Ingo Heinemann
DIE SCIENTOLOGY-SEKTE UND IHRE TARNORGANISATIONEN
Vorwort I für Scientology-Anhänger »Die Scientology-...
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Ingo Heinemann
DIE SCIENTOLOGY-SEKTE UND IHRE TARNORGANISATIONEN
Vorwort I für Scientology-Anhänger »Die Scientology-Kirche ist in Wahrheit nicht der Welt größte Organisation für seelische Gesundheit, sondern der Welt größte Organisation aus unqualifizierten Leuten. Ihre Praxis ist eine ernste Bedrohung der Gesellschaft, medizinisch, moralisch und sozial. Ihre Anhänger sind bedauernswerte Verführte und vielfach seelisch krank« Dieses Zitat stammt aus einem australischen parlamentarischen Untersuchungsbericht. Die Scientology-Sekte wollte der ABI die Verbreitung dieses Zitates verbieten lassen. Das Landgericht Stuttgart wertet es als Meinungsäußerung (17 0 321/ 75). Die Sekte legte Beschwerde beim Oberlandesgericht ein und zog diese später wieder zurück. Die Verfasser dieser Broschüre teilen diese Meinung, und der Inhalt dieser Broschüre wird zeigen, warum. Für diese Broschüre konnte nur ein Bruchteil des vorhandenen Materials verarbeitet werden und wir haben keineswegs die besonders krassen Fälle herausgesucht. Da ScientologyAnhänger die Broschüre wohl kaum zu Ende lesen werden, sei es schon hier gesagt: Das Grundrecht der Religionsfreiheit verleiht nicht das Recht, ständig andere Grundrechte und Gesetze zu verletzen. Das Grundrecht der Religionsfreiheit beinhaltet das Recht, sich kritisch mit einer Gruppe auseinanderzusetzen, die sich Kirche nennt und die deren Privilegien in Anspruch nimmt. Und hier noch ein Versprechen: die ABI befaßt sich nur so lange mit der Scientology-Sekte, bis diese sich an die in Deutschland geltenden Gesetze hält.
Vorwort II für sonstige Leser Die ABI befaßt sich mit Verbraucherschutz in Bildungsfragen. Somit mit allen Firmen und Organisationen, die Unterricht, Kurse, Bücher und Zeitschriften verkaufen. Dazu gehört die Verbraucheraufklärung: die Information des Interessenten über Preise, Inhalte und Vertragsgestaltung. Und dazu gehört die Überprüfung der Werbung. Seit 1965 sind Verbraucherorganisationen berechtigt, gegen Verstöße gegen das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) vorzugehen. Das UWG ist sozusagen das Grundgesetz der sozialen Marktwirtschaft: es soll den Leistungswettbewerb sichern. Der Käufer soll ein Angebot annehmen, eine Ware kaufen, weil ihn das Angebot überzeugt, weil ihm die Ware gefällt. Nicht aber um weiteren Belästigungen zu entgehen. Deshalb verstößt das Ansprechen von Straßenpassanten gegen das UWG, wenn damit die Absicht verbunden ist, etwas zu verkaufen. Nach der Terminologie des UWG ist diese Handlung sittenwidrig. Die ABI war vor 1975 gegen zahlreiche solcher Wettbewerbsverstöße vorgegangen, vorwiegend gegen Buchclubs. Nachdem die Scientology-Buchverkäufer auf Stuttgarts Straßen auftauchten, war ein Vorgehen dagegen eine Routinesache. Die Sekte hätte wie sonst üblich -eine Unterlassungserklärung abgeben und die Straßenwerbung einstellen können und die Sache
wäre erledigt gewesen. Die Sekte gab keine Erklärung ab, also kam die Sache routinemäßig vor die 17. Kammer des Landgerichts Stuttgart. Diese erließ eine Einstweilige Verfügung: Straßenwerbung verboten (17 0 285/75). Die Scientologen wehrten sich auf ihre Art: sie veranstalteten zwei Straßendemonstrationen. An der ersten nahmen ca. 15 Demonstranten und ein »Geistlicher« teil, derselbe, der später einen jungen Stuttgarter zu einem Kredithai brachte, wo der einen Kredit von 10.000.- DM gegen 30 % Zinsen aufnahm, um Scientologen-Kurse zu bezahlen. An der zweiten Demonstration nahmen dann ca. 50 Personen teil, auch zwei »Geistliche«. Die Scientologen können für sich in Anspruch nehmen, die ersten Straßendemonstrationen gegen eine Verbraucherorganisation durchgeführt zu haben. Bei dieser Demonstration, die durch die Stuttgarter Innenstadt führte und in der Alten Poststraße endete, wurde zahlreiche Transparente mitgeführt: »ABI gegen Religionsfreiheit« konnte man dort lesen und »ABI = Aktion Falschinformation« und ähnliche Nettigkeiten mehr. Photos dieser Demonstration erschienen in der Tagespresse. Die Wirkung hatten die Scientologen wohl nicht einkalkuliert: auf Grund dieser Photos gingen bei der ABI sofort Beschwerden über die Sekte ein. Erst jetzt wurde klar, welches Ausmaß die Tätigkeit dieser Organisation bereits angenommen hatte.
Vorwort III über diese Broschüre Diese Broschüre soll nichts ersetzen, was bisher über Scientology geschrieben wurde. Auch nicht die ABI-Infos, die weiter verfügbar sind. Diese Broschüre bringt zahlreiche Informationen, die in Deutschland bisher nicht veröffentlicht worden sind. Das gilt für Gerichtsurteile aus Frankreich, England und den USA: letzteres besonders. Das Strafurteil gegen die Sektenbosse wurde bis Mitte November - als diese Zeilen geschrieben wurden - in der deutschen Presse mit keinem Wort erwähnt. Die Sprache hat in dieser Broschüre zweifellos unter der Aktualität gelitten. Dies zum Vorteil der Sekte: es blieb keine Zeit für geschliffene Formulierungen, wie sie beispielsweise in der französischen Tageszeitung L‘Aurore vom 15.2.78 enthalten sind. Über das Urteil gegen Hubbard: »Ein Prophet wurde verboten . . . Von all den Magiern, Phantasten und Manipulatoren der Sekten ist der große Meister der Kirchen der Scientology sicherlich der brillanteste und der blühendste. Den berühmten Moon schlägt er auf dessen eigenem Gebiet. Er, der wie ein lebendiger Gott verehrt wird, hat ein religiöses System erfunden, welches die Tüchtigkeit der Amerikaner, die Psychoanalyse und einen Geist des totalen Gehorsams in seine Auswirkungen haben, insbesondere dort, wo die Scientology ihre Hochburgen erbaut hat: in England, wo sich die Mutterkirche befindet, in Dänemark, wo sich die Druckereizentren befinden, und in den Vereinigten Staaten, wo die Bundeskriminalpolizei FBI bereits Durchsuchungen der »Tempel« der Scientology unternommen hat«. Inzwischen ist das Urteil gesprochen: Auszüge daraus erstmals hier in dieser Broschüre. Der Leser mag auch einiges überzeichnet finden, übertrieben. Er mag bei der ABI anfragen: wir haben aus Zeit und Platzmangel nicht geschrieben über Entführung auf offener Straße, mitten in München, wenig über die Ausbeutung der Mitglieder, nichts über die Hierarchie und
auch nichts über die Strafen, die für Nichtigkeiten verhängt werden. Zahlreiche Aspekte mußten zwangsläufig vernachlässigt werden. Photos von der Scientology-Demonstration in Stuttgart: 1. Photo: im Vordergrund zwei Scientologen in hochgeschlossener schwarzer Geistlichen-Kleidung, ein ca. 10 cm großes Scientology-Kreuz (kaum zu unterscheiden vom christlichen Symbol) außen tragend. Etwa 10 Meter dahinter (dazwischen keine Personen) ein Transparent ca. 1,80 Meter mal 4 Meter: "Hände weg von der Religionsfreiheit" Insgesamt ca. 10 Demonstranten zu sehen. 2. Photo: Im Vordergrund Transparent ca. 1 Meter mal 2,50 Meter: "ABI = Aktion Religionsverfolgung ABI = Aktion Falschinformation" Insgesamt ca. 10 Demonstranten zu sehen.
1.Der Sektengründer und seine Finanzen Der Sektengründer Ronald (»Ron«) Lafayette (»L.«) Hubbard Die Scientology-Sekte pflegt bei jeder sich bietenden Gelegenheit Hubbards Biographie zu verbreiten. Angeblich konnte er reiten, bevor er laufen konnte. Auch seine weitere Kindheit verlief recht abenteuerlich, etwa so, wie sich ein Kinderbuch-Autor eine abenteuerliche Kindheit vorstellt. Nichts davon ist bewiesen. Erste nachweisbare Tatsache scheint zu sein, daß Hubbard an der Universität Washington eingeschrieben war. In seiner offiziellen Star-Biographie wird behauptet, er habe an einem der ersten Seminare über Atomare und Molekulare Phänomene teilgenommen und sei deshalb einer der ersten Studenten der Kernphysik in den USA gewesen. Was allerdings nur stimmen kann, wenn sich in den USA die Atomforschung außerhalb der Universitäten vollzogen hat. Sei‘s drum, gehen wir davon aus, daß diese Information stimmt. »All about Radiation« »Alles über Radioaktivität« heißt ein Büchlein, erstmals 1957 herausgegeben, Copyright Hubbard. Es wird noch heute verkauft, trotz teils mühelos erkennbar unsinnigen Inhalts. Im Klappentext wird aus dem Studenten plötzlich »einer von Amerika‘s ersten Atomphysikern«, was übrigens auch »einer von Amerika‘s bedeutendsten Atomphysikern« bedeuten kann: maßlose Hochstapelei jedenfalls in beiden Bedeutungen. Es gibt - soweit ersichtlich - nur einen Hinweis darauf, daß Hubbard seine UniversitätsStudien mit einem regulären Abschluß beendet hat: das Frankfurter College für angewandte Philosophie behauptet in einer 6-seitigen Hubbard-Biographie: »Mit 21 Jahren beschloß er seine Hochschulstudien mit ,Eins‘«. Wir werden die Frankfurter nach ihrer Quelle fragen. Später schmückte sich Hubbard mit dem Titel eines Doktors der Philosophie, verliehen von der University of Sequoia, die sich auch als College für Heilung ohne Medikamente bezeichnete, wohl nur aus einem Postfach bestand und Doktor-Titel per Direktversand vergab. Es wurde die Vermutung geäußert, daß Sequoia sozusagen Hubbards eigener Laden gewesen sei. Hubbard jedenfalls verzichtete 1966 durch eine spektakuläre Zeitungsanzeige in der Londoner TIMES auf seinen Titel. Die Sekte benutzt ihn bei passenden Gelegenheiten weiter. CFAP - Frankfurt verfügt auch hier über eine Sonderinformation, freilich ohne HubbardCopyright: demnach hat die Universität Los Angeles ihm 1953 den Doktor der Philosophie verliehen. Am 2. Weltkrieg hat Hubbard - so wird wenigstens behauptet - als Corvetten-Kapitän teilgenommen. Auch diese Angabe ist recht zweifelhaft, besonders wenn man Schilderungen über seine ersten Reisen auf dem Sea-Org-Flagschiff liest. Dem Kapitän wurde verboten, das Radar zu benutzen. Statt dessen wurde das E-Meter in kritischen Situationen eingesetzt, mit dem Erfolg, daß ein Dock gerammt wurde. Der Kapitän: »Die seltsamste Fahrt meines Lebens«. Über Hubbards Kriegsjahre gibt es die unterschiedlichsten &Darstellungen, die sich teilweise gegenseitig ausschließen. Im Werbetext für »Dianetics, die Entwicklung einer Wissenschaft« heißt es:
