Makro- und Nahfotografie Der Meisterkurs
Michael Gradias
Makro- und Nahfotografie Der Meisterkurs
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10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 10 09 08
ISBN: 978-3-8272-4452-9
© 2009 by Markt+Technik Verlag, ein Imprint der Pearson Education Deutschland GmbH Martin-Kollar-Str. 10-12 D-81829 München Alle Rechte vorbehalten Lektorat: Jürgen Bergmoser,
[email protected] Fachlektorat: Martin Schwabe Korrektorat: Martina Gradias Herstellung: Claudia Bäurle,
[email protected] Satz: Michael Gradias, Wolfenbüttel (www.gradias.de) Einbandgestaltung: Marco Lindenbeck,
[email protected] Druck und Verarbeitung: Print Consult GmbH Printed in Slovak Republic
IV
Inhaltsverzeichnis Teil 1 Die Technik Kapitel 1: Einführung
3
Immer näher ran............................................................................................................................................................................ Motive über Motive.................................................................................................................................................................... Kreativ fotografieren.................................................................................................................................................................... Nachträgliche Bearbeitung.....................................................................................................................................................
4 6 7 8
Kapitel 2: Die Kameras
11
Voraussetzungen bei Kompaktkameras...................................................................................................................... Zusätzliches Zubehör................................................................................................................................................................. Die Vorgehensweise bei Kompaktkameras................................................................................................................ Möglichkeiten der Spiegelreflexkameras..................................................................................................................... Die Kameragehäuse..................................................................................................................................................................... Die Grundausstattung............................................................................................................................................................... Geeignete Objektive.................................................................................................................................................................... Ring- und Makroblitze............................................................................................................................................................... Weiteres Zubehör.......................................................................................................................................................................... Kameraeinstellungen.................................................................................................................................................................. Schärfentiefebereich....................................................................................................................................................................
12 17 18 19 22 24 28 33 34 36 43
Teil 2 Die Motive Kapitel 3: Motive finden
49
Das Sehen............................................................................................................................................................................................ 50 Variationsmöglichkeiten........................................................................................................................................................... 58 Aufbauten im Freien................................................................................................................................................................... 61
Kapitel 4: Allgemeine Motive
63
Fotografieren auf Reisen........................................................................................................................................................... Wald- und Wiesenfotografie................................................................................................................................................. „Zeitraffer“........................................................................................................................................................................................... Jahreszeiten......................................................................................................................................................................................... Augen auf!...........................................................................................................................................................................................
64 66 68 69 72
Inhaltsverzeichnis
V
Kapitel 5: Von Menschen gebaut
75
Sammelleidenschaften............................................................................................................................................................... Künstlerische Bauwerke .......................................................................................................................................................... Zäune und Schlösser................................................................................................................................................................... Technische Details.........................................................................................................................................................................
76 80 81 87
Kapitel 6: Strukturen
93
Fassadendetails................................................................................................................................................................................ 94 Auf dem Boden............................................................................................................................................................................... 98 Spuren.................................................................................................................................................................................................... 99 Schöne und bizarre Formen.................................................................................................................................................. 102 Wasseroberflächen....................................................................................................................................................................... 103 Wasser im Gegenlicht................................................................................................................................................................. 106 Spiegelungen..................................................................................................................................................................................... 108 Wasserfontänen.............................................................................................................................................................................. 109 Wassertropfen.................................................................................................................................................................................. 110 Fallende Wassertropfen ganz nah..................................................................................................................................... 112
Kapitel 7: In der Natur
117
Baumdetails........................................................................................................................................................................................ 118 Disteln..................................................................................................................................................................................................... 122 Schilf......................................................................................................................................................................................................... 125 Gräser...................................................................................................................................................................................................... 129 Getreide................................................................................................................................................................................................. 134 Raps.......................................................................................................................................................................................................... 137 Blätter..................................................................................................................................................................................................... 140 Pusteblumen..................................................................................................................................................................................... 146 Dies & das............................................................................................................................................................................................ 147
Kapitel 8: Blumen
151
Geeignete Locations.................................................................................................................................................................... 152 Feld- und Wiesenblumen........................................................................................................................................................ 154 „Unkraut“............................................................................................................................................................................................. 156 Kleine Blümchen............................................................................................................................................................................ 158 Wildrosen............................................................................................................................................................................................ 160 Klatschmohn..................................................................................................................................................................................... 162 Sonnenblumen................................................................................................................................................................................ 166
VI
Inhaltsverzeichnis
Seerosen................................................................................................................................................................................................ 168 Dahlienschau..................................................................................................................................................................................... 168 Frühlingsblüten................................................................................................................................................................................ 171 Forsythien............................................................................................................................................................................................ 174 Blumen über Blumen.................................................................................................................................................................. 176 Ganz nah dran.................................................................................................................................................................................. 179
Kapitel 9: Tiere
183
Tierdetails............................................................................................................................................................................................. 184 Reptilien................................................................................................................................................................................................ 186 Schlangen............................................................................................................................................................................................. 190 Schildkröten....................................................................................................................................................................................... 192 Frösche................................................................................................................................................................................................... 193 Im Aquarium..................................................................................................................................................................................... 198
Kapitel 10: Insekten
207
Schmetterlinge................................................................................................................................................................................. 208 Libellenfotografie........................................................................................................................................................................... 214 Spinnen.................................................................................................................................................................................................. 225 Zweiflügler........................................................................................................................................................................................... 229 Fliegen..................................................................................................................................................................................................... 239 Käfer......................................................................................................................................................................................................... 242 Ameisen................................................................................................................................................................................................ 248
Kapitel 11: Arrangements
251
Fotos am Aufnahmetisch........................................................................................................................................................ 252 Aufnahmetechniken................................................................................................................................................................... 256 Kleine Figuren................................................................................................................................................................................... 260 Viele, viele Motive......................................................................................................................................................................... 264 Technische Details......................................................................................................................................................................... 280 Guten Appetit.................................................................................................................................................................................. 289
Kapitel 12: Lichtspiele
295
Spielen mit Licht............................................................................................................................................................................. 296 Feuer........................................................................................................................................................................................................ 300 Zündhölzer......................................................................................................................................................................................... 303 Wunderkerzen................................................................................................................................................................................. 305
Inhaltsverzeichnis
VII
Teil 3 Digitale Dunkelkammer Kapitel 13: Bilder optimieren
311
Bilder freistellen............................................................................................................................................................................... 312 Bilder optimieren........................................................................................................................................................................... 315 Bilder speichern............................................................................................................................................................................... 320 Bilder skalieren................................................................................................................................................................................. 321 Bilder schärfen.................................................................................................................................................................................. 323 Für das Web speichern.............................................................................................................................................................. 325 Bildfehler beseitigen..................................................................................................................................................................... 326 Bildrauschen reduzieren........................................................................................................................................................... 330 Partielles Optimieren.................................................................................................................................................................. 332 Bereiche optimieren..................................................................................................................................................................... 335
Kapitel 14: Erweiterte Bearbeitungen
339
RAW-Bilder bearbeiten............................................................................................................................................................. 340 Bilder „malen“................................................................................................................................................................................... 345 Kunstfilter anwenden................................................................................................................................................................. 348 Bilder veredeln................................................................................................................................................................................. 350 Texte montieren.............................................................................................................................................................................. 354
Kapitel 15: Bilder verwalten und präsentieren
357
Makrofotos verwalten................................................................................................................................................................ 358 Bilder suchen..................................................................................................................................................................................... 360 Bilder als E-Mail versenden..................................................................................................................................................... 362 Webgalerien erstellen.................................................................................................................................................................. 363 Fotos auf CD/DVD........................................................................................................................................................................ 367 Perfekte Drucke............................................................................................................................................................................... 369 Fotobücher erstellen.................................................................................................................................................................... 372
VIII
Inhaltsverzeichnis
Glossar
375
Stichwortverzeichnis
379
Narzissen, Nikon D70s, 200 ISO, 1/60 Sek., f 5.6, 105 mm Makro, Makroblitz, Foto: M. Gradias Inhaltsverzeichnis
IX
Schwebfliege, Nikon D200, 200 ISO, 1/400 Sek., f 10, 180 mm Makro, Foto: M. Gradias
Vorwort Das Fotografieren von Details im Nah- und Makrobereich ist faszinierend. Wenn Sie einmal auf den Geschmack gekommen sind, wird Sie diese Thematik nicht mehr loslassen. Dabei sind Sie in vielen Fällen nicht einmal auf eine großartige Ausrüstung angewiesen – schöne Detailaufnahmen lassen sich ohne Weiteres auch mit den Standardobjektiven anfertigen. Erst wenn Sie größere Abbildungsmaßstäbe erreichen wollen, müssen Sie sich entsprechendes Makro-Equipment zulegen. Ich habe in diesem Buch die unterschiedlichsten Bereiche zusammengefasst, in denen Sie schöne Nah- und Makroaufnahmen machen können. Nachdem Sie im ersten Teil die technischen Voraussetzungen kennengelernt haben, können Sie den zweiten Teil des Buches als „Motivratgeber“ nutzen. Die jeweiligen Themenbereiche sind dabei so aufgebaut, dass Schritt für Schritt näher an das Motiv herangegangen wird, bis letztlich große Abbildungsmaßstäbe erreicht werden. Im dritten Teil des Buchs lernen Sie die Möglichkeiten der digitalen Dunkelkammer kennen. Bei allen Bildern sind die verwendeten Aufnahmedaten angegeben, sodass ein Nachmachen leichtfällt. Viele Themenbereiche sind mit „Locationbildern“ versehen, sodass Sie erkennen können, wie ich zur dazugehörenden Aufnahme gelangt bin. Bei den Angaben der Brennweite habe ich mich auf die Brennweite bezogen, die auf den Objektiven der digitalen Spiegelreflexkameras angegeben wird – den Cropfaktor habe ich unberücksichtigt gelassen. Bei den Aufnahmen, die mit ompaktkameras entstanden, sind die Angaben dagegen im Kleinbildäquivalent K angegeben, um eine Vergleichsmöglichkeit zu haben. Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Makrofotografie und hoffe, dass Ihnen dieses Buch viele Tipps und Anregungen zum Thema geben wird. Michael Gradias
Vorwort
XI
In diesem ersten Teil erfahren Sie alles Wissenswerte über die technischen Zusammenhänge der Nah- und Makrofotografie und darüber, welches Zubehör Sie für eine interessante Makroaufnahme benötigen. Außerdem lernen Sie die Unterschiede zwischen der Arbeit mit einer Kompaktkamera und den Spiegelreflexsystemen näher kennen.
Teil 1 Die Technik
Leuchtdioden, Nikon D300, 200 ISO, 1/10 Sek., f 18, 55 mm Makro, Foto: M. Gradias
1
Fallender Wassertropfen, Nikon D300, 200 ISO, 1/250 Sek., f 11, 180 mm Makro, Makroblitz, Foto: M. Gradias
Einführung Einer der faszinierendsten Bereiche der Fotografie ist die Detailaufnahme. Dabei spielt es keine Rolle, ob Sie im Nah- oder im Makrobereich fotografieren – Details wirken bei einer Architekturaufnahme ebenso ansprechend wie bei der Fotografie von winzig kleinen Insekten. Im Prinzip lässt sich diese Aufgabenstellung sowohl mit Kompaktkameras als auch mit einer Spiegelreflexkamera erledigen. Wollen Sie aber das zu fotografierende Motiv sehr groß abbilden, ist eine Spezialausrüstung unumgänglich. Dabei können kostengünstige Nahlinsen ebenso helfen wie teurere Makroobjektive. Welche Möglichkeiten die Nah- und Makrofotografie bietet, erfahren Sie in diesem Kapitel.
Kapitel 1
3
Es ist nicht empfehlenswert, mit einer so anspruchsvollen Aufgabenstellung wie der Nah- und Makrofotografie in die Fotografie zu starten. Vieles – wie beispielsweise die saubere Bildkomposition – lässt sich im „Großen“ leichter erlernen als bei Makroobjekten. Erst wenn Sie die fotografischen Grundlagen sicher beherrschen, sollten Sie sich Schritt für Schritt an kleinere Objekte heranwagen.
Hat man einmal einen Gegenstand auf dem fertigen Foto im Detail gesehen, wächst schnell der Wunsch, zu erfahren, wie denn wohl dieses Detail aussehen würde, wenn der Gegenstand noch größer abgebildet wäre. Also ist Vorsicht geboten: Makrofotografie birgt eine gewisse Sucht gefahr!
Immer näher ran Vielen Fotografen wird es ähnlich ergehen: Zunächst lichten sie mit ihrer neuen digitalen Kamera ganz „normale“ Motive ab, wie zum Beispiel die Familie oder Landschaften. Danach entsteht relativ bald der Wunsch, Motive einmal von Nahem zu fotografieren. Wenn dann die ersten überzeugenden Ergebnisse „im Kasten“ sind, wird bald der Wunsch größer, immer mehr der interessant wirkenden Details abzulichten, die sich überall in unserer Umwelt finden – wenn man nur genau hinschaut. Wer einmal den Geschmack daran gefunden hat, Dinge nicht mehr nur im Überblick, sondern aus der Nähe zu betrachten, bei dem ist der Schritt zur Makrofotografie nur noch klein. Und wen die Makrofotografie einmal gepackt hat, den lässt sie so schnell nicht wieder los – zu faszinierend sind die „kleinen Dinge des Lebens“. Dabei ist es prinzipiell völlig egal, ob Sie mit einer einfachen Kompaktkamera fotografieren oder mit einer High-End-Spiegelreflexkamera. Je aufwändiger allerdings das Equipment ist, desto mehr fotografische Möglichkeiten besitzen Sie. Während Sie „normale“ Detailaufnahmen von Pflanzen oder Tieren praktisch mit jedem Kameratyp aufnehmen können, benötigen Sie für „echte“ Makroaufnahmen spezielles Equipment, wie beispielsweise ein Makroobjektiv, um die Gegenstände möglichst groß abbilden zu können. Beim Fotografieren einfacher Details können Sie in den allermeisten Fällen auch den Automatiken vertrauen, die die Kameras anbieten, was bei winzig kleinen Motiven oft nicht mehr möglich ist – hier ist ein manuelles Eingreifen unumgänglich.
Viele Motive wirken als Detailaufnahme weit dekorativer als in einer Übersicht. So zeigt das Foto links ein – eher ungewöhnlich angestrichenes – Haus. Das Detail des rechten Fotos finden Sie an der rechten Kante des Hauses. Die kräftige Farbe der Fotos wurde durch den strahlenden Sonnenschein begünstigt. Beide Bilder entstanden übrigens ungefähr vom selben Standpunkt aus – rechts wurde aber ein Teleobjektiv mit einer langen Brennweite verwendet (Nikon D70s, 200 ISO; links: 1/500 Sek., f 11, 18 mm; rechts: 1/2000 Sek., f 6, 300 mm; Fotos: M. Gradias). 4
Kapitel 1
Wie das Bild des Schmetterlings unten belegt, lassen sich mit einfachen Kompaktkameras auch sehr schöne Nahaufnahmen erzielen. Eine Einschränkung besteht hier darin, dass Sie einen gewissen Abstand zum Motiv wahren müssen – gehen Sie zu nah an das Motiv heran, kann die Kamera es nicht mehr scharf abbilden. Aber der eine Meter Mindestabstand, der bei der unten verwendeten Kamera im Tele-Makromodus einzuhalten war, reicht für Objekte in dieser Größe für eine bildfüllende Darstellung prima aus. Für einen Einstieg in die Nah- oder Makrofotografie eignen sich solche Kameras daher gut. Bei diffizileren Aufgabenstellungen – wie beispielsweise beim Titelbild dieses Kapitels (ein fallender Wassertropfen) – haben Sie es mit einer Spiegelreflexkamera dagegen wesentlich einfacher.
Sofern Kompaktkameras über einen Makromodus verfügen, können Sie damit viele Aufgabenstellungen im Nahbereich erledigen. Der Makromodus ermöglicht, dass Sie nah an das Motiv herangehen können und die Kamera das Motiv dennoch fokussieren kann.
Um „normal“ große Motive eindrucksvoll abzulichten, bedarf es keiner sündhaft teuren Spiegelreflexkamera oder Sonderzubehör. Dieser ungefähr 7–8 Zentimeter große Bananenfalter ließ sich in der Schmetterlingsfarm ohne Probleme mit einer einfach zu bedienenden Kompaktkamera ablichten, wobei hier der Tele-Makromodus der Lumix aktiviert wurde. In diesem Modus kann man bis zu einem Meter an das Motiv herangehen (Lumix FZ28, 100 ISO, 1/125 Sek., f 4, 459 mm, int. Blitz, Foto: M. Gradias). Kapitel 1
5
Im Tierreich finden Sie viele faszinierende Motive, wie beispielsweise diese Feuerlibelle. Auch dieses Foto entstand mit einer Lumix-Kompaktkamera aus einer Entfernung von ungefähr einem Meter (Lumix FZ8, 100 ISO, 1/250 Sek., f 5.6, 432 mm).
Als Daumenregel merken Sie sich am besten: Je weiter Sie die Blende öffnen (kleiner Blendenwert), umso kleiner wird der Bereich vor und hinter dem Schärfepunkt (Schärfentiefe). Je weiter Sie die Blende schließen, umso größer wird der scharf abgebildete Bereich.
Motive über Motive Wenn Sie gerne Details fotografieren, haben Sie eine unendlich große Auswahl an Motiven. Alle Dinge des täglichen Lebens lassen sich so fotografieren, dass sie interessant aussehen. Wenn Sie beispielsweise ein Detail eines verrotteten Gegenstands – wie zum Beispiel den Stacheldrahtzaun auf der folgenden Seite – oder ein Architekturdetail eines verfallenen Hauses fotografieren, entstehen oft wunderschöne Aufnahmen. Die besten Aufnahmen erzielen Sie dabei, wenn gutes Licht vorhanden ist. Eine gelbe Hausecke vor leuchtend blauem Himmel beeindruckt den Betrachter wegen des Farbkontrastes ganz sicher. Wichtigste Voraussetzung bei solchen Fotos ist allerdings, dass sie sehr „sauber“ fotografiert werden. So macht eine ganz leichte Unschärfe des Bilds ein Architekturfoto unbrauchbar, ebenso wie ein leichtes Verkanten der Kamera – schief abgebildete Details wirken unprofessionell. Andererseits können Sie selektive Unschärfe aber auch ganz gezielt zur Bildgestaltung einsetzen. So wirkt der Bananenfalter auf der vorherigen Seite durch den unscharfen Hintergrund besonders attraktiv. Ein unruhiger Hintergrund würde dieses Foto weit unansehnlicher erscheinen lassen. Bei der Feuerlibelle oben wirkt der Hintergrund beispielsweise ein wenig unruhig, da die Struktur der Grashalme noch leicht erkennbar ist. Auch technische Details lassen sich attraktiv ablichten– wie beispielsweise diese Stecker (Nikon D300, 200 ISO, 1/60 Sek., f 11, 105 mm Makro, Fotos: M. Gradias). 6
Kapitel 1
Experimentieren Sie in solchen Fällen ruhig mit verschiedenen Blendeneinstellungen, um die schönste Wirkung zu entdecken. Dies ist bei der digitalen Fotografie ja sehr einfach, weil die Fotos – im Gegensatz zu den analogen Pendants – kein Geld kosten. Was nicht gefällt, wird nachträglich einfach gelöscht.
Kreativ fotografieren Bei der Makrofotografie müssen Sie eine schwierige Klippe umschiffen, wenn Sie mit einer Spiegelreflexkamera arbeiten – die extrem geringe Schärfentiefe. Je näher Sie an ein Motiv herangehen, desto geringer wird der scharf abgebildete Bereich. Bei einer Darstellungsgröße von 1:1 kann er auf wenige Millimeter schrumpfen. Diese Tatsache können Sie aber auch nutzen, um kreative Aufnahmen zu gestalten. Bildunwichtige Partien verschwinden so im „Nichts“. Der Wassertropfen des Kapiteltitelbilds ist ein solches Beispiel. Außer dem Tropfen selbst ist nichts im Bild scharf abgebildet – so wirkt der fallende Wassertropfen besonders edel. Wenn Sie allerdings beispielsweise Produkte fotografieren, um sie zum Verkauf anzubieten, ist es wichtig, dass möglichst alle Details des Produkts scharf abgebildet werden. So kann sich der Käufer ein genaues Bild des Gegenstandes machen. Bei der kreativen Fotografie ist dagegen allein die Bildwirkung entscheidend.
Wenn man den Gegenstand nicht mehr erkennt, wirkt das Foto für den Betrachter verblüffend – wie bei diesem Detail einer Erdbeere (Nikon D70s, 200 ISO, 1/100 Sek., f 11, 105 mm Makro, Makroblitz).
Auch verrottete Gegenstände lassen sich so ablichten, dass sie ein interessantes Foto ergeben (Nikon D70s, 200 ISO, 1/320 Sek., f 9, 105 mm Makro, Makroblitz, Fotos: M. Gradias). Kapitel 1
7
Da die meisten digitalen Kameras heute mit hohen Auflösungen – wie beispielsweise 10 Megapixel – arbeiten, haben Sie ausreichend „Spielraum“, wenn Sie Teile des Bilds abschneiden. Nur wenn Sie extrem große Ausdrucke anfertigen, reicht die Pixelanzahl eventuell nicht aus – das werden Sie in der Praxis aber eher selten erleben.
Nachträgliche Bearbeitung Um wirkungsvolle Fotos zu erhalten, ist eine präzise Bildkomposition unabdingbar. Aber gerade im Makrobereich gestaltet sich dies oft ziemlich schwierig, Wenn Sie Insekten, die sich sehr schnell bewegen, fotografieren, ist es natürlich nicht leicht, die Objekte schön im Bild zu platzieren, um eine ausgewogene Bildkomposition zu erreichen. Gegenüber der herkömmlichen, analogen Diafotografie haben Sie aber bei der digitalen Fotografie den großen Vorteil, dass Sie mithilfe eines Bildbearbeitungsprogramms nachhelfen können. So legen Sie den geeigneten Bildausschnitt leicht später am Bildschirm fest. Mit den vielfältigen Möglichkeiten der Bildbearbeitung entstehen weitere Vorteile. So ist es nicht weiter schlimm, wenn ein Bild ein bisschen falsch belichtet ist – auch wenn Sie natürlich stets bemüht sein sollten, das Bild korrekt zu belichten. Helligkeit und Kontrast lassen sich aber mit einem Bildbearbeitungsprogramm leicht korrigieren, ebenso wie die Farbsättigung oder die Bildschärfe.
Dass sich Insekten ganz präzise im Bild platzieren lassen, kommt eher selten vor. Meist muss der geeignete Bildausschnitt nachträglich mithilfe eines Bildbearbeitungsprogramms festgelegt werden. Dieses Beispielbild zeigt ungefähr 70 % der Originalaufnahme (Nikon D200, 200 ISO, 1/640 Sek., f 8, 180 mm Makro, Foto: M. Gradias).
8
Kapitel 1
Strukturen wie Steine, Holz oder wie in diesem Beispiel eine Wasseroberfläche machen sich auf Fotos immer prima. Schauen Sie einmal genau hin – je nachdem, wie der Himmel aussieht, ergeben sich wirklich schöne Spiegelungen auf der Wasseroberfläche (Nikon D200, 200 ISO, 1/640 Sek., f 5.6, 290 mm).
Wenn Sie mit dem sehr beliebten RAW-Format fotografieren, das viele Fotografen gerne verwenden, können Sie nachträglich unter anderem die Einstellungen des Weißabgleichs und auch den Lichtwert korrigieren. So lassen sich Fehlbelichtungen von ein oder zwei Blendenstufen nachträglich leicht korrigieren. Der Qualitätsverlust ist dabei nur minimal. Die kreativen Möglichkeiten der digitalen Fotografie sind weit größer, als es zu analogen Zeiten der Fall war. Hinzu kommt die Schnelligkeit der Bearbeitung. Oft reichen wenige Mausklicks aus, um ein Bild zu optimieren. Außerdem behalten Sie – im Gegensatz zur analogen Fotografie – immer ein „Original“.
In Zeiten der digitalen Fotografie ist es völlig legitim, die Fotos nachträglich am PC zu optimieren. Alternativ dazu können Sie auch die Bildoptimierungsfunktionen verwenden, die die meisten aktuellen Kameras anbieten – dann ersparen Sie sich die nachträgliche Optimierung. Diese Variante ist aber nicht so flexibel. Wenn es Ihnen gelingt, Blumen vom Hintergrund zu trennen, wirken die Ergebnisse stets sehr ansprechend. Kommen dann noch leuchtende Farben dazu, wie bei dieser Kokardenblume, werden Sie den Betrachter des Fotos mit Sicherheit begeistern (Nikon D700, 200 ISO, 1/800 Sek., f 4.5, 180 mm Makro, Fotos: M. Gradias).
Kapitel 1
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Rose, Nikon D200, 100 ISO, 1/400 Sek., f 10, 10 mm Makro, Foto: M. Gradias
Die Kameras Der Markt der digitalen Kameras ist vielschichtig. Von der preisgünstigen Kompaktkamera über semiprofessionelle Spiegelreflexkameras bis zur Profi-High-EndSpiegelreflexkamera wird alles angeboten, was das Fotografenherz begehrt. Die Frage ist nur, wie viel Geld Sie in Ihre neue Fotoausrüstung investieren wollen. Je umfangreicher die Ausrüstung ist, umso mehr kreative Möglichkeiten haben Sie beim Fotografieren von Detail- oder Makroaufnahmen. Sie sollten vor der Anschaffung einer neuen Ausrüstung also genau wissen, welche Ansprüche Sie haben. In diesem Kapitel erfahren Sie, was wichtig und nützlich ist.
Kapitel 2
11
Während bei den ersten digitalen Kameras die LCD-Monitore sehr klein waren (teilweise sogar unter 2 Zoll), werden bei jeder neueren Kamerageneration auch die Monitore qualitativ verbessert und auch größer. So ist bei vielen aktuellen Kompaktkameras die Monitordiagonale schon bei 3 Zoll angelangt, was 7,6 Zentimetern entspricht. Ich erinnere mich noch gut an den „MiniMonitor“ meiner ersten digitalen Kamera vor etwa 10 Jahren – einer Olympus Camedia 3000Z, bei der die Bildschirmdiagonale gerade mal 4,6 Zentimeter betrug. Auch die Auflösung der Monitore wird stetig verbessert, sodass eine Beurteilung des Ergebnisses immer besser möglich ist. Einige Monitore erreichen heute schon eine VGA-Auflösung.
Voraussetzungen bei Kompaktkameras Viele Fotografen haben sich nach ihrer analogen Kamera zunächst eine digitale Kompaktkamera zugelegt, oder planen dies. Erst in jüngster Zeit sind die digitalen Spiegelreflex-Einsteigerkameras derart preisgünstig geworden, dass sie eine echte Alternative zu den Kompaktkameras darstellen. Wenn Sie planen, mit einer Kompaktkamera den Schritt zur Nah- und Makrofotografie zu wagen, sind einige Überlegungen bei der Wahl eines geeigneten Modells nötig, damit das Fotografieren der Details leichter fällt.
Der Monitor Im Gegensatz zur Spiegelreflexfotografie benutzt der Fotograf bei der Kompaktkamera den Sucher meist gar nicht – sofern ein solcher überhaupt vorhanden ist. Es ist viel praktischer, die Live-Vorschau im Monitor zu beobachten. Ist das Motiv wie gewünscht auf dem Monitor zu sehen, löst man aus. Daher ist es wichtig, dass die Kompaktkamera über einen möglichst großen und vor allem hellen Monitor verfügt. Bei ungenügender Monitorqualität kann es passieren, dass das Bild bei hellem Sonnenschein zu schwer zu beurteilen ist.
Auflösung Die Auflösung des Kamerasensors ist bei Weitem nicht so bedeutend, wie es die Werbung gerne vermitteln möchte. Inzwischen wird auch das Bewusstsein durch verschiedene Publikationen bei bekannten Web-Portalen gestärkt, dass „mehr Megapixel“ nicht gleichbedeutend mit „mehr Qualität“ ist – das Gegenteil ist eher der Fall. Da sich die Größe der winzig kleinen Sensoren nicht geändert hat, müssen sich immer mehr Pixel den verfügbaren Platz auf dem Sensor teilen, was de facto zu einer schlechteren Bildqualität führt, weil die einzelnen Pixel weniger Licht aufnehmen können. Für digitale Spiegelreflexkameras mit APS-C- oder Vollformatsensor gilt dies weit weniger, weil deren Sensoren drastisch größer sind als die der Kompaktkameras. Hier sind demnach die einzelnen Pixel noch deutlich größer als bei den Kompaktkameras.
Die Qualität der Monitore wird stetig besser. Der 3,5" große Breitbild-Touchscreen-Bildschirm der Sony Cyber-Shot DSC-T700 bietet mit 921.000 Bildpunkten eine sehr gute Auflösung, die der VGA-Auflösung entspricht, Foto: Sony Deutschland GmbH.
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Kapitel 2
Mit den Bildern einer 6-Megapixel-Kamera können Sie Abzüge in allerbester Qualität bis zu einer Größe von 17 x 25 Zentimetern erstellen. Wenn Sie sich mit einer etwas verminderten Abzugsqualität zufriedengeben, sind sogar weit größere Abzüge möglich. Nur wenn Sie ständig riesengroße Plakate ausdrucken oder Bildausschnitte verwenden wollen, machen höhere Megapixelwerte einen Sinn. Wobei aktuell natürlich das Problem besteht, dass 6-Megapixel-Kameras praktisch vom Markt verschwunden sind.
Nahaufnahmemodus Bei der Auswahl der Kamera sollten Sie darauf achten, dass eine geringe Naheinstellgrenze vorhanden ist. Je näher Sie an das Motiv herankommen, desto größer wird dessen Darstellung auf dem Foto. Die meisten Kompaktkameras bieten für diese Aufgabenstellung einen Nahaufnahmemodus an. Ist er aktiviert, kann auch bei extrem geringem Abstand zum Motiv (bis zu wenige Millimeter) noch korrekt fokussiert werden. Der Nahaufnahmemodus ist durch ein Blumensymbol gekennzeichnet. Ein sehr geringer Abstand zum Motiv ist nicht immer wünschenswert. Beim Fotografieren von Blüten oder anderen Gegenständen ist es egal, wie nah Sie an das Motiv herangehen. Wollen Sie aber kleine Tiere fotografieren, flüchten diese, wenn Sie ihnen zu nah kommen. In solchen Fällen ist es nützlich, wenn die Kamera einen Telemakro-Modus anbietet. So entstand das Foto der weißen Baumnymphe rechts mit einem Abstand zum Motiv von etwa einem Meter. Wichtig ist es auch, dass ein manuelles Scharfstellen möglich ist, da gerade im Makrobereich das automatische Fokussieren häufiger fehlschlägt. Einige Hersteller bieten Hilfsmittel für das manuelle Scharfstellen an. So zeigt die Kamera beispielsweise im Nahaufnahmemodus das Zentrum des Fotos vergrößert im Monitor an, sodass die Schärfe präziser beurteilt werden kann. Auch bei guten, hochauflösenden Monitoren lässt sich ohne eine solche Option das Motiv nicht absolut präzise scharf stellen. Schauen Sie sich daher vor dem Erwerb einer neuen Kamera an, ob eine solche Funktion angeboten wird und wie diese arbeitet.
Beim Fotografieren kleiner Tiere – wie hier einer weißen Baumnymphe – müssen Sie einen ge wissen Abstand wahren, damit die Tiere nicht flüchten. In solchen Fällen ist ein Telemakro-Mo dus nützlich (Lumix FZ28, 100 ISO, 1/125 Sek., f 4.4, 486 mm, int. Blitz, Foto: M. Gradias). Der Makromodus wird mit einem Blumensymbol gekennzeichnet – wie hier bei der Canon PowerShot A480. Ich habe es mit einem roten Kreis markiert, Foto: Canon Deutschland GmbH.
Kapitel 2
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Um hier den rötlichen Farbcharakter zu erhalten, ist es sinnvoll, wenn es die Kamera ermöglicht, in die Weißabgleicheinstellungen einzugreifen (Nikon D300, 100 ISO, 1/100 Sek., f 8, 105 mm Makro, Foto: M. Gradias).
Aufnahmen, wie die der Streichhölzer, erledigen Sie am besten mit manuellen Einstellungen. Die Kameraautomatik würde die Flamme zu hell abbilden, wodurch das Ergebnis langweilig werden würde.
Belichtungsprogrammme Die meisten Kameramodelle liefern verschiedene Belichtungsprogramme für unterschiedliche Motivbereiche mit. So bieten einige Kameras beispielsweise ein Motivprogramm an, bei dem für Makroaufnahmen automatisch die geeigneten Einstellungen vorgegeben werden. Für ambitionierte Fotografen ist es aber wichtig, dass neben den automatischen Programmen auch Belichtungskorrekturen oder manuelle Einstellungen vorgenommen werden können. So können Sie Bilder ganz gezielt über- oder unterbelichten, wenn es die Situation erfordert.
Weißabgleich Auch bei Aufnahmen, bei denen eine einzelne Farbe das Bild dominiert, muss eventuell der Weißabgleich manuell vorgenommen werden, da beim Einsatz des automatischen Weißabgleichs eine falsche Farbwiedergabe entstehen kann..
Um farbstichige Bilder zu vermeiden, bieten die digitalen Kameras – im Gegensatz zu den analogen Pendants – einen automatischen Weißabgleich an. Einige Modell lassen auch hier Eingriffe zu, sodass Sie die gewünschte Farbtemperatur manuell einstellen können. Dies ist nützlich, wenn Sie beispielsweise eine bestimmte Farbstimmung erhalten wollen. Dies könnte zum Beispiel bei Kerzenlicht vorkommen. Die rötliche Wirkung des Kerzenlichts könnte vom automatischen Weißabgleich nämlich neutralisiert werden.
Speicher Die Kameras sichern die digitalen Fotos auf Speicherkarten. Die unterschiedlichen Kameras arbeiten mit verschiedenen Speicherkartentypen. Sie sollten darauf achten, dass Ihre neue Kamera keine „exotischen“ Speicherkarten nutzt. So ersparen 14
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Sie sich eventuell Mehrausgaben beim Erwerb zusätzlicher Speicherkarten. Heute verwenden Kompaktkameras meist die sogenannten SD-Karten (Secure Digital) beziehungsweise die etwas neueren SDHC-Karten (High Capacity), die höhere Speicherkapazitäten ermöglichen. Neben diesem Standard arbeiten einige Kompaktkameras auch mit xD-Picturekarten oder Memorysticks. Momentan ist der Markt der Speicherkarten etwas im Wandel. Während die Preise für die Speichermedien stetig fallen, werden die verfügbaren Speicherkapazitäten immer größer. Wegen der großen Dateigrößen, die durch die vielen Megapixel der aktuellen Kameras entstehen, ist es empfehlenswert, mehrere Speicherkarten zu erwerben oder auf Speichermedien mit entsprechend großer Speicherkapazität zurückzugreifen. Da eine SDHC-Speicherkarte mit 8 GByte für etwa 20 Euro erhältlich ist, können Sie hier nicht viel falsch machen.
SD(HC)-Speicherkarten gibt es in unterschiedlichen Kapazitäten – aktuell sind die ersten SDHC-Karten mit einem Speichervolumen von 32 GByte verfügbar.
Zoomobjektive Bei digitalen Kompaktkameras kommt dem eingebauten Zoomobjektiv eine große Bedeutung zu, da Sie das Objektiv – im Gegensatz zur Spiegelreflexkamera – nicht austauschen können. Gelegentlich geben Hersteller den Wert für einen digitalen Zoom an, den Sie am besten gleich wieder vergessen. Was zählt, ist nur der optische Zoom. Prüfen Sie, ob Detailaufnahmen sowohl im Weitwinkelbereich als auch im nahen Telebereich möglich sind. Die Werte in den technischen Details der Kameras werden übrigens immer mit einem Äquivalent zum Kleinbildformat angegeben. Da alle Kompaktkameras aufgrund der kleinen Sensorgröße nur über sehr kurze Brennweiten verfügen, wäre andernfalls kein Vergleich des zu erwartenden Bildwinkels möglich.
Beim digitalen Zoom werden lediglich die Pixel interpoliert, um einen vergrößerten Bildausschnitt zeigen zu können. Da durch dieses Verfahren keine neuen Bilddetails sichtbar werden, sind digitale Zooms nicht zu empfehlen.
Um Tiere aus einiger Distanz fotografieren zu können, sollten Sie den Telemodus Ihrer Kompaktkamera verwenden. So war ich bei dieser Aufnahme ungefähr zwei Meter von dem Teichfrosch entfernt. Das Originalfoto zeigt ungefähr den doppelten Bildausschnitt. Wegen der großen Auflösung der verwendeten Kamera (7,2 Megapixel) war es kein Problem, die überflüssigen Bildteile nachträglich mithilfe eines Bildbe arbeitungsprogramms abzuschneiden (Lumix FZ8, 100 ISO, 1/320 Sek., f 5.6, 432 mm, Foto: M. Gradias).
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Blitzgeräte Viele Kompaktkameras verfügen über integrierte – meist aufklappbare – Blitzgeräte. Diese können auch bei Nahaufnahmen gute Dienste leisten, zumal hier die geringe Blitzreichweite keine Rolle spielt, da Sie sich ja sowieso sehr nah am Motiv befinden. So können Sie den integrierten Blitz beispielsweise zum Aufhellen einer Szene im Freien nutzen, wenn sich der Gegenstand zum Beispiel im Schatten befindet. Auch für die Produktfotografie in Räumen ist der Blitz zu verwenden.
Empfindlichkeiten Die meisten Kompaktkameras verfügen über einen integrierten Blitz, wie hier die Lumix FZ8, mit der einige Fotos in diesem Buch geschossen wurden, Foto: Panasonic GmbH, Deutschland.
Wenn wenig Licht zur Verfügung steht, ist es nützlich, wenn die Empfindlichkeit auf Werte von 400 oder 800 ISO eingestellt werden kann – ohne dass die Bildqualität zu arg leidet. Dies ist allerdings leider ein Manko der winzig kleinen Sensoren der Kompaktkameras, wenn diese einen hohen Megapixelwert besitzen. Sehr schnell entsteht das unschöne Bildrauschen, das die Fotos unansehnlich macht. Es entsteht unter anderem dann, wenn zu wenig Licht auf die winzigen lichtempfindlichen Fotodioden fällt.
Beim Einsatz des integrierten Blitzgeräts müssen Sie darauf achten, dass durch den langen Objektivauszug keine Abschattungen entstehen. In solchen Fällen müssen Sie externe Blitzgeräte verwenden.
Je nach Kameramodell sind die Sensoren der Kompaktkameras bei einer Höhe von etwas über 4 mm ungefähr 6 mm breit. Und auf dieser winzigen Fläche tummeln sich dann – je nach Modell – Millionen von Fotodioden. So kann man bei einigen Modellen nur 100 ISO verwenden, wenn man fotografisch wertvolle Fotos erhalten möchte. Testen Sie hier vor dem Kauf in jedem Fall, ob Sie Bilder mit einer höheren Empfindlichkeit machen möchten.
Den integrierten Blitz können Sie prima zum Aufhellen einer Szene einsetzen. Hier wurde der eingebaute Blitz bei einer recht einfachen Kompaktkamera zugeschaltet – der Lumix TZ3. Der Abstand zum Motiv war dabei sehr klein, sodass ein paar nicht so schöne Schatten unter den Blütenblättern dieser Ranunkel entstanden (Lumix TZ3, 100 ISO, 1/30 Sek., f 4.1, 45 mm, Foto: M. Gradias).
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Zusätzliches Zubehör Das Zubehör, das Sie für eine Kompaktkamera erwerben können, hält sich naturgemäß in Grenzen. Schließlich haben ja die Kompaktkameras die benötigten Techniken alle „an Bord“ – im Gegensatz zum modularen Aufbau eines Spiegelreflexkamerasystems, bei dem Stück für Stück alle gewünschten und benötigten Elemente zugekauft werden (müssen).
Nahlinsen Wenn Sie den zu fotografierenden Gegenstand größer abbilden wollen, bietet sich der Kauf einer preisgünstigen Nahlinse an. Nahlinsen sind einfache optische Elemente – so wie Sie es von einer Lesebrille kennen. Die Stärke der Nahlinsen wird in Dioptrien angegeben. Wenn das Objektiv der Kamera über ein Filtergewinde verfügt, kann die Nahlinse einfach in das Gewinde eingeschraubt werden. Weil die Objektive der Kompaktkameras beim Heranzoomen ausfahren, ist manchmal ein Tubus notwendig, bevor die Nahlinse eingeschraubt werden kann. Da die Nahlinse mit dem Objektivgewinde übereinstimmen muss, müssen Sie vor dem Kauf einer Nahlinse den Durchmesser des Filtergewindes ermitteln.
Eine Nahlinse, Foto: Panasonic GmbH, Deutschland
Als chromatische Aberration wird ein Abbildungsfehler optischer Linsen bezeichnet. Er hängt von der Wellenlänge und Farbe des Lichts ab. Sie finden den Bildfehler meist in kontrastierenden Bildbereichen, an denen unschöne Farbsäume zu erkennen sind.
Die Nahlinse bietet die Möglichkeit, den Mindestabstand zum Objekt verringern zu können. So wird – wie bei einer Lupe – der Gegenstand größer abgebildet. Dies hat aber natürlich den Nachteil, dass im Telebereich die Fluchtdistanz verringert wird, wenn Sie näher herangehen, um beispielsweise ein Insekt zu fotografieren. Im Weitwinkelbereich entsteht der Nachteil, dass Sie derart nah an das Motiv herangehen können, dass bei Sonnenschein eventuell Ihr eigener Schatten das Motiv verdunkelt. Da bei Nahlinsen chromatische Aberrationen auftreten können, gibt es sogenannte Achromaten, die aus mehreren Linsen bestehen, um den Bildfehler zu korrigieren. Diese Varianten sind allerdings auch deutlich teurer als die normalen Nahlinsen.
Stative Ein Anschaffung, die immer empfehlenswert ist, ist die eines Stativs. Wenn nämlich die Belichtungszeit ein verwacklungsfreies Fotografieren aus der freien Hand nicht mehr gewährleistet, sind Sie auf ein Stativ angewiesen. Tabletop-Aufnahmen für die Produktfotografie sind ein solches Beispiel, weil Sie hier eine möglichst große Schärfentiefe benötigen, was einen erhöhten Blendenwert zur Folge hat. Wegen des geringen Gewichts einer Kompaktkamera reicht hier in den meisten Fällen ein relativ einfaches Stativ aus.
Für Kompaktkameras reichen wegen ihres geringen Gewichts auch einfache Stative aus, wie das abgebildete Cullmann-Stativ, Foto: M. Gradias.
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Bedingt durch den winzig kleinen Sensor der Kompaktkameras wird ein viel kleinerer Bereich abgebildet als bei identischer Brennweite einer Kleinbildkamera. Damit bei den Brennweiten kein heilloses Durcheinander entsteht, hat man sich darauf geeinigt, die Angaben über die Brennweite so umzurechnen, dass sie dem Kleinbildäquivalent entsprechen. Wenn Sie also bei einer Kleinbildkamera eine Brennweite von 300 mm einstellen, sehen Sie denselben Bildausschnitt wie bei einer Kompaktkamera, wenn Sie dort ebenfalls 300 mm Brennweite einstellen. Die wirkliche Brennweite beträgt dabei allerdings – je nach Größe des Sensors – nur etwa 60 mm.
Damit architektonische Detailaufnahmen ansprechend wirken, müssen Sie darauf achten, dass Sie die Kamera sehr sorgfältig ausrichten. Wird die Kamera nur leicht verkantet, ist die Bildwirkung dahin (Lumix FZ8, 100 ISO, 1/800 Sek., f 8, 182 mm, Foto: M. Gradias).
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Die Vorgehensweise bei Kompaktkameras Es gibt einige Dinge, auf die Sie achten sollten, wenn Sie mit Ihrer Kompaktkamera im Nah- oder Makrobereich fotografieren wollen. Sie müssen bei der Verwendung einer Kompaktkamera unter anderem bedenken, dass die Objektive stets eine sehr kurze Brennweite besitzen. Dies hat zur Folge, dass der Schärfentiefebereich auch beim Einsatz der maximalen Teleeinstellung relativ groß ist. Immerhin entsprechen beispielsweise 300 mm bei einer Kleinbildkamera nur etwa 60 mm bei einer Kompaktkamera. Und bei einer Brennweite von ungefähr 60 mm ist der scharf abgebildete Bereich im Bild naturgemäß relativ groß. Wenn Sie also einen unscharfen Hintergrund erhalten wollen, um das fotografierte Objekt schön freizustellen, müssen Sie darauf achten, dass sich der Hintergrund weit genug vom Objekt entfernt befindet und Sie außerdem einen möglichst niedrigen Blendenwert verwenden. Da Kompaktkameras sehr leicht sind und das Bild meistens am Monitor begutachtet wird, besteht die Gefahr, dass die Kamera nicht ganz präzise ausgerichtet wird – das ist am ausgestreckten Arm auch nicht immer einfach. Eine Hilfe sind hier die Gitterlinien, die von vielen Kompaktkameras in den Menüfunktionen aktiviert werden können. Sie helfen beim exakten Ausrichten der Kamera und sollten stets eingeschaltet werden. Zudem besteht eine gewisse Verwacklungsgefahr, wenn die Kamera nicht an das Gesicht gedrückt wird, wie es beim Blick durch den Sucher einer Spiegelreflexkamera der Fall ist. Am ausgestreckten Arm ist das Ruhighalten der Kamera beim Auslösen schwieriger. Daher sollten Sie einerseits eine möglichst kurze Belichtungszeit verwenden und zum anderen – sofern vorhanden – die Bildstabilisierungsoption einschalten.
Möglichkeiten der Spiegelreflexkameras Wenn Sie sich intensiv mit der Makrofotografie beschäftigen wollen, kommen Sie um eine digitale Spiegelreflexkamera nicht herum. Seit einiger Zeit bieten die Kamerahersteller Einsteiger-Spiegelreflexkameras zu immer attraktiveren Preisen an – teilweise sind die Preise denen der gehobeneren Kompaktkameras schon sehr nahe. So können Sie auch mit einem günstigen Einsteiger-Set für ungefähr 450 Euro Bilder wie beispielsweise die unten abgebildete Libelle schießen. Neben dem KameraKit habe ich hierfür lediglich ein weiteres Teleobjektiv von Tamron erworben, das für etwas über 100 Euro erhältlich ist. Für den Einstieg in die digitale Spiegelreflexfotografie kann man solch günstige Varianten unbedingt empfehlen. Die digitale Spiegelreflexfotografie bietet eine Menge Vorteile gegenüber den Kompaktkameras. Durch den modularen Aufbau können Sie Ihre Ausrüstung Stück für Stück erweitern – je nach finanziellen Möglichkeiten.
Die Einsteigerkamera Canon EOS 1000D ist samt Kitobjektiv aktuell für ungefähr 350 Euro erhältlich, Foto: Canon Deutschland GmbH.
Auch mit einer sehr günstigen Einsteiger-Spiegelreflexkamera und einem preisgünstigen Objektiv (hier einem Tamron 70–300, 1:4–5.6 Macro) können Sie Großlibellen prima fotografieren – wie diese männliche Heidelibelle (Canon 1000D, 200 ISO, 1/800 Sek., f 10, 300 mm, Foto: M. Gradias).
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So können Sie die Objektive je nach Bedarf austauschen und auch diverses Zubehör verwenden, um Ihre Möglichkeiten bei der Makrofotografie zu erweitern – hier begrenzen fast nur Ihre finanziellen Mittel die Erweiterungsmöglichkeiten.
Umstieg von analog Die Sensoren in der sogenannten APS-C Größe sind – von Kameramarke zu Kameramarke etwas variierend – 24 x 16 mm groß. Dies entspricht in etwa der halben Größe eines Kleinbildfilmbilds. Diese Sensorgröße wird bei sehr vielen digitalen Spiegelreflexkameras verwendet.
Wenn Sie von einer analogen auf eine digitale Spiegelreflexkamera umsteigen, müssen Sie sich nur wenig umstellen. Neu sind dann vor allem die Möglichkeiten, die Ihnen der Monitor bietet. So kann das Bild sofort nach der Aufnahme kontrolliert und gegebenenfalls gelöscht werden. Außerdem haben Sie über den Monitor in den Menüstrukturen unzählige Optionen, um beispielsweise die Einstellungen der Aufnahme anzupassen. Der Rest der Kamerabedienung entspricht prinzipiell der, die Sie von Ihrer analogen Kamera schon kennen. Falls Sie alte Objektive verwenden wollen – was bei vielen Kameraherstellern möglich ist –, müssen Sie aber einen Unterschied bedenken. Im Gegensatz zur analogen Kamera ist der Sensor der meisten digitalen Spiegelreflexkameras kleiner als das analoge Filmbild. Das bedeutet, dass die Angaben auf dem Objektiv umgerechnet werden müssen – die Gründe dafür wurden ja bereits bei den Kompaktkameras näher erläutert. Damit Sie sich orientieren können, wie sich die Brennweite in etwa zum Kleinbildäquivalent verhält, müssen Sie einen Umrechnungsfaktor anwenden. So erreichen Sie beispielsweise mit einem 300-mm-Objektiv einer digitalen Nikon-Kamera mit einem APS-C Sensor denselben Bildausschnitt, als würden Sie an einer analogen Nikon-Kamera ein Objektiv mit einer Brennweite von 450 mm verwenden – der Umrechnungsfaktor beträgt nämlich 1,5. Bei Canon-Objektiven gilt wegen einer etwas kleineren Sensorgröße der Umrechnungsfaktor 1,6.
Nikon stellte mit der D700 erstmals Mitte 2008 eine, preislich gesehen, sehr attraktive Kamera mit Vollformat-Sensor vor, sodass eine Umrechnung von Brennweiten unnötig ist, Foto: Nikon GmbH, Deutschland.
In jüngster Zeit gibt es auch einige recht preisgünstige Spiegelreflexkameras mit sogenannten „Vollformat-Sensoren“. Hier ist der Sensor in der Kamera genauso groß wie bei den analogen Pendants – daher ist hier keine Umrechnung der Brennweite nötig. Ob Sie eine Kamera mit einem APS- oder einen Vollformat-Sensor verwenden, spielt außer beim Umrechnen der Brennweite für die Nah- und Makrofotografie quasi keine Rolle.
Umstieg von einer Kompaktkamera Wenn Sie von einer digitalen Kompaktkamera auf eine digitale Spiegelreflexkamera umsteigen, müssen Sie sich ein wenig umstellen. So wird beispielsweise bei fast allen Modellen das Motiv mit dem Sucher anvisiert. Der Monitor hilft lediglich bei der nachträglichen Beurteilung des aufgenommenen Fotos und bei der Bedienung der Menüs. 20
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Die ganz aktuellen Spiegelreflexkameras haben allerdings einen sogenannten LiveView-Modus, bei dem das Bild vor der Aufnahme auf dem Monitor – wie bei der Kompaktkamera – betrachtet werden kann. Diese Systeme werden sich wohl künftig vermehrt durchsetzen. Grund für diese Entwicklung dürfte der Wunsch vieler ehemaliger Kompaktkamerabesitzer sein, die ihre Gewohnheit gerne beibehalten möchten. Umsteiger von analogen Spiegelreflexkameras nutzen dieses Feature dagegen wohl eher selten. Keinerlei Bedeutung spielt die Auslöseverzögerung, die bei Kompaktkameras durchaus bemerkbar ist. Bei den digitalen Spiegelreflexkameras gilt eher: einschalten – auslösen – fertig!
Die Marken Mit welcher der am Markt erhältlichen Kameramarken Sie Ihre Makrofotos schießen, ist prinzipiell völlig egal – die Systeme gleichen sich viel mehr, als es die Werbung weismachen will. Momentan streiten sich Nikon und Canon um die Vormachtstellung und teilen den Großteil des Marktes unter sich auf. Hersteller wie beispielsweise Sony, Pentax oder Olympus teilen sich den kleinen verbleibenden Rest, obwohl sie Produkte anbieten, die mit einigen sehr innovativen Funktionen glänzen. Wie lange sich die einzelnen Hersteller noch auf dem hart umkämpften Markt halten können, erscheint aktuell noch fraglich – daher wenden sich viele Käufer lieber den beiden zukunftssicheren großen Herstellern zu.
Nikon stellte im Herbst 2008 mit der D90 nicht nur eine Kamera vor, die den inzwischen recht beliebten Live-View-Modus anbietet. Sie können mit dieser Kamera sogar Videofilme aufnehmen. Über den Nutzen dieser Funktion kann man sicherlich trefflich streiten, Foto: Nikon GmbH, Deutschland.
Die meisten Fotos dieses Buchs, die mit digitalen Spiegelreflexkameras gemacht wurden, habe ich mit Nikon- und Canon-Modellen geschossen, weil ich mit vielen Kameramodellen dieser beiden Hersteller regelmäßig fotografiere – Nikon-Kameras sammle ich sogar seit einigen Jahrzehnten. Dieses Heupferd habe ich mit einer Nikon D90 aufgenommen. Das Bild sähe allerdings nicht viel anders aus, wenn ich eine Canon verwendet hätte. Die Nikon D90 ist eine preislich sehr interessante Einsteiger-Spiegelreflexkamera, die sich prima für die Nah- und Makrofotografie eignet (Nikon D90, 200 ISO, 1/2500 Sek., f 4, 180 mm Makro, Foto: M. Gradias).
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Die Kameragehäuse Für Ihre digitale Spiegelreflexausrüstung können Sie fast beliebig viel Geld investieren. Zahlreiche verschiedene Objektive für jede Aufgabenstellung, diverses Blitzzubehör oder Filter – das Angebot ist riesig. Je intensiver Sie sich der Makrofotografie widmen, umso mehr kommt vielleicht bei Ihnen der Wunsch nach einer professionellen Ausrüstung auf. So müssen Sie abwägen, ob sich der Kauf von teurem Zubehör für Sie lohnt. Vermutlich müssen Sie wohl einige Positionen auf Ihrem Wunschzettel wegen des hohen Preises streichen. So kosten beispielsweise lichtstarke Teleobjektive schnell mehrere Tausend Euro. Auch bei den Kameragehäusen gibt es riesige Preisspannen. Die Flaggschiffe der großen Hersteller bewegen sich in einem Preissegment von weit über 7.000 Euro. In diesem Preissegment sind Kameras natürlich nur für Profis interessant, die mit den Ergebnissen Geld verdienen. Vielleicht fragen Sie sich, worin die Unterschiede zu den Consumer-Kameras liegen. Ich will Ihnen einige wesentliche Unterschiede erläutern.
Der Sensor Der eingebaute Sensor ist neben der Qualität der verwendeten Objektive ausschlaggebend für die Auflösung der digitalen Fotos. Je mehr lichtempfindliche Siliziumdioden auf dem Sensor untergebracht sind, desto mehr Details werden erfasst.
Für die Profimodelle der Hersteller können Sie eine ganze Menge Geld ausgeben. In diese Kategorie fallen zum Beispiel die Canon EOS1Ds Mark III (links) und die Nikon D3x, Fotos: Canon Deutschland GmbH (links) und Nikon GmbH, Deutschland. 22
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Die Consumer-Kameras verwenden meist einen kleineren Sensor, der ungefähr halb so groß ist wie ein Kleinbildfilm. Die Profigehäuse enthalten dagegen einen Vollformat-Sensor in Kleinbildgröße. Dadurch ergeben sich für diese Kameras natürlich auch höhere Auflösungen. So bietet der CMOS-Sensor der auf der vorherigen Seite abgebildeten Nikon D3x 24,5 Megapixel an, sodass Sie auch großformatige Abzüge für Plakate anfertigen können. Dies ist beispielsweise für die Werbefotografie interessant.
Die Geschwindigkeit Für Sportfotografen spielt die Geschwindigkeit eine große Rolle – für Makrofotografen eher nicht. Die extrem teuren Kameras sind sehr viel schneller wieder „schussbereit“. So sind mehr Aufnahmen pro Sekunde möglich, was ja bei Serienaufnahmen nützlich ist. Meist ist auch ein schneller reagierendes Autofokusmesssystem integriert.
Die Ausstattung Für Pressefotografen ist es beispielsweise wichtig, dass die fertigen Fotos möglichst schnell an ihre Redaktion gelangen. Daher bieten die einige Kameras zum Beispiel Wireless-Lan-Transmitter an, sodass die Ergebnisse drahtlos an den PC gesendet werden können.
Die Verarbeitung
Frühere professionelle Modelle enthielten erweiterte Bildbearbeitungsfunktionen. Dies ist heute allerdings kaum noch ein Unterscheidungsmerkmal, weil auch die preisgünstigen Modelle inzwischen einen riesigen Funktionsumfang in den Menüs anbieten.
Die Verarbeitung der professionellen Gehäuse ist solider als bei den preisgünstigeren Einsteiger-Kameras, was bei häufigem Einsatz wichtig ist. So macht es nichts, Wie detailreich Aufnahmen mit einem Vollformat-Sensor sind, kann man natürlich bei kleinformatigen Ausdrucken nicht beurteilen – erst bei plakatgroßen Ausdrucken kommt der Detailreichtum gut zur Geltung. Bei dem Foto links handelt es sich übrigens um eine verrostete Autotür eines LKW. Die Originalgröße dieses Details betrug unter 10 Zentimeter (Nikon D700, 200 ISO, 1/500 Sek., f 11, 180 mm Makro, Foto: M. Gradias).
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Retroadapter (links) – auch Umkehrringe genannt – und Nahlinsen sind eine recht preiswerte Variante, um den Einstieg in die faszinierende Welt der Makrofotografie zu wagen. Bei Kosten von 10 bis 20 Euro zahlt sich ein Versuch aus, bevor Sie eine teure Makroausrüstung anschaffen, Foto: M. Gradias.
wenn Sie mit der Kamera mal irgendwo „anecken“. Die Kameras sind meist mit einem wasserdichten Magnesiumgehäuse versehen. Auch andere Bauteile der Kamera sind auf eine starke Inanspruchnahme ausgerichtet. Außerdem ist die Lebensdauer der High-End-Kameras länger, weil diese Kameras für mehr Auslösungen konzipiert sind. So geben Hersteller beispielsweise eine durchschnittliche Lebensdauer von rund 200.000 Auslösungen an. De facto lassen sich damit allerdings weit mehr Auslösungen vornehmen, wie User in Foren berichten, deren Kameras auch schon einmal die doppelte Menge an Auslösungen erreicht haben.
Die Grundausstattung Für Ihre Makroausrüstung können Sie eine ganze Menge Geld ausgeben. Es gibt aber auch preisgünstige Varianten, die vor allem dann zu empfehlen sind, wenn Sie sich erst einmal vorsichtig an die Makrofotografie herantasten wollen oder sich nur gelegentlich mit ihr beschäftigen wollen.
Der Originalausschnitt dieses Münzendetails ist genau 1 Zentimeter breit. Solche Abbildungsgrößen erreichen Sie mit Retroadaptern oder mehreren Zwischenringen (Nikon D300, 200 ISO, 1/300 Sek., f 11, 35 mm Retrostellung, Abbildungsmaßstab ungefähr 2:1, Foto: M. Gradias). 24
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Das Grundproblem besteht darin, dass jedes Objektiv eine bestimmte Grenze hat, bei der Sie nicht mehr näher an das zu fotografierende Objekt herankommen – es kann dann nicht mehr scharf abgebildet werden. Bei einigen Kameras oder Objektiven verringern Sie diese Grenze etwas, indem Sie in einen Makromodus umschalten können. Wenn das auch nicht mehr klappt, müssen Sie zusätzliche Zubehörteile erwerben.
Nahlinsen und Umkehrringe Sie können die Naheinstellgrenze schon mit kleineren Hilfsmitteln verringern: Nahlinsen oder Umkehrringe sind beispielsweise sehr günstig zu erwerben. Mit diesem Zubehör können Sie den Abbildungsmaßstab vergrößern, weil Sie näher an das Motiv herangehen können. Beim Einsatz „normaler“ Objektive können Sie damit eventuell sogar einen Abbildungsmaßstab von 1:1 oder auch größer erreichen. Einen Umkehrring können Sie verwenden, um ein normales Weitwinkelobjektiv „verkehrt herum“ an der Kamera anzubringen. Werden einfache, preisgünstige Umkehrringe eingesetzt, müssen die Belichtungseinstellungen manuell vorgenommen werden – ebenso wie das Scharfstellen. Außerdem sollte das verwendete Objektiv über einen Blendenring verfügen, damit die gewünschte Blende manuell eingestellt werden kann – eine Kamerasteuerung ist ja nicht möglich. Ist kein Blendenring vorhanden, müssen Sie mit offener Blende arbeiten – dann ist natürlich nur eine minimale Schärfentiefe zu erreichen. Teurere Umkehrringvarianten – wie sie beispielsweise von der Firma Novoflex angeboten werden – erhalten die automatischen Einstellmöglichkeiten.
Umkehrringe setzen Sie dazu ein, um Objektive „verkehrt herum“ an der Kamera anzubringen. Dadurch wirkt das Objektiv als eine Art Vergrößerungsglas, sodass Objekte größer abgebildet werden. Bei einem einfachen Umkehrring – wie abgebildet – müssen Sie die Einstellungen für Belichtung und Schärfe manuell vornehmen. Teurere Umkehrringe ermöglichen den Erhalt der Kommunikation zwischen Kamera und Objektiv, sodass Sie die Automatiken weiter verwenden können, Foto: M. Gradias.
Diese 10-Dinar-Münze von 1979 (jugoslawische Münze) wurde links mit einem Makroobjektiv im Abbildungsmaßstab von 1:1 aufgenommen. Der gezeigte Ausschnitt der Münze ist im Original etwas über 2 Zentimeter breit. Rechts wurde zusätzlich ein 36-mm-Zwischenring verwendet, um den Abbildungsmaßstab zu vergrößern (Nikon D300, 200 ISO, 105 mm Makro; links: 1/30 Sek., f 16; rechts: 1/60 Sek., f 8; Fotos: M. Gradias).
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Man mag es kaum glauben, aber so sieht ein einfaches Stück Würfelzucker aus, das mit ein wenig Wasserfarbe eingefärbt wurde – alle Einstellungen wurden manuell vorgenommen. Die Kamerabestückung, die bei dieser Aufnahme eingesetzt wurde, sehen Sie auf der nächsten Seite abgebildet. Zwei Tageslichtlampen rechts und links sorgten für die Beleuchtung (Nikon D300, 200 ISO, 1/2 Sek., f 11, 105 mm Makro + 80 mm Zwischenringe, Abbildungsmaßstab ungefähr 3:1, Foto: M. Gradias).
Bei der Nahlinse – die einfach in das Filtergewinde eingeschraubt wird – ist allerdings auch ein Nachteil zu erwähnen: Sie können zwar näher an das Objekt herangehen – Insekten werden aber durch die kleinere Fluchtdistanz schneller flüchten. Bei statischen Objekten entsteht dagegen kein Nachteil. Beim Kauf von Nahlinsen sollten Sie nicht sparen, da durch die Glasqualität die Bildqualität beeinflusst wird. Theoretisch könnten Sie auch mehrere Nahlinsen verwenden, was ich Ihnen aber nicht empfehlen kann, weil dadurch die Bildqualität verschlechtert wird. Retroadapter beeinflussen die Bildqualität dagegen nicht, weil hier ja nur die Linsen des Objektivs verwendet werden. Die Stärke von Nahlinsen wird in Dioptrien gemessen – es sind unterschiedliche Stärken erhältlich.
Zwischenringe erhalten Sie in unterschiedlichen Längen – beispielsweise 12, 20 und 36 mm. Sie können diese Zwischenringe miteinander koppeln, um den Abbildungsmaßstab weiter zu erhöhen. Dazu sollten aber keine Weitwinkelobjektive eingesetzt werden, weil eine Scharfstellung dann nicht mehr möglich ist.
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Zwischenringe Günstig zu erwerben sind auch Zwischenringe. Die Hersteller bieten sie in unterschiedlichen Dicken an. Sie koppeln an den Kamerabody und das Objektiv an. Die Dicke des Zwischenrings vergrößert die Entfernung von der Optik zum Sensor. Dies bewirkt, dass Sie näher an das Objekt herangehen dürfen. So erhalten Sie einen größeren Abbildungsmaßstab. Die Zwischenringe schaffen lediglich Abstand zwischen Objektiv und Sensorebene – sie enthalten keinerlei optische Linsen, daher ist auch prinzipiell kein Bildqualitätsverlust zu befürchten. Allerdings müssen Sie die Fotos länger belichten, weil die Verlängerung „Licht schluckt“ – je nach Abbildungsgröße bis zu zwei Blendenstufen. Durch den Lichtverlust wird auch das Arbeiten etwas schwieriger, weil das Sucherbild entsprechend dunkler wird. Auch bei Zwischenringen müssen Sie übrigens bei den preisgünstigen Varianten auf die Kameraautomatiken verzichten.
Auch der Einsatz von Zwischenringen kann zu großen Abbildungsmaßstäben führen. Die Zwischenringe gibt es in verschiedenen Stärken. Je dicker ein Zwischenring ist, umso größer wird der Abbildungsmaßstab. Beim Kauf müssen Sie entscheiden, ob Sie preiswertere Varianten erwerben wollen, bei denen Sie auf die Kameraautomatiken verzichten müssen, oder teurere Zwischenringe, die die automatischen Funktionen erhalten. Mit der hier abgebildeten Kombination von vier Zwischenringen entstand das Foto des Würfelzuckers, Foto: M. Gradias.
Balgengeräte Ein „variabler Zwischenring“ sind die traditionellen Balgengeräte, bei denen man den Abstand stufenlos regulieren kann. Mit Balgengeräten können Sie ebenfalls stark vergrößerte Abbildungsmaßstäbe erreichen – die Wirkungsweise ist mit den Zwischenringen identisch. Der Einsatz lohnt sich allerdings nur bei Studio- oder statischen Aufnahmen, da das präzise Einstellen schon eine Weile dauert – dies ist allerdings auch beim Einsatz von Zwischenringen nicht anders. Auch wegen der hohen Kosten der Balgengeräte lohnt sich eine Anschaffung nur bei häufigem Einsatz.
Novoflex bietet auch sogenannte Tilt-/ Shift-Balgengeräte an, die es ermöglichen, dass das Objektiv geschwenkt werden kann. Dadurch lässt sich die Schärfeebene verlagern, was Sie nutzen können, um eine größere Schärfentiefe zu erzielen.
Die Firma Novoflex (http://www.novoflex.de) bietet hochwertige Balgengeräte und weiteres Makrozubehör – wie beispielsweise Lichttische oder Umkehrringe – an, bei denen die Kamerasteuerung erhalten bleibt. Das Balgengerät Balpro 1 der Firma Novoflex kostet etwas über 300 Euro, Foto: Novoflex GmbH, Memmingen.
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Das preisgünstige Tamron 70–300, 1:4–5.6 Macro erreicht einen Abbildungsmaßstab von 1:2 und hat eine Naheinstellungsgrenze von 95 Zentimetern, Foto: M. Gradias.
Geeignete Objektive Wenn Sie sich entschieden haben, ernsthaft in die Makrofotografie einzusteigen, ist eine erweiterte Ausrüstung empfehlenswert. Im Folgenden möchte ich Ihnen einige Objektive vorstellen, mit denen ich persönlich gerne fotografiere – das sind nicht immer die Objektive der Kamerahersteller. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man von Drittanbietern oft sehr leistungsfähige Objektive zu sehr günstigen Preisen erhält. Trägt ein normales Zoomobjektiv die Bezeichnung Makro, bedeutet dies nicht, dass es sich um ein echtes Makroobjektiv handelt. Meist erreicht man damit nur einen Abbildungsmaßstab von ungefähr 1:2 oder 1:3. Solche Objektive bieten sich an, wenn Sie in die Nah- und Makrofotografie einsteigen wollen – für die Libellenfotografie – wie unten zu sehen – eignen sich solche Objektive allemal. Sie können diese Objektive „ganz normal“ für alle fotografischen Aufgabenstellungen einsetzen und zusätzlich Makroaufnahmen machen. Das unten abgebildete Foto einer Azurjungfer entstand mit einem einfachen Zoom, der für ungefähr 140 Euro erhältlich ist.
Auch mit sehr preisgünstigen Zoomobjektiven lassen sich hochwertige Makroaufnahmen machen – wie hier diese Hufeisen-Azurjungfer mit dem Tamron 70–300, 1:4–5.6 Macro (Canon 450D, 200 ISO, 1/300 Sek., f 10, 300 mm, Abbildungsmaßstab ungefähr 1:2, Foto: M. Gradias).
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Makroobjektive Die Hersteller bieten außerdem verschiedene Objektive an, die speziell auf die Makrofotografie abgestimmt sind und eine sehr gute Abbildungsqualität erreichen. Es handelt sich bei den Objektiven um Festbrennweiten mit hoher Lichtstärke. Mit diesen Makroobjektiven erreichen Sie einen Abbildungsmaßstab von 1:1. Um noch größere Abbildungsmaßstäbe zu erzielen, können Sie beispielsweise ein Makroobjektiv mit Zwischenringen koppeln.
Drei Objektivkategorien
Welches Objektiv geeignet ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. So ist beispielsweise die Schärfentiefe bei der Wahl des Objektivs auch ein Kriterium. Wollen Sie – beispielsweise für die Produktfotografie – eine möglichst große Schärfentiefe erzielen, ist ein 50-mm-Objektiv gut geeignet. Bei einem 180-mm-Zoom entsteht eine geringe Schärfentiefe, die zum Beispiel beim Freistellen von Insekten hilfreich ist.
Die angebotenen Makroobjektive teilt man in drei verschiedene Kategorien ein. Im Normalbrennweitenbereich um 50 mm finden Sie die preiswertesten Makroobjektive. Diese Objektive sind nicht nur günstig – sie sind auch leicht und können daher auf jeder Fototour im Gepäck sein. Da die Makroobjektive mit Festbrennweite sehr lichtstark sind, können Sie diese Objektive auch für die „normale“ Fotografie gut einsetzen, wenn wenig Licht zur Verfügung steht. Die Naheinstellgrenze solcher Objektive liegt bei ungefähr 20 Zentimetern. Da ja bei den meisten digitalen Kameras auch ältere Objektive verwendet werden können, fotografiere ich immer noch sehr gerne mit dem AF Micro Nikkor 55 mm 1:2.8, das schon gut 20 Jahre auf „dem Buckel“ hat. Die nächste Kategorie umfasst Objektive mit einer Brennweite von 80 bis 105 mm. Diese Objektive sind gut geeignet, um Tiere zu fotografieren, da der Abstand zum Objekt größer als bei den Objektiven der ersten Kategorie ist, wenn der Abbildungsmaßstab von 1:1 erreicht ist. Mit diesen Objektiven können Sie etwas über 30 Zentimeter vom Objekt entfernt sein. Ein mittleres Teleobjektiv lädt außerdem
Ich arbeite immer noch sehr gerne mit einem uralten Micro Nikkor 55 mm 1:2.8, Foto: M. Gradias. Die Unterseite einer Videokarten-Platine wurde mit einem 55-mm-Objektiv aufgenommen (Nikon D300, 200 ISO, 1/10 Sek., f 11, 55 mm Makro, Abbildungsmaßstab 1:1, Foto: M. Gradias).
Die Mindestdistanz, die eingehalten werden muss, bezieht sich auf die Distanz vom fotografierten Objekt bis zur Sensorebene. Bei der Fluchtdistanz ist der Abstand vom Objekt zur Objektivvorderseite zu berücksichtigen.
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zum Spielen mit der Schärfentiefe ein, wenn Sie mit offener Blende arbeiten. Auch diese Objektive kann man natürlich für den normalen Einsatz verwenden. Sie eignen sich zum Beispiel auch gut für die Porträtfotografie. In den meisten Fällen sind die Objektive dieser Kategorie der beste Kompromiss zwischen Preis und Handlichkeit.
Das Sigma 105 mm Makro 1:2.8 DG, Foto: M. Gradias
In diesem Bereich ist meine Wahl nicht auf ein Nikon-, sondern auf ein SigmaObjektiv gefallen. Das für etwa 400 Euro erhältliche 105 mm 1:2.8 DG Makro liefert ausgezeichnete Ergebnisse. Ein großer Teil der Fotos in diesem Buch entstand mit diesem Objektiv.
Diese Echse wurde mit dem oben beschriebenen 105-mm-Makroobjektiv von Sigma aufgenommen (Nikon D70s, 640 ISO, 1/100 Sek., f 2.8, 105 mm Makro, Foto: M. Gradias).
Die Objektive der dritten Kategorie umfassen einen Bereich von 150 bis 200 mm. Diese Teleobjektive erhöhen die Mindestdistanz zum Objekt auf 46 Zentimeter. So wahren Sie auch die Fluchtdistanz kleiner und scheuer Tiere.
Kleine Tiere – wie Bienen oder Fliegen – wirken besser, wenn sie vom Hintergrund freigestellt werden. Um dies zu erreichen, können Sie die Blende öffnen (kleiner Blendenwert). Alternativ dazu erreichen Sie mit einem Objektiv mit langer Brennweite ebenfalls einen kleineren Schärfentiefe bereich.
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Außerdem haben Sie durch die lange Brennweite einen sehr kurzen Schärfentiefebereich, was Sie für Gestaltungszwecke nutzen können. Sie sehen bei dem Foto der Spinne auf der folgenden Seite, wie klein der scharf abgebildete Bereich ist – und das, obwohl hier ein relativ großer Blendenwert (f 9) eingesetzt wurde. Diese Objektive sind meist sehr schwer und teuer. Sie haben also bei der Fototour einiges zu tragen. Wegen des recht hohen Gewichts von etwa einem Kilo besitzen solche Objektive eine Objektivschelle, um den Schwerpunkt zu erhalten, wenn Sie es mit einem Stativ verwenden. Außerdem haben solche Objektive wegen des relativ engen Bildwinkels recht große Gegenlichtblenden, wie Sie bei der Abbildung oben auf der nächsten Seite sehen.
Seit ich dieses Objektiv besitze, ist es im Nahund Makrobereich das von mir am meisten genutzte Objektiv geworden. Es handelt sich um ein Tamron-Objektiv (180 mm 3.5 SP AF Di LD IF Makro 1:1), das für etwa 650 Euro zu erwerben ist. Dass dieses Objektiv beim Fokussieren nicht das allerschnellste ist, stört mich wenig – das ist der Kompromiss für den günstigen Preis, Foto: M. Gradias.
Meine Wahl ist hier auf ein Tamron-Objektiv (180 mm 3.5 SP AF Di LD IF Makro 1:1) gefallen, von dessen Bildqualität ich nach wie vor begeistert bin – und das bei einem relativ günstigen Preis. Rund 650 Euro müssen Sie für dieses Objektiv „berappen“, aber diese Investition lohnt sich, wenn Sie häufig und gerne Makrofotos machen. Für den Transport wird das Objektiv übrigens mit einem gesonderten Objektivköcher ausgeliefert. Diese Spinne war nur einige Millimeter groß. Bei den 10,2 Megapixeln der Nikon D200 haben Sie aber genug „Fleisch“, um einen Bildausschnitt zu verwenden – in diesem Fall sind es etwa 50 % des Ausgangsfotos (Nikon D200, 200 ISO, 1/320 Sek., f 9, 180 mm Makro, Foto: M. Gradias).
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Das Tamron-Teleobjektiv 200–500 mm 4–6.3 hat gewaltige Ausmaße und ein hohes Gewicht, Foto: M. Gradias.
Die aktuellen Objektive all dieser Kategorien sind übrigens besonders für digitale Nahaufnahmen optimiert. Sie haben kaum mit Verzeichnungen zu rechnen.
Superzooms Falls Sie – aus welchen Gründen auch immer – kein Stativ verwenden wollen, können Sie sich behelfen: Wenn Sie sitzend fotografieren, können Sie sich mit den Ellenbogen auf den Oberschenkeln abstützen und dem Objektiv so einen gewissen Halt geben. Es sollte nicht verschwiegen werden, dassdieses Objektiv bei der Verwendung der maximalen Brennweite nur noch eine Anfangsblende von 6.3 hat. Dies könnte bei einigen Kameramodellen dazu führen, dass der Autofokus langsamer reagiert.
Frösche fotografiere ich in den allermeisten Fällen aus einer Entfernung von mindestens 2 bis 3 Metern. In diesen Fällen hilft ein Objektiv mit einer extrem großen Brennweite (Nikon D200, 500 ISO, 1/800 Sek., f 6.3, 500 mm, Freihandaufnahme, Foto: M. Gradias). 32
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Das letzte Objektiv, das ich sehr häufig einsetze und Ihnen daher vorstellen möchte, ist kein Makroobjektiv und Sie erreichen damit auch nur einen Abbildungsmaßstab von 1:5. Aber wenn Sie zum Beispiel Großlibellen oder Frösche fotografieren wollen, ist ein Superteleobjektiv, wie das Tamron 200–500 mm 4–6.3 Di LD, eine feine Sache, weil Sie damit ausreichend Abstand wahren. Bei einem Preis von knapp 800 Euro bietet es eine exzellente Bildqualität. Wenn Sie mit einer Kamera mit einem Sensor in APS-Größe fotografieren, entspricht die Brennweite der eines analogen 300- bis 750-mm-Objektivs!
Sie können hier einen Abstand von 2,5 Meter zum Motiv wahren, was auch für sehr scheue Tiere einen ausreichend großen Abstand darstellt. Bei Fröschen setze ich fast ausschließlich dieses Objektiv ein. Sie müssen bei einem solch schweren Objektiv (1.226 Gramm) natürlich bedenken, dass ein Einsatz ohne Stativ kaum möglich ist – außer Sie haben eine extrem ruhige Hand und verwenden eine sehr kurze Belichtungszeit (gegebenenfalls durch Erhöhen des ISO-Werts).
Ring- und Makroblitze Wenn Sie die Makrofotografie ernsthaft betreiben wollen, kommen Sie um die Anschaffung eines Ring- oder Makroblitzes nicht herum, weil es viele Situationen gibt, bei denen zu wenig Licht zur Verfügung steht. Außerdem kann das Licht des Blitzes verwendet werden, um alle Details des fotografierten Motivs auszuleuchten. Beim klassischen Ringblitz ist eine durchgehende Blitzröhre rund um das Objektiv angeordnet. Beim Makroblitz ist dagegen je eine Blitzröhre rechts und links vom Objektiv angebracht – wie bei dem rechts abgebildeten Sigma-Makroblitzgerät EM-140 DG, das ich gerne einsetze. Dadurch entstehen im Gegensatz zum Ringblitz Schatten – die Fotos wirken plastischer. Beim Ringblitz wirken die Fotos dagegen eher „flach“.
Blitzzubehör Makroblitzgeräte sind für gelungene Makrofotos sicherlich die beste Lösung. Eine andere Variante besteht darin, einen normalen Blitz „entfesselt“ einzusetzen. Dazu muss man den Blitz mithilfe eines gesonderten Adapters von der Kamera trennen. Anschließend platziert man den Blitz entweder frei oder befestigt ihn auf einer Schiene neben der Kamera.
Mit dieser Ausrüstung gehe ich selbst sehr gerne fotografieren, wenn ich Makroaufnahmen machen will. Ich setze dann an meiner Nikon D300 entweder ein 105-mm-Makroobjektiv (wie abgebildet) ein oder alternativ ein 180-mmMakroobjektiv. Zusätzlich montiere ich das Makroblitzgerät EM-140 DG von Sigma, Foto: M. Gradias.
Bringt man den Blitz auf dem normalen Blitzschuh der Spiegelreflexkamera an, kann man ihn für Makroaufnahmen nicht verwenden, da er dann „über“ das Objekt hinwegblitzen würde. Bei der entfesselten Variante halten Sie den Blitz so, dass der gewünschte Ausleuchtungseffekt erreicht wird. Aufnahmen, bei denen Sie einen Blitz verwenden, erhalten harte Kontraste. Um weicheres Licht zu erzielen, benötigen Sie einen Reflexschirm, damit indirekt geblitzt wird. Der Blitz wird dabei von einer hellen Fläche auf das Motiv gelenkt. Reflexschirme können Sie natürlich auch aus einem weißen Blatt Papier selbst basteln. Eine Blitzlichtvariante mit einem Reflexschirm sehen Sie in der Abbildung auf der nächsten Seite.
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Weiteres Zubehör Es gibt verschiedenes Zubehör, das nicht zwingend notwendig, aber dennoch ganz praktisch ist. Wenn Sie sich ein wenig „Luxus“ für die Nah- und Makrofotografie leisten wollen, lohnt sich beispielsweise ein Blick auf die folgenden Zubehörteile.
Stative Bei der Makrofotografie benötigen Sie nur dann Stative, wenn Sie statische Objekte fotografieren. Für Insekten sind Stative prinzipiell gänzlich ungeeignet – außer, die Insekten sitzen für längere Zeit an derselben Position, was recht selten vorkommen wird.
Um das Blitzlicht weicher erscheinen zu lassen, verwenden Sie einen Reflexschirm. Mit einem gesonderten SCA-Blitzschuh bringen Sie den Blitz neben der Kamera an.
Wollen Sie dagegen Pilze ablichten, kann ein Stativ von Vorteil sein. Sie haben dann unter anderem die Möglichkeit, die Blende zu schließen, um eine größere Schärfentiefe zu erreichen. Dabei muss es allerdings windstill sein, da ansonsten durch die verlängerte Belichtungszeit Verwacklungsunschärfen entstehen. Je schwerer ein Stativ ist, umso mehr sind Sie vor Verwacklungen geschützt. Schwere Stative haben aber den Nachteil, dass sie bei einer Fototour schlecht transportiert werden können. Kompakte, modulare Stative sind daher ein guter Kompromiss. Bei Bedarf fahren Sie sie einfach auf die gewünschte Länge aus. Ein solches Stativ der Firma Cullmann (http://www.cullmann-foto.de) sehen Sie links abgebildet.
Filter Im Zeitalter der digitalen Bildbearbeitung kommt Filtern keine so große Bedeutung mehr zu wie zu analogen Zeiten. Die meisten Filter simuliert man leicht mithilfe von Bildbearbeitungsprogrammen. Natürlich können Sie Ihre Filter weiterverwenden, die Sie vielleicht noch aus „analogen Zeiten“ besitzen. Eventuell haben Sie ja Ihren Polfilter schätzen gelernt, mit dem Sie einerseits Spiegelungen verhindern und zum anderen leuchtendere Farben erzeugen. Die Handhabung entspricht dem, was Sie von der analogen Kamera kennen. Schrauben Sie die gewünschten Filter einfach in das Filtergewinde des Objektivs ein. Wenn die Objektive unterschiedliche Filtergrößen benötigen, können Sie sich mit Adapterringen behelfen. Damit kann man größere Filter auch bei kleineren Filtergewinden einsetzen.
