwv 2)
Y.al
C.
I.
iatiii
ferner auf ein Rescript
G.
No. 101:
nsQi r*
nosc aya&ov
S^Sox'd'cci
Oben
S.
ktX.
155
f.
.
.
toj'
ort. .
tnftdf] öri^iov
aus
Kallidctfiag
xov
ÖvrarKi nat
'A^r]vcii(ov t/jv
der severischen Zeit
KalXifitdovzog XolsiSrjg
xat xov öfjuov rbv IIbi-
ivvoiav tvdiÖitKrcd ini räy
"^ermen-
pung von "^^
'^'"''^' (
uratel.
— hin, laut dessen ein
Wie
218
—
Curator im Testament bestellt worden war.^)
der Jurist weiss,
ist
wohl
testamentarische Errichtung
die
Wir vermögen ermitteln, wo sich
einer Tutel, nicht aber die einer Curatel zulässig.^)
aus
des
der Inscription
Rescripts
zu
nicht
jener Fall zugetragen; sollte er aber in einer der occidentalischen
Provinzen oder gar in Italien selbst vorgekommen
da jene Länder im Allgemeinen dem Orient
dung überlegen gewesen
sein
dürften,^) für
so kann,
sein,
der Rechtsanwen-
in
Reichs-
östliche
die
mindestens der gleiche Grad von Unklarheit angenommen
hälfte
werden.
Endlich weise spricht
in
auf die von
ist
syrischen
des
Bruns hervorgehobene Ausdrucks-
Rechtsbuchs
zurückzukommen.
Dasselbe
und 34 von der testamentarischen Ernennung
L. 7
eines ^,s7iiTQ07tog (Tutor)
oder Curator
jenen Rechtszustand hin,
der
sich
aus
weist
'',
genau auf
also
dem oben besprochenen
Rescript ergeben hat.
staut ^"-
Geschlechtsvormundschaft.
^'
rSt^des Ehemannes unter Con
^-g
Im Allgemeinen
dürfte,
auch Galus*) bestätigt, die peregrinische Geschlechtsvor-
yjjg
mundschaft der römischen im Wesentlichen geglichen haben, und dies ist
wohl der Grund, wesshalb sich hier wenig Spuren
cularrechtlicher Verschiedenheit finden.
Dennoch scheint
uns selbst in einem römischen Gesetz entgegenzutreten. den Griechen der
lich ist bei
seiner Frau.
Auffällig
ist
Mann Geschlechtsvormuud
im Hinblick auf
Patrui mei
Bekannt(xvqlos)
diese Thatsache
Mittheilung des Kaisers Julian in C. Th. de contr. empt.
^graecepit
parti-
eine solche
Constanüni constitutione^
iuhemus
die
3, 1, 3:
aboler i
qua
minores feminas consortio virorum copulatas sine decreti
interpositione
venclitiones
posse
cclehrare,
sensnm pariter atque suhscriptionem
si
viri
earum con-
instrumcntis putaverint
praebendam
esse
Schon E. und V. Re vi 11 out haben erkannt und gelegentlich hervorgehoben/^) dass die hier aufgehobene Verfügung Constantins,
1) C.
datum
de ueg. gest. 2, 18, G: Guratorcm
dicis;
quod non potest videri iure factum 23,
-Z)
1.
1,
3)
S.
oben
tibi
qiiidein patris
sqq.
1.
S. 154.
193.
4)
I
5)
Les obligations en droit ögypt.
prdf. p.
XXIV
n.
1.
testamento
—
wonach der Mann beim Verkauf
der minderjährigen Frau als be-
Vormund einschreitet und sogar das richterliche Decrefc Zustimmung ersetzt, au das griechische Recht erIm Hinblick auf die sonstige, wie bereits erwähnt, ent-
rufener
durch
—
219
seine
innert.
schieden gräcisirende Richtung der constantinischen Gesetzgebung
man
wird
das Recht haben, auch hierin eine geflissentliche Re-
durch
griechischer Ideen
ception
erkennen.
Dies
den römischen Gesetzgeber zu
insofern bedeutsam, als es einerseits den Fort-
ist
bestand der griechischen Rechtsanschauung/) anderseits deren Einauf die Gesetzgebung zu beweisen geeignet
fluss
Bei diesem Anlass
ist.
auch über die Dauer der römischen
ist
Geschlechtsvormundscliaft eine
Bemerkung
^.^^f
zu machen. Die älteren
—
Romanisten pflegten auf Grund von Fr. Vat. §§ 225 227 einerseits, welche noch von Agnatentutel sprechen, und C. Th. de tut. et curat. 3, 17,
die
2
cf.
C.
de leg. tut. 5, 30, 3,^) welche nur noch
I.
„pupillarum feminarum
nehmen, dass
und Constantin
nung
trat
tutela"
die Agnatentiitel
W.
erwähnen, anderseits, anzu-
zwischen Diocletian (Vat. Fr. 225) untergegangen sei. Dieser Mei-
(C. Th. 3, 17, 2)
Schmidt
Ad.
in seiner
bahnbrechenden Arbeit über
Papyrusurkunden zu Berlin^) entgegen, indem
die griechischen
auf Grund einer gräco-ägyptischen Manumissionsurkunde
v. J.
er
354*)
woselbst eine Frau Aurelia Teruteru unter Assistenz ihres Gatten Aurelius Dorotheus
auftritt, die
schaft bis auf Constantin
Fortdauer der Geschlechtsvormund-
deducirte.
um
werden,^) dass es sich hier nur
Dagegen darf eingewendet die
peregrinische Quasitutel
auch nach Caracalla immerhin annehmen, dass die
(Gai. I 193) handelt, welche sich provinziell
erhalten
Man kann
hatte.
also
noch an einer andern Stelle hervor: C. de revoc. donation. .... desinc itaqiie postulare, ut donatio quam pcrfeceras revocetur siib practextu mariti ac Uberorum absentiae cum huius firmitas ipsorum praesentia non indigeret. Ueber die Bedeutung der liberi neben dem maritus wird unten Cap. X und XI 2 gesprochen werden. 1)
8,
55,
2)
ders
Dieser
tritt
C (Dioclet. Herenniae)
Ueber
Zimmern
die letzten beiden Stellen sowie über die II
ganze Frage beson-
S. 876.
3)
Forschungen
4)
Die Urkunde, bei
I
S.
300
fg.
Young,
Hieroglyphics tab. 46,
abgedruckt bei
Curtius, Anecd. delph. p. 87, stammte aus dem Besitz des Sir Archimbald Edmondstone Bart, woraus Schmidt, vermöge eines Missverständuisses, consequent die ,,Bart'sche Maiiumissionsacte" gemacht hat. 5)
Vgl.
Rudorff
zu
Puchta,
lubtit. §
302 N.
q.
Z'^'"
romischen
/^
— römische
gen
vor
Constantin
untergegan-
ist.
Die peregriuische Geschlechtsvormundschaft dagegen hat
^'^^.
GeschlechtsSchaft,
schon
Geschlechtstutel
—
220
dem obigen
^jg sowohl ihre Reception in g^jg
sich,
Gesetz des Constantin,
zuletzt erwähnte Freilassnngsurkunde zeigt, länger erhalten.
(ijg
In einem Fall hat
sogar die Herrschaft des römischen Rechts
sie
überdauert; dies geschah bezüglich der Vormundschaft des Ehe-
mannes über
in
allseits
Aegypten. Das ältere ägyptische Recht,
eine sehr freie Stellung einräumt, kennt
hellenistischen Rechts
des
Mit dem Eindringen
Geschlechtsvormundschaft. ^)
keine
freilich
Frau
seine
welches der Frau
kam
es
jedoch dahin,
dass
die
grie-
chischen Notare auch für die ägyptischen Frauen, die vor ihnen
und besonders
contrahirten, den griechischen kvqioq verlangten,^)
Philopator scheinen, vielleicht in Folge
seit
mungen,
Robiou,
1)
Cours
Hiefür
2)
aus
verheirateten Frauen unter der Tutel
die
p. 162 sq.;
dem
die sog.
1.
—
Memoire 1
203
p.
p.
hatWessely,
3. Jhcl. p.
— 239;
235
Mittheil. E. R.
IV
—
preface
hat
p.
71 sq.)
v. J.
103
a.
C.
mit ihren Brüdern, Pimonthes 35 wobei der ältere Bruder, Pimonthes, Dabei haben sich mehrere Missveiständalt,
alt,
KVQiog der Uebrigen auftritt.
Zunächst
I
Hier contrahiren zwei Schwestern, Tiithaut
30 Jahre und Senimouthis 21 Jahre
kunde auf Papyrus, Berlin 1821
60 zahh-eiche Beispiele
S. 59,
Für die ptolemilische Zeit hat
Nechutes-Urkunde (Pap. Leyd. N., Leemans
eingestellt.
Männer
Revillout, Chrestom.
C. zusammengestellt.
Jahre und Snachomneus 20 Jahre nisse
ihrer
sq.
grosse Schwierigkeiten bereitet.
als
gesetzlicher Bestim-
Böckh 23
S.
fg.)
(Erklärung einer ägyptischen Ur-
den Pimonthes gar nicht
als
Bru-
Patron der Uebrigeu ansehen wollen, weil jener als (itlolyNachdem jedoch die VerwandtXQcog, diese als (isXcxQa^g angeführt werden. schaft der Oontrahenten nach einer neuerlichen Lesung der Urkunde durch der, sondern als
Reuvens
in dieser selbst bestätigt
ist,
fiel
zwar dieser Zweifel; dagegen hat
199 darauf hingewiesen, dass man bei einer gewöhnlichen Agnatuntutel die Intervention beider Brüder als Vormünder erwarten
Revillout, Cours sollte.
I
Indessen hat dieser Schriftsteller sein Bedenken selbst, und zwar ge-
wiss mit Recht, durch die
Bemerkung
nicht den Regeln der römischen, richtig wäre, zu unterstellen
ist.
für
—
erledigt,
dass die
griechische Tutel
welche obige Erwägung unzweifelhaft
Wichtiger
ist es
zu bemerken, dass Ta-
thaut und Seinmouthis nicht Aegypteriunen, sondern Perserinnen sind, wie die
Urkunde besagt
ungeachtet darf
Zwang
man
(vgl.
Revillout
I.e.,
Robiou,
Mt'm.
p. 236);
dessen
schwerlich bezweifeln, dass auch Aegypteriunen
der Geschlechtsvorraundschaft unterworfen wurden,
wenn
sie
dem
vor den
und beinahe auf dasselbe kommt Agoranomen contrahirten auch Revillout, Cours p 205, 212 hinaus. Vgl. auch Lumbroso. Rech. p. 86, der allerdings über die Schwierigkeiten hinweggeht.
griechischen schliesslich
,
— zu
stehen.^)
Mindestens
mundschaft nun hat
in
221
diese
— Art
letztere
der
Gcschleclitsvor-
Aegypten, schon wegen ihres Zusammen-
hangs mit dem Eherecht, ihre Stellung auch
in
römischer Zeit
sehr fest behauptet; noch die Urkunden der koptischen Zeit zeigen
Ehemanns.^)
die P^rau unter der Tutel ihres
III.
Eherecht.
Polygamie und Monogamie.
1.
Hier haben
Erscheinungen zusammenzustellen, welche, da
sie die
wir einige
weniger
Landstriche des römischen Reichs betreffen, nur
lisirten
ringeres
Interesse
erwecken,
dennoch
aber
ein
civi-
ge-
der Vollständigkeit
halber nicht zu übergehen sind.
Der Begriff der Ehe
ist
ein
anderer für die Völkerschaften
und dieser Gegenim Alterthum hervor. Die Griechen und Römer sind ebenso monogamisch, als die meisten der östlichen Völkerschaften polygamisch gewesen sind; und nur die Thatsache ist noch zu bemerken, dass gewisse barbarische Stämme auch in des Abendlandes, ein anderer für die des Ostens, satz tritt schon
Europa an der Polygamie festgehalten haben. Dieser Sachverhalt war auch den Alten wohlbekannt, und bezeichnend erkannten sie in der Monogamie das charakteristische Merkmal, welches die Hellenen von den Barbaren trennt.^) Die polygamischen Völkerschaften sind denn auch von den alten Geographen gewissenhaft verzeichnet; es werden insbesondere im Westen die Thrakier*) und Libyer,^) im Osten die Skythen,*') Me1)
Vgl.
Revillout, Chrestom.
pref. p. 162;
Cours
p.
203
sq.
Zwei Beispiele bei Revillout, Cours p. 211 (cf. Revue egyptol. I Das eine, eine Urkunde aus Djemen, hat die Unterschrift (nach R.): 104). p. „Mui Ahüjaia, fille de Samuel Je moinc, mon mari Daniel vi'assistant en toute chose, je souscris ä cet arrangement." 3) S. z. B. Euripid. Androm. v. 177, 213, 465; Aelian, Var. hist. XII 1. Wenn Polybius gelegentlich (XI 6) von Sparta bemerkt, dass daselbst mehrere Brüder eine Frau haben (vgl. Fustel de Coulanges, Journ. d. Sav. 1880 p. 107), so ist das eine Ausnahme, welche die Regel bestätigt und als Vgl. Delbrück in den letzter Rest einer arischen Ursitte anzusehen ist. Ueber Spuren der Niyogaehe Abhandl. der sächs. Ges. d. Wiss. 1889 S. 545. 2)
—
—
Im Allg. Athen Schümann, Hellen. Alterthumsk. I 519. in den Abh. d. bayr. Akad. philos.-philol. Cl. VII 1853 p. 34 fg. 4) Strabo VII 4 p. 297; Eurip. Androm. 213 fg.
in
6) Aristot. Pol. II 3. 6)
Strabo VII
7,
300.
vgl.
Lasaul
x
Polygamie.
—
222
-
der/) Perser,^) Inder,^) Nabatäer"^) und Armenier'') genannt, denen
einem gewissen Grade auch die Juden ''J und Aegypter
bis zu
bei-
gezählt werden können.'') Unstreitig hat sich nun
die
Polygamie
einigen, vielleicht
in
in allen den genannten Ländern auch in der Kaiserzeit theilweise
sächlich
gebührende Einschränkung hat
Die
erhalten.
sie
wohl haupt-
durch den in dieser Zeit sich vollendenden Prozess der sowie durch
Hellenisirung,
Doch mögen
die
Propaganda erfahren.
christliche
Beispiele zeigen, wie
einige
hartnäckig
sie
diesem
Einfluss widerstanden hat.
Für das Ende des
dritten
nicht genauer bezeichnete ihr
Jahrhunderts und eine übrigens
Gegend der
östlichen Reichshälfte wird
Fortbestand angedeutet durch das diocletianische^) Rescript incest. nupt. 5, 5, 2:
C. de
nominis hmas
Neminem
qiii
Romani
dicione sit
stib
uxores habere ^wsse vulgo patet ....
(a^.
285)
Für die syrische Stadt Heliopolis, welche wir hier wohl als den Typus der weniger hellenisirten Ortschaften Syriens betrachten dürfen, erwähnt der Kirchenhistoriker Socrates
an einer bereits
oben angeführten Stelle'') die vollkommene Weibergemeinschaft. Selbst den Juden wird die Fortdauer der Polygamie noch zu
Ende
C
des vierten Jahrhunderts vorgeworfen.
Nemo ludaeonim morem suum
de Indaeis
1, 9,
7:
in coniunctionibus retinehit nee iuxta
legem S'nam nuptias sortiatur nee in diversa suh uno tempore coniugia conveniat. (aP. 393).
1)
Aelian, Var. hibt. XII
2)
Herod.
3)
Strabo
I
1;
Strabo XI 11
XV
54
XVI Gibbon,
p. 709.
4) Strabo
25
5) S.
Geschichte ed. Sporschil
6)
Seiden, Uxor
Mos. Recht 7)
II
Doch
p. 526.
135.
p.
783; Socrates, Hist. eccles. I
I
c.
18 (Vales.).
532.
hebraica'' (Frankfurt a/0. 1G73) p. 43 fg
S.
174
ist
die Frage, ob die
;
Michaelis
fg.
Aegypter zu den mono- oder polygami-
schen Völkerschaften gerechnet werden müssen, soviel ich sehe, eine offene. Dass das Princip der 7/rpa/ffros,
haben
wonach
soll.
Monogamie dort
Inwieweit
sie
war zeigt Suidas v. Ehoform bekannt gemacht.
nicht unbekannt
Ilephaistos das Volk mit dieser
durchgedrungen
ist,
,
darüber äussert
meistens mit grosser Reserve; vgl. Revillout, Chrestom. pref.
broso, Recherchcs 8)
Oben
S. 11.
It)
Oben
S. 28.
p. G4.
p.
man sich Lum-
137;
Es
-
223
aus diesen Anführungen, welche sich vielleicht noch
ist
vermehren Hessen/) zu ersehen,
wie hohem Masse das römi-
in
Reich seinen Nationen ihre Stammeseigeuthümlichkeit hat
sche
Denn
belassen müssen.
es handelt
um
sich hier nicht
Nationen,
welche wie die „Sannen und Abasgen" an den äussersten Grenzen
wohnten:
Reiches
des
in beiden 2.
Ländern
die Vielweiberei
bis tief in die Kaiserzeit erhalten.
dass
'
standen unter ge-
und doch hat sich
Aegyptisches Probejahr. Es worden,
führt
und Juden
Syrer
die
sicherter römischer Herrschaft
ist
Aegypter bei o./ r
die
in neuerer Zeit
der
ausge-
Eheschliessun«? o
eine.^'^'j'^^^^""'?
in Aegvpten.
Art Probejahr beobachteten, innerhalb dessen die Ehe nur pro-
nach
dessen
visorisch
ist,
schlossen
werden kann.-)
contract ausdrücklich
Ablauf
sie
jedoch
definitiv
abge-
Dieses Eheprovisorium wird im Ehe-
indem der Braut
stipulirt,
eine Art Gehalt
Jahr und eine Entschädigung für den Fall der Ver-
für das erste
stossung zugesichert
—
Ehecontracte
Demnach beginnen
wird.
nach
mit den Worten: Je
den
die
demotischen
E. Revillout's
Uebersetzungen
—
accepU pour fenime, und gehen nach Fest-
t'ai
setzung der obigen Bezüge zu der Verheissuug über: Je fctahliral
comme fomne, deren Verwirklichung
sieh
erst
nach einem Jahre
Bis dahin dauert der anniis cohabitationis] wie sich
entscheidet.
13
der griechische Papyrus
des
Louvre ausdrückt: der iviavrog
ÖVVOLKBöCoV?)
Die vergleichende Rechtswissenschaft lehrt, dass diese bedingter Eheschliessung durchaus nichts Seltenes
ganzen
einer
wiederkehrt.
Reihe, Ihr
allerdings
dürfte
der weiblichen F'ruchtbarkeit zu suchen sein,^)
Beispielsweise scheint nach
1)
neben
der Ehe,
vergleichen
ist)
nach die
L.
§ 108
dem
(wozu
Form
sondern bei
primitiver Völkerschaften
meist
Zweck
wesentlicher
ist,
syr.
in
der Erprobung
und für
ein Land,
R.-B. L. § 36 das Concubinat tit. 3 c. 8 zu
Lex Wisigoth. XII
Leviratsehe im Orient durchaus gebräuchlich gewesen
zu sein. 2)
Die bezüglichen Untersuchungen hat E. Revillout,
Journal Asiatique 1877 (X)
p.
261 sqq. veröffentlicht
u.
zw. zuerst im
(später mit Zusätzen
vgl. auch Kev. ögyptol. jDref. p. 132 sq. Krall, Demotische u. assyrische Contracte, Wien 1881 Post, Grundlagen des Rechts S. 185.
abgedruckt Chrestom. dämot.
Zustimmend
,
J.
3)
Not. et Extr. 18, 2
4)
Post
a. a.
0.
p.
Anm.
210
3;
lin. 10.
Krall
a. a.
0.
Anm.
25.
^"'-^®"'"^®
I
95).
S. 14,
— wie Aegypteu,
wo
-
224
der Kindersegen
und
so reicher')
ein
die Er-
haltung einer zahlreichen Familie ungewöhnlich leicht^) war, lässt
Unglück
es sich begreifen, dass Kinderlosigkeit als ein
man
Demnach
auf jede Weise vorzubeugen trachtete.
Ehe, wenn
die
dem
galt,
dürfte
die
Frau inuerlialb des Probejahrs nicht schwanger
wurde, für auflösbar gegolten haben.
Mit
diesem
möchte
Rechtszustand
C. de incest. nupt. 5, 5, 8
Licet
qiiidam
vielleicht
Zusammenhang zu
höchst merkwürdige Rescript in
(Zeno Epinico pp.
Aegyptiormn
das
folgende
setzen sein.
a".
A15)
mortuorum fratrum sibi mortem man-
idcirco
coniuges matrimonio copidaverint, qiiod post illorum sisse virgines dicebantur, arhitrati scilicet
toribus placuit,
cum
contracias, et huiusmodi conubia sunt,
quod
certis
legum condi-
corpore non convenerint, nuptias re non vidcri
tarnen praesenti
lege
temporis
ttinc
sancimiis
si
celebrata
firmafa
quae huiusmodi nuptiae
contractae fuerint, carimique contractores et ex his progenitos anti-
quarum legum
tenori
subiacere nee
quibus sujjerius dictum
est
ad exemplum Aegy])tiorum de
eas vidcri fuisse firmatas vel esse
fir-
mandas. Hier wird die Beobachtung ausgesprochen, dass die Aegjpter, gestützt auf ihr altes Landesrecht der eerti legum conditores,
die
Meinung hegen, eine nicht consummirte Ehe sei juristisch bedeutungslos, was dann auch gegenüber dem Ehehinderniss der Schwügerschaft geltend gemacht wurde. Es dürfte nun kaum eine allzu gewagte Vermuthung sein, diese Auffassung mit der probeweisen Eingehung der Ehe in Verbindung zu bringen: wo
man
überhaujst
Ehen auf Probe
eingeht,
summation der Ehe gekotnmen dass
eine
Mannes
Elie,
die
noch vor
gelöst worden
Ehe nicht 1) Plin.
wo
sehr
Cou-
noch
ist.
Dabei
der
Cohabitation
fällt
es
ins Gewicht,
durch Tod des
doch wahrscheinlich nicht einmal ein
ist,
Jahr gedauert hat, so dass
am Ablauf des Probejahrs Grunde mag mau im Fall
gewiss
es nicht zur
liegt
nahe, die Probe für ungenügend zu finden,
es
zu ihrer vollen Giltigkeit
maugelt. des
schon
Schon aus diesem formalen
obigen Rcscripts eine vollgiltige
für vorhanden erachtet haben. H. N. VII 3;
Dionys. Gothofr. ad D. 46, 2) Diod. Sic. I 80.
Lumbroso, 3,
30 pr.
Kech. 47; ü.
5,
3, 3;
34. 5, 7;
cf.
—
—
225
Der vorliegende Schluss beruht nun allerdings auf der Voraussetzung, dass die Institution des anmis cohahitationis im fünften
wo
Jahrhundert,
unser Rescript erlassen wurde, noch im Gebrauch
so a priori schwerlich Jemand theilen Dennoch ist uns gerade hiefür ein urkundliches Zeugniss Der koptische Papyrus 105 des British Museum enterhalten.
war, eine Annahme, die würde.
hält eine Vermögenstheilung,
derznfolge
ihrer
Revillout
zwar, wie die üebersetzung von
„pour toutes
les clioses
.
.
.
en
.
airain, en toute espece cVohjets, soit la cht, soit
mit
Tochter sich
eine
des Vaters auseinandersetzt, und
Mutter über das Vermögen
or,
lautet:
en argent, en vetements, en
pour
don
le
pour Vannee de nourriture
.
.
.
mip)tial, soit poiir
(An 7 des Sar-
rasins).
Die Tochter anerkennt also die Ansprüche wegen der Eheschenkung, wegen der Dos und wegen des Gehalts für „das Jahr des Essens",
d.
i.
den
iviavzog
Uebung Revillout/) wie kunde bestätigt
Auch in
övvoizeöiov,
ich glaube, mit
dessen fortdauernde
Recht durch diese Ur-
findet.
Punkt also scheint die Landessitte sich bis Koptenzeit und die Aera der Sarazenen dem römischen
die
in diesem
Recht gegenüber behauptet zu
Form
des
haben,"^)
Ehe Vertrags. o
Von den
untergeordneten ö bräucheu localer Natur, welche die Eheschliessung begleiten,^) 3.
hier nicht die
Rede
sein,
sondern es
soll
Ge-^«'''^ft""='>e
Ehesoll contracte
nur der Gegensatz zwi-
schen schriftlicher und mündlicher Eheschliessuug erörtert werden. 269; Chrestom. demot. pref. p. 133
— 136.
1)
Journ. Asiat,
2)
Nicht minder hat sich ja auch die syrisch -jüdische Leviratsehe erSyr. L. 108; cf. lex Visigoth. XII tit. 3 cap. 8. Vgl. oben S. 223 A. 1. Einen solchen Localusus erwähnt das syr. R.-B. in L. 91, einer Stelle,
balten. 3)
cit. p.
welche gleichzeitig die Flexionen deutlich hervortreten lässt, denen das rö-
mische Recht gegenüber solchen Gebräuchen unterworfen war. Es ist daconstantinische Bestimmung referirt, wonach die Brautgeschenke osculo interveniente der Braut zur Hälfte verfallen; das ose. interv. ist dabei so wiedergegeben: „Wenn dem Mädchen ein Brautgemach geworden ist und ihr Gatte sie gesehen und geküsst hat." Dieses Brautgemach ist die auch im jüdischen Recht wiederkehrende Chuppa (= Thalamus), welche
selbst die
jedoch erst bei der Eheschliessung eine Rolle spielt, indem die Deductio in
Thalamum zum ist diese
indem
Eheritus gehört; vgl. Seiden, Uxor ebraica
II
c.
13.
Dabei
Deductio bei den Juden auch von vermögensrechtlicher Bedeutung,
erst
Mitteis,
von dieser Zeit der volle Brautpreis (incrementum
dotis) der jüdi-
Reichsreclit
15
ii,
Volksrecbt.
— In
—
226
Beziehung hat das syrische Rechtsbuch überraschende
dieser
Aufschlüsse ergeben.
Dieses theilt uns nämlich in L. 35, 36, 93^)
Eheform ein Unterschied bestehe zwischen den Völkern des Westens und jenen des Ostens, wobei wir aus Ar. 51 dass in der
mit,
(und jedenfalls auch mindestens das
ersehen, dass Constantinojjel
europäische Griechenland) zu den Ländern des Westens gerechnet Dieser Unterschied wird dahin gekennzeichnet, dass im
wurden.
Westen der Ehevertrag mit (nav —
Qrjöig)
des Ostens
P'^°P^^^^^°"P'L.
93
d.
mündlich
h.
geschlossen werden kann, während in den Ländern
die
gjf^)!'««.'
^Douatio"'^^^^*^^®
einfacher TtuQQrjöta,
Ehe durch heissen",
„Schriften zwischen
eingegangen wird.
Weib und Mann,
Gleichzeitig ist nach
die Bestellung einer Mitgift (gleichfalls (pEQvri genannt), so-
wie nach P. 40 eine Eheschenkung des Mannes (ßoQsa) zur Gilder
ticjkeit
Ehe
Die Folgen der Versäumuug dieser
erforderlich.
wo bestimmt
Vorschriften zeigt L. 35, 36,
Manu
zwei Frauen hat, eine mit und
Kinder aus der Ehe mit
Es
(psQvri
eine
ist,
ohne
dass,
wenn
(pegvi],
ein
nur die
ah intestato erbeu.-)
einige andere Thatsachen anzuvon führen, welche den vollen Umfang der vom syrischen Spiegel prohier
Interesse,
ist
clamirten Sitte des Orients zeigen.
ist (Seiden 1. c. cap. 9 i. f.). Wie es scheint, haben Anschauungen auch die Praxis der constantinjschen Bestimmung indem man das Lucriren des halben Brautgeschenks an die Deduc-
sehen Braut erworben derartige alterirt,
tio in
Thalamum 1) P. 15,
16,
anknüpfte.
41b; Ar.
17,
18, 73,
52;
Doch soll dem Vater gestattet beiden Ehen gleichmässig zu Erben 2)
Arm.
sein,
17, 73,
12, 52.
im Testament
einzusetzen.
Ist
die
Kinder aus
schon dies gegen-
über den römischen Bestimraungeu über die Concubinenkiuder auffallend, so ist
es
Bruns ganz
unerklärlich,
wenn
hiebei
der Zusatz gemacht
ist:
Er
Kinder aus der Ehe ohne cpsQvr'i als fremde Erben, nicht als Kinder, einsetzen. Hier ist Bruns (S. 269) ausnahmsweise geneigt, proviuAber gerade hier ist die Erklärung ziales Gewohnheitsrecht anzunehmen.
muss aber
die
im römischen Recht gegeben;
C.
de testam. 6, 23, 5: Ä'eque professio niqxie
mmcupantium filios qtd non sunt vcritati praeiudicat; et quae ut filiis testamento relinquuntur, iuxta ea quae a principihus statuta sunt non deberi certi iuris est. Andere Fälle, wo falsa demonstratio bei Veradseveratio
ist: C. de dou. a. n. 5, 3, 5 (in der von den Basilikenscholien 28, 3, 5 angegebenen ursprünglichen Passung, welche Justiniau verändert hat); C. de her. instit. 6, 24, 7. Es ist höchst wahrscheinlich, dass das syrische Rechtsbuch diese Rescripte bei jener Bemerkung vor Augen gehabt hat.
wandtschaftsverhältnissen schädlich
Thalcläus in
—
—
227
Aegypten mit voUor Bostimmtheit zu be- i" Acgypten li.'iupten, dass daselbst die Schriftform der Ehe von Alters her zum Landesrecht gehörte; die bestimmte Bestätigung dessen enthält eine zumeist übersehene Stelle des Damascius in der Biographie Zunächst
des
für
ist
Neuplatonikers Isidor:^)
fVijöLog 6
ydnog
^i)
st
rolg
{TtaQcc
ovx
'Al£h,avdQtv6t,v)
ijv
6 LEQ£vg 6 rijg Q'sov iv totg ya^txotg 6v^-
ßolaCoig v7t£(}r}^7]varo %£iqI
lung durch den Priester
ist
tf]
iavrov.
Schriftliclikeit
mit Siege-
die officielle Beschliessung
des Ehe-
bunds, und nur aus dieser Thatsache vermag es erklärt zu werden, dass uns
eine
überkommen
Anzahl demotischer Ehecontracte In diesen Urkunden sind dann die vermögensbeträchtliche
so
ist.
rechtlichen Stipulationen an der Tagesordnung.
Aehnliches hier eine
gilt
Zur Rechtskraft der Ehe wird
von Judäa.
vom Bräutigam
der Braut dargebrachte
sich die lateinschreibenden Hebraisten
von mindestens zweihundert welcher übrigens
fordert,
{incrementum
in
—
,
ein
—
bloss
judä^
Betrag
Witwen nur einhundert) Sus
der Regel nicht
in
wie
er-
überschritten
sondern gleichzeitig auch von der Frau durch
dotis),
eine Mitgift erwidert wird. hier
(bei
ausdrücken
,,üos"
Das vermögensrechtliche Element ist dass eine Ehe ohne „Dos", Concubinat wäre.^) Ueber den ganzen
so sehr Erforderniss der Ehe,
wie die Mischna sagt, ein
Coutract
wurde
ein
schriftliches
Instrument
aufgesetzt,
dessen
und welches, wenn es gleich nach der Ansicht mancher Theoretiker auch noch nach Eingehung der Ehe concipirt werden durfte,"*) doch im Ganzen zu den Essentialien der Eheschliessung gezählt werden dai-f. Es mag nebenbei bemerkt werden, dass auch die assyrische Sitte derartig gewesen zu sein scheint; wenigstens haben sich assyrische Dotalverträge in grosser Zahl gefunden, und dieselben Formular schon von Alters her
festgestellt war,
Aasyrieu
enthalten durchaus formularen Charakter.^)
Demnach wird
dasjenige,
1)
Photius, Biblioth. 242 p. 338
2)
Seiden, Ux.
hebr.
Seiden Seiden Oppert
cap. 10.
3)
4)
1.
c.
11
was das
B
sy^rische
Rechtsbuch be-
26 ed. Bekker.
cap. 9 (p. 117).
cap. 9 (p. 117).
et Menant, Docum. juridiq. p. 87; ferner den leider zu5) sammenhangslosen Formelrest repudü pretium solvat 1. c. p. 54; Peiser, Babylon. Verträge No. 24, 99, 100, 121, 122, vgl. Kohler-Peiser, Aus dem
babylonischen Reclitshiben
I
(1890) p. 8 sq.
15*
«u«i Syrieu
—
—
228
durch die Betrachtung der einzelnen Landesrechte
richtet,
kommen
voll-
und es stimmt mit diesem Bilde überein, wenn auch Joannes Chrysostomus den Syrern vorwirft, dass sie, in ihrer weltlichen und niedrigen Gesinnung auf reiche Heirat bedacht, die bestätigt,
övvallccy^ata xal yQuii^ata
tcsqI
yd^ov^) mit unwürdiger Sorg-
falt abfassen. Sitte de3 Uccidents.
Entgegen der Sitte des Orients hat der Occident von jieher d o das Princip formloser Eheschliessung gehandhabt und beständig festgehalten;
enim
„neqiie
wurden
sächlich
zwar
facmnt matrimonium'^.
tahiilae
mindestens
die
vornehmen
That-
Ehen wohl
durchaus schriftlich geschlossen: indessen die Gesetzgebung hat die
f
Nothwendigkeit dieser Form immer bestritten und zwar ohne
Rücksicht, ja wahrscheinlich sogar in bewusstem Gegensatz zu der Sitte
Doch
des Orients.^)
zeigt, dieser
Kampf
wie das syrische Rechtsbuch
ist,
des Gesetzes gegen die Gewohnheit
im Orient
Nicht genug daran, ist die Gesetzgebung des Occidents einmal sogar in ihrem eigensten Gebiet den vom Osten ausgehenden Anschauungen unterlegen, indem Majorian^) im weströmischen Reich die Bestimmung traf, dass ohne Bestellung einer Dos keine giltige Ehe geschlossen werden dürfe; wie wenig dieser Zwang der Sitte des Westens entsprach, zeigt lefffs^Qj. Umstand, dass diese ..iniusta lex 3Iaioriani" bald aufgehoben werden musste. Es ist ein Zufall, wie ihn die Geschichte von durchaus erfolglos geblieben.
Tniustae
Zeit
zu Zeit
zum Besten
erhalten blieb
und
dung gelangte.
In
in
gibt,
dass trotzdem diese
nachrömischer
einem von
Zeumer
Constitution
mitunter zur Anwen-
Zeit
herausgegebenen Scheu-
kungsact aus der merovingischen Zeit wird das Recht dieser Novelle zu
Grunde
1) Cit.
gelegt;**)
bei Jac.
allerdings hat der Herausgeber die be-
Gothofredus ad
C.
Th. de
fideiuss. dot. 3,
15,
1.
de nupt. 5, 4, 22; de natural. Hb. 5, 27, 10, 11; Nov. 22 c. 3. Das syr. R.-B. (P. 40, Ar. 51, Arm. 45) erwähnt zwar ein Gesetz von Leo, wonach die Verheiratung unter Aufzeichnung der cpfQvi] und ScoQfä geschehen 2)
soll;
C.
doch
ist
nicht zu ersehen, ob
dies
eine
Form
des Ehecoutracts selbst
oder bloss der Dotirung war, und jedenfalls wurde das Gesetz bald aufge-
hoben, wie die vorstehenden Stellen des Codex zeigen. 3)
Nov. Maioriani
Zeumer
6,
9.
dem Formulae Merov.
et Cai'olini aevi p. 208, Cartarum Senonicarum Appendix 1 lin. 6: ,,dum non est incognitum, ut ft-mina oliqua nomen iUa bene ingctma ad coniugium socinvi u^rore, sed qualis causus tri 4)
in
tempore mihi op2}resserunt, ut cartolam libcUis dolis ad ca, sicut lex declarat.
-
nicht gekannt und daher die Rechts-
treffende Novelle Majoriaus
anschauung
Urkunde
der
-
229
auf
zurückführen zu sollen geglaubt.
einen
nichtrömischen
Noch viel Conrat, mit
wenn auch ein Romanist, Max Bestimmung unbekannt vrar; diesem
Ursprung
auffallender ist es,
der Majurianischen
Schriftsteller
ist
sogar das
Missgeschick widerfahren, ein Bruchstück dieses Gesetzes in einem
Codex von
St.
Gallen aufzufinden und als „eine unbekannte Con-
Dos"
stitution"^) über die
(=
XXIII
in
der Zeitschrift für Rechtsgeschichte
X) rom. Abth.
Sav.-Stiftg.
1,
140—1 dem
gelehrten
Publicum vorzulegen. miniine excessit facere,
unde ipsi
appellant" .... Die Söhne angesehen. Allerdings mögen
filii
mei secundum lege naturalis
der Frau ohne Dos werden also für unehelich
hiebei germanische Anschauungen (Schröder, 24—82) mitgewirkt haben. 1) Die „unbekannte Constitution" ist aus Nov. Maior. 6, 9 Wort für Wort entnommen, wobei nur einige Schreibfehler unterlaufen sind, welche
Gesch.
d. ehel.
Güterrechts
I
die Gegeneinanderstellung ergibt.
Cod. S Call. 731
(ed.
Nov. Maioriani
Conrat):
ut
9 (ed. Hänel):
6,
marem f'eminamque par
Utrumque consiringat id est nüquam conditio utrumque constringat id minorutn quam exegerit futuruni uxor ut nunquam minorem quam exigit spunsaticia noverit
largitate
conlatura.
dotis
iura ut dotis
tituhcni
scituris puellis
parentibus puellarum vel quihuscunque
nupturis
omnihus infam ilie ma
culis
uxor titulo
sponsaliciam se
scituris puellis
rum
vel
noverit
ac
est
fu-
largitatcm
coUaturam,
parentihus pucUa-
quibuscunque nupturis, anibos
inorendus qui fuerint sine dote con- infamiae maculis inurendos, qui f'ueita ut nee matreinanio iudi- rint sine dote coniuncti, ita ut ncc cetur nee legitimi ex las (üii procre- matrimonium iudicetar, nee legitimi ex iuncti
entur.
his ßlii procreentur.
Achtes Capitel. Zur
Greschiclite
Das Dotalrecht hat wicklungsstadien
in der
durchlaufen.
des Dotalreclits. späteren Kaiserzeit wichtige Ent-
Es
hat
strenge classische Gestaltung verloren und licheren Linien
Justinian's, sind.
Wie
dieser vor sich gegangen,
der
Schleier,
bedeckt, verhüllt
seine
die einfacheren, natür-
im justinianischen Recht
es
man
wie
sondern das Product eines
löste Frage;
Zeit
angenommen, welche
und welche nicht,
aufweist,
Periode
jener
in
glaubt,
eine
Schöpfung
langdauernden Prozesses
ist
noch heute eine unge-
der die Geschichte der spätrömischeu
auch diese Stelle der rechtsgeschichtlichen
Veränderung.
Ob
derselbe jemals vollständig gelüftet werden wird,
abzusehen; wohl aber dürften dieses Entwicklungsganges bis jetzt geschehen
ist.
sich
gegenwärtig
einige
ist
bestimmter bezeichnen lassen,
Das syrische Rechtsbuch
als
bietet uns
anderwärts so auch hier mehrere wichtige Mittheilungen. wir
nicht
Etappen es
wie
Wenn
sodann die altproviuzialeu Rechtsdenkmäler und einige an-
dere Bausteine
zur
Hand nehmen und
diese
mit den Daten des
syrischen Landrechts, beides wieder mit den einzelnen Phasen der
römischen Gesetzgebung in Verbindung bringen, so lässt sich ein Bild
herstellen,
welches vielleicht im Grossen und Ganzen der
Wahrheit entsprechen einzelnen
Moments
muthung geht
dürfte.
An
eine
getreue Wiedergabe jedes
darf allerdings nicht gedacht werden; die Ver-
zu leicht ins L"re, und nur die Auffindung Anzahl originaler Ehecontracte aus verschiedenen Rechtsgebieten könnte in dieser Richtung eine exacte Forschung hier
einer grösseren
ermöglichen.
Die provinzialen Rechtsquellen, welche für
änderungen des Dotalrechts wichtig geworden
die
späteren Ver-
sind, sind insbesondere
-
-
231
jene der östlichen Provinzen, unter denen das griechische Recht eine
führende Stelhmg einnimmt.
Diese Behauptung reclitfertigt.
sich theils dadurch, dass die spätere Gestalt des römischen Dotal-
immer mehr dem griechischen annähert, theils schon durch den äussern Umstand, dass die entscheidenden Gesetze von der oströmischen Regierung ausgegangen sind. Aus diesem rechts sich
—
Grunde Schrift
ist
auch
Behandlung derartiger Fragen
die
vollkommen am
Schon
Bechmann
Tib. Jul. Alexander
dieser
in
Platze.
hat gelegentlich einer Stelle im Edict des allerdings
die
nicht
näher ausgeführte Ver-
muthung ausgesprochen, dass das ägyptische Provinzialrecht die Dos als Eigenthum der Frau aufgefasst hat, und dass ähnliche Rechtsanschauungen die Entwicklung zum justinianischen Recht bedingt haben, wonach dem Mann an der Dos nur noch ein formales Eigenthum, beherrscht durch die utüis rei vindicatio der Frau, zugestanden
Wenn
ist.
wir erwägen, dass das Edict des
Aegjpter von Nation, sondern auch Aegypten lebenden Griechen, und nicht von einem Aegypter, sondern von einem griechischen oder doch hellenisirten^) Beamten herrührt, so werden wir Bechmann' s VerTib. Julius nicht bloss für die
für
die
in
muthung vom ägyptischen
auf
das
griechische
Provinzialrecht
übertragen, und gewinnen hiemit den Ausblick auf ein weites und einÜussreiches Rechtsgebiet.
Bezüglich des griechischen Rechts sind nun drei Sätze auf-
welche in ihrem Zusammenhang auch von den Bear-
zustellen,
beitern des griechischen Rechts
welche jedoch
auch während
noch nicht erkannt worden der
römischen Zeit
nicht
sind,
unter-
gegangen sind, vielmehr noch im syrischen Rechtsbuch hervortreten, und von welchen wenigstens die beiden ersten einen be-
stimmenden Einfluss auf die Geschichte des römischen tuts gehabt zu haben scheinen.
üotalinsti-
Diese drei Sätze lauten: I.
Die Mitgift
dem Mann
ist ein
—
Dotaignmd-
Eigenthum der Frau, an
abgesehen von der Nutzuugsbefugniss
kein weiteres Recht zusteht.
1)
Denn
welcherngnecMschen
Tib. Julius Alexander
war von jüdischer Abkunft.
—
— Die
II.
vom Vater
—
232
bestellte Mitgift ist ein
Tochter, welches bei Auflösung der
sondern
Vater zurückfällt,
auf
Eigeuthum der
Ehe
nicht an den
Kinder der Frau
die
vererbt wird.
Die
III.
vom Vater
bestellte Mitgift enthält eine Erbabfin-
dung der Tochter. DieMitRift
sind nunmehr zu beweisen: Diese Aufstellungen °
geiiort der
Frau,
Eigenthum der Frau, nicht des Mannes ist, findet sich das älteste Zeugniss im Recht von Gortyn, welches das Eingebrachte der Frau immer schlechtweg als „ihr Vermögen, womit sie zu dem Manne ging", yi\y ^[q Regel, dass die griechische Mitgift
j
Wer
bezeichnet.^) es
gedacht
ein so naives Gesetz so natürlich versteht, als
und nicht
ist,
Speculationen
die
künstlichen
einer
Jurisprudenz hineinträgt, wird nicht zweifeln können, wie er diese
Mit Recht hat denn schon Zitelmann^)
Stelleu aufzufassen hat.
das Frauenvermögen zu Gortyn während der Ehe bewahrt, dem römischen Dotalrecht gegenüber-
welche
Selbständigkeit,
diese
gestellt.
Nach der Ansicht
besten Kenner des
der
bleiben;^) durchschlagend hiefür erscheint
Recht von Gort^ii
1)
av8Q
ai' m' J-cc
vial
avtäg bkev
(ed.
yvvcc ati,
diocyiQivwvtai,
SKOvß'
t'is
III
TTov,
(xi!
v.a
Xli
wenn Mann und Weib
nag so soll habend
sie
das
sich scheiden,
Ihrige
sie
kam
ein
Mann
zu
was
haben,
dem Manne.
17
dveQ dnoQ'ävoi xs-Ava v.axaXi-
k'
zu erwäh-
Bücheler)
rov kvSqcc.
al'
alsbald
der
45
II
xa
attischen Rechts
auch dieses das Eigenthum an der Dos bei der Frau ver-
lässt
a yvvd, zd
J-cc
avxöcg
falls
das
BK0V6CCV onvted^&ui.
stirbt
von Kindern, so
lassuug
Weib
mit Hintersoll,
will, sie das Ihrige
wenn
habend
verehelicht werden. III
ai ÖS
Kcc
äxBKvov
24 yKxrcxlLTifi,
tu xs
J-u ccvxccg tHiv.
wenn lässt,
er sie aber kinderlos
so
haben u ebenso
III 32, III 41,
2)
Coniuientar
3)
Schömanu,
IV
2G,
VI
34,
XI
soll s.
sie
sowohl das
519;
Ihrige
w.
44.
S. 115.
ÜLllenische Alterthümer
I
S.
517;
Meier-Schömann,
Cai Hemer, La restitution de la dot ä Athenes, Paris 1867 van den Es, De jure familiarum apud Atheuionses, Leyden 1864 Uivrilleau, La constitniiou ilo la dot, Nouv. l\ov. bist. VII p. 163. ir
hinter-
p. 11; p.
46;
—
—
233
vom Manu
neude Umstand, dass die Dos
auch wenn die Frau ohne Kinder
niemals
—
verstirbt.
wird,
lucrirt
Einen interessanten
Beleg desselben Rechtszustandes bietet für die kykladische Insel
Sjros eine daselbst gefundene Inschrift,*) ein Markstein, welcher besagt, „dieses Grundstück bildet die Mitgift der Hegeso, Tochter
des Kleomortos", wodurch von selbst jede eigenthumsartige VerEndlich für die ägypfügung des Mannes ausgeschlossen ist,^) tischen Griechen kommt das bereits erwähnte Edict des Tib. Julius
—
Alexander in Betracht, welches den römischen Fiscalbeamteu verbietet, für
Fiscalforderungen gegen den
Mann
Frau
die Mitgift der
einzuziehen, und die Rückstellung der eingezogeneu anordnet, wobei
ausdrücklich
dieselbe
Vermögen Sollte
nach
noch
alledem
etwa gegenüber dem geltend
dem Mann
ein
als
nicht
zugehöriges
charakterisirt wird."*)
citirten
möglich
Zweifel
ein
sein,
sollte
Passus aus dem ägyptischen Edict
gemacht werden, dass hier nicht das
Moment
sondern das materiell- ökonomische
ins
formal-juristische,
Auge
gefasst
sei,
so wird allen Bedenken durch den Einblick in einige griechische
dem
Jahrhundert
Ehecontracte
aus
Ende
welche Urkunden sich in El-Faijüm gefunden haben
bereitet,
zweiten
der
Kaiserzeit
eiu
und zur Wiener Sammlung gehören,*) Diese zeigen aufs deutlichste die Richtigkeit unserer Auffassung.
die
Eltern
die Mitgift
Empfängerin nicht der Mann, sondern die
bestellen, erscheint als
werden
Tochter;'') ihr
Wo
z.
B. in Pap.
vom
E
R. No.
1514—1516
Z. 8 fg.
August des Jahres 136 p. Chr.), vou Aruren Land und ein halbes Haus zur unwider-
(datirt aus Ptolemai's
der Mutter drei
16.
ruflichen Aussteuer gegeben:
1) zrjg
Dittenberger,
Syll.
KI^ouÖqzov d'vyaTQog
An
No. 436. (Ross, luscr. ined. No. 108): 'Hy/jöoug
TtQoi^ t6 x^Q^ov.
eine Erklärung aus
einem Sonderrecht des funclus dotalis darf da der Stein mit Bestimmtheit der vorrömischen Zeit zuzuweisen ist (Ross, Inscr. No. 108). 2)
nicht gedacht werden,
3)
zdv zov
Ed. Tib.
lul. § 5:
silrjcpÖTCov cpiatiov ZKig
4)
am
allerwenigsten an die lex lulia
zag
dvÖQwv
(xlv
y^Q
TtgoLTiag
,
aXXozQiKg ovaag xai ov
nal 6 d'iog 2sßaoz6g i-AtXivofv xat
yvvai^i dnoSi'Soadai
.
.
ot tWapjjot fx
.
Dieselben sind ungedruckt und gehören zu den von Herrn Wessely
mir zur Einsicht gestellten. 5)
Mitgift,
Der
Mann
erscheint als
welche die Braut selbst
schenkung von seiner Seite
ist;
s.
Empfänger nur bezüglich jeuer fictiven und welche in Wahrheit eine Eheunten im Abschnitt von der Donatio p. n.
gibt,
— de ^AtpQoditri
7]
—
234 (sc.
^ritriQ)
r]
daöaaävat ev (peQvy xaza
Xoyet)
avrfi %'v'^^^^^^^ (^^(pQo8 Cr ovti
(aQOVQag XQEtg
stl
.
.
o^oCcog (ergänze: ofto-
äva^pcdQBXov
jCQOöfpoQav
rfj
t)«^ vnuQxovGaq avrfj
.
da %al ro i])^i6v ^tQog trjg o^LoCag vjcag-
%ov6rig avrf] oiKiag})
Desgleichen
„
Aphrodite steuer
.
.
als
IMitgift,
die ihr gehörigen drei
.
Haus gegeben zu haben
Dem
ihrer Tochter und zwar zur unwiderruflichen Auserklärt
entsprechend
.
Aruren und das ihr gehörige
."
.
ist in
Aphrodite
Pap. E. R. No. 1518^),
wo
ein
Grund-
stück in der gleichen Fassung als Mitgift gegeben wird, eine aus-
drückliche
Bestimmung
erforderlich,
wonach
die
Früchte des Grund-
stücks in den gemeinsamen Haushalt gehören (Z. 20), sowie auch in
unserem Papyrus
stücks
als
besondere
als eine
sagt
—
(Z.
22
fg.)
der
Mann
Grund-
die Bestellung des
besonderes Recht und die Bezahlung der Grundlasten
Da
übernimmt.
Dos wird, muss
—
ganz wie das Edict des Tib. Julius
der
Mann eben
Last"'')
nicht Eigenthümer der
über Nutz und Last derselben mit der Frau
er
1) Die in den Text aufgenommenen Ergänzungen Wessely's sind durch andere Stellen der Urkunde gesichert.
2)
Die wesentlichen Stellen dieser Urkunde sind zu Die Urkunde
getheilt. 3)
(tcö
ist
bald nach
Der betreffende Passus lautet Mävsiv ovv xotq ya^iovOL
TS Eov%)dii{iicovL
v.a.1
(lin.
Jahre 150
20
p.
Capitel
IX mit-
Chr. abgefasst.
sq.):
So bestehe denn das Zusammenleben der Brautleute Suchamxov mon und Aphrodite mit einander, in-
'AtpQoöi)-
tfi
Tovtirriv TiQOS dlh'jlovg GVfißi(üGi{v)
Uovxdiifiwvog iTiKQHovvtos
dem
avri'j
tu
dem Suchammon
seiner
Frau
nach
Kräften alle Lebensbedürfnisse {Siovra nävxa
xa
Kccxcc (xcc
v.a.1)
xov L(iaxia(i6v Mal beistellt, die Toilette und was sonst
«/l/la occi nQoaTjKst. yvvccitil yaiisxij
räv)
t'gya
Tjfiiaovg
naxQiKcöv ceQovQcäv rov
^SQOvg
xü>v
tibqI
x6
(.irjTQo-
SoiQov y.Xr]Qov ccQovgäv tqiwv
nX)rjQoivTog 8ig x6 dr}ii6aiov
(
(xd v)nfQ ccvxäv xeXeofiaxci
einer Ehefrau gebührt; er
ndvia and
der
vom Vater
ererbten Aruren, des
halben Antheils an den drei Aruren des Ackerloses im Gebiet von
Metrodoroshof; er bestreitet alle Ge-
bühren
für dieselben
xov avxov alaiov
ziuskasse, angefangen
{ixovg) M.
laufenden Jahr
T. X.
u. s.
Die drei Aruren bei Metrodoroshof sind die in Z. 8
chammon
erhält die
übernimmt
die Bestellung
dvva^iiv «ai Ttoiovfiivov
an die Grundvon dem eben
w.
fg.
geuannten; Su-
Nutzung nur au dem halben Antheil, weil an der andern
Hälfte die Brautmutter sich den Nutzgeuuss vorbehalten hat
(lin.
15
— 18).
— besonders übereinkommen. dass von
Eine weitere Consequenz
einer Verpflichtung,
Urkunden nicht
unseren
-
235
die
Rede
die
ist
dann
die,
Grundstücke zu restituiren, in
während bezüglich
ist;
aller
vertretbaren und verbrauchbaren Sachen, welche er in die
Hand
bekommt, Rückstellungsfristen
pein-
Sorgfalt
lichsten
und Pfandrechte
ausbedungen
wird
werden,
mit
der
der unbeweglichen
Sachen nicht weiter Erwähnung gethan, weil hier eine Restitution gar nicht möglich
ist.
IL Wir wenden uns zum Beweise des zweiten Lehrsatzes, wo'
nach die griechische Mitgift ein
bei
freies,
Auflösung der Ehe an
den Vater nicht zurückfallendes Vermögen
Auch an
hier stellen wir die
yvva ärexvog aTCo^ävoi,
cd da J-cc
ccTfodo^ev
falls
aber ein
Weib
kinderlos
man') das Ihrige den Angehörigen zurückgeben
avräg totg STtißdlXovOL verstirbt, .
bildet.
welches in III 31 besagt:
die Spitze,
td T£
Tochter
der
Bestimmungen des Gortyner Stadtrechts
.
soll
.
.
Hieraus folgt, dass das Gesetz den Unterschied von profec-
und adventicia dos nicht kennt, indem der Rückfall der MitVerstorbenen einerseits durch das Abhandensein von Kin-
ticia
gift der
dern bedingt, anderseits lediglich durch die Thatsache der Veralso nach erbrechtlichen Gesichtspunkten bestimmt und ebenso deutlich spricht die bereits oben angeführte III 24,^) wonach, wenn der Mann stirbt, die Frau das
wandtschaft, wird; Stelle
Ihrige haben
soll,
ohne dass an ein Heimfallsrecht des Vaters se-
fällt
nach attischem Recht die Mitgift der verstor-
dacht würde.
Ebenso
benen Frau in erster Linie ihren Kindern, solcher ihrem xvQiog, die
erst bei
Abhandensein
der sie bestellt hat, anheim.'^)
Ehe durch den Tod
Mannes
des
gelöst wurde, so
Und wenn kann kein
Zweifel sein, dass die Frau und nicht ihr Vater die Mitgift erhielt;
nur unter dieser Voraussetzung lässt sich begreifen, dass
die Tochter
1)
Vermöge
statt „soll 2)
man"
Oben
3) Isäus x.vQt.ov)
neben Söhuen nicht
S.
Sie
miterbt.'^)
eines offenbaren Lapsus steht bei ,,6oll
232 Anm. bl
Bücheler-Zitelinanu
sie". 1.
de Pyrrhi hered. 38, 5; 41,
Yiyvoufvrjg,
hat ihr Erbtheil
xl
enccd'av
Meier-Schömann* 11 S. 521. 4) Meier-Schömaun* II
r]
yvvij
S. 575.
1:
zfjg
uq'iv
ngoiHog slg civrov
yfi'Ea&ai ncctdag
(sc.
zov
ccvrij;
^^^^^*^,''^'
gehurt der Tochter.
—
—
236
schon in der Mitgift erhalten, welche
ilir
auf alle Fälle verblieben
sein muss.
Es
ist
gewiss nicht gewagt,
Richtung
allgemeine
auf eine
aus
auch
beiden Thatsachen
diesen
anderer
griechischer
Local-
rechte zu schliessen; übrigens stehen diese Thatsachen nicht allein, erhalten noch eine
sondern der
dritte
Vorkommen
Dotalrechts, dessen
den
indirecte Bestätigung
nunmehr zu besprechende
stets ein sicheres
Dos
Charakter der
profectizischen
dadurch, dass
Grundsatz des griechischen bildet,
Judicium gegen
im griechischen
Rechtsgebiet nachweislich ein weitverbreiteter war. ^^^-
'"^ist^Elfj-"
aijfindung ^^g der iocüter.
g'g
^^^ eben erwähnte Grundsatz ist der, dass die Mitgift, soPj-^u und ihren Erben unwiderruflich verbleibt, so auch
^jg^,
'
Erbab6ndung derselben enthält, welche jeden weitergehenden Anspruch der Tochter und des Tochterstammes ausschliesst. eine
Dieses Priucip allein eigen,
ist
vielleicht
dem
nicht
griechischen
Recht
sondern scheint, wie es ja nur eine Cousequenz des
starren agnatischen Systems darstellt, auch
im
älteren römischen
und deutschen Recht massgebend gewesen zu seiu.^) Während es aber hier bald anderen Ordnungen gewichen ist, blieb es im griechischen Recht mit wenigen Ausnahmen bestehen. Diese Anschauung beherrscht offenbar alle diejenigen Rechte,
welche die Töchter von der Erbfolge zu Gunsten der Söhne fort-
dauernd ausschliessen, wie phyrischen Lokrer;")
abgefunden. liegt sie in
Wenn
die
dies
z.
B. das
Tochter
attische
und das der
durch die
gilt
einer Stelle des Plato, leges
Rede
die
Anderm
unter
1)
als
noch irgend einer Bestätigung bedarf, so
XI
p.
923^), welche nur
von diesem Standpunkt aus verstanden werden kann. selbst
epize-
Aussteuer
vom Testament
des
Familienvaters
Es ist daund wird
gesagt:
Ich betrachte auch für das römische Recht die Auffassung,
wonach war
die Dotation der Tochter ursprünglich die Hinauszahlung einer ho-es sua
(wobei allerdings das Capital kraft der ursprünglich regelmässig bestehenden Manus in die Hand des Mannes kaui)_, als eine natürliche. Aus ihr, im Zu-
sammenhalt mit dem Recht der Manus mariti cedere.
,
erklärt sich von selbst das lucro
Die allerdings verschiedene Auffassung
—
der späteren Juris-
Ueber eine ähnliche Erscheiprudenz kann hier nicht massgebend sein. nung in der 1. Burgundionum vgl. meine Abhandig. in Ztsch. f. priv. u. öff. Recht XVI 2) S. 3) cd.
S. 566.
oben
S.
64
fg.
Stallbaum
III p.
281 D.
-
-
237
orto d' av rav viäav vnccQicav oixog ?y, ^rj ve^sn^ rovta xäv iQrniäxav. d'vyaxQi rs a&avrag filv av tyytyvij^tvog wg d' av ftr/, vb^siv. ävriQ iöo^svog y, ^rj vs^eiv „Einem Soliii, welcher bereits ein Haus hat, soll er nichts diesem Vermögen vermachen, und ebensowenig einer Tochter, von welche bereits verlobt ist, wohl aber einer noch unverlobten." Die Wendung „eine Tochter, welche verlobt ist", kann in ij
ij
kaum
diesem Zusammenhang dass
anders erklärt werden, als dadurch,
eine solche Tochter bereits ihre Mitgift erhalten hat;')
dadurch
erklärt
dem
Tochter
dass
sich,
eines
Besitz
der
Verlobten
bei
nur der
Sohne gleichgestellt wird.
Besitz eines Hauses beim
Die Stelle drückt also die Anschauung des Plato, welche hier wie in
jenem ganzen Werk nur das Spiegelbild der damals in Grieallgemeinen Rechtsanschauungen darstellt, dahin aus,
chenland dass
mit
Tochter
die
weitere
und eine
abgefunden wird
Mitgift
ihrer
Bestiftung
letztwillige
derselben
einen
Eingriff in
die
Rechte der übrigen Kinder, besonders der Söhne, bilden würde. Eine andere Anwendung, zugleich
im Recht von Gortyn.
findet sich
Töchtern
Erbrecht
das
auf
—
ihnen bisher fehlte")
Dieses Gesetz gibt zwar den
halbes
ein
Ausnahme, welches
Sohneserbtheil,
wie es denn überhaupt auf einer vorge--
Entwicklungsstufe
schrittenen
freilich die erste
—
steht
,
setzt
aber
ausdrücklich
hinzu: Jene Töchter, welche bereits vor Erlassung dieses Gesetzes eine
mann sein,
haben,
erhalten
Mitgift
Das
keinen Anspruch.^)
treffend bemerkt: als
haben
sie
ihnen
der
haben auf Grund
heisst,
mag auch
durch
dieses
ihre Mitgift
Gesetz
das
kleiner
welche
Nachrichten,
gesellt
seltener
in
sich
gewesen
verheissene Erbtheil,
doch keinen Anspruch auf die Differenz;
abgefunden. Zu diesen Zeugnissen
Gesetzes
wie der Commentar von Zitelso
sie gelten als
noch eine Anzahl anderer
Fülle
und Einmüthigkeit
die
Existenz dieser Auffassung für das gesammte griechische Rechtsgebiet beweisen.
Die Erörterung derselben kann jedoch, da
sie
einer späteren Zeit entstammen, hier noch nicht erfolgen. 1) In der
That
erfolgt die Bestellung
der nqoC^ bei der Verlobung; Inscr. jurisdiques
2) 3)
IV 37 IV 52
grecqucs
I
s.
(18'.>1)
p.
52 sq.
ff.
ff.,
dazu
(wenn auch nicht die Auszahlung)
neuestcns die Ausführung im Recueil des
Zitelmann
S.
110
— firiechisciies
recht in Zeit
j]g
Duniuehr ZU
[g^
gcmeiuen.
ijj
—
wie das in den obifTeu drei Grund-
zeio'en,
aussprechendc Rechtsbewusstsein sich
süt/eii sicli
im Aii-2ej^
238
in der
römischen
hellenistischen Rechtswelt erhalten hat.
jgj.
Es wird angemessen
einige andere
sein,
Beobachtungen vor-
welche gleichfalls beweisen, in welchem
auszuschicken,
das eheliche Vermögensrecht des
Umfang
griechischen Volks noch unter
den späteren Kaisern in voller Lebenskraft hervortritt. MannoHvormunuSchaft.
Bona (a,jt(;wa).
Zunächst erinnere ich an die bereits oben^)/ angeführte Beo
Stimmung Constantin's, wonach eine minderjährige Frau unter Consens ihres Ehemannes giltig verkaufen kann. Dass dies die griechische Geschlechtsvormundschaft des Ehemannes bedeutet, wurde bereits ausgeführt. Noch merkwürdiger ist Folgendes. Bekannt sind die Bestimmungcn desselben Constantiu dessen allgemeine Vorliebe für griechische Rechtsbestimmungen an vielen Orten hervortritt
—
—
über die bona materni (jener is; das Muttergut bleibt in väterlicher Verwaltung und Nutzniessung, aber das Eigenthum steht den Kindern zu und der Vater darf nichts davon veräussern. Es ist auch bekannt, dass bei Zuwiderhandlung die Kinder das Veräusserte vindiziren können. Bekannt ist ferner die Bestimmung von Theodosius II. und Valentinian, wonach mit der zweiten Ehe des
Vaters jedes
Ehe
aus dieser
lucrum
dings aufgehobene
hmuhus den ihm
—
nupiiale
aus
erster
Ehe den Kindern
sowie auch Constantin die
zufällt,
—
später aller-
Verordnung getroifeu hatte, dass der pater
zustehenden Niesbrauch au
der bona materna
verliert.^)
Und nun
vergleiche
man
hiemit die Bestimmungen des Rechts
'
von Gortyn VI 31—46: ai ds K
^ärsQ
xhxva
TtaxBQa
KccQtsQov
tQinov,
aTtodod-ai
xarad's^sv
al'
,
fTcaiVEöEi
£^sv TOP ds
de TIS aXXäi TCQLairo
rcc
^i«-
rexv«
Luvre(g. e
rov eine
Mutter
mit
vou Kindern, so
soll
a)i
xaräd-Eiro,
liehe,
Th. de bon. mat.
3) d. h.
über 17 .Tahre
8,
der Vater
verkaufen aber nicht, und
nicht verpfänden,
wenn nicht
18, 3.
alt;
die
Kinder beistimmen, die Renner^)
1) S. 218.
2) C.
aber stirbt
Hinterlassung
^sds Macht haben über das Mütter-
fis,
xa ^e
ÖQOfissg
Wenn
anod-ävBi
xarahnovöa,
Zitelmann, Commentar
S.
60
— TU
iilv
Sfiev,
im
XQä^ara xov
yiaxad^bvxa
E
djiodo^svov
Gxäöai xäg xi^äg
xul' xC
aber
Falls
anders
einer
%axa- kauft oder sich verpfänden e
tbv so
das Vermögen
soll
aaxa- Kindern stehen,
öinleCav
xccv
—
tixvotg sind.
TOit,'
Ö€ TtQitt^ivoL
töi
xte^ivoL
239
k
älX'
dem
lässt,
den
bei
aber, welcher
kaufte oder sich verpfänden Hess,
et
xo anXöov. cd Öi % uklav soll der, welcher verkaufte oder
ojTftfi,
xa xaxva {xo)v {^a)xQ6ioi^ welcher verpfändete, das Doppelte
axag
xaQxaQovg s^sv.
erlegen
etwas
wenn
des Werthes, und
Schaden
sonst
Einfache.
Andere Kinder
Wenn
ehelicht,
über
er
so
das
ist,
das
aber
eine die
sollen
Mütterliche
Macht haben. Diese Uebereinstimmung zwischen den Constantinischen und
Theodosischen Gesetzen und dem altgriechischen Recht fallend, dass lich
man an
ist so
einen Zufall schwerlich glauben kann.
auf-
Wirk-
sehen wir, dass auch sonst in Griechenland zur Kaiserzeit die
Trennung des Mutterguts vom sonstigen
Vermögen
väterlichen
und das Erbrecht der Kinder auf das Erstere anerkannt wird.
Der
attische Philosoph Herodes Atticus,
ein Zeitgenosse der
Antoninen, hatte einen Sohn, welchen er wegen thörichter und ausschweifender Gesinnung zu enterben genöthigt war.
ihm
daher,
mütterliches
wie
Philostratus
mittheilt,
Vermögen heraus,
andern Erben.^)
sein
seinem
bei
eigenes
aber
Er gab
Tode
sein
vermachte er
Hierin zeigt sich der Begriff des Mutterguts als
eines Gegenstandes selbständiger Kindeserbfolge
im Gortyner Recht und
der Constantinischen
ebenso klar wie
Bestimmung
aus-
geprägt. ein griechisches Testament aus Ein Grieche Namens Julius Phoebus seine Kinder aus erster Ehe zu Erben ein, indem er ihnen
Dieselbe
Erscheinung zeigt
der Zeit des Juristen Paulus. setzt
wenn sie kinderlos sterben, das von ihm hinterlassene Vermögen den überlebenden Geschwistern zu belassen „exceptis honis maternis eoriini vel avitis"}) Wieder ist das Muttergut ein
aufträgt,
1) Philostr. vit.
soph. II 1, 23 (ed. Westermann):
uritQma avtä dnfScoKfv, ig tTBQOvg äarrjasv.
2) D. a
Treb. 80,
1,
83.
Telsvtciv 8e ra (itv
ös xXrjQovüfiovg xov savtov
oiüov
itsr-
—
-
240
Vermögen der Kinder, welches
Bestimmung hat
seine selbständige
und in die fideicommissarische Verfügung des väterlichen Testaments nicht einbezogen werden kann.
So ist der griechische Begriff der bona maferna (iiijxQaa) dem römischen Recht nicht gewichen, vielmehr in dasselbe modificirend eingedrungen. Theiiung iler
Eine
Uotal-
fniciitc des
letzten
Jahres.
Eigenthümlichkeit »
audcrc
gm^gj.j.g(.]^^
»
griechische EheO
das
zeigt O
bei der Theiiung der Dotalfrüchte nach beendeter Ehe. '^
griechische Recht theilt dieselben nicht nach der Dauer der
£)a^g
Ehe im
sondern durch Halbirung.
letzten Jahre,
Eine Verglei-
chung zwischen dem Gortyner Recht und jenem spätgriechischen Stadtrecht, welches man heute fälschlich als syrisches Rechtsbuch diagnosticirt,^) zeigt, dass dieses
Gewohnheitsrecht noch im fünften
nachchristlichen Jahrhundert vorhanden war.
Nach dem Gortyner Recht dung gelöst wird, über stimmt (II 45 ff.): %
ai'
{na)l
ccvIq
TU
XQ(^L)vov(T)aL ,
J^cc
ist,
wenn
Ehe durch
die
Schei-
Errungenschaft Folgendes be-
die eheliche
Wenn Mann
{yv)va dia-
avväg Exev scheiden, so
und Weib
soll
sich
das Ihrige
sie
he ticcq rot' avÖQa, haben, was habend sie kam zu xal TÖ xagno xavv i^Cvav, at dem Manne, und von der Frucht % ht ig Tüv J^öv avtccg XQe^d- die Hälfte, wenn sie ist aus ihrem Vermögen. Tov .... atv
sicovö^
Wenn
die
Ehe
der
deter III
ist,
bei
ist
bekin-
Frau ihre Mitgift zugesichert; weiter heisst
es
24 ff.: ds
at T(x
Auflösung durch Tod erfolgt
TS
ätsxvov
aa
i(^vv)7tä{vEL
x)av
t)ö
t)ö
'}iaQ7i{ö
Wenn
ytaraXCnsL,
fa avxäg bksv
%ot(^l)
%
£^{C)vav
Kai),
evd(o)d'£v
Tisdä
röv ijtißaXkovT^ov) ^oIquv
er
hinterlässt,
sie
so
aber soll
kinderlos
sie
sowohl
das Ihrige haben, als auch was sie
eiuwob, die Hälfte und von
der Frucht drinnen mit den An-
rccx-
gehörigen einen Theil nach Ver-
(tav).
hältniss.
Mit diesem Princip luiui
der
Errungenschaftstheilung
nun im syrischen Rechtsbuch
1)
S.
oben
S.
30
fg'.
und Beilage
1.
vergleiche
—
—
241
«) bezüglich der Ehescheidung L. § 105:
„Weiiu ein Mann ein Weib heimsucht und eine Sklavin
in ihrer cpsQvri
dere Dinge
.... wenn
die
bringt ilim
sie
oder eine Heerde Schafe oder an-
Weiber,
die in der q)SQvr] gebracht
und sie sich mehren an Zahl in Folge der Jungen, die sie gebären, wenn dann eine Trennung stattfindet zwischen Mann und Frau, so sind, Kinder
gebären,
oder die Schaf heerde
.
.
.
gehört der Frau die Hälfte der Geburt jeder Gattung, die in der (psQvt} mitgebracht hat
Für
ß)
Auflösung
die
.
.
.
Ehe durch
der
sie
.''')
Tod
des
Mannes
L. § 123:
„Wenn
die
Sklaven oder Sklavinnen,
die
als
nimmt
die
Frau
bracht
wurden, Kinder haben, so
Hälfte,
und
die Eltern des
und damit auch der Gegenstück
in
Gatten die andere
Gortyn
die
geeine
."
.
26 erwähnte Webstuhl sein
III
bekommt nach
finde,
.
cpsQvrj
F. §
55
die
Frau „ihren ganzen
Schmuck aus Wolle oder Leinwand oder Seide"
Im Zusammenhalt
mit den sonstigen griechisch klingenden Pro-
vinzialismen des syrischen Rechtsbuchs (vgl. oben lage 1)
muss man, wie
S.
30 und Bei-
ich meine, diese Errungenschaftstheilung
syrischen Rechtsbuchs für altgriechisches Provinzialrecht er-
des
klären.
Wir kehren nunmehr, nachdem
wir durch diese Thatsachen
dem Dunkel
des nachclassischen Frovin-
einige " Leuchtpunkte in '-
zialrechts
haben, zu den
erhalten
oben
'
erwähnten
grundsätzen des griechischen Dotalrechts zurück. lässt
sich
zeigen,
dass
sie
noch
in
drei
^''^
Grundsätze '•"^
griechischen
Haupt*
Auch von ihnen
der späteren Kaiserzeit den
Angelpunkt des griechischen Particularismus auf unserem Gebiete gebildet haben. 1.
Zunächst
ist
dies für den Grundsatz, dass der griechischen
Frau das Eigenthum ihrer Mitgift
Für Bodenfrüchte
gilt
dies
zusteht, nachzuweisen.
Theilungsprincip
nicht
(L. 105); aber welche i« räv XQrj^ürcov sind, d. h. ex ipsa re, wie Thierjunge und Sklavenkinder, nicht ex cura et cultura, wie die Bodenfracht. 1)
auch Gortyn
Mitteis,
II
49 beschränkt da?selbe auf jene Früchte,
Reiclisrcclit u. Vulksrecht.
16
^''*''''^''*=^*''
zur Kaiser^®'*-
— Die Fran als
gg
Mitgift
—
Giebel auf eine Reihe von Rescripteu hinzuweisen,' aus ^
jg{;
Pjjgeiithii-
ineriu (1er
242
dass die Ehefrauen ihren Männern jg^en Thatbestaud hervorgeht, o das Recht, über die Dos zu verfügen, streitig machten und viel;
mehr .
Anspruch nahmen; in andern Fällen wurde der Dos liicro mariti cedit, bestritten. Dass
für sich in
Satz, dass die adventizische
Rescripte
die
der
Namen
aus den
theils
östlichen
angehören,
Reichshälfte
der Adressaten, theils aus
hervor, dass sie mit einer einzigen
geht dabei
dem Umstand
Ausnahme von
Diocletian her-
man
aus den theil-
rühren, dessen Rescripte bekanntlich, soweit
weise noch erhaltenen Datirungen schliessen kann,
alle
im Orient
erlassen sind.')
Eigenthum und Verfügungsrecht des Mannes über
-^^^
^'lustTu'"'
die
Dotalsachen wird bestritten in 12, 3 (Imp.
a) C. de iure dot. 5,
Etsi dotis exactio defimcta
patrem
Alexander
in matrimonio
filia
pohiisset
ad
pertinere, dotalihus tarnen servis maritus testamento diredani
fideicommissariam lihertatem iure dedit
et
Euphemo):
debuit,
cum
et inter vivos
et
praestita revocari
non
manumittendi mancipia dotalia constante
matrimonio liheram maritiis habet facultatem. Hier wurde das Recht des Mannes, Dotalsklaven freizulassen, in
Abrede b)
gestellt.
11
c.
h.
De Ms
qiiae
Max. Severae): ac direpta commemoras , mariti
in dotem data
actionem nulla
tui esse a".
(Diocl. et
t.
est
(D. X. k. Mai. Heracliae)
duhitatio.
293.
Hier wollte die Frau wegen entwendeter Dotalsachen
per-
sönlich klagen.
In folgenden Fällen hatten die Frau
Zustimmung c)
c.
des
23
h.
t.
oder ihre Eltern ohne
Mannes Dotalsachen verkauft: (Idem Diogeni):
Si praediimi uxor tua dotale venumdedit, sponte tr actum
hahim'it, nihil
interest,
minime
potuerit.
aiiferre nolenti
Ein besonders interessanter
cum
rei
(D. V. Fall; die
tibi
k.
necne condominium
qiiaesitae
Oct. Viminaci) a°. 294.
Frau verkauft ein Dotal-
grundstück und beruft sich zur Rechtfertigung auf das nece^sario 1) S.
oben
S. 11.
—
—
243
funclmn vcndere (arg. vv. „sponte nccne") gegeuüber der
fimdo
Man
dotali})
eigenthümliche
die
sieht
/.
Julia de
Mischung römi-
scher uud nichtrömischer Rechtssätze. d)
22
c.
h.
t.
quam
Bern
(lidem Polybianae): pater in dotem gener o x^ro fdia dedit, nee
recepit,
alienare non iwtest. e)
17 h.
c.
t.
(lidem Sabiniano):
Res quarum usu
venumdando
auferre
fructu tibi
sihi
nihil
socrus in dotem dedit,
dedticto
i^otest,
(D.
luh
nonis
Sirmi)
294.
a«.
Hier verkaufen die Eltern der Frau Stücke aus der Mitgift ihrer Tochter, offenbar in
dem Eigenthum
lichen, vielleicht in der
Zu vergleichen f)
12
c.
Ex
h.
dem Bewusstsein,
dass sie es nicht mit
dem ihres leibEhe verstorbenen Kindes zu tliuu haben.
des Schwiegersohnes, sondern mit
t.
ist
auch
(lidem Rufinae):
peciinia dotali fundus
a marito comparatiis non
tibi (sc.
uxori) quaei'itur ....
Zweimal wurde auch der Satz „dos lucro mariti
cedit" in
Ab-
rede gestellt:
18
c.
g)
h.
t.
(lidem Menestrato):
Si socrus tua tibique
fundum
dedticto
iisufruetu uxori tuae donavit
in dotem nxor qiiidem proprietatem ,
friictum dedit, uxore tua rebus
fundum apud
te
socrus autem nsuni-
humanis in matrimonio exempta
remansisse secundum placiti inter vos fidem non
ambigitur .... sqq.
Offenbar hatte die Schwiegermutter nach dem Tode der Frau dominium und ususfructus des Dotalfundus zurückverlangt, was aber, da die Dos adventizisch war, nicht anging. h)
c.
24
h.
t.
(lidem
Aurelio
et
Lysimacho):
Si dotem marito libertae vestrae dedistis nee
matrimonio vobis in continenti pacto
vel
eam
reddi soluto
stipulatione prospexistis,
hanc eidpa uxoris dissoluto matrimonio penes maritum remansisse constitit,
1)
S.
118
licet
eam ingratam
circa vos fuisse ostenderitis.
Ueber deren zweifelhafte Anwendbarkeit
in
den Provinzen
fg.
16*
s.
oben
—
—
244
Die Patrone verlangten auf Grund der revocatio in servitutem als
nunmehrige Herren der geschiedenen Frau deren Dos zurück,
Mann
ohne zu wissen, dass die adventizische Dos dem nicht
bin
Ich
dieser Rescripte
verbleibt.
gesonnen zu behaupten, dass jedes einzelne
an sich vollkommen beweissicher
dem Rescript auf den Thatbestand immer ganz unbedenklich, und es ist
ist;
der Rück-
schluss aus
des Rechtsfalls ist
ja nicht
nicht festzustellen,
ob nicht ein oder das andere Rescript sich auf eine andere Nationalität des Orients als die griechische bezieht.
Diese Erwägungen
werden jedoch aufgewogen durch die bedeutende Anzahl der Fälle, welche doch auf eine gemeinsame Ursache hinzudeuten scheint, und durch den Umstand, dass noch in andern Punkten das griechische Rechtsbewusstsein fortdauerte, wie wir theils bereits ge-
sehen haben, theils sofort sehen werden.
Wir wenden uns
jetzt der
Bedeutung der Dos im Verhältniss
zwischen der Frau und ihrem Vater besprechen: a) Die Dos
ist
zu.
Hier sind zwei Sätze zu
Eigeuthum der Frau
dem
in
Sinne,
dass ein profectizisches Rückfallsrecht des Vaters bei Auflösung der
Ehe
nicht besteht; b) dieses
zeitig die
Es
Eigenthum
bildet für sie gleich-
Abfindung von der väterlichen Erbschaft.
ist
zur Erleichterung der Beweisführung angemessen, den
zweiten dieser Sätze vorab zu besprechen. 2-
^^ais^Erb-"
dc^Fnnf pfäiig
Die Meinung, dass auch in der römischen Zeit der
Em-
griechischer Rechtsanschauung die Frau
Mitgift nach
t^eJ'
von der Erbschaft des Vaters auschliesst, stützt sich auf folgende
Gründe: a) C. de
'"juSr
legitim, hered. 6,
Imp. Alexander Q. Cassio et
In
58,
1
lautet:
Hermiouae
successione titulo consancjiiineitatis
sione quae proximitaüs
pari iure
esse,
licet
nomine
(a".
vel
223).
in
bonorum
posses-
quam
sororcs
competit, tarn fratres
non eadem matre susceptae
sunt,
ins
certum
est. nee huic derogatiir, quod amitas vcstras uh avo vestro dotatas fuisse proponitis.
Die Supplicanten, von denen wenigstens die zweite schon im
Namen (oder
die griechische
der)
Herkunft verräth, sind Bruderskinder des
Verstorbenen,
Schwestern (ihren Tanten)
Da
sie
welche
in
der
Erbfolge
mit
dessen
oder deren Kindern zusammentreöen.
durch die ersteren nach
dem
Priiuip der Gradesiiähe aus-
— durch
geschlossen,
beschränkt würden,
wenigstens
letzteren
Tanten zu bestreiten, und gebrauchen hiebei das Argument, diese Tanten seien bereits von trachten
•
die
-
245
die Erbfolgerechte
sie,
dem gemeinsamen
Grossvater (resp. Vater des Erblassers und der Diese Begründung gibt nur unter
Tanten) ausgesteuert worden. der Voraussetzung einen
rung eine
dieser
man
passenden Sinn, dass
in
der Doti-
Abfindung von allen Erbrechten gegen den
definitive
Vater und in weiterer Consequenz gegen die übrige agnatische
Verwandtschaft erblickte. b)^
sy"schen Eine merkwürdicre Remiuiscenz an diesen Rechtszustand\'" D Rechtsblich
Dieses spricht (in § 1 sämmt-
enthält das syrische Rechtsbuch.
kann seine er
vom Testament und bestimmt, der Vater Kinder erben lassen, wie er will. Den Töchtern gibt
Handschriften)
licher
Mitgiften im Betrag ihres Pfiichttheils;
fügen drei
Handschriften,
mehr geben,
so
kann
L.,
er
das
will er aber
und Ar.,
P.
hinzu
^)
—
—
so
ihnen
thuu.''')
In letzterer Bemerkung erkennen wir einen Nachklang und gleichzeitig
Ablehnung
eine
des
Tochter mit ihrer Mitgift von
Man
funden wird.^)
rauss
sich
griechischen
der
Satzes,
väterlichen
hiebei
dass
die
Erbschaft abge-
daran erinnern, dass das
Intestaterbrecht des syrischen Rechtsbuchs bekanntlich ein durch-
aus unrömisches
ist.
Vorgang von Bruns
Gewöhnlich hält man dasselbe nach dem für ein orientalisches.
Es wurde jedoch
be-
und wird später ausgeführt Bestimmtheit mit werden, dass dasselbe als griechisches Recht Ist aber dies richtig, so war noch zur Zeit zu kennzeichnen ist. reits
früher
gelegentlich
Abfassung jenes
der
dass die Töchter
bemerkt^)
Werkes der Gedanke
ausser
ihrer Mitgift
nicht
vom Vater
ausgestorben, nichts
zu
er-
halten haben,
1)
Das Londoner I^'ragment (Bruns- Sacliau
S. 41)
Bemerkung uuverstäudigerweise corrigirt, iudeui den Söhnen mehr geben (als den Pfiicbttheil), so kann
diese
weis für die Richtigkeit des obigen Textes liegt in
und der Arm. haben sie
sagen: Will er
er es thuu.
dem oben
Der Be-
weiter Aus-
geführten. 2)
Die obige Wiedergabe des scheinbar verworrenen, in Wahrheit aber
durchaus nicht, wie bei
Bruns 3)
a. a.
Bruns meint
Für Bruns
ist
diese wie
buchs unverständlich geblieben. 4)
Oben
(S. 182),
unlogischen Textes entspricht der
0. ausgeführten Erläuterung des Paragraphen.
S. 30.
manche andere
Stelle des syrischen Rechts-
-
-
246
Die schlagendste Bestätigung
liiefür
enthalten aber die Quellen
aus der nachjustinianischen Zeit, welche beweisen, dass dieser Ge-
danke
in
Griechenland nicht bloss niemals ausgestorben, sondern
sogar einer der lebendigsten Gedanken des geblieben bei deu
Hyzantiii"n
tööv voacov j^ der uutcr Leo Isauricus entstandenen ixlovr) «
q\
i
•'
ist
griechischen Rechts
ist.
Erscheinung sehr auffällig, dass von der
die
keine Rede
Zachariae, der auf
ist.
lehrte, nicht
annehmen, dass
man
die dotirte
Geschwistern gleich geerbt habe,
darf, sagt dieser Ge-
Tochter mit den übrigen
man muss
vielmehr davon ab-
gehen, dass die ausgestattete Tochter durch ihre Dos
funden
wurde;
betrachtet
„dass
wird,
Hypothese
welche
Existenz
die
einer
gar
Erscheinung aufmerksam
diese
macht,') hat sie auch richtig gedeutet;
i
collatio dotis
solchen
dadurch
Consuetudo
als
abge-
bestätigt
durch
das
ganze byzantinische Recht hindurchschimmert."
Eine ausdrückliche Bestätigung dieser Rechtsansicht enthält
Grosskomnenen Joannes, wonach „es eine alte Gewohnheit sei, dass verheiratete und ausgestattete Töchter ihrem ohne Testament verstorbenen Vater mit den übrigen Geeine Aeusserung
des
schwistern nicht succedireu."^) im heutigen
^\ /
Griechenlaiid.
Wcnn
für hicnach die allgemeine Geltung xr o o dieses Princips ist, ausgesprochen Bestimmtheit
^[q byzantinische Zeit mit voller
so
lässt
zeigen,
sich
Herrschaft und
bis
dass
dasselbe
auf die jüngste
auch unter der türkischen Zeit
seine
Lebenskraft be-
Es darf als bekannt gelten, dass auf Veranlassung G. L. V. Maurer's^) die griechische Regierung im Jahre 1833 die griechischen Gerichte und Gemeinden durch Fragebögen zur Bekanntgabe
wahrt
des
hat.
geltenden
Gewohnheitsrechts
bung wurde kaum irgend und scharf hervorgehoben, Mehrzahl der laufenen
—
—
als
nebenbei
Auskünfte.
veranlasste.
ein Rechtssatz
der unsere.
so
Bei
dieser
Erhe-
häufig gleichlautend
Von ihm
berichtet die
bemerkt, nicht sehr reichlich einge-
So die kykladischen Inselgemeindeu My-
kone, Santorin, Syra, Naxos, Siphnos, Faros, Amorgos, Kea, los, aus Messenien die Gemeinden Koron, Imblakika, Mikromani, Andrizaina, Nision; aus
1)
die Städte Kalavrita, Patras
Geschichte des griechisch-römischen Rechts*
2) Citirt bei 3)
dem Kreis Achaia
Zachariae
Maurer, üas
a. a.
ü. S. 115.
griechische Volk
I
S. 212.
S. 173.
—
—
247
und Pyrgos; aus Arkadien Tripolizza, Karytaina und Sanct Peter; endlich aus Akarnanien Kravara, Apokuro und Missolonghi.') Dieselbe Auskunft gaben die officiellen Berichte anderer Beamten.^) Ja, die Rechtsaufzeichnung der Insel Santorin
Satz sogar gewissermassen in codificirter
von 1799 hat diesen
Form
ausgesprochen.^)
Hiemit ist auch in diesem Punkte der hartnäckige und profecticia. ^®i."® P?^ ^^ erfolgreiche Widerstand, den das griechische Dotalrecht der römi3.
*-'
_
_
Mit diesem
schen Rechtsinvasion geleistet hat, gekennzeichnet. Resultat
ist
aber gleichzeitig schon
eine
Art von Beweis dafür
gegeben, dass auch der letzte der obigen das griechische Dotal-
—
recht betreffenden Lehrsätze
Recht
ein
Rückfall
eventueller
Ascendenten
bestellenden
der Satz nämlich, der
gänzlich
profectizischen
unbekannt
ist
dass
Dos an den
—
römische Recht in Griechenland nicht beseitigt wurde. ihn kann jener erste, bereits bewiesene Satz
man
werden; erklärt
die
der Erbschaft, so thut die
Dos
dotirte Tochter
man
es unter der
diesem
durch das
Denn ohne
gar nicht gedacht ausgeschlossen von
für
Voraussetzung, dass ihr
definitiv verbleibt.
Man kann demnach
als
ziemlich sicher annehmen, dass die
Tendenz des griechischen Dotalsystems im Rechtsbewusstsein der
Antagonismus gegen die römischen Ordnungen hervorrief; dass es die griechische Denkweise aufs härteste berührte, wenn dem mütterlichen Grossvater das Recht zugesprochen wurde, den Enkeln, nach dem Tode ihrer Mutter, die Mitgift derselben zu benehmen, die früher stets als unwiderrufWenn wir liches Gut der neuen Tochterfarailie gegolten hatte. nun sehen würden, dass mit der wachsenden legislativen Thätigöstlichen Provinzen einen
keit der
oströmischen Kaiser gerade hier den alten Grundsätzen
und eine vermittelnde, dem Rechte der Tochterkinder entgegenkommende Gesetzgebung angebahnt wurde, müssten wir da nicht annehmen, dass des
dies
römischen Rechts die Spitze abgebrochen
eben
die
Wirkung
der
Hellenisirung
der
gesetzgebenden
Kreise war?
1)
Maurer
239, 240, 2) 3)
S.
222, 223, 225, 227, 228, 229, 230,
242-45, 24G— 49,
Maurer Maurer
S. 339. S.
3G1.
251. 252.
2.S1,
232, 234, 236, 237,
— Theofiosischc Ehe-
geseugebuug.
Wandlung "
Diese (Josius
der Gesetze ist
Dieselbe
eingetreten.
II.
-
248
nun thatsächlich
seit
noch eine
gleichzeitig
verfolgt
Theo-
'-'
.
andere Richtung;
.
.
auch dem Lucriren der adventizischen
sie tritt
Dos von Seiten des Ehemanns, welches gleichfalls, wie wir sahen, den Eigenthumsrechten der Frau widerspricht, bis zu einem ge-
Wir
wissen Grade entgegen. nisse
und können
die
über die bezüglichen Verhält-
syrische Rechtsbuch eingehender unter-
nunmehr durch das
richtet
sind
Umgestaltung des Dotalrechts von Schritt
zu Schritt verfolgen.
Das syrische Rechtsbuch berichtet von einer zweimaligen Reform, welche das eheliche Güterrecht in vorjustinianischer Zeit er-
Avird
29
L.
in
stammt von Theodosius
Die ältere Reform
fahren hat.
und
II.
57 d, Ar. 71) kurz als „das alte Gesetz"
(P.
er-
Arm. 47—49) jedoch ausdrücklich refeKönigs Theodosius bezeichnet.^) Die jündes rirt und als Gesetz gere stammt von Leo und ist besprochen in L. 29 und 92, P. 41 a, wülint, in Ar.
44
(P. 38,
Ar. 51,2) ^rra. 46, 50.
Beide Gesetze regeln das Dotalverhältniss im Zusammenhang mit der Donatio ante nuptias, von welch letzterer jedoch vorläufig
abgesehen wird.
Nach dem Theodosischen Gesetz kommt 1.
wenn
der
Mann
2.
wenn
die
Frau
a)
wenn
sie
Namen ßy-wenn
stirbt, die
Dos an
bekommt Mann
stirbt,
bei
Kinder hat, der
Auflösung der Ehe
die Frau;
die Dos, aber nur
„im
der Kinder" oder „für die Kinder",
sie
Kinder hatte, aber diese vor ihr gestorben
sind,
behält
Kind
eine Sexta,
der
Mann von
der
bis
zur
der Rest fällt an
sich
Hälfte;
Dos
für jedes
den Vater,
wenn
y)
nie
sie
Kinder hatte, behält der
nach der Dauer der der
1)
Es
ist
Dos
Manu
einen
Ehe stufenförmig steigenden Theil
bis zur Hälfte;
den Rest erhält der Vater,
wohl nur auf Mangel an Umsicht beruhenobwohl später durch das LeoArm. 47 49, Ar. 44 doch wie geltendes Recht
ein merkwürdiger,
der Umstand, dass das Theodosische Gesetz, ninische abgeändert, in P. 38,
vorgetragen wird. 2)
Wo
übersieht.
Bruns
—
S. 206.
jedoch das vorletzte Alinea einen Inthum enthält, was
Bruns
— im
3.
—
249
Dos immer der Frau, an der Scheidung Schuld ist, in welchem
Fall der Sclieidung bleibt die
auch wenn Fall
sie
nur
sie
durch den Verlust der Donatio bestraft
wird.
Die eigenthümlichen Bestimmungen dieses Gesetzes beziehen
wo die Ehe durch Tod der Frau oder Scheidung aufgelöst wird; denn dass beim Tod des Mannes die Dos sich auf die Fälle,
an die Frau
(resp.,
Gewalthaber)
fällt,
beiden
dagegen
Fälle
gangen.
Stirbt die
kommt
Mann
der
wie selbstverständlich zu ergänzen ist
die Dos,
Stirbt
römisches
Recht.
Für
ist,
ihren ersten
die
ist vom altrömischen Recht weit abgeFrau mit Hinterlassung von Kindern, so be-
ob die Dos adveutizisch Unterschied.
altes
die
ist
um
sie
den Kindern aufzubewahren;^)
oder profectizisch, macht hiebei keinen
Frau ohne
Kinder zu hinterlassen,
so
macht der Mann für verstorbene Kinder, oder wenn die Ehe eine bestimmte Dauer gehabt hat, Abzüge bis zur Hälfte; den Rest erhält der Vater der Frau, einerlei, ob die Dos profectizisch ist oder adveutizisch. Endlich kann auch die aus eigenem Verschulden geschiedene Frau ihre Dos mit sich nehmen, ohne sich den Abzug propter mores gefallen lassen zu müssen.
Ob
dieses Gesetz wirklich
von Theodosius war, wie
die ara-
bische Handschrift sagt, können wir nicht beurtheilen; zu den von
ihm erhaltenen Gesetzen über die Auflösung der Ehe'-) passt es nicht.^) Von Avem immer es sein mag, es hat den Gedanken des römischen Dotalrechts zu Gunsten des griechischen Gedankens zurückgedrängt und jenem nur eine geringe Concession gemacht.
Denn Frau mit Hinterlassung von Kindern, so ist der Keine Dos profecticia. Vater von der Rückforderung der Dos auch dann ausgeschlossen, wenn diese profectizisch war, wie sich bei der Nichterwähnung 1.
Stirbt die
'
'-'
des
profectizischen
Rechts
von
selbst
ergibt.
Die
Dos
ist
in
diesem Fall den Kindern zugedacht, und das entspricht genau den
oben ausgeführten Principien des griechischen Rechts.
1)
Dos im
Das
2) C. 3)
ist
Namen
wobl gemeint mit dem Ausdruck, der
Th. de repudiis 3, IG, 2; Nov. Th. 12;
Vgl.
Mann bekomme
die
der Kinder.
Bruns
S. 266.
C.
I.
de reimdiis
5,
17,
8.
— Einschrän-
2.
kung des lucrari
^jgj.
dotein.
Stirbt
sie
-
250
ohne Kinder, so
mindestens
fällt
'
die
Hälfte
EU deu Vater oder, wenn dieser bereits verstorben war,
Y)oH
'
'
an die Erben der Frau') zurück, und zwar auch dann, wenn die
Dos adventizisch war. Das alte Lucrireu der adventizischen Dos durch den Mann ist also stark eingeschränkt und nur die Concession erhält der Mann, dass er bei drei verstorbenen Kindern oder nach zwölfjähriger Dauer der Ehe die Hälfte doch lucriren darf.
Auch
hierin
Dem
aus.
drückt
griechische
die
sich
Rechtsanschauung
griechischen Recht ist das lucrari dotem ganz fremd;
die Dos ist Eigenthum der Frau, das wie jedes andere auf ihre Erben übergeht, und dieser Satz ist hier, nur unter gewissen Beschränkungen welche die Rücksicht auf das frühere Recht auferlegte, in die römische Gesetzgebung aufgenommen. ,
und
.ler
3
Dotalretentiouen.
Endlich sind auch im Fall schuldvoller Scheidung die Ab'-'
Mannes aufgehoben derselbe muss sich mit dem Auch dies entspricht obiger AnVerfall der Donatio begnügen. des
zugsrechte
;
schauung. Prüfung der
D[q Beliauptuuff, dass in diesen Abänderungen des römischen
Ueberhefe-
.
rung vom Dotalreclits
TheodosischenGesetz.Jich
.
.
macht,' setzt natürEinfluss sich geltend griechischer ^ " voraus, dass dieselben im syrischen Rechtsbuch getreu wieder^
gegeben
sind,
Dos auch
bei
_
und dass nicht etwa zu Gunsten der profectizischen bekindetem Tode der Frau ein Vorbehalt gegolten
habe, den unsere Quelle übergeht.
Man
könnte sich hiefür dar-
auf berufen, dass noch im Jahr 428 der Satz wiederholt worden
war, dass die an eine filiafamilias
Dos
zurückfallende
nicht iieculium advmticium werden
Indessen deutsam.
ist
dieses
Bedenken schon an
Im Jahre 428
profectizische
soll.-)
stand Theodosius
sich
nicht sehr
be-
eben noch auf dem
Boden des alten Dotalrechts. Unser Gesetz dagegen enthält eine vollständige Neuordnung dieses ganzen Rechts, und diese hat ja auch nach anderer Richtung mit dem älteren Recht gebrochen, 1) P.
38
i. f.,
Ar. 44
i. f.
Es
über die adventizische Dos bei können.
hieran nur das auffallend, dass die Frau
ist
Lebzeiten
Ob wir anzunehmen haben,
das Rechtsbuch bei der Seltenheit zeiten des Vaters adventizisch
des Vaters nicht sollte testiren
dass hier eine
des Falls,
dotirt
ist,
de bonis quae liberis
6,
61, 2.
die
übergeht; ob vielleicht diese Dn-
genauigkeit schon im Originalgesetz vorhanden war, 2) C.
Bestimmung bestand,
dass eine Tochter bei Leb-
ist
nicht zu errathen.
— z.
B. durch Einschränkung
—
251
des „dos
Es hat
mariti cedit".
lucro
durchaus nichts Auffallendes, wenn bei dieser Reform ältere Mei-
nungen desselben Kaisers verlassen werden.
Dazu kommt, dass derer Beziehung der
der That
nachweisen
in
Ehe zu
wie
Im Jahr 426
sichern suchte.
lösung der Ehe
sich
dem Vermögen
aus
dies
mit seinem Tode
die
II.
des
von
die Auf-
andern Gatten gewon-
nenen Lucra ein peculium adventicium werden streckte
lässt,
und Valentinian bestimmt,^) dass väterlicher Gewalt stehenden Ehegatten durch
hatten Theodosius
einem
in
Patria Potestas zu entrücken und den Kin-
bezüglichen
der
dern aus
sich
Theodosianische Gesetzgebung das Ehegut auch in an-
die spätere
sollten.
Doch
er-
nur auf die Person des überlebenden Gatten;
Gewinn
dieser
fiel
Im Jahre 439 ging Theodosius
iure pecidii
an den Vater.
weiter und bestimmte, dass dieser
Gewinn in Hinkunft beim Tode des überlebenden Ehegatten nicht mehr an dessen Gewalthaber iure pecidii, sondern iure hereditatis an die Kinder aus der betreffenden Ehe fallen soll.^) Theodosius
hat
also
Patria Potestas auch
in
seiner
in
späteren
anderer Richtung zu
Gesetzgebung
die
Gunsten des ehe-
und der daraus entsprossenen Kinder abge-
lichen Verhältnisses
schwächt.
Ferner fcctizischen liche
sehr
B.
im syrischen Rechtsbuch eine kaum
Rechts
Nachlässigkeit wäre.
eingehend
Darstellung z.
zu berücksichtigen, dass die Uebergehung des pro-
ist
es
referirt;
gewesen,
eine
wäre
ein
stufenweise wachsendes
zuzählen und den
unverzeihlicher Fehler der
Menge nebensächlicher
Lucrum an
Dos
Einzelheiten,
der
Mann
ein
erhält, pünktlich auf-
Unterschied der profectizischen und adventizi-
schen Dos zu übergehen sichtigt war.
der
begreif-
des Theodosius ist dort
Abstufungen der Ehezeit, nach denen
die
anlassen,
Das Gesetz
Nichts
als
—
wenn
er
wirklich
unser eigener
im Gesetz berück-
Wunsch könnte uns
ver-
dem Rechtsbuch diese üngenauigkeit zuzumuthen.
Dazu kommt
schliesslich
entscheidend erscheint.
ein
Umstand,
der
mir
geradezu
In L. § 29 wird nämlich das Gesetz des
Theodosius dem alsbald zu erwähnenden des Leo entgegengesetzt, wie folgt:
1)
C. Th. de bonis
quae
2)
Nov. Theod. 14
§ 8.
filiisfaui. 8,
lü,
1.
— Die Richtigkeit der ueberiiefe-
„Weiiii die Frau
gg
SO ist der
1^ ^
Mannes
eines
'' j g^
—
252
Mann Herr
~
und Kinder dem alten
stirbt
liinter-
ihrer (psgvTj nach
Gesetz.^)
Der Befehl aber, den der gepriesene selige König Leo erlassen, der, dass, wenn der Vater der Frau noch lebt, so erbt ihr Vater die eine Hälfte der Mitgift und ihr Mann die andere. Wenn aber der Vater der Frau stirbt und sie von seiner Gewalt frei ge-
ist
worden
dann erbt der Mann ihre ganze
ist,
Wenn
ihrer Kinder.")
Testament machen und kann
wem
im Namen
cptQvri
aber keine Kinder hat, so kann
sie
ein
sie
die Hälfte ihrer (psQvri hinterlassen,
sie will."
Diese Stelle muss jeden Zweifel an der Genauigkeit der Mit-
Denn
über das Theodosische Gesetz beheben.
theilung
Bestimmung
die fragliche
gebracht zu jener des Leo; nach Theodosius
satz
hier
der Vater
ist
durch die Kinder der Frau ganz ausgeschlossen, nach
kommt
ist
au.sdrücklich in Gegen-
des Theodosius
Leo be-
er jedenfalls die Hälfte.
Dies führt uns gleichzeitig zur Darstellung der Leoninischen
^iJut^rLeo"^
Rückschritt
zum römischen Recht
Theodosische Recht desselben
Andern
die
lösung der
als
und, soweit
anzuschliessen sucht, als eine
sowohl
Frau
Wer
werden.
bezeichnet
scheidet,
brachtes:
kann im Allgemeinen
Diese
Gesetzgebung.
die
Mann
Dos, der
Ehe durch Tod
des
als
lebt,
die
andere
andernfalls
Hälfte
Frau,
Arm. 46 f.) Es ist zwar auch
in
das
die
verliert
Beige-
sein
Bei
Donatio.
Auf-
Mannes bekommt die Frau die halbe Donatio. Beim Tod der
bekommt
der
Erben der Frau.
die
an
Verschlimmerung
Dos ganz zurück und dazu die Frau behält der Mann „die ganze Donatio und Dos";
theilweiser
sich
ohne Grund von dem
sich
Mann
ein sie
Vater, (L. 92,
diesem Gesetz
—
die
Hälfte der
wenn P. 41a',
und das
ist
er
noch
Ar. 51,
für die
Entwicklungsgeschichte der Dos von besonderer Wichtigkeit
—
und eigentliche Begriff der profectizischen Dos nicht Die Theilung der Dos zwischen Mann und statt, einerlei, ob die Dos adventizisch war oder Vater findet der
alte
wiederhergestellt.
1)
den.
Namen
D. h. Herr „im
der Kinder", P. 38.
und muss nach L. 92 berichtigt werSeine Hälfte der Dos bekommt der Mann im eigenen Namen; nur
2)
Dies
ist freilich
sehr ungenau
jene Hälfte, welche für den Vater der Frau bestimmt war, erhält er nach
dessen Tod,
wenn
die
Frau nicht
Icstiit hat,
im Namen der Kinder.
Man könnte
profectizisch.^)
itückfall
der profectizischen
der beiden Anwärter
Mittelweg eingeschlagen werden, der jedem auf jeden
wenigstens einen Antheil
Fall
dem Lucriren Dos ein
sagen, es sei zwischen
dem
der adventizischen und
—
253
Im üebrigen
sichert.
doch eine Rückkehr zum römischen Uecht darin, dass der
liegt
Vater
man
Frau
verstorbenen
der
gangen wird.
nicht
hierin
jetzt
Dies
erblicken.
wenn nach dem Tode
diese
in
über-
vollständig
Namen
erster
deutlichsten,
Theo-
sind.
Dos dann dem überlebenden Ehe-
Nach Leo
gesorgt.
am
sich
Kinder" anheimfällt;
der
Linie
zeigt
Kinder vorhanden
der Frau
dosius hatte bestimmt, dass die
gatten „im
mehr
nie
Eine Verbesserung des Theodosischeu Rechts kann
hatte
er
sind
nicht gesichert; wie L. 92 ausdrücklich erklärt,
die
für
also
Kinder
gar
bekommen Mann
und Vater ihre Hälfte, einerlei, ob Kinder vorhanden sind oder nicht, und nur insoweit") ist bezüglich des dem Manu zufallenden Theils für die Kinder gesorgt, als die bekannten, aber nicht von Leo herrührenden Gesetze über das Schicksal des lucrnm nuptiale bei Wiederverheiratuug des überlebenden
Auch
in
anderer Beziehung
ist
Ehegatten eingreifen.
würdig.
Die grundlos sich scheidende Frau
verlieren
—
als
ihre ganze
soll
stimmung, die selbst das ältere römische Recht nie Endlich
ist
die Halbtheilung
in
beiderseitigen
und
ziemlich
Literessen;
unbillige
Je
Umganz
eine
Vermittlung zwischen
den
auch das Gesetz des Theodosius hatte
eine Theilung versucht, aber in viel feinerer
Weise durchgeführt:
diesem
der Dos zwi-
Mann und Vater im Grunde genommen doch
mechanische
Dos
ob die Dos eine Scheidungsstrafe wäre; eine Be-
fange getroffen hat. schen
—
Leo's keines Lobes
das Gesetz
länger
die
und ganz passender
Ehe währt,
desto
grössere
—
Ansprüche an die Mitgift der Frau darf der Mann erheben. Im Ganzen ist daher das Gesetz des Leo als ein Rückschritt
1)
Hieraus erklärt sich, dass C. de pact. convent.
5,
14, 9 § 1 sq.
gesagt
müssen gleichlautend sein. In der That muss seit Theodosius II. und Leo der Mann, wenn er mehr als einen Brnchtheil der Dos lucriren will, dies ausdrücklich bedungen haben. ist,
die pacta de hicranda dote et a. n. donatione
XXX
Löhr, welcher
dies (Arch.
der unrichtigen
Vermnthung
335) beobachtet hat, ist hiedurch sogar zu
verleitet worden, es sei
um
jene Zeit schon die
allgemeine Restitutionspflicht hinsichtlich der Dos ausgesprochen gewesen. 2) S.
Ueber die scheinbar entgegenstehende Aeusserung
252 Anni.
2.
in L. 29
s.
oben
—
254
—
gegenüber deu milden und billigen Anordnungen des Theodosius
mau
bezeichnen; fast gewinnt
zu
um
hier
Reactiou
bewusste
eine
rakter derselben handeln würde,
Die Gesetz.lustimau's
den Eindruck, als ob es sich
gegen
den
unrömischen Cha-
wie solche Gegengesetzgebungen
im oströmischen Reich auch sonst vorgekommen sind.^) Justinian ist dann bei seiner Regelung der Dotalverhältnisse wicdcr mchr zum Gedanken des Theodosischen Gesetzes zurückgekehrt, indem er das lucrari dotem, hierin sogar noch über Theo-
dosius hinausgehend, gänzlich abschafft und der Frau wie
Erben
ihren
Dos gewährt. Es ist unstreitig, dass dieses Recht alle Ansprüche des Mannes ausschliesst; zweifelhaft ist, wie man weiss, ob dieses Recht auch den Rückfall der profectizischen Dos an den Vater ausschliesst, wenn derselbe die Tochter bei Bestellung der Dos nicht mehr in der Gewalt Die Frage ist insbesondere praktisch, wenn Kinder aus hatte.^) ein festes
Recht auf
Ehe vorhanden
der
Wind scheid
und
sind.
Frage verneint; für
diese
dass
Ansicht
Die Mehrzahl
die
Es
ist
die
Schriftsteller
hat
Vangero w
nicht unser Zweck,
zu erörtern; aber die
Bemerkung wird
dogge-
historische Entwicklung auf die bejahende
letztgenannten
der
der
Bejahung sind Francke,
eingetreten.
matische Streitfragen stattet sein,
die
Schriftsteller
des Theodosius hatte, wie wir sahen, den
hinführt.
Das Gesetz
Begriff der jsrofectizi-
schen Dos im Wesentlichen,"') und jedenfalls zu Gunsten der Kinder, aufgegeben;
wenn
er die
nicht gesagt.
dem Vater Fotestas hatte;
Käme
würde man
an, so
Leo hat ihn nicht vollständig wiederhergestellt.
hat dann
Justinian
ein Rückforderungsrecht
—
mehr
ist in
gegeben,
seinem Dotalgesetz
es bloss auf die Interpretation dieses Gesetzes
die
Frage kaum für zweifelhaft halten können;
im Zusammenhang der Justinianischen Gesammtcodificatiou
ist frei-
zu berücksichtigen, dass in den Digesten auch einige Aus-
lich
sprüche
über das
Man
sind.
Recht der Dos profecticia aufgenommen
alte
wird sich darüber zu entscheiden haben, welche Trag-
weite diesem Umstand zukommt.
1)
Ich
erinnere an das über die Constantinische
setzgebung Gesagte, oben 2) 13,
1
Denn
§ 13 c)
worden 3)
für
S.
und Julianiscbe Ge-
204.
den entgegengesetzten Fall ist (arg. C. de rei uxor. act. 5, dass ihm das Rückforderungsrecht vorbehalten
unbestritten,
ist.
Vgl. dazu oben S. 250 Nr.
2.
i
— Wie immer dem der adventizisclien ist
jedenfalls
sei,
Dos ganz und
Justinian Neuerer, dass
er,
Rechts folgend, der Frau eine ein
-
255
hat Justinian das Lucriren
immer beseitigt. Auch darin dem Gedanken des griechischen für
(utilis) rei
Quasi-Eigenthum au derselben
—
—
vindicatio ihrer Dos, also
unter den ebenso bekannten
Es dürfte aber Normirung keinen so vollständig neuen Gedanken enthielt, als man bisher angenommen hat, dass vielmehr ihr Grundgedanke schon seit Beginn des fünften als
bestrittenen
nunmehr
Beschränkungen
ersichtlich sein,
dass
zuerkennt.
diese ganze
Jahrhunderts sich durchgerungen hatte.
Aber auch das vsrird sich behaupten lassen, dass dieser Umschwung in erster Linie dem Rechtsbewusstsein der oströmischen Reichshälfte zuzuschreiben
ist.
Dieses Rechtsbewusstsein hat, wie
im Gegensatz zum reinen römischen Recht bestanden; ja, es geht in dem Punkte der Erbabfindung der Tochter, in der entschiedenen Ausschliessung des Ehemannes vom Dotaleigenthum u. s. f. noch über die Bestimmungen des Justinianischen Rechts hinaus. Auch die Bestimmungen Constautin's über die
gezeigt, allerorten
hona materna sind, wie schon ihre überraschende Coincidenz mit
denen des Rechts von Gortyn zeigt, Ausdruck griechischer Anschauung. vielleicht
Es
soll die
Möglichkeit nicht bestritten werden, dass
auch eine spontane Entwicklung des römischen Rechts
zu demselben Resultat geführt hätte; im vorliegenden Fall zu einer solchen nicht
gekommen, weil
die
ist es
oströmische Gesetz-
gebuns eben von Griechen und nicht von Römern herrührt.
Neuntes
Capitel.
Zur Geschiclite der Donatio propter nuptias.
Wer
jemals sich
mit der Geschichte der räthselhaften
split-
römischeu Eheschenkuug zu beschäftigeu versuchte, wird die Er-
fahrung gemacht haben, dass es sich hier
um
mehreren unbekannten Grössen handelt.
Im Grunde kennt
die
mehr
als
Literatur von diesem
den
Namen und
eine
dunkeln Rechtsiustitut nicht
einige
dasselbe
betreffende
Rechnung mit viel
Bestim-
gesetzliche
mungen, welche jedoch, wie man treffend gesagt hat, „mehr voraussetzen, als aussprechen",') mehr secundärer, als primärer Natur sind. Unbekannt sind die Quellen, welchen dieser eigenthümliche Rechtsgebrauch entsprungen ist; unbekannt ist die Entwicklung, welche derselbe im römischen Rechtsbewusstsein bis zu dem Moment zurückgelegt haben mag, wo er uns zum ersten Mal unter seinem gegenwärtigen gegentritt;-) lich die
nitinuiisreu.
als
Einrichtung
allbekannte
und durchaus zweifelhaft und bestritten sind
ent-
schliess-
dogmatischen Fragen nach dem eigentlichen juristischen
Zweck und Charakter Kritik
Namen
dieses Rechtsiustituts.
Eiuc kurzc üebersicht der bestehenden Meinuns^en über das "Wesen der Donatio
mag
letztere
von der beispiellosen
Bild
Behauptung bestätigen und
Uugewissheit geben, in
ein
welcher wir
uns auf diesem Gebiete noch bewegen; dieselbe gibt gleichzeitig die Gelegenheit,
uns über den Inhalt des in den justinianischen
Quellen enthaltenen Materials zu vergewissern. 1
Ausicht
2.
erer
Eine schon von der Glosse begründete"') und
Zeit
1)
verlassene
völlig
Wind scheid,
2) C.
Pandekten
Meinung 11
erblickte
in
erst in neu-
der
Donatio
§ 508 A. 2.
de iucest. nupt. 5, 5, 4 von Valentinian IL, Theodosius und Ar-
cadius.
ad § 3 ad Nov. 119.
3) Gloss. ."»,
3;
—
I.
de donation.
2,
7;
ad. Tit. Cod.
Schol. ad Harmenopnl.
IV
de donatiou.
10, 38.
—
a.
uupt.
Dieser An.sicht
-
-
257
propter nuptias ein Sicheriiogsmittel der Frau
dem, wenn bei Auflösung der Ehe vorräthig seien,
Donatio,
die
Pfand, sollte in Anspruch
ihre Dos,
in-
Dotalsachen nicht mehr
die
es
sei
für
als
Eigenthum,
es
sei
als
genommen werden können. Diese Mei-
nung, welche in ihrer Grundlosigkeit deutlich das pfadlose Irren
auf unserem Gebiete
zeigt, ist
noch sonst irgendwie
weder den Quellen zu entnehmen,*)
Ja sie steht so vollständig Widerlegung kaum möglich ist,
einleuchtend.
in der Luft, dass eine eigentliche
da
den Boden concreter Argumente nicht mehr berührt.
sie
genügt indess darauf hinzuweisen, dass schon der
Name
Es
unseres
weg von den Cautionsmitteln zu vergewöhnliche Hypothek denselben Zweck
Rechtsinstituts dasselbe weit
legen gebietet; dass eine
haben würde, den man hier der Donatio zuschreibt, und
erreicht
wiederholt erwähnte Sitte, wo-
dass endlich die in den Quellen
nach
Frau
die
die
Donatio dem
Mann
als
Dos wieder
ins
Haus
bringt, bei dieser Ansicht einfach unverständlich wird. 2.
erst^)
Unter den Ansichten der Neueren ragt O gegenwärtig O eine zuO O von Rave^) aufgestellte, dann von Löhr^) ausführlich ent-
wickelte und neuerlich tretene
Meinung durch
wonach also
die
eine
wieder von Sontag^) und Schott^) verdie grosse
Anzahl ihrer Anhänger hervor,
Donatio eine Art Familienstiftung, ähnlich der Dos,
Dos mariti
darstellen
Dieser Gesichtspunkt gibt
soll.
der Donatio eine sehr umfassende und vielseitige Bedeutung. ist
eine Stiftung zur
Deckung der verschiedensten
Ehegemeinschaft entspringenden Bedürfnisse und
Sie
und aus der
in
hat
daher
die
Ausnahme von Cujaz und Doneil die Mehrzahl der älteren Schriftworüber die tüchtige Inauguralabhandlung von Schott (Die don. p. nupt., Mannheim 1867) S. 5 eingehende Nachweisungen enthält. 1) Denn 1. cit. § 3; C. cit. 19; C. de iure dot. 5, 12, 29, Nov. 61 c. 1 pr. § 1 und Nov. 127 c. 2, auf welche man sich zum Beweise berief, sind theila überhaupt nicht auf Sicherstellung theils auf Sicherstellung der Donatio folgt mit steller,
,
selbst zu beziehen. 2)
Da
es
nicht
im Zweck
dieser
Arbeit gelegen
war, die
Dogmeu-
geschichte der Donatio eingehend zu verfolgen, muss ich die Verantwortung für die Richtigkeit dieser Angabe der Schrift von Schott a. a. 0. S. 25, der ich dieselbe entnehme, überlassen.
Rom.
3)
De vera
4)
Arch.
5)
De sponsalibus apud Romanos (Inaug.-Äbh.) Halle 1860
f.
indole don. pr. nupt. civ.
Prax.
XV
S.
431
fg.,
§ 16,
XVI
17.
S. 1 fg.,
XXX
S.
322
bes. p. G3. 6)
A.
a.
0. S. 25, 49 fg.
Mitteis, Keichsrecht
u.
Volksrecht.
17
ff.
p.
44
sqq.,
^- ^.^®
^°'
natio als
^*^tun°"
—
258
—
Sie kann eiu »SicheruugsFrau werden dafür, dass der Mann hinreichendes Vermögen besitze, um in Verbindung mit ihrer Dos die Bedürfnisse
verschiedensteu Functionen zu erfüllen. mittel der
der Familie bestreiten zu können-, in dieser Function wird sie bei
Verarmung
Mannes mit Beschlag belegt und für die Familie Sie kann eine Caution gegen willkürliche Ehescheidung des Mannes bilden; in dieser Eigenschaft wird sie schon seit dem Scheidungsgesetz von Honorius und Theodosius IL a«. 421 (C. Th. de repud. 3, 16, 2) bei vom Mann verschuldeter Scheidung von der Frau eingefordert. Sie kann eine Witwenversorgung sein; dies aber nur dann, wenn sie der Frau für den Ueberlebensfall ausdrücklich zugesichert des
mit Ausschluss der Gläubiger verwaltet.
für die Kinder, indem nach Eigenthum den Kindern, und nur der Niessbrauch (nebst einem Kopftheil des Eigenthums bis zur Wiederverehelichung) der Witwe zukam. Aber all dies sind, wie gesagt,
eine Stiftung
Sie ist endlich
ist.^)
dem Tode
des Vaters
das
nur einzelne Functionen eines
als
einheitlich
Grundgedanken nach der Dos adäquaten
gedachten,
Instituts.
Diese Beschreibung der Donatio propter nuptias, wie
am
ausführlichsten
in
nianische Recht kann gar nicht
ernstlich
wie
diese
Wenn
verschiedenartigsten
die
Functionen
aber diese Vielseitigkeit gerade
natio erhoben,
wenn
das justi-
bestritten werden,
Donatio wirklich ein getreues Gegenbild der Dos
die
sie sich
oben genannten Schrift von Schott
der
unzweifelhaft manches Richtige; ja für
enthält
findet,
seinem
liefert
dass
und
sich
vereint.
zum Wesentlichen
der Do-
in
stark betont wird, dass keine ihrer einzelnen
Functionen für sich allein ihr Wesen ausmacht, so
ist
doch daran
zu erinnern, dass diese Vielseitigkeit nur eine Schöpfung der stück-
weise erweiternden Gesetzgebung en o des fünften und sechsten Jahrhunderts darstellt. Gerade jene Bestimmungen, vermöge deren
man
Donatio für eine Familienstiftung im eigentlichen Sinne stammen sogar erst von Justinian; dass sie bei Verarmung des Mannes von der PVau mit Beschlag zu belegen ist, hat die
erklärt,
Er
verfügt; dass die Mutter nur den Niessbrauch, die Kinder das
Eigenthum an der Eheschenkung haben sollen, rührt gleichfalls von Ihm her. Gewiss können diese Functionen im Sinn des justi-
1)
wird.
Diese Einsclnilnkung S.
unten
S.
2G2
f.
und
ist
V
d.
imbognimlot, wie sich im Folgenden zeigen
—
259
nianischen Rechts zur juristischen
Natur unseres Rechtsinstituts
gerechnet werden; ebenso sicher aber war diese noch unter den früheren Kaisern eine
einfachere, und dieses
„Grundwesen"*) der
Donatio wäre eben zu finden. In
letzterer
Richtung haben
Vertreter
einige
der
Rede
in
stehenden Ansicht durch historische Ausführungen auszuhelfen ge-
So soll sich nach Löhr die Donatio aus der Arrha sponnach Schott soll sie sich aus den Hochzeitsgeschenken des Bräutigams entwickelt haben. Danach hätte sie sich aus unsucht.
salicia,
dem grossen und
scheinbaren und zufälligen Anfängen zu
plan-
mässigen Institut einer Familieustiftung umgebildet, wofür hauptsächlich die spätromische Gesetzgebung massgebend gewesen sein soll.
das
Nun ist gewiss nicht zu leugnen, dass diese Legislation Wesen der Donatio in sehr hohem Masse bestimmend
wesen
aber
ist;
dass
aus
einem
Arrha eine Familienstiftung wird,
um
glaublich zu
sein.
Auch
die
muss anders bestimmt werden, zugeben,
dass
Quellen
die
schichte derselben nicht
Etwas näher an
3.
Donatio
kam
Hochzeitsgeschenk
des
oder
einer
Umschwung,
vorjustinianische Donatio
als es hier
geschah; doch
Rechts
justinianischen
mehr erkennen die
zu grosser
ist ein
für
ge-
also
ist zu-
die
Ge-
lassen.
wahre geschichtliche Bedeutung der " '-'
'
von Justinian
(C. 5, 12, 29; cf.
Nov. 97
c.
G) eingeführt
und die Donatio bereits viel früher bestand, ist diese Begriffsbestimmung offensichtlich unzureichend. Richtiger fanden Andere^) den Zweck der Witwenversorguug darin gegebeu, dass die Donatio der Frau bei Vorversterben des Mannes zufallen sollte, weist
nigstens (Nov. 97) quoad iisnmfructum. ein Theil
der Wahrheit, aber,
ganze Wahrheit.
In dieser Auffassung liegt
wie wir sehen werden, nicht die
Ausserdem vermochte
scheinung in den justinianischen Quellen
1)
Schott
Doch
Schott
a. a.
Ansicht
nicht zu
eine
Er-
erklären.
In
0. S. 9 A. 39.
Besonders Burchardi, Arch.
ist hier
diese
S. 67.
2) Citate bei .S)
d^« ^"-
natio als
aorgung.
Witwenversorgung zuschrieb. Doch beschränkten einige Anhänger derselben -) dies dahin, dass nur im Fall der Verarmung des Mannes die Donatio gefordert werden könne: da einer Frauen- resp.
dies erst
^
eine andere Ansicht heran, welche ihr den Zweck^it^^nver
Vieles unrichtig; vgl.
f.
civ.
Piax. IX S. 197 fg., bes. 212
Wariikünig, Arch.
XIII S. 18
17*
fg.
fg.
--
—
260
Gesetzen von Leo und Justinian^) der Frau Antheile
ist
der Donatio
an
davon
die
Rede, es seien
verschrieben worden; welchen
Sinn sollte dies haben, wenn die ganze Donatio als Witwenver-
sorgung für
die
Frau bestimmt war?
Es wird
zeigen, dass dieser anscheinende Widerspruch
zwar später
sich
durch die Herbei-
zieliung ausserjustinianischer Quellen zu beseitigen ist;
aber
vom
Standpunkt der justinianischen Quellen durfte eine Ansicht, die diesen Widerspruch hervorruft, nicht aufgestellt werden. sich hieran neuerdings, dass aus
dem Corpus
der Donatio schwer zu gewinnen 4,
Die Bo-
zeigt
Iuris ein Verständniss
ist.
^ Nach einer vierten Ansicht, welche zuerst von Francke^) von Bechmann^) und Dernburg*) ange-
uatio als ^'''^"^^'^'j."«^'
Es
'
'
aufgestellt und sodann
nommen wurde,
ist
die
Eheschenkung von Haus aus
eine Schei-
dungsstrafe, wie sie sich in den Bräuchen der orientalischen Bevölkerungstheile
—
Kaiserzeit
bereits
vgl. C.
von Alters her vorfand und durch die anerkannt wurde. 3, 16, 2
—
Th. de repud.
Francke^) umsichtig genug, zuzugestehen, dass aussernebenbei benutzt wurde, der Frau für den Tod des Mannes vertragsweise eine Witwenversorgung auszusetzen, indem ihr gewöhnlich auch für den Tod des Mannes ein Theil der propter n. d. in den Ehepakten zugesichert worden sei. Auch die übrigen Rechtswirkungeu, die derselben Dabei
dem
ist
diese propter n. d, auch dazu
späterhin
durch gesetzgeberische Ordonnanzen beigelegt wurden,
sind als secundärer Natur anzusehen.
—
Bechmann
hat dann aus-
natio,
dass diese Erweiterung der Zwecke der Dowodurch dieselbe neben den Functionen einer Scheidungs-
strafe
auch die einer Contrados
zuführen gesucht,
erhielt,
auf
einer
allmählichen
Anschauungen über die Dos beruht, nämlich darauf, dass man diese immer mehr als Eigenthum der Frau und das lucro mariti cedere dotern als einen zufälligen Gewinn ansah, gegen welchen in der Restipulatio donationis ein Gegengewicht geVeränderung
der
schaffen wurde.
Diese Entwicklung hat, sowie die
1) C.
de pact. convent.
2) Arch.
f.
Prax.
civ.
3)
Dotalrecht
4)
Pand.
5)
a. a.
I
S.
120
lll § 25.
0. 8.
79—80.
5,
14, 9,
XXVI fg.
S.
63
10; fg.
siib
de don.
3 genan)i(e
a. n. 5,
3,
20 §§
Ansicht,
0, 7,
— unleugbare Vorzüge; auch
könnte
sagen,
nommen stellt
dass
die
—
261
und 4 zusammengeSo wie sie aber aufge-
3
sub
das Richtige enthalten würden.
