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Weltgeschichte in spannenden Einzelheften Heftpreis 75 Pfg.
Jedes Heft 64 Seile...
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H I S T O K I S C H E
R E I H E
Weltgeschichte in spannenden Einzelheften Heftpreis 75 Pfg.
Jedes Heft 64 Seilen
LUX HISTORISCHE REIHE bringt in fesselnder Darstellung, plastisch und farbig, Zeitbilder und Szenen aus dem großen Abenteuer der Menschheitsgeschichte. Menschen, Völker, historische Schauplätze und Landschaften aus allen Zeitaltern der Vergangenheit erstehen in bunter Folge vor dem Auge des Lesers. Geschichte wird hier zur lebendigen Gegenwart. Jedes Heft gibt ein abgerundetes und in sich abgeschlossenes Bild des dargestellten Zeitraumes. Titel der ersten Hefte; Sphinx am Strom Priester und Magier Götter und Helden Die Griechen Die Perserkriege Die Tempel Athens
7. 8. 9. 10. 11. 12.
Alexanderzug Pyrrhus — der Abenteurer Hannibal Untergang Karthagos Marius und Sulla Kaiser ohne Krone
Titel der folgenden Nummern: Das Goldene Rom Die ersten Christen Caesaren und Soldaten Germanenzüge Die Hunnenschlacht Die Mönche von Monte Cassino Der Prophet Allahs Karl der Große Heiliges Römisches Reich Kaiser und Päpste Die Kreuzfahrer Friedrich Barbarossa Die Hohenstaufen Bürger und Bauern Die Humanisten Der Schwarze Tod Die Renaissance Neues Land im Westen Fahrendes Volk
Ritter und Landsknechte Kaiser der Welt Der Große Krieg Der Sonnenkönig Ruf übers Meer Der Preußenkönig Rokoko Im Schatten der Bastille General Bonaparte Kaiser Napoleon Kongreß in Wien Eiserne Straßen Der vierte Stand Verschwörer und Rebellen Sieg der Technik Bismarck Die rote Revolution Demokratie und Diktatur
und viele weitere Hefte. LUX HISTORISCHE REIHE bringt jedes Heft mit farbigem Umschlag, Illustrationen, Geschichtskundlichen Landkarten, Anmerkungen und Zeittafel. V E R L A G S E B A S T I A N LUX - MURNAU VOR MÜNCHEN
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OTTO ZIERER
KAISER OHNE KRONE DAS ZEITALTER DES GAJUS JULIUS CÄSAR
VERLAG SEBASTIAN LUX MURNAU • MÜNCHEN • INNSBRUCK • ÖLTEN
EINLEITUNG Die Geschichte des Römerreiches, das in seiner machtvollsten Entfaltung die damals bekannte Welt beherrscht hat, umfaßt einen Zeitraum von nahezu einem Jahrtausend. Fast fünfhundert Jahre war Rom Republik, fast fünfhundert Jahre wurde das Weltreich von Kaisern — Cäsaren — beherrscht. Das Jahrhundert, in dem sich der Übergang von der Volksherrschaft zur Alleinherrschaft und zum Kaisertum vollzieht — es ist das erste vorchristliche Jahrhundert —, wird von vier Männern bestimmt, die mit der Kraft ihrer Persönlichkeit und dem harten Zugriff ihrer politischen und militärischen Taten — sei es im Guten oder im Bösen — Weltgeschichte gemacht haben. Es geht für sie um die höchste Machtstellung im Erdkreis. Marius und Sulla, in ihrer Herkunft so verschieden wie in ihrem Charakter, ihren politischen Fähigkeiten und ihren Ideen, erreichen nur für kurze Zeit Vorstufen der unumschränkten Gewalt (s. Heft 11 der Historischen Reihe „Marius und Sulla"). In den Unruhen, die nach dem Tode des Marius und der Amtsniederlegung des Sulla das Imperium im Innern und Äußern erschüttern, kämpft sich der junge General Gnäus Pompejus, zunächst als Mann des römischen Senats, kraftvoll empor. Er teilt die erreichte Macht mit Gajus Julius Cäsar, der den Rivalen schon bald überspielt. Durch einen Staatsstreich erringt Cäsar die unumschränkte Regierungsgewalt, begründet die lebenslängliche Diktatur und zerstört die Republik in ihren Wurzeln. Als „Kaiser ohne Krone" bahnt er seinem Adoptivsohn Octavian-Augustus den Weg zum Thron. — Neben der Welt der Großen und Mächtigen aber gibt es den Alltag der Millionen, den nie endenden Strom der Lebenden, der Kauf leute und Handwerker, der Frauen und Kinder und der namenlosen Massen rechtloser Sklaven, die für die Reichen fronen. Diese Sklavenheere, die jederzeit zu Aufstand und Gewalt bereit sind, bedeuten eine schwere Gefahr für den inneren Frieden des Imperiums. 2
Auf den Kiesengütern und in den Bergwerken, in den Gewerbebetrieben und auf den Werften, Galeeren und Bauplätzen Italiens erheben sich im Jahre 73 v. Chr. die Sklavenmassen. Die Sklaven Wirtschaft hat einen unerträglichen Umfang angenommen. Gewissenlose Verwalter beschaffen die Arbeitskräfte durch Menschenraub, lassen durch Bewaffnete die nächstgelegenen Dörfer überfallen und die Frauen, Kinder und Männer fortschleppen. Habgierige Grundbesitzer treiben ihre kleinbürgerlichen Nachbarn zu Notverkäufen und zwingen die Kinder der Vertriebenen, als Unfreie ihre Plantagen zu bestellen. In den Mühlen und Töpfereibetrieben werken rechtlose Menschen Tag für Tag bis zur völligen Erschöpfung; auf den Feldern der Großgüter ackern, säen und ernten Sklaven, halb verhungert, angetrieben von den Peitschen der Aufseher. Es gibt eigene Schulen, in denen man kräftige Kriegsgefangene als Gladiatoren ausbildet; man lehrt sie dort, wie sie sich gegenseitig Wunden beibringen und sich töten können. Die berühmteste dieser Sklaven-Fechterschulen befindet sich in Capua. Dort werden die Kämpfer für die Cirkusspiele vorbereitet, man übt die Sklaven im Hetzen wilder Tiere. Diese starken und freiheitsliebenden Gefangenen schrecken vor keiner Gewalttat zurück, sobald sie ihren Kerkern entkommen. Als es einer Schar von siebzig Fechtersklaven gelingt, der Gladiatorenschule zu entrinnen und sich in die Berge zu schlagen, geht Entsetzen durch das Land. Der Kelte Knixos und der Thraker Spartacus sind die Anführer der todentschlossenen Männer, die sich schon bald in den Besitz von Waffen setzen. Sie verkünden die allgemeine Sklavenbefreiung und rufen alle Unterdrückten zur bewaffneten Erhebung auf.1 Die Sklaven auf den Gütern und in den Villen beginnen ihr grausames Joch abzuschütteln. Die Unfreien entlaufen 3
zu Tausenden; Verwalter und Aufseher werden erschlagen, Güter geplündert und die Familien der Herren grausam ermordet. Schon sind die Aufständischen auf 70000 Mann angewachsen, ihre heimlichen Bundesgenossen warten in jedem römischen Hause, an den Rudern der Kriegsschiffe und in der Tiefe der Bergwerke auf den Augenblick der Befreiung. Spartacus ist davon überzeugt, daß er, vereint mit den Unzufriedenen Roms — den Proletariern und den unterdrückten italischen Bundesgenossen —, eine große, entscheidende Revolution durchführen könne. Die Sklavenheere erliegen nach furchtbaren Plünderzügen kreuz und quer durch Italien ihrer eigenen Zwietracht, die der Prätor Marcus Licinius Crassus durch schnelles Zuschlagen geschickt zu nützen versteht. Spartacus und Knixos werden von den Legionen besiegt. Den Rest der Aufrührer vernichtet in Oberitalien der Reichsfeldherr Gnäus Pompejus, der eben von einem Feldzug aus Spanien zurückkehrt. Unbedenklich nimmt Pornpej us dasVerdienst, •den Sklavenkrieg beendet zu haben, für sich in Anspruch. Er wird zum erklärten Liebling seiner Soldaten und der römischen Kleinbürgermassen, deren Partei er ergreift. Entgegen dem Einspruch des Senats, der seine Macht immer mehr dahinschwinden sieht, erreicht es der Tribun Aulus Gabinius, daß dem Konsul Pompejus auf drei Jahre der unumschränkte Oberbefehl auf allen Meeren des Imperiums übertragen wird. Denn nach der Niederschlagung des Sklavenaufstandes droht dem Staate die höchste Gefahr von See her. Während der langanhaltenden inneren Wirren hat das Seeräuberunwesen überhandgenommen. Selbst die italischen Küsten werden geplündert, im Thyrrhenischen Meer haben starke Verbände der römischen Flotte sich gegen die Piratenschiffe zur Wehr setzen müssen und entgingen nur mit Mühe der Vernichtung. Jetzt aber soll eine große Aktion das Mittelmeer von der ständig zunehmenden Plage freikämpfen. Unter Einsatz reicher Staatsgelder erneuert Pompejus die Flotte, besetzt sie mit seinen bewährtesten Legionären und treibt innerhalb von drei Monaten die Korsarengeschwader in den Buchten ihrer Hauptschlupfwinkel ander kleinasiatischen Küste zusammen. Hier gelingt ihm ein entscheidender Sieg. Groß ist die Zahl der Gefangenen. Um sie unschädlich zu machen, werden sie in der Stadt 4
Pompej opolis in Kleinasien zu einer neuen Siedlung zusammengefaßt. Mit der Beendigung des Seeräuberkrieges ist die gewaltigste Streitmacht, die Eom jemals ausgerüstet hat — 500 Schlachtschiffe und 120000 Mann—, frei geworden zum Eingreifen auf dem Kriegsschauplatz im Osten, wo die Könige Mithradates von Pontus am Schwarzen Meer und Tigranes von Armenien, unterstützt von fast allen unterworfenen Mächten, gegen die Legionen des römischen Feldherrn Licinius LucuUus im Kampf stehen. LucuUus hat eine Reihe großer Erfolge errungen und Mithradates aus seinem Stammlande Pontus verjagt. Als der flüchtende König bei seinem Schwiegersohn Tigranes von Armenien Zuflucht sucht, wendet sich LucuUus mit nur wenigen Truppen gegen den neuen Feind. Trotz seiner zahlenmäßigen Unterlegenheit gewinnt LucuUus die Schlacht mit dem Verlust von nur fünf Gefallenen und hundert Verwundeten und treibt den vielfach überlegenen Gegner vor sich her. Aber L. LucuUus hat mächtige Feinde in Rom. Schon seit langem beim Senat und bei den Verwaltungsbehörden der Provinzen mißliebig, stößt er zuletzt auch innerhalb seiner eigenen Truppe auf Widerstand. Rücksichtslos ist er den Raubgelüsten der Legionäre und der Ausbeutung der besetzten Länder durch römische Beamte entgegengetreten. Zwar verschmähte auch LucuUus gewisse Geschäfte für sich und seine Freunde nicht, aber er war immer bemüht gewesen, den Besiegten wenigstens das Notwendigste zum Leben zu lassen. Die an ihrer empfindlichsten Stelle getroffenen Statthalter und Gouverneure erreichen schließlich durch ihre Verbindungen in Rom, daß der siegreiche Feldherr, der mit einer kaum 15000 Mann zählenden Polizeitruppe Asien bis zum oberen Euphrat durchzogen und unterworfen hat, zwei Jahre später abberufen wird. Man ist in Rom entschlossen, einen willfährigeren Mann an seine Stelle zu setzen. LucuUus geht ohne Groll. Er wendet sich nach Rom, wo er künftig als wohlhabender Privatmann lebt, richtet eine Bibliothek ein und verkehrt mit Gelehrten und Künstlern, die er an dem Genuß seiner in Asien gesammelten Reichtümer teilhaben läßt. * 5
Zu den Günstlingen des Lucullus gehört auch der vierzigjährige bekannte Strafverteidiger Marcus Tullius Cicero2, ein Emporkömmling, der aber in der guten Gesellschaft bereits eine beachtliche Rolle spielt. Die Neubesetzung des Feldherrnposten in Asien gibt dem geschickten Redner Cicero Gelegenheit, sich auf der politischen Bühne auszuzeichnen. Er bekleidet in jenem Jahre in Rom das Amt des Prätors, des Stadtrichters, und benützt seine Stellung, um öffentlich für Pompejus einzutreten. Die auf dem Forum zu Füßen der Rednertribüne —• der Rostra — versammelten Hundertschaften des römischen Volkes sollen über die Ernennung des neuen Feldherrn entscheiden. Einer der Volkstribunen schlägt Pompejus vor, den Helden des Volkes, der neuerdings der republikanischen Partei zuneigt. Heftig ist der Widerstand des Senats, dem der Ruhmgekrönte zu mächtig und zu unabhängig geworden ist. Die Träger der alten Namen, die Männer, die letzte Staatsentscheidungen noch immer für sich beanspruchen, wünschen als Nachfolger des Lucullus einen unbedeutenden Mann, der sich auf keine so große Anhängerschaft stützen kann wie Pompejus. In diesem Augenblick der Entscheidung besteigt Marcus Tullius Cicero die Rostra. Soeben noch hat der berühmte Redner Hortensius im Namen des Senats gegen die Wahl des Pompejus aufs heftigste agitiert. Das Volk ist sofort von der wohltönenden, durchgebildeten Stimme Ciceros gefangen, dem biegsamen Klang, der über alle Register verfügt, schmeichelnd zu appellieren, aber ebenso stählern und schneidend zu wirken versteht. Klar und zwingend ist der Aufbau der Rede, getragen von hoher Bildung, bis zur Vollendung ausgearbeitet und auch im scheinbar Nebensächlichsten durchdacht. Cicero legt sachlich die Gründe dar, die eine sorgfältige Auswahl des Feldherrn für Asien notwendig machen. Er findet warme Worte des Dankes für die Taten des Lucullus, dem der Senat den triumphalen Einzug in die Stadt Rom zu gewähren nicht zögern solle. Dann leitet er seine Rede auf Pompejus über. Mit erhobener, eindringlicher Stimme preist er das Glück des großen Mannes. „Vom Glück des Pompejus will ich mit Mäßigung sprechen! Darum will ich nicht rühmen, wie Großes er daheim und im Kriege, zu Wasser und zu Lande vollbracht hat, und mit welchem Glück er es tat. Wie 6
seinen Wünschen nicht allein die Bürger stets beigestimmt, die Bundesgenossen Folge geleistet, die Feinde gehorcht, sondern selbst Wind und Wetter sich günstig erwiesen haben. Nur das sei angedeutet: Nie ist jemand so unbescheiden gewesen, daß er gewagt hätte, auch nur im stillen von den unsterblichen Göttern so vieles und so großes zu wünschen, wie die Unsterblichen dem Gnäus Pompejus von selbst verliehen haben . . ."• Der Redner ist sich durchaus bewußt, daß er mit der Aufzählung der Glücksgüter, der Ehren, Triumphe und der Beliebtheit, deren sich Pompejus rühmen darf, die Front seiner Gegner eher verstärkt als zerbricht; denn nichts ist ihnen verhaßter als allzu große Macht und Gewalt in der Hand eines einzelnen, der zudem Parteigänger der Gegenseite zu sein scheint. Geschickt wendet sich Cicero deshalb diesem möglichen Einwand zu und widerlegt ihn. Cicero weist auf die bekannten Charaktereigenschaften des Feldherrn hin, auf seine eindeutige Haltung im Seeräuberkrieg, wo er die ungeheuerlichste Macht in Händen gehalten und doch niemals an Staatsstreich und Umsturz gedacht habe. Von sich selber dürfe er sagen, daß sein Eintreten für Pompejus von lauteren Motiven bestimmt werde. „Was ich also in dieser Sache getan habe, versichere ich euch, Mitbürger, habe ich nur um des Staates willen getan; nicht aber geschah es, um mir die Freundschaft irgendeines Mächtigen zu erwerben — sehe ich doch, daß ich mir im Gegenteil manche Feindschaft zugezogen habe. Da mir aber die Ehre zuteil geworden ist, von euch mit dem hohen Amte des Stadtrichters betraut worden zu sein, habe ich mir zum Grundsatz gemacht, daß ich euren Willen und die Würde des Staates und das Wohl der Provinzen und Bundesgenossen über meine eigenen Vorteile und Interessen stelle."4 Unterpjrausendem Beifall verläßt er die Rednerbühne. Die Versammlung wählt Gnäus Pompejus mit großer Mehrheit zum Nachfolger des Lucullusjund betraut ihn mit der Führung des asiatischen Krieges. * 7
Dem glücklichen Pompejus fällt auch auf dem kleinasiatischen Kriegsschauplatz die überreife Siegesfrucht fast mühelos in den Schoß. Nach seinem Sieg in Spanien, im Sklaven- und Seeräuberkrieg, darf er nun die Saat des Lucullus ernten. Er schlägt im Jahre 63 Mithradates in einer nächtlichen Schlacht am oberen Euphrat und treibt den König zur Flucht nach der Krim. Der verbündete Tigranes tritt freiwillig die syrischen Länder ab und bezahlt riesige Kriegsentschädigungen. Während Pompejus kampflos weite Länder des Orients durchzieht, erreicht ihn vor Jericho die Nachricht, daß Mithradates sich selbst den Tod gegeben habe, nachdem sein eigener Sohn sich gegen ihn erhoben hatte. Von Damaskus aus, wo er königlich Hofhält, ordnet der Feldherr den Osten der Welt. Nachdem er das römische Weltreich um eine Anzahl von Provinzen vermehrt hat, stürzt sich der Schwärm der römischen Statthalter, Steuerpächter und Verwaltungsbeamten auf die Beute. Gold strömt aus hundert neuen, geöffneten Schleusen nach Rom. Fünf Jahre währt der Feldzug im Osten. Nach seiner Heimkehr gewährt der Senat dem siegreichen Feldherrn den glänzenden Triumphzug zum Capitol; in seinem Gefolge führt Pompejus zum Beweise des überlegenen Sieges die unbeschreiblichen Schätze des eroberten Ostens mit sich.