Und noch mehr Zubehör Ein modulares, kompaktes Stativ von Cullmann, das schon einige Jahre auf „dem Buckel“ hat, Fotos: M. Gradias. 34
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Wenn Sie gerne Tabletop-Aufnahmen machen, ist die Anschaffung eines Reprotischs mit Tageslichtleuchten interessant. Ebenso können Sie auch Halogenlampen verwenden, die rötlicheres Licht liefern. Die Kamera wird am Reprostativ befestigt. Hier haben Sie außerdem den Vorteil, große Blendenwerte nutzen zu können, um eine größere Schärfentiefe zu erhalten.
Um Verwacklungen beim Auslösen bei längeren Belichtungszeiten zu verhindern, sind Fernauslöser empfehlenswert. Es gibt sie als günstige Kabelvariante (links) oder als Infrarot-Fernauslöser. Schraubfilter (rechts) müssen in das Filtergewinde passen, alle Fotos: M. Gradias.
Cokin (http://www.hapa-team.de) bietet ein interessantes Filtersystem an. Hier schraubt man einen Filterhalter in das Objektivgewinde ein, der rechteckige Filter aufnimmt. Alle Cokin-Filter haben dasselbe Maß und werden einfach in den Filterhalter eingeschoben. Cokin bietet diverse verschiedene Filter von Farb- bis hin zu Effektfiltern, wie etwa Sternfilter, an. Da Sie heutzutage in der digitalen Zeit die meisten Filter mithilfe eines Bildbearbeitungsprogramms simulieren können, sind eigentlich nur noch die Effektfilter oder ein Polfilter wirklich interessant, weil sich deren Wirkung nicht simulieren lässt.
Wenn Sie gerne Tabletop-Aufnahmen machen, ist ein Reprostativ mit zwei seitlich angebrachten Lichtwannen mit Tageslichtröhren zu empfehlen. Links sehen Sie zusätzlich einen Leuchttisch für Durchlichtaufnahmen. Außerdem ist für Videoaufnahmen ein Kontrollmonitor angebracht. Unten sehen Sie eine Halogenleuchte, deren rötlicheres Licht ebenfalls für die Ausleuchtung verwendet werden kann. Es gibt sie in verschiedenen Stärken – Kaiser Fototechnik bietet beispielsweise ein großes Sortiment an (http:// www.kaiser-fototechnik.de).
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Damit Sie ein korrekt belichtetes Foto erhalten, ist es nötig, dass eine bestimmte Menge Licht auf den Sensor mit seinen lichtempfindlichen Dioden fällt. Wird zu wenig Licht eingefangen, erscheint das Bild zu dunkel – trifft zu viel Licht auf den Sensor, wird das Bild zu hell. Es gibt zwei Varianten, um die Lichtmenge, die auf den Sensor gelangt, zu steuern: Zum einen können Sie die Belichtungszeit verlängern, damit mehr Licht auf den Sensor fallen kann. Alternativ dazu fällt ebenfalls mehr Licht auf den Sensor, wenn Sie die Blende weiter öffnen (kleinerer Blendenwert). Wird die Blende geschlossen (größerer Blendenwert) oder die Belichtungszeit verkürzt, fällt weniger Licht auf den Sensor. Die Belichtungsautomatiken, die die Kameras anbieten, ermitteln automatisch eine Kombination aus Verschlusszeit und Blende, um die einfallende Lichtmenge so zu steuern, dass ein korrekt belichtetes Bild entsteht.
Dass es einige Situationen gibt, wie beispielsweise bei der Aufnahme dieser Wunderkerze, bei denen die Belichtungseinstellungen entweder korrigiert oder sogar manuell vorgenommen werden müssen, ist völlig normal. Bei einer automatischen Belichtung wäre diese Aufnahme zum Beispiel viel zu hell geworden – dies ergaben vorherige Belichtungstests (Nikon D300, 200 ISO, 1/50 Sek., f 10, 105 mm Makro, Foto: M. Gradias). 36
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Kameraeinstellungen Wenn Sie sich der Makrofotografie widmen, helfen die automatischen Hilfestellungen der Kameras in vielen Fällen nur bedingt weiter. Zwar gibt es unterschiedliche Belichtungsautomatiken. Je näher Sie allerdings an das Motiv herangehen, umso öfter müssen die automatischen Hilfestellungen deaktiviert werden, da sie zu unpassenden Ergebnissen führen. Natürlich bieten die modernen digitalen Spiegelreflexsysteme auch verschiedene Möglichkeiten zur Korrektur an.
Belichtungsmessung Bei der Nah- und Makrofotografie kommt es sehr stark auf die passende Kombination von Verschlusszeit und Blendenwert an. Daher sollten Sie mit den Kameraautomatiken bereits vertraut sein, wenn Sie in die Makrofotografie einsteigen. Bei der Standardbelichtungsautomatik – der Programmautomatik – wird von der Kamera automatisch eine Verschlusszeit/Blende-Kombination ermittelt, die zu einem korrekt belichteten Bild führt. Dies ist für die Makrofotografie eigentlich der ungeeignetste Modus, weil die Bildwirkung dabei nicht berücksichtigt wird. Dennoch bevorzugen viele Einsteiger der Einfachheit halber zunächst diese Variante. Sie haben bei vielen Kameras zusätzlich die Möglichkeit, diese vorgeschlagene Kombination von Verschlusszeit und Blende zu verändern, indem Sie am Einstellrad drehen – Shiften nennt man dies. Das können Sie nutzen, wenn Sie einen anderen Wert als die vorgeschlagene Verschlusszeit/Blende-Kombination benötigen. Die Lichtmenge, die auf den Sensor trifft, bleibt dabei unverändert.
Folgende Automatiken bieten die digitalen Kameras an, um die geeignete Belichtung zu ermitteln. Dies gilt nicht unbedingt nur für Spiegelreflexkameras – auch bei Kompaktkameras können Sie auf diese sogenannten Belichtungsprogramme zurückgreifen.
Programmautomatik Bei dieser Standardautomatik ermittelt die Kamera selbstständig die geeignete Verschlusszeit/Blende-Kombination, um zu einem korrekt belichteten Foto zu kommen. Sie erkennen diese Automatik an einem P. Sie verändern die vorgeschlagene Kombination, indem Sie „shiften“. Drehen Sie dazu das Einstellrad der Kamera.
Blendenautomatik Bei der Blendenautomatik geben Sie die gewünschte Verschlusszeit vor – die Kamera ermittelt automatisch die dazu passende Blendenöffnung. Dieser Modus wird – je nach Kameramarke – mit einem S oder TV gekennzeichnet. Der Modus ist sinnvoll, wenn der verwendeten Verschlusszeit eine größere Bedeutung zukommt – etwa bei der Fotografie sich bewegender Tiere. So stellen Sie sicher, dass das Tier trotz der Bewegung scharf abgebildet wird.
Bei der Makrofotografie entstehen zwei unterschiedliche Situationen: Bei statischen Motiven wollen Sie vielleicht zur kreativen Gestaltung des Hintergrunds eine offene Blende (niedriger Blendenwert) verwenden. Dann sollten Sie die Zeitautomatik wählen. Stellen Sie die gewünschte Blende ein. Die dazugehörende Verschlusszeit ermittelt die Spiegelreflexkamera dann automatisch. Wollen Sie aber zum Beispiel Libellen fotografieren, die sich viel und schnell bewegen, dann ist die Blendenautomatik die bessere Wahl. Stellen Sie eine kurze Belichtungszeit ein, wenn die Bewegungen des Tieres fest gehalten werden sollen – zum Beispiel 1/250 Sekunde. Die Kamera ermittelt dann die dazu passende Blende.
Zeitautomatik Bei der Zeitautomatik stellen Sie den gewünschten Blendenwert ein. Die Kamera ermittelt dann die dazu passende Verschlusszeit. Dieser Modus ist an einem A oder AV zu erkennen. Vermutlich werden Sie diesen Modus bei der Nah- und Ein schöner Schärfeverlauf ist für eine beeindruckende Nahaufnahme von großer Bedeutung. Wäre bei dieser Bornholmmargerite der Hintergrund scharf abgebildet worden, wäre das Foto wirkungslos. Durch die Unschärfe im Bild erhält das Foto eine etwas „verträumte“, romantische Stimmung, die bei Blüten natürlich angebracht ist (Nikon D700, 200 ISO, 1/2000 Sek., f 4, 180 mm Makro, Zeitautomatik, Belichtungskorrektur -1 LW, Foto: M. Gradias).
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Makrofotografie am häufigsten einsetzen, um den Schärfeverlauf im Foto am besten steuern zu können. Je weiter die Blende geschlossen ist (großer Blendenwert), desto größer ist der scharf abgebildete Bereich im Bild.
Manuelle Einstellung Es ist Ansichtssache, ob Sie Einstellungen manuell vornehmen oder einfach die Einstellungen eines Belichtungsprogramms per Belichtungskorrektur so verändern, dass sich die gewünschten Einstellungen ergeben. Wenn Sie regelmäßig fotografieren, werden Sie bald wissen, welche Einstellungen zu welchem Ergebnis führen – zumal Sie ja bei digitalen Kameras sofort nach der Aufnahme das Ergebnis kontrollieren können. Ich persönlich verwende manuelle Einstellungen nur beim Fotografieren von Licht (Kerzen, Feuerwerk und Ähnlichem) und beim Blitzen.
Wollen Sie sowohl die Blende als auch die Verschlusszeit selbst bestimmen, wählen Sie den manuellen Modus, der mit einem M gekennzeichnet ist. Im Sucher wird bei einigen Kameramodellen als Hilfestellung in der Belichtungsskala angezeigt, ob das Ergebnis korrekt belichtet wird. Dieser Modus eignet sich immer dann, wenn Sie entweder inkompatibles Zubehör verwenden – wie zum Beispiel kostengünstige Zwischenringe – oder wenn es sich um schwierige Belichtungssituationen handelt. Die zuvor abgebildete Wunderkerze war ein solches Beispiel. Um hier bei der Serienaufnahme gleich belichtete Bilder zu erhalten, wurde die Belichtung manuell eingestellt.
Blitzen Wenn Sie mit einem Blitzlicht arbeiten, haben Sie es leichter. Stellen Sie im manuellen Modus sowohl die gewünschte Verschlusszeit als auch die Blende ein. Der Blitz unterstützt die TTL-Messung, bei der das Licht durch das Objektiv gemessen wird, und steuert die erforderliche Menge Blitzlicht bei, um zu einer ausgewogenen Belichtung zu kommen. Die geringe Leitzahl der Makroblitze spielt dabei keine Rolle – schließlich befinden Sie sich ja bei der Makrofotografie sehr nah am zu fotografierenden Objekt.
Wenn Sie einen Blitz einsetzen, haben Sie es einfach: Sie können im manuellen Modus arbeiten und die Belichtungszeit und die Blende einstellen, von der Sie meinen, dass Sie damit die gewünschte Bildwirkung erzielen. Die Lichtmenge, die erforderlich ist, um zu einem korrekt belichteten Ergebnis zu führen, wird dann automatisch vom Blitzlicht hinzugefügt. Dafür sorgt die TTL-Steuerung, über die die Kameras und Blitzgeräte verfügen (Nikon D300, 200 ISO, 1/125 Sek., f 5.6, 105 mm Makro, Makroblitz, Foto: M. Gradias). 38
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Korrekturen Beachten Sie, dass in einigen Fällen Belichtungskorrekturen erforderlich sind, wenn etwa ein dominanter dunkler Hintergrund vorhanden ist und das zu fotografierende Objekt heller ist. Auch beim umgekehrten Fall sind eventuell Korrekturen notwendig. Fotografieren Sie mit einer Belichtungsautomatik, müssen Sie die Belichtung korrigieren, da das Bild ansonsten überbelichtet beziehungsweise unterbelichtet wird. Bei einem hellen Vordergrundobjekt ist beispielsweise eine leichte Unterbelichtung erforderlich.
Messmethoden Es gibt unterschiedliche Methoden, um die passende Belichtung zu ermitteln. Meist bieten die digitalen Spiegelreflexkameras drei oder vier verschiedene Messmethoden an. Die Wahl der geeigneten Messmethode ist immer dann wichtig, wenn sich die Helligkeit des zu fotografierenden Objekts deutlich vom Hinter-
Bei einigen Kameramodellen stellen Sie die gewünschte Belichtungsmessart im Menü ein – andere Modelle, wie hier die Nikon D300, bieten dafür einen Schalter am Gehäuse an, Foto: M. Gradias.
Wenn Sie beispielsweise Motive vor einem dunklen Hintergrund fotografieren, kann es notwendig sein, die vorgeschlagene Belichtung zu korrigieren (Nikon D200, 100 ISO, 1/250 Sek., f 6.3, 180 mm Makro, Belichtungskorrektur -1 LW, Foto: M. Gradias). Kapitel 2
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grund unterscheidet. In solchen Fällen ist die sogenannte Spotmessung die passende Wahl, bei der die Belichtung in einem kleinen Bereich in der Suchermitte erfolgt. Wollen Sie das Objekt nicht zentral im Bild platzieren, kann die Belichtung vor der endgültigen Wahl des Bildausschnitts gespeichert werden. Die meisten Kameras bieten die folgenden Messmethoden an, um die Belichtung zu messen.
Mehrfeldmessung In der Praxis werden Sie in den allermeisten Fällen mit der Standardbelichtungsmessung – der Mehrfeldmessung – ausgewogene Ergebnisse erzielen. Nur in seltenen Fällen ist der Wechsel der Belichtungsmessart wirklich notwendig.
Bei dieser Standardmessmethode misst die Kamera die Belichtung im gesamten Bild, das dazu in viele rechteckige Felder aufgeteilt wird. Bei der Messung werden die Felder, in denen die AF-Sensoren aktiv sind, besonders gewichtet, um sicherzustellen, dass das Motiv, auf das Sie scharf stellen, auch richtig belichtet wird.
Mittenbetonte Messung Die mittenbetonte Messung misst die Belichtung in einem größeren zentralen Bereich – der Rest des Bildes fließt geringer in die Belichtungsbewertung ein. Setzen Sie diese Methode ein, wenn das zu fotografierende Motiv einen größeren Bereich im Bild einnimmt – meist beträgt der Bereich, der in die Belichtungsmessung einfließt, ungefähr 50 % des Sucherbilds.
Die mittenbetonte Messung wird hier als Beispiel an einer Canon EOS 1000D demonstriert. Der Schwerpunkt der Belichtungsmessung erfolgt dabei in dem abgedunkelten Bereich, Foto: M. Gradias.
Selektivmessung/Spotmessung Befindet sich ein besonders helles oder dunkles Motiv im Bildzentrum, können Sie die Selektiv- oder die Spotmessung einsetzen. Die Belichtungsmessung erfolgt dabei, je nach verwendetem Kameramodell, bei der Selektivmessung in ungefähr 10 % des zentralen Sucherbereichs und bei der Spotmessung in ca. 4 %. 40
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Bildkontrolle mit dem Histogramm Nachdem Sie das Foto geschossen haben, sollten Sie im Kameramonitor das Foto überprüfen. Die meisten digitalen Kameras bieten eine Option an, um ein sogenanntes Histogramm anzuzeigen. Hier stellt die Kamera die im Bild vorhandenen Tonwerte grafisch dar. Sind Bilder zu hell oder zu dunkel, fehlen an den Rändern des Histogramms Tonwerte. In solchen Fällen sollten Sie die Aufnahme mit einer korrigierten Belichtung wiederholen. Wenn Sie bei der Belichtung unsicher sind, ist eine Belichtungsreihe empfehlenswert. Dabei nehmen Sie mehrere Fotos mit einer vorgegebenen Abstufung auf. Verwenden Sie ein Blitzgerät, ist ebenfalls eine Korrektur möglich. Mit der Blitzbelichtungskorrektur steuern Sie die Lichtmenge, die vom Blitz abgegeben wird.
Histogramme zeigen die Häufigkeit der Tonwerte im Bild grafisch an. Die Menüaufnahme stammt von einer Nikon D300.
Scharf stellen Der richtigen Schärfe kommt – ganz besonders bei der Makrofotografie – eine große Bedeutung zu. Schnell wird aus einem interessanten Motiv ein schlechtes Foto, wenn Sie die falschen Partien des Bilds scharf stellen. Moderne digitale Kameras bieten eine automatische Scharfstellung an. Dabei sucht die Kamera nach Kontrasten im Bild. Findet sie senkrechte oder waagerechte Linien, fokussiert sie so, dass die Linien kontrastreich – scharfkantig – abgebildet werden. Solange Sie etwas größere Objekte fotografieren, wird Ihnen der Autofokus eine große Hilfe sein. Je näher Sie aber an das Motiv herangehen, umso weniger hilfreich ist der Autofokus. Diese Lötspitzen wurden im Abbildungsmaßstab von 1:1 aufgenommen. Selbst bei starkem Abblenden (hoher Blendenwert) ergibt sich eine Schärfentiefe von wenigen Millimetern. Daher kommt es bei der Makrofotografie ganz besonders auf ein präzises Fokussieren an (Nikon D300, 200 ISO, 1/3 Sek., f 18, 180 mm Makro, Foto: M. Gradias).
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Wenn man viel fotografiert, entwickelt man im Laufe der Zeit sofort nach dem Auslösen ein Gefühl dafür, ob man die Kamera ruhig genug gehalten hat, damit ein perfekt scharfes Foto dabei herauskommt. Sagt Ihnen Ihr Gefühl, dass die Aufnahme eventuell nicht geklappt haben könnte, behalten Sie die Kamera weiter am Auge und machen Sie so viele Fotos, bis Sie meinen, dass alles geklappt hat. So sparen Sie sich das immer wieder neue Suchen des geeigneten Bildausschnitts. Sie können die so entstandenen Fotos ja sofort anschließend am Kameramonitor durchforsten und alle misslungenen Fotos löschen. Wenn Sie, wie bei dieser Goldfliege, einen großen Abbildungsmaßstab verwenden, kann es nützlich sein, manuell scharf zu stellen (Nikon D200, 100 ISO, 1/250 Sek., f 6.3, 180 mm Makro, Foto: M. Gradias).
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Manuelles Scharfstellen Es gibt verschiedene Gründe, warum bei der Makrofotografie die Autofokussysteme oftmals nicht helfen. Zum einen ist es sehr lästig und zeitraubend, wenn die Kamera den Fokuspunkt nicht findet und das Objektiv so hilflos von vorn nach hinten fährt. Einige Objektive bieten dafür eine Funktion an, bei der das Fokussieren auf einen bestimmten Bereich fixiert werden kann, um so Zeit einzusparen – das hilft ein klein wenig. Andererseits kommt es bei der Makrofotografie sehr stark darauf an, dass eine ganz bestimmte Stelle im Bild scharf abgebildet ist – beispielsweise die Augen von Insekten. Es ist praktisch unmöglich, dies mit der Autofokus-Funktion zu erreichen, gerade wenn sich die Tiere auch bewegen. Außerdem wirken sich im Makrobereich winzigste Bewegungen dramatisch aus. Wenn der Schärfentiefebereich nur wenige Millimeter umfasst, führt eine geringe Körperbewegung bereits zu einem unscharfen Foto. Daher ist es empfehlenswert, wenn Sie sehr kleine Objekte fotografieren, gelegentlich auf den manuellen Fokus zurückzugreifen. Wenn Sie nicht sicher sind, ob der richtige Punkt scharf abgebildet wurde, schießen Sie einfach mehrere Fotos
nacheinander, bis Sie sicher sind, dass das Bild korrekt scharf gestellt wurde. Bei der Makrofotografie ist es völlig normal, dass das erste Foto nicht sofort perfekt ist. Man tastet sich eher Schritt für Schritt an das korrekt fokussierte Endergebnis heran.
Schärfentiefebereich Das „A und O“ der Makrofotografie ist der scharf abgebildete Bereich im Foto. Sind die falschen Bildpartien scharf abgebildet oder ist der scharf abgebildete Bereich zu klein, kann die Wirkung des Bilds schnell gleich null sein. Der Abbildungsmaßstab spielt dabei eine bedeutende Rolle. So fällt es bei Nahaufnahmen beispielsweise sehr leicht, das Motiv perfekt scharf abzubilden – bei winzig kleinen Insekten ist das schon ein wenig kniffelig. Der Schärfentiefebereich steht im direkten Zusammenhang mit dem Abbildungsmaßstab. Je größer der Abbildungsmaßstab ist, umso kleiner wird der scharf abgebildete Bereich. Während bei einer offenen Blende – zum Beispiel Blende 4 – der scharf abgebildete Bereich ungefähr 30 Millimeter betragen könnte, schrumpft er beim Abbildungsmaßstab von 1:1 auf einen halben Millimeter. Selbst bei einem sehr großen Blendenwert kann der Schärfebereich nur auf ungefähr 5 Millimeter ausgedehnt werden. Daher kommt der präzisen Scharfstellung bei der Makrofotografie eine große Bedeutung zu. Durch das Verlängern der Verschlusszeit beim Schließen der Blende muss stets ein Kompromiss gesucht werden.
Ziel der Makrofotografie ist es, Objekte möglichst groß abzubilden. Wie groß ein Objekt abgebildet wird, bestimmt der sogenannte Abbildungsmaßstab. Ist ein Objekt in natura genauso groß wie das Abbild auf dem Sensor, spricht man von einem Abbildungsmaßstab von 1:1. Die Sensoren vieler digitaler Spiegelreflexkameras haben eine Größe, die ungefähr halb so groß ist wie der analoge Kleinbildfilm. Fotografieren Sie also einen Gegenstand mit einer Größe von ungefähr 24 x 16 Millimeter bildfüllend, ist der Abbildungsmaßstab von 1:1 erreicht. Bei Nahaufnahmen reicht schon ein Abbildungsmaßstab von 1:10 – das bedeutet, dass das bildfüllend fotografierte Objekt in natura ungefähr 24 x 16 Zentimeter groß ist. Wird ein Gegenstand, der kleiner ist als der Sensor, bildfüllend gezeigt, spricht man von Abbildungsmaßstäben von x:1. Ein 12 x 8 Millimeter großes Objekt wäre dann im Abbildungsmaßstab 2:1 abgebildet.
Bei Nahaufnahmen, wie bei dieser Leuchtreklame, ist das Scharfstellen des Motivs nicht sonderlich schwierig, weil der Abbildungsmaßstab sehr klein ist (Nikon D200, 400 ISO, 1/125 Sek., f 5.6, 70 mm, Foto: M. Gradias).
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Einige wenige Faktoren bestimmen die Schärfentiefe:
Das Objektiv Die Wahl des geeigneten Objektivs ist wichtig. Natürlich ist es möglich, mit einem Normalobjektiv ganz nah an das gewünschte Objekt heranzugehen, um eine Nahaufnahme zu erhalten. Das Freistellen des Motivs ist dann aber auch bei geöffneter Blende nicht möglich. Kompaktkameras verwenden eine sehr kurze Brennweite. So beträgt die „echte“ Brennweite zum Beispiel bei der Lumix FZ28, mit der das unten gezeigte Foto entstand, 4,8–86,4 mm. Dies entspricht einem Kleinbildäquivalent von 27–486 mm.
Je kürzer die Brennweite des Objektivs ist, umso größer ist nämlich der scharf abgebildete Bereich – deshalb haben auch die Fotos von Kompaktkameras eine große Schärfentiefe. Für die Makrofotografie ist daher mindestens ein mittleres Teleobjektiv – zum Beispiel 105 mm – zu empfehlen, um bei geöffneter Blende schöne, umscharfe Hintergründe zu erhalten. Bei der Produktfotografie sollte im Gegensatz dazu besser ein 55-mm-Objektiv verwendet werden, damit große Teile des Fotos scharf abgebildet werden.
Die Entfernung Aufgrund von physikalischen Gesetzmäßigkeiten gibt es übrigens im Makrobereich einen Unterschied von der effektiven und der eingestellten Blende. So kann es passieren, dass bei einem Makroobjektiv mit einer offenen Blende von 2.8 im Nahbereich nur f 3.5 eingestellt werden kann. NikonKameras zeigen im Sucher die effektive Blende an – Canon-Modelle dagegen die eingestellte Blende. Es handelt sich dabei nicht um einen Fehler, wie einige Fotografen meinen.
Wenn Sie eine Kompaktkamera einsetzen, müssen Sie darauf achten, dass der Hintergrund weit genug vom Motiv entfernt ist, wie hier bei dem weiblichen Kleinen Mormon. Der Hintergrund war in diesem Fall ungefähr 1,5 Meter entfernt (Lumix FZ28, 100 ISO, 1/125 Sek., f 4.4, 486 mm, int. Blitz, Foto: M. Gradias). 44
Kapitel 2
Um einen großen Abbildungsmaßstab zu erreichen, müssen Sie sehr nah an das Motiv heran. Je mehr Sie sich dem Objekt nähern, umso kleiner wird der scharf abgebildete Bereich. Zum Freistellen des Motivs vor einem Hintergrund ist die Entfernung des Hintergrunds zum Motiv von Bedeutung. Wenn die Brennweite kurz ist, muss die Entfer-
nung des Motivs zum Hintergrund ausreichend groß sein, damit der Hintergrund unscharf erscheint. Dies ist ein wichtiges Kriterium, wenn Sie eine Kompaktkamera verwenden. Da Sie hier stets mit einer kurzen Brennweite arbeiten, müssen Sie darauf achten, dass der Hintergrund weit genug vom Motiv liegt, damit ein Freistellen des Motivs klappt.
Die eingestellte Blende Der wichtigste Faktor bei der Makrofotografie ist der verwendete Blendenwert. Der eingestellte Blendenwert hat direkten Einfluss auf den Bereich, der scharf abgebildet wird. Je höher der Blendenwert, umso größer ist der scharf abgebildete Bereich. Im Makrobereich schrumpft aber die Schärfentiefe so stark, dass selbst bei geschlossener Blende der scharf abgebildete Bereich nur wenige Millimeter beträgt. Beim Schließen der Blende werden natürlich längere Verschlusszeiten notwendig, damit die benötigte Lichtmenge erhalten bleibt.
Von Objektiv zu Objektiv entstehen unterschiedliche Zerstreuungskreise, die hier im Hintergrund zu sehen sind (Nikon D200, 100 ISO, 1/180 Sek., f 5.6, 210 mm).
Zerstreuungskreise Alle Punkte im Bild, die außerhalb des scharf abgebildeten Bereichs liegen, werden als unscharfe Kreise abgebildet – Zerstreuungskreise nennt man dies. Genau genommen sind dies allerdings keine Kreise, sondern Vielecke, da die Blende nicht rund ist. Sie besteht aus lauter einzelnen Lamellen. Das Aussehen der Zerstreuungskreise variiert von Objektiv zu Objektiv. Die unterschiedliche Wirkung der Zerstreuungskreise wird als „Bokeh“ bezeichnet (jap.: boke – verschwommen, unscharf).
Durch verschiedene Blendenwerte entstehen völlig unterschiedliche Bildwirkungen. Bei geöffneter Blende (links) erscheint der Hintergrund unscharf (Nikon D300, 200 ISO, 105 mm Makro; links: 1/125 Sek., f 2.8; rechts: 1/13 Sek., f 11; Fotos: M. Gradias). Kapitel 2
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In diesem Teil zeige ich Ihnen, wo Sie Motive finden und wie Sie diese am wirkungsvollsten ablichten. Sind bestimmte Voraussetzungen für eine Aufgabenstellung erforderlich, weise ich Sie hier darauf hin. Die verschiedenen Bereiche der Nah- und Makrofotografie sind thematisch sortiert.
Teil 2 Die Motive
Nikon D300, 200 ISO, 1/6 Sek., f 32, 55 mm Makro, Foto: M. Gradias
Honigbiene, Nikon D200, 200 ISO, 1/250 Sek., f 9, 180 mm Makro, Foto: M. Gradias
Motive finden So faszinierend die Makrofotografie ist – es gehört eine Menge Geduld und auch Erfahrung dazu, um zu attraktiven Fotos zu gelangen. Wo finden Sie die Motive? Motive für die Nah- und Makrofotografie finden Sie überall – Sie müssen sie nur entdecken. Das ist bei vielen Themenbereichen allerdings viel leichter gesagt als getan. Haben Sie das Motiv gefunden, steht einem schönen Foto nichts mehr im Wege, wenn Sie die Kameratechnik beherrschen und wissen, welches Ergebnis Sie in etwa erhalten wollen. An einigen exemplarischen Beispielen zeige ich Ihnen in diesem Kapitel, wie Sie vorgehen können und was Sie beachten sollten.
Kapitel 3
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Fotografieren „schult“ den Blick für die Schönheiten des Lebens. Während viele Menschen im Alltagsstress hastig und blicklos durch die Welt „schwirren“, geht man als Fotograf mit offenem Blick durch die Umwelt – immer wieder fasziniert von dem, was die Natur zustande bringt, egal ob in Flora oder Fauna. Je öfter man fotografiert, umso mehr bekommt man den Blick für die schönen „Kleinigkeiten“.
Das Sehen Es ist schon eine Crux, wenn man mit einem Fotografen, der sich für die Nah- und Makrofotografie interessiert, beispielsweise spazieren geht. Ich erinnere mich noch gut an meine ersten analogen Experimente mit der Nahfotografie in den 80erJahren. Immer wieder schaute meine Frau ein wenig verwundert, was ich denn bei meinen diversen Spaziergang-Stopps wieder entdeckt haben könnte. Eine Woche später beim Sichten der Fotos (ja, so war das damals mit dem Warten auf den fertig entwickelten Diafilm) kam immer wieder die Bemerkung: „Das war mir gar nicht aufgefallen.“ Nervig wurde es sicherlich im Lauf der Zeit, weil die Stopps beim Spaziergang immer häufiger wurden, weil ich immer öfter interessante Motive fand, je mehr mein Auge durch das häufige Fotografieren geschult wurde. Es könnte sein, dass letztlich die Fotografierpausen länger dauerten als der Spaziergang. Heute gehe ich öfter alleine mit meiner digitalen Kamera auf Fototour ... Ich habe allerdings bis heute viel Verständnis für die fragenden Blicke, die mir häufig begegnen: „Was fotografiert der nur?“ Aber heute fällt es mir dank der digitalen Technik leichter, mal eben das aufgenommene Foto auf dem Monitor anzuzeigen und die fragenden Blicke gleich mit dem fertigen Foto zu beantworten. „Aha – erstaunlich, das hatte ich so gar nicht gesehen“ ist dann oft der Kommentar. Eine Beispielbilderserie sehen Sie auf dieser Doppelseite. Hier könnte man meinen, es gäbe bei der düsteren Szene ohne interessante Beleuchtung keine Motive zu
Man mag kaum glauben, dass sich in dieser alltäglichen Szene aus dem Frühjahr attraktive Fotomotive entdecken ließen. Selbst die Markierung lässt nicht darauf schließen. In der vergrößerten Variante rechts ist erkennbar, dass vorne ein kleiner Zweig im Wege war, der beim Bildaufbau gestört hätte. Ich habe ihn nicht etwa abgeknickt oder zur Seite gedrückt – ich bin lediglich ein wenig nach links gegangen, bis der Zweig im Sucher nicht mehr zu sehen war. Sie erkennen am letztendlichen Motiv, dass ich die Kamera für eine optimale Bildgestaltung ein wenig schief hielt, Fotos: M. Gradias. 50
Kapitel 3
entdecken, die sich als Foto gut machen. Aber das Gegenteil ist der Fall. Das unten abgebildete Foto stammt aus dieser tristen Szene – neben vielen weiteren Fotos von Knospen. Zugegeben: Zunächst einmal muss man dieses Motiv „sehen“ – also überhaupt erst einmal stehen bleiben, weil einem etwas aufgefallen ist. Bestimmt gehen viele Menschen an der gezeigten Szene einfach vorbei, weil ihnen dieses interessante Detail gar nicht auffällt.
Dem Prüfen des Motivs folgt oft auch die Erkenntnis, dass das Motiv entgegen der ersten Einschätzung doch ungeeignet ist. Mal wirkt der Hintergrund störend oder es lässt sich weder in einer hochkanten noch in einer querformatigen Darstellung ansprechend präsentieren.
Danach folgt das genaue Begutachten. Lässt sich das Motiv ansprechend in einer rechteckigen Form, die Fotos ja nun einmal haben, unterbringen oder nicht? Das war bei dem abgebildeten Knospenzweig nur sehr bedingt der Fall, weil er zu stark nach oben zeigte. Das Problem ließ sich durch ein leichtes Kippen der Kamera beseitigen. Da ja kein Horizont im Bild zu sehen ist, fällt dies beim Ergebnis nicht auf. Außerdem war unten ein anderer Zweig im Weg, der im fertigen Bild unschön ausgesehen hätte. Nun mag es sehr viele Fotografen geben, denen so etwas ebenfalls auffällt und die dann den störenden Zweig einfach abbrechen oder zur Seite drücken. Zu dieser Art Fotograf gehöre ich nicht. Es mag sein, dass ich gelegentlich aus Versehen mal etwas „zertrampele“ – prinzipiell lasse ich aber die Natur stets so, wie sie ist, weil ich sie achte und schätze. Viele andere Naturfotografen sehen das auch so.
Wegen des dunklen Umfelds wurde das Bild etwas unterbelichtet (Nikon D70s, 200 ISO, 1/250 Sek., f 9, 105 mm Makro, Makroblitz, Foto: M. Gradias).
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Manchmal fallen schöne Details erst auf den zweiten Blick auf. Das rechte Foto finden Sie in der Übersichtsaufnahme an der rechten Seite der „Wetterstation“ wieder (Nikon D200, 250 ISO, 1/250 Sek., f 5.6, 210 mm, Fotos: M. Gradias).
In dieser Übersichtsaufnahme verbergen sich diverse Detailaufnahmen – einige wurden hier markiert.
Motiv im Motiv Manchmal plant man etwas ganz anderes, als letztlich dabei herauskommt. So sah ich die oben links gezeigte witzige „Wetterstation“ und bildete sie ab. Das langweilige Foto flog allerdings nachträglich aus der Sammlung meiner guten Fotos heraus. Übrig geblieben ist dagegen die Detailaufnahme, die Sie oben rechts sehen. Vor dem grünen Hintergrund macht sich der Stein mit der Kette sehr gut. So finden sich oft in Übersichtsaufnahmen interessante Details, die ein Foto wert sind – Sie müssen nur genau hinschauen. Gleiches gilt für die links abgebildete Übersichtsaufnahme. Sie sehen hier das Residenzschloss in Celle in Niedersachsen. Hier verbergen sich – neben dem Motiv „Schloss“ – unzählige verschiedene Detailaufnahmen. Einige mögliche Fotos habe ich in der Abbildung einmal durch Rahmen hervorgehoben. Ein exemplarisches Beispiel sehen Sie auf der nächsten Seite – die Tulpe stammt aus der Szene links.
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Unten sehen Sie zwei völlig unterschiedliche Motive, die aus derselben Frühlingsszene stammen, die Sie unten rechts abgebildet sehen. Diese Beispiele sollen zeigen, dass sich praktisch jede Situation eignet, um viele verschiedene reizvolle Detail- und Nahaufnahmen zu machen. So können Sie sich an interessanten Locations eine ganze Weile aufhalten, um diverse Nahaufnahmen zu erstellen. Sie können bei der Nah- und Makrofotografie weit marschieren, um tolle Fotos zu erhalten – Sie müssen es aber meist nicht.
Diese Tulpe stammt aus der Übersichtsauf nahme auf der vorherigen Seite (Nikon D200, 100 ISO, 1/500 Sek., f 5.6, 210 mm, alle Fotos: M. Gradias).
Diese beiden ansehnlichen Motive stammen aus der rechts abgebildeten Landschaftsaufnahme (Nikon D200, 100 ISO, 105 mm Makro: oben: 1/2000 Sek., f 2.8; unten: 1/1500 Sek., f 2.8).
Diese Frühlingsszene enthält diverse attraktive Detail- und Nahaufnahmen. Kapitel 3
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Insektenfotografie ist faszinierend, zumal man oftmals die vielen spannenden Details der Tiere erst im fertigen Foto sieht. In natura sind die Details mit bloßem Auge oft gar nicht zu erkennen (Nikon D200, 100 ISO, 1/1250 Sek., f 2.8, 105 mm Makro, alle Fotos: M. Gradias).
Wo Licht ist ... Es ist nicht nur Licht, wo auch Schatten ist. Wenn Sie beispielsweise eine hübsche Blumenwiese – wie links – ablichten, finden Sie dort automatisch auch ganz andere Motive. Wo nämlich Blüten sind, sind Insekten nicht weit. Sie benötigen halt etwas Geduld, um zu warten, bis sich die Insekten an ihre Arbeit machen. Ich erinnere mich noch ganz gut, als ich ein paar Hundert Kilometer fuhr, um bei einer Dahlienschau schöne Blumen zu fotografieren. Bei der Bildsichtung zu Hause blieben dann weit mehr Insekten als Dahlien übrig. Wo Blüten sind, sind auch Insekten. Die beiden anderen Fotos auf dieser Seite stammen aus dieser Situation (Nikon D200, 100 ISO, 1/200 Sek., f 7.1, 70 mm).
Insektenfotos wirken am faszinierensten, wenn nicht nur einfach das Tier dargestellt wird, sondern interessante oder witzige Situationen festgehalten werden. So scheint sich diese Goldfliege hinter dem Blütenblatt verstecken zu wollen. Derartige Fotos lassen sich natürlich nicht planen – sie entstehen zufällig (Nikon D200, 100 ISO, 1/400 Sek., f 6.3, 105 mm Makro). 54
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Gehen Sie im Frühling gerne spazieren, bieten sich Feldwege mit Sträuchern und Büschen an, um nach interessanten Makromotiven Ausschau zu halten. Hier finden Sie auch viele Insekten und viele andere bemerkenswerte Makromotive im Übermaß. So können Sie sich leicht mehrere Stunden auf einem kurzen Feldweg mit dem Fotografieren beschäftigen. Die nachfolgende – eher langweilige – Location führte zu einer großen Anzahl interessanter Makroaufnahmen. So brachte ich mehrere Hundert Fotos mit nach Hause. Die grüne Stinkwanze ist ein Beispiel.
Die kleine grüne Stinkwanze fand ich neben dem links gezeigten Feldweg. Sie war ungefähr 1,5 Zentimeter groß und daher etwas schwierig zu finden, zumal sie dieselbe Farbe hat wie das Blatt, auf dem sie saß (Nikon D70s, 200 ISO, 1/250 Sek., f 9, 105 mm Makro, Makroblitz, Fotos: M. Gradias).
Voller Leben – Teiche und Auen Wenn Sie gerne Libellen, Frösche oder Käfer fotografieren möchten, bieten sich Angelteiche oder Flussauen an. Ich halte immer wieder Ausschau nach neuen Locations dieser Art. Schauen Sie sich Ihre Umgebung doch einmal auf http:// maps.google.de an – bestimmt finden Sie in Ihrer Umgebung kleine Teiche oder Tümpel, in denen es von kleinen Tierchen wimmelt. Sie müssen allerdings davon ausgehen, dass Sie nicht gleich bei Ihrem ersten Besuch sehr erfolgreich sein werden. Sie müssen die Location erst einmal kennenlernen, um zu erfahren, an welchen Stellen Sie welche Tiere am ehesten antreffen, wenn Sie zur richtigen Jahreszeit unterwegs sind. Ich erinnere mich noch sehr gut an meinen ersten Versuch, Frösche zu fotografieren. Ich schlich um den Teich herum und hörte immer wieder nur ein „Platsch, Platsch“ – das waren die Frösche. Gesehen habe ich bei diesem ersten Besuch keinen Frosch. Von Besuch zu Besuch lernte ich mehr, wie vorsichtig man vorgehen muss, damit die scheuen Frösche des Teichs nicht flüchten. Inzwischen kenne ich auch jede Stelle am Teich, an der die Frösche zu finden sind.
In Flussauen finden Sie Libellen und andere kleine Tiere en masse. Einige Fotos in diesem Buch entstanden an dieser Location – ein Ort, an dem ich häufig auf Fotopirsch gehe (Nikon D700, 200 ISO, 1/320 Sek., f 9, 35 mm).
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Ein großer Teil der Insektenaufnahmen in diesem Buch entstand an diesem Teich – ich nenne ihn scherzeshalber meinen „Lieblingsfotografierteich“. Vom Frühjahr bis in den Herbst tummeln sich hier viele verschiedene Insekten und auch viele Frösche (Nikon D200, 100 ISO, 1/250 Sek., f 8, 10 mm, Foto: M. Gradias).
Kenntnisse über die Natur sind natürlich wichtig. So sollten Sie wissen, zu welcher Jahreszeit und in welchem Umfeld Sie welche Tiere antreffen können. Ich informiere mich sehr gerne über http://de.wikipedia. org über die Tiere, die ich plane zu fotografieren – ich bin zugegebenermaßen kein begnadeter Zoologe.
Erkennen der Tiere Zugegeben: Es ist nicht immer leicht, die Tiere, die Sie fotografieren möchten, überhaupt zu erkennen, zumal beispielsweise Frösche farblich oft genauso aussehen wie die Umgebung, in der sie sich aufhalten. Hier hilft nur ein geschultes Auge, das sich erst im Laufe der Zeit entwickeln kann. Vielleicht sehen Sie beim ersten Besuch an einem Teich die dort anwesenden Frösche gar nicht. Haben Sie dann aber einmal herausgefunden, wo Sie die Frösche am besten finden, wird es immer leichter.
Zwei „Suchbilder“. Hätten Sie auf Anhieb den Frosch gesehen, der links in der Bildmitte sitzt – oder die blaue Azurjungfer im rechten Foto (Fotos: M. Gradias)? 56
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Je kleiner die zu fotografierenden Tiere sind, umso schwieriger wird es natürlich, sie zu finden. Ich habe einige Zeit benötigt, um herauszufinden, wie und wo ich Spinnen finde. Durch ihre winzige Größe konnte ich sie kaum erkennen. Erst, als ich ungefähr wusste, wo ich die Tierchen suchen muss, fiel mir das Erkennen etwas leichter.
Architekturdetails Auch beim Fotografieren von Architekturdetails sind Kenntnisse hilfreich – beispielsweise darüber, wo es Neubauten oder restaurierte Altbauten zu sehen gibt. Ein Beispiel sehen Sie unten bei der Detailaufnahme eines frisch gestrichenen Fachwerkhauses. Auch bei dieser Aufgabenstellung kann das Internet gute Dienste leisten, wenn Sie nicht ausschließlich in Ihrer Heimatstadt fotografieren wollen. Sehen Sie sich beispielsweise die Internetpräsenz der Städte an – oft finden Sie hier Fotostrecken, wo Sie sich schon vor Ihrem Besuch über die sehenswerten Gebäude informieren können. Wenn Sie sich danach einen Plan zurechtlegen, erhöhen Sie bei Tagestouren die Wahrscheinlichkeit, mit vielen attraktiven Ergebnissen zurückzukehren. Architekturdetails sind übrigens eine sehr gute Möglichkeit, den Einstieg in die Nah- und Makrofotografie zu finden, weil dabei – fotografisch gesehen – keine allzu großen Probleme auftreten. Sie brauchen sich beispielsweise nicht mit einer geringen Schärfentiefe auseinanderzusetzen. Später können Sie sich dann Schritt für Schritt – im wahrsten Sinne des Wortes – näher an die Motive heranwagen.
Man muss schon sehr genau hinsehen, um winzig kleine Spinnen überhaupt zu erkennen. Ich habe im oberen Bild markiert, wie das untere Foto entstand. Hätten Sie die Herbstspinne gefunden (Nikon D90, 200 ISO, 1/500 Sek., f 8, 180 mm Makro, alle Fotos: M. Gradias)?
An frisch renovierten Häusern finden Sie zahlreiche interessante Nahaufnahmemotive (Nikon D200, 100 ISO, 1/250 Sek., f 5.6, 210 mm). Kapitel 3
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Variationsmöglichkeiten Bei statischen Motiven bietet es sich an, mit der Zeitautomatik unterschiedliche Blendeneinstellungen auszuprobieren und nachträglich die gelungensten Aufnahmen herauszusuchen. Bei Tieraufnahmen von sich bewegenden Tieren geht das natürlich nur bedingt. Hier können Sie nur auf Erfahrungswerte zurückgreifen.
Sie haben verschiedene Möglichkeiten, um ein Objekt auf dem Foto abzubilden. Wenn Sie beispielsweise ein Produkt im Internet zum Kauf anbieten wollen, sollen die potenziellen Käufer das Produkt genau beurteilen können – daher muss es vollständig scharf abgebildet sein. Bei der kreativen Fotografie geht es dagegen ausschließlich um die Ästhetik des Bildes. Und Fotos wirken meist attraktiver, wenn das Motiv vor einem unscharfen Hintergrund abgebildet wird, wie beispielsweise die beiden rechten Bilder unten. Sie erkennen hier gut, wie deutlich sich die Bilder bereits durch das Variieren der Blende um zwei Stufen voneinander unterscheiden.
Das Ändern der Blendeneinstellung um nur zwei Blendenstufen führt zu einer völlig anderen Bildwirkung (oben: Nikon D200, 200 ISO, 105 mm Makro; links: 1/320 Sek., f 5.6; rechts: 1/1000 Sek., f 2.8; unten: Nikon D70s, 100 ISO, 105 mm Makro: links: 1/80 Sek., f 5; rechts: 1/125 Sek., f 2.8; Fotos: M. Gradias). 58
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Variationen der Belichtungszeit bieten sich zum Beispiel dann an, wenn Sie Wasser fotografieren. Hier können Sie kurze Belichtungszeiten verwenden, um das Wasser einzufrieren. Bei Belichtungszeiten von 1/1000 Sekunde oder kürzer können bizarre Muster entstehen. Auf Seite 53 sahen Sie beim Foto des Wasserfalls ein solches Beispiel. Soll Wasser dagegen „fließend“ und „weich“ dargestellt werden, verwenden Sie eine lange Belichtungszeit – beispielsweise eine Sekunde oder auch deutlich länger. Natürlich müssen Sie hierbei mit einem Stativ arbeiten, um die Verwacklungsgefahr zu eliminieren.
Licht Wenn Sie im Freien fotografieren, müssen Sie natürlich das Licht so nehmen, wie es ist – außer Sie verwenden Zusatzmaterial, wie etwa ein Blitzgerät oder Reflexionsschirme. Sie sind so vom Tageslicht abhängig, das je nach Tageszeit variiert. Während Aufnahmen, die Sie morgens oder abends aufnehmen, rötlicher – „wärmer“ – erscheinen, sind die Farben mittags bläulicher – „kälter“. So können Sie den Farbcharakter eines Bildes ändern – je nachdem, wann Sie es aufnehmen. Zusätzlich spielt auch der Stand der Sonne eine Rolle. Wenn mittags die Sonne am höchsten steht, wirken die Bilder durch fehlende Schatten unattraktiver, als wenn die Schatten der tiefer stehenden Sonne Strukturen herausarbeiten.
Dieser Aufbau wurde für die Aufnahmen der Sandkörner verwendet. Sie erkennen hier auch, wie extrem nah man sich am Motiv befindet, wenn Zwischenringe eingesetzt werden, um den Abbildungsmaßstab zu vergrößern.
Bei Aufbauten zu Hause können Sie dagegen das Licht selbst steuern. So sehen Sie bei den beiden Aufnahmen unten, wie unterschiedlich die Fotos wirken. Bei gleichmäßiger Ausleuchtung (rechts) wirkt der Sand „flacher“, als bei der einseitigen Beleuchtung (links). Hier ist das Ergebnis plastischer und damit wirkungsvoller.
Das linke Foto entspricht dem oben gezeigten Aufbau. Rechts wurde neben der rechten zusätzlich auch die linke Lichtwanne eingeschaltet. Sie sehen hier Sandkörner im Abbildungsmaßstab von etwa 2:1 (Nikon D300, 200 ISO, 105 mm Makro + 68 mm Zwischenringe, 1/320 Sek., f 32; links: 13 Sek.; rechts: 8 Sek.; Fotos: M. Gradias ). Kapitel 3
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Lichteffekte Wenn ich Dinge golden erscheinen lassen möchte, verwende ich zusätzlich zu den Lichtwannen mit Tageslichtleuchtröhren ganz normale Tischlampen zur Ausleuchtung, deren Licht rötlicher wirkt. Einen solchen Aufbau sehen Sie links abgebildet. Das sehr kleine Setzkasten-Bügeleisen hat zwar eine goldene Farbe, aber beim Foto wurde diese durch die beiden Zusatzlampen deutlich verstärkt. Der – eigentlich sehr simple – Gegenstand wirkt so sehr edel.
Dieser Aufbau wurde für die Aufnahme des Setzkasten-Bügeleisens verwendet. Hier kamen zwei zusätzliche einfache Büroleuchten zum Einsatz.
Da jede Lichtquelle einen „Leuchtpunkt“ erzeugt, können Sie für besondere Effekte mehrere Lampen auf einmal verwenden. Hier bieten sich auch Punktstrahler an, die dann weniger zur Beleuchtung als vielmehr als „Spot“ eingesetzt werden, um Leuchtpunkte zu erzeugen.
Dieses ungefähr 3 Zentimeter breite Bügeleisen aus einem Setzkasten wurde, wie oben abgebildet, beleuchtet, um eine „edle“ Wirkung zu erreichen (Nikon D300, 200 ISO, 1/50 Sek., f 16, 105 mm Makro, alle Fotos: M. Gradias).
Hier sehen Sie neben dem verwendeten Farbpapier auch einen Objekthalter, an dem Sie beispielsweise Streichhölzer oder, wie hier zu sehen, Wunderkerzen befestigen können.
Hilfsmittel Bei Aufnahmen am Reprotisch können Sie auf verschiedene, günstig zu erwerbende Hilfsmittel zurückgreifen. Hier wären als Erstes verschiedene Farbpapiere zu nennen, die Sie im Bürofachhandel erhalten. Es ist empfehlenswert, einen Satz Farbpapiere in unterschiedlichen Farbtönen zu kaufen. Die benötigte Größe hängt von dem zu fotografierenden Objekt ab. Je größer das Objekt, umso größer muss auch das Farbpapier sein, damit dessen Kanten nicht im Foto erscheinen. Um Kanten im Bild zu vermeiden, können Sie die Farbpapiere – wie links abgebildet – in einer Art Hohlkehle platzieren. Um Objekte in Position zu bringen, bieten sich Objekthalter wie der links abgebildete an. Mit dieser Zusammenstellung entstanden die Streichhölzer- und Wunderkerzenfotos in diesem Buch.
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Aufbauten im Freien In vielen Fällen benötigen Sie kein großartiges Equipment, wenn Sie „gestellte“ Aufnahmen machen wollen. Oftmals reichen ganz einfache Mittel aus, um praktikable Aufbauten zu erreichen. Dies können Sie sogar im Freien erledigen, wenn Sie keine Beleuchtungsanlage besitzen. So habe ich bei der unten gezeigten Aufnahme eines einfachen Schraubenziehers den rechts abgebildeten Aufbau eingesetzt. Eine Glasscheibe wurde „aufgebockt“, um Abstand zur Rasenfläche zu erhalten. Wird dann ein Makroobjektiv verwendet, ist durch die geringe Schärfentiefe vom Rasen nichts mehr zu sehen – lediglich die Farbe bleibt übrig. Gegebenenfalls können Sie auch andersfarbige Hintergründe unter die Glasscheibe legen, wenn Sie eine andere Hintergrundfarbe benötigen.
Dieser einfache Aufbau aus einer Glasscheibe mit Unterbau reicht aus, wenn Sie Objekte im Freien ansprechend fotografieren wollen.
Diese Detailaufnahme eines einfachen Schraubenziehers wurde mit dem oben rechts gezeigten Aufbau fotografiert. Man merkt der Aufnahme nicht an, welche simple Zusammenstellung dafür nötig war (Nikon D70s, 200 ISO, 1/2000 Sek., f 2.8, 105 mm Makro, alle Fotos: M. Gradias).
Ein Nachteil ergibt sich natürlich beim Fotografieren von Objekten, die auf einer Glasscheibe liegen. Die Spiegelungen, die sich dabei zwangsläufig ergeben, können Sie entweder bei der Bildgestaltung mit einbeziehen oder nachträglich per Bildretusche aus dem Foto entfernen. Es spricht in Zeiten der modernen digitalen Fotografie überhaupt nichts dagegen, die zusätzlichen Möglichkeiten, die sich durch die nachträgliche Bearbeitung ergeben, auch konsequent zu nutzen. Selbstverständlich ist dies mit zusätzlichem Arbeitsaufwand verbunden, der sich allerdings in vertretbaren Grenzen hält.
Wenn Sie mit natürlichem Licht arbeiten, könnten Probleme mit den Schatten auftreten, die das zu fotografierende Objekt auf den Boden wirft. Sie müssen also darauf achten, dass die Sonne nicht senkrecht steht und die Schatten außerhalb des sichtbaren Bilds sind.
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Detail des Gitterpavillons, Schloss Sanssouci, Potsdam, Nikon D200, 100 ISO, 1/350 Sek., f 10, 180 mm Makro, Foto: M. Gradias
Allgemeine Motive Wenn Sie sich erst einmal vorsichtig an die Nah- und Makrofotografie herantasten wollen, bieten sich als Erstes ganz allgemeine Motive an. Egal, ob Sie gerne in Wald und Wiesen fotografieren oder ob es Ihnen architektonische Details angetan haben. Welche Punkte bei den allgemeinen Motiven zu beachten sind, erfahren Sie in diesem Kapitel.
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Der „normale“ Weg bei der Fotografie ist der, dass die Neueinsteiger zunächst einmal ganz „alltägliche“ Dinge fotografieren, bis sie sich der Nah- und Makrofotografie nähern. Das ist auch sehr sinnvoll, da man mit den „Aufgaben wachsen“ kann. Beim direkten Einstieg in die Makrofotografie wären die meisten Fotografen total überfordert.
Fotografieren auf Reisen Viele Neueinsteiger in die Welt der digitalen Fotografie werden sicherlich die neue Kamera zunächst mit in den Urlaub nehmen und dort ihr Glück beim Fotografieren versuchen. In jedem Urlaubsort werden sich unzählige Detailaufnahmen finden lassen, wenn man nur genau hinschaut. Egal, ob Sie Schlösser besuchen oder Großstädte – Sie werden überall Motive für Detailaufnahmen finden. So bieten sich Statuen ebenso als Motiv an, wie die Glasfassaden von Hochhäusern. Natürlich wirken die Bilder am schönsten, wenn sie bei Sonnenschein fotografiert werden, da dann die Farben besser zur Geltung kommen. Wenn Ihr Urlaub nicht völlig verregnet ist, sollten Sie den Sonnenschein nutzen, um sich auf eine Fototour zu machen. Für Detailaufnahmen gilt der uralte Grundsatz: „Ran an das Motiv.“ Machen Sie ein paar Schritte nach vorne, bis das Objekt der Begierde das Bild im Sucher vollständig ausfüllt. Kommen Sie nicht nah genug an das Motiv heran, verwenden Sie eine größere Brennweite. Auch als Fotografie-Anfänger können Sie bei solchen Voraussetzungen nicht allzu viel falsch machen. Vertrauen Sie ruhig bei den ersten Versuchen der Programmautomatik, um eine korrekte Belichtung zu erhalten. Wenn Sie bei der Bildkontrolle am Monitor feststellen, dass das Ergebnis zu hell oder zu dunkel geraten ist, können Sie immer noch eine zusätzliche Aufnahme mit korrigierten Belichtungseinstellungen machen.
Neben den üblichen „Postkarten“-Übersichten sind auch Details berühmter Gebäude immer wieder schön anzuschauen – wie hier vom Schloss Sanssouci in Potsdam. Die rechte Detailaufnahme finden Sie im linken Foto ziemlich weit links. Um das Detail aufzunehmen, ging ich etwas näher an das Gebäude heran und verwendete außerdem eine größere Brennweite (Nikon D200, 100 ISO; links: 1/250 Sek., f 8, 17 mm; rechts: 1/320 Sek., f 9, 90 mm; Fotos: M. Gradias). 64
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Überall Motive Schöne Motive finden Sie überall. Oftmals ist es aber so, dass besonders schöne Bilder eher zufällig entstehen. Ein paar solcher Beispiele sehen Sie nebenstehend abgebildet. Jedes der Bilder hat eine kleine Geschichte: So fotografierte ich beim ersten Bild Triathleten bei ihren unterschiedlichen Wettkämpfen. Während einer Wettkampf-Pause schwenkte ich die Kamera zum Vorfokussieren über das gerade leere Schwimmbecken. Dabei fiel mir das rechts oben gezeigte Motiv eher zufällig auf. Die Abgrenzungen der Schwimmbahnen vor dem blauen Wasser wirken in der abgebildeten Perspektive recht interessant. Beim nächsten Bild war ich auf einer Fototour in Berlin unterwegs und fotografierte die schönen Gebäude am Gendarmenmarkt. Der Platz in der Mitte Berlins wird oft als „schönster Platz in Berlin“ bezeichnet. Als ich meine Fotos im Kasten hatte, machte ich eine Kaffeepause. Solche Gelegenheiten nutze ich, um beispielsweise die Sauberkeit der Objektive und des Sensors zu prüfen. Als ich dazu die Kamera nach oben hielt, fiel mir das abgebildete Detail von vier aneinandergrenzenden Sonnenschirmen im Gegenlicht auf. „Geplant“ war diese Aufnahme nicht. Beim nächsten Foto sah ich einen Fußball, der sich im Stacheldraht einer Gefängnismauer verfangen hatte. Ich fand das Motiv witzig und fotografierte es. So „nebenbei“ schwenkte ich die Kamera zur Seite und nahm weitere Fotos des Stacheldrahts auf – so auch das gezeigte Foto. Später am Rechner stellte ich fest, dass das ursprünglich geplante Foto durch etwas schräg einfallendes Licht nicht inte ressant aussah. Dafür machte sich aber das gezeigte Bild durch die gebogene Form des Stacheldrahts vor knallig blauem Himmel sehr gut – so schaffte es dieses Foto in die Sammlung meiner Fotos, die mir persönlich am besten gefallen. Das letzte Bild der Reihe entstand im Olympiastadion in München. Die vielen gleichfarbigen Sitzreihen fand ich sehr ansprechend und fotografierte sie aus den unterschiedlichsten Perspektiven – mal mit einem Weitwinkelobjektiv und mal mit einem Teleobjektiv. Die gezeigte Abbildung fand ich letztlich am interessantesten, weil hier der enge Bildausschnitt ausschließlich die Sitze zeigt. Bei derartigen Aufnahmen ist es sehr wichtig, die Kamera ganz präzise auszurichten. Wäre die Kamera nur ein wenig gekippt, wäre die Bildwirkung dahin. Solche und ähnliche Detailaufnahmen können Sie an jedem Urlaubs- oder Ihrem Heimatort schießen. Schwenken Sie auch einfach einmal die Kamera vom ursprünglich geplanten Motiv ein wenig zur Seite, um eventuell andere Motive zu entdecken.
Schöne Details finden Sie überall (von oben nach unten: Nikon D70s, 200 ISO, 1/2000 Sek., f 5, 100 mm; Nikon D200, 100 ISO, 1/500 Sek., f 11, 55 mm; Nikon D70s, 200 ISO, 1/1000 Sek., f 5.6, 220 mm; Nikon D70s, 200 ISO, 1/200 Sek., f 7.1, 70 mm; alle Fotos: M. Gradias). Kapitel 4
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Wald- und Wiesenfotografie Ganz nebenbei macht das Fotografieren nicht nur Spaß – es ist auch gesund, wenn Sie sich häufig an der frischen Luft bewegen. Je länger die Fototour dauert, umso mehr haben Sie für Ihre Gesundheit getan.
Falls Sie naturverbunden sind, haben Sie viele Möglichkeiten, um zu attraktiven Makromotiven zu kommen. Haben Sie beim Spaziergang Ihre digitale Kamera dabei, können Sie unterwegs viele tolle Fotos schießen – egal, bei welchem Wetter Sie unterwegs sind. Dabei ist es nicht unbedingt notwendig, die komplette Fotoausrüstung mitzuschleppen. Wenn Sie genau wissen, dass Sie nur Makrofotos schießen wollen, nehmen Sie einfach nur das Makroobjektiv Ihrer Wahl mit auf die Fototour. Wollen Sie nur reizvolle Nahaufnahmen machen, reicht meist auch der Standardzoom. Standardzooms haben übrigens in der Regel einen Brennweitenbereich von ungefähr 17–80 mm. Wenn Sie den Blick einmal rechts und links des Weges lenken, fallen Ihnen bestimmt viele schöne Motive auf. Nach einem Regen sind beispielsweise die Feldwege von Schnecken aller Art übersät. Kommen Sie an Seen oder Tümpeln vorbei, können Sie Frösche, Libellen und viele andere Insekten fotografieren. Meist werden Sie an solchen Locations auch in aller Ruhe fotografieren können – im Gegensatz zum Fotografieren in der Stadt, wo Sie
Auch bei „Schmuddelwetter“ kann sich das Fotografieren durchaus lohnen. Dieses Foto wirkt besonders wegen des leichten Gegenlichts ansprechend. Ein leichter Wind raute die Wasseroberfläche auf (Nikon D70s, 200 ISO, 1/320 Sek., f 4.5, 105 mm Makro, Foto: M. Gradias).
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sicherlich verwirrte Blicke ernten würden, wenn Sie kleine Tiere auf dem Boden herumkriechend fotografieren würden. Dies ist ja oft notwendig, um mit den Tieren auf „Augenhöhe“ zu kommen. Das Ziel engagierter Makrofotografen ist nämlich stets, den kleinen Lebewesen Auge in Auge gegenüberzustehen. Damit verblüffen Sie den späteren Betrachter des Fotos am meisten. „Von oben herab“ fotografiert ist dagegen weniger professionell. Die Tiere wirken dann eher „gedemütigt“. Natürlich ist es nicht immer ganz leicht, die Tiere „Auge in Auge“ zu erwischen. Daher ist es sinnvoll, wenn Sie beispielsweise eine Fliege fotografieren wollen, auf Blättern in einer gewissen Höhe zu suchen – bei Insekten am Boden klappt das Porträt nicht.
Tiere wirken ansehnlicher, wenn sie von „Auge zu Auge“ fotografiert werden (Nikon D70s, 200 ISO, 1/200 Sek., f 14, 55 mm Makro; Nikon D200, 100 ISO, 1/160 Sek., f 9, 180 mm Makro; Fotos: alle M. Gradias).
Dieses – im Gegenlicht fotografierte – verlassene Schneckenhaus fand ich am Wegesrand (Nikon D70s, 200 ISO, 1/400 Sek., f 5, 105 mm Makro). Kapitel 4
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So sieht es aus, wenn im Frühling aus einer winzigen Knospe langsam ein Blatt entsteht. Der bei allen Fotos verwendete Makroblitz schafft starke Kontraste, die mir persönlich sehr gut gefallen, weil sie dem Objekt Plastizität verleihen. Andere Fotografen finden die hellen Lichtpunkte nicht schön und behelfen sich, indem sie indirekt blitzen – zum Beispiel mit einem Reflexschirm (Nikon D70s, 200 ISO, 105 mm Makro, Makro blitz; von links nach rechts: , 1/500 Sek., f 5; 1/125 Sek., f 4.5; 1/250 Sek., f 8; Fotos: M. Gradias).
„Zeitraffer“ Die Natur birgt viele Geheimnisse, die der Makrofotograf erforschen kann. Es ist faszinierend, Dinge auf Fotos zu sehen, die einem normalerweise gar nicht auffallen oder die man in natura gar nicht erkennen kann. Gerade im Frühling und Herbst finden Sie viele Motive vom Entstehen und Vergehen der Pflanzen und dem Wachstum von Tieren. Ob eine aufblühende Blume, die langsam ihre Pollen verliert und dann verwelkt, oder eine winzige Kaulquappe, aus der ein stolzer Frosch wird – alles sind herrliche Fotomotive. Schauen Sie sich Pflanzen und Tiere einfach einmal über mehrere Wochen oder Monate hinweg sehr genau an. Haben Sie beispielsweise einmal beobachtet, wie aus einer wenige Millimeter großen Knospe im Laufe von wenigen Tagen Blätter werden? Das sieht sehr interessant aus, wenn man es auf Fotos festhält. Oben sehen Sie einige Stadien des Wachstums abgebildet. Nebeneinander gestellt entsteht fast die Wirkung einer „Zeitraffer“-Aufnahme, wobei es sich bei diesem Beispiel natürlich nicht um dieselbe Knospe handelt. Das wäre allerdings auch eine Aufgabenstellung, die man einmal in Angriff nehmen könnte, wenn man die Zeit dazu hat. Da bei den Beispielen nicht genügend natürliches Licht zur Verfügung stand, habe ich bei allen Aufnahmen einen Makroblitz zur Ausleuchtung eingesetzt. Dabei stellte ich Belichtungszeit und Blende stets manuell ein.
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Beim Herauswachsen der Blätter entstehen wunderschöne unterschiedliche Formen – manche wachsenden Blätter wirken fast ein wenig „majestätisch“, wie bei dem rechten Foto (Nikon D70s, 200 ISO, 105 mm Makro, Makroblitz; links: 1/500 Sek., f 5.6; rechts 1/500 Sek., f 5; Fotos: M. Gradias).
Jahreszeiten Wenn Sie Ihre digitale Spiegelreflexkamera erst etwas länger besitzen, kommt eine wunderschöne Motivvariante hinzu: Fotografieren Sie diverse Motive zu verschiedenen Jahreszeiten, um sehr abwechslungsreiche Fotos zu erhalten. Das ganze Jahr über finden Sie in der Natur Motive. Im Frühling sind beispielsweise Blüten und Knospen im Überfluss vorhanden – im Herbst bestimmen kräftige Farben die Motive. Aber auch der Winter hat seinen Reiz, auch wenn Sie hier sorgfältig nach geeigneten Motiven suchen müssen.
Jede Jahreszeit hat ihre eigenen Motive. Achten Sie doch beispielsweise auch einmal in der Vorweihnachtszeit auf schöne Details – wie etwa gebastelte Weihnachtssterne oder ähnliche Accessoires. Auch kleine Osterhasen können schöne Fotomotive darstellen.
Wenn Sie über ein ganzes Jahr hinweg digital fotografiert haben, kommen die unterschiedlichsten Motive zusammen. Von der Knospe zum frischen Blatt bis zum Verwelken gibt es viele Stadien, die Sie auf den Chip bannen können. So lohnt es sich durchaus, in den verschiedenen Jahreszeiten immer mal wieder dieselben Fototouren zu wählen. Selbst Stadtansichten wirken in den unterschiedlichen Jahreszeiten völlig anders – probieren Sie es einmal aus. Da sich das Licht im Laufe des Tages und je nach Jahreszeit verändert, entstehen so verschiedenartige Fotos von ähnlichen Motiven. Sie werden viele interessante Motive entdecken. Wichtigstes Kriterium für ein beeindruckendes Foto ist aber das saubere Freistellen vom Hintergrund. Bewegen Sie sich ein wenig zur Seite, um den optimalen Bildausschnitt zu erreichen. Bei der Makrofotografie reicht es oft aus, wenn Sie Ihren Standort um Millimeter verändern, um störende Objekte im Hintergrund verschwinden zu lassen. Natürlich müssen Sie einen kleinen Blendenwert einstellen.
Das Licht des Tages ist niemals identisch. Probieren Sie es einfach einmal aus, indem Sie dieselbe Situation zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten fotografieren. Das lohnt sich nicht nur bei den wohl allseits bekannten Baum-Jahresaufnahmen – das wirkt auch im Makrobereich prima.
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Weißabgleich Einen kleinen Unterschied zwischen analoger und digitaler Fotografie wollen wir in diesem Zusammenhang nicht verschweigen. Analoge Filme nehmen die Farbstimmungen auf, wie sie sind. Digitale Kameras verfügen dagegen über einen sogenannten Weißabgleich, wie er von digitalen Camcordern bekannt ist. Der Weißabgleich stellt Fotos „farbneutral“ ein. Er eliminiert die unterschiedlichen Farbstiche, die sich im Laufe eines Tages ergeben. Genau diese Farbunterschiede machen allerdings einige Motive besonders reizvoll. Beim Weißabgleich stellt die digitale Kamera Grautöne so dar, dass sie auch wirklich grau erscheinen. Bei der manuellen Weißabgleicheinstellung ist es möglich, eine Graukarte zu fotografieren, wie sie noch aus analogen Zeiten bekannt ist. Dieses Referenzbild verwendet man dann, um den manuellen Weißabgleich einzurichten. Die meisten Kameras bieten keine Möglichkeit, den Weißabgleich ganz abzuschalten, was gelegentlich wünschenswert wäre. Sie können sich so nur nachträglich eines Bildbearbeitungsprogramms bedienen, um die gewünschte Wirkung zu erreichen.
Winterfotos Der Herbst bietet mit seinen leuchtenden Farben eine Vielzahl an reizvollen Motiven. Blätter wirken oft am schönsten, wenn sie im Gegenlicht – wie bei dieser Aufnahme – aufgenommen werden (Nikon D200, 100 ISO, 1/200 Sek., f 7.1, 180 mm Makro, Fotos: M. Gradias).
Wenn Sie gerne im Winter fotografieren, kommen Sie oft mit den Standardzoomobjektiven aus, wenn Sie beispielsweise Spuren im Schnee oder ähnliche Motive
Da Eiskristalle das Licht brechen, fällt das präzise Fokussieren oft schwer, wenn Sie bei Sonnenschein fotografieren. Stellen Sie die Fotos in diesen Fällen gegebenenfalls manuell scharf. Bei Frost ergeben sich schöne Motive, wie dieser vertrocknete und mit Eiskristallen überzogene Grashalm (Nikon D300, 200 ISO, 1/1250 Sek., f 3.5, 55 mm Makro). 70
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ablichten wollen. Für Bilder im Abbildungsmaßstab 1:1 sind in dieser Jahreszeit zum Beispiel Eiskristalle interessant, die an frostigen Tagen zu finden sind. Auch mit Schnee bedeckte Pflanzen bieten sich als Motiv an. Schneewehen nehmen oftmals sehr bizarre Formen an, die ein Foto wert sind – ebenso wie Eisplatten von gefrorenen Pfützen. Probieren Sie gegebenenfalls verschiedene Einstellungen für den Weißabgleich aus, um im Winter zu optimalen Ergebnissen zu kommen. Weißer Schnee wirkt je nach Tageszeit eher rötlicher oder bläulicher. Dies fällt natürlich bei weißem Schnee mehr auf, als wenn Sie farbige Landschaften im Sommer fotografieren. Um die Eiskristalle zum „Glitzern“ zu bringen, ist es empfehlenswert, einen Makroblitz zu verwenden. Das vom Blitz ausgesendete Licht bricht sich in den Eiskristallen und führt zu kontrastreichen wirkungsvollen Ergebnissen, wie beim Bild unten rechts. Eiskristalle bereiten beim Fokussieren oft ein wenig Probleme, daher sollten Sie in solchen Fällen manuell scharf stellen.
Auch vertrocknete Pflanzen sind durchaus reizvolle Motive. Die kräftige Farbe vor dem dunklen Hintergrund bringt die Tannennadeln gut zur Geltung (Nikon D70s, 200 ISO, 1/200 Sek., f 3.5, 105 mm Makro, Fotos: M. Gradias).
Vor Minusgraden brauchen Sie im Normalfall übrigens wegen Ihrer Kameraausrüs tung keine Bedenken zu haben. Sie sollten die aktuellen Kameramodelle auch bei deutlichen Minustemperaturen problemlos einsetzen können – auch wenn die verbaute Elektronik natürlich kälteempfindlich ist –, anders als zu analogen Zeiten, als die Kameras ja überwiegend mechanisch aufgebaut waren. Falls Sie stundenlang unterwegs sind, könnte es hilfreich sein, den Akku zwischendurch in die Hosentasche zu stecken, um ihn etwas aufzuwärmen. Das Mitnehmen eines Reserveakkus ist in solchen Fällen ebenfalls empfehlenswert.
„Gemäldeartige“ Fotos Sie können bei der Makrofotografie mit Ihrer Kamera auch „malen“. Dies erreichen Sie, wenn im Bild alles „zerfließt“, weil der Schärfebereich sehr gering ist. Öffnen Sie dazu die Blende vollständig. In diesem Fall müssen Sie aber den Schärfepunkt sorgfältig auswählen, damit der Betrachter den Eindruck eines scharf eingestellten Fotos behält. Um die Gemäldewirkung weiter zu verstärken, erhöhen Sie gegebenenfalls den verwendeten ISO-Wert, sodass das Bildrauschen mit in die Bildgestaltung einfließt. Viele Fotografen verdammen Bilder, bei denen das Bildrauschen zu sehen ist – es lässt sich aber genauso gut auch als Stilmittel nutzen, wie zu analogen Zeiten das Filmkorn. Sie sehen solch ein „gemäldeartiges“ Ergebnis beispielsweise auf der vorherigen Seite, bei dem der vertrocknete Grashalm im Umfeld „zerfließt“. Ein weiteres Beispiel ist die winzig kleine Blüte auf der folgenden Seite. Sie ist nur wenige Millimeter groß. Durch den großen Abbildungsmaßstab ist der scharf abgebildete Bereich extrem gering – so bietet sich hier die „gemäldeartige“ Variante an.
Im Winter bieten sich mit Schnee oder Eiskristallen überzogene Pflanzen als Motiv an (Nikon D300, 200 ISO, 1/200 Sek., f 32, 105 mm Makro, Makroblitz).
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Diese Männertreu-Blüte (Blaue Lobelie) ist nur wenige Millimeter groß. Damit derartige Fotos schön wirken, ist ein präziser Schärfeverlauf sehr wichtig. Machen Sie gegebenenfalls diverse Aufnahmen mit verschiedenen Schärfepunkten und suchen Sie nachträglich das wirkungsvollste Bild heraus. Auch Variationen mit unterschiedlichen Blendeneinstellungen sind sinnvoll, da die Schärfentiefe bei solchen Abbildungsgrößen auch bei etwas größeren Blendenwerten noch extrem gering ist. Sie sehen die Blüte hier ungefähr im Abbildungsmaßstab von 1:1 (Nikon D200, 200 ISO, 1/160 Sek., f 6.3, 180 mm Makro, Fotos: M. Gradias).
Bilden Sie bei Blüten beispielsweise die Pollen scharf ab, dann stört es nicht, wenn große Teile der Blütenblätter unscharf erscheinen – wie beim oben abgebildeten Foto. Fotos, bei denen Sie mit der Schärfe „gespielt“ haben, wirken in vielen Fällen kreativer als Fotos, auf denen alles vollständig scharf abgebildet ist. Derartige Fotos dienen eher der Dokumentation oder für die Produktfotografie.
Augen auf! Wenn Sie als Fotograf mit offenen Augen durch die Welt gehen, entdecken Sie vielleicht Dinge, die dem normalen Spaziergänger gar nicht auffallen würden. Da lohnt sich das genaue Hinschauen. Dieses Motiv wollte ich gerne ablichten – ohne allerdings zuvor eine blasse Ahnung zu haben, was letztlich dabei herauskommt. Ich hatte schon einmal das beleuchtete Armaturenbrett meines Autos bei Nacht in einem interessanten Foto festgehalten. Wegen der ganz anderen bunteren Farben in meinem neuen Fahrzeug wollte ich dies Bild erneut schießen. Die fast völlige Unschärfe dieses „Popart“-mäßigen Fotos ist geplant gewesen – daher wählte ich eine sehr lange Belichtungszeit. Beim langsamen Hineinfahren in meine Hauszufahrt bei Nacht drückte ich in dem Moment auf den Auslöser, als ich das Lenkrad stark einschlug (Nikon D300, 1000 ISO, 3 Sek., f 2.8, 17 mm).
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Oft kommt es anders, als man denkt – das hatte ich bereits am Anfang des Kapitels an einigen Beispielen geschildert. So kann es passieren, dass Sie sich auf den Weg machen, um etwas ganz Bestimmtes zu fotografieren – zum Beispiel irgendein Insekt. Wenn Sie die Gegend aber genau beoachten, kann es jedoch sein, dass Ihnen ganz andere interessante Dinge auffallen – wie etwa die Beispiele auf der nächsten Seite. Mir geht es jedenfalls immer wieder so. So entstehen häufig ungeplante Fotos, die aber ihren ganz besonderen Reiz haben. Eins werden Sie bemerken: Je mehr Sie fotografieren, umso mehr wird Ihr Auge geschult – es fallen Ihnen immer mehr Motive auf, die Ihnen vor Ihrer „fotografischen Karriere“ gar nicht ins Auge gefallen sind. Fotografen beobachten ihr Umfeld genauer. Man erhält sozusagen im Laufe der Zeit einen „rechteckigen Blick“, weil man alle Gegenstände so betrachtet, dass sie in den Bildausschnitt der Kamera passen.
An der Knospe, die ich fotografieren wollte, hing eine kleine Feder, die ich in die Bildkomposition einbezog (Nikon D70s, 200 ISO, 1/125 Sek., f 9, 105 mm Makro, Makroblitz).
Groß oder klein? Bedenken Sie bei der Nah- und Makrofotografie eins: Ohne Erläuterung eines Fotos ist es oftmals nicht möglich, zu erkennen, wie groß der abgebildete Gegenstand in natura ist. Ein gutes Beispiel ist die Titelseite dieses Kapitels. Können Sie auf Anhieb sagen, welche Größe das Detail im Original besitzt? Selbstverständlich – allerdings nur dann, wenn Sie das Motiv zufällig in natura kennen, weil Sie es vielleicht selbst schon einmal gesehen haben. Ansonsten wissen Sie nicht, ob der Gegenstand sehr groß ist oder es sich zum Beispiel um eine Miniatur aus einem Setzkasten handelt. Dies Bild ist eine Nah- und keine Makroaufnahme: Es ist ein Detail einer der Gitterpavillons, die rechts und links vom Schloss Sanssouci in Potsdam aufgebaut sind, und ist relativ groß – geschätzt ungefähr 20–30 Zentimeter. Die wirkliche Größe eines Gegenstands kann man im Foto oft nur erkennen, wenn ein Vergleichsgegenstand mit im Bild ist, dessen Größe bekannt ist.
Hier schnitzte jemand Initialien in einen Baumstamm (Nikon D70s, 200 ISO, 1/160 Sek., f 2.8, 105 mm Makro, Makroblitz, Fotos: M. Gradias).
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In eine Planke geschlagener, verrosteter Nagel, Nikon D200, 400 ISO, 1/400 Sek., f 10, 180 mm Makro, Foto: M. Gradias
Von Menschen gebaut Der Mensch verändert die Natur ständig. Er baut sich sein Umfeld so, wie es ihm gefällt. Das ist manchmal sehr schön anzusehen – und manchmal eher nicht. Wie immer liegt „Geschmack“ im Auge des Betrachters. Dennoch lohnt sich beides, um es zu fotografieren. So kann ein verrosteter Nagel – wie links – als Foto ebenso interessant wirken wie eine polierte Fassade eines Hightech-Neubaus. In diesem Kapitel habe ich für Sie diverse verschiedene Themenbereiche zusammengestellt, die für spannende Fotos lohnenswert sind. Was bei der jeweiligen Thematik an fotografischen Techniken zu berücksichtigen ist, schildere ich Ihnen ebenfalls.
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Klar, dass es sich bei Architekturaufnahmen nicht um „echte“ Makroaufnahmen handelt. Aber gerade weil diese Nahaufnahmen – fototechnisch gesehen – anspruchslos sind, eignen sie sich besonders gut, um einen Einstieg in die Nah- und Makrofotografie zu finden. Hier können Einsteiger nämlich einfach die automatischen Einstellungen, die die modernen Kameras bieten, verwenden und dennoch zu prima Fotos kommen.
Sammelleidenschaften Sie können viele Dinge sammeln, wenn es Ihnen Freude bereitet. Beispielsweise auch Fotos zu bestimmten Themen. Eine Fotosammlung wird dann besonders interessant, wenn Sie viele unterschiedliche Fotos zusammenstellen. Je länger Sie fotografieren, umso abwechslungsreicher wird die jeweilige Sammlung natürlich. Für Themen gibt es sehr viele Ideen. So könnten Sie beispielsweise Detailaufnahmen von Türen oder Fenstern beziehungsweise Fassaden sammeln. In je mehr Städten Sie solche Fotomotive aufnehmen, umso vielseitiger wird Ihre Sammlung – je nach Region finden Sie sehr unterschiedliche architektonische Gestaltungen. So sehen die Gebäude im Bayerischen Wald zum Beispiel oft ganz anders aus als an der Nordsee. Voraussetzung für solche Sammlungen ist allerdings eine gute Ordnung beim Sortieren Ihrer Bilder. Nutzen Sie beispielsweise die Möglichkeit der Verschlagwortung, die viele Albumprogramme anbieten. Dies ist besonders wichtig, wenn Sie über eine sehr große Fotosammlung verfügen. Sind Bilder zu einem bestimmten Thema erst einmal zusammengetragen, lassen sie sich leicht weiterverwenden. Ich stelle beispielsweise Fotobücher zu bestimmten Themen zusammen, die ich in unregelmäßigen Abständen aktualisiere. So habe ich Bildbände zu Themen wie beispielsweise „Libellen“, „Frösche“, „Insekten“ oder auch ganz anderen Themen wie „Motorsport“ oder „Konzertfotografie“ vorliegen. Viele Online-Anbieter bieten heute sehr günstige Möglichkeiten an, um eigene Fotobücher anzufertigen. Auch für die Webpräsentation eignen sich solche Sammlungen – bei dieser Variante haben Sie nicht einmal Ausgaben. Auf der nächsten Seite habe ich als ein Beispiel einmal 12 Fotos zusammengestellt, bei denen ausschließlich Fassadendetails zu sehen sind. Sie sehen dort, wie vielfältig die kleine Zusammenstellung ist. Und das, obwohl sowohl Türen als auch Fenster natürlich normalerweise eher im hochformatigen Bild wirken. Für die Seitenzusammenstellung eigneten sich aber nur querformatige Bilder.
Es liegt in der Natur der Sache, dass Fenster und Türen sich eher für hochformatige Aufnahmen eignen, wie bei diesem Beispiel (Nikon D70s, 200 ISO, 1/200 Sek., f 7.1, 70 mm, Foto: M. Gradias).
