Dieter Jacob | Constanze Stuhr | Christoph Winter (Hrsg.) Kalkulieren im Ingenieurbau
Leitfaden
des Baubetriebs und der Bauwirtschaft
Herausgegeben von: Univ.-Prof. Dr.-Ing. Fritz Berner Univ.-Prof. Dr.-Ing. Bernd Kochendörfer
Der Leitfaden des Baubetriebs und der Bauwirtschaft will die in Praxis, Lehre und Forschung als Querschnittsfunktionen angelegten Felder – von der Verfahrenstechnik über die Kalkulation bis hin zum Vertrags- und Projektmanagement – in einheitlich konzipierten und inhaltlich zusammenhängenden Darstellungen erschließen. Die Reihe möchte alle an der Planung, dem Bau und dem Betrieb von baulichen Anlagen Beteiligten, vom Studierenden über den Planer bis hin zum Bauleiter ansprechen. Auch der konstruierende Ingenieur, der schon im Entwurf über das anzuwendende Bauverfahren und damit auch über die Wirtschaftlichkeit und die Risiken bestimmt, soll in dieser Buchreihe praxisorientierte und methodisch abgesicherte Arbeitshilfen finden.
www.viewegteubner.de
Dieter Jacob | Constanze Stuhr | Christoph Winter (Hrsg.)
Kalkulieren im Ingenieurbau Strategie – Kalkulation – Controlling 2., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage Mit 154 Abbildungen und 156 Tabellen Unter Mitarbeit von: Prof. Dr.-Ing. Frank Dahlhaus Dipl.-Ing. Gerhard Daus Dipl.-Ing. Torsten Hahm Prof. Dr.-Ing. Dieter Jacob Dr. Christian Keidel Prof. Dr. Ralf-Peter Oepen Dipl.-Ing. Dipl.-Wirtschaftsing. Tobias Popp Dipl.-Ing. Heinrich Schulze Dr. Constanze Stuhr Dipl.-Ing. Dipl.-Wirtschaftsing. Fabian Theis Dipl.-Ing. Tino Weinhold Dr. Christoph Winter Dipl.-Wirtschaftsing. (TU) Dipl.-Ing. (FH) Ralf Zietz
PRAXIS
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
abrufbar.
Die 1. Auflage erschien 2002 im Ernst & Sohn Verlag, Berlin.
2., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage 2011 Alle Rechte vorbehalten © Vieweg+Teubner Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011 Lektorat: Karina Danulat | Sabine Koch Vieweg+Teubner Verlag ist eine Marke von Springer Fachmedien. Springer Fachmedien ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.viewegteubner.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: KünkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg Satz/Layout: Annette Prenzer Druck und buchbinderische Verarbeitung: MercedesDruck, Berlin Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany ISBN 978-3-8348-0935-3
Vorwort zur 2. Auflage Hiermit legen wir Ihnen ein aktuelles, deutschsprachiges Überblicksbuch zur Kalkulation im Ingenieurbau für Planer, Bauunternehmen und professionelle Bauherren vor. Von vielen Branchenkennern wird kritisiert, dass keine ausreichende Kalkulatorenausbildung an deutschen Hochschulen im Bereich Ingenieurbau mehr stattfindet. Im Ergebnis führt dies dann später in der Praxis zu vermehrten Kalkulationsfehlern in Angeboten. Mit dem vorliegenden Buch wollen wir dazu beitragen, hier für die Zukunft Abhilfe zu schaffen. Wir haben keine Förderung aus Forschungstöpfen für das Buch erhalten. Es ist vor allem aus Ressourcen des Lehrstuhls entstanden. Deshalb sind wir den Praktikern und den dahinter stehenden Firmen besonders dankbar, die Praxisbeispiele beigesteuert haben. Namentlich sind hier zu nennen: Competence Center Metallbau Jansen, Eurovia Beton, Eurovia VBU, SMV Bauprojektsteuerung, Bauer Spezialtiefbau und BWI-Bau. Ohne deren Engagement gäbe es das Buch in der vorliegenden Form nicht. Wir haben uns auch bemüht, die neuen, erweiterten Bauvertragsformen wie schlüsselfertiges Bauen, Planen und Bauen aus einer Hand, GMP und PPP mit zu berücksichtigen. Außerdem haben wir den Strategieteil ausgebaut. Ansonsten ist die Konzeption gegenüber der 1. Auflage unverändert geblieben. Der erste Hauptteil beschäftigt sich mit der Verknüpfung von Strategien und Kalkulation. Im zweiten Hauptteil werden die betriebswirtschaftlichen Grundlagen zur Kalkulation (Kapitel 2.1), der Prozess der Angebotskalkulation (Kapitel 2.2), die Kalkulation in den wichtigsten Bausparten wie Hochbau, konstruktiver Straßenbau, Brückenbau, Tunnelbau, Spezialtiefbau und Stahlbau (Kapitel 2.3 bis 2.8) behandelt. Weiterhin wird auf die Kalkulation von Sonderfällen wie Mengenänderungen (Kapitel 2.9), den Auslandsbau (Kapitel 2.10) und Arbeitsgemeinschaften (Kapitel 2.14) sowie erweiterte Bauvertragsformen wie Funktionsbau- und GMP-Verträge (Kapitel 2.12) und Lebenszykluskosten (Kapitel 2.13) besonders eingegangen. Nach erfolgreicher Auftragserteilung geht es im dritten Hauptteil dann um das projektbezogene (Kapitel 3.1) und das unternehmensbezogene (Kapitel 3.3) Controlling einschließlich der dazu erforderlichen Software (Kapitel 3.2). Mit der 2. Auflage fand ein Verlagswechsel statt, da Ernst & Sohn sich aus dem Bereich Baubetrieb ganz zurückgezogen hat. Wir sind dem Vieweg+Teubner-Verlag sehr dankbar, uns jetzt die entsprechende Plattform zum Publizieren zur Verfügung gestellt zu haben. Freiberg, im Oktober 2010
Die Herausgeber
VI
Vorwort
Vorwort zur 1. Auflage Man darf auf dem Bau vieles tun, nur nicht sich verkalkulieren. Von diesem Leitgedanken ausgehend, verfolgen die Autoren mit dem Werk drei Hauptziele: –
Zum einen sollen alle wichtigen Objektkategorien des Ingenieurbaus mit den dazugehörigen Kalkulationsweisen behandelt werden. Lücken gibt es in der Literatur gerade bezüglich des Tunnelbaus, Spezialtiefbaus und Brückenbaus, die hiermit geschlossen werden. Weiterhin wird die im modernen schlüsselfertigen Hochbau nötige Kalkulation meist nur unvollständig beschrieben, dies betrifft die grundsätzliche übergreifende Methodik und speziell die wichtigen Gewerkebereiche Fassade und Haustechnik.
–
Zum zweiten muss gerade bei dem heutigen harten Wettbewerb von den anfallenden Kostenarten her unbedingt vollständig kalkuliert werden. Zeitfixe und zeitvariable Kosten sind unter Benutzung eines Grobablaufplanes bereits für die Vorkalkulation sauber zu trennen. Weiterhin sind Einzelkosten und Gemeinkosten der Teilleistung zu unterscheiden. Neben diesen Grobablaufplan gehören gleichberechtigt der Kapitalbindungsplan (einschließlich Bürgschaftsplan) und der Risikoplan. Denn die Zahlungsmodalitäten sind zu berücksichtigen, zumal je nach vereinbarter Zahlungsweise faktisch zusätzliche Risiken überwälzt werden. Ebenso sind die anderen Hauptrisiken eines Projektes im vorhinein aufzuspüren und kostenrechnerisch zu bewerten.
–
Zum dritten ist die Kalkulation betriebswirtschaftlich immer im Gesamtrahmen des internen und externen Rechnungswesens und als Bestandteil einer modernen Strategie- und Controllingkonzeption zu begreifen.
Das Buch ist folgendermaßen aufgebaut: Im betriebswirtschaftlichen Grundlagenkapitel werden mögliche Ziele der Kalkulation erklärt, wichtige Kostenbegriffe erläutert sowie die kontenmäßige Verschlüsselung im Rechnungswesen dargelegt. Die zugrundliegenden Bauvertragstypen werden für diese erste Auflage mit Einheitspreisvertrag, Pauschalvertrag und GMP-Vertrag eingegrenzt. Dann werden alle wichtigen Kalkulationsformen mit ihren Einsatzgebieten allgemein erläutert. Dies ist der theoretische Bezugsrahmen für die konkreten Beispiele in den späteren Hauptkapiteln. Die Problematik der Auftragsvorauswahl für die Genauigkeit der Vorkalkulation wird diskutiert, und es wird dafür plädiert, dass bereits zur Vorkalkulation ein Bauablaufplan, Risikoplan und Kapitalbindungsplan gehören. Kapitel 2 erläutert in genereller Weise den differenzierten Ablauf einer modernen Angebotskalkulation, wie sie im angelsächsischen Raum schon seit vielen Jahren üblich ist. In Kapitel 3 wird darauf aufbauend der Ablauf einer Schlüsselfertigkalkulation gewerkeübergreifend behandelt und dann wird die spezielle Gewerkekalkulation der Hauptgewerke Rohbau, Fassade und technischer Ausbau am Beispiel durchgeführt. Die Kapitel 4 bis 7 greifen die Kalkulationsweisen des Grundlagenkapitels auf und wenden sie speziell auf Beispiele aus konstruktivem Straßenbau, Spezialtiefbau, Tunnelbau, Brückenbau und Stahlbau an. Für alle Vorkalkulationsformen wird in den Kapiteln 8 bis 11 auf die zusätzlichen Besonderheiten eingegangen bei –
ausgewählten Sonderfällen wie Mengenänderungen, Behinderungen, Kündigungen und Beschleunigungsmaßnahmen,
VII
Vorwort
–
Auslandsbau,
–
Risiken und deren kostenrechnerischer Bewertung,
–
projekt- und unternehmensbezogener Liquiditätsplanung und daraus resultierenden Kapitalkosten.
Die Berechnung der Zuschläge für Risiken und Kapitalkosten sollte idealerweise aus einem Risikoplan und einem Kapitalbindungsplan abgeleitet sein, in den konkreten Kalkulationsbeispielen der Kapitel drei bis sieben wurde aber noch mit pauschalen Zuschlägen gearbeitet. Diese Verfeinerung der Beispiele bleibt einer zweiten Auflage vorbehalten. An die Vorkalkulation schließt sich in Kapitel 12 das Projekt-Controlling und in Kapitel 13 das übergeordnete Unternehmenscontrolling an. Damit wird die Vorkalkulation in dem erforderlichen Maße differenziert und es wird auf vollständige Kalkulation geachtet. Gleichzeitig wird die Kalkulation in den Regelkreis des Projekt- und Unternehmenscontrolling eingebettet. Ein so anspruchsvolles Unterfangen konnte nur dadurch verwirklicht werden, dass für einzelne Kapitel zusätzliche Spezialautoren gewonnen werden konnten, die dann am Kapitelanfang genannt sind. Es handelt sich um die Herren Lehmann (Technischer Ausbau), Wagner (Stahlbau), Oepen (Projekt-Controlling) und Keidel (Unternehmenscontrolling), bei denen wir uns herzlich für die Mitarbeit bedanken. An dieser Stelle sei weiterhin all den Unternehmen gedankt, die uns Kalkulationsunterlagen zur Verfügung gestellt haben. Dies waren u. a. Bauer Spezialtiefbau, Walter-Heilit Verkehrswegebau und Jansen Fassadentechnik. Für Material zum Kapitel „Brückenbau“ danken wir Herrn Dipl.-Ing. Tröndle. Die erste Auflage eines Buches mit einem so breiten Anspruch wird zwangsläufig noch jede Menge Raum zur Verbesserung in nachfolgenden Auflagen lassen. Die Leser sind herzlich aufgerufen, hierzu Impulse zu geben (E-Mail: [email protected]). Freiberg, im Oktober 2001
Die Autoren
Autorenverzeichnis Prof. Dr.-Ing. Frank Dahlhaus TU Bergakademie Freiberg Institut für Bergbau und Spezialtiefbau, Professur für Baukonstruktion und Massivbau Kapitel 2.5.1.1 (Bauweisen und Bauarten im Massivbrückenbau) Dipl.-Ing. Gerhard Daus EUROVIA Verkehrsbau Union GmbH NL Berlin Kapitel 2.4 (Vorkalkulation im konstruktiven Straßenbau) Dipl.-Ing. Torsten Hahm SMV Bauprojektsteuerung Ingenieurgesellschaft mbH, Berlin Kapitel 2.6 (Vorkalkulation im Tunnelbau) Prof. Dr.-Ing. Dieter Jacob TU Bergakademie Freiberg Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, Lehrstuhl für ABWL, speziell Baubetriebslehre Dr. Christian Keidel Betriebswirtschaftliches Institut der Bauindustrie GmbH (BWI-Bau), Düsseldorf Kapitel 3.3 (Unternehmenscontrolling in mittelständischen Bauunternehmen) Prof. Dr. Ralf-Peter Oepen Leiter Betriebswirtschaftliches Institut der Bauindustrie GmbH (BWI-Bau), Düsseldorf Kapitel 3.1 (Bauprojekt-Controlling) Dipl.-Ing. Dipl.-Wirtschaftsing. Tobias Popp TU Bergakademie Freiberg Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, Lehrstuhl für ABWL, speziell Baubetriebslehre Kapitel 3.2 (Software) Dipl.-Ing. Heinrich Schulze Kapitel 2.5.3 (Beispiel Spannbetonbrücke)
X
Autorenverzeichnis
Dr. Constanze Stuhr TU Bergakademie Freiberg Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, Lehrstuhl für ABWL, speziell Baubetriebslehre Dipl.-Ing. Dipl.-Wirtschaftsing. Fabian Theis Kapitel 2.3.4 (Gebäudetechnische Anlagen) Dipl.-Ing. Tino Weinhold BAUER Spezialtiefbau GmbH, Schrobenhausen Kapitel 2.7 (Vorkalkulation im Spezialtiefbau) Dr. Christoph Winter TU Bergakademie Freiberg Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, Lehrstuhl für ABWL, speziell Baubetriebslehre Dipl.-Wirtschaftsing. (TU) Dipl.-Ing. (FH) Ralf Zietz Zietz GmbH, Planen – Ausschreiben – Bauen, Thedinghausen (Morsum) Kapitel 2.11.6 (Risikokalkulation für mittelständische Bau- und Generalunternehmer)
Inhaltsverzeichnis Vorwort ..................................................................................................................................... V Autorenverzeichnis .................................................................................................................. XI Abkürzungsverzeichnis ......................................................................................................... XV
1
Strategien und Kalkulation .............................................................................................. 1 1.1 Absatzstrategien .......................................................................................................... 1 1.2 Produktions- und Beschaffungsstrategien ................................................................... 5 1.3 Finanzierungsstrategien ............................................................................................... 9
2
Kalkulation im Ingenieurbau ......................................................................................... 11 2.1 Betriebswirtschaftliche Grundlagen .......................................................................... 11 2.1.1
Ziele der Kalkulation, insbesondere der Vorkalkulation............................... 11
2.1.2
Wichtige betriebswirtschaftliche Kostenbegriffe .......................................... 12
2.1.3
Baukontenrahmen und Baukontenplan ......................................................... 20
2.1.4
Bauvertragstypen und Kalkulation ................................................................ 23
2.1.5
Übliche Kalkulationsweisen .......................................................................... 26
2.1.6
Weiterentwicklung der Vorkalkulation ......................................................... 31
2.1.7
Nebeneinander von Bauablaufplan, Risikoplan und Kapitalbindungsplan ... 33
2.1.8
Liquiditätsplanung und Kapitalkosten .......................................................... 34
2.2 Prozess der Angebotskalkulation .............................................................................. 40 2.2.1
Bauverträge und Angebotskalkulation .......................................................... 40
2.2.2
Bestandteile des Angebotspreises ................................................................. 43
2.2.3
Prozess der Angebotserstellung .................................................................... 44
2.3 Vorkalkulation im Hochbau ...................................................................................... 59 2.3.1
Schlüsselfertigbau ......................................................................................... 59
2.3.2
Rohbau (Beton/Stahlbeton) ......................................................................... 107
2.3.3
Fassade ........................................................................................................ 120
2.3.4
Gebäudetechnische Anlagen ....................................................................... 142
2.4 Vorkalkulation im konstruktiven Straßenbau .......................................................... 157 2.4.1
Grundlagen .................................................................................................. 157
2.4.2
Beispiel........................................................................................................ 158
XII
Inhaltsverzeichnis
2.5 Vorkalkulation im Brückenbau ............................................................................... 177 2.5.1
Grundlagen .................................................................................................. 177
2.5.2
Beispiel Stahlverbundbrücke ....................................................................... 179
2.5.3
Beispiel Spannbetonbrücke ......................................................................... 194
2.6 Vorkalkulation im Tunnelbau .................................................................................. 225 2.6.1
Grundlagen .................................................................................................. 225
2.6.2
Beispiel Schildvortrieb ................................................................................ 225
2.6.3
Beispiel Bergmännischer Tunnelbau ........................................................... 258
2.6.4
Beispiel Einschwimmverfahren................................................................... 276
2.6.5
Kostenermittlung und Preisbildung ............................................................. 284
2.7 Vorkalkulation im Spezialtiefbau ............................................................................ 293 2.7.1
Grundlagen .................................................................................................. 293
2.7.2
Kostenermittlung und Preisbildung ............................................................. 296
2.7.3
Beispiele ...................................................................................................... 297
2.7.4
Fazit ............................................................................................................. 317
2.8 Vorkalkulation im Stahlbau ..................................................................................... 318 2.8.1
Geeignetes Kostenrechnungssystem im Stahlbauunternehmen................... 319
2.8.2
Vorkalkulation ............................................................................................. 319
2.8.3
Beispiel Lagerhalle ...................................................................................... 325
2.9 Ausgewählte konkrete Sonderfälle der Vorkalkulation ........................................... 333 2.9.1
Änderung des Einheitspreises bei Mehrmengen ......................................... 333
2.9.2
Änderung des Einheitspreises bei Mindermengen ...................................... 334
2.9.3
Geänderte Leistungen aufgrund von Anordnungen des Bauherrn .............. 336
2.9.4
Behinderung aus der Sphäre des Auftraggebers.......................................... 341
2.9.5
Kündigung einer Teilleistung ohne Grund .................................................. 342
2.9.6
Kündigung einer Teilleistung aus wichtigem Grund................................... 343
2.10 Sonderfall Auslandsbau ........................................................................................... 344 2.10.1 Finanzwirtschaftliche Auslandsrisiken und Lösungen im Streitfall ............ 344 2.10.2 Absicherung von Auslandsbau- und Exportgeschäften............................... 347 2.10.3 Finanzierungsalternativen im Rahmen der Exportfinanzierung .................. 354 2.10.4 Stellen von Sicherheiten im Auslandsgeschäft............................................ 356 2.10.5 Mögliche Kurssicherungsmaßnahmen ........................................................ 356
XIII
Inhaltsverzeichnis
2.11 Kalkulation von Risiken .......................................................................................... 357 2.11.1 Wesentliche funktionelle Risikobereiche .................................................... 357 2.11.2 Typische Risikoverteilung bei Lebenszyklusbetrachtung eines Bauobjektes ................................................................................................. 362 2.11.3 Kostenrechnerische Bewertung der Risiken ............................................... 365 2.11.4 Risikobewertungsinstrumente ..................................................................... 365 2.11.5 Risikoüberwälzung ...................................................................................... 368 2.11.6 Risikokalkulation für mittelständische Bau- und Generalunternehmer ...... 369 2.12 Kalkulation von Funktionsbau- und GMP-Verträgen ............................................. 405 2.12.1 Funktionsbauverträge .................................................................................. 405 2.12.2 GMP-Verträge ............................................................................................. 416 2.13 Kalkulation der Lebenszykluskosten (z. B. bei PPP) .............................................. 418 2.13.1 Budgetplanungsprozess des Auftraggebers ................................................. 419 2.13.2 Kostenplanungsprozess des Bieters ............................................................ 419 2.13.3 Kalkulation der Betriebskosten ................................................................... 432 2.14 Besonderheiten bei Arbeitsgemeinschaften............................................................. 439 2.14.1 Grundlagen .................................................................................................. 439 2.14.2 Besonderheiten bei der Kalkulation ............................................................ 441 2.14.3 Beispiel........................................................................................................ 446
3
Controlling ..................................................................................................................... 451 3.1 Bauprojekt-Controlling ........................................................................................... 451 3.1.1
Aufgaben des Bauprojekt-Controlling ........................................................ 452
3.1.2
Phasen des Bauprojekt-Controlling............................................................. 454
3.1.3
Fortschreibung der Arbeitskalkulation ........................................................ 457
3.1.4
Planungsrechnung vor der Bauausführung ................................................. 462
3.1.5
Steuerung des Bauprojektes während der Bauausführung .......................... 463
3.1.6
Zweigliedrige Fortschreibung der Arbeitskalkulation ................................ 474
3.2 Software .................................................................................................................. 476 3.2.1
Überblick ..................................................................................................... 476
3.2.2
Datenaustauschprozesse im Bauwesen nach GAEB ................................... 478
3.2.3
Kalkulationsschritte am Beispiel der Software ARRIBA® bauen ............... 482
3.3 Unternehmenscontrolling ........................................................................................ 496 3.3.1
Einleitung .................................................................................................... 496
XIV
Inhaltsverzeichnis
3.3.2
Operatives Unternehmenscontrolling in mittelständischen Bauunternehmen.......................................................................................... 500
3.3.3
Strategisches Unternehmenscontrolling in mittelständischen Bauunternehmen.......................................................................................... 511
3.3.4
Verzahnung von operativem und strategischem Unternehmenscontrolling in mittelständischen Bauunternehmen ...................................... 515
4
Anhang ........................................................................................................................... 517
5
Literaturverzeichnis ...................................................................................................... 529
6
Sachwortverzeichnis ...................................................................................................... 537
Abkürzungsverzeichnis A
Abschreibung
BGK
Baustellengemeinkosten
AB-Kosten
Auftragsbeschaffungskosten
BGL
Baugeräteliste
AG
Auftraggeber
BHKW
Blockheizkraftwerk
AGB
Allgemeine Geschäftsbedingungen
BIEGE
Bietergemeinschaft
bit.
bituminös
AGK
allgemeine Geschäftskosten
BKR
Baukontenrahmen
AK (0)
Arbeitskalkulation (Vertragssicht)
BMA
Brandmeldeanlage
AK (i)
Arbeitskalkulation (Ausführungssicht)
BMVBS
Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
AN
Auftragnehmer
BOT
Ang.-K.
Angebotskalkulation
Build, Operate, Transfer (Planen und Bauen, Betreiben, Rückübertragen)
Angebots- bzw. Auftragssumme
BRI
Bruttorauminhalt
BRTV
Bundesrahmentarifvertrag
ASR
Arbeitsstätten Richtlinien
BRZ
Baurechenzentrum
AT
Arbeitstag
BT
Bauteil
Auftr.-K.
Auftragskalkulation
BU
Bauunternehmer
AW
Aufwandswert
BW
Bauwerk
A-Wert
Auftragswert
DB
Deckungsbeitrag
BA
Bauabschnitt
DBR
Deckungsbeitragrechnung
Baul.
Baulasten
DDC
Direct Digital Control
Baust.
Baustelle
DEA
Druckerhöhungsanlage
Bauw.
Bauwerk
DG
Dachgeschoss
BE
Baustelleneinrichtung
DGGT
BL
Bauleitung
Deutsche Gesellschaft für Geotechnik e.V.
Ber.Kosten
Beratungskosten
dingl.
dinglich
Berufsgen.
Berufsgenossenschaft
DIN
Beschl.
Beschleunigung
Deutsches Institut für Normung e.V.
Best.
Bestimmungen
div.
divers
betr.
betrieblich
Bez.
Bezug
BGB
Bürgerliches Gesetzbuch
BGF
Bruttogeschossfläche, Bruttogrundfläche
Arge/ARGE Arbeitsgemeinschaft AS
DL
Druckluft
drk.
drückend
EDV
elektronische Datenverarbeitung
EG
Erdgeschoss
Eh
Einsatzstunde
XVI
Abkürzungsverzeichnis
Einh.
Einheit
EK
Einzelkosten
EKT
Einzelkosten der Teilleistungen
GKR
Gemeinschaftskontenrahmen
GKT
Gemeinkosten der Teilleistungen
ELA-Anlage elektroakustische Anlage
GLT
Gebäudeleittechnik
EnEV
Energie-Einsparverordnung
GMP
EP
Einheitspreis
Guaranteed Maximum Price (garantierter Maximalpreis)
ERA 500
Einheitliche Richtlinien und Gebräuche für Dokumentenakkreditive
GP
Gesamtpreis
GT
Gebäudetechnik
GU
Generalunternehmer Grundwasser
erf.
erforderlich
GW
EU
Europäische Union
HD-System Hochdrucksystem
FAN-Coils
FCU (Fan Coil Unit)
HK
Herstellkosten
FF
Funktionsfläche
HLS
Heizung, Lüftung, Sanitär
FGK
Fertigungsgemeinkosten
HNF
Hauptnutzfläche
FGKS
Fertigungsgemeinkostensatz (Zuschlagssatz für FGK)
HOAI
Honorarordnung für Architekten und Ingenieure
FKS
Fertigungskostensatz
Hrsg.
Herausgeber
FL
Fremdleistung
hydr.
hydraulisch
FLB
funktionale Leistungsbeschreibung
ICC
Internationale Handelskammer
FLK
Fertigungslohnkosten
IKR
Industriekontenrahmen
FM
Facility Management
Int.-Pos.
interne Position
FT
Fertigteile
IuK
Fund.
Fundament
Informations- und Kommunikationstechnologie
GAEB
Gemeinsamer Ausschuss Elektronik im Bauwesen
GBP
Great British Pound (Britisches Pfund)
Jg.
Jahrgang
kalk.
kalkuliert bzw. kalkulatorisch
KER
kurzfristige Ergebnisrechnung
GE
Geldeinheit
gef. km
gefahrene Kilometer
Kf
Fixkosten
GEFMA
German Facility Management Association
KfZ
Kraftfahrzeug
KG
Kostengruppe
KonTraG
Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich
Gesch.führer Geschäftsführer Gesellschafterdarl. Gesellschafterdarlehen Gew.
Gewicht
Korr.
Korrektur
gg.
gegen
KST
Kostenstelle
GK
Gemeinkosten
KT
Kalendertag
XVII
Abkürzungsverzeichnis
LP
Leistungsphase
PPP
Public Private Partnership
LV
Leistungsverzeichnis
psch
pauschal
MA
Mitarbeiter
QS
Quantity Surveyor
Mag.
Magazin
R
Reparatur
ME
Mengeneinheit
RAS-Q
med.
medizinisch
Richtlinie für die Anlage von Straßen-Querschnitt
MEK
Materialeinzelkosten
RFGK
Restfertigungsgemeinkosten
MGK
Materialgemeinkosten
RK
Risikokosten
Management-InformationsSystem
RLT
Raumlufttechnik
MKR
Musterkontenrahmen
RMG
Rahmenmaterialgruppe
ML
Mittellohn
RMS
Risikomanagementsystem
Mon.
Monat/e
RP
Risikoprodukt
monatl.
monatlich
RS
MSR
Mess-, Steuer- und Regelungstechnik
Risikofaktor Schadensumfang
RStO
Richtlinie für die Standardisierung des Oberbaus von Verkehrsflächen
RW
Risikofaktor Wahrscheinlichkeit
MIS
MW
Mauerwerk
MwSt.
Mehrwertsteuer
ND
Nutzungsdauer
ND-System Niederdrucksystem
RLT-Anlage raumlufttechnische Anlage
RWA-Anlage Rauch- und Wärmeabzugsanlage
NF
Nutzfläche
NGF
Nettogrundfläche
NNF
Nebennutzfläche
SBS
Sick Building Syndrom
NÖT
Neue Österreichische Tunnelbauweise
SIBEL
Sicherheitsbeleuchtung
SiGe
NRI
Nettorauminhalt
NU
Nachunternehmer
Sicherheits- und Gesundheitsschutz im Rahmen der Baustellenverordnung
OG
Obergeschoss
SK
Selbstkosten
OK
Oberkante
SKR
Standardkontenrahmen
OZ
Ordnungszahl
SLA
Service Level Agreement
pausch.
Pauschal
SoKo
Sonderkosten
P&B
Planungs- und Bauteam
Sozialk.
Sozialkosten
PK (0)
Arbeitskalkulation (Erst-Prognose auf Bauprojektende)
SUB 1
Kosten der Nachunternehmerleistungen
SUB 2
Kosten der Fremdarbeiten
Subunt.
Subunternehmer
SW
Schlechtwetter
PK (i)
Arbeitskalkulation (Prognosesicht)
Pos.
Position
XVIII
Abkürzungsverzeichnis
S+Z-Beschichtung Zink-Staub-Beschichtung
VDE
Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V.
TB
technisches Büro
TBM
Tunnelbohrmaschine
VDI
TGA
technische Gebäudeausrüstung bzw. -ausstattung
Verein Deutscher Ingenieure e.V.
VDMA
TL
Technische Lieferbedingungen
Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V.
VE
Verkaufseinheit
Technische Lieferbedingungen für Bitumenemulsionen im Straßenbau
Verbind.
Verbindungsmittel
Vers.
Versicherung
versch.
verschieden
TRAV
Technische Regeln für die Verwendung von absturzsichernden Verglasungen
VOB
Verdingungsordnung für Bauleistungen
TRLV
Technische Regeln für die Verwendung von linienförmig gelagerten Verglasungen
vorh.
vorhanden
Vorkalk.
Vorkalkulation
VtGK
Vertriebsgemeinkosten
VwGK
Verwaltungsgemeinkosten
W.
Woche
WACC
Weighted Average Cost of Capital
TL BE StB
TVM
Tunnelvortriebsmaschine
UG
Untergeschoss
UK
Unterkante
U-Pos.
Unterposition
WT
Werktag
USt.
Umsatzsteuer
WuG
Wagnis und Gewinn
UStDV
Umsatzsteuerdurchführungsverordnung
zeitvar.
zeitvariabel
UStG
Umsatzsteuergesetz
ZK
Zielkosten
UStR
Umsatzsteuerrichtlinie
ZTV
Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen
V
Verzinsung
zul.
zulässig
V+V
Verwaltung und Vertrieb
zus.
zusätzlich
VAR
Value at risk
1 Strategien und Kalkulation Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten gewinnt das Arbeiten nach klaren Strategien an Bedeutung, um im Wettbewerb zu bestehen. Die Realisierung der Strategien muss durch ein effizientes Controlling unterstützt sein.
1.1 Absatzstrategien Absatzseitig stehen dem Bauunternehmer drei Grundstrategien zur Verfügung, die sich natürlich auch kombinieren lassen (vgl. dazu auch Kapitel 3.3.3.2):1 –
Nischenstrategie (Spezialisierung): Bei dieser Strategie erfolgt eine Konzentration auf Marktnischen. Das Unternehmen richtet sich auf ein bestimmtes, eng abgegrenztes Branchensegment aus. Als Nische sind beispielsweise eine bestimmte Käufergruppe, ein bestimmter Teil des Leistungsprogramms oder auch ein geografisch abgegrenzter Markt denkbar.
–
Kostenführerschaft: Sie zielt darauf ab, der preisgünstigste Anbieter auf dem Markt zu sein. Mithilfe dieser Strategie soll ein umfassender Kostenvorsprung innerhalb der Branche erreicht werden. Dies erfordert beispielsweise Maßnahmen zur Kostensenkung, eine strenge Kostenkontrolle und Kostenminimierung in einigen Bereichen wie z. B. Service oder Marketing.
–
umfassende Dienstleistung (Differenzierung): Das Ziel dieser Strategie besteht darin, eine Leistung anzubieten, die sich in Qualität und Service von den Leistungen der Wettbewerber stark unterscheidet. Mit der Schaffung eines Alleinstellungsmerkmals gegenüber der Konkurrenz (z. B. einzigartiger Service) kann man sich den Preissenkungen der Konkurrenz weitgehend entziehen.
Fraglich ist, ob ein klassisches Bauunternehmen seinen gesamten Umsatz nur in Nischen erzielen kann. Sicherlich wird man strategisch anstreben, zumindest einen gewissen Umsatzanteil dem harten Preiskampf zu entziehen. In vielen Fällen wird man dem Preiskampf jedoch nicht ausweichen können. Eine kostenmäßige Konkurrenzfähigkeit kann dann nur durch Rationalisierung, das Nutzen von Lerneffekten und geschicktes Beschaffungsmanagement (bei Baustoffen und Nachunternehmerleistungen) erreicht werden. Nischen- und Kostenführerstrategie sind insbesondere für Anbieter von Einzelgewerken denkbar. Die Differenzierungsstrategie hingegen ist eng mit dem Marktauftritt als Systemanbieter verknüpft. Tabelle 1.1 charakterisiert beide Formen anhand von Merkmalen wie Unternehmensgröße, Fertigungstiefe, Preisspielraum usw.
1
Vgl. zu den drei Typen von Wettbewerbsstrategien ausführlich Porter (1999), S. 70–85. Zum Thema EU-Osterweiterung: Jacob/Mollenhauer (2002), S. 52–72 zu den betrieblichen Strategien zur Marktbehauptung im Inland und Birtel (2002), S. 73–82 zu den betrieblichen Strategien zur Erschließung der Baumärkte in den Beitrittsstaaten.
D. Jacob et. al (Hrsg.), Kalkulieren im Ingenieurbau, DOI 10.1007/978-3-8348-9859-3_1, © Vieweg+Teubner Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
2
1
1 Strategien und Kalkulation
Tabelle 1.1 Merkmale von Einzelgewerk- und Systemanbietern2 Merkmal
Einzelgewerkanbieter
Systemanbieter
Unternehmensgröße
kleine und mittelständische Unternehmen
Mittelständler, Großunternehmen
Aktionsradius
regional bis überregional
überregional, international
eigene Fertigungstiefe
hoch
gering
Preisspielraum
gering bis groß
mittel
Leistungsspektrum
homogen
heterogen
Leistungsprogramm
Einzelgewerke
Komplettlösungen
Stellung im Markt
(selten) Vergabe an Nachunternehmer, selbst Nachunternehmer
Generalunternehmer, Generalübernehmer, Projektgesellschaft, Konsortialführer
Ressourcenerfordernisse
handwerklich-technisches, betriebswirtschaftdarüber hinaus: Koordinations-, lich-steuerliches und juristisches Know-how, Organisations-Know-how; Innovations-Know-how, ProblemlösungsIntegrations-Know-how kompetenz
Von praktischer Relevanz ist nicht nur die Festlegung der Strategie, sondern auch deren Umsetzung. Beispiele zur Verringerung oder Ausweitung der Wertschöpfung wurden im Arbeitskreis Baubetriebswirtschaft der Schmalenbach-Gesellschaft herausgearbeitet.3 Ein mögliches Instrument zur erfolgreichen Implementierung von Strategien im Unternehmen stellt die Balanced Scorecard dar.4 Wichtig ist immer, dass man sich seiner Stärken und Schwächen bewusst wird. Welchen besonderen Nutzen kann man dem Kunden im Vergleich zu den Mitbewerbern bieten, wo liegen die zentralen Bedürfnisse im Markt? Letztlich ergibt sich als Schlussfolgerung die Frage, wo man sich in Abhängigkeit von Kundennutzen und zentralen Marktbedürfnissen sinnvoll positionieren soll (vgl. Bild 1-1).
2
Stuhr (2007), S. 57.
3
Vgl. zur Ergebnisoptimierung durch FOKUS und Verringerung der Wertschöpfungstiefe Adenauer (2005), S. 25–36 und zur Ausweitung der Wertschöpfung in einem mittelständischen Unternehmen Schmieg (2005), S. 37–48.
4
Vgl. zur baubezogenen Anwendung der Balanced Scorecard Stuhr (2009), S. 14–16.
1.1 Absatzstrategien
3
1
Bild 1-1
Optimale Positionierung am Absatzmarkt5
Die Ergebnisse aus Kundenanalyse, Mitbewerberkontrolle, Eigensituationsanalyse und letztlich Positionierung im Markt beeinflussen die Auftragsvorauswahl. Die Erstellung eines Angebotes ist mit erheblichem Aufwand verbunden. Der Kalkulationsvorgang bindet personelle und finanzielle Ressourcen. Dadurch entstehen dem Unternehmen Auftragsbeschaffungskosten: AB-Kosten = ‰ Kosten vom Angebotsvolumen × Trefferquote Limit: AB-Kosten 2 % Die Auftragsbeschaffungskosten sollten nicht mehr als zwei Prozent betragen. Grundsätzlich sind zwei Strategien denkbar (vgl. dazu auch Bild 1-2): 1. Das Unternehmen bietet immer an und kalkuliert nur oberflächlich. Die vergleichsweise niedrigen Angebotskosten werden durch eine schlechte Trefferquote erreicht: Es müssen ca. 20 Anfragen bearbeitet werden, um einen Auftrag zu erzielen. 2. Das Unternehmen wählt die Anfragen aus, die nach der gewählten Unternehmensstrategie zum Produkt- und Leistungsspektrum passen. Das Angebot wird gründlich und fundiert kalkuliert. Die höheren Kosten werden durch eine höhere Trefferquote (nur ca. 4 Absagen je Treffer) ausgeglichen.
5
Vgl. Weissmann/Schwarz (1997), S. 110.
4
1 Strategien und Kalkulation
1
Bild 1-2
Auftragsbeschaffung6
Bei der zweiten Strategie gibt es dann auch keinen Kaltstart nach der Auftragserteilung. Es bleibt genügend Zeit, sich um den potenziellen Kunden persönlich zu kümmern und subjektive Aspekte kennenzulernen. Vertrags- und Massenrisiken sind besser unter Kontrolle. Das geht aber nur, wenn man nicht mehr jede Anfrage bearbeitet. Damit ist die strategisch richtige Auftragsvorauswahl von großer Bedeutung.
Bild 1-3
Strategie und Controlling7
6
Hochtief Software GmbH Essen.
7
Weissmann/Schwarz (1997), S. 123.
1.2 Produktions- und Beschaffungsstrategien
Zur Festlegung der Strategie und damit einhergehend der Auftragsvorauswahl gehören Kundenanalyse, Mitbewerberkontrolle, Eigensituationsanalyse und letztlich Positionierung im Markt (vgl. Bild 1-3). Die Strategie muss dann im Controlling immer wieder mit der aktuellen Ist-Situation abgeglichen und erforderlichenfalls modifiziert werden.
1.2 Produktions- und Beschaffungsstrategien Am Bauauftrag sind das Bauunternehmen als Auftragnehmer, die Bauproduktlieferanten bzw. Bauprodukthersteller als Zulieferer und gegebenenfalls Nachunternehmer beteiligt. Für die Produktion des Bauwerkes sei auf die einschlägige Fachliteratur zur technischen Baubetriebslehre verwiesen.8 Beschaffungsstrategien Im Zusammenhang mit der Beschaffung von Baustoffen, Geräten und Nachunternehmerleistungen kann zwischen den Dimensionen hohe Bedarfsschwankungen, Beschaffungsmarktkomplexität und Bedeutung des Beschaffungsvorganges für das Unternehmen unterschieden werden.9 Bei Einzelfertigung kann von hohen Bedarfsschwankungen einzelner Beschaffungsobjekte ausgegangen werden, dementsprechend wird das Beschaffungsportfolio aus den Dimensionen Beschaffungsmarktkomplexität und Bedeutung des Beschaffungsvorganges für das Unternehmen gebildet. Für die Ermittlung der Bedeutung des Beschaffungsvorgangs kann die ABC-Analyse herangezogen werden. Mit Hilfe dieses Verfahrens werden die zu beschaffenden Güter wertmäßig klassifiziert: –
A-Güter nehmen einen sehr hohen prozentualen Anteil am wertmäßigen Verbrauch eines Jahres ein.
–
B-Gütern kommt ein mittlerer prozentualer Anteil am wertmäßigen Jahresverbrauch zu.
–
C-Güter sind durch einen geringen prozentualen Anteil am wertmäßigen Verbrauch eines Jahres gekennzeichnet.
Den einzelnen Feldern des Beschaffungsportfolios können die nachfolgenden strategischen Optionen zugeordnet werden:10 –
Bei geringer Beschaffungsmarktkomplexität kommt eine marktorientierte Vorgehensweise zum Tragen („marktorientierter Beschaffungsprozesstyp“), d. h., das Marktpotenzial wird ausgeschöpft, indem der Anbieter mit dem günstigsten Preis ausgewählt wird (Feld 1 in Bild 1-4).
–
Ist die Beschaffungsmarktkomplexität dagegen hoch, ist eine vorsichtige Vorgehensweise in Form vertikaler Zusammenarbeit vorteilhaft („risikoinduzierter Beschaffungsprozesstyp“, Feld 2 in Bild 1-4).
8
Vgl. hierzu z. B. Berner/Kochendörfer/Schach (2008) und Berner/Kochendörfer/Schach (2009).
9
Vgl. Hamm (1997). Speziell zur Beschaffung von Nachunternehmerleistungen vgl. Jacob/Leinz (2005), S. 5–7.
10
Vgl. hierzu auch Jacob (1998), S. 40–45 und Leinz (2001), S. 10–12.
5
1
6
1 Strategien und Kalkulation
1
Bild 1-4
Beschaffungsstrategien
–
Bei geringer Beschaffungsmarktkomplexität und geringer Bedeutung des zu beschaffenden Gutes steht die Strategie der effizienten Abwicklung bzw. der Minimierung der Transaktionskosten im Vordergrund (Feld 3 in Bild 1-4).
–
Bei Gütern, deren Beschaffungsmarktkomplexität zwar hoch ist, die aber für das Unternehmen von nachgeordneter Bedeutung sind, sollte strategisch die Versorgung gewährleistet werden (Feld 4 in Bild 1-4). Dies kann beispielsweise durch Sicherstellung der Versorgung nicht nur durch einen, sondern durch zwei Lieferanten oder eine Erhöhung der Lagermenge geschehen.
Konkretisierung für Bausparten Den einzelnen Feldern des Beschaffungsportfolios können in Abhängigkeit von der Sparte bestimmte Beschaffungsgüter zugeordnet werden. In Bild 1-5 sind diese exemplarisch jeweils für ein Unternehmen aus den Sparten Hochbau, Straßenbau, Spezialtiefbau und Stahlbau aufgeführt. Dabei bestimmt nicht nur das Einkaufsvolumen, sondern auch der kritische Weg einer Baustelle die Bedeutung des Beschaffungsvorganges.
1.2 Produktions- und Beschaffungsstrategien
7
1
Bild 1-5
Beschaffungsportfolio in Abhängigkeit von der Sparte
Am Beispiel der Sparte Hochbau sollen die Beschaffungsstrategien konkretisiert werden: –
Die Strategie „Marktpotenzial ausschöpfen“ betrifft insbesondere Baumaterialien wie Stahl oder Zement. Darüber hinaus liegt auch bei Baugeräten und -maschinen sowie Schalung und Rüstung im Hochbau im Allgemeinen eine geringe Komplexität auf der Beschaffungsseite vor. Am Markt existieren diverse Anbieter, die allesamt vergleichbare Qualitäten anzubieten vermögen. Die Bedeutung dieser Beschaffungskategorien ist aufgrund der zu verbauenden Massen und vorzuhaltenden Zeiten für das Unternehmen als hoch anzusehen.
–
Eine vertikale Zusammenarbeit ist vor allem bei Nachunternehmerleistungen wie Baugrube und Rohbau, den Haustechnikgewerken sowie den allgemeinen Ausbaugewerken empfehlenswert. Verfolgt man die Entwicklung der klassischen Bauunternehmung hin zum Komplettanbieter, wird die zunehmende Bedeutung der Nachunternehmerleistungen erkennbar. Der Nachunternehmeranteil kann auch bei mittelständischen Unternehmen durchaus 50 % des gesamten Einkaufsvolumens und mehr betragen.
8
1
1 Strategien und Kalkulation
–
Die Strategie der effizienten Abwicklung kommt für die so genannten C-Artikel und die als Overhead bezeichneten Artikel infrage. Bei C-Artikeln handelt es sich um Gegenstände der laufenden Baustellenversorgung, Overhead-Produkte bezeichnen Beschaffungsobjekte der allgemeinen Geschäftstätigkeit wie Büroartikel. Sie sind für das Einkaufsvolumen des Unternehmens eher von geringer Bedeutung.11
Preisgleitklausel Eine Preisgleitklausel ist eine Vereinbarung zwischen Hersteller und Abnehmer, die den Verkaufspreis von der Entwicklung einer Leitgröße zwischen Basis- und Korrekturtag (z. B. Preisindex, Marktpreis, Beschaffungskosten der Produktionsfaktoren) abhängig macht. Es wird zwischen Voll- und Teilklauseln differenziert. Bei einer Teilklausel ändert sich mit der Leitgröße nur ein Teil des Verkaufspreises. Eine genaue Festlegung von Basis- und Korrekturtag ist in diesem Zusammenhang essenziell. Bei Abschluss längerfristiger Verträge, wie sie Bauverträge darstellen, soll durch die Vereinbarung von Preisgleitklauseln der Auftraggeber am Preisrisiko des Auftragnehmers (Risiko nachträglicher Preisanpassungen für Einsatzfaktoren) beteiligt werden. Die Festsetzung des Preises wird dabei von der Entwicklung bestimmter Kostenindikatoren abhängig gemacht. Zu diesem Zweck wird eine Preisanpassungsklausel (Preisgleitklausel) vereinbart, die die einzubeziehenden Kostenfaktoren sowie deren Wirkungsgröße festlegt. In der deutschen Bauwirtschaft sind Stoffpreisgleitklauseln im öffentlichen Bereich im Ermessen der Vergabestellen zulässig.12 Derzeit werden Stoffpreisgleitklauseln für Stahl (EFB StGl319, Erlass vom 04/2008) und für öffentliche Bauverträge im Straßen- und Brückenbau (HVA B-StB 03/0913) verwendet.14 Dabei werden die Mehr- oder Minderaufwendungen für jeden einzelnen in einem Verzeichnis genannten Stoff aus der Differenz des Preises vom Tag des Einbaus bzw. der Verwendung und des vom Auftragnehmer vorgegebenen Marktpreises zu dem im Verzeichnis vorgegebenen Zeitpunkt (i. d. R. zum Zeitpunkt der Versendung der Angebotsunterlagen als Nettopreis) errechnet. Mit dieser Festlegung ergeben sich aus betriebswirtschaftlicher Sicht jedoch Probleme. Der Preis, den der Bauunternehmer für den Baustoff tatsächlich zu entrichten hat, bestimmt sich nach dem Zeitpunkt des Einkaufs und nicht nach dem der Verwendung des Baustoffs. Da sich jedoch der Marktpreis im Zeitfenster zwischen Einkauf und Einbau bereits wieder verändert haben kann, ist eine Benachteiligung bzw. Übervorteilung des Auftragnehmers nicht auszuschließen. Es wäre deshalb für eine Preisgleitklausel betriebswirtschaftlich sachgerecht, den Preis bei Vertragsabschluss mit dem Preis zum tatsächlichen Einkaufszeitpunkt des Baustoffs zu vergleichen.
11
Bezüglich der optimalen Beschaffungsstrategie von C-Artikeln und Overhead-Produkten vgl. Hamm (1997), S. 139 ff.
12
Grundsätze zur Anwendung von Preisvorbehalten bei öffentlichen Aufträgen vom 4. Mai 1972, Bundesanzeiger Nr. 88/1972 vom 10.05.1972.
13
Handbuch für die Vergabe und Ausführung von Bauleistungen im Straßen- und Brückenbau, Ausgabe März 2009.
14
Siehe auch: Erlass vom 23.03.2009 des BMVBS – Verlängerung für den Bundeshochbau bis 31.12.2010 der Stoffpreisgleitklausel für Stahl.
1.3 Finanzierungsstrategien
9
1.3 Finanzierungsstrategien
1
Der Sicherung der Liquidität kommt eine sehr hohe, häufig existenzentscheidende Bedeutung zu. Im Bauprozess sind hohe, nur zum Teil durch Vorauszahlungen abgedeckte Vorleistungen zu erbringen. In der Regel hat der Bauunternehmer in Vorleistung zu gehen. Baugeräte, Löhne, Baustoffe, Rüst-, Schal-, Verbaustoffe, Fremdleistungen usw. sind zu bezahlen (vgl. Bild 1-6). Einnahmen in Form von Abschlagszahlungen oder der Schlusszahlung fließen erst zu einem späteren Zeitpunkt zu: Bei Abschlagszahlungen richtet sich der Zufluss nach dem Fertigstellungsgrad, bei der Schlusszahlung nach dem Projektabschluss.
Ausgaben jetzt für:
Einnahmen später durch:
Baugeräte
Abschlagszahlungen
Löhne
Schlusszahlungen
Baustoffe
Rüst-, Schal- und Verbaustoffe
Fremdleistungen
Sonstiges
Bild 1-6
Liquiditätsrisiken in Bauunternehmen15
Der typische saisonale Verlauf der Einnahmen und Ausgaben für Hochbau- und Straßenbauunternehmen ist in Bild 1-7 dargestellt. Im Frühjahr, wenn die Bautätigkeit aufgrund der Witterungsverhältnisse wieder ansteigt, steigen auch zunächst – da das Bauunternehmen in Vorleistung gehen muss – die Ausgaben stark an. Die Einnahmen hinken zeitlich hinterher, sodass meist bis in die Herbstmonate hinein eine Liquiditätsanpassung erforderlich wird. Dazu bedarf es einer entsprechenden Liquiditätsplanung, die in Kapitel 2.1.8 dargestellt wird. Im letzten Quartal des Jahres und ersten Quartal des neuen Jahres übersteigen dann im Regelfall die Einnahmen die Ausgaben. Dies ist nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass zum Jahresende viele Bauvorhaben abgerechnet werden. Diesen Zusammenhang verdeutlicht auch Bild 1-8, in dem die Liquidität eines Musterbauunternehmens schematisch und bezogen auf ein Jahr dargestellt ist. Natürlich kann das Geschäftsmodell im Einzelfall abweichen, z. B. im Spezialtiefbau oder bei Ausbaugewerken.
15
Jacob (2000 a), S. 53.
10
1 Strategien und Kalkulation
1
Bild 1-7
Typischer saisonaler Verlauf der Einnahmen und Ausgaben
Schematische Liquidität eines Musterbauunternehmens 100
100
100
80
Liquidität in Prozent
75 62,5 60
56,25
43,75
43,75 37,5
40
25
25
April
Ma i
25
25
25
Juni
Juli
August
20
0 Ja nua r
Februa r
Mä rz
Septem.
Oktober
Novem. Dezember
Monate
Bild 1-8
Schematische Liquidität eines Musterbauunternehmens
Im Rahmen der Finanzierungsstrategie kommt den Avalen ebenfalls eine große Bedeutung zu. An dieser Stelle sind insbesondere Vertragserfüllungs- und Mängelhaftungsbürgschaften zu nennen. Diese können ein größeres Volumen als die Bilanzsumme eines Bauunternehmens ausmachen. Bankavale zählen dabei zu den Krediten im Sinne des Kreditwesengesetzes. Deshalb wird von den Bauunternehmen seit den Eigenkapitalvorschriften der Banken nach Basel II verstärkt auf Versicherungsavale zurückgegriffen.16 16
Vgl. zur Kautionsversicherung z. B. Jacob/Stuhr (2006), S. 73–77.
2 Kalkulation im Ingenieurbau Zunächst werden die betriebswirtschaftlichen Grundlagen gelegt. Anschließend folgen der Prozess der Angebotskalkulation und die Vorkalkulation in den jeweiligen Ingenieurbausparten. Ergänzt wird die Kalkulation um die Besonderheiten im Auslandsbau, die Einbeziehung von Risiken, die Kalkulation erweiterter Bauvertragsformen sowie die Besonderheiten bei Arbeitsgemeinschaften.
2.1 Betriebswirtschaftliche Grundlagen Aus dem gesamten betriebswirtschaftlichen Kontext sollen zunächst die Aspekte generell erläutert werden, die für die spätere Kalkulation spartenunabhängig benötigt werden.
2.1.1 Ziele der Kalkulation, insbesondere der Vorkalkulation Die Kalkulation gliedert sich nach Bild 2-1 wie folgt:
Bild 2-1 Gliederung der Kalkulation vor und nach Auftragserteilung17
Die Vorkalkulation umfasst die Angebots- und Auftragskalkulation sowie die Nachtragskalkulation.18 Das Ziel der Vorkalkulation ist, die Selbstkosten eines Bauprojektes im Sinne der Prozesskosten zu ermitteln, einschließlich aller Kapitalkosten. Dies ist dann Ausgangsbasis für die Preisverhandlung mit dem potenziellen Kunden. Der Preis bildet sich in unserem Wirtschaftssystem am Markt, steht also in keinem direkten Zusammenhang mit den Selbstkosten für ein Produkt. Daher benötigt das Management für die 17
In Anlehnung an Drees/Paul (2008), S. 20.
18
Vgl. Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e. V./Zentralverband des Deutschen Baugewerbes e. V. (Hrsg.) (2001), S. 30.
D. Jacob et. al (Hrsg.), Kalkulieren im Ingenieurbau, DOI 10.1007/978-3-8348-9859-3_2, © Vieweg+Teubner Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
12
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Preisverhandlung noch weitere Kosteninformationen, z. B. über die Preisuntergrenze oder über die liquiditätswirksamen Kosten. Neben dieser hochrechnenden (progressiven) Kalkulation gewinnt zunehmend auch die retrograde Kalkulation in Form des „Target costing“ an Bedeutung (vgl. Kapitel 2.12.2). Bei dieser Zielkostenplanung geht man vom Marktpreis aus und rechnet zurück, was einzelne Objektkomponenten bei dem vorherrschenden Marktpreis maximal kosten dürfen. Wichtig sind weiterhin die zeitvariablen Kosten. Entscheidend sind nämlich meist die zeitabhängigen Kosten, die sich aus dem Bauablaufplan als Zeit-Leistungs-Diagramm ergeben. Ein weiteres Ziel der Vorkalkulation kann sein, dass man die voraussichtliche Liquiditätsentwicklung in einem Projekt vor Vertragsabschluss kennen will, um den Liquiditätsbedarf oder -überschuss als erforderliches Finanzkorsett einschätzen zu können und darüber hinaus, um daraus die Kapitalkosten zu ermitteln.
2.1.2 Wichtige betriebswirtschaftliche Kostenbegriffe 2.1.2.1
Abgrenzung Aufwand und Kosten
Die Begriffe Aufwand aus dem externen Rechnungswesen und Kosten aus dem internen Rechnungswesen müssen sauber unterschieden werden (vgl. Bild 2-2).19
GESAMTER AUFWAND Zweckaufwand Neutraler Aufwand
1
2
in gleicher Höhe als Kosten verrechneter Zweckaufwand
in anderer Höhe als Kosten verrechneter Zweckaufwand
3
Anderskosten Grundkosten
Zusatzkosten
Kalkulatorische Kosten GESAMTKOSTEN
Bild 2-2 Abgrenzung der Begriffe Aufwand und Kosten20
Der gesamte Aufwand setzt sich aus dem neutralen Aufwand und dem Zweckaufwand zusammen. Der neutrale Aufwand kann periodenfremd (1), betriebsfremd (2) oder außerordentlich (3) sein. Der periodenfremde Aufwand betrifft Aufwand vergangener Geschäftsjahre, wie 19
Die nachfolgenden Ausführungen entstammen aus Jacob/Winter/Stuhr (2008), S. 1112.
20
In Anlehnung an Eisele (2002).
2.1 Betriebswirtschaftliche Grundlagen
13
beispielsweise eine Steuernachzahlung. Der betriebsfremde Aufwand entsteht beim Verfolgen nichtbetrieblicher Ziele (z. B. Spende). Zum außerordentlichen Aufwand zählt derjenige Aufwand, der normalerweise im Rahmen des üblichen betrieblichen Geschehens nicht zu erwarten ist (z. B. Brandschaden). Der Teil des Zweckaufwandes, der in gleicher Höhe als Kosten verrechnet wird, entspricht den Grundkosten im internen Rechnungswesen. Beispiele hierfür sind Baumaterialverbrauch, Löhne, Gehälter oder Nachunternehmereinsatz. Der Teil des Zweckaufwandes, der in anderer Höhe als Kosten verrechnet wird, bildet im internen Rechnungswesen die Anderskosten (z. B. kalkulatorische anstelle bilanzieller Abschreibung). Die Kosten, denen kein Aufwand gegenübersteht, werden als Zusatzkosten bezeichnet (z. B. kalkulatorischer Unternehmerlohn, Zinsen auf das Eigenkapital). Anders- und Zusatzkosten bilden die kalkulatorischen Kosten. Zusammen mit den Grundkosten ergeben sie die Gesamtkosten. Letztendlich unterscheiden sich der Zweckaufwand und die laufenden Kosten nur im Bereich der Anders- und Zusatzkosten. Dies ist für das Controlling wichtig, nämlich in der Hinsicht, dass die im Controlling verwendeten Periodenkosten weitestgehend mit dem Zweckaufwand der Finanzbuchhaltung übereinstimmen müssen (Quercheck durch Überleitungsrechnung). 2.1.2.2
Einzelkosten – Gemeinkosten
Für die baubetriebliche Kalkulation ist insbesondere die Unterscheidung der Kosten nach ihrer Zurechenbarkeit von Bedeutung.21 Demnach wird zwischen Einzel- und Gemeinkosten differenziert. Zu den Einzelkosten gehören diejenigen Kostenarten, die einer Bezugsgröße direkt, also ohne irgendeine Schlüsselung, zugerechnet werden können. Einzelkosten werden also aus der Kostenartenrechnung übernommen und auf die Kostenträger kalkuliert. Eine Verrechnung über die Kostenstellen findet nicht statt. Als Gemeinkosten werden dahingegen diejenigen Kostenarten bezeichnet, die einer Bezugsgröße lediglich indirekt mittels Verrechnungsbasen bzw. Verteilungsschlüsseln zugerechnet werden können. Einen Sonderfall bilden die unechten Gemeinkosten. Sie sind den Leistungen zwar theoretisch direkt zurechenbar, werden aber aus Gründen der Wirtschaftlichkeit wie Gemeinkosten behandelt.22 Beispiele können Hilfsstoffe oder bestimmte Kleinmaterialien (z. B. Schrauben) sein. 2.1.2.3
Zeitvariable – zeitfixe Kosten
Im Zusammenhang mit der Kostenermittlung eines Bauvorhabens ist es notwendig, die voraussichtlich anfallenden Kosten nach ihrem zeitlichen Verhalten zu differenzieren.23 Während sich einige Kostenarten in Abhängigkeit von der zeitlichen Dauer der Baudurchführung verändern, fallen andere lediglich einmal an und verändern sich nicht bei einer Änderung der Bauzeit. Demzufolge kann eine Einteilung in zeitvariable und zeitfixe Kosten vorgenommen werden. Zu den zeitvariablen Kosten der Baustelle gehören:24
21
Die nachfolgenden Ausführungen entstammen aus Jacob/Winter/Stuhr (2008), S. 1102 f.
22
Vgl. z. B. Götze (2007), S. 20.
23
Die nachfolgenden Ausführungen entstammen aus Jacob/Winter/Stuhr (2008), S. 1103 f.
24
In Anlehnung an Drees/Paul (2008), S. 90.
2
14
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
–
Vorhaltekosten25 (Geräte; besondere Anlagen; Unterkünfte, Container, Bauwagen; Fahrzeuge; Einrichtungsgegenstände, Büroausstattung; Rüst-, Schal- und Verbaustoffe, Außenund Schutzgerüste; Sicherungseinrichtungen und Verkehrssignalanlagen),
–
Betriebskosten (Geräte; besondere Anlagen; Unterkünfte, Container; Fahrzeuge),
–
Kosten der örtlichen Bauleitung (Bauüberwachung und -koordination)26 (Gehälter; Telefon, Porto, Büromaterial; PKW- und Reisekosten; Bewirtung und Werbung),
–
allgemeine Baukosten (Hilfslöhne z. B. für Wachpersonal, Vermessungsgehilfen; Transportkosten zur Versorgung der Baustelle; Instandhaltungskosten der Wege, Plätze, Straßen und Zäune; Pachten und Mieten z. B. für Unterkünfte, Büros, Baustelleneinrichtungsgelände; sonstige zeitvariable Kosten).
Zu den zeitfixen Kosten der Baustelle zählen:27 –
zeitfixe Kosten der Baustelleneinrichtung (Ladekosten; Frachtkosten; Auf-, Um- und Abbaukosten für Geräte; Unterkünfte, Bauwagen, Container; Wasserversorgung, Energieversorgung, Telefonanschluss; Zufahrten, Wege, Zäune, Lager- und Werkplätze; Gerüste aller Art; Sicherungseinrichtungen und Verkehrssignalanlagen),
–
Kosten der Baustellenausstattung (Hilfsstoffe; Werkzeuge und Kleingeräte; Ausstattung für Büros, Unterkünfte, Sanitäranlagen, soweit nicht unter Vorhaltekosten erfasst),
–
technische Bearbeitung und Kontrolle (konstruktive Bearbeitung; Arbeitsvorbereitung; Baustoffprüfung, Bodenuntersuchung),
–
Bauwagnisse (Sonderwagnisse der Bauausführung, die auf das Bauobjekt beschränkt sind, z. B. Schlechtwetter, Hoch- und Niedrigwasser, knappe Bauzeit und daraus resultierende Terminüberschreitungen und Vertragsstrafen, Anwendung eines neuartigen Bauverfahrens; Versicherungen, die spezielle Risiken des Bauvorhabens während der Bauausführung abdecken),
–
Sonderkosten (außerordentliche Bauzinsen; Lizenzgebühren; Arge-Kosten für kaufmännische und technische Federführung; Winterbaumaßnahmen; sonstige einmalige Kosten),
–
Beseitigung der Bauabfälle bzw. Baureststoffe (Erdaushub, Bauschutt, Baustellenabfälle, Straßenaufbruch; Sonderabfall z. B. Farb- und Anstrichmittel, Mineralöl).
Eine Unterscheidung der Kosten nach ihrem zeitlichen Verhalten ist ebenfalls im Hinblick auf die Kalkulation von Sonderfällen, also im Falle von Änderungen des Bausolls nach Vertragsabschluss und Störungen des Bauablaufes, erforderlich (vgl. Kapitel 2.9). Im Zusammenhang mit der Kalkulation von Sonderfällen (insbesondere Änderungen des Bausolls), die eine Verminderung des vertraglich vereinbarten Leistungsumfanges bewirken, ist ebenfalls zu prüfen, inwieweit sich die Kosten remanent verhalten. Kostenremanenz bedeutet, dass die Kosten bei einem Rückgang der Beschäftigung langsamer sinken, als sie bei einer Beschäftigungszunahme angestiegen sind. Daraus folgt, dass es durchaus Kosten gibt, die kurzfristig nicht abbaubar sind. Ein Beispiel hierfür ist der Einsatz von Spezialbaustoffen, die der Auftragnehmer bereits
25
Bei einer längeren Bauzeit muss dem Bauvorhaben ein höherer Anteil an Vorhaltekosten für die eingesetzten Betriebsmittel zugerechnet werden.
26
Bei einer Bauzeitverlängerung muss die Baustelle mit einem höheren Anteil an Personalkosten belastet werden.
27
In Anlehnung an Drees/Paul (2008), S. 90.
2.1 Betriebswirtschaftliche Grundlagen
15
angeschafft hat, infolge der Minderung des Leistungsumfanges jedoch nicht in vollem Umfang benötigt und auch in absehbarer Zeit bei keinem anderen Bauvorhaben einsetzen kann. 2.1.2.4
Unternehmensbezogene – projektbezogene Kosten
Zu den unternehmensbezogenen Kosten, das heißt, den Kosten, die durch die Unternehmenstätigkeit in ihrer Gesamtheit entstehen, gehören bei den Niederlassungen und der Hauptverwaltung insbesondere:28 –
kurzfristig nicht abbaubare Kosten zur Gewährleistung der Produktionsbereitschaft (z. B. Gehälter und Löhne des Stammpersonals [inklusive der gesetzlichen und tariflichen Sozialkosten], Mietkosten, Abschreibung und Verzinsung auf Gebäude und Betriebsmittel),
–
Kosten für Heizung, Beleuchtung, Reinigung, Büromaterial, Telefon, Rechts- und Beratungskosten, Marketingkosten usw.,
–
Kosten des Bauhofes, der Werkstatt, des Fuhrparkes,
–
Steuern und öffentliche Abgaben,
–
Beiträge zu Verbänden,
–
Versicherungen, soweit sie nicht einzelne Bauvorhaben betreffen,
–
Transaktionskosten (Kosten für Anbahnung, Vereinbarung, Abwicklung, Anpassung und Kontrolle vertraglicher Beziehungen), dazu zählen auch die Kosten für erfolglose Akquisitionsbemühungen,
–
unternehmensbezogene Wagniskosten,
–
Garantie- und Bürgschaftskosten (Grundgebühr),
–
kalkulatorischer Unternehmerlohn.
Zu den projektbezogenen Einzelkosten gehören insbesondere:29 –
Kosten für Bau-, Bauhilfs- und Betriebsstoffe,
–
Kosten für Fremdarbeiten und Nachunternehmer,
–
Lade-, Fracht-, Auf-, Um- und Abbaukosten der Betriebsmittel,
–
Transportkosten zur Baustellenversorgung,
–
Kosten für Wasser- und Energieversorgung sowie Telefonanschluss,
–
Kosten für Herstellung und Instandhaltung von Zufahrten, Wegen, Absperrungen (z. B. Zäune) und Lagerplätze, Kosten für Verkehrssicherung,
–
diverse Pacht- und Mietkosten,
–
Kosten für Beseitigung von Bauabfällen und -reststoffen,
–
projektspezifische Wagniskosten,
–
Kosten für projektspezifische Versicherungen,
–
Garantie- und Bürgschaftskosten, soweit leistungsabhängig,
–
Kosten für witterungsbedingte Maßnahmen,
28
Jacob/Winter/Stuhr (2008), S. 1104.
29
Ebenda, S. 1104.
2
16
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
–
Kosten der juristischen Projektsteuerung,
–
Kosten der Zwischenfinanzierung kapitalkosten,
–
sonstige Kosten (z. B. örtliche Werbekosten, Reisekosten, besondere ARGE-Kosten).
des
Bauvorhabens,
projektbezogene
Fremd-
Zu den projektbezogenen Gemeinkosten, also den Kosten, die dem Projekt lediglich anteilmäßig zugerechnet werden können, gehören beispielsweise die kalkulatorischen zeitabhängigen Abschreibungen für die Betriebsmittel sowie die Kosten der vorbeugenden Instandhaltung. 2.1.2.5
Liquiditätswirksame – nicht liquiditätswirksame Kosten
Die Unterscheidung von liquiditätswirksamen und nicht liquiditätswirksamen Kosten spielt bei preispolitischen Überlegungen eine gewichtige Rolle.30 Grundsätzlich sollte der Angebotspreis die liquiditätswirksamen Kosten decken. Bei der Bestimmung der Preisuntergrenze bei Aufrechterhaltung der Liquidität wird auf die Deckung der langfristig ausgabewirksam werdenden Kosten verzichtet.31 Dazu zählen die Zinsen auf das Eigenkapital sowie die Abschreibungen auf Geräte, Maschinen und Grundstücke. Bei der Berechnung sind ebenfalls notwendige Neuanschaffungen zu berücksichtigen. Die Preisuntergrenze bei Aufrechterhaltung der Liquidität wird wie folgt ermittelt: ./. ./. ./. = + =
Netto-Angebotssumme Wagnis und Gewinn Zinsen auf Eigenkapital Abschreibungen auf Geräte, Maschinen und Grundstücke Preisuntergrenze notwendige Neuanschaffungen Preisuntergrenze bei Aufrechterhaltung der Liquidität
2.1.2.6
Kosten des Kapitals
Der Begriff der Kapitalkosten steht in engem Zusammenhang mit den Renditeansprüchen der Kapitalgeber.32 Diese fordern für die Bereitstellung ihres Kapitals eine bestimmte Rendite, die sich nach den mit der Finanzierung verbundenen Rechten und Pflichten und den Risiken der Investition bestimmt. Die Kosten des Kapitals umfassen zum einen die Kosten des Fremd- und Eigenkapitals und zum anderen die Transaktionskosten, die mit der Beschaffung, Bedienung und Tilgung der Mittel verbunden sind. Die Fremdkapitalkosten sind die Kosten, die sich unmittelbar aus dem Kreditverhältnis für den Kreditnehmer ergeben, einschließlich Abschlussgebühr und Disagio und gegebenenfalls einer Risikoprämie (Credit Spread).33 Bei den Eigenkapitalkosten ist zwischen personenbezogenen Unternehmen wie Einzelunternehmen und Personengesellschaften und firmenbezogenen Unternehmen wie Kapitalgesellschaften zu differenzieren. Im ersten Fall bestimmen sich die Kosten nach den Anlagealternativen der Anteilseigner, denn „diese erwarten eine Verzinsung 30
Die nachfolgenden Ausführungen entstammen aus Jacob/Winter/Stuhr (2008), S. 1105 f.
31
Vgl. zu einer baubezogenen Darstellung Speer (1997), S. 157.
32
Vgl. zu den nachfolgenden Ausführungen Drukarczyk (1998), S. 404–407 und Süchting (1998), S. 745.
33
Vgl. zu den nachfolgenden Ausführungen Perridon/Steiner/Rathgeber (2009), S. 495 f.
2.1 Betriebswirtschaftliche Grundlagen
ihrer Kapitaleinlage, die mindestens so hoch ausfällt wie die günstigste unterlassene Alternativanlage (Opportunität).“34 Sollten die einzelnen Anlagealternativen unterschiedlich hoch risikobehaftet sein, ist zum Ausgleich eine entsprechende Risikoprämie im Zinssatz zu berücksichtigen. Bei firmenbezogenen Unternehmen richten sich die Eigenkapitalkosten nach den Forderungen der Anteilseigner im Hinblick auf laufende Ausschüttungen und Wertsteigerung der Beteiligung, wobei auch hier die alternativen Anlageformen eine Rolle spielen. Die (Gesamt-) Kapitalkosten bestimmen sich dann aus der Summe der gewichteten Kosten für Fremdund Eigenkapital. Im Regelfall wird der Kapitalkostensatz unter Rückgriff auf den Kapitalmarkt mithilfe des Capital Asset Pricing Modells (CAPM) bestimmt.35 Da jedoch eine Vielzahl der Bauunternehmen nicht börsennotiert ist, kann der für den Eigenkapitalkostensatz erforderliche Betafaktor nicht ermittelt werden. Wie die Ermittlung der Kapitalkosten in der Baubranche aussehen könnte, ist in Kapitel 2.1.8.3 dargestellt. 2.1.2.7
Kostenarten und Verrechnung über Kostenstellen auf Kostenträger
Die Kosten- und Leistungsrechnung unterteilt sich in die Bereiche Kostenarten-, Kostenstellenund Kostenträgerrechnung (vgl. Bild 2-3).
Bild 2-3 Zusammenhang zwischen Kostenarten-, Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung36
34
Ebenda, S. 495.
35
Vgl. hierzu z. B. Gladen (2008), S. 119–126.
36
In Anlehnung an Götze (2007), S. 21.
17
2
18
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Ziel ist es, die Kosten für ein bestimmtes Produkt bzw. eine Leistung zu ermitteln. Dazu werden die in der Kostenartenrechnung erfassten Kosten zunächst daraufhin untersucht, ob sie einem Produkt direkt zugerechnet werden können (Produkt- oder Kostenträgereinzelkosten) oder nicht (Produkt- oder Kostenträgergemeinkosten). Während die Kostenträgereinzelkosten direkt aus der Kostenartenrechnung in die Kostenträgerrechnung übernommen werden, gehen die Kostenträgergemeinkosten zunächst in die Kostenstellenrechnung ein. Dort wird für diese Kosten ein geeigneter Verteilungsschlüssel (Zuschlagsatz) ermittelt, mit dem sie dem Produkt zugerechnet werden können. Der Umlageschlüssel richtet sich dabei nach dem jeweiligen Ort des Entstehens dieser Kosten, also der Kostenstelle. Eine Kostenstelle stellt einen überschaubaren betrieblichen Teilbereich dar, in dem ähnliche oder zusammenhängende Tätigkeiten erbracht werden. Innerhalb der Kostenstellenrechnung erfolgt dann eine Zu- und Verrechnung der Produktgemeinkosten (Betriebsabrechnung). Sie erfolgt mit Hilfe des Betriebsabrechnungsbogens (BAB). Formal betrachtet handelt es sich hierbei um eine Tabelle, deren Zeilen die Kostenarten und deren Spalten die Kostenstellen bilden. Die Betriebsabrechnung erfolgt in mehreren Schritten.37 Ein praktisches Beispiel hierzu ist Tabelle 2.2 zu entnehmen. Im ersten Schritt werden die Kostenträgergemeinkosten, die aus der Kostenartenrechnung kommen (primäre Kosten), getrennt nach Kostenarten erfasst und den Kostenstellen zugeordnet. Im Beispiel wurden drei Vor- und fünf Endkostenstellen gebildet. Die Unterscheidung in Vor- und Endkostenstellen ist aus abrechnungstechnischen Gesichtspunkten erforderlich. Vorkostenstellen arbeiten nicht direkt an Endprodukten, sondern erbringen innerbetriebliche Leistungen (z. B. Reparatur- oder Transportdienste) für andere Kostenstellen. Die Kosten werden daher auf andere Vorkostenstellen und auf die Endkostenstellen umgelegt. Die Kosten der Endkostenstellen hingegen werden auf die Produkte in der Kalkulation (die Bestandteil der Kostenträgerrechnung ist) verteilt. Die Verrechnung der Kosten der Vor- auf die Endkostenstellen erfolgt im nächsten Schritt. Die aus dieser Verrechnung hervorgehenden Kosten werden als sekundäre Kosten bezeichnet. Im Beispiel erfolgt die Umlage nach dem Stufenleiterverfahren, bei dem nur solche Leistungen berücksichtigt werden, die eine Vorkostenstelle an die im BAB nachgelagerten Kostenstellen abgibt. Dies können sowohl Vor- als auch Endkostenstellen sein. Im Beispiel ist die Kostenstelle „Kantine“ der Kostenstelle „Reparatur“ und diese wiederum der Kostenstelle „Transport“ vorgelagert. Die innerbetrieblichen Leistungsbeziehungen veranschaulicht Tabelle 2.1. Tabelle 2.1 Innerbetriebliche Leistungsbeziehungen (Beispiel) Empfangende Kostenstelle Abgebende Kostenstelle
¦ Leistungsabgabe
Kantine
16.765 Essen
Reparatur
900 h
Transport
26.600 gef. km
37
Vorkostenstellen Kantine
Rep.
Endkostenstellen
Transp.
Material
Fertigung 1
Fertigung 2
Verwaltg.
Vertrieb
---
165
100
1.200
4.300
5.500
3.000
2.500
400
---
170
---
250
80
---
---
5.000
2.200
---
9.100
3.800
---
6.500
Vgl. z. B. Coenenberg/Fischer/Günther (2009), S. 107–118.
2.1 Betriebswirtschaftliche Grundlagen
19
Der Vorkostenstelle „Kantine“ wurden 46.000 EUR an Produktgemeinkosten zugeordnet (vgl. Tabelle 2.2). Insgesamt wurden 16.765 Essen ausgegeben (vgl. Tabelle 2.1). Ein Essen kostet damit (46.000 EUR : 16.765 Essen =) 2,744 EUR/Essen. Mit diesem Verrechnungssatz werden nun die von den anderen Kostenstellen bezogenen Essen bewertet. Der Vorkostenstelle „Reparatur“ wurden 18.500 EUR an Produktgemeinkosten zugeordnet (vgl. Tabelle 2.2). Durch die innerbetriebliche Leistungsverrechnung der Kostenstelle „Kantine“ kommen noch 453 EUR hinzu. Damit sind 18.953 EUR auf die angefallenen Reparaturstunden zu verteilen. Da beim Stufenleiterverfahren die gegenüber der vorgelagerten Kostenstelle „Kantine“ erbrachten Stunden keine Berücksichtigung finden, sind (900 h – 400 h =) Tabelle 2.2 Betriebsabrechnungsbogen (Beispiel)38 Vorkostenstellen
¦ Kostenarten
Endkostenstellen
Kantine
Reparatur
Transport
Material
Fertigung 1
Fertigung 2
Verwaltg.
Vertrieb
primäre Kosten: Gehälter
159.000
13.000
6.000
7.000
40.000
10.000
30.000
37.000
16.000
Betriebsstoffe
71.000
7.000
5.000
10.000
21.400
5.000
20.000
600
2.000
kalk. Abschr.
125.000
10.000
4.000
8.000
30.000
40.000
10.000
3.000
20.000
kalk. Zinsen
80.500
6.000
500
3.000
10.000
45.000
10.000
1.000
5.000
diverse GK
127.000
10.000
3.000
5.000
20.000
40.000
30.000
16.000
3.000
¦ primäre GK
562.500
46.000
18.500
33.000
121.400
140.000
100.000
57.600
46.000
- 46.000
+ 45339
+ 274
+ 3.293
+ 11.798
+ 15.091
+ 8.231
+ 6.860
- 18.953
+ 6.44440
+ 9.477
+ 3.032
Leistungsverrechnung (sekundäre Kosten): Verrechng. Kantine
0
Verrechng. Reparatur
0
Verrechng. Transport ¦ primäre und sekundäre GK
41
0 562.500
0
0
Zuschlagssätze (%)
- 39.718
+ 18.631
+ 7.780
0
143.324
169.055
118.123
65.831
66.167
11,75
85,59
102,61
3,35
3,37
+ 13.307
38
Angabe der Kosten in EUR, Werte gerundet; Coenenberg/Fischer/Günther (2009), S. 111 und S. 114.
39
2,744 EUR/Essen × 165 bezogene Essen.
40
37,906 EUR/h × 170 bezogene Stunden.
41
2,0473195 EUR/km × 9.100 bezogene km.
2
20
2 Kalkulation im Ingenieurbau
500 h zugrunde zu legen: 18.953 EUR : 500 h = 37,906 EUR/h. Für die Vorkostenstelle „Transport“ ergibt sich dann in analoger Vorgehensweise ein Verrechnungssatz in Höhe von (39.718 EUR : 19.400 gef. km =) 2,047 EUR/km.
2
Sind sämtliche Kosten der Vor- auf die Endkostenstellen verteilt, ist die innerbetriebliche Leistungsverrechnung abgeschlossen. In Summe müssen sich wieder 562.500 EUR ergeben, da sich nichts an der Höhe der Gemeinkosten, sondern nur an deren Verrechnung geändert hat. Jetzt sind nämlich die Gemeinkosten den Endkostenstellen zugeordnet, so dass sie im Rahmen der Kostenträgerrechnung auf die Produkte kalkuliert werden können. Hierfür sind entsprechende Kalkulationszuschlagsätze erforderlich. Für die Kostenstelle „Material“ betragen die Materialgemeinkosten laut Betriebsabrechnungsbogen 143.324 EUR. Diese werden zu den Materialeinzelkosten (die in der Kostenartenrechnung ermittelt wurden, im Beispiel 1.219.779 EUR) ins Verhältnis gesetzt: 143.324 EUR : 1.219.779 EUR x 100 % = 11,75 %. In analoger Weise wird für die Fertigungskostenstellen vorgegangen. Die Einzelkosten der Fertigung betragen 197.517 EUR für die „Fertigung 1“ und 115.118 EUR für „Fertigung 2“. Als Zuschlagsbasis für die Kosten von Verwaltung und Vertrieb werden in der Regel die Herstellkosten genommen: Materialeinzelkosten
1.219.779 EUR
+
Materialgemeinkosten
143.324 EUR
+
Fertigungseinzelkosten
197.517 EUR + 115.118 EUR =
312.635 EUR
+
Fertigungsgemeinkosten
169.055 EUR + 118.123 EUR =
287.178 EUR
=
Herstellkosten
1.962.916 EUR
Die Zuschlagssätze betragen dann für die Kostenstelle „Verwaltung“ (65.831 EUR : 1.962.916 EUR x 100 % =) 3,35 % und für die Kostenstelle „Vertrieb“ (66.167 EUR : 1.962.916 EUR x 100 % =) 3,37 %.
2.1.3 Baukontenrahmen und Baukontenplan Der Baukontenrahmen (BKR) lehnt sich in der Grundkonzeption an den Industriekontenrahmen (IKR) an und ist nach dem so genannten Zweikreissystem aufgebaut. Das bedeutet, dass die Geschäftsbuchführung (Finanzbuchführung) und die Betriebsbuchführung (Kosten- und Leistungsrechnung) organisatorisch in zwei voneinander getrennten Abrechnungssystemen bzw. Rechnungskreisen geführt und abgeschlossen werden. Der Rechnungskreis I stellt den externen Rechnungskreis dar – er umfasst somit die Finanzbuchführung. Die Kostenrechnung wird über den internen Rechnungskreis bzw. den Rechnungskreis II abgebildet. Nachfolgend ist die Hauptgliederung des BKR dargestellt (vgl. Bild 2-4).
2.1 Betriebswirtschaftliche Grundlagen
21
Rechnungskreis I (externer Rechnungskreis) Kontenklassen
Inhalt
0
Sachanlagen und immaterielle Anlagewerte Finanzanlagen und Geldkonten Vorräte, Forderungen und aktive Rechnungsabgrenzungsposten
1 2 3
Gruppierungsbereiche
Bestandskonten (Bilanz)
Eigenkapital, Wertberichtigungen und Rückstellungen Verbindlichkeiten und passive Rechnungsabgrenzungsposten
Passivkonten
5
Erträge
Ertragskonten
6 7
Betriebliche Aufwendungen Sonstige Aufwendungen
Aufwandskonten
8
Eröffnung und Abschluss
4
2
Aktivkonten
Erfolgskonten (Gewinn- und Verlustrechnung)
Rechnungskreis II (interner Rechnungskreis) Kontenklassen
Inhalt
9
Baubetriebsrechnung einschl. Abgrenzungsrechnung
Bild 2-4 Hauptgliederung Baukontenrahmen42
Der externe Rechnungskreis setzt sich aus acht Kontenklassen zusammen: Die Kontenklassen 0 bis 2 enthalten die Aktivkonten und die Kontenklassen 3 und 4 die Passivkonten der Bilanz. Die Kontenklasse 5 umfasst die Erträge der Gewinn- und Verlustrechnung und die Kontenklassen 6 und 7 die betrieblichen und sonstigen Aufwendungen. Die Kontenklasse 8 ist Bilanzeröffnung und -abschluss vorbehalten. Im internen Rechnungskreis beinhaltet die Kontenklasse 9 die gesamte Kosten- und Leistungsrechnung der Bauunternehmen (Baubetriebsrechnung). Nachfolgend wird aufgezeigt, in welche Kontengruppen (90 bis 99) die Kontenklasse 9 aufgeteilt werden kann (vgl. Bild 2-5). Neben diesem heute überwiegend benutzten Zweikreissystem wird in der Branche auch im Einkreissystem gearbeitet, wie die nachfolgenden Umfrageergebnisse aus den Jahren 1998 und 2006 verdeutlichen. Beim Einkreissystem ist die Kosten- und Leistungsrechnung in die Gewinn- und Verlustrechnung der Finanzbuchführung integriert. Ein Beispiel hierfür ist der Gemeinschaftskontenrahmen (GKR), der von einigen Mittelstandssoftwareprogrammen noch unterstützt wird (z. B. Baurechenzentrum Nürnberg). Der Standardkontenrahmen SKR 03 der DATEV e. G. (Datenverarbeitungsorganisation des steuerberatenden Berufes in Deutschland)
42
Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e. V./Zentralverband des Deutschen Baugewerbes e. V. (Hrsg.) (1982), S. 13.
22
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
90
Aus der Unternehmensrechnung übernommene Aufwendungen und Erträge
91 92
Unternehmensbezogene Abgrenzungen Betriebsbezogene Abgrenzungen
Abgrenzungsrechnung
93 94 95 96 97 98
Kosten- und Leistungsarten Schlüsselkosten Verwaltung Hilfsbetriebe und Verrechnungskostenstellen Baustellen Übergangskostenstellen zu Gemeinschaftsbaustellen (z. B. Argen) Ergebnisrechnung
Baubetriebsrechnung
99
Übernahmekreis
Bild 2-5 Aufteilung der Kontenklasse 943
beruht ebenfalls auf dem Einkreissystem. Letztlich unterscheiden sich Aufwand und Kosten nur im Bereich der Anders- und Zusatzkosten (vgl. Kapitel 2.1.2.1), sodass oft ein Einkreissystem genügen würde. Da aus solchen unterschiedlichen Gebräuchen heraus die Kontenpläne der verschiedenen Bauunternehmen nicht übereinstimmen, kommt es im heimischen Unternehmen oft zu Abstimmungsproblemen mit der ARGE-Buchhaltung, speziell wenn das Bauunternehmen kaufmännisch nicht federführend ist.44
Tabelle 2.3 Nutzung branchenbezogener Kontenrahmen (Umfrage 1998)45 Verfügt Ihre Finanzbuchhaltung über einen nach baubetriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten aufgebauten Kontenrahmen? Ja:
Unternehmensgrößenklassen nach Beschäftigten
1998: Unternehmen insgesamt
< 20
20–99
> 99
abs.
in %
abs.
in %
abs.
in %
abs.
in %
Datev SKR 03 Bau
31
38,3
14
46,7
15
37,5
2
18,2
Datev SKR 04 Bau
9
11,1
3
10,0
6
15,0
0
0,0
BKR 87
24
29,6
8
26,7
11
27,5
5
45,5
MKR Bau
12
14,8
3
10,0
6
15,0
3
27,3
Sonstige
5
6,2
2
6,7
2
5,0
1
9,1
Summe
81
100
30
100
40
100
11
100
43
Vgl. ebenda, S. 13.
44
Vgl. Jacob/Heinzelmann/Stuhr (2008), S. 1386.
45
Keidel (2009), S. 231.
2.1 Betriebswirtschaftliche Grundlagen
23
Tabelle 2.4 Nutzung branchenbezogener Kontenrahmen (Umfrage 2006)46 Verfügt Ihre Finanzbuchhaltung über einen nach baubetriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten aufgebauten Kontenrahmen? Ja:
2006: Unternehmen insgesamt
Unternehmensgrößenklassen nach Beschäftigten < 20
20–99
2
> 99
abs.
in %
abs.
in %
abs.
in %
abs.
in %
Datev SKR 03 Bau
14
42,4
8
61,5
6
33,3
0
0,0
Datev SKR 04 Bau
1
3,0
1
7,7
0
0,0
0
0,0
BKR 87
8
24,2
2
15,4
5
27,8
1
50,0
MKR Bau
2
6,1
1
7,7
1
5,6
0
0,0
Sonstige
8
24,2
1
7,7
6
33,3
1
50,0
Summe
33
100
13
100
18
100
2
100
2.1.4 Bauvertragstypen und Kalkulation In der Praxis existiert eine Reihe von unterschiedlichen Vertragsformen. Beispielsweise können unterschieden werden: –
Einheitspreisverträge (siehe hierzu z. B. Kapitel 2.3.2),
–
Pauschalverträge (Global-, Detailpauschalverträge),
–
Generalübernehmerverträge (siehe hierzu Kapitel 2.11.6),
–
Funktionsbauverträge (siehe hierzu Kapitel 2.12.1),
–
Schlüsselfertigbauverträge (siehe hierzu Kapitel 2.3.1),
–
GMP-Verträge (GMP = Guaranteed Maximum Price; garantierter Maximalpreis, siehe hierzu Kapitel 2.12.2),
–
Betreiberverträge,
–
Renovierungsverträge,
–
Verträge über den gesamten Lebenszyklus eines Bauobjektes wie BOT-Verträge (BOT = Build, Operate, Transfer; Planen und Bauen, Betreiben, Rückübertragen) bzw. PPPVerträge (siehe hierzu Kapitel 2.13).
Bei der Leistungsbeschreibung in den Bauverträgen kann es sich um eine Input- oder eine Outputspezifikation handeln. Eine typisch inputorientierte Beschreibung gibt der Einheitspreisvertrag, eine typisch outputorientierte Beschreibung der Funktionsbauvertrag. Die Vertragstypen können den gesamten Lebenszyklus oder Ausschnitte davon umfassen, das heißt die Planung, die Bauausführung und/oder den Betrieb. In jeder Phase des Lebenszyklus kann es sich um Teilabschnitte handeln, z. B. Baugenehmigungsplanung oder Haustechnikplanung oder Planung der gesamten Phase, hier im Beispiel als Generalplanung. Dasselbe gilt für 46
Ebenda, S. 253.
24
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
die Bauausführungsphase. Hierbei kann es sich um ein einzelnes Gewerk oder um die gesamte Bauausführung, also einen Generalunternehmervertrag, handeln. Werden Planung und Bauausführung kombiniert, spricht man von Generalübernehmergeschäft. Die Schnittstellen innerhalb einer Lebenszyklusphase oder auch zwischen Lebenszyklusphasen müssen von weiteren Spezialisten wie beispielsweise Projektsteuerern abgedeckt werden. Auf die Besonderheiten der Betriebsphase soll an dieser Stelle nicht eingegangen werden. Bei den unterschiedlichen Bauvertragstypen kommt es zu einer unterschiedlichen Verteilung von Risiken zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer. Zur Kalkulation dieser Risiken wird auf Kapitel 2.11 verwiesen. Es können auch in unterschiedlicher Weise insbesondere bei einer outputorientierten Leistungsbeschreibung Innovationen durch den Auftragnehmer eingebracht werden. Aufgrund der hohen Bedeutung von Einheitspreis- und Pauschalvertrag in der Praxis werden diese beiden Vertragstypen nachfolgend näher erläutert. Beim Einheitspreisvertrag umfasst das dem Vertrag zugrunde liegende Leistungsverzeichnis eine Beschreibung der einzelnen auszuführenden Teilleistungen bzw. Positionen, deren voraussichtliche Menge (Vordersatz), den vom Auftragnehmer eingetragenen Einheitspreis und den durch Multiplikation von Menge und Einheitspreis ermittelten Gesamtpreis der Position. Einzelne Positionen können pauschal ausgewiesen und vergütet werden (z. B. Baustelleneinrichtung). Beim Einheitspreisvertrag kann die endgültige Höhe der Vergütung erst nach Beendigung der Bauleistungen ermittelt werden. Dies rührt daher, dass die im Leistungsverzeichnis angegebenen Vordersätze variabel sind und lediglich als Anhaltspunkte dienen. Die Abrechnung der tatsächlich ausgeführten Leistung erfolgt nach Aufmaß. Vereinbaren die Vertragsparteien die Geltung der Bestimmungen der VOB Teil B, so ist der Einheitspreis für eine Schwankungsbreite der ausgeschriebenen Menge von 90 % bis 110 % unveränderlich, außerhalb dieses Bereiches ist er bei Erfüllung der Voraussetzungen gemäß § 2 Nr. 3 VOB/B für Mehr- bzw. Mindermengen variabel. Beim Pauschalvertrag ist die Leistungsbeschreibung gekennzeichnet durch eine unterschiedlich starke Gewichtung von detailliert beschriebenen Positionen und sogenannten Globalelementen, die der Auslegung bedürfen. Die Verallgemeinerung bzw. Globalisierung der Leistungsseite kann in unterschiedlichen Abstufungen erfolgen, die Übergänge zwischen den einzelnen Stufen sind zumeist fließend. In der Literatur hat sich eine weitere Unterteilung des Pauschalvertrages in Detailpauschalvertrag und Globalpauschalvertrag durchgesetzt.47 Der Detailpauschalvertrag ist dadurch gekennzeichnet, dass die Art der Leistung auftraggeberseitig detailliert bestimmt ist und der Umfang der Leistung vom Auftraggeber ebenfalls bestimmt ist oder sich aus auftraggeberseitigen Unterlagen – beispielsweise Ausführungsplänen – bestimmen lässt. Einer Pauschalierung unterliegt lediglich die Vergütungsseite des Vertrages. Der Detailpauschalvertrag ist dem Einheitspreisvertrag in vielen Punkten sehr ähnlich. Wenn beispielsweise beim Einheitspreisvertrag das monatliche Aufmaß „vergessen“ wird, wandelt er sich zwangsläufig in einen Detailpauschalvertrag. Beim Globalpauschalvertrag unterliegen sowohl Leistungs- als auch Vergütungsseite einer Pauschalierung. Ein wichtiges Merkmal dieses Vertragstypus ist, dass eine Verlagerung von Planungsfunktionen auf den Auftragnehmer stattfindet. Die Abrechnung der Leistung auf der Basis einer Pauschalsumme nach VOB muss zwischen den Vertragsparteien besonders vereinbart werden (§ 2 Nr. 2 VOB/B).
47
Vgl. Kapellmann/Schiffers (2007), Rdn. 2–14.
2.1 Betriebswirtschaftliche Grundlagen
25
Weltweit ist ein Trend dahin zu verzeichnen, dass Bauherren Planung und Bau gebündelt vergeben, um zum einen möglichst wenig eigene Ressourcen zu beanspruchen und zum anderen Zeit- und Kostenersparnisse durch die gebündelte Vergabe zu erzielen.48 Die Verantwortung für Planung und Bau aus einer Hand ermöglicht eine effiziente Gestaltung des Planungs- und Bauprozesses. Dabei spielt die Qualität der Planung für die Zielerreichung eine bedeutende Rolle. Sie hängt nicht zuletzt davon ab, inwieweit es gelingt, Planung und Bau in eine geeignete Organisationsform erfolgreich zu integrieren. Die einzelnen Schritte der Entwicklung der Planung und Angebotsbearbeitung sind grundsätzlich mit denen der traditionellen Vergabe identisch. Allerdings gibt es Unterschiede vertraglicher und organisatorischer Art, die zu einer abweichenden Herangehensweise führen. In Deutschland spielt der Funktionsbauvertrag insbesondere im öffentlichen Straßenbau eine Rolle. In diesem Zusammenhang gibt es „Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für Funktionsbauverträge im Straßenbau (ZTV-Funktion StB)“. Der Funktionsbauvertrag im Straßenbau regelt im Kern die Funktionsanforderungen an den Straßenoberbau in Bezug auf Zustands- und Schadensmerkmale bei Vertragsbeginn, während der Vertragslaufzeit und bei Vertragsende. Er beinhaltet ebenfalls Art und Weise der Überprüfung der Funktionsanforderungen, die Maßnahmen bei Nichterfüllung der Anforderungen sowie Nutzungsausfallkosten aufgrund von Verkehrsbehinderungen durch Baustellen. Der Funktionsbauvertrag gliedert sich in die nachfolgenden drei Teile: –
Teil A (konventioneller Teil): umfasst alle Teile, die zum gebundenen Oberbau gehören. Dazu gehören Erdbau, Entwässerungs- und Bauwerksarbeiten sowie Ausstattung und Verkehrssicherung. Dieser Teil wird als Einheitspreisvertrag ausgeschrieben und abgerechnet.
–
Teil B (Funktionalteil): umfasst den gesamten Straßenbau einschließlich Frost- und Tragschichten, Bindeschicht bei höher belasteten Asphaltbauweisen und Deckschicht. Der Oberbau wird nach einer Leistungsbeschreibung mit Leistungsprogramm ausgeschrieben. Die Vergütung erfolgt pauschal nach VOB.
–
Teil C (Erhaltung): umfasst die bauliche Erhaltung der Leistungsteile, die im Rahmen des Teils B erstellt wurden. Dazu gehören Instandhaltung, Instandsetzung und Erneuerung (ohne Maßnahmen der betrieblichen Unterhaltung). Diese Leistungen werden funktional durch eine Leistungsbeschreibung mit Leistungsprogramm ausgeschrieben.
Mit dem Einsatz des Funktionsbauvertrages kommt es zu einer teilweisen Verlagerung der Risiken auf den Auftragnehmer. Es bietet sich auch die Möglichkeit, den Bauwerksentwurf auf eine kostengünstige Erhaltung abzustimmen. Allerdings werden durch ein Festhalten an der konventionellen Vergabe des Erdbaus und eine enge Anlehnung an die Richtlinien für den standardisierten Straßenoberbau (RStO) Innovations- und Optimierungspotenziale unnötig eingeschränkt. Der GMP-Vertrag ist ein Vertragsmodell, das aus dem anglo-amerikanischen Raum stammt und auf eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer abzielt. Er ist nicht ausdrücklich gesetzlich geregelt. Hinsichtlich des Vertragstypus enthält der GMP-Vertrag Elemente des Pauschalvertrages und des Selbstkostenerstattungsvertrages. Der Auftragnehmer garantiert dem Auftraggeber einen Maximal- bzw. Höchstpreis. Die Abrechnung der erbrachten Bauleistungen erfolgt nach dem Prinzip der „open books“, das heißt, der Auftragnehmer legt seine Herstellkosten gegenüber dem Auftraggeber offen. Im Falle von
48
Vgl. zu den Ausführungen auch The American Institute of Architects (2003).
2
26
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Kostenersparnissen bzw. Preisunterschreitungen werden diese nach einem vertraglich vereinbarten Schlüssel zwischen beiden Vertragsparteien aufgeteilt. Überschreitungen des garantierten Maximalpreises trägt im Regelfall der Auftragnehmer allein. Damit der Auftragnehmer bzw. Generalunternehmer eine Preisgarantie abgeben kann, wird er idealtypisch bereits in die Planungs- und Entwicklungsphase des Bauwerkes eingebunden. Ein weiteres Merkmal stellt die von Auftraggeber und Auftragnehmer gemeinsam durchgeführte Auswahl und Beauftragung der Nachunternehmer dar. In der Praxis existiert jedoch eine Reihe von Abweichungen zum idealtypischen Vertragsmodell.49
2.1.5 Übliche Kalkulationsweisen 2.1.5.1
Zuschlagskalkulation
Die Zuschlagskalkulation ist in der stationären Industrie in Mehrproduktunternehmen, bei denen erhebliche Unterschiede in der Kostenstruktur vorliegen, gebräuchlich. Dazu gehören beispielsweise Unternehmen mit auftragsbezogener Einzelfertigung. Daher wird dieses Verfahren unter anderem im Stahlbau, bei Fertigteilwerken oder auch im industriellen Handwerk (z. B. Schlosser, Schreiner, Metallbau, Heizung, Lüftung, Sanitär) angewandt. Bei der Zuschlagskalkulation werden die Einzelkosten den Kostenträgern direkt und die Gemeinkosten mit Hilfe von prozentualen Zuschlägen zugerechnet. Aus den unterschiedlichen Varianten der Zuschlagskalkulation sollen an dieser Stelle die summarische und die differenzierte Zuschlagskalkulation kurz angerissen werden. Bei der summarischen Zuschlagskalkulation werden die Gemeinkosten in ihrer Gesamtheit als ein (summarischer) Zuschlag den Kostenträgern zugeordnet. Der Zuschlagssatz ist der Quotient aus den gesamten Gemeinkosten und der Zuschlagsgrundlage (z. B. gesamte Einzelkosten). Im Falle der differenzierten Zuschlagskalkulation erfolgt die Zurechnung der Gemeinkosten differenziert nach Kostenstellen.50 Sie soll anhand des nachfolgenden Beispiels verdeutlicht werden. Grundlage des Beispiels bildet der Betriebsabrechnungsbogen aus Kapitel 2.1.2.7, aus dem die Kalkulationszuschlagssätze entnommen werden können.
49
Vergleiche zum GMP-Vertrag auch Fink/Klein (2008) S. 78 f.
50
Vgl. zu den Ausführungen z. B. Götze (2007), S. 112–119.
2.1 Betriebswirtschaftliche Grundlagen
Materialeinzelkosten Materialgemeinkosten (11,75 % von 500,00 EUR)
27
500,00 EUR 58,75 EUR
Materialkosten
558,75 EUR
Fertigungslohn Fertigungskostenstelle I
350,00 EUR
Fertigungsgemeinkosten (85,59 % von 350,00 EUR)
299,57 EUR
Fertigungslohn Fertigungskostenstelle II
250,00 EUR
Fertigungsgemeinkosten (102,61 % von 250,00 EUR)
256,53 EUR
2
Fertigungskosten
1.156,10 EUR
Herstellkosten
1.714,85 EUR
Verwaltungsgemeinkosten (3,35 % von 1.714,85 EUR)
57,45 EUR
Vertriebsgemeinkosten (3,37 % von 1.714,85 EUR)
57,79 EUR
Selbstkosten
1.830,09 EUR
Ein weiteres Beispiel enthält Kapitel 2.3.3 (Fassade). Die Kalkulation über die Angebotssumme als klassische Kalkulationsmethode im Baubereich wird besonders in den Fällen angewandt, in denen mit eigenen gewerblichen Arbeitnehmern lohnintensive Arbeiten auszuführen sind.51 Die Vorgehensweise ist so, dass für jedes Objekt individuell –
die Einzelkosten der Teilleistungen (z. B. Lohn, Geräte, Baustoffe, Fremdleistungen) und
–
die Baustellenkosten
ermittelt werden, und dann die allgemeinen Geschäftskosten sowie Wagnis und Gewinn prozentual aufgeschlagen werden. Deshalb gehört die Kalkulationsmethode zur Klasse der Zuschlagskalkulationen. Um zu Einheitspreisen für das Ausfüllen des Leistungsverzeichnisses zu gelangen, wird die Summe aus Baustellenkosten, allgemeinen Geschäftskosten, Wagnis und Gewinn nach einem bestimmten Schlüssel auf die Einzelkosten der Teilleistungen umgelegt. Da Wagnis und Gewinn als fester Prozentsatz auf die Herstellkosten aufgeschlagen werden, steht diese Form der Kalkulation –
zum einen unter der Annahme einer bestimmten, immer wiederkehrenden Zahlungsweise des Kunden und damit eines konstanten prozentualen Kapitalbedarfs für alle Bauprojekte und
–
zum anderen unter der Annahme einer bei allen Bauprojekten konstanten Wagnisquote, so dass gedanklich alle die in Kapitel 2.11 aufgeführten Risikofaktoren in einen konstanten, herstellkostenabhängigen Risikoaufschlag transformiert worden sind. Eine detaillierte Ermittlung der Risikokosten für einen Mittelständler erfolgt ebenfalls in Kapitel 2.11.
Ein typisches Beispiel für die Kalkulation über die Angebotssumme befindet sich in Kapitel 2.3.2 (Rohbau). Die Maschinenstundenkalkulation wird bei maschinen- bzw. geräteintensiven Arbeiten, die von festem Bedienpersonal ausgeführt werden, angewandt. Sie kommt häufig im Spezialtiefbau (vgl. die Beispiele in Kapitel 2.7), im Tunnelbau und im automatisierten Fertigteilwerk 51
Die nachfolgenden Ausführungen entstammen aus Jacob/Winter/Stuhr (2008), S. 1113.
28
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
vor. Im Spezialtiefbau beispielsweise werden dabei die Kosten für eine „funktionsfähige Einheit“ – bestehend aus den erforderlichen Geräten und dem dazugehörigen Personal – bezogen auf einen Arbeitstag ermittelt. Insofern handelt es sich hierbei um eine Abweichung zur reinen Maschinenstundenkalkulation, bei der die maschinenabhängigen Gemeinkosten (z. B. Abschreibung, Betriebsstoffkosten, Wartungs- und Instandhaltungskosten) mit Hilfe der Bezugsgröße Maschinenlaufzeit geschlüsselt werden. Der Maschinenstundensatz ergibt sich hierbei als Quotient aus der Summe der mit dem Einsatz der jeweiligen Maschine verbundenen Gemeinkosten und der (Soll-)Maschinenlaufzeit. Die Gemeinkosten des Kostenträgers ergeben sich dann aus der Multiplikation von Maschinenstundensatz und der beanspruchten Maschinenlaufzeit. Die Verrechnung der nicht von der Maschine abhängigen Gemeinkosten (Restgemeinkosten) kann entweder als Zuschlag auf die Einzelkosten oder über andere Bezugsgrößen erfolgen. Die Anwendung der Maschinenstundenkalkulation beschränkt sich im Allgemeinen auf die Verrechnung der Fertigungsgemeinkosten.52 Die Kalkulation der Warenhandelsbetriebe wird bei material- und nachunternehmerintensiven Arbeiten angewandt.53 Auf dem Bau werden Leistungen von Generalunternehmern immer häufiger nicht mehr selbst erbracht, sondern gewerkeweise „durchgehandelt“ und nur noch koordiniert. Die eigentliche handwerkliche Arbeitsleistung wird dann fast vollständig von den Nach- bzw. Subunternehmern ausgeführt. Die Baustellen werden so bis ins zweite oder dritte Glied „versubt“. Dies geschieht nicht mehr nur im besonders davon betroffenen schlüsselfertigen Hochbau mit seinen vielen Nachunternehmer-Gewerken, sondern in jüngster Zeit auch im Straßenbau, Tiefbau oder Stahlbau.
Bild 2-6 Unternehmenskreislauf54
52
Vgl. zur Maschinenstunden- bzw. Bezugsgrößenkalkulation allgemein z. B. Götze (2007), S. 119–124.
53
Die nachfolgenden Ausführungen entstammen aus: Jacob/Winter/Stuhr (2008), S. 1149–1151.
54
Deuschle/Meffle/Gönner (1997), S. 157, zitiert in: Jacob (1997), S. 507.
2.1 Betriebswirtschaftliche Grundlagen
29
In wissenschaftlichen Büchern zum Marketing oder zur Handelsbetriebslehre wird erstaunlicherweise auf Kalkulationsfragen kaum noch eingegangen. Einen guten Überblick gibt jedoch ein Klassiker für höhere Handelsschulen über die Kalkulation der Warenhandelsbetriebe.55 Im Warenhandel ist es von Interesse, zu welchem Einstandspreis (Bezugspreis) eine Ware gekauft und zu welchem Verkaufspreis sie abgesetzt werden kann. Der Unternehmenskreislauf des Handelsbetriebes zeigt, dass die Kalkulation von der Einkaufsrechnung ausgeht und zur Verkaufsrechnung führt (vgl. Bild 2-6). Nachfolgend ist das Kalkulationsschema einer auf den Baubereich angewandten Handelskalkulation abgebildet (vgl. Bild 2-7). Unter Handlungskosten sind auf dem Bau insbesondere die Bauüberwachungskosten und die Koordinationskosten der verschiedenen Nachunternehmerleistungen zu verstehen (Generalunternehmerzuschlag). Hierzu ist hoch qualifiziertes Personal, insbesondere an Bauleitern, aber auch an Polieren und Baukaufleuten notwendig. Zu den Handlungskosten gehören ebenfalls die Akquisitionskosten, auch in anteiliger Umlage erfolgListen-Einkaufspreis (netto) - Lieferrabatt = Zieleinkaufspreis - Lieferantenskonto = Bareinkaufspreis + Einkaufskosten (z. B. Provision für Kommissionäre, Maklergebühren etc.) (z. B. Fracht, Rollgeld, Kosten für Verladen und Überwachen, Zolltrans+ Bezugskosten portversicherung) = Bezugspreis
+ Handlungskosten
= + + = +
Selbstkosten am Einkaufstag Zinszuschlag Gewinnzuschlag Barverkaufspreis Kundenskonto und Vertreterprovision
(z. B. Personalkosten, Miete und Raumkosten, Steuern und Abgaben, Pflichtbeiträge, Nebenkosten des Geldverkehrs, Werbe- und Reisekosten, Transportkosten, Kosten des eigenen Fuhr- und Wagenparks, Allgemeine Verwaltungs- und Vertriebskosten, Abschreibungen und Zinsen auf Anlagevermögen, Schwund)
(für Zeit zwischen Einkaufsauszahlung und Verkaufseinzahlung für Ware) (Unternehmerlohn und Risikoprämie)
= Zielverkaufspreis + Kundenrabatt = Listen-Verkaufspreis (netto) Bild 2-7 Schema einer Handelskalkulation
56
55
Deuschle/Meffle/Gönner (1993), S. 157–194. Die folgenden Aussagen lehnen sich an dieses Buch an. Vgl. dazu auch Bartosch-Schmitz et. al. (2005), S. 257 f.
56
Jacob (1997), S. 507.
2
30
2 Kalkulation im Ingenieurbau
loser Akquisitionsbemühungen. Weiterhin sind offene Positionen beim Gewährleistungsrisiko, Avalprovisionen, Bonitäts-, Qualitäts- und Terminrisiko der Nachunternehmer nicht zu vernachlässigen.57
2
2.1.5.2
Ertragswertverfahren
In der Ausprägung „Jahresnettomiete mal Vervielfältiger minus Gesamtkosten größer/gleich Mindestgewinn“ wird dieses Verfahren in der Projektkalkulation des Bauträgergeschäftes und bei der Immobilien-Projektentwicklung eingesetzt.58 Der Vervielfältiger richtet sich nach den jeweiligen Marktgegebenheiten, die unter anderem vom vorherrschenden Kapitalmarktzins und der erwarteten Wertentwicklung des Objektes abhängen. Nachfolgend ist das Schema einer Projektkalkulation abgebildet (vgl. Bild 2-8). Investitionskosten
Verkaufserlös
Grundstückskosten Erwerbskosten Maklerprovision Abfindungen und Entschädigungen Herrichten des Grundstückes
Verkaufserlös = Jahresnettomiete × Vervielfältiger
Erschließungskosten öffentliche Erschließung Erschließungsbeteiligungen Erschließungsgebühren Stellplatzablösung
Projektergebnis (Kennziffern) Bruttogewinn = Verkaufserlös – Gesamtkosten Umsatzrendite = Bruttogewinn : Verkaufserlös Bruttorendite = Jahresnettomiete : Gesamtkosten
Baukosten oberirdische Bruttogeschossfläche unterirdische Bruttogeschossfläche Außenanlage nicht öffentliche Erschließung Stellplätze Baunebenkosten Vermietung und Vermarktung Provisionen Werbungskosten Finanzierungskosten = Investitionskosten + Geschäftskosten = Gesamtkosten
Bild 2-8 Ertragswertverfahren 57
Zu den Ausführungen zur Handelskalkulation vgl. ausführlich Jacob (1997), S. 505–509.
58
Die nachfolgenden Ausführungen entstammen zu großen Teilen aus Jacob/Winter/Stuhr (2008), S. 1148 f.
2.1 Betriebswirtschaftliche Grundlagen
Bei Wertgutachten für bebaute oder unbebaute Grundstücke wird das Ertragswertverfahren in der Variante „erwartete zukünftige Jahresnettomiete mal Vervielfältiger abzüglich Sanierungskosten entspricht jetzigem Wert des bebauten oder unbebauten Grundstückes“ benutzt. Das Ertragswertverfahren findet ebenfalls eine Reihe von Anwendungsmöglichkeiten im Steuerrecht, bei der Unternehmensbewertung oder bei Infrastruktur-Projektentwicklungen. Andere dynamische Verfahren der Investitions- und Finanzierungsrechnung kommen bei komplexeren Verläufen der Zahlungsströme zur Anwendung. Hierzu zählen insbesondere die Barwertmethode und differenziertere Abwandlungen wie Multiple-Investment-Sinking-Fund.
2.1.6 Weiterentwicklung der Vorkalkulation59 2.1.6.1
Erhöhung der Genauigkeit
Die übliche deutsche Kalkulationsweise ging früher davon aus, dass in der Angebots- und Auftragskalkulation die Preise nur grob „geschossen“ werden. Die eigentliche, verfeinerte Kalkulation mit Bauablaufplan, Auswahl des Bauverfahrens usw. fand erst in der Arbeitskalkulation nach Auftragserteilung statt. Doch dann ist es bereits zu spät. Ein vertraglich fixierter falscher Preis kann später durch „Claim-Management“ heutzutage nicht mehr gerade gerückt werden. Die verfeinerte Kalkulation mit Bauablaufplan und Auswahl des Bauverfahrens muss deshalb bereits in der Phase der Angebotskalkulation einsetzen; dies ist im angelsächsischen Raum schon längere Zeit üblich (vgl. Bild 2-10 in Kapitel 2.2.3). Nun wird dagegen eingewandt, das sei ja viel zu teuer und die Trefferquote liege gerade mal bei einem Auftrag pro zwanzig ausgearbeiteter Angebote. Dem ist entgegenzuhalten, dass dann die Vorauswahl, für welche Anfragen man überhaupt ein Angebot abgibt, sehr viel präziser erfolgen muss. Hier braucht das Bauunternehmen eine klare Strategie und muss insbesondere seine Stärken und Schwächen kennen – oder anders ausgedrückt – wissen, wo sein komparativer Wettbewerbsvorteil liegt.60 2.1.6.2
Einbezug von Kapitalkosten
Bisher wird im Rohbau jede Schraube und jeder Nagel kalkuliert, aber Kapitalkosten anscheinend nicht. Dies erinnert verblüffend an die frühere Denkweise, wonach Eigenkapital ja kostenlos sei. Spätestens seit Einzug des „Shareholder value“-Gedankens muss klar sein, dass wir in einem Wirtschaftssystem des Kapitalismus leben und die wirtschaftliche Lenkung dezentral und pretial erfolgt. Die Zahlungsmodalitäten eines Bauvertrages müssen adäquat in Kapitalkosten umgerechnet werden. Neben dem Bauablaufplan benötigt man in der Vorkalkulation also auch einen projektbezogenen Liquiditätsplan. Der Liquiditätsplan muss ebenfalls Zahlungssurrogate wie Bürgschaften (einschließlich Gewährleistungsbürgschaften) enthalten. Der Zahlungsmechanismus spielt dabei nicht nur für die Kapitalkosten eine Rolle, sondern auch für die später noch zu diskutierende Risikoverteilung. Denn je später gezahlt wird, desto höher fallen für das Bauunternehmen gewisse Risiken an, wie zum Beispiel das Bonitätsrisiko oder das Prozessrisiko. Die Kapitalkosten müssen weiterhin die „Schattenkosten“ (shadow costs) beinhalten, zum Beispiel aus der Gewerbeertragsteuer oder der Aufrechterhaltung der Rechtsform, die aus fi59
Die nachfolgenden Ausführungen entstammen aus Jacob/Winter/Stuhr (2008), S. 1169–1171.
60
Vgl. z. B. Jacob (2000 a), S. 52–56.
31
2
32
2 Kalkulation im Ingenieurbau
nanztechnischen Gründen gebraucht wird. Speziell bei Bürgschaften wird sich die Frage stellen, ob hier zusätzlich auch Eigenkapitalkosten und wenn ja, in welchem Umfang eingerechnet werden müssen. Denn ohne einen gewissen Eigenkapitalanteil oder eine gewisse „Barhinterlegung“ wird heute keine Bürgschaft mehr gewährt.
2
Nun wird gegen die Einrechnung von Kapitalkosten eingewandt, dass man dann preislich nicht mehr konkurrenzfähig sei. Wenn dem so ist, sollte man besser auf den Auftrag verzichten, denn dann werden keine Werte geschaffen, sondern Werte vernichtet. Das „Zahlenschreiben“ muss wieder durch exaktes Kalkulieren ersetzt werden. Hier müssen wieder alte Kaufmannstugenden einkehren oder durch ein entsprechendes Kontrollsystem erzwungen werden. Das Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG) verlangt hierzu auch ein entsprechendes Risikomanagementsystem (RMS). Denn ein Nick Leeson kann nicht nur bei einer Baring Bank, sondern genauso bei einem Bauunternehmen vorkommen. Die Managementsysteme dürfen eine solche Handlungsweise aber nicht zulassen. 2.1.6.3
Bewertung von Risiken
Pauschale Risikozuschläge von zwei oder fünf Prozent lässt nach Aussagen von Baujuristen selbst der Bundesgerichtshof nicht mehr zu. Bei Einzel- und Prototypfertigung wie in der Bauindustrie fallen natürlich besondere Risiken an. Die Risiken hängen sicher von der Bausparte, der Größenklasse des Auftrages, den Kunden, der Vertragsform und den Vertragsinhalten ab. Sie werden in Kapitel 2.11 ausführlich diskutiert. Sie sind produktionsseitig vergleichbar mit den Risiken einer Automobilfirma bei der Umstellung auf einen neuen Produkttyp. Auch Pannen lassen sich dabei zwangsläufig nicht vermeiden, weil es ja zunächst Prototypfertigung ist. Die Risiken sind einzeln zu ermitteln und mit ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit zu bewerten. Auch kann man mit Best-case-, Worst-case- und Normal-case-Szenarien arbeiten und den so gefundenen Korridor mit Eintrittswahrscheinlichkeiten belegen. Hier ist im Zusammenhang mit Risikomanagementsystemen sicherlich noch einige Forschungsarbeit zu leisten. 2.1.6.4
Berücksichtigung der Saisonabhängigkeit der Bauproduktion
Die Bauproduktion ist im Gegensatz zur stationären Industrie auch sehr stark von der Jahreszeit abhängig: Im Winter muss zum Beispiel der Straßenbau wegen Frostgefahr ganz eingestellt werden. Gefürchtet sind bei Baugruben speziell im Winter und Frühjahr die stark ansteigenden Grundwasserstände, die zu einer Überflutung der Baugrube führen können. Baugruben hebt man daher am liebsten im Sommer aus. Umgekehrt muss man im Sommer ganz besonders darauf achten, dass frisch betonierte Flächen durch die starke Sonneneinwirkung nicht ausbrennen, also keine optimale Hydratation und damit keine optimale Festigkeit entsteht. Abdecken der frisch betonierten Flächen und Feuchthalten sollen hier helfen. Schon diese wenigen Beispiele zeigen, wie sehr die Bauproduktion saisonabhängig ist. Lohnaufwandswerte hängen entscheidend von der Jahreszeit ab, in der man das Gewerk ausführt. Verschieben sich Bauablaufpläne, zum Beispiel weil die Baugenehmigung sich verzögert, muss der Zeitaufwand saisonabhängig ganz neu kalkuliert werden. Das könnte man zumindest durch einen Saisonfaktor schon in der Vorkalkulation annäherungsweise berücksichtigen. 2.1.6.5
Claim-Management und Anticlaim-Management
Unter Claim-Management werden aus Sicht des Auftragnehmers Nachträge verstanden, die auf Veränderung des Bausolls nach Auftragserteilung beruhen. Hier geht es um Umplanungen aufgrund von nachträglichen Wünschen des Bauherrn oder um Änderungen aus der Bauge-
2.1 Betriebswirtschaftliche Grundlagen
33
nehmigung oder Veränderungen aus dem Baugrund. Diese Nachträge müssen substanziell begründet sein und oftmals müssen dazu teure juristische Experten und technische Gutachter hinzugezogen werden. Wenn der Auftragnehmer diese Veränderungen nicht mit eigenen Kräften durchführen kann, insbesondere bei Projekten mit geringer eigener Fertigungstiefe, wird er gleichzeitig mit daraus resultierenden Nachtragsforderungen seiner Nachunternehmer konfrontiert. Um hier überzogene Ansprüche erfolgreich abzuwehren, muss der Auftragnehmer gleichzeitig ein AnticlaimManagement aufbauen. Auch hierfür bedarf es wieder teurer juristischer Experten und technischer Gutachter. Ansonsten drohen solche Baustellen zu „Katastrophenbaustellen“ zu werden und Millionenverluste sind nicht selten. Die prognostizierten Kosten für Fachanwälte, Gerichtsprozesse und technische Gutachter sind bei Projekten mit geringer eigener Fertigungstiefe bereits in der Angebotskalkulation als Sonderposition konkret zu beziffern. Ein Beispiel für die Einbeziehung von Kosten des Claim-Management und AnticlaimManagement in die Kalkulation ist in Kapitel 2.11.6 enthalten.
2.1.7 Nebeneinander von Bauablaufplan, Risikoplan und Kapitalbindungsplan In der Konsequenz gehört damit zu einer ordentlichen Vorkalkulation immer ein grober Bauablaufplan unter Angabe des anzuwendenden Bauverfahrens. Nur dadurch können für die Vorkalkulation zeitfixe und zeitvariable Kosten sauber getrennt werden. Jeder Ingenieurbau ist durch eine Prototypfertigung mit besonderen Risiken gekennzeichnet. Die wichtigsten Risiken müssen in einem separaten Risikoplan sichtbar gemacht und dann kostenrechnerisch bewertet werden. Diese Risiken sind über die gesamte Zeit wachsam im Auge zu behalten. Nachfolgend sind typische Risiken in der Planungsphase, Bauphase und Betriebsphase aufgezeigt.61 Planungsrisiken – – – – – – –
Scheitern des Planungskonzeptes Mangelnde Planungsqualität Änderungen durch Auftraggeber Änderungen durch Betreiber Änderungen durch externe Einflüsse (z. B. Gesetzesänderungen) Fehlerhafte Umsetzung der Baubeschreibung Insolvenz von Planungsbüros
Bau- und Entwicklungsrisiken – – – – – – – – 61
Fehlerhafte Preiskalkulation Fehlerhafter Zeitplan Schlechte Qualität Unvorhergesehene Bodenverhältnisse Nachtragskosten Bauzeitüberschreitung Beschleunigungskosten Höhere Gewalt Jacob (2001), S. 11.
2
34
2 Kalkulation im Ingenieurbau
– Gesetzesänderungen – Insolvenz von Bauunternehmen Betriebs- und Unterhaltungsrisiken
2
– – – – – –
Höhere Betriebskosten Höhere Instandhaltungskosten Ungenügende Instandhaltung Verfügbarkeit Nachfragerisiko Technologierisiko
Die konkrete Beurteilung der Hauptrisiken ist in der deutschen Kalkulation bisher nicht ausreichend geschehen. Hier ist aus dem angelsächsischen Bereich einiges zu lernen. Es kann nicht sein, dass nur die versicherten Risiken in Form der Versicherungsprämie angesetzt werden. Auch die nicht versicherten Risiken müssen in analoger Weise berücksichtigt werden. Hier ist noch ein Know-how-Transfer insbesondere aus der Versicherungsbetriebslehre in die Baubetriebslehre nötig. Ebenso werden in der deutschen Kalkulation bisher die konkreten Bauzeitzinsen vernachlässigt. Diese müssen sich aus dem projektbezogenen Kapitalbindungsplan ableiten. Auch die Bürgschaftskosten sind explizit aus einem Bürgschaftsplan abzuleiten. Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass mit dem Zahlungsmechanismus auch zusätzliche Risiken vom Kunden überwälzt werden können, das heißt, dass zwischen Kapitalbindungsplan und Risikoplan gewisse Wechselwirkungen bestehen. Die Kapitel 2.3 bis 2.8 befassen sich schwerpunktmäßig mit der Kalkulation der individuellen zeitfixen und zeitvariablen Kosten aus dem Bauablaufplan. Die Zinskosten und Risikokosten werden dort noch (zu) pauschal zugeschlagen. In Kapitel 2.11 (Kalkulation von Risiken) werden diese Aspekte differenzierter behandelt. Nun wird einem besonders von älteren Praktikern entgegengehalten, dass man in der heutigen Zeit keinen Zuschlag mehr erhalte, wenn die Zins- und Risikokosten mit einkalkuliert werden. Dem ist zu entgegnen, dass man dann eine bessere Auftragsvorauswahl treffen und sich operativ mehr anstrengen muss (Stichwort: Zielkostenplanung). Ein weiterer Einwand lautet, dass die Vorkalkulation viel zu teuer und zeitaufwendig werde, wenn man so aufwendig mit Bauablaufplan vorkalkuliert. Es reiche doch, wenn man so etwas in der späteren Arbeitskalkulation nach Auftragserteilung nachhole. Dann ist es allerdings zu spät, man hat möglicherweise eine falsche Auftragsselektion getroffen, und der Verlust lässt sich nicht mehr abwenden. Also kann die Devise nur lauten: Eine bessere strategische Angebotsvorselektion treffen und dafür gleich genauer vorkalkulieren; weiterhin versuchen, sich durch geeignete Marketingmaßnahmen und anspruchsvollere Vertragsformen ein Stück weit dem ruinösen Preiswettbewerb zu entziehen.
2.1.8 Liquiditätsplanung und Kapitalkosten 2.1.8.1
Projektbezogene Liquiditätsplanung
Am besten lässt sich die Vorgehensweise anhand eines Beispiels erklären. In Bild 2-9 sind auf der gepunkteten Linie die monatlichen Projektkosten aufgetragen. Der Einfachheit halber mögen Kostenanfall und Zahlungszeitpunkt übereinstimmen. Die Abweichungen werden in vielen
2.1 Betriebswirtschaftliche Grundlagen
Fällen marginal sein. Die dünne durchgezogene Linie kennzeichnet die liquiditätsmäßig zufließenden Verkaufserlöse. Wie das Schaubild zeigt, fallen Kosten vom ersten Tage an, während die Verkaufserlöse erst ab Periode neun einsetzen. Dies ist der typische Fall, nämlich dass die Projekte von der Baufirma oder dem Bauträger teilweise vorfinanziert werden müssen. Aus den kumulierten kostenmäßigen Ausgaben und kumulierten liquiditätsmäßig zufließenden Einnahmen ergibt sich dann die gestrichelte Linie mit dem Liquiditätsverlauf. Hier ist zu erkennen, dass ab Periode acht die maximal zur Verfügung stehende Kreditlinie von 3,8 Mio. EUR überschritten ist. Der hier vorgelegte „Business Plan“ ist also gar nicht realisierbar.
Bild 2-9 Exemplarischer Verlauf der Zahlungsströme62
Der Projektablauf darf deshalb nicht wie geplant realisiert werden, sonst wird das Projekt später zahlungsunfähig. Die Kostenverläufe bzw. Verkaufserlöse sind in diesem Fall vielmehr durch Umplanungen so lange zu modifizieren, bis die Kreditlinie ausreicht. Ansonsten ist das Projekt finanziell nicht realisierbar. Eigentlich ist eine solche projektbezogene Liquiditätsplanung ganz einfach, wie das Beispiel aufzeigt, trotzdem wird sie noch viel zu wenig durchgeführt. Nebenbei sieht man in dem Beispiel, dass in Periode null ca. 500 TEUR Eigenmittel eingesetzt wurden. Diese Eigenmittel haben sich bis Periode 19 auf ca. 1.000 TEUR verdoppelt. Aus der Relation kann man ganz nebenbei also auch noch die Eigenmittelrentabilität ermitteln. Sie liegt bei der neunzehnten Wurzel aus (1.000 : 500 = 2) entsprechend bei 3,7 % per Periode. Eine solche projektbezogene Liquiditätsplanung reicht jedoch noch nicht aus. Selbst wenn bei allen Projekten der Projekt-Cashflow positiv ist, kann das Bauunternehmen trotzdem zahlungs62
Jacob (2000 b), S. 54.
35
2
36
2 Kalkulation im Ingenieurbau
unfähig werden. Dies hängt mit den übergeordneten Kosten der Betriebsbereitschaft zusammen, z. B. müssen Niederlassungen finanziert, Kosten für nicht genutzte Geräte bezahlt, die Kosten der Hauptverwaltung, Kosten für Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, Geschäftsbericht, Hauptversammlung etc. finanziell abgedeckt sein.
2
2.1.8.2
Unternehmensbezogene Liquiditätsplanung
Zur projektbezogenen Liquiditätsplanung muss folglich die unternehmensbezogene Liquiditätsplanung oder allgemeiner Finanzplanung hinzutreten. Bei der unternehmensbezogenen Finanzplanung steht die Einjahresfinanzplanung im Vordergrund, die manchmal auch Liquiditätsplanung genannt wird. Durch die Langfristigkeit der einzelnen Aufträge sind im Jahresabschluss bereits konkrete Planinformationen für das Folgejahr enthalten. Denn die finanziellen Auswirkungen der bestehenden Aufträge sind bekannt. Die für das Erreichen der Planproduktion noch zu akquirierenden Neuaufträge sind bezüglich Zeit, Umsatz, Kosten und Zahlungsmodalitäten hinzu zu schätzen. In Tabelle 2.5 ist die Auftragsentwicklung eines mittelständischen Bauunternehmens nach Aufträgen geordnet. Für Januar beispielsweise ergibt sich eine Auftragssumme von 2.274 TEUR, Restkapazitäten sind nicht mehr vorhanden. Im Februar sind Aufträge für 6.100 TEUR zu verzeichnen, aber es ist noch eine Restkapazität von 929 TEUR vorhanden, und es können noch Nachunternehmer bis 800 TEUR eingesetzt werden. Die Umsatzsumme der erwarteten Auftragsentwicklung, die als letzte Zeile der Tabelle fett hervorgehoben ist, wird dann in die Planergebnisrechnung übertragen (vgl. Tabelle 2.6, Zeile 1). Tabelle 2.5 Erwartete Auftragsentwicklung63 Auftrag
A-Wert
Anz.
Jan.
Feb.
März
April
Fakturierplan basier. Auf AV-Plan B.A.S.F.
2.600
2.000
Raschig
1.500
1.000
Stadt LW GKW Mhm.
600 4.530
Daimler Benz, Wörth
7.500
3.330
Opel, K’lautern
2.384
Südzucker, Off.stein
8.100
Höchst, Ffm
600
Schott, Mainz
500
Summe
500
710 25.100
div.
600
2.000 1.000
2.000
168
1.000 100 500
1.544
500 2.274
6.100
110
268
Restkapazität lt. AV/Produktionspl.
0
929
1.024
1.030
Sub-Unternehmer – Planung nach Vorhaben
0
800
0
500
2.274
7.829
1.134
1.798
2.601,5
8.934,2
1.301,9
2.058,8
Umsatzgröße – gesamt – Finanzplanung zzgl. Ust. und sonstige Erträge Angaben in TEUR
63
Jacob (2000 b), S. 54.
50.538
110
1.674
12.860
2.1 Betriebswirtschaftliche Grundlagen
37
Tabelle 2.6 Planergebnisrechnung und Liquiditätsplanung64 Planergebnisrechnung
Stand 1.1 TEUR
Jan. TEUR
Feb. TEUR
März TEUR
April TEUR
Erlöse Erlösplan Kasse/Postscheck Bankguthaben Kapitalentwicklung Gesellschafterdarlehen Erlöse insgesamt
-9.151,3
2.601,5
8.934,2
1.301,9
2.058,8
2.601,5
8.934,2
1.301,9
2.058,8
25,0 4.698,4 425,0 51,8 -3.951,1
Kosten Aufwandsplan
3.521,7
1.251,2
1.805,5
959,7
1.146,6
Einkaufsplan/Kredit
5.093,4
1.189,7
3.133,0
2.048,2
2.588,5
0,0
0,0
0,0
0,0
21,0
17,2
17,2
62,6
17,2
3.752,3
Investitionsplan Plan d. S. Aufw. Darlehen
3.177,2
Kapital
1.083,8
Kosten insgesamt
12.897,1
2.458,1
4.955,7
3.070,5
Überdeckung
0,0
143,4
3.978,5
0,0
0,0
Unterdeckung
-16.848,2
0,0
0,0
-1.768,6
-1.693,5
Kum. Deckungsent.
-16.848,2
-16.704,8
-12.726,3
-14.494,9
-16.188,4
Jan. TEUR
Feb. TEUR
März TEUR
April TEUR
Liquiditätsplanung Einnahmen Erlösplan
4.053,3
4.737,2
4.990,5
3.000,0
4.053,3
4.737,2
4.990,5
3.000,0
Kasse/Postscheck Bankguthaben Kapitalentwicklung Gesellschafterdarlehen Erlöse insgesamt Kosten Aufwandsplan Einkaufsplan/Kredit
785,6
1.340,2
664,3
1.277,0
2.554,9
3.934,9
3.443,5
2.497,7
Investitionsplan
0,0
0,0
0,0
0,0
Plan d. S. Aufw.
38,2
17,2
62,6
17,2
Darlehen
16,5
16,5
18,5
16,5 3.808,4
Kapital Kosten insgesamt
3.395,2
5.308,8
4.188,9
Überdeckung
658,1
0,0
801,6
0,0
Unterdeckung
0,0
-571,6
0,0
-808,4
658,1
86,5
888,1
79,7
Kum. Deckungsent.
64
Jacob (2000 a), S. 56.
2
38
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Planerfolgsrechnung und Liquiditätsplanung sind in dem Ansatz rechentechnisch miteinander verzahnt. Zu sehen ist hier zunächst der gleiche Umsatz für Januar bis April, jetzt in die Planergebnisrechnung übernommen. Sodann ist – ausgehend von der Planergebnisrechnung – in der Liquiditätsplanung die mit einer gewissen Verzögerung vermutete Rechnungsbegleichung durch den Kunden geschätzt, in Zeile 1 der Liquiditätsplanung in Tabelle 2.6 wieder fett hervorgehoben. Diese Verzahnung zwischen Planergebnisrechnung und Liquiditätsplanung vereinfacht eine aussagefähige Finanz- und Vertriebskontrolle. Die Kombinationsplanung ist ein hochinteressanter Ansatz, gerade für Unternehmen mit Einzelfertigung.65 Die gegenüber der Planung tatsächliche Auftragsstruktur, Umsatz- und Liquiditätsentwicklung sollte idealerweise in turnusmäßigen Steuerungssitzungen mit der Geschäftsleitung besprochen werden (Projektgruppe aus Vertrieb, Produktion, Einkauf, Finanzen). Eine quartalsweise Aktualisierung hat sich unter dem Aspekt Kosten/Nutzen als sinnvoll erwiesen. 2.1.8.3
Ermittlung der Kapitalkosten
Wenn man wie in Bild 2-9 die Zahlungsströme konkret plant, kann man den Eigenkapitaleinsatz in der (Vor-)Kalkulation konkret mit den Eigenkapitalkosten vor persönlichen Steuern des Anlegers bewerten. Die Kosten des Fremdkapitals ergeben sich dann konkret aus den Zinskosten des aufgenommenen Bankkredits. Soweit aber nur pauschal aus vorhandener Liquidität eines Unternehmens finanziert wird, greift man zum Konzept der durchschnittlichen Kapitalkosten (englisch: Weighted Average Cost of Capital, WACC). Hier geht man von den durchschnittlichen Bilanzrelationen für die Eigenkapitalquote des Unternehmens aus, der Rest ist dann Fremdkapital. Das Eigenkapital wird mit den Eigenkapitalzinsen und das Fremdkapital mit den Fremdkapitalzinsen angesetzt. Dann ermittelt man den Mischzins entsprechend der Eigenkapitalquote des Unternehmens. Die Vorgehensweise kann beispielsweise in einem älteren Hochtief-Geschäftsbericht nachvollzogen werden.66 In Bezug auf die Kapitalkosten heißt es: „Die Kapitalkosten reflektieren die Kosten der Finanzierung des betrieblichen Vermögens. Dabei ist zu berücksichtigen, dass nicht nur Fremdkapital, sondern vor allem auch Eigenkapital Kosten verursacht. Die Kapitalkosten werden aus der Passivseite der betrieblichen Bilanz als durchschnittlich gewichtete Gesamtkapitalkosten (WACC – Weighted Average Cost of Capital) abgeleitet. Dabei entspricht die Gewichtung dem Finanzierungsverhältnis im Unternehmen. Die einzelnen Komponenten des eingesetzten Kapitals werden mit ihrem spezifischen Kapitalkostensatz bewertet. Der in Anlehnung an das Capital Asset Pricing Modell (CAPM) ermittelte Eigenkapitalkostensatz vor Steuern orientiert sich an den Renditeerwartungen des Aktienmarktes für Unternehmen gleicher Risikoklasse. Der Kapitalkostensatz für Fremdkapital reflektiert die Zinsforderungen der Fremdkapitalgeber.“67 Wie ein Mittelständler analog vorgehen könnte, zeigt das nachfolgende Beispiel zur Ermittlung der Kapitalkosten.68 Es wird von 75 % Fremdkapitalanteil und 25 % Eigenkapitalanteil ausgegangen. Eine weit darunter liegende Eigenkapitalquote wird heute von Banken nicht mehr als kreditwürdig akzeptiert. Die Eigenkapitalverzinsung muss wegen des höheren impliziten Risikos über dem Fremdkapitalzins liegen. Denn das Eigenkapital wird nicht dinglich abgesichert und wird nur dann verzinst, wenn Gewinn erwirtschaftet wird. Ferner ist zu berücksichtigen, 65
Vgl. dazu im Einzelnen Wagner/Klinke (2000), S. 35–62.
66
Hochtief AG (2001), S. 15 und S. 109 f. sowie Hochtief AG (2000), S. 16 f. und S. 123 f.
67
Vgl. Hochtief AG (2001), S. 110.
68
Vgl. dazu auch vereinfacht Perridon/Steiner/Rathgeber (2009), S. 525–528.
2.1 Betriebswirtschaftliche Grundlagen
dass Eigenkapitalzinsen voll der Gewerbeertragsteuer unterliegen. Dauerschuldzinsen bzw. Zinsen für Fremdkapital hingegen werden bei der Gewerbeertragsteuer nur zu 75 % einbezogen, da als Betriebsausgaben erfasste Dauerschuldzinsen bei der Ermittlung der Gewerbeertragsteuer zu 25 % wieder hinzugerechnet werden können. Bei einer Ausschüttung unterliegt die Dividende beim Anleger einer Abgeltungssteuer in Höhe von 25 %. Von einer Berücksichtigung des Solidaritätszuschlages sowie evtl. der Kirchensteuer wird hier abgesehen. Fremdkapital (75 %) Zinssatz: 8 % 14 % (= 400 % × 0,035) Gewerbesteuer bei 400 % Hebesatz und 3,5 % Messzahl Einrechnung zu 75 % (Hinzurechnung 1/4 Dauerschuldzinsen) 0,75 × 0,08 × 1/ (1–0,14 × 0,25) = 6,22 % inklusive Gewerbesteuer69 Eigenkapital (25 %) – Fall Thesaurierung Zinssatz: 12 % (da keine dingliche Sicherung möglich) 15 % Körperschaftsteuer 0,25 × 0,12 x 1/ (1 – 0,14) × 1/ (1 – 0,15) = 4,10 % inklusive Gewerbesteuer und Körperschaftsteuer70 Kapitalkosten = 6,22 % + 4,10 % = 10,32 % inklusive Steuern der Kapitalgesellschaft Eigenkapital (25 %) – Fall Vollausschüttung Ausschüttung (25 % Abgeltungssteuer beim Anleger) 0,25 × 0,12 × 1/ (1 – 0,14) × 1/ (1 – 0,15) × 1/ (1 – 0,25) = 5,47 % inklusive Gewerbesteuer und Körperschaftsteuer71 Kapitalkosten = 6,22 % + 5,47 % = 11,69 % inklusive Steuern der Kapitalgesellschaft und der Abgeltungssteuer der Anleger
69
Keine Einbeziehung der Körperschaftsteuer, da Fremdkapitalzinsen als Betriebsausgabe abzugsfähig sind; retrograder Rechengang: 6,22 % – 0,14 × 0,25 × 6,22 = 6,0 % (= 0,75 × 8 %).
70
Retrograder Rechengang: 4,10 % – 0,14 × 4,10 – 3,53 × 0,15 = 3,0 % (= 0,25 × 12 %).
71
Retrograder Rechengang: 5,47 % – 0,14 × 5,47 – 4,70 × 0,15 - 4,0 × 0,25 = 3,0 % (= 0,25 × 12 %).
39
2
40
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2.2 Prozess der Angebotskalkulation
2
Das nachfolgende Kapitel dient dazu, die Kalkulationsvorgänge, die mit der Umsetzung eines Bauvorhabens und der Erstellung einer Angebotskalkulation verbunden sind, zu verdeutlichen. Dabei wird in großem Maße auf die Vorgehensweise im angelsächsischen Raum zurückgegriffen,72 weil dort die meisten der zuvor aufgeführten Komponenten (z. B. Auftragsvorauswahl, verfeinerte Vorkalkulation mit Bauablaufplan, Auswahl des Bauverfahrens sowie CashflowBetrachtung) Bestandteile der Vorkalkulation in Theorie und Praxis sind. Sie werden dort zumeist konsequenter als bei uns ein- bzw. umgesetzt. Vorab ist anzumerken, dass in diesem Kapitel aus dem Grund einer ordnungsgemäßen Übersetzung die Begriffe direkte und indirekte Kosten verwendet werden. Sie werden an entsprechender Stelle erläutert.
2.2.1 Bauverträge und Angebotskalkulation Im Wesentlichen gibt es zwei Grundformen: Die wettbewerbliche Vergabe (competitively bid contract) als häufigste Form, bei der öffentlich ausgeschrieben wird, und das Verhandlungsverfahren (negotiated contract), bei dem Auftraggeber und Bauunternehmer frei über den Preis und die Zahlungsmodalitäten verhandeln. 2.2.1.1
Wettbewerbliche Vergabe
Diese Form weist in der Regel zwei Vorteile auf. Erstens werden alle Bieter gleichberechtigt behandelt. Zweitens erhält das Angebot mit dem niedrigsten vollständig und fehlerfrei ermittelten Preis den Zuschlag. In der Praxis bewirken jedoch Auftragsänderungen und Vertragsmodifikationen, dass dieser Vorteil auch ins Gegenteil umschlagen kann. Nachteile dieser Vertragsform sind: Planung und Baubeschreibung bzw. das Leistungsverzeichnis müssen prinzipiell vor der Angebotseinholung abgeschlossen sein. Dies hat eine starre sequenzielle Planungsabfolge, einen mangelhaften Informationsaustausch sowie eine mangelnde Abstimmung zwischen den Planungsbereichen zur Konsequenz. Darüber hinaus werden der gesamte Zeitrahmen für Planung und Bauausführung sowie die Kosten erhöht. Im Zusammenhang mit der wettbewerblichen Vergabe gibt es zwei Vertragstypen – den Pauschalvertrag und den Einheitspreisvertrag. In Kapitel 2.1.4 wurde bereits auf diese beiden Vertragstypen in allgemeiner Form eingegangen. An dieser Stelle erfolgt in Ergänzung dazu die Verknüpfung zur Angebots- bzw. Vorkalkulation. Beim Pauschalvertrag ist der berechnete Preis ein zugesicherter Preis für das Bauvorhaben, welches näher bestimmt ist durch die Bauzeichnungen, Baubeschreibung und ergänzende Dokumente. Der Preis muss nicht nur die direkten Kosten des Auftragnehmers für den Produktionsfaktor Arbeit, die Geräte und Maschinen, die Baustoffe usw. erfassen, sondern auch sämtliche indirekte Kosten, wie beispielsweise die Kosten der Bereichs- und Geschäftsleitung, die allgemeinen Verwaltungskosten, die Kosten der Instandhaltung und Wartung des Geräte- und Maschinenparkes, sowie den Gewinn einschließen. Der Auftragnehmer erhält monatlich Ab72
Vgl. hierzu McCaffer/Baldwin (1995 a), S. 34–50; McCaffer/Baldwin (1995 b), S. 60–68; The Chartered Institute of Building (Hrsg.) (2009); Halpin/Woodhead (1998), S. 61–75 und Diehlschneider (2000), S. 18–37. Die entsprechenden Textpassagen aus der englischsprachigen Originalliteratur wurden von den Autoren ins Deutsche übersetzt. Vgl. ferner auch Jacob/Winter/Stuhr (2008), S. 1154– 1169.
2.2 Prozess der Angebotskalkulation
schlagszahlungen, die auf dem bewerteten Anteil der bisher erbrachten Leistungen zur Gesamtleistung basieren. Da es sich um eine Schätzung handelt, werden an die Genauigkeit der Leistungsmeldung bzw. Ermittlung des Bautenstandes geringere Anforderungen gestellt, was auch für den Auftraggeber einen reduzierten Aufwand zur Folge hat. Die an den Auftragnehmer zu entrichtende Gesamtvergütung kann den für den gesamten Auftrag vereinbarten Pauschalpreis nicht überschreiten. Die Flexibilität dieser Vertragsform ist gegenüber Entwurfsänderungen sehr begrenzt. Jegliche Abweichung vom ursprünglichen Auftrag bzw. von der ursprünglichen Planung, die auf eine Vertragsmodifikation abzielt, muss als eine Änderungsanordnung behandelt werden und trägt den Keim für Rechtsstreitigkeiten und Auseinandersetzungen über den Preis derartiger Modifikationen in sich und steigert somit das Konfliktpotenzial zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer. Der Einheitspreisvertrag eröffnet einen gewissen vertraglichen Spielraum für Mengenänderungen, weil der Anbieter den Preis pro Einheit abrechnet. Der Gesamtpreis wird durch Multiplikation des vom Bieter berechneten Einheitspreises mit der vorgegebenen Menge ermittelt. Der Bauunternehmer mit der niedrigsten Angebotssumme wird als günstigster Bewerber erachtet. Die meisten Einheitspreisverträge sehen eine erneute Preisverhandlung für den Fall vor, dass die tatsächlich ausgeführte Menge maßgeblich von der Vorgabemenge abweicht, in der Regel wird eine Mengenabweichung von mehr als 10 % als maßgeblich betrachtet. Die Einheitspreise müssen nicht nur die direkten Kosten für die jeweilige Mengeneinheit beinhalten, sondern auch indirekte Kosten, wie zum Beispiel die Gemeinkosten der Zweigniederlassungen und der obersten Geschäftsleitung, sowie einen Gewinn. Die Teilzahlungen, die der Auftragnehmer erhält (Abschlagszahlungen), basieren auf einem präzisen Aufmaß. Aus diesem Grund besteht ein Nachteil des Einheitspreisvertrages darin, dass der Auftraggeber keinen exakten Endpreis für das Werk hat, bevor das Bauvorhaben abgeschlossen ist. Für den Auftragnehmer hat das den Vorteil, dass er die Menge vor Vertragsabschluss nicht so genau ermitteln muss. 2.2.1.2
Verhandlungsverfahren
Der Stand der Planung kann variieren zwischen Leistungsphase 2 (Vorplanung) und Leistungsphase 6 (Ausführungsplanung/LV). Ebenso wird die Genauigkeit der Kostenprognose variieren. In den meisten Fällen ist die Planung zum Zeitpunkt der Vertragsverhandlung nicht abgeschlossen. Aus diesem Umstand heraus haben sich verschiedene Vertragsformen entwickelt. Die beiden geläufigen Formen des Verhandlungsverfahrens sind Generalübernehmerverträge (design-build contracts) und Projektsteuerungs- bzw. Projektleitungsverträge (construction management contracts), bei denen jeweils ein einzelner Auftragnehmer das gesamte Projekt als eine Auftragseinheit bereitstellt bzw. überwacht. Diese beiden Formen werden am häufigsten im privatwirtschaftlichen Bereich angewandt, wo der Auftraggeber ein anderes Auswahlkriterium als einen niedrigen Preis allein anwenden möchte. Die öffentliche Hand wendet in zunehmendem Maße diese Art der Beschaffung an unter Nutzung von deren Vorteilen der phasenübergreifenden Herstellung eines Bauwerkes mit simultaner Planung und Bauausführung (fast-track) aus einer Hand, verringertem oder sogar beseitigtem Konfliktpotenzial zwischen Planer und ausführendem Unternehmer sowie verbessertem Informationsaustausch (und verbesserter Koordination) und den dadurch entstehenden Zeit- und Kosteneinsparungen. Die Generalübernahme erscheint vorrangig für einfachere und standardisierte Bauvorhaben geeignet zu sein, während die Projektsteuerung bzw. Projektleitung für Unternehmen ansprechend ist, die von Zeit zu Zeit komplexe Bauten errichten und über kein firmeneigenes qualifiziertes Überwachungspersonal verfügen.
41
2
42
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Bei Generalübernehmerverträgen bieten ein großes Unternehmen oder eine Arbeitsgemeinschaft sowohl Planungs- als auch Ausführungsleistungen an, um dem Auftraggeber das Projekt aus einer Hand zur Verfügung stellen zu können. Der Auftraggeber kann einen Festpreis für das Bauvorhaben erhalten, wenn 30 bis 40 % der Planung abgeschlossen sind. Wenn keine größeren Änderungen auftreten, nennt der Generalübernehmer den Endpreis am Ende der Entwurfsplanung. Der Vorteil für den Auftraggeber besteht darin, dass bereits frühzeitig im Planungsprozess konkrete Preisgrößen vorliegen. Deshalb sollte das Team des Generalübernehmers motiviert und innovativ sein, weil ein Misserfolg zu merklichen Einbußen führen könnte. Im Fall der Projektsteuerung bzw. Projektleitung ist ein Unternehmen beauftragt, sämtliche Aktivitäten von der Planungskonzeption bis hin zur Abnahme des Bauwerkes zu koordinieren. Das Unternehmen vertritt den Auftraggeber bei sämtlichen Aktivitäten der Projektsteuerung und übernimmt die Vergabe sämtlicher Aufträge an Planer, Hauptlieferanten und Fachgewerke. Die Hauptfunktionen, die durch den Projektsteuerer bzw. Projektleiter erfüllt werden sollen, variieren in Abhängigkeit davon, ob sich das Bauvorhaben in der Vorplanungs-, Planungsoder Ausführungsphase befindet. Eine weitere Vertragsform ist der Selbstkostenerstattungsvertrag (cost plus fee). Dieser Vertrag beschreibt ausführlich die Kostenarten, die in jedem Fall vergütungspflichtig sind. In der Regel sind sämtliche direkte Kosten für den Produktionsfaktor Arbeit, die Baustoffe, die Maschinen und Geräte sowie die Bauüberwachungskosten zu vergüten. Zusätzlich erhält der Auftragnehmer ein Honorar für sein Know-how und den indirekten Geräteeinsatz. Das Honorar ist im wesentlichen eine Gewinnmarge oder ein Kalkulationsaufschlag zusätzlich zur Vergütung der Herstellkosten und ein Hauptdiskussionsgegenstand während der Vertragsverhandlung. Vier Entgeltformen sind verbreitet: –
Herstellkosten plus prozentualer Aufschlag,
–
Herstellkosten plus fester Aufschlag,
–
Herstellkosten plus fester Aufschlag plus Gewinnbeteiligungsklausel (Zielkosten, manchmal ein garantierter Maximalpreis [GMP]),
–
Herstellkosten plus gestaffelter Aufschlag.
2.2.1.3
Vollständigkeit der Planung
Die Genauigkeit der Vorkalkulation ist eindeutig von den verfügbaren Planungsinformationen abhängig, welche wiederum von der Phase, in der sich das Projekt gerade befindet, abhängen. Der gewählte Bauvertragstyp ist ebenfalls vom Projektstadium abhängig. Im Allgemeinen kann aus der obigen Diskussion festgestellt werden: Je ausgereifter die Planung ist, umso genauer und weniger risikobehaftet kann die Vorkalkulation durchgeführt werden und umso größer ist der Wettbewerbsdruck im Markt, um den Auftrag zu erhalten. Sogar wo das Verhandlungsverfahren entweder in Form von Generalübernehmerverträgen oder Projektsteuerungs- bzw. Projektleitungsverträgen gewählt wurde, wird das Bauvorhaben mit zunehmendem Planungsfortschritt in Gewerke aufgeteilt und auf einer wettbewerbsgerechten Grundlage vom Generalübernehmer oder Projektsteuerer bzw. Projektleiter an den günstigsten Anbieter weitervergeben. Die Vertragsform kann in Abhängigkeit von der Art des Gewerkes entweder ein Pauschaloder ein Einheitspreisvertrag sein. Sogar wenn Bauleistungen in Eigenregie ausgeführt werden, wird es für Leitungs- und Steuerungszwecke erforderlich, eine genaue Übersicht über die Kosten der bedeutenden Leistungen zu haben.
2.2 Prozess der Angebotskalkulation
43
2.2.2 Bestandteile des Angebotspreises Die meisten Bauaufträge werden vergeben, nachdem mehrere Unternehmer Kostenermittlungen erstellt und Angebote unterbreitet haben. Der Preis für ein Angebot kann wie folgt charakterisiert werden. direkte und indirekte Kosten der Teilleistungen + Zuschläge = Angebotspreis Der Angebotspreis setzt sich also üblicherweise aus zwei Bestandteilen zusammen. Die direkten und indirekten Kosten der Teilleistungen sollten auf der Grundlage einer sorgfältigen Zusammenstellung der Kostenunterlagen sowie einer sorgfältigen Auswahl der Methode und erforderlichen Ressourcen ermittelt werden. Weiterhin sind die voraussichtlichen Aufwandsund Leistungswerte zu bestimmen. Die Zuschläge beinhalten einen Zuschlag für die allgemeinen Geschäftskosten, für Wagnis und für Gewinn. Die Ermittlung dieser Zuschläge erfordert eine wirtschaftliche Beurteilung der gegenwärtigen Marktsituation. Damit diese Beurteilung fundiert erstellt werden kann, müssen die direkten und indirekten Kosten der Teilleistungen genau ermittelt worden sein. Die Bedeutung dieser sorgfältigen Vorkalkulation wird weiterhin durch die Tatsache hervorgehoben, dass die direkten und indirekten Kosten der Teilleistungen den größten Bestandteil des Gesamtangebotes ausmachen. Um einen auskömmlichen Auftrag zu erzielen, muss der Unternehmer ein Angebot unterbreiten, welches niedrig genug ist, um den Auftrag zu erhalten, aber immer noch hoch genug ist, um einen Gewinn erzielen zu können. Vor dem Hintergrund der geringen Gewinnmargen der Bauindustrie ist dies ein extrem enges Band, in dem gearbeitet werden muss. Ein Fehler in der Kalkulation von 1 bis 2 % kann eine Gewinneinbuße von 30 bis 60 % bedeuten. Um zu einem realistischen und auskömmlichen Wert bei der Kalkulation der beiden Bestandteile direkte und indirekte Kosten der Teilleistungen und Zuschläge zu gelangen, muss der Anbieter bzw. sein Kalkulationsteam bewährte und verhältnismäßig verlässliche Werte mit subjektiven Einschätzungen kombinieren. Die folgenden Komponenten müssen bei der Kostenermittlung berücksichtigt werden. Direkte und indirekte Kosten der Teilleistungen: –
Lohnkosten: Sie werden aus den Bestandteilen des Mittellohnes und den gesammelten Aufwandswerten ermittelt. Raum für subjektive Einschätzungen ist hauptsächlich bei der Anpassung der Aufwandswerte gegeben.
–
Gerätekosten: Sie werden auf der Grundlage von Angeboten der Gerätevermieter oder aus den kalkulierten Ansätzen für die einzusetzenden Geräte und den entsprechenden Leistungswerten ermittelt. Raum für subjektive Einschätzungen ist in diesem Fall bei der Anpassung der Leistungswerte und der Beurteilung von Stillstandszeiten gegeben.
–
Baustoffkosten: Sie werden auf der Grundlage von Angeboten von Lieferanten und aus einem prozentualen Aufschlag für Lagerung, Materialumschlag und Materialschwund ermittelt. Der Raum für subjektive Einschätzungen ist auf die Höhe dieser Zuschläge beschränkt.
–
Kosten der Fremdleistungen: Sie werden ermittelt auf der Grundlage von Nachunternehmerangeboten zuzüglich eines prozentualen Aufschlags für die Tätigkeit des Generalunternehmers. Diese können normalerweise genau veranschlagt werden. Das Hauptrisiko bei der Einschaltung von Nachunternehmern besteht in einer möglichen Störung des Bau-
2
44
2 Kalkulation im Ingenieurbau
ablaufes infolge von Koordinationsproblemen oder einer nicht vertragsgerechten Leistungserstellung. –
2
Betriebskosten der Baustelle (indirekte Kosten der Teilleistungen): Sie werden auf der Grundlage der Berechnung der Kosten für das Bauleitungspersonal und die Baustelleneinrichtung ermittelt. Normalerweise können diese Kosten genau veranschlagt werden.
Zuschläge: –
Allgemeine Geschäftskosten: Sie werden auf der Grundlage der Budgetplanung der allgemeinen Geschäftskosten des Unternehmens in Relation zu den zukünftig zu erwartenden Umsätzen des Unternehmens ermittelt.
–
Gewinn: Er wird ermittelt aus der Berechnung des Minimums an Gewinn, welches ein Unternehmen benötigt, um seine Fremdkapitalgeber bedienen zu können, seine Aktionäre zufriedenstellen zu können, in das Unternehmen reinvestieren und seine Steuern zahlen zu können. Ausschlaggebend für die Höhe des Gewinnzuschlages ist jedoch eine Einschätzung darüber, was der Markt hergeben wird.
–
Wagnis: Es wird auf der Grundlage der mit dem Projekt verbundenen Risiken und deren Eintrittswahrscheinlichkeiten ermittelt und ist somit größtenteils ein subjektiver Faktor.
Folglich setzt sich die Kostenstruktur des Angebotes aus den direkten und indirekten Kosten der Teilleistungen, die größtenteils aus Kostenarten bestehen, die einen gewissen Anteil an subjektiver Einschätzung enthalten, und den Zuschlägen, die vordergründig durch das Einfließen von subjektiven Beurteilungen geprägt sind, zusammen. Daraus können für das anbietende Unternehmen folgende Schlussfolgerungen gezogen werden: –
Unabhängig von den Marktbedingungen nehmen die kalkulierten Kostenbestandteile bei weitem den größten Anteil ein. Sie enthalten jedoch auch subjektiv einzuschätzende Elemente.
–
Innerhalb dieser kalkulierten Kostenbestandteile nehmen den größten Anteil die Lohn-, Geräte-, Baustoff- und Fremdleistungskosten ein. Aus diesem Grund muss sichergestellt sein, dass sie mit größter Sorgfalt ermittelt werden, um die Variabilität bei der Ermittlung der direkten Kosten zu minimieren.
–
Der Gewinn- und Wagnisanteil nimmt – obwohl er bei der Angebotserstellung wichtig ist – normalerweise einen wesentlich geringeren Anteil ein als der Anteil der direkten und indirekten Kosten.
2.2.3 Prozess der Angebotserstellung In großen Unternehmen sollte der Prozess der Angebotserstellung so lange weiterentwickelt und verfeinert werden, bis er im Hinblick auf die Anzahl der ordnungsgemäß und zuverlässig erstellten Angebote je Kalkulator effizient ist. Effizienz ist sowohl in stagnierenden als auch in wachsenden Märkten erforderlich. In stagnierenden Märkten sinkt die Angebotserfolgsrate, und es müssen vergleichsweise mehr Angebote erstellt werden, um den Umsatz des Unternehmens gewährleisten zu können. In Wachstumsmärkten müssen die erhöhten Möglichkeiten zur Angebotserstellung bewertet werden, um sicherzustellen, dass das Unternehmen seine Chancen optimal nutzt. Der Prozess der Angebotserstellung für ein Bauvorhaben ist in Bild 2-10 dargestellt.
2.2 Prozess der Angebotskalkulation
45
Erhalt der Ausschreibung Entscheidung zur Angebotsabgabe
2 Vorbereitung der Angebotsausarbeitung (u.a. Planung des Kalkulationsprozesses)
Zusammenfassung der Baumaterialien und NU-Verträge
Phase 1
Überprüfung der Ausschreibungsunterlagen und Zeichnungen
Abschicken der Anfragen Preisanalyse
Baustellenbesichtigung
Auswahl der Zulieferer und Nachunternehmer
Phase 2
Baustellenrandbedingungen
Bauverfahren Planung der Baustelleneinrichtung, Schalung und Rüstung Bauablaufplan Maschinen- und Arbeitskräfteeinsatz
Kalkulation der direkten Kosten der Teilleistungen und der Betriebskosten der Baustelle Kalkulationsschlußblatt Zuschläge und Korrekturen Ausfüllen der Angebotsunterlagen Abgabe des Angebotes
Bild 2-10 Prozess der Angebotserstellung
46
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2.2.3.1
2
Entscheidung zur Angebotsabgabe
Jedes Unternehmen sollte eine bestimmte Strategie bezüglich der Bausparten und Auftragsgrößen verfolgen, die sich in einem unternehmensbezogenen Strategieplan niederschlägt. Der Strategieplan sollte detaillierte Informationen über die Umsatzziele des Unternehmens und deren Aufspaltung in verschiedene Bausparten enthalten. Vor dem Hintergrund dieses Strategieplanes wird die Geschäftsleitung auf der Grundlage der nachfolgenden Faktoren die Entscheidung über eine Angebotsabgabe treffen: –
der potenzielle Beitrag des Auftrages zum Umsatz des Unternehmens in einem speziellen Unternehmensbereich, zu den allgemeinen Geschäftskosten und zum Gewinn,
–
die voraussichtlichen Anforderungen an die finanziellen Ressourcen des Unternehmens während der Ausführung des Auftrages,
–
die verfügbaren Ressourcen des Unternehmens,
–
die Art der auszuführenden Arbeiten,
–
die Örtlichkeit,
–
der Auftraggeber,
–
die Einzelheiten zur Vertragsgestaltung.
Unternehmen werden Aufträge vermeiden, die für ihre Größe zu umfangreich sind, über den Erfahrungsbereich hinausgehen, ihre verfügbaren Ressourcen (inklusive der liquiden Mittel) voraussichtlich überbeanspruchen werden, sich außerhalb des geografischen Umfeldes befinden, in dem das Unternehmen normalerweise tätig ist, sowie Aufträge mit allzu schlechten Vertragsbedingungen. Die Geschäftsleitung eines Unternehmens muss eine subjektive Beurteilung abgeben, bei der die Marktchancen mit dem Risiko, das mit der Entscheidung zur Angebotsabgabe verbunden ist, abgewogen werden. Die konkrete Entscheidung zur Abgabe des Angebotes kann innerhalb des Angebotsprozesses an drei Stellen erfolgen. Die erste ist innerhalb der Phase der Vorauswahl – falls eine Vorauswahl durchgeführt wird – angesiedelt. Die Vorauswahl ermöglicht es den Unternehmern, nähere Angaben zum Bauvorhaben in knapper Form einzusehen, um anschließend die Bereitschaft zur kompletten Angebotsabgabe anzeigen zu können. Diese Vorgehensweise wird bei großen Projekten angewandt, bei denen die Erstellung eines Angebotes mit einem erheblichen Zeitund Kostenaufwand für den Unternehmer verbunden ist. Die Informationen in der Phase der Vorauswahl umfassen Angaben zum Auftraggeber, zu den beteiligten Spezialisten, Einzelheiten zum Bauvorhaben selbst, Angaben zum voraussichtlichen Kosten- und Zeitrahmen sowie nähere Angaben zum Vertrag. Bestandteil der Überlegungen des Unternehmers wird die Einschätzung der Finanzstärke des Auftraggebers sein. Einige Unternehmen sind möglicherweise in der Lage, dem Bauherrn günstigere Finanzierungsdienstleistungen zu bieten, was gleichzeitig die rechtzeitige Zahlung an den Bauunternehmer sicherstellt. Diese Form der Vereinbarung kann als Bereitstellung einer attraktiven Dienstleistung für den Kunden angesehen werden, durch die sich die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens erhöht und gleichzeitig das Risiko reduziert wird. Es gibt zwei weitere Alternativen für den Unternehmer, um den Angebotsprozess zu unterbrechen – zum einen nach der sorgfältigen Überprüfung der vollständigen Vertragsunterlagen und zum anderen, nachdem die Angebotskalkulation erstellt wurde und das Angebot fertig zur Einreichung ist. Im letzteren Fall sind aber für die Erarbeitung der Angebotskalkulation schon
2.2 Prozess der Angebotskalkulation
47
hohe Personalkosten entstanden und mögliche Alternativprojekte konnten nicht kalkuliert werden. 2.2.3.2
Planung des Kalkulationsprozesses
Nachdem die Entscheidung getroffen wurde, sich an der Ausschreibung des Bauvorhabens zu beteiligen, und die vollständigen Unterlagen eingegangen sind, besteht die erste Aufgabe des Kalkulators darin, eine Aufstellung der mit der Angebotskalkulation verbundenen Tätigkeiten in Form von Meilensteinen anzufertigen, so dass der Kalkulationsvorgang bzw. -verlauf effektiv überwacht und gesteuert werden kann. Das ist außerordentlich wichtig, weil der Termin zur Einreichung des Angebotes exakt vorgegeben und die verfügbare Zeit zur Erstellung eines Angebotes immer begrenzt ist. Dieses Vorgehen soll verhindern, dass Entscheidungen zu spät getroffen werden und aus Zeitnot exakte Kostenermittlungen durch grobe Schätzungen ersetzt werden. 2.2.3.3
Projektanalyse inklusive kalkulatorischem Verfahrensvergleich
Die Projektanalyse ist ein zweistufiger Prozess, in dem das Ziel der Phase 1 das Zusammenfassen der Baustoff-, Geräte- und voraussichtlichen Fremdleistungspositionen des Bauvorhabens ist, so dass Anfragen so früh wie möglich gemacht werden können. Phase 2 schließt eine vollständige Analyse der Baumaßnahme ein, die in die Erstellung einer Arbeitsbeschreibung und eines Bauablaufplanes mündet. In Phase 1 der Projektanalyse wird Folgendes ermittelt: –
der Gesamtumfang der Baumaßnahme,
–
eine näherungsweise Kostenschätzung,
–
die Positionen, die an Nachunternehmer vergeben werden sollen,
–
die Baustoffe und Geräte, für die Preisangaben benötigt werden,
–
der Abgabetermin für die Angebote der Nachunternehmer und Lieferanten,
–
ob Planungsalternativen in Erwägung gezogen werden sollten.
Bei den Baumaterialien kommt es auf den günstigen Einkauf an. Daher sollte man Lieferanten möglichst frühzeitig anfragen, um die meisten Preise rechtzeitig für die Angebotskalkulation zu erhalten oder eventuell noch nachverhandeln zu können. Dieses frühzeitige Anfragen ist sowohl aus wettbewerblichen Überlegungen als auch im Hinblick auf die Reduzierung des Risikos offener Positionen wichtig. Je komplexer das Produkt und je höher die Beschaffungsmarktkomplexität ist, desto größer ist die Bedeutung eines professionellen Beschaffungskettenmanagements (supply chain management, vgl. dazu auch Kapitel 1.2). Dahinter steht die Absicht der Sicherung von Geschäftsbeziehungen und vorteilhaften Bedingungen über die gesamte Beschaffungskette – entweder durch Rahmenverträge, Partnering, durch das Eingehen von Allianzen (Bündnissen), durch die Bildung von Arbeitsgemeinschaften oder durch andere Maßnahmen der partnerschaftlichen Zusammenarbeit. Phase 2 schließt eine vollständige Analyse der Baumaßnahme ein, die in die Erstellung einer Arbeitsbeschreibung und eines Bauablaufplanes mündet. Aufgrund der wechselseitigen Beziehung von Planung und Angebotskalkulation in dieser Phase spielen beide Komponenten eine Rolle. Die Analyse umfasst eine detaillierte Überprüfung der Vertragsunterlagen, eine Ortsbesichtigung und die Erstellung einer Arbeitsbeschreibung, die unter anderem das Bauverfahren festlegt.
2
48
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Ein Bauwerk kann unter Verwendung unterschiedlicher Bauverfahren hergestellt werden. Welches Verfahren zum Einsatz kommt, hängt nicht zuletzt von den vorgeschriebenen Ausführungsbedingungen, den innerbetrieblichen Gegebenheiten sowie den äußeren Randbedingungen der Baustelle ab. Konkret handelt es sich beispielsweise um folgende Faktoren:73
2
–
Qualitätsvorgaben und Vorgaben zur Baukonstruktion von Auftraggeberseite,
–
Betriebsmittel, Baugeräte, Arbeitskräfte, Baustoffe, zur Verfügung stehendes Kapital seitens des Auftragnehmers,
–
Witterungsverhältnisse, topografische Gegebenheiten, Zufahrtswege, Versorgungsleitungen auf der Baustelle.
Die Kosten für ein Verfahren lassen sich allgemein wie folgt ermitteln:74 Gesamtkosten für ein Verfahren i:
Ki = Ai + ai × x
Einheitskosten für das Verfahren i:
ki = Ai / x + ai
Ai (€)
fixe Kosten für das Verfahren i
ai (€/LE)
variable Kosten pro Leistungseinheit für das Verfahren i
x (LE)
Leistungsumfang
Beim absoluten kalkulatorischen Verfahrensvergleich wird die Kostendifferenz der zu vergleichenden Verfahren ermittelt: D = |K1 – K2|
D = |k1 – k2|
Im Gegensatz dazu wird bei der Ermittlung der Wirtschaftlichkeitsgrenze untersucht, ab welchem Leistungsumfang ein Verfahren wirtschaftlicher ist als ein anderes. Es wird der Leistungsumfang gesucht, bei dem die zu vergleichenden Verfahren die gleichen Kosten verursachen. Man erhält die Wirtschaftlichkeitsgrenze, indem man die Kostengleichungen der Verfahren gleichsetzt: K1 = K2
k 1 = k2
x = x0 = A1 – A2 / a2 – a1
Jeder Verfahrensvergleich beruht auf Annahmen. Er stellt somit eine Art Entscheidungshilfe dar, mit der man zwar das Entscheidungsrisiko mindern, aber nicht völlig beseitigen kann. Aufgrund von Ungenauigkeiten und Unsicherheiten in den zugrunde gelegten Ausgangswerten ist auch die Wirtschaftlichkeitsgrenze nicht als Punktwert, sondern als Bereich anzusehen, dessen Größe von der Genauigkeit der Ausgangswerte abhängt. Weitere Möglichkeiten zur Bewertung und zum Vergleich von Bauverfahren sind der differenzierte Verfahrensvergleich (qualitativer Verfahrensvergleich) und die Kosten-Wirksamkeitsbetrachtung. Im ersten Fall werden neben den rein wirtschaftlichen Kriterien auch technische und organisatorische Gesichtspunkte in die Bewertung mit einbezogen. Im letzten Fall erfolgt eine kombinierte Betrachtung von absolutem und differenziertem Verfahrensvergleich.