* Cicero lebt schon seit Wochen als Gast des reichen Ritters Pomponius Atticus in Pompeji und hat Zeit, viel zuviel Zeit für seine privaten Dinge. Nach seinem großen Erfolg bei der Wahl des Pompejus ist er schnell die Stufenleiter zu den höchsten Würden des Staates emporgestiegen. Bereits drei Jahre nach jener Volksversammlung auf dem Forum konnte er das Amt des Konsuls bekleiden und rettete in letzter Stunde den Frieden des Staates durch die Aufdeckung der Verschwörung des politischen Abenteurers und Umstürzlers Lucius Sergius Catilina und seinen Tod. Nun aber scheint seine politische Laufbahn beendet zu sein. Seit die drei großen Männer Roms, die Reichsfeldherren Pompejus, Cäsar und der reiche Finanzmann 8
Crassus auf Grund einer privaten Absprache ein politisches Dreimännerkollegium, das verhaßte „Triumvirat", geschlossen haben, sind der Senat, die politischen Parteien und die Politiker zu Untätigkeit und Ohnmacht verurteilt. Cicero verbringt seine Tage entweder in seiner Villa zu Tusculum, dem Treffpunkt des vornehmen Korns in den nahegelegenen Sabinerbergen, oder in den Bädern zu Bajä am Golf von Neapel, wo sich die Gesellschaft von den Anstrengungen der Großstadt in Luxus erholt. Fast wider seinen Willen ist Cicero vor kurzem der Einladung seines Freundes Atticus gefolgt und hat das noch trübe und regnerische Tusculum mit dem sonnigen Pompeji zu Füßen des Vesuv vertauscht. Fleißig arbeitet er an seinem Buch über die Aufgaben und das Wesen der Beredsamkeit und beschäftigt sich mit philosophischen Fragen. Und doch weiß er, daß all sein Mühen nur dazu dient, die Zeit der Untätigkeit und des erzwungenen Fernseins von allen staatsmännischen Aufgaben zu überbrücken. Mißmutig tritt er auch an diesem Morgen an sein Schreibpult, auf dem der Sklave und Vertraute Marcus Tullius Tiro, ein gelehrter Grieche, zusammenklappbare, noch unbeschriebene Wachstäfelchen aufgeschichtet hat. Daneben liegen drei kleine Pergamentrollen, die von einem Boten am Morgen abgegeben worden sind. Gleichgültig nimmt der Siebenundfünfzigj ährige die Briefe zur Hand. Ah! Freund Catull denkt noch an ihn! Der Dichter aus Verona, den er im Stadthause des Atticus zu Rom schätzen gelernt hat, weilt in Pompeji, um die Bäder zu benützen... oder wahrscheinlicher, um seiner flatterhaften Freundin nachzufolgen, die drüben in Bajä wieder die Männerwelt betört. Wie aufmerksam von Catull, sein neuestes Gedicht beizufügen! Cicero liest die Verse erst flüchtig, dann spürt er die Lebensgier, die aus ihnen spricht. „Laß leben uns, laß lieben, Lesbia, Um das Geschwätz griesgrämiger Greise uns Nicht einen Heller kümmern! Sonnen sinken Und kehren wieder. Erlischt jedoch für uns Einmal das kurze Lebenslicht, so deckt Uns eine Nacht mit ew'gem Schlafe zu. " Armer Catull, denkt Cicero, auch dein Herz wird von dieser verrotteten Gesellschaft zu Tode gehetzt! 2(12)
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Der zweite Pergamentstreif trägt ein paar Zeilen seines aufmerksamen Gastgebers. Atticus lädt Cicero für die dritte Vormittagsstunde in die Thermen ein. Man werde in den Hallen der Warmbäder Freunde treffen: Cornelius Nepos, den gelehrten Verfasser von interessanten Lebensbeschreibungen, vielleicht auch den klugen Cotta und vermutlich auch Catull, den lebenshungrigen Poeten. Doch Ciceros Sinn steht heute nicht nach Bädern und Gesellschaftsklatsch. Er ist nicht in der Stimmung, sich über Dinge zu unterhalten, die ihm jetzt so fern hegen. Und nun das letzte Schreiben... „An Marcus Tullius Cicero von einem Freunde! Habe acht auf dich, hüte dich! Die Drei-Männer haben deinen persönlichen Feind, den bestechlichen Tribunen P. Clodius Pulcher, angestiftet, dich anzuklagen und deine Verbannung zu erwirken. Bringe dein Vermögen in Sicherheit, Marcus Tullius, denn man wird deine Häuser plündern lassen!" Kein Name — kein weiteres Wort! Aber der unbekannte Warner scheint gut unterrichtet. Cicero weiß seit langem, daß die Triumvirn Pompejus, Cäsar und Crassus etwas gegen ihn im Schilde führen. „Rom verlassen?" überlegt er — Verse des Catull kommen ihm in den Sinn. „...Rom bedeutet mir Dasein...Rom ist mir Heimatland, zu Rom verrauscht mir das Leben — Rom, die Hauptstadt der Welt!" Kann man dein Verhängnis entgehen? Clodia! — fällt ihm ein. Die schöne und leichtlebige Clodia ist die Schwester des Tribunen P. Clodius Pulcher, der ihm nach dem Leben trachtet. Und sie ist jene Lesbia der Catullschen Gedichte, die angebetete Freundin des Dichters! Wer in dieser Zeit in Rom etwas erreichen — oder verhüten will, bedarf der Fürsprache einer der angesehenen Frauen oder Geliebten der großen Männer. Also wird er doch die Einladung in die Thermen annehmen ; vielleicht trifft er Catull dort und kann ihn um seine Vermittlung bitten. Warum aber suchen ihn die großen Drei — Julius Cäsar ist der Gefährlichste — zu verderben? Wegen Catilinas Tod? Cicero versinkt in Nachdenken. Grübelnd stützt er sich auf das Schreibpult und geht in Gedanken noch ein10
Manni Hesse
Digital unterschrieben von Manni Hesse DN: cn=Manni Hesse, c=DE Datum: 2007.02.17 18:04:59 +01'00'
mal die Jahre seiner Größe zurück — bis zu der Verschwörung des Catilina, die er, Marcus Tullius Cicero, aufgedeckt und zum Wohle des Staates niedergeschlagen hat. * Das war damals, als Pompejus in Asien weilte und sich in der Eolle des großen Siegers über die Staatsfeinde gefiel! Es war das große Jahr des Marcus Tullius Cicero... Vielleicht war es ihm zugute gekommen, daß der Senat — dieses seit je auf Macht und Einfluß der anderen eifersüchtige Kollegium der Patrizier mit den uralten Namen— in ihm, dem kleinen, unvermögenden Gutsbesitzerssohn aus Arpinum keine Gefahr gesehen hatte. Vielleicht hatte man ihn darum aus der Schar der Ehrgeizigen und Glücksritter aufsteigen lassen und ihm nicht weiter nachgetragen, daß er im Streit um den Oberbefehl des Pompejus gegen den Kandidaten der Senatspartei aufgetreten war. Von überall her waren damals die begabten jungen Leute nach Rom gekommen, aus Italien und den Provinzen; allen war daran gelegen, rasch Karriere zu machen. Zu ihnen hatten sich die Offiziere Sullas gesellt, die ihren Raub aus der Proskriptionszeit5 längst verpraßt hatten und auf neue Gelegenheit zum Reichwerden hofften; am schlimmsten hatten es freilich die herabgekommenen Söhne vornehmer Familien getrieben, die bankrotten Millionäre und die verlotterten Nachkommen hochadeliger Geschlechter. Aus all diesen ehrgeizigen Anwärtern auf Staatsämter und Verwaltungsposten hatte sich allein der Rechtsgelehrte Cicero in harter Arbeit den Aufstieg zum höchsten Amt, dem Konsulat, erkämpft. Es war nicht leicht gewesen, sich in Haß und Streit der Parteien zu behaupten, und manchmal hatte er geglaubt, die Last der Arbeit und Verantwortung nicht mehr tragen zu können. Das Schicksal, dem niemand entrinnen kann, hatte es gefügt, daß der Gipfel seines heißen Strebens, das Konsulat, gleichzeitig zum Ausgangspunkt des leidvollen Abstiegs wurde. Immer wieder war der Schatten des Mannes aufgetaucht, der dann den Staat durch seine verbrecherischen Pläne bis nahe an den Abgrund führen sollte — Catilina. Dann aber, 11
als die gerechte Sache gesiegt hatte, als Catilina gefallen und seine Mitverschwörer hingerichtet worden waren, hatte es den Anschein gehabt, als ob der Name des Consuls Cicero für alle Zeiten mit der Eettung des Vaterlandes verbunden bleiben würde. Heute jedoch versuchte man, ihn mit dem Makel von Mord und Gewalttat zu beflecken. Hatten ihn nicht dieselben Männer, die ihn jetzt anklagen und verderben wollen, vor vier Jahren als „Vater des Vaterlandes" gefeiert, weil er mit Tatkraft und blitzschnellem Zugriff die Flamme des Aufruhrs ausgetreten hatte? Cicero lächelt in bitterer Ironie. Ausgerechnet Clodius Pulcher, der skrupellose und jeder Schandtat fähige Tribun, sollte die öffentliche Anklage erheben! Cicero gibt sich keiner Täuschung hin: Seit sich die drei Mächtigen: Pompejus, der Sieger, Crassus, der reiche Spekulant, und Cäsar, der ehrgeizige Politiker, zum Bunde vereint haben, besteht für ihn höchste Gefahr. Man hat ihn aus allen Ämtern verdrängt, aber er weiß, daß man sich nicht damit begnügen, sondern versuchen wird, ihn bürgerlich und politisch zu vernichten. Das einzige, was er noch nicht durchschaut, ist die Methode, deren sich seine Feinde bedienen werden. Was wird ihm Clodius Pulcher vorwerfen? Mit welcher Schuld will er den Retter des Staates belasten? Daß er Rom vor dem Anschlag eines gewissenlosen Abenteurers bewahrt habe? Daß er den Glücksrittern, zu denen auch Cäsar und Crassus gehören, den Weg zur unbeschränkten Macht erschwerte ? Er vermag die Situation nicht mehr mit der notwendigen Klarheit zu überschauen, Ciceros Gedanken bewegen sich im Kreis. Vielleicht sehen fremde Augen schärfer. Man müßte sich mit jemand aussprechen, der die Verhältnisse in Rom kennt, mit einem Freund, der ihm helfen könnte, einen Ausweg zu finden. Er wird Pomponius Atticus, seinen Gastgeber, bitten, mit ihm zusammen die Lage und die Möglichkeiten der Abwehr zu erörtern. * Als Cicero den Bronzegong anschlägt, tritt der ehemalige Sklave Marcus Tullius Tiro, dem er vor kurzem die 12
Freiheit zurückgegeben hat, in das Gemach. Der kleine, grauhaarige Mann sitzt meist im Nebenraum und arbeitet an einer lateinischen Grammatik, die Pomponius Atticus, der Ciceros Schriften veröffentlicht, später verlegen will. Der bescheidene Grieche in der weißen Tunika ist in Eom fast so berühmt wie sein Herr. Da er oft lange Diktate Ciceros aufzunehmen hat, ist er auf den Einfall gekommen, die Schrift zu verkürzen und durch bestimmte Zeichen zu vereinfachen. Er erfand die Kurzschrift der „Tironischen Noten". Tiro steht mit Wachstafel und Silberstift bereit, in der Erwartung, daß Cicero ihm Briefe oder ein neues Buchkapitel diktieren wolle. „Heute nicht, Tiro! Bitte doch den Herrn dieses Hauses, er möge mir die Freundlichkeit erweisen, mich aufzusuchen." Der Freigelassene verneigt sich und verschwindet lautlos, wie er gekommen. Titus Pomponius Atticus, der Hausherr, ist seit langem Ciceros aufrichtigster und redlichster Freund. „Von Anfang an gehörte er mit klarer Entschiedenheit zur gemäßigten Partei, niemals schwamm er in den Wellen der bürgerlichen Unruhen... Bei Versteigerungen eingezogener Güter war er nicht zugegen, nie war er Ausnutzer der Entrechteten, nie Staatspächter, und nie hat er einen Gegner vor Gericht denunziert." Als Patrizier aus altem Geschlecht verzichtete Pomponius Atticus auch auf alle so beliebt gewordenen unredlichen Mittel zur Erlangung von Macht und Reichtum, obschon es ihm bei seinen Verbindungen und seinem Vermögen ein leichtes gewesen wäre, eine bedeutende Rolle im Staatsleben zu spielen. Er widmet sein Leben der Verbreitung des hohen Geistesgutes griechisch-attischer Bildung, weshalb man ihm den Beinamen Atticus gegeben hat; er besorgt die Herausgabe der Schriften seiner gelehrten Freunde und arbeitet selbst seit Jahren an einer römischen Geschichte. * Atticus ist dem Wunsche Ciceros gefolgt, mit aufrichtiger Herzlichkeit begrüßt er seinen Gast. Besorgt bemerkt er die Gemütsveränderung des Freundes, der ihn voller Unrast erwartet hat. 13
„H a s t du schlechte Nachrichten, Marcus Tullius?" Cicero läßt sich auf eines der Euhelager nieder, eine Handbewegung fordert Pomponius Atticus auf, sich neben ihn zu setzen. „Atticus", sagt er nach einem Augenblick nachdenklichen Schweigens, „ich brauche deinen Eat. Du kennst die Feindschaft, die mich wie mit Netzen umgibt, Unsicherheit quält mein Herz. ,Ich weiß nicht, ob ich selbst für unseren Staat etwas Tapferes geleistet habe; wenn es geschehen ist, so ist es jedenfalls nicht im Zorn geschehen — nicht in blinder Leidenschaft. Vielleicht aber hätte ich durch härteres Zupacken mehr erreicht als durch den Geist der Vaterlandsliebe und der Gerechtigkeit, der mich in meinem bisherigen Leben geleitet hat.'" „Die Leidenschaft, die dich bewegt hat", entgegnet Atticus warmherzig, „war leidenschaftliche Liebe, nicht hemmungsloser Zorn. Dich trieb einzig die Liebe zum Vaterland, als du den Verrätern entgegentratest. Eom muß dir Dank zollen. Was du getan hast, stellt dich ebenbürtig an die Seite der großen Eömer. Was wollten denn diese Gesetzesverächter um Catilina anderes als deine Ermordung, Vernichtung des Senats, Brandschatzung Eoms, Plünderung des Staatsschatzes und Aufteilung der wichtigsten Ämter unter die Verschwörer! Das Imperium befand sich in tödlicher Gefahr. Wenn den Aufrührern nicht gelang, was sie geplant, so ist das allein dein Verdienst!" Ciceros Stimme bebt in ohnmächtiger Verbitterung. „Trotzdem wird es immer deutlicher, daß die Triumvirn eine Handhabe suchen, mich zu treffen. Sage mir doch, Atticus, wessen man mich anklagen kann! Die Männer der Volkspartei — vor allem Cäsar und Clodius Pulcher — nennen Catilina einen Märtyrer im Kampf um die unterdrückten Volksrechte. Sie unterschieben ihm mit einem Male hochsinnige Absichten; sie sagen, er habe nur die Geldherrschaft der Mächtigen brechen, nie aber das Staatsgefüge zum Einsturz bringen wollen. Wer weiß überhaupt noch, was Wahrheit ist?" „Sergius Catilina", entgegnet Atticus, „war ein Mann mit vielen Gesichtern — aber nur eines davon wird in die Geschichte eingehen: das des Freibeuters und Staatsfeindes. Unstreitig war er von hoher Abkunft, er war intelligent und voller Tatkraft, aber er führte das Leben eines 14
Wüstlings und verschleuderte das ererbte Vermögen. Seine Gläubiger bedrängten ihn. Er brauchte Geld, viel Geld, er unterschied sich darin in nichts von der Meute seiner Gefährten. Als er dann so weit gesunken war, daß ihm zwischen Himmel und Erde nichts mehr heilig blieb, erdachte er seinen verruchten Plan und wagte den Schritt über das alltägliche Verbrechen hinaus. Ein gewöhnlicher Räuber oder Mörder war in seinen Augen ein Narr, da sich gegen ihn sofort die geballten Machtmittel des Staates erheben würden. Aber es gab eine Beute, die man sich nach Ansicht des Catilina ungestraft aneignen konnte. Das war der Staat selber. Ein politischer Pirat wie er findet stets eine Partei, die ihn unterstützt; verbrämt er seine Raublust mit landläufigen Forderungen, so wird man ihm anhängen, die Spielregeln der Republik geben ihm die Bahn frei — und er genießt zuletzt sogar den Schutz der Gesetze. Das waren die Gründe für Sergius Catilina, als er sich vor vier Jahren um das Konsulat bewarb. Mach dir also keine Sorgen, Freund, wenn sich gewisse Leute mühen, den Elenden nachträglich weiß zu waschen." Cicero blickt sorgenvoll in die Augen des Gefährten. „Du weißt es, Atticus, ich habe Catilina nicht bekämpft, weil er mein Gegenkandidat bei den Konsulatswahlen war. Wenn ich damals den Senat beschwor, die Gefahr zu erkennen, in der sich der Staat befinde, so geschah es aus der Überzeugung, daß jene Verschwörer danach strebten, auf dem Umweg über die politische Torheit der Massen sich in den Besitz der höchsten Staatsämter, der Provinzen, Machtstellungen und Kommandos zu setzen. Vielleicht aber habe ich die Zusammenhänge falsch gesehen. Vielleicht waren die Catilinarier nur die harmlosen Handlanger, die eigentlichen Lenker des Aufstandes aber saßen im Senat! Wäre es möglich, daß ich damals nur den Arm zerschlug und das Haupt verfehlte? Woher kamen die Gelder, mit denen Catilina, dem niemand in Rom zehn Sesterzen borgte, Cirkusspiele für das Volk veranstalten und Getreide an die Armen verteilen konnte, um die Wählermassen zu gewinnen? Ja, jetzt glaube ich zu wissen, daß er ohne die Unterstützung der reichen Spekulanten und korrupten Provinzstatthalter niemals so nahe an sein Ziel gekommen wäre. Diese Hyänen des Goldes rechneten damit, in der allgemeinen Verwirrung ihr Vermögen schnell 15
