Kleiner Eisbär Lass mich nicht allein
Eine Geschichte mit Bildern Hans de beer realased for www.yabp.dl.am
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Kleiner Eisbär Lass mich nicht allein
Eine Geschichte mit Bildern Hans de beer realased for www.yabp.dl.am
Nord Süd Verlag
Lars, der kleine Eisbär, lebte dort, wo es keine Bäume und keine bunten Wiesen gibt, wo das ganze Jahr hindurch Schnee liegt. Schnee und Eis waren sein Zuhause. Lars saß gern am Meer und schaute dem Spiel der Wellen zu. Oft lief er stundenlang über die harte Schneedecke und guckte neugierig hinter jeden Schneehügel. Heute war er weit gelaufen, und jetzt hatte er Hunger. Plötzlich reckte er die Nase in den Wind und schnupperte. Ein köstlicher Geruch wehte ihm entgegen. Lars folgte dem Geruch und entdeckte, dass er von den Menschen im Iglu kam.
Sein Vater hatte Lars immer vor den Menschen gewarnt. »Sie sind gefährlich!«, sagte er fast jeden Tag zu ihm. Aber der Geruch, der vom Iglu herüberwehte, war so köstlich, dass Lars ihm nicht widerstehen konnte. In großem Bogen schlich er um die schlafenden Hunde herum. Schon war er ganz nah. nur noch zwei Schritte - da knurrten die Hunde! Sie sprangen auf und zerrten an ihren Leinen. Sie zerrten und zerrten, bis die Leinen rissen. Ein ganzes Rudel Hunde kam auf Lars zugestürzt. Wie der Blitz floh der kleine Eisbär. In Schnee und Eis rannte keiner schneller als Lars!
Die Hunde blieben bald zurück, und ihr Bellen wurde immer leiser. Schließlich machte Lars eine Verschnaufpause. Er kroch in eine Höhle und legte sich schlafen. Früh am Morgen wurde er von einem seltsamen Laut geweckt. Es klang wie ein Wimmern. Sofort musste er nachsehen, was da los war. Bald stand er vor einer Eisspalte, aus der das Wimmern kam. Lars spähte hinunter: Da saß ein junger Schlittenhund! »Hab keine Angst!«, rief Lars in die Eisspalte hinunter. Obwohl Hunde nicht seine Freunde waren, hatte er Mitleid mit dem kleinen Kerl. »Ich helfe dir. Ganz ruhig!«
Lars schubste Schnee in das Loch, mehr und mehr. Als die Spalte fast aufgefüllt war. konnte der kleine Hund herausklettern. Doch kaum hatte er festen Schnee unter den Pfoten, fing er an zu knurren. »Was soll das? Ich habe dir doch geholfen«, sagte Lars erstaunt. Die Antwort war lautes Gebell. Was für ein Hitzkopf, dachte Lars. Jetzt werd ich's ihm zeigen! Lars rannte zur Bucht und dann kreuz und quer über die treibenden Eisschollen und der kleine Hund immer hinterher. Aber er konnte mit Lars nicht Schritt halten. Erschöpft blieb er schließlich auf einer Eisscholle stehen und heulte wieder jämmerlich.
»Ich will dir ja gerne helfen!«, rief der kleine Eisbär. »Aber wirst du dann wieder knurren, du kleiner Hitzkopf?« Sofort war der Hund ruhig. »Ich werde nicht knurren, bestimmt nicht. Bitte lass mich nicht allein!« Lars brachte den kleinen Hund an Land. »Wie heißt du? Ich bin Lars.« »Ich heiße Nanuk. Ich will zum Iglu zurück. Ich will zu meiner Mama!«, sagte er leise. »Und ich bin hungrig!«. fügte er ziemlich laut hinzu.
Gierig fraß er von den Fischen, die Lars gefangen hatte. »Fleisch schmeckt besser«, murrte er. »Morgen bring ich dich zurück, dann kannst du wieder Fleisch essen«, sagte Lars. »Aber jetzt wollen wir schlafen.« Er schaufelte Schnee zu einem kleinen Hügel zusammen, der ihnen vor dem Wind Schutz bot.
Am nächsten Morgen war der Himmel klar. Lars und Nanuk machten sich auf den Weg zum Iglu. Aber als sie endlich hinkamen, waren keine Hunde zu sehen. Und der Schnee hatte alle Spuren zugedeckt. »Sie sind weg! Meine Mama ist weg!«, rief Nanuk verzweifelt und begann zu heulen. Er heulte lauter denn je. Diesmal verstand Lars sein Heulen. »Nanuk, ich bin doch bei dir«, tröstete er den kleinen Hund. »Wir werden deine Mutter finden, glaub mir. Weißt du. wo sie sein könnten?« »Ja«, sagte Nanuk. »wir wollten zur Menschenstadt am Meer.« »Oh. den Weg dorthin kenne ich gut«, sagte Lars. »Komm, ich nehme dir die Leine ab. Die stört dich doch nur beim Laufen.« Nanuk war einverstanden. Und so zogen sie los.
Der kleine Eisbär und der kleine Hund liefen auch noch weiter, als es schon dunkel geworden war. Deshalb sahen sie die Jäger erst im letzten Augenblick! Schnell duckten sie sich hinter einen Schneehügel. Die Jäger kamen immer näher. Nanuk knurrte. Lars erschrak. »Sei doch ruhig«, flüsterte er. »du verrätst uns ja!« Doch schon sprang der kleine Hitzkopf auf und bellte. Seine Zähne leuchteten im Licht der Schweinwerfer.