73
Berner/Kochendörfer/Schach (2008), S. 127–129.
74
Proporowitz (Hrsg.) (2008), S. 19 f.
2.2 Prozess der Angebotskalkulation
2.2.3.4
49
Kalkulation der direkten und indirekten Kosten der Teilleistungen
Die Hauptaufgabe des Kalkulators besteht darin, die voraussichtlichen Kosten für die Ausführung des in den Ausschreibungsunterlagen beschriebenen Bauwerkes zu ermitteln. Die direkten Kosten einer Teilleistung sind die Kosten, die zur Ausführung der beschriebenen Teilleistung benötigt werden und dieser unmittelbar zurechenbar sind. Die eigentliche Kunst des Kalkulierens besteht in der Auswahl der Einsatzfaktoren Arbeit, Geräte, Baustoffe und Fremdleistung. Nach der Auswahl muss die Menge dieser Einsatzfaktoren veranschlagt werden (in Stunden für den Einsatzfaktor Arbeit und den Geräteeinsatz und in m, m2, m3, Stück usw. für das Material). Danach wird die Mengenkomponente mit den kalkulierten Kosten pro Mengeneinheit multipliziert. Als Ergebnis erhält man die direkten Kosten einer Teilleistung (Bild 2-11).
Lohnkosten Gerätekosten Baustoffkosten
zusammengetragene oder kalkulierte Kostenarten
Fremdleistungskosten
Aufwands- und Leistungswerte (bei Kalkulation der Einheitskosten) Maschinenstunden (bei Maschinenstundenkalkulation)
Kombination der Kostenarten und Ausbringungsmengen oder Produktionszeiten zur Ermittlung der direkten Kosten pro Einheit Ausbringungsmengen oder Produktionszeiten
Bild 2-11 Schema für die Ermittlung der direkten Kosten einer Teilleistung
Der Kalkulator ermittelt ebenfalls die Betriebskosten der Baustelle unter Beachtung der aus dem Bauablaufplan abgeleiteten zeitvariablen und zeitfixen Kosten. Sie setzen sich insbesondere aus nachfolgenden Komponenten zusammen: –
Baustellenleitung und Bauaufsicht,
–
Büropersonal und Mitarbeiter der allgemeinen Verwaltung,
–
Geräte und Maschinen,
–
Transport,
–
Schalung, Rüstung,
–
Hilfsarbeiten,
–
Unterbringung,
–
Baustellenausstattung,
2
50
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
–
allgemeine Leistungen,
–
Inbetriebnahme und Abnahme,
–
sonstige Erfordernisse.
Die kalkulierten Betriebskosten der Baustelle werden häufig der Position Baustelleneinrichtung des Leistungsverzeichnisses zugeordnet, sie können jedoch auch gemäß der voraussichtlichen Inanspruchnahme oder gemäß den Cashflow-Erfordernissen auf die einzelnen Leistungspositionen umgelegt werden. Die drei wichtigsten Kalkulationsmethoden für die Ermittlung der direkten Kosten einer Teilleistung sind: –
Kalkulation der Einheitskosten75,
–
Maschinenstundenkalkulation,
–
Positionskostenschätzung.
Die Kalkulation der Einheitskosten beinhaltet die Auswahl der benötigten Einsatzfaktoren (Arbeit, Geräte, Baustoffe usw.) und die Auswahl der dazugehörigen Aufwands- bzw. Leistungswerte. Folglich ist die Kalkulation für jeden Einsatzfaktor eine Kombination Aufwandsbzw. Leistungswert mit den Kosten für eine Einheit. Ein Aufwandswert ist die Zeit oder Aufwandsmenge, die für die Ausführung einer vorgegebenen Einheit notwendig ist. Ein Leistungswert spiegelt die Leistung pro Zeiteinheit wider. Mit Hilfe dieser Kalkulationsmethode werden Kosten ermittelt, die direkt in LV-Positionen eingetragen werden können. Aus diesem Grund wird sie relativ häufig angewendet. Beispiel Die Einheitskosten der Teilleistung Lieferung und Einbau einer Bewehrung mit einem Durchmesser von 16 mm beinhalten: –
Materialbezugskosten,
–
Transportkosten,
–
Kosten für Biegen und Befestigen,
–
Zuschlag für Materialverluste,
–
Zuschläge für zusätzliches Material (Abstandshalter und Bindedraht).
Materialbezugskosten
320 GE/t
Zuschlag für Materialverluste
5%
Kosten für Abstandshalter und Bindedraht
2 % der Materialkosten
Aufwandswert für Schneiden und Biegen
15 h/t
Aufwandswert für Einbau
20 h/t
Biegemaschine
in Betriebskosten der Baustelle enthalten
Baustellentransport
in Betriebskosten der Baustelle enthalten
75
Mit dem Begriff „Einheitskosten“ sind in diesem Zusammenhang die auf der Grundlage der Aufwands- bzw. Leistungswerte ermittelten direkten Kosten der einzelnen Kostenarten, die zu einer Leistungsposition bzw. Teilleistung gehören, gemeint.
2.2 Prozess der Angebotskalkulation
Lohnkosten für den Eisenflechter
51
6,50 GE/h
gesamte Baustoffkosten: (1,0 × 320,00 GE/t × 1,05) × 1,02 = 342,72 GE/t gesamte Lohnkosten: (15 + 20) h/t × 6,50 GE/h = 227,50 GE/t Die Einheitskosten für die Lieferung und den Einbau einer Bewehrung mit einem Durchmesser von 16 mm betragen: (342,72 + 227,50) GE/t = 570,22 GE/t Die Maschinenstundenkalkulation basiert auf der Berechnung der gesamten zu einem Arbeitsvorgang (z. B. Bohrpfähle) gehörenden Menge, der Berechnung der für die Ausführung des Vorganges benötigten Zeit (z. B. Wochen) sowie eine Kombination dieser Angaben mit den ausgewählten Einsatzfaktoren (z. B. Arbeit und Geräte der Bohrpfahlkolonne). Diese Methode der Kalkulation wird bei der Kalkulation geräteintensiver Arbeiten bevorzugt, wie beispielsweise Bagger- und Betonarbeiten (vgl. Kapitel 2.1.5.1 und 2.7). Sie ist mit der Ablaufplanung eng verknüpft und befasst sich genauer mit den Leistungswerten, die von unproduktiven Transportzeiten, Stillstands- und Ausfallzeiten beeinflusst werden. Beispiel Aus einem Hafenbecken soll eine Aushubmenge von insgesamt 3.000.000 m3 ausgebaggert und auf einem angrenzenden Küstenstreifen abgesetzt werden. Aus dem Bauablaufplan ist zu entnehmen, dass sich das Ausbaggern, die Landgewinnung und die Hangabsicherung über einen Zeitraum von sechs Monaten bzw. 26 Wochen erstrecken. Ausbaggern –
Gerätekosten: Bagger zu 100.000 GE pro Monat für 6 Monate: 600.000 GE, Treibstoffkosten (5 % der Kosten des Baggers): 30.000 GE
–
Lohnkosten: Eine Kolonne aus 6 Mitarbeitern wird über den geplanten Zeitraum benötigt. Die vertraglich vereinbarte Vergütung beträgt 12.500 GE pro Mann. Diese beinhaltet sämtliche Zulagen für Schichtarbeit und Auslöse. Folglich betragen die Lohnkosten 75.000 GE
–
Gesamtkosten für Ausbaggern: (600.000 + 30.000 + 75.000) GE = 705.000 GE
Absetzen des Aushubmaterials –
Gerätekosten: D6 Bulldozer zu 7.500 GE pro Monat für 6 Monate: 45.000 GE, Treibstoffkosten (5 % der Kosten des Bulldozers): 2.250 GE
–
Lohnkosten: Die Bedienungskosten für den Bulldozer betragen 6,50 GE/h, für den Einweiser 5,50 GE/h bei einer durchschnittlichen 70-Stunden-Woche: (6,50 + 5,50) GE/h × 70 h/Woche × 26 Wochen = 21.840 GE
–
Gesamtkosten für Absetzen: (45.000 + 2.250 + 21.840) GE = 69.090 GE
Kosten für Ausbaggern und Absetzen: (705.000 + 69.090) GE = 774.090 GE Kosten für Ausbaggern und Absetzen pro m3 Aushub: 774.090 GE : 3.000.000 m3 = 0,26 GE/m3 Unter Positionsschätzkosten werden direkte Kosten verstanden, die zwar in die Angebotskalkulation einfließen, aber nicht exakt kalkuliert werden, sondern lediglich auf einer Einschätzung
2
52
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2
des Kalkulators beruhen. Bei jedem Bauvorhaben gibt es bestimmte Positionen (z. B. Aushub und Betonage), die den größten Wert ausmachen. Diese werden beispielsweise mit der als genauer erachteten Methode der Maschinenstundenkalkulation ermittelt. Andere Positionen werden über Einheitskosten kalkuliert. Die Positionen, deren Anteil am Gesamtauftragswert weniger bedeutend ist, werden mit Hilfe von Positionsschätzkosten kalkuliert. Auf diese Art und Weise werden die kostenintensivsten Leistungspositionen am genauesten kalkuliert; ihnen wird die größte Aufmerksamkeit gewidmet. Die Kalkulation dieser Positionen entscheidet letztendlich darüber, ob der Bieter den Auftrag erhält und ob er dann den geplanten Gewinn erzielen kann. 2.2.3.5
Abschließende Angebotsberatung
An der abschließenden Angebotsberatung nehmen die für das Zustandekommen des Angebotspreises verantwortlichen Personen teil; das heißt, diejenigen Personen, die bei der Angebotserstellung eine wichtige Rolle gespielt haben sowie Vertreter der Geschäftsleitung. Bei Bedarf wird der Kalkulator einen Kalkulationsbericht erstellen, der in der Beratung präsentiert wird. Dieser Bericht sollte beinhalten –
eine kurze Beschreibung des Bauvorhabens,
–
eine Beschreibung des Bauverfahrens,
–
eine Aufstellung der mit dem Projekt verbundenen Risiken, die nicht hinreichend durch die Vertragsdokumente abgedeckt sind, jegliche nicht der allgemeinen Norm entsprechenden vertraglichen Inhalte,
–
die Erfassung des Planungsstandes,
–
jegliche Annahmen, die bei der Erstellung der Angebotskalkulation getroffen wurden,
–
eine Beurteilung der Rentabilität des Projektes,
–
jegliche sachdienliche Information bezüglich der Markt- und fertigungstechnischen Bedingungen,
–
einen Überblick über sämtliche relevante Bauvorhaben, die in der Vergangenheit für diesen Auftraggeber durchgeführt wurden.
Außerdem sollte der Kalkulator einen ausführlichen Kostenbericht erstellen, welcher im einzelnen die Mengen und Kosten für die Arbeitsleistung, für Baustoffe, Geräte und Fremdleistungen, Eventualpositionen, Stundenlohnarbeiten, Rücklagen für unvorhersehbare Ausgaben, Aufsicht über Nachunternehmer und Beträge für Preisnachlässe bei Baustoffen und Fremdleistungen aufführt. Der Kalkulator kann auch einen projektbezogenen Cashflow berechnen, der auf einer Auswahl möglicher Zuschläge basiert. Das Ziel dieser Berichte ist die Weitergabe der vertraglichen Einzelheiten und der der Angebotskalkulation zugrunde gelegten Annahmen an diejenige Führungskraft, die letztendlich über die zu unterbreitende Angebotssumme entscheidet. a) Vornahme von Korrekturen und Festlegung der Zuschläge In der Beratung werden ebenfalls die wirtschaftlichen Auswirkungen des Auftrages betrachtet und nachfolgend genannte Korrekturen vorgenommen und Zuschläge festgesetzt: –
Änderungen bei den kalkulierten Kosten der Baustelle,
–
Zuschlag für die allgemeinen Geschäftskosten,
2.2 Prozess der Angebotskalkulation
53
–
eine Bewertung des Risikos sowie ein Wagniszuschlag,
–
Zuschlag für den Gewinn,
–
Inflationszuschlag.
Die die kalkulierten direkten Kosten betreffenden Entscheidungen beinhalten die erforderlichen Korrekturen der Einsatzfaktoren, der angesetzten Leistung oder des Materialschwundes. Um eine ausreichende Deckung der allgemeinen Geschäftskosten gewährleisten zu können, muss das Unternehmen sowohl die Kosten als auch die Umsatzerlöse laufend überwachen und das Verhältnis zwischen diesen beiden Faktoren kennen. Umsatzerlöse und allgemeine Geschäftskosten sollten monatlich verglichen werden, um den erforderlichen Deckungsbeitrag zukünftiger Aufträge ermitteln zu können. Insbesondere bei großen Projekten und bei Auslandsbauvorhaben ist es notwendig, die damit verbundenen Risiken wirtschaftlich verwertbar zu identifizieren und zu quantifizieren. Dies erfordert vom Kalkulator, potenzielle Probleme bei der Bauausführung und mögliche Alternativen, Bereiche des Projektes mit unzureichender Informationsbasis und unrealistisch erscheinende Mengenangaben (einzelner Positionen) im Leistungsverzeichnis zu identifizieren. Wegen der knappen Zeit, die in der Regel für die Erstellung eines Angebotes zur Verfügung steht, wird sich der Bieter häufig auf eine einfache Schätzung der Risikoelemente (z. B. klimatische Faktoren, Verfügbarkeit des Produktionsfaktors Arbeit sowie von Geräten und Baustoffen) und Risikokategorien (z. B. vertragliches Risiko, Kundenrisiko, Ausführungsrisiko und wirtschaftliches Risiko) stützen. Das Risiko kann auf unterschiedliche Art und Weise kompensiert werden. Durch eine zusätzliche Versicherung kann abgesichert werden, die Arbeit kann auch an Nachunternehmer vergeben werden. Die dadurch entstehenden Kosten müssen bei der Angebotserstellung mit berücksichtigt werden. Normalerweise wird die Korrektur in Form eines Betrages gemacht, der einem bestimmten Prozentsatz der kalkulierten Baustellenkosten entspricht. Diese Risikomarge wird dem Gewinn hinzuaddiert. Der mindestens zu erzielende Gewinn eines Unternehmens steht in engem Zusammenhang mit der Gewinnverteilung. Das Unternehmen wird hinsichtlich des erzielten Gewinnes möglicherweise mit nachfolgenden Ansprüchen konfrontiert: –
Zahlung der Körperschaftsteuer,
–
Zahlung einer Dividende an die Anteilseigner,
–
Thesaurierung von Gewinn zur Reinvestition.
Die Höhe des benötigten Gewinnes wird mit der Steuerquote, dem Fremdkapitalzinssatz, der Höhe der an die Anteilseigner auszuzahlenden Dividende und dem Ausmaß der von der Geschäftsleitung festgesetzten Reinvestitionen variieren. Die für den Gewinn maßgeblichen finanzwirtschaftlichen Komponenten sind die Umsatzrendite und der Kapitalumschlag:
Gewinn vor Steuern und Zinsen Umsatz
und
Umsatz Gesamtkapital
Die Umsatzrendite (Gewinn vor Steuern und Zinsen : Umsatz) ist in angelsächsischen Bauunternehmen erfahrungsgemäß sehr niedrig, charakteristisch ist ein Wert um 3 %. Der Kapitalumschlag (Umsatz : Gesamtkapital) ist demgegenüber bei einer Größenordnung von 8 bis 15 mit einem charakteristischen Wert von 10 verhältnismäßig hoch. Dies zeigt, dass ein Bauunternehmen auf der Grundlage einer geringen Kapitalbasis bei hohem Kapitalumschlag geführt
2
54
2 Kalkulation im Ingenieurbau
werden kann. Dies wird zum großen Teil durch die Zwischen- bzw. Abschlagszahlungen begründet, die die Bauunternehmen monatlich von den Bauherren erhalten. Die Kombination der beiden Kennzahlen ergibt die Gesamtkapitalrentabilität:
2
Gewinn vor Steuern und Zinsen Umsatz Gewinn vor Steuern und Zinsen ⋅ = Umsatz Gesamtkapital Gesamtkapital Demzufolge ergeben eine Umsatzrendite von 3 % und ein Kapitalumschlag von 10 eine Gesamtkapitalrentabilität von 30 % und möglicherweise die Durchführbarkeit des Projektes. Der Unternehmer wird in England oder USA eine Gesamtkapitalrentabilität von 20 bis 30 % vor Steuern und Zinsen unter Einbezug der Substanzerhaltung benötigen. Beispiel Kapital (Eigenkapital 75.000 GE, Fremdkapital 25.000 GE) geplante Umsatzrendite geplanter Kapitalumschlag geplante Kapitalverzinsung (Gewinn vor Steuern und Zinsen zu Kapital) geplanter Umsatz geplanter Gewinn vor Steuern und Zinsen Körperschaftsteuer Fremdkapitalzins geplante Dividende (10 % von 75.000 GE) Fremdkapitalzinsen (10 % von 25.000 GE) Körperschaftsteuer ([30.000 – 2.500] GE × 0,33) ausgeschütteter Gewinn gesamt einbehaltener Gewinn
100.000,00 GE 3% 10 30 % 1.000.000,00 GE 30.000,00 GE 33 % 10 % 7.500,00 GE 2.500,00 GE 9.075,00 GE 7.500,00 GE 19.075,00 GE 10.925,00 GE
Gewinn vor Steuern und Zinsen 30.000 = ⋅100 % = 3% Umsatz 1.000.000
Umsatz 1.000.000 = = 10 Gesamtkapital 100.000 In Abhängigkeit vom Auftraggeber und dem jeweiligen Inflationsniveau kann der Vertrag Preisanpassungsklauseln enthalten, die sich auf die Anwendung vereinbarter veröffentlichter Indizes und der zugehörigen Formel stützen. In Zeiten hoher Preissteigerungen oder in Auslandsmärkten mit hoher Inflation werden sich die Vertragspartner mit besonderer Vorsicht vergewissern, dass sie dem Inflationsrisiko nicht über Gebühr ausgesetzt sind.
2.2 Prozess der Angebotskalkulation
55
b) Cashflow und Preispolitik Ein wesentlicher Bestandteil der abschließenden Angebotsberatung ist eine Einschätzung des ermittelten Projekt-Cashflows und die Entscheidung über die Anwendung preispolitischer Gestaltungsmittel. Der projektbezogene Cashflow wird in der Regel während der Erstellung der Angebotskalkulation ermittelt und dazu genutzt, um zu überprüfen, ob er sich in den unternehmensbezogenen Cashflow und dessen Anforderungen eingliedert. Änderungen können vorgenommen werden, um den Cashflow des Projektes zu verbessern und das durch den Auftrag gebundene Kapital des Auftragnehmers und demzufolge dessen Risiko zu minimieren. Im Zusammenhang mit preispolitischen Gestaltungsmitteln soll das „Front-end loading“ angesprochen werden. Hierbei handelt es sich um ein Verfahren der preislichen Anpassung des Leistungsverzeichnisses unter Beibehaltung der Angebotsendsumme mit dem Ziel, den Cashflow des Projektes zu verbessern, das heißt, einen Zahlungsvorlauf anzustreben. Dabei wird „Front-end loading“ genutzt, um durch Erhöhung der Preise der anfänglichen Baustellentätigkeiten höhere Einnahmen in frühen Projektphasen zu erlangen. Eine Möglichkeit zur Steigerung des Ertrages besteht darin, die Preise von Positionen, bei denen man glaubt, dass die Mengenangaben zu niedrig veranschlagt wurden, zu erhöhen und die Preise von Positionen, bei denen man meint, dass sie hinsichtlich der Menge zu hoch angesetzt wurden, zu verringern. Das Verhältnis zwischen den Ausgaben und Einnahmen des Auftragnehmers über den Lebenszyklus eines charakteristischen Projektes ist in Bild 2-12 schematisch dargestellt. Aufgrund von Verzögerungen bei der Zahlung und bestimmten Einbehalten bleibt die Einnahmenkurve hinter der Ausgabenkurve zurück und veranlasst den Auftragnehmer zur Aufnahme von Fremdkapital, um den Differenzbetrag zu finanzieren. Die farblich gekennzeichnete Fläche gibt einen ungefähren Anhaltspunkt über die Höhe des Kredites, den der Auftragnehmer von der Bank bis zur Zahlung durch den Auftraggeber benötigt. Um diese Vorfinanzierung so gering wie möglich zu halten, ist der Auftragnehmer daran interessiert, die Einnahmenkurve so weit wie möglich nach links zu verlagern. Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, ist der Einsatz des „Front-end loading“ in Form eines Zahlungsvorlaufes.
2
56
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2
Bild 2-12 Typischer Zahlungsnachlauf
Bild 2-13 Zahlungsvorlauf
Die Höhe des zu finanzierenden Differenzbetrages kann anhand der in Bild 2-13 gezeigten Einnahmen- und Ausgabenkurven reduziert werden. Auftraggeber, die die Vertragsform des Einheitspreisvertrages verwenden, reagieren in der Regel empfindlich auf derartige Verfahrensweisen. Wenn das Verhältnis des unausgewogenen Preisansatzes zwischen frühzeitig zu vergütenden Angebotspositionen des Bauvorhabens gegenüber späteren zu offensichtlich ist,
2.2 Prozess der Angebotskalkulation
57
kann der Auftraggeber dem Bieter auferlegen, seinen Preis zu rechtfertigen oder sogar das Angebot zurückweisen.
2
Bild 2-14 Vorauszahlung
Es gibt jedoch auch vertragliche Gestaltungsmöglichkeiten, die derartige Formen der Preisgestaltung zum großen Teil verhindern, wie beispielsweise eine Vorauszahlung. Wenn die Kreditbedingungen des Bauherrn günstiger sind als die des Bauunternehmens, können durch diese Vorauszahlung die Kosten der Vorfinanzierung des Bauunternehmens gespart werden (vgl. Bild 2-14). 2.2.3.6
Auspreisen des Leistungsverzeichnisses
Nachdem die verschiedenen Faktoren geprüft und quantifiziert wurden, muss der Kalkulator schließlich das Leistungsverzeichnis auf der Grundlage der in der abschließenden Angebotsberatung festgesetzten Preise ändern (wenn es sich um einen Vertrag mit Leistungsverzeichnis handelt). Dies kann durch folgende Maßnahmen erreicht werden: –
Alle vorzunehmenden Änderungen werden in den jeweiligen Einheitspreis eingearbeitet (dies kann eine umfangreiche Neuauspreisung bedeuten).
–
Sämtliche Preise der Positionen werden mittels eines einzigen Prozentsatzes erhöht.
–
Es wird ein Pauschalbetrag als Zu- oder Abschlag angesetzt.
–
Die Einheitspreise bleiben unverändert, und die Differenz wird in die Position Baustelleneinrichtung integriert.
–
Die aufgeführten Maßnahmen werden miteinander kombiniert.
58
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2.2.3.7
2
Beurteilung des Angebotes durch den Auftraggeber
Nach dem fristgemäßen Eingang der Angebotsunterlagen (Angebotsformblatt und ausgepreistes Leistungsverzeichnis) werden diese von einem Bevollmächtigten des Auftraggebers überprüft, um sicherzustellen, dass die Unterlagen ordnungsgemäß ausgefüllt und rechtskräftig unterzeichnet wurden. Obzwar der Bevollmächtigte des Auftraggebers nicht hundertprozentig nachvollziehen kann, auf welche Art und Weise der Anbieter seinen Preis für jede Position gebildet hat, so ist er doch in der Lage, die Positionspreise mit denen der anderen Angebote zu vergleichen. Ein außergewöhnlich niedriger Preis für eine Angebotsposition kann auf einen Kalkulationsirrtum zurückzuführen sein. Falls ein Preis besonders hoch ist, dann könnte dies auf einen spekulativen Preis hindeuten. Der Bieter befindet die vorgegebene Menge der Position für zu niedrig und spekuliert darauf, dass eine größere Menge ausgeführt werden muss. Aus diesem Grund ist es üblich, die Einheitspreise sämtlicher Bieter tabellarisch zusammenzustellen und zu vergleichen. Bei der Auswertung der eingereichten Angebote ist zu beachten, dass das niedrigste Angebot nicht zwangsläufig zum niedrigsten Endpreis für die Baumaßnahme führt. Unabhängig davon, für welches Angebot sich der Auftraggeber entscheidet, sollte er sich zuvor davon überzeugt haben, dass der Auftrag nicht an ein Unternehmen vergeben wird, das ein unangemessen hohes Risiko eingeht und die Baumaßnahme dann nicht ordnungsgemäß beenden kann. Es handelt sich bei Bauleistungen nicht um einfach substituierbare (nämliche) Güter, sondern um Erfahrungsgüter.
2.3 Vorkalkulation im Hochbau
59
2.3 Vorkalkulation im Hochbau Zunächst wird der Schlüsselfertigbau aus Sicht des Generalunternehmers betrachtet. Dann folgt die konkrete Kalkulation der drei wichtigsten Gewerke: Rohbau, Fassade und technische Gebäudeausrüstung. Der allgemeine Ausbau ist wegen seiner Heterogenität nicht gesondert dargestellt.
2.3.1 Schlüsselfertigbau Nachfolgend soll das Ablaufschema der Erstellung einer Vorkalkulation im Schlüsselfertigbau dargestellt werden. Dabei wird zum Großteil auf die Vorgehensweise im angelsächsischen Raum zurückgegriffen,60 weil dort nicht mit Kennwerten, sondern vornehmlich mittels Leistungsverzeichnis und Einzelausschreibung für die einzelnen Gewerke kalkuliert wird. Dementsprechend existieren auch eine Reihe von Formblättern. Sie bilden einen wichtigen Bestandteil dieses Abschnittes. Das Ablaufschema von der Bietervorauswahl durch den Bauherrn bis hin zur Zuschlagserteilung enthält Bild 2-15. Wichtig ist, dass der Kalkulator mit den entsprechenden Vollmachten ausgestattet ist, damit andere Stellen und deren Mitarbeiter ihre Zuarbeit erfüllen und Informationen zur rechten Zeit und im erforderlichen Umfang bereitstellen können. Klare und eindeutige Kommunikationskanäle zwischen allen Beteiligten sind von großer Bedeutung für die effiziente Erstellung einer Vorkalkulation. Ein wichtiger Bestandteil des Kalkulationsprozesses ist die Bearbeitung und Kontrolle der Anfragen und Angebote der Lieferanten (Baustofflieferanten, Gerätevermieter) und Nachunternehmer. Diese müssen koordiniert werden. Parallel dazu muss die Arbeitsvorbereitung des Bauvorhabens mit den jeweiligen Bauleitern und zuständigen Abteilungen abgestimmt werden. Die Vorkalkulation bildet zusammen mit dem Bauablaufplan und dem vorgesehenen Bauverfahren die Grundlage, auf der die Wirtschaftlichkeit eines Bauvorhabens unter Einbezug von Behinderungen und Verzögerungen eingeschätzt werden kann. Soll-Ist-Vergleiche ermöglichen eine Projektsteuerung, die der Wirtschaftlichkeit zugute kommt. Aus diesem Grund ist gerade im Schlüsselfertigbau nur solch eine Vorkalkulation nutzbringend, die gewissenhaft erarbeitet und zusammengestellt wurde.
60
The Chartered Institute of Building (Hrsg.) (2009).
2
60
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2
Bild 2-15 Ablaufschema Vorkalkulation im Schlüsselfertigbau
2.3.1.1
Vorauswahl durch den Bauherrn
Ziel einer Vorauswahl ist das Erarbeiten einer Aufstellung von Bauunternehmen, die aufgrund ihrer Erfahrung, Fähigkeiten, Kapazitäten und bisherigen Angebote für ein Bauvorhaben in Frage kommen. Diese dient dem Bauherrn als Hilfsmittel zur Angebotsanfrage, aber auch dem Bauunternehmen zur besseren Vorbereitung auf das Projekt. Die eigentliche Auswahl eines Bauunternehmers erfolgt entweder auf der Basis des günstigsten Angebotes, durch direkte Verhandlungen oder aufgrund einer Mischung dieser beiden Verfahren. Häufig werden die beiden Unternehmen mit den niedrigsten Angebotssummen ausgewählt und gebeten, an einer Preisoptimierung mitzuwirken. In der Regel erhält dann das Unternehmen mit dem vorteilhaftesten Angebot den Zuschlag.
2.3 Vorkalkulation im Hochbau
Anfragen zur Angebotsabgabe kommen selten per Zufall auf den Tisch, sondern sind das Ergebnis marketingorientierter Aktivitäten des Bauunternehmens. Diese Aktivitäten sollen letztendlich eine engere Beziehung zu potenziellen Bauherren herstellen. Eine Konzentration des Bauunternehmens auf sein Kerngeschäft macht einen Erfolg wahrscheinlicher. Bei einer öffentlichen Ausschreibung findet keine Vorauswahl statt, jedes Unternehmen kann sich beteiligen. Dies hat zur Folge, dass in der Regel viele Bieter teilnehmen. Eine ausführliche Vorkalkulation ist deshalb vorsichtig abzuwägen. Eine Möglichkeit der Auswahl von Bietern sind Bieterlisten. Sie werden vom Bauherrn aufgestellt und setzen sich aus ausgewählten Unternehmen zusammen, die den Anforderungen des Bauherrn entsprechen und somit für zukünftige Bauvorhaben in Frage kommen. Die Bieterlisten werden in verschiedene Sparten untergliedert und sollten regelmäßig überprüft und gegebenenfalls nach folgenden Kriterien angepasst werden: –
Unzulängliche Unternehmen sind auszuschließen.
–
Neue Unternehmen, deren Leistungsfähigkeit ausreichend ist, sind aufzunehmen.
–
Die Sparten sind auf die in Frage kommenden Bauvorhaben auszurichten.
–
Es werden nur Bauunternehmen aufgenommen, deren finanzielle Situation stabil ist.
Eine weitere Auswahlmöglichkeit ist die beschränkte Ausschreibung (bei Einzelprojekten). Dabei stellen die Bauherren und deren Berater für ein konkretes Bauvorhaben eine Auswahl der in Frage kommenden Unternehmen zusammen. Diese Zusammenstellung kann aufgrund von Erfahrung, einer Anzeige oder durch direkte Bewerbung geschehen. Damit eine Angebotsvoranfrage aussagekräftig ist, sollten die nachfolgend aufgeführten Informationen enthalten sein. Informationen über den Bauherrn: –
Angabe des Bauherrn sowie Angabe, ob ein Unternehmen oder eine Tochterfirma des Unternehmens als Bauherr auftritt,
–
Bekanntgabe der baubegleitenden Planer, Ingenieure oder Projektbetreuer,
–
Bekanntgabe der Baustellenvertretung,
–
Beschreibung der Ausschreibungsunterlagen mit dem Zeitpunkt ihrer Verfügbarkeit und Abgabe (Angebotsfrist),
–
Bekanntgabe der Frist für die Interessenbekundung,
–
Bekanntgabe der beabsichtigten Anzahl der Bieter.
Informationen über das Bauvorhaben: –
Ort des Bauvorhabens, Entwurfspläne und Lageplan,
–
Baubeschreibung,
–
Kostenschätzung, Bauzeit, eventuell Teilabnahmen,
–
Einschränkungen des Baustellenzuganges und besondere Anforderungen,
–
Bodenverhältnisse,
–
besondere Arbeitsschutzbestimmungen.
61
2
62
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Informationen über Vertragsform und besondere Bedingungen:
2
–
Vertragsform,
–
Vertragsstrafen,
–
vorgesehene Besondere Vertragsbedingungen,
–
Zahlungsmodalitäten,
–
Einbehalte,
–
Sicherheiten,
–
Einzelheiten der Versicherungs- und Gewährleistungspflichten,
–
Preisgleitklauseln.
Zur Überprüfung der Vollständigkeit der Angaben des Bauherrn bei der Angebotsvoranfrage sollte das Unternehmen ein Formblatt – wie beispielsweise in Tabelle 2.7 abgebildet – verwenden. Da der Bauherr in der Voranfrage eine Vielzahl von Informationen vom Unternehmen wünscht, ist es für eine schnelle und rationelle Bearbeitung der Voranfrage sinnvoll, diese Informationen in aktualisierter Form vorliegen zu haben. Für größere Projekte wird häufig eine Präsentation des Unternehmens und eine Darstellung der Aufgabenbewältigung gewünscht. Damit eine derartige Vorstellung einen möglichst professionellen Eindruck hinterlässt, sollten größere Unternehmen hierfür eine eigene Abteilung unterhalten. Tabelle 2.7 Formblatt Angebotsvoranfrage Formblatt Angebotsvoranfrage Kontakt Name: Unternehmen: Telefon:
Fax:
Kommentar: Angaben zum Bauvorhaben Kurzbeschreibung: Örtlichkeit: Planungsverantwortliche: Vertragsbedingungen: Ausschreibungsunterlagen: Zeitplan: Angaben zur Ausschreibung Abgabefrist:
Ausschreibungstermin:
Kostenschätzung: Anzahl der Anbieter: Entscheidung:
Annahme Ablehnung
Unterschrift
Datum
Abgabetermin:
2.3 Vorkalkulation im Hochbau
63
Die Unternehmen, die einen positiven Eindruck hinterlassen, haben sich in der Regel am intensivsten mit dem Projekt befasst und es geschafft, den Wünschen des Bauherrn am besten gerecht zu werden. Diese Unternehmen werden sich auf der Auswahlliste wiederfinden und die eigentlichen Ausschreibungsunterlagen erhalten.
2 2.3.1.2
Entscheidung zur Angebotsabgabe
Nach Erhalt der kompletten Ausschreibungsunterlagen hat das ausgewählte Unternehmen eine Entscheidung in Bezug auf die Angebotsabgabe zu treffen. Sind Ausschreibungsunterlagen ohne Voranfrage eingetroffen, so ist meistens frühzeitig eine Entscheidung zu treffen, ob ein Angebot abgegeben wird (vor allem im Hinblick auf freie Kalkulationskapazitäten). Eine Hilfestellung zur Angebotsabgabeentscheidung gibt beispielsweise das nachfolgende Angebotsdatenblatt (vgl. Bild 2-16). Projektinformation Projekttitel Projektadresse Projektbeschreibung Arbeitsvorbereitung Kontakt für Baustellenbesuch Planstelle
Bauherr Architekt Ingenieurbüro Quantity surveyor (Kostenplanungsbüro)
Angebotsinformation Termin Aufforderung erhalten Termin für Angebotsabgabe Bindefrist für Angebot Ausschreibungsform Offen Auswahl Dokumente LV Dokumente sind abzugeben:
Verhandelt Sonstig Kein LV
Veranschlagte Kostengliederung Eigenleistung Nachunternehmer Projektgemeinkosten Kernkosten und Eventualposten Gesamt Herkunft des Kostenplans:
Vertragsbedingungen Vertragsform Änderungen Grundbucheintrag Versicherungen Bürgschaften
Aufmaßnorm Rechnungsstellung nach Zahlungsabstand Zahlbar nach Einbehalt Gewährleistungsperiode Vertragsstrafe Festpreis Zeitplan Beginn Dauer
Gleitklausel
Erläuterungen
Verteiler
Bild 2-16 Angebotsdatenblatt
Zunächst werden die Ausschreibungsunterlagen vom verantwortlichen Kalkulator und anderen Beteiligten (z. B. Arbeitsvorbereitung, technischer und kaufmännischer Leiter) überprüft und eine Aufstellung aller eingegangenen Unterlagen angefertigt (vgl. Tabelle 2.8). Klare und direkte Kommunikation zwischen allen Beteiligten ist von immenser Bedeutung, damit alle vom
64
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Kalkulator zu koordinierenden Aspekte angesprochen und entschieden werden können. Zweck der Überprüfung der Unterlagen ist die Feststellung, ob: alle Unterlagen denen der Voranfrage entsprechen,
–
die Unterlagen und Informationen für eine Vorkalkulation ausreichend sind und
–
die Angebotsfrist ausreichend ist.
Tabelle 2.8 Aufstellung Ausschreibungsunterlagen
Ausschreibungsdokumente Aufforderungsschreiben Bedingungen Ausschreibungsform Rücksendungsformular Planungsunterlagen Architekt Tragwerk Haustechnik Materialaufstellungen Leistungsbeschreibung Baubeschreibung Beschreibung Tragwerk Beschreibung Haustechnik Leistungsverzeichnis Roh- und Ausbau Tragwerk Haustechnik Leistungsaufstellung Aufstellung Stundensätze Projektbezogen Allgemein Vertragsbedingungen Bes. Vertragsbedingungen Zus. Vertragsbedingungen Zahlungsplan Zeitplan Planungshaftung Konzernbürgschaft Ausführungsbürgschaft Gewährleistungen Technische Berichte SiGe-Plan Bauverfahren Bodengutachten
Kostenplanung
Ingenieurbüro
Planungsbüro
Einkaufsabteilung
Kfm. Abteilung
Arbeitsvorbereitung
Anzahl
Verteiler erhalten
2
–
2.3 Vorkalkulation im Hochbau
65
Die für eine Vorkalkulation zur Verfügung stehenden Informationen sollten Folgendes enthalten: –
Pläne,
–
Baubeschreibung bzw. Funktionalbeschreibung,
–
Materiallisten,
–
technische Berichte/Gutachten,
–
Leistungsverzeichnis.
Alle Unterlagen müssen mit Ausgabedatum und Index versehen sein und die im Planregister aufgeführten Zeichnungen (Lagepläne, Positionspläne und Detailpläne des Architekten, Statikers und Haustechnikers) müssen vorliegen. Besondere Wünsche des Bauherrn müssen bekannt sein. Je umfangreicher die Unterlagen sind, desto genauer kann im Allgemeinen die Vorkalkulation erstellt werden. Von besonderer Bedeutung sind dabei die Qualität und die damit verbundene Aussagekraft der Ausschreibungsunterlagen, insbesondere des Leistungsverzeichnisses. Hierbei bedeuten ungenaue und widersprüchliche Angaben aufgrund der damit verbundenen Unsicherheit ein erhöhtes Risiko. Trotz zusätzlicher Klärungen mit dem Bauherrn und dessen Beratern ziehen sich diese Unsicherheiten oft über die gesamte Dauer eines Projektes hin. Ist ein Leistungsverzeichnis nicht Bestandteil der Ausschreibung, so sollte eine ausführliche Baubeschreibung mit umfangreichen Plänen vorliegen. Der Inhalt eines Leistungsverzeichnisses muss mit den Plänen auf Übereinstimmung geprüft werden. Besondere Vertragsbedingungen sind zu beachten, da sie: –
die Bauverfahren beeinflussen,
–
Einschränkungen auferlegen,
–
den Zugang zur Baustelle einschränken,
–
die übliche Abfolge der Gewerke beeinflussen,
–
Einfluss auf den Zeitrahmen ausüben,
–
besondere Gewerke und Materialien erfordern,
–
den Terminplan beeinflussen sowie
–
Einfluss auf die Baukosten nehmen
können. Insbesondere ist eine vom Bauherrn gewünschte Reihenfolge von Teilabnahmen von Anfang an zu berücksichtigen. Weiterhin sind Einfluss und Risiken, die sich aus den Vertragsbedingungen ergeben können, zu analysieren. Insbesondere auf eventuelle Zusätzliche Vertragsbedingungen ist dabei zu achten. Im Anschluss an die Überprüfung der Ausschreibungsunterlagen erfolgt die Angebotsabgabeentscheidung. Zu den Aspekten, die dabei vom Management insbesondere berücksichtigt werden müssen, gehören die Vertragsbedingungen, die erforderlichen Kapazitäten, die Kapazitätsauslastung sowie der Baubereich bzw. die Sparte. Die Kosten der Erstellung einer Angebotskalkulation sollten immer im Zusammenhang mit der Wahrscheinlichkeit eines Angebotszuschlages betrachtet werden. Der Bauherr ist über die getroffene Entscheidung zu unterrichten. Danach wird das Kalkulationsverfahren entweder eingeleitet oder aber die Ausschreibungsunterlagen werden zurückgegeben.
2
66
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2.3.1.3
2
Management des Kalkulationsprozesses
Die Kalkulationsabteilung muss eine Arbeitszeitplanung erarbeiten, damit die Auslastung festgestellt, gesteuert und geplant werden kann. Da der dem Kalkulationsverfahren vorstehende Kalkulator die Verantwortung für die Bildung einer realistischen Baukostensumme in der geforderten Zeit trägt, muss er einen Arbeitsablaufplan (vgl. Bild 2-17) mit allen einzelnen Vorgängen und Vorgangsdauern erstellen. Dieser enthält: –
Fertigstellungstermin für die Herstellung des Leistungsverzeichnisses bei einer Funktionalausschreibung,
–
spätester Termin für die Versendung der Material-, Geräte- und Nachunternehmeranfragen,
–
spätester Termin für den Angebotseingang,
–
Termin für die Besichtigung des Baugeländes und der Umgebung,
–
spätester Termin für die Festlegung der Bauverfahren,
–
Termin für die Fertigstellung des Ablaufplanes,
–
Termin für den Abschluss der Kostenermittlung,
–
Festlegung der Koordinationstermine,
–
Termin für die interne Vorlage,
–
Termin der Angebotsabgabe.
Die Ausschreibungsunterlagen werden an die entsprechenden Stellen (vgl. Tabelle 2.8) verteilt und sollten von diesen nochmals analysiert werden. Die wichtigsten zu untersuchenden Faktoren sind: –
Baubeschreibung, Leistungsverzeichnis und Pläne: Vollständigkeit, Widersprüche, Klarheit, Aufteilung in Gewerke, Koordination und Planungsstand,
–
Vertragsbedingungen: besondere Anforderungen, Einbehalte und Gewährleistungen, Versicherungen und Bürgschaften, Vertragsstrafen,
–
Unklarheiten und fehlende Informationen: Zusammenstellung eines Fragenkatalogs, schriftliche Klärung mit Bauherr und Beratern.
Jede zusätzliche Information und jede vom Bauherrn geforderte Änderung sind vom Kalkulator festzuhalten und entsprechend zu berücksichtigen, auch im Zusammenhang mit der Terminplanung. Alle Beteiligten müssen bestätigen, dass sie ihre Zuarbeit im erforderlichen Umfang und termingerecht erbringen können. Im Rahmen einer Besichtigung des Baugeländes sind die vorgefundenen Verhältnisse systematisch aufzunehmen, insbesondere diejenigen, die zu Einschränkungen des Baubetriebes führen bzw. führen können.
Bild 2-17 Ablaufplan Vorkalkulation
2.3 Vorkalkulation im Hochbau 67
2
68
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2.3.1.4
Beschaffungsprozess
a) Aufforderung zur Angebotsabgabe
2
Ob das Bauunternehmen den Zuschlag letztendlich erhält, ist im Wesentlichen von den Angeboten für Material bzw. Baustoffe, Geräte und Nachunternehmerleistungen abhängig. Aus diesem Grund sind bereits zum Zeitpunkt der Erstellung der Vorkalkulation für diese Kostenarten realistische und konkurrenzfähige Preise notwendig. Die Verantwortung für das Zusammenstellen der Aufforderungen zur Angebotsabgabe, für die Auswertung der Angebote und Auswahl der Unternehmer trägt entweder der Kalkulator oder die Einkaufsabteilung. Wurde der Verantwortungsträger einmal festgelegt, sollte er beibehalten werden, solange keine zwingenden Gründe dagegen sprechen. Ziel der Aufforderung zur Angebotsabgabe ist es, Angebote zu erhalten, die den technischen Regeln, der Leistungsbeschreibung und den Vertragsbedingungen entsprechen. Da der terminliche Rahmen eng gesteckt ist, muss die Angebotsaufforderung klar und eindeutig sein, um Folgendes zu vermeiden: –
Abgabe von unvollständigen Angeboten,
–
Überschreiten der Abgabefrist,
–
Angabe von Alternativpositionen, die zusätzlicher Überprüfung bedürfen.
Auf der Grundlage der Analyse der Ausschreibungsunterlagen wird eine Aufstellung der zur Ausschreibung kommenden Positionen angefertigt. Handelt es sich in der Ausschreibung um eine Funktionalbeschreibung, so muss das Unternehmen weitere Informationen zusammenstellen bzw. gleich ein vollständiges Leistungsverzeichnis anfertigen. Alle Möglichkeiten, die der Klarstellung der Aufgaben und notwendigen Ressourcen dienen, sollten vom Unternehmen, soweit der terminliche Rahmen dies gestattet, auch genutzt werden. Die Auswahl der anzufragenden Lieferanten und Nachunternehmer kann am besten über eine unternehmensinterne Datenbank erfolgen. Diese sollte folgende Informationen über die Lieferanten bzw. Nachunternehmer enthalten: –
Anschrift, Telefon-, Faxnummern und E-Mail-Adressen,
–
Kontaktpersonen,
–
geografischer Wirkungsbereich,
–
erbrachte Leistungen vorangegangener Projekte,
–
Umfang und Art der bisherigen Zusammenarbeit,
–
ob Angebote termingerecht abgegeben wurden.
Ist ein Unternehmen zum ersten Mal in einer bestimmten Region tätig, so benötigt es Informationen über die Lieferanten und Nachunternehmer vor Ort. In diesem Fall sollten die Angaben der Lieferanten und Nachunternehmer zusätzlich durch einen Außenstehenden überprüft werden. Bei Lieferanten und Nachunternehmern, die dem Unternehmen unbekannt sind, muss in der Regel eine Vorauswahl getroffen werden. Das Auswahlverfahren sollte in jedem Fall sicherstellen, dass sich nur Lieferanten und Nachunternehmer an dem Vorhaben beteiligen, die auch über die notwendige Leistungsfähigkeit verfügen. Zur Beurteilung der Leistungsfähigkeit eines Nachunternehmers bzw. zur Feststellung, ob ein Lieferant oder Nachunternehmer in finanzieller und materieller Hinsicht zur Leis-
2.3 Vorkalkulation im Hochbau
69
tungserbringung fähig ist, ist ein Fragebogen hilfreich, der Informationen zu folgenden Bereichen enthält: –
Tätigkeitsfeld,
–
Umfang und Art der Leistung,
–
ob Arbeits- und Aufsichtskräfte in ausreichender Menge zur Verfügung stehen,
–
Umfang und Art der bisher erbrachten Leistungen,
–
Referenzen aus der Branche, von Architekten, Ingenieuren und seitens der Bank,
–
abgeschlossene Versicherungen.
Für einen Generalunternehmer ist es wichtig zu wissen, ob Kapazitäten in ausreichender Menge zur Verfügung gestellt werden können und somit den Anforderungen entsprochen werden kann. Zudem muss die Liste mit den anzufragenden Lieferanten und Nachunternehmern sämtliche Gewerke unter Beachtung der projektspezifischen Anforderungen abdecken. In Bild 2-18 ist ein Muster für die Gewerkeliste eines Generalübernehmers abgebildet. Die ausgewählten Lieferanten und Nachunternehmer sind zur Angebotsabgabe aufzufordern. In Bild 2-19 ist ein Formular für die Aufforderung zur Angebotsabgabe exemplarisch abgebildet. Besonders wichtig ist die Unterrichtung der Lieferanten und Nachunternehmer über die entsprechenden Vorgaben des Terminplanes (voraussichtlicher Anfangstermin der Bauausführung, voraussichtliche Anfangstermine der Lieferungen und Nachunternehmerleistungen, Fertigstellungstermine der Leistungen, Informationen zur Bedeutung des Leistungsfortschritts, Ablauf der Leistungen) und die Angaben zum vorgesehenen Bauverfahren. Für Kontrollzwecke muss das Unternehmen eine Kopie aller im Rahmen der Angebotsaufforderung ausgegebenen Pläne, Vertragsbedingungen, Baubeschreibungen und LV-Positionen bereithalten.
2
70
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau 1. 1.01 1.02 1.03
Techn./Kaufm. Bearbeitg. Grundstücksentwicklung Projektleitung Architektur-Planungen
1.10.5 1.11 1.11.1 1.11.2
Sonstige Gebühren Sachleistungen Büromaterialien/Pausen Modelle/Schaubilder
1.03.1 1.03.2 1.03.3 1.03.4 1.03.5 1.03.6 1.04 1.04.1
Städtebau Gebäude Innenräume Landschaft Fassade Farbe Ingenieur-Planungen Bauphysik
1.11.3 1.11.4 1.11.5 1.11.6 1.11.7 1.12 1.12.1 1.12.2
1.04.2
Tragwerk
1.04.3
Elektro/Blitzschutz
1.04.4
Heizung
1.04.5 1.04.6 1.04.7 1.04.8 1.04.9 1.05 1.05.1 1.05.2 1.05.3 1.05.4 1.05.5 1.05.6 1.06 1.06.1 1.06.2 1.06.3 1.06.4 1.06.5 1.07 1.07.1 1.07.2 1.08 1.08.1 1.08.2 1.08.3 1.08.4
RLT Sanitär/Feuerlöscheinr. Fördertechnik GLT/MSR Vermessung Gutachten Baugrund Beweissicherung Umwelt/Klima Verkehr Wert-/Standortanalyse Abnahme-Sachverständ. Ausschreibung/Bauleitg. Rohbau Technischer Ausbau Allgemeiner Ausbau Außenanlagen Bes. Betriebseinrichtg. Kaufm. Projektabwicklg. Baukaufmann Buchhaltung Versicherungen Bauherrenhaftpflicht Bauwesen Feuer Gebäudehaftpflicht
2. 2.01 2.01.1 2.01.2 2.01.3 2.01.4 2.02 2.02.1 2.02.2 2.02.3 2.02.4 2.02.5 2.02.6 2.02.7 2.03 2.04 2.04.1 2.04.2 2.04.3 2.05 2.05.1 2.05.2 2.06 2.06.1 2.06.2 2.06.3
1.09 1.09.1 1.09.2 1.09.3 1.09.4 1.09.5 1.09.6 1.09.7 1.09.8 1.10 1.10.1 1.10.2 1.10.3 1.10.4
Vermarktung/Vermietung Marktforschung Makler Mietsubvention Rechtsanwalt/Notar Werbeagentur Design/Reproduktion Schilder/Plakate Medien Gebühren Baugenehmigung Prüfung Gestattung Stellplatz-Ablösungen
2.07 2.07.1 2.07.2 2.07.3 2.07.4 2.07.5
Grundstück Grundstückserwerb Gelände Gebäude Betriebseinrichtungen Optionen Nebenleistungen Rechtsanwalt/Notar Gericht Grunderwerbsteuer Makler Amtliche Genehmigungen Bauordnung/Grenzregul. Vermessung Erw. dingl. Rechte/Baulast. Freimachen Abfindung/Entschädigung Abl. dingl. Rechte/Baulast. Instandhaltung/Verwaltung Herrichten Abbruch/Kippgebühren Dekontaminierung Öffentliche Erschließung Erschl. Kostenbeitrag Straßen und Wege Kostenbet. an öff. Bauwerken Ver- und Entsorgung Abwasser Wasser Fernwärme/Gas Strom Telefon
3. 3.01 3.01.1 3.01.2 3.01.3 3.01.4 3.02
Rohbau Baustelleneinrichtung BE Anteil Rohbau BE Anteil Ausbau Gemeinkosten Rohbau Gemeinkosten Ausbau Verbau
Reisekosten Bewirtungen Feste Transporte Post-/Fernmeldeleistungen Finanzierung Finanzierung Grundstück Finanz. Generalübernehmer 1.12.3 Finanz. Generalunternehmer 1.13 Objektmanagement
3.03 3.04 3.05 3.05.1 3.05.2 3.05.3 3.06 3.07 3.08 3.09 3.10 3.11 3.12 3.13
Wasserhaltung Erdarbeiten Gründungsarbeiten Fundament/Bodenplatte Sondergründungen Unterfangungen Grundleitungen Drainage Beton/Stahlbeton Betonfertigteile Wärmedämmung Oberflächenbehandlung Mauerwerk
3.15 3.16 3.17 3.18 3.19 3.20 3.21 3.22
Abdichtung gg. drk. Wasser Abdichtung gg. n. drk. Wasser Verpressarbeiten Schutzrohre Gerüste Beihilfearbeiten Ingenieur-Holzbau Zimmererarbeiten Ingenieur-Stahlbau Trapezbleche (Dach)
4. 4.01 4.01.1 4.01.2 4.01.3 4.01.4 4.01.5 4.02 4.02.1 4.02.2 4.02.3 4.02.4 4.02.5 4.03 4.03.1 4.03.2 4.03.3
Fassade Metall Warmfassade Kaltfassade Tür- und Toranlagen Wärmedämmung Vordächer Glas Warmfassade Kaltfassade Tür- und Toranlagen Wärmedämmung Glasdach/Vordächer Fenster/Schaufenster Holz Leichtmetall Kunststoff
4.04 4.04.1 4.04.2 4.04.3 4.05 4.05.1 4.05.2 4.05.3 4.06 4.06.1 4.06.2 4.06.3 4.07 4.08
Stein Naturstein Mauerwerk Wärmedämmung Beton Warmfassade Kaltfassade Wärmedämmung Trapezblech Warmfassade Kaltfassade Wärmedämmung Gasbeton Außenputz
3.14
2.3 Vorkalkulation im Hochbau
71
4.09
Sonstige Türen und Tore
6.06
7.03.4
Schächte
6.07
Brandschutz/Abschottungen Innenputz
4.10
Außenfensterbänke
7.04
Technischer Ausbau Blitzschutz Elektro Starkstrom Schwachstrom Netzersatzstrom Heizung RLT-Anlagen Be- und Entlüftung Teilklimatisierung Vollklimatisierung
6.07.1 6.07.2 6.08 6.09 6.10 6.11 6.12 6.12.1 6.12.2 6.12.3 6.13 6.13.1 6.13.2 6.13.3 6.13.4 6.14 6.14.1 6.14.2
Innenputz, trocken Innenputz, nass Fliesen/Platten Betonwerkstein Naturwerkstein Innenfensterbänke Estrich Zement Anhydrit Gussasphalt Oberbodenbelag PVC Teppich Parkett Beschichtungen Abgehängte Decken Holz Metall
7.04.1 7.04.2 7.04.3 7.04.4 7.04.5 7.04.6 7.05 7.05.1 7.05.2 7.05.3 7.05.4 7.05.5 7.05.6 7.05.7 7.06 7.06.1 7.06.2 7.06.3
5.04.4 5.04.5 5.05 5.06 5.07 5.08
Entrauchungsanlagen Kühldecke Kälte Energierückgewinnung Sanitär Schwimmbadtechnik
6.14.3 6.14.4 6.14.5 6.15 6.15.1 6.15.2
Mineralfaser Gipskarton Sonderdecken Tischler Türen Sonst. Tischler
7.07 7.07.1 7.07.2 7.07.3
Verkehrsanlagen (nicht öff.) Hofbefestigungen Straßen Wege/Treppen Parkplätze Gleisanlagen Beleuchtung Gartenanlagen Bodenarbeiten Pflanzungen Rasenflächen Beregnung Pergolen Wasserbecken Dachbegrünung Verschiedenes Mülltonnen/Container Spielplatzgeräte Wirtschaftsgegenstände Einfriedung Mauern Zäune Schranken
4.11 4.12 4.12.1 4.12.2 4.13 4.14
Oberflächenbehandlung Sonnenschutz Außenlieg. Sonnenschutz Außenlieg. Blendschutz Fassadenbefahranlage Gerüste
5. 5.01 5.02 5.02.1 5.02.2 5.02.3 5.03 5.04 5.04.1 5.04.2 5.04.3
5.09 5.09.1
Feuerlöscheinrichtungen Sprinkler
6.15.3 6.16
8.01 8.02
5.09.2 5.09.3 5.10
Feuerlöscher CO2/Halon Gebäudeautomation
6.17 6.17.1 6.17.2
8.03 8.04 8.05
EDV/Kommunikation Kleinkälte Küchenanlagen
5.11 5.12 5.13 5.13.1
MSR-Technik Brandschutz Fördertechnik Aufzüge
6.18 6.19 6.19.1 6.19.2
Falttrennwände Innenliegender Blendschutz Metallbau Allg. Schlosserarbeiten Türen, Tore, Windfanganl. Gebäudedehnfugen Malerarbeiten Anstriche Tapeten
Bes. Betriebseinrichtungen Einbaumöbel Loses Mobiliar
8.06 8.07 8.08 8.09
5.13.2 5.13.3
Fahrtreppen/Fahrsteige Sonstige Fördertechnik
6 6.01
Allgemeiner Ausbau Dachdeckung/ -abdichtung Harteindeckungen Metall Dichtungsbahnen Klempner Lichtkuppeln Abdichtungen im Gebäude Leichte Trennwände Gipskarton-Ständerwand Systemwand Gips, Gasbeton, Bims WC-Trennwände Latten-/Gittertrennwände
6.20 6.21 6.22 6.23
Doppelböden Schließanlage Gebäudebeschilderung Bauschlussreinigung
8.10 8.11 8.12 8.13 8.14
7. 7.01 7.02 7.02.1 7.02.2 7.02.3
Außenanlagen Erdarbeiten Versorgung (nicht öff.) Wasseranschluss Feuerlöschleitung Heizung
8.15 8.16 8.17
Kühlräume Laboranlagen Wäschereianlagen Rohrpost/Kleinförderanlagen Druckluftanlagen Strahlenschutz Sicherheitsanlagen Med.-Techn. Anlagen Aufbereitung/ Umweltschutz Parksysteme Saunen Werbeanlagen
7.02.4 7.02.5 7.03 7.03.1 7.03.2 7.03.3
Strom Kanäle/Schächte Entwässerung (nicht öff.) Schmutzwasser Regenwasser Besondere Abwässer
6.01.1 6.01.2 6.01.3 6.02 6.03 6.04 6.05 6.05.1 6.05.2 6.05.3 6.05.4 6.05.5
Bild 2-18 Gewerkeliste eines Generalübernehmers
8.
2
72
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau Bauvorhaben: Art der Arbeiten: Sehr geehrte Damen und Herren, wir beabsichtigen, die o.g. Leistungen zu vergeben und bitten hierfür um Ihr Angebot bis zum ... 1. Nachstehende Unterlagen sind zusammen mit dieser Aufforderung zur Angebotsabgabe Bestandteil Ihres Angebotes: Leistungsbeschreibung Pläne Nr. ... Bedingungen zum Nachunternehmervertrag Die einschlägigen Bedingungen des Bauherrn. ... Weitere Auskünfte erteilt: ... Tel.: .../Fax: ... Änderungen in den beigefügten Unterlagen sind nicht zulässig. Etwaige Änderungsvorschläge oder Nebenangebote müssen auf gesonderter Anlage gemacht und als solche gekennzeichnet werden. Das Bauvorhaben unterliegt den öffentlichen Preisvorschriften. 2. Der Bieter ist bis zum ... an sein Angebot gebunden. 3. Voraussichtliche Ausführungszeit: 4. Vertragsstrafe: 5. Gewährleistung: Die Gewährleistung richtet sich nach ... Die Gewährleistungsfrist beträgt für ... Jahre ... Jahre jeweils zuzüglich 4 Wochen. 6. Zahlung: Abschlagszahlungen in Höhe von ... % des Wertes der nachgewiesenen Leistungen mit anteiliger Umsatzsteuer. 7. Sicherheitsleistungen: ... % der Auftragssumme für Vertragserfüllung ... % der Abrechnungssumme für Gewährleistung 8. Der AG schließt eine Bauleistungsversicherung ab. ... % der Abrechnungssumme werden für die Prämie in Abzug gebracht. Der Selbstbehalt pro Schaden beträgt ... %, mindestens ... €. 9. Materialgleitklausel für folgende Materialien: 10. Lohngleitklausel für Lohnerhöhungen ab: 11. Dem Angebot sind ferner beizufügen: 12. Das Angebot ist unter Verwendung der von uns übersandten Vordrucke zu erstellen und rechtsverbindlich zu unterzeichnen. Falls Sie kein Angebot abgeben möchten, bitten wir um umgehende Rückgabe der Unterlagen. Mit freundlichen Grüßen
Anlagen: ...
Bild 2-19 Aufforderung zur Angebotsabgabe
2.3 Vorkalkulation im Hochbau
73
b) Auswertung der Angebote Nach dem Eingang der Angebote werden diese registriert und auf Übereinstimmung mit den Anforderungen der Ausschreibung überprüft. Obwohl zumeist eindeutige Anforderungen gestellt wurden, sind Alternativangebote keine Seltenheit. Diese müssen ausgewertet und mit den Anforderungen verglichen werden. Die Angebote der Baustofflieferanten werden in einem Preisspiegel zusammengefasst (vgl. Tabelle 2.9). Dabei muss überprüft werden, ob: –
die angebotenen Baustoffe den Anforderungen entsprechen,
–
die Baustoffe zum jeweiligen Termin in ausreichender Menge vorhanden sind,
–
besondere Lieferbedingungen bestehen,
–
die Anlieferung und das Abladen den Vorgaben entsprechen,
–
die Bindefrist des Angebotes den Vorgaben entspricht,
–
Angaben über zusätzliche Kosten für Teillieferungen gemacht wurden,
–
das Angebot einen Mengenrabatt enthält.
Tabelle 2.9 Preisspiegel Baustoffe Pos.
Material
Sorte
Menge
Einheit
12.000 16.000
t t
Lieferant 1 Lieferant 2 Lieferant 3 Ausgesucht Bemerkung A
M01 M02
Korngemisch Packlage Tragschicht gesamt
M03
Beton
M04
C 16/20
250
m3
C 25/30
300
m3
gesamt M07
10,73 13,65
10,50 13,35
287.600
347.160
339.600
A
D
Sicht-MV Blockw. 14 cm
55 Taus. Steine 6.500 m2
10,50 10,10
E
6,88
72,75
70,88
78,90
82,80
83,00
40.640
Mauerwerk
C
B 10,50 10,10
43.028
67,88 Zementersatz 78,90 Zementersatz
42.620
F 502,50 14,48
502,50 41,48
Die Angebote der Gerätevermieter werden ebenfalls in einem Preisspiegel zusammengefasst (vgl. Tabelle 2.10). Erfolgte die Aufforderung auf der Grundlage einer Leistungsbeschreibung, müssen die angebotenen Geräte genauestens auf deren Übereinstimmung geprüft werden. Es sollte geprüft werden, ob: –
die Geräte den Anforderungen des Bauvorhabens entsprechen,
–
die Geräte entsprechend dem Bauablaufplan bereitstehen,
–
die Kosten des An- und Abtransports enthalten sind,
–
ein Geräteführer für die Dauer des Einsatzes zur Verfügung steht (falls erforderlich),
–
über notwendige Beistellungen der Generalunternehmer zu informieren ist,
–
die Zuständigkeit für die Kosten der Wartung und Reparaturen eindeutig ist,
–
die Bindefrist des Angebotes den Vorgaben entspricht.
2
74
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Tabelle 2.10 Preisspiegel Geräte Pos.
2
Gerät
Einheit
Miete
Löhne
BetriebsWartung stoffe
Auf/Abbau
Gesamt
Ausgewählt Bemerkung
Eigengerät G01 G02 G03
Baggerlader hydr. Bagger Gabelstapler
Ste. Ste. W.
7,50 11,25 270,00
12,00 12,00 incl.
2,25 4,50 45,00
2,25 3,00 22,50
24,00 30,75 337,50
Ste. Ste. W.
17,25 24,75
incl. incl.
2,25 4,50
2,25 3,00
21,75 32,25
30,75 337,50
Fahrer in Gemeinkosten enthalten
Fremdgerät G01 G02 G03
Baggerlader hydr. Bagger Gabelstapler
21,75 nicht vorrätig
Die Angebote der Nachunternehmer werden wiederum in einem Preisspiegel zusammengefasst (vgl. Tabelle 2.11). Alle Abweichungen und Unstimmigkeiten müssen vor dem Einarbeiten der Kosten ausfindig gemacht und korrigiert werden. Die Angebote sollten dahin gehend durchgesehen werden, ob: –
die Positionen mit denen der Ausschreibung übereinstimmen,
–
alle Positionen mit Preisen versehen wurden,
–
alle Positionen mit den entsprechenden Einheiten versehen wurden,
–
die Einheitspreise gleicher Positionen übereinstimmen,
–
die Einheitspreise realistisch erscheinen und mit denen der Mitanbieter vergleichbar sind,
–
Alternativangebote als solche erkennbar sind,
–
die Vertragsbedingungen anerkannt werden,
–
Beistellungen durch den Generalunternehmer erfolgen und diese geleistet werden können,
–
Nebenleistungen wie z. B. Abladen, Lagerhaltung, Arbeitsschutz und Schuttbeseitigung geklärt sind,
–
Abschläge angeboten werden,
–
alle zusätzlichen Informationen (z. B. Leistungsbeschreibungen, Bauablaufpläne) vorliegen.
Tabelle 2.11 Preisspiegel Nachunternehmer: Gewerk Bohrpfähle Pos.
Name und Tel.
Datum
1
H 01237 23245
11. Apr
2
J 01321 76543
3
K 01761 98678
4
L 01324 67812
Summe
Summe nach Prüfung
Abschlag
Summe nach Abschlag
54.340
60.118
2,50 %
58.615
10. Apr
63.300
63.300
2,50 %
61.718
11. Apr
nicht vollständig
Bemerkung
Testpfahl fehlte
Bohrpfähle entsprechen nicht den Anforderungen Angebot noch nicht eingegangen
2.3 Vorkalkulation im Hochbau
2.3.1.5
75
Arbeitsvorbereitung
Unter den wichtigsten Massen werden als erstes diejenigen betrachtet, die einen besonderen Einfluss auf den Bauablauf haben. Beispielsweise ist die Schalungsfläche wichtiger als die Betonmenge, da letztere schnell eingebracht werden kann, die Schalung hingegen von mehreren Faktoren, wie der verfügbaren Arbeitskraft, Krankapazität und vorgehaltenen Fläche, abhängig ist. Zwischen Kalkulator und der für die Arbeitsvorbereitung zuständigen Stelle sollte möglichst frühzeitig eine Besprechung einberufen werden, um das bzw. die Bauverfahren für das Projekt zu bestimmen. Durch eine günstige Wahl der Bauverfahren kann ein Unternehmen seine Kompetenz demonstrieren und sich gleichzeitig einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz verschaffen. Der Bauablaufplan ist die wohl wichtigste Grundlage für das anbietende Unternehmen. Er stellt die beabsichtigte Ausführung dar und dient damit als Grundlage für die Vorkalkulation. Zudem verlangt der Bauherr in der Regel einen Bauablaufplan, der Bestandteil des Werkvertrages wird und zur Kontrolle des Baufortschritts dient. Häufig ist der Bauablaufplan gleichzeitig auch Grundlage für den Zahlungsplan. Folgende Merkmale sollte ein Bauablaufplan berücksichtigen: –
realistischer Fertigstellungstermin,
–
Optimierung der Wirtschaftlichkeit der eingesetzten Kapazitäten,
–
Schaffung einer Grundlage für die Betrachtung der zeitvariablen Kosten, z. B. Baustelleneinrichtung, Bauleitung,
–
Abfolge der Gewerke und Teilabnahmen,
–
Möglichkeiten einer Terminverkürzung.
Ein aus dem Projektverständnis heraus erarbeiteter Bauablaufplan muss enthalten: –
Baubeginn und Fertigstellungstermin,
–
geforderte Abfolge der Gewerke und Teilabnahmen,
–
Baustelleneinrichtungstermine,
–
Eigenleistungen,
–
Leistungen der Nachunternehmer.
Während der Anfertigung des Bauablaufplanes müssen häufig noch Fragen geklärt, Abläufe und Kapazitäten überprüft und unterschiedliche Details ausgearbeitet werden. Sollte die Ausführungsplanung zum Zeitpunkt der Erstellung der Vorkalkulation noch nicht abgeschlossen sein, sind die Termine für die Fertigstellung der einzelnen Planungsleistungen zu vermerken. Aus dem Bauablaufplan wird schließlich die Bauzeit abgeleitet, die für die Berechnung der (zeitvariablen) Gemeinkosten der Teilleistungen wichtig ist. Zwischen dem Kalkulator und der Unternehmensführung sollten regelmäßig Besprechungen zur Überprüfung von Fortschritt und Entwicklung der Vorkalkulation stattfinden. Bei größeren Projekten ist es von Vorteil, wenn der Kalkulator einen Zwischenbericht erstellt und diesen den Beteiligten präsentiert. Dadurch können diese ihre Ideen und Vorstellungen in das Projekt mit einfließen lassen. Der Zwischenbericht sollte die nachfolgend aufgeführten Bestandteile bzw. Angaben enthalten.
2
76
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Vorbereitung:
2
–
Darstellung der Bauleitung und Verantwortungsträger,
–
Angaben hinsichtlich der Besichtigung des Baugeländes,
–
Aufforderungen zur Angebotsabgabe an Lieferanten und Nachunternehmer,
–
Änderungen der Ausschreibung,
–
Unterlagen zur Angebotspräsentation,
–
Angebotsabgabe.
Vertrag: –
Inhalt und besondere Bedingungen,
–
Gestaltung der Nachunternehmerverträge.
Kaufmännische Angaben: –
Versicherungen,
–
Bürgschaften,
–
Cashflow.
Technische Angaben: –
Planungsstand,
–
Baustelleneinrichtung,
–
Geräte,
–
Besonderheiten des Bauvorhabens,
–
Arbeitssicherheit,
–
Alternativen.
Bauablaufplan: –
Darstellung,
–
alternative Bauverfahren und Gewerkeabfolge,
–
weitergegebene Informationen an die Nachunternehmer.
Klärungsbedarf: –
Was ist vom Bauherrn noch zu klären?
–
Welche Informationen werden noch benötigt?
–
Welche Einschränkungen sollten im Angebot gemacht werden?
–
Welche Alternativen sollten angeboten werden?
–
Ist eine Terminverlängerung im Hinblick auf die Angebotsabgabe notwendig?
2.3.1.6
Einzelkosten der Teilleistungen
Die Einzelkosten der Teilleistungen werden in einem dreistufigen Prozess ermittelt. Stufe 1: –
Ermittlung des Lohnkostenanteils für die unterschiedlichen Lohnstufen je Stunde,
2.3 Vorkalkulation im Hochbau
–
Ermittlung des Baustoffkostenanteils je Einheit,
–
Ermittlung des Gerätekostenanteils für die unterschiedlichen Geräte je Einheit bzw. Stunde – mit oder ohne Fahrer, Eigen- oder Fremdgerät.
Zudem müssen Bauablauf, Bauverfahren, einzusetzende Kapazitäten sowie Nachunternehmeranteil bekannt sein. Stufe 2: Die Aufwands- bzw. Leistungswerte ergeben zusammen mit den Kosten der jeweiligen Kostenarten aus der Stufe 1 die Einzelkosten für die LV-Positionen. Stufe 3: Vollständiges oder teilweises Einbringen der Kosten der Nachunternehmerleistungen. Die Lohnkosten umfassen auch die lohngebundenen Zuschläge und Lohnnebenkosten (z. B. Auslösung). Letztere entstehen dem Bauunternehmen aufgrund wechselnder Einsatzorte. Die Aufwandswerte werden für gewöhnlich auf der Grundlage betriebsinterner Erfahrungswerte ermittelt. Sie basieren in diesem Fall auf Arbeitsstudien und Auswertungen vergangener Projekte, können aber auch externen Datenbanken entnommen werden, wie z. B. den ArbeitszeitRichtwerte-Tabellen des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes (ZDB) und des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB). Zusätzlich zu den Baustoffkosten, die dem Baustoffpreisspiegel entnommen wurden (vgl. Tabelle 2.9), sind folgende Kostenfaktoren zu berücksichtigen: –
Unterschiede zwischen den gestellten Anforderungen in der Ausschreibung und den angebotenen Baustoffen,
–
Abnahme von Mindestmengen für Rabatte, Aufschläge aufgrund kleinerer Teillieferungen,
–
Rabatte, Skonti, Boni etc.,
–
Materialschwund (Bruch, Schnitt- und Streuverluste),
–
Abladen, Stapeln und Verteilen der Bauteile und -stoffe.
Den Gerätekosten, die dem Gerätepreisspiegel entnommen wurden (vgl. Tabelle 2.10), sind folgende kostentreibende Faktoren hinzuzurechnen: –
Kosten des An- und Abtransports können gleichmäßig auf die jeweiligen Positionen des Preisspiegels angerechnet oder separat in der Baustelleneinrichtung ausgewiesen werden,
–
zu wählender Leistungsansatz ist von der Baustelle, Wetter usw. abhängig,
–
Einsatzzeiten sind zu ermitteln.
Die Kosten der Geräte werden in Abhängigkeit von der Art des Geräteeinsatzes entweder den Einzelkosten der Teilleistungen zugerechnet (falls ein Gerät nur für diese bestimmte Teilleistung eingesetzt und vorgehalten wird, z. B. Bagger für Aushub, Mobilkran für schwere Einbauteile) oder als Beistellungsgerät der Baustelleneinrichtung (z. B. Turmdrehkran, Baucontainer) den Gemeinkosten zugerechnet (falls nicht ein gesonderter Posten für die Baustelleneinrichtung ausgewiesen wurde). Bei den Kosten der Nachunternehmerleistungen müssen folgende Einflüsse auf die Nachunternehmerpreise des Preisspiegels (vgl. Tabelle 2.11) beachtet werden: –
Abweichungen zwischen Angebot und geforderter Leistung,
–
Zuschläge für Abladen, Lagerung, Schutz und Verteilung der Baustoffe, wenn diese nicht ausdrücklich im Angebot oder Vertrag enthalten sind. Die Zuschläge können auf die Nachunternehmerpreise umgelegt oder den Gemeinkosten zugerechnet werden,
–
allgemeine Beistellungen, die vom Generalunternehmer geleistet werden müssen.
77
2
78
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2.3.1.7
2
Eventualpositionen und Regiearbeiten
Eventualpositionen enthalten einen Betrag für LV-Positionen, die zwar zur Ausführung vorgesehen sind, deren Menge aber zur Zeit der Ausschreibung aufgrund fehlender Informationen noch nicht abschließend ermittelt werden kann (vgl. Tabelle 2.12). Damit der Generalunternehmer diese Leistungen für die Bauablaufplanung und die Ermittlung der Gemeinkosten der Teilleistungen ungefähr in der Vorkalkulation berücksichtigen kann, sollten folgende Angaben vorliegen: –
Art und Umfang der Leistungen,
–
Art und Ort der Ausführung der Leistungen,
–
näherungsweise Massen mit Leistungsbeschreibung,
–
Einschränkungen und Terminwünsche.
Alle Eventualpositionen sind vom Bauherrn vor der Ausführung zu genehmigen. Sie werden nach der Ausführung anhand eines Aufmaßes abgerechnet. Eventualpositionen sind als Vergabepreise zu verstehen, das heißt, sie enthalten zusätzlich den entsprechenden Anteil an Geschäftskosten, Wagnis und Gewinn. Tabelle 2.12 Plan der Eventualpositionen und Regiearbeiten Eventualpositionen LV Seite 5/6
5/8
5/9
Pos.
Regiearbeiten LV Seite
Eventualpositionen
Pos.
a
Sicherheitszaun am Hinterhof
7.500
5 / 12 a
b
Einbauten der Empfangshalle
16.500
c
c
Küchengeräte
a
Eingangstore
13.500
5 / 13 a
b
Zusatzdämmung im Dachraum
3.750
c
c
Maschinenfundamente
6.000
d
zusätzliche Bauarbeiten
a-g
sonstiges
d
Beistellungssumme
Gesamtsumme Eventualpositionen
Summe
%
12.000
100
12.000
24.000
Spezialfacharbeiter 12.000
120
14.400
26.400
26.400
50.400
Facharbeiter
zusätzlich gesamt
5.250
Lohn gesamt
24.000
Baustoffe
12.000
15
1.800
13.800
Sonderteile
12.000
15
1.800
13.800
Material gesamt
24.000
3.600
27.600
6.000 31.500
5 / 14 a 5 / 11
Beschreibung
54.000
144.000
b
Geräte
6.000
10
600
6.600
Sondergeräte
6.000
10
600
6.600
Geräte gesamt
12.000
1.200
13.200
Regiearbeiten
60.000
31.200
91.200
2.3 Vorkalkulation im Hochbau
Regiearbeiten bzw. Leistungen auf Stundenbasis entstehen in der Regel durch Änderungen oder zusätzliche Leistungen, die nicht durch ein Aufmaß erfassbar oder auf der Basis des Leistungsverzeichnisses abrechenbar sind. Zudem konnte der Leistungsumfang vor der Ausführung nicht bestimmt werden. Die Kosten für Stundenlohnarbeiten bestehen aus folgenden Bestandteilen (vgl. Tabelle 2.12): –
Lohn,
–
Baustoffe und Bauteile,
–
Geräte,
–
Zuschläge,
–
Gemein- und Geschäftskosten, Wagnis und Gewinn.
Um eine vereinfachte Abrechnung zu ermöglichen, werden häufig Stundenlohnsätze in der Ausschreibung verlangt. Dabei darf der Generalunternehmer nicht vergessen, die Stundenlohnsätze der Nachunternehmer einschließlich seines GU-Zuschlages anzugeben. Für die Berechnung des Stundenlohnes muss der Zuschlag auf die jährlichen durchschnittlichen Lohnkosten ermittelt werden. Dieser Zuschlag berücksichtigt Lohnnebenkosten, Gemeinkosten, Geschäftskosten und Gewinn. In der Praxis werden häufig zusätzlich Aufschläge für Aufsicht, Verwaltung, Bauablaufänderungen und aufwendigere Leistungen vorgenommen. Die Lieferpreise der Baustoffe und Bauteile sind mit Zuschlägen für Gemein-, Geschäftskosten und Gewinn zu versehen. Typische Zuschlagssätze sind 10 % für Gemeinkosten und 5 % jeweils für Geschäftskosten und Gewinn. Die Berechnung der Zuschläge sollte besser aus einer ordnungsgemäßen Kosten- und Leistungsrechnung sowie einem Kapitalbindungsplan abgeleitet sein und richtet sich zudem nach der allgemeinen Marktlage und der Marktstellung des Unternehmens. Auf die Kosten der Geräte, die sich schon vor Ort befinden, müssen ebenfalls die Zuschläge für Gemeinkosten, Geschäftskosten und Gewinn hinzugerechnet werden, damit Stundenlohnarbeiten korrekt abgerechnet werden können. 2.3.1.8
Gemeinkosten der Teilleistungen
Die Gemeinkosten der Teilleistungen entstehen durch den Betrieb der Baustelle, lassen sich aber den einzelnen Teilleistungen nicht direkt zuordnen. Von ihnen ändert sich ein Teil der Kosten in Abhängigkeit von der zeitlichen Dauer der Baudurchführung, während der andere Teil fixe Kosten darstellt. Es wird deshalb zwischen zeitvariablen und zeitfixen (einmaligen) Kosten unterschieden. Der Bauablaufplan (vgl. Bild 2-20) ist für die Erstellung der Vorkalkulation für ein Bauvorhaben von großer Bedeutung, da durch ihn erst die zeitvariablen Gemeinkosten der Baustelle genau bestimmt werden können. Manche Kosten setzen sich dabei aus zeitfixen und zeitvariablen Anteilen zusammen (z. B. Turmdrehkran: zeitfixe Kosten für den Aufbau am Anfang – zeitvariable Kosten während der Baudurchführung – zeitfixe Kosten für die Demontage und den Abtransport). Ein sorgfältig ausgearbeiteter Bauablaufplan ermöglicht es dem Generalunternehmer, u. U. eine Verkürzung der Bauzeit und damit Einsparungen bei den zeitvariablen Gemeinkosten zu erzielen. Know how in bezug auf zeitsparende Bauverfahren kann somit einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil darstellen.
79
2
80
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2
Bild 2-20 Bauablaufplan für Gemeinkosten der Teilleistungen
2.3 Vorkalkulation im Hochbau
81
Aus dem Projektverständnis, den Ausschreibungsunterlagen und dem Bauablaufplan heraus sollte ein Plan aller anfallenden Gemeinkosten aufgestellt werden, der die nachfolgenden Posten enthält: – Baustelleneinrichtung und -räumung,
2
–
technische Bearbeitung,
–
Baustellengehälter,
–
Vorhaltekosten der Geräte und Einrichtungen, die nicht den Teilleistungen zugerechnet werden,
–
Betriebsstoffkosten (Beleuchtung, Baustrom, Heizung, Wasser und Abwasser, Reinigung),
–
allgemeine Baustellenkosten (Hilfslöhne, Bürokosten, Reisekosten, Instandhaltungskosten),
–
besondere Wagnisse, Bauleistungsversicherung.
Der Gesamtplan der Gemeinkosten der Teilleistungen setzt sich aus mehreren Einzelplänen der unterschiedlichen Gemeinkostenarten zusammen (vgl. Tabellen 2.13 bis 2.23). Die dargestellten Pläne zeigen eine typische Unterteilung der Positionen, von Unternehmen zu Unternehmen können sie jedoch variieren. Tabelle 2.13 Bauleitung Bauherr Nr.
Art
Beschreibung
Ablauf von bis
Anzahl Wochen
€/W.
Lohn Geräte Stoffe NU
GK
gesamt
Zeitvariable Kosten Baucontainer
Büro
1
40
2
80
45
3.600
3.600
1
40
1
40
30
1.200
1.200
Möbel
1
40
1
40
7,5
300
Telefon Miete
1
40
1
40
7,5
300
300
Telefon Rechnung
1
40
1
40
15
600
600
1
40
0,25
10
75
900
6.750
Konferenzraum Toiletten Lager Ausstattung
300
Prüfgeräte Vermessungsgeräte Gebühren
Gemeinde
Beistellungen
Vermessungsgehilfe Fahrer Prüfungsgehilfen Reinigung
750
Gesamt
750
5.850
Zeitfixe Kosten Aufbau
Transport und Kran
1
Fundamente und Abwasser
1
300
300
600
Aufstellen und Ausstatten
1
300
300 300
900
Ausstattung
IuK Installation
Gebühren
Landkauf
Abbau
Rückbau
40
Kran und Transport
40
Gesamt
375
375
750
1.000 300
300 375
375 900
1.000
750
375 600 300 1.000
3.925
82
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Bauleitung Bauherr: Hierunter werden alle Kosten für die Einrichtung und den Betrieb der Baustelleneinrichtung für die vom Bauherrn eingesetzte Bauleitung erfasst. Zusätzlich werden hier auch vertragsbedingte Sonderkosten des Bauvorhabens aufgeführt.
2
Bauaufsicht: Der größte Anteil der Gemeinkosten der Teilleistungen entfällt auf die Bauaufsicht eines Bauvorhabens. Es sollte das kleinstmögliche Team, das für die zu bewältigenden Aufgaben die nötigen Erfahrungen mitbringt, eingeplant werden. Sämtliches Personal, das nicht in den Einzelkosten der Teilleistungen oder in den Geschäftskosten enthalten ist, muss hier erfasst werden. Es ist wichtig, dass für eine ausreichende Aufsicht der Nachunternehmer gesorgt ist. Alle mit dem Aufsichtspersonal verbundenen Kosten müssen dazugerechnet werden. Sind die Kosten für unterstützendes Personal aus dem Unternehmen der Baustelle anzurechnen, dann muss der Kalkulator mit der Unternehmensführung den Einsatz abstimmen. Tabelle 2.14 Bauaufsicht Nr.
Art
Beschreibung
Bauleitung
Projektleiter
Aufsicht
Oberpolier
Ablaufplanung und
Bauablaufplaner
Koordination
Koordinator
Bauleiter Polier
Quantity Surveying
Baukaufmann
Hilfspersonal
Sekretärin
Gesamt
Ablauf von -2
bis 38
W. gesamt
€/W.
Kosten gesamt
Anzahl
Wochen
1
40
40 1.125
45.000
zeitvar.
3
40
1
38
38
975
37.050
-2
41
1
4
4
975
3.900
-2
41
1
43
43 1.050
45.150
2
38
1
36
36
14.400
161
400
145.500
zeitfix
2.3 Vorkalkulation im Hochbau
83
Baucontainer: Je nach Größe und Dauer eines Bauvorhabens werden Baucontainer entweder angemietet, gekauft oder dem eigenen Bestand entnommen. Zu den Miet- bzw. Vorhaltekosten werden die Kosten für den Transport, Auf-, Um- und Abbau als zeitfixe Kosten hinzugerechnet. Die Betriebskosten werden getrennt betrachtet. Einsparungen sind möglich, wenn beispielsweise bei Umbauten bereits bestehende Räume bezogen werden können oder Nachbargebäude kostengünstig Platz bieten. Kosten für Ausstattung und Betrieb fallen jedoch immer an. Weiterhin ist an dieser Stelle zu prüfen, inwieweit öffentliche Verkehrsflächen oder Nachbarflächen angemietet werden müssen. Tabelle 2.15 Baucontainer Nr.
Art
Beschreibung
Ablauf von bis
Anzahl Wochen
€/W.
Lohn Geräte Stoffe NU
GK
gesamt
Zeitvariable Kosten Bürocontainer Bauleitung
zusätzliche Container
1
38
1
38
53
2.014
Aufsicht
1
40
1
40
38
1.520
2.014 1.520
Engineering
1
33
1
33
45
1.485
1.485
Quantity surveying
1
40
1
40
45
1.800
1.800
Lager
1
40
2
80
38
3.040
3.040
Kantine
1
38
1
38
68
2.584
2.584
Toiletten
1
40
1
40
45
1.800
1.800
Gesamt
1
14.243
Zeitfixe Kosten Aufbau
Abbau
Gesamt
Antransport
8
60
320
Kran
2
375
750
Aufstellen
1
450
450
Innenausbau
1
450
450
Einrichtung
1
450
Rückbau
1
450
Kran
2
375
750
750
Abtransport
8
60
480
480
2.750
4.100
750 450 450
450 450
1.350
320
450 450
2
84
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Hilfskräfte: Hilfskräfte werden für den allgemeinen Einsatz auf der Baustelle in verschiedenster Art und Weise eingesetzt, z. B. zum Aufräumen und Säubern, zum Abladen und Verteilen von Baustoffen oder zum Fahren und Bedienen von Geräten. Die Anzahl der Hilfskräfte muss in Abhängigkeit von den Einzelleistungen und der Beistellung von Vor- und Hilfsleistungen an die Nachunternehmer bestimmt werden. Tabelle 2.16 Hilfskräfte Nr.
Art
Beschreibung
Ablauf von
bis
Anzahl
Wochen
W. gesamt
€/W.
Kosten gesamt zeitvar.
zeitfix
(Pos. nicht in Teilleistungen) Beistellungskräfte
Abladen
16
32
1
17
17
450
7.650
1
13
1
13
13
300
3.900
10.800
Verteilung Vermessungsgehilfen Arbeitskräfte für Geräte
Fahrer Mechaniker Pumpeninstandhaltung Krananschläger Bauaufzug
17
28
2
12
24
450
14
16
3
3
9
450
Änderungen Gerüste
17
28
1
12
12
450
Gerüsteabbau
29
30
3
2
6
450
2.700
Baustellenausstattung Gerüsteaufbau
4.050 5.400
Änderungen Bauzaun Änderungen Baugrube Elektriker Schutzmaßnahmen
Aufbauen
1
4
4
450
1.800
Entfernen
1
2
2
450
900
Reparatur Reinigung
tägliche regelmäßige Endreinigung
Abnahme
Maler allgemeine Beistellungen
39
40
2
2
4
450
1.800
39
40
1
2
2
525
1.050
39
40
1
2
2
525
1.050
Schreiner
andere Gesamt
99
27.750 13.350
2.3 Vorkalkulation im Hochbau
85
Baustelleninstallationen: Dieser Plan enthält alle Installations- und Betriebsstoffkosten, die in der Regel von Versorgungsunternehmen für Anschluss und Verbrauch verlangt werden. Ihre Höhe muss auf der Grundlage von Erfahrungswerten geschätzt werden.
2
Tabelle 2.17 Baustelleninstallation Nr.
Art
Beschreibung
Ablauf von bis
Anzahl Wochen €/W. Lohn Geräte Stoffe NU
GK
gesamt
Zeitvariable Kosten Verwaltung
Schreibwaren und Porto
40
30
1.200
1.200
Büroausstattung
40
45
1.800
1.800
EDV-Anlage
40
15
600
600
Versorgung, Lüftung Mieten und
Telefon
40
45
1.800
1.800
Gebühren
Strom/Beleuchtung der Container
40
30
1.200
1.200
Heizung
40
30
1.200
1.200
Wasser
40
15
600
600
Beleuchtung/Stromverteilung 22 40
19
45
855
855
Sicherheitsbeleuchtung Gesamt
9.255
Zeitfixe Kosten Aufbau,
Büroausstattung
Installation,
EDV-Anlage
Abbau und
Lüftung
Wieder-
Telefon
herstellung
Strom/Beleuchtung der Container
300
300
1.500
1.500 600
600
Heizung Wasserversorgung
300
300
Wasserverteilung
300
300
Beleuchtung/Stromverteilung
600
600
Sicherheitsbeleuchtung Abwasseranschluss
300
300
Treibstofflager Gesamt
900 2.400
600
3.900
86
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Baustellenausstattung: Hierunter versteht man z. B. die Herstellung und den Rückbau von Zufahrts- und Baustellenstraßen, von Bauzaun und Schildern, ferner Baugerüste, Schutzbauten sowie die Instandhaltung der Ausstattungen.
2
Tabelle 2.18 Baustellenausstattung Nr.
Art
Beschreibung
Ablauf von bis
Anzahl Wochen €/W. Lohn Geräte Stoffe NU
GK gesamt
Zeitvariable Kosten Instandhaltung
Baustellenstraße
und Änderung
Abstellfläche gesicherte Lagerfläche Verkehrssicherung Schutzzäune Absperrungen Wasserhaltung Behelfseinrichtungen Schutzleitplanken
Gesamt Zeitfixe Kosten Aufbau,
Baustellenstraße
240
m²
15
900
900 1.800
3.600
Installation,
Abstellflächen
150
m²
15
600
600 1.050
2.250
Abbau und
gesicherte Lagerfläche m 22,5
600
1.312
1.912
Wieder-
Verkehrssicherung
herstellung
Schutzzaun
85
Sicherheitsgeländer
600
600
Baufugen Wasserhaltung Behelfskonstruktionen Baugrubensicherung Hinweisschilder Schutzmaßnahmen
Ausstattungen und Material
1
450
150
150
150
450
450 450
Versorgungsleitungen Umleitungen Schutzmaßnahmen Gesamt
2.250 2.100 4.762
150
9.262
2.3 Vorkalkulation im Hochbau
87
Mobile Baugeräte: Für die Erfassung der mobilen Baugeräte bei den Gemeinkosten der Teilleistungen gibt es zwei Gründe: –
–
Die Geräte werden bei der Herstellung verschiedener Gewerke eingesetzt, dienen somit als allgemeine Geräte (z. B. geländegängiger Gabelstapler, der für Abladen, Transport und Verteilung für die gesamte Dauer des Bauvorhabens eingesetzt wird). Zur Verrechnung für den Einsatz von Maschinen, die zwar in einigen Positionen bereits den Einzelkosten zugerechnet sind, aber während der restlichen Bauzeit auch anderen Zwecken dienen können (z. B. ein Baggerlader, der für unterschiedliche (aber auch sich wiederholende) Tätigkeiten einsetzbar ist, ohne dass er mehrmals an- und abtransportiert wird).
Die Arbeitsbeschreibung der Bauverfahren gibt Aufschluss darüber, welches Gerät für welche Zwecke und welche Dauer benötigt wird. Die Fahrer der Geräte können entweder den Einzelpositionen oder dem Hilfskräfteplan zugeordnet werden. Tabelle 2.19 Mobile Baugeräte Nr.
Art Hebezeug
Beschreibung
Ablauf von
bis
Anzahl
Wochen
W. gesamt
€/W.
Kosten gesamt zeitvar.
zeitfix
Turmdrehkran und Fahrer Mobilkran und Fahrer
12
16
1
5
Bauaufzug
17
28
2
12
24
5 1.950 150
3.600
9.750
16
31
1
16
16
300
4.800
8
38
1
31
31
150
4.650
Personenaufzug Transport
Gabelstapler Motjapaner Baggerlader Kleintransporter
Betoniergerät
Mischer
Betonpumpe Kompressor und Gerät
5
20
1
16
16
150
2.400
Betonglättmaschine
9
20
1
12
12
75
900
8
38
1
31
31
30
930
5
12
1
8
8
75
600
Beton Mörtel
Geräte Ausgleich zusätzliche Baggerzeit zusätzliche LKW-Zeit zusätzliche Walzenzeit zusätzliche Wasserhaltung Aufbau
Abbau
Turmdrehkran Aufzug
2
750
1.500
Antransport
5
75
375
Stromanschlüsse
1
750
750
Aufzug
2
750
1.500
Abtransport
5
75
375
Turmdrehkran
(für Hilfskräfte siehe entsprechenden Plan, Treibstoff inbegriffen) Gesamt
27.630
4.500
2
88
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Stationäre Geräteanlagen: Hierunter zählen große Gerüste samt notwendiger Installationen, Schuttcontainer und Hilfsgeräte wie z. B. Biegemaschine und Steinsäge. Alternativ können Gerüste auch:
2
–
als Nachunternehmerleistung gerechnet werden,
–
in der Spalte Nachunternehmerleistung der Baustellenausstattung geführt werden,
–
in die Einzelkosten der Teilleistungen einbezogen werden.
Kleingeräte und Handwerkzeuge können einerseits in den Einzelkosten der Teilleistungen enthalten sein, da die Kosten proportional mit der Zahl der Arbeiter steigen oder andererseits in die Lohnberechnung einbezogen werden. Tabelle 2.20 Stationäre Geräteanlagen Nr.
Art gemietete Gerüste
Beschreibung extern
Ablauf von 17
bis
Anzahl
Wochen
28 1.200 m²
W. gesamt 12
€/W. 0,75
Kosten gesamt zeitvar.
zeitfix
10.800
intern Aufzüge
1.800
Arbeitsbühnen
1.200
Wetterdach Schutznetze/-planen
1.200 m²
4,50
5.400
1.980
Dachkantensicherung Leiter Instrumente Verkehrssicherung
Schuttrutschen
2
12
24
82,5
Nivelliergerät
1
26
26
30
780
Theodolit
1
26
26
45
1.170
1
26
26
150
3.900
Schilder Ampelanlage Absperrungen
sonstiges
Schuttcontainer Hebezeug zusätzliche Grubensicherung Biegemaschine Treibstofftank
Transport Kleinwerkzeug
an Baustelle
3
75
ab Baustelle
3
75
225
(wenn nicht in Lohnkosten)
1
60
2.400
40
40
225
(für Aufbau, Änderung und Abbau siehe Hilfskräfte) Gesamt
27.030
2.850
2.3 Vorkalkulation im Hochbau
89
Vertragsbedingungen: Alle kostenverursachenden Faktoren und Vertragsbedingungen müssen in der Vorkalkulation berücksichtigt werden, dazu zählen z. B. Bürgschaften, Versicherungen, technische Bearbeitung und Dokumentation. Da nicht alle Verluste einer Baustelle über eine Versicherung abdeckt werden können, sollte ein gewisser Betrag für unvorhersehbare Vorkommnisse eingeplant werden. Tabelle 2.21 Vertragsbedingungen Nr.
Art
Beschreibung
Ablauf von
bis
Anzahl Wochen
W. gesamt
Grundkosten
%
Kosten gesamt zeitvar.
zeitfix
Versicherungen Bauleistung
3.450.000
0.5 siehe Tabelle 2.31
Arbeitgeber
165.000
0.2 siehe Tabelle 2.31
Haftpflicht
165.000
0.2 siehe Tabelle 2.31
Selbstbeteiligung Bürgschaften
Gewährleistungsbürgschaft
1.500 345.000
1,5 siehe Tabelle 2.31
Muttergesellschaft Gewährleistungen
Generalunternehmer Nachunternehmer Planungsbüro
besondere Best. Honorare
Architekt Tragwerksplaner Quantity Surveyor Landvermesser Jurist Geologe Fortschrittfotos
Gebühren
Baugenehmigung Planungsgenehmigung Parkkarten und Gebühren
sonstiges Gesamt
1.500
Sonstiges: An dieser Stelle sind sämtliche Besonderheiten des Bauvorhabens zu berücksichtigen. Dazu können besondere Arbeitsschutzmaßnahmen, außergewöhnliche Leistungen in der Dokumentation oder Qualitätssicherung zählen.
2
90
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Tabelle 2.22 Sonstiges Nr.
2
Art
Ablauf
Beschreibung
von bis
Anzahl
WoGerä- Stof €/W. Lohn NU chen te fe
GK
gesamt
Zeitvariable Kosten Winterarbeit
Wetterschutz zusätzliche Beleuchtung verminderte Produktivität Frostschutz warme Kleidung
Qualitätssicherung Verwaltung Arbeitsschutz
Dokumentation/Plan
1.500 1.500
Ausbildung Gesamt
1.500 1.500
Zeitfixe Kosten Vermessungsmaterialien
Pfähle und Profillatten
300
300
Beton-, Stahlmarkierungen
300
300
Prüfungen und Proben
sonstige Prüfungen
Betonüberwachung
55
12
3
90
20
60
Musterflächen
660 135
135
135
735
660 270
Materialproben Arbeitsschutz
Arbeitsschutzbeschreibung Schutzhelme und Kleidung
Gesamt
1.200 1.200 1.860 2.730
Zusammenfassung der Gemeinkosten der Teilleistungen: Hier sind die Kosten aus den Einzelplänen entsprechend ihres zeitlichen Verhaltens zusammengestellt. Die Summe der Gemeinkosten der Teilleistungen wird in die Zusammenfassung der Kalkulation (vgl. Tabelle 2.31) übertragen. Tabelle 2.23 Zusammenfassung der Gemeinkosten der Teilleistungen (Plan E) Zeitvariable Kosten Lohn 1 Bauleitung Bauherrr
Geräte
Stoffe
NU
5.850
2 Bauaufsicht 3 Baucontainer 4 Hilfskräfte
900
6.750 145.500
14.243
14.243
Lohn 900
Geräte
Stoffe
750
600
NU 300
GK
gesamt
1.000
3.550
2.100
4.762
150
Gesamt 10.300 145.500
1.350
2.750
4.100
27.750 13.350 9.255
2.250
gesamt
145.500 27.750
5 Baust.installationen 6 Baustellenausstattung
Zeitfixe Kosten GK
9.255
900
2.400
600
18.343
13.350
41.100
3.900
13.155
9.262
9.262
7 Mobile Baugeräte
27.630
27.630
4.500
4.500
32.130
8 Stationäre Geräteanlagen
27.030
27.030
2.850
2.850
29.880
9 Vertragsbedingungen 10 Sonstiges Gesamtsumme Übertrag
1.500 30.000 76.853
4.762
150 157.155
1.500
135
268.920 15.735 11.750
735 3.735
300
1.500
1.500
1.500
1.860
2.730
4.230
4.960 36.480
305.400
2.3 Vorkalkulation im Hochbau
2.3.1.9
91
Fertigstellung der Vorkalkulation
a) Ermittlung und Anpassung der Kalkulationssumme In das Leistungsverzeichnis werden die ermittelten Einzelkosten getrennt nach den Kostenarten Lohn, Geräte, Baustoffe und Nachunternehmerleistungen eingetragen. Bevor die Gemeinkosten und weitere Zuschläge berechnet werden können, müssen die Einzelkosten der einzelnen Positionen addiert werden. Das Leistungsverzeichnis gibt dem Kalkulator einen Überblick über die Hauptelemente der Arbeit. Es wird mit Hilfe von getrennten Zwischensummen für die Kostenarten ausgefüllt. Beim Aufsummieren der Positionen des Leistungsverzeichnisses zu einer übersichtlichen Gesamtdarstellung muss gewährleistet sein, dass aufgetretene Schreib- und Bearbeitungsfehler beseitigt werden. Gleichzeitig muss es möglich sein, Zwischensummen der verschiedenen Elemente der Leistungen oder Gewerke aufzustellen. Mit Hilfe von Rechnerkalkulationsprogrammen können die zahlreichen ausgedruckten Einzelpläne in Übereinstimmung gebracht werden. Die Gesamtsumme kann aus den verschiedenen Einzelplänen folgendermaßen errechnet werden: –
Zerlegung der Gesamtsumme in Zwischensummen für die Bereiche Lohn, Geräte, Baustoffe und Nachunternehmer (zusätzliche Bildung einer Zwischensumme Eventualpositionen nur dann, falls diese eingegeben wurden),
–
Zwischensummen für alle Ressourcen, die in der Vorkalkulation herangezogen wurden,
–
Zwischensummen für jedes Element eines Gebäudes, falls eine Vorkalkulation auf der Basis von Elementen vorgenommen wurde.
Damit sich die in der Planung getroffenen Annahmen mit denen des Kalkulators decken, sollten diese Zwischensummen mit den im Bauablaufplan angenommenen Ressourcen verglichen werden. Zum Beispiel könnte ein Rechnerbericht die gesamte Zeit, während der ein 20 t hydr. Bagger zur Verfügung stehen soll, mit 74,2 Stunden angeben. Falls der Bauablaufplaner nach einer Überprüfung der Verfahren vorschlägt, dass die Maschine zwei Wochen auf der Baustelle sein sollte, muss eine Anpassung erfolgen. Der Kalkulator muss für alle Ressourcen, die in die Kalkulationssumme einfließen, Teilgesamtsummen bilden. Die Geschäftsführung muss in der Lage sein, die Zusammensetzung der Kostenarten Lohn, Geräte, Baustoffe und Nachunternehmerleistungen sowie die dazugehörigen Preise und Preisunterschiede zwischen den Anbietern und mögliche Rabatte einzuschätzen. Die Pläne in den Tabellen 2.24 bis 2.27 illustrieren, wie die einzelnen Bestandteile der Vorkalkulation verständlich zusammengefasst werden. Auf diese Art und Weise kann das Management schnell Entscheidungen auf der Grundlage detaillierter Informationen treffen. Die endgültige Zusammenfassung beinhaltet alle Teile der Vorkalkulation. Die Beträge in Tabelle 2.31 stellen Nettokosten dar, da der Kalkulator bereits sämtliche von den Lieferanten und Nachunternehmern angebotenen Rabatte berücksichtigt hat. Nachdem im Rahmen der abschließenden Beratung die Zusammenstellung der Ressourcen in den Plänen vervollständigt worden ist, sollten keine Eingriffe mehr getätigt werden, weil: –
dies bei einer oberflächlichen Angebotsüberprüfung schnell zu Verwirrung führen kann,
–
dies bei Änderungen von Plänen während der Beratung schnell zu Fehlern führen kann,
–
dann die rechnergestützten Pläne und das Leistungsverzeichnis nicht mehr übereinstimmen.
2
Tabelle 2.24
Plan der Lohnkosten (Plan A)
92 2 Kalkulation im Ingenieurbau
2
2.3 Vorkalkulation im Hochbau
93
Tabelle 2.25 Geräteplan (Plan B)
2
Tabelle 2.26 Plan der Baustoffe (Plan C)
94 2 Kalkulation im Ingenieurbau
2
Tabelle 2.27 Plan der Nachunternehmer (Plan D)
2.3 Vorkalkulation im Hochbau 95
2
Tabelle 2.28 Plan der Änderungen der Herstellkosten (Plan G)
96 2 Kalkulation im Ingenieurbau
2
Tabelle 2.29 Änderungen der Schlussberatung (Plan H)
2.3 Vorkalkulation im Hochbau 97
2
98
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Tabelle 2.29 zeigt ein typisches Anpassungsformular, mit dem Eingriffe in die Kostenarten Lohn, Geräte, Baustoffe, Nachunternehmer und Gemeinkosten der Teilleistungen vorgenommen werden können. Das Anpassungsformular liefert ebenfalls eine Gesamtaufstellung sämtlicher in die Vorkalkulation eingeflossener Komponenten. Falls das Angebot den Zuschlag erhält, dient dieses Formular als Checkliste, um die Ansätze und Preise in der Kalkulation anzupassen und der Bauleitung eine Grundlage für die Kostenkontrolle zur Verfügung zu stellen. Alle verspätet eingegangenen Angebote, die die Baustofflieferungen, Gerätemieten oder Nachunternehmer betreffen, müssen in die entsprechenden Pläne eingetragen und mit vorherigen Angeboten verglichen werden. Die Übersichtsvorlagen der Tabellen 2.24 bis 2.27 beinhalten Spalten für die verspätet eingegangenen Angebote, die der Kalkulator für die abschließende Beratung noch benötigt. Nach der Beratung muss dafür der Anpassungsplan die endgültigen Veränderungen aufnehmen. Bei dem Vergleich verspätet eingereichter Angebote mit den bisherigen Angeboten muss große Sorgfalt angewandt werden, da: –
Einschränkungen auftauchen können, die andere Nachunternehmer und Lieferanten nicht vorgenommen haben,
–
die im Angebot enthaltenen Leistungspositionen von denen vorheriger Angebote abweichen können,
–
der Nettobetrag des verspätet eingegangenen Angebotes mit dem niedrigsten vorherigen Angebot verglichen werden muss, wobei alle Änderungen, die vor oder während der abschließenden Beratung vorgenommen wurden, ebenfalls beachtet werden sollten,
–
es schwierig sein kann, die Lieferanten oder Nachunternehmer bei Rückfragen zu den Kostenvoranschlägen kurzfristig zu erreichen.
b) Qualitätssicherung In den vorangegangenen Ausführungen wurden einfache Verfahrensweisen vorgestellt, mit denen man überprüfen kann, ob man alle Ausschreibungsunterlagen erhalten, die Angebote analysiert, die Positionen des Leistungsverzeichnisses richtig in den Computer eingegeben hat und die Positionen in Übereinstimmung mit den Forderungen des Bauherrn bewertet wurden. Alle diese Vorgänge sind Bestandteile eines Qualitätssicherungssystems, das von einer Kalkulationsabteilung angewandt werden muss. Eine Qualitätsbeurteilung kann zu verschiedenen Zeitpunkten erfolgen, sie muss allerdings vor Abgabe des Angebotes beendet sein. In Tabelle 2.30 ist ein Beispiel für eine Checkliste aufgezeigt, die für alle Phasen der Angebotsbearbeitung gilt. Das bloße Ausfüllen der Vorlage stellt allerdings noch keine Überprüfung dar. Es müssen Verfahren zum Einsatz kommen, mit denen der Kalkulator alle speziellen Anforderungen an die Angebotsbearbeitung erfüllen kann. Generell sollten die Kalkulationsvorgänge in gut durchdachten Vorlagen „gegenseitig überprüfbar“ sein. Eine andere Kontrollmöglichkeit bzw. Möglichkeit zur Fehlerbeseitigung ist das Nachrechnen durch eine weitere Person. Mit der Verwendung von Kalkulationsprogrammen ist die Anzahl der Fehler inzwischen geringer, allerdings entstehen neue Probleme in Form von falsch eingegebenen Daten oder nur teilweise bewerteten Posten. Vollständig unberücksichtigte Positionen können in einem Computerbericht aufgelistet werden.
2.3 Vorkalkulation im Hochbau
99
Tabelle 2.30 Checkliste zur Qualitätssicherung Nr.
Beschreibung
1
Übersicht der Angebotsaufforderung
Kommentar
erledigt X
2
Überprüfung der Ausschreibungsunterlagen
X
3
Eingangsstempel auf allen Unterlagen
X
4
Übersicht der Ausschreibungen
5
Bestätigung der Angebotsaufforderung
6
Fragenkatalog
7
Ablaufplan der Vorkalkulation
X
8
Verteilung der Unterlagen
X
9
Termine für Angebotsbearbeitung
10
Besuch des Baugeländes
11
Eingabe in die EDV
X
12
Angebotsaufforderungen
X
13
Überprüfung der Nachunternehmer
X
14
Vergleich der Nachunternehmerangebote
X
15
Eventualpositionen
X
16
Bauablaufplan
X
17
Überprüfung in Hinblick auf nicht kalkulierte Positionen
X
18
Überprüfung in Hinblick auf nur zum Teil kalkulierte Positionen
X
19
Gemeinkosten der Teilleistungen
X
20
Zusammenfassung der Leistungspositionen
X
21
Zusammenfassung der Ressourcen
X
22
Aufschlag für Festpreis
X
23
Finanzplan
X
24
Bestätigung der Änderungen zum Angebot
25
abschließende Beratung
24. August
26
Angebotsunterlagen
Bauablaufplan, LV
27
ausgefülltes Leistungsverzeichnis
X
28
Angebotsbegleitschreiben
X
29
Kopie der Angebotsunterlagen
X
Bemerkungen:
nicht in Gebrauch X wurde nicht benötigt
X 23. Juli
X
X X X
2
100
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Tabelle 2.31 Zusammenfassung Netto-Kosten von
2
Lohn
Geräte
Stoffe
NU
Gesamt
Zwischenbetrag
GK
Eigenleistungen eigene auszuführende Leistungen
A–C
29.780
64.950
541.317
D
2.250
1.500
1.800
1.870.415
zeitvariable Kosten
E
30.000
76.853
4.762
150
157.155
268.920
zeitfixe Kosten
E
15.735
11.750
3.735
300
4.960
36.480
305.400
77.765
155.053
551.614
1.870.865
162.115
2.817.412
2.817.412
27.000
Beistellungen für NU
636.047 1.875.965
2.512.012
Gemeinkosten der Teilleistungen
Zwischensumme zur Beratung Änderungen der Herstellkosten
G
der Schlussberatung
H
Zwischensumme
19.820 ./. 3.475 74.290
5.300 ./. 42.695 160.353
528.739
5.354
52.174
./. 33.700 ./. 17.250
./. 91.820
./. 39.646
1.864.165
150.219
2.777.766
2.777.766
17.910
17.940
Kostenabhängige Posten Haftpflicht, Bauleistungsversicherung Wasserversorgung
siehe GK
0
5.175
5.175
23.115 2.800.881
Gewährleistungbürgschaft Honorare Netto-Gesamtkosten Aufteilung
%
74.290
160.353
528.739
1.864.165
173.304
2.800.881
3
6
19
66
6
100
Zuschläge Reserve Wagnis 3 %
82.901
Geschäftskosten 5 %
142.939
Gewinn 5 %
150.086
Zwischensumme Eventualpositionen aus J Regiearbeiten aus J
Unterschriften
./. 37.500
Angebotssumme (netto)
338.426 3.139.307 144.000 91.200 3.374.507
Da die meisten Angebote auf der Grundlage des Preises beurteilt werden, ist es wichtig, dass der Angebotsbetrag korrekt berechnet wurde und den Anforderungen des Kunden entspricht. Ein schlecht vorbereitetes Angebot birgt folgende Gefahren: –
Wurde das Angebot zu niedrig abgegeben, wird es problematisch, den erforderlichen Standard zu erzielen. Dies führt möglicherweise zu Gewinneinbußen.
–
Wurde das Angebot zu hoch abgegeben, wird sich das Unternehmen gegenüber der Konkurrenz nicht durchsetzen können.
–
Wurde das Angebot nur unzureichend zusammengestellt, wird es unzuverlässige Daten für das Bauvorhaben liefern und das erhoffte finanzielle Ergebnis gefährden.
2.3 Vorkalkulation im Hochbau
Die Einheitspreise müssen angemessen, die Maßeinheiten korrekt sein. Alle Berechnungen sollten noch einmal überprüft werden. Besondere Aufmerksamkeit muss den größten Positionen der jeweiligen Gewerke und den Positionen geschenkt werden, in denen die ausgeschriebenen Materialien außergewöhnlich teuer sind. Kleinste Ungenauigkeiten in der Berechnung der Einheitspreise dieser Positionen können einen schwerwiegenden Einfluss auf den Kostenverlauf des gesamten Projektes haben. Es ist ebenfalls erforderlich, die Positionen, in denen von Nachunternehmern Leistungen zu erbringen sind, daraufhin zu überprüfen, ob die von ihnen nicht angebotenen Bestandteile der Leistungen bei Lohn, Geräten oder Baustoffen kalkuliert und dem Einheitspreis hinzugerechnet wurden. Es sollte sichergestellt sein, dass das Verhältnis der vom Bauherrn vorgeschriebenen Zeit für ein Projekt zu den veranschlagten Lohnkosten und der Anzahl der vor Ort benötigten Arbeitskräfte realistisch ist. Um zu gewährleisten, dass keine wesentlichen Probleme übersehen wurden und die vorgesehenen Bauverfahren für die Durchführung des Projektes am besten geeignet sind, muss der Bauablaufplan kritisch überprüft werden. Hat der Kalkulator die Möglichkeit, die Angebotskalkulation mit den endgültigen Kosten vorheriger ähnlicher Projekte zu vergleichen, sollte er diese dazu nutzen, die Wahrscheinlichkeit eines Gewinns einschätzen zu können. Um zur Angebotssumme zu gelangen, wird der Übersichtsplan der Vorkalkulation (vgl. Tabelle 2.31) vom Kalkulator stufenweise entwickelt: –
Bildung einer Zwischensumme,
–
Einfluss von Änderungen auf die Vorkalkulation vor der Schlussberatung,
–
Einfluss von Änderungen auf die Vorkalkulation während der Schlussberatung.
Der Stand der Vorkalkulation bei Festlegung der Zwischensumme muss für spätere Änderungen beachtet werden, da sich die Änderungen darauf beziehen. Die Einarbeitung der durch die Unternehmensführung vorgenommenen Eingriffe in die einzelnen Pläne erfolgt häufig unter starkem Zeitdruck. Eventualpositionen werden erst dann hinzugerechnet, wenn alle Zuschläge bereits vorgenommen wurden, da Wagnis und Gewinn bei ihnen schon berücksichtigt sind. c) Cashflow-Betrachtungen Ein Kostenplan, dargestellt in Form einer Kostenkurve, ist ein hilfreiches Instrument zur Entscheidungsfindung in der Schlussberatung vor Angebotsabgabe. Der Kalkulator hat im Laufe der Erstellung der Vorkalkulation die Kosten für Lohn, Geräte, Baustoffe, Nachunternehmerleistungen, die Gemeinkosten der Teilleistungen und die Kosten der Eventualpositionen ermittelt. Um eine Kostenkurve darstellen zu können, muss eine Verbindung mit dem Bauablaufplan hergestellt werden, indem jeder Position im Ablaufplan die entsprechenden Kosten zugewiesen werden. Im Anschluss daran können die Kosten für jeden Zeitpunkt des Bauvorhabens ermittelt werden. Die nachfolgend aufgeführten Faktoren sind bei der Bestimmung des Cashflows zu beachten. Eigene Handelsbedingungen: Die geplanten Kosten für Lohn (der Arbeitnehmer des Unternehmens), Geräte, Baustoffe, Nachunternehmer und Gemeinkosten der Teilleistungen. Vertragsbedingungen: –
Frist bis zur ersten Abschlagszahlung,
–
Abstand zwischen den Abschlagszahlungen,
101
2
102
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
–
Dauer der Mängelbeseitigung nach der Abnahme,
–
Dauer der Gewährleistungsfrist,
–
Dauer zwischen Rechnungslegung und Abschlagszahlung,
–
Höhe des Einbehalts/Ausführungsbürgschaft,
–
Höhe des Einbehalts nach Abnahme/Bürgschaft,
–
Dauer des Aufmaßes für die Schlussrechnung.
Bankkonditionen: –
Anlagezinssatz,
–
Aufnahmezinssatz.
Weitere Umstände, die noch zu beachten sind: –
Sonderzahlungen z. B. für besondere Versicherungen,
–
Bürgschaften sowie deren Laufzeit,
–
Ausgleich für Kostenschwankungen,
–
wirkungsvoller Einsatz erfahrenen Bauleitungspersonals (oft bei schwierigen Bauvorhaben eingesetzt mit geringem Umsatz, obwohl ihr Einsatz auf leichteren Baustellen mit hohem Umsatz sinnvoller wäre),
–
Gewichtung der Kostenaufteilung (Front-end-loading),
–
Rückstellung für Vertragsstrafen,
–
Investitionen in Geräte oder Ausrüstung,
–
bestehende Kredite des Unternehmens und die Auswirkung des gegenwärtigen Angebotes auf die freien Kreditlinien,
–
Umsatzvolumen und Kapazitätsauslastung,
–
gesetzliche Verpflichtungen wie z. B. Mehrwertsteuer,
–
Höhe der Gemeinkosten der Teilleistungen und Wege der Kostendeckung,
–
Höhe der Kosten der Eventualpositionen sowie die Wahrscheinlichkeit, dass diese Positionen ausgeführt werden,
–
bisherige Erfahrungen des Unternehmens mit Bauherr und Planern,
–
Höhe der Geschäftskosten und deren Umlage.
Ein Finanzplan gibt Auskunft über die finanziellen Mittel, die für das Bauvorhaben benötigt werden. Mittels des Finanzplanes wird gleichzeitig deutlich, inwiefern das Projekt zum Unternehmenserfolg beitragen kann. 2.3.1.10 Schlussberatung und Angebotsabgabe In Vorbereitung der Schlussberatung sollte der Kalkulator einen Bericht erstellen, der über alle Einzelheiten Auskunft gibt, die der Kalkulator bei der Ermittlung des Angebotspreises zu berücksichtigen hatte, damit die Geschäftsführung in der abschließenden Beratung das Projekt aus Unternehmenssicht beurteilen kann. Der Bericht sollte nachfolgende Informationen beinhalten:
2.3 Vorkalkulation im Hochbau
–
eine Beschreibung des Baugeländes und seiner Lage,
–
eine Beschreibung des Bauvorhabens,
–
Erläuterungen zu den vorgesehenen Bauverfahren,
–
Erläuterungen zu den in der Ausführung verborgenen Risiken,
–
alle Informationen über Besonderheiten des Bauherrn, seines Architekten, der Ingenieure oder anderen Berater, die von Bedeutung sein könnten,
–
Inhalt der Vertragsbedingungen,
–
Inhalt der Zusätzlichen Vertragsbedingungen (z. B. Bürgschaften, Versicherungen),
–
Aufzeigen ungeklärter technischer oder vertraglicher Probleme,
–
eine Beurteilung des Planungsstandes und mögliche finanzielle Auswirkungen,
–
Erläuterung der wichtigsten Annahmen, die in der Vorkalkulation getroffen wurden,
–
eine Beurteilung des zu erwartenden Gewinns des Bauvorhabens,
–
relevante Informationen zur Marktlage in Bezug auf das Bauvorhaben,
–
eine Aufstellung aller Einschränkungen des Angebotes, die als notwendig erachtet werden,
–
Erläuterung der Bedingungen, zu denen Nachunternehmer beauftragt werden,
–
Bindefrist für das Angebot,
–
Einzelheiten anderer Anbieter, soweit bekannt,
–
Beurteilung zukünftiger Möglichkeiten (z. B. Anschlussaufträge).
Dem Bericht sind folgende Kalkulationsunterlagen beizufügen: –
Kosten der Beistellungen,
–
Plan der Eventualpositionen und Preise der Stundenlohnarbeiten,
–
Preisspiegel Baustoffe,
–
Preisspiegel Geräte,
–
Preisspiegel Nachunternehmer,
–
Zusammenstellung der Lohn-, Geräte-, Baustoff- und Nachunternehmerkosten,
–
Plan der Gemeinkosten der Teilleistungen,
–
Zusammenfassung.
Weitere ergänzende Informationen, die dem Bericht beigefügt werden sollten, sind: –
Bauablaufplan,
–
Finanzplan des Bauvorhabens,
–
Plansatz der Ausschreibung,
–
Leistungsbeschreibung und Bodengutachten,
–
Angebote der Nachunternehmer, Lieferanten und Geräteanbieter,
–
Übersichtsblatt der Ausschreibung,
–
Bericht des Baugeländebesuches.
In der Schlussberatung präsentiert der Kalkulator seinen Kalkulationsbericht und die von ihm zusammengestellten Unterlagen und Informationen. Die in der Schlussberatung getroffenen
103
2
104
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Entscheidungen, welche letztendlich die Kalkulation zum Angebot werden lassen, liegen in der Verantwortung der Geschäftsführung. Sie bauen jedoch auf der Kalkulation auf. Die Verantwortung des Kalkulators sollte sich auf eine gewissenhafte Vorbereitung der Kosten eines Bauvorhabens beschränken. Die Akquisition ist Sache der Geschäftsführung. Für die Schlussberatung ist insbesondere für größere Bauvorhaben eine Tagesordnung empfehlenswert, sie sollte nach Möglichkeit vor der Beratung den Beteiligten ausgehändigt werden. Nachfolgend wird ein Beispiel hierfür aufgezeigt.
Bild 2-21 Tagesordnung Abschlussberatung
Eine Beurteilung der Alternativen, der Chancen und Risiken, die einem Bauvorhaben innewohnen, muss im Zusammenhang mit der Vorkalkulation geschehen und in die Preisfindung einfließen. In Zeiten starken Konkurrenzdrucks ist es für ein Unternehmen wichtig, alle Möglichkeiten, Produkte und Verfahren auszunutzen, durch die zufriedenstellende Zuschläge für
2.3 Vorkalkulation im Hochbau
105
Geschäftskosten, Wagnisse und Gewinn erzielt werden können. Dabei ist die Zielsetzung des Unternehmens einzuhalten und der Bauherr durch eine termin- und sachgerechte Ausführung zufriedenzustellen. Die in Tabelle 2.31 aufgeführten Zuschläge (mark-up) beziehen sich mit Ausnahme der Eventualpositionen und Stundenlohnarbeiten (die ihren Anteil am mark-up schon enthalten) auf die Gesamtkosten. Weitere Entscheidungen, die u. U. während der Beratung getroffen werden müssen, bevor mit der Vorbereitung der Angebotsabgabe begonnen werden kann, beziehen sich auf: –
den Umfang der Unterlagen, die mit dem Angebot abgegeben werden sollen. Manche Unternehmen legen dem Angebot Beschreibungen der Bauverfahren, Unternehmensberichte und Referenzen bei. Andere wiederum beschränken sich auf das Angebot und warten mit ihren Bemühungen ab, bis sie wissen, dass sie den Zuschlag erhalten haben.
–
das Angebot einer alternativen Ausführungsvariante bzw. -lösung. In diesem Fall muss jedoch ein neuer Angebotspreis ausgearbeitet werden.
–
Einschränkungen, die das Angebot eingrenzen. Diese sind vom Bauherrn normalerweise nicht erwünscht. Allerdings können Situationen auftreten, die dem Unternehmen keine andere Wahl lassen. In diesem Fall ist über eine geeignete Formulierung der Einschränkungen zu entscheiden.
In der Schlussberatung ist möglicherweise der Lohnansatz geändert worden, was eine Änderung aller Einheitspreise mit Lohnanteil zur Folge hat. Bei Einsatz eines Kalkulationsprogrammes stellt dies im Normalfall kein Problem dar. Im Falle eines handschriftlich ausgefüllten Leistungsverzeichnisses sind derartige Änderungen häufig nicht mehr möglich. Ist ein ausgefülltes Leistungsverzeichnis bei Angebotsabgabe notwendig, so gibt es verschiedene Ansätze zur Darstellung bzw. Einarbeitung der Differenz: –
Alle Änderungen werden den entsprechenden LV-Positionen zugeordnet.
–
Die Einheitspreise erhalten eine prozentuale Anpassung, damit wird die Differenz auf alle Teilleistungen verteilt.
–
Die Einheitspreise bleiben unverändert und die Anpassung wird in der Zusammenfassung als Korrektursumme eingebracht, insoweit der Bauherr damit einverstanden ist.
–
Die Differenz wird in die Gemeinkosten der Teilleistungen einbezogen.
–
Eine Kombination aller zuvor genannten Möglichkeiten.
Unabhängig von der Art des Ausfüllens des Leistungsverzeichnisses hat die Zuordnung der Kosten bzw. Kostenarten zu den LV-Positionen einen maßgeblichen Einfluss auf die Höhe der Abschlagszahlungen und auf die Bewertung von Nachträgen. Ein Unternehmen kann beispielsweise versuchen, frühzeitig zu vergütende Leistungspositionen mit erhöhten Preisen anzubieten (was ein Bauherr, der dies bemerkt, nicht akzeptieren wird). Spekulationspreise bergen für den Unternehmer stets ein Risiko in sich, da mengenmäßig unterbewertete Positionen mit niedrigen Preisen höher oder überbewertete Positionen mit hohen Preisen niedriger als gedacht ausfallen können und damit einen Verlust verursachen. Der Kalkulator muss die in den Ausschreibungsunterlagen enthaltenen Anweisungen zur Angebotsabgabe genauestens einhalten, alle Unterlagen vervollständigen, Erklärungen beilegen und für die notwendigen Unterschriften sorgen. Alternativen sollten in einem separaten Angebot mit Angabe des alternativen Fertigstellungstermins, des Bauablaufes und Preises geschehen.
2
106
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2.3.1.11 Vorgehen nach erfolgter Angebotsabgabe
2
Erhält das Unternehmen den Zuschlag (auf die Einzelheiten der Vergabeverhandlungen wird an dieser Stelle nicht eingegangen), muss der Kalkulator die Vertragsunterlagen vor der Unterzeichnung auf Übereinstimmung mit den Ausschreibungsunterlagen überprüfen. Dazu gehört die Überprüfung –
der Planung auf Übereinstimmung mit dem Planungsstand der Ausschreibungsphase (Kalkulationsgrundlage). Werden Abweichungen festgestellt, kann dieser Planungsstand nicht ohne weiteres als Vertragsgrundlage anerkannt werden,
–
der Termine, Vertragsstrafen und Zusätzlichen Vertragsbedingungen mit dem Inhalt der Ausschreibung,
–
des Leistungsverzeichnisses auf Übereinstimmung mit dem Original.
Zur besseren Übersicht der Kontrolle sollte ein Formblatt, das von der Geschäftsführung abschließend unterzeichnet wird, verwendet werden. Auf diese Weise soll die Richtigkeit der Vertragsunterlagen bestätigt werden. Eine Kopie des unterzeichneten Formblatts erhält der Bauherr. Die nachfolgend aufgeführten Unterlagen müssen ohne weitere Verzögerung an die für die Bauausführung zuständigen Personen übergeben werden: –
Briefwechsel,
–
Vertragsdokumente,
–
Leistungsverzeichnis mit Vertragspreisen,
–
betriebsinterne Kostenzusammenstellungen,
–
Aufbau der Einheitspreise mit allen Änderungen und Anpassungen,
–
Bauablaufplan und Beschreibung der Bauverfahren,
–
Angebote der Nachunternehmer und Lieferanten,
–
Preisspiegel der Angebote,
–
Gemeinkosten der Teilleistungen,
–
Erläuterungen zur Kalkulation,
–
Bericht des Baugeländebesuches,
–
nach Angebotsabgabe erhaltene Informationen,
–
Angebotsunterlagen.
Es sollte eine formale Übergabe mit allen Beteiligten stattfinden, so dass alle wichtigen Informationen ausgetauscht und auftretende Fragen beantwortet werden können. Vor allem die Hintergründe, die für die Wahl und Festlegung der verschiedenen Bauverfahren, Nachunternehmer und Lieferanten ausschlaggebend waren, sollten erörtert werden. Die Personen, die für die Vorkalkulation verantwortlich sind, sollten sich regelmäßig über den Fortschritt des Bauvorhabens vor Ort erkundigen, damit –
die Entscheidungen, die im Kalkulationsprozess getroffen wurden, mit der Durchführung an Ort und Stelle verglichen und die Ursachen für Abweichungen ermittelt und objektiv beurteilt werden können,
–
das Bewusstsein für besondere Gegebenheiten einer Baustelle geschärft wird.
2.3 Vorkalkulation im Hochbau
Bei einer nicht erfolgreichen Angebotsabgabe sollte ein Vergleich mit den Angebotspreisen der erfolgreichen Konkurrenz angestellt werden, damit in regelmäßigen Abständen der Erfolg der Angebotsabgaben ausgewertet und die Leistung der am Kalkulationsprozess Beteiligten beurteilt werden kann. Lieferanten und Nachunternehmer müssen vom Ausgang ihrer Bemühungen unterrichtet werden. Die wichtigsten Angebotsunterlagen sollten für Vergleichszwecke aufbewahrt werden. Vor allem die Angebote der Nachunternehmer und Lieferanten können nützliche Informationen über Marktpreise liefern, allerdings muss auf vergleichbare Leistungsinhalte geachtet werden. Der Kalkulationserfolg einzelner Projekte sollte – in Sparten untergliedert – über einen längeren Zeitraum ermittelt und festgehalten werden. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse dienen dem Unternehmen zur Konzentration des Einsatzes auf die erfolgreichen Sparten (z. B. Wirtschaftsbauten, Wohnungsbau, Sanierungen, öffentliche Projekte). Ziel für Generalunternehmer oder spezialisierte Nachunternehmer muss es sein, einen Weg einzuschlagen, durch den Aufträge eingeholt werden, die noch einen Gewinn bei den kalkulierten Preisen ermöglichen. Eine Auswertung des Kalkulationserfolges ist für sich allein betrachtet nicht ausreichend, sondern es sollte eine Strategie verfolgt werden, wenig Erfolg versprechende Aufträge abzulehnen und sich auf lohnende Aufträge zu konzentrieren. Die Ausrichtung und Erfahrung eines Unternehmens spielen in dieser Hinsicht eine große Rolle.
2.3.2 Rohbau (Beton/Stahlbeton) Die Vorkalkulation im Rohbau wird in der Regel mit dem Verfahren der Kalkulation über die Angebotssumme erstellt. Dieses soll nachfolgend exemplarisch anhand der Vorkalkulation einer Lagerhalle mit einem integrierten frostfreien Raum aufgezeigt werden (vgl. Bild 2-22). Zu den Ausschreibungsunterlagen gehören allgemeine Vorbemerkungen und Vertragsbedingungen, eine Übersichtszeichnung über das Bauwerk sowie das nachfolgend aufgeführte KurzLeistungsverzeichnis mit den Gewerken Baustelleneinrichtung, Erdarbeiten, Beton- und Stahlbetonarbeiten, Entwässerungskanalarbeiten, Blitzschutzarbeiten und Maurerarbeiten.
Bild 2-22 Ansichten der Halle
107
2
108
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Tabelle 2.32 Leistungsverzeichnis Beispiel Rohbau Pos.
2
Text
Menge
Einh.
Titel 1: Baustelleneinrichtung 1.1
Einrichten der Baustelle
1.1.1
Einrichten und Vorhalten der Baustelle
1.1.2
Bauzaun
1.1.3
1,00
psch
90,00
m
WC-Kabine
1,00
Stk.
1.1.4
Bauwasseranschluss
1,00
psch
1.1.5
Baustromanschluss
1,00
psch
1.2
Verkehrssicherung
1.2.1
Verkehrszeichen
5,00
Stk.
1.2.2
Schnurgerüst
1,00
psch
Summe Titel 1 Titel 2: Erdarbeiten 2.1
Fundamentaushub
2.1.1
Maschinen-Handaushub für Einzelfundamente
361,00
m³
2.1.2
Kapillarbrechende Schicht Längsfundamente
213,00
m²
2.1.3
Maschinen-Handaushub für Sockelplatten
101,70
m³
2.1.4
Lieferung und Einbau einer kapillarbrechenden Schicht
61,00
m²
2.1.5
Grundposition: Auffüllen der kapillarbrechenden Schicht aus Kies 0/32
1.200,00
m²
2.1.6
Bedarfsposition: Auffüllen der kapillarbrechenden Schicht aus Kies 0/32
1.200,00
m²
2.1.7
Maschinen-Aushub für Streifenfundamente
2.1.8
Lieferung und Einbau einer kapillarbrechenden Schicht
2.2
Rohrgräben
2.2.1
Rohrgrabenaushub für Grundleitungen
2.2.2
Rohrgrabenaushub für Rückbau vorh. Altwasserleitung
2.3
Hinterfüllungen
2.3.1
Lagerndes Bodenmaterial hinterfüllen
2.3.2
Schotter zur Geländeangleichung zum Bahn/Gleisbereich
14,50
m³
8,80
m²
161,50
m
12,00
m
375,00
m³
98,00
m³
Summe Titel 2 Titel 3: Beton- und Stahlbetonarbeiten 3.1
Gründungen
3.1.1
Sauberkeitsschicht aus Beton C 8/10
81,00
m²
3.1.2
Raue Schalung für Einzelfundamente
137,60
m²
3.1.3
Raue Schalung für Blockfundamente
34,20
m²
3.1.4
Stahlbeton C 20/25 für Einzelfundamente
53,25
m³
3.1.5
Betonstahl BSt 500 S
3,20
t
3.1.6
Betonstahlmatten IV M (500/550)
2,60
3.1.7
Sauberkeitsschicht aus Beton C 8/10 unter Bodenplatte
3.1.8
Baustahlgewebe-Unterstützungskörbe
3.1.9
Betonstahlmatten IV M (500/550)
t
1.311,00
m²
685,00
kg
23,70
t
EP (€/ME)
GP (€)
2.3 Vorkalkulation im Hochbau
109
Pos.
Text
Menge
Einh.
3.1.10
Schalung, einhäuptig
19,10
m²
3.1.11
Abstandhalter für das Auflager
2.500,00
Stk.
3.1.12
Bodenplatte Stb C 20/25
1.201,00
m²
3.1.13
Einschnitt von Sollbruchstellen
360,00
m
3.1.14
Einlegen von Schaumgummistreifen
360,00
m
3.1.15
Ausbilden von Randfugen
193,10
m
3.1.16
Einbau eines Kunststoffrohres
3.1.17
Raue Schalung als verlorene Schalung
3.1.18
Stahlbeton C 20/25, für Einzelfundamente
3.1.19
Sockelplatten als Frostschürze
4,00
m
14,10
m²
2,10
m³
156,00
m²
m
Summe Titel 3 Titel 4: Entwässerungskanalarbeiten 4.1
Leitungen
4.1.1
KG-Leitungen DN 125
21,50
4.1.2
KG-Leitungen DN 200
140,00
m
4.1.3
KG-Bögen DN 125
34,00
Stk.
4.1.4
KG-Bögen DN 200
16,00
Stk.
4.1.5
KG-Abzweige DN 200
9,00
Stk.
4.1.6
KG-Übergangsstücke DN 125/150
9,00
Stk.
4.1.7
KG-Abzweige DN 200
1,00
Stk.
4.1.8
KG-Übergangsstücke DN 200/250
9,00
Stk.
4.1.9
KG-Bögen DN 150
18,00
Stk.
4.1.10
Einsanden aller Leitungen
32,30
m³
4.2
Schächte
4.2.1
Kontrollschacht liefern und herstellen
1,00
Stk.
4.2.2
Auflage- und Ausgleichsring aus Beton
1,00
Stk.
4.2.3
Schachtabdeckung aus Stahlbeton
1,00
Stk.
1,00
Stk.
Summe Titel 4 Titel 5: Blitzschutzarbeiten 5.1
Blitzschutz
5.1.1
Potenzialausgleichsschiene
5.1.2
Bandstahl, feuerverzinkt
5.1.3
Schweißverbindungen
5.1.4
Stahl, Durchmesser 8 mm, verzinkt
3,00
m
5.1.5
Blitzschutzanlage messen und prüfen, Prüfbericht
1,00
psch
5.1.6
Trennfunkenstrecke 2,5 kV
1,00
Stk.
5.1.7
Multiklemme 8-10 mm Alu, 4 mm liefern und montieren
1,00
Stk.
192,00
m
48,00
Stk.
Summe Titel 5 Titel 6: Maurerarbeiten 6.1
Trennwände
6.1.1
Mauerwerk aus Porenbeton GP 4-0,6
100,00
m²
6.1.2
Sturz aus Porenbeton
1,00
Stk.
6.1.3
Sturz aus Stahlbeton C 20/25
3,40
m
EP (€/ME)
GP (€)
2
110
Pos.
Text
Menge
6.1.4
Ringanker aus Stahlbeton-U-Schalen
24,00
6.1.5
Dichtschlämme
24,00
m
6.1.6
Gerüst für Mauerwerk über 2,50 m Höhe beidseitig
120,00
m²
Einh.
EP (€/ME)
GP (€)
m
Summe Titel 6
2.3.2.1
Einzelkosten der Teilleistungen
Im vorliegenden Beispiel erfolgt eine Unterteilung in die Kostenarten Lohn, Material bzw. Baustoffe, Geräte und Fremdleistungen. Die Aufwandswerte (Arbeitsstunden je Mengeneinheit) sind an firmeninterne, aus der Nachkalkulation gewonnene Werte angelehnt. Die Kosten für Material, Geräte und Fremdleistungen werden auf der Grundlage der Einkaufspreise ermittelt. In Tabelle 2.33 wurden die ermittelten Aufwandswerte und Einzelkosten pro Mengeneinheit getrennt nach Kostenarten auszugsweise zusammengestellt und mit der jeweiligen Mengenangabe des Leistungsverzeichnisses multipliziert. Als Ergebnis erhält man die Einzelkosten der verschiedenen Kostenarten für jede Position.
Baustelleneinrichtung Einrichten der Baustelle Einrichten und Vorhalten der Baustelle
1,00 Psch.
Mineralgemisch 0-32mm
33,750
t
LKW bis 8 t ohne Fahrer
3,750
h
7,15
241,31 18,50
69,38
Bagger Liebherr 900 ohne Fahrer
7,500
h
17,84
133,80
Bagger Liebherr 900 ohne Fahrer
3,750
h
17,84
66,90
Bauwagen
2,000
Stck.
76,00
152,00
LKW bis 8 t ohne Fahrer
2,000
h
18,50
37,00
LKW bis 8 t ohne Fahrer
2,000
h
18,50
37,00
Bürocontainer 15 m²
1,000 StWo.
90,00
90,00
17,84
966,04
18,50
333,93
Erdarbeiten Fundamentaushub Maschinen-Handaushub für Einzelfundamente Bagger Liebherr 900 ohne Fahrer
361,00
m³
0,150
h
Mittellohn Maschinist
0,150
h
0,15
54,15
Stundenlohn Facharbeiter
0,100
h
0,10
36,10
LKW bis 8 t ohne Fahrer
0,050
h
Stundenlohn Kraftfahrer
0,050
h
0,05
18,05
Kippgebühren Erdaushub
0,300
m³
7,70
833,91
Fremdleistung × Menge €
Fremdleistung €/ME
Geräte × Menge €
Geräte €/ME
Mat. × Menge €
Material €/ME
AW × Menge h
AW h/ME
Bezeichnung
Einheit
Tabelle 2.33 Einzelkosten der Kostenarten pro Position (Auszug)
Menge
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
158,95
8,20
32,89
17,84
57,62
Fremdleistung × Menge €
9,95
Fremdleistung €/ME
2.997,98
Geräte × Menge €
Mat. × Menge €
56,30
Geräte €/ME
Material €/ME
AW × Menge h
AW h/ME
Einheit
Bezeichnung
111
Menge
2.3 Vorkalkulation im Hochbau
178,39
178,39
Beton- und Stahlbetonarbeiten Gründungen Stahlbeton C 20/25 für Einzelfundamente
53,25
m³
Beton C 20/25 liefern
1,000
m³
Stundenlohn Facharbeiter
0,600
h
Rüttler
0,300
h
Schalung, einhäuptig
19,10
m²
Randschalung
0,210
m²
Stundenlohn Facharbeiter
0,200
h
0,60
31,95
0,20
3,82
0,15
3,23
Entwässerungskanalarbeiten Leitungen KG-Leitungen DN 125
21,50
m
KG-Rohr DN 125, 2,00m
0,500
St.
Stunden Facharbeiter
0,150
h
Einsanden aller Leitungen
32,30
m³
Kies 0/5 liefern
1,800
t
Bagger Liebherr 900 ohne Fahrer
0,100
h
Stundenlohnarbeiten Maschinist
0,100
h
0,10
3,23
Stundenlohn Facharbeiter
0,350
h
0,35
11,31
6,13
65,90
13,40
779,08
Blitzschutzarbeiten Blitzschutz Blitzschutzanlage messen und prüfen, Prüfbericht Fa. Müller
1,00 Psch. 1,000 Psch.
Maurerarbeiten Trennwände Mauerwerk aus Porenbeton GP 4-0,6
100,00
m²
Porenbeton-Planpl. PP4, 62,5x25x17,5 N+F
1,000
m²
Stundenlohn Facharbeiter
0,600
h
19,53 0,60
1.953,00
60,00
Summe
221,83
6.871,17
2.135,50
178,39
Summe restliche Positionen
955,69
42.834,15
6.627,56
41.968,48
1.177,52
49.705,32
8.763,06
42.146,87
Summe gesamt
Der Grundmittellohn berechnet sich aus den Einzellöhnen, multipliziert mit der Zahl der eingesetzten Arbeitskräfte in der jeweiligen Berufsgruppe und dividiert durch die Gesamtzahl der Arbeitskräfte auf der Baustelle. Die Verwendung des Mittellohnes dient zur Vereinfachung der Kalkulation, führt aber zwangsläufig zu Kalkulationsungenauigkeiten.
2
112
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Anzahl
Berufsgruppe
Einzellohn (€/h)
Teamlohn (€/h)
1
Bauvorarbeiter
15,16
15,16
2
Facharbeiter
12,17
24,34
1
Bauwerker
10,58
10,58
4
50,08 Grundmittellohn (50,08 €/h / 4 AK)
50,08 €/h / 4 AK =
12,52 €/h
+
Erschwernisse (0,6 % vom Grundmittellohn)
0,006 x 12,52 €/h =
0,08 €/h
+
Überstunden (2,84 % vom Grundmittellohn)
0,0284 x 12,52 €/h =
0,36 €/h
+
Vermögenswirksame Leistungen
=
Mittellohn (AP)
+
Sozialkosten (S) (97 % vom Mittellohn AP)
=
Mittellohn (APS)
+
Lohnnebenkosten (L) (Annahme)
=
Mittellohn (APSL)
2.3.2.2
0,12 €/h 13,08 €/h 0,97 x 13,08 €/h =
12,69 €/h 25,77 €/h 1,56 €/h 27,33 €/h
Gemeinkosten der Teilleistungen
Die Gemeinkosten der Teilleistungen setzen sich aus den Gerätekosten der Baustelle sowie den zeitvariablen und zeitfixen Kosten der Baustelle zusammen. Als Grundlage der Ermittlung dient der Bauablaufplan. Bei den Gemeinkosten werden nur die Geräte berücksichtigt, die einzelnen Teilleistungen des Leistungsverzeichnisses nicht zugeordnet werden können. Das Großgerät beispielsweise gehört nicht dazu. Demnach verbleiben lediglich Kleingeräte, die zur Grundausrüstung gehören und somit den Gemeinkosten zugerechnet werden.
Bild 2-23 Bauablaufplan Beispiel Rohbau (1)
2.3 Vorkalkulation im Hochbau
113
Tabelle 2.34 Gerätekosten der Baustelle Gesamtkosten zeitvariabel (€)
Auf- und Abbau zeitfix (€)
Anzahl
Beschreibung
1
Nivelliergerät
219,00
0
12
2
Bohrmaschine
192,00
0
90
1
Bohrhammer
280,00
0
15
1
Tischkreissäge
211,00
56,00
35
1
Ziegelsäge
508,00
75,00
16
1.410,00
131,00
168,00
Summe
Arbeitsstunden
Tabelle 2.35 Zeitvariable Kosten der Baustelle Std.
€
Betriebskosten (Strom, Diesel, Wasser)
592,00
Baustellengehälter 61 ¼ Bauleiter x 2.700 €/Monat x 100/30 KT gehaltsgebundene Kosten: 55 % vom Gehalt Bauleiter
2.250,00 1.237,50
Hilfslöhne (Magaziner, Schlosser, Beton, etc.) 1 AK x 40 h/Monat x 100/30 KT
133,33
Bürokosten Telefon: 65 €/Monat x 100/30 KT Material, Spesen: 183 €/Monat x 100/30 KT PKW Betrieb: 360 km/Monat x 0,30 €/km x 100/30 KT
216,67 610,00 360,00
Summe
133,33
5.266,17
Tabelle 2.36 Zeitfixe Kosten der Baustelle (einmalige Kosten) Std. Wasseranschluss (Material und Sanitärinstallation) Stromanschluss (Elektriker) Telefonanschluss (Annahme) Auf- und Abladen Baustelle
€ 2,00
188,70 150,00 65,00
36,00
838,87
38,00
1.992,57
technische Bearbeitung Arbeitsvorbereitung: 0,5 % von ca. 150.000 € Summe
61
750,00
Die Bauzeit beträgt laut Bauablaufplan 100 Kalendertage (KT), 1 Monat wird mit 30 KT veranschlagt.
2
114
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Zusammenstellung Gerätekosten der Baustelle (zeitvariabel)
1.410,00 €
+ Gerätekosten der Baustelle (zeitfix)
2
131,00 € 168,00 h × 27,33 €/h
+ Arbeitsstunden + zeitvariable Kosten der Baustelle
5.266,17 €
+ Arbeitsstunden
133,33 h × 27,33 €/h
3.643,91 €
38,00 h × 27,33 €/h
1.038,54 €
+ zeitfixe Kosten der Baustelle
1.992,57 €
+ Arbeitsstunden = Gemeinkosten der Teilleistungen
2.3.2.3
4.591,44 €
18.073,63 €
Zuschlagssätze
Zunächst sind die Herstellkosten zu ermitteln: 1.177,52 h × 27,33 €/h
Lohneinzelkosten
32.181,62 €
+
Einzelkosten für Material
49.705,32 €
+
Einzelkosten für Geräte
+
Einzelkosten für Fremdleistungen
=
Einzelkosten der Teilleistungen
132.796,87 €
+
Gemeinkosten der Teilleistungen
18.073,63 €
=
Herstellkosten
8.763,06 € 42.146,87 €
150.870,50 €
Auf die Angebotssumme wird ein Zuschlag in Höhe von jeweils 4 % für die allgemeinen Geschäftskosten (AGK) sowie für Wagnis und Gewinn veranschlagt. Dieser wird auf die Bezugsgröße Herstellkosten umgerechnet. Somit beträgt der Zuschlagssatz:
(4+ 4) ⋅100 = 8, 70% 100 – (4+ 4)
Somit ergibt sich folgende Angebotssumme: Herstellkosten +
Zuschlag für AGK, Wagnis und Gewinn (150.870,50 × 0,087)
=
Angebotssumme
150.870,50 € 13.125,73 € 163.996,23 €
Für die Ermittlung des Zuschlages für die Lohnkosten werden zunächst die Einzelkosten der übrigen Kostenarten mit einem bestimmten Prozentsatz beaufschlagt und von der Angebots-
2.3 Vorkalkulation im Hochbau
115
summe subtrahiert. Als Ergebnis erhält man den auf Basis der Lohnstunden umzulegenden Betrag. Im Beispiel werden folgende Zuschlagssätze verwendet: Material:
10 %
Geräte:
3%
Fremdleistungen:
8%
2
Diese Zuschläge beinhalten die Gemeinkosten der Teilleistungen, die allgemeinen Geschäftskosten sowie Wagnis und Gewinn. Anschließend werden die auf Basis der Lohnstunden umzulegenden Kosten in Relation zu den Lohnstunden gesetzt. Das Ergebnis ist der sogenannte Kalkulationslohn. Angebotssumme
163.996,23 €
-
Material (49.705,32 € × 1,10)
-
Geräte (8.763,06 € × 1,03)
-
Fremdleistungen (42.146,87 € × 1,08)
45.518,62 €
= auf Basis der Lohnstunden umzulegen
54.775,81 €
Kalkulationslohn:
2.3.2.4
54.675,85 € 9.025,95 €
54.775,81€ = 46,52 € / h 1.177,52 h
Einheitspreise und Angebotssumme
Zur Berechnung der Einheitspreise (EP) werden die Aufwandswerte und Einzelkosten pro Mengeneinheit mit den entsprechenden Zuschlagssätzen multipliziert.
116
2 Kalkulation im Ingenieurbau
EP (€/ME)
Fremdleistung €/ME × 1,08
Fremdleistung €/ME
Geräte €/ME × 1,03
Geräte €/ME
Material €/ME ×1,10
Material €/ME
Lohn €/ME × 46,52 €/h
AW h/ME
Bezeichnung
Einheit
2
Menge
Tabelle 2.37 Ermittlung der Einheitspreise
Baustelleneinrichtung Einrichten der Baustelle Einrichten und Vorhalten der Baustelle
1,00 Psch.
Mineralgemisch 0-32mm
33,750
t
LKW bis 8 t ohne Fahrer
3,750
h
7,15
7,87 18,50
19,06
265,44
Bagger Liebherr 900 ohne Fahrer
7,500
h
17,84
18,38
Bagger Liebherr 900 ohne Fahrer
3,750
h
17,84
18,38
68,91
Bauwagen
2,000 Stck.
76,00
78,28
156,56
LKW bis 8 t ohne Fahrer
2,000
h
18,50
19,06
38,11
LKW bis 8 t ohne Fahrer
2,000
h
18,50
19,06
38,11
Bürocontainer 15 m²
1,000 StWo.
90,00
92,70
Summe Pos. 01.01.001
71,46 137,81
92,70 869,10
Erdarbeiten Fundamentaushub Maschinen-Handaushub für Einzelfundamente
361,00
m³
Bagger Liebherr 900 ohne Fahrer
0,150
h
17,84
18,38
2,76
Mittellohn Maschinist
0,150
h
0,15
6,98
6,98
Stundenlohn Facharbeiter
0,100
h
0,10
4,65
4,65
LKW bis 8 t ohne Fahrer
0,050
h
Stundenlohn Kraftfahrer
0,050
h
0,05
2,33
Kippgebühren Erdaushub
0,300
m³
18,50
19,06
0,95 2,33
7,70
8,47
2,54
Summe Pos. 02.01.001
20,21
Beton- und Stahlbetonarbeiten Gründungen Stahlbeton C 20/25 für Einzelfundamente
53,25
m³
Beton C 20/25 liefern
1,000
m³
Stundenlohn Facharbeiter
0,600
h
Rüttler
0,300
h
56,30 0,60
61,93
61,93
27,91
27,91 9,95
10,25
Summe Pos. 03.01.004
3,07 92,92
Schalung, einhäuptig
19,10
m²
Randschalung
0,210
m²
Stundenlohn Facharbeiter
0,200
h
8,20 0,20
9,30
8,45
1,77 9,30
Summe Pos. 03.01.010
11,08
Entwässerungskanalarbeiten Leitungen KG-Leitungen DN 125
21,50
m
KG-Rohr DN 125, 2,00m
0,500
St.
6,13
6,74
3,37
6,98
EP (€/ME)
Fremdleistung €/ME × 1,08
Fremdleistung €/ME
Geräte €/ME × 1,03
Geräte €/ME
0,15
Material €/ME ×1,10
h
Material €/ME
0,150
Lohn €/ME × 46,52 €/h
AW h/ME
Stunden Facharbeiter
Einheit
Bezeichnung
117
Menge
2.3 Vorkalkulation im Hochbau
2 6,98
Summe Pos. 04.01.001
10,35
Einsanden aller Leitungen
32,30
m³
Kies 0/5 liefern
1,800
t
Bagger Liebherr 900 ohne Fahrer
0,100
h
Stundenlohnarbeiten Maschinist
0,100
h
0,10
4,65
4,65
Stundenlohn Facharbeiter
0,350
h
0,35
16,28
16,28
13,40
14,74
26,53 17,84
1,84
18,38
Summe Pos. 04.01.010
49,30
Blitzschutzarbeiten Blitzschutz Blitzschutzanlage messen und prüfen, Prüfbericht Fa. Müller
1,00 Psch. 1,000 Psch.
178,39 192,66
Summe Pos. 05.01.005
192,66 192,66
Maurerarbeiten Trennwände Mauerwerk aus Porenbeton GP 4-0, 6
100,00
m²
Porenbeton-Planpl. PP4, 62,5x25x17,5 N+F
1,000
m²
Stundenlohn Facharbeiter
0,600
h
Summe Pos. 06.01.001
19,53 0,60
27,91
21,48
21,48 27,91 49,40
Zur Berechnung des Gesamtpreises (GP) jeder Position werden die in der Tabelle ermittelten Einheitspreise mit den im Leistungsverzeichnis angegebenen Mengen multipliziert. Die Summe der Gesamtpreise der Positionen ergibt die Angebotssumme. Aufgrund von Rundungsdifferenzen weichen die so ermittelte Netto-Angebotssumme und die in Kapitel 2.3.2.3 ermittelte Angebotssumme voneinander ab. Das ausgefüllte Leistungsverzeichnis ist nachfolgend abgebildet. Die Berechnung der Einheitspreise sämtlicher Positionen befindet sich im Anhang.
118
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Tabelle 2.38 Ausgefülltes Leistungsverzeichnis Kalkulation Rohbau Pos
2
Text
Menge
Einh.
EP (€/ME)
GP (€)
Titel 1: Baustelleneinrichtung 1.1
Einrichten der Baustelle
1.1.1
Einrichten und Vorhalten der Baustelle
1.1.2
Bauzaun
1,00
psch
90,00
m
1.1.3
WC-Kabine
1,00
1.1.4
Bauwasseranschluss
1.1.5
Baustromanschluss
1.2
Verkehrssicherung
869,10
869,10
8,65
778,50
Stk.
349,92
349,92
1,00
psch
130,47
130,47
1,00
psch
145,14
145,14
1.2.1
Verkehrszeichen
5,00
Stk.
26,28
131,40
1.2.2
Schnurgerüst
1,00
psch
465,48
465,48
Summe Titel 1
2.870,01
Titel 2: Erdarbeiten 2.1
Fundamentaushub
2.1.1
Maschinen-Handaushub für Einzelfundamente
361,00
m³
20,21
7.295,81
2.1.2
Kapillarbrechende Schicht Längsfundamente
213,00
m²
9,50
2.023,50
2.1.3
Maschinen-Handaushub für Sockelplatten
101,70
m³
3,52
357,98
2.1.4
Lieferung und Einbau einer kapillarbrechenden Schicht
61,00
m²
9,50
579,50
2.1.5
Grundposition: Auffüllen der kapillarbrechenden 1.200,00 Schicht aus Kies 0/32
m²
4,26
5.112,00
2.1.6
Bedarfsposition: Auffüllen der kapillarbrechenden 1.200,00 Schicht aus Kies 0/32
m²
0,00
2.1.7
Maschinen-Aushub für Streifenfundamente
14,50
m³
22,53
326,69
2.1.8
Lieferung und Einbau einer kapillarbrechenden Schicht
8,80
m²
9,50
83,60
2.2
Rohrgräben
2.2.1
Rohrgrabenaushub für Grundleitungen
161,50
m
17,06
2.755,19
2.2.2
Rohrgrabenaushub für Rückbau vorh. Altwasserleitung
12,00
m
31,92
383,04
2.3
Hinterfüllungen
2.3.1
Lagerndes Bodenmaterial hinterfüllen
375,00
m³
12,66
4.747,50
2.3.2
Schotter zur Geländeangleichung zum Bahn/Gleisbereich
98,00
m³
10,80
1.058,40
Summe Titel 2
24.723,21
Titel 3: Beton- und Stahlbetonarbeiten 3.1
Gründungen
3.1.1
Sauberkeitsschicht aus Beton C 8/10
81,00
m²
8,75
708,75
3.1.2
Raue Schalung für Einzelfundamente
137,60
m²
37,33
5.136,61
3.1.3
Raue Schalung für Blockfundamente
34,20
m²
37,33
1.276,69
3.1.4
Stahlbeton C 20/25 für Einzelfundamente
53,25
m³
92,92
4.947,99
3.1.5
Betonstahl BSt 500 S
3,20
t
1.339,20
4.285,44
3.1.6
Betonstahlmatten IV M (500/550)
2,60
t
1.242,00
3.229,20
2.3 Vorkalkulation im Hochbau
Pos
119
Text
Menge
Einh.
EP (€/ME) 7,59
GP (€)
3.1.7
Sauberkeitsschicht aus Beton C 8/10 unter Bo- 1.311,00 denplatte
m²
9.950,49
3.1.8
Baustahlgewebe-Unterstützungskörbe
685,00
kg
3.1.9
Betonstahlmatten IV M (500/550)
23,70
t
3.1.10
Schalung, einhäuptig
19,10
m²
11,08
211,63
3.1.11
Abstandhalter für das Auflager
2.500,00
Stk.
0,93
2.325,00
3.1.12
Bodenplatte Stb C 20/25
1.201,00
m²
24,82
29.808,82
3.1.13
Einschnitt von Sollbruchstellen
360,00
m
7,21
2.595,60
3.1.14
Einlegen von Schaumgummistreifen
360,00
m
6,27
2.257,20
3.1.15
Ausbilden von Randfugen
193,10
m
10,55
2.037,21
3.1.16
Einbau eines Kunststoffrohres
4,00
m
20,07
80,28
3.1.17
Raue Schalung als verlorene Schalung
14,10
m²
33,95
478,70
3.1.18
Stahlbeton C 20/25, für Einzelfundamente
2,10
m³
92,92
195,13
3.1.19
Sockelplatten als Frostschürze
156,00
m²
120,43
3,35
2.294,75
1.339,20
31.739,04
Summe Titel 3
18.787,08 122.345,61
Titel 4: Entwässerungskanalarbeiten 4.1
Leitungen
4.1.1
KG-Leitungen DN 125
21,50
m
10,35
222,53
4.1.2
KG-Leitungen DN 200
140,00
m
14,02
1.962,80
4.1.3
KG-Bögen DN 125
34,00
Stk.
8,08
274,72
4.1.4
KG-Bögen DN 200
16,00
Stk.
14,21
227,36
4.1.5
KG-Abzweige DN 200
9,00
Stk.
21,34
192,06
4.1.6
KG-Übergangsstücke DN 125/150
9,00
Stk.
9,78
88,02
4.1.7
KG-Abzweige DN 200
1,00
Stk.
23,63
23,63
4.1.8
KG-Übergangsstücke DN 200/250
9,00
Stk.
27,02
243,18
4.1.9
KG-Bögen DN 150
18,00
Stk.
10,38
186,84
4.1.10
Einsanden aller Leitungen
32,30
m³
49,30
1.592,39
4.2
Schächte
4.2.1
Kontrollschacht liefern und herstellen
1,00
Stk.
423,25
423,25
4.2.2
Auflage- und Ausgleichsring aus Beton
1,00
Stk.
43,02
43,02
4.2.3
Schachtabdeckung aus Stahlbeton
1,00
Stk.
202,73
202,73
Summe Titel 4
5.682,53
Titel 5: Blitzschutzarbeiten 5.1
Blitzschutz
5.1.1
Potenzialausgleichsschiene
5.1.2
Bandstahl, feuerverzinkt
5.1.3
Schweißverbindungen
5.1.4
Stahl, Durchmesser 8 mm, verzinkt
3,00
m
3,25
9,75
5.1.5
Blitzschutzanlage messen und prüfen, Prüfbericht
1,00
psch
192,66
192,66
5.1.6
Trennfunkenstrecke 2,5 kV
1,00
Stk.
42,61
42,61
5.1.7
Multiklemme 8-10 mm Alu, 4 mm liefern und montieren
1,00
Stk.
2,89
2,89
Summe Titel 5
Stk.
57,35
57,35
192,00
1,00
m
3,36
645,12
48,00
Stk.
4,27
204,96
1.155,34
2
120
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Pos
Text
Menge
Einh.
EP (€/ME)
GP (€)
Titel 6: Maurerarbeiten
2
6.1
Trennwände
6.1.1
Mauerwerk aus Porenbeton GP 4-0,6
100,00
m²
49,40
6.1.2
Sturz aus Porenbeton
1,00
Stk.
84,02
84,02
6.1.3
Sturz aus Stahlbeton C 20/25
3,40
m
76,53
260,20
6.1.4
Ringanker aus Stahlbeton-U-Schalen
24,00
m
45,99
1.103,76
6.1.5
Dichtschlämme
24,00
m
17,75
426,00
6.1.6
Gerüst für Mauerwerk über 2,50 m Höhe beidseitig
120,00
m²
5,76
691,20
Summe Titel 6
4.940,00
7.505,18
Zusammenstellung Titel 1: Baustelleneinrichtung Titel 2: Erdarbeiten Titel 3: Beton- und Stahlbetonarbeiten
2.870,01 € 24.723,21 € 122.345,61 €
Titel 4: Entwässerungskanalarbeiten
5.682,53 €
Titel 5: Blitzschutzarbeiten
1.155,34 €
Titel 6: Maurerarbeiten
7.505,18 €
Angebotssumme (netto)
164.281,88 €
Mehrwertsteuer (19 %)
31.213,56 €
Angebotssumme (brutto)
195.495,44 €
2.3.3 Fassade 2.3.3.1
Grundlagen
Der Fassadenbau hat sich in der Vergangenheit stark entwickelt. Dieser Entwicklung bedurfte es, um den Anforderungen an ein zeitgemäßes Bauen und Gestalten, das den Wünschen der Kunden sowie den geänderten gesellschaftlichen Vorstellungen entspricht, gerecht werden zu können. Das Ziel einer zeitgemäßen Gestaltung von Fassaden besteht in der Herstellung von komplexen, umweltgerechten und kostenoptimierten Systemen. Zur Verwirklichung des Ziels der Kostenoptimierung ist eine ordnungsgemäße Vorkalkulation unabdingbar. Im Mittelpunkt der nachfolgenden Ausführungen stehen Metall-Glas-Fassaden. Der Begriff Fassade stammt aus dem Lateinischen von dem Wort facies (= Aussehen). Eine einheitlich anerkannte Definition existiert nicht, in der Regel erfolgt eine Erklärung des Begriffes über die zu erfüllenden Funktionen. Dazu gehören die Gestaltungsfunktion (Ästhetik) und die Schutzfunktion (z. B. Wetterschutz). In der modernen Fachsprache wird Fassade als Konstruktionsprinzip der Gebäudehülle im Sinne eines eigenständigen Bauteiles verstanden. Die Konstruktionssysteme werden von großen Systemherstellern – wie beispielsweise Schüco, Hueck oder Jansen – angeboten. Die Vorkalkulation wird von den Metallbaufirmen durchgeführt, die auch
2.3 Vorkalkulation im Hochbau
121
die Endfertigung übernehmen. Dazu gehören Zuschnitt, Bohren, Oberflächenbehandlung und Montage. Bevor die Vorkalkulation näher dargestellt wird, soll zunächst auf wichtige Randbedingungen wie Normen, Statik, bauphysikalische Anforderungen und Ausschreibung eingegangen werden. Die Konstruktionssysteme mit zum Teil unterschiedlichen Werkstoffansätzen werden von großen Systemhäusern wie beispielsweise Schüco oder Hueck für die Aluminiumausführungen bzw. Schüco-Stahlsysteme-Jansen für die Stahlausführungen angeboten. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass bezogen auf das gesamte Marktpotenzial bei Pfosten/Riegel-Glasfassaden die Systemausführungen in Stahl oder auch Holz speziellen Nischenanforderungen vorbehalten sind. So kommen beispielsweise die Pfosten-/Riegel-Konstruktionen im Werkstoff Stahl sinnvollerweise dort zum Einsatz, wo der Werkstoff seine ihm eigensten Vorteile ausspielen kann – wie zum Beispiel sein dreifach höheres E-Modul (gemessen an Leichtmetall), was filigrane Tragwerke mit schmalen Ansichtsbreiten und kleinen Bautiefen in Verbindung mit guten statischen Werten ermöglicht. Des Weiteren vereinfachen Pfosten/Riegel-Konstruktionen aus Stahl die Baukörperanschlüsse der Konstruktionen, da Baukörper als Stahlskelette, als Stahlbetonskelette oder als normale Stahlbetonbauten fast identische Dehnkoeffizienten wie Stahl und Glas aufweisen. Die schallschutztechnischen Eigenschaften des Werkstoffes Stahl sind aufgrund der höheren Materialdichte ebenfalls besser als bei weniger dichten Werkstoffen und benötigen somit weniger aufwendige schalltechnische Ertüchtigungen. Normen Insbesondere Vorhangfassaden aus Metall- oder Glaselementen unterliegen aufgrund der Vielzahl der Systeme einer Reihe unterschiedlicher Normen. Moderne Fassadenkonstruktionen sind häufig durch DIN-Vorschriften nicht abgedeckt, so dass es sich zumeist um Einzelfallzulassungen handelt. Bei Fassadenkonstruktionen außerhalb der Normen oder bauaufsichtlichen Zulassungen übernimmt zunehmend der Fassadenanbieter die Planungsleistungen, was zur Folge hat, dass Architekten und Planer einen Teil ihrer Gestaltungsfreiheit an die Fassadenhersteller abgeben. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, wurden 1992 zwei Verbände gegründet: Der Verband für Fassadentechnik e. V. (VFT) und der Verband der unabhängigen Berater für Fassadentechnik e. V. (UBF). Im Gegensatz zu den vorgehängten hinterlüfteten Fassaden im Sinne der DIN 18 516 gibt es für die Vorhangfassaden – wie sie im Skelettbau gebräuchlich sind – sowie die Glasfassaden in den verschiedenen konstruktiven Ausführungen kein übergreifendes Basisregelwerk.62 Für sämtliche Fassadensysteme sind unabhängig von deren Ausführung die grundlegenden Normen zu Baukonstruktion und Bauphysik relevant. Hinsichtlich der Baukonstruktion sind die DIN EN 1991 Eurocode 1 (Grundlagen der Tragwerksplanung und Einwirkungen auf Tragwerke) sowie die DIN 1055 (Einwirkungen auf Tragwerke ) zu beachten. DIN 18 351 beinhaltet die Allgemeinen Technischen Vertragsbedingungen für vorgehängte hinterlüftete Fassaden. In Bezug auf die Bauphysik sind die DIN 4108 (Wärme- und Feuchteschutz), die DIN 4109 (Schallschutz), die DIN 4102 (Brandschutz) sowie die DIN EN 13 501-2 (Brandverhalten) relevant.
62
Vgl. Konradin Verlag (1999 a), S. 21
2
122
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Tabelle 2.39 Normen für Fassaden
2
Metallbau DIN 18 357 VOB Teil C Beschlagarbeiten DIN 18 360 VOB Teil C Metallbauarbeiten, Schlosserarbeiten DIN 1745 Bleche und Bänder aus Aluminium DIN 1748 Strangpressprofile aus Aluminium DIN 17 611 Anodisch oxidiertes Halbzeug aus Aluminium (Lieferbedingungen) DIN 17 615 Präzisionsprofile ALMGSi0,5 (Lieferbedingungen) DIN 18 073 Rollabschlüsse, Sonnenschutz- und Verdunkelungsanlagen im Bauwesen DIN 18 201 Maßtoleranzen im Bauwesen DIN 18 202 Maßtoleranzen im Hochbau, Bauwerke Statik DIN 1055 Teil 1 bis Teil 5 Lastannahmen für Bauten DIN 4113 Aluminium im Hochbau DIN 18 055 Fenster, Fugendurchlässigkeit, Schlagregendichtheit, Beanspruchung DIN 18 056 Fensterwände, Bemessung und Ausführung DIN 18 516 hinterlüftete Außenwandbekleidung DIN 18 800-7 Schweißnachweis Verglasungsarbeiten DIN 18361 Verglasungsarbeiten DIN 7863 nichtzellige Dichtprofile im Fenster- und Fassadenbau DIN 18540 Abdichten von Außenwandfugen im Hochbau mit Fugendichtstoffen DIN 18545 Abdichten von Verglasungen mit Dichtstoffen DIN 52460 Fugen- und Glasabdichtungen DIN 52452 Verträglichkeit der Dichtstoffe DIN 52345 Bestimmung der Taupunkttemperatur an Mehrscheiben-Isolierglas Wärmeschutz DIN 4108 Teil 1 bis Teil 5 Wärmeschutz im Hochbau Schallschutz DIN 4109 Schallschutz im Hochbau, Beiblatt 1, 2, 3, 5 und Ergänzung DIN 52 210 Bauakustische Prüfungen Sonnenschutz DIN 67 507 Lichttransmissionsgrade, Strahlungstransmissionsgrade; Gesamtenergiedurchlassgrad von Verglasungen DIN 4108 Teil 2 Wärmeschutz Sicherheit DIN 52 290 Teil 1 bis Teil 5 Angriffshemmende Verglasungen DIN V ENV 1627 Fenster, Türen, Abschlüsse – Einbruchhemmung – Anforderungen und Klassifizierung Brandschutz DIN 4102 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen DIN 18 095 Türen, Rauchschutztüren Bauwerksabdichtungen DIN 18 195 Teil 5 Bauwerksabdichtungen, Bemessung und Ausführung Teil 9 Bauwerksabdichtungen, Durchdringungen, Übergänge, Abschlüsse DIN 18 540 Abdichten von Außenwandfugen im Hochbau mit Fugendichtstoffen Zusätzliche Verordnungen, Richtlinien und Empfehlungen Richtlinien des Metallbauverbandes, Frankfurt/Main Merkblätter der Aluminiumzentrale, Düsseldorf VDI-Richtlinie 2719 „Schalldämmung von Fenstern“ Informationsschriften der technischen Beratungsstelle des Glashandwerks, Hadamar Schrift Nr. 3 Klotzungsrichtlinie für ebene Glasscheiben Schrift Nr. 19 Überkopfverglasung Wärmeschutzverordnung Energieeinsparungsgesetz Montagerichtlinie der RAL-Gütegemeinschaft Fenster für gütegesicherte Fenster Verarbeitungsrichtlinien der Systemhersteller und der Zulieferfirmen Bauproduktenrichtlinie Technische Regeln für die Verwendung von linienförmigen großflächigen Verglasungen (TRLV) Technische Regeln für die Verwendung von Absturz sichernden Verglasungen (TRAV)
2.3 Vorkalkulation im Hochbau
123
Die Metallbaunormen für Stahl- und Aluminiumkonstruktionen werden auf europäischer Ebene entweder neu erarbeitet oder es erfolgt eine Anpassung der unterschiedlichen Normen. Teilweise befinden sich die Normen im Stadium der Vornorm. Hinsichtlich der Verglasung von Fassaden gelten die DIN 18 056 und 18 361 (Verglasungsnormen) sowie die „Technischen Regeln für die Verwendung von linienförmig gelagerten Verglasungen“ (TRLV, Fassung August 2006)/„Technischen Regeln für die Verwendung von absturzsichernden Verglasungen“ (TRAV, Fassung Januar 2003). Auf europäischer Ebene werden neue Regelwerke für Fenster und Fassade erarbeitet. Mit der Bauprodukten-Richtlinie werden die Voraussetzungen für das Inverkehrbringen von Bauprodukten (Fenster, Fensterwände, Türen, Fassaden) geregelt. Dazu gehören ebenfalls der Brauchbarkeitsnachweis und das Verfahren für den Konformitätsnachweis unter Verwendung des europäischen Konformitätszeichens „CE“ sowie Einschaltung anerkannter Prüf-, Überwachungs- und Zertifizierungsstellen. Dabei sind folgende Anforderungen in Verbindung mit den entsprechenden Leistungsklassen vorgegeben und vom Hersteller nachzuweisen:63 –
Windlast, Schlagregendichtigkeit, Luftdurchlässigkeit,
–
mechanische Festigkeit und Standsicherheit,
–
Brandschutz,
–
Hygiene, Gesundheit und Umweltschutz, Differenzklimaverhalten,
–
Schallschutz,
–
Energieeinsparung, Wärmeschutz und Wärmedurchgangskoeffizient.