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Bei Architekturdetails dominieren bei der Bildgestaltung die Farben und Formen. Dabei wirken sowohl leuchtende Farben als auch interessante Baustile attraktiv. Ich fotografiere sehr gerne bei strahlendem Sonnenschein, weil dann die Farben schön leuchten. Natürlich lassen sich aber auch bei bedecktem Wetter interessante Aufnahmen machen – das ist eine Frage des persönlichen Fotografie-Stils. Ich finde fröhliche Farben vermitteln auch eine fröhliche Stimmung. Romantischere Fotografen bevorzugen aber vielleicht eher gedeckte Farben. Machen Sie es so, wie es Ihnen ganz persönlich am besten gefällt! Besonders wichtig ist bei solchen Fotos, dass sie sehr präzise ausgerichtet werden. Ein leichtes Verkanten der Kamera macht ein Foto schnell wirkungslos. Es ist aller-
Obere Hälfte von oben links nach unten rechts: Nikon D70s, 200 ISO, 1/400 Sek., f 10, 47 mm; Nikon D70s, 200 ISO, 1/400 Sek., f 10, 31 mm; Nikon D70s, 200 ISO, 1/400 Sek., f 10, 56 mm; Nikon D200, 100 ISO, 1/250 Sek., f 8, 48 mm; Nikon D200, 100 ISO, 1/250 Sek., f 8, 50 mm; Nikon D200, 100 ISO, 1/250 Sek., f 8, 31 mm Untere Hälfte von oben links nach unten rechts: Nikon D70s, 200 ISO, 1/400 Sek., f 10, 70 mm; Nikon D70s, 200 ISO, 1/1000 Sek., f 6, 300 mm; Nikon D70s, 200 ISO, 1/400 Sek., f 10, 52 mm; Nikon D200, 100 ISO, 1/250 Sek., f 8, 56 mm; Nikon D70s, 200 ISO, 1/500 Sek., f 11, 70 mm; Nikon D70s, 200 ISO, 1/400 Sek., f 10, 50 mm; alle Fotos: M. Gradias Kapitel 5
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dings völlig legitim, wenn Sie geringfügige Korrekturen nachträglich per Bildbearbeitung vornehmen. So können Sie auch schwach stürzende Linien begradigen, die automatisch entstehen, wenn Sie die Kamera bei der Aufnahme ein wenig nach oben oder unten neigen – das lässt sich bei Weitwinkelaufnahmen nicht verhindern, außer Sie verwenden extrem teure Tilt- und Shift-Objektive. Viele Fotografen empfinden die stürzenden Linien als „unschön“ – sie lassen sich allerdings auch ganz gezielt für Effektaufnahmen einsetzen.
Die eigentlich unerwünschten stürzenden Linien lassen sich aber durchaus auch als Effekt für das Foto nutzen – hier wirkt das Gebäude dadurch sehr hoch (Nikon D200, 100 ISO, 1/320 Sek., f 9, 44 mm).
In vielen Fällen eignen sich architektonische Details besonders für plakative – zweidimensionale – Darstellungen, wie sie auf der letzten Seite abgebildet waren. Aber natürlich lassen sich auch schöne perspektivische Darstellungen erzielen, wie bei der Leipziger Fassade, die Sie links unten abgebildet sehen. Das Motiv muss in solchen Fällen aber eine entsprechende Ausdehnung besitzen. Ein einzelnes Fenster gibt nichts her, weil es in der perspektivischen Darstellung nur noch als ein schmaler Streifen erscheint. Mehrere Fenster nebeneinander sind dagegen als Motiv geeignet. Fototechnisch gesehen sind derartige Detailaufnahmen völlig anspruchslos. Sie können Ihre Kamera einfach auf P (für Programmautomatik) stellen und „drauflosknipsen“. Auch die modernen Autofokusmesssysteme werden bei solchen Fotos keinerlei Probleme bereiten. Daher bieten sich solche Motive besonders für Neueinsteiger an – die Erfolgsquote wird relativ groß sein. Wenn Sie dann noch darauf achten, bei Sonnenschein zu fotografieren, werden Sie mit vielen leuchtenden Fotos belohnt.
Es muss nicht immer die plakative, zweidimensionale Darstellung sein (Nikon D200, 100 ISO, 1/250 Sek., f 8, 70 mm). 78
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Die geradlinigen Formen und die pastellartigen Farben lassen dieses Foto sehr harmonisch wirken. Da es in der Mittagssonne entstand, fehlen hier die Schatten – was aber beim Aufbau dieses Fotos gut wirkt (Nikon D70s, 200 ISO, 1/800 Sek., f 7.1, 125 mm, alle Fotos: M. Gradias).
Architektonische Details Sind die ersten schönen Detailaufnahmen im Kasten, können Sie einen Schritt weiter gehen – und das durchaus auch im wahrsten Sinne des Wortes. Gehen Sie einfach einmal sehr nah an das Motiv heran – Sie werden überrascht sein, wie viele verschiedene Motive Sie dann vorfinden. Zwei Beispiele sehen Sie nachfolgend. Hier habe ich ein Teleobjektiv verwendet, um „näher heranzukommen“. Sie haben zwei Möglichkeiten, um näher an das Motiv heranzukommen. Entweder Sie gehen einige Schritte nach vorne oder Sie verwenden eine größere Brennweite. Der Vorteil der zweiten Variante besteht darin, dass Sie Verzerrungen – wie etwa stürzende Linien – durch den entfernteren Standpunkt bei der größeren Brennweite etwas umgehen können. Der Vorteil des Herangehens besteht in der größeren Schärfentiefe, die aber bei einer plakativen, zweidimensionalen Darstellung keine Rolle spielt.
Achten Sie bei der Bildaufteilung darauf, das Motiv nicht in der Bildmitte zu platzieren. Schieben Sie es in das linke oder rechte Bilddrittel. In der Malerei – bei den großen Meistern – wurde dies „goldener Schnitt“ genannt. Ohne hier ins Detail zu gehen: Man geht dabei davon aus, dass durch das Dritteln des Fotos die ausgewogenste Komposition erzielt wird. Gehen Sie einfach immer ein Stückchen näher an das Motiv heran, um interessantere Auf nahmen zu erhalten (Nikon D200, 100 ISO, 1/640 Sek., f 5.6, 210 mm; Nikon D200, 200 ISO, 1/400 Sek., f 5.6, 210 mm; Fotos: M. Gradias). Kapitel 5
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Auch bei diesen drei Motiven führen die knalligen Farbkontraste und die harmonischen Formen zu einem schönen Bildeindruck (Nikon D200, 200 ISO, 1/350 Sek., f 10, 70 mm; Nikon D70s, 200 ISO, 1/400 Sek., f 5.6, 210 mm; Nikon D200, 100 ISO, 1/640 Sek., f 5.3, 190 mm; alle Fotos: M. Gradias).
Einige Fotografen schwören auf den Einsatz von Polfiltern, um besonders kräftige Farben zu erhalten. Dies ist zwar prinzipiell möglich – die Filter sind aber nicht zwingend notwendig, um kräftige Farben zu erzielen. Sämtliche Fotos in diesem Buch entstanden übrigens ohne irgendwelche Filtervorsätze. Während ich bei der analogen Fotografie sehr gerne Filter verwendet habe, verzichte ich bei der digitalen Fotografie darauf.
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Künstlerische Bauwerke In vielen Städten finden Sie größere und kleinere „Kunstwerke“ auf öffentlichen Plätzen, die ein Foto wert sind. Zwar vermag der Betrachter oftmals den Sinn der Kunstwerke nicht zu verstehen – solange das Werk aber als Foto ansprechend wirkt, ist das ja egal. Gehen Sie um das Kunstwerk herum, um den geeigneten Bildausschnitt und eine schöne Perspektive zu ermitteln. Farbige Kunstwerke, wie beispielsweise oben links, wirken besonders schön, wenn sich kontrastierende Farben ergeben, wie in dem Beispiel das rot lackierte Kunstwerk vor dem blauen Himmel. In der Mitte sind es die geschwungenen Linien einer Festzeltabdeckung, die zusammen mit der eher zarten Farbe zu einem sehenswerten Motiv führen. Beim rechten Bild handelt es sich um das Emblem eines bekannten amerikanischen Fastfood-Herstellers. Das Gelb kommt auch besonders gut zur Geltung, weil es vor einem strahlend blauen Himmel fotografiert wurde. Die Himmelsfarben des rechten und linken Bilds sind übrigens natürliche Farben – es wurde kein Filter verwendet. Wenn Sie beispielsweise im April (da entstanden die beiden Bilder oben) gegen 15 Uhr mit der Sonne im Rücken fotografieren und strahlender Sonnenschein herrscht, kommen solche Farben zustande. Im Sommer und Winter differieren die Tageszeiten allerdings ein wenig.
Zäune und Schlösser Schöne Details finden Sie auch oft in den Vorgärten kleiner Siedlungen, wo die Anwohner ihr Hab und Gut oftmals mit sehr hübschen Accessoires schmücken. Genauso interessant sind die Bauwerke, die Bauern oder andere Landeigner einsetzen, um ihr Hab und Gut zu schützen. So sind Zäune, Schlösser oder Ähnliches reizvolle Fotomotive. Dabei ist es relativ egal, ob die Gegenstände sich in hochpoliertem oder verotteten Zustand zeigen – beide Stadien lassen sich zu ansehnlichen Fotos verarbeiten. Der in eine Planke eingeschlagene Nagel auf der Titelseite dieses Kapitels ist ein Beispiel dafür. Das Foto wirkt deswegen interessant, weil man so genau auf einen solchen verrosteten Nagel gar nicht achten würde. Unten sehen Sie drei andere Beispiele. Die liebevoll gestaltete und frisch lackierte Zaunspitze wirkt besonders gut vor dem unscharfen Hintergrund. Beachten Sie, wo ich im Bild die Spitze platziert habe – durch diese Positionierung wirkt das Bild harmonisch. Auch beim mittleren Bild, das eher von Pastellfarben bestimmt wird, habe ich die Halterung ungefähr im goldenen Schnitt platziert. Interessant ist auch das rechte Foto – und zwar aus zweierlei Gründen. Das goldene Schloss wirkt vor dem unscharfen knallgrünen Hintergrund, der durch Büsche im Hintergrund entstand, gut. An diesem Foto möchte ich Ihnen aber noch eine andere Problematik erörtern, die in der Praxis häufig auftaucht, wenn Sie Bilder
Egal, ob abgewrackt oder frisch gestrichen – Details rund um Haus und Garten, wie etwa Zäune, lohnen immer ein Foto. Viele Hauseigentümer investieren viel Mühe in solche Details, sodass diese sehr hübsch aussehen. Verrottete Gegenstände zeigen dagegen, dass alles vergänglich ist.
Ganz alltägliche Gegenstände können sich als Foto prima machen. Dabei ist es egal, ob frisch lackiert (links) oder vergammelt, wie beim mittleren Foto (Nikon D200, 100 ISO, 1/350 Sek., f 5.6, 210 mm; Nikon D200, 100 ISO, 1/250 Sek., f 8, 48 mm; Nikon D70s, 200 ISO, 1/800 Sek., f 2.8, 105 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias).
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Nur etwas versetzt zur Zaunspitze, die auf der vorherigen Seite abgebildet war, war das linke Motiv zu sehen, das prima ins Querformat passt. Rechts sehen Sie die querformatige Variante des Schlosses (Nikon D200, 100 ISO, 1/350 Sek., f 4.8, 155 mm; Nikon D70s, 200 ISO, 1/400 Sek., f 5, 105 mm Makro).
später weiterverwenden wollen. Meist weiß man vorher nicht präzise, wofür man ein bestimmtes Foto später einmal benötigt. Vielleicht soll es für eine Kalendergestaltung verwendet werden oder für eine Grußkarte. Eventuell besteht hier die Vorgabe, nur Bilder im Hoch- oder Querformat einsetzen zu können. Bei mir spielen die Titelseiten der Kapitel eine Rolle – sie sind immer im Hochformat. Daher achte ich schon beim Fotografieren darauf, möglichst flexibel zu bleiben. Daher nehme ich viele Motive, von denen ich meine, sie könnten später „titelseitengeeignet“ sein, sowohl im Hoch- als auch im Querformat auf. Das Foto des Auch dieses Foto sahen Sie bereits auf der vorherigen Seite im Hochformat. Dieses Motiv ist ebenfalls für beide Formatlagen geeignet (Nikon D200, 100 ISO, 1/250 Sek., f 8, 65 mm; alle Fotos: M. Gradias).
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Schlosses war ein solches Beispiel. Vergleichen Sie die beiden Arten der Gestaltung. Während ich beim Hochformat der Kette mehr Platz im Bild gegeben habe, habe ich beim Querformat das Schloss im goldenen Schnitt des Bildes platziert und die Kette weitestgehend weggelassen. Beide Fotos wirken eigenständig interessant – man muss dazu das jeweilige andere Bild nicht kennen. Selbstverständlich ist nicht jedes Motiv für beide Formatlagen geeignet – es sind aber weit mehr, als man zunächst vermuten mag. Probieren Sie es einfach einmal aus und kippen Sie die Kamera ins Hochformat – Sie werden erstaunt sein!
Beide Fotos entstanden an derselben Location – einer Pferdekoppel. Das Foto links wurde im Sommer abends aufgenommen, das rechte Foto im Herbst nachmittags. Sie sehen die völlig unterschiedliche Wirkung des praktisch selben Motivs (Nikon D70s, 200 ISO, 1/640 Sek., f 6, 300 mm; Nikon D70s, 200 ISO, 1/500 Sek., f 5.6, 210 mm; alle Fotos: M. Gradias).
Verschiedenes Licht Die drei Fotos auf dieser Seite zeigen, wie Sie völlig andere Farbstimmungen erreichen, wenn Fotos zu unterschiedlichen Tages- oder Jahreszeiten aufgenommen werden. Oft wirkt ein und dasselbe Motiv auf einem Foto höchst attraktiv und bei einem anderen nur belanglos – und das nur durch die unterschiedliche Lichtsituation. Wenn Sie im Freien fotografieren, müssen Sie ja das Licht „nehmen wie es ist“, wenn Sie keine zusätzlichen Hilfsmittel verwenden wollen. Wenn Ihnen ein Motiv in natura daher besonders gut gefällt, es aber auf dem fertigen Foto wirkungslos erscheint, fotografieren Sie es einfach immer mal wieder bei unterschiedlichem Licht – bis es Ihnen zusagt. Im Laufe der Zeit werden Sie auch herausfinden, welche Farbstimmungen Ihnen persönlich am besten gefallen. Richten Sie Ihre Fototouren dann entsprechend aus. Ich weiß, es ist persönlicher Geschmack – aber ich persönlich mache mich
Auch diese verrottete Begrenzung einer Pferdekoppel wirkt durch die Form der abstehenden Rinde interessant. Der senkrechte Schatten entstand durch die Mittagssonne, in der das Foto gemacht wurde (Nikon D70s, 200 ISO, 1/640 Sek., f 6, 300 mm).
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Hier sehen Sie eine etwas ungewöhnliche Bildgestaltung, weil ich den Schatten der Absperrkette in die Bildgestaltung mit einbezogen habe. Im Bild sollten sich „aufsteigende“ Linien, wie hier von links unten nach rechts oben, ergeben, weil dies in westlichen Ländern einen positiveren Eindruck vermittelt – wegen der Leserichtung von links nach rechts (Nikon D200, 200 ISO, 1/640 Sek., f 5.6, 320 mm, Fotos: M. Gradias).
gerne kurz nach dem Mittag auf den Weg und bin dann oft bis zum Sonnenuntergang unterwegs. Andere Leute, die – anders als ich – gerne früh aufstehen, bevorzugen die Morgenstunden nach dem Sonnenaufgang. Auch hier gibt es tolle Lichtstimmungen. Wieder andere Fotografen mögen das rötliche Licht, das sich morgens und abends ergibt, nicht so sehr, weil es den natürlichen Eindruck des fotografierten Motivs nicht korrekt wiedergibt. Probieren Sie einfach aus, was Ihnen am besten gefällt.
Schwierigeres Fokussieren Bei Zäunen – wie bei den beiden links gezeigten Beispielen – kommen die ersten fotografischen Schwierigkeiten dazu. Hier können Sie sich zwar im Normalfall noch auf die Belichtungsautomatiken verlassen – beim Fokussieren allerdings oft nicht mehr. Der Grund ist ein einfacher: Die Autofokusmesssysteme sind so ausgerichtet, dass sie an einer bestimmten Stelle im Bild, die der Fotograf selbst festlegen kann, die Schärfe messen. Da aber bei den Zäunen der überwiegende Bildteil aus dem Hintergrund besteht, versuchen die Autofokusmesssysteme den Hintergrund scharf abzubilden, was natürlich nicht sein soll. Ein Maschendrahtzaun wirkt dann interessant, wenn er vor farbigem Hintergrund dargestellt wird (oben: Nikon D70s, 200 ISO, 1/320 Sek., f 9, 105 mm Makro; unten: Nikon D70s, 200 ISO, 1/250 Sek., f 6, 300 mm). 84
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Sie können sich mit zwei Varianten behelfen: Entweder Sie wählen die manuelle Scharfstellung oder die Schärfespeicherung, die viele digitale Kameras bereitstellen. Dabei visieren Sie die Stelle des Motivs an, die Sie scharf abbilden möchten. Nach dem Speichern der Schärfe wird dann die Kamera auf den gewünschten Bildausschnitt geschwenkt. Wenn Sie etwas Übung damit besitzen, ist diese Variante oft genauso schnell wie das manuelle Scharfstellen.
Ganz alt Die beiden nachfolgenden Fotos entstanden an einem Bahndamm. Ich wählte hier zwei unterschiedliche Perspektiven. Die nach oben zusammenlaufenden Linien des oberen Fotos wirken etwas irritierend – wie eine optische Täuschung. Beim zweiten Foto lichtete ich denselben Gitterrost von der Unterseite des Bahndamms ab. Auch dieses Foto erscheint durch die verwendete Perspektive „merkwürdig“.
An dieser Location entstanden die beiden links gezeigten Fotos. Den Gitterrost sehen Sie rechts neben den Gleisen.
Vergammelte Gegenstände müssen nicht zwangsläufig „hässlich“ aussehen. Wie die beiden Fotos zeigen, lassen sich verrostete Gegenstände durchaus auch so ablichten, dass sie die Aufmerksamkeit des Betrachters wecken. Dies liegt auch daran, dass man in natura solchen Gegenständen nur selten Beachtung schenkt. Den Gitterrost fotografierte ich einmal von oben und dann von unten (unteres Foto) (oben: Nikon D70s, 200 ISO, 1/400 Sek., f 5, 105 mm Makro; unten: Nikon D70s, 200 ISO, 1/800 Sek., f 7.1, 105 mm Makro; Fotos: M. Gradias). Kapitel 5
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Diese Metallabdeckung diente zum Abdecken von Stromkabeln. Ich fand die Struktur sowie die Farbe interessant (Nikon D200, 100 ISO, 1/200 Sek., f 7.1, 65 mm, alle Fotos: M. Gradias).
Stricke Stricke, wie sie in den drei unten abgebildeten Fotos dargestellt sind, finden Sie beispielsweise in Freiluftmuseen oder auf Spielplätzen. Auch beim Pflanzen junger Bäume dienen sie zur Befestigung. Ich finde, sie machen sich wegen der vielen, etwas wirr abstehenden einzelnen Fasern als Foto recht gut. Ich habe beim mittleren und rechten Foto eine sehr große Brennweite verwendet, um eine klare Trennung vom Hintergrund zu erreichen. Der Besuch von Freilichtmuseen lohnt sich in jedem Fall, weil Sie dort jede Menge interessanter Details finden, wie beispielsweise alte Mühlen oder Bauernhöfe mit fotogenen Accessoires. Damit Sie in aller Ruhe fotografieren können, bieten sich Besuche außerhalb der Drangzeiten der Museen an – natürlich muss Ihre Zeit dies zulassen.
Von links nach rechts: Nikon D70s, 200 ISO, 1/320 Sek., f 4.5, 105 mm Makro; Nikon D70s, 200 ISO, 1/200 Sek., f 6, 300 mm; Nikon D70s, 200 ISO, 1/800 Sek., f 6, 300 mm 86
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Technische Details Riesigen Spaß macht das Fotografieren von technischen Details, egal ob es sich dabei um Autos, Flugzeuge, Schiffe oder auch Motor- und Fahrräder handelt. Hier haben Sie eine riesige Fülle an unterschiedlichen Motiven.
Fahrzeuge – ob alt oder neu – bieten viele verschiedene Motive für Detailaufnahmen (Nikon D70s, 200 ISO, 1/500 Sek., f 11, 70 mm; Nikon D200, 100 ISO, 1/1250 Sek., f 5.6, 200 mm; Nikon D200, 100 ISO, 1/350 Sek., f 5.6, 210 mm; alle Fotos: M. Gradias).
Ich besuche unter anderem regelmäßig Oldtimertreffen, um neue Fotos zu schießen. Dabei mache ich die Fotos stets mit unterschiedlichen Objektiven. Um nicht ständig das Objektiv wechseln zu müssen, gehe ich folgendermaßen vor: Ich verwende zunächst das Standardzoomobjektiv, dessen maximale Brennweite 70 mm beträgt. Damit mache ich zunächst Übersichtsfotos oder ich gehe nah an das Fahrzeug heran, um Detailaufnahmen zu schießen. Wenn ich dann alle interessanten Fahrzeuge des Oldtimertreffens abgelichtet habe, wechsle ich das Objektiv. Ich verwende dann entweder den Telezoom, der bis 210 mm reicht, oder sogar das von mir sehr gerne eingesetzte Tamron-Objektiv mit einem Zoombereich von 200–500 mm. Mit diesem Objektiv lichte ich dann erneut alle Fahrzeuge, die mich interessieren, ab. Wenn es die Motive zulassen, kommen eventuell weitere Rundgänge dazu – beispielsweise mit einem Makroobjektiv. Bei dieser Vorgehensweise haben Sie zusätzlich den Vorteil, dass Sie das Risiko vermindern, dass Staub auf den Sensor gelangen kann. Dies ist leider ein Manko der digitalen Fotografie.
Oldtimertreffen sind klasse, weil Sie dort viele verschiedene Fahrzeuge in den unterschiedlichsten Farben vorfinden. Ein Nachteil sind allerdings die Besucher, die häufiger im Bild stören können. Hier müssen Sie versuchen, eine „Lücke“ zu finden, sodass die Besucher nicht auf dem Foto zu sehen sind. Warten Sie gegebenenfalls mit der Kamera am Auge, bis die Person sich aus dem Bild bewegt hat.
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Gewöhnen Sie sich an, vor dem Auslösen noch einmal mit dem Auge alle Kanten im Sucherbild anzusehen, um störende Bildteile an den Bildrändern zu vermeiden. Einsteiger neigen dazu, den Blick nur auf die Bildmitte zu lenken. Erst beim Betrachten auf dem Rechner fallen ihnen dann unschöne Bildteile an den Rändern auf. Dies gilt natürlich nur bei statischen Objekten. Bei sich bewegenden Objekten ist es kaum möglich, bei jeder Aufnahme alle Bildteile perfekt zu erfassen.
Schöne technische Details finden Sie überall, egal ob bei Motorrädern (links), Schiffen (Mitte) oder Baufahrzeugen (Nikon D200, 100 ISO, 1/800 Sek., f 5.6, 300 mm; Nikon D200, 100 ISO, 1/180 Sek., f 7.1, 70 mm; Nikon D70s, 200 ISO, 1/800 Sek., f 7.1, 195 mm; alle Fotos: M. Gradias).
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Kapitel 5
Der geeignete Bildausschnitt Das „A und O“ beim Fotografieren technischer Details ist der passende Bildausschnitt. Die Formen und Farben müssen harmonisch im Bild untergebracht werden, damit es nicht langweilig wirkt. Diese Art von Fotografie ist ein wenig wie das Malen von Bildern. Sie „malen“ sozusagen mit dem Auge. Die Gestaltungsregeln, wie etwa der bereits erwähnte goldene Schnitt, sind beim Malen und Fotografieren identisch. Der Unterschied besteht nur darin, dass Sie den Gegenstand so „nehmen“ müssen, wie er ist – bei Bildern können Sie sich „ausdenken“, wie Sie den Gegenstand gerne hätten. Wenn irgendetwas im Bild stört, müssen Sie sich so positionieren und den Bildausschnitt verändern, bis das störende Bildelement nicht mehr im Sucher zu sehen ist. Dabei können Sie ruhig auch einmal Regeln „durchbrechen“ , wie beispielsweise beim ersten Bild auf der folgenden Seite. Im Normalfall sollte man Bildelemente nicht unbedingt anschneiden. Sie können dies aber auch ganz gezielt tun. So habe ich bei dem Bild beide Ränder angeschnitten. Wären sie vollständig im Bild zu sehen, würde das Bild weniger interessant wirken. Versuchen Sie auch einmal, etwas „ungewohnte“ Perspektiven zu wählen – wie beispielsweise bei den beiden Rückspiegelaufnahmen. Hier war ich jeweils sehr nah in der Fluchtlinie der Karosserie. Spiegelungen können Sie übrigens in die Bildgestaltung einbeziehen – so wie bei der zweiten Rückspiegelaufnahme.
Von oben links nach unten rechts: Nikon D70s, 200 ISO, 1/320 Sek., f 9, 70 mm; Nikon D200, 100 ISO, 1/640 Sek., f 5.6, 210 mm; Nikon D200, 200 ISO, 1/640 Sek., f 13, 200 mm; Nikon D70s, 200 ISO, 1/250 Sek., f 8, 70 mm; Nikon D70s, 200 ISO, 1/320 Sek., f 9, 70 mm; Nikon D200, 100 ISO, 1/1000 Sek., f 5.6, 210 mm; Nikon D200, 200 ISO, 1/400 Sek., f 5.6, 270 mm; Nikon D200, 100 ISO, 1/160 Sek., f 6.3, 210 mm; Nikon D200, 100 ISO, 1/1250 Sek., f 7.1, 210 mm; Nikon D70s, 200 ISO, 1/160 Sek., f 6.3, 70 mm; Nikon D70s, 200 ISO, 1/500 Sek., f 6, 300 mm; Nikon D200, 100 ISO, 1/500 Sek., f 5.6, 210 mm; alle Fotos: M. Gradias
Kapitel 5
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Bei Oldtimertreffen haben Sie den Vorteil, dass die Autobesitzer ihr liebstes Gut auf Hochglanz polieren, um einen guten Eindruck bei den Besuchern zu machen. Dies können Sie für bemerkenswerte Fotos nutzen (Nikon D200, 200 ISO, 1/320 Sek., f 9, 70 mm, Fotos: M. Gradias).
Leuchtende Farben Fotos technischer Details wirken meist dann am schönsten, wenn sie leuchtende Farben enthalten. Die Farbe ist neben der abgebildeten Form das zweitwichtigste Gestaltungselement. Dabei können knallbunte Fahrzeuge – wie beim Foto oben – ebenso ansprechend wirken, wie Fahrzeuge, die mit dezenten Farben lackiert sind wie der VW-Käfer, der links abgebildet ist. Auch der Tankdeckel auf der folgenden Seite ist ein solches Beispiel. Sie sollten bei solchen Fotos aber darauf achten, dass das Umgebungslicht die Farben schön erscheinen lässt. Es bietet sich daher an, bei strahlendem Sonnenschein zu fotografieren. Welche Möglichkeiten Sie bei der Gestaltung mit Farben haben, sehen Sie auch bei den verschiedenen Fotos auf der vorherigen Seite. Neben den Fotos mit harmonierenden Farben sind auch die Fotos interessant, die kontrastierende Farben zeigen. Das vierte Foto auf der vorherigen Seite ist hier ein gutes Beispiel. Ohne den Rostfleck auf der türkis lackierten LKW-Karosserie wäre das Foto uninteressant.
Der eigene Stil
Neben der VW-Käfer-Form ist hier die gewählte Perspektive reizvoll (Nikon D200, 100 ISO, 1/640 Sek., f 5.6, 210 mm). 90
Kapitel 5
Die Geschmäcker sind sehr unterschiedlich. Entwickeln Sie im Laufe der Zeit einen eigenen Stil, um technische Details wirkungsvoll abzulichten. Je häufiger Sie solche Details fotografieren, umso eher bekommen Sie einen Blick dafür, welche Perspektiven und Formen sich auf dem Foto gut machen. Wenn Sie bei den ersten Versuchen viele Bilder aussortieren, ist das völlig normal – es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.
Auch bei dieser Thematik ist es übrigens völlig legitim, wenn Sie nachträglich ein wenig „nachhelfen“, damit die Fotos schöner wirken. Wenn Sie sehr sauber lackierte Karosserien fotografieren, wäre es unschön, wenn dort ein paar unsaubere Stellen zu sehen wären. Sie können diese Partien dann einfach nachträglich mithilfe eines Bildbearbeitungsprogramms retuschieren. Professioneller wirkende Ergebnisse rechtfertigen den zusätzlichen Arbeitsaufwand allemal.
Die digitale Fotografie eröffnet Ihnen die Möglichkeit, diverse Versuche mit unterschiedlichen Perspektiven zu machen. Wenn ein Foto dann anders erscheint, als Sie es geplant hatten, löschen Sie es einfach von der Speicherkarte oder nachträglich am PC. Das ist viel einfacher und billiger als bei der analogen Fotografie. Liebevoll verzierte Felgen sind ebenso wie ein simpler Tankdeckel mögliche Motive (oben: Nikon D200, 200 ISO, 1/1250 Sek., f 6.3, 500 mm; unten: Nikon D70s, 200 ISO, 1/1250 Sek., f 6, 300 mm; Fotos: M. Gradias). Kapitel 5
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Wasseroberfläche eines Teichs im rauen Wind, Nikon D200, 200 ISO, 1/500 Sek., f 9, 180 mm Makro, Foto: M. Gradias
Strukturen Die Natur produziert fantastische Muster – Strukturen, die es wert sind, im Bild festgehalten zu werden. Dabei ist es egal, ob es sich um Wasseroberflächen, Steinformationen oder Spuren in Sand oder Schnee handelt. Schaut man genau hin, kann man viele faszinierende Strukturen in der Natur finden. Auch das Thema „Wasser“ ist sehr beeindruckend. Haben Sie Wasser schon einmal ganz aus der Nähe – im Stillstand oder fließend – betrachtet? Richtig fotografiert, versetzen solche Fotos den Betrachter in Erstaunen, weil man dies mit bloßem Auge nicht erkennen kann. Ich habe in diesem Kapitel einige interessante Themenbereiche für Sie zusammengefasst.
Kapitel 6
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Das Fotografieren von Strukturen mag vielleicht nicht jedermanns Sache sein – weil es auch etwas ungewöhnlich ist. Befasst man sich allerdings intensiv mit diesem Thema, können viele ansprechende Bilder dabei herauskommen. Und Spaß macht es allemal – und das ist ja auch etwas Wichtiges.
Fassadendetails Ich persönlich mag das Fotografieren von Fassaden und deren Details sehr gerne. Im Laufe der Zeit hat sich so eine große Anzahl verschiedener Aufnahmen angesammelt. Wenn ich Übersichten von interessanten Gebäuden ablichte, mache ich stets zusätzlich auch verschiedene Detailaufnahmen. Es kommt nicht selten vor, dass ich beim Sichten der Fotos dann die „eigentlichen“ Bilder – die Übersichten – aussortiere, während die Details den Weg in meine Bestensammlung finden. Ein Grund, weshalb derartige Aufnahmen oft die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, mag sein, dass man das betreffende Gebäude ja stets in seiner Gesamtheit sieht. Welche Details sich verbergen, wird oft erst auf dem fertigen Foto sichtbar. Fotografisch gesehen gehört dieser Themenbereich zu denen, die sich auch besonders für Neueinsteiger in die Nah- und Makrofotografie eignen, weil Sie kaum auf etwas anderes als eine gelungene Bildgestaltung achten müssen. Auch hierbei können Sie der Programmautomatik und dem Autofokus in den allermeisten Fällen voll vertrauen. Wenn Sie eine plakative zweidimensionale Darstellung wählen – wie bei den Beispielbildern auf dieser Doppelseite –, können Sie prinzipiell sogar einen beliebigen Blendenwert verwenden, weil die Schärfentiefe kaum eine Rolle spielt. Falls Sie keine allzu ruhige Hand besitzen, ist der Einsatz eines Stativs durchaus empfehlenswert, damit gestochen scharfe Fotos entstehen – das ist wichtig für die Bildwirkung.
Die „wulstigen“ Steine der Burgwand machen sich durch die Mittagssonne gut (Nikon D70s, 200 ISO, 1/800 Sek., f 7.1, 150 mm). 94
Kapitel 6
Dieses Foto entstand in einem Mühlenmuseum. Bei dieser Fassade handelt es sich um den Nachbau einer französischen Windmühle (Nikon D200, 100 ISO, 1/160 Sek., f 7.1, 34 mm, alle Fotos: M. Gradias).
Bei derartigen Aufnahmen müssen Sie sowieso besonders „sauber“ fotografieren. Neben der präzisen Auswahl des geeigneten Bildausschnitts muss auch die Kamera sehr sorgfältig ausgerichtet sein. Wenn die von Ihnen verwendete Kamera eine Option anbietet, bei der Gitterlinien zum exakten Ausrichten der Kamera im Sucher eingeblendet werden können, sollten Sie diese Option aktivieren. Viele Kameramodelle bieten diese Funktion an. Auch bei derartigen Fotos ist das sehr präzise Ausrichten der Kamera wichtig, damit die Bildwirkung nicht zerstört wird. Falls es geringfügige Abweichungen in der Parallelität der Linien gibt, lassen sich diese mithilfe von Bildbearbeitungsprogrammen korrigieren. Außerdem ist es auch elementar wichtig, dass solche Motive perfekt scharf abgebildet werden.
Wenn Sie eine Fassade fotografieren, sollten Sie verschiedene Bildausschnitte testen. Außerdem kann es auch interessant sein, mehrere Varianten mit unterschiedlichen Brennweiten aufzunehmen, sodass Übersichten und Details entstehen. Ob neu oder alt: Beide Arten von Fassaden lassen sich ansprechend ablichten. Während beim oberen Bild die strickte Regelmäßigkeit wirkt, ist es beim unteren Bild eher das „Chaos“ (oben: Nikon D200, 100 ISO, 1/250 Sek., f 8, 50 mm; unten: Nikon D70s, 200 ISO, 1/320 Sek., f 9, 65 mm; Fotos: M. Gradias). Kapitel 6
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Monochrome Fotos, bei denen eine einzige Farbe dominiert, könnten eventuell den automatischen Weißabgleich irritieren und zu farbstichigen Ergebnissen führen. Kontrollieren Sie das Ergebnis nach der Aufnahme und verwenden Sie gegebenenfalls die manuelle Weißabgleich-Funktion, wenn Ihre Kamera diese Möglichkeit unterstützt. Alternativ dazu lassen sich auch die Vorgabewerte nutzen, die viele Kameras für unterschiedliche Aufnahmesituationen anbieten. So können Sie beispielsweise einstellen, ob eine Aufnahme bei Sonnenschein oder im Schatten gemacht wird, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Erst die Hausnummer oben links macht das Foto attraktiv (Canon 350D, 200 ISO, 1/500 Sek., f 9, 200 mm). 96
Kapitel 6
Gestaltung Sie können einerseits eine pure Fassade fotografieren – wie das Mauerwerk auf der letzten Seite. Etwas spannender werden die Bilder, wenn zum Beispiel zusätzliche Elemente im goldenen Schnitt des Fotos vorhanden sind, wie beim Bild unten das Schloss auf dem gelben Mauerwerk oder das Hausnummernschild auf dem Bild links.
Auch hier sind die Fotos wieder sehr gegensätzlich. Oben eine frisch gestrichene Fassade – unten dagegen die Fassade eines verfallenen Gebäudes (oben: Canon 350D, 100 ISO, 1/400 Sek., f 8, 200 mm; unten: Canon 350D, 100 ISO, 1/250 Sek., f 10, 55 mm; alle Fotos: M. Gradias).
Graffitis sind nicht immer schön – sie sind aber oft ein Foto wert (Nikon D200, 200 ISO, 1/750 Sek., f 5.6, 200 mm; Nikon D200, 100 ISO, 1/320 Sek., f 9, 30 mm; alle Fotos: M. Gradias).
Mögliche Einsatzgebiete Fotos von Strukturen sind nicht nur hübsch anzusehen – bei der Weiterverarbeitung ergeben sich viele kreative Möglichkeiten. So lassen sich Texturen beispielsweise prima als Zwischentitelhintergrund für Diaschauen einsetzen. Wenn Sie darauf Textobjekte platzieren, wirken diese dann edel – die verwendete Textur darf dabei allerdings nicht allzu unruhig sein. Mithilfe von Bildbearbeitungsprogrammen haben Sie die Möglichkeit, Texte und Bilder zu einer Komposition zusammenzufügen. Das klappt sehr einfach – wie es geht, erfahren Sie im dritten Teil des Buches. Wenn Sie ganz nah herangehen, können Sie auf dem Foto die einzelnen Poren der rauen Steine erkennen (Nikon D70s, 200 ISO, 1/400 Sek., f 10, 70 mm).
Kapitel 6
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Schauen Sie einfach mal häufiger nach unten auf den Boden – dort finden Sie viele schöne Fotomotive (von links nach rechts: Nikon D70s, 200 ISO, 1/400 Sek., f 10, 70 mm; Nikon D70s, 200 ISO, 1/320 Sek., f 9, 52 mm; Nikon D200, 100 ISO, 1/320 Sek., f 9, 210 mm; alle Fotos: M. Gradias).
Auf dem Boden Werfen Sie ruhig auch einmal einen Blick auf den Boden. Oft finden Sie dort außergewöhnliche Motive. Schön gepflasterte Wege, ein Waldboden oder Ähnliches sind ansprechende Fotomotive. Dabei finden Sie von der Natur angeordnete zufällige Muster oder vom Menschen gebaute Muster – wie etwa Pflastersteinkompositionen. Auch diese Aufgabenstellung ist unter fototechnischen Aspekten einfach zu bewältigen. In den meisten Fällen erledigen Sie diese Aufnahmen am besten mit dem Standardzoomobjektiv bis ungefähr 70 mm. Normalobjektive mit einer Festbrennweite von etwa 30 mm sind aber genauso gut geeignet. Nur wenn Sie ganz nah herangehen wollen, können Makroobjektive hilfreich sein.
Die Kalksteinplatten links hat die Natur so angeordnet – rechts war der Mensch am Werk – hier hat alles seine Ordnung (links: Nikon D70s, 200 ISO, 1/400 Sek., f 10, 105 mm Makro, Makroblitz; rechts: Nikon D200, 100 ISO, 1/250 Sek., f 8, 34 mm). 98
Kapitel 6
Neben der plakativen zweidimensionalen Darstellung bieten sich bei interessanten Steinformationen auch perspektivische Darstellungen an. Sie sehen dies auf der vorherigen Seite oben rechts. Bei der linken Aufnahme auf dieser Seite wurde im Gegenlicht ein relativ tiefer Standpunkt gewählt, um eine räumliche Wirkung zu erreichen. Die Aufnahme wirkt besonders gut, weil sie nach einem Regenschauer entstand und die Kieselsteine so im Licht der tief stehenden Sonne glänzen.
Natur beachten
Viele engagierte Naturfotografen halten bestimmte Regeln ein, um die Natur nicht zu „verletzen“. So ist es verpönt, gefangene Tiere zu fotografieren oder sie anzulocken, oder Zweige abzubrechen, um ein besseres Foto zu erhalten. Ich finde, dies ist ein guter Brauch.
Planen können Sie derartige Aufnahmen nicht immer – sie entstehen eher zufällig. Wenn Sie die Natur so belassen wollen, wie sie ist, können Sie auch nicht allzu viel gestalten – Sie müssen sich eben mit der vorgefundenen Situation arrangieren. Es gibt Fotografen, die „sortieren“ sich die Situation so um, bis sie ihnen gefällt. Ich gehöre nicht dazu und belasse stets alles so, wie ich es vorfinde. Ich bin der Meinung, dass die Fotos so „natürlicher“ wirken. Klar, schadet es nicht, wenn Sie ein paar Steine anders sortieren, als sie gerade liegen.
Dieselbe Schotterfläche wirkt nach einem Regenfall (links) völlig anders als im rechten Foto (links: Nikon D70s, 200 ISO, 1/400 Sek., f 11, 300 mm; rechts: Nikon D700, 200 ISO, 1/250 Sek., f 8, 180 mm Makro; Fotos: M. Gradias).
Spuren „Spuren“ finden Sie zum Beispiel in Feldern, im Sand oder Schnee. Manchmal ergeben die Spuren lustige Formen oder sie sehen einfach ästhetisch aus und sind daher ein Foto wert. Ein wenig Rücksicht ist beim Fotografieren von Spuren geboten – schnell haben Sie beispielsweise die eigentlichen reizvollen Muster im Sand zerstört, wenn Sie selbst durch den Sand gelaufen sind. Natürlich können Sie auch ganz gezielt selbst Spuren anfertigen, um sie anschließend eindrucksvoll in einem Foto festzuhalten. Ob die Spuren von Fahrzeugen, Menschen oder Tieren stammen, ist egal – alle sind gleichermaßen fotogen. Kapitel 6
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Die Art der Aufnahme Bei der Aufnahme von Spuren – egal, ob im Schnee, Sand oder in Feldern – haben Sie verschiedene technische Möglichkeiten, um zu einem ansprechenden Foto zu gelangen. So müssen Sie sich entscheiden, ob Sie die Schärfe ganz gezielt auf einen bestimmten Punkt im Bild einstellen wollen, oder ob eine große Schärfentiefe über das gesamte Bild erwünscht ist. Wollen Sie eine große Schärfentiefe erreichen, verwenden Sie ein Objektiv mit nicht allzu großer Brennweite – zum Beispiel bis 50 mm. So entstanden die drei Aufnahmen auf dieser Seite. Wenn Sie dann noch etwas abblenden – beispielsweise auf Blende 11 oder 13 –, wird das gesamte Bild scharf abgebildet. Im Gegensatz dazu habe ich auf der nächsten Seite jeweils eine große Brennweite eingesetzt. Der Grund lag einerseits darin, dass ich nicht nah genug an die Spuren im Feld herangekommen bin. Zum anderen bietet eine große Brennweite den Vorteil, dass die Tiefe des Bildes zusammengestaucht erscheint – dies ergibt eine interessante Bildwirkung. Weit entfernte Bildteile scheinen so näher zu sein, als es in Wirklichkeit der Fall ist. Diese Variante können Sie auch nutzen, um nur einen kleinen Teil des Bildes scharf abzubilden – dabei sollte ein niedriger Blendenwert gewählt werden. So können sehr verblüffende Ergebnisse entstehen.
Spuren im Schnee können von Tieren (oben links) oder Fahrzeugen stammen. Die Fußspur beim Bild unten rechts habe ich selbst fabriziert (oben: Nikon D70s, 200 ISO, 1/640 Sek., f 13, 40 mm; unten links: Nikon D70s, 200 ISO, 1/640 Sek., f 13, 40 mm; unten rechts: Nikon D300, 200 ISO, 1/500 Sek., f 11, 50 mm; alle Fotos: M. Gradias). 100
Kapitel 6
Abwechslungsreiches Aussehen Besuchen Sie Felder zu unterschiedlichen Jahreszeiten. So können Sie Bilder sammeln, wenn das Getreide gerade reift und bereits ausgereift ist. Sie erhalten so Motive in verschiedensten Farbtönen. Auch das Ablichten verschiedener Getreidesorten ist empfehlenswert, wenn Sie andersfarbige Ergebnisse erhalten wollen. Immer wieder besonders reizvoll wirken Rapsfelder wegen der schönen gelben Farbe. Ein solches Beispiel zeigt das Foto, das Sie nachfolgend rechts abgebildet sehen.
Ich verwende bei solchen Spuren in Feldern stets eine große Brennweite, weil die Tiefe des Bildes damit „zusammengestaucht“ erscheint und so die Spuren schöner wirken. Links sehen Sie ein Gersten- rechts ein Rapsfeld (links: Nikon D200, 200 ISO, 1/320 Sek., f 9, 210 mm; rechts: Nikon D200, 100 ISO, 1/250 Sek., f 6, 350 mm; alle Fotos: M. Gradias).
Am Strand Wenn Sie am Meer Urlaub machen, bieten sich unter anderem auch Detailaufnahmen von Spuren im nassen oder trockenen Sand an. Oft ergeben sich hier schöne Muster, die ein Foto wert sind. Sie sollten solche Aufnahmen allerdings nicht in der Mittagssonne machen, da dann die steil stehende Sonne wenig Schatten wirft und die Aufnahme so uninteressant wird. Steht die Sonne dagegen tief, entstehen durch die langen Schatten schöne Ergebnisse. Außerdem lässt das rötlichere Sonnenlicht am Morgen oder Abend den Sand goldener (edler) erscheinen. Sie sehen auf der folgenden Seite auch ein Beispiel, wie Sie solche Fotos auch zu Hause am Reprotisch machen können. Diese Variante ist eher für „Urlaubsmuffel“ wie mich geeignet. Sie können hier beispielsweise die Muster mit dem Finger in den Sand malen, um wirkungsvolle Fotos zu erhalten. Durch vorsichtiges Schütteln der Wanne, in der sich der Sand befindet, erreichen Sie übrigens wieder eine plane Fläche.
In Feldern verursachen meist Trecker die Spuren. Je nachdem, wie sie durch das Feld fahren, entstehen dabei interessante Formen (Nikon D200, 500 ISO, 1/500 Sek., f 5.6, 210 mm). Kapitel 6
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Größenverhältnisse kann man im fertigen Foto nicht mehr erkennen. Sie können hier nicht wissen, ob es sich um einen Sandstrand handelt oder nicht. Sie müssen mir vertrauen, wenn ich Ihnen mitteile, dass die Aufnahme mit dem Aufbau, den Sie in Kapitel 3 auf Seite 59 kennengelernt haben, entstanden ist. Dort sahen Sie auch dieselben Sandkörner im Maßstab von 2:1. Ich habe hier den Sand nur von einer Seite beleuchtet, um ihm Plastizität zu verleihen (Nikon D300, 200 ISO, 0,63 Sek., f 32, 55 mm Makro, alle Fotos: M. Gradias).
Schöne und bizarre Formen Auch wenn es für manchen wegen der Kälte nicht besonders angenehm ist: Machen Sie sich ruhig einmal im Winter auf eine Fototour. Besonders, wenn es frisch geschneit hat, ergeben sich zahllose interessante Fotomotive. Fahren Sie beispielsweise einmal über Land, um unberührte Landschaften zu finden. Hier lassen sich viele Motive für Nah- und Makrofotos entdecken. Wenn es windig ist, bilden Schneewehen häufig sehr schön anmutende Formen, die man kaum besser malen könnte. Ein paar solcher Beispiele sehen Sie auf der nächsten Seite oben abgebildet. Dass Winterfotos – je nachdem, zu welcher Tageszeit sie aufgenommen wurden – einen Blaustich zeigen, nutze ich eher für die Bildwirkung, als dass mich dies stören würde. Wenn es Sie aber stört, können Sie den Farbstich nachträglich mithilfe eines Bildbearbeitungsprogramms beseitigen.
Aufnahmen am Strand bieten sich bei tief stehender Sonne an, damit die Schatten die Formen herausarbeiten (oben: Nikon D200, 100 ISO, 1/500 Sek., f 4, 70 mm; unten: Nikon D200, 100 ISO, 1/350 Sek., f 4.5, 52 mm). 102
Kapitel 6
Das Fotografieren bei Schnee ist allerdings ein wenig anspruchsvoll. Es kann nicht nur zu Fehlmessungen beim Weißabgleich kommen – sondern auch bei der Belichtungsmessung. Die automatische Belichtung ermittelt „Szene sehr hell“ und versucht, das Bild entsprechend knapp zu belichten – so könnten unterbelichtete Fotos die Folge sein. Auch bei hellem Sand könnten derartige Schwierigkeiten auftauchen. Dies liegt in der Natur der Sache, weil die Belichtungsmesser auf einen mittleren Grauwert (18 % Grau) geeicht sind. Kontrollieren Sie das Ergebnis gleich nach der Aufnahme am Kameramonitor und wiederholen Sie die Aufnahme gegebenenfalls mit einem korrigierten Belichtungswert. Praktisch alle etwas höherwertigen Kameras bieten heutzutage eine
Im Winter fabriziert die Natur wunderschöne und bizarre Texturen, die auf einem Foto festgehalten werden sollten (von links nach rechts: Nikon D70s, 200 ISO, 1/500 Sek., f 13, 70 mm; Nikon D70s, 200 ISO, 1/500 Sek., f 11, 70 mm; Nikon D200, 100 ISO, 1/400 Sek., f 11, 70 mm).
Belichtungskorrekturmöglichkeit an, bei der Sie das Foto meist um mehrere Blendenstufen unter- oder auch überbelichten können. Dies sollte reichen, um die Fehlbelichtung zu korrigieren.
Wasseroberflächen Einen sehr faszinierenden Themenbereich möchte ich Ihnen nun vorstellen: das Fotografieren von Wasser. Wasserflächen sind ebenso wie einzelne Wassertropfen sehr schön anzusehen. Wenn Sie eine sehr kurze Belichtungszeit verwenden, sehen Sie das Wasser so, wie es mit bloßem Auge nicht zu erkennen ist, weil sich das Wasser ja stetig bewegt.
Die Wirkung von Fotos von Wasseroberflächen variiert sehr stark – je nach vorhandenen Wetterbedingungen. Bei Wind sieht das Wasser völlig anders aus, als wenn es windstill ist. Im Gegenlicht entstehen ganz andere Bildwirkungen, als wenn Sie mit dem Licht fotografieren. Hier haben Sie viele kreative Möglichkeiten. Hier hat wohl jemand einen Stein in den Teich geworfen, als er gerade zugefroren war. Die sich dadurch ergebende Strahlenform bezog ich in die Bildkomposition mit ein (Nikon D300, 200 ISO, 1/500 Sek., f 11, 210 mm; alle Fotos: M. Gradias). Kapitel 6
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Bei Fotos von Wasseroberflächen bietet es sich häufig an, nachträglich mithilfe eines Bildbearbeitungsprogramms die Helligkeit und den Kontrast anzupassen, damit die Bildwirkung verstärkt wird. Gelegentlich wirken die Aufnahmen im Original etwas blass.
Die drei Fotos auf dieser Seite entstanden, ebenso wie das untere Foto auf der vorherigen Seite, allesamt an derselben Location und zur selben Zeit.
Dieses Foto entstand an derselben Location – allerdings im Gegenlicht (Nikon D300, 200 ISO, 1/1000 Sek., f 16, 210 mm).
Beim oberen Foto habe ich bezüglich der Brillanz etwas per Bildbearbeitung nachgeholfen – das Original war dem unteren Bild sehr ähnlich (oben: Nikon D300, 200 ISO, 1/400 Sek., f 11, 210 mm; unten: Nikon D300, 200 ISO, 1/500 Sek., f 11, 210 mm; alle Fotos: M. Gradias).
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Kapitel 6
Allerdings wählte ich hier sehr unterschiedliche Standpunkte, um mal im Gegenlicht und mal mit der Sonne zu fotografieren. So ergeben sich abwechslungsreiche Ergebnisse, von denen man kaum annimmt, dass sie binnen so kurzer Zeit entstanden sind.
Wasseroberflächen können auf sehr unterschiedliche Art und Weise aufgenommen werden (von oben links nach unten rechts: Nikon D70s, 200 ISO, 1/500 Sek., f 5.6, 105 mm Makro; Nikon D200, 200 ISO, 1/2500 Sek., f 3.5, 180 mm Makro; Nikon D70s, 200 ISO, 1/400 Sek., f 6, 300 mm; Nikon D200, 100 ISO, 1/200 Sek., f 7.5, 180 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias).
Fotos von Wasseroberflächen mache ich immer „nebenbei“, wenn ich beispielsweise Frösche oder Libellen fotografiere und gerade kein Tierchen zu sehen ist. Im Laufe der Zeit ist dabei eine stattliche Sammlung an unterschiedlichsten Fotos entstanden. Die Unterschiedlichkeit liegt auch darin begründet, dass das Wetter immer ganz anders ist. Mal ist es völlig windstill und ein anderes Mal sorgt ein leichter Wind für eine gekräuselte Oberfläche. Ich mache im langsamen Serienbildmodus immer einen ganzen Stapel an Bildern (um die 20–30 Stück), um nachträglich die gelungensten herauszusuchen. Man kann ja während der Aufnahme nicht beurteilen, wie zum Beispiel eine kleine Welle auf dem fertigen Foto wirken wird.
In welcher Farbe die Wasseroberfläche erscheint, liegt daran, was sich im Wasser spiegelt. Ist es der strahlend blaue Himmel, erscheint das Wasser blau. Ist der Himmel bewölkt, entstehen zusätzliche weiße Flecken – wie beim unteren rechten Foto. Spiegeln sich Bäume oder Sträucher, ist es dagegen grün.
Kapitel 6
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Hier glitzert das Wasser im Gegenlicht. Durch die Brechung des Lichts erscheint die Wasseroberfläche oben bläulicher und unten rötlicher (Nikon D200, 100 ISO, 1/2000 Sek., f 5.6, 210 mm Makro, alle Fotos: M. Gradias).
Wasser im Gegenlicht Sehr spannend – aber auch etwas anspruchsvoller – wird es, wenn Sie Wasseroberflächen im Gegenlicht fotografieren. Einige Beispiele sehen Sie hier abgebildet. Das Interessante dabei ist, dass das Wasser auf einmal farbig aussieht. Der Grund dafür ist einfach: Die Wassertropfen wirken wie ein Prisma und brechen die weiße Farbe des Sonnenlichts in die Spektralfarben auf. Bei dem kleinen Wasserfall auf dem Foto links oben ist dies besonders deutlich zu sehen. Bei den Wellen oben ist der Effekt nicht ganz so deutlich – aber auch hier sehen Sie oben bläulichere und unten rötlichere Farbtöne. Die Wirkung hängt ganz davon ab, wie tief die Sonne steht. Daher lassen sich solche Foto auch nur selten planen – sie entstehen eher durch Zufall. Das Fotografieren ist hierbei – ebenso wie bei Sonnenuntergängen – nicht ganz einfach, weil die Situation natürlich durch das Gegenlicht sehr hell ist. Oftmals ist die präzise Gestaltung im Sucher wegen der Helligkeit kaum möglich. Ein wenig Vorsicht ist hier außerdem geboten, weil es für die Augen nicht ganz ungefährlich ist, wenn man quasi in die Sonne schaut – ähnlich hell können ja die Reflexionen sein. Eine gelungene Bildgestaltung ist daher eher zufällig.
Im Gegenlicht lassen sich spannende Effekte erzielen, weil das Wasser wie ein Prisma wirkt und das Licht bricht (oben: Nikon D200, 100 ISO, 1/640 Sek., f 5.6, 210 mm; unten: Nikon D200, 100 ISO, 1/8000 Sek., f 11, 210 mm). 106
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Wenn Sie solche Situationen sehr gerne und häufig fotografieren wollen, könnte ein Graufilter eine Erleichterung sein, durch den die Lichtmenge reduziert wird, die in den Sucher und auf den Sensor fällt. Bei der korrekten Belichtung solcher Bilder kann es schon einmal passieren, dass Sie trotz Verwendung der kürzesten Belichtungszeit – beispielsweise 1/4000 oder sogar 1/8000 Sekunde – die Blende weit schließen müssen.
Wellen fotografieren Ein Thema, mit dem Sie sich beispielsweise im Urlaub ausgiebig beschäftigen können, ist die Detailfotografie von Wellen. Hier ergeben sich vielfältige Muster, die aber ebenfalls nach dem „Ausschussprinzip“ aufgenommen werden können. „Halten“ Sie einfach im Serienbildmodus „drauf“ und sehen Sie anschließend nach, was dabei herausgekommen ist – planen können Sie die Ergebnisse im Vorhinein selbstverständlich nicht.
Links kam keinerlei „Hilfsmittel“ zum Einsatz. Es war allein der Stand der Sonne, die etwas von einer Wolke bedeckt war, der zu der Bildwirkung führte. Oben sehen Sie in etwa das „Making-of“. Das Bild entstand 5 Minuten nach dem linken Foto, als die Sonne schon ein wenig mehr von den Wolken bedeckt war. Der Standort war aber bei beiden Fotos derselbe (Nikon D200, 100 ISO, 1/1000 Sek., f 5.6, 210 mm).
Es gibt zwei verschiedene Arten, um Wasser zu fotografieren. Um beispielsweise eine „romantische“ Stimmung bei einem fließenden Bach zu zeigen, müssen Sie eine lange Belichtungszeit – bis zu mehreren Sekunden – verwenden. Soll das Wasser dagegen „erstarren“, ist eine sehr kurze Belichtungszeit erforderlich – sie sollte (deutlich) unter 1/250 Sekunde liegen. Damit machen Sie Formen des Wassers auf dem Foto sichtbar, die Sie mit bloßem Auge gar nicht erkennen können – ein sehr spannendes Thema, bei dem lauter „Unikate“ entstehen, da kein Foto dem anderen gleichen kann. Wellen bieten sich durch die zufällig entstehenden bizarren Muster auch als Fotomotiv an (Nikon D200, 200 ISO, 1/1250 Sek., f 5.6, 210 mm; alle Fotos: M. Gradias). Kapitel 6
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Soll Wasser „fließend“ erscheinen, müssen Sie die Belichtungszeit verlängern. Diese Aufnahme zeigt ein Zwischending. Ich machte eine Hafenrundfahrt im Hamburger Hafen und fotografierte das Wasser aus dem fahrenden Kutter. Ich hatte kein Stativ dabei. So habe ich eine Belichtungszeit verwendet, mit der ich gerade noch so aus der freien Hand fotografieren konnte. Um den gewünschten Wert zu erreichen, schloss ich die Blende ziemlich weit (hoher Blendenwert) (Nikon D200, 100 ISO, 1/45 Sek., f 22, 70 mm, alle Fotos: M. Gradias).
Spiegelungen Neben den natürlichen Spiegelungen des Himmels oder auch von Bäumen oder Sträuchern lassen sich weitere reizvolle Varianten fotografieren, wenn Sie zum Beispiel Gebäude an einem See vorfinden. In solchen Fällen können Sie die Spiegelungen in die Bildkomposition einbeziehen oder sogar ausschließlich die Spiegelung im Bild festhalten. Dies wirkt für den Betrachter dann irritierend, wenn ein Bezugspunkt im Bild fehlt, an dem sich die Ausrichtung oder Größe des Originals erkennen lässt. Spiegelungen wirken manchmal etwas irritierend, wenn ein Bezugspunkt fehlt. Beim Bild links zeigt die obere Bildhälfte die OriginalBaumäste – die untere Hälfte die Spiegelung. Im rechten Foto spiegelt sich das neue Rathaus in Hannover. Sie sehen das Foto hier aber „auf dem Kopf“, da ich diese Ansicht interessanter fand – so erscheint nämlich das Dach des Erkers richtig herum (links: Nikon D200, 100 ISO, 1/200 Sek., f 5.6, 70 mm; rechts: Nikon D200, 200 ISO, 1/250 Sek., f 8, 210 mm).
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Wasserfontänen An Springbrunnen können Sie ebenfalls sehr viel Zeit verbringen. Ist man einmal auf den Geschmack gekommen, Wasser zu fotografieren, lässt es einen kaum mehr los. Wie schon beschrieben, gibt es zwei Arten von Fotografen bei der Wasserfotografie. Ich gehöre zu denen, die Wasser sehr gerne „einfrieren“, weil dann tolle Formen entstehen, die allein mit dem bloßen Auge nicht zu sehen sind. Beim Betrachten der Bilder am PC kommt man dann oft gar nicht mehr aus dem Staunen heraus, was die Natur zu produzieren in der Lage ist. Wie deutlich die Unterschiede bei der verwendeten Belichtungszeit sind, zeigt die Bilderreihe oben. Links sieht man die Strecke, die die Wassertropfen während der Belichtungszeit zurücklegen. Im rechten Bild ist dagegen fast jeder Wassertropfen der Fontäne scharf abgebildet. Es ist völlig normal, dass solche Bilder immer als Teil einer umfangreichen Bilderserie entstehen. Wird fließendes Wasser fotografiert, können schon schnell einmal mehrere Hundert Bilder entstehen. Da die sich ergebenden Formen ja nicht vorhersehbar sind, passiert es mir beim Aussortieren der Fotos auch oft, dass vielleicht nur 10 Prozent der Bilder übrig bleiben und ich den Rest lösche. Diese verbleibenden Fotos sind den Aufwand aber allemal wert, wenn einem dieses Thema Spaß macht – finde ich jedenfalls. Achten Sie bei solchen Aufgabenstellungen darauf, genügend Speicherkarten und einen Reserveakku dabeizuhaben.
An dieser Bilderreihe von Wasserfontänen erkennen Sie prima die Auswirkungen unterschiedlicher Belichtungszeiten (von links nach rechts: Nikon D70s, 200 ISO, 1/40 Sek., f 6, 300 mm; Nikon D70s, 200 ISO, 1/500 Sek., f 6, 300 mm; Nikon D200, 100 ISO, 1/2500 Sek., f 3.5, 180 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias).
Viele digitale Kameras bieten mehrere Serienbildmodi an, bei denen unterschiedlich viele Aufnahmen pro Sekunde gemacht werden können. Bei den höherklassigen Modellen sind dies beispielsweise 7 Bilder pro Sekunde – natürlich nur dann, wenn die Belichtungszeit dies zulässt. Es ist aber in den wenigsten Fällen zu empfehlen, den Maximalwert zu verwenden. Der Grund ist einfach: Die so entstandenen Bilder unterscheiden sich so wenig voneinander, dass das spätere Sortieren der Fotos sehr schwierig wird.
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Beide Fotos zeigen Wassertropfen auf Autolack – rechts ist eine Mettalic-Lackierung zu sehen (links: Nikon D70s, 200 ISO, 1/500 Sek., f 11, 70 mm; rechts: Nikon D70s, 200 ISO, 1/200 Sek., f 11, 105 mm Makro, alle Fotos: M. Gradias).
Wassertropfen Wassertropfen sind ein faszinierender Bereich der Makrofotografie. Durch ihre sehr kleine Größe sind sie aber nicht ganz leicht zu fotografieren. Achten Sie darauf, die Blende so weit zu schließen, dass die Tropfen vollständig scharf abgebildet werden – stellen Sie beispielsweise Blende 11 oder 16 bei Ihrer digitalen Spiegelreflexkamera ein. Beim unteren Foto hätte ich die Blende noch weiter schließen müssen. Ich habe darauf verzichtet, damit der Hintergrund nicht noch deutlicher zu erkennen ist. Das hätte sich negativ auf die Bildkomposition ausgewirkt. So nahm ich in Kauf, das im rechten Bereich einige Tropfen unscharf sind. Wassertropfen in Spinnennetzen machen sich als Foto besonders gut. In den einzelnen Tropfen spiegelt sich die Umgebung – in diesem Fall die Hecke, bei der das Foto entstanden ist (Nikon D70s, 200 ISO, 1/125 Sek., f 11, 55 mm Makro).
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Die beiden folgenden Aufnahmen entstanden wieder nur zufällig, als ich eine Wasserschildkröte in einem Aquarium fotografierte. Dabei fielen mir die interessanten kleinen Luftbläschen auf, die durch die Filteranlage entstanden. Da die Luftbläschen sehr kurze Zeit nach ihrem Entstehen wieder zerplatzten, hatte ich nur ganz kurz die Möglichkeit, sie abzulichten. Ich habe eine große Menge an Fotos geschossen – nur wenige davon blieben letztlich übrig. Auf vielen Fotos waren keine Luftblasen zu sehen, weil sie beim Auslösen bereits geplatzt waren.
Diese Luftbläschen entdeckte ich in einem Aquarium (links: Nikon D200, 200 ISO, 1/250 Sek., f 5, 105 mm Makro, Makroblitz; rechts: Nikon D200, 200 ISO, 1/250 Sek., f 5, 105 mm Makro, Makroblitz; alle Fotos: M. Gradias).
Die Vorgehensweise Ich habe hierbei aus zwei Gründen einen Makroblitz verwendet: Einerseits stand relativ wenig Licht zur Verfügung – ich hätte daher den ISO-Wert deutlich erhöhen müssen. Das wollte ich aber wegen des damit steigenden Risikos des Bildrauschens nicht. Zum anderen machen die Lichtpunkte, die durch den Blitz auf den Bläschen zu sehen sind, das Bild interessanter. Ohne die Spiegelungen wäre das Bläschen viel schlechter zu erkennen. Etwas schwierig gestaltete sich auch das Fokussieren. Es ließ sich sehr schlecht abschätzen, wo das nächste Bläschen auftauchen würde. So habe ich die automatische Scharfstellung deaktiviert und den Fokus auf eine bestimmte Stelle eingestellt. Dann wartete ich, bis sich das nächste Bläschen auf dieser Schärfeebene bildete, und löste aus. Bei solchen – schwer kalkulierbaren – Situationen kommen Sie nicht umhin, ein klein wenig nach dem „Try and Error“-Prinzip zu fotografieren. Solche Aufgabenstellungen hätte ich zu analogen Zeiten ausgelassen, da die Kosten für die Filme viel zu hoch gewesen wären – daher ist es toll, dass digitale Fotos nichts kosten.
Wie Perlen reihen sich die Tautropfen auf der Blattkante auf (Nikon D200, 200 ISO, 1/180 Sek., f 6.3, 180 mm Makro). Kapitel 6
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Fallende Wassertropfen lösen beim Betrachter eine Faszination aus, weil es ungewöhnlich ist, die Tropfen so nah zu betrachten (alle Fotos: Nikon D300, 200 ISO, 1/250 Sek., f 11, 180 mm Makro, Makroblitz; Fotos: M. Gradias).
Fallende Wassertropfen ganz nah Das faszinierendste Wasserthema habe ich mir für das Ende dieses Kapitels aufgehoben. Wie man zum Beispiel in Fotocommunitys beobachten kann, gibt es Experten, die sich auf fallende Wassertropfen und deren Auftreffen auf die Wasseroberfläche spezialisiert haben. Zu diesen Spezialisten zähle ich sicherlich nicht – aber auch meine ersten Versuche lassen sich durchaus sehen. In Publikationen findet man oft extrem aufwändige Apparaturen für derartige Aufnahmen. Dort wird zum Beispiel mit Lichtschranken gearbeitet, damit genau im Moment des Auftreffens des Wassertropfens auf der Wasseroberfläche die Auslösung erfolgt. Es geht aber auch ganz anders. Eine ganz simple Variante möchte ich Ihnen hier vorstellen – alle abgebildeten Fotos entstanden so. Folgende Grundüberlegung ist nötig. Wassertropfen fallen recht schnell. Sie müssen also eine kurze Belichtungszeit verwenden, wenn Sie einen fallenden Tropfen einfangen wollen. Nun könnten Sie so starke Lichtquellen aufstellen, dass Sie zum Beispiel eine Belichtungszeit von 1/250 Sekunde erreichen können. Wegen der geringen Schärfentiefe ist außerdem eine möglichst stark geschlossene Blende erforderlich – nur dann wird der Tropfen vollständig scharf abgebildet. Um diese Voraussetzungen
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zu erfüllen, benötigen Sie schon sehr starke Lichtquellen. Sie können aber auch anders vorgehen, um das Ziel zu erreichen. So habe ich mich entschieden, die Lichtquellen meines Reprostativs zwar einzuschalten – aber nicht wegen der Lichtmenge, sondern alleine wegen der Reflexionen, die die Lichtwannen auf den Wassertropfen erzeugen. So wird das Ergebnis durch die vielen Lichtpunkte „lebendiger“. Um die erforderliche Lichtmenge zu erhalten, verwendete ich meinen Makroblitz. Beim Blitz ist es allerdings so, dass Sie die Belichtungszeit nicht ganz frei wählen können. Das liegt daran, dass nur bis zu einer gewissen Belichtungszeit gewährleistet ist, dass der Blitz die gesamte Bildfläche erreicht. Oft beträgt diese sogenannte Synchronisierungszeit etwa 1/250 Sekunde. Bei älteren Kameramodellen liegt diese Zeit höher – beispielsweise bei 1/125 Sekunde. Diese Zeit deckt sich also gerade mit der gewünschten Belichtungszeit, um den fallenden Tropfen einfangen zu können. Da bei den Schlitzverschlüssen der digitalen Kameras während der Belichtungszeit nur ein offener Streifen über die Sensorfläche „fährt“, ist bei kürzeren Belichtungszeiten das Bild nicht mehr vollständig dem Licht ausgesetzt und es entstehen abgeschattete Bereiche im Bild.
Mit dieser simplen Zusammenstellung schoss ich die Wassertropfenfotos. Das Farbpapier tauschte ich dabei für unterschiedliche Bildwirkungen aus. Bei der Farbwirkung habe ich hier mithilfe eines Bildbearbeitungsprogramms ein wenig nachgeholfen – das Originalbild ist eher hellblau. (Nikon D300, 200 ISO, 1/250 Sek., f 11, 180 mm Makro, Makroblitz, Fotos: M. Gradias).
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Hier „fließt“ das Wasser – ich habe dabei den Wasserstrahl mit der Spritze gesteuert (Nikon D300, 200 ISO, 1/250 Sek., f 11, 180 mm Makro, Makroblitz; alle Fotos: M. Gradias).
Der Aufbau und die Vorgehensweise Auf dem Reprotisch platzierte ich eine flache Schale, die ich mit Wasser gefüllt hatte. Die Schale war farblos durchsichtig. Um einen farbigen Hintergrund zu erhalten, legte ich ein Farbpapier unter die Schale. Sie sahen diesen einfachen Aufbau auf der vorherigen Seite. Die Wassertropfen ließ ich aus einer Spritze, wie sie zum Beispiel in Apotheken erhältlich ist, auf die Wasseroberfläche fallen. Um eine Stetigkeit der Position der fallenden Tropfen zu erhalten, können Sie auch beispielsweise eine PET-Flasche mit einem Loch fest installieren. Um das Bild scharf einstellen zu können, habe ich einfach die Pipette auf die Wasseroberfläche gehalten. Nach dem Scharfstellen habe ich sie dann senkrecht um einige Millimeter nach oben gehalten, bis sie gerade nicht mehr im Bild zu sehen war.
Nach dem Auftreffen der Tropfen entstehen bizarre Formen auf der Wasseroberfläche (beide Fotos: Nikon D300, 200 ISO, 1/250 Sek., f 11, 105 mm Makro, Makroblitz). 114
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Die Aufnahmen machte ich dann im Serienbildmodus. Während ich mit der linken Hand die Tropfen aus der Spritze auf die Wasseroberfläche fallen ließ, bediente ich mit der rechten Hand den Auslöser. Ich machte dann jeweils ungefähr 20–30 Bilder nacheinander, bis die Blitzleistung nicht mehr ausreichte und die Bilder dadurch zu dunkel wurden. Dieser Wert variiert natürlich je nachdem, welche Gerätschaften Sie verwenden. Nachdem sich der Blitz wieder aufgeladen hatte, schoss ich die nächste Bilderserie. Auf diese Weise schoss ich rund 800 Fotos, von denen ich letztlich 150 Bilder übrig behielt. Auf den restlichen Bildern war entweder kein Tropfen zu sehen oder sie waren unscharf. Ich machte dabei zwei verschiedene Arten von Aufnahmen. Auf dieser Doppelseite sehen Sie überwiegend die Fotos, die mit dem 105-mm-Makroobjektiv entstanden. Bei den Bildern auf der vorherigen Seite hat es einen noch größeren Aus-
Fast majestätisch platziert sich der Tropfen direkt auf der Wasseroberfläche (Nikon D300, 200 ISO, 1/250 Sek., f 11, 105 mm Makro, Makroblitz, Fotos: M. Gradias).
schuss gegeben, weil ich hier das 180-mm-Makroobjektiv eingesetzt habe, bei dem die Schärfentiefe noch geringer ist. Die übrig gebliebenen Fotos sind allerdings umso beeindruckender, weil der Tropfen hier riesig groß im Bild erscheint. Beim Einsatz des 105-mm-Objektivs kam ich nicht nah genug an den Aufbau heran. Das 105-mm-Objektiv nutzte ich eher, um die Veränderungen der Wasseroberfläche einzufangen. Die Pünktchen, die Sie in den Bildern sehen, stammen übrigens von der Struktur der verwendeten Schale. Alle gezeigten Bilder entstanden durch den primitiven Aufbau also rein zufällig. Um aber einen Einstieg in dieses spannende Thema zu erhalten, reicht dieser – praktisch kostenfreie – Aufbau völlig, zumal das Foto selbst ja nichts kostet. Nur das Aussortieren der misslungenen Bilder dauert einige Zeit, weil ja alle Fotos betrachtet werden müssen.
So sieht die Wasseroberfläche einen Bruchteil einer Sekunde nach dem Eintauchen des Wassertropfens aus (Nikon D300, 200 ISO, 1/250 Sek., f 11, 105 mm Makro, Makroblitz). Kapitel 6
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Lindenblätter im Herbst, Nikon D200, 100 ISO, 1/320 Sek., f 7.1, 180 mm Makro, Foto: M. Gradias
In der Natur In der Natur finden Sie endlos viele wunderschöne Motive. Von fotogenen Details alter oder junger Bäume über hübsche Tannen und kleinere Pflanzen, wie eine Pusteblume – vieles ist ein Foto wert. Auch die Jahreszeiten mit ihren Verfärbungen lohnen sich für viele Fotos. Die Ansprüche an diese Art der Nahfotografie sind etwas größer als die, die Sie bisher kennengelernt haben. „Einfach abfotografieren“ führt hier zu relativ uninteressanten Fotos. Die meisten Motive wirken erst dann klasse, wenn sie isoliert und vom Hintergrund freigestellt werden. Wie Sie das am besten hinbekommen, erfahren Sie in diesem Kapitel.
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Damit die oftmals feinen Strukturen der Bäume für Plastizität sorgen können, ist es nützlich, bei etwas tiefer stehender Sonne zu fotografieren. Alternativ dazu können Sie auch ein Blitzgerät einsetzen, um die Strukturen herauszuarbeiten. Andernfalls wirken die Baumstämme „flach“.
Baumdetails Baumdetails sind spannende Fotomotive – wenn man nur gut genug hinschaut. Zersägte Bäume oder Baumrinden bieten Ihnen unzählige schöne Motive. Auch die Jahresringe der Bäume und die Äste darin geben reizvolle Motive ab. Die verschiedenen Baumarten, die es in der Natur zu sehen gibt, bieten viele abwechslungsreiche Motive – die folgenden beiden Doppelseiten zeigen einige sehr unterschiedliche Beispiele. Dabei sind es die Linien und Muster, die die Natur in die Bäume „zeichnet“, auf die Sie bei Ihrer Motivsuche achten sollten. Da bei Bäumen naturgemäß der Farbgestaltung des Motivs eine weniger große Bedeutung zukommt, sind die Linien und Muster das wichtigere Gestaltungselement. Daher sollten Sie sehr genau auf eine ausgewogene Bildkomposition achten.
An Bäumen finden Sie attraktive Details (von links nach rechts: Nikon D70s, 200 ISO, 1/100 Sek., f 5, 70 mm; Nikon D70s, 200 ISO, 1/250 Sek., f 10, 70 mm; Nikon D70s, 200 ISO, 1/640 Sek., f 6.3, 105 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias).
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Manchmal bringt die Natur auch witzige Muster zustande. Ein solches Beispiel sehen Sie auf der folgenden Seite. Mit ein wenig Fantasie kann man sich hier ein Gesicht vorstellen. Ebenso wie die Rinde sind auch die Wurzeln oftmals lohnenswerte Motive, weil auch hier häufig sehr merkwürdige Formen beim Verwachsen mit dem Boden entstehen, bei denen man ebenfalls die Fantasie spielen lassen kann.
Beim Fotografieren solcher Motive ist es meist schwierig, sie „ganz gezielt“ fotografieren zu wollen. Oftmals findet man die Details eher zufällig am Wegesrand – außer Sie haben einen spannenden Baum im eigenen Garten. Wenn Sie schon länger fotografieren, können aber zu solch einem speziellen Thema viele schöne Fotos zusammenkommen. Solange Sie die Motive eher plakativ in der zweidimensionalen Darstellung fotografieren, brauchen Sie keine fototechnischen Besonderheiten zu beachten. Soll beispielsweise ein gefällter Baumstamm perspektivisch fotografiert werden, müssen Sie ausprobieren, mit welcher Blendenöffnung Sie die schönsten Ergebnisse erzielen. Wenn Sie im Wald nach geeigneten Motiven suchen, sollten Sie einen Makroblitz mitnehmen, da dort das zur Verfügung stehende Licht oftmals nicht für eine korrekte Belichtung ausreicht. Für ein optimales Bildergebnis sollten Sie den ISO-Wert nämlich nicht allzu hoch einstellen. Je nachdem, mit was für einem Kameramodell Sie fotografieren, beginnt das unangenehme sichtbare Bildrauschen oftmals schon bei 400–800 ISO. Die topaktuellen Spiegelreflexmodelle lassen sich allerdings inzwischen auch mit höheren ISO-Werten ohne negative Auswirkungen verwenden. Bei Kompaktkameras kann man meist – wegen der kleineren Sensoren – nur 100 ISO für eine gute Bildqualität empfehlen. Wenn das Bildrauschen zu sehr im Bild auffällt, ist die Bildwirkung schnell dahin.
Manchmal produziert die Natur auch witzige Motive. Mit ein wenig Fantasie sehen Sie bei dem Auswuchs oben rechts ein „Gesicht“ (oben rechts: Canon 350D, 200 ISO, 1/320 Sek., f 8, 200 mm; unten links: Canon 350D, 200 ISO, 1/500 Sek., f 10, 200 mm; unten rechts: Canon 350D, 200 ISO, 1/400 Sek., f 9, 200 mm; alle Fotos: M. Gradias). Kapitel 7
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Beim Bildrauschen, das durch zufällige Schwankungen der Ladungshöhe einzelner Zellen auf dem Bildsensor entsteht, unterscheidet man grundsätzlich zwei Arten: Das sogenannte Helligkeitsrauschen fällt weniger auf. Dabei weicht die Pixelhelligkeit von der der umliegenden Pixel ab. Ein wenig ähnelt dieser Effekt dem analogen Filmkorn. Sie erkennen diese Art des Rauschens an einfarbigen Bildbereichen – wie etwa dem Himmel in einem Bild. Das Farbrauschen taucht dagegen vornehmlich in den dunklen Bereichen des Fotos auf. Dabei fallen dem Betrachter die störenden falschen bunten Pixel viel eher ins Auge als beim Helligkeitsrauschen. Wie stark das Bildrauschen auffällt, hängt auch wesentlich vom Motiv ab – bei flächigen Motiven ist es störender als bei Motiven mit vielen Details. Teilweise bieten die Kameras Optionen an, um das Bildrauschen kameraintern zu reduzieren. Alternativ dazu können Sie es auch nachträglich optimieren. Dazu bieten sich beispielsweise die Programme NeatImage oder NoiseNinja an.
Wegen der oft fehlenden Farbigkeit ist es übrigens bei solchen Motiven nicht so besonders bedeutend, ob die Sonne scheint oder nicht – strahlende Farben bestimmen ja hier im Gegensatz zu anderen Motiven nicht das Bild. So schien bei den hier abgebildeten Fotos nur beim Bild unten und auf der nächsten Seite oben rechts die Sonne – alle anderen Bilder entstanden im Wald. Hier entsteht die Wirkung nur durch den Einsatz des Makroblitzes.
Bei der außergewöhnlichem Baumrinde im Bild oben hat die Natur elegant geschwungene Linien produziert (oben: Nikon D70s, 200 ISO, 1/160 Sek., f 8, 105 mm Makro, Makroblitz; unten: Nikon D200, 200 ISO, 1/640 Sek., f 5.6, 210 mm; Fotos: M. Gradias). 120
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Auch durch die geschwungenen Linien entstehen schöne Fotos (von oben links nach unten rechts: Nikon D70s, 200 ISO, 1/500 Sek., f 6, 300 mm; Nikon D70s, 200 ISO, 1/250 Sek., f 9, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D70s, 200 ISO, 1/60 Sek., f 4, 105 mm, Makroblitz; Nikon D70s, 200 ISO, 1/160 Sek., f 5.6, 105 mm Makro, Makroblitz; alle Fotos: M. Gradias).
Makroblitz einsetzen Da ja dank der sogenannten TTL-Blitzmessung bei den aktuellen Spiegelreflexkameras der Blitz automatisch die benötigte Lichtmenge ermittelt, arbeite ich beim Einsatz des Makroblitzes fast ausschließlich im manuellen Belichtungsmodus. So kann ich sowohl die Blende, die ich für die aktuelle Situation für geeignet halte, als auch die von mir gewünschte Belichtungszeit einstellen. Da man sich ja bei Makroaufnahmen sehr nah am Motiv befindet, reicht die Lichtmenge, die der Makroblitz mit seiner Leitzahl erreichen kann, völlig aus, um ein korrekt belichtetes Foto zu erhalten.
Den Makroblitz setze ich bei Baumrinden aus zwei Gründen recht gerne ein: Einerseits entstehen solche Bilder oft im „Unterholz“, wo meist nicht genügend Licht vorhanden ist. Zum anderen werden die Details der Baumrinde durch den Blitz besser ausgeleuchtet und kommen so im Bild besser zur Geltung.
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Drei Disteln – ganz unterschiedlich fotografiert (von links nach rechts: Nikon D200, 200 ISO, 1/640 Sek., f 8, 180 mm Makro; Nikon D200, 200 ISO, 1/320 Sek., f 9, 180 mm Makro; Nikon D200, 200 ISO, 1/400 Sek., f 10, 180 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias)
Disteln Man könnte auf drei unterschiedliche Arten zur Fotografie stoßen: Vielleicht ist man Biologe und kennt sich bestens mit allen Pflanzen- und Tierarten aus. Dann entsteht eventuell der Wunsch, zu dokumentieren, was man in der Natur gesehen hat. „Schau einmal, diese wunderschöne Cynareae des Tribus Cirsium habe ich bei meinem letzten Spaziergang am Wegesrand gefunden.“ Ich gestehe an dieser Stelle gleich, dass ich keine Ahnung habe, ob dies so biologisch korrekt ausgedrückt ist – ich habe nur bei Wikipedia recherchiert, was eine Kratzdistel ist. Die zweite Art zur Fotografie zu stoßen, trifft auf mich zu. Ich komme als gelernter Grafikdesigner aus der rein gestalterischen Ecke. Mir ist es erst einmal völlig egal, was ich fotografiere – es muss nur schön aussehen. Hier lautet das Motto vielleicht: „Schau mal, was ich Tolles am Wegesrand entdeckt habe. Ich weiß zwar noch nicht, was es ist – aber es hat mir gefallen.“ Und die letzte Kategorie? Nun, ein Technikfreak könnte nach Hause kommen und berichten: „Sieh nur welche verzeichnungsfreien Ergebnisse das neue digital optimierte 200–500 mm 5–6.3 SP AF Di LD IF liefert. Auch die minimierte chromatische Aberration ist klasse.“ Gut – zu jedem der drei Fotografentypen würden einem auch typische Sprüche als Antwort einfallen. „Ich erkenne die Distel auf dem Bild gar nicht – wo ist sie
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denn?“, könnte man vielleicht den Biologen fragen. Ich als Gestalter höre öfter mal „Das ist ja ekelig – diese widerlichen Viecher“, wenn ich zum Beispiel stolz ein neues tolles Spinnenfoto zeige. Und den letzten Spruch möchte ich auch nicht verschweigen: „Und warum ist das Bild dann so wirkungslos?“, könnte man eventuell den Technikfreak fragen. Je nachdem, aus welcher Richtung man kommt, hat man natürlich ganz andere Schwerpunkte und Vorgehensweisen. Aber man kann stetig dazulernen. Seit ich mich intensiv mit der Makrofotografie beschäftige, besuche ich zum Beispiel immer häufiger spezielle Webseiten wie etwa http://www.ausgabe.natur-lexikon. com, um zu recherchieren, um was es sich auf meinem Foto handelt. Aber das Schöne ist, dass auch alle voneinander lernen können. So kann mir ein Biologe sagen, was ich fotografiert habe. Einem Technikfreak könnte ich zum Beispiel zeigen, was auch aus einem ganz einfachen Objektiv alles herauszuholen ist, wenn man das Foto nur richtig gestaltet. Und der Technikfreak kann dem Biologen eine geeignete Kamera empfehlen, bei der das Motiv bildfüllend fotografiert werden kann.