zu verzehnfachen. Niemand hätte sie zurückgehalten, die Provinzen bis aufs Blut auszupressen und die Einnahmen des Staates in ihre Taschen zu stecken. Das ist vielleicht in ihren Augen mein großes Verbrechen gewesen: Ich habe durch die Aufdeckung der Catilinarischen Verschwörung die Männer um Crassus, Cäsar und Pompe] us daran gehindert, den größten Raubzug der Geschichte durchzuführen." Cicero wird in seinem selbstquälerischen Gespräch durch einen Haussklaven unterbrochen, der eine Karaffe Wein und Gläser auf den niedrigen Marmortisch stellt. Schweigend trinkt Atticus seinem Gast zu. „Du magst recht haben, Marcus Tullius", sagt er zögernd, „freilich ist es ein schrecklicher Gedanke, daß Männer dieser Art heute Macht und Ansehen genießen; uns aber sind die Hände gebunden, wir können nichts gegen sie unternehmen. Du, mein Gastfreund, bist am meisten gefährdet und mußt jetzt für deine Sicherheit sorgen. Vor allem mußt du mit Julius Cäsar rechnen. Dieser Mann ist ein kalter Tatsachenpolitiker. Ist es nicht bezeichnend, daß Cäsar, nachdem er durch den kostspieligen Lebensaufwand völlig verschuldet war, in Freundeskreisen geäußert haben soll, es sei falsch, Schulden kleinlich oder ängstlich zu machen, man müsse so großzügig vorgehen, daß man zum kostbaren Wertobjekt seiner Gläubiger werde und sicher auf deren Unterstützung rechnen könne. Nie hat Cäsar sich klar zu Catilina bekannt, obschon er ihn verteidigt hat, aber — dessen bin ich sicher — hätte Catilina damals gesiegt, Cäsar wäre an seiner Seite gewesen, da er in ihm den Mann sah, der ihm den Weg zur Machtergreifung freimachen konnte." Marcus Tullius erhebt sich vom Ruhebett, ein wenig fahrig sind seine Bewegungen, als er an den Wandschrank tritt und in seinen Papieren sucht. „Sieh her!" ruft er erregt, indem er die Papiere auf einem Citrustisch ausbreitet, „da ist nichts, was nicht Catilina zur Schande und mir zur Ehre gereichte. Die Reden sind aufgeschrieben, alle Vorgänge meiner Konsulatszeit sind schriftlich festgelegt. Erinnerst du dich an die hochverräterische Hetzrede, die Catilina am Abend vor der Empörung an seine Verschworenen gerichtet hat? 16
,Denn, wer ein ganzer Kerl ist, kann es nicht länger ertragen, wie die Regierungskreise im Reichtum schwelgen, wie sie ihn verschwenden, um ins Meer hinauszubauen und Berge einzuebnen, während uns die Mittel zum Nötigsten fehlen... Warum erwacht ihr also nicht? Wir haben zu Hause Not, draußen Schulden, die Gegenwart ist schlimm, die Zukunft noch viel härter: kurz, was bleibt uns übrig als ein erbärmliches Leben! Warum erwacht ihr also nicht? Seht dort, dort habt ihr sie, die ihr so oft ersehntet: die Freiheit! Reichtum, Ehre und Ruhm stehen vor euren Augen, das Schicksal hat sie den Siegern zum Lohne bestimmt. Nehmt mich zum Führer, weder mein Kopf noch mein Arm sollen fehlen. Als Konsul werde ich mit euch zusammen alles erreichen, sofern ihr nicht vorzieht, lieber Sklaven als Herren zu sein!'... 6 Nach diesen Worten, du kennst das Gerücht, Atticus, soll Catilina Menschenblut mit Wein vermischt und die Schale seinen Gefährten gereicht und sie veranlaßt haben, einen schrecklichen Eid zu leisten." „Bei dem Prozeß, den man dir machen will, wird diese Rede gewiß nicht verlesen werden und diese verbrecherische Eidesszene sicher nicht zur Sprache kommen!" „So? Meinst du? Dann werde ich meine Ankläger an jene Rede erinnern müssen, die ich am dritten Tage nach den Nonen des November7 im Senat gehalten habe. Damals riß ich den Verschwörern die Maske vom Gesicht: ,Wie lange noch, Catilina, gedenkst du Mißbrauch mit unserer Geduld zu treiben? Wie lange noch soll uns dein Übermut verhöhnen?...'" Cicero zitiert, noch in der Erinnerung von der Gewalt seiner großen Rede berauscht, in leidenschaftlichem Zorn die Sätze, mit denen er die verschwörerischen Vorbereitungen der Aufrührer und ihre Mord- und Brandpläne aufgedeckt hat. Und während er noch einmal seine Anklagen vorbringt, denkt Atticus an die dramatische Senatssitzung zurück, wie Catilina, der in den vordersten Bänken saß, blaß wurde und wie seine Mitverschworenen schreckerfüllt das Senatshaus verließen. Schonungslos hatte Cicero seinen Gegner angegriffen: „Welches Brandmal häuslicher Schande ist deinem Leben nicht aufgedrückt? Wo gibt es eine Schmach 3(12)
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im Privatleben, die deinem üblen Leumund nicht anhaftet? Welcher Schmutz ist deinen Augen, welche Untat deinen Händen, welches schimpfliche Vergehen jemals deinem Körper ferngeblieben? Welchem jungen Menschen, den du mit Lockungen und Verführungen umstricktest, hast du nicht zu verwegenen Taten den Mordstahl oder zu Ausschreitungen die Fackel vorangetragen? Hast du nicht vor kurzem durch Ermordung deiner Gattin Platz für eine neue Heirat gemacht?..." Cicero hält inne und läßt die Papyrusrolle sinken. „Sprich offen, mein Freund, habe ich etwas anderes getan als meine Amtspflicht, als ich Catilina dem Verderben preisgab? Jede einzelne meiner vier Reden war notwendig, um Senat und Volk aus ihrer Schläfrigkeit aufzurütteln! Nein, niemals ist Catilina ein Vorkämpfer der Armen gewesen ! Ist er nicht nach der Aufdeckung seiner Absichten sogleich zu seinen Truppen nach Etrurien geeilt, ist es heute nicht nachgewiesen, daß seine Genossen in Rom bereitstanden, die Stadt in Brand zu stecken, um sie erobern und plündern zu können? War ich nicht verpflichtet, die Verschwörerbande auszurotten?" Atticus zögert mit seiner Antwort. „Ja, Marcus Tullius", sagt er schließlich, „du hast energisch und schnell gehandelt. Hättest du damals nicht die Helfer Catilinas in Rom festnehmen und hinrichten lassen — wer weiß, was geschehen wäre! Und doch wird gerade diese Schnelligkeit des Handelns von Clodius Pulcher zum Gegenstand der Klage gemacht werden. Hast du vergessen, daß es damals eine Stimme im Senat gab, die es wagte, dir, dem ,Vater des Vaterlandes', zu widersprechen? Es war die Stimme desselben Mannes, der als Zwanzigjähriger einst Sulla auf der Höhe seiner Macht ein klares Nein zu sagen gewagt hatte: Julius Cäsars Stimme! Du verlangtest, der Not der Stunde gehorchend, sofortige Erdrosselung der Verschwörer im Kerker. Er aber forderte ein ordentliches Gerichtsverfahren." Eine Weile ist es still, Cicero ordnet schweigend seine Manuskripte, dann legt er sich wieder auf das Lager. „Es wird dunkel um mich, mein Freund. Ja, nun ist wohl die Stunde gekommen, in der sich die Wölfe aus ihrem Versteck wagen. Du weißt, als Catilina mit seinem Heere bei Pistoria kämpfend unterging, saßen Cäsar und Crassus 18
angesehen im Senat und wägten vorsichtig ihre Worte, um der Anklage der Mittäterschaft zu entgehen. Nicht einer von denen, die heimlich die Sache der Verräter unterstützt hatten, stand zu den Verlorenen. Erst jetzt, da sie die Macht besitzen, haben sie den feigen Mut, sich zu rächen." Atticus erhebt sich, tröstend legt er die feine Gelehrtenhand auf die Schulter des Freundes. Leise zitiert er die Worte, die der griechische Dramatiker Euripides den Theseus sprechen läßt... „Von einem weisen Mann hatt' ich's gelernt, auf Sorg' und künft'ges Leid den Sinn zu richten. So dacht ich oft an der Verbannung Schrecken, an frühen Tod und mancher Qualen Graus, damit, wenn je mich solch ein Schicksal träfe, nicht unerwartet es mein Herz zerrisse..." „Du hast recht, Atticus, das Vorausdenken an künftiges Leid mildert seine Härte; man empfindet Enttäuschungen und Not weniger furchtbar, wenn man sie erwartet hat. Lassen wir uns im übrigen vom Gleichmut der stoischen Philosophen leiten und warten wir ab, wie es kommt!" Atticus klatscht in die Hände; als der aufwartende Sklave eintritt, befiehlt er, zwei Pferde satteln zu lassen. Dann wendet er sich an Cicero. „Du sollst trüben Gedanken entfliehen! Komm mit mir in die Thermen, wir werden Catull und andere Wohlgesinnte antreffen, die dir raten können. Catull liebt Clodia, die leichtfertige Schwester des Clodius Pulcher, sicher kannst du auf diesem Wege erfahren, was man gegen dich plant." „Gut, Atticus, laß uns gehen...!"
Die Sitte der Zeit hat sich gewandelt. Man läßt sich nicht mehr in Sänften tragen, sondern reitet zu Pferde in die Stadt. Auf den gepflasterten Straßen klappern die beschlagenen Hufe. Pomponius Atticus unterhält seinen Gast mit den neuesten Skandalgeschichten aus dem benachbarten Badestädtchen Bajä. Am Forum begegnen sie einer ausmarschierenden Truppe. Ciceros Augen blitzen auf, als ihm der führende Offizier — obschon er ihn sicherlich kennt — den Gruß versagt. Selbst in den Kasernen hat es sich also bereits herumge19
sprochen, daß er in Ungnade gefallen ist, daß man ihn — den „Vater des Vaterlandes" — ungestraft mißachten darf! Die Bäder von Pompeji sind in mächtigen, langgestreckten Gebäuden untergebracht. Ihre Front wird von zahlreichen Läden beherrscht, in denen sich die vornehme Damenwelt, gefolgt von Sklavinnen, trifft. Friseure, Modehändler und Juweliere haben ihre Waren ausgelegt. Die Gesellschaft des Atticus reitet am Eingang der Frauenbäder vorbei und um die Ecke zum Portal des Männerbades. Atticus wirft die Zügel den nachfolgenden Sklaven zu, die die Pferde auf dem freien Platz in Bewegung halten. Langsam schlendern die beiden Römer durch die große, mosaikgeschmückte Halle und gelangen zu dem weiten, von Arkaden umgebenen Innenhof — der Palästra —, wo man Ringkämpfe und andere sportliche Übungen betreiben kann. Jünglinge üben dort den Schwertkampf mit stumpfen Klingen. Cicero und Atticus biegen links ab zu den Säulengängen, an denen Einzelkabinen liegen. Herbeieilende Badediener schließen für jeden von ihnen eine kleine Badstube auf, die mit allen Bequemlichkeiten ausgestattet ist. Die Zellen dienen im allgemeinen den Kranken, die dort in Badewannen medizinische Bäder nehmen können, werden aber auch gern — gegen Zahlung des Mietpreises — zum Umkleiden benutzt. Die Wände sind dünn, und durch die hohlen Schächte der Warmluftheizung versteht man jedes Wort, das nebenan gesprochen wird. So wird Cicero unfreiwilliger Zeuge eines Gesprächs, das in der angrenzenden Kabine geführt wird. „Was gibt es Neues in Rom, Marcellus?" fragt eine dunkle Männerstimme, „du Glücklicher kannst ja dein halbes Leben in der Hauptstadt verbringen!" Ein anderer — anscheinend jünger als der Fragende — gibt Antwort. „Ach, es ist die alte Geschichte, Publius! Der Machtkampf geht weiter. Jeder glaubte, es würden ruhigere Zeiten kommen, als sich die drei Großen zusammentaten — aber weit gefehlt! Schon zeigen sich überall Schwierigkeiten, und ich brauche kein Prophet zu sein, wenn ich behaupte, daß die drei sich eines Tages gegenseitig den Schädel einschlagen werden." 20
„Und auf welchen setzt du, Marcellus?" „Ich bin vorsichtig und halte mich so neutral, daß ich mich immer zum Sieger und Überlebenden schlagen kann. Gesinnungstreue ist heutzutage der einzige Luxus, den man sich als römischer Bürger nicht leisten kann! Da habe ich übrigens neulich Tierhetzen im Flaminischen Cirkus gesehen, die alles bisher Dagewesene weit übertrafen. Tausend Kaubtiere aus aller Welt, Löwen, Panther und, denke dir, Elefanten, Bären aus den Alpen, gallische Wölfe und thrakische Luchse! Und mitten in dem Gewühl ein paar Gladiatoren, Fechtersklaven aus Capua, die sich ziemlich tapfer hielten. Aber das erstaunlichste war, daß alle Käfige, Waffen, Spieße, Geräte und sogar die Küstungen aus getriebenem Silber waren. Julius Cäsar hatte die Spiele gestiftet und ließ hernach alles Silbergerät unter die jubelnde Volksmenge verteilen. Man sprachzwei Tage lang in Rom von nichts anderem." „Beim Hunde, Marcellus! Hat Cäsar soviel Geld? Ich dachte, er sei bis über beide Ohren verschuldet?" „Ist er auch! Natürlich hat er die Sache nicht von eigenem Gelde bezahlt." Die beiden lachen vergnügt. „Man begreift ja", fährt Marcellus nach einiger Zeit fort, „daß er sich beliebt machen will. Seine Freunde im Triumvirat haben ihm allzuviel voraus. Pompejus ist ein siegreicher Feldherr, Crassus gilt für den reichsten Mann Roms, Cäsar aber hat es bisher mit knapper Not zum Statthalter Spaniens gebracht. Er soll die Provinz übrigens ausnehmend gut verwaltet haben." „Cäsar ist behebt, Marcellus! Er ist der einzige, der von Anfang an zur Volkspartei gehalten hat. Seine Tante Julia war die Frau des vergötterten Marius, seine Gattin ist eine Tochter Cinnas. Crassus dagegen gilt für einen gewissenlosen Geschäftemacher, und Pompejus hat viel Anhängerschaft verloren, seitdem er sich töricht wie ein Schulknabe benommen hat." „Wieso? Was wirft man ihm denn vor?" „Das weißt du nicht, Marcellus? Hatte je ein Mann das Heft fester in Händen? Als er, der Sieger in vier Kriegen, vor zwei Jahren als Triumphator von Asien heimkehrte, war er der angebetete Gott seiner Soldaten. Und was tat der Mann, von dem ganz Rom einschließlich des Senats erwartete, daß er nun zupacken werde? Getreu der Ver21
fassung entließ er seine Legionen und mußte hernach zusehen, wie der Senat seine in Asien getroffenen Anordnungen und seinen Friedensvertrag verwarf. Pompejus konnte nicht einmal verhindern, daß man seine Veteranen wieder von ihren zugeteilten Kolonistenstellen vertrieb. Alles, was dieser ewige Zauderer zu tun wußte, war sein Übertritt zur Volkspartei. Aber niemand glaubt an den Ernst dieses politischen Schrittes." „Worauf aber spekuliert Crassus ? Hat er nicht alles, was man sich wünschen kann?" „Ich sage dir, Marcellus, wenn ein hundertfacher Millionär wie Crassus zu Fuß über das Forum geht, bei den Bäckern und Schustern stehenbleibt, leutselig über das Wetter, die Politik und die Cirkusspiele redet, wenn ein hochmütiger Emporkömmling wie er überall Hände schüttelt und kleine Leute vertraut beim Namen ruft, so hat das genug zu bedeuten!" „Und was bedeutet es?" „Dasselbe, Marcellus, als wenn Cäsar Silber unter die Menge wirft oder wenn Pompejus täglich Schiffsladungen voll Getreide aus Sizilien verteilen läßt. Man muß es sich etwas kosten lassen, wenn man Diktator Eoms werden will!" Da öffnet sich die Tür zu der Badezelle Ciceros, und Atticus tritt, entkleidet, mit einem Wolltuch um die Hüften, in den Baum. „Wie?" staunt er, „noch nicht fertig?" Cicero fährt aus tiefen Gedanken auf. „Habe Geduld mit mir, Freund, mein Sinn ist verwirrt. . . ! " * Die beiden Männer gehen durch einen offenen Säulengang in den gegenüberliegenden Flügel der Thermen zu den Badesälen. Die Wasserbecken dort werden aus großen, geheizten Bassins des oberen Stockwerkes gespeist. Im überhitzten Saal des Schwitzbades werden die Eintretenden von allen Seiten begrüßt. Cornelius Nepos, der Geschichtsschreiber, Cotta und einige andere Bekannte winken ihnen fröhlich aus dem Caldarium, dem heißen Bad, zu. Sie haben die trockene Schwitzkur bereits beendet und sitzen nun, schnaufend vor Behagen, in dem steinernen Becken mit dem heißen, dampfenden Wasser. 22
Atticus und Cicero bringen zuerst ihre Körper in Schweiß, werden von Sklaven abgetrocknet und mit Schabern gereinigt. Dann begeben auch sie sich ins Wasser und setzen sich neben die Freunde in das brusthohe Bad. Cicero richtet es so ein, daß er neben Cornelius Nepos zu sitzen kommt. Ihn — der das besondere Vertrauen des Poeten Catull besitzt — fragt er vorsichtig nach der Möglichkeit einer Vermittlung durch Clodia, die Freundin des Dichters. Cornelius Nepos, der eben aus der Hauptstadt eingetroffen ist, sieht Cicero betroffen an. „Ach, Tullius!" sagt er, „so weißt du noch gar nicht, welch ein Skandal Rom in Atem hält? Clodia ist auf recht eigenartige Weise Witwe geworden. In ihrem Hause bei den Tibergärten, nahe den Badeplätzen der Jugend, ist der Ehemann der ehrbaren Dame ganz plötzlich verschieden, nachdem er eine Pastete gegessen hat, die Clodia persönlich bereitet und ihm als Geschenk aus Bajä geschickt haben soll. Was sagst du nun? Der arme Catull! Ich denke, wir werden ein neues Trauergedicht von ihm zu erwarten haben!" Cicero ist tief enttäuscht. Clodia wird jetzt andere Sorgen haben, als sich — Catull zuliebe — um seine Angelegenheiten zu bemühen. Atticus, der etwas weiter entfernt im Wasser plätschert, muß fast schreien, um sich in dem Lärm ringsum verständlich zu machen. „He, Tullius!" ruft er, „Cotta erzählt mir soeben, die drei Großen hätten angefangen, die Welt unter sich zu verteilen, um ihre Finanzen zu verbessern: Pompejus soll Spanien als Pfründe bekommen, Crassus, den es nach Feldherrnruhm gelüstet, will Syrien mit dem Auftrag zu einem Krieg gegen die Parther übernehmen, und dem Cäsar —• staune und höre! — wurden auf fünf Jahre die Provinz Dalmatien, die Poebene und das südliche Gallien zugesprochen. Man sagt, Cäsar wolle ganz Gallien erobern." „Ja", fällt Cotta ein, indem er näher heranrückt, „und noch etwas, das dich wenig freuen wird: Der Tribun Clodius Pulcher hat unseren Freund Cato mit dem lächerlichen Auftrag, den Zwergstaat Cypern für das Imperium zu gewinnen, aus Rom fortgeschickt. Der gute Cato hat seinen großen Vorfahren zu sehr nachgeahmt, er schwätzt zuviel von römischer Tugend und von einfachem Leben und ist den Herren lästig geworden!" 23
