KLEINE
BIBLIOTHEK
DES
WISSENS
LUX-LESEBOGEN N A I I
I!
UND k U L I L R K U N D L 1 C H I
KARLHEIN Z
II I I I I
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KLEINE
BIBLIOTHEK
DES
WISSENS
LUX-LESEBOGEN N A I I
I!
UND k U L I L R K U N D L 1 C H I
KARLHEIN Z
II I I I I
DOBSKY
ATH O S DER
H E I L I G E
BERG
VERLAG SEBASTIAN
LUX
U U R N A U - U I N C H E N - 1 N N S B H I C K•B A S E L
Der Athos-Gipfel
SAGENWELT UND WELTGESCHICHTE
Urmeer — „Archipelagos" — nannten die Alten das Agäische Meer, und das Wort ist noch heute lebendig in unserer Bezeichnung „Archipel" für eine Gruppe nah beieinanderliegender Inseln. Auf der verschollenen Weltkarte des Anaximander von Milet, der im sechsten vorchristlichen Jahrhundert lebte und als Begründer der Philosophie gilt, bildete das agäische „Urmeer" Jen Mittelpunkt der Welt; diesem Weltmittelpunkt entstiegen Zeus, Apoll und Poseidon, Artemis und Aphrodite, die strahlendsten Sterne des griechischen Götterhimmeli. Dai Erdzeitalter der alpinen Gebirgtbildung formte vor Jahrmillionen auch die Ägäis, es zerriß den gewalligen Testlandbogen, der sich von der Südspitze der Peloponncs hinüberwölbte nach Kleinasien und dessen Trümmer — die Inseln Cythera, Kreta, Carpathus und Rhodos — heute wie die Scherben einer zerbrochenen Schale zwischen Mittclmeer und Ägäis aufragen. Urerinnerungen an jenes Erdzeitalter der Meer- und Gebirgsbildung, der riesigen Verwerfungen und vulkanischen Ausbrüche blieben lebendig in raunenden Sagen vom gefürchteten Volk der Zyklopen und vom hinkenden Hephäst, dem Gotte des lodernden Teuer«., mit denen lateinischem Namen wir alle feuerspeienden Berge als „Vulkane" bezeichnen. 2
Der mächtigste Vulkan der Erde — größer und gewalttätiger all Stromboli, Ätna oder Vesuv — erhob sich als südlichster Inselberg der Kykladen aus der tiefblauen Meeresflut der Ägäis. Ein erbitterter Kampf zweier Naturgewalten, der Sage nach ein Kampf zwischen Hephäst, dem Feuergott, und dem Meeresgott Okeanos, riß eines Tages den riesigen Krater auseinander und schleuderte leinen glühenden Inhalt zum Himmel empor, während ein Wolkenbruch von Lava und Bimsstein auf die Kraterreste herabpraitelte und aus ihnen die Kykladeninsel Thera, das heutige Santorin, mit ihren winzigen Nebeninselchen bildete. Diese Naturkatastrophe — vermutlich ein Seebeben mit anschließendem Vulkanausbruch — ereignete sich um 1500 vor Christi Geburt; die Wolken des Aschenregens zogen über das Mittclmecr südwärts bis nach Afrika und waren wohl die Ursache der dreitägigen „ägyptischen Finsternis", von der die Bibel berichtet. Das Seebeben vernichtete auch die kretische Flotte und trug so unmittelbar zum raschen Niedergang der krerisch-mykenischen Hochkultur bei. Die Spuren von den Gigantenkämpfen entfesselter Naturgewalten lassen sich an den Keilen ägäischen Inselküsten ablesen wie in einem aufgeschlagenen Buch: Da steht in scharfer Abgrenzung Schicht neben Schicht; schwarze Lavamassen wechseln mit schneeweißem Bimsstein, graubrauner Tuff scheidet sich vom leuchtenden Rot der Vulkanschlacken. Die Inselwelt der Ägäis lockert sich nordwärts auf zu einigen wenigen größeren Inseln, zu Chios und Lesbos, zu Lemnos, Thasos und Samothrake. Im äußersten Nordwesten aber greift wie eine gebieterisch ausgestreckte Hand die Halbinsel Chalkidike ins Meer, am Gelenk trägt diese Hand als kostbares Geschmeide die Stadt Thessaloniki, das einstige Therma. Von der Halbinsel Chalkidike berichtet als erster Herodot, der „Vater der Geschichtsschreibung", in seinem Buch über die Perserkriege; er erzählt, wie der persische König Darius seinen Schwiegersohn, den hochbegabten Feldherrn Mardonios, im vorchristlichen Jahre 492 mit einer mächtigen Kriegsflotte aussandte zur Züchtigung der verhaßten Athener. Aber diese Flotte erreichte nie ihr Ziel — sie zerschellte in einer verheerenden Sturmnacht an den Felsen des Berges A t h o s . . . „Dreihundert Schiffe", so heißt et bei Herodot, „sind dabei zugrunde gegangen und über zwanzigtausend Mann. Das Meer ist am Athos nämlich reich an Haifischen, von denen viele Menschen gepackt und verschlungen wurden . . . " Der Geschichtsschreiber berichtet auch von dem großen Feld/ug, den zwölf Jahre nach dieser Katastrophe Xerxes, der Sohn und Nachfolger des Darius auf dem persischen Königsthron, gegen die Griechen vorbereitete: Weil 3
die erste Flotte (des Mardonios) am Athos Schiffbruch erlitten hatte, wurde auf Befehl des Xerxes drei Jahre lang gearbeitet, um einen Kanal durch die Landenge des Athos bei der hellenischen Stadt Sane zu graben. Der Athos ist ein hohes, berühmtes Gebirge, das bis ans Meer reicht und bewohnt ist. Seine Verbindung mit dem Festlande bildet eine Landenge von zwölf Stadien Breite, und hier ließ Xerxes einen Kanal von solcher Breite graben, daß zwei Dreiruderschiffe mit voller Ruderlänge nebeneinander hindurchfahren konnten . . ." Man hat viele Jahrhunderte lang diesen Bericht des Herodot als „Lrfindung" abgetan und seinen Wahrheitsgehalt bestritten, weil von diesem Kanal keine Spur mehr zu finden war —, bis im Jahre 1907 der deutsche Archäologe Struck das einstige Vorhandensein des Xerxes-Kanals überzeugend nachweisen konnte: Der Kanal ist seit langem durch hineinstürzende Erdmassen wieder völlig ausgefüllt, aber diese Erde ist noch heute lockerer als der gewachsene Boden zu beiden Seiten der Ufer. Sie nimmt also den fruchtbaren Frühlingsregen eher und leichter auf, so daß in jedem Frühjahr sich das einzige Kanalbett durch einen vorzeitig grünenden Streifen frischen Pflanz<.'nwuchses deutlich von der Umgebung abzeichnet. Ein halbes Jahrhundert nach diesem Kanalbau, in den Wirren des Peloponnesischen Krieges, versuchte der junge athenische Stratege Thukydides vergeblich, die Halbinsel Chalkidike gegen die Streitkräfte der Spartaner zu verteidigen. Nach seiner Niederlage ging Thukydides freiwillig in die Verbannung; diesem Umstand verdanken wir das bedeutendste historische Werk der Antike, seine ,,Gesdiichte des Peloponnesischen Krieges", durch die uns Perikles, Alkibiades und Kleon zu fesiumrissenen Gestalten geworden sind. Das durch den Bruderkrieg geschwächte Hellas wurde im vierten vorchristlichen Jahrhundert eine leichte Beute der machtvoll emporstrebenden Mikedonier; König Philipp eroberte und zerstörte die reiche griechische Stadt Olynthos auf der Chalkidike — die Stadt, in der Demosthencs seine berühmten, aber erfolglosen „Olynthischen Reden" gehalten hatte. Auf Philipp folgte Alexander, der Schüler des Aristoteles und unbezwingfiche Eroberer, der seine Heere bis an die Ufer des Indus führte. Nach seinem frühen Tod errang der abtrünnige Feldherr Kassandros die Herrschaft über Makedonien; er heiratete Thessalonike, Alexanders Schwester, die lange Zeit gefangengehalten worden war, und ihr zu Ehren erhielt die Stadt Therma, das Kleinod am Gelenk der chalkidischen I Lind, den Namen Thessaloniki (Saloniki).
-}
Im vorchristlichen Jahre 27 wurde ganz Griechenland für über drei Jahrhunderte zur römischen Provinz. Im gleichen Jahre verlieh der Senat dem Imperator Octavian den Titel Augustuv Zwanzig Jahre später erkannten orientalische Sternkundige aus der scheinbaren Vereinigung der Planeten Jupiter und Saturn zu einem einzigen hellstrahlenden Stern den Anbruch eines neuen Weltzeitalters. Die weisen Männer folgten dem verheißungsvollen Licht, das im Sternbild der Fische leuchtete und sie nach Jerusalem wies, in die römische Provinz Judäa. Hier herrichte Herode*, der seinen Königstitel einer geschickten römischen Kolonialpolitik verdankte; er ließ die morgenländischen Weisen zu sich kommen und ließ alle Hohepriester versammeln und erfuhr von ihnen, daß der leuchtende Stern die Ankunft des wahren Königs verkünde, getreu der siebenhundert Jahre alten Verheißung des Propheten Micha: Und du, Bethlehem, die du klein bist unter den Städten Judas — aus dir soll kommen der H e r r . . ." Also brachen die Weisen aul nadt dem sieben Kilometer von Jerusalem entfernten Bethlehem, ,,. . . und siehe, der Stern, den sie im Morgenlande gesehen, ging vor ihnen hin . . ."