Sie haben viele Möglichkeiten, herauszufinden, was Sie fotografiert haben. Wenn Sie einen Anhaltspunkt haben (beispielsweise „Disteln“) können Sie sich unter http:// de.wikipedia.org/wiki/Disteln bei den verschiedenen Gattungen „durchklicken“, bis Sie die gewünschte Gattung gefunden haben. Wenn Sie keinerlei Ahnung haben, um was es sich handeln könnte, könnten Sie unter http://www.google.de sogar einfach den Begriff „kleine stachelige Pflanze“ eintippen. Sehen Sie sich dann die Fotos an, bis Sie das gesuchte Motiv gefunden haben. Je weniger Anhaltspunkte Sie haben, umso mehr Zeit benötigen Sie für die Recherche.
Ich finde, Disteln haben durch ihre Form etwas „Majestätisches“. Wegen ihrer unregelmäßigen Form machen sie sich auch prima als Silhouette im Sonnenuntergang – wie beim rechten Foto (von links nach rechts: Nikon D200, 200 ISO, 1/640 Sek., f 8, 180 mm Makro; Nikon D70s, 200 ISO, 1/640 Sek., f 6.3, 195 mm; Nikon D200, 100 ISO, 1/1500 Sek., f 5.6, 210 mm; alle Fotos: M. Gradias).
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Dieses Distelbild finde ich persönlich am schönsten. Es ist das Pendant zur hochkanten Variante auf der vorherigen Seite, die durch den Hintergrund etwas unruhiger wirkt (Nikon D200, 100 ISO, 1/800 Sek., f 7.1, 210 mm, Foto: M. Gradias).
Fotografische Aspekte Was Disteln fotografisch interessant macht, ist zum einen ihre Wandlung über das Jahr hinweg und zum anderen die vielen Details, die sie mit ihrer stachligen Struktur bieten. So bieten sich Disteln besonders an, um sie als Silhouette vor einem Sonnenuntergang zu platzieren – so wie bei dem oberen Bild. Das inte ressante Spinnennetz links im Foto habe ich übrigens während der Aufnahme im Sucher nicht erkennen können. Es fiel mir erst später beim Sichten der Bilder am PC auf. Blühende Disteln sind auf einem Foto ebenso reizvoll wie die Samenstände – sie wirken durch die vielen feinen „Fäden“, die sie aufweisen, eher romantisch. Sie sehen ein solches Bild auf der folgenden Seite rechts. Achten Sie bei der Bildgestaltung darauf, dass der Hintergrund zum Motiv passt. Es bietet sich einerseits eine Ton-in-Ton-Variante, wie auf der vorletzten Seite oben rechts, an oder eine kontrastierende Variante, wie beim Foto unten links auf der letzten Seite. 124
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Links ist die Distel schon verdorrt – rechts wirkt sie „flauschig“ (links: Nikon D200, 100 ISO, 1/500 Sek., f 3.8, 180 mm Makro, Makroblitz; rechts: Nikon D70s, 200 ISO, 1/800 Sek., f 6, 300 mm, Fotos: M. Gradias).
Oft lässt sich die Art des Hintergrunds durch einen Schritt nach rechts oder links ändern. So entstanden die beiden genannten Fotos exakt am selben Tag und Ort. Beim Ton-in-Ton-Bild achtete ich darauf, das umliegende Feld als Hintergrund verwenden zu können. Beim zweiten Foto war ein einzelner grüner Strauch im Hintergrund für das Grün verantwortlich. Dieses Motiv befand sich nur gut einen halben Meter neben dem ersten Motiv. Leider hatte ich hier keine weitere Gestaltungsmöglichkeit, weil nur ein einzelner Strauch im Hintergrund vorhanden war. Daher wirken die einzelnen hellgrünen Äste im Hintergrund ein wenig unruhig. Die Blende wollte ich nicht weiter öffnen, damit die Distel vollständig scharf abgebildet wird. So muss man stets einen Kompromiss zwischen den Wünschen und dem Machbaren finden.
Schilf Das nächste – mich sehr begeisternde – Fotothema entstand durch „Langeweile“ und Zufall. Dass ich sehr gerne Libellen, Frösche und andere Insekten fotografiere, habe ich schon erwähnt. Dabei liegt es in der Natur der Sache, dass ich mich häufig an Teichen aufhalte, um meine Fotos schießen zu können. Nun ist es aber so, dass beispielsweise zum Fotografieren von Libellen extrem viel Geduld und Ruhe nötig sind. So kann ich schon einmal viele Stunden am Teich, auf Libellen wartend, verbringen. Während des Wartens schaut man sich selbstverständlich auch die Umgebung an. Und am Teichrand findet man in der Regel auch viel Schilf. Wenn man zu allen Jahreszeiten dort ist, lernt man auch die Wandlung des Schilfs kennen und fotografisch schätzen.
Es ist durchaus normal, dass sich Begeisterung für bestimmte Motive nicht „planen“ lässt, sondern sich zufällig ergibt. Viele Schönheiten der Natur entdeckt man erst durch ganz genaues Hinschauen und die Beobachtung über die Jahreszeiten hinweg.
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Schilf in unterschiedlichen Entwicklungsphasen (von links nach rechts: Nikon D200, 320 ISO, 1/320 Sek., f 5.6, 210 mm; Nikon D200, 100 ISO, 1/400 Sek., f 5.6, 210 mm; Nikon D200, 100 ISO, 1/320 Sek., f 9, 200 mm; alle Fotos: M. Gradias)
Am wirkungsvollsten fotografieren Sie Schilf, wenn Sie es vom Hintergrund trennen. Sind im Hintergrund zu viele Details zu erkennen, wird das Ergebnis schnell langweilig. Wenn Sie aber einige Regeln dabei beachten, ist dies gar nicht so schwierig, wie es zunächst erscheinen mag.
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Das Freistellen von Schilf Um das Schilf vor einem unscharfen Hintergrund freizustellen, müssen Sie einige Regeln beachten: Da ja bei kürzeren Brennweiten der im Bild scharf abgebildete Bereich weit größer ist als bei längeren Brennweiten, ist die Wahl des geeigneten Objektivs von großer Bedeutung. Sie sehen auf der folgenden Seite bei den Fotos oben, wie groß der Unterschied zwischen 125 mm und 210 mm ist. Der Einsatz eines Objektivs von ungefähr 180–210 mm ist daher empfehlenswert. Achten Sie zusätzlich darauf, dass der eingestellte Blendenwert nicht allzu groß ist – ein Wert zwischen Blende 5.6 und Blende 9 ist in den meisten Fällen gut geeignet. Kleinere Blendenwerte eignen sich eher nicht, weil das Schilf dann nicht vollständig scharf abgebildet wird. Damit Sie direkten Einfluss auf den Blendenwert nehmen können, ist es ratsam, mit der Zeitautomatik zu arbeiten. Dabei geben Sie den gewünschten Blendenwert vor – die Kamera stellt automatisch die dazu passende Verschlusszeit ein, um zu einem korrekt belichteten Foto zu kommen. Fast alle hier abgebildeten Schilfaufnahmen habe ich mit der Zeitautomatik geschossen. Der wichtigste Punkt beim Freistellen ist aber der Standpunkt, von dem aus Sie das Foto schießen. Sie müssen sehr genau hinsehen, ob Ihre Position das Freistel-
len zulässt. Suchen Sie nach Blütenrispen, die isoliert im Schilf stehen. Bei ganz dichtem Schilf wird Ihnen das Freistellen nicht gelingen. Suchen Sie daher an den Ausläufern des Schilfgürtels nach geeigneten Motiven. Achten Sie darauf, dass sich der Hintergrund weit genug weg von der fotografierten Blütenrispe befindet. Das sollte im Normalfall kein großes Problem darstellen, da sich Schilf ja an Teichen befindet, der dann als Hintergrund dienen kann. Wenn Sie nun noch so nah an das Schilf herangehen, dass es bildfüllend im Sucher zu sehen ist, steht einem gelungenen Foto nichts mehr im Wege.
Wenn Sie den Kauf einer neuen Kamera planen, ist es zu empfehlen, darauf zu achten, dass das ausgesuchte Modell die nützliche Abblendtaste besitzt. Gerade bei Makroaufnahmen werden Sie die Taste zur Beurteilung der Schärfentiefe häufiger benötigen.
Wenn Sie eine digitale Spiegelreflexkamera verwenden, haben Sie es ganz leicht, den Schärfentiefebereich zu beurteilen. Das, was Sie im Sucher sehen, entspricht dem Bildergebnis – zumindest dann, wenn Sie die Blende geöffnet haben. Wird der Blendenwert erhöht, hilft Ihnen eine Abblendtaste weiter. Viele Kameras der mittleren Preiskategorie bieten eine Abblendtaste an. Wird die Abblendtaste gedrückt, stellt die Kamera die aktuelle Blende ein, sodass Sie die Schärfentiefe exakt beurteilen können. Dabei ist aber zu beachten, dass das Sucherbild dadurch dunkler wird, was gelegentlich die Beurteilung ein wenig erschweren kann.
Links sehen Sie eine mögliche Situation, in der Sie Detailaufnahmen wie bei den beiden anderen Fotos schießen können (von links nach rechts: Canon 400D, 100 ISO, 1/500 Sek., f 6.3, 180 mm; Nikon D200, 320 ISO, 1/1000 Sek., f 5.3, 210 mm; Nikon D200, 400 ISO, 1/1000 Sek., f 6.3, 500 mm; alle Fotos: M. Gradias). Kapitel 7
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Gestalten Sie Ihre Schilfmotive sehr sorgfältig, um ansprechende Ergebnisse zu erhalten. Da Schilf ja ein statisches Motiv ist, können Sie sich ausreichend Zeit bei der Bildgestaltung lassen – im Gegensatz zumFotografieren von Tieren.
Die Bildgestaltung Die Bildgestaltung ist bei diesem Motiv wegen der Form des Schilfs nicht immer ganz einfach. Die Regel des goldenen Schnitts greift nämlich bei dieser Form selten. Da Schilfkolben ja lang und dünn sind, müssen Sie versuchen „Accessoires“ zur Gestaltung hinzuzufügen. Sie sahen ein solches Beispiel auf der vorletzten Seite oben links. Der Schilfkolben hätte allein kein wirkungsvolles Motiv ergeben. So habe ich einige weitere Halme in die Gestaltung mit einbezogen. Beim mittleren Foto auf der vorherigen Seite habe ich mich damit beholfen, dass ich die Kamera schräg gehalten habe, sodass das Motiv von links unten nach rechts oben durch das Bild verläuft. Man sagt, dass eine derartige Bildgestaltung die Ergebnisse „positiv“ erscheinen lässt.
In diesem Stadium sieht Schilf sehr „zart“ aus (von links nach rechts: Canon 350D, 100 ISO, 1/250 Sek., f 6.3, 200 mm; Nikon D200, 100 ISO, 1/200 Sek., f 7.1, 210 mm; Nikon D200, 100 ISO, 1/500 Sek., f 5.6, 210 mm; alle Fotos: M. Gradias).
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Bei umgekehrter Linienführung wirkt das Ergebnis schlechter – Sie können dies leicht testen, wenn Sie einmal probeweise mithilfe eines Bildbearbeitungsprogramms das Bild horizontal spiegeln. Das gezeigte Foto ist übrigens hart an der Grenze, weil man bei genauem Betrachten des Bildes merkt, dass die Kamera schräg gehalten wurde. Wollen Sie das Schilf hochkant abbilden, ist es meist sinnvoll, mehrere Schilfhalme gemeinsam zu fotografieren, damit die Bildfläche einigermaßen gefüllt wird. Sie können auch – wie beim Foto unten rechts auf der folgenden Seite – Wasserspie-
Hier ist der Unterschied der Brennweiten in Bezug auf die Schärfentiefe gut zu sehen. Links kam eine kürzere Brennweite zum Einsatz – hier ist der Hintergrund noch zu erkennen. Die verwendeten Blendenwerte sind sehr ähnlich (von links nach rechts: Nikon D200, 200 ISO, 1/1250 Sek., f 4.5, 125 mm; Nikon D200, 200 ISO, 1/1000 Sek., f 5.6, 210 mm; Nikon D200, 200 ISO, 1/640 Sek., f 5.6, 210 mm; Fotos: M. Gradias).
gelungen in die Bildgestaltung einbeziehen, um eine ausgewogene Komposition zu erreichen. Bei den ausladenden Blütenrispen haben Sie dagegen kaum Gestaltungsprobleme, da diese das Bild gut ausfüllen. Sie sehen dies bei den drei Fotos auf der gegenüberliegenden Seite. Die vielen feinen Strukturen machen diese Fotos sehr ansprechend. Bei den drei Bildern oben sehen Sie, dass Gruppen von Schilfhalmen dann gut wirken, wenn sie im leichten Gegenlicht aufgenommen werden. Dabei entstehen große Kontraste, die das Schilf sehr plastisch erscheinen lassen. Den grünen Hintergrund beim rechten Foto erreichte ich, indem ich einen Standpunkt wählte, bei dem sich im Wasser des Teichs die Bepflanzung auf der gegenüberliegenden Teichseite spiegelte. Die blauen Hintergründe entstehen, wenn Sie bei strahlend blauem Himmel fotografieren, weil sich der Himmel im Wasser spiegelt. Für graue Hintergründe muss der Himmel bewölkt sein.
Gräser Auch andere Gräser sind interessante Fotomotive. Im Prinzip gleicht die Bildgestaltung der beim Schilf beschriebenen. Da Gräser von der Form her allerdings schma ler sind, müssen Sie etwas sorgfältiger darauf achten, dass die Bildkomposition letztlich harmonisch wirkt. Sie können sich hier beispielsweise behelfen, indem Sie die Gräser als Silhouette vor einem Sonnenuntergang darstellen – Sie sehen solche Beispiele auf der nächsten Seite. Durch seine Form wirkt das Gras dann sehr elegant. Durch das Einbeziehen der Sonne im goldenen Schnitt des rechten Fotos wirkt der schmale senkrecht stehende Grashalm ansprechend. Ohne die Sonne wäre ein solches Foto dagegen wirkungslos.
Sie können die Spiegelungen im Wasser in die Bildkomposition einbeziehen (Nikon D200, 100 ISO, 1/320 Sek., f 5.6, 210 mm). Kapitel 7
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Vor Sonnenuntergängen wirken Gräser besonders schön (links: Nikon D200, 100 ISO, 1/1600 Sek., f 5.6, 210 mm; rechts: Nikon D200, 200 ISO, 1/2000 Sek., f 11, 210 mm, Fotos: M. Gradias).
Licht und Umfeld Aufgrund der Form des Grases bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als ganz gezielt Situationen auszusuchen, die auch wirklich ein Foto lohnen. Das ist gelegentlich gar nicht so einfach. Schönes Licht ist eine Möglichkeit, Gräser gekonnt ins Bild zu setzen. Neben den Sonnenuntergängen bietet sich auch das warme Abendlicht an. Die Gräser wirken dann fast, als wären sie aus Gold. Sie sehen ein solches Beispiel in der Mitte der zweiten Reihe auf der folgenden Seite. Eine andere Möglichkeit besteht darin, die eher farblosen Gräser vor farbenprächtigen Hintergründen freizustellen. Ein solches Beispiel zeigt das mittlere Foto der dritten Reihe. Auch Ton-inTon-Varianten sind reizvoll, wie beispielsweise beim ersten Bild in der letzten Reihe. Auch wenn Gras mit Tau oder Raureif bedeckt ist, lohnt es sich, ein Foto zu schießen. Das letzte Bild in der dritten Reihe ist dafür ein Beispiel. Bei der Gestaltung kippe ich öfter die Kamera, damit schräge Linien entstehen, die das Foto dynamischer erscheinen lassen. Auf natürliche Weise geschieht das auch, wenn Wind die leichten Gräser gegen den Boden neigt. Diese Situation sieht auch stets sehr ansprechend auf Fotos aus. Wollen Sie senkrecht stehende Grashalme ablichten, bieten sich schöne Grasformationen – wie in der ersten Reihe – an. 130
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Gräser lassen sich auf sehr unterschiedliche Art ablichten. Einige Möglichkeiten sehen Sie hier abgebildet (von oben links nach unten rechts: Nikon D200, 100 ISO, 1/350 Sek., f 5.6, 135 mm; Nikon D200, 100 ISO, 1/200 Sek., f 5.6, 210 mm; Nikon D200, 200 ISO, 1/320 Sek., f 5.6, 210 mm; Nikon D200, 100 ISO, 1/350 Sek., f 5, 70 mm; Nikon D70s, 200 ISO, 1/800 Sek., f 7.1, 105 mm Makro; Nikon D200, 100 ISO, 1/350 Sek., f 5.6, 210 mm; Canon 350D, 100 ISO, 1/250 Sek., f 8, 94 mm; Nikon D200, 200 ISO, 1/400 Sek., f 10, 180 mm; Nikon D300, 200 ISO, 1/200 Sek., f 7.1, 55 mm Makro; Nikon D70s, 200 ISO, 1/1000 Sek., f 3.2, 105 mm Makro; Nikon D70s, 200 ISO, 1/640 Sek., f 3.8, 55 mm Makro; Nikon D200, 200 ISO, 1/200 Sek., f 7.1, 180 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias).
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Auch eigentlich simple Grashalme lassen sich wunderbar in Szene setzen (von links nach rechts: Nikon D200, 100 ISO, 1/1000 Sek., f 2.8, 105 mm Makro; Nikon D200, 100 ISO, 1/640 Sek., f 3.8, 180 mm Makro; Nikon D200, 100 ISO, 1/350 Sek., f 5.6, 210 mm; Fotos: M. Gradias).
Viel Geduld Es liegt in der Natur der Sache: Die Bilder auf dieser Doppelseite strahlen viel „Leichtigkeit“ und „Ruhe“ aus. Das liegt an der grazilen Form der Gräser und den verwendeten Farben. Leider ist es aber so, dass die Ergebnisse viel „leichter“ erscheinen, als sie es wirklich sind. Der Grund ist recht einfach: In den meisten Fällen findet man Gras in Büscheln. Viel interessanter wirken auf dem Foto aber einzelne Grashalme. Sie sprechen den Betrachter eher an, weil er eben in der Natur meist nur die Büschel sieht und nicht die einzelnen Halme.
Da Grashalme keine allzu große Tiefe besitzen, können Sie einen sehr niedrigen Blendenwert einsetzen, damit der Hintergrund vollständig unscharf abgebildet wird – so wie auf den drei Fotos oben. Links und in der Mitte war die Blende vollständig geöffnet.
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Ich hatte es bereits erwähnt: Aus Respekt vor der Natur belasse ich stets alles so, wie ich es vorfinde – notfalls verzichte ich durchaus auch einmal auf ein attraktives Motiv. Andere könnten vielleicht daherkommen und einfach alle störenden Grashalme umknicken oder ausreißen, bis nur noch ein einzelner frei stehender Halm übrig ist. Ich gehe andersherum an die Sache heran. Ich suche meist an den Rändern der Bereiche – ähnlich wie beim Schilf. Auch dort finden sich die einzelnen Halme eher an den Grenzen des Schilfgürtels. Einzelne Grashalme finden Sie am ehesten dort, wo der Mensch nicht allzu stark eingreift – also zum Beispiel in Biotopen oder an einsamen Teichen und Seen.
Daher entstehen solche Fotos bei mir auch meistens, wenn ich unterwegs bin, um Frösche und Libellen zu fotografieren. Die Schwierigkeit beginnt dann, wenn ich schön anmutende Gräser gefunden habe. Ich versuche dann, eine Position zu finden, bei der mir beim Blick durch den Sucher der Hintergrund passend erscheint. Oft kommt es vor, dass rundherum störende Bildteile mit in das Bild rutschen und ich daher letztlich gar kein geeignetes Bild machen kann.
Wenn Sie sich dem Abbildungsmaßstab von 1:1 nähern, wird der Schärfentiefebereich immer geringer. Daher können Sie bei solchen Fällen die Blende ruhig bis etwa Blende 8 schließen, ohne dass der völlig unscharf abgebildete Hintergrund davon beeinflusst wird.
Dazu kommt, dass die hier gezeigten Gräser in Bodennähe waren. Da kommt es schon vor, dass ich auf dem Ellenbogen robbend die beste Position für das Foto aussuche. Diese „Making-ofs“ wären sicherlich auch eine witzige Fotoserie wert. Zum Glück bin ich bei solchen Touren meist alleine unterwegs, sodass niemand solche peinlichen Fotos schießen kann. Im Laufe der Zeit entwickelt sich dann ein Blick für solche Motive. Man beachtet dann nicht mehr die Grasbüschel, sondern sucht von vornherein die Halme, die geeignet erscheinen, um vor einem unscharfen Hintergrund abgebildet werden zu können.
Blühendes Gras (links) oder kleinere Accessoires wie die Feder beim mittleren Bild wirken sich positiv auf die Bildgestaltung aus. Rechts habe ich absichtlich im rechten Bildteil einen unscharfen Halm mit ins Bild aufgenommen, damit das Ergebnis nicht langweilig erscheint (von links nach rechts: Nikon D200, 100 ISO, 1/250 Sek., f 8, 105 mm Makro; Nikon D70s, 200 ISO, 1/250 Sek., f 8, 210 mm; Nikon D200, 100 ISO, 1/320 Sek., f 10, 180 mm Makro; Fotos: M. Gradias). Kapitel 7
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Getreide Das Freistellen von Getreide ist einigermaßen schwierig, wenn Sie ein wirkungs volles Foto erreichen wollen, da in Feldern natürlich ein Halm neben dem nächsten steht und so schlecht einzelne Ähren vom Hintergrund getrennt werden können. Mit ihren langen Grannen eignet sich besonders die Gerste für schöne Fotos – sowohl im reifenden als auch im ausgereiften Zustand. Durch die Grannen wirken die Fotos spannender, als wenn Sie beispielsweise Weizen fotografieren. Als Grannen bezeichnet man übrigens die langen Fäden am Ende der Ähren. Sie sind fotografisch gesehen durch ihre oft geschwungene Form ansprechend. Um interessant gestaltete Ergebnisse zu erhalten, sollten Sie eine lange Brennweite verwenden – beispielsweise von 180–300 mm – und die Blende öffnen, um den Schärfentiefebereich so klein wie möglich zu halten. Das restliche Feld verschwindet dann in der Unschärfe. Da Sie bei solchen Aufnahmen nicht besonders nah am Motiv sind, reicht der Schärfentiefebereich aus, um einzelne Ähren scharf abzubilden.
Werden einzelne Ähren vom Hintergrund isoliert – was im Feld nicht ganz einfach ist – entstehen schöne Motive, wie hier bei den Gersten-Fotos (von links nach rechts: Canon 450D, 200 ISO, 1/4000 Sek., f 5.6, 300 mm; Nikon D70s, 200 ISO, 1/3200 Sek., f 2.8, 105 mm Makro; Nikon D70s, 200 ISO, 1/400 Sek., f 5, 105 mm Makro; Fotos: M. Gradias). 134
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Das Ändern der Blendeneinstellung um nur zwei Blendenstufen führt zu einer völlig unterschiedlichen Bildwirkung (von oben links nach unten rechts: Nikon D70s, 200 ISO, 1/640 Sek., f 6.3, 105 mm Makro; Nikon D200, 500 ISO, 1/250 Sek., f 6.3, 500 mm; Nikon D70s, 200 ISO, 1/2000 Sek., f 2.8, 105 mm Makro; Canon 450D, 200 ISO, 1/500 Sek., f 8, 180 mm; alle Fotos: M. Gradias).
Varianten Sie haben mehrere Möglichkeiten, Felder und einzelne Ähren ansprechend auf dem Foto festzuhalten. Spuren in den Feldern, die beispielsweise durch Trecker oder auch den Wind entstehen, sind eine Variante. Sie sehen dies im Foto oben links. Zufällig sind dagegen „Fehlgewächse“, wie Sie es im Foto oben rechts sehen. Dort ragen einige Ährenbüschel deutlich über das Feld hinaus. Hier verwendete ich eine extrem lange Brennweite (500 mm) bei geöffneter Blende, um dieses schöne Detail völlig vom Rest des Feldes im Hintergrund trennen zu können. Es ist schon purer Zufall, solche Motive zu entdecken.
Gehen Sie zu unterschiedlichen Jahreszeiten auf die Suche nach schönen Getreidefotos. So halten Sie die verschiedenen Reifestadien mit ihren jeweiligen schönen Verfärbungen fest. Während nach dem Aussäen die grüne Färbung überwiegt, wirken die Getreidearten fast etwas goldfarben, wenn sie reif sind.
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Ausgereiftes goldfarbenes Korn wirkt zum Beispiel vor blauem Himmel klasse – wie bei den unteren Fotos (von oben links nach unten rechts: Canon 450D, 200 ISO, 1/4000 Sek., f 5.6, 180 mm; Nikon D200, 200 ISO, 1/750 Sek., f 11, 180 mm Makro; Nikon D200, 100 ISO, 1/320 Sek., f 9, 38 mm; Nikon D200, 100 ISO, 1/320 Sek., f 9, 50 mm; alle Fotos: M. Gradias).
Wenn zwischen den Ähren auch Mohn wächst – was nicht selten vorkommt –, können Sie die roten Mohnblüten als kontrastierende „Farbkleckse“ im Hintergrund verwenden. Dies sahen Sie beim letzten Bild auf der vorherigen Seite. Ist das Korn gereift, können sehr edel wirkende Ergebnisse erzielt werden, wenn Sie das Korn bei gutem Licht fotografieren. Dann entstehen golden leuchtende Farben – wie bei den Bildern oben. Wenn Sie in die Knie gehen und ein Weitwinkelobjektiv verwenden, können Sie den blauen Himmel auch als Kontrast zum goldenen Korn einsetzen. Dies Möglichkeit habe ich bei den beiden unteren Fotos angewendet. Die eher ungewöhnliche Perspektive beeindruckt den Betrachter. 136
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Hier sehen Sie sehr deutlich, wie sich ein misslungenes Freistellen auf das Ergebnis auswirkt. Während das rechte Foto sehr ansprechend erscheint, ist das linke wirkungslos. Es zeigt dieselbe Situation. Rechts ging ich lediglich etwas näher an das Motiv heran und zoomte zusätzlich auf 200 mm Brennweite (links: Canon 400D, 100 ISO, 1/640 Sek., f 7.1, 160 mm; rechts: Canon 400D, 100 ISO, 1/800 Sek., f 8, 200 mm; Fotos: M. Gradias).
Raps Rapsfelder zu betrachten, ist eine wahre Freude. Die Farbenpracht, wenn der Raps auf weiten Feldern blüht, ist sehr beeindruckend. Daher lohnen sich Überlandfahrten zu solchen Rapsfeldern immer wieder. Dass Raps aber gar nicht so einfach eindrucksvoll auf ein Foto zu bannen ist, zeigen die beiden Abbildungen oben. Während das Bild links ziemlich langweilig ist, kann das rechte Bild überzeugen, weil die Rapsblüten hier sauber vom Hintergrund getrennt wurden. Neben dem näheren Standpunkt wurde hier eine etwas größere Brennweite verwendet. Zusätzlich wurde ein niedriger Blendenwert eingestellt, um die Blende etwas weiter zu öffnen. Zudem wurde der Raps wegen des Hintergrunds ein wenig mehr von der rechten Seite fotografiert. Diese kleinen Veränderungen führten dazu, dass sich der Raps fast ein wenig majestätisch vor dem unscharfen Hintergrund präsentiert. Daher ist es oft so, dass solch geringfügige Veränderungen zu einer völlig anderen Bildwirkung führen und beim Betrachter entweder auf Ablehnung oder Begeisterung stoßen.
Durch die Einfarbigkeit der Rapsfelder könnte es zu fehlbelichteten Ergebnissen kommen, weil die Belichtungsautomatik meinen könnte, es sei „sehr hell“. So könnte das Bild zu kurz belichtet werden. Gegebenenfalls müssen Sie hier eine Belichtungskorrektur – eventuell um eine Blendenstufe – vornehmen.
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Durch den Einsatz einer großen Brennweite ist der Raps hier schön vom Hintergrund getrennt (Nikon D200, 200 ISO, 1/2500 Sek., f 5, 180 mm Makro, alle Fotos: M. Gradias).
Ähnlich wie bei Schilf und Gras müssen Sie versuchen, im Rapsfeld einzelne Rapstrauben zu suchen, bei denen der Hintergrund weit genug entfernt ist. Sie können die Rapsblüten entweder vor dem gelben Rapsfeld freistellen, oder Sie gehen in die Knie und versuchen, den blauen Himmel als Hintergrund zu ver wenden. Interessant sind auch die verschiedenen Stadien der Entwicklung. Während am Anfang noch viel Grün zu sehen ist, erscheinen die Felder später in voller Blütenpracht fast komplett in Gelb. Es ist empfehlenswert, Rapsfelder auch einmal im Abendlicht zu fotografieren. Die Gelbtöne wirken im warmen, rötlichen Abendlicht besonders schön. Auf der folgenden Seite sehen Sie solch ein Beispiel.
Übersichten und Details Rapsfelder wirken auch in der Übersicht als Foto reizvoll. Links sehen Sie zwei Locations, die hier mit einem Weitwinkelobjektiv erfasst wurden. Auch wenn Sie Spuren in Rapsfeldern finden, lohnt es sich, ein Foto zu machen. Ich hatte Ihnen bereits im letzten Kapitel ein Beispiel vorgestellt.
Solche Locations – wie hier im Vorharzgebiet – eignen sich prima für beeindruckende Rapsnahaufnahmen.
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Im Bild oben sehen Sie, dass die Nahaufnahmen sehr attraktiv aussehen. Um freigestellte Ergebnisse zu erhalten, verwende ich meist ein Makroobjektiv mit einer großen Brennweite – mit 180 mm Brennweite lassen sich die Blütentrauben gut erfassen. Wenn Sie wie oben im Querformat fotografieren wollen, bietet es sich an, mehrere Rapstrauben in die Bildkomposition aufzunehmen. Bei einzelnen Rapstrauben eignet sich dagegen eher die Darstellung im Hochformat.
Oben sehen Sie bei den beiden äußeren Fotos, dass während der Reifezeit der Hintergrund grün erscheint. Später sind es eher die gelben Hintergründe, die das Bild dominieren. Beim mittleren Bild oben und beim linken Bild unten habe ich den Raps im abendlichen Gegenlicht aufgenommen, was die Ergebnisse recht reizvoll erscheinen lässt. Exemplarisch sehen Sie übrigens bei den Aufnahmen dieser Seite, dass es nicht so bedeutend ist, mit welcher Kamera die Aufnahmen geschossen werden. So kam hier neben den Einsteigermodellen Canon 350D und 400D und der Nikon D70s auch die semiprofessionelle Nikon D200 zum Einsatz. Den Fotos sieht man es nicht an, welche Aufnahme zu welchem Modell gehört.
Das mittlere Bild entstand im abendlichen Gegenlicht (von links nach rechts: Nikon D200, 400 ISO, 1/750 Sek., f 6, 420 mm; Nikon D200, 100 ISO, 1/320 Sek., f 5.6, 300 mm; Canon 350D, 200 ISO, 1/500 Sek., f 9, 200 mm; alle Fotos: M. Gradias).
Oft verwende ich bei Rapsaufnahmen ein Objektiv mit einer sehr langen Brennweite. Dennoch ist bei 300 mm Brennweite im mittleren Bild der Hintergrund noch etwas unruhig (von links nach rechts: Nikon D200, 400 ISO, 1/1250 Sek., f 5.6, 300 mm; Nikon D70s, 200 ISO, 1/1000 Sek., f 6, 300 mm; Canon 400D, 100 ISO, 1/3200 Sek., f 4, 200 mm). Kapitel 7
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Wenn Sie längere Zeit mit Ihrer digitalen Kamera fotografieren, sammeln sich Fotos aus allen Jahreszeiten an, die das ganze Farbspektrum der Blätter zeigen. Sie können beispielsweise auch dasselbe Motiv zu unterschiedlichen Jahreszeiten fotografieren, um die Veränderungen zu zeigen.
Blätter Blätter sind so vielfältig, wie die Natur selbst. Alle erdenklichen Formen und Farben sind vorhanden – das macht sie fotografisch so interessant. Ob im Herbst verdorrt auf dem Boden liegend oder in frischen Farben am Baum – beides kann gleichermaßen geschmackvoll im Foto festgehalten werden. Sie sehen auf der folgenden Seite, dass sowohl viele als auch einzelne Blätter und Zweige wundervolle Fotomotive ergeben. Damit die schönen Farben der Blätter gut zur Geltung kommen, ist es empfehlenswert, die Fototouren bei Sonnenschein zu machen. Durch die zarten Strukturen der Blätter bieten sich auch Gegenlichtaufnahmen an. Sie sehen ein solches Beispiel in der zweiten Reihe links. Die lichtdurchfluteten Blätter leuchten im Gegenlicht. Wichtig ist auch beim Fotografieren von Blättern, dass Sie auf ein sauberes Freistellen der Motive achten. Hier bietet sich oftmals der Einsatz eines Teleobjektivs und die Verwendung eines niedrigen Blendenwerts an. Da die Blätter statische Motive sind, können Sie sich bei der Bildkomposition Zeit lassen und in aller Ruhe den geeigneten Bildausschnitt suchen. Sie sehen auf der folgenden Seite, dass es neben den schönen Farbzusammenstellungen überwiegend die geschwungenen Formen der Zweige sind, die die Fotos sehenswert machen. In der zweiten und dritten Reihe sind jeweils das mittlere Bild gute Beispiele dafür. Auch der Essigbaum in der dritten Reihe ganz rechts wirkt im Wesentlichen durch die geschwungene Form der Blätter. Wenn Sie durch die Natur wandern, sollten Sie versuchen, solche Formen zu entdecken. Auf der folgenden Seite sehen Sie zwei Varianten des Freistellens der Motive, die zu wirkungsvollen Bildern führen. Neben der völligen Freistellung, wie beim ersten Bild in der zweiten Reihe, wirken auch Motive, bei denen der Hintergrund als „Farbflecken“ erkennbar bleibt, wie etwa beim ersten Bild in der letzten Reihe. Es ist durchaus empfehlenswert, geeignete Motive mit unterschiedlichen Blendenwerten aufzunehmen, um anschließend am Rechner zu prüfen, welche Variante die schönste Wirkung erreicht.
Der Herbst zeigt tolle Farbzusammenstellungen (Nikon D70s, 200 ISO, 1/320 Sek., f 9, 55 mm Makro, Foto: M. Gradias).
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Da der verwendeten Blende große Bedeutung zukommt, ist es ratsam, derartige Motive überwiegend mit der Zeitautomatik zu fotografieren. Sie müssen dabei allerdings den Blick auch ein wenig auf die sich dabei automatisch ergebende Verschlusszeit werfen, damit das Bild nicht verwackelt wird. Wenn Sie bei Sonnenschein fotografieren, sollten Sie aber normalerweise recht kurze Belichtungszeiten erreichen. Bei den Beispielbildern sehen Sie an den Bilddaten, dass oft eine sehr kurze Verschlusszeit verwendet wurde – zum Beispiel 1/750 Sekunde. Das liegt daran, dass ich in diesen Fällen ganz bewusst einen bestimmten Blendenwert gewählt habe, um eine bestimmte Bildwirkung zu erreichen.
Über das gesamte Jahr bieten Blätter fantastische Fotomotive (von oben links nach unten rechts: Nikon D70s, 100 ISO, 1/250 Sek., f 5.3, 195 mm; Nikon D70s, 200 ISO, 1/320 Sek., f 9, 55 mm Makro; Nikon D70s, 200 ISO, 1/500 Sek., f 5.6, 150 mm; Nikon D200, 200 ISO, 1/750 Sek., f 5.6, 210 mm; Nikon D200, 200 ISO, 1/750 Sek., f 5.6, 180 mm Makro; Nikon D70s, 200 ISO, 1/500 Sek., f 5.6, 105 mm Makro; Canon 450D, 200 ISO, 1/320 Sek., f 4, 200 mm; Nikon D200, 200 ISO, 1/200 Sek., f 7.1, 180 mm Makro; Nikon D70s, 200 ISO, 1/640 Sek., f 5.6, 220 mm; Nikon D70s, 200 ISO, 1/640 Sek., f 6.3, 210 mm; Nikon D70s, 200 ISO, 1/160 Sek., f 7.1, 55 mm Makro; Nikon D300, 200 ISO, 1/160 Sek., f 6.3, 55 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias).
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Es ist legitim, wenn Sie die Fotos nachträglich bearbeiten, um beispielsweise einen besseren Bildausschnitt zu erreichen. Durch die hohe Megapixelzahl, die aktuelle Kameras anbieten, haben Sie ausreichend Reserve, um Teile vom Bild abschneiden zu können. Wenn Sie nur „normale“ Größen bis beispielsweise DIN A4 verwenden, haben Sie keine Qualitätseinbußen zu erwarten. Nur beim Drucken riesig großer Plakate benötigen Sie die volle Auflösung der Bilder.
Das geeignete Objektiv Im Prinzip können Sie Blätter natürlich mit einem Standardzoomobjektiv aufnehmen – beispielsweise mit einem Brennweitenbereich von 70 bis 210 mm. Wenn Sie aber etwas tiefer in die Makrofotografie einsteigen wollen, lohnt sich die Anschaffung von speziellen Makroobjektiven. Einerseits können Sie damit auch größere Abbildungsmaßstäbe erreichen, um so kleine Blätter auf den Sensor bannen zu
Die Natur produziert sehr romantisch wirkende Situationen (oben: Nikon D70s, 200 ISO, 1/320 Sek., f 4.5, 105 mm Makro; unten: Nikon D200, 640 ISO, 1/200 Sek., f 11, 210 mm; Fotos: M. Gradias). 142
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Sie können Blätter zwar prinzipiell mit Standardzoomobjektiven aufnehmen – mit Makroobjektiven haben Sie aber bessere Möglichkeiten, weil auch sehr kleine Details aufgenommen werden können (von oben links nach unten rechts: Canon 400D, 100 ISO, 1/320 Sek., f 5.6, 60 mm Makro; Nikon D200, 100 ISO, 1/250 Sek., f 5, 180 mm Makro; Nikon D200, 100 ISO, 1/200 Sek., f 7.1, 180 mm Makro, Makroblitz; Nikon D200, 200 ISO, 1/400 Sek., f 9, 180 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias).
können. Zum anderen haben die speziellen Makroobjektive meist aber auch eine bessere Abbildungsqualität als die Objektive, die mit den Kameras im Set angeboten werden. Zu erkennen ist die bessere Bildqualität beispielsweise an feiner dargestellten Details. Welches Makroobjektiv geeignet ist, hängt zum Beispiel davon ab, wie groß der Mindestabstand zum Objekt sein soll. Je niedriger die Brennweite ist, umso näher müssen Sie an das Motiv herangehen, wenn Sie es bildfüllend abbilden wollen.
Die Entscheidung, welches Makroobjektiv ich verwende, fällt meist durch die Schärfentiefe, die ich erreichen möchte – die Entfernung zum Objekt spielt bei mir eine geringere Rolle. Ich passe nach der Wahl des Objektivs meine Entfernung zum Objekt an.
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Gegenlichtmotive sind schick, weil sie sehr stark leuchtende Farben enthalten (von links nach rechts: Nikon D200, 100 ISO, 1/180 Sek., f 7.1, 210 mm; Nikon D200, 100 ISO, 1/350 Sek., f 5.6, 210 mm; Nikon D70s, 200 ISO, 1/400 Sek., f 5.6, 210 mm; alle Fotos: M. Gradias).
Gegenlicht Sehr attraktiv wirken Blätter, wenn sie im Gegenlicht fotografiert werden, weil dann die Farben kräftig leuchten. Einige solche Beispiele sehen Sie auf dieser Seite abgebildet. Beim Foto oben links sehen Sie, dass selbst ein auf einen Schotterweg gefallenes vertrocknetes Blatt zu einem schicken Fotomotiv werden kann. Durch die tief stehende Abendsonne wirkt das Blatt reizvoll. Besonders gut eignet sich der Herbst für Gegenlichtaufnahmen, wenn die Verfärbung der Blätter einsetzt. Auch Sonnenuntergänge eignen sich als Hintergrund für Blättersilhouetten, wie beim Foto unten links. Die zackigen Ränder der Blätter machen sich in dieser Darstellung besonders gut. Das rechte Motiv habe ich einmal mit der Sonne und einmal gegen die Sonne fotografiert. Übrig geblieben ist letztlich nur die Gegenlichtaufnahme.
Beides sind Gegenlichtaufnahmen – allerdings mit völlig unterschiedlicher Wirkung. Beim Sonnenuntergang links sind die Blätter nur als Silhouette erkennbar. Rechts sind die feinen Äderchen des sehr kleinen Blattes deutlich zu sehen (links: Nikon D70s, 200 ISO, 1/640 Sek., f 6.3, 210 mm; rechts: Nikon D70s, 200 ISO, 1/250 Sek., f 8, 55 mm Makro). 144
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Sie sehen auf dieser Seite einige Beispielfotos aus dem Herbst und Winter. Während im Frühjahr Knospen besonders interessant zu fotografieren sind, eignen sich im Herbst die Farbspiele für schöne Motive. Aber auch der Winter kann schöne Motive bieten. So sehen Sie unten einige Fotos, die bei Frost entstanden. Die vielen kleinen Eiskristalle machen auch vertrocknete Blätter zu ansprechenden Fotomotiven.
Im Herbst finden Sie Motive in Hülle und Fülle (von links nach rechts: Nikon D70s, 200 ISO, 1/320 Sek., f 9, 55 mm Makro; Nikon D200, 100 ISO, 1/320 Sek., f 5.6, 300 mm; Nikon D70s, 200 ISO, 1/250 Sek., f 6.3, 180 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias).
Wenn Schnee liegt, ist das Auffinden von Motiven ein wenig schwieriger. Aber beim oberen Foto auf der folgenden Seite sehen Sie, dass manchmal – eher zufällig – ganz lustige Fotos entstehen können.
Nach einer frostigen Nacht bieten sich mit Reif bedeckte Blätter als Motiv an (von links nach rechts: Nikon D70s, 200 ISO, 1/250 Sek., f 8, 55 mm; Nikon D70s, 200 ISO, 1/250 Sek., f 8, 55 mm Makro; Nikon D300, 200 ISO, 1/250 Sek., f 8, 55 mm Makro). Kapitel 7
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Auch wenn Schnee liegt, kann man ganz lustige Fotomotive finden, wie diesen Zweig, der einsam aus dem Schnee ragt. Den Schatten der tief stehenden Sonne habe ich in die Bildkomposition mit einbezogen (Nikon D70s, 200 ISO, 1/250 Sek., f 6, 300 mm).
Löwenzahn eignet sich sowohl in der Blütezeit als Fotomotiv als auch im Stadium der „Pusteblume“. Schön anzusehen sind auch Wiesen, die von Löwenzahn übersät sind und dann eine „gelbe Pracht“ bilden. Die Wirkung ist dann genauso schön wie bei Rapsfeldern.
Pusteblumen wirken wegen ihrer grazilen Form sehr „edel“ (Nikon D70s, 200 ISO, 1/640 Sek., f 6.3, 105 mm Makro, Fotos: M. Gradias).
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Pusteblumen Die feinen Samenfäden von Pusteblumen ergeben attraktive Fotomotive, da sie sehr „zart“ wirken. Sie sehen bei den drei abgebildeten Fotos unterschiedliche Stadien. Die Pusteblume sieht sowohl in voller Pracht, wie beim Foto oben links auf der folgenden Seite, als auch kurz vor dem Endstadium, wie beim Bild oben rechts, ansprechend aus. Wegen der geringen Größe sollten Sie für die Aufnahmen ein Makroobjektiv verwenden.
Beim Foto rechts habe ich die Pusteblume am späten Abend fotografiert und einen Makroblitz verwendet (links: Nikon D200, 100 ISO, 1/350 Sek., f 5, 105 mm Makro; rechts: Nikon D60, 100 ISO, 1/60 Sek., f 5.6, 55 mm Makro, Makroblitz; alle Fotos: M. Gradias).
Dies & das Zum Abschluss des Kapitels habe ich Ihnen noch einige Motivideen anderer Pflanzen zusammengestellt. Tannen sind zwar – fotografisch gesehen – nicht unbedingt besonders attraktiv. Auf der nächsten Seite sehen Sie oben dennoch zwei schöne Motive. Während beim linken Foto die Wassertropfen den Tannenzweig zu einem Fotomotiv machten, war es beim rechten Foto die Form der Nadeln bei dem verdorrten Tannenzweigdetail. Tannenzapfen sind durchaus auch als Makromotive geeignet – Sie müssen hier aber darauf achten, dass der scharf abgebildete Bereich so groß ist, dass weite Teile des Tannenzapfens scharf abgebildet werden. Blütenstände der unterschiedlichsten Pflanzen sind im Prinzip immer schön anzusehen. Da sie meist sehr klein sind, sollten Sie ein Makroobjektiv verwenden, um einen möglichst großen Abbildungsmaßstab zu erhalten. Der rechts gezeigte Blütenstand ist nur wenige Zentimeter groß – das sieht man dem Ergebnis allerdings kaum an. Es macht sehr viel Freude, wenn man beim fertigen Foto lauter Details der Blütenstände sieht, die man mit bloßem Auge gar nicht erkennen kann.
Dieser Blütenstand einer Salweide ist nur wenige Zentimeter groß (Canon 400D, 500 ISO, 1/80 Sek., f 8, 60 mm Makro). Kapitel 7
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Beeren Auf der folgenden Seite sehen Sie einige unterschiedliche Beeren. Auch wenn ich Beeren ziemlich häufig fotografiere, verwende ich die meisten Bilder nicht, da die Ergebnisse schnell wirkungslos werden, wenn der Schärfebereich im Bild nicht passt. Bei Beeren gibt es nämlich das Dilemma, dass man meist einen recht hohen Blendenwert – beispielsweise Blende 9 – benötigt, damit die Beeren vollständig scharf abgebildet werden. Wird aber die Blende so weit geschlossen, führt dies oftmals zu einem unruhigen Hintergrund. Man muss also nach Situationen suchen, bei denen der Hintergrund weit genug entfernt ist, damit er unscharf erscheint, was bei den Beispielen gelungen ist.
Oben sehen Sie zwei unterschiedliche Tannenfotos, links mit Wassertropfen bedeckt und rechts vertrocknet. Blütenstände, wie bei den Fotos unten, sind stets ein Foto wert (von oben links nach unten rechts: Nikon D200, 100 ISO, 1/250 Sek., f 4, 50 mm, int. Blitz; Nikon D70s, 200 ISO, 1/200 Sek., f 3.5, 105 mm Makro; Nikon D200, 200 ISO, 1/2000 Sek., f 3.5, 180 mm Makro; Nikon D200, 200 ISO, 1/1600 Sek., f 2.8, 105 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias). 148
Kapitel 7
Beeren aller Art stellen schöne Fotomotive dar – Sie müssen aber darauf achten, dass der scharf abgebildete Bereich im Bild passt, sodass die Beeren vollständig scharf erscheinen (von oben links nach unten rechts: Nikon D200, 200 ISO, 1/350 Sek., f 10, 180 mm Makro; Nikon D200, 200 ISO, 1/320 Sek., f 9, 180 mm Makro; Nikon D70s, 200 ISO, 1/250 Sek., f 9, 105 mm Makro; Nikon D200, 100 ISO, 1/640 Sek., f 4, 105 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias).
Fazit In diesem umfangreichen Kapitel haben Sie bemerkt, wie vielfältig die Möglichkeiten sind, aus alltäglichen Dingen, die uns die Natur bietet, schöne Fotomotive zu zaubern. Je mehr Sie fotografieren, umso leichter wird es Ihnen fallen, Situationen zu entdecken, die sich wirkungsvoll im Foto präsentieren lassen. Auch wenn die ersten Versuche Sie vielleicht noch nicht begeistern können, sollten Sie nicht aufgeben – es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Man könnte auch sagen: „Fotografieren lernt man durch fotografieren.“ Kapitel 7
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Bornholmmargerite, Nikon D700, 200 ISO, 1/320 Sek., f 9, 180 mm Makro, Foto: M. Gradias
Blumen Blumen sind ein klassisches Thema der Nah- und Makrofotografie. Viele Fotografen begeistert dieses Thema. Grund dafür sind die schönen vielfältigen Farben und Formen, die Blumen bieten. Dabei ist es egal, ob es sich um Schnittblumen, Blumen im Garten oder in der freien Natur handelt. Die Vorgehensweise ist dabei identisch. Auch Blumenknospen und die Blütenstempel sind attraktive Motive. Welche Möglichkeiten Sie haben, erfahren Sie anhand vieler Beispiele in diesem Kapitel.
Kapitel 8
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So einfach die Blumenfotografie zunächst erscheinen mag, so schwierig ist sie allerdings. Um von einer simplen Darstellung einer Blume zu einem Foto zu gelangen, das Aufmerksamkeit erregt, ist einige Übung und das Einhalten einiger fotografischer Regeln nötig.
So edel können Dahlien auf dem Foto erscheinen, wenn sie richtig fotografiert werden (Nikon D200, 100 ISO, 1/250 Sek., f 8, 105 mm Makro, alle Fotos: M. Gradias).
Geeignete Locations Um Blumenfotos zu schießen, können Sie in die Natur marschieren – in vielen Fällen brauchen Sie das aber nicht zu tun. Viele Menschen haben zum Beispiel eine Blumenschale auf dem Balkon oder vor der Haustür. Die Blumen darin eignen sich prima, um in aller Ruhe fotografiert zu werden. Auch Beete im eigenen oder fremden Gärten sind gut für Makrofotos geeignet. Natürlich bieten sich auch Felder und Wiesen an, um einheimische Wildpflanzen abzulichten. Das Schöne an Blumenfotos ist außerdem, dass Sie praktisch das ganze Jahr Fotos schießen können. Und wenn im Winter mal keine Blumen in der Natur vorhanden sind, kaufen Sie vielleicht Ihrem Partner einfach mal einen Blumenstrauß. Damit machen Sie nicht nur Ihrem Partner eine Freude – Sie können den Blumenstrauß ja auch gleich für fotografische Zwecke nutzen. Auf der folgenden Seite sehen Sie beispielsweise zwei Blumensträuße. Viele Fotos dieses Kapitels entstanden so. Daneben habe ich jeweils ein Beispielfoto ausgesucht, das zu dem jeweiligen Blumenstrauß gehört. Ich nutze solche Gelegenheiten, um eine große Menge an verschiedenen Makroaufnahmen zu schießen. Es kommt nicht selten vor, dass am Ende der Fotosession mehrere Hundert Fotos im Kasten sind. Der Unterschied zwischen „geknipsten“ Fotos und anspruchsvoller Blumenfotografie ist riesig groß – hier sehen Sie zwei Negativbeispiele. 152
Kapitel 8
Ich variiere bei den unterschiedlichen Fotos neben dem Bildausschnitt auch die Schärfeebene und probiere dazu unterschiedliche Blendenwerte und verschiedene Makroobjektive aus, bis ich mit der Bildwirkung zufrieden bin.
Zusätzlich setze ich auch öfter den Makroblitz ein – wie zum Beispiel beim oberen der beiden Beispielfotos. Der Grund ist nicht das fehlende Licht, sondern die Möglichkeit, damit die Details in den Schattenbereichen der Blumen sichtbar machen zu können. Außerdem kann ich dann auch sehr hohe Blendenwerte verwenden, um eine hohe Schärfentiefe zu erreichen. In den allermeisten Fällen schieße ich solche Fotos im Freien bei Sonnenschein. Ich finde, dass die Motive dann natürlicher wirken, als wenn sie im Studio aufgenommen wären.
Schnittblumen eignen sich prima für prächtige Blumendetailaufnahmen.
Diese beiden Fotos stammen aus den beiden rechts abgebildeten Blumensträußen (oben: Nikon D200, 200 ISO, 1/200 Sek., f 32, 105 mm Makro, Makroblitz; unten: Nikon D200, 100 ISO, 1/400 Sek., f 10, 180 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias). Kapitel 8
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In derselben Situation wurde hier die Blume in einem Beet vor zwei unterschiedlichen Hintergründen fotografiert – links vor dem besonnten Rasen und rechts vor schattigen Buschbereichen im Hintergrund (links: Nikon D200, 100 ISO, 1/320 Sek., f 5.6, 210 mm; rechts: Nikon D200, 100 ISO, 1/180 Sek., f 5.6, 210 mm; Fotos: M. Gradias).
Sie können nach Absprache mit dem Inhaber sicherlich auch einmal bei Ihrem Gärtner um die Ecke Blumen fotografieren – auch Wochenmärkte bieten sich hier unter anderem an. Wollen Sie ganz viele Blumen ablichten, könnten Sie auch Garten- oder Blumenschauen besichtigen – wie beispielsweise eine Bundesgartenschau. Bei Spaziergängen durch die Stadt können Sie ein Augenmerk auf die öffentlich angelegten Blumenbeete werfen.
Feld- und Wiesenblumen Das Fotografieren von Feld- und Wiesenblumen bietet sich zum Beispiel an, wenn Sie unterwegs sind, um andere Makrothemenbereiche zu bearbeiten. So finden Sie sicherlich an einem Teich, wo Sie vielleicht Libellen fotografieren wollen, auch viele schöne Blumenmotive, die den Betrachter der fertigen Fotos in den Bann ziehen können. Bei den Pflanzen in der freien Natur haben Sie oft den Vorteil, dass Sie auch einzelne Blumen finden – so fällt das Freistellen der Motive etwas leichter, als wenn in einem Blumenbeet eine Pflanze neben der anderen steht. 154
Kapitel 8
Das Bestimmen der Arten Wenn Sie kein erfahrener Botaniker sind, fällt das Bestimmen der fotografierten Pflanze ziemlich schwer. Es gibt nämlich unendlich viele verschiedene Arten, die sich teilweise auch nur geringfügig unterscheiden. Für einen botanischen Laien – wie mich – ist es schwierig, eine präzise und korrekte Bestimmung der Art durchzuführen. Naturlexika können hier ein wenig helfen – ebenso wie die Recherche auf http:// de.wikipedia.org. Auch unter http://www.natur-lexikon.com finden Sie viele verschiedene Pflanzenarten übersichtlich aufgelistet und jeweils mit Beispielfotos versehen. So können Sie überprüfen, ob sich die Abbildungen mit dem Inhalt Ihres Fotos decken. Wenn Sie beispielsweise nach „Natur Lexikon“ oder „Pflanzen Lexikon“ googeln, finden Sie auch viele private Webseiten, die Ihnen weiterhelfen können. Ein wenig Zeit müssen Sie dabei aber mitbringen.
Die Glockenblume versteckte sich im Gras am Teich (Nikon D70s, 200 ISO, 1/350 Sek., f 10, 180 mm Makro).
Wie ich ja bereits schrieb, geht es mir persönlich in allererster Linie um „schöne Fotos“. Daher bitte ich um Nachsicht, wenn beim einen oder anderen Motiv die Zuordnung zur korrekten Pflanzenart sachlich nicht ganz richtig ist – ich habe beim Recherchieren versucht, mich so nah wie möglich „heranzutasten“. Diese Lupinie (links) fand ich in einem Biotop neben einem Teich (links: Nikon D70s, 200 ISO, 1/250 Sek., f 8, 105 mm Makro, Makroblitz; rechts: Nikon D200, 200 ISO, 1/500 Sek., f 5.6, 105 mm Makro, alle Fotos: M. Gradias).
Kapitel 8
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Die krautige Platterbse bringt wunderschöne Blüten hervor. Sie blühen etwa von Ende Mai bis Anfang September (von links nach rechts: Nikon D200, 400 ISO, 1/500 Sek., f 13, 180 mm Makro; Nikon D200, 200 ISO, 1/1250 Sek., f 7.1, 180 mm Makro; Nikon D200, 400 ISO, 1/640 Sek., f 13, 180 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias).
„Unkraut“ Bei meinen Nachbarn kann ich immer wieder beobachten, wie emsig Tag für Tag Unkraut gejätet und der Garten herausgeputzt wird. Ich bin kein Gärtner. Als Fotograf lasse ich vieles im Garten wachsen, was andere ganz schnell entfernen würden – wie zum Beispiel das stark wuchernde Kraut der Platterbse auf den drei Fotos oben. Dies entferne ich erst nach dem Verblühen in der Gewissheit, dass es im folgenden Jahr zurückkehren wird. So finde ich in meinem Garten immer haufenweise Fotomotive. Dabei handelt es sich nicht nur um die Blüten, sondern auch um deren Besucher. Wo nämlich Blüten sind, sind Insekten nicht weit. So entstanden sehr viele Bilder in diesem Buch in einer Entfernung von vielleicht maximal 20 Metern von meinem Arbeitsplatz. Dabei habe ich auch zusätzlich den Vorteil, dass ich nur einige wenige Schritte benötige, um bei einer interessanten Fotolocation zu sein, wenn ich aus dem Fenster schaue und sehe, dass schönes Licht vorhanden ist. Wenn sich nach den ersten Fotos das Licht als doch nicht so gut erweist, um tolle Fotos machen zu können, reichen einige wenige Schritte aus, um wieder zu Hause zu sein. Das ist sehr praktisch und zeitsparend! Auch der winzig kleine blühende Klee auf der folgende Seite fällt leider viel zu oft dem Rasenmäher zum Opfer, obwohl er ein so schönes Fotomotiv sein kann.
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Kapitel 8
Die richtige Präsentation Auch bei dieser Art der Fotografie ist es eminent wichtig, die Blüte richtig zu präsentieren, damit sie beim Betrachter Aufmerksamkeit erregt – das ist es ja, was man als Fotograf erreichen will. Da Sie ja die betreffende Blüte präsentieren wollen – und nicht deren Umfeld –, ist das Freistellen auch hier sehr wichtig. Sie sehen bei den Fotos auf dieser Doppelseite, dass ich dies jeweils durch den Einsatz eines langbrennweitigen Makroobjektivs erreicht habe. Durch die geringere Schärfentiefe bei langen Brennweiten habe ich außerdem die Möglichkeit, die Blende etwas zu schließen, um die Pflanze selbst scharf abbilden zu können. Wenn Sie dann noch stets darauf achten, dass sich der Hintergrund weit genug weg vom fotografierten Motiv befindet, steht einem wirkungsvollen Foto kaum noch etwas im Wege.
Achten Sie einmal darauf, ob Sie zusätzlich zu einem sowieso schönen Fotomotiv auch Accessoires mit einfangen können, wie etwa die Tautropfen beim Bild unten rechts, die das Bild gleich sehr viel interessanter machen. Natürlich können Sie ein wenig mit einem Blumenbestäuber nachhelfen. Beim Beispielbild sind die Tautropfen aber natürlichen Ursprungs, weil ich vormittags unterwegs gewesen bin und die Sonnenstrahlen den Tau noch nicht getrocknet hatten.
Klar, dass Sie zusätzlich darauf achten müssen, dass die Formen der Blüte für eine gelungene Bildkomposition geeignet sind. So sehen Sie auf den beiden äußeren Fotos auf der vorherigen Seite, dass der goldene Schnitt eingehalten wurde.
Wo die Natur „freien Lauf“ hat, entdecken Sie hochinteressante Motive. Rechts und in der Mitte sehen Sie einfachen blühenden Wiesenklee – rechts mit Tau versehen (von links nach rechts: Nikon D200, 320 ISO, 1/500 Sek., f 11, 180 mm Makro; Nikon D200, 200 ISO, 1/640 Sek., f 6.3, 500 mm; Nikon D200, 200 ISO, 1/200 Sek., f 9, 180 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias). Kapitel 8
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Diese sehr schöne, nur wenige Zentimeter große Ackerwitwenblume fand ich an einem Feldrand (Nikon D200, 200 ISO, 1/500 Sek., f 11, 180 mm Makro, Fotos: M. Gradias).
Kleine Blümchen Gänseblümchen, kleine Margeriten oder Kamille – all diese kleinen Blumen mit weißen Blättern und gelben Blütenstempeln sind prima als Fotomotiv geeignet, da sie sehr „edel“ aussehen. Sie finden sie überall in der Natur auf Wiesen und an Feldrändern.
Durch die Linienführung wird der Blick direkt auf die winzig kleinen Blüten gelenkt (Nikon D200, 200 ISO, 1/320 Sek., f 9, 180 mm Makro).
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Kapitel 8
An einem Feldrand fand ich auch die sehr kleine Ackerwitwenblume, die Sie oben abgebildet sehen. Diese nur wenige Zentimeter große Blüte wirkt sehr zart. Bei der Bildkomposition solcher – bald kreisrunder – Elemente sollten Sie darauf achten, diese nicht unbedingt bildmittig zu positionieren, weil dann die Bilder eher langweilig erscheinen. Um eine gewisse Spannung im Bild aufzubauen, ist ein Verschieben nach rechts oder links angebrachter.
Gänseblümchen, Margeriten und Kamille sind dankbare Fotomotive (links: Canon 450D, 200 ISO, 1/500 Sek., f 8, 300 mm Makro; rechts: Canon 450D, 200 ISO, 1/800 Sek., f 10, 271 mm; alle Fotos: M. Gradias).
Fokussieren Sie müssen dann natürlich beim Fokussieren aufpassen, dass die richtige Stelle im Bild fokussiert wird, wenn sich das zu fotografierende Objekt nicht im Bildzentrum befindet. Achten Sie daher im Sucher genau auf das Markierungsfeld, das kennzeichnet, welche Stelle im Bild scharf eingestellt wird. Wird eine andere Stelle im Bild scharf gestellt als das Bildzentrum, haben Sie zwei Möglichkeiten. Entweder Sie verwenden die Schärfespeicherung, die viele digitale Spiegelreflexmodelle anbieten, oder Sie wechseln das Autofokusmessfeld – auch diese Option wird meistens angeboten.
Die kleine Margerite wirkt in der tief stehenden Sonne gut. Durch die weißen Blätter und die gelben Blütenstempel sehen diese Blümchen sehr „edel“ aus (Canon 400D, 100 ISO, 1/320 Sek., f 6.3, 60 mm Makro). Kapitel 8
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Sie können die kleinen Margeriten mit ganz unterschiedlichen Perspektiven fotografieren (links: Nikon D200, 100 ISO, 1/250 Sek., f 4.5, 105 mm Makro; rechts: Canon 350D, 100 ISO, 1/250 Sek., f 10, 52 mm; alle Fotos: M. Gradias).
Wildrosen Rosen sind nicht nur in der gezüchteten Variante schön – sondern auch als kleine Wildrosen, die Sie in verschiedenen Farben in der Natur beispielsweise an Hecken finden. Die Blüten sind relativ klein – daher ist der Einsatz eines Makroobjektivs dringend angeraten. Wenn Sie mit einem Standardzoomobjektiv fotografieren, wie es bei vielen Einsteigerkameras im Set angeboten wird, werden Sie Schwierigkeiten haben, das Motiv vor dem Hintergrund schön freizustellen. Wenn Sie beispielsweise ein 17- bis 55-mm-Objektiv nutzen, wird es Ihnen auch bei offener Blende nicht gelingen, dass der Hintergrund scharf erscheint. Sie sehen ein solches Beispiel auf der folgenden Seite oben links. Die wunderschöne Blüte könnte noch besser wirken, wenn der Hintergrund nicht so unruhig wäre. Sie sehen, dass bei den drei anderen Motiven, die jeweils mit einer Brennweite um 200 mm entstanden, das Ergebnis deutlich harmonischer wirkt. Die Größe der verschiedenen Blüten war dabei ähnlich gewesen.
Belichtungsmessung
Margeriten eignen sich sowohl für das Quer-, als auch für das Hochformat (Nikon D200, 100 ISO, 1/1250 Sek., f 4.5, 105 mm, Makro). 160
Kapitel 8
Bei diesen hellen Motiven vor dunklem Umfeld müssen Sie eines bedenken: Die automatische Belichtungsmessung könnte hier eventuell zu fehlbelichteten Fotos führen. Prüfen Sie daher gleich nach dem Fotografieren das Ergebnis auf dem Kameramonitor. Wenn das Ergebnis falsch belichtet erscheint, machen Sie eine weitere Aufnahme und verwenden Sie die Belichtungskorrektur. Wenn Sie ganz unsicher sind und Ihr Kameramodell solch ein Feature bietet, können Sie die
Wildrosen wirken sehr grazil (von oben links nach unten rechts: Canon 350D, 100 ISO, 1/160 Sek., f 5.6, 55 mm; Canon 450D, 200 ISO, 1/1600 Sek., f 7.1, 200 mm; Canon 450D, 100 ISO, 1/640 Sek., f 7.1, 200 mm; Nikon D200, 100 ISO, 1/640 Sek., f 8, 180 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias).
sogenannte Belichtungsreihe einsetzen. Dabei werden mehrere Fotos mit unterschiedlichen Belichtungen aufgenommen. So erhalten Sie über-, unter- und normal belichtete Fotos und können nachträglich die beste Variante heraussuchen. Alternativ dazu ist es auch möglich, bei solchen Motiven die Belichtungsmessart umzustellen. Standardmäßig werden Sie mit der Mehrfeldmessung arbeiten, die in den allermeisten Fällen zu perfekt belichteten Fotos führt. Bei den Motiven dieser Doppelseite bietet sich aber eher die mittenbetonte Messung an, bei der ein größerer Bereich im Bildzentrum für die Belichtungsmessung verwendet wird. In nur wenigen Sonderfällen benötigen Sie die Spotmessung, bei der nur 10 % des zentralen Sucherbereichs in die Belichtungsmessung einfließen.
In den allermeisten Fällen werden Sie die Belichtungsmessart nicht ändern müssen, um ausgewogen belichtete Ergebnisse zu erhalten. Nur, wenn sich das Motiv in seiner Helligkeit deutlich vom Umfeld abhebt, kann die Wahl einer anderen Messmethode – wie zum Beispiel der Spotmessung – angebracht sein.
Kapitel 8
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Diese einzelne Blüte wirkt sehr zart. Während die Blüte links in etwa im goldenen Schnitt des Bildes angeordnet wurde, habe ich rechts das unscharfe Blatt für eine ausgewogene Bildkomposition mit in die Bildgestaltung einbezogen (Nikon D70s, 200 ISO, 1/500 Sek., f 7.1, 105 mm Makro, Makroblitz, Foto: M. Gradias).
Klatschmohn Wenn Sie wissen möchten, was und wie andere Fotografen fotografieren, bietet sich der Besuch von Fotcommunitys an, wie zum Beispiel unter http://www.fotocommunity.de. Sie finden mich dort übrigens auch. Die Adresse lautet: http://www.fotocommunity.de/pc/account/myprofile/1297203.
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Kapitel 8
Das nächste klassische Makromotiv ist Klatschmohn. Durch die sehr zarten Blütenblätter lassen sich fantastische Ergebnisse erzielen – beispielsweise, wenn Sie den Mohn im Gegenlicht zeigen. Bei dieser Motivart müssen Sie allerdings ein wenig aufpassen. Da praktisch jeder Fotograf diese Motive fotografiert, ist das Thema ein wenig „abgedroschen“. Versuchen Sie daher, Ihren eigenen Stil einzubringen und den Mohn aus einer anderen Perspektive oder mit einer ungewohnten Bildkomposition darzustellen, sodass sich das Ergebnis von der Masse der Fotos abheben kann. Als Motive bieten sich sowohl die Knospen als auch die Blüten an. Ein Rapsfeld ist natürlich ebenfalls ein lohnendes Motiv.
Alle Bilder stammen von derselben Location und wurden an einem Juniabend aufgenommen (von oben links nach unten rechts: Canon 450D, 200 ISO, 1/500 Sek., f 8, 228 mm; Nikon D200, 100 ISO, 1/320 Sek., f 4.5, 180 mm Makro; Canon 450D, 200 ISO, 1/400 Sek., f 7.1, 300 mm; Nikon D200, 100 ISO, 1/400 Sek., f 5.6, 180 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias).
Die oben gezeigten Beispielbilder entstanden jeweils am Abend. Das rötlichere Licht der untergehenden Sonne unterstreicht zusätzlich die rote Farbe des Klatschmohns. Um Klatschmohn wirkungsvoll auf den Sensor zu bannen, ist es wichtig, dass die feinen Strukturen der Blätter zu erkennen sind. Die Blätter wirken fast ein wenig „zerknittert“. Wenn das Motiv nicht perfekt scharf gestellt wird, erscheint die Blüte nur als roter Fleck und ist damit wenig ansehnlich. Ob Sie ganz frische oder schon ein wenig verwelkte Blüten fotografieren, ist eigentlich egal – beide Stadien sind fotografisch gesehen interessant. In der unteren Reihe sehen Sie rechts eine schon arg angegriffene Blüte. Kapitel 8
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Mohnkapseln eignen sich ebenso wie einzelne Blüten als Fotomotiv (links: Nikon D200, 100 ISO, 1/320 Sek., f 4.5, 180 mm Makro; rechts: Canon 350D, 100 ISO, 1/320 Sek., f 7.1, 134 mm; Fotos: M. Gradias).
Bildgestaltung Die abgebildeten Beispiele zeigen Ihnen unterschiedliche Möglichkeiten, die Sie bei der Bildgestaltung haben. Oben links sehen Sie, dass ich die Kamera ein wenig gekippt habe, um die dadurch entstehenden nach rechts oben zeigenden Linienformen für eine dynamischere Bildwirkung nutzen zu können. Würden die Stängel senkrecht im Bild stehen, wäre das Ergebnis weit weniger attraktiv. Die Schärfe wurde dabei auf die beiden Kapseln gelegt, die den Schwerpunkt im Bild bilden. Beim rechten Bild sehen Sie die klassische Darstellung im goldenen Schnitt, den man einsetzt, um eine ausgewogene Bildkomposition zu erreichen. Die Blüte wurde im linken oberen Teil des Bilds platziert – der Hintergrund ist durch die verwendete Brennweite vollkommen unscharf. Einen Gegensatz zu den beiden Bildbeispielen oben sehen Sie links. Das Bild gehört in die Kategorie „geknipst“ und ist fotografisch gesehen nichts sagend. Dennoch haben auch derartige Fotos ihre Daseinsberechtigung. So werden Sie solche Bilder häufig auf Webseiten finden, die zur Bestimmung von Pflanzen dienen. Hier geht es nicht um die Schönheit eines Bildes, sondern darum, dass man genau erkennt, wie die Pflanze aussieht. Durch das unruhige Umfeld ist dieses Bild uninteressant. Es ist eher eine dokumentarische Aufnahme, um zu zeigen, wie Klatschmohn aussieht und in welchem Umfeld er wächst. 164
Kapitel 8
„Fotografisch schöne“ Fotos sollen oft ja gar nicht alle Details einer Pflanze zeigen, man lässt im Gegenteil oftmals wichtige Details in der Unschärfe versinken, um eine attraktivere Bildwirkung zu erhalten. Daher wird eine Bildagentur, die beispielsweise Online-Lexika bedient, ganz andere Anforderungen haben, als wenn
sie die Bilder zum Beispiel für die Kalenderproduktion vermarkten möchte. Dies sollten Sie bedenken, wenn Sie darüber nachdenken, Ihre Fotos im Internet zu vermarkten. Klatschmohn lässt sich in der Regel genauso gut im Hoch- wie im Querformat abbilden. Einige hochkante Fotos sehen Sie unten. Die Gestaltungsprinzipien sind hier denen sehr ähnlich, die für die beiden Bilder auf der vorherigen Seite oben gelten. So befindet sich beim rechten Foto die Blüte ebenfalls im goldenen Schnitt des Bildes.
Wegen der feinen Strukturen der Klatschmohnblüten müssen Sie sehr sorgfältig darauf achten, dass die passende Stelle im Foto scharf abgebildet wird – andernfalls wird das Ergebnis schnell wirkungslos. Kontrollieren Sie daher vor dem Auslösen die Schärfe im Sucher lieber zweimal.
Beim linken Bild erreichte ich eine gewisse Tiefenwirkung durch die sehr unscharfe zweite Mohnblüte oben im Hintergrund. Hätte ich diese Blüte nicht in die Bildgestaltung einbezogen, wäre ein langweiligeres Ergebnis entstanden. Beim mittleren Foto machen die Wassertropfen, die von einem kurzen Regenschauer stammen, die Blüte ansehnlicher. Sie sehen bei den abgebildeten Beispielbildern, dass es sich oft anbietet, Mohnblüten im Gegenlicht zu fotografieren, weil die Farben des Mohns dann kräftiger leuchten. Das Foto unten links ist ein Beispiel dafür. Beim Bild unten rechts – das mit der Sonne im Rücken entstand – ist die Bildwirkung völlig anders.
Hier sehen Sie einige unterschiedliche Gestaltungsvarianten, um Klatschmohn im hochformatigen Bild gestalten zu können (von links nach rechts: Canon 450D, 200 ISO, 1/500 Sek., f 8, 180 mm; Nikon D70s, 200 ISO, 1/125 Sek., f 5.6, 105 mm Makro; Nikon D200, 100 ISO, 1/400 Sek., f 5, 180 mm Makro, Fotos: M. Gradias). Kapitel 8
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Sonnenblumen sind beliebte Fotomotive – ob als Ganzes oder én detail (links: Nikon D200, 100 ISO, 1/320 Sek., f 2.8, 105 mm Makro; rechts: Nikon D200, 100 ISO, 1/200 Sek., f 7.1, 210 mm; Fotos: M. Gradias).
Sonnenblumen Ein weiteres klassisches Thema ist die Sonnenblumenfotografie. Sie können sie sowohl im eigenen Garten oder auch in Sonnenblumenfeldern ablichten. Auch in Blumensträußen finden Sie oft Sonnenblumen.
Bei Sonnenblumen haben Sie grundsätzlich zwei farbliche Möglichkeiten. Das leuch tende Gelb der Sonnenblume kann entweder für Ton-in-Ton-Aufnahmen verwertet werden, wenn ein Feld als Hintergrund eingesetzt wird. Oder Sie verwenden die kontrastierende Farbzusammenstellung, die entsteht, wenn der blaue Himmel als Hintergrund verwendet wird.
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Kapitel 8
Lustigerweise ergeben übrigens die regelmäßigen Anordnungen der Sonnenblumenkerne im Blütenstand Spiralen, die sich mathematisch errechnen lassen. Schlagen Sie einmal bei Wikipedia unter dem Begriff „Fibonacci-Folge“ nach, wenn Sie die Thematik der „goldenen Winkel“ interessiert. Die Natur hat nämlich auch diese Pflanze so gestaltet, dass eine optimale Lichtausbeute stattfindet und die Organe gegenseitig keine Schatten auf sich werfen. Sehr beeindruckend, was die Natur so alles zustande bringt! Bei der Bildgestaltung können Sie übrigens auch ruhig einmal das Motiv „anschneiden“ – es muss nicht immer vollständig im Bild zu sehen sein. Sie sehen ein solches Beispiel oben rechts. Dort ist nur ein Teil der Sonnenblume zu sehen. Den Betrachter wird dies nicht stören – er wird gedanklich die Sonnenblume komplettieren. Das Augenmerk wurde bei dieser Aufnahme auf die langsam welkenden Blätter gelenkt.
Einige Variationsmöglichkeiten für die Bildgestaltung sind auf dieser Seite abgebildet. So sehen Sie beim oberen Bild rechts, dass die kreisrunde Form des Blütenstandes ebenfalls von der Mitte versetzt platziert wurde, um eine ausgewogene Bildgestaltung zu erreichen. Bei den beiden Fotos unten wurden jeweils einige Blätter in die Bildkomposition mit einbezogen. Achten Sie also beim Blick durch den Sucher darauf, nicht nur die Sonnenblume selbst zu beachten, sondern auch ihr Umfeld. Oftmals steigern Sie die Bildwirkung, wenn nicht nur die runde Sonnenblume selbst im Foto erscheint. Bei Aufnahmen, die wie die beiden unten gezeigten Fotos aufgebaut sind, darf allerdings im Hintergrund kein störendes Detail zu sehen sein.
Die Blütenstände der Sonnenblumen bieten sich für schicke Detailaufnahmen an. Die regelmäßigen Strukturen der Sonnenblumenkerne ergeben schöne Muster, die es lohnen, im Bild festgehalten zu werden.
Vielleicht haben Sie ja in Ihrer Nähe auch Sonnenblumenfelder – dann lassen sich dort viele abwechslungsreiche Aufnahmen machen (von oben links nach unten rechts: Nikon D200, 100 ISO, 1/160 Sek., f 6.3, 210 mm; Nikon D200, 100 ISO, 1/125 Sek., f 5.6, 105 mm Makro; Nikon D200, 100 ISO, 1/500 Sek., f 5.6, 210 mm; Nikon D200, 100 ISO, 1/1000 Sek., f 2.8, 105 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias). Kapitel 8
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Seerosen sind nicht ganz so einfach einzufangen, weil sie oft zu weit entfernt sind, um bildfüllend aufgenommen zu werden (links: Nikon D200, 200 ISO, 1/640 Sek., f 11, 180 mm Makro; rechts: Nikon D200, 100 ISO, 1/320 Sek., f 9, 180 mm Makro; Fotos: M. Gradias).
Seerosen Seerosen sind ebenfalls attraktive Fotomotive. Sie sind aber nicht immer leicht zu erwischen, weil sie oft etwas entfernt vom Uferrand zu finden sind – außer, Sie haben einen kleinen Teich im Garten, wo Sie Seerosen gepflanzt haben. Wenn Sie in der Natur Seerosen finden, müssen Sie oft ein Teleobjektiv verwenden, um sie bildfüllend ablichten zu können. Da die Seerosen sehr hell sind, sollten Sie auch hier gleich nach der Aufnahme auf dem Kameramonitor prüfen, ob das Bild korrekt belichtet wurde.
Dahlienschau Vielerorts werden Blumenschauen gezeigt, deren Besuch sich lohnt. Hier finden Sie auf engem Raum unendlich viele Fotomotive zu einem Thema. So entstanden bis auf ein Foto alle Fotos auf der folgenden Seite binnen zwei Stunden. Die restliche Zeit meines Besuchs einer Dahlienschau in Berlin hatte sich die Sonne leider verzogen. Die dann entstandenen Fotos konnten mich nachträglich nicht so recht überzeugen und wurden aussortiert.
Das „Making-of“ der Dahlienfotos. Oben sieht man kaum den „Wald vor lauter Bäumen“ – unten sehen Sie eine der Aufnahmesituationen. Ich war oft sehr nah am Motiv (unteres Foto: Christa Manthey). 168
Kapitel 8
Da bei Blumenschauen natürlich eine Blume neben der anderen steht und auch die vielen Besucher hinderlich sein können, müssen Sie sehr sorgfältig auf den Bildausschnitt achten. So bieten sich beispielsweise oft Ausschnitte an, wie sie in der ersten Reihe der folgenden Seite zu sehen sind. Außerdem lassen sich die anderen Pflanzen auch als Hintergrundfarbe verwenden, wie Sie es in der untersten Reihe bei den Knospen sehen.
Diese Fotos entstanden fast alle im Rahmen einer Dahlienschau (von oben links nach unten rechts: Nikon D200, 100 ISO, 1/160 Sek., f 8, 105 mm Makro; Nikon D200, 100 ISO, 1/125 Sek., f 8, 105 mm Makro; Nikon D200, 100 ISO, 1/180 Sek., f 7.1, 105 mm Makro; Nikon D200, 100 ISO, 1/100 Sek., f 5, 105 mm Makro; Nikon D200, 100 ISO, 1/400 Sek., f 4.5, 105 mm Makro; Nikon D90, 200 ISO, 1/640 Sek., f 13, 180 mm Makro; Nikon D200, 100 ISO, 1/1600 Sek., f 2.8, 105 mm Makro; Nikon D200, 100 ISO, 1/250 Sek., f 8, 105 mm Makro; Nikon D200, 100 ISO, 1/200 Sek., f 7.1, 105 mm Makro; Nikon D200, 100 ISO, 1/180 Sek., f 5.6, 105 mm Makro; Nikon D200, 100 ISO, 1/200 Sek., f 4, 105 mm Makro; Nikon D200, 100 ISO, 1/250 Sek., f 5, 105 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias). Kapitel 8
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Richtig arrangiert eignen sich Dahlien auch prima für hochformatige Aufnahmen (von links nach rechts: Nikon D200, 100 ISO, 1/1000 Sek., f 4, 105 mm Makro; Nikon D200, 100 ISO, 1/1000 Sek., f 4, 105 mm Makro; Nikon D200, 100 ISO, 1/350 Sek., f 4.5, 105 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias).
Ich habe für die abgebildeten Aufnahmen ausschließlich mein 105-mm-Makroobjektiv verwendet, bei dem ich einen Mindestabstand von 31 Zentimetern zum Motiv einhalten muss. So konnte ich nah genug an die Dahlien herangehen und mich vor den anderen Besuchern schützen, sodass diese nicht mit im Foto erschienen. Zum Fotografieren habe ich mir immer diejenigen Knospen oder Blüten herausgesucht, die ein wenig isoliert von den sie umgebenden Pflanzen standen. Dies ist in der Making-of-Aufnahme auf der vorletzten Seite gut zu erkennen. Für die Farbgebung des Hintergrunds hatte ich drei Möglichkeiten: Entweder ich wählte einen sehr tiefen Standpunkt, um den Himmel als Hintergrund verwenden zu können. Zum anderen hätte ich die anderen Blüten im Hintergrund der Szene genutzt, wenn ich farbige „Flecken“ als Hintergrund für die freigestellte Dahlie einsetzen wollte. Um einen grünen Hintergrund zu erhalten, suchte ich mir einen Standpunkt, bei dem die Stängel der Dahlien im Hintergrund der Szene genutzt werden konnten. Dies ist bei den vielen dicht gepflanzten Blumen bei einer Blumenschau zugegebenermaßen nicht immer ganz einfach. Zwei solche Beispiele sind das mittlere Bild oben und das linke Foto auf der nächsten Seite. Um nur die Blüte oder Knospe scharf abzubilden, öffnete ich die Blende fast vollständig und arbeitete ausschließlich mit der Zeitautomatik, sodass ich die gewünschte Blende vorgeben konnte.