Erklärung Francke's unzulänglich.
die
ist
ist,
Man
Stück Wahrheit.
in ihr liegt ein
Ansichten
Dass die
Donatio propter nuptias sich einfach aus einer reinen Scheidungsherausgebildet hätte,
strafe
ihrem Namen eine man dazu gekommen, Namen „Donatio" anzu-
schon
findet
in
unüberwindliche Schwierigkeit; wie wäre auf
den
Scheidungsstrafe
reine
eine
Francke
wenden?^)
Witwenversorgung
geht
ferner
davon
nur nebenher, im
sei
Zweck
der
besonderer
ver-
der
aus,
Wege
tragsmässiger Bestimmungen angestrebt worden; es wird sich
doch später zeigen, dass
in
Donatio schon von Rechtswegen
es endlich,
rade
zu
die
der Zeit,
Rede
Donatio
die
gegen das
wo
ist.^)
die
die
höchst
auffällig
lästig
Und
soll,^)
nur von sponsalkia
lar-
Bemerkung Bechmann's, wonach
die
einer
empfundene dass
Scheidungsstrafe in das
orientalische
Function
erledigt sich dadurch,
durch die
Mindestens
dass in den constantinischen Gesetzen, also ge-
römische Recht eingedrungen sein gitas
den Gesichtspunkt einer
unter
^Vitwenversorgung gebracht wird.
wäre
je-
Gesetzen von Theodosius uud Leo die
Contrados
man
als
Gegengewicht
doicm des Mannes erhielt,
lucrari
dieses Lucriren ja viel einfacher
Bestij)ulatio dotis erreichen konnte.
Dessenungeachtet enthält die Ansicht Francke's, wie bereits
gesagt, einen richtigen Kern,
tiger
Entwicklung wieder
während jeder Ansatz zu
rich-
fehlt bei
Gruppe V^^ ^^ von Schriftstellern, welche in der Donatio^ Donatio ein """"«^ ein reines Lucrum der Frau erblicken, ihr ausgesetzt als Gegeno Lucrum der gewinn für die Möglichkeit, dass auch der Mann ihre Dos lu- ^'^*"5.
jener
''
.
'
''
'
criren
1)
<=>
kann, und unter den entgegengesetzten Voraussetzungen,
Insofern
richtig
Schott
S.
16.
Dagegen
Schott gegen Francke erhobenen Einwendungen
sind
sehr
die
übrigen
schwach;
z.
von
B. die,
„dass eine solche Strafe gegen Anstand und Vertrauen Verstössen würde."
Wenn
bemerkt, dass bei der nothwendigen quantitativen Dos und Donatio eine arme Frau des Schutzmittels der Scheidungsstrafe hätte entbehren müssen, so kann diese Argumentation aus einer späten Justinianischen Bestimmung für die frühere Entwicklung natür Schott
Gleichheit
lieh nicht in 2)
weiter
von
Betracht kommen.
Francke
3) C. h.
t.
5,
S. 78. 3,
15,
16.
-
-
262
Es war hier
unter welchen letzteres geschehen würde.')
eben bemerkt wurde, von
Bechmann
der,
wie
verwerthete Ge-
beiläufig
danke zur eigentlichen Basis des ganzen Rechtsinstituts gemacht
Dagegen wäre zunächst die gegen Bechmann erhobene Einwendung zu wiederholen. Ausserdem ist die Vorstellung, dass des Mannes ist, die Eheschenkung eine lucrative Zuwendung worden.
welche zwischen der als
den Ehegatten eine gewisse
Lucra aus der Ehe vermitteln
soll,
Gleichheit
billige
durch nichts
bewiesen,
durch die Richtung der spätesten kaiserlichen Gesetzgebung,
welche allerdings die gleiche Beitragspflicht der Gatten zu den Ehelasten
aber
anstrebte,
erst
Sodann
schon längst bestand.
zu
einer
Zeit,
wo
die
Donatio
an die bereits erwähnte That-
ist
sache zu erinnern, dass in Kaisergesetzen von einem bloss theil-
—
weisen Anfall derselben an
es lässt die Frau die Rede ist welchem Zweck der nicht verfallende Theil ausgesetzt gewesen sein sollte. War ferner die Auswerfung eines Gegengewinns gegen die Dos bloss Sache billiger Denkungsart, so ist kaum abzusehen, mit welchem Recht mau auch den Ascen-
sich nicht einsehen, zu
denten
des
Ehemanns zu
einer
solchen
gegen
Billigkeit
seine
Schwiegertochter verhalten konnte, wie es doch thatsächlich der Fall war.^) Schliesslich ist gegen fast alle hier referirten Ansichten Fol-
gendes zu bemerken:
Fast die gcsammtc ältere Lehre von der propter nuptias Do-
ebrachtcr jrrthuni.
stclit
jjatio,
auf dem Standpunkt, dass diese
Zuwendung
lebenden Frau nur dann und insoweit verfällt,
Pactum
M.
dies bestimmt.
natio, der
Witwe
a.
W,
es
als
der über-
ein besonderes
kein Essentiale der Do-
ist
unter allen Bedingungen zuzufallen.
Dies meint
Ansicht sub 5, welche ausdrücklich besagt, „dass die Frau die Donatio nur in dem Fall fordern kann, wo der Mann das die
Heiratsgut nach getrennter Ehe
auch die Ansichten sub
1)
ö.
292
Diese Meinung
und
fg.
Schott
S.
2) C.
18
ist
1,
lucriren
2 und
4,*)
würde'',^)
ebenso
uater den Neueren vorwiegend von
Warnkönig,
Archiv XIII
S. 8,
aber
welches aus den betreffeu-
9 vertreten.
Glück XXV
Aeltere Literatur
fg.
de dot. prom.
5,
11, 7.
3)
Glück
4)
Eine Ausnahme bildet die sub 3 genannte Theorie, welche jedoch
S. 293.
ungenügend entwickelt
ist.
— Ausführungen
den
ersehen
zu
leicht
—
263
Anschauung und Justiuian in
Diese
ist.^)
darauf, dass besonders Kaiser Leo
stützte sich
C. de pact. convent. 5,
9 und 10 besondere pacta de lucranäa
14,
donatione erwähnen: hieraus schien zu folgen, dass ohne solches
Pactum
Donatio dem
die
—
scheinbare
sehr
bestimmung der
Verabredung sie
die
eine Familienstiftuug als
—
für
ist
die
besonderer
bei 4),
oder dass
der Frau nur für jene Ereignisse in der Person des
zupaciscirt
bei
ist,
wenn
welchen,
Frau ereignen würden, der Mann Alle
Ansichten
diese
zeigt,
die
sie
sich
Dos
Mannes
der Person
in
der
sich
in
würde u. dem Moment, wo
Witwe
die
Donatio auch ohne be-
beheben
dass in Wahrheit
That
Be
(oben sub 2), oder dass
und nur
Scheidungsstrafe
Witwenversorgung wirkt (oben sub
als
in der
von grosser Bedeutung; aus dieser Donatio keine Zuwendung für die
Institution
nur
essentiell
sie
Diese
verbleibt.
Argumentation war dann
Auffassung folgte, dass Frau, sondern
Mann
die
lucriren
s.
f.
sich
sondere Verabredung, einfach kraft der essentiellen Bestimmung dieser
Zuwendung
nicht
sich
zu
mit
bloss
und
lucrirt,
Allerdings
ergeben.
wirklich
dem Studium
begnügen; denn diese führen
Annahme, welche
zeichneten
ward
das
aber
ist
sich
es
im
hiebei
Folgenden erforderlich,
der justinianischen
thatsächlich
das wahre
Wesen
zu
der
Quellen
eben be-
der Donatio ver-
dunkeln muss.
Diese
kurze
über
Uebersicht
den
Stand
der
Lehre
dürfte
unser früheres LTrtheil bestätio:t o haben, wonach aus den jiustinianischen Gesetzbüchern das Verständniss der Donatio propter nup7
tias nicht
zu gewinnen
ist.
Die richtige Einsicht in dieses eigen-
kann nur durch Klarstellung seiner geschichtlichen Entwicklung gewonnen werden, in welcher Richtung allerdings noch Manches zu thun übrig ist. Die älteren Schriftsteller haben mit Rücksicht auf die Dürftigkeit der Quellen hier überhaupt nicht viel zu finden vermocht das relativ reichste Maartige Rechtsinstitut
—
enthält
terial
da
sie
sich
eine
in
Ausführung des Claudius Salmasius, welche,
seiner Schrift
de
modo iisurarum^) befindet, dem ist und nicht einmal
Schicksal der Vergessenheit anheimgefallen
1)
Vgl.
2) p.
z.
B.
Löhr, Aicb.
138—151.
XV
434.
Historische Hyijothesen tI"*^!"^ Literatur.
— von Glück vinziellen
citirt
wird.
Ursprung
zu,
Einige^) weisen der Donatio
womit
Löhr
abgeschnitten war.^)
—
264
sie
Vermuthung
Römern
aus den schon bei den
ist.^)
Viele
der classischen
hervorgehen, und diese
üblich gewesenen Brautgeschenken
Zeit
pro-
sucht ihren Ursprung in der Arrha
sponsalicia, welches eine völlig unhaltbare Meinung
endlich lassen
einen
jede weitere Untersuchung
für sie
noch in neuerer Zeit von Schott in der mehr-
ist
genannten Schrift wieder vertheidigt worden. Meines Erachtens thut
mau
man
Unrecht, wenn
die
Donatio
propter nuptias entweder ausschliesslich auf römische oder ausauf provinziale
schliesslich
Gewohnheiten zurückführt; vielmehr
scheinen sich die Ansätze dazu in allen Theilen des Reichs gleich-
massig gefunden zu haben. Nur das dürfte anzunehmen sein, dass die provinziale Rechtsbildung hier eine viel ältere und stärkere
und dass namentlich einige der leitenden Gedanken aus den Landrechten in das Reichseingedrungen sind. Insbesondere sind es auch hier die
gewesen für
ist,
spätere Ausbildung
die
recht
Rechte der östlichen Reichsprovinzen, mit denen die neue Rechtsbildung in besonders nahem Zusammenhang gestanden zu haben scheint.
Volle Gewissheit über die Entwicklung dieser Rechtsbildung
wird natürlich nicht zu erlangen sein; namentlich die Einzelheiten derselben sind in so tiefes Dunkel gehüllt, dass an eine Aufklärung über diese gegenwärtig gar nicht zu denken
ist.
Wohl
aber hoife ich, sowohl über die Ausgangspunkte unseres Instituts als
über seine spätere Ausbildung mit einiger Wahrscheinlichkeit
bestimmtere Andeutungen machen zu können, schehen
1;
Und zwar
mern,
Gesch.
Beweis
seiner
(Gallien):
XXV
als
es
bisher ge-
ist.
II
aus S.
dem Orient: Hugo, Francke a. a. 0.
Gesch.
594;
Ansicht
einen
S.
Zeitungsartikel
Ever. Otto, Comment.
ad.
I.
de
74
d.
—
röm.
anführt.
doii.
R.** S.
welcher
2, 7
§
718;
Zim-
als einzigen
(!)
Aus dem Ocoident 3; cf. auch Glück
S. 312.
2)
Bei
Gans, Erbrecht
I
S.
307 findet sich ein Versuch, die „airt-
den einstigen Dotalhypotheken des griechischen Rechts abzuDiese Ausführung, welche darauf zurückgeht, dass man zu seiner leiten. Zeit die Antipherna für ein Sicherungsmittel der Frau hielt (s. oben
cpSQvrj"'
S. sie
256
aus
f.),
ist völlig verfehlt
und bedarf einer Widerlegung
nicht auf einen einzigen Beweis gestützt 3)
Dagegen Francke
a. a.
0. S. 72;
um
ist.
Schott
S.
25
fg.
so weniger, als
Ehe wir
jetloch
über
ständigung
-
265
hiezu übergehen,
einige
in
iiiuss
einschlägige
hier
Kurzem
Begriffe
eine Ver-
angebahnt
werden.
mag
Es
rechtsvergleichenden Wissenschaft
der
vorbehalten
Formen, in welche die Gabe oder Verheissung des Bräutigams an die ihm angelobte Braut sich kleiden mag, erschöpfend zu bestimmen und ihren juristischen Charakter Hier sollen nur in seinen verschiedenen Nuancen zu verfolgen. jene Varianten dieser Spende berührt Averden, Avelche die für unser heutiges Reclitsbewusstsein nächstliegenden Begriffe bilden, die im Folgenden zu häufigerer Verwendung gelangen. bleiben, die verschiedenen
1. Aus dem vorkommenden
—
—
ursprünglich wohl bei
Culturstufe die ßrautschenkung,
gams an
Verlobte.
seine
den meisten Völkern
Brautkauf ^) entwickelt sich^) auf einer höheren
bald als lyretium pudicitiae,
d. h.
Zuwendung
eine
des Bräuti-
Brautschenkung erscheint uns bald als Witthum, je nachdem wir, an Diese
den Beginn oder au das Ende der Ehe denkend, Preis der jungfräulichen Reinheit oder
lebenden Frau betrachten. tritt
die Gabe als Versorgung der über-
als
Die Function eines p'etium pudicitiae
besonders dort in den Vordergrund,
wo
die
Eingehung der Ehe tradirt wird. schwierig zu sagen, ob in der Meinung eines
gleich
bei
Gabe der Braut Doch ist es oft
Zeitalters
Wir werden daher
oder die andere Idee vorwiegt.
die
eine
vorläufig den
allgemeinen Ausdruck Brautschenkung verwenden.
Es
ist
bekannt,
dass
materiellen Wohlstands
In diesem
pflegt.
Fall
dieser
ist,
finden die
bei
sehr häufig, die
wir gleich hier
Römern wiederFrau dem Mann
als Theil der Mitgift in
Die Literatur des Brautkaufs
Bausteine
1
2) Vgl.
S.
ist
63
Grundlagen des Rechts
llßff.;
auch Giraud, Journ.
d.
Haus zurückbringt.
sein
bekannt; vgl. insbesondere Post, ff.
;
S.
Ursprung des Rechts 230
I
352.
S.
56
tf
;
ff.
Savants 1875
p. 776.
Post, Entwicklungsgeschichte des Farailienrcchts
sche Jurisprudenz
des
gegenüberzutreten
den Griechen und
Geschlechtsgenossenschaft der Urzeit
3)
Steigerung
der
werden; nämlich der Gebrauch, dass die
Brautgabe
1)
sie
bei
wie die vergleichende Rechtswissen-
schaft lehrt,^) eine Erscheinung
hervorheben, weil wir
Gabe
Mitgift der Frau
eine
S. 171);
Afrikani-
iJ^g^"^^
— 2.
266
—
gamie und Hinneigung zu Nebeuweiberu gefährdet, sehr häufige Erscheinung für den Fall der
ist
in
Hinkunft
Mann sich Annahme von
dass der
die,
Verstossung seiner Frau oder der an
Geldstrafe
Frau
die
die Poly-
Stellung der Frau
die
Nebenweibern zur Zahlung einer bestimmten, lichen
wo
Eiue besonders bei orieutalisclien Völkern,
oft
sehr beträcht-
Zusage wird
Diese
verpflichtet.
Scheidungsstrafe bezeichnet werden.
als
Als solche Scheidungsstrafe kann aber auch die Brautsclien-
kung
selbst fungiren;
nämlich dann, wenn nach dem Vertrag der
Contrahenteu oder von Rechtswegen bestimmt sie
sicht hatte, sie bei
ist,
dass der
während
der verstossenen Frau auszuliefern hat,
Manu
AusAuflösung der Ehe durch den Tod der Frau er
die
zu behalten. 3,
Endlich
bekanntlich
ist
ein
der Arrha sponsalicia zu
gedenken.
Diese
ist
Unterpfand, durch welches der Maun^) bei der
Verlobung der Braut
die
sichere
Eingehung der Ehe gewähr-
leistet.
Nach
diesen
Vorbemerkungen
es
gilt
zunächst, die
in
den
verschiedeneu Theilen des römischen Reichs ersichtlichen Volks-
gewohnheiten, welche diesen Gegenstand betreffen, zusammenzustellen.
Hiebei beginnen wir mit den Provinzen und gehen erst
dann zu der
1.
scheukuug.
Nation über.
Die Zuwendungen des Verlobten nach den Volksgewohnheiten. '••
^^^Ehe-^*^'"*
Sitte der führenden
Syrien.
Für das syrische Gebiet
Schreibung des ehelichen Güterrechts
in
ist
die eingehendste Be-
dem sogenannten Nomo-
canon Ecclesiae Antiochenae Syrorum des Gregorius Barhebraeus enthalten,
eines
Schriftstellers,
der allerdings der
römischen Zeit angehört (geb. 1226, es in cap.
De 1)
doch
VÜI
sect. 4^)
dem
gest. 1286).^)
Daselbst heisst
Titel:
liherne et doro, sehdis et sclüadclic et conviviis
—
Bekanntlich kann die Arrha auch von der Frau gegeben werden;
kommt
dieser Fall hier nicht in Betracht.
2) In lateinischer
A.
unter
späten, nacb-
Uebersetzung herausgegeben von Alois Assemanni
Mai, Scriptoruni veterum nova eoUectio
Urbani 1838). 3) L. c. p. 70.
toni.
X
in
(Ivomae, typis collegii
Pherne qnidem per seripturam
Dornm
est
—
267
id,
quod
— in
domum
viri sui dcfcrt »ndicr
domo dominorum saorum.
e
quod
est id,
vir midieri
offert
sitae
aut promittit
ei
per seripturam.
Zehdae parentes
sunt monilia
et
snpelleXy
quae sine scriptura dant
eins.
Sehiadche
similiter
sunt
monilia
et
ac
supellex,
cibus
et
potus quae sine scriptura mittit vir per desponsantes.
Hier
Pherne
sind
Frau; das
Dorum
vom Mann
Bestandtheile
vier
((peQvy]),
d.
i.
—
die
des
Frauenguts
genannt:
vom Hause mitgebrachte
die öcoQsd des syrischen
Mitgift
Rechtsbuchs
von Hand zu Hand übergebenes
der Frau
schriebenes Brautgeschenk; die
—
die
der ein
oder ver-
Zebdä^ Schmuck und Hausrath,
welchen die Eltern der Frau mitgeben; endlich die Sehiadche, gleichfalls
Schmuck und
Mann
welche der
bei der
Hierin erkennt
man
Hausgeräth
nebst
Speise
und Trank,
Verlobung übersendet. mit voller Deutlichkeit die verschiedenen
Elemente, die im spätrömischen Ehegüterrecht hervortreten.
Die Pherne ist die Dos; Das Dorum entspricht der Donatio ante nuptias. 3. Die Zebdae, welche im Ehevertrag nicht aufgeführt, daher kein Bestandtheil des Eheguls werden, scheinen dem zu entsprechen, was die Griechen TtuQccfpsQva nennen, nur dass die griechi1.
2.
schen Parapherna in den Eheverträgen verzeichnet worden zu sein scheinen.^) die
Nach
einer weiteren Mittheilung des Barhebraeus durfte
Frau über diese Zebdae (sowie auch über Doram und Sehi-
adche) durante matrimonio nicht verfügen.^) 1)
Dies zeigen die griechischen Ehecontracte aus El-Faijüm
und
(s.
unten
Uebereinstimmung hiemit steht der Grundsatz des attischen Rechts, dass, was vorbehaltslos ins Haus des Mannes gebracht wurde, als ein ihm gemachtes Geschenk angesehen wurde. Meier - Schömann* II S,
274
f.),
in
S. 516. 2) L. c. p. 71.
zusehen sein sollte,
Wenn
dies nicht als jüngeres nachrömisches
erklärt sich hiemit die
Recht an-
Erscheinung, dass Theodosius
und Valentinian a". 450 (C. J. de pactis conventis 5, 14, 8) der Frau ihr Verfügungsrecht über die Paraphernen in einer Weise vindiciren welche darauf hindeutet, dass ihr dasselbe streitig gemacht wurde: miUam {vir) uxorc prohibente. habeat communionevi , nee aliquant ei nccessitatem imponat. ,
Aus D. de iure klären.
dot. 23,
3,
9
§ 3
ist
diese
Bemerkung schwerlich
zu
er-
— 4.
-
268
Die Schiadclie sind die Arrha sponsalicia, und es
ist
sehr
Ursprung dieser spätrömischen Wenigstens ist diese Arrha, wenn man
wahrselieinlich, dass sie allein den
Rechtsinstitution bilden.
von einer ganz vereinzelten und eben darum dem Verdachte der Interpolation unterliegenden Stelle des Paulus^) absieht, in den römischen Quellen erst seit den christlichen Kaisern,^) und fast ausschliesslich
oströmischen
in
und auch hier nur
Gesetzen,^)
selten erwähnt.
Man
wird schwerlich die Bedeutung dieser Darstellung dess-
wegen geringer anzuschlagen haben, weil der Epoche liegt, um die es sich hier tungen,
die
geschildert
hier
werden,
ein
Sitten
den Cha-
des Orients
Zudem
Donatio ante nuptias auch im syrischen Rechtsbuch
Herkommen
ganz regelmässiges
zurückkommen,
später
die
Einrich-
keinen raschen Veränderungen zu unterliegen.
scheinen die
weit hinter
Die
durchaus
tragen
und
rakter altvolksthümlicher Gebräuche,
ist
sie zeitlich
handelt.
geschildert;
ja,
zur Grösse der
selbst ihr Verhältniss
als
worauf wir
Dos
noch ehe Justinian seine bekannten Vorschriften über diesen Punkt erliess, einer bestimmten Regel. Es kann demnach gar nicht daran gezweifelt werden, dass die unterlag schon damals, also
BrautschenkuDg
jiidi's^hen
Kecht.
Syrien
ein
und höchst we-
alteinheimisches
Element der Eheschliessung
sentliches Schenkung
in
bildete.
2' Auch dem benachbarten jüdischen Recht ist die Eheschenkmig bekannt.*) Ihr Ausgangspunkt ist hier der, dass zur Giltigkeit der Ehe die Verschreibung eines Brautpreises seitens des Mannes an die Frau als wesentliche Bedingung erfordert wurde.
Summe
Diese
1)
beschränkte sich zwar auf den allerdings minimalen
D. de ritu nupt.
23, 2, 38.
Die
schon Hotomaunus bei Seiden, Uxor ebr. 2)
So richtig
Sontag
a.
a.
0.
S.
Annahme
eiuer Interpolation hat
II 19.
51
gegen Löhr, Arch. XV S. 445, in heilloser Weise durchein-
welcher die Arrha mit den Dona sponsalicia anderwirft. 3) C.
Th.
3, 5, 10,
11; 3, 6, 1; C.
I.
1, 3,
das einzige westi'ömische Gesetz, das ihrer
Ganz grundlos welcher
sie
Erwähnung
thut,
Meinung des Jac. Gothofredus ad lex Julia et Papia zurückführen will.
ist die
auf die
54(^56); 1, 4, 16; 5, 1, 3; 5, 2, 1
C.
ist C. 5,
Th.
8,
1.
3, 5, C (10),
vgl. Seiden, Uxor ebraica (ed. Francofurt. 1673) lib. II c. Dagegen hat Michaelis, Das moRaische Recht II § 89 nur das Hecht des Dekalogs im Auge. 4)
9,
10.
-
Hierüber
— Betrag von
Mann
die
zweihundert Sus;
Erhöhung
die
Summe
dieser
—
260
Mischnali
stellte
ausdrücklich
frei,
für welchen
Namen
Ueberschuss das jüdische Recht sogar einen technischen
lateinschreibenden Hebraisten mit „in-
besitzen soll, welchen die
crementum
Es scheint denn auch von
wiedergeben.
dotis''
dem
jedoch
dieser
Erlaubniss Gebrauch gemacht worden zu sein; wenigstens spielt jenes incrementmn dotis iu einem von
Seiden nach Maimonides
')
mitgetheilten Ehecontractsformular eine bedeutende Rolle.")
Auch im ägyptischen Landesrecht der Ptolemäischen Brautschenkung hervor.^) Es sind hier jedoch zwei
3.
'^^'^^^ctlPil'^cht
ver-
tritt die
schiedene Rechtsgebiete zu unterscheiden.
Im oberägyptischen
a)
Gebiet, welches durch die thebanischen^^j^°^[*^*®^
Ehecontracte repräsentirt wird, nimmt die Braut bei der Eheschliessung dreierlei entgegen: a) eine
Brautschenkung in geringem Betrage,
ß) das Versprechen einer jährlichen Rente (welche oft auch in
Naturalien ausgefolgt wird),
y) die
Zusage einer Scheidungsstrafe, welche meist einen
sehr hohen Betrag erreicht.
Diese sämmtlichen Zusagen werden
am Vermögen
thek
1)
A".
des Mannes
durch eine Generalliypo-
versichert.^)
1135—1204.
2) L. c. p. 119. 3)
Hierüber handelt
Re vi 11 out
Journ. Asiatique 1877 (X) p. 261
Revue egyptologique des Lagides p. 5 c)
— 7;
I
sehr ausführlich an folgenden Stellen:
Chrestom. demot.
ff.;
,
b)
La question du divorce chez
les
Les regimes matrimoniaux dans le droit dgyptien
Revue
II
(1881): g)
p,
Un
122
dossier p. 153 sqq.
98
p.
— 116;
87
— 97;
Union
d)
e)
f)
p.
p.
89
Revue IV 1884:
i)
quasi-mariage apres concubinat
pyrus grec XIII de Turin
Egyptiens p.
— 121; Hypotheque legale de la femme et — 126; L'omnipotence des femmes 136 — 138;
legitimee apres seduction p. 117
donations entre epoux
prdface p. 128—167;
1880: a) Quelques notes chronologiques sur l'histoire
p.
124
— 142;
Vgl. auch Cours
du droit egyptien
I p.
— 95; La
218
h)
Le pa-
suite
sq.;
d'un
Les ob-
ligations en droit egyptien p. 81 sq. 4) Als Beispiel sei hier
ein Ehecontract
von Theben, welchen Revil-
—
lout, Rev. egyptol. I p. 93 94 anführt, wiedergegeben. Derselbe lautet nach der einleitenden Datirung (11. Regierungsjahr des Pbilometor) in der Uebor Setzung Revillout's folgendermassen
... Je t'ai prise pour femme. Je t'ai donne 10 argenteus, en sekels 50, 10 argenteus iterum pour ton don nvptial de femme (Brautschenkung).
— Contracte
von Memphis,
270
—
Gaiiz aiiders sehen die unteräj^yptischeu Ehecontracte aus,
\y\ '
^ie wir deren aus Memphis erhalten haben.^)
Hier sind folgende Stipulationen ersichtlich:
Der Mann bekennt, von der Frau
Mitgift in
be-
ß) er versichert ihr die Zahlung der jährlichen Rente
wie
cc)
Höhe
deutender
eine
erhalten zu haben,
Theben,
in
7) beides wird durch Generalhypothek bekräftigt.
Die erwähnte Mitgift
jedoch nur
ist
licher
fictiv;
sie ist in
Wahr-
Dies geht mit unwiderleg-
heit ein verschleiertes Brautgeschenk.
Evidenz daraus hervor, dass der Bräutigam verspricht,
selbe (nach
Wahl
der Braut)
entweder am Hochzeitstage
die-
oder
Scheidung auszubezahlen.
bei der
Ein demotischer Papyrus aus dem vierzigsten Regierungsjahr des Ptolemäus Euergetes H. und der Cleopatra fUebersetzung von
Revillout)^)
mag
dies verdeutlichen:
Je te prends poiir femme; tu m'as donne, et mon coeur en est satisfait, 750 argenteus, en seJcels 3750, en argenteus 750 iterum, qui fönt deux herlcers (2 Talente) plus 150 argenteus, dont le change en cuivre serait 24 pour %(,. Je les .
.
.
main; mon
ai reru de ta
coeur en
est
satisfait;
ils
sont an
complet Sans aitcun reliquat.
.... Que je te donne 24 labite (ein Getreidemass), Icur moitie est douze, 24 labite iterum; huile fine 12 hius; tekem {huile de Kili?) 12 hins; ce qui fait 24 hins de liquide, pour ta pension alimentaire d'une annee. C'est toi
qui preiids puissance d'exiger
Charge une annee.
Que
le
paiement de ta pension, qui fcra ä nui
je te la donne.
Je t'etablirai comme femme. autre
femme que
genteus
toi,
iterum en
je te donnerai
—
Si je
te
meprise, si je pretids une
100 argenteus, en
sekels
500, 100 ar-
dthors des 10 argenteus ci-dessus, ce qui fait 110 ar-
genteus, en sekels 550, 110 argenteus
Folgt die Beschreibimg des
iterum.
eingebrachten Paraphernalguts und
Fest-
setzung der Generalbypothek. 1)
gebiet,
Den Gegensatz zwischen dem
unter- und oberägyptischen Urkunden-
welcher bei Revillout, Revue
nicht klar genug
gekennzeichnet
ist,
egj'ptol.
hat Herr
I
p. 9;")— 97
Wessely
in
berührt,
dem mir
aber zur
Verfügung gestellten Manuscript über die grüco -ägyptischen Ehecontracte aus El-Faijüni sehr scharf hervorgehoben. 2)
Revue egyptol.
1
p.
91—92.
Je qui
toi
t'
ctahlirai
meme.
toi
Si je ne
Je
te
au moment les
ccst
ci-dessns,
donnerai
les
750 ar-
au moment ou
de 30 joiirs, soit
soit
donne xms dans
te
genteus ci-dessus, je
terme
dc'lai
pour femnie,
du jour
i)ariir
(de toi-metne).^)
dans un
genteiis ci-dcssus
je t'etablirai
A
pour fcmme.
t'en iras seide
—
271
tu
oii
t'en .iras
donnerai quatre talents {aussitot apris
te
de
trente jonrs les '750 arle
fixe).
Folgt die Festsetzung der Rente und Hypothek.
Dass nun eine Dos, welche der Mann binnen 30 Tagen nach der Hochzeit zurückzugeben sich verpflichtet, keine Dos, sondern ein Brautgeschenk ist, liegt
auf der Hand, wenngleich wir über
haben mögen, nicht Das Brautgeschenk erreicht in unserem Contract die enorme Höhe von mehr als zwei Talent Silber, wocrefjen die Zuwendungen des obcitirten thebanischen Contracts verschwindie Gründe, welche zu dieser Fiction geführt
unterrichtet sind.
dend zu nennen sind. In späterer Zeit scheint es in Aegypten sogar häufig vorge-
kommen
zu
der Frau
dass
sein,
ein
Antheil
Bräutigams verschrieben wurde, wodurch gemeinschaft trat;
^)
allerdings
in
eine Art Güter-
Nähere
wir über das
aber sind
des
Entwicklung zu wenig unterrichtet.
dieser
So stand
es in der
Ptolemäischen
welchen die Rechtsentwicklung
men
sie
am Vermögen
sind
hat,
Zeit,
lieber den Fortganff,
der römischen Periode genom-
mir keine unmittelbaren landrechtlichen Quellen
Doch wird man mit Bestimmtheit behaupten
bekannt. dass das früher.
in
Donum
nuptiale jetzt nicht weniger
dürfen,
gegeben wurde
als
Dass das griechische Recht den Ehebrauch einer vollstän-
digen Auflösung sollte zugeführt haben,
zunehmen,
als
die
ist
um
so
weniger an-
griechisch-ägyptischen Ehecontracte
aus.
dem
zweiten nachchristlichen Jahrhundert'') vielmehr selbst eine starke
Beeinflussung durch die ägyptische Eheschenkung verratheu, wie sich alsbald zeigen wird.
Eine directe Spur der Brautschenkung
Hiemit scheint ein einseitiges Scheidungsi^f^clit der Frau festgesetzt Ein Erklärungsversuch aus den Berichten des Herodot II 35 bei Revillout 1. c. p. 9G~97. 1)
7.U
sein.
2) Beispiele: {rrjc;
yvvuLtiog)
Pap. 13 du Louvre Z. 12 (Not. et Extr.
-noivij
ztZv
vnaQxövrcov, und die bei
abgedruckten domotischen Ehecontracte. 3) Vgl.
oben
S.
58-59.
p.
210): -KVQifvovcrjs
Kevillout
1.
c.
p.
113
—
—
272
finden wir endlicli in koptischer Zeit wieder, woselbst eine Tochter sich mit ihrer iü die zweite
Donum
Ehe getretenen Mutter über Dos und Ehe auseinandersetzt.^)
nuptiale aus der ersten
Hierait sehen
sämmtlich
Orients
dass die bedeutendsten Völkerschaften des
Avir,
Brautschenkung
die
das römische Reich mitgebracht haben. östlichen ja
Rand
Landesrecht in
dem Länderkranz am
In
demnach dieser Brauch neben, Dos die Ehecontracte beUnsere Nachrichten dürften zwar noch immer nicht den
vielfach
herrscht.
altes
als
des Mittel meeres hat
vielleicht
sogar
vor
der
vollen Umfang der Sitte umfassen; beispielsweise ist es auch von dem grossen keltischen Bevölkerungsstock, der sich seit dem vier-
ten vorchristlichen Jahrhundert in Kleinasien niedergelassen hatte,
sehr wahrscheinlich, dass
er,
wie andere Ordnungen des keltischen
Privatrechts, auch die bei den Galliern wiederkehrende Eheschen-
kung festgehalten haben
wird.
Doch
das Mitgetheilte ge-
dürfte
nügen, uns von der grossen praktischen Bedeutung, welche die Donatio nuptialis bei den orientalischen Provinzialen besass, ein Bild zu verschaflFeu. ^»?
4.
,
europäiscbe Griecbeu-
Es
nunmehr zur Darstellung der griechischen Verhält"^
ist
'-'
uigge überzugeheu.
Auch bei den Griechen, wie bei so vielen Völkern, ist die Eheform die Kaufehe gewesen, wie noch dem Aristoteles bewusst war.^) In späterer Zeit jedoch tritt die Gabe des Mannes älteste
hinter der Mitgift der Frau zurück; ja, soweit wir sehen können,
im Rechtsbewusstsein der Griechen — wenigstens des classischen Bodens — die Mitgift nicht nur das überwiegende, sondern das juristisch allein relevante Element des Ehevertrags. So zahl-
ist
reich
die
über eheliche Vermögensverhältnisse
Streitigkeiten
den classischeu Rednern sind, so
Die Mitgift
1)
ist
praktisch so wichtig, dass
Revillout, Chiestom. demot. preface
2) Folit. II 5 (8) § 12
(oben
chen die ,,rinderbringend«n". bei den Griechen iu
Abth. (1853) 3) Vgl.
Vgl.
07 A.
4).
p.
sie
mitunter im Maxi-
133 und oben
Bei
Homer
Lasaulx, Zur Gesch.
den Abhandl.
d.
die Rede,^)
S. 225.
beissen die u.
Mäd-
Philosophie der
bayr. Akad. philos. Classe VII,
1.
S. 45. z.
B. Isaeus de Cironis hered. 18 (t^chöniann'), wo,
um
den Ab-
Ehe zu beweisen, von Mitgitt, Hochzeitsmahl und Vermühluiigsaber mit keinem Wort von der Brautschenkung die Rede ist.
schluss der opfer,
S.
bei
doch stets nur von der Mit-
und mit keinem Wort von der Brautschenkung
gift
Ehe
ist
-
—
273
muDi und Minimum gesetzlich geregelt wird;^) über die Höhe der Brautgabe wird nie gesprochen. Die Inschrift von Mykonos enthält 13, jene von Tenos 4 Dotalbestellungen,-) deren keiner eine Donatio nuptialis gegenübersteht, und noch Strabo erwähnt es als eine Besonderheit des kantabrischen Stammes, dass dort die Mitgift nicht von den Frauen, sondern von den Männern gebracht
wird.'^)
Dennoch ist eine Brautschenkung, wahrscheinlich der umgewandelte Brauch des einstigen Kaufpreises, bei den Griechen zu allen Zeiten vorgekommen. „Schmuck und wallende Gewänder", auch Sklaven als Erstlingsgaben an die junge Frau erwähnt be-
und spätere Schriftsteller, insbesondere die Grammatiker, kennen solche Widmungen als omriQia,-') dvaxalvTtxriQia, iitavhaj^) d'ecoQrjTQtt, öiaitaQd'iVia,'^) Gaben, welche der Braut bei der ersten Entschleierung anlässlich der Verlobung Euripides,*)
reits
dem Vollzug Charakter eines preüum oder nach
Man
der
Ehe gegeben werden und den
pudicitiae schon
zarten
im Namen andeuten. weder
einen
juristischen noch einen irgendwie bedeutenderen materiellen
Werth
wird
geneigt
diesen
sein,
Geschenken
beizumessen; namentlich scheint das bereits erwähnte Stillschwei-
gen der Rechtsquellen und Rechtsliteratur zu dieser Meinung hinIndessen
zuführen.
repräsentiren
Recht von Gortyn
1)
dSsXcpoi mai, x6 5 p. 181:
7]fiicv
52fg.
;
Strabo
X
20
p.
482:
ngol^
Letztere C.
I.
8'
(pSQvrj
des
av
iariv,
ioztv inarov XQvaoL.
ccvroi'g
Dittenberger
S.
I.
De
G. 483; vgl. Barilleau,
de la dot daos Tancienne Grece, Nouv. rev.
stitution
Quellen
bezeichneten
x^s rov aSsXcpov ^sQiSog, und Massilia bei Strabo IV
yccQ fisyiotrj
rj
2) Erstere bei
V
die
bist.
VII
p.
la Con-
14G
sq.,
G. 2338 b.
3) Strabo III 18 p. 165. 4)
Androm. 146; Iphigen.
Histoire de l'esclavage
857.
69 A.
I p.
Ueber die Sklaven
auch
vgl.
Wallen,
1.
5) Ueber die Sitte im Ganzen: Hesychius s.w., Pol lux 11136; Las au Ix, Zur Geschichte und Philosophie der Ehe S. 97. 6) So ißt wohl zu schreiben, nicht dnavXia; vgl. Meier-SchömannS. 517.
Anm.
7)
die
—
Manche
identificiren jedoch die
zu erwähnenden
snavlia mit den in der folgenden
i,iviu.
Nicht zu verwechseln damit sind die ^ivicc, Hochzeitsgeschenke, welche oder Freunde der Braut darbringen; solche meint Theophrast,
Eltern
Charakt. in der Beschreibung des Geizigen, welcher bei der Hochzeit seiner
Freunde sich fortdrückt, de peric.
tut. 26, 7,
Mitteis,
um
13 § 2
dieser Verpflichtung zu entgehen.
und Brünneck, Stadtrechte
Euichsroclit u. Volksrecbt.
Vgl. auch D.
Siciliens TT S. 32.
18
— ^^® classischen ^ Griechcn im .
.
Orient,
—
274
dem "ge-
Griechenland doch nur einen Ausschnitt aus
gammten räumlichen und
zeitlichen
Umfang
des Hellenismus und
schliessen daher nicht aus, dass die Brautgeschenke dort,
Griechen mit orientalischen Völkerschaften in eine höhere
wo
Berührung
die
traten,
Bedeutung erlangt haben.
wenn wir
In der That finden wir,
die
vorgeschobenen Ge-
biete des Hellenismus betrachten, die Spuren der
Brautschenkung
deutlicher markirt.
Zunächst ist auf das Recht von Gortyn hinzuweisen. erwähnt das Donum nuptiale bei Auflösung der Ehe:
Kreta.
m
17
al av^Q djio&avoL a'i
avräg
sxovöav
6 dv£Q
rmva
nara-
Falls ein
Mann
stirbt
mit Hin-
xa A« a yvvä, rä fa terlassung von Kindern, so
XiTtöv,
dot,
ojtvis&'d-ai
zöti.
wenn
TQiöv
sie
habend verehelicht
gemäss
Eheschenkung
dem, 3
vor
steht
(= ist die
will,
ÖQO^dov den, und was der Mann
iXavd^EQOv.
Ebenso
Weib
das
%ata xa dyga^ifiava Ihrige
^auvQov
dvtl
Dieses
was
soll,
das
wergibt,
geschrieben
Zeugen,
Rennern
Grossjährigen), Freien.
in
HI 29
Dass wir hier eine Eheschenkung,
d.
erwähnt.^) h.
eine
der
späteren
Donatio propter nuptias verwandte Gabe vor uns haben, hat bereits
Zitelmaun
richtig erkannt;")
es
ist
sehr interessant,
für dieses Rechtsgeschäft
sogar die bestimmte
zuziehung vorgeschrieben
ist.
Ob
Form
dass
der Zeugen-
das Gortyner Recht durch die
Berührung mit der auf Kreta vorhanden gewesenen phönikischen Bevölkerung oder auf andere Weise zu diesem gesteigerten Interesse
für
die
Donatio gelangt
ist,
kann natürlich nicht errathen
werden. ^^^3J*™^'' contracte.
Weitere sehr wichtige Fingerzeige geben einige Fapyrusurkuudeu aus dem zweiten und dritten Jahrhundert, welche uns die Bräuche der Griechen in Aegypten erschliessen.^)
1)
Dagegen
nicht mit
die
Zitelmaun
rante matrimonio
Schenkung S.
in
126 für ein
X 14—20 donum
und XII 15—19 möchte ich
nuptiale, sondern für eine dii-
gemachte halten.
2) S. 125. 3) Die Mittheilung dieser noch nicht veröffentlichten Urkunden verdanke ich der Güte des Herrn Dr. K. Wessely in Wien, welcher dieselben in
I
a) lu Pap. E. n.
Vormund theilt
1519
275
— 1520
Isidorus au Pasion, den
stellt
der Juugfrau Thaisariou, welche mit ihm
zu
heiraten,
Erklärung aus,
die
als
Mitgift
Absicht
die
erhalten
zu
haben drei Minen Goldes in Schmuckgegenständen und Kleider im Werth von 300 Drachmen (folgt deren genaue Aufzählung), ferner die (genau beschriebenen) Paraphernen.
Ne))stbei erhält er
den Fruchtgenuss eines der Thaisarion gehörigen Landguts. Ich gebe die wesentlichen Stellen des Wortlauts mit den Er-
gänzungen und der Uebersetzung von VVessely.
(Die
Raum Ver-
hältnisse sind nicht nachgebildet). 1.
{Etovg
XQiavxoöxov
av)to-
1.
Im Jahre 30
unseres Kaisers
und Herrn Markus Aurelius
Kommodus 2.
(^Evxvxovg ösßaöxov dcqileviu^
2.
Glücklichen,
des
lauchten
^rjvog
3cof)
Antoninus
des
Frommen,
v)sivov svösßovg
Er-
des
w. (a" 190)
u. s.
im Monat 3.
{ciQXEiLiötov (pa^svmd'
7Cxo)ke^iaidi
.
.
aQöivosixov vofioi»
.
.
sv
3.
Artemisios,
ägyptisch
Pha-
xov
menotli (am so und so vielten
o^o?.oy£L
Tag), in Ptolemai's, der Heil-
svsQysxiöi.
bringerin
l6Ld(c3Q0g)
des
arsinoitischen
Es erklärt Isidoros 4 dem Pasion, auch genannt Isidor, Sohn des Maron .... Gaus,
4
7ca6i{covLrco) KaiLöiöoQto
^aQcovog
5
£%£i'V
xov LÖldcOQOV TTUQa
xov 7t{a6i(ovog) xov xat
5.
dass er, Isidor, von Pasion,
auch genannt Isidoros,
lGlÖco-
QOV 6.
(jETCl X7j
tTnXQOTCSVO^SVfj «froi-'
d-ai6)aQLCJ (p'^evco
rjQaxXsiöov
ov6r]
avx)co TCQog
Mündel Thaisarion, Töchter
TtaQ-
des Herakleides, einer Jung-
6vvsq%o^i(^£vi]
ya^ov
auf Rechnung von dessen
G
frau,
cpsQ-
die
mit ihm die Ehe
abschliessen will, als Mitgift erhalten 7.
(vr]v
£v
XQ'^^)^^ fiva(^Lata xQia xac t^iaxia
x)o6^aQ(^LOig)
7.
habe
drei
Minen Golds
Schmuckgegenständen
in uiul
einem mir gleichfalls im Manusciipt vorliegenden vortrefflichen Commeutar erläutert hat, dem die nachfolgende Erörterung sich in allem Wesentlichen anschliesst.
18*
276
Werthe von dreihundert Drachmen, und zwar Kleider im
£V ÖWTEiflTjÖL ÖQaxficov T(())taZOÖLCOV a SÖtLV 60"
ein Su8.
odiaxog? x{aL
{daQLOv)
darion,(ein anderes Kleidungs-
....)
^Lvog? iqiutQißrig atEQog 6^a-
stück), ein drittes
Qaydivog 6ov{ßQ)L7i(onaX)Xiov
ler
von
ebensolches
ein
flOQLVOV rj^L-
von dunk-
Farbe, etwas gebraucht,
grüner Farbe,
hell-
einen Ueber-
wurf von dunkelblauer Farbe, etwas 9.
(tQißsg aßoXX)'rjg 2.svxog xai
tOLg
£v
TtaQKcpeQVOig
iCQOxo(T.L)vog
9.
gebraucht, und einen weissen
wollenen Umwurf; ferner un-
y,LXCov
naXXioXov yXoi-
ter
den Paraphernen
einen
Anzug,
einen
safrangelben
{ov £7t)LxaQOiOV aai 'x^alxa
schrägen
dritten
Mantel,
dann unter den Broncegegenständen 10. [a(pQo)d£Lrrjv 86onrQOi> dintv-
diq)QOV
lov cpiov
oiKL
ara^vov
^vXiva
10. eine Aphroditestatuette, einen
Faltspiegel, zwei Gefässe, eine
(6)xcc-
kleine
{£ni&ri)'K')]v
Wanne, unter den
höl-
zernen Gegenständen ein Ge-
aq)Qod£i-
Tijg
häuse
für
die
Aphrodite-
statuette ..... 11. (tfjg
öv^ßiovtaöav
.)
ovv aXXriXoig
ot
yajiowTfg o
11.
So
mögen
die
miteinander leben,
Brautleute Isi-
T£ i6l12. (^dG}Qogxai7])d'ai0aQLOv a^E^Ttrcag toi»
LöidaQov
stclxoqt]-
ra
dsovra
yovivtog)
avTTj
navta
rov Lfiartöfiov xat
tcul
12. doros los,
und Thaisarion, tadel-
indem Isidoros ihr
alle
Lebensbebedürfuisse, die Toilette
und was
ra ak-
oGa
13. (Aa [L£T.y]
it)ai
xa&)jii)£i
yvvaiM ya-
xara Övva^uv
rot»
{ßiov
avt}]g ds tj;s d-aLöaQiov
aiie^Ttrov y,ai axarrjyoQrj14. (rov savtfjv 7CttQ)e%Qii£vy]v ""
iv
rri
Gv^ßLCöOft
')iaQ'jci)t,e6(Q'a)i,
B(p
£(p
CO
(ano-
top lölöojqov
ov 1QOVOV nsvsi axnoig
13. sonst einer
Ehefrau geziemt,
nach Lebenskräften
bestreitet,
Thaisarion dagegen tadellos
und vorwurfsfrei 14. sich
dazu
in soll
Zeit ihre
der
Ehe benimmt;
Isidoros,
so lange
I
— 15.
(rj
TtQog alXr])Xovg (jv^ßiaöig
To
vJtccQxov
7t£QL ^
277
öfßfvvvTov
(x(o)^riv
Gemeinschaft dauert,
15. eheliche
von dem
den Fruchtgenuss
#a(t(?apico)
tt]
— Gute der Thaisarion haben,
ts-
tccQTOv ^lEQog xoLvov ütti
im Gebiete
das
Sebenyton
liegt,
Dorfs
des
und zwar
V4
Antheil an 16.
{adittiQETOv
.
Raum) fav
oxtco
de diaq)OQag av-
cpeovrjv
^£v xqvölov sv
(t)o
soll
oben
die
Mitgift
be-
zurücker-
und zwar das Gold gleichen Schmück-
den
gegenständen
oA-
kom-
diese sich scheiden,
Isidor
statten, in
zwi-
Differenz
einer
zeichnete
TCQOKEi^Bvr]v
(av)roLg xoö^aQLoig xai
toig te?»;
17. so
K7t)odoT(o
r)]v
eines Palmen-
den Eheleuten
sehen
men und
ya^ovvreg
löLÖcoQog
zu
es
aX^XrjXav)
17. (ot
dem Complex
hains von 18 Aruren. Sollte
B.
(4
ysvo^evrjg x^Qii^^^covraL
toig K7i
(fOLVLxavog 16.
.^
.
dexa
ccQovQCiv
welche
,
das
gleiche Gewicht haben;
xai
18. {xr]
ra
<5vvrei^ri6L
avTf]
ovijtjg
Tf]xoi
Xa^ßavsLV £)va%d'sv
teifirjöLV Tto^TCrjg rrjg
xai
tr]
18. ferner
ra
i^aria
ro
Wahl
die
rj
rrjv i6rf)v <3vv-
^sv
ano-
rijg
itaQaiQij^a
em
ös
sxovöiov anaXk{ccyrig ev
19.
was
nehmen,
sie
sowie
zur Hochzeit
sie
mitgebracht hat,
den
oder
gleichen Geldbetrag, und zwar
augenblicklich in der
dass
wenn
f])fisoaLg
dem
in
wobei
hat, entweder die
zu
Kleider
a7t(^av
Alles,
£7ic
Kleider
die
gleichen Werthe,
syko}>{rjg)
BTti
ya^ov
19. {tov
g)vv
i^aria
i(5Yi
Mann
sie sich
dem
sie
Fall,
entlässt,
aber von freien
Stücken scheidet, 20. (tQLaxovra acp) TT^-Or;
rjg
eav
aiiai-
ra de naQacpsQva naga-
XQ^ia
ojtoia eav syßt] ex rrjg
rQE'^(£cog) xai
20. binnen
Tage an gerechnet, wo die
Forderung
phernen
xata
Fall,
Ehe 21. {diait
)
cpo{iVi)xc}vog
1]
30 Tagen, von dem
jedoch
wie immer
trjv
f(T)opg TOI' x(OQi0}i{ov) ÖEXtt^rjvov xai Xrj^ferat
in sie
sie
Para-
jedem aus der
scheidet, augenblicklich;
7CQo0odog toi; 21. (es verfällt) £ig
stellt, die
der Ertrag des
Tot;
Palmenhains für die 12 Mo-
da-
nate des Jahres, in welchem sie
sich scheiden,
sarion erhält
und Thai-
— tav r£)xvc3v tav
22, (vTtsQ
(Raum
xG){t)i%-YivGiv
yeivo^svrjs
weisbar
im
wenn
sie er-
Zustande
Schwangerschaft
frei)
der eine
ist,
entsprechende Quote
%'ai6aQLG) trig
tr]
die Kinder,
22. für
<pa-
%vii a ituQ av-
^^'^
VYifiB^svri
—
278
.
.
Der
.
Thaisarion steht
TCQa-
23. {^8cag
dcoQov
£K TS xov
die und die Pherne Paraphemen das Executions-
aat 23. für Löl-
xcov
vnciQ-
recht an der Person des
avta Ttuvrov
y,a%a-
dorus und
Ktti
lovrcov
g)EQvr}g
ts)
rrjg
7caQK(p£QV(ov
(fx)
KBQ ay ÖLK
all
seiner
Isi-
Habe
wie in Folge eines Ur-
zu,
theilsspruchs.
— 32
24
Zeile
folgen,
von
Hand
anderer
geschrieben,
Unterschriften des Bräutigams Isidor, welcher nochmals den
pfang der
und 7taQd(pSQva
rpsQVYi
bestätigt,
Vormunds
des
die
Emder
Braut, Pasion, und ein notarieller Vermerk.
In No. 1514
b)
— 1516
seiner Braut Aphrodite
zu
Hand empfangen
aus
Suchammon von der Mutter Hand ihres Vormunds von Hand
erklärt
der
zu haben
dreizehn Viertel
guten Goldes in
(genau aufgezählten) Schmuckgegenständeu, ferner 200 Drachmen, darunter Kleider im Werthe von hundert und (??)zig Drachmen;
sodann erhält seine Braut
als Mitgift
Landgüter und Hausantheile.
Paraphernen sind nicht erwähnt. In No. 1518
c)
genannt Isarion,
erklärt Syros
von seiner Braut Syra, auch
haben
als Mitgift erhalten zu
in
gutem Golde
(Zahl unleserlich, wahrscheinlich 8)^) Minen und zwar ein Paar
x
... V
mit 4 Minen, einen mit Steinen besetzten Gurt mit x...? Minen,
Gegenstand (das
andern
Gold ist beschnitten) mit neun Ohrgehänge mit x ? Vierteln, dann Kleider zusammen im Werthe von 800 DracJimen, ferner die (genau beeinen
Vierteln, ein Paar
.
.
.
schriebenen) Paraphernen; gleichzeitig erhält seine Braut von ihrer
Mutter Ländereien
als Mitgift.
Die entscheidenden Stellen von P. E.
1\.
1518 (Ergänzungen
und üebersetzung von Wessely) lauten: 1.
.
.
."^
.
.
.'^
.
.
.
avtOHQatoQog
KttL-
1.
GaQog Tirov uiXiov r.Qaiavo)v
1)
gleiche
Diese Zahl müclite ich aus Tap. E.
Ehe
bezieht, ergänzen.
(Im
'?ytcu
J.ilir
Jes Kaisers
T.
AeliusTrajanus)Hadrianus
11.
No. 1517, welcher sich auf die
279 avtcovuvov
ccÖqlccvov
(Jrof Evöfßovc; inqvog
Antoninus (Autoninus Pius)
ösßa-
dv6{rQov
Erlauchten
des
Monat
im
t)v{ßc)
Tybi (am
tisch 2.
o^oXoy^i övQog
(
övQOV
3.
(og etcov
övQa
tri
ÖiOV
toi)
KtA
.
.
.
övQcc
ÖVQOV
?..?)ot^
[xsv
trj
3.
{tr]g
üvQccg
Urkundung des Syros anSyra,
mit ihrem Vormund, und zwar Syra, genannt Isarion,
6aß{ivov) atcov
4.
tov
£;|^£tv
töaQtov
%ai
5.
Syra, genannt Isarion, als Mit-
(psQvrjv %Qv)öiov do(iCL^(,OV ....?)
gift erhalten
...dav ifSvyog nvaiaiav tsööa-
(x
Qcov
Paar
evXtd^og
^ia6%aXi6triQ
50 Jahre
Sabinus,
Syros hat von
alt tiqg
dem Vormund Aure-
(mit
...
li)us (?)
ÖVQOV TtaQK 5.
ägyp-
Tage).
Syros (und ihre Mutter)
C3[g
zvqlov
TtevtrjKOvta ....
?*«'^
genannt Tsarion, Tochter des Aphrodisios, des Sohnes des
xca iiöagic}
r>]
4. (
2.
£7t)ta xrX....
.
^^^ LöaQid atpQodi-
(.isra
.
. .
Frommen,
,
Dystros,
an gutem Golde
und
Minen,
zu
? ?
zwar) vier
einen mit Steinen
(ivaia^LCOv
ein
Minen,
besetzten
Gurt mit x Minen, 6.
7ts)Qlt£t^{r]^)£V0g
(...?....?
alXog
iig
evvaa
tttaQtcov
svcjtLcov
xat,
6.
(einen andern Gegenstand)
das Gold
aXri&ivovEivcov
Uj^vyog)
beschnitten
ist
mit
9 Vierteln
ein
Paar
—
—
(tetaQtcov),
(echte)
Ohrge-
hänge 7.
(tataQtav ToöcavÖE xat i^a-
7.
OKtanoöiav xat
ÖQaxfiGji)
QacpSQva laXxa
mit X Vierteln; dann Kleider,
zusammen im Werthe
tia £v övvtei^rjOL) ccQyvQtov
von
800 Drachmen, und als Paraphernen, und zwar an eher-
Tta-
(lEV KCpQOÖEt-
nen Gegenständen eine Aphro-
(trjv
ditestatuette, 8.
(..?..? xai ^vXiva
xa&sÖQav övv
.
.
.
?
xißcotia
(^)vQod-t]xijv
.
.)i]v
8.
dvo
.
.
.
.
.
an xiölzernen ) ein Parzwei Kästen, .
.
fümkästchen,
einen Fauteuil
vtiotcoÖlcoi xat
i^atLU XLtco(vu
(.
schämel;
?
sammt Fuss-
dann an Kleidern
einen Chiton; 9.
{ri
da ny]ty]Q o^oicog öadcoxfvai
eV CpEQV)] r)j
xai
TT]
d-VyatQl.)
uHiQKOi
ÖVQU
xvQUvtLXCog
9.
(die
an
Mutter hat desgleichen Mitgift
ihrer
Tochter
Syra gegeben) mit allem Be-
280
10.
ano rov vvv avarpaiQEta ra
sitzrecht
VTiaQ%ovxa avtri
widerruflich ihre Güter
(...'^...'^
JCSQL q)ccQ)ßaLd'a rj^Löv
^£Qog xXyiqov xaroLXLXOv aQovQiov evvEa atX.
..
10.
von
Burgfrieden
(im
an
jetzt
un-
der
Ort-
schaft Phar)baitha, den hal-
von U Araren
ben
Antheil
vom
Ackerlose der Katöken
(folgt
11—19
Z.
zählung
der
Auf-
die
der
Mitgift
Mutter, bestehend in einigen Realitäten). 20. (...?..?)
xa
CO
£(p
TCeQLyeivofieva sig rov tcolvov TGiv
ya^ovvTcov
gab diese Mitgift
avrcov 20. (Sie
ei,
olxov
aiio-
so),
dass der Ertrag aus ihr in
den
gemeinsamen
der
Brautleute
Haushalt (beigestellt
wird). 21. (tov Tri)
öVQov xoQrjyovvTOs övQa iöaQiG)
xai,
ra
daovTcc
TCavra xat xov i^axio^ov xac xcc
aXla uöa
xci^^r]X£i
yvvaiXL
22. (ya^axT] xaxcc dvva^iv eav da
diacpoQKg t,G)vxai
yaivo^avrjg
an
aXXrjXcov cc7todo)xc)
(lEV 7iaQaxQr]^a xi^g xtti
xcoql-
övgag
xrjg
LöuQiov Jiavxa xa nQoGa-
kommt
21. (Syros
der Sjra) für
Bedürfnisse,
alle
dung und
Alles,
die
Klei-
was
einer
Ehefrau gebührt, auf 22. (nach Kräften; w^enn es aber
zu
Difierenz
einer
sollte
und
kommen
sie sich scheiden),
so soll er augenblicklich der
Syra
all
ihre
mitgebrachte
vsx^avTcc av(xrj xa xov %QV-
Mitgift zurückerstatten: (die
öiov ^vaiaia
Minen Goldes
23. {av
avxoig
Totg
ayovxa)
xr]v avxrjv oXxriv ocac
xa Lyiaxia ayXoyrig avxr] ov6y]g fj
avra Xa^ßavaiv xai xo anav
am
avsx^av
Schmuckgegendemselben Ge-
xoöfiaQLOig 23. in denselben ständen), wichte-,
in
dann
indem jene
Kleidung,
die
die
Wahl
hat,
entweder diese zu nehmen, sowie Alles, was zur Hochzeit
24. xov yafiov xai.^r}0i(v)
avxriv
tj
xrjv
aav
Tta^Ttrjxai
lörjv ^lav
mitgebracht wurde,
6vv- 24, oder
avrog
jiaQaxQrj^n
zwar,
den
wenn
Geldwerth, er
augenblicklich,
sie
wenn
und
entlässt, sie
aber
aav da avtr]
axovöa aita{X-
aus freien Stücken sich schei-
kaxxY]xai
rj^aQaig
XQia-
det (innerhalb dreissig Tagen)
av
— 25. (tr]g TtQa^eag fisvr]
—
281
avaxofiito- 25. (darüber steht ihr das
rt]
yiyvo^avrjg x)ad'a7C£Q sk
ÖLxrjs
xac
zu),
Recht
wie
in
Folge eines Urtheilsspruchs;
xaTadim(xcc)6d^at
rag Ttgoöodovg tov tov
Executiou
der
auch
xco-
Qi^^ov arovg xat Krm^ettti
des
gehen Jahres
und
verloren
Einkünfte
die
Scheidung
der
wird
sie
(be-
ziehen
26
Z.
— 37
unzusammenhängende Wortreste und
folgen
die
Unterschriften. d) In dem fragmentarischen P. E. R. No. 2085 erklärt AureMarcus von der Aurelia Hora'is als Mitgift namens ihrer Tochter erhalten zu haben an gutem Golde eine Mine fünf Viertel in (beschriebenen) Schmuckgegenständen, ferner Kleider im Werth von 160 Drachmen Silbers, und zwar sodann einige (namlius
,
haft gemachte) Paraphernen ....
Zunächst
ist
der Brautseite
festzustellen, dass
an den
ßrautschenkungen nuptias donatae,
ist,
iit
Es scheinen stehen.'^)
Der Rest der Urkunde
Mann
soweit sie von und eine von jenen
diese Mitgift,
geht,^)
von welchen
fehlt.
die
fictiv
Römer
sagen, dass res ante
adsolet fieri, in dotem a midiere rediguntur.
dieser
Annahme mehrere Umstände
entgegenzu-
Zunächst der Wortlaut unserer Urkunden, welche eben
den Empfang einer Mitgift von Hand zu Hand der Contract sub b sagt
—
—
(Jto:
xstQog, wie
bestätigen; vielleicht weist
man auch
darauf hin, dass laut der Schlussclauseln unserer Contracte (No.
1519
Z. 17; 1518 Z. 23) bei der Scheidung die zur Mitgift gegebeneu Goldsachen „in denselben Schmuckgegenständen, welche genau das gleiche Gewicht und den gleichen Werth haben sollen", zurückzugeben sind, wonach wir allerdings annehmen müssen, dass
diese Sachen wirklich existirten, umsomehr, da mitunter angegeben wird, ein oder der andere Gegenstand trage Spuren früherer Benutzung (No. 1519 Z. 8; 1518 Z. 6).
Doch darf uns dies mehr anzunehmen, dass bereits
1)
vorhanden,
Anders, wo
2) Ich folge in
doch
sie
Alles nicht irre
machen; wir haben
diese Gegenstände, wenngleich in
keine
wahre Mitgift, sondern
viel-
Natura ein
Ge-
von der Mutter au die Braut geht; No. 1518
Z. 9.
der Ausführung der Gründe und Gegengründe möglichst
dem Gedankengang des mir vorliegenden Manuscripts meines Herrn Gewährsmanns.
getreu
—
—
282
Darauf weisen zunächst
schenk des Mannes an die Frau bilden. nebensächliche
einige
Umstände
einmal
hin;
(oben^) beschriebenen) unterägyptischen sonst
auf den
Einfluss
und welche
haben/"^)
Umstand, dass sis
Analogie
die
griechischen Ehecontractsstil
gleichfalls die fictive
Dos
der
welche auch
Contracte,
zeigen-,
genommen sodann der
welche augenscheinlich auf der Ba-
die Contracte,
geschäftlicher Wechselseitigkeit errichtet werden, eine Leistung
des Bräutigams erfordern; sowie
—
genstände
weiblicher
die
Beobachtung, dass jene Ge-
—
Schmuck und Kleidung
ihrer
Natur
nach nur von der Frau benutzt werden können.") Dazu kommt noch ein directer Beweis, den uns die Gunst des Zufalls ermög-
Zu dem obigen Ehecontract
licht.
Art von Gegenschein,'^)
eine
in
des Sjros c) besitzen wir noch
welchem
ihrer eigenen Unterschrift erklärt,
die
seine
Braut Syra mit
Ehe mit Syros aus
freien
Stücken einzugehen und die „Mitgift" im Betrag von 8 (?) Mineu in Schmuckgegenständen und (vorläufig?) 700 Drachmen^) in Kleidern erhalten zu haben.^)
1) S.
270
2) S.
oben
fg.
S.
59 und unteu S. 283
Anm.
2.
Mein Gewährsmann will jedoch auf dieses Argument wegen der Möglichkeit, die Gegenstände durch Verkauf nutzbar zu macheu, kein besonderes Gewicht legen, während ich es trotzdem für sehr .stark halte. 3)
4)
Man kann danach annehmen
—
wie es auch
der Paraphernen der Fall war (D. de iure dot. 23,
3, 9
Rom
in
§ 3)
—
,
bezüglich
dass zwischen
den Nupturienten mehrere Instrumente gewechselt wurden; der Mann Hess sich wohl die Uebergabe der Donatio besonders bestätigen. Dass er daneben im Ehecontract auch seinerseits bestätigt, sie erhalten zu haben, beruht einfach darauf, dass sie in sein Haus gebracht wird und hier gewissermassen in seiner Obhut steht, also auf demselben Grund, aus welchem er in Rom (D.
1.
die
c.)
6)
Uebernahme des Paraphernalguts zu bestätigen
Der Hauptcontract erwähnt 800 Drachmen;
vielleictit
pflegte.
war
die Ueber-
gabe keine erschöpfende. 6)
Die entscheidende Stelle dieses leider im Anfang stark zerstörten Inselbst enthält, lautet (Ergän-
struments, welches vielleicht den Ehecontract
zung von Wessely, Uebersetzung vom Verfasser): 17. (avQCi
7])
v.ai
iokqiov
ovvrjQ^cci xrjv tcqoi,
(a(pQO(ii)aiov
17. Ich,
Syra, genannt Isarion, Toch-
ter des Aphrodisios,
gvqov
habe der Ehe
mit Syros 18. {r,vfißio}ai)v
vjjvsic
XK
H«t
xov
oxt)co {sv) ho-
un^ioa
xqvoiov
x{r]v
(p)s-
(ivKi{Bia
18.
und habe erhalten von 8 Mineu Goldes in Schmuckgegenständeu
beigestimmt, die Mitgift
— Wenn
liienach
es
dass es sich hier
um
als
—
handelt,^)
um
civa)cc(Xv7tT}]QL0v
Praxis der Griechen in Aegypten
die
mag, zu erhöhen. Es
ist
und
ein tradirtes
sind unsere Papyri
so
unsere Achtung vor diesem
geeignet,
angesehen werden kann,
festgestellt
keine Mitgift, sondern
retradirtes Brautgeschenk
immer
283
,
wohl
oder wie
genannt haben
es
nicht so sehr die Grösse der Geschenke,
welche unsere Beachtung verdient, obwohl auch diese für die anscheinend ring
bürgerlichen Verhältnisse der Contrahenteu
mehr noch kommt
ist;
Form bewegen, welche
sich in einer festen, schablonenhaften
auf hinweist,
gibt
dass
für
sich
sie
Bestandtheil
essentiellen
die
spärlichen und
Bild,
als
vermuthen Hessen.
Diaspora
kommen und
discreten
Berichte
dem
unter
Danach
er-
aus
Altgriechen-
Einfluss
der Landes-
auch zum obligatorischen Gebrauch
zu
einer
ganz
ausgeprägten Brautschenkung
ge-
hat sich das heimische uvaKaXv7irt]Qiov, das pretimn
zu einem geschäftsmässigen
ptidicitiae,
gewissermassen
Ehecontracte geführt hat,^) waren die Griechen in
schriftlicher
der
dar-
Brautschenkung doch ein anderes
Wohl
in Alexandria
die ja
sitte ,^)
alltäglichen,
Ehecontracts bildeten.
des
griechische
land
die
ganz
einen
nicht ge-
Schenkungen
in Betracht, dass diese
Bestandtheil der Ehecon-
tracte umgewandelt.
Es
ist
durchaus nicht unwahrscheinlich, dass dies im ganzen
Griechen Syrien.
19. {oficcQioig
.
.
?
.
laajxicc
Kcci
(Jpajucov sie
ftrj)(;t .
rjQu
20
.
.
?
.
Kai
TtQoasvsx&svtcc 21.
^rjTQog
(loi
iv
go{lvti:l-
19.
hui
ccvccKsyiofiiOfiai
rcc
20.
.
21.
.
fioi
oiTto rrjg
oniccQ{xov)xa -azl
.
.
.
und
die Kleider
im Werthe von
700 (Pap. 1518 sagt 800; vielleicht
inzcc-noaimv
war noch nicht Alles übergeben) Drachmen und habe bekommen das mir von der Mutter beigebrachte Gut ....
Die weitere Darstellung ruht nicht auf der Arbeit des Herrn Doctor Wessely, wesshalb die Verantwortung für deren Richtigkeit ausschliesslich 1)
von mir zu übernehmen 2)
Den
ist.
Einfluss der Landessitte zeigt insbesondere der
wie aus den im Vorstehenden abgedruckten Contracten
Umstand, dass,
erhellt, ziu*
Rückstellung
der Mitgift eine Frist von 30 Tagen von Auflösung der Ehe gegeben wird,
Dies entspricht dem oben (S. 270 f.) mitgetheilten Contract von Memphis, wonach die Ausfolgnng der (fictiven) Mitgift erfolgen soll entweder 30 Tage nach der Hochzeit oder (wenn die Frau sie durante viatrimonio in der Hand des Mannes belassen will) 30 Tage nach der Scheidung. (Diea nach
Wessely).
oben
3)
Damasciu:^ bei Photius bibl. 212
S.
227 abgedruckt.
p.
338
fg.
(ßekker).
Die Stelle
ist
in
— des
Bereich
—
284
orientalischen Helleaismus so geworden
Einen
ist.
gewissen Beweis dafür, dass auch die syrischen Griechen die Sitte
Aegypten lebenden Stammesgenossen theilten, liefert das Dieses Werk, welches so stark im griechi-
ihrer in
syrische Rechtsbuch.
schen
Geist
gehalten
ist
und den
Griechen Syriens ebenso gut
zu dienen hatte, wie den Nationalsyriern, beschreibt die Braut-
schenkung
eine für
als
alle Bewohner des Ostens gleichmässig
geltende Sitte; ^) als Gegenstand derselben
Besitzthümer, Kleider oder Silber"
Contracte chischen
wenn
bei
—
,
—
Name
ja selbst der
Auch
Sprache entlehnt.
dem Syrer Lukian
nennt es „Gold oder
genau wie
—
es
ist
wird der grie-
vielleicht
ein grossmüthiger
ägyptischen
die
—
öoQsd
nicht
Mann
die
Zufall,
Tochter
seines verarmten Freundes nicht bloss heiratet, sondern sogar mit
einer
Ungeheuern Brautschenkung beglückt, welche er
einer
Quittung
bringt.^)
Wie
über die
—
vorhandene
nicht
ich vermuthe, beziehen sich auch
ten des Codex,
—
in
Form
Mitgift
dar-
von den Rescrip-
welche über Brautschenkungen handeln, mehrere
auf die Griechen des Orients.^)
Auch den J^\^' Schenkung in Gallien.
occidentalischen Provinzen sind die
Zuwendungen
an die Braut in keiner Weise fremd. haben wir in dieser Richtung 5. Das bestimmteste Zeugniss o o Qjjgj, (Pallien durch Julius Cäsar erhalten. Dieser berichtet in seiner Beschreibung der keltischen Bevölkerung*) Folgendes:
1) P. 40.
2)
Lukian Toxaris
c.
25; daselbst spricht der Wohlthäter, Zenothemis,
zu seinem Freunde Menekrates, welcher es beklagt, dass er seine Tochter in
Folge seiner Verarmung nicht verheiraten kann: diSs^o, slnsv, to MsviyiQaTsg yaiißQOV rr]v cpiXotrjaiav ä^o^ui yccQ iya r/Jftfpov zrjv cijv &vya-
TtuQcc TOI
r^Qa KvÖi(itx^r]V' rijv JtQOtKa ds 8 i'k
nälai
et'Xr}q)u
taXavta nävrs
Kcti
61.
3) So ist C. de don. a. n. 5, 3, 5, wenn die Subscription verlässlich ist, an eine Griechin in Antiochia gerichtet. C. 1 h. t. adressirt an einen gewissen Metrodoros, erwähnt ein Brautgeschenk in der Form einer fingirten ,
Mitgift:
MuUum
interest, si ea,
quae donat vir futtcrus, tradührit tixori
et
an vero donandi animo dotcm auxerit, ut videatur acccpisse quod non accepit sqq. Auch c. 8, 10 und 11 h. t.,
jwstea in dotem acceperit,
c.
8 de praediis sine decr.
lichen Reichshälfte;
5,
daselbst
und Sklaven. 4)
Do
Lcllo gall
IV
19.
71 beziehen
erscheinen
sich als
sicher auf Griechen
Brautschenkung
der öst-
Grundstücke
—
—
285
Viri qiiantas pecunias ab nxorihis dotis
tantas ex suis
cum
honis aestimatione facta
Huius omnis pectmiae coniunctim temporum
Es war
also
utriusque
cum
pervenit.
dass
Mann und Frau
einbrachten, welches gemeinschaftliche Ca-
nach Grundsätzen,
pital
communicant.
fructusque ser-
eum pars
den Kelten Sitte,
bei
Ehe
gleichviel in die
habetur
ratio
vantur; uter eorum vita superarit, ad fructibus superiorum
nomine accepertmf,
dotibiis
wie
sie
ganz der späteren
deutschen
Gütergemeinschaft entsprechen, verwaltet wurde und dem überlebenden Ehegatten sich
ganz wohl
Die Zuwendung des Mannes nun lässt
zufiel.
als
Donatio ante nuptias charakterisiren, wenn-
gleich ihr weiteres Schicksal nach Auflösung der
Ehe den
in der
späteren römischen Gesetzgebung festgestellten Grundsätzen noch nicht entspricht.
Es
ist
auch durchaus wahrscheinlich, dass diese
nalität scheint überhaupt bei
Es wurde
blieben zu sein.
sich
ihren Gebräuchen lange stehen ge-
bereits erwähnt, dass der lingonische
dessen Testament uns erhalten
Gallier,
Sitte
Die keltische Natio-
bis tief in die Kaiserzeit fortverpflanzt hat.
obwohl er
ist,
die römi-
sche Civität erlangt hat, nach vaterländischer Sitte anordnet, seine
Jagdgeräthschaften Beispiele
mit
seiner
Leiche
zu
Andere
verbrennen.^)
uns gerade im Familienrecht entgegen.
treten
Gallos) viri in uxores,
sicuti in
liheros,
vitae
{Apud
necisque habent pote-
statem, sagt Cäsar
im Verfolg der obigen Schilderung, und auch
dieses bekanntlich
ganz singulare Seitenstück der römischen Po-
testas
des Gatten und Vaters haben
die
Kelten erhalten.
Noch
Gajus theilt mit, dass die kleinasiatischen Galater über ihre Kinder solche Gewalt besitzen,") und Ulpian weiss zu erzählen, dass
Paraphernen bei den Galliern (des Occidents) das
die griechischen ,,peculium"^ der
Frau genannt
werden,'') ein
Ausdruck, der auf ihre
fortbestehende Vermögensunfähigkeit deutlich hinweist.
Bremer,
1)
Vgl. oben
S.
152;
2)
Vgl. oben
S.
24 Anm.
3) D.
de iure dot. 23,
3,
Ztsch.
f.
R.-Gesch.
XV
So
ist
es
S. 138.
3.
9 § 3: Ceterum si res dentur in ea quae Graeci
GalU pectdium appellant, videamus an statitn Gegen die Emendation Mommsen's, welcher ohne jeden efficiuntur mariti. handschriftlichen Anhaltspunkt GalU durch alü ersetzen will, vgl. Bremer,
TcuQÜcpSQvu
dicunt,
quaeqiie
Zur Geschichte des keltischen Provinzialrechts, Ztsch. f. R.-Gesch. XV S. 135, welcher auch die im Text behandelten Verhältnisse richtig erörtert hat.
—
—
286
denn wahrscheinlich, dass auch die entsprechenden Verpflichtungen des
Mannes
und dass das spätere
sich fortdauernd erhalten haben,
altfranzösische
Douaire
dem Eindringen der „römidem Fortbestand der
nicht sowohl
schen" Donatio ante nuptias^) als richtiger altnationalen Sitte entsprungen Kantabrer.
6.
Wenn
CS
gestattet
ist.
ist,
neben den
Bausteinen
auch die
kann noch darauf hingewiesen werden, dass wir eine Spur der Brautschenkung auch in HispaBröckel nicht zu
übersehen,
so
Strabo^) berichtet nämlich in seiner Beschreibung des
nien finden.
Landes von dem iberischen Stamm der Kantabrer, dass dort die den Weibern die Morgengabe gäben. Wahrscheinlich
Männer
noch
hier
liegt
welche aber
Rest
ein
der
iberischen
alten
Volkssitte
vor,
den übrigen Theilen des Landes mit dem
freilich in
Volk selbst untergegangen war, wie Strabo selbst andeutet mit der Bemerkung, dass die Ehebräuche der Lusitanier sich von den griechischen nicht unterschieden.'^) Germanen.
von Bedeutung sein, dass auch die germanischen Stämme nach der bekannten Bemerkung des Tacitus**) die Brautgabe gehandhabt haben; die germanischen Elemente des 7.
Eher
dürfte CS
Doch
römischen Rechts sind bekanntlich nicht zu unterschätzen. ist
uns die juristische Natur und Tragweite der damaligen Dos
mariti viel zu wenig bekannt,
um
hieran weitere Folgerungen zu
knüpfen. ^>°,
römischen
Oo»« nupUalia.
Nachdem hiemit
Geltung der Brautschenkung nach den '^
die
'-'
Gebräuchen der verschiedenen Provinzen dargestellt •-'
ist, '
handelt
nunmehr darum, zu ermitteln, ob und welche verwandte Rechtsbildungen sich in Rom, respective Italien, in der Zeit seiner eigenartigen nationalen Entwicklung, also ehe mit dem dritten es sich
nachchristlichen
Jahrhundert Italien
thatsächlich
auf den
Rang
der übrigen Länder herabsinkt, nachweisen lassen.
Den Ausgangspunkt in Griechenland, die
1)
So Heualer,
2) Strabo
III
öiSövoii TKiV yvvai^l .3)
III
18
der Entwicklung hat auch in
Kaufehe
Institut, des p.
.
.
Aus
naga
TOig
Rom, wie
ihr dürfte die Sitte
deutschen Privatrechts
oiov xo
IGö:
ngOL^u
gebildet.^)
II S. 306.
KavräßQOig rovg avd^ag
.
6 p. 155: ya^ovot ä' (oansQ OL'EV.rjVBg.
German. c. 18. Daran wird man desswegen nicht weniger glauben dürfen, weil nach dem jüngeren Ritual der Kauf ein gegenseitiger ist (Xonius t. nubentes; 4) 5)
— hervorgegangen
—
2.^7
wonach der Bräutigam
sein,
hier,
wie in Griechen-
Solche kennt schon die
Braut Liebesgaben überreicht.
land, der
welche die Braut zu den personae cxceptae in donatio-
lex Oincia,
nibus zählt.
Die Römer theilen die Brautschenkungen überhaupt ein in da-
und donationes affmifatis contrahendae causa}) Die eben erwähnte Liebesgabe ist die Donatio simplex; diese, dem nationes
simplices
griechischen dvaxaXvTCtrjQiov ähnlich,
welche von nicht-
es,
ist
donum nuptiale erwähnt') und von Juvenal einmal als illud quod prima pro node datiir bezeichnet wird.^) Sie steht mit dem Abschluss der Ehe in keinem juristischen, sondern lediglich in thatsächlichem Zusammenhangt) juristischen Schriftstellern wiederholt als
und beruht
erster Linie
in
auf der Absicht, sich der Braut ge-
fällig
zu erweisen; die Juristen erklären darum, dass eine solche
Gabe
nuptiis quoqiie
dem
Rom
non
Dass dieselbe bei
secntis giltig bleibt.")
Luxus mitunter einen bedeutenden materiellen Werth gehabt haben ward,*") ändert nichts an ihrem juristischen Charakter als gemeine Schenkung. In der That waren die Wege, der Frau als Frau eine Zuwendung, insbesondere eine Witwenversorgung für den Ueberlebensfall zu verschaffen, in der römischen Sitte ganz andere; diesem Zweck in
später herrschenden
Griechenlands 1)
ist
Vat. Fr. 262; D. de den. 39,
§ 1
1
5,
a.
n.
—
S. 99).
Die Analogie
c. 1, 2, 3, 4, 5, 7,
10
(?),
C. de don. a. n. 5, 3,
;
—
11
1.5
pr.
Im
laufen zwei Reihen von Re-
3,
.5,
sciipten durcheinander, von denen die eine die andere
1889
entscheidend.
justinianischen Codex, Tit. de don.
tio,
Rom
zu
vgl. Mittheil. d. deutsch, archaeol. Instit.
c.
(?)
6, 8,
—
9
—
die Simplex dona-
die donatio affin, contrah.
causa zu besprechen scheint. 2) z. B. Cic. p. Cluentio 9, 28; Capitolin. .3)
Maxim,
iun.
c.
1.
luvenal. sat. VI 201 sq.:
Ducendi nulla videtur Causa, nee
Labente
est
officio
quare coenam
Quod prima pro noctc 4)
et
crudis donanda,
mustacea perdas
nee illud
datur.
Solche Schenkungen werden bei den Juristen erwähnt in Vat. Fr. 262 g, 2, 12 pr.; de Neg. gest. 3, 5, 31 (32) pr.; depos. 16, 3,
D. de Publ. ai'ue
25 pr.
;
5)
C. de don. a. n. 9
— 11,
Die Stellen in Note
6) Vgl.
Capitolin.
1.
15 pr.; de ingen.
manum.
7,
14, 14.
1.
den Katalog der Hpchzeitsgeschenke des Kaisers Maximin bei c.
•^''"P'f^
— diente
Bedeukung durch Erbeinsetzuiig, legatmn
letztwillige
die
—
288
usiisfrudus, penus, habitationis, reditus, dotis u. Donatio
der
TJiiter
donatio
uffinitatis
s.
w.^)
contrahendae
affinitatis ''
causa facta
ver-
'
_
_
in der die römischen Juristen eine Schenkuns;, o o 07 gegeben Meinung, dass sie nur dann Bestand haben soll, wenn die Ehe Wann diese Meinung als vorhanden angezu Stande kommt.^)
«"«""•'^««««stehen facta
^
_
nommen wurde,
ist
nicht ersichtlich;
aus
den Schriften
war
vielleicht
dies
classischen
der
in
einem
die
Schenkung
Mann
verschuldeten Scheidung, wird einigemal genannt.^)
legt
schriftlichen Verlöbnisscontract caiisttf
h.
d.
Fall,
wurde.
gedacht
deren
Auch
divortii
Juristen
Gaben der
bei jenen
vom
auf den Fall der
Schott
auf diese Art der Brautschenkungen grosses Gewicht, hält
sie für eine bei
den Römern wohlbegründete
Ehe
der Frau bei Auflösung der
gerichtet,
Ausgangspunkt der spätem Donatio ante dies für mindestens sehr zweifelhaft. kein echtsßi^eii Schriftstcllem römiscner Gebrauch, nalrömischc Donatio
ist
Sitte,
auf Versorgung
und sieht nuptias.^)
in ihr
Ich
Soweit wir bei nicht
den
halte
juristi-
zu sehen vermögen, natioist die eigentliche, o o einfaches Hochzeitsgeschenk, donum nuj)tiale, /
/
quod prima pro nocte datur.
Der Versorgung der Frau nur die Dos und die
römischer Auffassung immer
dient nach letztwillige
Verfügung des Mannes. Es gibt für die untergeordnete Bedeutung der römischen Donatio kaum einen bezeichnenderen Ausspruch als den des Plutarch in seinen „Fragen über die römischen Gebräuche": „Warum ist es (dem Schwiegersohn) untersagt, vom Schwiegervater ein Geschenk anzunehmen? Weil man es für billig hält, dass der, welcher nichts gibt, auch nichts be-
kommt."^) 1)
Die
Ferner besitzen wir das ausdrückliche Zeugniss der sehr
zahlreichen
in
den Digesten
gestellt.
Tab. Neg.
p.
61 und Apulejus de mag.
c.
Anwendungen 1—21 zusammen-
enthaltenen
Esmein, Nouv. rev. histor. VII Hiezu ergänze man noch Testam. Q. Laelii
dieses Gebrauchs hat
p.
hei
Spangenberg,
71 p. 320 (Hildebr.) vv.
Ex quo
sane sqq. 2) Doch darf diese Voraussetzung nicht die Form einer suspensiven Bedingung annehmen, widrigeus die Zuwendung, als auf Beschränkung der ehrbaren Unabhängigkeit der Eheschlicssung gerichtet, ungiltig ist. D. de don, int. v. e. u. 24, 1, 32 § 22; C. de don. a. n. 6, 3, 4; Vat. Fr. 262. 3) D.
de don.
int. v. e. u.
24,
1,
11 § 11, 12, 60 §
1—62
pr.
4) a. a. 0. S. 36 fg. 5)
ständig:
Plutarch Aetia Rom. 8 ^
Sicc
XI öf
p.
266 (Bernardakis).
Die Stelle lautet voll-
Ttaqu yafißQOv xal tckqcc niv9fQ0v Xaßeiv fXf/Voig (sc. roig
— Institutionen Justinian's,
—
289
wonach den
alten Juristen das,
was
die
späteren Donatio ante nuptias nannten, „penifus erat ijicognümn".^)
Wirklich
donatio
den Schriften der classischen Juristen die Do-
tritt in
natio hinter der
Dos unendlich weit zurück, und causa data so
affmitatis
selten
die
es
von der
ist
Rede, dass die Ver-
muthung nahe liegt, es sei gar kein römischer, sondern der bereits früher erwähnte Gebrauch gewisser Provinzen, welcher hiemit in erster Linie gemeint ist. Es ist zwar räthlich, solchen Dingen die ars ignorandi zu üben;
in
doch möchte ich
auf die Analogie der griechischen Sitte aufmerksam machen.
haben gesehen, dass im europäischen Griechenland gleichfalls eine untergeordnete Rolle
spielt,
und
es
die
Wir
Donatio
wird sich im
nächsten Abschnitt zeigen, dass auch in der byzantinischen Zeit
durchaus die Tendenz besteht, der Donatio die Rolle einer einfachen Liebesgabe zuzuweisen.
Es
ist
nicht wahrscheinlich, dass
römische Sitte sich in ganz verschiedenem Sinn entwickelt
die
haben
sollte.
Immerhin ergibt schenkung
Es
war. hier
—
aus allem Gesagten, dass die Braut-
sich
als Simplex donatio bei ist
den Römern vollkommen üblich
zwar nicht zu verkennen, dass ihre Bedeutung auch
wie bei den Athenern in ihrer classischen Zeit
jener der Dos verschwindet.
—
hinter
Dies schliesst jedoch nicht aus, dass
eine spätere Gesetzgebung, welche durch die viel ausgesprocheneren
Gebräuche des Orients veranlasst war, dieses Institut bestimmten
Normen sirten
zu unterwerfen, auch in Italien und den übrigen romaniLändern des Occidents einen Anknüpfungspunkt fand.
Häufigkeit und Höhe der Schenkung.
IL Ueberblick, 1.
Fassen wir die für die einzelnen Landesrechte angegebenen ° ^'^
Erscheinungen zu dem Gesammtbild zusammen, welches ihre Vereinigung zum römischen Reich ergab, so sehen wir, dass die
Brautschenkung im ganzen Reich verbreitet war. Freilich war die Sitte in den verschiedenen Theilen desselben eine sehr verschiedene.
Im
Orient, bei den Syrern, Aegypteru
dwQOv;
'Poa^ai'oig) yifyiaiXvtai
rqoq
sig
rrjv
ywaiHa
diSövta diKuiov icpüvr] 1)
I.
de donat.
2,
]Mitteis, Reichsrecht
tj
nctQu yccußgov [itv,
nfQixcoQStv
u.
firjöl
7,
tö
iva
(itj
und den ihnen
So^tj Sicc
Scoqov naga tisv&sqov
öi, ort
Xaftßäv^w.
3; wiederholt bei Tlieophilus
Volksrecht.
ad
h.
1.
19
rov rbv
itaf^iij
Onout uua Ottiaeut.
— Griechen
assimilirten
—
290
war
Orients,
des
die
Brautschenkung ein
wesentlicher und stereotyper, von bestimmten Regeln beherrschter
Bestandtheil des Ehevertrags, während im Occident,
bei den
d. h.
europäischen Griechen und den romanischen Völkerschaften, die
zwingende und der Uebereinkunft der Nuptu-
weniger
Sitte eine
rienten ein freierer Spielraum gelassen war.
Sachverhalt
Dieser
ergibt
sich
gegenwärtig
recht
deutlich
aus der Betrachtung des syrischen Rechtsbuchs.
Zuuächst
syr L. §93.
ist
L. §
93 (== P. 41b, Ar. 52, Arm. 52) zu
be-
rücksichtigen:
„Was und
betrifft
die dcoQscc
sich schreiben,
Ehe
die
der Menschen, die
q)SQi'7]
(Eheschenkung), welche Weib und so
gab
es viele
und
sie
damit
Weib und
heissen,') zu bedienen, sondern es
ihnen das allein, dass
mit TtaQQrjOia
sie
unter
Völker, welche nicht die Sitte
haben, sich des Schreibens der Schriften zwischen
Mann, welche (pfQvaC
(Mitgift)
Mann
genügt
Weiber verloben
die
mit der gepriesenen Krone der Jungfrauschaft krönen,
sie
in
Frieden und Freude die Weiber
vom Hause
der
Eltern in ihre Häuser führen
haben aber Nachtheile davon in Folge der eintretensie nicht (pBQvat oder öcoQsai von ihren Männern haben; die Kinder aber, die geboren werden von den Sie
den Ereignisse, wenn
Weibern, wenn
auch wenn die
Erben
sie
sie
durch TtaQQrjeia die Männer geheiratet haben,
ohne (p^QvaC sind
—
(diese)
Mutter eine
cpsQvyj hat."
UaQQrjßia
{Ttav-Qr^ötg)
hier,
wie
bemerkt, einen (rein) mündlichen Vertrag.
Es
bedeutet
ihre Kinder sind
dem
ihrer Eltern, wie die Kinder nach
Gesetz, deren
Bruns ist
(S.
267)
also gemeint,
dass gewisse Völker das Erforderniss der Schrift mit
(pfQvr'i
und
Ehe nicht anerkennen. Welche Völker wie Bruns-) richtig bemerkt hat, aus dem
dcoQsd zur Giltigkeit der
das sind, ergibt sich,
Zusammenhalt von des
Occidents
P. 40, Ar. 51,
einschliesslich
„der
Arm. 45;
es
königlichen
werden die Länder Stadt
Constanti-
1) ^£Qvi^ und dcüQsä sind die technischen Ausdrücke, welche das Rechtsbuch für Mitgift und Ehescheukung verwendet. Wie der obige Text lehrt, hat das Wort cpSQvri gleichzeitig die übertragene Bedeutung der Mitgifts-
urkunde angenommen. 2) S. 268.
— gemeint
nopel"
—
Charakters
That
also
Länder, die nicht orientalischen
alle
—
im heutigen Sinne des Wortes
der
In
sind.
sowohl von den
der Satz consensus facit nuptias
hier
ist
sein,
—
201
Römern wie von den Griechen mit stellt
grosser Bestimmtheit aufgeDaraus ergibt sich, wie man damals schon wusste, Bedeutung der Donatio nuptialis in verschiedenen Theilen
worden.
dass die
des Reichs eine verschiedene war; will die griechische und römi-
sche Frau es auf sich nehmen, „die Nachtheile zu haben in Folge der eintretenden Ereignisse", so heiraten; ihre Kinder
mag
ohne
sie
{(pEQvri
und) dcoQ^d
das Rechtsbuch ihr zu-
sind desshalb, wie
minder für eheliche zu halten.
sichert, nicht
Eine weitere Bestätigung dieses Umstands bilden die bereits früher angeführten kaiserlichen Verordnungen,'^) in welchen wieder-
Dos und Donatio
holt die Giltigkeit der ohne
Ehen
genommen
Schutz
in
ausdrücklich,
sagt
dass
wird; ja,
eingegangenen
a. n.
Gesetz von Justinian
dem Ehevertrag mitunter
Donatio
die
ein
fehle.-)
Allzu häufig
mag
dies
nicht der Fall gewesen sein; gewiss
aber war die ganze Sitte im Occident weniger entwickelt als im
ümsomehr muss
Orient,
nun Wunder nehmen, wenn dasselbe Thatsache so bestimmt hervorhebt, an
es
Rechtsbuch, welches diese
Höhe
einer andern Stelle versichert, die
Occident das Doppelte wie in theilt
p.
§4o.
Dies
uns die Pariser Handschrift in § 40 (ebenso Ar. 51, Arm. 45)
mit: „In allen Ländern die,
der Donatio betrage imsyr.
den orientalischen Ländern.
dass der
Mann
des Untergangs der Sonne ist die Sitte
der Frau
ebensoviel darbringt in der dcoQsd,
die er ihr schreibt, als sie darbringt
Im Lande
von allen Besitzthümern
Herrschaft des Ostens
der
dass,
wenn
existirt
Frau
die
Sitte.
Sie
besteht
Sachen
um
100 Denare darbringt, der Mann
darin,
aber eine in
der
.
.
andere (psQvri
die Hälfte, d. h. 50,
darbringt."
Es
Bruns 1)
sehr merkwürdig, dass ein so scharfsinniger Commeu-Ansicht von
ist
Bruns
wie
tator
ist
Oben
2) C. h.
diesen Widerspruch übersehen
S.
228 Anm.
t. 5,
§ 5: Si igitur dote
iam
praestita
maritus nulla
mulieri res maluerit
hoc facere. 3) S.
Ja, für
2.
3, 20, bes.
ante nuptias facta donatione donnre ei
hat.'^)
der zuletzt angeführte Paragraph nicht bloss nicht an-
295
fg.
19*
licehit
— stössig,
292
— Er
sondern s(^ar höchst „interessant" und lehrreich.
gibt
ihm nämlich die Erklärung der vielangefochtenen justinianischen Bestimmung Nov. 97 c. 1, 2, wonach Dos und Donatio in ihrem Betrag
stets vollständig gleich sein
Nach unserer
müssen.
Stelle
habe Justinian sich hiemit nur der Sitte (des Occidents) angeschlossen und sei demnach „von dem Vorwurf der Willkürlich-
und Uebertreibung vollständig freizusprechen." Freilich geht die Frage, wie bei einem solchen Princip überhaupt noch eine hinreichende Anzahl Ehen geschlossen werden konnte, eine keit
nun
Frage, die
man man kann
bisher an Justinian richtete, auf die Sitte über;
aber
sich
Ehen
unter möglichst gleichen Vermögensverhältnissen geschlossen
wurden",
dass ferner
dass zunächst „die
zur Erklärung denken,
„bei
einer
blossen
Sitte
chungen durch Verabredung möglich waren".
Abwei-
jedenfalls
(Wo
dann
bleibt
die Sitte?)
Zunächst
auf der Hand, dass
liegt
luug Justinian's
auf alle Fälle zu mild
lässlichkeit jener Notiz vorausgesetzt,
Bruns ist;
in
denn
der Beurtheiselbst die
Ver-
hat Justinian sich mit der
—
Widerspruch gesetzt, indem er dem Orient dessen eherechtliche Gebräuche die oströmischen Kaiser sehr wohl gekannt haben müssen, wie schon aus ihrer fortgesetzten Polemik gegen das Erforderniss schriftlicher Eheschliessung hervorgeht^) Sitte erst recht in
—
die Sitte
des
Occidents
aufoctroyirte.
In der »That
ist
aber
jene Notiz überhaupt gar nicht als ein Bericht aus der vorjustinianischen Zeit aufzufassen.
Bruns
verhäituis»
L.93U.P.40 .yyeuig
hat hier, wie in seinem Commentar überhaupt, zu
Gewicht auf die Besonderheiten der einzelnen Handschriften
des syrischen Rechtsbuchs riser,
und
die arabische
gelegt.
Es
ist
bekannt, dass die Pa-
die armenische Handschrift aus der uach-
justinianischen Zeit, und zwar aus einer späteren zweiten Redaction des Rechtsspiegels herrühren;^) lichkeit,
wie nahe liegt da die Mög-
dass in ihnen der Zustand der späteren Rechtsentwick-
lung zu Tage
tritt.
nahe geboten, wo
sie
Diese
Annahme
bestimmt vorjustinianischen Alters tern, die der
ist
insbesondere
dort
den Inhalt der Londoner Handschrift ist
—
—
bei-
die
durch Zusätze erwei-
Gesetzgebung Justinian's entsprechen, oder auch wo
1)
Oben
2)
Sachau
S. 228. S.
16G
fpr.,
bes. S. 172.
— sie
—
293
zu jener älteren Handschrift im Einklang mit
schen Recht in Widerspruch treten. sich finden, desto
und
zuführen;
weniger sind der That
entgegen,
wiederholt gesetzt
in
wie
justiniani-
Je öfter solche Discrepanzen auf blosse Zufälligkeit zurück-
sie
uns derartige
treten
das
dem
der
in
Beilage
Erscheinungen II
auseinander-
ist.
Wir haben demnach die Bemerkung des § 40 P. und der entsprechenden Stellen der beiden anderen Handschriften für ein Referat
aus nachjustinianischer Zeit zu halten, welches den ge-
setzlichen Zustand der europäischen Länder, wie er nach Nov. 97
dem Particularismus
bestand, mit setzlicher
Weise erhalten
des Orients,
wie er sich unse-
hatte, in Vergleichung zieht.
Nur
so
—
durch eine nachträgliche und gedankenlose Einschaltung der jünwird der augenscheinliche Widerspruch
—
geren Handschriften
einerseits zu sagen, im Occideut Donatio nicht wesentlich zur Ehe, anderseits zu erzählen,
erklärt, der darin liegt,
trage hier nach feststehender
Das Richtige
ist
das erstere; und
für
Sitte
nicht
weniger als
den vorjustiuianischen Occident
sei die
be-
sie
die
Dos.
eben nur
daraus ergibt sich dann von selbst, dass hier
und wie viel als Donatio gegeben werde, sich den Verhältnissen und der üebereinkunft der Parlediglich nach ob
Frage,
die
teien richtete.
Und dies allein entspricht auch der geschichtlichen EntwickWer mit Bruns annimmt, im europäischen Griechenland
lung.
Höhe
Dos
der
sprüchen vor
vor
schon
habe
dem
des
Justinian erreicht,
syrischen
wie
Räthsel,
ava.v,aXvTtx'i\Qiov eine so soll.^)
die
Von
dieser
die
steht
Donatio
—
Rechtsbuchs, sich
aus
gewohnheitsmässig die
abgesehen in
die
er
von den Widerhineingeräth
dem bescheidenen
—
griechischen
umfangreiche Widerlage entwickelt haben
Annahme kann eben gar
keine Rede sein.
Erst
Gesetzgebung hat, geleitet von Intentionen, welche wir später
1)
Es
ist
mir wohl bekannt, dass unter gewissen Bedingungen,
z.
B.
im
Decurionenstand (Kuhn, Verfassung I 247; Walter, Geschichte I- 576) die Entwicklung einer kastenartigen Verfassung dazu beitragen musste, dass die
Ehen unter möglichst
gleichen
Verhältnissen
der
Brautleute
geschlossen
wurden; ich halte jedoch eine weitere eherecbtliche Wirkung dieser doch nur beschränkten Sitte gegenüber dem im Text Ausgeführten für durchaus unwahrscheinlich.
—
—
294
Nor-
darzustellen haben, diese ebenso absurde als undurchführbare
miruug Die Donatio in byzantinischer
aufgestellt,^)
wcrde
Jq\^
ictzt
noch eine weitere Thatsache anführen, welche
Donatio
liche
.
.
,
crleichfalls Zeigt,
.
.
dass das europäische Griechenland nie eine eigent-
in
dem Umfang, wie Bruns
Diese besteht darin,
dass
die
meint, gekannt hat.
Rechtsentwicklung des byzantini-
schen Reichs nach der Abtrennung der orientalischen Landschaften
durch das Vordringen des Islam ganz deutlich zum altgriechischen avccKaXvTitiJQLov zurückbiegt. Seit dem achten Jahrhundert haben die justinianische Vorschrift
die byzantinischen Quellen
Höhe
der Donatio
fallen
lassen;^)
schon die Ecloge hat
worfen, und im Procheiron sowie in den Basiliken nicht
über die
ist
drücklich, die Donatio in geringerem Betrag zu bestellen
wurde durch
dies
Gleichzeitig
stätigt.
hat
c.
1
Die Epanagoge gestattet sogar aus-
mehr aufgenommen.
Dos; und
sie ver-
Nov. 97
die
sich
als
die
Novellen Leo's noch späterhin bedas
Recht der Donatio,
welche
genannt wird, auch darin verändert, dass dieim Gegensatz zu den später zu erwähnenden Bestimselbe schon seit der Ecloge mungen des justinianischen Rechts
jetzt
vTtoßoXov
—
—
Avieder
als
definitives,
freies
Vermögen
der Frau,
fache Schenkung betrachtet zu werden scheint;^) sponsalicla largitas der
schen Griechen. die
Römer und
Im Occident war
als
ein-
das ävaxalvTtrr'jQiov der classi-
Dies Alles sind erneute Anzeichen
europäische Rechtsanschau ung innerhalb 1)
also
genau wie die dafür,
tausend Jahren
dass die-
allerdings scbon früher durch Verorduungcu von
34 § 8, 9, a". 452) und Majorian (Nov. Maior. Verordnung getroflen, dass die Dos der Donatio gleich Dass aber diese Verfügungen im syrischen Rechtsbuch nicht gesein solle. meint sein können, liegt auf der Hand. Denn 1. befehlen sie ein Fixum nur für die Dos, nicht für die Donatio, welche so klein sein kann, als sie will; sind sie im Orient nicht publicirt worden (Hänel, Vorrede zu den No'J. vellen p. XXIX), und gerade die östliche lieichshillfte (,,die königliche Stadt Constantinopel") ist es, von welcher P. 40 sagt, dass in ihren europäischen Landschaften die Donatio der Dos gleich sei. 2) S. Zachariae, Geschichte* S. 67—75. Zachariae S. 69, 70, 3) Leonis Nov. 20, 22, 85; Schott S. 69; insbes. A, 179. Dabei gilt nach der Ecloga nur die Beschränkung, dass der überlebende Mann das Recht auf ein Viertel des sog. ngoiKoinößolov (d. h. der Summe der Mitgift und des vnoßoXov) besitzt. Später haben die Basiliken die justinianischen Bestimmungen in diesem Punkt wieder herzustellen
Valentinian
III.
(Nov. Val.
III
ü (8) § 9, a°. 458) die
gesucht, jedoch ohne Erfolg.
Zachariae
71, 72.
— geblieben war;
selbe
Umschwung, sondern wie
blieben, lität
wir
da
ist
—
295
kein unvermittelter und unerklärter
die europäische Sitte ist
auch
im Dotalrecht
die
immer
dieselbe ge-
vollkommene
Stabi-
der griechischen Rechtsüberzeugung zu erkennen Gelegenheit
hatten.
Nachdem hiemit gezeigt o O ist, dass die Brautschenkung O des Occidents wedöf jemals eine absolut zwingende Sitte gewesen ist, '
•
Re3"\tate für deu
occidcnt.
noch auch irgendwann eine bestimmte Höhe oder gar die der Dos erreicht hat, ist noch einmal zur Donatio der orientalischen Land-
Von
schaften zurückzukehren.
verdächtige Zeugniss sie
bei
dieser ist zunächst
durch das un- Der Orieut.
der Londoner Handschrift festgestellt, dass
jedem Ehevertrag neben der (psQv^ gegeben wurde und
einen wesentlichen, ja vielleicht den wichtigsten Bestandtheil des
Ehegüterrechts bildete.
Es
Vermuthung begründen
lassen,
dürfte
sich
aber weiterhin
auch die
im Orient thatsächlich
eine
bestimmte Regel über die Höhe der Donatio befolgt wurde.
Mit
dass
andern Worten: für den Orient, für das eigentliche Heimatsgebiet des syrischen Rechtsbuchs, wird die schrift,
wonach
die
Donatio
die
Bemerkung der der Dos
Pariser
Hälfte
zu
Hand-
erreichen
pflegt, der alten Laudessitte wirklich entsprechen.
Zunächst
ist leicht
zu ersehen, dass das constante
Vorkommen
solcher Schenkungen auf die Ausbildung eines gewisi^en
HerkomSodann finden wir, dass die Aufstellung bestimmter Normen für das Mass der ehelichen Liberalität dem syrischen Rechtsleben durchaus homogen gewesen zu Die bezüglichen Tractate des Ebed-Jesu und des sein scheint. Bar-Hebraeus berichten noch aus späterer Zeit von wiederholten
mens von
selbst hinführen
musste.
Vorschriften über diesen Punkt;
ja,
der letztgenannte Schriftsteller
erklärt sogar, der Unterricht in einer
Kunst könne uacb den Ge-
setzen nicht als Donatio oder Pherne zugesagt werden, weil sein
Werth
sich nicht taxiren lasse.^)
Dazu kommt noch
ein Weiteres.
Wenn das syrische Rechtsbuch P. § 40 uns berichtet, im Orient betrage die öcoqek nur die Hälfte der cpsQvri, so ist dies offenbar eine
particulare
Abweichung
vom
justinianischen
Recht.
Eine
solche könnte nur entweder durch eine uns nicht erhaltene Spe-
cialbestimmung der byzantinischen Kaiser oder herbeigeführt sein.
1)
a. a.
Ersteres
0. Cap. VII sect. 4.
ist
durch
die
Sitte
nicht wahrscheinlich, weil nicht
— abzusehen
warum
ist,
besiimmung weichung auf zu
dem
gerade für den Orient eine solche Special-
worden sein
erlassen
—
29G
man aber jene Abkommt man doch wieder
sollte; führt
die Sitte zurück, nun, so
im Orient die Höhe der ögjqscc durch die bestimmt wurde, und eine solche Sitte muss eben auch
Resultat, dass
Sitte fest
schon vor Justiniau vorhanden gewesen sein und hat sich dann trotz seiner KikhüuuB lischen rarticularismus.
j]g
Gesetzgebung erhalten. auch leicht einzusehen,
ist
über Bestimmungen "
iiiauischeu
nuptias nicht
im Osten
angenommen
hat.
der Gegensatz
bereits
die
warum Höhe
der Orient die justider
Donatio propter
Zur Zeit Justinian
s
machte sich
des Nestorianismus
und Mono-
physitismus gegenüber der orthodoxen Kirche geltend,^) welcher jene Länder in eine separatistische Stellung drängte. Zeit besass die orientalische Kirche
Seit jener
einen vorwiegend nationalen
Charakter und hat der byzantinischen Gssetzgebung widerstrebt; wie dies auch einer der Gründe sein mag, wesshalb man das syrische Rechtsbuch
der justinianischen
Gesetzsammlung
in
der
Praxis vorzog.")
Nach alledem
ist
es
wahrscheinlich, dass das in P. 40 des
Dos und Donatio, wonach im Orient der Mann den halben Werthbetrag der Dos syrischen Rechtsbuchs erwähnte Verhältniss von
als
Donatio
gibt, für
den Orient auch schon in vorjustinianischer
gewesen sein wird. Das Gesammtresultat ist demnach dahin festzustellen, dass im Orient die Donatio ante nuptias von jeher ein wesentliches Erforderniss giltiger Ehe bildet und nach feststehender Sitte (mindestens) so viel betrug, wie die Hälfte der Mitgift, während die Brautgeschenke des Occideuts bloss eine Sache des Anstands Zeit thatsächlich richtig
Höhe
bildeten und ihre
der Freigebigkeit des Verlobten anheim-
gestellt war.
Hl. Sci.niuiii.keit und
Mündlichkeit.
jjj
haben
j(3j,
Form Form
des Auftretens der Brautschenkungen o Die theoretisch Verschiedenheiten bestanden.
äusseren
vielfache
der Brautschenkung.
weitgehendste war wohl die zwischen der obligaten Schriftlichkeit
im Orient und der vollkommenen Formfreiheit
1)
Sachau
2) Vgl.
der
westlichen
S. 174.
Riulüilf
in
Symbolae Bcthm.-Hollw. oblatae
p. 108.
i
—
—
297
Länder; praktisch betrachtet, dürfte dieser Unterschied ringer gewesen sein, da gewiss auch
im Occident
alle
ge-
vitl
beträcht-
Schenkungen in den tahidae miptiales verzeichnet wurden. Daneben bestand der Unterschied von HandschenkuDo;enM i*a*io."nd und Verschrcibungen/") welcher im Westen wie im Osten gleich- ^^'"^*"''°'* massig vorkam. Du^ch Constantin wurde, wie bei allen Schenlichen
kungen, so auch bei der Donatio nuptialis, das Erforderniss der Tradition
von welchem
vorgeschrieben,'')
erst
Theodosius
11.^)
wieder abginsj.
Wichtiger o ten ist
die
ist
Beobachtung, ^''^'t—' O' dass die Sitte einen bestimm- Donationis.
Modus der Brautschenkung bevorzugt zu haben das die Form, dass die Frau dieselbe dem Mann
Es
scheint. als
Dos
zu-
Theodosius und Valentinian bezeugen, dass dies (zu
rückbringt.
ihrer Zeit) das Gewöhnliche war.^)
Francke
führt diese
indem
stantin zurück, cler
auf die Gesetzgebung des Con-
Sitte
um dem
er meint, es sei hier,
ohne doch sich zur wirklichen Tra-
Tradition zu genügen,
zwingen zu
dition in allen Fällen
Erforderniss
lassen,
eine (fingirte) Tradition
in den Urkunden bezeugt worden. Es ist jedoch nicht zu vergessen, dass der Brauch, die Donatio dem Mann zur Mitgift zu geben, schon lange vor Con-
und Retradition
stantin in vielen Ländern ganz gangbar gewesen sein muss.
wohl
die
Paj)yri
')
demotischen Contracte von Memphis •")
bewegen
sich
diesem Geleise.
in
schen Zeit des römischen Rechts halten,^) dieser
und
vergleichende
die
Vorgang
sehr
ein
ist
als die
Auch aus
So-
Faijümer
der classi-
uns ein Beispiel hiefür
Rechtswissenschaft
lehrt,
häufiges Entwieklungsstadium
des
er-
dass ver-
fallenden Brautkaufs bildet.")
6
— 14;
Vat. Fr. § 262.
1) C. h.
t. 5,
3,
2,
2) C. h.
t.
5,
3,
3, 5; Schol. Sin.
3) C.
4)
C.
5) C.
4,
Th. de donation. Th.
de
praecipimus,
h.
t. 3,
5,
13
8,
12,
7 (Krüger).
(8).
sec. nuptiis 5, 9, 5 § 1 licet res
IV
1.
(= Nov. Theod.
ante miptias donatae, ut adsölet
14,
ficri,
1):
Haec
redigantur. 6) S.
oben
S. 270.
7) S.
oben
S. 281.
8) D. y)
de Publ. aoue
e,
2,
12
\>r.
Post, Entwicklungsgeschichte des FamiHenrechts
observari
in dotcm a midiere
S. 179.
^
— Wenn
—
298
Frage aufgeworfen wird,
die
in
welcher Weise daneben
der Donatio jene selbständige Erscheinungsform
Dos doch
gewahrt wurde,
um
welche nothwendig vorausgesetzt werden muss,
sie ihrer
mit
Bestimmung zuzuführen, so ist auf die aus den Faijiimer Urkunden hervortretende Gewohnheit die wahrscheinlich im gaij^en Reich verbreitet hinzuweisen, wonach über die Donatio noch neben dem war Dotalinstrument selbständige Urkunden ausgefertigt wurden,^) Es soll übrigens dem Gedanken Francke's, wonach die finder
nicht ganz zusammenfallenden
—
—
Tradition und Retradition der Donatio durch die Gesetzgebung Constantin's in Schwung gebracht wurde, nicht alle Berechtigung abgesprochen werden. Es ist sehr wohl möglich, dass seit Constantin die früher nur hie und da vorkommende Form girte
^'"*^^^*""s
iicI-^Douatio
worden
verallgemeinert
Retraditiou jjgggj, fiir die Eut-
Porm, hinter welcher '
P^^' die
Jedenfalls
ist.
hat die Regelmässigkeit
sich die altorientalische obligate O
römische und griechische sponsalicia
da-
largitas, die gallische
verbargen, wobei alle die gleiche ErscheiSchenkungen trugen, dazu beigetragen, dass Institution von den Kaisern als ein durchaus einheitliches,
Gütergemeinschaft
nung
u. a.
verschleierter
diese
im ganzen Reich gleich heimisches
Institut
aufgefasst
und
ge-
regelt wurde.
Abkommcu
j^
der
ßachthcodosianischen
jgj.
Eetraiution.^jj^jjjigmjg
^u
dieser
Form
Zeit
bestand
mehr, und
nicht
Recht angenommen, dass nunmehr
die
allerdings D
es
eine
wird wohl mit
blosse Verschreibung der
Dos wieder häufiger wurde.") Nur unter dieser Voraussetzung ist Justiuian's Vorschrift, wonach die Donatio der Dos gleich sein soll, denkbar-, hätte Justinian an reelle Auszahlung der Donatio gedacht, so wäre nach seiner Vorschrift jeder Dotalvortheil durch die
Auszahlung der Donatio aufgehoben gewesen. IV. Rechtlicher
Charakter der Brautschenkung.
Der Zweck, zu welchem insofern
ist juristisch
die
Brautschenkuug gegeben wird,
von Interesse,
als
das rechtliche Schicksal
Gabe hauptsächlich durch diesen Zweck mitbestimmt wird. '^yjrQQ^ (jgr Donatio war aber im Occident und im Orient ein
dieser occidcnt
und
Orieut.
[)gj.
oben
1)
S.
2)
Wenn
S.
282 Anm.
3.
das Sina'ischolion IV 7 (oben
Donatio denkt, so
ist
S.
297
Anm.
diese eine bloss versproobeue.
2)
wirklieb au
die
— verschiedener; die
-
299
dem entsprechend werden wir
später
sehen,
dass
weströmische Gesetzgebung auf diesem Gebiet eine andere Ent-
wicklung genommen hat, 1.
als die oströmische.
sowie das griechische ava- Charakter o der occireine Liebesgabe, ein Hochzeitsgeschenk, welches''*'^*^^^^?!^'®"
Das römische Donum
XttXvTtttJQiov ist
ntiptiale, ' '
wenn
der Frau in der Regel sofort mit der TIebergabe, und selbst
gegeben
es affinitatis contrahendae causa
schluss der
Ehe an
Will
definitiv verbleibt.
Schlagwort bezeichnen,
man
kann
so
wenigstens
ist,
man
vom Ab-
dies mit
einem
ein pretium imdicitiae
es
nennen.^)
In
der That
das
Dommi
im Occident ausdrücklich
diese Auffassung
ist
Wir haben
ausgesprochen worden. mqitiale ein
illnd,
bereits gesehen, dass Juvenal
quod prima pro node datur nennt.
Dieselbe Auffassung hat noch Constantin, das
^fisctilo
wenn
er in
c.
16
h.
t.
intervcniente" gegebene Geschenk wenigstens zur
Hälfte der Frau auch für den Fall zusichert, dass die
Noch
abgeschlossen wird.
de bonis proscript, 9, 42,
deutlicher 1
(C.
I.
5,
sagt
Ehe
nicht
Constantin in C. Th.
16, 24),
die der
Frau des
Verurtheilten vor begangenem Verbrechen gegebene Donatio maritalis
qiiia pudicitiae praeniio cessit,
sei,
von der Confiscation
Vermögens auszunehmen. Und die spätere weströmische Gesetzgebung hat diesen Gedanken des Occidents nochmals ausdrücklich betont, wenn Nov. Valentin. 34 § 8 (a". 452) die Schenkung des
ein 2^0 pudore perceptum nennt.^)
Diese Auffassung
Nichts
hat
zu
der
mehr beigetragen,
die vorherrschende
Dies muss durchaus festgehalten werden;
auf als
im Occident immer
ist
des Lebens geblieben.
diesem
dass
man
Gebiet
herrschenden Unklarheit
geglaubt hat, die eigeuthümlich
übertreibende Richtung, welche die spätkaiserliche Gesetzgebung
auf diesem Gebiet verfolgt, auf eine entsprechende Entwicklung der Lebenssitte bei den späteren 1)
Es
ist
Römern und Griechen
zurück-
bemerkenswerth, dass die classischen Juristen die sponsalicia
largitas nie als eherechtliches Institut, sondern
immer nur im Zusammenhanfj
der gemeinen Schenkung besprechen.
So Papinian und Paulus anlässlich der lex Cincia (Vat. Fr. 262, 298); Julian in D. de donat. 39, 5, 1 § 1; Ulpiau in D. de don. int. 24, 1, 32 § 22. 2) Es ist daher nicht besonders umsichtig zu nennen, wenn Rudorfi"
(Symbolae Bethm. Hollw. bare
(?)
obl. p. 110) diese letztere Aeusserung auf eine offenEinwirkung des germanischen Rechts zurückführt, ohne die älteren
römischen Pärallelstellen zu berücksichtigen.
—
r>oo
Davou
führeu zu müsseu.
wie bereits bemerkt
ist
wurde/)
nirgends eine Spur zu finden, und,
Rückbildung,
die
welche sich in
byzantinischer Zeit in der Gesetzgebung vollzogen hat, aiu
besten,
dass
die Gesetze
Es
klang befanden.
ist
sich
beweist
mit der Sitte nicht im Ein-
auch zu beachten, dass die Legislation
der westlichen Reichshälfte, welche nicht durch die Anlehnung an die
wirklich bedeutende Brautschenkung des eigentlichen Orients
gedeckt war, in der Uebertreibung ihrer Intentionen nie so weit
gegangen
ist,
wie die byzantinische*, der Occident hat niemals den
technischen Ausdruck Donatio
stimmte hier
Vorschrift über die
ante nuptias und niemals eine be-
Höhe
derselben erhalten;
mau
spricht
immer nur von sponsalia, sponsalicia larr/ifas, in'o pudore peiund wenn bestimmt wurde, dass die Dos nicht geringer darf als die Donatio,^) so wird Niemand behaupten, dass mit
cepta,
sein
der Donatio hier eine besonders grossartige Vorstellung verbun-
den
ist.
Vielmehr zeigt sich in Letzterem deutlich nur das altfür das Vorhandensein eiuer ausgiebigen Dos
römische Princip, zu sorgen.
I^ nebensächlicher Weise konnte
zw^ck^dtrseiben.
natürlich
occidenta-
diese
Wer eine ausgie\[^q)^q Douatlo auch andere Zwecke erreichen. bige Brautschenkung macht, stiftet indirect auch ein Capital für die überlebende Witwe und die Kinder; und da das Brautgeschenk unter Umständen seinem Hauswesen in währender Ehe wieder zu Gute kommt, kann die Verstossung der Frau, welche dann die sponsalicia lanjitas mit sich nimmt, ihn theuer zu stehen kommen, Diese Neso dass die Donatio auch als Scheidungsstrafe wirkt. benzwecke sind insofern nicht unwichtig,
als
spätere Kaiser-
die
gesetzgebung an dieselben theilweise augeknüpft hat;^)
es
wäre
jedoch durchaus verfehlt, diese secundäre Bedeutung zur primären zu machen. dc^^llivnLDonatio
^^'^
2. Ln Gegensatz zum römischen und griechischen Recht ist Brautschenkung des Orients durchaus geschäftlicher und noth-
Schon der Umstand, dass
wendiger Natur.
1)
S. 294.
2)
Vgl. oben
3) Als
S.
294 Aum.
sie
eine
wesentliche
1.
Scheidungsstrafe kann die Donatio wirksam werden nach
vom weströmischen Reich ausgegangenen Scheiduugsgesetz
C. Th.
dem
de repud.
Als Versorgung der Kinder, insofern die bekannten Gesetze über 16, 2. den parcns binuhus auch im Oocident galten. 3,
— Voraussetzung giltiger Ehe
~
301 ist
(s.
oben
S.
290), schliesst jeden
und ein pretium piidicitiae aus; nicht minder die mitunter enorme Höhe, wie wir sie in den unterägyptischen Contraeten von Memphis und in der Bestimmung des sy-
Gedanken an
eine Liebesgabe
wonach
rischen Rechtsbuchs erblicken,
die
öaQsd
die Hälfte
der
zu erreichen hat.
cpBQViq
Die Bedeutung
hauptsächlich ^
scheint,'
Donatio
orientalischen
dieser
eine
die,'
ist,
es witwen-
wie
Versorgung o O der Witwe
für^.
den Ueberlebensfall und gleichzeitig eine Scheidungsstrafe für den Mann darzustellen, wozu sie durch ihre Höhe vollkommen geeignet ist. Allerdings wird sie allem Anschein nach bei allen Orientalen sofort als definitiver Erwerb der Frau betrachtet; aber ihr Zweck ist nach der Auffassung der Orientalen unverkennbar in erster Linie auf die Eventualitäten Dies wird schon durch bei Auflösung der Ehe gerichtet. der Umfang, sonst ganz unerklärlich grossen wäre, fast zur ihren Evidenz bewiesen; nebstbei kommen noch einige äussere Zeugnisse in Betracht.
Der syrische über das
Dorum
Schriftsteller
dürfe
die
Frau
Barhebraeus erklärt ausdrücklich,
während der Ehe ohne Ein-
willigung des Mannes nicht verfügen; wenn sie auch ein Recht auf dasselbe hat, so bekommt sie es doch erst ,yin morte solum unius ex eis aut separatione legitima^'.^) Auch festes
das jüdische
Recht hat ausdrücklich bestimmt, dass und
welchen Modalitäten einerseits die
unter
Witwe, anderseits die
verstossene Frau den Brautpreis zu fordern hat,-) denkt sich denselben also während der Ehe in der Regel im Besitz des Mannes.'^) Ebenso kommt in dem koptischen Papyrus 105 des British Museum (oben S. 225) die Donatio nuptialis nach dem Tod des Mannes zwischen Frau und Tochter zur Sprache. Die Donatio des orientalischen Rechts Barhebräus
1)
hit vir
uxori suae
1.
et
c.
cap. VIII sect. 4 pag. 71
non
tradit in
manus
:
stellt
De
daher eine Zu-
doro autem quod scri-
eius, in morte sdluvi
unius ex
eis
aut separatione hgitima canones adigunt virum ad eomplendum id quod scripsit.
Et
de doro aut schiadche
uxoris, sine iussu viri sui
non
et
pherne ac zebdis quae traduntur in manus
potest mulier disponere.
Seiden, Uxor ebraica lib. III cap. 9. Seiden 1. c. lavt vero quod ad dotem (= donationem) sigillatim spectat atque eius incrementum, cui idem cum dote plerumque ius erat: ante viri mortem aut divortium ea non omnino exigenda. 2)
3) Cf.
:
^'!°'^
Scheiduii.i,'3^"'*'''-
— Wendung an
die
Frau dar,
—
302 in
deren freien Genuss
erst
bei
soll;
die
bildet
die
sie
Auflösung der Ehe durch Tod oder Scheidung treten Sicherung für
beiden
diese
Eventualitäten
letzteren
Bestimmung der Donatio. Dabei zeigen denn auch letztgenannten Bestimmungen des syrischen und jüdischen
eigentliche die
Rechts, wie innig sich in der Auffassung der Orientalen die Beder Witwenversorgung und
griffe
der Scheidungsstrafe verbinden.
im polygamischen Orient immer ein wichtiges Mittel, die Frau gegen die Concurrenz ihrer Nebenbuhlerinnen zu sichern. Es scheint sogar auch zu römischer Zeit vorgekommen zu sein, dass Scheidungsstrafen noch neben der Insbesondere die letztere
ist
Donatio verschrieben wurden, obgleich die römischen Juristen die
immer
letzteren
Für
haben.^)
missbilligt
die
Orientalen
sind
Scheidungsstrafen eben gewissermassen eine der ältesten Grundlagen der ganzen Ehe, wie namentlich in assyrischen und ägyptischen Ehecontracten hervortritt.") Staudpunkt
Vielleicht dürfen wir das
der Sinaischoiien.
Vorkommen
dieser beiden
Zwecke,'
Scheidungsstrafe und Witthum, und ihr gegenseitiges Verhältniss
auch in einem der sogen. Sinai'scholien erkennen.
Krug er 2)
IV
pag.
6 e7CEQG)rriQ-slg
rj
(Dar. 9, Zach. 6) schol. 7:
xal
{Interpret Kruegeiiana)
ijisQO-
rj
Qni quaeve poenani promisit
rr]&£i6a poenan, iccv ölccIvGjj xov
yd^ov
ov
,
y.ari'iEtai
ecog
^r]
st
matrimoniuni cUssotvoit,
non
si te-
(tov) fiETQOv t^g oh mortem, oöov netur nisi in quantitatem eius quod dicc oh mortem promissum est; qnanavÖQu tum vir p'opter mortem liho'is
rjdvvaro TtaQccxarsxsiv o nvrjQ
—
mores^) Tiaidav
rrjg
e.TcaitSiv
djii rijg
—
vato xtvELv Tiara tovto 1)
TtQoöTt-
öö)ov
£)7tsQ<x)t'^6£(G)g
fi(fo
^)
ml rä
D. de V. 0. 45,
1,
19,
riöv-
intervenimfihus (?) retincre pofuit vcl
mulier a viro cxigere ex poenae
promissione.
121; C. de imit. stip.
8,
38, 2.
Menant,
trümmerhaften assyriscbeu Ehecontracten bei Oppert et Documents p. 54 u. a. findet sich noch die Clausel: repudii pretii
symbolum
fecit
2) In
deu
(Uebersetzung nach Oji.-Men.).
Geradezu ungeheure Schei-
dungsstrafen zeigen die Thebauer demotischen Papyri; vgl. oben 3)
XVII
CoUectio
libr.
iuris
anteiust.
111
p.
271
(=
Ztsch.
f.
S. 269.
llechtsgesch.