»Durch Kriegsverletzungen gelähmt und erblindet nahm er nach dem Ende des Krieges seine Studien und Forschungen in der Philosophie wieder auf, und mit Hilfe seiner eigenen Entdeckungen gewann er seine Gesundheit so vollständig zurück, daß er im Jahr 1949 wieder als voll wehrdienstfähig eingestuft wurde« Eine andere biographische Darstellung findet sich in einem weiteren Hubbard Buch: »Trotz einer Verwundung im Zweiten Weltkrieg arbeitete er im letzten Jahr des Krieges im Krankenhaus und betrieb eingehende Studien, um die Dianetics aus dem Schießpulver- und Kriegsstadium heraus auf eine Ebene des Aufbaus zu bringen« Hier ist erstaunlicherweise mit keinem Wort von Lähmung und Blindheit die Rede. Die Auskunft eines Sprechers des Marineministeriums überrascht also kaum: demnach ergibt eine Überprüfung der Akte von Mr. Hubbard keinerlei Anhaltspunkte dafür, daß er im Dienste der Marine verwundet wurde. In anderen Scientology-Texten heißt es, er sei zweimal für tot erklärt worden und er habe ein Jahr lang (1945) in einem Marinehospital gelegen. Und schließlich erhielt Hubbard nach Auskunft der Veteran‘s Administrations 160. - Dollar im Monat als Ausgleich für körperliche Schäden, die er sich während des zweiten Weltkriegs zugezogen habe und die ihn zu 40 % arbeitsunfähig machen. Die Liste der Schäden ist allerdings nicht sehr kriegstypisch: Geschwür am Zwölffingerdarm, Schleimbeutelentzündung (rechte Schulter), Arthritis, Bindehautentzündung. Sollte der clevere Werbemanager Hubbard etwa aus einer Arthritis eine Lähmung und aus einer Bindehautentzündung Blindheit fabriziert haben? Alles spricht dafür und dann ist auch die wundersame Heilung von Lähmung und Blindheit verständlich: Bindehautentzündung und Arthritis lassen sich auch herkömmlich ohne Dianetic heilen. Erwähnenswert wiederum die Frankfurter CFAP-Biographie: » 1944 wird er als Krüppel, gelähmt und blind ins OAK Knoll Hospital der Marine eingeliefert. Durch seine ausgedehnte Erziehung auf dem Gebiet des menschlichen Verstandes, die er von Kommandeur Thomson . . . Freund seines Vaters und persönlicher Student von Sigmund Freud, in seinen Jugendjahren erhalten hatte entwickelte er Techniken, die ihm halfen, Herr über seine Verletzungen zu werden und seine Fähigkeiten wiederzugewinnen ... 1947 war er gänzlich wieder hergestellt und wurde als wieder völlig diensttauglich aus dem Armee-Hospital entlassen« Nachweisbar ist an Hubbards Abenteuerer-Biographie eigentlich nur eins: er verdiente sich seinen Lebensunterhalt als Schriftsteller. Für seine Westernstorys verwendete er das sinnige Pseudonym Winchester Remington Colt, die Namen dreier berühmtberüchtigter Tötungsinstrumente. Seine Hauptproduktion bestand jedoch in Science-Fiction-Storys, also wissenschaftlich angehauchten Zukunftsmärchen. Dafür benutzte er u.a. die Pseudonyme Rene Lafayette und Kurt von Rachen. Von der Menge her scheint seine Produktion recht beachtlich gewesen zu sein. Mit den finanziellen Erträgen scheint Hubbard jedoch nicht so recht zufrieden gewesen zu sein. Denn 1949 tat er vor Schriftsteller-Kollegen den folgenschweren Ausspruch:
»Man wäre töricht, für einen Penny auch nur ein Wort zu schreiben. Wenn man wirklich eine Million Dollar verdienen will, wäre der beste Weg, seine eigene Religion zu gründen.« Anschließend schrieb Hubbard »Dianetics - Die moderne Wissenschaft von der geistigen Gesundheit« und legte damit den Grundstein für seine Copyright-Religion. In den frühen fünfziger Jahren hatte Hubbard offenbar einen ungeheuren Produktivitätsschub, denn aus dieser Zeit stammt der Großteil seiner Bücher und Texte zum Thema Dianetic und Scientology. Später wurden diese Texte im wesentlichen nur noch variiert und ständig neu zusammengestellt und noch heute erscheinen in den Scientology-Zeitschriften laufend Beiträge, die als aktuell dargestellt werden und die in Wahrheit 25 Jahre alt sind. Für Hubbard jedenfalls muß sich dieser Produktivitätsschub gelohnt haben: seither sollen 20 Millionen seiner Bücher verkauft worden sein. Und die eigentliche Geldquelle wurde erst später erschlossen: eine schier unübersehbare Zahl von Kursen. Die Amerikaner dankten ihm seine Großtaten offenbar nicht genügend. Er ging nach England und kaufte später das in East Grinstead gelegene ehemalige Schloß des Maharadschas von Jaipur, Saint Hill Manor. Ausländische Scientologen überschwemmten die Gegend, vorwiegend US-Amerikaner, deren damals hoher Dollar-Kurs billiges Leben in Europa ermöglichte Nachdem die englische Regierung beschloß, ausländische Scientologen des Landes zu verweisen, verließ Hubbard England fluchtartig. Jahrelang lebte er auf Schiffen, ihm zu Diensten die Sea-Org, die berüchtigte See-Organisation. Gesehen hat ihn seither offenbar kein Außenstehender mehr, auch nicht, als er in Clearwater, Californien an Land gegangen sein soll.
Hubbard verurteilt: Einen deutlichen Knick in Hubbards Biographie am 14.2.1978: an diesem Tag verurteilte ihn die 13. Strafkammer in Paris zu 4 Jahren Gefängnis und 30.000. - Franc Geldstrafe. Hubbard selbst nahm dieses Ereignis aus der Ferne zur Kenntnis (oder auch nicht): er hatte sich der Justiz nicht gestellt. Angeklagt war Hubbard nicht allein. Die Anklage und die Ladung wurden auch dem Holländer Henry Willem Laarhuis, der Französin Jaqueline Valantin und dem in Casablanca geborenen Franzosen Georges Andreu zugestellt. Andreu war der einzige, der sich der Justiz stellte. Das Urteil verrät erstaunliche Kenntnis der Scientology-Organisation. Auch einen erstaunlichen Willen der Richter, sich mit dieser Materie zu befassen, trotz oder auch gerade wegen der Abwesenheit des Hauptangeklagten: das Gericht hat es sich nicht leicht gemacht. Das Gericht hat die Geschäftsbücher der Sekte durch Buchhaltungs-Sachverständige überprüfen lassen. Diese haben u.a. festgestellt, daß 10 % der Bruttoeinnahmen an die »Mutterkirche« nach England überwiesen werden. Nach England! Auf diese Zahlungen wird im Zusammenhang mit Hubbards Finanzen zurückzukommen sein: in den Satzungen der deutschen Scientology-Vereine heißt es, daß 10 % als Spende an die Mutterkirche in Californien überwiesen werden. Wozu also der Umweg über England? Das Gericht stellte weiter fest, daß - welche juristische Form auch jeweils gewählt wurde Scientology als wohlgeführte und rentable Geschäftsunternehmen aufgezogen worden waren.
Von Gemeinnützigkeit konnte keine Rede sein, auch wenn die Bilanz keine Gewinne auswies: denn diese wurden jeweils sofort in Grundstücke und andere Anlagen gesteckt. Das Gericht bestätigt übrigens eine Feststellung, die viele Jahre zuvor schon das USBundesgericht getroffen hat: 90 % der Umsätze stammen aus dem Verkauf von Kursen. All das ist nicht strafbar. Warum also Betrug? Das Gericht hat sehr sorgfältig aufgezählt, was alles versprochen wurde: geschäftliche Erfolge, Verbesserungen der beruflichen Karriere, der Gesundheit usw. Hingegen: für das eingesetzte Geld bekamen die Teilnehmer nichts als »Hoffnung auf utopische Ereignisse«. Wem dies zu kurz ist: das Urteil steht in Original und Übersetzung zur Verfügung. Hier noch ein Zitat aus dem Urteil: »Die französische Gruppe der Scientology ist ein kommerzielles Unternehmen, das sich hinter einer falschen, irreführenden Fassade versteckt, eine Firma, die Dienstleistungen verkauft; diese Gruppe hat mit betrügerischen Manövern Leute dazu verleitet, Dinge zu glauben, die in Wirklichkeit nicht stimmen. « Anschließend erließ das Gericht gegen Hubbard und Kollegen Haftbefehl. Soweit bekannt, ist das Urteil noch nicht rechtskräftig. Aber wenn es rechtskräftig wird und wenn die französische Regierung Auslieferungsantrag stellt: Hubbard wird sein Hauptquartier wohl wieder auf die Meere verlegen.
Hubbards Finanzen Für die Scientologen weltweit ein heikles Thema. Nicht ohne Grund wird Hubbard zum selbstlosen Idealist stilisiert. Im Hintergrund stehen stets Steuerfragen. Und im Hintergrund steht natürlich die Vermutung, Scientology sei für Hubbard lediglich ein Erwerbsunternehmen. Vielfach wurde und wird behauptet, Hubbard bekomme 10 % vom Brutto-Umsatz seiner Sekte. Die Scientology-Sekte setzt sich gegen diese Behauptung wütend und ohne Rücksicht auf Prozeßkosten zur Wehr. Den Mut für solche Prozesse können die Scientologen wohl nur aus drohenden Steuerzahlungen oder aus der durch gezielte Desinformation verursachten Unkenntnis der Tatsachen beziehen. Zunächst einmal: Hubbard besitzt das Copyright für alle schriftlichen Produkte der Scientology-Sekte, bis hin zu harmlosen Einladungs-Kärtchen. COPYRIGHT: das bedeutet nach internationalen Gepflogenheiten eine Lizenzgebühr von 810 % vom Endverkaufspreis. Wenn der Bestseller »Dianetik« also im Jahr 200 000 mal verkauft wird, eine durchaus realistische Zahl, dann stehen Hubbard allein aus dem Verkauf dieses Buches 800.000.- DM zu. Die Scientology-Sekte verkauft allerdings einige Dutzend Hubbard-Bücher, dazu Tonbänder, E-Meter, und, nicht zuletzt, die Kurse. Hubbard bekommt aber nicht nur 10% vom Buchverkauf, sondern 10% von den gesamten Brutto-Umsätzen aller Sektenorganisationen. Die Sekte bestreitet dies und hat wegen solcher Angaben bereits mehrfach geklagt. Der ehemalige Scientologe Kaufman (»Übermenschen unter uns«) berichtet, daß jeder, der eine Scientology-Filiale gründen will, 10 % der Brutto-Einnahmen an Hubbard bzw. die Scientologen-Zentrale überweisen muß. Daran dürfte sich bis heute nichts geändert haben. Aus der Gründungssatzung des College für angewandte Philosophie, Hamburg