Diese Nachrichten bestätigen Ciceros Besorgnisse. Cato — das scheint sicher — ist ihm vorangegangen! Bald wird ihn selbst die Bache treffen; Cäsar kann ihn als seinen offenen Gegner nicht in Born zurücklassen, wenn er selbst auf Jahre nach Gallien geht. Unvermittelt steht Cicero auf und verläßt das Caldarium. Auch die Freunde sind der erschlaffenden Hitze überdrüssig und folgen langsam dem Vorangehenden in das Tepidarium, das mit seinem lauen Wasser angenehm erfrischt. Hier treffen sie den Poeten Catull. Er sitzt auf einer der Bänke, die an den Wänden aufgestellt sind, und neben ihm sein Freund, der Dichter und Bedner Licinius Calvus. Catulls Miene ist düster; bleich, mit tiefumschatteten Augen, starrt er vor sich hin. Die lärmende Begrüßung der Freunde erwidert er mit einem schwachen Lächeln. Er trägt schwer an seiner unglücklichen Liebe zu Clodia, einer der schönsten und anmutigsten, aber auch leichtsinnigsten Frauen Borns. Während die anderen sich im Wasser abkühlen, setzt sich Cicero zu dem jüngeren Freunde. Catull tut ihm leid. Selber tief erschüttert und beunruhigt, gewinnt er seine Sicherheit wieder, indem er sich an der Schwäche des Jüngeren aufrichtet. „Was immer dir geschehe, Catull", sagt er voll Wärme, ,Philosophie sei deine Führerin durchs Leben! Sie allein leitet uns zur Tugend und verscheucht das Laster. Was wären wir, ja, was wäre das ganze menschliche Dasein ohne sie? Sie hat einst Städte gegründet, hat die'verstreuten Menschen zum geselligen Leben zusammengeführt, sie hat durch Wort oder Schrift uns miteinander verbunden. Sie hat Gesetze erfunden und Sitte und Zucht gelehrt! Zu ihr flüchte dich! Ein Tag, nach den Weisungen der Philosophie gut verbracht, gilt mehr als eine sündige Unsterblichkeit, Philosophie allein hat uns den inneren Frieden geschenkt, sie hat die Todesfurcht gebannt!' 8 „Ach, Cicero!" gibt ihm der verzweifelte Dichter zur Antwort, „was vermögen die klügsten Worte gegen das unberechenbare Herz! Tausendmal habe ich mir gesagt, Clodia sei meiner Verehrung und Liebe nicht wert — aber am Ende treiben mich dennoch dunkle Kräfte zu ihr! Ich liebe die Philosophie, aber die Wirklichkeit dieser Welt zerstört meinen Gleichmut immer aufs neue." 24
Wortlos verharren die beiden Männer in trüben Gedanken, bis die Freunde sie mit sich fortziehen. * Cotta und Licinius Calvus sondern sich ab; sie beabsichtigen, in einem Ringkampf in der Sandbahn ihre Kräfte zu messen. Atticus und Cornelius Nepos schlendern zur Piscina, dem Schwimmbassin. Aus den Frauenbädern schallt Gelächter und Flötenspiel herüber. Die Säulengänge am Nordende, wo Männer- und Frauenabteilung aneinanderstoßen, sind stark belebt. Hier treffen sich — entgegen den Badevorschriften —• die beiden Geschlechter. Gelächter klingt auf, und Scherzworte fliegen hin und her. Cicero und Catull lassen sich vom Badediener die Einzelkabinen öffnen. Diesmal ist Marcus Tullius als erster fertig. Er tritt bei dem Dichter ein und findet ihn, wie er mit tränenvollem Blick auf ein Papyrusblatt blickt. Wortlos reicht Catull dem Freund die Rolle. „Ich habe es in der vergangenen Nacht geschrieben", sagt er, „als ich die Schandtat der Geliebten erfuhr. ,De profundis' soll es heißen; denn wahrhaftig — aus dunkler Tiefe rufe ich meine Not zu den mitleidlosen Sternen." Cicero liest mit Ergriffenheit die Verse, in denen die ganze seelische Not des Freundes offenbar wird. * Mit wiedergewonnener, herausfordernder Kühnheit tritt Cicero wenige Wochen später im Prozeß gegen die schöne Gattenmörderin Clodia als Anklagevertreter auf; abernoch ehe die Verhandlung stattfindet, fällt der Schlag des Tribunen Clodius Pulcher, des Bruders der Beschuldigten, des Handlangers Cäsars. Cicero wird verbannt, sein Haus in Rom verfällt der Plünderung, seine Landgüter werden eingezogen; er selbst entkommt im letzten Augenblick seinen Feinden. Pomponius Atticus schenkt dem Verarmten die stattliche Summe von 250000 Sesterzen und verschafft ihm eine Zuflucht in der am Ägäischen Meer gelegenen Stadt Thessalonike-Saloniki. 4(12)
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Cäsar hat nun den letzten und vielleicht gefährlichsten seiner Gegenspieler entfernt. Den törichten, eitlen Pompe] us braucht er nicht zu fürchten; Crassus aber geht ins ferne Partherland. Der Dichter Catull trennt sich in schmerzlichem Entschluß von Rom und von der Geliebten, um in den Wundern der Fremde Vergessenheit zu suchen. Die Götter erhören seine Bitte und schicken ihn bald über den dunklen Strom ins große Vergessen. Kaum dreißigjährig, rafft ihn ein Fieber dahin... *
In den folgenden Jahren werden die Würfel der Weltgeschichte geschüttelt. Große Entscheidungen bahnen sich an; aus dem brauenden Gewölk der römischen Umwälzung treten stärker die Umrisse der drei großen Männer hervor. Im Senat wird der Beschluß gefaßt, „daß in der Politik nichts unternommen werden soll, was einem der Drei mißfalle". Es wird immer deutlicher, daß der Staat im Begriffe ist, die Form der republikanischen Verfassung aufzugeben und eine neue Gestalt anzunehmen. Ungeklärt aber bleibt die künftige Machtverteilung zwischen Crassus, Pompejus und Cäsar. Cäsar hat die Bahn seines Schicksals betreten. Aus dem eleganten Lebemann von einst ist in wenigen Jahren ein zielbewußter Politiker und energischer Heerführer geworden. Nachrichten, die aus Gallien kommen und in Rom eifrig durch die Volkspartei bekanntgemacht werden, melden unerhörtes Geschehen. *
Als Julius Cäsar bei der Verteilung der Provinzen neben dem armen und unwegsamen Dalmatien die gallische Poebene und das südliche Gallien erhielt, meinten viele seiner heimlichen Gegner, ihn an eine Aufgabe gebunden zu haben, von der er ohne Reichtümer und Erfolge wiederkehren werde. Doch was wußte man in Rom von dem schönen und großen Lande Gallien? Südgallien mit der Hauptstadt Narbo hatte immer im Schatten der wilden, unberechenbaren Kelten gestanden, 26
die das nördlich davon gelegene Land, das kaum durchforscht war, bewohnten. Zur Zeit des Marius hatte einmal der Plan bestanden, ganz Gallien zu erobern, um die dauernde Bedrohung der Grenze zu beseitigen und neues Siedlungsland zu gewinnen; doch innerpolitische Wirren hatten die Durchführung verhindert. Genauere Kunde über das große, in hundert Stämme zerrissene Volk der Gallier gab es kaum. Man wußte nur, daß Adelige und Könige zusammen mit den Druiden, den Priestern, über Dorfschaften und Gaue herrschten und daß gewaltige, nicht abzuschätzende, kampfkräftige Volksmassen in diesen Wäldern, Hügeln und Tälern hausten. Cäsars Vormarsch nach Norden begann in höchst gefahrvoller Stunde. Fast gleichzeitig mit den römischen Legionen trieb nämlich ein anderes Volk von Osten und Norden seine Angriffswellen gegen Gallien vor. Als Cäsar sein Hauptquartier in Lugudunum-Lyon aufschlug, waren bereits einige der nördlichen Gaue Galliens unter die Herrschaft der fremden Angreifer geraten. Die Eroberer kamen aus den Urwäldern jenseits des Eheinstromes; wie eine unerschöpfliche Flut drängten sie über die Donau nach Süden und über den Rhein nach Westen. Cäsar erkannte — was keinem seiner Vorgänger aufgefallen war — aus den eingehenden Berichten und den Ergebnissen der Gefangenenverhöre, daß es sich bei diesen Fremden nicht um keltische, sondern um andersgeartete Völkerschaften handeln müßte. Die einen sagten, die Kelten hätten jenem Volk von drüben den Namen Germanen gegeben, wieder andere meinten, sie selber bezeichneten sich so, und der Name bedeute „Männer des großen Stammes" oder „Thinggenossen" oder gar „Die Hohen". Hier schien sich die Möglichkeit zu bieten, den römischen Keil zwischen die kämpfenden Barbarenvölker zu treiben; denn die alte Römerfurcht der Kelten war jetzt gänzlich der Germanenangst gewichen. Die Gallier der Grenzlande begrüßten die Legionen sogar als willkommene Beschützer vor den wilden Nordvölkern. Die eingezogenen Erkundungen ergaben, daß die germanischen Eindringlinge von weither kamen. Ihre ursprüngliche Heimat an den Mündungen der Flüsse Weser und Elbe hatten sie vor vielen Jahren bereits verlassen und sich bis zum oberen Rhein durchgeschlagen; es war junge, überzählige Mannschaft, der die alte Heimat zu eng geworden 27
war. Sie batte das schöne Tal zu beiden Seiten des Oberrheins in Besitz genommen und versuchte sich von dort aus weiter auszubreiten. Bei diesem Versuch aber stießen die Vorposten des Germanenkönigs auf die römischen Legionäre.
Die römischen Kolonnen marschieren durch den Staub der gallischen Straßen, steigen die Wiesenhügel hinauf, winden sich durch tannendunkle Wälder, in denen Riesenbäume die schwarzen Äste breiten, und dringen durch die drohenden Felstäler eines urwaldbestandenen Gebirges. Wo es das Gelände erlaubt, schwärmen Reitertrupps an den Flanken. Die rotgefärbten Roßhaarbüschel auf den ziselierten Helmen wippen, das Meer der stählernen Wurfspeere wogt klirrend durch hallende Felsenklüfte, an deren Wänden sich das Gelärm der Soldaten, das Rasseln der schweren Troßwagen, das Klappern der tausend Hufe bricht. Gleich hinter der Vorhut reitet der Stab des Feldherrn. Cäsar ist schlank und mittelgroß, in straffer Haltung sitzt er im Sattel, der weiße Mantel mit dem Purpurstreifen fällt lose von seinen Schultern, die kostbare, vergoldete Rüstung mit dem Bilde der schlangenhaarigen Rachegöttin auf der Brust glüht auf, wenn ein Strahl der Sonne durch die Tannenwipfel bricht. Der Feldherr reitet ohne Helm, er unterhält sich angeregt mit dem Tribunen seines Stabes — Decimus Brutus — und jenem anderen Brutus, der Marcus Junius heißt und zu dem engsten Freundeskreis des Feldherrn gehört. Cäsars Wangen sind schmal und von tiefen Falten durchfurcht — ein Antlitz, das von einem bewußt gelebten Leben spricht. Über den durchdringenden, klugen Augen wölbt sich eine breite, hohe Stirn, aus der die ergrauten Haare bereits zurückzuweichen beginnen; die kühne Nase stößt wie der Schnabel eines Raubvogels vor — alles an diesem Gesicht ist Wille, Klarheit, Selbstbewußtsein. „Der Weg der Eroberung Galliens", sagt Cäsar, während er gedankenvoll seinem Pferd über die Mähne streicht, „führt über die Schutzherrschaft; Rom muß begreifen, daß mit schneller Eroberung und reicher Beute nicht viel gewonnen ist. Wir wollen für immer in diesem Lande bleiben. 28
Gallien und Britannien
Das gelingt uns nur, wenn wir den gallischen Völkern eine Gegengabe bieten: den Schutz ihrer immer gefährdeten Grenzen!" „Ich bin ganz deiner Meinung, Imperator!" stimmt der Tribun zu. „Wie die kleine Stadt Eom einst ihren Weg zur Größe mit der Schutzherrschaft über die Italiker und wider die Galher begann, so muß heute das Imperium unter der Idee des Schutzes gegen die Barbaren die Völker verbinden und der Schutzmacht Roms geneigt machen." „Du hast, Cäsar", wirft Junius Brutus ein, „mit der Wahl Galliens als Provinz eine glückliche Wahl getroffen. Hier bietet sich dir die Möglichkeit, im Westen dieselben Eroberungen zu machen, die Pompe] us im Osten gemacht hat. Aber dein Ruhm wird jünger sein." 29
„Berufe das Glück nicht, Junius, es ist wandelbar! Wir wollen Fortuna heute abend ein Opfer bringen!" „Sieh hinauf, Imperator!" ruft der General und deutet zu den schwarzen Waldbergen, über deren Kamm zwei Vögel lautlos den Äther durchsegeln, „Fortuna selbst gibt dir ein Zeichen! Es sind Adler, die deinen Legionen den Weg weisen." Cäsar richtet sich im Sattel auf, lächelnd blickt er zu den kreisenden Vögeln empor und nickt ihnen zu, als wisse er um seine Bestimmung, um sein Glück und um kommende Siege. * Als die Kolonnen nach Tagen von den Waldbergen herniedersteigen und die Rheinebene vor sich sehen, sprengen die Vorreiter zurück und melden, daß ein unabsehbares germanisches Heer auf den flachen Wiesen nahe dem Strom lagere. Immer neue Scharen setzten mit Kähnen und Flößen über den Bhein; anscheinend habe der Anführer dieser Völkerschaft, Ariovist, auch die rechtsrheinischen Germanen aufgeboten. Ohne ein Zeichen von Unruhe gibt Cäsar seine Befehle. Zuerst wird nach römischer Tradition auf sicherer Anhöhe ein befestigtes Feldlager aufgeworfen: Gräben und Wälle, Holztürme an den vier Toren und Palisaden ringsum. Ein guter Heerführer nimmt keine Schlacht ohne gesicherte Reservestellung an, das Lager ist Rückhalt, Zuflucht und Kern der Stellung. Kaum sind die letzten Pfähle gesetzt, als die Ebene in Bewegung gerät. So weit der Horizont reicht, ziehen germanische Scharen heran, der Ostwind trägt Geschrei, Waffengeklirr und Hufgeklapper wie das Schäumen einer Brandung näher. Ariovist ordnet seine Männer zur Schlacht.9 * Mit solchem Ungestüm brechen die Germanen gegen die Linie der ruhig abwartenden Legionen vor, daß die ersten beiden Schlachtreihen überrannt und durchbrochen werden. Keine halbe Stunde nach Beginn des Kampfes sind die vordersten Linien der Römer aufgerissen. Keilförmig, von hünenhaften Vorkämpfern geführt, 30
dringen die Germanen vor. Auf grauem Schlachtroß sprengt Ariovist von Haufen zu Haufen, ermutigt die Seinen durch Zuruf und Vorbild und treibt die Männer zu immer neuen, wütenden Angriffen. Cäsar und sein Stab beobachten den Verlauf des Treffens von einer Anhöhe. So bedenklich entwickeln sich die Dinge, daß der Imperator Kückzugsbefehle an einzelne Truppenteile gibt. Die Legion „Blitz" ist abgeschnitten und kämpft verzweifelt auf einem Hügel, sie drängt langsam gegen das rettende Feldlager. Fast scheinen die kleineren Eömer in der Flut der Germanen unterzusinken; mit unerhörter Tapferkeit greifen sie an — sie sind viel gefährlicher als die Kelten. Aber noch hält die römische Disziplin, nirgends kommt es zu Auflösung oder regelloser Flucht. „Laß mich die Eeserven in die Flanke führen, Imperator!" bittet Publius Crassus, der Sohn des Triumvirs, „noch steht der Block der dritten Schlachtreihe unerschüttert." Julius Cäsar beobachtet seit einiger Zeit die rasche Veränderung des Himmels. Über dem Gebirge sind ballige, schwarze Wetterwolken aufgestiegen, ein schweres Gewitter zieht herauf. „Noch eine Viertelstunde, Publius! Dann wirst du einen starken Bundesgenossen haben — ja, Fortuna ist mit Eom und Cäsar! Denke an die Erfahrung, die Papirius Cursor mit den Kimbern bei Noreia machte: diese Barbaren pflegen die Zeichen der Götter zu fürchten. Sobald es donnert, werden sie mutlos." Als Publius Crassus den Gegenstoß der Eeserven heranführt, als gleichzeitig die ersten Blitze über den Horizont züngeln und der Donner kracht, läßt die Kampfwut der Germanenkrieger nach. Erst weichen einzelne, dann sieht man deutlich vom Feldherrnhügel aus, wie sich Ariovist und die Häuptlinge mühen, die Männer in der Schlachtreihe zu halten — in Scharen beginnen sie zu laufen, flüchten den Eheinufern, den rettenden Flößen und Kähnen zu. Die Schlacht hat sich gewendet, am Siege Cäsars ist nicht mehr zu zweifeln. Nun kommt die Stunde der Legionen. In guter Ordnung, unter den Klängen der Lurenhörner, setzen sich die Einheiten in Laufschritt und verfolgen die Flüchtenden. Eei31
terei stößt in die Flanken des zurückbrandenden Menschengewühls, wie Raserei ergreift es die Legionen. Tausende der Germanen stürzen sich schwimmend in den Rhein, seine Fluten sind bedeckt von Menschen, die verzweifelt um ihr Leben ringen. Am Ufer stehen die römischen Schleuderer und Bogenschützen. Die Wellen färben sich rot. Weiter unterhalb sieht man, wie die Schlachthaufen der Germanen auf Schilden, Bäumen und aufgeblasenen Tierhäuten über den Strom setzen, ein Legionär will unter den Flüchtenden König Ariovist erkannt haben, der sich schwimmend rettet. Der Sieg ist vollständig, es scheint, als ob Rom einen neuen Abschnitt seiner Geschichte beginne. *
Abends im Feldherrnzelt, beim rötlichen Schein der Öllampen, werden die Ereignisse des Tages im Gespräch noch einmal lebendig. „Rom wird lernen müssen, in neuen Begriffen zu denken", sagt Cäsar. „Dieser Tag hat deutlich gemacht, was ein Strom für den Angreifer wie für den Verteidiger bedeuten kann. Ströme sind nichts anderes als von den Göttern zum Schutz der Völker geschaffene Festungsgräben, Gebirge sind Wälle, Wüsten sind Vorfelder. Das Imperium muß die geographischen Verhältnisse der Kontinente und Länder nützen lernen und versuchen, seine Macht überall bis an die natürlichen Grenzen auszudehnen oder sie bis dorthin zurückzunehmen." „So ist es, Imperator", stimmt Publius Crassus, der Held des Tages, bei, „die Götter selbst haben Rom die Aufgabe gestellt, die Kulturwelt rings um unser Meer zu bewahren und zu ordnen. Vom Kaukasusgebirge über das Schwarze Meer, den Donaustrom entlang zum Rhein, begrenzt durch den westlichen Ozean, beschirmt durch die Wüsten und Gebirge Afrikas, schließt sich der Kreis dieser natürlichen Festung nur an zwei Stellen nicht: dort, wo mein Vater Bildseite rechts: Porträts der führenden Männer der Cäsar-Zeit; J i n k s o b e n: Pompejus, d a r u n t e r : Cäsar; M i t t e : Cicero, d a r u n t e r : Brutus; r e c h t s u n t e n : Augustus Octavian; r e c h t s o b e n : Gladiatorenhelm und Gladiatoren; d a r u n t e r : Gladiator mit Netz und gebogenem Dreizack; u n t e n l i n k s : Torbau der Villenstadt Pompeji, der Luxusstadt am Fuß des Vesuvs.