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Die Knospen eignen sich ebenfalls gut für hochformatige Aufnahmen (links: Nikon D200, 100 ISO, 1/250 Sek., f 5.6, 105 mm Makro; rechts: Nikon D200, 100 ISO, 1/500 Sek., f 5.6, 105 mm Makro; Fotos: M. Gradias).
Frühlingsblüten Der Frühling ist prädestiniert für unendlich viele Fotomotive. Zarte Formen und weiche Farben bestimmen die Landschaft, wenn die Bäume und Sträucher anfangen zu blühen. Hier lohnen sich ausgiebige Fototouren, um die Blütenpracht auf den Sensor zu bannen. Beim Freistellen der Blütenzweige ist sehr viel Sorgfalt notwendig, da Sie einzelne Zweige suchen müssen, die so weit vom Hintergrund der Szene entfernt sind, dass ein sauberes Freistellen möglich ist. Zusätzlich ist es empfehlenswert, auch bei dieser Aufgabenstellung die Blende recht weit zu öffnen – beispielsweise bis maximal Blende 5.6 –, um den Hintergrund unscharf zu halten. Sie sehen auf der folgenden Seite vier solche Beispiele von Blüten im Frühling, einmal als Übersicht und zum anderen bei den beiden unteren Fotos in der Detaildarstellung. Wenn Sie die Möglichkeit der Makroobjektive nutzen, Details im Abbildungsmaßstab von 1:1 abbilden zu können, lassen sich sogar die einzelnen Blütenstempel bildfüllend abbilden, was für den Betrachter sehr interessant ist, weil man die schönen Details in natura kaum erkennen kann.
Wenn man mit vollständig geöffneter Blende arbeiten möchte, sollte man eins bedenken: Einige Objektive bieten bei geöffneter Blende nicht die allerbeste Abbildungsqualität. Lesen Sie gegebenenfalls in Online-Testberichten, bei welchem Blendenwert das von Ihnen eingesetzte Objektiv die besten Ergebnisse liefert (aussagekräftige Testberichte finden Sie beispielsweise unter http://www.digitalkamera.de).
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Windstille Gerade bei Makroaufnahmen mit großen Abbildungsmaßstäben sollten Sie darauf achten, dass es möglicht windstill ist, wenn Sie fotografieren. Wenn sich die Zweige nur um wenige Millimeter im seichten Wind bewegen, verschwindet das Motiv wegen des großen Abbildungsmaßstabes sofort aus dem Sucherbild. Das lässt sich auch nicht vermeiden, weil ja der Bildausschnitt auch nur wenige Millimeter des zu fotografierenden Motivs zeigt. In diesen Situationen hilft auch das Aufbauen eines Stativs wenig, da sich der Bildausschnitt bei Wind ja ständig verändert.
Die Blütenpracht im Frühling lädt zum Fotografieren geradezu ein (von oben links nach unten rechts: Nikon D70s, 200 ISO, 1/500 Sek., f 5.6, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D70s, 200 ISO, 1/500 Sek., f 5.6, 105 mm Makro; Nikon D70s, 200 ISO, 1/6400 Sek., f 3.2, 105 mm Makro; Nikon D70s, 200 ISO, 1/6400 Sek., f 3.2, 105 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias). 172
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Mit einem Makroobjektiv können Sie die sehr kleinen Obstbaumblüten sehr groß im Foto darstellen (Canon 400D, 100 ISO, 1/250 Sek., f 4, 60 mm Makro; Foto: M. Gradias).
Details herausarbeiten Es ist auch durchaus sinnvoll, einen Makroblitz einzusetzen, wenn Sie solch feine Details fotografieren. Beim Foto oben links auf der vorherigen Seite habe ich zum Beispiel trotz guter Lichtverhältnisse den Makroblitz eingesetzt. Das hat unter anderem den Vorteil, dass alle Details der Pflanze gut ausgeleuchtet werden, wie beispielsweise der Ast, der die Blüten trägt. Zusätzlich werden durch das Blitzen die Schattenpartien des Bildes aufgehellt. Da sich der Blitz aber gelegentlich auch negativ auf das Ergebnis auswirken kann, weil es manchmal unnatürlich wirkt, sollten Sie mehrere Varianten desselben Motivs schießen und anschließend am Rechner die weniger gelungenen Ergebnisse aussortieren. Manche Fotografen mögen auch die Lichtpunkte nicht, die beim Blitzen entstehen können. Sie können sich hierbei entweder mit einem Reflektor behelfen, oder Sie weichen das Blitzlicht einfach auf, indem Sie ein Papiertaschentuch vor den Blitz halten.
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Die Blüten der Forsythie sind attraktive Fotomotive (links: Nikon D70s, 200 ISO, 1/640 Sek., f 6.3, 105 mm Makro; rechts: Nikon D70s, 200 ISO, 1/500 Sek., f 7.1, 105 mm Makro, Makroblitz).
Forsythien
Wenn es Frühling wird, werden Ihnen auch recht bald die gelben Forsythienblüten begegnen, die sowohl in ihrer Gesamtheit als auch als Detail beliebte Aufnahmemotive sind. Oben sehen Sie links eine Nah- und rechts eine Makroaufnahme – die Forsythie sieht in beiden Varianten klasse aus. Probieren Sie einmal farbliche Varianten aus. Wenn Sie in die Knie gehen, können Sie den strahlend blauen Himmel als Hintergrund für die gelben Forythienblüten verwenden. Soll das Bild Ton in Ton erscheinen, verwenden Sie einfach andere Zweige mit Blüten als Hintergrund. Der Frühling zaubert viele wunderschöne Motive (Nikon D70s, 200 ISO, 1/2500 Sek., f 2.8, 105 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias).
Sowohl die gelben Blüten vor blauem Himmel (oben) als auch die roten Blüten vor grünem Hintergrund (rechts) machen sich im Foto gut. Das liegt an den komplementären Farben – das sind Farbtöne, die sich im Farbkreis gegenüber liegen.
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Kapitel 8
Auf dem Foto oben links sieht man gar nicht, wie klein die Schneeglöckchen in der Natur sind – auch die Blüten rechts daneben sind kaum einen Zentimeter groß (von oben links nach unten rechts: Nikon D70s, 200 ISO, 1/400 Sek., f 5, 105 mm Makro; Nikon D70s, 200 ISO, 1/1600 Sek., f 2.8, 105 mm Makro; Nikon D200, 100 ISO, 1/320 Sek., f 5.6, 210 mm; Nikon D70s, 200 ISO, 1/1000 Sek., f 8, 105 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias).
Erfahrungen sammeln Zugegeben – es dauert ein wenig, bis Sie herausgefunden haben, von welchen Positionen aus und mit welchen Einstellungen es am besten mit dem Freistellen der Motive klappt. Hier hilft nur viel Übung, um die notwendige Erfahrung zu sammeln. Wenn Sie es erst einmal herausgefunden haben, mit welchen Einstellungen Sie die Ergebnisse erreichen, die Ihnen zusagen, wird es immer leichter, viele weitere schöne Fotos zu schießen. Wie sagt man so schön: „Komisch, kaum weiß man wie es geht – schon funktioniert es.“
Ich persönlich fotografiere Blumen am liebsten bei Sonnenschein, weil dann die Farben großartig zur Geltung kommen. Es mag aber ebenso viele Fotografen geben, denen dezentes Licht mehr zusagt. Das ist letztlich eine Frage des eigenen Stils. Meine Fotos sollen „Fröhlichkeit“ ausstrahlen – mir gefällt dies so.
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Ganz langsam öffnen sich die Knospen (von links nach rechts: Nikon D70s, 200 ISO, 1/100 Sek., f 5, 180 mm Makro; Nikon D70s, 200 ISO, 1/100 Sek., f 4.5, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D70s, 200 ISO, 1/100 Sek., f 5, 105 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias).
Blumen über Blumen Auf den letzten Seiten dieses Kapitels habe ich Ihnen noch diverse andere, inte ressant aussehende Blumen und Knospen zusammengestellt. Im Lauf der Zeit sammeln sich einige Fotos an, wenn man diese Thematik grundsätzlich mag. Wobei ich selten direkt losmarschiere, um Blumen zu fotografieren. Außer bei Blumensträußen – die ich ganz gezielt aufnehme – entstehen meine Blumenfotos eher zufällig, während ich andere Thematiken fotografieren will.
Bei stark geöffneter Blende (Mitte und rechts) können Sie mit der Schärfentiefe „spielen“ – nur wenige Bildteile sind hier scharf abgebildet (von links nach rechts: Nikon D70s, 200 ISO, 1/250 Sek., f 6.3, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D70s, 200 ISO, 1/320 Sek., f 3.2, 105 mm Makro; Nikon D70s, 200 ISO, 1/160 Sek., f 2.8, 105 mm Makro). 176
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Versuche über Versuche „Wie setze ich die Blumen am besten in Szene?“, ist jedes Mal erneut die Frage, wenn es darum geht, Blumen attraktiv abzulichten. Bevor ich beginne, die ausgewählte Blume zu fotografieren, sehe ich sie mir in aller Ruhe von allen Seiten an, um festzustellen, in welcher Ansicht sich interessante Strukturen finden lassen oder welches die günstigste Perspektive ist, um die typischen Merkmale der Blume wiedergeben zu können. Anschließend überlege ich, welche Ausrüstung die passende ist. Meist verwende ich mein 105-mm-Makroobjektiv, weil ich mir ja bei Blumen den geeigneten Standort ganz beliebig aussuchen kann und gegebenenfalls auch beispielsweise die Pflanzenschale so weit vor dem Hintergrund platzieren kann, dass die gewünschte Unschärfe im Hintergrund entsteht.
Die Prinzipien, die für den Bildaufbau, die Farbgestaltung und die grundlegenden Techniken bei der Blumenfotografie gelten, gelten natürlich im selben Maße auch für alle anderen Motive im Nah- und Makrobereich. Der zweidimensionalen Sensorfläche ist es schließlich völlig „egal“, ob das Motiv zufällig ein kleines Bienchen, eine winzige Blume oder irgend ein anderes kleines Objekt ist – zweidimensional sind letztlich auf dem Foto alle diese Objekte.
Ich entscheide dann, ob ich „künstlerische“ Fotos mit sehr geringer Schärfentiefe machen möchte, oder ob mir die Darstellung der Details einer Blume wichtiger ist. So arbeite ich entweder mit vollständig geöffneter Blende oder ich blende um einige Blendenstufen ab – bis beispielsweise Blende 11.
Blüten, die ein wenig anders aussehen als die allseits bekannten Blumen, wirken auf Fotos besonders ansprechend – alle drei Bilder zeigen Zimmerpflanzen (von links nach rechts: Nikon D200, 100 ISO, 1/250 Sek., f 2.8, 105 mm Makro; Nikon D200, 320 ISO, 1/400 Sek., f 10, 55 mm Makro; Nikon D70s, 200 ISO, 1/200 Sek., f 2.8, 105 mm Makro, Makroblitz; alle Fotos: M. Gradias). Kapitel 8
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Auch wenn Blumen verblüht sind, stellen Sie noch schöne Motive dar (von links nach rechts: Nikon D200, 400 ISO, 1/640 Sek., f 13, 180 mm Makro; Nikon D200, 200 ISO, 1/400 Sek., f 10, 180 mm Makro; Nikon D700, 200 ISO, 1/200 Sek., f 7.1, 180 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias).
Der passende Schärfepunkt Wenn Sie sich entscheiden, mit einer geöffneten Blende zu fotografieren, ist es elementar wichtig, an welcher Stelle im Bild die Schärfe sitzen soll. Ist die falsche Stelle im Bild scharf gestellt, ist das Ergebnis schnell völlig wirkungslos. Sie sehen beispielsweise bei der Flamingoblume auf der vorherigen Seite rechts unten, dass ich die Schärfe auf den Blütenstempel gelegt habe, während das Blatt der Flamingoblume im unscharfen „Nichts“ verschwindet – so ist das Ergebnis beeindruckend. Bei der Blattfahne, die Sie unten links sehen, ist das Prinzip ähnlich – nur dass diese Pflanze keine so große Tiefe hat. Bei der Orchidee in der Mitte habe ich mich für eine größere Blende entschieden, um den interessanten Blütenstempel vollständig abbilden zu können. Einige Kameramodelle bieten zum Scharfstellen eine Option an, bei der derjenige Punkt im Bild scharf eingestellt wird, der der Kamera am nächsten ist. Automatische Messfeldsteuerung nennt sich dies beispielsweise bei den höherwertigen Nikon-Modellen. Gerade für Blumenaufnahmen ist dieser Modus praktisch. Falls Sie ganz genau festlegen wollen, wo die Schärfe im Bild sitzt, werden Sie mit dem standardmäßig eingestellten Autofokusmessfeld in der Bildmitte selten weiterkommen. Da es auch eher ein Zufall wäre, dass sich die scharf zu stellende
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Position mit einem der anderen Autofokusmessfelder deckt, ist es in vielen Fällen ratsam, auf die manuelle Fokussierung zurückzugreifen. So legen Sie den Schärfepunkt selbst präzise fest und überlassen dies nicht der Kamera. Bei den hier abgebildeten Fotos habe ich in vielen Fällen manuell scharf gestellt. Es ist auch durchaus zu empfehlen, mehrere Fotos zu machen, bei denen der Schärfepunkt variiert. Oft kann man erst nach dem Übertragen auf den Rechner entscheiden, bei welchem Schärfepunkt die beste Bildwirkung entsteht.
Ganz nah dran Die „Krönung der Blumenfotografie“ sind Bilder, bei denen Sie zum Beispiel einzelne Blütenstempel bildfüllend darstellen. Da Sie ja beim Einsatz von Makroobjektiven einen Abbildungsmaßstab von 1:1 erreichen können, entstehen ansprechende Bilder.
Je nachdem, was für ein Kameramodell Sie verwenden, unterscheidet sich die Anzahl der verfügbaren Autofokusmessfelder. Während bei Einsteigermodellen oft nur 3 oder 5 Messfelder vorhanden sind, bieten höherklassige Modelle, wie zum Beispiel die Nikon D300, gleich 51 Messfelder, die einen großen Bereich des Bilds abdecken. In den meisten Fällen reichen in der Praxis aber um die zehn Autofokusmessfelder völlig aus.
Ich gehe dabei immer so vor, dass ich mich Schritt für Schritt „heranarbeite“, da es recht schwierig ist, bei der Blume sofort auf den ersten Blick geeignete Bildausschnitte zu finden.
Narzissen (links) oder Tulpen (rechts) sind sehr beliebte Fotomotive, weil sie recht häufig zu finden sind (von links nach rechts: Nikon D70s, 200 ISO, 1/60 Sek., f 4, 105 mm Makro, Makroblitz; Canon 350D, 200 ISO, 1/400 Sek., f 7.1, 147 mm; Canon 350D, 200 ISO, 1/250 Sek., f 7.1, 200 mm; alle Fotos: M. Gradias). Kapitel 8
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Sie sehen ein paar solcher Beispiele bei den drei Blumenfotos unten. Am inte ressantesten sieht dabei die Detailaufnahme der Rose unten rechts aus, weil man Blumen selten mit diesem Ausschnitt betrachtet. Das menschliche Auge sieht ja immer die Blume als Ganzes. Bei der Übersicht auf der folgenden Seite habe ich viele solcher Ausschnittaufnahmen zusammengestellt. Ungewöhnlich ist hier beispielsweise der Ausschnitt, in dem ich die Tulpe in der zweiten Reihe ganz links abgebildet habe. Auch das Dahlienblatt rechts daneben wirkt auf den ersten Blick eher verblüffend. Auch sehr einfache Blumen – wie etwa die Primel rechts in der zweiten Reihe – wirken in der Nahansicht zunächst ungewöhnlich. Wie detailreich die Natur unterschiedliche Blütenstempel gestaltet hat, sehen Sie bei den verschiedenen Pflanzen im unteren Bereich der Seite. Derartige Darstellungen fotografiere ich sehr gerne. In den meisten Fällen setze ich hier mein 105-mm-Makroobjektiv ein, da ich damit etwas längere Belichtungszeiten als beim 180-mm-Makroobjektiv verwenden kann, ohne dass die Gefahr einer Verwacklungsunschärfe entsteht. Das Objektiv mit der längeren Brennweite verwende ich nur dann, wenn ich für die Bildkomposition einen kürzeren Schärfentiefebereich benötige.
Nähern Sie sich den Blumen Stück für Stück, bis beispielsweise die rechte Variante entsteht. Hier ist nur noch ein Ausschnitt einer Rose zu sehen (von links nach rechts: Nikon D700, 200 ISO, 1/200 Sek., f 7.1, 180 mm Makro; Nikon D200, 100 ISO, 1/1000 Sek., f 2.8, 105 mm Makro; Nikon D200, 100 ISO, 1/125 Sek., f 6.3, 105 mm Makro, Makroblitz; alle Fotos: M. Gradias). 180
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Wenn Sie ganz nah an den Blumen dran sind, entstehen verblüffende Ergebnisse (von oben links nach unten rechts: Nikon D70s, 200 ISO, 1/100 Sek., f 7.1, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D200, 100 ISO, 1/200 Sek., f 7.1, 180 mm Makro; Nikon D200, 200 ISO, 1/125 Sek., f 5.6, 105 mm Makro; Nikon D200, 200 ISO, 1/500 Sek., f 8, 105 mm Makro; Nikon D200, 100 ISO, 1/180 Sek., f 8, 105 mm Makro; Nikon D200, 100 ISO, 1/125 Sek., f 2.8, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D200, 200 ISO, 1/250 Sek., f 32, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D70s, 200 ISO, 1/160 Sek., f 10, 105 mm Makro; Nikon D200, 200 ISO, 1/250 Sek., f 32, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D200, 200 ISO, 1/500 Sek., f 13, 180 mm Makro; Nikon D200, 200 ISO, 1/80 Sek., f 4.5, 105 mm Makro; Nikon D70s, 200 ISO, 1/60 Sek., f 32, 105 mm Makro, Makroblitz; alle Fotos: M. Gradias). Kapitel 8
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Grüner Baumpython, Nikon D200, 1000 ISO, 1/60 Sek., f 7.1, 105 mm Makro, int. Blitz, Foto: M. Gradias
Tiere Wenn Sie sich zunächst keine sündhaft teure Makroausrüstung zulegen wollen, haben Sie dennoch die Möglichkeit, in die „Tiefe der Details“ einzutauchen. Größere Tiere eignen sich sehr schön, um Detailaufnahmen anzufertigen. Dafür reicht in vielen Fällen ein Standard-Telezoomobjektiv aus. Andernfalls müssen Sie sehr nah an die Tiere herangehen, die dann flüchten würden. In diesem Kapitel erfahren Sie, wie Sie größere Tiere, Amphibien und Reptilien sowie Frösche fotografieren – eine meiner Lieblingsbeschäftigungen. Außerdem erfahren Sie, was Sie beim Fotografieren im Aquarium beachten müssen.
Kapitel 9
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Tiere zu fotografieren, ist etwas aufwändiger als das Ablichten statischer Motive. So können Sie alles bei einer Aufnahme richtig gemacht haben und dennoch ist das Foto schlecht, weil das Tier im Moment des Auslösens vielleicht gerade die Augen geschlossen hat oder einen „komischen Blick“ hatte. Dies können Sie nur umgehen, indem Sie viele verschiedene Aufnahmen schießen und nachträglich die besten heraussuchen.
Tierdetails Wie bei anderen Themenbereichen auch, ist es durchaus sinnvoll, wenn Sie sich beim Fotografieren von Tieren auch erst einmal langsam „herantasten“. Wenn Sie zunächst das Tier als Ganzes fotografieren, können Sie im Anschluss immer etwas näher herangehen oder ein Objektiv mit einer längeren Brennweite verwenden, um Detailaufnahmen des Tieres zu machen. Einige solche Beispiele sehen Sie auf der kommenden Seite. Sie können mit der Fotografie von Tieren gleich zu Hause beginnen, wenn Sie ein Haustier haben. So können Sie in aller Ruhe üben, wie Tiere sich am besten fotografieren lassen. Meinen beiden Katzen scheint es inzwischen zu gefallen, wenn ich sie fotografiere – sie kennen das bereits. So entstand das mittlere Bild unten, als die Katze aus dem Fenster schaute. Die nächste Location, die von vielen Fotografen gerne genutzt wird, ist der Zoo – die beiden anderen Fotos unten entstanden im Zoo. Sicherlich kann man trefflich darüber streiten, ob man Tiere in Gefangenschaft halten sollte – der Mensch tut es aber nun einmal, und das kann man als Fotograf ausnutzen.
Tierporträts sollten typische Verhaltensweisen zur Geltung bringen. Drücken Sie nicht „einfach so“ auf den Auslöser. Warten Sie ab, bis der geeignete Moment gekommen ist (von links nach rechts: Nikon D70s, 1000 ISO, 1/250 Sek., f 5, 170 mm; Nikon D70s, 200 ISO, 1/200 Sek., f 7.1, 56 mm; Nikon D200, 800 ISO, 1/125 Sek., f 5.6, 210 mm; alle Fotos: M. Gradias). 184
Kapitel 9
Fotografieren Sie ruhig einmal angeschnittene Details von Tieren – es muss nicht immer das gesamte Tier gezeigt werden (von oben links nach unten rechts: Nikon D70s, 400 ISO, 1/1000 Sek., f 5.6, 220 mm; Nikon D70s, 200 ISO, 1/500 Sek., f 6, 300 mm; Nikon D70s, 200 ISO, 1/60 Sek., f 6, 300 mm, ext. Blitz; Nikon D70s, 320 ISO, 1/640 Sek., f 9, 195 mm; alle Fotos: M. Gradias).
Große Tiere in freier Wildbahn zu fotografieren, ist ein ganz anderes Thema – dabei sind ganz andere Dinge zu beachten, als wenn sich das Tier im Zoo relativ ruhig verhält und Menschen, die es anschauen, schon gewohnt ist. So können Sie auch im Zoo in aller Ruhe üben, ehe Sie sich in die Natur wagen, um dort frei lebende Tiere abzulichten. Je größer das Tier ist, umso weniger müssen Sie sich um fotografische Besonderheiten kümmern. Meist reicht es aus, ein Standardtelezoom – beispielsweise von 75 bis 200 oder 300 mm – und die Standardkameraeinstellungen zu verwenden, um gute Ergebnisse zu erhalten. Selten sind manuelle Eingriffe, wie etwa Belichtungskorrekturen, notwendig.
Tiere müssen nicht immer komplett fotografiert werden. Das „Anschneiden“ ist ein probates Gestaltungsmittel, um ausdrucksstarke Ergebnisse zu erhalten. So fehlt beispielsweise beim oben links abgebildeten Pelikan der typische lange Schnabel. Dem Betrachter des Fotos wird er nicht fehlen – man denkt ihn sich dazu.
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Dies war die Situation des Fotos rechts. Einen Moment später kratzte sich der Affe und ich hielt dies im Foto fest.
Eines sollten Sie beachten, wenn Sie Fotos in einem Zoo machen: Nicht jeder Zoo ist einverstanden, wenn Sie Fotos veröffentlichen, die Sie dort geschossen haben. Sie können sich auf der Webseite http://www. zooliste.de darüber informieren, welcher Zoo mit der Veröffentlichung einverstanden ist und welcher nicht. Reptilien machen auf Fotos etwas her, wie diese Echse. Man muss dem Foto dabei nicht unbedingt ansehen, ob es in freier Wildbahn oder – wie hier – im Zoo entstanden ist (Nikon D200, 1600 ISO, 1/250 Sek., f 4.2, 116 mm; alle Fotos: M. Gradias).
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Von praktisch allen Tieren lassen sich auch ansehnliche Detailaufnahmen machen. Hier kratzt sich ein Affe – hätten Sie dies auf Anhieb erkannt? Manchmal wirken enge Bildwinkel wie Rätselbilder (Nikon D70s, 200 ISO, 1/640 Sek., f 5.6, 105 mm Makro).
Reptilien Fotos von Reptilien machen viel her. Sie erscheinen wie aus einer fremden Welt – zumindest in unseren Breitengraden. Da auch diese Tiere relativ groß sind, erzielen Sie in den meisten Fällen mit einem Standardzoomobjektiv und dem Einsatz der Kameraautomatiken gute Ergebnisse.
Reptilien haben durch ihre vielen Details eine ganz eigene „Schönheit“ (von oben links nach unten rechts: Nikon D200, 1600 ISO, 1/60 Sek., f 7.1, 105 mm Makro, int. Blitz; Nikon D200, 1600 ISO, 1/60 Sek., f 4, 90 mm; Nikon D70s, 400 ISO, 1/125 Sek., f 5, 105 mm Makro; Nikon D70s, 400 ISO, 1/125 Sek., f 2.8, 105 mm Makro, Makroblitz; alle Fotos: M. Gradias).
Die Reptilien haben in ihrem Aussehen etwas „Uraltes“ – das macht sie fotografisch gesehen aber durchaus interessant. Die vielen Schuppen sind für Detailaufnahmen prädestiniert, ebenso wie die oft sehr bunten Farben.
Ohne Blitz arbeiten Vermutlich fotografieren Sie in unseren Breitengraden Reptilien und Amphibien eher selten in freier Wildbahn, sondern eher im Zoo. Dann stellt sich gelegentlich das Problem, dass Blitzen verboten ist. Auch um die Tiere zu schonen, sollten Sie lieber ein lichtstarkes Objektiv verwenden und die Blende vollständig öffnen.
Setzen Sie sich nach Ihren eigenen Qualitätsansprüchen nach ausgiebigen Tests eine Grenze, bis zu welcher Höhe Sie den ISO-Wert erhöhen wollen. Einige Fotografen stört auch das Rauschen bei hohen ISOWerten nicht – andere Fotografen sind hier weit anspruchsvoller.
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Immer dann, wenn es scheint, als würden die Tiere mit dem Fotografen kommunizieren, wirken die Fotos am schönsten (von oben links nach unten rechts: Nikon D200, 1600 ISO, 1/60 Sek., f 7.1, 105 mm Makro, int. Blitz; Nikon D70s, 200 ISO, 1/160 Sek., f 7.1, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D200, 800 ISO, 1/125 Sek., f 4.5, 105 mm Makro; Nikon D200, 640 ISO, 1/60 Sek., f 5.6, 210 mm Makro, int. Blitz; alle Fotos: M. Gradias).
Falls das Licht dann noch nicht ausreicht, müssen Sie den ISO-Wert erhöhen, bis die gewünschte kurze Belichtungszeit erreicht ist. Verwenden Sie beispielsweise ein 105-mm-Makroobjektiv, sollte die Belichtungszeit um 1/160 Sekunde liegen, damit Sie Verwacklungsunschärfen vermeiden. Man sagt als Faustregel, dass der umgekehrte Wert der Verschlusszeit in etwa der Brennweite entsprechen sollte. Dabei müssen Sie aber den Verlängerungsfaktor der digitalen Spiegelreflexkameras berücksichtigen – zum Beispiel 1,5 oder 1,6. Geübte Fotografen wagen es eventuell auch, eine um eine Stufe längere Belichtungszeit auszuprobieren. 188
Kapitel 9
Die Farbenfrohheit der Reptilien macht sich auf Fotos prima (Nikon D200, 640 ISO, 1/60 Sek., f 5.6, 210 mm, int. Blitz; Nikon D200, 1600 ISO, 1/40 Sek., f 4.2, 116 mm; Nikon D200, 800 ISO, 1/80 Sek., f 4.5, 105 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias).
Wie weit man den ISO-Wert heraufsetzen kann, hängt von der jeweiligen Kamera ab. Bei modernen digitalen Spiegelreflexkameras können Sie meist ohne Bedenken 800 ISO verwenden, ohne dass das zwangsläufig auftretende Rauschen stören würde. Probieren Sie bei Ihrer Kamera aus, bei welchem ISO-Wert die farbigen
Oben sehen Sie die Situation des Fotos links. Es ist zwar nicht derselbe Gecko, aber die linke Darstellung wirkt fotografisch deutlich ansprechender (Nikon D70s, 400 ISO, 1/125 Sek., f 2.8, 105 mm Makro, Makroblitz).
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Hier sehen Sie einige Bilder, die ich auf der Schlangenfarm geschossen habe (von links nach rechts: Nikon D70s, 200 ISO, 1/125 Sek., f 2.8, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D70s, 200 ISO, 1/125 Sek., f 2.8, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D200, 100 ISO, 1/250 Sek., f 5, 105 mm Makro, Makroblitz; alle Fotos: M. Gradias).
Schlangen Manche Menschen mögen Schlangen trotz ihrer Gefährlichkeit gerne – ich gehöre nicht dazu. Aber eins muss man den Tieren lassen – fotografisch gesehen sind sie interessant, da ihre Körper viele Details enthalten, die sich gut auf Fotos darstellen lassen.
Die Situation des rechten Fotos oben im Terrarium der Schlangenfarm
Ich wohne ganz in der Nähe von Europas größter Schlangenfarm, die für Besucher zugänglich ist – der Schlangenfarm in Schladen im Vorharz (http://www.schlangenfarm.de). Hier gibt es über 1.000 Schlangen. Hin und wieder besuche ich die Schlangenfarm, um neue Fotos zu machen. Einige Ergebnisse sehen Sie auf dieser Doppelseite abgebildet. Auch Zoos bieten sich für das Fotografieren von Schlangen an.
Die Köpfe der Schlangen sind das bevorzugte Fotomotiv. Beim Foto links ist die Länge der Schlange durch den in der Unschärfe verschwindenden Körper angedeutet (links: Nikon D70s, 200 ISO, 1/160 Sek., f 2.8, 105 mm Makro; rechts: Nikon D200, 800 ISO, 1/100 Sek., f 2.8, 105 mm Makro). 190
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Sie können Schlangen als Ganzes (oben links) oder én detail (unten rechts) fotografieren (von oben links nach unten rechts: Nikon D200, 400 ISO, 1/125 Sek., f 5,6, 105 mm Makro; Nikon D200, 1250 ISO, 1/80 Sek., f 3.5, 105 mm Makro; Nikon D200, 200 ISO, 1/250 Sek., f 5, 180 mm Makro, Makroblitz; Nikon D200, 200 ISO, 1/250 Sek., f 5, 180 mm Makro, Makroblitz; alle Fotos: M. Gradias).
Wegen ihrer Körperlänge bieten sich überwiegend die Köpfe als Motive an. Der gesamte Körper ist dann interessant, wenn die Schlange aufgewickelt ist, wie beispielsweise der Grüne Baumpython im Foto oben links. Wenn Sie ein wenig Geduld beim Fotografieren haben, können Sie vielleicht auch ein Züngeln einfangen, wie es zum Beispiel das Foto unten links zeigt. Unten rechts sehen Sie den Körper einer Schlange im Detail. Durch den verwendeten Blitz glänzen die einzelnen Schuppen. Wenn es erlaubt ist, können Sie einen Blitz einsetzen, weil es doch recht dunkel in den Terrarien der Schlangen ist.
Die Schlangen im Zoo befinden sich ja hinter Glasscheiben. Um Spiegelungen zu vermeiden, sollten Sie die Kamera sehr nah an der Glasscheibe platzieren – Sie können die Glasscheibe auch ruhig berühren. Dies ist vor allem beim Blitzen erforderlich, damit die Blitzspiegelungen nicht im Foto zu sehen sind.
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Auch Schildkröten, die es schon seit 250 Millionen Jahren auf der Erde gibt, eignen sich durch ihr Aussehen als Fotomotive (von oben links nach unten rechts: Nikon D70s, 1600 ISO, 1/125 Sek., f 3.5, 105 mm Makro; Nikon D200, 400 ISO, 1/160 Sek., f 5, 105 mm Makro; Nikon D200, 1000 ISO, 1/100 Sek., f 2.8, 19 mm; Nikon D70s, 400 ISO, 1/200 Sek., f 3.5, 105 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias).
Schildkröten In Zoos finden Sie auch diverse unterschiedliche Schildkröten, die ein Foto lohnen. Die Schildkröten, die zu den Tieren gehören, die es schon seit Millionen von Jahren auf der Erde gibt, haben etwas von „Methusalem“ – irgendwie scheint man ihnen anzusehen, wie lange sie schon auf der Erde weilen. Da sie sich sehr langsam bewegen, gibt es – fotografisch gesehen – keine Schwierigkeiten, sie abzulichten. Lassen Sie sich Zeit, um in aller Ruhe den geeigneten Bildausschnitt zu suchen. 192
Kapitel 9
Frösche Seit einigen Jahren mache ich an einem Teich regelmäßig Fotos von Fröschen – und das sehr gerne. Es ist inzwischen zu einer meiner Lieblingsbeschäftigungen geworden. Allerdings vergesse ich meine erste Begegnung mit den Fröschen nicht. Es war allerdings nur eine akustische und keine optische. Ich hörte immer nur ein „Platsch, Platsch“ – das waren die Frösche, die in den Teich hüpften, weil ich sie trotz schleichendem Gang verscheucht habe. Gesehen habe ich bei meinem ersten Besuch am Teich keinen Frosch. Es hat eine Weile gedauert, ehe ich herausfand, wo sich die zunächst scheuen Tiere aufhalten. Inzwischen kenne ich ihre Lieblingsplätze ziemlich genau und komme so nach jeder Fototour mit vielen Froschfotos nach Hause. Ich bemerkte ziemlich bald, dass sehr viel Geduld dazu gehört, wenn man erfolgreich Frösche fotografieren möchte. Inzwischen ist es so, dass ich nicht mehr um den Teich herumwandere, sondern mir eine Ecke aussuche, von der ich weiß, dass dort Frösche sein müssten. Rechts sehen Sie zwei typische Situationen, wobei die Ansammlung der ganzen Frosch-Familie oben schon eher ein Zufall war. Der Abstand beträgt bei beiden Fotos etwa zwei Meter. Nach sehr vorsichtigem und ruhigen Herangehen setze ich mich hin und warte, bis die ersten Frösche aus ihren Verstecken im Schilf herauskommen. Das dauert auch durchaus mal 20 bis 30 Minuten. Ich habe keine Ahnung, ob die Frösche
Dies ist der Frosch, der auch im unteren der beiden Bilder oben zu sehen ist – hier in einer Entfernung von etwa einem Meter. Beim Foto oben war ich etwa zwei Meter vom Motiv entfernt (links: Lumix FZ8, 100 ISO, 1/200 Sek., f 4, 432 mm; rechts: Lumix FZ18, 100 ISO, 1/250 Sek., f 4.2, 504 mm; alle Fotos: M. Gradias). Kapitel 9
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Hier sehen Sie von oben links nach unten rechts, wie aus einer winzigen Kaulquappe ein Frosch wird. An dem vertrockneten Grashalm unten rechts erkennen Sie, dass der Frosch hier nur wenige Millimeter groß ist (von oben links nach unten rechts: Nikon D70s, 200 ISO, 1/200 Sek., f 7.1, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D200, 200 ISO, 1/500 Sek., f 3.8, 180 mm Makro; Nikon D200, 200 ISO, 1/640 Sek., f 6.3, 180 mm Makro; Nikon D200, 200 ISO, 1/800 Sek., f 9, 180 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias).
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das „große Ding da draußen am Teichrand“ irgendwann als „Inventar“ einordnen. Manchmal habe ich fast das Gefühl es sei so, weil sie sich an meinen dann folgenden fotografischen Aktivitäten überhaupt nicht mehr stören, solange ich mich sehr ruhig bewege. Für diejenigen, die das erste Mal Frösche fotografieren, wird es vielleicht zunächst einmal sehr schwierig sein, die Frösche überhaupt zu erkennen. Ich erinnere mich noch ganz gut, wie ich meiner Schwester das erste Mal das Fotografieren von Fröschen zeigen wollte und sie den Frosch, den ich ihr zeigte, gar nicht erkannte. Erst als ich ein Foto schoss und es ihr zeigte, kam das „Aha-Erlebnis“. Das schwierige Erkennen liegt oft daran, dass der Frosch seiner Umgebung farblich sehr ähnlich ist. Da man einige Meter Abstand zum Frosch haben sollte, ist das Erkennen dann noch schwieriger.
Die Metamorphose Erst in der letzten „Frosch-Fotografier-Saison“ gelang es mir, einmal die ganze Metamorphose im Bild festzuhalten, die der Frosch in seinem Leben vollzieht. Sie sehen die Ergebnisse auf der vorherigen Seite. Während die Kaulquappen im ersten Foto noch keine Beine besitzen, sind sie beim Foto rechts daneben bereits ausgebildet. Beim dritten Foto wagt sich die zum Frosch werdende Kaulquappe gerade an Land. Rechts sehen Sie einen wenige Millimeter großen Frosch, der flink über Grashalme hinwegklettert. Am Ufer finden sich in diesem Stadium oft Hunderte derartiger Winzlinge.
Die Kaulquappe kann nur im Wasser überleben. Erst im Laufe der Umwandlung vollzieht sich die Umstellung auf Lungenatmung, sodass die Tiere auch an Land krabbeln können. Während dieser Umstellung bildet sich auch der Schwanz zurück, den Kaulquappen noch besitzen.
Sie können mehrere Frösche im Foto arrangieren oder das Umfeld mit in die Bildgestaltung einbeziehen (von oben links nach unten rechts: Canon 450D, 200 ISO, 1/500 Sek., f 5.6, 300 mm; Nikon D200, 500 ISO, 1/1250 Sek., f 6.3, 500 mm; Nikon D200, 200 ISO, 1/320 Sek., f 5.6, 210 mm; Nikon D70s, 200 ISO, 1/320 Sek., f 7.1, 105 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias). Kapitel 9
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Links wurden Gräser im Vordergrund zum „Einrahmen“ des Frosches genutzt (von links nach rechts: Nikon D200, 200 ISO, 1/500 Sek., f 5.6, 210 mm; Nikon D200, 400 ISO, 1/400 Sek., f 5.6, 210 mm; Nikon D200, 800 ISO, 1/500 Sek., f 6.3, 460 mm).
Fotografische Hürden Bezüglich der fotografischen Hürden muss man trennen, in welchem Stadium Sie die Frösche fotografieren. Werden die winzig kleinen Kaulquappen und werdenden Frösche abgelichtet, müssen Sie zwingend ein Makroobjektiv verwenden, weil die Tiere viel zu klein sind und sonst nicht bildfüllend aufgenommen werden können. Um Abstand wahren zu können, ist ein Makroobjektiv mit längerer Brennweite empfehlenswert – beispielsweise 180 mm. Ich weiß, dass es in vielen Publikationen ganz anders geschildert wird, aber ich bevorzuge das Arbeiten ohne Stativ. Das hat viele Gründe. Die kleinen Tiere sind viel zu schnell, als dass ich eine Kamera auf einem Stativ einrichten könnte, ehe das Tier den Bildausschnitt längst wieder verlassen hat. Zum anderen habe ich – vielleicht auch durch die viele Übung – eine sehr ruhige Hand. Ich achte allerdings darauf, dass die Belichtungszeit so gewählt wird, dass ich Verwacklungsunschärfen ziemlich ausschließen kann.
Quakende Frösche zu erwischen, ist nicht immer ganz einfach (links: Nikon D200, 400 ISO, 1/750 Sek., f 6.3, 500 mm; rechts: Nikon D200, 800 ISO, 1/1250 Sek., f 6.3, 500 mm; alle Fotos: M. Gradias). 196
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Notfalls stütze ich mich mit den Ellenbogen auf den Knien auf, um eine zusätzliche Stabilität zu erhalten. Ich halte dabei mit der linken Hand das Objektiv und verändere gegebenenfalls die Zoomeinstellungen damit. Auf diese Art verwende ich sogar mein 200- bis 500-mm-Objektiv bei Froschaufnahmen fast immer ohne Stativ – und das mit ziemlich wenig Ausschuss. Da ich weiß, dass die Lehrmeinung völlig anders ist, möchte ich es Ihnen auch auf keinen Fall ausreden, ein Stativ zu verwenden. Wenn Sie gut damit klarkommen, setzen Sie ruhig ein Stativ ein.
Wenn Sie – wie beim rechten Foto – etwas von oben fotografieren, können Sie auch den Körper unter Wasser ablichten (links: Nikon D200, 400 ISO, 1/640 Sek., f 6.3, 500 mm; rechts: Nikon D70s, 200 ISO, 1/125 Sek., f 5.6, 210 mm; alle Fotos: M. Gradias).
Ist der Frosch ausgewachsen, werden Sie um den Einsatz großer Brennweiten kaum herumkommen. Das liegt unter anderem daran, dass die Frösche oft nicht direkt am Teichrand sitzen. Wenn die Entfernung um die zwei Meter oder mehr beträgt, benötigen Sie eine größere Brennweite, um den Frosch bildfüllend abbilden zu können. Ich verwende dann meist Brennweiten von 200 bis 500 mm. Ein solches Beispiel sehen Sie beispielsweise rechts abgebildet. Der Frosch dürfte ungefähr drei Meter von mir entfernt gewesen sein. Ich habe hier den ISO-Wert etwas erhöht, um eine ausreichend kurze Belichtungszeit zu erhalten. Auch bei vielen anderen Fotos auf dieser Doppelseite kamen größere Brennweiten zum Einsatz. Highlight der Froschfotografie ist es natürlich, einen Frosch beim Quaken abzubilden. Sie sehen auf der Seite vorher zwei solche Beispiele. Machen Sie in solchen Situationen Serienbilder, weil sich der Moment natürlich nicht erahnen lässt, wann die Schallblasen am größten sind. Übrigens quaken die Männchen, um die Weibchen während der Paarungszeit anzulocken.
„Was wohl der Fotograf da so treibt?“, mag der Frosch vielleicht hier denken (Nikon D200, 400 ISO, 1/640 Sek., f 6.3, 500 mm). Kapitel 9
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Am schwierigsten sind die Fische zu erwischen, wenn sie auf den Fotografen zuschwimmen (von links nach rechts: Nikon D200, 1600 ISO, 1/30 Sek., f 4.5, 70 mm; Nikon D70s, 1600 ISO, 1/125 Sek., f 2.8, 105 mm Makro; Nikon D200, 1000 ISO, 1/125 Sek., f 2.8, 105 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias).
Im Aquarium Fische sind oft farbenprächtig und haben außergewöhnliche Formen – daher sind sie sehr lohnenswerte Fotomotive. Wer sich nicht gerade mit der Unterwasserfotografie beschäftigt (auch ein sehr interessantes Thema), der wird entweder am heimischen Aquarium oder in den Aquarien der Zoos sein Glück versuchen, die Tiere fotografisch einzufangen. Wenn Sie die Thematik interessiert, können Sie beispielsweise auch in Zoohandlungen fragen, ob Sie dort fotografieren dürfen. Ich hatte hier bei einigen Händlern Glück, die mir das Fotografieren erlaubten. Klar, dass sie nachher ein paar der Ergebnisse erhalten haben. Bestimmt gibt es auch in Ihrem Heimatort oder der Umgebung derart freundliche Zoohändler.
Nutzen Sie das Internet für die Recherche nach geeigneten Locations. Außerdem sehe ich mir beispielsweise vor einer längeren Anfahrt zu einer Location auch immer den Webauftritt an. So kann ich mich darauf vorbereiten, was für Motive mich dort erwarten und meine Ausrüstung entsprechend ausrichten.
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Wenn Sie in größeren Aquarien fotografieren wollen, können Sie nachschauen, ob es in Ihrer Gegend ein Sea Life-Aquarium gibt – die gibt es in Deutschland acht Mal (http://www.sealifeeurope.com). Viele der Fotos auf den folgenden Seiten entstanden im Sea Life in Hannover. Auch Zoos haben oft große Aquarien. Ich fahre in regelmäßigen Abständen zum Fotografieren in das Aquarium in Berlin (http://www.aquarium-berlin.de) – aber auch andere Städte haben schöne Aquarien zu bieten. Die dritte Location, von der die hier gezeigten Fotos stammen, ist das Naturhistorische Museum in Braun-
schweig, das ebenfalls ein – kleines, aber feines – Aquarium hat (http://www. naturhistorisches-museum.niedersachsen.de).
Die Vorgehensweise Das Fotografieren im Aquarium ist oft mit größeren fotografischen Schwierigkeiten verbunden, weil dort meist nicht geblitzt werden darf, um die Tiere zu schützen. So müssen Sie mit dem zur Verfügung stehenden Licht auskommen – Avail able Light-Fotografie nennt man dies. In solchen Fällen müssen Sie auf lichtstarke Objektive zurückgreifen. Je größer die Brennweite eines Objektivs ist, umso teurer werden allerdings lichtstarke Objektive. Hier müssen Sie Kompromisse eingehen. Während ein 30-mm-Objektiv mit einer Lichtstärke von 1:1.4 recht günstig zu erwerben ist, lohnt sich bei der Anschaffung eines 105-mm-Makroobjektivs die Mehrausgabe für ein Objektiv mit einer Lichtstärke von 1:2.8. Bei einem 180-mm-Makroobjektiv müssen Sie sich schon mit einer Lichtstärke von 1:3.5 begnügen, wenn das Objektiv bezahlbar bleiben soll. Die Objektive, die ich persönlich bevorzuge, hatte ich Ihnen bereits in Kapitel 2 detailliert vorgestellt.
Diese Qualle war nur einige Zentimeter groß (Nikon D200, 500 ISO, 1/640 Sek., f 4, 55 mm Makro).
Quallen sind sehr reizvolle Motive, auch wenn sie wegen ihrer kleinen Größe und des wenigen zu Verfügung stehenden Lichts schwer zu fotografieren sind (von links nach rechts: Nikon D200, 1600 ISO, 1/45 Sek., f 4, 105 mm Makro; Nikon D200, 1600 ISO, 1/80 Sek., f 4, 105 mm Makro; Nikon D200, 1600 ISO, 1/40 Sek., f 4, 105 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias). Kapitel 9
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Weil die Lichtstärke bei meinen Objektiven mit größerer Brennweite abnimmt, nehme ich auf Aquarium-Fototouren auch grundsätzlich die Objektive mit einer kürzeren Brennweite mit und gehe lieber ein paar Schritte näher an das Motiv heran. Sie sehen dies an den Bilddaten der Fotos auf der nächsten Seite – die meisten Bilder entstanden mit meinem 55-mm-Makroobjektiv, das ebenfalls eine Lichtstärke von 1:2.8 besitzt. Ich arbeite praktisch in allen Fällen mit offener Blende, um die Belichtungszeit kurz halten zu können. Mein 105-mm-Makroobjektiv
So können die Locations aussehen, wenn Sie Fische im Aquarium fotografieren. Oben ist das Sea Life in Hannover zu sehen, unten das Aquarium im Naturhistorischen Museum in Braunschweig.
Einige Fischarten sehen richtig „prächtig“ aus, wie hier der Rotfeuerfisch (oben) oder der Großaugenbarsch (unten) (oben: Nikon D200, 400 ISO, 1/60 Sek., f 2.8, 31 mm; unten: Nikon D200, 1000 ISO, 1/30 Sek., f 2.8, 55 mm Makro; Fotos: M. Gradias). 200
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Die Farben und Formen in der Fischwelt sind sehr vielfältig – daher laden Fische zum Fotografieren ein (von oben links nach unten rechts: Nikon D200, 400 ISO, 1/40 Sek., f 2.8, 35 mm; Nikon D200, 800 ISO, 1/80 Sek., f 2.8, 55 mm Makro; Nikon D70s, 200 ISO, 1/250 Sek., f 2.8, 105 mm Makro, int. Blitz; Nikon D200, 800 ISO, 1/45 Sek., f 3.5, 55 mm Makro; Nikon D200, 400 ISO, 1/125 Sek., f 2.2, 30 mm; Nikon D200, 400 ISO, 1/125 Sek., f 2.8, 55 mm Makro; Nikon D200, 1000 ISO, 1/45 Sek., f 2.8, 55 mm Makro; Nikon D200, 400 ISO, 1/60 Sek., f 2.8, 55 mm Makro; Nikon D200, 1000 ISO, 1/80 Sek., f 2.8, 55 mm Makro; Nikon D200, 500 ISO, 1/160 Sek., f 2.8, 55 mm Makro; Nikon D200, 1000 ISO, 1/45 Sek., f 2.8, 55 mm Makro; Nikon D200, 1000 ISO, 1/60 Sek., f 3.5, 105 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias). Kapitel 9
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benutze ich nur in Ausnahmefällen. Ein weiterer Grund, der für die kürzere Brennweite spricht, ist die geringere Verwacklungsgefahr. Man sagt ja als Faustregel, dass der umgekehrte Wert der Verschlusszeit in etwa der Brennweite entsprechen sollte. Dabei muss aber natürlich der Verlängerungsfaktor der digitalen Spiegelreflexkameras berücksichtigt werden – zum Beispiel 1,5 oder 1,6. So sollten Sie beispielsweise keine Verwacklungsprobleme bekommen, wenn Sie mit einem 55-mm-Objektiv eine Belichtungszeit von 1/80 Sekunde erreichen. Bei einem 105-mm-Makroobjektiv benötigen Sie dagegen schon 1/160 Sekunde für verwacklungsfreie Bilder. Geübte Fotografen schaffen allerdings auch mit einer etwas längeren Belichtungszeit verwacklungsfreie Bilder.
Für größere Fische benötigen Sie nicht unbedingt ein Makroobjektiv – hier reicht auch eine kürzere Brennweite aus (Nikon D70s, 800 ISO, 1/60 Sek., f 4.5, 70 mm, int. Blitz; Nikon D70s, 800 ISO, 1/30 Sek., f 1.4, 30 mm; Nikon D70s, 800 ISO, 1/60 Sek., f 4.5, 70 mm, int. Blitz; Nikon D70s, 200 ISO, 1/125 Sek., f 2.8, 105 mm Makro, int. Blitz; alle Fotos: M. Gradias). 202
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Je kleiner die Fische sind, die Sie fotografieren, umso schwieriger wird es, gelungene Aufnahmen zu erreichen (von oben links nach unten rechts: Nikon D200, 800 ISO, 1/200 Sek., f 2.8, 55 mm Makro; Nikon D200, 800 ISO, 1/125 Sek., f 2.8, 55 mm Makro; Nikon D200, 400 ISO, 1/60 Sek., f 2.8, 30 mm, int. Blitz; Nikon D200, 800 ISO, 1/40 Sek., f 2.8, 55 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias).
ISO-Wert Bei der Aquarium-Fotografie kommen Sie nicht umhin, einen Kompromiss zu finden. So benötigen Sie einigermaßen kurze Belichtungszeiten, um die sich bewegenden Fische scharf abbilden zu können – zum anderen steht aber nur wenig Licht zur Verfügung. Daher bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als den ISO-Wert zu erhöhen, obwohl dies mit einem Qualitätsverlust einhergeht. Ich gehe dabei meist so vor, dass ich mit der Zeitautomatik arbeite und die Blende vollständig öffne. Anschließend stelle ich den ISO-Wert so niedrig ein, wie es die erforderliche Belichtungszeit zulässt. Meist komme ich mit 800 ISO hin.
Beim Hintergrund haben Sie natürlich kaum Gestaltungsmöglichkeiten. Sie müssen mit dem Hintergrund klarkommen, der sich durch die Accessoires im Aquarium ergibt. Sie können nur versuchen, durch einen niedrigen Blendenwert unerwünschte Bildteile im Hintergrund zu unterdrücken.
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Diese Fische sind nur wenige Zentimeter groß (von links nach rechts: Nikon D200, 1000 ISO, 1/45 Sek., f 5, 105 mm Makro; Nikon D200, 1000 ISO, 1/125 Sek., f 2.8, 105 mm Makro; Nikon D70s, 200 ISO, 1/500 Sek., f 2.8, 105 mm Makro, Makroblitz).
Ich scheue mich aber auch gar nicht, höhere ISO-Werte zu verwenden, bis hin zum Maximalwert, der beispielsweise bei meiner Nikon D200 bei 1600 ISO liegt. Ich zähle mich nicht zu den „Rauschkornzählern“. Ehe ich ein Foto gar nicht machen kann, mache ich lieber eins mit Bildrauschen. Ich persönlich bin auch der Meinung, dass das Bildrauschen oft viel „zu hoch gehängt“ wird – ich empfinde es in vielen Fällen nicht als besonders störend. Man muss dabei ja auch bedenken, dass das sichtbare Filmkorn zu analogen Zeiten viel störender war.
Glasscheiben Da sich die Fische ja hinter Glas befinden, sollten Sie darauf achten, ganz nah an die Glasscheibe heranzugehen, damit Sie Spiegelungen vermeiden – die Kamera kann dabei die Glasscheibe auch ruhig ein wenig berühren. Die Gegenlichtblende Ihres Objektivs sollten Sie dabei entfernen. Achten Sie auch darauf, dass Sie eine Stelle finden, an der keine Kratzer in der Glasscheibe sind. Die Lichtbrechungen, die sich durch die Glasscheiben ergeben, lassen sich aber nicht verhindern.
Mit ausreichend Übung gelingen Ihnen auch Ausschnittaufnahmen. Bei den beiden Fotos handelt es sich um die Originalbildausschnitte (links: Nikon D200, 1000 ISO, 1/125 Sek., f 5, 105 mm Makro; rechts: Nikon D200, 1000 ISO, 1/60 Sek., f 5, 105 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias). 204
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Dieses Foto entstand durch puren Zufall. Ich war gerade beim Fotografieren von Libellen, als sich der Hecht direkt vor mir im Wasser wälzte (Nikon D200, 100 ISO, 1/800 Sek., f 5.3, 210 mm, Fotos: M. Gradias).
Da das Fotografieren in Aquarien etwas kniffelig ist, werden Sie nicht umhin kommen, diverse Aufnahmen zu machen und nachträglich die gelungenen herauszusuchen. Drücken Sie so oft auf den Auslöser, bis Sie das Gefühl haben, den Fisch scharf eingefangen zu haben. Meist merkt man gleich bei der Aufnahme, ob das Foto etwas „geworden“ ist oder nicht.
Im Freien Wenn Sie beispielsweise Angelfreund sind, werden Sie auch in der freien Natur Fische fotografieren können. Ich habe auf dieser Seite einmal zwei Fotos herausgesucht, die aber eher zufällig entstanden. So hatte ich bei der oberen Aufnahme nur einige Sekunden Zeit, einen sich im Wasser wälzenden Hecht zu erwischen. Ich hatte hier Glück, dass ich zufällig das passende Teleobjektiv auf der Kamera montiert hatte und so sofort „schussbereit“ gewesen bin. Zeit zum Einstellen irgendwelcher Parameter hatte ich nicht – die Szene war genauso schnell vorbei, wie sie entstanden war. In diesem Fall habe ich Glück gehabt!
Diese Fischgruppe fotografierte ich „durch“ das Wasser hindurch (Nikon D200, 100 ISO, 1/160 Sek., f 5, 200 mm).
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Bananenfalter, Nikon D200, 100 ISO, 1/250 Sek., f 6.3, 105 mm Makro, Makroblitz, Foto: M. Gradias
Insekten Ein Highlight der Makrofotografie sind Insektenfotos. Winzig kleinen Lebewesen in die Augen schauen zu können, ist schon faszinierend. Man entdeckt Details, die mit bloßem Auge überhaupt nicht zu sehen sind. Die Welt der Insekten ist riesig. Ob Schmetterlinge, Bienen, Fliegen oder kleine Käfer – alles sind spannende Fotomotive. Es gibt allerdings einige Hürden, die Sie überwinden müssen, um zu beeindruckenden Makrofotos zu gelangen. Wie Sie diese Hürden meistern, schildere ich Ihnen in diesem Kapitel.
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Wenn Sie Schmetterlinge in der freien Natur fotografieren wollen, müssen Sie ein wenig mehr Geduld haben. In einer Schmetterlingsfarm sind die Tiere an den Menschen gewöhnt und lassen sich daher leichter fotografieren. Im Freien sollten Sie sich einen Platz suchen, wo sich meist mehrere Schmetterlinge befinden – also in der Nähe von Blüten. Warten Sie dann, bis sich ein Schmetterling an die „Arbeit“ macht.
Schmetterlinge Natürlich können Sie Schmetterlinge in Ihrer heimischen Umgebung fotografieren. Wenn Sie aber exotische Schmetterlinge fotografieren möchten, die in unseren Breitengraden nicht heimisch sind, können Sie Schmetterlingsfarmen besuchen, die fast das ganze Jahr über Hunderte verschiedener Schmetterlingsarten präsentieren. Es gibt viele Schmetterlingsschauen in Deutschland. Ich fahre hin und wieder ganz gerne zum Steinhuder Meer, das in meiner Nähe ist (http://www.schmetterlingsfarm.de), um die schönen Schmetterlinge auf den Sensor zu bannen.
Hürden Die erste Hürde, die Sie überwinden müssen, ist das Akklimatisieren. In den Räumen herrscht eine Wärme von 28–30° – diese benötigen die Schmetterlinge. Dazu kommt eine Luftfeuchtigkeit von 80–90 %. Wenn Sie vielleicht dazu noch im Herbst zur Schmetterlingsfarm fahren wollen, kommt ein gewaltiger Temperaturunterschied auf Sie zu. Dies führt dazu, das die Optik der Kamera stark beschlägt und es eine ganze Weile dauert, ehe Sie fotografieren können.
Sie können vorhandene Accessoires zur Bildgestaltung verwenden, wie hier die Apfelsinenscheibe. So wird auch die Größe der Schmetterlinge erkennbar (von links nach rechts: Nikon D70s, 200 ISO, 1/250 Sek., f 9, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D70s, 400 ISO, 1/200 Sek., f 7.1, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D200, 1000 ISO, 1/250 Sek., f 2.8, 105 mm Makro, Makroblitz; alle Fotos: M. Gradias). 208
Kapitel 10
Im rechten Foto ist die Weiße Baumnymphe gerade aus dem Kokon geschlüpft (von links nach rechts: Nikon D70s, 200 ISO, 1/160 Sek., f 5, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D200, 400 ISO, 1/160 Sek., f 5.6, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D200, 100 ISO, 1/250 Sek., f 6.3, 105 mm Makro, Makroblitz; alle Fotos: M. Gradias).
Für solche Fälle habe ich optisches Reinigungspapier in der Tasche, sodass ich etwas nachhelfen kann, wenn es mir zu lange dauert, ehe das Objektiv einsatzbereit ist. Die Zubehörfirma Hama (http://www.hama.de) bietet beispielsweise solches „Optik-Papier“ zum Reinigen von Glas in Heftchen mit 30 Blatt an. Ich benutze dieses Reinigungspapier auch regelmäßig, um meine Objektive zu reinigen. Dabei muss man beachten, dass beide Seiten des Objektivs gesäubert werden sollten – auch auf der Bajonettseite kann Schmutz entstehen. Sie müssen aber bei dieser Art der Reinigung sehr stark darauf achten, dass Sie die Objektive nicht zerkratzen. Eine Alternative sind Mikrofasertücher.
Mit dem Blitz arbeiten Dort, wo ich die Schmetterlinge fotografiere, ist es erlaubt, zu blitzen. Daher mache ich die Aufnahmen mit meinem Makroblitz. Da die notwendige Lichtmenge durch die TTL-Blitzmessung vom Blitz automatisch gesteuert wird, nutze ich die Gelegenheit, im manuellen Belichtungsmodus zu arbeiten. So kann ich sowohl die gewünschte Verschlusszeit/Blende-Kombination als auch den ISO-Wert frei einstellen. Da man bei der Makrofotografie ja nah genug am Motiv ist, stört die geringe Reichweite des Blitzes nicht. Das Motiv wird in jedem Fall korrekt ausgeleuchtet.
Von oben fotografiert sind die Farben und Formen der Flügelzeichnung gut zu erkennen. Daher eignet sich diese Ablichtungsart gut für Dokumentationsaufnahmen (Nikon D70s, 400 ISO, 1/200 Sek., f 5.6, 105 mm Makro, Makroblitz).
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Versuchen Sie, die Tiere in etwa auf Augenhöhe zu erwischen, um möglichst natürliche Ergebnisse zu erzielen (von oben links nach unten rechts: Nikon D70s, 200 ISO, 1/160 Sek., f 5, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D200, 200 ISO, 1/200 Sek., f 7.1, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D70s, 400 ISO, 1/80 Sek., f 5, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D70s, 200 ISO, 1/200 Sek., f 4, 105 mm Makro, Makroblitz; alle Fotos: M. Gradias).
Der passende Augenblick Wenn Sie blitzen, ist es nur bedingt möglich, viele Aufnahmen nacheinander zu schießen. Irgendwann muss der Blitz zwischendurch aufladen und Sie müssen warten, ehe Sie wieder auslösen können. Dazu kommt noch, dass Sie sich schon etwas zurückhalten sollten, um den Tieren weitestgehend ihre Ruhe zu lassen. So ist es bei derartigen Fototouren nicht mein Ziel, mit möglichst vielen Fotos im Gepäck zurückzukommen. Außerdem halte ich mich mehrere Stunden dort auf, sodass ich in aller Ruhe fotografieren kann.
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Da sich die Tiere in der Schmetterlingsfarm ziemlich ruhig verhalten, ist es sehr einfach, in aller Ruhe den passenden Bildausschnitt und die geeignete Situation abzuwarten, ehe ich den Auslöser betätige. Ein klein wenig achte ich dabei darauf, dass die langen Fühler eine interessante Position in der Bildkomposition einnehmen und nicht einfach nur nach unten zeigen oder gar aus dem Bild ragen. Nachdem der Schmetterling nach meinen Wünschen im Bild angeordnet ist, werfe ich beim Blick durch den Sucher sicherheitshalber immer noch einmal einen gesonderten Blick auf die Fühler, um die Position innerhalb des Gesamtbilds zu prüfen. Erst wenn alles stimmt, löse ich die Aufnahme aus.
Von „Auge zu Auge“ wirken die Schmetterlinge am interessantesten (Nikon D70s, 200 ISO, 1/160 Sek., f 4.5, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D70s, 200 ISO, 1/160 Sek., f 4, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D70s, 400 ISO, 1/200 Sek., f 2.8, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D70s, 200 ISO, 1/200 Sek., f 11, 105 mm Makro, Makroblitz; alle Fotos: M. Gradias). Kapitel 10
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Wenn die Schmetterlinge einen Moment verharren, haben Sie ausreichend Zeit zur Komposition des Fotos (von links nach rechts: Nikon D70s, 400 ISO, 1/200 Sek., f 9, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D200, 200 ISO, 1/160 Sek., f 7.1, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D200, 400 ISO, 1/160 Sek., f 9, 105 mm Makro, Makroblitz; alle Fotos: M. Gradias).
Von Angesicht zu Angesicht Es gibt einen gravierenden Unterschied zwischen der dokumentarischen Aufnahme und einem kreativen Foto. Während der Zoologe darauf bedacht ist, dass beispielsweise zur Artenbestimmung alle Details des Tiers genau abgebildet werden, gelten bei einem „schönen“ Foto ganz andere Regeln. Das Aufnehmen „einfach von oben“, wie es in der Einleitung zu diesem Thema zu sehen war, ist beim kreativen Fotografen eher verpönt. Es „demütigt“ die Tiere ein wenig. Das Ziel ist es, das Tier „auf Augenhöhe“ zu erwischen. Das bewirkt auch beim späteren Betrachter des Fotos erst den „Aha-Effekt“. Sie sehen diverse solcher Beispiele auf dieser Doppelseite abgebildet. Teilweise hat man bei einigen Fotos den Eindruck, die Tiere würden mit einem „kommunizieren“ – wer weiß? Vielleicht tun sie es ja wirklich.
Durch die Apfelsinen entstehen farbenprächtige Bilder (links: Nikon D70s, 640 ISO, 1/320 Sek., f 10, 105 mm Makro, Makroblitz; rechts: Nikon D70s, 200 ISO, 1/160 Sek., f 6.3, 105 mm Makro, Makroblitz). 212
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Wenn Sie nah genug herangehen, können Sie auch Details der Schmetterlinge im Bild festhalten (von oben links nach unten rechts: Nikon D70s, 200 ISO, 1/250 Sek., f 8, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D200, 200 ISO, 1/160 Sek., f 10, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D70s, 200 ISO, 1/160 Sek., f 8, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D200, 400 ISO, 1/160 Sek., f 5.6, 105 mm Makro, Makroblitz; alle Fotos: M. Gradias).
Das „Tüpfelchen auf dem i“ sind dann Fotos, bei denen man den Tieren ganz nah in das „Gesicht“ schauen kann, wie zum Beispiel bei den vier Fotos oben. Es ist sehr interessant, zu sehen, wie der aufgerollte Saugrüssel der Schmetterlinge im Detail aussieht. Im mittleren Bild auf der vorherigen Seite ist dies ebenso gut zu sehen wie auf der Seite davor beim unteren linken Foto. Auch hier ist es wieder so, dass man in natura solche Details kaum bemerkt oder erkennen kann. Sie wirken erst dann faszinierend, wenn das Foto am PC-Bildschirm in voller Größe betrachtet wird. Der Abstand zu den Tieren betrug bei den abgebildeten Aufnahmen übrigens jeweils zwischen ungefähr einem halben und einem Meter.
Da die Schmetterlinge in einer Schmetterlingsfarm an den Menschen gewöhnt sind, verhalten sie sich meist so ruhig, dass Sie ausreichend Zeit für eine ausgewogene Bildkomposition haben. Nutzen Sie die Zeit und schauen Sie zur Kontrolle noch einmal das Bild inklusive aller Ränder an, um störende Elemente zu entdecken.
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Wenn Sie ganz nah herankommen, entstehen die schönsten Schmetterlingsaufnahmen (von links nach rechts: Nikon D70s, 200 ISO, 1/160 Sek., f 5, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D70s, 200 ISO, 1/200 Sek., f 11, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D70s, 1000 ISO, 1/200 Sek., f 4.5, 105 mm Makro, Makroblitz; alle Fotos: M. Gradias).
Libellenfotografie Eins meiner großen Steckenpferde ist seit einigen Jahren die Libellenfotografie. Soweit es meine Zeit zulässt, bin ich mehrere Male in der Woche für einige Stunden an meinem „Fotografierteich“, um die schönen Tiere fotografisch einzufangen. Daher hat sich im Laufe der Zeit eine stattliche Anzahl an Fotos angesammelt.
Das korrekte Bestimmen der Libellenart ist nicht einfach, wenn man kein Zoologe ist. Manchmal sind es nur die unterschied lichen Zeichnungen auf dem Körper, durch die sich die Arten voneinander unterscheiden. Ich bitte daher um Nachsicht, falls meine Artenbezeichnungen gelegentlich nicht vollständig sind.
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Falls es Sie interessiert: Auf meiner Fotowebseite http://www.gradias-foto.de finden Sie zu unterschiedlichen Themen Fotozusammenstellungen – so auch zur Libellenfotografie. Im Internet finden Sie sehr viele Webseiten zur Libellenfotografie. Sie können diese beispielsweise nutzen, um die Arten zu bestimmen. Exemplarisch möchte ich hier die liebevoll gepflegte Webseite http://www.libellen.li nennen, die unzählige Libellenfotos und diverse aufschlussreiche Beschreibungen enthält. Wie bei anderen Themenbereichen auch, ist es zunächst einmal wichtig, in Erfahrung zu bringen, wo Sie Libellen am besten finden. Libellen halten sich beispielsweise in Ufernähe von Teichen, Tümpeln und Flussauen auf.
Die Ausstattung Da ich mir immer einen festen Platz zum Fotografieren suche, ist die Ausstattung, die ich dann mitnehme, relativ groß. So bin ich für alle Eventualitäten gewappnet. Da ich beim Fotografieren der Libellen einigen Abstand halten muss, damit die Tiere nicht flüchten, lasse ich die Objektive mit kurzer Brennweite zu Hause. Mein Brennweitenbereich beginnt dann bei meinem 105-mm-Makroobjektiv von Sigma und reicht bis zum langbrennweitigen Tamron-Zoom mit 200–500 mm. Für alle Fälle habe ich auch einen 2-fach-Telekonverter dabei, den ich allerdings recht selten einsetze. Den Makroblitz verwende ich im Freien nur sehr selten – ich habe ihn aber für alle Fälle immer dabei. Da ich meist für viele Stunden am Teich verweile, darf natürlich auch Verpflegung im Gepäck nicht fehlen. Bei der Libellenfotografie ist einige Geduld angesagt, wenn man zu guten Ergebnissen kommen will. Um nicht auf dem Boden sitzen zu müssen, habe ich immer einen kleinen Klapphocker dabei. Rechts oben sehen Sie eine meiner Locations am Teich und unten meine Ausrüstung. Da die Objektive mit langer Brennweite in eigenen Objektivköchern untergebracht sind, kommt ein gewaltiges Gewicht zusammen. Da ich aber mit dem Auto recht nah an den Teich heranfahren kann, muss ich das Equipment nur einige Hundert Meter weit tragen. Ich besitze verschiedene Fototaschen für die unterschiedlichen Einsatzzwecke. Im Bild rechts sehen Sie meine größte Tasche. Sie ist von Lowepro (http://www. lowepro-deutschland.de) und stammt aus der SlingShot-Serie. In dieser Serie gibt es drei Taschenmodelle in unterschiedlichen Größen. Ich habe mich hier für die mittlere Größe entschieden, die für meine Ansprüche ausreicht.
Libellen sonnen sich ganz gerne am Ufer (links: Nikon D200, 100 ISO, 1/640 Sek., f 5, 180 mm Makro; rechts: Nikon D70s, 200 ISO, 1/1000 Sek., f 10, 300 mm; alle Fotos: M. Gradias). Kapitel 10
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Verschiedene Azurjungfern-Arten sind bei mir in Norddeutschland häufig zu finden (links: Nikon D200, 200 ISO, 1/400 Sek., f 6.3, 180 mm Makro; rechts: Canon 450D, 200 ISO, 1/2500 Sek., f 5.6, 300 mm; alle Fotos: M. Gradias).
Die Libellenarten Die Libellenarten werden in zwei Kategorien eingeteilt: die Klein- und die Großlibellen. Die Großlibellen sind größer und kräftiger gebaut als die Kleinlibellen. Im Foto unten ist mit der Königslibelle eine der Großlibellenarten zu sehen – oben sehen Sie Kleinlibellen. Während bei den Kleinlibellen die „kugeligen“ Augen seitlich abstehen, liegen sie bei den Großlibellen am Kopf an und sind auch größer. Interessant sind auch die Unterschiede bei den vier Flügeln. Während die Kleinlibellen sie in der RuheWeibliche Königslibelle bei der Eiablage. Diese Libellenart ist mit ungefähr zehn Zentimetern relativ groß – daher benötigt man kein Makroobjektiv. Die Entfernung betrug hier etwa 2,5 Meter (Nikon D200, 200 ISO, 1/1250 Sek., f 6.3, 500 mm).
Libellen sind sehr flinke, ständig in ihrem Revier patrouillierende Tiere. Aber auch sie machen ihre Pausen – so zum Beispiel bei der Eiablage oder wenn sie sich sonnen. Das sind die geeigneten Momente, um Fotos von ihnen zu machen.
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Oben sind zwei Großlibellen zu sehen – unten zwei Kleinlibellen (von oben links nach unten rechts: Nikon D200, 200 ISO, 1/1000 Sek., f 6.3, 180 mm Makro; Nikon D200, 100 ISO, 1/800 Sek., f 2.8, 105 mm Makro; Nikon D70s, 200 ISO, 1/250 Sek., f 8, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D70s, 200 ISO, 1/500 Sek., f 5.6, 105 mm Makro, Makroblitz; alle Fotos: M. Gradias).
stellung am Körper anlegen, fehlt bei den Großlibellen der Mechanismus zum Zusammenlegen der Flügel. Daher werden die Flügel in der Ruhestellung seitlich abgespreizt. Dies ist bei den beiden Fotos oben gut erkennbar. Während die Großlibellen bis zu etwas über 10 Zentimeter groß sind, sind die Kleinlibellen meist nur halb so groß. Fotografisch gesehen sind daher natürlich die Großlibellen etwas leichter abzulichten, zumal sie sich auch meist ein klein wenig behutsamer als die eher hektischen Kleinlibellen benehmen. Es hängt übrigens auch von der Jahreszeit ab, wann Sie welchen Libellenarten begegnen können. Recherchieren Sie hier gegebenenfalls im Internet – zum Beispiel unter http:// www.ausgabe.natur-lexikon.com/libellen.php.
Wegen der deutlich größeren Körpergröße können Sie bei Großlibellen oft auf ein Makroobjektiv verzichten und stattdessen ein Zoomobjektiv mit einer Brennweite bis zu 200 oder 300 mm verwenden. Sie werden in vielen Fällen auch damit eine bildfüllende Darstellung der Libellen erreichen können.
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Verschiedene Azurjungfern bei „akrobatischen“ Übungen (von links nach rechts: Nikon D200, 200 ISO, 1/1000 Sek., f 8, 180 mm Makro; Nikon D200, 200 ISO, 1/500 Sek., f 7.1, 180 mm Makro; Nikon D200, 1000 ISO, 1/125 Sek., f 2.8, 105 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias)
Die Umgebung beachten Um ein ausdrucksstarkes Bild zu erreichen, muss die Libelle vom Hintergrund getrennt werden – das ist prinzipiell nichts anderes, als ich es Ihnen bereits bei der Blumenfotografie geschildert habe. Das Unterfangen ist aber bei Libellen etwas schwieriger, weil sie sich ja bewegen. Wenn Sie eine hübsche Libelle entdeckt haben, heißt dies noch lange nicht, dass Sie ein eindrucksvolles Foto von ihr machen können. Vielleicht stören ja Grashalme oder Schilf im Hintergrund.
Es lohnt sich, zu unterschiedlichen Jahreszeiten dieselbe Location aufzusuchen, um Libellen zu fotografieren. So werden Ihnen beispielsweise im Herbst ganz andere Libellen begegnen als im Frühjahr. Probieren Sie es einmal aus!
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Sie müssen daher sehr sorgfältig prüfen, ob die Umgebung, in der Sie sich positioniert haben, auch Möglichkeiten für perfekte Fotos bietet. Einzelne längere Grashalme sind beispielsweise prima geeignet. Wenn Sie es genau beobachten, werden Sie feststellen, dass Libellen ihr Revier haben. Sie fliegen zwischen ganz bestimmten Punkten hin und her. Haben Sie dies eine Weile beobachtet, können Sie prüfen, welcher der Ruhepunkte am besten für das Freistellen der Libelle geeignet ist. Warten Sie dann, bis die Libelle sich auf ihrem Patrouillienflug an den Ruhepunkten niederlässt. Achten Sie darauf, dass Sie sich den Tieren sehr ruhig nähern. Es gibt einige recht zutrauliche Arten – die Vierflecklibelle zum Beispiel – und andere Arten die sehr scheu sind und sofort flüchten.
Das richtige Objektiv Um die Libelle perfekt vom Hintergrund trennen zu können, ist die Wahl des richtigen Objektivs von Bedeutung. Ich habe seit vielen Jahren meist mit einem 105-mm-Objektiv fotografiert und bin damit auch sehr zufrieden. Seit ich mir aber vor einiger Zeit das 180-mm-Makroobjektiv von Tamron zugelegt habe, fotografiere ich fast ausschließlich damit. Der Grund ist einfach: Zum einen kann ich bei gleichem Abbildungsmaßstab weiter von den Libellen entfernt sein, was wegen der Scheu der Tiere von Vorteil ist. Zum anderen wird ja der Schärfentiefebereich immer kleiner, je länger die Brennweite ist. So reichen einige Zentimeter Abstand zum Hintergrund aus, dass dieser unscharf erscheint. Wenn also die Grashalme nur etwas voneinander entfernt sind, erreichen Sie dennoch einen perfekten Hintergrund. Der einzige Nachteil, den Sie sich dabei einhandeln, ist die kürzere Belichtungszeit, die notwendig ist, um eine Verwacklungsunschärfe auszuschließen. Wenn Sie bei Sonnenschein fotografieren und gegebenenfalls den ISO-Wert auf 200 erhöhen, können Sie dieses Manko leicht ausgleichen. Bei der leichten ISO-Wert-Erhöhung werden Ihnen bei den aktuellen Spiegelreflexkameras keine qualitativen Nachteile auffallen.
Zufällig sah ich diese Körperverrenkung einer Feuerlibelle (Canon 450D, 200 ISO, 1/400 Sek., f 6.3, 259 mm).
Suchen Sie einzelne Grashalme, an denen sich die Libellen festhalten, sodass Sie eine Trennung vom Hintergrund erreichen (von links nach rechts: Nikon D200, 100 ISO, 1/250 Sek., f 8, 180 mm Makro; Nikon D200, 200 ISO, 1/350 Sek., f 10, 210 mm; Canon 450D, 200 ISO, 1/500 Sek., f 6.3, 300 mm; alle Fotos: M. Gradias). Kapitel 10
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Azurjungfern bei der Paarung – unten sehen Sie das Weibchen, das in diesem Fall noch paarungsunwillig ist, weil es den Hinterkörper herunterhängen lässt (Nikon D200, 100 ISO, 1/800 Sek., f 5.3, 210 mm, Fotos: M. Gradias).
Es muss nicht immer teuer sein Wenn Sie die Bilddaten zu den abgebildeten Fotos betrachten, wird Ihnen auffallen, dass diverse Fotos mit einer Canon-Kamera gemacht wurden. Da ich ja Kamerabücher zu unterschiedlichen Kameras schreibe, bin ich häufig mit anderen Kameramodellen auf Fototour. Da ich nicht für alle Kameras dasselbe Equipment anschaffen kann, habe ich mich bei der Canon für das folgende Objektiv entschieden: Tamron 70–300, 1:4–5.6 Macro. Es ist für ungefähr 140 Euro zu erwerben – das ist sehr günstig. Alle hier abgebildeten Fotos wurden mit diesem Objektiv gemacht. Es bietet einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:2, was aber für Libellenaufnahmen völlig ausreichend ist. Eine „übliche“ Situation, um ein Libellenfoto zu schießen. Das erste Foto in der zweiten Reihe auf der nächsten Seite entstand hier.
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Selbstverständlich sieht man einen Unterschied zu der Bildqualität der wesentlich teureren Makroobjektive, die ich besitze. Aber im Druck (zumal, wenn die Abbildungsgröße nicht allzu groß ist) ist die Bildqualität sehr gut.
Libellen laden wegen ihrer Vielfalt zum Fotografieren ein (von oben links nach unten rechts: Nikon D200, 200 ISO, 1/400 Sek., f 10, 180 mm, Makro; Canon 450D, 200 ISO, 1/800 Sek., f 6.3, 300 mm; Canon 450D, 200 ISO, 1/500 Sek., f 9, 300 mm; Canon 450D, 200 ISO, 1/800 Sek., f 5.6, 300 mm; Canon 450D, 200 ISO, 1/1000 Sek., f 7.1, 300 mm; Nikon D70s, 200 ISO, 1/500 Sek., f 4, 105 mm Makro; Nikon D200, 200 ISO, 1/640 Sek., f 6.3, 180 mm Makro; Nikon D200, 200 ISO, 1/640 Sek., f 8, 180 mm Makro; Nikon D200, 200 ISO, 1/750 Sek., f 7.1, 180 mm Makro; Nikon D200, 200 ISO, 1/350 Sek., f 10, 180 mm Makro; Nikon D200, 200 ISO, 1/500 Sek., f 10, 180 mm Makro; Nikon D200, 200 ISO, 1/500 Sek., f 11, 180 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias).
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Azurjungfern bei der Paarung (von links nach rechts: Nikon D70s, 200 ISO, 1/640 Sek., f 5, 105 mm Makro; Nikon D200, 200 ISO, 1/350 Sek., f 8, 180 mm Makro; Nikon D200, 200 ISO, 1/640 Sek., f 8, 180 mm Makro). Unten sehen Sie eine Larvenhaut einer Kleinlibelle (Nikon D200, 250 ISO, 1/500 Sek., f 5.6, 180 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias).
Bei der Paarung Libellen bilden bei der Paarung ein sogenanntes Paarungsrad. Sie sehen ein solches Beispiel oben in der Mitte. Die beiden anderen Fotos zeigen die Vorbereitung. Paarungsräder sind bei vielen Fotografen ein beliebtes Fotomotiv. Die Schwierigkeit besteht hier darin, das Männchen (oben) und das Weibchen gemeinsam scharf abzubilden, da nur dann beeindruckende Fotos entstehen. Sie können sich hier behelfen, indem Sie so weit abblenden, dass der Hintergrund gerade noch unscharf bleibt – bei einem 180-mm-Makroobjektiv klappt dies meistens bis ungefähr zur Blende 8. Eins gilt aber für die perfekte Darstellung von einzelnen Libellen ebenso wie bei Paarungsrädern: Sie müssen versuchen, einen Standpunkt zu finden, bei dem sich die Tiere parallel zur Sensorebene befinden. Andernfalls wird es Ihnen wegen des geringen Schärfentiefebereichs nicht gelingen, das komplette Tier scharf abzubilden. Dabei hilft auch ein starkes Abblenden nicht, weil ja dann der Hintergrund das Bild wirkungslos machen würde. Hier müssen Sie einen Kompromiss finden oder die Unschärfe als Gestaltungsmittel einsetzen.
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Unten rechts sehen Sie die Detailaufnahme einer männlichen Heidelibelle, die mir bei einer Dahlienschau vor die Linse geriet (von oben links nach unten rechts: Nikon D200, 200 ISO, 1/250 Sek., f 7.1, 180 mm Makro, int. Blitz; Nikon D200, 200 ISO, 1/320 Sek., f 7.1, 180 mm Makro; Nikon D200, 200 ISO, 1/500 Sek., f 11, 180 mm Makro; Nikon D200, 100 ISO, 1/250 Sek., f 9, 105 mm Makro, int. Blitz; alle Fotos: M. Gradias).
Drücken Sie daher nicht unbedacht auf den Auslöser. Probieren Sie auch einmal, ob Sie mit einer kleinen Körperdrehung von Ihnen das Libellenpaar paralleler vor die Linse bringen. Hier sind meist einige Versuche unausweichlich. Um optimale Ergebnisse zu erhalten, ist es durchaus sinnvoll, viele verschiedene Bilder zu machen und anschließend die gelungensten herauszusuchen.