Christi Geburt, Ausschnitt aus einer byiantrnlschm Ikon.'. au* tlet» Morgenlande, rechts über der K>i/>)><' 'ier Stern der Verhetßun
DER H E I L I G E BERG An der wie eine Hand weit ins ägäische Meer hinausragenden Halbinsel Chalkidike bildet das Athosgebirge gleidisam den ausgestreckten Zeigefinger, mit dem 2033 Meter hohen Berg Athos als Nagelkuppe. Wenn man der Richtung dieses Zeigefingers folgt, wenn man auf einer Karte des Mittelmeerraumes diese Richtung in einer schnurgeraden Linie verlängert, dann schneidet diese Linie an der kleinasiatischen Küste der Ägäis die Stadt Ephesus und endet in Bethlehem, der Stadt, „die da klein ist unter den Städten Judas." Wir kennen den kurzen irdischen Weg des Erlösers, der hier seinen Ausgang nahm und über Nazareth, Kapernaum am See Genezarcth, Jericho und Jerusalem nach Golgatha führte . . . Nach Jesu Opfertod verliert sich das Geschick seiner Mutter Maria ins Dunkel der Legende. In Ephesus, zu Beginn unserer christlichen Zeitrechnung eine der bedeutendsten Städte der Welt mit dem herrlichen, zu den Sieben Weltwundern gezählten Artemistempel, zeigt man noch heute das kleine Hau«, in dem die Muttergottes in den Jahren 42 bis 50 n. Chr. gewohnt haben soll. In diesem bescheidenen Ziegelbau soll sie ihre letzten Lebensjahre 6
verbracht haben, betreut von Johann«, dem Lieblingsjünger de* Herrn, und mit Speise und Trank versorgt von den Mitgliedern der kleinen Epheser Urchristcngemeinde. Als über fünfundsiebzigjährige Greisin soll sie hier im Jahre 50 n. Chr. gestorben sein. Eine andere Legende weiß zu berichten, daß die Jungfrau Maria eines Tages auf dem Berge Athos erschienen sei und das ganze Athosgebirge — den „Zeigefinger" unserer Halbinselhand — zu ihrem Reich erklärt habe. Darauf sei die gewaltige Jupiterstatue auf dem Berg, der seinen Namen „Athos" von einem thrakischen Giganten haben soll, in tausend Stücke zerborsten und ins Meer g e s t ü r z t . . . Auch die Bestimmung, daß Frauen den Heiligen Berg nicht betreten dürfen, knüpft an diese Legende an: Als einmal eine bulgarische Zarin den Athos besuchte, erschien ihr die Muttergottes und wies sie mit den Worten: „Hier bin ich allein Königin — andere Frauen haben hier nichts zu suchen..." aus ihrem Reich. Die Historiker verlegen die Anfänge der mönchischen Besiedlung des Athos in das Jahrhundert des „Bilderstreits" innerhalb der Ostkirche. Sinn und Bedeutung dieses Bilderstreits werden uns jedoch erst dann einigermaßen verständlich, wenn wir versuchen, uns über Wesen und Entstehung der „Ostkirche" klar zu werden. Wir kennen wohl das Wort; wir denken dabei an bärtige Patriarchen, an die goldfunkelnden Zwiebelkuppcln russischer Kathedralen und an den dunkel orgelnden Kultgesang russischer Männerchörc, wie sie uns zum Beispiel von Konzerten und Schallplatten des weltberühmten Don-Kosaken-Chors lieb und vertraut sind. Aus illustrierten Zeitschriften kennen wir Bildberichte von Fürstenhochzeiten nach „orthodoxem" Ritus — Bilder, auf denen ehrwürdige Priester während der Trauungszeremonie schwere, goldene Kronen über die Häupter des Brautpaares halten; und wir kennen auch aus Museen, Kunstzeitschriften und Büchern die fremdartigen ostkirchlichen Heiligenbilder, die „Ikonen", mit denen wir uns noch eingehend beschäftigen wollen. Die Trennung von Ost und West in der christlichen Kirche hat ihren Ursprung in der Teilung des Römischen Weltreiches in eine östliche und eine westliche Hälfte im Jahre 395 n. Chr. Während in der Folgezeit das Weströmische Reich unter dem Ansturm der „Barbaren" zusammenbrach, ging das Oströmische, das Byzantinische Reich mit seiner Hauptstadt Byzanz-Konstantinopel ungeschwächt aus den Erschütterungen der Völkerwanderung der westund ostgotischen Vorstöße und des Hunnensturms hervor. Konstantinopel galt als das „Neue Rom", es fühlte sich als einziger Hort und Beschützer der griechisch-römischen Kultur, die im Westen 7
unterzugehen drohte. Das alte Rom, zur Kaiserzeit die reichste und glänzendste Stadt der Welt, verarmte und verfiel; viele Kostbarkeiten wurden nach Konstantinopel verschleppt, die Paläste und Mietshäuser standen leer, man hatte nicht einmal genug Geld, um die wichtigen Wasserleitungen instandzusetzen und betriebsfertig zu halten. Konstantinopel aber, das uralte Byzanz, wurde von der Mitte des vierten bis zur Mitte des dreizehnten nachchristlichen Jahrhunderts das unbestritten führende Kulturzentrum; ein starre. Holzeremoniell mit oft geradezu grotesken Verzerrungen und Auswüchsen war einzig darauf gerichtet, den byzantinischen Kaiser in seiner Gottähnlichkeit (Dominus et Deus!) zu bestärken, und das Wort „Byzantineruim" ist uns noch heute geläufig als Begriff würdeloser Unterwürfigkeit, 1 iebedienerei und kriecherischer Schmeichelei. Es ist jedoch ungerecht, diesen Begriff mit der geschichtlichen Bedeutung des Byzantinischen Reiches gleichzusetzen, dessen Selbstbehauptungskampf gegenüber dem seit dem siebenten Jahrhundert stürmisch vordringenden Islam der gesamten Christenheit zugute kam. Ostkirche — das waren also alle christlichen Kirchen des Oströmischen* oder Byzantinischen Reiches; eine verwirrende Vielzahl von christlichen Glaubensgemeinschaften, zu denen unter anderen die Nestorianer, die Orthodoxen, die Monophyisten und Maroniten gehören, mit Patriarchaten in Konstantinopel, Alexandrien, Antiochien und Jerusalem. Die Ostkirche übernahm auch die Missionierung der orientalischen und slawischen Völker, während sich im Laufe der Jahrhunderte der Gegensatz zwischen Ost- und Westkirche, zwischen dem Römischen Papsttum und Konstantinopel, aufs äußerste verschärfte, bis es schließlich — im Jahre 1054 — zur endgültigen Spaltung kam. Schon der Bilderstreit im achten Jahrhundert trug zu der wachsenden Entfremdung bei. Der byzantinische Kaiser I.eon III. (717 bis 741) hatte durch kaiserliches Edikt die Vernichtung aller Heiligenbilder befohlen — ein Vorgehen, für das gewiß nicht nur religiöse, sondern auch andere Motive bestimmend waren: Einflüsse des Judentums, das Heiligenbilder nicht kennt, gewisse Auswüchse der Bilderverehrung und sicher auch rein politische Überlegungen, denn während man die Heiligenbilder vernichtete, förderte man um so stärker die Verbreitung von Kaiserbildern . .. Dieser Bilderstreit, der im neunten Jahrhundert mit der Wiedereinführung der Bilderverehrung sein Ende fand, mag also dazu beigetragen haben, daß Mönche, die sich von ihren Ikonen nicht trennen wollten, im achten nachchristlichen Jahrhundert sich in die S
Einsamkeit des Athosgebirges zurückzogen, wohl als Einsiedler zumeist, und in primitiven Hütten oder Felsenhöhlen ein anspruchslose* Dasein fristeten. Sie nahmen auch die alten Traditionen und Vorschriften der Ikonenmalerei mit auf den Heiligen Berg Athos und wahrten getreu die Überlieferungen dieser Kunst, die sie nicht als Kunst, sondern als Gottesdienst empfanden. Macht und Ansehen des Byzantinischen Reiches waren auch bestimmend für den Entschluß des Frankenkönigs Karl, seine älteste Tochter mit dem Sohn und Thronfolger der Byzantinischen Kaiserin Irene zu vermählen — ein politischer Heiratsplan, der allerdings nicht zustandekam. Als Karl am Weihnaditstag des Jahres 800 vom Papst in Rom zum römischen Kaiser gekrönt wurde, beeilte er sich sehr, von Byzanz die Anerkennung seiner neuen Würde zu erlangen — ja, er madite sogar angeblich der schon betagten Kaiserin Irene einen regelrechten Heiratsantrag, auf daß die Ostliche und die Westliche Welt im Zeichen eines Ehebundes endlich wieder vereint würden. Irene zeigte sich nicht abgeneigt, aber leider scheiterte das aussichtsreiche Unternehmen am Sturz der byzantinischen Kaiserin, die vom Throne verdrängt und ins Exil gesdiickt wurde — auf die Insel Lesbos in der Ägäis . . . Wir tun gut daran, die Entwicklung in Byzanz nodi weiter zu verfolgen, weil sie eng mit den Anfängen des Mönchswesens auf dem Berge Athos verknüpft ist. Erst zwölf Jahre nadi seiner — ihn selbst wohl ein wenig überrasdienden — Kaiserkrönung in Rom erhielt Karl der Große die formelle Anerkennung seines Kaisertums durch Byzanz, durdi Kaiser Midiael I., der nadi langwierigen Vorverhandlungen eine Delegation nadi Aachen entsandte, die dort unter genauer Befolgung des komplizierten byzantinischen Krönungszeremoniells dem römischen Kaiser und König der Franken als „Imperator" und „Basileus" huldigte. In einem Dankschreiben wünsdit „Karl, durdi Gottes Gnade Kaiser und Augustus, König der Franken und Langobarden, seinem geliebten und verehrten Bruder Midiael, dem glorreidien Kaiser und Augustus, das Ewige Heil . . ." Etwa dreißig Jahre später fand in Konstantinopel eine ostkirdilidie Synode statt, unter deren Teilnehmern zum erstenmal Mönche vom Berge Athos urkundlich erwähnt werden. Wie viele es waren, wissen wir nidit. Daß aber die Anzahl der Aihosmöndie im Zunehmen begriffen war, läßt sich aus der nun einsetzenden Bautätigkeit erkennen. Um die Mitte des neunten Jahrhunderts begründete der heilige Euthymios auf dem Athosberg die erste „Lawra" — das heißt eine Gemeinschaft von bisher als Einsiedler lebenden Mönchen, die einen aus ihrer Mitte, einen 9
Der heilige Johannes Damascenot (675—750 n. Chr.) gab mit seiner „Quelle der Erkenntnis" der CMtkirchc das dogmatische Lehrbuch. Im „Bilderstreit" verteidigte er die Ikonentierchrung. »Da ich nun einmal Mensch bin, sehne ich mich danach, mit Allem, tzias heilig ist, auch leiblich zu verkehren und •• eigenen Augen anschauen zu können . . ."