Dementsprechend ist ein Produkt erst dann in den Verkehr zu bringen, wenn es den Vorgaben der auf europäischer Ebene harmonisierten Normen entspricht und die ausgeschriebenen Leistungsklassen erfüllt. Neben den Landesbauordnungen und Richtlinien sind die Normen und die VOB für das Metallhandwerk, Verglasungsarbeiten, Bauwesen und Bauphysik auf dem jeweils neuesten Ausgabestand entscheidend. Statik Metall-Glas-Konstruktionen sind im Wesentlichen räumliche Tragwerke, bei denen die einzelnen Bauteile nicht mehr für sich betrachtet werden können, sondern ihr Zusammenwirken in der Gesamtkonstruktion berücksichtigt werden muss, weil sich die Bauteile eines Tragwerkes gegenseitig in ihren Verformungen und Spannungen beeinflussen. Für die Bemessung von Fassadenkonstruktionen gibt es Normen, deren Grundlage Sicherheitsnachweise sind, die auf der Einhaltung zulässiger Spannungen, Durchbiegungen und Stabilitäten basieren. In diesen Normen erfolgen diverse Angaben, zum Beispiel in Bezug auf Werkstoffe, Lastannahmen, Berechnungsgrundsätze, zulässige Spannungen, Stabilitätsnachweise, bauliche Durchbildung und Mindestabmessungen von tragenden Querschnitten und Schrauben. Hinsichtlich von Aluminiumkonstruktionen ist die DIN 4113 relevant, für Stahlkonstruktionen gilt die DIN 18 800, die durch die DIN EN 1090 im Jahr 2011 (Anforderungen an Stahltragwerke und Aluminiumtragwerke) ersetzt werden soll. Für die Bemessung des Glases und der Pfosten-Riegel-Konstruktion gelten die TRLV und die TRAV. Vor der Ausführung eines Bauvorhabens ist in jedem Fall eine ausführliche, objektbezogene statische Berechnung erforderlich. In dieser Berechnung werden Spannungs- und Stabilitäts63
Vgl. Nern (1998), S. 63.
2
124
2 Kalkulation im Ingenieurbau
nachweise für Profile geführt sowie die Auflagerpunkte und Verbindungsmittel nachgewiesen. Grundlage dafür sind die tatsächlich vorhandenen Geometrien und Lasten.
2
Die Belastung von Fassaden ergibt sich vordergründig durch das Eigengewicht der Konstruktion sowie Wind, Temperatur und gegebenenfalls Schnee. Das Eigengewicht ist im Wesentlichen von der Metall-Tragkonstruktion (Stahl/Aluminium) und der Glaseindeckung abhängig. Die Belastungen durch Wind und Schnee sind in der DIN 1055 „Lastannahmen für Bauten“ verankert.64 Die Belastung wird nicht nur von der Geometrie des Bauwerkes, sondern auch von dessen geografischer Lage beeinflusst. In diesem Zusammenhang spielen Temperaturänderungen eine bedeutende Rolle, weil beispielsweise infolge einer Erwärmung eine Längenänderung eintritt, die Zwangsspannungen hervorruft. Gegebenenfalls ist eine Überprüfung der Brandlast erforderlich. Für die Planung und Kalkulation im Planungsstadium sind einfache statische Vorbemessungen ausreichend. Die Systemhersteller bieten diesbezüglich diverse Bemessungsunterlagen, Tabellen und Nomogramme an. Diese Informationen ermöglichen eine schnelle und übersichtliche Ermittlung der für die Dimensionierung notwendigen Kennwerte (z. B. Trägheitsmomente). Bauphysikalische Anforderungen Der Wetterschutz ist eine der wichtigsten Funktionen von Fassaden. Dieser umfasst insbesondere den Wärmeschutz, den Schutz vor Feuchtigkeit in Form von kapillar eindringender Nässe und den Windschutz (Winddichtigkeit). Neben dem Wetterschutz kommen dem Schall- und Brandschutz eine bedeutende Rolle zu. Zudem muss jede Fassade bestimmte bauphysikalische Anforderungen hinsichtlich der Fugendurchlässigkeit und Schlagregensicherheit, der Dampfdiffusion sowie der Oberflächenbehandlung erfüllen. Die nachfolgenden Ausführungen betreffen ausgewählte wichtige Hinweise zur Gewährleistung einer fachgerechten, langlebigen und kostensparenden Fassadenkonstruktion.65 Die Anforderungen an den Wärmeschutz sind in der DIN 4108 „Wärmeschutz und EnergieEinsparung in Gebäuden“ sowie in der Energieeinsparverordnung (EnEV) vom 01.10.2007 verankert. Die Wärmeübertragung erfolgt durch Leitung, Strahlung und Konvektion. Zur Erfassung dieser Übertragungsformen dient der Wärmedurchgangskoeffizient U (U-Wert). Durch den Wegfall der Rahmenmaterialgruppen wird ein „tatsächlicher“ Wärmedurchgangskoeffizient der Rahmenkonstruktion berücksichtigt (gemäß DIN 4108 – EnEV Bauregelliste A – Teil 1). Volltransparente Fassaden werden in ihrer bauphysikalischen Wirkung überwiegend durch die Verglasung bestimmt. Eine Einscheibenverglasung mit klassischem Fensterglas hält den heutigen Anforderungen an den Wärme- und Schallschutz nicht mehr stand. Demzufolge kommt zumeist Zweischeiben-, zukünftig auch verstärkt Dreischeibenisolierglas zum Einsatz. Es werden unterschiedliche U-Werte für Rahmen (R = frame (f)), Verglasung (V = glazing (g)) und Fenster (F = window (w)) vorgegeben. Schlechte Temperaturleiter (Isolatoren) werden zwischen zwei Profilschalen eingebunden. Dadurch wird der direkte Wärmedurchgang von innen nach außen und umgekehrt wirksam unterbunden. Bei den Metallprofilen ist der Rahmenanteil von großem Einfluss. Um die Auswirkungen von wärmegedämmten Profilen auf den gesamten Energieverbrauch abzuschätzen, müssen die einzelnen Wärmeströme betrachtet wer-
64
Die letzte Fassung der DIN 1055 von 2005 normiert den Ansatz der positiven und negativen Winddrücke als dynamische Lastannahmen entgegen dem früheren Ansatz einer statischen Lastannahme.
65
Vgl. Konradin Verlag (1999 b), S. 52 ff.
2.3 Vorkalkulation im Hochbau
125
den. Hierfür sind Gebäudeform, Luftwechselzahl und Fensteranteil maßgebend.66 Sowohl Verbundprofile aus Aluminium als auch thermisch getrennte Stahlprofile müssen die Anforderungen der DIN 4108 – EnBV Bauregelliste A – Teil 1 erfüllen. Hinsichtlich des Feuchtigkeitsschutzes ist zu berücksichtigen, dass die Luft stets Wasserdampf enthält und zudem die Eigenschaft besitzt, mit zunehmender Temperatur ihre Wasseraufnahmefähigkeit zu vergrößern und umgekehrt. Ihre Menge wird durch die absolute Feuchtigkeit (Anzahl [g] Wasser pro [m3] Luft) oder durch die relative Feuchtigkeit (Sättigungsgrad der Luft) beschrieben. Durch die Abkühlung der Luft wird die absolute Feuchtigkeit nicht beeinflusst, aber die Wasseraufnahmefähigkeit sinkt stark ab und somit steigt die relative Feuchtigkeit an. Sinkt die Temperatur weiter ab, so entsteht eine Kondensation des Wasserüberschussanteils. Diese Kondensationsbildung kann durch eine hohe Oberflächentemperatur, einen Warmluftvorhang oder eine geringe Luftfeuchtigkeit verhindert werden. Diese Faktoren wirken nicht isoliert voneinander. Je nach Anforderungen und Verhältnissen können sie durch die konstruktive Ausbildung mehr oder weniger stark einbezogen werden. In Bezug auf den Schallschutz ist die DIN 4109 „Schallschutz im Hochbau“ zu beachten. Zudem wird je nach Bauvorhaben eine gewisse Schallschutzklasse gemäß VDI Richtlinie 2719 gefordert. Zur Verbesserung der Schallisolation bei Flächen aus Glas sind nachfolgend aufgeführte Punkte zu berücksichtigen: –
Mit zunehmendem Flächengewicht (Glas-Rahmen-Konstruktion) steigt die Schallisolation an.
–
Geringe Wärmeausdehnungsbeträge ermöglichen eine dauerhafte Dichtigkeit der Flügel. Undichtigkeiten führen zu einer starken Beeinträchtigung der Schalldämmung.
–
Je steiler der Schall auf der Glasscheibe auftrifft, umso geringer ist die Schallisolation.
–
Das Glas darf den Metallrahmen nie berühren, und der Rahmen muss genügend steif ausgebildet werden. Durch biegeweiche Einbettung der Scheiben – z. B. mittels dauerplastischer Kitte oder Trockenverglasungsprofile – wird die Schallisolation verbessert.
–
Besondere Beachtung gilt den Bauanschlussfugen (Vermeidung von Luftleckagen).
Allgemeine brandschutztechnische Anforderungen enthält die DIN 4102. In diesem Zusammenhang nimmt die Fassade eine bedeutende Rolle ein, da die Zerstörung der Gläser einerseits die Brandausbreitung beschleunigt, andererseits den ungehinderten Abzug von Rauch und Hitze gewährleistet. Aluminium- und Stahlkonstruktionen werden als wärmefest und – bei entsprechender Aufrüstung für den Brandschutz – als nicht brennbar eingestuft. Die Verglasungen gelten als ausreichend widerstandsfähig, wenn sie nach 30, 60 bzw. 90 Minuten Prüfdauer weder Flammen noch Rauch durchlassen. Brandschutzgläser der Klasse G verhindern den Durchtritt von Flammen und Rauch. Gläser der Klasse F wirken wie eine weitestgehend geschlossene Wand und verhindern neben der Durchdringung von Flammen und Rauch auch die Hitzestrahlung für die klassifizierte Zeit. Ausschreibungsunterlagen Die Ausschreibungsunterlagen sind in der Regel in einen Teil A, einen Teil B und einen Teil C gegliedert. Teil A setzt sich mit den technischen Vorbemerkungen auseinander. Er beinhaltet allgemeine Vorbemerkungen zu Art und Umfang der Leistung (Bauinhalt) und zum Konstruk66
Vgl. Coleman (1996), S. 6 f.
2
126
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
tionssystem. Weiterhin umfasst Teil A die Planungsunterlagen. In der Regel hat der Bieter dem Angebot eine Detailzeichnung über die wichtigsten Punkte der Konstruktion im Maßstab 1:1 beizufügen. Aus dieser Zeichnung müssen alle zur Beurteilung der Konstruktion notwendigen Einzelheiten, wie beispielsweise die Abmessung der Profile oder die Anschlüsse an das Bauwerk, klar hervorgehen. Zeichnungen zu wesentlichen Details der Konstruktion und der Anschlüsse am Baukörper sind im Auftragsfall rechtzeitig vor Fertigungsbeginn vorzulegen und bestätigen zu lassen. Dem Bieter wird freigestellt, zusätzlich zu der ausgeschriebenen Konstruktion Alternativvorschläge auszuarbeiten und anzubieten. Dabei ist die Gleichwertigkeit durch Detailzeichnungen, Muster, Systemprüfzeugnisse usw. nachzuweisen. Alternativangebote ohne diese Nachweise werden in der Regel ausgeschlossen. Neben den allgemeinen Vorbemerkungen enthält Teil A der Ausschreibungsunterlagen ebenfalls die technischen Regelwerke. Dazu gehören in der Regel die Vorschriften der VOB Teil C sowie weitere Normen, Vorschriften, Empfehlungen und Richtlinien, die sich auf das vorgesehene Material und dessen Verarbeitung nach dem neuesten Stand der Technik beziehen. Zu beachten sind weiterhin die Bauordnung des jeweiligen Bundeslandes sowie die dazugehörigen Ergänzungen durch die örtlichen Genehmigungsbehörden. Teil B umfasst die besonderen technischen Vorbemerkungen, er beinhaltet sämtliche technische, bauphysikalische und formale Anforderungen an: –
Werkstoffe,
–
Abdichtungen,
–
Kontaktkorrosion,
–
Beschläge,
–
Oberflächenbehandlung,
–
Statik,
–
Fugendurchlässigkeit und Schlagregensicherheit,
–
Wärmeschutz,
–
Schallschutz,
–
Sonnenschutz,
–
Brandschutz,
–
Dichtigkeit der Fenster- und Fassadenkonstruktion,
–
Glaseinsatz bzw. Verglasung,
–
Druckausgleich im Glasfalzbereich,
–
Rohbautoleranzen,
–
Wärmedehnung,
–
Befestigungsteile,
–
weitere Hinweise.
Teil C der Ausschreibungsunterlagen enthält in der Regel die Leistungsbeschreibung. Kostenermittlung und Preisbildung Die Kosten setzen sich im Metallhandwerk aus den Material-, den Lohn-, den sonstigen und den Sonderkosten zusammen. Unter die Materialkosten fallen die Kosten für das Fertigungs-
2.3 Vorkalkulation im Hochbau
material sowie die erforderlichen Hilfs- und Betriebsstoffe, wie beispielsweise Schneidöl und Schweißelektroden. Sie müssen durch Materialentnahmescheine erfasst und dem einzelnen Auftrag zugerechnet werden. Die Lohnkosten setzen sich aus den Bruttolöhnen und Lohnnebenkosten sämtlicher im Fertigungsbereich tätiger Mitarbeiter zusammen. Da die Lohnnebenkosten im Metallbereich rund 80 % betragen, lassen sich die Lohnkosten je Arbeitsstunde mit der Faustformel Bruttolohn in [€/h] × 1,8 = Lohnkosten in [€/h] berechnen. Die sonstigen Kosten bestehen überwiegend aus kalkulatorischen Kosten. Dazu gehören beispielsweise die Miete für eigene Gebäude, die Verzinsung des investierten Eigenkapitals oder die Abschreibung für eigene Betriebsmittel. Einen weiteren wichtigen Bestandteil nimmt die Berücksichtigung des Unternehmerrisikos ein. Bei den Sonderkosten handelt es sich um auftragsbezogene Einzelkosten. Zu ihnen zählen zum Beispiel Metallic- und Sonderfarben für die Oberflächenbeschichtung. Um die genannten Kostenarten nach dem Ort ihrer Entstehung erfassen zu können, ist die Bildung von Kostenstellen erforderlich. Üblicherweise werden nachfolgende Kostenstellen gebildet: –
Material bzw. Lager (Material, Fertigteile),
–
Fertigung (Zuschnitt, Bearbeitung, Schleifen, Metallschutzgasschweißen, Maschinenbearbeitung, Montage im Betrieb oder vor Ort),
–
Fertigungshilfskostenstellen (Technisches Büro, Auftragsbeschaffung),
–
Verwaltung (Lohnbüro, Personalbüro),
–
Vertrieb (Werbung, Marketing),
–
Allgemeine Kosten (Energie, Heizung, Gebäude, Fahrzeug).
Bei der Angebotskalkulation sind in der Regel nur Materialkosten, Fertigungslöhne (Arbeitsstunden) und Sonderkosten ausgewiesen. Die Kosten der allgemeinen Kostenstellen und der Fertigungshilfskostenstellen sind deshalb zunächst auf die Kostenstellen Material, Fertigung, Verwaltung und Vertrieb zu verrechnen. Dies erfolgt mittels eines Betriebsabrechnungsbogens. Die Verfahren der Kalkulation im Metallhandwerk sind sehr vielgestaltig. Speziell im Fassadenbau ist die Zuschlagskalkulation gebräuchlich. Die Ermittlung der Zuschlagssätze kann dabei auf unterschiedliche Art erfolgen, beispielsweise mittels Maschinenstunden- oder Mannstundensätzen. Mit Hilfe eines praktischen Beispiels soll nachfolgend die Kalkulation eines Fassadenelementes aufgezeigt werden. Zu fertigen ist ein einfaches Fassadenelement in Pfosten-Riegelbauweise mit Isolierverglasung und den Abmessungen 2 m × 2 m. Tabelle 2.40 enthält einen exemplarischen Betriebsabrechnungsbogen für einen Metallbaubetrieb. Die Kosten von Fertigungshilfskostenstelle und allgemeiner Kostenstelle sind in diesem Beispiel bereits auf die übrigen Kostenstellen verteilt und dort in den Kostenstellengemeinkosten enthalten.
127
2
128
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Tabelle 2.40 Exemplarischer Betriebsabrechnungsbogen Metallbaubetrieb
2
Für den Kostenträger (Fassadenelement) werden nachfolgend aufgeführte Einzelkosten angesetzt: Material (Profile, Glas, Zubehör)
375,00 €
einschl. 45 % Rabatt auf Profile, 20 % Rabatt auf Glas und Zubehör, 12 % Verschnitt Löhne (Fertigung und Montage)
10 h × 12,50 €/h × 1,8 =
225,00 €
Sonderkosten (Anschlüsse, Versiegelungen)
25,00 €/m × 8 m =
200,00 €
Einzelkosten gesamt
800,00 €
Die bei der Fertigung des Kostenträgers anfallenden Gemeinkosten werden mittels prozentualer Zuschlagssätze auf die Einzelkosten umgelegt. Zu den Gemeinkosten gehören beispielsweise die Kosten für die Bereitstellung des Materials im Lager, für die Nutzung der Maschinen, Werkzeuge und Schweißgeräte, für den Einsatz des Kfz bei der Montage, für die Auftragsabwicklung und Werbung. Nachfolgend werden die erforderlichen Zuschlagssätze für die Gemeinkostenumlage ermittelt. Kostenstelle Material (Materialgemeinkostenzuschlag) MGK 6.000 € · 100 = · 100 = 4,80 % MEK 125.000 €
Kostenstelle Fertigung (Fertigungsgemeinkostenzuschlag, unterteilt in folgende Bereiche) Bereich Zuschnitt
2.3 Vorkalkulation im Hochbau
129
FGK 9.250 € · 100 = · 100 = 119,35 % FLK 7.750 €
Bereich Bankarbeit
2
FGK 78.000 € · 100 = · 100 = 122,83 % FLK 63.500 €
Bereich Schweißen FGK 66.900 € · 100 = · 100 = 186,09 % FLK 35.950 €
Bereich Montage FGK 57.350 € · 100 = · 100 = 166,23 % FLK 34.500 €
Der Zuschlagssatz für die Kostenstelle Fertigung beträgt im Durchschnitt: 119 % + 123% + 186 % + 166 % = 148,50 % 4
Kostenstelle Verwaltung VwGK 27.500 € ⋅ 100 = 5,68 % · 100 = HK 484.200 €
Die Herstellkosten (HK) werden aus der Summe von MEK, MGK, FLK und FGK ermittelt. Kostenstelle Vertrieb VtGK 39.500 € · 100 = ⋅ 100 = 8,16 % HK 484.200 €
Die Kostenträgerstückrechnung bzw. Ermittlung der Herstell- und Selbstkosten für das Fassadenelement erfolgt in nachfolgenden Schritten: Materialeinzelkosten Materialgemeinkosten (4,80 %)
375,00 € 18,00 €
Materialkosten
393,00 €
Fertigungslohn (Fertigungseinzelkosten)
225,00 €
Fertigungsgemeinkosten (148,50 %)
334,13 €
Sondereinzelkosten der Fertigung
200,00 €
Fertigungskosten Herstellkosten
759,13 € 1.152,13 €
130
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Verwaltungsgemeinkosten (5,68 %)
65,44 €
Vertriebsgemeinkosten (8,16 %)
94,01 €
Selbstkosten
1311,58 €
2 Durch die Anwendung des durchschnittlichen Zuschlagssatzes im Fertigungsbereich in Höhe von 148,50 % kommt es zu Kalkulationsungenauigkeiten. Bei vordergründiger Bankarbeit wären die Kosten zu hoch, bei vordergründiger Schweißarbeit dagegen zu niedrig angesetzt. Für eine differenzierte Kalkulation werden deshalb mit Hilfe des Betriebsabrechnungsbogens die einzelnen Fertigungskostensätze (FKS) ermittelt. Der Stundenlohn im Fertigungsbereich beträgt bei Anwendung der Faustformel Bruttolohn in [€/h] × 1,8 = Lohnkosten in [€/h]: 12,50 €/h × 1,8 = 22,50 €/h Der Fertigungskostensatz (FKS) wird folgendermaßen berechnet (FGKS: Zuschlagssatz für Fertigungsgemeinkosten): ⎛ FGKS ⎞ FKS [ € / h ] = 22,50 € / h ⋅⎜1 + ⎟ 100 % ⎠ ⎝
Bereich Zuschnitt § 119,35 % · FKS = 22,50 € / h ⋅ ¨ 1 + = 49, 35 € / h 100,00 % ¸¹ ©
Bereich Bankarbeit § 122,83% · FKS = 22,50 € / h ⋅ ¨1 + = 50,14 € / h 100,00 % ¸¹ ©
Bereich Schweißen § 186,09 % · FKS = 22,50 € / h ⋅ ¨ 1 + = 64,37 € / h 100,00 % ¸¹ ©
Bereich Montage § 166,23% · FKS = 22,50 € / h ⋅ ¨ 1 + = 59, 90 € / h 100,00 % ¸¹ ©
Es wird ersichtlich, dass der Zuschnitt mit 49,35 €/h im Vergleich zu den Schweißarbeiten mit 64,37 €/h um ca. ein Viertel niedriger veranschlagt ist. Mit den berechneten Fertigungskostensätzen und den aus der Betriebsdatenerfassung ermittelten Zeiten für die einzelnen Fertigungsbereiche wird nachfolgend eine einfache Zuschlagskalkulation für das Fassadenelement durchgeführt.
Materialeinzelkosten
375,00 €
2.3 Vorkalkulation im Hochbau
131
Materialgemeinkosten (4,80 %)
18,00 €
Materialkosten
393,00 €
Fertigungskosten Zuschnitt
0,7 h * 49,35 €/h
34,55 €
Fertigungskosten Bankarbeit
5,0 h * 50,14 €/h
250,70 €
Fertigungskosten Schweißen
0,8 h * 64,37 €/h
51,50 €
Fertigungskosten Montage
3,5 h * 59,90 €/h
209,65 €
Sondereinzelkosten der Fertigung
2
200,00 €
Fertigungskosten Herstellkosten
746,40 € 1.139,40 €
Verwaltungsgemeinkosten (5,68 %)
64,72 €
Vertriebsgemeinkosten (8,16 %)
92,98 €
Selbstkosten
1.297,10 €
Ein Vergleich der Selbstkosten zeigt, dass bei Anwendung von Fertigungskostensätzen die Selbstkosten ca. 15,00 € geringer sind als bei Anwendung des durchschnittlichen Zuschlagssatzes für die Gemeinkosten des Fertigungsbereiches. Im Anschluss an die Ermittlung der Selbstkosten des Fassadenelementes erfolgt die Preisbildung. Selbstkosten Wagnis/Risiko (6 %)
1297,10 € 77,83 €
Kapitalverzinsung (10 %)
129,71 €
Gewinnerwartung (15 %)
194,57 €
Provision (5 %) Angebotspreis (netto)
64,86 € 1.764,07 €
Mehrwertsteuer (19 %)
335,17 €
Angebotspreis (brutto)
2.099,24 €
Als Überschlagsrechnung gilt: Angebotspreis (netto) = Selbstkosten + 36 %. Diese doch sehr große Differenz zwischen Nettoangebotssumme und Selbstkosten erscheint bei der heutigen Marktlage kaum gerechtfertigt, um konkurrenzfähig zu sein. Genau an dieser Stelle sind wichtige unternehmerische Entscheidungen zu treffen. Ein Verzicht auf Wagnis bzw. Risiko bedeutet das Fehlen jeglicher Absicherung im Hinblick auf unvorhergesehene Ereignisse. Eine fehlende Kapitalverzinsung führt dauerhaft zu einer sinkenden Eigenkapitalquote in der Bilanz. Ein Verzicht auf Gewinn bedeutet unter anderem eine Verringerung des künftigen Investitionsvolumens. Falls also der Angebotspreis am Markt nicht durchzusetzen ist, so ist zunächst die Höhe der Selbstkosten zu überprüfen. Hierbei ist es möglicherweise angebracht, den Fertigungsgemeinkostensatz (FGKS) einer Analyse zu unterziehen und vom Verfahren der „normalen“ Zuschlagskalkulation auf das Verfahren der Kalkulation mit Ma-
132
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
schinenstundensätzen zu wechseln. Denn der durchschnittliche FGKS berücksichtigt nicht die unterschiedlich hohen Kosten einzelner Maschinen, die der jeweiligen Kostenstelle zugeordnet sind. Die Ermittlung von Maschinenstundensätzen ermöglicht eine differenziertere Kalkulation. Lassen sich nach Herausnahme der Kosten für die Maschinen verwandte Kostenstellen zusammenfassen, führt dies sogar zu einer Vereinfachung des Betriebsabrechnungsbogens. Weiterhin liefert der Maschinenstundensatz Daten zur Auslastung von Maschinen und damit zur Beurteilung der betrieblichen Gegebenheiten. Um möglichst genaue Werte zu erhalten, sollten folgende Hinweise berücksichtigt werden: –
Bei geschätzten Annahmen besteht die Gefahr von Kalkulationsungenauigkeiten. Der Einsatz eines Maschinenstundenzählers ist daher empfehlenswert.
–
Bei der Annahme von durchschnittlichen Löhnen entstehen ungenaue Aussagen und Annahmen in Bezug auf die Maschinenkosten.
–
Da Verschleißteile und Wartung sehr kostenintensiv sind, ist bei Maschinen mit einem Wirkungsgrad von mehr als 75 % ein Werkzeug- bzw. Instandhaltungsindex von mehr als 4 % der Anschaffungskosten anzusetzen.
Für das Fassadenelement aus dem Beispiel wird nachfolgend anhand eines MIG-Schweißgerätes in der Kostenstelle Schweißen der Maschinenstundensatz berechnet. Es wird von folgenden Daten ausgegangen: Anschaffungskosten (AK):
10.000 €
Nutzungsdauer (ND):
7 Jahre
Einsatzzeit:
250 h/Jahr
kalkulatorischer Zinssatz:
8 % p. a.
kalkulatorische Raumkosten:
110 €/m² und Jahr
Instandhaltungssatz:
5 % p. a. der Anschaffungskosten
Flächenbedarf:
10 m2
Anschlusswert:
16 kW
Arbeitspreis:
0,10 €/kWh
Kalkulatorische Abschreibung
AK 10.000 € = = 5,71 €/h ND ⋅ Einsatzzeit 7 a ⋅ 250 h/a Kalkulatorische Verzinsung
AK ⋅ Zinssatz 10.000 € ⋅ 0, 08 = = 1,60 €/h 2 ⋅ Einsatzzeit 2 ⋅ 250 h/a
2.3 Vorkalkulation im Hochbau
133
Kalkulatorische Raumkosten Flächenbedarf ⋅ Raumkosten 10 m 2 ⋅110 € / m 2 / a = = 4,40 €/h Einsatzzeit 250 h/a
Energiekosten Anschlusswert · Arbeitspreis = 16 kW · 0,10 €/kWh = 1,60 €/h Instandhaltung
AK ⋅ Instandhaltungssatz 10.000 € ⋅ 0, 05 = = 2,00 €/h Einsatzzeit 250 h/a Maschinenstundensatz 5,71 €/h + 1,60 €/h + 4,40 €/h + 1,60 €/h + 2,00 €/h = 15,31 €/h In der Kostenstelle Schweißen wird jetzt nicht mehr mit dem pauschalen FGKS, sondern mit einem differenzierten Lohn- und Maschinenanteil gerechnet. Die noch nicht erfassten Gemeinkostenanteile für Gehälter, Kleinwerkzeuge, Störungen im Betriebsablauf, Arbeitsvorbereitung usw. werden mit 40 % veranschlagt und sowohl dem Mitarbeiter als auch der Maschine zugeschlagen. Sie werden im Beispiel als Restfertigungsgemeinkosten (RFGK) bezeichnet. Die Lohnnebenkosten werden mit 80 % veranschlagt. Mitarbeiteranteil Bruttolohn + Lohnnebenkosten + RFGK = 12,50 €/h + 10 €/h + 0,4 · 22,50 €/h = 31,50 €/h Maschinenanteil Maschinenstundensatz + RFGK= 15,31 €/h + 0,4 · 15,31 €/h = 21,43 €/h Kosten pro Fertigungsstunde am Schweißgerät 31,50 €/h + 21,43 €/h = 52,93 €/h Das Ergebnis zeigt, dass der Kostensatz von 52,93 €/h wesentlich niedriger ist als der direkt aus dem Betriebsabrechnungsbogen ermittelte Kostensatz (64,37 €/h für Bereich Schweißen). Die Abweichung ergibt sich möglicherweise daraus, dass der Fertigungskostenstelle Schweißen Gemeinkosten zugerechnet wurden, die dort gar nicht entstanden sind, wie beispielsweise die Kosten für den Lieferwagen. Grundsätzlich empfiehlt sich also auch bei kleineren Betrieben, mehrere Kostenstellen einzurichten und innerhalb dieser dann genau zwischen Lohn- und Maschinenanteil zu unterscheiden. Zusammenfassend ist festzustellen: –
Wird nur eine Fertigungskostenstelle gebildet, ist mit dem gemittelten Fertigungskostensatz von 148,50 % zu rechnen.
2
134
2 Kalkulation im Ingenieurbau
–
Wird die Fertigung in vier Kostenstellen unterteilt, so ergeben sich Zuschlagssätze von 119,35 % bis 186,09 % – speziell beim Schweißen 186,09 % oder 64,37 €/h.
–
Wird mit Maschinenstundensätzen gearbeitet, ergeben sich sehr realistische Kostensätze (in der Kostenstelle Schweißen 52,93 €/h).
2
2.3.3.2
Beispiel
Das folgende Beispiel soll verdeutlichen, wie eine Kostenermittlung von Fassaden in PfostenRiegel-Konstruktion erfolgen kann. Dabei handelt es sich um die Kalkulation ausgewählter Fassadenelemente, die eine möglichst genaue Aussage über die zu erwartenden Gesamtkosten liefern soll. Auf eine Kostenermittlung der Gesamtfassade wird verzichtet, da einerseits der Aufwand unverhältnismäßig hoch wäre und andererseits die Transparenz der Kalkulation verloren gehen könnte. Es werden vielmehr die Kosten einzelner repräsentativer Fassadenelemente und der Quadratmeterpreis ermittelt. Das Beispiel soll als Orientierung dienen, um einen Überblick über die auftretenden Kostenbestandteile zu erhalten. Im Beispiel wird ein Fassadenelement einer Industriebauhalle näher betrachtet. Für die Herstellung des Elementes werden sowohl der Werkstoff Stahl (Pfosten-Riegel-Profile) als auch der Werkstoff Aluminium (Abdeckprofil) eingesetzt. Die Kalkulationsdaten (Aufwandswerte, Zuschlagssätze) wurden durch Befragung leitender Mitarbeiter in den Metallbaubetrieben und Ingenieurbüros zusammengetragen. Eine wesentliche Voraussetzung für die Herstellung gläserner Fassaden ist die Skelettbauweise. Das Skelett aus Stahlbeton oder Stahl übernimmt die gesamte Tragwirkung am Gebäude. Die äußere Gebäudehülle ist somit von ihrer tragenden Aufgabe entlastet. Als Kosten beeinflussende Faktoren kommen in Betracht: –
Materialauswahl der Tragprofile (Stahl oder Aluminium),
–
Anforderungen an den Baustoff Glas,
–
Ausbildung der Auflagerdetails in Verbindung mit dem statischen System,
–
Umfang der Vorbereitung und Organisation,
–
Fertigung und Montage.
2.3.3.2.1 Leistungsbeschreibung Es soll ein Komplettpreisangebot für ein Fassadenelement einer Industriebauhalle in PfostenRiegel-Konstruktion erstellt werden. Es handelt sich um ein fest verglastes, senkrechtes, zwölfteiliges Element mit den Maßen 2,00 m × 6,00 m. Im Preis inbegriffen sollen Herstellung, Lieferung und fachgerechter Einbau unter Einschluss sämtlicher erforderlicher Materialien sein. Die Konstruktion besteht aus einer raumseitig angeordneten Tragkonstruktion aus Stahlprofilen (Unterkonstruktion) und außenseitigen Aluminiumprofilen. In die Kalkulation ist eine Isolierverglasung des gesamten Elementes einzubeziehen. Teilung und Anzahl der benötigten Pfosten und Riegel sind dem Positionsplan zu entnehmen. Die erforderlichen Oberflächenbeschichtungen für die Profile und die Versiegelung der Anschlussfugen sind bei der Kalkulation zu berücksichtigen. Die Auswahl der Rahmenfarbe erfolgt nach RAL. Das gewählte System stammt von der Firma Jansen, es handelt sich um die Pfosten-RiegelKonstruktion JANSEN-VISS-TVS-Vertikal. Die Konstruktion ist wärmegedämmt und besteht aus raumseitig angeordneten Profilstahlrohren mit einer Ansichtbreite von 50 mm und einer Bautiefe entsprechend statischen Erfordernissen. Außenseitig besteht sie aus Anpressleisten und Deckprofilen in Aluminium mit einer Breite von 50 mm. In Abhängigkeit von der Größe
2.3 Vorkalkulation im Hochbau
135
2
Bild 2-24 Pfosten-Riegelkonstruktion-System Jansen-VISS-TVS-Vertikal
der Elemente und dem Aufbau der Konstruktion können die Elemente gesteckt (Baukastenprinzip) oder geschweißt (Elementbauweise) werden, Kombinationen sind ebenfalls möglich. Beim Baukastenprinzip können die Riegel mit Hilfe von entsprechenden T-Verbindern zwischen den Pfosten fixiert werden. Die Abdichtung der Stöße erfolgt mittels Dichtmanschetten
136
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
oder dauerelastischer Dichtungsmasse. Die Riegel sind hierzu beidseitig mit ca. 5 mm Spiel einzusetzen, um die Aufnahme von Toleranzen bzw. Dilatation zu ermöglichen. Bei der Elementbauweise sind die Riegel umlaufend einzuschweißen. Im Nutbereich ist keine Schweißung erforderlich. Bei exponierten Konstruktionen ist es empfehlenswert, diesen Bereich mittels einer dauerelastischen Dichtungsmasse keilförmig abzudichten. Als Verbindung zwischen Tragkonstruktion innen und Deckprofilen außen dienen Kunststoffisolationsknöpfe, welche im Abstand von maximal 300 mm einzusetzen sind. Im Bereich Glasauflage sind zur Lastabtragung Traganker aus INOX mit Falzprofilstücken und Kunststoff-Tragklötzen einzusetzen. Die Anordnung hat nach Angaben und Vorschriften der System- und Glashersteller zu erfolgen. Die Innendichtungen bilden die Wasser- und Luftsperre des Glasfalzes. Die vertikale Dichtung wird durchlaufend geführt, die horizontale zwischengesetzt. Im Bereich der Isolationsknöpfe, Klemm-Isolationsknöpfe und Traganker sind die Dichtungen spannungsfrei und dicht zu perforieren. Die Dichtungsstöße in den Kreuz-, Eck- und T-Punkten sind mittels Butyldichtstreifen sorgfältig abzudichten. Die außen liegenden Deckprofile sind zweiteilig und bestehen aus einem Anpressprofil mit gestanzten Langlöchern und verschiedenen, aufklipsbaren Abdeckprofilen. Die Montage erfolgt mittels INOX-Spezialschrauben und Kunststoff-Zentrierscheibe in die vorgängig versetzten Isolationsknöpfe. Die Entspannung bzw. Entwässerung des Glasfalzes erfolgt über die Riegel in die Pfosten und von dort nach außen. Zusätzlich sind im Riegelbereich unter den äußeren Abdeckprofilen Entspannungsstücke einzusetzen. Durch die Überlappung der Horizontaldichtung (höhere Dichtebene) mit der Vertikaldichtung (tiefere Dichtebene) ist eine kontrollierte Glasfalz-Entspannung bzw. -Entwässerung gewährleistet. Die Ausbildung des Fuß- und Traufpunktes im Bereich des Bauanschlusses ist so zu gestalten, dass eine fachgerechte Entspannung und Entwässerung aus dem System heraus gewährleistet ist. Der U-Wert des gesamten Pfosten-Riegel-Systems muss der EnEV entsprechen. Systemaufbau Pfosten-Riegel-Konstruktion JANSEN-VISS-TVS-Vertikal mit dem Anwendungsbereich: –
vertikale Fassaden und Verglasungen,
–
Tragkonstruktion aus Stahlrohrprofilen raumseitig angeordnet,
–
Ansichtsbreiten der Pfosten und Riegel 50 mm (wahlweise 60 mm),
–
Füllelementstärke 6 bis 70 mm.
Elementierung, Positionierung und Ansicht Positionsnummer:
1
Anzahl:
1
System:
VISS-TVS-Vertikal
Breite gesamt:
2.000 mm
Oberfläche Alu:
Pulverbeschichtung
Höhe gesamt:
6.000 mm
Grundierung Stahl:
bandverzinkt
Glasdicke:
28 mm
Decklack Stahl:
Nasslackierung
Glasart:
Isolierverglasung
2.3 Vorkalkulation im Hochbau
137
21 Knoten 14 lfm. Riegel 18 lfm. Pfosten
Bild 2-25 Elementierung des Fassadenelements der Industriebauhalle
Dimensionierung der Profile (Statik) Die Fassadenelemente werden hauptsächlich durch Eigengewicht und Wind beansprucht. Ziel der Dimensionierung der Profile ist es, die zulässigen Spannungen und Durchbiegungen einzuhalten. Die benötigten Trägheits- und Widerstandsmomente sind für die einzelnen Profile in den Unterlagen des Systemherstellers enthalten. Geometrie Die Belastungsfläche der Pfosten ist in Bild 2-26 dargestellt.
Bild 2-26 Belastungsfläche Pfosten System VISS-TVS-Vertikal
2
138
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Vorbemessung
2
Stützweite Pfosten:
L = 200 cm
Scheibenkante:
L1 = 100 cm
Belastungsbreiten:
a = b = 50 cm
Trägheitsmoment:
Ia = Ib = 4,70 cm4
(laut Tabelle des Herstellers) 3
Widerstandsmoment:
Wa = Wb = 1,00 cm
(laut Tabelle des Herstellers) 4
Gesamtträgheitsmoment:
I0 = Ia + Ib = 9,40 cm
Korrekturfaktoren:
f1 = 1,14 Windlast interpoliert für = 0,80 kN/m2 f2 = 1,00 (für f2* < 1,00) f2* = 0,20 = L : (300 · fzul.) · (L1 : L)2 = 200 : (300 · 0,80) · (100 : 200)2 f3 = 1,00 statisches System Einfeldträger
Erforderliches Gesamtträgheitsmoment:
Ix erf. = I0 · f1 · f2 · f3 = 9,40 cm4 · 1,14 · 1,00 · 1,00 = 10,72 cm4
Widerstandsmoment:
Wa = Wb = 1,00 cm3 (laut Tabelle des Systemherstellers)
Gesamtwiderstandsmoment:
W0 = Wa + Wb = 2,00 cm3
Erforderliches Widerstandsmoment:
Wx erf. = W0 · f1 = 2,00 cm3 · 1,14 = 2,28 cm3
Gewählt:
Jansen VISS-Profil 50/50 Ix vorh. = 15,00 cm4, Wx vorh. = 5,70 cm3
Riegel: Für die Riegel wird der gleiche Profiltyp verwendet wie für die Pfosten. Da die Spannweite der Riegel geringer ist, werden auch die Spannungen und Durchbiegungen kleiner. Ein Nachweis der Riegel braucht somit nicht geführt zu werden (sichere Seite). Hinweis: Vorstehende Herstellertabellen sind als Dimensionierungshilfen für den kalkulatorischen Ansatz gedacht und ersetzen nicht den statischen Nachweis als Verwendbarkeits-/Gebrauchstauglichkeitsnachweis auf Basis der Lastannahmen nach DIN 1055. Dimensionierung der Riegel infolge Glaslast Im Allgemeinen sind für eingeschweißte Riegel (wie im Beispiel) keine Nachweise erforderlich, da die Durchbiegungsgrößen infolge der beidseitigen Einspannung sehr gering sind. Profil
G
F
Ix
Wx
Iy
Wy
Nr.
kg/m
2
cm
cm
3
4
3
76.694
3,50
4,50
15,00
U 2
cm
cm
cm
m /m
5,70
14,80
5,90
0,24
2.3.3.2.2 Kostenermittlung und Preisbildung In der nachfolgenden Tabelle sind die für das Fassadenelement benötigten Materialien zusammengestellt. Diese sind aus dem Preiskatalog der Firma Jansen entnommen. Die Mengen und
2.3 Vorkalkulation im Hochbau
139
die sich daraus ergebenden Preise sind auf das Fassadenelement bezogen. Die Preise verstehen sich als Nettopreise. Es gelten die allgemeinen Verkaufs- und Lieferbedingungen der regionalen Händler sowie die technischen Lieferbedingungen der Firma Jansen. Mit Hilfe von EDV-Programmen kann über die Abwicklungsflächen der Profile (beim Fassadenelement im Beispiel 7,43 m²) und die Eingabe der Kosten der entsprechenden Abwicklungsgruppen der Preis für die Oberflächenbeschichtungen ermittelt werden. Die Abwicklungsgruppen werden unterteilt in Abwicklung 0,00–0,10 m²/m, 0,10–0,25 m²/m und über 0,25 m²/m. Die Oberflächen der Aluminiumprofile sind pulverbeschichtet. Die Kosten hierfür sind im Materialpreis bereits enthalten, wobei als Orientierungswert ein Preis von ca. 20,00 €/m² angenommen werden kann. Tabelle 2.41 Materialliste Jansen-VISS-TVS Vertikal Artikel-Nr.
Artikeltext
Menge in Stck./m
Preis in €
Lieferung
Gewicht in kg
76.694
VISS-Profil 50/50 mm
299,73
30,95
5 Stangen
108,325
407.800
Anpressprofil gestanzt
113,96
30,82
6 Stangen
12,759
407.812
Falzprofil
4,43
2,40
1 Stange
0,732
407.860
Alu-Deckprofil (Riegel)
5,95
3,69
1 Stange
0,982
407.861
Alu-Deckprofil (Pfosten)
56,06
27,23
5 Stangen
9,285
452.314
Polystyrol selbstklebend
45,38
20,00
1 VE
452.465
VISS-TV Isolator
75,94
86,00
1 VE
452.471
Traganker
54,75
24,00
1 VE
452.489
Abgleitsicherung
9,82
3,00
1 VE
452.499
Entspannungsteil
5,41
42,00
1 VE
453.003
Tragklotz 27–30 m
8,99
24,00
1 VE
455.423
Dichtstreifen 50 mm
11,94
34,00
1 VE
455.501
Dichtung 5 mm
17,02
13,05
1 VE
455.502
Dichtung 4 mm
16,01
12,33
1 VE
455.506
Außendichtung
47,84
36,36
1 VE
455.537
Innendichtung vertikal
78,20
18,27
1 VE
455.539
Innendichtung horizontal
71,98
14,18
1 VE
Serienmaterial
923,41
Die Stahlprofile können in verschiedenen Varianten geliefert werden, z. B. roh oder bandverzinkt. Im vorliegenden Fall handelt es sich um eine Bandverzinkung. Für die Grundierung sind ca. 8,50 €/m² und für den Decklack (nass lackiert) ca. 25,00 €/m² anzusetzen. Für das Fassadenelement ergeben sich somit folgende Kosten: Grundierung Decklack
7,43 m2 × 8,50 €/m2 = 2
2
7,43 m × 25,00 €/m =
63,16 € 185,75 € 248,91 €
Für das Befestigen des Fassadenelementes am Verankerungsgrund (Beton) sowie das Versiegeln der Anschlussfugen werden 20,00 €/lfm veranschlagt. Das Element hat einen Umfang von 16,00 lfm. Damit ergeben sich für die Bauversiegelung Kosten in Höhe von (20,00 €/lfm × 16,00 lfm =) 320,00 €.
2
140
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Das Fassadenelement wird komplett verglast. Als Material wird Isolierglas mit einer Dicke von 28 mm verwendet. Der Preis für die Verglasung ist beim Handel zu erfragen. Für die Normalverglasung sind ca. 40,00 €/m² anzusetzen. Das Fassadenelement hat einen Glasflächenanteil von ca. 11,10 m². Somit ergeben sich für die Verglasung Kosten in Höhe von (40,00 €/m² × 11,10 m² =) 444,00 €. Die Gemeinkosten der Verglasung werden mit 3,1 % berücksichtigt. Die Aufwandswerte für Bearbeitung, Sägen, Schweißen und Schleifen zur Ermittlung der Lohnkosten beruhen auf Erfahrungswerten verschiedener Handwerksunternehmen. Um zu einem möglichst praxisnahen Aufwandswert zu gelangen, werden die Werte gemittelt. Durch Multiplikation von Aufwandswert mit der entsprechenden Anzahl von Knoten bzw. den laufenden Metern ergibt sich die Fertigungszeit. Der Lohn errechnet sich aus den tariflichen Vereinbarungen. Folgende Aufwandswerte und Fertigungszeiten werden für ein Fassadenelement angesetzt: Fertigung Bearbeitung
0,80 h/Knoten × 21 Knoten = 16,80 h 0,1 h/lfm × 14 lfm Riegel = 1,40 h 0,1 h/lfm × 18 lfm Pfosten = 1,80 h
Sägen
20,00 h
0,1 h/lfm × 14 lfm Riegel = 1,40 h 0,1 h/lfm × 18 lfm Riegel = 1,80 h
3,20 h
Schweißen
0,20 h/Knoten × 21 Knoten =
4,20 h
Schleifen
0,25 h/Knoten × 21 Knoten =
5,25 h 32,65 h
Bei einem Stundenlohn von (8,00 €/h + 0,8067 x 8,00 €/h =) 14,40 €/h ergeben sich unter Einbezug der ermittelten Fertigungszeiten folgende Lohnkosten: Bearbeitung
14,40 €/h × 20,00 h =
Sägen
(14,40 €/h + 10,00 €/h68) × 3,20 h =
78,08 €
Schweißen
(14,40 €/h + 2,50 €/h69) × 4,20 h =
70,98 €
Schleifen
(14,40 €/h + 1,00 €/h70) × 5,25 h =
80,85 €
Fertigungslohnkosten Die Fertigungsgemeinkosten betragen 30 % der Fertigungslohnkosten.
67
Die Lohnnebenkosten betragen ca. 80 %.
68
10,00 €/h werden als Maschinenkosten (Miete, Energie, Abschreibung usw.) angesetzt.
69
2,50 €/h werden als Maschinenkosten angesetzt.
70
1,00 €/h werden als Maschinenkosten angesetzt.
288,00 €
517,91 €
2.3 Vorkalkulation im Hochbau
141
Montage Die geschätzte Montagezeit des Fassadenelementes beträgt 16 h. Unter Berücksichtigung von Lohnnebenkosten in Höhe von 80 % beträgt der Stundenlohn für einen Fassadenbauer (8,00 €/h + 0,80 × 8,00 €/h =) 14,40 €/h und für einen Helfer (6,95 €/h + 0,80 × 6,95 €/h =) 12,51 €/h. Die Montagelohnkosten betragen demnach [(14,40 €/h + 12,51 €/h) × 16 h =] 430,56 €. Der Verrechnungssatz für die Montagegemeinkosten beträgt 0,25. Die Montagekosten für die Verglasung betragen (20,00 €/m² × 11,10 m² =) 222,00 €. Serienmaterial
923,41 €
Oberflächenbeschichtung (Farbe)
248,91 €
Bauversiegelung
320,00 €
Materialeinzelkosten (Eigenfertigung) Materialgemeinkosten (5 % von 1.492,32 €)
1.492,32 € 74,62 €
Materialkosten (Eigenfertigung) Materialkosten Verglasung (fremd) Gemeinkosten Verglasung (3,1 % von 444,00 €)
1.566,94 € 444,00 € 13,76 €
Materialkosten (Fremdfertigung)
457,76 €
Fertigungslohnkosten
517,91 €
Fertigungsgemeinkosten (30 % von 517,91 €)
155,37 €
Montagelohnkosten
430,56 €
Montagegemeinkosten (25 % von 430,56 €)
107,64 €
Verglasungslohn
222,00 €
Fertigungskosten Transportkosten (Lieferung) Herstellkosten Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten (11 % von 3.508,18 €) Selbstkosten Risiko und Gewinn (10 % von 3.894,08 €) Provision (0,8 % von 3.894,08 €) Preis pro Element (netto) Mehrwertsteuer (19 %) Preis pro Element (brutto)
1.433,48 € 50,00 € 3.508,18 € 385,90 € 3.894,08 € 389,41 € 31,15 € 4.314,64 € 819,78 € 5.134,42 €
Die Gesamtfläche des Fassadenelementes beträgt (2,00 m × 6,00 m =) 12,00 m². Der Angebotspreis (netto) für 1 m² beträgt demnach (4.314,64 € : 12 m² =) 359,55 €/m².
2
142
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2.3.4 Gebäudetechnische Anlagen 2.3.4.1
2
Grundlagen
Gebäudetechnische Anlagen (TGA-Anlagen) dienen der Sicherstellung des erforderlichen Komforts und der sachgerechten Nutzung durch die Bereitstellung der notwendigen Energiemedien in Fazilitäten. Auf der Grundlage dieser Erfordernisse erfolgt die Fachplanung dieser Anlagen und Systeme. Erfahrungsgemäß werden bereits im Planungsstadium lebenszyklusbezogene Variantenvergleiche durchgeführt. Bei diesen werden neben den reinen Investitionskosten auch die Betriebskosten über den gesamten Lebenszyklus der Anlagen betrachtet. Mit Sensivitätsanalysen werden häufig spezielle Energiepreis- bzw. Instandhaltungssteigerungen abgebildet, um eine differenzierte Betrachtung der Betriebskosten der jeweils vorgeschlagenen Varianten über im Vorfeld festzulegende Szenarien vorzunehmen. In der Praxis werden unterschiedliche Beheizungskonzepte oftmals vor Erstellung eines verbindlichen Leistungsverzeichnisses über die VDI 2078 lebenszykluskostenorientiert miteinander verglichen. Die dabei im Stadium der Planung und Konzeption durchgeführten Betrachtungen basieren jedoch weitestgehend auf Schätzkosten und Benchmarks des jeweiligen Planungs- bzw. Ingenieurbüros. Unter Nachhaltigkeitsaspekten bedarf es jedoch einer fundierten Kostenkalkulation eines Anlagenbauunternehmens, die sowohl das Erstinvest (Errichtungs- bzw. Investitionskosten) als auch die „laufenden“ Betriebskosten der Anlagen umfasst. Im Rahmen einer ganzheitlichen Analyse steht bei heute stark steigenden Energie- und Betriebskosten in der Regel die Ermittlung der Lebenszykluskosten von TGA-Anlagen im Vordergrund (vgl. Bild 2-27). Diese werden in Kosten im Hochbau (Investitionskosten), Projektkosten, Nutzungskosten (Betriebskosten) und Leerstandskosten unterteilt. Im Rahmen der nachfolgenden Ausführungen werden die kalkulationsrelevanten Investitionskosten und die Betriebskosten von TGA-Anlagen betrachtet. Die Investitionskosten werden nach der in der DIN 276 enthaltenen Kostengruppe 400 (KG 400) strukturiert, in der sich die in der Praxis anzutreffenden Gewerke Heizungs-, Klima-, Sanitär-, Elektro- (Stark- und Schwachstrom) und MSR71-Technik sowie Aufzugsanlagen wiederfinden. Die Betriebskosten der Anlagen enthalten neben den „reinen“ Energiekosten die Wartungsund Instandsetzungskosten. Aufgrund der Komplexität wird jedoch von einer Betrachtung der Energiekosten72 und auf die Ermittlung von Wartungs- und Instandhaltungskosten abgestellt. Die Basis zur Bestimmung der Einzelkosten der Teilleistungen liefert das Leistungsverzeichnis, das nach den klassischen Haustechnikgewerken Heizung, Sanitär, Lüftung, Kälte, MSR und Elektro strukturiert ist. Die Lohnkosten werden aus der Multiplikation des Lohnkostensatzes (basierend auf dem Mittellohn oder einem Kolonnenlohn) mit den Montageminuten ermittelt. Der Lohnkostensatz variiert aufgrund unterschiedlicher Tarifverträge der einzelnen Gewerke. Ein Klempner (Gewerk Sanitär) verdient beispielsweise in der Stunde deutlich weniger als ein MSR-Techniker (Gewerk Mess- und Regelungstechnik).
71
Mess- und Regelungstechnik.
72
Die Betrachtung von Energiekosten ist von zu vielen Determinanten, wie z. B. dem Nutzerverhalten, den klimatischen Bedingungen, der Bauphysik und von den Wirkungsgraden der einzelnen Anlagen, abhängig.
2.3 Vorkalkulation im Hochbau
143
2
Bild 2-27 Lebenszykluskosten von TGA-Anlagen
Am Beispiel des Gewerkes Heizungstechnik soll aufgezeigt werden, wie sich die Lohn- bzw. Montagekosten zusammensetzen. Die Lohnkosten werden dabei in die Sparten Montage- und Demontagelohn, Lohn für Wärmedämmarbeiten sowie Lohn für die technische Projektbearbeitung unterteilt (vgl. Bild 2-28). Der Lohn für die technische Projektbearbeitung und die Koordinierung durch Projektleiter und Obermonteur wird in den Gemeinkosten (GK) erfasst. Die Montage- und Demontagearbeiten werden i. d. R. durch gewerbliche Mitarbeiter seitens des Anbieters in Kombination mit spezialisierten Nachunternehmern erbracht. Die Nachunternehmer arbeiten dabei zu einem Fest- bzw. Pauschalpreis oder zu einem leistungsbezogenen Lohneinheitspreis. Für Montage- und Demontagearbeiten nimmt man der Einfachheit halber meist einen einheitlichen Kalkulationssatz für die Angebotskalkulation. Der Lohn bemisst sich dabei an den gewerkespezifischen Mittellöhnen. Sollte der Anbieter den Zuschlag bekommen, so obliegt es seinem unternehmerischen Geschick, im Rahmen der Arbeitskalkulation die Lohnleistung kostengünstig mittels Kombination von eigenen gewerblichen Mitarbeiten, der Einbindung von Nachunternehmern und Arbeitnehmerüberlassung von Personaldienstleistern abzubilden. Mit den Wärmedämmarbeiten wird – auch aus Gründen der Gewährleistung – ein
144
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Nachunternehmer beauftragt. In die Kalkulation gehen diese Arbeiten somit als „reine“ Fremdleistungen ein. Die technische Projektbearbeitung kann in Teilbereichen ebenfalls an externe Fachplaner oder Ingenieurbüros ausgelagert werden.
2
Bild 2-28 Lohnkostenstruktur für das Gewerk Heizungstechnik
2.3.4.2
Ermittlung der Investitionskosten
Zu den Investitionskosten gehören die Kosten für Planung und Errichtung. Diese Planungskosten werden in der Regel nach §§ 53, 54 HOAI vergütet. In der Praxis wird die Planung häufig in Entwurfs-, Ausführungs- und Revisionsplanung unterteilt. Die Kalkulation der Planungskosten wird vom Technisierungs- bzw. Schwierigkeitsgrad der Anlagen beeinflusst und richtet sich in der Regel nach der in der HOAI enthaltenen Berechnungsmethodik. Sie wird nachfolgend nicht weiter betrachtet. Die Ermittlung der Errichtungskosten wird anhand des Beispiels eines KurztextLeistungsverzeichnisses für die Errichtung einer Heizkesselanlage dargestellt. Die Kalkulation erfolgt mit dem Verfahren der Kalkulation über die Angebotssumme. Die Einzelkosten der Teilleistungen setzen sich bei gebäudetechnischen Anlagen aus nachfolgenden Kostenarten zusammen: –
Materialkosten (Einkaufspreis + Frachtkosten + evtl. Teuerungszuschläge),
–
Lohnkosten (Montageminuten anhand einschlägiger Tabellen, Mittellohn für die einzelnen Gewerke muss spezifisch ermittelt werden, Auslösung bei Fernbaustellen),
–
Fremdleistungen (klassische Nachunternehmerleistungen wie z. B. Isolierarbeiten, Elektroinstallationen, Kaminanlagen, bauliche Arbeiten, Demontagearbeiten, Sachverständigenabnahme).
2.3 Vorkalkulation im Hochbau
145
Tabelle 2.42 Leistungsverzeichnis für die Installation eines Heizkessels Pos.
Text (Kurztext)
Menge
Einh.
1
Gas-Heizkessel, 300 kW, inkl. Brenner und notwendigen Sicherheitsapparaturen (StB, Min.-Max. Wächter, MAG etc.) liefern und montieren.
1
Stck.
2
Abgasanlage aus Edelstahl für vorgenannte Kesselanlage, vertikale Höhe 12 m, horizontale Höhe ca. 5 m, inkl. aller Form- und Verbindungsstücke liefern und montieren.
1
Stck.
3
Anbindung Gasleitung DN 50, nahtloses Stahlrohr (max. 5 m Länge), inkl. 1 Absperrschieber liefern und montieren.
1
psch
4
Absperrarmaturen DN 65 aus GG liefern und montieren.
2
Stck.
5
Rohrleitung Stahlrohr nach DIN 2448 – DN 65 inkl. Formund Verbindungsstücke liefern und montieren.
15
m
6
Kesselkreispumpe Q = 12,9 m³/h, Förderhöhe 5 m liefern und montieren.
1
Stck.
7
Wärmedämmung nach EnEV 2009 für Rohrleitung DN 65 liefern und montieren.
15
m
8
Aufschaltung der Kesselanlage (10 Datenpunkte) auf die vorhandene Gebäudeleittechnik unter Einhaltung des Leitfabrikates für die MSR-Technik liefern und montieren.
1
psch
9
Hydraulischer Abgleich gemäß VOB/B für Kesselanlage.
1
psch
10 Inbetriebnahme der Heizungsanlage inkl. Befüllung mit Kesselspeisewasser nach VDI 2035.
1
psch
11 Planungsleistung, Projektleitung und Erstellen der Revisionsunterlagen für die ausgeführte Werkleistung.
1
psch
EP (€/ME)
GP (€)
Summe
Tabelle 2.43 enthält die Ermittlung der Einzelkosten der Teilleistungen. Zur Bestimmung der Lohnkosten wird in diesem Beispiel von einem Mittellohn (APSL) von 28,00 EUR/h (28,00 EUR/h : 60 min ergibt den Lohn pro Minute) ausgegangen. Die Multiplikation der Lohnminuten mit dem Mittellohn pro Minute ergibt die Lohnkosten. Zunächst werden alle Kosten je Mengeneinheit ermittelt und anschließend mit der Menge multipliziert. Die Summe von Material-, Lohn- und Fremdleistungskosten ergibt die Einzelkosten der Teilleistungen.
2
146
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Tabelle 2.43 Ermittlung der Einzelkosten der Teilleistung (EKT)
2
Pos
1
Materialkosten je ME in € (1) 14.500,00
Lohnminuten je ME
FremdLohnkosleistun- EKT je ME ten je gen je in € ME in € ME in € (1 + 2 + 3) (2) (3)
2.200 1.026,67
2
Material- Lohnkos- FremdleisEKT ges. kosten ten ges. tungen in € ges. in € in € ges. in € (4 + 5 + 6) (4) (5) (6)
15.526,67 14.500,00 1.026,67 4.500,00
4.500,00
15.526,67 4.500,00
4.500,00
3
345,00
240
112,00
457,00
345,00
112,00
457,00
4
78,00
80
37,33
115,33
156,00
74,67
230,67
5
10,50
75
35,00
45,50
157,50
525,00
682,50
6
460,00
120
56,00
516,00
460,00
56,00
516,00
7
16,50
16,50
247,50
247,50
8
4.260,00
4.260,00
4.260,00
4.260,00
9
500
233,33
10
350
163,33 1.100,00
11
7.200 3.360,00 SUMME
233,33
233,33
1.263,33
163,33
3.360,00
3.360,00
233,33 1.100,00
1.263,33 3.360,00
15.618,50 5.551,00 10.107,50 31.277,00 198,25 h
In Tabelle 2.44 ist die Berechnung der Baustellengemeinkosten (BGK) aufgeführt. Bei der Errichtung von TGA-Anlagen sind darunter die indirekten Kosten für die technische Projektbearbeitung und die örtliche Bauleitung sowie die Kosten für die Baustelleneinrichtung zu verstehen.
2.3 Vorkalkulation im Hochbau
147
Tabelle 2.44 Ermittlung der Baustellengemeinkosten (BGK) Projekt:
Umbau Heizzentrale Musterstadt
AG:
Max Mustermann
Gewerk:
Heizungstechnik
10.08.2009
2
Projektlaufzeit:
Start (KW):
35
Kalenderwoche 2009
Ende (KW):
42
Kalenderwoche 2009
7
Kalenderwochen
Projektzeitraum: Kosten für technische Projektbearbeitung Projektleiter h/Woche techn. Zeichner h/Woche
10 15
Mitarbeiter allgem.
Anzahl: Gesamt-Std.: Stundenlohn: Anzahl: Gesamt-Std.: Stundenlohn: Anzahl: Gesamt-Std.: Stundenlohn:
1 70 30 €/h 1 105 20 €/h 1 50 16 €/h
Kosten:
2.100,00 €
Kosten:
2.100,00 €
Kosten:
Zwischensumme Kosten technische Projektbearbeitung
800,00 € 5.000,00 €
proz. Anteil der Kosten an den Herstellkosten
13,35 %
Kostenbestimmung örtliche Bauleitung Montagezeitraum: Bauleiter h/Woche Obermonteur h/Woche
2 22
Inbetriebnahmemech. h/Woche 0
6 Kalenderwochen Anzahl: Gesamt-Std.: Stundenlohn: Anzahl: Gesamt-Std.: Stundenlohn: Anzahl: Gesamt-Std.: Stundenl.:
1 12 25 €/h 1 132 20 €/h 1 0 16 €/h
Kosten:
300,00 €
Kosten:
2.640,00 €
Kosten:
Zwischensumme Kosten örtliche Bauleitung
0,00 € 2.940,00 €
proz. Anteil der Kosten an den Herstellkosten
7,85 %
Kostenbestimmung Baustelleninfrastruktur Materialcontainer Personalcontainer Bürocontainer Sanitärcontainer Kommunikationskosten pro Woche Spesen/Trinkgelder pro Woche
Anzahl: Anzahl: Anzahl: Anzahl:
1 0 0 0 20 € 30 €
Kosten:
2.500,00 €
Kosten: Kosten:
140,00 € 210,00 €
Zwischensumme Kosten Bauinfrastruktur
2.850,00 €
proz. Anteil der Kosten an den Herstellkosten Summe BGK
7,61 % brutto
10.790,00 €
abzügl. bereits im LV enthaltener, eingepreister Positionen für Inbetriebnahme und Revisionsunterlagen, Planung etc.
EKT
4.623,34 €
Summe BGK
netto
6.166,66 €
Einzelkosten der Teilleistungen gesamt (aus LV-Kalkulation)
EKT
31.277,00 €
Summe Herstellkosten (EKT + BGK)
37.443,66 €
148
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Die Angebotssumme ergibt sich dann aus Tabelle 2.45.73 Tabelle 2.45 Ermittlung der Angebotssumme Ermittlung der Angebotssumme (AS)
2 Kostenarten
Lohnkosten in €
Materialkosten in €
Fremdleistungen in €
Summe in €
Einzelkosten der Teilleistungen
5.551,00
15.618,50
10.107,50
31.277,00
Baustellengemeinkosten
1.094,45
3.079,39
1.992,82
6.166,66
Herstellkosten
6.645,45
18.697,89
12.100,32
37.443,66
Allgemeine Geschäftskosten (AGK), Wagnis (W) und Gewinn (G) für die Kostenart Lohnkosten AGK: WuG: Summe:
12 % der AS Herstellkostenanteil
Lohnkosten
6.645,45
3 % der AS 15 % der AS
Umrechng. auf Herstellkosten:
(15 * 100) / (100 - 15) = 17,647058 %
von 6.645,45
1.172,73
Allgemeine Geschäftskosten (AGK), Wagnis (W) und Gewinn (G) für die Kostenart Materialkosten AGK: WuG: Summe:
12 % der AS Herstellkostenanteil
Materialkosten
18.697,89
3 % der AS 15 % der AS
Umrechng. auf Herstellkosten:
(15 * 100) / (100 - 15) = 17,647058 %
von 18.697,89
3.299,63
Allgemeine Geschäftskosten (AGK), Wagnis (W) und Gewinn (G) für die Kostenart Fremdleistungen AGK: WuG: Summe:
Fremdleistungen
12.100,32
(15 * 100) / (100 - 15) = 17,647058 %
von 12.100,32
12 % der AS Herstellkostenanteil 3 % der AS 15 % der AS
Umrechng. auf Herstellkosten: Angebotssumme netto in €:
2.135,35 44.051,37
Als nächster Schritt werden die kostenartenbezogenen Zuschläge ermittelt (vgl. Tabelle 2.46)74.
73
Die Kalkulationsvorlagen wurden in Anlehnung an die Tabellen von Drees/Paul (2008) strukturiert, vgl. dazu auch http://paul.ibl.uni-stuttgart.de/kvb.
74
Ebenda.
2.3 Vorkalkulation im Hochbau
149
Tabelle 2.46 Ermittlung der Zuschläge Ermittlung der Einzelkostenzuschläge (Umlage) Angebotssumme netto:
44.051,37 €
abzüglich Einzelkosten der Teilleistungen:
- 31.277,00 €
insgesamt zu verrechnender Zuschlag:
12.774,37 €
gewählter Zuschlag auf:
Einzelkosten
Umlagebetrag
Materialkosten:
25 %
15.618,50 €
Fremdleistungen:
20 %
10.107,50 €
abzüglich Summe der gewählten Zuschläge:
3.904,63 € 2.021,50 € 5.926,13 €
zu verrechnender Zuschlag auf Lohnkosten:
6.848,24 €
Mittellohn (aus Mittellohnberechnung): Zuschlag auf Lohn:
- 5.926,13 €
#WERT!
28,00 €/h
6.848,24 €/198,25 h =
34,54 €/h
Kalkulationslohn:
62,5435 €/h
Auf der Grundlage der festgelegten Zuschlagssätze für Material und Fremdleistungen und des ermittelten Kalkulationslohnes können dann die Einheits- und Gesamtpreise für die im Leistungsverzeichnis enthaltenen Positionen ermittelt werden (vgl. Tabelle 2.47). Die beaufschlagten Material-, Lohn- und Fremdleistungskosten werden in der Tabelle als Verkaufspreise (VK) für Material-, Lohn- und Fremdleistungen ausgewiesen.
Tabelle 2.47 Ermittlung der Einheitspreise Pos
Menge
Materialkosten je ME in €
1
1
14.500,00
2200
2
1
3
1
345,00
4
2
78,00
5
15
10,50
75
13,13
6
1
460,00
120
575,00
7
15
8
1
9
1
500
10
1
350
11
1
7200
Gesamt
Lohnminuten je ME in €
Fremdleistungenje ME in €
Materialkosten VK je ME in €
Lohnkosten VK je ME in €
18.125,00
2.293,26
240
431,25
250,17
80
97,50
83,39
Fremdleistungen VK je ME in €
EP in €/ME
GP in €
20.418,26
20.418,26
5.400,00
5.400,00
681,42
681,42
180,89
361,78
78,18
91,31
1.369,65
125,09
700,09
700,09
19,80
19,80
297,00
5.112,00
5.112,00
5.112,00
521,20
521,20
1.684,84
1.684,84
4.500,00
5.400,00
16,50 4.260,00 521,20 1.100,00
364,84 7.505,22
1.320,00
7.505,22
7.505,22 44.051,46
Das ausgefüllte Leistungsverzeichnis ist nachfolgend abgebildet. Aufgrund von Rundungsdifferenzen weicht die in Tabelle 2.45 ermittelte Angebotssumme um 0,09 EUR von der in Tabelle 2.47 berechneten ab.
2
150
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Tabelle 2.48 Ausgefülltes Leistungsverzeichnis für die Installation eines Heizkessels Pos Text (Kurztext)
Menge
Einh.
EP (€/ME)
1
Gas-Heizkessel, 300 kW, inkl. Brenner und notwendigen Sicherheitsapparaturen (StB, Min.-Max. Wächter, MAG, etc.) liefern und montieren.
1
Stck.
20.418,26 20.418,26
2
Abgasanlage aus Edelstahl für vorgenannte Kesselanlage, vertikale Höhe 12 m, horizontale Höhe ca. 5 m, inkl. aller Form- und Verbindungsstücke liefern und montieren.
1
Stck.
5.400,00
5.400,00
3
Anbindung Gasleitung DN 50, nahtloses Stahlrohr (max. 5 m Länge), inkl. 1 Absperrschieber liefern und montieren.
1
psch
681,42
681,42
4
Absperrarmaturen DN 65 aus GG liefern und montieren.
2
Stck.
180,89
361,78
5
Rohrleitung Stahlrohr nach DIN 2448 - DN 65 inkl. Form- und Verbindungsstücke liefern und montieren.
15
m
91,31
1.369,65
6
Kesselkreispumpe Q = 12,9 m³/h, Förderhöhe 5 m liefern und montieren.
1
Stck.
700,09
700,09
7
Wärmedämmung nach EnEV 2009 für Rohrleitung DN 65 liefern und montieren.
15
m
19,80
297,00
8
Aufschaltung der Kesselanlage (10 Datenpunkte) auf die vorhandene Gebäudeleittechnik unter Einhaltung des Leitfabrikates für die MSR-Technik liefern und montieren.
1
psch
5.112,00
5.112,00
9
Hydraulischer Abgleich gemäß VOB/B für Kesselanlage.
1
psch
521,20
521,20
10
Inbetriebnahme der Heizungsanlage inkl. Befüllung mit Kesselspeisewasser nach VDI 2035.
1
psch
1.684,84
1.684,84
11
Planungsleistung, Projektleitung und Erstellen der Revisionsunterlagen für die ausgeführte Werkleistung.
1
psch
7.505,22
7.505,22
2
Summe
GP (€)
44.051,46
Unter Umständen müssen je nach Vergabe- und Vertragsart und Bauherr auf den Angebotspreis noch folgende Faktoren prozentual aufgeschlagen werden: –
Projektnachlass (je nach Verhandlungsweise des Kunden, i. d. R. zwischen 2 und 5 %),
–
Skontogewährung (i. d. R. zwischen 2 und 3 % in Abhängigkeit vom Zahlungsziel),
–
Baukostenumlage (i. d. R. bei Großbaustellen vorhanden, für Müllentsorgung, Wasser, Abwasser, Baustrom etc.),
–
Bauwesenversicherung (i. d. R. bei Großbaustellen vorhanden, ca. 0,5 % der Auftragssumme),
–
bei ARGE-Baustellen oder großen GU-Baustellen: pauschale Gebühren für technische oder kaufmännische Federführung (ca. 1 bis 2 %).
Aufgrund der vielfältigen Vertragsgestaltungen einschließlich der oftmals notwendigen Nachlasspolitik und unter der Prämisse der Gemeinkostenverteilung auf Großbaustellen kann es daher erforderlich sein, den Angebotspreis pauschal mit über 10 % zu beaufschlagen, um in den Verhandlungsrunden die genannten Umlagen, Nachlässe und Skonti gewähren zu können.
2.3 Vorkalkulation im Hochbau
151
Im Beispielfall ergibt sich dann folgender Angebotspreis: Angebotspreis netto zuzügl. 10 % für Skonto (3 %), Nachlass (4 %) und Umlagen (3 %)
44.051,46 € 4.894,61 €
2
10/(100 – 10) = 0,1111111 * 44.051,46 Angebotspreis netto zur Abgabe
2.3.4.3
48.946,07 €
Ermittlung der Betriebskosten
Die Betriebskosten von TGA-Anlagen können grundsätzlich in Energie-, Personal- und Instandhaltungskosten untergliedert werden (vgl. Bild 2.29). Die Energiekosten unterteilen sich in Abhängigkeit von der Kostenart des einzelnen Energieträgers (Wärme, Strom, Wasser/Abwasser). Aufgrund der Komplexität der Energiekosten werden sie im Folgenden nicht weiter betrachtet. Die kalkulatorische Betrachtung bezieht sich daher auf die Personalkosten (Kosten für einen externen Facility-Manager) und die Instandhaltungs- bzw. Wartungskosten, die gewerkeweise in Heizung-, Lüftung-, Sanitär- und Elektrotechnik differenziert werden.
Bild 2-29 Klassifizierung der Betriebskosten
152
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Die in diesen Gewerken zu verrichtenden Wartungsarbeiten können zum einen vertragsindividual vereinbart werden. Zum anderen kann das Leistungsbild aber auch mithilfe von allgemeinen Regeln der Technik, wie z. B. VDMA75-Arbeitsblättern fixiert werden. Diese Arbeitsblätter beschreiben einen bestimmten Wartungsumfang für jedes technische Bauteil bzw. Bauelement in der technischen Gebäudeausrüstung. Bei einem Heizkessel (ohne Brenner) beispielsweise sind nach VDMA 24186 Teil 2 mehr als 20 verschiedene Tätigkeiten, die der Funktionsüberprüfung, Reinigung und kurativen Instandhaltung dienen, vorgeschrieben. In der Praxis gibt es unterschiedliche Vertragsformen für Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten, die sich je nach Leistungsumfang, übertragenen Risiken und der zugehörigen Komplexität des Vertrages unterscheiden (vgl. Tabelle 2.49). Tabelle 2.49 Arten von Wartungsverträgen bei TGA-Anlagen Vertragsart klassischer Wartungsvertrag
Leistungsumfang
übertragene Risiken
Komplexität
Lohnkosten anhand eines vorher definierten Leistungsumfangs
Überschreitung des zeitlich kalkulierten Wartungsaufwandes
gering
modifizierter Wartungsvertrag
Lohnkosten und Materialkosten bis zu einem bestimmten Warenwert (bspw. 100 € netto), 24 h Stördienst etc.
Instandhaltungspauschale für Kleinteile Überschreitung des kalkulierten Wartungsaufwandes Einschätzung der Häufigkeit des Stördienstes
mittel
Betreiberoder FacilityManagementvertrag (Full-Service Vertrag)
Risiko von Malusreduktionen Lohnkosten, Materialkosten, InstandhalInstandhaltungsrisiko der tungsrisiko, Risiko der Einhaltung von Anlagen 76 Wirkungsgraden, SLAs einschl. BonusÜberschreiten des kalkulierten Malus-Regelungen Wartungsaufwandes
hoch
Beim klassischen Wartungsvertrag wird seitens des Anbieters bzw. Anlagenbauers ein im Vorfeld mit dem Kunden vereinbarter Leistungsumfang zur Wartung der Anlagen mit Lohnkosten bepreist. Der Leistungsumfang wird entweder vertragsindividuell vereinbart oder an bestehende Regelwerke (z. B. VDMA-Richtlinien) angelehnt. Sollten Bauteile außerhalb der Gewährleistung oder Verschleißmaterialien erneuert werden müssen, so werden diese gesondert berechnet. Der modifizierte Wartungsvertrag ist gegenüber dem klassischen Wartungsvertrag durch weitere Betreibermodellelemente gekennzeichnet. Beispielsweise sind ein Stördienst mit entsprechender Rufbereitschaft sowie Instandhaltungs- und Verschleißteile bis zu einer vereinbarten Wertgrenze häufig mit im Leistungsumfang enthalten. Die Vertragsart mit der größten Komplexität stellt der Betreiber- bzw. Facility-Managementvertrag dar. Neben den Abwandlungen, die bereits beim modifizierten Wartungsvertrag zu verzeichnen sind, muss der Anbieter bzw. Anlagenbauer hier oftmals Vergütungsregelungen in 75
Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V.
76
Service Level Agreements (SLAs) beschreiben Dienstleistungsstandards und Qualitätsmerkmale eines Betreibervertrages. So werden beispielsweise Verfügbarkeiten von Räumen, Wirkungsgrade von Aggregaten, Mängelbehebungsfristen etc. im Rahmen des technischen Gebäudemanagements sanktioniert.
2.3 Vorkalkulation im Hochbau
153
Form von Bonus-Malus-Regelungen und auch zumeist große Instandhaltungsrisiken eingehen. Daher bedürfen besonders diese Verträge einer aufwendigen Kalkulation mit einhergehender Risikobetrachtung. Die Kalkulation der Betriebskosten hängt von der kundenseitig gewünschten Vertragsart ab. Bei längerfristigen Verträgen ist die Vereinbarung von Preisgleitklauseln für Lohn- und Materialkosten wichtig. Die Lohnkosten sind dabei an die für das Bundesland geltende Tarifgruppe im auszuführenden Gewerk gebunden. Ein Wartungsmonteur für Öl- und Gasfeuerungsanlagen beispielsweise verdient im Ecklohn nach der Tarifgruppe des Industrieverbandes NordrheinWestfalen 12,64 €/h.77 Für die Ermittlung der Betriebskosten wird auf das bei der Ermittlung der Investitionskosten angeführte Beispiel des Gas-Heizkessels zurückgegriffen. Die Kalkulation wird dabei für die drei in Tabelle 2.49 genannten Vertragsvarianten vorgestellt. Klassischer Wartungsvertrag Die nachfolgende Tabelle enthält die einfach strukturierte Kalkulation für den klassischen Wartungsvertrag. Da dieser lediglich die Lohnkosten beinhaltet, werden auch nur die unternehmensintern ermittelten Lohnminuten mit einem exemplarischen branchenüblichen Stundenverrechnungssatz von 45,00 EUR/h multipliziert, in dem neben dem reinen Mittellohn bereits die Sozialkosten, Lohnnebenkosten, Gemeinkosten sowie Wagnis und Gewinn enthalten sind. Die Wartung würde in diesem Fall einschließlich einer fiktiven Fahrtkostenpauschale 418,75 EUR netto kosten. Anfallende Verschleißmaterialien und darüber hinausgehende Instandhaltungsarbeiten zum Zeitpunkt der Wartung werden dem Kunden gesondert in Rechnung gestellt. Tabelle 2.50 Kalkulation eines klassischen Wartungsvertrages der TGA LohnLohnkosten minuten in €
Pos.
Beschreibung
1
Kundendienst, bestehend aus einer Hauptinspektion und zugehöriger Kesselreinigung für Gas-Heizkessel aus Stahl mit einer Nennwärmeleistung von 300 kW
160
120,00
2
Wartung eines Gasgebläsebrenners mit 300 kW
300
225,00
3
Wartung der Kesselkreispumpe
45
33,75
Fahrtkostenpauschale für Anreise unter 15 km Gesamt netto
40,00 418,75
Modifizierter Wartungsvertrag Die Kalkulation des modifizierten Wartungsvertrages erfolgt aufgrund der höheren Komplexität auf der Grundlage der differenzierten Zuschlagskalkulation. Damit es nicht zu einer „doppelten“ Beaufschlagung kommt, werden im Gegensatz zum klassischen Wartungsvertrag die Lohnkosten ohne Gemeinkosten-, Gewinn- und Wagnisanteile ermittelt. Daher ist zunächst der Mittellohn (ASL) eines Wartungsmonteurs zu berechnen:
77
Lohntarifvertrag Industrieverband Heizung, Klima, Sanitär NRW e. V., Fassung vom 01.07.2005.
2
154
Mittellohn Wartungsmonteur laut Tarifgruppe
12,64 €/h
+
Sozialkosten (S), 97,64 % von 12,64 €/h
12,34 €/h
=
Mittellohn (AS)
24,98 €/h
+
Lohnnebenkosten (L)
=
Mittellohn (ASL)
1,24 €/h 26,22 €/h
Mit diesem Mittellohn werden die Lohnminuten bewertet. Die Materialkosten werden mit 20 % beaufschlagt und als beaufschlagte Materialverkaufskosten („Materialkosten VK“) ausgewiesen. Für den Stördienst wurden fünf Störeinsätze pro Jahr mit je zwei Stunden zur Fehlerbehebung mit in die Kalkulation aufgenommen. Die Fahrtkostenpauschale in Höhe von 40 EUR je Störeinsatz wurde für diese fünf Einsätze entsprechend auf 200 EUR angehoben. Tabelle 2.51 Kalkulation eines modifizierten Wartungsvertrages der TGA
Pos.
1
Beschreibung
Lohnminuten
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
MaterialLohnkos- kosten in Material- Herstellten in € € kosten kosten in (1) (EinzelVK in € € kosten) (3) (1) + (3) (2)
Kundendienst, bestehend aus einer Hauptinspektion und zugehöriger Kesselreinigung für Gas-Heizkessel aus Stahl mit einer Nennwärmeleistung von 300 kW
160
69,92
60,00
72,00
141,92
2
Wartung eines Gasgebläsebrenners mit 300 kW
300
131,10
80,00
96,00
227,10
3
Wartung der Kesselkreispumpe
45
19,67
30,00
36,00
55,67
Fahrtkostenpauschale für Anreise unter 15 km
40,00
40,00
262,20
262,20
Fahrtkostenpauschale für Anreise unter 15 km für 5 Störeinsätze
200,00
200,00
Gesamt netto
722,89
Vorhaltung des Stördienstes (Annahme: 5 Störeinsätze mit je 2 h pro Jahr)
600
170,00
204,00
926,89
Bei angenommenen allgemeinen Geschäftskosten in Höhe von 12 % und einem Zuschlag für Wagnis und Gewinn von 3 % (jeweils bezogen auf die Angebotssumme) ergibt sich: Herstellkosten
926,89 €
zuzügl. 12 % für AGK und 3 % für WuG
163,57 €
15 / (100 – 15) = 0,1764705 × 926,89 Angebotssumme netto
1.090,46 €
Betreibervertrag Abschließend wird die Kalkulation eines Betreiber- bzw. Full-Service-Vertrages für die zuvor betrachtete TGA-Anlage aufgezeigt (vgl. Tabelle 2.52). Bei der Kalkulation wurde von einer
2.3 Vorkalkulation im Hochbau
155
gesamten Vertragslaufzeit von zehn Jahren ausgegangen, wobei sich die in Tabelle 2.52 ermittelten Kosten auf jeweils ein Jahr beziehen. Neben den bereits aus dem modifizierten Wartungsvertrag bekannten Lohn- und Materialkosten wurden zusätzlich die Instandhaltungskosten kalkuliert. Diese beinhalten das auf den Anbieter übertragene Instandhaltungsrisiko. Der Auftragnehmer bzw. Anbieter muss also eine Abwägung treffen, wie lange die Lebensdauer eines Bauelementes bzw. eines Bauteils ist, und entsprechende Instandhaltungsrückstellungen im jährlichen Betreiberentgelt bilden. Aufgrund des geringen Investitionsvolumens handelt es sich im Beispiel um eine rein statische Betrachtung. Bei TGA-Projekten mit großen Investitionsvolumina sollte die Instandhaltungskostenverteilung hingegen dynamisch betrachtet werden. Das heißt, es sollte eine zeitliche Unterscheidung danach stattfinden, wann welche Bauteile oder Bauelemente erneuert bzw. nach ihrer prognostizierten Lebensdauer ausgetauscht werden müssen. Die in den einzelnen Jahren anfallenden Kosten werden dann mit einem Kalkulationszinsfuß abdiskontiert und ergeben zum Beginn des Wartungsvertrages einen entsprechenden Instandhaltungsbarwert. Statisch betrachtet beträgt der Materialeinkaufspreis bei dem Heizkessel inkl. Gasbrenner 14.500 EUR (vgl. Tabelle 2.43). Die Nutzungsdauer beider Bauteile kann mit 15 Jahren eingeschätzt werden. Damit ergibt sich eine statische Instandhaltungsbelastung von 14.500 EUR : 15 Jahre = 966,67 EUR p.a. Diese jährliche Rückstellung wird zu 30 % auf den Heizkessel und zu 70 % – aufgrund der höheren Störungs- und Instandhaltungsanfälligkeit des Brenners – auf den Brenner aufgeteilt. Analog zur Instandhaltungsrückstellung des Heizkessels und des Brenners
Position
Tabelle 2.52 Kalkulation eines Betreibervertrages der TGA
Beschreibung
1
Kundendienst, bestehend aus einer Hauptinspektion und zugehöriger Kesselreinigung für Gas-Heizkessel aus Stahl mit einer Nennwärmeleistung von 300 kW
2
Wartung eines Gasgebläsebrenners mit 300 kW
3
Wartung der Kesselkreispumpe
Lohnkosten in € (26,22 €/h) (1)
Materialkosten in € (Einzelkosten) (2)
durchschn. Lebensdauer in Jahren
69,92
60,00
15
131,10
80,00
19,67
30,00
Instandhaltungsrücklage in € (Einzelkosten) (3)
Materialkosten VK in € (4) (2) + (3)
Herstellkosten in € (1) + (4)
289,80 (966 € * 0,3)
419,76
489,68
15
676,20 (966 € * 0,7)
907,44
1.038,54
5
92,00
146,40
166,07
Fahrtkostenpauschale für Anreise unter 15 km
40,00
40,00
Vorhaltung des Stördienstes (Annahme: 5 Störeinsätze mit je 2 h pro Jahr)
262,20
262,20
Fahrtkostenpauschale für Anreise unter 15 km für 5 Störeinsätze
200,00
200,00
Gesamt netto
722,89
170,00
1.058,00
1.473,60
2.196,49
2
156
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
errechnet sich die Instandhaltungspauschale für die Kesselkreispumpe: 460 EUR : 5 Jahre = 92,00 EUR p.a. In Summe beträgt die Instandhaltungsrücklage (bewertet zu Einkaufspreisen) 1.058,00 EUR netto. Diese wird zu den für die Wartung und Instandhaltung notwendigen Materialkosten addiert und mit einem Materialgemeinkostenzuschlag in Höhe von 20 % beaufschlagt. Die Herstellkosten werden mit den bereits bekannten AGK- und WuG-Zuschlägen sowie einem Aufschlag für eine etwaige Zahlungsreduktion im Rahmen einer Bonus-Malus-Regelung versehen. Dabei wird unterstellt, dass das monatliche Betreiberentgelt um maximal 15 % aufgrund nicht eingehaltener Service Level Agreements reduziert werden kann. Unter der Prämisse, dass der Malusabzug in der Regel vermieden werden soll, bleibt aber dennoch das Risiko des unkalkulierbaren Handelns des Auftraggebers. Daher wird ein gewichteter Risikoaufschlag in Höhe von 10 % für einen möglichen Malusabzug gewählt. Damit ergibt sich für den Betreiberwartungsvertrag eine Angebotssumme in Höhe von: Herstellkosten zuzügl. 12 % für AGK und 3 % für WuG
2.196,49 € 387,62 €
15 / (100 – 15) = 0,1764705 × 2.196,49 zuzügl. Risikoaufschlag für Malusreduktion
244,05 €
10 / (100 – 10) = 0,1111111 × 2.196,49 Angebotssumme netto
2.828,16 €
Zusammenfassend ist festzustellen, dass die Angebotspreise mit dem Typus des zugrunde liegenden Wartungsvertrages und den damit einhergehenden Risiken stark variieren. Die Spannbreite reicht von 418,75 EUR (klassischer Wartungsvertrag) über 1.090,46 EUR (modifizierter Wartungsvertrag) bis hin zu 2.828,16 EUR (Betreibervertrag). Die Kernfrage an dieser Stelle lautet, welche Leistungen und Risiken der Auftraggeber selbst zu erbringen bzw. zu übernehmen wünscht, und welche er auf den Anbieter verlagern will. Danach bemisst sich dann die marktwirtschaftliche Preisfindung.
2.4 Vorkalkulation im konstruktiven Straßenbau
157
2.4 Vorkalkulation im konstruktiven Straßenbau 2.4.1 Grundlagen Im konstruktiven Straßenbau wird im Normalfall das Verfahren der „Zuschlagskalkulation“ angewandt. Hierbei unterscheidet man zwischen der Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlägen und der Kalkulation über die Endsumme. Für die Anwendung dieser Verfahren stehen entsprechende Software-Programme zur Verfügung, so dass Angebote kaum noch manuell erstellt werden. Beiden Kalkulationsverfahren ist gemeinsam, dass zunächst die Einzelkosten der Teilleistungen ermittelt werden. In den weiteren Arbeitsschritten unterscheiden sich die beiden Verfahren im Hinblick auf den Umgang mit den Zuschlägen. Die „Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlägen“ wird bei kleineren, sich oft mit vergleichbarem Kapazitätseinsatz wiederholenden Projekten angewandt. Die Zuschläge werden dabei der Auswertung vorangegangener Bauvorhaben entnommen. Wenn die Gemeinkosten der Teilleistungen der Position „Baustelleneinrichtung“ zugeordnet werden, dann sind die Einzelkosten der Teilleistungen mit den Herstellkosten identisch. Ist dies nicht der Fall, beinhalten die Herstellkosten die Einzelkosten zuzüglich der Gemeinkosten der Teilleistungen. Die Teilleistungen werden mit den festen vorbestimmten Zuschlägen beaufschlagt. In der Praxis hat sich die Kalkulation über die Endsumme als das genauere Kalkulationsverfahren durchgesetzt. Nachdem bei diesem Verfahren die Einzelkosten der Teilleistungen ermittelt wurden, wird in einem weiteren Arbeitsschritt der zusammengefasste Betrag für die Gemeinkosten der Baustelle, die Allgemeinen Geschäftskosten sowie für Wagnis und Gewinn ermittelt und auf die Einzelkosten der Teilleistungen verteilt (umgelegt). Dabei wird der Betrag für die Umlage für jedes Angebot neu ermittelt. Bei den Gemeinkosten der Baustelle müssen unbedingt die Ausschreibungsunterlagen mit dem Leistungsverzeichnis beachtet werden; oftmals gibt es hierfür im LV eine eigene Position, oder es ist vorgegeben, die Gemeinkosten der Baustelle in die Position der Baustelleneinrichtung einzurechnen. Werden derartige Hinweise nicht beachtet, begibt man sich schnell auf das Gebiet der „Mischkalkulation“, was sehr leicht zum Ausschluss des Angebotes aus der Wertung führen kann. Die eigentliche Kalkulation erfolgt über die Kostenermittlung mit verschiedenen Kostenarten. Die Kostenartenstruktur ist dabei von Firma zu Firma verschieden. Je mehr Kostenarten verwendet werden, umso genauer können die Kosten ermittelt werden, der Kalkulationsaufwand erhöht sich jedoch mit jeder weiteren Kostenart enorm. Bei späteren Soll-Ist-Vergleichen wirkt sich eine tiefe Untergliederung der Kosten für die Analyse und für Rückinformationen an die Kalkulation positiv aus. Deshalb stellt die verwendete Anzahl der gewählten Kostenarten einen Kompromiss zwischen möglichst vielen Auswertmöglichkeiten und geringem Kalkulationsaufwand dar. Im Wesentlichen hat sich die Aufgliederung in folgende Hauptkostenarten als ausreichend erwiesen: –
Lohnkosten,
–
Gerätekosten,
–
Materialkosten,
–
Kosten für Fremdleistungen,
–
Sonstige Kosten.
Weitere Kostenarten können beispielsweise sein:
2
158
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
–
Transportkosten,
–
Deponiekosten.
Letztendlich ist nicht entscheidend, mit wie vielen Kostenarten kalkuliert wird, sondern dass alle bei der Teilleistung anfallenden Kosten berücksichtigt werden. Deshalb ist die eindeutige Zuordnung der Kostenanteile zu den Kostenarten entscheidend. Beispielsweise können die Transportkosten den Gerätekosten zugeordnet werden, wenn die Transportkosten nicht als Kostenart vorgesehen sind. Bei den Lohnkosten können verschiedene Kalkulationslöhne zur Anwendung kommen, beispielsweise kann für Asphaltarbeiten ein anderer Kalkulationslohn als für Pflasterarbeiten angesetzt werden. Es ist auch wichtig, die Lohnkosten der Geräteführer eindeutig zuzuordnen, entweder zu den Lohn- oder zu den Gerätekosten. Letztendlich gibt es keine allgemeine (gesetzliche) Vorgabe, mit wie vielen Kostenarten zu kalkulieren ist oder auf welche Art und Weise die Kosten den Kostenarten zugeordnet werden müssen. Dies ist einzig und allein eine firmeninterne Entscheidung.
2.4.2 Beispiel 2.4.2.1
Leistungsbeschreibung
Das folgende Beispiel ist ein Auszug aus einer Ausschreibung, die im Rahmen des Neubaus einer Autobahn den Bau einer Anschlussstelle, einer Verbindungsstraße und einer Stützwand beinhaltet. Das Leistungsverzeichnis enthält folgende Bauleistungen: –
Ab- und Auftrag von Ober- und Mineralboden,
–
Abbrucharbeiten,
–
Neubau von Entwässerungseinrichtungen,
–
Herstellung von Tragschichten und Fahrbahndecken, einschließlich Pflasterflächen, Borde und Rinnen,
–
Neubau eines Versickerbeckens,
–
Neubau einer Stützwand.
Da das Leistungsverzeichnis zur Ausschreibung sehr umfangreich ist, bezieht sich das nachfolgende Beispiel nur auf den Erdbau und die Herstellung der Tragschichten und Fahrbahndecken. Nach dem Oberbodenabtrag ist in den Abtragsbereichen der anstehende Boden profilgerecht zu lösen und, soweit geeignet, in den Auftragsbereichen profilgerecht wieder einzubauen. In einigen Bereichen sind die vorhandenen aufgeweichten Böden auszutauschen bzw. mit Feinkalk zu verbessern. Diese Leistungen erfolgen nur auf Anordnung des Auftraggebers. Der Aufbau des Untergrundes hat gemäß ZTVE-StB zu erfolgen. Dämme werden nach Abtrag der Oberbodenschicht auf den vorhandenen Boden geschüttet. Als Dammbaumaterial dienen für die unteren Schichten gewonnene Böden aus dem Bauvorhaben. Ab 1 m unter Planum sind die Dämme aus grobkörnigen Böden herzustellen. Die Dämme sind lagenweise unter Einhaltung der Verdichtungsanforderungen nach ZTVE-StB aufzubauen.
2.4 Vorkalkulation im konstruktiven Straßenbau
159
Gemäß Bauklasse I, RStO Tafel 1, Zeile 5 ist folgender Konstruktionsaufbau vorgesehen: 4 cm
Splittmastixasphalt SMA 11 S, Bindemittel 25/55-55 A
8 cm
Asphaltbinder AC 16 B S Bindemittel 25/55-55 A
14 cm
Asphalttragschicht AC 22 T S Bindemittel 50/70
30 cm
Schottertragschicht 0/32 EV2 150 MN/m²
24 cm 80 cm
frostunempfindliches Material (F3-Bereiche), Planum mit EV2 45 MN/m² Gesamtdicke
Zwischen Binder- und Deckschicht und zwischen Trag- und Binderschicht ist die jeweilige Unterlage anzusprühen. Zu verwenden sind 300 bis 500 g/m² polymermodifizierte Bitumenemulsion C60BP1-S nach TL BE StB 07. Das Projekt ist nach dem Standardleistungskatalog für Straßen und Brücken ausgeschrieben. Die entsprechende GAEB-Datei in Form einer Datenart 83 wurde zur Verfügung gestellt und in das Kalkulationsprogramm eingespielt. Technische Anforderungen an die vorgesehenen Baustoffe Alle Gesteinskörnungen für die Verwendung im Straßenoberbau müssen die Anforderungen der TL-Gestein-StB Anhänge E-H erfüllen. Für die im Oberbau vorgesehenen Mineralstoffe sind dem Auftraggeber die Ergebnisse einer Erstprüfung nach TL-Gestein und eine Eignungsbeurteilung vorzuweisen. Die Hersteller von Asphaltmischgut nach TL-Asphalt-StB können sich bei Vorlage von Konformitätszertifikaten und jährlichen Überwachungsberichten (DIN EN 13 108-21) in eine Liste der zertifizierten Hersteller von Asphaltmischgut aufnehmen lassen. Splittmastixasphalt SMA 11 S mit 25/55-55 A nach TL Bitumen-StB 07, C100/0 –
Die groben, gebrochenen Gesteinskörnungen müssen einen PSV-Wert (Polierresistenzwert) 53 haben.
–
Der Bindemittelgehalt ist als Funktion der Gesteinsrohdichte volumetrisch zu ermitteln. Der Hohlraumfüllungsgrad soll 70 bis 80 % betragen.
–
Der Mindesthohlraumgehalt an der fertigen Schicht soll 2,5 Vol.-% betragen.
Bei Bestimmung der Wasseraufnahme muss diese jeweils 1 % geringer als der nachzuweisende Hohlraumgehalt sein. Das Abstumpfen erfolgt unter Beachtung des Merkblattes für den Bau griffiger Asphaltdeckschichten mit 1,0 kg/m² gebrochene Gesteinskörnung (C 90/1) der Lieferkörnung 1/3 (Berücksichtigung des Lärmschutzes). Asphaltbinderschicht AC 16 B S mit 25/55-55 A nach TL Bitumen-StB 07, C100/0 –
Der Bindemittelgehalt ist als Funktion der Gesteinsrohdichte volumetrisch zu ermitteln. Der Hohlraumfüllungsgrad soll 65 bis 75 % betragen.
–
Hohlraumgehalt 3,0 bis 7,0 Vol.-%
Bei Bestimmung der Wasseraufnahme muss diese jeweils 1 % geringer als der nachzuweisende Hohlraumgehalt sein.
2
160
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Asphalttragschicht AC 22 T S mit 50/70 nach TL Bitumen-StB 07
2
–
Für das Korngemisch gilt die Anforderung C90/1 für den Anteil gebrochener Kornoberflächen.
–
Hohlraumgehalt bei Erstprüfung am zylindrischen Prüfkörper, d = 150 mm, sowie am Marshallkörper, d = 101,6 mm, 6 bis 9 Vol.-%
–
Verdichtungsgrad (bezogen auf beide): 98 %
–
Hohlraumfüllungsgrad: 55 bis 70 %
Die Mitverwendung von Asphaltgranulat nach BTR RC-StB ist in der Asphaltbinderschicht bis 10 % Asphaltgranulat aus Asphaltdeckschichten zulässig. Es darf kein Natursand enthalten sein. In der Asphalttragschicht ist die Mitverwendung bis 30 % zulässig. Die auszuführenden Leistungen enthält das nachfolgende Leistungsverzeichnis. Tabelle 2.53 Leistungsverzeichnis Beispiel Kalkulation Straßenbau Pos Text
Menge
Einh.
Streckenbau 1
Baustelleneinrichtung
1.1
StL-Nr. 07.101/107.11 Baustelle einrichten Geräte, Werkzeuge und sonstige Betriebsmittel, die zur vertragsgemäßen Ausführung der Bauleistungen erforderlich sind, auf die Baustelle bringen, bereitstellen und - soweit der Geräteeinsatz nicht gesondert vergütet wird - betriebsfertig aufstellen einschl. der dafür notwendigen Arbeiten. Die erforderlichen festen Anlagen herstellen. Baubüros, Unterkünfte, Werkstätten, Lagerschuppen und dgl., soweit erforderlich, antransportieren, aufbauen und einrichten. Strom-, Wasser-, Fernsprechanschluss sowie Entsorgungseinrichtungen und dgl. für die Baustelle, soweit erforderlich, herstellen. Bei Bedarf Lagerplätze, sonstige Platzbefestigungen und Wege im Baustellenbereich anlegen. Oberbodenarbeiten einschl. Beseitigen von Aufwuchs für die Baustelleneinrichtung, soweit erforderlich, ausführen. Flächen beschaffen, sofern die vom AG zur Verfügung gestellten nicht ausreichen. Kosten für Vorhalten, Unterhalten und Betreiben der Geräte, Anlagen und Einrichtungen einschl. Mieten, Pacht, Gebühren und dgl. werden nicht mit dieser Pauschale, sondern mit den Einheitspreisen der betreffenden Teilleistungen vergütet. Soweit nicht für bestimmte Leistungen für das Einrichten der Baustelle gesonderte Positionen im Leistungsverzeichnis enthalten sind, gilt die Pauschale für alle Leistungen sämtlicher Abschnitte des Leistungsverzeichnisses. Zufahrt zur Baustelle vorhanden.
1
psch
1.2
StL-Nr. 07.101/112.01 Baustelle räumen Baustelle von allen Geräten, Anlagen, Einrichtungen und dgl. räumen. Benutzte Flächen und Wege entsprechend dem ursprünglichen Zustand herrichten. Soweit nicht für bestimmte Leistungen für das Räumen der Baustelle gesonderte Positionen im Leistungsver-
1
psch
EP (€/ME)
GP (€)
2.4 Vorkalkulation im konstruktiven Straßenbau
161
zeichnis enthalten sind, gilt die Pauschale für alle Leistungen sämtlicher Abschnitte des Leistungsverzeichnisses. Summe Baustelleneinrichtung 2
Erdbau
2.1
16.654,00 StL-Nr. 07.106/205.70.00.12.01 Boden bzw. Fels lösen und einbauen Boden bzw. Fels aus Abtragsbereichen profilgerecht lösen und in den Auftragsbereichen profilgerecht einbauen und verdichten. Die Herstellung von Mulden und Gräben wird gesondert vergütet. Klasse 3 bis 5. Örtliche Vertiefungen im Planum, die beim Felsabtrag entstehen, mit geeignetem nicht frostempfindlichem Material verfüllen. Das Herstellen des Planums wird gesondert vergütet. Abgerechnet wird nach Abtragsprofilen.
2.2
StL-Nr. 07.106/410.99 Bindemittel ausstreuen Bindemittel zur Vorbereitung der Bodenverbesserung ausstreuen. Bindemittelmenge nach Eignungsprüfung. Bindemittel Feinkalk DIN 1060, min. 20 kg/m2.
260,00
t
2.3
12.927,00 StL-Nr. 07.106/416.20.04 Boden verbessern Boden und ausgestreutes Bindemittel mit Bodenmischgerät gleichmäßig durchmischen und verdichten. Die Bodenverbesserung erfolgt in einer oder mehreren Lagen. Anfallende Erdarbeiten bei Verbesserung in mehreren Lagen ausführen. Gewachsenen oder verdichteten Boden verbessern. Dicke der verbesserten Schicht 30 cm.
m
2
2.4
51.151,00 StL-Nr. 07.106/255.14 Planum herstellen Planum herstellen. Max. Abweichung von der Sollhöhe 2 +3/-3 cm. Verformungsmodul = 45 MN/m .
m
2
m3
Summe Erdbau 3
Tragschichten
3.1
StL-Nr. 05.112/121.11.13.11 Schicht aus frostunempf. Material herstellen Schicht aus frostunempfindlichem Material herstellen. In Verkehrsflächen der Bauklassen SV, I bis III. Boden nach DIN 18 196 = SE, GE. Feinanteil Kategorie UF3, im eingebauten Zustand höchstens 5 M.v.H. Feinanteile. Verdichtungsgrad DPr mindestens 100 v.H. Einbaudicke nach Unterlagen des AG. Abgerechnet wird nach Auftragsprofilen.
5.029,00
m
3
3.2
StL-Nr. 05.112/217.11.94.30 Schottertragschicht herstellen Schottertragschicht aus Baustoffgemisch für Schottertragschichten herstellen. In Verkehrsflächen der Bauklassen SV, I bis IV. Baustoffgemisch 0/32. Verdichtungsgrad/Verformungsmodul EV2 min. 150 MN/m², Einbaudicke 30 cm. Baustoffgemisch ohne RCBaustoffe und industriell hergestellte Gesteinskörnungen.
36.259,00
m
2
3.3
StL-Nr. 08.813/117.23.10 31.095,00 Asphalttragschicht aus AC 22 T S herstellen Asphalttragschicht aus Asphalttragschichtmischgut AC
m
2
2
162
2 Kalkulation im Ingenieurbau 22 T S herstellen. In Verkehrsflächen der Bauklasse I. Einbaudicke = 14 cm. Bindemittel = 50/70. Summe Tragschichten
2
4
Asphaltdeck- und Binderschichten
4.1
StL-Nr. 08.813/218.22.11.00 Asphaltbinderschicht aus AC 16 B S herstellen Asphaltbinderschicht aus Asphaltbinder AC 16 B S herstellen. In Verkehrsflächen der Bauklasse I. Einbaudicke = 8 cm. Bindemittel = 25/55-55 A. Grobe Gesteinskörnung = Kategorie C 100/0.
30.766,00
m
2
4.2
30.561,00 StL-Nr. 08.813/407.21.11.01.99 Asphaltdeckschicht aus SMA 11 S herstellen Asphaltdeckschicht aus Splittmastixasphalt SMA 11 S herstellen. In Verkehrsflächen der Bauklasse I. Einbaudicke = 4 cm. Bindemittel = 25/55-55 A. Grobe Gesteinskörnung = Kategorie C 100/0. Kalksteinfüller. Asphaltmischgut ohne Verwendung von Asphaltgranulat.
m
2
4.3
35.241,00 StL-Nr. 05.113/840.31.11 Abstumpfungsmaßnahme durchführen Abstumpfungsmaßnahme zur Erhöhung der Anfangsgriffigkeit durch gleichmäßiges Aufbringen und Einwalzen von Abstreumaterial durchführen. Nicht gebundenes Material aufnehmen und der Verwertung nach Wahl des AN zuführen. Abstreumaterial = leicht bituminierte Lieferkörnung 1/3. Aus Gestein wie grobe Gesteinskörnung in Asphaltdeckschicht. Abstreumen2 ge 1,0 kg/m . Maschinell aufstreuen.
m
2
Summe Asphaltdeck- und Binderschichten Summe Streckenbau
2.4.2.2
Bauablaufplan
Bild 2-30 Grobablaufplan Beispiel Straßenbau
Der Grobablaufplan sollte vor der eigentlichen Kalkulation erstellt werden, um die Zeitansätze entsprechend der Rahmenbedingungen der Baumaßnahme realistisch einschätzen zu können. Bei der Ablaufplanung wird der Kalkulator bzw. Bearbeiter gezwungen, sich bereits in dieser
2.4 Vorkalkulation im konstruktiven Straßenbau
163
frühen Phase des Projekts über die mögliche zeitliche Abfolge der einzelnen Aktivitäten, deren gegenseitige Abhängigkeiten sowie deren Zeitdauer Gedanken zu machen. Für die Form und die Feingliedrigkeit des Ablaufplanes gibt es keine Vorgaben. Die oft auch als „Bauzeitenpläne“ bezeichneten Ablaufpläne werden meist nachträglich zu Vertragsbestandteilen erklärt. Analog zur Angebotskalkulation sind für die Bauablaufplanung ebenfalls spezielle EDV-Programme entwickelt worden. Da die Auftraggeber auch über derartige Programme verfügen, ergeben sich manchmal bei der elektronischen Übergabe der Bauzeitenpläne an den Auftraggeber bzw. Bauüberwacher Kompatibilitätsprobleme. Andererseits sind in der Angebotsphase einfache, mit einem Rechenprogramm erstellte Balkendiagramme völlig ausreichend. Bei den Straßenbauvorhaben handelt es sich im Normalfall um Linienbaustellen, so dass eine weitere Untergliederung in Unterabschnitte sinnvoll und zweckmäßig ist (z. B. linke Richtungsfahrbahn, rechte Richtungsfahrbahn, Anschlussstelle, Parkplatz usw.). Der dargestellte Grobablaufplan für das Beispiel stellt demzufolge auch nur einen Ausschnitt aus dem Gesamtablaufplan des Bauvorhabens dar. Wenn der Baubeginn nicht terminiert ist, erstellt man einen „Nullablaufplan“, der noch keine kalendermäßige Zuordnung enthält. Mit konkreten Vorgaben lässt sich daraus später ein zeitbezogener Ablaufplan schnell erarbeiten. Problematisch stellt sich bei Nullablaufplänen die Berücksichtigung einer notwendigen Unterbrechung der Bauarbeiten während der Winterpause dar. Anhand der Gesamtdauer der Baumaßnahme lassen sich Vorhaltezeiten für die Baustelleneinrichtung und die Gemeinkosten der Baumaßnahme ableiten, die wiederum kostenwirksam in der Angebotskalkulation zu berücksichtigen sind.
2.4.2.3
Kostenermittlung und Preisbildung
Verwendete Kostenarten Die Kalkulation wird in fünf Hauptkostenarten untergliedert: 1. Lohnkosten (Personal) 2. Gerätekosten 3. Materialkosten 4. Transportkosten 5. Kosten für Fremdleistungen In die Kostenarten fließen ein: Personal: Geräte: Material: Transport: Fremdleistungen:
Lohn des Unternehmens Gerätevorhaltekosten einschließlich Betriebsstoffe Materialkosten Sattelkipper für Baustellentransporte Nachunternehmer
2
164
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Ermittlung des Mittellohnes: Grundmittellohn einschl. Lohnzulagen u. Lohnerhöhungen
14,74 €/h
Lohnzusatzkosten Sozialkosten und lohnbezogene Kosten
2
(69,61 % von 14,74 €/h)
10,26 €/h
Mittellohn
25,00 €/h
Für die im Leistungsverzeichnis ausgeschriebenen Leistungen werden folgende Geräte vorgesehen: –
Raupenbagger CAT 325 CLN 28 t
–
Raupenbagger CAT 324 CLN 26 t
–
Radlader LIEBHERR L 564
–
Walzenzug BOMAG BW 213 DH-4
–
Tandemvibrationswalze DV 90
–
Tandemvibrationswalze BW 154 AD
–
Raupenstraßenfertiger DYNAPAC F 141 C
–
Planierraupe CAT D 5 M
–
Für die Baustofftransporte werden Sattelkipper angemietet.
Die Gerätedaten und Vorhaltekosten für die benötigten Geräte stammen aus der internen Maschinenliste. Zur Vereinfachung der Kalkulation wurden für die Geräte Bausteine gebildet. Diese setzen sich aus dem Mietsatz/Tag und den Treibstoffkosten/Tag zusammen. In der Kalkulation sind die Bausteine mit einem „B“ gekennzeichnet. Alle Baustoffkosten werden unter der Kostenart Material erfasst. Die Baustoffpreise beinhalten die Lieferung der Baustoffe zur Baustelle. Aus den eingegangenen Angeboten der Lieferanten wird der günstigste Lieferant für die Preisbildung ermittelt. Frostunempfindliches Material
4,50 €/t
Schottertragschicht 0/32 150 MN/m²
13,00 €/t
Asphalttragschicht AC 22 T S Bitumen 50/70
33,00 €/t
Asphaltbinder AC 16 B S mit 25/55-55 A
48,00 €/t
Splittmastixasphalt SMA 11 S mit 25/55-55 A
66,50 €/t
Bei den Transportkosten sind die Lohnkosten des Fahrers und die Betriebsstoffkosten nicht zu berechnen, da die Transportfahrzeuge inklusive Fahrer speziell für die auszuführende Leistung angemietet werden. Die Subunternehmerleistungen betreffen die ausgeschriebenen Positionen zur Bodenverbesserung. Für die Gemeinkosten der Baustelle ist ein Gemeinkosten-Leistungsverzeichnis zu erstellen, in dem die anfallenden Kosten kalkuliert und anschließend auf die Einzelkosten der Positionen umgelegt werden. Auf dieses zusätzliche Leistungsverzeichnis wird im Beispiel verzichtet. Die Baustellengemeinkosten werden vielmehr als zusätzliche Leistungen in die Position „Baustelle einrichten“ aufgenommen.
2.4 Vorkalkulation im konstruktiven Straßenbau
165
Die allgemeinen Geschäftskosten betragen: –
12,1 % auf alle Einzelkosten der Teilleistungen,
–
3 % auf Wagnis und Gewinn (WuG).
Um ein wettbewerbsfähiges Angebot zu erzielen, kann auf Festlegung der Entscheidungträger auf den Zuschlag „Wagnis und Gewinn“ verzichtet werden. Werden Chancen und Risiken aus den Ausschreibungsunterlagen erkannt, können auch die Zuschläge für die Allgemeinen Geschäftskosten variabel gestaltet werden. Tabelle 2.54 Kostenermittlung und Preisbildung Beispiel Straßenbau Pos
Menge
ME
Kurztext
VS
KLF
KAS 1
EP
GB
EKT
GKT
Baustelleneinrichtung
1.1
1 pauschal Baustelle einrichten
50.859,84 50.859,84 43.180,00 43.180,00
2
Stck.
Einrichten Erdbaukomplexe
LF B1702
10 1
h d
ML-Kraftfahrer Zugmaschine 3 Achsen / 26 t
620,00 1.240,00
2
Stck.
Einrichten Asphaltkomplexe
L41
10
h
ML-Asphaltstraßenbau
LF B1702
10 1
h d
ML-Kraftfahrer Zugmaschine 3 Achsen / 26 t
12
Mon.
B1202
20
d
Transporter
85
1.700,00 20.400,00
B2001 B9530
20 20
d d
Bauwagen 6 m Material- Lagercontainer
10 5
200,00 2.400,00 100,00 1.200,00
E9541
20
d
Gerätekosten für Toilette
5
25,00 370,00
250,00 370,00
870,00 1.740,00 25,00
250,00
500,00
25,00 370,00
250,00 370,00
500,00 740,00
Baustellengemeinkosten
2.100,00 25.200,00
100,00 1.200,00
1 pauschal Vermessung Bestandteil der Gemeinkosten F30050000
1
Vermessung fremd
Std./Einheit = 60 1.2
LF
Ges.std. = 60
15.000,00 15.000,00 15.000,00
15.000,00 15.000,00
Uml./Einheit = 7.679,84 Ges.uml. = 7.679,84
1 pauschal Baustelle räumen
2.921,08 2.480,00
1 pauschal Baustelle räumen
2.480,00
2.480,00
4 pauschal Baustelle räumen
620,00
2.480,00
10
h
ML-Kraftfahrer
1
d
Zugmaschine 3 Achsen / 26 t
Std./Einheit = 40
Ges.std. = 40
2 2.1
m3
Erdbau Boden bzw. Fels lösen und einbauen
B1702
500,00 740,00
16.654
2.921,08 2.480,00
25,00
250,00
1.000,00
370,00
370,00
1.480,00
Uml./Einheit = 441,08 Ges.uml. = 441,08 3,27 54.458,58 2,77 46.131,58
L2
1 10
m3 h
Boden bzw. Fels lösen und einbauen ML-Erdbau/Abbruch
25,00
/
1.000
2,77 0,25
2,77 0,25
2
166
2 Kalkulation im Ingenieurbau Pos
Menge
KAS LM2
2
ME
Kurztext
VS
KLF
EP
GB
1.000
EKT 0,75
GKT 0,75
30
h
ML-Maschinist Erdbau
25,00
/
B3104
1
d
Radlader 3,0 cbm
300,00
/
1.000
0,30
0,30
B3202 B4223
1 1
d d
Planierraupe > 90-120 kW Walzenzug < 16 t
330,00 285,00
/ /
1.000 1.000
0,33 0,29
0,33 0,29
TF04L
0,25
h
Sattelzugmaschine
55,00
/
16
0,86
0,86
Std./Einheit = 0,04 2.2
260
Ges.std. = 666,16 t
Uml./Einheit = 0,5
Ges.uml. = 8.254,14
Bindemittel ausstreuen
91,99 23.917,40 78,10 20.306,00
1 F10010020
t
1
Std./Einheit = 2.3
Ges.std. = 12.927
F10010020 LM2
m2
1 1
m2
LM2 B3202
m2
Boden verdichten
h
ML-Maschinist Erdbau
1
d
Walzenzug < 16 t
51.151
m2
1
m2
Planum herstellen
10 1
h d
ML-Maschinist Erdbau Planierraupe > 90-120 kW
Ges.std. = 32,318
Std./Einheit = 0,003 3 3.1
Boden verbessern Bodenstabilisierung
1
Std./Einheit = 0,003
m3
Uml./Einheit = 13,89
78,10
78,10
78,10
78,10
Ges.uml. = 3.611,40 0,79 10.212,33
0,54
0,67
8.661,09
0,54 0,54
0,54 0,54
0,13
0,13
25,00
/ 4.000
0,06
0,06
285,00
/ 4.000
0,07
0,07
Uml./Einheit = 0,12
Ges.uml. = 1.502,76
Planum herstellen
Ges.std. = 127,878 Tragschichten
5.029
78,10
Boden verbessern
10
B4223
2.4
Bindemittel ausstreuen Bodenstabilisierung
0,17 0,15
25,00 330,00
/ 4.000 / 4.000
Uml./Einheit = 0,02
8.695,67 7.672,65
0,15
0,15
0,06 0,08
0,06 0,08
Ges.uml. = 1.278,77
Schicht aus frostunempf. Material herstellen
11,15 56.073,35 9,47 47.624,63
LM2
1
m3
Schicht aus frostunempf. Material herstellen
9,47
1
m3
Liefern/Einbauen
1,37
1,37
20
h
ML-Maschinist Erdbau
25,00
/
800
0,63
0,63
1 1
d d
Planierraupe < 90 kW Walzenzug < 16 t
310,00 285,00
/ /
800 800
0,39 0,36
0,39 0,36
1 1,8
m3 t
FU-Material
B3201 B4223 A10040013
Std./Einheit = 0,025
Ges.std. = 125,725
4,50 Uml./Einheit = 1,68
9,47
8,10
8,10
8,10
8,10
Ges.uml. = 8.455,01
2.4 Vorkalkulation im konstruktiven Straßenbau Pos
Menge
ME
Kurztext
167 VS
KLF
KAS 3.2
A40020012
EP
GB
EKT
GKT
36.259
m2
Schottertragschicht herstellen
9,84 356.788,56 8,36 303.125,24
1
m2
Schottertragschicht herstellen
8,36
8,36
0,3 2
m3 t
ungeb. Bef. liefern/einbauen Schotter 0/32 Natur 150 MN
27,40 26,00
8,22 7,80
13,00
L2
10
h
ML-Erdbau/Abbruch
25,00
/ 1.000
0,25
0,08
LM2 B3202
20 1
h d
ML-Maschinist Erdbau Planierraupe > 90-120 kW
25,00 330,00
/ 1.000 / 1.000
0,50 0,33
0,15 0,10
B4222
1
d
Walzenzug bis 12 t
320,00
/ 1.000
0,32
0,10
1
m2
Planum abziehen/nachverdichten
20 1
h d
ML-Maschinist Erdbau Planierraupe > 90-120 kW
LM2 B3202
Std./Einheit = 0,012
Ges.std. = 447,194
25,00 330,00
/ 6.000 / 6.000
Uml./Einheit = 1,48
0,14
0,14
0,08 0,06
0,08 0,06
Ges.uml. = 53.723,75
B4203
1
d
Tandemwalze 7-9 t
135,00
/ 1.500
0,09
0,03
B4212 B5802
1 1
d d
Kombiwalze > 7,5 t Raupenfertiger
175,00 595,00
/ 1.500 / 1.500
0,12 0,40
0,04 0,14
Std./Einheit = 0,014 3.3 31.095
m2
Ges.std. = 435,33 Uml./Einheit = 2,16 Asphalttragschicht aus AC 22 T S herstellen
Ges.uml. = 67.175,56 14,31 444.969,45 12,15 377.804,25
1
m2
Asphalttragschicht aus AC 22 T S herstellen
12,15
12,15
0,35 1
t t
ATS liefern/einbauen AC 22 T S
33,00
34,71 33,00
12,15 11,55
L41 LF
20 10
h h
ML-Asphaltstraßenbau ML-Kraftfahrer
25,00 25,00
/ 1.500 / 1.500
0,33 0,17
0,12 0,06
LM4
30
h
ML-Maschinist Asphalt
25,00
/ 1.500
0,50
0,18
1 1
d d
1501 Service LKW Kasten >7,5 t Gerätekosten für Service LKW Kasten
/ 1.500
E1501
85,00
165,00 85,00
0,04 0,02
F1501
1
d
Betriebsstoffe für Service LKW Kasten
80,00
80,00
0,02
C10070041
1,0
d
4203 Tandemwalze 7-9 t
E4203 F4203
1 1
d d
Gerätekosten für Tandemwalze >7 t. Betriebsstoffe für Tandemwalze > 7 t
1
d
4212 Kombiwalze > 7,5 t
E4212
1
d
Gerätekosten für Kombiwalze > 7,5 t
90,00
90,00
0,02
F4212
1
d
Betriebsstoffe für Kombiwalze > 7,5 t
85,00
85,00
0,02
E5802
1 1
d d
5802 Raupenfertiger Gerätekosten für Raupenfertiger
500,00
595,00 500,00
0,14 0,12
F5802
1
d
Betriebsstoffe für Raupenfertiger
95,00
95,00
0,02
Std./Einheit = 0,014
Ges.std. = 435,33
/ 1.500 95,00 40,00 / 1.500
/ 1.500
Uml./Einheit = 2,16
135,00
0,03
95,00 40,00
0,02 0,01
175,00
0,04
Ges.uml. = 67.175,56
2
168
2 Kalkulation im Ingenieurbau Pos
Menge
ME
KAS 4
2
4.1
Kurztext
VS
KLF
EP
GB
EKT
GKT
Asphaltdeck- und Binderschichten 30.766
m2
Asphaltbinderschicht aus AC 16 BS herstellen
11,77 362.115,82 10,00 307.660,00
1
m2
Asphaltbinderschicht aus AC 16 BS herstellen
0,2
t
8 cm Binder liefern/einbauen
1
t
AC 16 B S 25/55-55A
48,00
L41 LF
20 10
h h
ML-Asphaltstraßenbau ML-Kraftfahrer
25,00 25,00
/ 1.300 / 1.300
LM4
30
h
ML-Maschinist Asphalt
25,00
1
d
1501 Service LKW Kasten > 7,5 t
E1501 F1501
1 1
d d
Gerätekosten für Service LKW Kasten Betriebsstoffe für Service LKW Kasten
1
d
4203 Tandemwalze 7-9 t
E4203
1
d
Gerätekosten für Tandemwalze > 7 t
95,00
F4203
1
d
Betriebsstoffe für Tandemwalze > 7 t
40,00
E4212
1 1
d d
4212 Kombiwalze > 7,5 t Gerätekosten für Kombiwalze > 7,5 t
90,00
F4212
1
d
Betriebsstoffe für Kombiwalze > 7,5 t
85,00
E5802
1 1
d d
5802 Raupenfertiger Gerätekosten für Raupenfertiger
F5802
1
d
Betriebsstoffe für Raupenfertiger
30.561
m2
Asphaltdeckschicht aus SMA 11 S herstellen
C10050041
Std./Einheit = 0,009 4.2
Ges.std. = 283,994
10,00
10,00
49,98
10,00
48,00
9,60
0,38 0,19
0,08 0,04
/ 1.300
0,58
0,12
/ 1.300
165,00
0,03
85,00 80,00
0,01 0,01
85,00 80,00 / 1.300
135,00
0,02
95,00
0,01
40,00
0,01
/ 1.300
175,00 90,00
0,03 0,01
85,00
0,01
/ 1.300 500,00
595,00 500,00
0,09 0,08
95,00
95,00
0,01
Uml./Einheit = 1,77
Ges.uml. = 54.597,82 8,14 248.766,54 6,91 211.176,51
1
m2
Asphaltdeckschicht aus SMA 11 S herstellen
0,1
t
SMX liefern/einbauen
1
t
SMA 11 S 25/55-55A
66,50
L41 LF
20 10
h h
ML-Asphaltstraßenbau ML-Kraftfahrer
25,00 25,00
/ 1.000 / 1.000
LM4
30
h
ML-Maschinist Asphalt
25,00
1
d
1501 Service LKW Kasten > 7,5 t
1 1
d d
Gerätekosten für Service LKW Kasten Betriebsstoffe für Service LKW Kasten
C10030033
E1501 F1501
6,91
6,91
69,07
6,91
66,50
6,65
0,50 0,25
0,05 0,03
/ 1.000
0,75
0,08
/ 1.000
165,00
0,02
85,00 80,00
0,01 0,01
135,00
0,01
85,00 80,00 / 1.000
1
d
4203 Tandemwalze 7-9 t
E4203
1
d
Gerätekosten für Tandemwalze > 7 t
95,00
95,00
0,01
F4203
1
d
Betriebsstoffe für Tandemwalze > 7 t
40,00
40,00
0,00
E4212
1 1
d d
4212 Kombiwalze > 7,5 t Gerätekosten für Kombiwalze > 7,5 t
90,00
175,00 90,00
0,02 0,01
F4212
1
d
Betriebsstoffe für Kombiwalze >7,5 t
85,00
85,00
0,01
/ 1.000
2.4 Vorkalkulation im konstruktiven Straßenbau Pos
Menge
ME
169
Kurztext
VS
KLF
KAS
GB GKT 0,06
1
d
5802 Raupenfertiger
E5802
1
d
Gerätekosten für Raupenfertiger
500,00
500,00
0,05
F5802
1
d
Betriebsstoffe für Raupenfertiger
95,00
95,00
0,01
35.241
m2
Abstumpfungsmaßnahme durchführen
1
m2
Abstumpfungsmaßnahme durchführen
0,001 10 1
t h d
bit. Abstreusplitt 1/3 ML-Asphaltstraßenbau selbstfahrender Splittstreuer
Std./Einheit = 0,006 4.3
A20020023 L41 B6503
Ges.std. = 183,366
Std./Einheit = 0,001
Ges.std. = 23,494
/ 1.000
EP EKT 595,00
Uml./Einheit = 1,23
Ges.uml. = 37.681,71 0,10 0,08
60,00 25,00
/
110,00
/
3.524,10 2.819,28
0,08
0,08
15.000
0,06 0,02
0,06 0,02
15.000
0,01
0,01
Uml./Einheit = 0,02
Ges.uml. = 563,86
Legende: KAS L B E F A F VS KLF EKT EP GKT GP ML
Kostenartenschlüssel Lohn Baustein Gerät Betriebsstoffe gehören zur Kostenart Geräte Artikel Fremdleistung/Subunternehmer Verrechnungssatz Kosten- bzw. Leistungsansatz Einzelkosten der Teilleistung Einzelpreis Gesamtkosten der Teilleistung Gesamtpreis der Teilleistung Mittellohn
Erläuterung der Kalkulation Die Einheitspreise werden in dem Beispiel über Tagesleistungen ermittelt. Pos. 2.1 Lohn: Geräte:
L2
= Lohn Erdbau/Abbruch
= 1 Arbeitskraft × 10 h/d
LM 2
= Lohn Maschinist
= 3 Arbeitskräfte × 10 h/d
Zusammensetzung der Bausteine B 3104 B 3202
E 3104 Gerätekosten Radlader
150,00 €/d
F 3104 Betriebsstoffe Radlader
150,00 €/d
E 3202 Gerätekosten Planierraupe
220,00 €/d
F 3202 Betriebsstoffe Planierraupe
110,00 €/d
2
170
2 Kalkulation im Ingenieurbau
B 4223
2
E 4223 Gerätekosten Walzenzug
200,00 €/d
F 4223 Betriebsstoffe Walzenzug
85,00 €/d
Die Leistung beträgt 1.000 m³/d. Der Zwischentransport ist mit 0,25 h pro Umlauf mit einem Sattelfassungsvermögen von 16 m³ kalkuliert. Pos. 2.2 Die Bezeichnung F 10010020 Bodenstabilisierung zeigt an, dass in diese Position das Angebot des Subunternehmers für Bodenstabilisierung eingeflossen ist. Pos. 2.3 In dieser Position wurden die Fremdleistung des Subunternehmers Bodenstabilisierung und zusätzlich das Verdichten kalkuliert, das vom Nachunternehmer nicht mit angeboten wurde. Lohn:
LM 2
Geräte:
B 4223
= Lohn Maschinist Erdbau
= 1 Arbeitskraft × 10 h/d
Walzenzug
285,00 €/d
Die Leistung beträgt 4.000 m²/d. Pos. 2.4 Lohn:
LM 2
Geräte:
B 3202
= Lohn Maschinist Erdbau
= 1 Arbeitskraft × 10 h/d
Planierraupe
330,00 €/d
Die Leistung beträgt 4000 m²/d. Pos. 3.1 Lohn:
LM 2
Geräte:
B 3201
= Lohn Maschinist Erdbau
= 2 Arbeitskräfte × 10 h/d
E 3201 Gerätekosten Planierraupe
220,00 €/d
F 3201 Betriebsstoffe Planierraupe
100,00 €/d
B 4223 Walzenzug
285,00 €/d
Die Leistung beträgt 800 m³/d. Material:
frostunempfindliches Material 4,50 €/t × 1,8 t/m³ Dichte
Pos. 3.2 Lohn: Geräte:
L2
= Lohn Erdbau/Abbruch
= 1 Arbeitskraft × 10 h/d
LM 2
= Lohn Maschinist Erdbau
= 2 Arbeitskräfte × 10 h/d
Zusammensetzung der Bausteine B 3202 B 4222
E 3202 Gerätekosten Planierraupe
220,00 €/d
F 3202 Betriebsstoffe Planierraupe
110,00 €/d
E 4222 Gerätekosten Walzenzug
235,00 €/d
F 4222 Betriebsstoffe Walzenzug
85,00 €/d
2.4 Vorkalkulation im konstruktiven Straßenbau
171
In der Unterposition „Liefern/Einbauen“ werden die Kosten pro m² ermittelt. Der Ansatz zeigt, dass auf Basis der Tagesleistung 1.000 m³/d erst der Preis pro m³ ermittelt wird. Durch die Eingabe der Dicke der Schottertragschicht von 0,30 m errechnen sich die Kosten pro m². In der Position ist ebenfalls das Planum abzuziehen, berücksichtigt mit 6.000 m²/d.
2 Pos. 3.3 Lohn:
L 41
= Lohn Asphaltstraßenbau
= 2 Arbeitskräfte × 10 h/d
LF
= Lohn Kraftfahrer
= 1 Arbeitskraft × 10 h/d
LM 4
= Lohn Maschinist Asphalt
= 3 Arbeitskräfte × 10 h/d
In der Unterposition „ATS liefern/einbauen“ werden die Kosten in der Einheit t/m² ermittelt. Der Leistungsansatz beträgt 1.500 t/d. Die Einbaudichte der Asphalttragschicht beträgt 2,5 t/m³ × 0,14 m = 0,35 t/m². Die Gerätebausteine sind aufgeschlüsselt dargestellt. Pos. 4.1 Lohn:
L 41
= Lohn Asphaltstraßenbau
= 2 Arbeitskräfte × 10 h/d
LF
= Lohn Kraftfahrer
= 1 Arbeitskraft × 10 h/d
LM 4
= Lohn Maschinist Asphalt
= 3 Arbeitskräfte × 10 h/d
In der Unterposition „8 cm Binder liefern/einbauen“ werden die Kosten in der Einheit t/m² ermittelt. Der Leistungsansatz beträgt 1.300 t/d. Die Einbaudichte der Asphaltbinderschicht beträgt 2,5 t/m³ × 0,08 m = 0,2 t/m². Die Gerätebausteine sind aufgeschlüsselt dargestellt. Pos. 4.2 Lohn:
L 41
= Lohn Asphaltstraßenbau
= 2 Arbeitskräfte × 10 h/d
LF
= Lohn Kraftfahrer
= 1 Arbeitskraft × 10 h/d
LM 4
= Lohn Maschinist Asphalt
= 3 Arbeitskräfte × 10 h/d
In der Unterposition „SMX liefern/einbauen“ werden die Kosten in der Einheit t/m² ermittelt. Der Leistungsansatz beträgt 1.000 t/d. Die Einbaudichte der Splittmastixschicht beträgt 2,5 t/m³ × 0,04 m = 0,1 t/m². Die Gerätebausteine sind aufgeschlüsselt dargestellt. Pos. 4.3 Lohn:
L 41
Geräte:
B 6503
Material:
= Lohn Asphaltstraßenbau
= 1 Arbeitskraft × 10 h/d
E 6503 Gerätekosten Splittstreuer
80,00 €/d
F 6503 Betriebsstoffe Splittstreuer
30,00 €/d
0,001 t/m² bit. Abstreusplitt 1/3
Tabelle 2.55 enthält die Aufgliederung der Einheitspreise.
60,00 €/t
172
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Tabelle 2.55 Aufgliederung der Einheitspreise Beispiel Straßenbau Pos
Kurzbezeichnung der Teilleistung
Menge
ME
Zeitansatz
2 1
2
3
Teilkosten einschl. Zuschläge in EUR (ohne Umsatzsteuer) je Mengeneinheit Lohn
Material
Geräte
4
5
6
7
8
Fremdleis- Angebotetung ner Einheitspreis (Sp. 6+7+8+9) 9
10
Streckenbau Baustelleneinrichtung 1.1
Baustelle einrichten
1
pauschal
60,000
1.766,78
9.281,51
22.143,70
1.2
Baustelle räumen
1
pauschal
40,000
1.177,86
800,94
942,29
0,00
2.921,08
2
Erdbau
2.1
Boden bzw. Fels lösen und einbauen
m3
0,040
1,18
0,41
0,67
1,01
3,27
2.2
Bindemittel ausstreuen
2.3
Boden verbessern
3
Tragschichten
3.1
16.654 260
17.667,84 50.859,84
t
0,000
0,00
0,00
0,00
91,99
91,99
12.927
m2
0,003
0,07
0,03
0,06
0,64
0,79
Schicht aus frostunempf. Material herstellen
5.029
m3
0,025
0,74
9,81
0,60
0,00
11,15
3.2
Schottertragschicht herstellen
36.259
m2
0,012
0,36
9,28
0,20
0,00
9,84
3.3
Asphalttragschicht aus AC 22 T S herstellen
31.095
m2
0,014
0,41
13,69
0,21
0,00
14,31
4
Asphaltdeck- und Binderschichten
4.1
Asphaltbinderschicht aus AC 16 BS herstellen
30.766
m2
0,009
0,27
11,36
0,14
0,00
11,77
4.2
Asphaltdeckschicht aus SMA 11 S herstellen
30.561
m2
0,006
0,18
7,87
0,09
0,00
8,14
4.3
Abstumpfungsmaßnahme durchführen
35.241
m2
0,001
0,02
0,07
0,01
0,00
0,10
2.4 Vorkalkulation im konstruktiven Straßenbau
173
Ermittlung der Angebotssumme Tabelle 2.56 Herstellkosten und Angebotsübersicht Beispiel Straßenbau Währung: EUR Mittl. AGK: 12,10 % Mittl. WuG: 3,00 % Bezeichnung
2 Normalpos.
B-Pos. mit GB
Wahlpos. m. GB
BGK
Gesamt
% HK
% AGS
Stunden
2.425
0
0
0
2.425
Personal
60.636
0
0
0
60.636
4,40
3,73
Geräte
53.181
0
0
0
53.181
3,86
3,28
Transport
14.312
0
0
0
14.312
1,04
0,88
1.207.921
0
0
0
1.207.921
87,64
74,40
42.287
0
0
0
42.287
3,07
2,60
1.378.337
0
0
0
1.378.337
100,00
84,90 12,10
Material Fremdleistung HK (ohne ZF und Konzern) AGK
196.441
0
0
0
196.441
14,25
WuG
48.704
0
0
0
48.704
3,53
3,00
Angebotssumme 1
1.623.482
0
0
0
1.623.482
117,79
100,00
kalk. Angebotssumme
1.623.482
0
0
0
1.623.482
117,79
100,00
Nachlass und Rundung Angeb.summe lt. LV MwSt. 19 %
- 180
- 0,01
1.623.303
99,99
308.428
Angebotssumme brutto
1.931.731
Tabelle 2.57 Zuschläge und Umlagefaktoren je Bereich beim Beispiel Straßenbau Bezeichnung
EKT
BGK
BGK AGK WuG freier EZ EZ BGKFa GesamtFaktor BZuschlag Zuschlag Zuschlag Zuschlag Faktor ktor faktor Pos.
Personal
60.636
0
12,10
3,00
0,00
17,79
17,79
0,00
17,79
0,00
Geräte
53.181
0
12,10
3,00
0,00
17,79
17,79
0,00
17,79
0,00
Transport
14.312
0
12,10
3,00
0,00
17,79
17,79
0,00
17,79
0,00
Material
1.207.921
0
12,10
3,00
0,00
17,79
17,79
0,00
17,79
0,00
Fremdl.
42.287
0
12,10
3,00
0,00
17,79
17,79
0,00
17,79
0,00
174
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Ausgefülltes Leistungsverzeichnis
2
Das verpreiste Leistungsverzeichnis wird in Kurztextform an den Auftraggeber abgegeben. Für die Kalkulation ist ausschließlich der Langtext entscheidend. Daher ist es wichtig, dass bei der Zusammenstellung und Abgabe des Angebotes an den Auftraggeber in einer Erklärung darauf hingewiesen wird, dass nur der Langtext als allein verbindlich gilt.
Tabelle 2.58 Ausgefülltes Leistungsverzeichnis Beispiel Kalkulation Straßenbau Pos Text
Menge
Einh. EP (€/ME)
GP (€)
Streckenbau 1
Baustelleneinrichtung
1.1 StL-Nr. 07.101/107.11 Baustelle einrichten Geräte, Werkzeuge und sonstige Betriebsmittel, die zur vertragsgemäßen Ausführung der Bauleistungen erforderlich sind, auf die Baustelle bringen, bereitstellen und - soweit der Geräteeinsatz nicht gesondert vergütet wird - betriebsfertig aufstellen einschl. der dafür notwendigen Arbeiten. Die erforderlichen festen Anlagen herstellen. Baubüros, Unterkünfte, Werkstätten, Lagerschuppen und dgl., soweit erforderlich, antransportieren, aufbauen und einrichten. Strom-, Wasser-, Fernsprechanschluss sowie Entsorgungseinrichtungen und dgl. für die Baustelle, soweit erforderlich, herstellen. Bei Bedarf Lagerplätze, sonstige Platzbefestigungen und Wege im Baustellenbereich anlegen. Oberbodenarbeiten einschl. Beseitigen von Aufwuchs für die Baustelleneinrichtung, soweit erforderlich, ausführen. Flächen beschaffen, sofern die vom AG zur Verfügung gestellten nicht ausreichen. Kosten für Vorhalten, Unterhalten und Betreiben der Geräte, Anlagen und Einrichtungen einschl. Mieten, Pacht, Gebühren und dgl. werden nicht mit dieser Pauschale, sondern mit den Einheitspreisen der betreffenden Teilleistungen vergütet. Soweit nicht für bestimmte Leistungen für das Einrichten der Baustelle gesonderte Positionen im Leistungsverzeichnis enthalten sind, gilt die Pauschale für alle Leistungen sämtlicher Abschnitte des Leistungsverzeichnisses. Zufahrt zur Baustelle vorhanden.
1
psch 50.859,84
1.2 StL-Nr. 07.101/112.01 Baustelle räumen Baustelle von allen Geräten, Anlagen, Einrichtungen und dgl. räumen. Benutzte Flächen und Wege entsprechend dem ursprünglichen Zustand herrichten. Soweit nicht für bestimmte Leistungen für das Räumen der Baustelle gesonderte Positionen im Leistungsverzeichnis enthalten sind, gilt die Pauschale für alle Leistungen sämtlicher Abschnitte des Leistungsverzeichnisses.
1
psch
Summe Baustelleneinrichtung
2.921,08
50.859,84
2.921,08
53.780,92
2.4 Vorkalkulation im konstruktiven Straßenbau Pos Text
175 Menge
Einh. EP (€/ME)
GP (€)
Streckenbau 2
Erdbau
16.654,00 2.1 StL-Nr. 07.106/205.70.00.12.01 Boden bzw. Fels lösen und einbauen Boden bzw. Fels aus Abtragsbereichen profilgerecht lösen und in den Auftragsbereichen profilgerecht einbauen und verdichten. Die Herstellung von Mulden und Gräben wird gesondert vergütet. Klasse 3 bis 5. Örtliche Vertiefungen im Planum, die beim Felsabtrag entstehen, mit geeignetem nicht frostempfindlichem Material verfüllen. Das Herstellen des Planums wird gesondert vergütet. Abgerechnet wird nach Abtragsprofilen.
m3
3,27
54.458,58
260,00
t
91,99
23.917,40
2
0,79
10.212,33
2
0,17
8.695,67
2.2 StL-Nr. 07.106/410.99 Bindemittel ausstreuen Bindemittel zur Vorbereitung der Bodenverbesserung ausstreuen. Bindemittelmenge nach Eignungsprüfung. 2 Bindemittel Feinkalk DIN 1060, min. 20 kg/m .
12.927,00 2.3 StL-Nr. 07.106/416.20.04 Boden verbessern Boden und ausgestreutes Bindemittel mit Bodenmischgerät gleichmäßig durchmischen und verdichten. Die Bodenverbesserung erfolgt in einer oder mehreren Lagen. Anfallende Erdarbeiten bei Verbesserung in mehreren Lagen ausführen. Gewachsenen oder verdichteten Boden verbessern. Dicke der verbesserten Schicht 30 cm.
m
51.151,00 2.4 StL-Nr. 07.106/255.14 Planum herstellen Planum herstellen. Max. Abweichung von der Sollhöhe 2 +3/-3 cm. Verformungsmodul = 45 MN/m .
m
Summe Erdbau 3
97.283,98
Tragschichten 3
11,15
56.073,35
2
9,84
356.788,56
2
14,31
444.969,45
3.1 StL-Nr. 05.112/121.11.13.11 Schicht aus frostunempf. Material herstellen Schicht aus frostunempfindlichem Material herstellen. In Verkehrsflächen der Bauklassen SV, I bis III. Boden nach DIN 18 196 = SE, GE. Feinanteil Kategorie UF3, im eingebauten Zustand höchstens 5 M.v.H. Feinanteile. Verdichtungsgrad DPr mindestens 100 v.H. Einbaudicke nach Unterlagen des AG. Abgerechnet wird nach Auftragsprofilen.
5.029,00
m
3.2 StL-Nr. 05.112/217.11.94.30 Schottertragschicht herstellen Schottertragschicht aus Baustoffgemisch für Schottertragschichten herstellen. In Verkehrsflächen der Bauklassen SV, I bis IV. Baustoffgemisch 0/32. Verdichtungsgrad/Verformungsmodul EV2 min. 150 MN/m², Einbaudicke 30 cm. Baustoffgemisch ohne RC-Baustoffe und industriell hergestellte Gesteinskörnungen.
36.259,00
m
31.095,00 3.3 StL-Nr. 08.813/117.23.10 Asphalttragschicht aus AC 22 T S herstellen Asphalttragschicht aus Asphalttragschichtmischgut AC 22 T S herstellen. In Verkehrsflächen der Bauklasse I. Einbaudicke = 14 cm. Bindemittel = 50/70.
m
Summe Tragschichten
857.831,36
2
176
2 Kalkulation im Ingenieurbau Pos Text
Menge
Einh. EP (€/ME)
GP (€)
Streckenbau 4
2
Asphaltdeck- und Binderschichten 30.766,00
m
2
11,77
362.115,82
30.561,00 4.2 StL-Nr. 08.813/407.21.11.01.99 Asphaltdeckschicht aus SMA 11 S herstellen Asphaltdeckschicht aus Splittmastixasphalt SMA 11 S herstellen. In Verkehrsflächen der Bauklasse I. Einbaudicke = 4 cm. Bindemittel = 25/55-55 A. Grobe Gesteinskörnung = Kategorie C 100/0. Kalksteinfüller. Asphaltmischgut ohne Verwendung von Asphaltgranulat.
m
2
8,14
248.766,54
35.241,00 4.3 StL-Nr. 05.113/840.31.11 Abstumpfungsmaßnahme durchführen Abstumpfungsmaßnahme zur Erhöhung der Anfangsgriffigkeit durch gleichmäßiges Aufbringen und Einwalzen von Abstreumaterial durchführen. Nicht gebundenes Material aufnehmen und der Verwertung nach Wahl des AN zuführen. Abstreumaterial = leicht bituminierte Lieferkörnung 1/3. Aus Gestein wie grobe Gesteinskörnung in Asphaltdeckschicht. Abstreumen2 ge 1,0 kg/m . Maschinell aufstreuen.
m2
0,10
3.524,10
4.1 StL-Nr. 08.813/218.22.11.00 Asphaltbinderschicht aus AC 16 B S herstellen Asphaltbinderschicht aus Asphaltbinder AC 16 B S herstellen. In Verkehrsflächen der Bauklasse I. Einbaudicke = 8 cm. Bindemittel = 25/55-55 A. Grobe Gesteinskörnung = Kategorie C 100/0.
Summe Asphaltdeck- und Binderschichten Summe Streckenbau
614.406,46 1.623.302,72
Zusammenstellung Baustelleneinrichtung
53.780,92 EUR
Erdbau
97.283,98 EUR
Tragschichten
857.831,36 EUR
Asphaltdeck- und Binderschichten
614.406,46 EUR
Summe Streckenbau
1.623.302,72 EUR
Angebotssumme (netto)
1.623.302,72 EUR
Mehrwertsteuer (19 %) Angebotssumme (brutto)
308.427,52 EUR 1.931.730,24 EUR
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Kalkulation im Straßenbau im Normalfall auf der Grundlage eines vom Auftraggeber vorgegebenen Leistungsverzeichnisses mit LVPositionen erfolgt. Der Text der einzelnen Positionen kann durch den Planer (entweder den Auftraggeber selbst oder aber ein von ihm beauftragtes Ingenieurbüro) mit Hilfe des „Standardleistungskataloges“ bausteinmäßig zusammengestellt oder auch frei gewählt werden. Die Baustelleneinrichtungskosten haben dabei meist eine eigene LV-Position, wohingegen die Baustellengemeinkosten selten in eine eigene Position gefasst werden. Die hierfür ermittelten
2.5 Vorkalkulation im Brückenbau
Kosten müssen dann je nach Vorgabe der Ausschreibung auf die einzelnen LV-Positionen umgelegt werden oder aber in Gänze der Baustelleneinrichtungsposition zugeschlagen werden. Letzteres hat den Vorteil, dass die LV-Position für die Baustelleneinrichtung zu einem hohen Anteil in der ersten Abschlagszahlung enthalten ist und in Vorkasse gehende Bauunternehmen hinsichtlich der Liquidität entlastet. Mit Hilfe von firmeninternen Vorgaben über Lohnkosten (Kalkulationslöhne), Maschinen- und Gerätekosten und Festlegungen über die Höhe der Umlagen für Wagnis und Ergebnis sowie der eingeholten Angebote für Subunternehmerleistungen und Liefermaterialien erstellt der Kalkulator das Angebot, welches in der Submission und der Wertung durch den Auftraggeber dem Wettbewerb unterzogen wird. Die bei der Kalkulation verwendeten Kostenarten können firmenintern sinnvoll festgelegt werden, um bei der Auswertung der Entwicklung der einzelnen Kostenblöcke des Bauvorhabens schnell über verwertbare Ergebnisse zu verfügen. Die Kalkulation in der Angebotsphase setzt bereits die Maßstäbe für eventuelle Nachträge über geänderte Leistungen bei Nachträgen, da die Kalkulationsansätze und Umlagen beibehalten werden.
2.5 Vorkalkulation im Brückenbau 2.5.1 Grundlagen 2.5.1.1
Bauweisen und Bauarten im Massivbrückenbau
Die ingenieurmäßige Gestaltung eines Brückenbauwerks orientiert sich an dessen funktionellen Anforderungen. Hierzu zählen neben den Erfordernissen der Tragfähigkeit auch andere Merkmale, wie z. B. Begrenzung der Formänderungen, Forderungen Dritter und Einpassung in die umgebende Natur. Der Maßstab des Bauwerkes im Verhältnis zur umgebenden Natur ist von großer Bedeutung, d. h. hohe Pylone vertragen sich nicht mit einer umgebenden flachen Landschaft. Auch die Ausgewogenheit der Proportionen der Baukörper, d. h. der zu verbauenden Massen, spielt eine wesentliche Rolle. So sollte die sichtbare Fläche des Widerlagers zur Höhe des Konstruktionsbandes des Überbaus im richtigen Verhältnis stehen, um den kontinuierlichen Übergang der Kräfte in die Gründungskörper zu veranschaulichen. Die Festlegung der Anzahl der Felder und der Stützweiten erfolgt in Abhängigkeit von den Baugrundverhältnissen, der Geländeform und der Lage der Fahrbahn über Gelände selbst. Daran schließen sich die Wahl der Bauweise der Überbauten (Balken, Bogen, Fachwerk, Rahmen, seilverspanntes Tragwerk), der Bauart der Überbauten (Stahlbeton, Spannbeton, Stahlverbund, Stahl) und die Bestimmung der Konstruktionshöhe der Überbauten sowie die Bestimmung der Grundformen und Abmessungen der Unterbauten an. Beim Entwurf einer Brückenkonstruktion kommt der Querschnittsgestaltung eine große Bedeutung zu. Es werden die wesentlichen konstruktiven Daten festgelegt, welche insbesondere Einfluss auf die Art der Unterstützung haben. Brücken kleiner Stützweiten werden bevorzugt als Platte ausgeführt, da diese einfach herstellbar ist und eine geschlossene Untersicht besitzt. Die Platte kommt als Vollplatte zur Ausführung, Hohlkörper zur Gewichtsersparnis sind wegen der Unterbringungsproblematik nicht mehr zugelassen. Der Plattenbalkenquerschnitt stellt den idealen Querschnittstyp des Betonbaus dar. Er gliedert sich in die Hauptträger, die Fahrbahnplatte mit den Kragarmen und ggf.
177
2
178
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
eine untere Druckplatte. Diese Querschnittsform verfügt über eine im Bereich positiver Biegemomente im Biegedruckbereich des Feldes angeordnete durchgehende Querschnittsfläche, dagegen bleibt die Biegezugzone auf die Breiten der Balkenstege beschränkt. Hierdurch lassen sich die Eigengewichtseinflüsse günstig beeinflussen. Im Bereich negativer Feldmomente liegt dagegen nur die Stegbreite vor. Bei Querschnittstypen mit kleinen Stegbreiten müssen daher in diesen Bereichen zusätzlich untere Druckplatten angeordnet werden, um die örtliche Biegedruckbeanspruchung aufnehmen zu können. Der Hohlkastenquerschnitt, der sich aus dem Plattenbalkenquerschnitt entwickelt hat, besitzt eine untere Druckplatte, die aus statischen Gründen im Stützbereich des Durchlaufträgers erforderlich ist. Ihre Länge richtet sich nach den Nullpunkten der Momentenlinie im Feld. Aus Gründen einer geschlossenen Untersicht wird die untere Druckplatte über die gesamte Feldlänge durchgeführt. Neben der Wahl des Querschnittes kommt der Längsschnittgestaltung im Brückenbau eine große Bedeutung zu. Zu den wesentlichen Bauweisen im Massivbrückenbau zählen die Balkenbrücken, Rahmenbrücken und Bogenbrücken. Die Fachwerkbrücken sind typisch für den Stahlbrückenbau. Bei Balkenbrücken liegt das äußere Kennzeichen in der sichtbaren Trennung des Überbaus vom Unterbau durch die Lagerebene. Der Brückenquerschnitt wird äußerlich nach der Form des Balkens eingebaut und gelagert. Dabei ist es unerheblich, welche Querschnittsform vorliegt. Die Lager übertragen die Überbaulasten auf den Unterbau und geben dem Balkenträger die erforderliche Bewegungsmöglichkeit. Damit werden die aus Vorspannungen, Temperaturund Biegeeinflüssen resultierenden Längenänderungen sowie Durchbiegungen des Überbaus mit den erforderlichen Lagerverdrehungen ermöglicht. Ist der Überbau ohne sichtbare Trennung mit dem Unterbau biegesteif verbunden, so liegt eine Rahmenkonstruktion vor. Der Vorteil der Rahmenkonstruktion gegenüber dem Balken liegt darin, dass die biegesteifen Ecken eine Entlastung des Feldes im Hinblick auf die Momentbeanspruchung hervorrufen, in den Feldern werden geringere Konstruktionshöhen erforderlich. Auf Grund des biegesteifen Anschlusses der Stiele an den Überbau werden diese einer Biegebeanspruchung ausgesetzt und erzeugen ihrerseits einen Horizontalschub im Auflagerpunkt. Die Bogenbrücke stellt die klassische Konstruktionsform der Stahlbetonbrücke dar. Der Hauptträger wird durch das Druckglied Bogen gebildet, welcher einen großen Bogenschub an den Lagerpunkten erzeugt. Zur Aufnahme des Bogenschubes ist ein guter Baugrund erforderlich, die Ausbildung einer Bogeneinspannung ist nur im felsigen Baugrund möglich. Die Aufständerung der Fahrbahn führt im Bogen zu einer Biegebeanspruchung, die der Druckbeanspruchung überlagert wird. Das Konstruktionselement eines Bogens empfiehlt sich insbesondere für Talquerungen, die in einem Zuge vollzogen werden. 2.5.1.2
Charakteristik der Vorkalkulation
Bei der Erstellung der Vorkalkulation im Brückenbau sind unter anderem folgende Aspekte zu beachten: –
Ausführungsplanung und statische Berechnungen stehen in der Regel erst nach Auftragserteilung zu Verfügung.
–
Es muss gewährleistet sein, dass das zum Einsatz kommende Bauverfahren mit den Terminvorgaben des Bauherrn korrespondiert und somit zeitlich durchführbar ist.
2.5 Vorkalkulation im Brückenbau
–
Die Bauausführung vollzieht sich häufig „Stück für Stück“. Durch dieses systematische Vorgehen ist der einmal festgelegte Bauablauf nur schwer zu verändern. Beschleunigungsmaßnahmen sind technisch bedingt zumeist nicht durchführbar. Störungen des Bauablaufes kann damit nur in begrenztem Umfang entgegengewirkt werden.
–
Der Aufwand für das Erbringen bzw. Beibringen von Qualitätsnachweisen (z. B. Prüfzeugnisse Stahl, Eignungsprüfung Fahrbahnübergänge) ist vergleichsweise hoch.
–
Die hohen Anforderungen, die an Logistik und Verkehrssicherung während der Bauausführung gestellt werden, erfordern ein hohes Maß an Organisation.
–
Die technische Innovationsfähigkeit bzw. das Know-how des anbietenden Unternehmens spielt im Hinblick auf Sondervorschläge eine entscheidende Rolle. Durch das Aufzeigen einer wirtschaftlichen Alternative im Hinblick auf das einzusetzende Bauverfahren und die damit verbundenen Kosteneinsparungen kann sich das Unternehmen einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz verschaffen.
–
Der Möglichkeit zum Stellen von Nachträgen sind enge Grenzen gesetzt. Am ehesten sind Nachträge im Bereich Gründung/Erdbau möglich.
2.5.2 Beispiel Stahlverbundbrücke78 Es handelt sich um eine Stahlverbundbrücke, die im Zuge des Neubaus einer Anschlussstelle der Bundesautobahn A 3 hergestellt werden soll. Die Brücke ist über die Autobahn A 3 gespannt. Sie besitzt eine Länge von ca. 116 m über drei Feldern. Im Anschluss an die Brücke wird auf der Westseite (Fahrtrichtung Frankfurt) eine Anfahrtsrampe erforderlich. Bedingt durch den Höhenverlauf der Rampe ist zur Abgrenzung zur tiefer gelegenen A 3 die Errichtung einer Stützwand von ca. 150 m Länge erforderlich. Die Stützwand gehört ebenfalls zum Brückenbaulos. Der Anschluss der Autobahn wird nur in eine Richtung (Richtung Köln) ausgeführt. Bevor mit der Kostenermittlung und Preisbildung begonnen wird, werden die Baubeschreibung, das Fertigungsverfahren und die Terminplanung aufgezeigt. 2.5.2.1
Leistungsbeschreibung und Fertigungsverfahren
Die Ausschreibung wurde entsprechend den auszuführenden Leistungen in folgende Abschnitte aufgeteilt: –
Abschnitt 0: Baustelleneinrichtung,
–
Abschnitt 1: Herstellung der Entwässerungsleitung auf der Westseite,
–
Abschnitt 2: Brückenbauwerk,
–
Abschnitt 3: Stützwand.
Die Arbeiten für alle Abschnitte sind innerhalb der unter Ziffer 2 der BVB-StB (Besondere Vertragsbedingungen Straßenbau) angegebenen Gesamtbauzeit durchzuführen. Das Leistungsverzeichnis der Straßenbauverwaltung beinhaltet unter anderem folgende Leistungen: Erstellung aller für die Baumaßnahme erforderlichen Ausführungsunterlagen, einschließlich –
statischer und vermessungstechnischer Berechnung,
–
Verkehrssicherungsmaßnahmen (Tagesbaustellen),
78
Wir danken Herrn Dipl.-Ing. Johannes Tröndle für die Zurverfügungstellung der Daten.
179
2
180
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
–
Rückbau der überbreiten Standspur auf der Westseite der A 3,
–
Herstellen der neuen Streckenentwässerung der Bundesautobahn im Bereich zwischen Stützwand und Standspur (Fahrtrichtung Frankfurt),
–
Neubau des Brückenbauwerkes,
–
Neubau der Stützwand.
–
Alle sonstigen Leistungen, die in der Leistungsbeschreibung und sonstigen Anlagen und Unterlagen aufgeführt, beschrieben und dargestellt sind.
Brückenbau Art und Umfang: Das Brückenbauwerk ist als gekrümmte Dreifeldbrücke mit in Brückenachse gemessenen Stützweiten von 29,98 m – 47,37 m – 38,75 m geplant. Eine Unterstützung ergibt sich im Mittelstreifen, während die Lage der zweiten Stütze neben dem Fahrbahnrand in Fahrtrichtung Frankfurt vorgegeben ist. Die geometrische Ausrichtung der Pfeiler im Grundriss ist durch die Achse der A 3 vorgegeben. Gründung: Das westliche Widerlager liegt im Bereich der Böschung des neben der Autobahn gelegenen Hanges. Zur Sicherung des Hanges während der Bauzeit ist vom Auftraggeber die Herstellung eines Verbaus vorgesehen. Um eine einheitliche Gründung zu erzielen, sollen die Fundamente im Niveau des verwitterten Felsens gegründet werden. Wo dies nicht möglich ist, ist vom Auftraggeber der Einbau von Beton als Bodenersatz vorgesehen. Im Bereich des westlich der Autobahn gelegenen Pfeilers stehen die tragfähigen Schichten, das heißt der verwitterte Fels, erst bei 8,20 m unter Gelände an. Um eine tiefe Baugrube und damit verbundene aufwendige Wasserhaltung zu vermeiden, wird eine Pfahlgründung vorgesehen. Im Bereich des im Mittelstreifen gelegenen Pfeilers sowie für das Widerlager Ost beginnen die tragfähigen Schichten mit den Kiessanden bei etwa 6,50 m (B 22) bzw. 4,50 m (B 32) unter Gelände. Da bei der Herstellung der Pfahlkopfplatte im Mittelstreifen die Durchführung einer Wasserhaltung nur schwer möglich ist, soll hier nach Herstellung der Baugrube Unterwasserbeton eingebaut werden. Das verdrängte Wasser ist vom Auftragnehmer zu beseitigen. Überbau: Die Tragkonstruktion des Überbaues besteht aus einem einzelligen Hohlkasten in Stahlverbundbauweise mit einer Konstruktionshöhe von 2 m. Für die Stahlkonstruktion ist eine Stahlgüte St 52 und für die Stahlbetonplatte ein Beton C 35/45 erforderlich. Der Überbau ist auf den Widerlagern durch die Anordnung von zwei Lagern torsionssteif und auf den Mittelpfeilern durch jeweils ein Lager punktgelagert. Der Festpunkt des Überbaues wurde am westlichen, flach im Fels gegründeten Widerlager gewählt. Auf jedem Widerlager ist je ein Lager und auf den Pfeilern das Einzellager querfest ausgebildet. Durch die Festlegung des Überbaues am westlichen Widerlager wird am östlichen Widerlager ein mehrschlaufiger Fahrbahnübergang mit einem Dehnweg von circa 110 mm analog Übe 1 (Richtzeichnung „Unterkonstruktion für wasserdichten Übergang mit einem Dichtprofil“) eingebaut. Die Aufnahme der Winkelverdrehung des Überbaues am westlichen Widerlager übernimmt ein einschlaufiger Fahrbahnübergang. Es sind regelgeprüfte Fahrbahnübergänge nach TL/TP-FÜ 92 (Technische Lieferbedingungen/Technische Prüfbedingungen – Fahrbahnübergänge, Stand 1992) gemäß Übe 1 einzubauen. Die Entwässerung des Überbaues erfolgt mit Hilfe von fünf in gleichmäßigem Abstand angeordneten Brückenabläufen. Die Längsleitung kann durch zwei Reinigungsöffnungen im Überbau gewartet werden. Vor dem östlichen Widerlager geht die Längsleitung in eine senkrechte Fallleitung über, die in einem vor dem Widerlager liegenden Revisionsschacht endet. Dieser ist an die parallel zur Autobahn verlaufende Streckenentwässerung anzu-
2.5 Vorkalkulation im Brückenbau
181
schließen. Die Beseitigung des Oberflächenwassers während der Überbauherstellung ist Sache des Auftragnehmers. Stützwand Art und Umfang: Vorgesehen ist die Ausführung einer Winkelstützwand in Stahlbeton. Die Fundamente werden in Anpassung an die Längsneigung der A 3 abgetreppt und in 15 m lange Abschnitte unterteilt ausgeführt. Im Aufgehenden sind Fugen im Abstand von 7,50 m angeordnet, wobei jeweils im Fundamentensprung eine Raumfuge und in der Mitte des Abschnittes eine Scheinfuge ausgeführt wird. Gründung: Die Stützwand wird flach in gewachsenen Bodenschichten gegründet. Dabei liegt im südlichen Wandabschnitt im Anschluss an das Brückenbauwerk von Bau-km 0 + 535 bis 0 + 610 die Gründungssohle im hier oberflächennah anstehenden Fels. In diesen Bereichen sind Wandhöhen zwischen 8 m bis etwa 4 m auszuführen. Im weiteren Verlauf taucht die Felslinie ab, so dass hier die Gründungssohle in den Flugsanden bzw. im Verwitterungsschutt zu liegen kommt. Die Höhenlage der Gründungssohle wurde auch unter Berücksichtigung der Höhenlage der Entwässerungsleitung der Bundesautobahn zur Vermeidung von Unterschneidungen festgelegt. Entwässerung: Der Entwässerungsstreifen im Hinterfüllbereich der aufgehenden Wand wird min. 1 m dick aus Kiesfilter hergestellt und am Fuß mit einem Filterrohr entwässert. Dieses wird an die Entwässerungseinrichtungen der Bundesautobahn angeschlossen. Ausgeführte Vorarbeiten und gleichzeitig laufende Bauarbeiten Der Auftraggeber hat in der Örtlichkeit Höhen- und Lagepunkte zur Bauausführung hergestellt. Der Auftragnehmer hat diese zu überprüfen und hieran die Sicherungspunkte für die Bauwerke anzuschließen. Die Bäume im Baubereich wurden bereits vorab beseitigt. Die Stubben hat der Auftragnehmer zu entfernen. Die für die Durchführung der Baumaßnahme erforderlichen Verkehrslenkungsmaßnahmen auf der Bundesautobahn sind zum Baubeginn durch den Auftraggeber eingerichtet. An der Bundesautobahn werden gleichzeitig andere Baumaßnahmen durchgeführt (z. B. Stützwände, Deckensanierung usw.). Östlich von Widerlager Ost wird zur Zeit das Bauwerk 2 hergestellt. In Tabelle 2-59 sind Konstruktion und technische Daten der Brücke zusammengefasst.
2
182
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Tabelle 2.59 Konstruktion und technische Daten der Stahlverbundbrücke im Überblick
2
Konstruktion
Stahlverbundbrücke, trapezförmiger, einzelliger Stahlhohlkasten mit aufgesetzter, schlaff bewehrter Stahlbetonplatte in Ortbeton, geführt über drei Felder
Gesamtlänge
116,10 m
Spannweiten der einzelnen Felder von Ost nach West
29,98 m – 47,37 m – 38,75 m
Brückenhöhe
Lage der Gradiente der Brückenfahrbahn zwischen 7,20 m und 7,59 m über Oberkante Fahrbahn A 3
Lichte Höhe
4,70 m bis 4,80 m von Unterkante Stahlhohlkasten bis Oberkante Fahrbahn A 3
Bauhöhe Überbau
2,50 m
Masse Stahlhohlkasten
200 t (St 52)
Masse Stahlbeton Überbau
1150 t (C 30/37)
Masse Stahlbeton Widerlager und Stützen
1990 t (C 20/25)
Bewehrungsstahl
ca. 180 t (BSt 500 S, nur Stabstahl)
Gesamtmasse Brücke
ca. 3500 t
Krümmungsradius
190 m
Querneigung Fahrbahn
7%
Gründung
Widerlager Ost und Pfeiler: Pfahlgründung Widerlager West: Fels
Dehnweg Übergangskonstruktion max. 180 mm Ostseite Lagersystem
Tangentiallagerung Widerlager West: 1 Festlager, 1 Lager frei beweglich Widerlager Ost: 1 Lager einseitig beweglich, 1 Lager frei beweglich Pfeiler West und Ost: je 1 Lager frei beweglich
Fertigungsverfahren Die Widerlager und Stützpfeiler werden in Ortbetonbauweise mit Hilfe einer Holzträgerschalung (Doka FF 20) errichtet. Die Flügelwände der Widerlager sind im Grundriss gekrümmt, die Innenseiten geneigt. Die Kragarme der Überbauplatte werden mit Hilfe eines Schalwagens in sechs Abschnitten hergestellt. Hierbei handelt es sich um eine Stahlgerüstkonstruktion, welche die Schalung der Kragarme trägt und die „verfahrbar“ ausgeführt ist. Die Schalung der Kragarme wird mit sägerauer, gespundeter Schalung hergestellt, welche auf Doka-Holzträgern montiert ist. Die Holzträger liegen auf der Stahlgerüstkonstruktion auf. Für das „Verfahren“ wird die Schalwagengerüstkonstruktion komplett mit Schalhaut abgesenkt. Nach dem „Verfahren“ des Schalwagens wird das Schalwagengerüst mit Schalung wieder genau in Position gebracht und fixiert. Die Schalung für den Betonplattenbereich des Troges wird herkömmlich hergestellt. Hierbei sind bestimmte technische Parameter, wie beispielsweise Ausschalfestigkeit und Betonnachbehandlung, besonders zu beachten und dem Fertigungsverfahren anzupassen. Des Weiteren sind bei diesem Verfahren besondere Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, da die Herstellung unmittelbar über einer stark befahrenen Bundesautobahn stattfindet.