S. 9).
4)
Dieses
Wort
ist
im Manuscript gekürzt mit
Hior;
daher zweifelhaft
ob mores oder mortis. 5) i]
rj
Krüger denkt an
yvvrj tov) avÖQU,
folgende Ausfüllung der Lücke: nai'äcov {vnövzcov
—
—
303
Obwohl der lückenhafte Schluss der derselben Folgendes
Inhalt
dem
Stelle sich
sicheren
mir doch aus dem unzweifelhaften
Verständniss entzieht, scheint
Es handelt
hervorzugehen.
sich
von Mann oder Frau versprochene Scheidungsstrafe.
eine
um
Diese
erklärt der römisch-gelehrte Jurist natürlich für ungiltig/) ausser ob mortem" zusammenfällt.
soweit sie mit
„>/
ergänzen:
mortem
ist
ob
rj
—
gemeint
eTtsQcorrjcjtg,
was auch sehr
scheiden
wäre.
lässt,
was aber
ist
der
ist
ist
vielleicht zu
mortem^ jedenfalls
—
der die Schei-
Scheidungsstrafe
so
viel
seines
durch Hinweis auf die Retentionen ex dote der
welcher der Frau bei einer
Theil,
illustrirt;
vom Manu
verschuldeten Scheidung von der Scheidungsstrafe zuzubilligen
den
resp. lich
sie bei
seinem Tod
bekommen haben würde?
ist,
Schwer-
wird sich hier an irgend etwas Anderes denken lassen, als
an die Donatio propter nuptias;^) denn die Dos
Frau dann
zufällt,
ist
das
selbst,
welche der
vorhanden und braucht nicht aus der
ja
Scheidungsstrafe gedeckt zu werden.
daran
enge Wechselverhältniss
Scheidungsstrafe: die Donatio sie
zu
Todes dem andern Ehegatten zuDies wird nun, wenn die Frau es ist, die sich
büssen, als für den Fall
gekommen
stipulatio ob
begreiflich
dung Veranlassende habe von
Es
Ist das richtig, so zeigt sich
von Donatio nuptialis
und
wirkt als Scheidungsstrafe, indem
den böswilligen Ehetheil zwingt, dem unschuldigen das Inter-
esse an der vorzeitigen
Wie immer
Auflösung der Ehe zu ersetzen.
es sich übrigens mit der Richtigkeit unserer
Ausunserm Scholion auf alle Fälle entnehmen. Erstens, dass Scheidungsstrafen im eigentlichen Sinn des Worts noch im fünften Jahrhundert häufig genug vorkamen, um das Interesse der Schulen zu erregen, ja, um anerkannten Regeln zu unterliegen; zweitens, dass für die einzelnen Bestimmungen der Ehepacten längst feste technische Bezeichnungen bestanden, welche durch ihr regelmässiges Vorkommen legung verhält, Folgendes
in
der
oder in
Praxis
müssen.
lässt sich aus
den Schulen hervorgerufen worden sein
„7/ ob mortem",
für Kunstausdrücke, welche
1) S.
oben
S.
302
Anm.
„?}
mores" hält der Scholiast offenbar
mau
gar nicht übersetzen darf, sowie
1.
Oder einen aliquoten Theil deraelben, da nach dem Recht zur Zeit der Sinaischolien (439 — 529) die Donatio der Frau gesetzlich nur noch zum Theil anfällt, worüber unten. 2)
— er anderwärts auch
was wir
Öanav^^ata
neccssaria,-) iTis-
Gewiss sind es auch solche
sagt.
ist
insofern von Interesse, als es uns verdeut-
auch zu errathen vermöchten, wie damals
in der Jurisprudenz
kommen
—
freilich
gewesen; und dies
V.
rei tixoriae,^)
contra bonos mores^)
QcorrjöLg
licht,
rj
304
Ausdruck „Donatio ante nuptias" aufge-
der
mag.
sein
Entwicklung der Donatio ante
nujitias in der Gesetz-
gebung. n.suitat des Vo rateheu
Darstellung Das Resultat der bisherigen '^ o
lässt sich dahin zu-
sammenfassen, dass die Sitte der Brautschenkungen im römischen Reich fast
allgemein
Im
Weise.
Statt
hatte,
jedoch in sehr verschiedener
Occident war die sponsalicia largitas ein freiwilliges und
massiges HochzeitsgeSchenk, gegeben gewissermassen
im Orient hatte
pudicitiae;
erreichte
digkeit,
als
pretium
Nothwen-
die dcoQEU den Anstrich der
bedeutende Beträge, und es trat der Gesichts-
punkt der Witwenversorgung und Scheidungsstrafe in den Vordergrund. Gemeinsam ist beiden Arten der Eheschenkung das, dass schon ihrem Begriff nach bestimmt sind, der Frau
sie jedenfalls
zuzufallen;
es
braucht kein eigenes pactum de lucranda donatione,
der Anfall an die Frau
ist
von vornherein der eigentliche Zweck
der Donatio. iTnriciitise
HiubHck auf
jj^
Mtiuiuigeij.
lieh vertretene
Ansicht von
Die
a)
Ausgangspunkt hätte.
diese Resultate sind folgende Jietzt hauptsächo 1
Ansichten
Dieses
als
unrichtig zurückzuweisen.
Francke, wonach
ist
zu eng; die Donatio war auch
reine Scheidungsstrafe, sondern fällt der
Auflösung der Ehe
tiger
b) Die tias sich
Donatio ihren
genommen
im Orient nicht
Frau auch bei anderwei-
zu.
Meinung von Schott,
als
ob die Donatio ante nup-
aus der römischen donatio afßnitatis contrahcndae causa
entwickelt hätte. einen
die
in einer orientalischen Scheidungsstrafe
Umschwung
Diese zu,
Meinung muthet der
Sitte
der
Römer
welcher nicht bloss auf keine irgend
er-
sichtlichen Thatsachen gestützt, sondern durch andere Thatsachen
widerlegt
ist.
Was Schott
1) VIII
17.
2) VIII
10, 17.
3) II 4,
als historische
Entwicklung
hinstellt,
—
welches zu den spätrömischen Gesetzen
ein Phantasiegebilde,
ist
eine
Sitte
als
—
305
Kraft hinzuconstruirt, welche eben erst
treibende
aus diesen Gesetzen erschlossen wird. Unrichtig
c)
Behauptung von Bruns, wonach schon
die
ist
vor Justinian die
allgemeine
Höhe wie
Dos zu
gleicher
die
Behauptung beruht
Sitte
dahin ging,
bestellen.
nachjustinianischen Handschriften
in
die Mittheilungen der
dass
darauf,
lediglich
Donatio
die
Diese höchst irreführende
des syrischen Rechtsbuchs
als
Zeugniss für die vorjustinianische Zeit verwendet werden.
Vollkommen
d)
zu
jetzt
unrichtig und bloss durch Unkenntniss
Gebote stehenden
provinzialen Rechtsquellen
der
erklärlich
die bisher fast allgemein verbreitete Ansicht, dass die jüngere
ist
zufällt, wenn ihr dieser Auf diesen Punkt, der auch
Donatio ante nuptias der Frau nur dann Anfall besonders versprochen
mit
dem
allen Volksrechten
Ehe
kommen
justinianischen Recht nahe zusammenhängt,
zu sprechen;
später
ist.^)
hier
mag
Anfall
der
wir
nur bemerkt werden,
an
die
Frau
bei
dass nach Auflösung der
Zweck der Donatio ist. Vorbemerkungen ist die Entwicklung " "-
der erste und eigentliche
Nach
diesen
unseres^'o^«*^'^*''»^sehe Gesetzgebung.
Rechtsiustituts in der kaiserlichen Gesetzgebung darzustellen.
Die ältesten Gesetze über die sponsalicia
mals von den Römern von Constantin, jedes
Donum
tfach alter Sitte
15 und
c.
nuptiale,
sei
16 es
largitas,
wie
sie
da-
noch genannt wurde, sind
h. t. Das erstere donum simplex oder
causa datum oder promissum, der Braut verfallen
verfügt,
dass
affin, contrah.
soll,
wenn der
Bräutigam das Verlöbniss bricht; bricht die Braut, so hat sie das Donum zurückzuerstatten. Hiemit ist die Donatio lediglich als Das zweite Gesetz arrha sponsalicia aufgefasst und geregelt.^)
—
enthält die bekannte, gleichfalls wenig bedeutsame
den Einfluss des oscidum
ifiterveniens ,
Bestimmung über
deren eigentliche Gründe er-
rathen zu wollen ebenso aussichts- als zwecklos wäre. 1) S. 2)
oben
S. 262.
Deutlich bestätigt sich dies in der Art und Weise, wie die Orien-
die verwandte constantinische Bestimmung über den Einfluss des osculum interveniens verstanden haben; sie beziehen dieselbe lediglich auf die arrha sponsalicia. So besonders Syr. P. 45: „Wenn ein Mädchen für einen Mann geworben wird^ dass sie seine Frau werde, und ihre Eltern oder das Weib selbst den Ring der Arrha empfangen, wenn (dann) ihr Verlobter sie gesehen und geküsst hat u. s. w." Aehnlich, aber etwas verschwommen L. 91, Ar. 55, Arm. 57.
talen
.
IMitteis, Eeichsrccht
u.
Volksrecht.
.
.
20
Im Weiteren hat
-
306
von der wir begreiflicher-
die Gesetzgebung,
nur die für die Natur unserer Institution wesentlich
weise
deutsamen Bestimmungen darzustellen haben, Reich andere Die spätere Gesetz-
gebung im Oceident.
Wege
be-
im weströmischen
eingeschlagen, als im oströmischen.
—
und es ist die Bedeutung o dieses (Jmstands für die Erkenntniss des eigentlichen Heimatssitzes unwcströmische Donatio
j)jg
<->
schon
Institution
serer
grossen Aufschwung genommen.
—
worden
hervorgehoben
hat
keinen
Sie ist nicht Donatio ante nup-
dem
Namen
tias,
sondern regelmässig mit
gitas
genannt worden, und wurde nie kategorisch oder gar in be-
stimmter Höhe verlangt.
mung dere
Nur
die
alten
sponsalicia
Dos darf nach
einer
lebenden Mann,^) über die gegenseitigen largitate,^)
Bestim-
Einige an-
Majorian's nicht geringer sein als die Donatio.^)
Bestimmungen über den Rückfall der
lar-
sponsalia an den über-
liicra
ex
(lote et
ex sponsalicia
über das Schicksal der letzteren bei Wiederverheiratung
der Frau und beim Vorhandensein von
Kindern überhaupt, ent-
sprechen der oströmischen Gesetzgebung; im Ganzen
ist die
occi-
dentalische Brautschenkuug kein wichtiges Institut und ihre Be-
stimmung keine solche, dass Die spätere
mit
dem Charakter
eines (modi-
d^q Gesetzgebung ~ des Orients hat zunächst die beiden wich°
(iesotz-
gebuug (U-s^jgg^pj^j Functionen', ? Orients.
sie
Hochzeitsgeschenks unvereinbar wäre.*)
ficirten)
welche die orientalische Donatio zu erfüllen
"
Theodos. iihatte,
dies in
erkannt und allgemein festgestellt.
dem Ehegütergesetz
Theodosius'
Am
II.
deutlichsten
hervor, welches
tritt
uns
im syrischen Rechtsbuch zum erstenmal überliefert ist;'') die Donatio wird hier als Witwenversorgung und Scheiduugsstrafe'') beBei Auflösung der Ehe durch den Tod des Mannes behandelt. kommt die Frau ex lege die Donatio, mögen Kinder vorhanden sein oder nicht; stirbt die Frau vor dem Mann, so bleibt die Do-
1)
Nov. Mai. 6
(8)
§ 9.
2) C. Th. 3, 6, 9 a*. 368, welches Gesetz sieb übrigeus nicht bloss auf die Hochzeitsgescheuke des Mannes bezieht, sondern allgemein bestimmt, dass alle (auch von di'itten Personen herrührenden) Hochzeitsgeschenke beim
Tode der Frau den Gebern zurückfallen, 3)
Nov. Valent. 34 §
4) S.
9.
jedoch die Note 6 und dazu oben
6) P. 38, Ar. 44,
S.
300
Anm
3.
Arm. 47—49.
6) Diese letztere Function klingt auch schon in dem vom weströmischen Reich ausgegangenen Scheidungsgesetz C. Th. de repud. 3, 16, 2 durch.
— Hiemit
natio bei diesem.
—
307
der Gedanke der Witwenversorgung,
ist
dem
wie wir meinten, im orientalischen Recht
der,
des pretium
den Vordergrund gestellt; die Do-
pudicitiae übergeordnet ist, in
natio ist nicht mehr, wie die römischen Juristen in erster Linie
betonen, eine gemeine Schenkung, welche definitives und vererb-
Eigenthum der Frau begründet; sie ist eine Gabe, die der Witwe zugedacht ist. Auch dann erhält nach Theodosius IL die Frau ihre Widerlage, wenn der Mann sie verstösst: die Func-
liches
—
tion
wie
Scheidungsstrafe,
als
wichtig war,
in
sie
Das Gesetz des Theodosius IL fall
lich
Witwe
der Donatio an die
Es
erfolgte.
wird;
zeigt
auch, dass der Heim-
resp. die verstossene
Frau ex
lege
Festsetzung
die
von selbst
in
der
Donatio
enthält
diese
Auf diesem Standpunkt stehen
sich.
auch die nachtheodosischen Gesetze, wie wir alsbald sehen werden, bis auf Nov. 98.
Für das
weitere Entwicklung
die
dieser
in
stark
Zeit
der Donatio
hervortretende
ist
Bestreben
insbesondere der
Gesetz-
gebung massgebend geworden, das Familienvermögen den KinLucrirt daher eine Haustochter eine Don. a. n., nach ihrem Tode nicht iure peculii an den Vater, sondern iure hereditatis an ihre Kinder^) (Theodos. IL a". 439).
dern zu erhalten. diese
so fällt
Dasselbe Bestreben hatte sich schon in der Gesetzgebung Theodosius die
wenigstens gegenüber der mater hinuha, gezeigt, indem
I.,^)
von ihr
fangen sein
bundenheit
lucrirte sollte;
dem
Eheschenkung den Kindern unter Theodosius IL wurde
Ehe
ver-
gleiche
Ge-
erster die
pater binnhus auferlegt, indem sein
lucriim nup-
wenn es aus einer der Frau als fictive Dos beund durch ihren Tod ihm verbliebenen Eheschenkung besteht, den Kindern erster Ehe verbleiben soll.*)
tiale
selbst dann,
stellten
So
trat durch
die
Familienstiftung in
1)
Fürsorge für die Kinder der Gedanke einer
dem Recht
2) C.
s.
bes. C.
de repud.
5,
de bonis quae liberis
3) C.
Th. de
sec. nupt. 3,
Nov. Theod.
14, 3
=
späteren
und Löhr, Arch. XVI S. 23 fg. üeber den daselbst und im Text 61, 3.
6,
s.
Windscheid,
Pand.
II §
516 A.
8, 2.
C.
ist
17, 8
gebrauchten Ausdruck „iure peculü"
4)
der Donatio hervor; dieselbe
Dieselbe Richtung dauert in den Scheidungsgesetzen der
Zeit fort;
'
nicht nothwendig, dass derselbe ausdrück-
also
ist
stipulirt
Stipulation
den östlichen Ländern so
auch hier anerkannt.^)
ist
I.
de
sec. nupt. 5, 9, 5.
20*
10.
"««.,^«''
i amilienStiftung.
jetzt,
wo auch
—
Dos nach dem Tod der Mutter
die
für die Kinder
308
bestimmt
und damit stimmt
ist,^)
eine Art
es überein, dass der
Gegendos
in erster Linie
(„altera dos'^),^)
Descendent die vom Ascen-
denten für ihn bestellte Donatio bei der Intestatsuccession in das
Vermögen
Ascendenten zu conferiren
dieses
Der Gedanke, dass
Paraiieii-
die
hat.^)
Donatio ein Gegenstück zu der Dos
gcstützt auf die damals schon entwickelte Idee des Christeu-
Donatio mitbilde,
thums, wonach beide Gatten tamqiiam anima una in carne una in
Weise an der Ehepflicht theilnehmen
gleicher
späteren
institute in
lismus
nach Theodosius
Kaiser
II.
sollen,
veranlasst,
hat dann die beide
Rechts-
einem ganz mechanischen und gedankenlosen Parallewobei der tiefgreifende Unterschied
fortzubilden,
beider
Weise verkannt wird. Dies im syrischen Rechtsbuch enthaltene Relation über die theodosische und leoninische Ehegesetzgebung welche die Fortbildung seit Theodosius IL deutlich erkennen lässt. Rechtsinstitute in fast unbegreiflicher
uns
zeigt
jetzt^)
die
Das theodosische Gesetz, dessen bereits oben besprochene Bestimmungen wir nochmals kurz zusammenfassen, ist auch hier wie im Dotalrecht sehr vernünftig. a)
Im
Fall der Scheidung verliert
die
Frau
der schuldige
die Donatio, die schuldige
auf die Donatio ein, während
wartschaft
Mann an
Frau büsst ihre Ansie ihre
Dos
zurückbekommt. b)
Beim Tod
des Mannes bekommt die Frau stets Dos und Donatio, mögen Kinder vorhanden sein oder nicht; beim Tod der Frau bekommt beides der Mann „im
Namen oben
der Kinder^''.
248
1)
S.
2)
Nov. Theod.
3) C. de
S.
f.
4.
14,
coUation. 6, 20,
wenn Löhr, Arch.
XXX
17.
Zu weit gehend und unrichtig
ist
es,
335 aus dieser Collationspflicht schliesst, es sei damals die Donatio bereits allgemein beim Mann, die Dos bei der Frau ver-
blieben.
S.
Die im Text angegebene Ordnung erklärt die CoUation zur Genüge.
4) Daneben gibt es noch zahlreiche andere Parallelismen, welche schon im Codex lust. und den Novellen ersichtlich, und von Löhr, Arch. XVI S.
1
— 18
gewissenhaft
verzeichnet sind.
—
Als besonders
charakteristisch
—
und ebenso unpassend erscheint mir der Satz, dass, wie die Tochter eine Dos, so der Sohn vom Vater eine propter nuptias Donatio verlangen kann; 0. de dot.
prom.
5,
11, 7.
— Und nun a)
man damit
vergleiche o
Wer
sich
Leouinische
die Vorschriften Leo's:
Mann
ohne Grund scheidet, sowolil
Dos
verliert
—
309
und Donatio einfach
als
Gesetz^'^''"^^
Frau,
und vollständis an
den andern Theil. b) Bei Auflösung
der
Ehe durch den Tod bekommt
der
überlebende ]\Iann seine ganze Donatio und die Hälfte
und ebenso
der Dos,
Dos und
Man
Frau die ganze
überlebende
die
die Hälfte der Donatio.
wird nicht umhin können, diese Bestimmungen Leo's
thöricht zu nennen.
Welche Gedankenlosigkeit gehört dazu, aus
der Dos, deren Bedeutung als reines Frauenvermögen noch Theodosius
richtig
festgehalten
eine
hatte,
Scheidungsstrafe
Frau zu machen!
Und
Hälfte zu
lassen,
aus keinem
Mann
ihrem Tod nur die Hälfte ihrer Dos
für
die
beim Tod des Mannes die Donatio, welche nach allen Volksrechten und noch nach Theodosius eine Witwenversorgung bildet, der Frau nur zur
der
bei
Mann
überlebende
ebenso widersinnig
in
es,
ist
andern Grund, als weil auch der
derselben
Als ob
lucrirt!
Lage wäre
wie
die
über-
lebende Frau! Dieses Gesetz Leo's
enthält
nun auch
worden
In C. de pactis conventis
ist.
die Lucra,
welche sich
5, 14,
Mann und Frau
Erklärung einer
die
andern Bestimmung desselben Kaisers, welche
viel
missverstanden
9 verordnet
ex dote
et
er,
dass
ex ante nuptias
donatione stipuliren, stets (geometrisch, nicht arithmetisch) gleich sein sollen.
Man
hat die hier erwähnten pacta de liicranda dona-
tione als Beweis dafür angesehen, dass die Donatio der Frau nur bei besonderer Verabredung zufällt, dass sie also keine Witwenversorgung, sondern eine Gegengabe des Mannes war, ausgesetzt als Compensation für die Möglichkeit, dass ihm bei dem Tod der Frau die Dos zufällt, und daher nur dort, wo dieser Anfall nicht durch besonderes Pactum ausgeschlossen ist.^) Diese
sehr scheinbare Argumentation erweist sich jetzt als trügerisch;
das Richtige
ist
vielmehr nur Folgendes: Solange die Donatio im
Umfang Witwenversorgung war, werden eigene pacta de liicranda donatione selten vorgekommen sein; der Mann gab eben vollen
so viel,
1)
p. 335.
als
er
der Frau auf den Witwenstand zuwenden
Warnkönig,
Arch. XIII
p.
5,
6.
Vgl. auch
wollte.
Löhr, Arch.
XXX
c.
5,
14, 9.
—
310
—
und damit war das Lucrari von selbst gegeben.^) In der That hören wir vor Leo nichts von derartigen Nebenverabredungen. Seit jedoch die
Gesetzgebung Leo's es dahin gebracht hatte, dass
was der Mann als Witwenversorgung bestimmte, nur noch zur Hälfte Witwenversorgung war und zur anderen Hälfte an seine Erben zurückfiel, musste sich die Frau dagegen, also gegen das,
die
Verringerung
ihrer Donatio,
durch ^Mc^a de lucranda dona-
Damit nun das leoninische Gesetz mit seiner unverständigen Tendenz, ungleiche Dinge einander gleichzusetzen, durch diese Praxis nicht ganz eliminirt würde, verordnete man, dass solche Pacta nur dann Kraft haben sollten, wenn dem Mann ein gleiches Incrum ex dote zugesichert würde, was zwar ein neuerlicher Missgrifi", aber nur vollkommen consequent und natürEs ist also nicht richtig zu sagen: die Donatio fällt lich war. principiell nicht zu; das Gegentheil ist das Richtige, der Frau und nur insofern enthält jene gangbare Behauptung einen richtigen Kern, als nach der leoninischen Gesetzgebung dieses Aufallsrecht der Frau auf die Hälfte der Donatio beschränkt wortione
schützen.^)
den war. In
gebung.
solchen
Es
Intentionen
ist
begreiflich,
bewegte sich dass jetzt
die
damalige Gesetz-
Dos und Donatio immer
nebeneinander genannt werden, als die gleichen Beiträge, welche beide Ehegatten zur Ehelast beitragen sollen,
wobei aber
dankenloser Gleichheitsbestrebung vollkommen verkannt
in ge-
ist,
dass
Frau eines Capitals viel bedürftiger ist, als der Mann, und dass Dos und Donatio ursprünglich vorwiegend die Bedeutung hatten, ihr, als dem schwächeren Theil, die Existenz zu sichern.
die
jiistiniau.
Vernünftiger war
es,
die
Bestimmung der Donatio
hervorzukehren; was in dieser Richtung geschah,
für die ist
aller
Kinder Aner-
kennung werth, selbst die Bestimmung der Nov. 98 c. 1, 2, wonach beim Tod des Vaters das Eigenthum der Donatio (vorbeEin besonderes Pactum konnte hier höchstens den Zweck haben, von Witwenversorgung und Scheidungsstrafe verschiedene Beträge anzusetzen, oder auch das Eigenthum an der Donatio den Kindern auch ohne Eintritt einer zweiten Ehe zu sichern. 1)
für die Functionen
2) Aehnlich finden wir in dem citirten Gesetze auch pacta de lucranda von Seiten des Mannes erwähnt. Auch diese erklären sich daraus, dass zu jener Zeit die Dos dem Mann ex lege nur noch theil weise zufiel. S, oben S. 253 Anm. 1.
dote
i
des Niessbrauchs
haltlich
wenn
zufällt,
—
311
der Mutter)
diese nicht zur zweiten
auch dann
den Kindern
Ehe
Den
schreitet.^)
Gipfel-
punkt der Verkehrtheit erreichte jedoch wieder Justinian's beBestimmung in Nov. 97, wonach Dos und Donatio stets
kannte
absolut gleich gross sein sollen.
So sehen wir, wie
oströmische Eheschenkung,
die
ursprünglichen Bedeutung des orientalischen
donum
von der
nuptiale aus-
gehend, dasselbe zunächst als Scheidungsstrafe und Witwenversor-
gung
regelte
zutheilte,
noch,
und ihm
dann
Widmung
Frau
bis
Bestimmung
Volksrecht,
alten
für die Kinder
auf Theodosius Subject
II.
immer
Donum
des
der Gesetzgebung Leo's der Parallelismus von
in
Dos und Donatio dahin tuts, die
die
dem
entsprechend
blieb; wie
gleichzeitig eine
wobei jedoch
Kern des Instiund der überlebenden
führt, dass der eigentliche
für die Frau, angegriffen
Frau nur noch
die Hälfte der Donatio zugesprochen wird, so dass Frau ihre weitere Anwartschaft durch pacta nuptialia sichern muss, die aber gesetzlicher Controlle unterworfen werden-, wie die
endlich dies dahin führt,
dass die
Donatio den abstracten Cha-
annimmt, dass Dos und Donatio vollkommen gleich hoch sein müssen und als Subject der Donatio die Kinder bezeichnet werden, während die Witwe auf den Niess-
rakter
einer
Familienstiftung
brauch gesetzt wird. Diese Veränderungen sind nicht auf Rechnung der sich ent-
wickelnden Sitte zu stellen, sondern beruhen einzig und
den
Tendenzen
aber
ist
der
christlich
-
kaiserlichen
allein in
Legislative.^)
Wohl
hervorzuheben, dass diese Tendenzen an der Donatio nie
einen so weiten Spielraum gefunden haben würden, wäre nicht in
der ganzen aussereuropäischen Hälfte des byzantinischen Reichs die
Eheschenkung wirklich
und eine
1)
feste
materielle
Dies war im
XXX
bedeutsames praktisches
Grundlage der Ehe gewesen*
Occident schon durch Nov. Severi
gesetzt worden; nach der
Arch.
ein
II
650; Löhr,
334) sogar schon durch Nov. Maioriani 6 § 8 (a" 458), die sich
jedoch bloss auf den parens hinuhus beziehen wird, Schott 2)
(a" 493) fest-
1 pr.
Meinung Einiger (Zimmern, Gesch.
Moment Und so
Und mit
dieser
S. 48.
Behauptung stimmt auch das Bewusstsein der da-
mals Lebenden überein, welche ausdrücklich erklären, die Don.
a. n. sei
ein
„genus donationum, quod veteribus quidem pnidentibus penitus erat incognitum,
postea autem a tunioribus divis principibus introductum de donat.
2,
7,
3;
Theophilus ad
h.
1.
est.
I.
—
312
—
haben wir auch gesehen, dass, nachdem
die syrischen
und ägyp-
tischen Besitzungen von diesem Reich durch den Islam abgetrennt
worden waren,
wieder in den Vordergrund tretende griechi-
die
dem achten Jahrhundert
sche Gesittung seit
Eheschenkung
in
der
vollzog.-^)
1) S.
obeu
S. 294.
Richtung auf das
eine Rückbildung der
alte
pretium pudicitiae
Zehntes Capitel. Das Intestaterbrecht des syrischen Rechtshuchs.
Das Erbrecht des syrischen Rechtsbuchs hat im Commentar von Bruns eine separirte Stellung erhalten, und eine eigene Abhandlung ist zu seiner Erläuterung geschrieben worden. Diese aparte Behandlung verdankt es seiner Eigenartigkeit; selbst Bruns
konnte nicht verkennen, dass diese Bestimmungen aus einer der
römischen ganz fremden Rechts weit herrühren müssen.
Freilich
erhob sich nun die Frage nach ihrer Provenienz; dieses Räthsel
Er versuchte zwar,
hat Bruns ungelöst gelassen.
sie
mit der Erb-
folgeordnung des jüdischen Rechts zu vergleichen; aber das Resultat
war
ein
so
unbefriedigendes,
suchung mit einem non
liqiiet
dass
die
bezügliche Unter-
schliessen musste.
Eine kurze Nachprüfung wird bestätigen, dass das syrische
Rechtsbuch sein Intestaterbrecht weder dem römischen noch dem jüdischen Recht entlehnt haben kann.
Zu diesem Behuf muss erbrechts
eine Uebersicht des syrischen Intestat-
vorausgeschickt werden.
Dasselbe wird
dargestellt
in
sämmtlicher Handschriften (einschliesslich des Londoner Frag-
§ 1 ments), ferner in L. §§ 37, 102
— 104
und den correspondirendeu
Stellen der übrigen Versionen.^)
Die Erbfolge geht vor sich nach Erbclassen. 1.
Die erste Classe bilden die Kinder; „männliche und weib-
erben gleichmässig", wobei jedoch P. § 1 einen merkwürdigen, später zu erklärenden Zusatz macht. Bezüglich vor-
liche,
sie
verstorbener
Söhne besteht
ein
Repräsentationsrecht der Enkel;
nicht auch bezüglich vorverstorbener Töchter.
1)
Verzeichnet bei
Bruns ad
L. 37,
102—104.
Syrisches System.
—
314
—
2. „Wenn er aber", so fährt das Rechtsbuch fort, „stirbt, ohne Kind zu haben, so beerbt ihn der Vater des Mannes; lebt sein Vater nicht mehr, so erben gleichmässig seine Brüder^) und Schwestern". Es wird hinzugefügt, dass neben den Geschwistern
ein
auch die Mutter ein Kopftheil 3.
„Wenn
Mann
der
erhält.^)
stirbt
ohne Vater (oder Geschwister), er
hat aber Onkel, Brüder seines Vaters, so beerben ihn diese, und
wenn
er keine
„Wenn
4.
tritt
Onkel
hat, so erben die
ein das Geschlecht der 5.
„Wenn auch
loschen
ist,
Söhne der Oukel".^)
Geschlecht seiner Väter erloschen
das
Söhne
ist,
dann
seiner Töchter".*)
das Geschlecht der Söhne seiner Töchter
so tritt ein
er-
das Geschlecht der Söhne seiner Schwe-
stern".^) 6.
„Und wenn auch
dies Geschlecht
erloschen
ist,
so
wird
herbeigerufen das Geschlecht der Tanten".") 7.
lichen
„Wenn
aber auch das Geschlecht des Vaters von den weib-
erloschen
ist,
dann wird zur Erbschaft gerufen das Ge-
schlecht der Mutter des Mannes".^)
Das zu Grunde liegende System ist ziemlich leicht zu erDas Rechtsbuch hat die agnatische Erbfolge; die durch Männer verwandten Personen werden vorgezogen (Ciasse 1 3), wie übrigens § 1 noch ausdrücklich hervorhebt. Wenn die reinen Agnaten ausgestorben sind, kommt der Agnatioüsgedanke noch insofern zur Geltung, als die durch Frauen des väterlichen Stamms kennen.
—
verwandten Personen
(Kinder der Töchter,
schwestern) berufen sind.
man sind,
Erst
—
wenn
Schwestern, Vaters-
diese aguatischen
gestatte den
Ausdruck
kommen
Verwandten von der Mutterseite an
die
oder
—
halbaguatischen Linien erloschen die Reihe.
Die sechs ersten Classen sind nun, wie deutlich zu erkennen ist,
nach einer Parentelenordnuug
stellt die
Nachkommen, 1)
gebildet.
Die
erste
Parentel
Descendenz dar; die zweite bildet der Vater mit seinen die dritte die
Nachkommenschaft des Grossvaters;
Oder die Söhne vorverstorbener Brüder,
2) §
1.
3) §
1.
4) L. § 37.
5) L. § 37. 6) § 1. 7) L. § 104.
L. § 37.
—
—
315
doch enthalten diese Parentelen, entsprechend dem agnatischen Princip des ganzen Erbsystems, nur jene Personen, welche eben Agnaten sind, also nicht die Söhne der Töchter und Schwestern. Diese kommen vielmehr in den späteren, halbagnatischen Classen als weitere
Parentelen
zum Zug. Dagegen
die
Töchter und Schwe-
erben mit den Söhnen
stern selbst,^) die ja noch Agnaten .sind,
und Brüdern zusammen.^) Dieses System lässt sich weder mit dem römischen, noch mit
dem
jüdischen Erbsystem vereinigen. Anlangend das römische Intestatsystem, so müssen wir zur
Vergleichung natürlich prätorische ziehen, da
Römer
gelegen
vom
ist
aus
den
sondern das
römischen
verschiedenen
Auch
hätte.
Quellen-
„praktische" Erbrecht- der
dieses
syrischen weit entfernt.
Denn danach 1.
Erbrecht,
civile
mit den kaiserlichen Nachtragsverordnungen heranim Gesichtskreis des Spieglers gewiss nur dieses, die
Summe
praktische kreisen,
das
nicht
succediren:
—
Kinder
schon diese Classe
ist
dem
syrischen Rechts-
indem bekanntlich nach der buch Verordnung von Valentinian und Arcadius v. 389 (C. nicht ganz
Th. de die
2.
legit. hered. 5,
1,
4
=
C.
I.
h.
t.
6, 55, 9)
auch
Kinder der Töchter ein gewisses Erbrecht haben,
während diese nach dem syrischen Erbsystem erst nach allen Agnaten erben. Agnaten und die Mutter. Hier beruft das römische Recht noch im fünften Jahrhundert die Mutter erst
dem
hinter
Spiegel
3.
gleich,
frate^r
unbedingt
consanguineus ,
auf ein
eingreift,
telen,
sondern nach Gradesnähe.
Cognaten
nach
Rechtsbuch
nicht
wie
der
und was noch
Agnaten erben nicht nach Paren-
tiefer
die
also
Kopftheil;
Gradesnähe,
durchgeführten
ohne
den
Unterschied
im
syrischen
zwischen
den
Cognaten von Vater- und von Mutterseite.
Das syrische Rechtsbuch zeigt also grosse Abweichungen Erbrecht vom römischen Recht, und zwar sowohl im Detail
—
1) §
2)
1.
Dagegen
die Vatersschwestern erben
nicht neben den Vatersbrüdern
in der dritten Classe, sondern erst in der sechsten Classe; L. §
1
AI. 7.
^i^™j^J'j|j'^^
—
—
316
—
der Tochterenkel und der Mutter
als in der
Grundanlage.
Beziehung lassen sich die Gegensätze so formuliren.
letzterer
In
Der
Rechtsspiegel kennt:
Parentelenordnung der Agnaten
1.
eine
2.
einen
statt des Princips
der Gradesnähe,
Vorzgg
Cognaten
der
von Vaterseite
mütterlichen Verwandten, wie
fremd Jüdisches Erbrecht.
ist.
Vergleichen
nun
wir
Rechtsbuch
das
Recht, wie es die, nach der gewöhnlichen nachchristlichen
Jahrhundert entstandene
von 4 Mos. 27,
— 11
1
Nach dem Tode
eines
erste Classe
Mannes oder
Mischna^)
Grund
auf
Frau bilden^)
einer
Söhne und ihre Descendenz,
die
2.
die zweite Classe die Töchter
3.
darauf Brüder,
die
4.
darauf die Schwestern,
5.
dann Vatersbrüder, dann die Vatersschwestern
Die Mutter und
mit dem jüdischen Annahme im zweiten
ausgebildet hat.
1.
6.
den
vor
dem römischen Recht
er
und ihre Descendenz,
und deren Descendenz.
mütterlichen Verwandten sind von der
alle
Erbschaft unbedingt ausgeschlossen.^)
Man
dass
sieht leicht,
dieses
System dem Rechtsbuch
aller-
dings viel näher steht, als die römische Erbfolgeordnung; insbe-
sondere
ist
auch hier eine Parentelenordnung und innerhalb der-
selben der stets wiederkehrende Vorzug der Mannesseite
Frauenseite festgehalten. als
die Töchter
und Schwestern
erst
nach Söhnen und Brüdern,
dafür die Descendenzeu dieser Töchter und
Brüdern
resp.
umgekehrt
Schwestern vor den
Vatersbrüdern erben, was sich im syrischen Spiegel
verhält.
Doch
sind
dies
sich allenfalls durch verschiedene
Grundgedankens erklären die
vor der
Eine Differenz besteht zunächst insofern,
Verbindung des
liessen.
syrischen
geringere Unterschiede, die
Ausbildung des au sich gleichen
Was
aber
mit dem
entscheidend gegen
talmudischen
Erbrecht
Eine 1) S. den Tractat Baba bathra 8, 1—4 (bei Rabe 4 S. 103 fg.). Specialabhandlung hierüber gibt Seiden, De successiouibus iu bona defunc-
torum
(ich
benutze die Ausgabe Frankfurt 1673).
Seiden 1. Seiden p. 41,
2) Vgl.
c.
3)
43.
cap. XII
und XIII
p.
40—46.
-
—
317
spricht, ist, dass der Talmud das Erbrecht der mütterlichen Coguaten mit der grössten Entschiedenheit ablehnt/) während das syrische Rechtsbuch dasselbe im ausgedehn-
Mass kennt.
testen
um
kann
Dies
Unterschied
zufälligen
der
weniger für einen bloss
so
Detaildurchführung
gehalten
werden,
man sich über die Cognation macht, mit der Grundanlage und dem Entwicklungsgrade jedes Volks aufs engste als die Begriffe, die
zusammenhängen. In neuerer Zeit hat Tewes^)' den Versuch gemacht, die svrio j sehe Erbfolgeordnung mit derjenigen zu vergleichen, welche sich 7
in
dem von
der österreichischen Verwaltung zusammengestellten
Rechtscodex der
Bosnien lebenden
in
Muhammedaner
hane-
des
Es mögen Orientalisten darüber urtheilen, inwiefern an einen Zusammenhang des hanefitisch-arabischen Rechts mit dem syrischen überhaupt zulässigerweise gedacht werden kann; fitischen Ritus findet.
unsere specielle Frage
für
Erbsysteme
mag
kurze Vergleichuug beider
eine
Unmöglichkeit eines solchen Zusammenhangs dar-
die
thun.
Das hanefitische Erbrecht hat als Princip einen Vorzug des Mannesstammes. Die Tochter und Schwester des Erblassers tritt also hinter die entfernteren männlichen Agnaten zurück und erhält bloss
—
nach der späteren Rechtsentwicklung
Nur wenn neben
Legat (Fars).
—
der Tochter Söhne,
eine Art
neben der
Schwester Brüder des Erblassers vorhanden, daher die entfernteren Agnaten ohnedies ausgeschlossen sind, dann darf sie, durch ihre Brüder gewissermassen attrahirt, mit ihnen
Dies
ist
buch
völlig
1)
zusammen
ein höchst eigenthümlicher Gedanke, der
Es
ist
fremd ein
ist-,^)
erben
hier
talmudischer Spruch:
die
Frauen
in
den
c.
cap. XII p. 43; 2) Ztschr.
f.
Gans, Erbrecht
Priv. u.
öff.
I
Seiden
S. 157.
Recht XIII
Zwar behauptet Tewes
beiden
Die Familie oder Verwandtschaft
der Mutter wird für keine Familie oder Verwandtschaft angesehen. 1.
erbeu.
unserem Rechts-
S.
543
fg.
552 unten) auch im
syr. R.-B. eine Spur davon zu finden, dass die Tochter und Schwester nur durch Attraction ihrer Brüder zur Erbschaft in den ersten Classen gelangen kann. Er beruft sich auf L. § 1 AI. 7: „Im ersten Grad erben die Weiber gleichmässig mit den Männern. Aber vom zweiten, dritten und den übrigen Graden werden die Frauen nicht zugelassen zu erben mit ihren Brüdern oder den Kindern ihrer Brüder. Denn die Weiber haben nur das Erbrecht, zugleich mit ihren Brüdern ihre Eltern, ihre Brüder und ihre Schwestern zu be3)
(S.
Haneßtischea i'^r'^recht.
—
—
318
ersten Graden unbedingt vor den entfernteren Agnaten.
auch
ist
—
Ferner
Aufbau beider Erbsysteme ganz verschieden;
der
das
syrische hat eine consequente Parentelenordnung, die Linien des
hanefitischen
sind:
Descendeuteu;
a)
denten; dann kommen
erst
sub
sämmtliche Ascen-
b)
c) die
Das
Collateralen.
sche Erbrecht lässt die mütterlichen Verwandten
syri-
nach Agnaten erben; das hanefitische, welches im Ganzen neun Erbclassen bildet, beruft von der fünften Classe ab gewisse Cognaten neben gewissen zurückgesetzten Agnaten. Dies Alles ist aus der Tabelle bei
Tewes
mag
diesen
ich in
allen
erst
a. a. 0. S. 542 zu ersehen; ein Princip verOrdnungen nicht zu erkennen und ebensowenig
einen Anklang an das syrische System.
Wäre übrigens auch
eine
Aehnlichkeit vorhanden, so würde die Erklärung wohl eher auf
dem umgekehrten Wege zu suchen sein; nicht das syrische Erbdem arabischen herzuleiten, sondern das arabische aus dem syrischen, da kaum bezweifelt werden kann, dass den
recht wäre aus
arabischen Juristen das Rechtsbuch bekannt geworden
Wir gehen nunmehr
zur Aufstellung und Begründung unserer
Diese
eigenen Ansicht über.
geht
dahin,
testaterbrecht griechischen Ursprungs
Um
die Möglichkeit
zu rücken, muss hier
ist.
dieser
dass
das
syrische In-
ist.
Annahme im Allgemeinen näher
an dasjenige erinnert werden, was oben^)
über die Hellenisirung Syriens im Allgemeinen gesagt wurde; es ist
ferner darauf hinzuweisen,
dass wir Anklänge an griechisches
Eecht im
syrischen Spiegel bereits wiederholt gefunden haben und noch finden werden, deren Umfang aus der Zusammenstellung Es dürfte sich daraus ergeben, dass in Beilage 1 ersichtlich ist. die
Annahme
eines
hellenistischen
Intestaterbrechts
in
Syrien
erben." Aus letzterem Passus soll sich die Ausschliessung bruderloser Frauen ergeben. Indessen sagt der Spiegel in § 1 AI. 3 ganz ausdrücklich, dass Töchter auch dann erben, wenn keine Söhne vorhanden sind; das AI. 7 wie es auch dem Zusammenhang kann daher nur so verstanden werden entspricht „Die Frauen (die in den weiteren Graden ausgeschlossen sind) haben nur das Erbrecht, ihre Eltern, Brüder und Schwestern zu beerben, was sie zugleich mit ihren Brüdern thun." Diese einfache und sprachgemässe Auslegung ist durchaus noth wendig, wenn mau nicht einen Widerspruch in den Text bringen will, und sie ist auch bei unbefangener
—
—
Lesung die 1) S.
:
allein mögliche.
24-32.
—
—
319
nicht bloss nicht unwahrscheinlich, sondern sogar von vornherein plausibler
als irgend
ist,
eine
andere Vermuthung über die Her-
kunft des in Frage stehenden Particularismus; und es
That
zu glauben, dass
viel leichter
der Griechen den unterworfenen
dass sie
als
die
Stämmen
ist
in
der
herrschende Nationalität ihr
Recht aufgezwungen,
dazu bequemt hat, von den syrischen Bauern
sich
ein halbjüdisches oder
gar arabisches Erbrecht zu übernehmen.
Wir wenden uns nun
zur Darstellung "
des
griechischen o
In-f'^riechisches Recht.
testaterbrechts.
Die ergiebigsten Erkenntnissquellen hiefür sind die attischen
wozu noch das Recht von Gortyn nebst einigen hinzutritt. Wir geben daher zunächst die
Gerichtsreden,
anderen
Zeugnissen
Darstellung des attischen Rechts, der wir die anderweitig zu er-
langenden Aufschlüsse
Nach dem
am
richtigen Orte hinzufügen wollen.
attischen Recht sind
die
natürlichen Erben eines Intestaterb^^"i'l'"'? foigegesetz.
Verstorbenen 1.
die
Söhne
— und zwar mit Ausschluss der Töchter, welche,
wie oben^) schon ausgeführt, durch eine Aussteuer abgefunden,
im
Fall der Nichtverehelichung aber von den
Söhnen erhalten werden. durch ihre Descendenten
Was
Vorverstorbene Söhne werden repräsentirt.''')
die weiteren Erbclassen anbetrifft, so ist uns
Umstand sogar das
glücklichen
durch einen
Bruchstück des
betreifende
atti-
schen Erbfolgegesetzes erhalten, indem dasselbe in der Rede des
Demosthenes gegen Makartatus (51 p. 1067) angeführt wird;^) dasselbe lautet unter Hinzufügung der anerkannt nothwendigen Textverbesserungen 1) S.
236
2) Vgl.
f.,
244
f.
hierüber
Meier-Schömann-
Frage, ob diese Repräsentation
(Bansen, De
abschliesst S.
17
fg.)
II
S.
573
Uebrigens
a.
soll
a.
hereditario Atheniensium,
Descendenten
in Erörterung
0. A. 254 u. die
hier wie auch die
Rede
Zu der bestrittenen
fg.
dritten Verwandtschaftsgrade
oder ins Unendliche fortgeht (Gans, Erbrecht
Schömann die
iure
im
das. Citt.),
s.
unten
I
S. S.
(Urenkel)
Göttingen
1813,
Meier320 Anm. 3. 361
fg.,
—
im Folgenden, wo von Repräsentation durch
ist,
die Art der Theilung {stirpes, capita) nicht
gezogen werden.
3) Die Echtheit dieses Gesetzes wird trotz einzelnen Dissentienten von den Meisten anerkannt; vgl. Meier-Schömann - S. 577 A. 262. Die für das Folgende überhaupt zu vergleichenden Arbeiten: Bunsen, De iure hereditario Atheniensium (Göttingen 1813); Gans, Erbrecht I (1824); Buer-
— öörig av
Ovv Tavtrjötv idv
xQrj^drav'
töäv
(ds)
,
ddsXcpol coöcv
^T]
de
iccv
cidsXg)ol
Ttatösg ii dd6?.g)cöv }>V')]6i0i, tt]v
idv de
iav ^av jccddag ocata-
diad-s^svog aTto&dvr],
(irj
XsL-xri ,9'riXEtag,
—
320
tj
fi-^,
coölv
tovöde xvQLOvg sivau o^OTCcctogsg'
xcd
iccv
xov TiaxQog aoiQuv Xayydvsiv
ddeX(p(öv Ttatdeg
.?.?.?.
i^
aixäv
layidveiV xquxslv öe xovg UQgevug xat Tovg iy. xav kqqIvcov^ idv ix xäv avxav döt xal idv yivei uTtcoxeQco. idv de ^r] cool ngog naxQog lieiQL dvexpiäv naCöcov, xovg itgog ^rjXQog xov dvögog 'Aaxd xavxd ocvQLOvg eivai' idv 8\ fit]dsTiQod^ev i] ivxog xovxcov, xov JTQog naxQog iyyvxdxco tcvqlov xavxd
xuTcc
aivai.
Auf Grund
dessen
Gesetzes,
dieses
leider
au
einer
Stelle
lückenhafter Text aus anderen Aeusserungen der attischen Redner
wenigstens dem Sinne nach ergänzt werden kann/) lassen sich die weiteren Classen der attischen Erbfolge erkennen,
wie folgt:
2.
die zweite Classe bilden die Töchter, und zwar als ErbSodann folgen töchter, sowie deren Descendenz.^)
3.
die
Brüder von Vatersseite und deren Descendenz; streiob in beschränkter oder unbeschränkter Re-
tis hiebei,
Präsentation
mann, Das
attische
Caillemer, Le
;
^)
Intestaterbfolgegesetz,
Rhein, Mas.
Thalheim, Rechtsalterthümer §9, gehen durchaus von seiner
1882,
XXXII 353 — 386;
droit de successiou legitime ä Athenes (Paris, Thorin 18791;
der Voraussetzung
Auch Christ, Abhandl. d. bayr. Akad. phil. Cl. XVI Abth. S. 202 scheint auf dem gleichen Standpunkt zu stehen. Eine wörtliche Ergänzung wird immer gefährlich bleiben, und es ist
Echtheit aus. 3.
1)
auch noch keine auch nur einigermassen annehmbare gegeben worden. Eine Anzahl von Versuchen kritisirt Bu ermann a. a. 0. S. 354 fg. Die umfangreiche Einschiebung, für welche sich neuerlich wieder Lipsius zu MeierSchömann^ Anm..273 i. f. erklärt, findet an Isaeus de Hagniae her. § 3, welcher die Ausdrucksweise des Gesetzes
als eine
gedrängte bezeichnet, eine
grosse Schwierigkeit. 2)
Für die Descendenz der Töchter
Schömanu^
Auf einen
vgl.
Caillemer
p.
51 sq.;
Meier-
Beerbung des mütterlichen Grossvaters scheint eine Aeusserung des Sophisten Hermokrates bei Philostrat. vit.
S. 576.
Fall der
soph. II 25, 5 anzuspielen, deren Verständniss freilich nicht ganz sicher-
zustellen 3)
stritten;
ist.
Dass
Vgl.
Kuhn,
Verfassung
I
S.
122 bei Anm. 920.
in dieser Classe ein Repräsentatiousrecht platzgreift, ist
dagegen
ist
der
Umfang
unbe-
desselben zweifelhaft, indem es von man-
chen Schriltstellern auf die nächsten Descendenten der Brüder (Bruderskinder: Bunsen S. 39; Bruderenkel: Gans S. 375, 382) eingeschränkt, also
—
321
—
Schwestern von Vaterseite und deren Descendeuz-/)
4.
die
5.
die Vatersbrüder,'^) deren Kinder
6.
die
und Enkel,
streitig,
ob
auch weitere Nachkommen;^) Vatersschwestern ^) und deren Descendenz (wie oben
sub
5).
Hiemit sind die agnatischen Erbclassen abgeschlossen.'')
7.
Ist
in
diesen
allen
Classen kein Erbberechtigter vor-
während AnLipsius zu Meier-Schömann - II unbegrenzter Ausdehnung anerkennen
keinesfalls über den Ki"eis der ay%iGxBLa hinaus erstreckt wird,
Anm. 270 wollen.
dung
Caillemer
wie
dere,
1.
c.
83
p.
— 87;
(wos. weitere Citate) es in
Vgl. auch Leist, Gräco-ital. Rechtsgesch. S. 73
dieser Frage scheint mir
bei
dem
fg.
Eine Entschei-
vorliegenden Quellenniaterial
kaum
möglich; wenn das Gesetz bei Demosthenes die Erbberechtigung bis auf die a8Elq)äv Tcatdsg erstreckt, so läest die Mehrdeutigkeit des Wortes Tcuidsg (vgl. zu. Wenn gegenwärtig der ersteren von Gortyn zu Statten zu kommen scheint, welches die CoUateralen-Erbfolge anscheinend mit dem Kreise der dyxiotstg abschliesst (Zitelmann in unserem Fall der Bruderenkel (Gans) S. 136; Rönnberg, Das Erbrecht von Gortyn S. 16 fg.), so dürfte doch in solchen Detailfragen ein Schluss von dem einen Gesetz auf das andere bedenklich sein. Muss demnach der in Rede stehende Punkt als durchaus zweifelhaft bezeichnet werden, so darf bemerkt werden, dass die Entscheidung desselben für unsere Fragen nichts austrägt, da auch im syrischen Rechtsbuch über den Umfang der Repräsentation in dieser Classe nichts ge-
Caillemer Meinung
p.
86)
beide
Ansichten
die Analogie des Rechts
—
—
sagt
ist.
Vgl. allerdings unten S. 325
Anm.
2.
Das Erbrecht der Schwestern ist in den Quellen deutlich ausgesprochen und unbestritten, Bunsen p. 27; bezüglich der Descendenz müssen sich hier die in der vorigen Note bezeichneten Fragen wiederholen. 2) Das Erbrecht der Vatersbrüder ist, da im Erbfolgegesetz bei Demosthenes nicht sie, sondern ihre Descendenz {civsipLot) genannt sind, bestritten worden von Gans S. 377 und Bunsen S. 40. Indessen wird gegenwärtig auf Grund einer Reihe von Thatsachen, welche Lipsius zu MeierSchömann- Anm. 273 zusammenstellt, dieses Erbrecht allgemein zugegeben und darf als unbestritten gelten. Vgl. Caillemer p. 104 sq. 3) Das Gesetz bei Demosthenes spricht nur von den naLÖsg dvsipiäv, d. h. den Enkeln der Vatersbrüder (Kinder von Geschwisterkindern); vielfach 1)
nimmt man jedoch das Repräsentationsrecht auch hier für unbegrenzt an. Vgl. Lipsius a. a. 0. Anm. 274 und Thalheiin S. 58 Anm. 2 (welcher überhaupt eine Grenze der Repräsentation im attischen Intestaterbrecht nicht gelten lassen will).
Dagegen Schümann, Hallenser
Lit.-Zeit. E. H.
1840,
S. 639.
4) Vgl. 5)
habe
—
Caillemer
S.
104
fg.
noch wenigstens zwei weitere agnatische Parentelen gegeben nämlich die des Grossoheims und der Grosstante sammt ihrer De-
Dass
es
Mittois, Keichsrecht
u.
Volksrecht.
21
—
—
322
handen, so solleo, wie das Gesetz bei Demosthenes sagt, die Verwandten von der Mutterseite {oi TiQog ^ijrQog) nach denselben Grundsätzen (xara xavra), also wohl in
derselben Ordnung, zur Erbfolge gelangen.^) '^{q leicht ZU erkennen, '
Die Parenteleii clor
attischen Erbfolge.
ist dieses
yon Parcntelen aufgebaut. '-'
des Erblassers
und
seines Vaters (3
vaters
und
(5
Männerlinie Vorzug der
(Classe
selbst
Erbrecht nach einem System •'
Es erben zunächst
die
Nachkommen Nachkommen
und 2), dann die Nachkommenschaft des Gross-
1
4), endlich die
wobei jedoch jede Parentel dadurch, dass die
6),
vor
weiblichen
der
wird,
bevorzugt
stets
in
zwei
5 und 6) zerfällt. Eine weitere Modification erfährt diese Parentelenfolge durch den Grund(Halb-) Parentelen
satz,
und
(1
2, 3
und
4,
welcher bei Concurrenz männlicher und weiblicher Erben in
derselben^)
Classe
(==
Halbparentel)
und welchen das
eintritt,
oben angeführte Erbfolgegesetz folgendermasseu formulirt: Kquxelv
rovg
da
aöL
avtcäv
iäv
dieser Regel, sowohl scendenz S. 376,
—
roig ix rav
xal
ccQQSvag
xal
yivsi
was
aiKotigco.
aQQsvav, iäv ix xäv ist die Tragweite
Zwar
ihr Anwendungsgebiet,^)
hätten jene Schriftsteller
annehmen müssen,
als
die,
was ihren
wie
z.
B.
Gans
auf Grund der jetzt allgemein aufgegebenen Lesung avsipiudäv statt
dv£ipiäv bei Demosth. p. 1067, oder auch bei richtiger Lesung auf Grund der
Zweideutigkeit des Ausdrucks
o:p£rpiwv
fi^XQ''
itaCSav das Erbrecht nach
Parentelen bis auf die Eukel des Grossoheims erstreckten. a. a.
0. S.
534—539; Caillemer
p. 113;
Thalheim
Vgl.
59
S.
Schömann
Anm.
1
und die
das. Citt. 1)
Demosth.
c.
Macart. 51
berechtigter vorhanden,
nach Gradesnähe berufen 2)
Denn dass
die
so
Vgl.
1067.
Ist
auch unter diesen kein ErbVerwandten
sein.
Männer
einer vorhergehenden nicht
werden.
p.
sollen die entfernteren väterlichen
Buermann,
einer
nachfolgenden
ausschliessen,
kann
als
Erbclasse die Frauen
feststehend
angesehen
XXXII S. 368 Anm. 4. Regel in Anwendung kommt bei
Rhein. Mus.
der Nachund 6); streitig dagegen, ob sie auch in der zweiten Parentel (Classe 3 und 4) zur Geltung gelangt (während für die Succession der reinen Descendenz, Classe 1 und 2, die Frage nicht aufgeworfen wird, obwohl sie auch hier bei entfernterer Abstammung, z. B. zwischen Urenkel und Urenkelin von gleichen Eltern, denkbar wäre, vgl. Gans S. 381). Für die Succession in der dritten und vierten Classe nun 3) Zweifellos ist, dass die
kommenschaft des Grossvaters
wird S.
das
v.Qax£iv
rovg
366—372; Caillemer
(Classe
5
angenommen von Buermann a. a. 0. 87—94; Thalheim S. 55 Anm. 3 i. f., geleugnet
aQQivccg S.
Schömann
von Gans
S.
Bl. S. 516,
welchem Grashoff, Symb. ad
380
f.;
in der Hallenser Allg. Lit.-Zeitg. 1840 Erg.-
doctr. iur. att.
I
(1877) p. 64 folgt,
— anbelangt,
Inhalt^)
dennoch kann soviel
—
und das mag
dem
mit
—
323
durchaus
nicht
mit
Sicherheit
festgestellt-,
anerkannt gelten, dass nach
als
für den hier verfolgten
syrischen Erbrecht genügen
—
Zweck die
derselben
der Vergleichung
männlichen Ver-
wandten und die von Männern abstammenden vor den weiblichen Verwandten der gleichen Classe bei der Erb-
wenn sie dem Erblasser dem Verwandtschaftsgrade nach ferner stehen. schaft bevorzugt werden, auch Sehr bestritten
ist
endlich
unter den Kennern des attischen
Rechts die Frage, ob und inwiefern in den hier dargestellten Parentelen
auch
die
—
Stammhäupter derselben
also
in
den Ge-
schwisterparentelen 3 und 4 der Vater, in den Parenteleu 5 und 6
—
der Grossvater
von Lipsius zu Meier-Schömann^ N. 275.
lind in
miterben. So willkommen die Klarstellung dieses Erstere Ansicht scheint
der Consequenz des Systems zu liegen; doch sind solche
mehr
allgemeine Fol-
gerungen gefährlich, und es hat die gegentheilige Meinung wenigstens ein Quellenzeugniss für sich, nämlich Isaeus de Dicaeog. her. § 9 und 12, wonach
Kephisophon neben ihrem Bruder Menexenos den Oheim man sich nicht so abfinden darf, wie Cail90 und Buermann S. 357 thun; während freilich Is. de ApoUod.
die Tochter des
Dikaiogenes beerbt hatte, womit
lemer
S.
her. §§ 20
führt ist.
— 22,
—
Wer
Schümann
S. 516;, nicht als weiteres Zeugniss angegar kein Fall der Regel kqutscv htX. gegeben unsere Ansicht von der griechischen Herkunft des syrischen In-
werden
trotz
darf, weil hier
annimmt, könnte versucht sein, aus der Art, wie hier die wiedergegeben wird, Rückschlüsse auf das attische Recht zu ziehen. Abgesehen jedoch davon, dass dies schon an sich bedenklich wäre, weil das syrische Erbrecht mit dem attischen zwar in einem allgemeinen Verwandtschafts-, aber schwerlich in einem Filiationsverhältniss steht, ist die Regel hier in L. 1 und L. 37 nicht klar genug detaillirt, ja die citt. Stellen scheinen kaum im Einklang zu stehen. 1) Buermann a. a. 0. S. 368 fg. tritt mit der Behauptung auf, dass die Regel nur anwendbar sei unter Personen, die von ihrem gemeinschaft-
testaterbrechts
Regel v.QaxsLv
lichen
.
.
.
Stammhaupt
verschiedenen
gleich weit entfernt sind,
Generationen angehören.
welche so hinfällig widerlegt sich an
ist,
dem
dass
ich lange zweifelte,
Beispiel
brudersohnes mit der Tochter
nicht auch unter solchen, die
Die hiefür
,
gegebene Begründung,
sie
verstanden zu haben,
dass der Sohn eines vorverstorbenen Vater-
desselben Vaterbruders zusammentrifft.
in dieser Beziehung glaube ich daher der Ansicht von
Auch
Meier-Schömann *
586 beitreten zu müssen, welche z. B. in dem eben angeführten Fall dem Sohn des Vaterbrudersohnes den Vorrang vor seiner Tante einräumt; dies Nur ist eines der bei M.allein entspricht dem Wortlaut unserer Regel. Sch. gegebenen Beispiele (Vaterschwestersohn in Concurrenz mit der Vater-
S.
schwester) meines Erachtens unpassend; der Vaterschwestersohn
21*
ist
nicht i%
J''''feci.t V aters.
des
—
—
324
Punktes, iusbesondere der Frage nach
dem Erbrecht
des Vaters/)
behufs der Vergleichung des attischen Intestaterbrechts mit jenem
dem dem
des syrischen Rechtsbuchs sein müsste, so lässt sich doch bei
gegenwärtigen Stand der Sache eine sichere Entscheidung in
einen oder anderen Sinn meines Erachtens nicht fällen und muss
daher dieselbe im Schweben belassen werden.
Fassen wir das Gesagte zusammen, so ergibt
Kesiiitat.
sich:
Das
atti-
sche Intestaterbrecht hat ein Parentelensystem, und zwar ein sol-
ches von ausgesprochen agnatischem Charakter; doch
ist in
dem-
selben der cognatische Gedanke darin zur Geltung gebracht, dass,
wenn
die
ersten
drei
geben, „et TtQog
agnatischen Parenteleu d.
iii]TQ6g^'
die
h.
mütterlichen Cognaten nach
demselben System zur Erbschaft berufen
Wenn
vergiei-
griechischenbuchs Erbrechts mit dem
.
keinen Erben er-
sind.
wir nun mit diesem Erbrecht das des syrischen Rechts-
Vergleichen, finden wir in der That einige in die t
rt
Augen
i
sprmgende Concordanzen.
syrischen.
Vor Allem
Verbindung
1.
scher und
fällige
Erbfoige.
besondere
und sonst
vom
finden wir in beiden Rechten jene höchst aufin
keinem damaligen Recht nachweisliche, insabgelehnte Verbindung
jüdischen Recht bestimmt
cognatischen Erbfolge
der
stimmung
Die Ueberein-
mit der agnatischen.
in dieser singulären
Anordnung
ist
merkwürdigerweise
eine beinahe wörtliche.
Syrien L. § 104.
Attisches Erbfolgegesetz.
„Wenn
aber
„Wenn
von Vaterseite
keine Verwandten vorhanden sind schlecht
rdöv ce()Q£vwv
aber
(auch)
des Vaters
und müsste daher mit der Vaterschwester ebenso
das
Ge-
(von
den
theilen, wie
—
Das den Schluss der vorigen Note) kann auch hier keine rechte Aufklärung geben; die allenfalls in Betracht kommende Exemplification in L. § 104 ist so nichtssagend, dass daraus keine Schlüsse gezogen
bei Isaios VII § 22
syrische Rechtsbuch
(Didot) der Schwestersohn mit der Schwester. (s.
werden können. 1)
Der Stand der Frage
ist
bei
Meier-Schömann*
II
Anm. 263 und
auch bezüglich des gortynensistheu Erbrechts auf; s. Rönnberg a. a. 0. S. 20, welcher für dieses (sowie auch für das atti>clie Recht) geneigt ist, die Erbfolge der Eltern in Abrede zu stellen, wofür auf die Analogie des altgermaniscben Gedankens: „Es S. übrigens stirbt kein Gut zurücke, sondern vorwärts" verwiesen wird.
266 eingehend dargestellt.
Die Frage
tritt
—
noch
Thalheim
S. 60.
—
325
bis zu den Gesclivvisterkindern, so
—
weiblichen) erloschen
ist,
sodann
Verwandten von wird zur Erbschaft gerufen das der Mutter des Mannes Er- Geschlecht von der Mutter die
sollen
ben sein nach den gleichen Grund- des Mannes.
Und von den Ge-
setzen wird untersucht,
sätzen."
Nächste
ist,
und der
wer der
erbt.^)
Sodann finden wir in beiden Rechten die Erbfolge nach "^ Parentelen; Athen hat: Söhne Töchter; (Vater?) Brüder 2.
Schwestern; Vatersbrüder denz;
Syrien
zeigt
—
—
Vatersschwestern
und
Söhne
—
—
—
Töchter;
Parenteien-
Ordnung.
sammt DescenBrüder
(Vater,)
und
Schwestern; Vatersbrüder, Vatersschwestern. ^) In der Anordnung innerhalb
der Parentelen
denz zeigten sich
und der Erbberechtigüng der Descendiese werden wir
allerdings Verschiedenheiten;
später zu erklären haben. 3. In beiden Rechten findet ein Vorzug der Männer vor den f?«"'" tovs uQoeva;. Frauen derselben Classe statt; und zwar wird dieser Grundsatz beiderseits mit vollem Bewusstsein ausgesprochen. '-'
Athen:
Syrien L. § 37:
Es werden aber bevorzugt die Von Männlichen und die von Manu- werden
allen Geschlechtern aber die
Männlichen
ausge-
1) Nach der Fassung dieses letzten Satzes könnte man meinen, dass innerhalb des mütterlichen Verwandtenkreises für die Erbberechtigung das Princip der Gradesnähe statt des Parentelenprincips entscheide. Jedoch er-
gibt sich aus
dem
sonstigen Inhalt des § 104,
telensystem zur Geltung gelangt. 2)
S.
Bruns
dass auch hier das Paren-
S. 308.
Die für das griechische Recht bestrittene Frage, in welchem
fang in den einzelnen Parentelen die Descendenz erbberechtigt syrischen Rechtsbuch, wie ich bereits früher (S. 320
Nur einmal
nicht beantwortet.
findet sich
Anm.
3)
ist,
um-
wird im
gesagt habe,
eiue Andeutung, die
leicht hieherstellen könnte, in Ar. 44 Alin. 4; es heisst daselbst:
man
viel-
„nach dem
Tode der Frau soll die Eheschenkung bestimmt werden für ihren Sohn, den Sohnessohn und den Sohn ihres Sohnessohnea bis zu drei Geschlechtern". Darf man diese Aeusserung ernst nehmen, so ist sie wohl ein Nachklang des altarischen Gedankens, welcher, wie Leist treffend entwickelt hat, die erbberechtigte ccyxiotiia mit den Urenkeln abschliesst. Jedoch ist es sehr zweifelhaft,
ob hier nicht ein reines Missverständniss vorliegt; die
anderen Hss. haben diese Bemerkung nicht, und lichkeit ins
dankenlose darstellen.
Auge
fassen, dass
die
man muss
daher die Mög-
„drei Geschlechter" in Ar. 44 eine ge-
und verdrehte Wiedergabe der „drei Kinder"
in
P. 38 Alin. 6
— liehen
Abstammenden, wenn
aus denselben sind {tav
m
4
reinen
Samen,
Dicseu Thatsachen
wclchc höchst bezcichneud dass
Bruns,
richtige
sich
schliesst ist,
und von der
nun es
eine
weitere
an,
nur Wunder nimmt,
wurde. Das syrische Rechtsbuch gibt Bevorzugung der Männer einen besonderen Grund Grund ist einem Lieblingssatz der griechischen
gebracht
die
und dieser Philosophie entnommen.
au,
In § 1
leer aus.^)
der dieselbe beobachtet hat, durch sie nicht auf die
Spur
nämlich für
wählt für die Erbschaft und die
dem
,
Theorie
sie
xäv Weiblichen gehen
wenn auch avrav coöc) Grade nach entfernter. vom
—
326
des
,
syrischen Rechtsbuchs
wird der Satz,
dass
die
Männer vor den Frauen erben, folgen dermassen begründet: „Denn die Gesetze suchen den reinen Samen heraus, und wer der Nächste
den bringen
ist,
er Agnatus, d.
sie
der Erbschaft nahe; römisch heisst
h. das nahe Geschlecht.
Wenn
das nahe Geschlecht
ist, so wird das Geschlecht der Weiber, welches dem Erdreiche gleicht, herbeigeholt; römisch heisst es Cognatus, d. h. das Geschlecht nach dem nahen Geschlechte."
erloschen
Schon Bruns hat zur Erklärung dieser eigenthümlichen Idee auf eine Stelle in den Eumeniden des Aischylos hingewiesen; es jedoch hiebei nicht stehen zu bleiben, vielmehr lässt sich behaupten, dass die Idee, wonach die Männer den reinen Samen fortpflanzen, die Frauen dagegen dem mütterlichen, fruchttragenden
ist
mit der Zeit äusserst populär
Erdreich zu vergleichen sind, eine
gewordene Speculation der griechischen Naturphilosophen-)
ge-
1) Dieser Ausdruck ist etwas ungenau, da unzweifelhaft ia der ersten und zweiten Classe die Zurücksetzung nicM unbedingt stattfindet. In solchen Einzelheiten kann das syrische Rechtsbuch überhaupt nicht als sehr competent gelten, und es lässt sich daher die Frage über den Umfang dieses Satzes, wie sie für das attische Recht besteht, hier nicht wohl aufwerfen. Man muss sich mit seinem Vorhandensein genügen lassen. 2) Insbesondere des Aristoteles bei Plutarch Mor. p. 905 A und Galenus
XIX
p. 449; vgl.
und
Aristoteles
(628
— 631)
Hippokrates T.
I p.
de gen. an. VI 3,
371, 551, 594 4.
—
f.,
lautet der Gedanke:
ovx
fßzt.
fi^trjQ
7}
v.BY.Xri\i,ivov
rsuvov
to^evg, rpoqpos Ss Kv^arog vsoanoQOV. xi-Axsi 8' o
&Q(öaK<ßv,
r]
d'
antg
T. II p. 324 ed.
Bei Aischylos Eumen.
^iva» ^ivi]
Kühn
655
,
— 661
— wesen
wie denn auf
ist,
sie,
—
327
wie es scheint, auch die Truuung.s-
formel des attischen Rechts gebaut ist/J
Die obige Bemerkung des syrischen Rechtsbuchs muss daher mit Bestimmtheit auf griechischen Ursprung zurückgeführt wer-
Und zwar
den.
Einfall
scheint
sie
des Rechtsspiegels
vielmehr erscheint
zu beruhen;
selbst
vorübergehenden
auf einem
nicht
nach der Art, wie sie als etwas längst Bekanntes angeführt wird, eine ganz übliche Rechtsparömie darzustellen, wahrscheinlich ein Stück von dem ständigen Inventar aus den Hörsälen der sie
syrischen Rechtslehrer, welche
Dies aber
teten.
serer Hypothese;
ist
ein neues
„adulterina disciplina" verbrei-
die
Argument zur Unterstützung un-
es beweist, wie
die
syrische Rechtswelt
aus von griechischem Geist erfüllt war, und es dass
scheinlich,
so
die
ist
Schichten
herrschenden
gesinnten
durcli-
wenig wahrder
Bevölkerung in Wahrheit nach einem ganz unhellenischen, den Bauern vom flachen Land entlehnten Recht sollten gelebt haben. 5.
Wir fügen dem
scheinung
ist
die
Er-^jg^'^'öchtlr.
zunächst die Bemerkung vorauszuschicken, dass
—
nach dem Spiegel
—
weiteren Beweisgrund noch eine
auf die im Vorübergehen schon oben^) hingewiesen
bei,
Es
wurde.
als
im Gegensatz zum rein hellenischen Recht
Tochter nicht erst nach, sondern mit den Brüdern zur Diese mit den Brüdern gleiche Stellung war
Erbschaft gelangt. ,,Es ist die
Mutter dessen, den ibx Kind
sie
nennt,
Nicht Zeugerin, nur Pflegrin eingesäten Keims. Es zeugt der Vater, aber sie bewahrt das Pfand,
Dem
Freund
die Freundin,
wenn
ein Gott es nicht verletzt."
(Droysen).
Sophocles Antig. 565 (567) sagt Kreon zur Ismene, um die Ehe mit Antigene zu vereiteln: „agcöoL^ot, ycc^ ;j;o:r£'pcov slalv yuat", ,,Es gibt noch andere Aecker zu bebaun". Vgl. noch Euripid. Orest. 544 1 und Fr.
Auch
ine.
in
35;
und Lasaulx
1853, S. 88, 89.
—
in
den Abhandl. der bayr. Akad. pbilos.
Irrig hält Diod. Sic.
I
80 diese Idee
füi-
Cl.
VII
1,
eine ägyptische;
der sonst immerhin nicht unglaubliche Einfluss ägyptischer Cultur auf die hier nicht anzunehmen, da vielmehr ein Ansatz zu jener Vorauch bei den Indern findet (Delbrück, Indogerman. Verwandtschaftsnamen, Abh. der sächs. Ges. d. Wiss. 1889 N. 541 2), dieselbe daher für eine indogermanische zu halten ist. 1) Das „ywaiKtt nuQaXaßsPv in' ccQOrm naiStav yr/jctojv" Lucian Timon 17; Isid. Pelusiota 3, 243. Vgl. Bachofen, Mutterrecht cap. 68 S. 142, woselbst obige Idee in weiterem Zusammenhang besprochen wird.
griechische stellung
ist
sich
—
2) S.
245
f.
—
—
328
ihr jedoch, wie später zu zeigen
ist,
Wahrscheinlichkeit nach
aller
im vierten nachchristlichen Jahrhundert verliehen Da ist es nun überraschend zu sehen, wie die Erinne-
erst frühestens
worden.
rung an die
§
Zurücksetzung
erbrechtliche
alte
Rechtsbuch noch
im
Tochter
der
fortklingt.
(sämmtlicher Handschriften) erklärt, die Kinder, männ-
1
und weibliche, erben von Gesetzeswegen gleichmässig. Will aber der Vater ein Testament machen, so kann er den Nachlass liche
Doch muss jede Tochter eine „Mitgift" im Betrage des Pfiichttheils ^) erhalten. Und nun fügen L. P. und Ar.^) den merkwürdigen Satz hinzu: „Will er aber den Töchvertheilen, wie er will.
—
mehr geben
tern etwas
den
(als
nun
ganze Erörterung
Diese
fallend, weil,
Bruns
wie bereits
schaft gar kein
schon
ist
sich
sehr
auf-
bemerkt, die Tochter bei der Erb-
Insbesondere aber der
Pflichttheil.
ganz merkwürdig, und wer aus dem Rechtsbuch
ist
bloss römisches Recht herauslesen will,
zwecklose
an
er es'\
besonderes Recht auf eine Mitgift hat, sondern
nur das allgemeine auf den Schlusssatz
kann
Pflichttheil), so
Phrase
ansehen
eines Kindes nur die
zu hinterlassen
ist,
wird ihn für eine völlig
Denn
müssen.
dass
Minimalgrenze dessen
der
Pflichttheil
was demselben und dass eine reichlichere Zuwendung keinem scheint dem an die römische Denkweise gebildet,
Anstand unterliegt, wohnten Juristen ganz selbstverständlich zu sein, Desshalb nennt auch Bruns jenen Satz „höchst überflüssig'^) Freilich muss schon Bruns die Empfindung gehabt haben, dass man in demselben
um
vielleicht
diese
eine
Richtung
kategorisch,
historische
nur
dürfe
älteren
Rechtes suchen."
Protest
nicht ist
in der
That ergibt sich
man
Indessen
machen
Satzes
erblicken
recht sicher auszuschliessen,
„keinesfalls
irre
Reminiscenz
lassen.
in
derartigen
darf
man
Denn
die
erklärt
Sätzen
sich
könnte;
durch diesen
Seltsamkeit jenes
so gross, dass er einer Erklärung dringend bedarf, diese beinahe
von
er
Spuren
selbst,
und
wenn man das
Erbrecht des Spiegels mit der griechischen Rechtsentwickluug in
Zusammenhang 1)
So
ist
bringt.
der etwas geschraubte Ausdruck des Gesetzes ganz unzweifel-
haft zu verstehen;
Bruns
2)
Ueber
.S)
A. a. 0. S. 182.
Fr.
S. 182.
und Arm.
vgl.
obeu
S.
215 Anm.
1.
— Man muss
—
329
sich dabei eriiineru, dass die griechische Sitte die
Tochter neben den Söhnen nicht erben
liess, sondern mit einer wohl verhiiltnissmässig geringen^) Mitgift von der väter-
meist
—
lichen Erbschaft abzufinden pflegte.
Selbst die soweit wir zu den Töchtern günstigste Gesetzgebung, jene
—
sehen vermögen
von Gortyn, bestimmt ausdrücklich, dass der Vater der Tochter nicht mehr als ein gewisses Maximum zur Mitgift geben darf.-)
Noch
in
der späten Kaiserzeit zeigt ein historisch berühmt ge-
wordener Rechtsfall, wie sehr griechische Väter ihre Töchter gegenüber den Söhnen bei der Vertheilung ihrer Erbschaft zurückzusetzen pflegten.^)
Diese Sitte muss nun auch im hellenistischen
dem Moment, wo, etwa im vierten wohl durch eine äussere Autorität, wie wir später den Töchtern ein gleiches Erbrecht neben den sehen werden Söhnen verliehen wurde. Diesem Gesetze mochte die Sitte sich nicht sofort anbequemen; es mögen daher zunächst die Väter selbst durch Testament dafür gesorgt haben, die Töchter auf den Syrien bestanden haben bis zu
—
Jahrhundert
—
Pflichttheil zu setzen.
Gerade auf diesen Gebrauch
Rechtsbuch deutlich genug an, indem
Testament
ein
macht,
Um
Pflichttheil."
gibt
den
er
es
sagt:
spielt
„Wenn
Töchtern
nun das
der Vater
als Mitgift
den
aber ja die Meinung auszuschliessen, die unter
Nachwirkung der alteinheimischen Rechtsanschauung leicht Mehr gar nicht geben dürfe, wird noch ausdrücklich hinzugefügt, dass auch dem nichts
der
eintreten konnte, dass er den Töchtern ein
entgegenstehe.
1)
Wo
Vgl.
Barilleau, Nouv.
rev. histor.
VII p. 154;
Thalheim
der Vater die Mitgift testamentarisch festsetzt, beträgt sie
Vermögen
—
ein Sechstel
des Sohnesantbeils; vgl. Lysias
—
S. 66.
bei grossem
XXXII
8,
Demo-
—
Aphob. (XXVII) p. 814. Grosse Ausstattungen, wie sie ausnahmsweise bei den Lakedämoniern mitunter vorgekommen sein sollen, finden bei den übrigen Griechen Missbilligung, da sie das Nationalvermögen mit der sthenes
c.
Zeit in weibliche 2)
Hände bringen:
Gortyn IV 48
Aristot. Pol. II
c.
6
(9).
sq.
3) Dies ist der Rechtsfall der Atheuais (späteren Kaiseriu Eudokia), welche ihr Vater, ein reicher athenischer Philosoph, im Testament zu Gunsten
seiner
Söhne so sehr verkürzt hatte, dass
zu deren Unterstützung sie
am Hof
heiratslustige Kaiser Theodosius las
(ed.
III S.
Oxon.)
429
fg.
XIV
p. 52
(=
II.
sie eine Pflichttheilsklage anstellte,
zu Constantinopel erschien, sie
Bonn.
wo
der eben
zu seiner Gemahlin erwählte.
XIV
p. 353).
Mala-
Hertzberg, Geschichte
— Wenn sie
sich
330
diese Auffassung
— schon dadurch emphehlt, dass
den „sonderbar unlogischen Gedankengang" unserer Stelle in
und vernünftige Darstellung verwandelt, so lässt noch zeigen, dass sie auch die einzige annehmbare
eine ganz klare sich nebstbei
Erklärung jenes Passus ist
bietet.
Bruus
wie
derselbe,
Denn vom römischen Recht aus
deutlich
genug gezeigt hat, entweder
Annahme
überhaupt nicht, oder nur durch
eines Glossems,
also
nur unter Anwendung der drastischesten und willkürlichsten luterpretationsmittel zu als
nothwendige
eine
syrischen
während unsere Darlegung ihn der sonstigen Richtung des
verstehen,
Consequenz
Erbrechts erscheinen
lässt.
An
einen
mit orientalischen Rechtsideen zu denken,
wegen ausgeschlossen, weil nach den Mitgift überhaupt kein bestimmtes
ist
Zusammenhang
aber
schon dess-
orientalischen Rechten die
Herkommen
ist,
vielmehr hinter
Eheschenkuug zurücktritt, und desshalb nicht hätte gesagt werden können, dass die Tochter „ihre Mitgift"') im Testament
der
zu erhalten hat.
So erscheint uns denn auch diese Aeusserung des syrischen als eine Bestätigung unserer Vermuthung, die mit
Rechtsbuchs
besprochenen Anzeichen hellenistischer Rechtsgedan-
den übrigen
ken ciTung^vou
in
vollkommener Uebereinstimmung
6*
Vielleicht darf zu den Spuren des hellenistischen
uucmortyu ^y^^^^^^^ Intestaterbrecht ^^ ^^ zählt werden.
steht.
Zugs im
auch noch folgende Erscheinung ge-
Die Pariser Handschrift besagt, dass der väterliche Intestaterbtheil der Töchter einen halben Sohneserbtheil betrage.-)
Diese
Mittheilung steht im vollen Widerspruch zu allen übrigen Handschriften,^)
Es
ist
welche allen Kindern gleiche Erbtheile zusichern. sehr
wohl möglich, dass
die
Aeusserung in
P.
auf
einem Glossem des Abschreibers beruht, welcher dem Text der
ihm wahrscheinlich vorgelegenen*) Handschrift L. „Wenn ein Mann stirbt und hinterlässt Kinder, männliche und weibliche, so erben sie gleichmässig'' 1) L. 1
Alin. 2.
2) P. § 1:
Wenn
ein
Mann
stirbt,
ohne ein Testament zu schreiben, und indem die
hinterUisst Kinder, so erben sie seine Besitzthümer f,'leicbmässig,
männliohon zwei 3)
Auch
i)
Sachau
Drittel, die
S. 16G.
bekommen. Bestimmung in § 67.
weiblichen ein Drittel
P. selbst hat die gegentheilige
— die
—
331
Worte auhäugte: „indem die
männlichen
zwei Drittel,
die
weiblichen
ein
bekommen".
Drittel
Schon
die schleppend
angehängte Construction dieses Satzes,
sowie der Widerspruch zu dem „gleichmässigen" Erben, welchen
mit
Dritteltheilung
die
sich
sprechen
bringt,
für
ein
Glossem.
Aber damit ist die Frage nicht beantwortet, wie der Abschreiber von P, zu seiner unglücklichen Randbemerkung kam. Diese stammt das
Recht,
alte
meines Erachtens welches
Rechtsbuch vielfach local
That nämlich
dass
ist
Tochter nur
die
einen
an
einer trotz
dem
hatte,
wie das Recht
erhalten
dem
neben
griechischen
in
Reminiscenz
aus
vielleicht
ebenso
Rechtsbuchs
syrischen
des
der
sich
halben
römischen
Recht.
Statutarrechten
Sohnesantheil
syrischen
In
der
Satz,
erhält,
sehr
häufig.
im Stadtrecht von Gortyn mit wünschenswerthester Klarheit formulirt.^j Noch da Ephoros schrieb, soll er auf der ganzen Insel Kreta gegolten haben, wie die Geographen berichten.-) Und noch im gegenwärtigen Jahrhundert galt er, wie So
die
er
ist
z.
B.
von der griechischen Regierung auf Veranlassung G. L. von
Maurers
gepflogenen Rechtserhebungen gezeigt haben, auf den
Inseln Chios^) und Andros,*) während anderweitige Beschränkungen des Tochtererbrechts für das messenische Gebiet festgestellt
wurden.^)
Das
syrische Rechtsbuch
nun
zur gleichen Erbberechtiguug aller
mögen und
sich hie
es
ist
und Arm. zeigen, Kinder übergegangen. Dennoch
ist,
wie
L.,
Ar.
und da Reste des älteren Rechts erhalten haben,
sehr wohl möglich, dass die Bemerkung,
welche die
Abschreiber von P. ihrem Text einfügten, solchen Rudimenten des älteren Rechts entstammte.
Es wäre das dann
ein
Analogon zu
der früher^) gemachten Beobachtung, dass sich in der arabischen
und armenischen Handschrift bezüglich
fjftiav
1)
IV 37
2)
Strabo,
tijg
3)
fg.
X
Geogr.
c.
IV
§ 20:
cpsgv^ S' saziv, uv aiJflqpo)
xov aSi7.(pov (iSQidog.
Maurer, Das
5)
Maurer Maurer
6)
Oben
4)
der Apokeryxis Bemer-
S.
griechische Volk (1835)
a. a.
0. S. 219.
a. a.
0. S. 235, 236.
215
i. f.
I
S. 165.
cöfft,
ro
—
—
332
welche dem Text der Londoner Version
kuiigen finrleu,
wider-
sprechen. Freilich aber ist von dieser Möglichkeit zur Gewissheit noch
Weg, und
ein weiter
es
ist
nicht ausgeschlossen,
der Pariser Handschrift aus irgend
satz
schütteten Rechtsquelle
^)
herrührt.^}
einer
dass jener Zu-
andern, jetzt
Darum wurde
ver-
diese Erschei-
nung nicht sowohl zur Unterstützung unserer Hypothese,
als zur
Vervollständigung der Darstellung herbeigezogen,
7.
Eine stärkere und, wie ich glaube, sehr werthvolle Bestä-
tigung
erhält
trachtung systems.
im Vorstehenden Ausgeführte durch die Beim syrischen Rechtsbuch enthaltenen Notherb-
das
des
Dieses
testaterbrecht
ist
nicht weniger auffallend, als das syrische In-
überhaupt,
dass Beides in innerem ^NoUi''-''^
erbrecht.
und ganz richtig hat Bruns bemerkt,
Zusammenhang
stehen wird.
Der Kernpunkt des syrischen Notherbrechts ist in § 9 der Londoner Handschrift (= P. 4, Ar. 4, 5, Arm. 6) enthalten.
„Wenn
ein
nicht gehorchen,
Unehre
bereiten,
Mann Kinder
hat,
erwachsen sind und ihm
die
sondern seinen Befehlen widerstreben und ihm
wenn
er diese
von seiner Erbschaft abzutrennen
Doch kann er es nur mit 9 Uncien seines es. und Vermögens, nämlich alles (davon), was er will testamentarisch vermachen; aber die 3 Uncien, d. h. V^ seiner ganzen Habe, muss er testamentarisch seinen Kindern vermachen, so dass wünscht, so kann er Besitzes
die
entehrenden
(ihn)
Kinder
an dem Viertel der Habe
ihres
Vaters den ihrer Zahl entsprechenden Theil bekommen, seien sie
Männer oder Weiber." 1)
Ueberhaupt
ist
nämlich ein Piäcipuum der Söhne bei der Erbfolge Post, Grundlagen des Rechts S. 286,
bei vielen Völkerschaften nachweisbar;
WCS. weitere Citate. 2) I
Daran
denken,
lässt insbesondere
wenn
er (A.
Bar-Hebraeus, Lib. Directionura cap.
Mai, Nova coUectio X
p.
88) sagt:
et
X
dium partis masculorum in hereditatem damus, quando cum tpsis fuerint, filiae cum filio e. c. Danach scheint das Halbrecht der Frauen zu seiner (13. Jhd.) ein weiteres
theologische P. § 1
sect.
feminis ilimilicet
Zeit
Princip gebildet zu haben, welches er späterhin durch
Specuhvtionen begründet.
Und
es
wäre nicht unmöglich,
einen Vorläufer dieser Auffassung zu erblicken.
Anderseits
ist es
in
abev
ebensogut möglich, dass der Satz des Bar-Hebraeus ebenso wie P. § 1 in letzter Linie jenem griechischen Princip entstammt. Die ganze Sache muss daher vollkommen in suspenso belassen werden.
„Wenn Erben
aber
ein
Mann
-
333 ein
Testament macht und fremde
hinterlässt, so befiehlt das Gesetz, dass er treigeborne
und
nicht ehrlose als Erben hinterlasse, damit das Gesetz nicht das
Testament für ungiltig erkläre wegen der (ihn) entehrenden Kinder. Es sind aber Ehrlose, sowohl Männer als Weiber, die man nicht erben lassen kann, diejenigen, welche im %taxQov, in den
und in dem Stadium dienen, fitfiot und neben ihnen Freudenmädchen, rjvioxot und ludiarii und diejenigen Männer oder Weiber, welche des Ehebruchs beschuldigt werden. Diese darf kein freigeborner Mann als Erben einsetzen. Im entgegengesetzten Fall wird das Testament angefochtei) von den (ihn) entehrenden Kindern von den nahen Geschlechtern (Agnaten) und von denen, die nach ihnen kommen (Cognaten)." Dieser Paragraph enthält, wie schon Bruns hervorhebt, zwei sehr auffallende Bestimmungen. tTCTCLxd
1.
Nach dem
ersten Absatz
darf
man ungehorsame und
ent-
ehrende" Kinder zwar im Erbrecht beschränken, aber nicht ganz
—
ausschliessen. Vielmehr muss auch ihnen der Pflichttheil d. i. nämlich 3 Uncien des ganzen Vermögens, nach dem damaligen Pflichttheilsrecht 2.
—
belassen werden.
Nach dem zweiten Absatz
darf auch Derjenige, der „ent-
ehrende" Kinder hat, keine Freigelassenen und keine Infamen zu
Erben einsetzen; sonst können „die ihn entehrenden Kinder sowohl von den nahen Geschlechtern, als von denen, die nach ihnen kommen, d. h. sowohl die agnatischen als die cognatischen,') das Testament anfechten. Selbst Bruns, der sonst mit der Supposition eines directen Missverständnisses nicht gerade zurückhaltend vorgeht, kann sich nicht entschliessen, hierin einfach eine Corruption des römischen Rechts zu erblicken. Denn wenn im zweiten Absatz bei der Anfechtung des Testaments wegen Erbeinsetzung eines Freigelassenen oder eines Infamis selt
die
Kinder einfach mit den Geschwistern verwech-
wären, welche bekanntlich nur bei Erbeinsetzung eines Infamis
oder eines Freigelassenen die quercla
inofficiosi
Missverständniss denn doch „gar zu grob".
haben, so wäre
„Dazu kommt, dass auch im ersten Absatz bei der Bestimmung über die Unmöglichkeit einer vollen Enterbung doch kaum zu begreifen wäre. dies
1)
Vgl.
Bruns
S.
188 unten.
— wie
man
334
— dem römi-
diese selbst bei arger Gedankenlosigkeit aus
In der That muss
schen Rechte hätte herauslesen können".
mehr gefunden werden,
diesen Aeusserungen Schreibers, und
man
Particularismus
des
thut gewiss
am
dem sonstigen
besten, sie mit
Erbrechts in Verbindung
in
Irrthum des
als ein
zu bringen.
Und
darauf deutet auch die weitere Erscheinung, dass noch eine Ananderer Aeusserungen des Rechtsbuchs mit
zahl
dem römischen
Notherbrecht nicht wohl übereinstimmt.
Wir meinen hiemit
eine Reihe
von
Stellen, welche,
indem
sie
der Erbeinsetzung fremder Personen sprechen, hiebei stets
von
von der Voraussetzung ausgehen, dass der Testator keine Kinder so dass man den Eindruck gewinnt, als ob die Erbeinsetzung eines Extraneus nach der Meinung des Verfassers durch-
besitzt,
aus an die Bedingung der Kinderlosigkeit geknüpft wäre.
So sagt gleich §
„Wenn ben
so
will,
die
seine
Kinder erben nach seinem Be-
er keine
männlichen Kinder hat, so beerben
er
wenn
Mann
Testament schrei-
er (d. h. der Erblasser) aber ein lässt
lieben; den
1:
Töchter oder die Tochter
(überhaupt) keine Kinder,
so
kann
hat er aber erben lassen, wen
(allein),
er
er will".
L. § 29 referirt die Bestimmung eines Gesetzes von Leo, wonach beim Tod der (vaterlosen) Frau der Mann die Hälfte der Mitgift im Namen ihrer Kinder erbt,^) und fügt hinzu: „Wenn sie aber keine Kinder hat, so kann sie ein Testament macheu
und kann
die Hälfte ihrer cpSQvi] hinterlassen,
Sehr bezeichnend wähnt: „Das Gesetz schaft
seiner
hat, oder
sie
ist
ist
wem
sie
will".
auch die Anfrage, welche L. § 63 erob ein Mann seine Erb-
befragt worden,
Frau zuschreiben kann, wenn er keine Kinder zusammen mit seinen Kindern als Erbin in
Kinder hat". Mitgift und dem Recht
das Testament einschreiben kann, falls er
der L. § 92 spricht wieder von der Frau, über die eine Hälfte der Mitgift zu testiren, und zwar mit
den Worten:
wem
sie
will,
sie keine 1)
Die
kann ein Testament macheu und verschreiben, ihren Kindern, wenn sie Kinder hat, wenn
„Sie
Kinder hat, jedem, dem andere Hälfte
fällt
nämlich
sie
will".
dem Mann
zu.
weise unsslungeno Fassung der obcitirten Paragraphen vgl.
üeber die S.
theil-
252 Anm.
2.
— Endlich
ist
—
335
auch ein Passus aus der Vorrede zur arabischen
Handschrift nicht zu
vergessen.
lich seine in christlichen
Zwar
ist
der Ar. und nament-
Phrasen dahiufliessende Vorrede an
sich
kein classisches Zeugniss; aber der zu erwähnende Passus besitzt
darum
eine höhere Bedeutung, weil
er
nicht aus
dem
clericalen
Thesaurus verborum stammt, sondern von dem Uebersetzer aus
dem Rechtsbuch lich,
abgeleitet
selbst
worden
Zu dem §
ist.
näm-
1
welcher die Intestaterbfolge behandelt, präludirt er mit
gender,
augenscheinlich aus §
1
der
Londoner Handschrift
fol-
ent-
stammenden Erzählung: „Das folgende er
ist
nun das
erste Gesetz,
ein edles,
preis-
welches Gott seiner Creatur gegeben, indem
würdiges Gesetz,
Mann seinen ganzen Besitz Kinder vererben solle .... Wenn nun ein Mann, dass jeder
ihnen befahl,
auf seine nachdem er
seine Kinder zu
Erben
derselben
eines
eingesetzt,
durch den Tod verliert und dann keine Kinder mehr hinterlässt, so soll er sein
Ueberall
Vermögen erben
kehrt also
der Gedanke
lassen,
wen
wieder:
hat überhaupt kein Testament zu errichten;
er will u.
Wer
die
s.
w."
Kinder hat,
Kinder sind die
nothwendigen Erben seines ganzen Besitzthums.
Man kann
die
beständig wiederholte Voraussetzung der Kinderlosigkeit bei der
Errichtung von Testamenten auch
durchaus nicht
als
eine
bloss
thatsächliche Voraussetzung auffassen, etwa so, dass der Spieg1er annimmt, wer Kinder hat, werde ohnedies nicht zu einer letztwilligen Verfügung schreiten. Diese Auslegung ist gegenüber mehreren der hier angeführten Stellen ganz unmöglich. genüber L. § der
Erblasser
So ge-
woselbst gerade der Fall vorausgesetzt wird, dass
9,
die
Kinder
enterben
möchte.
Ebenso gegenüber
der Vorrede von Ar., woselbst es heisst, es sei von Gott
vorge-
ganzen
Besitz den Kindern zu hinterlassen. Auch Bemerkung, dass man seiner Frau die Erbschaft zuschreiben kann, wenn man keine Kinder hat, doch sehr auffallend, wenn es sich hier bloss um eine thatsächliche Voraussetzung handeln sollte. Und die beständige Wiederholung ein und derselben, im Grunde recht überflüssigen Beschreibung der äusseren Bedingungen, unter welchen Jemand einen letzten Willen erklärt, wäre schon an sich etwas wunderlich. schrieben, den
in L. §
63 wäre
Dagegen
ist
die
diese
Betonung des Kindeserbrechts durchaus
in
— der Ordnung,
33G
—
wenn wir uns auf den Standpunkt
des Hechts der
griechischen Colonien in Syrien begeben. dass nach einem Es wurde schon früher hervorgehoben, O
["®5''V, Notlisclies erbrecht,
in
;
uus bekannten griechischen Stadtrechten mit grosser Con-
jjllen
durchgeführten Grundsatz leibliche Kinder die nothwen-
sequenz
Eine Enterbung im römischen Sinne
digen Erben sind.
ist
den
Griechen absolut fremd; nur die bei Lebzeiten des Vaters unter Einwilligung
der
durchgeführte
Autorität
staatlichen
feierliche
vermag dem ungerathenen Kind das Erbrecht zu entziehen.^) Nach dem Gesetz des Solon, welches die attischen Redner allseits zu Grunde legen, ist die Erbeinsetzung fremder Verstossung
Personen denen
dem kinderlosen Vater
nur
zur Zeit ihres
es
dass sie mit
gestattet;^)
tiefsten Sittenverfalls
Umgehung
ihrer ,
gangen,
exherediren.^)
Kinder zu
Böotier,
Seitenverwandten fremde
sonen zu Erben einsetzten ihre
die
vorgeworfen wird,
sind auch
Per-
damals nicht so weit geSehr lehrreich
ist
das
Testament der Epikteta von der dorischen Insel Thera;^) diese Verfügung, in welcher eine Stiftung durch Gründung einer Universitas angeordnet ist,
Zustimmung der Tochter
auf die erfolgte
beruft sich ausdrücklich
des testirenden Weibes.
In Kreta
ist
es
nach dem Reclit von GortN^n zwar nicht unzulässig, den Erbtheil der
Annahme
Kinder durch
eines
aber dieser Adoptivsohn darf nie der natürlichen Söhne erhalten/')
Adoptivsohnes zu schmälern
mehr als einen -halben Erbtheil Es ist sehr bezeichnend, dass
Einschränkung auch für den Erbtheil der Töchter
dieselbe
auch bei Lebzeiten darf ihnen der Vater nicht mehr
1)
Oben
2)
Caillemer im Annuaire de
S.
68
als
gilt;
einen
fg.
ponr rencourageuient des
Tassociat.
ötudes grecques en France 1870 p. 27 sq.
Daselbst
ist
auch die Frage, wie
Kinder mit der sonst bezeugten Errichtung von kinderlose Personen vereinigen lässt, gründlich erörtert
sich dies Notherbrecht der
Legaten (p.
34
durch
sq.).
Auch Cailleraor kommt, wie andere Bearbeiter (Bunsen, De Meyer, Hechte der Athener u. s. w. II p. 499), zu einer
iure her. p. 60, 61;
weitgehenden Beschränkung der LegatstVeiheit. 3) Polyb. 20, 6: Ol (isv yuQ arsxvot rag ovciag ov Totg kcctcc yivog tniysvofiivoig rsXsvxwvzsg änslsmov, onBQ r)r f&og tkxq' avtorg Tiqözfgov, aXX' slg svcoxLccg xai ^^Q'ag (iiiTi'&svTO, x«i y.oivag roig cpiXoig tnoi'ovv. 4) C.
I.
G. 2448
arovaccg hui xäs 5)
Gortyn
lin.
3 sq.: tÜös
dtt&iro
.
.
.
'EntKTijTa
^vyazgog Enizslfiag rag ^oiviKog,
X
48 sq.
.... avvsvaQS-
—
—
337
Nir-
halben Sohuesantlieil in Gestalt der Mitgift verabreichen.^)
gends
also
die
weitgehende Testirfreiheit des römischen Rechts;
entweder die Errichtung des Testaments
Kinder schliessen
die
zum
überhaupt, oder doch heit der
Verfügung
grössten Theil (zwei Drittel) die Frei-
Dabei kann auch nicht bezweifelt wer-
aus.^)
noch
den, dass dieser Rechtszustand
bestanden
hat;
sind
es
uns
hiefür
in
der römischen Zeit fort-
einige
deutliche
Belege
er-
Dem
Herodes Atticus wurde es von den Athenern sehr und schien ihnen „unmenschlich", dass er seinen ungerathenen Sohn enterbte,^) und wir besitzen noch drei Rescripte aus diocletianischer Zeit, welche zeigen, dass man zu Vermögenshalten.
verübelt,
veräusserungen die Kinder mit Rücksicht auf ihr Verfangenschaftsrecht als beistimmende Erben zuzog.^)
Und
dies
Alles
auch
ist
den Alten bekannt gewesen, wie das sehr bezeichnend hervortritt der bereits früher
in
angeführten Aeusserung
nunc ad alterum genus testamcnti Graeci
helliores
zweifelhaft die
quam
nosiri,
wo
Oben
des Varro:
dicitur physiciini,
Venio in
quo
unter i^liysicum testamentum un-
Aeusserung gegenüber physischen
letzwillige
natürlichen Erben verstanden
1)
qiiod
ist.^)
d.
i.
'')
S. 237.
Es ist noch auf ein paar fragmentarische Worte in der pergameniachen Landvertheilungsurkunde bei Fränkel, Pergamen. luschr. I No. 158 hinzuweisen; daselbst findet sich in lin. 25 noch erhalten: yil)r]QOvo(itai zwv uxi-Avoiv. In welchem Zusammenhang dies immer gestanden haben mag, es beweist neuerdings, dass die Kinderlosigkeit im Erbrecht eine juristische Be2)
deutung hatte. 3)
Oben
4)
Unten Gap. XI
S.
154 A.
3. 2,
1,
S.
372
fg.
So auch Schulin, Das griech. Testament S. 15, der die Auslegung meines Erachtens zu vorsichtig als eine „wohl nie mit Sicherheit festzustellende" bezeichnet, was nur insofern richtig ist, als wir schwerlich jemals 5)
Aber cpvasi, naz^g, qpvatxt/s nax/iQ Formel des griechischen Rechtslebens, welche mir die Erklärung mit genügender Sicherheit anzudeuten scheint. Ich citire Lebas-Wad dington, Inscr. d'Asie Min. No. 206 lin. 10, C. I. G. 2759 b (II Add. p. 1109), 2837 b (II Add. p. 1117), 2842, 3141, 3208 i. f., 3808, 5132, 5144 und das in lustin. Nov. 159 enthaltene. Testament: cpvaivioi eine äussere Interpretation erhalten werden.
und
(pvciHol naidig ist eine stereotype
syyovoi. 6)
Es
ist
überhaupt, wenn ich mich nicht täusche, bei Durchsicht der
griechischen Epigraphik der Eindruck zu gewinnen, dass der abstracte Begriff
„Erbe"
{yilrjQovofios)
Mitteis, Eeicbsrecht
u.
den Griechen bei Bezeichnung von Successions-
VoUcsrecht.
22
— Es über
ist
die^
338
—
im Allgemeinen bekannt und wird im Capitel
ferner
Freilassung noch näher zur Sprache gelangen, dass bei
Freilassung von Sklaven regelmässig die Zustimmung der Erben, als
welche natürlich 'zunächst und zumeist die Kinder erscheinen, der
in
zum Ausdruck gebracht
Freilassungsurkunde
auf ein Verfangenschaftsrecht derselben
hindeutet.
mit welcher dies geschieht,
gross,
keit,
ist
so
wird,
was
Die Peinlich-
dass,
wer keine
Kinder hat, in der Manumissionsurkunde dieses Umstands Erwäh-
nung von
thut.
Mir sind zwei derartige Inschriften bekannt, welche
Karapanos veröffentlicht worden sind. Karapanos, Dodone et ses ruines No.
13
p.
58:
.... dcprjxs eXsvd-BQav ^ilCörav NsLXccvÖQog ^AvsQoCta
Ta-
Xaiuv atsüvos, ebenso No. 14
p.
60:^)
aq)rjxs
^AvxCßoXos
^AvdQo^avrj xov avrov,
NcxdvoQog
ZloEO'Orog
dxsxvog av.
Hiemit mag man nun das syrische Rechtsbuch
Es
Ar. 15) über die Freilassungen vergleichen.
„Wenn
ein
Mann
Verhältnissen weniger geläufig
sIev&sqov
(L. 33, P. 13,
heisst:
keine^) Kinder hat und er hat einen ist,
als
das concrete
„Nachkommen"
{^yyovoi).
Ich habe es leider verabsäumt, hierüber eine erschöpfende Statistik anzulegen; ich vermuthe jedoch, dass eine solche und eine Berücksichtigung des Umstands, dass bekanntlich nach griechischem Recht die Kinder die Schulden und die damit nach Umständen verbundene Atimie des Vaters mit Rechtsnothwendigkeit erwerben, dass ferner die älteren Inschriften auch eine erbliche Verfluchung kennen {B^äXrig förco avzoq xai z6 ysvog avzov),
wichtige Aufschlüsse über die Entwicklungsgeschichte der Universalsuccession
geben müssten. Vorläufig citire ich einen attischen Pachtvertrag, wo statt der Erben die Kinder genannt sind. C. I. A. II 1058 lin. 22: ßBßaiovv öe zrjv fii'a&aaiv Kv&rjQÜov zovg ^sgizag EvKQursi xai xo{t)g sy{y6vois) ctvzov (FamilienpachtV); ferner eine Sepulcralinschrift, wo die „Erben" von den „Kindern" deutlich unterschieden werden. C. I. 6. 2840: sig Ss zj]v vno tfj
.... ynqSfv&rjGovtai,
aoQm ....
slaoiarrjv
evyxaQr'iat],
xinva diädoxoi zs avzfjg.
av JJaniävri rj jzQoysyQUfifisvi] Auch im Pachtvertrag
oig
(Aphrodeisias.)
=
Kaibel I 645 heisst es I 151: ccl Ss ztg von Heraclea C. I. G. 5774 — 5 ., was Kaibel p. 174 richtäv -naQ-rci^ofiivcov azsKvog ucptovog aTiod'civi] tig mit orbus et intestatus wiedergibt; danach wird die Erblosigkeit der .
.
Kinderlosigkeit entgegengesetzt. 1)
=
Dittenberger Wort ist in
2) Dieses
gefallen.
G. No. 442.
S.
I.
P.
und
Ar. durch unzweifelhaftes
Versehen weg-
—
-
839
im Hause geborenen oder um Geld erkauften Sklaven, und und (P. sagt: oder) ihn durch Testament Erben aufstellen, so erlauben es ihm die Gesetze".
will ihn befreien
Ueber die Thatsache, dass hier dingung der Freilassung augeführt sehr gewundert; eine
die ist,
er als
Kinderlosigkeit als Be-
hat
sich
schon
Bruns
doch beruhigt er sich zuletzt damit, dass hier
„factische" Voraussetzung
„irrthümlich" wie
eine
rechtliche
Ich kann mich dem gegenüber wohl begnücfen, obigen Texte sowie den ganzen Zusammenhang der vori-
angeführt
auf die
ist.
gen Darstellung zu verweisen.
So besteht zwischen dem syrischen Notherbrecht und dem griechischen allseits eine vollkommene üebereinstimmuug.
Beide-
mal ist das gesammte Erbrecht mit Rechtsnothwendigkeit an das Band zwischen Eltern und Kindern geknüpft; erst wenn letztere kann an anderweitige Verfügungen
fehlen,
gedacht werden.
nahme über
die
Auch
über
Succession
die
scheint
unsere An-
griechische Herkunft des syrischen
Intestaterb-
Parallelismus
dieser
rechts zu bestärken.
Zum
8.
Schlüsse
mag den
noch^etrachumg
vorstehenden Argumenten
folgende Beobachtung angereiht werden.
Das
erste Alinea
„Wenn dem
sie
ein
von L. § 37
Mann Söhne
lautet:
hat und
wenn
keine Söhne haben,
^y^- ^- § »t.
sie
er
sterben vor ihm, in-
aber eine Tochter
hat
und sie Männern übergeben (sie verheiratet) hat; wenn sie Söhne haben, wenn sie selbst sterben, während ihre Söhne am Leben bleiben; wenn der Mann Brüder oder Bruderssöhne hat
—
wenn er (in diesem Fall) ein Testament machen will und jene als die Söhne seines Hauses erben lassen will, so steht es in seinem Belieben".^)
Der einfache Sachverhalt stellung
ist
scendenz
besitzt,
die
äusserst schwerfälligen Dar-
dieser
der, dass ein Erblasser,
cognatischen
welcher keine agnatische De-
Nachkommen,
von Tochterseite zu Erben einsetzen rührt, ist die
1)
zwar P.
Ausdrucksweise,
in
will.
Was
d.
i.
die
Enkel
uns daran be-
welcher der Spiegel diese ge-
Der Inhalt dieses Alinea ist auch in den übrigen Handschriften, und 17, Ar. 19, Arm. 13 aufgenommen; die für uns hier massgebenden
Worte sind jedoch dort
so verändert, dass der eigentliche Sinn gänzlich ver-
loren geht.
22*
— plante Erbeinsetzung wolle
Wendung
Dieser
lassen.
schildert;
Tochtereukel
seine
340 es
— wird gesagt,
der
Gross vater
Söhne
seines Hauses erben nämlich unverkennbar der Ge-
als liegt
danke zu Grunde, dass in dem Erben die Familie des Verstorbenen fortlebt. Auch dies ist meines Erachtens eine Spur, die zum griechischen Recht hinführt.
An und
für sich ist freilich
um
zu bekannt,
Die Beweise hiefür sind
hier wiederholt zu werden; bekanntlich wird auch
von Vielen angenommen, dass
mentum
in
sie
es ist,
Grunde
in calatis comitiis zu
noch
leicht
dem
die bezeichnete Vorstellung
römischen Recht durchaus nicht fremd.
welche dem alten
liegt,
und man
der von den Geschichtsschreibern
testa-
darf viel-
der späteren re-
publikanischen und der beginnenden Kaiserzeit mehrfach erwähnten adojgtio per
Es wäre daher an
kennen. es
ist,
testamentum^) eine Nachwirkung dieser Denkweise er-
die
ganz undenkbar, dass
sich nicht
sie
auch in unserer Stelle zur Geltung gelangt. Dessenmeines Erachtens schwerwiegende
ungeachtet sprechen hiegegen
Bedenken.
Abgesehen nämlich davon, dass
es
Römern
haft sein dürfte, ob jene Idee bei den
wohl sehr
zweifel-
ein so langdauern-
des Dasein gehabt hat, ob insbesondere die sogenannte adoptio per
testamentum jemals ein eigentlich verbreiteter Gebrauch gewesen ist,^)
wird wohl der Umstand entscheidend in die Wagschale
dass ja
wenigstens
anerkanntermassen
Spiegels auf ganz mirömischen sehr sonderbar wäre,
wenn
das
Anschauungen beruht, wo
für die
fallen,
Intestaterbrecht es
des
denn
Erbeinsetzung auf einmal eine
römische Vorstellung den leitenden Gedanken bilden
sollte.
Ebenso wie die römischen Bräuche, sind aber jedenfalls auch semitische Anschauungen hier für ausgeschlossen zu halten. Abgesehen davon, dass, wie ich glaube früher gezeigt zu haben,^) schon das syrische Intestaterbrecht mit dem jüdischen nichts zu
thun hat,
wohl
ist
darauf hinzuweisen, dass
allen orientalischen Rechten, die
dem jüdischen Recht, wie ganze Institution der Testa-
—
88 und die das. Citt.; Bach1) Hierüber Dirksen, Versuche S. 73 ofen, Ausgew. Lehren des röm. Civ.-R. S. 228 244; vgl. auch Leist, Serie der Bücher 37 u. 38 V S. 7. 2) Wo diese bei den Historikern erwähnt wird, hat sie lediglich eine
—
politische Bedeutung, und[ das absolute Stillschweigen der juristischen Quellen
wäre kaum zu erklären, wenu 3) S. oben S. 316 f.
sie
im Privatleben üblich gewesen wäre.
—
—
341
meute von Haus aus fremd ist uud höchstens das nach späterer Entwicklung gestattet ist, dass man einen von mehreren gesetzlichen Erben durch besondere Verfügung bevorzuge;^) im Fall des § 37 L. sind aber die Tochtereukel gar nicht die berufenen Erben, da ihnen die Brüder des Verstorbenen vorgehen. Blicken wir hingegen auf das griechische Recht, so die
ist
diesem
Errichtung von Testamenten ebenso bekannt wie der Gedanke,
dass
aller
Erbgang zunächst mit der Erhaltung des Haus- und steht.") Daher ist denn das grie-
Opferweseus in Zusammenhang
chische Testament, ebenso wie das
auf
dem Gedanken dass
scheinlich,
römische, wesentlich
älteste
der Adoption aufgebaut, und es
die
älteste
Form
der
Berufung
ist
sehr wahr-
eines
extraneiis
wahren adoptio inter vivos gewesen ist. In späterer üblich, die Adoption {eiöitoiriöig) einfach im TestaZeit wurde es ment auszusprechen; uud dies ist wenigstens in Attika in der
heres die einer
Rednerzeit das durchaus Gewöhnliche.
behaupten,
dass
Zeit stabil geblieben
das spätere
dass
Allerdings lässt sich nicht
Form in Griechenland auch in späterer sei; man wird vielmehr annehmen können,
diese
griechische Testament sich zu
einer einfachen
Vergabung des Vermögens entwickelt haben wird.^) Daraus würde aber noch nicht folgen, dass nunmehr die Idee von der Fortsetzung des Hauses gänzlich in Vergessenheit gerathen sei. Dass das Gegentheil stattgehabt habe,
dürfte
um
so
wahrscheinlicher
werden, wenn wir uns erinnern, dass die eigentliche Grundlage griechischen
des
Erbrechts
von jeher und, wie wir
zu
sehen
glaubten, noch zur Zeit des syrischen Rechtsbuchs das Familien-,
vor
Allem das Kindeserbrecht
letzteren
Umstand
dürfte
nahe gelegen haben, 1)
S.
149
Seiden, De
fg.,
170
es
bildet. Gerade im Hinblick auf nun im Fall unseres Paragraphen
die Tochterenkel, die
success. in
man
statt der verstor-
bona defunct. Cap. XXIV; Gans
a. a.
0.
I
fg.
Statt Aller s. Fustel de Coulanges, La cite ant." p. 55 sq., 76 sq. Das muss, glaube ich, den Ausführungen von Schulin, Das griech. Testament S. 25 fg. zugegeben werden, dass die griechische Sitte schon zur 2)
3)
Zeit, als die
Philosophentestamente entstanden, den
Umweg
der slanoirjaig
mehr ganz regelmässig einschlug, und die innere Wahrscheinlichkeit spricht dafür, dass er immer mehr verlassen wurde. Mit dem Bericht des Philostratos vitae soph. I 21, 6, wonach der ältere Skopelianns einen Sklaven zum Erben einsetzt, wobei er ihn im Testament als Sohn anredet, ist selbst-
nicht
—
verständlich nicht zu rechnen.
—
-
342
benen Söhne erben liess, als (fingirte) Söhne zu bezeichnen, und am wenigsten könnte uns solches im Munde eines Mannes überraschen, der ja auch andere altgriechiscbe Ideen, wie die Theorie
vom
Samen
reinen
(s.
oben
326
S.
f.),
seinen Rechtsausführungen
zu Grunde legt.
Wem
dies allzu hypothetisch erscheinen sollte, der
möge
ein-
mal unseren Paragraphen im Zusammenhange lesen. Der Spiegier geht aus von der Voraussetzung, dass Jemand ein Testament erwie wir sahen, eine richten will, weil er keine Söhne hat
—
besonders
dann
die
Griechen
den
bei
Thatsache,
dass
als
übliche die
Voraussetzung;
nächsten Erben
er
seine
setzt
Brüder
—
wieder eine ausgesprochen und Bruderssöhne berufen sind Anschauung; und wenn er jetzt meint, der Erbgriechische lasser
könne
in seinen
Tochterenkeln sein Haus verewigen, wer-
den wir da anzunehmen haben, dass diese Bemerkung römischen Vorstellungen entstamme, oder liegt es nicht weit näher, hierin
consequente Vorherrschen des griechischen
das
Ideenkreises
an-
zuerkennen? Ich glaube daher, dass sich auch an dieser Stelle die Beob-
achtung machen
lässt,
wie sich unser Spiegier selbst in den klein-
sten Einzelheiten von griechischer
Abweiciiungen des
g
Nuumehr handelt
KecWs^vom^i^^^^"
zurückzukommcu.
attischen.
es sich
Bei
Anschauung
erfüllt zeigt.
noch darum, auf einige o Einzel'
genauerer Vergleichung
der
atti-
y^d der syrischcu Parentelenordnung ergeben sich nämlich einige Discrepanzen. Dieselben sind zwar nicht bedeutend genug, gQjjgjj
um
die
Richtigkeit
unserer
Annahme
vielmehr
auszuschliesseu;
und berühren nicht den Charakter Dennoch würde die Richtigkeit un-
sind sie untergeordneter Natur
des Erbsystems
als
Ganzes.
serer
Behauptung über
noch
bedeutend
die
schärfer
Provenienz
hervortreten,
des
wenn
syrischen es
Erbrechts
gelungen
sein
würde, diese seine Abweichungen vom attischen Recht als Erzeugniss einer späteren Zeit aufzuweisen und das altsyrische Erbrecht in seiner vollen griechischen Reinheit darzustellen.
Diese Abweichungen sind folgende: 1.
Nach dem syrischen Recht erben Töchter und Schwestern mit den Söhnen und Brüdern zusammen; nach attischem erst
nach ihnen.
—
—
343
Nach syrischem Recht erbt die Mutter neben den Geschwistern; nach dem attischen Erbfolgegesetz geschieht
2.
derselben keine Erwähnung.^)
Das
syrische Recht schliesst die Descendenz der Töchter und Schwestern von den agnatischen Linien aus und
3.
verweist sie hinter dieselben,
wo
sie
in
zwei selbstän-
digen Classen der Descendenz der Tanten und der ge-
sammten übrigen Cognation vorgehen; während nach '
attischem Recht die Descendenz vorverstorbener Töchter
und Schwestern kraft Repräsentationsrechts vor den männlichen Seitenverwandten weiteren Grades Brü-
—
dern, resp.
Diese
drei
fundamentale
nahme auf
Oheimen
Sätze ^)
des
griechische
Indessen hat mich
eine
erbt.
nun schon an
enthalten
Umkehrung
das
—
Erbsystems,
dass
sich
keine
unsere
so
Bezug-
Recht dadurch ausgeschlossen wäre.
fortgesetzte Vergleichung
mit verschie-
denen Erbsystemen auf die Vermuthung gebracht, dass wir es^^^^^^*^f® ^^^'' hier gar nicht mit einem ursprünglichen Bestandtheil des gräco- 'l" sondern mit einem Einschiebsei zu thun römischen Recht stammt und dem aus haben, welches in das reine griechische Erbetwa seit constantinischer Zeit syrischen
Landrechts,
—
—
system entstellend eingedrungen
ist.
Hierauf führte mich folgende Erwägung. Betrachten
wir
irgend
werden wir immer finden,
Dagegen führe
ein
innere Gründe.
Erbsystem,
so
gewisser Grundgedanke
in
volksrechtliches
dass
ein
eine Discrepanz beider Erbsysteme Vater vor den Geschwistern erbt, während das attische Gesetz bei Demosthenes ihn übergeht. Denn es ist, wie schon oben S. 323 f. bemerkt, sehr fraglich, ob das attische Recht nicht trotzdem auf dem 1)
ich es nicht als
auf, dass in Syrien der
Standpunkt des syrischen stand; von vielen Gelehrten wird dies thatsächlich behauptet (Citate bei Meier-Schöraann* II S. 577 ff.); und auf alle Fälle ist das Erbrecht des Vaters im agnatischen System so natürlich, dass hieiün nur die consequente Ergänzung des Systems erblickt werden kann. 2) Es darf bemerkt werden, dass diese Sätze sowie dem attischen, so auch dem jüdischen Erbrecht fremd sind. Denn auch nach diesem erben (ad 1) die Töchter erst nach den Söhnen, (ad 2) die Mutter überhaupt nicht, (ad 3) die Kinder der Töchter und Schwestern kraft Repräsentationsrechts
an Stelle ihrer Mütter.
dem
Keinesfalls
ist
also
syrischen ähnlicher, als das attische.
hierin
das jüdische
Erbrecht
—
—
344
demselben consequeut durchgeführt
Sowie uun das
ist.
altröini-
sche Erbrecht den Agnationsgedanken: sui, agnati, yens verwirkso scheint
licht,
dem
Rechtsordnungen,
Das
attische
die
Recht,
griechischen
Parenteleufolge
gleich
den deutschen
charakteristisch
zu
sein.
Erbrecht bildet Parentelen, wobei die Männer der
gleichen Parentel den Frauen vorgehen
Söhne und deren Kinder,
:
Töchter und deren Kinder, Brüder und Desceiidenz, Schwestern
und Descendenz u. s. f. Das Recht von Gortyn hat: Kinder, dann' Brüder und Descendenz, Schwestern und Descendenz.^) Daraus ergibt sich dann in den griechischen Rechtsordnungen, insbesondere in der attischen Erbfolge, eine gewisse Symmetrie im Bau des Erbsystems; im attischen System hat jede Parentel zwei Hälften, eine männliche und eine weibliche, und jede dieser Hälften muss ganz erschöpft sein, ehe die nächstfolgende daran
kommt.
Das zu
syrische Erbrecht
dieser
nun
zeigt
ganz deutlich den Ansatz
aber die
Parentelenordnung;
altgriechische
Symmetrie
und Consequenz, wie sie in den Ordnungen von Athen und Gortyn Denn hervortritt, ist merkwürdig unterbrochen. a)
Während nach attischem Recht
männliche
Stamm
allein
erbt,
dass
so
in jeder
die
Parentel erst der
Tochter neben dem
Sohn, die Schwester neben dem Bruder ausgeschlossen ist, sind hier die Töchter und Schwestern^) für ihre Person neben Söhne
und Brüder gestellt, obwohl im Uebrigen der Vorzug des Mannsstammes festgehalten ist, was sich besonders in der Zurücksetzung ihrer Kinder äussert. b)
Dessenungeachtet
Die Parentelen gelten,
ist
die
Parentelenordnung
aber die beiden
ersten
sind
beibehalten.
zerschnitten
und ihre abgeschnittenen Reste kommen erst nachträglich zum Zug, indem die vierte und fünfte Erbclasse (Descendenz der Töchter und Schwestern) die zurückgesetzten Personen aus den zwei Dies ist kein einfacher und natürersten Parentelen enthalten. licher
1) 2)
Gedanke; Parentelen, aus denen gCAvisse Personen ausgeAuch das jüdische Recht hat eine consequeote Parentelenordnung. Es wäre noch annehmbar, wenn bloss die Töchter den Söhnen
gleichstünden; dies findet sich in Gortyn, Classe bilden. Classe erben.
Dann müssteu aber auch
wo
alle
Descen deuten
die Kiudir der
Töchter
die erste in
dieser
—
—
345
schieden sind, die dann doch wieder in Parenteleuform
—
der Töchter, Söhne der Schwestern
—
Söhne
vor den reinen Cognaten
eingeschaltet werden, dürften sich schwerlich in irgend einem un-
Man
verdorbenea Erbsystem finden.
Symmetrie c)
jetzt gestört
Endlich
ist
Recht, wie
liegt
B. das
z.
deutlich,
dass
aber
diese
dass
auch an sich sehr auffallend, dass die Kinder
Es
getrennt sind.
ganz Avar,
ist.
der Töchter und Schwestern ja
von ihren Müttern in der Erbfolge darin,
ein Princip
altrömische,
wenn irgend
diesen Kindern,
ein
Cognaten,
als
Aber ihnen doch
überhaupt kein Erbrecht einräumt. i-echt-
sieht
symmetrische Anlage vorhanden
hier eine
geben, und zwar nicht das gewöhnliche cognatische
ein
Erb-
—
denn
wie gesagt, vor den übrigen Cognaten in eigenen (Halb-)
sie erben,
—
Parentelen
,
und dabei dieses Erbrecht von dem ihrer Mütter
durch die Einschaltung der Brüder und Onkel zu trennen,
man
unnatürlich und unbegreiflich, dass
ist
so
schwerlich irgendwo eine
Analogie finden wird.
Die Betrachtung dieser Umstände führte mich auf die Vermuthung, dass wir hier einen künstlichen Eingriff in das griechiDieser kann schon aus äusseren sche Erbsystem vor uns haben. auf Einfluss der römischen Herrschaft zurückGründen nur den geführt werden. Und in der That stimmt das, was hier geschehen Dass man ist, ganz genau mit dem römischen Recht überein. den Kindern der Töchter und Schwestern das Erbrecht in den beiden ersten Parentelen benahm und sie hinter alle Agnaten setzte, ist
die Tochterenkel
hatten, sondern erst nach allen linde cognati
man
man
ganz römisch, wobei
zum Jahre 389^) an
die
sich erinnern muss, dass bis
wirklich kein civiles Erbrecht
Agnaten
in der prätorischen Classe
Reihe kamen, und ebenso römisch
den Töchtern und Schwestern selbst ihr
Söhnen und Brüdern verschaffte, während Recht hinter diesen geerbt hatten. Eine Tabelle wird
dies
am
civiles sie
ist es,
dass
Erbrecht neben
nach griechischem
besten verdeutlichen.
Das
grie-
chische System lautet:
1)
Die Bedeutung dieses Termins folgt daraus, dass, wie alsbald zu
bemerken
ist,
die
Abänderung des syrischen Erbrechts wahrscheinlich aus
der constantiniscben Zeit stammt.
1.
Söhne
2.
Töchter
3.
Brüder
4.
Schwestern
5.
Vatersbrüder
6.
Vatersschwestern
'
Nehmen wir nun
346
und Descendenz.
an, dass unter
dem
Einfluss des römischen
Rechts der Descendenz in Classe 2 und 4,
als rein
cognatischer
Verwandtschaft, das nahe Erbrecht abgesprochen und gleichzeitig
den Häuptern dieser Classen, Töchtern und Schwestern, der nach
römischem Recht ihnen gebührende Platz neben Söhnen und Brüdern gesichert wurde, so ergibt sich sofort die Tabelle des syrischen Rechtsbuchs: 1.
Söhne und deren Descendenz, Töchter,
2.
Brüder und deren Descendenz, Schwestern,
3.
Vatersbrüder
u. s.
f.
Eine Erweiteruog erfährt diese Tabelle
der Classe 2 noch
in
dadurch, dass neben das Erbrecht der Brüder und Schwestern des
Verstorbenen noch jenes seiner Mutter
wie das Rechtsbuch
tritt,
annehmen
lassen,
dass
auch dieses dem römischen Recht entnommen ist/j
Zwar
lässt
L. 1 und
sich
wie
102 hervorhebt.
hier sie
Tertullianum
Sc.
dem mütterlichen Erbrecht 1)
sich
Hiebei wird
man
gegeben
Anordnung,
römischen
Discrepanz gegenüber der
eine
im
Es wird
nicht
ist,
verkennen;
die
inhärirende Bedingung des ius trium
vielleiclit
dem Umstand Bedeutung
beilegen dürfen,
Ausdrucksweise des Syrers an die römische Sprechweise anklingt. Er sagt L. 1, 102: „Die Mutter wird bei der Erbschaft so gerechnet wie dass die
eines ihrer Kinder".
Collatio
XVI
Dies erinnert auffallend
„Sororis loco
14:
2,
teres freilich auf das Erbrecht
mariti fuerat.
Aber
est
Wendung Nun bezieht
an die
etiam mater."
des Gaius, sich Letz-
der XII Tafeln und die mater, quae
sofort eiünnern wir uns^ dass
dem
iii
mami
Spiegier thatsächlich
System des Zwölftafelrechts zur Hand gewesen sein muss, da er in L. § 3 Sohn sei von der Erbschaft ausgeschlossen (s. oben S. 211 f ). Wenn man weiter bedenkt, dass die Schriften des Gaius im Orient anerkauntermassen sehr verbreitet waren, dürfte die Annahme eines ein
ja auch sagt, der euiancipirte
Zusammenhangs
nicht
llechtsweseu jener
Z(.it
so
unglaublich
erscheinen,
ein überraschendes Licht
welcher
dann
Bezüglich der Darstellung endlich, welche das Muttererbrecht erfährt, ist die
befriedigend.
Erkläruug von Bruns
S.
ß,uf
das
in L.
lo3
werfen würde.
309 meines Erachtens vollkommen
— liberomm
—
347
im Spiegel so wenig zum Ausdruck gebracht, wie
ist
der dabei eintretende Vorrang des frater consanguineus.
Annahme, dass das Rechtsbuch
dürfte die
hier
ungenau
Indessen
kaum
ist,
mit solchen Schwierigkeiten verbunden sein, welche durch die Gesammtheit unserer übrigen Gründe nicht überwunden werden könnten.