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Licinius Crassus kämpft — an der Parthergrenze Syriens — und da, wo wir stehen: zwischen Ehein und Donau." „Ja, das sind die Punkte, wo allein dem Imperium noch Gefahr droht. Unsere nächste Aufgabe ist die Sicherung Galliens", bemerkt Cäsar ohne weitere Erläuterung. Decimus Brutus, den .das Gespräch wenig erbaut und den es nach einem kräftigen Umtrunk gelüstet, unterdrückt ein Gähnen. „Was wird jetzt geschehen, Imperator?" „Der Rheinstrom, der die beiden großen Völkerschaften der Gallier und Germanen trennt, muß auf seiner ganzen Länge zur Grenze werden, eine ununterbrochene Kette von Festungen muß sein Ufer gegen jedwede Überraschung sichern — selbst dort, wo die Germanen schon weite Gebiete auf dem linken Ufer besitzen." „Man könnte diese linksrheinischen Germanen in unsere Verwaltung einbeziehen", schlägt Junius vor, „und dieses Grenzland durch römische Kolonisten besonders sichern." „Das ist meine Absicht", erwidert Cäsar, „dann aber kommt die zweite Aufgabe, die Durchdringung des inneren Landes; ganz Gallien muß zur römischen Provinz werden!" * Die Legionen ziehen in den nächsten Tagen rheinabwärts und werfen überall an strategisch günstigen Stellen Schanzen und Lager auf, in denen kleine Truppenabteilungen zurückbleiben. Die Germanen werden durch die augenfällig gezeigte militärische Macht stark beeindruckt und verhalten sich ruhig. Cäsar beweist seine Überlegenheit zudem noch durch geschickte Manöver: Pioniere schlagen gewaltige Brücken über den Bheinstrom, und kriegsstarke Legionen dringen mit deutlich zur Schau getragener Unbekümmertheit tief in das feindliche Hinterland ein. Dann marschiert die Hauptmasse des Heeres vom Niederrhein in das Land der Belgier.10 *
In Rom gelingt es in dieser Zeit den Freunden Ciceros, das Verbannungsurteil gegen den Altkonsul aufzuheben und den unschuldig Verurteilten zurückzurufen; denn die politische Situation hat sich wieder einmal geändert. Wäh34
rend Cäsar die Germanen zurückschlug, hat der Volkstribun Clodius Pulcher Unruhen gegen den Senat erregt, es ist zu Straßenkämpfen gekommen; in diesem Zeitpunkt hat der ewig wankelmütige Pompejus die Stellung gewechselt, ist seiner inneren Neigung zur Senatspartei gefolgt und hat sich mit seinen Machtmitteln auf die Seite der alten Ordnung geschlagen. In schweren Kämpfen sind Clodius Pulcher und seine Anhänger niedergeworfen worden, der Volkstribun selber ist unter den Gefallenen. Dieses Eingreifen hat jedoch Pompejus die Sympathien der breiten Volksmassen gekostet, die immer noch vergeblich auf die Bodenreform warten. Der Feldherr hat durch seine Haltung gegenüber Clodius Pulcher bewiesen, daß sein zeitweiliger Übertritt zur Volkspartei nur ein taktisches Manöver gewesen ist. Die Volkspartei fühlt sich schmählich verraten. Um von neuem Freunde unter den ärmeren Volksschichten zu gewinnen, verwendet Pompejus einen Teil seines Vermögens zu großzügigen Stiftungen. Er erbaut das erste steinerne Theater Eoms, läßt einen prachtvollen Torbau mit kostbaren Fresken und die Pompejanische Basilika errichten. Er veranstaltet glänzende Spiele, zu denen Tiere aus allen Erdteilen herbeigeholt werden. Um seinen Einfluß auf die Massen zu vertiefen, übernimmt er das Amt der Getreideversorgung Roms. Immer mehr nähert er sich dem erstrebten Ziel der Alleinherrschaft. Die Politiker des Senats scheinen machtlos. Langsam gleitet die Führung des Staates in die Hände des Mächtigen. * Cäsars Eroberungszug geht inzwischen unaufhaltsam weiter. Nach Unterwerfung der Belgier erreicht er die Küste des Ozeans. Jenseits eines schmalen Meeresarms zeichnen sich die Kreidefelsen einer großen Insel ab. Das ist die durch ihre Zinngruben bekannte Insel Britannien. Auf rasch gebauten Schiffen überqueren die Legionen das Meer, die Eingeborenen werden in einigen Gefechten besiegt, und die kleine Flotte fährt den Themsestrom aufwärts, bis zu einer Stelle, die Cäsar wegen der günstigen Lage als Festung, künftige Hauptstadt und Handelsplatz bestimmt. Er nennt die Kolonie Londinium-London; das Castell wird von einem gewaltigen Steinturm gekrönt. 35
Bald aber erweist sich die Überlegenheit der Britannier zur See als sehr lästig, immer wieder kapern ihre Raubschiffe den Nachschub der römischen Truppen. In schnellem Entschluß läßt Cäsar eine eigene Flotte bauen, zu deren Befehlshaber Decimus Brutus ernannt wird. Da die britannischen Kelten unter Segel fahren, die Bömer aber nach heimatlicher Art Rudergaleeren bauen, sind die britannischen Schiffe bei Windstille hilflos dem tödlichen Bammstoß des Gegners ausgeliefert. Zudem setzt Decimus Brutus eine brauchbare Erfindung ein: Er läßt große Sichelmesser anfertigen, mit denen man vom höheren Bord der Römerschiffe aus die Takelung der Britannier zerschneiden und ihnen dadurch im Kampf die Manövrierfähigkeit nehmen kann. Bald ist das Meer frei von britannischen Segeln. Das Ziel der neuen römischen Kolonialpolitik scheint erreicht: Die natürlichen Grenzen sind überall gewonnen, vom Helvetischen Gau im westlichen Alpengebirge rheinabwärts bis zum Land der Belgier und Gallier und darüber hinaus bis zur Zinninsel; das Imperium ist mit Wall und Graben umgeben wie ein Feldlager, und die Barbaren ringsum sind in Furcht und Schrecken versetzt. Doch mit einem Male wird alles in Frage gestellt. Im Rücken der Legionen ist dem Volk der Gallier ein Vorkämpfer seiner nationalen Freiheit erstanden. In kurzer Zeit ist das ganze Land in Aufruhr gegen die Römer. * Vercingetorix, der Gallierfürst, ist ein ritterlicher und gebildeter Mann. Sein Plan ist klug durchdacht. Cäsar befindet sich mit einem Schlage in einer höchst gefährlichen Lage. Der Gallier hat seine Vorbereitungen gründlich und weitausgreifend getroffen. Schon in den Tagen des Mithradates-Aufstandes waren Boten von Gallien nach Asien gegangen und Roms Schwierigkeiten im Osten in Gallien genau beobachtet worden. Die Kunde vom Untergang eines römischen Expeditionskorps in Syrien und vom Tode des Triumvirn Crassus hat bei den keltischen Stämmen verstärkte Unruhe ausgelöst. Der ehrgeizige Millionär ist in der syrischen Wüste in eine Falle der Parther geraten und mit seinen Legionen von 36
den Wüstenreitern vernichtet worden. Sogleich nimmt Vercingetorix Verbindung mit den Siegern auf mit dem Ziel, von allen Enden der Welt den Krieg gegen Eom zu entfesseln. Auch über die inneren Spannungen des Imperiums ist der Gallier gut unterrichtet. Seine Sendboten in Eom arbeiten mit Geld und unter Ausnützung der Parteigegensätze so gut, daß es im Senat beschlossene Sache ist, die militärische Niederlage Cäsars in Gallien nicht zu verhindern und ihr seinen politischen Sturz in Rom folgen zu lassen. Denn eben jetzt sind die Vorbereitungen des Pompejus zur Übernahme der Diktatur fast beendet. Die letzte persönliche Verbindung zu Cäsar ist mit dem Tode seiner Gattin Julia, der Tochter Cäsars, zerrissen. Als in Rom Proletarierunruhen entstehen und das Senatsgebäude am Forum angezündet wird, ernennt der Senat Pompejus zum „Consul sine collega", zum alleinigen Konsul, und damit ist er der Alleinherrschaft ganz nahe gerückt — nur noch Cäsar, der Feldherr siegreicher Legionen, stehtihm im Wege. Und darum gehen die Boten des Vercingetorix im Hause des Pompejus aus und ein. Als der furchtbare Aufstand Zentralgalliens gegen die schwachen Besatzungen der Festungen und Lager losbricht, setzt Cäsar, der völlig überrascht wird, alles auf eine Karte. Mit schwachen Truppenkräften rückt er in Eilmärschen gegen die revoltierenden Stämme heran. Es gelingt seinem militärischen Genie, das Haupt der Erhebung, Vercingetorix, zusammen mit seinen Kernscharen in der gallischen Festung Alesia11 einzuschließen. In einer mörderischen Schlacht wird das zahlenmäßig überlegene Entsatzheer geschlagen; Vercingetorix kapituliert und legt sein Schwert in die Hände des römischen Imperators.12 Dem so überraschend schnell geschlagenen Herzog der Galher bietet Cäsar keine Gnade; er führt ihn als Gefangenen im Troß seines Heerzuges mit sich. Er hat ihm weder die schweren Tage der tödlichen Ungewißheit noch seine Verbindungen mit den römischen Gegnern verziehen. Sollten ihm die Götter jemals den triumphalen Einzug zum Capitol gewähren, so wird Vercingetorix unter den vornehmen Gefangenen schreiten und am Ende der Via Triumphalis sein Haupt auf den Block des Henkers legen. * 37
Nun kann Cäsar seine Aufmerksamkeit der Lage in Rom zuwenden. Es scheint höchste Zeit zum Eingreifen zu sein. Seine Sendboten schlagen dem Senat vor, daß am ersten März des Jahres 49 Cäsar und Pompejus gleichzeitig ihre Ämter und Kommandos niederlegen sollen. Der Senat aber geht auf diesen Vorschlag nicht ein, sondern verlangt unter dem Einfluß der Pompejaner die Übergabe der eroberten gallischen Westprovinzen und des Heeres durch Cäsar bereits zum 1. Januar desselben Jahres. Unterdessen hat Cäsar mit drei treu ergebenen Legionen die Alpen überschritten und die Grenzen der Provinz Gallia Cisalpina bei Ravenna erreicht. Er steht abwartend vor Rom und vor dem Bürgerkrieg. Die Stimmung in Rom ist bis zum Zerreißen gespannt. Jedem ist es klar, daß nun der seit beinahe hundert Jahren schwelende Streit zwischen Senats- und Volkspartei entschieden werden muß. Die Männer der Populären hoffen auf Cäsar, den Neffen des Marius, den Freund und Schwiegersohn Cinnas. Die Patrizier vertrauen dem Glück des Pompejus. Im Hause des Volkstribunen Marcus Antonius13 treffen sich die führenden Männer der Volkspartei. Von hier aus ist in den vergangenen Jahren die Propaganda zugunsten Cäsars geleitet worden. Hierher schickte der Imperator die Abschriften seiner „Gallischen Tagebücher" und seine „Kommentare". Denn — wie Cäsar selbst schrieb — ist er aus Furcht vor den Verzerrungen durch den Parteigeist unter die Geschichtsschreiber gegangen und hat in den Jahren seiner Feldzüge Tagebücher geführt, damit spätere Beurteiler aus ihnen die historische Wahrheit entnehmen könnten. Aber noch ein anderer Gedanke lag diesen Schriften zugrunde: sie sollten jetzt schon die Größe des Verfassers im hellsten Lichte erstrahlen lassen. Das wurde vor allem durch die Verbreitung der Cäsarischen Darstellung des Gallierkrieges erreicht. Stets waren Scharen von Abschreibern beschäftigt, die Kriegsberichte zu vervielfältigen. Sie bildeten, seit sie in Rom verbreitet wurden, die beliebteste Lektüre in den römischen Salons.