2.5 Vorkalkulation im Brückenbau
2.5.2.2
183
Bauablaufplan
Für die Erstellung des Terminplans müssen sämtliche Gewerke in taktische Arbeitsabschnitte eingeteilt werden. In diesem Fall erfolgte eine Untergliederung des Arbeitsablaufes in ca. 200 operative Abschnitte. Diese sind anschließend zeitlich zu bewerten und zu verknüpfen. Die zeitliche Bewertung muss in Übereinstimmung mit den kalkulatorischen Vorgaben und der vom Bauherrn vorgesehenen Ausführungsfrist vorgenommen werden. Der Zeitfaktor ist für den wirtschaftlichen Erfolg der Baustelle von herausragender Bedeutung. Eine Verlängerung der in der Kalkulation zugrunde gelegten Baustelleneinrichtungszeit bewirkt eine Erhöhung der Baukosten bei gleichbleibender abrechenbarer Leistung und damit eine Verschlechterung des Ergebnisses der Baustelle. Eine eventuell zu zahlende vertraglich vereinbarte Strafe hat ebenfalls einen negativen Einfluss auf das Ergebnis. Zu beachten gilt, dass die zeitlichen Vorgaben im Terminplan unter den baustellenspezifischen Randbedingungen operativ durchführbar sein müssen. Im Falle einer Störung des Bauablaufes mit der Gefahr der Verlängerung der Gesamtbauzeit ist zu prüfen, ob Beschleunigungsmaßnahmen die negativen Auswirkungen einer Bauzeitüberschreitung vermindern können. Im Beispiel stellt das Bauen über der Autobahn eine nicht zu unterschätzende, gewissermaßen „planmäßige“ Bauablaufstörung dar. Durch den Verlauf der Autobahn wird die Baustelleneinrichtung in zwei Teile untergliedert, die zumindest teilweise logistisch autark sein müssen. Für zahlreiche Einzelleistungen wird deshalb ein vergleichsweise höherer Zeitfaktor zur Herstellung benötigt. Die Verknüpfung der operativen Abschnitte ist insbesondere für das rasche Erkennen der Konsequenzen von Eingriffen in den Bauablauf oder Störungen auf den Endtermin von Bedeutung. In diesem Zusammenhang spielt die Ermittlung des kritischen Weges eine bedeutende Rolle.
Bild 2-31 Bauablaufplan Beispiel Stahlverbundbrücke
2
184
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2.5.2.3
Kostenermittlung und Preisbildung
Das Leistungsverzeichnis des Bauvorhabens untergliedert sich in folgende Titel (vgl. Tabelle 2.60).
2
Tabelle 2.60 Titel des Leistungsverzeichnisses beim Beispiel Stahlverbundbrücke Titel
Bezeichnung
0.0
Baustelleneinrichtung
1.0
BAB-Entwässerung
2.0
Vorarbeiten Brücke
2.1
Baugruben, Verbau, Wasserhaltung
2.2
Gründung Brücke
2.3
Schalung und Beton
2.4
Stahlkonstruktion
2.5
Entwässerung Bauwerk
2.6
Abdichtung und Fugen
2.7
Lager und Übergänge
2.8
Sonstiges Brücke
2.9
Bedarfsleistungen Brücke
3.0
Vorarbeiten Stützwand
3.1
Baugruben Stützwand
3.2
Schalung und Beton Stützwand
3.3
Bauwerksentwässerung
3.4
Fugen Stützwand
3.5
Sonstiges Stützwand
3.6
Bedarfsleistungen Stützwand
Die Baustelleneinrichtung wird als eigenständiger Titel ausgewiesen und somit separat erfasst. Die Bestandteile der Baustelleneinrichtung enthält Tabelle 2.61. Daraus geht hervor, dass in den Titel Baustelleneinrichtung sowohl die Kosten für das Einrichten und Räumen der Baustelle als auch sämtliche weitere Kosten eingeflossen sind, die für die einzelnen Teilleistungen in ihrer Gesamtheit anfallen (Gemeinkosten der Teilleistungen). Die Kosten für die Baustelleneinrichtung werden auf der Grundlage von logistischen, operativen und taktischen Überlegungen ermittelt. Als wichtiges Hilfsmittel dient in diesem Zusammenhang der Baustelleneinrichtungsplan, auf den an dieser Stelle jedoch nicht näher eingegangen werden soll.
2.5 Vorkalkulation im Brückenbau
185
Tabelle 2.61 Baustelleneinrichtung Lfd Bezeichnung Nr.
Einzelkosten in EUR Lohn
1
2
Std.
Kosten
3
4
Material
Geräte
FL
5
6
7
HerstellkosWagnis u. AngebotsAGK in ten in EUR Gewinn in preis in EUR 4+5+6 EUR EUR 10 % v. 8 +7 3 % v. 8 8 + 9 + 10 8
9
10
11
01 Aufb. Cont. u. Transp.
77
2.482,48
0,00
0,00
0,00
2.482,48
248,25
74,47
2.805,20
02 Baustelle räumen
50
1.612,00
0,00
1.725,13
0,00
3.337,13
333,71
100,11
3.770,95
0,00
0,00
7.672,31
0,00
7.672,31
767,23
230,17
8.669,71
9
290,16
0,00
0,00
994,60
1.284,76
128,48
38,54
1.451,78
18
580,32
0,00
0,00
994,60
1.574,92
157,49
47,25
1.779,66
06 Brücke für Stromzul.
0,00
0,00
0,00 1.989,19
1.989,19
198,92
59,68
2.247,79
07 Wasser
0,00
0,00
0,00 1.094,06
1.094,06
109,41
32,82
1.236,29
08 Strom
0,00
0,00
0,00 1.094,06
1.094,06
109,41
32,82
1.236,29
09 Telefon
0,00
0,00
0,00 1.094,06
1.094,06
109,41
32,82
1.236,29
10 Heizung
0,00
0,00
0,00
820,54
820,54
82,05
24,62
927,21
11 Miete DuoContainer
0,00
0,00
956,99
0,00
956,99
95,70
28,71
1.081,40
12 Miete Büro Polier
0,00
0,00
956,99
0,00
956,99
95,70
28,71
1.081,40
13 Miete San.cont. u. Fäk.
0,00
0,00
1.522,78
0,00
1.522,78
152,28
45,68
1.720,74
14 Miete Mannschafts.cont.
0,00
0,00
1.640,64
0,00
1.640,64
164,06
49,22
1.853,92
15 Miete Materialcontainer
0,00
0,00
955,20
0,00
955,20
95,52
28,66
1.079,38
16 Gerüstbrücke
0,00
0,00
0,00 22.378,40
22.378,40 2.237,84
671,35
25.287,59
17 Verk.sicherg. Gerüstb.
0,00
0,00
0,00 8.951,36
895,14
268,54
10.115,04
18 Kranmiete u. Transport
0,00
0,00
0,00 30.608,68
30.608,68 3.060,87
918,26
34.587,81
19 Kranmont. u. -demontage
0,00
0,00
0,00 4.972,98
149,19
5.619,47
835,46
31.469,01
03 Transp. Cont., Tiefl. etc. 04 Wasseranschluss 05 Stromanschluss
20 Kranstromkosten
4.972,98
497,30
0,00
0,00
27.848,68 2.784,87
2.873 92.625,52
0,00
0,00
0,00
92.625,52 9.262,55
22 E-Kasten u. -Verteiler
0,00
0,00
954,81
954,81
23 Vermessung
0,00
0,00
24 Baustraße herstellen
0,00
25 Baustraße entsorgen
0,00
21 Kranführer
0,00 27.848,68
8.951,36
1.909,62
2.778,77 104.666,84
190,96
57,29
2.157,87
0,00 14.918,93
14.918,93 1.491,89
447,57
16.858,39
0,00
0,00 14.918,93
14.918,93 1.491,89
447,57
16.858,39
0,00
0,00 4.972,98
497,30
149,19
5.619,47
4.972,98
26 BE Lavis
0,00
0,00
0,00 24.983,61
24.983,61 2.498,36
749,51
28.231,48
27 Statik Lavis (Überbau)
0,00
0,00
0,00 14.252,12
14.252,12 1.425,21
427,56
16.104,89
44.756,80 4.475,68
28 Statik Uhlenberg
0,00
0,00
0,00 44.756,80
1.342,70
50.575,18
29 Aushub Pfähle
0,00
0,00
0,00 7.459,47
7.459,47
745,95
223,78
8.429,20
30 Kran für Stützwand
0,00
0,00
0,00 7.459,47
7.459,47
745,95
223,78
8.429,20
31 Bagger als Hebegerät
0,00
0,00
0,00 5.221,63
5.221,63
522,16
156,65
5.900,44
2
186
2 Kalkulation im Ingenieurbau Lfd Bezeichnung Nr.
Einzelkosten in EUR Lohn
2
1
2
Material
Std.
Kosten
3
4
5
Geräte
FL
6
7
HerstellkosWagnis u. AngebotsAGK in ten in EUR Gewinn in preis in EUR 4+5+6 EUR EUR 10 % v. 8 +7 3 % v. 8 8 + 9 + 10 8
9
10
11
32 VW-Bus
0,00
0,00
4.475,68
0,00
4.475,68
447,57
134,27
5.057,52
33 Toi-Toi-Box
0,00
0,00
0,00
765,84
765,84
76,58
22,98
865,40
34 Betonüberwachung
0,00
0,00
0,00
8.454,06
8.454,06
845,41
253,62
9.553,09
35 Polier
65.643,31
0,00
0,00
0,00
65.643,31
6.564,33 1.969,30
74.176,94
36 Bauleiter
49.232,48
0,00
0,00
0,00
49.232,48
4.923,25 1.476,97
55.632,70
37 Frequenzwandler
0,00
0,00
597,75
0,00
597,75
59,78
17,93
675,46
38 Rüttelflaschen
0,00
0,00
1.701,26
0,00
1.701,26
170,13
51,04
1.922,43
39 NI 2
0,00
0,00
574,38
0,00
574,38
57,44
17,23
649,05
40 Tauchpumpe
0,00
0,00
530,62
0,00
530,62
53,06
15,92
599,60
41 Winkelschleifer
0,00
0,00
590,79
0,00
590,79
59,08
17,72
667,59
42 Handkreissäge
0,00
0,00
164,11
0,00
164,11
16,41
4,92
185,44
43 Bohrmaschine
0,00
0,00
142,23
0,00
142,23
14,22
4,27
160,72
44 E-Kabel
0,00
0,00
547,03
0,00
547,03
54,70
16,41
618,14
45 Tischkreissäge
0,00
0,00
355,57
0,00
355,57
35,56
10,67
401,80
46 Betonkübel
0,00
0,00
415,74
0,00
415,74
41,57
12,47
469,78
47 Vibro-Stampfer
0,00
0,00
455,52
0,00
455,52
45,55
13,67
514,74
48 Gasbrenner
0,00
0,00
765,84
0,00
765,84
76,58
22,98
865,40
49 Lagerboxen
0,00
0,00
330,21
0,00
330,21
33,02
9,91
373,14
50 Lagerböcke
0,00
0,00
105,43
0,00
105,43
10,54
3,16
119,13
51 Werkzeug u. Kleingeräte
0,00
0,00
1.874,81
0,00
1.874,81
187,48
56,24
2.118,53
52 Baustellenfahrten BL
0,00
0,00
3.938,60
0,00
3.938,60
393,86
118,16
4.450,62
53 BE Material
0,00 2.486,49
0,00
0,00
2.486,49
248,65
74,59
2.809,73
54 Anker
0,00
0,00
0,00
9.945,96
9.945,96
994,60
298,38
11.238,94
0,00
0,00
0,00 19.891,91
19.891,91
1.989,19
596,76
22.477,86
55 Schalwagenhilfskonstr. Summe
3.027 212.466,27 30.335,17 33.950,42 253.949,05 530.700,91 53.070,10 15.921,02 599.692,03
Die Kosten der Baustelleneinrichtung können unterteilt werden in zeitfixe und zeitvariable Kosten der Vorhaltung. Zu den zeitfixen Kosten gehören die Montage-, Demontage- und Transportkosten der Büro- und Materialcontainer sowie der Baustellenkrane, die Einrichtungskosten der Baustellenver- und -entsorgung einschließlich Baustraße, Lagerplatz, Gerüstbrücke und Verkehrssicherung für die Baustelleneinrichtung, die Kosten für die technische Bearbeitung des Bauwerkes, die Vermessungskosten, die Kosten für die Betonfremdüberwachung etc. Die variablen Baustelleneinrichtungskosten sind Kosten für Verbrauchsstoffe wie Strom, Wasser, Telefon, die Mieten für Container und Geräte, die Bedienungskosten für die Hebegeräte, die Vorhalte- und Wartungskosten der Gerüstbrücke, Verkehrssicherung der Baustelleneinrichtung, der Baustellenstraße etc. Die zeitvariablen Kosten der Baustelleneinrichtung sind unter der Voraussetzung einer bestimmten Bauzeit ermittelt worden. In diesem Fall wurde eine Bauzeit von elf Monaten zugrunde gelegt. Die zeitvariablen Kosten betragen in der Regel 40 bis 60 % der gesamten Baustelleneinrichtungskosten.
2.5 Vorkalkulation im Brückenbau
187
Die Bauleitungs- und Polierkosten werden in diesem konkreten Fall bei der Ermittlung der Kosten der Baustelleneinrichtung ermittelt und demzufolge nicht in die Berechnung des Mittellohnes einbezogen. Insbesondere bei öffentlichen Auftraggebern spielt die Kostenstruktur der Baustelleneinrichtung eine entscheidende Rolle. Der Auftragnehmer ist verpflichtet, seine Urkalkulation für den Fall von Nachtragsverhandlungen zu hinterlegen. Ergibt sich infolge von Nachtragsleistungen eine längere Bauzeit, können die Kosten für Bauleitung und Polier voll geltend gemacht werden, auch wenn die Nachtragsleistungen ausschließlich auf Nachunternehmerleistungen beruhen. Zudem gehen keine Baustelleneinrichtungs- oder Gemeinkosten verloren, wenn die Leistungsmenge geringer ausfällt als ausgeschrieben. Die Vorkalkulation wird anhand eines Ausschnittes aus dem Leistungsverzeichnis (Titel 2.1 „Baugruben, Verbau, Wasserhaltung“) beispielhaft demonstriert. Tabelle 2.62 Leistungsverzeichnis Titel 2.1 beim Beispiel Stahlverbundbrücke Pos.
Text
2.101
Baugrubenverbau herstellen. Verbau für Baugrube entsprechend statischen und konstruktiven Erfordernissen herstellen. Baugrube für Widerlager West (Baugrubensicherung). Baugrubentiefe über 2,0 bis 4,0 m. Art des Verbaus: Träger mit Holzbohlen ausgefacht. Einbringen durch Bohren. Verbau belassen.
25,00
m
2.102
Baugrubenverbau herstellen. Baugrubentiefe über 4,0 bis 6,0 m. Sonst wie vor.
40,00
m
2.103
Baugrubenverbau herstellen. Verbau für Baugrube entsprechend statischen und konstruktiven Erfordernissen herstellen. Baugrube für Stütze bzw. Pfeiler. Baugrubentiefe über 1,25 bis 3 m. Art des Verbaus: Stahlspundwand. Einbringen durch Rammen. Verbau belassen.
70,00
m
2.104
Baugrubenverbau kürzen. Verbau für Baugrube nach Angabe des AG kürzen. Art des Verbaus: Stahlspundwand. Ausführen nach Wahl des AN. Neue Oberkante = 50 cm unter OK Gelände. Abbruchgut in Eigentum des AN übernehmen und von der Baustelle entfernen.
26,00
m
2.105
Baugrubenverbau herstellen. Verbau für Baugrube entsprechend statischen und konstruktiven Erfordernissen herstellen. Baugrube für Stütze bzw. Pfeiler. Baugrubentiefe über 1,25 bis 3 m. Art des Verbaus: Stahlspundwand. Einbringen durch Rammen. Verbau belassen.
30,00
m
2.106
Baugrubenverbau kürzen. Verbau für Baugrube nach Angabe des AG kürzen. Art des Verbaus: Stahlspundwand. Ausführen nach Wahl des AN. Neue Oberkante = 50 cm unter OK Gelände. Abbruchgut in Eigentum des AN übernehmen und von der Baustelle entfernen.
13,50
m
2.107
Baugrube herstellen. Boden für Baugrube ausheben. Klassen 3 bis 5. Baugrube für Widerlager und Flügelwand. Baugrubentiefe bis 1,25 m. Aushub in Eigentum des AN übernehmen und von der Baustelle entfernen.
65,00
m
2.108
Baugrube herstellen. Boden für Baugrube ausheben. Klassen 3 bis 5. Baugrube für Widerlager West. Baugrubentiefe nach Zeichnung und entsprechend Baugrundgutachten. Vorhandene Entwässerungsleitungen und Schächte freilegen. Die Beseitigung der Entwässerungsleitungen und
650,00
m
Menge
Einh.
Titel 2.1: Baugruben, Verbau, Wasserhaltung 2
2
2
2
3
3
EP (€/ME)
GP (€)
2
188
2 Kalkulation im Ingenieurbau Pos.
2
Text
Menge
Einh.
EP (€/ME)
GP (€)
Schächte wird gesondert vergütet. Aushub in Eigentum des AN übernehmen und von der Baustelle entfernen. Abgerechnet wird nach Abtragsprofilen. 3
2.109
Fels ausheben (Zulage). Fels der Klasse 6 ausheben. Ausbauort = Baugrube für Widerlager West. Berechnet wird der Mehraufwand für erschwertes Lösen und Weiterverwenden.
250,00
m
2.110
Fels ausheben (Zulage). Schwer lösbaren Fels, Klasse 7, ausheben. Berechnet wird der Mehraufwand für erschwertes Lösen und Weiterverwenden. Fels aus Baugrube.
100,00
m
2.111
Baugrube herstellen. Boden für Baugrube ausheben. Klassen 3 bis 5. Baugrube für Stütze bzw. Pfeiler. Baugrubentiefe über 1,75 bis 3 m. Aushub in Eigentum des AN übernehmen und von der Baustelle entfernen.
270,00
m
2.112
Pumpe einsetzen und betreiben. Pumpe zum Freihalten oder Trockenlegen der Baugrube betriebsbereit aufstellen, vorhalten, betreiben und nach Einsatz entfernen. Geodätische Förderhöhe ab Baugrubensohle max. 7,5 m. Erforderliche Pumpensümpfe, Zu- und Ableitungen sowie Umstellen werden nicht gesondert berechnet. Abgerechnet werden die erforderlichen Betriebsstunden. Der angebotene Einheitspreis gilt unabhängig von der Anzahl der abgerechneten 3 Stunden. Förderdurchfluss über 4 bis 8 m /h. Einsatzort: Widerlager West.
350,00
h
2.113
Pumpe einsetzen und betreiben. Wie vor. Einsatzort: Stütze West.
300,00
h
2.114
Pumpe einsetzen und betreiben. Wie vor. Einsatzort: Widerlager Ost.
150,00
h
2.115
Wasser aus Baugrube fördern. Wasser aus Baugrube fördern und beseitigen. Ausbauort = Baugrube für Mittelpfeiler. Es ist das nach Einbau des Unterwasserbetons verdrängte Wasser zu beseitigen. Wasser in Eigentum des AN übernehmen und von der Baustelle entfernen.
30,00
m
2.116
Boden liefern, in Baugrube einbauen. Boden zum Verfüllen der Baugrube liefern, einbauen und verdichten. Material: Kies-Sand-Gemisch. Baugrube für Stütze bzw. Pfeiler.
120,00
m
2.117
Boden liefern, in Baugrube einbauen. Wie vor. Baugrube für Widerlager und Flügelwand.
20,00
m
2.118
Boden liefern, in Baugrube einbauen. Wie vor. Baugrube für Widerlager und Flügelwand.
100,00
m
2.119
Boden liefern, in Baugrube einbauen. Wie vor. Baugrube für Widerlager.
25,00
m
3
3
3
3
3
3
3
Summe Titel 2.1
In einem ersten Schritt werden für die einzelnen Positionen die Einzelkosten der Teilleistungen ermittelt. Dazu gehören die Kosten für Eigen- und Fremdleistungen. Bei dem hier vorliegenden Bauwerk beträgt die Fremdleistung etwa 50 % der Gesamtleistung und ist damit ein entscheidender Faktor. Die Einzelkosten der selbst zu erstellenden Teilleistungen (Einzelpositionen), zu denen die Lohn-, Material- und Gerätekosten gehören, werden auf der Grundlage der benötigten Arbeitszeit, der erforderlichen Materialien und der einzusetzenden Geräte pro Teilleistung ermittelt.
2.5 Vorkalkulation im Brückenbau
189
Zu den Lohnkosten gehören die tariflichen Löhne, Zulagen, Zuschläge, Sozialkosten, Lohnnebenkosten und sonstigen Zuwendungen. Die Berechnung des Mittellohnes für das Bauvorhaben ist nachfolgend aufgezeigt. Wie bereits erwähnt, werden in diesem Fall die Bauleitungsund Polierkosten bei der Ermittlung der Kosten der Baustelleneinrichtung bzw. der Gemeinkosten der Teilleistungen berücksichtigt. Anzahl Berufsgruppe
Einzellohn (€/h)
Teamlohn (€/h)
1
Vorarbeiter
16,27
16,27
4
Spezialfacharbeiter
15,48
61,92
2
Maschinisten
14,18
28,36
7 Grundmittellohn
106,55 106,55 €/h : 7 AK =
15,22 €/h
Überstundenzuschlag 1. Überstunde
15,22 €/h × 0,25 : 9 h =
0,42 €/h
2. Überstunde
15,22 €/h × 0,50 : 10 h =
0,76 €/h
= Mittellohn (A) Sozialkosten (S) (86 % von 16,40 €/h) = Mittellohn (AS) Lohnnebenkosten (L) = Mittellohn (ASL)
16,40 €/h 16,40 €/h × 0,86 =
14,10 €/h 30,50 €/h 1,74 €/h 32,24 €/h
Die Lohnkosten der Teilleistung ergeben sich durch Multiplikation des Mittellohnes ASL mit dem Aufwandswert der Teilleistung. Als Vorgaben für die Aufwandswerte dienen Erfahrungswerte aus der Nachkalkulation gleichartiger Projekte oder Werte aus der Fachliteratur. Dabei ist zu beachten, dass letztere lediglich Anhaltspunkte darstellen, die den spezifischen Gegebenheiten angepasst werden müssen. Bei den Materialkosten wird die Mengenkomponente der Ausschreibung entnommen oder mit Hilfe einer Massenberechnung ermittelt. Sind aktuelle firmeninterne Materialeinkaufspreislisten vorhanden, können die benötigten Preise daraus entnommen werden. Anderenfalls müssen Materialpreisangebote eingeholt, ausgewertet und anschließend in die Vorkalkulation übernommen werden. Hilfs- und Kleinmaterialien – wie beispielsweise Schalung, Abstandhalter und Schalungsspanner – werden häufig mittels Erfahrungswerten einbezogen. Die Gerätekosten setzen sich aus den Betriebs- und den Vorhaltekosten zusammen. In die Ermittlung der Kosten der eigenen Geräte fließen in der Regel nur die Vorhaltekosten ein, die sich aus den Kosten für Abschreibung, Verzinsung und Reparatur zusammensetzen. Als Kalkulationsgrundlage dient die Baugeräteliste. Es ist jedoch zu beachten, dass die in der Baugeräteliste angegebenen Werte für die monatlichen Abschreibungs- und Verzinsungsbeträge sowie die monatlichen Reparaturkosten Durchschnittswerte darstellen, die in Abhängigkeit von innerbetrieblichen Erfahrungswerten und unter Beachtung der besonderen Gegebenheiten der Baustelle mit Zu- oder Abschlägen versehen werden müssen. Sollten für das Bauvorhaben Geräte benötigt werden, die sich nicht im Bestand des Unternehmens befinden, ist eine Anfra-
2
190
2 Kalkulation im Ingenieurbau
ge auf dem freien Markt erforderlich (Kauf, Leasing oder Miete). Die Kosten für Geräte, die sich einer in der Teilleistung beschriebenen Arbeit nicht zuordnen lassen, werden im Rahmen der Kosten der Baustelleneinrichtung erfasst.
2
Kosten für Fremdleistungen entstehen, wenn Teile der vertraglich vereinbarten Bauleistung nicht selbst, sondern durch fremde Unternehmen (Nachunternehmen) ausgeführt werden. Welche Teile des Leistungsverzeichnisses Nachunternehmerleistungen betreffen, hängt von der Struktur und den Geschäftsbereichen des anbietenden Bauunternehmens ab. Im Beispiel beträgt der auf Nachunternehmer entfallende Leistungsanteil ca. 50 % der gesamten Bauleistung. Daher haben die Fremdleistungen einen erheblichen Einfluss auf das Ergebnis der Baustelle. Aus diesem Grund ist bei der Ermittlung der Kosten Sorgfalt geboten, insbesondere müssen die für die Ermittlung des Angebotspreises anzusetzenden Preise der Nachunternehmerleistungen als verbindliche Angebote vorliegen, über die nach Auftragserteilung in der Regel nochmals verhandelt wird. Im Beispiel ist der Stahlbauunternehmer der wichtigste Nachunternehmer, da er die Hälfte der Fremdleistungen und ein Kostenvolumen von ca. 25 % der gesamten Baumaßnahme einnimmt. In Tabelle 2.63 sind die einzelnen Kostenarten des Titels 2.1 „Baugruben, Verbau, Wasserhaltung“ zusammengestellt. Tabelle 2.63 Einzelkosten pro Mengeneinheit Titel 2.1 beim Beispiel Stahlverbundbrücke Pos.
Kurztext
Menge
Einh.
MateGeräte rial
Lohn h/ME
FL
Summe €/ME
€/ME
€/ME
€/ME
€/ME
2.101 Baugrubenverbau
25,00
m
2
1,50
48,36
69,62
44,76
14,17 176,91
2.102 Baugrubenverbau
40,00
m2
1,50
48,36
69,62
59,68
14,17 191,83
2.103 Baugrubenverbau
70,00
2
m
1,50
48,36
94,49
9,95
14,17 166,97
2.104 Verbau kürzen
26,00
m
0,00
0,00
0,00
39,78
2.105 Baugrubenverbau
30,00
2
48,36
94,49
9,95
14,17 166,97
2.106 Verbau kürzen
13,50
m
0,00
0,00
0,00
39,78
39,78
2.107 Baugrube herstellen
65,00
m
3
0,00
0,00
0,00
13,29
13,29
m
3
0,00
0,00
0,00
13,29
13,29
m
3
0,00
0,00
0,00
3,58
3,58
m
3
0,00
0,00
0,00
31,53
31,53
3
2.108 Baugrube herstellen 2.109 Fels ausheben (Zulage) 2.110 Fels ausheben (Zulage)
650,00 250,00 100,00
m
1,50
39,78
2.111 Baugrube herstellen
270,00
m
0,00
0,00
0,00
13,29
13,29
2.112 Pumpe einsetzen und betreiben
350,00
h
0,05
1,61
1,47
1,49
0,00
4,57
2.113 Pumpe einsetzen und betreiben
300,00
h
0,05
1,61
1,47
1,49
0,00
4,57
2.114 Pumpe einsetzen und betreiben
150,00
h
0,05
1,61
1,47
1,49
0,00
4,57
30,00
m
0,10
3,22
1,72
2,98
0,00
7,92
3
0,00
0,00
0,00
19,70
19,70
3
0,00
0,00
0,00
19,70
19,70
3
0,00
0,00
0,00
19,70
19,70
3
0,00
0,00
0,00
19,70
19,70
2.115 Wasser aus Baugrube fördern 2.116 Kies-Sand liefern und einbauen
120,00
3
m
2.117 Kies-Sand liefern und einbauen
20,00
m
2.118 Kies-Sand liefern und einbauen
100,00
m
2.119 Kies-Sand liefern und einbauen
25,00
m
2.5 Vorkalkulation im Brückenbau
191
Die Herstellkosten der jeweiligen Position ergeben sich durch Multiplikation der Einzelkosten mit der Menge. Da die Gemeinkosten der Teilleistungen im Titel Baustelleneinrichtung enthalten sind, müssen die Einzelkosten der jeweiligen Position nicht mit einem Zuschlag für die Gemeinkosten der Teilleistungen versehen werden. Somit sind Herstellkosten und Einzelkosten identisch. Im Beispiel wird von einem Kostenanteil für die allgemeinen Geschäftskosten von 10 % der Herstellkosten auf der Baustelle ausgegangen. Für Wagnis und Gewinn werden 3 % der Herstellkosten des Bauvorhabens angesetzt. In diesen Zuschlag fließen unter anderem taktische und marktpolitische Überlegungen in Abhängigkeit von der aktuellen Marktlage, der Konjunktur sowie der speziellen Struktur und Auftragslage des betreffenden Unternehmens ein. Der Gesamtpreis ergibt sich durch Addition der Herstellkosten der betreffenden Teilleistung mit den anteiligen allgemeinen Geschäftskosten sowie dem anteiligen Wagnis und Gewinn. Tabelle 2.64 enthält die entsprechenden Berechnungen. Tabelle 2.64 Gesamtpreise Titel 2.1 beim Beispiel Stahlverbundbrücke Pos.
2.101
Menge
25,00
Einh.
Summe der Kostenarten
Herstellkosten
AGK
Wagnis u. Gewinn
Gesamtpreis
€/ME
€
€
€
€
442,30
132,68
m
2
176,91
4.422,75
4.997,73
2.102
40,00
m
2
191,83
7.673,20
767,32
230,20
8.670,72
2.103
70,00
m
2
166,97
11.687,90
1.168,79
350,64
13.207,33
2.104
26,00
m
39,78
1.034,28
103,43
31,03
1.168,74
2.105
30,00
m
2
166,97
5.009,10
500,91
150,27
5.660,28
2.106
13,50
m
39,78
537,03
53,70
16,11
606,84
65,00
m
3
13,29
863,85
86,39
25,92
976,16
2.107 2.108
650,00
m
3
13,29
8.638,50
863,85
259,16
9.761,51
2.109
250,00
m
3
3,58
895,00
89,50
26,85
1.011,35
2.110
100,00
m
3
31,53
3.153,00
315,30
94,59
3.562,89
3
2.111
270,00
m
13,29
3.588,30
358,83
107,65
4.054,78
2.112
350,00
h
4,57
1.599,50
159,95
47,99
1.807,44
2.113
300,00
h
4,57
1.371,00
137,10
41,13
1.549,23
2.114
150,00
h
4,57
685,50
68,55
20,57
774,62
2.115
30,00
m
3
7,92
237,60
23,76
7,13
268,49
m
3
19,70
2.364,00
236,40
70,92
2.671,32
2.116
120,00
2.117
20,00
m
3
19,70
394,00
39,40
11,82
445,22
2.118
100,00
m
3
19,70
1.970,00
197,00
59,10
2.226,10
2.119
25,00
m
3
19,70
492,50
49,25
14,78
556,53
56.617,01
5.661,73
1.698,54
63.977,28
Summe
Das ausgefüllte Leistungsverzeichnis ist nachfolgend abgebildet.
2
192
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Tabelle 2.65 Ausgefülltes Leistungsverzeichnis Titel 2.1 beim Beispiel Stahlverbundbrücke
2
Pos.
Text
Menge
Einh.
2.101
Baugrubenverbau herstellen. Verbau für Baugrube entsprechend statischen und konstruktiven Erfordernissen herstellen. Baugrube für Widerlager West (Baugrubensicherung). Baugrubentiefe über 2,0 bis 4,0 m. Art des Verbaus: Träger mit Holzbohlen ausgefacht. Einbringen durch Bohren. Verbau belassen.
25,00
m
2.102
Baugrubenverbau herstellen. Baugrubentiefe über 4,0 bis 6,0 m. Sonst wie vor.
40,00
m
2.103
Baugrubenverbau herstellen. Verbau für Baugrube entsprechend statischen und konstruktiven Erfordernissen herstellen. Baugrube für Stütze bzw. Pfeiler. Baugrubentiefe über 1,25 bis 3 m. Art des Verbaus: Stahlspundwand. Einbringen durch Rammen. Verbau belassen.
70,00
2.104
Baugrubenverbau kürzen. Verbau für Baugrube nach Angabe des AG kürzen. Art des Verbaus: Stahlspundwand. Ausführen nach Wahl des AN. Neue Oberkante = 50 cm unter OK Gelände. Abbruchgut in Eigentum des AN übernehmen und von der Baustelle entfernen.
2.105
EP (€/ME)
GP (€)
Titel 2.1: Baugruben, Verbau, Wasserhaltung 2
199,91
4.997,73
2
216,77
8.670,72
m
2
188,68
13.207,33
26,00
m
44,95
1.168,74
Baugrubenverbau herstellen. Verbau für Baugrube entsprechend statischen und konstruktiven Erfordernissen herstellen. Baugrube für Stütze bzw. Pfeiler. Baugrubentiefe über 1,25 bis 3 m. Art des Verbaus: Stahlspundwand. Einbringen durch Rammen. Verbau belassen.
30,00
m
2
188,68
5.660,28
2.106
Baugrubenverbau kürzen. Verbau für Baugrube nach Angabe des AG kürzen. Art des Verbaus: Stahlspundwand. Ausführen nach Wahl des AN. Neue Oberkante = 50 cm unter OK Gelände. Abbruchgut in Eigentum des AN übernehmen und von der Baustelle entfernen.
13,50
m
44,95
606,84
2.107
Baugrube herstellen. Boden für Baugrube ausheben. Klassen 3 bis 5. Baugrube für Widerlager und Flügelwand. Baugrubentiefe bis 1,25 m. Aushub in Eigentum des AN übernehmen und von der Baustelle entfernen.
65,00
m
3
15,02
976,16
2.108
Baugrube herstellen. Boden für Baugrube ausheben. Klassen 3 bis 5. Baugrube für Widerlager West. Baugrubentiefe nach Zeichnung und entsprechend Baugrundgutachten. Vorhandene Entwässerungsleitungen und Schächte freilegen. Die Beseitigung der Entwässerungsleitungen und Schächte wird gesondert vergütet. Aushub in Eigentum des AN übernehmen und von der Baustelle entfernen. Abgerechnet wird nach Abtragsprofilen.
650,00
m3
15,02
9.761,51
2.109
Fels ausheben (Zulage). Fels der Klasse 6 ausheben. Ausbauort = Baugrube für Widerlager West. Berechnet wird der Mehraufwand für erschwertes Lösen und Weiterverwenden.
250,00
m
3
4,05
1.011,35
2.5 Vorkalkulation im Brückenbau
193
Einh.
GP (€)
Text
2.110
Fels ausheben (Zulage). Schwer lösbaren Fels, Klasse 7, ausheben. Berechnet wird der Mehraufwand für erschwertes Lösen und Weiterverwenden. Fels aus Baugrube.
100,00
m
3
35,63
3.562,89
2.111
Baugrube herstellen. Boden für Baugrube ausheben. Klassen 3 bis 5. Baugrube für Stütze bzw. Pfeiler. Baugrubentiefe über 1,75 bis 3 m. Aushub in Eigentum des AN übernehmen und von der Baustelle entfernen.
270,00
m
3
15,02
4.054,78
2.112
Pumpe einsetzen und betreiben. Pumpe zum Freihalten oder Trockenlegen der Baugrube betriebsbereit aufstellen, vorhalten, betreiben und nach Einsatz entfernen. Geodätische Förderhöhe ab Baugrubensohle max. 7,5 m. Erforderliche Pumpensümpfe, Zu- und Ableitungen sowie Umstellen werden nicht gesondert berechnet. Abgerechnet werden die erforderlichen Betriebsstunden. Der angebotene Einheitspreis gilt unabhängig von der Anzahl der abgerechneten Stunden. Förder3 durchfluss über 4 bis 8 m /h. Einsatzort: Widerlager West.
350,00
h
5,16
1.807,44
2.113
Pumpe einsetzen und betreiben. Wie vor. Einsatzort: Stütze West.
300,00
h
5,16
1.549,23
2.114
Pumpe einsetzen und betreiben. Wie vor. Einsatzort: Widerlager Ost.
150,00
h
5,16
774,62
2.115
Wasser aus Baugrube fördern. Wasser aus Baugrube fördern und beseitigen. Ausbauort = Baugrube für Mittelpfeiler. Es ist das nach Einbau des Unterwasserbetons verdrängte Wasser zu beseitigen. Wasser in Eigentum des AN übernehmen und von der Baustelle entfernen.
30,00
m
3
8,95
268,49
2.116
Boden liefern, in Baugrube einbauen. Boden zum Verfüllen der Baugrube liefern, einbauen und verdichten. Material: Kies-Sand-Gemisch. Baugrube für Stütze bzw. Pfeiler.
120,00
m
3
22,26
2.671,32
2.117
Boden liefern, in Baugrube einbauen. Wie vor. Baugrube für Widerlager und Flügelwand.
20,00
m
3
22,26
445,22
2.118
Boden liefern, in Baugrube einbauen. Wie vor. Baugrube für Widerlager und Flügelwand.
100,00
m
3
22,26
2.226,10
2.119
Boden liefern, in Baugrube einbauen. Wie vor. Baugrube für Widerlager.
25,00
m
3
22,26
556,53
Summe Titel 2.1
Menge
EP (€/ME)
Pos.
2
63.977,28
Nachdem die Kostenermittlung und Preisbildung für die übrigen Titel in ähnlicher Weise durchgeführt wurde, kann die Zusammenstellung und Ermittlung der Angebotssumme erfolgen (vgl. Tabelle 2.66). Die kumulierten Lohnstunden betragen im Beispiel 10.764,16 h.
194
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Tabelle 2.66 Zusammenstellung aller Titel beim Beispiel Stahlverbundbrücke Titel
2
Bezeichnung
Angebotspreis netto in €
MwSt. (19 %) in €
Angebotspreis brutto in €
0.0
Baustelleneinrichtung
599.692,03
113.941,49
713.633,52
1.0
BAB-Entwässerung
109.853,51
20.872,17
130.725,68
2.0
Vorarbeiten Brücke
10.438,89
1.983,39
12.422,28
2.1
Baugruben, Verbau, Wasserhaltung
2.2
Gründung Brücke
63.977,28
12.155,68
76.132,96
134.353,60
25.527,18
159.880,78
2.3 2.4
Schalung und Beton
548.803,67
104.272,70
653.076,37
Stahlkonstruktion
462.787,43
87.929,61
550.717,04
2.5
Entwässerung Bauwerk
39.407,07
7.487,34
46.894,41
2.6
Abdichtung und Fugen
69.993,94
13.298,85
83.292,79
2.7
Lager und Übergänge
90.569,19
17.208,15
107.777,34
2.8
Sonstiges Brücke
24.732,61
4.699,20
29.431,81
2.9
Bedarfsleistungen Brücke
18.777,16
3.567,66
22.344,82
3.0
Vorarbeiten Stützwand
21.846,33
4.150,80
25.997,13
3.1
Baugruben Stützwand
85.411,40
16.228,17
101.639,57
230.099,80
43.718,96
273.818,76
3.808,22
723,56
4.531,78
3.2
Schalung und Beton Stützwand
3.3
Bauwerksentwässerung
3.4
Fugen Stützwand
13.104,31
2.489,82
15.594,13
3.5
Sonstiges Stützwand
31.398,84
5.965,78
37.364,62
3.6
Bedarfsleistungen Stützwand
16.354,15
3.107,29
19.461,44
2.575.409,43
489.327,80
3.064.737,23
Summe
2.5.3 Beispiel Spannbetonbrücke 2.5.3.1
Leistungsbeschreibung
Bei dem nachfolgenden Beispiel handelt es sich um eine dreifeldrige Spannbetonbrücke mit zwei zweistegigen Plattenbalken als Überbauten auf jeweils flach gegründeten Kastenwiderlagern und Mittelpfeilerstützen. Dazu gehören auch die technische Bearbeitung der Ausführungsunterlagen, die örtlichen, baubedingten Vor-, Erd- und Nacharbeiten einschließlich einer zu- und überführenden Baustraße im notwendigen Umfang und die abschließende Bestandsdokumentation. Der Verkehrsweg ist durch die Straßenplanung mit einem RQ 29,5 gemäß RASQ vorgegeben. Die Fahrbahn ist im unmittelbaren Bauwerksbereich in einer Geraden trassiert. Der unten liegende Bach kreuzt die Autobahnachse (etwa) rechtwinklig. Die Gradiente der Fahrbahn verläuft im Bauwerksbereich in einer Wanne. Effektiv ergibt sich daraus auf der Brücke eine Längsneigung von im Mittel rund 0,035 % (0,063 % (WLSüd) ... 0,011 % (WLNord)). Die Querneigung beider Überbauten beträgt durchgehend 2,5 % zur Ostseite hin.
2.5 Vorkalkulation im Brückenbau
195
Tabelle 2.67 Konstruktion und technische Daten der Spannbetonbrücke im Überblick Statisches System/Bauart Überbau
3-feldrige Plattenbalkenbrücke mit zwei 2-stegigen SpannbetonÜberbauten auf flach gegründeten Kastenwiderlagern und Mittelpfeilern
Konstruktions-/Bauhöhe Überbau 0,85 – 1,50 – 1,00 m / 0,925 – 1,575 – 1,075 m Querschnitt Widerlager
Wandscheibe (d = 1,50 m), luftseitige Sichtbetonfläche
Querschnitt Pfeiler
Wandscheibe (d = 1,00 m), luftseitige Sichtbetonfläche
Gründung
Flachgründung (d = 1,20 m)
Einwirkungen
nach DIN-Fachbericht 101 - siehe Ziffer 3.10 dieser Baubeschreibung sowie Bauwerkspläne
Verkehrsart nach
DIN-Fachbericht 102 – große Entfernung
Einzelstützweiten
15,00 m / 21,00 m / 15,00 m
Gesamtlänge zw. Endauflagern
51,00 m
Lichte Weite zw. den Widerlagern 50,00 m Kleinste Lichte Höhe
1,22 m über Gelände
Kreuzungswinkel
100,00 gon
Breite zw. Geländern
29,92 m (Innenkanten Kappenbrüstungen)
Brückenfläche
2 x 742,56 m² (Ȉ = 1.485,12 m²)
Bild 2-32 Spannbetonbrücke
2
196
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Der Bauentwurf bei Brückenbauwerken wird in der Regel vom Auftraggeber erstellt, während die Ausführungsplanung vom Auftragnehmer zu erstellen ist. Für eine erfolgreiche Kalkulation sind das umfassende Studium und die Auswertung der Unterlagen, die der Aufforderung zur Angebotsabgabe beiliegen, unerlässlich:
2
–
Bewerbungsbedingungen,
–
Besondere Vertragsbedingungen,
–
Leistungsbeschreibung, –
Baubeschreibung,
–
Leistungsverzeichnis,
–
Zusätzliche technische Vertragsbedingungen,
–
Entwurfsplanung,
–
Baugrundgutachten,
–
u. A.
Von besonderer Bedeutung ist die Rangfolge der einzelnen Bestandteile der Ausschreibungsunterlagen für den Fall, dass Widersprüche bestehen. In jedem Fall müssen erkannte Widersprüche vor Kalkulationsbeginn aufgeklärt werden. Darüber hinaus ist eine Besichtigung bzw. Begehung der örtlichen Verhältnisse sinnvoll. Projektleitung, Kalkulator und gegebenenfalls Arbeitsvorbereitung und Technisches Büro eines Unternehmens sollten bereits in dieser Phase eng zusammenarbeiten.
2.5 Vorkalkulation im Brückenbau
197
Tabelle 2.68 Leistungsverzeichnis Beispiel Spannbetonbrücke Pos. Text
Menge
Einh.
EP (€/ME) GP (€)
Brückenneubau 1
Baustelleneinrichtung
1.1
Baustelle einrichten und vorhalten Geräte, Werkzeuge und sonstige Betriebsmittel, die zur vertragsgemäßen Ausführung der Bauleistungen erforderlich sind, auf die Baustelle bringen, bereitstellen und – soweit der Geräteeinsatz nicht gesondert vergütet wird – betriebsfertig aufstellen einschl. der dafür notwendigen Arbeiten. Die erforderlichen festen Anlagen herstellen. Baubüros, Unterkünfte, Werkstätten, Lagerschuppen und dgl., soweit erforderlich, antransportieren, aufbauen und einrichten. Strom-, Wasser-, Fernsprechanschluss sowie Entsorgungseinrichtungen und dgl. für die Baustelle, soweit erforderlich, herstellen. Bei Bedarf Lagerplätze, sonstige Platzbefestigungen und Wege im Baustellenbereich anlegen. Oberbodenarbeiten einschl. Beseitigen von Aufwuchs für die Baustelleneinrichtung, soweit erforderlich, ausführen. Flächen beschaffen, sofern die vom AG zur Verfügung gestellten nicht ausreichen. Kosten für Vorhalten, Unterhalten und Betreiben der Geräte, Anlagen und Einrichtungen einschl. Mieten, Pacht, Gebühren und dgl. werden nicht mit dieser Pauschale, sondern mit den Einheitspreisen der betreffenden Teilleistungen vergütet. Soweit nicht für bestimmte Leistungen für das Einrichten der Baustelle gesonderte Positionen im Leistungsverzeichnis enthalten sind, gilt die Pauschale für alle Leistungen sämtlicher Abschnitte des Leistungsverzeichnisses. Zufahrt zur Baustelle herstellen. Herstellen wird gesondert vergütet.
1
psch
1.2
Baustelle räumen Baustelle von allen Geräten, Anlagen, Einrichtungen und dgl. räumen. Benutzte Flächen und Wege entsprechend dem ursprünglichen Zustand herrichten. Soweit nicht für bestimmte Leistungen für das Räumen der Baustelle gesonderte Positionen im Leistungsverzeichnis enthalten sind, gilt die Pauschale für alle Leistungen sämtlicher Abschnitte des Leistungsverzeichnisses.
1
psch
Summe Baustelleneinrichtung 2
Brückenbauwerk
2.1
Bewehrten Beton einschl. Schalung herstellen Bewehrten Beton einschließlich Schalung nach Unterlagen des AG herstellen. Schalung vorhalten und beseitigen. Bewehrung und Traggerüst werden gesondert vergütet. Bauteil = Widerlager + Flügelwand, Unterbau Revisionsschacht. Art der Verwendung = Stahlbeton. Druckfestigkeitsklasse C30/37. Expositionsklasse XF2, XC4 und XD1. Zusätzliche Anforderungen: w/z 0,5. Sichtflächenschalung = Einseitig gehobelte Bretter gleichen Querschnitts mit profilierten Seiten (Nut und Feder oder dgl.). Schalungsverlauf horizontal. Oberfläche maschinell abscheiben und glätten.
255,00
m3
2
198
2 Kalkulation im Ingenieurbau Pos. Text 2.2
2
Betonstahl liefern und einbauen Betonstahl entsprechend statischen und konstruktiven Erfordernissen einbauen. Bauteil = Fundament, Widerlager mit Flügelwand, Mittelpfeiler, Lagersockel, Kammerwand, Revisionsschacht. Stahlsorte BSt 500 S.
Menge
Einh.
85,00
t
EP (€/ME) GP (€)
Summe Brückenbauwerk Summe Brückenneubau
2.5.3.2
Bauablaufplan
Vor Beginn der Kalkulation mit einem Kalkulationsprogramm ist es erforderlich, das Bauvorhaben umfassend technisch vorzubereiten und alle Prozesse ausführlich zu analysieren. Hierfür ist ein Bauablaufplan zu erstellen. Zudem sind die Baustelleneinrichtung zu planen und Baubehelfe sowie Hilfskonstruktionen technisch zu bearbeiten. Weiterhin sind Nachunternehmerund Lieferantenlisten zu erstellen und der Mittellohn zu ermitteln. Um mögliche Widersprüche zwischen den einzelnen Vertragsbestandteilen zu erkennen, empfiehlt es sich in jedem Fall, die Mengen aus den Entwurfsunterlagen überschläglich zu ermitteln und mit den im Leistungsverzeichnis vorgegebenen Mengen zu vergleichen. Zur Darstellung des Bauablaufes eines Brückenbauwerkes, das sich in der Regel als Punktbaustelle darstellt, eignet sich ein Balkenplan. Hier können beispielsweise mit dem Programm Power Project zeitliche Abläufe und Abhängigkeiten zwischen den einzelnen operativen Abschnitten durch Balken und Verknüpfungen abgebildet werden. Alle Gewerke werden in wesentliche Arbeitsabschnitte eingeteilt und zeitlich bewertet. Ein detaillierter Bauablaufplan bietet die Möglichkeit, preisbeeinflussende Optimierungen zu erkennen und darzustellen, den „kritischen Weg“ zu erkennen und später die Auswirkungen von möglichen Störungen auf Ablauf und Endtermin darzustellen. Hierbei ist zu beachten, dass die zeitliche Einordnung und Dauer der Arbeitsabschnitte (Balken) später mit den zuzuordnenden, sich kalkulatorisch ergebenden erforderlichen Bauzeiten übereinstimmt. Gegebenenfalls ist der Bauzeitenplan in der Kalkulationsphase anzupassen. Darüber hinaus sind die vom Bauherren vorgegebenen Ausführungsfristen und gegebenenfalls Zwischentermine zu beachten. Ein reibungsloser Bauablauf auf der Basis der in die Preisbildung eingeflossenen optimalen Aufeinanderfolge von Arbeitsabschnitten und Gewerken ist für den wirtschaftlichen Erfolg von großer Bedeutung. Die Verschiebung der Bauzeit (z. B. in eine ungünstigere Jahreszeit) kann insgesamt bauzeitverlängernd wirken und damit eine kostenintensive verlängerte Vorhaltung von Gerät und Material nach sich ziehen. Bauverzug, der später durch beschleunigende Maßnahmen aufgeholt werden muss (z. B. durch gleichzeitige Herstellung von ursprünglich nacheinander herzustellenden Arbeitsabschnitten), führt u. a. zu einem Mehrbedarf an Gerät, Personal oder Schalmaterial, das nun nicht mehrfach verwendet werden kann. Bei Überschreitung der vertraglich vereinbarten Ausführungsfristen können Vertragsstrafen anfallen oder Schadenersatzansprüche entstehen. Nicht zuletzt deshalb wird der gewissenhaften Erstellung des Bauzeitenplanes eine hohe Bedeutung als Grundlage der Kalkulation zuteil. Erkennbare Einflüsse, wie z. B. Verkehrsführung, Prüffristen, Ausschalfristen oder Nachbehandlung, sind bei der Bewertung von zeitlicher Einordnung und Dauer der einzelnen Arbeitsabschnitte zu berücksichtigen. In jedem Fall sollten angemessene Pufferzeiten für unvorhergesehene Ereignisse eingeplant werden.
2.5 Vorkalkulation im Brückenbau
199
2
Bild 2-33 Bauablaufplan Beispiel Spannbetonbrücke
200
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2.5.3.3
Kostenermittlung und Preisbildung
Baustelleneinrichtung und Behelfskonstruktionen
2
Die Kosten für die Baustelleneinrichtung können nicht selten 5 bis 10 % der Gesamtbausumme betragen. Eine optimale Baustelleneinrichtungslogistik ist für die Erarbeitung eines wirtschaftlichen Angebotes unerlässlich. Die Kostenermittlung ist abhängig von der Anordnung der Einrichtungselemente, Geräte, Zuwegungen usw. Durch die Erstellung eines Baustelleneinrichtungsplans können diese Zusammenhänge verdeutlicht werden. Im Ingenieurbau sind Baubehelfskonstruktionen von besonderer Bedeutung. Hierzu gehören zum Beispiel Schalungen, Rüstungen, Holzkonstruktionen, Schutzgerüste u. a. Da für die Baubehelfskonstruktionen oft keine Leistungsposition im Leistungsverzeichnis vorgesehen ist, sind die Kosten hierfür separat zu ermitteln und den vorhandenen Leistungspositionen zuzuordnen. Die Grundlagen für die Ermittlung der Kosten bilden eine durch den Auftragnehmer zu erstellende Vorstatik, Entwurfskonstruktion und Mengenermittlung. Inwiefern die Kosten für Baubehelfskonstruktionen in die Preise für die vorhandenen Leistungspositionen einzurechnen sind, ergibt sich aus dem jeweiligen Vertrag. Nachunternehmer und Lieferanten Der Kalkulation muss in jedem Fall die Festlegung vorausgehen, welche Gewerke in Eigenleistung oder als Nachunternehmerleistung kalkuliert werden. Nachunternehmerleistungen sind immer dann erforderlich, wenn Gewerke nicht im eigenen Betrieb ausgeführt werden können. Hierfür können fachliche Gründe (Spezialgewerke) oder zum geforderten Zeitpunkt der Ausführung nicht zur Verfügung stehende Kapazitäten (Arbeitskräfte und Geräte) ausschlaggebend sein. Voraussetzung für eine ordnungsgemäße Nachunternehmerkalkulation ist eine fachgerechte Nachunternehmerausschreibung bzw. Preisanfrage. In jedem Fall sind die vorgegebenen Vertragsbedingungen des Bauherrn auch an den Nachunternehmer weiterzugeben. Darüber hinaus sind die baustellenspezifischen Bedingungen sowie die technischen Randbedingungen vorzugeben (Zuwegungen, Entfernung, Platzverhältnisse usw.). Die Bauzeiten der einzelnen Nachunternehmer, die sich aus dem Bauzeitenplan ergeben, sind ebenfalls zu vereinbaren. Angebotsbindefrist und mögliche Preisveränderungen während der vorgesehenen Bauzeit sind mit dem Nachunternehmer so zu vereinbaren, dass die eigene Angebotsbindefrist gegenüber dem Bauherrn zuverlässig gewährleistet werden kann. Vom Bauherrn geforderte Erklärungen (Verpflichtungserklärung, Mindestlohn, Zuverlässigkeit usw.) sind auch von allen Nachunternehmern zu fordern. Zur Vorbereitung der Kalkulation der in Eigenregie auszuführenden Leistungen ist eine Übersicht über die Lieferanten erforderlicher Materialien (z. B. Beton), die dann im eigenen Betrieb verarbeitet werden sollen, sinnvoll. Hierfür kann eine Aufstellung – wie bei den Nachunternehmerleistungen dargestellt – verwendet werden. Die technischen Lieferbedingungen für die erforderlichen Materialien sind im Vertrag (Leistungsverzeichnis, Baubeschreibung) definiert und in jedem Fall einzuhalten. Alle, die jeweilige Materiallieferung betreffenden vertraglichen Vorgaben (Beschaffenheit, Qualität usw.) des Bauherrn sowie die baustellenspezifischen Randbedingungen (Zuwegungen, Entfernung, Platzverhältnisse usw.) sind den Lieferanten mit der Preisanfrage zur Kenntnis zu geben. Darüber hinaus ist auf die Übereinstimmung der Angebotsbindefrist des Lieferanten mit der eigenen Angebotsbindefrist gegenüber dem Bauherrn zu achten. Bei längerer Bauzeit (z. B. Betonlieferung für Kappen erst in einem Jahr vorgesehen) ist die Angebotsbindung mit dem Lieferanten entsprechend zu vereinbaren.
2.5 Vorkalkulation im Brückenbau
201
Tabelle 2.69 Nachunternehmerliste Beispiel Spannbetonbrücke OZ
Kurztext
NU
0.1. 1.
Standsicherheitsnachweis aufstellen
Ingenieurbüro
0.1. 2.
Ausführungszeichnungen herstellen
Ingenieurbüro
0.3. 1.
Verkehrssicherheit herstellen
NU Verkehrssicherung
0.3. 2.
Baugelände abräumen
NU Erdbau
0.3. 3.
Bauliche Anlage abbrechen
NU Erdbau
0.3. 4.
Oberboden abtragen
NU Erdbau
0.3. 5.
Oberboden abtragen und andecken
NU Erdbau
0.3. 6.
Dränschicht an Bauwerk herstellen
NU Erdbau
0.3. 8.
Material liefern, als BW-Hinterfüllung einbauen
NU Erdbau
0.3. 9.
Material liefern und einbauen
NU Erdbau
0.3. 9.
Schicht aus frostunempf. Mat. herstellen
NU Erdbau
0.3. 10.
Material liefern und einbauen
NU Erdbau
0.3. 11.
Asphaltschicht aus AC 32 T S herstellen
NU Erdbau
0.3. 12.
Unterlage reinigen
NU Erdbau
0.3. 13.
Bitumenemulsion aufsprühen
NU Erdbau
0.3. 14.
Asphaltschicht aus AC 11 D S herstellen
NU Erdbau
0.3. 15.
Bachprofil angleichen
NU Erdbau
0.4. 1.
Geräteeinsatz für Stahlspundwände
NU Spezialtiefbau
0.4. 2.
Stahlspundwand herstellen
NU Spezialtiefbau
0.4. 3.
Baugrube herstellen
NU Erdbau
0.4. 5.
Gründungssohle verdichten
NU Erdbau
0.4. 6.
Material als Baugrund liefern und einbauen
NU Erdbau
0.4. 7.
Geräteeinsatz für Stahlspundwände
NU Spezialtiefbau
0.4. 8.
Stahlspundwand herstellen
NU Spezialtiefbau
0.4. 9.
Baugrube herstellen
NU Erdbau
0.4. 11.
Material als Baugrund liefern und einbauen
NU Erdbau
0.4. 12.
Stahlspundwand kürzen
NU Spezialtiefbau
0.4. 13.
Kolonneneinsatz für Hindernis beseitigen
NU Spezialtiefbau
0.5. 19.
Traggerüst herstellen
NU Traggerüst
0.5. 28.
Spannstahl einbauen
NU Spannstahl
0.5. 38.
Betonunterlage vorbereiten
NU Bauwerksabdichtung
0.5. 39.
Betonunterlage grundieren
NU Bauwerksabdichtung
0.5. 40.
Epoxidharz liefern
NU Bauwerksabdichtung
0.5. 41.
Dichtungsschicht an Schweißbahn herstellen
NU Bauwerksabdichtung
0.5. 42.
Dichtungsmanschette einbauen
NU Bauwerksabdichtung
0.5. 43.
Verstärkungsstreifen einbauen
NU Bauwerksabdichtung
0.5. 44.
Verstärkungsstreifen einbauen
NU Bauwerksabdichtung
0.5. 45.
Dichtungsmanschette einbauen
NU Bauwerksabdichtung
0.5. 46.
Schutzlage herstellen
NU Bauwerksabdichtung
0.5. 57.
Asphaltschicht herstellen
NU Bauwerksabdichtung
0.5. 58.
Gussasphaltoberfläche bearbeiten
NU Bauwerksabdichtung
0.5. 59.
Anschluss an Fuge herstellen
NU Bauwerksabdichtung
2
202
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Mittellohnermittlung
2
Für eine zuverlässige Kalkulation ist es unerlässlich, den baustellenspezifischen Mittellohn zu ermitteln. Das folgende Beispiel zeigt eine Möglichkeit der überschläglichen Ermittlung, wobei die tatsächlichen Lohnansätze und Zuschläge (basierend auf den jeweiligen tariflichen und gesetzlichen Vereinbarungen) variabel sind. Die Kolonnenzusammensetzung (Vorarbeiter, gewerbliche Mitarbeiter usw.) ist ebenfalls den tatsächlichen Erfordernissen anzupassen. Gegebenenfalls sind weitere erforderliche Mitarbeiter (Maschinisten, Zimmerleute usw.) einzubeziehen. Für bestimmte Spezialgewerke sollte ein separater Mittellohn gebildet werden, wenn sie im eigenen Betrieb zur Ausführung kommen. Im Beispiel setzt sich eine Kolonne aus einem Werkpolier zu 18,19 €/h und vier gewerblichen Mitarbeitern zu je 14,50 €/h zusammen. Hieraus ergibt sich ein durchschnittlicher Tariflohn von 15,24 €/h. Die weiteren Berechnungsschritte lauten wie folgt: Tariflohn
15,24 €/h
Personaltransport 13. Gehalt/Prämie
1,86 €/h 93 × 15,24 €/h/(173 h × 12 Monate)
0,68 €/h
Vermögensbildung
0,26 €/h
Soziallohn (Sonderurlaub)
(15,24 €/h + 0,5 × 15,24 €/h) × 8/1836 h/a
0,10 €/h
Feiertagsbezahlung
7 Feiertage p. a. × 8 h/Tag × 15,24 €/h/1836 h/a
0,46 €/h
Lohnfortzahlung Krankheit
7 Lohnfortzahlungstage p. a. × 8 h/Tag × 15,24 €/h/1836 h/a
0,46 €/h
Tariflohnerhöhung
2,3 % × 50 % Bauzeit × 15,24 €/h
0,18 €/h
Summe
19,24 €/h
Urlaubskasse ZVK
15,8 %
Lohnausgleich ZVK
1,6 %
Erstatt. Berufsausbildung ZVK
1,2 %
Winterbauumlage
AG-Anteil 100 %
1,0 %
Rentenversicherung
AG-Anteil 50 %
9,8 %
Arbeitslosenversicherung
AG-Anteil 50 %
3,3 %
Krankenversicherung
AG-Anteil 50 %
7,4 %
Pflegeversicherung
AG-Anteil 50 %
0,9 %
TBG
AG-Anteil 100 %
10,0 %
Summe
50,9 % 9,78 €/h*)
50,9 % von 19,24 €/h *)
mit genauen Werten gerechnet
2.5 Vorkalkulation im Brückenbau
203
Sozialvers. für Urlaub
21,05 % × 30 × 8 h Url. × 15,24 €/h / 1836 h/a
0,42 €
Schwerbesch.abgabe [€/h]
40 T€ bei 300.000 h
0,13 €
Eigenanteil Berufsausbildung 60 T€ bei 300.000 h
0,20 €
Haftpflichtversicherung
0,23 €
70 T€ bei 300.000 h
Summe €/h
0,98 €
kalkulatorischer Mittellohn Auslöse
30,00 € 34 € pro Tag bei 8 h
kalkulatorischer Mittellohn mit Auslöse
4,25 €
34,25 €
Kostenermittlung Für jede Teilleistung werden folgende Kostenarten ermittelt: Lohnkosten − Mittellohn − Leistungsfaktor Materialkosten − Eigene (vorhandene Ressourcen) Materialkosten − Materialeinkaufskosten − Einbaumaterial − Wiederverwendungsmaterial Gerätekosten − Leistungsfaktor − Eigene Gerätekosten − Fremdgerätekosten Nachunternehmerkosten EKT Herstellkosten pro Mengeneinheit GKT Herstellkosten pro Teilleistung BGK Baustellengemeinkosten AGK Allgemeine Geschäftskosten WuG Wagnis und Gewinn Lohn- und Gerätekosten ergeben sich aus der Multiplikation des Mittellohnes bzw. des Stundenverrechnungssatzes für das jeweilige Gerät mit dem Leistungsfaktor. Der Leistungsfaktor Lohn und Gerät ist der Quotient aus Zeitaufwand und Mengeneinheit. Der Ansatz des erforderlichen Zeitaufwandes für eine Teilleistung ergibt sich aus Erfahrungswerten, die z. B. der Nachkalkulation gleichartiger Bauwerke entnommen werden können. Sind solche eigenen Erfahrungswerte nicht vorhanden, ist es möglich, auf entsprechende Fachliteratur zurückzugreifen. In jedem Fall ist die Ermittlung des Leistungsfaktors ein entscheidendes Kriterium bei
2
204
2 Kalkulation im Ingenieurbau
der Preisfindung. Er sollte deshalb immer den spezifischen Besonderheiten des Bauvorhabens angepasst werden. Für die Herstellung einfacher Konstruktionen, wie z. B. glatter vertikaler Schalung für ein Fundament, wird der Leistungsfaktor kleiner sein als z. B. für ein kompliziertes Widerlager mit Brettschalung, Aufdoppelungen und Auskragungen.
2
Materialkosten sind entweder firmeninterne Kosten für eigene Materialien oder Materialeinkaufskosten. Für eigene Materialien sind die jeweiligen Transportkosten zur Baustelle zu berücksichtigen. Der Preis für eingekauftes Material gilt in der Regel frei Baustelle. Wird das zu verwendende Material endgültiger Bestandteil des Bauwerkes, sind die Kosten zu 100 % anzusetzen. Wird das Material später wieder zurückgewonnen (z. B. Spundbohlen für temporären Verbau oder Schalholz), kann der Preis um einen Faktor gemindert werden, der der Anzahl der möglichen Wiederverwendungen bis zum endgültigen Verschleiß entspricht. Für eine massive Spundbohle, die zur Herstellung eines temporären Baugrubenverbaus verwendet und wieder gezogen werden kann, kann dieser Faktor bei der Annahme einer zehnmaligen Verwendung z. B. 0,1 betragen. Es entstehen jedoch Kosten für das Ziehen der Spundbohle und den Abtransport, die bei einem derart geminderten Materialpreis zu berücksichtigen sind. Da die einzusetzende Materialmenge nicht in jedem Fall mit der ausgeschriebenen Menge der Leistungsposition übereinstimmt, sind entsprechende Mengenansätze zu ermitteln. So können z. B. für die Herstellung eines m³ Beton einschließlich Schalung 1 m² Schalung, 1 m³ Beton und 1 kg Nachbehandlungsmittel erforderlich sein. Nachunternehmerkosten ergeben sich aus dem Angebot des entsprechenden Nachunternehmers. Entspricht der Preis des Nachunternehmers für eine Leistungsposition genau den Vorgaben des Bauherrn, entspricht der Einheitspreis des Nachunternehmers den EKT der Leistungsposition. Ist durch den Einheitspreis des Nachunternehmers nur ein Teil der Leistungsposition abgebildet, ist es erforderlich, die EKT der Leistungsposition aus mehreren Unterpositionen, die wiederum Einheitspreise weiterer Nachunternehmer oder eigene Kosten enthalten, zusammenzusetzen. Für jede Angebotsposition werden die Einzelkosten der Teilleistungen ermittelt, indem Kosten für die o. g. Kostenarten je Position, die sich wiederum aus mehreren Unterpositionen zusammensetzen kann, ermittelt und zusammengefasst werden. In Bild 2-34 sind die o. g. Bestandteile einer EKT-Kalkulation am Beispiel der Angebotsposition Beton einschließlich Schalung veranschaulicht. Ein weiterer Bestandteil der Gesamtkosten der Teilleistungen sind die Baustellengemeinkosten (BGK). Die Baustellengemeinkosten werden je nach Vorgabe des Bauherrn entweder in der Leistungsposition „Baustelle einrichten“ oder in einem separaten BGK-Leistungsverzeichnis kalkuliert. Die Kalkulation der BGK in der Leistungsposition „Baustelle einrichten“ ermöglicht eine transparente Darstellung der Kosten unabhängig von den späteren Abrechnungsmengen. Bei Kalkulation der BGK in einem separaten BGK-LV werden die BGK prozentual auf alle Angebotspositionen umgelegt. Das bewirkt eine unmittelbare Abhängigkeit von den Gesamtmengen. Verändern sich später die Abrechnungsmengen, verändern sich auch die Erlöse für die BGK. Wesentliche Bestandteile der Baustellengemeinkosten sind zeitabhängige Kosten für z. B.: –
Bauleitung,
–
Polier,
–
Kranführer,
–
Kranvorhaltung,
2.5 Vorkalkulation im Brückenbau
205
Bild 2-34 Beispiel EKT-Kalkulation
2
206
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
–
Baucontainervorhaltung,
–
Baustrom,
–
Bauwasser.
Die Kosten für Bauleitung und Polier können bei diesem Beispiel in der Leistungsposition „Baustelle einrichten“ kalkuliert werden. In Tabelle 2.70 sind die o. g. Bestandteile der Kalkulation der Leistungsposition „Baustelle einrichten“ (Position 1.1 des Leistungsverzeichnisses) beispielhaft veranschaulicht. Alle anderen zeitabhängigen Kosten sind in einem gesonderten BGK-LV zu erfassen und auf alle Angebotspositionen umzulegen. Tabelle 2.71 zeigt die Kalkulation der zeitabhängigen Baustellengemeinkosten im Baustellengemeinkostenleistungsverzeichnis (BGK-LV). Nachdem nun die Herstellkosten, die sich aus den Einzelkosten der Teilleistungen und umzulegenden Baustellengemeinkosten zusammensetzen, ermittelt sind, werden die allgemeinen Geschäftskosten (AGK) über die Angebotsendsumme umgelegt. Als allgemeine Geschäftskosten gelten alle Kosten des Bauunternehmens, die nicht unmittelbar der Baumaßnahme zugeordnet werden können. Sie sind mindestens jährlich auf Grundlage der Planung und Auslastung des Unternehmens zu ermitteln und festzulegen. Unter anderem beinhalten die allgemeinen Geschäftskosten die Kosten für den Betriebsstandort, die kaufmännische Verwaltung, die technische Verwaltung, die Geschäftsführung usw. Die Summe dieser Kosten wird durch die voraussichtliche Jahresleistung des Bauunternehmens dividiert. Entstehen in einem Unternehmen 3,2 Mio. EUR AGK pro Jahr und beträgt die Jahresbauleistung 40 Mio. EUR pro Jahr, so ergibt sich eine erforderliche Umlage in Höhe von (3,2 Mio. EUR : 40,0 Mio. EUR) = 8 %, die auf die Angebotsendsumme eines jeden Angebotes umzulegen ist. Betragen die Herstellkosten für das Beispielbauvorhaben also 291.830 EUR, so sind 25.940 EUR an AGK umzulegen. Das entspricht 8,89 % der Herstellkosten in Höhe von 291.830 EUR bzw. 8 % der Angebotsendsumme in Höhe von 324.255 EUR. Die Umlage des Zuschlages für Wagnis und Gewinn, der je nach Schwierigkeitsgrad und Markterfordernis frei gewählt wird, erfolgt in gleicher Weise. Für dieses Beispiel wird ein Zuschlag für Wagnis und Gewinn in Höhe von 2 % auf die Angebotsendsumme gewählt. Dieser Ansatz entspricht 2,22 % der Herstellkosten. Beispielhaft wird im folgenden Bild die Gesamtkalkulation mit EKT, BGK, AGK und WuG anhand einiger ausgewählter Angebotspositionen verdeutlicht. Tabelle 2.72 zeigt den gesamten Kalkulationsausdruck. Tabelle 2.73 zeigt die Angebotsübersicht und Tabelle 2.74 das ausgefüllte Leistungsverzeichnis.
Tabelle 2.70 Kalkulation Position „Baustelle einrichten“ beim Beispiel Spannbetonbrücke
2.5 Vorkalkulation im Brückenbau 207
2
208
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2.5 Vorkalkulation im Brückenbau
209
2
Tabelle 2.71 BGK-LV beim Beispiel Spannbetonbrücke
210 2 Kalkulation im Ingenieurbau
2
Tabelle 2.72 Kalkulationsausdruck beim Beispiel Spannbetonbrücke
2.5 Vorkalkulation im Brückenbau 211
2
212
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2.5 Vorkalkulation im Brückenbau
213
2
214
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2.5 Vorkalkulation im Brückenbau
215
2
216
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2.5 Vorkalkulation im Brückenbau
217
2
218
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2.5 Vorkalkulation im Brückenbau
219
Tabelle 2.73 Angebotsübersicht beim Beispiel Spannbetonbrücke Herstellkosten- und Angebotsübersicht Projekt: Bauherr: Bausparte:
WE: EUR
000 V1 (Angebot) Neubau der Brücke über einen Bach
Mittl. AGK: Mittl. WUG: Mittl. FZ:
Stunden Std (normal)
8,00 % 2,00 % 0,00 %
Kosten 1.589
+ Std (FP) = Std (Basis)
Abgabetermin:
EKT (normal)
0
+ EKT (FP)
1.589
+ Std (ZF)
= EKT (Basis)
0
+ EKT (ZF)
265.309 0 265.309 0
= Summe Std (NP) + Std (BGK)
1.589 0
= Summe EKT (NP) + BGK
265.309 26.520
= Summe Std 1
1.589
= Summe EKT 1
291.829
+ Std (SoPo) = Std in Angebot
0
+ EKT (SoPo)
1.589
Std (SoPo ohne GB)
= EKT in Angebot
0
EKT (SoPo ohne GB)
Umlage
291.829 0
Angebot
VWU + BGK (Rest)
0
0
HK (ohne ZF und eigene Betriebe)
26.520
+ AGK + WUG + FZ
291.829 32.425
= BGK (Gesamt)
26.520
= Summe 1
+ AGK
25.940
+ EKT aller ZF-Pos.
0
+ WUG
6.485
+ eigene Betriebe (ohne ZF)
0
+ FZ = Kalk. Umlage
0 58.945
+ Fehldeckung (Z-Pos)
0
+ sonstige Fehldeckung
0
+ VHZ
0
= Tatsächliche Umlage
324.255
= Summe 2 + Fehldeckung
58.945
324.255 0
= Summe 4
324.255
= Angebotssumme laut LV 30,00 6,67 36,67
0
= Summe 3 + GB (SoPo ) + Nachlass und Rundung
Durchschnittlicher Mittellohn: Durchschnittlicher EKZ auf Mittellohn: Durchschnittlicher Kalkulationslohn:
324.255
0 324.255
2
220
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Herstellkosten- und Angebotsübersicht Projekt: Bauherr: Bausparte:
WE: EUR
000 V1 (Angebot) Neubau der Brücke über einen Bach
Abgabetermin: Mittl. AGK: Mittl. WUG: Mittl. FZ:
2 KoA
Bezeichnung Stunden
Normalpos.
SoPo mit GB
BGK
% HK
Gesamt
1.589
0
0
8,00 % 2,00 % 0,00 % % AGS
1.589
1
PERSONALKOSTEN
175.155
0
0
1.0
LOHNKOSTEN
0
0
0
175.155 60,02 54,02 0
0,00
0,00
1.1
GEHALTSKOSTEN POLIERE
0
0
0
0
0,00
0,00
1.2
GEHALTSKOSTEN ANGESTELLTE
0
0
0
0
0,00
0,00
2
Material
66.849
0
0
2.0
BETON
0
0
0
66.849 22,91 20,62 0
0,00
0,00
2.1
STAHL
0
0
0
0
0,00
0,00
2.2
EINBAUTEILE
0
0
0
0
0,00
0,00
2.3
FERTIGTEILE AUS BETON
0
0
0
0
0,00
0,00
2.4
MAUERWERKSBAUSTOFFE
0
0
0
0
0,00
0,00
2.5
ERD- UND STRASSENBAUSTOFFE
0
0
0
0
0,00
0,00
2.6
STOFFE FUER AUSBAU UND TGA
0
0
0
0
0,00
0,00
3
KOSTEN FÜR HILFS- UND BETRIEBSSTOFFE
3.196
0
7.680
10.876
3,73
3,35
3.0
SCHAL- UND RUESTMATERIAL
0
0
0
0
0,00
0,00
3.1
PROFILSTAHL (HILFSKONSTRUKTIONEN)
0
0
0
0
0,00
0,00
3.2
VERBAUMATERIAL
0
0
0
0
0,00
0,00
3.3
BETRIEBSSTOFFE, WASSER, STROM
0
0
0
0
0,00
0,00
3.4
SPRENGMITTEL
0
0
0
0
0,00
0,00
3.5
HILFS- UND NEBENSTOFFE
0
0
0
0
0,00
0,00
4
ALLG. BAU-, BETRIEBSUND GESCHÄFTSKOSTEN
0
0
0
0
0,00
0,00
4.0
BAUSTELLENAUSSTATTUNG UND VERWALTUNG
0
0
0
0
0,00
0,00
4.1
PROJEKTKOSTEN
0
0
0
0
0,00
0,00
5
GERÄTEKOSTEN
12.610
0
18.340
5.0
GERÄTEMIETE UND -REPARATUR
0
0
0
0
0,00
0,00
5.1
ZUSÄTZLICHE GERÄTEKOSTEN
0
0
0
0
0,00
0,00
30.950 10,61
9,54
2.5 Vorkalkulation im Brückenbau
KoA
Bezeichnung
221
Normalpos.
SoPo mit GB
BGK
% HK
Gesamt
% AGS
6
sonstiges
0
0
500
500
0,17
0,15
6.0
FREMDLEISTUNG TIEFBAU, ST UND TUN
0
0
0
0
0,00
0,00
6.1
FREMDLEISTUNG ROHBAU
0
0
0
0
0,00
0,00
6.2
FREMDLEISTUNG AUSBAU
0
0
0
0
0,00
0,00
6.3
FREMDLEISTUNG TECHNISCHE GEBAEUDEAUSRUESTUNG
0
0
0
0
0,00
0,00
6.4
SONSTIGE FREMDLEISTUNGEN
0
0
0
0
0,00
0,00
6.5
ARCHITEKTEN- UND INGENIEURLEISTUNGEN
0
0
0
0
0,00
0,00
8
SONSTIGE BETRIEBLICHE AUFWENDUNGEN
0
0
0
0
0,00
0,00
8.0
ZINSBEREICH
0
0
0
0
0,00
0,00
8.2
RUECKSTELLUNGEN
0
0
0
0
0,00
0,00
8.4
BUEROBETR.- U. GESCH.KOSTEN, EDV, REISEN, BEWIRTUNG
0
0
0
0
0,00
0,00
8.5
VERSICH., BEITR., RECHTSUND BERAT.KOSTEN, GEBÜHREN
0
0
0
0
0,00
0,00
8.6
SONSTIGE STEUERN
0
0
0
0
0,00
0,00
8.7
SONSTIGE KOSTEN
0
0
0
0
0,00
0,00
8.8
KURSVERLUSTE/ KURSGEWINNE
0
0
0
0
0,00
0,00
8.9
PROVISIONEN, GEBUEHREN
0
0
0
0
0,00
0,00
7
Subunternehmer
7.500
0
0
7.500
2,57
2,31
Summe HK (ohne ZF und Konzern)
265.310
0
26.520
AGK
23.583
0
2.357
25.940
8,89
WUG
5.896
0
589
6.485
2,22
2,00
0
0
0
0
0,00
0,00
0
0,00
0,00
FZ Zuschlag auf SoPo Vorwegumlage EZ auf Vorwegumlage Summe Angebotssumme 1
0 0
291.830 100,00 90,00 8,00
0
0
0
294.789
0
29.466
Eigene Betriebe (ohne ZF)
0
0
0
0
0,00
0,00
EKT von ZF-Pos (inkl. ZF mit FP)
0
0
0
0
0,00
0,00
294.789
0
Summe Kalk. Angebotssumme BGK + EKZ auf BGK
29.466
29.466
324.255 111,11 100,00
324.255 111,11 100,00
-29.466
Von-Hand-Zuschlag
0
0
0
0,00
0,00
Fehldeckung
0
0
0
0,00
0,00
324.255
0
Summe Angebotssumme lt. Kalk. Nachlass und Rundung
324.255 111,11 100,00 0
0,00
2
222
2 Kalkulation im Ingenieurbau
KoA
Bezeichnung
SoPo mit GB
Normalpos.
BGK
Angebotssumme lt. LV
324.255
MwSt
2
WE: EUR
000 V1 (Angebot) Neubau der Brücke über einen Bach
Bezeichnung
L1
Mittellohn
ML1
30,00
Kalk.Lohn
EKZ 6,67
Stunden
Mittel
30,00
6,67
Abgabetermin: Bereich Mittl. AGK: Mittl. WUG: Mittl. FZ:
Stunden * Mittellohn
58.242,82 58.242,82
36,67
Zuschläge und Umlagefaktoren je Bereich
Bezeichnung
Stunden * Kalk.Lohn
1.588,50 47.655,00 10.587,82
WE: EUR
000 V1 (Angebot) Neubau der Brücke über einen Bach
KoA
Std (o. ZF) * EKZ
REST 8,00 % 2,00 % 0,00 %
36,67 1.588,50 47.655,00 10.587,82
Summe
Projekt: Bauherr: Bausparte:
100,00
385.863
Kalkulationslöhne
KoA
% AGS
61.608
Summe Angebotssumme brutto
Projekt: Bauherr: Bausparte:
% HK
Gesamt
Abgabetermin: Bereich Mittl. AGK: Mittl. WUG: Mittl. FZ:
AGK WUG freier EZ Gesamt Zuschlag Zuschlag Zuschlag Zuschlag Faktor
REST 8,00 % 2,00 % 0,00 % Ges. Fak. B-Pos
1
PERSONALKOSTEN
8,00
2,00
0,00
11,11
22,22
22,22
2
Material
8,00
2,00
0,00
11,11
22,22
22,22
3
KOSTEN FÜR HILFS- UND BETRIEBSSTOFFE
8,00
2,00
0,00
11,11
22,22
22,22
4
ALLG. BAU-, BETRIEBS- UND GESCHÄFTSKOSTEN
8,00
2,00
0,00
11,11
22,22
22,22
5
GERÄTEKOSTEN
8,00
2,00
0,00
11,11
22,22
22,22
6
sonstiges
8,00
2,00
0,00
11,11
22,22
22,22
7
Subunternehmer
8,00
2,00
0,00
11,11
22,22
22,22
2.5 Vorkalkulation im Brückenbau
223
Tabelle 2.74 Ausgefülltes Leistungsverzeichnis beim Beispiel Spannbetonbrücke Pos Text
Menge
Einh.
EP (€/ME)
GP (€)
Brückenneubau 1
Baustelleneinrichtung
1.1
Baustelle einrichten und vorhalten Geräte, Werkzeuge und sonstige Betriebsmittel, die zur vertragsgemäßen Ausführung der Bauleistungen erforderlich sind, auf die Baustelle bringen, bereitstellen und - soweit der Geräteeinsatz nicht gesondert vergütet wird - betriebsfertig aufstellen einschl. der dafür notwendigen Arbeiten. Die erforderlichen festen Anlagen herstellen. Baubüros, Unterkünfte, Werkstätten, Lagerschuppen und dgl., soweit erforderlich, antransportieren, aufbauen und einrichten. Strom-, Wasser-, Fernsprechanschluss sowie Entsorgungseinrichtungen und dgl. für die Baustelle, soweit erforderlich, herstellen. Bei Bedarf Lagerplätze, sonstige Platzbefestigungen und Wege im Baustellenbereich anlegen. Oberbodenarbeiten einschl. Beseitigen von Aufwuchs für die Baustelleneinrichtung, soweit erforderlich, ausführen. Flächen beschaffen, sofern die vom AG zur Verfügung gestellten nicht ausreichen. Kosten für Vorhalten, Unterhalten und Betreiben der Geräte, Anlagen und Einrichtungen einschl. Mieten, Pacht, Gebühren und dgl. werden nicht mit dieser Pauschale, sondern mit den Einheitspreisen der betreffenden Teilleistungen vergütet. Soweit nicht für bestimmte Leistungen für das Einrichten der Baustelle gesonderte Positionen im Leistungsverzeichnis enthalten sind, gilt die Pauschale für alle Leistungen sämtlicher Abschnitte des Leistungsverzeichnisses. Zufahrt zur Baustelle herstellen. Herstellen wird gesondert vergütet.
1
psch
189.040,03
189.040,03
1.2
Baustelle räumen Baustelle von allen Geräten, Anlagen, Einrichtungen und dgl. räumen. Benutzte Flächen und Wege entsprechend dem ursprünglichen Zustand herrichten. Soweit nicht für bestimmte Leistungen für das Räumen der Baustelle gesonderte Positionen im Leistungsverzeichnis enthalten sind, gilt die Pauschale für alle Leistungen sämtlicher Abschnitte des Leistungsverzeichnisses.
1
psch
3.176,68
3.176,68
Summe Baustelleneinrichtung 2
Brückenbauwerk
2.1
Bewehrten Beton einschl. Schalung herstellen Bewehrten Beton einschließlich Schalung nach Unterlagen des AG herstellen. Schalung vorhalten und beseitigen. Bewehrung und Traggerüst werden gesondert vergütet. Bauteil = Widerlager + Flügelwand, Unterbau Revisionsschacht. Art der Verwendung = Stahlbeton. Druckfestigkeitsklasse C30/37. Expositionsklasse XF2, XC4 und XD1. Zusätzliche Anforderungen: w/z 0,5. Sichtflächenschalung = Einseitig gehobelte Bretter gleichen Querschnitts mit profilierten Seiten (Nut und Feder oder dgl.). Schalungsverlauf horizontal. Oberfläche maschinell abscheiben und glätten.
192.216,71 255,00
m3
179,66
45.813,30
2
224
2 Kalkulation im Ingenieurbau Pos Text
Menge
Einh.
EP (€/ME)
GP (€)
Brückenneubau 2.2
2
Betonstahl liefern und einbauen Betonstahl entsprechend statischen und konstruktiven Erfordernissen einbauen. Bauteil = Fundament, Widerlager mit Flügelwand, Mittelpfeiler, Lagersockel, Kammerwand, Revisionsschacht. Stahlsorte BSt 500 S.
85,00
t
1.014,41
86.224,85
Summe Brückenbauwerk
132.038,15
Summe Brückenneubau
324.254,86
Zusammenstellung Baustelleneinrichtung
192.216,71 EUR
Brückenbauwerk
132.038,15 EUR
Summe Brückenneubau
324.254,86 EUR
Angebotssumme (netto)
324.254,86 EUR
Mehrwertsteuer (19 %)
61.608,42 EUR
Angebotssumme (brutto)
385.863,28 EUR
2.6 Vorkalkulation im Tunnelbau
225
2.6 Vorkalkulation im Tunnelbau 2.6.1 Grundlagen Im Tunnelbau kann in einer ersten groben Unterteilung zwischen offener und geschlossener Bauweise unterschieden werden. Im ersteren Fall wird das Tunnelbauwerk in einer offenen Baugrube erstellt, die anschließend wieder verfüllt wird. Diese Bauweise bietet sich für oberflächennahe Tunnel an. Im letzteren Fall wird der Tunnel maschinell mithilfe einer Tunnelvortriebsmaschine (z. B. Schildmaschine oder offene Tunnelbohrmaschine) oder bergmännisch (konventioneller Vortrieb z. B. mit Bohr- oder Sprengvortrieb) hergestellt.79 Als Sonderfall kann das Einschwimmverfahren betrachtet werden. Bei dieser Methode werden ein oder mehrere Senkkästen nebeneinander versenkt und anschließend wasserdicht miteinander verbunden.80
2.6.2 Beispiel Schildvortrieb 2.6.2.1
Leistungsbeschreibung
Das folgende Kapitel befasst sich mit dem zu kalkulierenden Aufwand und den Kosten zum Auffahren von zwei Tunnelröhren (Ost- und Weströhre) eines in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Tunnelbauwerkes zur Unterführung eines Flusses. Hierzu ist geplant, zwei Tunnelbohrmaschinen (TBM) einzusetzen. Die beiden Tunnelröhren sind in einer Länge von 6,6 km und einer Tiefenlage bis zu 60 m unter GOK per Schildvortrieb mit Bentonit gestützter Abbaukammer herzustellen. Bei der zu kalkulierenden Schildbauweise wird ein Stahlzylinder, dessen lichter Durchmesser etwas größer ist als der äußere Durchmesser der Tunnelwand, mittels hydraulischer Pressen in den Boden gedrückt. Im Schutze des Schildes wird der Boden im vorderen Teil abgebaut und im hinteren Teil die endgültige ringförmige Tunnelwandung hergestellt. Der beim Vortrieb des Schildes freiwerdende Ringspalt zwischen Tunnelaußenwand und Gebirge ist sofort zu verpressen. Verwendet werden in dem hier erläuterten Beispiel Tübbings aus Stahlbeton. Die zum Vortrieb erforderlichen Pressen stützen sich über Druckringe auf den bereits fertig gestellten Teil des Tunnels ab. Durch unterschiedliches Vorpressen kann der Schild gesteuert werden und Kurven fahren. Der Mindestradius beträgt 50 m. Der Vortrieb erfolgt jeweils auf Ringbreite. Der Schildvortrieb eignet sich besonders für Lockergestein und bindige Böden.
79
Vgl. zur geschlossenen Bauweise mit Tunnelvortriebsmaschinen z. B. Girmscheid (2008), S. 381–436 und zum Bohr- und Sprengvortrieb z. B. ebenda (2008), S. 71–132.
80
Vgl. zum Einschwimmverfahren bzw. zu den Senkkästen Lingenfelser (2001), S. 233 ff.
2
226
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2
Bild 2-35 Schematischer Querschnitt eines Tübbings
Die Ortsbrust wird hier durch eine unter Druck stehende Suspension gestützt. Sie füllt den gegen den Tunnel dicht abgeschotteten Abbauraum bis zur Firste voll aus und drückt gegen die Ortsbrust. Für den Abbau werden Fräsgeräte oder ein sternförmiges Schneidrad verwendet. Der gelöste Boden vermischt sich mit der Suspension. Das Gemisch wird über Tage gefördert, getrennt und die Suspension in den Abbauraum zurückgepumpt. Hierbei muss der Stützdruck stets dem wirkenden Erddruck entsprechen und konstant bleiben. Dies kann erreicht werden
Bild 2-36 Schematischer Längsschnitt Tunnelbohrmaschine
Werkverträge Teilleistungen z.B. Fertigteile
Dienstleistungsverträge Logistik
Dienstleistungsverträge Spezialarbeiten
NU
NU
"design and build"Pauschalvertrag
NU
Bauherr
Tunnelhersteller
Liefervertrag Tübbinge
Lieferverträge Material
Planervertrag Tunnel
Liefervertrag Tunnelbohrmaschine
Tübbinghersteller
Lieferanten
Planer Tunnelbauwerk
Hersteller Tunnelbohrmaschine
Bild 2-37 Strukturdiagramm Vertragsbeziehungen Tunnelbau Lieferverträge Material
Liefervertrag Meßsystem
Liefervertrag Produktionsanlage Tübbingfertigteile
Material Tübbinge
Lieferanten
Kontrollmeßsystem Schalung und Tübbinge
Hersteller FTProduktionsanlagen
2.6 Vorkalkulation im Tunnelbau 227
2
228
2 Kalkulation im Ingenieurbau
durch Steuerung des Zu- und Ablaufs in den Abbauraum oder durch Einbau einer Druckluftkammer, in der ein geregelter Luftdruck auf den Spiegel der Stützsuspension wirkt. Der prinzipielle Aufbau einer TBM ist in Bild 2-36 dargestellt.
2
Bei auftretenden Hindernissen und bei Reparaturen am Schneidrad wird die Stützsuspension durch Druckluft verdrängt. Die Arbeiten im Abbauraum können dann unter Druckluft erfolgen. Zum Ein- und Ausschleusen des Personals ist eine Druckluftschleuse erforderlich. Im Grundwasserbereich ist die einwandfreie Abdichtung des Schildschwanzes erforderlich, damit hier kein Wasser einfließen kann. Vertragliche Randbedingungen Die Vertragsbeziehungen, welche bei der Größenordnung eines solchen Bauvorhabens erforderlich werden, sind in Bild 2-37 dargestellt. Dabei ist es in dem Vertrag zur Lieferung der erforderlichen Tunnelbohrmaschinen (TBM) vom TBM-Hersteller üblich, eine Reihe von Leistungs- und Prozessdauern sowie Verfügbarkeitsgarantien zu geben, die eine gewisse Vortriebsleistung garantieren. Diese Vortriebsleistung gehört zu den wesentlichen Preisermittlungsgrundlagen vom Tunnelhersteller für das Auffahren der beiden Tunnelröhren. Die Garantien betreffen i. A. die Geschwindigkeiten und Dauern der für das Vorantreiben der Tunnelröhre entscheidenden Prozesse: –
Bohren mit dem Schneidrad,
–
Montagezeit der Tübbingringe,
–
Verlängerung der Ver- und Entsorgungsleitungen
und die –
Verfügbarkeit der TBM für diese Prozesse sowie die
–
durchschnittliche Vortriebsleistung.
2.6.2.2
Vortriebsleistungen bzw. Fortgangsgeschwindigkeiten
Bohrleistung Die Bohrleistung ist nur auf den Teilprozess „Bohren“ bezogen, also auf den Prozess, währenddem die TBM tatsächlich vorgetrieben wird, und der nur von der Wirksamkeit des werkzeugbewehrten Schneidrades und der Förderkapazität des Bentonitstromes für die Abförderung des abgebauten Bodenmaterials abhängt. Der TBM-Hersteller garantiert die nachfolgende durchschnittliche Bohrgeschwindigkeit pro geologischer Schicht, wenn davon ausgegangen wird, dass die Logistik, soweit dies außerhalb der Verantwortlichkeit vom TBM-Hersteller liegt, ausreichend ist und die Trennanlage genügend Kapazität hat. Nachfolgend ist eine Tabelle dargestellt, welche die garantierten durchschnittlichen Bohrgeschwindigkeiten in mm/min in Abhängigkeiten von den geologischen Schichten und Wasserdrücken des zu durchlaufenden Geologielängsprofils angibt. Zusätzlich enthält die Tabelle die für die Anschaulichkeit griffigere Dimension der Vortriebsleistung [m/h] und die [m/WT].
2.6 Vorkalkulation im Tunnelbau
229
Tabelle 2.75 Entwicklung Vortriebsleistung beim Bohren im Tunnelbau Abs.
geologische Betriebsart Schicht
1
Sand (Z1)
2.1
Sand/Lehm (Z1/BK1)
2.2
Vortriebsstation
Anfang
Ende
[m]
[m]
Vor- Schnittgeschw. pro Vortriebsleistung beim triebsgeolog. Schicht Bohren länge gem Vertrag BetriebsVL zeit TT A [m]
[mm/min]
[m/h]
B 1)
[min/WT]
[m/WT ]
0
230
230
40
2,4
230
300
70
30
1,8
Sand/Lehm (Z1/BK1)
300
350
50
30
1,8
1440
43,2
3
Sand/Lehm (Z1/BK1)
350
420
70
30
1,8
1440
43,2
4
Lehm (BK1/2)
420
570
150
20
1,2
1440
28,8
5
Lehm/Sand (BK2/GZ2)
570
850
280
30
1,8
1440
43,2
6
Sand (GZ2)
850
1430
580
35
2,1
1440
50,4
7
Lehm/Sand (BK2/GZ2)
1430
1980
550
30
1,8
1440
43,2
8
Lehm (BK1/2)
1980
3980
2000
25
1,5
1440
36,0
9
Sand/Lehm (GZ1/BK1)
3980
5180
1200
30
1,8
1440
43,2
10
Sand (GZ1/Z1)
5180
6260
1080
40
2,4
1440
57,6
11
Sand (GZ1/Z1)
6260
6600
340
40
2,4
1440
57,6
6600
31,2
1,9
Probebetrieb
Regelbetrieb
Legende: 1) WT = Werktag = 24 h 2) Wo= Woche = 6 WT 3) Vortrieb in % der Geschwindigkeit in mm/min 4) KT = Kalendertag
44,9
A × 24 h/WT = B
Ringbau Die Zeit für die vollständige Montage eines Ringes aus 8 Stahlbetonfertigteil-Tübbingen (7+1 Ringbauzeit) bis zum Wiederanlegen der Pressen zum weiteren Bohrvortrieb ist für die Gesamtvortriebsleistung wesentlich und daher so kurz wie möglich zu halten. Der TBM-Hersteller garantiert, dass die Bauzeit pro Ring maximal 30 Minuten dauert, ausgehend von qualifiziertem Personal. Für die Zeit der Leitungsverlängerung gilt das Gleiche wie für die Ringbauzeit, jedoch kann ein Teil des Zeitaufwandes „im Schatten“ der Ringbauzeit bleiben, so dass nur der gegenüber der Ringbauzeit größere Zeitbedarf für die Gesamtvortriebsleistung zu Buche schlägt.
2
230
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Der TBM-Hersteller garantiert, dass die Leitungen für „Förderkreislauf, Wasserversorgung, Notwässerung, Notluftversorgung“ innerhalb von 45 Minuten über eine Länge von 12 Metern verlängert werden können.
2
Die erforderliche Vortriebsleistung, bzw. umgekehrt der notwendige Zeitbedarf für die Durchörterung einer bestimmten Strecke, setzt sich aus dem Zeitaufwand der o. g. Teilprozesse und weiteren Verteil- und Verlustzeiten zusammen, aus denen sich eine durchschnittliche, über längere Zeitabschnitte durchhaltbare Dauerleistung ergibt. Dieser Zustand tritt im Allgemeinen erst dann ein, wenn die TBM mit Nachläufer auf voller Länge in die Röhre eingefahren ist und der so genannte „Probebetrieb“ abgeschlossen ist. Der TBM-Hersteller garantiert, dass nach Abschluss des Probebetriebes über die ersten 300 m ein durchschnittlicher Fortgang von 15 m in 24 Stunden über eine abgeschlossene Periode von 6 Tagen erreicht werden wird. Der TBM- Hersteller wird in einem gemeinsam festzulegenden Abschnitt, zwischen 300 m und 600 m nach dem Start, diesen durchschnittlichen Fortgang nachweisen. 2.6.2.3
Verfügbarkeiten
Für die Planung des Bauablaufes der Tunnelherstellung innerhalb der Vertragsfrist mit dem Bauherrn ist die durchschnittliche Dauerleistung entscheidend. Mit den oben genannten Leistungsgrenzen der Bohrgeschwindigkeit ist diese nur einschätzbar, wenn von einem weitergehend störungsfreien Betrieb der TBM ausgegangen werden kann. Das Verhältnis zwischen der Zeit innerhalb der drei Schichten à 8 Stunden je Werktag (WT), in welcher der Betrieb mit der Bohrmannschaft laufen soll und der, in welcher die TBM tatsächlich für den Bohr-, Ringbau- und Rohrverlängerungsbetrieb uneingeschränkt bereit steht, gilt als „Verfügbarkeit“. Der TBM-Hersteller garantiert, dass nach 300 m Probebetrieb jede Tunnelbohrmaschine für die Ausführung der Bohrung bzw. für das Montieren der Tunnelringelemente während 85 % der Betriebszeit verfügbar ist. Unter Betriebszeit wird verstanden: die Periode, während der der Tunnelhersteller sein Personal zur Verfügung stellt (vorläufig wird von einem Drei-SchichtBetrieb ausgegangen von Montagmorgen 06.00 Uhr bis Sonntagmorgen 06.00 Uhr), verringert durch: –
Stillstand des Bohrprozesses, verursacht durch den Tunnelhersteller,
–
Verzögerung durch Schaden an der betreffenden Maschine, verursacht durch den Tunnelhersteller,
–
Wartungsarbeiten, die normale geplante Wartung,
–
Stillstand, verursacht durch das Wechseln von Schaufeln.
Die Berechnung der Verfügbarkeit erfolgt entsprechend der nachstehenden Formel: F
Verfügbarkeit
TT
effektive Arbeitszeit
TA
Ausfallzeiten wie Reparaturen an der TBM
T1
baubetriebliche Stillstände
T2
Gewaltschäden
2.6 Vorkalkulation im Tunnelbau
T3
Wartungsarbeiten
T4
Werkzeugwechsel
f [%] =
TT − (T1 + T2 + T3 + T4 ) − TA ×100 TT − (T1 + T2 + T3 + T4 )
Bei Abwesenheit aller Stillstandsursachen T1 bis T4 und einer TBM-bedingten Ausfallzeit von 15 % eines Werktages 1.440 min × 0,15 = 216 min ergibt sich die Verfügbarkeit zu
f [%]=
1.440 min − 0 − 216 min ×100 1.440 min
f = 85 % als die vom TBM-Hersteller garantierte Verfügbarkeit. Definition der Begrifflichkeiten: –
Stillstand des Bohrprozesses, verursacht durch den Tunnelhersteller entspricht T1, baubetriebliche Stillstände,
–
Verzögerung durch Schaden an der betreffenden Maschine, verursacht durch den Tunnelhersteller, entspricht T2, Gewaltschäden,
–
Wartungsarbeiten, die normale geplante Wartung, entspricht T3, Wartungsarbeiten,
–
Stillstand, verursacht durch das Wechseln von Schaufeln, entspricht T4, Werkzeugwechsel.
Die Verfügbarkeitsstufen bzw. die Zeitanteile an der Schichtzeit, in denen Vortriebsleistung erbracht wird, zeigt Bild 2-38. Die Verfügbarkeit muss dabei gemäß vorstehender Grafik auf die für den TBM-Vortrieb verbleibende Zeit als Differenz zwischen der effektiven Arbeitszeit TT und den baubetrieblichen und maschineninstandhaltungsbedingten Stillstandszeiten (ҏT1 bis T4) bezogen werden, denn nur dann wird sie für den eigentlichen Zweck Vortrieb und Ringbau eingesetzt und muss ihre Verfügbarkeit unter Beweis stellen. Die Verfügbarkeit wird von dem Moment an gemessen, in dem der erste bleibende Ring montiert wird, bis zu dem Moment, in dem die Tunnelbohrmaschine in Höhe der konstruierten Wand des Empfangsschachts angekommen ist. Die Verfügbarkeit wird monatlich festgestellt. In der zur Annahme einzureichenden Bedienungsanleitung wird der TBM-Hersteller eine Prozedur zur Registrierung, Festlegung, Beurteilung und Berichterstattung aufnehmen. Der Probebetrieb geht in die Messung der Verfügbarkeit mit ein. Unter Berücksichtigung einer möglichen Nachbesserung der TBM durch den TBM-Hersteller macht nur eine kontinuierliche Feststellung in diesen Intervallen Sinn und nicht etwa der Bezug auf die gesamte Vortriebszeit von zwei Jahren und drei Monaten, da ein „Aufholen“ an verschiedene technische Grenzen stößt. Der Fortgang des Vortriebs und der Tunnelherstellung hat direkten Einfluss auf die zeit- und leistungsabhängigen Kosten bei der Herstellung des Tunnelbauwerks. Daher ist die Abgrenzung und der Vergleich zwischen den
231
2
232
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2
Bild 2-38 Gegenüberstellung der Verfügbarkeitsstufen (Tunnelbau)
–
garantierten,
–
kalkulierten und
–
tatsächlich erreichten
Fortgangsgeschwindigkeiten Voraussetzung. 2.6.2.4
Abgrenzung der Teilzeiten der Vortriebsschicht
In den Schichtprotokollen und deren wöchentlicher Zusammenfassung ist üblicherweise folgende Unterteilung der 8-Stunden-Schicht-Zeit einer Produktions- bzw. Vortriebsschicht zu erkennen: 1. Vortrieb 2. Ringbau 3. Stillstand 4. Druckluftarbeiten. 1. Unter Vortrieb ist der Zeitanteil an der gesamten Produktionsschichtzeit angesprochen, in dem die Tunnelbohrmaschine (TBM) unter Bewegung des Schneidrads auf der Tunnelgradiente durch die Pressen vorwärts bewegt wird.
Bild 2-39 Strukturdiagramm Vortriebszeit (Tunnelbau)
2.6 Vorkalkulation im Tunnelbau 233
2
234
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2. Während des Ringbaus steht die TBM, jedoch gehört dieser Zeitanteil zu den verfahrensimmanenten Tunnelbauzeiten, in denen wegen der eingezogenen Pressen die TBM nicht vorgetrieben werden kann. In dieser Zeit wird ein Ring aus 7+1 Tübbing-Stahlbetonfertigteilelementen montiert. Die Verlängerung der Rohrleitungen nach 12,0 m Vortrieb ist ebenfalls unter diese Zeitkategorie zu rechnen. Damit ergibt sich der in Bild 2-41 dargestellte Regelzyklus für jeweils sechs Ringe bis 12 m Vortrieb mit einer Soll-Zykluszeit von 9,55 Stunden und Soll-Vortriebsleistung von 1,26 m/h. 3. Unter Stillstand sind alle nicht verfahrensimmanenten, z. T. bedingten Stillstände zu subsumieren, die üblicherweise bei einem solchen Schildvortrieb vorkommen, jedoch in ihrem zeitlichen Auftreten zufällig und in der Stillstandsdauer unbestimmt sind. Die Differenzierung in Gruppen von Stillstandszeiten nach ihrer Verursachung wird weiter unten vorgenommen. 4. Unter Druckluftarbeiten werden die Zeitanteile verstanden – die ebenfalls Stillstandszeiten sind – während denen eine Druckluftintervention in der Druckkammer vorgenommen wird, bei der unmittelbar hinter dem Schneidrad Arbeiten ausgeführt werden müssen. Diese können z. T. geologisch bedingt, z. T. maschinenbedingt, aber auch störungsbedingt auftreten. Teilzeiten der Vortriebszeit Für den hier interessierenden Vergleich der Fortgangsgeschwindigkeiten bzw. Vortriebsleistungen ist aus den verschiedenen Angaben von Fortgangsgeschwindigkeiten und Teilprozessdauern die Vortriebsleistung herauszuarbeiten. Als geeigneter Leistungsansatz erscheint hier der Vortrieb je Werktag [m/WT]. Von der Gesamtzeit, die für die eigentliche Tunnelherstellung und hier für den Vortrieb zur Verfügung steht, wird an sechs Werktagen je Kalenderwoche in drei Schichten, d. h. 24 Stunden lang am Vortrieb und der Tunnelherstellung gearbeitet. Einen Überblick über die Struktur der Teilprozesse gibt Bild 2-39. 2.6.2.5
Regelablauf des Vortriebs
Grobablauf des Tunnelbaus Bild 2-40 zeigt als Balkenplan die vor Beginn der TBM-Montage im Einfahrbauwerk geplante Terminlage. Danach sind für die eigentliche Vortriebszeit der –
Tunnelröhre West 575 Werktage und
–
Tunnelröhre Ost 546 Werktage
vorgesehen. Detailablauf des Vortriebs Der Regelablauf des Vortriebs und Tunnelbaus setzt sich aus Teilprozessen und deren Dauern zusammen, die a) vortriebsimmanent, d. h. von der TBM- Leistung abhängen b) logistikimmanent, d. h. von den nachgelagerten Versorgungsprozessen abhängig und c) störungsimmanent, d. h. von Maschinenausfällen und Schnittstellenreibungsverlusten abhängig sind.
Bild 2-40 Grobablauf Beispiel Tunnelbau
2.6 Vorkalkulation im Tunnelbau 235
2
Bild 2-41 Regelablauf: Vortrieb mit Ringbau und Leitungsverlängerung (Tunnelbau)
236 2 Kalkulation im Ingenieurbau
2
2.6 Vorkalkulation im Tunnelbau
237
Regelablaufzyklus des Vortriebs Die vortriebsimmanenten Prozesszeiten sind integraler Bestandteil des Regel-Vortriebsprozesses. Dazu gehören: –
der Bohrvortrieb,
–
die Ringbauzeit,
–
die Leitungsverlängerung und
–
der Werkzeugwechsel.
Aus diesen Teilprozessen ergibt sich ein Regeldetailablauf gemäß Bild 2-41, die als technisch maximale TBM-bedingte Vortriebsleistung betrachtet werden muss. Leistungsabstufungen zur kalkulierten Dauerleistung Zur Identifikation der anzusetzenden Soll-Leistung für den Vortrieb sind eine Reihe von Leistungsabstufungen zu betrachten, die verdeutlichen, dass die Soll-Leistung eine Dauerleistung ist, die über große Zeiträume der Durchschnitt zwischen in bestimmten Leistungsgrenzen variierender Schicht- oder Werktagsleistung ist. Aus den oben dargestellten Fortgangsgeschwindigkeiten beim Bohren, den Prozesszeiten für Ringbau und Leitungsverlängerung (dargestellt im Detail-Regelablauf) und den unregelmäßigen und störungsbedingten Verteilzeiten ergeben sich folgende Abstufungen der Fortgangsgeschwindigkeiten bzw. Vortriebsleistungen: VL1
maximale Bohrleistung in vorhandener Geologie, schneidradbedingt
Die aus Tabelle 2.75 entnommene maximale Fortgangsgeschwindigkeit beim Bohren von 2,4 m/h (57,60 m/WT) ist die höchste der durchschnittlichen Bohrgeschwindigkeiten in den verschiedenen geologischen Schichten. Diese Bohrgeschwindigkeit gilt nur für den reinen ungestörten Prozess des Bohrens zwischen den einzelnen Ringbauzeiten. Diese Geschwindigkeit kann also maschinenbedingt nicht mehr überschritten werden. VL2
durchschnittliche Bohrgeschwindigkeit über die Gesamtvortriebsstrecke
Die durchschnittliche Bohrgeschwindigkeit von 1,9 m/h bzw. 45,60 m/WT stellt eine gewichtete Mittelung der Bohrgeschwindigkeiten in den verschiedenen geologischen Schichten dar. VL3
technisch maximale Vortriebsleistung nach Regelablauf
Für den Regelablaufzyklus, d. h. inklusive der Ringbau- und Rohrverlängerungsprozesszeiten, in denen die TBM steht, ergibt sich mit den garantierten Prozesszeiten eine durchschnittliche Vortriebsleistung von 30,16 m/WT. VL4
theoretische Vortriebsleistung nach Verfügbarkeitsgarantie
In Abgrenzung von den Leistungsabstufungen VL1 bis VL3, denen ein ununterbrochener Maschineneinsatz zugrunde liegt, wird hier eine Verfügbarkeit von 85 % der Betriebszeit zugrunde gelegt. Damit ergibt sich die Vortriebsleistung zu 17,65 m/WT.
2
238
2 Kalkulation im Ingenieurbau
VL5
2
garantierte durchschnittliche Vortriebsleistung
Der garantierte durchschnittliche Fortgang von 15 m in 24 h stellt die Vortriebsleistung dar, welche auch bei einer Verfügbarkeit an der garantierten Grenze in jedem Falle durchschnittlich erreicht werden wird. VL6
kalkulierte Vortriebsleistung
Aus der verfügbaren Bauzeit für den Tunnel ergibt sich eine Kernzeit für den eigentlichen Vortrieb nach dem Probebetrieb, der für die Kostenermittlung zugrunde gelegt worden ist. Dieser Ansatz muss unter Würdigung der o. g. Einflüsse auf den Vortrieb und den Gesamtbetrieb realistische Abschläge von den im ungestörten Betrieb erreichbaren Leistungen berücksichtigen. Für die nachlaufenden intermittierenden Prozesse der Versorgung mit Tübbingsteinen, Rohrverlängerungsmaterial und des Ausbaus sind Schnittstellenverluste mit den vergleichsweise kontinuierlichen Abläufen der TBM zu berücksichtigen. Wie die Verfügbarkeit der TBM, so haben auch die Prozesse der Förderung, Separierung und Materialversorgung im rückwärtigen Bereich Ausfallzeiten, die wegen der Unabhängigkeit von der TBM asynchron auftreten können, so dass Schnittstellenverluste eintreten können, welche die Dauerleistung des Gesamtbetriebes „Tunnelherstellung“ um ein bestimmtes Maß herabsetzen. Wegen der Unabhängigkeit von der TBM und damit der dort erreichten Bohrgeschwindigkeiten muss der Baubetriebszeitabschlag als absoluter Betrag und nicht als Prozentsatz der TBM-bedingten Vortriebsleistungen angegeben werden. Nach den Kalkulationsunterlagen vom Tunnelhersteller beträgt die kalkulierte Vortriebsleistung der TBM jeweils 14 m/WT durchschnittlich, also um 1 m/WT geringer als die vom TBMHersteller garantierten durchschnittlich 15 m/WT. Der Abschlag für baubetrieblich bedingte Stillstände gegenüber der technischen Vortriebsleistung unter Berücksichtigung der Verfügbarkeit von 85 % beträgt somit ( 1,0 −
VL7
17,65 ) = 41,5 % 30,16
erforderliche Vortriebsleistung
Die erforderliche Vortriebsleistung ergibt sich aus der laut Gesamtterminplan verfügbaren Anzahl von Werktagen für den Vortrieb und der zu durchfahrenden Strecke von 6.600 m bis zum Zielbauwerk. Gegenüber dieser Leistung sollte die kalkulierte Vortriebsleistung gewisse Reserven bzw. Puffer für Unvorhergesehenes aufweisen. Für den Vortrieb Ost ergibt sich diese zu
6.600 m m = 9,61 687 WT WT und für den Vortrieb West zu
6.600 m m =10,28 642 WT WT Diese Leistungsabstufungen sind in Bild 2-42 anschaulich nebeneinandergestellt.
Bild 2-42 Gegenüberstellung der Vortriebsleistungsstufen (Tunnelbau)
2.6 Vorkalkulation im Tunnelbau 239
2
240
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2.6.2.6
Vortrieb und Stillstandszeiten
Soll-Vortriebsleistung und -ablauf
2
Aus der dargestellten Leistungsabstufung lässt sich die für die weitergehende Betrachtung anzusetzende Soll-Leistung wie folgt ableiten: Von der technisch maximalen Vortriebsleistung nach Regelablauf VL3, die aus dem technisch zwingenden Zyklus Vortrieb-RingbauLeitungsverlängerung ermittelt ist, muss ein baubetrieblicher Abschlag vorgesehen werden, der die verschiedenen Stillstände der der TBM nachgelagerten Logistik und des Baubetriebs berücksichtigt, währenddessen die TBM am Vortrieb gehindert ist. Das heißt, in Zeiten, in denen diese baubetrieblichen Stillstände nicht gegeben sind, müsste die TBM die Leistung VL3 erreichen. Davon unabhängig ist ein Abschlag für die nach Vertrag zulässige Ausfallzeit der TBM von 15 % der für den Vortrieb anzusetzenden Zeit in Ansatz zu bringen. Von der vom TBMHersteller garantierten durchschnittlichen Vortriebsleistung, die dauerhaft erzielt werden kann, hat der Tunnelhersteller einen weiteren Sicherheitsabschlag der Vortriebsleistung von 1,0 m/WT vorgenommen und damit die kalkulierte Vortriebsleistung festgelegt. Mit dieser Leistung ist auch der Lieferbedarf der Tübbingringe als Produktionsvorgabe für die Tübbingherstellung festzulegen. Mit den für die verschiedenen geologischen Schichten geltenden Bohrgeschwindigkeiten wird der Zeitaufwand für die jeweils zu durchfahrende geologische Schicht gemäß Tabelle 2.76 ermittelt.
850
Sand (GZ2)
6
5180 6260
Sand (GZ1/Z1)
Sand (GZ1/Z1)
10
11 6600
6260
5180
3980
1980
1430
850
570
420
350
40 31,2
6600
40
30
25
30
35
30
20
30
30
30
40
[mm/min]
1,9
2,4
2,4
1,8
1,5
1,8
2,1
1,8
1,2
1,8
1,8
1,8
2,4
[m/h]
Schnittgeschw. pro geolog. Schicht gem. Vertrag
340
1080
1200
2000
550
580
280
150
70
50
70
230
[m]
Legende: Abs … Abschnitt: Einteilung Gesamtvortrieb gemäß Vertrag 1) WT = Werktag = 24 h 2) Wo= Woche = 6 WT 3) Vortrieb in % der Geschwindigkeit in mm/min 4) KT = Kalendertag
3980
9
1980
Sand/Lehm (GZ1/BK1)
8
1430
570
Lehm/Sand (BK2/GZ2)
5
7
420
Lehm (BK1/2)
4
Regelbetrieb
350
Sand/Lehm (Z1/BK1)
3
Lehm/Sand (BK2/GZ“) Lehm (BK1/2)
300
Sand/Lehm (Z1/BK1)
2.2
300
230
[m]
[m] 0
Ende
Anfang
Vortriebsstation Vortrieb/ Schicht
230
Betriebsart
ProbeSand/Lehm (Z1/BK1) betrieb
Sand (Z1)
Geologische Schicht
2.1
1
Abs.
1,0
1,0
0,7
0,6
0,7
0,8
0,7
0,5
0,7
0,7
[m/h]
Kalkulierte Vortriebsleistung pro geolog. Schicht VLkalk BetriebsVLkalk zeit
23,3
23,3
17,5
14,5
17,5
20,3
17,5
11,6
17,5
17,5
0,8
0,8
0,6
0,5
0,6
0,7
0,6
0,4
0,6
0,6
19,2
19,2
14,4
11,9
14,4
16,7
14,4
9,6
14,4
14,4
Mittelwert = 15,00 m/WT
840
840
750
700
750
790
750
660
750
750
[m/WT] [min/WT] [m/h] [m/WT1)]
VL3
Mittelwert = 18,0 m/WT
1020
1020
910
850
910
960
910
800
910
910
[min/WT]
Betriebszeit
Technisch maximale Vortrieblsleistung VL3
Tabelle 2.76 Entwicklung Vortriebsleistung – Soll, TBM 1 (Ost) und TBM 2 (West) (Tunnelbau)
Summe WT 442,0
17,7
56,3
83,3
167,9
38,2
34,7
19,4
15,6
4,9
3,5
[WT/Abs.]
Bauzeitkalk
2.6 Vorkalkulation im Tunnelbau 241
2
242
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Vortriebsleistung pro Werktag 25
2
Vortriebleistung [m/WT]
20
15
10 VL 3 technisch maximale Vortriebsleistung
5
VL 6 kalkulierte Vortriebsleistung 0 0
300
600
900 1200 1500 1800 2100 2400 2700 3000 3300 3600 3900 4200 4500 4800 5100 5400 5700 6000 6300 6600 Station [m ]
Bild 2-43 Diagramm: Vortriebsleistung pro Werktag (Tunnelbau)
Als Graph über die gesamte Vortriebsstrecke aufgetragen, ergibt sich der Vortriebsleistungsvorlauf als Ganglinie (siehe Bild 2-43). 2.6.2.7
Auswertung mit Schichtprotokollen
Die originäre Erfassung der Zeitdaten des Ablaufs einer Schicht erfolgt in den Schichtprotokollen. In einem Minutenzeitraster über die gesamte Schichtzeit wird jede einzelne Prozess- bzw. Stillstandsdauer in Minuten dokumentiert. Dargestellt wird dies in den Schichtprotokollen in Form eines Zeitbalkens, ähnlich einem Balkenterminplan. Die Zuordnung der einzelnen Zeitquanten zu der jeweiligen Prozess- oder Stillstandsart entspricht der zuvor dargestellten Differenzierung: 1. Vortrieb, 2. Ringbau, 3. Stillstand, 4. Druckluftarbeiten, somit auch die Unterteilung des Stillstands in: 3.1 Separation, 3.2 Förderkreislauf, 3.3 Versorgung, 3.4 Anfahrt/Ausfahrt, 3.5 TBM, 3.6 Sonstiges, 3.7 Ausbau. Außerdem werden im Schichtprotokoll festgehalten: –
die erreichte Station (Kilometrierung) bei Schichtanfang und Schichtende sowie
–
der Vortrieb und
–
die Anzahl der gebauten Ringe.
Einzelne Stillstände werden verursachungsgemäß durch eine Kodierung in größerer Differenzierung zugeordnet. Durch diese Art der Dokumentation bleiben keine undefinierten Restzeiten an der Gesamtschichtzeit übrig. Bei der Auswertung der Schichtprotokolle werden die Einzelzeiten der Schichten eines Werktages zusammengefasst und in einer Matrix mit derselben Zeilenstruktur wie die Schichtprotokolle für alle sechs Werktage einer Woche zusammengestellt. Infolge ist eine Differenzierung von einzelnen Stillstandsursachengruppen und damit eine Auswertung nach jeder einzelnen Stillstandszeit als Zeiteinheit in Minuten und nach dem Anteil an der Gesamtschichtzeit und/oder Gesamtstillstandszeit möglich. Dies ist Voraussetzung für die Abgrenzung der einzelnen Stillstandsursachen. Diese Abgrenzung wird im Folgenden vorgenommen.
2.6 Vorkalkulation im Tunnelbau
243
Abgrenzung der Stillstandszeiten untereinander Die nicht verfahrensimmanenten Stillstandszeiten mit zufälligem Eintritt und unbestimmter Dauer sind wie folgt in den Schichtprotokollen differenziert: 3.1 Separation 3.2 Förderkreislauf 3.3 Versorgung 3.4 Anfahrt/Ausfahrt 3.5 TBM 3.6 Sonstiges 3.7 Ausbau Separation Die Separation dient der Trennung des Fördermittels Bentonitsuspension von dem Ausbruchmaterial. Die Separation ist somit in den Förderkreislauf eingeschaltet und hat direkte Schnittstellen zu diesem. Die Separation beginnt somit am Auslaufrohrstutzen der Förderdruckleitung, wo der Förderstrom auf das Grobsieb der ersten Stufe fällt. Die Separierung endet am Ansaugstutzen für die Förderpumpe, die das wiederaufbereitete Bentonit in den Förderkreislauf einspeist. Förderkreislauf Der Bentonit-Förderstrom zwischen der Separieranlage und der Druckkammer besteht aus einer Zu- und Abförderung und beginnt – wie unter 2.6.2.1 beschrieben – an der Schnittstelle zur Separieranlage, dem Ansaugstutzen. Von da aus wird das noch unbelastete Bentonit in die Druckkammer hinter dem Schneidrad gefördert, wo es sich mit dem durch das Schneidrad gelösten Ausbruchmaterial vermengt und als belasteter Förderstrom zur Separieranlage weitergepumpt wird. Die Förderanlage besteht aus Speise-, Förder- und Streckenpumpen zum Ausgleich der Druckverluste und einem Rohrleitungssystem mit Beipässen und Schiebern. Die Schnittstelle zwischen dem Förderkreislauf als Bestandteil der TBM befindet sich jenseits der Rohrverlängerungseinrichtung. Von dieser Stelle ist der sich ständig verlängernde Förderkreislauf eine TBM-unabhängige Anlage. Dies gilt analog für alle anderen Versorgungsleitungssysteme. Versorgung Die Versorgung besteht in dem genannten Sinne sowohl aus z. T. der TBM zuzuordnenden Anlagenteilen als auch davon unabhängigen stationären Teilen der Anlage, die von Nachunternehmern betrieben werden. Im Einzelnen sind dies: –
Rohleitungen für Wasserversorgung, Kühlwasser, Bewetterung,
–
Kabel für Stromversorgung, Telekommunikation,
–
Gleisbau und -betrieb,
–
Tübbingantransport,
2
244
2 Kalkulation im Ingenieurbau
–
2
Ringspaltverpressmörtel.
Die Schnittstellen bestehen jeweils an den Verlängerungspunkten als Abgrenzung zwischen den in der TBM fest installierten Versorgungseinrichtungselementen und den in der Tunnelröhre verlegten Zuleitungen bzw. an den Übergabestellen für die Tübbinge und dem Schienenantransport sowie für den Verpressmörtel. Anfahrt/Ausfahrt Die An- und Ausfahrt betreffen Betriebszustände des Vortriebs. Verschiedenes Unter Verschiedenes – als Ursachen von Stillständen – sind sowohl weitere Anlagen bzw. Anlagenteile als auch schildvortriebimmanente Prozesse aufgeführt. Die aufgeführten Einzelursachen sind jedoch sämtlich TBM-unabhängig und daher nicht weiter abzugrenzen gegen TBM-Stillstände. Ausbau Der Ausbau betrifft Prozesse in der fertig gestellten Tunnelröhre im Anschluss an den Nachläufer der TBM. Sie können auf den Vortriebsprozess daher bestenfalls mittelbar Einfluss haben und als Ursache für einen Stillstand in geringerem Umfang in Frage kommen. Abgrenzung der Stillstandszeiten Von den oben genannten Gruppen von Stillstandsereignissen sind solche abzugrenzen, die für die Quantifizierung der im TBM-Liefervertrag vom TBM-Hersteller garantierten Eigenschaften und Leistungen relevant sind. Da die Schichtprotokolle lückenlos über 24 Stunden im DreiSchicht-Betrieb eines Werktages geführt werden, ist jede Zeiteinheit einer der vier Prozesszeitengruppen 1. Vortrieb 2. Ringbau 3. Stillstand 4. Druckluftarbeiten zuzuordnen. Vortrieb Die Vortriebszeit stellt das Intervall zwischen den sie begrenzenden Ringbauzeiten dar, in der die TBM um eine Ringbreite von 2 m vorgetrieben wird, um dann anzuhalten, die Vortriebspressen einzuziehen und den nächsten Ringbau abzuwarten. Diese Zeitintervalle stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit der Fortgangsgeschwindigkeit beim „Bohren“. Der Quotient zwischen der Vortriebsstrecke von 2 m und der dazu protokollierten Zeit in Minuten ergibt:
2.6 Vorkalkulation im Tunnelbau
245
2,0×60 min/h m ≤ 1,8 x min h Aus den Auswertungsprotokollen ist das Ergebnis über die gesamte protokollierte Vortriebszeit und die Anzahl der an diesem Werktag eingebauten Ringe in gleicher Weise ermittelbar. Größere als aus der Tabelle ableitbare Vortriebszeiten sind als Abweichung von den garantierten Bohrgeschwindigkeiten des Vertrages und damit als schadensstiftende Störung zu bewerten. Ringbau Die Ringbauzeit ist in den Schicht- bzw. Auswertungsprotokollen explizit angegeben und kann daher unmittelbar mit der vertraglich garantierten Ringbauzeit von maximal 30 Minuten verglichen werden. Somit sind sämtliche Ringbauzeiten größer 30 Minuten als Abweichung vom Vertrag und damit schadenstiftende Störung zu bewerten. Stillstand Aus der Diversifizierung der Stillstandsursachengruppen 3.1 bis 3.7 sind die anzusprechen, unter denen ebenfalls störungsbedingte Ausfallzeiten protokolliert werden, die eine Abweichung von den im Vertrag garantierten Eigenschaften markieren. Per Definition der Stadien des Vortriebs und der Tunnelherstellung, während deren die vom TBM-Hersteller garantierten Eigenschaften der TBM gelten sollen, sind die Stadien der Einund Ausfahrt der TBM – 3.4 Anfahrt/Ausfahrt – als besondere Betriebszustände ausgenommen. Die Stillstandsursachengruppen 3.1 Separation 3.2 Förderkreis 3.3 Versorgung 3.6 Verschiedenes 3.7 Ausbau betreffen sämtlich Teilbetriebe, die unabhängig von den Betriebszuständen der TBM eigene Betriebszustände und Stillstandsursachen haben. Aber auch an den Schnittstellen zur TBM (Übergabe und Verlängerungspunkte) treten Reibungsverluste und so genannte Rückschlageffekte ein, die diese Teilbetriebe beeinträchtigen, die allerdings schwerlich quantifizierbar sind. Alle hier relevanten TBM-bedingten Störungen sind in der Stillstandsursachengruppe 3.5 TBM dokumentiert, d. h. sie sind im Sinne der Verfügbarkeitsdefinition der Teilzeit TA zuzuordnen. Lediglich die Teilzeiten 13 „Werkzeuge“, 14 „Walzenbrecher“ und 15 „Agitatoren“ der Gruppe 3.5 gehören zu den technologiebedingten regelmäßig auftretenden Stillstandszeiten und sind in der Verfügbarkeitsdefinition der Teilzeit T4 zugeordnet und daher von der Ausfallzeit TA abzugrenzen.
2
246
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Als Abweichung von den Garantien des TBM-Liefervertrages und damit schadensstiftend werden somit folgende Teilzeiten von den übrigen Prozess- und Stillstandszeiten abgegrenzt:
2
1. Längere Vortriebszeiten, im Vergleich zur Kalkulation und zur garantierten Vortriebsleistung 2. Ringbauzeiten größer als 30 Minuten pro Ring 3. Rohrverlängerungszeiten größer als die Ringbauzeit und größer als 45 Minuten 4. Stillstandszeiten der TBM dokumentiert unter Ursachengruppe 3.5 mit Ausnahme der Werkzeugwechselzeiten 13, 14, 15 größer als die nach dem Vertrag zugestandenen 15 % der jeweiligen Regelvortriebszeit nach Abzug der baubetrieblich bedingten Stillstände Tabelle 2.77 Entwicklung Vortriebsleistung pro geologischer Schicht (Tunnelbau) Abs.
geologische Schicht
1
Sand (Z1)
2.1
Sand/Lehm (Z1/BK1)
2.2 3
Betriebsart
Vortriebsstation Anfang
Ende
[m]
[m]
Vortriebslänge [m]
Schnittgeschw. pro geolog. Schicht gem Vertrag [mm/min]
m/h]
[m/WT
0
230
230
40
2,4
57,60
230
300
70
30
1,8
43,20
Sand/Lehm (Z1/BK1)
300
350
50
30
1,8
43,20
Sand/Lehm (Z1/BK1)
350
420
70
30
1,8
43,20
4
Lehm (BK1/2)
420
570
150
20
1,2
28,80
5
Lehm/Sand (BK2/GZ2)
570
850
280
30
1,8
43,20
6
Sand (GZ2)
850
1430
580
35
2,1
50,40
7
Lehm/Sand (BK2/GZ2)
1430
1980
550
30
1,8
43,20
Probebetrieb
Regelbetrieb
8
Lehm (BK1/2)
1980
3980
2000
25
1,5
36,00
9
Sand/Lehm (GZ1/BK1)
3980
5180
1200
30
1,8
43,20
10
Sand (GZ1/Z1)
5180
6260
1080
40
2,4
57,60
11
Sand (GZ1/Z1)
6260
6600
340
40
2,4
57,60
2.6.2.8
Kostenermittlung und Preisbildung
Kostenartenstruktur der Gesamtleistung Der Auftrag zur Herstellung des Tunnelbauwerkes und weiterer Bauwerke im Zuge dieser Verkehrstrasse wurde als „Design and Build“-Auftrag zu einem Global-Pauschal-Festpreis vergeben. Bis auf die Preisanteile –
kalkulatorischer Gewinn und
–
unternehmerisches Gesamtwagnis
und die administrativen Kosten –
Federführungskosten der ARGE sowie
2.6 Vorkalkulation im Tunnelbau
–
247
allgemeine Geschäftskosten und Deckungsbeiträge der Arge-Partner
können alle auftragsabhängigen Kosten als direkte Kosten kalkuliert werden. Die hier einer näheren Betrachtung zu unterziehende Kostenstruktur zeigt das nachfolgende Strukturdiagramm.
Bild 2-44 Strukturdiagramm Kosten (Tunnelbau)
2
248
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Gesamtkosten Die nachfolgende Aufstellung stellt die für die Baumaßnahme insgesamt kalkulierten Kosten dar.
2
Tabelle 2.78 zugrunde gelegte Arbeitskalkulationen (Beispiel Tunnelbau) Beschreibung Vorproduktion Tunnelsegmente
GP 75.216.965,53 €
Fertigung, Montage, Demontage TBM's
49.200.268,40 €
Zeitabhängige Kosten Bauplatz Süd
63.303.109,34 €
Vorproduktion Kabel-Kanal-Elemente
7.690.209,15 €
Separieranlage
16.079.801,15 €
Geräte und Wartung
10.649.448,99 €
Fertigung, Montage, Demontage Logistik-System
6.669.494,67 €
Tunnelausbau
82.344.978,75 €
Planung, Arbeitsvorbereitung, Entwurf, Beratung
15.798.068,83 €
Bau-Querschläge Summe
25.312.435,79 € 352.264.780,60 €
Zu dieser Gesamtkalkulation erfolgt in den nachfolgenden Abschnitten exemplarisch für einige Positionen eine detaillierte Kostenermittlung. Lohnkosten Schichtkosten Für einen Schildvortrieb mit Tübbingausbau und hydraulischer Förderung des Ausbruchmaterials wird nachfolgend von einem Drei-Schicht-Betrieb ausgegangen. Die Lohnkosten des mit den Arbeiten in der Wartungsschicht beschäftigten Personals werden im Rahmen der Ansätze für die Reparaturkosten der Geräte berücksichtigt. Die Ansätze für die mit Aufsichtsfunktionen befassten, nicht produktiven Poliere bzw. Schachtmeister und die Kosten des Bauleitungspersonals, einschließlich der entsprechenden Zuschläge, sind den zeitvariablen Gemeinkosten zuzuordnen. Für die Ermittlung der Lohnkosten der produktiven Arbeitskräfte wird üblicherweise der Mittellohn als arithmetisches Mittel der Tarifstundenlöhne der unterschiedlichen Berufsgruppen einschließlich aller lohnabhängigen und lohnbezogenen Sozial- und Lohnnebenkostenzuschläge bestimmt. Die Lohnzusatzkosten, die üblicherweise als Prozentsatz vom Tarifstundenlohn ermittelt werden, setzen sich aus den gesetzlichen (Renten-, Arbeitslosen-, Kranken- und Pflegeversicherung), tariflichen (Urlaubsgeld, 13. Monatseinkommen, Überbrückungsgeld) und betrieblichen Sozialkosten zusammen. Der Sozialkostenzuschlag beträgt im Beispiel 82 % auf die tariflichen Stundenlöhne. Des Weiteren sind nach § 7 BRTV Fahrtkosten- und Verpflegungszuschüsse zu zahlen, die vereinfachend mit 10 % des Tarifstundenlohns in Ansatz gebracht werden.
2.6 Vorkalkulation im Tunnelbau
249
Tabelle 2.79 Berechnung Mittellohn ASL beim Beispiel Tunnelbau Anzahl
Berufsbezeichnung
Lohngruppe
Aufgabe
Erläuterung
1
Baumaschinenführer
LGR 4
Schildfahrer
Steuerung der Maschine, Revisionsarbeiten bei Stillstand
2
Spezialfacharbeiter
LGR 4
Ringbauer
Tübbingeinbau, Erektorbedienung, Hinterfüllung Ringspalt
1
Baufachwerker
LGR 2
Hilfsarbeiter
Installation von Rohren der Förderund Speiseleitung
1
Baumaschinenführer
LGR 4
Lokführer
Material- und Personaltransporte in der Tunnelröhre
1
Baufacharbeiter
LGR 2a
Mechaniker
Reparaturen an der Schildmaschine und sonstigen Ausrüstungen
1
Baufacharbeiter
LGR 2a
Elektromonteur
Reparaturen an den elektrischen Antrieben der TBM
7
Summe Besetzung TBM pro Schicht
Anzahl
Berufsbezeichnung
Lohngruppe
Aufgabe
Erläuterung
1
Baufacharbeiter
LGR 2a
Bedienung
Separieranlage
1
Baufacharbeiter
LGR 2a
Bedienung
Herstellung und Verpressmörtel
1
Baumaschinenführer
LGR 4
Kranfahrer
Material- und Ausrüstungstransporte
1
Baufachwerker
LGR 2
Monteur
Montagevorbereitung Tübbinge
1
Baumaschinenführer
LGR 4
Radlader
Horizontaltransporte an der Oberfläche
5
Summe Besetzung Kolonne über Tage GTL
Festbetrag
Förderung
von
Anzahl
Lohngruppe
6
LGR 4
15,48
13,00
93,34
2
LGR 2
12,85
12,00
25,84
4
LGR 2a
13,80
12,00
12
Anzahl AK
Grundmittellohn
Gesamtlohn
55,49 14,56
2
250
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Grundmittellohn + Erschwernisse für Tunnelarbeiten
=
+ Nachtzuschlag
20 %
+ Leistungszuschlag 10 %
auf
14,56 €/h
=
0,41 €/h
=
0,97 €/h
=
1,46 €/h
0,70 €/h
0,70 € / h × 7 AK unter Tage : 12 AK
2
=
1/3 der Stunden
von 14,56 €/h
= Mittellohn (A) + Sozialkosten
17,40 €/h 82 %
von
=
= Mittellohn (AS) + Lohnnebenkosten
14,26 €/h 31,66 €/h
2,7 %
von
= Mittellohn (ASL)
=
0,85 €/h 32,51 €/h
Folglich ergeben sich die Lohnkosten pro Arbeitstag bei einem Drei-Schicht-Betrieb wie folgt: Tageslohnkosten = 32,51 €/h × 24 h/Schicht x 12 Arbeitskräfte = 9.362,88 €/AT Zusatzkosten Druckluftinterventionen Zusätzlich zu den Personalkosten je Schicht fallen weitere Kosten für die sogenannten Druckluftinterventionen (DL-Interventionen) an. DL-Interventionen sind notwendig, um Hindernisse vor der Schildschneide zu beseitigen und eventuell Werkzeuge am Schneidrad auszutauschen. Dazu müssen mehrere Arbeitskräfte in die Abbaukammer einsteigen, wobei der Stützdruck durch Druckluft aufrechterhalten wird. Für die gegebenen Verhältnisse beträgt der Stützdruck gegen Wasser- und Erddruck ca. 2,5 bar, so dass ein Einstieg in die Druckkammer einer Tauchtiefe (im Wasser) von 25 m entspricht. Im Allgemeinen müssen zwei bis drei Arbeitskräfte in die Abbaukammer einsteigen. In arbeitsmedizinischen Untersuchungen muss diesem Personal die Drucklufttauglichkeit bescheinigt werden. Weiterhin sind maximale Aufenthaltszeiten und Ausschleusungszeiten zu beachten, die für unterschiedliche Arbeitsdrücke den Tabellen der Druckluftverordnung entnommen werden können. Für den vorliegenden Fall (Arbeitsdruck 2,5 bar) beträgt die maximale Aufenthaltsdauer 210 min (3,5 h) bei einer Ausschleusungszeit (ab 1,0 bar mit Sauerstoff) von 107 min. Im Allgemeinen kann man davon ausgehen, dass jeder Produktionsschicht höchstens zwei drucklufttaugliche Arbeitskräfte angehören. Außerdem werden viele Arbeitskräfte nach mehreren DL-Interventionen insbesondere im Winter druckluftuntauglich, so dass die Arbeiten dann mit Fremdpersonal (DL-Taucher) ausgeführt werden müssen. Die zusätzlichen Personalkosten setzen sich also aus: –
Zulagen für Eigenpersonal für das Arbeiten unter Druckluft und
–
Fremdpersonalkosten
zusammen. Für die Vorkalkulation wird davon ausgegangen, dass die Druckluftarbeiten mit drei Arbeitskräften ausgeführt werden. Davon sind zwei Eigenpersonal.
2.6 Vorkalkulation im Tunnelbau
251
Erschwerniszuschlag für Schmutzarbeiten
2 × 0,80 €/h
=
1,60 €/h
+ Zuschlag für Bedienung von Pressluftgeräten
2 × 1,30 €/h
=
2,60 €/h
+ Zuschlag für Druckluftarbeiten (2,5 bar)
2 × 5,75 €/h
= 11,50 €/h
10 % × 2 × 14,56 €/h
+ Leistungszuschlag
=
5,82 €/h
= Zuschlag Eigenpersonal
= 21,52 €/h
+ Kosten Fremdpersonal
= 60,00 €/h 81,52 €/h
Bei der Leistungsermittlung der TVM wurden für Druckluftinterventionen 8 bis 10 % der Betriebszeit angenommen. 0,08 – 0,10 × 2.400 h = 192 – 240 h
eingeplante Zeit für DL-Interventionen
Bei einem Aufwandswert von 2,5 h/m³ für die Zerkleinerung von Findlingen auf Steinbrechergröße entspricht diese Stundenanzahl einer kalkulierten Hindernismenge von 192 – 240 h : 2,5 h/m³ = 75 – 100 m³ (gerundet) entlang der Vortriebsstrecke. Für die Vorkalkulation wird der Mittelwert von 216 h angesetzt. Diese Stundenanzahl umfasst nur die Aufenthaltsdauer in Druckluft und muss um die Ausschleusungszeit erhöht werden. Die Ausschleusungszeiten sind jedoch bei der Leistungsermittlung nicht zu berücksichtigen, da davon ausgegangen werden kann, dass die Vortriebsarbeiten während der Ausschleusung des Personals bereits weiterlaufen können. Im Durchschnitt beträgt dieser Zeitaufwand ca. 50 % der Aufenthaltszeit. Damit ergibt sich die gesamte Zeitdauer der Druckluftinterventionen zu 216 h × 1,5 = 324 h und schließlich mit 81,52 € / Mannschaftsstunde die Zusatzkosten DL-Interventionen zu 26.412,48 €. Gerätekosten Kosten der Tunnelbohrmaschinen Entsprechend den Arbeitskalkulationen vom Tunnelhersteller ergeben sich die Gerätekosten aus den sogenannten Kauf- und Rückkaufpositionen. Ausgangswert bei der Gerätekostenermittlung ist daher der Differenzwert zwischen An- und Rückkaufwert, der für die ursprünglich vorgesehene Soll-Einsatzzeit zugrunde zu legen ist. Folglich ergibt sich der Gerätekostensatz pro Arbeitstag wie folgt: G Satz =
( K Kauf − K Rück ) D Soll
Dabei sind: KKauf
= Kaufwert eines Gerätes gemäß Arbeitskalkulation
KRück
= Rückkaufwert eines Gerätes gemäß Arbeitskalkulation
DSoll
= Geplante Dauer des Vortriebes
2
252
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Zusätzlich sind bei dieser Position die Aufwendungen für den Auf- und Abbau sowie den Transport zu berücksichtigen. Die nachfolgende Übersicht stellt die Gesamtkosten für die beiden Tunnelbohrmaschinen dar:
2
Tabelle 2.80 Bereitstellungskosten Tunnelbohrmaschine Leistungsbeschreibung Pos.-Nr. Menge Einheit Kurztext-Leistungsbeschreibung Lieferung, Montage, Demontage TBM's 2,00 St
Einheits-Einzelkosten Kostenart
Menge
Kauf TBM Rückkauf TBM Antransport TBM Montage TBM Demontage TBM
Einheit
Lohn €/h
Geräte €/St
1,00 St
22.224.456,58
1,00 St
-4.843.015,79
Stoff €/St
Sonstige €/St
1,00 St
301.280,00
4.000,00 h
39,29
3.000,00 h
39,29
Rücktransport TBM Entwicklungskosten Reservekomponenten
1,00 St
256.654,74
1,00 St
2.171.052,63
1,00 St
Einzelkosten der Teilleistung Einheits-Einzelkosten Einzelkosten in Prozent Zuschlagsatz Zuschlag Einheitspreis (EP) 24.600.171,34 €/St
Fremdl. €/St
1.578.947,37
275.063,16 550.126,32 12,00 33.007,58
18.960.388,16 37.920.776,32 12,00 2.275.246,58
0,00 2.171.052,63 0,00 4.342.105,26 12,00 12,00 0,00 260.526,32 Gesamtpreis (GP)
557.934,74 1.115.869,47 12,00 66.952,17
21.964.438,69 €/St 43.928.877,37 € 2.635.732,65 €/St 49.200.342,68 €
Weitere Anlagenkosten Die Kosten für die Separier-, Bentonit- und Verpressmörtelanlage sind der nachfolgenden Aufstellung zu entnehmen:
2.6 Vorkalkulation im Tunnelbau
253
Tabelle 2.81 Weitere Anlagenkosten Tunnelbohrmaschine Leistungsbeschreibung Pos.-Nr. Menge Einheit Kurztext-Leistungsbeschreibung 1,00 St Lieferung, Montage, Demontage Separieranlage, Bentonitanlage, Verpreßmörtelanlage
2 Einheits-Einzelkosten Kostenart Kauf Separieranlage Rückkauf Separieranlage Kauf Bentonitanlage Rückkauf Bentonitanlage Kauf Verpreßmörtelanlage Rückkauf Verpreßmörtelanlage Montage Anlagenteile Demontage Anlagenteile Transport Anlagenteile
Menge
Einheit
Lohn €/h
Geräte €/St
1,00 St
4.331.973,68
1,00 St
-957.771,58
1,00 St
173.684,21
1,00 St
-39.165,79
1,00 St
657.894,74
1,00 St
-171.052,63
1.200,00 h
39,29
900,00 h
39,29
Stoff €/St
Sonstige €/St
36.518,41
1,00 St
Einzelkosten der Teilleistung Einheits-Einzelkosten Einzelkosten in Prozent Zuschlagsatz Zuschlag Einheitspreis (EP) 4.593.032,61 €/St
Fremdl. €/St
69.998,34
35.361,00 35.361,00 12,00 4.243,32
3.995.562,63 3.995.562,63 12,00 479.467,52
0,00 0,00 12,00 0,00 Gesamtpreis (GP)
0,00 0,00 12,00 0,00
69.998,34 69.998,34 12,00 8.399,80
4.100.921,97 €/St 4.100.921,97 € 492.110,64 €/St 4.593.032,61 €
Stoffkosten Der überwiegende Teil der Baustoffkosten sind die Stoffkosten für die Sicherung und den Ausbau. Für einen Schildvortrieb mit einschaligem Tübbingausbau (stellt in lockeren Bodenarten den Regelfall dar, da es sich um die kostengünstigste Ausbauart handelt) und kontinuierlichem Verpressen des Ringspaltes am Schildschwanz sind dies: –
Herstellung und Lieferung der Tübbings einschließlich der Fugendichtung und
–
Herstellung des Verpressmörtels.
Damit sind alle Kosten für Baustoffe erfasst, die Bestandteil des Bauwerkes werden. Da die Breite eines Tübbingringes (angegeben in m) gleichwertig neben der Leistungseinheit der Tunnellänge steht, können alle anderen Stoff- und Hilfsstoffkosten auf die Längeneinheit des Tunnels bezogen werden. Unter der Kategorie Hilfsstoffe müssen all diejenigen Stoffe erfasst werden, die nicht Bestandteil des Bauwerkes werden. Für den genannten Vortrieb mit einem Hydroschild sind das Bentonit und das Schildschwanzfett den Hilfsstoffen zuzuordnen. Weiterhin müssten die Kosten für die benötigte Druckluft berücksichtigt werden. Da die Erzeugung der Druckluft jedoch mit Aggregaten erfolgt, die entweder Bestandteil der TVM sind oder als gesonderte Anlage zur Baustelleneinrichtung gehören, werden diese Kosten unter den Gerätevorhaltekosten erfasst. Die Material- und Ausbaukosten werden nachfolgend auf den laufenden Meter bezogen.
254
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Kosten der Tübbinge
2
Es werden Stahlbetonkassettentübbinge aus C45/55 mit einer Dicke von 30 cm verwendet. Bei den erforderlichen Maßtoleranzen und einem Bewehrungsgehalt von 120 kg/m³ werden für die Herstellung und Lieferung frei Baustelle vom Fertigteilwerk 250,00 bis 275,00 €/m³ berechnet.
Bild 2-45 Schematischer Querschnitt Tübbing
A
Ring
=
Π × (r²außen – r²innen)
A
Ring
=
Π × [(2,75 m)² – (2,45 m)²]
=
4,90 m²
V
Aussparung
=
0,70 m × 0,15 m x 0,90 m × 12
=
1,13 m³
V
Ring
=
A Ring × 1,50 m – V Aussparung
V
Ring
=
4,90 m² × 1,50 m – 1,13 m³
=
6,22 m³
K
Tübbings
=
6,22 m³/Ring : 1,50 m/Ring × 262,50 €/m³
=
1088,5 €/m
2.6 Vorkalkulation im Tunnelbau
255
Soll-Kapazität Tübbingproduktion und Soll-Bedarf Tübbinge Vortieb
2 7000 Soll-Kapazität Tübbingproduktion [Ringe] Bedarf Vortrieb [Ringe]
Anzahl der Ringe
6000 5000 4000 3000 2000 1000
M rz
Ja n
ov N
Ju l Se p
M ai
M rz
Ja n
ov N
Ju l Se p
M ai
M rz
Ja n
0
Bild 2-46 Bedarf an Tübbingen über die Bauzeit (Tunnelbau)
Kosten der Dichtungen Es werden Dichtungsrahmen aus Neoprenprofilen verwendet, die gesondert geliefert und montiert werden. Bei einer Nutgrundbreite von 33 mm und einer Nuttiefe von 15 mm kann man von einem Richtpreis in Höhe von 2,90 €/m für die Dichtungsprofile zuzüglich 0,20 €/m für die Verklebungskomponenten ausgehen. 6 Tübbinge + 1 Schlussstein mit umlaufender mittiger Dichtung: 7 Tübbinge × 1,50 m × 2
= 21,00 m
ʌ × 5,20 m × 2
= 32,70 m (gerundet)
Gesamtlänge je Ring
= 53,70 m
KDichtung
= 53,70 m/Ring : 1,50 m/Ring × 3,10 €/m
= 110,98 €/m
Kosten Verpressmörtel Die Mischungszusammensetzung des Verpressmörtels wurde speziell für kiesige Böden gewählt. Als Mittelwert wurde eine Ringspaltbreite von 15 cm angesetzt. Die Kostenansätze für die einzelnen Komponenten entsprechen verkehrsüblichen Preisen. Kalkulatorisch ist folgendes Mischungsverhältnis anzusetzen:
256
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Tabelle 2.82 Komponenten des Verpressmörtels (Tunnelbau) Komponente
2
Masseprozent
Rohdichte
Kosten
Zement
4
3,10 kg/dm³
85,00 €/t
Sand
58
2,50 kg/dm³
15,00 €/t
Füller
25
2,70 kg/dm³
32,50 €/t
Bentonit
1
1,70 kg/dm³
140,00 €/t
Wasser
12
1,00 kg/dm³
2,75 €/m³
Die Kosten für einen m³ Verpressmörtel ergeben sich wie folgt: Zement
= 0,04 × 3,1 kg/dm³ × 85,00 €/t =
10,54 €/t
Sand
= 0,58 × 2,5 kg/dm³ × 15,00 €/t =
21,75 €/t
Füller
= 0,25 × 2,7 kg/dm³ × 32,50 €/t =
21,94 €/t
Bentonit
= 0,01 × 1,7 kg/dm³ × 140,0 €/t =
2,38 €/t
Wasser
= 0,12 × 1,0 kg/dm³ × 2,75 €/m³ =
Gesamt
0,33 €/m³ 56,94 €/m³
In Folge der zuvor beschriebenen Ansätze ergibt sich folgender Verbrauch je m Länge: VMörtel =ʌ × (r²außen – r²innen) × 1, 00 m : 1,00 m VMörtel = ʌ × [(2,85 m)² – 2,60 m)²] × 1,00 m : 1,00 m = 4,30 m³/m KMörtel = 4,30 m³/m × 56,94 €/m³ = 244,84 €/m Die Gesamtkosten des Ausbaus bestimmen sich zu: KAusbau = KTübbings + KDichtung + KMörtel KAusbau =1.088,50 €/m + 110,98 €/m + 244,84 €/m = 1.444,32 €/m Kosten der Hilfsstoffe Kosten Bentonit Den Bentonitverbrauch im Vorfeld einer Tunnelbaumaßnahme abzuschätzen, stellt ein großes Problem dar, da der Verbrauch mit wechselnden geologischen Verhältnissen stark schwankt. Für den gegebenen Auffahrdurchmesser von 5,65 m und bei kiesigen Bodenverhältnissen kann als Richtwert ein Verbrauch von 0,25 t/m angesetzt werden. KBentonit = 160,00 €/t × 0,25 t/m = 40,00 €/m
2.6 Vorkalkulation im Tunnelbau
257
Kosten Schildschwanzfett Um die Reibung zwischen Schildschwanzdichtung und Tübbingring herabzusetzen, wird der Schildschwanz umlaufend ständig gefettet. Der Verbrauch beträgt ca. 7 kg/m und der Preis für ein 32 kg-Fass 50 €. In Folge ergeben sich die hierfür erforderlichen Kosten zu: KFett = 50,00 € / 32 kg × 7 kg/m = 10,94 €/m Damit ergeben sich folgende Sonstige Materialkosten: KSonstige = KBentonit + KFett KSonstige = 40,00 €/m + 10,94 €/m = 50,94 €/m Tabelle 2.83 Kalkulation der Materialkosten für Bentonit und Schildschwanzfett (Tunnelbau) Leistungsbeschreibung Pos.-Nr. Menge Einheit Kurztext-Leistungsbeschreibung 1,00 m Materialkosten Bentonit und Schildschwanzfett
Einheits-Einzelkosten Kostenart
Menge
Einheit
Schildschwanzfett
7,00 kg
Bentonit
0,25 t
Einzelkosten der Teilleistung Einheits-Einzelkosten Einzelkosten Zuschlagsatz Zuschlag Einheitspreis (EP)
in Prozent 69,30 €/m
Lohn €/h
Geräte € / Einheit
Stoff € / Einheit
Sonstige € / Einheit
Fremdl. € / Einheit
50 € : 32 kg 160,00
0,00 0,00 12,00 0,00
0,00 0,00 12,00 0,00
10,94 10,94 12,00 1,31 Gesamtpreis (GP)
50,94 50,94 12,00 6,11
0,00 0,00 12,00 0,00
61,88 €/m 61,88 € 7,42 €/m 69,30 €
Kosten Entsorgung Ausbruch In der Regel wird mit der Entsorgung des Aushubs ein Nachunternehmer beauftragt. Die Entsorgungskosten werden in €/m³ bzw. €/t abgerechnet. Die Kosten für die Entsorgung des Aushubs setzen sich zusammen aus den Kosten für Auf- und Abladen, den reinen Fahrtkosten und der Deponiegebühr. Parameter für die Entsorgungskosten sind die Entfernung der Deponie zur Baustelle sowie die vorliegende Qualität des Ausbruchs. So erhöhen sich mit zunehmender Entfernung die Fahrtkosten und in Abhängigkeit von der Beschaffenheit des Ausbruchs die Deponiegebühren. Es kann folglich also kein allgemein gültiger Wert pro m³ bzw. pro t angegeben werden.
2
258
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Tabelle 2.84 Kalkulation der Entsorgungskosten Ausbruch (Tunnelbau) Leistungsbeschreibung Pos.-Nr. Menge Einheit Kurztext-Leistungsbeschreibung 32.340,00 m³ Entsorgung Ausbruch
2 Einheits-Einzelkosten Kostenart
Menge
Einheit
Lohn €/h
Geräte € / Einheit
Stoff € / Einheit
Sonstige € / Einheit
Fremdl. € / Einheit
Auf- und Abladen
1,00 m²
Fahrtkosten
1,00 m²
2,00
Deponiegebühren
1,00 m³
15,00
Einzelkosten der Teilleistung Einheits-Einzelkosten Einzelkosten Zuschlagsatz Zuschlag Einheitspreis (EP)
in Prozent
0,23
0,00 0,00 12,00 0,00
19,30 €/m³
0,00 0,00 12,00 0,00
0,00 0,00 12,00 0,00 Gesamtpreis (GP)
0,00 0,00 12,00 0,00
17,23 557.218,20 12,00 2,07
17,23 €/m³ 557.218,20 € 2,07 €/m³ 624.162,00 €
2.6.3 Beispiel Bergmännischer Tunnelbau 2.6.3.1
Leistungsbeschreibung
Im Zuge einer Verkehrsberuhigungsmaßnahme soll in einem innerstädtischen Bereich eine Straßenbahnlinie aus dem Straßenkreuzungsbereich in ein Tunnelbauwerk umverlegt werden. In einem ersten Schritt wird die Startbaugrube in offener Bauweise hergestellt. Hierzu werden zur Baugrubenumschließung Schlitzwände erstellt.
2.6 Vorkalkulation im Tunnelbau
259
2
Bild 2-47 Bauphase Schlitzwandherstellung (Tunnelbau)
Der Aushub der Erdmassen erfolgt nach Erstellung eines temporären Deckels aus Stahlbeton und anschließender Überschüttung. Vor dem bergmännischen Ausbruch wird zunächst eine vorlaufende Sicherung durch Erstellung eines abdichtenden und tragfähigen Frostkörpers in den Baugrund eingebracht. Zur Einbringung der notwendigen Gefrierleitungen in den Baugrund werden aus der angrenzenden Baugrube Mikrotunnel vorgetrieben. In diese Mikrotunnel werden die zum Aufbau des Frostkörpers erforderlichen Soleleitungen eingebaut. Der Vereisungsbereich weist eine Gesamtlänge von ca. 50 m auf. Den östlichen wasserdichten Abschluss der Vereisung bildet eine als Schlitzwand ausgeführte Abschlusswand, in die die mit den Gefrierrohren bestückten Mikrotunnelvortriebe ca. 1,0 m wasserdicht einbinden. Für das eingesetzte Vereisungsverfahren (Solevereisung) ist nachfolgend eine allgemeine Übersicht der zur Herstellung und zum Erhalt des Frostkörpers erforderlichen Arbeiten aufgeführt:
260
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2
Bild 2-48 Bauphase Aushub Startschacht (Tunnelbau)
–
Mikrotunnelvortriebe (MTV) zur Aufnahme der Gefrier- und Temperaturmessrohre,
–
Bohrungen zum Einbau von Gefrierrohren sowie Temperaturmessrohren,
–
betriebsfertige Herstellung des Gefriersystems inkl. Installation aller planmäßig vorgesehenen Anlagenteile wie z. B. Gefrierrohre, Temperaturmessrohre, Gefrieraggregate, Gefrierköpfe, Rohrzuleitungen etc.,
–
Aufgefrieren und Frostkörpererhaltung in den o. g. Vereisungsbereichen bei unterschiedlichen Vereisungsphasen,
–
Einrichtung und Durchführung von Messprogrammen,
–
Überwachungsarbeiten.
An den mittels der Solevereisung herzustellenden Frostkörper werden unabhängig von weitergehenden statischen Anforderungen die folgenden Mindestanforderungen gestellt: –
Der Frostkörper muss über den gesamten Vereisungszeitraum und die gesamte Vereisungslänge durchgehend wasserdicht sein.
–
Der Frostkörper muss statisch tragfähig sein. Ein wasserdichter Anschluss des Frostkörpers an die Start- bzw. Zielwände der bergmännischen Vortriebe ist sicherzustellen.
2.6 Vorkalkulation im Tunnelbau
261
2
Bild 2-49 Bauphase Vortrieb Mikrotunnel
Nach Aufbau des Frostkörpers erfolgt der bergmännische Vortrieb mit Einbau einer vorläufigen Hohlraumsicherung (Tunnelaußenschale) aus bewehrtem Spritzbeton und Ausbaubögen. Die Spritzbetonschale ist für eine vorläufige Standzeit auszulegen. Hierbei wird zugrunde gelegt, dass nach dem Aushärten der Spritzbetonschale dem umlaufenden Frostkörper infolge der Kriecheigenschaften und der damit verbundenen Steifigkeitsabminderungen lediglich eine abdichtende Funktion zugewiesen werden kann. Der endgültige Ausbau aus Stahlbeton (Tunnelinnenschale) ist als eigentliches Tunnelbauwerk für die Standsicherheit und die Gebrauchstauglichkeit zu bemessen. Prinzip dieser Bauweise ist somit die strikte Trennung der Funktionen Lastableitung und Abdichtung: –
Während des Vortriebs bis zum Erhärten der Außenschale (Spritzbetonschale) übernimmt der Frostkörper sowohl den Erd- als auch den Wasserdruck und dichtet den aufgefahrenen Hohlraum gegen Grundwasser ab.
–
Die Spritzbetonaußenschale übernimmt keine abdichtende Funktion, sie dient zur Sicherung des aufgefahrenen Hohlraums. Die Bemessung erfolgt auf vollen Erd- und Wasserdruck. Nach Aushärten der Spritzbetonschale wird dem Frostkörper lediglich eine abdichtende Funktion zugewiesen.
–
Nach Einbau der Innenschale und Abtauen der Vereisung übernimmt die Innenschale die abdichtende Funktion sowie die Ableitung sämtlicher Lasten.
48 Wo chen 48 Wo chen 0 Wochen 3 Wochen 4 Wochen 2 Wochen 3 Wochen 10 Wochen 2 Wochen 10 Wochen 7 Wochen 10 Wochen 77 Wo chen 36 Wo chen 41 Wo chen 22 Wochen 21 Wochen 2 Wochen 35 Wo chen 18 Wo chen 5 Wochen 5 Wochen 6 Wochen 6 Wochen 5 Wochen 17 Wo chen 10 Wochen 10 Wochen 6 Wochen
2. Quartal
3. Quartal
4. Quartal
1. Quartal
2. Quartal
3. Quartal
4. Quartal
1. Quartal
2. Quart
2.6.3.2
Bild 2-50 Grobablauf Mikrotunnel und bergmännischer Vortrieb
1 STARTSCHACHT Bau grube 2 Baubeginn 3 4 Einrichten der Baustelle 5 Vorbereitende Maßnahmen 6 Schlitzwand West 7 Schlitzwände Nord + Süd 8 unbewehrte SW für den späteren Vortrieb 9 Voraushub und Streckträgereinbau 10 Düsenstrahlsohle incl. Auftriebssicherung 11 Unterzüge und Decken 12 Aushub + Aussteifung 13 TUNNELBAUWERK 14 Mikrotunne lvortriebe Vereisung 58 59 Vereisung Mittelröhre 60 Vereisung seitlichen Röhren 61 Räumen der BE 62 Bermännische r Vortrieb 63 Mittelstollen 64 Ausbruch Kalotte 65 Spritzbetonsicherung F irste 66 Ausbruch Strosse 67 Spritzbetonsicherung Ulmen + Sohle 68 Betoninnenschale / Stützen Mittelstollen 69 Seitenstollen 70 Ausbruch Strosse 71 Spritzbetonsicherung Ulmen 72 Betoninnenschale / Stützen Seitenstollen
Te xt10
2
Nr. Vorgangsn ame
262 2 Kalkulation im Ingenieurbau
Bauablaufplan
2.6 Vorkalkulation im Tunnelbau
2.6.3.3
263
Kostenermittlung und Preisbildung
Baustelleneinrichtung Die für die Herstellung der Mikrotunnelvortriebe auszuführenden Baustelleneinrichtungsarbeiten sind nachfolgend exemplarisch für einen Mikrotunnelvortrieb dargestellt: –
Einrichten der Baustelle,
–
Montage und Installation der Anfahrdichtungen,
–
Montage und Installation der Aussteifungskonstruktion (Widerlager) für die Vorpressvorrichtung (Pressenrahmen),
–
Einrichten der Vortriebsmaschine sowie aller notwendigen Geräte und Hilfsmittel. Installation und Kalibrierung der für den Mikrotunnelvortrieb erforderlichen Messtechnik.
Nach dem Aufbrechen und Durchfahren der Schlitzwand sowie dem Auffahren der Mikrotunnelvortriebe in die zur Einfahrt vorgesehene unbewehrte Schlitzwand erfolgt die Herstellung einer wasserdichten Anbindung zwischen Maschinenmantel und Ausbruchlaibung. Im Anschluss sind folgende Baustelleneinrichtungspositionen erforderlich: –
Rückziehen und Ausbau der Vortriebsmaschine,
–
Herstellen eines dauerhaft wasserdichten Abschlusses des Mikrotunnels im Bereich der Ortsbrust (wasserdichter Verschluss des Rohres),
–
Umsetzen der Vortriebs- und Vorpressvorrichtung auf die nächste Anfahröffnung.
Die nachfolgende Abbildung zeigt schematisch die typische Baustelleneinrichtung eines Mikrotunnelvortriebs.
Bild 2-51 Schema zur Baustelleneinrichtung Startschacht (Tunnelbau)
2
264
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Für die nachfolgende Kalkulation wird für die Montage- sowie Demontagearbeiten der Kalkulationsmittellohn mit 39,00 €/h angenommen. In den Kosten der Baustelleneinrichtung sind die Tragwerksplanung für das Traggerüst und das Widerlager enthalten.
2
Tabelle 2.85 Kalkulation zur Baustelleneinrichtung (Tunnelbau) Leistungsbeschreibung Pos.-Nr. Menge Einheit Kurztext-Leistungsbeschreibung Baustelleneinrichtung 1,00 p
Einheits-Einzelkosten Kostenart Erstmontage: Geräte betriebsfertig montieren 6 Mann x 15 d x 10 Std/d Demontage zur Abfuhr: Geräte demontieren 4 Mann x 10 d x 10 Std/d Hin- und Rücktransport 2 x 10 Stk x 500,-Allg. Baustelleneinrichtung aufbauen, Material usw. 4 Mann x 5 d x 10 Std/d Allg. Baustelleneinrichtung abbauen, Material usw. Statik und Werkplanung für Traggerüst und Widerlager Traggerüst für Startgrube aufbauen 6 Mann x 6 d x 10 Std Miete Traggerüst und Widerlager 4 Mo x 350 to x 80,-Traggerüstdemontage 6 Mann x 4 d x 10 Std/d Erstmontage Widerlager 5 Mann x 10 d x 10 Std/d Demontage Widerlager 5 Mann x 6 d x 10 Std/d Anfahrdichtungen Montage 30 Stk x 2 Mann x 2 Std/Stk Maschine zurückziehen: 30 Stk x 3 Mann x 10 Std/Stk in Zielschlitzwand verpressen: 30 Stk x 3 Mann x 1,5 Std Material 30 Stk x 250,-Meisselverschleiß insgesamt 8 Sätze x 21.809,-Maschinenversicherung 4 Mon x 2.545.000 x 0,0145 Bauleitung während BE/BR 2 Mann x 6.500,--/Mon Bauleitung während Vortrieb 1 Bauleiter pro Maschine (30 x 50 m / (2 x 6m/d) / 30d/Mon) x 6.500,--/Mon
Menge
Einheit
Lohn €/h
Geräte €/Einheit
Stoff €/Einheit
900,00 h
39,00
6.000,00
4.000,00
400,00 h
39,00
3.000,00
1.500,00
Sonstige €/Einheit
Fremdl. €/Einheit 5.000,00
10.000,00 200,00 h
39,00
3.000,00
120,00 h
39,00
500,00
5.000,00
2.500,00 500,00 10.000,00
360,00 h
39,00
8.000,00
5.000,00
20.000,00 240,00 h
39,00
500,00 h
39,00
300,00 h
39,00
120,00 h
39,00
900,00 h
39,00
9.000,00
135,00 h 174.472,00 147.610,00 13.000,00
27.083,33
Bauleitung Maschineningenieur 4 Mon x8.500,--/Mon x 75%
Einzelkosten der Teilleistung Einheits-Einzelkosten Einzelkosten in Prozent Zuschlagsatz Zuschlag Einheitspreis (EP) 714.812,37 €/p
25.500,00
157.560,00 157.560,00 12,00 18.907,20
49.500,00 49.500,00 12,00 5.940,00
189.972,00 65.583,33 189.972,00 65.583,33 12,00 12,00 22.796,64 7.870,00 Gesamtpreis (GP)
175.610,00 175.610,00 12,00 21.073,20
638.225,33 €/p 638.225,33 € 76.587,04 €/p 714.812,37 €
2.6 Vorkalkulation im Tunnelbau
265
Entsorgung Aushubmaterial Mikrotunnel Die Förderung des Ausbruchs erfolgt hydraulisch mit Hilfe der Stützflüssigkeit. Steine und Blöcke müssen zerkleinert und ohne Stillstand des Vortriebs, d. h., ohne Absenken der Stützflüssigkeit, gefördert werden können. Eingeschränkt muss es möglich sein, Hindernisse beim Vortrieb in der begehbaren Abbaukammer zu zerkleinern und zu bergen. Die Transporteinrichtungen für das abgebaute Material und die dazu erforderlichen Zusatzeinrichtungen müssen auf die prognostizierten geologischen Verhältnisse abgestimmt und ausreichend dimensioniert werden. Es ist eine hydraulische Bodenförderung mit Separierung und Stützflüssigkeitsaufbereitung vorzusehen. Die Separieranlage muss vom Auftragnehmer entworfen und den unterschiedlichen, zu fördernden Bodenarten sowie den beim Vortrieb eingesetzten Zusatzmitteln und Maßnahmen angepasst werden. Bei den vorhandenen Bodenverhältnissen ist von einer mehrstufigen Separieranlage, bestehend aus Rüttelsieben, Zyklonen, Zentrifugen, Kammer- und Bandfilterpressen usw., auszugehen. Auf eine sorgfältige Separierung des abzufahrenden Bodens wird besonderer Wert gelegt. Kies und Sand sind von den Feinanteilen so weit wie möglich zu trennen. Die verbleibenden Feinanteile dürfen einen maximalen Rest-Sandanteil von 30 % besitzen. Dem Gemisch aus Feinanteilen und Rest-Sandanteilen muss soviel Wasser entzogen werden, dass es zumindest stichfest ist. Das Gemisch ist ordnungsgemäß (KrW-/AbfG) zu entsorgen. Dem AG sind über die ordnungsgemäße Entsorgung (Verwertung/Beseitigung) entsprechende Nachweise (Entsorgungsnachweis, Übernahmescheine, Wiegescheine) vorzulegen. Der Entsorgungsweg ist dem AG bei Angebotsabgabe zu benennen. Sämtliche Kosten sind in die entsprechenden Positionen einzukalkulieren und werden nicht gesondert vergütet. Brauchbarer Boden geht in den Besitz des Unternehmers über. Bauschutt und unbrauchbarer Boden ist gemäß der gesetzlichen Vorschriften zu trennen, abzufahren und zu entsorgen. Abgerechnet wird nach Beibringung der amtlichen Originalwiegekarte der Abfallentsorgungsanlage und dem beizubringenden Lieferschein im Original. Die Unterlagen sind spätestens einen Tag nach der Abfuhr der örtlichen Bauleitung des AG zu übergeben. Der Aufwand für das Sortieren der Abfallstoffe wird nicht gesondert vergütet und ist in die jeweiligen Positionen einzurechnen. Die Entsorgungskosten bei dem zugelassenen Abfallentsorger trägt der AG; sie werden bei dem AN auf Nachweis ohne Aufschlag für Verwaltungskosten oder dgl. erstattet. Zur Bestimmung der Entsorgungskosten des Aushubmaterials der Mikrotunnel erfolgt zunächst eine Mengenermittlung. Insgesamt sind entsprechend der nachfolgenden Abbildung 30 Mikrotunnel auszuführen.
2
266
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2
Bild 2-52 Schematischer Querschnitt der Vortriebsstrecke (Tunnelbau)
Für einen Mikrotunnel mit einem Rohraußendurchmesser in Höhe von 1,59 m und einer mittleren Länge von 52 Metern bestimmt sich das Volumen eines Mikrotunnels zu: A
Mikrotunnel
= Π × d² : 4
A
Mikrotunnel
= Π × (1,59 m)² : 4
V
Mikrotunnel
= A Mikrotunnel × L
V
Mikrotunnel
= 1,99 m² × 52,00 m
=
1,99 m²
=
103,48 m³
Mit der Gesamtzahl der auszuführenden Mikrotunnel von 30 Durchörterungen und einem Feuchtegewicht von 1,94 Tonnen pro Kubikmeter bestimmt sich die insgesamt zu entsorgende Menge wie folgt: m
Mikrotunnel Ges.
= V Mikrotunnel × 30 Stück × 1,94 to/m³
m
Mikrotunnel Ges.