Libellen im Flug Die Krönung der Libellenfotografie besteht darin, die Tiere im Flug abzulichten, was alles andere als einfach ist. Kapitel 10
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Patrouillierende Libellen (von links nach rechts: Canon 450D, 200 ISO, 1/400 Sek., f 4, 187 mm VR, Makroblitz; Nikon D200, 200 ISO, 1/400 Sek., f 11, 440 mm; Nikon D200, 200 ISO, 1/320 Sek., f 6, 390 mm; alle Fotos: M. Gradias)
Oftmals ist es so, dass das genaue Beobachten sehr wichtig ist, um herauszufinden, wie sich eine Aufgabe lösen lässt. So kommt es vor, dass ich die Flugbahnen der Libellen erst einmal eine halbe Stunde – oder auch deutlich länger – beobachte, ehe ich das erste Foto schieße.
Ich gestehe, dass ich mehrere Jahre erfolglos versucht habe, die Tiere im Flug zu erwischen, bis ich darauf kam, wie es funktioniert. Natürlich könnte man auch technisches Equipment wie etwa Lichtschranken einsetzen – darauf will ich aber verzichten. Ich fand beim Beobachten heraus, wie ich auch so zum Ziel komme: Die Tiere fliegen immer dieselbe Route bei ihren Patrouillienflügen ab. Wenn man die Kamera einfach „blind“ auf die fliegenden Libellen hält, hat man keine Chance, dass der Autofokus die Tiere erfassen kann – das „Suchen“ des Motivs dauert viel zu lange. Wenn man aber weiß, in welchem Abstand die Tiere gleich vorbeifliegen werden, kann man schon im Vorfeld auf diese Position vorfokussieren. Wenn das Tier dann im Bildausschnitt erscheint, muss das Autofokusmesssystem nur noch ein klein wenig nachfokussieren.
Fliegende Libellen sind das Highlight der Libellenfotografie (links: Nikon D200, 200 ISO, 1/1000 Sek., f 8, 300 mm; rechts: Nikon D200, 200 ISO, 1/400 Sek., f 10, 440 mm). 224
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Das KreuzspinnenWeibchen ist knapp zwei Zentimeter groß – die Herbstspinne rechts ist nur etwa halb so groß (links: Nikon D200, 640 ISO, 1/250 Sek., f 16, 180 mm Makro; rechts: Nikon D90, 400 ISO, 1/400 Sek., f 16, 180 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias).
Die weitere Vorgehensweise entspricht der, die ich auch beim Fotografieren beim Motorsport einsetze: Man schwenkt die Kamera mit der fliegenden Libelle mit und drückt immer wieder den Auslöser. Ein Stativ können Sie bei dieser Vorgehensweise selbstverständlich nicht verwenden – Sie wären damit viel zu langsam. Wenn Sie dieses Verfahren ausreichend üben, wird Ihnen eine beeindruckende Aufnahme nach der anderen gelingen. Für mein erstes gelungenes „Flugfoto“ habe ich einige Jahre gebraucht. Inzwischen habe ich eine stattliche Anzahl davon.
Spinnen Spinnenphobiker sollten die nächsten fünf Seiten überblättern. Spinnen sind sicherlich nicht jedermanns Sache – meine auch nicht. Aber man muss es trennen. Es ist schon beachtlich, was für Tiere die Natur gezaubert hat. Als Foto sind einige Spinnen durchaus sehr attraktiv, wie beispielsweise die oben links gezeigte Kreuzspinne. Das Kreuzmuster auf dem Rücken sieht – fotografisch gesehen – sehr interessant aus. Man muss aber beim Fotografieren von Spinnen schon ein wenig darauf achten, dass das Ergebnis nicht „ekelig“ aussieht. So habe ich auf Beispielfotos verzichtet, bei denen sich Spinnen über ihre Beute hermachen.
Wie klein Spinnen sind, sehen Sie hier. Die Blüte des Fünffingerstrauchs ist nur knapp 2 Zentimeter groß (Nikon D200, 200 ISO, 1/320 Sek., f 9, 180 mm Makro).
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Das Foto der Vogelspinne links entstand im Zoo. Das Spinnennetz habe ich im Gegenlicht aufgenommen. Die Zitterspinne rechts entdeckte ich an einer Kellerwand (von links nach rechts: Nikon D200, 1600 ISO, 1/125 Sek., f 4.5, 105 mm Makro; Nikon D70s, 200 ISO, 1/500 Sek., f 5.6, 105 mm Makro; Nikon D70s, 200 ISO, 1/125 Sek., f 11, 105 mm Makro, Makroblitz; alle Fotos: M. Gradias).
Allerlei Probleme Das Fotografieren von Spinnen ist nicht ganz einfach. Das erste Problem besteht darin, sie überhaupt zu sehen. Da Spinnen auch oft „getarnt“ sind und ihrem Umfeld recht ähnlich sehen, sind sie nur schwer zu finden. Man muss schon ungefähr wissen, wo man suchen muss. So habe ich die meisten der abgebildeten Spinnen erst nach langem Suchen in einer Hecke vor meinem Zuhause entdeckt. Da die Spinnen nach dem Bau ihres Netzes an Ort und Stelle verweilen, können Sie sie – wenn Sie sie erst einmal gefunden haben – auch tagelang als Fotomotiv verwenden und so dann fotografieren, wenn das Licht gute Fotos erlaubt. Einige andere Spinnen fand ich am Rand eines Feldwegs im Gras.
Versuchen Sie, Spinnen zusammen mit ihrem Netz zu fotografieren (links: Nikon D70s, 200 ISO, 1/320 Sek., f 4.5, 105 mm Makro; rechts: Nikon D70s, 200 ISO, 1/1250 Sek., f 2.8, 105 mm Makro). 226
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Durch die winzige Größe der Spinnen, die oft einen Abbildungsmaßstab von 1:1 erfordert, wenn Sie die Tierchen bildfüllend ablichten wollen, kommen eine Menge fototechnischer Schwierigkeiten auf Sie zu. Da die Spinnen eine gewisse Tiefe haben, müssen Sie schon deutlich abblenden, wenn das Tier scharf abgebildet werden soll. Bei den beiden Einstiegsfotos zu diesem Thema habe ich Blende 16 eingestellt und trotzdem sind nur Teile der beiden Spinnen scharf abgebildet. Bei den großen Abbildungsmaßstäben schrumpft nämlich der Schärfentiefebereich bis auf wenige Millimeter. Unter Blende 11 werden Sie oftmals zu wenige Teile scharf abbilden können. Durch den höheren Blendenwert benötigen Sie natürlich ausreichend Licht, um eine korrekte Belichtung zu erhalten. So können Sie entweder bei Sonnenschein oder mit einem Makroblitz fotografieren. Ich erhöhe bei Spinnenaufnahmen meist den ISO-Wert auf bis zu 640 ISO – bis dahin liefert meine Kamera ausgezeichnete Ergebnisse.
So könnte eine Location aussehen – eine Margerite mit einer kleinen Kürbisspinne (Nikon D70s, 200 ISO, 1/800 Sek., f 8, 105 mm Makro).
Außerdem benötigen Sie eine recht kurze Belichtungszeit – zumindest dann, wenn Sie beispielsweise ein 180-mm-Makroobjektiv verwenden. Bei großen Abbildungsmaßstäben vergrößert sich die Verwacklungsgefahr drastisch.
Die beiden Spinnen links sind nur wenige Millimeter groß und waren sehr schwer mit bloßem Auge zu erkennen (von links nach rechts: Nikon D200, 100 ISO, 1/180 Sek., f 3.5, 105 mm Makro; Nikon D200, 200 ISO, 1/320 Sek., f 9, 180 mm Makro; Nikon D90, 400 ISO, 1/250 Sek., f 13, 180 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias). Kapitel 10
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Oben sehen Sie eine Baldachinspinne – links das Weibchen und rechts ein Männchen (von oben links nach unten rechts: Nikon D200, 200 ISO, 1/250 Sek., f 11, 180 mm Makro, Makroblitz; Nikon D200, 200 ISO, 1/250 Sek., f 10, 180 mm Makro, Makroblitz; Nikon D200, 100 ISO, 1/320 Sek., f 8, 180 mm Makro; Nikon D200, 200 ISO, 1/250 Sek., f 6.3, 180 mm Makro, Makroblitz; alle Fotos: M. Gradias).
Die deutliche Verwacklungsgefahr im extremen Makrobereich ist auch nachvollziehbar: Wenn Sie bei einem Abbildungsmaßstab von 1:1 (bei einem DX-Sensor) die Kamera nur um eineinhalb Millimeter nach oben oder unten neigen, entspricht dies gleich einem Zehntel des gesamten Bildes. Im Abbildungsmaßstab von 1:1 beträgt ja die Objektgröße nur etwa 24 x 16 Millimeter – dies ist die Größe der DX-Sensoren. Viele Fotografen werden daher bei solchen Situationen auch zum Stativ greifen, um verwacklungsfreie Fotos zu erhalten. Da sich die Spinnen ja meist sehr ruhig verhalten, ist der Stativeinsatz durchaus sinnvoll.
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Bezogen auf die hier abgebildete Druckgröße sehen Sie einen Abbildungsmaßstab von 8:1. Die Schwebfliege ist hier in etwa achtmal so groß zu sehen, wie sie in natura ist – sehr beeindruckend (Nikon D700, 200 ISO, 1/250 Sek., f 8, 180 mm Makro, Makroblitz, Foto: M. Gradias).
Zweiflügler Wenn Sie bis hierher gekommen sind, können Sie sich an die „ganz kleinen“ Tiere heranwagen. Kleine Insekten gehören zu den Highlights der Makrofotografie. Sie setzen den Betrachter immer wieder in Verzückung, weil die Fotos Details zeigen, die mit bloßem Auge nicht im entferntesten zu erkennen sind. Werden die Fotos dann noch sehr groß ausgedruckt, erhalten Sie eine zigfache Vergrößerung, bei der Sie bewundern können, mit wie vielen Details die Natur solch winzige Tiere ausgestattet hat. Es ist schon erstaunlich, wie viele Details beispielsweise bei einer Honigbiene mit einer Größe von etwa 15 Millimetern zu finden sind. Durch die kleine Größe der Tiere müssen Sie also den Abbildungsmaßstab von 1:1 erreichen, wenn das Tier einen großen Teil des Fotos einnehmen soll. Damit verbunden sind einige technische Schwierigkeiten. Dazu kommt, dass die kleinen Tierchen teilweise ganz schön hektisch – und so schwer zu erwischen – sind.
Da das Fotografieren von Bienen, Schwebfliegen oder anderen Zweiflüglern recht anspruchsvoll ist, sollten Sie sich dieser Thematik erst dann widmen, wenn Sie ein wenig Erfahrung mit der Makrofotografie gesammelt haben – andernfalls werden Sie die Ergebnisse nicht zufriedenstellen. Es ist schon ein Menge Übung nötig, um zu Fotos zu gelangen, die den Betrachter beeindrucken können.
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Teilweise können Sie lustige Situationen einfangen, wie die Hummel unten links, die förmlich in die Platterbsenblüte „hineinkriecht“ (von oben links nach unten rechts: Nikon D200, 100 ISO, 1/250 Sek., f 9, 105 mm Makro, int. Blitz; Nikon D200, 200 ISO, 1/250 Sek., f 10, 180 mm Makro; Nikon D200, 200 ISO, 1/1500 Sek., f 6.3, 180 mm Makro; Nikon D200, 400 ISO, 1/740 Sek., f 14, 180 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias).
Hummeln Hummeln, die zur Gattung der Bienen gehören, sehen durch ihren pelzartig mit Haaren bedeckten Körper recht „putzig“ aus. Durch die vielen Details, die der Körper zeigt, sind sie sehr fotogen. Wenn Sie Hummeln suchen, brauchen Sie nur nach Blumen zu suchen. Hummeln gehören neben den Bienen und Fliegen zu den wichtigsten Bestäuberinsekten. Sie ernähren sich von Pollen und Nektar. Im Gegensatz zu den Bienen können Sie Hummeln auch bei schlechtem Wetter bei der Nahrungssuche antreffen. Das liegt daran, dass der Vorrat bei Hummeln geringer ist als bei den Bienen. 230
Kapitel 10
Damit Sie ausreichend Abstand zu der Hummel haben, ist es empfehlenswert, ein Makroobjektiv mit einer längeren Brennweite zu verwenden – beispielsweise 180 mm. Außerdem schützen Sie sich so auch selbst ein wenig vor den Tieren. Auch wenn Hummeln eher selten stechen, sollten Sie einen so gebührenden Abstand halten, dass sich die Tiere nicht „bedroht“ fühlen. Da die Hummeln oft nur für sehr kurze Zeit bei einer Blüte verharren, müssen Sie schnell reagieren. Hier ist auch einige Geduld erforderlich. Beobachten Sie einen Moment, wo sich die Hummeln aufhalten und welche Blüten sie gerne anfliegen. Oft haben Sie dann nur wenige Sekunden Zeit, um einen „Volltreffer“ zu landen. Viele verschiedene Aufnahmen entstehen dabei meist nicht.
Von „Auge zu Auge“ wirken die Hummeln beeindruckend – wie beim Foto unten rechts (Nikon D200, 200 ISO, 1/400 Sek., f 8, 180 mm Makro; Nikon D200, 200 ISO, 1/800 Sek., f 7.1, 180 mm Makro; Nikon D70s, 200 ISO, 1/160 Sek., f 7.1, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D200, 200 ISO, 1/320 Sek., f 9, 180 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias). Kapitel 10
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Oben links scheint sich die Hummel am Blütenblatt festzuhalten – rechts „fällt“ sie kurz danach nach hinten (von oben links nach unten rechts: Nikon D70s, 200 ISO, 1/160 Sek., f 7.1, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D70s, 200 ISO, 1/160 Sek., f 7.1, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D70s, 200 ISO, 1/200 Sek., f 7.1, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D70s, 200 ISO, 1/200 Sek., f 7.1, 105 mm Makro, Makroblitz; alle Fotos: M. Gradias).
Ich weiß nicht, ob die Hummeln im Laufe des Tages „träger“ werden – ich mache aber lieber am Nachmittag Fotos, weil ich den Eindruck habe, dass die Tiere dann ruhiger sind. Die Hummel unten links auf der vorherigen Seite schien fast „betrunken“ von den Pollen zu sein – sie verharrte lethargisch für viele Minuten in derselben Position, sodass ich viele verschiedene Detailaufnahmen machen konnte. Ich habe dies allerdings nicht häufiger beobachten können. Vielleicht war es auch einfach nur ein Zufall. Gelegentlich ergeben sich lustige Situationen, wie zum Beispiel oben rechts, als die Hummel zu fallen schien. Auch der „Klettermaxe“ unten links wirkt ganz witzig. Die Hummeln scheinen gelegentlich sehr intensiv zur „Sache zu gehen“. 232
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Drei Honigbienen bei der Arbeit – die rechte Biene ist von oben bis unten mit Pollen übersät (von links nach rechts: Nikon D200, 200 ISO, 1/750 Sek., f 9, 180 mm Makro; Nikon D200, 200 ISO, 1/320 Sek., f 9, 180 mm Makro; Nikon D200, 100 ISO, 1/250 Sek., f 9, 105 mm Makro, int. Blitz; alle Fotos: M. Gradias).
Honigbienen Bienen sind innerhalb des Ökosystems sehr wichtige Tiere, weil sie unter anderem für das Bestäuben vieler Pflanzen verantwortlich sind. Wenn es trocken ist, finden Sie die Bienen dort, wo es Blüten gibt. Mit einer Körpergröße von knapp 15 Millimetern ist das Fotografieren nicht ganz einfach – ein Makroobjektiv ist hier unbedingt erforderlich, wenn Sie mit Ihrer digitalen Spiegelreflexkamera schöne Ergebnisse erzielen wollen. Es ist empfehlenswert, Makroobjektive mit einer längeren Brennweite zu verwenden, um einen gebührenden Abstand zu den Tieren halten zu können. Sie können im Freien durchaus zur Unterstützung ein Blitzlicht einsetzen – das stört die Bienen kaum. So haben Sie den Vorteil, etwas weiter abblenden zu können, damit große Teile der Biene scharf abgebildet werden können. Wenn Sie – wie bei den drei Fotos oben – Fotos im Hochformat machen wollen, sollten Sie Accessoires wie die Blüten mit in die Bildkomposition einbeziehen, damit ein attraktives Foto entsteht.
Die Verhaltensweisen von Bienen sind unterschiedlich. Wenn sie auf Nahrungssuche bei den Blüten sind und einen ruhigen Summton von sich geben, sind sie nicht aggressiv. Wenn sie aber wild umherfliegen und eher schrille Töne von sich geben, sind sie verteidigungsbereit. Dann sollten Sie sich etwas in Acht nehmen.
Kapitel 10
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Besonders schön sehen die Bienen aus, wenn sie am ganzen Körper mit Pollen übersät sind. Ein solches Beispiel finden Sie auf der vorherigen Seite rechts oben. Auch unten ist eine Biene zu sehen, die von ihrer Arbeit gezeichnet ist. Das Foto entstand während einer Fotosession bei einer Dahlienschau, über die ich bereits in Kapitel 8 berichtet habe. Um alle Details sichtbar zu machen, entschloss ich mich, das interne Blitzgerät zu verwenden, da ich in diesem Fall leider meinen Makro blitz nicht dabeihatte.
Aus dieser Situation entstanden viele verschiedene Fotos – auch das Foto oben links auf der nächsten Seite. Die Biene macht sich über ganz gewöhnlichen Klee her, wie er auf Rasenflächen im Garten wächst (oben: Nikon D200, 200 ISO, 1/750 Sek., f 9, 180 mm Makro; unten: Nikon D200, 200 ISO, 1/640 Sek., f 8, 180 mm Makro).
Bei so zufälligen Situationen wie im Foto rechts ist es natürlich eine wichtige Voraussetzung, dass Sie gerade das passende Objektiv auf der Kamera haben. Hätte sich diese Szene nicht in etwa 2 bis 3 Metern vor mir abgespielt, sondern in nächster Nähe, hätte mir das 210-mmObjektiv nicht weitergeholfen und ich hätte auf das beeindruckende Foto verzichten müssen.
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Das untere Foto entstand durch puren Zufall – eine Honigbiene paddelte im Wasser und erzeugte dabei die Wellenringe (oben: Nikon D200, 200 ISO, 1/250 Sek., f 8, 105 mm Makro, int. Blitz; unten: Nikon D200, 400 ISO, 1/640 Sek., f 6.3, 210 mm; alle Fotos: M. Gradias).
Oben links ist bei dem Honigbienenporträt der Saugrüssel gut zu sehen, den die Bienen in die Blüten stecken, um den Nektar aufzusaugen (von oben links nach unten rechts: Nikon D200, 200 ISO, 1/750 Sek., f 9, 180 mm Makro; Nikon D200, 200 ISO, 1/320 Sek., f 9, 180 mm Makro; Nikon D200, 200 ISO, 1/400 Sek., f 5.6, 210 mm; Nikon D200, 100 ISO, 1/250 Sek., f 8, 105 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias).
Da es am interessantesten wirkt, wenn Sie den Bienen in die Facettenaugen schauen, kommen Sie gelegentlich nicht umhin, einige Verrenkungen beim Fotografieren zu machen. So entstanden beispielsweise die beiden Fotos auf der vorherigen Seite und das Foto oben links, als die Bienen sich über den Klee auf dem Rasen im Garten hermachten. So blieb mir nichts anderes übrig, als die Fotos auf dem Bauch im Gras liegend zu schießen. Meine Ellenbogen benutzte ich dabei als Stativ, um Verwacklungen auszuschließen, die beim Einsatz des 180-mm-Objektivs natürlich viel eher passieren können als beim Einsatz von Makroobjektiven mit einer kürzeren Brennweite. Kapitel 10
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Versuchen Sie, die Schwebfliegen auf Augenhöhe zu erreichen – das ergibt die eindrucksvollsten Ergebnisse. Das Bild oben links wirkt dagegen eher durch die farbliche Zusammenstellung (von oben links nach unten rechts: Nikon D200, 200 ISO, 1/640 Sek., f 10, 180 mm Makro; Nikon D200, 200 ISO, 1/400 Sek., f 10, 180 mm Makro; Nikon D200, 200 ISO, 1/500 Sek., f 5.6, 180 mm Makro; Nikon D200, 200 ISO, 1/640 Sek., f 6.3, 180 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias).
Schwebfliegen Es gibt sehr viele unterschiedliche Arten von Schwebfliegen. Allerdings täuschen einige Arten das Aussehen von Hummeln oder Bienen vor. Daher werden sie gelegentlich verwechselt. Im Gegensatz zu den „Originalen“ besitzen diese Schwebfliegenarten aber keinen Stachel. Sie sind daher völlig harmlos. Da diese Tiere noch kleiner als die Bienen sind, ist es recht schwierig, sie bildfüllend abzubilden. Wie klein die Schwebfliegen sind, sehen Sie zum Beispiel bei der Abbildung oben links. Die Margerite, auf der sich die Schwebfliege befindet, war kein besonders großes Exemplar. 236
Kapitel 10
Teilweise machen die Schwebfliegen sehr hektische Bewegungen, sodass sie recht schwierig einzufangen sind. Hier sind viele Versuche ebenso wie einige Geduld notwendig. Da an warmen Tagen die Blüten zahlreiche Besucher bekommen, haben Sie aber viele verschiedene Möglichkeiten, um zu gelungenen Fotos zu kommen. Dabei bietet es sich natürlich an, die Fotos auf dem eigenen Balkon oder im eigenen Garten zu machen. Wenn Sie sehen, dass die fleißigen Tierchen gerade bei der Arbeit sind, können Sie schnell ihr Equipment zusammenstellen, um die Situationen im Bild festzuhalten. So entstanden beispielsweise alle auf dieser Doppelseite gezeigten Bilder nur einige Meter von meinem Arbeitsplatz entfernt vor meiner Haustür.
Die Schwebfliegen verweilen nicht allzu lange auf den Blüten – Sie müssen sich also beeilen (Nikon D70s, 200 ISO, 1/160 Sek., f 6.3, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D70s, 200 ISO, 1/160 Sek., f 6.3, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D200, 200 ISO, 1/320 Sek., f 7.1, 180 mm Makro; Nikon D200, 200 ISO, 1/320 Sek., f 9, 180 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias). Kapitel 10
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Solche Ergebnisse entstehen oft zufällig. Die Geschichte zum Bild ist ganz lustig: Ich wollte ganz gezielt fliegende Schwebfliegen fotografieren – das erscheint auf den ersten Blick leicht, weil die Schwebfliegen (daher der Name) ja oft fliegend auf der Stelle verharren. Leider klappte das Vorhaben überhaupt nicht – es kam kein einziges verwertbares Ergebnis dabei heraus. Als ich dann nach bald einer Stunde frustriert aufgab, flog eine Schwebfliege davon und ich erwischte sie gerade noch. Das Ergebnis sehen Sie rechts. So war es doch noch ein erfolgreiches Fotoshooting (Nikon D700, 200 ISO, 1/250 Sek., f 8, 180 mm Makro, Makroblitz).
Fliegende Insekten kann man mit aufwändiger Technik perfekt ablichten. Dazu sind beispielsweise Lichtschranken notwendig. Wenn Sie die Thematik interessiert, können Sie sich einmal die Webseite http://www. insektenflug.de ansehen. Sie werden aus dem Staunen nicht herauskommen!
Die Krönung ist, wenn es Ihnen gelingt, fliegende Insekten zu erwischen. Zugegeben: Bis auf das eine Foto ist mir noch kein weiteres vorzeigbares Ergebnis gelungen – allerdings verzichte ich absichtlich auf zusätzliches technisches Equipment. Aber ich experimentiere ständig weiter.
Weitere Zweiflügler Es gibt noch diverse weitere Arten der Gattung Zweiflügler – einige Beispiele sehen Sie unten abgebildet. Je eingehender Sie sich mit der Thematik beschäftigen, umso mehr der kleinen Geschöpfe werden Sie in der Natur finden. Viele sind sehr reizvoll anzusehen, wie zum Beispiel die gemeine Florfliege, die durch den bei dieser Aufnahme eingesetzten Blitz ein rotes Auge aufweist. Da es schön zum Grün des Tieres passt, habe ich es nicht retuschiert.
In der Mitte ist eine gemeine Florfliege zu sehen – die beiden anderen Insekten kann ich nicht zuordnen (von links nach rechts: Nikon D200, 200 ISO, 1/250 Sek., f 8, 180 mm Makro; Nikon D70s, 200 ISO, 1/250 Sek., f 8, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D70s, 200 ISO, 1/250 Sek., f 8, 105 mm Makro, Makroblitz; alle Fotos: M. Gradias). 238
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Fliegen Fliegen gehören ja nicht gerade zu den Zeitgenossen, die die Menschen gerne mögen – oft sind sie einfach nur lästig und werden im besten Fall verjagt. Aber eins muss man zugeben: Auf Fotos sind es sehr „schöne“ Tiere – Sie sehen dies auf den Fotos der folgenden drei Seiten. Inzwischen habe ich ein kleines Faible für das Fotografieren von Goldfliegen und Stubenfliegen. Diese beiden Gattungen begegnen einem sehr häufig in der Natur. Die Goldfliegen sind durch ihren grüngolden glänzenden Körper auf Fotos sehr ansehnlich. Und wenn man sie sich im Großformat auf Fotos ansieht, ist man immer wieder erstaunt, mit wie vielen Details die Natur solch winzig kleine Geschöpfe ausstattet. So sieht man im Detail die sehr fein behaarten Körper oder die relativ großen Facettenaugen.
Das Fokussieren beim Abbildungsmaßstab von 1:1 ist ziemlich schwierig – selbst dann, wenn Sie den Autofokus verwenden können. Wird die Kamera nach oder beim Fokussieren nur um den Bruchteil eines Millimeters bewegt, passt der Schärfepunkt bereits nicht mehr. Die Kamera muss also extrem ruhig gehalten werden.
Diese beiden Gattungen sind knapp einen Zentimeter groß, wobei die unten abgebildeten Stubenfliegen noch etwas kleiner als die Goldfliegen sind, die Sie auf den folgenden Seiten sehen. Fliegen fotografiere ich nie „gezielt“ – sie sind immer das Ergebnis anderer Fototouren. So finde ich beispielsweise oft Fliegen, wenn ich Libellen am Teich fotografiere. Sie müssen sich den zu fotografierenden Fliegen sehr behutsam nähern, da sie relativ schnell fliehen. Daher ist auch ein Makroobjektiv mit einer großen Brennweite empfehlenswert. So halten Sie ausreichend Abstand, um die Fluchtdistanz der Tiere wahren zu können.
Auf Fotos kann die Stubenfliege durchaus attraktiv aussehen. In natura ist sie noch nicht einmal einen Zentimeter lang (links: Nikon D200, 100 ISO, 1/250 Sek., f 5, 105 mm, Makro, int. Blitz; rechts: Nikon D200, 200 ISO, 1/500 Sek., f 9, 180 mm Makro; Fotos: M. Gradias). Kapitel 10
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Durch ihren glitzernden Körper macht sich die Goldfliege auf Fotos gut – besonders in der großen Darstellung im mittleren Foto (von links nach rechts: Nikon D200, 200 ISO, 1/250 Sek., f 10, 180 mm Makro, Makroblitz; Nikon D200, 200 ISO, 1/125 Sek., f 25, 180 mm Makro, Makroblitz; Nikon D200, 200 ISO, 1/320 Sek., f 9, 180 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias).
Zufällig entdeckte ich die unten abgebildeten Situationen. Eine ganze Weile beschäftigten sich die beiden Fliegen mit einem einzelnen Wassertropfen, der wegen der kleinen Größe der Tiere recht groß aussieht. Ob sie den Wassertropfen tranken oder ausgesondert haben, konnte ich nicht genau feststellen – ein Zoologe würde hier sicherlich sofort Auskunft über die Verhaltensweisen der Tiere geben können. Bei den Beispielfotos der nächsten Seite ist gut erkennbar, wie klein die Fliegen sind. So wirken selbst kleine Knospen oder winzige Blüten – wie die des Fünffingerstrauchs in der ersten Reihe – riesig groß. Dies ist auch gut bei den Obstbaumblüten beim ersten Bild in der dritten Reihe zu erkennen. Sobald Sie Objekte im Bild sehen, deren Größe Sie in etwa kennen, können Sie die Größe des fotografierten Objekts einordnen – ansonsten ist dies bei Makroaufnahmen schwierig.
Eine Fliege beim Trinken eines Wassertropfens (links: Nikon D200, 200 ISO, 1/400 Sek., f 11, 180 mm Makro; rechts: Nikon D200, 200 ISO, 1/500 Sek., f 11, 180 mm Makro) 240
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Fliegen sind wegen ihrer kleinen Größe nicht leicht zu fotografieren (von oben links nach unten rechts: Nikon D200, 200 ISO, 1/250 Sek., f 8, 180 mm Makro; Nikon D90, 400 ISO, 1/500 Sek., f 7.1, 180 mm Makro; Nikon D200, 200 ISO, 1/800 Sek., f 8, 180 mm Makro; Nikon D200, 200 ISO, 1/500 Sek., f 5.6, 180 mm Makro; Nikon D200, 200 ISO, 1/400 Sek., f 8, 180 mm Makro; Nikon D200, 200 ISO, 1/320 Sek., f 7.1, 180 mm Makro; Nikon D200, 200 ISO, 1/350 Sek., f 10, 180 mm Makro; Nikon D200, 200 ISO, 1/640 Sek., f 9, 180 mm Makro; Nikon D70s, 200 ISO, 1/160 Sek., f 11, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D200, 100 ISO, 1/125 Sek., f 14, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D70s, 200 ISO, 1/200 Sek., f 10, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D70s, 200 ISO, 1/125 Sek., f 13, 55 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias). Kapitel 10
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Marienkäfer entzücken viele Menschen. Die kleinen Tierchen gelten auch als Glücksbringer (links: Nikon D70s, 200 ISO, 1/400 Sek., f 5, 105 mm Makro; rechts: Nikon D70s, 200 ISO, 1/250 Sek., f 11, 105 mm Makro, Makroblitz; Fotos: M. Gradias).
Käfer Marienkäfer sind bei vielen Fotografen recht beliebte Fotomotive – verständlich, weil sie ja recht „putzig“ aussehen. Es gibt verschiedene Arten mit einer unterschiedlichen Punktanzahl. Auch die Farbe der Flügel kann je nach Art variieren. So gibt es auch gelbe oder schwarze Marienkäfer. Die Größe der Marienkäfer variiert ebenfalls je nach Art – sie messen aber meist weniger als einen Zentimeter.
Wenn Sie auf zusätzliche technische Geräte – wie etwa Zwischenringe – verzichten wollen, um den Abbildungsmaßstab zu vergrößern, können Sie Accessoires in die Bildgestaltung mit einbeziehen, wie etwa Blätter oder Zweige. Sie sehen diese Variante bei den abgebildeten Beispielfotos.
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Daher ist ein Makroobjektiv mit einem Abbildungsmaßstab von 1:1 unbedingt notwendig, um den Marienkäfer groß genug abbilden zu können. Dabei ist es durchaus legitim, beim passenden Bildausschnitt nachträglich mithilfe eines Bildbearbeitungsprogramms etwas „nachzuhelfen“. Die aktuellen digitalen Spiegelreflexkameras bieten mit meist 10 Megapixeln hinreichend Reserven, um auch nach dem Zuschneiden noch ausreichend große Abzüge anfertigen zu können. So können Sie sogar noch Abzüge mit einer Größe von 16 x 11 Zentimtern in allerbester Qualität erstellen, wenn Sie nur die Hälfte des Bilds verwenden.
Davon habe ich bei den Beispielfotos allerdings keinen Gebrauch gemacht. Bei den allermeisten Fotos wurden nur etwa 10 bis 15 % vom Bild abgeschnitten, um den Bildausschnitt zu perfektionieren. Ich habe deshalb auf die bildfüllende Abbildung der Marienkäfer verzichtet und eher Zweige oder Blätter in die Bildgestaltung mit einbezogen, wie bei den beiden nachfolgend abgebildeten Fotos.
An solchen Locations habe ich die Marienkäfer fotografiert. Im unteren Foto sehen Sie eine nähere Abbildung des obigen Baums.
Oben sehen Sie eine ungefähr fünf Millimeter große Larve. Eventuell gehört sie zu einem Ameisen-Sackkäfer. Unten ist ein Vierundzwanzigpunkt-Marienkäfer abgebildet (oben: Nikon D200, 200 ISO, 1/320 Sek., f 9, 180 mm Makro; unten: Nikon D200, 200 ISO, 1/400 Sek., f 8, 180 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias). Kapitel 10
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Bis auf das Foto oben rechts handelt es sich jeweils um Bildausschnitte des Originalfotos (von oben links nach unten rechts: Nikon D200, 200 ISO, 1/160 Sek., f 7.1, 180 mm Makro; Nikon D70s, 200 ISO, 1/250 Sek., f 8, 105 mm Makro; Nikon D70s, 200 ISO, 1/320 Sek., f 9, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D70s, 200 ISO, 1/160 Sek., f 11, 105 mm Makro, Makroblitz; alle Fotos: M. Gradias).
Die Marienkäfer krabbeln zwar recht flott, im Normalfall bereitet dies aber bei der Wahl der Belichtungszeit keine größeren Probleme. Wenn Sie eine Belichtungszeit um 1/250 Sekunde verwenden, werden auch sich bewegende Marienkäfer perfekt scharf abgebildet.
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Durch ihre auffällige Farbe ist das Auffinden der Marienkäfer nicht allzu schwierig, wenn Sie genau hinsehen. Auf der vorherigen Seite sahen Sie oben rechts eine exemplarische Location am Rande eines Feldwegs, wo ich an den Ästen der Bäume im Frühling viele der kleinen Tierchen fand. In den letzten Jahren treten beispielsweise in Norddeutschland die Asiatischen Marienkäfer auf, die auch Harlekin-Marienkäfer genannt werden. Sie treten massenhaft auf und man befürchtet aktuell, dass sie die heimischen Marienkäfer verdrängen. Oben links sehen Sie ein solches Exemplar, das an der anderen Punktzahl und -form zu erkennen ist.
Bei den Beispielfotos unten sehen Sie einige andere Käfer, die alle sehr klein sind – oft nur vier bis fünf Millimeter. Wie klein die Käfer sind, wird erkennbar, wenn Sie das Umfeld betrachten – wie beispielsweise den Grashalm im Bild unten links oder das blühende Gras oben links. Besonders deutlich wird dies beim krabbelnden Blattkäfer im Foto oben rechts. Er krabbelt gerade über die Larvenhaut einer Kleinlibelle. Ich habe bei den Beispielfotos ganz absichtlich auf den Einsatz zusätzlicher Hilfsmittel verzichtet – ein Makroobjektiv mit einer Abbildungsgröße von 1:1 reichte mir hier aus.
Lauter Käfer: ein Ameisen-Sackkäfer (oben links), ein Blattkäfer auf einer Libellen-Larvenhaut (oben rechts), kopulierende Weichkäfer (unten links) und ein winziger Grünrüssler Phyllobius (Nikon D200, 200 ISO, 1/350 Sek., f 8, 180 mm Makro; Nikon D70s, 160 ISO, 1/160 Sek., f 6.3, 180 mm Makro; Nikon D70s, 200 ISO, 1/500 Sek., f 5.6, 105 mm Makro; Nikon D70s, 200 ISO, 1/500 Sek., f 5, 105 mm Makro, Makroblitz; alle Fotos: M. Gradias) Kapitel 10
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Rechts klettert die Zartschrecke eine Blüte hinauf (links: Nikon D200, 200 ISO, 1/250 Sek., f 10, 180 mm Makro, Makroblitz; rechts: Nikon D70s, 200 ISO, 1/160 Sek., f 6.3, 105 mm Makro, Makroblitz).
Noch mehr Insekten Im letzten Teil dieses Kapitels habe ich Ihnen noch einige ganz andere Insekten zusammengestellt, die Ihnen in der Natur häufiger begegnen können, wenn Sie nur ganz aufmerksam hinschauen. Das Ziel des Fotografierens solcher Tiere besteht darin, eine möglichst reizvolle Körperhaltung zu erwischen. Das ist anders als bei Käfern, die ja praktisch fast immer gleich aussehen, weil sie zu kurze Gliedmaßen haben. Während die Fotos oben und unten links eher „gewöhnliche“ Körperhaltungen zeigen, sind die beiden
Eine Baumwanze (links) und rechts eine Lederwanze (links: Nikon D200, 200 ISO, 1/250 Sek., f 10, 180 mm Makro, Makroblitz; rechts: Nikon D200, 200 ISO, 1/250 Sek., f 10, 180 mm Makro, Makroblitz; alle Fotos: M. Gradias) 246
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rechts gezeigten Abbildungen deutlich ansprechender. So scheint die Zartschrecke oben zu schauen, wo sie nun hinklettern kann. Die Lederwanze unten zeigt eine sehr akrobatische Übung, um sich zwischen zwei Blättern festzuhalten. Wie schwierig es sein kann, attraktive Ergebnisse einzufangen, sehen Sie beim Foto rechts. So stellte sich mir die Situation dar, um die darunter abgebildete Raupe zu fotografieren. Ich habe sie im Foto oben rot markiert, weil sie kaum zu erkennen ist. Ich wartete, was die Raupe tun würde. Als sie sich am Rand des Steintisches an einem Parkplatz herunterangelte, war die Gelegenheit gekommen, ein reizvolles Foto zu machen. Alle Fotos, die ich beim Herumkrabbeln auf dem Tisch schoss, sortierte ich später aus.
Oben zwei kleine Raupen und unten zwei Bockkäfer auf einer Margerite (von oben links nach unten rechts: Nikon D200, 400 ISO, 1/125 Sek., f 5.6, 105 mm Makro; Nikon D200, 400 ISO, 1/250 Sek., f 4, 105 mm Makro; Nikon D70s, 200 ISO, 1/500 Sek., f 13, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D70s, 200 ISO, 1/800 Sek., f 7.1, 105 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias) Kapitel 10
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Wasserläufer sind nicht einfach zu erwischen, weil sie sehr flink über die Wasseroberfläche huschen (links: Canon 450D, 200 ISO, 1/500 Sek., f 5.6, 300 mm; rechts: Nikon D200, 200 ISO, 1/500 Sek., f 5.6, 210 mm).
Ameisen Als Abschluss habe ich mir eine weitere besondere fotografische Aufgabe aufgehoben: das Fotografieren von Ameisen. Mit einer Körpergröße von etwa 7 mm – wie bei der unten abgebildeten Roten Waldameise – sind sie eine fotografische Herausforderung. Auch wenn sie sich langsam bewegen, sind diese Bewegungen beim Abbildungsmaßstab von 1:1 riesig groß, weil ja nur ein sehr kleiner Bereich der Gesamtsituation erfasst wird. Waldameisen sind nur etwas über fünf Millimeter groß. Diese Waldameise klettert an einem farbig lackierten Baum hinauf (Nikon D70s, 200 ISO, 1/125 Sek., f 8, 105 mm Makro, Makro blitz; alle Fotos M. Gradias).
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Eine Ameise begutachtet ihre Beute. Das Motiv entdeckte ich bei einer Dahlienschau, während ich die Blüten fotografierte (Nikon D200, 100 ISO, 1/180 Sek., f 8, 105 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias).
Da ich alle Bilder ohne Zwischenringe oder andere technische Hilfsmittel angefertigt habe, wurden nachträglich rund ein Drittel der Fotos abgeschnitten, um die Ameisen größer zeigen zu können. Die meisten Fotos entstanden mithilfe eines Blitzgeräts, weil die Situationen oft zu wenig natürliches Licht hergeben. So entstanden die abgebildeten Bilder – mit Ausnahme der beiden Fotos der Ameisen auf gelben Blüten – im Wald. Dort kommen Sie nicht umhin, künstliches Licht zu verwenden. Auch bei den Ameisenaufnahmen wird deutlich, wie wichtig das Umfeld des Motivs ist. Während das unten links abgebildete Foto eher zur Dokumentation dient, sind die anderen Bilder fotografisch wertvoller, weil sie die Ameisen in ungewöhnlicheren Situationen zeigen. Dies muss nicht unbedingt eine einzelne Ameise sein – auch die Gruppe der drei Ameisen auf den winzigen gelben Blüten unten rechts hat ihren Reiz.
Viele der Beispielfotos entstanden mit manuellem Fokussieren. Das liegt allerdings am verwendetem Kameramodell. Während ich bei meiner älteren Nikon D70s noch erhebliche Schwierigkeiten beim Fokussieren solch kleiner Tiere hatte, schafft der Autofokus meiner Nikon D200/300 es meist ohne Probleme, die winzigen Tierchen automatisch scharf zu stellen. Je neuer die verwendeten Kameramodelle sind, umso weniger Probleme werden Sie mit dem Fokussieren haben.
Es ist erstaunlich, wie viele Details die winzigen Ameisen zeigen (von links nach rechts: Nikon D200, 400 ISO, 1/250 Sek., f 22, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D70s, 200 ISO, 1/125 Sek., f 6.3, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D70s, 200 ISO, 1/640 Sek., f 6.3, 105 mm Makro). Kapitel 10
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Grobkörniger Dekosand, Nikon D300, 200 ISO, 1/8 Sek., f 16, 55 mm Makro, Abbildungsmaßstab 1:1, Foto: M. Gradias
Arrangements In den bisherigen Kapiteln ging es überwiegend darum, die Dinge so zu fotografieren, wie „sie sind“. In diesem Kapitel beschreibe ich, wie Sie Aufnahmen selbst arrangieren können. Dies ist beispielsweise nützlich, wenn Sie Produkte fotografieren wollen, um sie anschließend im Internet zum Kauf anzubieten. Wie Sie die Gegenstände optimal ausleuchten und wie Sie dennoch kreative Ergebnisse erzielen können, erfahren Sie in diesem Kapitel.
Kapitel 11
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Sie können sehr moderne und teure Aufnahmetische erwerben – es geht aber mit relativ einfachen Mitteln genauso. Wichtig ist, dass Sie eine Tageslichtlampe verwenden, um Farbstiche vermeiden zu können. Der Aufnahmetisch, mit dem ich arbeite, hat schon mehrere Jahrzehnte auf dem „Buckel“ – das grundsätzliche Prinzip hat sich aber nicht verändert.
Fotos am Aufnahmetisch Wenn Sie Aufnahmen zu Hause machen wollen, benötigen Sie Licht. Sie könnten natürlich ein Blitzlicht verwenden – damit erzielen Sie aber nicht die schönsten Ergebnisse, weil das Blitzlicht doch zu relativ harten Kontrasten führt. Wenn Sie beispielsweise häufig Produkte fotografieren, ist es empfehlenswert, einen Aufnahmetisch zu erwerben. Je nachdem, wie viel Geld Sie investieren wollen, können Sie den Aufnahmetisch mit zwei Leuchtstoffwannen bestücken. Wird ein Vertikalstativ angebracht, kann die Kamera daran befestigt werden und Sie können auf dem Aufnahmetisch liegende Objekte fotografieren.
Hier sehen Sie einen möglichen Aufbau. Mit der Glasscheibe unten werden Schatten vermieden (rechts oben: Nikon D70s, 200 ISO, 1/3 Sek., f 32, 55 mm Makro; rechts unten: Nikon D70s, 200 ISO, 1/4 Sek., f 32, 55 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias). 252
Kapitel 11
Am Aufnahmetisch lassen sich Produktaufnahmen sehr schnell und einfach ablichten. Um die Bildwirkung interessanter zu gestalten, erfolgte die Beleuchtung nur von einer Seite (Nikon D70s, 200 ISO, 1/2 Sek., f 40, 55 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias).
Farbige Papiere für den Hintergrund erhalten Sie in den verschiedensten Ausführungen und Größen im grafischen Fachhandel. Es gibt sie in matt oder glänzend, wobei Sie bedenken müssen, dass sich die fotografierten Objekte bei einem glänzenden Untergrund spiegeln.
Um alle Aufgabenstellungen bewältigen zu können, lässt sich zusätzlich eine Durchlichteinheit anbringen, die Sie einsetzen können, um das Objekt von unten zu beleuchten. Dies ist zum Beispiel auch dann nützlich, wenn Sie Ihre analogen Dias abfotografieren wollen. Sie sehen die Kombination, mit der die Fotos dieses Kapitels entstanden sind, rechts abgebildet – hier ist allerdings eine Videokamera am Vertikalstativ angebracht. Für Videoaufnahmen ist auch der Kontrollmonitor gedacht. Wenn Sie eine andere Lichtstimmung erreichen wollen, ist eine zusätzliche Halogenbeleuchtung sinnvoll. Sie sehen eine solche Halogenlampe rechts unten. Halogenlampen sind von 20 bis 2.000 Watt erhältlich. Die Aufnahmen, die so entstehen, wirken rötlicher „wärmer“. Daher setze ich diese Lampe ein, wenn ich bestimmte Bildwirkungen erreichen will. Sie finden beispielsweise auf den Webseiten http://www.kaiser-fototechnik.de oder http://www.imaging-one.de nähere Informationen zum Thema.
Schatten entfernen Auf der vorherigen Seite sehen Sie ein typisches Beispiel und die Problemlösung dazu. So habe ich ein Farbpapier verwendet und eine simple Kette zum Abfotografieren darauf platziert. Was am Ergebnis stört, ist der Schatten, der sich durch die Art der Ausleuchtung ja automatisch ergeben muss. Die Lösung ist recht einfach und in den beiden unteren Bildern dargestellt. Schatten lassen sich nämlich reduzieren oder vermeiden, indem Sie eine einfache Glasscheibe „aufbocken“ und die zu fotografierenden Objekte darauf platzieren. Kapitel 11
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Hier sehen Sie verschiedene Aufnahmen, die mit dem beschriebenen Glasscheiben-Verfahren aufgenommen wurden (von links nach rechts: Nikon D70s, 200 ISO, 0,77 Sek., f 40, 55 mm Makro; Nikon D70s, 200 ISO, 1/4 Sek., f 32, 55 mm Makro; Nikon D70s, 200 ISO, 1,3 Sek., f 45, 55 mm Makro).
Je höher sich die Glasscheibe über dem Farbpapier befindet, umso weniger Schatten sind im Foto zu sehen.
Die Ausleuchtung Sie haben viele Möglichkeiten bei der Art der Ausleuchtung. Dabei müssen Sie die Zielsetzung beachten. Um zum Beispiel ein Produkt zu fotografieren, das Sie später zum Kauf anbieten wollen, muss die Beleuchtung so gewählt sein, dass alle Einzelheiten des Produkts detailliert zu sehen sind – der Käufer möchte ja einen Eindruck vom Produkt gewinnen. In solchen Fällen bietet sich eine Ausleuchtung von rechts und links an, wie es bei dem Reproständer auf der vorherigen Seite zu sehen ist. Die beiden Leuchtstoffwannen beleuchten das Objekt dabei günstigstenfalls in einem Winkel von 45°. So entstanden die oben gezeigten Fotos.
Auch einfacher Modeschmuck lässt sich ansprechend ablichten (links: Nikon D70s, 1000 ISO, 1/100 Sek., f 2.8, 105 mm Makro; rechts: Nikon D70s, 1000 ISO, 1/100 Sek., f 2.8, 105 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias). 254
Kapitel 11
Auch das linke Foto der nachfolgend gezeigten Münzen entstand auf diese Art. Wollen Sie dagegen ein kreatives Foto – wie oben rechts – schießen, ist eine ganz andere Ausleuchtung nötig. Es handelt sich um genau dieselbe Situation – beim Foto rechts wurde allerdings eine Halogenlampe eingesetzt und so platziert, wie es beim ersten Aufbaufoto dieses Kapitels zu sehen ist, bei dem eine Kette abgelichtet wurde. Durch das wärmere Licht entsteht eine sehr „edle“ Wirkung der Münzen, da sie golden glänzen. Die Halogenlampe können Sie wahlweise auf einem Stativ montieren oder sie einfach in der Hand halten und unterschiedliche Lichtwinkel ausprobieren.
Bei Aufnahmen, die am Aufnahmetisch gemacht werden, sollten Sie einen Fernauslöser verwenden, um die Verwacklungsgefahr zu minimieren. Falls Sie keinen Fernauslöser anschaffen wollen, können Sie sich auch mit der Selbstauslöser-Funktion Ihrer Kamera behelfen.
Auch einfache Münzen können für kreative Fotos genutzt werden (Nikon D70s, 200 ISO, 0,77 Sek., f 32, 55 mm Makro; Nikon D70s, 200 ISO, 1/10 Sek., f 32, 55 mm Makro, Makroblitz; Nikon D70s, 800 ISO, 1/250 Sek., f 8, 105 mm Makro; Nikon D70s, 800 ISO, 1/160 Sek., f 3.2, 105 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias). Kapitel 11
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Auch Geldscheine oder Geldscheindetails (rechts) lassen sich ansprechend fotografieren (links: Nikon D70s, 200 ISO, 0,3 Sek., f 29, 105 mm Makro; rechts: Nikon D70s, 200 ISO, 0,77 Sek., f 51, 55 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias).
Da für die optimalen Fotos ja sinnvollerweise zwei Leuchtstoffwannen eingesetzt werden, um für eine gleichmäßige Ausleuchtung zu sorgen, können Sie bei kreativen Aufnahmen zum Beispiel eine der beiden Lampen abschalten. So erhalten die fotografierten Objekte „Tiefe“, weil ja auf der unbeleuchteten Seite Schatten entstehen. Die fest installierten Leuchtstoffwannen bieten außerdem den Vorteil, dass Sie unterschiedliche Gegenstände bei exakt denselben Lichtbedingungen machen können. Dies ist auch dann sehr nützlich, wenn ein Produktfoto von verschiedenen Seiten erstellt werden soll.
Aufnahmetechniken Bei Fotos, die am Aufnahmetisch aufgenommen werden, gelten etwas andere Regeln, als beim Fotografieren im Freien. So sind Sie durch den Stativeinsatz und die zusätzlichen Lichtquellen bei der Wahl der Blende und der Verschlusszeit nicht so abhängig wie im Freien vom Tageslicht. Falls das Licht im „Studio“ nicht ausreicht, platzieren Sie einfach zusätzliche Lichtquellen.
Ich sammle Nikon-Kameras und besitze 14 verschiedene Modelle. Hier sehen Sie die „Ur“Nikon F von ca. 1959, die ihren Ruhm durch ihre Robustheit im Vietnam-Krieg erwarb (Nikon D70s, 200 ISO, 1/30 Sek., f 32, 105 mm Makro)
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Sie können die Aufnahmeeinstellungen verwenden, die Sie benötigen, um eine bestimmte Bildwirkung zu erzielen. Da die meisten Objektive ihre beste optische Leistung besitzen, wenn sie abgeblendet werden, sollten Sie mindestens mit einer mittleren Blendeneinstellung arbeiten – wie beispielsweise Blende 8 oder 11. Wenn es das Motiv erfordert, können Sie weiter abblenden, um einen größeren Schärfentiefebereich zu erhalten. Die Belichtungszeit ist durch den Stativeinsatz eher von untergeordneter Bedeutung.
Spiegelvorauslösung Wenn Sie eine Verwacklungsgefahr gänzlich ausschließen wollen, können Sie die sogenannte Spiegelvorauslösung verwenden, die von Kameramodellen im mittleren Preissegment oftmals angeboten wird. Um eine Erschütterung durch den hochklappenden Spiegel zu vermeiden, wird beim Betätigen des Auslösers zuerst der Spiegel hochgeklappt und danach – mit einer gewissen Zeitverzögerung – der Verschluss geöffnet. Wenn Ihre Kamera solch eine Funktion bietet, spricht nichts dagegen, die Option kontinuierlich aktiviert zu lassen. Wenn Sie diese Option mit dem Einsatz einer Fernbedienung oder gegebenenfalls mit dem Selbstauslöser der Kamera koppeln, können Sie sicher sein, ein perfekt scharf abgebildetes Ergebnis zu erhalten. Klar, dass Sie dabei ein stabiles Stativ verwenden sollten – egal, ob es sich um ein Dreibeinstativ oder ein Vertikalstativ handelt.
Eine Detailaufnahme der unten gezeigten antiken Kamera (Nikon D70s, 200 ISO, 8 Sek., f 32, 105 mm Makro)
Eine antike Balgenkamera aus meiner Kamerasammlung – ich sammle solche alten Modelle schon seit 25 Jahren. Sie eignen sich prima als Fotomotiv (Nikon D70s, 200 ISO, 10 Sek., f 32, 105 mm, Fotos: M. Gradias). Kapitel 11
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Andere Hintergründe Neben Farbpapieren können Sie zum Beispiel auch Samttücher als Hintergrund verwenden. Dies ist beispielsweise bei etwas größeren Aufbauten sinnvoll, wie bei der unten gezeigten Kamerasammlung. Hier habe ich mit Brettern drei Ebenen aufgebaut und diese Zusammenstellung mit einem Samttuch überdeckt. Auf den Brettern wurden die verschiedenen Kameramodelle meiner Nikon-Sammlung platziert. Ein Modell fehlt, weil die Aufnahme mit der Nikon D300 entstanden ist.
Detail einer Nikon F3/T (Olympus E1, 100 ISO, 1/60 Sek., f 5, 54 mm).
Zur Beleuchtung habe ich rechts, links und vorne rechts Tageslichtleuchten platziert. Damit sowohl die vorderen Kameras als auch die Modelle im Hintergrund scharf abgebildet werden, habe ich zum einen ein Objektiv mit einer relativ kurzen Brennweite (50 mm) verwendet und außerdem einen sehr hohen Blendenwert eingestellt (Blende 22).
Meine Nikon-Sammlung – aufgebaut in drei Etagen. Die Holzbretter, die sich darunter verbergen, wurden mit einem Samttuch abgedeckt (Nikon D300, 200 ISO, 1,3 Sek., f 22, 50 mm, Fotos: M. Gradias). 258
Kapitel 11
Aufbau einer Hohlkehle mithilfe eines Farbpapiers im Format von ungefähr DIN A3
Dieser kleine Holzelefant wurde mit dem rechts gezeigten Hohlkehlenaufbau fotografiert. (Olympus E1, 100 ISO, 1/60 Sek., f 5.6, 54 mm; Fotos: M. Gradias).
Hohlkehlen Wenn Sie einen hochwertigen Aufnahmetisch kaufen, ist die Aufnahmefläche nach hinten meist immer mit einer sogenannten Hohlkehle ausgerüstet – die Aufnahmefläche ist nach hinten gewölbt. Das hat den Grund, dass bei der Aufnahme im Hintergrund keine Kante zu sehen sein soll. Einen solchen Aufbau können Sie mithilfe eines Farbpapiers aber auch sehr einfach selbst herstellen. Sie sehen dies oben rechts abgebildet. Wenn Sie ein Farbpapier beispielsweise am Vertikalstativ mit einem Klebeband befestigen, entsteht eine Rundung. Natürlich muss dazu das verwendete Farbpapier groß genug sein – beispielsweise im DIN-A3-Format. Beim Foto des kleinen Holzelefanten oben sehen Sie den Grund für den Einsatz einer Hohlkehle. Das Foto entstand mit dem rechts daneben gezeigten Aufbau. Im Hintergrund ist ein fließender Farbverlauf entstanden, der sich durch die Beleuchtung und das glänzende Farbpapier ergibt, das ich verwendet habe. Eine scharfe Kante ist im Hintergrund nicht zu sehen. Beim Aufbau der Kameras auf der vorherigen Seite ließen sich die sichtbaren Kanten vorne nicht vermeiden, da zu wenig Platz zur Verfügung stand. Ein derartiger Aufbau empfiehlt sich prinzipiell bei allen Produktfotos, weil eine im Hintergrund sichtbare Kante sehr unprofessionell und unschön wirkt. Der Hintergrund sollte bei Produktaufnahmen generell sehr dezent wirken.
Die Aufnahmen, die ich in diesem Kapitel mit einer eher betagten Olympus E1 gemacht habe, haben übrigens alle das Aufnahmeformat von 4:3, das bei früheren digitalen Kameras durchaus üblich gewesen ist. Die aktuellen digitalen Spiegelreflexkameras orientieren sich an ihren analogen Pendants und verwenden das Seitenverhältnis von 3:2, was dem analogen Kleinbildformat von 36 x 24 Millimetern entspricht. Einige Kompaktkameras bieten Optionen an, um das Seitenverhältnis zu variieren.
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Im Original sind die Holzfiguren sechs Zentimeter groß (von links nach rechts: Olympus E1, 100 ISO, 1/80 Sek., f 3.5, 54 mm; Olympus E1, 100 ISO, 1/40 Sek., f 6.3, 50 mm; Olympus E1, 100 ISO, 1/80 Sek., f 6.3, 50 mm; Olympus E1, 100 ISO, 1/80 Sek., f 7.1, 50 mm; alle Fotos: M. Gradias).
Kleine Figuren Bestimmt haben Sie zu Hause auch lauter Dekorationsstücke in unterschiedlichen Größen in den Schränken stehen. Auch unter dem Spielzeug Ihrer Kinder finden sich interessante Fotomotive. Mag sein, dass der eine oder andere die Ergebnisse etwas „kitschig“ findet – das ist aber Ansichtssache. Einige Beispiele sehen Sie hier abgebildet.
Der Igel ist im Original nur 5 Zentimeter groß (Olympus E1, 100 ISO, 1/60 Sek., f 7.1, 50 mm). 260
Kapitel 11
Dies ist der Ausschnitt einer winzig kleinen Figur (oben: Nikon D300, 200 ISO, 1,6 Sek., f 32, 180 mm Makro).
Den Fotos sieht man am Ende nicht an, wie groß die Originalmotive sind. Daher habe ich die ungefähren Maßangaben jeweils in der Legende angegeben. Beeindruckend finde ich das unten abgebildete Porträt einer Figur. Um das „Poppige“ der Figur herauszuarbeiten, habe ich einen Hintergrund in einem kräftigen Blau gewählt, der zu den Farben der Figur passt. Bei dem abgebildeten Foto kann man nicht erkennen, dass diese Figur gerade einmal vier Zentimeter groß ist. Bezogen auf die hier abgebildete Größe sehen Sie einen Abbildungsmaßstab von etwa 5:1 – die Darstellung ist also fünfmal so groß wie das Original. Das Gleiche gilt für die Darstellung der Füße auf der vorherigen Seite – es handelt sich um dieselbe Figur. Damit Sie einen Bezug zur Größe der Figur bekommen, habe ich rechts eine einfache Streichholzschachtel neben die Figur gestellt. So wird deutlich, wie klein die Figur in natura ist.
Erst wenn ein Vergleichsgegenstand – wie hier eine Streichholzschachtel – mit auf dem Foto gezeigt wird, ist die kleine Größe der Figur erkennbar.
Dies Foto zeigt einen Ausschnitt der etwa vier Zentimeter großen Figur. Der Ausschnitt hat im Original eine Größe von etwa 1,5 Zentimetern (Nikon D300, 200 ISO, 1 Sek., f 32, 180 mm Makro, Fotos: M. Gradias).
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Der Ausschnitt der Kanne ist im Original ungefähr acht Zentimeter groß. Die Schachfigur rechts ist fünf Zentimeter hoch (links: Nikon D70s, 200 ISO, 1/8 Sek., f 40, 55 mm Makro; rechts: Nikon D300, 200 ISO, 1/500 Sek., f 5, 55 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias).
Live-View nutzen Live-View ist momentan in aller Munde. Sicherlich kann man über den Nutzen geteilter Meinung sein – Makroaufnahmen im Studio gehören aber sicherlich zu den Aufgaben, für die die Live-View-Option durchaus geeignet ist. Sie sehen beim Foto links die aktivierte Live-View-Option. Das Bild wird dabei nicht durch den Sucher betrachtet, sondern über den Monitor. Auch die korrekte Fokussierung prüft der Fotograf bei dieser Funktion auf dem Monitor. Anwender, die von der analogen Spiegelreflexkamera auf eine digitale Kamera umgestiegen sind, werden diese Möglichkeit eher mit Argwohn betrachten, da sie das Scharfstellen im Sucher gewohnt sind. Die oben abgebildete Schachfigur habe ich mit der Live-View-Funktion der Nikon D300 aufgenommen. Im Hintergrund ist ein Samttuch gespannt, um einen bräunlichen Bildhintergrund zu erhalten. Die Halogenlampe vorne links sorgt für den warmen Farbcharakter.
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Der Grund, weshalb immer mehr Kameras über diese Funktion verfügen, liegt wohl bei den vielen Umsteigern, die von einer Kompaktkamera auf eine Spiegelreflexkamera umsteigen. Bei Kompaktkameras ist es üblich, dass die Situation am Monitor beobachtet wird. Der Sucher kommt hier nur selten zum Einsatz oder es ist sogar gar kein Sucher vorhanden. Die Industrie ist nun den Rufen der Nutzer gefolgt und stattet die Spiegelreflexkameras mit der Live-View-Funktion aus.
Durch den Einsatz einer Halogenlampe erscheinen die einfachen Gegenstände aus einem Setzkasten (oben) oder ein Feuerzeugdetail golden (Nikon D300, 200 ISO, 0,77 Sek., f 32, 55 mm Makro; Nikon D300, 200 ISO, 0,77 Sek., f 32, 55 mm Makro; Nikon D300, 200 ISO, 1/30 Sek., f 11, 105 mm Makro; Nikon D300, 200 ISO, 1/5 Sek., f 11, 105 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias).
Goldene Farbe Rechts sehen Sie eine sehr triste Situation. Ein Feuerzeug mit einer geriffelten Oberfläche, das so groß ist wie eine Streichholzschachtel. Ohne große Zauberei können aus der Situation die beiden Fotos oben entstehen. Wenn ich gelbliche/rötliche Gegenstände „aufwerten“ will, verwende ich als Beleuchtung nur eine Halogenlampe, die rötlicheres Licht liefert und so die Wirkung verstärkt. Um die geriffelte Oberfläche gut zur Geltung zu bringen, habe ich die Lampe sehr flach über das Feuerzeug gehalten, sodass die Riffelung durch die Schatten gut zur Geltung kommt. Kapitel 11
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Die Situation, in der ich dieses etwas 20 Zentimeter lange Automodell aufgenommen habe, sehen Sie in dem Foto unten abgebildet (Canon 450D, 100 ISO, 2,5 Sek., f 32, 45 mm, Fotos: M. Gradias).
Viele, viele Motive Motive, die Sie am Aufnahmetisch aufnehmen können, gibt es unzählig viele. Einige Möglichkeiten möchte ich Ihnen nun vorstellen. Teilweise sind es ganz banale Dinge, die dennoch als fertiges Foto klasse wirken. Betrachtet man den abgebildeten Gegenstand in natura sieht er dagegen teilweise unscheinbar aus. Bei vielen der Fotos zeige ich Ihnen auch den verwendeten Aufbau im Bild, wobei das Prinzip bei den meisten Motiven sehr ähnlich ist.
Modellautos Ich sammle zur Dekoration Automodelle im Maßstab 1:18. Diese Modelle eignen sich auch prima für schöne (Produkt-)Fotos. Die Firma bburago hat ein riesiges Sortiment an antiken und aktuellen Fahrzeugen in verschiedenen Größen (http:// www.bburago.com). Mit einer Größe von etwa 20 Zentimetern sind kaum fotografische Hindernisse zu bewältigen – Sie benötigen für diese Größe nicht einmal zwingend ein Makroobjektiv. 264
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Für eine interessantere Darstellung wurde beim Foto links das BMW-Modellauto nur von rechts beleuchtet (links: Nikon D700, 200 ISO, 0,77 Sek., f 32, 55 mm, Makro; rechts: Nikon D90, 200 ISO, 0,77 Sek., f 32, 55 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias).
Büroutensilien Bei meinem ursprünglich erlernten Beruf ist es klar, dass ich schnell auf die folgende Motividee kam. Als gelernter Grafikdesigner benötigte ich natürlich diverse Büroutensilien, die auch gut für Fotosessions verwendet werden können. Die Wahl eines geeigneten Hintergrunds ist hier allerdings sehr wichtig. So würde beispielsweise der nachfolgend gezeigte gelbe Buntstift auf einem grünen Hintergrund gar nicht wirken. Bei der Komplementärfarbe Blau entsteht dagegen ein sehr attraktives und ein wenig verblüffendes Ergebnis.
Simple Buntstifte machen sich mit dem passenden Untergrund als Foto prima (links: Nikon D70s, 200 ISO, 1,6 Sek., f 57, 55 mm, Makro; rechts: Nikon D70s, 200 ISO, 1,3 Sek., f 51, 55 mm Makro). Kapitel 11
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Bei einem großen Abbildungsmaßstab sind nur noch die farbigen Spitzen der Buntstifte zu sehen (Nikon D300, 200 ISO, 1/25 Sek., f 8, 105 mm Makro, Makroblitz, Foto: M. Gradias).
Bei den abgebildeten Fotos habe ich jeweils darauf geachtet, die Kamera am Vertikalstativ genau parallel zur Objektebene auszurichten, um möglichst wenig Schwierigkeiten mit der Schärfentiefe zu haben. Zur Erleichterung nutze ich eine kleine Wasserwaage, die man auf den Blitzschuh aufschieben kann. Solch eine Wasserwaage erhalten Sie für etwa 15 Euro im Zubehörhandel – beispielsweise bei Hama.
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Mit farbigen Dingen aus dem Büro lässt es sich prima gestalten. Dabei ist es völlig egal, um was es sich handelt. Ob Buntstifte, Wachsmalstifte oder Büroklammern – bei einem ausgewogenen Arrangement eignen sich alle Gegenstände für ein Foto. Ein paar Beispiele sehen Sie hier abgebildet.
Variationsmöglichkeiten Bei all diesen Motivideen haben Sie dieselben grundlegenden Gestaltungsmöglichkeiten. So können Sie beispielsweise die Elemente nach ihrer Farbe sorgfältig sortieren – so wie Sie es oben bei den Buntstiften oder auf der nächsten Seite bei den beiden Fotos oben sehen, die Wachsmalstifte zeigen. Ich habe die Farben hier jeweils nach dem Farbspektrum sortiert – das wirkt immer interessanter, als wenn die Farben willkürlich zusammengestellt werden. Das rechte Foto der Wachsmalkreiden wirkt durch die „aufsteigenden“ Linien etwas interessanter.
Egal, ob Sie Wachsmalstifte (oben) oder Büroklammern verwenden – mit farbigen Gegenständen lassen sich Fotos „malen“ (von oben links nach unten rechts: Nikon D300, 200 ISO, 1/50 Sek., f 8, 55 mm Makro; Nikon D300, 200 ISO, 1/50 Sek., f 8, 55 mm Makro; Nikon D300, 200 ISO, 1/4 Sek., f 18, 55 mm Makro; Nikon D300, 200 ISO, 1/30 Sek., f 7.1, 55 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias).
Eine gewisse „Ordnung“ macht sich im Foto immer gut. Während beim linken Bild der Büroklammern eher das Chaos regiert (ich habe allerdings auch hier bewusst „sortiert“), ist beim Bild rechts daneben alles ordentlich. Solche Motive müssen aber sehr sorgfältig arrangiert werden. Achten Sie auf die Linienführungen, die sich ergeben. Ich verwende bei kleinen Dingen gerne eine Pinzette, um die Gegenstände im Millimeterbereich ganz präzise positionieren zu können – die abgebildeten Büroklammern sind ja nur 2,5 Zentimeter groß. Bei der Gestaltung solcher Fotos sollten Sie darauf achten, dass die Bildfläche sinnvoll ausgefüllt wird.
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Zwei verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten: Oben rechts wirkt das Bild wegen der beiden „falschen“ gelben Büroklammern, unten links sind es die Komplementärfarben (von oben links nach unten rechts: Nikon D300, 200 ISO, 1,3 Sek., f 22, 105 mm Makro; Nikon D300, 200 ISO, 0,77 Sek., f 22, 105 mm Makro; Nikon D300, 200 ISO, 1,3 Sek., f 45, 55 mm Makro; Nikon D300, 200 ISO, 1,3 Sek., f 45, 55 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias).
Die nächste Variante besteht darin, überwiegend mit nur einer Farbe zu arbeiten. Spannend wirken solche Motive aber erst durch andersfarbige Elemente. Sie sahen dies beim Dekokies auf der Titelseite dieses Kapitels. Die beiden Büroklammernfotos oben sind ein anderes Beispiel. Während das linke Foto oben langweilig wirkt, machen die beiden gelben Büroklammern im rechten Foto aus der tristen Szene ein attraktives Fotomotiv. Auch bei den beiden unteren Bildern sind es die Komplementärfarben, die das Motiv bestimmen. Diese Verfahrensweise können Sie auf alle Motive übertragen – egal, um was für Gegenstände es sich handelt. 268
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Beachten Sie bei der Wahl der Blende, dass Sie – so weit möglich – eine mittlere Blende verwenden, um die beste Bildqualität zu erreichen. Dies ist natürlich dann nicht möglich, wenn Sie einen größeren Schärfentiefebereich erreichen wollen. Aus diesem Grund habe ich bei den meisten Fotos auf dieser Seite einen größeren Blendenwert gewählt, obwohl ich weiß, dass das eingesetzte Makroobjektiv dabei nicht seine beste Abbildungsleistung bringt. Wenn Sie wissen wollen, welche Blendeneinstellung bei Ihrem Objektiv am besten geeignet ist, können Sie in Testberichten im Internet recherchieren. Auf der Webseite http://www.photozone.de finden Sie beispielsweise sehr ausführliche Tests und Bewertungen. Auch Testcharts sind dort zu finden. Dabei werden Objektive aller gängigen Objektivhersteller getestet – nicht nur die der Kamerahersteller. So können Sie schnell feststellen, ob ein Drittanbieter nicht nur einen günstigeren Preis, sondern vielleicht auch eine bessere Qualität anbietet.
Dies ist dieselbe Klebstoffflasche wie links – hier aber von der Seite abgelichtet (Nikon D300, 200 ISO, 1/20 Sek., f 9, 105 mm Makro).
Die Musterbeutelklammern (oben) habe ich mit warmem Halogenlicht beleuchtet. Bei der Klebstoffflasche habe ich die Blende fast vollständig geöffnet, um die ungewöhnliche Bildwirkung zu erreichen (oben: Nikon D300, 200 ISO, 1/20 Sek., f 22, 105 mm Makro; unten: Nikon D300, 200 ISO, 1/40 Sek., f 5.6, 105 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias). Kapitel 11
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Zwei einfache Wollknäuel aus der Nähe betrachtet. Unten sehen Sie den Aufbau (von oben links nach unten rechts: Nikon D300, 200 ISO, 1/30 Sek., f 18, 55 mm Makro; Nikon D300, 200 ISO, 1/25 Sek., f 18, 55 mm Makro; Nikon D300, 200 ISO, 1/160 Sek., f 18, 55 mm Makro; Nikon D300, 200 ISO, 1/250 Sek., f 18, 55 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias).
Farben über Farben Schauen Sie sich zu Hause einmal um – Sie werden bestimmt viele Motive finden, die schöne Farben oder Formen zeigen. So sehen Sie oben beispielsweise zwei ganz simple Wollknäuel. Links sind sie komplett zu sehen. Ich habe ein farbkräftigeres und ein eher dezentes Wollknäuel ausgesucht. Beim rechten Wollknäuel habe ich für wärmeres Licht eine Halogenbeleuchtung gewählt – so wirken die beiden oberen Fotos recht „edel“. Um eine farbechte Darstellung geht es bei kreativen Fotos ja nicht – hier zählt alleine die Bildwirkung. Ich habe die Bildausschnitte dabei so gewählt, dass sich schöne Linienformen ergeben. Das können gerade oder sich kreuzende Linien sein. 270
Kapitel 11
Glassteine Wenn Sie nach geeigneten Gegenständen suchen, können Sie übrigens einfach einmal im Dekorationshandel suchen. So mancher „Schnickschnack“ eignet sich sehr gut als Fotomotiv, wenn Sie ihn nur richtig in Szene setzen. Rechts sehen Sie den Originalaufbau der Fotos auf den beiden folgenden Seiten. Ich habe hier kleine Glasdekosteine zusammengestellt, die in drei verschiedenen Farben in dem Paket enthalten waren. Die Originalfarben sehen Sie ebenfalls in der Abbildung rechts. Es erstaunt ein wenig, wenn Sie die Endergebnisse betrachten – aber es handelt sich jeweils wirklich um die gezeigte Szene. Ich habe lediglich nur einen einzigen Faktor verändert: Statt des orangefarbenen Farbpapiers habe ich zum Beispiel beim Foto unten einen blauen Hintergrund verwendet. Andere Hintergrundfarben gab es nicht – die anderen Wirkungen entstanden durch die Art der Beleuchtung.
Jeder einzelne der Glasdekosteine ist 18 Millimeter groß. Der eine „falschfarbene“ rote Dekostein macht hier das Bild aus. Er wurde in etwa im goldenen Schnitt des Bildes platziert (Nikon D300, 200 ISO, 1/10 Sek., f 18, 55 mm Makro, Fotos: M. Gradias). Kapitel 11
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Die unterschiedliche Wirkung der Glasdekosteine kommt von verschiedenen Farbpapieren, die ich unter die Glassteine gelegt habe, und von einer anderen Ausleuchtung (von links nach rechts: Nikon D300, 200 ISO, 1/3 Sek., f 18, 55 mm Makro; Nikon D300, 200 ISO, 1/125 Sek., f 18, 55 mm Makro; Nikon D300, 200 ISO, 1/5 Sek., f 18, 55 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias).
Bei den rötlich wirkenden Bildern habe ich ausschließlich eine Halogenlampe verwendet. Damit die Glasdekosteine so aussehen, als würden sie „leuchten“, habe ich die Lampe sehr flach positioniert, sodass das Licht die Steine teilweise von unten beleuchtete. Ich habe dann verschiedene Aufnahmen gemacht, bei denen ich lediglich die horizontale Position der Lampe verändert habe. Beim Bild oben links habe ich mit den Leuchtstofflampen des Aufnahmetischs gearbeitet.
Dekosand Sehr witzig fand ich das Arbeiten mit Dekosand. Ich habe mir vier Beutel mit unterschiedlichen Farben besorgt und diese in verschiedenen Fotos verarbeitet. Am besten hat mir das Foto gefallen, das als Titel dieses Kapitels verwendet wurde. Bei diesem Ergebnis habe ich die rötliche Wirkung „provoziert“. Die Glasdekosteine haben in natura dieselben Farben wie oben links. Hier habe ich aber einen orangefarbenen Untergrund gewählt und außerdem zur Beleuchtung nur eine Halogenlampe verwendet. So könnte man meinen, alle Glasdekosteine hätten rötliche Farben. In Wirklichkeit sind aber viele der Steine weiß (Nikon D300, 200 ISO, 1/250 Sek., f 18, 55 mm Makro).
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Weitere Varianten sehen Sie nachfolgend abgebildet. Das genaue Positionieren der groben Körnchen war nicht ganz einfach, obwohl ich eine Pinzette verwendet habe. Manchmal macht nur ein einziger Millimeter Versatz aus einem tollen Bild ein wirkungsloses. Den Aufbau für das untere Foto sehen Sie im Bild rechts daneben. Dort ist auch ganz gut erkennbar, wie groß die kleinen Körnchen sind. Die Untergrundkörnchen habe ich per Hand zusammengeschoben.
Um die Plastizität zu verstärken, habe ich die Körnchen unten nur von der rechten Seite beleuchtet (oben: Nikon D300, 200 ISO, 1/5 Sek., f 16, 55 mm Makro; unten: Nikon D300, 200 ISO, 1/10 Sek., f 16, 55 mm Makro).
Die Fotos zeigen grobkörnigen Dekosand im Abbildungsmaßstab von 1:1. Rechts sehen Sie den beim unteren Foto verwendeten Aufbau (oben: Nikon D300, 200 ISO, 1/5 Sek., f 16, 55 mm Makro; unten: Nikon D300, 200 ISO, 1/5 Sek., f 16, 55 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias). Kapitel 11
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Steine im Abbildungsmaßstab von 1:1 (von oben links nach unten rechts: Nikon D300, 200 ISO, 3 Sek., f 64, 55 mm Makro; Nikon D300, 200 ISO, 1/8 Sek., f 18, 55 mm Makro; Nikon D300, 200 ISO, 1/4 Sek., f 18, 55 mm Makro; Nikon D300, 200 ISO, 1/13 Sek., f 11, 55 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias).
Steine ganz nah Beim Spazierengehen schaue ich auch öfter einmal auf den Boden, um hübsch aussehende Steine zu entdecken. Gefällt mir ein Stein wegen seiner Form oder Struktur, nehme ich ihn mit, um ihn zu Hause als Makromotiv abzulichten. Manchmal sehen solche Detailaufnahmen verblüffend aus, wie zum Beispiel der Stein im Foto oben links. Die anderen Bilder zeigen einen ganz gewöhnlichen Pflasterstein aus Granit. Den dazugehörenden Aufbau sehen Sie links. Die Fotos entstanden jeweils im Abbildungsmaßstab von 1:1. So werden alle Details sichtbar, aus denen Granit besteht: Quarz, Feldspat und Glimmer (die dunklen Bestandteile). 274
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Ein gewöhnlicher Pflasterstein ganz aus der Nähe betrachtet (Nikon D300, 200 ISO, 1/20 Sek., f 11, 55 mm, Foto: M. Gradias).
Selbstverständlich können Sie derartige Bilder auch im Freien bei natürlichem Licht machen. Dies haben Sie ja bereits in Kapitel 6 kennengelernt – dabei erzielen Sie durch das natürliche Licht eine andere Bildwirkung. Es ist allerdings viel leichter, solche Aufnahmen am Aufnahmetisch zu machen, wenn Sie ein Vertikalstativ angebaut haben. So wird die Kamera einfach eingeklinkt und fertig ist die perfekte Ausrichtung.
Schnellkupplungssysteme Ich verwende übrigens schon seit Jahrzehnten die Schnellkupplungssysteme, die für Stative verwendet werden können. Sie finden solche Systeme beispielsweise unter http://www.cullmann-Foto.de. Die Schnellkupplung wird dabei an der Unterseite der Kamera in das Stativgewinde geschraubt. Am Stativ befindet sich das Gegenstück für die Schnellkupplung, sodass die Kamera mit einem kurzen Handgriff auf dem Stativ montiert werden kann. Das Einschrauben in das Stativgewinde entfällt somit, was sehr praktisch ist. Ich lasse die Schnellkupplung dauerhaft unter jeder Kamera montiert.
Auch wenn Gegenstände zunächst – fotografisch gesehen – unattraktiv aussehen: Packen Sie sie doch einfach einmal unter die Kamera und schauen Sie sich im Sucher die Details an, die beim Abbildungsmaßstab von 1:1 – oder auch noch größer – zu erkennen sind. In vielen Fällen werden Sie erstaunt sein, was Sie in der „Welt des Kleinen“ so alles entdecken können und mit bloßem Auge gar nicht sehen. Probieren Sie es aus!
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Einige Deko-Schneckenhäuser im Detail (von oben links nach unten rechts: Nikon D300, 200 ISO, 1/30 Sek., f 8, 105 mm Makro; Nikon D300, 200 ISO, 1/160 Sek., f 2.8, 105 mm Makro; Nikon D300, 200 ISO, 1/2 Sek., f 32, 180 mm Makro; Nikon D300, 200 ISO, 0,63 Sek., f 32, 180 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias)
Schneckenhäuser Dekomaterialien gibt es sehr viele. So bekommen Sie zum Beispiel für ein paar Euro eine Tüte voller Schneckenhäuser, die natürlich nicht echt sind – aber das sieht man ja auf den Fotos nicht. Die schönen Muster der leeren Schneckenhäuser bieten sich an, um kreative Fotos zu machen. Dabei können Sie sich entscheiden, ob Sie eine geringe oder eine große Schärfentiefe erzielen wollen. Sie sehen zwei solcher Beispiele in den beiden oberen Bildern. In vielen Fällen wirkt das Foto ansehnlicher, das mit einer offenen Blende fotografiert wurde, wie das rechte Foto. 276
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Schneckenhäuser als Übersichtsbild. Sie wurden einfach in einer Schale fotografiert, die mit feinem Sand gefüllt wurde (Nikon D300, 200 ISO, 1/4 Sek., f 32, 55 mm Makro, Fotos: M. Gradias).
Der Blick wird dabei direkt auf das Zentrum des Schneckenhausmusters gelenkt – diese Variante ist etwas kreativer als die „reine Abbildung“ wie im linken Foto auf der letzten Seite, bei dem eine mittlere Blendeneinstellung verwendet wurde. Schön wirken auch die Details, die auf der vorherigen Seite unten abgebildet sind. Hier wurde ein großer Abbildungsmaßstab gewählt, sodass jedes Detail des Schneckenhauses zu erkennen ist. Als Aufbau habe ich einfach eine recht flache Schale mit feinem Sand gefüllt. Sie sehen das im Foto rechts. Zur Beleuchtung der Szene habe ich die beiden Lichtwannen meines Aufnahmetischs verwendet. Auf Lichteffekte habe ich hier absichtlich verzichtet, um die Formen der Schneckenhäuser zur Geltung zu bringen.
Muscheln Als Kind habe ich in den Sommerferien am Ostseestrand gerne Muscheln gesammelt, die ich seitdem in einer geschlossenen Schale aufbewahrt habe. Kapitel 11
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Ich habe mich beim Fotografieren der Muscheln auf eine Übersichtsaufnahme beschränkt – sicherlich geben die einzelnen Muscheln auch schicke Motive für Detailaufnahmen ab. Beim oberen der beiden Bilder habe ich lediglich die Tageslichtleuchten der Lichtwannen meines Aufnahmetisches eingeschaltet. Um ein wenig Farbe ins Bild zu bringen, habe ich beim zweiten Bild zusätzlich die Halogenlampe eingeschaltet, durch die die Szene etwas rötlicher aussieht.
Dies & das Zum Abschluss dieses Themenbereichs habe ich Ihnen noch einige Einzelmotive zusammengestellt. Hin und wieder fallen mir ungewöhnliche Motive auf, bei Dies sind alles echte Muscheln, die ich am Ostseestrand gesammelt habe. Um auch die Details der unten liegenden Muscheln abbilden zu können, habe ich einen sehr hohen Blendenwert eingesetzt (oben: Nikon D300, 200 ISO, 1/4 Sek., f 40, 55 mm Makro; unten: Nikon D300, 200 ISO, 1/30 Sek., f 40, 55 mm Makro, Fotos: M. Gradias).