Satzung § 8 »Die Kosten des Vereins werden durch die Beiträge der Kursteilnehmer, die Mitgliedsbeiträge sowie durch Spenden getragen, von den Bruttoeinnahmen sind 10 % Lizenzen an L. Ron Hubbard abzuführen.« Daß dies kein Einzelfall ist, zeigt die Gründungssatzung einer weiteren Scientology-Filiale; Dianetics München Scientology College für angewandte Philosophie Satzung § 9 Die Kosten des Vereins werden durch die Beiträge der Kursteilnehmer und Mitglieder sowie durch Spenden getragen, von den Bruttoeinnahmen sind 10 % Lizenzen an L. Ron Hubbard abzuführen. Später wurden diese Satzungen dann geändert und inzwischen bezahlen die ScientologyOrganisationen »10 % Lizenzen als Verwaltungskosten an die Mutterkirche« so Dianetics München, oder »10 % an die Mutterkirche ,Church of Scientology of California« so Dianetic College Frankfurt, wortgleich Scientology Heilbronn. Deutsche Finanzämter wird interessieren, ob Hubbard oder Mutterkirche nicht etwa ein und dasselbe sind, denn das stünde zweifellos der Gemeinnützigkeit entgegen. Die Antwort liegt seit dem 19.7.69 vor. Damals urteilte das der US- Bundesfinanzgerichtshof unter der Nr.226-61 über Sektengründer Hubbards Begehren auf Steuerrückzahlung. Aus dem Urteil des - US Bundesfinanzgerichts: »Am 29.3.1967 führte die Klägerin (die »Mutterkirche« - Red.) ein Entschädigungssystem (als »Anteils-Zahlplan« bekannt) ein, unter welchem Hubbard statt eines Gehalts 10 % der Bruttoeinnahmen der Klägerin (der »Mutterkirche« - Red.) ausgezahlt bekam. Andere ScientologyGemeinden, Lizenzträger und Organisationen zahlten Hubbard ebenfalls einen Anteil ihrer Bruttoeinnahmen, für gewöhnlich 10 %. Zusätzlich erhielt Hubbard Tantiemen für seine zahlreiche Scientology-Bücher sowie Vorlesungs-Honorare und andere nebenbei anfallende Einkünfte.« »Während der fraglichen Jahre wurden diese anderen Prozentanteile, Honorare und Provisionen, soweit sie in den Akten ausgewiesen sind, ganz offensichtlich Hubbard zugänglich gemacht zum Zwecke seines persönlichen Nutzens. Eine derartige Regelung läßt den Schluß auf die Existenz eines Konzessions-Netzes für privaten Gewinn zu und wirft auf der anderen Seite Zweifel auf an der Korrektheit der Zahlungen durch die Klägerin (die »Mutterkirche« -Red.) an Hubbard und an die Mitglieder seiner Familie. Die Tatsache, daß Hubbard der Empfänger von Einkünften der Klägerin in der Form von Tantiemen und Provisionen war, gibt gleichermaßen Anlaß zur Annahme des persönlichen Gewinn. In der Entscheidung ist weiter die Rede von »verschleierten und ungerechtfertigten Verteilungen der Einkünfte«, von »nicht erklärten Beträgen« und von Zahlungen an die Familie Hubbards: kostenloses Auto, mietfreie Wohnung, andererseits zahlte die »Mutterkirche« Miete an Hubbards Ehefrau und Kredite an seinen Sohn und seine Tochter
Kay erhielt Gehälter: »In den Akten fehlt jeglicher Hinweis, aus dem sich eine Arbeitsleistung der Miss Hubbard für die Klägerin herleiten ließe.« Das Urteil weiter: »Aus diesen Tatsachen läßt sich die Schlußfolgerung ziehen, daß die Familie Hubbard das Recht besaß, über die Einkünfte der Körperschaft zu ihrem persönlichen Gebrauch zu verfügen.« Trotz dieser absolut eindeutigen Aussage eines höchsten Gerichtes der USA kämpft die Scientology-Sekte weiterhin in zahlreichen Prozessen gegen die Behauptung, Hubbard erhalte diese 10 %. So zum Beispiel in einem Prozeß gegen den Heinrich Bauer-Verlag der diese Behauptung in einem Artikel mit dem Titel »Die miesen Geschäfte der falschen Christen« weitergegeben hatte. Der Verlag ließ den Hauptbuchhalter der englischen Sektenzentrale vor Gericht laden. Der bestätigte immerhin, daß Hubbard auch von dieser Organisation Geld bekommen hat, als Gehalt bezeichnet. Immerhin rund 30.000.- DM pro Jahr. Dieser Buchhalter machte außerdem eine bemerkenswerte Aussage: »Es gibt eine kommerzielle Gesellschaft in Dänemark, die seine Bücher vertreibt. Diese Gesellschaft macht auch Gewinne . . . Hubbard hatte . . . mit dieser Gesellschaft einen normalen Schriftstellervertrag. « Und, nach vielen Gedächtnislücken: »Tantiemen wurden bezahlt für alle Dinge, die an die Öffentlichkeit verkauft wurden. « Das Protokoll trägt das Datum des 5.5.1977. Oberbuchhalter Derek Field erklärt weiter: Alle diese ungefähr 60 Organisationen zahlen 10 % ihrer Einnahmen an die Mutterkirche. Und jetzt wieder zurück in die Bundesrepublik und ein besonderer Hinweis für die Finanzämter: vor demselben Gericht erschien auch Inez Lochridge als Zeugin, die Leiterin des Scientology- »Finanzwesens«. Ihre wichtigste Aussage war: »Allerdings werden 10 % Netto einnahmen des Vereins an die Mutterkirche bezahlt«. Hier schließt sich die Beweiskette, denn in der Satzung des Sektenzentralen-Vereins fehlt jeder Hinweis auf diese Zahlungen. In Zukunft wissen die Finanzämter: auf den Wortlaut der Satzung ist kein Verlaß. Schließlich wurde in diesem Gerichtstermin noch der Wirtschaftsprüfer der deutschen Sektenzentrale gehört. Er korrigiert Ines Lockrigde, die von Netto-Beträgen gesprochen hatte: »Es werden 10 % der Bruttoeinnahmen . . . an die Mutterkirche abgeführt.« Hier muß noch einmal eins ganz klar gesagt werden: 10 % der Bruttoeinnahmen - also der gesamten Einnahmen - sind ein ungeheurer Prozentsatz. Das hat bei weitem nichts mehr mit Tantiemen oder Rendite zu tun, denn Rendite wird nur aus dem Gewinn bezahlt. 10 % aus dem Gewinn wären schon sehr, sehr stattlich. 10 % aus dem Umsatz jedoch: das hat sich wohl
noch kein Kapitalist erträumen lassen, der als Kapital lediglich Worte und Bücher eingebracht hat.
2.Wissenschafts-Hokus-Pokus Reise auf der Zeitspur Nicht der Glaube an frühere Leben ist für die Scientology-Sekte wichtig, sondern der Beweis der Existenz früherer Leben. Denn daran hängt Hubbards Denkgebäude: der Thetan ist früheres Leben, die »Engramme« sind Überbleibsel aus früheren Leben und ihre Beseitigung bringt der Sekte das große Geld. Die von Hubbard angebotenen Beweise sind läppisch. Dennoch scheinen seine Anhänger diesen Beweisen zu glauben. Wir müssen uns damit auseinandersetzen. Den für Scientologen wohl wichtigsten Beweis enthält das Buch »Have you lived before this life?« - »Hast du schon vor diesem Leben gelebt?« (Eine deutsche Übersetzung existiert nicht). Untertitel des Buches: »Ein wissenschaftlicher Bericht«. Zur Einführung heißt es über »Die Bedingungen des Experiments«: »Gegen Ende 1958 versammelte sich in London eine Gruppe von Scientologen um die am weitesten fortgeschrittenste Methode der Psychotherapie zu erlernen, die jemals zu Erfolg gebracht wurde.« Man beachte übrigens, daß Scientology hier noch als Methode der Psychotherapie vorgestellt wird. Der Bruch mit den Psychologen erfolgte erst später. Die Überschrift »die Bedingungen des Experiments« ist übrigens irreführend, wie fast alles bei Scientology: in der Wissenschaft dient die Beschreibung der Bedingungen dazu, es jederzeit wiederholen zu können. Nur die Wiederholbarkeit unter denselben Bedingungen sichert einem Experiment Beweiskraft. Hubbard macht hier wenigstens noch den Versuch, Wissenschaftlichkeit vorzutäuschen. Später verzichtet er auch darauf. Zu den »Bedingungen des Experiments« gehört auch eine Beschreibung des E-Meters, auf die noch zurückzukommen sein wird: »Das Elektrometer ist das älteste bekannte Instrument der Psychotherapie. Es wurde vor ca. 100 Jahren erfunden und »Die Wheatstone Brücke« genannt. Es war und ist das wichtigste Handwerkszeug des Forschers des Seelischen. Seine modernste Version ist ein Transistor Modell. Ältere Versionen kann man in jeder Therapeuten Praxis finden, auch als »Haut-Galvanometer« oder »Lügendetektor« bezeichnet. Das E-Meter, wie es in der Sprache der Psychotherapie heißt, spürt Gebiete geistiger Belastung und Überlastung auf. Dies ist für den Polizeibeamten ebenso nützlich, wie für den Therapeuten weil alles, was es anzeigt, die Person beunruhigt. Das E-Meter lokalisiert die Störung dann in Zeit und Charakter. Einige Leute mit schlechtem Gewissen haben berechtigterweise Angst vor dem E-Meter, denn wenn es durch einen Experten bedient wird, deckt es alles und jedes auf, was diejenigen getan haben und waren. Wir werden auf diese Wundermaschine noch zurückkommen. Hier sei nur festgestellt, daß kein Wort wirklich zur Wiederholung der angeblichen Experimente erforderlichen Angaben gemacht wird. Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Anpreßdruck usw.
Die in diesem Buch beschriebenen Experimente sind also nicht wiederholbar und haben deshalb keinerlei Beweiskraft! 42 »Fälle« werden geschildert. Fall 1 Jessie Gray: »Durch Fragen und Interpretation der E-Meter-Reaktionen« hat der Scientologe Jessie Gray beim »Preclear« etwas entdeckt, das 651 Jahre zuvor geschah. Von einem Affen ist die Rede und dem nackten Körper eines hübschen, weißhaarigen Mannes. Eine Küste, ein Schiff, Zeichen im Sand und zwei helmbewehrte Soldaten machen einen Gefangenen. Nichts fehlt, was eine Story farbig macht. Fall 2 ist ein Kuli im China des 19. Jahrhunderts: »wenigstens halbwegs genug zu essen und eine Wand um daran zu schlafen, das war unsere Vorstellung von Wohlstand.« Dann wird es etwas präziser: 1874, im Mai. Fall 3 am 19. März 56 vor Christus von einem römischen Legionär getötet. 45 Minuten lang konnte er nicht verstehen, weshalb er lebte, sein Körper aber tot war. Drei Stunden hielt er sich neben dem toten Körper auf, fühlte die Hitze der Sonne auf dem toten Körper und fühlte, wie der Soldat sein Schwert herauszog. Später beschloß er, den Körper des Bruders der Frau zu benutzen, die ihn vergiftet hatte. Fall 4 geschah »vor neun galaktischen Perioden«. Ich war männlichen Geschlechts, geboren von Weltraum-Eltern. Anscheinend habe ich zwei oder drei Mütter, die gestorben sind oder getötet wurden ... Im Alter von 16 Jahren töte ich meinen Vater Fall 5 hatte das Ungeschick, daß der stärkste Zeigerausschlag auf eine Zeit vor 78 Billionen Jahren deutete. Er fand sich in einer fantastischen Raum-Fabrik, in der goldene Tiere - meistens Elefanten und Zebras konzentrisch am Nacken aufgehängt waren Fall 6 begann vor 1600 Jahren auf einem Planeten der Perfektion. Er war Ingenieur und hatte diejenigen Maschinen mit Energie zu versorgen, die dem Wohl der Bürger dienten. Eine Maschine war eine Art Gott, der Befehle gab. Fall 8 das Ereignis wurde mit dem E-Meter lokalisiert und es stellte sich heraus, daß es vor 3225 Jahren geschah. Ich war in Nordafrika in der Nähe der Küste stationiert. Ich war der Führer in diesem Sektor der römischen Armee« usw. Es folgt eine sehr farbige Geschichte. Bemerkung: Rom wurde erst vor ca. 2600 Jahren gegründet. Rom kann also 600 Jahre früher keine Armee in Afrika gehabt haben. Die Punischen Kriege fanden vor ca. 2240 Jahren statt. Das E-Meter hat sich wohl um tausend Jahre geirrt. Fall 9 hatte im Weltraum einen Zusammenstoß mit einem riesigen Meteoriten. Fall 10 geschah vor 55.000.000.000.000.000.000. Jahren, exakt herausgefunden mit dem Zeiger des E-Meters. Damals hat er u.a. die atomgetriebenen Maschinen eines Raumschiffes repariert. Fall 11 liegt erst 6254 Jahre zurück. Er war damals ca. 35 Jahre alt, Zimmermann, verheiratet seit 12 Jahren, drei Kinder. Obwohl er immer pleite war, legte er sich eine Mätresse zu und war deshalb erst recht pleite. Seine Mätresse verlangte viel Geld von ihm und drohte, andernfalls seine Frau einzuweihen. Der Zimmermann wurde Verbrecher und tötete. Aber sein Auftraggeber - vermutlich eine politische Gruppe - betrog ihn um seinen Lohn . . usw. usw. Fall 12 begann 1790 und endete 1804. Er war Sohn französischer Aristokraten und wurde im Alter von 3 nach England geschmuggelt. Beide Eltern starben in Frankreich, er kehrte später zurück, fuhr auf einem Kriegsschiff zur See, hatte die Kanone zu bedienen und starb an einem Betriebsunfall. Fall 13 hatte ebenfalls Ärger im Betrieb: vor 468 Millionen Jahren verlor er den Körper eines Roboters. Vor genau 469 476 600 Jahren war er auf dem Mars, allerdings ohne Körper. Er hat dort große Verwüstungen angerichtet, eine Brücke und Gebäude zerstört. (Folgt wieder einmal eine wilde Weltraum-Geschichte). Fall 15 geschah vor 1 Million 15 Tausend und 550 Jahren. Auf einem anderen Planeten. Er war Raumpilot und hatte eine Panne. Fall 16 geschah erst vor 1500 Jahren. Zuerst sah er 4 Arme,