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Marcus Antonius ist nervös und ungeduldig. „Man muß handeln! Cäsar steht drohend bewaffnet am Kubicon, der Grenzscheide zwischen seiner Provinz und Zentralitalien; nur der schmale Grenzfluß scheidet ihn vom revolutionären Zugriff!" „Was hält ihn eigentlich noch?" fragt Cassius ärgerlich, „will er vielleicht in die Fußstapfen seines Oheims Marius treten und vor der Entscheidung zurückweichen?" „Da kennst du Cäsar schlecht", weist ihn der Geschichtsschreiber Sallust zurecht, „er ist nicht ängstlich wie Marius, nicht zaudernd wie Pompejus. Cäsar weiß, was er will. Aber — wissen wir es denn, weiß es der Mann auf der Straße, der uns seine Stimme gegeben hat?" Marcus Antonius antwortet zögernd, tastend, er sucht das Problem an der Wurzel zu fassen. „Das Spiel der drei Großen ging von Anfang an um die Macht. Crassus hat nach den vielen Kränzen, die ihn das Leben pflücken ließ, nun auch den Heldenkranz des Schlachtentodes empfangen. Auch sein Sohn Publius war unter den Gefallenen. Die Entscheidung hat sich dadurch vereinfacht: Pompejus oder Cäsar heißt der Sieger. Eom muß wählen." Sallust ist nicht überzeugt. „So einfach liegen die Dinge nicht", sagt er zweifelnd. „Für den Proletarier ist die Wahl freilich klar. Cäsar ist nicht nur der Mann seiner Partei, der Neffe des unvergessenen Marius, der Schwiegersohn des Cinna, er bringt auch von den Pyrenäen bis zum nördlichen Rande der Erdscheibe eroberte Länder mit, Äcker für Hunderttausende von Volkskolonisten. Kein Land unter all unseren Provinzenist so geeignet für die römische Kolonisation wie Gallien, wenn es in die Hände der Volkspartei gelangt und nicht, wie Asien oder Afrika, von der Habgier der Senatsleute in Großgüter aufgeteilt wird. Aber eben dieser Grund stößt die Geldleute, die neu geadelten Ritter und Bodenspekulanten, die sich zur Sache der Volkspartei bekannt haben, ab. Sie werden nicht mitmachen, wenn Cäsar den Rubicon überschreitet." „Du vergißt", erwidert Antonius, „daß Cäsar auch Freunde unter den Reichen und vor allem unter den Geldleuten des Ritterstandes besitzt. Er ist ihnen zuviel schuldig, als daß sie ihn fallen lassen könnten." „Und Pompejus?" wirft Sallust ein. „Es wird Kampf und Bürgerkrieg geben!" 39
Marcus Antonius tut den Einwand mit einer Handbewegung ab. „Der Kriegsruhm des Pompejus ist mit Staub bedeckt, über seiner verblaßten Glorie stieg der Stern Cäsars empor. Was immer auch Pompejus in den vergangenen Jahren getan hat — Cäsar tat mehr! Hielt Pompejus Fechterspiele ab, so sandte Cäsar Bären, Wölfe und Auerochsen aus Gallien zu großartigen Tierhetzen; verteilte Pompejus Getreide unter die Arbeitslosen, so warf Cäsar noch gewaltigere Geldspenden aus. Wer aber die Ohren vor Cäsars Ruhm verschloß, den belehrten seine Bauten: Ist nicht die von ihm errichtete Julische Basilika gleich gegenüber der Basilika des Pompejus heute das schönste Bauwerk Roms?" „Gut, gut, Marcus Antonius I" sagt Cassius schnell, „niemand bezweifelt Cäsars Beliebtheit beim gewöhnlichen Volke — aber das Volk ist noch nicht die Macht! Über die Waffen und Legionen, über die Gelder der Staatskasse verfügen Pompejus und der Senat. Sieh doch, wie sich die widerspruchsvollsten Kräfte zusammenfinden, um eine Änderung der alten Senats-Vorherrschaft zu verhindern. Gegen Cäsar stehen alle zusammen, denen es heute gut geht. Sie reichen jedem die Hand, der mit ihnen das Volk niederhält." Sallust betrachtet forschend eine Marmorbüste des Marius, die in einer Nische aufgestellt ist. Bei den letzten Worten des Parteifreundes wendet er sich jäh um. Seine Stimme ist heiser vor Erregung. „Der Senat hat Cäsar eine knappe Frist zur Auflösung seiner Truppen gestellt, folgt er dieser Aufforderung, so ist ihm das Schicksal der unglücklichen Gracchen gewiß — folgt er ihr nicht. .. was dann?" „Warum fragt ihr noch, Freunde?" erwidert Marcus Antonius entschlossen, „dann ist der Bürgerkrieg unvermeidlich! Und die Volkspartei weiß, wohin sie in diesem Falle gehört!" * Wenige Tage später erfolgt der endgültige Bruch zwischen den Parteien. Die Tribunen Marcus Antonius und Quintus Cassius, die vergeblich dem Beschluß des Senats widersprechen, müssen aus Rom flüchten. Sie gehen nach Ravenna, ins Lager Cäsars, und rufen den Feldherrn zum Schützer der bedrohten Volksrechte auf. 4U
Mit unbewegtem Gesicht befiehlt der Imperator seinen Legionen, den Grenzfluß Rubicon, der seine Provinz vom eigentlichen Italien scheidet, zu überschreiten. Die Würfel sind gefallen, der Staatsstreich des Feldherrn beginnt, die Feuer des Bürgerkrieges sind entfacht! * Die Legionen erheben die Feldzeichen Cäsars, die sie gegen Ariovist, die Belgier und Britannier und gegen den großen Vercingetorix getragen haben; sie marschieren in langen Zügen die Aemilische und Flaminische Straße südwärts. Vor ihnen her jagen Kuriere, die Briefe an alle einflußreichen Männer tragen, von denen man hoffen kann, sie würden zur Sache Cäsars übergehen. In diesen Tagen erhält auch Cicero, der in Tusculum weilt, ein Schreiben des Feldherrn. „Imperator Cäsar an den Imperator Cicero. Ich habe es eilig, bin unterwegs. Die Legionen sind bereits voraus, trotzdem kann ich mir nicht versagen, an dich zu schreiben. Ich gedenke bald vor Rom einzutreffen und wünsche dich dort zu sehen, um mich deines Rates, deiner Beziehungen, deines Einflusses, deiner Unterstützung in jeder Hinsicht bedienen zu können. Ich wiederhole: Du mußt Nachsicht mit meinem eiligen Kurzbrief haben. Alles Weitere sagt dir der Bote!" * Aber Cicero hat bereits einen anderen Brief in Händen, den Pompejus persönlich unterzeichnet hat. Dieses Schreiben veranlaßt ihn, nach Süden abzureisen, statt Cäsar entgegenzugehen. Der Brief des Pompejus hat folgenden Wortlaut: „Prokonsul G. Pompejus an den Imperator M. Cicero. Wenn du wohlauf bist, dann ist es gut. Die Konsuln haben sich zum Heere geschlagen, das ich in Apulien stehen habe. Bei deinem ungewöhnlichen und unermüdlichen Eifer für das Staatswohl fordere ich dich dringend auf, dich zu uns zu verfügen, damit wir gemeinsam beraten können, wie wir dem bedrängten Staate wirksame Hilfe bringen können. Ich schlage vor, daß du auf der Appischen Straße reisest, um dich baldigst in Brindisi einzustellen." 41
So rasch fliegen die Cäsarischen Standarten gegen Rom, daß nach den Konsuln auch der Senat mit seinem Riesengefolge von Beamten, Aristokraten und Parteiführern völlig überstürzt flüchten muß. Auf dem gleichen Wege, den Pompejus und Cicero gewählt haben, eilt auch der Senat nach Brindisi. Ohne Kampf rückt Cäsar in der Hauptstadt ein. Die großen Gläubiger Cäsars, die Bankleute, die ihm auf sein Glück geborgt hatten, haben dafür gesorgt, daß bei dem eiligen Abzug der Regierung der Staatsschatz zurückgeblieben ist. Cäsar besitzt die Mittel zur weiteren Kriegführung. Ein zweiter Eilmarsch, der ihn nach Süden führt, erfolgt jedoch nicht schnell genug. Obschon er sofort die Verfolgung der geflüchteten feindlichen Parteien aufnimmt, erscheint er zu spät vor Brindisi. Die Stadt an der Südostspitze Italiens hat ihre Tore schon geschlossen. Pompejus, der seit dem glücklichen Seeräuberkrieg viele Freunde unter den Kommandanten der Kriegsflotte besitzt^ erlangt mit Leichtigkeit Schiffe, um von Brindisi aus die Überfahrt zu wagen, die ihn und seinen Anhang über die Adria nach dem Hafen Dyrrhachium in Griechenland bringt. Julius Cäsar weiß, was das bedeutet: Krieg zwischen den Reichshälften; denn Pompejus, der einst im Osten seine großen Erfolge errungen hat, wird dort genügend Truppen finden, um den Kampf aufnehmen zu können. Zum ersten Male in der Geschichte des Weltreichs zeigt sich entlang der kulturellen und nationalen Berührungslinie von Lateiner- und Griechentum ein Riß. Einst wird er zur politischen Grenze zwischen West- und Ostrom werden. Der hellenische Osten mißt sich mit dem römischen Westen. Der alte Trotz des Griechentums gegen die Überfremdung belebt sich von neuem. Bevor Cäsar den ersten Schlag tut, sichert er sich den Westen. In unwiderstehlichem Stoß überrennt er in blitzschnellem, vierzigtägigem Feldzug Spanien, die Provinz des Pompejus; er siegt — wie so oft in seiner Laufbahn — durch die ungeahnte Geschwindigkeit seiner Märsche. Als er gegen Jahresende die Grundlage seiner Macht gesichert weiß, tritt Cäsar zum Entscheidungskampf an. Die Anhänger des Pompejus stehen mit einem großen Heer auf dem Gegenufer der Adria. Noch immer besitzt 42
Cäsar keine bedeutende Flotte. Die Geschwader des Pompejus blockieren den Hafen von Brindisi, in dem Cäsars schwerfällige Transporter Seite an Seite liegen. Und wieder setzt der große Spieler alles auf eine Karte, überzeugt von seinem Glück, erfüllt von der Gewißheit, daß die Götter nur dem Kühnen geneigt sind. Als ein Sturm die leichten, wendigen Bewachungsfahrzeuge zum Ausweichen zwingt, wirft Cäsars kleine, unbewehrte Flotte los und kreuzt das rasende Meer. Im Winter desselben Jahres 49, in dem er den Rübicon überschritten hat, steht Cäsar an der Küste Griechenlands. *
Das Kriegsglück schwankt zwischen den beiden ruhmgekrönten Feldherrn. In diesem Augenblick läßt sich der ewig unentschlossene Pompejus von der Ungeduld der Senatoren und Parteifreunde zu folgenschweren Manövern verleiten — eben rechtzeitig, um Cäsar Gelegenheit zu geben, seine beengte Lage auf schmalem Küstenstreif zu beenden. Pompejus folgt den Bewegungen des Gegners, der ihn geschickt von der Küste fort ins Innere des Landes lockt, wo die Flottenüberlegenheit des Senatsheeres nicht mehr zur Geltung kommt. Bei Pharsalos kommt es am 9. August des folgenden Jahres zur Schlacht. Ein Infanterieangriff Cäsars gegen die Keiterei des Pompejus bringt den linken Flügel zum Weichen. Noch ist nichts entschieden; denn den Mangel an Kampferfahrung gleichen die Truppen des Pompejus durch ihre vielfach überlegene Zahl aus. Doch der Feldherr selbst versagt und verliert die Schlacht. Als Pompejus den Untergang seiner Reiterkorps sieht, verläßt er entmutigt das Feld; die Senatoren und Patrizier folgen ihm, und die Regimenter, führerlos durch die Flucht der Offiziere, geben sich geschlagen. Die Senatsarmee bezahlt den Tag von Pharsalos mit 15000 Gefallenen, die Verluste Cäsars sollen nur 200 Tote betragen haben. Während die letzten Veteranen unter den Feldzeichen der dahingesunkenen Republik sterben, schwimmt das Schiff des Pompejus, der in tiefer Verzweiflung zusammengebrochen ist, schon weit auf dem Meer... * 43
Der dreizehnjährige König Ägyptens, Ptolemäos XIV., Sohn des Ptolemäos Dionysos, liegt mit einem Heere am Strande von Pelusium im Osten des Nildeltas, um den Thron gegen seine vertriebene, mit einem syrischen Hilfsheer heranziehende Schwester Kleopatra14 zu verteidigen. Da meldet ihm der Söldnerführer Achillas, daß drei fremde Schiffe vor der Küste vor Anker gegangen seien. Eines von ihnen zeige die römische Wölfin auf dem Hauptsegel. Man weiß auch in Pelusium bereits von den Ereignissen zu Pharsalos und ahnt die Zusammenhänge. Bestürzt läßt Ptolemäos seinen Minister Theodotos rufen, sieht es doch ganz so aus, als werde Ägypten nun in die römische Politik hineingezogen. Theodotos ist ein hinterhältiger und mit orientalischen Intrigen vertrauter Höfling. Als bekannt wird, daß es Pompejus ist, der um Asyl bittet, findet Theodotos einen Ausweg, wie er im Osten nicht ungewöhnlich ist. Pompejus — der Todfeind Cäsars — soll das Opfer sein, durch das sich die Partei des jungen Königs die Hilfe der mächtigen Römer erkaufen will. Eine Barke mit Achillas, dem Heerführer des Königs, und einigen nach Ägypten geflüchteten Pompejanern an Bord läuft aus und legt sich längsseits an den römischen Kreuzer. Der Feldherr erkennt freudig überrascht einige seiner alten Kriegskameraden, er glaubt, vertrauen zu dürfen, als man ihm sagt, das Fahrwasser sei zu seicht für das große Kriegsschiff, er möge umsteigen. Vom höheren Bord seiner Galeere winken ihm sein Sohn Sextus, die Tochter Pompeja und die Gemahlin Cornelia zu. Da — als die Barke das Ufer erreicht — geschieht das Furchtbare! Der Kriegstribun Lucius Septimius durchbohrt denFeldherm von rückwärts, und auch Achillas und ein Centurio stoßen ihre Schwerter in ihn. Höhnend schleppen die Ägypter den Leichnam an Land und wTerfen den Imperator, vor dem einst Asien gezittert hat, ausgeplündert in den Sand. Wenige Tage nach dieser Untat landet Cäsar mit einer kleinen Flotte, die nur 4000 Mann trägt, in Alexandrien und nimmt in der Stadt Quartier. Als er von dem feigen Mord erfährt, verhüllt er trauernd sein Haupt. Den*Anstiftern verweigert er Gruß und Audienz, die Täter läßt er verfolgen. * 44
Es ist ein milder Januartag, als die beiden griechischen Gelehrten Ainesidemos und Sosigenes die weitläufigen Nebengebäude des Ptolemäischen Königspalastes betreten, in denen die Begleiter Cäsars untergebracht sind. Sie suchen die Räume des gelehrten Geheimschreibers M. Flavius auf, um den Römer zu dem versprochenen Gang in die Stadt abzuholen. Ainesidemos stammt aus Knossos auf Kreta und arbeitet seit Jahren als Gelehrter an der Universität von Alexandrien; Sosigenes genießt Weltruf als Astronom. Julius Cäsars erster Besuch in Alexandria hatte dem Museion, der berühmten Hochschule und Bibliothek, gegolten. Dabei war in Gegenwart des Geheimschreibers Flavius und des Sosigenes die Rede auf Mathematik und Astronomie gekommen. Der Grieche hatte mit spöttischem Lächeln die Unterlegenheit Roms in den Wissenschaften am Beispiel des Kalenders festgestellt und bewiesen, daß sich die nachlässige Zeitrechnung Roms bereits um 80 Tage vom Sonnenjahr entfernt habe. Cäsar war aufmerksam geworden, hatte sich Einzelheiten erklären lassen und schließlich angeordnet, daß sein mathematisch gebildeter Sekretär Flavius zusammen mit Sosigenes die Reform des römischen Kalendariums vorbereiten sollte. Von Zeit zu Zeit forderte der Imperator Vortrag über den Fortgang der Arbeiten. So waren Sosigenes und Flavius bekannt geworden. Den Philosophen Ainesidemos, den Begründer einer neueren Philosophenschule, hatte die gemeinsame Hingabe an die Probleme der Erkenntnislehre mit Flavius zusammengeführt; Flavius galt in Rom als einer der besten Kenner der neueren griechisch-alexandrinischen Philosophie. Als die beiden Gelehrten eintreten, finden sie Flavius fertig angekleidet. Er war im Begriff, zum Museion zu kommen, um die Freunde an die Verabredung zu erinnern. Erstaunt sieht er Ainesidemos an, der umständlich einen griechischen Überwurf ausbreitet und über den Stuhl legt. „Handelst du neuerdings mit Gewändern?" fragt er gutgelaunt. Der Grieche lächelt. „Nein", sagt er, „aber ich möchte dir den Rat geben, die römische Toga abzulegen, wenn du unbehelligt bleiben willst. Wirf dafür diesen griechischen Mantel über. Es ist 45
besser, wenn man dich für einen Hellenen hält. Die Sprache beherrschst du ja!" Flavius blickt betroffen auf. „Und weshalb?" fragt er erstaunt. Sosigenes zuckt die Achseln. „Nun ja, wenn du es wissen willst: Allzu beliebt seid ihr Eömer in Alexandrien nicht. Man hat die letzten Tage bei unseren Studenten im Museion viel von Unruhen und heimlichen Waffen gehört." Der Römer fährt zornig auf. „Dieses undankbare Gesindel! Hat Cäsar dem ägyptischen Volke nicht einen unschätzbaren Dienst erwiesen, als er den törichten Ptolemäerknaben mit seinem ganzen intriganten Gefolge zum Hunde schickte? Unter der Herrschaft der klugen und liebenswürdigen Kleopatra herrscht Ruhe und Ordnung. Was wollen denn die Alexandriner? Wer sind sie überhaupt? Ich sehe nur ein Gemisch von Griechen, Juden, Arabern und Ägyptern. Ich höre hundert Sprachen und weiß von tausend Göttern, aber nirgends kann ich ein Volk erkennen!" „Vielleicht begreifst du das nicht als Römer!" erwidert der Astronom, „aber hör dir einmal an, was unsere Studenten sagen! Besuche einmal in griechischer Kleidung eine Hafenschenke und mach die Ohren auf: dann wirst du wissen, was Alexandrien von Oäsar denkt." „Und was denkt es von Cäsar?" „Unsere Königin ist neunzehn Jahre alt und eine der schönsten, aber auch leidenschaftlichsten Frauen des Ostens. Cäsar ist mit ihr, von Musikschiffen begleitet, nilaufwärts gefahren; Cäsar gibt Märchenfeste für seine viertausend Gefährten, und Kleopatra, die Königin, tanzt dabei nächtlich an Lotosteichen." „Wen kümmert das?" ruft Flavius empört. „Wir alle begreifen den Imperator, daß er Weltreich, Rom und die Feinde vergessen hat, daß er kein Wort von Heimkehr und Krieg spricht. Verstehen die Ägypter nichts von Liebe?" „Es handelt sich nicht um Kleopatra, sondern um die Königin!" wirft Ainesidemos ein. „Ägypten fürchtet für seine Selbständigkeit, denn die Hände einer verliebten Frau könnten das Königreich leicht wie eine Blume verschenken. Außerdem dürft ihr nicht vergessen, daß die Nationalpartei des Theodotos und des Prinzen nicht tot 46