Mönch von besonderer Heiligkeit und überragenden Goistcsgabcn, freiwillig als Oberhaupt anerkennen. Aus der gleichen Zeit datiert die Erzählung von Peter dem Athoniter, einem Einsiedler, der über fünfzig Jahre lang in einer Felsenhöhle gehaust und tapfer gegen den Teufel und gegen allerlei wilde Tiere gekämpft haben soll. Mit weniger bösartigen Tieren verstand sich dieser Mönch Peter allerdings so gut, daß er mit ihnen sprach wie der heilige Franz von Assisi; er versuchte, ihnen nachzueifern, indem er sich nur von Gras ernährte und zeitweise auf allen Vieren ging. Es darf nicht verwundern, daß der innige Wun>ch nach einem heiligmäßigen Leben auch in der Frühzeit des Athos-Mönchstums zu bedenklichen Verirrungen führte, wie man sie überall und in allen Religionen beobachten kann: Da ist die Rede von dem Säulenheiligen Simeon, der ähnlich gewissen indischen Fanatikern viele Jahre auf einer Säule sitzend verbrachte, und von Mönchen, die sich lebendig in winzige Zellen einmauern ließen, um den Verlockungen des irdischen Lebens für immer fernzubleiben. Freilich: bei solchen Legenden wird sich, wie oft, ein dichtes Gespinst von Einbildung und Erfindung um einen zweifellos echten Wahrheiivkern gewebt 10
Auf dem 7. Allgemeinen Konzil von Niziia (im Jahre 1S1) setzte sich die einem syrischen Geschlecht entstammende byzantinische Kaiserin Irene für die Wiedereinführung der BiJderverehrunc; ein. Aber der Bilderstreit endete erst im Jahre 6K; seitdem feiert die Ostkirche den Sieg der Ikonenverehrung alljährlich mit dem „Fest der Orthodoxie".
haben. Wahr ist, daß schon gegen Ende des neunten Jahrhunderts so viele Mönche auf dem Berg Athos lebten, daß die Einführung einer Art „Verfassung" notwendig wurde. Diese von den würdigsten und gescheitesten Mönchen ausgearbeitete Verfassung zur Regelung gemeinsamer Interessen und Angelegenheiten wurde von dem byzantinischen Kaiser Leon IV. in einer Bulle anerkannt, die gleichzeitig die Unabhängigkeit der Athosmönche bestätigt. Hin Altestenrat wurde eingeführt und ein „Vorsteher" gewählt, ein „Protos", der dreimal im Jahre die Mönche zusammenrief zu einer Versammlung, auf der alle auftauchenden Fragen und Probleme besprochen wurden. Um die Mitte des zehnten Jahrhunderts kam aus der uralten Handelsstadt Trapczunt am Schwarzen Meer ein junger Grieche vornehmer Abkunft auf den Athosberg und bat um Aufnahme in die Gemeinschaft der Mönche. Der Vorsteher betrachtete mit Wohlgefallen das schöne, glatte Jüngiingsgesicht, aus dem echter Glaubenseifer und tiefe Frömmigkeit leuchteten. Aber er mußte ihn darauf aufmerksam machen, daß er nur solche Novizen aufnehmen könne, bei denen „sich der Kamm im Barte hielt". Da preßte sich der 11
Grieche — sein Name war Abraham — einen Kamm so tief ins bartlose Antlitz, daß das Blut hervorspritz.te und die Zinken in der Wange steckenblieben. Darauf wurde er aufgenommen und erhielt den Namen Athanasios, Er war von seinem Elternhaus her befreundet mit dem Oberfeldherrn Nikephoros Phokas, dem Abkömmling eines der vornehmsten byzantinischen Adelsgeschlechter. Nikephoros Phokas hatte seinem Freunde Abraham, dem späteren Mönch Athanasios, schon mehrmals den Wunsch kundgetan, später auch Athosmöndi zu werden. AK es dem Feldherrn im März des Jahres 961 gelang, d.u von arabischen Seeräubern besetzt gehaltene Kreta wieder für Byzanz und seinen Kaiser Romanos II. zurückzuerobern, schenkte er einen großen Teil des dabei erbeuteten Goldschatzes dem jungen Mönch Athanasios mit dem Auttrage, tür sie beide auf dem Athos ein Kloster zu bauen. Der Freund führte den Auftrag getreulich aus: An der Nordostküste der Athos-Landzunge begann er mit dem Bau des ersten Großklosters auf dem Heiligen Berg, der „Megali Lawra", die später den Namen „Megisti Lawra" (Größte Lawra) erhielt. Der Bau schritt rüstig voran und näherte sich der Vollendung, als Athanasios im März 963 die Nachricht vom Tode des Kaiserv Romanos und von der Thronbesteigung seines Freundes Nikophoros Phokas als Kaiser Nikophoros II. erhielt. Er eilte nach Konstantinopel, wo sein kaiserlicher Freund ihm nochmals seine ernste Absicht versicherte, trotz der neuen Würde sein Leben einst als Athosmönch zu beschließen. Der Kaiser ermunterte Athanasios z.ur Fortführung der Bauarbeiten und entließ ihn mit reichen Geschenken und Privilegien tür das neue Kloster, für dessen Verfassung Athanasios die „studitische Regel" anwandte, das heißt die i/ung eines aus der Mönchsgemeinschatt gewählten Abtes als anerkannten Vorsteher. Darüber hinaus gab er der gesamten „Mönchsrepublik" auf dem Athos eine neue, straffere Verfassung und hoffte mit gutem Grund auf deren Bestätigung durch Nikophoros IL, der jedoch sdion 969 einem Mordanschlag zum Opfer fiel, an dem seine eigene Gemahlin Theophano und der ihm auf dem Thron folgende Johannes Tzimiskes offenkundig beteiligt waren. Der Mönch Athanasios aber, dem inzwischen der vorschriftsmäßige Bart gewachsen war, vollendete den Bau des „Größten LawraK losten" im Geiste seines toten Freundes und Kaisers. Er arbeitete weiter an der Verfassung, dem sogenannten „ersten Typikon", das nach langwierigen Verhandlungen von allen Mönchsgemeinden des Athos gebilligt wurde und schließlich audi die feier12
Die Megisti Lawra", das größte und bedeutendste Kloster des Berges Athos, birgt auch das Grab des helligen Athanastos, der im Jahre 983 das gewaltige Bauwerk errichtete.