die aus der Erde emporragten. Vor der Kulisse des Vesuvs spielt sich ein Drama ab: der »Preclear« erlebt den Untergang Pompejis. Dies also sind die Beweise der Scientology-Sekte dafür, daß jeder schon früher gelebt hat. Dieses Buch gehört noch heute zu den von Scientologen angebotenen Standardwerken. In diesem Zusammenhang sollte vielleicht daran erinnert werden, daß Sektengründer Hubbard vor der Sektengründung Science- fiktion-Autor war, also Schreiber wissenschaftlich fundierter Zukunftsmärchen. So erklärt sich auch die Zeitangabe »vor neun galaktischen Perioden« in Fall 4. Wissenschaftler nehmen an, daß unser Universum durch den sogenannten »Urknall« entstanden ist: durch eine riesige Explosion entstanden z.B. Erde und Sonne und seither fliegen alle Bestandteile des Universums weiter auseinander, so lange, bis die Anziehungskraft nicht mehr ausreicht, dann stürzt alles wieder zusammen und es kommt erneut zu einer Explosion, mit der verglichen die Sonne eine Sparflamme ist. Die Thetanen aber, die geistigen Wesen, die nach Hubbards Meinung in uns stecken, überstehen all dies unbeschadet. Unbeschadet, aber nicht unverändert. Hubbard hat auch ein Buch darüber geschrieben, was die Thetanen in dieser Zeit so getrieben haben. Titel: »A history of man« - »Eine Geschichte der Menschheit«. Für die Geschichte der Menschheit benötigt Hubbard nur 78 Seiten. Der erste Satz lautet: »dies ist ein kaltblütiger und sachlicher Bericht über unsere letzten sechzig Billionen Jahre.« In Zahlen: 60.000.000.000.000. Jahre. Zum Vergleich: unser Universum dürfte vor ca. 5.000.000.000 / vor 5 Milliarden Jahren entstanden sein. Anmerkung des Übersetzers: im Original heißt es »sixty trillion«. Im US-Englisch bedeutet dies Billionen, im britischen Englisch jedoch Trillionen. Wir haben die US-Bedeutung unterstellt. In der Zwischenzeit glaubt Hubbard, einen noch wesentlich länger zurückliegenden Zeitraum unter Kontrolle zu haben. Vgl. dazu das Kapitel über das E-Meter. Hubbard schildert eingangs, wie er seine Probanden »whole track« ausgehorcht habe, also über die ganze Länge der Zeitspur, über eben die 60 Billionen Jahre. Er verliert allerdings kein Wort darüber, warum es gerade 60 Billionen sind und nicht etwa 20 oder 120. Anfangs habe er verschiedene Instrumente benutzt, beispielsweise einen ElektroEncepaholographen und einen Lügendetektor der Polizei. Diese Geräte hätten sich jedoch als für seine Zwecke unangemessen und zu beschränkt erwiesen. Dann habe Volney Mathison sein elektronisches Genie diesem Problem zugewandt und das Elektropsychometer erfunden. Auf die unsinnige Behauptung, das E-Meter sei leistungsfähiger als ein Lügendetektor, wird noch eingegangen. Immerhin gibt er hier zu, daß nicht er das E-Meter erfunden hat, sondern ein gewisser Volney Mathison. Wir haben an anderer Stelle bereits ein Zitat wiedergegeben, in dem er sogar zugibt, daß dieses Gerät bereits über 100 Jahre alt ist.
All dies wäre uninteressant, wenn sich Hubbard nicht vom britischen Patentamt ein Patent für das E-Meter hätte erteilen lassen (Patent Nr.943012). Ein Patent aber wird nur für eine eigene Leistung erteilt, die noch dazu neu sein muß. Das Patent wiederum dient zur Rechtfertigung der wucherischen Preise (vgl. Kapitel Preise): die als »Arbeitspferd« bezeichnete Normalausführung kostet ca. 1.500.-DM, eine optisch verbesserte Ausführung ca. 2.500.DM. Zurück zur »Geschichte der Menschheit«: Hubbard benutzt hier wie anderswo Theorien, die durchaus gängigen Lehrmeinungen entsprechen: Was nach Hubbards Bearbeitung dabei herauskommt, ist allerdings lesenswert. So spricht er von einer genetischen Linie, in der alle Erfahrungen enthalten seien, die während der Evolution gesammelt worden seien. Durchaus gängige Meinung, heute als DNS bekannt. Hubbard aber verklausuliert dies derart in seinem Scientologen-Kauderwelsch, daß es einem Außenstehenden unverständlich ist. Auch seine Ausführungen über vorgeburtliche Eindrücke entsprechen gängiger Meinung. Seine Folgerungen aber sind kurios. Und all dies dient schließlich nur der Einführung: Bereits im Atom entdeckt Hubbard einen »Preclear«, einen Ungeläuterten: »Es scheint ein ,Loch im Raum' zu geben, unmittelbar über dem Atom. Direkt hinter diesem Loch gibt es einen Zustand der Bewegung, mit dem Preclear i m Zentrum und bewegten Ringen, die um ihn herum kreisen.« Hubbard schildert, wie sich der »Thetan« im Lauf der Zeit verändert hat. Zum Beispiel: »Der Triefer« (The Weeper) Nachdem er das Meer verlassen hatte, verbrachte der GE eine halbe Million Jahre am Strand. Luft hatte er bisher für ein Plankton gehalten und den Strand für Meeresunkraut und verendeten Muscheln. Und er weiß auch, was der »Thetan« - hier auch »Preclear« genannt tut, wenn er gerade nicht in einem Körper sitzt: »Zwischen-Leben«: Im Tode verläßt das Theta-Wesen den Körper und begibt sich auf das Gebiet des Zwischen-Lebens. Hier »meldet er sich«, bekommt eine starke Vergessens-Einprägung und wird dann hinuntergeschossen zu einem Körper, gerade bevor dieser geboren wird. Wenigstens ist das die Methode, mit der die alten Eindringlinge auf dem Gebiet der Erde arbeiteten. Die Einprägung ist sehr interessant. Der Preclear wird vor ein Rad gesetzt, welches eine Reihe von Bildern enthält. wenn sich das Rad dreht, verschwinden die Bilder. Er wird hin- und herbewegt, nach rechts, nach links und nach hinten. Speziell angeordnete Spiegel täuschen ihm vor, stets vor dem Spiegel zu sitzen. Eine Maske schlägt ihn durch die Bilder hindurch. Die Bilder verschwinden. Der Zweck des Ganzen ist, ihm den Eindruck zu geben, als habe er kein vergangenes Leben gehabt, daß er nicht länger dieselbe Identität habe, daß sein Gedächtnis ausgelöscht sei.« Das also ist das Geheimnis der Thetanen. Da ihr Gedächtnis gelöscht ist, wissen sie nichts mehr von früheren Existenzen und ihren ungeahnten Fähigkeiten. Diese Fähigkeiten wiederum werden durch negative Einprägungen aus der Zeit dieser früheren Existenzen blockiert. Hubbard hat mit Hilfe des E-Meters das Geheimnis der Thetanen gelüftet und mit
Hilfe desselben E-Meters behauptet er, die von ihm erfunden Engramme wieder beseitigen zu können. Das Ergebnis: der OT, der »Operation Thetan«, also der Thetan in Aktion und das ist nun wahrlich ein Übermensch. Den OT gibt es in verschiedenen Stufen, von I bis VIII und die jeweils höchste Stufe erklimmt nur Hubbard. Vielleicht liegt das daran, daß es ihn nichts kostet. Daß ein OT nicht krank wird, ist eine Selbstverständlichkeit. Umso interessanter ist die Frage, warum niemand Hubbard zu sehen bekommt. Neuesten Gerüchten nach ist er querschnittgelähmt. Das wäre allerdings ein herber Schlag: ein gelähmter OT, an den Rollstuhl gefesselt und nicht einmal in der Lage, seinen eigenen Körper in Aktion zu setzen.
3.Die Scientologen-Bosse: Spione, Einbrecher, Diebe Früh morgens am 8.7.1977 veranstalteten 134 FBI-Agenten in den Scientology-Büros von San Francisco und Los Angeles eine Hausdurchsuchung und beschlagnahmten zentnerweise Papiere. Die Sekte reagierte wie üblich mit Anschuldigungen, bezeichnete die Aktion als faschistisch und strengte eine Schadensersatzklage in Höhe von 750 Millionen Dollar an. Manch einer brachte Verständnis für die Beschwerden der Sekte über die überfallartige Aktion auf, zumal das FBI damals ohnehin eine schlechte Presse hatte. Das gefundene Material wurde in einer 42 seitigen Anklageschrift zusammengefaßt, die jetzt eine ganz besondere Bedeutung gewinnt: die Gerichtsverhandlung war nach kürzester Zeit vorbei, da sich die Angeklagten für schuldig erklärt haben und deshalb über die einzelnen Punkte der Anklage gar nicht mehr verhandelt werden mußte. Angeklagt waren Mary Sue Hubbard, Ehefrau des Sektengründer und 9 weitere Sektenbosse. Die Anklage: Verschwörung. Die Art und Weise des Vorgehens: wie man aus AgentenKrimis kennt. Mary Sue Hubbard war (und ist wohl noch) Chefin des Guardian-Office, des Sicherheitsbüros der Sekte. Man weiß jetzt, daß man diesen Titel absolut ernst zu nehmen hat. Es begann 1973: der Auftrag wurde erteilt, alle Interpol-Berichte zu beschaffen, die sich auf Scientology oder Hubbard beziehen. 1974 wurde beschlossen, einen Agenten einzuschleusen. Dieser wurde zunächst auf das Finanzamt angesetzt. Allerdings verließ man sich nicht auf ihn: vorsichtshalber installierte man im Konferenzraum des Finanzamtes eine Abhöranlage. (Im Kapitel »Sektengründers Hubbards Finanzen« wird beschrieben, weshalb man Interesse am Finanzamt hatte). Mit Hilfe dieser Anlage wurden verschiedene Konferenzen abgehört, bei denen es um Scientology und Steuerfragen ging. Praktisch gleichzeitig wurde der Scientology-Agent Gerald Bennett Wolfe als Schreibkraft ins Finanzamt (genauer: eine höhere Steuerbehörde, die in etwa der Oberfinanzdirektion entspricht) eingeschleust. Bereits 14 Tage später wurde Vollzug gemeldet: der Agent hatte Akten beiseite schaffen können. Damit begann ein regelrechter Serien-Diebstahl. Agent Wolfe schlich sich in zahlreiche Büros und klaute dort Akten. Die Akteninhalte müssen bedrohlich gewesen sein, denn im Dezember 1975 wurde ein »Frühwarnsystem« ins Leben gerufen, um die »persönliche Sicherheit« des Sektengründers Hubbard zu gewährleisten. Der Auftrag: Infiltration aller Regierungsbehörden, denen die Befugnis zusteht, Hubbard unter Strafandrohung vorzuladen oder ein Strafverfahren gegen ihn einzuleiten. Schon 10 Tage später wurde Sharon Thomas ausgewählt: sie sollte als
Agentin in das Bundes-Justizministerium eingeschleust werden. Ende Februar 1976 gelang es Sharon Thomas bereits, im Justizministerium eine Anstellung als Sekretärin zu bekommen. Agent Wolfe setzte derweil seine Diebstahlserie fort. Er muß in so ziemlich allen Büros geklaut haben.