»Ha, es ist nur ein kleiner Hund, kein Bär«, sagte einer der Jäger und lachte. Gleich darauf fuhren sie mit ihrem Schnee-mobil davon. »Ich kann nichts dafür«, sagte Nanuk unglücklich. »Das Bellen kommt einfach so aus mir raus, dagegen kann ich gar nichts machen.« »Ob du es glaubst oder nicht, du hast uns gerettet«, sagte Lars. »Komm, nach dieser Aufregung wollen wir erst einmal schlafen. Morgen, Nanuk, sind wir bei deiner Mutter. Gute Nacht!«
Am nächsten T ag erreichten sie das M eer und hielten Ausschau nach der Stadt. Sie sahen aber nur zwei Seehunde am Ufer liegen. Und schon rannte Nanuk laut bellend auf sie zu. »Nanuk. Nanuk, lass sie in Ruhe!«, rief Lars. Aber Nanuk hatte sie schon mit Gebell ins Wasser gejagt. Dann hör te das B ellen plö tzlich auf. »Lars, Lars«, rief Nanuk aufgeregt, »komm schnell!« Er hatte ein B oot entdeckt. »B oote gehören zu Menschen«, sagte Lars und schaute sich um. »Das ist gefährlich.« Er beschnupperte es gründlich. Dann sagte er erleichtert: »In diesem B oot war seit langem kein Mensch. Da hast du eine prima Entdeckung gemacht. Damit werden wir bald bei deiner Mutter sein.«
»Rudern ist nicht so leicht, wie es aussieht, auch wenn man so stark ist wie ich«, sagte Lars. »Ich zeige dir den Weg«, sagte Nanuk. »Einfach quer durch die Bucht und um die Landzunge. Dort liegt der Hafen. Ich verspreche dir, heute Abend gibt es Fleisch statt Fisch!«, sagte er aufgeregt. »Nichts da! Du rennst nicht fort, um Fleisch zu holen bei den Menschen. Du bekommst Fisch, und du bleibst bei mir«, sagte Lars streng. Als sie im Zwielicht leise durch den Hafen glitten, war ihnen doch ein bisschen unheimlich zu Mute. »Nanuk. bleib jetzt ruhig! Nimm dich bitte dieses eine Mal zusammen«, flüsterte Lars. Und Nanuk blieb wirklich ruhig!
Kaum waren sie an Land, rief Nanuk: »Jetzt hol ich uns etwas Gutes zu essen!«. und schon war er weg. Unsicher stand Lars da. Sollte er ihm nachlaufen? Plötzlich hörte er laute Rufe. Und dann kam Nanuk mit einer seltsamen Kette im Maul angestürmt. Lars rannte hinter ihm her. Als sie in Sicherheit waren, legte Nanuk die seltsame Kette vor Lars hin. »Es riecht gut«, sagte Lars. »Warte, bis du es schmeckst«, sagte Nanuk stolz, »das ist etwas ganz anderes als Fisch!« Aber mit jeder Wurst, die er aß. wurde Nanuk trauriger. »Werde ich meine Mama je wieder finden?« Noch bevor Lars antworten konnte, fing Nanuk an laut und verzweifelt zu heulen.
Lars war ratlos. Wie konnte er diesen kleinen Hitzkopf bloß zum Schweigen bringen ? Plötzlich hörte er wildes Gebell. Lars erschrak. Doch bevor er sich verstecken konnte, war er von einer Meute Hunde umringt. Aber sie taten ihm nichts. Denn unter ihnen war Nanuks Mutter. Sie hatte sein Heulen gehört und ihn erkannt.
Nun erzählte Nanuk, wie Lars ihn gefunden und hierher gebracht hatte. »Kleiner Eisbär, ich danke dir«, sagte Nanuks Mutter. »Und jetzt bringen wir dich ganz schnell nach Hause.« Und - hopp - saßen die zwei auf dem Schlitten. »Das gefällt mir aber viel besser als paddeln. Nanuk!«, rief Lars vergnügt.
Vater und Mutter Eisbär machten große Augen, als Lars vom Schlitten sprang. Und noch mehr staunten sie über die seltsame Kette, die Nanuk vor sie hinlegte mit den Worten: »Einmal etwas anderes als Fisch!« Dann ging er zu Lars und sagte: »Hier hast du mein Halsband, Lars. Damit du manchmal an mich denkst.« Lars und Nanuk trennten sich als Freunde, und das Rudel verabschiedete sich mit lautem Gebell. Als Nanuks Schlitten schon fast am Horizont verschwunden war, legte Lars das Halsband neben sich, hob den Kopf und heulte auf seltsame Weise. Seltsam, und sehr traurig, fanden seine Eltern.
Und seither sah man Lars hin und wieder mit einem roten Halsband herumstolzieren.
Auf seinen Streifzügen durch die Schneewüste findet Lars. der kleine Eisbär, einen Schlittenhund in einer Eisspalte. Obwohl Lars schlechte Erfahrungen mit Hunden gemacht hat. rettet er den kleinen Nanuk. Lange irren sie übers Eis und geraten durch die Hitzköpfigkeit des jungen Hundes immer wieder in Gefahr. Aber schließlich gelingt es Lars, Nanuk wohlbehalten bei seinen Eltern abzuliefern. Der hitzköpfige Hund und der kleine Eisbär sind Freunde geworden. Bereits erschienen: Kleiner Eisbär, wohin fährst du' Kleiner Eisbär, komm bald wieder! Kleiner Eisbär, nimm mich mit! Kleiner Eisbär, kennst du den Weg? Der kleine Eisbär und der Angsthase
Ein Nord-Süd Bilderbuch ISBN : 3314009550