liehe Bestätigung durch Kaiser Johannes I. Tzimiskcs erhielt. Diese vom Jahre 972 datierte Urkunde ist die eigentliche „Gründungsurkunde" der Mönchsrepublik Athos; sie gehört heute als Site erhaltengebliebene byzantinische Urkunde mit der eigenhändigen Unterschrift eines byzantinischen Kaisers zu den wertvollsten und eifersüchtig gehüteten Schätzen des Athos — eine drei Meter lange, mit roter Tinte in schöner griechischer Schrift beschriebene Bock.>haut. Das beginnende elfte Jahrhundert erlebt die Entstehung zahlreicher neuer Großklöster auf dem Athosberg, darunter die bedeutenden Klöster Iwiron und Watopädi, und der Zustrom neuer Mönche hält unvermindert an. Es kommen nicht nur Bettelmönche, es kommen auch einflußreiche und hochgeborene Männer, die des irdischen Streben* und Streitens müde sind und ihr reiches Gewand mit der Mönchskutte vertauschen. Viele von ihnen schenken den Klöstern, in denen sie Aufnahme finden, ihr ganzes, oft recht beträchtliches Vermögen an Geld, Goldschätzen und Grundbesitz, so daß einige Klöster nach wenigen Jahrzehnten über riesigen Landbesitz in Makedonien, Thessalien und Thrakien verfügen. Reichtum bringt S t r e i t . . . Bald wehren sich die Einsiedler und armgeblicbenen kleinen Mönchsgemeinden gegen die immer deutlicher werdende Vorherrschaft der Großklöster. Ihre Klagen dringen bis nach Konstantinopel, bis an das Ohr des Kaisers Konstantinos IX. Aber schon sind die Großklöster — dank ihrem Reichtum und der Unterstützung einflußreicher Mönche — so mächtig, daß der Kaiser in einer neu erlassenen Verfassung, dem „zweiten Typikon", alle ihre Vorrechte bestätigt. Aus bruchstückweise erhaltenen alten Chroniken geht hervor, daß diese Entscheidung von den Einsiedlermönchen nicht ohne Erbitterung und Widerstand aufgenommen worden ist, wie überhaupt damals recht unruhige Verhältnisse auf dem Athos geherrscht haben müssen; denn das Kloster Watopädi wurde einmal — so berichtet die Chronik — von sarazenischen Seeräubern völlig ausgeplündert. Auch innerhalb der verschiedenen Gruppen von Mönchsgemeinschaften war alles voll Zwietracht, man sah mit Neid auf die reichen Großklöster, die „in Luxus und Verderbnis lebten . . . " Kleine Einzelerscheinungen nur, kleine Schönheitsflecke auf dem klaren und reinen Gesamtbild — Gleichnisse aber auch der gewaltigen Spannungen, die draußen in der Welt das religiöse Leben erregten. Im gleichen Jahr (1046), in dem Kaiser Konstantinos IX. Monomachos das „zweite Typikon" erließ, belegten die Römi>ch-Katholische Kirche und die „Ostkirche" in Konstantinopel einander mit dem Kirchenbann . . . H
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Die Klosterkirchen des Athos zeigen den byzantinischen Grundriß, ein griechisches Hl,
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Konstantinos IX. Monomachos gab 1046 dein Athos die zweite Verfassung. Das „zweite Typikon" bestätigt das schon vom heiligen Athanasios verkündete Gesetz, daß allen weiblichen Wesen, gleichgültig ob Mensch oder Tier, das Betreten des Athos für alle Zeiten untersein soll. Nur einer Frau soll dieser Berg geweiht sein — der Jungfrau Maria! Nach der Überlieferung haben innerhalb eines Jahrtausends nur vier Frauen dieses strenge Verbot zu umgehen versucht: die schon erwähnte bulgarische Zarin, die Gattin einet maischen Gesandten am byzantinischen Kaiserhof, eine als Mann verkleidete Abenteuerin und endlich ein schönes griechisches Mädchen, deren Jugendfreund und ersehnter Gatte ohne ihr Wissen Mönch geworden war. Sie alle wurden mit sanfter Gewalt aus der Mönchsrepublik entfernt. Eine für die strenge Traditionsverbundenheit dieser Gemeinschaft geradezu erstaunliche Lockerung dieses Gesetzes ist erst vor wenigen Jahren eingetreten; seitdem ist dem Kloster Watopädi das Halten von Hühnern — wegen der Eier — erlaubt. Aber seit tausend Jahren ist auf dem Athos kein Mensch geboren worden. Hier wird nur gestorben. Die Verfassung Kaiser Konstantinos' IX., der wachsende Reichtum und der beginnende Aufbau von Klöstern durch Fürsten und Große der bereits christianisierten slawischen Welt leitete eine nie wieder erreichte Blütezeit des Athos ein, des in der Glorie der Gottesmutter erstrahlenden Mönchsberges, der als sichtbarer Mittelpunkt byzantinischer Frömmigkeit galt. Der Kaiser selbst sirlieh diesim Mittelpunkt den Namen, der ihn weit über alles Irdische erhob: Hagion Oros — Heiliger Berg. 15
Der heilige Theodor von Stuüion (t «25) verfaßte die noch heute um dem Athos gültigen Kloslerregeln und eine „Bücherei-Ordnung", der wir die Erhaltung wertvoller byzantinischer Dokumente verdanken. Die Athosmönche ilberlle/erten uns auch zahlreiche frühchristliche Dokumente In Abschriften; über 13 000 Handschriften sind auf dem heiligen Berg entstanden.
HAGIA
SOPHIA
Das Mönchtum der Ottkirche kennt im Gegensatz zur RömischKatholisdien Kirche nur einen „Orden", den Orden der „Basilianer". Der Name ist eine Erinnerung an den Kirchenlehrer und Heiligen Basilius den Großen (331 bis 379), auf den die eucharistische Liturgie der Ostkirche zurückgeht. Seine zahlreichen asketischen Schriften waren ursprünglich wohl nur für die Möndic in Kleinasien bestimmt, die dem Basilius (oder Basileios), der viele Jähre als Erzbischof von Cäsarea wirkte, besonders nahestanden. Das von Basilius gestiftete Hospital — eine große Anstalt zur Aufnahme von Hilfsbedürftigen, Armen, Kranken und Pilgern — gilt heute als erste uns bekannte Einrichtung einer „Chariias", einer selbstlosen Liebestätigkeit im Dienste des Nächsten und im Geiste aktiven Christentums. Basilius wird von der Ostkirche audi als Schöpfer der „Mönchsregel" verehrt, die noch heute, wenn audi in mancherlei zeitbedingten Abwandlungen, für das Mönchtum der Ostkirdie verbindlich ist. Diese Regel, niedergelegt und erläutert in /ahlreichen Sdiriften, wird als theologisdie und audi pädagogKchc Begründung des „Gemeinsamen Lebens"' der Mönche betrachtet, des „Koinobitentums". Basilius der Große führte audi ein beson16
deres Mönchgelübde ein und ein bis ins einzelne festgelegtes Zeremoniell für die Aufnahme in die Gemeinschaft der Mönche. Diese noch heute gültigen Vorschriften wurden um das Jahr 450 zu einer Art Gesetzbuch für das Mönchtum der Ostkirche zusammengefaßt und sind heute also eineinhalb Jahrtausende alt. Die weitere Entwicklung des ostkirchlichen Mönditums unterscheidet sich wesentlich von der im römisch-katholisdien Bereich. Wahrend heute in den römisch-katholisdien Ordensklöstern die Mönche — mit Ausnahme der Dienenden Brüder — geweihte Priester sind, bleiben die Mönche der Ostkirche zumeist Laien, mit Ausnahme der ganz wenigen „Väter" in jedem Kloster, die die Priesterweihe erhalten und die Sakramente vollziehen können. Audi das „soziale Gefälle" des römisdi-katholisdien Ordenswesens, das vom Ritterorden bis /um Bettelorden reicht, ist dem ostkirdilidien Mönditum in dieser Form fremd geblieben, obwohl es natürlich audi hier arme und reidie Klöster, wohlhabende und karge Mönchegemeinschaften gegeben hat und noch gibt. Das beweist unser Athosberg, auf dem Armut und Reichtum friedlich nebeneinander leben. Der Athos mit seinen zahlreichen slawischen Großklöstern bietet ein getreues Abbild der Missionstätigkeit, mit der die Ostkirche vor über tausend Jahren die slawische Welt dem Evangelium /u erschließen begann. Zu Lebzeiten der sogenannten „Slawen»po siel" Cyrillus und Methodius, die im neunten Jahrhundert wirkten, waren die Gegensätze zwischen Ostkirche und Rom noch nidit so ausgeprägt wie sdion ein Jahrhundert später. Cyrillus und Methodius waren Brüder, Griechen aus Thessaloniki. Sie erhielten um 860 vom byzantinischen Kaiser Michael III. den Auftrag zur sionierung des westslawischen Mährischen Reiches und zur Heranbildung von slawischen Priestern; sie übersetzten große Teile der Bibel zum erstenmal ins Slawische und schufen bei dieser Arbeit wohl auch das früheste slawische Alphabet, die sogenannte glagolitische Schrift. Diese aus griediisdien Großbudistaben abgeleitete Schrift gilt als Vorstufe der im zehnten Jahrhundert entwickelten Kyrillischen Schrift, die — nadi einer Reform und Vereinfachung während der Regierungszeit Peters des Großen — bis heute in den slawischen Ländern und vor allem in Rußland gebräuchlich ist. Nach den Ungarneinfällen im zehnten Jahrhundert kamen Böhmen und Mähren wieder zum Einflußbereich der Römischen Kirche, die sidi auch in Polen durchsetzte, während der Balkan im wesentlichen bei der Ostkirche verblieb. 1). christliche Rußland datiert von der Annahme des Christentums durdi den Kiewer Großfürsten Wladimir den Heiligen im 17