Ausweise gefälscht Mitte März gelang ein besonderer Coup: Agent Wolfe gelang es, Michael J. Meisner in die Finanzbehörde einzuschleusen. In einem speziellen Raum fertigten sie für sich offizielle Beglaubigungsschreiben dieser Finanzbehörde. Gleichzeitig begann Sharon Thomas ihre Diebstahls-Serie im Finanzministerium und verschickte die Beute an die Scientologen-Bosse. Im Mai wurde das Gericht besucht um die Örtlichkeiten zu besichtigen und wenig später wurde ein Schlüssel gestohlen und kopiert. Meisner und Wolfe benutzen diesen Schlüssel eifrig und stahlen zahlreiche Akten. Am 11.6.1976 allerdings hatten sie Pech: im Gebäude befanden sich bereits FBI-Agenten. Offenbar war der Verlust zahlloser Akten aufgefallen. Scientology ungebrochen: Ende 1976 beschloß man, in wichtigen Räumen des Finanzamtes ständige Abhöreinrichtungen zu installieren, um zu hören, was man dort über die Frage beriet, ob die Scientology-Sekte Steuern zu bezahlen hat oder nicht. Wölfe und Meißner wurden 1976 verhaftet, Gerichtsverfahren folgten und hier haben offenbar Scientologen das Blaue vom Himmel herunter gelogen. Denn anschließend folgten Verfahren wegen falscher Aussagen, Meineid. Agent Wolfe wurde am 10.6.77 verurteilt und seine Aussage war offenbar Anlaß für den Hausdurchsuchungsbefehl und dem Aufmarsch der 134 FBI-Agenten. Aber: mit der Verurteilung Wolfes hatte es kein Ende: die Scientologen heckten eine neue Verschwörung aus, nach deutschem Strafrecht vergleichbar der Gründung und Unterhaltung einer kriminellen Vereinigung. Als erstes wurde Meißner versteckt gehalten. Dann wurde in krimineller Weise versucht, alles auf Meißner und Wölfe abzuschieben.
Der Vertuschungsplan: Verräter verschwinden lassen Hubbards Ehefrau persönlich nahm die Sache in die Hand. Ein Vertuschungsplan wurde geschmiedet, nach dem alles so aussehen sollte, als seien ausschließlich Wolfe und Meisner daran beteiligt gewesen. Mary Sue Hubbard erteilte Richard Weigand die Anweisung, er solle dafür sorgen, daß alles so aussehe, als habe sich Meisner in Kanada versteckt. Tatsächlich wurde Meisner in Los Angeles versteckt. Im April 1977 schließlich wollte sich Meisner den Behörden stellen. Sofort wurde Anweisung erteilt, ihn falls notwendig daran zu hindern. Ein neues Versteck wurde gesucht und Meisner unter die Bewachung von »Leibwächtern« gestellt. Es wurden Vorkehrungen getroffen, Meisner notfalls mit Handschellen und Knebeln an der Flucht aus dem Scientology-Versteck zu hindern. Am 3.7.1977 schrieb des Sektengründers Ehefrau Mary Sue Hubbard einen verräterischen Brief an Henning Heldt: sie erteilte ihm die Anweisung, »Meisner verschwinden zu lassen, falls er zum Verräter werden sollte.« Soweit einige Auszüge aus einem Kriminalfall, der bisher einmalig dasteht. Die angeklagten Sektenbosse haben sich für schuldig bekannt. Über die Höhe der Strafe wird das Gericht noch befinden. Ein paar Jahre wird des Sektengründers Ehefrau wohl hinter Gitter müssen.
Deutsche Telephone angezapft? Wie die Beispiele zeigen, ist die Sekte auch in Deutschland nicht eben zimperlich mit ihren Methoden. Auch in Deutschland bedient sich die Sekte offenbar Methoden, die man sonst aus AgentenKrimis kennt. Ein Beispiel: Die hochrenommierte Evangelische Akademie Tutzing (Gäste einer kürzlichen Diskussionsrunde u.a.: Bundespräsident, Bundeskanzler, Präsident des Bundesverfassungsgerichtes, Buch: dtv: »Die Zukunft unserer Demokratie«) bereitete seit längerem eine Tagung zum Thema Jugendreligionen vor. Damit die Tagung nicht durch die üblichen Scientology-Demonstrationen gestört werde, wurden die Vorgespräche telephonisch geführt. Insbesondere wurde keine Veröffentlichung vorgenommen. Dennoch erschienen am 10.11.79 Angehörige der Scientology-Sekte in der Neuen Abtei des kleinen Ortes Heislbronn bei Nürnberg und verlangten lautstark Einlaß. Als ihnen dies verwehrt wurde, verteilten sie ein Flugblatt mit dem Titel: »Endlösungskonferenz«. Wie üblich enthielt es wüste Beschimpfungen von Psychiatern. Davon abgesehen: Das Flugblatt enthielt eine Reihe von Namen. Da aber nirgendwo eine Namensliste existierte und diese Namen nur am Telephon genannt worden sind, kann man daraus wohl den Schluß ziehen, daß irgendwo ein Telephon angezapft worden ist.
England liefert aus Zwei der Sektenbosse fehlen bei dem Verfahren, Jane Kember und Morris Budlong. Beide befanden sich in der Sektenzentrale in England. Budlong ist Amerikaner, er wird zweifellos ausgeliefert werden. Jane Kember hingegen ist Engländerin. Die US-Regierung hat bereits die Auslieferung beantragt. Über die Auslieferung wird derzeit noch verhandelt.
Gesetzesverstöße Scientology ist ein internationaler Konzern, ein Multi. Solche Konzerne tun sich manchmal schwer mit der Beachtung nationaler Gesetze. Scientology macht es sich da einfach: zahlreiche Gesetze werden einfach ignoriert. Denn für Scientologen sind Hubbards Führungsanweisungen Gesetz. Sie werden auch wie Gesetze veröffentlicht, nebst erforderlichen Korrekturen und Aufhebungen. Daß Scientologen zur Durchsetzung ihrer Ziele und bei der Verfolgung Mißliebiger zum Teil schlimme Straftaten begehen, ist sattsam bekannt. So wurde ein Beamter der Bundeswehr fast Opfer eines raffiniert ausgeklügelten Plans: Dieser Beamte hatte Anträge auf Freistellung vom Wehrdienst zu bearbeiten. Darunter auch Anträge von Scientologen, die das Geistlichen-Privileg für sich in Anspruch nehmen wollten. Der Beamte lehnte diese Anträge ab. Zitat aus einem Strafbefehl gegen einen Schweizer Scientologen (AZ 24 JS 3728/ 75 zugestellt per Vollzugsanstalt München-Stadelheim) und inzwischen durch Urteil bestätigt. »Am 7.11.74 wurden an das Bayerische Innenministerium, die Wehrbereichsverwaltung VI und an die Polizei in München gleichlautende Schreiben versandt, in denen behauptet wurde, der bei der Wehrbereichsverwaltung VI in
München beschäftigte Regierungsrat H.W. würde seit längerer Zeit laufend Geld von verschiedenen Leuten per Postanweisung erhalten. Dabei seien diese Zahlungen jeweils als »Zeitzahlung« deklariert gewesen. Da Regierungsrat W. in der Wehrbereichsverwaltung VI tätig sei, könne es sich nur um Gegenleistungen von Wehrpflichtigen für deren rechtswidrige Freistellung vom Wehrdienst handeln. Zum Beweis seiner Behauptungen fügte der anonyme Schreiber seinen jeweiligen Schreiben v. 7.11.76 zwei Ablichtungen eines Mittelabschnittes und eines Empfängerabschnittes einer Postanweisung an H.W. bei. Der anonyme Schreiber bezeichnete sich als Bediensteter der Deutschen Bundespost und behauptete, die rechtswidrige Handlungsweise von Regierungsrat W. im Rahmen seiner Dienstverrichtungen entdeckt zu haben. Daher sei es ihm möglich gewesen, die Ablichtungen anhand der Originalbelege der an W. übersandten Postanweisungen herzustellen. Es wurde festgestellt, daß Regierungsrat W.. durch die anonymen Schreiben wissentlich falsch der Bestechung bezichtigt wurde. Regierungsrat W. erhielt zwar vermutlich vom Verfasser der anonymen Schreiben v. 7.11.74 mehrmals Beträge von 200.- DM überwiesen. Diese Überweisungen sollten als Beweismittel für die angebliche Bestechlichkeit von Regierungsrat W. dienen. Die als Beweismittel übersandten Ablichtungen dieser Postanweisungen stellten Fälschungen dar. Diese Fälschungen wurden mit Hilfe einer Fotomontage hergestellt, wobei zur Herstellung teils die Einlieferungsabschnitte der Originalbelege an W. und teils Empfängerabschnitte von Postanweisungen verwendet wurden, die am gleichen Tage und an den gleichen Schaltern des gleichen Postamtes an den Beschuldigten (den Schweizer Scientologen, Anm. d. Red.,) aufgegeben wurden und auf denen nichtexistente Personen als Einzahler angegeben waren. Der Tatbeitrag des Beschuldigten bestand darin, die am 17.10.74 an ihn überwiesenen Beträge von jeweils 10.- DM am 18.10.74 in Empfang genommen und die Empfängerabschnitte zur Herstellung gefälschter Beweismittel (Fotomontage) an andere Personen weitergegeben zu haben. Der Beschuldigte wußte, daß die auf den an ihn gerichteten Postanweisungen genannten Einzahler nicht existent und die Beträge fingiert waren. Dem Beschuldigten war bewußt, daß sein Tatbeitrag dazu dienen sollte, auf Regierungsrat W. den Verdacht der Bestechung zu richten. Regierungsrat W. hatte die an ihn überwiesenen Gelder jeweils unverzüglich an seine Dienststelle abgeliefert.« Der auf den Regierungsrat W. angesetzte Scientologe hatte bereits 3 Wochen in Untersuchungshaft gesessen und wurde zu einer Geldstrafe von 100 Tagessätzen a 20. - DM verurteilt. Dabei wurde berücksichtigt, daß er bei der Scientology-Sekte als deren Angestellter nur 600. - DM verdiente. Strafmildernd wurde berücksichtigt, daß der Angeklagte nur als kleines Rädchen in einem groß angelegten Plan tätig geworden sei. Immerhin habe der Angeklagte als einer von mehreren Tätern einen Beamten von seinem Posten abschießen wollen, um sicherzustellen, daß künftig Anträge von Sektenangehörigen auf Befreiung vom Wehrdienst positiv beschieden werden.
Der Plan war im übrigen wesentlich raffinierter, als es hier den Anschein haben mag. Die Unterlagen der Post werden nach einer gewissen Zeit vernichtet und es hat erheblicher technischer Hilfsmittel und eines sehr großen Aufwandes bedurft, um das Komplott aufzudecken. Dieser Fall kann nicht als untypisch angesehen werden.