Wenn
ich daher die
Meinung
aufstellen möchte, dass wir
im
Erbrecht des syrischen Rechtsbuchs starke Spuren römischer Beeinflussung anzuerkennen haben, so
ist
doch anderseits hervorzu-
heben, dass das zu Grunde liegende griechische Rechtssystem mit grosser Zähigkeit vertheidigt worden
besondere
Selbst
und
Tochter-
der
recht
Dies scheint mir ins-
nachdem
Schwesterkinder behandelt
unter
diese
müssen, hat man
sie
hätte,
als
erben lassen; vielmebr
dem
Einfiuss
worden
des römischen
ihrer Descendenz
und
sogar den Vatersbrüdern
entsprochen
ist.
der Art und Weise hervorzugehen, wie das Erb-
aus
ist.
Rechts
weichen
hatten
doch nicht, wie es dem römischen Recht gewöhnliche Cognaten nach Gradesnähe ist
auch für
sie
das Parentelensystem auf-
recht erb alten worden, indem sie in zwei Classen hinter den Vaters-
brüdern und vor den Parentelen der mütterlichen Verwandten
Man kann
geschoben wurden. Widerstandskraft
und
gleichzeitig
des ein
Erscheinungen durch
hierin
griechischen
merkwürdiges die
einen Beweis
ein-
der grossen
Rechtsbewusstseins
erkennen
Beispiel dafür, welch seltsame
Vermischung heterogener Rechtssysteme
hervorgerufen werden können.
Wir haben im Bisherigen
im Bau des
sy-
rischen Erbsystems liegenden Gründe angeführt, welche uns
die
Annahme Ich
einer fremdartigen Einschiebung nahe zu legen schienen.
werde
jetzt
noch einige äussere Momente anführen, welche
vielleicht geeignet sind, diese a)
bloss die inneren,
Hypothese zu unterstützen.
Zunächst erinnern wir uns an das oben sub
Erbrecht
der
Töchter Gesagte.
Wie
dort
.5^)
ausgeführt
über das ist,
wird
Weise dargestellt. Will Testament schreiben, so lässt er
dieses in L. § 1 in sehr eigeuthümlicher
der Vater, so heisst es dort, ein
seine Kinder erben nach seinem Belieben; aber einer jeden seiner
Töchter gibt er ihre Mitgift im Betrage des
1)
S.
327.
Pflichttheils.
Falls
eranar
—
etwas mehr zu geben wünscht, so kann er
er ihnen
wurde
—
348
es.
—
Es
bemerkt, dass diese merkwürdige Auslassung auf
bereits
Rechtszustand zurückdeutet, wo die Töchter neben den Söhnen noch gar nicht erbberechtigt waren, sondern lediglich einen
durch ihre Mitgift abgefunden wurden.
Es
b)
ist
ferner
wenig wahrscheinlich, dass die Veränderung in unserem Rechtsspiegel zu
des griechischen Erbrechts, welche
Tage
tritt,
einer spontanen Fortentwicklung desselben entsprungen
Abgesehen davon, dass die Richtung dieser Entwicklung, wie oben gezeigt, eine höchst auffallende und unnatürliche wäre, besitzen wir auch noch äussere Anzeichen dafür, dass das Intestaterbrecht der griechischen Reichshälfte noch wenigstens im dritten Jahrhundert der Kaiserzeit auf den unveränderten alten Grundlagen ruhte. Es sind das zwei nach dem Namen der Adressaten wohl hieher zu verweisende Rescripte, aus welchen mau ersieht, dass die Bruderskinder noch im dritten Jahrhundert die Schwestern des Erblassers von der Erbfolge auszuschliesseu meinten, was dem griechischen Recht auch genau entsei.
im
spricht,
syrischen
Rechtsbuch
aber
bereits
abgeändert
er-
scheint.
Das
erste
dieser
Rescripte
(v. J.
223) wurde schon bei der
Besprechung des griechischen Dotalrechts (oben
Es
dasselbe Rescript, in welchem
ist
S,
244) genannt.
die Bruderskinder des Ver-
storbenen ihren Tanten, den Schwestern des Erblassers, die Erb-
dem Beifügen streitig machen, dass diese ja ohnedies vom gemeinsamen Grossvater ausgesteuert (und hiedurch mit den
schaft mit
weiteren seien.^)
Erbansprüchen gegenüber der Familie ausgeschlossen) Der Kaiser sieht sich hier veranlasst, ausdrücklich den
Satz hervorzuheben, der
entsprach: In sncccssione
quam
allerdings ütulo
dem
griechischen Recht nicht
consanguinitatis
....
tarn fratres
sorores pari iure esse.
Noch
deutlicher spricht ein Rescript
C. de legitim, hered. 6, 58, 3 (Imp.
Consanyidnitatis iure
mortui ad
te
1)
est.
Proinde cum fratris
consanguinitatis iure hereditas pcrtinct,
alter ius fratris filii
250.
feminas ad intestatoriim successionctn
et
admitti posse cxplorati iuris
vom Jahre
Decius Asclepiodotae):
tui intestato
nuUa
rationc
ad candem succcssioncm adspirarc dcsiderant:
C. de legit. hered. Ü, 58,
1.
— nam
et
iuris
heneficio
ad
te
potius
quam ad
reditas pertinet,
omniiim iwaetorii
persona
in
agnationis
iure
cessante
—
349
quae secundum gradmn tui fdios
fratris
qui
he-
ohtines,
gradu con-
tertio
stituti sunt.
Selten wird der Gegensatz
zwischen griechischem und römi-
schem Recht deutlicher zu erkennen Neffen
wer
des Verstorbenen glauben
ein
einsieht,
sein, als in
diesem Fall.
Schwester auszuschliesseu;
die
Handbuch des attischen Rechts oder Gortyn kann sich überzeugen, dass dies in der That
schen Gesetzen entsprach.
Die
Der Kaiser führt dagegen
V
9
fg.
griechi-
römi-
die
sche Gradberechnung an, die allerdings zu einem andern Resultat führte.
Es ist schliesslich auf die äusseren Momente zurückzu-Die Art Einwirkung -n ties kommen, durch welche die Einführung des römischen Rechts hier römischen ,., .,. möglich: TAI entweder die Ab- Rechts, bewirkt worden ist. Es ist zweierlei änderung des syrischen Rechts ist durch fortgesetzte Berührung mit der Rechtsprechung der römischen Behörden auf stillschweigende Weise, im Wege der Gewohnheit, herbeigeführt worden; oder aber sie verdankt ihr Zustandekommen dem directen Einc)
.
1
1
1
,
.
äussern Autorität.
griff einer
Für welche von diesen beiden Eventualitäten wir uns zu scheiden
•
haben,
ist
nicht
leicht
zu
liegen im
Ganzen gleich nahe, und
umstand,
als
gewissen
Grad
er
sagen;
beide
ent-
Möglichkeiten
dies ist insofern ein günstiger
meiner Vermuthung schon an und für sich einen
von Wahrscheinlichkeit
verleiht.
Aus
diesem
Grunde brauchen wir auch auf die Entscheidung der Alternative besonderes Gewicht zu legen. Dessenungeachtet will ich
kein
nicht verschweigen, dass ich Eingriff rität
in
das
sei
der
Annahme
neige,
der
von einer äusseren Auto-
ausgegangen. Hierauf deutet
darin, dass
telen
mehr zu
syrische Erbrecht
zunächst
ein
innerer
Grund.
Dieser
liegt
den Tochterenkeln das Erbrecht in den ersten Paren-
vollkommen benommen
mischen Erbrecht
der
ersten
ist.
vier
Dies entspricht wohl
Jahrhunderte
der
dem
rö-
Kaiserzeit;
dem Jahr 389 haben die Tochterenkel durch Theodound Valentinian H, ein, wenn auch beschränktes, Erbrecht neben agnatischen Descendenten erhalten. Wäre nun das syriaber seit sius
sche
Erbrecht
in
seine
gegenwärtige
Gestalt
durch
die
con-
— müsste
so
halte ich es für wahrscheinlicher,
des
Bestandtheile
nung
syrischen
entstammen,
römischen
des
das spätere Erbrecht der
zum Ausdruck gelangt
enkel doch irgendwie
Grund
Einwirkung
gewohnheitsmässige
stante
gebracht worden,
—
350
zu
welche also
zuliess,
muss dann das
mus stehen
sein;
Anord-
wurde,
nicht
von 389
zur
da In-
Von da ab
389.
seinem
in
Gesetz
das
noch
vor
der Zeit
Recht wieder
syrische
geblieben
in
ungriechischen
positiven
getroffen
auch das römische Recht die Tochterenkel testaterbfolge
die
einer
Zeit
einer
Aus diesem
sein.
dass
Erbsystems
Rechts Tochter-
Particularisist
zweifellos
nicht recipirt.
Dass
eine
Verordnung
specielle
Syrien
für
existirt
habe,
welche in die Gesetzsammlungen nicht aufgenommen wurde, gewiss
Annahme.
bedenkliche
keine
Solche
Specialgesetze,
ist
in
welchen die Particularismen einzelner Provinzen bekämpft wurden, sind
nichts
Seltenes
an die Armenier
—
,
—
ich
und
erinnere
z.
B. an Justinian's Edikt
es ist eine sehr
bezeichnende Analogie,
dass auch dieses Edikt die Zurücksetzung der Frauen (Töchter, Schwestern) beim Erbgang rügt und abstellt.^) Für die allgemeingiltigen Codificatiouen waren solche Localstatute kein Gegenstand, und dieser Umstand erklärt es hinreichend, wenn die grossen Rechtssammlungen von diesem Specialgesetz nichts enthalten. Ich will aber noch einen Schritt weiter gehen und sogar eine Vermuthung darüber wagen, wann diese Verordnung erlassen sein könnte. Ich würde es nämlich für
nicht unwahrscheinlich halten,
dass
sie
der coustantiuisclien
Zeit angehört. constaiitiui-
Yqjj Coustantiu
sehe Vorord-
nunIlsen
i'ür
rjjjjg^gg^
^q]^
Syrien
ist bei
Eusebius berichtet, dass er sich ver'
der syrischen Sitte, welche
^esjen die Zügellosigkeit
noch immer an den Orgien des Hains von Daphue und anderen unsittlichen die
Gebräuchen
festhielt,
einzuschreiten."^)
Gegend von Heliupolis war wegen
Verwilderung berüchtigt. erlassen
haben,
durch
Desshalb welches
soll
der
dort
Constantin
Ordnung
die
Insbesondere
herrschenden ein
Gesetz
wiederhergestellt
Et corrigendum esse putavimus, 1) lustin. Edict 3 und Nov. 21 praefat. quod delinquehattir, ut nempe vtascuU succcdant in hocJitatein parentum, fratrum etc. feminae vero non eqq. :
2)
Eusebius vita Constantini
(ed. Valesius) III c.
55
sq.
—
—
351
ühnlichen
Vorkomm-
nissen erzählt auch der Kirchenhistoriker Sokratesj es
habe dort
und
die
gute
Sitte
gelehrt
Von
wurde.')
eine Art Weibergemeiuschaft geherrscht, dadurch sei das Verhält-
von Eltern und Kindern unsicher geworden, und desshalb der Kaiser Constantin vorgeschrieben, dass die Geschlechter- und Familienordnung wiederhergestellt wer-
niss
habe
den soUe.^)
Man stantin's
dass die Verhältnisse in
sieht hieraus,
thatsächlich
Zeit
Syrien zu Con-
Aufmerksamkeit der regierenden
die
Kreise auf sich gezogen hatten, und
dass
mindestens über das
Familienrecht correctorische Verordnungen in jene Länder erlassen
Es wäre gewiss keine
wurden.
allzu
gewagte Vermuthuug, dass
auch einzelne Principien des Erbrechts aus diesem Anlasse
ein-
geschärft wurden.
Und schrift
der That finden
in
des
syrischen
wir
in
§
1
arabischen Hand-
der
Rechtsbuchs eine Andeutung,
als
ob Con-
Urheber des dortigen Erbrechts wäre. Der Paragraph beginnt nämlich die Darstellung des Erbrechts mit den Worten: stantin der
der König hat
„Constantin
dene Grade und Stationen"
gesagt, die Erbschaft hat verschie-
u. s.
bestimmter Gesetzgeber im
w.
Da
das Rechtsbuch die
Allgemeinen durcliaus
Namen
nur dort an-
wo eine Bestimmung von ihnen auch wirklich neu erlassen worden ist, ist diese Thatsache immerhin beachtenswerth; Bedenken erregt freilich der Umstand, dass in allen übrigen Handschriften diese Berufung auf Constantin fehlt, so dass man eine specielle Ueberlieferung des Verfassers von Ar. annehmen müsste. Nun haben wir allerdings schon oben*^) einen Fall gefunden, wo der Text von Ar. (und Arm.) auf einer selbständigen Ueberlieferung zu beruhen schien-, immerhin aber ist das Stillschweigen führt,
1)
L.
ay,olaarov
c.
cap. 58:
i]Sov(jV
.... icp'
rinävTse
SK7C0QVSVSIV avv8X(c>Q0vv.
(sc. rij? cpoivC-Acav 'HXiovTcoXscog)
r^s
TtQOOgrjfiuzi
Nvvl
08
vöiiog
ya^stULq
oi (ihv Trjv
xat Q'vyaTQäaiv
icpoLza viog
zs
xorJ.
avccidr/v
ccicpQwv naqtc
zäv näXat, Gvvr]&cov ro^ftäv öiayogsvcov kccI zovzoig dt nälai nags&szo ÖLÖacyicclias, wg av in' avzä zovzco ngog zov &sov
ßaailscog in^ötv
syyQd(poig
7ZQOT]yov(ih'(og
unoozaXslg
icp'
co
itävzag
dv&Qoiiiovg
v6uoi,g
iiaideveLV. 2)
Sokrates
3)
S. 214.
hist. eccles. (ed.
Valesius
1
c.
18)
oben
S. 28.
GcocpQoavvrjg
—
352
der übrigen Handschriften ein
—
Umstand, der
die Beweiskraft un-
serer Stelle wesentlich verringert.^)
Ueber einen gewissen und, wie ich nicht verkenne, nicht
all-
zu hohen Grad von Wahrscheinlichkeit lässt sich daher die Be-
hauptung, dass gerade
Constantin
reformirt habe, nicht erheben.
Behauptung, dass
die
vom
schen Erbrechts
das
und
halte ich die allgemeine
oben bezeichneten Abweichungen des rein
syri-
durch den Einfluss
griechischen
römischen Rechts hervorgerufen worden lich,
Erbrecht
gräco-syrische
Dagegen
sind, für sehr
des
wahrschein-
wie gesagt, namentlich der innere Aufbau des
es ist,
welcher
mich
Bestand-
syrischen
Erbrechts,
theile für
fremde und unsymmetrische Abweichungen halten
seine
betreffenden
lässt.
Die Kraft solcher Argumente wird allerdings, wie die Beurtheilung der Provenienz eines Kunstwerks, vielfach durch subjective
Momente bestimmt, und man muss
sich
vielleicht
durch längere
Beschäftigung mit diesen Fragen in den Geist dieses durch das
ganze Rechtsbuch (L. klingenden Systems
1, 9,
29, 33, 37, 92, 103, 104) hindurch-
eingelebt
haben,
um
das
Störende jener Elemente voll zu empfinden. wird, glaube ich,
setzung aber
Niemand
Fremdartige und
Unter dieser Voraussich
der
gekennzeich-
neten Empfindung vollkommen erwehren können.
Nehmen
wir es hienach
als
glaubhaft an, dass der Einfluss
des römischen Rechts es war, welcher,
indem
er
den cognatischea
Tochter- und Sehwesterkindern das Erbrecht in den ersten Pareu-
benahm,
telen
diese Töchter und Schwestern selbst Söhne und Brüder versetzte und der Mutter ein
gleichzeitig
in die Classe der
Erbrecht einräumte, so brauchen wir nur diese Correctur im syrischen Erbrecht wieder rückgängig zu machen, und wir erhalten Die Bemerkung von Ar. findet sich dann bei Bar-Hebraeus in seinem
1)
Nomocanon iectio
X
cap.
direct als
X
sect. 1
Nova
de gradibns hereditatum (bei A. Mai,
Col-
und die Patres Nicacui Urheber des syrischen Erbrechts bezeichnet. Da jedoch Bar-He-
p. 88)
wieder.
Hier werden Constantin
braeus wahi-scheinlich aus Ar. abschreibt, hat diese Notiz keinen selbstän-
digen Werth; ebensowenig die confuse Aufzählung der Quellen des syrischen A Mai 1. c. p. 54), welcher
Erbrechts bei Ebed-Jesu, CoUectio canonum (bei direct
das
zeichnet.
beschlüsse concil.
11
Concil von Nicäa als eine Quelle des syrischen Erbrechts beDaher rührt es wohl anch, dass die Sammlungen der Concils-
—
Harduin, CoUectio
concil. I p.
478 — fi'JS;
982—1082; Hefele, Conciliengeschichte
mit Stillschweisen übersehen.
I
356
Mansi, fg.
—
Collectio
diese Notiz
S53 sofort ein System, welches mit
dem
— attischen Erbrecht aufs aller-
genaueste übereinstimmt. Athen. Erbclasse
1
und Descendenz'
Söhue
2 Töchter
„
3 Vater
„
Sämmtliche Classen nach dem Grundsatz: Kgarsiv di rovg uQQSvag jtai, tovg £X xäv uqqs-
„
(?)
;,
4 Brüder
„
„
„
5 Schwestern
„
„
„
6 Vatersbrüder.
„
„
„
7 Vatersschwesteru
„
8 Mütterliche
.
.
.
„
vcav iocv SK coai.
Kcci
xäv ccvrwv
sav ysvsi
ccticü-
ZSQOO.
„
Verwandte
Unbedingtes Notherbrecht der Kinder. Theorie
vom
reinen Samen. Syrien.
und Descendenz"
Erbclasse 1 Söhne
2 Töchter
„
„
„
Sämmtliche Classen nach dem Grundsatz:
„
„
aber werden die Männ-
„
3 Vater
„
4 Brüder
„
5 Schwestern
„
„
„
6 Vatersbrüder
.
„
„
,,
7 Vatersschwestern
„
„
„
8 Mütterliche Verwandte
Von
.
.
.
allen Geschlechtern
lichen die
ausgewählt
für
Erbschaft und die
Weiblichen gehen leer aus.
Unbedingtes Notherbrecht der Kinder. Theorie
Wenn
vom
reinen Samen.
wir nun nach alledem annehmen, dass die Erbfolge*'
Ordnung des syrischen Spiegels nichts ist, als ein durch spätere, erfolgte Reformirungen verdorbenes griechisches Intestaterbsystem, so haben wir nicht bloss den inneren
im römischen Sinn
Grund der vielfachen Uebereinstimmung und der Anklänge an die äusseren Grund für uns, dass einerseits die Herleitung des syrischen aus einem andern als dem griechischen Recht im höchsten Grade unwahrscheinlich ist, und dass ferner sein Zusammenhang mit diesem letzteren auch aus allgemeinen historischen Gründen sehr nahegriechische Rechtsanschauuug, sondern auch den
liegend erscheint.
An
welches aussergriechische Recht sollen wir denken?
hat bereits an das jüdische
Mau
und an das arabische gedacht;
da
der Phantasie des Rechtshistorikers nicht verwehrt sein kann, den Mit t eis, Keichsrecht u. Volksrecht. 23
schUissbe-
morkungen.
—
—
354
ganzen Umkreis der Nachbarländer Syriens zu durchmessen, steht nichts
im Wege, auch noch das armenische
Hypothese einzubeziehen.
man
Sieht
aber
in
den Kreis
ernstHch zu,
betrifft,
Hypothesen einfach zurückzuweisen; Syrien nien
oder
Recht
ist
Arabien.
Auch
dorff,^)
wonach
in
einlassen
späterer
ist
Herleitung
eine
nur dann möglich, wenn
bodenlose Vermuthungen
genügt
so
es,
derartige
eben nicht Arme-
aus
dem
jüdischen
man
sich auf willkürliche
und
will,
wie etwa die von
Ru-
Kaiserzeit
die
Tendenz
bestanden
habe, römisches und mosaisches Recht zu verbinden, woraus
wohl die
Collatio
ist
Was
eine Herleitung aus diesen Quellen durchaus ausgeschlossen.
das Armenische und Arabische
der
so
legum Mosaicanim
Romanarum
et
Diese Tendenz
{?),
als
so-
unser
eine reine Er-
Intestaterbrecht entstanden
sei.
findung von Rudorff; es
braucht nicht ausgeführt zu werden,
dass eine
ist
„Vergleichung" zweier Gesetze, wie die Collatio, keine
Verbindung ist. Auch sieht man nicht ein, welche Autorität ein Man muss solches Recht einem Volk hätte aufdrängen können. daher diese Idee fallen lassen.
Eher könnte man auch
Bruns
noch daran
denken,
woran
schliesslich
316) wirklich gedacht hat, dass der ganze Parti-
(S.
Aber bei näherer Meinung nicht aufrecht halten.
cularismus auf altsyrischem Landesrecht beruht.
Ueber legung lässt sich auch Das syrische Landrecht war
diese in
gewiss schon zu sehr zersetzt, ausgearbeitetes
am
Beispiel
der Kaiserzeit
um
vom Hellenismus
noch ein eingehendes und fein
Intestaterbrecht aufweisen zu können-, wir sehen
von Aegypten, dass
das
enchorische
Recht durch
den Einfluss der hellenistischen Verwaltung schon vor Beginn der Kaiserzeit in den Hintergrund gedrängt in einer
Stammes
wurde und
sich
nur noch
Reihe von particularen Besonderheiten des einheimischen forterhielt.
Unmöglich kanu man dalier glauben, dass alle Bewohner Syriens, insbeson-
einheimische Erbrecht für
das
dere gar
für
die
herrschende griechische Nation, in Geltung ge-
sei. Dazu kommt insbesondere, dass die syrische Nation im Besitz ihres Idioms geblieben ist; das Rechtsbuch aber im Original griechisch geschrieben und gehört daher jedenfalls
wesen stets ist
der Literatur des griechischen Volks an.
1) In
Lex
J)ei'\
seiner
Schrift
„Ueber den Ursprung und die Bestimmung der
Abhaudl. der Berliner Akad. 18G8
S.
2G5— 298.
J
— Ueberhaupt
kommen
—
355
ein Irrthum, der
ist es
aber nicht selten vurzu-
scheint/) als ob das Rechtsbuch gerade den verlasseneu,
wüsten Gegenden von Syrien, dem Land nahe den Euphratquellen, entstammen würde. Diese Meinung ist offenbar durch die Thatsache veranlasst, dass die älteste syrische Uebersetzung desselben in
jeuer Gegend,
Hierapolis, gefunden wurde.
d. h. in
Dabei steht
aber vollkommen fest, dass dieser eine griechische Vorlage zu Grunde liegt, und der sachkundige Orientalist, dem wir die neueste
Uebersetzung der syrischen Version verdanken, denkt gar nicht daran, die Entstehung dieser griechischen Vorlage anderswohin zu
Hiemit ge-
verlegen, als in das eigentlich hellenistische Syrien.^)
langen wir zu dem Rechtszustand des syrischen Küstenlands zurück, von
dem
bereits
ausgeführt wurde,
früher
dass
hier
seit
Jahrhunderten mit der Herrschaft der Seleukiden das städtische Leben, die geistige Welt, Hof, Gericht und Verwaltung durchaus griechischen Charakter bereits
angenommen
Gesagtes nochmals wiederholt werden;
scheint mir jedoch, namentlich
Verhältnisse
lichen
Stammesrechts
Wenn
in
wenn wir
Aegypten
die
in
ihren
eigenen
schon in Aegypten,
unzweifelhaft
er-
deutlicher ersicht-
zur Vergleichung
Gerichtshöfen
wo
hier nicht
soll
heranziehen,
griechische Nationalität einen sicheren
dass hier die
wird.
Es
hatten.
Hort ihres
besessen
haben
die Zähigkeit der einheimi-
schen Nation mindestens nicht geringer gewesen sein wird, als in Syrien, die nationalen Gerichte der Laokriten den griechischen
Gerichten, die nationalen Notare den fremden gänzlich gewichen sind,
wird es in Syrien keinesfalls anders gewesen
ginn der römischen Zeit muss daher in
dem
sein.
Seit Be-
griechischen Städte-
kranz der syrischen Küste das griechische Recht fast ausschliesslich geherrscht haben. stitutio
Antonina
wenn wir dann
1;
2)
Bei diesem Zustand muss es bis zur Con-
Rechtswegen verblieben sein; und Zeit der sinkenden römischen Regierungs-
schon von die
Tewes a. a. 0. Sachau S. 155 unten.
S. z. B.
S.
549 Z.
1.
Uebrigens nimmt dieser Gelehrte an, dass
jenes griechische Exemplar selbst wieder auf eine lateinische Vorlage zurück-
Es ist wohl nicht Abrede zu stellen, dass auch ein lateinisches Original im griechischen Geist und von einem Griechen verfasst sein könnte; aber wahrscheinlich ist
geht, wofür jedoch nicht der geringste Beweis vorliegt. in
es
nicht,
dass
man
für
ein
so
stark particularistisches
Werk
sprache benutzte.
23*
die Iteichs-
— gewalt und
der
verfallenden
356
—
römischen Rechtspflege
ins
Auge
fassen und erwägen, dass, wie wir sahen, noch in der Mitte des dritten Jahrhunderts
die
Fortdauer griechischer Ideen
Erbrecht thatsächlich mit Deutlichkeit zu erkennen
über
ist,^)
das
wird es
nicht unglaublich erscheinen, dass auch das griechische Erbrecht in Syrien
1)
im Rechtsbewusstsein des Volks bestehen
Oben
S.
348
f.
blieb.
Elftes Capitel.
Sklaverei und Freilassung/)
Wie
ein
Individuum
ausserhalb der
staatlichen Genossenschaft stehendes Die
darüber haben bei allen Völ.
im We-
kern, welche dieses Institut überhaupt gehandhabt haben, sentlichen
übereinstimmende Ansichten geherrscht, und so auch
Nationen des Alterthums.
bei den
schen Eltern, Sklaverei
vt^elche
erscheint,
menge
die
sind
für den
raub,^) welche
es
vor Allem Kriegsbeute^) und
See-
un geschwächten Fortbestand der SklavenIn diesen dem
unversiegbare Quelle gebildet haben.
ius gentium zuzuschreibenden 1)
Nebst der Geburt von sklavi-
ganz selbstverständlicher Titel zur
ein
als
Grundsätzen stimmten die östlichen
Die umfassendste Bearbeitung der Geschichte der Sklaverei im ge-
Walion,
gesammten Alterthum
bietet
quitö (3 Bde.)
Paris, Hachette
2. Aufl.
de Tesclavage dans
Histoire et
Cie-
1879;
hier
findet
l'anti-
man auch
Angaben bes. der französischen Literatur. Für das jüdische Recht Michaelis, Mosaisches Recht^ II § 122—128; Mandl, Das Sklavenrecht des alten Testaments (in Virchow-Holtzendorff's Sammlung N. F. I. Ser. Heft
weitere
,
Aegyptisches Recht mit Seitenblicken auf das jüdische bes. Revillout, Cours de droit dgyptien I p. 40 114; vgl. ferner Chabas, Melanges ^gyptologiques II p. 4 fg. Für das griechische Recht ist ausser den bekannten Handbüchern namentlich die ausgezeichnete Abhandlung von
23 (1886).
—
Foucart, Memoire
sur l'affranchissement des
esclaves, Paris 1867,
tracht zu ziehen, welche ausser ihrem speciellen
zustand
der
XV
p.
Thema auch den
Sklaven durch treffliche Bemerkungen erläutert.
Müller, Die Dorier II 1, c. 3 67 und die Handbücher. 2) Als der älteste Grund 242 (Morelli).
u. 4;
in Be-
Rechts-
Dazu noch
Zitelmann, Recht von Gortyn
S.
63
der Sklaverei bezeichnet bei Dio Chrysost.
Vgl. für Judäa
Wallon
I
8;
für
Aegypten
—
or.
Wallon
Revillout 76; für Griechenland Wallon I 161. Ein Römer in Griechenland als Sklave Foucart p. 47; Wescher-Fou cart, Inscr. rec. ä Delphes n^ 320. 3) Für Syrien Movers, Phönikier III 1, 72 fg.; für Aegypten und Griechenland Revillout 89, Wallon I 167. — Vgl. C. I. G. II (add.) 2263 c.
I
27,
Chabas
I
kriegsgefangener
49,
aiige-
meiuon Ent-
in die Sklaverei creräth,
stehungsgrüude.
—
—
358
Provinzen mit den Römern so wohl überein^ dass für eine Rechtsreception im grossen Stil gar kein
sich
Boden gegeben war.
Wohl aber bestanden tiefgehende Verschiedenheiten, wo es um den Freiheitsverlust der eigenen Stamraesgenossen hanEs
delte.
Hauptformen des Verlustes zu beachten,
sind hiebei zwei
welche bei den Nationen des römischen Reichs vorwiegend hervortreten; einerseits die freiwillige resp. bei
Ergebung
Kindern der Verkauf durch
strafweise Freiheitsverlust, welcher
—
die Sklaverei
in
die Eltern
—
,
anderseits der
dem unerlaubten Umgange mit
Sklaven folgen kann. In beiden Richtungen lässt sich die von der römischen verschiedene
der Provinzen noch in der spätkaiserlichen
Sitte
Zeit
erkennen. iwiiiige
i
Dedition
und Verkauf |rjJQ der Kinder bis auf die
Conatitutio
Antonina.
gg
jj^
Selbstdedition und Verkauf durch die Eltern. Ich jjgj. erfrcuHchen Lage, mich hier an eine Studie Momm~ anlehnen zu können, welche diesen Punkt in lichtvoller '
jj'g i\ •'
'
\Yeise behandelt hat.
antoninische
so
wir
dass
Untersuchung
den eine
sind,
theilhaftig
Leider hat sich diese Arbeit auf die vor-
beschränkt,
Zeit
des
Gewinns
Mommsen's
nicht
über das
Verhältniss der Volksrechte zur Constitutio Antonina mit sich ge-
bracht hätte.
Wir
referiren zunächst die bei
Mommsen
hervor-
gehobenen Erscheinungen.
Wie Gut
bei
den Römern die Freiheit durchaus als inalienables
erscheint, welches der
die elterliche
Gewalt
Selbstverkauf des
Formen tum^)
—
Verfügung durch eigenen Willen oder
abgesehen einerseits von dem bedingten
Nexum,
von
anderseits
den
abgeschwächten
der cmisa mancipii, der Redemption und des Auctoramen-
—
nicht
unterliegt,
haben peregrinische Rechte den
so
Verlust der bürgerlichen Freiheit durch privaten Willensact
wie es scheint, ziemlich weitgehendem
Zwar kann
in,
Umfang anerkannt.
eine Gesetzgebung, welche, wie die römische, die
Schuldknechtschaft seit der auch auf die Provinzen erstreckten lex Iiilia de cessione 1)
die
pro-
Bürgerlicher und peregrinischer Freiheitsschutz im römischen Staat,
in Berliner 2)
honorum allgemein perhorrescirte,^)
Festgaben für Beseler
Mommsen
S.
262; hiezu
S.
265—272.
ist
neuerlich die Inschrift in
Eph. epigr
mit dem Coramentar von Mommsen zu vergleichen. 3) Dies ist freilich cum grano salis zu verstehen, da die lex lulia, wie später noch zu besprechen (Cap. XII 2) und wie Mommsen sehr wohl
VU
3 p. 410
weiss, die Schuldknechtschaft nicht eigentlich abgeschafft hat.
—
füglich nicht beibehalten haben.
vinzielle Selbstveräusserung
wo
desseu haben hier,
Rechts
nalen
es
sich
und
Galliern*)
um
Wenn
den
bei
stattet
dem
zum
Princip
Selbstveräusserung bei
herkömmlich war,
so
zu ihren Amtspflichten
dem
freien
Peregrinen des römischen Reichs ge-
war, sich in die Gewalt eines Dritten zu ergeben, wie
Auch nach
reine
beizubringen, wenngleich wir positive Zeugnisse
Begrifl:'
Mommsen
lich
kaum
In-
Frage des perso-
von der Inalienabilität der Freiheit einen
gezählt haben, ihnen
besseren
die
Germanen'"^)
dürften die römischen Statthalter es
darüber, ob es
eine
Specialgewohnheiten
handelte,
Trotz sich behaupten können.
den
—
359
meint, nicht besitzen^) die
(? S.
Veräusserung des Sohnes
Mommsen
in
unten
S.
Wenn
f.).
durch den Vater muss
der Kaiserzeit in bedeutendem
zulässig geblieben sein.
360
Umfang
recht-
das attische^) wie das römi-
sche Recht den Verkauf des Kindes untersagten,
das
so ist
beiden Staaten nur das Ergebniss einer hochgesteigerten
in
Civili-
und wenn in Rom für den Nothfall auch hierin eine Ausnahme gemacht und der Verkauf gestattet wurde,^) so wird es in sation,
Athen schwerlich anders gewesen
und für Theben wird uns Gewerbsmässig hat ein der-
sein,
Aehnlicbes ausdrücklich berichtet.^)
Verkauf im Alterthum stattgefunden erweislich in alter Zeit in Thrakien,'') in der Kaiserzeit in Gallien^) und vor Allem artiger
in Phrjgien.'')
1)
Caesar
VI
bell. gall.
13: pleriqiie
cum
axit
aere alieno aut magnitudine
trihutoruni aut iniuria potentiorum premuntur, sese in scrvitutem dicant nobiUbus. 2) S.
den Bericht des Tacitus Germ. 24 über das Verspielen der Frei-
heit „victus voluntariam servitutem adit sqq.", der allerdings
Manches
zweifel-
haft lassen dürfte. 3) Nach der bei Mommsen 1. c. 266 A. 5 mitgetheilten Bemerkung Brunner's stellen allerdings die westgothischen und fränkischen Formeln es
ausser Zweifel, dass der Selbstverkauf seit
dem 4)
im römischen Vulgarrechte mindestens
sechsten Jahrhundert anerkannt war.
Plutarch Sol. 23.
5) Paul. S. R. 5,
1
1,
=
D. 20, 3,
5.
6) Aelian. var. bist. II 7.
V
7)
Herodot
8)
Tacit ann. 4, 72 berichtet, dass die Friesen,
6: iKoXsvai
xa tbv,vu in' i^aycoyij.
um
den von den römi-
schen Beamten geforderten Tribut zu entrichten: „primo boves
.
.
.
mox
agroa,
postrema corpora coniugum aut liberorum servitio tradcbant. 9} Philostrat. vita
didoc^ai Tovg ccltäv
ApoUon. VIII
y.ccl
7,
12:
dSQanodiad^svtwv
^qv^I yovv iiiixä^iov y.fj
iniaTQScpead'av
....
v.al
ano-
— .
Noch mehr Licht
matsaugaben
in diese Frage,
füllt
Sklaven
der
—
360
herbeizieht,
wie
wenn man sie
sich
die Hei-
in
Kaufs-
urkunden, auf Grabmälern oder bei den Schriftstellern finden. Diese führen fast ohne Ausnahme in die Provinzen, Italien ist Wäre hier bloss an gebürtige Sklaven zu gar nicht vertreten. denken, so würden wir Italien in diesen Angaben nicht vermissen Sklaven wurden auch hier geboren und in Handel gebracht; es würden auch nicht Kleinasien und besonders Phrygien, für welches Gebiet der Kinderhandel bezeugt ist, so sehr im Vordergrund erscheinen. Wahrscheinlich ist an den Handel mit freigeboruen Kindern zu denken, und damit stimmen von anderer Seite her die Angaben über die kaiserlichen Leibwächter überein, welche in früherer Zeit unfrei waren und aus den reichsunterthänigen Germanen, vorzugsweise den Batavern, genommen wur-
—
den: natürlich
nicht aus
den Sklaven der Bataver, sondern aus
verkauften Kindern und solchen Leuten, die sich freiwillig in die
Leibeigenschaft begeben hatten.^)
Soweit
Mommsen,
der sich, wie
gestattet, diese lehrreichen
gesagt, auf die Zeit vor
Nur an zwei Punkten
der Constitufio Antonina beschränkt.
sei es
Ausführungen zu ergänzen.^)
Einmal möchten wir in die Reihe der Völkerschaften, welche Selbstverkaufs und Kinderhandels zu bezichtigen sind, die Syrer und vielleicht auch die Juden aufgenommen wissen. Die Selbstveräusserung und der Kinderverkauf sind altes Landesrecht bei beiden,^) und Movers hat scharfsinnig bemerkt, dass es damit vielleicht zusammenhängen mag, wenn Römer und Griechen des
diese Völkerschaften als „zur Sklaverei geboren" bezeichnen.*)
Ferner dürfen
Punkt ergänzen.
wir
von
einen
Mommsen
Mommsen
offen
gelassenen
behandelt es als offene Frage, „ob
üeber das Gesammte uud die Belege Mommsen 1. c. 269 fg. Es sei auch erlaubt, auf eine vou Mommsen übersehene wichtige Stelle aufmerksam zu machen, welche den Gebrauch der Selbstergebung in die Sklaverei als einen den damals Lebenden ganz bekannten bezeichnet. Dio Chrysost. XV p. 241 B (Morelli): i^is dh nag av tpyjg SovXop ysviaQ-ai, 1)
2)
ort (ivQioi driTtov anodidovzai savtovg avyyQccqjrjv ivi'ots, sn' 3) Vgl.
ovdfvl xäv
Movers, Phöuikier
ilsvQ'iQOL ovzsg, wazs SovXsvsiv
itstgicov, dXX' III
1,
74
fg.;
xarä
ini Ttäai
totg ;^aAfrra)TaroJs.
Wal Ion,
Hist. I
10; 2
Mos.
21, 7; 3 Mos. 25, 39. 4) Cic.
Athenaeus
I
de provinc. consular. 36 p. 20.
5,
10,
de oratore
II CG,
265: „Syri venales";
— es
dem
—
361
Peregrinen des römischen Reichs gestattet war, Gewalt eines Dritten zu begeben'^ Wenn ich recht
freien
sich in
die
sehe, besitzen wir
—
theorie
xis wird
ein positives Zeugniss
—
angesehen werden dürfen
unbedingt unzulässig erklärt
buch des Callistratus
ist
dafür,
dass die Rechts-
durchaus nicht als Ausdruck der Pra-
die freilich hier
einen solchen Handel für
Aus dem zweiten Quästionen-
hat.
uns eine Entscheidung über dieses Problem
enthalten, welche, da derartige Fälle
in Italien schwerlich jemals
acut geworden sind, doch wohl auf eine Anfrage aus provinzialen
Kreisen zurückzuführen Provinz geschrieben
ist,
hat.^)
ventio privata neque servitm 2)otest"f^)
vielleicht
in
der
qiiemquam neque lihertum alicuius faccrc
unzweideutig
setzt
zumal Callistratus
Die Entscheidung, welche lautet: „Coneinen Fall
der Selbstergebung oder
des Kinderhandels voraus und lehnt dessen Giltigkeit ohne Rück-
sichtnahme auf das zu Grunde liegende peregrinische Landrecht ab; es liegt ein Fall des zwingenden Reichsrechts vor, dergleichen
wir oben^) mehrere gefunden haben.
Im Vorübergehen
noch auf Eines aufmerksam gemacht. So unbestritten der Kinderhandel in grossem Umfang auf die Versei
mehrung der Sklavenzahl eingewirkt
hat,
so
ist
doch noch an
einen andern Gebrauch zu erinnern, der frejlich in anderer
Form
auf dasselbe hinausläuft; nämlich auf die Aussetzung neugeborner
Diese
Kinder.
ist
unstreitig
noch weiterem Umfang
in
direkte Verkauf vorgekommen,"*)
und zwar auch
als
in Italien,
und
der es
unterliegt keinem Zweifel, dass auch solche Kinder von den Fin-
regelmässig
dern
Allerdings nichts
ist
ist
für
den
Sklavenmarkt
aufgezogen
nicht zu verkennen, dass dieser eine,
als
wenn man
will,
mildere
wurden.^)
Vorgang im Grunde
Form
des
direkten
Verkaufs.
1)
Bremer,
S. 97.
de über, causa 40, 12, 37.
3) S.
125
fg.
4) Gothofr. 6,
Rechtslehrer
2) D.
ad C. Tb. de his qui sanguinoientos 5,
8,
1;
Lactantiua
20. 5)
Bei Plin. ep. ö5, 66 (71, 72),
{9QSTizoi) streitig;
wenn
entschieden wurde, viel gebessert,
51, 3,
erkennen
sie schliesslich
so hat dies die
ist
die
Rechtslage dieser Findlinge
von Trajan zu Gunsten der Freiheit
thatsächlichen Verhältnisse schwerlich
wie auch die Bestimmung Justinian's, C. de Infant, expos. 8, lässt.
Nach der
Gehen wir nun aber auf
Constitutio
Antonina.
jgj;
hier
a,uch
die nachautouinisclie Zeit über,'
verkennen,
zu
nicht
-
362
so
der Selbstverkauf und
dass
Kinderhandel eine bedeutende Rolle gespielt hat.
Im Jahre 484
Chr. herrschte in Afrika
p.
eine
der furcht-
baren Pestepidemien, welche das Land wiederholt vernichtet haben.
Victor von Vita, der uns die erschreckliche Verödung des Landes durch Krankheit und Hunger schildert, hebt ausdrücklich hervor, wie in der Hungersnoth,
welche damals eintrat. Viele ihre
und ihrer Kinder Freiheit hingeben und für immer Sklaven werden wollten,^) um nur Brod zu erhalten; aber sie konnten den Brodherrn nicht finden. Dasselbe ist uns übrigens schon aus der früheren Zeit bezeugt; nach Constantin in C. Th. de alim. quae inopes par. 11, 27, 2 wurden schon im Jahre 322 in Afrika wäh-
rend
einer
Hungersnoth
die
Kinder
oder
verkauft
verpfändet,
wesshalb dann aus Staatsmitteln Abhilfe gewährt wurde.^)
Eine ähnliche und weit weniger abnormale Erscheinung
ist
der contractus copidermiae,^) der nach der Erzählung des Malalas^)
von Kaiser Anastasius im oströmischen Reich verboten wurde. 'Ev avTKi 8\
TCO
XQÖva
ötaaiog) dtdta^LV, oiöre ^rjrs de
fii]
i^stpmvrjösv o avtog ßaöiXsvg (^Ava-
xiva eyyQaq)ov KoTtiSsQ^Las'
Ttoistv
avxo xo ovo^a xov Konto sq^lov
TtQäy^a yiyvsöd'ai'
6vo^di,£(}d'ai,,
^i]xe
vo^od'süLag sxoüörjg ovxag'
xo
„oxi
rovg iv t,vya öovXsCag ilsvdsQovv, nag ovv
7]^Lv iöxiv svxi],
dvs^ofisd'a,
ccvxov
xijs
xovg
iv
slEvd-SQiu
ovxag
äysöd-ca
sig
dovlLxfjv
xvxYiv ;"
Die Erzählung und das Gesetz bedarf keines Commentars; es handelt sich, wie ausdrücklich gesagt
durch welchen gaben.
Vielleicht
dass
ist,
Aegypten begegnen, 1)
einen Contract,
haben wir hier einen Ausläufer der oben
wähnten syrisch-jüdischen Landessitte vor Auffallend
um
wird,
Personen sich in fremde Leibeigenschaft be-
freie
De persecutione
wir
allerdings Vatidalica
V
uns.
Spuren dieser
den nur
in
sci'vitiiti
Sitte
Cupiebant singuli
red igere,
et
venire.
Troplong,
2)
Vgl.
3)
Ueber das Wort
4)
Malalas
(ed.
L'influence du cbristianisme
Ducange, Glossarium Bonn.) XVI p. 401. s.
auch
in
Bezug auf den Kinder-
17 (ed. Halm"):
tatcm suain filiorumqiie suortim perpetuae
er-
s.
p. 275. v.
libcr-
non potcrant
in-
—
—
363
verkauf.
Das altägyptische Landesrecht hatte diesen
boten;^)
bei
den
geringen
Kosten,
welche
strict
ver-
Kindererziehung
die
—
man rechnete nach Diodor auf ein Kind bis war dieses Verbot leicht einDrachmen^) zuhalten. In dem ökonomischen Verfall der niederen Classen, der zur Kaiserzeit auch hier platzgriff, und unter dem Einfluss der einströmenden fremden Nationen scheinen die Aegypter jene Unsitte dennoch angenommen zu haben; wenigstens weiss Revillout^) aus dem Londoner Pap. Hay 478 und einigen koptischen Papyri von Bulak Fälle von Kinderverkauf zu berichten, wobei hier verursachte
—
zur Mündigkeit 20
,
die Eltern zu ihrer Rechtfertigung anführen, „dass das kaiserliche
Gesetz ihnen gestatte, über das, was ihnen gehört,
zu verfügen".
frei
Endlich sind noch die Spuren dieses Gebrauchs in den kaiserlichen Rescripten zu erwähnen; diese sind, wie gelegentlich schon
bemerkt worden sie
Die Reichsgesetzgebung hat
nicht selten.
ist,*)
natürlich consequent bekämpft.
Wir
stellen dieselben in
Kürze
möglichst vollständig zusammen. C. de liberali ca. 7, IG,
1
Bern qtiidem ülicitam
et
proponis fdios ingenuos a
te
(Imp. Antoninus)
s.
inhonestam admisisse
a: confiteris,
C. ubi de crimin. 3, 15, 2 (Dioclet. et
Maxim. Nicae):
liberum venumdando plagii crimen commütit.
Sciens
quia
venumdatos
Ah
eo
quem causam co-
itaque, qui super hoc queri potest, aditus competens iudex, si is
puerum ingenuum gnoscet.
26 (Diocl
et
Transactione matris iuris
degit,
ibi
294).
{sl^.
C. 2, 4,
vendidisse proponis,
Max.)
a".
filios eins
294:
non posse servos
fieri
notissimi
est.
C. de 0. et A. 4, 10, 12 (lidem):
Ob
aes alienum servire
liberos creditoribus
iura compelli non
patiunturF) 1)
Lumbroso,
Recherches 48.
2) Diodor. I 80. 3) (Anc.)
Chrestom. demotique,
Urkunden nicht
pr^f. p. 60.
Leider
ist
der Wortlaut der
mitgetheilt.
4)
Schlossmann,
5)
Vorausgesetzt, dass liheri hier die Kinder der Schuldner, nicht sie
selbst bedeutet;
beziehen.
Besitzerwerb durch Dritte
S. 68.
andernfalls wäre die Stelle auf die
Die Frage
ist
btkanutlich
streitig.
Schuldknechtschaft zu
—
364
C. si aliena res pignori 8,
Qui
ftlios vestros vel
—
IG (17), G (lidem): homines pro 2)ecunia,
liheros
quam
vohis
credebat, pignoris titulo accepit eqq
10 (Constantin.):
C. de patr. pot. 8, 46,
Lihertati
a maiorihus tantum impensum
est,
ut patribns qiä-
bus ins vitae in Uberos necisqiie potestas olim erat permissa,
non
libertatem
Dazu noch
liceret.
die
ei'ipei'c
Aus-
constantiniselien
sprüche, betreffend den Verkauf neugeborner Kinder, Vat. Fr. 26 (?),
34; C. Th. qui sanguinol. C.
Th. de
aedil. act.
die Redhibition
8,
5,
1.
3, 4, 21 enthält
Bestimmung über
eine
gekaufter Sklaven, von welcher es
am
Schlüsse
heisst: Hoc non solum in barbaris sed etiam in provincialibu^
scrvis iure praescriptum lich
Diese Unterscheidung wird schwer-
est.
den Geburtsort der Sklaven im Auge haben, je nachdem
die-
Fremde importirt oder schon im Reich zur Welt gekommen waren. Es wäre auffallend, dass man Letztere provinciales servi nannte; Sklaven kamen doch auch in Italien zur Welt. Es ist wahrscheinlich an die grossen Sklavenmärkte in selben aus der
gewissen
wo neben den gebürtigen Sklaven und ihre Kinder in Handel brachten.
Provinzen gedacht,
die freien Leute sich
Valentin. Nov.
XXXII
berichtet, dass bei einer Hungersnotli
Kinderverkauf vorgekommen
in Italien
sei.
Endlich weiss noch Justinian's Nov. 134
c. 7 von Pfändung und Knechtung der Kinder des Schuldners durch den Gläubiger
zu berichten.^)
Demnach
ist
heitsveräusserung
zu ersehen,
leicht in
dass die
peregrinische Frei-
den römischen Provinzen
unausrottbar
ge-
wenn Brunner^) behauptet, ^ie im römischen Vulgarrecht mindestens seit dem sechsten Jahrhundert nachweisen wesen
ist,
zu können,
und
mag
diese
Behauptung
leicht
noch
um
einige
Jahr-
hunderte nach rückwärts erstreckt werden. coucubinat
g.
"^y^l^^ß""' stand
Der Geschlechtsverkehr mit Personen aus dem Sklavenim römischen Alterthum und, so viel wir sehen
führte
können, auch in den Provinzen, nur für Frauen, nicht auch für 1) Die Verkuppelung der Kinder, welcher nach Malalas die Kaiserin Theodora entgegentrat, cf. lustiu. Nov. 14, ist in diesem Zusammeuliang
nicht zu erwähnen. 2) S.
oben
S.
359 Anm.
3.
Männer,
die
Fraueu
-
365
Gefahr des Freiheitsverlustes herbei.
enthält
mm
das
Rechtsbuch
syrische
Ueber solche durch
eine
alle
Handschriften hindurchgehende^) sehr auffallige Bestimmung. ^"'«yrisehen
L. § " 48:
sie
„Wenn ein freies Weib die Frau eines Sklaven wird, und^^'^^*äbucb. wohnt mit ihm im Hause seines Herrn, so wird sie
Sklavin
zusammen mit
denjenigen, die von ihr geboren werden
im Hause des Herrn des Sklaven.
Wenn und
sie
sich
aber nicht selbst in die Sklaverei schreibt
will fortgehen, so geht
sie fort,
werden
ihre Kinder aber
zurückbehalten zur Sklaverei.
Wenn
Sklave
ein
ein
Weib
freies
ihn empfängt in ihrem Hause, naQayysh'a
eine
(denuntiatio)
und das
liebt
Herr des Sklaven
so soll der
senden.
Weib
Wenn
Weib aber
das
auch nach der TtaQayyslLa noch den Sklaven empfängt, so kann der Herr des Sklaven nach
dem
Gesetz das
Weib
die Skla-
in
verei ziehen."
Diese Distinction zwischen zwei verschiedenen Nuancen des Concubinats, je nachdem die Frau beim Sklaven wohnt oder dieser bei ihr,
ist
dem römischen Recht durchaus
fremd-,
Gaius') sagt
einfach: ingenuae ex senatus considto Claudiano ancillae fmnt eorum invitis et demintiantibiis nihilo minus cum servis Auch Ulpian^) weis nur von einem lungere se auf welches unterschiedslos die Denuntiation er-
dominorum, quihus
eorum
coierint.
servo alieno,
folgen muss, voraus,
um
die Sklaverei zu begründen.
dass die Frau servi
erklärt sich das leicht daraus, sten
hervortretende Fall
ist,
Paulus^) setzt zwar
contuhernium secuta
est;
dass dies der praktisch
indessen
am
stärk-
und Bruns hat meines Erachtens
vollkommen Recht, wenn er meint ,^) eine Unterscheidung, nach dem Wohnen könne daraus nicht gefolgert werden. Anderer Ansicht ist zwar Zitelmann,*') welcher auf unsere Stelle grosses 1) L. §
48; P. §§ 58, 59; Ar. § 74; Arm. § 74, 75.
2) I 160.
3)
Fragm. XI 11. U.U. 21a, 6:
liberta sciente patrono alieni servi secuta contuhernium, eins qui dcnuntiavit efßcitur ancilla.
4) S.
5)
Commentar
S. 215.
6) a. a. 0. S. 66.
R. b.
t.:
{liberta servi
Der von Zitelmann angezogene patroni
contuhernium secuta
§
11
bei
Paul. S.
etiam post denuntia-
—
—
366
Gewicht legt und nach ihr auch das iungere ülpian und Gaius einschränkend als Diese Auffassung
interpretirt.
ein
in
wo
entgegengesetzten Fall,
und das
coire bei
jedoch eben durch das syrische
ist
Rechtsbuch ausgeschlossen, welches das
dem
se
Wohnen beim Sklaven Claudianum gerade
Sc.
in
Frau den Sklaven empfängt
„die
ihrem Hause", anwendet.
Wenn demnach
das römische Recht bei jeglicher Geschlechts-
verbindung zwischen freien Weibern und
nach
syrische Rechtsbuch
das
sicht stellt, lässt
nuntiation
Sklaven den Ersteren
den Verlust der Freiheit in Aus-
vorgängiger Denuntiatio
nur dann
wenn
eintreten,
die
Modus der De-
diesen
Frau den Sklaven bei
sich gehalten hat.
Wenn
ven eingetreten
sind nach L. § 48 zwei weitere Möglichkeiten
ist,
dagegen in den Haushalt des Skla-
sie
auseinanderzuhalten, a)
Wenn
„die Frau des Sklaven wird und wohnt mit
sie
ihm im Hause
seines Herrn",
dann wird
ihren in der Folge gebornen Kindern
sie
ipso
mitsammt „in die
iure
Sklaverei gezogen". b)
Wenn
dagegen „sich nicht selbst
sie
schreibt"
und „fortgehen
Sklaverei
die
in
will", so bleibt sie frei,
jedoch
im Concubinat erzeugten Kinder werden Sklaven. Zunächst kann als selbstverständlich vorausgesetzt werden, dass durch diese letzteren Bestimmungen (sub b) das Recht der die
Denuntiatio nicht ausgeschlossen sein des Sklaven
seiner
freien
hat, wird sie gewiss
soll;
d. h.
wenn
auch wenn
sie
beim Sklaven wohnt Sklavin.
Darauf bezieht sich die Bemerkung unter Denuntiatio hin) fortgehen'
will,
b),
„wenn
sie
(auf die
so geht sie fort".
Bestimmung des syrischen Rechtsbuchs
Die
für den Fall, dass die
der Herr
Concubine dreimal vergeblich denuncirt
enthält
daher
Frau beim Sklaven wohnt, nicht eine Mil-
derung des Denuntiationsrechts, sondern lediglich eine Verschärfung desselben, indem nunmehr gewisse Rechtsfolgen auch ohne Denuntiatio ipso iure eintreten. a)
Die erste derselben
erzeugten
Kinder
unter
ist,
allen
tionem in co statu manch it , quia
dass die unter diesen Verhältnissen
Umständen
domum patroni
der
Sklaverei
ihres
videtur deserere no-
luisse) behandelt den Spocialfall, dass eine Freigelassene sich von ihrem in der Sklaverei verbliebenen Geliebten nicht treunou will, und als tj'pisch anzusehen.
ist
daher nicht
Vaters folgen
§ 48 Abs.
(L.
—
367
und
1
auch wenn die Mutter,
2),
weil sie sich auf die Denuntiatio hin zurückzieht, frei bleibt.
wenn
b) Zweitens wird die Frau selbst ipso iure Sklavin, „die Frau
Paragraphen
unseres
sie
Sklaven wird" oder, wie sich der zweite Absatz
des
ausdrückt,
„sich
selbst
in
Sklaverei
die
schreibt".
Ad
Wir haben
a)
einen
hier
auffälligen
Nun
römischen partiis sequitur matrem.
wegen
gebiet ist,
welches
einer Lücke des Manuscripts nicht
aber
wir
mehr
nach
nichtsdestoweniger
brachte, nämlich dann,
stand des Vaters
kannte.
der
erhaltenen
Frau
abstellt,
Diese Unterscheidung
freie
Frau
den Sklaven-
sie ist
jedoch
von
Rechtsbuchs, welche auf den Aufenthalt der
syrischen
des
wenn
^"^^^^^'^^
Geltungs-
festzustellen
den
Mittheilungen für ein römisches halten müssen,-) eine
Sklaven zur Welt
zum^^^^'^^';^^^^^
zwar auch
Namen und
nach einem Gesetz, dessen
dass
Gajus,^)
Widerspruch
berichtet uns
soweit verschieden, dass wir uns nach einer anderen
Bezugnahme umsehen müssen. ^on Das Recht von Gortyn enthält in einer, leider zum Theil un- ^^^^ Gortj'n. 55 VII 4) Folgendes: '
''
sicher zu lesenden Stelle (VI l'/,Bi^^QOXQv
sIsv&sq' e^ifv
Tcc
dij x')
xav
iiti
fXsvQ'eQccv
iXQ^ov
onvCai,
a iXavd-SQa inl xov öolov,
teava, at da k
doX' E^iBv xa xaxva.
Zweifelhaft ist hiebei die Lesart und der Sinn des iKsi^EQoxov,
Bücheler-Zitelmann angenommen
haben.
Comparetti
und Levi lesen ilavd'EQaxög, Bernhöft iksvd^SQog.
Letztere Le-
welches
sungen scheinen
von der Tafel stark abzuweichen,
Buchstaben oa'KSL&aQoxova
ergeben
auch nicht dem Sinn nach
—
kommend,
sie
Freie zur Freien
soll;^)
sie
befriedigen
denn der Gegensatz: beschläft,^)
welche
die
aber
„Wenn
der
sollen die Kinder frei
1) 1 85, 86.
2)
Denn nach Gai. I 85 hat Vespasian an diesem Gesetz Aenderungen Nach der Theorie der Personalstatuten und bei dem umstand,
getroffen.
dasö auch das Sc. Claudianum für Peregrine nicht galt (oben
man
nicht
annehmen, dass Vespasian
haben würde. 3)
Baunack 4)
Dies gegen
Nur das o
Studemund
ein
ad
h.
1.
t wird als unsicher bezeichnet.
kann
modificirt
26.
Demnach
sgotov. Derjenige, welcher aus der
lv.£t%'
S. 119),
peregrinisches Statnt
lesen
Fremde
J.
und Th.
zuzieht.
Für entschieden unrichtig halte ich es auch, önvifiv hier mit den
Herausgebern durch
,
.heiraten" zu übersetzen.
Allerdings hat es diese Be-
— sein;
wenn
die Freie
—
frei sein"
dieser
-
368
zum Sklaven kommt,
sollen die Kinder un-
Gegensatz entbehrt aller Schlüssigkeit, und
dass die Kinder zweier freien Leute frei sind, kann nicht haben sagen wollen.
mann
auch Recht,
wenn
sie
das Gesetz
haben Bücheier und Zitel-
OfiFenbar
betonen, dass, weil schon der Ort
—
Beiwohnung („der Mann zur Frau die Frau zum Manne kommend") einen Gegensatz enthält, die übrigen Prämissen des der
Thatbestandes fehlt es
am
die
als
gedacht
gleichen
setz correct gefasst
ist,
ansonst
Bedeutung des Aus-
ein Unfreier gedacht sein; freilich bleibt die
durchaus räthselhaft.^)
drucks
müssen;
sein
Demnach muss, wenn das Gemit Noth wendigkeit unter dem ixsi^sQOxov
tertium cottiparationis.
Als
Sinn
aber
ergibt
sich,
wie
auch Zitelmann annimmt, dass, „wenn der Sklave zur Freien kommend, sie beschläft, die Kinder frei sind, wenn aber die Freie zum Sklaven kommt, die Kinder unfrei sind". Sinn des Gesetzes richtig getroffen, so stimmt
Ist hiemit der
diese Entscheidung in
Weise mit der gleichen Ent-
auffallender
scheidung des syrischen Rechtsbuchs überein, wonach die beim
Sklaven erzeugten Kinder, entgegen dem römischen partns sequitur matrem, unfrei auch dann bleiben, wenn die Mutter, der DenunFolge
tiation
Anderweitige
leistend,
als
Frau ihren Geliebten
freie
Frage sind nicht bekannt;-) wir gehen, ehe Provenienz
verlässt.
Aeusserungen der griechischen Quellen über diese
Bestimmung
der
Rechtsbuchs
syrischen
des
über
wir uns
die
aus-
sprechen, auf einen andern Punkt über.
deutung
und
IV 50 und sonst;
in III 19,
dieser
Sinn
ist
in
in II
unserer Stelle
3,
17
dagegen heisst
meines Erachtens
weil für das Recht der Heirat der Ort,
wo
die Eheleute
es „beschlafen",
allein
leben,
annehmbar, in Gortyn
ebenso unwesentlich gewesen sein wird, als anderswo. 1)
Vermuthungen Zitelmann
S. 29, vgl. S. 65.
Zwei Aeusserungen, die man allenfalls als Zeugnisse theils für, 2) theils gegen die weitere Verbreitung des Gortyner Satzes hieher ziehen könnte, reden zu allgemein, um beweisend zu sein. Herodot I 173 (Gaisf) über das Mutterrecht der Lykier: tJv ^iv ys yvvf] datr} dovlco cwoiKi^aij, yavvaia zcc zs-uva vsvö^iarai spricht überhaupt nicht von der lugenuitilt, sondern vom Bürgerrecht der Bastarde, und könnte als Arg. a contrar. für die
ausserlykischen
Verhältnisse
höchstens
das
beweisen,
Bastarde nie Bürger sind, was auch sonst bekannt p.
235 (Morelli):
at di
ex
8ovla>v
»j
ov -noXlal aeToi yvvul%sg
....
Htvi
.
.
ovSslg SovXög iaziv
.
ist.
dass
solche
Die Chrysost.
XV
at ^bv ix ^ivcov iiivrjßav,
üXla
/lörov orx
'J&r]vaiog
— Ad b) Für den wenn sie sich selbst
Satz,
—
369
die Freie
dass
iure Sklavin wird,
ijKO
von Gortyn, noch, so weit wir sehen können,
^^l^'^j'^Yttl
weder im Recht
in die Sklaverei schreibt, ist
einem anderen
in
griechischen Stadtrecht, noch auch im römischen Recht eine Analogie zu
Es
finden.
scheint
zwar, dass die drei Denuntiationen
römischen Rechts nicht schon im
des
waren, sondern einer späteren Quelle
Sc.
Claudianum enthalten Aber ein
entstammen.^)
ist dem römischen Recht auch wenn Gajus davon spricht, dass Verhältnissen nach dem Claudianum eine „pactio"
schreiben"
„sich in die Sklaverei
früher nicht bekannt gewesen-, bei derartigen
vorgesehen war,^) so hatte diese nur den Inhalt, der P^au die
—
Freiheit zu wahren; die Sklaverei trat auch ohne pactio ein. Demnach kann die Schrift des zweiten Absatzes von L. 48 wohl nur als ein anderer Ausdruck dessen angesehen werden, was L. 48 im ersten Absatz als „die Frau des Sklaven werden'^ bezeichnet,
d. h.
es ist der Abschluss eines schriftlichen Ehevertrags gemeint. ist
räv
scheint
yfvvr]&8VTcov
ovzco
zustehen
ist
,
,
Die
im griechischen Recht schon früh^) und
Quasi-Ehe der Sklaven
allei-dings
dem Gortyner
genug abgefasst,
aber doch nicht präcis
Satz
um
entgegen-
eigentlich be-
weisen zu können. 1) (itcre
Trotz Paul.
R.
S.
§ 17
cit.
{tribus denuntiationibus conventä)
und
§ 5
sollemni decurso acquiret ancüJam) ist es wenigstens sehr wahrscheinlich,
dass diese Sollemuität im Sc. selbst noch nicht verlangt war, da die älteren
Quellen
sie
Zimmern,
nicht erwähnen
Gesch.
2) Gai. I 84:
servo volentc
(Gai.
d. Priv.-R.
Ex
domino
Sc.
H
Sueton, Vespas.
c.
1.
c.
11).
auch
Vgl.
S. 730.
Claudiano
.
.
.
j^oterat civis
Momana quae
cdieno
eins coiit, ipsa ex pactione libera pcrmanere, sed servum
procreare. 3) So kennt das Gortyner Recht die Ehe der Häuslersklaven Ebenso bespricht Plautus die Ehe griechischer Sklaven:
III
40
— 44.
„Quacso Herde quid istuc est? Servileis nuptiae? Servine uxorem ducunt aut poscent sibi?
Novom At Et
attulerunt quod
Quam
liberaleis
08—74,
lassongsacten sehen
ibi servileis
etiam curari
wir
Rechnung getragen,
Mitttiis, Eeichsreclit
ii.
Apulia
nuptiae solent.
miles glor. IV, 2, 1006.
cf.
bald
die
z.
In
den delphischen Frei-
Sklaven mit ihren Kindern
(Wescher-Foucart No. 67, 289), bald nisse
nusquam gentium."
heic in nostra etiam terra in
Maioreque opera
Casin. prol.
fit
ego aio hoc fieri in Graecia et Garthagini,
in anderer
freigelassen
Weise dem Familienverhält-
B. so, dass das befreite Sklavenkind verpflichtet
Volksrccht.
24
*•
— mindesteus
seit
wissen Grade
—
370
der Kaiserzeit auch in
tolerirt,
und
es
Rom^)
zu einem ge-
bis
ganz gut möglich, dass diese
ist
unter Umständen auch schrifth'ch bekräftigt wurde.
Trotzdem erscheiut
Abweichung vom römischen Recht,
die
welches den Sklavenstand der Frau lediglich
an
der Quasi-Ehe ohne die Denuntiationen knüpft,
Thatsache
die
sehr auffallend.
Eine präcise Nachweisuug, woher das Vulgarrecht Syriens stammt, ist
Vielleicht gewinnt
nach den vorliegenden Quellen unmöglich.
jedoch
sowohl diese Frage,
Rechtslage
mehr
der Kinder etwas
sub
die
als
Licht,
nach der
erörterte
a)
wenn wir
die spätere
Kaisergesetzgebung betrachten.
... Wie
Parallele zeigt sclion früher bemerkt,^) o / / mit der spätkaiserlichen (Gesetzgebung nirgends so starke Gesetzgeinui«. liegenden Materie. Dies zeigt sich
..
.
Titel (IV 11) des Theodosianischen Codex.
einem Gesetz Constantin's
314,
a*^.
ganze spätrömische o x
die
Schwankungen, wie in der voram klarsten im bezüglichen c.
1
h.
Derselbe beginnt mit t.,
welches verordnet,
Frau, welche sich mit fremden Sklaven einlasse,
eine
Freiheit verlieren, „atqiie eins hernio conkmxit;
quam
legem
filii
servi sint
solle
domini cnius
die
sc coniu-
Die
de praeterito custodiri oportet."
et
Neuerung, welche dieses mit rückwirkender Kraft begabte Gesetz
nothwendig tig
in sich schliesseu
muss, kann, wie Zimmern^)
rich-
bemerkt, nur darin liegen, dass nunmehr auch die noch in
gebornen Kinder Sklaven werden
oder
der Freiheit concipirten
Die nächstfolgende Constitution
sollen.
dernde Tendenz, indem
a°.
331
(c.
5
(c.
h. t.)
2
h.
t.
a".
Sehr auffallend drückt sich
wird, seine Eltern künftighin zu erbalten; Tifiui
EvSlyiov
Mqöa
Ucocißiov xov
ccjfia
yvvciiyisiov
i'Slov nccvsQcc
KOQciaiov
H«t
tärft
317).
Dessen-
jede Nothwendigkeit der
Denuntiation aufgehoben, freilich aber von Julian
wieder hergestellt.
eine mil-
Denuntiation die Zuzie-
sie für die dritte
hung von sieben Zeugen vorschreibt ungeachtet wird schon
befolgt wieder
362 (c. 6 dann wieder a''.
Wescher-Foucart a ovofia MrjSa
.
.
.
h. t.)
vier
43: aniSoto TQ^cpszco
Sf
ficirSQU 2]cogco v-ts.
I. L. VI 4721, 5154, 659G u. a. Wallon II 475—479, III Es rauss durchaus vermieden werden, die relative Anerkennung der Sklavenehen, welche das spätere römische Recht zeigt (§ 10 I. de grad. cogn. 3, ()), mit den in den Provinzen, z. B. Aegypten und Judäa, allerdings schon längst bestehenden Zuständen in Verbindung zu bringen.
1)
418
Z.
B. C.
— 420.
204 Anm.
2)
Oben
3)
Rechtsgesch.
S.
II
4, S. 205.
731.
— Jahre später
7 h.
c.
mulicrem plus valuit
366) dahin aus: Si apud lihidinosam
(a".
t.
ciipiditas
quam
non praemio sed connuhio,
hello
—
371
libertas, ancilla ita
Dies sieht fast so aus,
suhiaceant".
non
facta est,
id eins als
flu iiigo servitidis ob durch die Ehe oder
Quasi-Ehe ipso iure und auch mit Wirkung auf die Kinder der Sklavenstand eintreten sollte; ja, nach einer in der Consultatio enthaltenen Entscheidung derselben Kaiser^)
demgegenüber
so gut wie ge-
ist es
Meinung war, und
wiss, dass dies wirklich die
c. 8 h. t. hebt Nothwendigkeit der Denuntiation
die fortdauernde
erst
hervor.
Ob
zwischen
sich
durch
setzen
mag
stellen Hesse,
besten,
diesen
Mittel
die
unklaren
und unconsequenten Geeine Harmonie her-
der Interpretation
dahin gestellt bleiben;
wenn man, hievon absehend,
dass wiederholte Versuche vorliegen,
man
begnügt
sich
das
alte
am
thut vielleicht
festzustellen,
Denuntiationsrecht
aufzuheben und in der Thatsache des Contuberniums allein einen Titel der Sklaverei für die
Es
nun sehr
ist
Frau und ihre Kinder zu erblicken.
auffallend,
dass gerade in den griechischen
Provinzen diese Keime auf den
fruchtbarsten Boden gefallen zu Es mag vielleicht Zufall sein, dass gerade in einem Makedonien vorgekommenen Rechtsfall diese Frage verhandelt
sein scheinen. in
und gegen
Dagegen
die
ist
Nothwendigkeit der Denuntiatio entschieden wurde.^) schwerlich bedeutungslos,
es
wenn
es
in
einem an
den Praefectus Illyrici, also den Obervorstand der griechischen Diöcese, gerichteten Schreiben des Kaisers Arcadius^) heisst:
Cuncti provinciales agnoscant,
trinis
dcnuntiatio-
nibus liberae feminae servorum consortiis arceantur,
mdlo modo
nisi
posse eas ad servitium detineri.
Wenn
wir beobachten, wie auch die „Provinzialen" der
syri-
schen Griechenstädte auf diesem Gebiet ihren Particularismus befolgten, ist es nicht unwahrscheinlich, dass Griechenland thatsäch-
IX
7:
Si servilibus contuberniis sese mulitrcs
subdiderint
et
nunc contemnentes
1)
dominum minoris
quotidam ingemcae
aetatis
conantur eßugere, gravitas tua Ins qui servilem condicionem
ipsis
servitutis
iugtim
non statim in
coniunctionum primordiis refugerunt, necessitatem subeundae (Valentin, et Valens consulari Macedoniae).
servitutis imponat.
2) Consultat. 3)
C. Th.
h.
t.
IX 4,
7
s.
die vorige Note.
11, 8.
24*
—
372
—
gegenüber anderen Provinzen eine selbständige Richtung
lieh hier
verfolgte.
Man
denkt wohl
ob nicht der Rechtsirr thum,
daran,
obiges Rescript rügt, eben
den
durch die unklare Haltung der con-
stantinischen Gesetzgebung hervorgerufen sein könnte. Bei näherer dieser so einfache Ausweg verDenn das syrische Rechtsbuch enthält Ideen, welche auch aus dem constantinischen Recht nicht zu erklären sind. Die Unterscheidung, je nachdem der Sklave zur Frau kommt oder um-
Betrachtung zeigt sich jedoch schlossen.
gekehrt,
ist
cularrecht
durchaus originell und kann nur aus localem Partiwerden.
erklärt
nehmen, dass
die
kaiserliche
Viel
eher
könnte
man daher
an-
Gesetzgebung selbst hier, wie so
durch provinzielle Unterströmungen ins Schwanken gebracht
oft,
worden
ist.
In der That
ist
meines Erachtens,
wenn man
die Reichs-
gesetzgebung der oströmischen Kaiser von Constantin an verfolgt, der Eindruck zu gewinnen, dass hier irgendwelche besondere Ten-
denzen bald vertreten, bald bekämpft werden; Tendenzen, für die wir vielleicht im
buch
den
Recht von Gortyn und im syrischen Rechts-
richtigen
Anknüpfungspunkt
finden.
Das griechische
Recht scheint an das Contubernium mit Sklaven
Sklaverei,
die
wenigstens der Kinder, unter Umständen auch ohne Denuntiation
geknüpft zu haben, und
es
ist
nicht
unmöglich,
dass,
als
Lage der Sklaven sich besserte und Sklavenehe immer mehr anerkannt wurde, man provinziell christlicher
ehelichte,
in
die Sklaverei
in
die
die
Frau, die einen Sklaven
freie
die
verfällt
Eine bestimmtere Charakteristik dieses Entwicklungsgangs zur Zeit durchaus unmöglich, und wir müssen uns
habe. ist
Zeit
allerdings
bescheiden, auf die verschiedenen einschlägigen
Momente aufmerk-
sam gemacht zu haben. IL Freilassungsformeu,^) Intervention der Erben.
j^
me der Erben an der Freilassung. Fre Theiluahme '-'
ein
Es
ist
durch zahlreiche Urkunden bestätigter Satz der griechischen
Die Frage nach der Rechtslage der Sklaven in den Provinzen habe Es ist bekannt, dass dieselbe im Orient eine weit günstigere gewesen ist, als in Rom, nnd es Hesse sich die Frage anfwerfen ob 1)
ich übergangen.
,
nicht viele Milderungen des späteren Sklavenrechts (theilweise Anerkennung
der Sklavenehen,
Uutrennbarkeit der Sklavenfauiilien bei Gütertrennungen
dass
Praxis,
nächsten
zu
eiuer
Erben,
giltigen
—
Freilassung die Zustimmung der
welche sich in der Regel die Kinder des
als
wenn
Freilassers darstellen,
räthlich erscheint.^)
373
nicht geradezu nothwendig, so doch
Diese Erscheinung, welche allem Vermuthen
zufolge mit der intensiven Kraft des griechischen Notherbrechts in
Zusammenhang
steht, kehrt
noch
in
den diocletianischen Re-
Codex wieder.
scripten des
C. de statu lib. 7,
16,
32
(Diocl. et
Maxim. Athenaidi):
Subscriptio filii manumittentis nee addere secuta nee omissa detrahere lihertati quidquam potesL (a^. 294.) ^) C. de collus. deleg.
Cum
7,
servum matris
turpis coniunctionis
20, 1 (lidem
Theodorae):
tiiae et stiipro
violasse
macidam exeogitandae
dominam suam
et
imjenuitatis collusionc
.... obtegere voluisse proponas, .... servum esse palam ..
.
est, quando nee adseveratio consensus tut ingenuitatis ius trihuerc
potuit.
(a".
290).
Hier hatte die Mutter den Sohn zur
collusio
ingenuitatis zu-
gezogen.
u. a.) hierauf zurückzuführen sind. Ebenso hat man für die Entwicklung des Colonats auf die milderen Verhältnisse der Leibeigenschaft Nach wiederholter Unterbei den Penesten, Heloten u. s. w. verwiesen. suchung konnte ich hier überall einen sicheren Zusammenhang nicht erkennen, und jene allgemeinen Vermuthungen werden besser unterdrückt.
C. 3, 38, 11
1) Vgl.
vor Allem Curtius, Anecdot. Delph. p. 33;
sodann
p. 7, 8;
Thal he im,
liechtsalterth. S, GO A. 4.
Foucart, Memoire
Einzelne Beispiele aus
yial Evyita NiKagitov öovUhov avzäv Kogciaiov Ewcixav iBQOv x(p Zsqäni .; delphische Freilassungsurkunden bei Curtius 1. c. No. 12, 18, 25, 30; 3, 34, 31; 5, 7, 11, 19; Freilassungsurkunde von
der grossen Fülle: C.
I.
G. 1608 h.
ovvsvuQsazovvTcov räv vtäv .
Tithora,
No. 40 2)
Um
Vgl. oben
Kqutcov
'Aimivlov
ro
.
Ulrichs Rhein. Mus.
u, a.
:
ccvutL&eaßiv
N. F. II p. 554
II,
Bull, de corr. hell.
V
408
sq.
S. 100.
mich gegen den Vorwurf
leichtfertiger
Missdeutung im vorhinein
zu schützen, will ich die abweichende Auffassung dieser Stelle in den Basiliken nicht unerwähnt lassen, in der sicheren Ueberzeugung, dass jener Vorwurf nicht mich, sondern die Basilikenverfusser trifft, wenn sie 48, 20, 31 paraphrasiren (Uebers. nach Heimbach): Quod manumissor scripserit de manumisso tamquam filio (!) id neque quidquam addit praestituc Darüber braucht weiter kein lihertati nee datae quidquam dctrahit. Wort verloren zu werden. Die Basiliken sind in solchen Fragen nicht
—
massgebend.
—
—
374
Ein Fall, wo die Anfechtung zwar nicht einei Freilassung, wohl aber einer anderweitigen Veräusserung wegen Abwesenheit der Erben wirklich erfolgte, findet sich in C. de revoc. donation. 8, 55, 6 (Dioclet. et .
cetur
.
.
desine itaqiic poshdare, ut donatio
Max. Herenniae):
quam
perfeceras revo-
cum
suh praetextu niariti ac liberorum adsentiae,
Jmius firmitas ipsorum praesentia non
indigeret.
(a*'.
294).
Der Leser, der unserer bisherigen Darstellung gefolgt ist, kann aus den Tnscriptionen mit Leichtigkeit die Bezugnahme auf griechische Verhältnisse feststellen; die Sache selbst scheint
kaum
einer Interpretation bedürftig.^) Hiero-
Freilassung durch Hierodulismus. Was
2.
dulismus.
die äusseren
<-•
_
Formen
so ist zunächst des griechischen
der Freilassung betrifft,
Es
Hierodulismus zu gedenken.
bekannt,-) dass nach einer in
ist
den griechischen Landschaften weitverbreiteten Sitte die solennste Freilassung durch den fictiven Verkauf zu Händen einer Gottheit vor sich geht.
Der Kaufpreis, den der Sklave aus seinen Erspar-
nissen aufzubringen hat, wird au der Tempelkasse im
dem Herrn
Gottes
ausbezahlt,
Wahrheit
und der Sklave geht
dem Schutz
Namen
des
gottge-
als
des
himmlischen
Patrons in völliger Freiheit stehende Persönlichkeit
von dauneu.
weilite,
in
aber
unter
Diese Form, die sich übrigens in manchen Ländern, wie Böotien u. a.,
Devotionserklärung vor
auf eine einfache
öflFentlichen
Be-
hörden reducirt hat,^) ist uns urkundlich noch für das zweite nachchristliche Jahrhundert bezeugt, was auch mit dem Princip der Personalstatuteu'^) vollkommen übereinstimmt.
Eine Freilassungsurkunde von Hyampolis,^) welche ausdrückauf den Kaiser Trajan
lich
1)
10, 6,
Bezug nimmt
Nicht bestimmt hieher zu ziehen
ist C.
(lin.
4),
charakterisirt
de his qui uon a dorn,
7,
weil nicht zu ermitteln ist, ob der Manumittent hier in der irrigen
Meinung, Eigenthümer zu lassung
vorgenommen
sein,
oder nur als
Vormund
seiner Kinder die Frei-
hatte.
oben S. 100. Curtius, Anecd.
2) Vgl. 3)
432
= Dittenberger
1548
S.
p. I.
20
fg.;
G. 458;
C.
I.
G. 1608
Ross,
a— h.; Wescher-Foucart
Insc. ined. I 74
a und b
=
Collitz
a, b.
4) Vgl. 5)
oben
S.
102
fg.
Ulrichs Rhein. Mus. N.
F.
11
p.
544
sq.;
Curtius, Anecd.
p. 24,
73.
-
-
375
wonach
sich als Hierodulenfreilassung durch die Strafsauctioii,
die
Anfechtung der Freiheit durch Geldbusse an die ,,vorbezeichneteu Götter'' zu sühnen ist: £i de rig roü TtQoyeyQa^fiävov Goi^arog dTtoreiöara rolg TCQoyeyQa^^svoig d-eots ccQyvQcov
ccjitoito,
Noch
TQUcxovta.
^vüg
vollständiger sind einige Inschriften von Tithora,
welche etwa der Zeit des Nerva angehören und den Verkauf an
erkennen
die Gottheit deutlich
Aus dem
lassen.^)
dritten Jahrhundert ist meines
Wissens keine Spur
Gebrauchs erhalten; im Rescriptsmateriale
dieses
aus begreif-
ist,
lichen Gründen, jede Anspielung auf diese heidnische Sitte getilgt
Um
worden.
so deutlicher tritt sie
uns im vierten Jahrhundert
manumissio in ecdesia entgegen, welche
in der
aller
Wahrschein-
Form des einstigen Hierodulismus Zusammenhang ist so einfach, dass er von Spanheim, Heineccius, Gothofredus^) ohne Weiteres als selbstverständlich angenommen und auch von Historikern, wie E. Curtius,^) als unzweifelhaft hingestellt wird, wogegen er den neueren Juristen gänzlich aus dem Bewusstsein entschwunden zu nach
lichkeit
die christianisirte
Dieser
darstellt.
sein scheint, da er nirgends erwähnt, vielmehr die manumissio in
ecdesia als eine von Coustantin „ueuein geführte" Freilassungsform hingestellt wird, wofür die Beweise besser bei Seite bleiben.^)
Form
Die christianisirte
des Hierodulismus dürfte
nun
in der
Praxis der späteren Kaiserzeit insofern eine grosse Bedeutung ge-
wonnen haben,
wie ich glauben möchte, geeignet war,
als sie,
als
Auskunftsmittel zu dienen gegenüber den Schwierigkeiten, welchen
Anwendung anderer Freilassungsformen in der nachautoniuischen Zeit begegnete. Diese sind nunmehr darzustellen, wobei
die
ich jedoch die
vivos
bemerke, dass hiebei nur von der Freilassung
Rede
wie
griechischer
Z. B.
1)
da
ist,
die
römischer
Curtius, Anecd.
manumissio festamento, Sitte
p. 20:
durch
....
einfache
d-rtsdovTO
Adcov
Avelche
i7iter
nach
Erklärung
y.al
Aäimgav
in
6
vtos avzov ... TW 9bo) rä ZaQunsi tm sv Tl&Ö^qu en' ilsv&SQia acä^a uv-
ÖQSiov
bvoyitt
CO
SäzLaoq
2) Vgl. den
3) 4)
IP
77)
Anecdot. delph.
(= Collitz C.
No. 1555b).
Tb. de manum. in
eccl. 4, 7,
1.
p. 27.
Es genügt darauf hinzuweisen, dass selbst Walter (Rechtsgesch keiner seiner Vorlagen eine bezügliche Anspiehiog gefunden zu
in
haben scheint, weil er würde.
hzX.
Commentar zu
sie
sonst mit „Quellenbelegen" wiedergegeben haben
— eiuem giltigen Testament
-
376
hinreichend
war,
vollzogen
keinerlei
Schwierigkeiten hervorgerufen haben kann. Andereiioilassungsarten,
3^ Anderweitige Freilassungsformen im nachclassi"^ gehen Rscht. '-'
Es
vorerst
hiebei
ist
Rückblick auf die Zeit vor der
ein
Hier begegneten sich in den grie-
Constitutio Antonina zu werfen.
chischen Provinzen lassung,
altgriechische
die
einerseits
der
Sitte
Frei-
welche nach den Statuten des Personalrechts von den
immer
Proviuzialen noch
festgehalten wurde, anderseits die römi-
welche die in der Provinz lebenden römi-
sche Freilassungsform,
schen Bürger handhabten. Formlose '1®'
Griecheu.
den Griechen war, wie
q\ ßgi ^
Freilaasiiug
...
so auch ietzt
in früherer Zeit,
'
Manumission üblich, neben dem Hierodulismus diejenige u a
noch^)'
welche die
Römer
manumissio
als
amicos oder per epistidani
inter
Romanisten als formlose Freilassung bezeichnen. Die einfache Verkündung des Freilassungs willens, sei es durch Heroldsruf-) (duc xrjQvxog) im Theater oder an einem religiösen und
die jetzigen
Versammlungsplatz
Aufstellung
woran
1)
Den Beweis
hiefür
2)
Aeschines
Ktesiph. -H p. 432 mit
c.
12 citirten Scholiou
Suidas
3)
s.
v.
s.
uaten
sich in älterer Zeit die
anzuschliesseu
Inschrift
pflegte/)
und scheinen zur
gebräuchliche Freilas sungsacte
waren
p.
einer
Gerichtsplatz [iv
Zeugenzuziehung erfolgte Aus-
unter
stellung einer Freilassungsurkunde, öffentliche
dem
(int ß(o^6v)^) oder auf
ebenso die
diy.a(3ty]QLG)Y),
vollgil-
S. 379.
dem
bei
Curtius, Anecd. delph.
von Victorius. Kqätriq:
snl
ßcofiov
UQQ'slg
sinsv
KQÜzrjg
dnoXvsi
Kqcczrjza. 4) Isaeus
zhv)
si'g
5)
,
p.
596
siScog dcpsi^svov iv zeo diytccazriQico
Lehrreich sind hiefür insbesondere
Mantinea, welche jetzt bei einigt
V
pro Eumathe bei Dionys. Halic.
sXsv&SQiav
und mit Erläuterung versehen
lusc. d. Pelop.
Wir
sind.
i^si,l6[iT}v
{av-
Freilassungsinschrifteu von
die
Foucart-Le Bas,
(R,.):
vnb 'Entysvovg.
hier
finden
keiten lediglich die Verlesung des Freilassuugsbriefs erwähnt;
352
k—o
ver-
an Förmlichallenfalls lässt
noch aus No. 352 o schliessen, dass nach Vollzug des Actes noch eine Verkündung desselben durch Heroldsruf eintrat. Vgl. Foucart 1. c. p. 218 220. Da einige dieser Urkunden bestimmt aus der Kaiser^eit herrühren (No.
sich
352
n, o), ist
noch vorkam. glyph. tab.
hiemit der Beweis erbracht, dass diese
Form
Dasselbe beweist der Papyrus Edmondstone
XLVI, auch
bei
Curtius, Anecd. delph.
dem Jahre 354 Dittenb erger S. I.
Freilassungsurkunde aus
p. C.
die Inschriften bei
G.
—
p.
in
römischer Zeit
(Young,
87),
eine
Für die ältere Zeit
341—343,
345.
Hiero-
einfache s.
noch
—
377
—
Manumission ebenso genügt zu haben,
tigen
lismus; von einem Unterschied in den
wie der
llieroclu-
Wirkungen zwischen förm-
und formloser Freilassung, von einer vollständigen und un-
licher
vollständigen Freiheit
nirgends die Rede; die Quellen sprechen
ist
durchaus für das Gegentheil.')
Daneben handhabten wenigstens
Form
eine
Römer
die
vollgiltige
Freilassung
Es
der manwnissio vmdicta.
den Provinzen,
in
'
wo
sie^""""'-
'',"''
in den i'^ovinzeu.
{iK^a
vornehmen wollten,
die
dies so selbstverständlich,
ist
dass die Vorführung der zahlreichen vorliegenden Beweise^) gänz-
vorkommen und wie
lich überflüssig wäre; wie häufig solche Acte
sehr sie sich bemerkbar machten, zeigt jetzt
am
besten die be-
erwähnte Inschrift von Sillyon, wonach innerhalb der Ein-
reits
wohnerclassen ein Unterschied zwischen den von den Römern mit Vindicta Freigelassenen
—
ovLvdtxrccQLOi
—
und den formlos Frei-
gelassenen des peregrinischen Rechtskreises statuirt wird.^)
So waren
die Verhältnisse
in der Zeit bis auf Caracalla ein-
Weniger befriedigend nach Caracalla gewesen sein.
fach und klar gelegen. lage in der Zeit
Vom inter
vivos
diese
nicht
auch
für
erfüllte,
die
in
wissen Grade, in Geltung jener Ausführung
die
Freilassuugsform
officielle
lediglich
die
geworden;
Halbfreiheit
wer
der
lex
der That hat es den Anschein, dass
auch praktisch,
Rechtsregel
in
jetzt
ehemaligen Feregrineu
erzeugte
Und
lunia (Norhana).
liegt
die Rechts-
theoretischen Standpunkt zwar stand Alles sehr einfach,
Die mammiissio vindicta war
diese
dürfte
trat.
wenigstens
bis
zu einem ge-
Ein deutlicher Hinweis hierauf
des Kirchenhistorikers
Sozomenos,
in
welcher er die Gründe auseinandersetzt, aus welchen die niamimissio
in
meint
er,^)
von Constantin
ecdcsia
eingerichtet
wurde:
„Es
sei",
„wegen der Pedanterie der Gesetze und des Wider-
1) Abgesehen von den in der vorigen Note erwähnten Inschriften, welche vollständige Freiheit statuiren, s. noch die Aeusserung des Dio Chry-
sost. or.
man vor sie
XXXI
unter
p. 326 (Mor.) oben S. 95 Anm. 3. Es wird hier bemerkt, dass Anderm auch Sklavenfreilassungen der grösseren Sicherheit halber
dem städtischen Archiv vornimmt; dabei ist offenbar vorausgesetzt, dass auch ohne diese Beglaubigung giltig wären. 2) S. statt Aller
3)
Oben
4) Hist, eccles. (isvoav nolXfis
Sueton, Galba 10; D. de
manum.
vind. 40,
2,
21.
S. 103. 1
9:
vno yäp
cc'HQißfi'ag
övaxfQi^ocg ovarig ihqI t/jv
voiiav x«i aHovtwv zäv xfxr/j-
yizfjoiv
zr'ig
d (iBivovog ilsv&B-
lung^acii
"
des^
— heit zu erreichen, welche unterschied
heit, d,
und
i.
die
sich
man
das römische Bürgerrecht nennt".')
und
eine „bessere"
also
welche Civitas
Vollfreiheit,
gewissermassen
von ovtvdtxTccQLOL und cctcsXsv&sqoc
sondern
mehr
die
wobei
wie
freilich das
personale Rechtsstellung des
und Wirksamkeit des
Beschaffenheit
die
Gegensatzes
des
schlechthin betrachten,
wir ihn in den Inschriften von Sillyou sahen, Freilassenden,
zur Folge hat,
und dieser Unterschied
eine Fortsetzung
als
Eintheilungsprincip nicht
schlechtere Frei-
eine
Romana
der Latini luniani,^)
die Halbfreiheit
lässt
bessere Frei-
der Sklaveubesitzer schwer gefallen, jene
Stands
Man
—
378
Freilassungsactes bildete.
Wiewohl nun nach dem Gesagten
die
römischen Freilassungs-
regeln auch in der nachclassischen Zeit zunächst in Geltung geblieben sein müssen,
doch einige Umstände nicht
so lassen sich
übersehen, welche den Zweifel hervorrufen können, ob sich nicht
Es
auch hier in der späteren Praxis Manches geändert hat.
ist
hiebei auf Folgendes hinzuweisen: Ablehnung
^\
vindicUi-'
gclion
'
der iiianum.
die
oben
darauf hin, dass
^veist
Bemerkung o des Sozomenos römische Recht hier in der Anwen-
angeführte O das
dung auf manchen Widerstand der
terie
Gesetze
besitzer leisteten,
und
des
stiess.
„Es
Widerstands,
schwer gewesen,
wegen der Pedan-
sei
welchen
Sklaven-
die
die volle Freiheit zu erlangen",
meint dieser Schriftsteller; dies kann doch nur so ausgelegt werden,
dass
die
griechischen
Sklaveubesitzer nicht geneigt waren,
sich der umständlichen Procedur zu unterziehen, welche die manii-
missio
vindida erforderte.
in der
Form
Qiccg, tJv
noXir Ei'av 'Pconaimv KuXovai,
sl£v&£QOVfjiivovg vTto 1)
ed.
Die Schwierigkeit lag hiebei weniger
des Actes, welche schon in classischer Zeit auf ein
f.idQzvGi
XQSig fd'izo
TOig LSQSVOL noXixsiag
vöuovg
tpr](piociusvog
PcofiaiK^g Tvyjiavfjr.
Nicht hieher gehört dagegen Libanius, Panegyr. lulian. cons. (Orat.
Reiske
I)
403:
p.
Tov vnätov
yiccl
nlsovsKTovat täv
[isv stsqwQ'i,
lv9ivTcov
g'x
SovXiiag
Der Redner will hier meines Erachtens nicht die durch Vindicta Manumittirten überhaupt von den formlos Freigelassenen, sondern die beim Amtsantritt der Consuln zu Constautiuopel vor Diesen Manumittirten von den vor andern Magistraten, wenngleich per vindictam Freirfi
csiivÖTrjti.
gelassenen unterscheiden. 2)
Eine Anspielung hierauf enthält wohl auch C. de municip.
Si ea quae ex causa fnlcicommissi fuerit consecuta,
dem Occident
te
)nanumisit,
ab ca
lihertatcin
quac orighian ex provincia Aquitania ducebat
angohörig.
10, 39, 2
:
iustmn
tqq., freilich
—
—
379
Miuimurn reducirt war/) als darin, dass man behufs der Vornahme entweder den Praeses provinciac-) oder einen mit dieser Icrjis
mögen
musste; und deren
städtischen Magistrat^)
belehnten
privilegiarisch
actio
aufsuchen
nicht so viele gewesen sein, dass nicht
häufig die Sache als eine unbillige Belästigung ganz vermieden
wurde. Thatsächlich sehen wir nun, dass noch
im
im dritten und
tief
vierten Jahrhundert unserer Zeitrechnung in Griechenland die
formlose Freilassung ganz an der Tagesordnung gewesen
Von
ist.
(S. 376 Anm. 5) erwähnten Freilassuugsinschriften aus Mantinea stammen zwei (Foucart - Lebas 352 n und o) laut ihrer Datirung aus den Jahren 407 und 406 der Aera von
den oben
Achaja,
d.
261 und 260
i.
vollzogen
Chr.;
p.
hier
ist
Frei-
die
lassung durch Verlesung der Manumissiousurkunde und HeroldsVom Proconsul ist keine Rede; wohl ruf, also per epistulam.
vom
aber
scheint,
Steuereinnehmer
städtischen
Urkundsgebühr
eine
erhebt.
Freilassungsbrief der Aurelia Teruteru (oben
So scheinen
die vulgären
der,
{dEXTijQ)^
Aehnlich c.)
1.
a*^.
wie
es
ägyptische
der
354
Chr.
p.
Manumissionsacte noch in der späteren
Kaiserzeit vor sich gegangen zu sein.
Es
b)
lässt
sich
ferner
wohl
die
Frage
aufwerfen,
ob
diejJn'a^nlgc'j^e^
junianische Latinität, wie sie noch zur Zeit des Constantin als schlechtere Freiheit der „besseren Freiheit" gegenüberstand, auch
zur Zeit Justiuian's noch in sonderlicher praktischer
gewesen
Man
sei.
pflegt dies,
Anwendung
wie es scheint, unbedenklich vor-
auszusetzen;*) dabei dürfte aber doch die Art und Weise, wie die
Organe Justinian's sich über würdigt Zeit
War
sein.
auslassen,
sie
die junianische
genügend ge-
nicht
Latinität bis
auf Justinian's
noch allenthalben in praktischer Verwendung, so hätten die 1)
D. de
manum.
tacente expediri solet
et
vind, 40,
2,
23:
verba solennia
Manumissio per lictores hodie dominu non dicantur, ut dicta aecipiunttir
licet
(Hermogen. in den Epitom.). 2)
Wie
zur
legis
VII
16.
es selbst in Italien Schwierigkeiten
befugten
actio
Magistratus
machen konnte, zu einem
maior zu gelangen,
zeigt
Plin.
ep
3) C. de vind. libert. 7, 1, 4. 4) Deutlich
tritt
dies
in
dem Commentar von Bruus
syrischen Rechtsbuchs hervor; auch 0.
f.
nimmt nur
für die
coloniarische
des
latin.
Rom
1879)
Rechts (Festachrift zur öOjähr. Grüudangsfeier i.
zu L. § 21
Hirschfeld, Zur Gesch. des d. arch.
luat.
in
Latinität eine Desuetudo an.
^**"^^***-
—
—
380
Institutionenverfasser sich doch mindestens recht zweideutis aus-
wenn
gedrückt,
sie,
auf die
Aufhebung derselben durch Justinian
hinweisend, sagen :^) „d^diticiorum quideni pessima condicio iani ex
muUis temporibus
Und
hebenden Constitution C. es
daselbst
Latinorum vero nonien
in desuetudinem dbiit,
non frequentahatur". heisst:
wie wäre die Sprechweise der auf-
7, 6
pr.
certis vestigüs titiibans et
§
selbst
1
zu erklären,
imperfecta Latinorum
quapropter
wenn
libertas
in-
quasi per saturam inducta adhuc remaneat
non inutilis quidem pars eius deminuitur, oder wenn von den Einzelbestimmungen, welche diese Institution näher regelten, geet
sagt wird: quorum plenae quidem fuerant nostrae in rebus fuerat
—
eorum experimentum})
leges,
non autem
Aber auch dem
Verfasser des syrischen ßechtsbuchs scheint der Begriff der Latinität nicht sonderlich geläufig zu
sein,
wenn
z.
B. L. § 21 sagt:
„Wenngleich ein Sklave, den sein Herr vor Zeugen freilässt, in rechtmässiger Weise freigelassen ist, so ist es doch besser,
Mann
dass ein
dem
seinen Sklaven oder
Bischöfe und den Presbytern".
dunkle Erinnerung missiousarten,
an
einen
seine
Sklavin
gewissen Gegensatz beider Manu-
aber nicht die Präcision,
die
in
einer so
schen Frage von einem so eminent praktisch gehaltenen erwarten war; es scheint
fast,
vor
freilasse
Hierin liegt vielleicht eine
dass
dem Syrer
die
prakti-
Werk
zu
wesentlichen
Unterschiede in ihrer Wirkung gar nicht bewusst waren, da er
kaum Nach dem
sie sonst
hätte übergehen können.
unter a)
und b) Ausgeführten
folgende Möglichkeiten ins die
Auge
glaube ich also,
fassen zu sollen: einerseits, dass
manumissio vindicta sich in den hellenistischen Provinzen
nie-
mals eigentlich eingebürgert hat, ihre Anwendung hier vielmehr höchstens eine beschränkte war;^) anderseits, dass der Begriff der 1)
I.
de liberbinis
1,
5 § 3.
7, 6 § 13 sogar Uebergangsbestimmungen obschwebeuden Wirkungen dieses Instituts triöt. Einerseits behaupte ich nicht, dass die Latina libertas in dem Masse obsolet gewesen sei, wie etwa die dediticia libertas, über welche (C. 7, 5, 1) noch viel verächtlicher geurtheilt wird; anderseits ist es auch einleuchtend, dass, wer ein Gesetz aufhebt, es eben als formell noch bestehend anerkennt und desshalb Uebergangsbestimmungen treffen muss, selbst wenn er nicht glauben sollte, dass Jemand von denselben Gebrauch machen werde. 3) Für die Consuln in Constantinopel bildete die ßlanumissio vindicta noch einen Hauptthoil ihrer ThiUigkeit. D. de ofüc. cons. 1, 10, 1; C. de ad-
2)
Ich übersehe nicht, dass C.
betreffs der
— latinischen
Freiheit in
381
und Jnsti-
der Zeit zwischen Constantin
nian allmählich in Abusus gerieth.
nahme Fragen Es fragt sich
— Freilich sind mit dieser An-
aufgerollt, die wir nicht zu beantworten
vermögen.
insbesondere, welches dann an Stelle der Vindicta
die gebräuchliche Freilassungsform der östlichen Reichshülfte bil-
Man kann
dete.
in ecdesia
hiebei entweder
späterer
in
Zeit
alle
annehmen, dass
die
manumissio
übrigen Freilassungsformen zu-
rückgedrängt habe; diese Meinung, welche wenigstens für gewisse
Gegenden und für nahe kommen
die späteste Zeit
dem Richtigen
vielleicht ziem-
würde dann auch erklären, dass die junianisehe Halbfreiheit abkam. Oder man kann annehmen wollen, dass sich neben der nianum. in ecdesia die formlose griechische lich
dürfte,')
Freilassung erhielt, und dass man in Folge altheimischer Anschauung allmählich dazu kam, dieser die Rechtswirkungen vollgiltiger
C. 7,
beizumessen,
Freilassung
welchen Zustand Justiuian
in
6 anerkannt und gleichzeitig des Näheren bestimmt hätte.
Eine Entscheidung
dem
in
einen oder anderen Sinn zu treffen
ist
unmöglich; es muss genügen darauf hingewiesen zu haben, dass
im Manumissionsrecht der nachclassischen Zeit irgend eine Entwicklung vor sich gegangen sein muss, deren Inhalt nur durch beträchtliche Vermehrung unseres Quellenmaterials klargestellt werden könnte. III,
Das Peculium des Freigelassenen.
Ueber das Schicksal, welches das Peculium
bei
der
Frei-
lassung infer vivos erfährt, enthält das syrische Rechtsbuch eine
vom römischen Recht abweichende und daher
auffallende
Be-
stimmung. vocat. div. iud. 2,
7,
23 §
Und überhaupt
5.
scheint
sie,
wie der ganze Titel
D. de man. vind. 40, 2 durchblicken lässt, in den Residenzen der Provinz-
vorstände in regelmässiger 1)
Dem
Anwendung gestanden
zu haben.
syiüschen Rechtsbuch in der Londoner Handschrift ist die man.
und inter amicos sind ervon einer Freilassung vor
vindicta vollständig fremd; nur die m. in ecdesia
wähnt.
(Wenn
P. § 30
und
Ar. § 36
allerdings
den Richtern sprechen, so ist das nachjustinianische Rechts bildung; s. BeiII sub 2.) Hält man hinzu, dass L. § 21 sagt, die 7nan. in ecdesia sei
lage
„besser" als jene vor Zeugen, und Ar. 43, Arm. 38 (freilich aus späterer Zeit
stammend)
sie
sogar für allein giltig erklären, so
dieser kirchlichen scheinlich.
Form
für das flache
Land und
ist
das Uoberhandnehmen
die spätere Zeit sehr
wahr-
— 21
L. §
syr.L. §21.
„Und wenn
Mann
(=
2
Aliii.
P.
24
hovXlov befreit werde, so
18):
manmn. in ecclesia, Alin. 1) dem Befreiten auch, sein
ist
es
Nämlich mxovXiov
Das römische Recht
Wenn
befreit.
nehmen
des tcexovXlov nicht schreibt, so
aber
er
ein tcs-
den
Erben des
die
das ÄfxovAioi/ des befreiten Skla-
Freilassers, sobald er stirbt,
ven.
Arm.
Ar. 24,
zugleich mit
schreibt, dass
Namen
b,
der
bei
(sc.
—
382
ist das,
enthielt
was der Sklave
besitzt."
umgekehrte Bestimmung:
die
Bei einer Freilassung unter Lebenden
galt
das Peculium,
wenn
der Mauumissor es sich nicht ausdrücklich vorbehalten hatte, für
geschenkt; nur bei testamentarischer Freilassung
soll
eine solche
Schenkung nicht präsumirt und daher eine specielle concessio pcHier dagegen soll auch bei der Freiciilü erfordert werden.^) lassung unter Lebenden andernfalls
sein;
dieser selbst
es nicht
ausdrückliche Concessio erforderlich
eine
haben
die
Erben des
thut,^)
wenn schon
Freilassers,
das Recht, das Peculium zu recla-
miren.
Bruns'^) denkt daran, dass hier eine Besonderheit der mannm. in ecclesia vorliegt,
von welcher der
erste
Absatz des § 21 haupt-
man
sächlich gesprochen hat; eine Besonderheit, „die
bei dieser
Freilassungsart annahm, weil hier die Abfassung einer Urkunde
Eine rechte Erklä-
von Constantin vorgeschrieben war".
schon
rung
liegt aber
in
dieser
Bemerkung
keinesfalls:
Urkunden wur-
den ja gewiss schon vor Constantin über jede Freilassung aufge-
nommen, und ausserdem hat das
römische
Recht
unter Lebenden und
in
dieser
die
obige Unterscheidung,
Frage zwischen
der testamentarisclien
der
trifft,
welche
Freilassung
nichts
mit der
Urkundenform zu tliun, sondern beruht einfach auf der verschiedenen sonstigen Sachlage.*)
1)
Vat. Fr. 261; C. de peculio eius qui
2)
Das Itechtsbuch erwähnt den Freilasser
lib.
mer.
7,
23,
1.
selbst nicht unter
den wider-
rufsberechtigten Personen; augenscheinlich in der Voraussetzung, dass dieser,
wenn
er
das Peculium bei der Freilassung nicht
später nicht
mehr thun
genommen
hat, es auch
wird.
3) S. 196.
Bei der man. testamento wird angenommen, dass der Erblasser den Erben möglichst wenig, habe entziehen wollen, Vat. Fr. 261; auch fällt ins 4)
Gewicht, dass der Freigelassene ohnedies orcinus
ist.
—
—
383
-Pccwiium nun zu berücksichtigen, dass nach dem ~ griechischen der " ireigeia»senen Recht allem Anschein nach über das Peculium bei der Freilassung nach griederselbe Satz galt, den wir im syrischen Rechtsbuch finden. Es ^'^^^','4'" entspricht den drückenden Bedingungen, unter welchen in Griechenland, wie im nächsten Abschnitt zu zeigen ist, die Freigelasseneu standen, dass auch ihr Peculium nie als stillschweigend geschenkt angesehen wurde. Wir haben zwar keine ausdrück-
Es
ist
'
'-'
Bestätigung
liche
dieser
aber
Regel,
Betrachtung
die
der
In-
schriften scheint dieselbe ziemlich deutlich zu ergeben.
In den delphischen Freilassuugsurkunden, deren wir weit über vierhundert,
also
genug besitzen,
vom Peculium Rede; aber wo dies
zu können, selten die
um
aus ihnen Regeln ableiten
des Freigelassenen überhaupt sehr
ist
der Fall
dort geht die Bestim-
ist,
mung nicht dahin, dass das Peculium dem genommen wird, sondern es wird gesagt, soll.^)
die
Freigelassenen wegdass
meines Erachtens
Hieraus ergibt sich
er
behalten
es
der Schluss, dass
concessio peculü, nicht, wie nach römischem Recht, die adenip-
üo es war, welche bei der Freilassung
ausdrücklicher
vivos
intet'
Wir können daher annehmen, dass in der grossen Mehrzahl der Fälle, wo vom Peculium nicht gesprochen wird, dasselbe einfach genommen war, und diese Annahme wird Festsetzung bedurfte.
Jedem, der
die egoistischen Stipulationen der griechischen
Manu-
missoren auch nur einigermassen verfolgt, weitaus richtiger scheinen als
die
wonach
gegentheilige,
die
er-
ungeheure Mehrzahl
der delphischen Freilasser ihren Sklaven das Peculium stillschwei-
gend geschenkt haben müsste.
War
das aber
wenn
Auffallendes, in
den
die
hellenistischen
leichter zu erklären,
Wescher-Foucart
xls fifvovaa
naga
No. 209 viv.a.
Städten
als
es
noch auch sonst
Vorschrift, 1)
griechische Auffassung, so hat es nichts
diese particularrechtlich auch in späterer Zeit
liu.
v.a
No. 263
hier
um
einen
No. 133
lin.
weder
Dies
um
wäre
um
so
eine gesetzliche
zwingenden Satz handelt,
13 sq.: 60a §£ xa Krrjarjzai Jctfiag-
&£vScÖQixv, zJaficcQxiSog scrco.
26:
si di
xC
(v.)ci
nuQu XxquxÖviy.ov Kvocoxalg
emvxai insi
fortbestand.
sich
,
y,axa(o)v.{s)v(i)G(iivzcii
dnoxQSXovxcov
fj;ovao;t
Klvra cc
na
-ACil
ÜTQato-
y.axctGyiBvco-
TsXsvzäar] 2JxQax6viyiog.
lin, 8:
Kai dnoxQSxsxca ixovoa'jifitXXa u kk M«To;öxfwajjrat
nciQct
XCCQI^SVOV.
No. 273
lin.
20: kvqisvsxcü 8s
Qf(ov Z^axrjQixog ndvxcov.
v.al
xäv ixu
v,ctl
Kuxaayiioaatai cpOQOcpo-
,
— um
sondern lediglich
—
384
eiue Auslegungsregel,
bei
der ja der ört-
liche
Gebrauch sogar einen gewissen Ausj^ruch auf Berücksichti-
gung
besitzt.
IV. Patronatsrecht.
Sowohl nach griechischer
"^bpi'de'r"
Freilassung
pj.gj]^gg^jjjg
jg^.
jjj
dern er muss
nach
als
römischer Sitte
die
ist
Regel kein reines Lucrum des Sklaven, son-
zumeist sowohl durch Geld als auch noch nach
sie
erlangter Freiheit durch eine Reihe von Dienstleistungen, opei'ae
Dabei
bezahlen.
ofßciales,
diese Leistungen
aber die Rechtsform, in
ist
erzwungen werden,
in
welcher
beiden Rechten eine sehr
verschiedene.
den Römern
Bei
1.
^E^echt"^^
Modus
zweifacher
ein
ist
üblich,
den
Sklaven zu seinen Leistungen zu verhalten.
Entweder der Sklave wird veranlasst, bei der Freilassung seine Operae durch ein obligatorisches Versprechen zuzusagen; dieses Versprechen
wird meist durch
einen Eid
bekräftigt
(ojie-
rarum iurata promissio) und unterliegt dann der Geltendmachung durch condictio certae rci}) Dieser Vorgang ist durchaus üblich bei Freilassungen unter Lebenden.
Bei der testamentarischen Manumission war noch ein zweiter
Weg
möglich: der Sklave wird für
frei
per tricnniiim
Titio
servierit
oder
Uli
si
Sticlius
erfülle.
centmn opcras
Ausdruck dieser Form.
esto^) ist der typische
unter der Bedin-
erklärt
gung, dass er vorher gewisse Verpflichtungen
si
dederif, liher
Der Sklave bleibt
was er ist; die Bedingung ist eine suspensive. keinem Fall kann also die Erfüllung der Auflagen
vorläufig,
I"
.it"resoiutTv
da-
crzwuugcn wcrdcu, dass dem Freigelassenen Rückfall in j'reüTs^lmg Sklaverei ^^^ droht. Man kann dies auch so ausdrücken: Eine Römeru resolutive Bedingung kann der Freiheit nicht beigefügt werden.^) ^"'**^^^
Diese
eben nach römischer Anschauung eine absolute und un-
ist
beschränkbare Qualität des Individuums; Freiheit unter dem Da-
moklesschwert
An
änderte
heit
1) Vgl.
Ehe
ist
2) 4,
13.
ist
keine Freiheit.
diesem unbedingten Charakter der einmal ertheilten Freies
auch nicht
Demelius,
Schiedseid
sogar erzwingbar. 1).
de Statut. 40,
7,
D. de 4 § 4;
Leiat(-Glück), Serie 3) Cf.
Wallon
III
73.
tl.
als
viel,
11.
-iO
S.
40
f.
N. 23,
seit
—
In dieser
allmählich
Weise versprochene
2, 29.
§ 3; 41 pr.;
Biicber
Commodus
37—38 V
cf.
D. de
S. 207.
mannm.
test. 40,
—
385
--
das eigeiithümliclie Zucht mittel der revocatio in scrvUidcm einge-
Diese Einrichtung stiess schon bei ihrer Einführung
führt wurde.
auf Schwierigkeiten; noch unter Nero war ein darauf gerichteter
Antrag im Senat mit einer Begründung zurückgewiesen worden, welche für die römische Denkweise ganz bezeichnend ist: Wer seinen Freigelassenen ja
am Gäugelbande
dem
führen wolle,
stehe
formlose Freilassung offen; wer ordentlich freilasse, der
die
möge vorher
die Verdienste
des Sklaven
abwägen und besonnen
gewähren, was gewährt nicht zurückgenommen werden könne/)
Commodus, war man freilich weniger scrupulos; Commodus ist die revocatio in servitutem nur zu einem ausserordentliclien Rechtsmittel geworden, dessen Anwendbarkeit nicht nach dem willkürlichen Geding bei der Freilassung,
Später,
unter
aber auch durch
sondern bloss
Auch
jetzt
bei
noch
bestimmten schweren Vergehungen
gilt
als
Grundsatz, dass eine Resolutivbedingung
bei der Freilassung unmöglich 2.
ist.
Die griechischen Herrn"') haben nicht weniger
1) Tacit.
V
Ann. XIII
eintritt.'^)
26, 27.
—
Von
als
die rö-^"^"^^^^^'^^^
der Richtigkeit der von Leist
a. a.
entgegen der herrschenden Ansicht entwickelten Lehre, wonach die revocatio in servitutem durch manus iniectio dem Patron schon
0.
56
fg.,
283
fg.
in republikanischer Zeit freigestanden
habe und
er.st
später durch das Edict
des Rutilius beschränkt worden sei, kann ich mich nicht überzeugen.
Es hängt dies mit L eist's anderweitiger Meinung zusammen (IV 311 fg.), wonach die Freilassung ein uralt latinisches Institut ist; wogegen bekanntlich die Meisten (Citate bei Leist IV 324; dazu noch Mommsen, Staatsr. III 1,
—
Rom. Gesch. P 61, 152 fg.) das Gegentheil für ausgemacht halten. sich Leist zum Beweis jener älteren Revocatio auf Terenz Andria
.58 fg.,
Wenn I v.
I
8 beruft, so wird diese Stelle entweder auf uufeierliche Freilassung oder
dem Terenz geläufige griechische Recht zu beziehen sein, wie sich ja auch bei Plautus Rudens III 4 v. 18 — 20 das griechische Asylrecht als MoUebrigens findet sich die tiv in der römischen Komödie verwendet findet.
das
—
Meinung L 2)
eist's schon bei
Loon,
Eleutheria (Ultraj. 1685)
V
Vgl. Sueton, Vitell.
Aufzählung bei Leist
82.
c.
lib. II
c. 6.
7.
Für das griechische Recht mangelt es, wie an so vielem, auch an Behandlung des Patronatsrechts obwohl für eine solche So spielt vor Allem die von Foucart, Bull, de reiches Material vorläge. corr. hell. XI 370 veröffentlichte Inschrift auf gesetzliche Patronatsrechte an 3)
einer juristischen
,
'qlsv&iqcoatv aal ccnilvcav zcöv II
(6).
Patronatisches Erbrecht:
ansXsv&SQiKwv
Siv-CiCav. Cf. Plin. ep.
Meier, De bon. damn.
p. 34;
Caillemer, Droit de succession legitime p. 346 sq.; Leist IV 311 a. 85; Curtius, Anecd. Foucart, Memoire p. 23 sq. iure hered. p. 51;
Allgem.
Wallon
I
JiUttois, Rpichsrecht
u. Volksroclit.
X
Bunsen, De 135 sq. — Im
25
p. 19 sq.
— mischen
Tag
der
bei
Freilassung
386
—
einen
regen Geschäftssinn
dem Sklaven
Sehr häufig wird
gelegt.
die
an den
Verpflichtung
Lebens beim Freilasser,^) ja sogar nach dessen Tode noch bei anderen Personen zu verbleiben,-) oder in auferlegt,
Zeit
seines
Es kommt
derselben Stadt zu verweilen.^)
die
Auflage vor, den
oder andere Personen zu erhalten,^) ihn in eine Ver-
Freilasser
sicherungskasse
(^Qavog)
einzukaufen,'')
für
seine
Bestattung zu
Unter Umständen behält sich der Patron sogar das
sorgen.'')
am Vermögen
Erbrecht
Von
juristischem
des Freigelassenen vertragsmässig bevor. ^) Interesse
sind
nun
Rechtsformen, in
die
welchen derartige Stipulationen gesichert werden.
Kaum
wo
und
zwischen
Unterschied
der
tritt
den
scharfen
irgend-
strengen
Principien des römischen Rechts und den unbestimmteren Gestal-
tungen des griechischen schärfer hervor. über eine
nur
bloss
ist
die
als suspensiv
Begriff der führt;
dessen
ist
ist frei;
Forderungsklage zulässig;
persönliche
bedingte Freilassung
Römer haben unihm gegen-
Die
bedingt daran festgehalten: Der Freigelassene
bedingte möglich. Das griechische Recht hat den
persönlichen Freiheit weit weniger
jeder Vorbehalt
entstehen
selbst
nur im Testament,''') und auch da
des
Herrenrechts
scharf
durchgeIn
zulässig.
Folge
und Sklaverei, sehr schwer fällt. Die bezüg-
zwischen Freiheit
Mittelformen
deren juristische Bestimmung oft lichen Erscheinungen sind, da
es
au einer präcisen juristischen
Behandlung noch mangelt, etwas schärfer Wescher-Foucart,
ist
ins
Auge zu
fassen.
Ktvzoq naga Evwv xai noiäv xb notixaGColifvov Ttccv »tat XQScpcov EvcpQoviov Kai 8v6xr]^iovi^u)v Kxs. Daher der häufige Sklavenname Parmenon (tiuqcc^ivcov), Wallou I 347. Für römische Sitte vgl. Lei st IV 547. 1) z. B.
fpQOViov ccxQt
oi)
KK
^(orj
No. G6:
nocQKfifivdzco
Ev(pQ6vi.og, ccvsyy.lriTog
—
2)
Wescher-Foucart
viov ccvsyKXrjrog ^ovaa'
naga Gsvdcogov 3) Cf.
ccito
sl Ss
No. 77: nagccfisiväxco ds 'Ayu^a nagcc Exxpgöxi
xa
rcä^t]
xäg ÄcciccSa agxäg
Wescher-Foucart
No. 53:
ttt] /loy
EvcpQoviog, Ticcgansivciro} 'AyaO^a t^.
Cf.
oiKijcäxco
Np. 61
82, 306. '
Aot'a
f^co
AtXaiag.
No. 165. 4)
1.
c.
No. 138, 219.
5)
1.
c.
No.
89, 107, 126, 244.
No. 24, 58, 66, 131 u. a. 7) 1. c. No. 152: Et ds xi oivQ^Qtönivov ytvoixo nfg] Boa^ov, « x« KaraUity BoaQ-og, 'AXs^ävdgov taxco xal xov rfoT'. Cf. No. 19, 31, 53, 94, 226. c.
6)
1.
8)
Ein sehr merkwürdiger Lapsus
syr. IJ.-B. (S. 294) schreibt:
ist
es,
wenn Bruns zu
„Bedingte Freilassungen waren
(bei
P. 30
des
den Römern)
-
-
387
In sehr vielen Fällen wird
man
wenn
nicht irre gehen,' '-'
verhältniss als Statulibertät, die Freilassung also als eine suspen-
Es wird
bedingte oder befristete ansieht.
siv
'-'
welche
sehen Freilassungsurkunden,
weitaus
dies in den delphi'
das
Material
beste
zur Erkenntniss dieser Verhältnisse darstellen, dadurch verdunkelt,
dass die Bedingung äusserlich nicht als solche erscheint, sondern
Form
die
blossen
eines
Fall ist der, dass
annimmt. Der gewöhnlichste „Der Sklave soll frei sein, er soll
Auftrags
heisst:
es
aber eine bestimmte Zeit beim Herrn bleiben und seine Befehle tadellos erfüllen" .
.
(TtaQa^scvdta de 6 doikog
Man
Ttoiav Tiäv To Ttoritttüöo^svov a.vs'yi{l')]rag)})
.
nehmen
dass
dürfen,
Auf Bemerkung
aufgefasst haben.
häufig die
diesen Auftrag
wird ander Regel
in
Bedingung oder Befristung der Freilassung diese Annahme fiihrt der Umstand, dass
eine aufschiebende
als
Griechen
die
xov deöTCortjv
Ttccga
„Wenn
folgt:
vorüber
jene Zeit
ist,
Damit stimmt es überein, dass, der Freigelassene beim Herrn zu bleiben hat, dieser der Sklave frei
soll
so lange
sein".'"^)
Recht vorbehält, ihn
das
sich
durch jede Art der Züchtigung zur Erfül-
—
lung seiner Dienstpflichten zu zwingen
ausgenommen
ist
nur
dem Brandmarkung
der Verkauf, welcher, als der zukünftigen Freiheit zuwider,
Herrn u.
untersagt
ebenso wohl
wird;^)
Damit, dass hier überall
dgl/)
künftige gedacht
ist,
stimmt
auch
die
die Freiheit
erst
ferner überein,
es
zu-
eine
als
wenn
in C.
I.
G
die Ai-t tler Freilassung war dabei gleicbgiltig." Es ist natürlich, dass gegenüber einem Kenner wie Bruns Niemand an etwas Anderes denken wird, als an das alte „quanäoque honns dorviitat Homerus". stets erlaubt
.
1) z. B.
.
.
Wescher-Foucart
No. 24, 29,
.31,
37, 38, 42, 49, 50, 51, 56,
58, Gl, 64, 66, 77, 78 u. v. A. 2) 3)
So z. Et 8s
B. [iTj
Wescber-Foucart
«ivvcKTÖs iav, v.vqlu tcta) Aägiccc
TTcoXriacctco. 16.
—
Bei
die
t)
KoXä^ovaa
co
52, 5S, 66, 67, 92,
itoiioi itäv t6
^q
v.a %iXr^
tgoito)
154
u. a.
Ttoriraaaönfvov .
.
.
TtXcc^i
(i rj
Wescher-Foucart No. 134, 354; Curtius, Anecdot. delph. Wescher-Foucart No. 49, Curtius 11 heisst es: Der Herr
darf den Sklaven strafen
man
No. 29, 38,
7ictQa(isi'vaL Mid'Qccdccrrjg
einen freien Diener
rag
iXsvd^SQov.
straft,
Damit
sondern nur: Er
Aussicht auf die künftige Freiheit
zu
soll soll
nicht gesagt sein: wie ihn strafen, ohne ihm
verderben.
Foucart, Memoire
p. 36. 4)
Daher
hcisnt es,
Curtius
3,
^^^
griechischen *''"' Rechts- lassungs-Be-
durch solchen Vorbehalt, der Herrenrechte erzeugte o
das
man''''l^f'r^.^
der Herr darf strafen mit
lichen Prügeln" {nXayccig daivBOig).
25 *
,,
unschäd-
j'"^g°^g„°-
siv-Bedin(fingen.
-
—
388
1G08 b die von einer freigelassenen Sklavin während ihres fortdauernden Dienstes bei der Herrschaft gebornen Kinder gleich-* Sklaven
falls
werden
So heisst denn auch
sollen.
C.
in
I.
G.
2953 b Z. 35^) der durch Hierodulisraus (unter einer Befristuni; oder Bedingung) Freigelassene &£6dc}Qog 6 UQog tov {ÖsöTtorov) dor Statuliber wird hier noch als Eigenthum des 'ETtiöd^evovg Herrn gedacht. In noch höherem Orade suspensiv bedingt er;
scheint
die
auf
vorkommende
phthiotischen
einer
alEvd^sQta
yiara
einigemal
Freilassungsliste
diavorjöiv,
Freilassung
die
auf
Probe; ^) dass hier an eigentliche Freiheit nicht gedacht werden konnte,
ist
Auf solche suspendirte Freiheit bezieht dem Freigelassenen im Testament des Herrn
offensichtlich.
es sich dann, wenn
das Lösegeld
wird,
erlassen
wie
heisst: ^)]^rjrQiG) filv iXsvQ'SQC)
bereits E.
Curtius hat
im Testament des Lyko^) ra Xvtqu;
dcpLrjfii
richtig erkannt, dass ein naXac iksvdsQog,
der noch sein Lösegeld schuldig
sondern nur ein statu
es
näXai ovti
ist,
gewiss kein wirklich Freier,
liher ist.^)
Annahme suspensiv wenn in eini„Wenn der Sklave nicht
Selbst das darf uns, glaube ich, an der
bedingter Freiheit nicht ohne Weiteres irre machen,
gen Freilassungsurkunden gesagt ist: beim Herrn verbleibt, soll die Freilassung ungiltig
sein".'')
So
sehr dies auf den ersten Blick einer Resolutivbedingung ähnlich
welche eine bereits ertheilte Freiheit
sieht,
wird
man
richtiger
zu- nichte
macht,
doch, so lange nichts Anderes vorliegt als diese Clausel,
im Sinne
einer
negativen
Suspensivbedingung zu con-
wobei der Umstand massgebend sein wird, dass
struiren haben,
die Verpflichtung,
beim Herrn zu
bleiben, gewährleistet durch ein
Recht der nachdrücklichen Züchtigung,
die
vorläufige Fortdauer
des Skiavenstandes zu involviren scheint.
Sehr auffallend und durchaus
dem römischen Recht
zuwider-
laufend ist es jedoch, dass in allen hier besprochenen Fällen be-
1)
Vgl. hiezu die richtige Erklärung von Bull, de corr. hell.
2) S. die Inschrift 19, 37, 43
3)
und dazu
die
Diogen, Laert.
V
Bemerkung vou Foucart 61
ment des Theophrast, Diog. 4)
Anecdot.
5)
So
KKVQog
Kctl
Böckh
XI 364
— 64.
fg.
G.
II
p. 590.
face B.
II
p.
C.
I.
5'.19
lin.
p. 370.
Vgl. auch den näXai ilsv&fQog im Testa-
Laert. III 58.
p, 11.
Wescher-Poucart
56: sl dl
KTfXrjg
Aehnlich No. 24, 37, 82, 14 fi, 167
cc
cova l'cTm.
[ifj
nagaasivai Ka&as ysyQctnTai u. a.
—
—
389
dingte Freilassung m/er vivos
Mau muss
statttinclet.
weiter gehen und sagen, dass das griechische
auch resolutiv obigen
den
bedingte
nur
Fällen
Umstände dazu
lleclit
Wenn
Manumissionen kennt.
schon in
Berücksichtigung
vorsichtige
eine
jedoch uocli unzweifelhaft
aller
Bedingung entgegen ihrer äussern Fassung für eine aufschiebende zu halten, so können andere Fälle nur im Sinne einer sofort vorhandenen, aber wieder entziehbaren führt, die
Freiheit ausgelegt werden.