Jahre 960. Die Chroniken berichten, daß auf Wladimir« Bitten die ersten byzantinischen Priester zusammen mit griechischen Sängern in Kiew eintrafen, um die neugetaufte slawische Christengemeinde mit der Liturgie und auch mit dem kultischen Gesang der Ostkirche bekanntzumachen: „ . . . U n d von da an begann in Rußland der engelsgleiche Gesang, vor allem der dreifaltige Gesang zum Ruhme und Lobe Gottes, seiner unbefleckten Mutter und aller H e i l i g e n . . . " In der Musik der Ostkirche sind noch heute uralte orientalische Vorbilder erkennbar, die sich zum Teil bis auf den jüdischen Tempelgesang zurückführen lassen. Während des „Bilderstreits" wanderten viele Mönche aus dem byzantinischen Machtbereich nicht nur nach dem Athos, sie wanderten auch nach Südrußland, nach der Krim und ans ganze Nordufer des Schwarzen Meeres und brachten nach Rußland die leidenschaftliche Verehrung der Ikonen. Diese Mönche gruben sich Wohnhöhlen am Dnjepr-Ufer bei Kiew, die noch heute erhalten sind und zur Keimzelle des berühmtesten russischen Höhlenklosters, der „Petscherskaja Lawra", wurden. Das russische Mönchtum bildete — neben den älteren „koinobitischen" Klöstern — eine zweite mönchische Lebensform heran, die „idiorhythmischc" (d. h. nach eigenem Rhythmus lebend); beide Formen bestehen noch jetzt auf dem Athos, wie überhaupt das slawische Christentum auf bedeutsame Weise zurückstrahlte auf den Heiligen Berg, wo schon in den ersten Jahrhunderten des zweiten nachchristlichen Jahrtausends serbische, russische, bulgarische und rumänische Klöster entstanden. Diese slawischen Klostergründungen unterschieden sich von den griechischen bald durch ihren außerordentlichen Reichtum auch an auswärtigem Grundbesitz: dem Kloster Iwiron zum Beispiel gehörten ganze Stadtviertel von Kiew. Das ostkirchliche Christentum war von Anfang an bestrebt, im Gegensatz zur Römisch-Katholischen Kirche, die die lateinische Liturgie in alle Länder trug, den Völkern das Evangelium in ihrer eigenen Sprache zu verkünden, das heißt in den syrischen Kirchen wurde syrisch, in den russischen russisch, in den bulgarischen bulgarisch gepredigt. Die Folge war, daß die slawischen Sprachen durch das religiöse Schrifttum überhaupt erst zu „Literatursprachen" heranreiften. Die alttestamcntliche „Babylonische Sprachverwirrung", die Moses als Strafe Gottes erkannte, wird nach ostkirchlicher Auffassung durch das christliche „Pfingstwumk-r" der Ausgießung des Heiligen Geistes in das Gnadengeschenk der einzelnen Volkssprachen gewandelt: „Mit Zungen fremdartiger Völker hast Deine Jünger Du, Christus, e r n e u t . . . Einst wurden die Zungen verwirrt ob des Turmbaus IS
Frevel. Doch jetzt wurden die Zungen mit Weisheit erfüllt ob der Herrlichkeit der Gotteserkenntnis. Als Er niederfahrend die Sprachen verwirrte, zerteilte der Höchste die Völker. Als Er die feurigen Zungen austeilte, rief Er alle zur Einheit, und im Einklang besingen in Hymnen wir den Allheiligen G e i s t . . . " Wir werden später — bei Betrachten der Ikonen — erkennen, daß die religiöse Denkform der Ostkirche ein Denken in Bildern und nicht in abstrakten Begriffen ist. Die Wesensunterschiede zwischen römisch-katholisdier Religiosität und der Ostkirche beginnen schon bei den äußeren Formen des Gebets: Man kennt in der Ostkirche weder die flach aneinandergepreßten Hände, die ein Symbol der auflodernden Glaubensflamme sind und uns von Albrecht Dürer in einer Kunstdarstellung von ewiger Gültigkeit gestaltet wurden, noch die Sitte des „Händefaltcns", die aus uralter germanischer Überlieferung stammt. Die gefalteten Hände bedeuten die Fesselung der Schwerthand durch die Linke, also ein Verzicht auf eigene Wehr und Gewalt und die gläubige Hingabe an den Schutz des Allmächtigen. In der Ostkirche wird stehend gebetet, mit herabhängenden oder über der Brust gekreuzten Armen, auch findet man die noch aus antiker Überlieferung stammende Gebetsgeste der mit aufwärts gerichteten Handflächen nach oben gereckten Arme. Die Ostkirche kennt auch nicht die Lehre vom Fegefeuer oder vom Ablaß; im Glaubenszentrum steht nicht die richtende Gerechtigkeit Gottes, sondern Gottes allumfassende Liebe: „Genießet alle vom Gastmahl des Glaubens! Genießet alle vom Reichtum der Güte! u n d niemand beklage sich über Armut, denn es ist erschienen das Gemeinsame Reich; und niemand betrauere die Übertretungen, denn die Vergebung ist aus dem Grabe aufg e z ä h l t ; und niemand fürchte den Tod, denn des Erlösers Tod hat uns alle b e f r e i t . . . " Wir können uns hier mit der besonderen Wesenheit der Ostkirche nur soweit befassen, als zum Verständnis des mönchischen Lebens auf dem Athos notwendig ist. Betont sei noch die in der Ostkirche viel stärkere Wirksamkeit des Dogmas von der Heiligen Dreifaltigkeit, die zentrale Stellung der jungfräulichen Gottesmutter und endlich die zu einem der bedeutungsvollsten Glauben.grundsätze erhobene Lehre der „Himmlischen Weisheit", der „Higia Sophia", der die mächtige Kathedrale in Konstantinopel und viele andere, weniger bekannte „Hagia Sophia"-Kirchen der ostkirchlichen Glaubenswelt geweiht sind. „Himmlische Weisheit! Lasset uns aufrecht stehen!" ruft der Priester vor der Verlesung I.' I •• mgeliums von der Königlichen Pforte des Altarraums ms.
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In die ostkirchliche Lehre der „Himmlischen Weisheit" sind auch spätjüdische Überlegungen der Gotterkenntnis eingeflossen, während in den asketischen Lebensformen des Mönchtums hinduisiische und buddhistische, also fernöstliche Ausstrahlungen erkennbar .->ind; so zum Beispiel in den schon erwähnten „Säulenheiligen" und in den Schriften des heiligen Simeon. In einer seiner Schriften heißt es: „Ziehe dich in den äußersten Winkel einer ruhigen Zelle zurück und halte die Tür fest verschlossen. Ziehe deinen Geist weit weg von jedem vergänglichen Gegenstande. Dann stütze dein Kinn auf die Brust und richte dein Auge mit gespannter Aufmerkvimkeit auf dich selbst. Halte den Atem an und atme nicht mehr nach Willkür, Gewohnheit und Belieben, sondern suche in deinem Innern den Ort, wo alle Kräfte der Seele beheimatet sind. Nach anfänglicher Finsternis wirst du, wenn du ausharrst, unausdenkbare Freude und Klarheit erleben — die himmlische Weisheit, die Haeia Soohia . . . " Die Ikonen wurden vor allem mit natürlichen Erdfarben gemahlt, unter Beimischung von Essig, Eidotter und Teilchen von Heiligenreliquien. Das fertige Bild erhält einen Überzug aus gekochtem Leinöl — die sogenannte „Oli)a".
Die wundertätige Marien-Zkone des Athosklosters Chiliandarl tst von frommen Pilgern mit Cold- und Silbermünzen und sogar tnit Ordensauszeichnungen geschmückt. 20
IM GOLDGLANZ DER I K O N E N „Als Goethe im Jahre 1809" — so berichtet der Kunsthistoriker Alexander Hackel — „sich an die aus Rußland stammende Großherzogin Maria Pawlowna von Weimar wandte, um Näheres über die Ikonenmalerei zu erfahren, da konnte weder sie noch der berühmte russische Historiker Karamsin, an den sie sich in ihrer Verlegenheit gewandt hatte, ja nicht einmal die Petersburger Akademie die Frage nadi Herkunft und Charakter der Ikonenkunst und besonders der Ikonenmalerei von Susdal beantworten. Erzogen in tiefer Verehrung für die Antike, die italienische Renaissance und die späte Barockmalerei, vermochten die „russischen Europäer" der Jahrhundertwende in den dunklen, bemalten Holztatcln nur primitive Bauernkunst zu erblicken. Diese Verständnislo>.igkeit der altehrwürdigen Ikone gegenüber, die man allenfalls il „Kultbild" gelten ließ, ist für das gesamte neunzehnte Jahrhundert kennzeichnend. „Sobald man ein Gespräch über die byzantinische Malerei beginnt", erinnert sich der Maler und Kunstkenner I ürst Gagarin um 1850, „malt sich auf den Gesichtern der Zuhörer ein ironisches Lächeln der Geringschätzung ab. Und man wird dann eine Menge geistreicher Bemerkungen zu hören bekommen über die abscheulichen Proportionen, über die eckigen Formen, die ungelenken Posen und die barbarische Malweise der Ikonenmeister . . . " Hundert Jahre später, also in linieren Tagen, hat sich das westeuropäische Verhältnis zur Ikonenkunst entscheidend gewandelt: Aus der Nichtachtung entwickelte sich, ohne daß die vermutlich vielfältigen Ursachen und Anstöße im einzelnen erkennbar sind, ein offensichtliches Interesse, eine ausgesprochene Hochschätzung. Die fromme Legende gibt dem heiligen Lukas, dem Verfasser des „Poetischen Evangeliums", den Beruf eines Arztes und Malers, denn er soll das erste Bildnis der jungfräulichen Muttergottes mit dem Jesuskinde geschaffen haben — die erste „Ikone" des Christentums. Andere altkirchliche Überlieferungen betrachten Gott selbst als den Schöpfer der Ikone, indem er sich in Christus, seinem Sohn, abbildete und damit für uns Menschen sichtbar madite. Audi der Heiland 21