4.Organisationsprinzipien: Kirche, Sekte oder Jugendreligion? Die Scientology-Vereine wenden sich bei jeder passenden Gelegenheit gegen die Bezeichnung als Sekte oder Jugendreligion und reklamieren für sich den Begriff Kirche. Dabei zitieren sie stets die Erläuterungen von Wörterbüchern zu den Begriffen Jugend und Sekte. Sie vergessen jedoch, dieselben Wörterbücher zum Begriff der Kirche zu befragen. Der Begriff Kirche ist nämlich unzweifelhaft christlichen Ursprungs, abgeleitet aus dem spätgriechischen Kyrikon, Gotteshaus. Theologen können belegen, daß damit nur das »Haus des Gottes der Christen« gemeint sein kann. Dementsprechend definieren die Wörterbücher den Begriff Kirche auch als »christliches Gotteshaus«. Dennoch - und dies sei klargestellt - will niemand der Scientology-Sekte verbieten, sich selbst als Kirche zu bezeichnen. Nur: dem wissenschaftlichen Wortsinn entspricht diese Bezeichnung nicht, denn mit einer christlichen Kirche hat die Scientology-Sekte nun wirklich keine Ähnlichkeit. Auch der hier verwendete Begriff der Sekte ist im wissenschaftlichen Sinne nicht korrekt verwendet, denn als Sekten werden Abspaltungen bestehender religiöser Gruppen bezeichnet. Niemand ist jedoch verpflichtet, die deutsche Sprache nur im Sinne der Sprachwissenschaft zu verwenden: die Umgangssprache bedient sich des Begriffs Sekte weitaus großzügiger. Hier steht Sekte für alle möglichen kleinen Gruppen. Hubbard selbst behauptet übrigens, Scientology beinhalte Elemente verschiedenster Glaubensrichtungen, so daß man sogar im wissenschaftlichen Sinne von einer Sekte sprechen kann. Noch einmal: Kirche kann sich jede Organisation nennen. Der Begriff ist in keiner Weise geschützt. Hubbard hat kürzlich für »Scientology« ein Warenzeichen registrieren lassen. Der Begriff Jugendreligionen wurde erstmals vom Evangelischen Sektenbeauftragten in Bayern, Herrn Pfarrer Haack, verwendet, als Sammelbegriff für alle möglichen religiösen Organisationen, die kaum Gemeinsamkeiten haben außer derjenigen, daß sich ihre Mitgliedschaft vorwiegend aus Jugendlichen rekrutiert. Bei Scientology sind es nicht Jugendliche im Sinne des Volljährigkeitsgesetzes. Auch hier ist die Umgangssprache weit großzügiger: so kann man beispielsweise bis zum Alter von 35 Mitglied bei den Jugendorganisationen der politischen Parteien sein. Auch in den Gesetzen ist der Jugendliche nicht einheitlich definiert: das Jugendstrafrecht ist nicht nur auf alle Personen bis zum Alter von 21 Jahren anwendbar, sondern auch auf solche, deren Entwicklungsstand dem eines Jugendlichen entspricht. Man hätte sich seinerzeit auch wie bei Scientology üblich - eines amerikanischen Begriffs bedienen können: dort nennt man alle diese Organisationen destruktive Kulte.
Selbstverständlich darf die Scientology-Sekte auch behaupten, die von ihr verbreiteten Glaubensinhalte seien eine Religion: auch für diesen Begriff hat niemand das Urheberrecht. Eine ganz andere Frage ist, ob der Scientology-Sekte auch jene Vorteile zustehen, die den klassischen Religionsgemeinschaften eingeräumt werden. Hierzu an anderer Stelle. Inwieweit befaßt sich die Sekte nun tatsächlich mit Glaubensfragen? Erinnert sei noch einmal an Hubbards denkwürdigen Ausspruch anläßlich einer Schriftsteller-Tagung 1949: »Es wäre töricht, für einen Penny auch nur ein Wort zu schreiben. Wollte man wirklich eine Million Dollar verdienen, so wäre der beste Weg, seine eigene Religion zu gründen.« Dieses Ziel hat Hubbard längst erreicht: er muß zig-facher Millionär sein. Es spricht inzwischen sehr viel dafür, daß die Scientologen sich vorwiegend aus steuerlichen Gründen als »Kirche« bezeichnen. So schreibt Hubbard beispielsweise: »Es scheint, daß wir jetzt alles hinbekommen werden. Und gute Neuigkeiten! Alle Auditoren werden Geistliche sein, und Geistliche haben an vielen Orten besondere Privilegien, einschließlich Steuer- und Wohnungsvergünstigungen. Natürlich ist alles eine Religion, was den menschlichen Geist behandelt. Und auch Parlamente greifen Religionen nicht an. Aber dies ist nicht unser eigentlicher Grund - es war eine lange, harte Aufgabe, eine gute Gesellschaftsform im Vereinigten Königreich und im Commonwealth zu schaffen, so daß die Gewinne transferiert werden konnten.« Hubbard hat sich in mancher Hinsicht getäuscht. Der US-Finanzhof hat Scientology nicht als steuerbegünstigt anerkannt. Eine Reihe von Parlamenten hat Untersuchungen angestellt, so beispielsweise das englische Parlament (»Blaubuch« oder Foster-Report), was dazu führte, daß England nach wie vor alle ausländischen Scientologen des Landes verweist und Hubbard die Insel fluchtartig verlassen mußte.
Glaubensinhalt:Thetan, Engramme und magische Kiste Die Scientologen glauben an einen allwissenden, unsterblichen »Thetan«. So weit, so gut. Der Glaube an Unsterblichkeit ist weit verbreitet. Die Scientologen glauben weiter, dieser Thetan sei im Laufe seiner unendlichen Wanderung durch das Universum durch »Engramme« psychisch lädiert. Auch daran kann man zweifellos glauben. Zwischen Psychologie und Religion hat es immer Berührungspunkte gegeben. Die Scientologen aber gehen viel weiter: sie behaupten nicht nur, all diese Dinge zu wissen (Wissen ist bekanntlich von anderer Qualität als Glauben), sondern auch, dies beweisen zu können. Und zwar mit Hilfe ihrer magischen Kiste, dem E-Meter. Hier nun beginnt die Scharlatanerie, denn mit diesem Gerät läßt sich dies nicht beweisen. Die Scientologen produzieren Unmengen von Papier. Allein die »Technischen Bulletins« und der »Organisations-Verwaltungs-Kurs« umfassen 21 dicke Bände im Großformat. Und dann gibt es noch das Bändchen »Der Hintergrund und die Zeremonien der Scientology-Kirche«, ganze 70 Seiten, in zwei dicken Deckeln verpackt, nicht einmal einen Zentimeter dick. Dieses Bändchen enthält u.a. Ausführungen über Buddhismus, Hinduismus, Plato, Aristoteles, Thomas von Aquin und die Bibel.
Religion wird im allgemeinen definiert als der Glaube an eine überirdische Macht und deren kultische Verehrung. Diese Definition hatten wohl auch jene englischen Richter im Auge, welche über die Klage der englischen Sekte zu befinden hatten: die Sekte hatte dort beantragt, daß die Kapelle der Sektenzentrale in Saint Hill Manor als »Ort des Treffens zu religiöser Anbetung« zu registrieren. Damit wäre die Sekte quasi in den Status einer offiziellen Kirche gehoben worden und jeder, der ihren »Gottesdienst« gestört hätte, wäre bestraft worden. Viel verlangt das englische Gesetz von 1855 über die Registrierung der Orte der Anbetung nicht: es müssen Gebete stattfinden. Die Sekte konnte keine nachweisen. Der Prozeß fand vor dem Gerichtshof für Strafsachen statt, die Klage wurde abgewiesen. Der Richter: »Man sollte doch zum Mindesten erwarten dürfen, daß auch irgend eine Gelegenheit für eine Verehrung vorgesehen ist, entweder in der Form gesprochener Gelöbnisse oder in stiller Meditation. Ich kann nichts dergleichen finden. « Die Sekte ging in Berufung, die am 6.7.1970 verhandelt wurde, dem Jahr, in dem die Sekte begann, in Deutschland Fuß zu fassen. Man darf wohl davon ausgehen, daß die Sekte alle verfügbaren Beweismittel vorgelegt hat. Deshalb sind die Ausführungen des Gerichts höchst interessant: »Religiöse Verehrung bedeutet die Ehrfurcht, die Achtung vor Gott oder vor einem allerhöchsten ,,,lesen. Ich finde davon nichts im Glaubensbekenntnis der Kirche der Scientology . . . Ich finde hier nichts, das seiner Natur nach einer Verehrung entspricht. « Soweit Lord Denning. Lordrichter Winn stimmte dem zu und meinte, es erscheine ihm, als ob die Scientologen »weitaus mehr mit der Erziehung und der Entwicklung des Thetans beschäftigt sind, als mit Gott in irgendeiner Form und Gestalt.« In Deutschland gibt es ein derartiges Anerkennungsverfahren nicht. Hier werden nur Einzelfälle entschieden. So der des Scientologen Walter Fiedler, aktives Mitglied des Frankfurter College für angewandte Philosophie. Fiedler beantragte, als Geistlicher vom Wehrdienst freigestellt zu werden. Das Verwaltungsgericht Darmstadt gab seinem Antrag statt. Es konnte wohl nicht anders, denn dem Gericht lag als Beweismittel wohl nur das Bändchen »Hintergründe und Zeremonien« vor. Und dies, obwohl andere Bundeswehr-Beamte in anderen solchen Verfahren umfangreiches Beweismaterial vorgelegt haben. Obwohl das Urteil noch keineswegs rechtskräftig ist, haben die Scientologen es bereits erwartungsgemäß zu Werbezwecken ausgeschlachtet. Wir möchten in diesem Zusammenhang auf einen Grundsatz hinweisen: Wenn das religiöse Bekenntnis allein als Mittel zur Erreichung nichtreligiöser Ziele und Zwecke dient, kann man nicht von einer religiösen Gemeinschaft sprechen. Und das ist hier der Fall. »Viele destruktive religiöse Gruppen wären für junge Menschen weniger gefährlich, wenn bereits zu Anfang so etwas wie eine Gesamtdarstellung der Lehre und Organisation gegeben würde.« (Aus: Jugendliche in destruktiven religiösen Gruppen. Bericht der Landesregierung Rheinland-Pfalz über die so genannten neuen Jugendreligionen.) »Vieles würde als absurd empfunden und abschreckend wirken.« (dito)
Die Scientology-Sekte wirkt in höchstem Maße absurd und abschreckend, wenn man einmal einen Überblick gewonnen hat. Einen solchen Überblick gewinnt allerdings in aller Regel kein Außenstehender. Das Mitglied wird schrittweise »eingeweiht«. Allerdings nur so weit, als unbedingt erforderlich. Jedes Mitglied bekommt nur diejenigen Informationen, die ihm gegeben werden müssen, um ihn davon zu überzeugen, daß die Buchung weiterer Kurse notwendig ist. Dieses Prinzip der geplanten Desinformation gilt insbesondere auch für die Mitarbeiter der Scientology-Sekte. Was man nicht weiß, kann man nicht verplappern. Beispiel: die Deutschland-Zentrale der Sekte bekam einen neuen Pressesprecher, Kurt Weiland (als Nachfolger des Andreas Ostertag). Ein Pressesprecher muß natürlich darüber Bescheid wissen, welche Gerichtsverfahren anhängig sind und waren. Was läge also näher, als daß ihn entweder der frühere Pressesprecher informiert, oder aber sonstige Mitarbeiter. Tatsächlich wurde Kurt Weiland vom GUARDIAN OFFICE der Englischen Sekten-Zentrale nicht umfassend informiert. Das Guardian-Office (Wächter-Büro, Sicherheits-Büro) ist eine Art übergeordneter Organisation, die unabhängig von den jeweiligen örtlichen ScientologyOrganisationen operiert. Das Guardian-Office scheint im Umgang mit der Presse vorwiegend ein Sicherheitsproblem zu sehen. Folglich sind seine Informationen erheblich gefiltert und müssen schließlich noch übersetzt werden. Der Pressesprecher kann diese Informationen nun nach seinem Geschmack auslegen. Wenn beispielsweise der Brief vom Guardian-Office keine Informationen über Prozesse enthält, dann kann Scientology folglich auch keine Prozesse verloren haben. Wenn selbst Pressesprecher Weiland nur gezielt und nicht etwa umfassend informiert wird, so muß dies umso mehr für alle anderen Mitarbeiter und Mitglieder gelten, die kaum in die Verlegenheit kommen, konkrete Fragen beantworten zu müssen. »Viele destruktive religiöse Gruppen... decken ihre Karten nie ganz auf, sondern haben Stufen der Einweihung und Erleuchtung entwickelt. Diese Stufen sind dann oft auch Stufen des Abbaus des kritischen Denkvermögens, so daß am Schluß alles geglaubt wird, was immer es auch sei.« (Bericht der Landesregierung Rheinland-Pfalz) Diese zutreffende Einschätzung der Lage gilt ganz besonders für Scientology. Geködert wird mit einem Kommunikationskurs. Derartiges wird auch von den Volkshochschulen und zahlreichen anderen Organisationen angeboten. Die Teilnehmer glauben also, an einer völlig normalen Veranstaltung teilzunehmen. Ungewöhnlich mag ihnen erscheinen, daß sie ihrem Gegenüber minutenlang starr in die Augen blicken sollen. Aber das wird als unerläßlich hingenommen. In diesem Stadium ist den Teilnehmern häufig unbekannt, daß sie einer Sekte oder einer Kirche beigetreten sind. Ebenso unbekannt dürfte den meisten sein, daß sie dort als Preclear bezeichnet werden, als Nicht-Geklärte, als Unwissende. Sie wissen auch nicht, daß ihnen geht es nach der Sekte - ein langer und teurer Weg bevorsteht, auf dem der Clear, der Geklärte, der Wissende, nur eine erste Stufe ist. Zunächst fällt dem Teilnehmer das Vokabular auf. Es ist meist Amerikanisch oder dem Amerikanischen entlehnt. Da kaum jemand fließend Amerikanisch spricht, scheint es nur natürlich, daß man Vokabeln lernen muß.