= 103,48 m³ × 30 x 1,94 to/m³
=
6.022,54 to
2.6 Vorkalkulation im Tunnelbau
267
Tabelle 2.86 Kalkulation Aushub Mikrotunnel Leistungsbeschreibung Pos.-Nr. Menge Einheit Kurztext-Leistungsbeschreibung Entsorgung des beim Mikrotunnelvortriebs gewonnenen Aushubmaterials 10.420,012 to
2 Einheits-Einzelkosten Kostenart Entsorgungskosten allgemein An- und Abfahrt Entsorgungskosten Beton Z0 unbewehrt
Einzelkosten der Teilleistung Einheits-Einzelkosten Einzelkosten Zuschlagsatz Zuschlag Einheitspreis (EP)
Menge
Einheit
Lohn €/h
Geräte €/Einheit
Stoff €/Einheit
Sonstige €/Einheit
Fremdl. €/Einheit
1,00 to
7,50
1,00 to
1,39
1,00 to
0,59
in Prozent
0,00 0,00 12,00 0,00
0,00 0,00 12,00 0,00
10,62 €/to
0,00 0,00 12,00 0,00 Gesamtpreis (GP)
0,00 0,00 12,00 0,00
9,48 98.781,71 12,00 1,14
9,48 €/to 98.781,71 € 1,14 €/to 110.660,53 €
Stillstandskosten Nachfolgend werden als Eventualposition die Kosten für den kompletten Stillstand des Vortriebgerätes einschließlich zugehörigen Bedienungs- und Gemeinkostenpersonals ermittelt: Tabelle 2.87 Kalkulation der Stillstandskosten (Tunnelbau) Leistungsbeschreibung Pos.-Nr. Menge Einheit Kurztext-Leistungsbeschreibung Stillstand Vortrieb 1,00 d
Einheits-Einzelkosten Kostenart Geräte Personal 2 x 3 AK x 9 h Bauleitung: 2 AK x 5.900 €/Mon : 21,7 Maschineningenieur 1 AK x 5.900 €/Mon : 21,7 AT/Mon Projektleitung 40% x 8.200 €/Mon : 21,7 AT/Mon Miete Traggerüst 340 to x 75 €/(to u Mon) : 30,4 KT Strom, Diesel reduziert auf 70% Kleingeräte reduziert auf 70%
Menge
Einheit
Lohn €/h
1,00 d 54,00 h
Geräte €/Einheit
Stoff €/Einheit
Sonstige €/Einheit
Fremdl. €/Einheit
6.200,00 39,00
1,00 d
543,78
1,00 d
271,89
1,00 -
151,15
1,00 -
838,82
1,00 d
680,00
1,00 d
210,00
*1 52 KW : 12 Mon x 5 AT/KW = 21,7 AT/Mon, 365 KT : 12 Mon = 30,4 KT/Mon Einzelkosten der Teilleistung Einheits-Einzelkosten Einzelkosten Zuschlagsatz Zuschlag Einheitspreis (EP)
in Prozent 12.321,84 €/d
2.106,00 2.106,00 12,00 252,72
7.248,82 7.248,82 12,00 869,86
680,00 680,00 12,00 81,60 Gesamtpreis (GP)
966,82 966,82 12,00 116,02
0,00 0,00 12,00 0,00
11.001,64 €/d 11.001,64 € 1.320,20 €/d 12.321,84 €
268
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Auffahren Mikrotunnel
2
Im Rahmen der Herstellung des Tunnelbauwerkes sind 30 Mikrotunnelvortriebe (MTV) mit einem Außendurchmesser von 1,5 m herzustellen. Die Vortriebe werden über eine Distanz von ca. 50 m aufgefahren. Sie enden in einer zuvor hergestellten, teilweise unbewehrten Schlitzwand (Abschlusswand). Die Mikrotunnel sind lagegenau in ihrer planmäßig vorgesehenen Position wasserdicht als Stahlrohrtour herzustellen. Sowohl in der Trasse als auch in der Gradiente sind planmäßige Kurvenfahrten vorgesehen. Tabelle 2.88 Kalkulation der Kosten des Auffahrens der Mikrotunnel Leistungsbeschreibung Pos.-Nr. Menge Einheit Kurztext-Leistungsbeschreibung 30,00 Stk Mikrotunnel auffahren
Einheits-Einzelkosten Lohn Kostenart Menge Einheit €/h Länge lt. Plan: 50,00m, angesetzte Leistung: 6 m Vortrieb / Schicht Personal 225,00 h 39,00 3 AK x 9 h : 6 m/Schicht x 50 m Geräte (vgl. Anlage) 50 m : (2 x 6 m/AT) Rohrlieferung: Bentonit 3,14x1,59 x 0,04 x 50m x 0,1t/m³ Dämmer: 3,14x1,59 x 0,04 x 50m x 0,9t/m³ Schweissmaterial 12 Rohre x 137,50 Dichtungsmaterial 6,-- x 50 Strom / Diesel 50 m x 1000,--/d / (2 x 6m/d) Technische Bearbeitung Enddeckel 943,20 / 30
Einzelkosten der Teilleistung Einheits-Einzelkosten Einzelkosten Zuschlagsatz Zuschlag Einheitspreis (EP)
4,17 d
Geräte €/Einheit
Stoff €/Einheit
450,00
1,00 to
428,72
8,99 to
100,00
12,00 St
137,50
50,00 m
6,00
4,17 d
1.000,00
1,00 -
72.333,17 €/Stk
Fremdl. €/Einheit
6.200,00
50,00 m
in Prozent
Sonstige €/Einheit
31,44
8.775,00 263.250,00 12,00 1.053,00
25.833,33 775.000,00 12,00 3.100,00
29.943,42 898.302,60 12,00 3.593,21 Gesamtpreis (GP)
31,44 943,20 12,00 3,77
0,00 0,00 12,00 0,00
64.583,19 €/Stk 1.937.495,80 € 7.749,98 €/Stk 2.169.995,20 €
2.6 Vorkalkulation im Tunnelbau
269
Umsetzvorgang Tabelle 2.89 Kalkulation der Kosten der Umsatzvorgänge (Tunnelbau) Leistungsbeschreibung Pos.-Nr. Menge Einheit Kurztext-Leistungsbeschreibung 29,00 Stk Umsetzvorgänge
2
Einheits-Einzelkosten Kostenart Personal 3 Mann x 11 Std/Schicht x 2 Schichten Geräte 6200,--/d x 1 d Material = 1 / 29 von 20.930,-- x 0,5 Strom, Diesel
Einzelkosten der Teilleistung Einheits-Einzelkosten Einzelkosten Zuschlagsatz Zuschlag Einheitspreis (EP)
Menge
Einheit
66,00 h
Lohn €/h
Geräte €/Einheit
6.200,00
1,00
360,86
1,00
750,00
in Prozent
Sonstige €/Einheit
Fremdl. €/Einheit
39,00
1,00
11.071,04 €/Stk
Stoff €/Einheit
2.574,00 74.646,00 12,00 308,88
7.310,86 7.310,86 12,00 877,30
0,00 0,00 12,00 0,00 Gesamtpreis (GP)
0,00 0,00 12,00 0,00
0,00 0,00 12,00 0,00
9.884,86 €/Stk 81.956,86 € 1.186,18 €/Stk 321.060,22 €
270
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Zulage Steinbergung und Hindernisse
2
Neben Auffüllungen stehen gemäß Baugrundgutachten in der Örtlichkeit natürlich gewachsene Böden, die überwiegend aus Sanden, Kiesen und Geschiebemergeln mit eingelagerten Steinen und Blöcken (Baugrund) bestehen, an. Bei dem Bauvorhaben ist mit dem Antreffen von künstlichen Hindernissen im Baugrund wie Bauwerks- und Fundamentresten zu rechnen. Mehraufwendungen, die sich aus der Beseitigung von natürlichen und künstlichen Hindernissen als Frostkörpereinschlüssen ergeben, werden vom AG gesondert vergütet. Tabelle 2.90 Kosten zur Bergung von Steinen und Beseitigung von Hindernissen (Tunnelbau) Leistungsbeschreibung Pos.-Nr. Menge Einheit Kurztext-Leistungsbeschreibung Zulage für Steine und Hindernisse 1,00
Einheits-Einzelkosten Kostenart
Menge
Einheit
geschätzte Hinderniszahl: 0,5 Stk pro Vortrieb Vortriebsmannschaft (nur Vorlaufzeit für versuchte Bergung und Meldezeit): 6,00 h 3 Mann x 2 h
Lohn €/h
Geräte €/Einheit
36,00 h
zusätzlicher Bergungsaufwand Einsatz Druckluftarzt
1,00
1,00
Allgemeinaufwand zur Steinbergung Vorhaltung Bergungsgerät 2 x (4 Mon x 258.500,-- / 30) Allgemeine Einweisung Druckluftarzt Vorhaltung Druckluftarzt: 4 Mon x 1.750,--
Einzelkosten der Teilleistung Einheits-Einzelkosten Einzelkosten Zuschlagsatz Zuschlag Einheitspreis (EP) pro Schicht ( 9 h) Einheitspreis (EP) pro h
Sonstige €/Einheit
Fremdl. €/Einheit
39,00
Geräte: 1,00 564,00 (6.200,--/ 22h/d) x 2h Material: 1,00 300,--/h x 2h Strom, Diesel: 1,00 2 x (750,--/ 22 h/d) Zusatzaufwand zur Steinbergung, Annahme: Gesamtdauer der Bergung = 1/2 h Vortriebsmannschaft: 36,00 h 39,00 3 Mann x 12 h Geräte: 6200,-- x 0,5 Material: 300,--/h x 12 h Strom, Diesel: 750,--/2 zusätzlicher Bergungsaufwand Mobilisierung 3 Mann x 12 h
Stoff €/Einheit
600,00 68,00
3.100,00
1,00
3.600,00
1,00
375,00
39,00
1.500,00
1,00
68.933,00
1,00
400,00
1,00
7.000,00
in Prozent
99.883,84 €/ 11.098,20 €/
3.042,00 3.042,00 12,00 365,04
72.597,00 72.597,00 12,00 8.711,64
4.643,00 4.643,00 12,00 557,16 Gesamtpreis (GP) pro Schicht ( 9 h) Gesamtpreis (GP) pro h
0,00 0,00 12,00 0,00
8.900,00 8.900,00 12,00 1.068,00
89.182,00 €/ 89.182,00 € 10.701,84 €/ 99.883,84 € 11.098,20 €
2.6 Vorkalkulation im Tunnelbau
271
Entsorgung Aushub aus bergmännischem Vortrieb Brauchbarer Boden geht in den Besitz des Unternehmers über. Bauschutt und unbrauchbarer Boden ist gemäß der gesetzlichen Vorschriften zu trennen, abzufahren und zu entsorgen. Abgerechnet wird nach Beibringung der amtlichen Originalwiegekarte der Abfallentsorgungsanlage und dem beizubringenden Lieferschein im Original. Die Unterlagen sind spätestens einen Tag nach der Abfuhr der örtlichen Bauleitung des AG zu übergeben. Der Aufwand für das Sortieren der Abfallstoffe wird nicht gesondert vergütet und ist in die jeweiligen Positionen einzurechnen. Die Entsorgungskosten bei dem zugelassenen Abfallentsorger trägt der AG; sie werden bei dem AN auf Nachweis ohne Aufschlag für Verwaltungskosten oder dgl. erstattet. Tabelle 2.91 Kalkulation der Kosten der Entsorgung des Aushubs aus bergmännischem Vortrieb Leistungsbeschreibung Pos.-Nr. Menge Einheit Kurztext-Leistungsbeschreibung Entsorgung der beim Bergmännischen Vortrieb gewonnenen Aushub- und Abbruchmeter 35365,51 to
Einheits-Einzelkosten Kostenart Entsorgung Aushub, Lohn allgemein Entsorgung Aushub, Lohn Schlosser RHB- Stoffe Vergussmörtel 0,0230 kg/to x 35.365,51 to Kosten der Nachunternehmer; Entsorgung allgemein Kosten der Nachunternehmer, An- und Abfahrt, Laden und Entladen
Einzelkosten der Teilleistung Einheits-Einzelkosten Einzelkosten Zuschlagsatz Zuschlag Einheitspreis (EP)
Menge
Einheit
Lohn €/h
0,0065 h/to
39,00
0,0007 h/to
39,00
Geräte €/Einheit
Stoff €/Einheit
0,0230 kg
0,90
1,0000 to
9,99
1,0000 to
3,76
in Prozent 15,73 €/to
0,28 9.930,64 12,00 0,03
0,00 0,00 12,00 0,00
13,77 487.007,83 12,00 1,65 Gesamtpreis (GP)
Sonstige €/Einheit
0,00 0,00 12,00 0,00
Fremdl. €/Einheit
0,00 0,00 12,00 0,00
14,05 €/to 496.938,47 € 1,68 €/to 556.299,47 €
2
272
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Bergmännischer Vortrieb Kernbereich
2
Nach Herstellung der Vortriebe, Einrichten der Vereisungsinstallationen und Aufgefrieren des Frostkörpers erfolgen das Auffahren des Mittelstollens von der Baugrube aus und der Einbau der Innenschale mit den beiden Stützenreihen. Die bergmännischen Vortriebsarbeiten erfolgen Tabelle 2.92 Kalkulation der Kosten für den bergmännischen Vortrieb im Kernbereich Leistungsbeschreibung Pos.-Nr. Menge Einheit Kurztext-Leistungsbeschreibung Bergmännischer Tunnelvortrieb, Kernbereich 1,00 p
Einheits-Einzelkosten Kostenart Vortriebsleistung im ungefrorenen Sand / Kies / Steine / Mergel, Lohn Kalotte 120,00 KolStd x 5,00 AK/Kol
Menge
Einheit
Lohn €/h
600,00 h
39,00
Vortriebsleistung im gefrorenen Sand / Kies oder Mergel, Lohn Kalotte 292,00 KolStd x 5,00 Akl/Kol
1.460,00 h
39,00
Vortriebsleistung im gefrorenen Mergel, Lohn Kalotte 56,00 KolStd *5,00 AK/Kol
280,00 h
39,00
140,00 h
39,00
390,00 Stk
39,00
Vortriebsleistung im gefrorenen Mergel, Lohn Kalotte 6,0 Std/AK x 5 AK/Kol x 70,0 K lStd Vortriebsleistung in der gefrorenen Steinlage, Lohn Kalotte 6,0 Std/AK x 5 AK/Kol x 28,00 KolStd
Geräte € / Einheit
Verschleiß Baggerzahn + Fräskopf, Verschleiß Baggerzahn 50,00 m x 143,85 €/m
50,00 m
143,85
Umrüstzeiten Fräse / Schaufel / Meissel Lohn Kalotte, 6,0 Std x 5AK x 53,0 KolStd
50,00 m
59,98
Rückbau der Spritzbetonschale Lohn Kalotte 6,0 Std x 5AK x 94,0 KolStd Umrüstzeiten für Abbruchzange / Fräse / Meissel / Schaufel, Lohn Kalotte 6,0 Std x 5 AK/Kol x 14,0 K lStd MT- Vortriebsrohre, Abbruch Lohn Kalotte 6,0 Std x 5 AK/Kol x 54,0 Abbruch MTVortriebsrohreVerschleiß Abbruch MT- Vortriebsrohre Baggerzahnverschleiß Sand / Steine / Mergel baggern, Baggerzahnverschleiß Nachtarbeiten, Lohn allgmeine Arbeiten UT 4,80 Std/m * 50,00m Nachtarbeiten, Hilfsstoffe Spritzbeton - Material Tunnel 50 x 32,7m²/m Tunnel Spritzbeton naß 0,518 m3/m2 * 61,61 €/m3 Einheits-Einzelkosten Übertrag Einzelkosten Übertrag
1,49 Stk
1.900,00
5,84 Stk
1.038,13
1,12 Stk
1.038,13
100,00 m
85,29
100,00 m
35,54
6.857,25 Ltr 240,00 h
Stoff € / Einheit
Sonstige € / Einheit
Fremdl. € / Einheit
0,10 0,91
39,00
50,00 m
90,60
1.638,00 m²
31,91 121.290,00 121.290,00
32.333,38 32.333,38
63.055,20 63.055,20
0,00 0,00
0,00 0,00
216.678,58 €/p 216.678,58 €
2.6 Vorkalkulation im Tunnelbau
273
Leistungsbeschreibung Pos.-Nr. Menge Einheit Kurztext-Leistungsbeschreibung 1,00 p Bergmännischer Tunnelvortrieb, Kernbereich (fortgesetzt)
2
Einheits-Einzelkosten Geräte € / Einheit
Stoff € / Einheit
Menge
Spritzbeton - Material Tunnel 50 x 32,7m²/m Tunnel, Fließbeton 4,14 kg/m² x 0,95 €/kg
1.638,00 m²
3,93
Spritzbeton - Material Tunnel 50 x 32,7m²/m Tunnel Delvocret 0,621 kg/m² x 2,08 €/kg
1.638,00 m²
1,29
Spritzbeton - Material Tunnel 50 x 32,7m²/m Tunnel, Beschleunigermittel alkalifrei 12,42 kg/m² x 0,59 €/kg
1.638,00 m²
7,33
1.638,00 m²
0,94
1.638,00 m²
2,46
1.638,00 m²
0,10
1.638,00 m²
0,12
Spritzbeton Energie, Strom inkl. Schmierstoffe 9,418 kWh/m² x 0,10 € kWh Spritzbeton - Verschleiß, Verschleißteile SpB 0,776 1/m² x 3,17 € Rückprall- und Spritzbetonentsorgung, Diesel und Schmierstoffe 0,108 Ltr/m² x 0,91 €/Ltr Rückprall- und Spritzbetonentsorgung, Entsorgung 0,135 m³/m² x 0,91 €/m³ Ausbaubögen 3,333 m/m x 1,81 €/m Ausbaubögen 2,333m/m x 4,53 €/m Ausbaubögen 1,333 m/m x 30,80 €/m Ausbaubögen 0,41 t/m * 724,80 €/t Bewehrung Baustahlgitter BSt M, ohne Verlegen 0,409 t/m x 471,12 €/t Bewehrung, Hilfsstoffe Löschwasserleitung DN80, Löschwasserleitung Befestigungen, Aufhängungen etc., Hilfsstoffe
Einheits-Einzelkosten Einzelkosten Zuschlagsatz Zuschlag Einheitspreis (EP)
Einheit
Lohn €/h
Kostenart
50,00 m
6,03
50,00 m
10,57
50,00 m
41,06
50,00 m
297,17
50,00 m
192,69
50,00 m
9,06
50,00 m
23,58
50,00 m
4,53
in Prozent 305.096,91 €/p
121.290,00 121.290,00 12,00 14.554,80
32.333,38 32.333,38 12,00 3.880,01
Sonstige € / Einheit
118.784,57 118.784,57 12,00 14.254,15 Gesamtpreis (GP)
0,00 0,00 12,00 0,00
Fremdl. € / Einheit
0,00 0,00 12,00 0,00
272.407,95 €/p 272.407,95 € 32.688,96 €/p 305.096,91 €
in den im Baugrundgutachten beschriebenen unterschiedlichen, überwiegend Sand- und in geringem Umfang Geschiebemergelschichten. Der anfallende Rückprall des Spritzbetons ist vom AN ohne besondere Vergütung aus dem Tunnel zu entfernen, abzutransportieren, zu entsorgen und darf nicht wiederverwendet werden. Die hierfür erforderlichen Kosten sind in Tabelle 2.92 aufgezeigt.
274
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Bergmännischer Vortrieb Seitenbereich
2
Nach dem Auffahren des Mittelstollens und dem Einbau der Spritzbetonschale beginnt der Aufbau des für den Teilvortrieb der zwei Seitenstollen erforderlichen Frostkörpers mit entsprechendem zeitlichen Vorlauf. Hierzu werden die im Ausbruchsquerschnitt liegenden Gefrierrohre des Mittelstollens abgeschaltet und durch das Zuschalten der Gefrierrohre der beiden Seitenstollen ein den gesamten Ausbruchquerschnitt umspannender Frostkörper hergestellt. Beim #
Tabelle 2.93 Kalkulation der Kosten für den bergmännischen Vortrieb im Seitenbereich Leistungsbeschreibung Pos.-Nr. Menge Einheit Kurztext-Leistungsbeschreibung Bergmännischer Tunnelvortrieb, Seitenröhren 1,00 p
Einheits-Einzelkosten Kostenart Löhne Ausbruch, Lohn Kalotte 47,00 Std/m x 100,00m Vortriebsleistung im ungefrorenen Sand / Kies / Mergel, Lohn Kalotte 6 0 Std/K lStd 137 0 K lStd Vortriebsleistung im gefrorenen
Menge
Einheit
Lohn €/h
47,00 h
39,00
822,00 h
39,00
2.004,00 h
39,00
Vortriebsleistung im gefrorenen Mergel, Lohn Kalotte 6,0 Std/KolStd x 70,0 KolStd
420,00 h
39,00
Vortriebsleistung in der gefrorenen Steinlage, Lohn Kalotte 6,0 Std/KolStdl x 28,00 KolStd
840,00 h
39,00
0,00 h
39,00
318,00 h
39,00
564,00 h
39,00
84,00 h
39,00
324,00 h
39,00
Sand / Kies / Mergel, Lohn Kalotte 6,0 Std/KolStd x 334,0 KolStd
Blöcke und Findlinge gesondert Lohn Kalotte Umrüstzeiten Fräse / Schaufel / Meissel Lohn Kalotte, 6,0 Std/KolStd x 53,0 KolStd Rückbau der Spritzbetonschale Lohn Kalotte 6,0 Std/KolStd x 94,0 KolStd Umrüstzeiten für Abbruchzange / Fräse / Meissel / Schaufel, Lohn Kalotte 6,0 Std/KolStd x 14,0 KolStd Abbruch MT- Vortriebsrohre, Lohn Kalotte 6,0 Std/KolStd x 54,0 KolStd Abbruch MTVortriebsrohreVerschleiß Abbruch MT- Vortriebsrohre Baggerzahnverschleiß Sand / Steine / Mergel baggern, Baggerzahnverschleiß 0,0005 Stk/m³ x 3.403,0m³ gefrorenen Sand fräsen, Verschleiß 0,004 Stk/m³ x 1.667,0m³ Geschiebemergel fräsen, Verschleiß 0,04 Stk/m³ x 35,0 m³ Steinlage meisseln, Baggerzahnverschleiß 8,827 Stk/m³ x 7,0m³ Einheits-Einzelkosten Übertrag Einzelkosten Übertrag
Geräte €/Einheit
100,00 m
85,29
100,00 m
35,54
1,70 Stk
1.900,00
6,67 Stk
1.038,13
1,40 Stk
1.038,13
61,79 Stk
2,72 211.497,00 211.497,00
81.082,31 81.082,31
Stoff €/Einheit
0,00 0,00
Sonstige €/Einheit
0,00 0,00
Fremdl. €/Einheit
0,00 0,00
292.579,31 €/p 292.579,31 €
2.6 Vorkalkulation im Tunnelbau
275
Leistungsbeschreibung Pos.-Nr. Menge Einheit Kurztext-Leistungsbeschreibung Bergmännischer Tunnelvortrieb, Seitenröhren 1,00 p (fortgesetzt)
2
Einheits-Einzelkosten Kostenart
Menge
Einheit
Lohn €/h
Geräte €/Einheit
Baggeranbauzange für Betonabbruch, Verschleiß 1,92 €/m³ x 94,0 m³
1,00 -
180,48
Baggeranbauzange für Betonabbruch, Baggerzahnverschleiß 1,71 €/m³ x 94,0 m³
1,00 -
160,74
Energie Strom, Strom inkl. Schmierstoffe 1.601,73 kWh/m x 0,10 €/kWh Energie Diesel, Diesel inkl. Schmierstoffe 82,087 Ltr/m x 0,91 €/Ltr Nacharbeiten Lohn, allgemeine Arbeiten UT 2,4 Std/m x 100,0m Nacharbeiten Hilfsstoffe Spritzbeton - Material 2 x 50,00m Tunnel x 50,2 m²/m, Spritzbeton naß 0,518 m³/m x 100,0m
Stoff €/Einheit
100,00 m
160,17
100,00 m
74,70
240,00 h 100,00 m
90,60
61,61
Spritzbeton - Material 2 x 50,00m Tunnel x 50,2 m²/m, Fließbeton 4,140kg/m x 100,0 m
414,00 kg
0,95
Spritzbeton - Material 2 x 50,00m Tunnel x 50,2 m²/m, Delvocret 0,621 kg/m x 100,0 m
62,10 kg
2,08
1.242,00 kg
0,59
19.817,58 kWh
0,10
2.104,00 m²
3,17
227,23 Ltr
0,91
143,07 m²
1,81
333,30 m
1,81
233,30 m
4,53
Strom inkl. Schmierstoffe 9,419 kWh/m² x 2.104,0 m² Spritzbeton Verschleiß, Verschleißteile SpB Rückprall- und Spritzbetonentsorgung, Diesel und Schmierstoffe 0,108 Ltr/m² x 2.104,0m² Rückprall- und Spritzbetonentsorgung, Entsorgung 0,068 x 2.104,0 m² Ausbaubögen, Ausbaubögen 3,333 m/m x 100,0 m Ausbaubögen, Ausbaubögen 2,333 m/m x 100,0 m Einheits-Einzelkosten Übertrag Einzelkosten Übertrag
Fremdl. €/Einheit
39,00
51,80 m³
Spritzbeton - Material 2 x 50,00m Tunnel x 50,2 m²/m, Beschleuinigungsmnittel alkalifrei 12 420 k / Energie, *100 0 Spritzbeton
Sonstige €/Einheit
220.857,00 220.857,00
81.423,53 81.423,53
47.771,16 47.771,16
0,00 0,00
0,00 0,00
350.051,69 €/p 350.051,69 €
276
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2
Vortrieb der Seitenröhren sind die im Ausbruchsquerschnitt liegenden Mikrotunnel abzubrechen. Insgesamt sind acht Rohre rückzubauen. In den Rohren sind die Gefrierleitungen verlegt und die Rohre sind mit Dämmer verfüllt. Die in den Mikrotunneln liegenden Gefrierleitungen (Soleleitungen) sind vor Beginn der Abbrucharbeiten zu spülen und das Spülgut ist entsprechend der gesetzlichen Vorschriften zu entsorgen. Insbesondere sind die Qualitätsanforderungen der Wasserbehörde an einzuleitende Wässer und die Auflagen der wasserbehördlichen Genehmigung zu berücksichtigen. Die Ulmen des Mittelstollens sind beim Vortrieb der Seitenröhren abzubrechen. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass aufgrund der statischen Erfordernisse von einem nennenswerten Bewehrungsgehalt auszugehen ist und somit Erschwernisse beim Ausbruch zu berücksichtigen sind.
2.6.4 Beispiel Einschwimmverfahren 2.6.4.1
Leistungsbeschreibung
Die Realisierung eines Autotunnels zur Unterquerung eines Flusses besteht in der Ausführung einer zweigeteilten Tunnelröhre einerseits und der Anlage der beiderseitigen Zufahrten (Portalblöcke) andererseits. Die örtliche Zuordnung ist in der nachfolgenden Grafik schematisch dar-
2.6 Vorkalkulation im Tunnelbau
277
2 Bild 2-53 Beispiel Einschwimmverfahren
gestellt. Die Gesamttunnellänge ergibt sich zu ca. 790 m, wobei der Tunnel aus sechs einzelnen Tunnelelementen besteht. Das Einfahrtbauwerk West hat eine Länge von ca. 25 m und das Einfahrtbauwerk Ost von 50 m. Der Tunnel wird im Flussbereich im Einschwimmverfahren bzw. Absenkverfahren hergestellt. Das Prinzip besteht in der Vorfertigung der Tunnelelemente auf dem Lande bzw. in einem Trockendock und dem anschließenden Einschwimmen und Absenken der Elemente in der Tunneltrasse. Die sechs Tunnelelemente von rund 120 Meter Länge werden aus wasserdichtem Beton in einem Baudock vorgefertigt. Zur Minimierung der Bauzeit werden jeweils zwei Tunnelelemente gleichzeitig – auf separaten Fertigungslinien (Linie 1 und Linie 2) – gefertigt. Dabei besteht ein Tunnelelement aus insgesamt acht Fertigungsabschnitten. Das heißt, die in der Phase 1 gefertigten Tunnelelemente 1 und 2 setzen sich aus acht Blöcken (TE1.1 bis 1.8 sowie TE2.1 bis 2.8) zusammen. In Bild 2-54 ist ein Tunnelelement schematisch im Querschnitt dargestellt. Die Tunnelröhre ist folglich mit zwei separaten Richtungsfahrbahnen geplant, welche durch eine Mittelwand voneinander räumlich getrennt sind. Sie werden an den Kopfenden mit sogenannten Schottwänden verschlossen bzw. abgedichtet und nach Flutung des Baudocks über eine Schleusenanlage in den zu querenden Fluss ausgeschwommen. Über sogenannte Ballasttanks werden die nunmehr abgedichteten TunnelelemenZ
Y
Schalwagen 1
Bild 2-54 Schematischer Querschnitt eines Tunnelelements
Schalwagen 2
278
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
te so tief wie möglich im Wasser gehalten, um unanfällig gegen Wellengang, Wind etc. zu sein. In diesem Zustand werden die jeweils fertig gestellten Tunnelteilstücke in einem temporären Hafen zwischengelagert. Das dabei zwischen den mit Schotten abgedichteten Stirnseiten verbleibende Wasser wird anschließend abgepumpt. Ist der Tunnel komplett geschlossen, werden die Schottwände zurückgebaut, so dass Luft in die Röhren strömt. Beim eigentlichen Tunnelbau werden die Segmente auf Hilfsfundamenten positioniert, durch eine Presse zusammengeschoben und untereinander verspannt.
Bild 2-55 Fertigung der Tunnelelemente 1 und 2
Die das Bauvorhaben betreffende Objektstruktur ist in Bild 2-56 dargestellt. In der ersten Fertigungsphase (Phase 1) werden die Tunnelelemente 1 und 2 gefertigt. Während der Herstellung der letzten beiden Tunnelelemente (TE 5 und TE 6) – also in der Fertigungsphase 3 (Phase 3) wird mit der Baggerung der Verlegerinne im Fluss und mit dem Absenken der zwischengelagerten Teile begonnen. Mit den beiderseitig monolithisch errichteten Portalbauwerken erreicht der Tunnel seine Gesamtlänge von 790 Metern. Nach der Fertigstellung des Tunnels erfolgen der Rückbau der Baugruben und die Wiederherstellung der Ufer der Flussbaustelle. Die offen zu erstellenden Einschwimmelemente werden in Stahlbetonbauweise mit hohem Widerstand gegen chemischen Angriff (Angriffsgrad stark angreifend, wasserundurchlässig) hergestellt. Die Tunnelsohle eines Blocks ist monolithisch herzustellen. Wände und Decke eines Blocks sind ebenfalls zusammen monolithisch herzustellen. Der Beton der Sohle und der Decke müssen, um die Rissgefahr an der Arbeitsfuge zu minimieren, so schnell wie möglich aufeinander folgen. Jedoch darf diese Frist 5 Tage nicht überschreiten. Bei Verwendung von Schalungsdistanzrohren sind diese Druckwasser haltend zu verschließen. Der Einsatz von Trommelmischfahrzeugen ist in der Baugrube außer bei Notfällen nicht gestattet.
Bild 2-56 Überblick Bauvorhaben (Tunnelbau)
2.6 Vorkalkulation im Tunnelbau 279
2
280
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2.6.4.2
Bauablaufplan
Grobterminplan Bild 2-57 zeigt exemplarisch den vorgesehenen Bauablauf für einen Fertigungsabschnitt bis einschließlich zum Ausschwimmen der Elemente auf. Im Weiteren werden die wesentlichen Vorgänge des Grobterminplans nochmals detailliert erläutert.
Bild 2-57 Grobablauf beim Beispiel zum Einschwimmverfahren
2
2.6 Vorkalkulation im Tunnelbau
281
Baustelleneinrichtung In der Phase der Herrichtung der Baustelleneinrichtung erfolgt nach Auftragserteilung der Aufbau des Mischwerkes mit anschließender Aufstellung der Baubüros und Laborcontainer.
2
Bild 2-58 Ablauf Baustelleneinrichtung
Sowohl die Kräne als auch die Betonpumpe werden über Kranbahnen bewegt. In Folge ist hierfür die Montage von Kranbahnen (Bild 2-59) für jeweils 2 Kräne und einen Pumpmaster erforderlich.
Bild 2-59 Kranbahn
282
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Planung
2
In der Planungsphase muss die seitens des AN zu erstellende Schalungsstatik erstellt, geprüft und genehmigt werden. Die weitere Ausführungsplanung (Gesamtstatik, Bewehrungsplanung etc.) wird seitens des Bauherrn bereit gestellt.
Bild 2-60 Ablauf Planung
Arbeitsvorbereitung In der Phase der Arbeitsvorbereitung erfolgen die Herrichtung des Kiesbettes und der Aufbau der Schalwagen für die Linien I und II.
Bild 2-61 Ablauf Arbeitsvorbereitung
2.6 Vorkalkulation im Tunnelbau
283
Fertigungsabschnitt 1
2
Bild 2-62 Ablauf Fertigungsabschnitt 1
Bild 2-63 Ansicht Baustelle vom Wasser
284
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Arbeitsnachbereitung
2
Nach Fertigstellung der Stahlbetonarbeiten erfolgen der Einbau der Ballasttanks und das Schließen der Schottwände. Das Ausschwimmen der Elemente beginnt nach entsprechender Gerätesicherung und Dichtigkeitsprüfung der Ballasttanks.
Bild 2-64 Ablauf Arbeitsnachbereitung
2.6.5 Kostenermittlung und Preisbildung Die nachfolgende Aufstellung stellt die für die Baumaßnahme insgesamt kalkulierten Kosten dar. Die Kalkulation erfolgt mit vorausbestimmten Zuschlägen. Der Zuschlagsatz in Höhe von Tabelle 2.94 Aufstellung der Gesamtkosten Beschreibung
GP
Baustelleneinrichtung
1.622.980,35 €
Beton- und Stahlbetonarbeiten
8.530.975,21 €
Abdichtung Planung, Arbeitsvorbereitung, Entwurf, Beratung Nebenarbeiten in Tunnelelementen Arbeiten im Baudock nach Lenzen der Baugrube Vorspannung Musterblock Geländer Abdichtung Lieferung Beton Einbau Ausrüstung Rückbau Ausrüstung Summe
488.787,45 € 71.648,43 € 394.875,84 € 28.140,00 € 415.935,00 € 5.494,51 € 11.679,00 € 18.114,80 € 3.223.005,73 € 24.131,88 € 61.538,49 € 14.897.306,67 €
2.6 Vorkalkulation im Tunnelbau
285
12 % bezogen auf die Herstellkosten setzt sich aus 9 % AGK und 3 % Gewinn zusammen. Die Baustellengemeinkosten wurden direkt kalkuliert. Ebenso erfolgte für das Ausführungswagnis eine kalkulative Ermittlung des vorhandenen Risikos. Zu dieser Gesamtkalkulation erfolgt in den nachfolgenden Abschnitten exemplarisch für einige Positionen eine detaillierte Kostenermittlung. 2.6.5.1
Baustelleneinrichtung und Baustellengemeinkosten
Baustelleneinrichtung Die Position umfasst die einmaligen Kosten zur Herrichtung des Bauplatzes, zum Aufbau der Kräne sowie zur Montage der Baustellenversorgung. Die Kosten für das Vorhalten, Unterhalten und Betreiben der Geräte, Anlagen und Einrichtungen (einschließlich Mieten, Pacht und Gebühren) werden nicht mit dieser Position kalkuliert. Das heißt, diese Position enthält keine zeitabhängigen Kosten. Tabelle 2.95 Kalkulation der Baustelleneinrichtung Leistungsbeschreibung Pos.-Nr. Menge Einheit 1,00 psch Einheits-Einzelkosten Kostenart Bauplatz herrichten Baustrasse herstellen Krankentransporte sonst. Antransportkosten Kranmontage Montage Container / Geräte Stromanschluss Baustelle Erstausstattung E- Kabel Wasseranschluß Büroausstattung und Container Erstausttatung Kleingeräte / Wkzg. Erstausstattung Verbrauchsstoffe Einzelkosten der Teilleistung Einheits-Einzelkosten Einzelkosten Zuschlagsatz Zuschlag Einheitspreis (EP)
Kurztext-Leistungsbeschreibung Baustelleneinrichtung Menge
Einheit
15.000,00 5.000,00 3,00 77,00 3,00 20,00 1,00 1,00 1,00 1,00 1,00 1,00
m² m² Stk to Stk Stk Stk psch Stk psch psch psch
in Prozent 141.450,86 €/psch
Lohn €/Einheit 1,25
Geräte €/Einheit
Stoff €/Einheit
Sonstige €/Einheit
Fremdl. €/Einheit 5,10
12,53 2.539,02 105,26
357,14 53,57
7.895,42 28,06 5.170,07 4.336,73 2.551,02 5.612,24 5.102,04 5.102,04 5.102,04
29.479,04 29.479,04 12,00 3.537,48
2.142,86 2.142,86 12,00 257,14
0,00 64.826,58 0,00 64.826,58 12,00 12,00 0,00 7.779,19 Gesamtpreis (GP)
29.846,94 29.846,94 12,00 3.581,63 141.450,86 €
Gerätevorhaltung Die nachfolgende Kalkulationsposition beinhaltet ausschließlich zeitabhängige Kosten zur Vorhaltung der Kräne, Container und Kleingeräte. Dabei wird von einer Gesamtbauzeit in Höhe von 15 Monaten zur Fertigung der sechs Tunnelelemente ausgegangen.
2
286
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Tabelle 2.96 Kalkulation der Gerätevorhaltung Leistungsbeschreibung Pos.-Nr. Menge Einheit 1,00 psch Einheits-Einzelkosten
2
Kostenart
Kurztext-Leistungsbeschreibung Gerätevorhaltung Menge
Einheit
15,00 Mte Hochbaukran, 2 Stk 10,00 Mte Hochbaukran SK 55, 1 Stk 10,00 Mte Radlader Kramer 10,00 Mte VW- Transporter 16,00 Mte Flächenrüttler div. Ausführungen 16,00 Mte Schmutzwasserpumpen div. 15,00 Mte Schraubekompressor mit 15,00 Mte Abbauhammer HILTI TE 74 15,00 Mte Verteilerschrank als Hauptverteiler 15,00 Mte Verteilerschränke für div. Baustellen 15,00 Mte Anmietung Fremdgerät 15,00 Mte Bauleitungscontainer (3-er 15,00 Mte Unterkunftscontainer 6- Mann, 6 Stk 15,00 Mte W/T- Container 6- Mann, 2 Stk 15,00 Mte Magazincontainer 6- Mann, 3 Stk 15,00 Mte Miete Bürogeräte, Fax & Kopierer 15,00 Mte Theodolit, 2 Stk 15,00 Mte Niveliergerät automatisch, 2 Stk 15,00 Mte Funktelefon,2 Stk 15,00 Mte Baukreissägen ZBV 600, 4 Stk 15,00 Mte Umformer und Rüttelflaschen 15,00 Mte Betonkübel 750l 15,00 Mte sonstige Baugeräte 15,00 Mte Baustrom einschließlich Verbrauch 15,00 Mte Wasserverbrauch 300,00 h Autokran 15,00 Mte Kleingeräte und Werkzeug Bauschutt- Container Rohbau 15,00 Mte Einzelkosten der Teilleistung Einheits-Einzelkosten Einzelkosten Zuschlagsatz in Prozent Zuschlag Einheitspreis (EP) 697.514,17 €/psch
Lohn €/Einheit 8.017,96 1.753,93
Geräte €/Einheit 15.466,33 2.858,75 1.231,63 536,73 228,57 30,20 572,65 18,88 145,71 222,50 2.551,02 1.215,82 925,71 554,04 161,36 204,08 119,43 57,72 175,03 144,31 355,67 28,38 510,20 755,10 1.077,55 67,35 637,76
137.808,67 137.808,67 12,00 16.537,04
459.104,49 459.104,49 12,00 55.092,54
Stoff €/Einheit
Sonstige €/Einheit
Fremdl. €/Einheit
1.724,49 0,00 0,00 12,00 0,00 Gesamtpreis (GP)
0,00 0,00 12,00 0,00
25.867,35 25.867,35 12,00 3.104,08 697.514,17 €
Baustellenräumung Unter dieser Position sind die Kosten erfasst, welche aus dem Abtransport der verwendeten Geräte, Anlagen und Einrichtungen resultieren. Benutzte Flächen und Wege sind entsprechend dem ursprünglichen Zustand unter Wahrung der landschaftspflegerischen Belange wieder herzustellen. In Folge sind auch in dieser Position keine zeitabhängigen Kosten enthalten. Tabelle 2.97 Kalkulation der Baustellenräumung Leistungsbeschreibung Pos.-Nr. Menge Einheit 1,00 psch Einheits-Einzelkosten
Kurztext-Leistungsbeschreibung Baustellenräumung
Kostenart
Menge
Einheit
Rekultivierung inkl. Baustraße Kranabtransport sonst. Abtransportkosten Krandemontage Demontage Geräte und Container Einzelkosten der Teilleistung Einheits-Einzelkosten Einzelkosten Zuschlagsatz Zuschlag Einheitspreis (EP)
5.000,00 3,00 77,00 3,00 20,00
m² Stk to Stk Stk
in Prozent 73.428,75 €/psch
Lohn €/Einheit
Geräte €/Einheit
2.643,42 12,53 1.904,27 101,24
2.525,51 51,02
16.632,82 16.632,82 12,00 1.995,94
8.596,94 8.596,94 12,00 1.031,63
Stoff €/Einheit
Sonstige €/Einheit
Fremdl. €/Einheit 4,08
5.920,92 28,06 3.877,55
0,00 19.923,47 0,00 19.923,47 12,00 12,00 0,00 2.390,82 Gesamtpreis (GP)
20.408,16 20.408,16 12,00 2.448,98 73.428,75 €
Baustellengemeinkosten Mit der nachfolgenden Position werden die Baustellengemeinkosten in Abhängigkeit von der Einsatzzeit ermittelt. Dabei wird davon ausgegangen, dass der zuständige Bauleiter sowie ein
2.6 Vorkalkulation im Tunnelbau
287
Polier unter Berücksichtigung einer entsprechenden Vor- und Nachlaufzeit für die Arbeitsvorbereitung und den Projektabschluss für einen Zeitraum von zwanzig Monaten vorzuhalten sind. Tabelle 2.98 Kalkulation der Baustellengemeinkosten Leistungsbeschreibung Pos.-Nr. Menge Einheit 1,00 psch Einheits-Einzelkosten Kostenart
Menge
Bauleiter Arbeitsvorbereiter Kaufmann 1. Polier Baustellentransport, Beseitigung von Tageswasser Vermessungshilfen laufende Sicherheit sonstige Hilfslöhne Baustellenbeleuchtung Betoniergerüste, Abdeckungen, Büroreinigung, Reinigung W/TBürokosten, Telefon, Bewirtung Lichtpausen Bauwesenversicherung Einzelkosten der Teilleistung Einheits-Einzelkosten Einzelkosten Zuschlagsatz Zuschlag Einheitspreis (EP)
2
Kurztext-Leistungsbeschreibung zeitabhängige Gemeinkosten Einheit
20,00 3,00 5,00 20,00 15,00 15,00 15,00 15,00 15,00 1,00 1,00 15,00 15,00 15,00 1,00
Mte Mte Mte Mte Mte Mte Mte Mte Mte psch psch Mte Mte Mte psch
in Prozent
Lohn €/h
Geräte €/psch
Stoff €/psch
Sonstige €/psch 5.867,35 5.102,04 3.826,53 5.255,10
Fremdl. €/psch
2.004,39 250,56 501,12 439,90 2.505,61 2.551,02 25.510,20 561,22 510,20 1.020,41 22.397,96 85.523,72 85.523,72 12,00 10.262,85
0,00 0,00 12,00 0,00
475.158,00 €/psch
0,00 338.724,49 0,00 338.724,49 12,00 12,00 0,00 40.646,94 Gesamtpreis (GP)
0,00 0,00 12,00 0,00
424.248,21 €/psch 424.248,21 € 50.909,79 €/psch 475.158,00 €
Baustellenrisiken Insbesondere die Bauausführung der Stahlbetonarbeiten über den Schlechtwetterzeitraum hinaus macht es erforderlich, einige Baustellenrisiken als gesonderte Position in der Kalkulation zu berücksichtigen. Tabelle 2.99 Kalkulation der Baustellenrisiken Leistungsbeschreibung Pos.-Nr. Menge Einheit 1,00 psch Einheits-Einzelkosten Kostenart
Menge
Winterbau, Risiko Wetter Streuverlust Beton Risiko Terminüberschreitung Einzelkosten der Teilleistung Einheits-Einzelkosten Einzelkosten Zuschlagsatz Zuschlag Einheitspreis (EP)
2.6.5.2
Kurztext-Leistungsbeschreibung besondere Baustellenrisiken Einheit
Lohn €/h
Geräte €/Einheit
1,00 Mte 47.000,00 m³ 1,00 psch
in Prozent 235.428,57 €/psch
Stoff €/Einheit
Sonstige €/Einheit 60.204,08
Fremdl. €/Einheit
1,02 102.040,82 0,00 0,00 12,00 0,00
0,00 0,00 12,00 0,00
47.959,18 162.244,90 47.959,18 162.244,90 12,00 12,00 5.755,10 19.469,39 Gesamtpreis (GP)
0,00 0,00 12,00 0,00
210.204,08 €/psch 210.204,08 € 25.224,49 €/psch 235.428,57 €
Einschwimmelemente
Kiesmaterial Diese Position umfasst die Lieferung des erforderlichen Kiesmaterials und den Einbau sowie die Verdichtung auf der Baudocksohle. Die Verfüllung von Unebenheiten in der Baudocksohle ist zu berücksichtigen. Die Funktionsfähigkeit der bauseits gestellten Filterbrunnen ist zu gewährleisten.
288
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Tabelle 2.100 Kalkulation Kiesmaterial Pos.-Nr. Menge 5.600,00 m³ Einheits-Einzelkosten
2
Einheit
Kostenart
Kurztext-Leistungsbeschreibung Kiesmaterial liefern und einbauen Menge
Einheit
Lohn €/m³
Geräte €/m³
Stoff €/m³
Sonstige €/m³
Kiesmaterial liefern
Fremdl. €/m³ 25,50
Einzelkosten der Teilleistung Einheits-Einzelkosten Einzelkosten Zuschlagsatz Zuschlag Einheitspreis (EP)
0,00 0,00 12,00 0,00
in Prozent
0,00 0,00 12,00 0,00
28,56 €/m³
0,00 0,00 25,50 25,50 0,00 0,00 142.800,00 142.800,00 12,00 12,00 12,00 0,00 0,00 17.136,00 17.136,00 159.936,00 Gesamtpreis (GP)
€/m³ € € €
Schalung als Brettschichtholz Die nachstehend kalkulierte Leistung beschreibt die Lieferung von Brettschichtholz nach Wahl des AN. Dieses wird auf der zuvor profilgerecht hergestellten Oberfläche verlegt. Die Brettschichtholzplatten sind mit Widerhaken im Beton zu verankern. Tabelle 2.101 Kalkulation Schalung Pos.-Nr.
Menge 16.100,00 m² Einheits-Einzelkosten
Einheit
Kostenart Holzspanplatten als Schalung verlegen Lohn Einbauteile 1,00m²/m² x 0,10 h/m² x 25,06 €/h OSB- Platte 18mm 1,1m²/m² x 1,0m² x 6,58€/m² sonstige Baustoffe 1,0m²/m² x 1,0m²/m² x 1,50€/m² Widerhaken anlegen Lohn Einbauteile 0,05h/m² x 1,00m²/m² x 25,06€/h Baustoffe 1,00m²/m² x 1,00m²/m² x 0,51€/m² Unterspülöffnungen anlegen Lohn Einbauteile 1,00h/Stk x 102,0Stk/16.100,0m² x 25,06€/h Aussparungen Pressen Lohn Einbauteile 1,00h/Stk x (6,00Stk/16.100,0m²) x 25,06€/h Einzelkosten der Teilleistung Einheits-Einzelkosten Einzelkosten Zuschlagsatz Zuschlag Einheitspreis (EP)
Kurztext-Leistungsbeschreibung Brettschichtholz als Schalung verlegen Menge 1,00
Einheit
Lohn €/m²
Stoff €/m²
Sonstige €/m²
Fremdl. €/m²
m² 0,10 h/m²
2,51
1,00 m²
7,24
1,00 m²
1,50
1,00
m² 0,05 h/m²
1,25
1,00 m² 102,00
0,51
Stk
1,00 h/Stk 6,00
Geräte €/m²
0,16
Stk 1,00 h/Stk
in Prozent 14,76 €/m²
0,01 3,93 63.226,38 12,00 70.813,55
0,00 9,25 0,00 0,00 148.892,80 0,00 12,00 12,00 12,00 0,00 166.759,94 0,00 Gesamtpreis (GP)
0,00 13,18 €/m² 0,00 212.119,18 € 12,00 0,00 237.573,48 € 237.573,48 €
Herstellung der Bodenplatte Diese Position beinhaltet die Montage der Schalung entsprechend den bauseits zur Verfügung gestellten Ausführungsunterlagen sowie deren Vorhaltung und Demontage. Weiterhin ist der Einbau der Bewehrung sowie des Beton zu berücksichtigen.
2.6 Vorkalkulation im Tunnelbau
289
Tabelle 2.102 Kalkulation Bodenplatte Pos.-Nr. Menge 20.000,00 m³ Einheits-Einzelkosten
Einheit
Kostenart
Kurztext-Leistungsbeschreibung Bewehrten Beton einschließlich Schalung herstellen Menge
B35 WU herstellen und einbauen B35 WU I + A KR32 1,00m³/m³ x 1,00m³/m³ x 75,51€/m³ Lohn Beton 0,30h/m³ x 1,00m³/m³ x 25,06€/h Schalung Lohn Schalung 0,80h/m² x (3.440,0m²/20.000,0m³) x 25,06€/h Systemschalung 1,00m²/m² x (3.440,0m²/20.000,0m³) x 10,66€/h Abscheiben und Glätten Lohn Beton 0,11h/m³ x (16.154,00m²/20.000m³) x 25,06€/h Neukauf Schalung Systemschalung 1,00psch/psch x (1/20.000m³) x 7653,06€ Einzelkosten der Teilleistung Einheits-Einzelkosten Einzelkosten Zuschlagsatz Zuschlag Einheitspreis (EP)
Lohn €/m³
Einheit
1,00
Geräte €/m³
Stoff €/m³
Sonstige €/m³
Fremdl. €/m³
m³ 1,00 m³/m³
75,51
0,30 h/m³
7,52
3.440,00 m² 0,80
h/m²
3,45
1,00 m²/m²
1,83
16.154,00 m² 0,11
h/m²
2,23
1,00 psch 1,00
psch
0,38
in Prozent
13,19 263.855,24 12,00 31.662,63
0,00 77,73 0,00 0,00 1.554.523,46 0,00 12,00 12,00 12,00 0,00 186.542,82 0,00 Gesamtpreis (GP)
101,83 €/m³
0,00 90,92 €/m³ 0,00 1.818.378,70 € 12,00 218.205,44 € 0,00 2.036.584,14 €
Herstellung der Tunnelaußenwände Tabelle 2.103 Kalkulation Tunnelaußenwände Pos.-Nr. Menge 8.000,00 m³ Einheits-Einzelkosten
Einheit
Kostenart B35 WU herstellen und einbauen B35 WU I + A KR32 1,00m³/m³ x 1,00m³/m³ x 75,51€/m³ Lohn Beton 0,35h/m³ x 1,00m³/m³ x 25,06€/h Schalung Lohn Schalung 0,82h/m² x (21.300,0m²/8000m³) x 25,06€/h Systemschalung 1,00m²/m² x (21.300m²/8.000m³) x 7,70€/m² Aussparungen Lohn Schalung 1,80h/m² x (7,0m²/8000m³) x 25,06€/h Systemschalung 1,00m²/m² x (7,0m²/8.000m³) x 7,65€/m² Hilfsgerüste Schutz- und Arbeitsgerüste 1,00m²/m² x 1,0m²/m³ x 5,10€/m² Neukauf Schalung Systemschalung 1,0psch/psch x (1psch/8000,0m³) x 22.448,98€/psch Einzelkosten der Teilleistung Einheits-Einzelkosten Einzelkosten Zuschlagsatz Zuschlag Einheitspreis (EP)
Kurztext-Leistungsbeschreibung Bewehrten Beton einschließlich Schalung herstellen Menge 1,00
Einheit
Lohn €/m³
1,00 m³ 0,35 h/m³ 21.130,00
Sonstige €/m³
75,51
54,28 20,50
m² 1,80 h/m²
0,04
1,00 m²
0,01
m² 1,00 m²
1,00
Fremdl. €/m³
8,77
1,00 m²
1,00
Stoff €/m³
m²
0,82 h/m²
7,00
Geräte €/m³
m³
5,10
psch 1,00 psch
in Prozent 187,05 €/m³
2,81 63,09 504.688,35 12,00 60.562,60
0,00 96,02 2,81 0,00 768.143,55 22.448,98 12,00 12,00 12,00 0,00 92.177,23 2.693,88 Gesamtpreis (GP)
5,10 167,01 €/m³ 40.800,00 1.336.080,88 € 12,00 160.329,71 €/m³ 4.896,00 1.496.410,59 €
2
290
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Herstellung der Innenwände Tabelle 2.104 Kalkulation Innenwände
2
Pos.-Nr. Menge 2.400,00 m³ Einheits-Einzelkosten
Einheit
Kostenart
Kurztext-Leistungsbeschreibung Bewehrten Beton einschließlich Schalung herstellen Menge
B35 WU herstellen und einbauen B35 WU I + A KR32 1,00m³/m³ x 1,00m³/m³ x 75,51€/m³ Lohn Beton 0,35h/m³ x 1,00m³/m³ x 25,06€/h Schalung Lohn Schalung 0,82h/m² x (10.630m²/2400m³) x 25,06€/h Systemschalung 1,00m²/m² x (10.630m²/2400m³) x 7,70€/m² Aussparungen Lohn Schalung 1,80h/m² x (5,0m²/2.400m³) x 25,06€/h Systemschalung 1,00m²/m² x (5,0m²/2.400m³) x 7,65€/m² Hilfsgerüste Schutz- und Arbeitsgerüste (in Außenwand enthalten) Neukauf Schalung Systemschalung 1,0psch/psch x (1psch/2.400,0m³) x 14.000 €/psch Einzelkosten der Teilleistung Einheits-Einzelkosten Einzelkosten Zuschlagsatz Zuschlag Einheitspreis (EP)
1,00
Einheit
Lohn €/m³
Geräte €/m³
Stoff €/m³
Sonstige €/m³
Fremdl. €/m³
m³
1,00 m³
75,51
0,35 h/m³ 10.630,00
8,77
m²
0,82 h/m²
91,02
1,00 m² 7,00
34,10
m² 1,80 h/m²
0,09
1,00 m² 1,00
0,02
m²
1,00
psch 1,00 psch
in Prozent
5,83 99,88 239.713,94 12,00 28.765,67
241,19 €/m³
0,00 109,63 5,83 0,00 263.113,25 14.000,00 12,00 12,00 12,00 0,00 31.573,59 1.680,00 Gesamtpreis (GP)
0,00 0,00 12,00 0,00
215,34 €/m³ 516.827,19 € 62.019,26 €/m³ 578.846,45 €
Herstellung der Tunneldecke Tabelle 2.105 Kalkulation Tunneldecke Pos.-Nr.
Menge 16.000,00 m³ Einheits-Einzelkosten
Einheit
Kostenart B 35 WU herstellen und einbauen B35 WU I + A KR32 Lohn Beton ML = 25,06 €/h Schalung Lohn Schalung 0,82h/m² x (10.630m²/2400m³) x 25,06€/h Systemschalung 1,00m²/m² x (10.630m²/2400m³) x 7,70€/m² Montagezulage Aufdopplung ML = 25,06 €/h 0,70h/m² x (1.400m²/16.000m³) = Abscheiben und Glätten ML = 25,06 €/h 0,10 h/m² x (14.500 m² / 16.000 m³) Aussparungen Systemschalung 18 m² / 16.000 m³ x 7,70 €/m² ML = 25,06 €/h 1,8 h/m² x (18 m² / 16.000m³) Neukauf Schalung Systemschalung 47.500 € pauschal Einzelkosten der Teilleistung Einheits-Einzelkosten Einzelkosten Zuschlagsatz Zuschlag Einheitspreis (EP)
Kurztext-Leistungsbeschreibung Bewehrten Beton einschließlich Schalung herstellen. Menge 1,00
Einheit
Lohn €/m³
1,00 m³ 0,35 h/m³ 11.010,00
Stoff €/m³
Sonstige €/m³
Fremdl. €/m³
75,51 8,77
m²
0,82 h/m²
14,14
1,00 m² 1.400,00
1,53
m²
0,09 h/m³ 18,00
5,30
m²
0,06 h/m³ 14.500,00
2,27
m² 0,001 m²/m³ 0,002 h/m³
1,00
Geräte €/m³
m³
0,01 0,05
psch 1,00 psch 26,77 428.290,44 12,00 in Prozent 51.394,85 123,82 €/m³
2,97 0,00 80,82 2,97 0,00 1.293.075,60 47.500,00 12,00 12,00 12,00 0,00 155.169,07 5.700,00 Gesamtpreis (GP)
0,00 110,55 €/m³ 0,00 1.768.866,04 € 12,00 0,00 212.263,92 €/m³ 1.981.129,96 €
2.6 Vorkalkulation im Tunnelbau
291
Herstellung der Bewehrung Diese Position umfasst die Lieferung und den Einbau von Bewehrungsstahl und Bewehrungsmatten entsprechend den statischen und konstruktiven Erfordernissen.
2
Tabelle 2.106 Kalkulation Bewehrung Pos.-Nr. Menge 6.866,00 t Einheits-Einzelkosten
Einheit
Kostenart Stabstahl BSt 500 S 440 €/t gem. Angebotsabfrage Stahllieferant Listenmatten BSt 500 M 480 €/t gem. Angebotsabfrage Stahllieferant Einzelkosten der Teilleistung Einheits-Einzelkosten Einzelkosten Zuschlagsatz Zuschlag Einheitspreis (EP)
Kurztext-Leistungsbeschreibung Betonstahl liefern und einbauen Menge 6.500,00
366,00
Einheit
Lohn €/t
Geräte €/t
Stoff €/t
Sonstige €/t
Fremdl. €/t
t
0,95 % t 0,05 %
in Prozent 495,19 €/m³
Bild 2-65 Bewehrungseinbau Deckenfelder
416,55 25,59
0,00 0,00 12,00 0,00
0,00 0,00 12,00 0,00
0,00 0,00 442,13 442,13 0,00 0,00 3.035.680,00 3.035.680,00 12,00 12,00 12,00 364.281,60 0,00 0,00 364.281,60 3.399.961,60 Gesamtpreis (GP)
€/m³ € €/m³ €
292
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Herstellung der Ballasttanks
2
Diese Leistung umfasst die Herstellung der Ballasttanks für die insgesamt zu errichtenden sechs Absenkelemente einschließlich der zu liefernden Materialien. Die Dichtigkeitstests sind im Preis eingeschlossen. Die Füllung der Ballasttanks zur Absenkung der Tunnelelemente ist nicht Bestandteil der Berechnung. Tabelle 2.107 Kalkulation Ballasttanks Pos.-Nr. Menge 6,00 Stk Einheits-Einzelkosten
Einheit
Kostenart Profilstahl 1.600 €/t gem. Angebotsabfrage Stahllieferant Bohlen zwischen Trägern einbauen Kantholz 8 x 12 cm 160 €/m³ ML = 25,06 €/h 4,1 h/m³ x 51 m³/Stk Folie für Abdichtung ML = 25,06 €/h 0,25 h/m² x 1.250 m²/Stk Material = 8,22 €/m² Spezialgerüst Einzelkosten der Teilleistung Einheits-Einzelkosten Einzelkosten Zuschlagsatz Zuschlag Einheitspreis (EP)
Kurztext-Leistungsbeschreibung Ballasttanks einbauen Menge 14,00
Einheit
Lohn €/Stk
Geräte €/Stk
Stoff €/Stk
Sonstige €/Stk
Fremdl. €/Stk
t
51,00
2,33 t/Stk m³/Stk
3.733,33
51,00 m³/Stk 209,10 h/Stk 1.250,00
8.160,00 5.240,05
m²/Stk
312,50 h/Stk
7.831,25
1.250,00 m²/Stk
10.275,00 14.435,00
in Prozent 55.635,58 €/Stk
13.071,30 78.427,78 12,00 9.411,33
14.435,00 86.610,00 12,00 10.393,20
18.435,00 0,00 110.610,00 0,00 12,00 12,00 13.273,20 0,00 Gesamtpreis (GP)
3.733,33 22.400,00 12,00 2.688,00
49.674,63 €/Stk 298.047,78 € 35.765,73 €/Stk 333.813,51 €
2.7 Vorkalkulation im Spezialtiefbau
293
2.7 Vorkalkulation im Spezialtiefbau 2.7.1 Grundlagen Eine Baupreiskalkulation im Spezialtiefbau ist in keiner Weise mit einer Kalkulation der Herstellung industrieller Massengüter zu vergleichen. Die Tatsache der unterschiedlichen Witterungsbedingungen und Bodenverhältnisse lässt keine generelle Vergleichbarkeit der kalkulierten Baupreise zu. Somit ergibt sich eine Individualität der Spezialtiefbauprojekte und führt zu einer jeweils neuen eigenen Kalkulation eines jeden Projektes. Die genaue Baupreisermittlung erfolgt durch systematische Kalkulationsverfahren, wobei alle relevanten Aufwendungen, welche zur Leistungserstellung anfallen (Löhne, Gerätekosten, Stoffe, Nachunternehmerleistungen, Bauleitung, BGK, AGK und anderweitige Kosten) einfließen sollten. Gemäß § 9 Abs. 1 VOB/A ist grundlegend die zu erbringende Bauleistung eindeutig und erschöpfend zu beschreiben, so dass alle Bewerber aus der Beschreibung das Gleiche lesen und verstehen müssen, um die erforderliche Baupreiskalkulation durchführen zu können. Vor Kalkulationsbeginn muss sich der Bearbeiter Klarheit über alle den Preis beeinflussenden Kostenfaktoren verschaffen. Die notwendigen Angaben ergeben sich aus folgenden Unterlagen und Informationen: –
Leistungsbeschreibung,
–
„in situ“-Baustellenverhältnisse,
–
betriebsbedingte Vorgaben (Löhne, Gerätekosten, AGK etc.),
–
Leistungsvorgaben (Erfahrungen aus ähnlichen Baustellen),
–
Stoffkosten (Beton, Diesel etc.),
–
besondere Kosten (Nachunternehmerleistungen, Winterbau etc.).
Somit kommt der Kommunikation zwischen Arbeitsvorbereitung, Bauleitung, Kalkulation und ausschreibender Stelle eine große Bedeutung zu. Für die Vorentscheidung, ein Projekt zu kalkulieren, sind weitere Randbedingungen wesentlich: –
Welche Größenordnung hat das Projekt (Bauzeit, Vertragstermine, verfügbare Geräte und Personal etc.)?
–
Sind die ausgeschriebenen Leistungen im Portfolio der Spezialtiefbaufirma enthalten?
–
Wie ist der Auslastungsgrad der Spezialtiefbaufirma durch das Projekt?
–
Wer ist der Bauherr des Projektes und wie viele Bieter werden sich wahrscheinlich beteiligen?
2
294
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Chancen- und Risikomanagement
2
Die Entscheidung über die Bearbeitung ist in der heutigen Zeit an ein funktionierendes Chancen- und Risikomanagement gebunden. Ohne Risiko gäbe es keinen Fortschritt, aber mancher Rückschritt könnte vermieden werden, hätte man das Risiko rechtzeitig erkannt. Das Bauen generell und der Spezialtiefbau im Besonderen bergen ein relativ hohes Risiko in sich, da praktisch jedes Projekt ein Unikat darstellt. Insbesondere der Boden als Gründungselement ist nie vollständig definierbar. Der bewusste Umgang mit dem Risiko erfordert die Kenntnis dieser Unzulänglichkeit. Die Installation eines Chancen- und Risikomanagements sowie die Eingliederung desselben in die verschiedenen Geschäftsprozesse ist deshalb eine Forderung des „Gesetzes zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmen (KonTraG)“ vom 01.05.1998. Unter Risiko im Sinne des Managementsystems verstehen wir sämtliche Gefahren, die dem Unternehmen in Bezug auf Ansehen, Redlichkeit, Qualität, technisches Niveau, wirtschaftliche Stärke, Sicherheit und Umweltbewusstsein schwere Schäden zufügen können. Jede Führungskraft muss sich dessen stets bewusst sein – ebenso der Tatsache, dass jedes Risiko auch eine Chance bietet. Die einzelnen Risiken lassen sich in zehn Gruppen unterteilen: –
Produkt-/Marktrisiken,
–
Baugrundrisiken,
–
Finanzrisiken,
–
Risiken aus dem Umfeld,
–
Mitarbeiterrisiken,
–
Partnerrisiken,
–
Vertragsrisiken,
–
Ausführungsrisiken,
–
Umweltrisiken,
–
Risiken der elektronischen Datenverarbeitung (z. B. Bausoftware).
Damit können in jeder Phase der Bearbeitung bei Fortschreibung relevanter Punkte die Grundlagen der Kalkulation definiert werden und immer wieder auftretende Risiken können erkannt, überwacht und damit Schäden vermieden werden. Herangehensweise an die Kalkulation Zur Herangehensweise an die Kalkulation gehören Informationen, die aus der Vorbereitung des Projektes bekannt werden, unter anderem, welche Bauverfahren angewendet werden können und Erkenntnisse, die aus der Untersuchung des Baugeländes (insbesondere des Baugrundes) stammen. Die Ausschreibungsunterlagen müssen daher gründlich analysiert werden. Zudem ist oftmals eine Vorstatik zu erstellen. Im Rahmen der Erstellung der Kalkulation spielen im Spezialtiefbau Sondervorschläge durchaus eine wichtige Rolle. Da der Markt mitunter heftig umkämpft ist, ist die Akquise lukrativer Aufträge teilweise nur noch mittels Sondervorschlägen möglich. Dadurch beweist das Unternehmen zugleich eine hohe Kompetenz auf seinem Spezialgebiet und kann sich im Wettbewerb durchsetzen. Unterhält das Unternehmen eine technische Abteilung, sind Eingriffe in die Pla-
2.7 Vorkalkulation im Spezialtiefbau
nungsphase eines Bauvorhabens bereits frühzeitig möglich – mit dem Ziel, gleichzeitig eine für den Bauherrn optimale und für das Unternehmen profitable Lösung anzubieten. So könnten z. B. bei einem größeren Bauvorhaben mit Großbohrpfählen Pfahltests (aufgrund der fortschreitenden Entwicklung kostengünstig durchführbar) durchgeführt werden, damit die zum Einsatz kommende Pfahlgröße optimiert werden kann. Die Gesamtkosten, die im Rahmen eines Pauschalpreisangebotes dem Unternehmen zugute kommen, oder ein attraktives Angebot ermöglichen, werden als letztes minimiert – die Gewichtung je nach Marktlage. Eine ausführliche Kalkulation ist für die Erstellung eines Angebotes im Spezialtiefbau wichtig, damit man in Verhandlungen mit potenziellen Auftraggebern auf eine klare Grundlage zurückgreifen und jeder noch so kleine Änderungsvorschlag auf seine Konsequenzen für das Angebot hin überprüft werden kann. Im Allgemeinen wird häufig eine Komplettlösung angestrebt, so dass das jeweilige Unternehmen in Form eines Systemanbieters beispielsweise die gesamte Baugrube errichtet. Nachdem im eigenen Haus (hier: Spezialtiefbaufirma) die Randbedingungen für das Projekt abgeklärt sind, ergeben sich oft noch weitere Überlegungen. Aufgrund der Komplexität der Projekte stellt sich in der heutigen Zeit oft die Überlegung nach Bildung einer Bietergemeinschaft. Dies trifft zum einen bei der Thematik der ausreichenden eigenen personellen und maschinentechnischen freien Kapazitäten für das Projekt zu bzw. zum anderen bei großen Anteilen von Fremdleistungen (z. B. 50 % Erd- und Abbrucharbeiten bei einer Baugrube, Ingenieurbau bei Stützwänden zum Hochwasserschutz, Gleisbauarbeiten im Bahnbau etc.), welche nicht im Portfolio des Spezialtiefbauers liegen. Eine Ortsbesichtigung muss im Vorfeld der Kalkulation dringend durchgeführt werden. Dabei sind die Erfahrungen von Bauleitern und Arbeitsvorbereitern unabdingbar. Bei öffentlichen Ausschreibungen sind eventuell auftretende Unklarheiten im Vorfeld der Angebotsabgabe zu klären. Ist der Anfragende ein nicht-öffentlicher Auftraggeber, können die Angebotsbedingungen in einem Anschreiben formuliert und als Angebotsgrundlagen definiert werden. Verfahren der Kalkulation Nachdem die Grundlagen der Kalkulation größtenteils geklärt sind, kann mit der eigentlichen Kalkulation begonnen werden. Dies erfolgt in der Regel mittels EDV-gestützter Kalkulation, begründet auch durch die immer weiter fortschreitende Angebotsabfrage in elektronischer Form (Pläne im pdf- oder cad-Format, Leistungsverzeichnis als GAEB 90- oder GAEB 2000Datei zum Datenaustausch der Preise zurück an den Ausschreibenden). Die Kalkulation erfolgt durch verschiedene Verfahren (z. B. Kalkulation mittels Zuschlägen). Dabei kann sie mit EDV-Unterstützung, EDV-Kalkulationsprogrammen bzw. mit schon vordefinierten Gerätekomplexen durchgeführt werden. In den weiteren Ausführungen wird sich mit der Kalkulation mittels Zuschlägen und vordefinierten Gerätekomplexen auseinander gesetzt. Dabei ergeben sich die allgemeinen Geschäftskosten aus den Kennzahlen der Planung in der Betriebsbuchhaltung. Häufig erfolgt keine Trennung der AGK und der BGK.
295
2
296
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2.7.2 Kostenermittlung und Preisbildung Die Kostenbestandteile der Kalkulation werden im Regelfall wie folgt gegliedert:
2
–
Lohnkosten,
–
Stoffkosten,
–
Gerätekosten,
–
sonstige Kosten,
–
Nachunternehmerleistungen.
Die Spezialtiefbaufirmen unterteilen die o. g. Kostenbestandteile meist nochmals in Untergruppen mit Kostenanteilen wie z. B. Transportkosten, Mietkosten für Fremd- oder Eigengeräte etc. Die Lohnkosten ergeben sich aus dem Kalkulationslohn der Spezialtiefbaufirma, welcher sich aus dem Mittellohn, den Lohnnebenkosten sowie gesetzlichen und tariflichen Sozialkosten ergibt. Die Stoffkosten ergeben sich aus Verbrauchsstoffen (Beton, Zement, Bewehrungsstahl etc.), Bauhilfsstoffen (Mietkosten Profil- und Spundwandstahl etc.) und Betriebsstoffen (Diesel, Schmierstoffe, Strom etc.). Die Gerätekosten werden in der Regel auf der Grundlage der Baugeräteliste (BGL, derzeit gültig: Ausgabe 2007) ermittelt. Dabei erfolgt eine Gliederung der Geräte nach: –
Neuwert,
–
Nutzungszeit,
–
Vorhaltemonaten,
–
monatlichem Satz für Abschreibung und Verzinsung,
–
monatlichem Reparatursatz.
Es sollte allerdings geprüft werden, inwieweit die aus der BGL entnommenen Daten an die unternehmens- und projektspezifischen Besonderheiten anzupassen sind. Im Falle von Unternehmen, die selbst Geräte für den Tiefbau entwickeln und herstellen (z. B. Gruppe der BAUER AG), kann mit genaueren Werten als den in der BGL angegebenen kalkuliert werden. Es muss also nicht – wie in der BGL unterstellt – mit Listenpreisen gerechnet werden. Vielmehr können tatsächliche Kosten angesetzt werden, die auch die sehr intensive Auslastung der Geräte berücksichtigen. Die sonstigen Kosten sind Kosten, die keinem der vier anderen Kostenanteile direkt zuzuordnen sind. Diese sind bei einem Angebot für öffentliche Auftraggeber gesondert zu erläutern. Die Nachunternehmerleistungen sind Kosten für Leistungen, die durch Nachunternehmer im Rahmen des Projektes erbracht werden.
2.7 Vorkalkulation im Spezialtiefbau
297
2
Bild 2-66 Auszug aus der Baugeräteliste
298
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2.7.3 Beispiele
2
Bei der Erstellung der Kalkulation für die nachfolgenden Beispiele (Bohrpfähle, Berliner Verbau, Spundwand und Schlitzdichtwand) sind insbesondere folgende zusätzliche Vertragsbedingungen zu berücksichtigen (Auszüge aus der Baubeschreibung): 1.
Die im Leistungsverzeichnis aufgeführten Massen dienen ausschließlich als Kalkulationsgrundlage, sie sind vom Bieter auf Vollständigkeit und Richtigkeit zu überprüfen.
2.
Der Bieter wird die ausgeschriebenen Leistungen als Fachunternehmen prüfen und Bedenken hinsichtlich der ausgeschriebenen Materialien, der Ausführungsart usw. mit der Abgabe seines Angebotes schriftlich mitteilen.
3.
Fabrikat, Typ und technische Angaben sind – falls dies das Leistungsverzeichnis vorsieht – genau zu spezifizieren. Alternativen sind in den dafür vorgesehenen Positionen zu beschreiben und als Einheitspreis auszuweisen, jedoch nicht in den Gesamtpreis einzurechnen. Darüber hinausgehende Änderungsvorschläge sind gesondert beizulegen.
4.
Eventuelle Beanstandungen der baukontrollierenden Behörde sind Sache des Auftragnehmers. Für die sofortige Beseitigung der Beanstandungen wird dieser eigenverantwortlich sorgen. Kosten hierfür sind mit den Einheitspreisen abgegolten.
5.
Fachgerechte Anschlussarbeiten an bereits vorab geleisteten Gewerken sind zu erbringen und im Gesamtpreis mit zu berücksichtigen.
6.
Der Bieter ist verpflichtet, das Baugrundstück zu besichtigen, und zwar vor Angebotsabgabe. Alle eventuell vorhandenen Erschwernisse aufgrund der vorgefundenen Örtlichkeiten sind in die betreffende Position einzukalkulieren oder in Sonderpositionen anzubieten.
7.
Die Vergabe erfolgt nach freier Wahl des Auftraggebers pauschal oder auf Nachweis (Einheitspreisvertrag).
8.
Alle im Leistungsverzeichnis eingetragenen Preise gelten für die fix und fertige Arbeit einschließlich Lieferung sämtlicher Materialien, Transport und Einbau sowie aller erforderlichen Neben- und besonderen Leistungen. Kosten für eventuell erforderliche Baustelleneinrichtungen sind inbegriffen.
9.
Der Bieter benennt einen Fachbauleiter, der während der Bauausführung vor Ort tätig ist und die Einhaltung der zur Zeit gültigen Arbeitsschutzvorschriften kontrolliert.
10. Strom- und Wasserkosten sowie anfallende Kosten für allgemeine Baustelleneinrichtung und Bauwesenversicherung werden anteilig auf alle am Bau beteiligten Gewerke verteilt. 11. Der Auftragnehmer hat Abfall, insbesondere Verpackungsmaterial, Recyclingmaterial und Sondermüll, der durch seine Tätigkeit anfällt, täglich nach den jeweils gültigen Abfallgesetzen zu entsorgen. Anfallende Kosten für Müllcontainer für allgemeinen Bauschutt werden anteilig umgelegt. 12. Der Auftragnehmer wird sich vor Ausführungsbeginn von der Ordnungsmäßigkeit erforderlicher Vorleistungen überzeugen und ggf. rechtzeitig Bedenken schriftlich anmelden. 13. Eine angemessene Vertragsstrafe wird zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer vereinbart.
2.7 Vorkalkulation im Spezialtiefbau
299
14. Gewährleistung gemäß VOB, jedoch zeitlich verlängert auf fünf Jahre und beginnend mit der Abnahme der Bauleistung durch den Bauherrn, spätestens jedoch sechs Monate nach Abnahme zwischen Auftraggeber und dem Auftragnehmer. 15. Sicherheitseinbehalt 5 % der Schlussrechnungssumme für die Dauer der Gewährleistungsverpflichtung, ablösbar gegen Bankbürgschaft. 16. Vertragsgrundlage für nicht besonders festgelegte Bedingungen ist die VOB Teil B in ihrer neuesten Fassung. Dabei müssen vor allem die Bedingungen der Punkte 1 (Massen dienen ausschließlich als Kalkulationsgrundlage), 4 (Beanstandungen der kontrollierenden Behörde sind Sache des Auftragnehmers), 6 (alle eventuell vorhandenen Erschwernisse sind zu berücksichtigen), 8 (alle im LV eingetragenen Preise gelten für die fix und fertige Arbeit) und 10 (Kosten für allgemeine Baustelleneinrichtung werden anteilig verteilt) bei der Angebotserstellung berücksichtigt werden. Besonders zu beachten ist die Verpflichtung, alle Leistungen im Angebot zu berücksichtigen. Das Leistungsverzeichnis stellt weitere Anforderungen an die zu erbringende Leistung, die in die Kalkulation mit einfließen müssen. Es besteht aus zwei Hauptteilen, namentlich dem Titel Pfahlgründung und dem Titel Verbauarbeiten. Die Vorbemerkung zum Titel Pfahlgründung lautet: Die ausgeschriebene Leistung beinhaltet das Herstellen von Bohrpfählen mit einer Tragfähigkeit 900 kN zur Aufnahme von Lasten aus der Rostgründung. Das Bodengutachten liegt vor. Das Einmessen der Ansatzpunkte, das Kappen der Pfähle mit allen Nebenleistungen, die Abfuhr und Entsorgung des Bohrgutes sowie die Sicherung des Baustellenbereiches sind kalkulativ mit zu berücksichtigen. Beim Titel Verbauarbeiten ist insbesondere darauf zu achten, dass alle Leistungen, die in der global formulierten Position erforderlich sind, auch tatsächlich in der Kalkulation erfasst werden. Tabelle 2.108 Leistungsverzeichnis Beispiel Spezialtiefbau Pos Text
Menge
Einh.
Titel 1: Pfahlgründung 1.1
Baustelleneinrichtung und -räumung für die Durchführung der im nachfolgenden beschriebenen Spezialtiefbauarbeiten. Im Einheitspreis enthalten sind folgende Leistungen: - An- und Abtransport aller erforderlichen Geräte, Maschinen, Transportfahrzeuge usw. - Auf- und Abbau aller erforderlichen Geräte, Maschinen, Transportfahrzeuge usw. - die hierzu erforderlichen Betriebsstoffe jeweils inkl. Mannschaft für den einmaligen, unterbrechungsfreien Einsatz von einem Großbohrgerät
1
psch
1.2
Einmaliges Erstellen einer prüffähigen statischen Berechnung und der Ausführungsplanung in 5-facher Ausfertigung für die angebotenen Leistungen, bei bauseitiger Vorgabe der: - maßgebenden Reaktionskräfte in OK Pfahl, Lastangaben je Pfahl - Bemessungskriterien bzw. Bodengutachten - Schnittdarstellung mit OK Bohrpfahl und Bezugskoten zum Bodengutachten bzw. zum gepl. Bauwerk - Lageplan mit Höhenangaben
1
psch
EP (€/ME)
GP (€)
2
300
2 Kalkulation im Ingenieurbau Pos Text
Menge
Einh.
1.3
Herstellen von Ortbetongroßbohrpfählen, Durchmesser bis 880 mm nach DIN 4014 bzw. DIN EN 1536, bestehend aus folgenden Teilleistungen: - Abteufen der Bohrungen in Bodenklassen (LN, LB, LO) gemäß Gutachten - Ausführen von Leerbohrungen - Liefern und Einbau von Pfahlbeton C25/30, XC4, XF1, XA1 - Beseitigen des Bohrgutes der Klasse LAGA Z0 Pfahllänge von 8,00–11,00 m Die Abrechnung erfolgt nach stgm Pfahl, gemessen von Soll-Oberkante Pfahl bzw. Unterkante anschließendes Bauteil bis Unterkante erreichte Bohrtiefe gemäß den Herstellprotokollen.
750
m
1.4
Liefern und Einbauen der Pfahlbewehrung, bestehend aus folgenden Teilleistungen: - Liefern der statisch und konstruktiv erforderlichen Bewehrungskörbe aus BSt 500 S - Einbau der Körbe in die Bohrung Die Abrechnung der statisch erf. Bewehrung zzgl. der konstruktiven Bewehrung wie Flacheisen, Fußkreuze, Aussteifungsringe, Abstandhalter etc. erfolgt nach Stahllisten.
10
t
1.5
Zulage Ortbetonpfahlkopf für den Anschluss der Pfahlkopfplatte bzw. des an den Pfahl anschließenden Bauteils herrichten, bestehend aus folgenden Teilleistungen: - Abbruchgut geht in Eigentum des AN über und wird beseitigt Pfahldurchmesser bis 880 mm Höhentoleranz +/- 3 cm Die Abrechnung erfolgt nach Stück abgestemmtem Bohrpfahlkopf.
1
psch
1.6
Eventualposition: Kolonnenstunden für Beseitigung von Bohrhindernissen. Abbruchgut wird bauseits beseitigt.
5
h
700
m
1.200
m
2
Summe Titel 1 Titel 2: Verbauarbeiten 2.1
Baugrubenwände mit Berliner Verbau (Bautiefe bis 5,30 m (Ansichtsfläche)), liefern und herstellen. Den Verbau einschl. erforderlicher Aussteifungen bzw. Verankerungen vorhalten und nach Beendigung der Bauarbeiten wieder beseitigen. Die Statik wird vom AG beigebracht. Hinweise im Baugrundgutachten beachten. Einbau in Absprache mit der Bauleitung.
2.2
Baugrubenwände mit dichter, in Position verbleibender Spundwand (Bautiefe bis 5,30 m) einschl. notwendiger Verankerungen liefern und herstellen. Summe Titel 2
2
2
EP (€/ME)
GP (€)
Bild 2-67 Bauzeitenplan Beispiel Spezialtiefbau
2.7 Vorkalkulation im Spezialtiefbau 301
2
302
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Den Bauablauplan enthält Bild 2-67. 2.7.3.1
2
Pfahlgründung
Für die Ausführung der Leistungen wird ein Bohrgerät des Typs BG 15 H mit Geräteträger BT 35 und Teleskopfahrwerk B 5 eingesetzt. Dabei handelt es sich um ein Drehbohrgerät für Durchmesser bis 1.200 mm (verrohrt) und Tiefen bis ca. 18 m zur Herstellung von Pfahl- und Trägerbohrungen sowie von Bohrpfahlwänden. Die Vermietungskosten betragen rund 60 bis 70 % der in der BGL aufgeführten Listenpreise. Daher sind alle BGL-Werte in den nachfolgenden Beispielen mit 70 % der Vermietungskosten berechnet. Zunächst werden die Kosten für eine funktionsfähige Einheit (Großbohrgerät mit Personal) unter Einschluss der benötigten Baustelleneinrichtung, bezogen auf einen Arbeitstag (AT), ermittelt.
Bild 2-68 Systemskizze Ansicht „Bohrpfahlgründung“
2.7 Vorkalkulation im Spezialtiefbau
303
Gerät:
BG 15, Kellybohrung verrohrt, Durchmesser 880 mm
Personal:
3 Mann zu 42,00 EUR/h
Arbeitszeit:
10 h/AT
installierte Leistung:
155 kW
Auslastungsgrad:
0,7 vom Arbeitstag
Diesel:
1,10 EUR/l
2
Betriebsstoffverbrauch: 0,263 l/kWh
Personal Grundgerät BG 15 Kraftdrehkopf Kelly Radlader Container Betriebsstoffe
Verrohrung
Werkzeug
BAG BT 35 (155 kW) L: 18 m 40–52 kW Werkstattcontainer (3 m) Wohncontainer (3 m) Sanitärcontainer Grundgerät und Radlader
Drehteller Rohre 880/1 m 880/2 m 880/3 m Bohrkrone Bohrschnecke Kastenbohrer Kernbohrrohr
10 h/AT x 3 × 42,00 EUR/h
195 kW × 0,7 × 10 h/AT × 0,263 l/kW/h × 1,10 EUR/l
2 × 16,71 EUR 4 × 18,45 EUR 2 × 21,13 EUR 2 × 39,00 EUR 2 × 29,93 EUR
Pos. BG 15
Kosten (EUR/AT) 1.260,00 2.137,47 203,38 210,35 249,35 7,78 10,25 12,25 394,89
148,40 33,42 73,80 42,26 78,00 59,86 48,03 68,86 5.038,35
Im nächsten Schritt werden die Kosten der einzelnen Positionen des Leistungsverzeichnisses ermittelt. An entsprechender Stelle wird dabei auf den eben ermittelten Tagessatz für das Großbohrgerät einschließlich Personal und Baustelleneinrichtung zurückgegriffen. Position 1.1: Für die Einrichtung der Baustelle wird ein Spezialtransport notwendig. Das gleiche gilt am Ende der Arbeiten für die Räumung der Baustelle. Insgesamt werden für Einrichtung und Räumung zwei Tage in Anspruch genommen, das heißt, die Kosten für die funktionsfähige Einheit müssen für zwei Arbeitstage angesetzt werden. Gerät Sondertransport Transporte Gerät sonstige Kosten
BG 15 pauschal pauschal
2 AT × 5.038,35 EUR/AT 3.500,00 EUR 2 × 150 km × 3,20 EUR/km 500,00 EUR
10.076,70 EUR 3.500,00 EUR 960,00 EUR 500,00 EUR 15.036,70 EUR
304
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Position 1.2:
2
Ingenieur Zeichner Material
15 h × 70,00 EUR/h 15 h × 55,00 EUR/h Pausen, pauschal 200,00 EUR
1.050,00 EUR 825,00 EUR 200,00 EUR 2.075,00 EUR
Position 1.3: Bohrleistung: Beton C 25/30: Mehrbeton: mittlere Pfahllänge: Pfahldurchmesser: Bohren Beton Mehrbeton Bohrgut entfernen
50 m/AT 85,00 EUR/m³ 10 % 10 m 880 mm (Radius: 440 mm) BG 15
5.038,35 EUR/AT : 50 m/AT 0,44 m × 0,44 m × Π × 85,00 EUR/m3 0,10 × 0,608 m3/m × 85,00 EUR/m3 0,608 m3/m × 25 EUR/m³
100,77 EUR/m 51,68 EUR/m 5,17 EUR/m 15,20 EUR/m 172,82 EUR/m
Position 1.4: Bewehrung
950,00 EUR/t
950,00 EUR/t
Position 1.5: Anzahl der Pfähle: Überbetonhöhe: Nachunternehmerpreis (Abspitzen): Entsorgung: Abspitzen Entsorgung Spitzgut
64 0,5 m 250,00 EUR/m³ 30,00 EUR/m³
0,608 m³/m × 0,5 m/Stk. × 250,00 EUR/m³ × 64 Stk. 0,608 m³/m × 0,5 m/Stk. × 30,00 EUR/m³ × 64 Stk.
4.864,00 EUR 583,68 EUR 5.447,68 EUR
Position 1.6: 1/10 Pos. BG 15
5.038,35 EUR/AT : 10 h/AT
503,84 EUR/h
Um zu den Einheitspreisen zu gelangen, werden die für jede Position ermittelten Kosten mit einem Zuschlag von 20 % für die allgemeinen Geschäftskosten, Baustellengemeinkosten und Wagnis und Gewinn beaufschlagt. Da es sich für das anbietende Unternehmen um die Ausführung einer Routineleistung handelt, liegen ausreichend fundierte Erfahrungswerte über die Höhe und Zusammensetzung des Zuschlages vor, so dass in diesem Fall das Ansetzen einer Pauschale gerechtfertigt ist.
2.7 Vorkalkulation im Spezialtiefbau
305
Tabelle 2.109 Berechnung der Einheitspreise beim Beispiel Spezialtiefbau Pos
Kosten (EUR/ME)
EP (EUR/ME) (x 1,20)
1.1
15.036,70
18.044,04
1.2
2.075,00
2.490,00
1.3
172,82
207,38
1.4
950,00
1.140,00
1.5
5.447,68
6.537,22
1.6
503,84
604,61
2.7.3.2
Berliner Verbau
Für die Kalkulation der Leistungen unter Anwendung dieses Verfahrens ist es notwendig, alle Kosten zu berechnen, die bei der Erstellung einer Feldbreite anfallen (vgl. Bild 2-69). Dabei ist die Sichtfläche maßgebend, und alle diesbezüglichen Kosten müssen entsprechend umgelegt werden.
Bild 2-69 Systemskizze Ansicht „Berliner Verbau“
2
306
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Vermietungsdauer:
3 Monate
Verschnitt:
100,00 EUR/t
Transportmenge:
20 t
Transportentfernung:
150 km
Transportkosten:
3,20 EUR/km
Verschleißpauschale 200,00 EUR Miete
3 Monate × 30 Kt/Monat × 0,45 EUR/t × Kt
Verschnitt
100,00 EUR/t
Transport
2 × 150 km × 3,20 EUR/km : 20 t
200,00 EUR/t 40,50 EUR/t 100,00 EUR/t 48,00 EUR/t 388,50 EUR/t
Anschließend werden die Kosten des späteren Trägerausbaus (Ziehgerät) pro Arbeitstag berechnet. Personal:
2 Mann zu 42,00 EUR/h
Arbeitszeit:
10 h/AT
installierte Leistung:
54 kW
Auslastungsgrad:
0,5 vom Arbeitstag
Diesel:
1,10 EUR/l
Betriebsstoffverbrauch:
0,263 l/kWh Kosten (EUR/AT)
Personal
10 h/AT × 2 × 42,00 EUR/h
840,00
Geräte Autokran
10 h/AT × 150,00 EUR/h
1.500,00
Rüttler
151,20
Aggregat
196,33
Werkstattcontainer (3 m) Betriebsstoffe Pos. ZIEH
54 kW × 0,5 × 10 h/AT × 0,263 l/kW/h × 1,10 EUR/l
14,38 78,11 2.780,02
Danach werden die Herstellkosten für den eigentlichen Berliner Verbau ermittelt. Dabei werden die Kosten für die Holzausfachungen direkt am Markt angefragt und mit der Ausführung ein entsprechender Nachunternehmer beauftragt. Herstellen eines verankerten Berliner Verbaues für eine freie Höhe bis 5,30 m, Abteufen der Bohrung in Bodenklasse 3–5, Liefern, Einbau und Rückbau der statisch erforderlichen Träger sowie der Holzausfachung, Trägervorhaltung für 3 Monate, Liefern und Einbau der statisch erforderlichen Anker, abgerechnet wird nach m2 Sichtfläche gemäß statischer Berechnung.
2.7 Vorkalkulation im Spezialtiefbau
307
Bohrleistung:
60 m/AT
Ankerlänge:
10,4 m
Ziehleistung:
100 m/AT
Bohrung m³/m:
0,31 m²
freie Höhe:
5,30 m
Bohrgut:
bauseits
Einbindetiefe:
2,30 m
Beton C 8/10:
75,00 EUR/m³
Trägerabstand:
3,00 m
Holz:
40,00 EUR/m²
Trägergewicht:
70 kg/m
Anker:
50,00 EUR/m
2
Bohren
(5,30 m + 2,00 m) : 60 m/AT × Pos. BG 15
613,00 EUR
Ziehen
(5,30 m + 2,00 m) : 100 m/AT × Pos. ZIEH
202,94 EUR
Fußbeton
2,30 m x 0,31 m² × 75,00 EUR/m³
53,48 EUR
Sandbeton
5,30 m x 0,31 m² × 55,00 EUR/m³
90,37 EUR
Träger
(5,30 m + 2,00 m) × 70 kg/m : 1.000 × 388,50 EUR/t
198,52 EUR
Anker
10,4 m × 50,00 EUR/m
520,00 EUR
Holz
5,30 m × 3,00 m x 40,00 EUR/m²
636,00 EUR 2.314,31 EUR
Umrechnen auf Abrechnungsbasis m² Sichtfläche: 1 : 5,30 m : 3,00 m × 2.314,31 EUR = 145,55 EUR/m² Der Zuschlag für die allgemeinen Geschäftskosten, Wagnis und Gewinn beträgt 20 %. Somit ergibt sich ein Einheitspreis von (145,55 EUR/m² × 1,20 =) 174,66 EUR/m². 2.7.3.3
Spundwand
Diesmal werden wieder alle Kosten, die bei der Errichtung der Spundwand, bezogen auf einen m2 Ausführungsfläche, anfallen, berechnet (vgl. Bild 2-70). Im Unterschied zum Berliner Verbau werden die Kosten also nicht anhand der reinen Sichtfläche, sondern nach der tatsächlichen Ausführungsfläche abgerechnet. Kleinere Aufträge mit Spundwänden unter 10 m Länge und einfachen geologischen Bedingungen werden oft an Nachunternehmer vergeben, da aufgrund der Kostenstruktur, wie geringere maschinentechnische Ausstattung, Kleinaufträge kostengünstig durch regionale Firmen ausgeführt werden können. Eingesetzt wird ein Mäklergerät RG 16-T als Grundgerät mit MR 105 Rüttler. In diesem Beispiel kann die Spundwand nicht mehr gezogen werden und verbleibt dauerhaft im Erdreich. Aus diesem Grunde müssen die Materialkosten der Larssen-Profile in vollem Umfang eingerechnet werden. Des Weiteren werden zur Herstellung keine besonderen Maßnahmen, wie Vorbohren der Spundwandtrasse aufgrund fest gelagerter Bodenschichten oder ähnliches (Bodenaustauschbohrungen, Spülen etc.), notwendig.
308
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2
Bild 2-70 Systemskizze Schnitt „Spundwand“
Zunächst werden die Gerätekosten – bezogen auf einen Arbeitstag – ermittelt. Personal:
3 Mann zu 42,00 EUR/h
Arbeitszeit:
10 h/AT
installierte Leistung:
380 kW
Auslastungsgrad:
0,5 vom Arbeitstag
Diesel:
1,10 EUR/l
Betriebsstoffverbrauch:
0,263 l/kWh
2.7 Vorkalkulation im Spezialtiefbau
309
Kosten (EUR/AT) Personal
10 h/AT × 3 × 42,00 EUR/h
1.260,00
Geräte Mäklergerät RG 16-T (380 kW) Rüttler MR 105 Zangen MSU 54
1.897,29 295,04
2 × 55,35 EUR
110,70
Container Werkstattcontainer (3 m)
7,78
Wohncontainer (3 m)
10,25
Sanitärcontainer
12,25
Betriebsstoffe
380 kW × 0,5 × 10 h/AT × 0,263 l/kW/h ×
549,67
1,10 EUR/l Pos. RG 16-T
4.142,98
Anschließend werden die Herstellkosten berechnet. Herstellen einer verankerten Spundwand für eine freie Höhe von 5,30 m, bestehend aus folgenden Teilleistungen: Einrütteln der Spundbohlen in Bodenklasse 3 - 5 im Grundwasserbereich als dichte Baugrube. Liefern und Einbau der statisch erforderlichen Spundwandprofile. Abgerechnet wird nach m2 Ausführungsfläche gemäß statischer Berechnung. Rüttelleistung:
200 m²/AT
Freie Höhe:
5,30 m
Einbindetiefe:
3,20 m
Gesamtlänge:
8,50 m
Ankerlänge:
10,50 m
Ankeranstand:
2,40 m
Profilgewicht:
89 kg/m² (Larssen 602)
Abdichtung Schloss:
10,00 EUR/m² (HOESCH SIRO 88)
Materialkosten Larssen-Profil: 1.100,00 EUR/t Gurtung (Ein- und Ausbau):
200 EUR/lfm
2
310
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Bohlen, Rütteln
1 : 200 m²/AT × Pos. RG 16-T
20,71 EUR/m²
Profil Larssen (zum Verbleib)
89 kg/m² : 1.000 × 1.100,00 EUR/t
97,90 EUR/m²
Abdichtung
10,00 EUR/m²
Anker
10,5 m × 50,00 EUR/m : 8,50 m : 2,40 m
25,74 EUR/m²
Gurtung
200 EUR/lfm : 8,50 m
23,53 EUR/m² 177,88 EUR/m²
Der Zuschlag für die allgemeinen Geschäftskosten, Wagnis und Gewinn beträgt 20 %. Somit ergibt sich ein Einheitspreis von (177,88 EUR/m² × 1,20 =) 213,46 EUR/m². 2.7.3.4
Zusammenstellung Bohrpfahl- und Verbauarbeiten
Nachfolgend ist das ausgefüllte Leistungsverzeichnis aufgezeigt. Bei den verschiedenen Bauverfahren lassen sich unterschiedliche Kostenanteile feststellen. So ist der Materialanteil bei den Spundwänden, vor allem, wenn es nicht beabsichtigt ist, sie wieder zu ziehen, sehr hoch und liegt bei bis zu 50 % der Gesamtkosten (vgl. Beispiel). Die Restkosten verteilen sich zu ungefähr gleichen Teilen auf Geräte und Löhne. Bei Großbohrpfählen macht der Anteil des Materials, das heißt Beton und Bewehrungseisen, ca. 40 bis 50 % der Gesamtkosten aus und im Berliner Verbau, wo ja „nur“ Materialmieten anfallen und keine Einbauten verbleiben, verteilen sich die Kosten zu ungefähr gleichen Anteilen auf Geräte, Lohn und Materialmieten. Für die Verbauarbeiten wurden im Einzelnen keine Baustelleneinrichtungs- und Räumungskosten ermittelt. Diese müssen noch in den Verbaupreis eingerechnet werden oder können auch im Hauptleistungsverzeichnis in der allgemeinen Baustelleneinrichtung beinhaltet sein. Tabelle 2.110 Ausgefülltes Leistungsverzeichnis Beispiel Spezialtiefbau Pos. Text
Menge
Einh.
EP (€/ME)
GP (€)
Titel 1: Pfahlgründung 1.1
Baustelleneinrichtung und -räumung für die Durchführung der im nachfolgenden beschriebenen Spezialtiefbauarbeiten. Im Einheitspreis enthalten sind folgende Leistungen: - An- und Abtransport aller erforderlichen Geräte, Maschinen, Transportfahrzeuge usw. - Auf- und Abbau aller erforderlichen Geräte, Maschinen, Transportfahrzeuge usw. - die hierzu erforderlichen Betriebsstoffe jeweils inkl. Mannschaft für den einmaligen, unterbrechungsfreien Einsatz von einem Großbohrgerät
1
psch
18.044,04
18.044,04
1.2
Einmaliges Erstellen einer prüffähigen statischen Berechnung und der Ausführungsplanung in 5-facher Ausfertigung für die angebotenen Leistungen, bei bauseitiger Vorgabe der: - Maßgebende Reaktionskräfte in OK Pfahl, Lastangaben je Pfahl - Bemessungskriterien bzw. Bodengutachten - Schnittdarstellung mit OK Bohrpfahl und Bezugskoten zum Bodengutachten bzw. zum gepl. Bauwerk
1
psch
2.490,00
2.490,00
2.7 Vorkalkulation im Spezialtiefbau Pos. Text
311 Menge
Einh.
EP (€/ME)
GP (€)
- Lageplan mit Höhenangaben 1.3
Herstellen von Ortbetongroßbohrpfählen Durchmesser bis 880 mm nach DIN 4014 bzw. DIN EN1536, bestehend aus folgenden Teilleistungen: - Abteufen der Bohrungen in Bodenklassen (LN,LB,LO) gemäß Gutachten - Ausführen von Leerbohrungen - Liefern und Einbau von Pfahlbeton C25/30, XC4, XF1, XA1 - Beseitigen des Bohrgutes der Klasse LAGA Z0 Pfahllänge von 8,00–11,00 m Die Abrechnung erfolgt nach stgm Pfahl gemessen von Soll-Oberkante Pfahl bzw. Unterkante anschließendes Bauteil bis Unterkante erreichte Bohrtiefe gemäß den Herstellprotokollen.
750
1.4
Liefern und Einbauen der Pfahlbewehrung, bestehend aus folgenden Teilleistungen: - Liefern der statisch und konstruktiv erforderlichen Bewehrungskörbe aus BSt 500 S - Einbau der Körbe in die Bohrung Die Abrechnung der statisch erf. Bewehrung zzgl. der konstruktiven Bewehrung wie Flacheisen, Fußkreuze Aussteifungsringe, Abstandhalter etc. erfolgt nach Stahllisten.
10
t
1.140,00
11.400,00
1.5
Zulage Ortbetonpfahlkopf für den Anschluss der Pfahlkopfplatte bzw. des an den Pfahl anschließenden Bauteils herrichten, bestehend aus folgenden Teilleistungen: - Abbruchgut geht in Eigentum des AN über und wird beseitigt Pfahldurchmesser bis 880 mm Höhentoleranz +/- 3 cm Die Abrechnung erfolgt nach Stück abgestemmtem Bohrpfahlkopf.
1
psch
6.537,22
6.537,22
1.6
Eventualposition: Kolonnenstunden für Beseitigung von Bohrhindernissen. Abbruchgut wird bauseits beseitigt.
5
h
604,61
3.023,05
m
207,38
155.535,00
2
Summe Titel 1
197.029,31
Titel 2: Verbauarbeiten 2.1
Baugrubenwände mit Berliner Verbau (Bautiefe bis 5,30 m (Ansichtsfläche), liefern und herstellen. Den Verbau einschl. erforderlicher Aussteifungen bzw. Verankerungen vorhalten und nach Beendigung der Bauarbeiten wieder beseitigen. Die Statik wird vom AG beigebracht. Hinweise im Baugrundgutachten beachten. Einbau in Absprache mit der Bauleitung.
2.2
Baugrubenwände mit dichter, in Position verbleibender Spundwand (Bautiefe bis 5,30 m) einschl. notwendiger Verankerungen liefern und herstellen. Summe Titel 2
700
m
2
174,66
122.262,00
1.200
m
2
213,46
256.152,00
378.414,00
312
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Zusammenstellung
2
Titel 1 – Pfahlgründung
197.029,31 EUR
Titel 2 – Verbauarbeiten
378.414,00 EUR
Angebotssumme (netto)
575.443,31 EUR
Mehrwertsteuer (19 %)
109.334,23 EUR
Angebotssumme (brutto)
684.777,54 EUR
Da die Beispiele anhand der Kalkulation mittels Zuschlägen kalkuliert wurden, ist der Angebotspreis nachfolgend in das dazugehörende EFB-Blatt eingetragen worden. Dabei erfolgt die Aufteilung der Leistungen in die einzelnen Kostenbestandteile. Auf der Seite 1 des EFB-Blattes 221 wird der Kalkulationslohn in seine Kostenanteile aufgegliedert. Des Weiteren werden die Zuschläge der Kostenbestandteile in ihrer Höhe und Zusammenstellung (BGK, AGK und Wagnis und Gewinn) dargestellt. Auf der Seite 2 des EFB-Blattes 221 werden die Kostenbestandteile (Lohnkosten, Stoffkosten, Gerätekosten, sonstige Kosten und Nachunternehmerleistungen) in ihrer Höhe und mit den dazugehörenden Zuschlägen bezogen auf die Netto-Gesamtsumme ausgewiesen.
2.7 Vorkalkulation im Spezialtiefbau
313
2
314
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2
Bild 2-71 EFB-Blatt 221
2.7 Vorkalkulation im Spezialtiefbau
2.7.3.5
315
Dichtwandarbeiten
Aufgrund der immer noch bedeutenden Thematik "Nach der Flut ist vor der Flut" wird im Folgenden einer der eingesetzten Techniken im Hochwasserschutz noch Beachtung geschenkt. Die Zukunftsfragen zum vorbeugenden Hochwasserschutz sind nach wie vor von hoher Bedeutung und nur teilweise gelöst. So werden Deiche durch innenliegende Dichtungen mittels verschiedener Techniken hergestellt (Spundwand, Mixed-in-Place-Wand, Schlitzdichtwand etc.). Eine Vorstellung und Vergleiche verschiedener Verfahren sind schon 2003 auf dem Symposium "Hochwasserschutz in Bayern" geführt worden. Diese Fakten sind in einer vom Bayerischen Bauindustrieverband e. V. im Jahr 2003 herausgegebenen Dokumentation ersichtlich.
Bild 2-72 Systemskizze Ansicht „Dichtwand“
2
316
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Nachfolgend wird die Variante Schlitzdichtwand kalkulatorisch betrachtet.
2
Gerät:
Liebherr HS 855 mit Greifer
Personal:
4 Mann zu 42,00 EUR/h
Arbeitszeit:
10 h/AT
installierte Leistung:
Diesel:
510 kW
Strom:
150 kW
Auslastungsgrad:
0,65 vom Arbeitstag
Diesel:
1,10 EUR/l
Betriebsstoffverbrauch: 0,263 l/kWh Kosten (EUR/AT) 10 h/AT × 4 × 42,00 EUR/h
Personal Grundgerät
HS 855 (510 kW)
1.680,00 1.441,66
Liebherr HS 855 Greifer Stein K-420
433,55
Schaufelsatz Stein
B600
Schlitzwandmeißel
BSM 60
91,57 115,58
Messsystem Betriebsstoffe
Mischanlage
200,00 Diesel
510 kW × 0,65 x 10 h/AT × 0,263 l/kW/h × 1,10 EUR/l
959,03
Strom
150 kW × 0,65 × 10 h/AT × 0,25 EUR/kWh
243,75
Mischer mit Förderschnecke Wasser- und Bentonitbehälter Bentonitsilos
Pumpen Container
Radlader Pos. BS_855G
948,75 53,78
Werkstattcontainer (3 m)
7,78
Wohncontainer (3 m)
10,25
Laborcontainer
15,89
6t
356,22 6.557,81
2.7 Vorkalkulation im Spezialtiefbau
317
Nach Ermittlung der Schichtkosten erfolgt nun die Kalkulation des Dichtwandschlitzes. Schlitzwandbreite:
0,60 m
Dichtwandmaterial:
Fertigmischung Dyckerhoff SOLIDUR® 274S à 200,00 EUR/t
Einsatzmenge:
300 kg/m³ Suspension
Leistungsansatz:
150 m²/AT
Wasserpreis:
3,00 EUR/m³
Suspensionsmehrverbrauch:
35 % (je nach Verfahren und Boden zwischen 20 % – 40 % – Schlitzwand, Cutter-Soil-Mixing, Mixed-in-Place)
Auflockerungsfaktor:
1,4
Schlitzen Dichtwandmaterial
BS_855G ®
SOLIDUR 274S
43,72 EUR/m²
0,60 m × 1,35 x 0,3 t/m³ × 200,00 EUR/t
48,60 EUR/m²
0,6 m³/m² × 1,4 × 25 EUR/m³
Schlitzgut entfernen Verschleiß Greifer
1 : 150 m²/AT × 6.557,81 EUR/AT
0,60 m × 1,35 × 0,9 t/m³ × 3,00 EUR/t
Wasser (Erfahrungswerte)
2
5,00 EUR/m²
2,19 EUR/m² 21,00 EUR/m² 5,00 EUR/m² 120,51 EUR/m²
Der Zuschlag für die allgemeinen Geschäftskosten, Wagnis und Gewinn beträgt 20 %. Somit ergibt sich ein Einheitspreis von (120,51 EUR/m2 × 1,20 =) 144,61 EUR/m2.
2.7.4 Fazit Die genannten Verfahren geben nur einen kleinen Abriss der Techniken im Spezialtiefbau. Das Portfolio der meisten Spezialtiefbaufirmen ist viel reichhaltiger. Die angesprochenen Beispiele zeigen jedoch, dass bei jeder Technik ein komplexes Verständnis vorhanden sein muss. Somit kommt der Erfahrung eine nicht unerhebliche Rolle zu und man ist bei den Kalkulationen grundsätzlich darauf angewiesen. Um im heutigen Markt bestehen zu können, bedarf es immer weiterer Entwicklungen. Neue Techniken können im Wettbewerb den notwendigen Ausschlag geben. Um die Menge von Erfahrungsdaten, Anforderungen an Ausschreibungen und Angebote (bzw. Sondervorschläge und Nebenangebote) etc. genaustens abarbeiten zu können, ist die EDV-gestützte Kalkulation unabdingbar. Dieser Blick auf den Spezialtiefbau soll zeigen, dass die Vorarbeiten zur Projektbearbeitung bzw. Kalkulation (Prüfen und Sichten der Projektunterlagen, das Baugrundgutachten etc.) und in der heutigen Zeit im besonderen Maße auch das Chancen- und Risikomanagement immer unbedingt erforderlich sind und eine große Bedeutung haben.
318
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2.8 Vorkalkulation im Stahlbau
2
Zunächst werden über ein geeignetes Kostenrechnungssystem die Zuschlagssätze für die Gemeinkosten in der Werkstattfertigung ermittelt. Dann wird ein konkretes Beispielprojekt kalkuliert.
2.8.1 Geeignetes Kostenrechnungssystem im Stahlbauunternehmen Als einzusetzendes Kostenrechnungssystem wird die Plankostenrechnung – entweder in starrer oder flexibler Ausprägung – empfohlen.81 Bei der Plankostenrechnung werden Zufallsschwankungen wie z. B. Preisänderungen an den Beschaffungsmärkten oder Mengenschwankungen beim Güterverbrauch bei der Kostenverrechnung ausgeschaltet. Durch die Vorausplanung der Kosten sollen Beobachtung und Kontrolle verbessert werden. Plankosten sind nicht nur vorausgeplante, sondern auch planmäßige Kosten, die Vorgabecharakter haben und einzuhalten sind. Dies ist schließlich auch für eine durchzuführende Kalkulation von eminenter Bedeutung, wie im Folgenden noch zu sehen sein wird. In der Plankostenrechnung müssen nicht nur die Plankosten ermittelt und vorgegeben werden, sondern es sind dieselben auch den effektiv anfallenden Ist-Kosten periodengerecht gegenüberzustellen. Dadurch wird es möglich, die Plankostenrechnung zu einer planmäßigen Kostenkontrolle auszubauen, auf eine Kostenentwicklung Einfluss zu nehmen und letztendlich gültige Daten und Fakten auch für die Kalkulation zu hinterlegen. Im Hinblick auf den Abgleich Plankosten zu Ist-Kosten lassen sich Preis-, Mengen- und Beschäftigungsabweichungen feststellen. Unter Plankosten sind die bei einem Planbeschäftigungsgrad anfallenden geplanten Kosten zu verstehen; Sollkosten sind auftretende Plankosten bei Ist-Beschäftigung. Der Begriff Budgetkosten wird für die periodisch anfallenden Plankosten eines Kostenstellenbereichs verwendet. Von Standardkosten spricht man, wenn die Plankosten pro Mengeneinheit des erzeugten Produktes (also pro Kostenträger) gemeint sind. Die in der Praxis entwickelten Plankostenrechnungen gehen von der Einteilung in Voll- und Teilkosten aus und haben die folgenden drei hauptsächlichen Formen angenommen: –
die starre Plankostenrechnung,
–
die flexible Plankostenrechnung,
–
die Grenzplankostenrechnung/Deckungsbeitragsrechnung.
Von der starren Plankostenrechnung spricht man, wenn Kostenvorgaben nur auf einem einzigen Beschäftigungsgrad beruhen, zum Beispiel auf einer Kapazitätsplanung. Bei der flexiblen Plankostenrechnung werden nicht die Plankosten für einen Beschäftigungsgrad (= 100 %), sondern die Soll-Kosten für alle möglichen Beschäftigungsgrade vorausbestimmt. Zu beachten ist, dass es sich um eine flexible Plankostenrechnung unter Einschluss der fixen Kosten handelt. Bei der Grenzplankostenrechnung/Deckungsbeitragsrechnung beschränkt man sich auf die Rechnung mit flexiblen Plankosten und lässt die fixen Kosten unberücksichtigt. Der weitergehende Schritt von der Kostenträgergruppenrechnung ist derjenige zur Kostenträgereinheits- oder Selbstkostenrechnung (Kalkulation). Die Kostenträger-/Selbstkosten81
Vgl. zu den nachfolgenden Ausführungen Wagner (1998), S. 964–969.
2.8 Vorkalkulation im Stahlbau
Rechnung dient zur Ermittlung eines Angebotspreises. Bei der Kalkulation wird nach den Einheits- oder Stückkosten gefragt. Sie wird zur Ermittlung des Angebotspreises als Vorkalkulation respektive Angebotskalkulation oder zur Preisüberprüfung als Nachkalkulation durchgeführt, wobei naturgemäß fort- und mitlaufende Zwischenkalkulationen hinsichtlich des Produktionszyklus eines Objektes von ebenso großer Bedeutung in der Beobachtung eines optimierten Produktionsverlaufes sind.
2.8.2 Vorkalkulation 2.8.2.1
Vollkosten versus Teilkosten
Der Stahlbaumarkt ist ein Markt für Einzelprodukte. Somit ist eine auftragsbezogene Einzelfertigung vorherrschend. Der Nachfragende hat zumeist einen fest umrissenen Bedarf, der sich in der Regel nur auf eine Losgröße erstreckt. Die Nachfrage kann als unelastisch und starr angesehen werden. Aufgrund der Nachfragesituation auf dem Stahlbaumarkt ist die Vorkalkulation auf Vollkostenbasis auszuarbeiten. Nur so ist gewährleistet, dass bei jedem Auftrag die Kosten vollständig gedeckt sind. Vergleicht man die Abrechnung nach Vollkosten mit der Abrechnung nach Teilkosten (Deckungsbeiträgen), so liegt der primäre Unterschied darin, dass bei der Abrechnung nach Vollkosten klar ersichtlich ist, ob Gewinn oder Verlust vorliegt. Dies ist jedoch nicht der Fall bei der Abrechnung nach der Deckungsbeitragsrechnung. Man erhält hier nur eine Größe, nämlich den Deckungsbeitrag, der zunächst nichts über den Gewinn und Verlust des betreffenden Objektes aussagt. Erst am Jahresende oder bestenfalls bei unterjährigen Stati kann festgestellt werden, ob Gewinn oder Verlust vorliegt, und zwar dann, wenn die Deckungsbeiträge (DB) aller Objekte mit den tatsächlich angefallenen Fixkosten (Kf) in der Betrachtung der Kostenträgerzeitrechnung verglichen werden. DB > Kf = Gewinn DB < Kf = Verlust Da man zur Feststellung, ob Gewinn oder Verlust vorliegt, warten muss – im Höchstfall bis zu einem Jahr – liegt bei der Deckungsbeitragsrechnung ein relativ großes Risiko, denn schnell können hohe Unterdeckungen entstehen, die nicht mehr zu relativieren sind. Aus diesem Grund ist eine Stahlbaufirma darauf angewiesen, ihre Einzelfertigungsobjekte auf Vollkostenbasis zu kalkulieren. Auch wenn die Vollkostenrechnung wegen ihrer Gemeinkostenschlüsselung angreifbar ist, bleibt sie meist die einzige Ausgangsbasis für preispolitische Entscheidungen bei der Einzelfertigung. Eine mitlaufende Deckungsbeitragsrechnung/Grenzkostenbetrachtung ist sicherlich innerbetrieblich nicht abzulehnen und kann unternehmenspolitische Entscheidungen mit abstrahieren helfen – dies jedoch nicht in Priorität zum Markt. Eine weitere Argumentation ergibt sich aus dem Umstand, dass es möglich ist, die variablen Kosten als kurzfristig existierende Preisuntergrenze heranzuziehen. Da die Einzelfertigung im Stahlbau aber eine mittel- bis langfristige ist, sind kurzfristig anberaumte Preisfindungen sicherlich nicht opportun.
319
2
320
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2.8.2.2
2
Kalkulationsverfahren
Die Vorkalkulation im Stahlbau basiert, anders als im Spezialtiefbau oder Tunnelbau, auf der Tatsache des „industriellen Handwerkes“. Aufgrund der auftragsbezogenen Einzelfertigung ist das typische Kalkulationsverfahren die Zuschlagskalkulation (vgl. Kapitel 2.1.5.1) in der Ausprägung der Lohnstundenkalkulation. Produktionsunterstützende Maschinen wie etwa die Säge-Bohranlage, die Strahlanlage oder aber auch die Hebezeuge (Kräne) auf der Montage werden nicht in Maschinenstundensätzen ausgedrückt. Die Kostenstellen dieser Maschinen beinhalten vielmehr zunächst und primär die dort anfallenden Lohnkosten des Bedieners, nebst Sozialaufwand und anfallenden Fixkosten; die Maschine tritt mit ihren Kosten Abschreibung, Wartung, Reparatur etc. hinzu und bildet mit der kostenverursachenden Man-Power eine „Kostensymbiose“. Der Grund dieser kostenrechnerischen Vorgehensweise liegt darin begründet, dass ein Kran ohne Fahrer nicht einsatzfähig ist. Für eine Strahlanlage ohne den prioritätsinhabenden Bediener gilt dies ebenso. Die auf die Baustelle zu verbringenden Maschinen wie Kräne etc. sind kalkulativ entweder in den Sondereinzelkosten zu erfassen oder aber im Frachtbereich bzw. im Bereich Baustelleneinrichtung. Die Kostenstellen Statik, Technisches Büro (TB), Werkstatt und Montage werden stundenmäßig (Standardstundensatz) kalkuliert. Im Montagebereich sind z. B. die Richtmeister bzw. das Aufsichtspersonal in diesem Stundensatz enthalten, unabhängig davon, ob dieselben sich direkt (produktiv) oder nicht direkt kontieren. Die Einbeziehung erfolgt naturgemäß über den Betriebsabrechnungsbogen. Erforderliche Fremdleistungen innerhalb der Fertigungslinie werden lediglich monetär gewichtet und kalkulativ erfasst (vgl. Schema Kalkulationsbogen in Kapitel 2.8.2.4). Die notwendigen Fertigungsmaterialien können preislich entweder aus der laufenden permanenten Inventurkartei des Unternehmens ersehen werden oder aber sind dem aktuellen Marktgeschehen – auf Anfrage – zu entnehmen. Die Gemeinkostenzuschläge für Verwaltungs- und Vertriebskosten (V + V), Materialgemeinkosten (MGK) sowie die Zuschläge auf Fremdleistungen werden über den Betriebsabrechnungsbogen ermittelt. Es handelt sich hierbei um Hilfskostenstellen, die z. B. im Verwaltungsund Vertriebsbereich alle dort auftretenden Kostenarten enthalten, wie etwa Rechts- und Beratungskosten, Telefonkosten usw. – aber auch die Kosten für Zinsen der Vorfinanzierung, also kurzfristiges und eventuell längerfristiges Zinsaufkommen. Dies gilt auch für die Bürgschaftskosten. Außergewöhnlich hohe Liquiditätsinanspruchnahmen in diesem Bereich der Zinsen und Bürgschaften im exponierten Objekt können u. U. und in Sonderbehandlung kalkulativ auch für diesen Fall in den Sondereinzelkosten erscheinen. Bei den Materialgemeinkosten handelt es sich primär um die (Hilfs-)Kosten der Beschaffungswirtschaft (Einkauf), der Magazin- und Lagerbewirtschaftung sowie des Verschnittanteiles. Der Zuschlag auf die Sonderkosten (Nachunternehmer/Fremdleistungen) beinhaltet die in dieser Hilfskostenstelle anfallenden Verwaltungskosten, demgemäß auch die Überwachungskosten hinsichtlich der externen, aushäusigen kaufmännischen und technischen Abwicklung. Diese Hilfskostenstellen werden in Relation zu den Hauptkostenstellen gebracht und drücken sich demgemäß prozentual-linear als Zuschlag aus, so z. B. als 20 %iger V + V-Zuschlag auf die Kosten der Produktion – unter Nichteinbeziehung des Fertigungsmaterials. Dies ist so angebracht, da im Stahlbau der Fertigungsmaterialeinsatz stark schwankend ist bzw. sein kann. Der
2.8 Vorkalkulation im Stahlbau
321
Lohnbereich jedoch ist im Stahlbauunternehmen vorgegeben und gibt somit eine quasi nicht schwankende Basis der Verrechnung ab. Beispiel für den Zuschlag auf die Produktionskosten, mit und ohne Berücksichtigung von Fertigungsmaterial: a)
1.000.000,00 200.000,00
b)
1.000.000,00 500.000,00 1.500.000,00 200.000,00
c)
d)
500.000,00 1.500.000,00 2.000.000,00
Lohnbereich Zuschlag V + V = 20 % Lohnbereich Material
Zuschlag V + V § 13 % Lohnbereich Material
260.000,00
Zuschlag 13 %
500.000,00 100.000,00 600.000,00
Lohnbereich Material
78.000,00
Zuschlag 13 %
Eine Überprüfung der Stimmigkeit dieser Zuschläge ist über eine quartalsmäßige Abgleichung des Betriebsabrechnungsbogens angebracht (Soll-Ist-Vergleich). Die Höhe der Aufschläge im Bereich V + V oder aber auch der Materialgemeinkosten mag erstaunen. An zwei Beispielen mit konkreten Zahlen aus der Gewinn- und Verlustrechnung eines Stahlbauunternehmens sind die Aufschläge belegbar. Beispiel: MGK:
10 %
Walzeisen Einbauteile, Schrauben etc. 6 % Verschnitt aus TEUR 5.980 Einkauf, Mag., Lager 6 Mitarbeiter (TEUR 100, 60, 180) E1, E2, E3
TEUR 5.980 1.182 7.162
TEUR
10 %
= 716 = 360 = 340 700
2
322
2 Kalkulation im Ingenieurbau
V + V:
2
20 % Kostenarten
V+V
14.862
1.602
1.953
420
1.040
1.040
315 18.170
315 3.377
Lohn, Gehalt, Sozialk. (inkl. Berufsgen.) Gemeinkosten V + V-Bereich betr. Aufwand Vers., Beiträge, Rechts.- u. Ber.Kosten Tel., Werbung Zinsen Bürgschaftskosten
= 18 MA x 89 Ø + 2 Gesch.führer
3.377×100 = 22,8% 18.170−3.377 2.8.2.3
Durchführung
Die mit der Kalkulation befassten Abteilungen Vorkalkulation (Unterabteilung im Vertrieb), Vertrieb etc. werden das anzubietende Objekt aus den von dem potenziellen Auftraggeber überlassenen Ausschreibungsunterlagen, bestehend aus Vertragsbedingungen und Leistungsverzeichnis, nach zu kalkulierenden Losgrößen analysieren; zunächst nach kalkulativ-internen Ansätzen für: –
die Statik (Vorstatik),
–
das Technische Büro/die Konstruktion,
–
die Produktion/Werkstatt,
–
die Montage,
–
den Einsatz von Geräten auf Montage,
–
das einzusetzende Fertigungsmaterial,
–
die einzusetzenden Verbindungsmittel/Einbauteile,
–
die unter Umständen notwendigen Nachunternehmen (verlängerte Werkbank),
–
die Fracht,
–
die Auslösung,
–
sonstige Sonderkosten.
Der Vertrieb arbeitet unter anderem hierbei hinsichtlich einer effizienten Faktenbeschaffung eng mit den Abteilungen Arbeitsvorbereitung, Einkauf und Kostenrechnung zusammen. Bezugsbasis der Vorkalkulation ist die Richtzeit, gemessen in Stunden, bezogen auf eine Tonne Stahl, bewertet zu Standardkosten (Standardstundensatz).
2.8 Vorkalkulation im Stahlbau
323
Beispiel: Kostenstelle Anstrich: 1 t × 2 h/t (Produktionszeit) × 70,00 EUR/h = 140,00 EUR × 15 t Gesamtgewicht Kostenstelle Montage: 1 t × 1,5 h/t (Produktionszeit) × 75,00 EUR/h = 112,50 EUR × 15 t Gesamtgewicht Der akquirierende Vertrieb eines Stahlbauunternehmens ist auch im Allgemeinen ausschlaggebend bzw. federführend für die Kalkulationsansätze eines Objektes, der Vertrieb kennt aus den Auftragsverhandlungen heraus die eventuellen Besonderheiten des Auftrages und hat diese intern mit den befassten Produktionsabteilungen (= Kostenstellen) optimierend umzusetzen. Die Fertigungslose sind bekannt, technisch analysiert und erfasst und auf die Produktionsmöglichkeiten des Betriebes abzustimmen. Dies geschieht mittels der Vorkalkulation, was bedeuten kann, dass einer ersten Vorkalkulation eine zweite folgt und dann eine Angebotskalkulation zu erstellen ist, die nach entsprechenden Preisverhandlungen – immer noch im Vorfeld des Auftrages – u. U. zu modifizieren ist. Die Angebotskalkulation ist die Grundlage des abzugebenden und dann verbindlichen Angebotes. Die unternehmerische Entscheidung zu einem Angebotspreis wird durch die Kostenrechnung/Kalkulation unterstützt; oftmals entspricht der „marktgerechte“ oder der zu erzielende Preis nicht den Kalkulationsansätzen – dieser ist vielleicht nicht kostendeckend ausgeprägt. Der Unternehmer erkennt jedoch sofort seine rentabilitäts- und liquiditätsmäßige Lücke, sprich Unterdeckung, und hat ein solches Objekt in sein betriebswirtschaftliches Kalkül an erster Stelle in all seine (zukünftigen) Gesamtbetrachtungen einzubeziehen. 2.8.2.4
Beispiel Betriebsabrechnungsbogen
Die Standardkosten pro Fertigungsstunde sind aus den vorstehenden Ausführungen heraus ermittelt und bekannt. Der Betriebsabrechnungsbogen dient hierbei der Feststellung der Kalkulationsansätze.
Beispiel: Kostenstelle Anstrich: Standardstundensatz 70,00 EUR Kostenstelle Montage: Standardstundensatz 75,00 EUR Nachfolgend ist das Schema eines Kalkulationsbogens abgebildet.
2
324
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Tabelle 2.111 Betriebsabrechnungsbogen Beispiel Stahlbau
2
KSTNr.
Kostenstelle
Std.Satz
Std. pro t
gesamt (t)
300
Angebote TB
x
x
x
310
Statik
1,5
21
320
Technisches Büro
X
x
390
Fremdleistung TB
Summe 1
120,x
kalk. Wert (€)
Los 1 (€)
kalk. Wert (€)
Los 2 (€)
Vorkalk.
Ang.-K.
Vorkalk.
Ang.-K.
x
x
3.780,-
x
x
x
10.000,-
x
Technik
500
Strahlanlage
x
x
x
x
x
510
Säge-Bohranlage
x
x
x
x
x
530
Einzelfertigung
x
x
x
x
x
540
Zusammenbau
x
x
x
x
x
550
Schweißer
x
x
x
x
x
560
Korrosionsschutz
x
x
x
590
Fremdleistung Fertigung
Summe 2
x
x
x
x
x
x
Produktion
Montage-Regiearbeit
x
x
x
Montage-Regie/fremd Montage-pauschal
x 75,-
1,5
15
x 1.687,-
Montage-Kran
x
x
x
x
x
Montage-Gerät
x
x
x
x
x
Montage-Fremdleistung Summe 3
Montage
Summe 4
+ 20 % V + V (bezogen auf Summe1-3)
Summe 5
1+2+3+4
20.000,-
Fertigungsmaterial St37
x
Fertigungsmaterial St52
x
Schrauben/Verbind.
x
Einbauteile
x
Summe 6
Material
Summe 7
+ 10 % MGK (bezogen auf Summe 6)
Summe 8
6+7
Subunt. Stahlfertigung
x
Subunt. Fertigung
x
Subunt. Korrosion
x
Subunt. Gerüste
x
Subunt. Verzinkung
x
Summe 9
FL
Summe 10
+ 10 % Zuschlag (außerhalb V + V) bezogen auf Summe 9
Summe 11
9 + 10
Sonderkosten Fracht
1.200,-
Sonderkosten Auslösung
5.000,-
Sonderkosten
1.000,-
Summe 12
10.000,-
x
x
2.8 Vorkalkulation im Stahlbau KSTNr.
Kostenstelle
325 Std.Satz
Std. pro t
gesamt (t)
kalk. Wert (€)
Los 1 (€)
kalk. Wert (€)
Los 2 (€)
Vorkalk.
Ang.-K.
Vorkalk.
Ang.-K.
Summen 5 + 8 + 11 + 12 + Wagnis + Gewinn, 5 % = Angebotswert/Verkaufspreis
500.000,-
450.000,-
x = unterlassenes Zahlenbeispiel
2.8.3 Beispiel Lagerhalle 2.8.3.1
Leistungsbeschreibung
Bei dem hier betrachteten Stahlbauprojekt handelt es sich um eine Lagerhalle für ein mittelständisches Unternehmen. Die Halle wird in Stahlskelettbauweise nach einschlägigen DINNormen und Vorschriften konstruiert. Die Pläne wurden von einem Architekt erstellt. Die Halle soll ca. 30 m lang, 15 m breit sowie 4 m hoch sein (Höhe bis Traufe), wobei die Konstruktion so ausgelegt wird, dass eine Verlängerung der Halle im Nachhinein möglich ist. Das Dach soll in einer Satteldachkonstruktion mit einer Dachneigung von ca. 4 Grad errichtet werden. Ferner werden Dach und Wände der Halle wärmeisolierend verkleidet. Die Bauarbeiten können in zwei Hauptarbeitsschritte unterteilt werden. Zunächst erfolgt der Stahlbau, der sowohl die allgemeine Baustelleneinrichtung umfasst als auch die Erstellung des Grundgerüstes der Halle inklusive Unterkonstruktion. Anschließend folgen die Dach- und Wandarbeiten inklusive der einzubauenden Wärmedämmung sowie sämtliche Türen, Tore und Verglasungsarbeiten. Weiterhin kommen die Klempnerarbeiten wie Rinnen- oder Regenfallrohrarbeiten sowie die Sicherung der Arbeiten hinzu. Das technische Büro wird sowohl für die Stahlbauarbeiten als auch für den weiteren Ausbau der Halle in Anspruch genommen. Das Projektvolumen beträgt ca. 113.000 EUR inkl. MwSt. Dabei untergliedern sich die Kosten folgendermaßen auf die zwei Hauptarbeitsbereiche (Werte gerundet): Stahlbau
41.000 €
Dach- und Wandarbeiten, Rinnen und sonstiges
54.000 €
Summe (netto)
95.000 €
Mehrwertsteuer (19 %) Summe (brutto)
18.050 € 113.050 €
Die Vertragsgrundlage für dieses Projekt ist ein Bauvertrag nach VOB. Die Vertragsart ist ein Einheitspreisvertrag ohne Preisgleitklausel, d. h. nachträgliche Preisanpassungen aufgrund von erhöhten Herstellkosten sind nicht gestattet. Bei Projekten mit einer kurzen Bauzeit ist diese Vereinbarung durchaus üblich. Das Leistungsverzeichnis, welches spezifisch für das entsprechende Bauvorhaben erstellt wird, ist dabei sehr detailliert. Es enthält die auszuführenden Teilleistungen sowie deren Mengen-, Einzel- und Gesamtpreisangaben. Einzelne Positionen können dabei auch pauschal ausgewiesen werden. Ein Auszug aus einem solchen Leistungsverzeichnis ist in Tabelle 2.112 zu finden. Neben den notwendigen Positionen für die Erstellung der Halle kann die Leistungsbeschreibung auch Eventualpositionen enthalten, z. B. zusätzliche Abdeckungen, Verzierungen oder
2
326
2 Kalkulation im Ingenieurbau
anfallende Stundenlohnarbeiten. Diese werden allerdings lediglich durch den Einzelpreis ausgewiesen, nicht jedoch in den Gesamtpreis einbezogen. Tabelle 2.112 Leistungsverzeichnis Beispiel Stahlbau (Auszug)
2
Pos
Text
Menge
Einh.
EP (€/ME)
GP (€)
Titel 2: Stahlbauarbeiten 2.1
TB Konstruktion Stahlbau
2.1.1
Erstellen von Stahlbauplänen: Erstellung von prüffähigen Stahlbauplänen sowie Detailund Montageplänen inkl. Änderungen gemäß Anforderungen des Auftraggebers
2.2
Baustelleneinrichtung Stahlbau
2.2.1
Baustelleneinrichtung allgemein: Baustelleneinrichtung für die gesamte Bauzeit inkl. aller für die Montage erforderlichen Hebegeräte (Nutzungs- und Verbrauchskosten der Geräte sind in den Leistungs-EP's eingerechnet)
1
Stk.
2.500,00
Summe TB Konstruktion Stahlbau
2.500,00
2.500,00 1
Stk.
367,00
Summe Baustelleneinrichtung
367,00
367,00
2.3
Haupttragekonstruktion
2.3.1
Stahlkonstruktion der Rahmenstiele: Stahlkonstruktion der Rahmen aus Profilen XYZ, Materialgüte S235 JR G2 grundiert inkl. Anfertigung, Lieferung und Montage
5.000
kg
2,50
12.500,00
2.3.2
Stahlkonstruktion der Giebelwände: Stahlkonstruktion wie zuvor, jedoch der Giebelwandkonstruktion, Materialgüte S235 JR G2 grundiert, inkl. Anfertigung, Lieferung und Montage
1.400
kg
2,00
2.800,00
2.3.3
Stahl als Kleineisenteile in S235 JR G2: Stahl S235 JR G2 als Kleineisen in diversen Abmessungen, auch Kopf- und Fußplatten, Stegbleche und Stirnplatten, grundiert inkl. Lieferung und Montage durch Schrauben oder Schweißen
600
kg
3,00
1.800,00
Summe Haupttragekonstruktion
17.100,00
Auf die Vereinbarung einer Vertragsstrafe wurde verzichtet. Die Abschlagszahlungen erfolgen jeweils nach 20 % Fertigstellung. Die Schlusszahlung hingegen erfolgt nach der Abnahme, wobei ein 2 %iger Skontoabzug bei Zahlung innerhalb einer Zweiwochenfrist gewährt wird. 2.8.3.2
Kostenermittlung und Preisbildung
Materialkosten Als Grundlage der Kalkulation der Materialkosten dienen Stücklisten. Anhand der Pläne des Architekten bzw. des technischen Büros kann eine genaue Aufstellung der erforderlichen Materialien erfolgen. Diese werden mit ihrer genauen Bezeichnung, der nötigen Menge, den Ausmaßen sowie deren Gewicht, z. T. der Fläche und den entsprechenden Kosten angegeben. Ein Auszug aus einer Materialkostenkalkulation nach Materialgruppen ist Tabelle 2.113 zu entnehmen.
2.8 Vorkalkulation im Stahlbau
327
Tabelle 2.113 Materialkostenkalkulation (Auszug) 101001
Grobbleche
Menge (kg)
Materialbezeichnung
Länge (mm)
Gew. (kg)
Verschn.
E-Preis (€/t)
Ges.Preis (€)
550,00
Anbauteile/Kleinteile S235
550,00
6,00 %
1000,00
583,00
60,00
Anbauteile/Kleinteile S235
60,00
6,00 %
900,00
57,24
Summe Grobbleche 101002
610,00
640,24
Rundstäbe
Menge (Stk)
Materialbezeichnung
Länge (mm)
Gew. (kg)
Verschn.
E-Preis (€/t)
Ges.Preis (€)
4,00 RD20-S235JR+AR
7000
70,00
5,00 %
1.100,00
80,85
8,00 RD20-S235JR+AR
6600
130,00
5,00 %
1.100,00
150,15
24,00 RD20-S235JR+AR
5800
350,00
5,00 %
1.100,00
404,25
Summe Rundstäbe 101003
550,00
635,25
Montageschaum
Menge (m)
Materialbezeichnung
Länge (mm)
Gew. [kg]
Verschn.
E-Preis (€/m)
Ges.Preis (€)
8,00 Montageschaum
10,00 %
0,50
4,40
35,00 Montageschaum
5,00 %
0,65
23,89
11,00 Montageschaum
0,00 %
0,30
3,30
Summe Montageschaum
31,59
In der Materialliste sind noch die Verschnittmengen in Prozent angegeben sowie bei manchen Positionen auch der Schrottwert. Dies ist insbesondere für die Stahlprofile von Bedeutung. Der Verschnitt wird der benötigten Menge zugerechnet und dann mit dem Einheitspreis multipliziert, um den Gesamtpreis der Position zu erhalten. Die Daten sind idealerweise in einer Datenbank hinterlegt. Hier ist jedoch zu beachten, dass die Preise für Rohstahl sowie die entsprechend weiterverarbeiteten Stahlprodukte (Bleche, Profile, Rohre etc.) starken Preisschwankungen unterliegen. Ein weiterer Vorteil der präzisen Aufschlüsselung der Materialien und deren Ausmaßen/Mengen ist die weitere Bauablaufplanung, insbesondere der Transport. Durch die Gewichtsangaben sowie die Angabe der Maße der Materialien kann im Vorfeld bereits die logistische Planung beginnen. Es ist dann absehbar, wie viele und welche Transportfahrzeuge wann gebraucht werden, um die Baustelle mit Material zu versorgen. Dies erleichtert wiederum die Kalkulation der Transportkosten. Kalkulation des eigenen Leistungsanteils Nach der Ermittlung der Materialkosten und der Stückliste werden die weiteren Einzelkosten wie Fertigungslöhne, Montagestunden, Fremdkosten etc. für das Gesamtprojekt ermittelt. Zusammenfassend wird dann eine Kalkulationsauswertung erstellt (vgl. Tabelle 2.115), die nach Kostenstellen bzw. Kalkulationsart gegliedert ist. Dort sind bereits Zuschläge für die Gemeinkosten, Verwaltung und Vertrieb, Wagnis und Gewinn sowie weitere Zuschläge enthalten.
2
328
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Gemeinkostenzuschläge
2
Unter Gemeinkosten versteht man allgemeine Ressourcen, die für den Herstellungsprozess benötigt werden. Dies können unter anderem Kosten für Gebäudemieten, Bürobedarf und Löhne der Verwaltung sein. Je nach Höhe der empfangenen Leistungen aus den nicht direkt zuordenbaren Gemeinkosten werden diese geschlüsselt auf die entsprechenden Kostenstellen verrechnet. Dabei wird oft auf Erfahrungs- und Vergangenheitswerte zurückgegriffen. Tabelle 2.114 gibt eine Übersicht über eine mögliche Aufteilung der Gemeinkostensätze. Diese Sätze können beispielsweise mithilfe eines Betriebsabrechnungsbogens ermittelt werden. Tabelle 2.114 Übersicht der Gemeinkostensätze nach Kostenstellen Kostenstelle TB
GK-Zuschlagssätze 50 %
Kran
3%
Fertigung gesamt/Kalkulationsmittelsatz
70 %
Fertigung Entladen/Verpacken
40 %
Fracht Spedition
45 %
Lack Grundieren
60 %
Material Feuerverzinkung
10 %
Material Walzprofile, Rundstäbe, Grobbleche
4%
Material Feinbleche, Profilfüller
2%
Montage Dachelemente
30 %
Montage Primär- und Sekundärkonstruktion
25 %
Für lohnintensive Kostenstellen wie TB, Fertigung oder Montage sind deutlich höhere Zuschlagssätze zu verzeichnen als für das Material oder die Geräte. Ferner können die Gemeinkostenzuschlagssätze z. B. je nach Materialart schwanken. Im Beispiel werden für Walzprofile, Grobbleche und Rundstäbe höhere Gemeinkosten zugerechnet als für Feinbleche. Dies kann von Betrieb zu Betrieb variieren und unterschiedlich gehandhabt werden. Weitere Zuschläge Neben den Gemeinkostenzuschlägen auf die Einzelkosten gibt es ferner noch Zuschläge für Verwaltung und Vertrieb, Wagnis und Gewinn sowie Sonderzuschläge. Diese werden in der entsprechenden Höhe entweder auf die Herstellkosten oder auf die Vollkosten bezogen. Aus der Summe der reinen Einzelkosten, eventuellen allgemeinen Zuschlägen sowie den Gemeinkostenzuschlägen ergeben sich die Herstellkosten. Auf diese bezogen wird dann ein Zuschlag für Verwaltung und Vertrieb zugerechnet. Im Beispiel beträgt dieser Zuschlag 7,5 %. Jedem Unternehmen ist die Höhe des Prozentsatzes freigestellt, üblicherweise beträgt dieser jedoch zwischen 5 und 15 %. Die Zuschläge für Wagnis und Gewinn beziehen sich nicht auf die Herstellkosten, sondern auf die Vollkosten, die sich aus der Summe aus Herstellkosten und dem Verwaltungs- und Vertriebszuschlag zusammensetzen. Im Beispiel beträgt der Zuschlag 5 %. Je nach Angebotssituation kann er jedoch höher oder niedriger ausfallen. Ein gänzlicher Wegfall ist bei starkem Wettbewerbsdruck auch möglich.
20.000,00
2.000,00 1.500,00 2.700,00 3.500,00 4.500,00
900,00 350,00 1.000,00 18.000,00 72.450,00
Material Dach- und Fassadenbau
Material Sonstiges
Material Oberflächenbehandlung
TB Konstruktion
Fertigung Stahlbau
Frachten per Spedition o. Sonst.
Montage Stahlbau
Montage Dach- und Fassadenbau
Montage Sonstiges
Autokrane/Hebezeuge
Arbeitsbühnen
Baustellenkosten
Fremdleistung aus Eigenleistung
Fremdleistung für die Hallenhülle
Summe
1020
1030
1080
2020
3010
4020
5010
5020
5030
5060
5061
5070
6010
6020
3.800,00
600,00
400,00
700,00
12.500,00
Kosten
Material Stahlbau
Kostenstelle/Kalkulationsart
1010
#
Tabelle 2.115 Kalkulationsauswertung
150,00
700,00
900,00
400,00
200,00
Zuschlag
7.406,50
18,00
114,00
187,50
1.560,00
1.100,00
180,00
1.890,00
750,00
200,00
210,00
816,00
381,00
GKZuschlag
2,00
3,00
25,00
30,00
25,00
45,00
70,00
50,00
10,00
30,00
4,00
3,00
GK [%]
6.165,49
1.350,00
75,00
26,25
68,85
293,55
70,31
507,00
412,50
43,50
344,25
168,75
165,00
68,25
1.591,20
981,08
Vw+Vt [7,5%]
4.418,60
967,50
53,75
18,81
49,34
210,38
50,39
363,35
295,63
31,18
246,71
120,94
118,25
48,91
1.140,36
703,10
W+G [5%]
4.639,53
1.015,88
56,44
19,75
51,81
220,90
52,91
381,52
310,41
32,72
259,05
126,98
124,16
51,36
1.197,38
SonderZuschlag [5,25%] 738,26
97.430,12
21.333,38
1.185,19
414,82
1.088,00
4.638,82
1.111,11
8.011,87
6.518,53
687,41
5.440,01
2.666,67
2.607,41
1.078,52
25.144,94
15.503,44
Kalkulierter Preis
2.8 Vorkalkulation im Stahlbau 329
2
330
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Ferner kann noch ein Sonderzuschlag in beliebiger Höhe erhoben werden. Im Beispiel wurde, ebenfalls bezogen auf die Vollkosten, ein Prozentsatz von 5,25 % zugeschlagen.
2
Die Summe der Kosten und der Zuschläge ergibt den kalkulierten Preis. Dieser wird dann als Gesamtsumme im Leistungsverzeichnis ausgewiesen. Die einzelnen Kosten der Positionen aus dem Leistungsverzeichnis werden über die Kalkulationsauswertung aus der Positionskalkulation (vgl. Tabelle 2.116) ermittelt. Kalkulationsauswertung und Positionskalkulation Eine Zusammenfassung der zuvor dargestellten Zuschlagsberechnungen ist in Tabelle 2.115 dargestellt. Die Kalkulationsauswertung dient der Ermittlung der Gesamtkosten, die für das Projekt anfallen, strukturiert entsprechend der Kostenstellen. Nach der Erstellung der Kalkulationsauswertung müssen die ermittelten Kosten in das Leistungsverzeichnis übertragen werden. Hierbei dient die Positionskalkulation als Hilfsmittel. Die einzelnen Positionen des Leistungsverzeichnisses werden in die entsprechenden Einzelpositionen, z. B. die für die Position nötigen Materialkosten, Fertigungslöhne, Maschinenkosten etc. aufgeschlüsselt. Die Stundensätze für die entsprechenden Arbeiten werden dabei einer Datenbank entnommen. Zumeist wird mit Standardstundensätzen entsprechend der Kostenstellen (TB, Montage etc.) gerechnet. Der Zeitaufwand für die entsprechenden Arbeiten wird auf der Basis von Vergangenheitsdaten, die z. T. ebenfalls in einer Datenbank hinterlegt sind, geschätzt. Ebenso werden Maschinenkosten durch Mieten (z. B. für Kräne und Arbeitsbühnen) geschätzt sowie die Lohnkosten für den Bediener hinzugerechnet. Fremdleistungen, die beauftragte Nachunternehmer ausführen, werden entsprechend dem zuvor eingeholten Angebot in die Kalkulation eingerechnet. Hierbei können sowohl Teilleistungen einer Position als auch gesamte Positionen vergeben werden. Einen Auszug einer Positionskalkulation zeigt Tabelle 2.116. Die einzelnen Positionen entsprechen denen des Leistungsverzeichnisses. Die dort angegebenen Preise setzen sich aus den einzelnen Kostenstellen für diese Leistung zusammen, die unter der Position aufgeschlüsselt sind.
Tabelle 2.116 Positionskostenkalkulation (Auszug)
2.8 Vorkalkulation im Stahlbau 331
2
332
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Neben den verwendeten Stundensätzen sowie der veranschlagten Zeit für die Unterposition werden auch die angewendeten Zuschlagssätze angegeben. Die Summe der Preise je Mengeneinheit der Unterpositionen ergibt die Herstellkosten. Durch einen Zuschlag von 7,5 %, der dem Verwaltungs- und Vertriebszuschlag entspricht, erhält man die Vollkosten. Die Differenz aus Vollkosten und Gesamtpreis der Position ist der erzielbare Ertrag. Der kalkulierte Einheitspreis je Stück kann dabei durchaus geringfügig von dem im Leistungsverzeichnis angegebenen Preis abweichen. Dies ist auf Rundungsvorgänge zurückzuführen. Mit dieser Vorgehensweise, dem „Verteilen“ der Gesamtkosten aus der Kalkulationsauswertung auf die einzelnen Positionen des Leistungsverzeichnisses, wird sichergestellt, dass alle zuvor kalkulierten Kosten auch in das Leistungsverzeichnis übernommen werden. Kostenzusammenfassung Abschließend sind die Ermittlung der Herstellkosten, der Vollkosten sowie des für das Projekt veranschlagten Gesamtpreises aus der Kalkulationszusammenfassung (Tabelle 2.115) dargestellt. Herstellkosten: Summe Kosten
72.450,00 €
+ Zuschlag
2.350,00 €
+ GK-Zuschlag
7.406,50 €
= Herstellkosten
82.206,50 €
Die Vollkosten ergeben sich aus der weiteren Addition des Verwaltungs- und Vertriebszuschlages: Herstellkosten + Vw/V-Zuschlag = Vollkosten
82.206,50 € 6.165,49 € 88.371,99 €
Der kalkulierte Preis errechnet sich aus den Vollkosten zzgl. Wagnis und Gewinn sowie den Sonderzuschlägen. Vollkosten
88.371,99 €
+ W + G-Zuschlag
4.418,60 €
+ Sonderzuschlag
4.639,53 €
= kalkulierter Preis
97.430,12 €
Bei Berücksichtigung eines Nachlasses von 2 % ergibt sich dann die Angebotssumme wie folgt: kalkulierter Preis
97.430,12 €
./. 2 % Nachlass
1.948,60 €
Angebotssumme (netto)
95.481,52 €
+ Mehrwertsteuer (19 %)
18.141,49 €
= Angebotssumme (brutto)
113.623,01 €
2.9 Ausgewählte konkrete Sonderfälle der Vorkalkulation
333
2.9 Ausgewählte konkrete Sonderfälle der Vorkalkulation Den nachfolgenden Ausführungen und Berechnungen liegen die ermittelten Daten und der Bauablaufplan des Beispiels aus Kapitel 2.3.2 (Rohbau) inklusive der im Anhang abgebildeten Tabellen zugrunde. Bei den betrachteten Sonderfällen handelt es sich um Mehr- und Mindermengen, geänderte Leistungen, Behinderungen sowie freie Kündigung und Kündigung aus wichtigem Grund.
2.9.1 Änderung des Einheitspreises bei Mehrmengen Während der Ausführung stellte sich heraus, dass die Menge der Position 3.1.12 des Leistungsverzeichnisses (Bodenplatte Stb C 20/25) nicht korrekt berechnet worden war, anstelle von 1.201 m² mussten 1.440 m² Beton eingebaut werden. Pos
Text
3.1.12
Bodenplatte Stb C 20/25
Menge
Einh.
1.201
EP (€/ME)
m²
24,82
GP (€) 29.808,82
12,47 14.976,47
1,75 2.101,75
Fremdleistung x Menge €
240,20
Fremdleistung €/ME
Material €//ME
0,20
Geräte x Menge €
AW x Menge h
m²
Geräte €//ME
AW h/ME
1.201
Material x Menge €
Einheit
Bodenplatte 3.1.12 Stb C 20/25
Menge
Bezeichnung
Position
Da es sich um eine Mehrmenge handelt, die sich um mehr als 10 % gegenüber der ursprünglich ausgeschriebenen Menge erhöht, kann eine Anpassung des Einheitspreises vorgenommen werden. Die ermittelten Einzelkosten je Kostenart der Position 3.1.12 betragen:
0,00 0,00
Im ursprünglichen Einheitspreis in Höhe von 24,82 €/m² sind die anteiligen Gemeinkosten der Teilleistung, die allgemeinen Geschäftskosten sowie Wagnis und Gewinn enthalten. Es wird davon ausgegangen, dass der Auftragnehmer einen Anspruch auf den anteiligen Wagnis- und Gewinnzuschlag, der sich auf die Einzelkosten bezieht, hat.82 Die Einzelkosten der Position berechnen sich wie folgt: Mittellohn:
27,33 €/h
Kalkulationslohn:
46,52 €/h
Zuschlag auf Kostenart Material: 10 % Zuschlag auf Kostenart Geräte:
82
3%
Vgl. zum nachfolgenden Berechnungsschema auch Drees/Paul (2008), S. 244–246.
2
334
2 Kalkulation im Ingenieurbau
ursprünglicher Einheitspreis der Position
24,82 €/m²
abzüglich enthaltener Zuschlag
2
– Lohn
(46,52 – 27,33) €/h × 0,20 h/m² =
3,84 €/m²
– Material
0,10 × 12,47 €/m² =
1,25 €/m²
– Geräte
0,03 × 1,75 €/m² =
0,05 €/m²
Zuschlag insgesamt
5,14 €/m²
Einzelkosten der Position
19,68 €/m²
Der Zuschlagssatz für die allgemeinen Geschäftskosten, Wagnis und Gewinn auf die Herstellkosten beträgt 8,70 %. Die Gemeinkosten der Teilleistung sind bereits mit der Ausgangsmenge eingespielt worden und werden deshalb nicht mehr beaufschlagt. Allgemeine Geschäftskosten, Wagnis und Gewinn werden dahingegen zugeschlagen.83 Der neue Einheitspreis der Position für den 1.322. m² ermittelt sich zu: Einzelkosten der Position Zuschlag für AGK, Wagnis und Gewinn
19,68 €/m² 19,68 €/m² × 0,087 =
1,71 €/m²t
neuer Einheitspreis der Position
21,39 €/m²
Es ergibt sich eine Differenz des ursprünglichen zum neuen Einheitspreis der Position 3.1.12 in Höhe von (24,82 €/m² – 21,39 €/m² =) 3,43 €/m². Für den 1. bis 1.321. m² bleibt der Einheitspreis bei 24,82 €/m². Dieser Rechenansatz ist nur dann richtig, wenn es sich bei den Gemeinkosten der Teilleistung um zeitfixe Gemeinkosten handelt.
2.9.2 Änderung des Einheitspreises bei Mindermengen Während der Ausführung stellte sich heraus, dass die Menge der Position 3.1.12 des Leistungsverzeichnisses (Bodenplatte Stb C 20/25) nicht korrekt berechnet worden war, anstelle von 1.201 m² wurden lediglich 1.050 m² Beton eingebaut. Pos
Text
3.1.12
Bodenplatte Stb C 20/25
Menge 1.201
Einh. m²
EP (€/ME) 24,82
GP (€) 29.808,82
Da es sich um eine Mindermenge handelt, die sich um mehr als 10 % gegenüber der ausgeschriebenen Menge verringert, kann eine Anpassung des Einheitspreises vorgenommen werden. Die ermittelten Einzelkosten je Kostenart der Position 3.1.12 betragen:
83
Zur Begründung vgl. Kapellmann/Schiffers (2006), Rn. 559–562.
1,75 2.101,75
Fremdleistung x Menge €
Fremdleistung €/ME
Geräte x Menge €
12,47 14.976,47
Geräte €//ME
240,20
Material x Menge €
AW h/ME 0,20
Material €//ME
m²
335
AW x Menge h
Bodenplatte 3.1.12 Stb C 20/25 1.201
Einheit
Menge
Position
Bezeichnung
2.9 Ausgewählte konkrete Sonderfälle der Vorkalkulation
0,00 0,00
Im ursprünglichen Einheitspreis in Höhe von 24,82 €/m² sind die anteiligen Gemeinkosten der Teilleistung, die allgemeinen Geschäftskosten sowie Wagnis und Gewinn enthalten. Die Einzelkosten der Position berechnen sich wie folgt: Mittellohn:
27,33 €/h
Kalkulationslohn:
46,52 €/h
Zuschlag auf Kostenart Material: 10 % Zuschlag auf Kostenart Geräte:
3%
ursprünglicher Einheitspreis der Position
24,82 €/m²
abzüglich enthaltener Zuschlag – Lohn
(46,52 – 27,33) €/h × 0,20 h/m² =
3,84 €/m²
– Material
0,10 × 12,47 €/m² =
1,25 €/m²
– Geräte
0,03 × 1,75 €/m² =
0,05 €/m²
Zuschlag insgesamt
5,14 €/m²
Einzelkosten der Position
19,68 €/m²
Der Zuschlagssatz für die allgemeinen Geschäftskosten, Wagnis und Gewinn auf die Herstellkosten beträgt 8,70 %. Der Auftragnehmer erhält für die Differenz zwischen ausgeschriebener und tatsächlich ausgeführter Menge anteilmäßig die Gemeinkosten und den Gewinn. Allerdings ist der Zuschlag um das anteilige Wagnis zu vermindern.84 Es wird davon ausgegangen, dass von dem vierprozentigen Zuschlag für Wagnis und Gewinn die Hälfte auf das Wagnis entfällt. Der im Zuschlag von 8,70 % enthaltene Anteil für Wagnis beträgt prozentual: 2⋅100 = 2,17 % 100 −8
Zuschlag insgesamt abzüglich Zuschlag für Wagnis Zuschlag ohne Wagnisanteil
5,14 €/m² 19,68 €/m² × 0,0217 =
0,43 €/m² 4,71 €/m²
Die Differenz von (1.201 m² – 1.050 m² =) 151 m² ist mit einem Zuschlag von 4,71 €/m² anzusetzen: 151 m² × 4,71 €/m² = 711,21 €. 84
Vgl. dazu auch Drees/Paul (2008), S. 246 f.
2
336
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Der neue Einheitspreis der Position für den 1. bis 1050. m² ermittelt sich zu: ursprünglicher Einheitspreis
2
Umlage des Zuschlages der 151 m² auf die Gesamtmenge der Pos. von 1.050 m²
24,82 €/m² 711,21 € : 1.050 m² =
neuer Einheitspreis
0,68 €/m² 25,50 €/m²
Dieser Ansatz gilt wiederum nur, wenn es sich bei den Gemeinkosten der Teilleistung um zeitfixe Gemeinkosten handelt.
2.9.3 Geänderte Leistungen aufgrund von Anordnungen des Bauherrn 2.9.3.1
Mehrkosten aufgrund einer Änderung
Der Auftraggeber ordnet nach Vertragsabschluss an, den frostfreien Lagerraum, der sich in einer Ecke der Lagerhalle befindet, um eine Achse zu verlängern. Daraus folgt: –
Die Menge der Position 6.1.1 erhöht sich von 100,00 m² auf 165,00 m².
–
Die Menge der Position 6.1.4 erhöht sich von 24,00 m auf 35,66 m.
–
Die Menge der Position 6.1.5 erhöht sich von 24,00 m auf 35,66 m.
–
Die Menge der Position 6.1.6 erhöht sich von 120,00 m² auf 185,00 m².
Diese Anordnung betrifft das Gewerk „Maurerarbeiten“, das sich als Arbeitsvorgang Nr. 8 am Ende des Bauablaufplans befindet. Die Maurerarbeiten können erst nach Fertigstellung der Bodenplatte aufgenommen werden. Da sich dieser Vorgang mit allen seinen Einzelvorgängen dementsprechend auf dem kritischen Weg befindet, ergibt diese Änderung eine verlängerte Bauzeit von einer Kalenderwoche (KW) oder fünf Kalendertagen (KT) (vgl. Bild 2-73).
Bild 2-73 Bauablaufplan Beispiel Rohbau (2)
Für den Auftraggeber ergeben sich die nachfolgend aufgeführten Mehrkosten. Es wird davon ausgegangen, dass diese vom Auftragnehmer ordnungsgemäß und rechtzeitig gegenüber dem Auftraggeber angezeigt wurden.
2.9 Ausgewählte konkrete Sonderfälle der Vorkalkulation
337
Die 10 %-Regelung für Mehrmengen kommt analog dem in Kapitel 2.9.1 gerechneten Beispiel auch hier zur Anwendung, da der Bauunternehmer bei einer Anordnung des Bauherrn nicht schlechter gestellt werden soll als bei einer „zufälligen“ Mengenmehrung.85 Jedoch muss er Nachteile aus Mengenminderungen im Gegensatz zum in Kapitel 2.9.2 gerechneten Beispiel nicht hinnehmen; die 10 %-Grenze gilt in diesem Fall also nicht.86 Die Mengen des Gewerks bzw. Titels Nr. 6 erhöhen sich infolge der Anordnung des Auftraggebers. Die Berechnung ist analog dem in Kapitel 2.9.1 angewandten Schema vorzunehmen. Pos.
Text
Menge
6.1.1
Mauerwerk aus Porenbeton GP 4-0,6
100,00
Einh.
6.1.4
Ringanker aus Stahlbeton-U-Schalen
24,00
6.1.5
Dichtschlämme
24,00
6.1.6
Gerüst für Mauerwerk über 2,50 m Höhe beidseitig
120,00
m²
m²
EP (€/ME)
GP (€)
49,40
4.940,00
m
45,99
1.103,76
m
17,75
426,00
5,76
691,20
Bei diesen Positionen handelt es sich um eine Mehrmenge über 10 % gegenüber der ursprünglichen Ausschreibung. Pos.
LV-Menge
10 % der LV-Menge
LV-Menge + 10 %
6.1.1
100 m²
10 m²
110 m²
geänderte Menge 165 m²
6.1.4
24 m
2,4 m ĺ 2 m
26 m
35,66 m
6.1.5
24 m
2,4 m ĺ 2 m
26 m
35,66 m
6.1.6
120 m²
12 m²
132 m²
185 m²
Mauerwerk
6.1.4
Ringanker
24
m
0,60 14,40 16,44
6.1.5
Dichtschlämme
24
m
0,20
6.1.6
Gerüst
120 m²
0,60 60,00 19,53
Fremdleistung x Menge €
0,00
0,00
0,00 0,00
394,56
0,00
0,00
0,00 0,00
4,80
7,68
184,32
0,00
0,00
0,00 0,00
0,10 12,00
0,00
0,00
1,17
140,40
0,00 0,00
Die Einzelkosten der Position 6.1.1 berechnen sich wie folgt: Mittellohn: Kalkulationslohn: Zuschlag auf Kostenart Material: Zuschlag auf Kostenart Geräte:
Fremdleistung €/ME
1.953,00
Geräte x Menge €
Geräte €//ME
Material €//ME
AW x Menge h
6.1.1
Material x Menge €
100 m²
AW h/ME
Einheit
Menge
Position
Bezeichnung
Die ermittelten Einzelkosten je Kostenart der entsprechenden Positionen betragen:
27,33 €/h 46,52 €/h 10 % 3%
85
Vgl. Kapellmann/Schiffers (2006), Rn. 517.
86
Vgl. Kapellmann/Schiffers (2006), Rn. 510–513.
2
338
2 Kalkulation im Ingenieurbau
ursprünglicher Einheitspreis der Position
49,40 €/m²
abzüglich enthaltener Zuschlag – Lohn
2
– Material
(46,52 – 27,33) €/h × 0,60 h/m2 =
11,51 €/m²
2
0,10 × 19,53 €/m =
1,95 €/m²
Zuschlag insgesamt
13,46 €/m²
Einzelkosten der Position
35,94 €/m²
Der neue Einheitspreis der Position 6.1.1 ab dem 111. Quadratmeter ermittelt sich zu: Einzelkosten der Position Zuschlag für AGK, Wagnis und Gewinn
35,94 €/m² 35,94 €/m² × 0,087 =
neuer Einheitspreis der Position
3,13 €/m² 39,07 €/m²
Die Einzelkosten der Position 6.1.4 berechnen sich wie folgt: ursprünglicher Einheitspreis der Position
45,99 €/m
abzüglich enthaltener Zuschlag – Lohn
(46,52 – 27,33) €/h × 0,60 h/m =
– Material
0,10 × 16,44 €/m =
11,51 €/m 1,64 €/m
Zuschlag insgesamt
13,15 €/m
Einzelkosten der Position
32,84 €/m
Der neue Einheitspreis der Position 6.1.4 ab dem 27. Meter ermittelt sich zu: Einzelkosten der Position Zuschlag für AGK, Wagnis und Gewinn
32,84 €/m 32,84 €/m × 0,087 =
neuer Einheitspreis der Position
2,86 €/m 35,70 €/m
Die Einzelkosten der Position 6.1.5 berechnen sich wie folgt: ursprünglicher Einheitspreis der Position
17,75 €/m
abzüglich enthaltener Zuschlag – Lohn – Material Zuschlag insgesamt Einzelkosten der Position
(46,52 – 27,33) €/h × 0,20 h/m =
3,84 €/m
2
0,77 €/m
0,10 × 7,68 €/m =
4,61 €/m 13,14 €/m
2.9 Ausgewählte konkrete Sonderfälle der Vorkalkulation
339
Der neue Einheitspreis der Position 6.1.5 ab dem 27. Meter ermittelt sich zu: Einzelkosten der Position
13,14 €/m
Zuschlag für AGK, Wagnis und Gewinn
13,14 €/m × 0,087 =
1,14 €/m
neuer Einheitspreis der Position
14,28 €/m
Die Einzelkosten der Position 6.1.6 berechnen sich wie folgt: ursprünglicher Einheitspreis der Position
5,76 €/m²
abzüglich enthaltener Zuschlag (46,52 – 27,33) €/h × 0,10 h/m2 =
– Lohn
1,92 €/m²
2
0,03 × 1,17 €/m =
– Geräte
0,04 €/m²
Zuschlag insgesamt
1,96 €/m²
Einzelkosten der Position
3,80 €/m²
Der neue Einheitspreis der Position 6.1.6 ab dem 133. Quadratmeter ermittelt sich zu: Einzelkosten der Position
3,80 €/m²
Zuschlag für AGK, Wagnis und Gewinn
3,80 €/m² × 0,087 =
0,33 €/m²
neuer Einheitspreis der Position
4,13 €/m²
Die Mehrkosten betragen: Pos. 6.1.1
10 m2 × 49,40 €/m2 + (165 – 110) m2 × 39,07 €/m2 =
Pos. 6.1.4
2 m × 45,99 €/m + (35,66 – 26) m × 35,70 €/m =
436,84 €
Pos. 6.1.5
2 m × 17,75 €/m + (35,66 – 26) m × 14,28 €/m =
173,44 €
2
2
2
2
12 m × 5,76 €/m + (185 – 132) m × 4,13 €/m =
Pos. 6.1.6
288,01 €
Summe 2.9.3.2
2.642,85 €
3.541,14 € Veränderungen bei den Gemeinkosten der Teilleistungen
Infolge der Änderungsanordnung des Auftraggebers verlängert sich die Bauzeit von 100 KT auf 105 KT. Das hat eine Erhöhung der zeitvariablen Gerätekosten sowie der zeitvariablen Kosten der Baustelle zur Folge. Es wird eine proportionale Beziehung zwischen Bauzeit und zeitvariabler Gemeinkostenveränderung unterstellt. Tabelle 2.117 Veränderungen bei den Gemeinkosten der Teilleistungen (Beispiel Anordnung) Bauzeit in KT
100
105
Differenz (5)
zeitvariable Gerätekosten der Baustelle in €
1.410,00
1.480,50
70,50
zeitvariable Kosten der Baustelle in €
5.266,17
5.529,48
263,31
133,33 h x 27,33 €/h = 3.643,91 €
140 h x 27,33 €/h = 3.826,20 €
182,29
10.320,08
10.836,18
516,10
Hilfslöhne in € Summe in €
2
340
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2.9.3.3
Anschließend war der Auftraggeber aufgrund noch nicht abgeschlossener Verhandlungen gezwungen, dem Auftragnehmer anzuordnen, die in der Position 2.3.2 beschriebenen Leistungen nur zur Hälfte auszuführen. Da diese Leistung einen Teil des Vorgangs Nr. 4 „Hinterfüllungen“ darstellt und sich nicht auf dem kritischen Weg befindet, kann der Auftragnehmer nicht von einer verkürzten Bauzeit profitieren. Pos
Text
2.3.2
Schotter zur Geländeangleichung zum Bahn-/ Gleisbereich
Menge
Einh.
EP (€/ME)
GP (€)
98
m³
10,80
1.058,40
Einheit
AW h/ME
AW x Menge h
Material €//ME
Material x Menge €
Geräte €//ME
Geräte x Menge €
Fremdleistung €/ME
Fremdleistung x Menge €
Schotter
Menge
2.3.2
Bezeichnung
Die ermittelten Einzelkosten je Kostenart der Position 2.3.2:
Position
2
Minderkosten aufgrund einer Änderung
98
m³
0,18
17,64
0,00
0,00
2,36
231,28
0,00
0,00
Die Einzelkosten der Position 2.3.2 berechnen sich wie folgt: Mittellohn: Kalkulationslohn: Zuschlag auf Kostenart Material: Zuschlag auf Kostenart Geräte:
27,33 €/h 46,52 €/h 10 % 3%
ursprünglicher Einheitspreis der Position
10,80 €/m³
abzüglich enthaltener Zuschlag – Lohn – Geräte
(46,52 – 27,33) €/h × 0,18 h/m3 = 3
0,03 × 2,36 €/m =
3,45 €/m³ 0,07 €/m³
Zuschlag insgesamt
3,52 €/m³
Einzelkosten der Position
7,28 €/m³
Der Auftragnehmer erhält für die Differenz zwischen ausgeschriebener und tatsächlich ausgeführter Menge anteilsmäßig die Gemeinkosten und den Gewinn, der Zuschlag ist jedoch um das anteilige Wagnis zu kürzen. 3,52 €/m3
Zuschlag insgesamt abzüglich Zuschlag für Wagnis Zuschlag ohne Wagnisanteil
7,28 €/m3 × 0,0217 =
0,16 €/m3 3,36 €/m3
Die Differenz von (98 m³ – 49 m³ =) 49 m³ ist mit einem Zuschlag von 3,36 €/m³ anzusetzen: 49 m³ × 3,36 €/m³ = 164,64 €.
2.9 Ausgewählte konkrete Sonderfälle der Vorkalkulation
341
Der neue Einheitspreis der Position 2.3.2 für den 1. bis 49. Kubikmeter ermittelt sich zu: ursprünglicher Einheitspreis Umlage des Zuschlages der 49 m³ auf die Gesamtmenge der Position von 49 m³ 164,64 €/m³ : 49 m³ = neuer Einheitspreis
10,80 €/m³ 3,36 €/m³ 14,16 €/m³
Die Minderkosten betragen: Pos. 2.3.2
1.058,40 € – 49 m³ × 14,16 €/m³ =
364,56 €
2.9.4 Behinderung aus der Sphäre des Auftraggebers Die Montage des Stahlbaus der Lagerhalle durch Fremdfirmen wurde mit einem Verzug von 10 AT abgeschlossen. Damit verzögert sich die Herstellung der Bodenplatte (Vorgang Nr. 5), da dieser Vorgang erst mit dem Abschluss der Montagearbeiten des Stahlbaus begonnen werden kann. Da sich beide Vorgänge auf dem kritischen Weg befinden, verschieben sich die Arbeiten zur Herstellung der Bodenplatte ebenfalls um 10 AT oder 2 KW. Das heißt, diese Arbeiten können erst in der 46. KW statt der 44. KW aufgenommen werden.