gilt als frühester Ikonengestalter; so in der schönen Legende von König Abgar von Edessa, der in schwerer Krankheit Jesus um seine Hilfe bat. Der Gottessohn sandte dem König sein Handtuch, in dem er sein Antlitz eingedrückt hatte, und das Antlitz Jesu, dieses „nicht von Händen gemachte Bild", blieb auf wunderbare Weise in dem i Handtuch sichtbar und soll nach der Übersendung an den König Abgar dessen Genesung bewirkt und noch fernerhin viele Wunder bewirkt haben. In diesen Zusammenhang gehört auch die Überlieferung von dem ,,Schweißtuch der Veronika", das dem Heiland auf dem Wege nach Golgatha gereicht wurde; an dem Tuche trocknete er sein schmerzvolles Gesicht, das sich dem Stoff einprägte und so erhalten blieb — als vera Ikon, als wahres Bild des Herrn. Die historische Entwicklung der Ikonenmalerei wurzelt im hellenistisch-ägyptischen Mumienporträt, das auch im syrisch-palästinensischen Raum, also im engeren Heimatgebiet des Christentums, bekannt war. Die ältesten uns erhalten gebliebenen Ikonen (im Museum der Geistlichen Akademie von Kiew) aus dem sechsten und siebenten nachchristlichen Jahrhundert sind in der Technik der antiken Wachsmalerei, der Enkaustik, gefertigt, in einer Technik also, die uns von den berühmten antiken Wandgemälden in Pompeji und Herkulaneum her vertraut ist. Diese Enkaustik wurde von der frühchristlichen Kunst und vor allem durch die Ikonenmaler übernommen, bis dann im Mittelalter die Kenntnis und Fertigkeit der Wachsmalerei verlorengegangen ist. Das Christusbild der Ikonen geht zurück auf ein legendärem Schriftstück, auf den sogenannten „Brief des Lentulus", der als römischer Konsul ein Vorgesetzter des Pontius Pilatus gewesen sein soll und von einer Inspektionsreise durch Judäa dem Kaiser Tiberius Bericht erstattete: „Es erschien zu dieser Zeit und lebt noch jetzt ein Mensch — wenn es richtig ist, ihn überhaupt einen Menschen zu nennen — von großer Kraft namens Christus, der Jesus heißt; der von den Leuten als Prophet der Wahrheit bezeichnet wird. Seine Schüler nennen ihn den Sohn Gottes, denn er hat Tote auferweckt und Kranke geheilt — ein Mann von aufrechtem Wüchse, mittlerer Größe, von maßvollem und würdigem Aussehen, mit verehrungswürdiger Miene, mit nußbraunen Haaren, die bis zu den Ohren glatt sind und von den Ohren abwärts in fülligen Locken über die Schultern wallen, mit einem Scheitel in der Mitte des Hauptes nach Art der Nazarener, mit einer ebenen und klaren Stirn, mit einem Angesicht ohne Runzeln und Flecken. Nase und Mund sind ohne Tadel; er trägt einen üppigen, vollen Bart. Er hat einen 22
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einfachen und freien Blick, mit großen blaugrauen A u g e n . . . In der Unterhaltung ist er ernst, milde und bescheiden, so daß man mit Recht auf ihn das Wort des Propheten vom .Lieblichsten unter den Menschenkindern' anwenden kann . . . " So offenkundig die historische Unechtheic dieses Berichts ist — er wurde doch zur verbindlichen Gestaltungsvorschrift der frühesten Christus-Ikonen, zum Urmodell des byzantinischen Chrutu*Typus, der freilich in späterer Zeit noch mancherlei Wandlungen unterworfen war. Von Anbeginn aber ging der Ehrgeiz der Ikonenmaler nidu nach einer besonders originellen oder persönlichen Gestaltung, sondern vielmehr nach der gehorsamen Beachtung und Verwertung der strengen, sich bis in die geringsten Einzelheiten erstreckenden Regeln und Vorschriften, die schon früh in einer Art Gesetzbuch der Ikonenmalerei, in der sogenannten „Hermenia" zusammengefaßt worden sind. Diese „Hermenia" schreibt den Ikonenmalern für alle Zeiten vor, wie sie die ein/einen Motive zu gestalten haben und nach welchen Richtlinien die Gestalten zu behandeln sind; da heißt es z. B. für die Erschaffung Adams: „Adam, jung, bartlos, steht nackt da. Der Ewige Vater und Schöpfer steht vor ihm in vielem Licht und hält ihn mit der linken Hand. Um sie herum sind Anhöhen und Gehölz sowie viele Tiere, darüber der Himmel mit Sonne und Mond . . . " Auch die Farben sind bis hinab zu den Zwischentönen festgelegt in einer gegen Ende des fünften Jahrhunderts noch in Syrien entstandenen „Farbensymbolik", welche bestimmte Farben mit den Farben der entsprechenden Engelchöre in der himmlischen Hierarchie verbindet und jeder einzelnen Farbe entsprechend dem himmlischen Urbild eine eigentümliche Bedeutung zuerkennt, gelegt sind auch die Farbzusammenstellungen der heiligen Gewänder, die Verwendung des Goldgrundes und der Zusätze von Edelmetallen oder Edelsteinen — ja, das „Malerbuch vom Berg Athos", die Hermenia, befaßt >idi neben tedinischen Vorschriften, die schon beim Grundieren der Holztafeln beachtet werden müssen, auch mit ganz bestimmten Regeln für das Auftragen der Farben, das Malen der Barthaare und der Augenbrauen und Lider. Man sieht: Nichts wird dem freien Ermessen oder gar der Phantasie des Maler; überlassen, alles ist in Gesetze verankert, in Regeln gebannt, die heute wie einst ihre Gültigkeit haben. Diese Regeln gelten für alle Ikonen, auch für die Darstellung der Heiligen Dreifaltigkeit, die nach Moses I, Kap. 18 in Gestalt der drei Engel versinnbildlicht wird, die Abraham erscheinen: „Und der Herr erschien ihm im Haine Mamre, da er saß an der Tür seiner Hütte, di der Tig
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am heißesten war. Und als er seine Augen aufhob und sah, da standen drei Engel vor ihm. . ." Dazu sehreibt das Malerbueh des Berges Athos vor: „Ein Haus. Drei Engel sitzen an einem Tische; in der Schüssel ein Ochsenkopf und Brot, und andere Gefäße mit Speisen, und Flaschen mit Wein und Becher, und zu ihrer Reditcn tragt Abraham eine zugedeckte Sdiüssel, zur Linken trägt Sarah eine andere Schüssel mit dem gebratenen V o g e l . . . " Das Malerbuch erbittet auch die hilfreiche Gnade des Heiligen Geistes für das Werk der Ikonenmaler: „Erleuchte und erhelle meine Seele, den Geist und das Herz Deines Dieners und führe seine Hand, daß sie würdig und vollkommen die Heilige Ikone zu malen imstande i s t . . ." Da gibt es eine serbische Ikone des siebzehnten Jahrhunderts: sie zeigt die Muttergottes seltsamerweise mit drei Händen und hat — der Legende nach — mit der untersten, dritten Hand beim Bau des serbischen Athos-Klosters Chiliandari mitgeholfen. In einer alten Kapelle des Klosters wird diese Ikone heiliggehalten; sie trägt die Inschrift: „Hier siehst Du das wundertätige Panagia-Bild von Ghiliandari. Vor vielen Jahrhunderten war es im Kloster Studnica in Altserbien. Als dort einmal ein Brand ausbrach, schwebte es von selbst auf den Rücken eines Maultieres und band sich mit Seilen fest. Das Tier trabte nach Süden, viele Tage lang, bis es auf dem Berge Athos tot zusammenbrach. Ein wunderbarer Schein ging von dem Bilde aus und lockte die Mönche an. Sie erkannten das Wunder und führten das Gnadenbild mit feierlichem Gepränge ein und verliehen ihm einen Ehrenplatz in der Ikonostase. Aber am nächsten Tag hatte sich das Bild wieder selbsttätig entfernt und stand im schön geschnitzten Stuhle des Abtes. Dreimal vollzog sich dieses Wunder. Seitdem wählt man im Kloster Chiliandari keinen Abt mehr, denn die Tricherusa, die dreihändige Muttergottes, ist selbst Abt und Vorstand des K l o s t e r s . . . " Die „Ikonostase" — das ist die „Bilderwand", die in der Ostkirche den Altarraum von der allgemein zugänglichen Kirchenhalle trennt. Da war aber nidit immer eine Wand; früher gab es hier lediglich eine einfache Schranke, die nur dem Kaiser und den Priestern geöffnet wurde. Daß aus dieser Schranke im Laufe der Jahrhunderte eine geschlossene Bilderwand wurde, ist den vielen Ikonen zuzuschreiben, die an der Schranke aufgestellt wurden und immer mehr Platz beanspruchten, bis eben eine nach oben hin geschlossene Wand entstand, unterbrochen nur durch die Türen; die mittlere oder Königliche Tür, die rechte oder Südliche und die linke oder Nördlidie Tür, die alle drei in der ostkirchlidien I.itur24