Hier wird jetzt ein »Studierpaket« angeboten. Auch die Begründung dafür erscheint plausibel: der »Student« soll nicht nur Vokabeln pauken, er soll vielmehr auch gleich lernen, was die Vokabeln bedeuten. »Wortklären« nennt die Scientology-Sekte das. Damit kein Mißverständnis entsteht: es ist sinnvoll, sich immer mal wieder der ursprünglichen Bedeutung bestimmter Worte zu vergewissern. Aber genau hier beginnt die Manipulation: dem Teilnehmer wird in der Regel nicht gesagt, ob das fragliche Wort zu der amerikanischen Umgangssprache gehört oder aber ein Scientology-Kunstwort ist. Noch weniger wird gesagt, ob die erklärte Bedeutung die übliche ist, oder aber diejenige, den Scientology dem Wort beimißt. Das beginnt bereits mit den Worten »Scientology« und »Dianetic« Umständlich wird erklärt, daß die Worte aus lateinischen und griechischen Teilen zusammengesetzt sind, so wie dies auch in Wörterbüchern bei allgemein gebräuchlichen Fremdworten üblich ist. Mit keinem Wort wird jedoch darauf hingewiesen, daß es sich um ein Kunstwort handelt. Dieses Kunstwort wurde nicht von Sektengründer Hubbard erfunden, denn der Deutsche A. Nordenholz hat bereits 1934 in München ein Buch mit dem Titel »Scientologie« geschrieben. Dieses Buch wurde auch ins Amerikanische übersetzt, wobei automatisch aus dem »ie« ein »y« wird, aus Scientologie wird also das von Hubbard gebrauchte Scientology. Dies wäre die eigentliche Wortgeschichte, die allerdings mit keinem Wort erwähnt wird. Zur weiteren Erleichterung des Wortklärens wird ein eigenes Scientology-Wörterbuch angeboten, zum Preis von ca. 100. - DM. Auch darin findet sich kaum ein verständlicher Hinweis darauf, daß es sich um Scientology-Kunstworte handelt. Ein Scientology-Kunstwort kann selbstverständlich weder in der Umgangssprache noch in einer Fremdsprache eine Bedeutung haben.
Wortklären und Redefinieren von Worten Wortklären wird der Vorgang den Teilnehmern gegenüber genannt. Intern hat jedoch der Begriff »redefinieren von Worten« Verwendung. Es zeigt, wie Scientology mit der Bedeutung von Worten umgeht und ist somit beispielhaft für den manipulatorischen Effekt des Wortklärens. Deshalb hier der vollständige Text der entsprechenden Führungsanweisung des Sektengründers Hubbard: Hubbard-Kommunikations Büro (abgekürzt: HCO) Samt Hill Manor, East Grinsted, Sussex HCO Politik Brief vom 5. Oktober 1971 POLITIK DURCH REDEFINITION VON WORTEN (Anm.: Redefinition = etwa Rück- oder Gegendefinition) Eine langfristige Technik der Propaganda, die von den Sozialisten (gleichermaßen Kommunisten und Nazis) benutzt wurde, ist für PR-Praktiker von Bedeutung (Anm.: PR - Öffentlichkeitsarbeit, auch Propaganda). Ich kenne keine Stelle der PR-Literatur, in der sie erwähnt wäre. Aber die Einzelheiten zirkulierten mündlich in Kreisen der Intelligenz und sie ist laufend in Gebrauch. Der Trick ist - Worte sind zu redefinieren, bis sie zum Vorteil des Propagandisten etwas anderes bedeuten. Ein wichtiges Beispiel ist das Wort KAPITALIST. Früher bedeutete es »jemand, der seine Einkünfte daraus bezieht, daß er anderen Geld leiht«. In der Volkswirtschaftslehre ist das noch heute die Definition. Durch die Redefinition der
Propaganda wurde er eine Person mit Reichtum, die in Geschäfte investiert (wodurch er zum Eigentümer wird und nicht zum Bankier), und zur Zeit ist er jemand, der andere ausbeutet, Kriege anzettelt und Arbeiter niedertrampelt! In kurzer Zeit hat sich die Bedeutung des Wortes gewandelt durch die Anstrengungen derjenigen, die unter der Maske des Arbeiterfreundes danach trachten, alles im Lande in ihren Besitz zu bringen. Totalitärer Sozialismus muß private Eigentümer ausrotten mit dem Auftrag, das Besitztum an sich zu reißen. Somit eine intensive Konzentration auf die Redefinition der Wörter »Kapitalist« und »Kapitalismus«. Es gibt viele solche Bespiele. Das sind keine »natürlichen« Änderungen der Sprache. Es sind Änderungen durch Propaganda, sorgfältig geplant und durch eine Werbekampagne durchgeführt mit dem Auftrag, bei der öffentlichen Meinung einen Vorteil für die Gruppe zu erlangen, welche die Propaganda durchführt. Wird die Redefinition oft genug wiederholt, kann die öffentliche Meinung dadurch geändert werden, daß die Bedeutung eines Wortes geändert wird. »Psychiatrie« und »Psychiater« ist leicht redefiniert in die Bedeutung »ein antisozialer Feind des Volkes«. Dadurch werden die verrückten und tötenden Psychiater von der Liste der bevorzugten Berufe verschwinden. Dies ist ein guter Gebrauch von dieser Technik, denn für ein Jahrhundert haben die Psychiater einen für alle Zeiten geltenden Rekord der Unmenschlichkeit an Menschen aufgestellt. Die Redefinition von Wörtern wird dadurch bewirkt, daß andere Gefühle und Symbole mit ihnen verbunden werden, als diejenigen, die man erwartet. Die Amerikanische Medizinische Gesellschaft (AMA) und die Nationale Gesellschaft für Geistige Gesundheit in England und Süd-Afrika und die »Britische Psychologische Gesellschaft« in Australien haben sehr hart daran gearbeitet, Scientology im öffentlichen Bewußtsein zu redefinieren. Aus diesem Grund sind zwei Dinge eingetreten: die Scientologen redefinieren »Arzt«, »Psychiatrie« und »Psychologie« in die Bedeutung von »unerwünschte anti-soziale Elemente« und sie versuchen, die gegenwärtige Bedeutung von »Scientology« zu stabilisieren. Die AMA hat es sogar fertiggebracht, USWörterbücher zu veranlassen, »Dianetics« als eine »pseudo-Wissenschaft von Science-Fiction« zu redefinieren. Die Nachrichten des Massenmedien werden glücklicherweise von der Öffentlichkeit weder respektiert, noch wird auf sie eingegangen. Die Massenmedien glauben, die öffentliche Meinung zu steuern, aber das Gegenteil kann eintreten. »Die kapitalistische AMA versucht, der Bevölkerung die Wohltat neuer Entdeckungen wie der Scientology zu verweigern, weil sie die großen Profite ausrotten würde, welche die AMA mit den psychosomatischen Krankheiten der Leute macht.« - So könnte eine Erklärung lauten, durch welche die Umkehr der Bedeutung bewirkt werden könnte. Man muß die Propagandisten finden, bombardieren und anprangern, um Fortschritte gegen solche Versuche der Redefinition zu machen. Man muß die Propagandisten brandmarken und die Bemühungen des Redefinierens anfachen, indem man dazu eine ständige PR-Kampagne benutzt. Man kann die Redefinition auch dazu benutzen, den Versuch des Redefinierens bIoßzustellen.
Ein typischer Fall ist das Wort »Psychologie«. Websters Internationales Wörterbuch der Englischen Sprache - 1829 - definiert »Psychologie: eine wissenschaftliche Abhandlung oder eine Monographie über die menschliche Seele; die Lehre von der Natur und dem Gut der Seele. « Websters Hochschul-Wörterbuch - 1892 - »Psychologie: die Kräfte und Funktionen der Seele.« Merriam Websters3. Internationales Wörterbuch von 1961: »Psychologie: die Wissenschaft des Geistes oder geistiger Phänomene oder Aktivitäten; das Studium des biologischen Organismus des Menschen und der körperlichen und sozialen Umgebung«. Irgendwo auf diesem Weg hat der Mensch seine Seele verloren. Wir suchen den Zeitpunkt und finden Professor Wundt, 1879, der in der Zeit Deutschlands größten Militarismus von Bismarck beauftragt wurde, zu versuchen, eine Philosophie zu finden, die seine Soldaten dazu bringt, Menschen zu töten. Und wir finden Hegel, den »großen« deutschen Philosophen, das Idol der SuperSozialisten, der hervorgehoben hat, daß KRIEG VON ENTSCHEIDENDER BEDEUTUNG für die geistige Gesundheit der Bevölkerung ist. Davon ausgehend können wir die moderne Psychologie redefinieren als ein deutsches militärisches System, welches dafür benutzt wurde, Männer für den Krieg in Form zu bringen und welches in amerikanischen und anderen Universitäten in den Zeiten mit öffentlichen Geldern unterstützt wurde, in denen die Regierungen Schwierigkeiten bei der Einberufung von Soldaten hatten. Eine verständliche Abhandlung darüber, warum »die da« für die Psychologie Reklame gemacht haben, wäre selbstverständlich ein Weg, ein bereits redefiniertes Wort zu redefinieren, nämlich »Psychologie«. Der Weg, ein Wort zu redefinieren, besteht darin, die neue Definition so oft wie irgend möglich zu wiederholen. Dementsprechend ist es nötig, Medizin, Psychiatrie und Psychologie abwärts zu redefinieren und Dianetics und Scientology aufwärts zu definieren. Soweit es Worte angeht, geht die Schlacht um die öffentliche Meinung darum, daß Deiner Definition geglaubt wird und nicht derjenigen der Opposition. Konsequente und wiederholte Anstrengung ist der Schlüssel zu jedem Erfolg mit dieser Technik der Propaganda. Man muß wissen, wie es anzustellen ist. L.RON HUBBARD Gründer LRH:mesrd Copyright 1971 by L. Ron Hubbard, All Rights reserved Derartige »Führungsanweisungen« sind in 20 umfangreichen DIN-A-4 Bänden zusammengefaßt, in englischer Sprache. Außerdem kosten sie weit über DM 2.000,--und sind schon deshalb nicht jedem Teilnehmer zugänglich. Auf der untersten Stufe der Scientologen-Leitern - die es in zahlreichen Ausführungen gibt wird noch nicht gesagt, daß Ärzte unerwünschte asoziale Elemente sind. Aber es wird schon einmal darauf hingewiesen, daß die meisten Krankheiten somatischen, also seelischen Ursprungs sind. Daraus ergibt sich dann zwanglos, daß ein guter seelischer Zustand - für den