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Kapitel 11
Einige weitere Motive von oben links nach unten rechts: ein Angelhaken von Fliegenfischern, ein Schraubenzieherknauf, Wattestäbchen und farbige Bänder eines Medaillensatzes (von oben links nach unten rechts: Nikon D70s, 200 ISO, 1/2500 Sek., f 2.8, 105 mm Makro; Nikon D70s, 200 ISO, 1/3200 Sek., f 2.8, 180 mm Makro; Nikon D70s, 200 ISO, 1/160 Sek., f 2.8, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D70s, 200 ISO, 1/60 Sek., f 14, 105 mm Makro, Makroblitz; alle Fotos: M. Gradias)
denen man keine „Fotoserien“ zusammenstellen kann, die aber dennoch sehenswert sind. Oftmals entstehen solche Fotos zufällig. So sah ich beispielsweise einen Medaillensatz auf dem Tisch liegen, den meine Fußballkinder bekommen sollten, die ich seit langer Zeit trainiere. Die Farben und Formen fand ich so interessant, dass ich sie auf einem Foto festhalten musste – das Ergebnis sehen Sie oben in der zweiten Reihe rechts. Auch die anderen Bilder zeigen ganz „gewöhnliche“ Gegenstände, die aber auf eine besondere Art und Weise aufgenommen wurden. So habe ich bei den drei anderen Fotos die Blende vollständig geöffnet und damit einen sehr kleinen Schärfentiefebereich erreicht. Kapitel 11
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Eine gut zehn Jahre alte Computerplatine, die noch ziemlich große Bauteile hat. Auf Fotos machen sich die älteren Platinen alle ganz gut (Nikon D300, 200 ISO, 1/6 Sek., f 11, 55 mm Makro, Foto: M. Gradias).
Technische Details
Derartige Motive wirken als Foto nur dann, wenn Sie sie sehr „sauber“ fotografieren. Wenn die Kamera nur ein wenig geneigt oder gekippt wird, wird aus dem schönen Motiv sehr schnell ein unansehnliches unprofessionelles Ergebnis. Behelfen Sie sich gegebenenfalls mit einer kleinen Wasserwaage, um die Kamera präzise auszu richten.
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Kapitel 11
Bevor ich alte Rechner „verschrotte“, baue ich immer die verschiedenen Platinen aus und schaue mir an, ob sie fotografisch zu „verwerten“ sind. Wenn sie es sind, hebe ich sie bis zur nächsten Tabletop-Fotosession auf. Dabei eignen sich sowohl größere Motherboards als auch kleinere Steckkarten als Motiv. Da ja meist ein größerer Abbildungsmaßstab verwendet wird, ist von der Platine sowieso nur ein kleines Stück zu sehen. Natürlich können Sie auch bei derartigen Fotomotiven mit der Lichtführung und -art „spielen“. Ich persönlich lasse hier aber meist das Motiv selbst wirken. Ich finde die vielen kleinen und oft auch bunten Bauteile sehr schön, zumal sie auch in den meisten Fällen ganz präzise und geradlinig aufgebaut sind, sodass interessante Muster entstehen. Da bei den neueren Platinen die Bauteile immer kleiner und unscheinbarer werden, eignen sich diese oftmals nicht für ein Foto. Solche Platinen sind nur dann reizvoll, wenn die Grundfarbe des Bauteils für die Bildgestaltung genutzt werden kann.
Einige weitere Detailaufnahmen von unterschiedlichen Computerplatinen. Neuere Platinen haben wesentlich kleinere Bauteile (von oben links nach unten rechts: Nikon D300, 200 ISO, 1/4 Sek., f 18, 55 mm Makro; Nikon D300, 200 ISO, 1/4 Sek., f 14, 55 mm Makro; Nikon D300, 200 ISO, 1/10 Sek., f 11, 55 mm Makro; Nikon D300, 200 ISO, 1/60 Sek., f 14, 105 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias).
Sie sehen ein solches Beispiel bei der Pinnacle-Videokarte oben rechts. Unter anderem durch das knallige Rot und die dunklen Leiterbahnen entstand ein lohnenswertes Foto. Die Umrahmungslinien der winzig kleinen Bauteile sind fast deutlicher zu erkennen als die Bauteile selbst. Das Foto zeigt übrigens einen Abbildungsmaßstab von etwa 1:2. Bei den beiden linken Fotos sind es eher die Details der Bauteile, die das Fotos sehenswert erscheinen lassen – wie beispielsweise unten die vielen „Beinchen“ der einzelnen Chips. Die beiden Fotos zeigen übrigens das Innenleben eines „ganz normalen“ Handys.
Um alle Bauteile der Platine scharf abzubilden, sollten Sie die Schärfe auf das Bauteil, das sich der Kamera am nächsten befindet, legen und so weit abblenden, das die tiefer liegenden Teile ebenfalls scharf abgebildet werden – zum Beispiel bis zur Blende 11 oder 14.
Kapitel 11
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Platinen bieten auch von der Unterseite betrachtet ansehenswerte Ansichten (von oben links nach unten rechts: Nikon D300, 200 ISO, 1/800 Sek., f 11, 55 mm Makro; Nikon D300, 200 ISO, 1/13 Sek., f 11, 55 mm Makro; Nikon D300, 200 ISO, 1/8 Sek., f 11, 55 mm Makro; Nikon D70s, 200 ISO, 1/125 Sek., f 20, 105 mm Makro, Makroblitz; alle Fotos: M. Gradias).
Auch wenn die Rückseiten der Platinen eher schlicht sind, lohnt sich ein Blick durch den Sucher – oft sind auch hier schöne Motive zu entdecken. Ein paar solcher Beispiele sehen Sie auf dieser Seite abgebildet. Bei den beiden oberen Fotos habe ich mit der Beleuchtung gespielt. So entstand das linke Foto mithilfe einer Halogenbeleuchtung. Rechts habe ich die Platine von unten angestrahlt, sodass eine ungewöhnliche Wirkung entstand, weil man den Gegenstand normalerweise nicht auf diese Art betrachtet. Die beiden unteren Bilder entstanden jeweils mit einem sehr großen Abbildungsmaßstab von etwa 1:1. Die Leiterbahnen im Foto rechts sind nicht einmal einen Millimeter dick. 282
Kapitel 11
Experimente Aufnahmen von technischen Details lassen sich auch nutzen, um ein wenig zu experimentieren. So können durchaus auch kreative Aufnahmen von solchen Gegenständen entstehen. Beim nachfolgenden Foto habe ich einen ziemlich tiefen Standpunkt gewählt und zudem die Blende vollständig geöffnet, sodass ein extrem kleiner Schärfentiefebereich entstanden ist. Die Schärfe habe ich dabei auf die Bezeichnung des Bauteils gelegt – der Rest des Fotos versinkt in der Unschärfe.
Die Zerstreuungskreise wirken besonders gut, wenn das Foto deutliche Kontraste aufweist, wie bei dem gezeigten Beispielbild. Bei Bildern mit schwachem Kontrast fallen die Zerstreuungskreise kaum auf.
Sehr gut sind hier die Zerstreuungskreise zu erkennen, die bereits in Kapitel 2 näher erläutert wurden. Sie sehen die Vielecke im Hinter- und Vordergrund, die im Unschärfebereich durch die Form der Lamellen der Blende entstehen, wenn die Blende weit geöffnet wird. Werden die Zerstreuungskreise ganz gezielt eingesetzt, lassen sie sich für kreativere Aufnahmen nutzen.
Eine etwas ungewöhnliche Perspektive mit einer sehr geringen Schärfentiefe (Nikon D70s, 200 ISO, 1/125 Sek., f 2.8, 55 mm Makro, Makroblitz, Foto: M. Gradias) Kapitel 11
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Ansichtssache Den Aufbau für die Fotos auf dieser Doppelseite zeigt das Foto links. Hier diente eine einfache Leuchtdiodenplatte als Motiv. Die Beispielfotos belegen, wie viele verschiedene Motive sich aus solch einem gewöhnlichen Gegenstand zaubern lassen. Dabei haben Sie verschiedene Variationsmöglichkeiten. Wird der Gegenstand von vorne fotografiert – wie bei den nachfolgenden oberen Fotos – wirkt er ganz anders, als wenn Sie ihn direkt von oben fotografieren, wie es beim Bild rechts unten zu sehen ist. Beim unteren linken Foto wurde die Platte etwas schräg von oben fotografiert.
Die in der oberen Übersichtsaufnahme gezeigte Leuchtdiodenplatte lässt sich in unterschiedlichen Perspektiven prima ablichten (von oben links nach unten rechts: Nikon D300, 200 ISO, 1/15 Sek., f 11, 55 mm Makro; Nikon D300, 200 ISO, 1/13 Sek., f 11, 55 mm Makro; Nikon D300, 200 ISO, 1/125 Sek., f 4.5, 180 mm Makro; Nikon D70s, 200 ISO, 1/100 Sek., f 4.8, 55 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias). 284
Kapitel 11
Auch diese Fotos stammen alle von derselben Leuchtdiodenplatte (von oben links nach unten rechts: Nikon D300, 200 ISO, 1/60 Sek., f 7.1, 180 mm Makro; Nikon D300, 200 ISO, 1/60 Sek., f 5.6, 180 mm Makro; Nikon D300, 200 ISO, 1/13 Sek., f 13, 180 mm Makro; Nikon D300, 200 ISO, 1/60 Sek., f 14, 105 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias).
Mit der Wahl der Blende legen Sie fest, wie viele Leuchtdioden scharf abgebildet werden – so entstehen völlig andere Bildwirkungen, wie Sie es beim Foto oben links sehen. Im Gegensatz zur linken Aufnahme in der unteren Reihe auf der vorherigen Seite wurde hier die Blende weiter geschlossen und der Schärfepunkt auf die vordere Reihe der Leuchtdioden gelegt. Bei den beiden rechten Fotos oben bin ich so nah an die Leuchtdiodenplatte herangegangen, dass in etwa ein Abbildungsmaßstab von 1:1 entstand. Die wahren Größenverhältnisse sind beim Übersichtsfoto auf der vorherigen Seite gut zu erkennen. Hier sehen Sie auch die Beleuchtungssituation, die ich beim letzten Foto verwendet habe. Hier kamen zwei gewöhnliche Bürotischleuchten zum Einsatz, Kapitel 11
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Dies sind ganz einfache Lötspitzen (von links nach rechts: Nikon D300, 200 ISO, 1/400 Sek., f 6.3, 55 mm Makro; Nikon D300, 200 ISO, 1/2 Sek., f 14, 180 mm Makro; Nikon D300, 200 ISO, 1/320 Sek., f 7.1, 180 mm Makro).
von denen ich eine sehr flach ausgerichtet habe. Da die Lampe einen flexiblen Arm hat, kann die Leuchtrichtung gut variiert werden. Außerdem liefern diese Lampen ein rötlicheres Licht, das sich ebenfalls gut für die Bildgestaltung einsetzen lässt.
„Edle“ Motive Auf dieser Seite habe ich Ihnen Fotos einer einfachen Lötspitzengarnitur zusammengestellt. Die größte Lötspitze war dabei keine zwei Zentimeter hoch. In natura sehen sie einfach nur silbern aus. Da ich aber auch hier die Bürolampen zur Ausleuchtung eingesetzt habe, entsteht der Anschein, als wären die Lötspitzen kupferfarben. Diese Wirkung habe ich durch das braune Farbpapier verstärkt, das ich als Hintergrund verwendet habe.
Durch unterschiedliche Beleuchtungen entstehen ganz andere Wirkungen (links: Nikon D300, 200 ISO, 1/800 Sek., f 4.8, 180 mm Makro; rechts: Nikon D300, 200 ISO, 1/25 Sek., f 4.8, 180 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias). 286
Kapitel 11
Das Einstellen der Schärfe war bei dieser Aufgabenstellung nicht einfach, da beim Abbildungsmaßstab von 1:1 der scharf abgebildete Bereich auf wenige Millimeter sinkt. So ist es selbst beim Abblenden auf Blende 8 kaum möglich, die komplette Lötspitze scharf abzubilden. Ein weiteres Abblenden war schwierig, weil die hintere Reihe der Lötspitzen wegen der Bildwirkung nicht scharf abgebildet werden sollte – Sie sehen ein solches Ergebnis auf der vorherigen Seite oben in der Mitte. Die Bildwirkung ist hier weniger ansprechend. In solchen Fällen kommen Sie um einen Kompromiss nicht herum.
Im Normalfall sind Reflexionen im Bild nicht erwünscht. Sie können sie aber gelegentlich auch ganz gezielt als bildbestimmendes Element einsetzen. Solch ein Beispiel ist die Glühbirne unten. Ohne die Reflexionen wäre das Ergebnis recht uninteressant.
Die völlig andere Bildwirkung im unteren rechten Bild erreichte ich dadurch, dass ich hier die Lötspitzen mit meiner Halogenlampe sehr stark von vorne beleuchtete und gleichzeitig einen kleinen Blendenwert einstellte. Den rötlicheren Farbstich habe ich nachträglich mithilfe eines Bildbearbeitungsprogramms entfernt.
Noch mehr Motive Zum Abschluss dieses Themas habe ich noch einige Motivideen zusammengefasst, die in den technischen Bereich fallen. Schauen Sie sich einmal zu Hause um – bestimmt finden Sie hier ebenfalls einige ungewöhnliche Motive.
Eine ganz einfache Glühbirne aus der Nähe betrachtet (Nikon D300, 200 ISO, 1/14 Sek., f 40, 55 mm Makro; M. Gradias)
Kapitel 11
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Hier sehen Sie sehr kleine Leuchtdioden (links) und einen uralten Blitzwürfel aus den 1970/1980er-Jahren (links: Nikon D300, 200 ISO, 1/60 Sek., f 11, 55 mm, Makro; rechts: Nikon D300, 200 ISO, 1/6 Sek., f 25, 105 mm Makro; Fotos: M. Gradias).
Manchmal liegen irgendwo „Motive herum“, die nur entdeckt werden wollen. Ein Beispiel sehen Sie oben rechts. Es handelt sich hier um einen ganz simplen Blitzwürfel, wie er in früheren – analogen – Zeiten bei einfachen Pocketkameras verwendet wurde. Genau vier Mal konnte man damit Blitzen – wenn der Blitzwürfel nach jedem Auslösen weitergedreht wurde. Einzelne Blitzbirnen habe ich zum Beispiel bei meiner ersten eigenen Kamera eingesetzt – einer Agfa Clack (Sie sehen sie links abgebildet), die in meiner Jugendzeit eine „Volkskamera“ war, die man für 20 DM erwerben konnte. Sie verwendete sogenannte Rollfilme, deren Bilder 6 x 9 Zentimeter groß waren.
Das Uhrwerk eines uralten Weckers (Nikon D300, 200 ISO, 1/80 Sek., f 22, 55 mm Makro) 288
Kapitel 11
Schauen Sie sich einmal auf dem Wochenmarkt um – auch hier finden Sie schöne Motive (links: Nikon D700, 200 ISO, 1/400 Sek., f 10, 70 mm; rechts: Nikon D700, 200 ISO, 1/500 Sek., f 11, 70 mm; Fotos: M. Gradias).
Guten Appetit Zum Abschluss dieses recht umfangreichen Kapitels habe ich einige Motivideen zusammengestellt, die ich nicht unter der Thematik „Food-Fotografie“ zusammenfassen wollte. Bei der Food-Fotografie wird versucht, verschiedene Speisen und Gerichte so ansehnlich wie möglich abzulichten – beispielsweise, um sie in Speisekarten oder ähnlichem Werbematerial optimal darzustellen. Ich habe vielmehr Aufnahmen ausgesucht, die Sie jederzeit selbst zu Hause anfertigen können, ohne einen allzu großen Aufwand treiben zu müssen. Zwei sehr gute Beispiele dafür sehen Sie in den beiden Fotos oben. Wenn Sie über einen Wochenmarkt gehen, finden Sie diverse wunderschöne Situationen, die es wert sind, im Bild festgehalten zu werden. Oftmals sind es schöne Farben oder Formen, die – bei passender Bildkompostion – ein sehr ansprechendes Foto ergeben. Für derartige Aufnahmen benötigen Sie keinerlei spezielles Makro-Equipment. Die Aufnahmen können Sie einfach mit Ihrem Standardobjektiv anfertigen, das mit Ihrer Kamera im Kit ausgeliefert wurde.
Wenn Sie nach Motiven auf dem Wochenmarkt suchen, sollten Sie zum Beispiel nach regelmäßigen Mustern Ausschau halten, die sich beim Sortieren der Artikel bilden können. Solche Muster machen sich als Foto immer gut.
Kapitel 11
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Die sich hier ergebenden Formen machen die Fotos reizvoll (von links nach rechts: Nikon D70s, 200 ISO, 1/400 Sek., f 10, 70 mm; Nikon D70s, 200 ISO, 1/1000 Sek., f 9, 105 mm Makro; Nikon D70s, 200 ISO, 1/60 Sek., f 4, 55 mm Makro, Makroblitz; alle Fotos: M. Gradias).
Arrangierte Fotos Die letzten Bilder dieses Kapitels sind arrangiert – ich habe sie nicht so „gesehen“, sondern die Motive so platziert, wie ich sie gerne „sehen wollte“. Aufgeschnittene Paprikaschoten in verschiedenen Farben (Nikon D70s, 200 ISO, 1/320 Sek., f 9, 105 mm Makro, Makroblitz)
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Kapitel 11
Beim Foto unten habe ich drei verschiedenfarbige Paprikaschoten aufgeschnitten und die Teile relativ willkürlich auf einem Teller platziert. Ich habe dabei aber darauf geachtet, dass bei der Positionierung die Farben und die Formen der abgeschnittenen Scheiben miteinander harmonieren.
Nachfolgend sehen Sie einige Detailaufnahmen, die aus der zuvor gezeigten Situation entstanden sind. Durch den Einsatz eines Makroobjektivs konnte ich hier einen großen Abbildungsmaßstab erreichen, sodass verblüffende Bildwirkungen entstanden. So wirken die mit Wassertropfen benetzten Kerne im Foto oben links sehr „edel“. Schauen Sie sich in natura einmal an, wie winzig diese Kerne der Paprikaschote sind. Bei den beiden unteren Fotos habe ich Wert auf die Form gelegt, die die Innereien der Paprikaschote bilden. Da man sich eine einfache Paprikaschote normalerweise nicht so aus der Nähe ansieht, wirken die Detailaufnahmen auf den Betrachter der Fotos sehr eindrucksvoll.
All diese Fotos stammen aus dem Gesamtbild der Paprikaschoten, das Sie auf der vorherigen Seite sehen (Nikon D70s, 200 ISO, 1/200 Sek., f 7.1, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D70s, 200 ISO, 1/200 Sek., f 7.1, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D70s, 200 ISO, 1/320 Sek., f 7.1, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D70s, 200 ISO, 1/320 Sek., f 9, 105 mm Makro, Makroblitz; alle Fotos: M. Gradias). Kapitel 11
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Nach demselben Prinzip habe ich die unten abgebildeten Kiwis fotografiert – hier habe ich allerdings die Art der Beleuchtung variiert, um unterschiedliche Bildwirkungen zu erhalten. Während ich bei den beiden oberen Fotos einen Makroblitz verwendet und die sich dabei ergebenden Lichtpunkte wegen der Bildwirkung ganz gezielt in Kauf genommen habe, habe ich im unteren linken Foto die Kiwis mit einem Halogenstrahler von unten beleuchtet. Die dünnen Kiwischeiben lassen das Licht durchscheinen, sodass eine ungewöhnliche Bildwirkung entsteht. Beim unteren rechten Foto wurden die Kiwischeiben mit dem Halogenstrahler von oben beleuchtet, um ein „wärmeres“ Ergebnis zu erhalten.
Kiwis – auf ganz unterschiedliche Art und Weise beleuchtet (von oben links nach unten rechts: Nikon D300, 200 ISO, 1/250 Sek., f 8, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D300, 200 ISO, 1/250 Sek., f 8, 105 mm Makro, Makroblitz; Nikon D300, 200 ISO, 1/50 Sek., f 32, 105 mm Makro; Nikon D300, 200 ISO, 1/50 Sek., f 32, 105 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias) 292
Kapitel 11
Dasselbe Prinzip habe ich bei den ersten unten gezeigten Gummibärchen angewandt. Den dazugehörenden simplen Aufbau sehen Sie in der Abbildung rechts. Ich habe hier einfach eine Glasscheibe auf zwei Bürostühle gelegt, die ein wenig Abstand zueinander hatten. Darunter habe ich die Halogenlampe platziert, um die Gummibärchen zu durchleuchten. Die Stühle habe ich deswegen gewählt, weil hier der Abstand zur Halogenlampe groß genug ist – andernfalls würden überstrahlte Ergebnisse entstehen.
Hier habe ich mit einem ganz simplen Aufbau die Gummibärchen von unten beleuchtet, um einen interessanten Effekt zu erzielen.
Auch einfache Gummibärchen können als Foto klasse aussehen – unten wurden sie mit Auflicht angestrahlt (oben: Nikon D300, 200 ISO, 1/30 Sek., f 32, 180 mm Makro; unten: Nikon D300, 200 ISO, 1/10 Sek., f 32, 55 mm Makro; Fotos: M. Gradias).
Probieren Sie ruhig öfter einmal aus, wie sich gänzlich unterschiedliche Beleuchtungsarten auf das Motiv auswirken. So erscheinen viele Motive – von denen man es vielleicht zunächst gar nicht erwartet – sehr schön, wenn sie von unten beleuchtet werden. Das gilt natürlich im Wesentlichen nur für Gegenstände, die auch lichtdurchlässig sind – andernfalls verbleibt nur eine Silhouette.
Kapitel 11
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Wunderkerze, Nikon D300, 200 ISO, 1/80 Sek., f 9, 105 mm Makro, Foto: M. Gradias
Lichtspiele Das Spielen mit Licht macht viel Spaß. Egal, ob es sich dabei um Lichtspuren, Kerzenflammen oder auch – wie links zu sehen – um Wunderkerzen handelt. Vieles ist möglich. Hier sind die Ergebnisse allerdings in vielen Fällen nicht planbar, da man nicht vorhersagen kann, wie die Flamme im Moment des Auslösens gerade aussieht.
Kapitel 12
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Hier sehen Sie farbig beleuchtete Edelsteine (links: Nikon D200, 800 ISO, 1/60 Sek., f 2.8, 105 mm, Makro; rechts: Nikon D200, 800 ISO, 1/250 Sek., f 2.8, 105 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias).
Spielen mit Licht Eine Fotothematik bearbeite ich sehr gerne – im Großen wie im Kleinen: das Spielen mit Licht, also die Available Light-Fotografie. Das Prinzip und die Aufnahmeschwierigkeiten sind dabei sehr ähnlich, egal ob Sie bei einem Konzert fotografieren oder kleine Gegenstände im Dunkeln ablichten wollen. Was Sie für diese Thematik als Einziges benötigen, ist ein Gegenstand, der Licht ausstrahlt.
Die Kugel ist etwa acht Zentimeter groß. Links sehen Sie die Ausgangssituation (Nikon D200, 200 ISO, 1/45 Sek., f 2.8, 105 mm Makro). 296
Kapitel 12
Zwei illuminierte Mineralien (links: Nikon D200, 800 ISO, 1/640 Sek., f 3.2, 105 mm; rechts: Nikon D200, 800 ISO, 1/80 Sek., f 2.8, 105 mm Makro; Fotos: M. Gradias)
Eine zweite Variante besteht darin, dass die Gegenstände nicht selber leuchten, sondern beleuchtet werden – dazu passende Fotos sehen Sie auf dieser Doppelseite abgebildet. Die beleuchteten Mineralien fand ich zufällig auf der Schmetterlingsfarm in Steinhude, als ich mich der Schmetterlingsfotografie widmen wollte. In einem illuminierten Mineralraum gab es sehr viele Edelsteine, die in einem stockdunklen Raum farbig beleuchtet wurden. Die Situation sehen Sie auf der vorherigen Seite unten links. Da ich mich natürlich nicht auf Available Light-Aufnahmen vorbereitet hatte, musste ich ohne Stativ auskommen – beim Fotografieren von Schmetterlingen arbeite ich ja ohne Stativ. Also habe ich den ISO-Wert so weit heraufgesetzt, bis ich eine Belichtungszeit erreichte, die ich aus der freien Hand verwacklungsfrei halten konnte. Da die farbige Beleuchtung ständig wechselte, habe ich viele verschiedene Fotos geschossen und nachträglich diejenigen herausgesucht, die am besten wirken. Bei einigen der hier abgebildeten Beispiele habe ich nachträglich per Bildbearbeitung bei der Tonwertkorrektur ein wenig nachgeholfen.
Wenn Sie Bilder nachträglich bearbeiten, die von einer einzigen Farbe dominiert werden – wie beispielsweise die beiden oben gezeigten Bilder –, können Sie ganz andersfarbige Ergebnisse erhalten, wenn Sie die automatische Tonwertkorrektur einsetzen. Allerdings muss das Foto dafür geeignet sein – es klappt nicht immer.
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Hier sehen Sie einige Lichtspielereien, die ich zufällig entdeckte (von links nach rechts: Nikon D200, 1000 ISO, 1/20 Sek., f 2.8, 105 mm Makro; Nikon D200, 400 ISO, 1/320 Sek., f 9, 105 mm Makro; Nikon D300, 200 ISO, 2 Sek., f 11, 105 mm Makro; Fotos: M. Gradias).
Wenn Sie im Dunkeln fotografieren, ist der Einsatz eines Stativs in den meisten Fällen unumgänglich – außer, die Lichtquelle selbst ist hell genug, um eine kurze Belichtungszeit zu erreichen. Dies war zum Beispiel beim mittleren Foto oben der Fall. Dieses Bild entstand aus der freien Hand, weil ich gerade kein Stativ zur Hand hatte. So habe ich den ISO-Wert etwas erhöht, um dennoch ein gestochen scharfes Ergebnis zu erhalten.
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Kapitel 12
Leuchtende Gegenstände können beispielsweise kleine farbige Glühbirnen sein, wie oben bei der mittleren Abbildung. Das Werbeschild in einem Zirkus mag ungefähr 20 Zentimeter groß gewesen sein. Rechts sehen Sie ein Laserspiel. Es zeigt das Sternzeichen des Wassermanns in ständig wechselnden Farben. Die Figur ist im Original 4 Zentimeter hoch. Das linke Foto zeigt ein Wasserspiel mit Licht, das ich im Sea Life fand, als ich Aquarienfotos machte. Die bläulichen „Krümel“ waren dabei in stetiger Bewegung. Was das Gebilde darstellt, weiß ich nicht – aber es sieht interessant aus. Bei derartigen Fotos werden Sie in den allermeisten Fällen nicht umhinkommen, entweder Belichtungskorrekturen anzuwenden oder die Belichtungseinstellungen manuell vorzunehmen. Das dunkle Umfeld sorgt dafür, dass die Kamera das Foto meist überbelichtet. Das ist völlig normal und keineswegs eine Fehlfunktion der Kamera. Die Belichtungsmesssysteme sind auf „ausgewogene“ Lichtsituationen ausgerichtet. Schauen Sie sich einmal um – Sie werden viele Motive entdecken, bei denen das Licht bildbestimmend werden kann. Ein ganz gutes Beispiel sehen Sie auf der nächsten Seite rechts oben. Es handelt sich dabei um die beleuchtete Lüftung eines Computers. Vielleicht finden Sie an Ihrem Rechner ja auch ein derartiges
Detail, das Ihnen bisher nur noch nie aufgefallen ist. Auch die Ein-/Ausschalter von Computermonitoren sind oft beleuchtet und eignen sich so als Fotomotiv. Weil die Beleuchtung meist nicht sehr stark ist, sind hier sehr lange Belichtungszeiten erforderlich – so habe ich die gezeigte Beleuchtung des Lüfters 30 Sekunden lang belichtet, weil ich wegen des großen Abbildungsmaßstabs einen größeren Schärfentiefebereich erreichen wollte. Naheliegendere Motive finden Sie im Winter, wenn die Weihnachtsbeleuchtungen angebracht werden. Zwei solche Beispiele sehen Sie in der unteren Bildreihe. Oben links habe ich übrigens aus der freien Hand ein Bild der Tachobeleuchtung meines Autos aufgenommen, bei dem ich die Verwackelung ganz gezielt in Kauf genommen habe – sie bestimmt die Bildwirkung.
Beleuchtete Gegenstände stellen schöne Fotomotive dar (Nikon D70s, 1600 ISO, 1 Sek., f 4.5, 52 mm; Canon 350D, 100 ISO, 30 Sek., f 22, 55 mm Makro; Nikon D200, 640 ISO, 1/60 Sek., f 4, 38 mm Makro; Nikon D300, 200 ISO, 1/80 Sek., f 4.5, 50 mm; alle Fotos: M. Gradias). Kapitel 12
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Links sehen Sie Details eines Lagerfeuers – rechts habe ich das Feuer einer Fackel aufgenommen (links: Olympus E500, 400 ISO, 1/100 Sek., f 3.5, 54 mm; rechts: Nikon D70s, 800 ISO, 1/90 Sek., f 4.5, 105 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias).
Feuerspiele (oben: Nikon D200, 400 ISO, 1/800 Sek., f 3.5, 18 mm; unten: Nikon D200, 100 ISO, 1/80 Sek., f 5.6, 52 mm)
Feuer Für den nächsten Themenbereich habe ich mir Feuer ausgesucht. Feuer gehört auch zu den Bereichen, die deshalb besonders interessant wirken, weil mit bloßem Auge gar nicht zu erkennen ist, welche bizarren Formen eine Flamme erzeugen kann. So entstehen hochinteressante Ergebnisse. Auch hier findet man in Fotocommunitys Experten, die sich sehr intensiv mit dieser Thematik beschäftigen. Feuer können Sie zu unterschiedlichen Anlässen fotografieren oder im Studio selbst arrangieren. So bietet ein Lagerfeuer, wie im Foto oben links zu sehen, gute Möglichkeiten, um ansehnliche Details aufzunehmen. Die Fackel rechts daneben fiel mir bei einem Konzert auf, als ich Musiker fotografierte. In einer Pause zeigten Fackelträger einige Darbietungen. Hier und da gibt es auch Veranstaltungen, bei denen Spiele mit Feuer gezeigt werden – nebenstehend sehen Sie ein solches Beispiel, das in der Autostadt in Wolfsburg entstand (http://www.autostadt.de). Beim unteren Bild habe ich bei einer Präsentation das Feuer eines Gasballons aufgenommen. Das Feuer wurde für die Zuschauer immer wieder gezündet, sodass es viele Gelegenheiten für Aufnahmen gab.
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Feuer im Studio Nein, das Studio brennt nicht. Ich will Ihnen nun Aufnahmen vorstellen, die Sie im Studio an Ihrem Aufnahmetisch machen können. Nützlich ist hier ein dunkler Hintergrund, da der Hintergrund des Fotos ja keine Rolle spielen soll. Hier bietet sich zum Beispiel ein schwarzes Samttuch an. Ich habe Samttücher in verschiedenen Farben, die ich gerne als Hintergrund verwende. Sie erhalten Samttücher als Meterware recht günstig im Fachhandel. Ich habe die Tücher bewusst in einer Größe von etwa 2 x 2 Meter gekauft, um auch etwas größere Aufbauten realisieren zu können. Klar, dass Sie derartige Aufnahmen zwingend mit einem Stativ machen müssen. Dabei sind nicht unbedingt die Belichtungszeiten das Problem, sondern vielmehr die präzise Ausrichtung der Kamera und gleichbleibende Bildausschnitte, wenn Sie diverse Fotos des Motivs machen. Dies ist sehr ratsam, da man nicht vorhersagen kann, wie die Fotos aussehen werden, da die Form der Flamme nicht berechenbar ist. So schießen Sie einfach eine große Anzahl an Fotos und suchen anschließend am Rechner die besten Aufnahmen heraus.
Ich habe mir angewöhnt, Feuer stets mit manuellen Einstellungen zu fotografieren. Der Grund ist hier nicht nur die korrekte Belichtung des Fotos. Da ich oft mehrere Fotos des Feuers schieße, würde die Belichtung ständig variieren, da durch das Züngeln der Flamme immerzu andere Helligkeiten entstehen. Bei manuellen Einstellungen entstehen dagegen harmonische Bildserien. Die passende Belichtung ermittle ich dabei gleich zu Anfang der Aufnahmeserie oder ich greife auf die Erfahrungswerte vorangegangener Aufnahmen zurück.
Ein brennender Kerzendocht sieht aus der Nähe betrachtet lustig aus, da sich willkürliche Formen ergeben (von links nach rechts: Nikon D300, 400 ISO, 1/3 Sek., f 5.6, 180 mm Makro + 36 mm Zwischenringe; Nikon D70s, 200 ISO, 1/100 Sek., f 2.8, 105 mm Makro; Nikon D70s, 200 ISO, 1/80 Sek., f 7.1, 105 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias). Kapitel 12
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Sie sehen hier den Kerzendocht in einem Abbildungsmaßstab von etwa 2:1, da ich Zwischenringe verwendet habe (links: Nikon D300, 400 ISO, 1/5 Sek., f 11, 180 mm Makro + 36 mm Zwischenringe; rechts: Nikon D200, 400 ISO, 1/4 Sek., f 11, 180 mm Makro + 36 mm Zwischenringe).
Ganz nah Um beispielsweise die abgebildeten Fotos eines Dochts anzufertigen, müssen Sie ein wenig aufpassen. Um dem Feuer mit der Kamera nicht zu nahe zu kommen, verwende ich ein Makroobjektiv mit einer größeren Brennweite – zum Beispiel 180 mm. So verhindern Sie Schäden an der Kamera, die entstehen können, wenn die Distanz zum Feuer zu kurz ist. Obacht geben müssen Sie übrigens auch bei Halogenlampen, wenn die Lampen sehr heiß werden – schnell verkokeln Teile der Kamera, da die Kameras ja zu großen Teilen aus Kunststoff bestehen und auch mit Lederüberzügen beklebt sind. Dies Foto eines abgebrannten Streichholzes ist ein reines „Abfallprodukt“. Da ich die Kerzen bei meinen Aufnahmen meist mit einem Streichholz anzünde, fiel mir im Anschluss dieses Streichholz auf. Durch den eingesetzten Makroblitz mutet die Aufnahme bizarr an (Nikon D70s, 200 ISO, 1/60 Sek., f 9, 105 mm Makro, Makroblitz, alle Fotos: M. Gradias).
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Kapitel 12
Zündhölzer Wunderschöne Ergebnisse lassen sich erzielen, wenn Sie kleine Flammen von Zündhölzern fotografieren. Ich habe auf den nächsten Seiten einige Beispiele zusammengestellt. Hier wurden jeweils Streichholzbriefchen mit 20 Zündhölzern angezündet. Nachdem das erste Streichholz brennt, entzünden sich die weiteren Zündhölzer der Reihe nach von alleine. Das ergibt verbüffende Ergebnisse, die allerdings nicht im Voraus zu planen sind. Für die abgebildeten Beispiele habe ich etwa 15 Streichholzbriefchen entzündet und dabei jeweils etwa 80 Fotos geschossen. Gut die Hälfte der Bilder habe ich anschließend gelöscht, weil die Form der Flamme nicht ansprechend aussah. Aus den verbleibenden Ergebnissen habe ich dann die schönsten herausgesucht, sodass letztlich ungefähr 50 Fotos übrig geblieben sind. Nach dem Anzünden des ersten Streichholzes habe ich mit einer Serienbildfunktion etwa fünf Bilder in der Sekunde geschossen. Die passende Verschlusszeit/Blende-Kombination habe ich zuvor ausgetestet. Etwas schwierig war es, den geeigneten Bildausschnitt zu finden, weil man ja vorher nicht weiß, wie hoch die Flamme schlagen wird. Hier habe ich etwas experimentiert, bevor der Bildausschnitt gepasst hat.
Der Unterschied von Blende und Verschlusszeit zu den unteren Fotos ist nur sehr gering – aber er reicht aus, dass dieses Foto relativ wirkungslos ist. In der Flamme fehlen durch die Überbelichtung die gelblichen/rötlichen Farbtöne, die bei den Fotos unten zu sehen sind und für die Farbenprächtigkeit der Fotos sorgen (Nikon D300, 200 ISO, 1/80 Sek., f 5.6, 105 mm Makro).
Sich selbst entzündende Zündhölzer von Zündholzbriefchen lassen verblüffende Fotos entstehen (alle Fotos: Nikon D300, 200 ISO, 1/100 Sek., f 8, 105 mm Makro, alle Fotos: M. Gradias).
Kapitel 12
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Diese Ergebnisse brennender Zündhölzer entstanden bei mehreren Aufnahmesessions (alle Fotos: Nikon D300, 200 ISO, 1/100 Sek., f 8, 105 mm Makro, alle Fotos: M. Gradias).
304
Kapitel 12
„Der Urknall“ habe ich dieses Foto einer zündenden Wunderkerze scherzeshalber genannt. Wenn man überhaupt keine Hinweise erhält, was hier fotografiert wurde, ist es sehr schwierig einzuordnen (Nikon D300, 200 ISO, 1/60 Sek., f 8, 105 mm, Foto: M. Gradias).
Wunderkerzen Ich weiß nicht, ob Sie erkannt hätten, was ich im Foto oben fotografiert habe, wenn keine Bildunterschrift oder der Titel dieses Themas vorhanden wäre. Es ist eine Wunderkerze. Um diese Aufgabenstellung zu bewältigen, habe ich die Wunderkerzen in einen Objekthalter eingeklemmt. Dabei habe ich verschiedene Bilderserien gemacht und ein bis drei Wunderkerzen angezündet. Bei meiner Nikon D300 kann ich die Serienbildgeschwindigkeit einstellen. Ich habe in diesem Fall fünf Bilder pro Sekunde eingestellt und nach dem Anzünden den angeschlossenen Fernauslöser so lange gedrückt gehalten, bis die Wunderkerzen abgebrannt waren. Das Scharfstellen erledigte ich vor der Aufnahme manuell. Die Belichtungszeiten wurden ebenfalls manuell eingestellt. Dabei variierte ich die Einstellungen von Aufnahmeserie zu Aufnahmeserie ein wenig, um unterschiedliche Wirkungen zu
Es gibt viele weitere Ideen für derartige Fotomotive, die ich allerdings noch nicht selbst ausprobiert habe: So kann man prima einzelne Zündhölzer mit Blitz fotografieren, während sie zünden. Hier sind ebenfalls viele Versuche nötig. Der Qualm verlöschender Flammen lässt sich ebenfalls im Bild festhalten. Auch zündende Feuerzeuge sind ein mögliches Motiv.
Kapitel 12
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Wunderkerzen in unterschiedlichen Stadien des Abbrennens (alle Fotos: Nikon D300, 200 ISO, 1/60 Sek., f 8, 105 mm Makro, Fotos: M. Gradias)
erreichen. Dabei wirken sich die Veränderungen folgendermaßen aus: Längere Belichtungszeiten verlängern die Linien, die von den Funken entstehen, weil der Weg, den sie während der Belichtungszeit zurücklegen, länger wird. Sie sehen den Unterschied gut bei den beiden ersten Bildern auf der nächsten Seite. Je weiter die Blende geschlossen wird, umso weniger überstrahlt der hellste Bereich in der Mitte – dafür werden aber die Linien der Funken dünner, weil nicht mehr so viel Licht eingefangen werden kann. Den Unterschied erkennen Sie auf der nächsten Seite gut zwischen dem ersten und zweiten Bild in der zweiten Reihe. Die Ergebnisse, die so entstehen, sind natürlich purer Zufall – planen können Sie hier gar nichts. Zünden Sie einfach mehrere Wunderkerzen an und fertigen Sie so viele Aufnahmen an, bis Ihnen die Ergebnisse zusagen. Ich habe für die abgebildeten Fotos etwa 300 Fotos geschossen. 306
Kapitel 12
Zwei beziehungsweise drei angezündete Wunderkerzen (von links nach rechts: Nikon D300, 200 ISO, 1/50 Sek., f 10, 105 mm Makro; Nikon D300, 200 ISO, 1/100 Sek., f 10, 105 mm Makro; Nikon D300, 200 ISO, 1/100 Sek., f 10, 105 mm Makro, Nikon D300, 200 ISO, 1/50 Sek., f 5.6, 180 mm Makro; Nikon D300, 200 ISO, 1/8 Sek., f 9, 105 mm Makro; Nikon D300, 200 ISO, 1/80 Sek., f 9, 105 mm Makro; alle Fotos: M. Gradias) Kapitel 12
307
In Zeiten der digitalen Fotografie ist mit dem Auslösen die Arbeit noch lange nicht erledigt. Ihnen stehen nun am Rechner alle Möglichkeiten offen, um das Ergebnis weiter zu verfeinern oder auch zusammen mit anderen Fotos zu präsentieren. Wie es geht, erfahren Sie in diesem Teil des Buchs.
Teil 3 Digitale Dunkelkammer
309
Nikon D200, 800 ISO,
1/100
Sek., f 2.5, 30 mm, Foto: M. Gradias
Eisplättchen im Abbildungsmaßstab von etwa 1:1, Nikon D300, 200 ISO, 1/320 Sek., f 5.6, 55 mm Makro, Foto: M. Gradias
Bilder optimieren Nicht immer ist alles gleich perfekt. Vielleicht erscheint Ihnen ein Foto ein klein wenig zu hell oder zu dunkel. Eventuell sagt Ihnen auch der Kontrast oder der Bildausschnitt nicht zu. All das lässt sich problemlos nachträglich mithilfe eines Bildbearbeitungsprogramms korrigieren. Ich habe für die Beispiele das Programm Photoshop Elements 7 verwendet, das sich sehr großer Beliebtheit erfreut und daher weitverbreitet ist. Sie können damit die Fotos verwalten und auch bearbeiten. Viele Arbeitsschritte lassen sich aber auch sehr ähnlich mit anderen Bildbearbeitungsprogrammen durchführen. Wie es am leichtesten klappt, zeige ich Ihnen in diesem Kapitel.
Kapitel 13
311
Photoshop Elements 7 besteht aus drei unterschiedlichen Arbeitsbereichen. So können Sie Bilder verwalten oder bearbeiten. Außerdem lassen sich Kreationen erstellen – wie beispielsweise eine Diaschau. Die entsprechende Rubrik wählen Sie nach dem Start von Photoshop Elements in einem gesonderten Dialogfeld aus.
312
Kapitel 13
Bilder freistellen Es ist ganz normal, dass bei der Makrofotografie der Bildausschnitt nicht immer perfekt passt. Vielleicht kommen Sie auch nicht nah genug an das Motiv heran, um es bildfüllend darstellen zu können. Solche Korrekturen können Sie schnell mit Photoshop Elements ausführen. Sie können wahlweise erst das Album von Photoshop Elements öffnen oder direkt den Editor aufrufen. 1.
Wenn Sie das zu optimierende Foto erst suchen wollen, bietet es sich an, zunächst das Album aufzurufen. Verwenden Sie dazu nach dem Starten von Photoshop Elements die Organisieren-Schaltfläche im Start-Dialogfeld.
2.
Suchen Sie das betreffende Foto und markieren Sie es, indem Sie darauf klicken. Im folgenden Bild sehen Sie, dass das markierte Foto mit einem blauen Rahmen versehen wird.
3.
Rufen Sie dann aus dem Editor-Menü die Option Vollständige Bearbeitung auf, um den Editor zu laden. Dies dauert einen Moment.
Das markierte Foto wird anschließend in die Arbeitsfläche des Editors importiert, die Sie nachfolgend sehen. Den größten Teil nimmt das Bildfenster ein. Um die Darstellungsgröße an das Arbeitsfenster anzupassen, klicken Sie in der Werkzeugleiste links einfach doppelt auf das Lupensymbol. Im rechten Bereich sehen Sie einige Palettenfenster, in denen unterschiedliche Funktionen angeboten werden – beispielsweise, um Filtereffekte am Bild anzuwenden. Mit den Registerkarten oberhalb der Palettenfenster wechseln Sie zwischen den verschiedenen Rubriken – so erreichen Sie beispielsweise über die Erstellen-Rubrik Optionen, um Bildbände oder Diashows zusammenzustellen. Unter dem Bildfenster werden im Projektbereich alle Fotos angezeigt, die geöffnet wurden. 1.
Um Teile vom Foto abzuschneiden, benötigen Sie aus der Werkzeugleiste das Freistellungswerkzeug – Sie sehen es in der folgenden Abbildung markiert.
Kapitel 13
313
Wenn das Bild auf ein bestimmtes Maß zugeschnitten werden soll – beispielsweise, weil Sie einen Fotoabzug herstellen wollen –, können Sie im Seitenverhältnis-Listenfeld eine der angebotenen Optionen auswählen. Hier sind einige Standardmaße enthalten.
Hier sehen Sie das Ergebnis des Freistellens (Nikon D200, 400 ISO, 1/1600 Sek., f 5.6, 170 mm, Foto: M. Gradias).
314
Kapitel 13
2.
Klicken Sie mit dem Freistellungswerkzeug in das Foto. Halten Sie die linke Maustaste gedrückt und ziehen Sie einen Rahmen auf, der den Bereich enthält, der übrig bleiben soll. Nach dem Loslassen der linken Maustaste zeigen die abgedunkelten Stellen den Bereich an, der abgeschnitten wird.
3.
Mit den acht Markierungspunkten können Sie die Größe des Rahmens verändern. Wollen Sie die Bildproportionen erhalten, ziehen Sie zunächst einen Rahmen auf, der das gesamte Bild erfasst. Halten Sie anschließend die (Umschalt)-Taste gedrückt und ziehen Sie die Eckmarkierungspunkte, bis die gewünschte Größe erreicht ist.
4.
Bestätigen Sie das Freistellen mit dem grünen Haken, den Sie rechts unter dem Markierungsrahmen sehen. Soll die Änderung verworfen werden, können Sie die Schaltfläche rechts daneben verwenden.
5.
Nach dem Bestätigen wird das Bild zugeschnitten.
Bilder optimieren Es kann schon einmal passieren, dass Fotos zu hell oder zu dunkel geraten. Photoshop Elements bietet verschiedene Optionen an, um derartige Fotos mit einigen Mausklicks optimieren zu können. Mit der ersten Option können Sie die Veränderungen sogar direkt im Album vornehmen – sehr praktisch. 1.
Markieren Sie das betreffende Foto und rufen Sie mit der rechten Taste das Kontextmenü auf. Hier finden Sie unter anderem die Funktion Intelligente Auto-Korrektur.
2.
Nach dem Aufruf optimiert Photoshop Elements automatisch die Helligkeit und den Kontrast des Bildes. Die Bearbeitung kann einen Moment dauern.
3.
Das Originalbild wird dabei nicht verändert – es entsteht automatisch eine neue Datei, die mit dem Originalbild in einem sogenannten Versionssatz gespeichert wird. Klicken Sie auf den Pfeil, um den Versionssatz zu öffnen oder zu schließen.
Die Intelligente Auto-Korrektur funktioniert nicht bei jedem Motiv. Motive, bei denen eine Farbe sehr dominant ist, können farbverfälscht wiedergegeben werden. Probieren Sie aus, wie sich die Veränderung auswirkt.
Kapitel 13
315
Oben ist das Originalbild vor der automatischen Optimierung zu sehen (Nikon D200, 1250 ISO, 1/160 Sek., f 5, 180 mm Makro, Foto: M. Gradias).
4.
Rufen Sie die Menüfunktion Fenster/Eigenschaften auf, wenn Sie in einem gesonderten Palettenfenster die Eigenschaften des Fotos betrachten wollen. So erkennen Sie in der ersten Rubrik, dass Elements die neue Datei automatisch mit dem Zusatz _bearbeitet.1 im Dateinamen versehen hat. Außerdem können Sie hier neben den Maßen des Fotos auch die Dateigröße des Bildes ablesen.
5.
Wenn Sie die „i“-Schaltfläche aktivieren, werden in dem Palettenfenster übrigens die Exif-Daten des Fotos angezeigt – Sie sehen das nachfolgend im rechten Bild.
Die Schnellkorrektur Bei der Intelligenten Auto-Korrektur haben Sie ja keinerlei Einstellungsoptionen. Sie müssen sich darauf verlassen, dass Photoshop Elements die geeigneten Einstellungen vornimmt. Wenn Sie etwas mehr Einfluss auf das Ergebnis haben wollen, bietet sich die Funktion Schnellkorrektur an, die Sie entweder über das Kontextmenü oder das EditorMenü erreichen.
316
Kapitel 13
1.
Nach dem Laden des Schnellkorrektur-Arbeitsbereichs finden Sie die folgende Arbeitsoberfläche vor. Rechts neben dem Bild sind verschiedene Palettenfenster mit Optionen zur Bildoptimierung untergebracht.
2.
Im Ansicht-Listenfeld unter dem Arbeitsbereich stellen Sie ein, welche Ansichten angezeigt werden sollen. Es ist durchaus empfehlenswert, eine der beiden Vorher-und-nachher-Ansichten einzustellen, sodass Sie einen Vergleich mit dem Ausgangsbild haben.
3.
Es ist empfehlenswert, zunächst einmal die Intelligente Korrektur im Palettenfenster Allgemein durchzuführen. So können Sie prüfen, ob diese Funktion bereits das gewünschte Ergebnis bringt.
4.
Verschieben Sie dazu zum Beispiel den Schieberegler, um die Stärke der Korrektur festzulegen. Klicken Sie dann in der Kopfzeile des Palettenfensters auf die Schaltfläche mit dem Hakensymbol, um die Korrektur am Bild anzuwenden. Um den Vorgang abzubrechen, können Sie die Schaltfläche links daneben verwenden.
5.
Alternativ dazu können Sie auch auf die Auto-Schaltfläche klicken – dann ermittelt Photoshop Elements die passende Korrektur automatisch. Dies entspricht der bereits beschriebenen Funktion der Intelligenten Auto-Korrektur. Kapitel 13
317
Jedes Pixel eines Fotos besitzt einen Wert, der aus den Farbtönen Rot, Grün und Blau zusammengesetzt ist. Dieser Wert wird Tonwert genannt. Besitzen alle drei Farbtöne denselben Wert, entstehen graue Töne. Die Lichter sind die hellen Partien des Bildes – die Tiefen die dunklen.
318
Kapitel 13
6.
Mit den Optionen des zweiten Palettenfensters können Sie zusätzlich zur Änderung der Tonwerte und des Kontrastes auch die Tiefen oder Lichter des Fotos anpassen. So haben Sie sehr präzise Möglichkeiten, um das Aussehen des Fotos zu optimieren.
7.
Nach dem Verschieben eines Schiebereglers können Sie jeweils mit dem Hakensymbol in der Titelzeile des Palettenfensters die Änderungen zuweisen. Wenn Sie die geteilte Ansicht aktiviert haben, können Sie die Veränderungen gleich im unteren Bild begutachten. Sie sehen nachfolgend, dass die Veränderungen bereits ziemlich deutlich sind.
8.
Im nächsten Palettenfenster finden Sie Optionen, um einerseits die Farbsättigung des Fotos zu verbessern oder Farbstiche aus dem Bild zu entfernen. Um das Foto nicht unwirklich erscheinen zu lassen, sollten Sie die Farbsättigung nur sehr wenig erhöhen.
9.
Im folgenden Palettenfenster wird die Schärfe des Bildes optimiert. Auch wenn digitale Fotos nicht „unscharf“ sind, vertragen sie in den meisten Fällen doch ein wenig Nachschärfung.
Die nachfolgenden Fotos zeigen den Vergleich zwischen dem Ausgangsfoto und dem optimierten Ergebnis. Sie sehen, dass das untere linke Bild brillanter wirkt, da der Kontrast hier besser ist als beim Ausgangsfoto. Auch die Farben leuchten etwas mehr. Daher lohnt sich der zusätzliche Arbeitsaufwand für die wenigen Optimierungsschritte durchaus.
Auch gute Bilder lassen sich mit Photoshop Elements noch ein wenig verbessern – rechts sehen Sie das etwas dunklere und weniger brillante Originalbild (Nikon D200, 200 ISO, 1/640 Sek., f 8, 180 mm Makro; Foto: M. Gradias). Kapitel 13
319
Bilder speichern Zum Abschluss der Arbeit müssen Sie das Ergebnis noch speichern. Dafür können Sie zum Beispiel die Dateifunktion Datei/Speichern unter oder alternativ dazu die Tastenkombination (Umschalt)+(Strg)+(S) verwenden. Sie können aber auch den folgenden Weg wählen:
Das TIFF-Dateiformat bietet im Gegensatz zum JPEG-Format den Vorteil, dass Sie einen Qualitätsverlust vermeiden. Wenn Sie dennoch das JPEG-Format verwenden wollen, sollten Sie in den Komprimierungseinstellungen die maximale Qualität verwenden.
320
Kapitel 13
1.
Rufen Sie die Funktion Datei/Schließen auf, die Sie auch über die Tastenkombination (Strg)+(W) erreichen.
2.
Nach dem Aufruf der Funktion müssen Sie im folgenden Dialogfeld bestätigen, dass Sie das Ergebnis der Bearbeitung speichern wollen.
3.
Stellen Sie im Format-Listenfeld des folgenden Dialogfelds das gewünschte Dateiformat ein – beispielsweise das gängige TIFF-Format. Als Dateiname wird der Originalbildname mit dem Zusatz _bearbeitet sowie einer fortlaufenden Nummerierung vorgeschlagen. Stellen Sie außerdem in den Speicheroptionen ein, ob das Ergebnis in den Organizer aufgenommen werden soll.
4.
Im abschließenden Dialogfeld wird die Art der Komprimierung eingestellt, wobei dies beim TIFF-Dateiformat ohne Qualitätseinbußen möglich ist.
Bilder skalieren Wenn Sie sich die Werbung für digitale Kameras ansehen, wird Ihnen auffallen, dass die Anzahl der Pixel immer hervorgehoben wird – so bedeutend, wie die Hersteller meinen, sind die Megapixel aber gar nicht. Sie werden vermutlich sehr selten Abzüge im Posterformat herstellen, daher reichen 6- oder 8-MegapixelKameras völlig aus.
Wenn Sie mit einer modernen Spiegelreflexkamera fotografieren, erhalten Sie riesig große Dateien, die Ausdrucke zum Beispiel bis DIN A3 zulassen. So viele Pixel benötigen Sie für die meisten Ausdrucke natürlich nicht. Sie können die Bilder aber nachträglich ganz einfach auf die benötigte Pixelanzahl herunterrechnen. So sparen Sie eine Menge Speicherplatz. Außerdem geht die weitere Bearbeitung schneller vonstatten, wenn Sie die Fotos beispielsweise in einem Satzprogramm weiterverarbeiten.
Wenn Sie zum Beispiel eine 6-Megapixel-Kamera Ihr Eigen nennen (das im nächsten Beispiel verwendete Beispielfoto wurde beispielsweise mit einer Nikon D70s geschossen, die diese Auflösung besitzt), können Sie Abzüge bis zu einer Größe von 25 x 17 Zentimeter in perfekter Qualität anfertigen. Wollen Sie das Foto auf dem heimischen Drucker ausdrucken, lassen sich ohne Weiteres noch viel größere Ausdrucke erstellen. Sie müssen dann aber schon ganz genau hinschauen, um die qualitativen Einschränkungen auch wirklich erkennen zu können. Aus wie vielen Pixeln das Foto besteht, erkennen Sie leicht, wenn Sie die Funktion Bild/Skalieren/Bildgröße im Editor der vollständigen Bearbeitung aufrufen. Sie sehen im rechts abgebildeten Dialogfeld auch, dass die Datei dieses 6-MegapixelFotos 17,2 MByte „verschlingt“, wenn Sie dieses Foto unkomprimiert speichern.
Kapitel 13
321
Auflösung und Bildgröße sind beliebte Themen bei Fachartikeln. Schnell gerät hier einiges durcheinander. Es ist aber gar nicht so schwer zu verstehen, wie es zunächst den Anschein haben mag. Solange Sie die Bilder nur am Computermonitor betrachten, brauchen Sie sich um das Thema Auflösung nicht allzu viel zu kümmern. Nur wenn Sie sehr stark in das Bild hineinzoomen, erkennen Sie die einzelnen Pixel des Bilds. Drucken Sie Ihre Fotos dagegen aus, müssen Sie beachten, dass genügend Pixel auf einer bestimmten Strecke vorhanden sind – andernfalls wirkt das Bild pixelig. Die Auflösung ist dann zu gering. Ein gängiger Standardwert sind 300 dpi. Dies bedeutet, dass 300 Dots (Pixel) pro Inch (2,54 Zentimeter) abgebildet werden. Dieses Maß bestimmt die Auflösung eines Fotos. Diesen Standardwert verwende ich grundsätzlich beim Neuberechnen meiner Fotos.
322
Kapitel 13
Die Bildgröße ändern Wenn Sie Fotos kleiner drucken oder sie nur im Internet veröffentlichen möchten, wäre es reine Platzverschwendung, die Originalgröße beizubehalten. Wenn Sie eine größere Menge Fotos optimiert und unter einem neuen Namen gespeichert haben (was Sie stets tun sollten), kommen eine ganze Menge Megabyte zusammen, sodass sich das Anpassen der Bildgröße lohnt. Das Reduzieren der Bildgröße ist ganz einfach. 1.
Rufen Sie die Funktion Bild/Skalieren/Bildgröße auf. Beachten Sie, dass die Optionen Proportionen erhalten und Bild neu berechnen mit aktiviert sind. So stellen Sie einerseits sicher, dass das Seitenverhältnis erhalten bleibt. Wenn Sie zum Beispiel einen neuen Wert für die Höhe eingeben, wird die Breite automatisch entsprechend angepasst. Die zweite Option sorgt dafür, dass die Anzahl der Pixel reduziert wird, wenn Sie das Foto verkleinern.
2.
Für die Neuberechnung der Pixelanzahl sollten Sie die Option Bikubisch aus dem Listenfeld auswählen – damit erzielen Sie die beste Qualität.
3.
Es ist egal, ob Sie die neuen Maße im oberen Bereich eingeben oder im Bereich Dokumentgröße. Vermutlich fällt es Ihnen leichter, den unteren Bereich zu verwenden, da hier verschiedene Maßeinheiten im Listenfeld zur Verfügung stehen. So können Sie zum Beispiel schnell Maße eintippen, die bei Fotopapieren verwendet werden – wie beispielsweise 7,1 x 10,7 Zentimeter. Dieses Maß hat das Beispielbild auf der nächsten Seite.
4.
Nach der Eingabe neuer Werte sehen Sie am Kopf des Dialogfelds die bisherige und die neue Dateigröße. Dabei wird die Dateigröße übrigens bei unkomprimierter Speicherung angezeigt. In unserem Beispiel schrumpft die Dateigröße so auf 3,04 Megabyte.
Ganze 3,04 Megabyte ist das Foto in dieser Abbildungsgröße groß. Eine größere Auflösung benötigen Sie nur, wenn Sie das Ergebnis viel größer ausdrucken wollen (Nikon D70s, 200 ISO, 1/640 Sek., f 3.2, 105 mm Makro, Foto: M. Gradias).
Bilder schärfen Eigentlich ist es natürlich Unsinn, vom „Schärfen“ des Bilds zu sprechen. Alle Pixel, aus denen jedes digitale Foto besteht, sind vor dem Schärfen genauso scharfkantig wie danach ... Der Begriff wurde lediglich aus der analogen Fotografie übernommen und vermittelt einen visuellen Eindruck. Das Bild sieht aus, als wäre es schärfer – Details sind deutlicher erkennbar. Beim Schärfen passiert Folgendes: Das Programm sucht im Bild nach nebeneinanderliegenden Bereichen, deren Helligkeit sich deutlich unterscheidet – also beispielsweise ein helles und ein dunkles Grau. Beim Schärfen ändert es das helle Grau in Richtung Weiß und das dunkle Grau in Richtung Schwarz – der Kontrast des Bilds wird erhöht. Durch diese Veränderung hat der Betrachter den Eindruck, das Foto wäre schärfer.
Im letzten Arbeitsschritt der Bildbearbeitung sollten Sie das Bild schärfen. Dies sollte stets nach dem Skalieren der Fotos erfolgen – vorher ergibt es nämlich keinen Sinn. Es ist nicht so, dass digitale Fotos unscharf wären – Sie können aber noch etwas Brillanz „herauskitzeln“, wenn Sie die Schärfungsfunktion nutzen.
Unscharf maskieren Photoshop Elements bietet im Überarbeiten-Menü eine Funktion zum Schärfen an. Rufen Sie dazu die Funktion Unscharf maskieren auf. Hier werden verschiedene Parameter zum Beeinflussen des Ergebnisses bereitgestellt. Das Schärfen des Fotos sollte übrigens immer am Ende der Optimierung erfolgen, da erst dann die Endgröße des Bilds festgelegt ist. Zum Einstellen der Schärfung stehen Ihnen drei Optionen zur Verfügung. Kapitel 13
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Wenn Sie die Vorschau-Option aktivieren, wird das zu erwartende Ergebnis nicht nur im Vorschaubild des Dialogfelds angezeigt, sondern auch im Originalbild. So ist eine genaue Beurteilung besser möglich. 1.
Den Stärke-Wert können Sie bis zu 500 % einstellen. In vielen Fällen werden Sie mit 150 bis 200 % gute Ergebnisse erreichen. Der passende Wert hängt wesentlich von der Größe des Fotos ab. Bei kleineren Fotos wirken sich höhere Werte deutlicher aus als bei großen Fotos.
2.
Der Radius-Wert bestimmt, wie viele Pixel neben der Kontur mit von der Änderung erfasst werden sollen. Je größer das Bild ist, umso höher sollten Sie diesen Wert einstellen. In den meisten Fällen sollte der Wert aber nicht höher als 2 oder 3 Pixel sein.
3.
Der Schwellenwert legt fest, wie stark der Helligkeitsunterschied von benachbarten Pixeln sein muss, ehe der Kontrast angehoben wird, was zur Schärfung führt.
Mit den Schärfen-Optionen können Sie das Ergebnis optimieren (Nikon D200, 200 ISO, 1/250 Sek., f 32, 105 mm Makro, Makroblitz, Foto: M. Gradias). 324
Kapitel 13
4.
Ich gebe Ihnen ein Beispiel für die Auswirkung dieses Werts: Wenn Sie eine einfarbige Fläche im Bild sehen, zum Beispiel im verschwommenen Hintergrund, ist diese nicht wirklich einfarbig – die Fläche besteht aus vielen sehr fein nuancierten Abstufungen. Dies können Sie leicht feststellen, wenn Sie stark in das Foto hineinzoomen. Damit derartige Flächen nicht geschärft werden, können Sie den Schwellenwert erhöhen.
5.
Den Schwellenwert sollten Sie nicht allzu hoch einstellen, da ansonsten die Schärfung kaum noch auffällt. Je nach Motiv sollten Sie einen Maximalwert von 10 nicht überschreiten. Die perfekte Schärfung erreichen Sie im richtigen Zusammenspiel der drei Werte – hier ist ein wenig Erfahrung vonnöten.
Für das Web speichern Wollen Sie das fertig bearbeitete Ergebnis zum Beispiel für die Webseitengestaltung verwenden, stehen Ihnen zusätzliche Optionen zur Verfügung, etwa um Einfluss auf die Größe der Datei zu nehmen. Um das Ergebnis vor dem Speichern zu begutachten, gibt es eine weitere Vorschau. 1.
Um das Bild vollständig im Fenster zu sehen, klicken Sie in der Werkzeugleiste einfach doppelt auf das Handsymbol. Soll Elements das Bild dagegen in der Originalgröße anzeigen, ist ein Doppelklick auf das Lupensymbol nötig.
Eins ist wichtig: Haben Sie Veränderungen am Bild vorgenommen – wie etwa Korrekturen mithilfe von Einstellungsebenen –, sollten Sie das Ergebnis zweimal speichern, wenn Sie eine Variante für das Web benötigen. Zunächst sollten Sie das Ergebnis in einem Dateiformat sichern, das die Ebenen unterstützt – also zum Beispiel im TIFFDateiformat. So haben Sie später jederzeit die Möglichkeit, Änderungen vorzunehmen. Erst im zweiten Schritt ist dann das Speichern als Webvariante zu empfehlen. Dafür bietet Photoshop Elements eine gesonderte Funktion an. Rufen Sie dazu die Funktion Datei/Für Web speichern auf.
Kapitel 13
325
2.
Auf der rechten Seite des Fensters sind die Optionen zur Optimierung des Ergebnisses aufgelistet. Im Vorgabe-Listenfeld finden Sie unterschiedliche Voreinstellungen zu den verschiedenen Webdateiformaten. Das Web unterstützt nur Bilder in den Dateiformaten JPEG, GIF und PNG, wobei ich für Fotos ausschließlich das JPEG-Dateiformat empfehlen kann.
Das GIF-Dateiformat ist dafür nicht zu empfehlen, da hier nur maximal 256 Farbtöne unterstützt werden. Daher ist dieses Dateiformat für Grafiken prädestiniert. Das PNG-Dateiformat findet dagegen im Web noch nicht ausreichend Unterstützung. So muss bei einigen Webbrowsern ein entsprechendes Modul installiert sein, damit der Besucher die Bilder auch laden kann. Durch die geringe Verbreitung dieses Dateiformats ist von seinem Einsatz eher abzuraten.
3.
Bleibt nur das meistverbreitete Dateiformat JPEG übrig. Da es 16,7 Millionen Farben im sogenannten TrueColor-Modus unterstützt, ist es das ideale Format für Fotos im Web. Außerdem ergeben sich dabei sehr kleine Datei größen, was für eine schnelle Übertragung der Bilder sorgt. Im Vorgabe-Lis tenfeld stehen drei unterschiedliche Qualitätsstufen zur Verfügung. In vielen Fällen erhalten Sie mit der Option JPEG mittel akzeptable Ergebnisse mit einer sehr kleinen Dateigröße. Dies ist ein guter Kompromiss.
4.
Haben Sie die Einstellungen vorgenommen, sehen Sie unter dem rechten Bild des zu erwartenden Ergebnisses diverse Angaben. Wenn Sie die beiden Dateigrößen unter den Vorschaubildern vergleichen, erkennen Sie die Ersparnis durch die Komprimierung. In der Zeile darunter zeigt Elements die Übertragungsrate bei einer Übertragungsgeschwindigkeit von 28,8 Kbit/s an.
5.
Im rechten Bereich finden Sie außerdem noch die aktuellen Maße des Bilds. Tippen Sie neue Werte in die Eingabefelder ein, um die Bildgröße gegebenenfalls zu ändern. Sollen dabei die Proportionen erhalten bleiben, aktivieren Sie die entsprechende Option.
6.
Wenn Sie sich das Ergebnis in Ihrem Standard-Webbrowser ansehen wollen, aktivieren Sie die Schaltfläche neben der Option Vorschau in. Mit einem Klick auf den Pfeil neben der Schaltfläche können Sie in einem Menü die Liste der verwendeten Webbrowser anpassen.
Bildfehler beseitigen Bildfehler haben die unterschiedlichsten Ursachen. Vielleicht war ein Staubkorn auf dem Sensor – dieses ist dann als ein unscharfer Fleck im Bild zu sehen. Wegen der kleinen Größe des Sensors erscheinen Staubkörner im Bild ziemlich groß. Andere Fehler treten zum Beispiel auf, wenn Sie im Aquarium fotografieren. 326
Kapitel 13
Beim Fotografieren im Aquarium können Schwebepartikel im Bild stören – wie bei diesem Malawi-Buntbarsch. Ich habe einige solcher Fehler im Bild markiert (Nikon D200, 1000 ISO, 1/125 Sek., f 2.8, 55 mm Makro, Foto: M. Gradias).
Schwebepartikel im Wasser sollten Sie dann nachträglich aus dem Bild entfernen, damit das Ergebnis professioneller wirkt. Solche Aufgaben sind mit Photoshop Elements leicht zu erledigen. 1.
Zum Korrigieren von Bildfehlern benötigen Sie den Kopierstempel, den Sie in einem Flyout-Menü in der Werkzeugleiste finden.
2.
Bevor Sie den Kopierstempel einsetzen, müssen Sie zunächst die Größe und Art der Werkzeugspitze vorgeben. Die Optionen eines jeden Werkzeugs finden Sie in der Optionsleiste über dem Arbeitsfenster. Je nachdem, welches Werkzeug Sie in der Werkzeugleiste aufrufen, unterscheiden sich die angebotenen Optionen.
3.
Damit die Retusche später nicht zu sehen ist, sollten Sie eine Werkzeugspitze mit weichem Rand verwenden. Die passende Größe der Werkzeugspitze Kapitel 13
327
hängt von der Größe des zu bearbeitenden Fotos ab – bei meinem Beispiel ist 35 Pixel ein guter Wert.
Achten Sie darauf, die Korrekturen in einer großen Darstellungsgröße durchzuführen – etwa 100 % oder auch 200 %. Nur so sind auch wirklich alle Details des Fotos erkennbar.
328
Kapitel 13
4.
Mit dem Kopierstempel „entfernen“ Sie keine Bildfehler. Sie übermalen die Partien, an denen sich Fehler befinden, lediglich mit den Stellen im Bild, die fehlerlos sind. Als Erstes müssen Sie eine Stelle markieren, die kopiert werden soll. Diese Stelle sollte sich in der Nähe des Bildfehlers befinden, damit die Retusche nicht auffällt.
5.
Drücken Sie die [Alt]-Taste und klicken Sie mit der linken Maustaste auf die betreffende Position – Sie sehen dies im folgenden Bild. Nach dem Klicken haben Sie den sogenannten Ursprungspunkt festgelegt, der zum Kopieren verwendet wird.
6.
Nach dem Festlegen des Ursprungspunktes übermalen Sie die defekte Bildpartie mit gedrückter linker Maustaste. Dies können Sie mit einzelnen „Tupfern“ (einzelne Mausklicks) oder durch „Übermalen“ mit gedrückt gehaltener Maustaste erledigen. Malen Sie so lange über den Bildfehler, bis er verdeckt ist. Arbeiten Sie sich so Stück für Stück voran.
7.
Das Kreuz neben dem Mauszeiger kennzeichnet übrigens die Position, die zum Übermalen verwendet wird, der Kreis zeigt die übermalte Partie an. Diese Situation zeigt die obere Abbildung auf der folgenden Seite.
8.
Korrigieren Sie auf dieselbe Art die nächsten Bildfehler. Wollen Sie einen neuen Ursprungspunkt festlegen, drücken Sie einfach erneut die [Alt]-Taste. Es ist normal, dass Sie immer wieder einen neuen Ursprungspunkt festlegen müssen. Der Ursprungspunkt muss ja immer eine Partie sein, die ohne Bildfehler ist und zum fehlerhaften Bereich passt.
Stellen Sie eine Ansichtsgröße von mindestens 100 % ein. Sie können den gewünschten Wert zum Beispiel in das Eingabefeld unten links eintippen.
9.
Da die Bearbeitung stets in der 100-%-Darstellungsgröße durchgeführt werden sollte, ist das Bild nicht vollständig im Fenster zu sehen. Scrollen Sie dann mit dem Scrollbalken zum nächsten Teil des Bilds, um die nächsten Fehler zu suchen. Korrigieren Sie sehr kleine Fehler, sollten Sie die Werkzeugspitze ebenfalls verkleinern.
10. Klicken Sie in der Optionsleiste auf den Pfeil neben dem Größe-Feld, um mit dem Schieberegler die gewünschte neue Größe einzustellen. Tippen Sie alternativ dazu den Wert einfach in das Eingabefeld ein.
Die Größe des Pinsels lässt sich wahlweise durch Ziehen des Schiebereglers verändern, oder Sie tippen den neuen Wert in das Eingabefeld ein.
„Gesäubert“ sieht das Ergebnis professioneller aus (Nikon D200, 1000 ISO, 1/125 Sek., f 2.8, 55 mm Makro, Foto: M. Gradias). Kapitel 13
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Bildrauschen macht sich am meisten in dunklen Partien des Bilds bemerkbar. Sie sehen dann in der vergrößerten Ansicht statt einer homogenen Farbfläche zusätzlich lauter farbige Punkte. Zur Verdeutlichung habe ich nachfolgend beim Ausschnitt der oberen linken Ecke des Bei spielbilds den Kontrast kräftig erhöht.
11. Arbeiten Sie sich so Schritt für Schritt durch das gesamte Foto, bis alle Fehler behoben sind. Je nach Foto kann dies eine Weile dauern.
Bildrauschen reduzieren Bildrauschen können Sie nicht vermeiden, wenn Sie eine höhere Empfindlichkeit einstellen. Ab wann die falschen Farbpunkte – die dabei entstehen – auffallen, unterscheidet sich von Kamera zu Kamera. Bei einigen einfacheren Modellen fällt das Rauschen bereits bei 400 ISO auf – bei den aktuellen digitalen Spiegelreflexkameras dürfen Sie meist getrost einen Wert von 800 ISO verwenden, ohne dass das Bildrauschen besonders störend auffällt. Entfernen können Sie das Bildrauschen nachträglich nicht – es kann aber etwas gemindert werden. Dabei müssen Sie aber den Nachteil in Kauf nehmen, dass die Bildschärfe etwas leidet – die korrigierten Fotos wirken ein wenig „weichgezeichnet“.
Das passende Tool Jedes Bildbearbeitungsprogramm hat Funktionen, um das Bildrauschen zu reduzieren. Es gibt sogar die verschiedensten zusätzlichen Utilitys diverser Anbieter. Viele Anbieter bieten ihre Tools sogar als Freeware an. Als ein Beispiel sei hier die Software Neat Image genannt, die Sie als eigenständiges Programm oder als Plugin-Modul in Photoshop Elements verwenden können. Eins sollte Ihnen jedoch klar sein: Das Rauschen können Sie nicht ohne Nachteile entfernen – es liegt in der Natur der Sache und kann nicht vermieden werden. Zur Wenn Sie den ISO-Wert heraufsetzen, kann es zu dem sogenannten Bildrauschen kommen, das manche Fotografen stört (Nikon D200, 1250 ISO, 1/90 Sek., f 4, 105 mm Makro, Foto: M. Gradias).
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Kapitel 13
Beseitigung verwendet man stets Verfahren, die bestimmte Bildteile weichzeichnen, damit die Farbpunkte verschwinden. Dies wirkt sich zwangsläufig in einer nachlassenden Schärfe aus. Sie müssen hier einen Kompromiss finden, bei dem der Schärfeverlust nicht allzu deutlich auffällt. 1.
Nehmen Sie zunächst alle Optimierungen – wie etwa Helligkeits- und Kont rastanpassungen – vor. Erst im letzten Arbeitsschritt sollten Sie sich dem Rauschen widmen. Falls Sie mit Einstellungsebenen gearbeitet haben, ist es sinnvoll, die Ebenen mit der Funktion Ebene/Auf Hintergrundebene reduzieren zusammenzufassen.
2.
Rufen Sie dann die Funktion Filter/Rauschfilter/Rauschen reduzieren auf, die zur Reduktion der Bildstörungen am besten geeignet ist. In dem Dialogfeld finden Sie drei verschiedene Optionen, um die Wirkung des Filters anzu passen.
3.
Wollen Sie die JPEG-Artefakte entfernen, aktivieren Sie die untere Option. Je niedriger Sie den Wert Details erhalten einstellen, umso weichgezeichneter erscheint das Ergebnis. Stellen Sie den Wert dagegen zu hoch ein, sind die Auswirkungen kaum erkennbar.
4.
Wollen Sie einen Vorher-Nachher-Eindruck gewinnen, klicken Sie einfach in das Vorschaubild und halten Sie dabei die linke Maustaste gedrückt. Dann sehen Sie das Ausgangsbild. Lassen Sie die linke Maustaste los, um das optimierte Ergebnis zu sehen.
Kapitel 13
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Für eine besondere Wirkung legte ich diese Erdbeere auf einen Leuchttisch. Außerdem stellte ich eine Überbelichtung von zwei Blendenstufen ein. Dazu muss Ihre Kamera natürlich eine Blitzbelichtungskorrektur unterstützen. Rechts sehen Sie das Ergebnis des kommenden Workshops (Nikon D70s, 200 ISO, 1/60 Sek., f 4, 105 mm Makro, Makro blitz, + 2 LW, Foto: M. Gradias).
Partielles Optimieren Bisher bezogen sich alle vorgestellten Veränderungen immer auf das gesamte Foto. Es geht aber auch anders – hier ist allerdings ein deutlich größerer Arbeitsaufwand erforderlich. Sie können auch mehr oder weniger große Teile des Fotos bearbeiten, ohne dass der Rest des Bildes von den Veränderungen betroffen ist. Für diese Aufgabenstellung gibt es verschiedene Arbeitstechniken. In solchen Fällen entsteht die kreative Arbeit nicht beim Blick durch den Sucher, sondern im digitalen Fotolabor. Ein wenig Geduld sollten Sie daher mitbringen.
Die Werkzeuge Die erste Variante, um einzelne Bildteile zu verändern, besteht in der Möglichkeit, Werkzeuge aus der Werkzeugleiste zu verwenden. Dort finden Sie im nebenstehend abgebildeten Flyout-Menü Werkzeuge, um die Farbsättigung zurückzunehmen (Schwamm), das Bild aufzuhellen (Abwedler) oder abzudunkeln (Nachbelichter). Die Begriffe stammen übrigens aus den Zeiten der analogen Dunkelkammer. 1.
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Kapitel 13
Im ersten Schritt dunkeln wir einen Teil der Erdbeere ab – rufen Sie daher den Nachbelichter aus dem Flyout-Menü auf.
2.
Wie bei fast allen Werkzeugen müssen Sie nun zuerst die Art und Größe der Werkzeugspitze einstellen. Die dazu benötigten Einstellungen nehmen Sie in der Optionsleiste vor.
3.
Wie groß Sie die Werkzeugspitze einstellen, hängt von der Größe des Fotos ab – in meinem Beispiel sind 100 Pixel geeignet. Auf jeden Fall sollten Sie aber eine Werkzeugspitze mit einem weich auslaufenden Rand verwenden, damit die Veränderung nicht auffällt. Bei scharfkantigen Werkzeugspitzen wäre die Kante zur unbearbeiteten Fläche sofort zu sehen.
4.
Wenn Sie den Mauszeiger in das Bild halten, erkennen Sie an dem Kreis gut, wie groß der bearbeitete Bereich ist. Falls Ihnen die Größe nicht zusagt, erhöhen Sie den Größe-Wert in der Optionsleiste.
5.
Übermalen Sie nun den hinteren Teil, der abgedunkelt werden soll. Dies erledigen Sie wahlweise durch „Übertupfen“ oder „Übermalen“. Wenn Sie mehrmals über eine Stelle malen, wird sie deutlicher abgedunkelt. Solange Sie die linke Maustaste gedrückt halten, wird das Bild nur bis zu dem eingestellten Belichtung-Wert abgedunkelt oder aufgehellt. Lassen Sie zwischendurch jedoch die linke Maustaste los, wird das Ergebnis weiter abgedunkelt oder aufgehellt.
6.
In diesem Beispiel will ich die Partie aber nicht allzu stark verändern. Mein Endstadium zeigt das folgende Bild.
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Kapitel 13
7.
Den unteren Bereich will ich etwas aufhellen – dazu wird das AbwedlerWerkzeug benötigt. Das bewirkt, dass der mittlere Teil der Erdbeere etwas hervorgehoben wird.
8.
Für die Werkzeugspitzengröße habe ich ebenfalls 100 Pixel eingestellt. Auch hier benötigen Sie einen weichen Rand, um die Retusche unsichtbar zu machen. Malen Sie nun über den unteren Bereich, wie es die Abbildung zeigt.
9.
Um das Ergebnis insgesamt zu begutachten, sollten Sie zwischendurch immer mal wieder doppelt auf das Handsymbol klicken, damit das gesamte Bild angezeigt wird. Damit die Bearbeitung möglichst genau erfolgt, sollten Sie diese in der 100-%-Ansicht durchführen, die Sie schnell mit einem Doppel
klick auf das Zoom-Symbol erreichen. So ist ein schneller Wechsel zwischen den Ansichten möglich. In den meisten Fällen bearbeiten Sie Bilder, die auf grund ihrer Größe nicht komplett angezeigt werden. 10. Arbeiten Sie sich so Schritt für Schritt voran, bis Ihnen das Ergebnis zusagt. In der Optionsleiste finden Sie unter anderem die Option Bereich. Hier stellen Sie ein, ob die Tiefen, die Mitteltöne oder die Lichter des Fotos verändert werden sollen. Den Beleuchtung-Wert verwendet man, um die Stärke der Veränderung anzugeben. 11. Das Verändern mit den Werkzeugen erfordert etwas mehr Zeit. Dafür haben Sie die Möglichkeit, ganz gezielt bestimmte Bildpartien zu bearbeiten. Zusätzlich gilt dies auch für das Weichzeichnen oder das Schärfen des Fotos. Hierfür will ich Ihnen aber eine andere Variante vorstellen.
Bereiche optimieren Das „Malen“ mit den Werkzeugen der Werkzeugleiste ist eine Möglichkeit, um einzelne Partien des Fotos zu verändern. Dabei ist es allerdings kaum möglich, ganz gleichmäßige Veränderungen vorzunehmen. Wenn Sie dies erreichen wollen, müssen Sie eine andere Variante wählen. Sie haben die Möglichkeit, Teile des Bilds auszuwählen. Veränderungen weisen Sie dann nur dem ausgewählten Bereich zu. 1.
Für unser Beispiel benötigen Sie das Polygon-Lasso, um einen unförmigen Bereich auszuwählen. Sie finden das Werkzeug in einem Flyout-Menü.
2.
Um mit diesem Werkzeug die gewünschte Form festzulegen, klicken Sie auf die Positionen, an denen sich die Form verändert. Photoshop Elements verbindet alle angeklickten Punkte mit geraden Linien. Sie brauchen dabei keineswegs präzise zu arbeiten, es kommt nur auf ein ungefähres Eingrenzen des mittleren Bereichs an.
Um bestimmte Teile des Fotos auszuwählen, stellen Bildbearbeitungsprogramme verschiedene Werkzeuge zur Verfügung. So wählen Sie schnell Formen wie beispielsweise Rechtecke, Kreise oder freie Formen aus. Außerdem stehen Ihnen spezielle Werkzeuge, wie zum Beispiel der Auswahlpinsel oder der Zauberstab, zur Verfügung, um bestimmte unregelmäßige Bereiche zu erstellen.
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3.
Wenn Sie einmal rundherum die Form „abgefahren“ haben, klicken Sie auf den Startpunkt, um sie zu schließen. Ein kleiner Kreis neben dem Mauszeigersymbol kennzeichnet die Möglichkeit des Schließens. Alternativ dazu können Sie auch jederzeit doppelt klicken. Elements verbindet dann den aktuellen Punkt automatisch mit dem Startpunkt. Eine gestrichelte Linie kennzeichnet übrigens den fertigen Auswahlbereich. Sie sehen die von mir erstellte Form in der folgenden Abbildung.
4.
Den fertiggestellten Auswahlbereich versehen Sie nun mit einer weich auslaufenden Kante. Dazu benötigen Sie die folgenden Arbeitsschritte. Rufen Sie die Menüfunktion Auswahl/Weiche Auswahlkante auf. Stellen Sie im folgenden Dialogfeld im Radius-Feld einen Wert von 15 Pixel ein.
5.