ist. Was nun... wenn der vertriebene Ptolemäer ein Heer heranführt, wie das Gerücht erzählt?" „Oh, ihr Griechen! Schlagt euch solche Träume aus dem Kopf. Mit Waffengewalt ist gegen Rom nicht anzukommen. Im übrigen muß ich feststellen, daß Alexandria trotz seines Rufes, die größte Stadt der Welt zu sein, ein arges Klatschnest ist; würde man sich sonst über Cäsars und Kleopatras privates Abenteuer aufregen — denn weiter ist es wirklich nichts! Alle diese lächerlichen pohtischen Verdächtigungen sind barer Unsinn!" Ainesidemos schüttelt den Kopf. „Es ist nicht nur die gefährliche Freundschaft zwischen Cäsar und Kleopatra, die das Volk auf der Straße erregt", sagt er ernst, „auch Rom würde es nicht ruhig hinnehmen, wenn Fremde seine goldenen Tempelgeräte auf die Schiffe schleppten,in seinen Königspalästen lebten und sich überall wie die Herren des Landes aufführten." Flavius will wieder aufbrausen, aber Ainesidemos legt ihm versöhnlich die Hand auf den Mund, Sosigenes streift ihm wortlos das Griechengewand über, und übermütig ziehen die Griechen den Erbosten hinaus. * Unterwegs entwickelt Sosigenes seinen Plan zur Kalenderreform. Er schlägt vor, dem kommenden Jahr 70815 nach Roms Erbauung die überzähligen 80 Tage in Form von zwei Zusatzmonaten anzufügen und sich künftig — ähnlich wie in Ägypten — an die Einheit von 365% Tagen für das Jahr zu halten und alle vier Jahre dem Februarius einen neunundzwanzigsten Tag zu geben. Als die Gelehrten die Hauptstraße der Innenstadt erreichen, geraten sie in das Gewühl dichtgedrängter Menschenmassen. Die Menge schiebt sie gegen ihren Willen zur Königsburg hinüber. Zur Linken erheben sich die mächtigen Burgmauern, rechts ist der kleine Hafen, und jenseits davon erkennt man auf einem freien Platz die spitzen Felsnadeln der Obelisken, der „Nadeln der Kleopatra", die mit bunten Bilderschriften bedeckt sind. Ainesidemos zeigt bestürzt zur Mole hinüber. Es ist deutlich zu sehen, daß die römischen Kriegsschiffe einen weiten Halbkreis um die ägyptische Flotte geschlossen haben. Vom ¥1
Der Westen des römischen Weltreichs Die wichtigsten außeritalischen Besitzungen mit der Angabe der Zeit, in der sie dem Imperium einverleibt wurden. Seit Augustus (27 v. Chr.) unterschied man kaiserliche (unterstrichen)und senatorischeProvinzen (nicht unterstrichen). Die lateinischen Namen bedeuten: Londinium = London, Mare Germanicum = Germanisches Meer, Germania inferior = Niedergermanien, Germania su-
Leuchtturm Pharus bis zur Halbinsel Lochia ist die Hafenausfahrt gesperrt. Keiner der Zuschauer auf der Uferterrasse, die die seltsamen Vorgänge im Hafen beobachten, kann den Fragenden sagen, was eigentlich vor sich geht. Endlich entwinden sich die drei Gelehrten dem Menschengewühl, sie lassen den Biesenbau des Poseidontem48
Der Osten des römischen Weltreichs perior = Obergermanien, Colonia Agrippinensis = Köln, Moguntiacum = Mainz, Regina Castra — Regensburg, Lutetia == Paris, Lugudunum = Lyon, Hispania = Spanien, Mare Internum = Mittelmeer, Pontus Euxinus = Schwarzes Meer, Asia = Provinz Kleinasien, Hierosolyma = Jerusalem
pels und des Großen Amphitheaters rechts hegen und eilen durch unbelebte Nebenstraßen dem Museion zu. Irgend etwas ist im Gange! Selbst auf dem Sandplatz des Gymnasions stehen die Halbwüchsigen in Gruppen um ihre Lehrer; die sechshundert Fuß langen Säulenreihen zu beiden Seiten der Kampfbahn sind voller Menschen. 49
Da steigt die schneeweiße Vorhalle des Museions herauf, die wuchtigen Giebelfriese überragen die Dächer der benachbarten Gebäude. Welch ein Gegensatz zu den aufgewühlten Straßen Alexandriens! Hier ist eine andere Welt, die unberührt scheint von der Unruhe der Stadt. Wie Akkorde klingen diese fast menschenleeren Höfe, Säulengevierte und Hallenbauten zusammen, ungestört von der Hast des Alltags und dem Wechsel des Daseins. Wie für die Ewigkeit gebaut scheinen die ragenden Mauern und das schwarze Zederngebälk der in Schmuckfelder geteilten Decken. Das Museion ist die Schatzkammer der Welt, in der das kulturelle Erbe der Vergangenheit für die Nachkommenden bewahrt wird. Durch lange Korridore, vorüber an den Pulten der Abschreiber, begeben sich die Besucher zum Saal des Ptolemäos. Dort sind Regale, Täfelung und Gebälk aus duftendem Edelholz, Mosaike glitzern am Fußboden, gelbgeäderte, polierte Säulen stützen die gewaltigen Tragbalken der bemalten und vergoldeten Decke, und an den Wänden reihen sich wunderbar geschnitzte Schränke. Sie enthalten die kostbarsten Bücher des Museions. Sosigenes verabschiedet sich hier, er will in die Abteilung der Arbeitssäle hinübergehen, um die Neueingänge seines Fachgebietes einzusehen. Ainesidemos und Flavius lassen sich in einer Ecke des Saales zum Gespräch nieder. Doch die beiden Gelehrten werden bald von Museionsdienern unterbrochen, die hastend durch den Saal dem Ausgang zueilen. Gedämpft dringen Lärm und Geschrei in die stillen Räume. Unruhig erheben sich auch Flavius und Ainesidemos, um nach der Ursache der ungewöhnlichen Störung zu sehen. Oben auf der Galerie des Nebensaales reißt einer der Bibliothekare verstört Schriftrollen aus den Regalen. Als er die beiden Männer sieht, schreit er ihnen die schreckliche Kunde zu: „Fort von hier! Rettet euch — das Museion brennt!" Die Gelehrten blicken sich entsetzt an. Jetzt erst bemerken sie die ziehenden Schwaden, die leise zu den hohen Porphyrpforten hereinwehen. Ainesidemos ist bleich geworden. Ohne ein Wort zu sagen, öffnet er einen der Schränke und belädt seine Arme hastig mit den Schriftrollen der Werke des Aristoteles, Platon und Zeno, dann folgt er Flavius eilig zum Haupttor. 50
Im vorderen Saal, kurz vor dem Ausgang, wälzen sich bereits gelbe Qualmwolken von den Zederngalerien. Das Geschrei und Geprassel wird lauter. Von der Freitreppe aus sieht man deutlich, daß auch drüben vom Königspalast, in dem Cäsar residiert, schwarzes Brandgewölk emporsteigt. Die Straßen hallen wider vom Gebrüll des Kampfes. Der Aufstand rast durch Alexandria. König Ptolemäos ist in die Stadt eingedrungen... Da wendet sich Flavius, der Römer, inmitten dieser empörten Stadt noch einmal dem Museion zu, aus dessen geöffnetem Tor dicke Rauchwolken dringen. „Habt Erbarmen, ihr Götter!" ruft er, „siebenhunderttausend Bände Weisheit! Sie gehören der Menschheit — nicht euch!" * Monatelang wird Julius Cäsar auf der Halbinsel belagert. Er und seine Viertausend erwehren sich mit Mühe der vielfachen Übermacht, bis endlich die Flotte der Rhodesier und ein Hilfskorps aus Syrien eintreffen. In einer nächtlichen Nilschlacht schlägt Cäsar die Ägypter, der Ptolemäerprinz ertrinkt, und Cäsar legt Ägypten und Cypern als Geschenk in Kleopatras Hände. Aber das Märchen ist aus, der Traum zerrissen. Cäsar ist wie aus einem Rausch erwacht und wendet sich wieder seiner Aufgabe als Herr über den besiegten Erdkreis zu. Im Osten hat sich Pharnakes, des Mithradates Sohn, erhoben — und obschon sich in Afrika die Senatsanhänger um die Feldzeichen des Pompejus-Sohnes scharen, nimmt sich Julius Cäsar Zeit, zuerst die asiatischen Grenzen zu beruhigen. In schnellem Feldzuge wirft er Pharnakes nieder und meldet seinen Sieg nach Rom mit dem lapidaren Satz: „Veni — vidi — vici!" — ich kam, ich sah, ich siegte! Dann schifft er sich nach Rom ein, um den Weg zu vollenden, der am Rubicon begonnen hat. * In dem Sitzungssaal der Julischen Basilika in Rom haben sich die Häupter der Volkspartei versammelt. Der Anlaß der Zusammenkunft ist das Eintreffen einer bedeut51
samen Nachricht vom Schauplatz des Bürgerkrieges. Am 6. April ist nahe der afrikanischen Stadt Thapsus16 die Entscheidungsschlacht zwischen Cäsar und den Pompe] anern geschlagen worden. 50000 Gegner Cäsars decken die Walstatt. Die Adler des Siegers beherrschen nun auch den Süden, Afrika wird in Provinzen aufgeteilt. Marcus Antonius will als Führer der Volkspartei die Parteirichtlinien ausgeben, nach denen die Versammlungen der Bürgerschaft über das entscheidende Ereignis zu unterweisen sind. Die Parteiredner und Volkstribunen stehen in Gruppen zusammen und besprechen erregt die politische Lage, die einer grundsätzlichen Entscheidung entgegendrängt. Als Marcus Antonius sich erhebt und um Gehör bittet, wird es langsam ruhig. „Mitbürger!" beginnt der Legat Cäsars, „bemühen wir uns, die Dinge zu sehen, wie sie sind! Der Kampf zwischen der überlebten Stadtrepublik und dem neuen Weltstaat Kom ist in sein letztes Stadium getreten. Die Geschichte wird unerbittlich ihren Richtspruch fällen. Daran — möget ihr dessen eingedenk sein, Römer! — ändern weder bewaffneter Widerstand, noch unzeitgemäße Kritik das geringste. Blicken wir zurück, so sehen wir, daß in den Anfängen unserer Stadt Verfassung und Lebensform übereinstimmten. Der Senat und die Versammlung der Gesamtbürgerschaft vermochten die Bannmeile ihrer städtischen Herrschaft und sogar noch die angeschlossenen Gaue der Bundesgenossen zu ordnen. Als Rom zur Gesetzgeberin Italiens aufgestiegen war, hatten Rat und Volksversammlung immer noch Gewicht und Gewalt, aber schon um diese Zeit begann der Streit mit den Bürgerkolonien und den verbündeten Städten, die volles Stimmrecht für sich forderten. Laut und lauter schallte durch unser Jahrhundert die Forderung der Italiker nach dem Mitbestimmungsrecht; schon hat man den Bundesgenossen das Bürgerrecht zugestanden, aber die wirkliche Mitentscheidung der Völker scheitert an der Unmöglichkeit, alle Italiker auf dem Marktplatz Roms zu versammeln. Also bleibt die ausübende Gewalt nach wie vor in den Händen einer hauptstädtischen Minderheit, die von mehr oder minder eigenmächtigen Motiven geleitet wird. Wie aber soll ein weltweites Imperium, dessen Grenzen vom Nil bis zur Rheinmündung, vom Kaukasus bis zum 52
Atlasgebirge reichen, durch eine Handvoll Bürger, vom Marktplatz einer einzigen Stadt aus regiert werden? Die Völker dreier Erdteile fordern rasche und männliche Entscheidungen. Sie wollen eine starke Hand fühlen und einen Mittelpunkt haben, der die Einheit des Staates verkörpert •— der Erdkreis verlangt nach einem einzigen Herrn!" Unruhe entsteht, die Bürger blicken sich bestürzt an. Noch niemals wurden solche Gedanken von einem Führer der Volkspartei ausgesprochen. H a t man nicht seit über hundert Jahren um die Errichtung einer echten Demokratie gekämpft, und nun soll alles in der Diktatur, vielleicht gar im verhaßten Königtum enden? Gajus Cassius macht sich zum "Wortführer der Opposition. Der Senator hat sich vor zwei Jahren von Pompejus getrennt und ist zu Cäsar übergegangen. „Erlaube, daß ich unterbreche, Marcus Antonius! Was du eben verkündet hast, bedeutet nicht mehr und nicht weniger als den Verzicht auf das heilige Erbe der Vorfahren. Will die Volkspartei die Freiheit aufgeben, um einen Götzen zu schaffen...?" „Wir haben keine Wahl!" ruft Antonius. „Um Roms Weltherrschaft zu sichern, muß die Verfassung geändert werden. Ein Imperium kann nicht vom Geschrei der Schuster und Schneider regiert werden! Und der Senat hat endgültig abgewirtschaftet. Diese Leute würden die ganze Welt verschachern, wenn man ihnen die Macht dazu gäbe." „Sollen wir Orientalen werden und uns zum Fußkuß bequemen?" höhnt Cassius, „sollen Krone und Purpurmantel das Capitol entweihen, dort wo bisher alle Römer dieselbe Toga trugen und selbst die Triumphatoren ihre Schläfen nur mit schlichtem Lorbeer kränzten?" Marcus Antonius fährt zornig auf. „Magst du dich auch einen Freund Cäsars nennen — im Herzen bist du doch Pompe janer. Cäsar ist der Mann der Volkspartei, der Garant der Freiheit. Wer ist es denn, der ihn schmäht und bekämpft? Es sind diejenigen, die um ihre alten Vorrechte fürchten, das sind die adeligen Räuber der Proskriptionen, die ihre gestohlenen Vermögen nicht wieder hergeben wollen, und die uralten Familien •— die Meteller, die Cornelier, die Scipionen—, die Cäsar den Ruhm neiden und die Macht im Staate mit keinem anderen teilen wollen. Von der kleinen Schar der Idealisten will ich gar nicht reden; man kann sie nicht ernst nehmen, diese 53
Leute, die von alter Republikanertugend und von Vorvätertagen schwärmen, die von patriarchalischen Zuständen inmitten eines Weltimperiums träumen und nach einer Lebensform rufen, die schon unseren Großvätern altmodisch vorgekommen wäre. Jene Theoretiker einer Freiheit und Tugend, die es weder gegeben hat noch geben wird, wollen den weiten Raum unserer Herrschaft von einem bäuerlichen Rom aus regieren — wollen ein Dorf zum Mittelpunkt des Erdkreises machen!" Cassius rafft seine Toga zusammen und wendet sich zum Gehen. An der Tür blickt er sich noch einmal um und sagt mit fester Stimme: „Was auch kommen mag, ich bin und bleibe Republikaner! Das kannst du, Antonius, deinem Herrn melden!"
Im Sommer landet Cäsars Armee im römischen Stadthafen Ostia. Der Imperator zieht in prächtigem Triumph, der den Siegen über Gallien, Ägypten, Asien und Afrika gewidmet ist, zum Capitol. Der neue, willfährige Senat begrüßt ihn als „Vater des Vaterlandes" und ernennt ihn zum Diktator auf Lebenszeit. Cäsars endgültiger Sieg scheint noch einmal gefährdet zu sein, als gegen Ende des Jahres Sextus, der entkommene Sohn des Pompejus, einen bedrohlichen Aufstand in Spanien entfesselt. Bei Munda tobt die schreckliche Schlacht, in deren Verlauf Cäsar mehr als einmal in Lebensgefahr gerät. Dann erst ist das letzte Hindernis überwunden. Cäsar steht auf dem Gipfel der Welt, über seinem Haupte schwebt die unsichtbare Krone. * Der Fünfundfünfzigj ährige kehrt in abermaligem Triumph nach Rom zurück. Tagelang feiert ganz Rom in ausgelassener Freude den Sieg. Alle Anzeichen deuten darauf hin, daß dem römischen Staat eine lange Zeit des inneren und äußeren Friedens beschieden sein wird. Cäsar wirft sich mit aller Kraft auf die Arbeit der Organisation und Festigung des Reiches, aus dem ehemaligen Freibeuter der Politik wird der Imperator der Welt. 54
Alle freien Männer Italiens erhalten das Bürgerrecht, um dessen Verleihung einst die latinischen und samnitischen Bundesgenossen vor den Toren der Stadt gekämpft haben. Einschneidende Gesetze ordnen Kechtspflege, Verwaltung und Besteuerung; die arbeitslosen Massen der Hauptstadt finden neues Brot in Cäsars Bürgerkolonien, die überall gegründet werden. In Rom selbst wird an hundert gewaltigen Bauprojekten zugleich gearbeitet, so daß die Zahl der unterstützungsberechtigten Arbeitslosen in wenigen Monaten auf die Hälfte sinkt. Der leichtsinnige Schuldenmacher von einst erweist sich als sorgender Hausvater des Staates; der bedenkenlose Politiker wird zum Begründer einer neuen Ordnung, zum Abgott des Volkes. Doch je kühner er emporstrebt, um so mehr bleiben gestürzte Größen, entmachtete Spekulanten, übergangene und verabschiedete Adelige an seinem Wege zurück. Zu ihnen gesellen sich die alten Republikaner, die Verfechter der demokratischen Ideale und die geheimen Anhänger des Pompejus. Doch ihr Haß kümmert Cäsar nicht! Jubelt ihm nicht das Volk zu? Stehen nicht die Machtmittel des Imperiums hinter ihm, ist er nicht sicher im Schutz seiner getreuen Legionen? Drei Männer sind seinem Herzen am nächsten: der Tribun Marcus Antonius, der neunzehnjährige Großneffe und Adoptivsohn Gajus Octavius17 und der geliebteste von allen: Marcus Brutus, der Gegner von einst, den der Diktator begnadigt und an sich gezogen hat. * Im Hause des Generals Decimus Brutus, der Cäsar auf den gallischen Feldzügen begleitet hat, treffen sich die Häupter der Unzufriedenen, Gajus Cassius und P. S. Casca, die tatkräftigsten unter den Gegnern Cäsars. Sie betreten die weitläufige Villa durch einen Hintereingang, ihre Gesichter sind verhüllt, damit niemand sie erkenne. „Es muß ein Ende gemacht werden mit dem Lärm um Cäsar!" sagt Cassius finster, „je länger wir zögern, um so größer wird der Haufe seiner Anhänger. Das neueste wißt ihr aus der letzten Senatssitzung: Der Imperator gedenkt einen Rachefeldzug gegen die Parther anzutreten, obschon sie ihm den unbestreitbaren Gefallen erwiesen haben, den früheren Kollegen im Triumvirat, M. L. Crassus, zu 55
töten. Jedermann weiß, was ihm dieser Feldzug einbringen soll!" „Und was ist das?" fragt Decimus Brutus, „was könnte Cäsar im Osten gewinnen?" „Das, was bisher nur im Osten gewachsen ist", poltert Cassius los, „das, was der freie Westen nicht kannte und nicht kennen will: ein Diadem — eine Königskrone!" „Dazu braucht Cäsar nicht an die Parthergrenze zu gehen", wirft Casca ein, „hat ihm nicht Marcus Antonius erst kürzlich die königliche Stirnbinde vor allem Volke angeboten? Und hätten nicht ein paar Vernünftige gemurrt und ein paar Mutige gepfiffen, so hätten wir wohl heute schon ein gekröntes Haupt in unserer Mitte, vor dem wir unseren Kniefall machen müßten!" Eine Pause tritt ein. Die drei Männer blicken wortlos vor sich hin. Jeder ist mit seinen Gedanken beschäftigt. Endlich erhebt sich der Hausherr, Decimus Brutus, erregt beginnt er auf und ab zu schreiten. „Wird er kommen?" fragt er Cassius. Der Prätor lächelt hintergründig. „Wer?... Ach ja! Marcus Brutus, der ehrenwerte Marcus ... Natürlich wird er kommen! Oder glaubst du, unsere Worte, die wir seit Monaten schlau in sein Herz geträufelt haben, wären ohne Wirkung geblieben? Ein dutzendmal lag auf seinem Platz im Kathaus ein Zettel von unbekannter Hand: ,Brutus, schläfst du?', oder es kamen ihm Briefe ohne Absender ins Haus, die den Nachkommen des Begründers der römischen Bepublik aufriefen, nicht länger zu dulden, daß ein Tyrann dem Vaterlande Gewalt antue! Meinst du, diese Worte seien alle in den Wind gefallen?" „Wer weiß es?" „Ich! Träfen sich unsere Ideen nicht längst mit denen des Marcus Brutus, so würden wir davon Kunde haben. Zittern wir nicht alle vor Cäsars geheimer Staatspolizei? Was in den Schenken der Vorstädte oder in den Salons auf dem Aventin gesprochen wird; was du zu deinem Leibsklaven gesagt hast und vielleicht sogar, was ich mir denke — alles wissen diese schleichenden Bestien. Aber von den Briefen, die Brutus erhielt, kann die Polizei nichts wissen, sonst wäre es längst um uns geschehen. Also hat er den Mund gehalten, hat nachgesonnen, uns heimlich recht gegeben, und deshalb wird er kommen!" 56