gie eine fettumriuene Rolle spielen. Wenn ein Angehöriger der Ostkirche sein Gotteshaus betritt, ist sein erster Gang zur Bilderwand, zur Ikonostase. Er küßt die dort angebrachten Ikonen in einer bestimmten Reihenfolge; zuerst die Christus-Ikone, dann die der Muttergottes und danach die Ikonen der Engel und Heiligen. Vor der Bilderwand steht ein Pult, auf dem die Ikone des für den betreffenden Tag oder für das jeweilige Kirchenfest bedeutsamen Heiligen aufgelegt ist; auch dieser Ikone wird durch Kuß, Bekreuzigung und Verneigung Verehrung erwiesen, dann erst kehrt der Besucher in die Schar der Gläubigen zurück. Die Ikonen, die in der .sogenannten „Schönen Ecke" jedes Wohnraums in den slawischen Ländern zu finden waren und zum großen Teil — mit Ausnahme Rußlands vielleicht — noch zu finden sind, werden vom eintretenden Gast mit Bekreuzigung und Verneigung begrüßt, noch bevor er sich dem Hausherrn und Gastgeber zuwendet. Man unterscheidet in der Geschichte der Ikonenmalerei drei Perioden. In der ersten, frühesten Periode bestanden die Ikonen zumeist aus Wachsmalerei auf einfachem Holzgrund. In der zweiten Periode, die mit der Blütezeit des Byzantinischen Reiches zusammenfällt, gestattete der Reichtum der Klöster auch die Verwendung von Gold, Platin, Silber und Edelsteinen. In der sogenannten dritten Periode, die noch heute andauert, verbreitete sich die Ikonenmalerei in der ganzen ostkirchlichen Glaubenswelt, vor allem in Rußland, wo eigene Schulen für die Ikonenmalerei entstanden, so die berühmte Nowgorodschule und die Stroganowschule. Im Gouvernement Wladimir gründete man um 1610 eine regelrechte „Ikonenfabrik", die im Laufe der Jahrhunderte alle russisdien Kirchen mit einer Ikone des heiligen Wladimir versorgte, des Großfürsten von Kiew, dem Rußland die Einführung des Christentums verdankt. Diese fabrikmäßig hergestellten Ikonen sind meist von geringerem Wert als die Einzelstücke, die oft von einfachen und künstlerisch kaum vorgebildeten Mönchen gemalt wurden. Auch wollen wir uns nicht blenden lassen von den prunkvollen Goldoder Silberblechen, die viele russische Ikonen bedecken und nur noch Antlitz und Hände des Dargestellten freilassen; trotz des wertvollen Materials, trotz der reichen Ziselierung und der überreich verwendeten Edelsteine bedeutet die Sitte der Metall Verzierung künstlerisch eher einen Rückschritt gegenüber den schlichten, bemalten Holztafeln, die höchstens mit einem schimmernden Goldgrund angereichert wurden. Aber wir wollen uns daran erinnern, daß die Ikonen eben 'nicht nach „künstlerischen Maßstäben" beurteilt werden dürfen .. . Bei allem überquellenden 25
Reichtum der goldstrotzenden ostkirchlichen Gotteshäuser, beim Betrachten der „Bilderwand" und der Ikonen, die auch unabhängig von der Ikonostase im Raum verteilt sind, fällt uns plötzlich auf, daß wir etwas vermissen, was uns von unseren Kirchen her vertraut ist: die Plastik. Es gibt keine Statue, kein erzgegossenes Heiligenstandbild, keine holzgeschnitzte Madonna hier. Die orthodoxe Theologie will die Ikone nicht als Menschenwerk, sondern als Selbst-Abbildung der heiligen Urgestalten verstanden wissen; sie verbietet deshalb die Plastik in der religiösen Kunst und crhubt nur die Anfertigung von Flachreliefs, von denen uns in den byzantinischen Elfenbeinschnitzereien hervorragende Beispiele erhalten sind. Die religiösen Ikonen entstehen — oder entstanden wenigstens — unter liturgischen Zeremonien: Vor Beginn seiner Arbeit bereitete sich der mönchische Ikoncnmaler durch langes Fasten und Bußübungen auf sein heiliges Werk vor. Auch das als Malgrund verwendete Holz, die Farben, die Pinsel und alles übrige benötigte Gerät wurden geweiht. Die ausführenden Maler bleiben als Künstler ungenannt; viele Ikonen sind auch Gemeinschiftswerk mehrerer Maler, von denen der eine Haare und Bart, der andere Augen
Athosmönch bei der Ikonenmalerei
"Ikonengrab" in einem russischen Dorf 26
und Hände, ein dritter und vierter die Gewänder und den Hintergrund malt. Mit der Formel: „Der einst geruht hat, auf dem Schweißtuch einen nicht mit Händen gemachten Umriß seines allreinen und gottmenschlichen Angesichts aufzuzeichnen — Christus, unser wahrer Gott und Herr, wolle sich unser erbarmen und uns erretten als der gütige Menschenliebende..." endet die WeiheZeremonie für eine neue Christus-Ikone, während die Ikonen von Heiligen mit folgenden Worten geweiht werden: „Herr, unser Gott, der Du den Menschen nach Deinem Bilde und Deiner Ähnlichkeit geschaffen hast und, nachdem dieses Bild durch den Ungehorsam des Erstgeborenen zerstört war, es erneuert hast durch Christi Fleisdiwerdung, der Knechtsgestalt annahm und von Ansehen ward gleich einem Menschen, und in die erste Würde unter Deine Heiligen zurückgeführt hast; indem wir ihre Ikonen andächtig verehren, verehren wir die Heiligen selbst, die Dein Bild und Deine Ähnlichkeit sind. Durch ihre Verehrung verehren und verherrlichen wir Dich — als ihr Urbild . . . " Die Ikonen sind also weder Schmuck noch Abbildungen, sondern Kultgegenstände. Der byzantinische Kirchenlehrer Johannes Damascenus, der die Heiligen Bilder im „Bilderstreit" verteidigte, hat dies so erklärt: Durch den sichtbaren Anblick soll unser Denken aufwärts geleitet werden zur unsichtbaren Majestät Gottes, vom sinnlich Wahrnehmbaren zum Übersinnlichen. Während in der Frühzeit die Ikonen wohl ziemlich wahllos in der „Bilderwand", der Ikonostase, aneinandergereiht wurden, bildete sich auch hier nach und nach eine feste Regel aus. So sehen wir über der Mitteltür, der Königlichen Tür, durch die einst nur der byzantinische Kaiser oder die Priester das Allerheiligste betreten durften, stets eine Darstellung des Abendmahls; zu beiden Seiten der Pforte rechts Christus, links die Muttergottes. Über der Tür folgen in mehreren Reihen, den sogenannten „Rängen", die übrigen Ikonen: in der unteren Reihe die Ereignisse, denen die zwölf Hauptfeste der Ostkirdie gewidmet sind, darüber die EinzelBildnisse, die Erzengel, Apostel, Patriarchen und Propheten. Wie sehr die Ikonen als „Persönlichkeiten" gewertet werden, geht auch daraus hervor, daß sie, wenn nach Jahrhunderten die Farbschicht blaß oder abgeblättert ist, nicht einfach weggeworfen werden dürfen; sie werden vielmehr „bestattet", behutsam auf den Grund eines F h u t d gebettet oder in einem Sakramentshäusdien beigesetzt, bis sie wieder zu Staub zerfallen wie alles Irdische, während ihre Seele zurückkehrt zu dem, dessen Bild sie einst waren.
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Kaisermonogramm der Palaiologen, der » byzantinischen Herrseherxiynastie, die mit Koi tin XI. erlosch.
IM WANDEL DER J A H R H U N D E R T E
Zu Beginn des dreizehnten Jahrhunderts versammelten sich in Venedig über vierzigtausend Pilger und Kreuzfahrer zum Vierten Kreuzzug ins Heilige Land. Da die meisten von ihnen ohne Geldmittel waren, übernahm die reiche Stadtrepublik die Kosten der Überfahrt — allerdings nur gegen Zusicherung eines fünfzigprozentigen Anteils an den erhofften Eroberungen. Auf fünfhundert Schiffen führte der fast hundertjährige Doge Enrico Dondolo das Kreuzfahrerheer zur Niederwerfung von Konstantinopel-Byzanz, dem lästigen Handelskonkurrenten Venedigs. Nachdem Byzanz im Jahre 1204 gefallen war, brachte Dondolo die vier vergoldeten römischen Rosse von Konstantinopels Hippodrom im Triumph nach der Lagunenstadt, zum Grabe des heiligen Markus; Venedig wurde zum Haupterben des sterbenden Byzantinischen Reiches. Es sicherte sidi alle wertvollen Küstenplätze und die wichtigsten Inseln wie Zypern und Kreta, Rhodos und Korfu. Der Athos verfiel der Plünderung, dann wurde er dem neugegründeten „Königreich Thessaloniki" unterstellt. Als nach der Rückeroberung von Byzanz der spätbyzantinische Kaiser Michael VIII. Palaiologos seine Stellung durch ein Bekenntnis zur Römischen Kirche zu festigen versuchte, da waren es vor allem die Mönche vom Athos, die sich erbittert gegen die Annahme der lateinischen Lehre und Liturgie wehrten. Wenige Jahre später aber wurde Thessaloniki von den osmanischen Türken erobert und der Athos Besitz des Sultans Murad IL, der die völlige Unabhängigkeit der Mönchsrepublik feierlich bestätigte. Schon gegen Ende des zwölften Jahrhunderts hatte der serbische König Stefan das Athoskloster Chiliandari gestiftet; hier verbrachte er auch — als Mönch — seine letzten Lebensjahre und vermachte schließlich seinen gesamten Besitz diesem Kloster, das uns schon von der Muttergottes-Ikone mit den drei Händen bekannt ist. Als Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts die Osmanen Albanien mit Krieg überzogen, da flüchtete auch der albanische Herrscher Iwan Canriotil ins Kloster Chiliandari, indes sein Sohn Georg sich zum Islam bekannte und später als Freiheitsheld Skanderbeg in die Geschichte des Balkans einging. :s
Um diese Zeit erblühte AUS uralten Wurzeln eine neue religiöse Bewegung der Ostkirche, der „Hesychasmus" (von criech. hesychia r die Ruhe), der vor allem unter den Athosmönchen eine große Anhängerschaft fand. Ihnen kam diese mystisch-asketische Lebenslehre besonders entgegen — diese Lehre, die in der „Schau des Göttlichen Lichts", in der inneren Versenkung die höchsterreichbare irdische Seligkeit erkannte. Die bewußte Abkehr von der Wirklichkeit wurde durch die erregenden Zeitereignisse gefördert: Die Eroberung von Byzanz durch die Türken im Jahre 1453 bedeutete das Ende des Byzantinischen Reiches, dessen letzter Kaiser Konsramin XI. nach heldenhaftem Kampf den Tod fand. Drei Tage und drei Nächte war die alte Kaiserstadt Ostroms der Plünderung preisgegeben, und der Eroberer, der große Sultan Mohammed II., summte bei seinem siegreichen Einzug die alte persische Weise vor sich hin: Die Spinne hat ihr Netz gewoben im Kaiserpalast, und die Eule hat ihr Wächterlied gesungen auf den Türmen . . .