Der gerade erstellte Auswahlbereich hat einen wichtigen Vorteil: Egal, welche Arbeitsschritte Sie jetzt vornehmen, sie werden nur im ausgewählten Bereich ausgeführt – der restliche Teil des Fotos bleibt von den Änderungen unberührt. So habe ich den ausgewählten Bereich mit den nebenstehenden Werten geschärft. Dazu benötigen Sie die Funktion Überarbeiten/Unscharf maskieren. Lassen Sie sich nicht irritieren – in der Vorschau des Dialogfelds sehen Sie das Gesamtbild ohne Auswahlbereich.
6.
Der Auswahlbereich wird nach der Schärfung nicht mehr benötigt – entfernen Sie ihn mit der Funktion Auswahl/Auswahl aufheben. Im nächsten Arbeitsgang wählen Sie das Umfeld der Erdbeeere aus. Dazu benötigen Sie den Zauberstab, den Sie ebenfalls in der Werkzeugleiste finden.
7.
Setzen Sie den Zauberstab ein, werden alle nebeneinanderliegenden Flächen in die Auswahl aufgenommen, die denselben oder ähnliche Farbtöne zeigen. Wie ähnlich die Farbtöne sein müssen, um in die Auswahl aufgenommen zu werden, legen Sie mit dem Toleranz-Wert in der Optionsleiste fest. Klicken Sie nach dem Einstellen der abgebildeten Werte mit dem Zauberstab in die weißen Stellen des Hintergrunds. So entsteht der folgende Auswahlbereich.
8.
Es sollte natürlich nicht der Hintergrund ausgewählt werden, sondern die Erdbeere. Das „Verkehrt-herum-Arbeiten“ ist aber wesentlich leichter. Rufen Sie daher nun die Menüfunktion Auswahl/Auswahl umkehren auf, damit der Auswahlbereich umgedreht wird. Anschließend ist die Erdbeere – wie gewünscht – ausgewählt.
9.
Jetzt nutze ich noch eine weitere Menüfunktion, da aus dem Auswahlbereich ein Rand entstehen soll. Auch diese Aufgabenstellung erledigen Sie recht leicht. Rufen Sie dazu einfach die Funktion Auswahl/Auswahl verändern/ Umrandung auf. Stellen Sie im folgenden Dialogfeld eine Breite von 25 Pixel ein.
10. Nachdem Sie die neue Auswahl bestätigt haben, versehen Sie auch diese Auswahl mit einer weichen Auswahlkante. Verwenden Sie in diesem Fall einen Radius von 10 Pixel. Sie sehen, dass damit ein Auswahlbereich in Form einer Umrandungslinie entsteht – das wollten wir erreichen. Diesen Bereich nutzen wir nun im abschließenden Arbeitsschritt dazu, die Kante der Erdbeere weich in den weißen Hintergrund übergehen zu lassen. 11. Drücken Sie die [Entf]-Taste. Damit löschen Sie den ausgewählten Bereich. Richtiger gesagt löscht Elements den Bereich nicht – es füllt ihn in der aktuell eingestellten Hintergrundfarbe. Die aktuelle Vorder- und die Hintergrundfarbe werden ganz unten in der Werkzeugleiste angezeigt. Standardmäßig sind dies Schwarz und Weiß. Falls Sie die standardmäßig vorgegebenen Farbtöne verändert haben, drücken Sie einfach die [D]-Taste, um sie zurückzusetzen.
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Gelber Segelflossendoktor, Nikon D200, 200 ISO, 1/200 Sek., f 2.8, 55 mm Makro, Foto: M. Gradias
Erweiterte Bearbeitungen Neben der Möglichkeit Bilder zu optimieren, können Sie die Fotos auch weitergehend bearbeiten. So lassen sich Bilder beispielsweise mit einem Rahmen versehen oder in ein „Gemälde“ verwandeln. Wenn Sie gerne im RAW-Format fotografieren – was einige Fotografen sehr gerne tun –, haben Sie mit Photoshop Elements erweiterte Möglichkeiten, die ich Ihnen ebenfalls in diesem Kapitel vorstellen werde.
Kapitel 14
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Es spricht vieles dafür, die Bildoptimierungsmöglichkeiten nicht einzusetzen, die die Kamera anbietet. Der Grund ist einfach: Mithilfe von Bildbearbeitungsprogrammen lassen sich die Einstellungen viel präziser und auf jedes Bild einzeln abgestimmt einstellen. Das erfordert zwar ein wenig Arbeitszeit, die sich aber lohnt. Bei den Einstellungen, die Kameras bieten, sind extrem viele Versuche nötig, ehe Ihnen das Ergebnis zusagt. Wenn Sie im RAW-Format arbeiten, sind derartige Einstellungen übrigens wirkungslos – hier erhalten Sie die unbearbeiteten Rohdaten des Bildes.
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RAW-Bilder bearbeiten RAW ist in aller Munde. So wie früher analoge Spiegelreflexfotografen gerne im eigenen Fotolabor das letzte Quentchen aus ihren Fotos herausholten, machen die digitalen Spiegelreflexfotografen heute auch nichts anderes – nur ist aus der damaligen Chemie ein Bildbearbeitungsprogramm geworden. Und die unangenehmen Nebeneffekte wie Chemiegestank und Arbeiten im Dunkeln gibt es auch nicht mehr – sehr praktisch!
Das RAW-Dateiformat Es hat sich vieles geändert im Zeitalter digitaler Fotos. Früher bannten Sie das Bild auf den Film – fertig. Heute ist das nicht mehr so. Wenn das Bild geschossen ist, fängt die Kamera an zu „rechnen“. Je nach vorgegebenen Werten schärft sie das Bild automatisch, berechnet den automatischen Weißabgleich, erhöht die Farbsättigung und vieles mehr. Das Ganze passiert im Bruchteil einer Sekunde. Erst nach diesen Berechnungen schreibt sie das Foto auf den Chip. Das, was Sie anschließend
auf Ihrem PC-Monitor sehen, ist also gar nicht das „eigentliche“ Foto – es ist eine „voroptimierte“ Variante. Die meisten Kameras lassen natürlich das Ändern der Optimierungen zu. So können Sie selbst entscheiden, ob das Bild optimiert werden soll oder nicht. Ihnen gefällt es nicht, dass die Kamera Veränderungen automatisch vornimmt? Sie wollen lieber selbst bestimmen, was optimiert werden soll und was nicht? Dann sollten Sie sich näher mit den Möglichkeiten des RAW-Formats beschäftigen.
Die Unterschiede Das RAW-Format enthält sozusagen die „Rohdaten“ des Fotos. Die Einstellungen werden also nicht automatisch vorgenommen – das erledigen Sie nachträglich am PC. Die Bearbeitung von RAW-Dateien klappt nicht mit jedem Bildbearbeitungsprogramm. Photoshop Elements enthält aber Camera Raw, das viele gängige RAWDateiformate unterstützt. Camera Raw arbeitet in einem eigenen Arbeitsfenster – es ist auf der vorherigen Seite abgebildet. Rufen Sie die Funktion Datei/Öffnen auf und wählen Sie die gewünschte Datei im RAW-Dateiformat aus. Je nach Kameramodell werden unterschiedliche Dateiendungen eingesetzt. Nikons RAW-Dateien tragen zum Beispiel die Dateiendung *.nef, Canon benennt sie mit *.cr2 – bei Lumix-Modellen heißt die Endung *.raw. Wenn Sie die Datei öffnen, dauert es einen Moment, ehe die RAW-Datei eingelesen ist. Ein Fortschrittsbalken informiert über den aktuellen Stand. 1.
Das Camera Raw-Arbeitsfenster zeigt links eine Vorschau des Fotos – rechts sind die Bedienelemente zu sehen. Wenn Sie das Ursprungsbild sehen wollen, müssen alle Werte zurückgesetzt werden.
2.
Stellen Sie rechts die gewünschten Werte für das Bild ein. Ziehen Sie dazu entweder die Schieberegler oder tippen Sie die erforderlichen Werte in das Eingabefeld ein. Probieren Sie zunächst aus, ob mit den automatisch ermittelten Werten bereits ein gutes Ergebnis entsteht. Dazu müssen Sie die Auto-Option anklicken. Der automatisch ermittelte Wert wird im Eingabefeld angezeigt.
3.
Auf der zweiten Registerkarte finden Sie Optionen zum Schärfen des Fotos. Außerdem können Sie hier auch ein eventuell vorhandenes Bildrauschen reduzieren. Sie sehen die Option in der unteren der beiden rechts gezeigten Abbildungen.
4.
Um die Auswirkungen beurteilen zu können, sollten Sie die Darstellungsgröße auf 100 % oder mehr einstellen. Sie können die gewünschte Darstellungsgröße im Eingabefeld links unter dem Vorschaubild eintippen oder Sie klicken einfach doppelt auf die Schaltfläche mit dem Lupensymbol über dem Vorschaubild.
Camera Raw wird kontinuierlich aktualisiert, damit auch neue Kameramodelle unterstützt werden. Schauen Sie daher nach, ob die aktuelle Version installiert wurde.
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5.
Auf der dritten Registerkarte finden Sie einige Voreinstellungen, die je nach Kameratyp variieren. Sie sehen links die Optionen, die für das mit einer Nikon aufgenommene Foto angeboten werden.
6.
Mit der Öffnen-Schaltfläche übertragen Sie anschließend das Bild in den Arbeitsbereich von Photoshop Elements, wo Sie es wie gewohnt weiterbearbeiten können. Um das Ergebnis zu sichern, müssen Sie aber ein anderes Dateiformat verwenden. RAW-Dateien können nur gelesen – nicht geschrieben – werden.
RAW oder nicht Bei einigen Fotografen ist das Fotografieren im RAW-Format sehr beliebt, weil sie so die Möglichkeit haben, auch das letzte Quentchen Qualität aus dem Bild herauszuholen.
Es ist Ansichtssache, ob Sie das RAW-Format gerne verwenden oder nicht. Als ein Nachteil muss man anmerken, dass es viel Speicherplatz kostet, da die meisten Kameras RAW-Dateien nicht komprimieren können – erst bei wenigen der ganz aktuellen Spiegelreflexkameras wird eine Komprimierungsoption bereitgestellt. Wenn Sie stets sehr perfekt fotografieren, bringt Ihnen das RAW-Format nicht allzu viele Vorteile. Geht dagegen hin und wieder etwas schief, werden Sie es nicht missen wollen. Vielleicht haben Sie sich schon einmal geärgert, dass die Farbstimmung des Fotos nicht Ihren Wünschen entsprach – der automatische Weißabgleich kann ein Grund dafür sein. Bei Bildern im RAW-Format spielt dies keine Rolle – Sie stellen den Weißabgleich einfach nachträglich bequem am PC ein. Als Nachteil kommt aber hinzu, dass Sie zum Bearbeiten und Konvertieren der Fotos verpflichtet sind, da das RAW-Format nicht für die Endausgabe verwendet werden kann.
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Nachfolgend möchte ich Ihnen einige nützliche Möglichkeiten vorstellen, die Ihnen Camera Raw bietet. 1.
In der Symbolleiste finden Sie mit dem Lupen- und dem Handsymbol Optionen, um die Ansichtsgröße des Fotos anzupassen – dies kennen Sie bereits aus Elements.
2.
Im Menü des Freistellungswerkzeugs können Sie ein Seitenverhältnis auswählen, das zum Freistellen verwendet werden soll. Dies ist praktisch, wenn Sie von dem Foto Fotoabzüge herstellen wollen, die ein anderes Seitenverhältnis besitzen als das Ausgangsbild.
3.
Die Pipette wird dazu eingesetzt, einen farbneutralen Punkt im Bild auszuwählen, der für die Weißabgleicheinstellung verwendet werden soll. Rechts neben dem Freistellungswerkzeug sehen Sie Optionen, um das Foto gerade auszurichten oder um rote Augen zu entfernen. Mit der danach folgenden Option werden die Voreinstellungen angepasst. Die beiden letzten Schaltflächen benötigen Sie, um das Bild entgegen oder im Uhrzeigersinn zu drehen, was Sie bei hochkant aufgenommenen Aufnahmen brauchen können.
4.
Das wichtigste Kriterium für RAW-Aufnahmen – finde ich persönlich – ist die Option, den Weißabgleich nachträglich einstellen zu können. Am Monitor der Kamera ist dies meist schwierig. Camera Raw bietet diverse Voreinstellungen für verschiedene Aufnahmesituationen im WeißabgleichListenfeld an – Sie sehen dies im nebenstehend gezeigten Bild. Falls der gewünschte Eintrag nicht in der Liste enthalten ist, tippen Sie die erforderliche Farbtemperatur in das Temperatur-Eingabefeld ein, das Sie unter dem Listenfeld finden.
5.
Im Bereich darunter sind verschiedene Optionen zu sehen, um das Bild zu optimieren. Zunächst versucht Camera Raw automatisch, den geeigneten Wert zu ermitteln, wenn Sie die Auto-Option aktivierten.
Sie können die Funktionen wahlweise im Arbeitsfenster von Camera Raw einstellen oder nachträglich die Funktionen von Photoshop Elements verwenden. Es ist Ansichtssache, welche Variante vorteilhafter ist.
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Wenn Sie im RAW-Modus arbeiten, nutzen Sie mit einem kleinen Trick die BelichtungOption, um den Empfindlichkeitsbereich der Kamera künstlich zu erhöhen. Belichten Sie das Bild einfach um eine Blendenstufe unter. So erhalten Sie eine kürzere Belichtungszeit. Korrigieren Sie dann in Camera Raw den Belichtungswert zum Ausgleich auch um eine Stufe.
6.
Sehr praktisch finde ich die erste Option, mit der die Belichtung angepasst wird. Damit ändern Sie die Belichtung des Fotos um maximal 4 Stufen. Das entspricht einem sehr großen Belichtungskorrekturbereich. Gleichen Sie damit etwaige Über- oder Unterbelichtungen des Fotos aus. Extreme Fehlbelichtungen lassen sich damit zwar nicht entfernen – aber bei „normalen“ Fehlbelichtungen hilft diese Option sehr.
7.
Die Korrekturmöglichkeiten für die Tiefen, die Helligkeit, den Kontrast sowie die Sättigung kennen Sie schon von den Funktionen aus Photoshop Elements. Praktisch ist, dass Camera Raw nach Änderungen das Histogramm oben rechts im Arbeitsfenster zur sofortigen Kontrolle automatisch anpasst. Das Histogramm zeigt übrigens die Tonwerte für die unterschiedlichen Farbkanäle an – auch das ist praktisch, da es übersichtlicher ist als die Photoshop Elements-Variante.
8.
Unter dem Vorschaubild sehen Sie links das Farbtiefe-Listenfeld. 16-Bit-Bilder bieten statt 256 Farbabstufungen 4.096 mögliche Abstufungen, was natürlich zu brillanteren Bildern führt. Der deutliche Nachteil besteht aber darin, dass an diesen Bildern momentan nur wenige Funktionen anwendbar sind – das mag in kommenden Programmversionen vielleicht anders werden.
9.
Für die Ansichtsgröße gibt es unterschiedliche Vorgabewerte. Ist der gewünschte Wert nicht in der Liste enthalten, tippen Sie einfach einen Wert in das Eingabefeld ein.
10. Verwenden Sie zum Abschluss der Bearbeitung die Öffnen-Schaltfläche, damit die angegebenen Einstellungen auf das Bild angewendet und das Ergebnis in Photoshop Elements übertragen wird.
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Bilder „malen“ Bildbearbeitungsprogramme enthalten nicht nur Funktionen zur Optimierung von Bildern. Mit den angebotenen Funktionen können Sie die Fotos auch verfremden. So ist es möglich, mit einigen, wenigen Arbeitsschritten ein Ergebnis zu erreichen, das fast wie gemalt aussieht.
Bilder vorbereiten Bevor Sie das Foto mit den Effektfiltern bearbeiten, sollten Sie alle Bildoptimierungen vornehmen. Falls Sie dabei mit Einstellungsebenen gearbeitet haben, führen Sie diese mit der Funktion Ebene/Auf Hintergrundebene reduzieren zusammen. Gegebenenfalls sollten Sie die Datei dann unter einem anderen Namen sichern. So stellen Sie sicher, dass Sie später noch Zugriff auf die Einstellungsebenen behalten. Dann wenden Sie verschiedene Effekte an, um aus dem Foto ein Gemälde zu machen. 1.
Als Erstes müssen Sie ein Duplikat der Hintergrundebene erstellen. Das erreichen Sie am schnellsten, wenn Sie die Hintergrundebene im Ebenen-Palettenfenster auf das Papiersymbol ziehen.
2.
Elements aktiviert die neue Ebene automatisch. Dies erkennen Sie an der grauen Hervorhebung. Sie können Ebenen nur dann bearbeiten, wenn sie aktiv sind. Im Dokument ist kein Unterschied zu sehen, da die neue Ebene das Originalbild vollständig verdeckt.
3.
Rufen Sie die Funktion Filter/Weichzeichnungsfilter/Gaußscher Weichzeichner auf. Stellen Sie im Radius-Eingabefeld den hohen Wert 5 ein, um ein deutlich unscharfes Bild zu erhalten.
4.
Nun benötigen Sie noch ein weiteres Duplikat der Hintergrundebene. Photoshop Elements fügt das Duplikat immer über dem Original ein. Deshalb müssen Sie nach dem Duplizieren die Ebene per Drag & Drop auf die oberste Position im Ebenenstapel schieben.
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5.
An dieser neuen Ebene wenden Sie einen anderen Effektfilter an. Rufen Sie dazu die Funktion Filter/Stilisierungsfilter/Leuchtende Konturen auf. Je nach Größe des Ausgangswerts können die benötigten Werte variieren. In meinem Beispiel habe ich im Effektfilter-Arbeitsfenster die abgebildeten Einstellungen vorgenommen.
6.
Als Ergebnis entsteht ein dunkles Bild mit hellen Linien. Es soll aber genau das Gegenteil entstehen. Verwenden Sie daher die Tastenkombination [Strg]+[I], um das Bild umzukehren. So finden Sie im Ebenen-Pa lettenfenster die folgende neue Situation.
7.
Das Ergebnis „vermischen“ Sie nun mit der darunter liegenden Ebene. Dies erreichen Sie, indem Sie die Füllmethode Weiches Licht aufrufen. Das Ergebnis sehen Sie nachfolgend im oberen Bild.
8.
Wenn Sie eine andere Wirkung erzielen wollen, duplizieren Sie die Ebene. Probieren Sie hier andere Füllmethoden aus – beispielsweise Multiplizieren. Mit dieser Einstellung ist mein Ergebnis entstanden, das Sie nachfolgend unten abgebildet sehen. Die untere der beiden Effektebenen habe ich dabei natürlich ausgeblendet, sodass lediglich das Multiplizieren die Bildwirkung bestimmt.
Experimentieren Sie mit den unterschiedlichen Füllmethoden. Auch andere Füllmethoden als die vorgestellte erzeugen interessante Ergebnisse. Mit der Option Ineinanderkopieren entsteht zum Beispiel ein kontrastreicheres Ergebnis.
Nikon D70s, 200 ISO, 1/250 Sek., f 8, 105 mm Makro, Makroblitz, Foto: M. Gradias
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Experimente
Das Ausgangsbild (Nikon D200, 100 ISO, f 2.8, 105 mm Makro, Makroblitz, Foto: M. Gradias)
1/640 Sek.,
Die vorgestellten Arbeitsschritte sind nur eine Möglichkeit, um ein Foto in ein digitales Gemälde umzuwandeln. Es lohnt sich aber, mit den unterschiedlichsten Effektfiltern zu experimentieren. Statt des Effekts Leuchtende Konturen könnten Sie beispielsweise auch den Filter Filter/Stilisierungsfilter/Konturen finden verwenden. Das Ergebnis zeigt dann schärfere Konturen mit mehr Details. Die vorgestellte Variante können Sie variieren, indem Sie vor dem Anwenden des Effekts Leuchtende Konturen die duplizierte Ebene ebenfalls etwas weichzeichnen – hierbei sollten Sie einen geringen Radius-Wert wählen. 2 Pixel wäre hier ein möglicher Wert. Viel Spaß beim Herumprobieren!
Kunstfilter anwenden Unendlich viele Effektfilter laden zum Experimentieren ein. Sie können jede Menge Zeit investieren, um die verschiedenen Filter an Ihren Fotos auszuprobieren. Manche Filter führen zu witzigen Ergebnissen. Ich habe Ihnen ein paar Effekte herausgesucht, bei denen sich das Experimentieren lohnt.
Effektfilter Die vielen verschiedenen Effektfilter sind thematisch sortiert im Filter-Menü untergebracht. So finden Sie dort Filter zum Verfremden oder auch zum Verformen von Bildern. Die Filter öffnen Sie auf zwei unterschiedliche Arten. Wenn Sie sich den Umweg über die Menüfunktion ersparen wollen, verwenden Sie das Palettenfenster Effekte. Wählen Sie dann in der Kopfzeile die Filter-Option aus – sie erreichen sie über die linke Schaltfläche. Danach klicken Sie einfach das Miniaturbild des gewünschten Effekts an, um ihn anzuwenden.
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Kapitel 14
1.
Wollen Sie Optionen anpassen, ist ein Doppelklick auf das Miniaturbild erforderlich. Stellen Sie dann in der Filtergalerie die erforderlichen neuen Werte ein. Elements stellt die Filtergalerie in einem gesonderten Dialogfeld bereit, das ebenfalls beim Aufruf eines Effekts über das Menü geöffnet wird. Das Dialogfeld teilt sich in drei Bereiche auf. Links sehen Sie das Vorschaubild. Im mittleren Bereich sind die verfügbaren Filter – thematisch sortiert – auf gelistet. Im rechten Bereich passen Sie die Einstellungen des ausgewählten Effekts an.
2.
In dem Beispiel auf der nächsten Seite habe ich den Filter Farbpapier-Collage angewendet. Die verwendeten Werte sehen Sie in der Abbildung auf der nächsten Seite oben. Der Filter „zieht“ Farben zu Farbflächen zusammen, was zu einem plakativen Ergebnis führt. Sind zu viele Details im Bild enthalten, wirkt der Effekt weniger gut, weil diese verschwinden.
3.
Wie genau der Filter die Formen abtasten soll, stellen Sie mit dem Umsetzungsgenauigkeit-Wert ein. Ich habe einen mittleren Wert verwendet – probieren Sie aus, was Ihnen am besten gefällt.
4.
Während die Farbpapier-Collage keine Konturen verwendet, entsteht beim Effekt Tontrennung und Kantenbetonung eine ganz andere Wirkung. Sie sehen dies in dem Beispielbild unten.
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5.
Hier färbt der Effekt die Konturen des Fotos in Schwarz ein. Das Ergebnis wirkt ein wenig, als wäre es mit Tusche gemalt. Die verwendeten Einstellungen entnehmen Sie dem Dialogfeld auf der vorherigen Seite.
Oben sehen Sie das Ausgangsbild – unten habe ich den Filter Tontrennung und Kantenbetonung angewendet (Nikon D200, 640 ISO, 1/1250 Sek., f 6.3, 500 mm, Foto: M. Gradias).
Die Wirkung einiger Effektfilter hängt auch von der Bildgröße ab. So kann unter Umständen bei einem kleineren Foto eine deutlichere Wirkung entstehen als bei größeren Bildern.
Bilder veredeln Fotos lassen sich aufwerten, indem Sie sie mit Rahmen versehen. Eine etwas unorthodoxe Variante stelle ich Ihnen in diesem Workshop vor. Natürlich lohnt sich eine solch aufwändige Aufbereitung nur bei einzelnen, herrausragenden Fotos.
350
Kapitel 14
Vorbereiten des Bildes Optimieren Sie zuerst das Foto mit den bereits bekannten Arbeitsschritten. Auf das Zuschneiden sollten Sie aber zunächst verzichten. Wichtig ist bei der Bildauswahl, dass für die gewünschte Wirkung genügend Umfeld um das fotografierte Motiv vorhanden ist. Dieser Bereich ist nämlich später für den Rahmen nötig. Falls Sie Einstellungsebenen verwendet haben, reduzieren Sie diese zum Abschluss auf den Hintergrund. 1.
Rufen Sie das Werkzeug Auswahlrechteck auf. Wählen Sie einen rechteckigen Bereich aus, der wie unten abgebildet aussehen könnte.
2.
Die exakte Positionierung ist nicht so sehr von Bedeutung – ich habe ihn so positioniert, dass die Schwebfliege innerhalb des rechteckigen Bereichs liegt. Der Flügel rechts ragt absichtlich ein Stück heraus – dazu später mehr.
3.
Die Auswahl sichern Sie dann mit der Funktion Auswahl/Auswahl speichern – sie wird gleich mehrfach benötigt.
4.
Wenn Sie aufwändige Auswahlbereiche erstellen, ist es immer zu empfehlen, diese zu speichern, damit keine doppelte Arbeit entsteht. Die Auswahl speichert Elements in dem sogenannten Alphakanal des Bilds.
5.
Kehren Sie den Auswahlbereich mit der Funktion Auswahl/Auswahl umkehren um. Verwenden Sie anschließend die Funktion Ebene/Neu/Ebene durch Kopie. Damit erzeugen Sie aus dem Inhalt des Auswahlbereichs eine neue Ebene – Sie sehen dies im Bild rechts.
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351
6.
An der neu erstellten Ebene wenden Sie nun den Effekt Filter/Rausch filter/Rauschen hinzufügen mit den abgebildeten Einstellungen an. Um den Rand deutlich zu verändern, habe ich einen recht hohen Wert eingestellt.
7.
Da beim Erstellen der neuen Ebene die Auswahl automatisch entfernt wurde, müssen Sie sie nun mit der Funktion Auswahl/Auswahl laden erneut laden. Die neu geladene Auswahl verändern Sie jetzt mit der Funktion Auswahl/ Auswahl verändern/Umrandung. Stellen Sie im folgenden Dialogfeld eine Breite von 5 Pixel für die Umrandung ein.
8.
Die Umrandung ist nötig, um sie mit Weiß zu füllen. Damit Sie flexibel bleiben, sollten Sie dafür eine neue Ebene erstellen, die Sie ganz oben im Ebenenstapel anordnen. Es ist empfehlenswert, immer die flexibleren Varianten zu wählen – vielleicht gefällt Ihnen später der weiße Rand nicht mehr, dann blenden Sie einfach die betreffende Ebene aus.
9.
Um den Auswahlbereich auf der neu erstellten Ebene mit Weiß zu füllen, benötigen Sie die Funktion Bearbeiten/Auswahl füllen. Wählen Sie im Dialogfeld aus dem Listenfeld Füllen mit die Option Weiß aus.
10. Ein kleines „Schmankerl“ habe ich mir noch aufgehoben. Ein Stück des hinteren Flügels soll nämlich als Effekt aus der Auswahl herausragen. Diese Aufgabenstellung realisieren Sie ganz einfach: Markieren Sie den Flügel mit dem 352
Kapitel 14
Polygon-Lasso-Werkzeug – in etwa in der rechts abgebildeten Form. Stellen Sie dann mit der Funktion Auswahl/Weiche Auswahlkante eine weiche Auswahlkante von 2 Pixel ein. 11. Markieren Sie den Hintergrund und rufen Sie die Funktion Ebene/Neu/Ebene durch Kopie auf. Schieben Sie die neue Ebene per Drag & Drop ganz nach oben im Ebenenstapel, sodass Sie die nachfolgend abgebildete Anordnung erhalten.
Mit einem Rahmen können Sie das Bild veredeln (Nikon D70s, 200 ISO, 1/200 Sek., f 6.3, 105 mm Makro, Makroblitz, Foto: M. Gradias). Kapitel 14
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Texte montieren Im letzten Workshop dieses Kapitels möchte ich Ihnen zeigen, wie Sie beispielsweise die Texturen einsetzen können, die ich Ihnen in Kapitel 6 eingehend vorgestellt habe. Sie lassen sich nämlich prima verwenden, um Texte darauf zu platzieren. Das Ergebnis könnten Sie zum Beispiel als Zwischentitel für eine Bildpräsentation verwenden. Auch für die Textgestaltung bietet Photoshop Elements einige interessante Optionen. Das Ausgangsfoto kennen Sie schon aus Kapitel 6 – Sie sehen es links abgebildet. Nikon D200, 100 ISO, 1/160 Sek., f 7.1, 34 mm, Foto: M. Gradias
354
Kapitel 14
1.
Rufen Sie nach dem Öffnen des Dokuments den Filter Weichzeichnungsfilter/Gaußscher Weichzeichner auf. Ich habe dabei einen sehr hohen Radius-Wert von 20 eingestellt, sodass vom eigentlichen Fotomotiv nichts mehr zu erkennen ist. Da die Vorschau-Option aktiviert ist, sehen Sie die Änderungen gleich im Gesamtbild.
2.
Rufen Sie das Horizontale Textwerkzeug aus dem Flyout-Menü auf – Sie sehen dies links abgebildet.
3.
In der Optionsleiste werden die gewünschten Eigenschaften des Textes eingestellt. Die von mir verwendeten Einstellungen sehen Sie nachfolgend.
4.
Klicken Sie auf die Position, an der der Text beginnen soll, und tippen Sie den gewünschten Text ein. Bestätigen Sie zum Abschluss die Texteingabe mit der Haken-Schaltfläche in der Optionsleiste oder rechts unter dem Textblock. Photoshop Elements erstellt automatisch eine neue Ebene für den Text, wie ein Blick in das Ebenen-Palettenfenster zeigt.
5.
An den Markierungspunkten, die das fertige Textobjekt umgeben, können Sie die Größe des Textobjekts gegebenenfalls anpassen.
6.
Wenden Sie zum Abschluss einen Ebenenstil an, den Sie im Effekte-Palettenfenster finden. Sie erreichen die Ebenenstile über die zweite Schaltfläche in der Kopfzeile. Wählen Sie im Listenfeld rechts die Option Wow-Plastik aus. Ziehen Sie den gewünschten Ebenenstil einfach per Drag & Drop auf das Textobjekt.
Kapitel 14
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Kerzendocht im Abbildungsmaßstab von 2:1, Nikon D300, 400 ISO, 1/5 Sek., f 11, 180 mm Makro + 36 mm Zwischenringe, Foto: M. Gradias
Bilder verwalten und präsentieren Klar, wenn Sie wunderschöne Makrofotos erstellt haben, wollen Sie diese natürlich auch anderen zeigen. Vielleicht wollen Sie jemanden eine Freude machen oder Sie möchten einen Kommentar zu Ihrer Arbeit erhalten. Im digitalen Zeitalter haben Sie zahlreiche Möglichkeiten. Verschicken Sie Ihre Makrofotos als E-Mail oder erstellen Sie eine Webfotogalerie. Auch das „traditionelle“ Papierfoto hat noch nicht ausgedient. Online-Dienste bieten Fotoabzüge inzwischen zu sehr günstigen Preisen an.
Kapitel 15
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Je mehr Fotos Sie im Laufe der Zeit schießen, umso wichtiger ist es, sie gut zu sortieren und zu verschlagworten. Nur so finden Sie bestimmte Bilder in Ihrem Bestand schnell wieder. Photoshop Elements bietet zur Strukturierung der Bilder unterschiedliche Hilfsmittel an, wie beispielsweise Bewertungssterne und Schlüsselwörter – die sogenannten Tags. Das Strukturieren dauert zwar einen Moment – die Arbeit lohnt sich aber, weil die Suchzeiten dadurch verkürzt werden.
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Kapitel 15
Makrofotos verwalten Sie können Photoshop Elements so einstellen, dass beim Einlegen einer Kameraspeicherkarte automatisch der Foto-Downloader gestartet wird. Die geladenen Ergebnisse werden dann in das Album importiert und nach einer Nachfrage von der Speicherkarte gelöscht. 1.
Mit der Menüfunktion Fenster/Zeitleiste können Sie über dem Bereich der Miniaturbilder eine Zeitleiste anzeigen. So können Sie schnell zu einem Foto springen, das vor langer Zeit geschossen wurde. Die Höhe der Balken zeigt an, wie viele Fotos in dem betreffenden Monat gemacht wurden. Sie sehen dies in der folgenden Abbildung.
2.
Um die Fotos qualitativ zu bewerten, können Sie von einem bis fünf Sterne vergeben. Klicken Sie dazu einfach auf die grau unterlegten Sterne unter dem Bild. So können Sie alle besonders guten Bilder beispielsweise mit fünf Sternen versehen. Sie sehen eine solche Situation in der nachfolgend gezeigten Abbildung.
3.
Nach dem Bewerten haben Sie die Möglichkeit, nur diejenigen Fotos anzuzeigen, die mit einer bestimmten Anzahl von Sternen bewertet wurden. Klicken Sie dazu auf den betreffenden Stern oben rechts über dem Miniaturbildbereich. Klicken Sie beispielsweise den dritten Stern an, werden alle Bilder angezeigt, die mit drei Sternen oder höher bewertet wurden.
4.
Nach der Auswahl sehen Sie dann nur noch die betreffenden Bilder in der Miniaturbildübersicht. Um wieder alle Bilder anzuzeigen, verwenden Sie die Schaltfläche Alles einblenden oben links. In dem Optionen-Menü haben Sie die Möglichkeit, das Suchergebnis als sogenanntes Smart-Album zu speichern. Die Smart-Alben sind sehr praktisch, wenn Sie komplexere Suchen zusammengestellt haben. Sie brauchen dann nämlich die Suchkriterien bei der nächsten Suche nicht wieder neu zusammenzustellen.
Smart-Alben bleiben immer auf dem aktuellen Stand. Wenn Sie später weitere Fotos in den Katalog aufnehmen, werden diese beim Aufruf des Smart-Albums bei der Zusammenstellung der Suchergebnisse mit berücksichtigt.
Mit Tags arbeiten Eine weitere gute Option, um die vielen Fotos im Album zu strukturieren, sind die Tags (Schlüsselwörter). 1.
Eigene Schlüsselwörter werden im Palettenfenster Stichwort-Tags eingestellt. Rufen Sie dazu aus dem Menü der Schaltfläche mit dem Plussymbol die Option Neues Stichwort-Tag auf.
2.
Die Zuweisung der Tags erfolgt per Drag & Drop. Ziehen Sie das Tag einfach auf das betreffende Bild im Miniaturbildbereich. Sie sehen anschließend unter dem Miniaturbild rechts das Tag-Symbol.
Kapitel 15
359
Alben einsetzen Eine weitere Option, um Bilder zusammenzustellen, haben Sie mit der AlbumFunktion. Hierbei ist es sehr praktisch, dass Sie die Reihenfolge der Bilder innerhalb des Albums frei bestimmen können. So lassen sich beispielsweise prima Diashows zusammenstellen. Ich habe im Lauf der Zeit neben diversen Smart-Alben auch viele Alben zusammengestellt. So finde ich beispielsweise sehr schnell Aufnahmen, die ich mit einem bestimmten Kameramodell geschossen habe. Außerdem habe ich eine Trennung von quer- und hochformatigen Bildern vorgenommen.
Bilder suchen Photoshop Elements stellt viele unterschiedliche Optionen bereit, um Bilder zu suchen. Dazu ist zum Beispiel das Suchfeld sehr praktisch, das Sie links oben finden. Geben Sie den Namen einer Datei oder ein Schlagwort ein, um die dazu passenden Bilder aufzufinden. 360
Kapitel 15
Im Suchen-Menü finden Sie diverse Optionen, um Bilder nach bestimmten Kriterien aus dem Katalog herauszufiltern. Besonders flexibel ist dabei die Funktion Suchen/Details (Metadaten). Im folgenden Dialogfeld können Sie einstellen, anhand welcher Exif-Daten Bilder gesucht werden sollen. Dabei lassen sich auch mehrere Kriterien angeben, die entweder alle oder teilweise erfüllt werden müssen. Soll ein beliebiges Suchkriterium erfüllt werden, aktivieren Sie im oberen Bereich die Option Beliebiges der folgenden Suchkriterien [ODER].
Im mittleren Listenfeld wählen Sie, ob der eingegebene Wert im Suchergebnis enthalten sein soll oder nicht. So können Sie bequem auch ein Suchergebnis erstellen, das bestimmte Exif-Daten ausschließt. Im letzten Eingabefeld wird der gewünschte Suchbegriff eingetippt – wie etwa beim Suchen nach einer Kameramarke der Begriff „Nikon“. So werden alle Fotos aus dem Katalog herausgesucht, die mit einer Nikon aufgenommen wurden. Um weitere Suchkriterien hinzuzufügen, verwenden Sie das Pluszeichen am Ende des Eintrags.
Mit diesen Optionen lassen sich sehr komplexe Suchergebnisse erstellen. So können Sie zum Beispiel alle Nikon-Aufnahmen herausfiltern, die mit einer ISO-Empfindlichkeit von mehr als 400 ISO geschossen wurden – damit finden Sie schnell alle Bilder, die bei wenig Licht entstanden sind.
Kapitel 15
361
Bilder als E-Mail versenden Bilder per E-Mail zu versenden, ist die schnellste Methode, um Ihre Ergebnisse Ihren Freunden zu übermitteln. Dabei ist es nicht empfehlenswert, die volle Bildgröße zu verwenden – dann dauert der Versand zu lange.
Der richtige Versand Beim E-Mail-Versand müssen Sie auf eins aufpassen: Wenn Sie selbst DSL oder eine andere schnelle Verbindung einsetzen, heißt das noch nicht, dass Ihr Gegenüber dies auch tut. DSL hat heute noch immer nicht jeder. Und wenn Sie stapelweise Fotos an jemanden schicken, der seine Mails per 56-KB-Modem abholt, wird er Sie schnell verfluchen. Daher sollten Sie kleinere Bilder verschicken. Reduzieren Sie die Größe der Bilder, die Sie versenden wollen, auf ein akzeptables Maß. Ich verwende meist eine Breite von 900 Pixel – bei hochkanten Bildern nehme ich die 900 Pixel als Höhe. Aktivieren Sie dazu die Funktion Bild/Skalieren/ Bildgröße. Beachten Sie, dass die Option Bild neu berechnen mit aktiviert ist. So sind alle Details gut auf dem Monitor zu erkennen – und Sie können diese Dateien sogar bis zu einer Breite von ungefähr 7,6 Zentimeter in absolut perfekter Qualität ausdrucken. Im TIFF-Dateiformat benötigt das Bild zwar immer noch knapp 2 MByte an Speicherplatz. Speichern Sie das neue Bild aber bei geringer Komprimierung im JPEGDateiformat, wird die Originaldatei auf unter 500 KByte zusammengestaucht, was für den E-Mail-Versand völlig in Ordnung ist. Natürlich sollten Sie diese Größe nur verwenden, wenn Sie einzelne Bilder verschicken. Gegebenenfalls können Sie eine höhere Komprimierung einsetzen, um noch kleinere Dateien zu erstellen. Starten Sie Ihr bevorzugtes E-Mail-Programm und binden Sie das gespeicherte JPEG-Bild als Anhang in die E-Mail ein.
E-Mails ganz einfach Es geht sogar noch leichter, wenn Sie beispielsweise Photoshop Elements verwenden. Dort finden Sie Unterstützung – wie bei einigen anderen Bildbearbeitungsprogrammen auch. Die Ergebnisse sind sogar grafisch aufgearbeitet – so wird die E-Mail etwas hübscher. 1.
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Kapitel 15
Es ist egal, ob Sie das bearbeitete Foto oder das Originalbild verschicken wollen. Rufen Sie im Weitergabe-Bereich die Option E-Mail-Anhänge auf, wenn Sie beispielsweise das Bild im Editor fertig bearbeitet haben. Damit startet Elements einen Assistenten, der Sie durch die wenigen notwendigen Arbeitsschritte führt. Nach dem Aufruf öffnet sich das folgende Assistenten fenster.
2.
Geben Sie in den Assistenten-Eingabefeldern den gewünschten Mitteilungstext und den Empfänger der E-Mail an. Mit der Weiter-Schaltfläche wechseln Sie jeweils zum nächsten Schritt des Assistenten.
3.
So legen Sie im ersten Schritt das Layout fest. Dafür stehen sehr viele unterschiedliche Varianten für verschiedenste Anlässe zur Auswahl.
4.
Beim nächsten Schritt ändern Sie neben der Anordnung den Schrifttyp und die Schriftfarbe sowie die Rahmenart. Sie sehen dies in der Abbildung rechts.
5.
Abschließend startet das E-Mail-Programm, zum Beispiel das zu Windows gehörende Windows Mail. Versenden Sie dann die fertige E-Mail. Gegebenenfalls können Sie hier natürlich noch die Texte austauschen.
Webgalerien erstellen Wenn Sie Ihre Fotos mit einem Albumprogramm verwalten – das sollten Sie unbedingt tun –, eröffnen sich Ihnen viele Möglichkeiten, ausgewählte Fotos anschließend auf elegante Art und Weise zusammenzustellen. Eine Webgalerie ist hier nur eine Option. Kapitel 15
363
Verschlagworten Im Laufe der Zeit entstehen riesige Datenmengen, wenn Sie sich intensiv mit der Makrofotografie beschäftigen. Daher ist es sinnvoll, sich Sortiertechniken zu überlegen, um den Überblick zu behalten. Programme, wie etwa das Album von Photoshop Elements, bieten Optionen, um einzelne Fotos zu markieren oder mit Texten zu versehen – das haben Sie schon kennengelernt. Hier müssen Sie entscheiden, wie viel Mühe Sie investieren wollen, um dann schneller ein ganz bestimmtes Foto wiederzufinden. Ich empfehle gerne die sogenannten Tags, um die Fotos mit Symbolen zu versehen. Außerdem können Sie Alben zusammenstellen – um etwa eine Diaschau zu betrachten.
364
Kapitel 15
1.
Fotos lassen sich ganz einfach in Alben übertragen. Nach dem Erstellen eines neuen Albums ziehen Sie einfach Bilder per Drag & Drop in das ElementeFeld, dass der Assistent zum Erstellen des neuen Albums anbietet.
2.
Wenn Sie alle benötigten Fotos in das Album aufgenommen haben, können Sie die Fertig-Option in der Fußzeile des Asssitentenfensters verwenden, um den Vorgang abzuschließen.
3.
Um den Inhalt eines Albums aufzurufen, klicken Sie im Alben-Palettenfenster den betreffenden Eintrag des soeben erstellten Albums an. Im Miniaturbildbereich werden dann alle Bilder angezeigt, die in das Album aufgenommen wurden. Die Bilder sind dort in der Reihenfolge aufgelistet, in der sie in das Album eingefügt wurden. Sie können die Reihenfolge einfach per Drag & Drop verändern.
4.
Um die so erstellte Sammlung beispielsweise für eine Fotowebgalerie wei terzuverwenden, aktivieren Sie die Weitergabe-Rubrik oben rechts im Arbeitsfenster des Photoshop Elements-Albums.
Dort finden Sie die Option Online-Album. Wenn Sie zuvor das gerade erstellte Album aufgerufen hatten, können Sie einfach alle gewünschten Bilder markieren und per Drag & Drop in das Elemente-Fenster des Assistenten ziehen. Sollen übrigens einige Elemente wieder aus der Auswahl entfernt werden, können Sie diese markieren und das Minussymbol über dem Übersichtsfenster zum Entfernen verwenden.
5.
Mit der Weiter-Schaltfläche im Fußbereich des Assistenten wechseln Sie zum folgenden Arbeitsschritt. Hier wird Ihnen ein – bereits sehr schickes – Standardlayout für die Webpräsentation vorgeschlagen. Im Bereich Weiter geben an können Sie festlegen, wohin die Diaschau weitergegeben werden soll.
Kapitel 15
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Kapitel 15
6.
Um ein anderes Layout auszuwählen, verwenden Sie die Schaltfläche Vorlage ändern. Im oberen Listenfeld können Sie dann unterschiedliche Anlässe für die Präsentation wählen. Photoshop Elements liefert einige sehr schön gestaltete Vorlagen mit – einige wirken sehr exklusiv, andere eher ein wenig trivial. Aber das ist sicherlich Geschmackssache.
7.
Um ein neues Layout betrachten zu können, nutzen Sie die AnwendenSchaltfläche.
8.
Folgen Sie nach und nach den weiteren Schritten des Assistenten. So können Sie anschließend beispielsweise Titel, Untertitel oder auch die Hintergrundfarbe variieren.
9.
Zum Abschluss der Assistentenschritte wird die Diaschau veröffentlicht – beispielsweise auf CD/DVD oder – wenn Sie dies in den Abfragen des Assistenten angegeben haben – im Adobe-Online-Dienst. Sie sehen, dass einige wenige Mausklicks für Ihre Präsentation ausreichen.
Fotos auf CD/DVD Fast jedes CD/DVD-Brennprogramm liefert ein Utility mit, um Fotos auf CD oder DVD zu brennen. Diese Diaschauoption ist eine gute Variante, wenn Sie Zusammenstellungen dauerhaft sichern und weitergeben wollen. In den meisten Bildbearbeitungsprogrammen ist eine solche Funktion ebenfalls enthalten.
Nero Ich möchte Ihnen das Erstellen einer Diaschau beispielhaft mit dem CD/DVDBrennprogramm Nero vorstellen – das ist ein sehr beliebtes weitverbreitetes Programm. 1.
Rufen Sie nach dem Start des Programms Nero Vision die Rubrik Diashow erstellen/DVD-Video auf.
2.
Am leichtesten übertragen Sie die ausgewählten Fotos per Drag & Drop. Öffnen Sie dazu im Windows-Explorer den Ordner, der die gewünschten Fotos enthält. Ziehen Sie die Fotos dann einfach mit gedrückter linker Maustaste aus dem Explorer in die Fotoleiste von Nero. Maximal 99 Fotos können Sie in eine Diashow aufnehmen. Nach dem Loslassen der Maustaste überträgt das Programm die Fotos in die Fotoleiste.
3.
Nero bietet verschiedene Optionen zur weiteren Bearbeitung der Diashow an. Klicken Sie doppelt auf ein Foto, um das nebenstehend abgebildete gesonderte Fenster zu öffnen. Hier stellen Sie unter anderem ein, wie lange
Die Vorgehensweise ist bei allen Programmen prinzipiell gleich, auch wenn der Arbeitsbereich bei anderen Programmen vielleicht etwas anders aussieht. Viele Brennprogramme bieten Funktionen zum Erstellen einer Diaschau an, weil viele Anwender die Möglichkeit gerne nutzen.
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das betreffende Foto angezeigt werden soll. Achten Sie darauf, dass das Foto nicht zu lange angezeigt wird, damit es den Betrachter nicht langweilt – ungefähr 5 bis 7 Sekunden sind eine gute Wahl. Nutzen Sie zum Ändern entweder die Pfeiltasten oder tippen Sie die neue Standdauer ein. Im Timecode hebt Nero die aktuelle Auswahl blau hervor. Außerdem können Sie hier Kopfzeilen- und Fußnotentexte in die Eingabefelder eintippen und formatieren.
368
Kapitel 15
4.
Wollen Sie die Standdauer bei mehreren Fotos gleichzeitig verändern, klicken Sie die Fotos mit gedrückter [Strg]- oder [ª]-Taste an. Mit der [ª]-Taste markieren Sie dabei nebeneinanderliegende Fotos. Alle markierten Fotos kennzeichnet Nero mit einem Markierungsrahmen. Rufen Sie nach dem Markieren aus dem Kontextmenü der rechten Maustaste die EigenschaftenFunktion auf. Tippen Sie die gewünschte Standdauer in das Timecodefeld ein oder betätigen Sie die Pfeiltasten.
5.
Unter der Bilderleiste finden Sie einige Symbole mit interessanten Funktionen. Die vierte Schaltfläche verwenden Sie dazu, das Bild in einem gesonderten Fenster zuzuschneiden. Ziehen Sie den Markierungsrahmen im linken Vorschaubild, bis der gewünschte Ausschnitt zu sehen ist. Rechts zeigt Nero das Ergebnis an.
6.
Spannend ist auch die Möglichkeit, Effekte anzuwenden oder Bildoptimierungen durchzuführen. Die Funktionen erreichen Sie in dem Menü, das mit
der vierten Schaltfläche geöffnet wird. Wenn Sie Effekte am Bild angewendet haben, die erhalten bleiben sollen, ist es sinnvoll, das Foto als neue Datei zu speichern. Aktivieren Sie dazu die siebente Schaltfläche. Nero stellt alle gängigen Dateiformate zum Speichern zur Verfügung. 7.
Wenn Sie die Fotos einfach nur nacheinander anzeigen, ist das nicht sonderlich beeindruckend. Nero bietet aber eine Möglichkeit an, die die Diashow ansprechender machen kann. Verwenden Sie dazu die Übergänge. Damit blenden Sie die Fotos auf unterschiedliche Art und Weise ineinander. In dem Listenfeld im Bereich oben rechts wählen Sie die gewünschte Rubrik aus. Vier verschiedene Rubriken stehen Ihnen dabei zur Verfügung.
8.
Um einen Effekt anzuwenden, ziehen Sie ihn mit gedrückter linker Maustaste in die Bilderliste und legen ihn zwischen zwei Bildern ab. Die Dauer des Effekts stellen Sie übrigens in einem gesonderten Fenster ein, das Sie mit einem Doppelklick auf das Überblendungssymbol öffnen.
9.
Sollen alle Fotos mit demselben Übergangseffekt versehen werden, rufen Sie aus dem Kontextmenü die Funktion ‘Gewählte Übergänge’ verwenden für ‘Alle Übergangsfelder’ auf.
10. In den weiteren Assistentenschritten fügen Sie nun gegebenenfalls noch Titel in die Diashow ein. Dafür stellt Nero diverse Vorlagen mit unterschiedlicher Gestaltung bereit. Abschließend wählen Sie, ob Nero das Ergebnis auf die Festplatte schreiben oder gleich auf eine CD oder DVD brennen soll. Je nach Menge der Fotos kann das Erstellen der Diaschau einen Moment dauern.
Perfekte Drucke Auch im digitalen Zeitalter haben ausgedruckte Fotografien immer noch einen ganz besonderen Reiz. Das private Ausdrucken auf hochwertigem Glanzpapier ist dabei ebenso möglich wie das professionelle Belichten auf Fotopapier – wie Sie es aus analogen Zeiten kennen.
Kapitel 15
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Die Druckoptionen Am Ende des Datei-Menüs finden Sie in Photoshop Elements unterschiedliche Optionen zum Drucken von einzelnen oder mehreren Fotos. Es ist empfehlenswert, das Foto zuvor mit der Funktion Bild/Skalieren/Bildgröße auf die gewünschte Zielgröße zu skalieren. Sicherheitshalber sollten Sie dabei immer eine Auflösung von 300 dpi verwenden – dies habe ich bereits in Kapitel 13 näher erläutert.
370
Kapitel 15
1.
Rufen Sie die Funktion Datei/Drucken auf, wenn Sie ein einzelnes Foto ausdrucken wollen.
2.
Im links abgebildeten Listenfeld stellen Sie die Größe des Ausdrucks ein – sie kann nämlich von der Bildgröße abweichen. In der Liste werden Ihnen diverse gängige Fotoformate angeboten.
3.
Wollen Sie irgendein spezielles Maß verwenden, rufen Sie die Option Eigene auf und tippen Sie die gewünschten Maße in die Eingabefelder in dem gesonderten Dialogfeld ein, das dann geöffnet wird. Das Verhältnis zur eingestellten Seitengröße beurteilen Sie im Vorschaubild links.
4.
Um weitere Optionen einzustellen, rufen Sie die Option Weitere Optionen auf. In einem gesonderten Dialogfeld stellen Sie unter anderem ein, ob der Dateiname und der Bildtitel mit ausgedruckt werden sollen. Außerdem ist der seitenverkehrte Ausdruck sowie das Anbringen von Schnittmarken möglich.
5.
Drucker arbeiten grundsätzlich mit einem anderen Farbmodell als Monitore oder Digitalkameras. Während das Bild bei diesen Geräten aus den Farben Rot, Grün und Blau zusammengesetzt ist, arbeiten Drucker mit Farbpatronen in den Farben Cyan (ein Hellblau), Magenta (ein Rosa) und Yellow (Gelb). Hinzu kommt Schwarz. Photoshop wandelt intern die Bilder beim Druck in dieses CMYK-Farbmodell um. Wie die Umwandlung erfolgt, beeinflussen Sie im Listenfeld Druckfarbraum. Hier finden Sie diverse gängige Werte, die unterschiedliche Ausgabepapiere berücksichtigen. So ist eine andere Umwandlung erforderlich, wenn Sie weniger saugstarkes Papier einsetzen – beispielsweise Hochglanzpapiere. Stellen Sie im Druckertreiber also auch den Papiertyp ein.
6.
Um die Seiteneinstellungen zu verändern, rufen Sie die Option Seite einrichten auf. Im rechts gezeigten Dialogfeld geben Sie neben der Papiergröße auch die Ausrichtung des Papiers an.
7.
Über die Eigenschaften-Schaltfläche rechts neben dem Druckerauswahlfeld erreichen Sie die druckerspezifischen Einstellungen in einem gesonderten Dialogfeld.
8.
Je nach verwendetem Drucker sind hier völlig unterschiedliche Optionen vorhanden – mal umfangreiche, mal wenige. Bei dem HP Officejet J6400-Bürodrucker, den ich gerne verwende, gibt es – verteilt auf mehreren Registerkarten – diverse Optionen. Einige Einstellungen sind allerdings bei praktisch allen Druckern vorhanden. Suchen Sie nach einer Option, bei der die Qualität des Ausdrucks eingestellt wird. Meist stehen verschiedene Qualitätsstufen vom Entwurfsdruck bis zur Maximaleinstellung zur Wahl. Je höher Sie die Qualitätsstufe einstellen, umso länger dauert ein Ausdruck und umso mehr Tinte wird verbraucht. Wichtig ist für einen perfekten Ausdruck außerdem das korrekte Einstellen der verwendeten Papiersorte. Prüfen Sie, welche weiteren nützlichen Optionen bei dem von Ihnen verwendeten Drucker zur Verfügung stehen.
Kapitel 15
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Mehrere Ausdrucke Drucken Sie die Fotos kleiner aus, lässt sich Papier sparen, wenn Sie mehrere Fotos auf einer Seite platzieren. Auch hier bietet Photoshop Elements natürlich eine Hilfestellung an. Sie haben dabei die Wahl, ob Sie Kontaktabzüge für Bildübersichten ausdrucken oder sogenannte Bildpakete erstellen wollen. Dafür bietet Elements unterschiedliche Layouts an. Dabei gibt es einfache Layouts, bei denen Elements zum Beispiel einfach zwei Fotos in gleicher Größe auf einem Blatt Papier platziert. Alternativ gibt es auch Optionen, um mehrere Bilder in verschiedenen Größen auf einem Blatt unterzubringen.
Fotobücher erstellen Die Fotos sollten bereits vor dem Erstellen des Fotobuchs fertig bearbeitet und im JPEG-Dateiformat gespeichert sein. Erledigen Sie die Optimierungsarbeiten mit dem von Ihnen bevorzugten Bildbearbeitungsprogramm.
Fotobücher sind „in“ – und das aus gutem Grund. Sie sind inzwischen sehr preisgünstig herzustellen und sind faszinierend. So stellen Sie mit Programmen des ausgewählten Anbieters Ihre besten Makroaufnahmen zusammen und erhalten kurze Zeit später ein „echtes Buch“ – gebunden und in höchster Bildqualität. Ich möchte Ihnen hier die Verfahrensweise mit dem T-Online-Service vorstellen, da dieser weitverbreitet ist. 1.
372
Kapitel 15
Die Funktionen zur Fotobuchgestaltung stellt T-Online im nachfolgenden Arbeitsbereich bereit. Wählen Sie im Layouts-Bereich eine Bildzusammenstellung aus, die Ihnen zusagt. Den einzelnen Seiten lassen sich unterschiedliche
Layouts zuweisen. Um allen Seiten dasselbe Layout zuzuweisen, verwenden Sie, nach der Auswahl des betreffenden Layouts, die Funktion Für alle Seiten übernehmen aus dem Kontextmenü. Es gibt Layouts, bei denen nur Fotoplatzhalter vorhanden sind, und andere, bei denen außerdem Textfelder vorgesehen sind. Die aktuelle Zusammenstellung sehen Sie im mittleren großen Bereich – darüber sind die Seiten des gesamten Buchs in Miniaturbildern angeordnet. Klicken Sie auf ein Miniaturbild, um zur betreffenden Seite zu wechseln. 2.
Wählen Sie auf der Registerkarte Bildwahl den Ordner aus, der die vorbereiteten JPEG-Bilder enthält. Im unteren Teil sehen Sie die Bilder als Miniaturansicht. Das Übertragen der Bilder in das Fotobuch-Layout erledigen Sie einfach per Drag & Drop. Ziehen Sie das betreffende Foto mit gedrückter linker Maustaste auf den Fotoplatzhalter.
Kapitel 15
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Kapitel 15
3.
Mit den Pfeiltasten rechts neben der Buchvorschau verändern Sie den sichtbaren Teil des Fotos. Im Qualität-Feld zeigt der Fotoservice an, ob die Auflösung des Bilds für eine gute Druckqualität ausreicht.
4.
Klicken Sie doppelt auf ein Textfeld, um im nebenstehenden Dialogfeld den gewünschten Text einzutippen. Alternativ dazu können Sie nach dem Markieren eines Textfelds auch die Bearbeiten-Schaltfläche aufrufen Zum Formatieren des Textes finden Sie dort verschiedene – gängige – Schrifttypen.
5.
Soll Ihre Fotobuchseite mit einem Hintergrund versehen werden, wechseln Sie zur Hintergrund-Registerkarte. Ziehen Sie den gewünschten Hintergrund mit gedrückter linker Maustaste auf die betreffende Fotobuchseite.
6.
Sind die Fotobuchseiten fertig zusammengestellt, verwenden Sie die Vorschau-Option zur Überprüfung des Ergebnisses. Mit den Pfeiltasten rechts und links neben den Seiten navigieren Sie zwischen den Buch seiten.
7.
Um die Bestellung für das Fotobuch abzuschließen, rufen Sie die Warenkorb-Funktion auf. In einem gesonderten Dialogfeld wählen Sie aus, wie die Übertragung der Daten erfolgen soll. Wenn Sie sich das Überspielen sehr vieler Fotos via Internet ersparen wollen, brennen Sie die Fotos und das FotobuchLayout einfach auf eine CD und senden Sie diese ein. Einige Tage später erhalten Sie das Ergebnis dann per Post.
Glossar Abbildungsmaßstab
Bildoptimierung
Die Größe, in der das fotografierte Objekt auf dem Sensor abgebildet wird. Bei einem Abbildungsmaßstab von 1:1 wird ein Objekt, das so groß ist wie der Sensor, bildfüllend abgebildet.
Wenn Fotos bei der Aufnahme nicht optimal gelungen sind, macht dies nichts. Sie können diese Bilder nachträglich mit einem Bildbearbeitungsprogramm verbessern. Diese Programme stellen unter anderem Funktionen bereit, um die Helligkeit oder den Kontrast eines Bilds zu ändern.
Artefakte Störende „Pixelblöcke“, die entstehen, wenn Sie JPEG-Bilder zu stark komprimieren.
Bildwinkel
Auflösung
Als Bildwinkel bezeichnet man den Bereich, den das verwendete Objektiv abbilden kann. Bei einem Weitwinkelobjektiv ist der Bildwinkel sehr groß – bei einem Teleobjektiv ist er dagegen sehr klein.
Je höher die Auflösung eines Fotos ist, umso größer kann das Ergebnis ohne Qualitätsverlust ausgedruckt werden. Bei einer Auflösung von 8 Megapixeln sind das zum Beispiel 3.456 x 2.304 Pixel.
Autofokus Digitale Spiegelreflexkameras können Objekte automatisch scharf einstellen. Dabei orientiert sich das Autofokussystem an den Kontrasten im Bild. Bei kontrastarmen Bildern kann es daher zu Problemen beim Fokussieren kommen.
Balgengerät Sozusagen ein „variabler Zwischenring“ zur Vergrößerung des Abstands vom Objektiv zum Sensor.
Belichtungsreihe Sie können mit einer Belichtungsreihe dasselbe Motiv mit unterschiedlichen Belichtungswerten fotografieren.
Bildbearbeitung
Blende Als Blende wird die Öffnung im Objektiv bezeichnet, durch die das Licht auf den Sensor fallen kann. Die Größe der Blende ist variabel, sodass die Menge des Lichts, die den Sensor erreicht, gesteuert werden kann.
Blendenflecke Bei Gegenlichtaufnahmen treten in der Aufnahme sogenannte Blendenflecke auf. Diese Reflexe entstehen durch den Aufbau der Linsen und sind je nach verwendetem Objektiv unterschiedlich.
Brennweite Die Brennweite benennt den Abstand zwischen der Haupt ebene des Objektivs und dem Sensor. Sie bestimmt den Bildwinkel eines Objektivs. Je kleiner der Abstand ist, umso kleiner ist die Brennweite – zum Beispiel bei einem Weitwinkelobjektiv.
Um digitale Fotos mit dem PC zu verändern oder zu optimieren, benötigen Sie ein Bildbearbeitungsprogramm. Dort finden Sie zum Beispiel auch Funktionen, um Bilder zu verfremden.
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Brillanz
DPI
Unter brillanten Fotos versteht man eine kontrastreiche und detaillierte Bildqualität. Bei kontrastarmen Fotos spricht man dagegen von „flauen“ Bildern.
Dots (Punkte) pro Inch (2,54 Zentimeter) ist das Maß für die Auflösung von Bildern. Je höher dieser Wert ist, umso mehr Details enthält das Bild. Ist der Wert zu niedrig, werden die einzelnen Pixel des Bilds sichtbar.
Browser Je mehr Fotos sich auf dem Rechner befinden, umso schwerer fällt das Auffinden eines bestimmten Bildes. Dabei sind sogenannte Browser hilfreich, die die Dateien mit kleinen Vorschau bildern anzeigen. So erhalten Sie einen guten Überblick über den Inhalt eines Ordners.
CMOS Canon-Kameras arbeiten zum Beispiel mit einem sogenannten CMOS-Sensor zur Erfassung des Lichts. CMOS ist übrigens die Abkürzung von Complementary metal oxide semiconductor.
Exif Exif ist die Abkürzung von Exchangeable image format. Hier werden zusätzliche Informationen gespeichert. So können Sie nachträglich beispielsweise an den Exif-Daten erkennen, mit welchen Belichtungseinstellungen oder wann Sie ein Foto gemacht haben.
Farbraum Als Farbraum wird das Farbspektrum bezeichnet, das die zur Verfügung stehenden Farben enthält.
CMYK
Farbstich
Farbmodell, das beim Druck verwendet wird. Die Druckfarben setzen sich aus Cyan (ein Hellblau), Magenta (ein Rosa) und Yellow (Gelb) zusammen. Dazu kommt Schwarz, das mit einem K für Kontrast gekennzeichnet ist.
Zeigen Fotos in den grauen Tönen Farben, spricht man von einem Farbstich. Zur Analyse eines Farbstichs muss allerdings eine neutral graue Fläche im Foto vorhanden sein. Bei der Korrektur eines Farbstichs werden alle Farben so verändert, dass der Farbstich in den grauen Partien verschwindet.
Dateiendung Jedes Foto wird mit einer Dateiendung versehen. Bei Canon gibt es neben *.jpg noch die Dateiendung *.cr2 für die RAW-Bilder. Nikon benennt die RAW-Bilder mit der Dateiendung *.nef.
Dateigröße Je größer die Auflösung eines Fotos ist, umso mehr Pixel enthält es. Jedes Pixel benötigt Speicherplatz. So entstehen bei der digitalen Spiegelreflexfotografie schnell sehr große Dateien.
376
Kapitel 15
Farbtemperatur Die Farbtemperatur verwendet man zur Messung des Lichts. Sie wird in °Kelvin gemessen. Die Farbtemperatur ändert sich im Laufe eines Tages.
Gammawert Der Gammawert bezeichnet die mittleren Tonwerte eines Fotos. Je höher der Wert ist, umso heller ist das Bild. Als Standardwert gilt der Wert 1,0. Niedrigere Werte dunkeln das Bild ab – höhere hellen es auf.
Graustufen
Kontrast
Schwarz-weiße Bilder werden auch Graustufenbilder genannt. Diese Bilder bestehen nur aus den Farben Schwarz und Weiß sowie deren Abstufungen. 256 verschiedene Nuancen stehen dabei zur Verfügung.
Der Unterschied vom hellsten zum dunkelsten Farbton eines Fotos wird Kontrast genannt. Der maximale Kontrast besteht zwischen den Farben Schwarz und Weiß.
Histogramm Ein Histogramm ist die grafische Darstellung der im Foto vorhandenen Tonwerte. Je häufiger ein Tonwert vorkommt, umso höher ist im Histogramm der „Tonwertberg“. Jedes Pixel im Bild besitzt eine bestimmte Helligkeit, die man als Tonwert bezeichnet. Die Tonwerte setzen sich aus den Farbtönen Rot, Grün und Blau zusammen.
Integralmessung Belichtungsmessung, die die Helligkeit des gesamten Bilds berücksichtigt. Bei vielen Aufnahmesituationen entsteht damit eine ausgewogene Belichtung.
Konturen Dort, wo helle Bereiche auf dunkle Bereiche im Foto stoßen, ermitteln die Kameras Konturen, die zum Beispiel für die automatische Fokussierung benötigt werden.
Lichter Die hellen Töne eines Fotos bezeichnet man im Fachjargon als Lichter.
Nahlinse Ein „Vergrößerungsglas“, das verwendet wird, um den Abbildungsmaßstab zu vergrößern.
JPEG
Pixel
JPEG ist das gängige Grafikformat für digitale Fotos. Um Speicherplatz zu sparen, werden die Daten komprimiert. Je stärker die Bilder komprimiert werden, umso negativer wirkt sich dies auf die Bildqualität aus.
Digitale Fotos bestehen aus lauter kleinen quadratischen Punkten: den Pixeln. Der Begriff kommt von der englischen Bezeichnung Picture element. Je mehr Pixel in einem Bild vorhanden sind, umso mehr Details sind sichtbar.
Kolorieren
Rauschen
Werden schwarz-weiße Fotos eingefärbt, spricht man vom Kolorieren. Sepiafarbene Bilder sind ein Beispiel für diese Technik, die bereits in der analogen Fotografie bekannt war.
Rauschen bezeichnet fehlerhafte Pixel, die besonders bei hohen Empfindlichkeiten auftreten.
Komprimierung Mit der Komprimierung verkleinert man die Dateigrößen der Fotos deutlich. JPEG komprimiert die Fotos beispielsweise auf einen Bruchteil der Originalgröße. Je stärker der Komprimierungsgrad ist, umso deutlicher fällt die Verminderung der Bildqualität auf. Daher müssen Sie einen guten Kompromiss zwischen Dateigröße und Bildqualität finden.
RAW Spezielles Dateiformat, das die unbearbeiteten Bilddaten enthält. Einstellungen, wie etwa den Weißabgleich, können Sie nachträglich am PC mit einer speziellen Software anpassen.
Kapitel 15
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Retusche
Tonwert
Werden Fotos nachträglich ausgebessert oder überarbeitet, spricht man vom Retuschieren. Sie können mit der Retusche auch Bildinhalte verändern.
Jedes Pixel eines Fotos besitzt einen Wert, der aus den Farbtönen Rot, Grün und Blau zusammengesetzt ist. Diesen Wert bezeichnet man als Tonwert. Besitzen alle Farbwerte denselben Wert, entstehen graue Töne.
Sättigung Die Sättigung beschreibt die Intensität eines Farbtons. Ist ein Farbton nur schwach gesättigt, ähnelt er einem eingefärbten Grauton. Je stärker die Sättigung ist, umso leuchtender wirken die Farben.
TTL Abkürzung von Through the lens. Hierbei erfolgt die Belichtungsmessung durch das Objektiv – das Verfahren, mit dem digitale Spiegelreflexkameras arbeiten.
Schärfentiefe
Umkehrring
Schärfentiefe ist der Bereich, der in einem Foto scharf abgebildet wird. Je größer die verwendete Brennweite ist, umso kleiner ist der Schärfentiefebereich.
Umkehrringe können Sie einsetzen, um Objektive „verkehrt“ herum an der Kamera anzubringen. Dadurch wirkt das Objektiv als eine Art Vergrößerungsglas, sodass Objekte größer abgebildet werden.
Spiegelvorauslösung Um Verwacklungen ganz sicher auszuschließen, kann man den Spiegel in der Kamera bereits vor dem Auslösen hochklappen.
Spitzlichter Die sogenannten Spitzlichter treten bei Reflexionen im Foto auf – etwa auf metallischen Oberflächen. Sie fallen bei digitalen Fotos gelegentlich negativ auf.
Spotmessung
Vorschau Vorschaubilder zeigen eine stark verkleinerte Variante des Originalfotos. So erkennen Sie schnell, um welches Foto es sich handelt.
Weißabgleich Um die unterschiedlichen Farbtemperaturen zu kompensieren, führen digitale Kameras einen Weißabgleich durch. So erscheinen die Farben neutral.
Bezieht sich die Belichtungsmessung nur auf einen kleinen zentralen Bereich im Foto, spricht man von einer Spotmessung.
Zwischenringe
Tiefen
Vergrößern den Abstand von der Optik zum Sensor. Dies hat zur Folge, dass man näher an das Objekt herangehen kann und so einen größeren Abbildungsmaßstab erreicht.
Die Schattenbereiche eines Fotos sind die dunklen Bildteile. Sie werden im Fachjargon auch als Tiefen bezeichnet.
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Stichwortverzeichnis A
Abbildungsmaßstab 43 1:1 133, 179, 239 großer 172, 227 vergrößern 25 Abblendtaste 127 Aberration, chromatische 17 Abwedler einsetzen 334 Alben einsetzen 360 Anschneiden, Motive 185 Arbeitsbereich, Photoshop Elements 313 Architekturdetails fotografieren 57 Architekturfotos 76 Aufbau Aufnahmetisch 264 Makromotive 59, 61 Wassertropfen fotografieren 113 Auf Hintergrundebene reduzieren 345 Auflösung 322 Kompaktkamera 12 Aufnahmetechniken, Studio 256 Aufnahmetisch 252 Ausleuchtung 60, 254 Auslöseverzögerung 21 Ausstattung Libellenfotografie 215 Spiegelreflexkamera 23 Auswahl erstellen 335 füllen 352 speichern 351 umkehren 337, 351 umranden 337 Auswahlkante, weiche 336 Auswahlrechteck 351 Auswahlwerkzeuge 335 Autofokus 41 Autofokusmessfelder 179 Autofokussysteme 84 Available Light-Fotografie 199, 296
B
Balgengeräte 27 Beleuchtung variieren 286, 293
Belichtungskorrektur 38, 102 RAW 344 Belichtungsmessmethoden 39 Belichtungsmessung 36 Blumen 160 mittenbetonte 161 Belichtungsprogramme, Kompaktkameras 14 Belichtungsreihe 161 Belichtungszeiten variieren 59 Bereiche optimieren 335 Bildaufteilung 79 Bildausschnitte 8 Technikdetails 88 wählen 95 Bildbearbeitung 8 RAW 341 Bilder als E-Mail versenden 362 beschneiden 142, 313 freistellen 312 malen 345 optimieren 315 partiell optimieren 332 rahmen 351 retuschieren 91 schärfen 319, 323 skalieren 321 speichern 320 suchen 360 veredeln 350 verschlagworten 364 zuschneiden 242 Bildfehler beseitigen 326 Bildgestaltung 266 Blumen 177 Dahlien 170 Fassadendetails 96 Felder 135 Forsythien fotografieren 174 Frösche 195 Gräser 132 Klatschmohn 164 Pflanzen 157 Raps 138
Kapitel 15
379
Schilf 128 Sonnenblumen 166 Bildgröße ändern 322 neu berechnen 321 Bildkomposition, Schmetterlinge 211 Bildkomprimierung 321 Bildkontrolle 88 Histogramm 41 Bildoptimierung 9, 312 per Kamera 340 Bildqualität, Kompaktkameras 12 Bildrauschen 16, 119, 120, 189, 204 nutzen 71 reduzieren 330 Bildstabilisator, Kompaktkamera 18 Blende 6 offene 171 Schärfentiefe 45 Blendenautomatik 37 Blendeneinstellung ändern 105 Blendenwert wählen 126 Blitzbelichtungskorrektur 41 Blitzen 38 entfesseltes 33 Blitz, integrierter 16 Blitzzubehör 33 Bokeh 45 Brennweite große 100 Kompaktkamera 18
C
Camera Raw 341 CD/DVD brennen 367
D
Darstellung, perspektivische 78 Dateiendungen, RAW 341 Dateiformate, Web 326 Detailaufnahmen 52, 64 architektonische 79 Details fotografieren 6 herausarbeiten 173 technische 87 Dias digitalisieren 253 Display, Kompaktkamera 12 Druckauflösung 322
380
Kapitel 15
Druckoptionen 370 Durchlichteinheit 253
E
Ebenenstil anwenden 355 Effekte-Palettenfenster 348 Effektfilter 348 einsetzen 346 Wirkung 350 Eigenschaften anzeigen 316 Einsteiger-Spiegelreflexkameras 19 Einstellungen, manuelle 38 Empfindlichkeiten, Kompaktkamera 16 Entfernung, Schärfentiefe 44 Exif-Daten 316
F
Farben kräftige 80 leuchtende 90 Farbpapier-Collage 348 Farbpapiere 60 Farbrauschen 120 Farbsättigung verbessern 319 Farbstimmungen 83 Farbtemperatur 343 Farbtiefe 344 Felder fotografieren 101 Fernauslöser 255 Filter 34 einsetzen 348 Fokussieren 41, 249 Abbildungsmaßstab 1:1 239 Blumen 159 schwieriges 84 Formen fotografieren 102 Fotobücher erstellen 372 Fotocommunitys 162 Fotografentypen 122 Fotografie, kreative 7, 58 Fotografieren Altes 85 Ameisen 248 Architekturdetails 57, 76, 79 auf Reisen 64 Baumdetails 118 Beeren 148 Beleuchtung 296 Blätter 140
Blumenstrauß 152 Blütenstempel 179 Boden 98 Büroutensilien 265 Dahlienschau 168 Dekosand 272 Details 52 Disteln 122, 124 durch Glas 191, 204 Eiskristalle 71 Farben 270 Fassadendetails 94 Felder 101 Feld- und Wiesenblumen 154 Feuer 300 Feuer im Studio 301 Fische 198, 205 Fliegen 239 fliegende Insekten 238 fliegende Libellen 223 Forsythien 174 Frösche 193 Frühlingsblüten 171 Getreide 134 Glassteine 271 goldene Farbe 263 Gräser 129 Gummibärchen 293 Honigbienen 233 Hummeln 230 im Aquarium 198, 199 im Dunkeln 298 Insekten 30, 54, 246 Jahreszeiten 69 Kaulquappen 196 Klatschmohn 162 kleine Blumen 158 kleine Figuren 260 Kompaktkamera 18 Kunstwerke 80 Lebensmittel 289 Libellen 214 Luftbläschen 111 Marienkäfer 242 mit Aufnahmetisch 252 Modellautos 264 Muscheln 277 ohne Blitz 187 Oldtimer 87
Paarungsrad 222 Platinen 280 Pusteblumen 146 Quallen 199 Raps 137 Reptilien 186 Schildkröten 192 Schilf 125 Schlangen 190 Schmetterlinge 208 Schneckenhäuser 276 Schwebfliegen 236 Seerosen 168 Sonnenblumen 166 Spiegelungen 108 Spinnen 225 Spuren 99 Steine 274 Strand 101 Streichhölzer 303 Stricke 86 Tannendetails 147 technische Details 87, 280, 287 Tierdetails 184 Wald/Wiese 66, 119 Wasser 59, 107 Wasserfontänen 109 Wasseroberflächen 103 Wassertropfen 110 Wellen 107 Wildkräuter 156 Wildrosen 160 Winter 70, 102, 145 Wunderkerzen 305 Zäune/Schlösser 81 Zweiflügler 229 Fotosammlung 76 Fotos arrangieren 290 auf CD/DVD 367 ausdrucken 369, 372 gemäldeartige 71 kreative 255, 283 monochrome 96 optimieren 312 sortieren 76 verwalten 358 Fototaschen 215
Kapitel 15
381
Freistellen 44, 126, 137 Blätter 140 Kompaktkamera 18 Libellen 219 Pflanzen 157 Freistellungswerkzeug 313, 343 Frösche fotografieren 55 Füllmethoden einsetzen 347
Kameragehäuse 22 Kameramarken 21 Kompaktkameras 5, 12 Brennweite 44 Konturen finden 348 Kopierstempel 327 Korrektur, Intelligente 317 Kunstfilter anwenden 348
G
L
Gaußscher Weichzeichner 345, 354 Gegenlichtaufnahmen 106, 140, 144 Klatschmohn 165 Geschwindigkeit 23 Gitterlinien 95 Goldener Schnitt 79, 81, 164 Graufilter 106 Größenverhältnisse 73 Grundausstattung, Spiegelreflexkamera 24
H
Halogenlampen 35, 253 Helligkeit/Kontrast optimieren 315 Helligkeitsrauschen 120 Hintergrund Diaschau 97 Farbpapiere 253 Libellen 218 unscharfer 126, 132 wählen 125 Hintergrundgestaltung 60 Studio 258 Histogramm 41 Camera Raw 344 Hoch- oder Querformat 82 Hohlkehlen 259
I
Illumination 297 Insekten fotografieren 30, 54, 55, 67 Intelligente Auto-Korrektur 315 ISO-Wert 16, 330 erhöhen 187, 203
J
JPEG-Format 320, 326
K
Kamera ausrichten 266, 280 Kameraeinstellungen 36
382
Kapitel 15
Leuchtende Konturen 346 Libellenarten 216 Libellen fotografieren 55 Licht 59 Tageszeiten 83 Lichteffekte 60 Lichtmenge steuern 36 Linien/Muster 118 Linien, stürzende 78, 79 Live-View-Modus 21 nutzen 262 Locations Blumen 152 Tierfotos 184
M
Makroblitz 33, 153 einsetzen 121, 173, 209 Makrofotografie, Einstieg 64 Makromodus 5 Makroobjektive 29, 142 Megapixelanzahl 12 Mehrfeldmessung 40, 161 Messfeldsteuerung, automatische 178 Messung, mittenbetonte 40 Mindestabstand verringern 17 Mittenbetonte Messung 40 Monitor Kompaktkamera 12 Spiegelreflexkamera 20 Motive 6 anschneiden 88 finden 50, 65 freistellen 126 statische 58 statische/bewegte 37 veredeln 286 Muster fotografieren 289
N
Nahaufnahmemodus, Kompaktkamera 13 Nahaufnahmen Kompaktkamera 5 Raps 138 Nahlinsen 25 Kompaktkameras 17 Natur beachten 99 Normalbrennweite 29
O
Objektive 28, 269 alte 20 Blätter fotografieren 142 günstige 220 lichtstarke 199 Schärfentiefe 44 Objektivwahl 219 Optik reinigen 209 Optimieren, partielles 332
P
Perspektive ändern 284 einsetzen 85, 88, 99 Photoshop Elements 312 Polfilter 34, 80 Polygon-Lasso 353 Produktfotografie 7, 254 Programmautomatik 36, 37
R
Radius-Wert 324 Rauschen hinzufügen 352 Rauschfilter einsetzen 331 RAW-Bilder bearbeiten 340 optimieren 343 RAW-Format 8, 340 RAW, Vor-/Nachteile 342 Recherche Fotolocations 198 Libellen 214, 217 Pflanzen 123, 155 Reflexionen 287 Reflexschirm 33, 34 Reprostativ 35 Reprotisch 34 Retroadapter 24 Ringblitze 33
S
Sand fotografieren 101 Schärfebereich, geringer 71 Schärfentiefe 6, 29, 44 geringe 7 große 100 variieren 176 Schärfentiefebereich 43, 127, 133 Schärfepunkt, passender 178 Schärfespeicherung 84 Scharfstellen 41 Blumen 159 manuelles 13, 42, 179 Schatten entfernen 253 Schlüsselwörter einsetzen 359 Schmettlingsfotos, kreative 212 Schnee fotografieren 102 Schnellkorrektur 316 Schnellkupplungssysteme 275 Schwellenwert 324 SDHC-Karten 15 SD-Karten 15 Seitenverhältnis, Kameras 259 Selektivmessung 40 Sensor Kompaktkamera 18 Spiegelreflexkamera 20, 22 Serienbildmodus 109 Shiften 36 Smart-Alben 359 Sonnenuntergänge 130 Sortieroptionen 358 Speicherkarten 14 Speichern für Web 325 unter 320 Spiegelreflexkameras 19 Spiegelungen einsetzen 105, 108 Spiegelvorauslösung 257 Spotmessung 40 Stärke-Wert 324 Stative 17, 34 behelfsmäßige 32 Strukturen fotografieren 94 verwenden 97 Suchen Libellen 214 Pflanzen 123, 155 Suchen-Optionen 360 Kapitel 15
383
Sucher einsetzen 20 Superteleobjektiv 32 Superzooms 32
T
Tabletop-Aufnahmen 17, 34 Tags einsetzen 359 Technik, Kompaktkamera 18 Telemakro-Modus 13 Teleobjektiv, mittleres 29 Texte montieren 354 Textwerkzeug 355 Tiefen/Lichter anpassen 318 Tierfotografie 29, 37 TIFF-Format 320 Tilt-/Shift-Objektive 78 Titel gestalten 354 Tontrennung und Kantenbetonung 349 Tonwerte 318 Tonwertkorrektur, automatische 297 Tools, Bildrauschen reduzieren 330 TTL-Messung 38, 121
U
Umkehrringe 25 Umrechnungsfaktor, analog/digital 20 Umstieg von analog 20 von einer Kompaktkamera 20 Unschärfe einsetzen 6 Unscharf maskieren 323, 336 Unter-/Überbelichtung 39 Urlaubsfotos 64 Ursprungspunkt festlegen 328
V
Verarbeitung, Spiegelreflexkamera 23 Verschlagwortung 76 Verschlusszeit/Blende-Kombination 36
384
Kapitel 15
Verwacklungsgefahr 228 minimieren 255 vermeiden 257 Verwacklungsunschärfen vermeiden 188, 202 Voraussetzungen, Makrofotografie 4
W
Wald- und Wiesenfotografie 66 Wasser einfrieren 109 fotografieren 103, 107 im Gegenlicht 106 Wasserfontänen 109 Wassertropfen, fallende 112 Wasserwaage 266 Webdateien speichern 325 Webgalerien erstellen 363 Weißabgleich 70 Kompaktkameras 14 manueller 96 Weißabgleicheinstellung, RAW 343 Wellen fotografieren 107 Werkzeuge, Bildoptimierung 332 Werkzeugspitze 327 wählen 333 Winterfotos 70 Wintermotive 145
Z
Zauberstab einsetzen 337 Zeitautomatik 37 Zeitraffer-Aufnahmen 68 Zerstreuungskreise 45, 283 Zoom, digitaler 15 Zoomobjektive 28 Kompaktkameras 15 Zubehör 34 Kompaktkameras 17 Spiegelreflexkamera 22 Zwischenringe 26
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