„Du magst recht haben, Cassius; trotzdem — sei vorsichtig, ehe wir Marcus Brutus reinen Wein einschenken! Vergiß nicht, wieviel er dem Imperator zu danken hat: Cäsar hat ihm verziehen und ihn zum Stadtrichter Eoms gemacht, ihm das südliche Gallien und die Provinz Makedonien verliehen. Brutus ist reich, angesehen und mächtig durch den Julier geworden. Es könnte sein, daß er sich dessen bewußt würde!" Cassius verzieht das Gesicht. „Du solltest aus eigener Erfahrung wissen, Decimus, was die sogenannte Dankbarkeit ist! Hat nicht Cäsar dich, den alten Feldzugskameraden, zum Statthalter Galliens, zum Eeiterführer und sogar zum Nachfolger des Octavian gemacht, und trotzdem hassest du Cäsar wie deinen ärgsten Feind? Du handelst richtig, denn Dankbarkeit wird zum Verbrechen, wenn es um die Freiheit, um das Vaterland geht!" Casca lenkt auf ein anderes Thema über. „Lassen wir die persönlichen Dinge!" sagt er, „wichtiger als alles ist die Frage: Sind wir stark genug, um einen Schlag zu wagen? Und . . . was soll geschehen, wenn der Diktator fällt?" „Die Opposition gegen Cäsar", antwortet Casca, „ist viel stärker als er denkt, auch mächtiger als seine Geheimspitzel wissen. Der große Mann hat Fehler begangen. Was ihn früher vor den Bankiers und Großspekulanten schützte, ja, ihm sogar ihre heimliche Unterstützung verschaffte, waren seine Riesenschulden — aber die sind alle bezahlt. Cäsar ist ein sparsamer Hausvater geworden. Er hat Gesetze gegen den Wucher erlassen, er verbot, 30% Zins zu nehmen, und er hat den öffentlichen Zinsfuß auf 12% gesenkt. Dazu kommen seine strengen Maßnahmen und Verordnungen, die es jedem unmöglich machen, in der bisher üblichen Weise innerhalb eines Jahres ein Millionenvermögen zu erwerben. Das Bestechungswesen aus der Zeit des Pompejus, der Ämterverkauf unter der Senatsherrschaft, die Pacht von Provinzen, die Ausbeuterwirtschaft der Statthalter... all diese traditionellen Versorgungsquellen herabgekommener Hochadelssöhne, diese zuverlässigen Möglichkeiten für ruinierte Finanzleute, rasch zu Reichtümern zu kommen, sie sind durch Cäsar versperrt worden. Wir werden mit dem unausgesprochenen Einverständnis des gesamten Senats und der Finanzkreise handeln." 57
Decimus Brutus meint tückisch: „Cäsar hat sich selbst die einflußreichen Frauen der Gesellschaft, die Salons, die Modebäder und Friseure, Juweliere, Pomadenhändler, alle Römer und Asiaten, die mit Unmoral und Genüssen handeln, zu Feinden gemacht. Wozu mußte ausgerechnet Cäsar, der alte Lebemann, der Liebhaber Kleopatras, Gesetze gegen Ehebruch und Luxus erlassen?" Cassius fährt fort, die Fehler Cäsars aufzuzählen. „Weil er seine alten Soldaten und die Anhänger der Volkspartei in Afrika, Gallien und Spanien als Kolonisten ansiedelte und mit Staatsmitteln ausrüsten ließ, hat er zwar Sympathien gewonnen, aber an Macht verloren. Seine Anhänger in Rom verminderten sich mit jedem Auszug neuer Kolonisten. Der Zorn der Senatspartei aber wurde zum tödlichen Haß; denn auf ihre Kosten ging die ganze Aktion; ihre Riesenplantagen bekamen nicht nur unliebsame Konkurrenz, sondern wurden oft genug zwangsweise verkleinert, um neues Siedlungsland zu schaffen." In dem bleichen, zerfurchten Antlitz des Decimus Brutus steht die angstvolle Besorgnis vor der entscheidenden Tat. , ,Du redest immer von der großen Gesellschaft, Cassius!'' sagt er zweifelnd,,,— aber du schweigst von der herrschenden Partei, von den Populären, und du weißt nichts über die Haltung des Volkes zu sagen!" In grimmiger Entschlossenheit schlägt Cassius die Faust auf den Tisch. „Darum eben muß Marcus Brutus mitmachen, und wenn ich ihn mit dem Schwert an der Gurgel dazu zwingen sollte! Wir werden so viele angesehene und beim Volk beliebte Männer in das Unternehmen verwickeln, daß'niemand uns widersprechen kann, wenn wir hintreten und sagen: Es geschah für Rom, für die Freiheit!" In diesem Augenblick tritt der Haushofmeister ein und meldet'die Ankunft des Marcus Brutus. * Nachdem sich die Männer begrüßt und eine Weile über die allgemeine politische Lage gesprochen haben, treibt Cassius, als der rücksichtsloseste Hasser Cäsars, das Gespräch langsam zum Ziel der Unterredung. Dem Idealisten 58
Marcus Brutus gegenüber schlägt er eine andere Taktik ein, als er sie bei der Werbung der ehrgeizigen Militärs oder der machtlüsternen Senatoren angewandt hat. Er appelliert an die Freiheitsliebe des Patriziers. „Ich weiß nicht", sagt er mit kluger Berechnung, „wie es auf dich, als den Nachkommen des Lucius Junius Brutus, der Roms letzten König vor einem halben Jahrtausend gestürzt hat, wie es auf einen freiheitsliebenden, aufrechten Römer von ältestem Adel wirken muß, im Schatten einer unsichtbaren Krone zu leben? Viele Römer hoffen, daß es wieder ein Brutus sein möge, der Roms Rechte wahrt..." Marcus Junius Brutus sieht mit seinen kühlen, grauen Augen den Sprecher an. Sein kantiges, ein wenig verschlossenes Gesicht verrät nichts über seine Gedanken.^ „Wovon sprichst du, Cassius?" fragt er. „Nicht von Babylon, nicht von Susa!" antwortet der Prätor, „sondern von Rom, das sich selbst das Grab seiner Freiheit gräbt!" „Werde deutlicher, Cassius!" Jetzt setzt Cassius alles auf eine Karte. Was Brutus dazu meine, sagt er offen, daß Cäsar der Titel Imperator für sich und seine Nachkommen auf ewig verliehen sei? Was man dazu sagen solle, wenn der willfährige, von Cäsars Kreaturen beherrschte Senat ihm die Diktatur auf Lebensdauer übertrage; wenn Cäsars Polizei in die Häuser führender Volksmänner eindringe; wenn Cäsars Angeber und Aushorcher sich bei den Versammlungen unters Volk mischten? Es sei eine unerhörte Schande, daß seit Tagen im Tempel des Quirinus ein Standbild des „göttlichen Cäsar" aufgestellt sei und davor, wie bei einem asiatischen Gottkönig, Rauchopfer dargebracht würden. In dem neuen Julianischen Kalender wolle man sogar den altehrwürdigen Monat Quintilis in Julius umbenennen. Wie von einem Throne herab habe Julius Cäsar die Ergebenheitsadresse des Senats sitzend entgegengenommen. Zum erstenmal in der römischen Geschichte werde das Bild eines Diktators auf die Goldmünzen geprägt... Marcus Junius Brutus schneidet mit einer heftigen Geste den Wortschwall der Anklagen ab. „Ich weiß es", sagt er, „und ich mißbillige alles. Aber was ist zu tun?" 59
Cassius atmet tief auf, in Cascas bleiche Wangen kehrt die Farbe zurück, und Decimus Brutus wendet sich erleichtert vom Wandbrunnen um, an dem er abwartend gestanden hat. Marcus Brutus macht mit! Nun muß die Tat gelingen! „ J a " , sagt Cassius und versucht seine Erregung zu verbergen, „was ist zu tun? Darüber, Brutus, drängt es uns, mit dir als erstem zu sprechen!"
* Dunkles Gewölk jagt im Frühlingssturm über den Nachthimmel. Wo es aufreißt und mitleidlose Sterne wie tote Augen aus der Höhe starren, zieht ein roter Feuerschweif aus den Abgründen des Alls näher zur Erde. Auf den Straßen Roms stehen die späten Wanderer, von den flachen Dächern spähen ängstliche Augen zum wilden Firmament dieser Nächte. Ein Komet steht am Himmel. Das Gerücht flüstert, es sei das Gestirn von Cäsars Geburt, das nun in blutigem Scheine wiederkehre. Die Priester, die den Vogelflug deuten, sehen schwarze Krähenschwärme niedrig über das Land streichen. Um die Halle des Pompejus flattern mit schrecklichem Geschrei die Raben. Cäsars Gattin Calpurnia träumt, sie sähe ihn verhüllten Hauptes, von Dolchen durchbohrt, im Blute liegen. Sie fleht ihn an, das Haus an diesem Tage nicht zu verlassen. Auch die Staatspolizei ist bedenklich und weist auf verschiedene anonyme Warnungen hin, die ihr zugegangen sind. Für die Iden des März 18 ist der Senat in die Versammlungshalle des Pompejus zur Sitzung einberufen. Als nun auch der getreue Marcus Antonius sorgenvoll vor Verschwörungen warnt, gibt Cäsar nach und erteilt Antonius Auftrag, die Besprechung zu verschieben. Calpurnia atmet auf. Wenn nur diese Iden des März, für die Unheil und Katastrophen geweissagt sind, vorüber wären! In dieser Stunde greift Decimus Brutus, der unerschrokkene Truppenführer in den gallischen Schlachten, ein! Als man ihm sagt, die Senatssitzung finde nicht statt, Cäsar habe Angst vor üblen Vorzeichen, bricht er in schallendes Gelächter aus. Cäsar und Furcht? Nein, das glaube er nicht, das könne auch Rom nicht glauben! 60
Der Bann ist gebrochen. Der Julier schämt sich seiner Schwäche, er gehört weder der Familie noch sich selbst: er gehört Eom! Ruhig nimmt er Abschied von Calpurnia und folgt Decimus, Cassius und Casca zur Curie. Unterwegs tritt ihm ein Unbekannter entgegen, drängt sich durch die Begleiter und überreicht Cäsar einen Brief. Es ist ein reumütiger Verschwörer, der ihn warnen will. Aber Julius Cäsar liest die Nachricht nicht. Achtlos reicht er das vermeintliche Bittschreiben einem Sklaven, und ahnungslos betritt er die Curie, wo nahe der Bildsäule des Pompej us ein erhöhter Sitz aufgeschlagen ist. Feierlich verharrt der versammelte Senat auf den tiefergelegenen Sitzreihen. Cäsar nimmt auf dem konsularischen Stuhle Platz. Da tritt Tullius Timber — einer der Verschworenen — heran, umfängt leidenschaftlich Cäsars Füße und fleht um Begnadigung seines verbannten Bruders. Cäsar ist unwillig über die Aufdringlichkeit des Frechen, er stößt ihn zurück, dabei entgleitet ihm die Toga. Unruhe entsteht, einige der hochgestellten Freunde Cäsars — Cassius, Decimus Brutus, Casca — treten schnell heran, anscheinend, um den Bittsteller zurückzureißen. Ein Gewühl von Senatoren ist plötzlich um Cäsar. Da reißt Casca als erster den Dolch aus dem Mantel und sticht zu. Entsetzt sieht sich Cäsar von Mördern umgeben. Aber da . . . da ist Rettung! Dicht vor sich erkennt Cäsar das geliebte Antlitz seines Marcus Junius Brutus. Er glaubt für einen Augenblick, der treue Freund wolle ihn schützen und sinkt ihm an die Brust. Ohne zu zögern, stößt ihm auch Brutus die Waffe ins Herz. Cäsar liegt, von dreiundzwanzig Dolchstichen getroffen, am Boden. Er hat schmerzlich nur den einen des Freundes gespürt. „Auch du, mein Brutus!" Dann stiebt die Schar der Mörder auseinander und folgt dem entsetzten Senat, der fluchtartig die Curie verläßt. Einsam liegt die Leiche Cäsars zu Füßen der Bildsäule des Pompej us * Wie das Leben Alexanders des Großen, der ihm als Vorbild oft vor Augen gestanden hat, endet auch das Leben Cäsars in dem Augenblick der äußersten persönlichen Machtentfaltung. Das Attentat auf den „Kaiser ohne 61
Krone" ist das letzte verzweifelte Aufbegehren der altrömischen Republik gegen das Regiment eines Einzigen; aber die überkommene republikanische Staatsform ist auch durch die Ermordung des Gewaltherrschers nicht mehr zu retten. Dem Tode Cäsars folgt die furchtbare Rache an den Mördern und ihren Anhängern und der Bürgerkrieg zwischen den beiden das Erbe beanspruchenden Nachfolgern : Marcus Antonius, dem Testamentsvollstrecker und Cäsars getreuestem Gehilfen, undGajus Julius Cäsar Octavianus, Cäsars Adoptivsohn. Nach der vorübergehenden Teilung der Welt gewinnt im Jahre 31 v. Chr. Octavianus die gleiche Machtstellung, die Cäsar innegehabt hatte, aber er ist zu klug, um sie durch einen Staatsstreich zu erringen. Octavian wahrt die äußere Form der Republik, indem er die höchsten Ämter des Reiches durch Senats- und Volksbeschlüsse auf sich übertragen läßt. Das Kaisertum, das er als Cäsar Augustus begründet, wird für fünf Jahrhunderte das politische System des römischen Weltreiches.
ANMERKUNGEN s
) Schon in den Jahren 136—132 und 104—100 hatten die Sklaven in Auf-
ständen ihr Los zu bessern gesucht; die Beendigung des 3. Sklavenkrieges (Gladiatorenkrieges) erfolgte durch Pompejus im Jahre 71 v. Chr.; — 2
) C, 106—43 v.Chr., stammte aus Arpinum in Mittelitalien, dem gleichen
Ort, in dem auch Marius geboren wurde; — 3 ) und 4 ) aus Ciceros „Reden"; — 5 ) Proskriptionen, die von Sulla 82 v.Chr. veröffentlichten Listen mit den Kamen der geächteten Gegner, die straflos getötet werden durften und deren Besitz enteignet wurde; — *) Rede des Catilina; — ') 8. November des Jahres 63 v.Chr.; — 8 ) aus Cicero „Gespräche in Tusculum"; — 9 ) die Schlacht fand im Jahre 58 v.Chr. bei dem heutigen Mülhausen im Elsaß statt; — 10 ) im Jahre 57 v.Chr.; die Belgier (Beigen) waren zumeist Kelten, nur im Osten siedelten eingewanderte Germanen; — u ) im heutigen Burgund; —
12
) im
la
Jahre 52 v. Chr.; — ) A. lebte von 82—30 v. Chr.; er vertrat Cäsar in Rom; — ") Kl. lebte von 69—30 v.Chr.; sie war die letzte Königin v. Ägypten und stammte aus dem Geschlecht der Ptolemäer; — •») es ist das J a h r 46 v.Chr.; — M ) im Jahre 46 v.Chr.; — ") der spätere Kaiser Augustus, er lebte von 63 v. bis 14 n.Chr.; — 18) am 15. März des Jahres 44 v.Chr.
62
ZEITTAFEL 78 v.Chr. Nach Sullas Tod teilen sich Pompejus und Crassus in den Feldherrnruhm in Asien, Spanien und Afrika. 73—71 Sklavenaufstand unter Führung des Spartav. Chr. cus, von Crassus und Pompejus niedergeschlagen. 70 v.Chr. Änderung der Verfassung des Sulla. Das Einspruchsrecht der Volkstribunen wird wiederhergestellt. Die Sullanische Epoche ist zu Ende. Vom beginnenden Machtkampf zwischen Pompejus und Cäsar und von ihrem Willen, Anhänger zu werben, zeugt die Vielzahl neuer Bauten, die auf Veranlassung der Eivalen mit aller Pracht errichtet werden. 67 v.Chr. Pompejus erhält vom Senat auf 3 Jahre den unbeschränkten Oberbefehl auf allen Meeren des Imperiums und beseitigt das Seeräuberunwesen. 66—63 Pompejus erhält auf Grund der großen Senatsv.Chr. rede des Cicero den Oberbefehl in Asien und nimmt nach siegreicher Beendigung des letzten Mithradates-Feldzuges eine Befriedung und Neuordnung Vorderasiens vor. 63—62 Innenpolitische Verschwörung des Catilina und v. Chr. Vorbereitung zum Staatsstreich, durch Ciceros Wachsamkeit aufgedeckt und in schnellem Zugriff unterdrückt. 60 v. Chr. Triumvirat: gemeinschaftliche Regierung des Pompejus, Crassus und Cäsar. Sie vereinbaren: „daß nichts unternommen werden soll, was einem von den dreien mißfalle". 59 v. Chr. Ächtung Ciceros auf Veranlassung seines Gegners Cäsar wegen der Hinrichtung römischer Bürger ohne formelles Urteil während der Verschwörung des Catilina. 56 v. Chr. Erneuerung des Triumvirats. Verteilung der Einflußbereiche auf 5 Jahre: Crassus erhält Syrien (er fällt 53 v.Chr. an der Seite seines Sohnes im Partherfeldzug), Pompejus erhält Spanien (läßt sich durch Legaten vertreten), Cäsar erhält Gallien. 63
58—51 v. Chr. 52 v.Chr.
49 v. Chr. 48 v. Chr. 48 v. Chr.
46 v. Chr. 46 v. Chr. 45 v.Chr. 45 v. Chr.
44 v.Chr.
Eroberung Galliens und Befriedung der Nordgrenze durch Cäsar. Feldzüge bis nach Britannien (55/54 v.Chr.) und Sieg über Vercingetorix (53 v.Chr.). Der in Rom verbliebene Pompejus läßt sich vom Senat zum „consul sine collega" (Alleinkonsul) ausrufen und erlangt, wenn auch nur für kurze Zeit, die Alleinherrschaft. Der Bürgerkrieg zwischen ihm und Cäsar ist unvermeidlich. Cäsar überschreitet auf der Rückkehr von Gallien mit bewaffneter Macht den Rubicon; der Kampf um die Alleinherrschaft beginnt. Der Blitzfeldzug Cäsars nach Spanien endet mit der Vernichtung der dortigen „Hausmacht'' des Pompejus. Cäsar schlägt den aus Italien geflohenen Pompejus bei Pharsalos. Pompejus geht nachÄgypten, wird bei der Landung ermordet. Cäsar, der ihm gefolgt ist, überträgt das Königreich Ägypten an Kleopatra aus dem Ptolemäerhause. Brand und Vernichtung der Bibliothek von Alexandria. Cäsar siegt bei Thapsus über die Anhänger und bei Munda über die Söhne des Pompejus. Cäsar wird vom Senat zum Diktator auf 10 Jahre, 44 v. Chr., auf Lebenszeit ernannt. Er ist Imperator, Pontifex Maximus (Haupt der Staatskirene), oberster Richter und verfügt über die Gewalt des Tribunen für Gesetzesvorlagen. Cäsar wird am 15. März während einer Senatssitzung in der Curia Pompe ja von Mitgliedern des Senats, unter ihnen vertraute Freunde, ermordet.
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Der Leser, der die in diesem Heft geschilderten Ereignisse im großen Rahmen weiterverfolgen will, wird auf die spannend geschriebene Weltgeschichte
BILD DER JAHRHUNDERTE von OTTO ZIERER verwiesen. In neuartiger, eindrucksvoll erzählender Darstellung behandelt Otto Zierer im „Bild der Jahrhunderte", dem der Text zu dem vorliegenden Heft im wesentlichen entnommen ist, die Geschichte des Abendlandes und der Welt von ihren Anfängen bis zur Gegenwart.
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