Zu den kostbarsten Schützen des Athosklosters Watoplidl gehört eine Abschrift der „Geographie" des Ptolemäus. Diese Karte zeigt den ersten Versuch einer Kugelprojeklion mit Gradnetzeinteilung. 2"
Als die Siegesfahne des Propheten über der goldenen Kuppel der Hagia Sophia von Konstantinopel flatterte, lebten auf dem Athosberg in hundertachtzig Klöstern und Einsiedeleien über zwanzigtausend Mönche. Sie blieben auch unter der Türkenherrschaft unbehelligt in Glaubensbekenntnis und Religionsausübung, die Hohe Pforte stellte den Heiligen Berg sogar unter den besonderen Schutz der Sultanin Valide, d. h. der Mutter des jeweils regierenden Sultans. Die Nachfolge der byzantinischen Kaiser als Stifter und Protektoren des Athos traten die russischen Zaren an und die Herrscher der rumänischen Fürstentümer Moldau und Walachei. Diese rumänischen Fürsten stifteten zahlreiche neue Klöster und ermöglichten auch die Erneuerung des „Größten Lawra", des von Athanasios gegründeten Haupt- und Mutterklosters, das mit seiner bedeutenden Handschriftensammlung und seiner berühmten Schatzkammer der Stolz von Byzanz gewesen war. Für die Freigebigkeit der russischen Zaren waren allerdings auch politische Gründe bestimmend. Durch die Vermählung des Großfürsten Iwan III., der sich als erster „Zar von ganz Rußland" nannte, mit der byzantinischen Prinzessin Sophia wurde der russische Anspruch auf die Nachfolge des Byzantinischen Reiches unter« stridien, das Zarentum übernahm den doppelköpfigen byzantinischen Kaiseradler, und Moskau wiegte sich im Wunschtraum vom „Dritten Rom". Über dem großen Kremltor leuchtete, als Hüterin der Schwelle, eine Kopie der wundertätigen Muttergottes-Ikone vom Athoskloster Iwiron, die Athosmönche empfingen ganze Schiffsladungen mit kaiserlichen Geschenken und verfügten über einen reichen, in allen slawischen Ländern verstreuten Grundbesitz, der hohe Zinsen einbrachte und erst durch die beiden Weltkriege endgültig verlorenging.' Im Jahre 1783 gab der Patriarch Gabriel von Konstantinopel dem Athos mit dem „dritten Typikon" eine neue, im wesentlichen noch heute gültige Verfassung, die die Autonomie der Mönchsrepublik bestätigte und gewählten Vertretern der zwanzig anerkannten Großklöster die Regierung übertrug. Diese Regierung hat ihren Sitz in Karyaes, der kleinen „Hauptstadt" des Heiligen Berge;. Hier wählen die Mönche alljährlich aus ihrer Mitte vier „Epistaten", denen die Führung der Amtsgeschäfte obliegt, und einen Vorsteher, den „Protepistates", dessen Amtssiegel als letztes Siegel der Welt den byzantinischen Doppeladler träge. Zu keiner Zeit ist der Athos — wie etwa die römisch-katholischen Kloster — eine bedeutende Pflegestätte der Wis>ensdnften ^.-we30
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sen, denn die ostkirchlichen Mönche verachteten Wissenschaft und Forschung als eitles Beginnen und schätzten geistige Armut als besondere Tugend. Der Versuch des griechischen Theologen Eugenios Bulgaris, Ende des achtzehnten Jahrhunderts auf dem Heiligen Berg eine Theologische Akademie zu begründen, wurde mit wütenden Protesten verhindert; das bereits errichtete große Akademiegebäude ging durch Brandstiftung zugrunde. Zweimal noch beherbergte die Mönchsrepublik fremde Besatzungstruppen: Türkische Soldaten besetzten während des griechischen Befreiungskampfes (1821 —1830) den Berg, von dem mancherlei Revolten und Verschwörungen gegen die Herrschaft des Halbmondes ausgegangen waren. Diese Herrschatt fand erst vor einem halben Jahrhunderte, im Jahre 1912, ihr Ende; der Vertrag von Lausanne (1923) übertrug Griechenland die Schutzherrschaft über den Athos, der jedoch seine Selbständigkeit behielt. Seitdem sind alle Mönche des Athos griechische Staatsbürger, ein Staatsvertrag regelt die Beziehungen zwischen der Mönchsrepublik und Griechenland, das auf dem Athos eine Poststation, eine kleine Polizeibehörde und ein Zollamt unterhält. Die letzte „Besatzungszeit" erlebte der Athos im Zweiten Weltkrieg. Diesmal waren es deutsche Truppen; sie beschäftigten sich vor allem mit dem Bau von Licht- und Fernsprechleitungen, die nach Kriegsende Eigentum der Klöster wurden und noch heute vortrefflich funktionieren. Während der deutschen Besatzungszeit begannen deutsche Sonderbeauftragte mit der Katalogisierung und Sichtung der Bibliotheken und Schatzkammern — ein Unternehmen, das freilich nie zum Abschluß kam, und bei dem — wie die Mönche gern bestätigen — erfreulicherweise auch nichts „verlorengegangen" ist. Aber eine neue, unkriegerische Gefahr beginnt den Frieden da Athos zu bedrohen: der Fremdenverkehr! Anstelle der steilen Gebirgspfade, die nur von Maultieren bewältigt werden konnten, wurden zwei Autostraßen gebaut, und die Zeit scheint nicht mehr fern, da die ersten Omnibusse 'vollbeladen mit „ruhesuchenden" Touristen (allerdings nur männlichen Geschlechts) den Berg hinaufkeuchen. Die Verknüpfung von Religion und Geschichte, der Ruf als eine der letzten Oasen der Stille und die magische Anziehungskraft riesiger Schätze machen den Berg „attraktiv" für die flinken Manager des Massentourismus, und noch ist nicht abzusehen, ob die Mönchsrepublik dieser Verlockung und Gefahr widersteht. Die Athosmönche sind ob ihrer Gasifreundlichkeit in aller Welt berühmt, und Jahr für Jahr erhöht sich die Zahl der Besucher, während die Zahl der Mönche in stetigem Rückgang begriffen ist. 31
Wir wissen nicht, wie lange noch der geheimnisvoll-monotone Klang der „Stundentrommel" und das Geläut der Glocken die einzigen Laute auf dem Berg sind. Die „Stundentrommel" — das Simandron — ist ein Schlagbrett aus Zypressenholz; es wird mit einem Hammer in bestimmten Rhythmen angeschlagen und ruft die Mönche zur Gebetsstunde, denn die Glocken erklingen nur zu den hohen Festgottesdiensten. Die Mönche haben bis heute die byzantinische Stundenordnung beibehalten, bei der es nach Sonnenuntergang zwölf Uhr schlägt, und den Julianischen Kalender, der dreizehn Tage hinter unserem Gregorianischen Kalender zurück ist. Sie verbringen täglich acht bis neun Stunden mit Gebeten und frommen Gesängen in ihren Klosterkirchen; bald nach Mitternacht werden sie zur ersten Gebetsübung geweckt. Die übrige Zeit ist randvoll mit Arbeit ausgefüllt, mit handwerklicher oder Bauernarbeit —, es gibt so viel zu tun auf dem Athos, daß noch fast zweitausend fremde Arbeiter hier Beschäftigung finden. „Arbeite, mühe dich ab, um die Demut zu erwerben, um deretwillen du Erbe ewiger Güter werden wirst . . ." heißt es in der Liturgie der ostkirchlichen Mönchweihe. „Nichts soll es fortan für dich geben als Gott. Du wirst leiden, du wirst verhöhnt werden, du wirst durch viele bittere Prüfungen heimgesucht werden, aber diese Leiden sind das Wahrzeichen heiligmäßigen L e b e n s . . . " Immer weniger junge Menschen zeigen sich bereit zu diesem heiligmäßigen Leben, und die Alten des Athos sterben dahin. Unerkennbar wie unser aller künftig Geschick ruht die Zukunft des Heiligen Berges im Schöße der Hagia Sophia, der Himmlischen Weisheit, der tausend Jahre sind wie ein Tag.
UmSChlaggesUHung: Karlheinz Dobsky Umschlagvorderseite: Ausschnitt aus einer 600 Jahre alten Athos-Ikone. Umschlagrückseite: Mönchszellen des Klosters Dionysiu. Bilder: Dr. Karl Eller. Bavaria. Archiv. L u x - L e s e b o g e n 3 9 3 (Geschichte) H e f t p r e i s 3 0 P f g . Natur- und kulturkundliche Hefte —Bestellungen (vierteljährl. 6 Hefte DM 1.80) durch jede Buchhandlung und jede Postanstalt — Alle früher erschienenen Lux-Lesebogen sind in jeder guten Buchhandlung vorrätig — Druck: Hieronymus Mühlberger, Augsburg — Verlag: Sebastian Lux, Murnau vor München — Herausgeber: Antonius Lux.