Zunächst
wenn
es schwer,
namhaft gemacht, bei welcher
eine Mittelform
sei
nicht unmöglich
zu sagen, ob
ist
die Freiheit
unter aufschiebender oder auflösender Bedingung steht. Inschrift
Wescher - Foucart
bei
dem Geding,
mit
freigelassen
so lange diese lebt;
was
No. 133
bei
der
wird
^-.y"^'*'"
In der
eine
Sklavin
zu
bleiben,
Freilasserin
während dieser Dienst-
die Freigelassene
leistung erwirbt, soll ihr gehören, die Kinder, die sie in gleicher
Welt
Frist zur
dem
in
einen
genug
fällen;
sofort
sie
oder andern
daran,
zu
ist
schwer zu
ein
fortdauernde Dienstleistung scheint
hinauszuschieben;
sprechen dafür, dass
tionen
dung
die
Freiheit
vollständige
die
Dies
bringt, sollen frei seiu.^)
Verhältniss:
definireudes
Eine
eintritt.
Stipula-
Entschei-
vermögen wir nicht zu
Sinne
erkennen,
übrigen
die
dass
die
Privatvvillkür
hier
zwischen Sklaverei und Freiheit zu schaffen ver-
Mittelzustände
mochte.
Einen ähnlichen Beweis, wie weit hier die Privatdisposition reichte,
entnehmen wir aus Wescher-Foucart 43.
lassene Sklavin
Meda
noch Sklaven sind es
nicht,
Wir
—
dürfen
so
begreifen
soll
bei
ihren Eltern
—
Die
freige-
welche vorläufig
verbleiben und dieselben betreuen; thut sie diese Eltern
sie
wie
züchtigen,
sie
wollen.
dass der Freilasser selbst sich ein Züchtigungs-
es,
recht vorbehalten kann; dass dieses Recht durch einseitige Dispo-
auf dritte Personen übertragen wird,
sition
dem zwingenden
ist
Recht der römischen Freilassung vollständig fremd und heterogen.
So gibt sei
die
es
nun auch
Fälle,
wo man wird sagen müssen,
Freilassung eine sofort perfecte, aber
Möglichkeit
einer
nachträglichen
Aufhebung.
1) offa 8i v,a Kxr'iarjxai Ja(x(XQxls (n^vovaa tl ysvsccv Jtoiijeairo
scTco' Ojuoi'cog
Sh
vovaa
SsvdcoQccv,
TtccQK
^a^KQX'-S
öiTio
nccl
nccgcc
unterliege
Wie
es
es"^
©evdcoQav, Jc(i.iKQxiäog
a,
ytvtcc
y,a9cog
,
^f.'"'""^
der*"*"'^^'!^
scheint,
dafiaQxig ffsväcügag ßiovaag xai
tlivd'iQU föTüJ «ai dvicpanzos
Ttccvzav röf4 nöcvra ßiov.
sie
(is-
huI
^'^'
<^"echeu.
— haben wir hieher
meisten der Fälle zu stellen,
die
Freigelassenen
dingt
Herrn auferlegt
—
390
Verbleiben
das
nicht
was
pflegt es
Sklave
soll thun,
deutet
auf den sofortigen Eintritt der Freiheit hin; die
gungsclausel,
be-
beim
dann zu heisseu, der und gehen, wohin er will.^) Dies
Statt dessen
ist.
wo dem
(naQu^Eveiv)
er will,
Bedin-
welche dann regelmässig lautet: „wenn dies oder
jenes nicht geschieht,
soll
ungiltig sein"^) wird
die Freilassung
kaum anders denn als eine Resolutivbedingung aufgefasst werden können. Das einfachste Paradigma dieser Gattung bietet Wescher-Foucart No.
„um
lassen, sie
will".
Vermögen
Hier
94.
Sklavin Euporia freige-
die
ist
zu sein und ihr ganzes Leben lang zu thun, was
frei
Der Patron behält
nur das Erbrecht an ihrem
sich
davon bei Lebzeiten veräussern, thut sie es dennoch, soll die Freilassung ungiltig sein.^) Es ist das reine Beispiel revocabler Freiheit, was desshalb
bevor;
darf sie
nichts
wir hier vor uns haben.
Ein lehrreicher Fall für die Gestaltung derartiger Verhältnisse wird uns auch bei
Namens
Freigelassenen, 'AöCa
s^GJ
AiXciCag
(irjös
Patronin) yvm^ag' E0TG)
a avä xal
et
wird
Asia,
Hier
Erwerbung
r/
sofort
als
wenn
er will,
213.
die
Erwerbung
diese
der Civität
Freigelassene offen-
die
ist
Freiheit
soll
verloren
der bezeichneten Weise gebraucht wird.
sie in
Ein anderer merkwürdiger Fall
Foucart No.
(_die
uxvQog avrccg
TCohtevöatto ,
Da
aber
gedacht;
frei
ös
oixyjacac}
eines auswärtigen Bürgerrechts ohne
den freien Personalstand voraussetzt, gehen,
^Lr]
rüg 'ETtixaQidag
c'cvev
die Ungiltigkeit der Freilassung
ist
Einwilligung der Patronin gesetzt.
bar
Nö. 53 geboten; der
auferlegt:
TtoXirevßdrco
de oiz^Gai,
ccrshjg.
als Strafe auf die
Wescher-Foucart
Hier
und zu gehen, wohin
findet
sich
bei
Wescher-
Sklave freigelassen, „zu thun, was
ist ein
er
will"
schiedener die volle Freiheit bezeichnen.
—
man kann
nicht ent-
Dieser Freigelassene soll
auch, -wenn er Kinder hat, von diesen beerbt werden; hat er keine, so beerbt ihn sein Patron,
1)
Wescher-Foucart
d-Ehj Kai aTcoTQäxovoa oig 2) änvQoc; i'avoi
a
3)
si
t'azio.
ÖS
xiVL
No. 20: &£Xr].
(ovcc (d. b.
dulenfreiheit begründet)
(avä
xa
und wenn er etwas von seinem Verslsvd'SQcc Cf.
No. 53,
sinsv 94,
....
213
ii.
noiiovaa o
x«
a.
der Verkauf im Tempel, welcher die Hiero-
xal- (XT&lrjg.
^(äovoa
döaiv
noieoiro
zwv
idi'av
EvnoQia, atilrjg a
-
391
mögen bei Lebzeiten verschenkt, den. Auch hat er den Patron
— die Freilassung ungiltig wer-
soll
bei
einem Eranos zu versichern;
thut er das nicht, so verfällt er wiederum
ganzen Vermögen/)
—
dem Patron mit seinem
Das sind recht unklare Verhältnisse; auf
der einen Seite volle Freiheit, zu thun und zu gehen nach Be-
und eigenes Vermögen, welches auf
lieben,
die Leibeserben über-
geht; anderseits die Unfähigkeit, etwas zu veräussern,
beserben
vorhanden sind,
nicht
den
durch
bestärkt
wenn
Lei-
drohenden
Rückfall in die Sklaverei; daneben die Verpflichtung, rechtzeitig die
Versicherungssumme für den Patron zu bezahlen, widrigens
gleichfalls die Freiheit auf
dem
So hat die unbegrenzte
Spiel steht.
Privatwillkür
den griechischen
in
Die scharfe römi-
Freilassungen eine revocable Freiheit erzeugt. sche Scheidung zwischen einerseits,
(statuliber)
welche
künftig Freien
noch wahre Sklaven
thatsächlich
und dem unbedingt Freien anderseits, dessen Freiheit nur
sind,
in
dem Unfreien und dem
wenigen gesetzlichen Ausuahmsfällen durch
die revocatio in ser-
Es
vitutem zerstört werden kann, ist hier nirgends zu erkennen.
kann Einer frei sein, tcolcöv o xa kann freie Kinder erzeugen und und dabei kann doch, wenn er nicht
erfüllt,
für
ihn
der
Tag
xal a.Tioxqi%(ov ol^ xa &ih],
d-sXr]
für die
sie ein Vermögen sammeln, Bedingungen seiner Freiheit
der
erneuten
heran-
Sklaverei
kommen.^)
dem römischen
coiiision
Diese CoUision kann
'"tischen
Diese Verhältnisse müssen insbesondere mit
Recht in mehrfache Collision gerathen "
1)
xargvtyxa'rco ös zov
'A(ivviag XaQi'^svov v.aT£Viyv.cci,
nävxa'
iL
.... Kai
iqavov 2waos (der Freigelassene) tov cvvä^s ßBßaiog eaxca a
ovzco
uytäy i[i,oi toxa Eäsog de
xa xsXsvxaay 2waos
I^coeov nävxtt KaXXi^ivov f'cxcov ei
2!äaog, dxEXrjg ä cova 2)
Es
lässt sich
sein.
mva
tc5
'9'scÖ"
bI.
KccXXi'gsvoi (der Freilasser) xaJ. xcc
äxsy.vog,
öi
xivi
xcc
^cocov
Rom;
/üt)
yiaxcdsicpd'svxa
vtkxqxovxu
ööoiv
xäv iSimv
noisoixo
k'axco.
überhaupt beobachten, dass die Stellung des Freige-
lassenen auch in politischer Hinsicht in Griechenland eine niedrigere in
ös
uvxov
er wird niemals Bürger
und
steht oft
sogar hinter
ist,
als
dem Metöken
Dittenberger S. I. G. 253 lin. 45, 348 lin. 10; Fränkel, Pergamen. luschr. No, 249 lin. 12 f. Auch die Inschrift von Sillyon (vgl. Mommsen, Ztsch. f. R.-Gesch. XXIV 2 S. 304) stellt die ovivdi-nxÜQioi und ditfltv-
zurück.
9SQ01 als besondere Bevölkerungsciasse hinter die noXixai, allerdings aber,
wie auch sonst vorkommt,
neben
die Metöken.
mit
dem
Beeilt.
—
—
302
sogar eine doppelte Quelle haben.
Einmal kennt das römische
Recht bei Freilassungen
vivus
überhaupt keine Bedingung;
resolutive
Bedingung der einmal gege-
In der That sehen
wir an Rcscripten Gordian's
kennt
zweitens
benen Freiheit.
inter
keine
es
und den dem Orient angehörigen Rescripten Dioeletian's wiederholt, wie die Revocation von den Griechen aus gerin gfüffi gen Ursachen, etwa wegen Nichterfüllung der versprochenen Dienste des
Freigelassenen,
von den Kaisern aber abgewiesen
versucht,
wurde.
manum,
de serv. reipubl.
C.
gone)
7,
ü,
1
(Imp. Gordiauus Epi-
a.
s.
Si
ita ut
prehenditur,
mimicipali constitntlonibiisqiic princi'pum com-
lege
cum
scrvus piiblicus esses, ab ordine consentiente etiam
manumissus es, non ex eo, quod is, quem dederas vicarium, in fugam se convertif, Ingo servitutis,
lyraeside iwovinciae
manum issione
quod
evasisti, iterato cogeris succedere.
um den freigelassenen Gemeindesklaven Name Epigonos bestärkt, wahrscheinlich helleni-
Hier handelt es sich wie der
eines,
stischen Municipiums. eines
Ersatzmannes
laufen war. als hinfällig.
bereits
Dieser
hatte
die
Freiheit
Die Gemeinde betrachtete darauf hin die Freilassung
Wahrscheinlich konnte
sie
sich hitjfür auf eine der
oben besprochenen Revocatiousclauseln
was jedoch von
berufen,
durch Stellung
welcher jedoch davonge-
erkauft,
(vicarius)
Seite
(^arsXrjg
r]
cava eörco)
des römischen Richters nicht
be-
rücksichtigt wird.
de liberali causa 7, IG, 30 (luipp. Diocletianus Maxim. Eutychio) a. 294: Solo ohsequii non praestitl velamento data Überlas scindi non polest. C.
C.
I.
I.
de operis libert.
Veueriae)
a.
6, 3,
et
rc-
12 (Impp. Diocletianus et Maxim.
293:
Qui manumitlunliir, liberum, ubi trium hdbent, ncc a xmtronorum
voluerint,
debent,
ad
bcntur,
cum ncque cum patrono habitare
serviendi nccessitatem
commorandi
arbi-
fdiis, quibus solam reverentiam
redigi possunt,
nisi
ingrati pro-
libertos iura com-
pellunt. In der ersteren Stelle erfolgt die Revocation wegen obsequium
non praestitum.
Schwerlich haben wir uns hierunter mit den Ba-
siliken^) eine
-
393
Verletzung des schuldigen honor zu denken;
wahr-
Bedeutung von ohseqn'mm zu Grunde zu
scheinlich ist die weitere
welcher es soviel wie operae bedeutet.-)
legen, in
Eutjchios
Sklaven
seineu
wollte
Der Grieche wegen Nichtleistung der ver-
sprochenen Dienste in servitudmem revociren, indem er dem alten
Herkommen des griechischen Rechts folgte. Ebenso steht es in dem zweiten Fall; hier erfolgt die Revocation wegen non conmiorari apud patronorum filios. Wir citireu dazu Wescher-FounaQa EvcpQavoQa (der st ds xC xa ndd^OL EvtpQccvoQ TtQo tov xov vtov Kt'TOi' TiiKxyysXov yvvatxcc laßeiv, naQa^eivdxco ^aXdxQa TiiiayyiXat .... Ei cart No. 82: Tcaga^sivdrco
Freilasser selbst) a%Qv
Ö8
ist
de
^aXccnQa
^y Evcp^ävcoQ
TtaQa^SLvac ^aXccKQa tcad-ag
at]
Der
covd.
xcc
Fall
€6x(o
d es
sehr begreiflich,
Kaiser bekämpft, versuchte.
dxvQog
stimmt mit dem unsern genau überein, und
yeyQaitxai,
wenn man auf Grund
ein
„liherfos
ad
solcher Acte, was der
scrviendi
necessitatem
rcdigerc"
'
Ebenso wurde eine grundlose Revocation in C. de 7, 16, 33 (Diocl. et Max. Melitianae) versucht:
liberali
causa
Licet accepta pecunia^)
non
libertas rescindi
dominus
te
manumisit, tarnen tributa
potuit.
Die Gründe der Revocation sind allerdinscs nicht au«jeseben: jedenfalls
waren
Wir fügen
es
hier
im Sinn des Rescribenten keine stichhaltigen. noch einige Fälle an, welche dadurch ausge- ^^'l^e^'^ug'^
zeichnet sind, dass die Kinder freigelassener Sklavinnen als Skla-^'^M^eT" ven reclamirt wurden. Diese Erscheinung ist durchaus unrömisch;
1) 48, 20, 29.
Nee patronis pro operis mercedem accinon sint, ad pecuniae cxactionein obsequii non praestiti aestimatio convertatur. D. de muuer. 50, 4, 4 § 2: Inopes opera putrimonii ipsa non habendi necessitate non sustinent, corpori autem indicta ohsequia solvunt. 2) C.
pcre
licet,
3)
de oper. Hb.
quamvis
si
6,
3,
7 pr.:
indictae operae praestitae
Diese auf den ersten Blick widersinnigen Worte erklären sich darnur derjenige Dominus ein Patronatsrecht hat, der wirklich Eigea-
aus, dass
thiimer des Sklaven und nicht bloss fiduciarischer Manumittent ist, welche
Eigenschaft eben durch den reellen Loskauf
am
besten bewiesen wird. -Vgl.
Leist a. a. 0. IV 3(39 fg. — Also soll obige Bemerkung darthun, dass nach den gegebenen Verhältnissen das Patronatsrecht allerdings besteht, jedoch nicht ohne Weiteres zur revocatio in servitutem führt.
es
zwar selbstverstäudlicb,
ist
worden
ist,
Kinder der statidibera
die
Mutter bereits
die
Für das pro-
durchaus wahrscheinlich, dass ein
es
ist
ge-
libertina
sind die Kinder ohne Weiteres ingemä.
Recht dagegen
vinziale
dass
wenn jedoch
Sklaven bleiben-/)
-
394
Vorbehalt bezüglich der Kinder bei der Freilassung unbedingt zulässig war.
Wenn
in
C.
G. 1608 b
I.
bestimmt
welche zwei freigelassene Sklavinnen während
ist,
die Kinder,
ihres
fortdauern-
im Hause der Herrin zur Welt bringen, sollen deren Sklaven sein,^) so kann das wohl auf Statulibertät der Mutter bezogen werden, dürfte uns jedoch zeigen, dass Stipulationen über die Kinder vorkamen; und ebenso wird bei Wescherden Aufenthalts
Foucart No. 133^) über den
Status
entgegengesetzten
Abmachung
Sinn,
eine
demnach kaum bezweifeln
der Kinder, wenngleich im
zukünftige Geburt verschreiben konnte;
ihre
Man
getroffen.
wird
dürfen, dass eine freizulassende Sklavin
wir auch im Codex Spuren dafür gefunden
in der
That haben
363), dass grie-
(S.
chische Mütter über die Freiheit ihrer Kinder transigirteu ,'^j und
wenn
die Griechen
so hat bereits
den Kinderhaudel
Mommsen
richtig
Ansehein nach nur auf die
als
unhellenisch bezeichnen,
bemerkt, dass sich das allem
Gewerbsmässigkeit
des Verkaufs
und Stipulationen im einzelnen Fall in dieser Richtung
bezieht
Es scheint mir daher nur der Ausdruck verbreiteten Gebrauchs zu sein, was den Thatbestand des
ganz zulässig waren.^) eines
nachfolgenden, nach Griechenland gerichteten Rescripts bildet. C. de überall causa 7, 16,
36 (Imp. Diocl.
et
Maxim. Theo-
dorae): Post
cum
certi
temporis
ministerium
habet necessitatem iitquc hoc
suos constitiita
ancillae
cum
verum
est,
his libera in
dere promisissc probetur, parere
1)
D. de statulib. 40,
2)
xa ÖS ysvvrj&ivTU t^ «vrcov tv
7,
ita
e
esse
doniina nidlam
contrario si f'ilios
ministerium
placitis
cam
liheram
Convention is obfemperandi legi
ca paciscendo
non
tibi tra-
compellitur.
16. zoy
zfjg
TCUQafiovrjg
xQ^^^P
foaxcoaav
dovXa /ie^cnjtas .... .
3)
Oben
S.
389 A.
1.
4) C. de transact. 2, 4,
actione matris filios eins 5)
Berl. Fefalgabeu
non f.
26 (Imp. Diocl. et Max. Dionysiadae): 2iOsse scrcus fieri notinsimi iuris est; oben
Beseler S. 268.
tratts-
S. 363.
—
—
395
der Stelle betont, dass eine einfache padio Herrn und der Sklavin nicht genügt;^) die Fortzwischen dem setzung von ufqiie hoc verum est an behandelt den Kechtsfall von was offenbar der entgegengesetzten Voraussetzung aus, dass die Freilassungsform noch aus den Acten nicht ersichtlich war neben der pactio erfüllt worden wäre. Für diesen Fall wird entschieden, dass, wenn die Sklavin mit ihren Kindern freigelassen sei, der Vertrag, durch den sie sich verpflichtet hatte, ihre Kinder
Der
erste Theil
—
—
(unter
gewissen Voraussetzungen?) wieder in den Sklavendienst
zurückzustellen, jeder
Wirkung
entbehrt.
In diesem Sinn haben schon die Basilikenscholiasten die Stelle aufgefasst,
indem Thalelaeus zu Bas. 48, 20, 3G bemerkt:")
nam
promisit quasi servos eos tradere in ministerium; eos dare
mercede niinistrantes ,
quod
tenetiir
stipidatio
st
forte
promisit
consistat
in
facienda.
Ein verwandter Fall mag 7,
es sein, der in C. de ingen.
manum.
14, 9 entgegentritt.
Imp. Diocl, et Maxim.
Potamoni:
Lihertina matre procreatam ingenuis nasci natalibus evidentis
at manifesti iuris estJ)
Cum
igitur te
matre lihertina cditam,
tam postUminio reversam. proponas,
poni quaestionem qui de causa
neqiie
,
lihe^'ali
nunc
et
ah
deJiinc
pro-
adiri praesidem provinciae,
consequens
est
cognoscet
iure
sententiam,
laturus
huiusmodi matris conditionem neque
versis de statu pristino
liostihus cap-
tihi s er vit litis
sciens
captivitatem re-
quicquam passe detrahere.
Die Frage war hier allerdings dadurch complicirt, dass die Kriegsgefangenschaft und das Postliminium des Libertinenkindes hereinspielten. die
Indessen
dies
war nicht
Hauptsache scheint gewesen zu
Libertina gewesen war und tris conditio
an
man
dem Kind
sein,
das
Ausschlaggebende;
dass
auf Grund der
die
Mutter eine
huiusmadi ma-
die servitutis quaestia rege machte.
Wir sehen daher mehrfach, wie die provinziale llechtsanschauung auf dem Gebiet des Patronatsrechts durchschlägt. Die 1) Vgl.
L eist IV 545. Heimbach.
2) Uebersetz. v.
tur,
3) Vgl. auch C. de oper. ingcnunm est ... .
libert. 6,
3,
11:
Quod ex
libcrta muliere nasci-
— eigenthümliclien
uud
heit
zwischen Vollfreiheit und Unfrei-
Mittelzustäiide
prekäre Lag'e
die
-
396
treten noch
der Libertiueukinder
in
der diocletiauisehen Zeit in der griechischen Reichshälfte hervor,
uud
es
der ganzen Cousequenz der diocletianischen Re-
bedurfte
scriptsthätigkeit,
Unklarheit die Schärfe der römischen
in dieser
Ob
Begriffe festzuhalten.
diesen Rescripten gelungen ist, der
es
reichsrechtlichen Auffassung
allenthalben den dauernden Sieg zu
verschaffen, ist eine Frage, über welche die Quellen aus der nach-
diocletianischeu Zeit keine Auskunft geben.
Rechtsschutz des Herrnrechts.
V.
constantinijjj finden wir von ^q fugitivis pr. ~ 6,? 1,? r sehe Strafe der skiaven-pj.jyr^^g^^.jjjg gegen die Hehler eines flüchtigen o bergung.
Q
4
Constantiu eine
OD
Sklaven
eingeO
führt.
fugüivum sermim in domum
Quicnn(j_uc
domino
eins
eum cum pari
snsceperit,
in
vel
alio
vel
agrmn viginti
inscio solidis
rcddat. Aeiteres romisches Eecht.
Dicse Strafe
Digesten enthält
den
dem Codex eigenthümlich O nicht. Zwar kennt auch das
ist
sie
das
:
Begriff' der Sklavenhehlerei;
7
Recht der
classische Recht
hat jedoch denselben durch-
es
Eine Privatstrafe knüpft sich an dieses
aus anders ausgebildet.
nur im Fall des furtum'^ .nicht immer enthält jedoch der
Delict
einem Sklaven gegebene
Uuterschleif ein furtum.
Wurde
z.
B.
einem Sklaven aus Mitleid,^) oder aus Rancune gegen seinen Beoder zu unsittlichen Zwecken-) Zuflucht geboten, so
sitzer,
liegt
kein furtum und kein Fall einer Privatstrafe vor;^) und dies entspricht vollständig
dem
Geist der römischen Vindicationen, welche
lediglich reipersecutorische Rechtsmittel sind.
z.
1)
B. den Bettlersklaven: C. Th. de meudicantibus 14, 18,
vacireude Sklaven überhaupt
Wallon IH
1.
Ueber
396.
2) Vgl, die folgende Note. 3) D.
de
fürt. 47, 2,
39 (ülp.):
Verum
est
si
merctriccm alienam rajjuit
quis vel celavit, furtum non esse; nee enim factum quaeritur, sed causa fa-
causa autcm faciendi libido
ciendi,
Fahia teneatur, et ita
eiiam ex facto
subripit,
Danach
vum
cum
incidisset,
sed secum facti ist
fuit,
dixi:
libiditiis
hie
causa i'
beschränken.
et
cnim tuipius
ignominiam compensat,
der allgemeine Satz in D. de fugitiv. 11,
celavit für est" zu
An
non furtum
qui suppressit scortum
4,
tarnen vel non puto teneri, facit
certe für 1
pr.: „is
quam non
qui est.
qui fugiti-
— Nach dem Rechte
—
397
der Digesten
der Sklaven vielmehr eine
besteht für den Unterschleif
Strafe. Ein Senatiisconsult und kaiserliche Constitutionen ^) verboten die Aufnahme flüchtiger Sklaven und sicherten dem Besitzer die Unterstützung der
Nachforschungen
bei seinen
l'olizei
ojBFentliehe
Die Gewährung des Asyls
zu.
und die Widersetzlichkeit gegen Nachforschungen des Herrn waren mit einer Mult belegt.
Diese
aber von einer Privatstrafe durch-
ist
aus zu unterscheiden.
Die Bestimmung Constantin's weist daher auf fremdländische Einflüsse hin; diese sind im griechischen Recht zu suchen.
Das griechische Recht
1,
überhaupt jeden
bestraft
Form
auf die
libaiatem
des Angriffs
heisst es in der
bezahlen,
als
weil
wollte.^)
erklären,
die
wenn
assertor
er
verurtheilt
Sklavin
die
—
Rede des Demosthenes
sei
in
Kephisodoros
des
sie nicht
zum
auftreten,
ohne Prozess
sie
selbst
Freiheit
die
es ständig zu
Es
und ist
Strafe
(von
also selbst die
Verletzung des Herrnrechts strafbar, Dies
Siege führt.
der römischen Auffassung, welche dass
in
ist
augefochten werde, dürfe Jedermann
die Freiheit
lihertatis
Theocrinem, der
c.
In den Freilassungsurkundeu
assertio in lihertatcm als eine
stigt,
asscrtio
worden, 1000 Drachmen zu
Seite des Besitzers) fürchten zu müssen.^)
wenn
unbefugte
die Quellen uns Beispiele.
Vater des Theokrines setzen
an;
wird ebenso gestraft wie die Bergung des Flüchtlings.
Für Beides bieten So
nicht
Angriff^^^'^^'^i^«^«^''««
Es kommt dabei
auf den Besitz eines Sklaven mit Geldstrafen.
die
ist
das gerade Gegentheil
Assertion so
sehr begün-
im Legisactionenprocess immer
mit dem
geringsten Sacrament durchkam.
Für
die
Sklavenbergung insbesondere
dania.*)
ist
„Die Sklaven", heisst es daselbst in
sich in das
uns noch ein Be-
der Mysterieninschrift von An-
weis der Strafbarkeit erhalten in
Z.
81
— 85,
„dürfen
Heiligthum flüchten, zu jenem Ort, den die Priester
D. de fugitiv. 11,
4, 1; de off. praes. vigilura 1, 15, 4. Demosth. c. Theocrin. p. 1327 8. Die Hälfte des Betr.ags bekam der Eigenthümer, die andere Hälfte der Staat. 1)
—
2)
3)
Foucart, Memoire
Ol izccQfxzvyxfxvovTsg
&fQav tovouv,
di;cc(iiot
äUccg xai ^a^i'ag. 4)
räv
S. 11
Idicaväv
iövTsg
yial
— 13.
v,vqiql
S.
I.
ofioicog
Sf kuI
ccvvnoÖLKOi toi ai^lsovTfg (assertores) Tcdaag
Wescher-Foucart
Dittenberger
Ein Beispiel lautet:
sovxcov avX^ovtfg MiXieoav (oq flfv-
G. No. 388.
No.
34.
—
—
B98
bestimmen werden. (Sonst) darf Niemand flüchtige Sklaven aufnebmeiD, noch ihnen Unterhalt oder Arbeit geben; wenn Jemand gegen diese Vorschriften handelt, ist er dem Herrn verpflichtet für den doppelten Wertli der Sklaven und eine Strafe von 500
ürachmen"/) Die Höhe dieser Strafe stimmt mit der bei Demosthenes an-
gegebenen
allerdings
überein;
Werth zu
ist
noch der doppelte Strafsumme bestand, sagt
nebenbei
ersetzen, aber dass eine feste
ganz ausdrücklich.
die Inschrift
Dabei ist die Verpflichtung zu diesen Strafen unabhängig von der Gesinnung des Thäters, wie sich am besten daraus erauch für die
gibt, dass
assertio in lihertatem,
wo von
eigennütziger
Absicht keine Rede sein kann, eine Strafandrohung besteht.
Ein interessantes Beispiel der Anwendung dieser Strafen bietet eine ptolemäische Papyrusurkuude.
Der Pap. 10 von Paris ^) enthält eine Auslobung für die EntTovtov oj avaydyrj, heisst es
deckung eines flüchtigen Sklaven. daselbst, Ai^j/'frat ^^"'^ %alxov xdk. -4, 5, nag' ccvdQi
dt,iü')iQS(p
zurückbringt,
also
yiaX
ist,
1
dsi^ag räX.
Wer
3000 Drachmen;
wenn derselbe an einem
ihn
wer
heiligen
Talent und 2000 Drachmen, wenn bei einem
und
zahlungsfähigen
itQOv
f'gj'
dcöGidixa räX. F, E.^)
2 Talente und
erhält
seinen Aufenthalt verräth, erhält,
Orte (Asyl)
B. F,
belangbaren
Mann,
3
Talente
und 5000
Drachmen.
Warum
die
Belohnung grösser
wenn
zurückgebracht, als ist klar;
1)
TiaQBXtxw.
ist,
xai. fiTjSsig
O
di
soll
wenn der Sklave
Sache sein, ihn aus
leichte
,
Ku&wg dv
vnodiifoQ'ai xovg Squiiizcig
fi/jtf
oi ibqoI anoSfi'^fovtt
gixo8otsixo3 ^j]dl iQycc
noiwv nciQa xu ysypajujusra, vTröSixog dinXaaiccg
gleich
einem Asyl nachgewiesen wird,
mochte nicht immer eine
ffojftaroff cc^i'ccg
kehrt
in
Toig SovXoig qpvyiftov ictco to i8q6v
xov TOTtov,
xoii
es
er
t'cxco
kvqico
reo
—
xai inixifiiov ÖQaxfi^v Ttfvxa-nooiäv.
nach den Freilassungsurkunden
,
xdg
Umge-
wer den durch Hierodnlismus
Freigelassenen in servitutem vindicirt, der Gottheit eiue Strafe zahlen (oben S.
374
f.);
denn
diese, als fictive
Eigeuthümerin des Hierodulen,
ist
durch die
Vindication gekränkt. 2)
Not. et Extr. S. 177
3)
Diese
Summen
fg.,
mit dem Commentar von Letronne.
sind in alexandrinischer Kupferwähriifig verstanden
—
und betragen nach der Berechnung Letronne's (a. a. 0. S. 188 194, 203) in der obigen lleiheiifolge Francs 175, 93 und 268 (wobei der Cours des Francs in der Mitte dieses Jahrhunderts zu Grunde gelegt ist).
—
—
dem Asyl herauszubekommen
unter Umständen wurde ja die
Auslieferung an grausame Herrn ist,
Letronne
wie
wenn der Sklave
ist,
Mann"
fähigen und belan":baren
man
Ebenso klar aber
verweigert.
warum
sehr richtig erkannt hat,
nung am höchsten offenbar, dass
—
399
nung machen kann.
Die Ursaclie
entdeckt wird.
sich hier auf eine
Und wieder
Beloh-
die
einem „zahlungs-
bei
ist
Entschädigungssumme Rechzu
ist
sehen,
dass
diese
Be-
rechnung nicht auf die Thatsache diebischer Hehlerei, wie bei den Römern, abgestellt ist; es heisst einfach „bei einem zahlungsfähigen Mann".^)
Lässt sich danach als
annehmen, dass das
feststehend
grie-
chische Recht für jede Bergung fremder Sklaven, nicht bloss für die gewinnsüchtige,
wahrscheinlich, so
dass
eine Privatstrafe
kennt, so
es
ist
nicht un-
unrömische Neuerung Constantin's, wie
die
andere Bestimmungen desselben Kaisers, eine Basis im
viele
griechischen Volksrecht gehabt habe. Auffallend und unrömisch
dem
ist
auch die Strafe, welche Con-
„Servum cum pari alio vel viginti soUclis reddat'^. Feste Geldstrafen kennt das römische Recht nur in geringem Umfang; die Inschrift von Andania und die Demosthenesstelle dagegen haben wenigstens einen fixen Strafzusatz von 500 resp. 1000 Drachmen. Noch auffälliger ist die stantin
Unterschleif androht.
einen
Verpflichtung,
Es
gleich
wie dieser Talionsgedanke
würdig,
immer der
zweiten
guten
Sklaven beizustellen.
und
eine Art Taliou in dieser Strafe gelegen,
ist
häufiger
der
in
durch kaiserliches Re-
script in Freiheit setzen lässt, die Verpflichtung auf,
thümer zwei andere Sklaven die Freiheit
um
Kaiser stritteu
1)
p.
273
so
hat.^)
Die n".
viele
HS ± XV;
dem Eigen-
geben ;^) wer fälschlich
Sklaven bestraft, als er an Freiheiten be-
Wer während
Römer drücken
1:
in Ersatz zu
fremder Personen bestritten hat, wird nach demselben
Grenze verrückt,
seine
Kaiserzeit
selbst legt Demjenigen,
Constantin
Aviederkehrt.
Nichteigenthümer einen Sklaven
als
merk-
es ist
späteren
Urna aenea
sei
furem
eines
Grenzstreits
ebensoviel
soll
vom
sieb anders aus. Promiss, popul.
de tabenia.
pereit
de bis qni non a dorn.
8) C.
Tb. de über, causa
4,
7.
8,
10, 7 § 1. 5.
Feld
ver-
Bruns, Font.*
Sei quis rettulerit, dabuntur
dabit unde {rein) servar{e possim,
2) C.
eigenmächtig
eigenen
HS)
XX
.
.
.
— lieren, als er
vom fremden
-
400
Ganz ähnlich
occupireu wollte.^)
man
nach Zeno die Strafe der plus petiüo tempore, dass
um
pelte der Zeit abwarten muss,
man
die
zu früh geklagt hat.")
Sogar im Strafverfahren wurde durch C. Th. de accusation. 19
11, 14,
(vgl.
auch C.
Dies Alles
geführt.
ad
I.
luliam
leg.
ist
das Dop-
9,
1,
12, 7) die Talion ein-
9,
durchaus unrömisch ,^) muss aber irgend-
ist
wie in den Anschauungen der Zeit begründet gewesen sein; ein blosser Zufall
ist
durch die häufige Wiederholung ausgeschlossen.
Dass das griechische Recht diese Idee enthalten habe, wage ich nicht zu behaupten; für Athen behauptet Böckh,^) dass das Ge-
den
richt
Ankläger
unterliegenden
verfällt habe,
für
die er
zuweilen
in
dieselbe
Strafe
den Angeklagten beantragt hatte; doch bezeichnet,'')
und
kann daher über die Quelle jenes Gedankens nicht einmal Vermuthung ausgesprochen werdeu.'')
eine
wird diese Ansicht von Anderen
als
unbewiesen
es
1) C. fin. reg. 3, 39, 4.
2) C. 3)
de plus petit.
1 pr.
10,
3,
Nur Sneton Octav.
32 und D. ad
c.
1.
lul.
de adult. 48,
enthalten Spuren ähnlicher Anschauung.
(=
-1 500).
4)
Staatshaushalt!
5)
Heffter, Athen. Ger.-Verf. S. 131. Einmal spricht Aristophanes den Taliousgedauken aus
6)
410
I
Plutus
Xq.
TL Srixa eoi xtfirni
tdv y
aXwg;
U?. ü
TIf. x6 yccQ ccvxo y',
Man kann
V.
STCiyga^a
480 sq. rrf
Si-^y],
xi coi öoksi.
dv rixxüa&f,
kccl
ä"q.
yialöäg Xiysis.
ocpw 8fi na&eiv.
natvirlich hierauf keine Schlüsse stützen.
5,
28
pr.
Zwölftes Capitel. Executivurkunden nnd Executionsmittel in der Kaiserzeit. I.
Die Executivurkunden.
—
Die Darlehensurkunden vou Arkesine eine
wir meinen
Anzahl von Inschriften aus dem zweiten Jhd.
v. Chr.,'
auf der Insel Amorcros gefunden und im Jahre 1882 von
nudis^) veröffentlicht worden sind würdige Bestimmung.
Es wird
—
liiemit'''"?"'^'?
Urkunden.
Kuma-
enthalten eine sehr denk-
daselbst gesagt, dass bei eintre-
tender Zahlungsversäumniss die Darlehensschuldner, das sind die als Einzelne und als Gesammtheit, für Rückzahlung haften sollen mit dem Vermögen der Stadt und mit ihrem eigenen: xcc&cctcsq ix dtxrjs oder xaO'ccTieQ dtxrjv
Bürger der Stadt Arkesine die
cocpX'fjxoTsg.
Der Sinn
dieses xad'aTCSQ ix öixtjg
ist
nach C.
Wachsmuth
„unzweifelhaft der, dass die Exequiruug eintreten solle, gleich als
ob der Betreffende oder die Betreffenden rechtskräftig in letzter Instanz
verurtheilt
haft" richtig ist keit
—
wäre oder wären".^) und
es lässt sich
vollkommen sicher beweisen
—
,
in
Wenn
dies „unzweifel-
der That seine Richtig-
so liegt hier
ein
ürkunden-
typus vor, welcher mit den modernen sogen. Executivurkunden^) die gleiche
Tendenz gemeinsam
hat.
536 sq. nnd Bull, de corr. hell. VIII p. 23 sq. X Wachsmuth, Oett'entlicher Credit in der hellenischen Welt Diadochenzeit, Rhein. Mus. Philologie XL (1885) S. 295. 1) 'A&rivaiov
ji.
2) C.
der
f.
Das heisst Schuldurkunden mit der Clansei der sofortigen VollstreckDer Processualist unterscheidet zwischen Urkunden mit Vollstreckungsclause 1, auf Grund deren das eigentliche Executionsverfahren eingeleitet wird, nnd glaubwürdigen Urkunden, welche nur den summarischen Process (uneigentlich Execiitivprocess genannt) nach sich ziehen. Hier sind nur Urkunden der ersteren Gattung ins Auge gefasst. Mittels, Keicbsreobt u. Volksrecht. 26 3)
barkeit.
^^
welch e^®*^'"^'^^*'"
— Dies
liitoratur.
auch
(Jeuu
ist
—
402
von französischen
lehrten alsbald erkannt worden;
sind
es
Bemerkungen von R. Dareste/)
und deutschen Ge-
hier in erster Linie die
Wachsmuth-) und
C.
E.
Re-
villout^) zu nennen,^) welchen sich in jüngster Zeit L. Gold-
schmidt ^) angeschlossen
hat.
Die genannten Schriftsteller ziehen
noch einige andere, zwar schon vorlängst bekannte, jedoch in dieser Eigenschaft noch niclit beachtete Schuldurkunden des griechischen Alterthums herau, welchen
ein
kommt, wie den amorginischen, und
stützen
dem
tung, dass
nicht
ist,
gesehen.
Urkunden bekannt gewesen
römische Zeit wird
die
Gleiches,
ein
angenommen oder doch
für durchaus
Letzteres ist der Standpunkt
die
Uebrigens er
tritt
Gold-
meint nur,
zu ersehen, ob das spätgriechische Recht mit seinen
CS sei „nicht
bezw.
Inhaber-,
die
sehen
späteren Schicksale der Executivclausel ein
Frage mit grosser Vorsicht auf;
in dieser
zu
unbeweisbar an-
Goldschmidt's, während
vollkommenes Stillschweigen beobachten.
schmidt
sei.
soviel
denen unsere Frage allerdings
die übrigen obcitirten Schriftsteller,
ferner liegt, über
hierauf die Behaup-
der vorrömischen Zeit
hellenistischen Rechtskreis
eine Art executorischer
Für
ähnlicher Charakter zu-
enthaltenden
Orderclausel
Schuldurkunden,
etwa auch mit der Executivclausel, mindestens im nistischen Osten
noch
in späterer Zeit als
helle-
Bestandtheil eines vor-
wiegend auf altem Handelsgebrauch beruhenden Vulgarrechts Geltung bewahrt, vielleicht gar weitere Verbreitung gefunden ja, er weist selbst
in-
eine Spur
der
gredienda possessione (C. de pign. 8,
3) noch
13,
Durch
einstigen Gebräuche erblicken können.^)
1)
Sur la
(1884) p. 362
GvyyQacpt'i
fg.,
hat'^;
darauf hin, dass wir im sogen, pactum de
diese
umsichtige
en droit grec et roinaiu, Bullet, de corr. bell. VIII
bes. 375.
2) a. a. 0. S. 295. 3)
Les obligations eu droit ^gyptien
4)
Ich darf nicht unterlassen zu
Leemans .
.
.
lasse
.
zu Pap. Leyd.
SK diKTjg zu lesen sind,
p. 73.
erinnern,
wo
dass
schon der treffliche
verstümmelten Worte rj ngä^ig die Bemerkung macht: Goniicerc possum stipu-
lin.
25,
die
GonupJiidem ut etiam sine actione coram iudice, ix SiKtjg, debitum
multae exigi possent.
Leemans
ist
et
also der Erste, der die Executivurkunde
des Alterthums entdeckt hat. 5)
Inhaber-,
thum, Ztsch.
f.
Order- und executorische Urkunden im classischen Alter-
Rechtsgesch. XXIII (1889)
G) a. a. 0. S.
396; vgl auch
S.
352
fg.
S. ,386.
1
Zurückhaltung
-
403
Goldschmidt
bat
wird
es
sich
dass
zeigen,
sofort
diese
welche
Aufschlüssen,
den
Raum
gelassen,
und
Vorsicht
durchaus
am
kann,
anderweitiges Quellenmaterial bieten
Platze war.
Während
die
soeben genannten Forscher den Gebrauch
der^^^,"?^*?^^^
Executivurkunden für das hellenistische Rechtsgebiet durch das^^:f*^j^™'"
Studium der griechischen Epigraphik ermittelt hatten, war es ungleichzeitig bei dem Studium des Wiener Antheils der
gefähr
gelungen, auch
Papyri von El-FaiJLim
Executivclausel üccd^änsQ ix
öixi]g
das
hier
festzustellen.
Vorkommen
W.
der
Hartel^)
v.
und K. Wessely-j haben nachgewiesen, dass in den Papyrusurkunden der römischen Kaiserzeit bis auf die arabische Epoche hin diese Clausel ein feststehendes Element der Schuldverträge Schuld- und Pfandverträge aller Art, Bürgschaftsurkunden,
bildet.
Vergleiche und Dotalinstrumente sind die executorische
welche auf solche Art
es,
Natur annehmeu, und wer
die bunte
welchen so
ganz unbedeutenden Rechtsgeschäfte überblickt,
oft
der ernsteste Charakter beigelegt wurde, muss
sich
Reihe der
sagen, dass
damalige Praxis im Gebrauch oder Missbrauch dieser Rechts-
die
institution
unendlich
jedenfalls
gegangen
weiter
als
ist,
die
heutige.
Indessen dies letztere
ist
mehr
eine
sociale
als
eine juristi-
sche Frage, und wir wollen uns begnügen, im Verfolg dieser
Ab-
handlung gelegentliche Blicke auch auf diese Seite der Sache zu werfen. Vorläufig nimmt das nad-djieQ ix dCxrig der Faijümer Papyri unsere Aufmerksamkeit in anderer Richtung in Anspruch.
nämlich diese Clausel nicht bloss
Ist
im ägyptischen, sondern,
wie wir früher sahen, dereinst im ganzen hellenistischen Rechtsgebiet in sie,
Uebung gewesen,
lichen Reichshälfte noch in
ben loses
so
liegt
sei.
Dieser
Vermuthung nahe, dass
der Kaiserzeit in
Vermuthuug nachzugehen,
Beginnen sein; wir meinen
1)
Wiener
Stutlieu
V
S.
29
in zwei
Papyri von El-Faijum,
Anwendung
dürfte kein
geblie-
aussichts-
Rechtsbüchern der spät-
f«?.
2) Mittheil. E. R. II S. 32 zu Zeile 4
p.
die
wie in Aegypten, so auch in andern Landschaften der öst-
ff.
und
in der
Ausgabe der Pariser
Denkschriften der Wiener Akad. ph.
100. 2f>*
Cl.
XXXVll
kaiserlichen Zeit,
im Codex
-
404
nämlich im syrisch -römischen Rechtsbuch und
Spuren unseres Rechtsinstituts
deutliche
lustinianeus,
zu finden, deren Darlegung wir uns zur Aufgabe setzen.
Vorerst
ist
jedoch das bereits oben erwähnte griechische und
das El-Faijümer Quellenmaterial über die Executivclausel zusam-
Und zwar
menzustellen.
gehört das El-Faijümer Quellenmaterial
schon desshalb hieher, weil es der römischen Zeit angehört und daher unmittelbar Volksrecht im römischen Reich darstellt, welches schon der Vollständigkeit halber hier im
zulegen
ist.
Nicht minder
chische Executivurkunde
Nicht bloss weil diese xis
um
ist
Zusammenhang
vor-
aber eine Erörterung über die grie-
der vorrömischen Zeit wünschenswerth.
als der
Ausgangspunkt der späteren Pra-
von besonderem Interesse ist, sondern auch zu dem Behuf, das in den bisherigen Bearbeitungen nur tli eilweise vorge-
führte
Urkundenmaterial
um
einige
bisher übersehene
Fälle
zu
vermehren, wobei übrigens die Prätension erreichter Vollständigkeit nicht aufgestellt
1.
1.
^ f^.^ Lakntosuikiiiido.
werden
soll.^)
Die vorrömische Executivurkunde.
Wenden
dem
wir uns zunächst
attischen Rechtsgebiet zu,' o
go findet sich die Executivclausel in der bekannten Seedarlehens-
urkunde, welche in der etwa sthenischen Rede
wurden
die
c.
um
das Jahr 341 gehalteneu demo-
Lacritum eingelegt
ist.
Laut dieses Vertrags
von den Schiffern zu ladenden 3000 Amphoren Wein
verpfändet mit der Massgabe, dass nach glücklicher Rückkehr in
den Piräus das Pfand bis zur vollen Befriedigung der Gläubiger
unberührt zu deren Verfügung bleiben
zwanzig Tagen nach der Rückkehr
solle.
„Wenn dann binnen
die Schuldner nicht zahlen, so
dürfen die Gläubiger die Pfandobjecte in Besitz
angemessenem Preise verkaufen.
Wird hiedurch
nehmen und die
zu
Forderung
nicht gedeckt, so dürfen sie gegen die Schuldner Execution üben
an
all'
wo
sich
ihrem Eigenthum zu Wasser und zu Lande und überall, solches befindet, als wäre gegen die Schuldner ein Ur-
theil erflossen
und
die Urtheilsfrist nicht eingehalten worden". Dies
besascen die Worte:
1) Es ist insbesondere der Umstand, dass ein Theil des bereits vorhandenen Qnellenmaterials, wie z. B. die Inscliriften von Delos, noch nicht veröftViitlicht ist, welcher hier die Vollständigkeit unmöglich macht.
— iav de
djtodaßiv ev ra 6vyHEi^bvci xQova,
^rj
davsLöaöiv
rotg
^svcc
e^eöra
vjiccQxovörjg tL^rjg. xal idv
vicd^ai
—
405
n
vrco^stvat iXXstTttj
xal
rcc
vTtojcet-
oc7toö66d'(XL
tijg
xov ccQyvQLOv ov dst ys-
davEiGa^i xard trjv övyygacprjv, nuQa 'y^QTSfiojvog
rotg
xal ^AnoXXodcoQov so reo
t]
7CQäi,Lg rotg
daveCöaGi xal ix täv
tovtcov aTtüvrcov, xal iyysicjv xal vavrixav^ navta^ov onov dv
xad'djcsQ
döt,
cocpkrjxorav xal
dixrjv
ovxcov,
v7t£Q}]^EQG3v
xal svl ixarsQC) xcöv davsiödvrcov xal d^q)orsQOLg.
In allen wesentlichen Stücken stimmt dieser Vertrag mit den
Urkunden
anzuführenden
später
Autheoticität
desselben
Allerdings
überein. es
bestritten;
wird
auf
ist
die
philologischer
Seite von einer starken Partei behauptet, dass diese, sowie über-
haupt
den attischen Rednern eingelegten Urkunden nicht
alle bei
Grammatiker seien, welche solche Einlagen nach anderweitigen passenden Mustern ausarbeiEin selbständiges Urtheil in dieser weteten und einschoben.^) original, sondern Productionen späterer
sentlich philologischen Streitfrage
käme dem
Rechtshistoriker nur
dann zu, wenn sich nachweisen Hesse, dass der Gebrauch der Executivurkunde jüngeren Datums sei, als die Rede gegen LaGerade in dieser Beziehung lässt sich jedoch zeigen, dass sachliche Bedenken gegen die Echtheit der Urkunde nicht be-
kritos.
stehen.
Denn
2.
hunderts
Es
war.
naion II
a.
^^'^^^ bisher übersehene,' unzweifelhaft echte attische contract von
eine
dass
Inschrift zeigt,
Chr. die ein
ist dies p.
484
sqq.^)
in
der That
gegen Ende des vierten Jahr-
im urkundlichen Gebrauch im Jahre 1873 von Kumanudis im AtheExecutivclausel
über deren Alter
veröffentlichte Inschrift,
486 bemerkt: Tovg xQÖvovg (pavsQavEi 6 iv ta 30"' Gxiyjtp aQ^cov 'Hyi^u%og^ oöxig sivai xov 300 tiq. Xq.;^) welche also in das Jahr 300 v. Chr. anzusetzen ist. Diese Urder Herausgeber
1) In
p.
diesem Sinne neuerdings
C.
Wachs mutb
a. a.
0. S. 301
ff.;
an-
Thalheira, Hermes XXIII S. 333 ff., Christ, Abhandl. der bayr. Akad. phil. Cl. XVI Abth. IE S. 261 ff. und die das. Angeführten. derseits
=
2)
C.
3) Vgl.
I.
die
A.
II
No. 600.
Archonteutafel
von
Wester mann
in
Pauly's
Realenc}'-
mit den daselbst angeführten Belegstellen. Thatsächlich ist ein Archont dieses Namens weder für die frühere noch für die spätere Zeit bekannt; s. für die spätere Zeit auch das Archontenverzeichniss bei A. Duclopädie
mont,
Fastcs dponymiques d'Athenes
p.
6i
sq.
D>aieia.
— künde
Pachtvertrag dar,
einen
stellt
im
Dyaleia
-
406
Wirthschaftsgebäude auf zehn Jahre
dessen
laut
Gau Myrrhinos
attischen
Gemeinde
die
sammt
Grundstück
ein
Pacht vergibt mit der
in
Bedinfjuno-, dass der Pachtzins in zwei Katen und zwar in den Monaten Boedromion (September) und Elaphebolion (März) zu entrichten, das Grundstück ordnungsgemäss zu bewirthschaften und das Wirthschaftsgebäude in unverändertem Stand zu belassen Werden diese Bedingungen verletzt, so tritt Auflösung des ist. Vertrags und ein EV£%vQcct,6tv tcqo ÖLxrjg ein. Diese Urkunde
lautet in den hiehergehörigen Bestandtheilen, wie folgt: .
.
.
?)
to
%(x)qCov
dsdoyd'ai
EiTtsv
ccQ%os
MvQQivovvii
/Jvd^XsvöLv)
xoivbv
rb
zJvaXecov
^La&äGai rb
/liodäQcoi
zarä
övvd'^KCcg tdöös'
(nunmehr Z.
die Beschreibung des Pachtguts; bezüglich der und sonstigen Verpflichtungen heisst es dann von
folgt
Zinszahlung
25 an:) dnodtäovai BorjÖQO^Lcävog £vr}i
ccQ%ei
Ö6
TTJg
xr]v
XQig
^Lö&cööECjg
rrjg
(pQaxQiciQioig
xoil'ai
de
riju
^iöd'cjöscog 6
zlioöcoQcoi
^LYjda
iv
rotg
de avrjL,
/IvaXicav
rjfiLösiav
xäv davögcav
'Elacpi]ßokLävog
dal
(pQaTQiaQiovßiv.
totg
adv Öa
iQüVOLg xolg yayQU^^avoig
tojv fii] r]
n}]vug
^rjvbg
Hya^d^ov Movvvikov.
£7il
oixiav xa^aXalV
^ev
rrjv
THiCöeiav
ix
tov
%c)()ioi;
ccTtoÖLdät ^li]
a^atvaL
^ij
rt]v
aQyd^rjxai
ixyjÖav
fiiöd^coGiv
xb ic3qCov
xaxd xd yayQKU^äva, a^alvai xoig (pgaxQidQxoLg xal JvakavGiv hva'iVQdt,aiv Jigb dCxi]g xcd ^i6^cjöat itaQcoi xb icoqCov xcd VTtodixog aüxco zJcoÖcoQog adv xtc^alat XL
xy'jg
oixCag
Das iva%vQd^aiv
ri
xi
xöijjat
>]
Tigb dixrjg,
JigoGog^eiXat
xav
xijg
ficü&aGaag ^
ix xov xoqi'ov.
.
.
.
durch welches die Rechte der Ge-
meinde geltend gemacht wurden, kann schwerlich anders aufgefasst werden, als das TiQutxaiv xad-ditag ix ein
ÖLKi]g
der Lakritosurkunde:
Pfänden wie auf Grund eines gerichtlichen Urtheils.
dings scheint als Object dieses ivaivQdt^atv tcqo
ÖLxrjg
Aller-
nicht so-
wohl das Privatvermögen des Pächters als das Pachtgrundstück selbst gedacht zu sein, und damit stimmt es auch überein, wenn im Folgenden noch eine persönliche Verantwortung des Pächters Diodoros für sein vertragswidriges Verhalten festgestellt zu wer-
den
scheint
(xal
v7t6öt.xog
diese Inschrift, dass
mau
aOxco
JiööcoQog).
die Clausel,
Trotzdem beweist
welche dem Gläubiger eine
d
—
—
407
Executiou „wie auf Grund eines Urtlieils" zusicherte,
Ende
des vierten Jahrhunderts
v.
schon zu
Chr. kannte, und es wird sich
später an anderen Urkunden zeigen lassen, dass es wohl nur Zufall
ist,
wenn
in
unserem Vertrag dieses Executionsrecht nicht
auch auf das Privatvermögen des Pächters erstreckt wird.^) 3.
Von den uns
deren
erhaltefie
—
eines Zufalls
zurückreichen,
Urkunden mit aad^ccTtso ix ÖLxrjgj freilich wohl nur in Folge Ueberreste
ausserattischen
^j
—
nicht über das zweite vorchristliche Jahrhundert
siud
wichtigsten die bereits
die
erwähnten Dar-
Die Gemeinde Arkesine auf der
lehensurkunden von Arkesine.
Amorgos hatte im zweiten Jahrhundert v. Chr. eine Reihe von Anlehen bei Privatleuten zu ausserordentlich harten Bedingungen aufgenommen; von den hierüber aufgesetzten Inschriften
Insel
sind vier erhalten/) von denen drei trotz theilweiser
Verstümme-
lung die Executivclausel erkennen lassen. ä)*) Darlehen des Praxikles von
Naxos im Betrag von o TaEinwohner
lenten zu 107q Zinsen mit Solidarhaftung sämmtlicher
und Metöken von Arkesine.^)
Im
Fall
der Nichtzahlung ist so-
fortige Execution stipulirt.
1) S.
unten
S.
416 Anm.
1.
den attischen Rednern findet sich, soweit ich sehe, keine weitere Spnr der Executivurkunde. Insbes. ist Isaeus de Dicaeogenis hered. Die Intestaterben des älte§ 22 (Didot) nicht in diesem Sinn zu verstehen. ren Dikaiogenes hatten mit dem Besit/.er der Erbschaft, Dikaiogenes dem 2) Bei
Jüngeren, einen Vergleich geschlossen, laut dessen dieser ihnen zwei Drittel der Erbschaft zu überlassen hatte; nachdem Dikaiogenes der Jüngere unter Nichtachtung des Vergleichs die Erbschaft anderweitig verkauft und verpfändet hatte, dachten sie daran, sich in den Besitz zu setzen (i^äysLv sc.
Der Rechtstitel
rov KQccTovvra).
für diesen
scheiulich nicht eine Execution nad'änsQ e«
Vorgang war aber augenscheiiiSty.rjg,
an welche gegenüber den
Drittbesitzern nicht zu denken war, sondern der durch den Vergleich ge-
schaffene Anspruch auf die Erbschaft.
Vgl. Heffter, Die athen. Gerichts-
Anm. 8. 3) Zwei sind im 10. Band des „'A&qvcaov^' S. 536 f unter 9 und 10, zwei andere im Bull, de corr. hell. VIII S. 23 fg. A und B von Kumanudis veröffentlicht. Besprechungen geben Dareste, Wachsmutli und Goldschmidt a. a. 0. (oben S. 402 A. 1 fg.), sowie Szanto Wiener Studien VII verfassung S. 438
S.
232
fg.,
VIII
S. 1 fg.
4) Bull. VIII p. 23 S. A. 5) Diese
interessante,
darität erinnert
Rechts.
in
Z. 8 fg.,
25
fg.
der Urkunde stipulirte
Soli-
an bekannte genossenschaftliche Verhältnisse des deutschen
AmorgiuiUrkunden,
iav
Z. 11 fg
^txXet OL
8\
öv^ßoXov to Na^i{(ov 22
yQa^^iva 7CQäh,SL
ccQyvQiov
tilog
öCinq^
jc)ccl
'Aqxsölveov.
^r]
aTtoddoötv ro
'Eäv de
fg.:
eörco^ Tlga-
aTCo8K)0LV, TCQaxtol
^7]
aTCoöövTEQ 7]^i6XiOv^^ To
^7]
%Qd%8L ndörjL xa&ccTCSQ ix Z,
—
408
i'A
XGiv
idccov
zcaa
ixovörjg
xo
aQyvoiov v.axa xu ys-
.... f'lf'öT« nQäi,a6%^ai IlQai,iy,Xsl xuvxa xa iQri^ux(a)
xäv xoivcov
X8
e(z)
Tidörji
xal EK xcöv {i)dC(ov
ndvxcay
t(c5)v '^qx{s)6lv8(ov
xQoitcoi
CiL
av
ÖLxrjv coqiXrjXoxcov iv xijL ixxX'^xai
aTtiöxrjxaij
xad^aTtEQ
%axa xo öv^ßoXov
xo Na^(i(o)v xal 'AoxsöLvacov xeIoq ixovörjg
ovxl
d^rjficcoi
Tcdörjg ^Tj^Lag.
Durch
Urkunde wird
diese
ix ÖLxrig als der Fiction eines
die
Da
nisses bis zur Evidenz bewiesen.
genommen
in
Bedeutung der Clausel xa^djisg
ergangeneu verurfcheilenden ErkenntPraxikles als Naxier genau
Arkesine nicht processfähig
ist,^)
wird ihm das Exe-
cutionsrecht so zugesichert, als ob er ein kraft des zwischen Na-
xos und Arkesine bestehenden Rechtshilfevertrages {xaxd xo övyL-
ßolov) gefälltes und danach ixovörjg)
Urtheil
für
Arkesine
in
hätte.
sich
vollstreckbares
{tiXog
Dies zeigt deutlich, dass
wir
Execution auf Grund eines fingirten Urtheils vor uns haben. b)^) Darlehen eines gewissen Alexandros (aus Arkesine)*) in
unbekanntem Umfang mit der ßeredung der Solidarhaftung, wie oben, und der Executivclausel: Z. 1 fg.:'')
....
[laxcc)
(ii,Eöxco
xad'dnsQ dixrjv
fg.
für
ist
iv
(6(^q)Xtix6x(ov
xal ov)xa)v vtcsqtj^eqov.
In Z. 10
derselben so, als
ist
ixxh'ixai
^
eine
in
behindernde Be-
bestimmte Strafsumme
nicht genau zu ersehen) verfällt sein
soll,
(die
Höhe
und zwar
wäre über seinen unberechtigten Widerstand mit der sonst
zuständigen 1)
xrji,
den Fall einer Widersetzlichkeit gegen
die Execution bestimmt, dass der die Execution
amte oder Privatmann
xavxa xd XQV~
:n:Qd^a6d'at ^AXEi,dvdQG)i
E%.ovXr\g rechtskräftig
8ix\]
entschieden:
Vgl. die Ausfühniugeu über das t]}it6l(ov Cap.
2) Vgl.
oben
3) 'A&i^VKiov
S.
72
X
p.
536 No.
3.
Den Beweis
5)
Die Zoilenzähliing
dieser
Wachsmuth
9.
Annahme
4)
stücks bei
XIV
fg.
S.
ist
s.
bei
Wachs muth
a. a.
0. S. 296 A.
1.
nach der Ergäuzuiig des erhaltenen Bruch-
292
fü.
vorgenommen.
— 13
Z.
^(z/)^
.
.
sq.: .
?
.
.
.
(ocpXrjocag ÖLxrjv
'JXa^dvÖQOJi,
ajcore{i(})dT(o
.
xal
og
.
—
409
TCQaxxog
iöTa
ccQyvQtov dga^^^g
tovto
to
'A^s^dvÖQai t^ovXtjg iv
ag
aQyvQi-ov
ixKXijroJt^)
tijt,
xal 03V vTCEQrj^sQog.
verstümmelte Inschrift zeigt zwar nicht
c)^) Die dritte, sehr
mehr den Namen des Darlehensgebers und wohl aber
Vertrags,
summe
ist
die
Bedingungen des
die
Eintreibung
executive
.
.
xal TtQaxtbg
eöta)
tovro to
Geld-
Worten:
deutlich als verabredet zu erkennen in den .
einer
ccQyvQiov
cog
ag)Xi]X(og
d LX rj V.
Weitere Urkunden, welche die Clausel xad^äitSQ ix
4.
ausdrücklich
oder Aehnliches
folgende
enthielten, sind uns für die
und für den altgriechischen Boden
Zeit
Um
kleinasiatischeu Colonien nicht bekannt.^)
^"«'»Jffinschriften.
nächst-
mit
seineu
jedoch zu zeigen,
dass die Executivclausel auch hier nicht verschwand, seien gleich hier zwei
für den
Inschriften
zum wenigsten
nicht
welche ihren Fortbestand noch
angereiht,
Beginn der römischen Epoche beweisen.
Rechtsgeschäfte
des
dadurch,
interessant
täglichen
Lebens,
betreffen; es sind Grabschriften, welche,
dass
sondern
indem
die Sanction einer Sepulcralmult setzen,
Dieselben sind sie
etwa
nicht
Sepulcralmulten das Grab unter
sie
bestimmen, dass dieselbe
gegen den Grabschänder von Jedermann soll
beigetrieben
(also im Popularwege) werden können „wie auf Grund eines gericht-
lichen Urtheils".
Es bedarf einer Erklärung, warum, wenn Alexandros ein Arkesinäer S. 408 Anni. 4\ eine SUri iv rj/ SKHlrjzco, d. h. ein Urtheil vor dem auswärtigen Schiedsgericht vorausgesetzt wird; Wachsmuth hat diesen Umstand auffälligerweise mit Stillschweigen übergangen, obwohl derselbe seiner (meines Erachtens richtigen) Annahme über die Herkunft des Alexandros entgegenzustehen scheint. Dieser Schein verschwindet, wenn wir uns 1)
war
(s.
oben
erinnern, dass bei Streitigkeiten der Städte mit ihren einzelnen Bürgern sehr
was
oft TtöXsig £-AKXriToi einzutreten hatten,
sehr angemessen war. 2) 'A&ijvaiov
X
p.
in Fällen, wie der unserige^
auch
Vgl. oben S. 77.
537 No.
10.
Doch wäre es nicht unmöglich, die am Schluss dieses Abschnitts wähnten Vorgänge zwischen C. Antonius und den Achäern hioherzuziehen. 3)
Eine neuerlich bei Fränkel, Pergamenische Inschriften veröffentlichte
Urkunde
zeigt die Wortreste:
1
t)ü5v iyyvrjtav
es ist nicht möglich, hieraus weitere Schlüsse zu ziehen.
No. 163 F r]
7tQä{^ig
p. .
.
er-
— 98 .?;
—
—
410
Lykische Grabscbrift von Simena, C,
a)
Lebas-Wadd.
I.
G. III 4300 v
=
M. 1301:
Insc. d'A.
Tov xd(pov aatsöxsvccßato UsQtöcclog IlXaiGxdQiov iavrä xal rfj yvvKLyd avrov Msqlvöccöt] IlaaKpävrog xcd rä 7ca{r)Ql axX uXla {da ^i]Öavl a^eöra av)&cc(ilj)ai (^) dvot^ui fi-^ra dyyetov ^^rs xl
Tu
idv ds xig nuQcc zd
(v7to)ö6QLOv
ngoya-
d^aQxaXog aöxco Q-aotg %%'oviOLg xal dnoxKidxco aniXL^ov xco d^^ia ÖQcc^r^^dg ^gr, xfjg TCQOöayyaXiag ovör]g Tcavxl xä ßovXo^avo) tjil t« 7]^i6aL xad'dnaQ ay dixi^g. yQa^^isvK
Kariscbe
b)
dington
xi,
TtQa^iJ
von
Grabschrift
Lebas- Wad-
Apbrodeisias,
A. M. 1639:
avxov oiKodo^rj^äv^ov TtvQycov) xal L^jtoAAojitaxaöxavaöav 'EQ^oyaviqg MrjvodaQ^ov)
T6
^vriiiatov aal x6
iii
.
.
viog xal 'EQ^oyävTjg .... aavxotg xal totg
a%ovxog a^ovötav
avxo ^nvri^atov noLijöag
xc
.
.
.
.
.
axyovotg' iirjdavbg
a^aAXoxQiaöac ^rjxa x6 nvQyiov ^r]xa x6 vn
aitl
aTCaXXoxQLOJöat
aöxai
xvQtaxov
xov
dLxrjg
.
,
^t^xa TtQaöacog ovoiiaxv ^7]xa 6vv%coQ^aa(og'
^d^iavog avo%og
atg
.
.
.
a
öt]7ioxa
xQoncp
xal 6
anal 6
dvada-
äxaßtog avxäv ^vQia ag ax xaxa-
Köaßaia xal aiöoiöai
dvd
*
.
Der bedeutsame Charakter
dieses xad-djiag
ax dCxrig
und ag
ix xaxaÖLxrjg ist in der jüngsten gründlichen Bearbeitung, welche die griechischen Sepulcralmulten durch G.
Hir schfeld
')
erfahren
haben, nicht übersehen; doch scheint dieser Schriftsteller, unbekannt
mit der bereits anderweitig festgestellten Tragweite unserer Claudenselben eine unrichtige Deutung zu geben, wenn er meint,^)
sein,
dass sie „auf ein gesetzmässiges, auch bei anderen Popularklagen
oder bei diesen vielmehr zuerst und vorbildlich stattfindendes Ver-
Offenbar
fahren hinweisen''.
des Verfahrens, auf welche sie
ist
nicht die
es
dieselben
hindeuten; vielmehr wollen
dem Popularkläger den besonderen,
förderlichen
Weg
executiver
„Gesetzmässigkeit"
Beitreibung
vorzüglich der
kurzen
Popularstrafe
und er-
öffnen.
Ob dixrjg
dies juristisch
unserer Inschrift
ihr Verfasser
1)
zulässig die
zweifelsohne
Königsberger Stiulion
2) a. a. 0. S. 108,
1
war, ob daher
rechtliche bezielt
ax
Tragweite zukam, welche
hat,
(1887) S. 83
dem xa^dnaQ
mao-
hier
ununtersucht
ff.
12;}.
i
— bleiben;
Umstand,
der
Menge von vorkommt,
dass
Se[)ulcralraulten lässt
in
^)
der
die
zweifelhaft
dies
-
411
nach Hunderten
erscheinen.
zählenden
nur zweimal
Executivclausel
Indessen
kommt
wenig darauf au, ob sie in diesem Fall zulässig und rechtlich wirksam war; irgend ein legitimes Anwendungsgebiet, aus dem sie sich dann gelegentlich auf die Grabsteine hinübergeschlichen hat, muss sie noch zur Zeit, als jene Inschriften entstanden, gehabt haben, uud
man wird
nicht fehlgehen, dasselbe im
alltäglichen'
Schuldverkehr zu suchen.
Dann aber
ergibt sich,
da unsere Grabschriften nicht wohl
vor Beginn der Kaiserzeit datirt werden dürfen
—
die eine weist
—
Strafsumme ausdrücklich dem xvQiaxog q)i(jxos zu dass auf kleinasiatischem, und folgeweise wohl auch auf griechischem Bo-
die
den
die
Executivurkuude
sich
mindestens
bis
zu
,
Begciun
der
Kaiserzeit erhalten hat. 5.
Dieses Resultat wird durch dasjenige, Avas wir im weiteren
Gebiet des Hellenismus beobachten können, bestätigt.
Hier finden
wir nämlich im syrisch-jüdischen Rechtsgebiet zu Beginn der rö-
mischen Zeit einen Fall, der allem Anschein nach hieher gehört. Den unerquicklichen Händeln, welche Herodes der Grosse gegen Ende seiner Regierung mit dem arabischen Usurpator Syllaios hatte, seines
und bei welchen es dahin kam, dass Herodes das Reich Gegners mit bewaifueter Hand angriff, daselbst Gewalt-
thätigkeiten verübte und Gefangene mitnahm, lag nach richte
Flavius Josephus^)
des
ein
dem Vorgänger
des
dem BeSyllaios,
Obodas, von Herodes gegebenes Darlehen von sechzig Talenten zu Grunde, betreffs dessen es in der Schuldverschreibung hiess: i^SLVtti
7CQO&£0y.iag naQEXd-ovßrjg Qvöia
tijg
2.a^ßccv£LV i^
a7tdör]s rrjg ^fj^gag.
Zwar
ist hier
die Executivclausel
nicht ersichtlich;
Umstand, dass der Vertreter des Herodes des
Schuldbriefs zu
1)
Hirscbfeld
seiner Rechtfertigung^)
a. a. 0. S.
87
fg.
aber der
auf jenen Inhalt
sich
vor
dem römischen
bat deren dreihundert und vierzig zu-
sammengestellt. 2)
Der Bericht
angeführte Stelle 3)
ist
findet sich Antiqu. Ind.
Cap.
10, 8: trjv fiiv
XVI
caji.
9
(Diud.).
Die
axQaziiav oüx ^niazQaxiCav fX^ysv, ixlXu öiKUiav zav
iSimv ccTtaizrjaiv jjp/^uaTwi', xat arjös zaxv zccvrrjv (irjds
6vyyQK(pai.
und 10
10, S.
wg in szQsnov
cci
sthuia-
obodas.
-
412
-
Kaiser berief, bildet einen so offenbaren Hinweis auf Executivrechte,
dass
Wendung Auch
es
wohl nur
Zufall
ein
ist,
wenn
die
formelhafte
xad-änsQ ix dixrjg bei Josephus nicht mitfigurirt. die
Syngraphe, welche nach
Cic.
ad Attic.
V
21,
VI
2 und 3 der römische Wucherer Scaptius während Cicero's
1,
cili-
Gemeinde Salamis auf Cypern geltend sein. Aus dem Gang der Ausgleichsverhandlungen, welche Cicero damals im Interesse der unglücklichen Gemeinde einleitete, ersehen wir, dass es damals zu einem Urtheil gar nicht gekommen ist. Dennoch hatte Scaptius schon unter Cicero's Vorgänger^) militärische Unterstützung erhalten, um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, und er hielt cischer Proprätur gegen die
machte, wird hieher zu zählen
Begehren,
dieses
unterstützt
von
römischen Freunden,
Cicero's
auch diesem gegenüber aufrecht, ohne eine andere Entgegnung zu erhalten, als den Hinweis auf die Noth wendigkeit schonenderen Vorgehens und den Anbot, statt Reitern sich mit Fussvolk zu begnügen.
Wenn
Cicero's Bericht
Hergang nicht anders Herodes, und dann
ist
aufgefasst
genau
werden,
ist,
so
kann dieser
das Vorgehen
als
des
Beides nur eine Bestätigung, dass im helle-
nistischen Rechtskreis die Executivurkunde zu Beginn der römi-
schen Zeit in alltäglichem Gebrauch war.
Hicmit stimmen, den Kreis des Hellenismus abschliessend, griechische Papyrusurkunden Aegypteus vom ersten vor-
6-
sche^p^pyri
zwei
christlichen Jahrhundert überein. a) Der den -Juristen auch als das älteste Beispiel eines Chirographum mit Unterschrift des Schuldners bekannte^) Pap. Ley-
vom Jahre 89
densis
Drachmen, welches muthes gegeben hat-,
ein
v.
Chr. betrifft das
gewisser
Konuphis
Darlehen von zwölf
dem Perser
für den Fall nicht rechtzeitiger
Petei-
Zahlung
ist
bestimmt: fj
TtQcc^ig
eöTo Kovovfpei xal rotg
jr«^'
avtov xad^dnsQ
ix ÖLxrjS' 1) Mit Rücksicht auf diesen Umstand fällt auch die Möglichkeit hinweg, diese Executionsmassregeln daraus zu erklären^ dass die Salaminier als Unter Cicero's Proprätur kam es allerdings zu confessi in iure galten. einer, mindestens theil weisen Confessio (ad. Att. V 21, 12); unter seinen Vor-
gängern war die Sache noch streitig gewesen. 2) Brunn er, Zur Rechtsgeschichte der Urkunde Die Lehre des röm. R. vom Darlehen S. 96.
S.
48 A.
1;
Huschke,
— Der Pap.
b)
Louvre, wahrscheinlich
des
7
—
413
v. J.
99
v.
Chr./)
beurkundet ein Getreidedarlelien mit der Clausel: öa
rj
TiQu^Lg
^j^öxlrjTiiddog •jtdvtcav
7tQCi<56ovti
Hiemit
ist
'^göirjöei
eötco
(der Schuldnerin)
die
xa&dnaQ
xal
räv
(dem Gläubiger) ix ix rav vTtaQxovtav
avtfj
iy dtxrjg.
Reihe der vorrömischen Urkunden, welche die '
Executivclansel in der Fassung xad-dnsQ ix dLxrjg erkennen lassen,
Wir brechen
abgeschlossen.
hier ab,
und Tragweite derselben soweit
um
^itwickluDg der „y^^^^^eu
uns über die Herkunft
möglich zu orientiren.
als
Grundsätzen des griechischen Rechts^^.^'^^**'^''®^ Schon nach allgemeinen O O Pfandungsstand die pignoris capio, welche wohl ohne Intervention öffentlieber Organe erfolgte,^) dem Gläubiger zunächst dann zu, wenn '*'*'*'*•
er eine vertragsmässige
Moment sitz
Hypothek
der Schuldfälligkeit an
Dann konnte
besass. sich
^)
vom
er
eigenmächtig in den Be-
des Pfandobjects setzen, was iiißdrsvßig genannt wird; zur
stand ihm
Durchsetzung dieser i^ßaTsvGig adipiscmdae possessionis, die
ih,ovkr}g^)
ölxi]
eine
Art interdictum
zu.
Dass
attischen Recht entspricht, ist bekannt genug;
dass
dem
dies
es
auch in
Datum vertheidigt mit starker Begründung Brunet de 1) Dieses Presle (Not. et Extr. p. 172) gegen Peyron (Pap. Taur. I p. 73), welcher Zweifelnd Reuvens, Lettre.«, die Urkunde in das Jahr 166 v. Chr. verlegt. Tableau
p. 1.
gegenüber den demosthenischen Reden (Hefffg.), der causa Scaptiana bei Cicero ad Att. V 21, VI 2 11. 3, sowie dem bei Josephus Ant. lud. XVI 9, 2 erwähnten Vorgehen des Herodes (s. oben S. 411) durchaas unwahrscheinlich, üeber einige 2)
Das Gegentheil
ter, Athen. Gerichtsverf.
scheinbar
ist S.
widers^irechende
454
Stellen
vgl.
Thalheim,
Griech.
Rechtsalter-
thümer S. 115 A. 2. Deutlich tritt der private Charakter der griechischen Pfändung, was regelmässig übersehen wird, hervor in der Asklepieen-Inschvift von Lampsakos C. I. G. II 3641b (Add. et Corr. p. 1130 fg.) lin. 24 sq.: /u,^ slvcci Ss (iriSsvQ. (irjdsv i)vixvQäGaL i(v x)utg fjfifQctLg räv 'AohItjTtisitov si ds (trj, (b) iVBxvQucag i'v{oxog t)ffTa(t) tm v6(i(p tc5 nsgl täv naQavöfiwg svsxvQcccävrav. Es ist hier augenscheinlich vorausgesetzt, dass der Gläubiger ohne obrigkeitliche Intervention pfänden könnte; nur unter dieser Voraussetzung erklärt sich auch, dass ein eigener vöfiog nsQL räv naQavöfimg fyfjjvpacavTcoj' bestand. 3)
Demosth.
c.
Apaturios XXXIII 6
dnairovvTig xal svsßa.rsvov
Schömann^ 4)
II
slg
tr}v
p.
894: ol
XQÜ^''^^^
v.aTt]irstyov
vccvv filrjcporfg r^ vnsQrjfiBqia;
avrov
Meier-
S. f.95.
Meier- Schömann
a. a.
0. S. G96.
Pollux
ünom. VIII
6 (59).
— ephesinische Inschrift
vom Jahre 83
Chr.,
v.
welche die sfißaßig
Pfändung auf Grund von Hypothekarverbekannt voraussetzt/) sowie das Recht von Gortyn,
aata Ttga^eig, trägen,
nicht anders war, bezeugt die
griecliisclien Staaten
den übrigen
—
414
als
d. h. die
welches dieselbe ausdrücklich sanctionirt.^)
Ebenso galt Privatpfändung gefällten Urtheils
auch
wo
Mittel zur Execution
als
ein Couventionalpfand
eines
nicht bestand.
dem Umstand, dass Pfändungsrecht immer
Bei dieser Verbreitung derselben und bei
durch Einräumung von Hypotheken
das
vermittelst privater Uebereinkunft begründet
werden konnte,
ist
verwundern, wenn mitunter die Befugniss zur Pfän-
es nicht zu
dung dem Gläubiger zur Verstärkung seiner Position auch ohne Hypothekbestellung oder über den Umfang der etwa bestellten
Hypothek hinaus am ganzen Vermögen des Schuldners als ein selbständiges, von keinem richterlichen ürtheil abhängiges Executionsmittel durch besondere Vertragsbestimmung eingeräumt wurde.
Wann
pfändiiiigsclausel der
Pachtcontractc.
zuerst gebildet hat, O
sich diese Praxis
)
kann natürlich
nicht mit vollkommener Sicherheit festgestellt werden: doch wird '-'
'
Vermuthung ausgesprochen werden dürfen, dass sie bei den Landverpachtungen zuerst in Gang gekommen sei, insbesondere bei den Pachtverträgen der Gemeinden und Tempelvervielleicht die
waltungen, für
welclie
Wir
ausgebildet wurde. die
schon
frühzeitig
ein
fester
Geschäftsstil
finden nämlich in diesen Verträgen öfter
Bestimmung, dass gegen den säumigen Pächter
die
Pfändung
beliebiger Vermögensstücke statthaft sein soll.
So sagt ein Pachtvertrag der attischen Gemeinde Aixone vom Jahre 345 v. Chr.^): Kara tuöe e^iöd^coGav yiii,cov£tg trjv ^clastöa AvroKksi Avriov xal Avxia Avro'Kliovg rsrraQc'cxovra hi], ixcctov Tisvti'j-
1) S.
Bei Di tten berger,
453 und
Thalheim
a. a.
Syll. .344 Z. 76.
0. S. 147;
nach Goldschmidt's Vorschlag
(a. a.
Vgl. dessen
Anmerkung
32 auf
wäre unzulässig, „-kutcc 7rp«^5/s" 0. S. 363 A. 3) als Executivacte aufes
zufassen. 2)
1
55
2: (rö)j' ds vsvinafisvo H«(i
II
tov Ma)rax5mfvoj' ayovri ana-
wird demjenigen Straflosigkeit zugesichert, der den (Sklaven) des Besiegten und den Verpfändeten eigenmächtig wegführt". Vgl. Bernhöft, Die Inschrift von Gortyn S. 11 A. 55; Zitelmann in seinem xov
f'^isv
,
d. h. es
Commentar 3)
S.
98
Böckh
a).
C.
I.
G.
I
93
=
C.
I.
A.
II
1055.
i
—
—
415
xovttt dvotv ÖQax^cöv iMaöxov xov ivtavtov
öidcoöLV
(sc.
ex tcöv
octtl
ändvTdv Nach
selben
die
tüv
coQaLCöv
toi) ^rj
Aehnliclie träge.
^töd^coötv),
rrjv
ix.
.
.
iav 8a
.
aito-
^rj
sivai lvE%VQa6Lav Ai^covEvGiv
xäv aXXav
rov vcoqiov xal ex
aTtodidovrog.
Bestimmungen enthalten
delischen
die
Pachtver-
der Mittheilung Homolle's^) behält sich kraft der-
Tempel Verwaltung gegenüber dem säumigen Pächter
regelmässig folgende Massregeln bevor: Vente des
fruits, saisie des
animanx,
hoeufs, moutons et des esclaves, saisie generale des hiens quelconqucs appartenant au fermier ou ä ses repondants. Es scheint, dass derartige Sicherungsclauseln beim Landpacht
im ganzen Bereich des Hellenismus üblich gewesen sind; denn auch der Pachtvertrag von Heraklea in Unteritalien, C. I. G. 5774 — 5,^) etwa dem Ende des vierten Jahrhunderts oder einer noch früheren
Es
Zeit^) angehörig, weist ähnliche Stipulationen auf.
Tab.
selbst,
I
lin.
108
sehenen Bürgschaften nicht Conventionalstrafe die
zu
wenn
dass,
sqq.,
stellt
eintreten
und
xa
ö<3XLg da
gezeitigten
die
xa
J-axaog
Ttoxdyr] TtQoyyyvcog
^r]
xal
Früchte,
sowie
verpachtenden Ge-
der
sollen:
dida xaxxd yayQa^^iäva^ xö xa ETIL
vorge-
oder den Zins nicht zahlt, eine
errichtenden Wirthschaftsgebäude
meinde verfallen sein
heisst da-
der Pächter die
xo
d^7tc6?,rj^a
GixayaQxaig xolg dal anl
rc5 J^äxaog
r)
^fj
xotg xa .
.
.
xo
^löd'a^a dno-
dinkal d%oxai6ai
\ii6\i'Ci\x(x
xo
Ttoliavö^otg xal xotg
xal xd tv xa yd nacpv-
tsvfiava xal otxodo^i]^dva Tcdvxa xdg Tcökiog aööovxat.
Es ist zwar hier nicht ausdrücklich von Pfändung der Früchte und Wirthschaftsgebäude, sondern allgemeiner davon die Rede, dass dieselben unter den bezeichneten Bedingungen der verpachtenden
Gemeinde
verfallen sein sollen; doch leidet es
kaum
einen Zweifel,
dass hiemit sofortige Beschlagnahme gemeint war,'*) und nur mit 1)
Bull, de corr. hell.
2) ==
Kaibel
3) Vgl. die p.
1
VI
p. 04.
n». 645.
allerdings etwas
unbestimmten Aeusserungen bei Kaibel
172. 4) Jaristisch-techniache
entgegenstehen.
Gründe werden dieser Annahme
am
wenigsten
Bei der Formfreiheit des griechischen Rechts konnte
man
jedem Vertrag die Einräumung eines Pfilndungsrechts erkennen, wo die Absicht, wenn auch nicht der Wortlaut der üebereinkunft darauf gerich-
in
tet war.
— Massgabe hatte
dieser
—
416
Verabredung
die
die Verpächter
für
einen
praktischen Werth. Alle
Urkunden nun sind
diese
Tendenz, welche
in
%a&djt£Q
ix
.
Clausel
bereits
hervortritt;
ÖLxrjg
der
ist
Umfang
gewähren
sie
derselben
dem Ver-
In der Tafel von Hera-
pächter ein sofortiges Executionsrecht. klea
Ausdruck
den früher vorgelegten Contracten mit der
noch auf die Früchte und
dieser Execution
Ameliorationen des Pachtgrundstücks beschränkt; dagegen gehen Pachtcontracte von
die
sowie
Delos,
die
oben mitgetheilte In-
von Aixone über diese Schranke hinaus und erstrecken das
schrift
Und vom Besondern zum
Beschlagsrecht auf das gesammte Vermögen es ist
wohl möglich, dass
Allgemeinen
auch
den
Und von
zeichnet.
Weg
hier aus
der
mag
Pfändungsrecht
vertragsmässige
des Pächters.^)
dieser Fortschritt
historischen
Entwicklung
dann gewesen
es
auch
auf unsere
be-
das
sein, dass
privaten
Con-
Der Unterschied zwischen diesen und den vorgeführten Pachtcontracten ist hier nur ein formeller; wähwurde.^)
erstreckt
tracte
rend letztere das Pfäudungsrecht direct, iv£%vQaöLav, 0.
G. 93)
I.
d. h.
expressis verbis (sivaL
ausbediugen, gebrauchen die Privatcon-
xa&dwas durch ein
tracte die Clausel, der Gläubiger solle verfahren (jtQDcrTSiv) jisQ
dixrjgj
ix.
jiqo
8txr]g
Bild dasselbe besagt.
oder
Von
ag
ix xaradixtjg,
letzteren
„xa&aTtSQ ix
Wendungen
scheint schliess-
Verbreitung
er-
langt zu haben; ^) wenigstens im ägyptischen Rechtsgebiet hat
sie.
lich
die Clausel
dtxrjg^'
die grösste.
Hierin liegt gleichzeitig der Beweis für die oben
(S. 407 zu Note 1) Behauptung, dass es nur Zufall ist, wenn in dem Pachtvertrag von Dyaleia das Pfändungsrecht nicht auf das Privatvermögeu des Pächters erstreckt wird; denn die im Text genannten Urkundeu, welche der Pfändung auch diesen Umfang geben, sind älter als jener. Es können also nicht formell-juristische Gründe gewesen sein, aus welchen die Gemeinde von Dyaleia mit solcher Mässigung auftrat. 2) Es darf hier die Bemerkung Raum finden, dass die obigen Pachtcontracte auch für die Entwicklungsgeschichte des römischen Pfandrechts nicht ohne Bedeutung sein dürften. Wenn die Verpfändung der Früchte und
1)
aufgestellte
des Gutsinventars in den unteritalischen Pachtcontracten mindestens schon
im vierten Jahrhundert üblich war, wird sie es auch in Rom gewesen sein, und man wird daher wenigstens dem interdictum Salvianum ein ziemlich hohes Alter zuweisen müssen. 3)
Es
ist hier
der Ort zu untersuchen, ob
für executive halten kann,
^H
(i('K)]c;
zusichern,
welche
sondern
dem Gläubiger
einfaches
man auch
solche Urkunden
nicht ein TtQÜTTtiv
itQcirzfn'.
Goldschmidt
Tiad^ccjtFQ a.
a.
0.
— ihre
Papyvusurkunden
vorzulegenden
wie die alsbald
—
417
werden,
zeigen
Seh westercl ausein vollständig verdrängt und erscheint hier in
stereotyper Fassung.
Auf
S.
Weise hat
diese
366—367, 371
— 373
nimmt
sich die Executivclausel aus den
dies unbedenklich
executive Natur auch Urkunden
Cap. XIII), vofiov.
wo
dem
wie
'Eav dh
es einfach heisst:
(iri
Grund-
an und vindicirt daher die (s. unten
sog. Nikaretadarlehen
dnoööSai, tiqccx^i^oovzixl nazoc xbv
auch Urkunden
In diesem Sinne stellt der genannte Schriftsteller
wie das vierte Bruchstück von Amorgos (ßull. de corr. hell. VIII p. 26, 27) Pap. 62 des Louvre col. 6 1. 14 u. dgl. in diese Reihe. Diese Auffassung halte ich für bedenklich. UgäzTSiv, nga^ig (lieber sagen die Griechen übrigens BtaTCQcczTiiv, li'oTZQa^ig) heisst, wie die Lexica lehren und auch ein Kenner
Böckh annahm
wie
(Staatsbaushalt
exigere, exactio; dass dieses
exigere
IP
ohne
S.
70 (80), 73 (84)), soviel wie
ürtheil geschieht, liegt
im Wort
mit nichten. Vielmehr gibt es auch ein n^äztsiv auf Grund eines Urtheils; Beispiele liefern: 1. das Büudniss zwischen Lato und Olus C. I. G. 2554 Z. 200, wo die Magistrate schwören: 8C%aq «ort nqüi^Big öidcoaica, ich werde Urtheil und Execution gewähren; 2. Aristot. Pol. VII 8: xcclsncozüzt]
zäv UQxcöv Behörde ist
saziv
rj
tcsqI zccg
nqü^sig xäv yiazaSiKUcd'svzoDV
,
jene, welche die Strafurtheile zu vollziehen hat.
die
wichtigste
Wachsmuth
Ü. S. 295 A. 2 nimmt denn sogar bei der obcitirten Stelle aus den Nikaretaurkunden {iav Si (i^ ccTtoömci, jr5a;('9'>jcoj'Tai v.azcc rov vojiov) an, dass mit dem Zusatz Kuzä zov v6(iov die Einhaltung des gewöhnlichen Civilrechtswegs vorgeschrieben sein soll. Ich halte das zwar für zweifelhaft, meine aber, dass man nicht berechtigt ist, aus dem Wort jiqÜzzsiv ohne a. a.
sofort auf eine Executivurkunde zu schliesseu; eine solche bedarf doch einer etwas präciseren Fassung. Andernfalls wäre es io Griechenland schwer gewesen, eine Schuldurkunde aufzusetzen, die nicht executiv geworden wäre; man hätte dem gefährlichen Wort n^üi,ig mit der grössten Sorgfalt aus dem Wege gehen müssen. Aus diesem Grunde wurden die ebengenannteu Urkunden aus unserem Verzeichniss der Executivcontracte weggelassen, wobei nicht verkannt wird, dass wenigstens bei dem vierten Bruchstück von Amorgos wohl nur die Verstümmelung daran schuld ist, dass die wahrscheinlich vorhanden gewesenen Worte v.aQ-änsQ dttiriv coqplrjyiözsg nicht mehr erhalten sind. Selbst Bestimmungen wie die des neapolitanischen Stiftuügsstatuts C. I. G. 111 5785 lin. 2.3-27 (Kaibel I 759) wage ich nicht mit Bestimmtheit auf eine executive Haftung zu beziehen; es heisst
Zusatz
—
daselbst bezüglich der Personen,' welche öt ZI Tt{cc)qa zavza
vnsQixvto
zcc
dem
ysygufifisva 6
Statut
zuwiderhandeln: 'Eav
q)Qi^zaqxos
tj
oi
;i;ci;AKoi(6)yot
.... KnozBLCuza) ibqk zäv {&)£wv Tcö(t') (fiQ)f}iKii^a^ig toxi. ZQi'wv d^yvi^Qiov dsivaQioc dL)a-)i6oicc (nsvzrjzovza wv v.a)l Es liegt sehr nahe, hierin eine Executivclausel zu erblicken; dennoch ist das
tJ
h
(pQovziazrjg
7coii]o7]
>/
Fehlen der Worte
v.aQ-ä.TiiQ
ix
öiv.rig
meines Erachtens ein Hinderniss dieser
Annahme. Mittels, Reighsrecht
u.
Volksreclit.
27
—
und Executiousrechts
Pfand-
griechischen
des
sätzeu
—
418
ganz
von
selbst entwickelt.
Wirksamkeit der Executiv^clause!.
Fragen wir O serer Clausel,' stellen,
^'^Telht^^^'^
nach der rechtlichen Tragweite unf^
schliesslich
war
so
ihre
Rechtswirkung o
dem
ausdrücken: Die Clausel gewährte
am Vermögen
dies
oder ein
auch so
Gläubiger eine Art General-
welche er im Verzugs-
des Schuldners,
wie eine gewöhnliche Hypo-
ohne richterliche Intervention
fall
(öCxri)
Man kann
Conventionalpfand recht für sich hätte.
hypothek ^)
den Gläubij^er so o
die,;
ob er ein rechtskräftiges Urtheil
als
thek durch 8^ßdt£v6Lg geltend machte.
Der Beweis
dieser
—
übrigens
tungen dieser Lehre unbestrittenen Die Darlehensurkunde
bringen.
nachdem
sagt,
bei
—
den bisherigen Bearbei-
Ansicht,
Alexandros
des
die Execution nccd-ccTCSQ
sie
ausdrücklich, dass jeder Privatmann
ix
leicht
ist
zu
er-
von Arkesine^)
dixrjg
oder Beamte
normirt hat, (a();^c3v),
wel-
cher sich der Execution widersetzen würde, straffällig sein sollte: Z. 10:
%vQa
tJ
6x'r\tai
.
.
iav ds rig
tav oixovvtav TtQcc^si,
xf]
rj
aQ^av
fjLtlVLOVV, CC7C0ts{L6)dT(0
eine
ccq)aiQtjTai
(tcov)
iv 'AqxsöCv^l
XxX.
.
i]
.
^^qxeölvscov tu ivi-
ngärrovrag
tovg
tqoticol
LdicSrrjg
t)
iq
ivi-
TtaQSVQaöei
.,
Bestimmung, welche offenbar voraussetzt, dass die Execution Grund eines Urtheils erfolgt, weil dieses einer derar-
nicht auf
tigen Sicherung,
wenigstens
gegenüber den
Staatsorganen
(uq-
XovTsg) nicht bedarf.
Einen
weiteren
Beweis
bildet,
wie
hervorgehoben
schon
wurde,^) die Schuldverschreibung an Praxikles von Naxos, welche besagt, die Execution solle erfolgen wie auf
Grund
eines Urtheils,
welches in Gemässheit des Rechtshilfevertrags zwischen der Vaterstadt des Gläubigers
und der betheiligteu Gemeinde vollstreck-
bar wäre. Endlich führt Flavius Josephus in an,
dass
Herodes,
um
seine
der
oben
Gewaltraassregeln
citirten Stelle
gegen
Obodas,
1) Wir betonen, dass nur au eine nneigentlicbe Generalhypothek gedacht werden kann, welche jedem echten Pfandrocht nachsteht. Die
Gründe hiefür 2) .-i)
Oben Oben
s.
unten sub IV bei Besprechung von C.
S.
408
f.
S.
407
f.
7,
72, 6
— wegen deren
—
410
beim römischen Kaiser verklagt wurde, zu rechtsein Schuldschein habe ihm erlaubt, Pfänder zu nehmen. hält
er
darauf hinwies,
fertigen,
Wie man
es
nun
bei solchen Privatpfändungen
Wucherer gegen
zuging, davon er-
wenn man das Vorgehen
das beste Bild,
ihre griechischen Schuldner
der römischen
In
betraclitet.
dem
oben erwähnten Rechtshandel zwischen Scaptius und der Gemeinde Salamis hatte dieser unter Cicero's Vorgänger die ZuWeisung einer Abtheilung Reiter durchgesetzt, mit denen er die
bereits
ganze Stadt unsicher machte; Cicero berichtet, er habe den sala-
Tage im Rathhaus eingesperrt, dass einige Rathsherrn vor Hunger starben. Aehnlich berichtet Asconius ^) von dem Wucherer C. Antonius, Cicero's einstigem Collegen im Consulat: „Is miiltos in Achaia spoliaveraf, nacüis de exoxitu minischen
Senat
so
viele
."
Sullano equituni turmas
Es darf
.
.
.
noch
schliesslich
die
Frage berührt werden, ob aus
einer Executivurkunde mit der Clausel ÖLxrjg
Person nus
rj
nQÜ^ig a6TG)
xccd^ccTCSQ
ix
auch das Recht einer eigenmächtigen Execution auf die entsprechend etwa der altrömischen ma-
des Schuldners,
iniectio,
habe
gefolgert
Obwohl nun, wie
werden können.
später gegenüber zahlreichen Dissentienten zu zeigen
ist,
die Per-
sonalexecution den Griechen vollkommen geläufig war, halte ich es
doch
schon
nach der historischen Entwicklung unserer Ur-
kunde, Vielehe eben aus den Grundsätzen des Sachpfändungs-
rechts erwachsen
ist,
für ausgeschlossen,
eine private Personal-
pfändung mit derselben verbunden sein zu lassen; auf UnWahrscheinlichkeit
eines
derartigen
die innere
Rechtszustandes
braucht
kaum hingewiesen zu werden. Ich würde daher die ganze Frage kaum erwähnt haben, wenn nicht neuestens Dareste, ohnedies
welcher überhaupt über die griechischen Schuldurkunden sehr ver-
worrene Vorstellungen
besitzt,-)
ausgemachte Sache hingestellt dass in
1)
nese
p.
dem
Bejahung derselben wie eine
Er
Process, der zwischen der Stadt
In orat. in toga Candida p. 84;
vgl.
beruft
sich
darauf,
Kalymna und einigen
Foucart,
du Pälopon-
luscr.
121.
2) S. 3)
die
hätte.^)
unten Cap. XIII,
I
1,
III.
Recueil des inscr. jurid. giecquea
1.
fasc.
174.
p.
Ich
nehme
dass der betreffende Passus von Dareste selbst herrührt; jedenfalls
neben den Mitherausgebern die Verantwortung (Preface
p.
IX).
27*
an,
trägt er
^'^"'*'
?"'
execution.
-
—
420
Bürgern von Kos wegen einer syngraphischen 8chuldpost stattliatte, den Bürgern von Kalymna, welche zur Abhörung von Zeugen nach Kos gehen
sicheres
sollen,
Geleit
gewährleistet wird;
fürchten mussten, aus der Exe-
dies erklärt er daraus, dass diese
Syngraphe persönlich in Haft genommen zu werAber wir wissen nicht einmal, wie die Syngraphe aussah! Und in der That lässt sich das sichere Geleit ganz leicht anderweitig erklären; man muss sich nur erinnern, dass nach den Grundsätzen des antiken Völkerrechts der Fremde in der Fremde vom auswärtigen Gläubiger einfach ad personani gefasst und ohne Stellung von Geiseln nicht mehr losgelassen wurde, wie vor Kurzem wieder das ätolische Beeret, Bull, de corr. hell. V p. 374 lin. 19 f.^) Sollte sich Herr Dareste in Hinkunft etwa auf gezeigt hat.^) das Verfahren des Scaptius gegen den Gemeinderath von Salamis berufen, so bemerke ich gleich hier, dass das anerkanntermassen cutivclausel der den.
—
Endlich könnte man noch das heranSyngraphe Pap. Leyd. sagt: rj XQU^tg i'6ra &y.
einfache Gewaltthat war.^) ziehen, dass die
avtov ^E^ElllovQ^ov
te
Aber hier bezieht
dixrjg.
räv
xal
v7iaQ%{6vTCiv
auf die Vermögensexecution (ix räv vnaQiovxav)
,
ix
y.ad^aTCBQ)
der Zusatz xad-aTieQ ix dix}]g
sich
nur
nicht auf die
Vollstreckung an der Person des Schuldners Peteimuthes, welche
immer
Die Executivclausel
2.
haben wird.
ein Urtheil vorausgesetzt
den ägyptischen Papyrus-
in
urkunden der Kaiserzeit. Indem wir nunmehr zu den ägyptischen Papyrusurkunden der ist die Bemerkung voranzuschicken, dass
Kaiserzeit übergehen,
das
urkundliche
werden kann.
Material
hier
nur
lich auf diejenigen
Urkunden, welche
veröffentlichte
Dr. K.
Wessely Es
wurden.'*)
1)
=
3) S.
lung
filier
in
Wien
den bisherigen Papyrusweitere
dem Verfasser
freundlichst
noch
von Herrn
zur Verfügung
gestellt
daher sehr wohl möglich, dass die dereinst zu
Dittenberger
2) Vgl.
4) S.
ist
welche
Stücke,
in
vorgelegt
beschränkt sich näoi-
sowie auf einige
publicationen veröffentlicht sind, nicht
sehr unvollständig
Die Vorlage des Materials
S.
I.
Seil, Recuperatio
G. 215; S.
212
CoUitz
1413; Cauei-- 236.
fg.
oben S. 419. oben im Vorwort. FAn Tlieil derselben befand sich in der Abhanddie ägyptischen Agoranomen als Notare unter den Proben des
—
—
421
erwartende vollständige Veröffentlichung des derzeit schon vorhan-
denen Urkundenbestandes trächtlich vermehrt.
die
Auzahl
Executivurkuuden
der
Immerhin bieten schon
die
be-
gegenwärtig vor-
liegenden Publicationen die Mögliclikeit, unseren Gegenstand durch die ganze Kaiserzeit hindurch zu verfolgen.
Wie
bemerkt, hat die Clausel xad-ditSQ sx
bereits
jenen Papyri bereits lich
bei
VV. v.
Hartel und K.
ÖLxrjg
Wessely
in
anläss-
deren Papyrusstudien Interesse erregt; wenngleich eigentlich
Untersuchungen über dieselbe von den genannten Ge-
juristische
lehrten nicht
Formel
Wir
worden
angestellt
Auge
ins
sind,
im Nachfolgenden
stellen
darf ihr Verdienst,
diese
gefasst zu haben, nicht ungenannt bleiben.
xad^aTieQ bx diK}]g
in
bekannten Papyri mit
die nns
chronologischer Reihenfolge zusammen, wo-
bei selbstverständlich nur
Wieder-
die entscheidenden Stellen zur
gabe gelangen können. 1.
Pap. E. R. No. 1514 '^
vertrag, in
dem
sich der
Auflösung der Ehe
Z.
27
fg.:
Chr.') p. '
Execution
sonstiger
ist
''
ein Ehe-,,^^«^*«?. Jhd.
nach
verpflichtet, die Mitgift
xa&aTisQ
in
dixtjg
Die entscheidenden Worte lauten:
zurückzuerstatten.
tjcovTai
bei
vom Jahre 136
Bräutigam
.
.
eav Öe dLccq)OQäg roig ya^iovöi ysvo^evrjg %ciQi-
all
aXXYiXov («jrodoTco Uovxcc^iioav [der Bräutigam]
trjv
nQOKifiBVfjv
. .
rrjg
ry
7tQdi,£cog
{q)EQVtjv)
dvaxo^Li,o^svi]
....
(fv
rj(is)Qaig
ysivo^^evrjg)
TQiaxovtcc
za&ciTiSQ
(Jx
ÖiXfjg).
Die
eingeklammerten Worte
sind
in
der
Urkunde
zerstört,
lassen sich jedoch nach der Analogie verwandter Contracte mit
Suchammon
vollster Sicherheit ergänzen,
gabe der
cpBQvri
an
30 Tagen, wobei 2.
er sich
der Execution
x.
s.
binnen
Ö. unterwirft.
Pap. E. R. No. 1518 aus der Zeit des Antoninus Pius, und
zwar circa 150 die
verspricht also die Rück-
die Bestellerin derselben {ava>ioyiit,o^ivr])
p. Chr.,-')
ist
gleichfalls ein Eheeontract, woselbst
Rückgabe- der Mitgift wie oben stipulirt wird:
gnico-ägyptischeu Notariatsstils
,
ein
anderer
in
der Abhandlung über die
Ehecontracte von El-Faijüm. 1)
Aus dem oben
S.
274
Aiim. 3
erwähnten
Manuscript des
Herrn
Dr. Wessely über die griechisch-ägyptischen Ehecontracte auf Papyrus. 2)
Aus demselben Manuscript entnommen.
Vgl. S. 278
ig.
p. Chi-.
— Z.
22
... (d7tod6)Tcy
fg.:
^av TCUQaxQij^cc r^g UvQag iav
Kovta
de
Uvgog,
d.
der Bräutigam)
i.
xal löaQiov (die Braut) ra tiqoö-
axovöa
avtr]
7CQäi,E(og
xrig
(sc.
Trjg
iav filv avtog avtTjv
Bvaypivta av[xr\C) XQrj^a,
—
422
ä7ta{kXdxT7]xai
dvaxo^Lt,oiiEvrji
xiji
7te^7iy]xaL
iv
naga-
rj^eQUig tgCa-
yiyvo^avrjg y.)a&d7feQ
ix ÖLKTjg ...
Aus
der
3.
p.
Clausel ersieht man,
erhaltenen
vollständiger
hier
Ergänzung des Contracts sub
dass die obige
Pap. E. R. No. 1519
^)
ist ein
1.
berechtigt
Ehecontract
Chr. mit ähnlicher Stilisirung wie die obigen.
verpflichtet sich zur Z. 22:
.
,
.
^aiöagic) f^g
xrj
(peQvijg aal jtUQacpSQväv sk xe
xov lölÖcoqov
%vxG)v Ottvta ndvxcov xad-dneg iy dLx(rjg 4.
hält
.
.
7tQCc{^£cag
y.al
(Jx)
xe)
xijg
xäv vnag-
.
Pap. E. R. No. 1577, ein Contract-) von 193
zum
p. Chr., ent-
Schluss die Worte:
xijg 7CQdh,£cog
öoi ovöi]g xcd xotg
xav vTiaQxövxav
ix
vom Jahre 190 Der Ehemann
Rückgabe des Eingebrachten.
y£LVO(isvr}g
.
ist.
TCuvxoiGiv
ftot
Ttagd öov ex xe e^ov xal
ndvxcov TCgdöaovxL xad^djieg
ix dixrjg. Drittes jhd.
Pap. E. R. No. 751, ein Contract
5.
TtQd^eag v^ietv
xfjg
xal
ix
ovGifjg
xäv vnag%6vxcav
/not
v.
216
J.
xal xotg nag'
p.
v^ielv
Chr.:^)
ex xe
i^ov
ndvxav (ngdG^ovöt) xa&dneg
ix
Öixrig.
6.
Wessely,
Pap. E. R. bei der
aus
lehenscontract
Zeit
des
Mittheil.
Pupieuus
II
S.
und
31,^^)
ein Dar-
Balbinus
vom
Jahre 238: yeivo^evrjg
i6ivgä
(sc.
avxa
(sc. tc5
dccvsiöavxi) rijg 7tgdh,ea)g ex xe xov
xov daveiöa^ievov) xal ix xcov vjiagxovxav avxov
Ttdvxcov xad^djceg ix öCxrig.
1)
dem
Aus
Vollständiger
s.
S.
in
275
der zweitvorigen
Anmerkung genannten Manuscript.
fg.
2) Wo im Folgenden der Inbalt eines Contracts nicht bezeichnet ist, war derselbe aus den mir zur Verfüguu<:i: gestellten Manuscripten nicht zu
entnehmen. 3)
Nach
4)
Die
handschriftlicher Mittheilung.
Nummer
der
Sammlung
ist
nicht mitgetheilt.
I
—
—
423
Pap. E. R. No. 1487, Coutract
7.
JtQa^ecög 6oi
rijg
ix rs i(iov xal ix rcav vnaQxovrcov
ov6r]s
^oi Tidvxcov 7tQaö0ov6ij xad-änsQ ix
Pap. E. K. No.
8.
y€tvo(isvT^g
öoi
Contract
3,
aiQrjXic)
dLxt]g.
297:
v. J.
diduQCi)
o^oXoyovvTCJv xal i^ ov avrcov
TtQa^EOjg
trjg
a'iQtjraL xatcc
iccv
to
ex
räv
te
trjg dllrjX-
tmv vnaQXovtcav avTOtg ndvro^v
dCxaiov xal ix
eyyvrjg
251 r^)
v. J.
xad-d-
ix dtX7]g.
TiSQ
In eiuem weiteren Pap. E. R., einem Pachtcontract
9.
v. J.
299,2) spricht der Pächter: .
nagd öov xeqGov aQOVQag v' .... dvä ccQyuQLov dQax^idg diaxoGtag nsvrijxovra,
^£(iLöd^G}^at
.
.
ixdötrjg aQovQrjg
ipOQOV d7lod(a<3G}
71QCC660VTL Xad^CCTCSQ ix dixrig rcöv vtisq t^j yrjg rskov^ivcov ndvTcav övxcov iiQog Gs ÖVTtBQ
.
.
.
tov ysov^ov
.
Aus dem
.
.
.
.
vierten Jahrhundert
um
zur Hand;
.
<SOl
so
einigen Contracten
sind zur
Zeit
keine Beispiele
bedeutsamer
tritt
des
und sechsten Jahrhunderts
fünften
uns
die
Executivclausel
in
ent-
gegen.
einem grossen Bürgschaftsvertrag der Wiener Samm-*'""^'«^
10. In
vom Jahre 487
lung
Studien
V
S. 1 fg.,
Getreidelieferanten
p. Chr.,
verpflichtet
veröfifentHcht
sich
(Z.
11
bei fg.)
Hartel, Wiener der Bürge
gegenüber dem Beamten, welcher im
eines
Namen
des Staats die Lieferung stipulirt hatte, dass er „seiner Herrlichkeit''
für jedes ijcl
ö€ig
tri
Mauco aufkommen
wolle:
ra
i^is
öfj
^8yaXo7tQ£Jt£ta 7tOLt]6aöd-ai (rov ixX8C)novtog
tov tovtov iyyvrjtijv evoxov nvai rag
ccjcoxql-
....
tovTov x^Q''^ vjioxsi^ivcov rfj öfj ^syaXoTtQSJtsta xal reo drjfioöLCO Xoycp stg rovto 7t{d)vtcov (lov rcöv vnaQxövrov
xal vnaQi,6vrcov (tdt;ct5g xal y^svixag^^ evexvqov Ao^gj xal vjto%"rixr]g ötxaCcp xad'ccTtEQ ix dcxrjg.
1) Dieses.
2)
Bei
Sammlung
Stück wie das folgende
Wessely, Wiener ist
nach handschriftlicher Mittheilung.
Studien IX
S.
254.
Die
Nummer
der Wiener
daselbst nicht angegeben.
3) „iöiKobs xat ytviKwg"'
—
in specie
dem von Wilcken, Hermes XIX
S.
421
et
generc, eine Phrase, welche iu
veröffentlichten
Kaufvertrag auf
«>!<*
— Etwa
11.
in
—
424
von HarteP)
dieselbe Zeit gehört ein kleines,
Fragment eines im übrigen zerstörten Contractes der Wiener Sammlung, welches zwar nicht mehr das Datum, wohl aber in der Anrufung der göttlichen und kaiserlichen Gewalt den Charakter jener Periode aufweist. Nach Weglassung einiger unzusamnienhäugender Wortfragmente interessirt hier die Wendung: mitgetlieiltes
? ?
.
.
xal
Sfioöa
rot)
...?')
Museum der
navtoxQutOQa
&£0V
Zeitalter
idixäg
xaX
xaX
ivöe'ßiav
xi]v
entstammt
ein
xal
vixt]v
umfangreiches Ver-
im British im IX. Band Zur Sicherung
mehreren
aus
befindlichen Bruchstücken reconstruirt und
Wiener Studien
S.
266
fg. veröffentlicht hat.^)
der für die Uebertretuug des Vergleichs ausgesetzten vier
Unzen verpfänden beide Parteien
TtEQ
ex dixrjg. Z.
60
ihr ganzes
... xccl vTtsdsvro dkX'^Xotg
ff.
TtQoöti^ci xal rotg dvaXco^aöLv
tcp
yevixcög
dtxaLOj xa&ciTteQ ix ötxijg
Wessely
welches
gleichsinstrument,
vTidg^ovra
xccl v7tod'r]X7]g
Demselben
12.
xal
v)7taQiovra
.
Xoyco ivE%VQOv
Processkosten
bei
Bruch
(für
Strafe
Vermögen
TCQog cc6(pdXiccv die
des Vergleichs)'*)
von
xad^c'c-
inC rs
Busse und etwaige xal
dccTiav^fiuöiv
Papyrus v. J. 359 p. Chr. wiederkehrt. Nach einer daselbst mitgetheilten Vermuthving Mommsen's soll das ysviticis die Verpfändung des bareu Geldes bedeuten, welche dem Laien nicht selbstverständlich ist. Die Nummer der Sammlung ist nicht an1) Wiener Studien V S. 30. gegeben. 2)
Hier wäre der
lutem principis vor.
—
Name
des Kaisers gestanden; es lag ein Eid per sa-
Die Anrufung Gottes verweist die Urkunde in die
späte Kaiserzeit. 3) Die Bestimmung der Zeit ergibt sich daraus, dass in Urkunde „die Strafe des Bruchs beschwornor Verträge" erwähnt ist die Strafe in
kunde
de transact. 2, 4, 41
ist;
vom Jahre 395 gemeint;
hiemit die Ur-
nach 395, wie ich glaube, die berühmte redintegratae rei vindicatio in welcher man früher die gezwungensten Deutungen gegeben hat,
fällt also
4)
Das
C. 4, 27, 1, bis
C.
Z. 49 jener
ist,
Schlossmann
(Jahrb.
mindestens sehr nahe kam.
f.
Dogm. XXV S. 382—393) der richtigen Ansicht Nach seiner Meinung ist mit der redintegratae
halte es für noch wahrBruch eines Vergleichs bezeichnet werden sollte. Jedenfalls gebührt Schlossmann das Vordienst, jene Worte zuerst richtig verstanden zu haben, während man früher stets an eine rei vin-
rei vindicatio
eine Appellatiousstrafe gemeint; ich
scheinlicher, dass die Strafe für den
dicatio dachte.
i
— iv TtavTi
st'dst
—
üitavra tavtäv tu v-jiÜQiovTa
t,r][iuo^aGtv
xccl
425
y.cd
xcd vTCocQ^ovrcc
idixäg xal ysvixäg tvey;VQOV
ytVEt
XKL VTCod-tlxrjg öixatcp xccd-aneQ ax Öixtjg xal
inl
Xöya
rovroLg
ineQoxiiGavreg eavtovg xal dvreTtSQcorrjd^Bvtsg c(Xli]loLg TCttQovrsg TtaQOvötv xauc ngöocanov co^iokoyrjöuv. 13. Einen weiteren Beleg dieser Praxis bildet eine Papyrusurkuude der Collection Jomard, welche ßrunet de Presle in den Not. et Extr. XVIII p. 257 fg. herausgegeben hat. Ihr Datum
wird von dem Herausgeber mit überzeugenden Gründen
Ende
des sechsten nachchristlichen Jahrhunderts
Jahr 599
p.
Chr.
—
verlegt.
—
Z.
17 sqq.
etwa
in das
um
das
Sie enthält einen Kaufvertrag, wel-
chen der Verkäufer durch Uebernahme der Haftung dixrjg bekräftigt,
^)
xad-ccTisQ
ex
wie folgt: .
.
.
^sra
roü
aödXsvtov eivai did navTog,
t^v
ravTrjv ijvtcsq
v^lv
TCQccatv
id^E^rjv
uQQayt] xal JiQog
dö(pd-
Xaiav (xvQiav ovGav xal ßeßaCav 7tavta%ov) ngocpsQOfiavYjv xlv-
övvco i[ia xal täv e^mv xlrjQovoficov (xal diadoxav xal rijg) vjtoördöscsg rfjg xal v7iox£t^Evt]g^) v^tv aig tovto
'ij^cöv
xad-dneQ ix dix^g.
Zum
Schlüsse nenne ich einen Heiratscoutract aus Justi-
nianupolis, in
welchem zur Bekräftigung der ehelichen Vermögens-
pflichten eine
Generalhypothek mit unserer Executivclausel angeDer Bräutigam Namens Meyag verspricht, seine
14.
ordnet
ist.
jungfräuliche Braut, die Tochter einer Frau Kali], als Gattin zu halten; darauf folgen die weiteren, hier nicht mitgetheilten Stipulationen;^) endlich heisst es: 1) a. a. 0. p. 257.
Ich befolge von KXriQovofiwv ... bis ... vnoniifievrjg die von der Lesung Brunets abweichende Lesung, welche Hartel in den Wien. Stud. V S. 29 gegeben hat. 2)
3)
Die Urkunde, auf welche ich durch eine Bemerkung bei Wessely, S. 266 aufmerksam gemacht wurde, befindet sich in Wien,
Wiener Stud. IX
wo
eingesehen habe; sie ist meines Erinnerns viel vollstänoben mitgetheilte Bruchstück. Letzteres beruht auf einem kurzen Auszug, welchen Herr Wessely bei einer Zusammenkunft im Museum ich sie
diger
als
selbst
das
Sammlung E. R. im September 1889 auf meine Bitte für meine Arbeit zusammenstellte; da es sich dabei nur darum handelte, mir einen Beleg für das KaO-ccneQ ek di'xjjg zu geben, wurde das Uebrige weggelassen. Hoffentlich wird Herr Wessely bald in der Lage sein, diese Urkunde sowie andere der
bereits druckfertige Arbeiten zu veröffentlichen.
—
—
426
TCQOLxäov övvdXkay^a,
Mdyag
Xcc^7CQ(^6ratog)
QTjd'sls
ov ofioXoyH
di'
ulv nqo-
u
nag-
d-vyaTSQa
avxr]v
e%Eiv trjv
%'ivov tilg fi^^'^% Kalrjg löCav xal vo{iixr]v yvvatxa xal
x(aTK) d(vv)afi£ig xul avtrjv
£ig
yvvai^lv
diaTtQcc^aöQ-ai
Ttagrc
.
.
q? nQSJiovra
rcc
iXcvd'tQdig
dvdQCiöL ös^votg ivdei^aa&at stg uvrriv
ixätSQov ^£Qog
STtcafioöaTO .
älXä nävra
.
.
.
xvQicc eivat tu öv^ißoXuta
VTtod-i^avoL
.
.
rä vTtccQxovta xal
.
.
.
.... xad'ccTtSQ ex dixr]g})
Wie
die
vorgelegten
der Executivurkunden
Ende
des
in
Beispiele
zeigen,
Aegypten durch
sechsten Jahrhunderts
fortführen;
Reihe
die
sich
lässt
Kaiserzeit bis
die
vielleicht
ist
zu
auch
hiemit die äusserste Grenze noch nicht erreicht und ihr Gebrauch des Islam in Geltung geblieben.
bis auf die Herrschaft
genstand der Executivurkunde erscheinen Contracte gleich, Bürgschaft,
Dos und Parapherne worden zu
3.
— Darlehen
—
unter die
Sanction
der
die
oder
Executivclausel
sein.
Die Executivurkunde im syrisch-römischen Rechtsbuch.
Im syrisch-römischen Rechtsbuch begegnet uns nämlich
Ver-
Pachtung; vorzugsweise häufig aber scheint
Verpflichtung zur Rückgabe eines Empfangenen
gestellt
Als Ge-
aller Art,
in
den
(nicht
correspondirenden)
wiederholt
Paragraphen 97 der
Londoner und 78 der Pariser Handschrift, welchen
und 144 der armenischen Version entsprechen genannter xaQrrig. tinischer Zeit
Bekanntlich
im Allgemeinen
—
—
die
§§ 131
ein daselbst so
Wort in byzanwie Urkunde. Im syrischen
bedeutet dieses
soviel
;t«()T/;5
genannt
wird, eine besondere Bedeutung beigemessen zu werden;
dieselbe
Rechtsbuch jedoch scheint der Urkunde, welche
hat denn auch schon in den bisherigen Bearbeitungen des Rechtsspiegels Beachtung, wenngleich
noch nicht das richtige Verstäud-
uiss ifefundeu. 1)
Endlich
ist
Wcsaely, Denkschr.
auch bei dorn Papyrus Musees Nationaux 6689 bei ein d. Wiener Akad. phil. Cl. XXXVII S. 149 noch
Reet der Formel Ku&äneQ in
Sintjg
erkennbar.
M
— 1.
L. § 97
„Wenn
(= ein
—
427
Arm. 131):
i..§97.
Manu einem andern
aber er
daQsiKoi leiht,
ihm nicht Pfänder und macht ihm nicht einen x^Q'^VS der Anerkennung der Schuld, sondern er gibt ihm nur auf Ttiörig, setzt
kann der Leihgeber nicht
so
Pfand von dem Besitz des
ein
Schuldners oder von seinem Gelde nehmen, weil der Schuldner
ihm
Die
verpfändet hat.
nichts
Gesetze
dass
befehlen,
Leihgeber das, was er als Pfand genommen, dem
dem
Leili-
was ihm geschuldet
wird.''
Und dann
zurückgebe im dreifachen (Betrage). geber der Weg, dass er fordere das,
der
Schuldner
ist
Sachlich genau dasselbe, nur unter Hinweglassung des Aus-
13L
drucks xäQTfjg^ besagt die armenische Version in §
Also
eigenmächtig
der
nommene Pfand im
—
auf:
—
Wer
also einen x^Q^^VS
Schluss hat denn auch
^^a^t,
Rudorff
zelne Paragraphen des Rechtsbuchs
dem
er sagt:
„qtiod documenta,
e contrario
darf ungestraft pfänden. in seiner ^)
er
auf (Personal-)
d. h.
Hier drängt sich nun das argumentum
lieh.
das ge-
wenn
zurückgeben,
Betrage
keinen xÜQTrjg hat, sondern nur auf Tiiöttg Credit
muss
pfändende Gläubiger
dreifachen
Diesen
Erläuterung über ein-
ohne Weiteres gezogen,
quae media aevo confessionata
insive
guarendigiata dicehantnr, iam quinto saecido atque in partibiis orientalihus
paratam executionem habuisse comperimtis".
Bruns^) nennt
diesen Schluss „etwas voreilig"; nicht ganz mit Unrecht, denn auf ein
einzelnes,^)
immerhin nur indirectes Zeugniss hin einen weit-
gehenden historischen Zusammenhang anzunehmen, ein
ist
unleugbar
Aber wenn demnach Rudorff's Zuversicht von Standpunkt aus eine verfrühte war, so ist Auslegung weitaus befriedigender als jede andere Er-
Wagniss.'*)
damaligen
seinem
doch seine klärung.
1)
Symbolae BethmaDno-Hollwegio oblatae
p. 120.
2) S. 273.
3)
DeuQ
die
hiehergehörigen Paragraphen
lagen in der zu RudorfF's Zeit vorhandenen
der
anderen Handschriften
Land 'sehen
Uebersetzung noch
nicht vor.
liudorff nicht unerhört. Vgl. die in wogegen Kipp, Die Litisdenunciation S. 153; oder gar die von Lenel im Vorwort zum Edictum perpetuum S. VIII mit Recht genigte Bemerkung in De jurisdictione edictum p. 2. Vgl. auch oben S. 194 Anm. 2, 299 Anm. 2. 4)
Solche Wagnisse
sind
seiner Rechtsgeschichte II 215
bei
n.
2 aufgestellte Veriuuthuug,
— Bruns
sucht zwar den
—
428 in
Rede stehenden Paragraph so zu
Den
interpretiren/) dass jene Argumentation wegfällt. er
(der
XccQtrjg
Satz ,,wenn
und macht nicht einen der Anerkennung der Schuld, sondern er (der Gläubiger) Schuldner) nicht
Pfänder
setzt
ihm nur auf Ttiöxtg'^ will er so auslegen, dass dieser Satz eine Bedingung des Pfändungsverbots bildet, sondern nur die Begründung der vorgenommenen Pfändung ergibt: der Gläubiger will pfänden, weil ihm die persönliche Sicherheit (niGrig) des Schuldners nicht genügt. Eine einfache Lesung des Paragibt
nicht
graphen zeigt jedoch, dass dies unmöglich gemeint sein kann;
wer unsere argumentum
Stelle e
unbefangen
wird das Impelle zu jenem
liest,
Auf die Auffassung, die Bruns wenn man bestrebt ist, diese natür-
contrario verspüren.
vorschlägt, geräth
man
erst,
liche Auffassung zu umgehen.^)
lage
Die also naheliegende Annahme, dass der %dQTrig als Grundeines Pfändungsrechts gedacht sei, wird durch eine zweite
Erörterung des Rechtsbuchs bestärkt. p.
§78.
2.
P. §
78 (-= Arm. 144):
„Ob von Demjenigen, der um Gottes Willen Waisen zieht, für
sie
er-
Schulden oder eine Rechtssache eingefordert wer-
den können nach dem Gesetz?"
„Für Waisen wird keine Forderung
gestellt
ausser in
fol-
gender Weise: Der Gläubiger behält von der ovöCcc der Waisen das,
was ihm verpfändet
ist
durch einen xaQxriq, indem er ein
Schreiben macht vor wahrhaftigen Zeugen
und also schreibt:
Ich N. habe behalten von der ovöia des N. das, was mir ver-
pfändet war durch einen
xciQzrjg.
Und
er säet
Einkünfte und verwaltet die Sache, wie er
Haus oder etwas Anderes. sie 25 Jahre alt sind. Wenn die Waisen erwachsen sind und das Pfand aus den Händen des Gläubigers fordern, so wird das ganze Einkoramen des Pfandes, das er hält, berechnet; und wenn das Einkommen Abgabe
zahlt,
Und
bewahrt
er
grösser
ist
sei
es
Land oder
und geniesst die indem er seine
will,
es für
als die
die
ein
Waisen,
bis
Zinsen der Schuld, so wird das Pfand seinem
1) S. 273. 2)
Gegen Bruus auch Husclikc, Darlehen
S.
eigene Interpretation jedoch augenscheinlich nuzuliissig
116 ist.
Aum.
2,
dessen
— Herrn zurückgegeben;
—
420
ist es
machen
kleiner, so
sie es voll
dem
Leihgeber''.
Noch unzweideutiger spricht der Armeniacus § 144, welcher Sa eh au den GUlubiger in seinem „Schreiben" die Worte sagen lässt: „Ich habe das Feld oder den Weinberg dieses Mannes als Pfand zu mir genommen". nach
Dem
gegenüber
Bruus gezwungen,
ist
Warum
vollkommen zu verzichten.
auf das Verständniss
wird nicht für das Waisen-
nach D. 26, 6, 2 § 3 und C. 5, 31, 4 ein Vormund bestellt und gegen diesen die Forderung geltend gemacht? Das Privatkind
pfändungsrecht des Gläubigers und die Ausstellung jenes Schreibens sind auch ohne Beispiel.
Bruns, „auf
„Dies deutet", sagt
ganz fremdartige Begriffe".^)
Uns scheint zunächst, dass Arm. 131
„Wer
sich
gegenseitig
P. 78
=
Arm. 144 und
Wenn
bestätigen.
nimmt vom Waisen
einen xccQtrjg hat,
das nur die Kehrseite davon, dass es hier heisst:
wird also durch P. 78 vollauf gerechtfertigt.
nun weiter, dass
S.
„Wer
ist:
ist
keinen ^ocq-
ein
Executivurkuude
dem Gläu-
Pfändungsrecht gibt, dass der durch den Fall
auch für die syrisch-jüdischen
411)
Erinnern wir uns
altgriechische Executivurkuude
die
thatsächlich
dieser
Pfand", so
=
darf nicht pfänden". Die Argumentation e contr. aus L. 07
xriq hat,
biger
gesagt
dort
ein
L. 97
Gebrauch
Herodes-Syllaios
(oben
Landschaften bezeugt
ist,
dass endlich in Aegypten die Executivurkuude sich bis ins sechste
Jahrhundert erhalten hat, so dürfte sich eine gewisse Wahrscheindafür ergeben, dass wir
lichkeit
selben Institution
auch hier einen Ausläufer der-
Und
vor uns haben.
diese Wahrscheinlichkeit
wird dadurch wahrlich nicht verringert, dass dieser Ausläufer sogar den griechischen
Im
dieser
bei P.
=
78
Namen
Annahme Manches
Arm. 144.