Bild 2-74 Bauablaufplan Beispiel Rohbau (3)
Allerdings wird vom Bauunternehmer erwartet, seine vorgesehenen Ressourcen anderweitig einzusetzen. In diesem Fall kann der Auftragnehmer seine Kolonne für die 44. KW anderweitig einsetzen, nicht aber für die 45. KW, so dass hier eine Behinderung und eine entsprechende Stillstandszeit eintreten. Nachfolgend erfolgt die Kalkulation der Mehrkosten, die sich aufgrund der auftraggeberseitigen Behinderung ergeben. 2.9.4.1
Mehrkosten aufgrund der Verlängerung der Bauzeit
Aufgrund der verspäteten Fertigstellung der Montage des Stahlbaus verlängert sich die Bauzeit um 2 KW (10 AT). Dadurch kommt es zu einer Erhöhung der zeitvariablen Kosten. Es wird eine proportionale Beziehung zwischen Bauzeit und zeitvariabler Gemeinkostenveränderung unterstellt.
2
342
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Tabelle 2.118 Veränderungen bei den Gemeinkosten der Teilleistungen (Beispiel Behinderung) Bauzeit in KT
2
100
110
zeitvariable Gerätekosten der Baustelle in €
1.410,00
1.551,00
141,00
zeitvariable Kosten der Baustelle in €
5.266,17
5.792,79
526,62
Hilfslöhne in €
133,33 h x 27,33 €/h = 146,66 h x 27,33 €/h 3.643,91 € = 4.008,22 €
Summe in €
2.9.4.2
10.320,08
11.352,01
Differenz (10)
364,31 1.031,93
Stillstandzeiten der Kolonne
In der 45. KW kann für die gesamte Kolonne kein Ersatz vor Beendigung der Stahlbaumontage gefunden werden, so dass für 5 AT Stillstandskosten entstehen. 4 AK × 5 AT × 8 h/AT × 27,33 €/h = 4.372,80 € 2.9.4.3
Gesamtmehrkosten
Mehrkosten aus der Bauzeitverlängerung
1.031,93 €
Stillstandskosten der Kolonne
4.372,80 € 5.404,73 €
Es wird davon ausgegangen, dass sich keine Minderleistungen oder Produktivitätsverluste aufgrund der Arbeitsunterbrechungen oder ungünstigere Witterungsverhältnisse ergeben. Somit ergeben sich für den Auftraggeber Mehrkosten in Höhe von 5.404,73 €.
2.9.5 Kündigung einer Teilleistung ohne Grund Der Auftraggeber entschließt sich, nach Vertragsabschluss die Leistung des Titels 5 des Leistungsverzeichnisses (Blitzschutzarbeiten) selbst auszuführen und kündigt deshalb dem Auftragnehmer diese Leistung. Die ursprünglichen Kalkulationsdaten sind der nachfolgenden Übersicht zu entnehmen.
5.1.1
1
5.1.2 5.1.3
EP €/ME
Fremdleistung x Menge € (x 1,08)
Fremdleistung €/ME (x 1,08)
Fremdleistung x Menge €
343
Fremdleistung €/ME
AW x Menge h
AW h/ME
Einheit
Menge
Position
2.9 Ausgewählte konkrete Sonderfälle der Vorkalkulation
Stk.
0,00
0,00
53,10
53,10
57,35
57,35
57,35
192
lfm.
0,00
0,00
3,11
597,12
3,36
645,12
645,12
48
Stk.
0,00
0,00
3,95
189,60
4,27
204,96
204,96
5.1.4
3
lfm.
0,00
0,00
3,01
9,03
3,25
9,75
9,75
5.1.5
1
psch
0,00
0,00
178,39
178,39
192,66
192,66
192,66
5.1.6
1
Stk.
0,00
0,00
39,45
39,45
42,61
42,61
42,61
5.1.7
1
Stk.
0,00
0,00
2,68
2,68
2,89
2,89
2,89
Summe
1.069,37
1.155,34 1.155,34
Dem Auftragnehmer steht die volle vereinbarte Vergütung für Titel 5 abzüglich der ersparten Kosten zu. Die Leistungen des Titels werden nicht selbst ausgeführt, sondern an einen Nachunternehmer vergeben. Es wird angenommen, dass der Auftragnehmer einen entsprechenden Nachunternehmer mit der Ausführung der Blitzschutzarbeiten noch nicht beauftragt hat. Somit sind die Kosten für die Fremdleistung in Höhe von 1.069,37 EUR erspart. vertraglich vereinbarte Vergütung für Titel 5
1.155,34 €
abzüglich ersparte Kosten für Titel 5
1.069,37 €
dem Auftragnehmer zustehende Vergütung für Titel 5
85,97 €
Die dem Auftragnehmer zustehende Vergütung für den Titel 5 beträgt demnach 85,97 €.
2.9.6 Kündigung einer Teilleistung aus wichtigem Grund Der Auftragnehmer hat nach Beendigung der Bodenplatte Insolvenz angemeldet. Demzufolge kündigt ihm der Auftraggeber aus wichtigem Grund. Die Leistungen des Titels 6 des Leistungsverzeichnisses (Maurerarbeiten) werden durch den ursprünglichen Auftragnehmer nicht mehr ausgeführt. Somit entfällt für ihn die komplette Vergütung für diese Leistung. vertraglich vereinbarte Vergütung für Titel 6 dem Auftragnehmer zustehende Vergütung für Titel 6 Die Vergütung für diesen Titel beträgt demnach 0,00 EUR.
7.505,18 € 0,00 €
2
344
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2.10 Sonderfall Auslandsbau
2
Beim Auslandsbau sind in Abhängigkeit vom Sachverhalt die Methoden der Kalkulation über die Angebotssumme, der Maschinenstundenkalkulation, die Kalkulation der Warenhandelsbetriebe oder das Ertragswertverfahren anzuwenden. Zusätzlich sind auslandsspezifische Risiken zu berücksichtigen und die damit verbundenen Kosten (z. B. Kosten der Hermesdeckung, Kosten des verbleibenden Selbstbehaltes, Kosten der Fremdwährungskurssicherung) in die Vorkalkulation einzubeziehen. Das folgende Kapitel gibt einen generellen Einblick in die mit Auslandsbau- und Exportgeschäften verbundenen finanzwirtschaftlichen Risiken wirtschaftlicher, politischer und besonderer Art. Sodann werden Absicherungsmöglichkeiten mit Hilfe der staatlichen und privaten Exportkreditversicherung sowie des Dokumentenakkreditivs (für Komponentenlieferungen) und Dokumenteninkassos aufgezeigt. In einem weiterführenden Abschnitt werden spezielle Finanzierungsalternativen im Außenhandel erläutert, namentlich Lieferkredit des Exporteurs, Bestellerkredit und Forfaitierung. Zuletzt wird noch auf Sonderprobleme wie Stellen von Sicherheiten und Kurssicherungsmaßnahmen mit Devisentermingeschäft, Devisenoptionsgeschäft und Fremdwährungskrediten eingegangen.87
2.10.1 Finanzwirtschaftliche Auslandsrisiken und Lösungen im Streitfall 2.10.1.1 Risiken Die auslandsspezifischen Risiken lassen sich grundsätzlich in wirtschaftliche und politische Risiken unterteilen (vgl. Bild 2-75). In Bezug auf die wirtschaftlichen Risiken88 besteht für den Exporteur ein Risiko in der Form, dass der Importeur die vertragsgemäß gelieferte Ware nicht abnimmt (sog. Abnahmerisiko). Zudem ist der Exporteur dem Risiko ausgesetzt, dass der Importeur seine Zahlungsverpflichtungen nicht vertragsgemäß erfüllt (sog. Zahlungseingangsrisiko). Für den Importeur besteht die Gefahr der nicht vertragsgemäßen Lieferung durch den Exporteur (sog. Lieferungs- oder Beschaffungsrisiko). Schließlich besteht für beide Seiten die Gefahr von Schwankungen des Wechselkurses. Die genannten Risiken beruhen hauptsächlich auf der Tatsache, dass ein zeitgleicher Austausch von Leistung und Gegenleistung nicht möglich ist und dass zum Teil erhebliche Unterschiede in Rechtsordnung und Geschäftsauffassung zwischen verschiedenen Ländern bestehen. Zudem kann sich die Erlangung und Durchsetzung der eigenen Rechtsposition im Ausland als durchaus schwierig erweisen (siehe Kapitel 2.10.1.2). Zu den wirtschaftlichen Risiken zählen in besonderer Weise auch die einzelwirtschaftlichen Risiken wie beispielsweise Insolvenz, Liquidation oder Betrug.
87
Endisch/Jacob/Stuhr (2000), S. 534–540.
88
In Anlehnung an Grill/Perczynski (2008), S. 471 f.
2.10 Sonderfall Auslandsbau
345
2
• Abnahmerisiko • Zahlungseingangsrisiko • Lieferungs- oder Beschaffungsrisiko • Kursrisiko einzelwirtschaftliche Risiken • Insolvenz • Liquidation • Betrug
• • •
Konvertierungs- und Transferrisiko Moratoriumsrisiko Kriegsrisiko
Bild 2-75 Außenhandelsrisiken
Zu den politischen Risiken, die mit Außenhandelsgeschäften verbunden sind, gehören das Konvertierungs- und Transferrisiko, das Moratoriumsrisiko und das Kriegsrisiko. Das Konvertierungs- und Transferrisiko besteht insbesondere bei Ländern mit Zwangsdevisenbewirtschaftung. Der Importeur hat zwar seine Zahlung an seine Bank geleistet, diese kann den Betrag aber nicht in die fremde Währung umtauschen (konvertieren) bzw. an die Bank des Exporteurs überweisen (transferieren). Das Moratoriumsrisiko beinhaltet die Gefahr des Verbots der Ausfuhr von Devisen aufgrund gesetzgeberischer Maßnahmen. Das Kriegsrisiko beinhaltet den Untergang des Objektes vor Gefahrübergang auf den Kunden. Die besonderen Risiken bei Auslandsbaugeschäften89 ergeben sich hauptsächlich durch die zumindest teilweise Erbringung der Werkleistung „vor Ort“ im Ausland, so dass besondere Vorleistungen und Aufwendungen des Bauunternehmers unabdingbar sind. In diesem Zusammenhang ergeben sich besondere Risiken u. a. aus –
den Aufwendungen für die Einrichtung der Baustelle,
–
den Kosten der Baustellenbevorratung,
–
dem Einsatz eigener oder angemieteter Geräte im Ausland und der Ersatzteilversorgung,
–
der Einlagerung von Geräten bis zum erneuten Einsatz,
–
dem Einsatz von Betriebsmitteln (Finanzierungsmitteln) während der Anlaufphase,
–
Suspendierungsmaßnahmen.
Zusätzliche Risiken ergeben sich für den Bauunternehmer im politischen Bereich, beispielsweise in Form einer Behinderung der Bauarbeiten durch politische Maßnahmen im Schuldnerland oder einer Beschlagnahmung von Vermögenswerten.
89
Vgl. http://www.agaportal.de.
346
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2.10.1.2 Möglichkeiten der Konfliktbeilegung
2
Durch die mit Außenhandelsgeschäften verbundenen verschärften Probleme und Risiken lassen sich vertragliche Konflikte nicht immer vermeiden. Im Zusammenhang mit der Konfliktbeilegung wird zwischen staatlicher und institutioneller Gerichtsbarkeit unterschieden. Als Sonderform fungiert die „ad-hoc“-Schiedsgerichtsbarkeit. Grundsätzlich ist anzumerken, dass Gerichtsprozesse insbesondere im Ausland oftmals sehr langwierig sind und zudem der Ausgang des Prozesses mit Unsicherheit behaftet ist. In Bezug auf die staatliche Gerichtsbarkeit können sich außerdem Probleme bei der Vereinbarung des Gerichtsstandes und der Anerkennung und Vollstreckung deutscher Urteile im Ausland ergeben (vgl. Bild 2-76). Die Institutionen der institutionellen Gerichtsbarkeit sind in Bild 2-77 aufgeführt. Hohe Akzeptanz besitzt in diesem Zusammenhang die Internationale Handelskammer ICC mit Sitz in Paris. Über die Anerkennung und Vollstreckung von ausländischen Schiedssprüchen gibt Bild 2-78 eine vorläufige Indikation. • • • • • • • •
China: herrschende Meinung: ja Indien: umstritten Indonesien: nein Malaysia: ja Singapur: ja Thailand: nein Vietnam: fraglich Philippinen: nein
•
•
•
•
Bild 2-76 Anerkennung und Vollstreckung deutscher Urteile
China: CIETAC - China International Economic and Trade Arbitration Commission Malaysia: Regional Centre for Arbitration in Kuala Lumpur Singapur: Singapore International Arbitration Centre Internationale Handelskammer ICC Paris; Das Büro in Hongkong bietet keine administrativen Funktionen an.
Bild 2-77 Institutionelle Schiedsgerichtsbarkeit
•
• • • • • •
New Yorker Übereinkommen über die Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Schiedssprüche vom 10. Juni 1958 China: ja Indien: ja Singapur: ja Thailand: ja Vietnam: ja Philippinen: ja
Bild 2-78 Anerkennung und Vollstreckung von ausländischen Schiedssprüchen
2.10 Sonderfall Auslandsbau
347
2.10.2 Absicherung von Auslandsbau- und Exportgeschäften 2.10.2.1 Sicherheiten im Allgemeinen Bei der Kreditvergabe ist es für den Kreditnehmer fast unvermeidbar, eine Sicherheit für den gewünschten Kredit gegenüber dem Kreditgeber zu erbringen. Dabei versteht man unter Kreditsicherheiten „bedingte, direkte Ansprüche auf monetisierbare Vermögenswerte“.90 Die Kreditsicherheiten unterteilen sich in Sach- und Personensicherheiten (vgl. Bild 2-79). Sachsicherheiten sind „bedingte Zugriffsrechte auf ein Sicherungsgut“.91 Als Sicherungsgut können bewegliche und unbewegliche Sachen sowie Rechte dienen. Unter Personensicherheiten werden „bedingte Haftungszusagen Dritter“92 verstanden. Im Rahmen von Exportgeschäften sind insbesondere die Personensicherheiten in Form von Bürgschaften und Garantien von Bedeutung.
• • • • •
Eigentumsvorbehalt Sicherungsübereignung Bewegliche Pfandrechte Grundpfandrechte Forderungsabtretung (Zession)
• • • •
Bürgschaft Garantie Schuldbeitritt Kreditauftrag
Bild 2-79 Kreditsicherheiten93
Die Bürgschaft ist ein Vertrag, durch den sich der Bürge gegenüber dem Gläubiger eines Dritten verpflichtet, für die Erfüllung der Verbindlichkeiten des Dritten einzustehen (§ 765 BGB). Eine Bürgschaft ist stets akzessorisch, das heißt, sie ist an das Bestehen einer Forderung gebunden. Als Garantie wird ein Vertrag bezeichnet, durch den sich ein Dritter (Garant) verpflichtet, für einen bestimmten Erfolg – auch Gefahr oder Schaden – einzustehen.94 Garantien sind im Gegensatz zu Bürgschaften gesetzlich nicht geregelt und „rechtlich von einem zugrunde liegenden Schuldverhältnis losgelöst“,95 das heißt, Garantien sind abstrakte Zahlungsver90
Rollwage (2006), S. 23.
91
Ebenda, S. 24.
92
Ebenda, S. 25.
93
Vgl. ebenda, S. 24.
94
Grill/Perczynski (2008), S. 374.
95
Ebenda, S. 374.
2
348
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
sprechen. Zur Absicherung der mit Exportgeschäften verbundenen Risiken haben sich in der Praxis die Ausfuhrgarantien und -bürgschaften der Bundesrepublik Deutschland (Kapitel 2.10.2.2), die Ausfuhrkreditversicherungen privater Risikoversicherer (Kapitel 2.10.2.3) sowie das Dokumentenakkreditiv (Kapitel 2.10.2.4) und das Dokumenteninkasso (Kapitel 2.10.2.5) als Instrumente des dokumentären Zahlungsverkehrs etabliert. 2.10.2.2 Staatliche Exportkreditversicherung Deutsche Unternehmen können aufgrund haushaltrechtlicher Genehmigungen der Bundesrepublik Deutschland Deckungsschutz für politische und wirtschaftliche Risiken aus Exportgeschäften erhalten. Dazu wurde ein Mandatskonsortium bestehend aus der Euler Hermes Kreditversicherungs-AG (Hamburg) und der PwC AG (Frankfurt am Main) gebildet. Die Federführung obliegt der Euler Hermes Kreditversicherungs-AG, die im Auftrag und für Rechnung der Bundesrepublik Deutschland die staatlichen Ausfuhrgewährleistungen bearbeitet. Der staatliche Hermes dient als Instrument zur mittel- und langfristigen Exportabsicherung. Deckungsformen In Bezug auf die Ausfuhrgewährleistungen stehen folgende Formen zur Verfügung: –
Ausfuhrgarantien, „wenn der ausländische Vertragspartner des deutschen Exporteurs eine insolvenzfähige privatrechtlich organisierte Firma ist“.96
–
Ausfuhrbürgschaften, „wenn der ausländische Vertragspartner des deutschen Exporteurs oder ein für das Forderungsrisiko voll haftender Garant ein Staat, eine Gebietskörperschaft oder eine vergleichbare Institution ist“.97
Die Ausfuhrgewährleistungen können deutschen Exporteuren für die Risiken vor Versand (Fabrikationsrisikodeckungen) und für die Risiken nach Versand (Ausfuhrdeckungen) gewährt werden (vgl. Bild 2-80).
Bild 2-80 Risiken nach zeitlichem Ablauf 96
http://www.agaportal.de und Ausfuhrgewährleistungen des Bundes, Merkblatt Grundzüge.
97
Ebenda.
2.10 Sonderfall Auslandsbau
349
„Bei der Fabrikationsrisikodeckung bezieht sich die Absicherung auf die Selbstkosten, die dem Exporteur bis zum vorzeitigen Ende der Fertigung infolge des Eintritts gedeckter Risiken dadurch entstehen, dass die Fertigstellung bzw. der Versand der Ware aufgrund politischer oder wirtschaftlicher Umstände unmöglich oder dem Exporteur nicht mehr zumutbar ist. Die Ausfuhrdeckung schützt den Exporteur ab Versand der Ware oder Beginn der Leistung bis zur vollständigen Bezahlung gegen die Uneinbringlichkeit der Exportforderung aufgrund politischer oder wirtschaftlicher Risiken. Gegenstand der Deckung ist die mit dem ausländischen Schuldner im Exportvertrag als Gegenleistung vereinbarte Geldforderung einschließlich der Kreditzinsen bis zur Fälligkeit.“98 Der Deckungsnehmer ist in jedem Schadensfall mit einer bestimmten Quote am Ausfall selbst beteiligt. Bei Ausfuhrgarantien/-bürgschaften beträgt diese in der Regel 10 % für die politischen Risiken und 15 % für die Nichtzahlungsrisiken. Bei Fabrikationsrisikogarantien/ -bürgschaften ist mit einem Selbstbehalt von ca. 10 % für alle Risiken zu rechnen. Das Risiko aus der Selbstbeteiligung darf nicht durch zusätzliche Maßnahmen abgesichert werden. Eine faktische Reduzierung könnte jedoch durch Vereinbarung einer Kundenvorauszahlung bzw. -anzahlung erzielt werden. Antragsverfahren und Gebühren Der Antrag auf Übernahme einer Ausfuhrgewährleistung sollte bei der Euler Hermes Kreditversicherungs-AG bereits bei fortgeschrittenem Verhandlungsstadium gestellt werden, da zum einen die Antragsbearbeitung einen gewissen Zeitraum in Anspruch nimmt und zum anderen etwaige Auflagen und Einschränkungen bei Vertragsabschluss Berücksichtigung finden können. Allerdings fallen mit der Antragstellung Gebühren an. Der Antragsteller hat für die Bearbeitung seines Antrags Bearbeitungsentgelte in Form einer „Antragsgebühr“, einer „Ausfertigungsgebühr“ und einer „Verlängerungsgebühr“ zu entrichten. Für übernommene Ausfuhrgewährleistungen berechnet Hermes ebenfalls Entgelte, die von der Länderkategorie, der Käuferkategorie des Bestellers, der Deckungsform, der Höhe der gedeckten Forderung sowie den Zahlungsbedingungen abhängen. In Bezug auf die Länderkategorie ist anzumerken, dass der staatliche Hermes nicht für sämtliche Länder Deckungsschutz gewährt. Im sog. AGA-Report der Euler Hermes Kreditversicherungs-AG werden u. a. ausgewählte Länderinformationen, die aktuelle Länderklassifizierung und neue bzw. geänderte Ländereinstufungen veröffentlicht. Länder, mit denen die BRD per September 2009 keinen Investitionsfördervertrag hat, sind in der folgenden Tabelle 2.119 dargestellt. Tabelle 2.119 Länderliste der Auslandsgeschäftsabwicklung des staatlichen Hermes99 Bahrain (noch nicht in Kraft)
Libyen (noch nicht in Kraft)
Brasilien (noch nicht in Kraft)
Montenegro
Dominikanische Republik
Palästina (noch nicht in Kraft)
Eritrea
Seychellen
Gambia
Taiwan
Irak
Tschechische Republik
Kolumbien
98
Ebenda.
99
Vgl. dazu http://www.agaportal.de/pages/dia/deckungspraxis/laenderliste.html.
2
350
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2
Bild 2-81 Staatlicher Hermes speziell für die Bauwirtschaft Tabelle 2.120 Deckungsformen für Bauleistungsgeschäfte
100
Deckungsform
Deckungsschutz für ...
Bauleistungsforderung
Forderungsausfall
Baustellenkostendeckung
geschätzte Kosten der Baustelleneinrichtung, wenn Durchführung des Bauprojektes aus politischen Gründen oder aufgrund Gefahr erhöhender Umstände im Ausland dem Deckungsnehmer unzumutbar oder unmöglich wird und regelmäßig im Vertragspreis enthaltene Kosten der Baustelleneinrichtung nicht mehr erlöst werden können
Bevorratungskostendeckung
Kosten der zur Durchführung des Vertrages erforderlichen und auf der Baustelle gelagerten Vorräte, wenn sie aus den o.g. Gründen nicht mehr erlöst werden können
Gerätedeckung (Sonderform: globale Gerätedeckung)
Risiko der Beschlagnahmung oder Vernichtung von Baugeräten aus politischen Gründen
Einlagerungsdeckung
Montage- und Baugeräte, die nach Ablauf einer Gerätedeckung eingelagert werden sollen
Ersatzteillagerdeckung
Geräteersatzteile bis zur Höhe von 20 % des Gerätewertes
Betriebsmittel
Konvertierungs- und Transferrisiko von Betriebsmitteln
Suspendierungskosten
Kosten, die durch eine eventuelle vorübergehende Unterbrechung der Projektdurchführung entstehen
Hermes-Deckung speziell für die Bauwirtschaft Die besonderen Risiken, die bei der Durchführung von Auslandsbaugeschäften durch die Produktion vor Ort bestehen, können ebenfalls im Rahmen der Ausfuhrgewährleistungen des Bundes abgesichert werden. Dabei unterscheidet der staatliche Hermes zwischen Bauleistungs- und
100
In Anlehnung an http://www.agaportal.de.
2.10 Sonderfall Auslandsbau
351
Baugerätedeckung (vgl. Bild 2-81). Wird die Bauleistung fortlaufend mit Baufortschritt bezahlt, werden Sonderkonditionen gewährt. Die einzelnen Deckungsformen sind in Tabelle 2.120 zusammengefasst. 2.10.2.3 Private Exportkreditversicherung Zu den privaten Risikoversicherern gehören Atradius, Coface Deutschland, die Euler Hermes Kreditversicherungs-AG u. a. Institute. Diese Versicherer bieten für Exportgeschäfte die sog. Ausfuhrkreditversicherung an. Diese deckt in der Regel lediglich das wirtschaftliche Risiko (Insolvenzrisiko). Zur Absicherung des politischen Risikos sollten primär die Ausfuhrgewährleistungen des Bundes in Anspruch genommen werden. 2.10.2.4 Dokumentenakkreditiv Definition und Dokumentenerstellung Ein Akkreditiv ist ein –
bedingtes (Akkreditivbedingungen wie zum Beispiel benötigte Dokumente),
–
befristetes (Akkreditivfristen wie Gültigkeit, Verladedatum, Dokumentenvorlagefrist),
–
abstraktes (vom Grundgeschäft losgelöst),
–
(unwiderrufliches)
Zahlungsversprechen der akkreditiveröffnenden Bank, einen bestimmten Betrag (Akkreditivbetrag) an den Akkreditivbegünstigten (Exporteur) zu zahlen. Die Bedeutung des Akkreditivs besteht vor allem darin, dass im Gegensatz zum staatlichen Hermes das volle Forderungsvolumen ohne Selbstbehalt und auch sämtliche Länder abgesichert werden können. In den Bildern 2-82 und 2-83 ist der grundlegende Ablauf grafisch dargestellt. Nachdem zwischen Importeur und Exporteur der Kaufvertrag abgeschlossen wurde (1), z. B. über Komponentenlieferungen, gibt der Importeur seiner Bank den Auftrag zur Akkreditiveröffnung (2). Bereits bei Abschluss des Liefergeschäftes muss gegebenenfalls über einen Bestätigungsauftrag im Akkreditiv entschieden werden. Die Bank des Importeurs (eröffnende Bank) nimmt daraufhin die Akkreditiveröffnung gegenüber der Bank des Exporteurs (avisierende Bank) vor (3). Der Exporteur prüft Inhalt und Laufzeit des vorgelegten Akkreditivs und entscheidet mit seiner Bank über Sicherungsmöglichkeiten. Nach der Avisierung (4) erfolgt die Lieferung der Ware durch den Exporteur (5). Dieser reicht anschließend die Dokumente bei seiner Bank ein (6) und erhält eine entsprechende Gutschrift bzw. Auszahlung (7). Die avisierende Bank verschickt die Dokumente an die eröffnende Bank (8). Im letzten Schritt händigt die eröffnende Bank die Dokumente an den Importeur aus und belastet dessen Konto in entsprechender Höhe (9). Das Akkreditiv ist ein abstraktes Zahlungsinstrument, das heißt –
Für die Banken besteht kein rechtlicher Bezug zum Grundgeschäft.
–
Die Dokumente, die unter Akkreditiven eingereicht werden, dürfen von den Banken lediglich anhand des vorliegenden Akkreditivs sowie der ERA 500 (Einheitliche Richtlinien und Gebräuche für Dokumentenakkreditive, ICC Publikation Nr. 500) geprüft werden.
2
352
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2
Bild 2-82 Akkreditiv, Teil I (vor Warenauslieferung)
Bild 2-83 Akkreditiv, Teil II (Fortsetzung nach Warenauslieferung)
–
Sämtliche Absprachen zwischen dem Exporteur und dem Abnehmer dürfen bei der Prüfung nicht berücksichtigt werden, sofern sie nicht Bestandteil des Akkreditivs sind.
–
Kleinste Unstimmigkeiten innerhalb der Dokumente können zu einem Verlust der Zahlungssicherung bzw. zu Zahlungsverzögerungen führen.
Daraus können folgende allgemeine Grundsätze für die Erstellung der Dokumente abgeleitet werden:
2.10 Sonderfall Auslandsbau
353
1. Alle Dokumente müssen die im Akkreditiv vorgeschriebenen Bedingungen sowie die allgemeinen Vorschriften der ERA 500 erfüllen. 2. Die Dokumente dürfen sich untereinander nicht widersprechen (zum Beispiel durch unterschiedliche Markierungsangaben). 3. Alle Dokumente sollten einen Bezug zum Akkreditiv enthalten (zum Beispiel durch die Akkreditivnummer). 4. Die Dokumente müssen innerhalb der für das Akkreditiv geltenden Vorlagefrist vorgelegt werden (sofern nicht anders vorgeschrieben innerhalb von 21 Tagen nach Verladung). Absicherungsmöglichkeiten, Gebühren und Risiken Beim bestätigten Akkreditiv gibt die „bestätigende“ Bank (in der Regel die avisierende Bank) zusätzlich zum Zahlungsversprechen der eröffnenden Bank ihr eigenes Zahlungsversprechen schon im Akkreditivtext (with oder confirmed) ab. Der Vorteil für den Exporteur besteht darin, dass das Länderrisiko von der bestätigenden Bank übernommen wird. Durch die Bestätigung entstehen dem Exporteur jedoch zusätzliche Kosten (Bestätigungsprovision/deferred-paymentProvision). Die Höhe der Provision richtet sich nach dem Länderrisiko des entsprechenden Landes, das heißt, eine Bestätigung wird nur abgegeben, wenn eine kreditmäßige Ordnung gegenüber der Akkreditivbank möglich ist. Des weiteren sind bei bestimmten Ländern (z. B. Iran, China) nur sehr schwer Bestätigungsaufträge zu erhalten. Die Ankaufszusage entspricht einer Bestätigung, jedoch beauftragt hier der Exporteur die avisierende Bank, die Sicherung vorzunehmen (außerhalb des Akkreditivtextes). Sie ist in der Regel aufgrund der rechtlich schwächeren Position der die Ankaufszusage abgebenden avisierenden Bank etwas teurer als eine Bestätigung. Die Schutzzusage entspricht einer Ankaufszusage, sie wird jedoch von einer dritten Bank, welche nicht in die Avisierung (lediglich in die Abwicklung) eingeschaltet ist, abgegeben. Bei der Inanspruchnahme von Akkreditiven fallen unterschiedliche Arten von Gebühren bzw. Provisionen an. Tabelle 2.121 enthält hierfür eine Indikation in Abhängigkeit von der jeweiligen Ländereinstufung. Akkreditivgebühren sollten bei der Kalkulation Berücksichtigung finden. Bei der Inanspruchnahme des Akkreditivs sind folgende Risiken zu berücksichtigen: 1. Bestimmte Akkreditivbedingungen (z. .B. Lieferfristen oder geforderte Dokumente) sind nicht erfüllbar. 2. Die Akkreditivbedingungen entsprechen nicht dem Vertrag (z. B. Art und Umfang der gelieferten Ware oder Lieferbedingungen). 3. Es wird vereinbart, dass bestimmte Dokumente vorzulegen sind, die der Abnehmer auszustellen hat (sog. Strapazierung). In diesem Fall entsteht sehr schnell eine Abhängigkeit vom Abnehmer. 4. Die Bonität der Auslandsbank ist unzureichend. 5. Das Länderrisiko des Abnehmerlandes ist hoch. 6. Die Dokumente sind unstimmig. Kleinste Unstimmigkeiten innerhalb der Dokumente können zu einem Verlust der Zahlungssicherung bzw. zu Zahlungsverzögerungen führen. 7. Das Akkreditiv wird nicht rechtzeitig eröffnet.
2
354
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Tabelle 2.121 Indikation für Akkreditivgebühren Stand: März 2010 Annahmen: 1.000.000,00 EUR, Laufzeit inklusive Deferred-Payment-Zeitraum 6 Monate
2
Länderrating Beispiele
0
1
2
3
4
5
Frankreich
Hongkong
Saudi Arabien
Mexiko
Philippinen
Indonesien 0,10 %
Avisprovision
0,10 %
0,10 %
0,10 %
0,10 %
0,10 %
Abwicklungsprov.
0,30 %
0,30 %
0,30 %
0,30 %
0,30 %
0,30 %
Bestätigungsprov.
0,50 %
0,50 %
0,80 %
1,00 %
2,00 %
2,25 %
Deferred-PaymentProvision
0,15 %
0,25 %
0,27 %
0,30 %
0,35 %
1,30 %
Gesamt
1,05 %
1,15 %
1,47 %
1,70 %
2,75 %
3,95 %
Die %-Sätze beziehen sich auf den Akkreditivbetrag. Avisierungsprovision: Gebühr der avisierenden (ausländischen) Bank. Abwicklungsprovision: Gebühr für Dokumentenaufnahme der inländischen Bank und die Abwicklung im Inland. Deferred-Payment-Provision: Sicherungskosten für den Nach-Sicht-Zeitraum, sofern AkkreditivBedingungen erfüllt. Bestätigungsprovision: Einlösungsverpflichtung der bestätigenden Bank, sofern Akkreditiv-Bedingungen erfüllt.
2.10.2.5 Dokumenteninkasso Beim Dokumenteninkasso geht es um die Bearbeitung von genau definierten Dokumenten durch Banken mit dem Ziel, Zahlung zu erhalten. Auftraggeber ist häufig der exportierende Bankkunde, der seine Bank mit dem Inkassovorgang betraut. Rechtsgrundlage sind regelmäßig die Einheitlichen Richtlinien für Inkassi, die von der Internationalen Handelskammer in Paris herausgegeben werden. Gegenüber der besonderen Sicherheit beim Akkreditiv muss beim Inkasso kritisch angemerkt werden, dass dieses die Bank nur als Briefträger ausweist, der nur formale Prüfungen der Dokumente vornimmt. Bei Nichtzahlung des ausländischen Endkunden ist eine Zahlungshaftung – der mit dem Inkasso beauftragten Bank – in der Regel ausgeschlossen.
2.10.3 Finanzierungsalternativen im Rahmen der Exportfinanzierung101 Der Lieferkredit des Exporteurs bzw. Lieferantenkredit ist ein Instrument zur Finanzierung längerfristiger Exportgeschäfte. In der Regel vereinbaren Exporteur und Importeur Anzahlungen in einer bestimmten Höhe, der Restbetrag wird vom Exporteur gestundet. Im Rahmen der Exportfinanzierung gewähren die AKA Ausfuhrkredit-Gesellschaft mbH Frankfurt und die Geschäftsbanken dem Lieferanten unter bestimmten Voraussetzungen Kredite. Der Bestellerkredit ist ebenfalls ein Instrument zur Finanzierung längerfristiger Exportgeschäfte, bei dem allerdings eine Bank im Land des Exporteurs dem Importeur bzw. Besteller einen Kredit gewährt. Die kreditgebende Bank begleicht sämtliche Zahlungsverpflichtungen des Bestellers für dessen Rechnung – ausgenommen An- und Zwischenzahlungen. Der Besteller leistet anschließend den Schuldendienst an die Bank. Der Hauptvorteil für den Exporteur be101
Im Folgenden z. B. in Anlehnung an Eichwald/Pehle (2000), S. 806–814.
2.10 Sonderfall Auslandsbau
355
steht in einer Entlastung sowohl in finanzieller als auch in bilanzieller Hinsicht. Bestellerkredite werden unter Erfüllung bestimmter Voraussetzungen und Leistung der geforderten Sicherheiten von der AKA Ausfuhrkredit- Gesellschaft mbH Frankfurt, der Kreditanstalt für Wiederaufbau und den Geschäftsbanken zur Verfügung gestellt. In Bild 2-84 ist der Ablauf eines Bestellerkredits schematisch und beispielhaft dargestellt.
Bild 2-84 Bestellerkredit
Der ausländische Kunde stellt an den Verkäufer im Inland eine Kreditanfrage mit Liefergeschäftsanfrage. Daraufhin richtet dieser eine Kreditanfrage an seine Hausbank und stellt einen Antrag bei der Hermes Kreditversicherungs-AG auf Gewährung einer staatlichen Ausfuhrgarantie/-bürgschaft zur Absicherung des Exportgeschäfts. Da der staatliche Hermes keinen Deckungsschutz zu 100 % ermöglicht, ist eine Absicherung des Restrisikos mittels Anzahlungsvereinbarung zu empfehlen. Im positiven Fall gewährt die Bank des Verkäufers dem ausländischen Kunden über dessen Bank den Kredit. Somit kann der Importeur nach erfolgter Lieferung durch den Exporteur seine Zahlungsverpflichtungen erfüllen. Die Kreditrückzahlung vollzieht sich schließlich über die Bank des Importeurs an die Bank des Exporteurs. Die Forfaitierung ist ein weiteres Instrument der Exportfinanzierung, das sich in den letzten Jahrzehnten entwickelt und etabliert hat. Unter Forfaitierung ist der An- bzw. Verkauf „später fällig werdender Forderungen aus Exportgeschäften unter Ausschluss des Rückgriffs auf vorherige Forderungseigentümer“102 zu verstehen. Das bedeutet, dass der Exporteur nach dem regresslosen Verkauf seiner Exportforderung in Bezug auf das wirtschaftliche und politische Risiko vollständig entlastet wird. Die Erfüllungs- und Gewährleistungsrisiken hingegen trägt er weiterhin. 102
Ebenda, S. 812.
2
356
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Für den Exporteur ergeben sich im Einzelnen die nachfolgend aufgeführten Vorteile:103 1. Wegfall der Exportkreditrisiken durch z. B. Abwälzung des Länderrisikos 2. Abwälzung des Währungsrisikos
2
3. Wegfall des Refinanzierungsrisikos 4. Bilanzentlastung 5. Liquiditätsverbesserung 6. einfache Abwicklung 7. geeignet für jede Unternehmensgröße Neben dem Begriff der Forfaitierung existiert der Begriff des Factoring. Darunter versteht man „den laufenden Ankauf von kurzfristigen Forderungen aus Warenlieferungen oder Dienstleistungen gegenüber Abnehmern des Factoring-Kunden“.104
2.10.4 Stellen von Sicherheiten im Auslandsgeschäft Eine ganze Reihe von Bürgschaften oder Garantien können anfallen. Tabelle 2.122 gibt bezüglich Garantien einen ersten Überblick. Tabelle 2.122 Garantien Deutschsprachige Bezeichnung
Englischsprachige Bezeichnung
Bietungsgarantie
Provisional Letter of Guarantee, Bid Bond
Liefergarantie
Delivery Guarantee
Gewährleistungsgarantie
Guarantee for Warranty Obligations
Vertragserfüllungsgarantie
Performance Guarantee
Anzahlungsgarantie
Advance Payment Guarantee
Zollgarantie
Customs Guarantee
2.10.5 Mögliche Kurssicherungsmaßnahmen Zu Kurssicherungsmaßnahmen sollte immer dann gegriffen werden, wenn Währungsinkongruenzen zwischen Einzahlungen und Auszahlungen auftreten. Die gängigste Form der Kurssicherung von Währungsforderungen und -verbindlichkeiten ist der Abschluss eines entsprechenden Geschäfts am Devisenterminmarkt (sog. Devisentermingeschäft). Damit verfügt man – ungeachtet des in der Zukunft liegenden Liefer- und Leistungstermins – über eine sichere Kalkulationsbasis. Unter einem Devisentermingeschäft versteht man eine Vereinbarung über einen in der Zukunft liegenden Austausch einer Währung gegen eine andere mit Festlegung aller notwendigen Einzelheiten, insbesondere des Betrages, des Kurses und des Zeitpunktes, an dem das Geschäft erfüllt wird. Der beim Abschluss vereinbarte Kurs, Terminkurs genannt, hängt von zwei Größen ab: vom heutigen Kassakurs sowie von einem Auf- oder Abschlag zu diesem Kassakurs. Der Auf- oder Abschlag, Report oder Deport genannt, spiegelt die Zinsdifferenz zwischen den kontrahierten Währungen wider. 103
Vgl. dazu ebenda, S. 813 f.
104
Ebenda, S. 787.
2.11 Kalkulation von Risiken
Eine weitere Möglichkeit der Kurssicherung bietet das Devisenoptionsgeschäft. Ähnlich wie beim Devisentermingeschäft wird gegen Zahlung einer Optionsprämie eine Vereinbarung über einen zukünftigen Währungsaustausch getroffen unter Festlegung von Betrag, Kurs und Zeitpunkt des Ablaufes der Option. Der Unterschied zum Devisentermingeschäft besteht darin, dass für den Kunden kein Zwang zum Währungsaustausch besteht. Somit kann er je nach Kursentwicklung wählen, ob er die Option bis zum Ablauf der Laufzeit ausübt oder ob er sie verfallen lässt. Eine Absicherung über Devisenoptionen ist jedoch nur beschränkt möglich, zudem vergleichsweise teuer und auf bestimmte Währungen beschränkt. Abschließend sei noch erwähnt, dass als weitere Alternative auch die Möglichkeit besteht, Fremdwährungskredite aufzunehmen, die anschließend über den Cashflow des Projektes getilgt werden.
2.11 Kalkulation von Risiken Die Risiken können zum einen funktional betrachtet werden und zum anderen nach ihrem Auftreten im Lebenszyklus eines Bauwerkes. Diese Risiken müssen bewertet werden. Hierzu stehen Instrumente zur Verfügung. Alternativ können Risiken auch auf andere überwälzt werden. Abgerundet wird das Kapitel durch ein konkretes Beispiel zur Risikokalkulation.
2.11.1 Wesentliche funktionelle Risikobereiche105 Jede unternehmerische Tätigkeit ist zwangsläufig mit Risiken verbunden, die jedoch kalkulierbar bleiben müssen. Nachfolgend sind wichtige risikopolitische Grundsätze aufgeführt:106 –
Die Erzielung wirtschaftlichen Erfolges ist immer mit Risiken verbunden.
–
Keine Handlung oder Entscheidung darf existenzgefährdende Risiken bewirken.
–
Ertragsrisiken müssen durch Rendite angemessen prämiert werden.
–
Risiken sollen mit Instrumenten des Risikomanagements gesteuert werden.
Von den gesamten Risiken entfallen nach Untersuchungen eines großen Baukonzerns –
63 % auf die Vorvertragsphase (41 % schlechte Kalkulation, 22 % vertragliche Risiken),
–
30 % auf die Bauausführung und
–
7 % auf höhere Gewalt.107
Der Arbeitskreis Baubetriebswirtschaft der Schmalenbach-Gesellschaft hat drei wesentliche Risikobereiche näher untersucht, die sich teilweise auch überschneiden können. Diese werden aus Kundenrisiken, Vertrags- und damit zusammenhängend Kalkulationsrisiken sowie Risiken der Bauausführung gebildet.108 105
Zum Großteil entnommen aus Jacob/Winter/Stuhr (2008), S. 1106–1109.
106
Vgl. Birtel (2000), S. 8 f.
107
Vgl. Linden (1999), S. 9.
108
Vgl. Zentralverband des Deutschen Baugewerbes/Betriebswirtschaftliches Institut der Bauindustrie GmbH (Hrsg.) (2000).
357
2
358
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2.11.1.1 Kundenrisiken
2
Kundenrisiken ergeben sich im Baugeschäft vorrangig aus der hohen Komplexität des Einzelauftrages, verbunden mit dem hohen Wert des Einzelauftrages (insbesondere bei Festpreisverträgen) sowie der Langfristigkeit der Auftragsabwicklung, dem hohen Abnahmerisiko, dem hohen Grad an „Einmalkunden“ sowie gegebenenfalls Auslandsrisiken. Daraus leiten sich verschiedene kundenbezogene Risiken ab, die sich zum Teil erheblich von denen anderer Branchen unterscheiden. Zu diesen Risiken gehören das Bonitätsrisiko, das Vertragsrisiko, das Risiko der Kundenzufriedenheit, das Kundenerfolgsrisiko sowie das Kundenveränderungsrisiko. Das Bonitätsrisiko impliziert sowohl die grundsätzliche Zahlungsunfähigkeit bestimmter Kunden und Kundengruppen als auch den Zahlungszeitpunkt. Das Vertragsrisiko steht in engem Zusammenhang mit dem hohen Grad an Einmalkunden. Zum einen handelt es sich bei einem Großteil der Verträge um projektspezifische Einzelverträge, zum anderen unterscheidet sich die erfolgreiche Handhabung von bestimmten Vertragsklauseln von Kunde zu Kunde. Das Risiko der Kundenzufriedenheit bezieht sich auf das Risiko, in der Projektabwicklung in Konflikt mit dem Kunden wegen mangelnder Zufriedenheit in Bezug auf Qualität, Termin oder Kosten zu geraten und die sich daraus ergebenden Folgeprobleme, wie beispielsweise Abnahme-, Gewährleistungs-, Pönale- oder Ergebnisrisiko. Ein von der Baubranche wenig beachteter Aspekt ist das Kundenerfolgsrisiko, das heißt, das Risiko, dass der Kunde sein Projekt nicht den Anforderungen des Marktes entsprechend konzipiert hat. Deshalb sollte es im Hinblick auf die Beherrschung dieses Risikofaktors im Interesse eines Bauunternehmens liegen, das Erfolgspotenzial des Bauvorhabens aus der Sicht des Kunden selbst einzuschätzen. Das Kundenveränderungsrisiko schließlich beinhaltet die mit dem Wechsel bzw. dem Austausch von Vertragspartnern und Teammitgliedern verbundenen Gefahren, die besonders durch die Langfristigkeit der Projektabwicklung bedingt sind. Insbesondere bei Großaufträgen sind in der Regel anonyme Organisationen Auftraggeber, die sich im Zeitablauf verändern können, beispielsweise durch den Austausch von Entscheidungsträgern.109 Die Instrumente des kundenorientierten Risikomanagements können in zwei Gruppen unterteilt werden, namentlich in die klassischen Instrumente der Warenkreditversicherer und unternehmerische Instrumente (vgl. Tabelle 2.123). Tabelle 2.123 Kundenorientierte Instrumente des Risikomanagements110 Klassische Instrumente der Warenkreditversicherer
Unternehmerische Instrumente
• • • •
Geschäftsberichte • Key Account Management – Organisation der Betreuung von SchlüsselBankauskünfte kunden Selbstauskünfte – Durchführung von Kundenbefragungen Erfahrungen bei der Zahlungsmoral: – Pflegen des Kundenkontaktes während der – Setzen und Überwachen von Forderungslimits Bauphase – Entwicklung und Einhaltung eines Kataloges • Projektorientierung (sowohl technische als auch genehmigungspflichtiger Geschäftsvorfälle kommerzielle Betrachtung und Beurteilung des – Aufstellung eines Kataloges genehmigungsBauvorhabens durch das ausführende Unterpflichtiger Auftraggeber nehmen) • Vertragsorientierung (systematische technische, kaufmännische und juristische Vertragsprüfung in der Angebots- und Auftragsphase sowie entsprechende Begleitung in der Ausführungsphase)
109
Zu den Ausführungen hinsichtlich der Kundenrisiken vgl. Birtel (2000), S. 7–16.
110
Vgl. ebenda, S. 15.
2.11 Kalkulation von Risiken
359
2.11.1.2 Vertrags- und Kalkulationsrisiken Da die Kalkulation von den vertraglich vorgesehenen Verpflichtungen direkt abhängt, sind Vertrags- und Kalkulationsrisiken eng miteinander verbunden. Die Risiken hängen einmal vom Vertragstyp ab. Es können Einheitspreisverträge, Pauschalverträge (Global-, Detailpauschalverträge), Generalübernehmerverträge, Funktionalbauverträge, Schlüsselfertigbauverträge, GMP-Verträge (GMP = Guaranteed Maximum Price; garantierter Maximalpreis), Betreiberverträge, Renovierungsverträge, Verträge über den gesamten Lebenszyklus wie BOT-Verträge (BOT = Build, Operate, Transfer; Planen und Bauen, Betreiben, Rückübertragung) usw. zugrunde liegen (vgl. Kapitel 2.1.4). Besonders gravierend für die Risikoverteilung ist dabei jeweils der Zahlungsmechanismus. Je mehr das Bauunternehmen finanziell vorleisten muss, desto gravierendere Risiken kommen auf es zu und desto mehr Risikokapital muss auch bereitgestellt werden. Die Kalkulationsform hängt neben dem Vertragstyp und dem beabsichtigten Leistungsumfang von der Bausparte ab. Bausparten können sein: Industriebau, Wohnungsbau, Gewerbebau, öffentlicher Bau, Spezialtiefbau, Tunnelbau, Straßenbau. Je nach Produktionsweise in der Bausparte dominiert dann maschinen- bzw. kolonnenbezogene Kalkulation, lohnbezogene Kalkulation, beschaffungsbezogene Kalkulation oder eine Mischform (vgl. Kapitel 2.1.5). Hinsichtlich des konkreten Kalkulations- und Vertragsmanagements kann eine Unterscheidung in sechs Kategorien vorgenommen werden:111 –
Angebotskalkulation und Preisbildung,
–
Randbedingungen des Bauobjektes,
–
Aufgabenverlagerung durch den Auftraggeber,
–
Baustellenorganisation und -leitung,
–
Nachunternehmereinsatz,
–
bauvertragsrechtliche Qualifikation.
Das Risikospektrum reicht von reinen Kalkulationsaspekten bis hin zu reinen Vertragsaspekten. Die Randbedingungen des Bauobjektes sind primär in die Kalkulation einzubeziehen. Der Nachunternehmereinsatz ist primär juristisch sicherzustellen. Aufgabenverlagerungen des Auftraggebers und Baustellenorganisation und -leitung liegen in der Mitte des Kontinuums und beeinflussen beide Seiten. Letztendlich sollten die quantifizierten Vertragsrisiken wieder ihren Eingang in den kalkulierten Preis finden oder ganz zur Auftragsablehnung führen. Und umgekehrt sollte die Abwendung gewisser kostenintensiver Erkenntnisse aus der Kalkulation Gegenstand der Vertragsverhandlungen werden. An dieser Stelle schließt sich dann wieder der Kreis zwischen den beiden äußeren Randpunkten.112 Konkret geht es um solche wichtigen Fragestellungen wie Mengen- und Preisrisiken, Terminrisiko, Boden- und Grundwasserrisiko, Altlasten, archäologische Funde usw.
111
Vgl. näher Jacob/Helbig (2000), S. 19–26.
112
Zu den Ausführungen hinsichtlich der Vertrags- und Kalkulationsrisiken vgl. ebenda, S. 17–27.
2
360
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2.11.1.3 Risiken der Bauausführung
2
Die Bauausführungsrisiken und das baubegleitende Controlling können in vier Schwerpunktbereiche unterteilt werden: Kosten und Leistungen, Termine, Qualität sowie Rahmenbedingungen und Vorleistungen. Die nachfolgenden Ausführungen beinhalten einen pragmatischen Ansatz zum Controlling der Bauausführung aus der baubetrieblichen Praxis.113 Vor Baubeginn sind insbesondere folgende Maßnahmen zu treffen: –
Einarbeitung in den Bauvertrag und die dem Vertrag zugrunde liegenden Unterlagen,
–
Feststellung aller am Bauprojekt Beteiligten des Auftraggebers und deren Vollmachten,
–
Prüfung von Pflichten und Vorleistungen der am Bauprojekt Beteiligten,
–
schriftliche Dokumentation der Abweichungen und Mitteilung an den Bauherrn,
–
systematische Arbeitsvorbereitung, einschließlich Arbeitskalkulation,
–
Planung der Liquidität anhand der Arbeitskalkulation (Ausgabenseite) sowie der vertraglichen Zahlungsseite (Einnahmenseite),
–
Übergabe des vorbereiteten Projektes an den Bauleiter/Polier: Hier bedarf es insbesondere der ausführlichen Erläuterung hinsichtlich der Bauablaufplanung, der Aufteilung nach Abschnitten, der einzusetzenden Materialien und der Kostenvorgaben.
Die Kontrolle der Bauproduktion umfasst insbesondere einen Soll-Ist-Vergleich hinsichtlich der Kosten und Mengen, der Qualität, der Termine, der rechtzeitigen Lieferung und ordnungsgemäßen Verwaltung der notwendigen Pläne und Ausführungsunterlagen sowie der sonstigen Vertragspflichten. Die Abweichungsanalyse ist schriftlich festzuhalten. Ursachen und Verursacher sind festzustellen. Bei Fremdverschulden ist der Bauherr umgehend zu informieren, Mehrkosten müssen schriftlich bei ihm angemeldet werden. Letztlich geht es um den ganzheitlichen Ansatz beim Baustellencontrolling. 2.11.1.4 Risiken der Beschaffung Die Risiken der Beschaffung sind eng mit dem zugrunde liegenden Beschaffungstyp verknüpft. In Kapitel 1.2 wurde in Abhängigkeit von der Beschaffungsmarktkomplexität zwischen marktorientierter und risikoinduzierter Beschaffung differenziert. Insoweit wird auf die in Kapitel 1.2 getroffenen Aussagen verwiesen. Eng verknüpft mit dem risikoinduzierten Beschaffungsprozesstyp ist die Festlegung der eigenen optimalen Fertigungstiefe. Eine zu große eigene Fertigungstiefe – etwa nach dem Motto „Selbstmachen ist im Zweifel immer besser“ – bindet in größerem Umfang als erforderlich Managementkapazitäten und Kapital. Diese stehen für die eigentlichen Kernaufgaben des Unternehmens nicht mehr ausreichend zur Verfügung. Andererseits kann eine zu starke Abgabe von Kernkompetenzen an externe Dritte zum Verlust der eigenen unternehmerischen Basis führen. Der Einsatz eingespielter Nachunternehmer minimiert einerseits Reibungsverluste und andererseits den eigenen Bauüberwachungsaufwand. Man sollte jedoch für jedes Gewerk strategisch mindestens zwei bis drei Alternativen zur Verfügung halten, ansonsten besteht für den Hauptunternehmer die Gefahr, dass er sich im Zeitablauf ungerechtfertigten Preiserhöhungen seiner Nachunternehmer schutzlos ausliefert. 113
Vgl. Horchler (2000), S. 28–36.
2.11 Kalkulation von Risiken
Weiterhin sollte man sich der rechtlichen Problematik des Werkvertrages hinsichtlich Verzug, Abnahme, Nachträgen, Gewährleistung, Schadenersatz und der unterschiedlichen Behandlung in BGB und VOB/B bewusst sein. Besonders problematisch ist die Beweislastumkehr nach Abnahme des Nachunternehmergewerkes und der wirkungsvolle finanzielle Rückgriff auf Nachunternehmer für Folgeschäden, z. B. Vertragsstrafen und Verzugsfolgen gegenüber dem Bauherrn. Um solche potenziellen Schäden für den Hauptunternehmer schon im Vorfeld kaufmännisch zu minimieren, bedarf es der sorgfältigen Überprüfung der Nachunternehmer schon bei der Vorauswahl im Vorfeld der Vergabe und der eindeutigen Definition der Schnittstellen zwischen den verschiedenen Teilgewerken. Weiterhin wird ein nötiger eigener hoher Bauüberwachungsaufwand verbleiben. Gerade um nicht aus zeitkritischen Terminketten mit Nachunternehmern zu rutschen, wird von einigen Seiten empfohlen, wichtige Gewerke immer auf mindestens zwei Nachunternehmer aufzuteilen, so dass bei Ausfall von einem der andere die Baustelle bereits kennt und umgehend zusätzliche Ressourcen effektiv einsetzen kann. Dadurch sollen Zeitverzögerungen auf dem kritischen Weg minimiert werden. Nachunternehmer sind in der Regel wenig finanzstarke Betriebe, die zur Vorfinanzierung eines Projektes nur gering beitragen können. Ziel des Finanzmanagements muss es daher sein, durch Kundenfinanzierungen in Form von Anzahlungen bzw. Abschlagszahlungen sowie Lieferantenkredite die Liquidität zu sichern und die Konditionen mit dem Bauherrn keinesfalls besser an die Nachunternehmer weiterzureichen. Dies gilt im übrigen auch für das Durchstellen aller anderen Vertragskonditionen wie Abnahmeregelungen, Gewährleistungsfristen, Vertrags- und Konventionalstrafen sowie Leistungsvergütungen, auch in Bezug auf Nachträge. Allerdings sind diesem Ansinnen juristische Grenzen gesetzt.114 Zur finanziellen Absicherung des Hauptunternehmers dienen Sicherheitsleistungen der Nachunternehmer, entweder als Sicherheitseinbehalte oder in Form von Bankbürgschaften oder Kautionsversicherungspolicen. Bei Werkleistungen im Zusammenhang mit Grundstücken ist der Ort der sonstigen Leistung der Belegenheitsort des Grundstücks und somit das Inland (§ 3 a Abs. 3 Nr. 1 UStG). Wird diese Werkleistung im Inland von einem inländischen oder ausländischen Nachunternehmer erbracht, dann schuldet in den meisten Fällen nicht der Nachunternehmer, sondern das beauftragende Unternehmen (z. B. Generalunternehmer) die darauf entfallende Umsatzsteuer (§ 13 b Abs. 1 Nr. 1 und Nr. 4 UStG, so genannter Übergang der Steuerschuld oder Reverse Charge).115 Auch bei inländischen Nachunternehmern ist in jedem Falle darauf zu achten, ob in der für die Werkleistung vereinbarten Vergütung die Umsatzsteuer bereits enthalten ist oder ob diese noch hinzugerechnet werden muss. Ist dies nicht im Vorfeld geklärt, kann es zu kostspieligen Missverständnissen kommen. Die endgültige Umsatzsteuer entsteht bei Werkleistungen erst bei Abnahme oder Teilabnahme (Abschn. 178 Nr. 2 UStR).
114
Vgl. o. V. (1998), S. 62–69.
115
Vgl. dazu näher Mößlang (2009), Kommentar zu § 13 b UStG.
361
2
362
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2.11.2 Typische Risikoverteilung bei Lebenszyklusbetrachtung eines Bauobjektes
2
Nachfolgend werden die typischen Risikoarten in den Lebenszyklusphasen Planung, Bau und Betrieb eines Bauobjektes beschrieben (vgl. Tabellen 2.124 bis 2.126). Weiterhin ist die vertragliche Zuordnung zu Auftraggeber (AG) oder Auftragnehmer (AN) bei fairem Umgang miteinander angegeben.116 Tabelle 2.124 Planungsrisiken117 Zuordnung
Risikoart
Beschreibung
Versagen des Planungskonzepts
Übernahme der Anforderungen des AG in das Planungskonzept scheiterte.
X
Fortführende Entwicklung der Planung
Entwicklung der Planung nach vereinbartem Schema und Zeitrahmen. Ein Versagen führt i. d. R. zu zusätzlichen Planungsund Baukosten.
X
Änderung der Der AG verlangt Änderungen in der Planung. Diese erzeugen Anforderungen des zusätzliche Kosten. AG
AG
Planungskonzept nicht eingehalten
geteilt
X
Planungsänderung Es besteht das Risiko, dass der Betreiber Planungsänderungen vom Betreiber wünscht, die zusätzliche Planungskosten verursachen. gefordert Planungsänderung Änderungen können aufgrund neuer Vorschriften oder Gesetaufgrund externer zesänderungen anfallen. Einflüsse
AN
X
X
Fehlerhafte Umsetzung oder Baubeschreibung während der Bauphase nicht eingehalten, kann zusätzliche Planungs- und Baukosten erzeugen.
X
Tabelle 2.125 Bauausführungsrisiken118 Zuordnung
Risikoart
Beschreibung
Fehlerhafte Kalkulation
Die kalkulierten Baukosten sind fehlerhaft.
X
Fehlerhafter Zeitplan
Die tatsächliche Bauzeit ist länger als geplant.
X
AG
Unvorhergesehene Schlechtere als angenommene Bodenverhältnisse können Bodenverhältnisse zusätzliche Kosten verursachen. Unvorhergesehene Bodenverhältnisse Zusätzliche Kosten des AN, da keine Bodengutachten aufgrund unter bestehenden bestehender Gebäude eingeholt werden konnten. Gebäuden
116
Jacob/Kochendörfer (2000), S. 141–144.
117
Ebenda, S. 141–144.
118
Ebenda, S. 141–144.
119
Von den Umständen abhängig.
AN
geteilt
X119
X
2.11 Kalkulation von Risiken
Risikoart
Beschreibung
Baustellenzugang verzögert sich
Eine Verzögerung des Baustellenzugangs kann das ganze Projekt nach hinten verschieben.
363 Zuordnung AG
AN
geteilt X
Verantwortung für Diebstahl oder Vandalismus an Geräten oder Material kann zu Baustellenabsicheunvorhergesehenen Kosten und Zeitverzögerungen führen. rung
X
Verantwortung für Baustellensicherheit
Die Unfallverhütungsvorschriften müssen eingehalten werden.
X
Forderungen von Dritten
Dies betrifft Forderungen von Anliegern aufgrund von Gebäudeschäden oder Verlust an Lebensqualität.
X
120
2
Ein Vorfall dieser Art kann die Ausführung der Leistung behinAnspruch auf zusätzliche Vergütung dern und zusätzliche Kosten verursachen.
X
Anspruch auf Bau- Ein Vorfall dieser Art kann die Ausführung der Leistung behinzeitverlängerung dern und zusätzliche Kosten verursachen.
X
Höhere Gewalt
Das Auftreten höherer Gewalt verursacht zusätzliche Kosten. Die Anlagen können dadurch unbrauchbar werden.
X
Vertragskündigung Es besteht das Risiko, dass durch höhere Gewalt die Vertragsdurch höhere Geparteien ihre Leistung nicht ausführen können. walt Spezifische Änderung des gesetzlichen Rahmens
Änderungen des gesetzlichen Rahmens, die den AG betreffen und seine Anforderungen abändern, führen zu Kostenänderungen.
X
X
Allgemeine Ände- Allgemeine Änderungen des gesetzlichen Rahmens, die währungen des gesetz- rend der Bauphase auftreten und Anforderungsänderungen lichen Rahmens sowie Kostenänderungen verursachen. Steueränderungen
Änderungen bei der Besteuerung können die Kosten eines Projektes beeinflussen.
Änderung des MwSt.-Satzes
Änderungen im Satz der MwSt. können die Kosten des Projektes erhöhen. MwSt.-Zahlungen sollten i. d. R. erstattet werden.
X X X
Sonstige Änderun- Sonstige Änderungen im MwSt.-Gesetz, die nicht den MwSt.gen der MwSt. Satz berühren.
X
Mangelhafte Projektleitung
Das Risiko einer mangelhaften Projektleitung kann zusätzliche Kosten verursachen, z. B. aufgrund schlechter Koordinierung der Nachunternehmer.
X
Streikaktion der Bauunternehmen
Ein Streik der Bauunternehmen kann die Bauzeit verlängern und zusätzliche Kosten verursachen.
X
Protestaktionen
Protestaktionen, die gegen das Projekt gerichtet sind, können zusätzliche Kosten, z. B. besondere Absicherungsmaßnahmen, verursachen.
X
Fehlerhaft kalkulierte Kosten und Zeiträume für das Auslagern Fehlerhafte Zeitund Kostenplanung aus bestehenden Gebäuden sind das Risiko des AG, es sei für das Auslagern denn, ein Verschulden des AN liegt vor. Fehlerhafte Zeitund Kostenplanung Die kalkulierten Kosten für die Inbetriebnahme der neuen Gefür die Inbetriebbäude können fehlerhaft sein, und weitere Kosten fallen aufnahme des neuen grund von Verzögerungen an. Gebäudes
120
Von den Umständen abhängig.
X
X
364
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Tabelle 2.126 Betriebsrisiken
2
Risikoart
Beschreibung
Betriebskosten höher als erwartet
Bei gemeinsam vereinbarten Veränderungen kommt der AG für die Überschreitungen auf. Der Vertragspreis kann in regelmäßigen Abständen überprüft werden, wenn Faktoren außerhalb des Einflussbereichs des AN zu einer Erhöhung seiner Betriebskosten geführt haben.
Zuordnung AG
AN
X
Eine Überprüfung des Vertragspreises kann durchgeführt werBetriebskosten niedriger als erwar- den, wenn Faktoren außerhalb des Einflussbereichs des AN zu tet einer deutlichen Verringerung der Betriebskosten führen. Der AN erfüllt die vereinbarten Bedingungen und Standards nicht
X
Die Zahlungen an den AN werden reduziert. Dauerhafte Nichterfüllung kann zu einer Kündigung des Vertrags führen; der AG hat in diesem Fall jedoch Kompensation zu leisten.
Kündigung des Vertrags durch den Der AG kann nach Ablauf einer bestimmten Frist den Vertrag AG ohne Versagen jederzeit kündigen, muss aber Schadenersatz an den AN und oder Nichterfüllung dessen Geldgeber zahlen. auf Seiten des AN WiederinstandsetDer AN ist verantwortlich für sämtliche Verluste oder Beschädizung nach erfolgten gungen, außer wenn sie vom AG verursacht wurden. Beschädigungen Ungenügende Instandhaltung
Der AN muss die Anlage in einem guten Zustand halten und die Kosten für jegliche anfallende Reparaturen tragen. Nach Ablauf einer vorbestimmten Frist und dann folgend in regelmäßigen Intervallen kann der AG eine eigene Überprüfung des Gebäudezustandes durchführen.
Instandhaltung teurer als erwartet
Sollten sich aufgrund von Faktoren außerhalb des Einflussbereichs des AN die Kosten erheblich erhöhen, so kann dies zu einer z. B. 5-jährlichen Überprüfung des Vertragspreises führen.
Versicherungen
Der AN muss Versicherungen beibringen. Ist eine Versicherung am Markt nicht erhältlich, so kann der AG entscheiden, ob er den AN auch ohne diese nötige Deckung fortfahren lassen will oder nicht.
X
X
X
X
X
X
Der AN kann auf eine Anpassung des Vertragspreises aufgrund Kostenerhöhungen von Veränderungen in der Gesetzgebung drängen. Demgegenaufgrund veränderüber kann dann auch der AG aufgrund damit einhergehender ter Gesetze Kostensenkungen eine Preisanpassung nach unten fordern.
X
Verfügbarkeit / Bereitstellung
Zahlungen an den AN erfolgen nur für tatsächlich bereitgestellte Leistungen.
X
Technologische Verbesserungen
Beide, der AN wie auch der AG, können Vorschläge zur Veränderung der Sicherheitstechnologie machen und teilen die daraus resultierenden Einsparungen.
X
Zinserhöhungen lassen die Kosten des AN steigen
Der AN trägt das Risiko von Zinsveränderungen.
X
Inflation lässt die Kosten des AN steigen
Der Teil der Zahlungen, der die Betriebskosten umfasst, passt sich jedes Jahr automatisch gemäß den vertraglich vereinbarten Indizes an.
Eine solche Veränderung liegt außerhalb des Einflussbereichs Kostensteigerundes AN und kann bei erheblicher Auswirkung auf die Betriebsgen aufgrund von und Erhaltungskosten zu einer z. B. 5-jährlichen Überprüfung Steueränderungen der Vertragszahlungen führen.
geteilt
X
X
2.11 Kalkulation von Risiken
365
2.11.3 Kostenrechnerische Bewertung der Risiken121 Sämtliche zuvor genannten Risiken müssen in der (Vor-)Kalkulation einzeln quantifiziert und mit ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit bewertet werden. Wie diese Einzelrisiken in Kombination zusammenwirken, kann mit Hilfe der Szenariotechnik ermittelt werden. Durch die Betrachtung von Normalfall, optimistischer und pessimistischer Variante kann ein wahrscheinlicher Korridor für die monetäre Auswirkung von kombinierten Risiken bestimmt werden. Durch geschickten Umgang mit den Einzelrisiken und den Risiken im Zusammenwirken kann das einzelne Bauunternehmen besondere Chancen im Vergleich zur Konkurrenz wahrnehmen. Es geht dabei insbesondere um das Erkennen, Akzeptieren, Abwälzen, Mindern, Vermeiden oder Ablehnen von Risiken. Je nach Vertragstyp, Zahlungsmechanismus, Bausparte, Kalkulationsform, Leistungsumfang, Schwierigkeitsgrad und Größenklasse des Auftrages ergeben sich unterschiedliche Risikoklassen des Kapitaleinsatzes. Ein stärkeres Portfoliodenken wäre nicht von Nachteil und könnte das Gesamtrisiko reduzieren helfen. Weiterhin würde ein durchgängiger Prozessverantwortlicher im Bauteam von (Vor-)Kalkulation bis Abnahme und Abrechnung zur Risikoreduzierung (speziell von Schnittstellenrisiken) beitragen.
2.11.4 Risikobewertungsinstrumente Es werden quantifizierbare und nicht quantifizierbare Risiken unterschieden. Quantifizierbare Risiken sind messbar und können auf der Grundlage statistisch-mathematischer Kennzahlen oder Methoden ausgewertet werden. Ausreichende statistische Daten und Informationen sind eine Grundvoraussetzung für eine aussagefähige Quantifizierung von Risiken. Zu den Methoden gehören z. B. das Korrekturverfahren, die Monte-Carlo-Methode, das „Value at risk“Konzept und die Sensitivitätsanalyse, wobei die Sensitivitätsanalyse auch bei nicht quantifizierbaren bzw. nicht messbaren Risiken einsetzbar ist. Kann eine Risikobewertung nicht mittels objektiver oder subjektiver Maßstäbe erfolgen, muss auf eine indirekte Risikobeurteilung zurückgegriffen werden, z. B. mittels Checklisten oder Scoring-Ansätzen. Bei nicht quantifizierbaren Risiken ist die Risikobeurteilung schwieriger, da in stärkerem Maße Emotionen eine Rolle spielen als bei statistisch-mathematischen Methoden. Nachfolgend werden ausgewählte Risikobewertungsinstrumente vorgestellt. Es handelt sich dabei um: –
Korrekturverfahren,
–
Monte-Carlo-Methode,
–
Value at risk,
–
Sensitivitätsanalyse,
–
Checklisten bzw. Leitsysteme und
–
Scoring.
Beim Korrekturverfahren wird die Unsicherheit bei der Datenermittlung mittels Risikozu- und -abschlägen berücksichtigt.122 Einzahlungen werden mit Risikoabschlägen und Auszahlungen mit Risikozuschlägen versehen. Von der Korrektur können einzelne oder auch mehrere Daten gleichzeitig betroffen sein. Nach Vornahme der Korrekturen wird wie bei Vorliegen sicherer Daten gerechnet. Der Vorteil dieses Verfahrens besteht in der einfachen und daher leicht prak121
Entnommen aus Jacob/Winter/Stuhr (2008), S. 1109.
122
Vgl. zum Korrekturverfahren z. B. Wolf/Runzheimer (2009).
2
366
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
tikablen Anwendung. Allerdings besteht durch die subjektiv vorzunehmenden Korrekturen die Gefahr des „Totrechnens“. Die Interpretation der Zielwerte und die Abwägung der Chancen und Risiken sind daher problematisch. Die Ergebnisse aus dieser Rechnung stellen sich aufgrund der Berücksichtigung der Unsicherheit bei jeder Einflussgröße oft sehr pessimistisch dar. Wahrscheinlichkeiten werden bei diesem Verfahren nicht und das Risiko nur global berücksichtigt. Folglich ist das Korrekturverfahren nur als grober Anhaltspunkt verwendbar.123 Das Anliegen der Monte-Carlo-Methode ist es, mathematische Probleme mittels Simulation von Zufallsgrößen zu bewältigen. Die Monte-Carlo-Methode ist somit ein Simulationsverfahren, das zur Ermittlung der Ergebnisverteilung dient. Diese Methode erlaubt, diejenigen Vorgänge nachzubilden, auf deren Ablauf zufällige Faktoren Einfluss nehmen. Der Vorteil besteht in der einfachen Struktur des Rechenalgorithmus. Die Versuche werden wiederholt voneinander unabhängig durchgeführt; das heißt, die Simulation des Prozesses erfolgt so oft, bis die Ergebnisse die erforderliche statistische Sicherheit aufweisen. Nach vielen Simulationsläufen ändert sich die Ergebnisverteilung des Ergebniswertes immer weniger. Die Darstellung der statistischen Auswertung der Ergebnisse der einzelnen Versuche kann mittels eines Risikoprofils (grafische Darstellung) erfolgen. Die hauptsächlichen Einflussfaktoren auf die Stabilität der Ergebnisverteilung sind die Anzahl der durchgeführten Simulationsläufe und die Spezifikation der Modellstruktur. Die Monte-Carlo-Methode kann beispielsweise sinnvoll bei der rechnergestützten Simulation eines Bauprozesses genutzt werden. Das Programm @RISK124 kann beispielsweise simulieren, welchen Einfluss Regen und Temperatur auf die Bauzeit einer Betondecke oder -straße haben können. Dazu werden Wetterdaten aus der betreffenden Region der letzten Jahrzehnte genutzt. Tritt etwa ein Temperatursturz ein, kann dies zu einer Verzögerung des Abbindeprozesses führen und dadurch kommt es zu einer Zunahme der Ausfalltage. In diesem Fall steigen die Kosten, vor allem wenn die Arbeitskräfte keine anderen Arbeiten in dieser Zeit ausführen können oder der Endtermin nicht gehalten werden kann (Vertragsstrafe). Alternativ wäre eine Abdeckung der Betonteile denkbar. Jedoch müssen die dadurch entstehenden Kosten sorgfältig abgewogen werden. Das Beispiel zeigt, dass die letztendliche Auswahl einer Alternative nach der Simulation von Experten getroffen werden muss.125 Der Value at risk (VAR) ist der „Verlust“ im Wert eines Portfolios über eine gegebene Zeit, der mit einer gegebenen (normalerweise kleinen) Wahrscheinlichkeit überschritten wird.126 Er wird als Informationsinstrument genutzt, um dem Management einen Indikator für Marktpreisrisiken bereitzustellen und insbesondere im Bankwesen beispielsweise zur Meldung eines Risikos, zur internen Zuweisung von Kapital und zur Leistungsmessung verwendet. Für die Berechnung des VAR ist es zunächst erforderlich, die nachfolgend genannten Prämissen festzulegen:127 –
Festlegung des zu analysierenden Portfolios (ein Portfolio ist im Allgemeinen die Zusammenfassung von Finanzinstrumenten wie z. B. die Mischung von Krediten),
123
Vgl. z. B. ebenda.
124
@RISK ist ein Softwareprogramm der Firma Palisade. Es wird zum Analysieren von Risiko und Unbestimmtheit verwendet.
125
Zur vertieften Auseinandersetzung mit der Monte-Carlo-Methode wird verwiesen auf z. B. Liu (2008).
126
Vgl. Duffie/Pan (1997), S. 7.
127
Vgl. dazu z. B. Jendruschewitz (2003).
2.11 Kalkulation von Risiken
–
Identifikation der Marktparameter, das heißt der am Markt beobachtbaren Größen, die einen Einfluss auf den Wert des Portfolios haben (z. B. Zinssätze) und Herstellen einer funktionalen Beziehung, die die Veränderung des Portfoliowertes in Abhängigkeit von der Veränderung der Marktparameter widerspiegelt,
–
Festlegung eines Beobachtungszeitraumes (für die Schätzung der Parameter der angenommenen Verteilung),
–
Festlegung eines Liquidations- bzw. Haltezeitraumes,
–
Festlegung eines Wahrscheinlichkeitsniveaus.
Nach der Festlegung der Prämissen kann der VAR mit Hilfe von verschiedenen Verfahren berechnet werden, z. B. nach dem Korrelationsansatz, mit Hilfe der historischen Simulation oder der Monte-Carlo-Methode. Durch eine Sensitivitätsanalyse werden die Auswirkungen der Veränderungen von Einflussgrößen (z. B. Preise, Absatzmengen, Investitionssummen) auf die Ergebnisse (z. B. den Kapitalwert) aufgezeigt.128 Diese Analyse beantwortet die Frage, inwieweit Inputvariablen variiert werden können, ohne dass die festgelegte Zielgröße einen festgelegten Wert über- oder unterschreitet. Die Sensitivitätsanalyse des jeweiligen Bauprozesses ist Voraussetzung für die richtige Störgrößenerkennung. Bei der Sensitivitätsanalyse kann differenziert werden zwischen dem Verfahren der kritischen Werte und der Alternativrechnung. Beim Verfahren der kritischen Werte wird die maximale Abweichung einer oder mehrerer Inputgrößen bestimmt, ohne dabei eine fixierte Outputmenge zu gefährden. Die als unsicher erachteten Größen und deren Wechselwirkungen werden in einer Kapitalwertfunktion abgebildet. Durch Auflösung der Kapitalwertgleichung ergibt sich die gesuchte Abweichung. Die Alternativrechnung bringt die Stabilität des Entscheidungskriteriums zum Ausdruck, wenn sich eine oder mehrere Einflussgrößen nach Vorgabe verändern. Die als unsicher erachteten Größen und deren Wechselwirkungen werden wiederum in einer Kapitalwertfunktion abgebildet. Die Auswirkungen der Differenzen, die die Einflussgrößen vom Ausgangswert zum Kapitalwert aufweisen, geben Aufschluss über ihre Stabilität. Der Nachteil der Sensitivitätsanalyse besteht darin, dass sie sich oftmals nur auf eine Einflussgröße stützt, dadurch kann die Unsicherheit nicht realistisch einbezogen werden. Wegen der fehlenden Wahrscheinlichkeitsverteilungen der Einflussgrößen ist die Unsicherheit nicht berechenbar. Jedoch lässt sich eine erhöhte Transparenz bezüglich der Unsicherheit erreichen. Checklisten dienen zur Vermeidung von Fehlinformationen und zum Abbau von Informationsdefiziten. Sie haben in der Regel die Form von Arbeits- und Verfahrensanweisungen und enthalten eine Liste möglicher Störungsursachen und -objekte. Checklisten werden von verschiedenen Institutionen angeboten, sie müssen jedoch unternehmensindividuell den jeweiligen Bedürfnissen angepasst werden.129 Mit Hilfe von Checklisten kann beispielsweise die Eignung eines Nachunternehmers für eine bestimmte Aufgabe überprüft werden. Dies ist insbesondere bei erstmaliger Beauftragung des Unternehmens bzw. unzureichenden eigenen Informationen über das Arbeitsverhalten des entsprechenden Unternehmens zu empfehlen. Ein weiteres Instrument zur Bewertung von nicht quantifizierbaren Risiken neben den Checklisten ist das Scoring. Unter Credit-Scoring wird ein Punktebewertungsverfahren zur Prognose der Kreditwürdigkeit von Kunden verstanden. Dieses Verfahren kann sowohl bei Neukunden 128
Vgl. zur Sensitivitätsanalyse z. B. Wolf/Runzheimer (2009) und die dort angegebene Literatur.
129
Vgl. Zellmer (1990), S. 34.
367
2
368
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
als auch bei Stammkunden eingesetzt werden. Bei Neukunden können Auskünfte beispielsweise von der Schufa oder Factoringgesellschaften eingeholt werden. Bei Stammkunden wird das bisherige Verhalten ausgewertet. Eine mathematische Varianzanalyse hilft bei der Aufdeckung verborgener Zusammenhänge zwischen internen oder externen Daten und den in der Vergangenheit aufgetretenen Forderungsausfällen. Mit den dabei gewonnenen Daten wird eine Scoretabelle aufgestellt. Für jedes Merkmal entstehen auf diese Weise Punktwerte, die für jeden Kunden einen eigenen Büro-Score ergeben. Je kleiner dieser Score ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit für einen Forderungsausfall. Durch dieses Verfahren kann in automatisierter Form die Bonität von Neukunden ermittelt werden, was zu einer Erleichterung der Entscheidung über die Annahme oder Ablehnung des Kunden führt.130
2.11.5 Risikoüberwälzung Die Risikoüberwälzung kann mit oder ohne Versicherungen erfolgen. Versicherungen können als ein „Bündel von passiven, indirekten Maßnahmen, die zur finanziellen Deckung eines Eventualschadens dienen,“131 definiert werden. Die Risikoüberwälzung durch Versicherungen ist die sicherste Methode, aber auch die teuerste. Das Risiko wird in diesem Fall zu klar kalkulierbaren Kosten in Form der Versicherungsprämie. Versicherungen schätzen das Bauwesen im Allgemeinen als sehr schadensträchtig ein, entsprechend hoch sind auch die Prämien. Zu den wichtigsten Versicherungen zählen Sachversicherungen, Ertragsversicherungen, allgemeine Haftpflichtversicherungen, Zusatzversicherungen (z. B. Rückrufversicherung) und HermesSicherungen.132 Versicherungen decken lediglich Vermögensverlustrisiken ab, aber keine Absatz- oder Produktionsrisiken. Diese Risiken können beispielsweise mittels Factoring oder Outsourcing abgewälzt werden. Beim Factoring wird das Forderungsausfallrisiko an eine Factoringgesellschaft übertragen. Wenn die Factoringgesellschaft bereit ist, eine Forderung regresslos zu kaufen (Forfaitierung), geht das Ausfallrisiko dieser Forderung im Allgemeinen auf den Käufer über, der Verkäufer bekommt bis zu 90 % der Forderung ausgezahlt. Dieses Verfahren ist besonders empfehlenswert bei schwacher Eigenkapitaldecke oder unzureichenden Informationen über die Bonität des Kunden. Outsourcing bedeutet eine Verlagerung der Wertschöpfungsaktivitäten des Unternehmens auf Zulieferer oder Nachunternehmer. Dadurch werden auch die entsprechenden Risiken mit übertragen. In welcher Höhe die Risiken übertragen werden, hängt ganz entscheidend vom Verhandlungsgeschick der Vertragspartner ab.133 Gleichzeitig können aber neue Schnittstellenrisiken entstehen.
130
Christianus (2000), S. 92–94.
131
Bauch (1994), S. 67.
132
Zur vertieften Auseinandersetzung mit dem Thema Versicherung im Bauwesen empfehlen die Autoren Wahner et. al. (2008), S. 1195–1287.
133
Vgl. Bitz (2000), S. 49 f.
2.11 Kalkulation von Risiken
369
2.11.6 Risikokalkulation für mittelständische Bau- und Generalunternehmer 2.11.6.1 Grundlagen Die nachfolgenden Ausführungen verfolgen das Ziel, die Risikokalkulation anhand eines konkreten Beispiels darzustellen. Dabei soll auch darauf eingegangen werden, wie während der Bauausführung möglicherweise auftretende Risiken bereits bei der Angebotsbearbeitung identifiziert werden können, welche Bewältigungsstrategien möglich sind und wie die Kosten der Risikobewältigung zu berücksichtigen sind. Nicht zuletzt beginnt ein erfolgreiches Risikomanagement bereits mit der Angebotskalkulation. Die Darstellung mit Hilfe eines konkreten Beispiels soll die mögliche Vorgehensweise in der täglichen Baubetriebspraxis veranschaulichen.134 Für einen Teil der Risiken eines Bauprojekts wird die Bewältigung mittels Claim Management angezeigt sein – entweder in der Durchsetzung entstehender Kosten gegenüber dem Auftraggeber oder in der Abwehr von Ansprüchen, die Nachunternehmer stellen. Bei der Bearbeitung dieser Claims entstehen ebenfalls Kosten, überwiegend als Personal- oder auch Fremdkosten durch die Beschäftigung von Ingenieuren und ggf. Juristen als sog. „Claim Manager“. Es wird daher im Folgenden auch gezeigt, inwieweit diese Kosten in einer Angebotskalkulation berücksichtigt werden können.
Bild 2-85 Risikokalkulation als Teil des Risikomanagementprozesses
134
Zur theoretischen Literatur zum Thema Risikokalkulation vgl. z. B. Drees/Paul (2008), S. 115 und S. 309; Girmscheid/Motzko (2007), S. 287–324 oder Meinen (2004).
2
370
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Von entscheidender Bedeutung für den Projekterfolg ist nach erteiltem Auftrag die Erhaltung der Liquidität im Rahmen des Projektcontrollings während der Bauausführung. Daher soll hier abschließend aufgezeigt werden, wie bedeutsam die nach dem Zeitpunkt ihres wahrscheinlichen Auftretens korrekte Kalkulation der Risikokosten ist.
2
Es ist nicht möglich, an dieser Stelle die Fülle aller möglichen Risikofälle abzubilden, so dass das in Anlehnung an einen tatsächlichen praktischen Fall gewählte Beispiel auch nur einen Ausschnitt darstellt. Dennoch soll es sich als exemplarische Vorlage für zukünftige Kalkulationen eignen. Die Betrachtung des Beispiels erfolgt bewusst aus der baubetrieblichen Perspektive. Juristische Aspekte finden, wo notwendig, Erwähnung, bleiben aber praxisgerecht im Hintergrund, da bei exakter juristischer Risikobewertung die meisten Bauprojekte gar nicht durchgeführt werden dürften. Dieses Kapitel versteht sich als Brücke zwischen wissenschaftlicher Theorie und praktischem Baubetrieb. Es ist als „Bericht“ aus der Praxis konzipiert. 2.11.6.2 Beispiel Ein mittelständischer Bauunternehmer, der auch als Generalunternehmer (GU) am Markt positioniert ist, erhält vom Inhaber eines KFZ-Betriebes Projektunterlagen zu einer geplanten KFZAusstellungshalle. Es sollen die Rohbau- einschließlich der Dach- und Fassadenarbeiten (GUPaket „Tragwerk + Hülle“) als Pauschalpreis angeboten werden. Die sonstigen Ausbauleistungen einschließlich der Gebäude- und Versorgungstechnik (technische Gebäudeausrüstung) und der Erschließungsarbeiten werden gesondert vergeben und sind nicht Gegenstand der Anfrage. Projektunterlagen Folgende Projektunterlagen werden dem Generalunternehmer zur Verfügung gestellt: –
Planunterlagen (je ein Grundriss EG und OG, ein Schnitt A-A, alle Ansichten, Entwässerungsplanung unterhalb der Sohle, jeweils im Maßstab 1:50),
–
funktionale Leistungs- bzw. Baubeschreibung (FLB),
–
als Vertragsbedingungen werden die Regelungen der VOB/B in ihrer aktuellen Form (2009) angeführt,
–
Wärme- und Schallschutznachweis,
–
Terminplan (Gesamtbauzeit neun Monate, davon vier Monate für die angefragten Gewerke).
Die statische Berechnung soll vom beauftragten GU erstellt werden. Das Angebot ist nach Titelsummen zu gliedern. Mit dem Angebot ist ein Zahlungsplan einzureichen. Die Zahlungen sollen jeweils nach Fertigstellung der Gewerke binnen 8 Tagen erfolgen, wobei 5 % als Sicherheit einbehalten werden (§ 17 (6) Nr. 1 VOB/B) und auf ein gemeinsam zu führendes Sperrkonto eingezahlt werden sollen, § 17 (5) VOB/B. Dieser Betrag ist dann als Schlusszahlung gegen Bürgschaft auszahlbar. Auf Nachfrage erfährt der GU, dass es kein Bodengutachten gibt und der Bauherr ungeachtet seiner eventuellen rechtlichen Pflichten nicht beabsichtigt, ein solches Gutachten erstellen zu lassen. Aus früheren Schachtungsmaßnahmen für eine Versorgungsleitung an einer Stelle des Grundstücks sei hinlänglich bekannt, dass der Boden aus tragfähigen gewachsenen Flusssanden bestünde. Das Grundstück liegt innerhalb eines städtischen Gewerbegebietes auf einer leichten Erhöhung. Die Baugrundverhältnisse des nördlich gelegenen Nachbargrundstücks sind dem GU aus einem früheren Bauprojekt bekannt. Westlich liegt ein ehemaliges Kasernenge-
2.11 Kalkulation von Risiken
371
lände. Die von Natoeinheiten während des Kalten Krieges betriebenen Gebäude werden, nach Umbau und Sanierung, als städtisches „New Economy“-Gründerzentrum genutzt. Nachfolgend werden Auszüge aus der Planung und der funktionalen Baubeschreibung vorgestellt.
Bild 2-86 Ansichten KFZ-Ausstellungshalle
2
372
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Funktionale Baubeschreibung (FLB) – Auszug – Planungsleistungen Sämtliche Planungsleistungen werden bauseits geliefert. Ausgenommen sind:
2
-
Erstellen der statischen Berechnungen für nachfolgende Gewerke inkl. sämtlicher notwendiger Prüfungen und Herbeiführen der notwendigen Genehmigungen. Erstellen der Werkplanung inkl. Detailplanung für das Gewerk Fassadenarbeiten. Die Freigabe erfolgt durch den vom Bauherr beauftragten Architekten. Baustelleneinrichtung Alle Leistungen der Baustelleneinrichtung erstrecken sich über den für die Ausführung der Bauarbeiten vorgesehenen Zeitraum. Die Baustelleneinrichtung umfasst den Antransport und Aufbau, die Vorhaltung und den Abtransport aller für die angebotenen Arbeiten erforderlichen Groß- u. Kleingeräte, inkl. der üblichen Baustellensicherung. Weiterhin sind zu liefern und vorzuhalten: -
Baustellentoiletten einschl. Anschluss inkl. Betrieb für eigene Gewerke inkl. Vorhaltung für nachfolgende Fremdgewerke nach Abschluss der eigenen Gewerke. Baustellenanschlüsse für Elektrizität und Wasser für eigene Gewerke inkl. Vorhaltung für nachfolgende Fremdgewerke nach Abschluss der eigenen Gewerke. Der Verbrauch für Wasser und Strom wird nach Abschluss der eigenen Arbeiten ab diesem Zeitpunkt mittels Zählerablesung vom Bauherrn übernommen. Erdarbeiten inkl. Entwässerungskanalarbeiten Das Baugrundstück wird bis O.K. Terrain, wie zu besichtigen, geräumt zur Verfügung gestellt. Im Angebotspreis enthalten sind: -
Abschieben des Oberbodens, Aufnehmen eventueller Hindernisse. Bodenaustausch bis ca. 60 cm Tiefe einschl. Abtransport und Einbau neuer Sandbettung, Herstellen des erforderlichen Planums für Gründungsarbeiten. Beseitigen eventueller Bodenhindernisse inkl. Abtransport und Entsorgung. Fundamentaushub einschl. Wiederverfüllung nach Beendigung der Arbeiten in erforderlichem Umfang. Schottertragschicht, Körnung 0/45 mm, unterhalb der Gründungsflächen, d = ca. 18 cm, Recyclingmaterial. Abtransport überschüssigen Bodenmaterials. Verlegen der Entwässerungsleitungen unterhalb der Sohle inkl. zugehöriger Erdaushubarbeiten. Die Abwasserleitungen werden bis 1 m aus dem Gebäude in der erforderlichen Tiefe herausgeführt. Wasserhaltungsmaßnahmen wie z. B. Abführung von Oberflächenwasser, Grundwasserabsenkungen, Pumpen etc. sind ggf. einzukalkulieren. Erd- und Kanalbaumaßnahmen zum Anschluss der Leitungen an die bestehenden Grundleitungen sind nicht Bestandteil der Ausschreibung. Stahlbeton- und Maurerarbeiten Sämtliche konstruktiven Bauteile werden nach den Erfordernissen der eigenen statischen Berechnungen und der zugehörigen Prüfungen ausgeführt. Im Angebotspreis enthalten sind: -
-
Fundamente und Bodenplatte aus Beton gem. statischem Nachweis, Bodenplatte vorbereitet für Fliesenbelag im Mörtelbett (bauseits). Dämmung unterhalb der Sohlplatte in erforderlicher Stärke gem. Wärmeschutznachweis, aus druckfesten Perimeter-Dämmplatten im Bereich der Böden für Rüttelfliesen (bauseits), sonst Dämmung unterhalb des Estriches (bauseits) in Verbindung mit Fußbodenheizung (bauseits). Fundamenterder gemäß VDE, einschl. aller Anschlussfahnen. Stützen und Wände, in Sichtbetonqualität, sämtliche Kanten gebrochen mit Dreikantleisten. Stahlbetondecke über EG in statisch erforderlicher Stärke, unterseitig Sichtbetonqualität, oberseitig vorbereitet für schwimmenden Estrich auf Trittschalldämmung mit Fußbodenanstrich (bauseits). Sämtliche erforderliche Durchbrüche, Aussparungen, Schlitze, Kernbohrungen usw.
2.11 Kalkulation von Risiken
Perimeterdämmung im Sockelbereich in erforderlicher Stärke gem. Wärmeschutznachweis einschl. bituminöser Abdichtung gegen nicht drückendes Wasser gem. DIN 18 095 T.4. Verblendung des Sockelbereiches aus Klinkerriemchen, Farbton dunkel-anthrazit, Richtfabrikat RÖBEN FARO oder glw., gem. Bemusterung. tragende/nicht tragende und -aussteifende Bauteile im Gebäude aus KS-Mauerwerk in erforderlicher Stärke gem. Statik, Format … Die Konstruktion kann wahlweise als Ortbeton- oder als Fertigteilkonstruktion angeboten werden. Fassadenbauarbeiten
373
-
Sämtliche Bauteile werden nach den Erfordernissen der eigenen statischen Berechnungen und des Wärme- und Schallschutznachweises ausgeführt. Im Angebotspreis enthalten sind: -
Fenster- und Türanlagen aus thermisch getrennten Alu-Profilen, Öffnungsflügel gem. Planung, Fenster z. T. als Dreh- u. Kippbeschlag, verdeckt liegende nicht rostende Einhandbeschläge, dampfdiffusionsdicht zu den begleitenden Bauteilen angeschlossen, Fenster System: Schüco AWS65+ oder gleichwertiger Art, Wärmeschutzverglasung U-Wert 1,1 W/m2K. Fassadensystem aus thermisch getrennten Alu-Fassaden-Profilen, Rahmenmaterialgruppe 2 2,1, Wärmeschutzverglasung U-Wert 1,1 W/m K; System SCHÜCO FW 60+ oder gleichwertig, Oberflächen pulverbeschichtet RAL nach Bemusterung, an der Südseite mit Sonnenschutzverglasung gem. Wärmeschutznachweis mit Gesamtenergiedurchlassgrad (gWert) 0,48. Edelstahl-Türdrücker gem. Bemusterung an Außen- und Innentüren. vertikale Edelstahl-Griffstangen an der Haupteingangs- und Windfangtüranlagen der Ausstellungshalle. PZ-Rosetten, vorgerichtet für bauseits zu liefernde Schließzylinder. Obentürschließer mit Gleitschiene an den Außentüren der Verkaufsbüros und der Windfangtüranlage (Gehflügel), Türtreibriegel an 2-flügeligen Türanlagen. Panikschlösser gem. behördlicher Erfordernis. Außenfensterbänke Aluminium, unterseitig mit Antidröhnplatte versehen, Endkappen, Schiebnähte verdeckt, einbrennlackiert RAL gem. Bemusterung. Sektionaltoranlage, wärmegedämmt, großflächig verglast und elektrisch betrieben, mit Schlupftüranlage, Acrylverglasung, Richtfabrikat HÖRMANN ALR40 oder glw., Steuerung über Druckknopf innen. Fassadenbekleidung des Büro- und Werkstattbereiches aus Stahl-SandwichPaneelelementen, mikroliniert, Dicke gem. Wärmeschutznachweis, Farbton graualuminium RAL 9007 bzw. gem. Bemusterung, horizontal verlegt, Befestigung nicht sichtbar (in den Stößen geschraubt); Eckausbildung über außen aufgesetzte Eckbleche, in regelmäßigen Abständen genietet. Fassadenbekleidung des Eingangsbereiches Ausstellungshalle (Windfang) aus WDVS, Dämmstärke gem. Wärmeschutzberechnung, mit Silikonharzputz, eingefärbt im Vollton gem. Bemusterung, durchgehend innen und außen. Außen liegende elektrische Sonnenschutzanlagen (Lamellen) der Büroräume Ansicht West. Sämtliche Elektroanschlussleistungen bauseits. Dachdecker- und Dachklempnerarbeiten Dacheindichtung/Aufbau des Hallendaches in kompletter Ausführung gem. Wärmeschutznachweis und Detailplanung, bestehend aus: Stahl-Trapezblech auf Tragkonstruktion, unterseitig kunststoffbeschichtet RAL gem. Standard-Farbkarte des Herstellers (i. d. R. weiß RAL 9010, alternativ weißaluminium RAL 9006), gelocht zur besseren Schallabsorption, im Bereich der Werkstatt mit Akustik- Sickenfüller aus Mineralfasermatten. Dampfsperre aus PE-Folie, Nähte und Stöße verschweißt. Dachdämmung aus Polystyrol-Platten oder Mineralfaserplatten, Dicke gem. Wärmeschutznachweis. Dachabdichtung aus PVC-Bahn, PVC-P-NB-V-PW-1,5, in regelmäßigen Bahnen geschweißt und mechanisch in den Stößen befestigt (geschraubt durch Trapezbleche), Bahnendicke 1,5 mm. Die Dichtheit der Konstruktion wird vom GU für 10 Jahre gewährleistet. Dachentwässerung aus Titanzink-Kastenrinnen in erforderlichem Querschnitt mit erforderlichen Fallrohren, Bögen, Rinnenkästen sowie Standrohren aus Druckgussrohren.
2
374
2 Kalkulation im Ingenieurbau
-
Anschluss und Eindichten von Rohrdurchführungen für Abgasleitungen, Sanitärentlüftungen und Abgas-Absauganlage der Werkstattkabine. Sämtliche Elektroanschlussleistungen bauseits. Das Lichtband auf dem Dach inklusive der RWA-Anlage ist nicht Gegenstand dieser Ausschreibung und wird bauseits geliefert und montiert.
2
Der Angebotspreis des Bauunternehmers ist wie folgt zu gliedern: 1. Erd- und Entwässerungskanalarbeiten 2. Stahlbeton- und Maurerarbeiten 3. Fassadenbauarbeiten 4. Dachdecker- und Klempnerarbeiten Summe Angebot netto zzgl. MwSt.
€ € € € €
Die Leistungen für die Planung und die Baustelleneinrichtung sind in die Titelsummen einzukalkulieren.
Bild 2-87 Auszug Funktionale Baubeschreibung
KFZ Ausstellungshalle Terminplan
Monat KW
Mai
Juni
Juli
August
18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35.
Erdarbeiten Stahlbetonarb. Maurerarbeiten Fassadenarbeiten Dacharbeiten
Bild 2-88 Terminplan des Bauherrn (Ausschnitt für angefragte Gewerke)
Erste Maßnahmen des GU Als Sofortmaßnahmen werden unmittelbar nach Eingang der Projektunterlagen und erster Sichtung durch den Abteilungsleiter der Hochbauabteilung des GU folgende Schritte eingeleitet: –
Beauftragung eines Tragwerkplaners mit der Erstellung einer Vorstatik zur Kalkulation als Ortbetonkonstruktion. Mit Lieferung der Vorstatik soll der Tragwerksplaner ein Honorarangebot für die Erstellung der Tragwerksplanung für die Ausführung einreichen.
2.11 Kalkulation von Risiken
–
Beauftragung eines Ingenieurdienstleisters („Quantity Surveyor“) mit der Erstellung von Kalkulationsleistungsverzeichnissen inkl. Mengenermittlung zur Eigenkalkulation (Stahlbeton- und Maurerarbeiten) und Nachunternehmeranfrage (Erd- und Dacharbeiten). Die Wahl eines externen Dienstleisters erfolgt aufgrund eigener unzureichender Kapazitäten (Krankheits- und Urlaubsausfälle) für die Erstellung von Leistungsverzeichnissen inkl. Mengenermittlung innerhalb der Kalkulationsabteilung. Die auf diese Leistung spezialisierten Ingenieurbüros sind in der Regel in der Lage, binnen zwei bis drei Wochen kalkulationsfähige Leistungsverzeichnisse auf Basis von funktionalen Leistungsbeschreibungen zu erstellen.
–
Aufforderung von drei Stahlbetonfertigteilwerken zur Unterbreitung eines Angebots für die Lieferung und Montage des Stahlbetontragwerks als Fertigteillösung. Die (vorläufige) Positionierung und Mengenermittlung soll von den Bietern auf der Grundlage der vorliegenden Planung durchgeführt werden.
–
Aufforderung von drei Fassadenbauunternehmen zur Abgabe eines Pauschalangebots über die Lieferung und Montage der Fassadenkonstruktion inklusive der Verglasung und einschließlich der Werkplanung auf Basis der Architektenplanung und der FLB.
Zur vereinfachten Darstellung werden im Folgenden aus der Vielzahl von Risiken und möglichen Bewältigungsstrategien einige Risiken beispielhaft herausgearbeitet und einer Bewertung unterzogen. 2.11.6.3 Risikoerkennung Die Erkennung möglicher Projektrisiken steht am Beginn des Kalkulationsprozesses. Sie ist für den späteren Erfolg oder Misserfolg des Projekts absolut entscheidend. Daher erfordert der Erkennungsprozess die Einschaltung der erfahrensten Mitarbeiter und der maßgeblichen Entscheidungsträger. Zur Einzelrisikoerkennung werden die Unterlagen durchforstet. Hierbei ist folgende Vorgehensweise empfehlenswert: –
Zunächst beschäftigt sich ein Experte (Kalkulator, Bauleiter etc.) mit den Projektunterlagen und trägt spontan die erkannten Risiken zusammen (so genanntes Pondering, englisch für „grübeln“).
–
Anschließend bietet sich ein Meeting ausgesuchter Mitarbeiter an. Die Teilnehmer erhalten zuvor Gelegenheit, die Projektunterlagen zu sichten. Im Rahmen des Meetings wird ein Brainstorming durchgeführt. Die Gesprächsrunde sollte maximal eine halbe Stunde dauern, da längere Sitzungen uneffektiv werden. Die Zusammensetzung der Risikopunkte wird erfahrungsgemäß sehr heterogen sein (zum einen übergreifende, globale Projektrisiken und zum anderen konkrete technische Risiken der Ausführung). Das liegt im Wesen der Brainstorming-Methode begründet. Aber gerade diese Methodik verspricht aufgrund ihres spontanen Charakters eine besonders hohe Effektivität.
Die Teilnehmer des Brainstorming im vorliegenden Beispiel waren: Der technische Geschäftsführer, der kaufmännische Geschäftsführer, der Abteilungsleiter Hochbau, der zukünftige Bauleiter, der Kalkulator sowie als externe Experten der Tragwerksplaner, der Quantity Surveyor und der juristische Berater des Unternehmens. Als Ergebnis wurden folgende Risiken erkannt: –
Formulierungen in der FLB („Bodenhindernisse“) unscharf, Weigerung der Baugrundaufklärung seitens des Bauherrn! Baugrundrisiko daher eindeutig beim Bauherrn!
–
Baugrundrisiko berücksichtigen, Nachtrag ggf. möglich, aber ohne Streit unwahrscheinlich. Streitvermeidung!
375
2
376
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
–
Soziale Qualität der Kontakte zum Bauherrn?
–
Wie agiert der Wettbewerb?
–
Ist ein Zahlungsplan vorgesehen? Einflussmöglichkeit?
–
Bauseitige Planung ausreichend für Werkplanung Fassade?
–
Werkplanfreigabe durch bauseitigen Architekten! Terminprobleme?
–
Fachplanung Fassade, Kompetenz, Schnittstellen.
–
Vorfinanzierungsbedarf?
–
Fertigteillösung ggf. zu teuer wegen geringen Bauvolumens!
–
Fertigteillösung zu wenig zeitlicher Vorlauf, aufwendige Umplanung!
–
Gewährleistung 10 Jahre für das Dach!
–
Gefahr des (Teil-)Untergangs der Bauleistung vor Abnahme (soziales Umfeld der Baustellenregion?)!
–
Baufeldzustand, Hindernisse?
–
Grundwasser?
–
Betongüte aus Vorstatik könnte gemäß Prüfung angehoben werden!
–
Zulässige Bodenpressung prüfen!
–
Fundamentschalung notwendig oder Boden standfest?
–
Vorhaltekosten der Baustelleneinrichtung über eigene Nutzung hinaus abgrenzen?
–
Anzahl Durchbrüche, Schlitze und Kernbohrungen (für TGA etc.) unklar!
–
Betonstahlmengen laut Vorstatik ausreichend? Welcher Prüfingenieur führt die Prüfung und Abnahme der Bewehrung durch?
–
Falls doch „drückendes Wasser“ (Grundwasser) vorhanden, reicht Sockelabdichtung gem. FLB nicht aus!
–
Erfüllt das gewählte Fassadensystem die Anforderungen hinsichtlich Sonnenschutz?
–
RWA-Anlage bauseits! Anschlüsse, Kabelkanäle etc. vorbereiten? Möglicher Nachtrag! Kosten?
–
Fehlende Bemessung Dachentwässerung!
Für das weitere Vorgehen bei der systematischen Risikoerkennung empfiehlt sich der Einsatz von Checklisten. Im vorliegenden Praxisbeispiel wurden die beim Pondering und Brainstorming gefundenen Risikoquellen nach Projektrisikosegmenten geordnet in die Checkliste übertragen. Anschließend fand eine nochmalige Überarbeitung und Ergänzung der Aufstellung statt. Als Ergebnis ergab sich folgende Risikocheckliste: -
Projektrisikosegment vorvertragliche Risiken 9 Wettbewerbssituation? 9 Kontakt zum Auftraggeber?
-
Projektrisikosegment Partner (bei BIEGEn/ARGEn) 9 Keine Risiken, da kein Partner.
-
Projektrisikosegment Auftraggeber
2.11 Kalkulation von Risiken
377
9 Grundstückszugang/-verhältnisse? 9 Baugrundrisiko? 9 Vertrag: Vorhaltekosten BE? -
Projektrisikosegment Planung 9 Qualität der bauseitigen Planung? 9 Planfreigabe durch bauseitigen Architekten (Fassade)! 9 Planschnittstellen Tragwerk/Dach/Fassade! 9 Bemessung Dachentwässerung?
-
Projektrisikosegment Ausführung 9 Grundwasser, Wasserhaltung? 9 Sockelabdichtung? 9 Betonfertigteillösung: Kosten und Termin? 9 10 Jahre Gewährleistungsverlangen Dach! 9 Beschädigungsrisiko Bauleistung vor Abnahme! 9 Betongüte und Betonstahlmengen gem. Vorstatik ausreichend? Prüfingenieur? 9 Sichtbetonqualität einhalten! 9 Zulässige Bodenpressung? 9 Streifenfundamentschalung notwendig? 9 Anzahl Durchbrüche, Schlitze, Kernbohrungen (für TGA etc.)? 9 Sonnenschutz Fassade ausreichend? 9 RWA-Lichtband bauseits! Anschlüsse und Kabelkanäle? 9 Mängelbeseitigungs- und Gewährleistungskosten!
-
Projektrisikosegment Beschaffung 9 Fachliche Eignung Nachunternehmer? 9 Ausfallrisiko Nachunternehmer! 9 Abwehr von NU-Nachträgen?
-
Projektrisikosegment Finanzierung. 9 Zahlungsplan: Einflussmöglichkeit? 9 Vorfinanzierung?
-
Projektrisikosegment Management 9 Erfahrung Bauleiter und Polier? 9 Teamfähigkeit?
-
Projektrisikosegment Extern 9 Behördliche Genehmigungen?
2.11.6.4 Risikoanalyse Im Anschluss an die Risikoerkennung folgt die Risikoanalyse. Die vorvertraglichen Risiken „Wettbewerbssituation“ und „Kontakt zum Auftraggeber“ werden gesondert analysiert. Es ist Aufgabe der Geschäftsführung, die grundsätzlichen Chancen der Angebotsbearbeitung auszuloten. Hierzu sind Erkundigungen am Markt einzuholen, um Anzahl und Güte der Mitbewerber festzustellen. Ob der Kontakt zum Auftraggeber die gewünschte Qualität hat, ist ebenfalls von der Geschäftsführung zu beurteilen. Im vorliegenden Beispiel haben die Recherchen ergeben,
2
378
2 Kalkulation im Ingenieurbau
dass es für das vorliegende Projekt offensichtlich nur zwei weitere Mitbewerber gibt. Die sozialen Kontakte zum Auftraggeber werden zudem als sehr gut eingestuft, sodass der Angebotsbearbeitung aus marktrelevanter Sicht nichts im Wege steht. Daher entscheidet sich die Geschäftsführung für den Fortgang der Angebotsbearbeitung.
2
Vor der weiteren Analyse werden die Überlegungen, für die Tragkonstruktion eine Betonfertigteillösung zu wählen, aus Kosten- und Zeitgründen verworfen. Der Abteilungsleiter Hochbau zieht daraufhin die bereits versandten Anfragen an die drei Stahlbetonfertigteilwerke zurück. Im Folgenden wird eine einfache, praxisnahe Methode zur Risikobewertung vorgestellt. Die Grundlagen dieser Bewertung beruhen dabei auf individuellen Annahmen und Erfahrungswerten. Im Rahmen einer qualitativen Risikoanalyse wird das Risikoprodukt (RP) als Erwartungswert aus Eintrittswahrscheinlichkeit (Risikofaktor Wahrscheinlichkeit, RW) und Schadensausmaß (Risikofaktor Schadensumfang, RS) ermittelt: RP = RW×RS Für die Unterteilung der beiden Risikofaktoren wird eine fünfstufige Skala empfohlen (vgl. Tabelle 2.127). Diese erscheint genau genug, um einzelne Risiken vorab zu bewerten und grob genug, um den Bewertungsaufwand in Grenzen zu halten. Die Definition des Schadensumfangs ist projektweise unterschiedlich. Bei einer zu erwartenden Angebotssumme von z. B. 500.000 EUR ist ein möglicher Schaden von 100.000 EUR deutlich höher zu bewerten als bei einer zehnmal so hohen Angebotssumme. Tabelle 2.127 Definition der Risikofaktoren Risikofaktor
Eintrittswahrscheinlichkeit
Schadensausmaß
1
unwahrscheinlich
sehr geringer Schaden
2
geringe Wahrscheinlichkeit
geringer Schaden
3
durchschnittliche Wahrscheinlichkeit
durchschnittlicher Schaden
4
erhöhte Wahrscheinlichkeit
erhöhter Schaden
5
große Wahrscheinlichkeit
hoher Schaden
Im nächsten Schritt werden den identifizierten Risiken die entsprechenden Risikofaktoren zugeordnet. Es ist ratsam, diese Zuordnung von mindestens drei der am Kalkulationsprozess Beteiligten vornehmen zu lassen und den arithmetischen Mittelwert je Risiko aus den Einschätzungen zu bilden. Im Beispiel waren der Abteilungsleiter Hochbau, der Kalkulator und der zukünftige Bauleiter involviert. Jeder hat je Risiko je einen Faktor für die Eintrittswahrscheinlichkeit „RW“ und für die zu erwartende Schadenshöhe „RS“ gewählt. Mit den arithmetisch aufgerundeten Mittelwerten wurde dann das Risikoprodukt „RP“ ermittelt (vgl. Tabelle 2.128).
2.11 Kalkulation von Risiken
379
Tabelle 2.128 Ermittlung des Risikoproduktes am Beispiel Risiko Nr. Risiko
RW
RS
RP
R1
Grundstückszugang (bekannt, ohne Einschränkung)
1
1
1
R2
Baugrundrisiko (Bodenverhältnisse teilweise bekannt, Streitvermeidung)
2
4
8
R3
Vorhaltekosten Baustelleneinrichtung länger als 4 Monate
3
2
6
R4
eingeschränkte Qualität der bauseitigen Planung
4
4
16
R5
verzögerte Fassadenplanfreigabe durch Architekt
4
4
16
R6
Probleme Planschnittstellen Tragwerk/Dach/Fassade
5
3
15
R7
fehlende Bemessung Dachentwässerung
5
2
10
R8
Grundwasser: Wasserhaltung nötig; Gelände bekannt: Anhöhe
1
4
4
R9
zusätzliche Sockelabdichtung
1
2
2
R10
10 Jahre Gewährleistung Dach (Eintritt Gewährleistungsfall)
4
4
16
R11
größere Beschädigungen am Bauwerk vor Abnahme (Gewerbegebiet: wenig Vandalismus)
1
5
5
R12
Betongüte, Betonstahlmengen ausreichend
3
3
9
R13
Sichtbetonqualität nicht eingehalten (erfahrene Betonbaukolonne)
2
3
6
R14
zulässige Bodenpressung nicht ausreichend
2
5
10
R15
Streifenfundamentschalung nötig
3
2
6
R16
Schlitze, Kernbohrungen, Durchbrüche
5
2
10
R17
Sonnenschutz Fassade Nachtrag (Bieter Fassade bestätigt telefonisch mögliche Probleme)
5
4
20
R18
RWA bauseits, Anschlüsse vorbereiten
5
2
10
R19
Mängel- und Gewährleistungskosten
2
2
4
R20
fachliche Eignung Bieter unzureichend
2
5
10
R21
Ausfall Nachunternehmer
2
5
10
R22
Nachträge durch Nachunternehmer
2
3
6
R23
Zahlungsplan erstellen, durchsetzen
1
3
3
R24
Vorfinanzierung sicherstellen
4
3
12
R25
Erfahrung Bauleiter und Polier
1
4
4
R26
Teamfähigkeit Bauleiter und Polier
1
4
4
R27
fehlende behördliche Genehmigungen
2
3
6
Das Risikoprodukt dient zunächst lediglich der Beurteilung des Handlungsbedarfs. Es unterscheidet nicht zwischen Risiken mit geringer Wahrscheinlichkeit und hohen Kosten und Risiken mit hoher Wahrscheinlichkeit und geringen Kosten. Für die Wahl der Bewältigungsstrategie ist diese Unterscheidung jedoch erforderlich. Dazu ist die Eintragung der einzelnen Erwartungswerte in eine Portfolio-Matrix notwendig (vgl. Bild 2-89).
2
380
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2
Bild 2-89 Portfolio-Matrix der Risiken
Mit Hilfe der graustufigen Gruppierung lässt sich erkennen, welche Risiken besonderer Aufmerksamkeit bedürfen und welche Risiken als eher gering einzustufen sind. Als Schwellenwert wurde im Beispiel ein RP > 2 festgelegt. Risiken mit einem höheren RP müssen also während der Kalkulation auf jeden Fall Berücksichtigung finden. Es gilt: –
weiß = unterhalb des Schwellenwertes, eventuell beachten, ggf. pauschale Rückstellung kalkulieren,
–
hellgrau = oberhalb des Schwellenwertes, beachten und Bewältigungsstrategie zuführen,
–
grau = unbedingt beachten und Bewältigungsstrategie zuführen,
–
dunkelgrau = unbedingt beachten, möglicherweise nicht beherrschbar.
Die Lage des einzelnen Risikos in der Portfolio-Matrix gibt auch schon Hinweise auf mögliche Bewältigungsstrategien. So sind z. B. Risiken mit geringer Wahrscheinlichkeit und hoher Schadenerwartung (schraffierte Flächen) möglicherweise über eine Versicherung abzudecken. Risiken im dunkelgrauen Bereich sind bei Fehlen einer überzeugenden Bewältigungsstrategie sogenannte „K.o.“-Risiken, sie führen also zur Einstellung der Kalkulationsbemühungen. Die Festlegung des Schwellenwertes (Übergang weiß – hellgrau) und der anderen Übergänge ist individuell. Allerdings sollte der Schwellenwert nicht zu hoch angesetzt werden. 2.11.6.5 Risikokategorisierung Auf Basis der zuvor gefundenen Risikoparameter erfolgt die Kategorisierung der einzelnen Risiken nach deren Bewältigungsstrategien. Die Kategorien sind wie ein mehrstufiges Sieb mit zunehmender Maschenenge untereinander angeordnet. Die oberen beiden „Siebe“ bilden die Kategoriegruppe der übertragbaren Risiken, „externe Bewältigung“, die nächsten beiden „Sie-
2.11 Kalkulation von Risiken
be“ die Gruppe der Risiken mit „interner Bewältigungsstrategie“. Erst wenn ein Risiko während des Prüfprozesses von den oberen vier „Siebstufen“ nicht aufgefangen werden konnte, führt es zum Abbruch der Angebotsbearbeitung. Diese sogenannten K.o.-Risiken (Gruppe „ohne Bewältigung“) werden regelmäßig Risiken mit einem hohen Risikoprodukt (dunkelgraue Zone in Bild 2-90) sein.
Bild 2-90 Risikokategorisierung nach Bewältigungsstrategie
Nachfolgend werden die Kategorien näher erläutert. 1. Kategorie: Gruppe externe Bewältigung –
verhandelbar: In diese Unterkategorie werden sämtliche Risiken gewählt, die mittels vorvertraglichen Verhandlungen mit dem zukünftigen Auftraggeber oder vertraglichen Einoder Ausschlüssen im Rahmen der Angebotsbearbeitung minimiert oder eliminiert werden können. Wenn dies nicht in zufriedenstellendem Maße gelingt, durchlaufen diese Risiken den weiteren Prüfprozess (vgl. Bild 2-90).
–
versicherbar: In diese Unterkategorie fallen sämtliche Risiken, für die sich eine geeignete Versicherung findet. Dies sind insbesondere Haftpflichtversicherungen, Sachversicherungen, wie Bauleistungs- und Baugeräteversicherungen und Baugewährleistungsversicherungen.
2. Kategorie: Gruppe interne Bewältigung –
steuerbar: In diese Unterkategorie werden diejenigen Risiken genommen, die durch geeignete Maßnahmen intern zu lösen sind. Diese Maßnahmen sind z. B. die richtige Auswahl des Baustellenmanagement-Teams, die richtige Auswahl geeigneter Nachunternehmen oder die vertragliche Gestaltung zur Übertragung von Risiken auf die Nachunternehmer.
–
kalkulierbar: Hier werden die Risiken einsortiert, für die keine der zuvor genannten Kategorien in Frage kommen. Diese Risiken verbleiben im unmittelbaren Verantwortungsbereich des anbietenden Unternehmers und müssen im Rahmen der Angebotskalkulation berücksichtigt werden.
381
2
382
2 Kalkulation im Ingenieurbau
3. Kategorie: Gruppe ohne Bewältigung: Erst wenn sämtliche, zuvor aufgeführte Kategorien keine Bewältigungsstrategie eröffnen, stellt sich die Frage des Abbruchs der Angebotsbearbeitung. Verbleibt ein Risiko in dieser Kategorie und ist es deutlich oberhalb des gewählten Schwellenwertes, muss zwingend der Abbruch der Bearbeitung erfolgen.
2
Bild 2-91 Prüfprozess Bewältigungsstrategie
Werden für einzelne Risiken mehrere Bewältigungsstrategien optional erkannt, ist innerhalb der Expertenrunde die geeignetste Strategie zu wählen. Den Abschluss der Risikokategorisierung bildet die tabellarische Auflistung der erkannten Risiken gemäß der jeweils zu wählenden Bewältigungsstrategie. Im vorliegenden Beispiel ergab die Risikokategorisierung für die erkannten Risiken folgende Bewältigungsstrategien (vgl. Tabelle 2.129):
2.11 Kalkulation von Risiken
383
Tabelle 2.129 Gewählte Bewältigungsstrategien für Beispiel Risiko Nr. Risiko
RP
Bewältigungsstrategie
R1
Grundstückszugang (bekannt, ohne Einschränkung)
1
Vernachlässigen
R2
Baugrundrisiko (Bodenverhältnisse teilweise bekannt, Streitvermeidung)
8
Kalkulieren
R3
Vorhaltekosten Baustelleneinrichtung länger als 4 Monate
6
Kalkulieren mit Zeitbeschränkung
R4
eingeschränkte Qualität der bauseitigen Planung
16
Verhandeln
R5
verzögerte Fassadenplanfreigabe durch Architekt
16
Verhandeln
R6
Probleme Planschnittstellen Tragwerk/Dach/Fassade
15
Steuern
R7
fehlende Bemessung Dachentwässerung
10
Steuern über NU
R8
Grundwasser: Wasserhaltung nötig; Gelände bekannt: Anhöhe
4
Kalkulieren (Rückstellung)
R9
zusätzliche Sockelabdichtung
2
Vernachlässigen
R10
10 Jahre Gewährleistung Dach (Eintritt Gewährleistungsfall)
16
Steuern über NU
R11
größere Beschädigungen am Bauwerk vor Abnahme (Gewerbegebiet: wenig Vandalismus)
5
Versichern
R12
Betongüte, Betonstahlmengen ausreichend
9
Kalkulieren
R13
Sichtbetonqualität nicht eingehalten
6
Kalkulieren
R14
zulässige Bodenpressung nicht ausreichend
10
Steuern und Kalkulieren
R15
Streifenfundamentschalung nötig
6
Kalkulieren
R16
Schlitze, Kernbohrungen, Durchbrüche
10
Kalkulieren
R17
Sonnenschutz Fassade Nachtrag (Bieter Fassade bestätigt telefonisch mögliche Probleme)
20
Verhandeln, geschuldete Leistung definieren
R18
RWA bauseits, Anschlüsse vorbereiten
10
Kalkulieren
R19
Mängel- und Gewährleistungskosten
4
Kalkulieren
R20
fachliche Eignung Bieter unzureichend
10
Steuern
R21
Ausfall Nachunternehmer
10
Steuern
R22
Nachträge durch Nachunternehmer
6
Steuern und Kalkulieren
R23
Zahlungsplan erstellen, durchsetzen
3
Verhandeln
R24
Vorfinanzierung sicherstellen
12
Steuern
R25
Erfahrung Bauleiter und Polier
4
Steuern
R26
Teamfähigkeit Bauleiter und Polier
4
Steuern
R27
fehlende behördliche Genehmigungen
6
Steuern
Für den weiteren Angebotskalkulationsprozess werden die Risiken in die Gruppe „Risikokalkulation“ und „Sonstige Risiken“ getrennt. Erstere werden versichert oder vor dem Hintergrund konkreter Kostenerwartungen einkalkuliert (vgl. Kapitel 2.11.6.7). Letztere werden mithilfe von Verhandlungen und Managementlösungen soweit eingegrenzt, dass durch sie keine Kosten mehr zu erwarten sind (vgl. Kapitel 2.11.6.6). Vernachlässigbare Risiken (z. B. Risiko Nr. 1) werden nicht weiter betrachtet. Vor diesem Hintergrund lassen sich die erkannten Risiken wie folgt gruppieren (vgl. Tabelle 2.130).
2
384
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Tabelle 2.130 Risikogruppierung nach Bewältigungsstrategien
2
Gruppierung
Risikokalkulation
sonstige Risiken
externe Bewältigung
versicherbar
verhandelbar
interne Bewältigung
kalkulierbar
steuerbar
2.11.6.6 Sonstige Risiken Idealerweise sollten sämtliche Risiken vor der Abgabe eines verbindlichen Angebots eingegrenzt und gelöst sein. In der Praxis wird dies kaum gelingen. Zahlreiche Risiken, z. B. solche, die mit Beteiligung des auftraggeberseitigen Architekten gelöst werden müssen, können oft erst nach Auftragserteilung angefasst werden. Dennoch ist es unbedingt notwendig, sich diese Risiken vor Angebotsabgabe bewusst zu machen. Sonstige Risiken mit externer Bewältigungsstrategie sollen durch Verhandlungslösungen minimiert werden. So ist beispielsweise im Rahmen der Vertragsverhandlungen die Qualität der Planung zu definieren (Wie tief wird geplant?, Welche Details werden dargestellt? usw., siehe Risiko Nr. 4). Für notwendige Planfreigaben (im Beispiel: Fassade, siehe Risiko Nr. 5) können Terminabläufe vereinbart werden. Kommt es dann zu Verzögerungen, entsteht dem Unternehmer ein Anspruch aus Terminverzug etc. Kritiker werden an dieser Stelle einwenden, dass sich gewisse Umstände, wie z. B. eine mindere Planungsqualität, nicht „wegverhandeln“ lassen. Diesem Einwand ist entgegenzuhalten, dass es dann nur zwei Möglichkeiten für die weitere Bearbeitung gibt. Entweder man akzeptiert die Planungsqualität und lebt dann mit den nicht mehr kalkulierbaren Risiken, die aus unvollständigen und falschen Plänen entstehen, oder man unterlässt die Angebotsbearbeitung gänzlich. Der unscharfen Formulierung der Anfrage, dass bestimmte Elemente der Baustelleneinrichtung über die eigene Bauzeit vorzuhalten sind, wird im vorliegenden Fall mit einer kalkulatorischen Begrenzung auf die angegebene Restbauzeit von fünf Monaten und der Aufnahme einer entsprechenden Ausschlussklausel im Angebot begegnet und somit zur Verhandlung gestellt. Für den erkannten unzureichenden Sonnenschutz im Bereich der Südfassade (siehe Risiko Nr. 17) gibt es mehrere Lösungsmöglichkeiten. Entweder der GU spekuliert auf einen möglichen Nachtrag und unterlässt es, den Bauherrn auf den erkannten Mangel hinzuweisen. Dies kann wirtschaftlich erfolgreich sein. Damit sind aber rechtliche Risiken verbunden, da der GU bereits in der Angebotsphase eine Hinweis- und Aufklärungspflicht hat. Für regional agierende mittelständische Unternehmen ist es zudem reputationsschädlich, Auftraggeber derart „auflaufen“ zu lassen. Im vorliegenden Fall entscheidet sich der Geschäftsführer gemeinsam mit dem Abteilungsleiter Hochbau im Rahmen der späteren Vertragsverhandlungen zu einem Aufklärungsgespräch mit Bauherr und Architekt – mit dem Ziel, die geschuldete Leistung zu definieren und einzugrenzen. Mangels vorliegendem Zahlungsplan wird im vorliegenden Beispiel mit dem Angebot auch ein auf den Baufortschritt abgestimmter Zahlungsplan eingereicht und damit zur Verhandlung gestellt (siehe Risiko Nr. 23). Die erkannten sonstigen Risiken mit interner Bewältigungsstrategie (hierzu gehören auch die Risiken, die durch die Leistungsvergabe an Nachunternehmer entstehen) werden managementbasierten Lösungen zugeführt und damit gesteuert. Zu diesen Risiken gehört beispielsweise die Festlegung der Planschnittstellen für die Teilgewerke (siehe Risiko Nr. 6). Zur Steuerung dieses Risikos empfiehlt es sich, sämtliche Planer (unabhängig von deren vertraglicher Bindung)
2.11 Kalkulation von Risiken
385
einzubeziehen – im vorliegenden Beispiel Architekt, Fassadenplaner (hier vom Nachunternehmer) sowie Tragwerksplaner. Dieses Schnittstellenrisiko ist ein typischer Fall für eine Bewältigung nach Auftragserteilung. Die fehlende Bemessung der Dachentwässerung (siehe Risiko Nr. 7) und die vom Bauherrn verlangten zehn Jahre Gewährleistung auf die Dachhaut (siehe Risiko Nr. 10) werden an den noch zu beauftragenden Nachunternehmer weitergereicht. Fragestellungen nach der fachlichen Eignung (siehe Risiko Nr. 20) und der Bonität der Nachunternehmer (siehe Risiko Nr. 21) lassen sich durch den Einzug von Erkundigungen und die Vorlage von Referenzen klären. Die Behandlung von möglichen Nachträgen von Nachunternehmern (siehe Risiko Nr. 22) kann zum einen gesteuert werden. Beispielsweise werden berechtigte Nachträge im Rahmen der Bauleitung kalkulatorisch beaufschlagt und an den Bauherrn weitergereicht. Zum anderen ist auch eine kalkulatorische Berücksichtigung angebracht, da die Abwehr von unberechtigten Ansprüchen mitunter erhebliche Kosten verursacht (z. B. durch den Einsatz externer juristischer Berater). Die richtige Auswahl der Baustellenmannschaft (siehe Risiken Nr. 25 und Nr. 26) ist ein weiteres Element der Risikosteuerung. Erfahrung und Teamfähigkeit von Bauleiter und Polier stellen in diesem Zusammenhang erhebliche Erfolgsfaktoren dar. Im vorliegenden Beispiel wird ein eingespieltes Team für den Fall der Auftragserteilung gewählt. Die Sicherstellung behördlicher Genehmigungen (siehe Risiko Nr. 27) obliegt dann beispielsweise auch dem Baustellenteam und darf daher ebenfalls als steuerbares Risiko angesehen werden. In Abhängigkeit von der Eigenkapitaldecke und der allgemeinen Liquidität ist die Vorfinanzierung der Baumaßnahme zu planen (siehe Risiko Nr. 24). Idealerweise deckt sich der zu verhandelnde Zahlungsplan mit den auflaufenden Kosten, insbesondere mit möglicherweise auftretenden Kosten aus realisierten Risiken. Unabhängig vom Zahlungsplan ist die Sicherstellung einer ausreichenden Liquidität zur Finanzierung von Löhnen und Gehältern sowie Nachunternehmerleistungen usw. eine zentrale Aufgabe der kaufmännischen Geschäftsführung. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass für das vorliegende Beispiel die Bewältigung der sonstigen Risiken als gesichert gelten kann. 2.11.6.7 Risikokalkulation Zur kalkulativen Erfassung der Risiken gibt es zwei Möglichkeiten: –
positionsergänzende Risikokalkulation: Sie berücksichtigt die konkreten technischen Risiken einer Leistungsposition als Zulage zur jeweiligen Position. So kann das Risiko exakt am möglichen Entstehungsort und zum möglichen Entstehungszeitpunkt (eine zeitnahe Abrechnung vorausgesetzt) erfasst werden. Diese Vorgehensweise eignet sich für den Einheitspreisvertrag, da hier die zusätzliche Bildung von Risikovorsorgepositionen innerhalb der Gewerke aufgrund des vorgegebenen Leistungsverzeichnisses nicht möglich ist.
–
titel- bzw. gewerkeweise Risikokalkulation: Sie betrachtet die jeweiligen gewerkespezifischen Risiken ebenfalls ausführungsnah. Für die Abrechnung auf Basis von Pauschalverträgen, denen in der Regel Abschlagszahlungsvereinbarungen gemäß Baufortschritt zugrunde liegen, ist diese Betrachtung regelmäßig ausreichend.
Sowohl bei Einheitspreis- als auch bei Pauschalverträgen sollten dann zusätzlich allgemeine Risiken kalkuliert werden, deren Zeitpunkt und Ort nicht exakt vorherbestimmbar sind. Diese Risikokosten werden gemeinsam mit den anderen Zuschlägen auf die Herstellkosten umgelegt.
2
386
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Im Beispiel bildet das zwischenzeitlich vom Quantity Surveyor (QS) erstellte Kalkulationsleistungsverzeichnis (Kalk.-LV) die Grundlage für die Durchführung der Risikokalkulation. Durch die Einbindung des QS in den Prozess der Risikoerkennung und -analyse war er in der Lage, entsprechende Positionen für die kalkulierbaren Risiken einzufügen. Das Kalkulationsschema des GU folgt folgender Gliederung: 1.
Eigenleistung (inkl. positions-/gewerkeweiser Risikokalkulation)
2.
Fremdleistungen (inkl. positions-/gewerkeweiser Risikokalkulation)
Stahlbeton- und Maurerarbeiten Erd- und Entwässerungskanalarbeiten Fassadenarbeiten Dachdecker- und Dachklempnerarbeiten 3.
Gemeinkosten der Baustelle Baustelleneinrichtung Gehälter und Hilfslöhne
4.
Planungsleistungen Statische Berechnung Leistungsverzeichnisse inkl. Mengen
5.
Risikokalkulation Allg. kalkulierbare Risiken Versicherbare Risiken
6.
Allgemeine Geschäftskosten
7.
Wagnis und Gewinn
=
Angebotssumme netto
Das Kalk.-LV wird als GAEB-Datei vom QS an den GU übergeben und in die Kalkulationssoftware eingespielt. Unmittelbar nach Vorlage des LV werden drei Dachdecker- und Erdbauunternehmen um Angebotsabgabe gebeten. Das Gewerk Fassadenarbeiten wird pauschal von drei Fassadenunternehmen angeboten und entsprechend als Titelsumme vorgehalten. In der folgenden, stark vereinfachten Darstellung sind nur einige der zahlreichen Grundpositionen (G) und die relevanten Risikopositionen (R) dargestellt, daher ist die Positionierung nicht fortlaufend. In der Praxis wäre ein Leistungsverzeichnis selbstverständlich sehr viel umfangreicher und enthielte weitere zusätzliche Bedarfspositionen. Die Ziffer hinter dem „R“ gibt den Bezug zu den im Risikomanagementprozess erkannten kalkulierbaren Risiken gemäß Tabelle 2.128 an.
2.11 Kalkulation von Risiken
387
Tabelle 2.131 Leistungsverzeichnis gemäß Kalkulationsgliederung Neubau einer KFZ-Ausstellungshalle Leistungsverzeichnis Pos.
Menge
Einh. Art
1.
Text Eigenleistungen
1.1.
Stahlbeton- und Maurerarbeiten (Auszug ohne Maurer)
1.1.01.
52,000
m
2
G
1.1.02.
509,000 m
2
G
Sauberkeitsschicht, C 10/12, d = 5 cm
1.1.04.
98,000
m
3
G
Stahlbetonsohle, C 20/25, d = 18 cm, liefern/einbringen
1.1.05.
98,000
m
3
R12
Zulage zu Pos. 1.1.04. für C 30/37 inkl. Güteüberwachung
1.1.07.
33,000
m
3
G
Stb.-Streifen-/Einzelfundamente, C25/30, gegen Erdreich
1.1.08.
33,000
m
3
R12
Zulage zu Pos. 1.1.07. für C 30/37 inkl. Güteüberwachung
1.1.09.
180,000 m
2
R15
Fundamentschalung liefern und einbauen
1.1.11.
19,000
m
2
G
Schalung, Plattenränder, Bodenplatte
1.1.12.
140,000 m
2
G
Schalung, Einzel- und Streifenfundamente
1.1.13.
70,000
m
2
G
Dämmung im Erdreich, PS-Platten, WLG-035, d = 60 mm
1.1.14.
18,000
m
2
G
Fassadendämmung Sockel, PS-Platten, WLG 035, d = 80 mm
1.1.15.
105,000 m
2
G
Abdichtung gegen Bodenfeuchtigkeit, vertikal, Fundamente etc.
1.1.16.
115,000 lfdm
1.1.18.
7,500
m
1.1.19.
7,500
Dämmung Bodenplatte, PS-Platte, WLG 035, d = 100 mm
G
Fundamenterder, Flachstahl 30 x 3,5 mm, feuerverzinkt, umlaufend
3
G
Stützen, C 20/25, Stb., 30/30 cm
m
3
R12
Zulage zu Pos. 1.1.18. für C 30/37 inkl. Güteüberwachung
1.1.20.
128,000 m
2
G
Filigrandecken C 20/25, mit Aufbeton, d = 16 cm, über EG
1.1.21.
20,500
m
3
R12
Zulage zu Pos. 1.1.20. für C 30/37 inkl. Güteüberwachung
1.1.22.
10,000
m
2
G
Schalung, Sichtbeton, Stützen, 30/30 cm, h = max. ca. 4,0 m
1.1.23.
10,000
m
2
R13
Rückstellung Pos. 1.1.22., mindere Sichtbetonqualität
1.1.24.
12,000
m
2
G
Schalung, Sichtbeton, Plattenränder Galerie, h = 16 cm
1.1.25.
12,000
m
2
R13
Rückstellung Pos. 1.1.24., mindere Sichtbetonqualität
1.1.26.
9,000
t
G
Betonmattenstahl 500 M, in Tragkonstruktion
1.1.27.
1,000
psch
R12
Zulage zusätzliche Betonstahlmatten 500 M gemäß Prüfer
1.1.28.
1,500
t
G
Betonstabstahl 500 S in Tragkonstruktion
1.1.29.
1,000
psch
R12
Zulage zusätzlicher Betonstabstahl 500 S gemäß Prüfer
1.1.31.
1,000
psch
R16
Kernbohrungen, 101-150 mm, d = bis 180 mm
2.
Fremdleistungen
2.1.
Erd- und Entwässerungskanalarbeiten
2.1.01.
715,000 m
2
G
Grasnarbe aufnehmen und abfahren
2.1.02.
429,000 m
3
G
Obere Bodenschicht abtragen und abfahren, i. M. 60 cm
2.1.03.
55,000
2.1.04.
286,000 m
2.1.05.
m
G
Entwässerungsleitungen inkl. Formstücke DN 100 inkl. Erdarbeiten
3
G
Füllsandeinbau, d = ca. 40 cm, einschl. Verdichten, als Bodenersatz
600,000 m
2
G
Sandplanum herstellen, im Bereich des Gebäudes
2.1.06.
600,000 m
2
G
Schottertragschicht, Körnung 0/45, d = 18 cm
2.1.07.
33,000
3
G
Fundamentaushub, Bkl. 3–5, abfahren
m
2.1.08.
2,000
Stck
R14
Bodenpressung: Lastplattendruckversuche
2.1.09.
1,000
psch
R2
Risikovorsorge Ausbau und Abtransport Bodenhindernisse
2.2.01.
1,000
psch
G
Fassade gem. FLB und Planung lief. und mont. inkl. Werkplanung
2.2.02.
1,000
psch
R22
Risikovorsorge Nachtrag Sonnenschutz
2.2.
Fassadenarbeiten
2
388
2 Kalkulation im Ingenieurbau Neubau einer KFZ-Ausstellungshalle Leistungsverzeichnis Pos.
2
Menge
Einh. Art
2.3.01.
50,000
m
2
G
2.3.03.
706,000 m
2
G
Dampfsperrschicht, PE- Folie auf Trapezblechen
2.3.04.
706,000 m
2
G
Dachdämmg., Polystyrol- Hartschaumplatten, WLG 035, d = 140 mm
2.3.07.
706,000 m
2
G
Dachabdichtung, 1-lagig, PVC-P-NB-V-PW-1,5, mechanisch
2.3.08.
29,000
lfdm
G
Anschluss vorgenannter Abdichtungslagen an Oberlichtband, Zulage
2.3.13.
5,000
m
G
Abdichtungslagen an Attika hochführen, fest
2.3.14.
3,000
m
G
Anschluss aufgehende Bauteile, fest
2.3.15.
1,000
Stck
G
Dacheinläufe, DN 100, wärmegedämmt, mit Kiesfangkorb
2.3.16.
706,000 m
2
G
Stahltrapezprofil-Dachdeckung, gelocht, Thyssen T 135 1.A
2.3.17.
2,000
Stck
G
Ausschnitt für Strangentlüftung, DN 100, Zulage
2.3.18.
1,000
Stck
G
Ausschnitt für Abgasrohr Heizung, DN 100, Zulage
2.3.19.
1,000
Stck
G
Ausschnitt für Oberlichtband Hallenfirst, 12,00 x 2,50 m, Zulage
2.3.21.
6,000
lfdm
G
Attikaabdeckung Windfang, RAL nach Wahl, Abwicklung ca. 450 mm
2.3.22.
2,000
Stck
G
Eckausbildung in vorgenannter Attikaabdeckung, Zulage
2.3.23.
63,000
m
G
Traufabschluss, Stahlblech beschichtet
2.3.24.
4,000
Stck
G
Fallrohranschluss/-auslass in v. g. Rinne, Doppelbogen, Zulage
2.3.25.
21,000
m
G
Fallrohr, Titanzink, DN 125
2.3.27.
47,000
lfdm
G
Ortgangsverblechung Dachränder, polygonal, Stahlblech beschichtet
2.3.28.
1,000
psch
R18
2.3.
Text Dachdecker- und Dachklempnerarbeiten (Auszug)
3.
Akustik-Sickenfüller, Mineralfaserdämmung, d = 30 mm
Anschlüsse für RWA vorbereiten Gemeinkosten der Baustelle
3.1.
Baustelleneinrichtung
3.1.01.
1,000
psch
G/R3
Chemie-Toilette aufstellen, neun Monate vorhalten
3.1.02.
1,000
psch
G/R3
Baustromanschluss einrichten, neun Monate vorhalten und räumen
3.1.03.
1,000
psch
G/R3
Bauwasseranschluss einrichten, neun Monate vorhalten und räumen
3.1.04.
1,000
psch
G/R3
Baustromanschluss einrichten, neun Monate vorhalten und räumen
3.1.05.
1,000
psch
G
Bauleitungscontainer, komplett liefern, vier Monate vorhalten
3.1.06.
1,000
psch
G
Oberflächenwasserentsorgung vier Monate
3.1.07.
1,000
psch
G
Bauschild liefern, aufbauen, vier Monate vorhalten, abbauen
3.2.01.
4,000
Mon
G
1/2 Bauleiter
3.2.02.
4,000
Mon
G
Polier
3.2.03.
4,000
Mon
G
3.2.
Gehälter und Hilfslöhne
Hilfskraft
4.
Planungsleistungen
4.1.
Statische Berechnung
4.1.01.
1,000
psch
G
Statische Berechnung (inkl. Vorstatik) inkl. Nebenkosten und Gebühren
1,000
psch
G
Leistungsverzeichnisse zur Bieteranfrage inkl. Kalkulations-LV
4.2. 4.2.01.
Leistungsverzeichnisse
5.
Risikokalkulation
5.1.
allg. Risiken ohne Gewerkezuordnung und versicherb. Risiken
5.1.01.
1,000
psch
R8
Grundwasserabsenkung zwei Monate
5.1.02.
1,000
psch
R19
Gewährleistungs- und Mängelbeseitigungskosten
2.11 Kalkulation von Risiken
389
Neubau einer KFZ-Ausstellungshalle Leistungsverzeichnis Pos.
Menge
Einh. Art
Text
5.1.03.
1,000
psch
Risikovorsorge Abwehr von NU-Nachträgen
R22
5.1.04.
1,000
psch
R22
Risikovorsorge Rückstellung eigene und NU-Nachträge
5.1.05.
1.000
psch
R11
Versicherbare Risiken - Prämien
6. 6.1.
Allgemeine Geschäftskosten %
Allgemeine Geschäftskosten gemäß Betriebsabrechnung/Vorgabe
7. 7.1.
2
Wagnis und Gewinn %
Wagnis und Gewinn gemäß Vorgabe Geschäftsführung Angebotssumme netto zzgl. MwSt.
Die Risikokalkulation erfolgt nach einem praxisorientierten Ansatz. Dazu werden die jeweils ermittelten Risikokosten „RK“ mit dem jeweiligen Risikofaktor Wahrscheinlichkeit „RW“ multipliziert. Liegen Intervallschätzungen zu einzelnen Risiken vor, ist der wahrscheinlichste Schätzwert für „RK“ zugrunde zu legen. Das Produkt dieser Ermittlung ist die Rückstellung für das jeweilige Risiko. „RW“ wird zur Berechnung in den entsprechenden Prozentsatz umgewandelt. Bei der Wahl einer fünfstufigen Einteilung (vgl. Tabelle 2.127) ergeben sich Abstufungen zu je 20 % (vgl. Tabelle 2.132). Tabelle 2.132 Transformation der Risikowahrscheinlichkeit RW in % RW
1
2
3
4
5
RW in %
20
40
60
80
100
Es obliegt den Entscheidern, während der Risikokalkulation die Risikowahrscheinlichkeit mittels eines Korrekturwertes „KW“ nachzujustieren. Die Kalkulation der erkannten kalkulierbaren Risiken wird im Rahmen der allgemeinen Kalkulation durchgeführt. Als Kalkulationsmittellohn wurden 36,90 EUR/h ermittelt. Im Folgenden wird allerdings nur die Risikokalkulation dargestellt. 1. Kalkulation der Eigenleistungen (Stahlbeton- und Maurerarbeiten) Pos. 1.1.05. (Risiko Nr. 12 Ö RW 3 Ö RW 60 %) Laut Statiker besteht die Möglichkeit, dass die endgültige statische Berechnung eine höhere Betongüte verlangt, als dies nach der Vorstatik der Fall ist. Der Abteilungsleiter Hochbau korrigiert die Risikowahrscheinlichkeit um 20 % – mit der Aufforderung an den Tragwerksplaner, „alles raus zu holen“. 11,00 €/m3
Mehrpreis gegenüber Beton C 20/25
5,00 €/m3
Zusatzkosten Güteüberwachung Risikowahrscheinlichkeit
60 %
Korrektur Einzelkosten
–20 % 3
3
(11,00 €/ m + 5,00 €/ m ) × (60 % – 20 %) =
6,40 €/m3
390
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Pos. 1.1.08. (Risiko Nr. 12 Ö RW 3 Ö RW 60 %) 6,40 €/m3
Einzelkosten wie Pos. 1.1.05.
2
Pos. 1.1.09. (Risiko Nr. 15 Ö RW 3 Ö RW 60 %) Nach den Bodenkenntnissen ist eine Fundamentschalung für die Streifenfundamente nicht notwendig. Dennoch wurde das Risiko, dass der Boden nicht wie erwartet nach den Aushubarbeiten „stehen bleibt“, mit RW = 60 % eingeschätzt. Lohnkosten
0,45 h/m2 × 36,90 €/h =
16,61 €/m2
Materialkosten
5,25 €/m2
Zusatzkosten Trennmittel etc.
0,11 €/m2
Risikowahrscheinlichkeit
60 %
Korrektur Einzelkosten
0% 2
2
2
(16,61 €/m + 5,25 €/m + 0,11 €/m ) × 60 % =
13,18 €/m2
Pos. 1.1.19. (Risiko Nr. 12 Ö RW 3 Ö RW 60 %) 6,40 €/m3
Einzelkosten wie Pos. 1.1.05. Pos. 1.1.21. (Risiko Nr. 12 Ö RW 3 Ö RW 60 %)
6,40 €/m3
Einzelkosten wie Pos. 1.1.05. Pos. 1.1.23. (Risiko Nr. 13 Ö RW 2 Ö RW 40 %)
Erfahrungsgemäß gelingt es nicht immer, die Anforderungen an die Sichtbetonoberfläche zu erfüllen. Trotz Einsatz einer erfahrenen Betonbaukolonne wird mit einer Wahrscheinlichkeit von 40 % gerechnet, dass es zu Mängeln an der Sichtbetonoberfläche kommt. Für die damit verbundene mögliche Vergütungsminderung wird eine Rückstellung kalkuliert. Der Minderungswert wird mit 25 % der Schalungskosten veranschlagt. 95,00 €/m2
Schalungskosten Pos. 1.1.22. Minderung
25 %
Risikowahrscheinlichkeit
40 %
Korrektur Einzelkosten
0% 2
95,00 €/m × 25 % × 40 % =
9,50 €/m2
Pos. 1.1.25. (Risiko Nr. 13 Ö RW 2 Ö RW 40 %) 30,00 €/m2
Schalungskosten Pos. 1.1.24. Minderung
25 %
Risikowahrscheinlichkeit
40 %
Korrektur Einzelkosten
0% 2
30,00 €/m × 25 % × 40 % =
3,00 €/m2
2.11 Kalkulation von Risiken
391
Pos. 1.1.27. (Risiko Nr. 12 Ö RW 3 Ö RW 60 %) Nach Aussage des Tragwerksplaners besteht das Risiko, dass trotz exakter statischer Ermittlung seitens des Prüfers vor oder bei der Bewehrungsabnahme Bewehrungszulagen erforderlich werden. Dies sei durchaus von der Person des verantwortlichen Prüfers abhängig. Da dieser noch unbekannt sei, sollte hierfür eine Mehrmenge in Höhe von 10 % der Grundmenge mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 % angesetzt werden. Der Bauleiter reduziert den Wert aufgrund eigener regionaler Erfahrungen um 15 %. Gesamtkosten Pos. 1.1.26. für 9 t Bst 500 M
11.925,00 €
Mehrmenge
10 %
Risikowahrscheinlichkeit
60 %
Korrektur Einzelkosten
–15 % 11.925,00 € × 10 % × (60 % – 15 %) =
536,63 €
Pos. 1.1.29. (Risiko Nr. 12 Ö RW 3 Ö RW 60 %) Gesamtkosten Pos. 1.1.28. für 1,5 t Bst 500 S
2.235,00 €
Mehrmenge
10 %
Risikowahrscheinlichkeit
60 %
Korrektur Einzelkosten
–15 % 2.235,00 € × 10 % × (60 % – 15 %) =
100,58 €
Pos. 1.1.31. (Risiko Nr. 16 Ö RW 5 Ö RW 100 %) Fast keine Baumaßnahme wird ohne Kernbohrungen und sonstige nachträgliche Öffnungen in den Wänden abgewickelt. Daher wird die Risikowahrscheinlichkeit mit 100 % angesetzt. Nach Durchsicht der Pläne werden ca. acht Kernbohrungen angenommen. Anzahl der Kernbohrungen Kosten ca.
40,00 €/Stck.
Risikowahrscheinlichkeit
100 %
Korrektur Einzelkosten
8 Stck.
0% 8 Stck. × 40,00 €/Stck. × 100 % =
320,00 €
Durch Multiplikation der Einzelkosten der Risikopositionen mit der jeweiligen Menge ergibt sich die Summe der Risikopositionen. Die Summe der übrigen Leistungs- bzw. Grundpositionen des Titels 1 beträgt 117.356,50 EUR. Summe Grundpositionen
117.356,50 €
+
Summe Risikopositionen
4.478,21 €
=
Summe Titel 1 Eigenleistungen
Davon entfallen 17.040,80 € auf die Maurerarbeiten.
121.834,71 €
2
392
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2. Kalkulation der Fremdleistungen Erd- und Entwässerungskanalarbeiten Pos. 2.1.08. (Risiko Nr. 14 Ö RW 2 Ö RW 40 %)
2
Da der Bauherr der Auffassung ist, dass weitergehende Bodenuntersuchungen überflüssig sind und der GU die Örtlichkeiten aus früheren benachbarten Baumaßnahmen und einer Schachtungsmaßnahme auf dem Gelände kennt, werden für die statische Berechnung ortsübliche Werte für die zulässige Bodenpressung angenommen. Für eine mögliche Abweichung wird eine Risikowahrscheinlichkeit von 40 % angenommen. Eine Abweichung hätte erhebliche Folgen hinsichtlich der Bemessung des gesamten Bauwerks. Um sicherzustellen, dass die Annahmen passen, werden mit Zustimmung des Bauherrn noch vor Abgabe des Angebots zwei Lastplattendruckversuche durch einen der angefragten Erdbauunternehmer im Auftrag des GU durchgeführt (daher Korrektur in Höhe von 60 %). Diese Kosten sind geringer als die möglichen Folgekosten einer Unterbemessung der Gründung. Das Ergebnis der Lastplattendruckversuche ist hinsichtlich der Ursprungsannahmen positiv. Die Kosten für diese Versuche werden in das Angebot einkalkuliert. Kosten je Versuch
185,00 €/Stck.
Risikowahrscheinlichkeit
40 %
Korrektur Einzelkosten
+ 60 % 185,00 €/Stck. × (40 % + 60 %) =
185,00 €/Stck.
Pos. 2.1.09. (Risiko Nr. 2 Ö RW 2 Ö RW 40 %) Beim Thema Baugrundrisiko besteht erhebliches Streitpotenzial. Formaljuristisch liegt es in diesem Fall auch beim Bauherrn. Dieser hält aufklärende Untersuchungen für überflüssig. Da dem GU die Bodenverhältnisse in der Umgebung bekannt sind und auch das Grundstück bereits Gegenstand von Schachtungen gewesen ist, beschließt der Geschäftsführer des GU, das Risiko von Bodenhindernissen zur Streitvermeidung in der Kalkulation mit zu berücksichtigen, da auch nicht ernsthaft mit erheblichen Problemen gerechnet wird. Im unwahrscheinlichen Fall von erheblichen Kosten kann dann immer noch überlegt werden, einen Nachtrag zu stellen und ggf. auch juristische Auseinandersetzungen in Kauf zu nehmen. Das Baugrundrisiko wird mit einer Risikowahrscheinlichkeit von 40 % angesetzt. Die damit verbundenen Kosten sind hingegen schwierig zu erfassen. Eine Intervallschätzung geht von 5.000 € für z. B. das Ausbauen von Schächten bis zu 50.000 € für mögliche Kontaminationen aus. Letzteres wird nahezu ausgeschlossen, so dass als mögliche Kosten 15.000 € angesetzt werden. geschätzte Kosten
15.000,00 €
Risikowahrscheinlichkeit
40 %
Korrektur Einzelkosten
0% 15.000,00 € × 40 % =
6.000,00 €
Fassadenarbeiten Pos. 2.2.02. (Risiko Nr. 22 Ö RW 2 Ö RW 40 %) Es gibt deutliche Hinweise darauf, dass der Sonnenschutz auf der Südseite mit dem ausgeschriebenen System nicht erfüllt werden kann (fehlerhafte Berechnung im Wärmeschutznachweis: Gesamtenergiedurchlassgrad laut Wärmeschutznachweis 0,48; laut Aussage eines Fassa-
2.11 Kalkulation von Risiken
393
denunternehmers ist mindestens ein g-Wert von 0,36 erforderlich). Es ist sicher mit einem Nachtrag für den Einbau von Fassadenelementen und/oder Fenstern mit erhöhten Anforderungen zu rechnen (daher Risikowahrscheinlichkeit 100 %). Die mit dem Nachtrag verbundenen Kosten können weder vollumfänglich dort berücksichtigt werden, noch ist die Durchsetzung des Nachtrages in voller Höhe sichergestellt. Daher werden die Kosten der zukünftigen Nachtragsbearbeitung mit vier Ingenieurtagen á 450,00 € angesetzt und als Risikovorsorge an dieser Stelle berücksichtigt. Da die Kostenfolgen erheblich sind, wird überlegt, im Falle einer Einladung des Bauherrn zu Vertragsverhandlungen diesen auf den Fehler vor Auftragserteilung hinzuweisen. geschätzte Kosten
1.800,00 €
Risikowahrscheinlichkeit
100 %
Korrektur Einzelkosten
0% 1.800,00 € × 100 % =
1.800,00 €
Dachdecker- und Dachklempnerarbeiten Pos. 2.3.28. (Risiko Nr. 18 Ö RW 5 Ö RW 100 %) Für die bauseits zu liefernden Lichtbänder inklusive integrierter RWA-Anlage sind Kabelkanäle und diverse Anschlüsse vorzubereiten, da eine nachträgliche Montage dieser Zuführungen technisch aufwendiger ist und zudem optisch beeinträchtigend wirkt. Obwohl dieser Umstand in der vorliegenden Planung offensichtlich nicht berücksichtigt wurde, wird beschlossen, die Kostenfolgen bereits einzukalkulieren und einen Nachtrag somit zu vermeiden. Der günstigste Bieter für die Dachdecker- und Dachklempnerleistungen bietet diese vorbereitenden Leistungen mit pauschal 1.950,00 € an. Kosten der Anschlussvorbereitung laut Bieter Risikowahrscheinlichkeit
100 %
Korrektur Einzelkosten
1.950,00 € 0%
1.950,00 € × 100 % =
1.950,00 €
Durch Multiplikation der Einzelkosten der Risikopositionen mit der jeweiligen Menge ergibt sich die Summe der Risikopositionen. Die Summe der übrigen Leistungs- bzw. Grundpositionen des Titels 2 wird entsprechend hinzugefügt. Summe Grundpositionen Erd- und Entwässerungskanalarbeiten
22.628,36 €
+
Summe Risikopositionen Erd- und Entwässerungskanalarbeiten
6.370,00 €
+
Summe Grundpositionen Fassadenarbeiten
124.231,50 €
+
Summe Risikopositionen Fassadenarbeiten
1.800,00 €
+
Summe Grundpositionen Dachdecker- und Dachklempnerarbeiten
52.550,64 €
+
Summe Risikopositionen Dachdecker- und Dachklempnerarbeiten
1.950,00 €
=
Summe Titel 2 Fremdleistungen
209.530,50 €
2
394
2 Kalkulation im Ingenieurbau
3. Kalkulation der Gemeinkosten der Baustelle Bei den Baustellengemeinkosten wird die Vorhaltung der Verbrauchsanschlüsse für Strom und Wasser sowie die Toilette mit insgesamt neun Monaten kalkuliert (Risiko Nr. 3).
2
+
Summe Baustelleneinrichtung
2.500,00 €
+
Summe Gehälter und Hilfslöhne
80.000,00 €
=
Summe Titel 3 Gemeinkosten der Baustelle
82.500,00 €
4. Kalkulation der Planungsleistungen +
Summe statische Berechnung
5.000,00 €
+
Summe Leistungsverzeichnisse
5.500,00 €
=
Summe Titel 4 Planungsleistungen
10.500,00 €
5. Risikokalkulation Nun folgt die Betrachtung der erkannten kalkulierbaren Risiken, die keinem Gewerk eindeutig zugeordnet werden können und daher in Titel 5 (Risikokalkulation) zusammengefasst sind. Pos. 5.1.01. (Risiko Nr. 8 Ö RW 1 Ö RW 20 %) Das Baugelände liegt auf einer leichten Anhöhe. Obwohl keine Baugrunduntersuchungen vorliegen, wird die Gefahr, bei der vorgesehenen Flachgründung mit außen liegenden Streifenfundamenten auf Grundwasser zu stoßen, als „unwahrscheinlich“ eingestuft. Die zughörige Risikowahrscheinlichkeit wird mit 20 % gewählt. Der Abteilungsleiter Hochbau setzt die Risikowahrscheinlichkeit auf 0 %, (daher Korrektur - 20%), da er die Möglichkeit, bei der Gründungsart (Flachgründung) und dem Gelände (Anhöhe) auf Grundwasser zu stoßen, ausschließt. Die Position Grundwasserabsenkung wird daher mit 0 € kalkuliert. Pos. 5.1.02. (Risiko Nr. 19 Ö RW 2 Ö RW 40 %) Die Risikorückstellung, die in keiner Kalkulation fehlen darf, vor allem nicht, wenn ein Großteil der Leistungen fremd vergeben wird, ist die Position für Gewährleistungs- und Mängelbeseitigungskosten. Zumindest im Bereich der Eigenleistungen lassen sich durch entsprechende Steuerungsmaßnahmen (wie die richtige Auswahl der eigenen Handwerker und des Führungsteams) mögliche zukünftige Kosten gering halten. Auch wenn dies grundsätzlich bei der Auswahl der Nachunternehmer gelingen sollte, bleibt immer noch ein Restrisiko für möglicherweise eintretende Mängel. Es ist Aufgabe der Vertragsverhandlungen zwischen dem GU und den NU, die Gewährleistungszeit des Hauptvertrages mit der der NU-Verträge zu synchronisieren, damit mögliche Mängelbeseitigungskosten durchgereicht werden können. Dennoch bleibt immer noch das Risiko des zwischenzeitlichen Ausfalls des Nachunternehmers (z. B. durch Insolvenz). Und da die obligatorischen Bürgschaften nicht immer ausreichend sind, um anfallende Mängelbeseitigungen zu finanzieren, sollte zumindest für diesen Fall eine Risikorückstellung gebildet werden. Die Risikowahrscheinlichkeit wird mit 40 % eingestuft. Die Kosten der Mängelbeseitigung werden mit durchschnittlich 5 % für die NU-Gewerke angesetzt, d. h. bei 40 % der NU-Leistung wird mit Mängelbeseitigungskosten in Höhe von 5 % dieser Leistung gerechnet. Die Bürgschaften sollen nicht berücksichtigt, sondern als zusätzliche Absiche-
2.11 Kalkulation von Risiken
395
rung definiert werden. Die gewerkeweisen Risikorückstellungen werden bei der Ermittlung nicht beachtet. Kosten der NU-Leistung (ohne Risikopositionen) Erd- und Entwässerungskanalarbeiten +
Fassadenarbeiten
+
Dachdecker- und Dachklempnerarbeiten
=
Summe
22.628,36 € 124.231,50 € 52.550,64 € 199.410,50 €
Kosten der Mängelbeseitigung
5 % von 199.410,50 €
Risikowahrscheinlichkeit
9.970,53 € 40 %
Korrektur
0% 9.970,53 € × 40 % =
Einzelkosten
3.988,21 €
Eine mögliche Alternative zur kalkulatorischen Erfassung des Gewährleistungs- und Mängelbeseitigungsrisikos ist der Abschluss einer Baugewährleistungsversicherung. Diese beinhaltet nicht nur die Übernahme von Gewährleistungsaufwendungen nach Abnahme der Bauleistung, sondern bietet dem Bauherrn darüber hinaus auch Gewährleistungsschutz, falls der Bauunternehmer zwischenzeitlich zahlungsunfähig wird. In Kombination mit einer Baufertigstellungsversicherung ist der Insolvenzschutz sogar vor Abnahme gegeben. Pos. 5.1.03. (Risiko Nr. 22 Ö RW 2 Ö RW 40 %) Ein häufig unterbewerteter Kostenfaktor ist die Abwehr von unberechtigten Nachträgen der Nachunternehmer. Diese Kosten lassen sich meist auch nur schwer oder gar nicht an den Auftraggeber des GU durchreichen. Kalkulativ können sie entweder als Prozentsatz der Herstellkosten erfasst und dann mit einem Risikowahrscheinlichkeitsfaktor multipliziert werden. Alternativ kann der erwartete Aufwand auch antizipiert werden. In diesem Fall wird meist auf die Erfahrungen aus vergangenen Projekten zurückgegriffen sowie nach möglichen Ansatzpunkten im Projekt gesucht, bei denen ein Nachunternehmer möglicherweise eine Chance für eine Mehrkostenanmeldung sehen würde. In diesem Zusammenhang wird deutlich, welche Bedeutung der gewissenhaften Auswahl der Nachunternehmer zukommt. Das vorliegende Beispiel behandelt ein vergleichsweise überschaubares Projekt, so dass der Abteilungsleiter Hochbau mit nur einem massiven Versuch eines Nachunternehmers rechnet (Korrekturwert + 60 %), einen Nachtrag gegenüber dem GU durchzusetzen, den dieser mangels Berechtigung abwehren muss. Dies könnte trotz enger Planungsabstimmung im Bereich der Schnittstellen zwischen Fassade, Dach oder Tragwerk geschehen. Der Aufwand zur Abwehr wird auf zwei Ingenieurtage und einen halben Tag Schriftsatzabstimmung mit dem juristischen Berater eingeschätzt. Kosten der Nachtragsabwehr
2 Tage × 450,00 €/Tag + 0,5 Tage × 800,00 €/Tag =
Risikowahrscheinlichkeit Korrektur Einzelkosten
1.300,00 € 40 % + 60 %
1.300,00 € × (40 % + 60 %) =
1.300,00 €
2
396
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Pos. 5.1.04. (Risiko Nr. 22 Ö RW 2 Ö RW 40 %)
2
Die Kosten für die Nachtragserstellung gegenüber dem Bauherrn lassen sich gerade bei vergleichsweise kleinem Nachtragsumfang nur teilweise oder gar nicht in den Nachtrag einkalkulieren. Der übliche Ansatz, die Kosten als „Sowieso-Kosten“ der Bauleitung zu sehen, entspricht nicht den Anforderungen an eine möglichst realitätsnahe Kalkulation. Die Aufbereitung eigener oder auch fremder Mehrkostenanmeldungen in Nachtragsform sprengt schnell den üblichen Rahmen der sonstigen, in den Gemein- oder auch allgemeinen Geschäftskosten hinterlegten Kosten für die Bauleitung, das Sekretariat etc. Spätestens beim Einsatz externer juristischer Berater entstehen Kosten, die gesondert zu betrachten sind. Im vorliegenden Beispiel soll zum einen für den Fall, dass es aufgrund eines doch eher größeren Bodenhindernisses zu einem Nachtrag inklusive Schriftwechsel kommen sollte, vorgesorgt werden. Zum anderen kommt es erfahrungsgemäß zu Planungsänderungen, die geänderte Baukosten zur Folge haben. Es wird seitens des erfahrenen Bauleiters mit bis zu drei Nachträgen gerechnet, von denen zwei mit je zwei Ingenieurtagen angesetzt werden und einer (Bodenhindernisse) mit fünf Ingenieurtagen und zusätzlich drei Tagen juristischer Beratung. Die Risikowahrscheinlichkeit für die beiden nicht näher spezifizierten Nachträge wird um - 15 % korrigiert. Für den Nachtrag bezüglich größerer Bodenhindernisse wird keine Korrektur der Risikowahrscheinlichkeit vorgenommen. Kosten für zwei Nachträge
2 × 2 Tage × 450,00 €/Tag =
Risikowahrscheinlichkeit
1.800,00 € 40 %
Korrektur
–15 %
Einzelkosten
1.800,00 € × (40 % – 15 %) =
Kosten für mögl. Nachtrag Bodenhindernisse
5 Tage × 450,00 €/Tag + 3 Tage × 800,00 €/Tag =
Risikowahrscheinlichkeit
450,00 €
4.650,00 € 40 %
Korrektur
0%
Einzelkosten
4.650,00 € × 40 % =
1.860,00 €
Einzelkosten Nachträge ges.
450,00 € + 1.860,00 € =
2.310,00 €
Auf den ersten Blick erscheint es naheliegender, die Risikovorsorge für die Kosten für den möglichen Nachtrag für die Bodenhindernisse als Gewerkeposition bei den Erdarbeiten vorzusehen, weil er in unmittelbarem Zusammenhang mit den dort kalkulierten Leistungen steht. Da jedoch a) nicht sicher ist, ob im Falle von vorgefundenen Bodenhindernissen überhaupt ein Nachtrag gestellt werden wird (aus Gründen der Streitvermeidung) und b), falls er gestellt werden sollte, dies nach Mehrkostenanmeldung erfahrungsgemäß dann häufig zu einem späteren Zeitpunkt vorgenommen wird, ist es durchaus legitim, diese Nachtragskosten als Umlageposition zu kalkulieren. Pos. 5.1.05. (Risiko Nr. 11 Ö RW 1 Ö RW 20 %) In dieser Position werden die objektbezogenen Versicherungen (z. B. Bauleistungsversicherung) erfasst. Die unternehmensbezogenen Versicherungen (z. B. Betriebshaftpflichtversicherung) sind in den allgemeinen Geschäftskosten enthalten. Im Beispiel soll eine Bauleistungs-
2.11 Kalkulation von Risiken
397
versicherung unter Einschluss diverser Risiken (Feuer, Diebstahl etc.) abgeschlossen werden, um dem möglichen Vandalismusrisiko (Gewerbegebiet, wenig Anwohner, also wenig „Aufsicht“, dennoch sehr geringe Wahrscheinlichkeit) zu begegnen. Zwar ist davon auszugehen, dass der Bauherr ebenfalls eine Bauleistungsversicherung (gemäß den allgemeinen Versicherungsbedingungen für Gebäudeneubauten) abschließen wird. Zur Sicherstellung einer ausreichenden Risikovorsorge wird der GU jedoch eine auf seine Anforderungen zugeschnittene Versicherung (gemäß den allgemeinen Versicherungsbedingungen für Unternehmer) abschließen. Da es sich um eine explizite Risikovorsorge handelt, erfolgt die Kalkulation bewusst im Titel 5. Risikokalkulation. Die Prämien dieser Versicherung betragen zwischen 0,1 und 0,3 % vom Vertragswert, welcher zum Zeitpunkt der Kalkulation nur näherungsweise geschätzt werden kann. Die beabsichtigte Mitbeteiligung der Fremdgewerke an der Versicherungsprämie wird ebenfalls berücksichtigt und in Abzug gebracht. geschätzter Vertragswert
480.000,00 €
Versicherungsprämie (0,2 %)
960,00 €
Summe Titel 2 Fremdleistungen
209.530,50 €
Beteiligung Fremdgewerke (0,2 %)
420,00 €
Einzelkosten
540,00 €
960,00 € – 420,00 € =
Summe Titel 5 Risikokalkulation
8.138,21 €
6. Berücksichtigung der allgemeinen Geschäftskosten Der Zuschlag zur Deckung der allgemeinen Geschäftskosten wird im Beispiel jährlich von der kaufmännischen Geschäftsführung ermittelt, unterjährig in regelmäßigen Abständen überprüft und der Kalkulationsabteilung mit aktuell 8 % auf den Umsatz vorgegeben. Daraus ergibt sich ein Zuschlag auf die Kosten in Höhe von (8 % × 100 %/(100 % – 8 %) =) 8,6957 %. Summe Titel 1 Eigenleistungen
121.834,71 €
+
Summe Titel 2 Fremdleistungen
209.530,50 €
+
Summe Titel 3 Gemeinkosten der Baustelle
82.500,00 €
+
Summe Titel 4 Planungsleistungen
10.500,00 €
+
Summe Titel 5 Risikokalkulation
=
Summe baustellenbezogene Kosten
+
Zuschlag AGK (8,6957 %)
=
Selbstkosten
8.138,21 € 432.503,42 € 37.609,20 € 470.112,62 €
7. Berücksichtigung von Wagnis und Gewinn In dieser Position werden das allgemeine unternehmerische Wagnis und der Gewinn erfasst. Im Beispiel werden 3 % bezogen auf die Angebotssumme zugeschlagen. Damit ergibt sich ein Zuschlag in Höhe von (3 % × 100 %/(100 % – 3 %) =) 3,0929 % auf die Selbstkosten.
2
398
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Selbstkosten +
Zuschlag Wagnis und Gewinn (3,0929 %)
=
Angebotssumme netto
470.112,62 € 14.540,11 € 484.652,73 €
2 In dieser Angebotssumme sind 14.598,21 EUR an gewerkespezifischer Risikovorsorge und 8.138,21 EUR an allgemeiner Risikovorsorge enthalten (insgesamt 22.736,42 EUR bzw. 4,69 % von der Angebotssumme). Die hier vorgestellte Methode zur Ermittlung der Risikokosten hat den Vorzug, dass sie vergleichsweise einfach durchführbar ist. Als mögliche Nachteile können die teilweise fehlenden Aussagen zu den minimal und maximal möglichen Risikokosten sowie die fehlende, statistisch untermauerte Sicherheit zu den eintretenden Risikokosten angeführt werden. Diese Mängel sind jedoch nur mit aufwendigeren Methoden, die auf langjährigen regelmäßigen Aufzeichnungen im Unternehmen beruhen, zu beseitigen. 2.11.6.8 Risikoorientierte Liquiditätsplanung Da mit dem Angebot ein Zahlungsplan eingereicht werden soll, der die Zahlungen zu den Eigen- und Fremdleistungen (Titel 1 und 2) beinhaltet, müssen die Kosten und Zuschläge der Titel 3 bis 7 auf die Eigen- und Fremdleistungen verteilt werden. Mit der Festlegung der Umlageschlüssel sind häufig Überlegungen zum erwarteten Projektablauf verbunden. Bei Bauvorhaben mit hohem Eigen- und geringem Fremdleistungsanteil wird der Großteil der Umlage auf den Eigenanteil gerechnet, wobei meist zwischen Lohn-, Material- und Gerätekosten unterschieden wird. Ist hingegen mit Leistungsmehrungen im Fremdleistungsbereich zu rechnen und/oder ist der Anteil der Nachunternehmerleistungen hoch, wird hier der Schwerpunkt der Umlageverteilung liegen – schon allein deswegen, weil Mehrleistungen auf der Datenbasis der ursprünglichen Kalkulation zu ermitteln sind. Im vorliegenden Beispiel wird eine alternative Variante der Umlageverteilung angewandt: Die Verteilung wird auf der Grundlage der geplanten Vorgangsdauern gemäß Terminplan vorgenommen, wobei Terminüberlappungen abgezogen werden. Somit werden die umzulegenden Kosten gleichmäßig über die Bauzeit verteilt. Der Verteilungsschlüssel ist die ungefähre Vorgangszeit in Wochen. Die zu Beginn des Projekts anfallenden Planungsleistungen bilden hierbei eine Ausnahme. Sie werden zu einem Drittel auf die Erdarbeiten und zu zwei Dritteln auf die Eigenleistungen verteilt. Es gilt, die Angebotsstruktur des Bauherrn einzuhalten.