,,Für
gewesen sein?
gen", welches tigkeit .
Cod.
dunkel;
wenigstens
gilt
Waisen wird keine Forderung
ausser durch Privatpfäudung tens
xccQtrjg führt.
P]iuzelnen freilich bleibt in den obigen Paragraphen auch
—
sollte dies
1)
S. 298. S. in
Inst, die
von
gestellt"
jemals in Syrien Rech-
Mit dem „Schreiben vor wahrhaftigen Zeu-
der Gläubiger ausstellt, wird es wohl
haben, worauf wir später zurückkommen;'"^)
2)
dies
seine Rich-
um
so
auf-
der sofort folgenden Erörterung über die Executivurkuude im
Bemerkungen zu
C. 5, 22,
1
und
C. 5, 18, 9.
—
—
430
welchem der Gläubiger und Nutzung bis die eine Verrechnung statt über
fallender stellt sich das Verliältniss dar, iu
zu
seinem
Pfand
Waisen erwachsen das
Einkommen
Der Gedanke
sind,
aus
ist
Er hat
steht.
dann
Besitz
findet
dem Pfand und über
offenbar der:
Wenn
die Zinsen
der Schuld.
der Pfandgenuss die Schuld
und Zinsen^) deckt, ist das Pfand zurückzugeben; wenn nicht, so haben die Waisen das Fehlende aufzuzahlen, um das Pfand zu Verkaufsbefugniss
liberiren.
nicht verbunden;
vielleicht
scheint
also hielt
mit
der Spiegier,
dem Pfandrecht dem ja die Vor-
mundsbestellung auf Antrag des Gläubigers (D. 26,
6,
2 % 3) un-
bekannt scheint, die zum Pfaudverkauf erforderliche Denuntiation
—
für unmöglich.
vom
Wie immer dem
sei,
wie mangelhaft die Dar-
streng juristischen Standpunkt
gegeben sein mag, kann das doch nicht behindern, in der mangelhaften Hülle den richtigen Kern zu erkennen. So ernste Zweifel gegen die Rechtsbelehrungen des § 78 der Pariser Handschrift erhoben werden können, ihr Ausgangspunkt, der Satz, dass der Gläubiger mit xdQtrjg ein Privatpfäudungsrecht hat, kann nicht aus der Luft stellung
gegriffen sein;
und dieser Satz legt
in der gräco-syrischen Praxis die
die
Annahme
nahe, dass auch
Executivurkunde sich mindestens
gegen Ende des fünften Jahrhunderts, die Entstehuugszeit der Londoner Handschrift unseres Rechtsbuchs, wenn nicht gar bis bis
zu der Zeit, da die Copisten derselben den Parisiensis und Armeniacus anfertigen, erhalten
1)
\
hat.''^)
Dass dabei nicht unterschieden wird, ob die Schuld verzinslich war Brnns S. 298 richtig bemerkt, schon dem römi-
oder nicht, entspricht, wie
schen Kecht der Antichresis an Faustpfändern; 1
§
234 A.
vgl.
Wiudscheid, Fand.
2.
Nur eine Erwähnung vordient § 111 der Londoner Handschrift (= Arm. „Wenn Jemand Geld leiht von vielen Menschen, und er schreibt Jedem Schrift über die Summe seines Geldes, und er stirbt, ohne die Leih2)
§ 13G):
eine
geber bezahlt zu haben, und wenn sein Besitz oder Alles, was er hat, nicht ausreicht, so wird der erste Gläubiger bezahlt und dann die anderen, der zweite Gläubiger der dritte u. s. w." Diese dem römischen Concursrecht anscheinend widersprechende Stelle erklärt sich, wie Er uns S. 281 richtig ,
bemerkt, daraus, dass unter der Schrift „über die Summe seines Geldes" eine Generalhypothek zu verstehen ist, wo denn die Entscheidung nach pfandrechtlichen
Fragen
ist
Grundsätzen vollkommen gerechtfertigt
aus der Stelle nichts zu entnehmen.
ist.
Für unsere
— 4.
—
481
Die Executivurkunde im Codex lustinianeus.
Mehrere Rescripte des
nahme nahe,
dass
justiiiianisclien
Codex legen
die
An-
den zu Grunde liegenden Rechtsfällen die
in
Executivurkunde und die Inanspruchnahme des Privatpfändungsrechts eine Rolle spielte.
Voran
stellen
wir einige
Zeugnisse,
nommenen Executivmassregeln
die
Rede
wo von
vorge-
bereits
ist.
Executivmasaregeln.
C. de r pignoribus 8,} 13, 3. t3
1.
'
Impp. Severus
et
Oreditores, qui
Antoniuus AA. Maximo
non reddita
ingressi possessionem,
sihi
excrcent,
(a".
205):
pecnnia conventionis legem,
vim quidem faccre non vidcntur,
attamen audoritate praesidis possessionetn adipisci dehent das von den Juristen so
Diese bekannte Stelle, auf welche
genannte pactum de ingrediendo seine Giltigkeit Wahrscheinlichkeit nach mit
Verbindung.
in
dem Gebrauch
stützt, steht aller
der Executivurkunde
Die hier geschilderte Verabredung
dere, als sie in der Clausel, der Gläubiger solle
können wie auf Grund
eines
keine an-
ist
Execution führen
Urtheils, enthalten
ist.
Wo
Rechtsfall sich abspielte, ist zwar nicht ersichtlich; aber
unser
mag
auch ausserhalb des griechischen Gebiets vorgefallen sein, so bei
dem durchgängigen
auf das römisclie
Einfluss, den
er ist
das griechische Pfandrecht
geübt hat, die Nachbildung nach griechischen
Mustern kaum zu bezweifeln. C. de obl. et act. 4, 10, 9.
2.
Impp. Dioclet.
et
Maxim. Glyconi
Negantes dehitores
non
sed Petitore quidem non implentc
submoto
absolvi, convictos
a.
294:
ox^ortet
suam
armata
vi
terreri:
intentioncm vel exceptione
aiitcm cotulemnari ac iuris remediis
ad
solutionem urgueri convenit.
Vorerst
gel
sei
dass dieses Rescript,
erinnert,
obwohl nicht da-
nach der bei den diocletianischen Rescripten geltenden Re-
tirt,
auf den Orient zu beziehen
ist,
womit auch der Name des
Adressaten übereinstimmt.
Es dürfe
findet
man
die
nicht
Ermahnung gleich
statt,
den leugnenden Schuldner
„mit Waffengewalt
schrecken",
sondern
müsse ihn erst gerichtlich überweisen. Wenn dies Jemand gesagt werden muss, so hat er offenbar das Gegentheil thun wollen
—
—
432
oder wirklich gethan, hat also gegen deu Schuldner „ohne langen
Massnahmen
Process'^
können
Diese
ergriffen.
gedacht
werden
Meines Erachtens
als
Acte der Personal- oder der Realexecution.
ist
das Letztere so gut wie gewiss; einen Schuldner in Personal-
haft
nehmen
armata
heisst nicht
Wohl
vi terrere.
aber
ist dieses,
armata beweist, der übliche Ausdruck für gewaltsame Angriffe auf fremden Sachbesitz, wie solche wir erinnern nur an das Auftreten des Scaptius zu Salamis wie schon das
interd. de vi
—
—
mit der pfandrechtlichen e^ßdrsvöLg alltäglich verbunden gewesen sein Anlegung dea Pfandsiegeis.
werden.
An
3.
...
anderer Stelle
,
biger, ohne
ein Urtheil
uns bezeugt, dass häufig die Gläu-
ist
.
Händen zu haben, auf
in
Habe
die
des
Schuldners ihr Pfandsiegel eigenmächtig aufdrückten. C. ut
nemini
Saepe
liceat 3,
IG,
(Imp. Probus Octaviauo
1
a''.
278):
ante sententiam signa rehus quas aliquis tenehat, imprimi non oportere rescriptum
Es fügt kommniss noch
sich hier gleich eine Stelle an, welche dieses Vor-
4.
lustin.
est,
für eine viel spätere Zeit deutlich beweist.
Nov. 60 spricht von dem
biger, welche den Schuldner
Pressionen verfolgen.
mener Fall
quidam
Das Original OcpstlEC&cci
utg
t'yvco
TtXfiozovg
Sterbebett mit ihren
vorgekom-
arjfiaviQa
rig l^ycov naQii
congregans
et
servos
in
morie
aliosque
iitfiGiv
fxvzä
vno
zivoq,
zfXtvzüvzt.
zi^g ßi'ag
zov
c(v&qco71oi>
o
zszayfisvoiv
Ss
dvaxfQixivcov
zb
Gvvat&ovfisvov «tpijxfv
tnezi&si zoig n^äyfiaai xar' ixQxfl
insidrj
ini-
azQazKÖxas a&QOLOag xai OL^äzag kuI szsqovs
)icc9ECTCCvai,
ovdsvog zwv tv
dum hominem
ab aliquo,
milites
lautet:
ydg
difzelEGEV, tag ccvzov xcfi
diceiis
constitutum,
cognovisset esse
&(ivccTOV
dem
Dabei wird folgender wirklich
referirt: ^)
TJeheri sibi
1)
Unfug hartherziger Gläu-
sogar auf
»y
zivog
r]
otHtiav i^ovaiav,
olag
vo^i'fiijg
kkI ßoäv
^liv^ti-
v Sh
nuQÖvzog
xal TroÄirix/ys
xä^Btog cpvXazzofiivrjg kzI.
ZOIVVV ,
f)867tii;OflfV
XQBcoazstv
avzM HazaXäßoi
Si'
Tig
zov civ&QConov Kcd zovg oi^it'ovg xat oixov (loöjjj
JU.JJ
oXcog),
/)
nqozBqov
fXftVoü
xat e/jfiavzQa x«r' ipT]q)ov
xai
TIfQlÖvZOg
iZl
zov
VOfllJOftf'j'Ol'
avzov xai svo^Xotq niQiövza zovg avzov {yafiszt'jv cpauiv xai naiöag
ol-nCav
zrjv
zü^Bcog
ztjv
ol-nBi'av vofii'iiijg
i^ovciav initi&Bvai ftBicc
XQBcoGtBLV zbXbvztjv cpvXax^BiG)]g, zr/g filv aycoy/Jg iTcirzwg inninzizco, öiHuiciv Bx^'
Tc
bI'tb
tzBQ07> JtqnGanuizBiGQfo.
xa!
ju>),
zoX-
z^v zov Xsyonivov
onöaov ob ocpBiXsG&ai
Xtyjj,
bI'zb
zoGoviov
plurimos, ingressus
mare
est
-
433
super morienteni; verum
anxiatus cla-
ille
cum violentia compressum reliquisset Spiritus; at ille etiam signacula imposuit rebus sua potestate, praesente nullo in cingulo constituto aiit quolihet omnino legali et civili officio ohservato sqq. coepit,
Daran
clonec
reiht sich
Sancimus debere
sihi,
dann
igitur,
si
die
in § 1
quis
ascendat dotmmi eins
Verordnung: quem^ putahat
superstite adhuc,
illo
molestus
et
aut qui eins sunt, uxori forte vel
filiis
sit
supcrstiti
lioniini
aut domui omnino, aut
etiam signacula per propriam potestatem imponere praesumat non prius decreto et officio legali servato post eins actione quidem modis omnibus cadat,
qui diciiur debere mort£m,
iustam habeat hanc
sive
sive
non, quantum vero deberi
sibi dicit,
tantum aliud super exigatur. Hier
ist
waffneten
der
Hergang aussergerichtlicher Privatpfändung
beschrieben:
deutlichste
Schaar,
tumultarisches
Habe
Siegeln an die
gewaltsames Eindringen Auftreten
ruit
aufs
be-
und Anlegung von
Und ebenso
des Schuldners.
einer
deutlich tritt
hervor, dass nicht etwa an eine Pfändung auf Grund eines Ur-
gedacht
theils
ist:
es
wird ausdrücklich vorausgesetzt, dass die
behauptete Forderung in keiner Weise festgestellt Deberi sibi quidam dicens
bat debere sive
superstite
illo
.... actione cadat, sive iustam.
sibi
non
quantum
deberi sibi
dicit,
ist:
quem putahanc habeat
tantum aliud super
exigatur})
Hienach kann an dem thatsächlichen Vorkommen einer von vorgängigem Urtheil abstrahirenden Execution kaum gezweifelt werden.
Die beiden letztbesprochenen Stellen lassen die Deutung offen, dass es sich
um
Fälle
abnormer Willkür und Eigenmacht han-
späterer Kaiserzeit an der Tagesordnung waren.
delt,
wie
Wir
legen nunmehr eine Anzahl von Rescripten vor, in welchen
diese
sie
in
Auslegung dadurch ausgeschlossen
biger selbst
sich
mit der Bitte
um
erscheint, dass der Gläu-
Bewilligung sofortiger Exe-
cution an die Hofkanzlei wendet.
1)
Vgl. auch C. de sepulcbro viol.
Mitteis, Reicbsrccbt
u.
Volksrcclit.
9,
19, 6.
28
—
434 Privatfür die
ne pro dote
C.
5.
execution
Impp. Dioclet.
Botalfordo ruiig.
5,
22,
1.
Maxim. ApoUinariae
et
293):
(a.
üt uxori pro dote addicantur hona quondam mariti, iure prohihiium est. Sane si mdlo relicio siiccessore non idoneus deccssit, secundum iuris fovrnam, quatenus successionis modus
C. soluto
6.
non
patitur, indemnitati tuae consulere
matrimonio
lidem Marciae
proJiiheris.
18, 9.
5,
294):
(a.
Botis actione successores mariti super eo, qiiod
mine fuerat datum, convenire
ei
dotis
no-
Ingrediendi enim in pos-
dehes.
sessionem rerum dotalium, Jieredihus mariti non consentientihus, sine cmctorltate cornj^etentis iiiclicis null am hahes facultatem. In beiden Fällen will die Frau für ihre das
Vermögen
ihres verstorbenen
Verfahrens
dentlichen
Arrest
Rechtsgrund geschehen
sein
fallende Erscheinung,
um
beider Rescripte die
Frau
gehren au
den
—
Kaiser
denken
wie
es
schiene
—
ist
der
Frau
,
Mannes mit Umgehung des
sollte,
so auffallender, als nach
die
wendet;
gesuchte selbst
dem Wortlaut
es ist, welche sich mit diesem Be-
möglich
sollte
or-
Dass das so ganz ohne wäre eine mindestens auf-
legen,
au
Erklärung dieses
einfache
eine
wenn
wäre,
dabei nicht gut möglich.
gibt
suchens nicht;
Dotalforderung auf
als
sie
Ungebühr zu Verklagte
Das Privilegium
auffallenden
ihres
einen Anspruch
Privileg
er-
exigendi
Anauf
Naturalauslieferung der Dotalsachen gegeben haben,*) so musste dieser doch zweifellos durch Klage geltend
Executivclausel: ccTCodota xa TcaQSveyx&^vra
Einen 1.
2.
solchen
vorauszusetzen,
im Orient solche Ehecoutracte
dem die
.
.
Be-
xa&ccTisQ ex dCxt]g.
.
aber
erscheint
dass unsere Rescripte wahrscheinlich dass
gemacht werden.
ohne Klage sicherte ihr nur ein Ehecontract mit
sitzergreifung
dadurch
indicirt,
Orient angehören, und
Regel gebildet zu haben
scheinen.
Behauptung erscheint desshalb wahrscheinlich, weil die Rescripte von Diocletiau herrühren und demnach die für solche Rescripte geltende Vermuthuug eintritt.^) Die
1)
erstere
Dafür
recht S. 408 2) S.
Becbmann,
f.
oben
S. 11.
Dotalrecht
11
S.
4G3fg.;
a.
A.
Czyblarz,
Dotal-
—
Die zweite Behauptung zu erinnert
Kaiserzeit
den/)
sich
vier
während
nicht vorliegt.
zunächst daran
Contracte der bezeichneten Kategorie befin-
ein
Ehevertrag rneines Wissens
nichtexecutiver
Wenn
Bedeutung hat,
mag
illustriren,
den El-Faijumer Papyrusurkunden der
unter
dass
sein,
—
435
Aegypten noch wahrscheinlich macheu,
diese Thatsache zunächst nur für sich
lässt
weiters
dass dieselbe Praxis im Orient in grossem
Umfange
diene uns ein Scholion zu der der obcitirten
c.
galt.
Hiezu
9 C. soluto matri-
monio entsprechenden Bestimmung der Basiliken XXVIII 73; wir lassen dasselbe nach Heimbach, und zwar in
tit.
9,
lateini-
scher Uebersetzung folgen: Verordnung
Schol. Theodori:
des
Recte mulier agit adver sus heredes mariti actione personali de
In reriim autem dotalium possessione sine sententia nidiciali Et scias, licet midier in possessione renmi x'>otcst .... mariti sit, non esse tarnen dominam earum, secundum id quod dote.
esse
non
dictum
est
lib.
7
tit.
72
const.
Disce autem extrinsecus, for-
8.
mam quondam
Leonis praefecti velle ut mulier etiam sinsententia iudiciali in possessione verum mariti esse pose sit dummodo inventarium faciat .
Hienach
soll ein
.
Präfect Leo der Frau für ihre Dotalansprüche
das Recht aussergerichtlicher Execution zuerkannt haben,^) dessen
Ausübung lediglich an die Errichtung eines Inventars als Bedingung geknüpft war. Gerade diese Vorschrift der luventarserrichtung wirft ein Licht auf die Genesis der leouinischen Bestimmung. Sie erinnert sofort an das syrische Rechtsbuch P. § 78:
„Der Gläubiger behält von der ovGia des Waisen
das, was ihm verpfändet ist durch einen xaQTrjg, indem er ein Schreiben macht vor wahrhaftigen Zeugen und also schreibt: Ich N. habe behalten von der ovöCa des N. das, was mir verpfändet war durch einen x^Q'^^VS" •
•
•
Unter diesem „Schreiben" kann nämlich nichts Anderes verstanden werden, ein
solches
ist
als
ein
offenbar
Inventar über die
gepfändeten Sachen;
nothwendig, wenn die
in
P. 78
weiter
1) S. die Erörterung über die Executivurkunde in Aegypten (S. und zwar No. 1—3 und No. 14. 2) VerordnungsrecM der Präfecti: Krüger, Rechtsquellen 277. 28*
420),
'iJo.^"^
-
—
436
normirte' Verwaltung der Pfandstücke durch den Gläubiger nicht
ohne jegliche Controlle bleiben
Und
soll.
in der
That gebraucht
das Rechtsbuch auch an anderer Stelle den Ausdruck „Schreiben"
im Sinne von
Nun
Inventar.^)
handelt P. § 78, wie wir sahen, von der Privatpfändung
aus Executivurkunden; hier scheint es also
wissen Fällen zu
—
Sitte
gewesen zu
Wenn nun
inventarisiren.
sein,
—
leoninische
die
wenigstens in ge-
die gepfändeten Objecte
Verordnung unter
der gleichen Bedingung des Inventars der Frau die eigenmächtige Pfändung des Mannesvermögens gestattete, so lässt sich schliessen, dass dies lediglich die Regelung einer ohnedies bestehenden Praxis
gewesen
sei,
nach welcher
Frauen für ihre Dotalforderunff ein
die
Privatpfändungsrecht ausübten.
war jene Privatpfändung
Freilich
von der Eaisergesetzgebung, wie
alle
im gegenwärtigen Abschnitt
vorzulegenden Rescripte zeigen, stets verboten worden; wenn sich
sie
aber im Geltungsgebiet des syrischen Rechtsbuchs erhalten
hatte, wird sie
ebenso gut in
sich
chen Leo erhalten haben.
dem Amtssprengel
des Epar-
Unter dieser Voraussetzung wäre seine
Verordnung, die andernfalls
eine
als
ganz unbegreifliche
und
zwecklose Willkür erschiene, ein Ausfluss thatsächlich bestehender Verhältnisse gewesen.
Wäre
aber diese
Annahme
richtig,
so
würde
haft die Wahrscheinlichkeit dafür verstärken, dass
sie
unzweifel-
auch bei den
beiden Rescripten des Codex lustiniauus, von welchem wir aus-
gegangen
sind, die
Executivurkunde den Anstoss zu den zurück-
gewiesenen Petitionen und zur Gestattung eines ausserordentlichen Executiousvollzugs
gegeben
lich bleibt
immer
Ueber
hat.
scheinlichkeitsgrad ist natürlich
einen
gewissen Wahr-
nicht hinauszukommen; schliess-
die Möglichkeit,
dass sämmtliche hier bespro-
chenen Erscheinungen auf irgend eine uns unbekannte Weise anHier ist gesagt, dass 1) Nämlich in L. 13 (= P. 62, Ar. 63, Arm. 63). Frau vom Mann über eine ihr zugefallene Erbschaft, wenn sie dieselbe nicht zur Dos hinzulegt, ein ,, Schreiben" verlangen kann; d. h., wie Bruns S. 191 sehr treffend erklärt, solches Gut wird Paraphernalgut, für welches der Mann haftet. In diesem „Schreiben" nun wird nach P. 52, Ar. 03, Arm. 63 das Paraphernalgut geschätzt und der Mann haftet für den Schätzein Usus, den schon Ulpian D. 23, 3, 9 § 3 erwerth sammt Zinsen wähnt. Ein solches Schreiben, welches eine Schätzung enthält, ist aber die
—
nichts Anderes, als
was wir Inventar nennen.
— zu
ders
erklären sind.
So lange dies
wird es gestattet sein,
von
den
Frauen
—
437
Thatsaclie,
die
wiederholt
um
aber nicht der Fall dass
die
Gestattung
ist,
Cabinetskanzlei
ausserordentlicher
zum Schutz der Dotalforderung angegangen und dass von einem byzantinischen Beamten diese Erlaubniss sogar allgemein ertheilt wurde, mit dem Vorkommen der Executiv-
Executivmassregeln
clausel in den El-Faijümer Ehecontracten
buch
in 7.
und im syrischen Rechts-
Vergleichung zu ziehen.
C. de pactis 2, 3, 14.
Imp. Gordianus A. Caecilio
militi
(a.
Privat-
241):
Si pacto quo poenam adversarium timm promisisse proponis, si placito
non
stetisset,
conventionem äevenerat ut
vel iä giiod in
nam
siibieda
stipulatio
est,
fiat conseqneris, vel poe-
cxiges. Nani bona adversarii tui in te transfcrri citra sollemnem ordinem frustra deprecaris.
stipidatione
Der Schlussatz
morc iudiciorum
compreliensam
zeigt,
was der Petent ganz unverblümt vom
Kaiser verlangt hatte: dass das Vermögen des Imploraten, welcher seinen Vergleich nicht gehalten hatte, citra d. h.
sollemnem ordinem
ohne weiteres Froeessverfahren ihm zur Genusjthuunj? aus-
Dass der Kaiser diese Zumuthung mit so grosser
geliefert werde.
Gelassenheit abweist, kann
au dem
vorausgesetzten Sachverhalt
nicht irre machen-, die Kaiser haben den zahllosen Petitionen der Soldaten, welche den Imperator als ihren natürlichen Patron betrachteten,
von jeher
die
Connivenz
grösste
entgegengebracht,
wie bereits von anderer Seite bemerkt worden
ungeachtet obiges Petit ein sehr auffälliges
ist,^)
ist,
Wenn
dess-
so ergibt sich die
Erklärung sehr leicht aus der Annahme, dass der Petent eine Executivurkunde XÖvxcov
nahme
mit der Clausel
xccd'ccjieQ
ex
dixrjg
in
r]
der
jiQäh,Lg
Hand
sota ix tcöv
hatte.
Um
vticcq-
diese
An-
zu verdeutlichen, erinnern wir an einen der obcitirten El-
Faijümer Papyri, dessen Gegenstand vermöge eines merkwürdigen Zufalls
bis
ins Detail
mit
dem
Rechtsfall des Rescripts überein-
Versöhnuugsurkunde
Auch
stimmt; es
ist
dort finden
wir einen Soldaten, einen abgeschlossenen Vergleich,
die
des
Delmatios.")
eine Couventionalstrafe, dazu aber ausdrücklich die
1) 2)
Dirksen, Hinterlassene Oben S. 424 No. 12.
Scbrifteu
11
28,
120.
'^"eincs"'^
ex stipidatu agens^
Bemerkung:
'^^^^'^^'^^^'
—
—
438
xal vTtsd'svto aA/lTjAotg TCQog aörpccXsLav enC xs
xal totg avaXm^aöLV ix dixrjg
7t£Q
„und
.
.
tcc
tä
71qo6tC^C)
vTtÜQiovta xal vnuQ'i,ovTa ncc&a-
.
sie setzten sich
zur Sicherung für Strafe und Kosten
Vermögen, gegenwärtiges und zukünftiges, zum Pfände wie
ihr
auf Grund eines Rechtsspruchs."
Auch hier, wie bei den zwei früher erörterten Godex-
gegeben. stellen,
darf bemerkt werden, wie der Umstand, dass
dende Gläubiger, nicht sein Gegner, es kanzlei
erklären.
C. de bonis auct. iudicis possidendis 7, 72, 6.
Impp. Dioclet.
Maxim. Agathemero
et
293
(a.
— 294):
dehito creditores addici sibi bona debitoris non
Pro
6.
Diese Ueberzeugung lässt sich wohl
Annahme
nur durch die obige
C.7, 72,
der pfän-
der sich an die Hof-
ist,
wendet, die Ueberzeugung dieses Executionssuchers von
seiner Berechtigung beweist.
8.
unseres Rescripts
deutliche Erläuterung
Hierin scheint eine
TJnde si quidem debitoris
iure postulant.
pignori res acceperunt, potiores eos
quam
tui
creditores
ceteri
chirographarium
te
creditorem haberi non ambigitur. §. 1.
gatae
non
Qtwd
si specialiter vel generaliter
ac sine successore
communis
rerum vindicatione
dominii
nemini probentur
debitor vel
sed
heres
eins
possessione
obli-
decessit,
bonorum
itemque venditione aequäli portione pro rata debiti quantitate Omnibus creditoribus consuli potest.
Wiederum
Gläubiger,
eiu
und zwar ein Grieche (Agathe-
meros in der Reichshälfte des Diocletian), welcher verlaugt, das des Schuldners dominii vindicatione in Beschlag zu
Vermögen
nehmen, oder
bittet,
addici sibi pro debito
bona
debitoris.
Suppli-
cant will also das römische Concursverfahren umgehen; dies erinnert wieder an die griechische Executivurkunde.
Zwar
scheint diese Beziehung für unsere Stelle dadurch aus-
geschlossen,
dass
Chirographarius
das
Rescript
bezeichnet
und
etwaige Pfandgläubiger aufträgt. Executivgläubiger
sei nicht
eine Generalhypothek.
den
Gläubiger
ihm
die
Man kann
ausdrücklich
Rücksichtnahme
als
auf
nämlich meinen, ein
Chirographar, sondern habe von selbst
Diese Meinung wäre jedoch aller Wahr-
scheinlichkeit nach unbegründet.
—
-
439
Betrachten wir die uns erhaltenen Executivurkunden, so
den wir, dass die Executivclausel
auf das
oft
Vermögen
fin-
Exe-
als
cutionsobject Bezug nimmt, ohne jedoch ausdrücklich von Pfand-
rechten zu sprechen.
bung
So sagt die amorginische Schuldverschrei-
für Praxikles:*) i^eötca
TtaötjL
8X TS
tavta
UQU^LKkst
TtQcc^add'ai
tcc
%Q^^ata
TtQa^st
xav xoivcov täv ^AQ^eßivicov ndvrcov aal
tav
bk
lÖLcov Ka&aTtSQ iz dixrjg ...
Ferner der obcitirte Pap. Jomard Not. TCQäöiv aivai ....
trjv
ötdöecos
xivdvva i^ä .... xal
xal v7Cox£L[i£vrjg v^uv
tijg
Der Pap. E. R.
v. J.
et Extr. p. 257:^)
ft'g
tfjg
.
.
.
tovto xa&dnEQ ix
vTtodixrjg
299:^)
dnodcoöco aoi .... TtQccGßovxi xa&d7C£Q
ix
töäv
dixrjg
vjtsQ
yvs TS^ov^svav TtdvTov ovtav nQog ös xov yBov^ov.
f'Jb*
Eine eigentliche Pfandbestellung lautet
Bei-
viel deutlicher.
geben die Vergleichsurkunde des Delmatios und
spiele
die
oben
unter den El-Faijümer Executivurkunden sub 10. vorgelegte Bürgschaftsurkunde; letztere sagt
z.
B.;
.... xovxov %dQiv vTCoxsL^svav
&t]xyig dixaiGi xa&dnsQ ix dixrjg
xfj
Gfi
^syakoTtQSTCSi'a ....
ivE%vQov X6y(p xal
ndvxcov fiOf xcov vitaQiovxav .... .
.
.
Angesichts so deutlicher Verpfändungsformeln lich,
dass
man
ein Pfandrecht nicht
VTto-
ist es
wohl glaub-
annahm, wo nicht
die
Worte
ivsxvQOV Xoyci xal vno&rjxrjg ÖixaCci gebraucht waren, sondern die Wendung etwa lautete: XLvdvvci i^
x^g xal vTtoxsL^ivrjg v^tv sig rovro xad'dTtSQ ix anderen Worten: es lässt sich annehmen, dass mau
ÖLxrjg.
in
Mit
der For-
mulirung der Executivclausel nicht ohne Weiteres die Bestellung einer Generalhypothek erblickte. die Clausel,
wenn
die
Unter dieser Voraussetzung war
Ausdrücke iviyvQov und
vjtod^ijxi]
fehlten,
nach römischer Auffassung ganz wirkungslos, da man die weitere Bedeutung des xad^djteQ ix dtxtjg ignorirte, und man kann daher sehr
wohl eine
1)
2) 3)
Oben Oben Oben
S.
derartige
407
S. 425. S. 423.
f.
Urkunde
ein
Chirographum
genannt
— haben.
—
440
Obiger Zweifelsgruud scheint mir daher nicht sehr schwer
zu wiegen.
Dagegen knüpfen. Es
ist
an unser Rescript eine andere Bemerkung zu
nämlich aus demselben nicht ersichtlich, dass der Gläubiger, wie es in C. de pactis 2, 3, 14 heisst, citra soUemnem ordinem, d. h. ohne Rechts verfahren, pfänden wollte-, die An-
nahme
ist
bereits
in
ist
nicht ausgeschlossen, dass er ein gerichtliches Urtheil
Händen
hatte.
Dann würde
unsere Stelle
allerdings
mit der Executivurkunde nichts zu thun haben. Wohl aber würde sie auch dann noch beweisen, dass die oben^) bereits erwähnte o-riechische
—
dicatio"'
brauch
7,
9.
32, 9.
—
und
fortlebte
zusammen, c.
Executionsform durch aussergerichtliche „dominii vinzu Diocletian's Zeiten noch im VolksE^ßdrsvöig
um
dies
hinge mit unserm
Thema nahe genug
ihre Besprechung an diesem Ort zu rechtfertigen.
Aus diesem Grunde
stellen wir
noch ein weiteres Rescript
hieher, bezüglich dessen derselbe Zweifel besteht.
C. de A.
e.
R. P.
7,
Impp. Diocletianus
32, 9. et
Maxim. Sergio
(a.
294):
Nee ex vera venditione possessionem, quam non fuerat emptor adeptus, improhe retinere potest; ac multo minus is, qui adseveratione
falsa
mutuo
velut
dedisset,
emptor,
cum
sine obligatione pignoris
fundum inrumpens alienum
pecuniam
retinendi iustam
habet causam.
Beziehung des Rescripts auf den Orient durch die Namen der rescribireuden Kaiser nahe gelegt.-) Der Thatbestand ist folgender: Es hatte einer ein Darlehen ohne
Wieder erscheint
die
Pfand gegeben und bemächtigte sich dann, indem
er
die
Rechte
eines Käufers vorgab, eines
dem Schuldner eigenthümlichen Hauses.
Die private Execution
nicht
ist
zu
verkennen; lag reine Eigen-
macht vor? Schwerlich, vielmehr deutet die Bemerkung, Exequent habe sich falsa adseveratione als Käufer gerirt, darauf, dass er für sein Auftreten einen Rechtsgrund in Anspruch nahm. Im Rechte
—
wenn wir das Rescript in das griechische Rechtsgebiet beziehen — war ein solcher auch leicht zu linden. Besonders klar wäre dies, wenn die Meinung Dareste's richtig der
i^ßärsvöig
1)
S.
2) S.
413.
oben
S. 11.
—
441
-
dem Gläubiger oline Weiteres Eigenthum am gepfändeten Objecte gab.^) Aber auch wenn man diese
wäre, dass die i^ißdrsvöig
Ansicht ablehnt,
leicht ersichtlich, dass der Gläubiger oft ver-
ist
sucht sein konnte; das selbstgenommene Pignus an Zaliluugsstatt
wenn etwa der Antrag auf Auslösung erst spät erfolgte. Diese Versuchung lag um so näher, d. h. die Uebernahme des als die lex commissoria beim Pfand,
zu
behalten;
Pfandes
namentlich dann,
dies
wohl
Griechen
den
Zahlungsstatt
an
schon
früh
be-
kannt-) und, wie das Responsum Scaevola's in dem griechischen Rechtsfall
D. de
III
leg.
101
pr.^)
beweist, zu
Zeit
classischer
vollkommen geläufig war. Hiemit welche
mit einiger Wahrscheinlichkeit mit der Exe-
Zusammenhang zu bringen
cutivurkunde in
1)
Nouv.
Zahl der Stellen des justinianischen Codex,
die
ist
wenigstens
ol'KlKg VTtOV.SLUEVCOV XStQCiKOGLCOV (JpajJflCüV
&£(isvov y.ata Wien. Stud. IX 3)
avv&i^Kccg)
C.
I.
A. II 1139: {oqog xca^iov
CÜÖTE i%£lV
V.
XOV Szanto,
V-QOCXEIV Vgl.
S. 283.
aJia pignori sihi data ob
erat, propria
debita, codiciUis ita scripsit:
„rrj
nuTQi'öi ßov}.ou,ciL sig tci^8QT] avt/yg öo&Tjvai. 6:q:oQC^(o ccvxf)
&hois
Ol\
sehr wahrscheinlich zu machen.
Qui hahebüt in provincia, ex qua oriundus
Ev Z^VQLcc
In
erschöpft.*)
rev. histor. I S. 171 fg.
2) Dies scheint mir der Hypothekenstein V.UI
sind,
tisiitrju.ai,
praedia
ylv-Avtarr]
et
fiov
xmqCa nccvxa, oaa
avv Tiäaiv xoig avovoiv ßoGKr]fiaaiv dovlotg nccgnotg ano-
Kccraay.svatg näaaig.^^ quacsitnm est
an etiam praedia, quae pignwi ha-
secundum ea quae proproprium Patrimonium {qiiod fere Die Beziehung auf griechische redacta.
buit testator, patriae suae reliquisse videatur. respondit
ponerentur, non videri relicta,
ceasante debitore
fit)
Verhältnisse ergibt sich
Scaevola mit der S.
90
fg.
non
si
modo
sint
in
aus der griechischen Sprache
dortigen Sitte vertraut war, zeigt
Die Worte quod fere cessante debitore
fit
des Codicills;
Bremer,
—
nicht
dass
Rechtslehrer
fieri
potest
—
zeigen, dass bei Säumniss des Schuldners der Verfall des Pfandes gewöhnlich war.
Durchaus hypothetisch bleibt die Beziehung der Marktordnung in i, 60, 1 (Impp. Valentinianus et Valens AA ad Probum pp.) Qui exercendorum mercaluum aiit nundinarum liceniiam vel veterum indulto 4)
C.
I.
de nundinis
vcl
nostra audoritate mtrtierunt, ita beneficio
in
mercatibus atque nundinis ex
venaliciis
aut locorum
temporali
rescripti potiantur,
negotiatorum quaestu
et
mcrcibus
ut
conveniant
nuUum vcl
comniodo privata exactione
in sec-
ientur vel siib praetextu debiti privati aliquam ibidem concurrentibus molestiam possint inferre. Hieuach ist es zur Hebung der Marktfreiheit untersagt, gegen die Marktfahrer während der Messzeit 1. Klage zu
— all
gründet
Rescripten
diesen
Zusammenhangs
442 sich
— die
Annahme
auf die Beobachtung, dass
solchen
eines
Vornahme
die
eines
nach römischem Recht unzulässigen Executionsacts in Frage steht. Natürlich ist die Annahme, wie schon oben bemerkt wurde, nicht zur absoluten Gewissheit zu bringen; dennoch schien es behufs •vollständiger Feststellung des vorhandenen Materials geboten, jene
Rescripte in dieser Erörterung nicht unerwähnt zu lassen.
5.
Gesammtergebniss.
Suchen wir nun, uns über das Facit, welches sich aus den vorstehenden Erörterungen ergibt, klar zu werden. 1.
Als sichere, auch von anderer Seite bereits
Thatsache kann angenommen werden, dass
in
anerkannte
vorrömischer Zeit
im Bereich des Hellenismus eine Urkunde mit Executivclausel im Gebrauch war, welche dem Gläubiger das Recht gab, g^geii den
Umgehung
Schuldner mit
Processverfahrens
des
Executivmass-
regeln zu gebrauchen. 2.
sich
in
Urkunden mit der sub 1. erwähnten Aegjpten bis mindestens zum Ende
hunderts 3.
sechsten Jahr-
Chr.
p.
Im
finden
Stilisirung
des
syrischen Rechtsbuch
ist
ein
aussergerichtliches Pfän-
dungsrecht auf Grund einer Urkunde, welche
x'^Q''^VS
genannt wird,
sicher bezeugt. erheben, 3.
2.
mit Privatexecution auf Grnnd eines Urtheils zu verfolgen,
sie
„sub praetextu
sagt sein
soll,
bereits zu 1
ist
und
debiti privati
aliquam molestiani
nicht recht klar: Klage und
2 untersagt.
Man
Nikephoros
Was damit
gesind
erinnert sich dabei an das ütolische Beeret,
welches die Uuverletzlichkeit des von Euergetes der Athene
inferrc'^.
gerichtliche Execution
anerkennt:
Bull,
de
gegründeten Heiligthums
corr. hell.
V
374
lin.
19 sq.;
wenn Einer in dem Heiligthnm klagt oder pfändet oder Gewalt ausübt oder ccnoßtci^aiTO r} dCsyyväarj), soll Geiseln nimmt (si ds xi'g na äyr] r] Qvaia^jj r}
er strafbar sein.
Die Beziehung auf executorische Massregelu
ist
beidemal
ganz wohl möglich, aber unbeweisbar.
Ausserdem taucht im nachclassischeu Recht (C. Tb. si cert. pet. de 1 und de pecun. sequestr. prohib. 2, 28, 1) eine Sequestration bei Klagen aus Schuldverschreibungen auf, deren Herkunft durchaus unbekannt ist (Muther, Sequestr. 260 fg., bes. 280—283). Ob dies mit dem Gebrauch der Executivurkunde zusammenhing, liisst sich derzeit nicht entscheiden; obwohl ich der Vollständigkeit halber die Frage nicht übergangen habe, muss ich mich doch, so lange nicht weiteres Material vorliegt gegen die Supposition dieser Hypothese im Vorhinein verwahren. chirographis 2, 27,
— Im
4.
443
—
justinianischen Codex finden sieh von Severus bis Justi-
nian Aeusserungen,
welche
die
Bezugnahme auf den sub
er-
3.
wähnten Gebrauch sehr nahe legen. 5. Ein Basilikenscholion erwähnt eine magistratische Verordnung, welche den Frauen für ihre Dos am Vermögen des Mannes ein aussergerichtliches Pfändungsrecht unter denselben Modalitäten
welche in P. 78 des syrischen Rechtsbuchs für die Pfändung auf Grund eines xccQTrjs als üblich bezeichnet sind. Hier ist nun zunächst eine Bemerkung bezüglich der ägypzugesteht,
tischen ist
Urkunden mit xad^ansQ
nämlich durch nichts
executive
man auch
zukam.
dass
Die
diesen
Urkunden der
Clausel
xad-ccTtsg
ix
zu einer Zeit noch in den Urkunden mitschleppte,
als er bereits inhaltslos lich
festgestellt,
wirklich
sich
könnte ein blosser Rückstand aus früherer Zeit sein, wel-
Stxriq
chen
Charakter
An
ix ÖL^rig anzuschliessen.
zäher,
als
die
geworden war; denn Nichts
Floskeln
des Urkundenstils.
bekannt-
ist
Diese
Annahme
nun durch das syrische Rechtsbuch beseitigt; denn wenn die Execntivurkunde ihre Bedeutung in Syrien behielt, ist nicht wohl zu glauben, dass sie in Aegypten dieselbe verloren hatte. Die ist
ägyptische Executivclausel hat also lebendige Bedeutung. Ist diese
Voraussetzung
Aegypten noch
richtig, so ist
mindestens Syrien und
für das sechste Jahrhundert p. Chr.^) als
dungsgebiet unserer Institution zu betrachten.
Daran
Anwen-
reiht
sich
die Erwägung, wie unwahrscheinlich es ist, dass dieselbe sich gerade nur hier erhalten haben und im übrigen Bereich des Hellenismus verschwunden sein sollte. Kommt noch der Hinweis auf die in Justinian's Novelle GO erwähnten Begebenheiten und auf die oberwähnte Bestimmung über das Pfändungsrecht für die Dotalforderung der Frauen hinzu, so ergibt sich eine beträchtliche Wahrscheinlichkeit dafür, dass die für Syrien und Aegypten
bezeugte Praxis auch in den übrigen Provinzen des oströmischen
Reichs in Verbreitung geblieben war. Diese Thatsache, als richtig vorausgesetzt, würde bedeutendes
1)
den aus dem 9. — 10. Jahrhundert stammenden Handund Arm. des syrischen Rechtsbuchs einen originären Werth zu-
Wenn man
schriften P.
gesteht und sie nicht etwa bloss als Bearbeitungen älterer Quellen gelten läset, so
Vorkommen der Executivurkunde noch für das und damit würde das Basilikenscholion des Theo-
beweisen diese das
beginnende Mittelalter; doros übereinstimmen.
— Gedanken wachrufen,
Insbesondere würde
sie
den
ob nicht die instrumenta confessionata
sive
Interesse
rechtsliistorisches
—
444
bieten.
dem byzantinischen Ver-
guarendigiata des frühen Mittelalters aus
kehr und der daselbst üblichen Executivurkunde entsprossen
Ob
bleiben,
gestellt
bei
Idee
diese
freilich
dem
die
als
sind.
wäre/) muss hier ebenso dahin-
Frage, ob eine derartige Untersuchung
vorhandenen Material an byzantinischen und
derzeit
Aussicht
mit
Quellen
lischen
richtig
ita-
unternommen werden
auf Erfolg
könnte.
II.
Die Executionsmittel in der Kaiserzeit.
Im Anschluss an
die
vorige Untersuchung soll im Nachfol-
ein Ueberblick über das
genden
Recht der Execution in der spä-
teren Kaiserzeit oder, richtiger gesagt,
der Execution
—
sammen — gegeben werden. Es Namhaftmachung neuer Quellen,
nicht
zu-
handelt sich dabei weniger
um
als
um
fallen
hier
die richtige
Zusammen-
Das Executionsrecht der nachund ziemlich suuiFolge dessen bestehen über dasselbe manche
bekannten.
der bereits
stellung
über die damalige Praxis
denn Recht und Praxis
classischen Zeit wird gewöhnlich nur beiläufig
mansch behandelt; Unklarheiten.
in
Die genauere Kenntniss der Zustände, welche da-
mals auf diesem Gebiet geherrscht haben, gesicherteres
Urtheil
ermöglicht auch ein
darüber, inwieweit für
die
dem römischen Recht durchaus widersprechenden
Annahme
wie es die Privatpfäuduug kraft Executivurkunde war, lassen
einer
Executionsart,
Raum
ge-
ist.
Dem Zweck
dieser Arbeit entsprechend,
beschränkt sich die
nachfolgende Untersuchung auf die östlichen Provinzen des Reichs. mäfsise "^^^"jj'""^'
^'
^^^ regelmässige und legale Executionsform des römischen
Rechts der nachclassischeu Zeit Specialexecution
1)
ist
Vermögensexecution, und zwar
durch pignoris ca^io;
nur gegen den
Es braucht nicht auseinaudergesetzt zu werden,
mentum guarendigiatum
in seiner äusseren
Form
dass
reiis
con-
das instru-
sich von der hellenistischen
Executivurkunde sehr wesentlich unterscheidet, und dass, wenn ein historischer Zusammenhang bestände, ein längerer Umbilduugsprocess vor sich gegangen sein müsste. Was ich bis jetzt in den frühmittelalterlichen Urkun-
um
den an denkbaren Uebergangsfornieii gefunden habe,
ist
daraufhin eine bestimmte Ansicht im gegenwärtigen
Moment aussprechen
nicht derart,
zu können.
J
—
445
—
tumax wird die missio in posscssionem ertheilt. Zu dieser kommt Wie sieh p/es auch beim Vorhandensein mehrerer Gläubiger. gnoris capio und missio in posscssionem dann weiter abwickeln, ist bekannt; da auf diesem
genügt 2.
Gebiet keine
bestehen können,
Zweifel
diesen Executionsmodus erwähnt zu haben.
es,
Einen sehr zweifelhaften und noch nicht genügend aufge-
Personai-
Punkt berühren wir dagegen mit der Frage, ob neben den
klärten
bezeichneten
Schuldners,
Executionsformen wie
Roms und noch
die
unzweifelhaft
sie
persönliche in
der
Verhaftung
des
republikanischen Zeit
den ersten Jahrhunderten der Kaiserzeit in
in
üebung stand, sich auch in der späteren Käiserzeit erhalten hat. Während einige Schriftsteller, wie Savigny,^) Heimbach-) und
WetzelP)
während der ganzen Kaiserzeit zulässiges Vollstreckuugsmittel betrachten, nehmen Andere, wie schon Jacobus Gothofredus*) und von den Neueren Rudorff,^) Bethmann-Hollweg,'') Puchta,^) Mommsen*) an, dass
als
ein
sei.
für die uns Verhältnisse wenigstens die bezüglichen o O
zunächst interessirende oströmische Reichshälfte
würdigen,
ist
hier*^';^'"^^^^'^!'^
Personal-
vollkommen zu
noth wendig, vorerst einen Blick auf die peregri-
es
nischen Rechte
der
Zeit
vor der antoninischen Constitution zu
Hier kann mit Bestimmtheit behauptet werden, dass die
werfen.
im
Personalexecution
Bereich
des
Hellenismus
im
eine
aner-
kannten und täglichen Gebrauch stehende Einrichtung war. Dies muss
umsomehr hervorgehoben werden,
Ansicht
theilige
gerade
für
das
durchaus nicht selten zu finden 1)
2)
eigentliche ist.")
Das altrömische Schuldrecht, Anhang. Lehre vom Creditum S. 17 fg.
als
die
griechische
gegen-
Recht
Aller Wahrscheinlichkeit
Verm. Schriften
453
fg.
Philol.
II
II S.
3) Civ.-Proc. § 50 A. 50. 4) 5) S.
161
*
etwa gleichzeitig mit dem ordentlichen Process unter-
sie
gegangen
Um
Personalexecution
die
Ad C. Th. de privati carceris custodia 9, 11, 1. Zum Edict des Tib. lul. Alexander im Rhein.
Mus.
f.
fg.
6) Civ.-Proc. III §§ 158, 7) Instit.
I
159.
§ 188.
8)
Rom.
9)
Vgl. die bei Thalheira,
Staatsr. III 1 S. 815 A.
2.
Gr. Rechtsalterthümer S.
19
citirte
Be-
merkung von Hecker: Apud Graecos debitores qtii solcendo non erant, crediFerner Voigt, lus nat. II S. 415, toribus addictos fuisse ncmodum audivit.
c-^e';"*i"a
nach
ist
-
446
dieselbe hervorgerufen
durch eine irrige Verallgemeine-
rung der Grundsätze des attischen Rechts, für welches allerdings die Personalexecution, wie Plutarch berichtet, durch Solon aufge-
Für das übrige Griechenland dagegen
hoben worden war.^)
kaum etwas
sich
sicherer beweisen,
Einige Beispiele aus der vorrömi-
tung dieser Rechtsiustitution. schen
Thalheim
hat
Zeit
noch vermehren
gesammelt;^)
und erstrecken sich
^)
kreis des alten Griechenlands.
welcher es
als ein
römischen
S.
284 meint
sich
über den ganzen
Um-
für die römische Zeit*)
Cicero pro Flacco 20, 48 daselbst von einem Fall der
Personalexecution" ,
fast
Wir fügen
lassen
dieselben
Zeichen der VerbreituDg des römischen Rechts in Klein-
asien anführt, dass ,,
lässt
allgemeine Verbrei-
die
als
Auch Szanto, Wien.
berichtet.
die Schuldknechtschaft
sei
in
Stud.
IX
Griechenland Terhältnissmässig
früh geschwunden, und führt als eine der letzten Spuren die halikarnassische
Inschrift
Bull, de corr. hell.
IV
p.
dem
295 aus
-vierten
oder fünften
Ebenso unsicher ist Büchsenschütz, Besitz und Erwerb S. 493. Siehe dagegen Passow-Rost, welcher s. v. i^sXsv&SQog bemerkt: ,,Die Grammatiker unterscheiden es von ccnslsv&SQog so, dass dieses überhaupt den Freigelassenen, s^sl. den zum Sklaven geworJahi-hundert
a.
Chr.
an.
(!)
denen und hernach freigelassenen Schuldner bezeichnen l)Vgl. Heffter, Athen. Gerichtsverf.S. 456; Meier-Schömannwo jedoch
soll." II
S.963.
Berufung auf das Verfahren des Scaptius gegen den Rath von Salamis (Cic. ad Attic. VI 1, 6) unzulässig ist, indem es sich hier nur um einen UebergrifF bei der Vermögensexecution aus Executivurkunden handelt (s. oben S. 420). 3) Hinzuzufügen ist das Psephisma der Arkader zu Gunsten der Tejer Rechtsalterth.
2)
Lebas
-
19 A. 3, S. 118 A. 1,
S.
Waddington
A. M. No. 72
'JqkccÖcov aSiKriacavTL riva
XaßsG&ai %al räv
TrjTcov
lin.
23
fg.:
....
t^8GT(o
kkI
jjpTjfiarcov
ai'
die
rivsg
täv
oQfiio^svcov
nccQaysvouivco Ttjicov
reo
im-
zwar ist hier von einer provisorischen Selbsthilfe die Rede, aber es ist doch sehr charakteristisch, dass von manum inicere in corpora et in res die Rede ist. Ferner die Inschrift von Heraclea C. I. G. III 5774—5 lin. 154 fg., wo es von den Bürgen des Genieindepächters heisst: too? Ss nQcoyyvcog zwg ccifi yBvousvcog nsirgcayyvsvKrjfisv .... nal avrcoff xai rä 3;prj/üOTa d v.a eTtt^iccQzvQrjGcovri, wozu schon Franz p. 708 richtig bemerkt: „In quo hohes veiustiim Bomanorum morem apud quos ante legem Papiriavi latam creditori dcbitoris non modo bona sed eliam corpus ohnoxium erat. aco(idiT(ov
;
4) Ich will nicht übersehen, dass betreffs der Personalexecution bei den
Griechen der römischen Zeit die Frage nahe gelegt
ist,
ob diese Execution
von den städtischen Unterbehörden verfügt werden konnte, oder ob dort, wo Insie erwähnt wird, an die Jurisdiction des Statthalters zu denken ist. dessen ist die Beantwortung dieser Frage hier belanglos, da, selbst wenn man sich für das Letztere entscheidet, die zu Grunde liegende materielle Rechtsanschauung doch zugegeben werden muss.
—
—
447
p. Flacco 20, 48 Heraclides aus Temnos Hermippus vom Statthalter als Schuldsklave zugesprochen wurde, was gewiss nicht im Widerspruch zum dortigen Landrecht geschehen ist; dass noch Plutarch (de evitando aere alieno c. 3 sqq.) viel von den Gefahren der Personalexecution und von der Freistätte zu sprechen weiss, welche zahlungs-
hinzu, dass
nach Cicero
Mitbürger
seinem
unfähige Schuldner im Tempel der ephesischen Artemis • finden dass
auch
endlich
Lukian^)
die
Verhaftung
zahlungsunfähiger
Schuldner wie eine selbstverständliche Sache erwähnt.
Dasselbe
wird für das helleuisirte Aegypten durch das Edict des Tib. lulius "•' •
Alexander bewiesen. Das einheimische Landesrecht daselbst kannte die
Persoualexecution
allerdings
nachdem
nicht,
durch
dieselbe
Köuig Bokchoris im achten Jahrhundert a. Chr. abgeschafft worAber unter der griechischen Herrschaft muss sie den war.^) wieder in Gebrauch gekommen sein.^) Dies wird, abgesehen von den alsbald zu erwähnenden Papjruscontracten/) namentlich durch das Edict des Tib. lulius Alexander bewiesen. Es wird hier gerügt, dass manche Gläubiger auch wegen privater Forderungen, die sie sich sogar eigens zu diesem Zweck von den ursprünglichen Geldgebern abtreten Hessen, die Schuldner in den bloss für Fiscalschuldner bestimmten Schuldthurm oder andere Gefängnisse werfen liessen, indem sie diese Forderungen listiger Weise als fiscalische Guthaben darzustellen wüssten; diese Machination wird unter Hinweis auf eine Bestimmung des Kaisers Augustus,^) wonach die Execution bei Privatforderungen nur auf das Vermögen, nicht auf
Timon.
1)
... KccTsSsditioceTo
49:
c.
yaq
iösdsro
xctt
ov-n
aitodidovg,
yiaya ilvaäni^v avröv. 2) Diod. Sic. trjg
I
rjyovfisvog
ccycoyifiov,
aduaxa xäv nölscov p.
Twv
79:
c.
<Jf
6q)SiX6vzcov
xr]v
sunga^iv täv öavsiav in
ovaCag fiövov inoirjearo, ro dl cwft« war' ovSsvcc tQÖitov si'acsv vnaQxsiv
108
Siiv sivai .
.
xccq
fisv
igyacafiBvav
xiäv
iiTrjaeig
auch Revillout,
Vgl.
.
Chrestom.
xa.
,
demot.
Ss
pref.
n. 1.
3)
Vgl. aucli
4)
Unten
S.
Lumbroso, 448 Anm.
Recherches
S.
2,
449
Anm.
p.
169
— 171.
1.
tTcofisvog xri xov Oeov Zsßucxov ßovli^GSi ksIsvco Die 5) Meinung Schraders, als ob dies die lex lulia de cessione bonorum wäre, wird von Rudorff, Rhein. Mus. f. Philol. II 165 wohl mit Recht dahin .
richtig
.
.
gestellt,
.
dass
es
sich
hier
um
eine
Constitution
.
.
Augusts handeln
wird, welche in Aegypten vielleicht nicht bloss die Bestimraungen der lex lulia, sondern, entsprecliond
dem
Schuldhaft überhaupt etablirte.
alten Landesrecht,
die Unzuliissigkeit der
^'f.'^": ägyptische ..
>'xecution.
die
Person gerichtet sein
—
448
soll,
abgestellt.')
— Hieraus geht hervor,
dass die Griechen in Aegypten die Personalexecution kannten und
mit solcher Vorliebe übten, dass
sie
sogar die entgegenstehenden
Vorschriften durch allerhand Finten zu umgehen trachteten.
Die Anerkennung der Personalexecution
tritt
denn auch im
griechischen und gräco- ägyptischen Urkundenstil deutlich hervor; der Schuldschein bezeichnet ausdrücklich den Schuldner als Exe-
oder
cutionsobject^)
218 §
p.
dcCVElCC
des
xäv
lauten: 'EnsiSri evioi n^otpäasi xäv drjfioöicov nai dXXö-
4)
TtKQCCXCOQOVflBVOL
ccXlag cpvXaKäg zfj
stehe „auf Gefahr
Die für das Verstäudniss wesentliclien Stellen des Edicts (bei Bruns,
1)
Fontes^ TQia
das Capital
erklärt,
....
8i]^0GiU)v
TiQOcpdcBi
f| d^Xrig sduviLGEv,
....
rjvztvovv
flg
t7i6(i£vog
firjS'
TCQUtiTOQSlOV tiVUg TiaQeSoOKV KCcl flg
T£ TO
zfj
rov 0fov Ueßaotov ßovXi^asi kbIsvco
7tciQaxcoQ£LC&<xi
oXag
tzciq'
aXloiv Sävfia,
d
fLr]Sivcc
avzbg
[ij]
zivag iXiv&SQOvg slg cpvXanfjv
v.azccxXsLsad'aL
Der Zweck, private Forderungen unter dem Vorwand,
seien öffentliche, durch den
Druck der
bedarf keiner Erläuterung; schwieriger reine Privatforderung, sei es auch nur
sie
fiscalischen Schuldhaft durchzusetzen, ist
zum
es
zu versteheu, wie
man
eine
Schein, für eine öffentliche aus-
geben konnte. Rudorff (a. a. 0. S. 165) nimmt an, es seien fiscalische Beamte gewesen, die ihre Privatforderungen, und zwar selbst solche, die sie eigens zu diesem Zweck von Andern sich übertragen Hessen, als FiscalforderuDgen ausgegeben hätten. Diese Annahme verbietet sich schon wegen der Worte „ä /x)j avzog i'| dgxfjg Edavfiöfv", abgesehen davon, dass es abgeschmackt gewesen wäre einen so offenbaren Missbrauch der Amtsgewalt noch besonders zu verbieten. Eher könnte man an den Vorgang denken, den Ammian. Marcel). XVlll 5, 1 berichtet, dass man Forderungen „per colludia" in nomen fisci stellte obwohl sie eigentlich private waren. Aber auch dies ist durch die Worte ,,a ^t] avzog i^ dQxi'ig iSdvsicsv^' ausgeschlossen, welche zeigen, dass jene Leute der Forderung durchaus keinen ,
,
öffentlichen
Charakter beilegten.
welches Revillout,
war
Das Richtige
ist
vielmehr ein Anderes,
205 sqq. richtig erkannt hat. Es Privatcontracten Multen zu Gunsten des Königs zu
Les Obligations
p.
Aegypten Sitte, in worauf wir unten (Cap. XV) zurückkommen; bei einem derartigen Contract konnte man immerhin daran denken, den saumseligen Schuldner, dessen Mult hiemit dem König resp. dem Fiscus verfallen war, unter dem Vorwand, er sei insofern Staatsschuldner, dem öffentlichen Schuldthurm zu überliefern. Daran knüpfte sich ein eigenes Gewerbe, indem gewisse Specuin
stipulireu,
lanten solche Forderungen zusammenkauften
(tfj
dXXöxQia öävsia nuQaxcoQOVfisvoi) und nun die der
Hand
hatten.
Darauf wird noch
zav
Sr]uoaicov nQocpäosi xal
Existenz des Schuldners in
in C. ue fiscus 2, 17, 3 angespielt.
2) Vgl. z. B.:
Darlehen der Nikareta T]
Tc5v
ÖS TtQÜ^ig
iffroj
vnaQxövxcov uvrots
in.
(Bull,
xs
de corr.
hell. 111 p.
459
avzäv zäv daveiacc^svcov
fg.)
Urkunde A: xai £x
—
—
449
und seines Vermögens",*) Nach einer Mittheiluug Wessely's") kommt es in den Wiener Papyri zum ersten Mal in der Zeit Diocletian's vor, dass diese Clausel im Schuldschein wegSchuldners
Anm.
gelassen wird; wie die in ist
angeführten Urkunden zeigen,
1
aber auch viel später noch im Gebrauch gewesen.
sie
Sowie dem griechischen und griechisch-ägyptischen,
dem
auch
ist
jüdischen Recht zu Beginn der römischen Zeit die Schuld-
Es genügt, an
knechtschaft wohl bekannt.
Matth. XVIII 23
—34 vom
die Parabel des
•'"'tische
<^xecntion.
Evang.
hartherzigen Knecht zu erinnern, wel-
cher seinen Mitknecht, der
ihm
bezahlen
nicht
eine Kleinigkeit
konnte, angriff, würgte und ins Gefängniss warf.^)
dürften das Resultat erDie vorgeführten Quellenzeugnisse ^ o geben haben, dass die Personalexecution innerhalb der ganzen ° Östlichen Reichshälfte schon zum vorrömischen Landesrecht «-e<->
'
'-'
Pap. 7 du Louvre (Not. et Extr. XVIII rj
Äf TiQa^ig
vnuQxovrav
fffrco 'Agairiaet
nal
iaroa
nqä.i,iq
T]
x«i
(sicj 'AoulrjniciSos
zwv
in
avxij
Leyd. (Leemans
Pap.
p. 171):
zcSv
f'x
I
p. 79):
KovovcpBi eh xs avtov IIstsiijlov&ov xat (t)^!'
V71C(QX{6VTC0V)
und ebenso
a«.
607
l'ap. E.
R. No. 1519, 1577, 751, 1487, 3
Pap. Berol.
1)
I
(Schmidt
p. C.
OjxoXoycä
.
.
.
12
Z.
608
v.ul
p.
(Schmidt,
Aurelia lohanna (bei
xovzo (das Capital)
tzolficag
ix
257
2,
x^v ngäoiv aQQayrj nal äac(?.ivzov .
.
.
ff.).
S. 15)
Wessely, Wien.
Stud. VII
yiivSvv(p
xat tioqo)
C:
Pap. Jomard, Not. et Extr. XVIII
s&B(ir}v
422
S.
lÖLW fiov Kivdvvco xat noQco rrjg löiag (lov VTtoGTCccsmg
nccvxoLug uov VTioozäaswg nagacxstv cot
xfjg
(oben
u. a.
Berliner Papyrusurkunden
S. 318):
Darlehensurk. der S. 130) a«.
ff.
Kivdvva
B^iä
xai zuiv
ffiöiv
idica .
.
lin.
sivai.
fiov
.
17 sq. ca a". 599: nccvzog,
Sicc
K^rjgovoficav
.
.
.
viiiv
r'ivnsQ
ncci
zfjg
rificöv
vnoozäasaig ....
Im El-Faijümer Papyrus Musees Nationaux 7059 schriften
der Wiener Akad. phil. Cl.
XXXVII
%{iv)8vv(o
vitoaxaesmg).
S.
bei
Wessely, Denk-
160 finden
sich
noch die
Wortreste Ifiüo
v,al (rijs eft^S
Die Beziehung dieser Formel auf die Pei-sonalhaftung wird denn auch von
Wessely, Wien. 2)
Stud. VII S. 133 richtig erkannt und hervorgehoben.
Denkschriften der Wiener Akad, ph.
Andere Beispiele: 3 Mos. Jesaia L 1; Nehemias V 5; Arnos 3)
Mittois, Reichsrecht
u.
Volksrecht.
XXV II
6.
Cl.
XXXVII
S.
XXIV
100 Anm.
1.
Reg. IV 1; Vgl. Michaelis, Mos. Recht II
39; Hiob
9;
2
29
Resultate für die ^*^';^'^*^'"''.
Kaiserzeit.
— hörte.
Da
—
450
ferner ein Theil dieser Zeugnisse in die beiden ersten
Jahrhunderte der römischen Kaiserzeit hineinreicht/) dürfte gleich-
Behauptung gesichert
zeitig die
dass auch die spätestens in
sein,
augusteischer Zeit^) geschaffene und wohl nicht viel später^) auch auf die Provinzen erstreckte Einrichtung der cessio hononmi die
Welt geschafft hat; was denn auch mit der strengen Rechtstheorie im Einklang gestanden
Personalexecution
haben mag, da
hier
nicht
der
die lex Iiilia de cessione
honormn
die Personalexe-
aufgehoben hatte und dieselbe auch für
cution nicht eigentlich
Italien durch die Schriften
Man kann
aus
der römischen Juristen bezeugt
Annahme ausgehen,
daher von der
Jahrhunderten der Kaiserzeit die
ist.^)
dass in den ersten
im
Personalexecution
ganzen
Reiche ein durchaus praktisches Institut gebildet hat. Schwieriger steht die Frage, wenigstens wenn
xffserzeit
man
den Rechts-
standpunkt feststellen will, für die nachclassische Zeit, wie das schon in der hier bestehenden Meinungsverschiedenheit der Schrift-
Tage
steller zu
Auf der
tritt.
einen Seite
ist
Moment
kein
ersichtlich,
durch wel-
ches die personale Verfolgung des Schuldners ausgeschlossen wor-
den sein
Manche scheinen zwar
sollte.
ein
solches
in
dem Ab-
§ 148—149; Walion, Histoire de Tesclavage I p. 9, 10; Mandl, Das SklavenrecM des alten Testaments 1886 (Holtzendoiff's Sammlung gemeinver-
ständlicher Vorträge, N. F. 1)
1.
Serie Heft 23) S. 25, 26.
So das Edict des Tib.
lul.
Alexander, die Stellen aus Plutarch und
Lukian, die El-Faijümer Papyri oben
S.
448 Anm. 2
i.
f.
Es ist bekanntlich bestritten, ob die Z. lulia de eess. hon. von August oder von Cäsar herrührt; vgl. Rudorff, R.-Gesch. I § 39 A. 37. 2)
•
Erstreckung auf die Provinzen bezeugt C. qui bou. ced.
3) Die
(Diocletian)
Wenn man
;
der Zeitpunkt derselben
ist
hiev
allerdings
7,
71, 4
nicht angegeben.
erwägt, dass für Aegypten schon unter August eine Verfügung
nun die 1. lulia selbst, sei es verwandte Bestimmungen oben S. 447 Anm. 5) daselbst einführte, so ist wahrscheinlich, dass auch die übrigen Provinzen bereits früh derselben unterworfen wurden. Wie Voigt, erging, vpelche, sei es
(s.
lus nat. II 688
Anm. 791 dazu kommt,
Caracalla anzusetzen, 4) Citate bei
ein
die
Ausdehnung
nach
n, 1028.
Die Frage, wie es vorkommen
Schuldner sich der Personalexecution nicht durch
bonorum zu entziehen wusste, hat Pnchta,
Bethmann-Hollweg,
erst in die Zeit
nicht ersichtlich.
Keller, Civ.-Proc.
konnte, dass irgend cessio
ist
Instit. I §
179,
dem auch
Civ.-Proc. II S. 689 beitritt, in einer, wie mir scheint,
vollkommen befriedigenden Weise beantwortet.
— sterben
zu erblicken;^) aber
Processverfahreus
ordentlichen
des
—
451
so gewiss Processstadium und Executionsstadium zu unterscheiden
gewiss begründet die Abänderung des Erkenntnissverfah-
sind, so
Aenderung des Executionsrechts.
rens noch keine
man
wird
sich
auf das Rescript Diocletian's C. de
Ebensowenig obl. et act. 4,
10, 12,-) berufen können, da dieses offenbar nichts Neues bestimmen will und bei richtiger Auslegung auf eine ganz andere Frage zu beziehen ist.'^)
Andererseits
ist
werden, schwach
sind.
Dass
einem verhafteten Schuldner
in die
welche
die Beweise,
nicht zu leugnen, dass
für die juristische Zulässigkeit dieses
Executionsmodus beigebracht
den Digesten ein paarmal von
Rede
trägt
ist,^)
nichts
aus;-"')
abgesehen von der naheliegenden Möglichkeit eines Uebersehens der Redaction,
Rede
kommende halb ist
nicht einmal gesagt,
ist
strafrechtliche Haft
Savigny
leichtsinniger Bankrottirer'')
Noch weniger
daher nicht ausgeschlossen.
darf
man
sich mit
darauf berufen, dass ein Rescript von Alex. Severus die
Schuldhaft erwähnt;^) denn dieses
um
dass von Privathaft die
Die Beziehung auf die im justinianischen Recht vor-
ist.
fällt in eine viel
zu frühe Zeit,
hier entscheiden zu können.
Wie immer man
hierüber denken möge, so viel
ist
gewiss,
dass die spätrömischen Kaiser die Personalexecution auf das be-
stimmteste
perhorresciren.
Diese Richtung
tritt
Edict von Valentinian, Theodosius und Arcadius
und geht dann 1) III
1 S.
388) hervor
''^)
Die Vertreter der Personalexe-
fort bis Justinian.
Rudorff, Rechtsgesch. II § 90 i. f. (S. 304); Mommsen, Staatsrecht 815 A. 2: „Da die Duction so lange bestanden haben muss, als der
ordentliche Process 2)
zuerst in einem
(a".
Oh
.
.
."
aes alienum servire liberos creditoribus iura compelU
Savigny
3) So (nach der Glosse) schon Rescript auf die auch in Nov. 134
a. a.
non patiuntur.
0. S. 456; er bezieht das
c. 7 erwähnte Verpfändung der Kinder Mit noch grösserer Wahrscheinlichkeit bezieht SchlossBesitzerwerb durch Dritte S. 68 A. 2, dasselbe auf einen Selbstver-
des Schuldners.
mann,
kauf des Schuldners. 4) D. ex
quib. caus. mai. 4, 6, 23; de re iud. 42, 1, 34;
10, 13 § 2. 5) Vgl. 6) Vgl. 7) C.
Bethmann-Hollweg, Civ.-Proc. Bethmann-Hollweg a. a. 0.
qui bonis cedere possunt
8) C. Th.
de privat, carcer.
9,
7,
11,
71,
III §
149 A. 40.
1.
1.
29*
de iniur. 47,
—
—
452
cution haben zwar diesen Bestimmungen eine andere Deutung zu
geben gesucht;
wohl möglich hunderts
Mindestens
ist.
dem Ende
seit
des
vierten Jahr-
daher die Duction des Schuldners de iure für aus-
ist
geschlossen
daneben
halten;
zu
über
Zweifel
wird sich jedoch bald zeigen, dass dies nicht
es
aber
sind
noch möglichen
die
Recht der vorhergehenden Zeit von geringer
das
Bedeutung. Rescripteim
Codex
vom Rechtsstandpunkte.
Soviel
man
meines Erachtens die Sache, wenn hältnisse
Anders
'
lust.
ins
Auge
fasst.
die
sich
stellt
'jedoch
thatsächlichen Ver-
Uebung
Als thatsächliche
ist
die
Personalexecution, wie es scheint, in gewissen Gebieten des Reichs bis
auf Kaiser Justinian nicht ausgestorben.
zeugnisse sind
es,
C. Th. de privati carceris custodia 9, 11,
(Imp. Val. Theodos. et Arcad. a«.
Folgende Quelleu-
welche diese Ansicht begründen.^)
AAA.
1.
Erytrio praef. August,
388): Si quis posthac
privato carceri destinarit,
reiini
rcits
maie-
statis habeatur.
C.
I.
de priv. carceribus inhib.
(Imp. Zeno A. Basilio pp.
a".
9,
5,
1.
486):
Iidjemus nemini penitus licere per Alexandrinam splendidissi-
mam
civitateni
vel
Äegyptiacam dioecesin auf qiäbusUhet imperii
nostri provinciis vel in agris suis ant id)icumqiie donii privati carceris exercere
Es cution
custodiam
sei hier gleich
Stellen,
diese
erwähnt, dass die Vertreter der Privatexe-
welche
ihnen
würden, dadurch entkräften, dass Privatjurisdiction
sie
natürlich
im Wege
stehen
dieselben auf eine usurpirte
römischer Plantagenbesitzer über ihre Colonen
beziehen, welche hier angeblich abgeschafft
werden
soll.'-)
Diese
gegenüber dem ersten Gesetz schon wer eine bestimmte Kategorie von Personen treffen will, spricht nicht von si quis, und rcus ohne Zusatz kann nur den Schuldner, nicht einen von seinem Herrn in-
Auslegung
aber
1)
scheint
unmöglich;
sprachlich
Nicht hieher jedoch C. Tb. de appellat.
inentar von
Gothofredus. Savigny a. a. O.
11, 30, 2,
worüber den Com-
J.
2) Vgl.
C. Th. 9. 11,
S. 455.
So schon Jac. Gothofredus, ad
1.
i
—
-
453
crirainirten Hintersassen bedeuten.
Sollten übrigens unsere Stellen
noch einen Zweifel übrig lassen, dass gegen die Scliuldexecution vorgegangen wird, so wird dieser beseitigt durch C.
de priv. carcer. inhib.
I.
5,
9,
Imp. lustinianus A. Menae pp.
—
(rest.).
529 :^j
Privatos carceres omnino in civitatihus vel in vicis con-
vetamus.
stihiere
2
a".
.
.
.
non
Constitidio iuhet privatos carceres
hoc
faciant
poenae subiacere,
et
puhlico
in
et
constitiä, eos aiitem qui
ciiiuscunque concUcionis vel dignitatis sint, litem
dere,
qnae
contra inclusos competat.
eis
Aus den Schlussworten
dieses Citats
Hiedurch wird bestätigt, dass
ist.
auch in den obigen Gesetzen die
also
Und zwar
lichen Zeit vorkam.
nur
auf Aegypten,
scheint daher
ein
dass
,
die
Schuldhaft,
alte
dies
fuerit,
etiam eos per
.
.
geht nämlich unzwei-
Auslegung
die gleiche
statthat.
Diese Verordnungen zeigen gefängnissen,
tot
wegen Schuldforderungen
deutig hervor, dass an eine Verhaftung
gedacht
carcere
ab ipsis constituto aliquis inclusus
pera<jere, quot in carcere
Verhaftung in Privat-
noch in der spätkaiser-
beziehen sich die beiden ersteren
dagegen spricht allgemein und Anwendungsgebiet der Schuldhaft im
letztere
die
weiteres
Auge zu haben. Diesen
officiellen
Sprüche des
hl.
*•
Zeugnissen
sich nun einige Aus° obwohl schon von Heim-
reihen
'-'
Ambrosius
an,' welche,'
_
bach^) angeführt, doch wieder Allerdings
scheinen.
in Vergessenheit gerathen zu sein
Heimbach
ist
wenig wählerisch und führt
auch Stelleu an, welche bloss rhetorische Bildersprache enthalten.^)
Immerhin
ist
an einigen Orten auf die Personalexecution deutlich
angespielt.
1)
Wir geben
Trümmer
2)
Lehre vom Creditum
3)
z.
HOTOg yi'av.
Gnade
und B. Krüger.
die lateinische Uebersetzung der in C. 1, 4, 23
60, 55, 2 erhaltenen
B. Basilius
sermo
V
dieses griechischen Gesetzes nach S.
17
ff.
de divitiis et paupertate: dovXog tov dsöavn
davsiaä^8vog xal dovXog fttcö'oqDOßos dnaQaLzrjzov tpBQwv Dies lässt sich natürlich von jedem Schuldner sagen,
XenovQ-
Ebenso Ambrosius de Nabuthe cap. III: cap. IV 1. c. Quid vobis iniquins, vitam oblif/atis et peciiniam':' u. a. m.
seines Gläubigers abhängt.
„Nuvieralur pLCunia, addicitur qui pecuniam datis tt
trjv
der vou der
liberlas''
.
.
.
:
Persouaiexecutiou ^«i. .
Ambrosius.
— Liber
1875
724
p.
Nabuthe (Opp.
de
singularis
ed.
Ballerini
Mediol.
I
sq.):
Vidi ego pauperem
dum
duci,
auctionem
in
dediicere
quod non
cogeretur solvere,
ad carcerem, quia vinum
habebat, trahi tentis,
—
454
deerat
ad mensam po-
poenam
ut ad tempus
suos,
filios
differre posset.
Im
lib. singul.
um
Mox
et
Moratorium zu erlangen, seine Habe
ein
Des Weiteren
verkauft.
heisst es
laudata vendimtur
praedem
huuntur induciae, non ut
consortem servitutis
De Tobia Cap.
inferuntiir iam non instru-
et
Tarnen adhuc quaerendi
menta, sed vincula.
Foenerator
vom Dar-
de Tobia^) Cap. 7 § 26 ist die Rede
leheusscliuldner, der,
adiungat.
Tri-
fideiussores.
libertatis inveniat, sed ut
.
9 § 33:
caput
pecuniae
debitoris
manum
obligat,
tenet, sorte ducit.
Hier
ist die
bach
Heim-
Anspielung auf die Formen des Ducere, wie
richtig hervorhebt, unverkennbar.
Am
deutlichsten
spricht vFohl
De Tobia
Hier
Cap. 10.
wähnt der Kirchenvater das Vorkomraniss, dass
die
er-
Leichname
der verstorbenen Schuldner für die Schuld gepfändet werden, und
beschwört
die Gläubiger,
an diesen ihre ganze Grausamkeit aus-
zulassen, damit wenigstens der überlebende
Bürge verschont
„Quotiens vidi teneri defunctos pro pignore
dum
foenus
exposcitur!
et
Quibus ego adquievi
negari tumidmn, ut stium
libenter,
Hae
constringerent debitorem, ut electo eo fideiussor evaderet.
foeneratoribus
leges.
vobis possit elabi,
itaque:
domum
Nunc
vero capite
ducite.
minutus
xibus aUigatc, ne vincula vestra
dus debitor,
et
quod non timere
Welch führung 1)
in
qui
iam non
possitis,
emittit,
est, veJiementioribus
non sentiat durus
noverit erubescere.
quia poscere
Heimbach
Haus S.
des
vos clau-
tarnen ne-
Umim
et rigi-
sane
est,
non novit alimenta.
ein lebensvolles Bild der Schuldknechtschaft:
das
sunt
remn vestrum et ne Clauditc in cubiculo
tenetc
Feccatorum reos post mortem carcer
vestro ditis.
Dixi
bleibe.
Schuldherrn, der Gewahrsam
die
Ab-
iu
den
18 citirt hier nicht de Tobia, sondern fortwährend de
Nabuthe; eins der schlimmsten Fehlcitate.
—
—
455
Gemächeru, der Standesverlust des Gefangenen, die Bitte um Wasser und Brod wobei nur die Erwähnung der Fesseln übertrieben sein dürfte. So konnte Arabrosius nicht sichersten
—
wenn
schreiben,
er nicht Bilder aus seiner Zeit vor
Augen
hatte;
gesetzt selbst, er hätte als gelehrter Jurist gleich Tertullian über
vergangene Zustände zu berichten gewusst, wie konnte er darüber die
Lebenden zur Rede
stellen?
Diese Sittenberichte aus coustantinischer Zeit verbinden
wie ich glaube, mit den obigen nicht anzunehmen,
Vielleicht lagen
wo
nirgends so arg wie in Aegypten,
Berichtet doch auch
sollten.
Animian von ähnlichen Zuständen.^)
ist
momentane Verwilde-
dass beide durch eine
rung der Sitten hervorgerufen sein
sich,
Es
Emanationen.
officiellen
Dinge
die
Regierung zweimal
ein-
schreiten musste;^) aber auch für die übrigen Länder ist bei
dem
damaligen Verfall die Fortdauer scheinlicher, als das Gegentheil.
der
die
*
Schuldstrenge wahr-
alten
Man muss daher annehmen,
dass
wenigstens de facto die Personalexecution in gewissem Umfange
während der ganzen Kaiserzeit vorkam. ins
Auge 3.
Dies wird noch deut-
wenn wir andere Erscheinungen auf diesem Gebiet
licher werden,
fassen.
eine^ Andere
Es gab nämlich zwischen Gläubiger und Schuldner " *="
Executionsformen.
Reihe von Vorgängen, welche, obzwar juristisch unzweifelhaft unzulässig,
doch im alltäglichen Gebrauch gestanden zu sein scheinen.
Zwar handelt
es
sich
cutivacte; indessen
hiebei
durchaus
nicht
das thut hier,
wo
um
sich vor
es
Exe-
einseitige
Allem
um
die
praktische Seite handelt, nichts zur Sache. a)
Zunächst
an den Selbstverkauf oder die Selbstdedition
ist
zu erinnern, von welcher schon oben gesprochen wurde.^')
dings
1)
dieselbe
setzt
XVI II
4,
ein
25: Alius
Schuldverhältniss
si
creditorem
suum
nicht
Aller-
unbedingt vor-
flagitare molestius
aniinad-
ad aurigam confugit audentcm omnia praelicenter eumque ut rencficum curat urgcri; unde non nisi reddita cautione dispendioque adfUctus gravi discedit. Et additur huic, debitorem voluntarium includit ut verterit debitum,
proprium
nee ante eius professionevi absdlvit.
erzählt,
ist
ein
Die in
lußt.
Nov. 115
c.
5 § 1
oben
3) Vgl.
7^ 8
S. 452.
oben
S.
358
fg.
—
erwähnten Vorgänge sind nicht noth wendig
auf Personalexecution zu beziehen. 2) S.
Was Ammian XXVII
Ausnahmsfall, wenngleich ein recht charakteristischer.
DedUion.
—
456
—
kann und wird auch anderweitig vorgekommen sein; doch dürfte die pecuniäre Abhängigkeit eine ihrer wesentlichsten Auf diesen Gebrauch wird ausser dem Quellen gebildet haben. bereits in anderm Zusammenhang erwähnten contractus copideraus, sondern
miae^) noch folgendes Rescript zu beziehen sein: C. de Obl. et Act. 4,
Oh
12 (Dioclet.):
10,
non
aes alienum servire liberos creditoribiis iura compelli
patiuntur}) verpfan-
\^\
düng vou Kiudern.
y
"Weiter ist der Verkauf oder
^^ erwähnen. sagt;
res
Dieselben sind Ambrosius de Nabuthe cap. 5; C. quae
pignori 8, 16 (17), 6; de transact. 2, 4,
2Q',
Nov. 134
lust.
cap. 7.
BeschlagLeichen,
Verpfändung i D der Kinder
die
bereits das Erforderliche ge-
genügt hier, die Beispiele für die Kaiserzeit nochmals
es
zu citiren.
^
Auch hierüber wurde
^.^
git^c
auch
Endlich wird
herrührende^)
der
wahrscheinlich
aus
provinzialer
Missbrauch erwähnt, dass Manche auf den
Leichnam des Schuldners Beschlag legten und sein Begräbniss Sowohl der hl. Ambis zur Bezahlung der Schuld hindanhielteu. brosius als die kaiserlichen Gesetze wissen hievou zu berichten.
Ambrosius de Tobia
cap. 10:
Quotiens vidi teneri defundos pro piynore,
dum
et
ncgari
tumulum
foenusß exposcitur.
lust.
Nov. 60
c.
1
§ 1:
...Si vero etiam morienic quodam circa funus pcccctur
ali-
quid morientis quod exequias prohibcat, scripta quidetn iam lex et
a nostro patre super hoc; lust.
Nov. 115
c.
tarnen sqq.
.
.
est
.
5 § 1:
3Ieminimus insuper legem a nobis fuisse prolatam, per quam iussimits
nulli penitus
gratia dctinere
aiit
Wenn man
diese
nicht bezweifeln,
oben
1)
Oben
2)
Hiezu vgl.
S.
451 A,
3)
Vgl. Herodot
esse
liccntiam
corpora
defunctorum
impedimentnm conim facerc scpidturae.
dass
.
dehiti .
.
kann man im Schuldverkehr der späteren Kaiserzeit
Erscheinungen zusammenhält,
S. 3G2.
Schlossmanu,
3.
II c. 136.
ßesitzerwerb durch Dritte
S.
68 A. 2 und
—
—
457
Willkür und Gewalt eine ungemessene Rolle
Die bru-
spielten.
talsten Erscheinungen des Schuldrechts der unterworfenen Völker
treten
ungebrochen durch
hier,
bung,
hervor.
tuns:,
dass
Angesichts
auch
Bestrebungen der Gesetzge-
Thatsachen wird die Behaup-
Personalexecution
einfache
die
gekommen
Gebrauch
die
dieser
durchaus
ist,
nicht
mehr
nicht
ausser
auffallend
er-
scheinen. 4.
Und
ebenso dürfte nunmehr die
Annahme
mehr
nicht
geheuerlich erscheinen, dass neben diesen Executionsmitteln
un-^^;;V^^«jYche
noch^''^j:^'J^^^^''°ä-
Privatpfändung auf Grund von Executivurkuuden vorkam. Gegenüber den eben angeführten Zuständen erscheint diese noch als eine sehr milde Exccutionsform; und ebenso dürfte der Umstand, dass sie gesetzwidrig war, nun nicht mehr schwerwiegend eine
erscheinen.
Zudem
vorkamen,
dass Privatpfändungen
die Thatsache,
ist
im Ganzen ziemlich gut bezeugt. Neben einer mehrfachen Erwähnung in den kaiserlichen Gesetzessammlungen C. de pignor. 8, 14, 3: Creditores,
qiii
.
.
.
Convention is
legem
ingressi xwssessionem
exercent .... ^
C. de Obl. et Act. 4, 10, 9:
Negantes debitores non oportet armata vi
nemini
C. ut
liceat 3, 16,
Saepe rescriptum
non
oportere.
Tust. .
.
.
.
.
.
.
1:
ante scntentiam aigna rebus
.
imprimi
.
Nov. 60 .
est,
terreri.
si quis
c.
1 pr.:
.... signacida per proprium potestatem imponere
praesumat ... steht die Schilderung derselben
im syrischen ßechtsbuch und
ein
XXVIII
tit.
entsprechender Bericht des Basilikenscholions zu B. 9
i.
73.^
Die Wirkung dieses Gebrauchs für den Credit und die socialen Verhältnisse sein;
muss
allerdings
eine
sehr verderbliche gewesen
abgesehen von den Gewaltthätigkeiten, die sich damit verban-
1)
S.
obea
S.
435
fg.
— den,
und
die,
schliesslich
458
—
wie der Fall der Gemeinde Salamis bei Cicero
auf eine Art Faustrecht hinausliefen,
zeigt,
gab der Usus
auch zu beständigen Streitigkeiten über Pfandrechtspriorifät Anlass^) ist
und muss
schliesslich allen Credit untergraben haben.
Dies
jedoch nur einer unter den vielen Uebelstäuden in den Ver-
hältnissen des spätrömischen Reichs.
1)
C.
Nebst
C. de bonis auct. iud. 7, 72, 6 (oben S. 438) dürften
de Obl. et Act.
4,
10,
6
und
7 in
diesem Sinn zu verstehen
auch noch
sein.
Dreizehntes Capitel. Die Syngraplia nnd der Verfall der Stipulation. I.
Eine
Die Syngraplia.
Erörterung über die juristische Natur der peregrini-
schen Syngraplia, wie wir hört, genau
sie
genommen, nicht
der nachautoninischen Zeit;
im Nachstehenden bezwecken, in
denn
es
lässt
sich
ge-
des Volksrechts
die Darstellung
nicht behaupten,
dass die Syngraphen in der Bedeutung, die hier darzustellen sich
dem römischen Recht gegenüber fortdauernd
mochten.
Anderseits aber
ist die
ist,
zu erhalten ver-
Syngraphe der vorantonioischen
Zeit eine sehr interessante Erscheinung, schon
um
desswillen, weil
auch römische Quellen ihrer Erwähnung thun; aus diesem Grunde ist
sie
auch bereits mehrfach Gegenstand neuerer Untersuchungen
geworden.
Es wird keine zwecklose üeberschreitung der Grenzen wenn der Gegensatz zwischen römischem und
dieser Schrift sein,
peregrinischem Recht auch in diesem der voraatoninischen Zeit
angehörigen Punkte dargestellt wird.^)
Der Ausdruck
av'yyQa(pT^ ist in
den griechischen Rechtsquelleu
überaus häufig; eine Definition des Begriffs, der hiemit verbunden wird, ist uns jedoch von den Griechen nicht gegeben worden.
den lateinischen schen,
Quellen sind es hauptsächlich
welche diese Bezeichnung verwenden;
eine Begriffsbestimmung der
Syngraphe
die
nichtjuristi-
hier ist
überliefert.
uns auch
Dieselbe findet
sich in einem Scholion des Pseudo-Asconius zu Cicero in II 1, 36.
1)
schrift
Von
Unter den juristischen Quellen der Römer
ist
Verrem es
nur
Ich habe die Lehre von der Syngraphe bereits früher in der Zeitfür Privat-
behandelt.
nnd
öffentliches
Recht der Gegenwart XVII
Die nunmehrige Wiedergabe erfolgt,
S.
559—581
dem Zusammenhang
Ganze a"^entsprechend, in etwas veränderter Fassung.
des
—
welche diese Contractsform im Vorüber-
des Gaius,^)
eine Stelle
gehen erwähnt;
erst
—
460
den griechischen Gesetzen des
in
man dem Ausdruck
schen Reichs beginnt
övyyQatpi]
oströmi-
häufiger zu
begegnen.
An
Definition
die
angeknüpft,
ratur
sind
Pseudo-Asconius hat sich eine Lite-
den
Charakter
juristischen
unseres
zum Gegenstand
hat.
Die Ergebnisse dieser Lite-
wenig befriedigend;
eine
kurze
Rechtsinstituts
ratur
des
welche
Uebersicht derselben
wird den gegenwärtigen Stand der Frage kennzeichnen.
Die Syngraphe nach Salmasius, Gneist und Dareste.
1.
Die Dogmengeschichte der Syngraphe, deren Abriss hier ge-
geben werden
soll,
fängt an bei Salmasius und hört für die deut-
schen Juristen und Philologen auf mit Gneist.^) des
Seit
Gneist
in
mit Recht berühmten Schrift über die formellen Verträge
seiner
römischen Rechts die Syngraphe für ein Hirngespinnst des
Salmasius wieder
erklärt
ernstlich
wo man,
reich,
hat
hatte,
für seit
in
Deutschland
einzutreten
sie
gewagt.
kaum Anders
ein
Jurist
Frank-
in
langer Zeit hellenistisch-rechtsvergleichenden
Studien gewogen, gern eigenthümliche Institutionen des griechi-
Ein Ausdruck dieser Neigung
schen Rechts anerkennt.
neuere, zwar kurze, aber sehr zuversichtliche
Dareste, welche neuerdings auch finden
in
ist
eine
Abhandlung von R.
Deutschland Interesse zu
scheint.^)
Im Nachstehenden geben wir
einen Ueberblick über die
An-
sichten von Salmasius, Gneist und Dareste. ^'
syuMaphe ^®^j
g
j
eher
Salmasius*)
sich
aus
der
ist
der Begründer einer Ansicht, nach wel-
Syngraphe
in
der
Kaiserzeit
allmählich
ein
1) III 134.
2)
1877
ist
Die Abhandlung von Philippi, eine
De sjngraphis
et ovai'ag
notione
akademische Gelegenheitsschrift, welche keinerlei neue Re-
sultate anstrebt oder erreicht. 3)
Die Abhandlung von Caillenier, La lettre de change et contrats
(mem. de Facademie de Caeu 1863 oder Paris 1865) ist mir, Nachforschungen, unzugänglich geblieben, was ich angeDoch sichts der vorzüglichen Arbeitsweise des Verfassers lebhaft bedauere. glaube ich, da diese Abhandlung noch vor Auffindung der in dieser Frage Aufschluss gebenden Materialien geschrieben ist, nicht, dass dieselbe dem Nachstehenden wesentlich vorgegrillen hat. d'assurance"
trotz fortgesetzter
4)
De modo
usuraruui, Lugd. 1639 p. 402 sqq.
—
—
461
neuer (der alten römischen Hausbücherforderung durchaus fernstehender) Literalcontract gebildet hat, welclier in justinianischer Zeit neben der Stipulation gleichberechtigt dasteht,
philus^)
litteris
r}
im Codex Theodosianus
sich übrigens auch
Die Wurzel peregrinischer,
ausserdem
häufig
erwähnt
Schriftstellern
Dieser Vertrag
in Verr. II
*)
und
Cicero
bei
1, 36,
römischen
anderen
findet.^)
nothwendig
ist
und zwar wird
schriftlich,
Name
Vertragsurkunde, wie schon der
besagt,
die
ausge-
zweiseitio;
mindestens von beiden Contrahenten gesiegelt;
d. h.
stellt,
soll.'')
Syngraphe, ein
die
griechischer Schuldvertrag, der sich ex pro-
h.
d.
bereits finden
ist
Gaius IIl 134 und Pseudo-Asconius
fesso bei
passim
Literalcontracts
dieses
und bei Theo-
cvyyQacpt] genannt wird,
bei Justinian-)
sroxy],
—
wusste sogar das Schreibmaterial, nämlich Wachstäfelchen
man da-
her die Römer, besonders Cicero, von ohsignare tdbellas sprechen.^)
Sowie
die Schrift
heisst die
nothwendig
Syngraphe
vorhanden
gationis
obligirt,
Hiefür,
ist.
man
der Syngraphe berief
conius
so
ist
sich
auch genügend; das
sie
keine andere causa
sowie für die zweiseitige
ohli-
Form
auf das Zeugniss des Pseudo-As-
c, welcher sagt:
1.
Liter syngraphas ceteris
ist,
wenn auch
cetera cJdrographa
et
tantum quae gesta sunt
scribi
hoc infercst, quod in
solent,
in syngraphis etiani
contra fidem veritatis pactio venit et non numerata quoqne pecunia
aut non integre numerata pro temporaria voluntate solent
more
institutoque
servari solent,
Graecorum;
et caeterae
syngraphae signatae utriusque
hominum
tdbulae ab
manu
scribi
nna parte
utrique parti
servandae tradimtiir.
Diese Lehre, welche von einigen Schriftstellern in phantastischer Weise
noch
in
ganz
ein
willkürliches
Detail
ausgebildet
21 (Reitz).
1)
III
2)
Nov.
3)
C. Th. de denuntiat. 2, 4, 6 (a". 406): Si quis debiti
14,
18,
121, 136
c.
5; lustin. Edict. 9.
quod
vel
ex fae-
nore vel mutiio data pecunia sumpsit exordium, vel ex alio quolibet titulo
in litterärum obligationem facta cautione translatum est .... 4) Den man damals bekanntlich für den echten Asconius hielt. 5) Am frühesten wohl bei Plantus, Asinar. 4, 802, dessen Kupplersyngx'aphe sich bis Nov. 14 hinzieht. 6)
So in der drastischen Schilderung der Verrinen, wie es im Hause der um von ihrem Freund Verres Hecht zu erlangen: alii
Chelidon herging,
nummos numerabant, ab
aliis tabellae
obsignabantur, Verr. II
1,
.02,
1.37.
— Aeitore
462
—
behandelt die
Gneist erhalten. Selbst Saviguy in Abhandlung über den Literalcontract der Römer ^) Syngraphe als ein eigenthümliches Rechtsinstitut,
sowie er auch
dem neueren
wLirde/) hat sich bis auf
saviRiiya. ssiiier
älteren
ganz ablehnend
Gneist
tritt
verhohlener
Literalcontract gegenüber sich
nicht
Mit ura so grösserer Entschiedenheit welcher die Ansichten seiner Vorgänger mit un-
verhält.
auf,
Geringschätzung und nicht
ohne ironische Ausfälle
behandelt. Die Syngrapne bei Gneist.
n. Nach Gneist")^ ist der neuere Literalcontract sowie sämmtobeu angegebene Merkmale der Syngraphe lediglich eine Erfindung des Salmasius. Das Zeugniss des Pseudo-Asconius wird gänzlich verworfen; da dieser Scholiast als ein dem echten Asco^
liehe
nius
durchaus fernstehender, nicht der Zeit des Nero,
erst
dem
vierten Jahrhundert augehöriger
sondern
Grammatiker erkannt
dem auch sonst einige juristische Irrthümer nachzuweisen sind, hält Gneist sich für berechtigt, von seinen Belehrungen ganz abzusehen. Er gibt zwar zu, dass das griechische worden
ist,
Recht der vorrömischen Zeit etwas der Beschreibung des PseudoAsconius Aehnliches gekannt haben mag, hält jedoch auch diese ältere
Syngraphe für eine schlichte Beweisurkunde, deren
von Cicero und Andern öfter betonte Gefährlichkeit lediglich in der
Schwierigkeit
bekenntniss
lag.
Salmasius'schen
Nachdem
wonach
gegen
das
Empfangs-
hiemit die eigentliche Grundlage der
hinweggeräumt ist, fallen ihre letzten Nachdem der Kern der Lehre weggeworfen
Lehre
Stützen sehr leicht. ist,
Gegenbeweises
des
die Scriptur
auch contra
ficlem
vcritatis,
wie Pseudo-
Asconius sagt, obligirt, bleibt in der That nur noch die schwache Schale der äusseren Form. chischen
Geschäftsformen
Diesbezüglich prüft
und
ermittelt,
dass
Gneist das
die grie-
griechische
Recht weder eine äussere noch eine innere Form der Urkunde mit Nothwendigkeit fordert; zwar sind Zeugen, Urkunden und Siegel der gewöhnliche Apparat des griechischen Contracts, aber
1) Dagegen ist der Spott Gneis t's (S. 417) über Kraut, De argentar. nummulär, p. 100 sq. meines Eraclitens unangebracht, da dieser Schriftsteller in wesentlichen Punkten gauz richtige Ansichten hat. 2) Es kommt hier der i. J. 1818 geschriebene Zusatz zu der ursprünglichen Abhandlung in Betracht, welcher sich jetzt in den verm. Schriften
et
I S.
226 3)
fg. findet.
Formelle Verträge
S.
413—514.
I
— indem
selbst zu Leibe,
Ausdruck keine
er
nachzuweisen sucht, dass dieser
technische Bedeutung
feste
dem Namen 6vy-
Endlich geht er noch
essentiell sind sie nicht. ^Qoccpt]
—
463
hat,
auf Schuldverschreibungen auch auf Kaufbriefe
angewendet wird, sowie umgekehrt
immer
nicht
bezeichnet
als
övyyQKcpai,
werden.
So
sondern
auch Schuldverschreibungen
sondern auch mit anderen
bleibt
ausser
und dergleichen
schliesslich
Namen
Syngraphen
von den
gar nichts übrig, und die Gneis t'sche Theorie hat siegreich das, leider leere, Schlachtfeld behauptet.
Die
Neuere ge- Meinung grossen Eindruck O O •^'*'^^^>'* trat ihr in einer neuerlichen Abhandlung über
Lehre
Gneist'sche
macht; Savigny
hat
allseits
den Literalcontract sofort bei,') und
Voigt ^) rühmt
als
sie
eine
der wenigen Arbeiten der Neuzeit, welche das treue Bild histori-
DO
scher Wahrheit, nicht aber Ungestalten einer erhitzten Phantasie bieten;
dass die Philologen^) in dieser Frage
nicht schärfer zu
sehen brauchten als die Juristen, versteht sich von selbst.
Dieser
im Grunde begreiflich. Gneist geht scheinbar mit^^"^^'^^ Gneist sehen grosser Umsicht und Gründlichkeit zu Werke, verräth eine be- ^«'^'ßdeutende Kenntniss der attischen Gerichtsreden, und, was das Wichtigste ist, er verwirft alle Zeugnisse, welche „dem treuen Erfolg <-'
Bild
ist
historischer
sichtskreis
der
Wahrheit",
das
heisst
Institutionenlehrbücher
dem
*'•''
tralaticischen
widersprechen.
Ge-
Ich kann
mich des Eindrucks nicht entschlagen, dass Gneist unter dem Schein grosser Gediegenheit ebenso unkritisch vorgegangen ist, wie seine Vorgänger. Denn das bestimmte Zeugniss des PseudoAsconius über die juristischen Eigenthümlichkeiten der Syngraphe
konnte nur aus den triftigsten Gründen verworfen werden; die
Gründe von Gneist gehen, wenn man näher dahin, dass in den attischen Gerichtsreden
—
zusieht, lediglich
das selbst damals
schon vorliegende epigraphische Material bleibt ganz ausser Betracht
—
eine Bestätigung jener Notiz nicht
zu finden
ist.
Ich
meine, dass dessungeachtet mit der Mittheilung des Pseudo-Asconius
zu
rechnen war,
lange
so
sie
nicht
direct
widerlegt
oder
die
Wurzel des behaupteten Irrthums aufgewiesen wurde. Keines von Beiden hat Gneist gethan; die Frage, wie der Scholiast zu einer
1)
Verm. Schriften
I
23G
fg.,
bes. 245.
2) lus nat, II 419. 3) Vgl.
Büchsenschütz,
Besitz
und Erwerb
S.
482 A.
3.
—
—
464
so merkwürdigen und doch grundlosen Behauptung gelaugte, hat weder ihm/) noch den Vielen, welche seiner Lehre gefolgt sind,
Besorgnisse verursacht.
Auch das
ist in
wenn Gneist
keiner Weise überzeugend,
der
Definition des Pseudo-Asconius entgegenhält, dass övyyQarpri mit-
auch etwas Anderes bedeutet
unter
Schuldverschreibung; der
als
Ausdruck, sagt Gneist,
„ist eine
durchaus generelle Bezeichnung
jeder Vertragsurkunde".
Es mag
richtig
dem Wort
ein
weiter
so
Begriff
vielfach mit
dass
sein,
verbunden
man
wird;^)
fragt
Denn was er S. 511 zur Erklärung des Irrthums bei Pseudo-Asconius kann selbst der oberfläclilichsten Betrachtung nicht geniigen. 2) Aber nicht sehr häufig, die weitaus überwiegende Bedeutung ist die eines Schuldscheins. Für andere Verwendung haben Gneist S. 480 und Meier-Schümann^ S. 678 N. 539 zusammen nur acht Stellen aus den Attikern beigebracht; Gneist ausserdem vier Papyri und eine Stelle des Plutarch. Der Uebersicht wegen füge ich noch folgende, von mir aufgefundene Beispiele dieser weiteren Bedeutung hinzu: 1)
vorführt,
Bei Plato leges XII p. 953
1.
kommt
einer (Bürgschafts-)ürkunde vor: (iyyvrjv
diOfioXoyov^svog iv avyyQcccpf/). Artikels (tV cvyy(jucpr], nicht iv
.
.
cvyyqacpri
in
iyyväa&co
.
der Bedeutung
xr]v
ngä^tv Jtäaav
Hier beweist namentlich das Fehlen des xfi
dass nicht an die concrete
ovyyQcccpfj),
Schuldverschreibung, sondern an eine Urkunde im Allgemeinen gedacht
ist.
Die Formulare der Pachtcontracte über Tempelgüter des Apollo
2.
von Delos heissen lagal avyyQutpui; Tempelrechnung des Sosisthenes bei Homolle Bull, de corr. hell. VI p. 64 a. 1 lin. 134: avEfiia-S-cöffaftev Ss xo .... ov y.a&iaxavzog
XcoQLOV
!E!£vofii]&ovg
tovj iyyvovg xarti
r/jv
lsquv
ovyyqatpriv oxs rjaav ai öisyyväcBtg.
den Werkverdingungen von
In
3.
Delos
C.
1.
G. 2266
lin.
15
und
Bull, de corr. hell. VIII p. 323 lin. 18 ist cvyyqacpi], wie es scheint, die Be-
zeichnung des ständigen Vertragsformulars (reglement genäral d'administration pour les travaux publics,
Ebenso
4.
dem
aus
schrift p.
in
Homolle
p. 326).
der Werkverdinguug über Arsenalbauten nach der In-
Piräus
Bull,
de
corr.
hell.
VI
p.
541
(vgl.
Foucart
544 oben). In der Inschrift
5.
von Eleusis
Bull, de
c. h.
IV
p.
226
sq. lin.
47
hat ^uyypaqpTj die Bedeutung einer Vorschrift über das Opferwesen. selbst p. 248 fg. sind ygcccp^
einer
objectiven
Im Baucontract von Tegea Foucart-Lebas,
Inscr.
du Pelop.
Vorschrift gebraucht 6.
7.
lin.
noch einige Belege namhaft gemacht, wonach ^vy-
der Bedeutung eines Reglements oder
sonst
in
N. 340 e
sq.
Da-
1.
40
Die
ist
)]
ist.
GvyyQutpog der Baucontract.
delphische
Freilassungsurkunde
18 nennt sich avyyQctrprj.
Wescher-Foucart No.
54
— wesshalb
sich,
dadurcli
Wortes ausgeschlossen gegen
selbe
-
465
engere
eine
technische
Dass
sein soll.
Bedeutung
des
Redner
die-
die attischen
Bedeutung nicht scharf abgrenzen, erklärt
die weitere
sich bei der Formfreiheit
des griechischen Rechts, welches weder
Contractsnamen noch Contractsformeu so stereotyp
festhielt,
wie
das römische, sehr leicht; eben desshalb musste Gneist mit den
Schlussfolgerungen aus Gerichtsreden
und berücksichtigen, dass nur wie
um
so zurückhaltender sein
die Einsicht in originale
Urkunden,
zu seiner Zeit noch nicht in genügender Anzahl vorlagen,
sie
bestimmtere Behauptungen über die Natur der griechischen Contracte ermöglichen würde.
Dabei soll nun nicht verkannt sein, dass Gneis t's nüchterne und eindringende Untersuchung in einzelnen Punkten zu wesentlich richtigeren Resultaten geführt hat, als die Lehre seiner Vorgänger.' Insbesondere was Gneist über die griechische Urkundenform ermittelt, behält seinen bleibenden Werth und ist weit lehrreicher als Alles, was Salmasius und seine Nachfolger hier an unkritischen und unhaltbaren Behauptungen geleistet haben. Die Abhandlung von Dareste,' welche sich im achten
III.
Band
des
362
Bull, de corr. hellen, p.
vorfindet,^)
fg.
fasst
ihre
Resultate in folgender Weise zusammen:")
On
peut affirmer que dans l'usage
l'assistance de nomhreiix c'est
ä dire poiwant
tcmoins
emportant execiition paree,
et
d'ordinaire
que
au nom du creancier oricomme ^usentendue lä
tiendrait
ä tout porteur
Cette clause, qu'on peid considerer
8.
Im Hermiasprocess
9.
I
pag. 4
lin. 17,
Pap. 13 du Louvre
se presentant
der Kaufcontract
heisst
pag. 7
lin. 2,
tertne
droit d'execution appar-
le
ginaire.
(Pap. Taur.
Grecs entendaient par
mis en execidion sans jugement ä
etre
L'actc stipidait
e'chu.
les
un caractere public, au moins par
syngrapha un acte ayant
pag. 9
durchaus
Gvyyqacpi]
lin. 13).
6 (Not. et Extr. XVIII 2 p. 210) nennt eineu
lin.
Eliecontract GvyyQacpr] bfioloyiag. 10.
Dio Chrysost. Or.
11. Vgl. 1)
auch Nov.
Neuerlich
Syngraphen
erscheinen
p.
141
Dareste im
stellt
tions juridiques grecques die
XV
B
(Mor.):
öovlevuv
-nazcc
ersten Heft des Kecueil
(1891) p. 165 n. 2 eine
in Aussicht,
inscrip-
welche im projectirten zweiten Heft des ßecueil
2) p. 375. u.
des
weitere Abhandlung über
soll.
Mitteis, Koichsrecbt
avyyqacpi^v.
lustin. 14.
Volksrecht.
,30
i»ie
syn-
grapliti bei
Dareste.
— oü
eile n'etait
avec
—
pas exprimce, formait de Vade un
meme
cessihle et negocidble et
fois
4G6
Obligation
pour
im
en realite
le
porteiir
de
titre
iure,
au
une valeur
porteur, toute-
prouver
sa
qiialite
de
mandataire en cas de contestation.
An
Lebhaftigkeit lässt dieses Bild Nichts zu wünschen übrig.
Also die Syngraphe 1.
ein actus publicus,
ist:
wobei
Staaten durch Aufstellung von
scher
Hiefür kann sich
sein soll.
durch Unter-
die Publicität meist
Zeugen, bei den so häufigen Anlehen griechi-
schrift zahlreicher
Säulen hergestellt worden
Dareste auf
die Beispiele der Stadt-
anlehen von Orchomenos und Arkesine, welche in den Jahrgängen
1880 und 1884 des Bulletin de correspondance hellenique publicirt Zeugen der Seedarlehensurkunde bei Demosth.
sind, ferner auf die c.
Lacritum
u.
berufen; für ägyptische Urkunden müsste
a,
ihm
zweifelsohne das dort allgemein übliche Institut notarieller Beur-
kundung
Sehr exact
aushelfen.
dieses Publicitätsprincip nicht
einmal die Zahl der Zeugen
nicht
geregelt;
ist
ist
bestimmt;
von
einem Beweis, dass Publicität unbedingt erforderlich sei, ist keine Rede, und die Behauptung selbst ist mehr als zweifelhaft. Von den lichtscheuen Geschäften, welche tresse des Verres machen musste,
Verres ein günstiges Urtheil zu erkannt,
dass
vielfach
sich
sie
man in Sicilien um durch ihren
mit der MaiEinfluss von
allgemein an-
erlangen,^) ist es in
der Ausstellung von
Syngra-
phen auf zukünftige Zahlung bewegten; es hat aber meines Wissens noch Niemand angenommen, dass man dieselben an die grosse Glocke gehängt hat. Dass Dareste die Publicität dennoch so sehr betont, beruht wohl auf der zweiten Eigenschaft der Syngraphe, welche man einem ganz privaten Act nicht gern zuschreibt; sie ist nämlich 2.
un
Dareste
acte emportant
kunden^)
ganz;
fehlen
die
ausser
den
Stadtanlehen
von
1) Cic. in Vevr. II
p.
1,
52,
137.
2)
Oben
3)
Pergitisne tamqtiam ex sijngrapha agcre
4) Cic.
Die Beweise
sind
bei
Die ptolemäisch-ägyptischeu UrArkesine
Murena c. 17,^) das Verfahren des Scaptius Stadt Salamis^) und einige Erzählungen ähnlicher Art
werden nur Cicero gegen
exccution paree.
nicht gerade reichlich.
S. 412.
ad Att.
V
21,
VI 1-3.
cum populo?
-
—
467
angeführt; das syrische Rechtsbuch ist nicht einmal genannt. Ebenso sind die weiteren sich hier anknüpfenden Fragen nach der Natur und dem historischen Ursprung dieser Execution aus privaten Urkunden mit Stillschweigen übergangen. 3.
Die Syngraphe besitzt die Fähigkeit, ä tout porteur zu Dieses Merkmal der Syngraphe
lauten.
soll
sich
aus der in den
oben genannten Stadtanlehen enthaltenen Inhaberclausel
Auch
hier
über
die
wäre
wünschenswert!! gewesen, wenn
es
geäussert hätte;
bei
Dareste
sich
Natur dieser Uebertragung des Gläubigerrechts näher ersehen, ob er ein Order- oder
nicht zu
es ist
annimmt.
ein reines Inhaberpapier 4.
ergeben.
^)
Endlich
wird die Syngraphe von beiden Theilen durch Deposition
einem Vertrauensmann gemeinsam verwahrt.
tung stützt sich auf die oben
Fassen wir zusammen, so '
Stelle
citirte
Diese Behaup-
des Pseudo-Asconius.
Dareste nur an zwei
ist
5".*'?\'^" Puukteji -Vnsicut von
über die ältere Lehre des Salmasius hinausgekommen; in der Erkenntniss, dass die cutivclausel fähig
Syngraphe der Inhaber- und dass Indessen sind
ist.
dies,
Exe-
sie der
wie leicht zu sehen
ist,
nur ganz zufällige und exoterische Bestandtheile, welche der Syn-
graphe ebensogut fehlen niger als bei ihr
sehen haben,-) und es
Dareste
und
bei
anderen Contracten nicht we-
vorkommen können, wie
bereits
oben ge-
daher im Grunde ein Missgriff, wenn
ist
Institutionen,
wir
die
eigentlich
dem
weitern
Umfang
des
griechischen Obligationeurechts angehören, als Besonderheiten einer speciellen
Contractsform
hörigen Zuthaten ab, so
Sieht
anführt. ist
für die
sagt, dass sie ein actus puhlicus ist,
bei
einem Dritten verwahrt wird;
theils unrichtig, theils
des Pseudo-Asconius, tatis verpflichtete,
unge-
zweiseitig
aufgenommen und
und diese Charakteristik
ist
wonach
die Schrift
auch contra ftdem
vcri-
unbeachtet bleibt.^)*)
Goldschmidt,
1)
Vgl.
Cap. XII S. 403, 413
Dareste
diesen
selbst nur das ge-
auch unvollständig, indem die Bemerkung
2)
3) Ja,
man von
Syngraphe
Ztsch.
f.
R.-Gesch.
XXUI
2 S. 367 fg.
fg.-
scheint sogar geneigt, den abstracten Charakter der
Syngraphe direct zu leugnen, wenn er gation, mais eile servait ä 1a proui^er.
p.
370 sagt: i7/e ne
crc'ait
pas VohK-
Wir dürfen nicht unterlassen, der Bemerkungen zu gedenken, durch Goldschmidt, Ztsch. R.-Gesch. XXIII 2 S. 352 fg. in diese Lehre eingegriffen hat; wir beschränken uns hiebei auf eine Anmerkung, da man 4)
welche
f.
30*
i^areste.
—
468
-
Die Definition des Pseudo-Asconius und das griechische ^CCVELOV.
Um
PseudoAsconius.
unsere eichene Meinung über das
zu begründen, greifen wir auf die
bereits
Wesen
der Syngraphe
oben erwähnte Notiz
Dieser Scholiast gibt über die Syn-
des Pseudo-Asconius zurück.
graphe folgende Sätze: 1.
2.
Dieselbe wird von beiden Contrahenten versiegelt.
von einem gemeinsamen Vertrauensmann
wird
Sie
ver-
wahrt.
In syngraphis etiam contra fidem veritatis padio venu et non numerata quoque pecunia mit non integre numerata pro temporaria voluntate hominum scribi solent more institidoque Graecorum. 3.
Die beiden ersteren Punkte betreffen die äussere Form und Behandlung der Urkunde und bedürfen keiner weiteren Erläuteder dritte Bestandtheil der Defi-
runo;.
Sehr
nition,
welcher von Dareste auffallenderweise nicht beachtet, von
viel
Gueist^) auf
Und doch
wesentlicher
ist
eine ganz unzulängliche Art hinweginterpretirt wird.
hat
mau gerade
hier den Eindruck, dass Pseudo-Asco-
einem wohlunterrichteten Gewährsmann gefolgt sein muss; denn für ein einfaches Missverständniss ist seine Bemerkung zu fein. Eine Urkunde, die etiam contra fidem vetitatis verpflichtet, ist ein ganz scharfer juristischer Begriff, und weder ist
nius irgend
es zu glauben, dass der Scholiast hier rein seiner Phantasie Spiel-
raum gelassen hat, noch auch kann man muthmassen, dass Aufstellung irgend einem Missverständniss entsprungen
diese
sei.
einer Schrift, welche ihre Aufmerksamkeit nicht auf die Syngraphe als solche
wenn man sie unter jenem Gesichtspunkt Denn auch diese Schrift erörtert in erster Linie
gerichtet hat nicht gerecht würde, zur Beurtheilung brächte. die Inhaber-, Order-
und Executivclauseln griechischer Urkunden,
tiger als die Arbeit Dareste's,
dern
als Institute
aber, rich-
nicht als Bestandtheile der Syngraphe, son-
des allgemeinen Obligationenrechts; hiebei sind die juri-
stischen Fragen iu der gehörigen
Weise auseinandergesetzt und
stens für die Executivclausel der
Zusammenhang mit den Grundsätzen
griechischen Pfandrechts in einleuchtender Weise dargelegt.
—
ist
Die
wenigdes
juristi-
sche Natur der Syngraphe ist, dem Zweck der Arbeit entsprechend, nicht näher erörtert; doch findet sich S. 373 bereits der Zweifel an der Lehre Gneist's
und
die Hinneigung zur
Annahme
angedeutet. 1) S.
611
fg.
Vgl. oben S. 464
Aum.
1.
einer abstracten Verbindlichkeit
—
—
469
Vielmehr scheiut unsere Vorlage von einem sehr klaren und bestimmten Begriff der Syngraphe auszugehen.
nach
stellt
Pseudo-Asconius sich dieselbe
über ein Darlehen vor; er vergleicht
Allem Anschein
einen Schuldschein
als
mit dem Chirographum
sie
und sagt ausdrücklich, dass sie et non numerata quoqiie pescribl solet; sie ist also cunia aut non integre numerata .
.
.
Darlehensschuldschein, welcher auch
ein
sie ist ein abstracter Literalvertrag in
bloss
bei
zahlung der Valuta verpflichtet, oder, wie
man
Form
fictiver
Hin-
auch sagen kann,
des Darlehens.
Der meines Erachteus richtige Weg zur Erklärung findet sich wenn mau den Worten des Alterthümlers noch weiter nachgeht. Nach seiner Mittheilung werden solche Sjngraphen more institutoqne Graecorum ausgestellt; sie sind also eine EigenthümUnd in der That wird diese lichkeit des griechischen Rechts. Bemerkung durch das gegenwärtig vorliegende griechische Urkundenmaterial in merkwürdiger Weise bestätigt. Zunächst ist hier ein Stück aus dem ürkundencomplex in I^ Betracht zu ziehen, in welchem uns die Geschichte eines Anlehens der Stadt Orchomenos überliefert ist.^) nun,
Die, wie die meisten griechischen Städte, schon in der letzten ihrer
Zeit
vorrömischen Selbständigkeit mit Schulden stark be-
Stadt
lastete
Orchomenos
Böotien hatte
in
man
Nikareta ein Darlehen von, wie
von einer gewissen
vermuthet, ursprünglich etwa
Drachmen aufgenommen. Der Zahlungstermin war darum war nach gut wucherlicher Sitte der
17 000
eingehalten und
chen^) zu der ursprünglichen Schuldverschreibung eine neue aiisQtac [v7tBQ-7][iEQa], d. h. Rückstandsbrief)
der nun schon auf 17 585
Drachmen
werden
zahlt
und
die
sollte,
Grie-
(^vtcsq-
aufgenommen worden,
lautete.
das üebereinkommen getroffen, dass eine
men binnen 4 Monaten ohne
nicht
Schliesslich Avurde
Summe
weitere Zinsen
von 18 833 Drachvon der Stadt be-
behufs welcher Stundung
die
Polemarcheu
angesehensten Bürger der Stadt, vierzehn an der Zahl,
Veröffentlicht von Foucart, Bnll. de corr. hell. III p. 459 ff., IV 1 fg., Dazu Latischew, Mitth. d. dtsch. arch. Inst. ath. Abth. VII S. 30 fg.; Dareste, Bull, de c. h. VII 371 fg., Szanto, Wiener Stud. VII 232 fg., VIII 1)
535
fg.
1 fg.; a. a.
=
Wachsmuth, 0. 363 fg.
—
Rhein. Mua.
Larfeld No. 16—19 zu 2)
f.
Phil.
Der Text der Urkunden
Plutarch de
evit.
ersehen.
aere alieno
c. 7.
N. F.
XL
ist jetzt
283
ff.;
Goldschmidt
auch bei Cauer- Nr. 295
iJ'>rif''en
der ^i^areta.
— sich für pünktliche
—
470
Rückzahlung persönlich
verpflichten,
und zwar
vier als Correalschuldner, zehn andere als deren Bürgen.
Obiges
Uebereinkommen sowie die von demselben getrennte Verpflichtungsurkunde der Polemarchen sind uns nebst anderen den ganzen Vorganff
Acten
betreffenden
glücklicherweise
erhalten,
da
die
Volksversammlung der Orchomenier, welche kraft ihres Budgetrechts die Rückzahlung beschloss und zum Schluss den Beamten Decharge ertheilte, diese ihre Beschlüsse sammt Schuld- und Zahlungsacten ^) zum ewigen Angedenken in Stein hauen Hess. vcrpflicii-
j)as Wesentliche für
Urkunde
heu
uns
ist
nun
die
Verpflichtungsurkunde
Diese lautet mit den unzweifelhaften Ergäu-
Polemarchcn.
Zungen: ^EdccvsLöev
NixaQEta ©savog
QLOv Toü avÖQog öiov, Qiko^^XcjL
SagoTtog
%ccl
©eGTCiocrj^
Ttagovrog avrfj
Evvo{iidov, KacpLöodßjQcot
^£i,i7i7tov
xtf-
zJiovv-
0iX(ovog^ ^AQ'avadcoQcoL "iTiircavog, TIoXvxgLzaL
iyyvoig
sCg suretüLv
tov öaveiov
Mväöav Msxydo,
Teleöiag Msxydo, AaGCnncn Ssvozliiov, Evccqsc Ev^cogov, IJe-
QiXda
^lowGodcogac KacpiöodcoQOv,
'yiva^tcovog,
KcoyiCvaL
Teke-
oCnnov, ^OvacC^ai QsoyEixovog ^ KatpiGoöcögcii ^auargiiov, NlxoxXsL
^AQ-avodcöQov
ig
dgyvQLOv
'Ogio^EViocg
tQidxovta
onr axiG%siXCag oxraxoöLccg
rd Ila^ßouotia td
S7t'
rgstg
dgaxudg ^VQi'ag dxoxov fi Qe^TcCav
^OvaßC^ov dg^ovrog BoLOtotgJ')
^Atco-
dötoGav de to ddvEiov oC öaveLGdybEvoi r] ot syyvoL JSixccQETca iv rotg IlafißoicoTioLg ngo rrjg d'vöLag iv rjfxägaLg xqlgCv. 'Edv de
(17)
aTtodäöL,
e6xg) ex f'l
7tQa%d"^öovrai
xav avxav
dv xqottov
'H ds övyygacpd xvgia xagixag.
Schuh" urkuudcu.
xov vo^iov ix
Evog xal EX tcXelovcov xal ix Ttdvtav xal ix
ccvxotg Ttgaxxovör} öv
Ihr Verhältinss zu deu
xatd
xcav davEißa^iivcav xal
MdgxvgEg
eöxco
r;
ds Tigä^tg
xäv iyyvav xal xäv VTcagxovzav
ßovXrjxai.
xdv dlXog imtpEgii vnhg Nc-
xxs,
Erörtern wir zunächst die Frage, wie sich diese^ Urkunde zu ^ O älteren Verschreibungen verhält; ich glaube in dieser Rich>
^^^^
tung der Darstellung von Szanto folgen zu können.
1)
Wobei aber
die ältereu Schuldscheine nicht
nur daa Schlussiirotocoll, jetzt bei urkunde, sub
A
(d.
i.
mehr
sub B,
figurirten,
sondern
und die Bürgschafts-
Acten abgedruckt. Zahlung soll am Pamboiotienfcst unter dem Archontat des im laufenden Jahr) erfolgen.
2) d. b. die
Onasimos
Foucart
Die vitsga-
in der Reihi> der
— bleiben
}i£Qiai
den Händen
in
—
471
der Gläubigerin
und
sammen mit dem Schlussprotocoll, welches die Schuld Drachmen feststellt, eine fortdauernde Obligation der chomenos. Von dieser ist die Verpflichtungsurkunde marchen und ihrer Bürgen scharf zu trennen; man worden
sagen, wie wohl gesagt
Verpliichtuug
der
Vielmehr
eingreife.
um
Stadt,
ihr
ist
ist,
dass
diese
zu
juristisch
bilden
Stadt Order
Pole-
darf nicht
Syugraphe
sprechen,
Zweck anscheinend
zu-
auf 18 833
in die
novirend
bloss
der,
der
Gläubigerin anlässlich der neuen Fristgewährung für die endliche
Tilgung ihres Guthabens grössere Sicherheit zu geben.
Wurde
der Termin von der Stadt eingehalten, so hatte Nikareta die
Hy-
peramerien und die Syngraphe der Polemarchen zurückzuerstatten;
wurde der Termin versäumt, dann sollte, wie es scheint, sowohl die Forderung gegen die Stadt als die gegen die Polemarchen woraus sich eine poena dupli für die Säumuiss ergibt, griechischen Verkehr sehr geläufig ist.") Die Rechts-
gelten/)
wie
dem
sie
Szanto
form, die sich hienach ergibt, hat bezeichnet; dies
ist
insofern richtig, als
der Mitschuldner,
eines
es der
sei
den andern befreit haben würde. bender Zahlung beide cumulativ
als passive Solidarität
die
rechtzeitige
Zahlung
Stadt oder der Polemarchen,
Insoweit jedoch bei ausbleiverhaftet
werden,
geht
das
Rechtsverhältniss über die gewöhnliche Solidarität weit hinaus.^)
Polemarchen Abstracter ^^Hl^ Charakter nicht selbst ein Darlehen von der Nikareta erhalten haben, sou-j^j^'l^'J^j^jJ^^g "rkuudc. dern dass sie sich nur zu Mitschuldnern des von der Stadt auf-
Es
nach dem Gesagten ganz
ist
genommenen Darlehens
erklären.
sicher, dass die
Dennoch erscheint
die Verpflich-
Form eines ihnen, den vier Polemarchen, persönlich gegebenen Darlehens ein-
tung der Polemarchen
die
äussere
Dies zeigen gleich die ersten Worte: 'Edavscasv Ntxa-
gekleidet.
nur leere Form; doch kann nicht Zweifel bestehen, dass dieser Umstand an der Giltig-
Dieses Darlehen
QEza .... der leiseste keit der
in
ist
ganzen Operation nichts änderte, dass aus dem SchuldForm Rechtens geklagt werden konnte, dass also
schein in aller
die Scriptur hier contra fidem veritatis verpflichtete.
ich
1)
Den Beweis
2)
Wachsmuth
3)
Aus diesem Grund
Ztsch.
f.
Priv.-
hiefür
u.
s.
a. a.
oft'.
bei
Szanto VII Anm.
U. S. 298 zu
S. 245. 1.
auch ungenau, obzwar uuscbädlich, wenu XVII 5G9 fg. von Bürgschaft gesprochen habe.
ist es 11.
Die
— eingegangene Verpflichtung sie
der Stadt eine
soll
-
472
ist
offenbar sehr ernst gemeint, denn
von
letzte Frist
Monaten
vier
vermitteln.
Und dass man etwa aus Rechtsirrthum hiezu eine unpassende Form gewählt hätte, lässt sich umsoweniger annehmen, als die ersten Beamten und Bürger der Stadt am Vertrage theilnahmen und allem Anschein nach nöthigt worden sind.^) ^^"tV"
XII
die Schuldner zur
Zahlung wirklich ge-
So sehr nun diese eigenthümlich verkleidete Form der Ga-
^'rFr
<->
p. 'J5J.
rantieübernahme auffallen mag, so wird doch Niemand annehmen, dass der hier beschriebeue
nung gewesen
sei;
Vorgang
offenbar befolgte
eine
man
ganz singulare Erscheilediglich den allgemeinen
Geschäftsstil, dessen Festigkeit wir bereits an anderer Stelle her-
Wir
vorgehoben haben.") specielles Zeugniss
gung durch
sind denn auch in der Lage, ein ganz
dafür namhaft zu
abstracte, verhüllende
sein muss.
machen, dass die Verbür-
Urkunden ganz üblich gewesen
Anderm auch
Plato^) gibt für seinen Idealstaat unter
bezüglich der Bürgschaftsverträge einen Rathschlag: iyyvrjv, rjv av iyyvätai rtg, dLcc^Qy]d^]v näöav dioiiokoyov^Evog sv övyyQacpri.