2.11 Kalkulation von Risiken
399
Umlagekalkulation (vereinfachte Darstellung)
Herstellkosten Erd- und Entwässerungskanalarbeiten
Schlüssel
Umlage 1
Schlüssel
Umlage 2
Summe Angebot
28.998,36 €
3
25.197,80 €
1/3
3.500,00 €
57.696,16 €
Stahlbeton- und Maurerarbeiten
121.834,71 €
5
41.996,33 €
2/3
7.000,00 €
170.831,04 €
Fassadenarbeiten
126.031,50 €
5
41.996,33 €
54.500,64 €
4
33.597,06 €
331.365,21 €
17
142.787,52 €
Dachdecker- und Klempnerarbeiten Summen Gemeinkosten der Baustelle
Zuschlag W+G Umlage 1 nach Zeitquote (Wochen)
88.097,70 € 1
10.500,00 €
484.652,73 €
82.500,00 €
Allg. Risikokosten Zuschlag AGK
168.027,83 €
8.138,21 € 37.609,20 € 14.540,11 € 142.787,52 €
Planungsleistungen
10.500,00 €
Umlage 2 nach Festlegung
10.500,00 €
Bild 2-92 Umlagekalkulation für Beispiel
Das Angebot wird wie folgt an den Bauherrn übermittelt: Erd- und Entwässerungskanalarbeiten
57.696,16 €
Stahlbeton- und Maurerarbeiten
170.831,04 €
Fassadenbauarbeiten
168.027,83 €
Dachdecker- und Dachklempnerarbeiten
88.097,70 €
Angebotssumme netto (zuzügl. MwSt.)
484.652,73 €
Bei Pauschalangeboten werden Angebotssummen häufig gerundet. Aus Darstellungsgründen wird an dieser Stelle darauf verzichtet. Im Angebotsschreiben werden die erkannten Risiken, die über einen vertraglichen Ausschluss bzw. eine spätere Verhandlung gelöst werden sollen, aufgeführt. Dazu gehören z. B. Aussagen zur erwarteten Planungsqualität und den gewünschten Planungsterminen sowie Planfreigaben der eigenen Planung. Ein wichtiger Bestandteil des Angebotes ist der Zahlungsplan, der – abgestimmt auf den Terminplan – die ausreichende Versorgung mit Liquidität während der Baumaßnahme sicherstellen soll. Gemäß Bauherrenanforderung sollen Zahlungen bzgl. 5 % Sicherheit immer zum Abschluss eines Gewerkes gezahlt werden. Der an den Bauherrn übergebene Zahlungsplan weicht von den Vorgaben des Bauherrn (titelweise Abrechnung) ab, da der GU beabsichtigt, für die Fassadenarbeiten auf Grund der zeitlichen Trennung in zwei Arbeitsphasen (Phase 1 Paneele, Phase 2 Glasfassade) eine zusätzliche Zahlung auf dem Verhandlungsweg zu erreichen (siehe auch Risiko Nr. 23). Für die umfangreichen Stahlbeton- und Maurerarbeiten werden ähnliche Überlegungen angestellt. In Klammern stehen die offiziell nicht an den Bauherrn weitergereichten Risikovorsorgekosten je Gewerk zur Veranschaulichung. Auch diese sind um 5 % zu kürzen, da sie mit den Ab-
2
400
2 Kalkulation im Ingenieurbau
schlagszahlungen auch nur zu 95 % ausgezahlt werden. Anzumerken wäre noch, dass neben den gewerkespezifischen Risikovorsorgekosten durch die Umlage zusätzlich anteilig allgemeine Risikovorsorgekosten in den Zahlungen enthalten sind. Zahlungsplan AZ = Abschlagszahlung, SR = Schlussrechnung •
1. AZ Erd- und Entwässerungskanalarbeiten gewerkeweise Risikovorsorge enthalten (6.051,50 €) 2. AZ Stahlbeton- und Maurerarbeiten gewerkeweise Risikovorsorge 50 % enthalten (2.127,15 €) 3. AZ Stahlbeton- und Maurerarbeiten gewerkeweise Risikovorsorge 50 % enthalten (2.127,15 €) 4. AZ Fassadenbauarbeiten Phase 1 gewerkeweise Risikovorsorge 50 % enthalten (855,00 €) 5. AZ Dachdecker- und Klempnerarbeiten gewerkeweise Risikovorsorge enthalten (1.852,50 €) 6. AZ Fassadenbauarbeiten Phase 2 gewerkeweise Risikovorsorge 50 % enthalten (855,00 €) SR (5 %, gegen Bankbürgschaft auszahlbar) Summe Rechnungsbeträge netto zzgl. MwSt.
• • • • • •
54.811,35 € 81.144,74 € 81.144,74 € 79.813,22 € 83.692,82 € 79.813,22 € 24.232,64 € 484.652,73 €
KFZ Ausstellungshalle Terminplan
Monat KW
Mai
Juni
Juli
August
18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35.
Erdarbeiten
Stahlbetonarb.
Maurerarbeiten
Fassadenarb.
Bild 2-93 Kombinierter Termin- und Zahlungsplan (zur Verhandlung)
SR: 24.232,64 €
6. AZ: 79.813,22 €
5. AZ: 83.692,82 €
4. AZ: 79.813,22 €
3. AZ: 81.144,74 €
2. AZ: 81.144,74 €
1. AZ: 54.811,35 €
Dacharbeiten Zahlungsplan
2
2.11 Kalkulation von Risiken
401
Sollte es in der Auftragsverhandlung gelingen, diesen Zahlungsplan als Vertragsbestandteil zu etablieren, ist das Ziel, finanzielle Folgen sich möglicherweise realisierender Risiken annähernd zeitnah abzufedern, erreicht. 2.11.6.9 Schlussbetrachtung Vertragsverhandlung und Auftrag Das Angebot wird fristgerecht beim Bauherrn abgegeben und stellt sich als das für den Bauherrn günstigstes Angebot heraus. Die zusätzliche Vorhaltung der Sanitäreinrichtungen sowie der Strom- und Wasseranschlüsse wird wie kalkuliert auf neun Monate begrenzt. Während der anschließenden Vertragsverhandlungen können die Bedenken des GU hinsichtlich Planfreigabe und Planqualität weitestgehend ausgeräumt werden. Es werden klare Verfahrensweisen (z. B. Freigabefristen etc.) vereinbart. Die Versuche des GU, beim Thema Baugrundrisiko vorab doch eine klare Verantwortungserklärung des Bauherrn zu bekommen, sind jedoch erfolglos. Trotzdem werden die Verhandlungen fortgeführt, da das Risiko, wie zuvor beschrieben, als beherrschbar eingeschätzt und eine anteilige Risikovorsorge kalkuliert wurde. Besonders dankbar wird auf Bauherrenseite der Hinweis des unzureichenden Sonnenschutzstandards bei den Glasfassadenelementen aufgenommen und der GU gebeten, hierzu umgehend einen Nachtrag zum Angebot einzureichen. Der GU erhält wie angeboten den Auftrag über 484.652,73 EUR netto. Anzumerken wäre hier, dass in der Praxis zumindest eine glatte Auftragssumme in Höhe von 480.000,00 EUR wahrscheinlich wäre. Zur Abkürzung der abschließenden Darstellung der Verknüpfung von Risikorealisierungen mit eingehenden Zahlungen wird an dieser Stelle die Darstellung bewusst ohne Nachlass fortgesetzt. Tatsächlicher Bauablauf Von abschließendem Interesse ist die Betrachtung des tatsächlichen Bauablaufs vor dem Hintergrund tatsächlich eingetretener Risiken und deren Kostenkonsequenzen. Unmittelbar nach der Vergabe der Erdarbeiten beginnen die Bauarbeiten fristgerecht. Die weiteren Fremdgewerke werden ebenfalls zügig vergeben, wobei die kalkulierten Fremdkosten noch durchschnittlich um 3 % unterschritten werden. Die abgeschlossene Bauleistungsversicherung kostet 750,00 EUR inkl. Versicherungsteuer. Die Beteiligung der Fremdgewerke mit 0,2 % auf die tatsächlich vergebenen Summen (209.530,50 EUR abzgl. 3 % Nachlass = 203.244,59 EUR) beträgt 406,49 EUR, so dass noch (750,00 EUR – 406,49 EUR =) 343,51 EUR als Kosten beim GU verbleiben. Bei der Durchführung der Erdarbeiten stieß man gemäß den Voraussagen zwar nicht auf Grundwasser, doch tatsächlich auf ein Bodenhindernis. In einer Tiefe von 1,00 m bis zu einer Gesamttiefe von 2,50 m verläuft ein 0,80 m breiter, innen hohler Betonkanal quer über das Grundstück unterhalb der Gebäudesohle. In diesem Kanal befinden sich nicht mehr aktive Versorgungsleitungen für die geheime militärische NATO-Kommunikation, die zum westlich gelegenen Nachbargrundstück führen. Damit erklärt sich auch die bisherige allgemeine Unkenntnis über diesen Kanal, der auf keinen amtlichen Plänen eingezeichnet ist. Der GU bittet das beauftragte Erdbauunternehmen um ein Pauschalangebot für die Entfernung des Hindernisses im Bereich der zu überbauenden Grundstücksfläche und der Auffüllung des
2
402
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Grabens bis auf Höhe der Gründungsebene. Das Nachtragsangebot wird mit 11.781,09 EUR netto vorgelegt.
2
Gleichzeitig beauftragt der GU den für das Unternehmen tätigen Fachanwalt für Baurecht, noch einmal intensiv die Möglichkeiten und Chancen eines entsprechenden Nachtrages an den Bauherrn zu prüfen. Nach einem Tag Prüfung des Vertragsinhaltes und der geführten Verhandlungen kommt der Jurist zu dem Schluss, dass die Rechtslage schwierig sei. Grundsätzlich trage der Bauherr das Baugrundrisiko. Zwar ließe sich das Baugrundrisiko individualvertraglich auf den GU übertragen, das sei vorliegend nicht geschehen, aber der GU müsse sich zumindest eine Pflichtverletzung anrechnen lassen, da er ohne Bedenkenanmeldung die ebenfalls pflichtwidrige Ablehnung des Bauherrn, ein Gutachten erstellen zu lassen, akzeptiert hat, § 3 (3) S. 2 und § 4 (3) VOB/B. Auch wäre die Rolle des Architekten, der ja Sachwalter des Bauherrn sei, unklar. Wenn er versäumt haben sollte, den Bauherrn auf die Notwendigkeit der Baugrundaufklärung hinzuweisen, sei er ebenfalls belastet. Nun sei es die Entscheidung der GU-Geschäftsführung, ob ein entsprechender Nachtrag mit der Aussicht auf lange und teure Streitigkeiten gestellt werden soll. Die Geschäftsführung des GU entscheidet sich gegen die Weiterreichung des Nachtrags, um die ansonsten sehr guten Beziehungen zum Bauherrn und auch Architekten nicht zu belasten. Die kalkulierte Risikorückstellung erleichtert die Entscheidung. Der Jurist stellt eine Rechnung für Beratungsleistungen über 800,00 EUR. Die endgültige statische Berechnung bestätigt die ursprünglich veranschlagte Betongüte C20/25, so dass weitere Kosten aus Fremdüberwachung wegen einer befürchteten höheren Betongüte nicht entstehen. Diese Berechnung ergab zudem eine Mehrmenge bei den Betonstahlmatten von 0,750 t. Kosten hierfür: 0,750 t × 1.325,00 EUR/t = 993,75 EUR. Bei den Ausschachtungsarbeiten zeigt sich, dass ein Großteil der Fundamentgrabenwände ohne zusätzliche Schalung nicht standfest ist. Es müssen 110 m2 zusätzlich eingeschalt werden. Kosten hierfür: 110 m2 × 21,97 EUR/m2 = 2.416,70 EUR. Bei der Abnahme der Bewehrung verlangt der Prüfer an diversen Stellen in der Sohle Zulagen von Betonstabstahl, während er bei den Betonstahlmatten keine Veränderungen wünscht. Insgesamt werden 0,175 t Betonstabstähle zusätzlich eingebaut. Kosten hierfür: 0,175 t × 1.490,00 EUR = 260,75 EUR. Die Qualität der Sichtbetonoberflächen wird dank der erfahrenen Betonbauer eingehalten. Der Bauherr hat hier bei der späteren Abnahme keine Einwendungen. Insgesamt sind vier Kernbohrungen erforderlich. Drei werden mit 30,00 EUR/Stck. bezahlt und eine mit 45,00 EUR/Stck. Kosten insgesamt: 3 Stck. × 30,00 EUR/Stck. + 1 Stck. × 45,00 EUR/Stck. = 135,00 EUR. Der erkannte und vom Bauherrn dem Grunde nach bereits akzeptierte Nachtrag bezüglich des Sonnenschutzes der Fensterfassade verursacht beim GU Bearbeitungskosten in Höhe von drei Ingenieurtagen, die vollständig einkalkuliert werden. Bei der anschließenden Nachtragsverhandlung muss ein Nachlass in Höhe von zwei Tagen eingeräumt werden. Verbleibende Kosten: 2 Ing.-Tag × 450,00 EUR/Tag = 900,00 EUR. Der Einbau der Anschlussvorbereitungen für das bauseitig zu montierende Lichtband inklusive RWA-Anlage auf dem Dach erfolgt planmäßig. Während der Ausführung der Fassadenarbeiten wird eine ungeklärte Schnittstelle zwischen Fassade und Stahlbetonstützen festgestellt. Diese kann durch den zusätzlichen Einbau eines Abschlussbleches gelöst werden. Nach eintägiger Prüfung inklusive intensiver Gespräche unter Beteiligung des Bauleiters und des Abteilungsleiters Hochbau steht fest, dass der Nachtrag des Fassadenunternehmers gerechtfertigt ist und vom GU akzeptiert wird. Die Mehrkosten betra-
2.11 Kalkulation von Risiken
403
gen 2.000,00 EUR und können nicht an den Bauherrn weitergereicht werden. Kosten für die Prüfung: 1/2 Ing.-Tage × 450,00 EUR/Ing.-Tag = 225,00 EUR. Hingegen gelingt es dem Bauleiter nach dreitägigen Prüfungen und Verhandlungen, einen Nachtrag des Fassadenbauunternehmens bezüglich der Montageleisten für die Fassadenpaneele abzuwehren. Kosten der Abwehr: 3 Ing.-Tage × 450,00 EUR/Ing.-Tag = 1.350,00 EUR. Der weitere Bauablauf erfolgt termingerecht und zur vollen Zufriedenheit des Bauherrn. Die Abnahme der beauftragten Leistung erfolgt nach vier Monaten Bauzeit. Einzelne Elemente der Baustelleneinrichtung verbleiben, wie kalkuliert, weiterte fünf Monate für die Nutzung der nachfolgenden Gewerke auf der Baustelle. Für die Beseitigung bei der Abnahme festgestellter kleiner Mängel an den Eigenleistungen werden vom GU 1.750,00 EUR für Material und Lohnkosten aufgewandt sowie zwei Ingenieurtage für Überwachung und Bauherrentermine. Gesamtkosten hierfür: 2 Ing.-Tage × 450,00 EUR/Tag + 1.750,00 EUR = 2.650,00 EUR. Im Zuge der anschließenden Gewährleistungszeit von vier Jahren (gemäß VOB/B, Ausnahme Dachdichte zehn Jahre) fallen keine Mängelbeseitigungskosten an. Kurz vor Ablauf der Gewährleistungszeit wird vom Architekten eine Objektbegehung durchgeführt. Die aufgetretenen Mängel im Bereich der Fassadenelementdichtungen werden vom Fassadenbauunternehmen beseitigt. Für die Koordination dieser Beseitigung benötigt der GU-Bauleiter einen Tag. Kosten hierfür: 1 Ing.-Tag × 450,00 EUR/Ing.-Tag = 450,00 EUR. Somit betragen die gesamten Gewährleistungs- und Mängelbeseitigungsaufwendungen 2.650,00 EUR + 450,00 EUR = 3.100,00 EUR. Nun wird trotz intensiver Risikovorsorge deutlich, dass dennoch mögliche Risiken nicht berücksichtigt wurden. Bei der gewissenhaften Vorbereitung auf die erkannten Risiken für Bodenhindernisse, Anschlüsse RWA-Anlage und Sonnenschutz ist es versäumt worden, für Mehrkosten aus NU-Leistungen, die nicht an den Bauherrn weitergegeben werden können, entsprechende Risikorückstellungen zu kalkulieren. So gibt es im vorliegenden Fall keine Risikovorsorge für das Abschlussblech. In der Praxis wird es trotz gewissenhafter Kalkulation immer wieder zu Fehleinschätzungen und Versäumnissen kommen. Ein Grund mehr, gerade deshalb eine möglichst genaue Risikovorsorge im Rahmen der Kalkulation zu betreiben. In Tabelle 2.133 werden abschließend die kalkulierten Risikovorsorgewerte den Kostenfolgen der tatsächlich eingetretenen Risiken gegenübergestellt. Die tatsächlich realisierten Risiken betragen 26.625,80 EUR und sind damit 3.889,38 EUR über den kalkulierten Risikovorsorgepositionen. An dieser Stelle wird deutlich, warum es so wichtig ist, neben dem üblichen Zuschlag für Wagnis und Gewinn (hier 14.540,11 EUR) die erkannten Risiken gesondert zu bewerten. Ohne diese Risikoeinschätzung wäre der Zuschlag für WuG nicht nur aufgebraucht, es wäre allein schon aufgrund einer versäumten Risikoanalyse und -bewertung zu einem deutlichen negativen Ergebnis gekommen. Da die Fremdgewerke mit 3 % Nachlass verhandelt wurden (6.285,91 EUR), ist die Ergebnisabweichung gegenüber der Angebotskalkulation marginal. Der hier nicht dargestellte Nachtrag für die Sonnenschutzverglasung führt zudem aufgrund der dort enthaltenen Umlagezuschläge zu einer weiteren Ergebnisverbesserung.
2
404
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Tabelle 2.133 Gegenüberstellung Risikovorsorge/Risikorealisierung
2
Pos.
Risiko
1.1.05.
Zulage Beton C30/37
627,20 €
1.1.08.
"
211,20 €
0€
1.1.09.
Fundamentschalung
2.372,40 €
2.416,70 €
1.1.19.
Zulage Beton C30/37
1.1.21.
"
1.1.23.
Vorsorge
Realisiert 0€
48,00 €
0€
131,20 €
0€
Minderung Sichtbeton
95,00 €
0€
1.1.25.
"
36,00 €
0€
1.1.27.
Zulage Bst 500 M
536,63 €
993,75 €
1.1.29.
Zulage Bst 500 S
100,58 €
260,75 €
1.1.31.
Kernbohrungen
320,00 €
135,00 €
2.1.08.
Lastplattendruckversuche
370,00 €
370,00 €
2.1.09.
Bodenhindernisse
6.000,00 €
11.781,09 €
2.2.02.
Nachtrag Sonnenschutz
1.800,00 €
900,00 €
2.3.28.
RWA-Anschlüsse
1.950,00 €
1.950,00 €
5.1.01.
Grundwasserabsenkung
0€
0€
5.1.02.
Gewährleistungskosten
3.988,21 €
3.100,00 €
5.1.03.
Abwehr NU-Nachträge
1.300,00 €
1.350,00 €
5.1.04.
Bearbeitungskosten Nachträge
2.310,00 €
5.1.04.
(für Bodenhindernis Jurist)
5.1.04.
(für Einbau Abschlussblech)
5.1.05.
Versicherungsprämien
ohne
Nachtrag Abschlussblech
Summen
800,00 € 225,00 € 540,00 €
343,51 € 2.000,00 €
22.736,42 €
26.625,80 €
Fazit Das vorgestellte Szenario ist selbstverständlich nur eines von vielen Denkbaren. Deutlich wird aber in jedem Fall, dass eine gezielte Risikovorsorge, bestenfalls nach Ort und Zeitpunkt des möglichen Eintretens der erkannten Risiken kalkuliert, für den wirtschaftlich erfolgreichen Ablauf einer Baumaßnahme unabdingbar ist. Sehr viele, möglicherweise die meisten negativen Baustellenergebnisse sind in der Praxis der fehlenden Risikobewertung geschuldet. Die Kalkulation der erkannten Risiken über ihre individuelle Eintrittswahrscheinlichkeit (EKT = Kosten x RW) erlaubt den Aufbau einer Summe für die Risikovorsorge, die mit großer Wahrscheinlichkeit die Größenordnung der tatsächlich eintretenden Risikofolgen abbildet. Selbstverständlich kann es auch zu Über- oder Unterschreitungen der Risikovorsorgesumme kommen. Aber: Unternehmerisches Handeln mit übertriebener Risikovorsorge führt mangels Marktteilnahme genauso zum wirtschaftlichen Exitus, wie solches Handeln ohne jede Risikovorsorge, dann mangels positivem Betriebsergebnis. Das Maß des Handelns und das Gespür des Unternehmers ist entscheidend für den Erfolg.
2.12 Kalkulation von Funktionsbau- und GMP-Verträgen
405
2.12 Kalkulation von Funktionsbau- und GMP-Verträgen 2.12.1 Funktionsbauverträge Die langfristigen Interessen des Bauherrn sollten bereits vor Beauftragung des Planungs- und Bauteams berücksichtigt werden. Einige Planungs- und Bauteams werden auf der Grundlage eines Wettbewerbs bestimmt. Dadurch entstehen auf Seiten der Bieter umfangreiche Vorleistungen, die manchmal zumindest symbolisch vergütet werden. Meist erbringt das Planungsund Bauteam diese Vorleistungen jedoch auf eigenes Risiko und eigene Kosten. Manche Bauherren verlangen sehr umfangreiche Planungsunterlagen (inklusive Entwurfspläne, Leistungsbeschreibungen, weitere quantitative und qualitative Beschreibungen). Bei öffentlichen Aufträgen ist es üblich, ausführliche funktionale Leistungsbeschreibungen auszugeben, die die Erwartungen des Auftraggebers widerspiegeln. Wenn der Bauherr bereits eine Entwurfsplanung und Baubeschreibung in Auftrag gegeben hat, auf dessen Grundlage die Ausführungsplanung nach erfolgtem Wettbewerb von einem separaten Planungs- und Bauteam erstellt wird, spricht man in den USA von „Bridging“. Dies entspricht der in Deutschland häufig anzutreffenden Praxis. Wenn die Vorplanung des Bauherrn allerdings bereits weit vorangeschritten und recht detailliert ist, wird der Spielraum für Innovationen des Planungs- und Bauteams erheblich eingeschränkt. Einige Bauherren verlangen bereits vor der Beauftragung nicht nur die Planung, sondern auch bereits ein Angebot mit Preisangaben. Diese Forderung erweist sich für ein Planungs- und Bauteam als Herausforderung, da ein konkretes Angebot in einem so frühen Stadium mit einem hohen Aufwand verbunden ist, der nur in seltenen Fällen vergütet wird. Die Auswahl des Planungs- und Bauteams durch den Bauherrn erfolgt auf Basis unterschiedlicher Auswahlkriterien (z. B. Kompetenz, technische Fähigkeiten, Referenzen, Preis), die miteinander kombiniert werden. Meist werden drei bis vier Bieter ausgewählt. Hinsichtlich der gemeinsamen Vergabe von Planung und Bau können fünf Alternativen unterschieden werden: –
Der Anbieter garantiert einen Preis (garantierter Maximalpreis, GMP). Das Planungsteam ist üblicherweise als Nachunternehmer des Bauteams tätig.
–
Es handelt sich um einen Selbstkostenerstattungsvertrag mit zusätzlichem Honorar (ohne GMP-Vereinbarung). Der Planer ist wiederum Subunternehmer.
–
Das Planungsteam erstellt für den Bauherrn eine Entwurfsplanung als Grundlage für die weitere Planung und Ausführung des Planungs- und Bauteams.
–
Planungs- und Bauteam schaffen die Planungsgrundlage gemeinsam und ermitteln einen GMP.
–
Planungs- und Bauteam sind Teil einer erweiterten Organisation, die darüber hinaus auch Finanzierung und Betrieb des Projektes übernimmt.
Alternativ ist eine Konstellation in der Form einer Dach-ARGE Planung und Bau immer dann vorstellbar, wenn mehrere mittelständische Planer und Unternehmer gemeinsam eine funktionale Ausschreibung anbieten wollen.
2
406
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Angebotsaufforderung
2
Die Angebotsaufforderung kann in unterschiedlicher Ausgestaltung erfolgen. Zum einen können funktionale Leistungsbeschreibungen existieren, die als Grundlage für das Angebot des Planungs- und Bauteams dienen. Zum anderen kann es eine Vorplanung seitens des Bauherrn geben. Der Bauherr kann aber auch ein Budget vorgeben, an das sich die Bieter halten müssen. Der Wettbewerb wird in diesem Fall auf die Ebene der Planung bzw. des Planungskonzeptes verlagert, da der Preis mehr oder weniger konkret vorgegeben ist. Die Auswahl der Bieter erfolgt zunehmend auf der Grundlage einer Bewertungsmatrix, die verschiedene Kriterien wie Leistungsfähigkeit, Qualität und Höhe des Preises enthält. Die Kriterien werden dabei projektspezifisch festgelegt (z. B. Partizipation, Zeitfaktor, Budget, Komplexität, besondere Anforderungen). Die Angebotsaufforderung muss so ausgestaltet sein, dass sich Umfang und Inhalt des Projektes für alle Beteiligten transparent gestalten, aber dennoch Spielräume für Kreativität und Innovation bestehen. Wenn eine Vorplanung mit einem eigenen Architekten durchgeführt wird, stellt sich die Frage, wie weit diese gehen darf. Der Detaillierungsgrad kann dabei von einer minimalen Funktionsbeschreibung bis hin zu einer ausführlichen Beschreibung der Leistung, inklusive der Vorgabe von Fabrikaten, variieren. Es ist wichtig, dass der Bauherr Informationen zu den örtlichen Bedingungen einschließlich Baugrund und Versorgungsleitungen, Topografie und technische Informationen zur Verfügung stellt, da die Beschaffung dieser Informationen für die Bieter sehr zeitintensiv ist. Typische Informationserfordernisse können in Abhängigkeit von der Projektgröße sein: –
Funktionalbeschreibung,
–
Eigentumsverhältnisse,
–
Bestandsgutachten,
–
Raumbedarf,
–
Ausbaustandards,
–
Funktionsbeziehungen der Räume untereinander und architektonische Anforderungen,
–
Budgetangaben,
–
Planungs- und Bauzeitvorgaben,
–
Anforderungen an Baustelleneinrichtung,
–
Umfang der Ver- und Entsorgung,
–
Parkplatzanforderungen.
Eine Angebotsaufforderung, die eine Vorplanung des Bauherrn enthält, kann präzisere Angaben und eine klarere Richtung für das Planungs- und Bauteam als eine reine Funktionsbeschreibung vorgeben. Nichtsdestotrotz ist eine funktionale Beschreibung zur Festlegung des Qualitätsniveaus wichtig. Angebotserstellung Das Ziel der Angebotserstellung besteht darin, die nächste Stufe der Bieterauswahl zu erreichen. Das Angebot soll sich dabei nicht nur von denen der anderen Bieter abheben, sondern auch den Bauherrn von der Kompetenz des Bieters überzeugen. Sofern das Planungs- und
2.12 Kalkulation von Funktionsbau- und GMP-Verträgen
407
Bauteam die Präferenzen des Bauherrn kennt, kann dieses Wissen für eine erfolgreiche Angebotsabgabe hilfreich sein. Für den integrierten Planungs- und Bauprozess sind insbesondere die folgenden Aspekte von Bedeutung: –
Verfügbarkeit von kompetentem Personal,
–
Referenzen zur Einhaltung von Zeit- und Kostenbudgets,
–
zutreffende Baukostenberechnung,
–
Kommunikationskompetenz,
–
Konfliktvermeidung,
–
Projektkenntnis und -vertrautheit,
–
lokaler Anbieter.
Um die Erwartungen des Bauherrn, die Projekthistorie und die Projektverantwortlichen in Erfahrung zu bringen, können beispielsweise nachfolgende Fragen hilfreich sein: –
Was ist die grundlegende Zielsetzung des Projektes? Welche Hindernisse könnten die Zielerreichung gefährden?
–
Wie ist die Projektidee entstanden?
–
Gibt es ein ähnliches Objekt als Referenz?
–
Was hat dem Bauherrn daran gefallen/nicht gefallen?
–
Gibt es Umweltauflagen?
–
Welche Organisationen/Nutzer/Kunden haben ein Interesse am Projekt?
–
Wie wird das Projekt finanziert?
–
Sind bisher Leistungen ausgeführt worden, wenn ja, von wem?
–
Welche Genehmigungen und Freigaben werden benötigt?
–
Gibt es einen Zeitplan für die Fertigstellung?
–
Wie werden die Firmen bewertet?
–
Ist das Projekt Teil eines Gesamtprojekts?
–
Hat der Bauherr bereits mit anderen Planungs- und Bauteams zusammengearbeitet? Welche Erfahrungen wurden dabei gewonnen?
–
Welche Budgetvorgaben gibt es?
–
Wer ist im Evaluierungsausschuss/der Arbeitsgruppe?
Bei der Angebotserstellung wird häufig auf Bausteine aus Datenbanken, die Informationen bereits abgewickelter Projekte beinhalten, zurückgegriffen. Das zu erstellende Angebot ist daher auf das konkrete Projekt anzupassen und anschließend in der Datenbank zu hinterlegen. Neben dem Anschreiben besteht ein Angebotspaket in der Regel üblicherweise aus folgenden Elementen: –
Inhaltsverzeichnis,
–
Zusammenfassung,
–
Beschreibung des Planungs- und Bauteams,
–
Erfahrungen,
2
408
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
–
Formblätter (falls erforderlich),
–
Organisation des Projektteams,
–
Erfahrungen des verantwortlichen Personals,
–
Leistungsangebot,
–
Zeitplan,
–
Honorar,
–
Veröffentlichungen zum Unternehmen und dessen Projekten,
–
Referenzen,
–
besondere Merkmale (Angaben zu Auslastung und Verfügbarkeit, Zeit- und Kostencontrolling, Kalkulationskompetenz, Kommunikationskompetenz, Auszeichnungen, Gerichtsverfahren usw.).
Angebote auf Basis einer Kostenplanung135 Klassischerweise erstellen der Bauherr bzw. dessen Architekt eine Kostenplanung bzw. Kostenschätzung und der Bieter eine Kalkulation, die auf Ausschreibungsunterlagen, vollständigen Plänen, Leistungsverzeichnissen und Leistungsbeschreibungen beruht. Mit der dabei erfolgten Festschreibung der Anforderungen und des Standards wird dann der günstigste Bieter im Wettbewerb ermittelt. Bei Funktionsbauverträgen fallen Kostenplanung und Kalkulation in den Aufgabenbereich des Bieters (vgl. Bild 2-94). Damit sind zwar vergleichsweise mehr Risiken für den Anbieter verbunden. Im Gegenzug ergeben sich für den Unternehmer aber auch mehr Möglichkeiten, eine Planung zu entwickeln, die den Anforderungen und Preisvorstellungen des Bauherrn gerecht wird. Häufig wurde das Budget bereits vor der Ausschreibung bestimmt, sodass das Augenmerk nunmehr ganz auf einer Optimierung des Ergebnisses liegt. Eine Kostenplanung ist aus folgenden Gründen wichtig: –
zur Abschätzung, ob das vorgegebene Budget den Projektanforderungen genügt. In diesem Zusammenhang sind die Anforderungen im Hinblick auf Nutzfläche sowie allgemeiner und besonderer Spezifikation zu prüfen,
–
zur Aufteilung des Budgets auf die Bauelemente einschließlich Honorare für Planung und Kosten für Baustelleneinrichtung und Nebenkosten,
–
zur Untergliederung der Gebäudeelementekosten,
–
zur Formulierung von Zielkosten für die Planung,
–
um eine fortlaufende Kostenkontrolle zu gewährleisten und die Gesamtkosten des Projekts zu antizipieren.
Mithilfe der Kostenplanung kann bereits frühzeitig ein unzureichendes Budget für das zu erreichende Projektergebnis festgestellt werden. Für die frühe Phase der Gesamtkostenplanung eines Projektes bilden im Regelfall die Flächen die Basis. Eine Alternative wäre die Plankostenbildung auf der Grundlage von Flächenarten, wie z. B. Krankenhausbettentrakt (2.400 EUR/m²) und Operationssaal (5.400 EUR/m²). Für die Kostenplanung einer Schule sind z. B. Beträge für die Bereiche Klassenräume, Büros, Küchen, Korridore und Gebäudetechnik möglich. 135
Vgl. Brook (2008).
2.12 Kalkulation von Funktionsbau- und GMP-Verträgen
409
2
Bild 2-94 Vorgehensweise zur Angebotsfindung durch Kostenplanung
Benchmarking von Kosten Um ein Benchmarking von Kosten vornehmen zu können, muss eine Vergleichbarkeit zwischen den Projekten hergestellt werden. Dazu sind im Wesentlichen nachfolgende Anpassungen erforderlich: –
Identifizierung und Abgrenzung besonderer Kosten (resultierend aus besonderen Nutzeranforderungen, Standortbedingungen, Bauwerksqualität),
–
Anpassung bezüglich des Projektstarttermins,
–
Anpassung bezüglich des Baumarkts (regionale Einflüsse, Vergabeart).
Von Vorteil wäre es, weitere Anpassungen bezüglich der Bauwerksgeometrie (Grundrissform und Anzahl der Geschosse) vorzunehmen. Tabelle 2.134 enthält eine Zusammenstellung möglicher Quellen für Kostendaten. Tabelle 2.134 Interne und externe Herkunft von Kostendaten Herkunftsart intern
intern
intern extern extern extern
Quelle
Bemerkungen Angebotskosten werden analysiert und nach GebäudeEntwicklung einer unternehelementen gegliedert, Angaben zu Bauwerksgeometrie menseignen Datenbank und -qualität werden gemacht. Dokumentation und Auswertung Der Rückfluss von Informationen aus laufenden Projekvon Kosten aus laufenden Pro- ten bedarf zwar einer genauen Auswertung, hat aber den jekten Vorteil der Aktualität. Selektive Auswahl von Kosten- „Ad hoc“-Vorgehensweise auf der Grundlage vergangedaten aus vergangenen Angebo- ner Angebote zur Kostenermittlung eines bestimmten ten – mit und ohne Zuschlag Projekts. Nutzung von BaukostendatenLiefert eine große Zahl an standardisierten Kostendaten, banken die Details der Erfassung sind jedoch unbekannt. Zusammenarbeit mit Bauherrn Bauherren und deren Berater/Planer haben Zugang zu und Beratern/Planern Kostenkennwerten der Wettbewerber. Berichte in Fachzeitschriften enthalten ggf. KosteninforVeröffentlichungen mationen.
410
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Als nächster Schritt ist der Standort des Projekts zu begutachten, damit besondere Einflüsse auf die Baukosten, z. B. Abriss, Bodenverhältnisse, Bohrpfahlgründung, Brandschutzanforderungen, Erschließung usw. berücksichtigt werden können. Da jeder Sektor unterschiedliche Anforderungen an die Nutzung sowie Bauwerksqualität und -geometrie hat, muss der Kalkulator die Rahmenbedingungen des Projekts sorgfältig bestimmen, verfolgen und in der Kalkulation berücksichtigen. Tabelle 2.135 enthält ein Beispiel für die Rahmenbedingungen einer Schule. Tabelle 2.135 Beispiel für Rahmenbedingungen einer Schule Einflussgrößen
Anforderungen
Bemerkungen
Anzahl der Geschosse
mindestens 70 % der BGF sind in dreigeschossigem Baukörper unterzubringen
doppelstöckige Säle und Hallen sind hiervon ausgeschlossen
Verhältnis Außenwandfläche zu BGF
soll 0,50 nicht übersteigen
Außenwandfläche inklusive Giebelwände und Brüstungen
Glasflächen in der Außenwand
nicht mehr als 30 % der Außenwandfläche
einschließlich Fenster und Glasfassaden
Fläche der Technikzentralen
nicht mehr als 5 % der BGF
ohne vertikale Schächte
Eine weitere Kenngröße sind standardisierte Kostenkennwerte für bestimmte Gebäudeelemente (vgl. hierzu die Beispiele in Tabelle 2.136). Tabelle 2.136 Beispiele für Kostenkennwerte für Gebäude und Ausstattung Art
Beispiel
Funktionseinheit
Wohnheim
Gebäude
Sportzentrum
Gebäudeelement
Tragwerk
Kosten
Einheit
35.000 €
€/Wohneinheit
2.500 €
€/m²
165 €
€/m²
Funktionsfläche
Operationssaal
4.500 €
€/m²
IuK-Technologie
für eine Schule
1.600 €
€/Schüler
Brand- und Sicherheitstechnik
für eine Schule
1.100 €
€/Schüler
Kostenplanung Der erste Kostenplan dient als Vergleichsinstrument für das Budget des Bauherrn mit dem vorläufig erreichten Leistungsumfang. In Tabelle 2.137 ist ein erster Kostenplan für ein typisches Schulprojekt enthalten. Dabei handelt es sich um eine Kombination von Neubau und Sanierung bestehender Gebäudeteile. Da das Budget häufig bereits vor dem Vergabeverfahren festgelegt wird, muss die Strategie des Bauunternehmens dahin gehend lauten, ein Maximum an Baukörper zu ermöglichen. Der größte Aufwand wird dabei mit der Ermittlung der Flächengröße und der Höhe der Kosten für projektspezifische Besonderheiten verbunden sein. Das Projekt aus dem vorherigen Beispiel erscheint im Rahmen des vorgegebenen Budgets realisierbar. Die Kosten könnten dabei weiter gesenkt werden, falls die Zwischenunterbringung verkleinert werden oder durch eine bessere Terminplanung gänzlich vermieden werden könnte. Der nächste Schritt ist die Erstellung eines Kostenplans auf Bauelementebasis (vgl. Tabelle 2.138).
2.12 Kalkulation von Funktionsbau- und GMP-Verträgen
411
Tabelle 2.137 Beispiel für einen Kostenplan 1 für ein Schulbauprojekt Finanzierung
Schule xyz Bemerkungen
Schüler
Nr.
925
HNF
m²
8.900
Kostenvorgabe
€/m²
Gesamtbudget
€
Sonderkosten
€
invest. Budget
€
Flächenplan
m²
zusätzliche Fläche
m²
Bestandsfläche
m²
Flächensoll
m²
Kostenplan 1
m²
2.100 Mittelwert für Neubau und Sanierung 18.690.000 1.210.000 für IuK-Technologie 17.480.000 verfügbare Bausumme 8.900 525 Raum für Facility Management und Server –1.250 abzgl. Sporthalle 8.175 €/m²
€
Neubau
4.350
2.420
Instandsetzung
1.280
1.980
2.534.400
950
1.155
1.097.250
1.595
440
Sanierung Renovierung
10.527.000 aktueller Kostenkennwert
701.800 einschließlich Vernetzung
Abriss
450.000 besondere Kosten
Asbestentsorgung
350.000
Halbkeller
425.000
Zwischenunterbringung KP 1 gesamt in €
500.000 16.585.450
Tabelle 2.138 Beispiel eines Zielkostenplans mit Gebäudeelementen Kostensatz €/m² BGF (m²)
10.100
Standortindex
0,97
Inflationsindex
188
Umbau/Sanierung Gründung
gesamt €
0
0
95,00
Oberbau Tragwerk
146,00
1.474.600
Obergeschosse
51,00
515.100
Dach
96,00
969.600
Treppen
16,00
161.600
140,00
1.414.000
Außenwände Fenster und externe Türen
64,00
646.400
Innen- und Trennwände
76,00
767.600
Innentüren
32,00
323.200
Wandflächen
32,00
323.200
Bodenbeläge
64,00
646.400
Innenausbau
2
412
2 Kalkulation im Ingenieurbau Kostensatz €/m² Deckenbeläge Einbauten
2
gesamt €
28,00 9,00
282.800 90.900 inkl. Jalousien
festes Mobiliar
61,00
616.100
loses Mobiliar
72,00
727.200
Sanitäre Einrichtungen
12,00
121.200
Kücheneinrichtungen
12,00
121.200 Catering, Technik
Haustechnik
Entsorgungseinrichtungen Wasser, Abwasser Wärmeversorgung
4,00
40.400
26,00
262.600
-
lufttechnische Anlagen
46,00
464.600
Ventilationstechnik
23,00
232.300
Starkstromanlagen
99,00
999.900
2,00
20.200
gastechnische Anlagen Förderanlagen
10,00
101.000 2 Aufzüge x 3 Geschosse
Sicherheitstechnik
46,00
464.600
informationstechnische Anlagen
85,00
858.500
sonstige Technische Anlagen
19,00
191.900
notwendige Bauleistungen
12,00
121.200
Gesamtkosten Bauwerk
12.958.300
Abriss
470.000,00
Asbestentsorgung
280.000,00
Umlegung Abwasserkanal
138.000,00
Provisorium Sporthalle
220.000,00
Außenanlagen
154,00
1.555.400
Entwässerung
44,00
444.400
Erschließung
7,00
70.700
Nebengebäude
2,00
20.200
1.599,70
16.157.000
255,95
2.585.095
gesamt netto Baustelleneinrichtung (16 %) Risiko (3 %)
47,99
484.699
Honorare (10,5 %)
167,97
1.696.497
Vorarbeiten (1,5 %)
24,00
242.400
111,34
1.124.534
Inflation Gesamtbetrag und Baustelleneinrichtung (6 %) Gesamtherstellkosten AGK und Gewinn (6 % auf Umsatz) Gesamtangebot
22.290.225 140,87
1.422.780 23.713.005
Zielkostenplanung Die Zielkostenplanung wird sowohl zu Beginn eines Projekts als auch während der Entwurfsund Ausführungsplanung eingesetzt. Mithilfe des dabei stattfindenden Steuerungsprozesses werden die Kostenvorgaben für das Planungskonzept erarbeitet. Außerdem kann das Ergebnis
2.12 Kalkulation von Funktionsbau- und GMP-Verträgen
413
des Planungsteams mit dem Kostenplan verglichen werden, um eine Überschreitung des verfügbaren Budgets zu vermeiden. Der Kalkulator muss die Pläne und Leistungsbeschreibungen auf Übereinstimmung mit den Annahmen des Kostenplans (BGF, Kostenkennwerte, Baustandard) prüfen. Eine solche Prüfung ist zu folgenden Zeitpunkten vorzunehmen: –
vor Übergabe an die Genehmigungsbehörden,
–
vor Einholung des Freigabevermerks durch den Bauherrn,
–
zum Zeitpunkt der Planungsfestlegung,
–
vor der endgültigen Vorbereitung zur Angebotsabgabe.
Bei der Erstellung einer Zielkostenplanung für Projekte mit Sanierungsanteil müssen einige Annahmen getroffen werden. Tabelle 2.139 beschreibt hierzu jeweils typische Leistungsmerkmale. Eine solche Aufstellung ist an jedes neue Projekt anzupassen. Dabei ist eine Plausibilitätsprüfung der bauherrenseitigen Budgetvorstellungen unabdingbar. Tabelle 2.139 Kostenplan in Abhängigkeit verschiedener Leistungsstufen für die Sanierung von bestehenden Gebäuden Art der Sanierung
Leistungsumfang
Renovierung
• keine Arbeiten am Tragwerk • kleinflächige Ausbesserungen an der Fassade • punktuelle Ausbesserung von Innentüren, Fensterrahmen und Fensterglas • geringe Mängelbeseitigung am Putz • Auswechseln beschädigter Deckenelemente • anteilige Mängelbeseitigung der Bodenbeläge • Renovierung aller Bereiche • kein Mobiliar oder Ausstattung • Mängelbeseitigung an Leitungen, teilweiser Austausch der Beleuchtung und Deckendiffusor • zusätzliche Netzverkabelung ist evtl. notwendig • Überprüfung und Wartung vom Alarmsystem • separates Budget für Arbeiten zur Erfüllung aktueller Umweltstandards
Kostenkennwert 15–20 % der Neubaukosten
Sanierung Kostenkennwert 20–55 % der Neubaukosten
einfacher Umbau Kostenkennwert 55–75 % der Neubaukosten
wie oben, zusätzlich: • Schaffung zusätzlicher Türöffnungen in tragenden Wänden • Einbringen von zusätzlichen nicht-tragenden Wänden • Ausbesserung der Beläge einschließlich großflächiger Austausch der Bodenbeläge • Austausch der Türbeschläge • Neupositionierung oder zusätzliche Heizkörper und Beleuchtungskörper • evtl. neue Alarmsysteme wie oben, zusätzlich: • kleinere Ergänzungen an der Gründung für Änderungen am Tragwerk • Herstellung von Bodendurchbrüchen für Änderungen am Abwassersystem • Änderungen und zusätzliche Abstützungen für das Herstellen von größeren Durchgängen • Zulage für Änderungen der Raumaufteilung mit Trennwänden • Austausch von ca. 50 % der Innentüren, Türrahmen und Fensterglas
2
414
2 Kalkulation im Ingenieurbau Art der Sanierung
Leistungsumfang • Austausch von z. B. der Geländer zwecks Erfüllung aktueller Baunormen • neue Fliesen in den Sanitärbereichen • Austausch sämtlicher Bodenbeläge • Austausch der abgehängten Decken • Austausch der Ausstattung • neue Küchenausstattung • umfangreiche Änderungen und Aufwertung der Haustechnik
2 struktureller Umbau Kostenkennwert 75–120 % der Neubaukosten
wie oben, zusätzlich: • neue Gründungen für Tragwerksänderungen • teilweise Änderungen am Tragwerk mit zusätzlichen Stützen und Trägern • Rückbau von Treppen und Zwischendecken • neue Träger für die Entfernung von tragenden Wänden • Einbringen von neuen Durchbrüchen für zusätzliche Aufzugs- und Lichtschächte • zusätzliche tragende Wände • Ersetzen eines Großteils der Türen und Innenverglasung • Austausch aller Einbauten, Einrichtungen und Ausstattung • neue sanitäre Einrichtung und Installation in allen Nassbereichen • Austausch der gesamten Haustechnik, evtl. mit Ausnahme der Hauptversorgung • neues Kommunikations- und Datennetz • neue Aufzüge • evtl. zusätzlicher Einbau eines Sprinklersystems
Ist ein Instandsetzungsstau erkennbar, muss eine fachmännische Überprüfung der Bausubstanz erfolgen, damit der Sanierungsaufwand für die Herstellung der Funktionstüchtigkeit bestimmt werden kann. Die Begutachtung kann für die Kostenermittlung der sofortigen Instandsetzung herangezogen werden. Gleichzeitig kann sie auch als Grundlage für die langfristige Unterhaltung dienen. Die Kosten für die Wiederherstellung der Funktionstüchtigkeit sind in der Regel den Investitionskosten zuzuordnen. Allzu häufig sind bauherrenseitige Bestandsgutachten auf die Erfassung der sichtbaren Innen- und Außenbereiche beschränkt und weisen einige Probleme hinsichtlich –
der Reduzierung auf wesentliche Schäden, die einen Mindestwert überschreiten (z. B. 500 EUR),
–
fehlender belastbarer Aussagen zur Asbestkontaminierung,
–
des Fehlens von verdeckten Schäden sowie
–
fehlender Angaben über notwendige Arbeiten zur Erreichung aktueller Baustandards
auf. Zeitplan für die Angebotsbearbeitung und -verabschiedung Der für die Angebotsbearbeitung Verantwortliche muss sicherstellen, dass ein Zeitplan mit Meilensteinen für die Erstellung der Kalkulation und des Angebots vorliegt (vgl. Tabelle 2.140). Dieser Zeitplan ist ein unverzichtbares Instrument für alle an der Angebotsbearbeitung Beteiligten.
2.12 Kalkulation von Funktionsbau- und GMP-Verträgen
415
Tabelle 2.140 Zeitplan für die Erstellung eines Angebots mit Kostenplanung Aufgaben
Prüfungen
Termine
Budgetüberprüfung Zielkostenplan
2
Angebotsstrategie Beschaffungsstrategie kritische Überprüfung des Raumbuches Planung zur Nachhaltigkeit Planung zum Lebenszyklus Facility Management-Planung Planung zur Finanzierung Beschluss der o. g. Ergebnisse
Prüfung 1: Grundlagen des Angebots
Planungsbesprechungen Abstimmungen mit Vertragspartnern und Zulieferern Rücksprache mit Fachplanern Planungsfestlegung endgültige Berechnung der BGF und der Hauptkostenelemente Verabschiedung des Bauablaufplans Erstellung der Baustellenvorbereitung und -einrichtungspositionen Kalkulationsergebnis netto Risikositzung Kalkulationszusammenfassung für Abschlussbesprechung Abschlussbesprechung
Prüfung 2: endgültiges Angebot
Überprüfung: Stimmt geplante BGF mit Raumbuch und Kostenplan überein? Überprüfung: Entspricht Planung und Spezifikation dem Kostenplan? Ausfüllen der Angebotsvordrucke Angebotsabgabe
Die Abschlussbesprechung über das Kalkulationsergebnis und die Übertragung in das geforderte Angebotsformat sind ein in sich abgeschlossener kaufmännischer Prozess, der auf den Ergebnissen der Kalkulation sowie den Arbeitsberichten und anderen Dokumenten beruht. Die Verantwortung des Kalkulators sollte sich auf eine gewissenhafte Erarbeitung der vorhersehbaren Kosten eines Projekts beschränken. Es ist nicht Aufgabe des Kalkulators, Aufträge für das Unternehmen zu akquirieren. Dies ist Sache der Unternehmensleitung. Das Abschlussgespräch soll Aufschluss darüber geben, wie gut das Team die Budgetvorgaben eingehalten, Baukostenvergleiche mit ähnlichen Projekten durchgeführt und die vertraglichen Verpflichtungen und Risiken berücksichtigt hat sowie den erforderlichen Gewinn erzielen konnte. Tabelle 2.141 enthält hierzu eine typische Agenda einer Abschlussbesprechung.
416
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Tabelle 2.141 Typische Agenda einer Angebotsabschlussbesprechung
2
Teil 1: Technisches Bauherrenanforderungen und Leistungsbeschreibung Planungskonzept und Begründung Umfang der Bestandsgutachten Bauverfahren und Logistik Bauphasen und Ablaufplan vorbereitende Arbeiten IuK-Infrastruktur und baukonstruktive Einrichtung Teil 2: Preisbildung Zusammenfassung Kostenplan Baukostenkennwerte und Verbindung zu gleichartigen Projekten Leistungsumfang, Flächen, Mengen und Annahmen Beschaffungskette, Marktverhältnisse und Kundenbeziehungen Technik und IuK-Preisniveau Baustelleneinrichtung und -personal Planungshonorare Top Ten Risiken und Chancen Angebotszusammenfassung Teil 3: Kaufmännisches und Angebotsabgabe kaufmännische Überlegungen, Wettbewerb und Anschlussaufträge Bauherrenteam Vertragsbedingungen, Bürgschaften und Versicherungen, Angebotsfrist Anforderungen an die Angebotsabgabe Verhandlungsverfahren Angebotsverbesserungen
2.12.2 GMP-Verträge Verträge mit einer Zielkostenvereinbarung sind aus Selbstkostenerstattungsverträgen hervorgegangen, die auf einer Vergütung der angefallenen Kosten und einem vereinbarten Honorar für Managementleistungen, allgemeine Geschäftskosten und Gewinn basieren. Für diese Form der Vergütungsregelung ist es erforderlich, dass der Bauherr ständig Informationen über die aktuellen Kosten erhält (Prinzip der „gläsernen Taschen“). Unternehmer dürfen zwar bei solch einer vergleichsweise risikoarmen Vertragsgestaltung keine hohe Gewinnmarge erwarten, sie fördert jedoch den Gedanken des Partnering zwischen Bauherr und Bauunternehmer und eignet sich insbesondere für sogenannte Fast-Track-Verträge auf der Grundlage einer funktionalen Leistungsbeschreibung. Die Vorteile einer solchen Vertragskonstruktion sind: –
weitestgehende Flexibilität und Zusammenarbeit der Projektbeteiligten,
–
auskömmliche Vergütung für Leistungen und Risikokontrolle möglich,
–
erlaubt und bedarf einer starken Bauherreninteraktion,
–
ermöglicht die gemeinsame Planung,
–
Bauherr kennt die aktuellen Kosten und kann beispielsweise Kostenänderungen besser einschätzen.
Dem stehen folgende Nachteile gegenüber: –
Auftragnehmer fehlt Anreiz für effizientes Arbeiten,
–
keine Preissicherheit,
2.12 Kalkulation von Funktionsbau- und GMP-Verträgen
–
417
Durchführung ist für Beteiligte teilweise unbekannt; Bauherr muss erfahrenes Personal für die Abwicklung vorhalten.
Aus der Sicht des Bauherrn sind Selbstkostenerstattungsverträge sehr störanfällig. Ein gutes Ergebnis kann nur dann erzielt werden, wenn beide Seiten kompetent und professionell agieren. Diese Art von Vertrag ist daher geeignet: –
für Projekte, die nicht-quantifizierbare Risiken in sich bergen und
–
wenn sich keine geeignetere Vergabeart finden lässt.
Target-Cost-Verträge oder Verträge mit einer Zielkostenvereinbarung stellen eine Weiterentwicklung des Selbstkostenerstattungsvertrags dar. Bauherr und Auftragnehmer einigen sich auf einen bestimmten Zielpreis. Sie vereinbaren zudem einen Anreiz, der eventuelle Abweichungen honoriert oder bestraft. Die angefallenen Kosten werden wie beim Selbstkostenerstattungsvertrag von beiden Parteien verfolgt und vom Bauherrn vergütet. Eine Differenz zwischen Kostenvereinbarung (Target Cost) und tatsächlich angefallenen Kosten wird gemäß dem Anreizsystem verteilt. Soll der Anreiz bestehen bleiben, müssen Differenzen aus Vertragsänderungen und Inflation in der Preisvereinbarung berücksichtigt werden. Ein vorab festgelegter Betrag steht für die Vergütung der Managementleistung, die allgemeinen Geschäftskosten und den Gewinn des Auftragnehmers zur Verfügung. Die nachfolgende Abbildung verdeutlicht an einem Beispiel die Vergütung bei einer Zielkostenvereinbarung mit Anreizsystem. Die Zielkosten betragen 150 Mio. EUR. Der feste Anteil für die Managementleistung, die allgemeinen Geschäftskosten und den Gewinn beträgt 15 Mio. EUR. Die Differenz zwischen Ziel- und tatsächlichen Kosten wird hälftig aufgeteilt. Wenn die tatsächlichen Kosten beispielsweise 135 Mio. EUR betragen, erhält der Auftragnehmer eine Vergütung von (135 Mio. EUR + ½ × (150 Mio. EUR – 135 Mio. EUR) + 15 Mio. EUR =) 157,5 Mio. EUR. Ohne Aufteilung der Differenz zwischen tatsächlichen Kosten und Zielkosten hätte der Auftragnehmer Anspruch auf eine Vergütung in Höhe von (150 Mio. EUR + 15 Mio. EUR =) 165 Mio. EUR. Er erhält somit eine geringere Gesamtvergütung. Prozentual steigt sein Anteil für die feste Vergütung (Managementleistung, allgemeine Geschäftskosten, Gewinn) sowie die zusätzliche Vergütung bezogen auf die tatsächlichen Kosten von (15 Mio. EUR : 150 Mio. EUR =) 10 % auf knapp 17 % [(15 Mio. EUR + ½ × (150 Mio. EUR – 135 Mio. EUR) : 135 Mio. EUR, vgl. Bild 2-95]. Betragen die tatsächlichen Kosten dahingegen 165 Mio. EUR, hat der Auftragnehmer die Mehrkosten in Höhe von 15 Mio. EUR zur Hälfte mit zu tragen. Er erhält zwar im Ergebnis ebenfalls eine Vergütung von 157,5 Mio. EUR (150 Mio. EUR – ½ × (165 Mio. EUR – 150 Mio. EUR) + 15 Mio. EUR). Sein Anteil für die feste Vergütung bezogen auf die tatsächlichen Kosten reduziert sich jedoch auf 4,5 % [(15 Mio. EUR – 7,5 Mio. EUR) : 165 Mio. EUR, vgl. Bild 2-95].
2
418
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2
Bild 2-95 Vergütung bei einer Zielkostenvereinbarung
Zielkosten werden häufig für die Vereinbarung eines garantierten Maximalpreises (GMP) herangezogen. In diesem Fall wird vom Unternehmer ein bestimmter Preis garantiert. Sollten die tatsächlichen Kosten des Projekts diesen Preis übersteigen, muss der Auftragnehmer die Differenz allein tragen. Der GMP ergibt sich aus den Zielkosten zuzüglich eines Zuschlags. Hierbei ist eine exakte Kalkulation der Zielkosten erforderlich. Der Entwurf, die vorhandenen Pläne und die Leistungsbeschreibung müssen dafür ausreichend aussagekräftig sein. Der Anreiz, die Zielkosten zu unterschreiten, bietet zusätzliches Potenzial für den Unternehmer.
2.13 Kalkulation der Lebenszykluskosten (z. B. bei PPP)136 Charakteristisches Merkmal von PPP-Projekten ist die notwendige Ermittlung der gesamten Lebenszykluskosten. Leistungsumfang und Größe bestimmen dabei den Ablauf und die Methode der Kostenberechnung. Die nachfolgenden Ausführungen geben einen Einblick in die Kostenberechnung von PPP-Vorhaben auf Basis des Lebenszyklus. Sowohl öffentliche Hand als auch Privatwirtschaft müssen einen bestimmten Kostenrahmen einhalten. Beide Seiten gehen dabei jedoch von unterschiedlichen Prämissen aus. Für die öffentliche Hand spielt die Wirksamkeit und Leistungsfähigkeit der geplanten Investitionsmaßnahme im Budgetrahmen eine wesentliche Rolle. Den privaten Anbieter interessiert insbesondere die marktgerechte Verzinsung des eingesetzten Kapitals. In der Regel ist der Bauunter136
Entnommen aus Jacob/Winter/Stuhr (2008), S. 1174–1194.
2.13 Kalkulation der Lebenszykluskosten (z. B. bei PPP)
419
nehmer für die Planung und Bauausführung des PPP-Projektes verantwortlich. Als vertragliche Grundlage dient meist ein Pauschalvertrag. Traditionelle Kostenplanungsprozesse lassen einen Großteil der gesamten Lebenszykluskostenplanungsaspekte außer acht, die für PPP-Projekte entscheidend sind. Die Herausforderung für den Kostenplaner besteht darin, Lebenszykluskostenpläne mit einem Minimum an detaillierten Planungsunterlagen und Informationen aufzustellen, und dennoch alle Aspekte der gesamten Lebenszykluskosten periodengerecht sowie risikoadjustiert vorher zu bestimmen. Da hier in Deutschland ziemliches Neuland betreten wird, wird im folgenden noch auf ein britisches Beispiel zurückgegriffen.137 Vertiefend sei auf das dreibändige Werk von Berner et al. verwiesen.138
2.13.1 Budgetplanungsprozess des Auftraggebers Kostenschätzungen werden in unterschiedlichen Phasen des Budgetplanungsprozesses vorgenommen. In der frühen Entwicklungsphase eines PPP-Projektes werden üblicherweise pauschale Kostenschätzungen durchgeführt. Auf derartigen Kostenschätzungen beruhen der Public Sector Comparator (PSC), die Kapitalbedarfsschätzung, Finanzanalysen und Machbarkeitsstudien. Die Erfahrungen der Vergangenheit haben gezeigt, dass die Kostenschätzungen in den frühen Entwicklungsphasen eines Projektes von den endgültigen Kosten um 20 % oder mehr abweichen können. Dies kann jedoch einen entscheidenden Einfluss auf den PSC haben. Die Kostenpläne basieren auf dem Terminplan, den Leistungsbeschreibungen und eventuell ersten Entwurfszeichnungen. Der Verlauf der aufeinander folgenden Phasen muss von der entsprechenden Behörde genehmigt werden. Dies bedeutet, dass der Kostenrahmen an bestimmten Schlüsselstellen eingefroren wird. Tabelle 2.142 fasst den Planungsprozess sowohl des Auftraggebers als auch des Bieters zusammen.
2.13.2 Kostenplanungsprozess des Bieters 2.13.2.1 Allgemeines Der Kostenplanungs- und Angebotsprozess des Bieters hängt vom jeweiligen Marktsegment, der beteiligten Behörde und vom konkreten Projekt ab. Tabelle 2.142 verdeutlicht die Einbeziehung des Bieters in den Planungsprozess des Auftraggebers. Bieter entwickeln ihre Kostenpläne auf Basis der Ausschreibungsunterlagen im Rahmen der ersten Aufforderung zur Angebotsabgabe. Ihre Kostenberechnung basiert damit auf einer Leistungsbeschreibung, die eine Kurzdarstellung der Anforderungen hinsichtlich Konstruktion und Betriebsmanagement enthält. Die erste Aufforderung zur Angebotsabgabe verlangt von den Bietern in der Regel ein indikatives Angebot, gegebenenfalls ergänzt um einen Vorplanungsentwurf und einen vorläufigen Kostenplan. Die Ausschreibungsunterlagen beinhalten in der Regel:
137
In Anlehnung an Boussabaine (2007).
138
Berner et al. (2010 a), Berner et al. (2010 b) und Berner et al. (2010 c).
2
420
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
–
Kurzdarstellung,
–
Leistungsbeschreibung,
–
Raumbelegungspläne,
–
Quartiersübersicht/Umgebung,
–
Eigentumsverhältnisse und Bebauungsgrenzen,
–
topografische Untersuchungsberichte,
–
Bestandsgutachten.
Der Kostenplanungsprozess des Bieters beginnt nach der Vorauswahlphase. Bei der ersten Aufforderung zur Angebotsabgabe sind die Bieter angehalten, Finanzierungspläne, Investitionspläne und einen den gesamten Lebenszyklus umfassenden Kostenplan vorzulegen. Diese könnten enthalten: Investitionskostenpläne: –
Planungs- und Baukosten,
–
technische Planungskosten,
–
Kosten der Elektro- und Förderanlageninstallation,
–
Baustelleneinrichtungs- und Bauüberwachungskosten,
–
allgemeine Baukosten,
–
Inflationsausgleichs- und Risikokosten.
Gesamte Lebenszykluskosten: –
detaillierter Kostenbelegungsplan mit Soft und Hard Facility Management,
–
Lebensdauer der Materialien und Bauteile,
–
gesamte Lebenszykluskosten der Bauelemente, Materialien, Betriebsanlagen und Ausstattung,
–
Pläne zur Bildung von Rücklagen für Schäden,
–
Instandsetzungs- und Erneuerungszeitpläne und Kosten.
Finanzierungspläne: –
Die Rahmenpläne zur Finanzierung beinhalten je nach gewählter Finanzierungsstruktur nachrangige Schulden, mezzanines Kapital und vorrangige Schulden, Daten zum Abschreibungs- und Rückzahlungszeitplan, Informationen zur Absicherung, Angaben zu Gebühren, Sätzen und wichtigen Fristen.
–
Den akzeptierten Zahlungsmechanismus und die vorgegebenen Entgeltbestandteile.
2.13 Kalkulation der Lebenszykluskosten (z. B. bei PPP)
421
Tabelle 2.142 Planung, Beschaffung und Kostenplanungsprozess Planung Î
Vorplanung Î
Entwurf-/Detailplanung Î
Detailplanung Î
Auftraggeber Î
Leistungsbeschreibung Ö Machbarkeitsprüfung Ö Ausschreibung (Europäisches Amtsblatt) Ö
Bewertung und Auswahl Ö
Wirtschaftlichkeitsnachweis Ö Vertragsabschluss Ö
Bieter Î
Ausschreibung (Europäisches Amtsblatt)/Bewerbungsbedingungen zum Teilnahmewettbewerb Ö
Erste Aufforderung zur Angebotsabgabe Ö Endgültige Aufforderung zur Angebotsabgabe Ö
Bestes und endgültiges Angebot Ö Vertragsabschluss Ö
Kostenermittlung Î
Angebotsrahmen Î
Angebotskalkulation Î
Auftragskalkulation Î
Unter den Kostengruppen werden die Kosten grob aufgeteilt. Bauwerksteile, Honorare, gesamte Lebenszykluskosten, vorbereitende Maßnahmen etc. sollten hier enthalten sein.
Wesentliche Entscheidungen, die Planung, Entwurf, Bau und Betrieb beeinflussen, sind im Detail zu betrachten. Die Angebotskalkulation sollte alle Aspekte des Projekts abdecken.
Die Auftragskalkulation beruht auf detaillierten Kosten, empirischen Analysen und den gesamten berechneten Lebenszykluskosten. Auf Basis vereinbarter finanzieller und wirtschaftlicher Bedingungen.
Planungsänderungen Î
Aktualisierung
2
Bauphase Ö
Betriebsphase
Arbeits-/ Nachtragskalkulation Î
Gesamte Lebenszykluskosten
Steuern von Kostenüber-/ -unterschreitungen und Kostenüberwachung
Entgelte Benchmarking Leistungsüberwachung
Im Ergebnis zeigt der Kostenplan die Verteilung der Kosten für die Hauptkomponenten des PPP-Vorhabens. Damit ein qualifizierter Vergleich erfolgen kann, muss die Machbarkeitsprüfung der öffentlichen Hand ebenfalls die Betriebs- und Finanzierungskosten des Vorhabens enthalten. Die Kostenpläne in der Phase der endgültigen Aufforderung zur Angebotsabgabe sind ähnlich zu denen der ersten Aufforderung zur Angebotsabgabe, allerdings weisen sie einen höheren Detaillierungsgrad auf. Es kann auch vorkommen, dass die Phase der ersten Aufforderung zur Angebotsabgabe übersprungen und direkt auf Basis eines vollständigen, detaillierten Angebotes verhandelt wird. Zwischen bestem und endgültigem Angebot und Vertragsabschluss werden die Kostenpläne präzisiert und im Hinblick auf zusätzliche Vorgaben und Risiken angepasst, die sich während der Verhandlungen zwischen beiden Parteien ergeben haben. Zudem werden bei Vertragsabschluss alle Kosten, Zahlungsmodalitäten und Finanzierungsabschnitte festgelegt und bestätigt. Die Erstellung des Kostenrahmens für den gesamten Lebenszyklus eines Projektes ist ein fortlaufender Prozess. Wichtig ist, dass der Bieter bereits in einer frühen Phase der Projektentwicklung das SOLL des Lebenszyklus-Kostenrahmens auf der Grundlage der zur Verfügung stehenden Ausschreibungsunterlagen absteckt. Die in Bild 2-96 dargestellten Angaben beruhen auf Erfahrungswerten, die aus erfolgreichen PPP-Projekten gewonnen werden konnten.
422
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2
Bild 2-96 Verteilung der Betriebskosten und des Investitionsaufwands in Großbritannien
2.13.2.2 Kalkulation der Investitionskosten Die Kostenplanung beginnt mit der Festlegung der Kostengrenze im Zuge einer Zielkostenplanung. Diese dient den Kalkulatoren als Bezugspunkt, in welcher alle Kosten liegen müssen, die aus den Anforderungen des Auftraggebers entstehen und die sowohl gegenwärtige als auch zukünftige Ansprüche abdecken sollen. Wohingegen die Kostenvorkalkulation sich mit der Berechnung der Kosten auf Grundlage von Zeichnungen und Projektbeschreibungen befasst. Die frühe Einbindung der gesamten Projektbeteiligten für Planung, Finanzierung, Bauausführung und Betrieb bei PPP-Projekten kann zu mehr Effizienz und Planungssicherheit führen. Vor allem wenn alle Projektbeteiligten gut miteinander kommunizieren und sich gegenseitig bezüglich des Kostenrahmens und des darin Machbaren abstimmen. Dann kann ein vorteilhaftes und wettbewerbstaugliches Angebotspaket eingereicht werden. Weil jedoch bei der Angebotskalkulation die Planungen noch unvollständig sind, wird ein Vorgaben- oder Maximalkostenplan auf Grundlage der festgestellten Kosten von vergleichbaren früheren Projekten für das aktuelle Vorhaben aufgestellt. Die Planer des Bieters werden sich an die festgelegten Kosten halten, da der Kostenplan als Grundlage für die Überwachung der Bauplanungen dient und eine wesentliche Richtlinie ist, um das Projekt im Kostenrahmen ausführen zu können. Die wichtigsten Paradigmen bei der Investitionskostenplanung sind: –
Die Investitionskosten müssen der Vorstellung des Auftraggebers entsprechen.
–
Die Investitionskosten sollten ziemlich exakt alle prognostizierten Lebenszykluskosten enthalten.
Der Investitionskostenplanungsprozess ist unverzichtbar, um die Auswirkungen der Planungskosten zu steuern, gleichzeitig die Risiko- und Unsicherheitsbereiche hervorzuheben und die Anwendungsbereiche, die detaillierte technische Aufteilung, die Bauausführung und die Gebäudeunterhaltung darzulegen. Es sind somit folgende drei Grundsätze zu beachten: –
Festlegung eines Soll-Wertes für den Kostenrahmen und die vorkalkulierten Kosten für alle Teile vom Projekt,
2.13 Kalkulation der Lebenszykluskosten (z. B. bei PPP)
–
Verwendung als Steuerungselement zur Einhaltung des Kostenrahmens und der vorkalkulierten Kosten,
–
Verwendung als Richtwert zum Controlling bei nicht eingehaltenen Kosten.
Unabhängig davon, ob der Bieter ein endgültiges Angebot für das Submissionsverfahren abgibt oder nicht, hat er die folgenden detaillierten Investitionskostenpläne zur eigenen Information zu erstellen: –
Aufgliederung der Investitionskosten. Normalerweise wird von allen Bietern eine vollständige Aufgliederung der Kosten nach Kostengruppen verlangt.
–
Ausführlicher Kostenplan. Für jeden Teil der Bauausführungsarbeiten erfolgen normalerweise separate Kostenaufteilungen.
–
Zusammenfassung der Teilkosten nach Baufortschritt/Fertigstellungsgrad.
–
Cashflow der Investitions- und Entwicklungskosten.
2.13.2.3 Verfahren zur Investitionskostenabschätzung Die Praxis zeigt, dass die Investitionskostenkalkulation von Bauvorhaben immens von der Erfahrung und einer verlässlichen und nüchternen Beurteilung abhängt. Bild 2-97 stellt die Ergebnisse einer Befragung über die verwendeten Methoden zur Investitionskostenkalkulation in der Bauindustrie in Großbritannien dar.
Bild 2-97 Übliche Verfahren zur Kostenkalkulation in Großbritannien
Wie hoch die Genauigkeit der am häufigsten angewandten Methoden der Investitionskostenkalkulation ist, zeigt Tabelle 2.143. Je genauer das Modell ist, desto zeitaufwendiger ist es im Allgemeinen auch.
423
2
424
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Tabelle 2.143 Genauigkeit der Methoden zur Investitionskostenkalkulation
2
Methode der Kostenkalkulation
Vertragstyp
Besprechungen
Ablaufplanung
Abweichungen in %
Funktionsbereiche
Komplett
25–30
BGF
Hochbau
20–30
BRI
Hochbau
20–45
NRI
Hochbau
15–30
unbekannt
Ungefähre Mengen
Hochbau
15–25
Elementmethode
Hochbau
20–25
Ressourcenanalyse
Komplett
5–8
Einige der wichtigsten Investitionskostenabschätzungsmodelle sind die folgenden: –
Beurteilung: Durch Erfahrung ohne Qualifikation oder Quantifikation. Bei diesem Modell ist die Erfahrung aus früheren Arbeiten ein zentraler Grundstein.
–
Kosten pro Quadratmeter: Eine weithin gängige Methode zur Kostenvorkalkulation sind die Einheitskosten auf Basis der Brutto-Grundfläche (BGF) des Gebäudes. Diese Methode versagt aber insofern, als dass sie viele andere Faktoren, die in die Kostenermittlung für ein bestimmtes Element mit einfließen, nicht berücksichtigt.
–
Interpolationsmethode: Interpolation der Gesamtkosten von früheren Projekten, wie zum Beispiel aus historischen Kostendaten von vergleichbaren Projekten.
–
Funktionseinheit: Einheitskosten werden der Gesamtversorgungsleistung zugrunde gelegt, wie z. B. EUR, kWh oder m².
–
Pauschalposition: Einheitskosten werden dem Arbeitskernstück zugrunde gelegt, wie beispielsweise größere Instandhaltungskostenpositionen.
–
Elementmethode: Durch Bauteilkosten wird eine Vorkalkulation aufgebaut, wie zum Beispiel die technischen Instandhaltungskostenpositionen.
–
Ungefähre Mengen: Messung einer kleinen Stückzahl, die in Gruppen bewertet wird.
–
Detaillierte Mengen: Durch detaillierte Mengenpreise ergeben sich die wahrscheinlichsten Kosten.
–
Regressionsanalyse: Kostenmodelle, die aus statistischen Analysen von Variablen abgeleitet werden. Der Benutzer kann Vorkalkulationen für eine Schlüsselvariable machen, indem er historische Daten von anderen Projekten verwendet.
Alle Modelle sind zum Teil entweder direkt oder indirekt von den Annahmen abhängig. Um die Wirtschaftlichkeit eines Modells festzustellen, muss der Benutzer zu dem Modell Zugang haben und die Annahmen verstehen. Daher ist als ein Schwerpunkt zu sehen, dass die Baukosten immer ungewiss sein werden und entweder einen gewissen Anteil an Unsicherheit (stochastisches Modell) enthalten oder nicht (deterministisches Modell). 2.13.2.4 Aufgliederung der Investitionskosten und detaillierter Kostenplan Allgemeines/Fallbeispiel Die Kalkulation der Bauinvestitionskosten ist ein auf Erfahrungen beruhender Prozess, welcher die Beurteilung von unbekannten Gegebenheiten und komplexen Abhängigkeiten von den Kosten beeinflussenden Faktoren umfasst. Die Investitionskosten werden zwar zunächst auf
2.13 Kalkulation der Lebenszykluskosten (z. B. bei PPP)
425
Grundlage bekannter durchschnittlicher Kosten kalkuliert, müssen jedoch danach an die Bedingungen des jeweiligen Projektes, wie beispielsweise Standort, Baustellenzugänglichkeit, Qualität der Leistungsbeschreibung, Preisniveau etc. angepasst werden. Tabelle 2.144 zeigt die Aufgliederung der Investitionskosten eines typischen britischen dreistöckigen PPP-Akutkrankenhauses mit einer BGF von 5.000 m². In den Gebäuden befinden sich Untersuchungs- und Behandlungs- (Aufnahme und Notfallversorgung, Operationssäle), Pflege- (Allgemeinpflege, Dialyse, Säuglings- und Kinderkrankenpflege, Tagesklinik) und Verwaltungsräume. Die technischen Anlagen sind im Dachgeschoss untergebracht. Der Investitionskostenrahmen ist in die nachfolgenden Kostengruppen gegliedert, wobei die tatsächlichen Kosten die projektspezifische Kostenanpassung und die Inflationskosten berücksichtigen. Tabelle 2.144 Detaillierte Aufstellung der Gesamtinvestitionskosten Element
Menge Einheit
Kosten GBP je Einheit
Gründung Abriss und Freimachen Gründung
500
m²
100
1.500
m²
190
Hochbau
Kosten Tatsächliche % von GBP/m² Kosten GesamtBGF [GBP] kosten
Kosten [GBP] 335.000
67,00
350.000
1,90
50.000
10,00
52.000
0,28
285.000
57,00
298.000
1,62
4.253.600
850.72
4.445.000
24,18
Skelett
3.500
m²
135
472.500
94,50
494.000
2,69
Obergeschosse
3.500
m²
100
350.000
70,00
366.000
1,99
Dach
3.800
m²
140
Treppen Außenmauern Fenster, Außenverkleidungen und Türen Innenmauern und Trennwände Innentüren
Stk.
106,40
556.000
3,03
34,00
178.000
0,97
3.500
m²
290
1.015.000
203,00
1.060.000
5,77
780
m²
595
464.100
92,82
485.000
2,64
3.500
m²
250
875.000
175,00
914.000
4,97
250
no.
1.500
375.000
75,00
392.000
2,13
778.000
155,60
813.000
4,42
67.000
13,40
70.000
0,38
Fertigstellung Ausbau Fertigstellung Wände
532.000 170.000
6.700
m²
10
Fertigstellung Fußböden
4.500
m²
80
360.000
72,00
376.000
2,05
Fertigstellung Decken
4.500
m²
60
270.000
54,00
282.000
1,53
Ausbau
2.700
m²
30
81.000
16,20
85.000
0,46
Einbauten
4.250
m²
165
701.250
140,25
733.000
3,99
Mobiliar, Einbauten und Ausstattung
401.250
80,25
419.000
2,28
Reparaturwerkstatt und sonstige FM Ausstattung
150.000
30,00
157.000
0,85
Sonstige Dienstleistungsausstattung
150.000
30,00
157.000
0,85
Sonstige Ausstattung Betrieb Sanitärgeräte
0
0
0
0
3.760.500
752,10
3.927.000
21,36
250
Nr.
1.000
250.000
50,00
261.000
1,42
1.500 250
m² Nr.
65 500
97.500 125.000
19,50 25,00
102.000 131.000
0,55 0,71
Wasserinstallationen
1.500
m²
60
90.000
18,00
94.000
0,51
Heizungsinstallationen
2.500
m²
220
550.000
110,00
574.000
3,12
Betriebsausstattung Müllanlage
2
426
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Element
2
Menge Einheit
Kosten GBP je Einheit
Kosten Tatsächliche % von GBP/m² Kosten GesamtBGF [GBP] kosten
Kosten [GBP]
Belüftungssystem
3.500
m²
315
1.102.500
220,50
1.151.000
6,26
Elektroinstallationen
3.000
m²
220
660.000
132,00
689.000
3,75
Gasinstallationen Installation der Brandmeldetechnik Medizinische Gase, Druckluft- und Vakuumsysteme Gebäudeautomation Fahrstühle Bauarbeiten in Verbindung mit technischen Dienstleistungen
2
Stk.
20.000
40.000
8,00
42.000
0,23
1.500
m²
5
7.500
1,50
8.000
0,04
150
Nr.
1800
270.000
54,00
282.000
1,53
3.000
m²
40
120.000
24,00
125.000
0,68
2
Nr.
179.000
358.000 90.000
71,60 18,00
374.000 94.000
2,03 0,51
9.828.350 1.965,67
10.270.000
55,87
Summe Anlagen und Bauwerk Außenarbeiten Abriss und Freimachen Vorbereitende Erdarbeiten
1.325.000
265,00
1.384.000
7,53
25.000
5,00
26.000
0,14
0
0
0
0
Straßen- und Stellplatzbelag
2.000
m²
70
140.000
28,00
146.000
0,79
Parkplätze
3.000
m²
60
180.000
36,00
188.000
1,02
Wege und gepflasterte Flächen
3.500
m²
50
175.000
35,00
183.000
1,00
Leichte Geländebearbeitung
4.000
m²
30
120.000
24,00
125.000
0,68
Einzäunung und Grundstückseinrichtungen
2.000
m²
20
40.000
8,00
42.000
0,23
0
0
0
0
Sonstige Grundstücksarbeiten (Böschungsmauern etc.) Drainage
3.000
m²
125
375.000
75,00
392.000
2,13
Außenleistungen
2.000
m²
70
140.000
28,00
146.000
0,79
Außenbeleuchtung
5.000
1,00
5.000
0,03
Bauarbeiten in Verbindung mit Fremdleistungen
100.000
20,00
104.000
0,57
Geringfügige Bauarbeiten
25.000
5,00
26.000
0,14
Umbauarbeiten
0
0
0
0
Umbau/Unterhaltungsarbeiten
0
0
0
0
Behelfsmäßige Umbauten und sonstige freigegebene Arbeiten
0
0
0
0
Gemeinkosten
675.000
135,00
705.000
3,84
Personal vor Ort
135.000
27,00
141.000
0,77
Diverse Kosten
80.000
16,00
84.000
0,46
Arbeiter vor Ort
95.000
19,00
99.000
0,54
Material und Waren
90.000
18,00
94.000
0,51
110.000
22,00
115.000
0,63
95.000
19,00
99.000
0,54
Gerüst Ausrüstung, Verbrauchsstoffe, Vorräte und Dienstleistungen
2.13 Kalkulation der Lebenszykluskosten (z. B. bei PPP)
Element
Menge Einheit
Arbeits- und Gesundheitsschutz Versicherungen
Kosten GBP je Einheit
427 Kosten Tatsächliche % von GBP/m² Kosten GesamtBGF [GBP] kosten
Kosten [GBP] 70.000
14,00
73.000
0,40
0
0
0
0
Mehrkosten
897.271
179,45
937.000
5,01
Planungsmehrkosten
222.271
44,45
232.000
1,26
Baumehrkosten
675.000
135,00
705.000
3,84
12.725.621 2.545,12
Summe Baukosten
13.296.000
72,34
W + G Bauunternehmer
700.000
140,00
731.000
3,98
Architekten- und Ingenieurhonorare
555.000
111,00
579.000
3,15
Architekten
0,57
100.000
20,00
104.000
Statik/Elektrik
90.000
18,00
94.000
0,51
Gutachter
75.000
15,00
78.000
0,42
Planungsüberwachung
90.000
18,00
94.000
0,51
Gesundheitsplaner
80.000
16,00
84.000
0,46
Örtliche Bauleitung
120.000
24,00
125.000
0,68
Allg. Baunebenkosten
35.000
7,00
36.000
0,19
Planungsgebühren
10.000
2,00
10.000
0,05
Bauvorschriften
10.000
2,00
10.000
0,05
Abnahmekosten
0
0
0
0
15.000
3,00
16.000
0,09 17,05
Grundstücksuntersuchungen Risikoberücksichtigung
3.000.000
600,00
3.134.000
Inflation
578.173
115,63
603.000
3,28
Bei Vertragsabschluss
100.000
20,00
104.000
0,57
478.173
95,63
499.000
2,71
17.593.794 3.518,76
18.379.000
100.00
Während der Bauphase Gesamtinvestitionskosten
Bestandteile der Investitionskosten Gründung Die Kosten für die Gründung hängen weitgehend von den Grundstücksgegebenheiten, der Bodenklasse und der Art des Fundamentes ab. Der Investitionsanteil für die Gründung lässt sich größtenteils aus der Projektbeschreibung ermitteln, zum Beispiel bei einem nicht einfachen Baugrund, der bewehrte Bohrpfähle, eine bewehrte Bodenplatte, Stützmauern, Extrafundamente für die Aufzugsschächte und alle sonstigen Arbeiten erfordert, die mit der Gebäudegründung zusammenhängen. Der prozentuale Investitionsanteil, der für diese Art von Gründung ausgegeben wird, liegt wahrscheinlich bei etwa 6 % der Gesamtbaukosten. Einfachere Gründungen liegen unter 5 % der Gesamtbaukosten. Um die Kosten für die Gründung des gegenwärtigen Projektes abschätzen zu können, sind Bauvorhaben mit vergleichbaren Gründungsarten und Bodenbedingungen auszuwerten. Die gewonnenen Daten müssen dann für die Kostenberechnung des betrachteten Projektes aktualisiert und angepasst werden. Bodenkontaminationen und historische Funde sind kalkulatorisch separat zu beachten.
2
428
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Hochbau
2
Im Allgemeinen besteht der Hochbau aus dem Skelett, den Geschossdecken, dem Dach, den Treppen, den Außenwänden, den Innenwänden/Trennwänden (Trockenbauwänden) und den Türen. Die aktuellen Kosten setzen sich aus verschiedenen Komponenten, wie zum Beispiel Materialart, Schalung und erforderliche Ausrüstung und dem Zeitbedarf für die verschiedenen Skeletttypen/tragenden Wände zusammen. Die Kosten sind nach Maßgabe fortlaufend an die Änderungen und sonstigen Planungs- und Baufaktoren anzupassen. Um einen festgelegten Kostenrahmen zu erhalten, wird angenommen, dass das gegenwärtige Vorhaben dieselbe Geschossanzahl und Geschossgröße wie ein vergleichbares früheres Projekt hat. Weiterhin soll es ein Skelettbau von ähnlichem Standard und technischer Ausrüstung sein. Die Kosten wurden bei dem früheren Projekt festgestellt. Die gewonnenen Daten müssen noch an Inflation und regionale Unterschiede angepasst werden. Obergeschosse Die Kosten für die Obergeschosse variieren bezüglich der angenommenen Baukonstruktion und den Planungsfaktoren, wie zum Beispiel der Spannweite, den Lasten, der Deckendicke etc. Die Deckenkonstruktion im Beispielfall besteht aus Stahlträgern (I-Profil), Trapezschalungen als verlorene Schalung, bewehrter Betondeckenplatte und geglätteter Betonoberfläche. Mit Hilfe einer Kostenanalyse von vergleichbaren Deckenkonstruktionen werden die Kosten pro Quadratmeter Bruttogrundfläche (BGF) abgeleitet. Erneut müssen die Teilkosten von diesem Element kalkuliert und an Inflation und regionale Unterschiede angepasst werden. Dach Das Dach repräsentiert näherungsweise über 2 bis 20 % der Gesamtbaukosten, abhängig von der Anzahl der Geschosse, dem Dachtyp, der Dachgeometrie, der Dachdeckung und der Dachentwässerung. Zum Beispiel für ein einstöckiges Gebäude mit Schieferdeckung, Neigungen und konischem Dach würden die Teilkosten erheblich sein und vielleicht mehr als 15 % der Gesamtbaukosten betragen. Der Gebäudetyp beeinflusst den durchschnittlichen Preis für das Dach. So haben Lagerhäuser und Fabriken aufgrund geringerer Anforderungen an die Dachkonstruktion niedrige Kosten pro Quadratmeter Dachfläche. Dagegen werden bei Bürogebäuden und Krankenhäusern höhere Anforderungen an die Dachkonstruktion (überwiegend Dämmung) gestellt und damit die höchsten Kosten pro Quadratmeter Dachfläche anfallen. Da sich beim geplanten Beispielprojekt die technischen Anlagen im Dachgeschoss befinden, wurde hier dieses als Flachdachkonstruktion ausgeführt. Das Dach wird aus einer Trapezschalung (als verlorene Schalung) mit bewehrter Betondeckenplatte hergestellt. Mit Hilfe einer Kostenanalyse von vergleichbaren Dachkonstruktionen werden Einheitskosten pro Quadratmeter BGF ermittelt. Außenwände Die Außenhülle enthält die Außenwände, die Fassadenverkleidung, Fenster und Außentüren. Sie stellt einen wesentlichen Aufwand von bis zu 25 % der Gesamtbaukosten dar. Kostenfaktoren sind beispielsweise die Art der verwendeten Baukonstruktionstechnologie, die Betriebsanforderungen, die Komplexität der Gebäudeform, die Gebäudehöhe, das Verhältnis von Wänden zu Öffnungen etc. Eine Faustregel besagt, je schlanker die Gesamtstruktur und Betriebszone ist, desto billiger sind Fassadenverkleidung und Außenwände. Die Vielzahl und Komplexität
2.13 Kalkulation der Lebenszykluskosten (z. B. bei PPP)
von vorhandenen Fassadenkonstruktionen/-verkleidungen macht es für den Kalkulator sehr schwer, die richtigen Kosten pro Quadratmeter BGF abzuleiten. Oft ist es am besten, wenn der Kalkulator Daten von ähnlichen Objekten verwendet, bei denen der Schwerpunkt teilweise auf der gleichen komplexen Form und Gebäudegröße lag. Für das Beispiel-Objekt wurde angenommen, dass die Außenhülle, bestehend aus einer Aluminium-Brüstung, 15 % der Gesamtbaukosten beträgt. Innenausbau Innenwände/Trennwände (Trockenbauwände), Wandfertigstellung, Innentüren, Boden- und Deckenfertigstellungen, Mobiliar und Ausstattungskosten stellen alle Teilkosten vom Innenausbau dar. Mobiliar und Ausstattung sind wahrscheinlich die teuersten von allen. Die Raumgeometrie und die Bauart (Trockenbauwand oder gemauerte Innenwand) zur Herstellung der Räume beeinflussen die Kosten entscheidend. Die Qualität und der Ausstattungsstandard machen einen großen Unterschied bei den Ausstattungskosten aus. Die Investitionskosten für Mobiliar und Ausstattung können schnell einen Anteil von mehr als 5 % der Gesamtbaukosten ausmachen. Innenwände und Trennwände betragen rund 5 % der Gesamtbaukosten. Wandfertigstellungen, inklusive Fliesen, spezielle Ausführungen, wie zum Beispiel sterile klinische Räume und Arbeitsflächen sowie Malerarbeiten können höher als 5 % sein. Fußbodenfertigstellungen belaufen sich typischerweise auf 4 % der Gesamtbaukosten. Sowohl Innentüren als auch Decken betragen normalerweise 5 % der Gesamtbaukosten. Technische Gebäudeausrüstung Einen entscheidenden Anteil an den Gesamtkosten haben die technischen Gebäudeausrüstungskosten. In der Regel steigen sie mit der Komplexität der technischen Gebäudeausrüstung, da anlagentechnische Installationen immer aufwendiger und komplizierter werden. Belüftungsund Luftbehandlungsanlagen bei Krankenhausprojekten stellen beispielsweise eine umfangreiche Investitionsmaßnahme dar. Frühere Projekte, vergleichbar zum hier angeführten Beispielprojekt, haben gezeigt, dass die lufttechnischen Anlagen bis zu 10 % der Gesamtbaukosten darstellen können. Elektroinstallationen machen mehr als 5 % der Gesamtbaukosten aus. Eine weitere äußerst teure Unterposition innerhalb der TGA Kostengruppe ist die Installation der Aufzugsanlagen (Personenaufzüge, Lastenaufzüge). Die Kosten hängen vom Aufzugsanlagentyp/-größe, der zu bedienenden Geschosse und der Anzahl der Aufzüge ab. Eine Zugabe von 3 % auf die Baukosten für jeden Fahrstuhl wird als ausreichend betrachtet. Des Weiteren benötigen moderne Gebäude, insbesondere Krankenhäuser, aufwendige und umfangreiche Fernmelde- und informationstechnische Anlagen (Telekommunikationsanlagen, Übertragungsnetze etc.), diese können bis zu 4 % der Gesamtbaukosten betragen. Spezielle Installationen, wie zum Beispiel medizinische Gasanlagen, machen bis zu 3 % der Gesamtbaukosten aus. Außenanlagen Die Kosten für die Außenanlagen, wie zum Beispiel Straßen, Pflanzen, Einfriedungen etc., variieren in Abhängigkeit von den Gebäudetypen und den Grundstücksgegebenheiten. Im Allgemeinen ist es bei größeren Grundstücken, eingeengten Grundstücken und mehrgeschossigen Bauwerken so, dass hier der prozentuale Zuschlag für die Außenanlagen geringer ist. Bei Projekten im Gesundheitswesen rangiert dieser prozentuale Zuschlag für Außenanlagen im Bereich von 10 bis 25 % der Gesamtbaukosten. Im Beispielprojekt wird von einem Zuschlag von
429
2
430
2 Kalkulation im Ingenieurbau
15 % ausgegangen. Dieser kann als ausreichend zur Deckung der Kosten für die Außenanlagen angesehen werden.
2
Umbauarbeiten Bei vielen Projekten sind Umbauten und Renovierungen des gegenwärtigen Gebäudebestands Vertragsbestandteil. In diesem Fall sind die Bieter verpflichtet, genaue Angaben und Preise zu den Umbauarbeiten vorzulegen. Die Umbaukosten für den bestehenden Gebäudebestand variieren üblicherweise je nach Umfang und Anforderung an die Umbauarbeiten zwischen 50 und 75 % zu einem vergleichbaren Neubau, in besonderen Fällen betragen sie 100 % oder mehr. Allgemeine Baunebenkosten Viele Baugrundstücke benötigen vorbereitende Arbeiten, ehe der echte Bauprozess beginnen kann. Diese Kosten hängen von den Sachverhalten ab, wie beispielsweise Abriss, Dekontamination des Baugrundes, Planungsgebühren, gesetzliche oder örtliche Gebühren der Behörden, Abtragungs-/Hinterfüllungskosten, Baugrundgutachten und Untersuchungen etc. Die Kosten in dieser Position basieren normalerweise auf Angeboten von Nachunternehmern oder Kosten von ähnlichen Bauvorhaben. Für das Beispielprojekt wird ein Zuschlag von 1 % auf die Gesamtbaukosten erhoben. Gemeinkosten Generell beziehen sich die Kosten für die Vorbereitungen des Bauunternehmers auf die Kernpunkte der Fachbauleitung, der Baustelleneinrichtung, des Testens und der Inbetriebnahme der TGA-Installationen und der Gebäude vor Ort. Die Mehrzahl der Vorbereitungen ist zeitbezogen und wird von der Vertragslaufzeit und der Grundstückscharakteristik beeinflusst. Besondere Grundstücke, die in der Innenstadt liegen und kaum Freiflächen haben, benötigen spezielle oder extra Anschlüsse (Strom, Gas, Wasser) und ziehen einen Mehraufwand an Vorbereitungen nach sich. Der Mehraufwand fällt um 50 % höher als die durchschnittlichen Kosten pro Quadratmeter aus. Die Kosten für ein Gebäude auf einem kontaminierten Grundstück können deutlich über dem normalen Durchschnittswert liegen. Normalerweise beläuft sich der Wert für die Vorbereitungen auf näherungsweise 10 bis 20 % der Gesamtbaukosten, jeweils in Abhängigkeit von Typ und Größe des Objektes, Bauzeit und Baugrundstückeigenschaften. Mehrkosten In vielen Fällen planen die Bieter einen Betrag für unvorhergesehene Kosten in ihrem Angebot ein. Dieser ad-hoc-Wert, zur Deckung beziehungsweise Abfederung von unvorhergesehenen Ausgaben, sollte nur einen sehr geringen Einfluss auf die Baukostenberechnung haben. Meist beträgt er maximal 5 % der Bauvertragssumme. Architekten- und Ingenieurhonorare Das Honorarniveau hängt größtenteils vom Umfang und der Schwierigkeit des Bauvorhabens ab. Folgende Leistungen fallen unter diese Kostengruppe: Statik, TGA-Planung, Architektur, Bauleitung, Projektleitung, Rechtsberatung, Gewährleistungsbürgschaft, Baugrundstücksgutachten, unabhängige Gutachter, Bankgebühr für due diligence, sonstige Bankgebühren etc.
2.13 Kalkulation der Lebenszykluskosten (z. B. bei PPP)
431
Risikozulage Die Risikozulage bezieht sich normalerweise auf die identifizierten Risiken. Es ist wichtig, dass die Bieter sicherstellen, dass die Risikozulage für jedes Element vom Projekt nachvollziehbar und aktuell ist. Zu beachten ist jedoch, dass die Risikozulage nur für identifizierte Risiken gilt und nicht eine angenommene eventuelle Rückstellung beinhaltet. Eine gründliche Risikobewertung, beruhend auf einer ausführlichen Risikoanalyse, erhöht zwar die ursprünglich kalkulierten Investitionskosten, führt jedoch im Endeffekt zu einer niedrigeren Risikozulagenverteilung. Die Risikozulage stellt somit denjenigen Betrag dar, der die erwarteten Kosten von allen durch den Bieter identifizierten Risiken decken soll, in Bezug zur jeweiligen Eintrittswahrscheinlichkeit eines jeden Risikos. Daher ist die Datengewinnung für die Risikozulage projektabhängig. Detaillierter Kostenplan Der detaillierte Kostenplan besteht aus einer kompletten quantifizierten Investitionskostenaufgliederung. Diese enthält die technischen Einzelheiten, Mengen und Kosten von allen wichtigen Baustoffen, Komponenten sowie technischen Anlagen. Weiterhin sind genaue Angaben über Mehrkosten, Risikoverteilungen und Annahmen zu Inflationsraten im detaillierten Kostenplan enthalten. Das Erscheinungsbild eines detaillierten Kostenplans variiert bezüglich der Projektkomplexität und der Auftraggebervorgaben. Summe der Teilkosten In der Praxis ist es allgemein üblich, eine kurze Übersicht der Teilkostensummen anzubieten (vgl. Tabelle 2.145), die den gesamten veranschlagten Finanzierungsaufwand zusammenfasst. Tabelle 2.145 Summe der Teilkosten Projekt: Akutkrankenhaus mit BGF = 5.000 m²
Kosten
Gesamtkosten
% von den Gesamtkosten
Element
[GBP]
[GBP]
[%]
Anlagen und Bauwerk
9.828.350
10.270.000
55,87
Außenarbeiten
1.325.000
1.384.000
7,53
0
0
0
675.000
705.000
3,84
Umbau Gemeinkosten Mehrkosten
897.271
937.000
5,10
12.725.621
13.296.000
72,34
Wagnis und Gewinn Bauunternehmer
700.000
731.000
3,98
Architekten- und Ingenieurhonorare
555.000
579.000
3,15
35.000
36.000
0,20
3.000.000
3.134.000
17,05
578.173
603.000
3,28
17.593.794
18.379.000
100,00
Summe Baukosten
Allgemeine Baunebenkosten Risikokosten Inflationskosten Gesamtinvestitionskosten
2
432
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2.13.3 Kalkulation der Betriebskosten
2
Die baunahen Betriebskosten umfassen bei einem Krankenhaus u. a. Müllentsorgung, Hol- und Bringdienste, Postdienste, Parkplatzunterhaltung, Empfang, Reinigung, Wachdienste, Informationsschalter, Gebäudeinstandhaltung, Erneuerung der Anlagen und sind insgesamt deutlich höher als die ursprünglichen Investitionskosten. Diese Dienstleistungen werden generell in Soft FM und Hard FM unterteilt, wobei Soft FM Reinigung, Wachdienst, Hol- und Bringdienste, Krankentransporte, Postdienste, Medienanschlüsse und Grundsteuer enthält. Hard FM beinhaltet Instandsetzungsarbeiten und den Austausch von Einbauteilen. Das Problem besteht nun darin, Daten zur Kostenabschätzung aus laufenden Projekten für die beabsichtigte Kalkulation zu gewinnen, da die Kosten sehr stark von Objekt zu Objekt variieren. Dieser Umstand erschwert und verkompliziert die Übertragung der ermittelten Kosten auf neue Projekte. Tabelle 2.146 zeigt beispielhaft die Kosten pro Quadratmeter Nutzfläche (NF) für einige Soft Facility Management-Positionen. Tabelle 2.146 Daten der Gebäudebetreibung des Beispielprojektes Akutkrankenhaus in Großbritannien Kosten [£] pro Quadratmeter Nutzfläche
Erwartungswert
Standardabweichung
Minimalwert
Maximalwert
Summe Energiekosten/NF
38,09
31,73
9,28
Summe Stromkosten/NF
16,53
11,71
4,96
43,97
6,58
4,32
1,64
15,55
Summe Wasser- und Abwasserkosten/NF Summe Müllkosten/NF
132,01
6,22
4,24
0,56
14,14
Summe Kosten der technischen Anlagen/NF
38,87
28,26
5,79
117,13
Summe Gebäudeinstandhaltungskosten/NF
17,10
14,51
4,46
51,48
Summe Reinigungskosten/NF
62,43
51,70
16,71
207,19
Kosten für Wäsche und Wäscherei/NF
16,51
9,52
6,62
35,70
5,12
2,93
2,18
11,72
Kosten für Hol- und Bringdienste, Krankentransporte/NF
27,09
20,06
5,76
80,71
Summe der Postdienstleistungskosten/NF
6,94
7,10
1,86
30,53
Kosten für Wachdienste/NF
Bestandteile der Betriebskosten Energiekosten Die Energiekosten errechnen sich aus dem Verbrauch pro Quadratmeter Nutzfläche von Strom, Gas, Kohle, Öl oder jeder anderen Energiequelle und hängen von Größe, Gebäudealter und eingesetzter TGA-Anlage ab. Bei größeren Projekten, wie beispielsweise bei Krankenhäusern, sollten bei der Planung der Investitions- und Betriebskosten für die technischen Energieanlagen folgende Aspekte berücksichtigt werden: –
zentrales oder dezentrales Heizkraftwerk,
–
Brennstoffwahl,
–
Wärmeübertragungsmedium zwischen den Gebäuden, entweder Wasser oder Strom,
–
Stromerzeugung und -anschlüsse,
–
Warmwasserheizung und Hausanschlüsse für die Warm- und Kaltwasserverteilung,
–
Zu- und Abluftanlagen ohne oder mit thermodynamischen Luftbehandlungsfunktion(en),
2.13 Kalkulation der Lebenszykluskosten (z. B. bei PPP)
–
Beheizung der Räume per Deckenstrahlplatten oder Flachheizkörpern,
–
elektrischer Durchlauferhitzer vor Ort oder zentrale Warmwasserheizung (Zentralheizung),
–
Kraft-Wärme-Kopplung (Blockheizkraftwerk).
Stromkosten Die Stromkosten können von Gebäude zu Gebäude sehr stark variieren, da sie entscheidend von Gebäudegröße und den dort eingebauten Elektroanlagen abhängen. Des Weiteren sind für geplante Instandhaltungsmaßnahmen sämtliche Varianten zur Störungsvermeidung beim Auftraggeber zu prüfen. Die beste und günstigste Variante sollte dann gewählt und mit in die Auftragskalkulation einbezogen werden. Ein weiterer wichtiger Punkt in der Stromversorgung von Krankenhäusern ist das Vorhalten von Notstromaggregaten. Diese stellen bei Stromausfall die Versorgung der wichtigsten Gesundheitssysteme mit Strom sicher. Weiterhin sollten für zukünftige Erweiterungen und Auslastungen zusätzliche Elektroanschlüsse beziehungsweise Kabelschächte eingeplant und einkalkuliert werden. Wasser- und Abwasserkosten Unter diese Kostengruppe fallen sämtliche Wasser- und Abwasserkosten. Vor allem sollten die Wasser- und Abwasserkosten für die zum Objekt gehörenden Versorgungsbetriebe, beispielsweise Wäscherei, und die Schmutz- und Regenwassergebühren hier enthalten sein. Müllkosten Die Müllkosten setzen sich aus den Kosten für Haus-, Sonder- und klinischen Müll, der in den Objekten anfällt, sowie Abtransport- und Deponiegebühren zusammen. Reinigungskosten Hierunter fallen alle Kosten für das vor Ort angestellte Personal, inklusive für Leitung, Überwachung und Verwaltung. Des Weiteren sind die Kosten für Zeitarbeiter, Materialien, Bereitstellung der Ausrüstung und Kleidung mit einzukalkulieren. Generell sind die Reinigungskosten ein wichtiger Posten in der Betriebskostenkalkulation. Vor allem bei Krankenhäusern sind die Reinigungskosten extrem hoch, da die Reinigungsarbeiten sehr personalintensiv sind und die Reinigungsvorgänge in sehr kurzen Zeitabständen erfolgen müssen. Kosten des Wachdienstes Die Aufwendungen für den Wachdienst beinhalten die Kosten für Ausrüstung, Dienstkleidung, Betriebsstoffe, eigenes und externes Wachpersonal. Die Wartungskosten für die Überwachungssysteme, wie Videoüberwachungsanlagen und elektronische Tür-Zutrittssysteme, sollten bei den Instandhaltungskosten mit einkalkuliert werden. Kosten für Hol- und Bringdienste, Krankentransporte Die Kosten für die Hol- und Bringdienste sowie Krankentransporte setzen sich zusammen aus den Kosten für eigenes und/oder externes Personal, Betriebsstoffe, Schulungen, Bereitstellung
433
2
434
2 Kalkulation im Ingenieurbau
der Dienstkleidung/-ausrüstung und den Einheitskosten für Hol- und Bringdienste sowie Krankentransporte.
2
Kosten für Postdienstleistungen Wiederum sind hierunter sämtliche Kosten für eigenes und/oder externes Personal, Post- und Botengebühren, Bereitstellung der Ausrüstung, Dienstkleidung, Betriebsstoffe, Briefmarken, Sortierungs- und Verteilungskosten für die ankommende Post und für die Sammlung der abgehenden Post (Briefe, Pakete und Päckchen) einzukalkulieren. Auf der Grundlage der obigen Ausführungen gibt Tabelle 2.147 einen beispielhaften Überblick zur Kalkulation der Soft und Hard FM-Positionen. Tabelle 2.147 Beispiel für die Kalkulation von Soft und Hard FM Projekt: Akutkrankenhaus BGF = 5.000 m², Inflation ca. 5 % Element Energie (o. Strom)
Jährliche Perioden 1
2
3
4
5
6
t
[T £]
[T £]
[T £]
[T £]
[T £]
[T £]
[T £]
133
140
147
154
162
170
Strom
58
61
64
67
70
74
…
Wasser und Abwasser
23
24
25
27
28
29
…
Müllkosten
…
22
23
24
25
27
28
…
136
143
150
157
165
174
…
60
63
66
69
73
77
…
219
230
241
253
266
279
…
Wäsche- und Wäschereidienste
58
61
64
67
71
74
…
Kosten für Wachdienste
18
19
20
21
22
23
…
Kosten für Hol- und Bringdienste, Krankentransporte
95
100
105
110
115
121
…
Technische Anlagen Gebäudeinstandhaltung Reinigungskosten
Kosten für Postdienstleistungen Lieferungen und Leistungen Überwachungskosten des Auftragnehmers Summe
24
25
26
28
29
31
…
133
140
147
154
162
170
…
50
53
55
58
61
64
…
1.029
1.082
1.134
1.190
1.251
1.314
…
Instandsetzungs- und Instandhaltungskosten Instandhaltungskosten sind Aufwendungen zum Erhalt der Bausubstanz in funktionstauglichem und gutem Zustand. Die Kosten für Unterhaltung und Betrieb eines Gebäudes können mit fortschreitender Vertragslaufzeit deutlich ansteigen und somit weit über den anfänglichen Kosten liegen. Ergo tragen die Instandhaltungskosten entscheidend zu den Gesamtkosten beim Gebäudeeigentümer bei. Es ist daher wichtig, eine langfristige Instandsetzungs- und Instandhaltungsstrategie zu entwickeln, um die Nutzungseffizienz der Gebäude zu maximieren und die Instandhaltungskosten und Betriebskosten so niedrig wie möglich zu halten. Die Instandhaltung wird in zwei Bereiche aufgeteilt: Geplante (vorbeugende) Instandhaltung und außerplanmäßige (rückwirkende) Instandhaltung. Geplante Instandhaltung kann ferner unterteilt werden in zyklenbezogene Instandhaltung, welche ungeachtet des Zustandes der Anlagen durchgeführt wird, und in zustandsbezogene Instandhaltung, welche bei Erreichen der Lebensdauer des Bauteils/der Anlage durchgeführt wird. Die außerplanmäßige Instandhaltung
2.13 Kalkulation der Lebenszykluskosten (z. B. bei PPP)
unterteilt sich in routinemäßige Instandhaltung, welche die Reparatur oder den Austausch von defekten Teilen umfasst, und in notfallmäßige Instandsetzung, welche erforderlich ist, um ungeahnte Folgen zu vermeiden. Besonders bei PPP-Projekten beeinflussen die Instandhaltungsmaßnahmen die Entgeltzahlungen des Auftraggebers an den Auftragnehmer entscheidend. Im Rahmen der Angebotskalkulation wird der Kalkulator bei der Ermittlung der Instandsetzungs-, Instandhaltungs- und Ersatzteilkosten für einen detaillierten Kostenplan mit der Tatsache konfrontiert, dass die Einschätzung der Lebensdauer einzelner Bauteile, technischer Anlagen und deren Komponenten mitunter sehr schwierig sein kann. Daher ist es notwendig, die Austauschzyklen beziehungsweise die Lebensdauer aller Komponenten zu prognostizieren, um anschließend daraus die jeweiligen Kosten zu veranschlagen. Tabelle 2.148 zeigt die erwartete Lebensdauer von etlichen Bauelementen. Die Informationen über die Lebensdauer der einzelnen Bauelemente beruhen auf Erfahrungswerten und den spezifischen Umwelteinflüssen auf das jeweilige Bauteil vor Ort. Eine Reihe von Faktoren kann die Lebenserwartung eines Bauteils beeinflussen, wie zum Beispiel: –
Instandhaltungsaufwand und Instandhaltungsqualität während der Betriebsphase,
–
Umwelteinflüsse,
–
Garantien,
–
Verfügbarkeit von Ersatzteilen und Komponenten,
–
Verschleiß während der erwarteten Lebensdauer,
–
Verfügbarkeit von qualifizierten und bewährten Nachunternehmern für Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten,
–
Qualität der Bauteile/technischen Anlagen/Materialien,
–
Qualität der Installationen/der Bauausführung.
Aufgrund der definierten Lebensdauer der einzelnen Komponenten beziehungsweise deren Austauschzyklen hat der Planer für jedes Bauelement und jede technische Anlage die in Betracht kommende Instandhaltungsvariante festzulegen. Des Weiteren sind bei der Planung der Instandhaltungsarbeiten eventuelle Nutzungsausfallzeiträume, Leistungsunterbrechungen, Nichtverfügbarkeit beziehungsweise eingeschränkte Leistung der technischen Anlagen und daraus resultierende potenzielle Einnahmeverluste für den Betreiber zu berücksichtigen. Jährliche Betriebs- und Instandhaltungskosten basieren auf gegenwärtigen Kosten von vergleichbaren Gebäuden. Die Häufigkeit der Umbau- und Erneuerungsmaßnahmen wird ebenfalls aus ähnlichen Projekten ermittelt. Meist handelt es sich hier um die Ausstattungs- und Bodenbelagserneuerung. Aktuelle Instandhaltungs- und Austauschkosten können vielleicht auch von Fachhändlern, Bauunternehmern und Subunternehmern gewonnen werden. Einige Bauelemente können zum Teil enorme Kosten und Risiken verursachen. Deshalb müssen diese besonders genau betrachtet werden, um sicherzustellen, dass der veranschlagte Betrag innerhalb des genehmigten Kostenrahmens bleibt. Die Schätzungen in Tabelle 2.148 basieren auf historischen Daten aus einem vergleichbaren Projekt. Die verfügbaren Informationen müssen an die Bedingungen des aktuellen Projektes angepasst werden, damit sämtliche Risikoaspekte, Inflationsrate, Standortbedingungen, Marktbedingungen usw. stimmen.
435
2
436
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Technische Instandhaltung
2
Hier sind die Kosten für eigenes und externes Personal, Fremdfirmen und das anfallende Zubehör für die Instandhaltungsarbeiten, zum Beispiel bei Generatoren, Überwachungssystemen, Brandmeldeanlagen, Gebäudeautomationen, Heizkesselanlagen, Elektroinstallationen, Gebäudeverteilungsanlagen mit Schächten, Verbindungsgängen und unterirdischen Anlagen, enthalten. Jede technische Anlage auf dem Dach ist mit Anlagen im Gebäudeinnern verbunden, zu dieser Kategorie gehören beispielsweise die Klimaanlagen. Zur Infrastruktur gehören auch die technischen Anlagen in den Außenanlagen wie Abwasser-, Wasser-, Gas-, Starkstrom-, Fernmelde- und informationstechnische Anlagen. Von Krankenhausprojekten sind normalerweise die Kosten ausgegliedert, die zur medizinischen Ausstattung, Pathologie, mikrobiologischen Untersuchungseinrichtung, zu medizinischen Untersuchungsgeräten, zur IT-Ausstattung und Lagerhaltung zählen. Die gegenwärtigen Kosten werden entscheidend vom Alter und den Austauschzyklen der technischen Anlagen beeinflusst. Gebäudeinstandhaltung Diese beinhaltet alle Kosten für eigenes und fremdes Personal sowie die Kosten für die Bausubstanzsicherung mit den dazugehörigen Inspektionen, Überwachungen und Arbeiten zur Erhaltung, Reparatur und zum Austausch einzelner Bauteile. Weiterhin sind die Kosten für die vorsorgliche und bedarfsweise Instandhaltung durch Fremdfirmen enthalten. Sonstige Ausgaben beinhalten Fachinspektionen und Kosten für Materialien, Ersatzteile und elektronische Zutrittssysteme. Die Ist-Kosten beruhen auf verschiedenen Faktoren wie zum Beispiel Inspektionskosten, Gebäudealter, Überwachungskosten und Kosten einer vorsorglichen Instandhaltung. Stilllegungs- und Entsorgungskosten Am Ende der PPP-Vertragslaufzeit gibt es mehrere Alternativen zur weiteren Verwendung der Gebäude. So kann das Objekt zur Erzielung eines Erlöses veräußert werden. Eine andere Variante ist der komplette Abriss der Gebäude. Dieser hängt aber entscheidend von den kalkulierten Abrisskosten und den eventuellen Einnahmen aus dem Verkauf oder dem Recycling der Baustoffe und Komponenten ab. In den meisten Fällen wird das Objekt am Ende der PPPVertragslaufzeit der öffentlichen Hand (Auftraggeber) zurückgegeben, entweder zu einem vorher festgelegten Restwertbetrag, zum Marktwert oder ohne eine zusätzliche Vergütung. Möglich ist auch die Verlängerung des PPP-Vertrages zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer.
Tabelle 2.148 Austauschintervalle und damit verbundene Kosten
2.13 Kalkulation der Lebenszykluskosten (z. B. bei PPP) 437
2
438
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2.14 Besonderheiten bei Arbeitsgemeinschaften
439
2.14 Besonderheiten bei Arbeitsgemeinschaften 2.14.1 Grundlagen Unter einer Arbeitsgemeinschaft (ARGE) versteht man den Zusammenschluss von zwei oder mehreren selbstständigen Unternehmen der Bauwirtschaft, die sich gegenseitig verpflichten, einen erteilten Werkauftrag gemeinsam auszuführen und die damit verbundenen Beistellungen und/oder Leistungen in der vertraglich bestimmten Quantität und Qualität termingerecht zu erbringen.139 Durch einen derartigen Zusammenschluss entsteht in der Regel eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts nach BGB in der Form der Außengesellschaft mit Gesamthandsvermögen. Die Gesellschafter haften gegenüber dem Auftraggeber für die Erfüllung des Werkvertrags gesamtschuldnerisch. In Deutschland bestehen grundsätzlich zwei Formen der ARGE:140 Die normale bzw. Beistellungs-ARGE und die Los- bzw. Dach-ARGE. Im Verhältnis zum Auftraggeber (Außenverhältnis) sind beide Formen gleich. Unterschiede bestehen jedoch im Innenverhältnis, d. h. im Verhältnis der beteiligten Unternehmen (Gesellschafter) untereinander. Bei einer normalen ARGE erfolgt eine gemeinschaftliche Ausführung des Auftrags auf Ebene der ARGE. Die Beitragspflichten der Gesellschafter liegen – entsprechend den im Innenverhältnis getroffenen Vereinbarungen – in der Beistellung von Geldmitteln, Personal, Geräten, Stoffen und sonstigen Leistungen. Die Gesellschafter einer Dach-ARGE hingegen führen den Auftrag auf Ebene der Dach-ARGE nicht gemeinschaftlich aus. Somit fehlt es auch an Beistellungspflichten. Die Dach-ARGE zerlegt vielmehr die gesamte zu erbringende Leistung in Einzelleistungen und beauftragt mit der Durchführung dieser Einzelleistungen ihre eigenen Gesellschafter. Die Gesellschafter führen dann ihre Leistungen selbstständig und eigenverantwortlich auf der Grundlage gesonderter Nachunternehmerverträge aus. Der einzelne Gesellschafter hat somit eine Dreifachstellung: Erstens fungiert er als Gesellschafter der Dach-ARGE gegenüber dem Bauherrn als Auftragnehmer, zweitens nimmt er als Gesellschafter eine Auftraggeberfunktion für die Nachunternehmerleistungen wahr und drittens wird er durch den abgeschlossenen Nachunternehmervertrag selbst Auftragnehmer für die übernommenen Werkleistungen. Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie bietet jeweils einen Mustervertrag für die Beistellungs-ARGE und die Dach-ARGE zum Zwecke der reinen Bauausführung an. Für sehr einfache Bauobjekte besteht ein Mustervertrag des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes. Weiterhin besteht ein ARGE-Mustervertrag des Bundesverbandes Beratender Ingenieure für die Planer-ARGE. Unter Mitwirkung aller wichtigen Verbände (u. a. Bundesarchitektenkammer, Bundesverband Beratender Ingenieure, Zentralverband des Deutschen Baugewerbes, Bauindustrieverband Niedersachsen-Bremen) haben wir vor kurzem einen Mustervertrag Dach-ARGE Planung und Bau entwickelt.141 Der ARGE vorgelagert ist die Bietergemeinschaft, die mit dem Zweck gegründet wird, ein gemeinsames Angebot auszuarbeiten und hierauf den Zuschlag durch den Bauherrn zu erhalten. In diesem Fall geht die Bietergemeinschaft gewissermaßen automatisch in die ARGE über.
139
Vgl. dazu auch Burchardt (2008).
140
Vgl. dazu Jacob (Hrsg.) (2009), S. 20 ff.
141
Vgl. hierzu: http://fak6.tu-freiberg.de/fileadmin/Baubetriebslehre/inhalte/publikationen/ Endbericht_ARGE_Mustervertrag.pdf.
2
440
2 Kalkulation im Ingenieurbau
2.14.1.1 Beistellungs-ARGE
2
Man unterscheidet bei ARGE-Gesellschafterleistungen zwischen Beitragsleistungen (Leistungen der Gesellschafter für die ARGE), entgeltlichen Drittleistungen (Leistungen der Gesellschafter an die ARGE) und Auslagen (Leistungen der Gesellschafter, welche ersatzweise an Stelle der ARGE erbracht werden). Die Gesellschafter erbringen alle wesentlichen Leistungen nicht als gesellschaftsrechtliche Beitragsleistung, sondern als entgeltliche Drittleistung und werden ausschließlich nach dem Kostendeckungsgrundsatz vergütet. Der ARGE-Vertrag legt die Beistellungspflichten meist nur dem Grunde nach fest. Der Zeitpunkt und die Höhe der Leistungen werden nachträglich durch die Aufsichtsstelle konkretisiert. Der Finanzierungsbedarf beschränkt sich in der Regel auf die Vorfinanzierung der Bauleistungen und ist eher kurzfristiger Natur, da die ARGE während der Bauzeit meist Abschlagszahlungen erhält. Die für die Vorfinanzierung erforderlichen Geldmittel bekommt die ARGE durch Zahlungen der Gesellschafter, Fremdfinanzierung durch Banken und eventuell aus Vorauszahlungen des Auftraggebers. Das für die ARGE benötigte Personal kann von den Gesellschaftern abgeordnet, freigestellt oder von der ARGE selbst eingestellt werden. Grundsätzlich gilt die paritätische Beistellung gemäß vereinbartem Beteiligungsverhältnis. Häufig erfolgt eine Abordnung des Personals. Für die Beschaffung der Stoffe gilt der Wettbewerbsgrundsatz, d. h. die benötigten Stoffe werden auf wettbewerblicher Basis entweder von Dritten oder von den Gesellschaftern selbst bezogen. Im letzteren Fall handelt es sich ebenfalls um ein entgeltliches Drittgeschäft, welches unter die laufenden Ausgaben fällt und nicht durch Kontenangleichung beglichen werden kann. Nach Beschluss der Aufsichtsstelle können Gebrauchsstoffe auch durch Beistellung von den Gesellschaftern zu Preisen der Baustellenausstattungs- und Werkzeugliste (BAL) beschafft werden. Die Zahlungen von Rechnungen der Gesellschafter erfolgt dabei im Rahmen der Kontenangleichung. Die Gesellschafter entscheiden über Zeitpunkt, Umfang und Dauer der Gerätebeistellung. Die Gerätebeistellung erfolgt entweder auf der Grundlage eines bereits abgeschlossenen Mietvertrages als entgeltliches Drittgeschäft oder durch den Kauf der Geräte von Dritten/Gesellschaftern oder durch die Fremdanmietung von Dritten auf wettbewerblicher Basis. Die ARGE fakturiert Abschlagsrechnungen gemäß Leistungsstand gegenüber dem Bauherrn. Die Abrechnung der von Gesellschaftern geleisteten Beistellungen erfolgt als monatliche Leistungsabrechnung gemäß den Verrechnungssätzen der ARGE. Diese Leistungen unterliegen der Mehrwertsteuer. Es liegt keine Bauleistung nach § 13 b UStG vor. Die Leistungen der Gesellschafter werden nur bei ausreichender Liquidität bezahlt. Bei fehlender Liquidität sind die Gesellschafter zum Einschuss verpflichtet. Gewinne sollten in der Regel erst am Ende der Baumaßnahme an die Gesellschafter ausgeschüttet werden. Sollte ausnahmsweise dennoch eine vorzeitige Ausschüttung erfolgen, so sollte über den Betrag, der die Gesellschafterleistung übersteigt, von der ARGE eine Bürgschaft verlangt werden. Verluste werden durch nicht bezahlte Gesellschafterrechnungen ausgeglichen.
2.14 Besonderheiten bei Arbeitsgemeinschaften
441
2.14.1.2 Dach-ARGE Jeder Gesellschafter hat als Nachunternehmer seinen vereinbarten Anteil am Gesamtobjekt zu verantworten. Personal, Geräte, Material und Nachunternehmer werden je Gewerk durch die jeweiligen Gesellschafter koordiniert. Aufwendungen bzw. Entschädigungen für die ARGEGeschäftsführung sind üblicherweise nicht vorgesehen. Die Gesellschafter stellen Abschlagsrechnungen an die Dach-ARGE (Bauleistung nach § 13 b UStG). Die Summe der Gesellschafterrechnungen ergibt die Abschlagsrechnung an den Bauherrn. Die Abschlagszahlung des Bauherrn wird direkt an die Gesellschafter gemäß jeweiliger Rechnung weitergeleitet. Dadurch fallen finanzielle Einschüsse an die Dach-ARGE in der Regel nicht an. Wenn die Zahlungen des Bauherrn allerdings nicht den Rechnungsbetrag der ARGE decken, gehen Fehlbeträge zu Lasten des betreffenden Einzelloses. Da die Leistungsund Vergütungsgefahr grundsätzlich beim Einzellos liegt, findet dort auch die Gewinn- und Verlustrealisierung statt. Damit steht das wirtschaftliche Gewicht des Beteiligungsverhältnisses an der ARGE im Normalfall erst nach der Schlussrechnungsaufstellung genau fest.
2.14.2 Besonderheiten bei der Kalkulation Die grundlegenden Vereinbarungen, die auch für die Kalkulation von Bedeutung sind, werden bereits im ARGE-Vertrag festgelegt. Hierzu gehören beispielsweise Pauschalsätze für Bauleitung, Polier sowie Projekt-, technische und kaufmännische Geschäftsführung. Weiterhin sind Verrechnungssätze für Löhne, Geräte usw. und Bürgen für Vertragserfüllungs- und Mängelhaftungsbürgschaften festzulegen sowie Versicherungen zu berücksichtigen. 2.14.2.1 Sicherheiten Eine ARGE hat gemäß Werkvertrag, den sie mit dem Bauherrn schließt, regelmäßig die Möglichkeit, unter verschiedenen Sicherheiten zu wählen, die sie gegenüber dem Bauherrn erbringen muss, um seine Erfüllungs- und Mängelhaftungsansprüche abzusichern.142 Nach VOB/B können Einbehalt oder Hinterlegung von Geld oder Bürgschaften in Betracht kommen, wenn vertraglich nichts anderes vereinbart ist. Am häufigsten werden in der Praxis Bürgschaften vereinbart. Je nach Sicherungszweck wird zwischen verschiedenen Bürgschaftsarten differenziert. Die Ausführungsbürgschaft deckt grundsätzlich die Erfüllungspflicht des Auftragnehmers bis zur Abnahme der Leistung ab. Die Mängelhaftungsbürgschaft dient zur Absicherung von Mängelhaftungsansprüchen des Auftraggebers nach der Abnahme sowie bereits vor der Abnahme bestehender Mängelansprüche. Die Vertragserfüllungsbürgschaft sichert sowohl die Ausführung als auch die Mängelansprüche ab und bezieht sich auf das Arbeitsergebnis. Daneben kann auch eine Vorauszahlungsbürgschaft gefordert werden, wenn bereits Abschlags- oder Vorauszahlungen vor Beginn der Bauausführung geflossen sind.143 Die Bürgschaft für Abschlagszahlungen auf Stoffe und Bauteile besichert den Anspruch des Auftraggebers von Stoffen und Bauteilen, falls der Auftragnehmer Abschlagszahlungen für noch nicht eingebaute Teilleistungen verlangt. Neben den externen Bürgschaften gibt es Bürgschaften, die ein Gesellschafter gegenüber den anderen Gesellschaftern der ARGE stellen muss (interne Bürgschaften). Durch Rückbürgschaf142
Entnommen aus Jacob (Hrsg.) (2009), S. 47–49.
143
Vgl. Wahner et al. (2008), S. 1247.
2
442
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
ten werden Innenrisiken der ARGE abgesichert (z. B. der Ausfall eines Gesellschafters). Kommt es zur Auszahlung verfügbarer Gelder an die Gesellschafter, dann kann vom einzelnen Gesellschafter als Sicherheit eine Bürgschaft in Höhe des an ihn ausgezahlten Betrages verlangt werden (Bürgschaft für vorläufige Auszahlungen). Falls Arbeiten von Gesellschaftern als Nachunternehmer ausgeführt werden, sind für deren Leistungen entsprechende Bürgschaften (z. B. Vertragserfüllungsbürgschaft) zu fordern. Darüber hinaus sind weitere Partnerbürgschaften denkbar.
Bild 2-98 Bürgschaften bei ARGEN144
Für die kombinierte Absicherung im Außen- und Innenverhältnis existieren unterschiedliche Ansätze.145 –
Variante 1: Die externe ARGE-Bürgschaft wird durch die kaufmännische Geschäftsführung sichergestellt, indem sie die Rückbürgschaften der ARGE-Partner bündelt und beim Hauptbürgen (Bank oder Kautionsversicherung) hinterlegt. Die Absicherung der Innenrisiken der ARGE, d. h. gegen den Ausfall eines Gesellschafters als Nachunternehmer der ARGE, wird durch Bürgschaften jedes einzelnen Partners zusätzlich zur ARGEBürgschaft abgesichert. Diese Variante führt so zu einer Doppelverbürgung mit entsprechenden Kosten. Sie ist zudem sehr kompliziert und zeitintensiv.
144
In Anlehnung an Burchardt (2009).
145
Entnommen aus Jacob/Stuhr (2010), S. 382 f.
2.14 Besonderheiten bei Arbeitsgemeinschaften
–
Variante 2: Die ARGE-Bürgschaft wird wie in Variante 1 vorgenommen, jedoch erfolgt die Absicherung des Innenrisikos als zusätzliche Leistung des Hauptbürgen ohne weitere Belastung des Kreditrahmens gegen einen (geringeren) Aufschlag für die Zusatzverbürgung.
–
Variante 3: Die ARGE-Partner stellen einzeln über ihre Kreditgeber bzw. Versicherer Bürgschaften. Der kaufmännische Geschäftsführer koordiniert lediglich dieses Vorgehen. Es gibt keine Unterbürgschaften und daher keine doppelte Belastung. Eine Absicherung der Innenrisiken findet ebenfalls nicht statt. Diese Variante findet oftmals keine Akzeptanz durch den Auftraggeber, da er einen zusätzlichen Aufwand im Bürgschaftsfall betreiben müsste, um den konkreten Verursacher zu ermitteln.
–
Variante 4: Die ARGE-Partner einigen sich in der Bietergemeinschaftsphase auf einen Kreditversicherer, so dass bei Zuschlag vom Kreditversicherer eine ARGE-Bürgschaft ausgestellt werden kann, in die auch das Innenrisiko mit eingeschlossen ist. Bei dieser Variante kommt es zu keiner Doppelverbürgung, wodurch günstigere Konditionen möglich sind.
–
Variante 5: Die geforderte Ausführungsbürgschaft und die Bürgschaft für Mängelansprüche werden durch Baufertigstellungs- und Baugewährleistungsversicherungen ersetzt.
Welche Variante zum Einsatz kommt, ist erst nach einer Einzelfallbetrachtung der entsprechenden Projektrahmenbedingungen beurteilbar und hängt von den beteiligten ARGE-Partnern und den Kosten der jeweiligen Variante ab. 2.14.2.2 Gesamtschuldnerische Haftung Jeder ARGE-Partner haftet gesamtschuldnerisch nicht nur für seine eigenen Gewerke, sondern auch für die Gewerke der übrigen ARGE-Mitglieder. Dies ist insbesondere von Bedeutung, wenn es zu Schlechtleistungen kommt oder gar ein ARGE-Partner in Insolvenz fällt. Diese Leistungsstörungen können nicht nur die Ausführungsphase, sondern auch die spätere Mängelansprüchephase betreffen. Zumindest partiell absichern kann man sich durch das Stellen von Bürgschaften oder auch den Abschluss von speziellen Versicherungen. 2.14.2.3 Versicherungen Betriebshaftpflichtversicherung Die Aufgabe der Baubetriebshaftpflichtversicherung ist es, den Bauunternehmer gegen finanzielle Nachteile zu schützen, die ihm durch die gesetzliche Haftpflicht erwachsen. Zur Inanspruchnahme muss wegen einem Drittschaden Schadenersatzanspruch erhoben werden, so dass ein Eigenschaden folglich nicht unter den Versicherungsschutz fällt. Die Haftpflichtversicherung ist eine Art Schadenversicherung, die Personen-, Sach- oder den sich daraus ergebenden Vermögensschaden deckt. Sie ist freiwillig und richtet sich nicht auf Zahlung, sondern auf Befreiung von Ansprüchen des geschädigten Dritten.146 An Arbeitsgemeinschaften beteiligte Bauunternehmen haben im Rahmen ihrer abgeschlossenen Betriebshaftpflichtversicherung, auch ohne besondere Vereinbarung, Versicherungsschutz aus der Teilnahme an einer ARGE. Jeder ARGE-Partner ist bezüglich seines Anteils an der
146
Vgl. Wahner et al. (2008), S. 1205.
443
2
444
2 Kalkulation im Ingenieurbau
ARGE bis zur Höhe der in seinem Betriebshaftpflichtversicherungsvertrag vereinbarten Deckungssumme versichert.
2
Scheidet ein Gesellschafter aus der ARGE aus, so bleiben die übrigen Gesellschafter zur Erfüllung der vertraglichen Leistungen gegenüber dem Auftraggeber verpflichtet. Sie müssen das dem ausgeschiedenen Gesellschafter zugeteilte Los als Leistung erbringen und gegebenenfalls die zusätzlichen Versicherungskosten übernehmen. Es besteht auch die Möglichkeit, dass die ARGE selbst eine Betriebshaftpflichtversicherung abschließt, wenn die Gesellschafter dem zustimmen und die Kostenübernahme geregelt ist. Der Vorteil besteht darin, dass auch in den Fällen, in denen ein Gesellschafter ausscheidet, Versicherungsschutz über die Gesamtleistung besteht.147 Insbesondere für Bauvorhaben ab einer bestimmten Größenordnung innerhalb einer ARGE wird dies empfohlen.148 Entscheidungsrelevant sollten für einen solchen Fall die Kosten der Einzelversicherungen gegen die Kosten einer Gesamtversicherung abgewogen werden. Bauleistungs- und weitere Versicherungen Da der Auftragnehmer bis zur Abnahme für die ordnungsgemäße Erbringung seiner Bauleistung verantwortlich ist und diese unterschiedlichen Risiken ausgesetzt ist, sollte ein Teil dieser Risiken durch eine Bauleistungsversicherung abgedeckt werden. Dadurch sind Risiken von unvorhergesehen eintretenden Beschädigungen oder Zerstörungen an der Bauleistung abgesichert. Die Bauleistungsversicherung deckt ausschließlich Sach- und keine Personen- oder Vermögensschäden ab, d. h. es sind Bauleistungen (Lieferungen und Leistungen) sowohl für Neubau als auch für Umbau einschließlich der dazugehörigen Außenanlagen versichert. Zusätzliche Versicherungen, die bei einer Einzelfallbetrachtung für ein Unternehmen interessant sein können, sind z. B. die Umwelthaftpflichtversicherung, die Umweltschadensversicherung und die Baugeräteversicherung. 2.14.2.4 Zusätzliche Akquise- und Abwicklungskosten In der Akquisephase trägt jeder ARGE-Partner seine Kosten normalerweise selbst. Es kann aber auch zu übergeordneten Kosten kommen, die durch Hinzuziehung von Externen (z. B. Anwälte, Gutachter, Planungsbüros und Kostenexperten) verursacht werden. Diese sind insbesondere bei erfolgloser Akquise zu übernehmen. Wenn die Akquise erfolgreich gewesen ist, fallen auf ARGE-Ebene zusätzliche Federführungsgebühren an. Außerdem werden bei Beistellungs-ARGEn Verrechnungssätze für Personal und Geräte angewendet, die von den Kosten bei Eigenbaustellen abweichen können. Alle diese Besonderheiten sind bei der Kalkulation adäquat zu berücksichtigen.
147
Vgl. Wallau/Stephan (1999), S. 99.
148
Vgl. Wahner et al. (2008), S. 1203.
2.14 Besonderheiten bei Arbeitsgemeinschaften
445
2.14.3 Beispiel Nachfolgend wird ein vereinfachtes Beispiel für eine Angebotskalkulation einer Dach-ARGE einschließlich Planung dargestellt.149 Es liegen folgende Annahmen zugrunde: –
Funktionale Ausschreibung für ein schlüsselfertig zu errichtendes Büro- und Geschäftshaus mit dem Ziel eines Global-Pauschalvertrages
–
Entwurfsplanung (HOAI LP 3) des „Bauherren-Architekten“ liegt vor
–
Die weiteren Planungsleistungen, also auch die Genehmigungsplanung (HOAI LP 4), sollen vom Auftragnehmer erbracht werden.
–
Ein Bauunternehmer bildet gemeinsam mit einer ihm bekannten Architektengesellschaft (GmbH) (im Weiteren als „BIEGE-Architekt“ bezeichnet) eine Bietergemeinschaft, die „BIEGE Planung und Bau Geschäftshaus Musterstadt“. Die Gewinn- und Verlustanteile sollen je 50 % betragen.
Zunächst benötigt der Bauunternehmer für seine Angebotskalkulation exakte Mengen für die auszuführenden Gewerke. Der BIEGE-Architekt erstellt auf Basis der vorliegenden Entwurfsplanung für die Rohbaugewerke Kurztext-Leistungsverzeichnisse und für die Ausbaugewerke VOB-gerechte Langtext-Leistungsverzeichnisse, jeweils einschließlich exakter Mengen. Diese Unterscheidung ist möglich, da der Bauunternehmer den Rohbau mit eigenem Personal und Material erstellen möchte und für diese „interne“ Kalkulation keine vertragsfähigen Leistungsverzeichnisse benötigt. Für den Ausbau plant die BIEGE eine Vergabe an Nachunternehmer. Dafür werden bereits in der Kalkulationsphase vertragsfähige Leistungsverzeichnisse benötigt, da nach erfolgreichem Auftrag an die BIEGE auf deren Grundlage die Verhandlungen mit den Nachunternehmern geführt werden. Diese Aufgabe ist für den BIEGE-Architekten schon deshalb schwierig, da erst Pläne im Entwurfsstadium vorliegen und er sich zunächst in die fremde Planung einarbeiten muss. Klassischerweise erfolgt eine Ausschreibung (HOAI LP 6) nach der Ausführungsplanung (HOAI LP 5). Vor dem Hintergrund, dass für die Angebotsbearbeitung in der Regel nur wenige Wochen zur Verfügung stehen, bedarf es eines fachlich sehr gut ausgebildeten und terminlich belastbaren Architekten als BIEGE-Partner. 2.14.3.1 Kalkulationsbeitrag des Bauunternehmers Nach Fertigstellung der Leistungsverzeichnisse durch den Architekten und Angebotseinholung für den Ausbau erfolgt die Kalkulation auf Seiten des Bauunternehmers wie folgt: –
149
Einzelkosten der Teilleistungen (EKT): Aus den Kostenarten Lohn, Baustoffe, Geräte und Fremdleistungen (zukünftige Nachunternehmer) werden üblicherweise die EKT gebildet. In diesem Fall erfolgt die Kalkulation des Bauunternehmers ohne die Fremdleistungen (Nachunternehmer), da für die Vergabe allein die zukünftige ARGE zuständig ist. Zur Erinnerung: Die Dach-ARGE vergibt sämtliche Leistungen weiter, auch die Leistungen der Gesellschafter in Form von Nachunternehmerverträgen, die rechtlich getrennt sind von den Gesellschafterverhältnissen.
Vgl. Zietz (2008).
2
446
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
–
Gemeinkosten der Teilleistungen (GKT): Hier werden u. a. berücksichtigt: Baustelleneinrichtung, Baustellengehälter (Bauleiter, Poliere, Hilfskräfte), Verbrauchsstoffe, Vorhaltekosten, Versicherungen etc. Zu unterscheiden sind zeitvariable und zeitfixe Gemeinkosten.
–
Zulagen: An dieser Stelle würden im klassischen Kalkulationsverfahren „Kalkulation über die Angebotssumme“ die Zuschläge für Allgemeine Geschäftskosten (AGK) und für Wagnis und Gewinn (WuG) beaufschlagt, um anschließend auf die EKT nach bestimmten Schlüsseln umgelegt zu werden. Daraus entstehen dann die Einheitspreise (EP). In diesem Beispiel ist die Vorgehensweise aus folgenden Gründen anders. Es handelt sich um einen Global-Pauschalvertrag, eine Einzelabrechnung nach Positionen ist nicht vorgesehen. Der Gewinn soll auf Ebene der Dach-ARGE Planung und Bau realisiert werden. Es erfolgt also keine Umlage. Aus der Finanzbuchhaltung werden übernommen: 8 % Zuschlag für AGK, bezogen auf die Angebotssumme (8,7 % auf Herstellkosten). Die Risikobewertung ergibt einen notwendigen Zuschlag für Wagnis von 3 % auf die Angebotssumme (3,1 % auf Herstellkosten). Üblicherweise kalkuliert das hier fiktiv dargestellte Bauunternehmen mit einem Gewinn von 2 % auf die Herstellkosten. Allerdings wird der gewünschte Gewinn noch mit dem BIEGE-Architekten abgestimmt. Hierbei spielen selbstverständlich die Marktmöglichkeiten (Marktpreise, Preisbereitschaft der Besteller etc.) eine Rolle.
Mit einem Zahlenbeispiel sieht die Kalkulation des BIEGE-Bauunternehmers zunächst wie folgt aus: EKT
200.000 €
GKT
75.000 €
Herstellkosten
275.000 €
AGK (8,7 %)
23.925 €
Selbstkosten
298.925 €
Wagnis (3,1 % von 275.000 €) NU-Auftrag an Bauunternehmer
8.525 € 307.450 €
Den Auftrag in Höhe von 307.450 EUR soll der Bauunternehmer von der Dach-ARGE als Nachunternehmerauftrag erhalten. 2.14.3.2 Kalkulationsbeitrag des Architekten Der BIEGE-Architekt steckt für die Kalkulation scheinbar im „HOAI-Dilemma“. Die HOAI ist für das Vertragsverhältnis zwischen Bauherr und Architekt konzipiert. Das Honorar orientiert sich an den Baukosten, den so genannten „anrechenbaren Kosten“, welche für die Honorarermittlung nach DIN 276 in ihrer Fassung von 1981 ermittelt werden. Die endgültigen Kosten sind aus Sicht des Bauherrn zu diesem Zeitpunkt der BIEGE nicht bekannt. Zudem wäre die Honorarermittlung auf Basis der Bauherrenkosten sachlich falsch, weil die Honorarermittlung der BIEGE unmittelbar die Kosten des Bauherrn beeinflusst. Ein gesonderter Ausweis des Honoraranteils im Gesamtangebot ist zudem nicht vorgeschrieben. Eine Honorarermittlung auf Basis der kalkulatorischen Kosten der zukünftigen ARGE führt jedoch u. U. zu niedrigeren Honoraransätzen, als dies nach HOAI vorgeschrieben wäre. Unabhängig davon, dass sich die HOAI für die Honorarbewertung eines BIEGE-Architekten sachlich nicht eignet, zeigt sich, dass die HOAI auf Grund der engen wirtschaftlichen und rechtlichen Beziehung zwischen BIEGE (später ARGE) und Gesellschafter-Architekten nicht angewandt werden muss. Der
2.14 Besonderheiten bei Arbeitsgemeinschaften
447
Architekt kann also, ein funktionierendes Büro-Controlling vorausgesetzt, auf Grund seiner Aufwandsansätze seine Leistung kalkulieren. Die Kosten der (nicht immer erfolgreichen) Angebotsbearbeitung (Erstellung der Leistungsverzeichnisse in der Angebotsphase) sollten in den Allgemeinen Geschäftskosten ihren Niederschlag finden, da sie sonst im Einzelfall das kalkulierte Honorar unnötig hoch treiben würden. Das Kalkulationsschema für das Architekturbüro ist wie folgt aufgebaut: –
Einzelkosten der Teilleistung (EKT): Hier sind im Wesentlichen die Gehaltskosten der unmittelbar am Projekt Beteiligten anzusetzen.
–
Projektnebenkosten: Hierbei handelt es sich um Kopier- und Plotkosten und um projektbezogene Büro- und Reisekosten. Im vorliegenden Beispiel werden 7 % auf die EKT aus der Finanzbuchhaltung als Durchschnittswert übernommen.
–
Allgemeine Geschäftskosten (AGK): Dieser Wert kann von Büro zu Büro sehr variieren. Beim klassischen freiberuflichen Büro wird der Inhaber in der Regel in den Projekten selbst mit tätig sein, so dass sein Zeitaufwand als „unechte Kosten“ einkalkuliert wird. Unecht sind die Kosten deshalb, weil sie eigentlich nicht auftreten, sondern eine vorweggenommene kalkulatorische Gewinnabschöpfung bedeuten, die der Inhaber mit dem Einsatz seiner persönlichen Arbeitskraft für das Projekt begründen wird. In diesem Fall werden die AGK eher niedrig sein. Handelt es sich jedoch bei dem Planungsunternehmen um eine juristische Person, z. B. eine GmbH, so wird es einen Geschäftsführer geben, der ein Gehalt bezieht. Dies können ein oder mehrere Inhaber (Gesellschafter) sein oder auch ein so genannter Fremdgeschäftsführer. Jedenfalls werden die Geschäftsführergehälter als AGK gebucht. Entsprechend höher wird der Zuschlag für AGK in der Kalkulation sein. Im vorliegenden Beispiel ist eine Architekten-GmbH Kooperationspartner. Daher wird hier nun ein relativ hoher AGK-Zuschlag von 25 % auf die Angebotssumme (33 % auf Herstellkosten) gerechnet.
–
Wagnis und Gewinn: Für mögliche Risiken auf Planungsseite werden 15 % auf die Herstellkosten ermittelt. Diese Einschätzung erfolgt projektbezogen und nach Erfahrungswerten. Der Gewinn (Ziel: 10 % aus Angebotssumme, 11 % auf Herstellkosten) soll nicht hier, sondern auf Dach-ARGE-Ebene realisiert werden.
Mit frei gewählten Zahlenwerten ergibt sich Folgendes: Adaption bestehende Entwurfsplanung
40 Std.
Genehmigungsplanung
100 Std.
Ausführungsplanung
200 Std.
Arbeitsvorbereitung (Vergabe-LV)
100 Std.
Vergabeverhandlungen
90 Std.
Fachbauleitung Ausbau
330 Std.
Sonstiges (Mitwirkung Controlling etc.) Summe kalkulierte Stunden
90 Std. 950 Std.
2
448
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Das Projekt soll in folgender Besetzung mit den aus dem Büro-Controlling bekannten Werten abgewickelt werden (Gehaltskosten inklusive Sozialzuschläge und Urlaub):
2
Projektleiter
35 €/Std.
180 Std.
6.300 €
Zwei Planer
28 €/Std.
340 Std.
9.520 €
Ein Fachbauleiter
33 €/Std.
280 Std.
9.240 €
Projektassistent
20 €/Std.
150 Std.
3.000 €
Summe EKT / Gehaltskosten Projektnebenkosten (7 %)
28.060 € 1.964 €
Herstellkosten
30.024 €
AGK (33 %)
9.908 €
Selbstkosten
39.932 €
Wagnis (15 % von 30.024 €) NU-Auftrag an Architekt
4.504 € 44.436 €
Die Auftragssumme des Architekten soll dem Planer von der Dach-ARGE im Nachunternehmervertragsverhältnis beauftragt werden. 2.14.3.3 Zusammenstellung Nunmehr erfolgt die Kalkulation auf BIEGE-Ebene: Zunächst sind die kalkulierten Auftragssummen für die Nachunternehmerverträge der Partner und Fremdunternehmer aufzusummieren. Die Nachunternehmeranfrage ergab Angebote in Höhe von 200.000 EUR. Allgemeine Geschäftskosten fallen auf ARGE-Ebene nicht an. Für die Kosten der Fremd-Nachunternehmer wurde noch kein Risiko bzw. Wagnis ermittelt. Risiken können Terminschwierigkeiten, Mängel oder die Insolvenz eines Nachunternehmers sein. Die BIEGE bewertet gemeinschaftlich das Risiko für die Fremdunternehmer mit 3 % auf die vorliegenden Angebote. Zur Besicherung entschließt sich die BIEGE, eine Generalübernehmerpolice (Objektversicherung zur Vermögensschaden- und Betriebshaftpflichtversicherung) für die spätere „ARGE Planung und Bau“ abzuschließen. Damit werden Haftpflichtansprüche wegen Schäden und Mängeln am Bauwerk, soweit diese auf einem schuldhaft verursachten Planungsfehler beruhen und/oder einer ausdrücklich fehlerhaften Anweisung im Rahmen der Bauüberwachung, versichert. Berechnungsgrundlage für die Prämie sind die Gesamtherstellungskosten. Der Beitragssatz beträgt 3,5 ‰ zuzüglich 19 % Versicherungsteuer. Schlussendlich wird der Gewinn kalkuliert. Dies kann zunächst durch die Summation der individuellen Gewinnerwartungen auf Basis der Partnerkalkulationen geschehen. Zudem wird ein Gewinnanteil für die Fremdleistungen festgelegt. Die BIEGE entschließt sich zur Kalkulation von 2 % Gewinn auf die Fremdleistungen. Für die technische und kaufmännische Geschäftsführung der späteren „ARGE Planung und Bau“ werden 1,2 % bzw. 0,8 % (zusammen 2 %) Kosten auf die Angebotssumme kalkuliert. Damit ergibt sich folgende Angebotssumme:
2.14 Besonderheiten bei Arbeitsgemeinschaften
Nachunternehmerauftrag Bauunternehmer Nachunternehmerauftrag Architekt
449
307.450 € 44.436 €
Ergebnis der Fremd-NU-Anfrage
200.000 €
Selbstkosten BIEGE
551.886 €
Wagnis Fremdleistungen (3 % von 200.000 €)
6.000 €
Prämie Generalübernehmerpolice (3,5 ‰ von 552.000 € zuzügl. 19 % Versicherungsteuer)
2.299 €
Gewinn: Gewinnbeitrag BU (2 % von 275.000 €)
5.500 €
Gewinnbeitrag Architekt (11 % von 30.024 €)
3.303 €
Gewinn auf Fremdleistungen (2 % von 200.000 €)
4.000 €
Summe kalkulierter Gewinn Summe ohne Geschäftsführungsvergütung Geschäftsführungsvergütungen (ca. 2 % von 584.000 €) Angebotssumme netto zzgl. MwSt.
12.803 € 572.988 € 11.680 € 584.668 €
Die BIEGE hat sich im Auftragsfalle auf eine Gewinnbeteiligung von je 50 % geeinigt. Eventuelle Verluste sollen nach der jeweiligen Umsatzquote aufgeteilt werden. Damit wird der „schwächere“ Partner, nämlich der Planer zusätzlich angereizt, trotz seines kalkulatorisch geringeren Gewinnbeitrages (3.303 € zu 5.500 €) die Risiken einer „ARGE Planung und Bau“ mitzutragen. Der Bauunternehmer verzichtet auf einen bestimmten Gewinnanteil [5.500 € (5.500 € + 3.303 €)/2 = 1.099 €], um die für ihn positiven Effekte der ARGE mit dem Architekten zu nutzen. Damit stehen den Partnern folgende kalkulierte Summen für Wagnis und Gewinn zur Verfügung: Wagnis aus Eigenleistung
8.525 €
Wagnis aus ARGE (Fremdleistung) (50 % von 6.000 €)
3.000 €
Gewinnanteil ARGE (50 % von 12.803 €)
6.402 €
Wagnis und Gewinn Bauunternehmer
17.927 €
Wagnis aus Eigenleistung
4.504 €
Wagnis aus ARGE (Fremdleistung) (50 % von 6.000 €)
3.000 €
Gewinnanteil ARGE (50 % von 12.803 €)
6.402 €
Wagnis und Gewinn Architekt
13.906 €
Selbstverständlich kommt es, zumindest bei privaten Projekten, im Rahmen der Auftragsverhandlungen noch zu Verschiebungen und Neubewertungen. Die Gewinnsituation kann sich ebenfalls durch die Vergabeverhandlungen mit den Nachunternehmern noch positiv oder negativ verschieben.
2
450
2
2 Kalkulation im Ingenieurbau
Diese Berechnung ist nur ein Beispiel für eine mögliche Kalkulation eines Angebots durch die „BIEGE Planung und Bau“. Und selbstverständlich ist auch die klassische Dach-ARGEKalkulation denkbar, bei der jeder Partner sämtliche Ansätze einschließlich Wagnis und Gewinn auf Unternehmensebene individuell kalkuliert. Dann fallen lediglich die Geschäftsführungsgebühren auf ARGE-Ebene an. Bei Selbstkostenerstattungs- und GMP-Vereinbarungen mit dem Auftraggeber ergeben sich jedoch kalkulatorische Probleme, falls der Planer beabsichtigt, auf HOAI-Basis anzubieten. Dort sind das Wagnis und der Gewinn impliziert. Also würde nur für den baulichen Teil ein Zuschlag auf die Selbstkosten vereinbart. Der Planer müsste sich trotz des hohen Risikos aus der Kooperation mit dem innerhalb der HOAI-Sätze möglichen Gewinnes begnügen. Für Planer (und auch Projektmanager) sollte es ein Anreizsystem durch höhere Gewinnmöglichkeiten für eine ARGE-Beteiligung geben, da mit dieser Beteiligung nicht unerhebliche Risiken für den Planer entstehen. Auf eine ausführliche Darstellung einer möglichen Honorarkalkulation aus Sicht eines beteiligten Projektmanagers wird hier verzichtet. Die Prinzipien der Honorarermittlung sind jedoch ähnlich.
3 Controlling Das Controlling besteht zunächst aus dem Projekt-Controlling der einzelnen Baustelle, das im Regelfall softwaregestützt – ähnlich wie bei der Vorkalkulation – abläuft. Dann schließt sich üblicherweise das Controlling auf Niederlassungs- und Unternehmensebene an, wobei wir uns hier auf das Unternehmenscontrolling in mittelständischen Bauunternehmen konzentriert haben.
3.1 Bauprojekt-Controlling150 Für ein Bauunternehmen bedeutet ein Bauprojekt-Controlling das Schaffen von Voraussetzungen, die eine wirtschaftlich optimale Bauausführung von Bauprojekten gewährleisten. Unter Bauprojekt-Controlling soll ein auf das einzelne Bauprojekt fokussiertes Steuerungssystem verstanden werden. Es hat die Zielsetzung, in einer primär zukunftsorientierten – d. h. auf das Bauende ausgerichteten – Betrachtung möglichst frühzeitige Informationen sowohl zur Steuerung der Produktivität und des Ergebnisses einerseits als auch zur auftragsbezogenen Liquidität und Finanzsituation andererseits des Bauprojektes bereitzustellen. Hierzu ist es unbedingt notwendig, dass baubetriebliche und kaufmännische Elemente des Controlling als Gesamtheit verstanden werden, da nur so die notwendige ganzheitliche Steuerung der Baustelle ermöglicht wird. Bauprojekt-Controlling ist somit als regelmäßiger und bei jedem Bauprojekt automatisch in Gang tretender Prozess zu verstehen. Bauprojekt-Controlling ist demgemäß ein System der Selbststeuerung und nicht der Fremdkontrolle. Es benötigt nicht den so genannten „Controller“, sondern die Sach- und Fachkundigen, die helfen, das Bauprojekt-Controlling zusammen mit den weiteren Projektbeteiligten erfolgreich zu machen. Wichtige, richtige und steuerungsrelevante Informationen zum Projekt kann ein externer Controller kaum generieren. Entsprechend gehört das Bauprojekt-Controlling in die Hände der Projektverantwortlichen, wobei jedoch eine Unterstützung durch einen Controller nicht zu verwehren ist.151 Es ist dementsprechend ein System, das die Bauleitung bei der Entscheidungsfindung durch die Bereitstellung relevanter Informationen unterstützt.152 Der Bauleiter steht im gewissen Sinne als „Unternehmer im Unternehmen“ in der Verantwortung seiner Baustelle, er überwacht und steuert mit den Werkzeugen des Bauprojekt-Controlling das Ergebnis und die Liquidität seiner Baustelle.153 Das Controlling-System sollte entsprechend so ausgestaltet sein, dass es dem Bauleiter hilft, besser zu planen, seine Baustelle zu kontrollieren und dadurch letztlich besser steuern zu können. Die Begriffswahl „Bauprojekt-Controlling“ ist dem Begriff „Baustellen-Controlling“ vorzuziehen, da der zweitgenannte Begriff zu eng definiert ist, da die Baustelle den Zeitraum von Baubeginn bis Bauende beschreibt und somit die für das Controlling maßgeblichen Phasen vor und nach der Ausführung definitorisch nicht mit abdeckt. Das Bauprojekt-Controlling beginnt nämlich bereits mit den Aufgaben der Akquisition und der Angebotserarbeitung, geht weiter über die Projektdurchführung und Fertigstellung und endet bei der Projektanalyse. 150
Die nachfolgenden Ausführungen entstammen zu weiten Teilen aus Hannewald/Oepen (2010).
151
Vgl. Seyfferth (2003), S. 2.
152
Vgl. de Buhr (2003), S. 43.
153
Vgl. Wirth (2003), S. 43.
D. Jacob et. al (Hrsg.), Kalkulieren im Ingenieurbau, DOI 10.1007/978-3-8348-9859-3_3, © Vieweg+Teubner Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
452
3 Controlling
3.1.1 Aufgaben des Bauprojekt-Controlling
3
Die Kernaufgaben des Controlling sind Planung, Kontrolle, Steuerung und Informationsversorgung. Die spezifische Gestaltung des individuellen Konzeptes des Bauprojekt-Controlling schlägt sich ebenso primär in den Planungs-, Kontroll- und Steuerungs-Aufgaben nieder, die den jeweils spezifischen Unternehmens-, Baustellen-, Führungs- und Vertragssituationen angepasst auszuformen sind. Ergänzt werden diese Aufgaben durch die Organisationsaufgabe sowie die Integration der Aufgaben durch ein übergreifendes Informations- und Kommunikationssystem, so dass sich die in Bild 3-1 dargestellte Systematisierung ergibt.
Bild 3-1 Aufgaben des Bauprojekt-Controlling
3.1 Bauprojekt-Controlling
3.1.1.1
453
Planungsaufgabe
Die Planungsaufgabe umfasst alle Phasen der Projektbearbeitung, angefangen bei der Akquisitionsphase über die Angebots-/Auftragskalkulation (einschl. der entsprechenden Vertragsverhandlungen), die Arbeitsvorbereitung bis hin zur Arbeitskalkulation. Sie dient der Gewinnung von Plan- und Soll-Daten als Steuerungsgröße für das Bauprojekt-Controlling. Ihr kommt im Bauprojekt-Controlling eine ganz besondere Bedeutung zu, da die Aufgabe des Controlling in der Bauindustrie in erster Linie darin zu sehen ist, ein vorbestimmtes und realistisches Ziel auch tatsächlich zu erreichen. Die Bestimmung dieses Ziels erfolgt innerhalb der Planungsaufgabe und stellt damit hohe Anforderungen an die einzelnen Kalkulationsstufen. Zwar sind für die Gewinnung der Zielgröße letztendlich die Arbeitskalkulation und ihre unterschiedlichen Ausprägungen/Sichtweisen maßgeblich, dennoch muss festgehalten werden, dass der Erfolg oder Misserfolg eines Bauprojektes schon in der Angebots- und/oder Auftragskalkulation grundgelegt wird. Die Beeinflussbarkeit der durch die Projektrealisation entstehenden Kosten nimmt mit zunehmender Projektbearbeitungszeit stetig ab, während die absoluten Baukosten spiegelbildlich ansteigen. Deshalb sollte ein Controlling-System bereits in frühen Projektphasen einsetzen (vgl. Bild 3-2).
Bild 3-2 Kostenbeeinflussbarkeit, Qualität und Intensität des Bauprojekt-Controlling
3
454
3 Controlling
3.1.1.2
Kontrollaufgabe
Die Kontroll- und Analyseaufgabe dient zur periodischen Durchführung vergangenheitsorientierter Kontrollrechnungen (kurzfristige Ergebnisrechnung, Vergleichsrechnungen) und hierauf aufbauender Abweichungsanalysen.
3
Die Kontrollaufgabe muss in einer ständigen Wiederholung zunächst den tatsächlichen IstZustand des Projektes feststellen und diesen dann mit den Plan- bzw. Soll-Daten der Arbeitskalkulation, Vertragssicht bzw. Ausführungssicht vergleichen, um etwaige Abweichungen möglichst frühzeitig zu erkennen. 3.1.1.3
Steuerungsaufgabe
Die Steuerungsaufgabe bildet den eigentlichen Kern des Bauprojekt-Controlling. Sie ist zukunftsorientiert auf das Bauprojektende ausgerichtet und hat die Zielsetzung, erkannten Abweichungen entgegenzuwirken bzw. Maßnahmen einzuleiten, die dafür sorgen, dass die in der Planungsaufgabe erarbeiteten Vorgaben – trotz zwischenzeitlicher Abweichungen – möglichst dennoch so weit wie möglich erreicht werden. Dabei ist die Durchführungssteuerung auf die Bauausführung, die Dispositionssteuerung auf die (bedarfsgerechte) Aktualisierung der Vorgabewerte [AK(i)] und die Prognose auf das Bauprojektende [PK(i)] ausgerichtet. 3.1.1.4
Organisationsaufgabe
Die Organisationsaufgabe hilft, die vielschichtigen Teilaufgaben des Bauprojekt-Controlling über alle Phasen der Bauprojektrealisation umzusetzen. Zwar verlagert sich das BauprojektControlling im Sinne einer eigenverantwortlichen Selbststeuerung zunehmend auf das Bauprojekt-Management, dies betrifft aber insbesondere nur die enorm wichtige systemausführende Aufgabe des Bauprojekt-Controlling. Um nun das Bauprojekt-Management in seinen Zuständigkeiten nicht zu überfordern, muss über eine Unterstützung durch eine systemkoordinierende Aufgabe des Bauprojekt-Controlling nachgedacht werden. Auf alle Fälle sind die systembildenden Aufgaben in die Hände von unternehmenseigenen oder -fremden Controllern (bzw. Mitgliedern des Unternehmens-Management) zu legen.
3.1.2 Phasen des Bauprojekt-Controlling Ziel des Bauprojekt-Controlling ist es, die gesamte Bauprojektrealisation durch ein ganzheitliches System koordinierend zu begleiten. Um dies zu realisieren, werden drei wesentliche Phasen des Bauprojekt-Controlling herausgebildet, die jeweils unterschiedliche Gestaltungsmerkmale aufweisen. Aufzuführen sind (vgl. Bild 3-3): –
die planungszentrierte Phase des Bauprojekt-Controlling vor der Bauausführung,
–
die kontroll- und steuerungszentrierte Phase des Bauprojekt-Controlling während der Bauausführung und
–
die kontroll- und analysezentrierte Phase des Bauprojekt-Controlling nach der Bauausführung.
Bild 3-3 Phasen des Bauprojekt-Controlling auf der Zeitachse der Bauprojektrealisation
3.1 Bauprojekt-Controlling 455
3
456
3 Controlling
3.1.2.1
3
Bauprojekt-Controlling vor der Bauausführung
Als erste Phase ist das Bauprojekt-Controlling vor der Bauausführung zu nennen. Diese auf Planungsaktivitäten ausgerichtete Phase dient dazu, die spätere Bauausführung optimal vorzubereiten. Dies gelingt nur, wenn das Bauprojekt-Controlling bereits mit der Akquisition beginnt und die Angebots- und Auftragskalkulation einbezieht. Gefordert ist eine wesentliche Optimierung der Angebotsbearbeitung dergestalt, dass mittels geeigneter Selektionen die Kalkulationskapazitäten effizienter genutzt und gleichzeitig die Qualität der Kalkulationsaktivitäten erhöht wird. Insbesondere muss die Genauigkeit der Kostenermittlung vor Angebotsabgabe bzw. Auftragserteilung deutlich erhöht werden, da der Erfolg oder Misserfolg eines Bauprojektes maßgeblich bereits hier festgelegt wird. Neben den Produktionskosten sind dabei die Risiko- und Kapitalkosten eines Bauprojektes von entscheidender Bedeutung. Ist der Auftrag erteilt, schließen sich Arbeitsvorbereitung und Arbeitskalkulation an. Bezogen auf die zweigliedrige Arbeitskalkulation (siehe unter 3.1.3) bedeutet dies, dass als erste Datensicht eine Arbeitskalkulation: Vertragssicht [AK(o)] erstellt wird. In Form von Plan-Daten beinhaltet sie die vertraglich fixierten Herstellkosten sowie den entsprechenden Auftragswert. Als zweite Datensicht wird eine Arbeitskalkulation: Erst-Prognosesicht [PK(o)] erstellt, die – basierend auf der Arbeitsvorbereitung – Veränderungspotenziale von Herstellkosten und Auftragswert beinhaltet und auf das Bauprojektende hochrechnet. 3.1.2.2
Bauprojekt-Controlling während der Bauausführung
Die zweite Phase ist das Bauprojekt-Controlling während der Bauausführung. Die auf Steuerungsaktivitäten ausgerichtete Phase basiert auf den bekannten monatlichen Kontrollrechnungen. Kurzfristige Ergebnis- und Vergleichsrechnungen sind hierfür aber so zu konzipieren, dass sie die für die Steuerung eines Bauprojektes notwendigen Informationen liefern. Wichtig ist eine Analyse etwaiger Abweichungen und aufbauend hierauf eine Prognose ihrer Wirkungen auf das Bauprojektende. Elementar für die Steuerung von Bauprojekten ist die Unterscheidung zwischen auftraggeber- und auftragnehmerseitig zu vertretenden Abweichungen. Wirken sich erstgenannte Aspekte auch auf die Erlössituation aus, verändern zweitgenannte primär die unternehmensinterne Kostensituation eines Bauprojektes. Die unterschiedliche Behandlung dieser Sachverhalte in der Prognose auf das Bauprojektende wird dadurch realisiert, dass eine getrennte Behandlung in der zweigliedrigen Fortschreibung der Arbeitskalkulation erfolgt. In der zweigliedrigen Arbeitskalkulation werden daher beide Sichtweisen der Arbeitskalkulation getrennt voneinander fortgeschrieben. In der ersten Sichtweise werden die Plan-Daten der AK(o) in Form einer Arbeitskalkulation: Ausführungssicht [AK(i)] zu Soll-Daten in den Fällen fortgeschrieben, in denen (schriftlich) genehmigte Nachträge zu einer Veränderung der vertraglich fixierten Herstellkosten und des entsprechenden Auftragswertes führen. In der zweiten Sichtweise werden die Wird-Daten der PK(o) in Form der Arbeitskalkulation: Prognosesicht [PK(i)] dann aktualisiert, wenn bereits Ist-Daten aus der Bauprojektrealisation vorliegen oder sich Veränderungen der Wird-Daten in Bezug auf Herstellkosten und Auftragswert abzeichnen, ohne dass diese bereits Erlösveränderungen nach sich ziehen. Dieser Fortschreibungsprozess wiederholt sich während der Bauausführung iterativ.
3.1 Bauprojekt-Controlling
3.1.2.3
457
Bauprojekt-Controlling nach der Bauausführung
Mit der dritten Phase – dem Bauprojekt-Controlling nach der Bauausführung – endet das beschriebene Controlling-Konzept. Die kontroll- und analysezentrierte Phase dient der Vorbereitung des Controlling nachfolgender Bauprojekte. Alle wichtigen im gerade abgeschlossenen Projekt gewonnenen Informationen sind hierzu systematisch aufzubereiten und in einem Projektabschlussbericht zu dokumentieren. Die so gewonnenen Informationen werden als Erfahrungswerte (Stammdaten) für die Bearbeitung neuer Bauprojekte genutzt. Einen wesentlichen Aspekt stellt dabei die Nachkalkulation dar, deren Daten aus der letztmaligen Fortschreibung der zweigliedrigen Arbeitskalkulation entnommen werden können. Die AK(i) beinhaltet dadurch alle Herstellkosten, die durch schriftlich genehmigte Nachträge zu einer veränderten Auftrags-/Abrechnungssumme gegenüber dem Auftraggeber geführt haben. Die PK(i) hingegen beinhaltet die tatsächlichen Ist-Kosten zum Ende der Bauausführung und weist in der Differenz zur Auftrags-/Abrechnungssumme das erwirtschaftete Projektergebnis bzw. den Deckungsbeitrag aus. Ergänzt wird die abschließende Phase des Bauprojekt-Controlling durch die Analyse der Finanzkosten.
3.1.3 Fortschreibung der Arbeitskalkulation Im Bauprojekt-Controlling kommt der Arbeitskalkulation eine besondere Bedeutung zu, da sie das wesentliche Instrument des Bauprojekt-Controlling darstellt. Die Arbeitskalkulation dient dabei zum einen als „Informationslieferant“ für die Kontroll- und Steuerungsaufgaben während der Bauausführung. Das heißt z. B., dass die kurzfristige Ergebnisrechnung (KER) sowie die Vergleichsrechnungen und Abweichungsanalysen ihre Soll-Daten aus der Arbeitskalkulation beziehen. Zum anderen dient sie aber auch als „Informationsspeicher“ dergestalt, dass die in den Abweichungsanalysen und Prognosen ermittelten aktualisierten Werte in die Arbeitskalkulation eingepflegt werden. Bild 3-4 zeigt ein Ablaufschema in Form eines Datenflussdiagramms, dass die verschiedenen Datensichten der Arbeitskalkulation in den Informationskreislauf des Bauprojekt-Controlling einbindet. Die gewählte Darstellung verdeutlicht den Informationsfluss zwischen den einzelnen Controlling-Instrumenten und stellt dar, wie die Datensichten der Arbeitskalkulation untereinander verzahnt sind. Die eingliedrige Arbeitskalkulation stellt den Regelfall bei der Erstellung und Fortschreibung der Arbeitskalkulation dar. Dabei werden alle sich aus dem Baufortschritt ergebenden Änderungen unabhängig von ihrer „Ursache-Wirkungs-Beziehung“ in die Aktualisierung und Fortschreibung der Arbeitskalkulation eingepflegt. Demgegenüber unterscheidet die zweigliedrige Arbeitskalkulation die „Ursache-Wirkungs-Beziehung“ nach auftraggeberseitig und auftragnehmerseitig zu vertretenden Sachverhalten, weil diese in Bezug auf die Entwicklung von Auftragswert, Herstellkosten, Deckungsbeitrag und Ergebnis der Baustelle/des Bauprojektes sehr unterschiedlich zu interpretieren sind.