„Wer
eine Bürgschaft auf
sich
iyyvdßd-G) rriv tcqcc^iv
nimmt, der
soll
sich
aus-
drücklich und in der Weise verbürgen, dass er die ganze Sachlage in einer
Urkunde
darlegt."
Unter der darzulegenden Sachlage kann doch wohl' nur gemeint dass die Hauptschuld namhaft gemacht imd die Thatsache der Verbürgung Jedermann klargestellt wird; Gegensatz und Ver-
sein,
kann kaum etwas Anderes gevon Plato wohl nicht ohne Grund miss-
anlassung zu diesem Gedanken
haben,
bildet
die
Erscheinung, dass verkleidete Bürgschaftsverträge in
billigte
einer
als
persönlichen Verschuldung,
etwa
in
der Fassung
Form
der Ver-
pflichtungsurkunde von Orchomenos, üblich wurden, welche natürlich für
den Bürgen sehr gefährlich werden konnten.
Unsere
abstracten
Bürgschaftsurkunden
erwecken
nun den
Anschein, dass die griechische Praxis der Scriptur eine selbständig verpflichtende Kraft beimass; die Polemarchen haften aus der
Thatsache der Verschreibung, obwohl
Szanto
1)
Vgl.
2)
Oben
»)
Leges XII
S.
177
a. a.
fg.
p. 953,
0. VII S.
243—5.
sie
keine Valuta
erhalten
— Und
liaben.
der
in
lassen
Tliat
—
473
verbindlichen
diesen
für
sich
Charakter der Scriptur noch andere Belege namhaft machen.
Der gräco-ägyptische Papyrus
Louvre^) aus dem
des
7
Kegierungsjahr des Ptolemäus Philometor (166
Ptolemäus Alexander (99
möge deren
a.
a.
enthält eine
Chr.)^)
16. ^^1^^^/^"
oder des
Chr.)
Novation, ver-
Aegypten lebende Perserin Asklepias, alias Senimuthin, eine Darlehensschuld von 14 Artaben Weizen, welche vielleicht verstorbener ihr Vater Panas gegen einen geeine
in
—
—
wissen
Arsiesis,
dessen Vater,
resp.
gleichzeitig wird der Schuldbetrag
—
gehabt
anerkennt;
hatte,
durch stillschweigende Zu-
rechnung der Zinsen und einer Saumsalsstrafe von 50 Procent ^) auf 22 '4 Artaben erhöht:
—
idävEiGsv u^Q6Lr}6Lg "SIqov täv dno 'Aöx^rjncddL
XOcc^vTcov^)
ö' iötlv
Tovto ccvd-'
xa
av xov
CCQXttß.
xal
dgraßag
TtvQov
UsQöLvr]
tf]
ovo
s'ixoöl
^ioOnoleag
tijg
Uavcctog
TtavQog
2^svt^ovd'lv
dtoxovg
^juiov
To ddvsLOv, 6 dva^oXoy^öaro sxsiv Tcaq'
TtQoysyQa^^evog
6
TtQOcofpeiXev ^jlQ6iriGiog
naxQl "ilQa
xaxd
avtf]
narrjQ
.
.
.
avtäv Ilavag
aiyvTtxiOv
GviißoXatov
lA.
„Es
Sohn des Horus, von den Choachyten
leiht Arsiesis,
aus Diospolis, der Asklepias, Tochter des Panas, Perserin, zwei-
undzwanzig ein halb Artaben Weizen unverzinslich Dies ist das Darlehen, welches sie von ihnen (den Choachyten) erhalten .
.
.
zu haben bekennt; dasselbe tritt an die Stelle des Darlehens von 14 Artaben, welches früher ihr vorgenannter Vater Panas
dem Vater
des Arsiesis laut ägyptischen Schuldscheins
schul-
dig war."
1)
Not. et Extr. XVIII 2
2) Ersteres
de Presle, Not.
Datum
gibt
171—3.
p.
Peyrou, Pap. Taur.
I p. 73,
letzteres
Brunot
et Extr. p. 172 an; die grössere Wahrscheinlichkeit scheint
für Brunet zu sprechen. 3)
Eine detaillirte Darstellung der Geschichte dieses Darlehens sucht
Kevillout, Revue
ägyptol.
II
(1881) p. 134 fg. zu geben.
Er nimmt
an, die
ursprüngliche Schuld habe auf 10 Artaben gelautet, nicht auf 14, wobei er allerdings den Text verändern muss. ellen
Zinsen von
30%
für
schlag einer öOprocentigen (R. 19'
2
—
,
die
Les obligations
und weitere 30 "/q Zinsen
4) lieber die
Dann
—
wie K. behauptet
das erste Jahr, macht 13 Artaben.
Choachyten
s.
p.
66
eines zweiten Jahres
oben
S.
48
Anm.
7.
fg.)
—
—
usu-
Dazu Zu-
Säumnissstr^fe 22'
j
Artaben.
—
—
welche hier das alte Darlehenscapital von 14
Die Novation,
Artaben in ein neues von
Form
d.
genug erkennen,
deutlich
Natur
ist
und lediglich
Die Urkunde selbst lässt
dass
dieses
Umänderung
die
der Zuschlag der
h.
umwandelt, vollzieht sich in der
22^/.^
neu gegebenen Darlehens.
eines
jedoch
—
474
sehr
dass
die
das
fictiver
einer älteren Forderung,
Nebengebühren, den
beträchtlichen
eigentlichen Gegenstand des Vertrags bildet. richtig,
durchaus
Dabei
Darlehen der Asklepias
allerdings
ist
wahrscheinlich
durch
ursprüngliche Schuld ihres Vaters und deren Erweiterungen
thatsäehlich materiell fundirt war
nahe
Juristisch
steht.
dadurch
jeuen
Erwähnung
keine
man schon grund
in der
erblickte.
beti'achtet jedoch
dass
aus,
es
einer
sog.
zeichnet
es
sich vor
Zinsenberechnung überhaupt
Umstand beweist,
thut, und gerade dieser
dass
Verschreibung selbst einen gesicherten Schuld-
man ohne
Sonst hätte
geringeren Darlehens
alten
und daher sachlich unsern
welche nicht formaler Natur sind,
Zinsencapitalisiruugsverträgen,
ja durch
die
die
Zinsen
Erwähnung
des
Einrede
der
die
nicht erhaltenen Valuta in continenti liquide gestellt!
Die contrahirenden Personen sind Nichtgriechen, die Schuldner sogar eingewanderte Perser; griechischen ^dffmor"
Agoranomen
^)
der Contract aber
ist
vor
dem
in griechischem Stil geschlossen.
^^^ beiden eben vorgeführten Urkunden, dem Schuldschein Orchomeuos und der Novation der Asklepias, ersehen wir, dass die griechische Praxis einen wahren Liteder Polemarchen von
Die causa öbliyationis
ral vertrag kannte. lich;
weder
die Verpflichtung
klepias^) ist in den stantiirt.
Wenn
Urkunden wahrheitsgemäss sub-
betreffenden
stellen, dass der Schriftform
wohl nicht
Und zwar
als
als
Vgl.
Denn
reinsten
Stil
die
Rech.
entspre-
schwerlich in Abrede
solcher verpflichtende Kraft bei-
scheint es, dass vorwiegend,
ausschliesslich,^)
Lumbroso,
dem
lässt sich
Form
solchen Verträgen verwendet wurde. 1)
beidemal nebensäch-
dennoch diese Contracte, die von Polemarcheu
und Agoranomen abgefasst sind, chend angesehen werden müssen, gelegt wurde.
ist
der Polemarcheu noch die der As-
wenn auch
des Darlehens, öäveiov^ zu
Das griechische idävEiOe
6
p. 61.
Uüwahr, dass Asklepias selbst ein Darlehen erhalten hat, mag sie auch, etwa als Erbin ihres Vaters, für die 14 Artaben saramt allen Zuschlägen haftbar gewesen sein. 3) Darüber s. unten S. 483 a. E. 2)
es ist offenbar
—
-
475
scheint an juristischem Werth dem römischen expension Agcrius zu entsprechen. In der That ist diese Form Äulus tidit eine sehr passende; das Darlehen ist die allgemeinste Form des Credits, und man könnte das idccveiöev auch übersetzen mit „es
detva
hat
N. N.",
credidirt
denn
wie
bekanntlich
davsi6Tr,g
Entwicklung dieser Form
die historische
es
geworden
bei uns üblich
der
auch
leicht vorzustellen.
Wie
beliebige Schulden
ist,
in ist
So
Rechtssprache den Gläubiger in abstracto bezeichnet.
Darlehen
in
umzuwandeln, beispielsweise einen Kaufschilling „als Darlehen" beim Käufer stehen zu lassen, wird es auch bei den Griechen so üblich gewesen sein; allmählich löste sich die Form von ihrer Wurzel los und mau konnte mit der Wendung eddvsKSa o detva wie
begründen,
ganz neue Verbindlichkeiten
auch
der
Man
schein der Polemarchen von Orchomenos zeigt.
Schuld-
wird diese
Entwicklung für umsoweniger auffallend halten dürfen, als bei einem Handelsvolk ersten Ranges, wie es die damaligen Griechen waren, das Bedürfniss nach einfachen Verpflicbtungsformen ziemlich lebhaft
gewesen sein muss.
Essentiell
dürfte
hiebei
gewesen
Schriftform
die
sein;
rein
mündliche Verträge sind bei den Griechen überhaupt missliebig.
Das bezügliche Instrument nannt worden zu
Polemarchen, und bei den
Name
der technische
Wir
ovyyQacp}'}
ge-
Griechen und Römern
ist
ovyyQaq)j']
für die griechische Schuldvirschreibung.^)
halten hier mit der Darstellung inne,
auf die
blick
vorzugsweise
scheint
nennt sich wenigstens die Urkunde der
sein; so
Definition
um
einen Rück-
Pseudo-Asconius zu werfen.
des
Wir
haben gesehen, dass dieser sich unter der Syngraphe einen Schuldunsere Schuldscheine beschein über ein Darlehen vorstellt
—
ginnen wirklich mit graphe
eine
findet
gesehen, dass
ferner
verpflichtenden Charakter der Syn-
Eigenthümlichkeit
Charakterzug
dieser
Wir haben
idcivsiös.
dem formal
der Scholiast in
des
sich
mos Graecorum unseren
in
sah;
beiden
auch
Urkunden
wieder.
Ich
fahre
der Darstellung
in
der
1
fort.
griechischen Verhältnisse
'
1
/-
•
1
Unsere Behauptung, dass das öaveiov der Griechen
1)
Vgl. oben
S.
videtur chirographis
464 Anui. 2 und Gaiiis et
syngrapUis.
111
131:
in
i'ap
xiu
^"° Turin.
•
spä-
Litteris obligatio ficri
— terer
Enhvicklung über den
weitere Bedeutung einer
das fand,
Darlehens
des
Begriff"
hinaus
die
Schuldverschreibung erlangt habe, dass
davsi^eLV
griechische
-
476
Anwendung
umfassende
ebenso
eine
wie die römische Expensilatio
oder Stipulatio,
erhält
eine
weitere Illustration durch die IJetrachtung des Papyrus XIII von
Turin ,^) eines griechischen Gerichtsprotocolls von Memphis, laut dessen ein gewisser Chonuphis
gegen
einen
nicht
erschienenen
Namens Psammeus auftritt. IS'ach der einleitenden Datirung und Nennung der Richter beginnt die Darstellung des
Beklagten
Protocolls, wie folgt:
KataötdvTog Xovovq^iog xov nsti]6Log, tov ös vovcpig ^EVG)L
ivtsv^eag ,
dadcoTcs
eörj^avs
dedavt^Ksvai,
ccQy.
öq.
(p
inl
tiji
eh,ovo^cc^o^avi]L
\46Kh]7aädi alg xo %OQ)]yELv xavxrjt xad-' xal KQy. ÖQ.
0/3',
övvsvöoxrjödörjg
Tcöt
ccvayQacpstöav
övyyQUfp^v tQoq){itLv?)^^)
{dt)ä
yQatpiov
Ölu tov ext(vnov), 6 Xo-
VTtaxovöavTog,
(iBvov Wa^iis'ovg ovx
JCQOöxsxXrj-
xrjg xe
0{a.v))]xt
syd^vvo-
duc
xov
xrjt
xcd
hog 6?.vQäv ccQxaß. |' xov Wa^^eovg yvvccLxbg
0ccvr]Tog
Wir wollen Erachtens
diese Stelle vorerst so übersetzen, wie sie meines
allein in
sinngemässer Weise übersetzt werden kann:
„Nachdem Chonuphis, der Sohn des Petesis (vor dem GePsammeus aber der Ladung nicht gefolgt war, führte Chonuphis an dem Original der Klage, welche er ein-
richt) erschienen,
vermöge einer Alimen-
gereicht hatte, aus, dass der Belangte
welche auch im Registeramt eingetragen sei, 500 Silberdrachmen zu Gunsten der (Frau) Namens Thaues, alias Asklepias, verschrieben habe, wovon ihr jährlich 60 Ar-
tationsurkunde,
taben Getreide und 72 Silberdrachmeu (als Zinsen) zu verab1) Zuerst veröffentlicht von Peyron, Pap. Taur. 11 p. 69 sq., welchem jedoch die Lesung nicht vollkommen gelang und, wie er selbst erklärt, der
Zusammenhang unklar
blieb.
Die Lesung
gänzt bei Revillout, Revue cgyptol.
11
p.
ist
revidirt
124
und grossentheils
er-
sq.
So muss man meines Erachtens lesen, wenn das Facsimile bei Peytrügt, und so liest auch Peyron, obwohl das Wort vom philologischen Standpunkt höchst bedenklich sein dürfte. Revillout hat sich daDer Sinn beschränkt. her auf die sicher lesbaren Buchstaben rgocp da die Ableitung von tQiq)a> dürfte nichtsdestoweniger vmzweifelhaft sein augenscheinlich ist; beide Herau.sgeber übersetzen daher so, wie ich es im 2)
ron nicht
.
•
Nachfolgenden zu Grunde
«reles^t
habe.
,
.
.
_ reichen seien,
womit
477
—
sich auch Thaues, die
Frau des Psammeus,
einverstanden erklärt habe ..."
Nach dem weiteren
Inhalt
des
dann von
wird
Protocolls
ChoDuphis, der in irgend einem nicht näher ersichtlichen Vertretungsverhältniss zur Thaues stehen muss,
wegen Unterbleibens
der oben bezeichneten jährlichen Zinszahlung der Erlag des ge-
sammten
Capitals von 500
Drachmen sammt den rückständigen
Zinsen von vier Jahren verlangt, welchem Begehren das Gericht stattgab und über den Beklagten die Execution verhängte.
So gewagt
es
nun
sein
möchte, auf Grund dieser wenigen
Thatsachen den eigentlichen Inhalt dieses Vorgangs erschliesseu
dem namentlich
zu wollen, bei
das Ausbleiben des
Psammeus den
Verdacht eines beiderseits verabredeten Scheinprocesses zur Schädigung irgend eines Dritten nahe legt, so meine ich doch, dass wenigstens
das
unmittelbare
Fundament
Protocoll deutlich genug angegeben
Klage
der
Dieses
ist.
in
unserm
glaube ich näm-
lich nach dem Wortlaut und nach dem Vorgang von E. Revillout nur so verstehen zu können, dass Psammeus der Thaues, welche als seine Frau ausdrücklich bezeichnet wird,^) in einer
Verschreibung, hier Alimentationsurkunde genannt, eine Art Ehe-
schenkung gemacht hatte, und zwar in der Weise, dass Capital ausgeworfen hatte, von
—
Rente
die
dem
sie
Römer würden gesagt haben
persönlichen Bedürfnisse beziehen
ihre
in
er
ein
währender Ehe eine ein
sollte.
Annuum
—
für
Diese Auffassung
kann namentlich dann als vollkommen gesichert gelten, wenn die Behauptung Revillout's sich bewahrheitet, dass dies in demotischen Ehecontracten jener Zeit sehr häufig vorkommt.^) 1) „6vv£vdo%r}GccGrig
rjjg
ts
zov Wcc(i(iiovg yvvaiKog ©av/jTog" heisst es
in der Klage. 2)
Revillout, welcher
Les obligations
p.
81
fg.
diese Frage in Rev. egyptol.
ausführlich besprochen hat, hat
II
am
p.
124
fg.
und
ersteren Orte
Anzahl demotischer Ehecontracte aus der Ptolemäerzeit vorwenn die Uebersetzung richtig ist, ohne Zweifel auch beweisen. Bemerkenswerth ist hiebei die Form, in welcher das Rentencapital verschrieben wird; dasselbe wird als von der Frau dem Mann gegeben fingirt, wie wir es auch in den Eheschenkungen von Memphis gefunden haben (oben S. 270). Leider ist die räumliche VerbreiAuffallend tung der ganzen Sitte von R. nicht genügend festgestellt. bleibt freilich an unserem Rechtsfall das, dass Psammeus nicht, wie man erwarten möchte, bloss zur Zahlung der Rente, soudei-n zum Erlag des
p.
132
fg.
eine
geführt, welche dies beweisen sollen und,
—
— Wenn nun
diese
destens ganz plausibel
-
478
Auslegung in sich, wie ich glaube, miuist, so konnten wir freilich zu ihr nur da-
durch gelangen, dass wir uns
in der
Uebersetzung des griechischen
Originals eine gewisse Licenz zu Gute
wir nämlich
kommen
langte 500 Silberdrachmen verschrieben habe",
gegen
—
Wenn
Hessen.
„Chonuphis führte aus, dass
übersetzten:
so
der Be-
lautet
es
da-
und hiemit gelangen wir an den Schwerpunkt dieser
—
im Urtext: eö'^^avs (6 Xovovcpcs) dsdav}]xsvac rat und dies heisst wörtlich: „er führt-e aus, ihm geliehen zu haben". Indessen schliesst sich an obige Selbstanklage Erörterung
sv9-vvo^£vcoL,
sofort
auch
die
Rechtfertiguno;;
die
wörtliche
weist sich auf der Stelle als unmöglich.
Man
Uebersetzung
er-
versuche nur ein-
mal, sie zu vollziehen: „Chonuphis erklärte, dass er dem Belangten 500 Drachmen geliehen habe kraft einer Alimentationsurkunde zu Gunsten der Frau Thaues, wovon ihr jährlich die Zinsen zu zahlen seien"; es liegt auf der Hand, dass es so nicht geht. Mit der wörtlichen Uebersetzung des
dedavrixEvaL
es
^£iv hier in
einem weiteren Sinn gebraucht
der
Verpflichtungsurkunde
zJavsClaiv
heisst
also
der
Anderes
sich versprechen oder verschreiben lassen,
Thaues hat für
sie
ist,^)
Polemarchen
hier nichts
pulari oder expensum ferre, und der Sinn treter der
stösst
man
noth-
muss unbedingt angenommen werden, dass davei-
wendig an;
als
gerade
von
so,
wie in
Orchomenos.
Gläubiger werden,
wie das römische ist:
Chonuphis
sti-
als Ver-
eine Ehestiftung zuschreiben lassen.
ganzen Bedeckungscapitals verurtheilt wird. Indessen, wenu mich ancb Rcvillout's Versicherung (Les obligat, p. 82), ,,das sei so Sitte gewesen", nicht vollkommen beruhigt, so glaube ich deswegen doch von der im Text gegebenen und durch die Urkunde gebotenen Auffassung umsoweniger abgehen zu
des
sollen,
als
Mannes
ja
die
auch z. B. nach justinianischem Recht bei Verarmung Frau die Hei-ausgabe der Donatio propter nuptias ver-
langen kann. 1) Zu demselben Resultat kommt man auch dann, wenn man annimmt, habe nach dem oben erwähnten Stil der demotischen Ehecontracte (oben S. 477 A. 2) in dem Instrument wirklich die Fiction stattgehabt, dass Chonuphis dem Psammeus für die Thaues ein Capital behufs Verabreichung der Reute gegeben. Denn auch ein solches Capital konnte Niemand als Darlehen ansehen, eher wäre es als Mitgift zu qualificiren gewesen, und wenn dennoch von dsdavrjKsvai die Rede war, so war dies nur in dem Sinn möglich, das.'^ Chonuphis als Vertreter der Thaues Gläubiger auf die (fingirte) Mitgift
es
wurde.
Auch
bei dieser Auffassung
kann
also duvsi^siv nicht die Hinzahlung,
sondern nur das allgemeinere Gliiubii'erwerdL'n bezeichnen.
— Ganz
—
479
sagt daher hierüber schon E. Revillout:') L'idee
treffend
de prc't s'attache donc hien en Egypte ä toide creance.
Wir
sind in der Lage, die Richtigkeit dieser
Urkunde zu
einer anderen
Louvre
enthält
Der griechische Pap. 8 des
controliren.
Klagschrift
die
ägyptischen
einer
rantin, welcher ein gewisser Onnophris und
sonen
100 Artaben
den Kaufschilling für
Behauptung an Getreideliefe-
einige
andere PerGetreides
gelieferten
schuldig geblieben waren. ?
.
.
xov (0)vi^cög)QLog täv
.
{iv
xicoTcöv.
xaxa övyyQccq^rjv
nvQov P.
XL^rjv
ML
xov)
xco
Gxqu-
To'3r(o)i;
övyyQajpa^tvav uot avxäv
davsCov
al{yvnxC)av
xdl.
(^%aXyKOV
S /C
z/'
xxX.
.
.
xov avroi'
aiib
fpaacpC
Die? ? und Onnophris, Soldaten jenes Ortes. haben im Monat Phaophi des 40. Jahres^) mir ver-
„(Gegen) selben
.
kraft ägyptischer Daneionsurkunde sechs Talente Kupfer zu 8000 Drachmen als Kaufpreis für 100 Artaben schrieben
Getreide
u.
s.
f."
Die verschriebene Schuld Klägerin
selbst
ungeachtet wird
hervorhebt,
ist
Urkunde
betreflFeude
die
0vyyQa(pr] davsCov genannt.
Es
kein Darlehen, sondern, wie die
Dessen-
gestundetes Kaufgeld,
ein
ist
einem Athem
in
eine
das also der allgemeine Rah-
men, in welchen jede Schuld gefasst werden konnte: die Schuld-
urkunde
xar' s^oxrjv.
Rentencapitals,
eines
So wie im vorigen Fall die Verschreibung wird
hier
die
Verschreibung eines Kauf-
schillings als ÖävEiov bezeichnet.
War
hienach das (fingirte) davsiov ein allgemeiner Rahmen,
man
in welchen so ist es
jeden beliebigen Schuldtitel einschliessen konnte,
wiederum wahrscheinlich, dass
die Abstraction
individuellen Gestaltung der causa obligationis,
so
auch das
That
legen
ganze in
Rechtsverhältniss
den
wie den Contract,
Und
beherrschte.
Processbehauptungen
von der
beiden
der
in
der
zuletzt
genannten Actenstücke die Kläger den Nachdruck nicht auf die
1)
Les obligations
2) sc.
des Königs,
Regieruugsjahr liing die
fiel
in
p. 81.
der nur Euergetes
das Jahr 131
a.
Chr.
11.
sein
Da nach
kann.
Zahlung über ein Jahr hinausgezogen wurde,
Klage etwa
a".
129 abgefasst.
Sein vierzigstes
der weiteren Dar.stelist
die
vorliegende
^,^^^*P;^^j
—
—
480
materielle Causa, sondern auf die Thatsache der
und
avtäv
^ol
6vyyQatlja(iEVG)v
Verwendung
tion der praktischen
jener Contracte von
und Diospolis, welche oben erläutert neuerdings
auf die
Recht unter dem
Orchomenos wurden, und wir werden also
Annahme hingewiesen, dass das griechische Namen dävstov einen wahren Literalvertrag
kannte, dessen hauptsächlichsten Typus
Und
darstellt.^)
graphe sagen,
man
daveCov (Pap.
övyyQcccprjv
netto.
Diese Klagschriften sind gewissermasser die Illustra-
Par. VIII).
fern
Verschreib ung:
öia avyyQag)rjv tQoq)LXLV fPap. Taur. XIII),
dedavi^jcsvai,
iöi^fiavs
in
sie
die
övyyQcccprj
man auch
diesem Sinne kann
könne einen abstracten Vertrag
(dccvsiov)
von der Syn-
Da-
darstellen.
sich dabei nur gegenwärtig hält, dass dieser Inhalt der
Syngraphe nicht essentiell ist, dass Syngraphe der Name einer Urkunde im weiteren Sinn und die Bezeichnung der Syngraphe als abstracter Vertrag nur a potiori genommen ist, lässt sich gegen diese Ausdrucksweise Nichts einwenden. Dieser engere Gebrauch des Namens Syngraphe, wonach sie hellenistischen Weltver-
den formal verpflichtenden Vertrag des
kehrs darstellt, dürfte nun regelmässig zu Grunde liegen,
wo
die
Schriftsteller aus der Zeit der beginnenden Römerherrschaft den
Es
Ausdruck verwenden.
ist
eine Thatsache, welche
allseits
be-
kannt und bereits von Gneist und Dareste genügend hervorgehoben und durch Quellenzeugnisse belegt worden" ist, dass solche
Syngraphen missbrauchte
als
bedenkliche und vielfach in wucherischer Weise
Contractsform
angesehen
wurden.
Dies
ist
nicht
etwa mit Gneist daraus zu erklären, dass auch der gewöhnliche Schuldschein
durch
die
Schwierigkeit
Gegenbeweises gegen
des
das unwahre Empfangsbekenntniss gefährlich sein kann; vielmehr
war
die
es
ihnen
formal
im Gebiet
verbindliche
des
Natur
hellenistischen
üppig blühenden Wuchergeschäft
dieser
Syngraphen,
Schuldrechts
jenen
mit
bedenklichen
die
seinem
Ruf
ver-
schaffte.
Dies lässt sich gerade an den Aeusserungen römischer Schriftsteller ziemlich „
^^'^
, Syngraphe
bei Cicero.
gut zu Tage legen.
Cicero erwähnt in seinem Brief (^YI j^
^5^ Eiuiges über das Edict,
vom
0.
welches
März 51 an Atticns er in seiner Provinz
1) Die abstracte Verpflichtungsurkunde scheint auch anderen alten Völkern bekannt gewesen zu sein; vgl. neuesteus Kohler, Excurse zu Peiser, Babylonische Verträge (Berlin 1891) S. 5 des Sep.-Abdr.
— propouirt
Kilikien
Album
giltigen
ediet zerfiel
—
481
dem muster-
Dieses im Wesentlichen
hatte.
des Q. Mucius Scaevola nachgebildete Provinzial-
denen der erste sich mit den
zwei Theile, von
in
Rechtsverhältnissen der Provinzialen befasste und Capitel „de racivitatmn,
tionibus
de
omnia de publicanis
aere
alieno,
und
de syngraphis
usura,
de
bezog sich auf die in Ki-
enthielt; der zweite
und scheint dem stadtrömischen Edict nachgebildet gewesen zu sein. Nun erwähnt Cicero, er habe in seinem Edict, um nicht, wie sein Vorgänger Bibulus, ansässigen römischen Bürger
likien
von Bibulus geschaffene
die Publicauen zu sehr zu belasten, eine
Exception durch eine andere ersetzt, welche lautete: extra quam negotium gesttim
sl ita
Da
est
kann
diese Exception
haben;
gestanden
eine
bedeutende
bona."
fide
Provinzbewohneru zu thun hatten,
nur im provinzialen Abschnitt des Edicts
vergleicht
mit der von
schnitts
non oporteat ex
nt eo stari
die Publicanen nur mit den
Cicero
man nun den
Inhalt
Ab-
dieses
bezeichneten Exception, so hat es
Wahrscheinlichkeit,
dass
auf
sich
diese
die
haben wird, um Geldgeschäfte zwischen den Publicanen und Provinzialen zu
Edicte die
de
aere
alieno
et
bezogen
syngraphis
regeln.
Hier eine
ist
einfache
nun dem Juristen
wenn
dass,
klar,
die
Syugraphe
Beweisurkunde war, diese Exceptio ebenso- über-
flüssig einerseits wie werthlos anderseits war.
war
Sie
überflüssig,
deun den Gegenbeweis gegen den gemeinen Schuldschein musste der Geschworne
dem Schuldner auch ohne Exceptio
und eben desshalb war natürlich
nicht
sie
verringerte.
werthlos,
Mit
weil
einem
sie
seine
sollten
die
Worte ex
ftde
bona,
wo
es
sich
ob das Capital zugezählt worden
Beweislast
thörichten
so
hätte kein römischer Proconsul sein Edict belastet.
handelte,
offen halten;
nur
sei
Zusatz
Zudem, was
um
die
oder nicht?
Frage ^)
—
Die Worte der Exceptio gewinnen dagegen einen sehr guten Sinn im Zusammenhalt mit der Thatsache, dass gegen die Syngraphe der Beweis nicht zugezählter Valuta nicht statthatte. Man muss sich nur in die Verhältnisse hineindenken, wie Plutarch in seiner
Schrift de aere alieno, oder wie
1)
Denn über
die
Höhe der Zinsen bestand ja
clausel „de ztstins"; auf sie
den.
Vgl. auch ad Att.
Mitteia, Keichsrocht
u.
das Darlehen der Nikareta, oder
V
kann
eine selbständige Edicts-
also das ex fide bona nicht bezogen wer-
21, 8.
Volksrecht.
31
— die ptolemäischen Papyri sie
482
— Der Wucherer be-
erkennen lassen.
den Schuldner mehr verschreiben zu lassen, bekommt;^) dann kommt wegen Terminversäumniss die griechische Conventionalstrafe von 507o") sammt den Capitalszinsen; darüber setzt man eine neue Syngraphe (vtcequ^sqlu) auf/) wo die Gesammtsumme wieder als Capital erscheint, und das ginnt damit,
als er
der letzten Verschreibung
wiederholt sich; endlich in
wird die
lawinenartig angewachsene Schuld als „unverzinsliches Darlehen" (Pap. 7 des Louvre oben S. 473) auf kurze Frist gestundet und dann rücksichtslos eingeklagt.^) Gegen solche Vorgänge hilft die
bona
aber dass
fides vortrejfflich;
dem Beweis
dass der Schuldner ausser
—
man
auf
sich
—
sie
berufen muss,
der natürlich
ihn
trifft
einen minderen Betrag ausmachte, noch
dass die Valuta nur
wie sehr die Syn-
die specielle Hilfe des Edicts bedurfte,
zeigt,
graphe ipso iure nach strengem Recht
obligirte.
Wir dürfen vielleicht noch folgende Erscheinung hieher stellen. Während der sicilischen Prätur des Verres war es der sicherste Weg, ein günstiges, wenn auch nicht gerechtes Urtheil zu erlangen, dass
man
durch Bestechung seiner griechischen Maitresse
Chelidon auf ihn wirkte.^)
Cicero schildert
rege geschäftliche Treiben,
das sich im Salon dieser
wickelte.
Älii
nummos numerabant, ah
aliis
sehr anschaulich das
Dame
ent-
tahcllae obsignabantur.
sie baar. Andere gaben Schuldverschreibungen. werden das einfache Beweisurkunden gewesen sein;
Einige honorirten
Schwerlich
sollte wirklich
eine
so
erfahrene Courtisane ein
einfaches
Stück
dessen Beweiskraft angesichts der Publicität jener Vor-
Papier,
gänge gleich Null war, für gutes Geld angenommen haben? „
Das
^^"^ ,
bei Guius.
letzte,
aber nicht das
schwächste Zeugniss für den Be-
stand eines peregriuischeu Literalcontracts
Gaius III 134: Fraeterca literarmn
obligatio
enthält
(ph)is et syngra('ph)is, id est si qtiis debere se aut bat; ita scilicc(t) si eo
1)
tarch
1.
S. die c.
2) S. 3) 4)
cap.
nomine
stipidatio
non
die Stelle des
fieri videtur cJnrogra-
ftat.
daturum
s(e) Sd'i-
Quod genus
Anleihe des Agrippa bei Flavius Joseph. XVIII
G, 3
obli-
und Phi-
4,
unten Cap.
XIV
3.
Oben S. 469. Auf diese Weise bat
sich
in
Pap. 7 dos Louvre ein
Darlelien von
(höchstens) 14 Artaben in zwei Jahren auf 22 '/j gesteigert. 5) Cic. in Verr. IT
1,
52, 137.
i
-
483
proprium pet'egrinonmi
gationis
entschlossen
sein,
die
bestimmten Zeugniss
Man muss scbon
est.
sehr
Syngrapheu nicht anzuerkennen, römischen Juristen,
eines
der
fest
um dem einen
hier
Anerkennung zu verweigern. Gneist auch hievor nicht zurückgeschreckt; indem er dem
Literalcoutract annimmt, die (S.
506)
Gaius
ist
—
Autorität seiner
die
meint
entgegensetzt,
„an
er,
—
Gneist's
einen
Darstellung
eigenen
Formalcoutract
wirklichen
könne hier unmöglich gedacht werden." Gaius denke wohl nur (arg. w. fieri videtiir) au einen „Quasi-Literalcontract", insoferne nämlich bei der allgemeinen Klagbarkeit der peregrinischen Verträge die formlose Urkunde
wo
die
Römer
klar, dass
oder
auch zu solchen Verträgen genügte,
—
einer Stipulation bedurft hätten.
dann
die Obligation eigentlich nicht
Staude
zu
consensu
beiden Dinge dürften wir,
Es
ist
jedoch
sondern re
litteris,
käme, und eine Verwechslung dieser Gneist zu Liebe, selbst dann nicht
annehmen, wenn nicht Gaius selbst unmittelbar vor der beregten Stelle vor solcher Verwechslung ausdrücklich gewarnt hätte.^) So ist
denn auch der behutsame Ausdruck
ligatio" nicht
so
zu deuten, dass
fieri
videtur literarum
dem Gaius
selbst
Literalcontract nicht recht geheuer schien, sondern
ob-
dieser ganze
dass Gaius
so,
das römische Contractsschema auf das peregrinische Recht nicht eigentlich
anwenden zu dürfen
Fraglicher
ist
es,
schen Liter alcontracts
glaubt.^)
wie sich Gaius den Inhalt dieses griechi-
—
denn dass er nicht etwa an die Bataver
oder Iberer gedacht hat, leuchtet ein
Er nimmt
—
vorgestellt
haben mag.
an, dass aliquis dehere se aut datiirum se scribat.
die besondere
Form
Au
des fingirten Darlehens {davsLOv) scheint er
hienach nicht zu denken; indessen
ist dies
ganz begreiflich. Denn
man wird durchaus nicht annehmen dürfen, dass die Daneionsform zum Zustandekommen eines Formalvertrags unbedingt erforderlich war;^) es ist
wohl möglich, dass
die griechische Praxis
auch aus anderweitigen schriftlichen Zahlungsversprechen, Abrech-
nungen, Anerkennungen 6
dstva'' gefasst
1)
u.
s.
w., die nicht in die
Form
in 131: Qua de causa rede
diceimis
arcaria nomina
nuUam
ohligationem, sed ohligationis factac testimonium praehere. 2)
So richtig schon Schlesinger, Formalcontracte
3) Vgl.
oben
.,iddvsL6£
waren, eine Klage gab, wobei die Schrift nicht
S.
474 Anm.
S. 70.
3.
31*
facere
-
—
484
durch einfachen Gegenbeweis, sondern nur durch den Beweis des Irrthums, Betrugs
u. s.
f.
entkräftet werden
Gaius keine Veranlassung,
hatte
auf
diese
konnte.
Fragen
Jedenfalls
näher
ein-
zugehen.
Bemerkenswerth
^y^s;;^'?''^
und Chirographum.
]^
Chirographum
ist,'
dass Gaius unter den peregrinischen i o
Hierin
aufzählt.
tritt er in
Asconius, Avelcher das Syngraphum
dem Chirographum,
Man
(d. v
Literalverträgen neben der Syngrapha noch das
griechischen)
der
blossen
als
Gegensatz
alleinigen
zum Pseudo-
Formal vertrag
Beweisurkunde,
entgegenstellt.
wird unbedenklich annehmen können, dass die Darstellung
des Gaius
richtigere
die
ist,
und dass der Gegensatz von Syn-
graphe und Chirographum sich bloss auf
äussere
die
Form
der
Urkunde bezog, wie schon die Namen andeuten, Vermuthlich Gaius unter Chirographum den vom Aussteller uuterschriebenen Schuldschein, welcher zu Beginn der Kaiserzeit in Gebrauch gekoiümen war; ^) Syngraphe wird die ältere griechische Urkundenform bedeuten, über deren Aussehen bereits Aehnlich wie Gneist''') in befriedigender Weise gehandelt hat. Gaius hat ja auch Gellius zwischen Tabulae und Chirographum verstand
unterschieden.^)
Aus der Gesammtheit die Notiz des
mente
vom
dieser
Ausführungen
erhellt aber, dass
Pseudo-Asconius im Wesentlichen die richtigen Ele-
Es
natürlich
ungenau, dass die ganze Lehre
abstracten Vertrag sich bei
ihm an den Namen Syngraphe bemerkten, ist övyyQa^y zuwenn allerdings der abstracte
enthält.
ist
anknüpft; wie wir bereits
nächst nur
früher
Urkundenuame;
ein
Vertrag sehr oft
einer övyyQarpri enthalten
in
gewesen
ist,
so ist
doch nicht jede OvyyQacpiq abstracter Vertrag und kann ausser-
dem
auch in einem Chirographum vorkommen.
ein solcher
darin wird
der Scholiast Recht haben,
Kern seiner Erörterung
bildet,
dass
was doch
die Praxis
Aber
jedenfalls
des
den
griechischen
Haudelsvolks dahin gelangt war, jedem Verpflichtungsschein
als
solchem bindende Kraft zuzugestehen, welche durch den Beweis 1) S.
unten
S.
2) a. a. 0. S.
493
439
fg.
fg.
3) Gellius XIV 2, 7: Is clamitdbat prohari apud mc debere pecuniam datam consuetis modis: expensi lationc, mcnsae rationibiis, chirograpJti exhihitionc, tabularum obsignatione, tcstiiim intercessione.
I
—
-
485
mangelnder Valuta nicht ohne Weiteres beseitigt werden konnte. Wenn so Pseudo-Asconius durch Cicero und Gaius, sowie durch den Gesammtstand des gegenwärtig vorliegenden griechischen Quellenmaterials
Bestätigung
eine
erfährt,
die
mit vermehrtem
Material vielleicht noch an Kraft gewinnen wird, so kann
dem
allerdings
im
der
vierten Jahrhundert schrieb, die Definition der
er,
Syngraphe
als ob das Rechtsnoch zu seiner Zeit praktisch gewesen wäre. Dies erklärt
institut
am
besten aus der
schrieb; zu seiner Zeit
Annahme, dass er eine ältere Vorlage abwar die Syngraphe ihres eigenthümlichen
Charakters längst entkleidet. trachtung
wo
man
Vorwurf nicht ersparen, dass
gegenwärtigen Zeitform abgefasst hat,
in der
sich
Scholiasten den
der
Verhältnisse
Dieses Letztere in
der
späteren
leitet
uns zur Be-
Kaiserzeit
hinüber,
Geschichte der Syngrapha von jener der Stipulation ab-
die
gelöst wird.
n. Der Verfall der Stipulation und der angebliche neuere Literalcontract.
Die Verhältnisse, '
ziemlich
welche hier
zur
Sprache kommen, sind • '
einfacher Natur und
lassen
war der peregrinischen Syngrapha der Boden entzogen, da ein derartiger Literalcontract im römischen Recht nicht anerkannt wurde. Bis zu jenem Zeitpunkt der Constitutio Antonina
dürfte der einfache schriftliche Schuldvertrag ohne Stipulation
Kreise
hellenistischen Peregrinen
im
durchaus üblich geblieben
Allerdings war die Stipulation auch diesen zugänglich, und
sein.
wo
der
es sich
um
die
processualischen Cautiouen und Vadimonien^)
vor römischen Richtern handelte, sogar vorgeschrieben; aber im privaten Verkehr der hellenistischen
Welt
scheint sie die einfache
Syngraphe wenigstens nicht ausgeschlossen zu haben.-) umstösslicher
Gewissheit lässt
sich
zwar
dies
Mit un-
Vorkommen
ab-
stracter Literalcontracte des peregrinischen Rechts für die Kaiserzeit
nicht
mehr beweisen,
da
uns
keine
derartigen
Urkunden
1) Von den freien Städten Aphrodeisias und Plarasa hoisst es (yQä^uKza KatauQog bei Bruns, Fontes' p. 169 lin. 2), ihre Bürger müssen nicht tyyvrjv yial v,sX(vaiv 6 [loloystv. Vgl. oben S. 13(3 Anm. 4 und 5. 2) Ueber eine scheinbar entgegenstehende Mittheilung Wessely's s.
oben
S.
140
Anm.
2.
der
durch die VorführunüSjngraphen.
sich
weniger Materialien genügend kennzeichnen. Seit
-^'^''o™°ie'^
—
-
486
vorliegen; indessen bezeugt doch selbst Gaius eine solche Literal-
können wir wenigstens so viel erkennen, dass bei materiellen Contracten die Stipulation weniger regelmässig ist als in Rom. So ist, im Gegensatz zum Stil der Urkunden aus der romanisirten Landschaft Siebenbürgen/) der mehrerwähnte obligatiou und
Kaufvertrag aus Elephautine
154
v. J.
p. Chr.^)
Rom
ohne die in
auch beim Kauf übliche Stipulationsclausel vollzogen.^) In der Zeit nach Caracalla hat sich das rasch verändert; die Stipulation ist auch in den östlichen Reichsprovinzen exclusiv ge-
worden. Es
ist
auch leicht begreiflich, wenn die Praxis ihr keinen
Form war
besonderen Widerstand entgegenbrachte; ihre äussere eine durchaus leichte
und handbare, und so haben wir denn, ab-
wo
gesehen von einer geringen Anzahl von Rescripten,
Vertrage hinweist, keine Spuren, dass
^"*^J|""s stipuhition.
der Re-
auf das Abhandensein der Stipulationsclausel bei einem
scribent
Provinzen
die
Syngraphen hartnäckig festhielten. Indem aber besagtermassen die Stipulation
an
ihren
sich in den Pro-
yinyen ausbreitete, ging mit ihr selbst eine wesentliche Verände-
rung vor sie
Was
sich.
Thatsache
an räumlicher Verbreitung gewann, hat
klar
geworden.
dass
die
lanti]
Es
ebenso begreiflich
ist
Wesen den
liches
sei;
sie
an innerer Bedeutung verloren.
ist
bedeutsam
als
—
nämlich
—
und
ihr
diese
eigent-
Provinzialen, namentlich den Griechen, niemals
Die
Clausel
Notare
hellenistischen
„eTtSQarrjd-slg
cofioXoyrjxa''
wussten
sehr
(interrogatus
bald, [stipu-
einem Rechtsgeschäft nothwendig einzuverleiben
spopondi)
erkannten jedoch nicht, dass dies sich ausschliesslich auf
sie
obligatorische Verträge bezieht, und machten daher aus der Stipu-
findet sich jedoch ein 1) Auch unter den siebeubürgischen Tafeln Bruchstück aus einem Darlehen in griechischer Sprache, bei dem eiuc Con-
ventionalstrafe
Cap. IV No. 3 2)
Oben
ohne Stipulation versprochen wird.
Bruns, Fontes*
P.
11
p. 268. S.
98
fg.
Dasselbe glaube ich auch bei einigen der mir bekannten^ leider gerade im EschatocoU stark beschädigten Mitgiftverträge vou El-Faijüm aus 3)
dem
zweiten Jahrhundert annehmen zu sollen; so bei Pap. E.
20 und No. 1517.
Nur
Schluss die Wortreste ngoKits .... 9r}zsi theiligen
Annahme
geneigter, da Herrn
zu der Clausel wg nQÖKtzi: sehr wahrscheinlich
ist.
lt.
.
.
.
Vgl.
auch obcu
S.
sich
am
finden, bin ich zu der gegen-
Wessely's Ergänzung
(== ngÖKSizai) xai
No. 1519
wo
für die Mitgiftsurkunde Pap. E. R. 1518,
STCfQw&iiTfiaa
140 Aum.
2.
dieser
(sie)
Worte
MixoXöytjxu
— lation eine clausula generalis,
Testamentsurkunden
Das ein
—
487 die
auch
sich
in Freilassungs-
und
einstellte.
mir bekannte Beispiel dieses Gebrauchs enthält der Sammlung Erzherzog Rainer, ein
älteste
El-Faijümer Papyrus
Testament aus dem Jahre 235 den Wiener Studien IX
S.
welches K.
p. Chr.,
241—2
veröffentlicht
Wessely
^''P'|,^^f'°"
'^«stament
in
Dasselbe
hat.
der einleitenden Datirung in den wesentlichsten Be-
lautet nach
standtheilen mit den zweifellosen Ergänzungen, wie folgt: .
.
rdds
.
ÖS o
eioiTo
ftr/
(sie)
disd^stco
[Name des Testators]) rav E^cöv ndvTCOV xal
vocöv xal 6{Qäv xal .... 6 östva (El'r]
dv^Qcönivöv
(sie)
toCvvv
ifie t,fjv
xal dnoXavstv)
dtocxslv xal E6(^oösvEQd'ai xal ?
ksva TOP östva dÖEXtpov) ix
n
nd^a,
.
•
Hav
)
(ßovkoiiai xal xs-
(h^oyvr]6iov (sie) vtov
Ttaidod'EV
avQfjXtoiv .... xXfjQOvofiov alvat tcav ifiäv) .... xal eTiSQOiTtj9'etg v)fJio2.6ytiy,a'
i]
O-iaO-tiXti
xvQia.^^
Folgt die Unterschrift des Testators.
Die zweite hiehergehörige Urkunde ist der bereits li'^lier^)"^^^"^^'!'" erwähnte Freilassungsbrief, welchen Aurelia Teruteru aus Ele- «rkuudeu. phantine i. J. 354 p. Chr. an einige Sklaven ausstellt, und welcher
von Young (Hieroglyphics No. 46) veröffentlicht, später Curtius, Anecd. delph. App. T abgedruckt worden ist. Derselbe enthält am Schluss seiner ausführlichen Bestimmungen die
zuerst bei
Worte
17
(1.
.
.
fg.):
xal
.
TlE-JtLÖflEVrj
id-E^riv
q)£QO^Evr}v
Ecp'
TjXOV
Eig
T)]vd£
trjV
EXEvd'EQtaV
rjVTlEQ
navtaiov
ini-
VTtoyQaqy^g i^ov ^coQod-£(o)v tov arrgug
(sie)
xvQiav xal
ßeßaucv
ygacpEiöav
aTtXrjv
avtrjg TtQog aiaviav v^tov dßcpdXsiav , xal
eTtSQCJTrjfyeicfa
üfxo-
XoyviOa.^)
Folgt die Unterschrift. 1)
.
.
Also hat N. N. verordnet bei gesunden
.
Sinnen und sehenden
(Möchte es mir doch beschieden sein, zu leben und zu geniessen) Wenn aber, was ich das Meinige, es zu verwalten und zu be(sitzeu .) nicht hofi'e, mir etwas Menschliches widerfahren sollte (so will und befehle
Augen
.
ich, dass N.
Aurelios,
(.
.
,
.
geantwortet.
Oben
2) 3)
.
.
.
.
mein Bruder), von Kindheit au mein leiblicher, der Sohn des Erbe sein soll des Meinigen) und auf Befragen habe ich Das Testament ist rechtsgiltig u. s. f. .
S.
Und
376 Anm. aus
.
.
5.
(eigener)
Ueberzeugung
schritt
ich
zu
lassungsurkunde, welche ich vollzog, giltig und rechtskrüitig,
dieser
Frei-
wo immer
sie
— Im Testament abgefasst
--
488
des Gregor von Nazianz/) welches
dagegen
fehlt die Stipulation;
ist,
i.
J.
389
findet sie sich wieder
dem aus dem siebenten Jahrhundert stammenden Testament des Abraham von Hermonthis;^) daselbst heisst es lin. 68 fg.:
in
.
.
xal i;xsQOJTrjO-elg eis ccTCavta SQ^rjvevd'Svta
.
diaXalstccg
aLyvJitiaxijg
ö^ivta
TtaQu
a^ijs
tä i^a GTÖ^axi
xad-cbg
iioi
tov
fiOL dicc rijg
öv^ßoXttLoyQaq^o'
a(prjyr](3a6d'cct
zccvO-'
ovrotq
xaXvjq e'x^cv öthaeiv Tioieiv
Auf
diese
Weise war
die Stipulation
ocqs-
vtfio-
ihrer Erstreckung
bei
auf alle Reichsaugehörigen ein genereller Bestandtheil aller Rechtsgeschäfte und hiemit eine
geworden.
sinnlose Floskel
Es
dürfte
vuigarrecM^^var des occideuts.
im Occidcut auch iu dieser Beziehung " die Praxis eine etwas correctere gewesen sein, und so crasse Missbräuche der Sponsions-
form sind uns hier, wenigstens
Dennoch
nicht überliefert/) lation
ausserrömischen
der
zum
bis
siebenten Jahrhundert,
das eigentliche Recht der Stipu-
ist
auch
Praxis
kommen abhanden gekommen.
hier
allmählich
Dies zeigt vor Allem
der
voll-
Um-
wird, in einem Exemi^lar geschrieben, mit der Untersclirift meines Gatten Dorotheus, zu Eurer immerwährenden Sicherheit, und auf Be-
vorgewiesen
fragen habe ich geantwortet. 1)
Neg.
Bei
Brissonius,
Formulae VII
und Spa'ngenberg, Tab.
cap. 169
p. 71.
2)
Zum
dien IX 235 3)
Wessely, Wiener
erstenmal vollständig veröffentlicht bei
Stu-
fg.
„Und
befragt über das Alles, was mir in
die ägj'ptische Sprache
verdolmetscht wurde durch den gefertigten Notar und mir
gefiel, wie es iu meiner Sprache erläutert wurde, habe ich dieses sich richtig Verhaltende zu geben, zu thun, zu beobachten, zu schätzen und anzuerkennen gelobt und
gefertiget. 4)
Wenn im
crklärung
v. J.
sog.
instrumentum picnariae sccuritatis , einer Indemnitäts-
564 (Marini, Papiri diplom. No.
SO),
und bei der datio in
dazu am Schluss zwar unreiner Stil, jedoch da bei diesen Contracteu obligatorische Nebenverpflichtungen vorkamen, nicht eigentlich widersinnig. In späterer Zeit ist es allerdings auch im Occident vorgekommen, dass die Stipulation in Testamenten aufsulututn V. J. 551
(Marini No. 119)
Stipulation (noch
die
an ganz unpassender Stelle) angehängt
ist,
so ist dies
—
tauchte; dies liegt jedoch schon weit hinter der römischen Herrschaft.
Ducange
v.
Stipulatio.
—
Im Allgemeinen
tigungsformeln der Rechtsgeschäfte
Rechts
III
202
fij.
vom
6.
s.
—
9.
Bluhme, Ueber
Vgl.
die Bekräf-
Jhd., Jahrbuch d. gemeinen
'
— stand, dass
man den
489
—
Begriff der stipidatio Aquiliana
im sechsten
Jahrhundert absolut nicht mehr verstand.
Der raveunatische Papyrus Marini No. 119 vom Jahre 551 p. Chr. enthält
in
äatio
die
Schuld von 120
solutum
Grundstücks für eine
eines
am
Dieses Instrument wird
Solidi.
Schlüsse in
folgender Weise bestätigt:
51
lin.
scripta Uli
sq.
cautio
.
e^
.
ad cumulum tuae
a nohis
dominii %d diximus firmitatem penes
postenim
....
tibi
placuit resideri id in
te
vel
causatio sit generaliter amputata
Äqiiilianae
Nervianaeque legnni vigore suhiungenti
quofjue
emissa jyro
nostra heredumque nostrorum vel conlivoiorum
qiialihet
repetitio
dominii supra-
firmitatis
centum viginti solidomm
sed et
sti-
pidationis valeditate legltima sollemnitate adicienti ....
Die barbarische Ausdrucksweise hindert nicht, den Sinn dieser Phrasen zu erkennen. Nur die lex Nerviana ist dunkel;^) die lex Aquiliana
ist
offenbar durch eine wunderliche Corruption aus der
stipulatio
Aquiliana entstanden.
gere
heissen,
soll
stipidatio
dass
Legis Aquilianae vigorem suhiun-
der Vertrag
Aquiliana bekräftigt wird.
den aus dem neunten Jahrhundert,
durch die Hinzufügung der Dies zeigen spätere Urkun-
wo man von
estibidatio spricht, „qiiae
omnium cartarum
Man
die
verwechselte also
praktische
Stil,
um
alle
der Aquiliana
xicconwdat firmitatem.^'
'^)
gewöhnliche Stipulation, welche der
Cautelen anzuwenden, jedem Vertrag an-
heftete, mit der stipidatio Aquiliana] daraus aber erhellt deutlich,
dass die eigentliche Bedeutung
dieses letzteren Instituts
mit auch der ganze Begriff der verhorum hältnisses zur
der Praxis des
acceptilatio
obligatio
und da-
und ihres Ver-
sechsten Jahrhunderts
gänzlich dunkel war.^)
Allerdings reits
die
sind
die
Urkunden
einer
über welche
Zeit,
gothische Herrschaft hinweggangen
war, keine
be-
classi-
schen Zeugen für den früheren Zustand, und ich möchte, wie ge-
immerhin annehmen, dass im Occident der Verfall bis auf die gothische Zeit nur langsam vor sich gegangen war. Für die Verhältnisse des Orients dagegen ist aus den vorgelegten Urkunden sagt,
1)
Vgl.
Savigny, Geschichte
actio Scrviana, wouacli 2) Bei 3) Vgl.
man an
II 194.
—
Marini
347 a räth auf die
p.
eine (Geneial-)Verpfiindung denken mag.
Ducauge v. Stipulatio auch Bluhme a. a. 0.
und Marini S.
209
fg.
p.
347
a.
— mit Sicherheit zu ersehen
allgemeine Anwendung des Auch darf man dieses Missverständniss wohl nicht auf die Heimat der El-Faijümer Urkunden beschränkt denken; man wird nicht fehlgehen, wenn man es für ein woit verbreitetes ansieht. Zwar sind uns aus anderen Theilen
lation
im
^"""*-
ebenso
hier
laliun
Bic stipu-
das Missversfändniss der Stipu-
dass
,
—
490
römischen Rechts
alt
wie
ist,
die
überhaupt. »^
der östlichen Reichshälfte nur verschwindend wenige Privaturkun-
den aus den späteren Jahrhunderten der Kaiserzeit überkommen, welche für unsere Frage kein Ergebniss bieten; doch werden* die der nachjustinianischen Zeit uns
Verhältnisse
auch
auf die
früheren
Jahrhunderte
machen kein Hehl daraus, dass allen
einen
gestatten.
Rückschluss Byzantiner
Stipulationsclausel
die
sie
Die
bei
möglichen geeigneten und ungeeigneten Rechtsgeschäften in
Verwendung bringen. üblich, auch das
verzieren;
kaiov
Nach einem
pactum de non
Basilikenscholion war es
i)etendo
denn „fö-og rofg raßsXlCoGiv
TiQoGyQCicpsiv ovtag' xal
B.
ixdöra) xsXel Gvfißo-
iTCEQcorrjd'slg 6
Dabei scheint aber, wie Zachariae
z.
mit diesem Schnörkel zu
delva (o^oloyijGe.^)
von Lingenthal
richtig be-
dem praktischen Verkehr das lebendige Bewusstseiu von dem Wesen der Stipulation vollständig entschwunden gewesen zu merkt,")
sein;
im
abgesehen von den gänzlich verkehrten Definitionen, die sich
Zeitalter
der Basiliken und der Peira in den für die
berechneten Handbüchern finden,^)
ist
Praxis
namentlich auffallend, dass
schon im achten Jahrhundert weder in der Ekloga noch auch in der Novelle der
Kaiserin Irene über die Abfassung und Beweis-
ein Hinweis auf die Stipulation enthalten Darf man hienach annehmen, dass schon zwei Jahrhunderte
kraft der Gv^ßoXaia^) ist.'')
nach Justinian die Stipulation einerseits ein abgestorbenes Institut, anderseits
1)
ein allgemeiner Schnörkel geworden w^ar, wohl weiter vermuthen, dass dieser Process nicht
gleichzeitig
so lässt sich
Basilic. ed.
Heimbach
I
p.
571 Schol. 27.
2) Geschichte des griech.-röm. Rechts^ 3)
Einmal heisst
es:
aTcctai £§ aitSQ(orri6£ws kkI «Troxpicsras;" ein als Erfinder
S.
277
fg.
'E^arntovlariav iatl r^s ßfQßiS ^ywyt) x«t ovvt-
der Stipulation bezeichnet,
andermal wird Aquilius Gallus welches auch
ein Missverständniss,
im Occident bestand und auf ein vollständiges Missverständniss der Uana stipulatio schliessen lässt. S. oben S. 489. 4)
Bei
5) Vgl.
Zachariae, Ins Graeco-Romauum pars Zachariae, Geschichte S. 277.
III Coli. 1
Agiii-
Nov. 27.
—
-
491
der Zeit nach Justiuian begonnen hatte, somleru mit Anfängen in eine viel frühere Zeit zurückzuverlegen ist; seinen und dies umsomehr, als wir einerseits nicht einzusehen vererst
in
möchten, wesshalb gerade nach Justinian's Codification die Praxis
Urkunden von
so sehr gesunken sein sollte, anderseits in den
El-
Faijüm, deren Verfasser schwerlich einer ganz exceptionelleu Unwissenheit
anzuklagen
sein
werden,
die
deutlichsten
Symptome
jenes Processes zu finden sind.
Man möge
sich an dieser Ansicht
auch durch die scheinbar
sehr schwer wiegende Einwendung nicht irre machen lassen, dass
doch Justinian in
seiner
Codification
Recht behandelt.
praktisches
Stände diese Untersuchung
kaum Jemandem zumuthen
so dürfte ich freilich
überall
die Stipulatio
als
allein,
zu glauben, dass
der im Grunde genommen ein recht unzeitgemässer war. Sollte mir dagegen der Beweis geglückt sein, dass auch sonst im byzantinischen Reiche manche Dinge existirten, von denen die Gesetzgeber in Constantinopel entweder nichts wussten oder nichts wissen
das justinianische Gesetzbuch einen Standpunkt vertritt,
wollten, wie das griechische Intestaterbrecht, die Executivurkunde, die
Apokeryxis
und Anderes, so möchte
Behauptung, dass
die
Kaiser Justinian die Praxis seiner Zeit nicht allzu sorgfältig berücksichtigt hat, eher
Es mag
hingenommen werden.
ferner die
Möglichkeit nicht ausser Acht gelassen werden, dass in einzelnen Theilen des Reichs, namentlich in der Residenzstadt und
am
Sitz
grosser Rechtsschulen, wenigstens die ärgsten Missverstäuduisse, Stipulation in Testamenten u.
darf
man
dgl.,
Denjenigen, der das
nicht vorkamen.
officielle
Und
endlich
Gesetzesrecht nicht im
Widerspruch zur Praxis denken kann, auf einen Analogiefall verweisen, wo dieser Widerspruch denn doch schwer zu bezweifeln sein möchte.
Die Basiliken nämlich haben das justinianische Ver-
tragssystem mit seiner Unterscheidung von stipulatio und pactum
nndnni
thatsächlich
halten und neu
noch im neunten Jahrhundert aufrecht und es ist dasselbe seither noch
verkündet,
einzelnen Entscheidungen zur
in
Geltung gebracht worden, obwohl
doch für diese Zeit der Verfall der Stipulation
als eine unzweifel-
hafte Thatsache betrachtet werden muss.^)
1)
er-
Vgl. im Ganzen Zaeliariao, Geschichto
S.
278
t';.
— Der augübi,it(!r:ii-
Hand mit dem
Haiid in
licno neuere
—
492
bezeichneten Missbrauch der Stipu' .
OD
lation ging eine andere
coiitract.
Entwicklung a vor
sich, /
welche durch den^
selben gewissermasseu bedingt war; es bildete sich nämlich neben
römischen Theorie vom Verbalcontract die Vorstellung
der alten
Ich will gleich hier bemerken,
eines Literalcontracts aus.
dass
Entwicklung meines Erachtens durchaus nicht in irgend welchen greifbaren Resultaten gipfelt, und dass ich weit entfernt bin, die alte Lehre des Salmasius von dem „neueren Literalcontract" wieder zu Ehren bringen diese
Anderseits glaube ich jedoch
zu wollen.^)
liegenden und noch
immer
an dieser so
nahe
nicht abgeschlossenen Streitfrage uraso-
weniger vorübergehen zu sollen, als die oben vorgeführten Ma-
auch auf
vielleicht
terialien
sie
etwas Licht fallen lassen.
möchte folgenden Entwicklungsgang
als
Ich
den wahrscheinlichsten
ansehen.
Als die Constitution des Caracalla die pulation
Frage
den
in
hellenistischen
stehen, obligatorisch machte,
zu
gesagt,
Indessen
Anwendung
Ländern, welche hier
wurde
dieselbe,
der Stiallein
in
wie bereits
einem ständigen Element der Schuldverschreibungen.
ist
ihre eigentliche Bedeutung, wie gleichfalls schon be-
merkt wurde, im Orient niemals erkannt worden und konnte umsoweniger erkannt werden, als einerseits nach der damals schon entwickelten Toleranz der römischen Rechtstheorie das mündliche
Fragen und Antworten nicht erfordert, anderseits ganz die gleiche Stipulationsphrase auch allen anderweitigen Rechtsurkunden augehängt wurde.
Daraus folgt von
selbst, dass die
bindliche Kraft der Schuldurkunden
Praxis des Orients
man
sie
daran
eigentlich ver-
auch nach Caracalla von der
gerade dort gesucht worden sein muss,
wo
auch früher gefunden hatte, ohne dass der neue Schnörkel
etwas
1) In
änderte.
Als
das
eigentlich
verbindliche
Element
meiner älteren Abhandlung über die Syngraphe (a. a. 0. S. 580 Annahme Raum gelassen, dass die Syngraphe wenigstens
unten) habe ich der
factisch vielleicht noch zur Zeit des Pseudo-Asconius im Gebrauch war, und hiedurch die Meinung ermöglicht, dass ich dies bis auf die justinianische Zeit ausdehne.
In diesem Sinne scheint
Goldschmidt,
Handelsrecht^
Gegenwärtig lehne ich obige Annahme mit Bestimmtheit ab; die Erfindungen des Salnuisius habe ich aber auch früher nicht gebilligt.
I
S.
387 A. 17 mich verstanden zu haben.
—
—
493
der Verträge bat aber den Griechen von jeher die Schriftform gegolten.
Es würde zu weit führeu, den Beweis dieser Behauptung in vollen Umfang hier anzutreten, umsomehr, da dieselbe
seinem
Schuldverschreibungen bezieht, sondern
nicht bloss auf die
sich
überhaupt auf schäfte
erstreckt
These hier
Arten Vermögens- und familienrechtlicher Ge-
alle
werden muss. Daher sei es gestattet, obige anzunehmen und bezüglich der näheren
als feststehend
Ausführung auf Dasjenige hinzuweisen, was über die Schriftform bei den Griechen im" vierten Theil des vierzehnten Capitels beigebracht werden wird. Es wird sich dort an einer grösseren Reihe von Rescripten zeigen lassen, dass man in der gesammten östlichen Reichshälfte
der
in
späteren Kaiserzeit
an der Giltig-
keit ungeschriebener Rechtsgeschäfte
Zweifel hegte,
verbindlichste Element
die Schrift
des Vertrags
also als das
ansah, und das-
selbe bestätigt nicht bloss die oben bereits vorgefundene Erschei-
man
nung, dass
Ehecontracte ohne schriftliche Abfassung nicht
als rechtsgiltig ansah,^)
sondern auch die weitere Thatsache, dass
syrische Rechtsbuch
das
die Niederschrift
bei
allen Rechtsacten
gleichwie eine selbstverständliche Voraussetzung erwähnt.^)
Dürfen wir demnach für die nachclassische Zeit tung des literalen Elements schon an sich betrachten, so
kommt
als
die
Bedeu-
eine überwiegende
Schuldverschreibungen
speciell für die
viel-
noch der Umstand hinzu, dass in dieser Zeit immer mehr Sitte des eigenhändigen Uuterschreibens durch den Schuldner
leicht
die
in
den Vordergrund
pflichtungswille
trat,
desselben
in
sich
Folge dessen der eigentliche Ver-
und mit der Unterschrift auf
in
der Urkunde zu verkörpern schien. datirt, ist allerdings
dürftige Frage,
und
Von wo und wann
jene Sitte
Behandlung noch sehr bewohl die Hoffnung aussprechen,
eine der näheren es lässt sich
Veröffentlichung der Faijümer Papyrusurkunden auch hiefür neue Aufschlüsse gewähren wird. Indessen kann doch so viel als ziemlich sicher angenommen werden, dass dass
die
vollständige
das Chirographum, wie es schon im zweiten nachchristlichen Jahr-
hundert häufig zu finden 1)
Oben
S.
225
ist,^)
in der nachclassischen Zeit die ge-
fg.
2) Vgl. vorläufig
Bruns, Commentar
S. 205.
kann die streitige Frage übergehen, inwieweit schon die dentalischen Urkunden dieser Zeit als Chirographa anzusehen sind 3) Ich
occi(vgl.
—
—
494
wohnliche Form des Schuldseheins geworden beginnend mit dem ofioXoya
Stilisirung,
Die subjective
ist.
(ich
iöxriTibvai
bekeune
erhalten zu haben) und endigend mit der Unterschrift des Schuld-
(und
ners
Notars),
des
ist
den
in
schon jetzt veröffeutlichten
Papyrusurkunden ganz regelmässig.^)
entstammt von
Allerdings
den bis heute vorliegenden Urkunden die Mehrzahl der justiniaund nachjustiniauischen Zeit; aber die Sitte, welche sie
nischen
repräsentiren, reicht viel weiter zurück, wie denn auch die Stabilität betont hat,
durch
Jahrhunderte der Kaiserzeit hindurch
alle
mit Recht
wird wohl
nommen,
auch
in
der
Chirographum
das
dass
Wessely
welche die Unterschrift des Schuldners
spätestens
Daher
zeigt.^)
Lehre
herrschenden seit
dem
angedritten
Jahrhundert die gebräuchlichste Form der Darlehens- und Stipulationsurkunden geworden
ist.^)
So waren denn drei Umstände gegeben, deren Zusammenwirken immer mehr zu der Vorstellung einer litterarum
obligatio
hinführen musste: Verflüchtigung des StipulationsbegrifFs, zuneh-
mende
juristische
schreiben lich
Bedeutung der Schriftform, endlich das Unter-
des Verpflichteten.
Da
die Stipulation jetzt thatsäch-
und regelmässig vom Schuldner unternahe, indem man die Rechtswirkungen des
immer geschrieben
schrieben war, lag es
Vertrags
auf
Huschke, Darlehen geschichte
S.
Urkunde
die
804
S.
fg.).
projicirte,
von der
sie
auszugehen
98 fg. u. die das. Citt. s. auch Kariowa, RechtsVon den gräco-ägyptischen Papyri ist es sicher, dass ,
der Kaufvertrag von Elephantine a", 154 p. Chr. Pap. 17 du Louvre (oben S. 98) sowie die Faijümer Ehecontracte aus dem zweiten Jhd. (oben S. 276 f.)
von den Parteien ebenso unterschrieben sind, wie schon der Schuldschein Ich nenne ferner folaus dem Jahr 89 v. Chr. des Kouuphis Pap. Leyd. gende Chirographa: Pap. E. R. No. 1527 und 1529; Pap. E. R. No. 1485; No. 1509, 1530, 1577, sämmtlich aus dem 2. und 3. Jahrhundert n. Chr., angeführt bei Wessely, Denkschriften der Wiener Akad. phil. Cl. XXXVll Vgl. auch Harte 1, Wiener Studien V S. 39 fg. Damit stimmt es S. 101. überein,
wenn Gaius
grinen spricht.
134 von den sijngrapha
et
Huschke, Darlehen
S.
Evang. Lucae
nung auch
io
dacht sein
soll.
1)
III
Vgl. noch
16, 1
—8
chirographa 90
der Pere-
nach dessen Mei-
fg.,
au chirographarische Schuldscheine ge-
Eine Anzahl von Schuldverschreibungen zeigen die PapyruspubliWessely im 7. und 9. Band der Wiener Studien; andere in
cationen von
dessen Ausgabe der Pariser Papyri von El-E'aijvlm. 2)
Denkschriften der Wiener Akad. phil. Cl.
3)
S. statt
Aller
Brunner,
XXXVll
S. 101.
Rechtsgesch. der Urkunde
S. 49,
—
und nicht mehr
diese selbst
scliienei),
nun wirkliche oder
es
Verpflichtung
war
Dies
Verwechslung, da, wie gesagt,
von ihr bezeugte, als
Ungenauigkeit
selbst
ist
immer
allerdings
eine
von der Stipu-
die Reehtstheorie
in
sei
Grundlage der
die
und den pacta nuda nie aufgegeben worden
lation
diese
die
fiug!rte,^j Stipulation
betrachten.
zu
—
495
ist;^)
aber
Actenstücken nicht
officiellen
immer ganz vermieden worden. Bekannt
ist
das Gesetz
v. J.
406, C. Th. de denunc.
2, 4,
welches für gewisse Klagen die Denunciationsform aufhob.
6,
Das-
selbe beginnt:
„Si quis dehiti quod
vel
ex foenore vel mutno data
sumsit exordium vel ex alio quolibet titulo in
ohligationem facta caiitione translatiim
pemmia
litterariim
est sqq.
man hier einen eigentlichen Literalcontract man dachte lediglich an eine stipulirte Cautio;
Schwerlich hatte
im
Sinne, sondern
aber die Urkundenform hatte schon eine so hohe Bedeutung er-
man, gegen besseres Wissen, direct von einer litterarmn
langt, dass
obligatio sprach.
Noch
merkwürdiger
viel
de litteraruni obligationibus zu Schulden
kommen
ment
Cautio
einer
fahren,
er,
wie der Fortgang gerade
wohl weiss, dass das verpflichtende Eleist, ist es ihm doch wider-
von dem Literalcontract der classischen Zeit folgendes
Wenn Jemand
man und
schrieb
XQVöovg, ovg eaol £|
man
ah Lag
eine Schuld aus Darlehen, Kauf,
eine Literalschuld noviren
Miethe oder Stipulation in
xal
Theophilus im Titel
Stipulation
die
Beispiel zu geben:
sprach
sich
21 seines Institutionencommentars
Obwohl
lässt.
dieses Titels zeigt, sehr
was
ist,
3,
^tttcov xal
xovxaöxiv
^aaCav
TiQoxEQa
')]
1]
^L6^^dG£C)g %Q£coOxng., 6v ix övvd-tjxrjg
Zu
dieser
1)
Gneist
2)
Besonders deutlich
stimmung 3)
a. a,
iveyQacpsTO
olxstav yga^i-
anEößivvvxo, xaLvoxiga da ixixxaxoy
da ix tov
iv yQc'c^i^aaiv
aivai xt]v ovo-
Erzählung bemerkt schon Brissonius^)
0. S. 253 ist
fg.,
bes. S. 256.
Letzteres noch
aus
der justinianischen Be-
in C. de receptis 2, 55, 4 § 6 zu ersehen; vgl.
De
iixa
xrjg 6vvd'i]xrjg ocpsiXco xcov
ivoxrj
avxr]
litteris'
i8ii,axo.
ix.
so
[iXaysTO xat iyQcccpaxo): rovs ixaröv
o^oXoyCag Öcoösig rcov olaaLcav yga^^drojv.
.... xavxa xa Q^^axa'
wollte,
formulis VI 109 p. 511.
Gneist
S. 2G:i.
—
—
496
sehr richtig: Cuius interpretationis fides penes andorem erit; Jianc
enim mancupio non do,
neqtie
me nexu
In der That ent-
Obligo.
hält die Darstellung des Theophilus Nichts
einen
als eine geschriebene
Literalcoutract
Stipulation;
dass
er
beweist, wie
diese
Verwechslung damals gewissermassen
Luft
diese
für
erklärt, in
der
lag.
Es
lassen sich ausser den eben angeführten
wohl noch einige
andere Aeusserungen der Quellen namhaft machen, welche bestätigen, dass die spätrömische Zeit
bei
bungen eine gewisse Hinneigung
Tag
contracts an den
einseitigen Schuldverschrei-
Statuirung
zur
wenn man
legt;
wie
eines
Literal-
die betreffenden Zeugnisse
noch
von
vollzählig
zusammenstellt,
Huschke
gethan worden ist/) so lässt sich immerhin ein recht
es
in
neuester
Zeit
lebhaftes Bild der damals in der Praxis herrschenden Auffassung
Irgend ein weiterer Werth
gewinnen.
kommt
Zusammenstellung nicht zu, und ich halte
Neubelebung
eine
alter Irrthümer,
es
jedoch einer solchen
daher lediglich für
wenn Huschke aus jenen
Stellen
wieder die Existenz eines wirklichen Literalcontracts
neuerdings
der spätrömischen Zeit deducirt.'^) Seine bezüglichen Ausführungen
enthalten meines Erachtens
über
Resultate
die
muss, wie ich
wenn
werden,
der
alle
und
Untersuchungen,
es
Gneist darin vollkommen beigestimmt
glaube, er
an keinem Punkte einen Fortschritt
Gn ei st 'sehen
in
den Quellen enthaltenen Anspielungen
auf den Literalcoutract gegenüber jenen deutlichen Aussprüchen der Quellen,
wonach im justinianischen Recht nur noch
re, verhis
oder conseyisu contrahirt wird, für unmassgeblich ansieht.
Wenn Element nicht das ist,
so
anerkannt werden
muss, dass
das
verpflichtende
den Schuldverschreibungen auch in der spätesten Zeit
in
literale,
sondern
so darf freilich die
bloss
stets
Bemerkung
die
Stipulation
gewesen
nicht unterlassen werden, dass
die abstract verpflichtende Kraft der Stipulation^)
in der
spätem
Kaiserzeit bereits stark gelitten hatte; insofern war an ihr immer-
1)
Darlehen
S.
2) a. a. 0. S.
125—129.
129
fg.
Ich darf nicht unerwähnt lassen, dass neuerdings der sogen. Formalcharakter der Stipulation auch schon für die classische Zeit in Zweifel ge3)
zogen worden
ist;
s.
Wendt,
Jahrb.
f.
Dogmat. XXVIII S. 33 fg. Es ist SteUnug zu nehmen; im Obigen
hier nicht der Ort, zu diesen Ausführungeu ist die
herrschende Ansicht zu Grunde gelegt.
-
auch theoretisch anzuerkennende Veränderung vor sich
eine
hin
Die
gegangen. lassung
-
497
der
stipulatioueu
erste
Abschwächung erfuhr non
exceptio
nnmeratae
pecuniae
sie
durch
gegen
die
Zu-
Darlehens-
es scheint, dass eine missverständliche Praxis diesen
5
Gedanken allmählich noch weiter ausgedehnt hat und auch gegen solche Stipulatiousurkunden die exceptio n.
n. p.
gab, welche nicht
über ein Darlehen, sondern ex causa praecedenti, zur Schuld,
älteren
einer
Diesen
ausgestellt waren.^)
Umwandlung Gebrauch der
Einrede hat Justinus und ihm folgend Justiuian allerdings beseitigt.")
Hinwiederum hat Letzterer der
quitur den Formalcharakter,
Beziehung,
doch
so
wenn
gewissen
uuter
cautio
qiiae
indiscrete
lo-
nicht überhaupt und in jeder
Voraussetzungen^)
abge-
sprochen, und so ist im schliesslichen Resultat der Entwicklung die Stipulation
mindestens nicht mehr in jeder Beziehung als ein
abstractes Rechtsgeschäft zu bezeichnen.
1)
Siehe C. de non num. pec.
4,
30,
13: Generdliter sancimus ut si quid
pro quibuscunque pecunüs ex antecedente causa descendentibus, eamque causam specialiter promissor edixerit, no'n iam ei liHier weisen die Worte centia sit causae prohationes stiimlatorem exigere scriptis
cautum
fuerit
.
.
.
iam" unverkennbar auf eine bisher bestehende Praxis hia, und ich halte es nach dem Vorgang von Huschke, Darlehen S. 138 für das WahrscheinWas lichste, dass dieselbe den im Text angegebenen Inhalt gehabt hat. Schlesinger, Formalcontracte S. G2 für den vermuthlichen Inhalt der in c. 13 cit. abgestellten Praxis ausgibt, ist mit dem Wortlaut der Constitution nicht wohl zu vereinigen. ,,non
2) C. 13 cit.;
aber auch diese Beseitigung erfolgte nicht eigentlich mit
Rücksicht auf die Formalnatur der Stipulation, sondern „quia suis confessionibus adquiescere decet."
Es handelt sich nämlich hiebei um die Streitfragen betreffs D. de 3, 25 § 4 und C. de non num. pec. 4, 30, 13; die alternative Fassung des Textes trägt dem umstand Rechnung, dass nach der Auffassung Mancher jede Cautio vom Kläger substanziirt werden muss, nach Andern nur diejenige, welche für eine als bestehend angenommene, aber nicht genannte Verbindlichkeit ausgestellt wurde. Es braucht nicht ausgeführt zu werden, dass auch in dieser letzteren Beschränkung der Rechtssatz der genannten Stellen einen Eingriff in die Formalnatur der Stipulation enthalten würde; im Uebrigen glaube ich mich einer Stellungnahme in diesen Fragen Als feststehend habe ich dagegen angenommen, hier enthalten zu dürfen. dass die Digestenstelle ihren (bestrittenen) Inhalt erst von der Hand der Compilatoreu erhalten hat; wenn bekanntlich auch dies von Manchen be3)
probat. 22,
—
zweifelt wird, so dürfte dies doch auf übermässiger Vorsicht beruhen.
Gradenwitz, Mitteis,
Interpolationen
Reiclisrocht
u.
S.
Volksreclit.
14
fg.
32
Vgl.
— Man
498
—
hat nun aus diesen Thatsaclien der späten Jurisprudenz
mitunter eine Art Vorwurf gemacht, als
den
gewesen, lation
zu
Tadel
aber
nehmen latio
in
ursprünglichen
erfassen
Charakter
und festzuhalten.
sei
sie nicht
der
mehr fähig
classischen
Wenigstens
gegen
Stipu-
diesen
hier Gesagten in Schutz zu sie nach dem denn nachdem wir gesehen haben, dass die Stipu-
dürfte
sein;
der Praxis
eine
ganz allgemeine Clausel der verschie-
war und somit ihre eigenBedeutung verloren hatte, war auch für die Unterscheidung materieller und abstracter Geschäfte kein Boden mehr densten
Rechtsgeschäfte
geworden
thümliche
vorhanden, und Justinian hat eher darin gefehlt, dass er das abgestorbene Rechtsinstitut nicht gänzlich beseitigt hat.
J
Vierzehntes Capitel.
dem
Miscellen ans
Vermögensreclit.
In diesem Capitel sind mehrere Einzelpunkte aus
dem
allge-
meinen Vermögensrecht zusammengefasst, welche unter einander
keinem Zusammenhang stehen;
in
um
nicht
sie
sind nicht bedeutend genug,
selbständigen Darstellung zu bedürfen, und doch auch
einer
um
nebensächlich,
so
in
der
Darstellung
des
Provinzial-
übergangen zu werden. Als ersten Punkt will ich eine Frage aus dem griechischen
rechts gänzlich
Vindicationsprocess behandeln.
I.
und
Diadikasie
Vindicatio.
Im Jahre 396 wurde von Arcadius hälfte ein Rescript erlassen, welches
in
der östlichen Reichs-
einen allgemeinen Grundsatz
Der
über die Beweisfrage bei Vindicationen ausdrückt. dige Wortlaut, welcher sich
und in C. I. de Fassung wiedergegeben findet
Impp. Arcadius
petit. ist,
eo
quem
quae tanta
C. Th. de
heredit. 3,
fide
31,
vollstän-
testium 9, 39, 12 ^^^{2 11 in abgekürzter
folgender:
ist
Houorius Aeternali proconsuli Asiae:
et
Cogi possessorem ediccre,
in
erit
ab eo
qui expetit titulimi sitae possessionis
amentia, id ratione praepostera petitor ah
pulsat, informari suas postidct acHones,
bationem exigi oporteat ab eo qui vindicare se iuste tenere contendit?
cum omnem
nititur,
non ab
pro-
eo,
qui
IntentanU namque, non suscipienti pro-
hationum necessitas imponenda
est;
praeter
eum
qui edicere cogitnr,
utrum pro possessore an pro herede possideat (Dat. XII Kai. April. Constantinopoli
a'*.
396).
Die Constitution stammt aus Constantiuopel und
ist
an den Statthalter der Provinz Asia; wahrscheinlich
ist
gerichtet
32*
sie
auch
— durch eine Aufrage vou
den Juristen
Erlass
—
500
seitier
Seite
keineswegs
Wiewohl unser
veranlasst.
uninteressant
geblieben
ist
ist,
ihm doch regelmässig eine irrthümliche Beziehung gegeben worden, indem man in ihm die Frage nach der interrogatio in iure besprochen
der Erbscliaftsklage
bei
De melius')
dings
der
halt
sehr
nach den
Indessen
fand.
hat
neuer-
bemerkt, dass gemäss dem In-
richtig
vom Beklagten abzugebenden
Schlussworten
Erklärung: edicere cogitur
jedenfalls
utrutn pro
welche
Auskunft,
bereits
als
Demgemäss handelt
eine
an
pro
Jierede possideat,
einer dieser beiden Legitim ationspuncte
daher auch der Process ist.^)
possessore
als
vorhanden,
im Gange befindlich gedacht
es sich in unserer Stelle gar nicht
der
Belangende
zu
vor
Anstellung
um der
Klage zu ertheilen hat, sondern lediglich darum, ob der Besitzer, um sich die Sache zu erhalten, einen Besitztitel nachweisen muss, oder ob er mit verschränkten
Armen zusehen kann,
bis der Vin-
dicant sein Recht erwiesen hat.
unbefangen
können
—
,
—
Demelius an und wer die Stelle wird sich dieser Annahme kaum entschlagen
Wir nehmen
also mit
liest,
dass es sich
um
das Beweisrecht bei den Viudicationen
darum, ob der Beklagte gegenüber der Viudication den Titel seines Besitzes anzugeben (und eventuell zu beweisen) hat. Dabei ist nun noch die Frage unerörtert, welches der Anlass zu dieser ausführlichen und beinahe gereizten Auseinandersetzung eines Punktes gewesen ist, der doch iui römischen Recht als vorlängst erledigt gelten konnte. Denn dass
handelt, genauer gesagt
der
gegenüber der fornnda petitoria
anzugeben
nicht
braucht,^)
1)
Die Confessio
2)
Denn um
braucht
man
S.
hat,
Beklagte
wie es
Es
Besitztitel
beständig als
343-4.
die Erbscbaftsklage
gegen den Besitzer anstellen zu können,
nicht zu wissen, ob er pro heredc oder jnv jiossessore besitzt; es
genügt Jedes vou Beiden. Diese Frage kann daher uation von Interesse gewesen sein. 3)
seinen
scheint,
ist
allerdings bereits bezweifelt worden, ob
probatio diaboUca obliegt; vgl.
Aber offenbar
ist
die
Frage,
Wendt,
Arch.
f.
civ.
erst
vor der Condeni-
dem Kläger Praxis
die volle
LXXVl
397
fg.
wie der Kläger den nach römischem Recht
erbringt, mit unserer Frage nicht identisch, wenngleich die Erleichterung der Beweislast des Viudicanteu häufig den Beklagten dazu bringen müsste, auch seinerseits einen Besitztitel zn erweisen.
ihm zuerst obliegenden Beweis
— Axiom
—
501
des römischen Rechts gegolten.
Dessenungeachtet
in
nach-
a".
215):c.
classischer Zeit ein Zweifel, der sich sogar wiederholt in
Antoninus Auluzano
C. de probation. 4, 19, 2 (Imp.
ad
Possessiones qiias
Nee enim
qiiere.
pertinere dicis
te
te
4, i9, 2.
more iudiciorum perse-
iiossessori incumhit necessitas
eas ad se pertinere, cum
i.
in pröbatione
probandi dominium
cessante
apud etwi remaneat.
Woher stammt ganz
eine
Erscheinung handelt,
sehr geringen
allerdings
Dass
diese Ungewissheit?
vereinzelte
um
es sich nicht
man nach
wie
der
meinen
Zahl der bezüglichen Rescripte
Umstand zu sprechen, dass das Rescript von Arcadius an einen Beamten gerichtet ist, nämlich könnte, dafür scheint doch der
an den Proconsul von Asien; die Beweisfrage
gewesen
stritten
kommen
hellenistische
Nun
Asien
ist
Provinz;
Zusammenhang mit dem
einen
Und
sein.
man
dürfte
bekanntlich
fühlt
dort eine
bevoll-
versucht,
sich
hier
hellenistischen Recht anzunehmen.
That war im griechischen Recht der Besitzer durch-
in der
aus nicht beweisfrei.
Der griechische Eigentbumsstreit bewegt der sogenannten Diadikasie.
Diese wird von
sich
im Rahmen
Meier-Schömann^)
welchem von zweien oder mehreren Jeder behauptet, dass ihm etwas eher zukomme,
treffend
Rechtsstreit
ein
als
definirt,
,,bei
oder weniger zugemuthet werden dürfe, als
dem Andern".
Dies
neuerer Zeit von G. A. Lei st des Näheren ausgeführt wor-
ist in
insbesondere
den;^)
ist
daselbst
auch
gezeigt,
dass
im Eigen-
thums- und Erbschaftsstreit nicht das absolute, sondern das tiv
bessere Recht eines
auch
dass
der
Besitzer
beiden Streittheile
der
aus
seiner
passiven
entscheidet,^)
Rolle
Nachweis der Qualität seines Rechts gedrängt wird. Ans
letztererft
rela-
Es
so
zum
heraus ist
hier
Grunde, sowie wegen C. Th. 11, 39, 1 (unten S. 503 Anm. 1), Wendt bei der herrschenden Lehre stehen
bin ich übrigens geneigt, gegen
Man
zu bleiben.
vgl.
doch auch Sachsensp.
1)
Att. Process* II p. .471 fg.
2)
Der
att.
dass die Thätigkeit des Vindicanten einen
selbständigen Begriff bildet, welcher C.
I.
Fränkel, Thesaur.
G. 3488:
i.
f.
diircli
die
Bezeichnung
bv.8iv.siv
gedeckt
Inl xcö sydcv^acct val aTroxataarr/ffai tu räv xcoawj';
Pergaru. Inschr. No. 245
(s. w.)
36, 6 (Weiske).
Eigentbumsstreit im Systeme der Diadikasieu, Jena 1886.
3) Dies schliesst nicht aus,
wird.
II
lin.
19:
t-narigav
iKdiHovvzwv.
—
Stepli.
5?^liF
"^.^
—
—
502
möglich und nicht nöthig, die Beweise L eist's sämmtlich
nicht
wiederzugeben;') es genüge, eine entscheidende Stelle des Isaeus^) anzuziehen: Attische
KaCxot
dixatov,
uvögeg,
co
ICöqCcov Ost Tov £%ovxa
Q-ixr]v
r/
rav
coötcsq
cci.i(pi<}ßr}Tr}6iucov
ngarriQU naQi%E<5^aL
?]
t]
xara-
dtdtüKöfisvov ^aCvEöQ^aL, ovtfog atX
wird
Hier
als
vollkommen unumstösslicher Rechtssatz der
dass der Eigenthumsbeklagte
citirt,
d'erriv
TCQatiJQa
'^
Auetor seines
Verpfäuder oder Verkäufer
als
machen muss, „widrigens er Der Besitz als solcher
als verurtheilt erscheint".
von Gortjn zu erinnern;
vindication
einen
namhaft
genügende Vertheidi-
keine
also
ist
Wir haben kaum nothwendig, an
guuff.
h.
d.
Besitzes
•
die
bekannte Contra-
braucht auch nicht be-
es
merkt zu werden, welche Schlaglichter dieser Rechtssatz auf die Streitfrage der Romanisten über die Beweislast bei der legis a"
Nur darauf möge hingewiesen werden,
sacramento wirft.
Diadikasieu
System
allgemeines
ein
'des
dass die
Processes
griechischen
zu sein scheinen. Diadikasie
Zunäciist
in Zeleia
auf
ist
Di ttenb erger
S.
I,
von Zeleia
Inschrift
eine
G.
113^)
n".
hinzuweisen;
in
Kleinasien,
daselbst
heisst
es Z. 19: 'rjv
de
ng
ÖLadLxaöcrjV
rrjg jtoleag,
uud
in
Besonders
Aegypten.
Griechen
Lei st
in
leider
a^q)L6ßarrji (pag Jiglaö^ai
interessant
ist
Aegypten zu entgangen
es,'
finden.
ist,
?]
kaßetv xvQLcag nuQcc
avTcöt ilvat. dieses
Im
System auch *'
Hermiasprocess,
bei
den
welcher
handelt es sich, wie wir schon früher
Eigenthum eines Grundstücks, welches vor erwähnten/) um dem griechischen Gericht in Anspruch genommen wird. Hier thun nun die beklagten Aegypter die Aeusserung, dass, wenn vor das
dem ägyptischen Gericht sein
gestritten
würde, der Kläger, welcher
Eigenthum von seineu Vorfahren
herleitet,
nachzuweisen hätte, dass er deren Successor nicht weiter zu
1) S. bes. S.
2)
De
Da
sie
30—38.
Aristaicbi her. § 24.
3) Vgl.
4) S.
Worte käme.
Gilbert, Staatsalterth.
48—50,
bes. S. 49 Auni. 5.
II S. 343.
sei,
freilich
erst
strengstens
widrigens er gar vor
dem
griechi-
— sehen Gericht stehen, sehen
durch
sitztitel
ist
sie sich
— genöthigt, obwohl der Kläger
nur dürftig bescheinigt hat, ihren Be-
sein Besitzrecht vorliiutig
dessen
503
Vorweisung eines Kaufvertrags zu erhärten, dann wieder vom Kläger bestritten wird. Es
die
Giltigkeit
hier sehr klar, Avie die griechische Diadikasie der ägyptischen
Vindication
haben
,
welche im Wesentlichen der römischen geglichen zu
scheint, entgegengestellt wird.
Wenn
wir demnach die Diadikasie als ein allgemeines <;rief o chisches Rechtsinstitut betrachten können, dürfte es eine gewisse
Berechtigung haben,
von Asien über
i"'"'t
der ^^*''''''**^®-
im Edict des Arcadius an den Proconsul
Beweisfrage bei der Vindication, in dem „non
die
cogi possessorem titnlum sitae possessionis edicere^', das letzte
Lebens-
zeichen der Diadikasien zu erblicken.')
II.
Es
Kauf bürgen.
Die
Kennern des ~ griechischen Rechts längst ^ O gncchischen festgestellte Thatsache, dass der griechische Kauf durch Bürgen'*^i''""'^*'^!i'*'Diese Bürgen des Verkäufers bekräftigt wurde. auctores, se-. wie die Philologen nach ülpian D. cundi, 21, 2, 4 pr. zu sagen eine unter den
ist
^?'.''
.
—
1)
Nur
in einer
Anmerkung
sei
an einen sehr merkwürdigen Erlass des
Constantin erinnert, welcher möglicherweise mit den im Text erörterten Verhältnissen in teris iuris
quam
Zusammenhang et
definitio
retro
petit, necessitatem
moti iuhemus,
tit,
si
C. Th.
steht.
de
fide test. 11, 39,
principum rescripta in iudicio
probationis dederunt , tarnen nos
quando
talis emerserit
iuris Petitor debeat probare,
undc
eins in probationibus ,
demmn
tunc
res
vel
ladio a". 325).
Diese seltsame Regel
aequitate
et iu^titia
causa, in primordiu iuxta regulam
ad ipsum pertineat; sed
quo iure teneat, ut
sie
si dcficiat
pars
(Aurelio Hel-
veritas examinetiir
kommt im
Eifect auf die
des besseren Titels, also auf eine Diadikasie hinaus;
einen
Etsi ve-
possessori necessitas imponatur probandi,
unde possideat,
wirklich
1:
petitori eins rei,
Untersuchung
wenn Constantin
allgemeinen Grundsatz aussprechen wollte,
Hesse, sich
hier
an
einen
Zusammenhang mit den im Obigen eutwickelteu Anschauuogen denken.
Doch
ist
mir die Sache nicht genügend sicher, um ein bestimmtes ürtheil um ganz specielle Verhältnisse gehandelt haben,
zu wagen; es könnte sich
welche in dem erhaltenen Bruchstück der Constitution nicht mehr ersichtVgl. Gothofr. ad h. 1. und C. I. de furtis 7, 2, 5. Die Brüder Revillout, welche diese Stelle (Les obligat, pref. p. XXII) gleichfalls be-
—
lich sind.
handeln, wollen.
werfen, Alles
wie gewöhnlich,
durcheinander,
gründlich missverstanden (oben
wenn
sie über römisches Recht reden den Rechtsfall des Hermiasprocesses 49 A. 5 i. f.) und von den Diadikasien nie
haben S.
etwas gehört; selbstverständlich steht es für ägyptisches Recht vorträgt.
sie fest,
dass Constantin hier
— —
pflegen
dienen der Garantie für das Behalten der Sache, also
der „audoritas"
nennen,
—
504
der
—
wie die Griechen diese Evictionsgarantie und heissen desshalb ßsßatazfJQsg, ob-
oder,
ßsßaccoötg
wohl auch andere Bezeichnungen, wie
TtgaziJQsg ,^)
ist
öv^TCQarfjQag,^)
vorgekommen
TCQoaTtodörai,^) TtQOTKolrjrcci,^) ^vrjiiovsg,^)
möglich und sogar wahrscheinlich, dass
als
Es
sind.
solcher ßsßaicatTjQ
ursprünglich der Besitzvorgänger des Verkäufers intervenirte;
dem Verkäufer
der ja
für
Eviction
die
haftete
und
in
eventuellen Evictionsprocess als Beihelfer zuzuziehen war,
und wenn der Kaufbürge mitunter
natürliche ߣßaLcoTr]Q, TicoXrjT^g
ist
dachte; ja für einzelne
Fälle
als
ist
der
als tcqo-
bezeichnet wird, so zeigt schon der Ausdruck, dass
sich den Auetor des Verkäufers
er,
einem
mau
Bürgen des weitern Verkaufs
uns die Intervention
der Vor-
Kaufbürgen ausdrücklich bezeugt.^) Freilich mag die ursprüngliche Regel später in Handel uud Wandel vielfach verlassen worden sein und wird man sich vielfach mit der Stellung irgend welches Garanten begnügt haben. besitzer als späteren
Wie schon
aus den Belegstellen der vorstehenden Ausführuntr
ersichtlich, ist die
Kaufbürgschaft ein weitverbreitetes Institut des
griechischen Verkehrs,')
und
die
vierhundertzweiunddreissig del-
phischen Hierodulenverkäufe, in welchen der ßsßKiaTtjQ nirgends
So
1)
gr. inscr. 2)
H
in
der Kaufinschrift von Tenos C.
Hv^nguTrjQ
o
(Bekker, Aneedot. p 3)
I.
G. 2338 =^
Newton,
Anc.
379 zu wiederholten Malen. zcc
ncoXovfisva
v(p' tzfQov
ßeßKicäv,
Lex. seg. 193, 16
193).
Dittenberger
S.
Pap. 5 du Louvre
I.
G. n". 446 Z.
7.
Extr. XVIII 2, p. 132); Pap. du Louvre 17; Pap. Leyd. M und N (Leemans). 5) Diese Bezeichnung ist von den Giäcisten meines Wissens nicht notirt und findet sich, soviel ich sehe, auch nur einmal im Decret von lasos, enthaltend einen Verkauf confiscirter Güter, Bull, de corr. hell. V p. 497 fg. lin. 32, 36, 41, 45, 47; dazu die Erläuterung von Hauvette-Besnaut und Marcel Dubois p. 505 (a". 367—355 a. Chr.) 6) Insch. V. Tenos (oben Note 2) Z. 113; dazu Szanto, Wiener Stud. IX p. 291. Vgl. auch Dareste, Nouv. Ivev. bist. VIII p. 377. 7) Nach Weisungen ans älterer Zeit bei Böckh C. I. G. p. 273, Meier, Allgem. Lit.-Zeitg. 1843 111 619, während Curtius, Aneedot. delph. p. 42 die Institution noch nicht richtig versteht. Neuerdings handeln über diese Frage Thalheim, R. Alterth. p. 77, 78; Meier-Schömann* 717 fg.; Szanto, Wien. Stud. IX 289 fg.; Foucavt, Memoire sur raffranchissement p. 16; Lumbroso, Recherchcs p. 85. 4)
col.
2 Z. 4 (Not. et
—
—
— weggelassen
—
505
stellen es ausser Zweifel, dass derselbe sozusagen
ist,
zu den Essentialien eines gütigen Kaufs gehört.^)
Dementsprechend haben
die griechischen
die
gebürtigen
Aegypter
verhalten
getrachtet.
Indessen
auch
Notare in
Aegypten.^^^^""''^^*'
Einhaltung dieser Form
zur
scheint
an
dies
der
zu
Landessitte
entschiedenen Widerstand gefunden zu haben, und es wurde die
Vereinigung der Sitte mit dem griechischen Recht schliesslich einer leeren
Kaufbürge
Form gefunden, indem
für sich
die Garantie
in
der Verkäufer als sein eigener
übernahm und der Käufer
sicli
hiemit einverstanden erklärte.-)
Es
sei
hier
gestattet,
diene Stelle der
einen
Futcolana zu werfen.
lex
auf eine vielbespro-
Seitenblick
Dieselbe befindet sich
Redemptor unterzeichnet Es ist über die Erklärung
in der Subscription: der
„C. Blossius Q.
HS. MD, idem
dieses idcm pyac6
1)
wendig
Nur
praes.''
für Attika ist es bcbtritton, ob der ßeßat,(OTr]Q
wie Caillemer, Revue de
ist,
welche Negation Herald
le'gislat.
1873
zum Vorkauf
p. 21
f.
noth-
behauptet, oder
Rom. IV 3, und jetzt Lipsius (2. Aufl. p. 718) sich aussprechen. Neuerlich will Diels in den Sitz.Ber. der Berliner Akad. 1889 S. 663 fg. in dem ueugefundenen Fragment des Hypereides c. Athenogeuen einen attischen ßsßaiazi^Q entdeckt haben. Es handelt sich dabei um Folgendes: Der Client des Hypereides wird von Athenog. bei einem Sklavenkauf gründlich betrogen; das Nähere ist hier nicht, für
Böckh
C.
I.
G.
unwesentlich, wichtig selbe
war
Animadvers.
ist
in ius Att. et
(1. Aufl. p.
526)
nur die Beschrt-ibung des Kaufabschlusses.
Der-
so rasch vor sich
sich zu informiren.
aus
us,
Meier-Schömaun
273,
II
gegangen, dass der Käufer gar nicht Zeit hatte, Vielmehr zog der Verkäufer gleich den Vertragsentwurf
der Tasche, las ihn
dem Käufer vor und
vollendete die Urkunde
in
seinem Hause: „Iva ^riöelg tööv svcpQovovvrav a'novaqi ra syysyQcc^fiha, ngoa'8y y Qaipag ^ez' ifiov Nlkoivcc tov Krjcp LOisa''^ Es ist die Frage, was dieser Nikon bedeutet, den die Contrahenten, ohne ihn zu fragen, in die Kaufsnrkunde aufnehmen, und ich halte es mit Diels Ö. 665 A. 7 für sehr wahrscheinlich, dass er der übliche ßißaiati^Q des Verkäufers
ist.
Einen Bärgen
des Käufers konnte jener Betrüger doch nicht ohne die Einwilligung dieses
Bürgen aufstellen; wohl aber konnte er einen seiner Spiessgesellen, der zu solchen Geschäften immer zu haben war, als seinen eigenen Kaufhelfer verwenden. Da es offenbar im Interesse des Verkäufers lag, den Betrug nicht zu früh entdeckt zu sehen, kann die Zuziehung einer dritten Person hier nur als Erfüllung einer unvermeidlichen 2) ngoTKaXrjtrjg
iÖB^azo 6
y.ai
TtQicifiivog; Citate
lout, Chrestoni. demot.
Dareste, Journ.
d.
oben
pref. p.
Savants 1883
Form angesehen werden. zäv
zuv covuv b anodofisvog, öv Hierüber handelt Revil102 und passim in andern Schriften, was
ßsßaicorrjg
S.
179
p.
171
-Aazcc
Anm.
fg.
7.
wesentlich abgeschrieben hat.
p^if^^^^,
—
—
506
Coutroverse geführt worden;^)
eine
man
darf vielleicht
dem
Analogie aufmerksam machen, die sich in
do^evos
Es ist wohl möglich, Duumviru von Puteoli als
findet.
Urtheil der
ßeßaicarrjg 6
dno-
dass C. Blossius nach
dem
sufficient
anerkannt und die
Stellung von anderen praeäes erlassen wurde, wobei man,
Form
um
die
zu wahren, ihn selbst als praes aufführte.
Kehren wir nun zur östlichen Reichshälfte zurück. sich
auf die
auch in unserer Frage, wie so
oft
sonst,
Es
lässt
zeigen, dass
der
Rechtsgebrauch der altgriechischeu Zeit sich auch unter der Herrschaft des römischen Rechts erhalten hat.
Zunächst führen wir ein diocletianisches Rescript au, laut dessen noch
in
der Kaiserzeit in der östlichen Reichshälfte
Meinung geltend gemacht wurde, dass ohne ßsßaiconJQ tiger Kauf nicht möglich sei. 12
C. de contr. empt. 4, 38,
pr.
(Diocl.
et
ein
die gil-
Maxim. Aurelio
Taciano):
Non
minus
idcirco
eniptio perfecta est,
iussorem non accepit omissum
sessionis
vel
instnimentum
nam secundum
est;
qnod emptor fide-
testationis
vacnae pos-
conseusmn auctoris in pos-
sessionem ingressus recte possidet.
Als ein gangbarer Gebrauch werden ferner die Bebaioteres in
Nov. 4 cap. 2
vorausgesetzt.
heneficium excussionis der
Bürgen
Es die
ist
dort
vom
bekanntlich
Rede und wird gesagt, das-
selbe stehe nicht bloss bei eigentlicher Schuldbürgschaft, sondern auch,
bei
der
Haftung der
„sogenannten" Kaufbürgen
zur
Verfügung.
Kai ov rovto ^lovov inl daveiCrcov cpa^ev, «AA« y.cd ei' tig n nagd rtvog, sixa xov xcckov^svov käßoL ßsßatat^v TtQog top ßeßaKovijv eid^vg 6 dyocovrjöaLTo
ju,?)
QaGtrjg %coqeitg3 xtA ....
1)
Mommsen,
Stadtrechte p. 471 (vgl. auch C.
dieser Stelle behauptet,
dass
I.
Lat.) hat auf
Grund
der manceps sein eigener praes sein konnte.
Der dagegen erhobene Widersprach von Göppert, Zur Lehre von den Ztsch. f. Rechtsgescb. IV 275, scheint mir schon au sich und namentlich im Hinblick auf den Umstand, dass diese Erscheinung ihre ParalEine ähnliche Piuallele, wie die im Text lelen findet, wenig bedeutsam. bezeichnete, bietet auch die germanische Institution der Selbstbürgsehaft. Vgl. Schröder, Deutsche Rechtsgescb. S. 57 u. 281 fg. und die das. Citt. auch J bering, Geist des R. R/ III Vorrede S. XI— XXVI und Note 240 a.
praedes,
—
—
—
507
merkwürdige Anwendung
Eine
dieser Bebaiüsis
Gesetz des Constantiu über die bona maternl yeneris, C.
enthält das li.
1
t.
§
2.
Es ist daselbst bekanntlich gesagt; dass der Vater von diesem Vermögen Nichts veräusseru darf, bei sonstiger Vindication der Kinder; und es wurde bereits früher gezeigt, dass dieses mit dem griechischen Recht, wie es die Inschrift von Gortjn bezeugt,
Da nun
sammenhängt.^)
bei einer
zu-
Veräusserung des verwitweten
ob derselbe eigenes oder natürlich im Gesetz folgende Vorschrift wenig praktische bei der Freiheit der Contrahenten Vaters
der
Käufer nie wissen kann,
Kindesvermögen
feilbietet,
— —
ist
ertheilt:
mim
Docere
pater
(lebet,
proprii iuris
donat mit distrahit; et emptori, si velit,
accipere,
qiiia
niälam poterit
eam rem esse, quam fideiussorem licehit opponere
praescriptionem
filiis
quandoque rem suam vindicantihus.^) Dieser
Fall
einer
erzwungenen
Bürgenstellung
sonst durchaus dispositiven Rechtsverhältniss
ist
bei
siugulär,
einem
und
es
lässt sich wohl annehmen, dass auf diesen Gedanken vorwiegend
die in der griechischen Praxis
herrschende Sitte freiwilliger Bür-
genstellung für den Evictionsfall hingeführt habe.
An
das Gesetz von Constantiu lässt sich vielleicht eine Hy-
pothese anknüpfen, welche einen gegenwärtig vollkommen unverständlichen Paragraph des syrischen
Rechtsbuchs mit der Lehre
von den ßsßaLOJtiJQfg in Zusammenhang bringt.
Der § 38 der Londoner Handschrift sagt
in
seinem ersten
Alinea Folgendes:
„Wenn
festgestellt und giltig ist der Verkauf von Häuund Ländereien oder Sklaven oder jeder (anderen) Sache durch einen Vertrag zwischen dem Verkäufer und-dem Käufer, und sie stimmen überein mit einander über die ri^ri der verkauften Sache, und eine Arrha ist gegeben, und die festgestellte Gesetz, dass der tifii] ist noch nicht bezahlt, (so befiehlt das Verkäufer keinem Anderen die Sache verkaufen kann, als dem Wenn nun Ersten, der den Preis der Sache versprochen hat). aber der Erste sich weigert, so ist dem Verkäufer äXXa covsaxcc,
sern
1) S.
oben
2) Vgl.
S. 238.
auch Kevillout, Les obligations pröfacc
p. 24.
syr. l. § ss.
—
—
508
eine xaTayQaq)ri zu schreiben auf den
ganz bezahlt, und
wird
Ttfi?^
Namen
übergibt
er
des Ersteren; die
ihm
die
verkaufte
Sache, aber nicht wird die Arrha fzurück)gegeben."
Im
zweiten Alinea
^)
wird dann der Rechtsfall unter die Vor-
aussetzung gestellt, dass keine Arrha gegeben
ist;
im üebrigen
Entscheidung die gleiche, und wir können uns auf
ist die
die Er-
örterung des ersten Absatzes beschränken. Die Entscheidung desselben, wonach bei Mora des Käufers der Verkäufer soll
—
zu
weiterem Verkauf der Sache
—
eine Verpflichtung besteht
schen
berechtigt
man wohl annehmen
ohue dass jedoch, wie
sein
kann, hiezu
im Allgemeinen dem römiden Verkauf auf Rechnung des
dürfte
,
Recht entnommen sein;
säumigen Abnehmers kennen schon
Digesten.
die
Sehr zweifel-
haft ist jedoch das Verständniss des hiefür vorgeschriebenen Vor-
Schon der Text
gangs.
ist
ganz
nicht
die
festgestellt;
Worte
Sachau-Bruns statt Man wird des jedenfalls verderbten alaanka der Handschrift.-) jedoch schwerlich fehlgehen, wenn mau mit Bruns auf (»rund aXXa (Dusaxd sind nur eine Restitution von
des feststehenden erläuternden Ausdrucks xara-ygacp)} (Kaufbrief)^)
annimmt, dass dem zweiten Käufer ein neuer Kaufbrief auszufertigen ist, was der damaligen ^yeitgehenden Verwendung der Schrift-
Ganz räthselhaft
form entspricht. die Thatsache,
dass
bleibt
ersten Käufers zu schreiben
Bruns denkt
ist".
Bruns Namen des
aber dabei für
der zweite Kaufbrief „auf den
daran, dass da-
Verkauf „auf Kosten und Gefahr'^ des säumigen Abnehmers gemeint sein könnte. Indessen brauchte dann die Urkunde offenbar noch nicht auf seinen Namen gestellt zu werden; denn mit
ein
„auf Rechnung" und „auf den
Namen"
einer Person
zu contra-
hiren, sind zwei verschiedene Dinge.
Es
ist
nun meines Erachtens
in
Betracht zu ziehen, dass
damals, wie die obcitirte Novelle 4 zeigt, beim Verkauf der Usus der ßsßaicDTaL
1)
noch
immer
in
Vgl. P. 18, Ar. 20, Arm. 14.
vollem
Das
Gebrauch war.
erste Alinea
von L. 38
Als
ist
der
daselbst
nicht aufgeuommeu. 2) 3)
Commentar S. 203 fg. Zu den bei Bruns für
tirten Stellen 2, 248).
s.
diese Bedeutung des Worts xaraypaq^/J cinoch Pap. du Louvre 21 bis lin. 6 (Not. et Extr. XVIII
nächste
ßeßaiart'jg
—
509
erscheint
aber,
— wie wir bereits oben
sahen,
dem der Verkäufer sein Recht ableitet. Vermuthung anregen, dass an das Gleiche auch
der letzte Vorbesitzer, von
möchte
Ich
die
hier gedacht
sein wird
und der
erste
Käufer
ߣßaicoTi]g auf-
als
gestellt wird.
Man
könnte dies mit Hinweis darauf ablehnen, dass ja dieser
vor erfolgter Abnahme, das
Waare geworden
der zur Disposition stehenden
dem
mit
Tradition, gar nicht Eigenthümer
ist
Es
ist.
ist
jedoch
Traditionserforderniss im nachclassischen Recht nicht so
Man
streng zu nehmen.
weiss gegenwärtig, dass
—
durch ccmstitutwn possessorium
tradition
—
fructus u. dgl.
Urkunden-
die
fingirte
retentio tisits-
sich in der späteren Kaiserzeit in
hohem Masse
entwickelt hatte; ebenso liess sich die Praxis mit der Uebergabe der Erwerbsurkunde über die
Waare genügen und nahm damit Nichts hindert im vorliegenden
die Tradition als vollzogen an.^)
Fall
anzunehmen, dass der säumige Käufer
der Erwerbsurkunden befindlich gedacht
ausdrücklich
bereits im wenn unsere
als
ist; ja,
von der Voraussetzung ausgeht,
Besitz Stelle
der Verkauf
dass
„festgestellt und giltig ist", ist man beinahe gezwungen anzunehmen, dass der erste Kaufbrief nicht bloss ausgefertigt, sondern, was sich daran von selbst anschliesst, auch übergeben ist. Damit hat aber der morose Abnehmer die Verfügung über die Waare, und weil nun die Gefahr besteht,-) dass er selbst die
Sache
bei
besserem Besinnen wieder weiter verkauft
pfändet, wird
zum
dem Verkäufer
Und
Selbsthilfeverkauf zuzuziehen.
Gedankengang hervorzutreten;
dem säumigen
in
der Darstellung
ersten Käufer
Namen
er die
Sachen mit
—
zustimmend, ß^ßatarriQ,
als
Es
ist
nennt,
natürlich, dass diese
beanspruchen kann, digen Hypothese. 1)
ein
als
—
in
der Verkäufer
Hs. (§ 14)
soll
von
sich
Schreiben geben lassen, worin d. h.
er
hat den ersten Käufer
dem Weiterverkauf
zuzuziehen.
Ausführung keinen andern Werth
den einer mehr oder weniger glaubwür-
Als solche aber dürfte
Vgl. über das Ganze
ver-
der That scheint dieser
armenischen
der
daselbst,
heisst
es
oder
der Rath ertheilt, ihn als ßsßcacorijg
sie sich
Brunuer, ßecbtsgesch.
in das Bild der
der Urkunde 113
— 130.
Dass der Satz des § 41 I. de ß. D. nicht entgegensteht, ist klar, da man in der Uebergabe der Urkunden vor Bezahlung des Kaufscbillings in vielen Fällen ein Creditireu desselben wird finden müssen, welches den 2)
Eigenthumsübergang herbeiführt.
— Verkaufsgarantien,
die
510
Gleichwie Constantin
wurden, passend einfügen. jeden
schreibt,
um
nehmen,
Verkauf unter Beihilfe
Verkaufsselbsthilfe der Rath liche
iin
EudHch mag '-'
Occident.
zu
sichern,
ertheilt
ßsßaicot^g
vor-
vorzu-
würde hier
für
die
gegen nachträg-
sich
sein,
Ansprüche des ersten Destinatars durch
zum Weiterverkauf Kaufbürgen
eines
dem Vater
den Käufer gegen eventuelle Reclamationeu aus dem
der Kindesverfangenschaft
Titel
geboten
griechischen Keichshälfte
der
in
—
dessen Zuziehung
zu schützen.
68 uiclit
Unerwähnt bleiben, dass auch
die ger.
.
manischen Volksrechte auf dem Boden des weströmischen Reichs Die lex Wisigothoruni bestimmt eine Verkaufsbürgschaft kennen. in
lib.
V
tit.
4
c.
2:
„Si venditor non
fuer'it
idoneus,
ingenimm fideiussorem dare
debebit emptori, et emptio ita lidbeat firmitatem".
Sehr auffallend
ist
ravennatische
eine
Urkunde
v.
591,
J.
Marini, Papiri No. 122/) wo sich der Verkäufer, Titzane mit Namen,^)
als
auctor
eigenthümliche
et
spontaneus
bezeichnet.
fideiussor
Ob
Wendung mit germanischen Gebräuchen,
diese
insbe-
sondere mit der hier auftauchenden Selbstbürgschaft ,^) oder mit
römischem Vulgarstil^) zusammenhängt, kann hier nicht untersucht werden; es genügt, das
Vorkommen
der gleichen Idee in
den ptolemäischen Papyri und den spätrömischen Urkunden
als
eine interessante Coincidenz hervorzuheben.
III.
Das Hemiolion.
Nur mit wenig Worten sei ein Punkt berührt, der nicht sowohl der strengen Rechtssatzung, als der Sitte und bis zu einem gewissen Grade der Praxis der Urkundsverfasser angehört. Die Höhe
der
Conventionalstrafen,
wie
sie
in
Verträgen
wegen Nichterfüllung der schuldigen Leistung angesetzt werden, 1)
Spaugenberg,
2)
Der Name gibt
Tab. neg.
p. 282.
für die Nationalität des Verkäufers,
selbst
wenn
es
gar keinen Anhalt; er kann ebensogut römisch (Titianus), als slavisch (Zizone, Zizais, Ammian. Marc. XVII 12) oder auf diese
angekommen
sein
sollte,
iberisch (Dittani) oder sonst etwas sein.
Schröder, Deutsche Rechtsgesch. S. 57 und die das. Citt. Rudorff, Die baetische Fiduciartafel, Ztsch. f. Rechtsgesch. XI
3) Vgl.
4) S.
9G A. 69.
—
D. de evict. 21,
2,
4 pr.
— ist
—
511
im griechischen Recht eine ziemlich gleichbleihende. Es komhauptsächlich zwei Ansätze vor: das Doppelte der Haupt-
men
leistung und das sogenannte rjfiLohov.
Ueber das
wenig zu sagen,
erstere Zahlenverhältniss ist hier
—
da das, was gesagt werden könnte lung eine weit über den
Umfang
nämlich, dass die Verdoppe-
des griechischen Rechts hinaus-
—
gehende Bedeutung zu haben scheint
,
Untersuchung über
einer
die Zahl im Rechts- und Geistesleben der arischen Völkerschaften
Einfacher, weil, soviel ich sehe, auf
überhaupt angehören würde. einer
specifischen
ruhend,
Lehre vom Hemiolion.
die
ist
Der numerus
hemiolios
Dies
Rechtsbegriff.
scher
Abhandlung über zu
Eigenthümlichkeit des griechischen Volks beaber kein römi-
griechischer,
ein
ist
ausdrücklich
erklärt
diese Zahl, Noct. att.
Gellius
XVIII 14;
er
in
einer
rechnet
sie
denjenigen Werthgrössen, für welche die lateinische Sprache
keinen Ausdruck
Ganz
besitzt.')
möchte
richtig
nun nicht
dies
sein, da der Ausdruck sescuplum bei den Lateinern denselben Begriff
ausdrückt;
selbe
—
mit
aber
einer
im
bald
Rechtsleben
der
Römer
spielt
erwähnenden Ausnahme
zu
—
der-
keine
Rolle.
Bei
den Griechen dagegen
häufiger Straf ansatz;
ist
das tj^iöXiov
ein
ungemein
so gewöhnlich, dass es unverständig
es ist
Eine Zusammen-
wäre, die Beispiele hiefür sammeln zu wollen.
stellung älterer Belegstellen gibt Salmasius;^) von neueren z.
B. delphische Freilassungsurkunden
der Gottheit,
Freiheit
wenn
die
citirt,
wo
die
seien
Garanten der
Garantie ausbleibt, das andert-
halbfache des Lösegelds versprechen.
Wescher-Foucart si
ÖS
^ri
No. 341:
TtaQSXOVtL
yctiaoL iovtcov
(sc.
avtov xal tov
ßißaiav xav avav tö d-sa), itQarj^ioXLOV.
.
.
Ebenso No. 347, 348, 407. Beispielsweise citiren wir noch:
Baueontract von Lebadea, Dittenberger
S.
L
G. No. 353
Z. 39.
1)
Figurae quaedam numerorem, quas Graeci
certis
nominibus appellant,
vocabula in lingua Lutina non hahcnt .... Qtiale eniin hemiolio 2)
numero aut epüritoV De modo usur. p. 313—335.
fieri
7tomen posset
^.^^f*^®*
von
Mysterieniusclirift
-
512
Dittenb.
Andaiiia,
No. 388
c.
1.
Z. 73.
Pachtcontracte
von Delos,
molle, Bull, de VIII
S.
23
die
Bemerkungen von Ho-
VI
p.
64.
die Stadt Arkesine, Bull, de corr.
Darlehen des Praxikles au hell.
s.
corr. hell.
Z. 12.
fg.
und von gräco-ägyptischeu Papyri: Pap. Leyd.
A (Leemans
Pap. Leyd. C (Leemans (Leemans Pap. Leyd. Pap. du Louvre 7 (Not.
p. 1)
Z. 13.
22) Z. 13.
p.
p.
79) Z. 20.
et Extr.
Pap. du Louvre 8 (Not. et Extr.
XVIII 2 1.
Pap. du Louvre 13 (Not. et Extr.
Diese kurze
grossen
Reihe
stellung
von
Uebersicht,
von
Seinem Begriff nach aber das Anderthalbfache,
ist
p.
p.
171)
Z. 14.
174) Z. 12.
210) Z. 15.
welche nur einen
Belegstellen
Häufigkeit
der
p.
e.
repräsentirt,
Ausschnitt einer eine Vor-
dürfte
geben.
Couventionalstrafe
dieser
Name besagt, Summe mit einem
das r]^i6Xiov, wie der
das heisst
die
einfache
Es ist daher eine Ermässigung der vorkommenden Conveutionalstrafe des Doppelten und vielleicht gerade wegen dieser Mässigung so sehr beliebt ge-
Zuschlag von 50 Procent, sonst auch ist
wesen. Gleichzeitig ist die Stipulation des Hemiolion bei nicht rechtzeitiger
Zahlung einer verschriebenen Schuldsumme eine beliebte In dieser Bedeutung finden z. B. in den obcitirten Pap. Leyd. A und 0., Pap. du Louvre
Form, wucherische Zinsen zu erheben. wir es 7
und
cent,
Eine Erhöhung des verfallenen Capitals
8.
um
50 Pro-
welche gleichfalls wieder Zinsen tragen, bedeutet, wie E.
Revillout richtig auseinandersetzt,^) eine äusserst schneidende und gefährliche Form der Bewucherung, und diese war eben in der östlichen Keichshälfte sehr üblich, /iusfusscier Kaisorzeit
Ulrich Wilckcu hat
undwuchor^gj. Kaiscrzeit ein Zinsfuss
gewesen
zu
sein
scheint.
die
von
1)
Les obligations p. 65 sqq.
Hermes
XX
zu C.
T.
449, L.
cf.
VIU
Ephem.
aufgestellt,-) o y
dass in
j
Procent der thatsächlich übliche
Diese
2)
Momraseu
Behauptung l o
Bemerkung
epigr.
2, p. 774.
V
u.
328
,
scheint
selbst
vita Alexandri
c.
für
26
u.
normale Verhältnisse
ganz richtig zu sein;^) wir dürfen
nicht
auch daran erinnern, dass der Wucher selbstverständ-
aber hier
auch in der Kaiserzeit
lich
—
513
und dass
die
geleistet
haben
alte Praxis
durchaus nicht verschwunden
des Hemiolion
ist,^)
demselben gute Dienste
dürfte.
Lehrreich
in dieser
ist
Canon des
17"'
Richtung der
nicäni-
Derselbe verordnet, „da viele Cleriker das gött-
scheu Concils.^)
Wort*) vergessen und wucherisch 12 Procent verlangen", „wer nach dieser Verordnung noch Zinsen nimmt durch irgend einen Kunstgriff oder das Geschäft auf eine andere Weise betreibt oder das Anderthalbfache zurückverlangt^) oder sonst eine Art schändlichen Gewinns aussinnt", aus dem Clerus ausgeliche
dass,
stossen werde.
Dasselbe
Zinsquote bei
als
enthält
wenn
Gesetz
das
der Gläubiger,
zeitige
Annahme
Auch
um
charakteristische
die
das Hemiolion
usuris 2,
—
des Capitals verweigert,
für
den ersteren
Massregel,
dass,
gewinnen, die recht-
zu
sehr beliebt gewesen sein muss,
cher also
C. Th. de
anzunehmen; für Geld-
Getreidedarlehen
wird dasselbe nicht verstattet.
darlehen Fall
Constantin's
Dasselbe erlaubt auch in Hinkunft das Hemio-
33, 1 V. J. 325. lion
Gesetz
das
zeigt
ein Kunstgriff, wel-
—
er der
Forderung
verlustig geht.
Es war
also
die
Verkehrssitte
der
in
auch
Kaiserzeit
in
diesem Punkte dieselbe geblieben.
Im römischen
Rechtsleben
classischer Zeit keine Rolle.
dimidiae partis,
welche
spielt '
Nur
Anderthalbfache
das '
im Process
leugnenden Beklagten.
partt.t bei
einmal, nämlich in der sponsio '-
über
pecunia constitnta
leisten ist, erscheint ein eventueller Strafzuschlag
für den
m^ponsio dim.
Es
sollte
nicht
zu
von 50 Procent ernstlich
daran
gedacht werden, dies auf ausländische Einflüsse zurückzufüliren:
dennoch behandelt E. Revillout es sache,
1)
dass
der Prätor hier
Hartel, Ueber
dem
als
eine ausgemachte That-
ägyptischen Recht gefolgt
die griech. Papyri E. R. S. G8
Anm. 32 hat
ist,
zahlreiche
Fälle eines höheren Zinsfusses bis zu 12",o namhaft gemacht. 2) Vgl. für Aegypten den Landwucher 254—260. 3) Hefele, Conciliengeschichte T 421.
bei
Wessely, Wiener
4) Ps. 14, 5.
6) rjiiioliccg
M
i
1 1
i 3
,
anaixmv.
Keichsrocht
u. Volksreclit.
33
Stud.
IX
^o»«'''!''«
pecimia.
—
-
514
wobei dieser Gelehrte, ohne den Gebrauch des
rj(ii6?iL0v
Anderthalbfache
das
dass
ptolemäischen
der
Papyri
auch jenes der sponsio climidiae partis lediglich
Recht entlehnt
den
bei
europäischen Griechen zu kennen, sich auf den Standpunkt
stellt,
und dann
dem ägyptischen
sei.
In der nachclassischen Zeit aber findet sich einmal eine Be-
c.Th, 4,19,1.
stimmung, bei der man sehr versucht
anzunehmen.
chischen Gebrauchs
einen Einfluss des grie-
ist,
In einem Gesetz unbekannten
Ursprungs, dessen in C. Th. de usur.
19, 1
rei iud. 4,
Erwähnung
war bestimmt, dass der Schuldner, welcher dem Judicat nicht rechtzeitig nachkommt, ausser dem Capital noch die medietas dehiti zu ersetzen hat. Das Gesetz ist in das justinianische Recht nicht übergegangen und desshalb wenig bekannt; aber geschieht,
mit Recht hat Jac.
Gothofredus in seinem Commentar zu undass dem säumigen Judicatsschulduer „^/ttt-
serer Stelle bemerkt,
oXCav tisurae" auferlegt seien.
IV. Seliriftform der Verträge.
Schon von anderer Seite worden, dass
öfters
ist
Bemerkung gemacht
die
späteren Kaiserzeit die
der
in
der
Schriftlichkeit
Verträge eine höhere Bedeutung erlangt zu haben scheint, als in
der
diese schriftfurm bei
den
Giiecbeu.
classischen
Es
besass.
lässt
sich
sie
vermuthen, dass
vorwiegend auf griechischem Gebrauch beruhte.
Sitte
Verwendung O j^]^.
Zeit
Die
der Schrift im Reclitsleben ist bei den Griechen ur-
^ährcud
Römer noch
die
in der classischen Zeit das
Haupt-
gewicht in die mündliche Rede und Gegenrede verlegen und der Schrift daneben
nur Beweisfunctionen beimessen, war schon zur
Zeit der attischen
mässige
wenn fjraeca
sie
Redner
Contractsform.
Errichtung einer Urkunde die regel-
die
mündliche Verabredung
Die
vor Zeugen getroffen war;
fides^)
galt
nur,
doch machte die bekannte
auch beim Vorhandensein von Zeugen die Schrift-
form wünschenswerth,'-) und mau kann sich, wie Gneist richtig bemerkt, die Verwendung der yQa^^arsta bei den Griechen nicht häufig genug denken.^)
um
Je mehr dieser Gebrauch die
Schrift 1)
Plaut. Asiiiaria
2) Vgl. 3)
(^ewissermassen I
3,
sich
griff,
Bssentiale
ein
desto
mehr musste
des Vertrai^s
werden
47 (199).
Meier-Schömann*
S.
Gneist, Formelle Verträge
677
fg.
S. 421.
4
— und
515
Meinung hervortreten,
die
kommen
—
dass
rein
mündliche Ueberein-
zur Erzeugung von Rechtsveränderungen nicht genügen.
Diesen Zustand finden wir im Recht der severischen und diocletianischen Zeit vollkommen ausgebildet; begreiflicherweise
welchen die
in
er
Wir geben
auch unter den späteren Kaisern nicht weggefallen. eine Uebersicht über die wichtigsten Stellen,
ist
vul-
Vorstellung O O von der Unerlässlichkeit der Schriftform be-„,^"'!. Schnftform ^° welche die ^Rescripteu kämpft wird, mit Hinweglassung J JT o aller derieuigen, o ; O o;äre
'•'-'"
'
ohne sich über ihre Bedeutung näher zu äussern,
Schrift,
als
selbstverständlich voraussetzen.^) C. de pactis 2, 3,
Pactum ....
17 (Dioclet. Deximacho):
etsi
scriptum non existente
aliis prohatio-
nibus rei gestae veritas comprohari potest, praescs provinciae
ciindum ins custodiri
se-
effwiet.
C. de rei vind. 3, 32,
10 (Dioclet. lanuario):
.... iudex enim non ignorat, servoriim dominia
instrumentorum exJiihitionem
aliis
etiam citra
probationibus vel ipsorum
interrogatione posse ostendi. C.
tit. c.
15 §
1
(Dioclet. Aurelio Proculino):
(Praeses provinciae)
torum C.
expelli te
tit. cit.
obtentu
possessione non
non datorum instrumen-
patietur.
19 (Idem Callistrato)
quam
Indicia cetera .... non minorem probationis
menta
instru-
continent fidem ....
C. famil. erc. 3, 36, 12 (Gallus et Valusianus Rufo):
Non
ideo divisio inter
habenda
irrita
est,
C. de probat. 4, 19,
Proprietatis
tionis,
sed
ac fratrem
te
tuum ut proponis
quod eam scriptura secuta non
est.
facta .
.
4 (Alexander Avito):
dominium non tantum
ex quibuscunque aliis
instrumento emj)-
legitimis probationibus
osten-
ditur.
C. de fide instrum. 4. 21, 8 (Dioclet. Alexandrae):
.... Providehit iudex
parari propter 1)
.
.
.
nullum praeiudicium domino com-
amissionem instrumentorum.
Auch jene Constitutionen bleiben weg, welche
lichkeit der Ehecontracte beziehen; über diese
s.
oben
sich auf die SchriftS.
228 A.
33*
2.
'^esci.
— C.
t.
—
516
10 (Idem Viclorino):
c.
Cum instrumentis etiam non
intervenientihus- venditio
facta rata maneat. ... C.
t,
11 (Idem Theageni):
c.
Eniancipotione facta
actonim tenor non
etsi
torum interitu veritas convelli non C.
t.
.... ac-
existaf,
solet.
12 (Idem Dionysiae):
c.
possessioNon idcirco minns in vacuani inductus praedii praeter missiim instritmentnm adnem, quod eius facti .
severatur, hanc obtinere
12 (Dioclet. Aurelio Paciano):
minus emptio perfecta
idcirco
ISlon
Si
.
.
rer. alieu. 4, 52,
praedia
.
distraxisii,
C. de locato 4, 05, .
.
C.
.
...
interest solves.
9 (Alexander Aurelio Fnsco):
tit. cit.
quod placnit parere
ei
24
est.
nullum instrumcntnm,
pröbetnr (emptor) pacto consensisse
si
.
.
.... instru-
omissum
5 (Dioclet. Olyrapiano):
licet
intercesserit .... evictione secuta quanti
scripto
quod
est,
testafionis vaciiae possessionis
commun.
C. de
.
potes.
C. de coütr. enipt. 4, 38,
mentum
.
.
.
.
quamvis sine
cogitur.
(Dioclet. Aurelio Antonino):
non intervenien-
Contractus locationis conductionisque ....
tihus etiam instrumentis ratus lidbeatur. C. de Überall ca. 7,
tae
nullum
C. de acq. .
.
quod
tibi
cutus
es.
25
(Dioclet. Licentiano):
adferunt praestitae
mentorum amissio
.
16,
praetermissa instrumenta manumlssionis
Sicid
v.
licet
lihertati
rectc fac-
vitium, ita .... instru-
nihil .... nocere polest.
amitt. poss. 7, 32, 2 (Alexander Gauro):
enim instrumento non
tradita
ipsa
sit possessio,
sit
tarnen
rei
comprehensnm, veritate id
consc-
C. de praescr. longi temp. 7, 33, 7 (Dioclet. Anthiae):
Longi
amissio
temporis
nihil
praeso'iptione
imis aufert.
C. de pignor. 8,
13,
.
.
instrumentornm
mio/ifis
.
12 (Dioclet. Eusebio):
Si uxor tua pro pecunia
quam
oUigavit pignori eique tu successisti,
accepit
licet
mntuo,
re.^i
proprias
in insfru7)ienti(m eins
—
facti testimonium collatum de his
tibi
C. de
—
517
non
soluto
sit,
dehito
creditorem
reddendis sollemnl iure eonveni.
fiele
hastae 10,
et iure
3,
3 (Gordianus Crispo):
instrumenta emjptionis non extent, quihusciinque p'ohationihus iixor tua ostcnderit, ad se eam domum perti-
Etsi tarnen
ncrc
.
.
Aus sclien
^)
.
fisciiw
.
.
.
refore quacstionem procurator mens non
Rescripten,
diesen
sinei.
von denen die vierzehn diocletiani-
mit ziemlicher Sicherheit der östlichen Reichshälfte zuzu-
weisen sind, dürfte hervorgehen, dass im Gebiet des Hellenismus die
Redaction
schriftliche
Art
bei jeder
von Rechtsgeschäften,
Kauf, Gütertheilung, Verpfändung, Emancipation, Manumission, für ein wesentliches Erforderuiss
des Actes gehalten wurde.
Und
zu
demselben Resultat führt die Betrachtung des syrischen Reclitsbuchs.
Dieses
Bruns-)
wie
steht,
richtig
bemerkt,
auf
dem
Standpunkt, dass die Schrift bei allen Rechtsgeschäften geradezu
Emancipation L,
erforderlich ist; so bei
3,
Adoption L. 52, Schen-
kung L. 22, 69, Vergleich L. 85, Gesellschaft L. 86; bei Kauf und Erbtheilung wird zwar (L. 64, 70) das Erforderniss der Schrift negirt, jedoch in einer Weise, welche zeigt, dass die ent-
gegengesetzte Ansicht verbreitet war.
Es lässt sich übrigens wohl annehmen, dass mit dem zunehmeuden Verfall des römischen Formalismus auch im Occident die Kraft der soleninia verha und der Mündlichkeit hinter der zunehmenden BedeutuDg der Urkunde zurücktrat. Die Eutwicklunoder Urkundentradition z. B. mag in spätrömischer Zeit auch im Occident die thatsächliche Bedeutung der Schrift bei Rechtsgeschäften gesteigert haben. Aber die consequentere und jedenfalls
weit
ältere
Entwicklung
gehört
auch
hier
der
östlichen
Reichshälfte an.
V. Processualisches. In
diesem Abschnitt
sollen
einige
Andeutungen über zwei
Punkte des spätrömischen Processes stattfinden, bezüglich deren ich den Einfluss griechischer Processrechtsideen für möglich halte.
1)
Diese Zahl lässt sich noch vermehren,
ter gehaltene, aber wahrscheinlich in
scripte hieherstellen will, 2)
Commentar
wovon
S. 205.
ich
wenn mau etwas unbestimm-
demselben Sinn
7a\
Umgang genommen
interpretirende Re-
habe.
-
—
518
Es ist damit nicht Alles aufgeführt, was muthuDg Spielraum gewährt, aufführen
sich,
wenn man
Hesse;
aber
der Ver-
vage Ver-
muthungen sind nicht bloss werthlos, sondern schädlich. Auch die Andeutungen, die hier folgen, beanspruchen nicht für mehr als Hypothesen gehalten zu werden; diese habe ich desswegeu nicht unterdrückt, weil mir ihre innere Wahrscheinlichkeit nicht
ganz gering erschien, und weil sie sich an anderweitige literarische Erörterungen als neues Ferment anschliessen dürften. cuntradiclorii
im
c.
'
(a^.
Bekanntlich erwähnt der Codex Theo-
LtbelU cotitradictorü.
g,)
lihellii.
Theod.fjQsiajjus
400)
einmal
—
—
l^belli
die
im
Titel de his qui potentiorum 2, 14
contradidorii ,
Baron ^)
der Litisdenuntiation ausgehen. libelli vel
c.
un.
vom Beklagten nach
welche
hat dieselben mit jenen
welche nach Mittheilung derselben Con-
tltuU identificirt,
beim Streit über den Besitz von Grundstücken auf diesen angebracht werden und das Grundstück als im Besitz einflussreicher Personen befindlich bezeichnen, um den Kläger von seiner stitution
Vindication
Ich kann mich
abzuschrecken.
dem gegenüber nur
Ansicht von Jac. Gothofredus,^) Perund Kipp^) anschliessen, welche den lihellus contradicvon diesen libelli durchaus unterscheiden zu müssen glau-
der entgegenstehenden
nio e^) toriiis
ben;
Niemand wird
Man
nennen.
ein Namensschild einen lihellus contradictorius
hat daher, wie ich glaube, mit
Pernice und Kipp
anzunehmen, dass diese contradictorii llbelUi eine Art Klagbeautwortung waren, in der im Fall des citirten Gesetzes der Beklagte fälschlich einen vornehmen Auetor seines Besitzes namhaft machte. Ob sie mit dem bekannten Antibiblos identisch sind, welchem Stintzing^)
schon
Function
die
wortung beimass, möchte ich
einer
trotz
schriftlichen
Klagbeant-
der Bejahung Kipp's'') lieber
unentschieden lassen; dass aber eine schriftliche Klagbeantwortung
im spätrömischen Process vorkam, wie es von Ötiutzing, Bethmann - Hollweg,') Pernice und Kipp behauptet wird, kann,
1)
Denuntiationsprocess
2)
Commeutar ad
3)
Amoenit.
h.
1.
iuris, Ztsch.
4) Litisdenuntiation S.
6) S.
327
Formeln
S.
des
f.
216
6) a. a. 0. S. 220.
249 A. 42,
2.
156).
R.-Gesch.
XX
2, p. 134.
fg.
justinianischen
fg.
7) Civ.-PiüC. 111
231 A.
(I p.
Processes,
Ztsch.
f.
Rechtsgesch.
V
— glaube
ich,
kann
sich
jetzt
Thamuga
berufen,
Postulatio
erfolgt,
wonach
die
für
Man
werden.^)
auf die
auch
namentlich
welche
contradictio ,
von
^"^^q^""
auf die
'^^amuga.
Inschrift
viermal soviel Papier und zweimal soviel Ad-
berechnet
vocatensporteln
angesehen
wahrscheinlich
sehr
als
dafür
-
519
werden,
als
diese;
für
solche
eine
Contradictio kann nicht als einfache Empfangsbescheinigung oder Einlassungserklärung, sondern muss als eine specialisirte Gegenschrift aufgefasst werden.
Wenn
dies richtig ist,
interessante
es eine
so ist
und
viel- ^^"'^^^®
leicht für die Entstehung des Ubellus contradictorius belehrende Thatsache, dass solche Gegenschriften, welche die mündliche Ver-
handlung vorbereiten, zeit
bekannt
yQacpat,
bereits
Sie
sind.-)
kommen sowohl
dem
führen in
attischen Process
den technischen
öffentlichen
als
der Redner-
Namen
avti-
Privatprocessen
in
vor und enthalten die Aeusseruug des Beklagten über die in der
Ein wenngleich durch
Klagschrift bezeichneten Streitpunkte.
seine
Kürze auffallendes Exemplar einer solchen Antigraphe ist der ersten demosthenischen Rede gegen Stephanus beigeschrieben.^)
Das syrische Rechtsbuch "^3^"*°"" behandelt L. 106 die Lehre vom Processzeugniss; nachdem aus-j^g'^l'^^^^^ß einandergesetzt worden ist, welche Personen als taugliche Zeugen b)
Assertorischer Zeugeneid.
betrachtet werden können, wird weiter gesagt:
„Diese nehmen die Gesetze an, dass
indem
über jede Sache, die sie wissen,
Zeugniss ablegen
sie
sie die
gepriesenen und
schrecklichen Gesetze Gottes anfassen und schwören, dass sie
bezeugt haben".
mit Wahrheit
Hienach
der Zeugeneid
ist
ein
dies mit Recht auffallend gefunden.
selbst C.
I.
noch nach dem Gesetz Constantin's
4, 20, 9)
t€stinwnmni"j
Bruns
Bruns^) hat Nach dem römischen Recht,
assertorischer.
soll
also
(C. Th. 11, 39,
o
=
der Zeugeneid erfolgen „priiiscßiam perhiheant
promissorisch
Die
sein.
Erklärung
sehr einfach; „die Lösung des Widerspruchs
ist
ist
für
wohl nur
in der Ungenauigkeit des Verfassers des Rechtsbuchs zu suchen''.
1)
Zweifelnd
Baron
a. a.
S.
0. S. 231.
Heffter, Athenische Gerichts -Verf. 830—2. 3) Demosth. c. Stephan. 1 46 p. 1115. 2)
4)
Commentai-
S. 277.
S.
289;
Meier-Schömann-
Dem
—
520
entgegen möchten wir wieder darauf aufmerksam
macheD,
dass der assertorische Zeugeneid eine alte Regel des griechischen
Rechts
bildet.
Zunächst
ist
zweifelhafte
eine
von Gortyn berührt diese Frage
Stelle
wo
dort,
abzuthun.
Das Recht
um
den Beweis
es sich
des Inhalts eines früheren ürtheils handelt.
IX 31 al
ÖLKccetas
hat oC
xa vixag
(i8v
jco
ETiL^aXy,
fivdficoVf
oC
TtoXiaTSvri,
ETtißdXXovTsg ,
fg.
al Ka
de
(Bernhöft):
Wenn mau wegen
o
doitj
de
Richter und
jc'
und die betreffenden Zeugen, (wenn mau) wegen einer
8iKa6ditG> o^öaavxa
schwebenden Sache den Process
ccTCog^covcovrcov.
ccTCoieLTtcovTL,
der
sollen
Merker, wenn er lebt und
der
xivKOLOtäv xal diaßoXäg xal öl- Bürger griöiog,
einer abge-
urtheilten Sache den Process auf-
^aLtvQsg nimmt,
dvdo%ä(d)
Es wird bestimmt
rj
avrov xal tbvg ^auxvQavg
de
vixijv
ist,
aufnimmt,
über
Pfandschulden,
Betrug uud Vertrag (den Process
To djcXoov.
aufnimmt, sollen) die betreffenden Zeugen aussagen.
Wenn
sie
man
urtheilen,
dass er (der Kläger),
nachdem
aussagen,
er
soll
geschworen hat und
Zeugen, auf das Einfache
die
siegen.
Wäre
die Richtigkeit der vorgelegten üebersetzuug zweifelwäre auch hier der Zeugeneid assertorisch. Allerdings aber ist die Uebersetzung gerade dieses Passus, die wir nach Bernhöft gegeben haben, nicht unzweifelhaft.^) Wir wollen nun los,
so
die sicheren
dürfte
die
Beweise unserer Behauptung hieher
hier behauptete Thatsaclie
stellen.
Vor Allem
durch die Betrachtung des
attischen Rechts ausser Zweifel gesetzt werden.
dem
muss jedes Zeugniss vor Gericht Zu diesem Eude pflegt der Beweisführer das Zeugniss schon vor der Verhandlung im Einvernehmen mit dem Zeugen festzustellen, schriftlich zu fixiren und
'
zlugen^eid
Nacli
schriftlich
attischen Recht
niedergelegt werden.
den lustructionsrichtern zu übergeben.
In
der
handlun«: hat sodann der Zeuse zu erscheinen,
mündlichen Ver-
um
den ihm vor-
1) Anders übersetzen Bücheler-Zitclmanu und Bauuack's, aber meines Erachtens ohne annehmbaren Sinn.
— gelegten Zeugenact eidlich
derum wesentlich
521
Dieser Eid
zu bekräftigen.
ist
wie-
ein assertorischer.')
Aehnlich heisst
endlich
es
Newton, Ancient Greek
in
dem Decret von Kuidos
bei ^"''';J'^"'^'
No. 299, welches das Reglement für das schiedsrichterliche Verfahren der Stadt Knidos zwiInscr. II
schen einigen Bürgern von Kos und der Stadt Kalymna
von dem
22
lin.
aufstellt,
Abhörung auswärtiger Zeugen folgender-
Verfahren bei
massen (A
fg.):
tmv ^aQtvQav 7taQKy£va0&ai
ijcl
xo
dLnaörriQLOV, iy^aQXVQYiöavra inl tcov TCQOötaräv iv sxatSQa
xcc
.
.
ytoXi.
.
toi ds advv{a)too
.
naQEvvrav
.
.
Kaiy^ma.
tcov ccvridixcov,
ei'
xa
xQ£Lt,c}vto
tvQLav ala^äa ^aQxvQUv aal
^ij
övvaxol
rj^ev
naQrj^sv,
ml räv
toi öh (laQtvQsg 7i(o)ro^vvvtco xov v6[.ii^ov oqkov
[laQ-
naQccyeveöd-aL
inl (ro) dixaöf^Qiov
„Diejenigen aber von den Zeugen, welche nicht
kommen
richt
stehern
aber
der
jeder
in
wenn
Parteien,
beiden
Städte ...
schwören,
Hier
werden
ganz
ist
stattfinden
officiell
zum
und dann
soll,
die
sein;
den gesetzmässigen
wahr bezeugen, und zum Gericht zu kommen".
Zeugniss, dass sie sind,
Anwesenheit
in
wünschen anwesend zu
sie
dazu
sollen
zum Ge-
können, sollen ihr Zeugniss ablegen vor den Vor-
Eid zu dem
dass sie nicht
festgestellt, dass
der
Zeugen
zuerst die
im Stande
Abhörung
Zeugniss der Eid
hinzugeschworen
zum
Ueberfluss noch da-
dessen assertorische Natur
durch bestätigt wird, dass auch sein zweiter Gegenstand, die Ver-
hinderung kann.
am
Da
zeichnet
Eid ausserdem noch
als
„gesetzlicher"
ein
be-
man, dass dies Verfahren das allgemeine nur das nicht wohl zu begreifen, wie die Heraus-
wird, ersieht
war, und es
geber des fallen
Gerichtsgang, nur assertorisch beschworen werden
der
sind,
ist
Recueil aus
des inscr. jurid.
obigem Eid
einen
grecq. I
p.
161 darauf ver-
promissorischen
machen zu
woUeu.-) Schliesslich ist
1)
Dies
Schömaun-
dürfte S.
883
noch der Anekdote bei Sueton, Tiberius
sich
—6
aus den bei Heffter
a. a.
0. S. 304 fg.,
c.
71xib^c"r*c°7i.
Meiei-
angeführten Belegstellen zur Genüge ergeben.
2) Sie übersetzen: Les temoins prcteront, avant de deposer, le serment prescrit ... Es scheint, dass hiebei das noTOfivvvxo) der Inschrift mit einem nQoo^vvvz(a verwechselt worden ist,
— wonach
zu gedenken,
einzuführen, eines
einem
Zeugnisses
um
Tiberius,
Soldaten,
dasselbe lateinisch auszufertigen. scheinlich
ist,
sichtlich,
dass
auf ein die
Sprache
Wenn
gerichtliches
Praxis,
die
lateinische Staatssprache
die
welchen Jemand
griechischer
in
—
522
um
Ausstellung
ersucht hatte,
sich dies, wie
Zeugniss bezieht, so
Zeugnisse
erst
befahl,
wohl wahr-
schriftlich
ist
er-
aufzu-
nehmen, wodurch der Zeugeneid von selbst ein assertorischer werden muss, in den griechischen Gerichten auch damals noch statthatte.^)
Behauptung gerechtfertigt sein, dass das syrische Rechtsbuch auch hier vollkommen auf dem Bo-
Durch das Gesagte dürfte
die
den des griechischen Processrechts 1) Vgl.
oben
S. 141.
steht.
Fünfzehntes Capitel. Die Piscalmulten.
der
Allbekannt sind die testamentarischen und Sepulcralmulten römischen und griechischen Testamente und Grabschriften,
Wiewohl
die Rechtstheorie auch hier
noch nicht nach allen Seiten
muss doch diese Lehre der speciellcn romagräcistischen Forschung überlassen bleiben. Hier
klargelegt erscheint/) uistischen, resp.
dagegen auf einige leider gleichfalls nicht genügend zu erklärende Erscheinungen aufmerksam gemacht werden, welche darsoll
auf hiodeuten,
dass
im römischen Reich hie und da auch bei eine Art von Mult anerkannt wor-
Contracten unter Lebenden
den
sei.
Zunächst
ist
der Begriff der Contractsmult festzustellen, von ^^_^"^^^"
welchem im Nachfolgenden ausgegangen wird. Als Contractsmult kann es nicht angesehen werden, wenn ein Paciscent vom andern für
den
Fall
Contravention
der
welche ihm selbst zufallen
durch gilt
den
allgemeinen
selbst dann,
Begriff
eine
der
wenn der Staat
ausbedingt,
Strafleistung
ein solches
soll;
Geding
ist
Conventionalstrafe,
selbst
gedeckt
und das
im Vertrag mit einem
Privaten eine an den Staatsschatz fallende eventuelle Strafleistung stipulirt.
Aus diesem Grund erscheint
es unzulässig, mit
in Fällen der letzteren Art, wie sie in der Praxis
Huschke
der römischen
Das Beste, was auf diesem Gebiet geleistet worden ist, enthält die mehrfach genannte Abhandlung von G. Hirsch feld über die griechischen Gnibschriften welche Geldstrafen anordnen, Königsberger Studien 1887 S. 85 fg. Die Untersuchungen von Huschke über die testamentarischen und Sepulcralmulten, Multa Ö. 303 fg., halte ich iu wesentlichen 1)
bereits
,
Punkten
für verfehlt.
"'''"•
—
—
524
Regie öfters vorgekommen sein mögen/) wahre Coutractsmulten
Von
auzuerkeunen.-)
man meines Erachtens nur
solchen kann
dann sprechen, wenn entweder
dem
im Vertrag
a)
schuldhaften
Theil
Leistung
eine
Gunsten eines dritten nicht contrahir enden
Subjects,
zu
insbe-
und gewissermassen strafberechtigten Autorität, des Staats, einer Gemeinde, Gottheit oder Kirche, als Pön auferlegt ist; oder wenn sondere
b)
öffentlichen
einer
Contrahenten dritten
die
Privatpersonen,
am Vertrag
nicht
betheiligten
den Vertrag und die daraus erworbenen
welche
Rechte anfechten würden, eine Strafe androhen.
Von
Form
dieser letzteren sehr eigeuthümlichen
soll,
da
sie
auf unserem speciellen Gebiet meines Wissens nicht nachweisbar ist,
hier nicht weiter die
1)
Huschke
a. a.
Rede
Wohl
sein.^)
0. S. 343 citirt Cic. ad farn.
aber finden sich in
V
20, 3
und den Kuppe-
leicontract Plaut. Asin. 4, 1, 56, zwei übrigens recht unklare Belege; als griechische
Analogie Tab. Heracl.
erwähnen wäre hier auch straf-
...
Multa
G.
1.
5774-5)
XIX
Dagegen auch Voigt,
3)
Hier nur folgende orientirende Bemerkungen:
ersten der
I
ferner
60—64, 74—76.
Zu
in lex metalli Vipascensis Hn. 29.
2)
drohungen gegou drittescheinung findet sich in Persoucu.
die
(C.
Krit. Vjschr.
135.
Die bezeichnete Er-
.
alterthümlichen Rechtsurkunden häufig.
von Kohler, Ztsch.
f.
vgl.
R.-W.
V
376
fg.
So
in der
herausgegebenen assy-
Urkunden (Verkauf), wonach die ganze Tribus des Verkäufers an den Verkauf gebunden ist und bei Strafe des zwölffachen Kaufpreises nicht reclamiren darf. In demotischen Contracten, z. B. den Urkunden bei Revillout, Cours I p. 105, 177, 183 u. v. a. Sehr häufig werden in ägyptischen Testamenten Strafen für die Anfechtung seitens dritter Personen gesetzt; Testament des Abraham v. Hermonthis Z. 40 fg.; koptisches Testament Germader Susanna bei Stern, Ztsch. f. ägypt. Sprache 1884 S. 140 fg. nische Gontracte und Testamente ähnlichen Inhalts z.B. Marin i, Papii-i No. 96, 102 und die das. p. 262, 316 mitgetheilten Urkunden; weatfränkische rischen
—
Formeln bei Merkel, Ztsch. f. R.-Gesch. bei Stouff, Nouv. Rev. bist. XI 277 No.
I p.
202
fg.
(No. 10
u.
11);
andere
Abhandlungen über die bezüglichen Erscheinungen des deutschen Rechts geben Löning, Der Vertragsbruch S. 534 fg. (auch selbständig erschienen unter dem Titel „üeber Ursprung und rechtliche Bedeutung der in den altdeutschen Urkunden enthaltenen Strafclauseln", Strassburg 1875) und Brünneck, Stadtrechte Siqiliens II 161.
das,
—
5 u.
s.
w.
Diese Materie bedarf einer umfassenden Beliandlung, welche
was bloss Schein
ist,
von
dem
reellen
Kern
scheidet.
In vielen Fällen
sind nämlich derartige Strafdroh nngeu nur scheinbar an dritte Personen gerichtet
und eigentlich zunächst für die Rechtsnachfolger der Contrahenten wo sie daun unter den Begiiff der gemeinen Conventionalstrafe
berechnet,
— den Quellen
525
der Kaiserzeit Spuren von Privatstrafen zu Gunsten
dritter Personen, insbesondere zu
Die
~
allerdiucfs
Gunsten des Fiscus.
nicht überreichlichen
Quellenbeleo;e
zerfallen
i''=,cai-
Gruppen: Aussprüche der römischen Juristen, ägyptische Urkunden, Zeugnisse aus der byzantinischen Zeit und ravennatiin vier
sche Papyri. I.
^
Der ersten Gruppe gehören folgende Stellen an: tD D I.
Papinian
lib.
^®° V römischen
1.
2 Respons.
=
D. de receptis
4,
8,
**°'"^''-
42:
Arbiter intra certum diem servos restitui inssit, qiiibus non restitutis
poenae caiim
fisco
secundum formam compromissi
condemnavit : ob eam sententiam
minus sit
stiptdafionis
fisco
nihil adqiiiritur ,
poena committitur, qiiod ab arbitro
sed nihilostatuta
non
obtemperatmn.
Ein Compromiss, welches neben der gewöhnlichen Sichcrungszu Gunsten des Gegners noch eine eventuelle Strafe
stipulation
fallen; dies tritt deutlich
heivor in den Urkunden bei Revillout, Cours
Marini, Pap. No. 102
177, 183,
u. a.
I
In andern Fällen sind sie lediglich als
unberechtigte Einschiichternngsversuche ohne weitere Wirkung anzusehen dagegen kehrt sich das syrakusanische Statut 46, Brünneck a. a. 0, I 156. Sehr häuBg werden sie auf solche Contractsverletzungen hingezielt haben, welche ohnedies vom Landrecht für strafbar erklärt waren; Löning, Strafclauseln
Anderseits
ist nicht zu verkennen, dass sie mehrfach eine gegen das im Absterben begriffene Retractsrecht der Verwandten oder Nachbarn bedeuten könnten, welche mindestens dann zulässig war, wenn diese dem Vertrag zugezogen oder derselbe sonst unter öffentlicher Autorität abgeschlossen war. Vgl. Kohl er a. a. 0. Sehr lehrreich ist in dieser Beziehung der Bericht Herodot's III 8 über die Zuziehung der Freunde zu Verträgen. Endlich mag auch das nicht unerwähnt bleiben, dass gewisse Autoritäten des üö'entlichen und göttlichen Rechts ihren Contracten unzweifelhaft allgemein verbindliche Sanctionen beilegen können; in dieser Function finde ich die Contractsmult selbst bei den Griechen. So sanctionirt die Gemeinde Chios (Bull, de corr. hell. III 230 fg. face A lin 9) die Grenzen der von ihr verkauften Grundstücke, das Statut der Priesterfamüie der Klytiden den Besitz dieser Familie (Bull. 111 p. 48 fg. Dagegen beruht die in den Tempelfreilassungen gelegentlich lin. 31 fg.) S. 50.
wirkliche
Reaction
—
.
vorkommende Strafdrohung gegen Anfechtung des
Foucart
Acts,
442, auf einem andern Gesichtspunkt, nämlich
z.
B.
Wescher-
dem, dass
fechtung der Freiheit ein unberechtigter Eingriff in
das
thum
als solcher
S.
der den Hierodulen besitzenden Gottheit
397 erwähnten
Strafe
unterliegt.
(Einige
ist
bei
den Stoff unpassende Bemerkungen hierüber bei 92—95.)
und
(fingirte)
die
An-
Eigen-
der oben
mangelhafter Einsicht in
Maschke,
Freiheitsprocess
—
—
526
an den Fiscus enthielt, welche allerdings der Jurist, augenschein-
nach
lich
dem Satz
nemo
stipulari
alteri
unzulässig
potest,
für
D.
iure
erklärt.
Callistratus 13,
1
lib.
De
1
iure
=
fisci
de
fisci
50,
pr.:
Variae cmtsae sunt, ex quihus nimtiatio ad fiscum aut enim
se
quis ^quod tacite relictum
est profitetur
fieri seilet;
capere non
rem Utigiosam venumdari vel iioenam fisco e% contractu privato deheri.
passe .... vel
Also ein Gegenstand der Delation
Hieher zähle ich ferner C. ne fiscus Dioclet. et
Maxim. Amphioni
a".
dem Fiscus
dass
es,
ist
aus einem Privatvertrage eine Strafe zugefallen
sei,
17, 3.
2,
293:
Abhorret saeculo nostro suh praetextu dehiti proeurationem contra privatos fiscum praestare.
Wenn
dem Vorwand,
der Fiscus unter
etwas geschuldet, gewissermassen Gläubiger secundirte, so
das
ist
es
werde auch ihm einem privaten
als Streitgenosse
am
besten so zu erklären, dass
mit der verfalleneu Hauptleistung eine Couventionalstrafe an den Fiscus
concurrirte.
Dies
wird
sich
bei
chenden Stelle aus dem Edictum Tib.
der
lulii
alsbald
zu
bespre-
Alexandri noch deut-
licher auseinandersetzen lassen.
Der Vollständigkeit halber
sei
auch noch der geradezu heroi-
Textesrestitution gedacht, vermöge deren Huschke im Fragm. de iure fisci § 13 auf Grund w^eniger ganz unzusammenhängender Buchstabenreste ^) eine Fiscalmult ersonnen hat.
schen
quamquam cum
(Latini Caesaris Uherti
eor)um (ho)na fisco
(fisco
vinjdicantur ,
ac(quirere ea)p(ropter)
(tamoi
non possunt,
dec)edan(t) (id servi
ex
n(isi
contractus)
causa
poenam quam
ah'-)
en(o pri)vato contra(cta i)n(ito) inter s(e fis)co stipidantur. 2.
Fiscal-
üRyptischeu ITovlnzial-
Ich füge
nunmehr
die Zeugnisse der ägyptischen
Hichcr gehört zunächst ein Passus aus '^
dem Edict
Gruppe
an.
des Tiberius
recht.
1) Diese jetzt bei Krüger, CoUectio II 165; danach habe ich im folgenden Text die Parenthesen theilweise abweichend von Huschke, Malta 351 festgestellt. Uebrigens liest Krüger jetzt vor causa ein q,
—
—
welches Huschke's Conjectur nicht unterbringt, und bei aciguirere) nicht sondern ae.
ae,
—
Rudorff
lulius Alexander, welcher von
den
Das Edict
ist.^)
forderungeu, die
dem Vorwand,
sie
tadelt
—
527
gewisse Leute
dass
es,
sogar eigens zu
unrichtig aufgefasst wor-
dem Zweck
bei Privat-
aufkauften, unter
gegen die Schuldner von
es seien Fiscalschulden,
der nur bei Fiscal-, nicht auch bei privaten Forderungen zulässigen
Gebrauch machten; solcher Kauf wird desslialb ver-
Schuldhaft
Diesen Sachverhalt zeigen
boten.
ensidr} eviOi Ttgocpcißst zcov
TiaQaiciQov^EVOL
aXkag
ei'g
rav
ai TtQcc^sig
öGJ^dxcav XX X.
Wie
.
fg.:
xal allöxQLa
rs t6 JtQaocTüQsiov tivag
dai'ftcoz'
öavsta
nagsdoöav xal
sig
avxo xovro eyvcov avaiQS&aLöag, Iva
aq xal di
(pvXa'x.äg,
15
liu.
d7]^o6i(ov
ix
räv vnaQ%6vTav
coöi,
xal ^rj ex x(ov
.
war der Ge-
ich bereits gelegentlich angedeutet habe,^)
danke dieser Manipulation der:
Mau
kaufte Forderungen, welche
unter der Bedingung einer Fiscalmult bei nicht rechtzeitiger Zah-
lung standen; hiedurch gewann
man
Anwendung
xäv
die TtQocpaötg
den Vorwaud, die Schulden seien
d. h,
fiscalische,
di]{io6itov,
damit dann die
des Schuldgefängnisses, und das mochte,
wenn man
solche Forderungen gegen ein und dieselbe Person in
viele
Hand
hatte, ein treffliches Erpressungsmittel
Forderungen mit Fiscalmult
in
der That in
der
Dass solche Aegypten zu haben sein.
waren, zeigt, abgesehen von den später zu erwähnenden Urkunden aus der vorrömischeu Epoche, für die Kaiserzeit ein von Mittheil. E. R.
dritten
selbst
IV
54
S.
fg.
Wessely, aus dem
veröffentlichter Kaufvertrag
Jahrhundert (Zeit des Aurelianus und Vaballathus). Daübernimmt der Verkäufer Aurelius Nikon, Gemeinderath
von Hermupolis,
die
Verpflichtung,
für
das
an Aurelia Sarapis
verkaufte Haus sammt Zubehör für sich und seineErben immerwährende Garantie zu leisten; andernfalls alle Schäden und Kosten zu ersetzen und eine Strafe an den Fiscus zu bezahlen. lin.
axvQog
IG
fg.:
aav dl ineXQ'cö
i]
^i]
ßs^ßatcSöa
iq
xs
ecpojdog
äöxco xal 7tQo6{aTtoxLGäxco 6 vtcIq a^)ov ajisXEvöo^eiwg'^)
1)
Rhein.
2)
Oben
Museum
S.
f.
448 Anm.
Philol. II 165. 1.
Aber 3) Hienach ist die Strafe scheinbar dritten Personen angedroht. die Fassung ynig ifiov (vgl. das römische })cr me venientesquc a me jicrsonas) zeigt, dass nur an die Erben des Verkäufers (und natürlich auch an ihn selbst) gedacht ist.
— (Jot
{avoviiivri
r(j
liara
rotg) icagä
i]
«g
sjtttSLfiov
xccl)
—
528
6ov tu XQSog
(^i'ÖLOv
xe ßldßr] dL7ikij)v
xal {duTtavi^-
trjv
slg To dri^i^ÖGiov xy]v i6)]v xai) ^r]öev i]66ov
xal
xLfiriv
ngäöig (xu-
r]
QLa söxa).
Die Ergänzung des
man
sicher gelten;
x6
£is
kann
drj^^oöiov)
sieht hieraus die praktische
vollständig
für
Anwendung
dieser
Fisealmulten.
Diese Praxis
den Aegyptern altes Landesrecht, welches
ist bei
und griechischen Urkunden der Ptole-
bereits in den demotischen
Man
mäerzeit hervortritt.
vergleiche
Pap. dem. 26 de Vienne (Revillout, Nouv. chrestom.
Theilungsurkunde aus der Zeit des
Ptol.
p.
87
fg.;
Euergetes und der Kleo-
patra): .
.
Qtii
.
s'ecartera
des partages gui ecrits ci-dessus, paiera
en picces gravees dargent
picces gravees d'argents 5, en shekels 25,
5 en
iout,
pour
les sacrifices des rois})
oder Nouv. chrestom.
p.
29 (Verkauf):
Si je ne Vecarte, je donnerai herher 10 en
Pap. Leyd. ....
tottt,
pour
iav ös
p.
79)
aTtoda
(li]
IlatSLUOvd'rjg Kovovfpsi
xo
18
lin.
....
iccv
da
p.
sc|q.
(Darlehen):
22)
lin.
xig Gol aTtaX&y,
9
ccTtoxsiöaxa
ysyQccnxai,.
)cad-{6xL)
^uv öccvsiov imiökiov
KaQaövyyQdcpEiv eig x6 ßaöLlixov ÖQaxfiäg tsööaQag. Pap. Leyd. C. (Leem.
eii
sacrifices des rois.
les
(Leemans
10, en argenteus 3000,
JcerJcer
.
.
8[7Clti,)(iov
sq.
Kai xov ccQyvQLOv .
(Quittung):
äjioGxi'iGa
avxov dndvayxov
^ov dxvQog aöd'co xal ngoGaitoxiöa Gvv tj^loXlcc xal isQag xc5 ßaGiXal xal ßaGiXeiGi]g ccQyvQiov ÖQUificcg i'noGc. y.a\
dvsTiLSLxlg xal
{]
i'ipodög
6ot xt]v x£ xi^rjv ov ei^ nagcc 6ov
Ebenso Pap. Taur. IV (Peyron gleich)
II
p.
25)
lin.
22
sq.
(Ver-
:
idv de
axvQog
ETtaXd-i]
axaQog xig vjtaQ avxov
t]
x
acpodog
^aga^Q^j^a % vo^uG^iaxog aixoGi xal tagdg xotg ßaGiXavGL dgyvQOv iniaGxco
xal
nQoGaitoxaLGdxco
Gij^ov ÖQax^a'g xaxgaxoGCag .... 1)
Uebersetzung von Revillout
p. 100.
aTCCTi^ov
—
—
529
Pap. Taur. VIII (Peyron TT
p.
45)
lin.
32
über
sq. (Bericlit
einen Vergleich): .
vovzi
xov
nQoöa7Cor{sL)0ai,
.
.
inCtL^ov
....
naQaö{vyy)QcccpovTa
naQaiQii^a
i
aal
vxrX. ...
r(o5t)
t^iia-
CeQug
rotg
ß{^a6iX)sv6LV aQyvQLOv aniöriybov dt.
An
dieser Auslese, welche höchstens für das griechische Con-
Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, sieht man, welche Bedeutung die Strafe zu Gunsten des Staatsschatzes, richtiger gesagt des regierenden Königs, im ägyptischen Landesrecht besass.^) Aus dem Edict des Tiberius lulius Alexander, sowie tractsmaterial
aus
dem
obcitirten Kaufvertrag der Aurelia Sarapis erhellt ferner
die Fortdauer dieser ägyptischen Sitte in der heidnischen I^aiser-
Es erübrigt nunmehr noch, einige viel spätere Spuren dieseSägyptischen Usus namhaft zu machen. Diese finden sich noch in der kopti- „uiUen^iTi sehen Zeit, wo die Strafe zu Gunsten des Staats (der Behörden)"^' 2^i°t^*''"" wiederholt vorkommt. zeit.
So
Stern
heisst in
es
veröffentlicht
einem koptischen Verkaufs vertrag, welchen
in
der Ztsch.
ägyptische Sprache und Alterthumskunde
f.
(Original iu Berlin):
hat,''')
„Wenn Jemand von belangt vor Gericht,
entfremdet sein
und er
soll
uns (den Verkäufern) Euch (die Käufer)
soll
er
keinen Nutzen davon haben,
dem Vater, dem Sohn und dem
soll
heiligen Geist,
an die dermaligen Behörden zahlen 36 Solidi als
Busse, welche die Gesetze bestimmt haben über den, welcher
zu übertreten wagt
.
.
.
."
Aehnliche Strafdrohungen zeigen insbesondere die koptischen
Testamente
für
Diejenigen,
welche
das
Testament
anzugreifen
So ein Papyrus von Bulak, enthaltend das Testament
wagen.
des Paham;^) daselbst heisst es unter
„Wer
Anderm: Vater,
dem
Gemeinschaft
der
das Testament anfechten wird, soll
Sohn und dem heiligen
Geist,
sowie
der
dem
Lumbroso,
Recherches p. 313, Revillout, Les obligatious welch letzterer die Strafe aus einem beim Namen des Königs geleisteten bestärkenden Eid hervorgegangen sein lilsst. 1)
p. 86,
Vgl.
205
sq. (cf. p. 35),
2)
Jahrgang 1884
3)
Derzeit in Berlin.
S.
153—159; unsere
Springer,
]\rittei8, Keichsrccht u. Volksroclit.
Stelle befindet sich S. 158.
Ztsch.
f.
ägypt. Sprache 1885 S. 134.
34
— fremd
Cliristen
sein,
und
—
530
soll
ferner eine holie Busse
clion zahlen, welcher in jenen Zeiten gebieten wird,
—
wie es Gott diesem Archon eingeben wird" oder das Testament der Susanna: •
dem Ar-
demgemäss
^)
„Sodann soll er (nämlich der Uebertreter meines Testadie Busse zahlen, welche die gerechten Könige bestimmt haben, nämlich 6 Unzen feinen Goldes, oder je nachdem der Ortsvorsteher (bestimmt), der zu jener Zeit im Amte
ments)
sein wird."
Von ger
der Herkunft dieser koptischen Bussen hat schon Sprin-
ansprechender und im Ganzen überzeugender Weise
in sehr
zutreffenden Beobachtung
aus,
dass
die
zahlreichen
Sicherungs-
mit denen, die Kopten unter arabischer Herrschaft in
clauseln,
einer
Er geht von der unzweifelhaft
Erklärung gegeben,^)
die richtige
Zeit
schwacher,
vorwiegend
kirchlicher
Gerichtsbarkeit"")
ihre Contracte umkleideten, vorzugsweise Fortsetzungen römischer
Contractsformeln darstellen; auf diese
Umstand, dass bezeichnet
in
wird,
„welche
die
Könige bestimmt haben" und
setze
römischen
die
Annahme
führt schon der
den obigen Urkunden die Busse
—
als
Gesetze und die
diejenige
gerechten
worunter nur die römischen Ge-
Kaiser verstanden
sein
können.
Den
Ausgangspunkt der koptischen Sicherungsclauseln wird das Gesetz von Arcadius und Honorius über den Bruch beschworner Vergleiche, C. de transact.
2, 4, 41,
gebildet haben; dieses verhängt
bekanntlich über den contractsbrüchigen Theil folgende Strafen:
Er
soll der
Infamie verfallen,
soll
der im Vergleich eingeräumten
Vortheile verlustig gehen {emolimiento careat) und die vereinbarte
Conventionalstrafe bezahlen. späteren
Praxis
bei
Diese Strafen
allen
scheinen dann in der
Rechtsgeschäften
durch
besondere
Sicherungsclauseln festgesetzt worden zu sein; in unseren kopti-
schen Urkunden kehren sie thatsächlich wieder. So heisst es in obigem Kaufvertrag: „Wer die Käufer belangt vor Gericht, soll
1) S.
Berliner koptisclier Pap. bei Stern, Ztsch.
143—152;
2) Tu seiner
urkunden" 3)
f.
ägypt. Sprache
1884
die obige Stelle steht S. 150.
a. a.
Abhandlung „Die Sicherungsclauseln der koptischen Rechts-
0. 1885 S. 132 fg.
Ueber diese Stern
a. a.
0. (1885)
S.
142.
— keinen Nutzen haben":
—
531
das emolumento careat der
^)
c.
41 C, de
im Testament des Paliam angedrohte der Christen die umgewandelte aus Gemeinde der Ausstossung So
transact.
Form des
ist
ferner die
römischen
der
von Arcadius
Gesetzes
Endlich
Infamie.
Gunsten des Staats;
Conventionalstrafe
die
umgewandelt
ist
dabei
fällt
Busse zu
eine
in
dass
auf,
den
in
obge-
nannten koptischen Urkunden zweimal der Ansatz von 6 Unzen 36 Solidi vorkommt. Dies gibt Anlass zu folgender Hypo-
=
these.
Einerseits sind derartige Bussen in Aegypten
Landes-
altes
muss der römische Satz „AUeri stiimlari nemo potest" ihrer Geltendmachung seit der Zeit der Constitutio Antonina Schwierigkeiten bereitet haben.-) Es ist sehr wahrscheinanderseits
recht,
lich,
dass
man
hier auf das Multirungsrecht der römischen Magi-
strate
recurrirte,
Busse
des
d.
dass
h.
Contractsbruchs
Magistrat
der
unter
dem
es
Titel
übernahm, diese öffentlichen
einer
Mult am Vertragsbrüchigen Theil zu vollziehen. Ob dies den Grundsätzen des altrömischen Multrechts genau entsprach, mag bezweifelt werden; die damalige Praxis mag daran um so weniger Anstoss
genommen haben,
als
einerseits
das fiscalische Interesse
darauf hinführte, anderseits der Vertragsbrüchige Theil dieser Strafe
selbst
Anhalt
liche
dieser
6 Unzen oder 36
nach
der
Comes
zum Voraus unterworfen Hypothese
Solidi;
Multreform
des Oriens
ist
Ansatz
der
denn genau diese
des
Jahres
399^)
sich ja
Der eigentder Mult von
hatte.
Summe
es,
ist
welche
den Proconsuln,
und dem Präfectus Augustalis
als
dem
höchste
Mult anzusetzen erlaubt ist. Damit stimmt es endlich auch überein, wenn es im Testament des Paham heisst, es sei die Busse dem Archon zu zahlen, „wie es Gott diesem Archon eingeben wird".
Die Busse erscheint hier thatsächlich nicht
tragsmässige, sondern als eine
als
eine ver-
von der Obrigkeit auferlegte
Strafe.
Es
ergibt sich hienach für die Fiscalmulten in
Aegypten
ein
höchst interessantes Bild. Ursprünglich im altägyptischen Landesrecht beruhend, haben sie sich in der Kaiserzeit erhalten, wurden
1) 2)
Ebenso im Testament der Susanna a. Dies zeigt D. 4, 8, 42, oben S. 625.
3) C.
de
modo
mult.
1,
54, 6 §
a.
0. S. 160.
1.
34*
— dem
unter
später
Titel
regelmässigen
einen
mit dem
Strafen
öffentlicher
Recht vereinigt und haben Zeit
—
532
in dieser Gestalt
Bestandtheil
römischen
in die koptische
bis
Rechtsurkunden
der
ge-
bildet. ^^^'
miüt^n(f^/in '^tkiischen
Praxis,
nunmchr zu den Zeugnissen aus
^^^ gehc
Dem
^^^^^^ Zeit über.
Rechtsleben
der byzantiui-
dieser Zeit ist
überhaupt
es
eigenthümlich, die Verträge mit Rücksicht auf den unverlässlichen
Charakter der „graeca fides" durch Conventionalstrafen (Tcgoön^a) zu
war
dies
sichern-,
so
vertrag ohne TtQoöti^ov
tum nannte. äusserst eine
Ja,
es
gewöhnlich,
kam
ius multae
hängten,
—
sogar vor
—
wichtige Erscheinung
Strafe
vertragsmässig
man
dass
^tAor öv^cpavov,
ein
dass
,
nicht
jeden
d. h.
und das
pac-
eine
hier
ist
Richter,
die
festgestellt
war,
Schuld-
midum selbst
kraft
wo
ihres
über den chikanösen Schuldner eine Geldstrafe ver-
welche
genannt
tcqoötl^ov
ebenfalls
dann Definitionen kommen, wie
daher
tcqoötiuov ^ unb tov
t6
diese:
wurde;
öiaaöTOv tnicpeQExaL ^ ano r^g tcöv övvaXlarrovrcov GviKpcoviag xal ccQsaxsiag})
Kam
demnach
bei den Byzantinern eine richterliche Multirung
auf Grund privater Vertragswidrigkeit vor,
wenn
sich
nicht
dem
auch der Grundsatz
ist
einstellte, dass die
sondern
Gläubiger,
so
dem
Fiscus
zu
es
begreiflich,
Conventionalpön zahlen
sei.
Die
Begründung dieses Princips im Einzelnen vermag ich allerdings ebenso wenig klarzustellen, als den Zeitpunkt seiner Entstehung. Die erste Spur davon hat Zachariae-) in der Epanagoge^) gefunden, wonach die Conventionalpön des Ver-
juristische
löbnissvertrags
vom
Fiscus
eingezogen
wurde.
Die
Synopsis
dann in der Rubrik von Basil. XLIII 7 Conventionalpön und Multa zusammengeworfen, und im zwölften Jahrhundert
Basil. hat
hat Alexius Comnenus
gar verordnet,
die
Richter sollten die in
Verträgen enthaltene TtQÖött^a unerbittlich einziehen und an den Fiscus abführen. es
Auch
findet
ein Scholion
nothwendig hervorzuheben, dass man
1)
Harmenop. Append.
286, 16. 2) a. a. 0. S. 53.
3)
Epanag. XIV
11.
III §
44 schol.,
die
citirt bei
zu Basil. VII 2, 42
Worte
in D. de
iure
Zachariae, Geschichte
*
-
„poenam fsco ex contractu privato
pr.
1
fisci
—
533
etwa in
cJeheri" niclit
diesem Sinne verstehen möge.^)
Es war daher
ziehung von durchaus
Ein-
in der byzantinischen Zeit mindestens die
Conventionalstrafen durch den Fiscus anscheinend
Ob auch
üblich.
Fiscus vorkam,
Festsetzung zu Gunsten
die
des
mir nicht ersichtlich; der Mangel an Urkunden
ist
über diesen Theil der Rechtsgeschäfte erschwert überhaupt den klaren Einblick in die bezügliche Entwicklung. IV. Endlich sei noch der ravennatischen
Urkunden
bei Ma-^^?^^"^'^"^ m eleu
Diese können in unserer Frage allerdings nur eine
rini gedacht.
adminiculirende Rolle spielen, weil es oft schwer sein dürfte
Wendung
ob eine bestimmte
zustellen,
fest-
auf römischen oder
hier
gerade auch von Urkunde im Fall der Uebertretung eine Strafe an den Fiscus {„fisco cogente") gezahlt werden soll, deren ich drei gefunden habe;-) nach den Untersuchungen neuerer Schriftsteller^) sind solche Strafen in germanischen Urkunden auf germanischen Brauch zurückweist.
wo
jenen Fällen,
und
sehr häufig
Dies
gilt
laut einer
den Gesichtspunkt einer für den
unter
fallen
Vertragsbruch an die öffentliche Gewalt zu zahlenden Busse oder Composition, ähnlich der Wedde.
Wenn
Urkunden hier erwähne, so ist welchem sie eine merkwürdige Aehnes wegen lichkeit mit den koptischen Urkunden besitzen. Dies ist die Höhe der Conventional strafe, mag dieselbe nun zu Gunsten des Gläuich dessungeachtet diese
eines Punktes, in
Die Strafansätze sind
bigers oder des Fiscus augesetzt sein.
dings
finden
es
variabel;
sehr hohe Ansätze,
1)
stellung 2)
zu
bis
Ueber das Gesagte
vgl.
entnommen ist. Marini, Papiri No. 96
aller-
namentlich in späterer Zeit
sich
50 oder 100 Pfund Gold; Zachariae
a. a.
0.
286—7, dem
aber
.
.
.
am
diese Dar-
Schenkung an eine Kirche:
(a". 690),
contra praesentem deliberationem nostram
oft
si
quis
vinire aut infrangere voluerü,
—
.... fisco auri libras cento et argento pondo duccnta quoactus exsolvat. No. 129 (Tausch a". 691): si quis .... refragare praesumpserit, .... parte isla tota fisco
servante quod accipit pares
auri oncias
ment:
et si
.
.
?
.
.
.
.
.
quoacttis desolvat.
amittat
et
insuper
una cum
socio
Vgl. auch Pap. 77 (a°. 690) Testa-
quis contra hanc deleberacionem ut sanctis Basilices delegavi in-
frangere tollere minuare
.
.
.
praesumpserit,
.
.
.
duplum tantum
fisco
cogeiüc
scis Basilecis dissohat. 3)
S. bes.
Bluhmc
a. a.
0. S.
221—2; Löning,
Strafclauseln S. 50 fg.
''"^cheu" P'^pyi.
— häufigsten
im
534
Betrag von 6 Unzen oder 36
ist ein
instrumenhim plenariae
sog.
-
securitatis,
a".
So wird
Solidi.
564/)
den Fall
für
des Vertragsbruchs versprochen:
me
daturiim
ginta
et
sex
.
.
.
meos
promitto heredesque
penae
Jieredesque tuis
nom
ante
litis
tibi
Germanae
stae
ingressum auri solidos tri-
.,
im emphyteutischen Contract von 690, Marini No. 106: promittunt pars partis
ßdem servantem
ante
omne
litis
ini-
tium pene nomine auri uncias sex,
und der gleiche Satz findet sich noch später in Urkunden v. J. 990 (Marini p. 255 a), 1046 (Marini p. 255 a), in einer Urkunde aus dem 10. Jhd. (Mar. p. 316 b); endlich wenigstens die Sechszahl, während die Unzen in Pfunde verwandelt sind (6 Pfund), bei Marini No. 98 (9. Jhd.) und in einer Urkunde v. Jahre 1015 (Mar.
p.
294
a).
Diese Stetigkeit der Strafhöhe von 6 Unzen für einen Zufall
ist
nicht wohl
zu halten; ebensowenig besteht meines Wissens
ein Anhaltspunkt, sie aus deutschrechtlichen
Gewohnheiten zu
er-
Nahe liegend ist dagegen die Annahme eines Zusammenhangs mit dem Multmaximum des römischen Gesetzes v. Jahr 399 klären.
und der Hinweis auf den analogen Tarif der koptischen Rechtsurkuuden. Mit andern Worten, mau fühlt sich versucht anzunehmen, dass in den Fiscalmulten der ravennatischen Papyri doch auch römisch-rechtliche Elemente liegen. Rückblick.
Die eben vorgeführten Thatsachen zeigen uns, wie die Fiscal-
mult an verschiedenen Stellen oder doch fallenden römischen Reichs
emportaucht.
mindestens sehr merkwürdig und wird
werden,
wenn
es
gelingt,
den Grund
scheinung ausfindig zu machen.
den Splittern des
in
Diese Beobachtung vielleicht
zerist
auch lehrreich
der eigenthümlicheu Er-
Hiezu bekenne ich mich gegen-
wärtig ausser Stande.
Am
einfachsten wäre freilich
die Erklärung, dass wir hier Gewohnheiten vor uns haben, welche sich allmählich über das ganze Reich verbreitet hätten. Zu dieser Annahme könnte man von der Behauptung Huschke's ausgehend alte landrechtliche
1)
Mariui, No. 80
=
SpaHgenberg,
Tiibul.
No. 21.
— welcher
gelangen,
Praxis zu finden stens
das
für
die
—
535
schon
Contractsmult Indessen
glaubte.
römischen
der
Aufstellung,
ist diese
Recht, durchaus
classische
in
wenig-
unwahrscheinlich;
die
erwähnen die Fiscalmult überaus selten, und wo dies geschieht, kann man sehr wohl an speciellen Provinzialgebrauch, wie er etwa in Aegypten nachweisbar ist, gedacht haben. Sodann wäre die Hypothese denkbar, dass eben dieser classischen Juristen
—
ägyptische Rechtsgebrauch es
der
sei,
hinzustellen
Mutmassungen
solche
Ich
versuchen.
ausgedehnt habe;
man den
Träger dieser Reception könnte
gestehe
etwa in
allmählich,
sich
uachclassischer Zeit, über das ganze Reich
jedoch,
dass
ich
grosses Misstrauen habe, und
ein
als
der Tabellionen
Stil
gegen mir die
Ausbreitung des ägyptischen Localrechts über das Reich äusserst unwahrscheinlich
—
dünkt.
Endlich hat
oben angeführten Abhandlung^) auf
E.
Springer
in
der
die Möglichkeit hingewiesen,
dass das Ausbedingen von Strafsummen an den Staat alten grie-
chischen Rechtens tinischen Reich,
gewesen sein möchte und darum im byzanwenigstens in den gebildeten Classeu
welches
vielfach auf eine griechische Bevölkerung beschränkt war, wieder
Dies
aufblühte.
ist
gewiss denkbar,
aber auch,
derzeit
wenig-
mehr als dies. Zwar sind testamentarische und dem griechischen Recht unzweifelhaft bekannt, und von den Rechtsgeschäften unter Lebenden mögen es einernicht
stens,
sepulcrale Multen
Contracte
die
seits
urkunden
sein,
mit
tracte
Gemeinden,
der
anderseits
welche Strafansätze enthalten.
eigentlichen
Multen
noch nicht bekannt; wobei
sind
freilich
in
die
Stiftungs-
Rein private Con-
dagegen
meines
Wissens
Betracht kommt, dass an
solchen Contracten überhaupt nur ein geringeres Material überliefert ist.
Demnach sicherer
lässt sich, soweit ich sehe, in
Ursprung der
Multpraxis nicht nachweisen. nicht ausser rechtlichen
stand
des
Acht zu
lassen,
Ursprungs
Es
0. S. 138 A. 3.
denn auch erst
in
die Möglichkeit
sich
dem unklaren Zu-
von selbst herauswohl erklären, dass die ravendie Strafe von 6 Unzen Gold
Vulgarrechts sich
Daraus würde
natischen Papyrusurkunden so oft
1) a. a.
ist
dass diese überhaupt nicht volks-
sondern
ist,
nachclassischen
gebildet hat.
den Volksrechten ein
später, wie es scheint, sehr weitreichenden
-
auch der Umstand, dass die classischeu Quellen
zeigen,
daraus
nur
sehr wenigen
in
-
536
Fällen,
die
sich
leicht
auf
das
damals
schon vorhandene beschränkte Anwendungsgebiet der Fiscalmult (Aegypten) Alle
diese
leicht
gelingt
scheinungen klären.
beziehen
es
lassen,
einer
müssen indess
Fragen
in
unter
Zukunft,
einem
die
solchen
vorläufig hier
allgemeinen
Erwähnung offen
thun.
bleiben;
viel-
zusammengestellten ErGesichtspunkt
zu
er-
Beilage
I.
Synoptische Zusammenstelluiia: der griechisclien Reehtsinstitutionen des syrischen Rechtsbuclis.
In dieser Beilage sollen die wichtigsten Institutionen des syrischen Rechtsbuchs, welchen wir einen griechischen Ursprung zu-
erkennen zu müssen glauben, übersichtlich zusammengestellt werDie bezüglichen Erläuterungen sind bereits gegeben; es ge-
den.
nügt,
Wo
Schlagworte
durch
sie
dem Text
Text
einer
kann,
soll
in
die
Erinnerung zurückzurufen.
des syrischen Rechtsbuchs ein besonders markanter
griechischen dies
Rechtsquelle
geschehen;
die
gegenübergestellt
Anordnung des
nach sachlichen Gesichtspunkten, doch sind,
zum Recht von Gortyn
Nahverhältniss
tonte lassen,
die
um
Stoffs
werden
geschieht
das bereits behervortreten
zu
mit dieser Rechtsquelle harmonirenden Aeusserungen
vorangestellt. 1,
Apokeryxis
(S.
214
Syr. R.-B.
Ar. 102:
Wenn
f.).
R.
ein
Mann
ein
XI 10
fg.:
v.
Gortyn.^
Wenn
(er will,) soll
Kind vor dem Richter adoptirt der Adoptivvater die Verstossung und dann es wieder fortschicken aussprechen auf dem Markt von will, so erlaubt ihm unser Ge- dem Stein, von dem herab man setz
das nicht.
Er kann dem
spricht,
nachdem
sich
die
Rechte nach sein Kind nicht von ger versammelt haben. (Er sich
fortschicken,
ohne
etwas zu geben.
ihm niederlegen..?.?
..
Bürsoll)
Statereu an
der Gerichtsstelle, und der Schrei-
1) Die Uebersetzung ist hier, um die Uebersicht zu erleichtern, meist nach Bernhöft gegeben, welcher die Anforderungen des deutschen Sprach-
geists
am
besten berücksichtigt.
—
—
538
—
Das Gesetz ge- ber soll es als Gastgeschenk dem Arm. 101: stattet ihm (dem Adojitivvater) Verstosseaen geben. (Bernhöft.) nicht, mit Gewalt seinen Sohn leer fortzujagen. IL Dotalfrüchte bei
Auflösung der Ehe durch Trennung (S.
240
fg.).
L. 105: Gortyn II 45 fg.: Wenn Mann Wenn eine Trennung stattfindet zwischen Mann und Frau sich scheiden, (soll sie) und Frau, so gehört der Frau das Ihrige haben, womit sie zu die Hälfte der Geburt jeder dem Manne ging, und von den
Gattung, die
der cpsQvri Früchten
in
sie
wenn
Hälfte,
die
von ihrem Vermögen
mitgebracht hat.
sie
sind.
(Bernhöft.)
III.
Dotalfrüchte bei Auflösung der Ehe durch Tod des
Mannes Wenn
123:
L.
die
(S.
Sklaven
240
G. III
oder Sklavinnen, die als cpsQV^ aber
gegeben wurden, Kinder haben,
nimmt
so
Frau
die
die
eine
fg.).
soll sie
als
24
W^enn
er
sie
hinterlässt,
so
fg.:
kinderlos
sowohl das Ihrige haben,
auch
was
sie
einwob,
und
Hälfte und die Eltern ihres Gat- von der Frucht drinnen mit den
Angehörigen
ten^) die andere. '
einen
Theil
nach
Verhältniss.
(Bücheler-Zitelmann.)
IV. Schicksal der P. 55:
uate
im
Wenn Hause
sie
„Gerade" bei Tod des Mannes aber 10 Mo-
ihres
verstor-
G. III 24:
Wenn
-)
(S. 241).
er sie kinder-
los hinterlässt, (soll sie) ihr Ver-
1) Dies entspricht der Theilung „nach Verhältniss", da als Erbe des Mannes genau genommen nicht beide Eltern (Dritteltheilung), sondern nur der Vater in Betracht kommt.
2)
Die Uebersetzung konnte hier nicht nach
Bernhöft gegeben
den, da dieser meines Erachtens hier unrichtig überträgt. heisst nicht „Vorräthc", sondern „Frucht"
und
i'vdoQ-sv
rc,
im Gegensatz zu ex cura
et
cultura.
werIII
26
(ebenda) bezeichnet
nicht die Vorräthe „im Hause", sondern die Frucht „von fructus ex
Kccgnög in
innen heraus"
Vgl. S. 241 A.
—
1.
J
—
-
539
fort- mögen haben und (von dem,) bekommt sie ihren was sie eiuwob, die Hälfte, ganzen Schmuck aus Wolle oder (Beruh.)
benen Gatten bleibt, ohne zugehen, so
Leinwand oder Seide V.
Wenn
P. § 1:
Höhe
ein
der Mitgift
Mann
stirbt,
ohne ein Testament zu schrei-
und
ben,
er-
und
werden,
halten
die
Söhne,
(sollen)
so
viele
*
er-
sie
Besitzthümer gleich- sind, zwei Theile ein jeder, die
sie seine
indem
massig,
IV 37 fg.: Alles .... Vermögen soll ordnungsmässig geG.
Kinder, theilt
hinterlässt
männliche und weibliche, so
ben
(S. 330).
männlichen Töchter, so viele
die
sie
zwei Drittel, die weiblichen ein Theil eine jede.
sind,
ein
(Beruh.)
bekommen.
Drittel
Unzucht der Frauen mit Sklaven
VI.
Wenn
L. § 48:
ein freies
Weib
G.
VI 55 fg.: Der ....(Sklave?) wenn er zur Freiin geht
die
Frau
sie
wohnt mit ihm im Hause und
ihr
Herrn, so wird sie sein Sklavin zusammen mit denjeui- die
die
und
eines Sklaven wird
seines
.
.
.
(S. 364).
beiwohnt,
sollen
frei
wenn aber zum Sklaven,
Kinder;
Freiin
gen, die von ihr geboren wer- sollen Sklaven sein die Kinder,
den im
Hause
Herrn
des
des
(Bücheler-Zitelmann.)
^)
Sklaven.
Wenn
sie sich
aber nicht selbst
in die Sklaverei schreibt
und
fortgehen, so geht sie fort,
Kinder
werden
aber
will
ihre
zurückbe-
halten zur Sklaverei.
Wenn Weib
und das
empfängt so
in
der
soll
Sklave
ein
liebt
senden
1)
u.
s.
freies
ihn
ihrem Hause,
Herr des Sklaven
naQayyeUa
eine
ein
Weib
(denuntiatio)
w.
Ueber
die Ausfüllung der
die Uebersetzung von Bernliöft.
Lücke oben
S. 367.
Daselbst auch gegen
—
VII. Assertorisclier L. 106: Diese
an, dass
setze
nehmen
Zeugeneid
Ge-
IX
G,
(S. 519).
37:
Wenn
Zeugniss ab- gen) aussagen,
sie
über jede Sache,
legen
die
-
540
die
dass
sie
er
nachdem
Kläger),
(der
geschworen
Zeu-
sie (die
man urtheilen,
soll
und
die Zeuindem senen und schrecklichen Gesetze gen auf das Einfache siegen. (Beruhöft.) ^) Gottes anfassen und schwören, Inschrift von Kalymna, attidass sie mit Wahrheit bezeugt sches Recht, oben S. 520 f. habeu,
wissen,
sie
die
geprie- er
VIIL Intestaterbrecht
hat,
(S. 313).
Attisches Erbrecht.
Syrisches R.-B.
Agnatisches Parentelensystem mit Agnatisches Parentelensystem mit Erbfolgerecht
subsidiärem
der
Cognateu.
Vorzug der Männerlinien
„Von
Erbfojgerecht
der subsidiärem
Cognaten.
Demosth.
L. § 37:
c.
Macartat. 51
p.
1067:
„Es werden aber bevorzugt die und die von MännMännlichen Männlichen ausge-
allen Geschlechtern aber
werdein
die
wählt für die Erbschaft, und die liehen Abstammenden, wenn sie aus denselben sind, wenn auch Weiblichen gehen leer aus/'
vom
Theorie
dem Grade nach entfernter". Theorie vom reinen Samen.
reinen Samen.
Fortpflanzung des Hauswesens durch
IX.
L. § 37: (d.
i.
der
Mann
Erben
jene Griechisches Adoptioustestament.
Söhne seiner Töchter)
die
als die
Wenn
die
339).
(S.
Söhne seines Hauses
erben lassen will,
so steht es
in seinem Belieben.
X. L. §
1:
„Hat
er
Notherbrecht (der
Mann)
1)
wen
er will."
rig
Die Richtigkeit der Uebersetzung
haft; oben S. 520.
332).
'O vo/nog diaQQridi]v ?.eyeL i^et-
keine Kinder, so kann er erben vaL lassen,
(S.
diad-äod^ai
rä
ist
avTov,
önag iav
av ^it]
i^slrj
naidccg
hier allerdings nicht unzweifel-
—
—
541
Vorrede zu Ar.: (Gott) befahl, yvrjöLovg
Mann
dass jeder
ganzen Öl
seinen
Besitz auf seine Kinder vererben
äggevag^ av
xaraliTtr]
6vv ravtaig.
d-rjXsLag naTaXiTcri,
Pyrrhi
de
Isaeus
hered.
68
p. 58.
solle.
Cf. L. 29, 92.
XL Verfangenschaftsrecht „Wenn
33:
§
L.
einen
.
,
.
ihn befreien
ihm
Mann
ein
und Sklaven und
Kinder
keine
hat
.
.
der Kinder
er er
Griechische Freilassungsurkun-
hat den will
mit
der
Clausel
des
Con-
(S.
236).
senses der Kinder,
so erlauben es
.,
die Gesetze".
XIL Erbabfindung der Tochter durch
die Mitgift
XI
Plato leges L. § 1
:
„Falls
geben wünscht
kann
©vyatQi
er (der Vater)
mehr zu
seinen Töchtern etwas
so
338, 372).
(S.
die Mitgift),
(als
.
..
j]
p.
923:
av iyys'
fisv
ag avrg iöo^Evog
yvij^svog ^rj
xa
rj,
vs^islv {xov Ttaxtga).
er es".
Emancipationsform
XIII.
(S.
216).
C.de fideinstrum.4,21,ll(Dioclet. et
L. § 3:
lassen
„Wenn
Sohnessohn
.
.
.
.,
Mann
ein
frei-
Emaneipatione facta
oder
mm
tenor
so schreibt er
rum
interitu
Sohn
seinen
will
Maxim. Theageni):
ihnen einen Freibrief
u.
s.
w."
hon
etsi
acto-
existat ....
ado-
verifas convelli
solet.
XIV. Schicksal des Peculium bei Freilassungen L.
„Wenn
21:
§
schreibt,
Befreiten
er
auch
so ist es
nicht die
tiehovXlÖv
sein
befreit,
Namen
aber den
TCEXovkiov
nehmen
Mann dem
dass zugleich mit
befreit werde,
Wenn
ein
schreibt,
Erben
des
des so Frei-
lassers, sobald er stirbt, das tce-
kovXlov des
befreiten
non
Sklaven".
(S.
381).
Delphische Freilassungsurkunden,
in
welchen
dem Sklaven lassen wird.
das
Peculium
ausdrücklich über-
—
542
XV.
(S. 31).
Griechische Quellen.
Syr. R.-B.
„Im
Hause
geborne
—
—
um
Oixoysvstg
— xQvaavriToi,
s.
die
Geld erkaufte Sklaven", L. § 33. Lexica.
XVI.
(S. 514).
Allgemeine Schriftlichkeit der Verträge
als
Regel angenommen. Verträge als Regel angenommen.
XVII. Executiver
Allgemeine Schriftlichkeit der
%ccQxrig.
L. § 97, P. § 78.
(S. 426).
Griechische Executivurkunde.
Beilage IL
Ueber das gegenseitige Veiiiältniss der von ßruns-Sachan heraus-
gegebenen Handschriften des syrisch-römischen Rechtsbnchs. S ach au
Abhandlung über das Verhältniss der von ihm bearbeiteten Versionen des Rechtsbuchs (Commentar S. 164) die Behauptung auf, es finde sich innerhalb derselben kaum eine Spur von Differenzen, w^elche aus einer Entwicklung der betreffenden Rechtssätze erklärt werden müssten. Die vorhandenen Abweichungen beziehen sich, wie uns versichert wird, nur auf den Umfang der einzelnen Handschriften und die Art der Uebersetzung; „der materielle Inhalt des Buches ist durch alle stellt in seiner
Versionen, durch alle Jahrhunderte hindurch derselbe geblieben."
Diese Behauptung, deren Richtigkeit allerdings weniger von
von dem juristischen Bearbeiter des Werks zu verantworten war, erscheint mir mindestens recht ungenau. Wir hatten bereits im Lauf unserer früheren Untersuchungen
dem
i^hilologischen als
Gelegenheit, materielle Widersprüche der. einzelnen Versionen auf-
zudecken, und es
mag
zu dieser Frage, die bei der Benutzung des
Rechtsbuchs jeden Augenblick auftauchen kann, hier bestimmtere Stellung
genommen werden.
Eine einlässliche Erledigung derselben bloss zu weitführend
und zwecklos
sein,
mir gegenwärtig vorliegenden Material Averkstelligen.
Selbst
Handschriften
der
wenn
die
arabischen
würde nicht
sie ist
überhaupt
mit
nicht
zu
dem be-
verschiedenen noch vorhandenen
und armenischen Version, welche
derzeit existiren, zur Vergleichung gestellt es bedenklich,
freilich
sondern
werden könnten, wäre
über das Verhältniss der einzelnen Versionen ur-
Denn man kann schon Nomocanon von Barhebraeus ersehen, dass
theilen zu wollen.
Handschrift der arabischen Uebersetzung
aus den Citaten des die
von ihm benutzte
mit der von S ach au
— bearbeiteten in Zahl Selbst
einstiaimt.
544
—
Zählung der Paragraphen nicht überUebereinstimmung aller uns erhaltenen
uilcl
die
Handschriften vorausgesetzt, hiesse es demnach mit unvollstän-
digem Material arbeiten,
wenn man auf Grund derselben das
Verhältniss der Versionen zu einander end giltig feststellen wollte.
Wir müssen uns daher auf den Nachweis beschränken, die drei jüngeren von S ach au übersetzten Handschriften,
dass,
P.,
Ar.
und Arm., welche dem 12. Jahrhundert zugeschrieben werden, mit L., welche aus dem Anfang des 6. Jahrhunderts stampit, nicht durchaus gleichen materiellen Inhalt besitzen. Hiebei
wie
schriften
zunächst die Bemerkung vorauszuschicken, dass,
ist
Sachau aus
selbst nachgewiesen hat, diese
einer
zweiten Redaction
Sachau
selbständigen, des
d.
drei jüngeren
h. nicht
Rechtsbuchs geflossen
165
sind.
Die Beweise
zusammengestellt, so dass ich in
hiefür
hat
dieser
Richtung bloss auf ihn zu verweisen brauche.^)
S.
fg.
Hand-
mit L. identischen
Hiebei enthalten nun P., Ar. und Arm. verschiedene Abweichungen von dem Text in L. Diese Differenzen sind allerdings nicht
immer
für alle drei Handschriften dieselben; es
kommt
vor,
dass nur P. und Ar. oder nur Ar. und Arm. oder nur P. allein
Abweichung aufweist, eine Thatsache, welche noch nicht genügend aufgeklärt werden kann. Jedenfalls aber glaube ich annehmen zu können, dass besagte Differenzen auf dem Einfluss die
1)
Ich führe nur einige daselbst übergegangene Redactionsditferenzen
„Wenn der Gatte einer Frau stirbt, so bevormundet ihr Vater ihre Kinder"; die übrigen Hss. sagen richtiger: „er kann sie bevormunden". In P. 60a ist die Frage ungenauer gestellt, als in L., Ar., Arm., auf.
P. 3 b sagt:
und die ertheilte Antwort unrichtig. Arm. 6 und 11 hat die Pflichttheilsberechnung nach Unzen in ungeheuerlicher Weise missverstanden. Ar. 5 zeigt zu dem Ausdruck „fremde Erben" einen singulären Zusatz (von Sachau S. 169 gemeint?). Arm. 110 hat ein besonderes Missverständniss. Arm. 95 erwähnt vier Zeugen, wo die übrigen Hs. nur drei haben. Ar. 12 hat eine in L. 30, P. 11 fehlende Exemplification. P. 13 sagt: „befreien oder als Erben Arm. 1 (und L. fr. 1) haben in aufstellen"; L. 33 und Ar. 15 haben „und". dem Satz von L. 1, P. 1 Ar. 1: „wenn der Vater seineu Töchtern etwas mehr zu geben wünscht (als den Pflichttheil) so kann er es", statt ,, Töchtern" unverständigerweise in den Text hinein corrigirt: „Söhnen"; vgl. oben Endlich spricht Ar. 44 alin. 4 von „drei Geschlechtern", wo S. 245 A. 1. ,
,
P. 38 tiefe
—
eine Differenz, welche möglicherweise eine sagt: „drei Kinder" Bedeutung hat; s. S. 325 Anni. 2.
— selbständiger,
in
noch
L.
545
nicht
— verwendeter Rechtsquelleu
be-
ruhen.
Dies scheint mir vor Allem evident in
1.
dem
Bericht,' wel-
chen P. 40, Ar. 51 und Arm. 55 über die verschiedene Höhe der
,,^,'*^ Hiilie der '^^"^
=*
"•
Donatio ante nuptias im Orient und im Occident enthalten, und (S. 291 f.) besprochen wurde. Wie dort festhaben wir den Umstand, dass P., Ar. mid
welcher bereits oben
worden
gestellt
Arm.
ist,
occidentalische
die
parirend
darauf
erklären,
Grunde liegende jüngere
mung
Justinian's
Donatio
zurückzuführen,
dass
die
äqui-
ihnen
zu
Redaction des Eechtsbuchs die Bestim-
Nov. 97
in
Dos an Grösse
der
als
als
für
Zustände des Occidents
die
massgebend berücksichtigte. 2.
dass P. 30 und Ar. 36 von einer be-
Auffällig ist ferner, .
.
.
dingten Freilassung inter vivos sprechen.
lautet nämlich P.
inter civos.
welchem Ar. 36 im Wesentlichen
entspricht:
„Mit Bedingung wird ein Sklave also befreit, dass er vor die Mitglieder der Kirche gestellt wird oder vor die Richter, oder
dass
Bedingung der Freilassung im Testament ge-
die
schrieben wird".
Dass es sich hier um eine echte Bedingung handelt und woran man ebenfalls denken könnte, um eine
nicht etwa bloss,
durch promissio oiierarum gesicherte Auflage, geht daraus hervor, dass
zum
Schluss die Freilassung im Testament als Beispiel
er-
wo nur eine wahre Bedingung denkbar ist. Folglich wähnt muss auch am Anfang der Stelle, wo die Freilassung vor den „Mitgliedern der Kirche" und vor den Richtern genannt wird, an eine echte Bedingung gedacht sein. Bei einer manumissio inter vivos aber war bekanntlich, was Bruns S. 294 verkennt, eine eigentliche Bedingung nach römischem Recht nicht möglich; zum mindesten dann nicht, wenn die Freilassung „vor den Richtern", ist,
h.
d.
per vinäictam
was wir
cularrechtlichen
undenkbar
Nun würde
allerdings
nach dem,
gefunden haben, die
Annahme
einer parti-
erfolgte.
bereits sonst
Abweichung von der strengen Rechtstheorie nicht
sein; es ist aber
nicht aufweist.
Man
doch auffallend, dass L. dieselbe noch
geräth daher auf die Vermuthuug, dass die
Pariser und die arabische Handschrift eine Rechtsfortbildung darstellen, die sich
die
erst
Beschränkungen
Mitteis, Keicbsrecht
u.
in späterer Zeit
der
älteren
Volksrecht.
p- so.
Bedingte
30^''"'^iiassung
T
.
al. 2,
Es
vollzogen hat, und welche
manumissio
vindicta
ganz 35
ab-
— streifte,
wie
~
546
auch im justinianischen Recht abgestreift zu sein
sie
scheinen.
Dass
3.
in diese Materie
hat, ist überdies
in »-^"•l^'
Arm.
38.
^^^^^^*|\^''^j^
und 43) und Arm.
(§ 23
Ar.
eine jüngere Redaction eingegriffen
auch in der Paragrapheneintheilung zu erkennen
und 38)
17
(§
ist
die
Frei-
Und zwar enthält die zweite lassungsform ie zweimal behandelt. o Darstellung (Ar. 43, Arm. 38) Zusätze entschieden jüngeren und •'
idrebUchenjjjj^^gj,jg]][ Freilassimgs-vnrird form.
ucueu
Charakters:
die
Freilassung o
ausserkirchliche
vollkommen ungiltig o o erklärt. Dies dürfte aus einer Zeit stammen, wo der Einfluss der kirchlichen GerichtsbarOb übrigens die Redaction, keit in Syrien noch gestiegen war. dasclbst für
welcher diese letztere Erscheinung entstammt,
der P. 40,
Arm. 45 entnommen
Ar. 51,
identisch ist mit
Sachau
jener Ueberarbeitung von L., auf welche
sein
hinweist, und
werden,
ist
dabei
sehr zweifelhaft, /rra^ioi Apokeryxis.
Bezüglich der Verstossung von Söhnen (Äpokeryxis) wurde
^*
obcn (S. 214) auf einen auffälligen Zusatz hingewiesen, durch welchen sich Ar. und Arm. von L. und P. unterscheiden. -bereits
Während nämlich
die letzteren (L. 58, P. 72) allgemein feststellen,
man
dürfe einen Adoptivsohn nicht Verstössen, sagen Ar. 102 und Arm. 101, man dürfe ihn nicht Verstössen, „ohne ihm etwas zu geben". Bruns hat diesen Zusatz so wenig gewürdigt, dass er ihn in seinem Commentar S. 226 nicht einmal Erwähnt. Wir haben darauf hingewiesen, dass sich in jenem Zusatz alte grie-
chische Rechtsauffassung ausspricht. ist
schiedene Rechtsauffassung an den ,
,
^;
'•
!l!!'\!'"" 1 oclitcr.
Dasselbe
5.
,
S.
Von diesem Standpunkt
aus
zu sagen, dass Ar. und Arm. eine von L. und P. materiell ver-
330") y
Zusatz
von dem
gilt
in
P.
1,'
Tag
legen.
gleichfalls
woselbst
vom
es
besprochenen
(oben
Intestaterbrecht
der
Kinder heisst, dass die männlichen zwei Drittel, die weiblichen ein
Drittel
bekommen.
geht keineswegs an.
Diese Bemerkung
Man muss
besonderen Rechtsbildung erkennen,
wohl möglich
ist,
einfach
zu
ignoriren,
den Einfluss irgend einer
darin
mag
dieselbe
nun,
wie es
auf irgend ein griechisches Stadtrecht oder auf
eine specifisch orientalische Quelle der nachrömischen Zeit zurück-
gehen. \nn "ii jiixicutiv-
^-
^^^ Executivurkunde
ist
sowohl
in L. als
in P.
erwähnt: insofern waltet hier kein sachlicher Gegensatz P. 78
und Arm. 144 schildern das Verfahren
bei
und Arm. vor.
Aber
der Vertrags-
—
—
547
massigen Pfünthiug genauer als L.; sie bezeichnen die Aufnahme Inventars über die gepfändeten Gegenstünde als erforder-
eines lich.
fasst
Arm.
Es
ist
möglich, dass diese Sitte schon zur Zeit,
wurde, bestand; jedenfalls aber
ist
wo
L. ver-
der Inhalt von P. und
hier reichhaltiger als der von L.
Aus diesen Thatsachen ergibt
sich
die
Unzulässigkeit
der
Behauptung, dass der materielle Inhalt aller vier Handschriften der gleiche
sei.
Theils Widersprüche, theils Ergänzungen sind in
den jüngeren Haudscbriften mit Sicherheit nachzuweisen. Und eine Reihe von anderweitigen Differenzen als Redactionsverschiedenheiten bei Seite gestellt, von denen es
dabei wurden noch
keineswegs immer ausgemacht denzen zu
Grunde
liegen.
ist,
Alan
ob ihnen nicht sachliche Tenwird
daher
die
Annahme
aus-
sprechen dürfen, dass in unseren vier Handschriften zeitliche und örtliche Variationen treten.
des
Localrechts
jener
Gegenden
zu
Tage
Beilage
III.
Die Gesetzgebung Coiistantin's.
Es die
oben
ist
S.
204
die
Behauptung
aufgestellt worden, dass
Gesetzgebung Constantin's einen ausgesprochenen gräcisirenden
Zug
aufweist.
Dass dieselbe in der Entwicklung des römischen
Rechts einen deutlichen Markstein stantin
novator
als
von den
bildet, ist eine bereits
Zeitgenossen erkannte Thatsache; schon von turhatorque priscarnm
Ammian^) wird Con-
legnm
gekennzeichnet.
Unter den Neueren haben wohl Einzelne, wie Jacobus Gotho-
fredus,
die
einnimmt, hervorgehoben;
Rechtsgeschichte
Element
in seiner
hingewiesen. vielfach
welche Constantin
eigenthümliche Stellung,
Gesetzgebung haben
Doch haben
übertriebene
auf das
erst E.
in
der
provinziale
und V. Revillout
diese Schriftsteller hier wie auch sonst
und sogar
verworrene Vorstellungen und
nehmen in willkürlichster Weise einen ganz unbeweisbaren Zusammenhang mit ägyptischen Rechtsideen an; zudem haben sie manches Hiehergehörige übersehen. — Obwohl es, um ein Gesammtbild von der Thätigkeit dieses Kaisers zu geben, wünschenswerth wäre, sich nicht bloss auf das mit ziemlicher Sicherheit auf seine Provenienz zu bestimmende Material zu beschränken, so
werde ich doch,
um
vagen Hypothesen im Sinne der genannten
Gelehrten keinen Vorschub zu leisten, nur Dasjenige anführen,
mir der Einfluss griechischen Landesrechts dünkt. liche
Auch
ist
zu bemerken,
dass
hier
am
bloss
die
privatrecht-
Gesetzgebung in Frage steht; die gräcisirende und
sirende Richtung bildet eine
1)
XXI
in
Frage für
10, 8;
ad. C. Theod. p. 184.
der Verwaltung,
wo
wahrscheinlichsten
im Hofceremoniell
orientaliu.
s.
w.
sich.
andere Citate oben
S. 204.
Vgl. Gotliofredus, Prolog
-
549
Unter den privatrechtlichen
— Gegenständen
vor Allem
sind
folgende Bestimmungen als auffallende Neuerungen anzusehen:
Im
1.
Familienrecht
zunächst
es
ist
materni generis,^) durch welche
die
Anerkennung der
Recht der väterWeise gemildert wurde. Die Bestimmungen in C. Th. de maternis bonis 8, 18, 1, wonach der Vater am mütterlichen Erbgut zwar Nutzniessung aber nicht Eigenthum und Verkaufsrecht hat und beim unerlaubten Verkauf die Kinder vindiciren können ebenso die (später wieder aufgehobene) Norm in C. Th. h. t. 8, 18, 3, wonach der zum zweitenmal heiratende Vater den ihm nach dem Obigen zustehenden Niessbrauch am Vermögen der ersten Frau verliert dies Alles findet sich genau ebenso im Recht von Gortyn VI 31 46, und der historische Zusammenhang wird noch deutlicher durch den bereits oben geführten Nachweis, dass dieses Recht in Griel)ona
das
alte
lichen Gewalt in einschneidender
—
;
—
:
—
chenland in der Kaiserzeit thatsächlich noch in Uebung gestanden hatte. 2.
Ferner hat Constantin den
Ehemann
Geschlechtsvormund der Frau
in gewisser
wie
anerkannt,^)
Beziehung
bei den So hatte er festgesetzt, dass die Veräusserungen minorenner Ehefrauen selbst bei mangelndem richterals
er
Griechen ihr y.vQLO$ war.
wenn
lichen Decret giltig sein sollten,
ihre
Männer hiezu
beige-
stimmt hätten; welches dann von Julian wieder aufgehoben wurde C. Th. de contr. empt. 3, 1, 3: „Patrui mei Constantini constitutionem iuhenms äböleri .... vetus igitur ins revocamiis".^) 3.
Anlaugend
Constantin
1) S.
der Verordnung
in
hiezu oben S. 238
ex senatusconsiüto Claudiano C. Th. 4,
Hiezu oben
3)
Dagegen wird man schwerlich berechtigt I.
S.
218
de procur.
2,
12, 21
sein,
den Ausspruch Cou-
hieherzuziehen, welcher ein für
die
Verordnung einen stark reformatorischen Ton anschlägt, ist
adfines auch den
ist
7,
diese Pro3 § 3 aner-
nicht ersichtlich, worin Constantin über Ulpian hinaus-
sollte.
polirt halten (was
mandatum Obwohl
Frau zu klagen.
cessvollmacht doch schon von Ulpian in D. iudic. solv. 46,
kannt, und es gegangen sein
hat
das Erforderniss
f.
Ehemannes anerkennt,
praesiiviptum des
11, 5
f.
2)
stantin's in C.
die
die Sklaverei
ich
Würde man wegen D.
übrigens auch die Ulpianstelle für inter3,
Mann mitumfassen
Bestimmung doch wohl zunächst an mischen Rechts zu denken.
3,
35 pr. bezweifle,
wird), so eine
wäre
wo
der Ausdruck
bei der coustantinischen
spontane Fortentwicklung des rö-
gänzlich
Denuntiationen
der
Frau
-
550
Ob
aber
fraglich;^)
ebenso sicher
Recht
dass
es
als es
sein,
Kinder aus einem solchen
ist,
die
allerdings
bleibt
Neuerung
ist,
befolgt
Umgang
Wie wenig
behandelt hat.
dies eine unmittelbare
entschiedene
Tendenzen
verwandte
hier
eine
wahrscheinlich
Coutubernium
das
lassen;
fallen
ipso iure zur Sklavin.
macht Entlehnung aus griechischen Anschauungen die
ist,
wird
dass das provinziale
und
wenigstens
die
Umständen als Sklaven constantinische Bestimmung mit unter
römischen Auffassung im Einklang stand, zeigt sich einerselbst in einem seits in dem Umstand, dass noch Constantin
der
früheren Gesetz
(c.
2
das Erforderniss der Denuntiationen
h. t.)
nicht bloss anerkannt, sondern sogar verschärft hatte, anderseits darin, dass unter der
Regierung des Julian
(c.
6
h. t.)
jene Neue-
rung wieder beseitigt wurde. 4. Die manumissio in ccdesia wurde durch Constantin sanctionirt, C. Th. 4, 7, 1. Dieser Gebrauch ist heidnischen, und zwar griechischen Ursprungs.^)' Allerdings
ihre Sanctionirung durch
ist
Constantin schon dadurch zu erklären, dass diese christianisirten
Griechen
Form
bei
schon früher üblich gewesen war
den
und
dann von dem ersten christlichen Kaiser anerkannt wurde. 5.
Die
constantinische
fugitivis 6, 1, 4,
der
Strafe
wurde oben
Sklavenbergung, C.
I.
de
von griechischer Herkunft nach-
als
gewiesen.^)
Ebenso erkennt Constantin den Gebrauch
6.
Reichshälfte in
C. Th. de
der
östlichen
2, 33, 1 an, woselbst er beim'
usuris
Darlehen in Früchten den Zinsfuss von 50 Proceut,
d.
i.
das grie-
chische Hemiolion für zulässig erklärt.*) 7.
eines
In 0. Th. de contr. empt.
nem ad
1,
2 §
1
wird zur Giltigkeit
venditionem rei cuiitsUhet acccdere, nisl eo tempore quo infer
venditorem
et
emptorem contractus solenniter explicatur,
proprietas a vicims demonstretur". ist
3,
Kaufs die Zuziehung der Nachbarn vorgeschrieben: „nemi-
Die
certa et vera
Zuziehung der Nachbarn
wenigstens beim Verkauf von Grundstücken schon im alten
1) Das Recht von Gortyn kennt keine Sklaverei der Frau im Fall des ClaudiaDum, und auch anderwärts sind keine Anhaltspunkte für eine solche gegeheu. Vgl. im Allgemeinen S. 369 372.
—
2)
Oben
3) S.
4)
396
Oben
S.
374
f.
S. 513.
f.
—
—
551
griechischen Recht mitunter vorgekommen; jedenfalls wurde die des
l'ublicität
Kaufs,
Ziel hingestellt wird
von Constantin hier ausdrücklich als (nee inter emptorem et venditorem solennia in die
exquisitis cunimlis eelehrenfur, sed fraudulenta venditio penitus sepidta
Ländern auf
depereat), in allen griechischen
die eine oder die an-
dere Weise gewahrt.
Das
8.
Gesetz, welches
—
terna untersagt
von
einem
.
dem Vater den Verkauf
C. Th. de mat. bon. 8, 18, 1
Witwer
bekindeten
kaufe,
—
sich
solle
der bona ma-
bestimmt, wer zur
Sicheruno-
gegen etwaige Reclamationen der Kinder einen Sponsor mit fideinssor, d. i. einen Bürgen gegen Eviction geben lassen. Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass dies der alte griechische ßsßaia-
v^g sein dürfte,
Verwendung noch
dessen
für
die
justinianische
Zeit bezeugt wird. C. Th. de
9.
pignor. 2,
30,
1
ab, dass
es
stellt
von Gläu-
bigern die servi aratorcs aut hoves aratorü als Pfaudobjecte in Be-
genommen werden.
schlag
Diese Massregel lässt sich allerdings
auch aus allgemeinen socialen Gründen zwanglos erklären; den-
noch
ist es auffallend,
dass sie erst jetzt eingeführt wird.^)
Wieder
darf daran erinnert werden, dass das Ackergeräth nach den meisten
griechischen Statuten
werden
zum Pfände weder gegeben noch genommen
darf.^)
10.
Ob
Bestimmung
Constantin's
in
C, Th.
de fide
test. 11,
503 Anm. 1) einen allgemeinen Grundsatz aussprechen will, in welchem Fall sie gleichfalls hiehergezogen werden müsste, wurde oben in der Schwebe gelassen.. Es sei also an 39, 1
(oben
S.
diesen Punkt hier nur erinnert. 11.
mag
Sehr zweifelhaft
es
ferner
sein,
ob die Insinuation
der Schenkungen, welche zuerst von Constautius Chlorus (C. Th. de spousal. 3,
1) für
5,
non exceptae pcrsonae eingeführt, dann von
Constantin (C. Th. de donat. 8, 12, 1
1)
obwohl
Die
Römer kennen
VIII, 70, 5;
Wallon,
Diod. Sic.
TTUQK Toig
EXXrjOi
I
näher bestimmt und
kein Verpfandungsverbot für diese Gegenstände,
die ältere Zeit wenigstens die leichtsinnige
streng missbilligt zu haben scheint.
2)
— 5)
Varro de
Tödtnng des Ackorstiers
re rust. II v. 4;
Plin. H.
N.
Histoire de I'esclav. II 212.
79: Mhi(povrcct
vouo9£T(Öv
,
8s riveg ovk dXoycog roig nlsiatoig zcäv
otTLVBg
otcXk
fisv
kkI ctQttTQOv
KKi
aXXn TCÖV
dictynciioxäTiov ay.coXvaav ivtxvQ« Xa^ßävfa&cxL n^bg öccvstov, zovg St Tovzoig
XQTjGo^svovg GvvsxtÖQrjGav aycoyt^iovg slvai.
—
—
552
auch auf excepfae personae ausgedehnt wurde, an die provinziale Sitte archivalischer Bestätigung der Rechtsgeschäfte (S. 95 fg.) anknüpfte oder, was allerdings
wahrscheinlicher
viel
Entwicklungsstadium der altrömischen
weiteres
taria darstellt.
Wohl
vohin-
aber darf darauf hingewiesen werden, dass
=
C. I. 6, 23, 8 anerkannte ge4, 4 Testament mit ziemlicher Bestimmtheit der griechischen
das von Arcadius C. Th. 4, richtliche
nur ein
ist,
iurisdictio
Praxis zuzuschreiben
Neben
diesen
(S.
95 Anm.
Erscheinungen,
griechische Vorbilder enthält die
ist
mehr
oder
4).
in
denen die Anlehnung
an
weniger bestimmt hervortritt,
constantinische Gesetzgebung noch
eine
ganze Reihe
anderweitiger Neubildungen, deren Provenienz oft gänzlich dunkel
manchen Fällen wird man freilich den Einfluss jüdischerkennen mögen, wie z. B. in dem Scheiduugsgesetz C. Th, 3, 16, 1/) welches die christliche Anschauung von der Unlöslichkeit der Ehe einzubürgern sucht und von Julian, In
bleibt.
christlicher Ideen
wie es scheint, wieder aufgehoben wurde,^) oder in der Bestim-
mung
C. Th. de fide testium 11, 39, 3,
wonach der Zeugenbeweis
durch mindestens zwei Zeugen zu sichern
ist,
welches oflPenbar
Dazwischen laufen aber immer Vorunter, über deren stellungen Herkunft wir höchstens rathen können; sowohl im Civilrecht wie im Strafrecht und in der' Organisation auf 5 Mos. 19, 15 beruht.
des
öffentlichen
Lebens treten
um
diese
Zeit Institutionen
welche auf der immer fortschreitenden Völkermischung
dadurch bedingten Verwilderung beruhen
und sich
bei
auf,
und der unserer
mangelhaften Kenntniss jeuer Verhältnisse der sicheren Bestim-
mung
entziehen.
1) Wenn übrigens in diesem Gesetz als ausnahmsweiser Scheidungsgrund neben Mord und Giftmischerei die sepidcrorum dissolutio erscheint, so mag die Betonung gerade dieses Verbrechens mit dem fyxX/jfia TvtxßcoQvxiag
der griechischen Grabschriften 2) Vgl. C. Th.
§ 171
A
3
und
i.
(S.
100
f.)
zusammenhängen.
de dotib. 3, 13, 2; dazu
Zimmern,
Gesch. § 170 A.
2,
(laelleinerzeichiiiss.
aufgenommen, welche durch den Text
(Es sind nur solche Stellen
erläutert
werden.)
Literarische Quellen. Acta Apostol. XVII 15—34 Aelian,'var. hist.
II
7
S.
86
S.
359".
X1V34S. 47^ „ „ „ Ambrosius, de Nabuthe S. 454. de Tobia c. 7 § 26 S. 454. „ c. 9 § 33 S. 454. „ „ c. 10 S 456. ,, „ Ammian. Marceil. XIV 8, 5 S. 27 \ XVIII 4, 25 S. 455 '. „ XXVII 7, 8 S. 455 \ Apuleius, de magia c. 71 S. 288 ^ Aristophanes, nubes v. 764 S. 1741 Aristoteles, polit. II 5 (8) § 12 S. 67*, 2721 VII 8 S. 172 ^ „ Asconius, in orat. in toga cand. p. 84
„ „
S. 419.
Asconius (Pseudo-), in Verr.
II
468-485. Athenaeus I 36 p. 20 S. 360 ^ Bar Hebraeus, Nomocanon c. 7,
1,
36
sect.
4
S. 295.
p. 70 S.
266
c. 8,
sect. 4
c. 8,
sect.
f.
Bar Hebraeus, Nomocanon
4
p. 71 S. 3U1.
352
Caesar, bell. gall. 209, 284 ^
IV 19
Caesar,
VI 13
gall.
Cicero, ad Att.
„ „ „ „
„
„
„
V
VI
Dio Chrysost., orat. (Morelli)
X
S.
XV p.
235
368". Dio Chrysost., orat. p. 240 sq. S 106, 153 S 3601 DioChrysost.,or. XXXI p.326 S. 95, 377 '. XXXII p. 382 S. 94-. ,. „ p. 433 S. 86 \ „ S.
XV
„ XXXVII p. 461 S. „ XL p. 495 S. 93. „ „ LXXIIl p. 633 S. „ „ LXXIV p. 638 S. Diodorus Siculus I c. 79 S. 447. I c. 80 S. 55", „ „
sect. 1
24^ 106\
152'.
154'. 108'.
326-. 15 S. 65. Diogenes Laertius V 11, 51 S. 178^. V 01—64 S. 388. „ „ Eunapius, vit. soph. p. 47 1 (Bois.s.) S. 197. „
XII
c.
483 S. 141. 146 S. 273. Iphigen. v. 857 S. 273. „ Eusebius, vita Constant. III c. 55 sq. S. 28, 350 f. Evang. loannis XVIII 39 S. 90. Matthaei XVI II 23 — 34 S. 449 p.
S. 359.
21, 12 S. 412. S. 412, 418.
1—3
ad fam. XIII 30
S. 76.
de oratore II 66, 265 S. 360. p. Flacco 20, 48 S. 125', 447. „
,,
c.
'.
bell.
—
S. 397.
„
Bar Hebraeus, Nomocauon S.
S. 404 f. Demosth.c. Macartat. p. 1067 S.319-323. 8 c. Theocrin. p. 1327 „
XXXV
S. 461,
Bar Hebraeus, Nomocanou
Cicero, in Verr. II 47, 116 S. 76. Collatio leg. Mos.et Rom. XI V3, 3 S. 161 '. Consultatio vet. cuiusd. IC. IX 7 S. 371. Cyprian ad Don. 10 S. 138. Damascius, vita Isidori (Photius p. 338) S. 227. Demosthenes c. Lacrit. (Seeurkunde)
32,79,80 8.124'.
de provinc. cons. 5, 10 S. 360. in Verrem I 36 S. 461 fg.
Euripides,
Andrem,
Fragm. Dosithean. „ „
de iure „
„
v.
§ 12 S. 103, 128. § 8 S. 129. § 13 S. 526. „
fisci
-
554 Pausan. VIII 43, 5
Fragra. VaticaD. § 26, 34 S. 364. § 112 S. 106-, 138. § 194 S. 105'^. § 314 S. 210'. Gains I 47 S. 105'. I 53 S. 120. „ I 85-86 S. 104«, 128, 367. „ I 92 S. 105. „
146
„
359. Philostrat.,
Vit.
S.
„
Isaeus, de Apollod. her. §§20—22 S.322^ de Aristarch. her. § 24 S. 502. „
deDicaeogen.her.§§9, 12 S.3223. „ Libanius, orat. (Reiske) I p. 97 S. 204. I p. 185, 20 S. 192. „ „ I p. 214, 3 S. 191 ^ „ „ I p. 403 S. 378'. I p. 617, 17 S. 190=*. „ II p.
XXXV
585
S. 187.
S. 116.
7
Lucian. abdicatus c. 12 S. 215. apolog. p. merc. cond. „ S.
„ „
c.
12
1931
Luciaa.
de
c.
luctii c.
Nigriniis
Timon
c.
16,
c.
50 59 ^
S.
21 S. 30 S. 152.
c.
„
rec. II
„
21 a,
1
21 S; 96«.
23
1,
S.
154,
„
„ „ „
II
26
'»
10, 3 S.
87 87
320 ^
1,
S.
„
II
25, 5 S.
„
II
32
3a.
S. 136.
X
XX
6 S. 336. „ Scbol. Sinai't. IV 7 S. 302. Socrates, bist. eccl. I 18 S. 28, 351,
Sozomen., bist. eccl. I 9 S. 377 fg. Strabo IV 5 p. 181 S. 107, 273. X 4, 9 p. 477 S. 79 ^ „ X 20 p. 482 S. 273, 331. „ Sueton, Claud. c. 16 S. 114. Tiber,
c.
c.
S. 212.
S. 1.
Theopbilus, paraphr. IIL 21 S. 495. Victor Vitensis, de pers. Vandal, V 17
S. 119.
Il21a, 6u. 11
„
I 25,
II
Themistius, ;i;a9/(rr^9. vnrfp.S'aroßi'. S. 1. Tbeodoret, 'Ell. nccd". &?q. tr. IX p. 337
S. 96«.
Paulus, sent.
„ „
Vitell.
c.
Tosaris
„
71 S. 114, 141, 521. 6 S. 153 '. Synesius, Dion p. 40 S. 138, 160. Tacitus, ann. III c. 60 S. 89. Terentius, Andria I 1, S S. 385 '. TertuUian, de praescr. adv. haer. c. 39
87 ^
49 S. 447. 25 S. 284. Malalas (Bonn.) XIV p. 353 S. 329. XVI p. 401 S. 3G2. „ XVIII p. 451 S. 203. „ Nicol. Damascen. de mor. gent. ji. 153 „ „
22, 6 S. 94'. 3 S. 87 ^
I 25,
XI p. 923 S. 236. XI p. 953 S. 472. „ „ Plautus, rud. III 4, 18—20 S. 104. Plinius, epist. IV 2 S. 153 '. 11 (6) S. 104 \ 107'. „ X 65, 66 (71, 72) S. 89', „ 107 ^ 127, 361. Plinius, Panegyric. c. 37 S. 107 ', 153. * Plutarch, aetia Rom. 8 S. 288. de evit. aere al. c. 3 sq. S. 447. ,, Solon e. 23 S. 359. „ Polybius III 22 S. 174. XI 6 S. 221 \
„
Demonax
I
„
Plato, leges
f.
„
sopb.
Philostrat., Vit. sopb. II
Iosephus(Flav.),belI. iud.IIc.9, c.l2 S.90. „ c. Apion. II 18 S. 190'. „
„ Livius,
S. 89'.
239, 337.
S. 67"^.
411
154.
„ „
I 173 S. 368-. „ II 136 S. 59, 456. „ Hypereides, c. Athenogen.fragm. S. 72^, 505'. losephus (Flav.), antiqu. iud. XVI c.
9_10
',
IV 33 IV 35
V
I 193 S. 108. III 93 S. 1231. „ III 120 S. 123*. „ III 134 S. 4751, 482 f. „ IV 37 S. 129 f. „ Gellius, noct. att. XIV 2, 7 S. 484. XVIII 14 S. 511. „ „ „
I
107
S. 150 ^ 36 S. 132. VIII 7, 12 s. 24,
„
_,,
Herodot
S.
Pbilostrat.,vit.ApolIon.
S. 362.
S. 365.
B.
Inschriften. Aetolien, Bull.
V
= =
=
374 Ditt. 215 Amorgos (Arkesine), Bull. VIII p. 23 sq. Rbeiu. Mus. XL S. 283 sq. I S. 407. Cauer^ 236 S. 420. I 93 C. I. A. II Amorgos (Arkesine)'i4ö';jvato»'Xp.53Tsq. Rhein. Mus. XL S. 283 sq. II S. 408.
p.
=
CoUitz 1413 Aixone, C. 1. G. 1055 S. 414.
= =
— Amorgos
555
(Arkesine), Ball. XII p. 232 sq.
S. 95.
(Aigiale), Mittheil. 1 347 ii. 14, 15 S. 166. Andania (Mysterieninschrift) Ditt. 388 Foucart-Lebas 326 a S. 397. Aphrodeisias, Lebas A. M. 1639 S. 410. C. I. G. II 2737 Bruns-^ Viereck n. 5 S. 136, p. 167 n. 7 485.
=
=
=
Arkesine
Recueil 10 S. 419, 521. Knidos, Bull. VII p. 62 Viereck S. 87 ^a. jurid. gr.
Amorgos
s.
Amorgos.
Assos, Papers 1 n. 26 S. 150. Athen, C. I. A. II 1139 S. 441 -. Chaeronea, C.I. G. 1G08 a— h S. 100 -. Larfeld 53 c— 57 CoUitz „ 382 sq. S. 9G '. Daalis,Ross81 Collitz 1523 S. 173', 178 ^ Delphi, Curtius 3 S. 387'. 11 S. 387^. „ „ 16 S. 387=*. „ „ „ Wescher-Foucart 43 S. 389. 53 S. 390. 133 8,383,389. „ „ „ 209 S. 383. „ „ „ 213 S. 390. „ „ „ 263 S. 383. „ „ „ 273 S. 383. „ „ „
=
=
Demetrias,Mitth.XVp. 305 — 6 S. 100^ Dodona, Carapanos n. 13 S. 338. „
n.
„
S. 338.
14
=
Ditt.
=
S. 173', 388-. Herakleia, C. I. G. III 5774-5 Kaibel 645 S. 415, 4461 Hyarapolis, Rhein. Mus. N. F. II p. 544 sq. Curtius p. 73 S. 374.
1451 C.
15
p.
=
5
tit.
d.
I.
n.
Collitz
S. 66'.
Lampsakos,
C.
G.
I,
3041 b
II
Mantineia, Fouc.-Lebas352 352 „ ,, „ Melitaia s. Narthakion.
S. 413.
k-o
S.376*. S. 379.
o
n,
=
Mykonos,
=
Bull. VI 590 Ditt. 433 'A^rivKiov II p. 235 n. 1 Recueil d. I. jur. gr. I n, 6 S. 64 \
^ =
Narthakion, Bull. VI 367 fg. Viereck n. 12 S. 135 1. Naupaktos, Rhein. Mus. N. F. 26 p. 39 f. I. d. Sav. 1872 p. 33 sq. Röhl 320 Cauer''* 229 A S. 64 f. Neapel, C. I. G. III 5785 Kaibel d. 759 S. 416^
=
=
=
=
Orchomenos,
=
Bull. III p. 459 sq. Cauer 2 295 Larfeld 16—19 S.41G'', 448 ^ 469 fg.
Panormus, n.
296
Puteoli,
=
C.
Sillyon,
S.
=
C.
L
G.
=
5551
III
166 ^
Kaibel
=
Wilmanns 697 Bruus^ p.272 L L. X 1781 S. 99, 505. Niemaun u. Petersen Städte
Pamphyliens S. 103,
u.
Pisidiens
I p.
166, 377.
Simena, C. I. G. III 4300 v A. M. 1301 S. 410.
175
=
sq.
Lebas
Syros,'^^;jvatov III p. 643 n. 9 S. 72 ^ Ross n. 108 == Ditt. 436 „ C. I. G. II 2347 i S. 233.
=
=
Thyateira, Bull. X p. 400 Viereck n. 8 S. 92 1. Tithorra, Rhein. Mus. N. F. II p. 553 II Curtius p. 20 Collitz 1555 b
=
=
=
n.
I
Lamia, Curtius
442
Djaleia, 'Ad^rivaiov II p. 484 sq. C. I. A. II 600 S. 406. Gortyn, Eph. Epigr. VII 3 p. 425 == C. I. L. III 4 S. 150. Gortyn, Stadtrecht s. sub D. Gytheion, Foucart-Lebas VI 243 a S. 96^ 151, 155 f., 217. Halos (in der Phthiotis), Bull. XI p. 364
= =
Kalymna, Newton 299
S.
=
375'.
Teos, Lebas A. M. n. 72 S. 446 ^ Tralles, Bull.
V
p.
344
S. 101.
Zeleia, Ditt. 113 S. 502.
C.
Urkunden. Papyrusurkunden.
ß)
Griechische (aus Aegypten). a) Von den älteren Fundorten: a) Papyri der Kgl. Bibl. zu Berlin (Schmidt): I.
Pap. Pap.
I
II
S.
S.
449 \ 57
'.
Papyri des
Brit.
Museum:
Pap. Edmondstone (Young Hieroglyphics n. 46, Curtius App. I) S. 219, 376 ^ 487. Testament des Abrah. v. Ilermonthis (Wiener Studien IX 236 f.) S. 178,
183, 488.
556 y)
Leydener Papyri (Leemans tom. Pap.
A
M
Pap. Pap. N Pap. 448 ^
S.
54 ^ 58
S.
504*.
I):
y) in Paris:
".
S.
d)
473
7 S. 52, 53, 546, 413^
8 S. 53, 479. 10 S. 72 \ 398. 13 S. 44 ^ 56=*, 223, 271. 14 S. 56 ^ 17 S. 52', 57« ', 97-99, 180 f. Jomard ohne Nummer (Not. et Extr. 18, 2, 257) S. 425, 449.
s)
Turiner Papyri (A. Peyron
*,
502.
S.
751 S. 422. 1428 S. 108, 160, 180, 527. 1485 S. 66". 1487 S. 423. 1492 S. 45. 1514 1516 S. 66% 233 f.,
—
1517 1518
S.
282", 486.
S. 234,
1519—1520 1576 1577 2085
278
S. 422. S. 281. citirt:
v. J.
235
von
S. 58.
p.
417 f.
182 f., 4233. Vergleichsurkunde, Wiener Stud. VIII 101 S. 182 5. S.
London:
Formelsammlung (Wien.
Stud.
263) S. 198. Vergleiclisurkuude (Wien. 266) S. 170, 424 f.
St.
IX
II. Lateinische (aus Ravenna): Maiini No. 77 S. 533". „ 80 S. 480, 534. „ 96 S. 533-. „ 106 S. 534. 115 S. 184. ,, „ 119 S. 184,' 488 f. „ 122 S. 510. Siebenbürgische Wachstafeln S. 97 486 1.
187.
D.
Basilic. S.
und Rechtsbücher. Lib.
435
2,
4, 6 S. 133. 4,
fg.
48, 20, 29 S. 393.
4,
48, 20, 31 S. 373-. 48, 20, 36 S. 395.
10,
Codex lustinianus: 1,
S. 222.
9,
7
9,
8 S. 34
54, 6 §
1
f.
S. 531.
Lib. 2, 3, 14 S. 437. 3, 17 S. 515. 3, 30 S. 127.
487. Justinianu-
'\
Testamentum Galli cuiusd. S. 152. IX Testament des Gregor v. Nazianz S. 183,
Gesetze, Ediete
Lib.
S.
polis S. 425.
Steuerprofessionen
und Schol.
421, 486. 422, 486.
Contracte aus den Jahren 238, 251, 487 p. C. S. 422-424.
Kaufsurkunde, Hermes XIX
28, 9, 73
f.,
S. 275,
S. 58.
Heiratscontraot
in Berlin:
ß) in
3 S. 423.
Testament
44 ^
Arsinoitiscbe
Wien:
Ohne Nummer
b) El-Faijümer: (x)
Pap. der Samml. Erzherzog Rainer
Pap. Pap. Pap. Pap. Pap. Pap.
S) Vaticanische (B. Peyron):
B
426 '. 449 '.
278, 421.
I u. II):
Pap. 1 S. 48 — 51, 53\ 55^ Pap. 3 S. 56 -. Pap. 4 n. 8 S. 52 \ 528 f. Pap. 13 S. 56 ^ 475 f.
Pap.
S.
in
18, 2):
Pap. Pap. Pap. Pap. Pap. Pap. Pap.
S.
7059
Pap. Pap. Pap. Pap. Pap. Pap. Pap.
Papyri des Louvre (Not. et Extr.
S)
Mus^es Nat. 6689 „
504 ^ 46-, 54 ^ 55 ^ 412, 420,
S. 220-,
26 S. 363, 394. 41 S. 530. 1
S. 139.
17, 3 S. 448, 526. 18, 6 S. 155, 218.
Lib.
3,
5 S. 168, 170. 2 S. 133. 13, 3 S. 34. 15, 2 S. 363. 16, 1 S. 432. 28, 25 S. 153. 31, 11 S. 49 ^ 499. 3, 8,
— Lib.
557
—
— 37 S. 86
„ „ „ „ „ „ „ „ „ „
'.
Lib. 43, 24, 3 § 4 -S'. 86». Lib. 45, 1, 19 S. 126. Lib. 47, 2, 39 S. 396. 10, 13 § 2 S. 451. 12, 3 § 5 S. 120. § 2 S. 89 \ 119 6 S. 94. 13, 1 pr. S. 526.
Lib. 50,
1,
1
^
9,
praefecti Aegypti f., 527.
Edictiim
233
S.
106',
,,
447
f.,
„ „
Gortyner Stadtrecht: 45 49 III 17 24 29 31 IV 37 II
X
50
.,
fg. S. 232, 274.
„ „ „
S. 232.
S. 274.
235.
S. f.,
V 1—9 VI 55 IX 32
,"
S. 232, 240. S. 241.
f.
f.
52
f.
S. 237.
367
f.
S. 171, 520. S. 171.
XI 10—17 S. 214f. Lex Visigotb. V 4 c.
2 S. 510. XII 3 c. 8 S. 225. Novellae Theodoa. IL 14 § 8 S. 251. Valentin. III.- 32 S. 361. 34 §§8, 9 S. 294'. „
Maiorian.
6,
8 S. 311'.
6,
9 S.
228
f.,
294'.
Severi 1 pr. S. 311'. lustinian. 4 c. 2 S. 506. 60 S. 59^ 432,456.
„
61c.lpr.§lS.257. c. 1,2 S. 292 fg. 116^0.5 §ls.59^
„
127 134
97
c.'
2 S. 257. S. 364.
c. 7
.„ „ . Syrisch-römisches Rechtsbuch:') .
L.
•
IS.
246, 313 334. 346.
f.,
322'', 326, 330,
48 54 58
„ „ „ „ „
105 106 108 111 123
S.
'
^
30 33 40 45 73
S.
213. 2253.
S.
252
S.
" »
f.,
334.
290
S. 226,
f.
S. 426.
S. 346.
323 K
S.
S. 241. S. 619.
S.
223 S 225 % 430 \
S.
241.
S.
s!
330 f 381 \ 545.
S. 248.
S. 226, 228, 284',
291
f.
s. 305. S. 426, 436.
o
.
^r.
365—372.
S. 211.
ig
^^
216.
9 S. 332 fg. 13 S. 436'. 21 S. 380, 382 fg. 24 S. 210. 29 S. 252, 334. 33 S. 338. 34 S. 218. 35 S. 226. 36 S. 226, 22.S \ 37 S. 313 f.^ 322", 325. 38 S. 507. 40 S. 210. 44 s. 210.
„ „
p
f.,
7 S. 218.
91 92 93 97 102 104
„ „
S. 64.
S.
3 S. 211
L.
Lib. 40, 12, 37 S. 126, 3C1. Lib. 42, 1, 34 S. 451. 5,
-
558
1
S.
^6
S.
f
^-
o^i 35L
-
o 33o 381
,
546.
54<-
;;,JJ|-t?^'^'" /?f l' |i*; " ^^^ '^^ ''^*^ Arm. 38 S. 381 '. jqi S. 214. 131 S, 426 f. ]] 144 S. 428 f. „ •
1) Citirt wird in der Regel nur nach der Londoner IIs.; die übrigen Versionen werden mir dort angelübrt, wo sie von jener abweichen oder ganz seibstäudigo Texte enthalten.
Sacliregister. Abdicatio
Emaneipation 211—217.
s. (X7toy^rjQv^lg.
Adoption 214, 339 f. Advocaten 150, 191 — 200. Aegypten. Aegyptologieu. Quellen
—
35f.
Hellenisirung 35 60. Ehe 222— 227. Geschlechtsvorrauudschaft 221. Eheschenkung 269 fg., 475 fg. Contractsmulten 526 f. älXrjlsyyvcog 183 f. anilsv&fQOt 103, 152, 376 f. ano-Ä^Qvl,tg 107, 212 f. Archiv (ccQX^tov) 95 f., 173. arrha sponsalicia 267 f., 305.
Erbrecht, gräco-syrisches 313 Erstgeburt 56. Executivurkunden 401 f.
Fars 317. ficticische
Klagen
129.
Findelkinder 127, 361. Fiscalmulten 59, 523 f. Formularprocess 132*. Frauen, ägyptische 54 f. Freilassung, formlose 376
mau.
f.,
viu-
dicta 377, kirchliche 375, bedingte 384 396, Peculium des Freigelassenen 381 f.
—
Athenais 329. Bsßccimatg 51
f.
'.
ßsßaicozriQsg 56, 70, 99, 503
bona materna 238
f.
Gerichtsbarkeit, städtische 91
Gewohnheitsrecht 161
f.
f.,
167
f.
f.
Bruderschaftsverträge 217. Hanefitisches Erbrecht 317
Chirographum 484, 493 Choachyten 48
Heliodonis 135. Hemiolion 510 f. Hermiasprocess 48
f.
'.
Chrematisten 47 Chuppa 225
f.
civitates liberae 85 collatio dotis 246.
— 89.
—
Instrumenta guarendigiata 444. f., 90, Ehe bei den 222, 2231, 225-3, 227, 268, Personalexec. 449, Erbrecht 316.
—
Juden 33
iuris periti,
—
f.
conventus civium Rom. 149
f.
Correalität 183. Curatel 155 f., 217.
Kinderverkauf, 104, 358, 393
Laokriten 47 Decurionatsverfassung 165 f. defensores 169, s. auch Advocaten. donatio propter nuptias 256 f, 476. Dos, Dotakecht 107, 225, 230 f. Edictales Recht 130 f. Ehe, Geschwister- 42, 58, 221 f. Eid, Zeugen-, assertorischer 519. Einsatz in die Erbschaft 50 '.
Eirenarchen 169.
f.
Herodes Atticus 148, 153, 239. Hierodulen 100, 103, 374.
consistentes 144, 149 f. Constantin 204, 350, 548 f. constitutio Antonina 150 f. contractus copidermiae 362, 456. orii libelli 518. contradictio,
Convent 130
f.
f.,
studiosi 193
^.
— aussetziing f.,
24,
456.
54 ^
Latini luniani 379
f.
Legat an den fil. fam. 211. Leichenverpfändung 59, 456. Leviratsehe 225 ^ lex lulia de fundo dot. 118, 242 Puteolaua 99, 505. Libanius 192.
—
Literalcontract 460
Mischna 33
f.
f.,
492
f.
f.
55,
— Mitgift
s.
fivrifiovsg
Dos.
=
Merker 171
f.,
=
560
Schiadehe 267. ßi^ßcci-
COTCCL 504. ftovoypaqpog 52. Mult s. Fiscalmult.
Mutterrecht 57.
Schriftform 514 f. Selbstverkauf 358 f., 456. senatuscons. Claudianum s. Sklaven. Sepulcralmulton 95, 409 f. Sequestration 441 *. contubernium 119", 204 f., Sklaven, bergnng 396 f. 364 f., —ehe 369, Städte 20, 24, 40 f., 85 f 113, 165. Stipulatio 140, 154, 181, 485 f. Strafprocess 141, 164. Syngraphe 140, 459 f. Syngraphophylax 46 '. Syrien 24 f.
—
Nechutesurkunde 220
-.
95 fg., Geschichte 170 f., 198, RechtsFormeln 177 f., 196 kenntüiss der Notare 200.
Notariat 49
—
f.,
—
Pacta de lucranda dote 253,
—
dona-
tione 309.
pactum de ingrediendo
—
,
431.
Paschalindulgenzen 90 *.
Tabellionen 176.
patria potestas 24, 65, 153, 209
Testamente 153, 185 95 ^
f.
Patronatsrecht 384 f. peculium adventicium 250 f. Personalexecution 55, 59, 419, 445 Probejahr 223. Process 96 6, 132 142.
—
Tifirifia f.
f.,
gerichtliche
70, 96«, 141.
Tutel 155
f.,
217.
ZVflßcOQVX^CC 100.
der Rechtsurkunden s. Chirographum, in Aegypten 54. Urkundenform 53, 58, s. Chirographum, Syngraphe, Stipulatio, Notariat. Unterschrift
Quintilian 190.
Rechtskenntniss in den Provinzen 164 f., 189-205. Rechtslehrer 194 f. Rechtssprache 185 f. recht 122 fg. Reichsgesetze 116, revocatio in servitutem 385, 391 f. Rhetorik 189 f.
—
Schenkung an die Kinder
210.
—
Verlesung der Gesetze 138
f.,
200.
ovLvdiKtccQioi 103, 152, 377.
Winkelschreiber 201. Zeugen, ürkunds-, ägypt.
53, 58.
Register der Beiträge zur Keiiiituiss des grieclii sehen Rechts. (Di:
Erö'-terun?en, welche sich auf den Fortbestand des griechischen Rechts iu dti- Kaiserzeit beziehen, sind nicht verzeichnet.)
Adoption, Aufhebung durch A^jokerysis
Lex commissoria beim Pfand
213—215. im Testament 339 f Agoranomen 96, in Aegypten
Mitgift, rechtlicher Charakter 231 f., Grösse 273, 329, bei Auflösung der
—
46.
Anklage, Theilung in die 141, ccQX^i^ov
s.
Ehe 240
f., Versicherung derselben durchdieExecutivclausel421f., 434 f, durch obligatorische Bürgenstellung
;j;p5CöqouAaxtoJ'.
BsßKicoTTjQsg 504 fg. Itona materna der
441.
164.
Fingirte
Mitgift
s.
Eheschen-
Kinder
238—240.
470—472
Bürgschaft, verdeckte Correalität,
Formeln der
/ddvsiov, 8avsi^£iv 468
Notariat 170
183.
— 480.
Diadikasie 70, 499, in Aegypten 49 ^ Dos s. Mitgift
Eheschenkung 272—284. Eigenthum, kein absolutes
s.
Diadi-
Epigamie
Patronatsrecht 384 f. Personalexecution 445 f. Pfändung, aussergericbtliche 413-, ventarisirung der Pfänder 435
Inf.
Bedeutung 416^.
TtQÜzTSiv, itQä^ig,
Keception des griech. R. in Syrien
u.
Aegypten 30—60, 79. Rechtsbewidmung 78 f.
kasie.
skSlksiv 501
f.
^.
75.
Erbrecht 62, 319 f., Parentelen 322, Schriftform der Verträge 514 fg. 323 ', Sepulcralmulten 100, 409 f. Vorzug der Männer 322 Notherbrecht der Kinder 68, 332 Sklaven, Contubernium mit, Rechts339. lage der Kinder 364—372, Schutz Executivurkunde 401 fg. des Sklavenbesitzes 396—400. Syngraphe 71, 140, 459 f. Freilassung,Formen 100,338,372—379, Schicksal des Peculium bei der 381— Tvnoi 96 ^ 384, bedingte 385—391. '',
ürkundenform 97 Gerichtsbarkeit, städtische, iu der römischen Zeit 91 102. Grossjährigkeit, Termin der 107 f.
—
XctQtrjs 426. XQBcoq)vlc(Hiov 95
177-184.
f.,
173
f.,
f.,
Publicatio-
nen desselben 173. Hierodulen 100, 374. Zeugen,
gentium, griechisches, lung 72—79.
Jus
Mitteis, Reich?recht
Entwick-
u. Volksrecht.
Form
der
bei
Einvernehmung Zeugeneid 519
gerichtlichen
und assertorischer
fg.
36
Nachträge und
Bericlitiguiigeii.
Auf
S.
3
"
S«
5
»
„
jener
„
„
jenen.
..
S-
23
„
5
„
„
1881
„
„
1884.
S.
58
„
4
„
„
58
„
„
S.
95
,,2: Zu
..
Zu
Anm.
2 ist statt C. 5, 62, 1 zu leseu C. 5, 6ü. 2;.
dieser
Inschrift
vgl.
Mittheil. d. deutsch, arch. Inst. Ath.
Auf
S.
100 Z. 12
V. 0. ist statt
„
S.
128 Z. 12
V. u.
sind die
XVI
54.
neuerdings S.
30
wieder
Szanto,
f.
Tithorea zu lesen Tithorra.
Worte
tainen vel proconsul in die Conjectural-
Parenthese zu setzen. „
S.
Zu
S.
130 Anm.
1
2282 zu lesen 2882.
ist statt
Ueber das römische Municipalweseu in den orientalischen Provinzen sind jetzt auch die Ausführungen von Jung in Sybels hist. 143
fg.:
Ztschr. 1891, 3 S. 32 fg. zu vergleichen. ,,
noch die Inschrift
S. 148: Vgl.
'Eqpjyju. ccQxctioXoyLKi'i 1890 p. 143, welche das Scholarchat der Philosopheuschulen zu Athen regelmässig nur an Personen verliehen wurde, die sich im Besitz des rö-
zeigt,
dass
mischen Bürgerrechts befanden.
Auf
S.
162
Anm.
5 ist statt
numcr.
„
S.
166
„
5
„
„
Nenmann
»
S.
172
„
2
„
„
Aristot. Pol.
Zu
S.
185 fg: Aus der Inschrift hervor, dass das Recht,
zu lesen muner.
'Ecprjfi.
VI 8
„
„
Niemann.
„
„
Aristot. Pol. VII 8.
dqxaioX. 1890
griechisch zu testiren,
143 geht nunmehr an römische Bürger
p.
schon frühzeitig privilegiarisch verliehen wurde; es ist nicht undenkUsus entwickelt hat. Auf S. 204 Z. 13 V. u. ist statt (c. 5, 6, 7) zu lesen (c. 2, 5, 6, 7). bar, dass sich hieraus ein allgemeiner
Anm.
„
S.
237
„
S.
241 Z. 14
Zu
S.
500
Anm.
Praxis 77
1 V. 0.
3: S.
„
„
jurisdiques
„
„
„
„
des Gatten
„
„
Gegen Wcndt 364
fg.
vgl. ncuestens
juridiques. ihres Gatten.
auch Meyer, Arch. für
civ.
^^,
fic
"^^m^E^mM^B
,
^'y^
_,
».
T-^
•
SV;
5
'
KTV'