3
458
3 Controlling
AKQUISITION ANGEBOTSKALKULATION
Auftragsverhandlung
AUFTRAGSKALKULATION BauprojektControlling vor der Bauausführung
Arbeitsvorbereitung
3
ARBEITSKALKULATION Vertragssicht AK(o)
Erst-Prognosesicht PK(o)
c
Vergabegrenzwerte
VERGABEN (NU, Stoffe)
ja ARBEITSKALKULATION Ausführungssicht AK(i) BAUABRECHNUNG
Basis-Daten
STEUERUNGSELEMENT - Dispositionssteuerung - Durchführungs steuerung
Leistungsmengen
RECHNUNGSSTELLUNG alternierender und permanenter Prozess
NACHTRÄGE
beauftragt? nein
Einarbeitung der NU-Vergaben ohne Ist-Daten
Ermittlung der Ist-Daten - Baubetriebsrechnung - Separate Erfassung
- Vergangenheitsorientierte Kontrollrechnungen ... Kurzfr. Ergebnisrechnung ... Vergleichsrechnungen - Abweichungsanalysen
BauprojektControlling während der Bauausführung
Einarbeitung der NU-Vergaben mit Ist-Daten
c ARBEITSKALKULATION Prognosesicht PK(i)
bewertete Realisierung
Wird-Daten erkannt, aber noch nicht realisiert
Berichtswesen des BauprojektControlling
Letztmalige Fortschreibung der Arbeitskalkulation nach der Bauausführung Ausführungssicht AK(i)
Prognosesic ht PK(i)
NACHKALKULATION
BauprojektControlling nach der Bauausführung
Aktualisierung bestehender und Schaffung neuer Kalkulationsansätze
Bild 3-4 Ablaufschema des Bauprojekt-Controlling
Zweigliedrigkeit bedeutet, dass zwei unterschiedliche Datensichten auf ein Bauprojekt unterschieden werden. Die Arbeitskalkulation wird also datentechnisch aufgespaltet: –
Die erste Datensicht weist das Vertragsverhältnis zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer aus und beinhaltet daher nur diejenigen Kostenbestandteile, die in der Auftrags-
3.1 Bauprojekt-Controlling
kalkulation (als Vertragsbasis) berücksichtigt werden oder durch nachtragsrelevante Sachverhalte auftrags-/abrechnungsrelevant werden. Damit fokussiert sich die erste Datensicht auf die (vertraglich zugesicherte) Erlössituation eines Bauprojektes zum Bauprojektende. In ihr werden die ursprünglichen Plan-Daten also nur im Falle auftraggeberseitig zu vertretender Veränderungen des Bau-Solls zu aktualisierten Soll-Daten fortgeschrieben. Um dies zu dokumentieren, erfolgt eine iterative Aktualisierung der Arbeitskalkulation von einer AK(o) hin zu einer AK(i). Diese Sichtweise entspricht im weitesten Sinne einer aktualisierten, d. h. einer um (genehmigte) Nachträge und ggf. erlösrelevante Mengenänderungen ergänzten Auftragskalkulation. –
Die zweite Datensicht konzentriert sich auf die bauunternehmensinterne Projektsicht. In ihr werden alle bereits realisierten oder zukünftig zu erwartenden Änderungen der Herstellkosten und des voraussichtlichen Auftragswertes berücksichtigt. Damit dient die zweite Datensicht der Prognose hinsichtlich des Bauprojektendes, unter Berücksichtigung bereits eingetretener oder zukünftiger Abweichungen von den vertraglichen Grundlagen. In der zweiten Sichtweise wird die (Erst-)Prognose des Bauprojektes ebenfalls ständig aktualisiert, sobald Abweichungen des Bau-Solls jedweder Art aufgetreten sind oder diese erkennbar werden. Um auch dies festzuhalten, wird die Prognosekalkulation PK(o) ebenfalls iterativ in Form einer PK(i) aktualisiert. Diese Datensicht entspricht im weitesten Sinne der Arbeitskalkulation bei eingliedriger Fortschreibung.
3.1.3.1
Plan-Daten in der Arbeitskalkulation: Vertragssicht
Nach Auftragserteilung dient die AK(o) der Ermittlung von Plan-Daten als Zielgröße vor Ausführungsbeginn. Sie wird, aufbauend auf der Angebots- bzw. Auftragskalkulation, einmalig erstellt und im EDV-System des Bauunternehmens eingefroren. Die Einzelkosten der Teilleistungen sowie die Baustellengemeinkosten werden getrennt nach Fertigungsprozessen – wenn notwendig differenziert in Unterpositionen und/oder in intern gebildeten Positionen – separat dargestellt und in zeitfixe und zeitvariable Kostenbestandteile getrennt. Die AK(o) endet mit der Ermittlung der Plan-Herstellkosten, aus deren Differenz zur Angebots- bzw. Auftragssumme ein sog. Plan-Deckungsbeitrag sowie – unter weiterem Abzug der anteiligen Allgemeinen Geschäftskosten – das Plan-Ergebnis resultiert. Dabei ist zu beachten, dass in der AK(o) nur vertraglich vereinbarte Sachverhalte berücksichtigt werden dürfen. Etwaige Mehr- oder Minderkosten gegenüber der ursprünglichen Angebots- bzw. Auftragskalkulation werden nicht eingearbeitet, da sie ohne Auswertung auf die vertraglich vereinbarten Preise und damit erlösneutral sind. Eine Ausnahme bilden nur zu diesem Zeitpunkt bereits vom Auftraggeber genehmigte Nachträge, die schon vor Ausführungsbeginn eingetreten sind und z. B. aus ungenauer Ausschreibung resultieren. 3.1.3.2
Wird-Daten in der Arbeitskalkulation: Erst-Prognosesicht
Parallel zur AK(o) wird eine PK(o) erstellt, die als Erst-Prognose auf das Bauprojektende die voraussichtlichen Wird-Herstellkosten, das Wird-Ergebnis und den Wird-Deckungsbeitrag des Bauprojektes ermittelt. In der PK(o) werden alle bereits zu diesem Zeitpunkt erkannten – aus der Arbeitsvorbereitung ermittelten – Mehr- und Minderkosten sowie zu erwartende Veränderungen des Auftragswertes (Nachtragspotenziale, Mengenänderungen) berücksichtigt, so dass sie eine exakte Situation des Bauprojektes unter Berücksichtigung des aktuellen Wissensstandes zeichnet.
459
3
460
3 Controlling
3.1.3.3
3
Soll-Daten in der Arbeitskalkulation: Ausführungssicht
Nach Auftragserteilung erfolgt während der Bauausführung eine Fortschreibung der AK(o) in Form der AK(i). Diese muss i. d. R. vom Bauprojekt-Management dynamisch – aber immer auf der Basis vertraglicher Vereinbarungen – fortgeschrieben werden und bildet die Soll-Daten im Bauprojekt-Controlling. Insofern errechnen sich Soll-Herstellkosten, Soll-Deckungsbeitrag und Soll-Ergebnis analog dem oben beschriebenen Verfahren der AK(o), wobei sich nicht nachtragsrelevante Änderungen in der Bauausführung (z. B. Austausch von Eigenleistung zu Nachunternehmerleistung) nur in der Kostenartenstruktur widerspiegeln dürfen. Wichtig ist, dass die AK(i) nur Soll-Daten beinhalten darf, da sie die Basisdaten für das Kontrollelement des Bauprojekt-Controlling liefert. Das Einrechnen von Ist- bzw. Wird-Daten (z. B. realisierte Vergaben an Nachunternehmer), wie es z. B. die KLR Bau154 in der eingliedrigen Fortschreibung beschreibt und wie es in der Praxis der Bauunternehmen oft anzutreffen ist, muss als unzweckmäßig und problematisch angesehen werden, da hierbei Soll- und Ist- bzw. WirdDaten nicht voneinander zu trennen sind. Im Extremfall würden so Soll-Werte zu Ist-Werten und spezifische Abweichungen wären nicht mehr zu erkennen. 3.1.3.4
Ist-/Wird-Daten in der Arbeitskalkulation: Prognosesicht
Das Bauprojekt-Controlling verlangt vom Bauprojekt-Management insbesondere eine permanente Sicht auf das Bauprojektende in Form von Wird-Daten. Ziel dieser Betrachtung muss es sein, alle sich abzeichnenden Informationen, die sich (zukünftig) auf die Herstellkosten, den Deckungsbeitrag, das Ergebnis und die Leistung zum Bauprojektende auswirken, möglichst frühzeitig transparent zu machen und offen zu legen. Beispiele hierfür sind eingetretene und erwartete Kostenänderungen für Nachunternehmerleistungen, Materialeinkäufe, Geräteeinsätze, Löhne, Leistungs- und Aufwandswerte sowie gestellte und erwartete Nachträge von Nachunternehmern. Gleichzeitig sind selbstverständlich auch positiv ergebniswirksame Umstände, wie z. B. offene, aber zu realisierende Nachtragspotenziale gegenüber dem Auftraggeber (Erlösänderungen) einzurechnen. Somit ist die PK(o) in Form der PK(i) ebenfalls dynamisch fortzuschreiben, wobei alle realisierten, aber auch zukünftig zu erwartenden Werte (nach Bewertung) eingearbeitet werden müssen. Sie hat die Aufgabe, die Wird-Situation des Bauprojektes – bezogen auf das Bauprojektende – zahlenmäßig möglichst frühzeitig abzubilden, um so auftretenden Fehlentwicklungen – wie z. B. Verschlechterung des Plan-/Soll-Ergebnisses, Liquiditätsengpässen – möglichst frühzeitig entgegenzuwirken. In der PK(i) sind in Abhängigkeit des Bauprojektfortschrittes Ist- und Wird-Daten enthalten. Die Ist-Daten entstammen dabei der i. d. R. zum Monatsende durchzuführenden kurzfristigen Ergebnisrechnung, in der Ist-Kosten, Ist-Leistung und Ist-Ergebnis des Bauprojekts zum jeweiligen Stichtag ermittelt und den entsprechenden Soll-Daten gegenübergestellt werden. Zusammen mit Erkenntnissen aus Vergleichsrechnungen und Abweichungsanalysen sowie Erfahrungswerten des Bauprojekt-Management (zum Beispiel über zu erwartende, potenzielle Nachträge) sind diese Daten für das Bauprojekt-Controlling von wesentlicher Bedeutung, weil sich nur auf der Basis von realisierten und realistischen Ist-Daten Prognosen/Hochrechnungen in Form von Wird-Daten auf das Bauprojektende durchführen lassen. Die Ermittlung dieser WirdDaten stellt die eigentliche Steuerungsaufgabe im Bauprojekt-Controlling dar, da nur die
154
Vgl. Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e. V./Zentralverband des Deutschen Baugewerbes e. V. (Hrsg.) (2001), S. 13.
3.1 Bauprojekt-Controlling
461
3
Bild 3-5 Prognoserechnung
permanente Sicht auf das Bauende/Berichtsjahresende zielgerichtete Steuerungsaktivitäten ermöglicht (vgl. Bild 3-5). Enthält die PK(o) zunächst lediglich Wird-Daten, so beinhaltet die PK(i) während der Bauausführung kombiniert bereits realisierte Ist- und zukünftige Wird-Daten. Ihre letzte Fortschreibung nach Beendigung der Bauausführung enthält dann nur noch realisierte Ist-Daten und stellt somit gleichsam eine Basis für die Nachkalkulation dar (vgl. Bild 3-6).
Bild 3-6 Übergang von Wird- zu Ist-Daten in der PK(i)
462
3 Controlling
3.1.4 Planungsrechnung vor der Bauausführung
3
AK(o) und PK(o) stellen als Zielvereinbarung/-definition eine Messlatte für die Beurteilung des wirtschaftlichen Bauprojekt-Erfolgs dar, der i. d. R. dem Bauprojekt-Management zugeschrieben wird. Daher dürfen sie nur realistische Vorgaben enthalten und müssen zwischen Bauprojekt-Management und entsprechend übergeordneten Instanzen abgestimmt erstellt werden. Überzogene bzw. unrealistische Vorgaben (in denen teilweise sogar verdeckte Verluste integriert sind) führen dazu, dass die Akzeptanz und damit die Effizienz des ControllingSystems verloren geht. Demzufolge sollten die Erstellung der AK(o) und die hieraus resultierende Ableitung der PK(o) in einem iterativen Dialog erfolgen. Ausgangspunkt bildet die aus der Arbeitsvorbereitung abgeleitete und auf der Angebots-/Auftragskalkulation aufbauende Arbeitskalkulation. Diese ist in Abstimmung zwischen Bauprojekt-Management und übergeordneten Instanzen in eine AK(o) und PK(o) entsprechend den o. g. Anforderungen zu überführen (vgl. Bild 3-7). Arbeitskalkulation als zweigliedrige Fortschreibung y Ermittlung der Herstellkosten - Prozessorientierung Æ Aufgliederung in Unterpositionen - Trennung von zeit- und leistungsabhängigen Kosten Æ Interne Positionen im Bereich der Baustellengemeinkosten - Anpassung an geplante Bauausführung y Berechnung eines bauprojektspezifischen Deckungsbeitrages und Ergebnisses
1. Datensicht Arbeitskalkulation: Vertragssicht [AK(o)] y der Höhe nach dürfen nur vertraglich vereinbarte Sachverhalte berücksichtigt werden y Berücksichtigung einer unternehmerischen Zielsetzung y Fixierung der Plan-Daten - Plan-Herstellkosten - Plan-Deckungsbeitrag - Plan-Ergebnis (unternehmerische Zielsetzung) y Plan-Auftragswert
2. Datensicht Arbeitskalkulation: Erst-Prognosesicht [PK(o)] y Einarbeitung von allen bereits bekannten Sachverhalten y Erst-Prognose auf das Bauprojekt-Ende y Ziellinie für das Bauprojekt-Management y Festlegung der Wird-Daten - Wird-Herstellkosten - Wird-Deckungsbeitrag - Wird-Ergebnis - Wird-Auftragswert
Bild 3-7 Prozessabfolge Angebots-, Auftrags-, Arbeitskalkulation (zweigliedrige Fortschreibung)
In der Praxis wird oftmals keine realistische Messlatte für den Projektstart zugrunde gelegt. Zum Teil starten Projekte mit einem unzureichend hohen Deckungsbeitrag, so dass nur Teile der Allgemeinen Geschäftskosten (Plan-AGK) gedeckt werden und ein negatives ProjektErgebnis ausgewiesen wird. Dabei ist aus Controlling-Gesichtspunkten die Entwicklung von Auftragswert, Kosten, Ergebnis und Deckungsbeitrag im Laufe der Projektrealisation – von der Angebots-/Auftragskalkulation zur Arbeitskalkulation: Vertragssicht [AK (0)] bis hin zur Arbeitskalkulation: Erst-Prognosesicht [PK (0)] – äußerst wichtig. Die Erstellung von AK(o) und PK(o) hängt von der Ausgangslage des Bauprojektes und von der Verwendung einer unternehmerischen Zielsetzung ab. Wichtig ist, dass die in der Angebots- bzw. Auftragskalkulation fixierten Kosten die Basis für die zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer vertraglich vereinbarten Baupreise bilden, so dass diese die Herstellkosten in der AK(o) der Höhe nach vorgeben. Demgegenüber werden sie in der PK(o) an die realistische Ausgangslage des Bauprojektes angepasst. Diese unterschiedliche Behandlung der Herstellkosten ergibt sich aus den unterschiedlichen Zielen von AK(o) und PK(o).
3.1 Bauprojekt-Controlling
463
3.1.5 Steuerung des Bauprojektes während der Bauausführung Im Bauprojekt-Controlling während der Bauausführung dominiert das Steuerungselement. In diesem ist das Hauptaugenmerk auf das Bauprojektende – bei geschäftsjahrüberschreitenden Baumaßnahmen auch auf das Ende des Geschäftsjahres – gerichtet. Um das Steuerungselement zielgerichtet einzusetzen, müssen die Prognosen/Hochrechnungen aber auf eine fundierte, d. h. eine die Situation des Bauprojektes zum jeweiligen Stichtag realistisch widerspiegelnde Datenbasis gestellt werden. Diese liefert das Kontroll- und Analyseelement insbesondere durch die - i. d. R. zum Monatsende, aber auch in kürzeren Intervallen – einzusetzenden Instrumente der kurzfristigen Ergebnisrechnung sowie Vergleichsrechnungen einschließlich Abweichungsanalysen. Dabei gilt, dass die wirksamste Kontrolle diejenige vor dem Ergebnis, also vor Fertigstellung der Bauleistung, die relativ unwirksamste die Kontrolle durch Analyse des erreichten Ergebnisses, also nach Beendigung der Bauausführung ist.155 Daher muss ein Bauprojekt zeitnah begleitet werden, um die tatsächliche Situation zum Zeitpunkt ihrer Erstellung möglichst exakt widerspiegeln zu können. Die eigentliche Steuerung baut dann auf diesen Kontrollrechnungen und Abweichungsanalysen auf. Zu unterscheiden ist die Durchführungs- und Dispositionssteuerung (vgl. Bild 3-8): –
Aufgrund der erkannten Abweichungen sollen in der Durchführungssteuerung Korrekturen in der Bauausführung vorgenommen werden, z. B. durch die Reduzierung der Arbeitsstunden einzelner Ausführungseinheiten, den Austausch von Eigen- zu Nachunternehmerleistungen, die Anpassungen der Gerätekapazitäten oder die Realisation alternativer Bauverfahren. Hierfür sollen durch das Bauprojekt-Controlling entscheidungsvorbereitende Daten verfügbar gemacht werden, die es dem Bauprojekt-Management ermöglichen, steuernd in das Baugeschehen einzugreifen. Es handelt sich also um Eingriffe in laufende Aktivitäten, d. h. um eine Steuerung/Rückkopplung auf die Bauausführung.
–
In der Dispositionssteuerung sind die Auswirkungen von auftretenden Abweichungen bezüglich ihrer Ursache und Wirkung auf das Bauprojektende festzustellen und zu analysieren. Dies erlaubt –
das Erkennen auftraggeberseitig zu vertretender Kostenveränderungen, die zu einer Änderung des Vergütungsanspruches führen können und im Falle von (schriftlich) genehmigten Nachträgen zur Aktualisierung der AK(o) in Form der AK(i) und somit zu aktualisierten Soll-Daten für das Kontrollelement führen,
–
die Feststellung von auftragnehmerseitig zu vertretenden Kostenveränderungen, die dann in einer Aktualisierung der PK(o) in Form einer PK(i) als neue Prognose zum Ausführungsende berücksichtigt werden.
Bei der Dispositionssteuerung handelt es sich um einen Eingriff in die ursprüngliche Planung, d. h. um eine Rückkopplung auf das Planungselement zur Aktualisierung der Soll- und WirdDaten. Anzumerken ist, dass man in der Praxis immer eine Mischung aus beiden Steuerungsarten vorfindet.
155
Vgl. Hahn (1974), S. 813.
3
464
3 Controlling
3
Bild 3-8 Steuerungsrichtungen des Bauprojekt-Controlling
3.1.5.1
Kurzfristige Ergebnisrechnung
Die kurzfristige Ergebnisrechnung ermittelt durch die Gegenüberstellung von Selbstkosten und Bauleistungen zunächst das Ergebnis einzelner Bauprojekte und verdichtet diese je nach Unternehmensorganisation bis hin zum Betriebsergebnis. Für das Bauprojekt-Controlling ist dabei das aktuelle Ergebnis eines Bauprojektes – differenziert nach dem Zeitraum von Ausführungsbeginn bis zum Stichtag (i. d. R. zum Ende des Berichtsmonats) sowie isoliert in der Berichtsperiode – von besonderer Bedeutung. Hierdurch ist zu prüfen, ob die Plan-Daten aus der AK(o) bzw. Soll-Daten aus der AK(i) eingehalten werden konnten, etwaige Abweichungen aufgetreten sind und ggf. Korrekturmaßnahmen im Sinne von Steuerungsaktivitäten eingeleitet werden müssen. Im Einzelnen werden hierfür die durch den Bauproduktionsprozess verzehrten, direkt zurechenbaren oder durch Umlagen verteilten Ist-Kosten eines Bauprojektes aufaddiert und der zum Stichtag bewerteten (teilfertigen) Bauleistung gegenübergestellt. Im ersten Berichtsmonat liefert die AK(o) die Basisdaten für die kurzfristige Ergebnisrechnung in Form von Plan-Daten. Wie bereits ausgeführt, erfahren diese Plan-Daten aber durch auftragnehmerseitig zu vertretende Änderungen des Bausolls eine Aktualisierung in Form von SollDaten. Sodann greift die kurzfristige Ergebnisrechnung in der zweiten Berichtsperiode auf die aktualisierten Soll-Daten der AK(i) als Basisdaten zurück. Insofern gelten dort, wo in den nachfolgenden Ausführungen von der AK(o) und Plan-Daten gesprochen wird, analog die AK(i) und Soll-Daten. Die kurzfristige Ergebnisrechnung liefert wichtige Steuerungsdaten für die Phase des Bauprojekt-Controlling während der Bauausführung. Stellt man nämlich die Bauleistung zum Stichtag den ermittelten Plan-Kosten aus der AK(o) bzw. den realisierten Ist-Kosten gegenüber, so lassen sich folgende Steuerungsgrößen ableiten (vgl. Bild 3-9):
3.1 Bauprojekt-Controlling
465
3
Bild 3-9 Steuerungsgrößen im Bauprojekt-Controlling
3.1.5.2
Verursachungsgerechte Kostenermittlung und -bewertung
Die in der Baubetriebsrechnung enthaltenen Kosten stimmen aufgrund der Verbuchungsmechanismen in den Bauunternehmen oftmals nicht mit den durch den Produktionsprozess verbrauchten Kosten überein. Dies resultiert aus dem Umstand, dass in der Betriebsbuchhaltung Lieferanten- und Nachunternehmerrechnungen in Abhängigkeit des Rechnungseinganges und nicht der Kostenentstehung verbucht werden. Hierzu zwei Beispiele: –
Hat ein Nachunternehmer seine anteilige Bauleistung erbracht und wird diese in der Bewertung der Bauleistung zum Stichtag berücksichtigt, dann müssen die Kosten dieser Nachunternehmerleistung in der kurzfristigen Ergebnisrechnung berücksichtigt werden; unabhängig davon, ob der Nachunternehmer seine Leistung bereits in Rechnung gestellt hat oder nicht. Die Baustelle muss in entsprechender Weise mit den Kosten belastet wer-
466
3 Controlling
den. Hat der Nachunternehmer mehr in Rechnung gestellt als er geleistet hat, so muss die Baustelle von den entsprechenden Kosten entlastet werden. –
3
Hat ein Materiallieferant seine Lieferung auf eine Baustelle bereits in Rechnung gestellt und ist gleichzeitig die gelieferte Menge nur teilweise in der Bauleistung zum Stichtag enthalten, dann reduzieren die auf der Baustelle lagernden Materialvorräte die Ist-Kosten zum Bewertungsstichtag. Wird Material auf die Baustelle geliefert und ist dafür noch keine Rechnung eingegangen, so ist eine Abgrenzung durchzuführen, wenn das Material bereits eingebaut worden ist. Die Baustelle muss in diesem Fall mit den Kosten belastet werden.
Für die exakte Ermittlung der Ist-Kosten zum Stichtag kommt es also nicht auf den Zeitpunkt der Rechnungsstellung/-verbuchung an; entscheidend für eine Berücksichtigung ist vielmehr die Frage, ob die Kosten zum Stichtag in den Bauproduktionsprozess eingeflossen und damit in der Leistungsbewertung berücksichtigt werden müssen oder nicht. Dies gilt für alle Kostenarten der Kostenrechnung. Daher ist eine automatische Gegenüberstellung von in der Baubetriebsrechnung verbuchten IstKosten und zum Stichtag bewerteter Bauleistung problematisch, da die Mengenkomponenten beider Werte voneinander abweichen können. Für die kurzfristige Ergebnisrechnung sind aber genau diejenigen Ist-Kosten zu berücksichtigen, deren Mengenkomponente auch bei der Leistungsbewertung zum Stichtag berücksichtigt werden. Das heißt: Ist-Kosten und Bauleistung müssen auf dem gleichen Mengengerüst basieren, um eine aussagefähige Vergleichbarkeit und Gegenüberstellung zu ermöglichen. Hierfür sind durch sog. Abgrenzungen noch nicht verarbeitete und damit noch nicht leistungswirksame Bestände/Vorräte auf der Baustelle aus den verbuchten Kosten herauszurechnen, die durch Buchung der Eingangsrechnung in der Baubetriebsrechnung bereits wertmäßig erfasst wurden. Gleichzeitig sind durch Hinzurechnungen nicht verbuchte, aber bereits entstandene und damit leistungswirksame Kosten wertmäßig einzubeziehen, für die bis zum Stichtag keine Eingangsrechnungen vorliegen bzw. verbucht sind (vgl. Bild 3-10).156
156
Vgl. Leimböck (2000), S. 354.
3.1 Bauprojekt-Controlling
467
3
Bild 3-10 Abgrenzungen und Hinzurechnungen
3.1.5.3
Ermittlung und Bewertung der Bauleistung aus ControllingGesichtspunkten
Das Bauprojekt-Controlling lebt von der Aktualität der Zahlen, sowohl auf der Kosten- als auch der Leistungsseite, d. h. die Bauleistung muss erstens baubegleitend zeitnah ermittelt werden und zweitens soweit wie möglich der tatsächlich erbrachten erlöswirksamen Bauausführung entsprechen. Gerade die Frage der sachgerechten Ermittlung und Bewertung der reali-
468
3
3 Controlling
sierten Bauleistung ist hierbei von besonderem Interesse, da bei teilfertigen Bauprojekten das Ergebnis zum Stichtag maßgeblich durch die Leistungsbewertung bestimmt wird. Ohne eine wirklichkeitsgetreue und sachgerechte Leistungsbewertung wird das Ist-Ergebnis der Baustelle verzerrt dargestellt. So kann folglich keine qualitative Aussage über den aktuellen Erfolg oder Misserfolg einer Baustelle abgeleitet werden. Hierunter leidet die Qualität von Vergleichsrechnungen und Abweichungsanalysen und erst recht ist eine Prognose zum Bauende auf Basis nicht exakter Ist-Daten nur schwerlich möglich. Zu bedenken ist auch, dass die Bauleistung zum Stichtag auch in die Bewertung der unfertigen Baustellen im Rahmen des Monats- und Jahresabschlusses einfließt. Es stellt sich also die Frage, wie eine sachgerechte Bewertung der Bauleistung im Bauunternehmen zu realisieren ist. Hierzu ist es zunächst einmal wichtig, den Begriff der Bauleistung zu definieren. Unter Bauleistung sollen nachfolgend „fakturierbare Erlösanteile“ verstanden werden, d. h.: Die Bauleistung kennzeichnet den Wert eines im Herstellungsprozess befindlichen Wirtschaftsgutes, wobei als Bewertungsmaßstab der zu erwartende Umsatzerlös – also der erwartete (d. h. fakturierbare) Erlösanteil – gewählt wird. Demnach beinhaltet die Bauleistung neben der Bewertung der Umsatzerlöse auch die Erhöhung der Bestände an Halb- und Fertigfabrikaten, also die im Bau befindliche teilfertige Bauleistung. Klassische versus modifizierte Methode der Leistungsbewertung Als Bewertungsmaßstab der Bauleistung zum Stichtag kommen nach der –
so genannten klassischen Methode der Leistungsbewertung die vereinbarten Einheitsbzw. Pauschalpreise der Angebots- bzw. der Auftragskalkulation,
–
so genannten modifizierten Methode der Leistungsbewertung die Herstellkosten der Arbeitskalkulation
in Betracht. Nach wie vor wird in der Vielzahl der Bauunternehmen die Bauleistung zum Stichtag über die klassische Methode der Leistungsbewertung ermittelt (vgl. Bild 3-11):
Bild 3-11 Klassische Methode der Leistungsbewertung
Die klassische Methode der Leistungsbewertung findet in der Regel immer dann Anwendung, wenn für den jeweiligen Auftrag keine Arbeitskalkulation vorliegt. Sie birgt aber einige Probleme, da sie zu Ergebnisverzerrungen führen und die Situation der teilfertigen Baustellen ungenau widerspiegeln kann. Wenn nämlich das Hauptaugenmerk der Baubetriebsrechnung in
3.1 Bauprojekt-Controlling
469
einer periodischen Wirtschaftlichkeitsbetrachtung liegt, so muss sichergestellt sein, dass die Faktoren Kosten und Leistungen der tatsächlichen Situation der Kostenstellen entsprechen. Um den Problempunkten der klassischen Methode entgegenzuwirken, empfiehlt sich die Anwendung der modifizierten Methode der Leistungsbewertung, nach der die Bewertung der Bauleistung zum Stichtag auf der Basis der Herstellkosten zum Stichtag unter Hinzurechnung des projektspezifischen Deckungsbeitrages erfolgt (vgl. Bild 3-12):
3
Bild 3-12 Modifizierte Methode der Leistungsbewertung
Wesentliche Voraussetzung für die Anwendung der modifizierten Methode der Leistungsbewertung stellt zunächst das Vorhandensein einer dem Baufortschritt angepassten Arbeitskalkulation dar – bei zweigliedriger Fortschreibung genauer gesagt zunächst die Arbeitskalkulation: Vertragssicht [AK(o)]. Die Bewertung der ermittelten Bauleistung erfolgt dann aus der Ermittlung der Plan-Herstellkosten zum Stichtag. Diese ergibt sich aus der Multiplikation der bis zum Stichtag geleisteten Mengen für Leistungspositionen und Unterpositionen (z. B. Vorfertigung von Schalungen, Aufbau von Gerüsten) sowie internen Positionen im Bereich der Baustellengemeinkosten (z. B. Baustelleneinrichtung, anteilige Bauleitung) mit den entsprechenden Herstellkosten-Ansätzen (Einzel-Herstellkosten) der AK(o). Hinzuzurechnen ist ein Deckungsbeitrag, der sich als Differenz aus den Plan-Herstellkosten der AK(o) und der Angebots-/ Auftragssumme ermittelt (vgl. Bild 3-13). Wichtig ist es hierbei, dass alle Kostenbestandteile separat dargestellt werden. Dies bedeutet, dass einzelne Positionen in die jeweiligen Ausführungsbestandteile (Positionsteile) unterteilt, leistungs- und zeitabhängige Kosten getrennt ermittelt und voraussichtliche Ausführungsmengen (VA-Menge) eingearbeitet werden müssen. In der Arbeitskalkulation entfällt also die Umlage der Baustellengemeinkosten auf die Leistungsposition, vielmehr sind diese eigenständig zu kalkulieren und separat auszuweisen. Die modifizierte Methode der Leistungsbewertung ist zu bevorzugen, da sie einen wesentlich genaueren Bewertungsmaßstab unfertiger Baustellen liefert. Im Rahmen der ControllingDiskussion in den Bauunternehmen herrscht aber Uneinigkeit darüber, welche sich aus dem Bauablauf ergebenden Änderungen der Soll-Herstellkosten in die Arbeitskalkulation eingepflegt werden sollen und welche nicht. Hier konkurrieren die Methoden der eingliedrigen und zweigliedrigen Fortschreibung der Arbeitskalkulation.
470
3 Controlling
3
Bild 3-13 Deckungsbeitrag bei modifizierter Methode der Leistungsbewertung
Eingliedrige versus zweigliedrige Fortschreibung der Arbeitskalkulation Die eingliedrige Arbeitskalkulation stellt den Regelfall bei der Erstellung und Fortschreibung der Arbeitskalkulation dar. Dabei werden alle sich aus dem Baufortschritt ergebenden Änderungen unabhängig von ihrer „Ursache-Wirkungs-Beziehung“ in die Aktualisierung und Fortschreibung der Arbeitskalkulation eingepflegt. Demgegenüber unterscheidet die zweigliedrige Arbeitskalkulation die „Ursache-Wirkungs-Beziehung“ nach auftraggeberseitig und auftragnehmerseitig zu vertretenden Sachverhalten, weil diese in Bezug auf die Entwicklung von Auftragswert, Herstellkosten, Deckungsbeitrag und Ergebnis der Baustelle/des Bauprojektes sehr unterschiedlich zu interpretieren sind. Ein- und zweigliedrige Fortschreibung der Arbeitskalkulation haben demnach auch Auswirkungen auf die Ermittlung der Bauleistung bei Anwendung der modifizierten Methode der Leistungsbewertung, da sie als Datenspeicher die Soll-Herstellkosten zur Leistungsbewertung liefern. Anwendung der Methoden zur Leistungsbewertung bei fortlaufendem Fertigstellungsgrad eines Bauprojektes Um die Auswirkungen der zuvor aufgezeigten Methoden der Leistungsbewertung auf die Ermittlung der Bauleistung darzustellen, soll folgendes vereinfachtes Arbeitsbeispiel dienen. In diesem ist ein einfaches Bauprojekt dargestellt, welches aus drei Positionen besteht, wobei die Position 3 eine interne Position im Bereich der Baustellengemeinkosten ist. Werden bei der modifizierten Methode der Leistungsbewertung sowohl LV-Positionen (hier Position 1 und 2) als auch interne Positionen (hier BGK-Position) separat bewertet, werden bei der klassischen Methode der Leistungsbewertung die Kosten der BGK-Position auf die LV-Positionen umgelegt und fließen direkt in die Einheitspreise ein (vgl. Zeile 6). Das Projekt weist zunächst Herstellkosten von 450, einen Deckungsbeitrag von 50 und eine Planauftragssumme von 500
3.1 Bauprojekt-Controlling
471
Geldeinheiten (GE) aus. Der Deckungsbeitrag wird zu 80 % auf die Position 1 und zu 20 % auf die Position 2 umgelegt.
3
Bild 3-14 Gewinnbaustelle – Methoden der Leistungsbewertung bei fortlaufendem Fertigstellungsgrad
472
3
3 Controlling
Dieses Projekt soll nunmehr im Hinblick auf die unterschiedlichen Methoden der Leistungsbewertung näher betrachtet werden (vgl. Bild 3-14). Hierbei wird zunächst ein Vergabegewinn in Höhe von 100 GE in der Position 1 simuliert, wodurch die Herstellkosten zum Bauprojektende auf 350 GE sinken (vgl. Zeile 10). Simuliert werden Fertigstellungsgrade zwischen 0 und 100 % in der Position 1 (vgl. Zeile 9). Man erkennt, dass bei einem Fertigstellungsgrad von 80 % der Position 1 die bewertete Bauleistung zwischen 343 GE bei klassischer Methode der Leistungsbewertung (vgl. Zeile 15), 293 GE bei modifizierter Methode der Leistungsbewertung und eingliedriger Fortschreibung der Arbeitskalkulation (vgl. Zeile 23) und 317 GE bei zweigliedriger Fortschreibung der Arbeitskalkulation schwankt (vgl. Zeile 30). Bild 3-15 zeigt die unterschiedlichen Leistungsstände je nach verwendeter Methode der Leistungsbewertung bei fortlaufendem Fertigstellungsgrad. Deutlich wird, dass die Bauleistung nur bei einem Fertigstellungsgrad von 100 % bei allen aufgezeigten Methoden identisch ist.
Bild 3-15 Leistungsstände Gewinnbaustelle bei fortlaufendem Fertigstellungsgrad
Anschließend soll ein Vergabeverlust simuliert werden (vgl. Bild 3-16). Hierbei erhöhen sich die Herstellkosten in der Position 1 auf 300 GE, wodurch die Herstellkosten zum Bauprojektende auf 550 GE steigen (vgl. Zeile 10). Auch hier werden Fertigstellungsgrade zwischen 0 und 100 % in der Position 1 (vgl. Zeile 9) simuliert. Man erkennt, dass bei einem Fertigstellungsgrad von 80 % der Position 1 die bewertete Bauleistung zwischen 343 GE bei der klassischen Methode der Leistungsbewertung (vgl. Zeile 15), 332 GE bei der modifizierten Methode der Leistungsbewertung und bei der eingliedrigen Fortschreibung der Arbeitskalkulation (vgl. Zeile 23) und 317 GE bei der zweigliedrigen Fortschreibung der Arbeitskalkulation schwankt (vgl. Zeile 30).
3.1 Bauprojekt-Controlling
473
3
Bild 3-16 Verlustbaustelle – Methoden der Leistungsbewertung bei fortlaufendem Fertigstellungsgrad
Bild 3-17 zeigt die unterschiedlichen Leistungsstände der Verlustbaustelle je nach verwendeter Methode der Leistungsbewertung bei fortlaufendem Fertigstellungsgrad.
474
3 Controlling
3
Bild 3-17 Leistungsstände Verlustbaustelle bei fortlaufendem Fertigstellungsgrad
Die beiden Beispiele verdeutlichen, dass die Methoden der Leistungsbewertung starke Auswirkungen auf die ermittelte und bewertete Bauleistung unfertiger Baustellen zum Bewertungsstichtag haben können. Dabei soll an dieser Stelle keine Entscheidung für die eine oder andere Methode getroffen werden, sondern viel mehr auf die Grundproblematik einer verursachungsgerechten Leistungsbewertung hingewiesen werden. Letztendlich muss es Entscheidung eines jeden einzelnen Unternehmens sein, welche Methode der Leistungsbewertung angewendet werden soll. Dabei ist zu bedenken, dass die Leistungsbewertung neben den Ist-Kosten zum Stichtag in die kurzfristige Ergebnisrechnung der einzelnen Baustellen sowie des Gesamtunternehmens einfließt und damit maßgeblich das ausgewiesene Stichtagsergebnis beeinflusst. Liegt dies im internen Rechnungswesen einer Bauunternehmung noch im Ermessen der Unternehmensführung, so ist zu beachten, dass im externen Rechnungswesen die jeweils gültigen Regelwerke eingehalten werden müssen. Dies gilt insbesondere auch für die Bilanzierung unfertiger Baustellen, deren exakte Ermittlung gerade auch bei Banken-internen Bilanzanalysen im Rahmen des Kreditratings nach Basel II wichtig ist.
3.1.6 Zweigliedrige Fortschreibung der Arbeitskalkulation Die vor Beginn der Bauausführung erarbeitete Arbeitskalkulation mit ihren Datensichten AK(o) und PK(o) ist über den weiteren Baufortschritt dynamisch und zweigliedrig fortzuschreiben. Dies erfolgt i. d. R. jeweils zum Ende einer Berichtsperiode, wenn die Daten der zuvor beschriebenen Kontrollrechnungen vorliegen. Zum Ende der ersten Berichtsperiode muss überprüft werden, ob die Daten der AK(o) bzw. PK(o) noch aktuell sind oder bereits neue Erkenntnisse vorliegen, die zu ihrer Aktualisierung führen. Dabei bleiben beide Datensichten erhalten, d. h. die Plan-Daten der AK(o) werden zu Soll-Daten in Form einer AK(1), die Erstprognosedaten der PK(o) zu Wird-Daten in Form einer PK(1) fortgeschrieben. Diese bilden
3.1 Bauprojekt-Controlling
475
dann die Ausgangsdaten für die Kontrollrechnungen der zweiten Berichtsperiode, zu deren Ende eine AK(2) und PK(2) erstellt wird. Dieser Prozess wiederholt sich iterativ bis zum Ende der Bauausführung (vgl. Bild 3-18). Welche Daten nun in welchem Umfang in der Aktualisierung von AK(i) und PK(i) berücksichtigt werden, ist abhängig von der Analyse der Abweichungsursache und -wirkung. Auf Grund der unterschiedlichen Wirkung auftraggeber- und auftragnehmerseitig verursachter Abweichungen ist es nicht alleinige Aufgabe des Kontrollelementes, eine Abweichung als solches aufzuzeigen, sondern darüber hinaus die Ursache hierfür zu erkennen. Aber auch die Ursache alleine ist aus Sicht des Bauprojekt-Controlling unzureichend. Daher muss die Kontrollrechnung um das Instrument der Abweichungsanalyse ergänzt werden, dessen Aufgabe es ist, neben der Ursachenanalyse auch die Folgewirkung der aufgetretenen Abweichung zu untersuchen und entsprechende Steuerungsmaßnahmen vorzubereiten. Das bedeutet, dass die in der Vergleichsrechnung ermittelten Abweichungen näher untersucht werden müssen. So ist bspw. zu hinterfragen, ob die zuvor in der Vergleichsrechnung aufgetretene Mengenabweichung auf eine auftraggeberseitige Veränderung des Bausolls oder auf einen auftragnehmerseitig zu tragenden Umstand (z. B. in Folge von Ausführungsproblemen) zurückzuführen ist. Gleiches gilt für die Preisabweichung. Sie kann z. B. auf eine vom Auftraggeber gewünschte Ausführungsänderung zurückzuführen sein, die anderes Ausführungspersonal benötigt, oder durch eine vom Auftragnehmer zu tragende (tarifliche) Lohnerhöhung verursacht worden sein.
Bild 3-18 Fortschreibung von AK(o) zu AK(i) und PK(o) zu PK(i)
Die zweigliedrige Fortschreibung als AK(i) und PK(i) dient primär dem permanenten Blick auf das Bauprojektende, wobei dieses möglichst frühzeitig und exakt widergespiegelt werden soll. Hiermit soll der in der baubetrieblichen Praxis weit verbreiteten Tatsache entgegengewirkt werden, dass das tatsächliche Bauprojekt-Ergebnis oftmals erst zum Ende des Bauprojektes festgestellt wird, was mitunter zu gravierenden Problemen bis hin zu existenzgefährdenden Umständen im Bauunternehmen führen kann.
3
476
3
3 Controlling
Daraus folgt, dass die auf ihre Abweichungsursache untersuchten Teilabweichungen nunmehr auf ihre Auswirkung zum Bauprojektende hin analysiert werden. Dies betrifft sowohl die Herstellkosten als auch die Auftrags-/Abrechnungssumme. Die Trennung auftraggeber- und auftragnehmerseitig zu tragender Ursachen bleibt weiterhin entscheidend. Aufgabe ist es, zu untersuchen, ob aufgetretene Abweichungen in den bereits realisierten anteiligen Bauleistungen in gleichem oder geändertem Umfang für die noch ausstehenden Leistungsanteile gelten und ob diese sich zukünftig nur kosten- oder auch erlöswirksam (Nachtragspotenziale) auswirken.
3.2 Software 3.2.1 Überblick Zu einem modernen Planungsbüro bzw. Bauunternehmen gehört eine ordentliche ITAusrüstung. So sollten heutzutage zur Standardausrüstung CAD157, Projektmanagementsystem, Grafikprogramme, Office-Software und ein internes Netzwerk gehören. Die eingesetzte Kalkulations-Software präsentiert sich im Idealfall als ein durchgängig konzipiertes System. Dieses sollte bei einem Planungsbüro den gesamten Planungsprozess von der ersten Kostenermittlung über AVA (Ausschreibung-Vergabe-Abrechnung) bis zum Baucontrolling abdecken. Auf der ausführenden Seite sollte das System von der Angebotskalkulation über das Projektmanagement während der Ausführung bis zur Abrechnung einschließlich Projektdokumentation sämtliche Bereiche abschirmen. Auf dem Markt erwartet den potenziellen Kunden eine Vielzahl an Softwarelösungen, die mehr oder weniger seinen Bedürfnissen entsprechen. Jedoch ist nicht jedes Programm für den jeweiligen Anwender geeignet, da sich die AVA-Programme im Detail unterscheiden. Auch liegen die Anschaffungspreise zum Teil erheblich weit auseinander. Deshalb ist es vor dem Kauf ratsam, sich genauestens über die verschiedenen Programmfunktionen zu informieren. Wichtige Aspekte zur Auswahl einer geeigneten Software sind: –
modularer Aufbau, d. h. Anpassungsfähigkeit an die Nutzerwünsche, da nur die benötigten Module erworben werden, aber jederzeit eine Erweiterung möglich ist,
–
einfache Bedienung, d. h. schnelle Einarbeitungszeit für die (neuen) Mitarbeiter,
–
Durchgängigkeit der Software, d. h. keine Schnittstellenprobleme innerhalb des Programms,
–
Datenaustauschformat nach GAEB DA XML158,
–
direkte Anbindung an STLB-Bau, HEINZE, SIRADOS, DBD (Dynamische Baudaten) etc.,
–
Dokumentationsmöglichkeiten,
–
schneller Kundenservice des Herstellers (Schulung, Hotline, Support).
157
CAD (Computer Aided Design).
158
DA (Datenaustauschformat) XML (Extensible Markup Language).
3.2 Software
477
Tabelle 3.1 Auswahl führender AVA-Programme Programmname
Hersteller
Internet-Adresse
ARRIBA
RIB Software AG
www.rib.de
BRZ-Software
BRZ Deutschland GmbH
www.brz.de
ASBwin
HEITKER GmbH
AVAnce XML
Computertechnik GmbH & Co. KG
AVA NTi pro
SOFTTECH Software Technologie GmbH
AVASCRIPT
BECHMANN+Partner GmbH
www.bechmann-software.de
BAU financials
Nemetschek Bausoftware GmbH
www.bausoftware.de
BPS Bau
BPS Software GmbH & Co. KG
www.bps-software.de
BUILDUP
BauerSoftware
www.bauer-software.de
California 3000
G&W Software Entwicklung GmbH
www.gw-software.de
CIP-AVA
CIP Informationssystem BAU + RAUM
www.cipsoftware.de
GRAPHISOFT BAUKOSTEN
Graphisoft Deutschland GmbH
www.graphisoft.de
Leonardo.AVA
Leonardo Bausoftware GmbH
www.leonardo-bausoftware.de
ORCA AVA
ORCA Software GmbH
www.orca-software.com
SIDOUN AVA Software
Software SIDOUN GmbH
www.sidoun.at
x:bau / x:plan
f:data GmbH
www.fdata.de
www.heitker.de Buchholz
Schröder
www.ctb.de www.softtech.de
Wesentliche Module für ein Planungsbüro sind: –
Projektkosten (Kostenermittlung, Raumbuch, Kostensteuerung, Kennwerte),
–
Ausschreibung (Ausschreibung, Aufmaß, Preise, POS-Recherche),
–
Vergabe (Angebote einholen und vergleichen),
–
Auftragsvergabe und -überwachung (Prüfrechnung, Kostensteuerung, Aufmaß, Kalkulation),
–
Projektsteuerung (Vergabekontrolle, Mängelmanagement, Bautagebuch, Soll-Ist-Vergleich).
Module, die für ein Bauunternehmen im Rahmen von Kalkulationssoftware notwendig sind: –
Objektmodell (Kostenermittlung und Raumbuch),
–
Ausschreibung,
–
Kalkulation,
–
Angebotserstellung,
–
Materialeinkauf,
–
Nachunternehmereinkauf,
–
Massenermittlung (Aufmaß),
–
Controlling (Arbeitskalkulation und Baustellensteuerung),
–
Mängelmanagement,
–
Abrechnung (Rechnungsschreibung, Regie- und Tagelohnabrechnung),
–
Zeitvertragsarbeiten (Zeitvertrag, Einzelvertrag).
3
478
3 Controlling
3.2.2 Datenaustauschprozesse im Bauwesen nach GAEB GAEB
3
Die Abkürzung GAEB steht für Gemeinsamer Ausschuss Elektronik im Bauwesen. Ziel des GAEB ist die Förderung der Datenverarbeitung im Bauwesen in Übereinstimmung mit den technischen Regelwerken des Deutschen Instituts für Normung e.V. (DIN) und der Vergabeund Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB). Alle am Bau Beteiligten sollen durch eine schnelle, vereinheitlichte und standardisierte Datenaustauschform miteinander kommunizieren können. Die Schwerpunkte der GAEB-Arbeit sind –
die Entwicklung von standardisierten Texten zur Beschreibung von Bauleistungen,
–
Herausgabe von Regelwerken zum Aufbau des Leistungsverzeichnisses und für den elektronischen Datenaustausch sowie
–
Verfahrensbeschreibungen für die elektronische Bauabrechnung.
Datenaustausch Im Allgemeinen sind unter Datenaustauschformen Austauschdateien (ohne oder mit elektronischer Signatur), Papier oder Papier und zusätzliche Austauschdateien zu verstehen. Welche Form des Datenaustausches hierbei Rechtsverbindlichkeit erlangt, ist vorab zwischen den beteiligten Partnern zu vereinbaren. Der gewünschte Datenaustausch sollte dabei keine Vorbedingung für die Beteiligung am Wettbewerb sein. Des Weiteren müssen alle Beteiligten die vertrauliche Behandlung der Daten sicherstellen. Besonderes Augenmerk gilt hierbei dem elektronischen Datenaustausch über das Internet. Bei jedem Bauvorhaben durchläuft jedes Bauwerk mehrere Prozessschritte, angefangen vom ersten Vorentwurf bis zur Fertigstellung. Während dieser Schritte entstehen in allen Fachbereichen Informationen, die sofort und aktuell für den Bauablauf verfügbar sein müssen. Deshalb bildet der Bauablauf die Basis für die Datenaustauschphasen im Bauwesen. Die Austauschphasen sind nach ihrer Reihenfolge bezeichnet und enthalten Objekte, in die aus einem Schlüsselwort und ihrem Wert bestehende Elemente implementiert sind. Es spielt dabei keine Rolle, ob der Austausch innerhalb von Anwendern eines integrierten Systems oder zwischen externen Benutzern erfolgt. Der elektronische Datenaustausch erfolgt mit den vom GAEB herausgegebenen Schemadateien (.xsd159) zum GAEB-Datenaustausch XML (GAEB DA XML). Die GAEB DA XML Austauschversion ist die derzeit aktuellste und wichtigste. Der Datenaustausch nach GAEB DA XML regelt zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer den Austausch von: –
Leistungsverzeichnissen,
–
Katalogen,
–
Bestellungen,
–
Rechnungen,
–
Vorgängen der Terminplanung,
159
XSD (XML-Schema-Definition).
3.2 Software
479
–
Kostenelemente zur Kostenschätzung und
–
Raum- und Bauteilinformationen.
Weiterhin ist auch ein Austausch von Informationen mit Herstellern und Handel möglich. Für jede Austauschphase gibt es eine eigene Datei. Austauschphasen Die Austauschphasen sind nach GAEB von D30 bis D97 nummeriert und inhaltlich definiert. Tabelle 3.2 stellt die Austauschphasen gemäß ihrer Datenbereiche dar. Alle Austauschphasen DX0 (z. B. D30) sind für den Austausch von projektunabhängigen Informationen reserviert. Tabelle 3.2 Datenaustauschphasen und -bereiche Austauschphase
Datenbereich
D30 – D39
Mengenermittlung
D40 – D49
Kataloge
BMEcat
160
Produktdatenkatalog
D50 – D59
Kosten
D60 – D69
Raum- und Bauteile
D70 – D79
Ablaufplanung
D80 – D89
Leistungsverzeichnis (Vergabe, Rechnung)
D90 – D97
Austausch zwischen Ausführung und Hersteller/Handel
Bild 3-19 zeigt die Datenaustauschphasen gemäß ihres Einsatzes während des Bauablaufs. Derzeit befinden sich noch einige Austauschphasen in Vorbereitung, d. h. es wird ein standardisiertes elektronisches Austauschformat entwickelt.
160
Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e. V. (BME). BMEcat ist ein standardisiertes Austauschformat für Katalogdaten im Katalogmanagement.
3
480
3 Controlling
3
Bild 3-19 Datenaustausch nach GAEB DA XML161
Die einzelnen Austauschphasen werden in Tabelle 3.3 kurz vorgestellt. Wobei zu beachten ist, dass für einige Phasen die Generierung eines einheitlichen Austauschformats sich noch in Bearbeitung befindet. Tabelle 3.3 Beschreibung Datenaustauschphasen162 Kennung
Austauschphase
30
Formelkatalog zur Mengenermittlung
31
Mengenermittlung
40
Allgemeiner Katalog Unter der Bezeichnung Katalog werden alle hierarchisch und nichthierarchisch strukturierten Daten einer bestimmten Kategorie, wie bspw. Kostengruppenkatalog, DIN 276, Mengeneinheiten, verstanden.
50
Baukostenkatalog Alle Baupreisinformationen zu Bauteilen und Bauelementen, die auch als Teilleistungen beschrieben sein können, sind in einem Baukostenkatalog zusammengefasst.
161
In Anlehnung an GAEB-Datenaustausch XML, Version 3.1, Ausgabe 2007-11-20, S. 35.
162
Vgl. GAEB-Datenaustausch XML, Version 3.1, Ausgabe 2007-11-20, S. 38–40.
3.2 Software
481
Kennung
Austauschphase
51
Kostenermittlung Die Kostenermittlung, zum Beispiel nach DIN 276, dient als Planungs- und Ausführungsentscheidung zur Vorausberechnung der entstehenden Kosten bzw. zur Feststellung der tatsächlich entstandenen Kosten. Entsprechend dem Planungsfortschritt wird die Kostenermittlung in fünf Stufen unterschieden: Kostenrahmen (Ermittlung der Kosten auf Grundlage der Bedarfsplanung) Kostenschätzung (Ermittlung der Kosten auf Grundlage der Vorplanung) Kostenberechnung (Ermittlung der Kosten auf Grundlage der Entwurfsplanung) Kostenanschlag (Ermittlung der Kosten auf Grundlage der Ausführungsvorbereitung) Kostenfeststellung (Ermittlung der endgültigen Kosten)
61
Raumbuch Das Raum- und Gebäudebuch ist ein räumliches Gebäudeinformationssystem. Hier werden alle relevanten Informationen für das jeweilige Gebäude strukturiert abgelegt und verwaltet. Es besitzt damit zentrale Dokumentations- und Informationsaufgaben.
71
Vorgänge und Ressourcen Hierunter fällt der Austausch von Ablaufplänen. Zentrale Aufgabe der Ablaufplanung ist die Erstellung von Ablauf- und Fertigungsplänen für das jeweilige Bauprojekt. Die Ablaufpläne sind mit dem Baufortschritt ständig zu aktualisieren, d. h. zu jeder Zeit muss eine exakte Übersicht des Soll-Ist-Zustandes vorliegen.
BMEcat
BMEcat/Katalogdokument BMEcat ist ein standardisiertes Austauschformat für Katalogdaten im Katalogmanagement. Dieses Format wird überwiegend in der Warenwirtschaft im Bauprozess verwendet.
81
Leistungsbeschreibung Die Leistungsbeschreibung besteht aus der Baubeschreibung, dem Leistungsverzeichnis und den notwendigen Anlagen. Das Leistungsverzeichnis besteht immer aus den nach Ordnungszahlen geordneten Beschreibungen der Teilleistungen mit ihren Attributen. Mit Ausnahme von Zeitvertragsarbeiten enthält es in der Regel keine Preise.
82
Kostenanschlag Der Kostenanschlag besteht aus dem Leistungsverzeichnis mit geschätzten Preisen und dient den Vergabeentscheidungen. Gleichzeitig ist er bei Fortschreibung Basis für die Kostenkontrolle während der Bauausführung.
83
Angebotsaufforderung Nach fachlicher Abstimmung wird das Leistungsverzeichnis ohne Preise (Ausnahme: Zeitvertragsarbeiten) an die interessierten Bewerber für die Ausführung der Bauleistung mit Aufforderung zur Angebotsabgabe zugesendet. Hierunter können auch Nachtragsleistungen fallen.
84
Angebotsabgabe Alle am Angebotsverfahren teilnehmenden Bieter ergänzen das Leistungsverzeichnis mit ihren Preisen, Bietertextergänzungen und freien Mengen und senden ihr Angebot anschließend an die ausschreibende Stelle zurück. Der Zeitpunkt der Abgabe des Angebots muss in der Angebotsaufforderung fest vorgeschrieben sein.
85
Nebenangebot Der Bieter kann zusätzlich zu seinem Hauptangebot ein Nebenangebot – soweit zulässig – mit alternativen Ausführungsarten abgeben. Weiterhin können hier auch Nachtragsleistungen angeboten werden, die nicht vom Auftraggeber angefragt wurden.
86
Auftragserteilung Der Auftraggeber prüft und bewertet die abgegebenen Angebote der Bieter und vergibt den Auftrag zur Ausführung der Bauleistung an den Bieter mit dem wirtschaftlichsten Angebot. Damit ist der Bauvertrag zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer geschlossen. Diese Phase kann auch beauftragte Nachtragsleistungen enthalten.
89
Rechnung Die Rechnung wird – gegebenenfalls einschließlich der Zahlenhistorie aus vorangegangenen Rechnungen – mit den entsprechenden Leistungs- und Mengenansätzen dem Auftraggeber übergeben. Die Mengenansätze können durch Aufmaße belegt werden.
3
482
3
3 Controlling Kennung
Austauschphase
93
Preisanfrage Der Unternehmer (Bieter) richtet auf Grundlage der Angebotsaufforderung an den Hersteller bzw. Handel eine Preisanfrage zu bestimmten Materialien/Produkten des Leistungsverzeichnisses.
94
Preisangebot Der Hersteller bzw. Handel gibt sein Preisangebot zu den angefragten Materialien/Produkten an den Unternehmer (Bieter) zurück. Danach kann dieser sein Angebot fertigstellen. Das Preisangebot kann auch Abruf-Bestellungen mit Teillieferungen zulassen.
96
Bestellung Der Auftragnehmer kann nach Auftragserteilung auf das Preisangebot zurückgreifen und die Bestellung der Materialien/Produkte beim Hersteller bzw. Handel auslösen. Im Falle einer Abruf-Bestellung kann diese durch die Phase D96 erteilt werden.
97
Auftragsbestätigung Mit der Auftragsbestätigung nimmt der Hersteller bzw. Handel den Auftrag an. Ebenfalls kann durch eine Auftragsbestätigung eine Abruf-Bestellung zulässig werden.
3.2.3 Kalkulationsschritte am Beispiel der Software ARRIBA® bauen Nachfolgend wird in abstrakter Form, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, ein grober Kalkulationsablauf mit Hilfe des Programms ARRIBA® bauen beschrieben. Es werden die einzelnen Ablaufschritte geschildert und die wichtigsten Funktionen in ARRIBA® bauen anhand von Screenshots dargestellt. Für eine detailliertere Beschreibung wird auf die umfangreiche Dokumentation des Programms verwiesen. Schritt 1: Neues Projekt anlegen Für die Angebotsphase wird zunächst ein neues Projekt in ARRIBA® bauen angelegt (Bild 320). Dabei stellt jedes Projekt eine eigene Datenbank dar. Es besteht auch die sehr zu empfehlende Möglichkeit, Projekte in Projektgruppen zusammenzufassen, die ein gemeinsames Kriterium erfüllen. So können beispielsweise alle Tiefbauprojekte in der Projektgruppe Tiefbau zusammengefasst werden. Dadurch ergibt sich in der Projektverwaltung eine bessere Struktur und Gliederung der Projekte und vereinfacht das spätere Suchen nach bestimmten Projekten.
Bild 3-20 Anlegen eines neuen Projektes
3.2 Software
483
In der Dialogbox „Neues Projekt erstellen“ (Bild 3-21) werden der Projektschlüssel und die Projektbezeichnung eingetragen. Weiterhin wird festgelegt, in welcher Projektgruppe das neue Projekt abgespeichert wird. Als Projektphase ist hier die Angebotsphase auszuwählen. Die Übernahme der Daten kann aus einem Stammprojekt oder einem Vorlageprojekt erfolgen. Meist werden aus einem Stammprojekt die Daten für die Kalkulation übernommen und anschließend an das neue Projekt angepasst.
3
Bild 3-21 Dialogbox „Neues Projekt erstellen“
Bild 3-22 Übernahmeauswahl der Inhalte aus dem Stammprojekt
Alle mittels eines Häkchens ausgewählten Daten werden aus dem Stammprojekt übernommen. Hier können sämtliche Daten wie zum Beispiel der Katalog Kostenarten, Mittellöhne und Tariflöhne, Geräte etc. übernommen werden. Ein Gliederungskatalog wird benötigt, wenn ein Leistungsverzeichnis (LV) über die GAEB-Schnittstelle importiert werden soll (Bild 3-22).
484
3 Controlling
3
Bild 3-23 Projektvarianten
In einem weiteren Dialogfenster „Projektmodus“ (Bild 3-23) kann noch die Auswahl getroffen werden, ob Projektvarianten angelegt werden oder nicht. Der Vorteil von Projektvarianten bei der Kalkulation ist, dass beispielsweise unterschiedliche technische Ausführungsmöglichkeiten kalkuliert werden können. So kann ein Projekt beliebig viele Projektvarianten enthalten und die wirtschaftlichste und/oder technisch sinnvollste Lösung als Angebot anschließend abgegeben werden. Schritt 2: Leistungsverzeichnis importieren
Bild 3-24 Importieren des Leistungsverzeichnisses
Nachdem das Projekt angelegt worden ist, wird als nächstes das Leistungsverzeichnis vom Ausschreibenden gemäß Datenaustauschphase D83 (Angebotsaufforderung) importiert (Bild 3-24). Falls kein Leistungsverzeichnis elektronisch von der ausschreibenden Stelle be-
3.2 Software
485
reitgestellt wird, ist dieses selbst zu erstellen. Im Normalfall ist aber davon auszugehen, dass der Auftraggeber bzw. der von ihm beauftragte Planer das Leistungsverzeichnis elektronisch dem Bieter zukommen lässt. Falls erforderlich, ist auch noch ein LV für die Baustellengemeinkosten zu importieren oder separat zu erstellen. Schritt 3: Anlegen der Angebotskalkulation
Bild 3-25 Neue Angebotskalkulation erstellen
Als nächster Schritt wird eine neue Angebotskalkulation für die ausgewählte Projektvariante erstellt. Dies erfolgt durch das Einfügen einer neuen Kalkulation (Bild 3-25). Jede Projektva-
3
486
3 Controlling
riante verfügt über ein Kalkulationselement. Dieses beinhaltet die Kalkulation der Einzelkosten der Teilleistungen (EKT) und die Kalkulation der Baustellengemeinkosten (BGK). Schritt 4: Kalkulation der EKT Das Programm ARRIBA unterscheidet grundsätzlich zwischen den beiden Verfahren:
3
–
Kalkulation mit festen Zuschlagssätzen und
–
Kalkulation über die Angebotsendsumme.
Eine Kombination beider Berechnungsvarianten in einer Kalkulation ist bei ARRIBA möglich. Zur optimierten Angebotsermittlung stehen dem Anwender sehr umfangreiche Funktionen zur Verfügung. Um diese sicher anwenden zu können, bedarf es einer gründlichen Einarbeitung in ARRIBA. Nachfolgend werden weiterhin nur die groben Abläufe skizziert. Eine umfassendere Beschreibung ist an dieser Stelle leider nicht möglich. Es wird auf die entsprechenden Dokumentationen des Programms ARRIBA verwiesen. Kalkulationsgrundlagen Die Kalkulation wird mit Hilfe von Kataloginhalten durchgeführt. Die Informationen sind in den Katalogen des Projektes oder des Stammprojektes zuvor hinterlegt worden. Es wird entweder mit der Spaltenkalkulation oder der Einzelkalkulation gearbeitet. Bei der Spaltenkalkulation müssen die Kalkulationsspalten mit den dazugehörigen Kostenarten definiert werden. Bei der Einzelkalkulation wird mit Kostenarten und Artikeln gearbeitet.
Bild 3-26 Auswahl Einzel- oder Spaltenkalkulation
Die Spaltenkalkulation eignet sich besonders zum schnellen, rationellen Kalkulieren einfacher Positionen. Denn hier wird lediglich definiert, mit welchen Hauptkostenarten oder speziellen Stundenkostenarten gearbeitet werden soll. So wird in einem Zeilen/Spalten-System äußerst übersichtlich mit den festgelegten Kostenarten kalkuliert. Die Einzelkalkulation sollte insbesondere zur detaillierten Bearbeitung von komplexen Positionen verwendet werden. So wird bei dieser Kalkulation die betreffende Kostenart über einen separaten Schlüssel definiert und darüber hinaus Material aus dem Artikelkatalog ausgewählt. Jedoch kann bei der Einzelkalkulation pro Ansatzzeile nur ein Kostenartensatz, ein Artikelansatz oder ein Bausteinansatz erfasst werden. Damit wird letztendlich aber auch eine detailliertere Kalkulation ermöglicht.
3.2 Software
487
Nachfolgend werden beispielhaft die Abläufe für die Katalogdefinition des Mittellohns und der Kostenarten – soweit nicht aus dem Stammprojekt übernommen – sowie die Spalten- und Einzelkalkulation vorgestellt. Mittellohn definieren Im Katalog Mittellöhne können beliebig viele Mittellöhne definiert und später bestimmten Kostenarten zugewiesen werden. Der Katalog Mittellöhne befindet sich in der Rubik Kataloge (Bild 3-27).
Bild 3-27 Katalog Mittellöhne öffnen
Nach dem Öffnen kann ein neuer Mittellohn festgelegt werden oder ein bestehender geändert werden. In Bild 3-28 ist die Registerkarte Mittl. Gesamttariflohn geöffnet. Hier kann die Kolonnenzusammensetzung individuell oder basierend auf den erfassten Tarifgruppen des Katalogs Tarifgruppen eingegeben werden. Im unteren Bereich wird der automatisch errechnete Mittl. Gesamttariflohn angezeigt.
3
488
3 Controlling
3
Bild 3-28 Registerkarte Mittl. Gesamttariflohn
In der Registerkarte Mittellohn A(P) können eventuell hinzukommende Zuschläge ausgewählt werden (Bild 3-29). Die Zuschläge und Zuschlagssätze stammen wiederum aus den hinterlegten Daten des Katalogs Tarifgruppen. Der errechnete Mittellohn A(P) wird im unteren Bereich angezeigt.
Bild 3-29 Registerkarte Mittellohn A(P)
3.2 Software
489
3
Bild 3-30 Registerkarte Mittellohn A(P)SL
Die Nebenkosten und deren Zuschlagssätze für den Mittellohn A(P)SL in der gleichnamigen Registerkarte (Bild 3-30) stammen ebenso aus den hinterlegten Daten des Katalogs Tarifgruppen. Einzutragen sind hier der jeweilige Betrag pro Stunde für die entsprechenden Sozial- und Lohnnebenkosten. Abzulesen ist der automatisch berechnete Mittellohn im unteren Bereich. Kostenarten definieren Kostenarten werden in Haupt- und Unterkostenarten unterschieden. Im Katalog Kostenarten werden die kalkulatorischen und technischen Kostenarten definiert. Für die Spaltenkalkulation werden die Hauptkostenarten benötigt. In Bild 3-31 ist beispielsweise das Registerblatt Grunddaten für die Auf-/Abbau, BE-Stunden geöffnet. Im Feld Typ ist zu sehen, dass hier eine Stundenkostenart mit festem Verrechnungssatz definiert worden ist. Der zugeordnete Mittellohn wurde aus dem Katalog Mittellohn ausgewählt. In diesem Fall entspricht der Mittellohn 2 dem Mittellohn Bauhof (vgl. Bild 3-27).
490
3 Controlling
3
Bild 3-31 Kostenarten definieren
Spaltenkalkulation der EKT In der Dialogbox „Konfiguration für die Spaltenkalkulation“ (Bild 3-32) werden die benötigten Kostenarten ausgewählt. In der Angebotskalkulationsübersicht (Bild 3-33) wird im linken, oberen Bereich die LVStruktur angezeigt. Hier werden die zu kalkulierenden Positionen ausgewählt. Dabei werden noch nicht kalkulierte Positionen oder Positionen ohne einen eingetragenen Einheitspreis mit rot hervorgehoben. Kalkulierte Positionen sind mit einem grünen Häkchen markiert. Im rechten, oberen Bereich befinden sich die Registerkarten mit allen kalkulationsrelevanten Informationen, die zum Teil bearbeitet werden können. Im unteren Bereich werden die Kalkulationstabellen der Spaltenkalkulation angezeigt.
Bild 3-32 Dialogbox „Konfiguration für die Spaltenkalkulation“
3.2 Software
491
Bild 3-34 Angebotskalkulationsübersicht für Einzelkalkulation der EKT
Bild 3-33 Angebotskalkulationsübersicht für Spaltenkalkulation der EKT
3
Einzelkalkulation der EKT Im unteren Bildschirmfenster (Bild 3-34) werden von Position 2.20 die kalkulierten Unterpositionen mit den entsprechenden Kostenarten- bzw. Artikelansätzen aufgeführt. Durch Multiplikation der einzelnen Bestandteile (Menge, Faktor, Kosten/E etc.) werden für jeden Kostenartenansatz dessen Kosten berechnet. Für jede Unterposition werden deren Ansätze addiert, mit der inneren Unterpositionsmenge und dem inneren Unterpositionsfaktor multipliziert und an
492
3 Controlling
die nächst höhere Unterposition weitergegeben. Die Summe aller Unterpositionen ergibt dann die Summe der Einzelkosten der Teilleistungen der jeweiligen LV-Position. Schritt 5: Umlagen Nach der Kalkulation der Einzelkosten der Teilleistungen werden für die Angebotserstellung noch die Zuschläge und Umlagen benötigt.
3
Bild 3-35 Registerblatt Umlage
Über das Registerblatt Umlagen wird die entsprechende Umlage geöffnet, wie in Bild 3-35 dargestellt.
Bild 3-36 Übersichtsblatt der berechneten Umlagen
3.2 Software
493
Die Umlagen können auf Basis der LV-Mengen oder VA-Mengen erfolgen. Wobei VA für voraussichtliche Abrechnung steht.
3
Bild 3-37 Dialogbox „Eigenschaften der Umlage“
Die Eingabe der Zuschläge für die Umlage erfolgt in der Dialogbox „Eigenschaften der Umlage“. Die Umrechnung auf die Herstellkosten erfolgt automatisch. Schritt 6: Ausdruck und Datenexport Nachdem zuerst die Einzelkosten der Teilleistungen kalkuliert, danach die Umlage für die Preisbildung zugewiesen und anschließend die Kalkulationswerte in das Leistungsverzeichnis übertragen worden sind, können nun auf Befehl die Kalkulationswerte in das Angebots-LV übertragen werden (Bild 3-38).
Bild 3-38 Kalkulationswerte ins LV übertragen
494
3 Controlling
Anschließend erfolgt ein Ausdruck des Leistungsverzeichnisses über die Option „Drucken“. Hierbei kann noch das entsprechende Layout für den Druck ausgewählt und angepasst werden (Bild 3-39).
3
Bild 3-39 Dialogbox „Drucken“
Des Weiteren ist auch eine elektronische Datei des Leistungsverzeichnisses zu erstellen und an die ausschreibende Stelle zu übermitteln. Das elektronische Angebots-LV wird mittels der geöffneten Dialogbox „LV-Export“ erstellt. Dazu ist in diesem Falle das GAEB Standardaustauschformat DA84 auszuwählen. Das ausgedruckte Leistungsverzeichnis sowie die auf einem Datenträger gespeicherte LVDatei werden zur Angebotsabgabe an den Ausschreiber verschickt. Eine weitere Variante wäre die verschlüsselte Übermittlung des Angebots per E-Mail an die ausschreibende Stelle. Zwei praktische Beispiele zum Einsatz von ARRIBA sind in Kapitel 2.4 (Konstruktiver Straßenbau) und Kapitel 5.5.3 (Spannbetonbrücke) zu finden.
3.2 Software
495
3
Bild 3-40 Dialogbox „LV-Export“
496
3 Controlling
3.3 Unternehmenscontrolling in mittelständischen Bauunternehmen 3.3.1 Einleitung
3
Die deutsche Bauwirtschaft ist seit Jahren einem starken Strukturwandel unterworfen. Den Auswirkungen des gegenwärtigen und auch in Zukunft fortschreitenden Strukturwandels können sich die mittelständischen Bauunternehmen, die einer Unternehmensgrößenklasse von 20 bis 99 Beschäftigten und/oder einem Jahresumsatz von 2,5 bis 10 Mio. EUR zugeordnet werden können, nicht entziehen. Deshalb hängt die mittelfristige Existenzerhaltung und langfristige Existenzsicherung dieser Unternehmen im verstärkten Maß von deren Fähigkeit ab, sich dem rasant beschleunigenden Wandel frühzeitig anpassen zu können. In den mittelständischen Bauunternehmen ist daher sicherzustellen, dass die Unternehmensführung zukunftsorientiert ausgerichtet ist. Hier kann Controlling Hilfestellung leisten, dessen Grundgedanke auf einer zukunftsorientierten Steuerung der Unternehmenstätigkeit beruht.163 3.3.1.1
Aufgabe des Controlling innerhalb der Unternehmensführung
Bei der Aufgabenzuweisung für das Controlling innerhalb der Unternehmensführung wird hier vom Begriff Controlling ausgegangen. Der Begriff Controlling kommt aus dem Englischen, wird aber im deutschen Sprachraum ohne Übersetzung verwendet. Die Ursache hierfür liegt wohl in den unterschiedlichen Bedeutungen, die sich aus dem englischen Verb „to control“ ableiten lassen. In der deutschen Übersetzung wird das Verb „to control“ mit den unterschiedlichen Bedeutungen „steuern“, „regeln“, „(nach)prüfen“ und „kontrollieren“ übersetzt. Da aber „steuern“, „regeln“, „(nach)prüfen“ und „kontrollieren“ ohne ein Festlegen von Zielen, Maßnahmen, Mitteln und Wegen zur zukünftigen Zielerreichung nicht sinnvoll möglich sind, umfasst die deutsche Bedeutung des Controlling neben der Steuerung und der Kontrolle auch den Aufgabenbereich der Planung. Somit wird deutlich, dass im deutschen Sprachgebrauch die einfache Gleichsetzung der Begrifflichkeiten „Controlling“ und „Kontrolle“, im Sinne einer laufenden Beobachtung oder Feststellung von Sachverhalten, falsch ist. Die Kontrolle ist lediglich eine Teilaufgabe des Controlling. Controlling geht damit über den Aufgabenbereich der Kontrolle hinaus und beinhaltet auch die Aufgabenbereiche Planung und Steuerung.164
163
Vgl. Heitkamp (1985), S. 3.
164
Vgl. Hahn/Hungenberg (2001), S. 265.
3.3 Unternehmenscontrolling
497
3
Bild 3-41 Führungsunterstützung durch Controlling165
Allerdings obliegen die Planung, Steuerung und Kontrolle einschließlich ihrer Zielbestimmungen im wesentlichen Teil selbst der Unternehmensführung, die sich aus prozessualer Sichtweise als eine Tätigkeit im Unternehmen vollzieht und sich mit dem Prozess der Willensbildung, Willensdurchsetzung und Willenssicherung gegenüber anderen, grundsätzlich weisungsgebundenen Personen beschäftigt.166 Dieser Prozess beginnt mit der Planung, veranlasst dann über die Steuerung die eigentliche Realisation und wird schließlich durch die Kontrolle abgeschlossen, die wiederum als „Zwillingsfunktion der Planung“ den Beginn eines neuen Ablaufes in Gang setzt. Folglich besteht die Aufgabe des Controlling in der Unterstützung der Unternehmensführung bei Planung, Steuerung und Kontrolle, in dem es die Bereitstellung von führungsrelevanten Fakten- und Methodenwissen unterstützt und durch adäquate Kommunikationsprozesse zu einer zielorientierten, koordinierten Verwendung dieses Wissens durch die Führungsverantwortlichen beiträgt.167 Bild 3-41 veranschaulicht diese Führungsunterstützung innerhalb der Unternehmensführung. Die mit der Führungsunterstützung verbundenen Aufgaben werden durch den Controller wahrgenommen. Anhand eines in der Literatur häufig genannten Beispiels kann man den Aufga165
In Anlehnung an Becker (1999), S. 4.
166
Vgl. Hahn (1987), S. 15.
167
Vgl. Küpper/Weber/Zünd (1990), S. 283.
498
3
3 Controlling
benbereich des Controllers wie folgt umschreiben: Der Manager ist der verantwortliche Kapitän, der Controller ist der Lotse auf dem Schiff, das als Ziel den wirtschaftlichen Erfolg anstrebt. Die Aufgabe des Lotsen besteht darin, mit Hilfe von „Navigationsinstrumenten“ wirtschaftliche „Untiefen“ und Kursabweichungen früh zu erkennen und diese Informationen an den Kapitän weiterzugeben. So kann das Unternehmen durch alle geschäftlichen „Böen“ erfolgreich gesteuert werden. Der Controller zeigt Abweichungen auf und schlägt dem Management entsprechende Aktivitäten vor. Er ist also so etwas wie ein unternehmensinterner Unternehmensberater. Aus Kostengründen kommt für mittelständische Bauunternehmen aber eine ausschließliche Controllerstelle nicht in Betracht. Somit ist in mittelständischen Bauunternehmen eine nebenberufliche Controllingaufgabe für die verschiedenen Führungsverantwortlichen, wie z. B. Unternehmer, Bauleiter, Buchhalter und Polier vorprogrammiert. 3.3.1.2
Notwendigkeit und Anspruch des Controlling in mittelständischen Bauunternehmen
Für viele Führungsverantwortliche in mittelständischen Bauunternehmen, die traditionell technisch orientiert ausgebildet sind, hat bei der Unternehmensführung die technische ein größeres Gewicht als die betriebswirtschaftliche Sichtweise. Diese Neigung, die anstehenden Probleme mehr unter technischen Aspekten zu betrachten, führt aber in den Baubetrieben häufig dazu, dass die betriebswirtschaftlich unternehmerischen Aufgabenbereiche mehr „mitläufig”, manchmal nur „beiläufig” abgedeckt werden. Solange es auf den Baustellen zu auskömmlichen Preisen eine technisch einwandfreie Leistung gibt, wird der Baubetrieb erfolgreich funktionieren können, sobald aber die Marktgegebenheiten dieses nicht mehr zulassen, besteht die Notwendigkeit, etwas zu tun, sich den gegenwärtigen und anbahnenden Marktgegebenheiten anzupassen. Hier beginnt die zukunftsorientierte Führungsunterstützung durch das Controlling, das zur mittelfristigen Existenzerhaltung und langfristigen Existenzsicherung beitragen soll, was jedoch durch die branchenbedingten Einflüsse auf das Handeln von mittelständischen Bauunternehmen zusätzlich erschwert wird. Diese branchenbedingten Einflüsse lassen sich im wesentlichen mit dem Begriff der standortgebundenen, prototypischen Einzelfertigung beschreiben. Der überwiegende Teil der Fertigung erfolgt standortgebunden, also direkt vor Ort auf der Baustelle. Hier kommt hinzu, dass die standortgebundene Produktion in sogenannten wandernden Fabriken stattfindet und selbst innerhalb dieser Produktionsstätten wandern Mitarbeiter ständig. Auch wird jedes Bauwerk definitionsgemäß zum ersten Mal erstellt. Das aus diesem Sachverhalt abgeleitete prototypische Arbeiten birgt ebenso große Probleme, die zu erbringende Leistung zu beschreiben und eine angemessene Selbstkontrolle durchzuführen. Vor allem aber stellt die komplexe Sonderform der Einzelfertigung die Baubetriebe vor erhebliche Probleme, da sie nur im beschränkten Umfang Erfahrungen aus früheren Projekten in neue Projekte miteinbeziehen können. Entsprechend besteht der Anspruch des Controlling in mittelständischen Bauunternehmen darin, unter Berücksichtigung der aufgezeigten branchenbedingten Einflüsse, Hilfestellung bei der Anpassung an zukünftige, sich anbahnende Entwicklungen auf den relevanten Märkten und im Unternehmen selbst zu leisten.
3.3 Unternehmenscontrolling
3.3.1.3
499
Führungsgrößen des Controlling in mittelständischen Bauunternehmen
Mit Bezug auf die Anpassung an zukünftige, sich anbahnende Entwicklungen auf den relevanten Märkten und im Unternehmen selbst bedarf es geeigneter Führungsgrößen, welche dem Controlling in mittelständischen Bauunternehmen – im Sinne der Führungsunterstützung – als Zielgrößen für eine operative und strategische Unternehmensführung dienen. Der Gegenstand der operativen Unternehmensführung kann beschrieben werden als „die auf die unmittelbare Erfolgserzielung ausgerichtete Unternehmensführung, wobei selbstverständlich die laufende Liquiditätssicherung eingeschlossen ist.“168 Der Gegenstand der strategischen Unternehmensführung besteht demgegenüber darin, „so früh wie möglich und so früh wie notwendig für die Erschaffung und Erhaltung der besten Voraussetzungen für anhaltende und weit in die Zukunft reichende Erfolgsmöglichkeiten, das heißt für Erfolgspotenziale zu sorgen.“169 Entsprechend wird zwischen operativen und strategischen Führungsgrößen unterschieden, die im Kreislaufprozess der betrieblichen Wertschöpfung verbunden sind, wie in Bild 3-42 dargestellt. Als operative Führungsgrößen gelten Erfolg und Liquidität. Erfolgspotenziale stellen strategische Führungsgrößen dar.
Bild 3-42 Kreislaufprozess der betrieblichen Wertschöpfung170
168
Vgl. Gälweiler (2005), S. 23.
169
Vgl. ebenda, S. 23.
170
In Anlehnung an Becker (1999), S. 6.
3
500
3
3 Controlling
Die Liquidität ist die Fähigkeit eines Unternehmens, allen seinen Zahlungsverpflichtungen termingerecht nachkommen zu können. Der Erfolg bzw. Gewinn ist die positive Differenz zwischen Erträgen und Aufwendungen bzw. Leistungen und Kosten. Er ist die Voraussetzung, nicht jedoch die Sicherheit für ausreichende Liquidität. Erfolgspotenziale üben auf den Erfolg eine vergleichbare Vorsteuerwirkung aus, wie der Erfolg auf die Liquidität. Sie sind eine notwendige aber nicht hinreichende Bedingung für den Erfolg. Unter einem Erfolgspotenzial versteht man „das gesamte Gefüge aller jeweils produkt- und marktspezifischen erfolgsrelevanten Voraussetzungen, die spätestens dann bestehen müssen, wenn es um die Erfolgsrealisierung geht.“171 Die Erneuerung von Erfolgspotenzialen setzt wiederum eine ausreichende Liquidität voraus.
3.3.2 Operatives Unternehmenscontrolling in mittelständischen Bauunternehmen Gegenstand des operativen Unternehmenscontrolling in mittelständischen Bauunternehmen ist die mittelfristige Existenzerhaltung. Die wesentlichen Aufgaben umfassen dabei die Sicherung der operativen Führungsgrößen Erfolg und Liquidität. Daher hat das operative Unternehmenscontrolling die operativen Planungs-, Steuerungs- und Kontrollaufgaben bezogen auf die Führungsgrößen Erfolg und Liquidität für das Gesamtunternehmen auszugestalten und führungsunterstützend zu begleiten. Ausgehend vom Prozess der Willensbildung und Willensdurchsetzung beginnt in mittelständischen Bauunternehmen die Führungsunterstützung durch das operative Unternehmenscontrolling, idealtypisch betrachtet, bei den Planungsaufgaben. 3.3.2.1
Operatives Unternehmenscontrolling und Planungsaufgaben
Wirtschaftliches Handeln bedeutet Entscheiden zwischen verschiedenen Möglichkeiten. Hierbei kommt der Planung die wichtige Aufgabe zu, bestimmte Problemlösungsvorschläge zu erarbeiten, die einer endgültigen Auswahl unterworfen werden. Die Planung nimmt also zukünftiges Handeln gedanklich vorweg, indem sie verschiedene Handlungsalternativen abwägt und sich für den günstigsten Weg entscheidet. Die gesamtbetriebliche Planungsaufgabe in Bauunternehmen, die auf das jeweilig nachfolgende Geschäftsjahr ausgelegt ist, erstreckt sich dabei auf ein Gerüst von Einzelplanungen und wird durch das „Engpassgesetz” der Planung bestimmt, das heißt der Teilbereich, der die unternehmerische Tätigkeit am meisten einengt, beeinflusst die Vorgehensweise der Planung im wesentlichen. Würde beispielsweise die Unternehmensführung im Personal oder in den Finanzen die größten Problembereiche sehen, so rücken die entsprechenden Einzelplanungen an den Ausgangspunkt der gesamten Planungsstufen. Die mittelständischen Bauunternehmen bewegen sich weitgehend in regionalen, gesättigten Käufermärkten. Somit liegt der wirksame Engpass im Absatzbereich. Folglich ist die jahresbezogene Absatzplanung von Bauleistungen der Ausgangspunkt für die gedankliche Vorwegnahme zukünftigen Handelns. Die praktische Planung erfolgt dann nach dem Prinzip eines Netzplanes: Die Einzelplanungen wie Absatz-, Produktions-, Beschaffungs-, Bereichs- und Liquiditätsplanung werden hintereinander sowie parallel mit anschließender Koordination erstellt. 171
Vgl. ebenda, S. 26.
3.3 Unternehmenscontrolling
501
Die gesamtbetriebliche Planungsaufgabe ist darüber hinaus auf Ziele auszurichten. Ziele können in diesem Zusammenhang als gewünschte zukünftige Zustände oder Ereignisse, die durch unternehmenseigene Aktivitäten erreicht werden können, definiert werden. Bei der Zielvorgabe ist darauf zu achten, dass die Unternehmensziele realistisch gewählt sein müssen, damit sie ihren Zweck als „Messlatte“ erfüllen können. Absatzplanung Mittelständische Bauunternehmen können nur dann in der Zukunft erfolgreich sein, wenn sie marktorientiert agieren. Deshalb stellt die Absatzplanung von Bauleistungen die Grundlage für alle weiteren Planungen dar, zumal von der auszuführenden Bauleistung die anderen Größen wie z. B. Personal, Material, Geräte, Fremdleistung und Liquidität abhängen. Die Erstellung der Absatzplanung erscheint aber gerade für mittelständische Bauunternehmen als schwierig, weil eine geringe Reichweite des Auftragsbestands sowie eine hohe Wettbewerbsintensität es den Unternehmen überaus schwer machen, die Bauleistung im zukünftigen Geschäftsjahr für die einzelnen Bausparten und/oder das gesamte Unternehmen zu planen. Zunächst hat sich die Planung der zukünftigen Bauleistung an der erfassten Jahresbauleistung vergangener Jahre zu orientieren. In diesem Zusammenhang ist eine nach Bausparten differenzierte Auswertung der Gesamtbauleistung anzustreben, damit die Leistungsplanung sowohl für das gesamte Unternehmen als auch spartenbezogen durchgeführt werden kann. Anschließend sind diese vergangenheitsbezogenen Informationen mittels eines geeigneten Prognoseverfahrens in zukunftsbezogene Aussagen umzuwandeln. Um angesichts der steigenden Unsicherheit über die Entwicklung der baubetrieblichen Umwelt und die daraus entstehende Geschwindigkeit der Nachfrageveränderung eine realitätsnahe Absatzplanung von Bauleistungen entwickeln zu können, gilt es jedoch zu beachten, dass Planung nicht gleich Prognose ist. Während eine Prognose Durchschnittswerte aus abgeschlossenen Perioden bei weitgehend strukturell gleichbleibenden Bedingungen in den nächsten Zeitraum „hineinextrapoliert“ und lediglich als „tragfähige Datenbasis“ dient, stellt die Planung die bewusste Auseinandersetzung mit der Zukunft dar, in der die Möglichkeiten, Machbarkeiten und Willenserklärungen zur Erreichung bestimmter Ziele enthalten sind. Entsprechend sollten die statistischen „Eigentrendüberlegungen“ durch subjektive und planungsbewusste qualitative Schätzungen bestimmender Einflüsse nach oben oder unten angepasst werden. Einen Überblick über die Informationsquellen und -vermittler zur qualitativen Einschätzung der künftigen Marktentwicklung kann Bild 3-43 geben. Ferner gilt es, eine „Regelmäßigkeit“ von Saisonschwankungen vergangener Jahre dazu zu nutzen, die geplante Jahresbauleistung der jeweiligen Bausparten und/oder des Gesamtunternehmens auf die einzelnen Monate entsprechend ihrer Wertigkeit zu verteilen, um die Planungsgenauigkeit der Absatzplanung zu erhöhen und etwaige Anpassungsmaßnahmen gezielt einzuleiten, wobei die Auswahl der betriebsspezifischen Vergleichsjahre konjunktur- und trendneutral und nicht willkürlich erfolgen sollte. Abschließender Schritt der Absatzplanung ist die Ermittlung der noch zu akquirierenden Bauleistung, welche einen Anhaltspunkt für die künftigen Akquisitionsbemühungen geben soll; die zu akquirierende Bauleistung ergibt sich für das Planjahr aus der Differenz zwischen der geplanten Jahresbauleistung und dem Bauleistungsvolumen aus den vorhandenen Aufträgen bzw. den zu erwartenden Aufträgen, bei denen aufgrund von bereits laufenden Auftragsverhandlungen mit der Vergabe gerechnet werden kann.
3
502
3 Controlling
Informationsquelle
Submissionsveranstaltungen
•
•
•
•
Konjunkturanalysen
•
•
•
Marktsegmentanalysen
•
•
•
Haushaltsplan
Kommune
Externer Berater
•
Bauverband
•
Konkurrent
•
Planer
•
Gespräche
Kunde
Statistiken
Interne Berichte
3
Presse
Informationsvermittler
•
Bild 3-43 Informationsquellen und -vermittler zur Baumarkteinschätzung
Produktionsplanung Die Bauleistung ist infolge der branchenüblichen Auftragsfertigung und der hohen Wettbewerbsintensität am Baumarkt weitgehend fremdbestimmt; für Unternehmen mit herkömmlicher Bautätigkeit sind daher die Möglichkeiten, die Wirtschaftlichkeit über die Leistungsseite zu steigern, in erheblichem Maße eingeschränkt. Folglich kann in den bauausführenden Unternehmen die Wirtschaftlichkeit besser über die Kostenseite beeinflusst werden. Entsprechend sind zunächst die leistungsabhängigen Kosten wie z. B. Lohn-, Material-, Geräte- und Fremdleistungskosten, die durch die Annahme eines Auftrages entstehen,172 in den dafür maßgeblichen Planungsbereichen „Produktion“ und „Beschaffung“ zu planen. Der Begriff „Produktion“ wird sowohl im täglichen Sprachgebrauch als auch in der betriebswirtschaftlichen Literatur mit unterschiedlichem Inhalt verwendet. Im arbeitsintensiven Baugewerbe mit seiner im wesentlichen auf Einzelfertigung ausgerichteten Produktionsweise ist es für die unternehmensbezogene Planungsaufgabe zweckmäßig, den Begriff der „Produktion“ auf die Arbeit des vor Ort tätigen gewerblichen Baustellenpersonals einzuengen, zumal Geräte sowie Kraftfahrzeuge innerbetrieblich verrechnet bzw. von Dritten angemietet werden können und somit dem Beschaffungsbereich zuzuordnen sind. Die Produktionsplanung im mittelständischen Bauunternehmen hat daher die Aufgabe, den Personalbedarf über alle Bausparten und/oder das Gesamtunternehmen, bei planmäßiger Entwicklung der Bauleistung, im Planungszeitraum und die damit verbundenen Lohnkosten zu ermitteln. Die Produktionsplanung beginnt mit der Aufnahme des vorhandenen gewerblichen Baustellenpersonals in den einzelnen Bausparten und/oder im Gesamtunternehmen und der Ermittlung der produktiven Arbeitstage des zu planenden Geschäftsjahres. Tabelle 3.4 zeigt ein Rechenschema zur Ermittlung der tatsächlichen Arbeitstage bzw. Arbeitsstunden. Unter Berücksichtigung der voraussichtlichen Ausfallzeiten durch Urlaub, Schlechtwetter, Kurzarbeit und Krankheit, die mit Hilfe von betriebseigenen Erfahrungsrichtwerten zu ermitteln sind, kann für das
172
Vgl. Mayer/Neunkirchen (1998), S. 41.
3.3 Unternehmenscontrolling
503
anstehende Geschäftsjahr der voraussichtliche Umfang an effektiven Produktivstunden für die einzelnen Bausparten und/oder für das Gesamtunternehmen hochgerechnet werden. Tabelle 3.4 Ermittlung der tatsächlichen Arbeitstage/-stunden 2010173 Tage 2010
Stunden
365,0
2.920
1.
Samstage
52,0
416,0
2.
Sonntage
52,0
416,0
261,0
2.088,0
3.
Jahresarbeitszeit lt. Tarifvertrag Gesetzliche Wochenfeiertage, soweit nicht Samstage oder Sonntage
5,0
40,0
4.
Regionale Feiertage, soweit nicht Samstage oder Sonntage
0,0
0,0
5.
Lohnausgleichszeitraum, soweit nicht Samstage oder Sonntage
0,0
0,0
6.
Urlaubstage nach § 8 BRTV
30,0
240,0
7.
Tarifliche und gesetzliche Ausfalltage nach § 4 BRTV
2,0
16,0
8.
Bildungsurlaub, Schulungsveranstaltungen
3,0
24,0
9.
Schlechtwetterausfalltage innerhalb und außerhalb der SW-Zeit
14,0
112,0
9.1
davon durch Flexibilisierung abgedeckt
- 4,0
- 32,0
9.2
davon auf Urlaub angerechnet
9.3
0,0
0,0
verbleibende Schlechtwettertage davon
10,0
80,0
9.3.1
SW-Tage mit Anspruch auf umlagefinanziertes Winterausfallgeld
10,0
80,0
9.3.2
SW-Tage mit Anspruch auf beitragsfinanziertes Winterausfallgeld
0,0
0,0
10.
Ausfalltage wegen Kurzarbeit
3,0
24,0
10.1
davon durch Flexibilisierung abgedeckt
0,0
0,0
10.2
verbleibende Ausfalltage wegen Kurzarbeit
3,0
24,0
11.
Krankheitstage mit Lohnfortzahlung
8,0
64,0
12.
Krankheitstage ohne Lohnfortzahlung
2,0
16,0
Summe der Ausfalltage/Stunden
167,0
1.336,0
Tatsächliche Arbeitstage/Arbeitsstunden
198,0
1.584,0
Damit aber im Produktionsbereich keine Unwirtschaftlichkeiten der Vergangenheit einfach in die Zukunft fortgeschrieben werden, ist die Produktionsplanung mit der Absatzplanung zu koordinieren. Entsprechend sind im Rahmen einer marktorientierten Personalbedarfsplanung die benötigten Arbeitskräfte bzw. voraussichtlichen Produktivstunden mittels marktbezogener Produktivitätskennwerte wie z. B. „Jahresbauleistung je gewerblicher Arbeitnehmer“ oder „Bauleistung je produktive Arbeitsstunde“ aus der Absatzplanung abzuleiten. Durch einen Abgleich des voraussichtlichen Personalbestands mit dem aus der Absatzplanung abgeleiteten Personalbedarf können dann gravierende Über- oder Unterdeckungen festgestellt werden, die es im Hinblick auf die Vorgabe der Jahresbauleistung schnellstens anzupassen gilt. Eine kostenmäßige Bewertung der so festgelegten Produktivstundenvorgabe erfolgt dann per Mittellohnverfahren; das heißt, der Stundenlohn wird unter Berücksichtigung aller lohngebundenen Kosten für alle in einer Bausparte und/oder im Gesamtunternehmen produktiv tätigen Mitarbeiter gemittelt und mit den für die einzelnen Bausparten und/oder für das Gesamtunternehmen eingeplanten Produktivstunden multipliziert; dies ermöglicht sodann die bausparten173
In Anlehnung an Keidel/Kuhn/Mohn (2007), S. 99 ff.
3
504
3 Controlling
und/oder unternehmensbezogene Vorgabe der Plan-Lohnkosten für den Planungszeitraum. Die zeitliche Verteilung der bausparten- und/oder unternehmensbezogenen leistungsabhängigen Plan-Lohnkosten kann schließlich mit hinreichender Genauigkeit auf Basis der vorliegenden saisonalen Verteilung der Jahresbauleistung vorgenommen werden. Beschaffungsplanung
3
Die Beschaffung in mittelständischen Bauunternehmen betrifft vor allem die auftragsabhängigen Bereiche Material, Fremdleistung und Gerätschaften. Deshalb hat die baubetriebliche Beschaffungsplanung die Aufgabe, über alle Bausparten und/oder das Gesamtunternehmen den Material-, Geräte- und Fremdleistungsbedarf für die planmäßige Leistungserstellung festzustellen und für das kommende Geschäftsjahr kostenoptimal zu planen. Im Gegensatz zu Unternehmen mit Serienfertigung, die ihre Bedarfsplanung aufgrund eines vorgegebenen Produktionsprogramms mittels Stücklistenauflösung vornehmen können, ist baubetriebliche Bedarfsplanung mit erheblich größeren Schwierigkeiten verbunden, da in bauausführenden Unternehmen der Material-, Geräte- und Fremdleistungsbedarf sowie die damit verbundenen leistungsabhängigen Kosten für noch unbekannte Aufträge nicht genau bestimmt und erst nach Auftragsannahme für das Einzelobjekt sehr kurzfristig und bauobjektbezogen ermittelt werden können. Im Rahmen einer auftragsübergreifenden Beschaffungsplanung besteht daher für die Baustoffe und Fremdleistungen lediglich die Möglichkeit, die entsprechenden leistungsabhängigen PlanKosten aus Erfahrungswerten über ihre Anteile an der Bauleistung und/oder den Herstellkosten in der Vergangenheit pro Bausparte und/oder für das Gesamtunternehmen abzuleiten; Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass in den Vorjahren diese charakteristischen Verhältniskennzahlen statistisch ermittelt wurden. Dagegen lassen sich die leistungsabhängigen Plan-Kosten für Geräte besser aus der Produktionsplanung ableiten, da die zukünftige Vorhaltesituation von eigenen und angemieteten Leistungs- und Bereitstellungsgeräten sowie die künftige Einsatzsituation des betriebseigenen Fuhrparks retrograd nur über die Bezugsgröße „Produktivstunde“ bestimmt werden können; d. h. auf Basis der geplanten Produktivstunden und mit betriebseigenen Verhältniskennwerten können dann Art und Umfang der einzusetzenden Geräte bzw. Fahrzeuge für den Planungszeitraum bausparten- und/oder unternehmensbezogen hochgerechnet werden. Durch die Multiplikation der ermittelten Zeiteinheiten mit einem marktüblichen Mietpreis je Gerät und Zeiteinheit können dann zum einen die Fremdmietkosten als Gerätekosten von „außen“ abgeleitet und zum anderen der innerbetriebliche Leistungsaustausch zwischen leistungsabgebender Stelle (z. B. Fuhrpark) und leistungsempfangender Stelle (z. B. Bausparte) bewertet und als „innerbetriebliche“ Gerätekosten weiterbelastet und geplant werden. Die unterjährige, zeitliche Verteilung der leistungsabhängigen Plan-Kosten für Material und Fremdleistung ist auf Basis der vorliegenden saisonalen Verteilung der Jahresbauleistung vorzunehmen. Die unterjährige, zeitliche Verteilung der leistungsabhängigen Plan-Gerätekosten erfolgt dagegen auf Basis der bausparten- und/oder gesamtunternehmensbezogenen Produktivstundenvorgaben aus der Produktionsplanung. Bereichsplanung Aufgrund des wachsenden Wettbewerbsdrucks wird der Preisspielraum von bauausführenden Unternehmen immer kleiner; folglich dürfen sich die Planungsaufgaben nicht nur auf die Ab-
3.3 Unternehmenscontrolling
505
satzleistung und auf die leistungsabhängigen Kosten im Produktions- und Beschaffungsbereich beschränken, sondern es sind auch die leistungsunabhängigen Kosten mit in eine gesamtbetriebliche Planung einzubeziehen. Leistungsunabhängige Kosten sind die Kosten, die unabhängig von der betrieblichen Leistungserstellung entstehen.174 Sie verhalten sich konstant zur Anzahl der Kundenaufträge bzw. Bauprojekte. Es handelt sich also um Kosten der Betriebsbereitschaft; sie entstehen auch dann in einem Bauunternehmen, wenn dieses keine Bauaufträge abwickelt. Dazu gehören beispielsweise Personalkosten der nicht in der Fertigung tätigen Mitarbeiter, Raumkosten, Steuern, Versicherungen, Beiträge, Werbe- und Reisekosten, Kosten der Warenabgabe und verschiedene Kosten. Die Planung der leistungsunabhängigen Kosten ist für den Planungszeitraum relativ unproblematisch, da sie in der Regel auf Basis der Vorjahreswerte und den zu erwartenden Veränderungen im kommenden Geschäftsjahr unabhängig von der geplanten Bauleistung fortgeschrieben und festgelegt werden können. Die leistungsunabhängigen Kosten, durch zwölf dividiert, ergibt dann entsprechende Monatsvorgaben. Als wesentlich schwieriger gestaltet sich bei der Aufbereitung der Plandaten die hierarchische Kostenaufteilung der leistungsunabhängigen Kosten in die leistungsunabhängigen Kosten der Kostenstelle bzw. des Betriebes sowie deren rechentechnische Zuordnung auf die zu planenden, zu steuernden und zu kontrollierenden Unternehmensbereiche, da in mittelständischen Bauunternehmen diese – in Bild 3-44 dargestellten – Unternehmensbereiche nicht mit den für ihre Aktivitäten erforderlichen personellen und organisatorischen Kapazitäten ausgestattet werden können, jedoch als eigenständige Verantwortungsbereiche rechentechnisch zu erfassen und zu planen sind.
Bild 3-44 Unternehmensbereiche in mittelständischen Bauunternehmen im System des 175 BKR 87
Als leistungsunabhängige Kosten der Kostenstelle können die Kosten erfasst werden, die ohne weiteres den Bausparten, den Hilfsbetrieben und Verrechnungskostenstellen verursachungsgerecht mittels eines Kostenstellenplans zugerechnet werden, wie z. B. die Gehaltskosten der 174
Vgl. Mayer/Neunkirchen (1998), S. 25.
175
In Anlehnung an Keidel/Kuhn/Mohn (2007), S. 26.
3
506
3 Controlling
Bauleitung. Als leistungsunabhängige Kosten des Betriebs verbleiben die Kosten, die auf die vorgenannten Unternehmensbereiche nur durch eine „willkürliche“ Schlüsselung aufgeteilt werden können. Hierunter fallen insbesondere Kosten, wie z. B. Kosten der Geschäftsleitung und Verwaltung einschließlich Bürokosten. Zudem ist für die innerbetriebliche Leistungsverrechnung eine gesonderte Planungsrechnung durchzuführen, die auf die Absatz-, Produktionsund Beschaffungsplanung abgestimmt sein muss.
3
Nachdem nun auch alle leistungsunabhängigen Plan-Kosten ermittelt sowie den jeweiligen Unternehmensbereichen zugeordnet und die Über- und/oder Unterdeckungen der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung für das zu planende Geschäftsjahr bestimmt sind, kann das PlanBetriebsergebnis in mittelständischen Bauunternehmen ermittelt werden. Die Ermittlung des Plan-Betriebsergebnisses folgt dem in Tabelle 3.5 dargestellten Schema einer Deckungsbeitragsrechnung. Ist das Plan-Betriebsergebnis zum ersten Mal bestimmt, ist in der Regel davon auszugehen, dass der Deckungsbedarf aus der Bereichsplanung und das Deckungsbeitragsvolumen aus der Absatz-, Produktions- und Beschaffungsplanung nicht unmittelbar übereinstimmen. Es muss aber eine Übereinstimmung herbeigeführt werden. Das verlangt eine schrittweise Wiederholung der dargelegten Planungsschritte, und zwar so lange, bis zielbewusste Plan-Deckungsbeiträge für das mittelständische Bauunternehmen herbeigeführt worden sind. Hierbei werden die zielbewussten Plan-Deckungsbeiträge als Soll-Vorgaben interpretiert. Tabelle 3.5 Deckungsbeitragsrechnung im mittelständischen Bauunternehmen176 Plan-Betriebsergebnisermittlung Summe Bauleistung der einzelnen Baustellen im Berichtszeitraum −
Summe leistungsabhängige Kosten der einzelnen Baustellen im Berichtszeitraum
=
Plan-Deckungsbeitrag I (Baustellenergebnis)
−
Summe leistungsunabhängige Kosten der Kostenstelle der einzelnen Bausparten
=
Plan-Deckungsbeitrag II (Spartenergebnis)
−
Leistungsunabhängige Kosten des Betriebes
±
Gesamtergebnis des Hilfsbetriebsbereichs
±
Über-/Unterdeckung der Verrechnungskostenstellen
=
Plan-Betriebsergbnis
Liquiditätsplanung Neben dem Erfolg ist auch die Liquidität eine Voraussetzung für einen reibungslosen Geschäftsablauf. Entsprechend wichtig ist es für mittelständische Bauunternehmen, sich nicht nur auf das Erfolgsziel zu konzentrieren, sondern auch die vorausschauende Sicherstellung der Liquidität als strenge Nebenbedingung des Erfolgszieles zu erfüllen. Bedingt durch die Auftragsfertigung zählt auch das Liquiditätsrisiko neben dem Kalkulationsund Auftragsrisiko zu den klassischen Risiken der bauausführenden Unternehmen. Während es in anderen Wirtschaftszweigen mit Auftragsfertigung üblich ist, den Unternehmen durch Vo176
Vgl. Keidel (2009), S. 130.
3.3 Unternehmenscontrolling
507
rauszahlungen einen Teil der Kosten zu decken, werden Bauunternehmen dazu gezwungen, in der Regel große Teile der Baukosten während der gesamten Bauzeit vorzufinanzieren, indem sie nur „kurzfristige“ Erstattungen auf die angefallenen Baukosten erhalten. Entsprechend ist es für mittelständische Bauunternehmen „lebenswichtig“, dass die zukünftigen Einnahmen und Ausgaben auf Basis der liquiditätswirksamen Leistungen und Kosten sowie aufgrund von Investitions- und Tilgungsplänen möglichst vollständig und genau abgeleitet sowie geplant werden, um etwaige Engpässe durch Zahlungsschwierigkeiten frühzeitig aufzudecken. Im Gegensatz zur Erfolgsplanung erfolgt die Liquiditätsplanung nur für das Gesamtunternehmen, da die einzelnen Unternehmensbereiche einer mittelständischen Bauunternehmung über keine eigene Liquidität verfügen und somit eine bereichsbezogene Betrachtung nicht sinnvoll erscheint. Während die Planung der Einnahmen auf Grundlage der in der Absatzplanung ermittelten Bauleistung erfolgt, sind die Ausgaben mit dem Entstehen von Kosten in Verbindung zu bringen. Die Ausgaben sind auf Basis der Kostenplanung, die sich in die Produktions-, Beschaffungsund Bereichsplanung unterteilt, sowie mit Hilfe von Investitions- und Tilgungsplänen zu bestimmen. Zur zeitlichen und quantitativen Einordnung, wann und in welcher Höhe Leistungen bzw. Kosten zu Einnahmen bzw. Ausgaben werden, kann das Prinzip einer Transformationstabelle herangezogen werden. In der Transformationstabelle werden Forderungen bzw. Verbindlichkeiten mit Hilfe von unternehmensindividuellen Einschätzungen zeitlich und betragsmäßig in Einzahlungen und Auszahlungen transformiert. Diese Einschätzungen leiten sich z. B. aus dem bisherigen Zahlungsverhalten der Kunden oder aus der eigenen Zahlungspolitik ab. Aus der Zusammenführung der geplanten Einnahmen und Ausgaben auf Jahresbasis lässt sich der höchste negative kumulierte Saldo zwischen Einnahmen und Ausgaben für das anstehende Geschäftsjahr ermitteln, der durch eine entsprechende Kontokorrentkreditlinie abgedeckt sein muss. Als Faustregel kann angenommen werden, dass der Kontokorrentkredit bei etwa 20 % der Jahresbauleistung liegen sollte.177 Im Prinzip hat eine solche Liquiditätsplanung die Grundstruktur wie in Bild 3-45 dargestellt. Planintervall (Monat) Positionen
Jan. Feb. Mrz. Apr. Mai Jun. Jul. Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.
1. Zahlungskraft-Anfangsbestand (Überschuss / Fehlbetrag) Plan-Einnahmen .... 2. Summe Plan-Einnahmen Plan-Ausgaben .... 3. Summe Plan-Ausgaben 4. Zahlungskraft-Endbestand (Überschuss / Fehlbetrag) 1. + 2. ./. 3.
Bild 3-45 Grundschema einer direkten, mehrperiodischen Liquiditätsplanung178 177
Vgl. Arbeitskreis Controlling (1998), S. X/16.
178
In Anlehnung an Lachnit (1989), S. 129.
3
508
3 Controlling
3.3.2.2
Operatives Unternehmenscontrolling und Steuerungsaufgaben
Allein das Ausarbeiten von gesamtbetrieblichen Planungsvorgaben gewährleistet noch keine Zielerreichung; vielmehr bedarf es hierzu auch der Durchsetzung dieser Planungsvorgaben. Idealtypisch betrachtet, hat das operative Unternehmenscontrolling in mittelständischen Bauunternehmen ausgehend vom Willensbildungs- und Willensdurchsetzungsprozess seine Führungsunterstützung mit der Gestaltung und Begleitung der Steuerungsaufgaben fortzusetzen.
3
Die Steuerungsaufgaben sollen dazu beitragen, dass die einzelne Bausparte und/oder das Gesamtunternehmen in der Lage ist, „aus sich heraus“ die gesetzten Erfolgs- und Liquiditätsziele durchzusetzen. Dafür werden durch das operative Unternehmenscontrolling in mittelständischen Bauunternehmen die Soll-Deckungsbeiträge aus der gesamtbetrieblichen Planung als Maßstäbe für die Steuerung von Bauvorhaben bereitgestellt. Durch die Verwendung dieses entscheidungsorientierten Maßstabs wird dem jeweiligen Führungsverantwortlichen bereits in der Phase der Angebotskalkulation deutlich, ob das kalkulierte Bauvorhaben zielkonform ist oder nicht. Preissteuerung mit Hilfe der Deckungsbeitragsrechnung Der Wettbewerb unter den Bauunternehmen findet immer vor der Produktion statt. Dieser Sachverhalt beinhaltet ein Kalkulationsrisiko, da einerseits dem Wettbewerb und andererseits dem Wirtschaftlichkeitsgebot Rechnung getragen werden müssen, obwohl die Produktionsumstände in zahlreichen Punkten unvollständig oder gar nicht bekannt sind. Die Preis- bzw. Angebotskalkulation ist der erste Schritt der technisch-wirtschaftlichen Projektbearbeitung. Ergo kommt ihr eine besondere Bedeutung zu, da sie die wertmäßige Grundlage für den auftragsbezogenen Erfolg oder Misserfolg bildet und letztendlich über den Erfolg der Bausparte und/oder des Gesamtunternehmens entscheidet. Folglich sollte die Angebotskalkulation, die in der Regel als Vollkostenkalkulation vorliegt, vor der Submission noch auf ihre betriebswirtschaftlichen Folgen eingeschätzt werden, inwieweit die Preisermittlung den Planungsvorgaben entspricht oder davon abweicht. Zu diesem Zweck ist die Angebotskalkulation mittels der entsprechenden Soll-Deckungsbeiträge zu beurteilen. Durch die auftragsbezogene Ermittlung der leistungsabhängigen Kosten verhilft diese Methode der Preisbeurteilung zu einer flexibleren Angebotspolitik, als es z. B. die Vollkostenrechnung er-möglichen kann, da die über Kalkulationszuschläge in die Angebotssumme eingehenden anteiligen Beträge für die leistungsunabhängigen Kosten sowie für Wagnis und Gewinn nicht mehr auftragsbezogen kalkuliert werden; sie werden lediglich mit der Steuerung des SollDeckungsbeitrages berücksichtigt. Je nach Marktsituation obliegen also der Preissteuerung mit Hilfe der Deckungsbeitragsrechnung folgende konkrete Aufgaben: –
Bei kritischer Marktsituation, wie sie beispielsweise in den auftragsschwachen Wintermonaten oder rezessiven Zeiten vorliegt, ist die Auftragsgewinnung gezielt zu forcieren, indem man mit dem Angebotspreis für einen Auftrag so weit heruntergeht, dass bei der Hereinnahme des Auftrages für die Bauunternehmung keine zusätzlichen Kosten entstehen, das heißt, es werden im äußersten Falle nur die leistungsabhängigen Kosten kalkuliert und somit die kostenorientierte Preisuntergrenze ermittelt. Davon ausgehend ist es preispolitisch also denkbar, dass vereinzelt Bauaufträge mit minimierten oder gar keinem Deckungsbeitrag angenommen werden können, wenn im Geschäftsjahr die Soll-Deckungsbeiträge der einzelnen Bausparten und/oder des Gesamtunternehmens bereits durch
3.3 Unternehmenscontrolling
509
Tabelle 3.6 Angebotsbeurteilung mittels Deckungsbeitragsrechnung179 Ausgangswerte der Kalkulation:
Gesamt
Eigenanteil
Summe Eigenleistung:
200.000
Summe Fremdleistung:
Bez.
200.000
EUR
50.000
----
EUR
3.100
3.100
STD
Herstellkosten:
250.000
200.000
EUR
Gesamt-Nettopreis o. Regie
300.000
250.000
EUR
5.000
5.000
EUR
305.000
255.000
EUR
Kalkulierte Stunden:
Regiearbeiten: (Erlös)Nettopreis m. Regie:
Auswertung bei leistungsunabhängigen Kosten pro Jahr von EUR Kennzahlen Angebot
500.000
auf Gesamtleistung
Deckungsbeitrag absolut:
auf Eigenleistung
Bez.
50.000
50.000
Deckungsbeitrag in % :
16,67
19,61
%
Deckungsbeitrag pro Std:
16,13
16,13
EUR
Gewinnschwelle:
3.000.000
2.500.000
EUR
Kritische Menge:
10
10
STK
31.000
31.000
Jahresstundenprobe: Kennzahlen/Richtwerte
Sollwerte/Richtwerte
Deckungsbeitrag absolut: Deckungsbeitrag in %: Deckungsbeitrag pro Std: Gewinnschwelle:
Abweichung
EUR
Std Bez.
----
----
–
16,82
-0,15
%
14,50
1,63
EUR
2.500.000
500.000
EUR
Kritische Menge: Jahresstundenprobe:
----
----
29.000
2.000
– Std
andere Bauaufträge erwirtschaftet wurden bzw. wenn sie kurzfristig absehbar durch andere Bauaufträge erreicht werden. –
Bei positiver Marktsituation, also bei ausreichendem Auftragsbestand, besteht die Aufgabe der Preissteuerung mit Hilfe der Deckungsbeitragsrechnung darin, durch eine gezielte Auftragsauswahl sich für die Bauvorhaben mit den besseren spezifischen Deckungsbeiträgen zu entscheiden und somit den Unternehmenserfolg zu erhöhen.
Preissteuerung zur Aufrechterhaltung der Liquidität Aufgrund des Liquiditätsrisikos ist in mittelständischen Bauunternehmen die ständige Sicherung der Zahlungsfähigkeit ebenso wichtig wie die Erwirtschaftung der erforderlichen SollDeckungsbeiträge. Abgesehen von der kurzfristigen Liquiditätsplanung während der Bauausführung sind in den mittelständischen Bauunternehmen auch schon vor der Bauausführung Entscheidungshilfen zur Aufrechterhaltung der Liquidität anzuwenden. Hier kommt der Preissteuerung zur Aufrechterhaltung der Liquidität eine besondere Bedeutung zu, die unter Berücksichtigung des festgelegten Liquiditätsziels bereits in der Phase der Angebotsbearbeitung ihre Aufmerksamkeit auf die Ermittlung und Steuerung der liquiditätsorientierten Preisuntergrenze von kalkulierten Bauvorhaben legt.
179
In Anlehnung an Keidel/Kuhn/Mohn (2007), S. 61.
3
510
3 Controlling
Grundsätzlich sollte der kalkulierte Angebotspreis für ein Bauvorhaben die kurzfristig ausgabewirksamen Kosten decken. Die kurzfristig ausgabewirksamen Kosten sind die Kosten, die fortlaufend und/oder in unmittelbarer Zukunft zu Ausgaben führen.180 Dazu zählen in den mittelständischen Bauunternehmen z. B. die Lohn-, Gehalts-, Material-, und Fremdleistungskosten. Dagegen gelten z. B. Zinsen auf das Eigenkapital sowie Abschreibungen auf Geräte, Maschinen und Grundstücke als langfristig ausgabewirksame Kosten.181
3
Ziel der Preissteuerung zur Aufrechterhaltung der Liquidität ist es, mittelständische Bauunternehmen auch in Zeiten eines Konjunkturtales liquide zu halten, indem kurzfristig auf die Deckung der langfristig ausgabewirksamen Kosten verzichtet wird; allerdings sind hierbei die für ein kalkuliertes Bauvorhaben notwendigen Neuanschaffungen als kurzfristig ausgabewirksame Kosten zu berücksichtigen, da sie in der Regel kurzfristig die Liquidität vermindern.182 Prinzipiell gilt es aber zu beachten, dass auf Dauer nicht auf dem Niveau der liquiditätsorientierten Preisuntergrenze gearbeitet werden darf, weil sonst nach wenigen Jahren die notwendigen betrieblichen Investitionen nicht mehr getätigt werden können. Voraussetzung für die Ermittlung der Preisuntergrenze bei Aufrechterhaltung der Liquidität ist ebenfalls eine genaue Kostenanalyse der einzelnen Preis- bzw. Angebotskalkulation, um die kalkulierten „Einzelkosten der Teilleistungen“, „Gemeinkosten der Baustelle“ und „Allgemeinen Geschäftskosten“ nach ihrer Liquiditätswirksamkeit den kurzfristig bzw. langfristig ausgabewirksamen Kostenkategorien zuordnen zu können. 3.3.2.3
Operatives Unternehmenscontrolling und Kontrollaufgaben
Das operative Unternehmenscontrolling in mittelständischen Bauunternehmen soll eine zielorientierte Steuerung des Unternehmens ermöglichen und somit zu dessen mittelfristiger Existenzerhaltung beitragen. Infolgedessen ist es für mittelständische Bauunternehmen wichtig, laufend über die wirtschaftlichen Entwicklungen informiert zu sein, um gegebenenfalls Anpassungen an das Marktgeschehen rechtzeitig veranlassen zu können. Dies setzt allerdings voraus, dass die eingeführten operativen Planungs- durch operative Kontrollaufgaben zu ergänzen sind. In Analogie zu den eingeführten operativen Planungsaufgaben in mittelständischen Bauunternehmen werden die operativen Kontrollen in die Aufgabenbereiche Erfolgskontrolle und in die Liquiditätskontrolle unterschieden. Beide Kontrollen sollen in den jeweils betrachteten Abrechnungsperioden mit Hilfe von Soll/Ist-Vergleichen feststellen, inwieweit die Annahmen der operativen Planungen im laufenden Geschäftsjahr realisiert wurden, und ob Abweichungen vorliegen, die oberhalb einer im Unternehmen festgelegten Toleranzgrenze liegen. Entsprechende Abweichungen sind bezüglich ihrer Ursachen zu analysieren und Maßnahmen zur Erfolgs- und Liquiditätssicherung rechtzeitig einzuleiten, und zwar bevor die nächste Planung beginnt. Idealtypisch betrachtet, findet die Führungsunterstützung durch das operative Unternehmenscontrolling in mittelständischen Bauunternehmen mit der Gestaltung und Anwendung der Kontrollaufgaben den zirkularen und notwendigen Abschluss im Prozess von Willensbildung und Willensdurchsetzung.
180
Vgl. hierzu auch Drees/Paul (2008), S. 291.
181
Vgl. Jacob/Winter/Stuhr (2008), S. 1105 f.
182
Vgl. Drees/Paul (2008), S. 292.
3.3 Unternehmenscontrolling
511
3.3.3 Strategisches Unternehmenscontrolling in mittelständischen Bauunternehmen Während im operativen Unternehmenscontrolling die mittelfristige Existenzerhaltung von mittelständischen Bauunternehmen im Vordergrund steht, ist die langfristige Sicherung der Unternehmensexistenz Gegenstand des strategischen Unternehmenscontrolling in mittelständischen Bauunternehmen. Die langfristige Existenzsicherung auch von mittelständischen Bauunternehmen erfolgt vor allem durch Erneuerung von Erfolgspotenzialen. Für das strategische Unternehmenscontrolling in mittelständischen Bauunternehmen steht daher nicht mehr die Sicherung der operativen Führungsgrößen Erfolg und Liquidität im Mittelpunkt, sondern der Aufbau und die Erhaltung der Führungsgröße Erfolgspotenzial, das nachfolgend als der optimale Deckungsgrad von unternehmerischen Stärken und umweltbedingten Chancen verstanden wird.183 Konkret gestalten sich der Aufbau und die Erhaltung von Erfolgspotenzialen durch die Festlegung, mit welchem Produkt auf welchem Markt, mit welchen Ressourcen und mit welchen Aktivitäten das Unternehmen in Zukunft tätig sein will.184 Da aber die Realisierung dieser Festlegung eine relativ lange Zeit benötigt, wird der Zukunftsaspekt des strategischen Unternehmenscontrolling in mittelständischen Bauunternehmen, der in der Gegenwart beginnt, hier in zeitlicher Hinsicht nicht eingeengt. 3.3.3.1
Aufgaben des strategischen Unternehmenscontrolling
Analog zum operativen Unternehmenscontrolling unterstützt das strategische Unternehmenscontrolling in mittelständischen Bauunternehmen den Prozess der Willensbildung und Willensdurchsetzung. Folglich sind die strategischen Planungs-, Steuerungs- und Kontrollaufgaben durch das Unternehmenscontrolling in mittelständischen Bauunternehmen nach strategischen Gesichtspunkten auszugestalten und führungsunterstützend zu begleiten. Wie schon beim operativen Unternehmenscontrolling, so stellen auch beim strategischen Unternehmenscontrolling in mittelständischen Bauunternehmen die Planung, Steuerung und Kontrolle die Aufgabenbereiche dar. Insofern scheinen oberflächlich für diese Aufgabenbereiche, bis auf das Erfolgspotenzial als Führungsgröße, keine Unterschiede erkennbar. Gleichwohl hat das strategische Unternehmenscontrolling in mittelständischen Bauunternehmen zu berücksichtigen, dass die strategischen Planungs-, Steuerungs- und Kontrollaufgaben einen anderen Aufgabencharakter und eine andere Gewichtung besitzen als die operativen Planungs-, Steuerungs- und Kontrollaufgaben. Im Vergleich zu diesen liegt die Gewichtung bei den strategischen Planungs-, Steuerungs- und Kontrollaufgaben eindeutig auf dem Aufgabenbereich der strategischen Planung. Die strategische Planung auf Unternehmensebene gründet auf dem Gedanken, „Chancen und Risiken des Umfeldes mit Stärken und Schwächen des Gesamtunternehmens optimal abzustimmen.“185 Dementsprechend kann die strategische Planung als Prozess aufgefasst werden, in dem eine Analyse der gegenwärtigen Unternehmenssituation und der zukünftigen Chancen und Risiken erfolgt. Am Ende dieses Prozesses steht die Formulierung und Auswahl von Strategien 183
Vgl. Baum/Coenenberg/Günther (2007), S. 6.
184
Vgl. Hans/Warschburger (1999), S. 52.
185
Vgl. Baum/Coenenberg/Günther (2007), S. 34.
3
512
3 Controlling
und Maßnahmen. Dieser Prozess der strategischen Planung erstreckt sich für mittelständische Bauunternehmen über die Phasen der Umweltanalyse, Branchenanalyse, Marktanalyse, Unternehmensanalyse, Strategieformulierung und Strategieauswahl.
3
Bild 3-46 Strategischer Planungsprozess in mittelständischen Bauunternehmen186
In enger Verbindung zur strategischen Planung ist die strategische Kontrolle angesiedelt. Die strategische Kontrolle in mittelständischen Bauunternehmen ist allerdings nicht auf einen Soll/Ist-Vergleich zu beschränken, der in Form einer Feedback-Kontrolle die Übereinstimmung von strategischer Planung und Durchsetzung vergangenheitsorientiert beurteilt; vielmehr ist sie auch zukunftsorientiert ausgerichtet und erfolgt parallel zur strategischen Planung und Steuerung in mittelständischen Bauunternehmen. Es handelt sich hier also auch um eine Feedforward-Kontrolle, welche die Durchsetzbarkeit der strategischen Planung in mittelständischen Bauunternehmen überwacht bzw. schon frühzeitig Störungen identifiziert, die eine rechtzeitige Strategieanpassung notwendig machen. 3.3.3.2
Strategische Optionen für das Handeln von mittelständischen Bauunternehmen
Die regional ungleiche wirtschaftliche Entwicklung, Veränderungen in der Wertschöpfungsstruktur gewerblicher und industrieller Unternehmen, die verstärkte privatwirtschaftliche Ausrichtung der öffentlichen Hand sowie der sich abzeichnende demografische Wandel schlagen sich in einer neuen Verteilung und Strukturierung der Bauinvestitionen nieder. So verlagern sich beispielsweise Betriebe und Bevölkerung zunehmend in wenige, wirtschaftlich attraktive Ballungsgebiete, was zur Folge hat, dass sich die Bauinvestitionen weitgehend auf deren regionales Umfeld verteilen. Zudem wandelt sich dazu die Struktur der Bauinvestitionen durch ergänzend nachgefragte Dienstleistungen.
186
In Anlehnung an Steinmann/Schreyögg (2005), S. 172.
3.3 Unternehmenscontrolling
513
Vor diesem Hintergrund müssen mittelständische Bauunternehmen eine Strategie formulieren, auswählen und durchsetzen, die dazu beiträgt, ihre Unternehmensexistenz langfristig zu sichern. Unter einer Strategie wird eine grundsätzliche, langfristige Verhaltensweise (Maßnahmenkombination) der Unternehmung und relevanter Teilbereiche gegenüber ihrer Umwelt zur Verwirklichung der langfristigen Ziele verstanden. Als Strategische Optionen für das Handeln von mittelständischen Bauunternehmen kommt den Wettbewerbsstrategien eine besondere Bedeutung zu. Ziel der Wettbewerbsstrategien ist der Aufbau und die Sicherung von Wettbewerbsvorteilen innerhalb der bestehenden und/oder zukünftigen Wettbewerbsumfelder. Wettbewerbsstrategien lassen sich in drei Strategietypen unterscheiden (vgl. dazu auch Kapitel 1.1):187 –
Strategie der umfassenden Kostenführerschaft,
–
Strategie der Differenzierung und
–
Strategie der Konzentration auf Schwerpunkte.
Mit der Strategie der umfassenden Kostenführerschaft strebt ein Unternehmen an, „einen umfassenden Kostenvorsprung innerhalb einer Branche durch eine Reihe von Maßnahmen zu erlangen,“188 um der kostengünstigste Anbieter einer Branche zu werden. Erfolgsversprechend erscheint die Strategie der Kostenführerschaft für standardisierte Produkte, wo eine weitgehende Festschreibung des Kundennutzens und eine hohe Preistransparenz besteht. Die Strategie der umfassenden Kostenführerschaft bietet sich für die mittelständischen Bauunternehmen nicht an, da sowohl durch die „standortgebundene, prototypische Einzelfertigung“ als auch durch die kleine Betriebsgröße ein umfassender Kostenvorsprung durch Kostendegressionseffekte innerhalb der Baubranche nicht zu realisieren ist. Die Strategie der Differenzierung zielt darauf ab, „das Produkt oder die Dienstleistung des Unternehmens zu differenzieren und damit etwas zu schaffen, das in der ganzen Branche als einzigartig angesehen wird,“189 damit der Produkt- oder Dienstleistungsabsatz trotz eines höheren Preises beim Kunden durchgesetzt werden kann. Für mittelständische Bauunternehmen sollte die Strategie der Differenzierung in ihrer branchenweiten Ausprägung nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden, da sie für mittelständische Bauunternehmen, die als Spezialanbieter am Markt auftreten, durchaus denkbar ist. Die Strategie der Konzentration auf Schwerpunkte „besteht in der Konzentration auf Marktnischen, also auf bestimmte Abnehmergruppen, einen bestimmten Teil des Produktprogramms oder einen geografisch abgegrenzten Markt.“190 Dieser Strategietyp zielt darauf ab, dass ein Unternehmen versucht, sich auf bestimmte Marktnischen zu spezialisieren, um sich dadurch einen dauerhaften Wettbewerbsvorteil gegenüber Konkurrenten zu verschaffen, deren Wettbewerb breiter angelegt ist. Die Spezialisierung kann sowohl im Rahmen einer Kostenführerschaftsstrategie als auch im Rahmen einer Differenzierungsstrategie erfolgen. Ein Beispiel für eine Spezialisierung von mittelständischen Bauunternehmen auf eine bestimmte Marktnische kann z. B. die umfassende Kundenbetreuung in der Region sein; ein mittelständisches Bauunternehmen bietet eine breite Dienstleistungspalette rund um das Bauprojekt
187
Die drei Strategietypen gehen auf Porter zurück (vgl. Porter (1999), S. 70 ff.).
188
Vgl. ebenda, S. 71.
189
Vgl. ebenda, S. 73.
190
Vgl. ebenda, S. 75.
3
514
3 Controlling
an. Von der Erstellung des Bauprojekts bis hin zum Bauen im Bestand, vom Reparaturservice bis hin zu Hausmeisterdiensten bietet es kundenindividuelle, maßgeschneiderte Lösungen. 3.3.3.3
3
SWOT-Analyse als strategieunterstützendes Controllinginstrument für mittelständische Bauunternehmen
Das strategische Unternehmenscontrolling in mittelständischen Bauunternehmen unterstützt die Strategieformulierung und -auswahl durch die Bereitstellung strategieunterstützender Controllinginstrumente. Als strategieunterstützende Controllinginstrumente werden strategische Planungsinstrumente verstanden, die vom strategischen Unternehmenscontrolling in mittelständischen Bauunternehmen zur Wahrnehmung seiner Aufgaben benötigt werden.
Bild 3-47 SWOT-Matrix zur Formulierung unterschiedlicher Strategien191
Ein wichtiges strategieunterstützendes Controllinginstrument für mittelständische Bauunternehmen ist die SWOT-Analyse. In der SWOT-Analyse werden den Chancen und Risiken der Umweltentwicklung die Stärken und Schwächen des Unternehmens gegenübergestellt. Die Gegenüberstellung der Chancen und Risiken mit den Stärken und Schwächen erfolgt in einer sogenannten SWOT-Matrix. Die SWOT-Matrix ist zweidimensional in eine Umfeld- und eine Unternehmensdimension aufgespannt. Beide Dimensionen sind jeweils in ein positives und negatives Feld unterteilt, was dazu führt, dass sich die Unternehmensdimension in Strengths (Stärken) und Weakness (Schwächen) und die Umweltdimension in Opportunities (Chancen) und Threats (Bedrohungen/Risiken) gliedert.
191
In Anlehnung an Horváth (2006), S. 217 und Götze/Mikus (1999), S. 57.
3.3 Unternehmenscontrolling
In der SWOT-Matrix, wie sie in Bild 3-47 dargestellt wird, sind die wichtigsten Unternehmensstärken- und schwächen sowie Umweltchancen und -risiken einzuordnen, die man im Zuge einer Umwelt-, Branchen-, Markt-, Unternehmensanalyse ermittelt hat. Durch das Zusammenführen dieser Analyseergebnisse in der SWOT-Matrix lassen sich vier verschiedene Gruppen von strategischen Optionen bilden, die als Ausgangspunkt der Strategieformulierung in mittelständischen Bauunternehmen dienen können. Die vier Gruppen folgen dabei dem Grundsatz, sowohl die Chancen und Stärken zu maximieren als auch Risiken und Schwächen zu minimieren. Bei strategischen Optionen nach dem SO-Prinzip sollen durch die Stärken des Unternehmens die Chancen genutzt werden, z. B. durch Expansion und Neuentwicklung von Produkten. Als ein Beispiel für mittelständische Bauunternehmen sei die Expansion in einen überregionalen Baumarkt genannt. Strategische Optionen nach dem ST-Prinzip zielen darauf ab, dass durch die Stärken des Unternehmens die Risiken, die das Unternehmen bedrohen, entschärft werden sollen. Ein mittelständisches Bauunternehmen könnte beispielsweise seine langjährigen guten Kontakte zu Auftraggebern dazu nutzen, um die Nachfragerückgänge zu Lasten von Wettbewerbern mit weniger guten Kontakten abzufangen. Strategische Optionen nach dem WO-Prinzip versuchen an Chancen zu partizipieren, um dadurch Schwächen des Unternehmens zu überwinden. Die Kooperation mit überregionalen Partnern in Form einer Bau-Arbeitsgemeinschaft (ARGE) könnte für mittelständische Bauunternehmen eine Strategie sein, den regionalen Wirkungskreis zu überwinden, um dadurch z. B. die Marktchancen in wirtschaftlich attraktiven Ballungsgebieten zu nutzen. Strategische Optionen nach dem WT-Prinzip bemühen sich, durch den Abbau von Schwächen im Unternehmen die Risiken im Umfeld zu vermeiden. Mittelständische Bauunternehmen müssten beispielsweise ungünstige Kostenstrukturen abbauen, um einer zunehmenden Wettbewerbsintensität mit Preisverfall und Marktanteilsverlusten zu begegnen. Da die Kombination von Unternehmensschwächen und Umfeldrisiken für Unternehmen eine ungünstige Konstellation darstellt, wird dieser Gruppe der strategischen Optionen zumeist hohe Priorität eingeräumt.
3.3.4 Verzahnung von operativem und strategischem Unternehmenscontrolling in mittelständischen Bauunternehmen Zusammenfassend betrachtet dient also das operative Unternehmenscontrolling im mittelständischen Bauunternehmen der mittelfristigen Existenzerhaltung durch ständige Erfolgsrealisierung und Liquiditätssicherung, während das strategische Unternehmenscontrolling in mittelständischen Bauunternehmen die langfristige Existenzsicherung durch die Erneuerung von Erfolgspotenzialen unterstützt. Beides ist jedoch nur durch ein abgestimmtes Zusammenwirken des operativen und des strategischen Unternehmenscontrolling in mittelständischen Bauunternehmen zu erreichen, da Erfolgsrealisierung und Liquiditätssicherung ebenso der Existenzsicherung dienen, wie bestehende und neue Erfolgspotenziale der Existenzerhaltung. Die Notwendigkeit eines abgestimmten Zusammenwirkens von operativem und strategischem Unternehmenscontrolling in mittelständischen Bauunternehmen ergibt sich somit aus den in Bild 3-42 dargestellten Beziehungen von Erfolgspotenzial, Erfolg und Liquidität.
515
3
516
3 Controlling
Das aufeinander abgestimmte Zusammenwirken des operativen und strategischen Unternehmenscontrolling in mittelständischen Bauunternehmen wird über eine Verzahnung des operativen und des strategischen Regelkreises aus Planung, Steuerung und Kontrolle erreicht. Bild 348 veranschaulicht die Verzahnung des operativen und strategischen Unternehmenscontrolling in mittelständischen Bauunternehmen.
3
Bild 3-48 Verzahnung des strategischen und operativen Unternehmenscontrolling in mittelständischen Bauunternehmen192
192
In Anlehnung an Müller (1996), S. 76.
4 Anhang Nachfolgend ist die Berechnung der Einheitspreise für das Kalkulationsbeispiel aus Kapitel 2.3.2 (Rohbau) ausführlich dargestellt.
D. Jacob et. al (Hrsg.), Kalkulieren im Ingenieurbau, DOI 10.1007/978-3-8348-9859-3, © Vieweg+Teubner Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
Tabelle 4.1 Ermittlung der Einheitspreise Beispiel Kalkulation Rohbau
518 4 Anhang
4
4 Anhang
519
4
520
4
4 Anhang
4 Anhang
521
4
522
4
4 Anhang
4 Anhang
523
4
524
4
4 Anhang
4 Anhang
525
4
526
4
4 Anhang
4 Anhang
527
4
5 Literaturverzeichnis Adenauer, P. (2005): Ergebnisoptimierung durch FOKUS und Verringerung der Wertschöpfungstiefe, in: Zentralverband des Deutschen Baugewerbes/Betriebswirtschaftliches Institut der Bauindustrie (Hrsg.): Optimierung der Wertschöpfungskette Bau, Berlin/Düsseldorf, 2005, S. 25–36 Arbeitskreis Controlling (1998): Planung und Steuerung des Baubetriebes, in: Zentralverband des deutschen Baugewerbes (Hrsg.): BAUORG – Unternehmer-Handbuch für Bauorganisation und Baubetriebsführung, Loseblatt-Ausgabe, Bonn: Gesellschaft zur Förderung des Deutschen Baugewerbes, 1998, S. X/1–X/33 Bartosch-Schmitz, H./Blank, A./Hahn, H./Meyer, H./Kazmierczak, J. (2005): Handelsbetriebslehre, 5. Auflage, Troisdorf: Bildungsverlag EINS-Gehlen, 2005 Bauch, U. (1994): Beitrag zur Risikobewertung von Bauprozessen, Dissertation, TU Dresden, 1994 Baum, H.-G./Coenenberg, A. G./Günther, T. (2007): Strategisches Controlling, 4. Auflage, Stuttgart: Schäffer-Poeschel, 2007 Becker, W. (1999): Begriff und Funktionen des Controlling, Nachdruck, Bamberger betriebswirtschaftliche Beiträge, Nr. 106, Bamberg, 1999 Berner, F./Hirschner, J./Jünger, H. C./Koch, M. (2010 a): Entwicklung eines standardisierten Verfahrens zur Gesamtkostenkalkulation von PPP-Projekten, Band 1: Grundlagen, Stuttgart: Fraunhofer IRB-Verlag, 2010 Berner, F./Hirschner, J./Jünger, H. C./Koch, M. (2010 b): Entwicklung eines standardisierten Verfahrens zur Gesamtkostenkalkulation von PPP-Projekten, Band 2: Leistungsstrukturen, Stuttgart: Fraunhofer IRB-Verlag, 2010 Berner, F./Hirschner, J./Jünger, H. C./Koch, M. (2010 c): Entwicklung eines standardisierten Verfahrens zur Gesamtkostenkalkulation von PPP-Projekten, Band 3: Kalkulationsverfahren, Stuttgart: Fraunhofer IRB-Verlag, 2010 Berner, F./Kochendörfer, B./Schach, R. (2008): Grundlagen der Baubetriebslehre 2 – Baubetriebsplanung, Wiesbaden: Vieweg + Teubner, 2008 Berner, F./Kochendörfer, B./Schach, R. (2009): Grundlagen der Baubetriebslehre 3 – Baubetriebsführung, Wiesbaden: Vieweg + Teubner, 2009 Birtel, T. (2000): Kundenorientiertes Risikomanagement, in: Zentralverband des Deutschen Baugewerbes/Betriebswirtschaftliches Institut der Bauindustrie (Hrsg.): Chancen durch Risikomanagement, Schriftenreihe 49, Berlin/Düsseldorf, 2000, S. 8–16 Birtel, T. (2002): EU-Osterweiterung – Betriebliche Strategien zur Erschließung der Baumärkte in den Beitrittsstaaten, in: Zentralverband des Deutschen Baugewerbes/Betriebswirtschaftliches Institut der Bauindustrie (Hrsg.): EU-Osterweiterung – Chancen und Risiken für Bauunternehmen, Schriftenreihe 50, Berlin/Düsseldorf, 2002, S. 73–82 Bitz, H. (2000): Risikomanagement nach KonTraG – Einrichtung von Frühwarnsystemen zur Effizienzsteigerung und zur Vermeidung persönlicher Haftung, Stuttgart: SchäfferPoeschel, 2000
D. Jacob et. al (Hrsg.), Kalkulieren im Ingenieurbau, DOI 10.1007/978-3-8348-9859-3, © Vieweg+Teubner Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
530
5 Literaturverzeichnis
Boussabaine, A. (2007): Cost Planning of PFI and PPP Building Projects, New York/London: Taylor & Friends, 2007 Brook, M. (2008): Estimating and Tendering for Construction Work, 4. Auflage, Oxford: Butterworth-Heinemann, 2008 Burchardt, H.-P. (2008): Die Arbeitsgemeinschaft (ARGE), in: Jacob, D./Ring, G./Wolf, R. (Hrsg.): Freiberger Handbuch zum Baurecht, 3. Auflage, Köln: Bundesanzeiger Verlag/Stuttgart: Fraunhofer IRB-Verlag, 2008, § 11, S. 564–605 Burchardt, H.-P. (2009): Treffpunkt ARGE – Chance für den Mittelstand, München, Vortrag vom 26.06.2009
5
Christianus, D. (2000): Risikomanagement mit Credit-Scoring – Bonitätsrisiken im liberalisierten Energiemarkt erkennen und begrenzen, in: Elektrizitätswirtschaft, 99. Jg., 2000, S. 92–94 Coenenberg, A. G./Fischer, T. M./Günther, T. (2009): Kostenrechnung und Kostenanalyse, 7. Auflage, Stuttgart: Schäffer-Poeschel, 2009 Coleman, C. (1996): Thermische Trennung von Bauprofilen, in: Metallverarbeitung, 50. Jg., 1996, S. 6 f. De Buhr, H. (2003): Baustellen-Controlling, in: Semina – Akademie für Weiterbildung im Bauwesen (Hrsg.): Interdisziplinäre Norddeutsche Tagung für Betriebswirtschaft und Baurecht, Tagesbericht Nr. 4, Neustadt, 2003 Deuschle, F.-M./Meffle, G./Gönner, K. (1993): Wirtschaftsrechnen – Rechenwerk für Kaufleute, 31. Auflage, Bad Homburg vor der Höhe: Gehlen, 1993 Diehlschneider, J. (2000): Project Management in the United States – Overview, Trends, Challenges, in: Jacob, D./Winter, C. (Hrsg.): Aktuelle baubetriebliche Themen – Winter 1999/2000, Freiberger Arbeitspapiere, Nr. 28, Freiberg, 2000, S. 18–37 Drees, G./Paul, W. (2008): Kalkulation von Baupreisen – Hochbau, Tiefbau, Schlüsselfertiges Bauen, 10. Auflage, Berlin: Bauwerk, 2008 Drukarczyk, J. (1998): Kapitalkosten, in: Busse von Colbe, W./Pellens, B. (Hrsg.): Lexikon des Rechnungswesens – Handbuch der Bilanzierung und Prüfung, der Erlös-, Finanz-, Investitions- und Kostenrechnung, 4. Auflage, München/Wien: Oldenbourg, 1998, S. 404–407 Duffie, D./Pan, J. (1997): An Overview of Value at risk, in: The Journal of Derivatives, 4. Jg., 1997, Heft 3, S. 7–49 Eichwald, B./Pehle, H. (2000): Die Kreditarten, in: Obst/Hintner: Geld-, Bank- und Börsenwesen, hrsg. von Jürgen von Hagen und Johann Heinrich von Stein, 40. Auflage, Stuttgart: Schäffer-Poeschel, 2000, S. 742–814 Eisele, W. (2002): Technik des betrieblichen Rechnungswesens, 7. Auflage, München: Vahlen, 2002 Endisch, E./Jacob, D./Stuhr, C. (2000): Erkennen und Vermeiden von finanzwirtschaftlichen Auslandsrisiken im Stahl- und Anlagenbau, in: Stahlbau, 69. Jg., 2000, Heft 7, S. 534– 540 Fink, A./Klein, W. (2008): Der Bauvertrag nach BGB, in: Jacob, D./Ring, G./Wolf, R. (Hrsg.): Freiberger Handbuch zum Baurecht, 3. Auflage, Köln: Bundesanzeiger Verlag/Stuttgart: Fraunhofer IRB-Verlag, 2008, § 2, S. 65–167
5 Literaturverzeichnis
531
Gälweiler, A. (2005): Strategische Unternehmensführung, bearbeitet von Markus Schwaninger, 3. Auflage, Frankfurt am Main/New York: Campus-Verlag, 2005 Girmscheid, G. (2008): Baubetrieb und Bauverfahren im Tunnelbau, 2. Auflage, Berlin: Ernst & Sohn, 2008 Girmscheid, G./Motzko, C. (2007): Kalkulation und Preisbildung in Bauunternehmen – Grundlagen, Methodik und Organisation, Berlin/Heidelberg: Springer, 2007 Gladen, W. (2008): Performance Measurement – Controlling mit Kennzahlen, 4. Auflage, Wiesbaden: Gabler, 2008 Götze, U. (2007): Kostenrechnung und Kostenmanagement, 4. Auflage, Berlin/Heidelberg: Springer, 2007 Götze, U./Mikus, B. (1999): Strategisches Management, Chemnitz: GUC, 1999 Grill, W./Perczynski, H. (2008): Wirtschaftslehre des Kreditwesens, 42. Auflage, Troisdorf: Bildungsverlag EINS-Gehlen, 2008 Hahn, D. (1974): Planungs- und Kontrollrechnung, Wiesbaden: Betriebswirtschaftlicher Verlag Gabler, 1974 Hahn, D. (1987): Planung und Kontrolle als Führungsaufgaben in Bauunternehmen, in: Betriebswirtschaftliches Institut der Bauindustrie (Hrsg.): Betriebswirtschaftliche Jahrestagung 1987, Düsseldorf, 1987, S. 11–54 Hahn, D./Hungenberg, H. (2001): PuK, 6. Auflage, Wiesbaden: Gabler, 2001 Halpin, D. W./Woodhead, R. W. (1998): Construction Management, 2. Auflage, New York etc.: John Wiley & Sons, 1998 Hamm, V. (1997): Informationstechnikbasierte Referenzprozesse – Prozeßorientierte Gestaltung des industriellen Einkaufs, Wiesbaden: Gabler, 1997 Hannewald, J./Oepen, R.-P. (2010): Bauprojekte erfolgreich steuern und managen – Bauprojekt-Management in bauausführenden Unternehmen, Wiesbaden: Vieweg + Teubner, 2010 Hans, L./Warschburger, V. (1999): Controlling, 2. Auflage, München/Wien: Oldenbourg, 1999 Hauptverband der Deutschen Bauindustrie/Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (Hrsg.) (1982): Kosten- und Leistungsrechnung der Bauunternehmen – KLR Bau, Wiesbaden/Berlin: Bauverlag/Köln: R. Müller/Düsseldorf: Werner, 1982 Hauptverband der Deutschen Bauindustrie/Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (Hrsg.) (2001): Kosten- und Leistungsrechnung der Bauunternehmen – KLR Bau, 7. Auflage, Wiesbaden/Berlin: Bauverlag/Düsseldorf: Werner, 2001 Heitkamp, E. (1985): Controlling in der Bauindustrie, in: Haberland, G. (Hrsg.): Handbuch Revision, Controlling, Consulting, Loseblatt-Ausgabe, 10. Nachlieferung, Landsberg/Lech: mi, Verlag Moderne Industrie, 1985, S. 1–16 Hochtief AG (2000): Geschäftsbericht 1999, Essen, 2000 Hochtief AG (2001): Geschäftsbericht 2000, Essen, 2001 Horchler, D. (2000): Baubegleitendes Controlling, in: Zentralverband des Deutschen Baugewerbes/Betriebswirtschaftliches Institut der Bauindustrie (Hrsg.): Chancen durch Risikomanagement, Schriftenreihe 49, Berlin/Düsseldorf, 2000, S. 28–36
5
532
5 Literaturverzeichnis
Horváth, P. & Partners (2006): Das Controllingkonzept – Der Weg zu einem wirkungsvollen Controllingsystem, 6. Auflage, München: Dt. Taschenbuch-Verlag, 2006 Jacob, D. (1997): ALDI am Bau – Gedanken zu einer Analogie zwischen Handel und modernem Baugeschehen, in: Verband der Bauindustrie für Niedersachsen (Hrsg.): Festschrift für Egon Heinrich Schlenke, Hannover, 1997, S. 505–509 Jacob, D. (1998): Referenzprozesse für optimale Beschaffungsstrategien, in: Baumarkt, 97. Jg., 1998, Heft 9, S. 40–45 Jacob, D. (2000 a): Strategie und Controlling in der mittelständischen Bauwirtschaft, in: Baumarkt, 99. Jg., 2000, Heft 3, S. 52–56 Jacob, D. (2000 b): Managementstrategien eines Projektentwicklers bei kontaminierten Grundstücksflächen, in: TerraTech, 9. Jg., 2000, Heft 2, 53 f.
5
Jacob, D. (2001): Effizienzgewinne bei privatwirtschaftlicher Realisierung öffentlicher Hochbauten: Britische Erfahrungen auf dem wissenschaftlichen Prüfstand, in: Bauindustrie aktuell, 2001, Heft 5–6, S. 10 f. Jacob, D. (Hrsg.) (2009), Entwicklung von Musterverträgen für eine innovative Form der Arbeitsgemeinschaften zwischen mittelständischen Bauunternehmen und Planungsbeteiligten, Freiberger Forschungshefte, Reihe D 234 Wirtschaftswissenschaften, Freiberg, 2009 Jacob, D./Heinzelmann, S./Stuhr, C. (2008): Rechnungslegung und Bilanzierung von Bauunternehmen und baunahen Dienstleistern, in: Jacob, D./Ring, G./Wolf, R. (Hrsg.): Freiberger Handbuch zum Baurecht, 3. Auflage, Köln: Bundesanzeiger Verlag/Stuttgart: Fraunhofer IRB-Verlag, 2008, § 24, S. 1383–1422 Jacob, D./Helbig, W. (2000): Vertragsmanagement im Bauunternehmen, in: Zentralverband des Deutschen Baugewerbes/Betriebswirtschaftliches Institut der Bauindustrie (Hrsg.): Chancen durch Risikomanagement, Schriftenreihe 49, Berlin/Düsseldorf, 2000, S. 19–26 Jacob, D./Kochendörfer, B. (2000): Private Finanzierung öffentlicher Bauinvestitionen – ein EU-Vergleich, Berlin: Ernst & Sohn, 2000 Jacob, D./Leinz, J. (2005): Schlüsselfertiges Bauen – Beschaffung von Nachunternehmerleistungen, in: Beschaffungsmanagement – Revue de l’acheteur, 2005, Heft 1, S. 5–7 Jacob, D./Mollenhauer, A. (2002): EU-Osterweiterung – Betriebliche Strategien zur Marktbehauptung im Inland, in: Zentralverband des Deutschen Baugewerbes/Betriebswirtschaftliches Institut der Bauindustrie (Hrsg.): EU-Osterweiterung – Chancen und Risiken für Bauunternehmen, Schriftenreihe 50, Berlin, 2002, S. 52–72 Jacob, D./Stuhr, C. (2006): Finanzierung und Bilanzierung in der Bauwirtschaft – Basel II, neue Vertragsmodelle, International Financial Reporting Standards, Wiesbaden: Teubner, 2006 Jacob, D./Stuhr, C. (2010): Mittelstands-Dach-ARGE Planung und Bau, in: Institut für Bauwirtschaft und Baubetrieb (Hrsg.): Die wirtschaftliche Seite des Bauens: Festschrift zum 60. Geburtstag von Rainer Wanninger, Schriftenreihe des Instituts für Bauwirtschaft und Baubetrieb, Heft 50, Braunschweig: Institut für Bauwirtschaft und Baubetrieb, 2010, S. 373–385 Jacob, D./Winter, C./Stuhr, C. (2008): Baukalkulation, in: Jacob, D./Ring, G./Wolf, R. (Hrsg.): Freiberger Handbuch zum Baurecht, 3. Auflage, Köln: Bundesanzeiger Verlag/Stuttgart: Fraunhofer IRB-Verlag, 2008, § 21, S. 1099–1194
5 Literaturverzeichnis
533
Jendruschewitz, B. (2003): Value at risk – Ein Ansatz zum Management von Marktrisiken in Banken, 3. Auflage, Frankfurt am Main: Bankakademie-Verlag, 2003 Kapellmann, K. D./Schiffers, K.-H. (2006): Vergütung, Nachträge und Behinderungsfolgen beim Bauvertrag, Band 1: Einheitspreisvertrag, 5. Auflage, Neuwied: Werner, 2006 Kapellmann, K. D./Schiffers, K.-H. (2007): Vergütung, Nachträge und Behinderungsfolgen beim Bauvertrag, Band 2: Pauschalvertrag einschließlich Schlüsselfertigbau, 4. Auflage, Neuwied: Werner, 2007 Keidel, C. (2009): Entwicklung und Gestaltung eines Unternehmenscontrolling in mittelständischen Bauunternehmen – Unter Berücksichtigung von zwei empirischen Untersuchungen im zeitlichen Vergleich, Wiesbaden: Gabler, 2009 Keidel, C./Kuhn, O./Mohn, P. (2006): Controlling im kleinen und mittelständischen Baubetrieb, 2. Auflage, Neu-Isenburg: Zeittechnik-Verlag, 2006 Konradin Verlag (Hrsg.) (1999 a): Viele Normen für viele Systeme, in: bba Extra Fassade, 1999, Heft 11, S. 21 Konradin Verlag (1999 b): Glas-/Vorhangfassade Bauphysik, in: bba Extra Fassade, 1999, Heft 11, S. 52 ff Küpper, H.-U./Weber, J./Zünd, A. (1990): Zum Verständnis und Selbstverständnis des Controlling – Thesen zur Konsensbildung, in: Zeitschrift für Betriebswirtschaft, 60. Jg., 1990, Heft 3, S. 281–293 Lachnit, L. (1989): EDV-gestützte Unternehmensführung in mittelständischen Betrieben, München: Vahlen, 1989 Leimböck, E. (2000): Bauwirtschaft, Stuttgart/Leipzig: Teubner, 2000 Leinz, J. (2001): Grundzüge einer strategischen Beschaffung in der Bauindustrie, in: Beschaffungsmanagement – Revue de l’acheteur, 2001, Heft 1, S. 10–12 Linden, M. (1999): Risikomanagement gegen den Baustellenteufel, in: Bauwirtschaft, 53. Jg., 1999, Heft 9, S. 9 Lingenfelser, H. (2001): Senkkästen, in: Smoltczyk, U. (Hrsg.): Grundbau-Taschenbuch, Teil 3: Gründungen, 6. Auflage, Berlin: Ernst & Sohn, 2001, S. 233 ff. Liu, J. S. (2008): Monte Carlo strategies in scientific computing, 2. Auflage, New York: Springer, 2008 Mayer, E./Neunkirchen, P.: Deckungsbeitragsrechnung im Handwerk, 4. Auflage, Stuttgart: Gentner, 1998 McCaffer, R./Baldwin, A. (1995 a): Estimating for Construction, in: Smith, N. J. (Hrsg.): Project Cost Estimating, London: Telford, 1995, S. 34–50 McCaffer, R./Baldwin, A. (1995 b): Tender adjudication, in: Smith, N. J. (Hrsg.): Project Cost Estimating, London: Telford, 1995, S. 60–68 Meinen, H. (2004): Quantitatives Risikomanagement in der Bauwirtschaft, Dissertation, Universität Dortmund, 2004 Mößlang, G. (2009): Kommentar zu § 13 b UStG, in: Sölch/Ringleb, Umsatzsteuergesetz – Kommentar, herausgegeben von Dr. Wilfried Wagner, München: Verlag C. H. Beck, Stand 30. September 2009
5
534
5 Literaturverzeichnis
Nern, W. (1998): Neue europäische Regelwerke für Fenster und Fassaden, in: Metallhandwerk, 100. Jg., 1998, Heft 10, S. 63 o. V. (1998): Deckungsgleiche Weitergabe der Pflichten eines GU gegenüber dem Bauherrn an seine Subunternehmer – Protokoll des Vortrags von Herrn RA Prof. Egon H. Schlenke, in: Jacob, D./Winter, C. (Hrsg.): Aktuelle baubetriebliche Themen – Winter 1997/98, Freiberger Arbeitspapiere, Nr. 9, Freiberg, 1998, S. 62–69 Perridon, L./Steiner, M./Rathgeber, A. W. (2009): Finanzwirtschaft der Unternehmung, 15. Auflage, München: Vahlen, 2009 Porter, M. E. (1999): Wettbewerbsstrategie – Methoden zur Analyse von Branchen und Konkurrenten, 10. Auflage, Frankfurt am Main/New York: Campus-Verlag, 1999
5
Proporowitz, A. (Hrsg.) (2008), Baubetrieb – Bauverfahren, München: Carl Hanser Verlag, 2008 Rollwage, K. (2006): Finanzierung, 4. Auflage, Schindellegi: WRW-Verlag, 2006 Schmieg, A. (2005): Ausweitung der Wertschöpfung in einem mittelständischen Unternehmen, in: Zentralverband des Deutschen Baugewerbes/Betriebswirtschaftliches Institut der Bauindustrie (Hrsg.): Optimierung der Wertschöpfungskette Bau, Berlin/Düsseldorf, 2005, S. 37–48 Seyfferth, G. (2003): Praktisches Baustellen-Controlling – Handbuch für Bau- und Generalunternehmen, Wiesbaden: Vieweg, 2003 Speer, U. (1997): Bauaufträge mit Gewinn – Strategien zur Kalkulation und Preisermittlung für den Bauunternehmer, Köln: R. Müller, 1997 Steinmann, H./Schreyögg, G. (2005): Management – Grundlagen der Unternehmensführung, 6. Auflage, Wiesbaden: Gabler, 2005 Stuhr, C. (2007): Kreditprüfung bei Bauunternehmen, Wiesbaden: Deutscher Universitäts-Verlag, 2007 Stuhr, C. (2009): Balanced Scorecard, in: ibr Informationen Bau-Rationalisierung, Magazin der RG-Bau im RKW, 39. Jg., 2009, Heft 4, S. 14–16 Süchting, J. (1998): Weigthed Average Cost of Capital, in: Busse von Colbe, W./Pellens, B. (Hrsg.): Lexikon des Rechnungswesens – Handbuch der Bilanzierung und Prüfung, der Erlös-, Finanz-, Investitions- und Kostenrechnung, 4. Auflage, München/Wien: Oldenbourg, 1998, S. 745 The American Institute of Architects (2003): The Architect’s Guide to Design-Build Services, New Jersey: John Wiley & Sons, 2003 The Chartered Institute of Building (Hrsg.) (2009): Code of Estimating Practice, 7. Auflage, Harlow: Wiley-Blackwell, 2009 Wagner, B. (1998): Kalkulation im Stahlbau, in: Stahlbau, 67. Jg., 1998, Heft 12, S. 964–969 Wagner, B./Klinke, D. A. (2000): Aus der Bilanz abgeleitete Finanzplantechnik im Stahlbau, in: Jacob, D. (Hrsg.): Aktuelle baubetriebliche Themen – Sommer 1999, Freiberger Arbeitspapiere, Nr. 2, Freiberg, 2000, S. 35–62 Wahner, R. et al. (2008): Versicherungen am Bau, in: Jacob, D./Ring, G./Wolf, R. (Hrsg.): Freiberger Handbuch zum Baurecht, 3. Auflage, Köln: Bundesanzeiger Verlag/Stuttgart: Fraunhofer IRB-Verlag, 2008, § 22, S. 1195–1287
5 Literaturverzeichnis
535
Wallau, F./Stephan, M. (1999): Bietergemeinschaft und Dach-ARGE in der mittelständischen Bauwirtschaft – Leitfaden und Checkliste, RG-Bau, Eschborn: RKW-Verlag, 1999 Weissmann, A./Schwarz, S. (1997): Anleitung zur praktischen Strategieentwicklung, in: Schwarz, S./Weissman, A./Schmutzer, M. O. (Hrsg.): Zukunftssicherung für die Bauwirtschaft – In vier Schritten aus der Krise, Wiesbaden: Gabler, 1997, S. 55–125 Wirth, V. (2003): Baustellencontrolling, in: Wirth, V. (Hrsg.): Controlling in der Baupraxis – So sichern Sie Ihre Baustellengewinne, Düsseldorf: Werner, 2003 Wolf, K./Runzheimer, B. (2009): Risikomanagement und KonTraG – Konzeption und Implementierung, 5. Auflage, Wiesbaden: Gabler, 2009 Zellmer, G. (1990): Risikomanagement, Berlin: Die Wirtschaft, 1990 Zentralverband des Deutschen Baugewerbes/Betriebswirtschaftliches Institut der Bauindustrie (Hrsg.) (2000): Chancen durch Risikomanagement, Schriftenreihe 49, Berlin/Düsseldorf, 2000 Zietz, R. (2008): Die technische Geschäftsführung der „ARGE Planung und Bau“ – Ein Beitrag zur Forschungsinitiative Zukunft Bau ARGE Mustervertrag Planung und Bau, Diplomarbeit, Technische Universität Bergakademie Freiberg, 2008
Weitere Quellen Erlass vom 23.03.2009 des BMVBS – Verlängerung für den Bundeshochbau bis 31.12.2010 der Stoffpreisgleitklausel für Stahl GAEB-Datenaustausch XML, Version 3.1, Ausgabe 2007-11-20 Grundsätze zur Anwendung von Preisvorbehalten bei öffentlichen Aufträgen vom 4. Mai 1972, Bundesanzeiger Nr. 88/1972 vom 10.05.1972 Handbuch für die Vergabe und Ausführung von Bauleistungen im Straßen- und Brückenbau, Ausgabe März 2009
5
6 Sachwortverzeichnis A
Bauleistungsdeckung............................ 350
ABC-Analyse ........................................... 5
Bauleistungsversicherung..................... 444
Absatzplanung ...................................... 501
Bauprojekt-Controlling ........................ 451
Absatzstrategie ......................................... 1
Baustoffkosten........................................ 77
Akkreditiv
Bauvertragstyp ....................................... 23
– bestätigtes ...................................... 353
Behinderung ......................................... 341
Akkreditivgebühr ................................. 353
Beistellungs-ARGE ...................... 439, 440
Angebotsberatung................................... 52
Bereichsplanung ................................... 504
Angebotserstellung ................................. 44
Berliner Verbau .................................... 305
Angebotskalkulation............................... 40
Beschaffungsplanung ........................... 504
Angebotsvoranfrage ............................... 61
Beschaffungsstrategie............................... 5
Ankaufszusage ..................................... 353
Bestellerkredit ...................................... 354
Anlage
Betreibervertrag............................ 152, 154
– gebäudetechnische ......................... 142
Betriebsabrechnungsbogen..... 18, 127, 323
Anticlaim-Management .......................... 33
Betriebshaftpflichtversicherung ........... 443
Arbeitsgemeinschaft ............................. 439
Betriebskosten .............................. 151, 432
Arbeitskalkulation ................................ 457
Betriebsrisiko ....................................... 364
ARGE-Mustervertrag ........................... 439
Bietergemeinschaft ............................... 439
ARRIBA® ............................................. 482
Bieterliste ............................................... 61
Auftragsvorauswahl ................................. 3
Bogenbrücke ........................................ 178
Aufwand ................................................. 12
Bonitätsrisiko ....................................... 358
Ausfuhrbürgschaft ................................ 348
Brückenbau .......................................... 177
Ausfuhrdeckung ................................... 349
Bürgschaft .................................... 347, 441
Ausfuhrgarantie .................................... 348 Auslandsbau ......................................... 344 Außenhandelsrisiko .............................. 345
C Checkliste ............................................. 367 Claim-Management ................................ 32
B Balkenbrücke ........................................ 178 Bauablaufplan......................................... 75
Controlling ................................... 451, 496
D
Bauausführungsrisiko ................... 360, 362
Dach-ARGE ................................. 439, 441
Baugerätedeckung ................................ 350
Datenaustausch ..................................... 478
Baukontenrahmen................................... 20
Deckungsbeitragsrechnung .......... 319, 506
Bauleistung ........................................... 468
Detailpauschalvertrag ............................. 24
D. Jacob et. al (Hrsg.), Kalkulieren im Ingenieurbau, DOI 10.1007/978-3-8348-9859-3, © Vieweg+Teubner Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
538
6
6 Sachwortverzeichnis
Devisenoptionsgeschäft ........................ 357
Garantie ........................................ 347, 356
Devisentermingeschäft ......................... 356
Gemeinkosten ......................................... 13
Differenzierung ................................ 1, 513
– der Teilleistungen ............................ 79
Dispositionssteuerung .......................... 463
Generalübernehmervertrag ..................... 42
Dokumentenakkreditiv ......................... 351
Gerätekosten ........................................... 77
Dokumenteninkasso ............................. 354
Globalpauschalvertrag ............................ 24
Durchführungssteuerung ...................... 463
GMP-Vertrag .................................. 25, 416
E
H
Eigenkapitalkosten ................................. 16
Haftung
Einheitspreisvertrag .......................... 24, 41
– gesamtschuldnerische .................... 443
Einkreissystem........................................ 21
Handelskalkulation ................................. 29
Einschwimmverfahren .......................... 276
Hermes ................................................. 348
Einzelkosten ........................................... 13
Hochbau ................................................. 59
– der Teilleistungen ............................ 76 Ergebnisrechnung
I
– kurzfristige..................................... 464
Instandhaltungskosten .......................... 434
Ertragswertverfahren .............................. 30
Investitionskosten ......................... 144, 422
Eventualposition ..................................... 78 Exportfinanzierung ............................... 354
K Kalkulation
F
– über Angebotssumme .................... 107
Fabrikationsrisikodeckung ................... 349
– über die Angebotssumme ................ 27
Facility-Management ............................ 152
Kalkulationslohn .................................. 115
Factoring ....................................... 356, 368
Kalkulationsrisiko ................................ 359
Fassade ................................................. 120
Kapitalkosten .............................. 16, 31, 38
Fassadenbau.......................................... 120
Korrekturverfahren ............................... 365
Finanzierungsstrategie .............................. 9
Kosten..................................................... 12
Forfaitierung ......................................... 355
– liquiditätswirksame.......................... 16
Fremdkapitalkosten ................................ 16
– Nachunternehmerleistung ................ 77
Front-end loading ................................... 55
– projektbezogene .............................. 15
Führungsgröße ...................................... 499
– unternehmensbedingte ..................... 15
Funktionsbauvertrag ....................... 25, 405
– zeitfixe ............................................. 14 – zeitvariable ...................................... 13
G
Kostenführerschaft ........................... 1, 513
GAEB ................................................... 478
Kostenplanung .............................. 408, 419
539
6 Sachwortverzeichnis
Kreditsicherheit .................................... 347
P
Kundenerfolgsrisiko ............................. 358
Pauschalvertrag ................................ 24, 40
Kundenrisiko ........................................ 358
Personensicherheit................................ 347
Kundenveränderungsrisiko................... 358
Pfahlgründung ...................................... 302
Kündigung ............................................ 342
Plankostenrechnung ............................. 318 Planungsrisiko ...................................... 362
L
PPP-Projekt .......................................... 418
Lebenszykluskosten ..................... 142, 418
Preisgleitklausel ....................................... 8
Leistung
Preispolitik ............................................. 55
– geänderte ....................................... 336 Leistungsbewertung ............................. 468
Preisspiegel ............................................ 73 Preissteuerung
Lieferantenkredit .................................. 354
– Deckungsbeitragsrechnung ........... 508
Linienbaustelle ..................................... 163
– Liquidität ....................................... 509
Liquiditätsplanung .......................... 34, 506
Preisuntergrenze ............................. 16, 509
– projektbezogene .............................. 34
Produktionsplanung.............................. 502
– unternehmensbezogene ................... 36
Projektanalyse ........................................ 47
Lohnkosten ............................................. 77
Projektsteuerung ..................................... 42
M
Punktbaustelle ...................................... 198
Maschinenstundenkalkulation ................ 27
R
Maschinenstundensatz .......................... 132
Rahmenbrücke...................................... 178
Massivbrückenbau ................................ 177
Regiearbeit ............................................. 79
Mehrkosten ................................... 336, 341
Risiko ..................................... 33, 344, 357
Mehrmenge........................................... 333
– Besschaffung ................................. 360
Minderkosten ........................................ 340
– Kundenzufriedenheit ..................... 358
Mindermenge ....................................... 334
Risikoanalyse ....................................... 377
Mittellohn ............................................. 111
Risikobewertung .................................... 32
Monte-Carlo-Methode .......................... 366
Risikobewertungsinstrument ................ 365
N Nischenstrategie ....................................... 1
O Outsourcing .......................................... 368
Risikoerkennung .................................. 375 Risikokalkulation ................................. 369 Risikokategorisierung........................... 380 Risikoüberwälzung ............................... 368 Rohbau ................................................. 107
6
540
6 Sachwortverzeichnis
S
U
Sachsicherheit ....................................... 347
Unternehmenscontrolling ..................... 496
Schildvortrieb ....................................... 225
– operatives ...................................... 500
Schlitzdichtwand .................................. 316
– strategisches................................... 511
Schlüsselfertigbau .................................. 59
Unternehmensführung .......................... 499
Schutzzusage ........................................ 353 Scoring ................................................. 367
V
Selbstkostenerstattungsvertrag ....... 42, 416
Value at risk ......................................... 366
Sensitivitätsanalyse............................... 367
Verfahrensvergleich
Sicherheit .............................................. 441 Software................................................ 476
6
– kalkulatorischer ............................... 48 Vergabe
Spannbetonbrücke ................................ 194
– wettbewerbliche............................... 40
Spezialisierung ................................. 1, 513
Verhandlungsverfahren .......................... 41
Spezialtiefbau ....................................... 293
Versicherung ................................ 368, 443
Spundwand ........................................... 307
Vertrag
Stahlbau ................................................ 318
– mit Zielkostenvereinbarung ........... 417
Stahlverbundbrücke .............................. 179
Vertragsrisiko ............................... 358, 359
Stillstandzeit ......................................... 342
Vorauswahl............................................. 60
Stoffpreisgleitklausel ................................ 8
Vorkalkulation .................................. 11, 31
Straßenbau ............................................ 157 Strategie ................................................ 513
W
Stufenleiterverfahren .............................. 18
WACC .................................................... 38
SWOT-Analyse .................................... 514
Wartungsvertrag ........................... 152, 153
Systemanbieter ......................................... 1
Wettbewerbsstrategie ........................... 513
T
Z
Target-Cost-Vertrag ............................. 417
Zuschlagskalkulation ...................... 26, 157
TGA-Anlage ......................................... 142
Zweikreissystem ..................................... 20
Tunnelbau ............................................. 225 – bergmännischer.............................. 258