Scientology sorgen will - auch frei von allen möglichen Krankheiten macht. Dann braucht man auch keine Krankenversicherung mehr, und der Schritt zum Absurden ist nicht mehr weit. Die Mutter eines hauptberuflichen Scientology-Mitarbeiters stellte ihrem Sohn völlig zu Recht die besorgte Frage nach Kranken- und Rentenversicherung. Die Antwort entsprach der Logik der Scientologen: EIN SCIENTOLOGE WIRD WEDER KRANK NOCH ALT. Mit Datum vom 14.5.1979 schreibt das »Rechtsamt« der Sektenzentrale an die ABI (die ABI hatte die Organisation ZIEL als Tarnorganisation der Scientology-Sekte bezeichnet): »Nun, wir vermuten, daß Sie diese unmögliche Behauptung nur aufstellen, um von der möglichen Tatsache abzulenken, daß die ABI selbst eine Tarnorganisation zur Verfolgung bestimmter sozialistisch- faschistischer Ziele ist. Ihre Aufmachung und die Art Ihrer gehässigen Kampagnen gegen konstruktive und sozial wertvolle Institutionen erinnern sehr an die frühere APO oder an die Tarngruppen zur Verbreitung der Nazi-Ideologie im Dritten Reich.« und: »Wir respektieren ihr mögliches Anliegen, einen Beitrag zur »Schaffung von Ordnung« in unserem Land zu leisten, weisen Sie aber darauf hin, daß wir bei Ihnen eher den Eindruck haben, daß Sie dies nicht im Sinne unserer freiheitlichdemokratischen Grundordnung tun, sondern Ihre Tätigkeit in Richtung eines sozialistisch-faschistischen Totalitarismus zielt. Auch die Nationalsozialisten benützten den Willen des Menschen »Ordnung zu schaffen« als Vorwand für Ihre totalitären und menschenunwürdigen Ziele zu verfolgen.« Das sind nun keineswegs zufällige und einmalige Entgleisungen. Mit Datum vom 19.9.1977 veröffentlichte die Sektenzentrale eine Pressemitteilung: Scientology antwortet auf Falschberichte Die jahrelangen Auseinandersetzungen mit den Elementen der Gesellschaft, die sich den sozialen Verbesserungen widersetzen, ließ einen gemeinsamen Nenner offenbar werden, der all den Operationen zugrunde liegt: - sie schützen irgendwelche versteckten Interessen, die durch eine - Enthüllung vor dem Antlitz der Öffentlichkeit gefährdet - erscheinen. Diese Elemente unterhalten enge Verbindungen zu Psychiatern - und bedienen sich wiederholt »autoritiver«, psychiatrischer - Äußerungen. Ihre offensivste Waffe stellt die Verbreitung - falscher Berichte dar. Sie betreiben Propaganda durch die Re-Definition - von Worten (Degradierung eines wichtigen Wortes und kontinuierliche - Wiederholung dieses Ausdrucks, so lange bis die »neue« Bedeutung - unbewußt und vor allem weitläufig akzeptiert wird). « Es folgen polemische Ausführungen über das Fernseh-Magazin »Report«, welches sich am 12.9.1977 mit der Scientology-Sekte befaßt hat. Den Scientologen geht es dabei insbesondere um die Information:
»Kleinmann ist der Vorsitzende der »Aktion Bildungsinformation«. Ebenso wie Maes und Haack stammt auch Kleinmann aus der »DDR« und ging dort zur Schule. Seit Jahren ist er bemüht, mit viel Energie falsche Behauptungen über die ScientologyKirche zu verbreiten. (Momentan ist gegen ihn und seine »ABI« auch eine Strafanzeige anhängig, die ihn des Verstoßes gegen drei Gesetze des Strafgesetzbuches verdächtigt.) Zu bedenken ist, daß die Empfänger dieser Presseerklärung üblicherweise weder Hubbards Anweisungen über den Umgang mit Scientology-Gegnern kennen, noch seine (oben abgedruckten) Anweisungen über das Re-Definieren von Worten. Deshalb noch einmal ein kurzer Auszug aus Hubbards Anweisungen über den Umgang mit Gegnern: »Wir haben keine Scientology-Kritiker ohne kriminelle Vergangenheit gefunden, wir haben dies noch und noch bewiesen.« »Gruppen, die uns angreifen, sind, gelinde gesagt, nicht gesund.« »Es ist sehr günstig für uns, daß wir nur von verrückten Gruppen angegriffen werden, da die Leute in diesem Zustand (1) unweigerlich das falsche Ziel wählen und (2) kein Durchhaltevermögen haben. Also sind sie nicht schwer zu besiegen, indem man (A) Einblicke in ihre versteckten Verbrechen verschafft und (B) selbst eine untadelige Lebensweise führt.« »Diese Leute, die angreifen, haben Geheimnisse und versteckte Verbrechen.« »Wenn wir untersuchen, fällt all dies auf den Angreifer zurück. Er zieht sich zu schnell zurück, als daß dieser Rückzug noch geordnet vonstatten gehen könnte. « »Ein Angreifer ist wie eine Hausfrau, die im Rathaus erzählt, wie schrecklich ihr Nachbar sein Haus führt. Aber wenn man ihre Tür öffnet, fallen die Spülschüsseln und die dreckigen Windeln auf die Veranda.« »Ich kann mehrere schwere Angriffe aufzählen, die zusammengebrochen sind, nachdem wir geräuschvoll eine Untersuchung über die Angreifer begonnen haben.« »Diejenigen, die jemanden kritisieren, weil er Scientologe ist, können eine persönliche Überprüfung früherer Motive und Handlungen nicht überstehen. Das ist zufällig eine glückliche Tatsache für uns. Der Verbrecher scheut das Tageslicht, und wir sind das Tageslicht.« »Der fortwährend von den Russen eingefädelte kalte Krieg hat einige Elemente westlicher Regierungen unter Druck zu Faschisten gemacht.« »Kommunisten greifen uns nicht an, sie hetzen faschistische Elemente auf, so daß diese uns angreifen werden.« Deshalb also ist die Information von Bedeutung, daß Kleinmann, Maes und Haack in der DDR in die Schule gegangen sind.
Und was ist mit der erwähnten Strafanzeige, die Kleinmann »des Verstoßes gegen drei Gesetze des Strafgesetzbuches« verdächtigt? Zunächst einmal war jahrelang nichts über eine solche Anzeige zu erfahren. Später wurde der ABI bekannt, daß eine Strafanzeige wegen »Volksverhetzung« erstattet worden sei. Das Ermittlungsverfahren wurde später erwartungsgemäß eingestellt. Dazu ist zu sagen, daß jedermann durch eine Strafanzeige ein Ermittlungsverfahren einleiten kann. Lediglich die wissentlich falsche Anzeige ist strafbar, nicht aber die falsche juristische Wertung, auch wenn diese noch so absurd ist. Das gilt natürlich besonders für so schwammige Tatbestände wie den der Volksverhetzung.
Gehirnwäsche und Psychomutation Organisationsprinzip Desinformation: jeder weiß nur so viel, als er unbedingt wissen muß. Gleichzeitig wird die Bedeutung des Wissens durch »Wortklären« und »Redefinieren von Worten« verändert. Es entsteht eine Art geistiges Vakuum, denn die seitherigen Wertvorstellungen sind verschwunden. Dieses Vakuum wird mit Scientology-»'Wissen« aufgefüllt. »Studieren« wird dieser Vorgang genannt und dadurch scheinbar objektiviert. Denn »Studieren« bedeutet im heute üblichen Sinne des Wortes das Absolvieren einer Berufsausbildung, mit dem Ziel, davon zu leben. Ganz anders bei den Scientologen: das hier Erlernte kann außerhalb einer Scientology-Organisation nicht wirtschaftlich verwertet werden. Die Folge ist nicht selten geistige und wirtschaftliche Abhängigkeit. Dieser Vorgang wird häufig als Gehirnwäsche bezeichnet, neuerdings auch als Psychomutation, als Umwandlung der Psyche. Derartige Begriffe halten wir für durchaus zutreffend, denn am Ende dieses Vorganges sind die Scientology-Anhänger bereit, auch das Unmögliche zu glauben, E-Meter-Schwindel und Clear-Scharlatanerie.
5. GEFAHR FÜR DIE DEMOKRATIE Nach unserer Auffassung ist die Scientology-Sekte eine Gefahr für die Demokratie und zwar aus verschiedenen Gründen. Zum einen ist sie nicht irgend eine neue Sekte, sondern die mit Abstand größte der neuen Sekten: ca. 150 000 Mitglieder. (Alle anderen zusammen nur wenige Tausend, von der Transzendentalen Meditation einmal abgesehen.) Gegenüber anderen extremen Organisationen zweifellos eine sehr große Zahl. Hinzu kommen die Betroffenen: Angehörige, Verwandte, Freunde, Kollegen. Nach außen gibt sich die Sekte keineswegs sektiererisch, wie beispielsweise jene, die durch gelbe Kutten, kahlgeschorene Köpfe und Tingeltangel zu erkennen geben, daß sie sich selbst außerhalb dieser Gesellschaft stellen. Ganz anders Scientology: sie unterwandern die Gesellschaft, sie benutzen deren Regeln bis zum Exzeß, um der Gesellschaft ihre Werte aufzuzwingen. Und diese Werte sind antidemokratisch. Demokratie, das ist - sehr kurz gesagt - die Herrschaft des Volkes. Herrschaft meint: die Regeln aufstellen und durchsetzen, nach denen die Gesellschaft ihr Zusammenleben regelt.
Scientology aber bedeutet: Ron L. Hubbard. Hubbard setzt die Regeln. Hubbard meint über die Demokratie, sie habe nur Inflation und Einkommensteuer gebracht. Hubbard haßt Steuern (viele Menschen tun das), und Hubbard erhebt quasi selbst Steuern: 10 % vom Bruttoumsatz. Gefahr für die Demokratie: wir wissen, daß dies ein großes Wort ist. Wir werden deshalb versuchen, dieses zu erläutern. Unser Grundgesetz regelt die fundamentalsten Grundsätze des Zusammenlebens, von denen nicht abgewichen werden kann. Dies sind die Grundrechte, die größtenteils mit den sog. Menschenrechten übereinstimmen. Von diesen Grundrechten hat aber keines den absoluten Vorrang vor den anderen. Und kein Grundrecht entbindet den Bürger von der Befolgung der Gesetze des Staates. Ob ein Gesetz selbst gegen das Grundgesetz verstößt, hat nur das Bundesverfassungsgericht zu entscheiden und nicht der einzelne Bürger. Religiös motivierte Ritualmorde sind selbstverständlich nicht vom Grundrecht der Religionsfreiheit gedeckt. Das wurden wohl auch Scientologen bestätigen. Warum aber sollte religiös motivierter Betrug zulässig sein? Aus genau diesem Grunde haben sich die Gerichte bisher nicht damit befaßt, ob die Scientology-Sekte eine Religion beinhaltet oder (nur) ein gigantischer Werbezirkus für Hubbard ist. Denn Gerichte sind nicht dazu berufen, abstrakte Streitfälle zu lösen. Gerichte sollen Einzelfall-Konflikte lösen.
Mißbrauch von Grundrechten Nach Artikel 18 des Grundgesetzes verwirkt derjenige seine Grundrechte, der sie mißbraucht. Man wird sich diese Regelung genauer ansehen müssen. Als Mißbrauch von Grundrechten muß es insbesondere auch angesehen werden, wenn ein Grundrecht exzessiv benutzt wird, um die Ausübung anderer Grundrechte zu verhindern. Hier geht es um die Grundrechte der Religionsfreiheit und der Freiheit der Meinungsäußerung Hierzu gleich ein Beispiel. Zuvor noch ein Wort zur Demokratie: nach liberalem Demokratieverständnis soll sich der Staat nur dort einmischen, wo ein Interessenausgleich nicht ohne staatlichen Eingriff zu Gunsten des Schwächeren möglich ist. Grundlage solcher Abwägungen ist die Meinungsfreiheit, die Pressefreiheit: Nicht verbieten, sondern überzeugen. Deshalb soll - und will wohl auch niemand - die Sekten oder die ScientologySekte verbieten. Aber man will und soll sie dem scharfen Wind der Meinungsfreiheit aussetzen: Meinungsfreiheit ersetzt Verbote. Man kann sagen, daß die eine Freiheit das Regulativ der anderen ist: Scientology beruft sich auf die Religionsfreiheit und setzt sich damit den Meinungen Anderer und der Meinungsfreiheit aus. Und zu einem haben sich die Gerichte längst durchgerungen: den Schutz der Meinungsfreiheit genießt nicht nur die »richtige«, sondern auch die »falsche« Meinung. Die sogenannten klassischen Sekten nehmen dies hin und leiden stumm. So die »Wachturm«Leute der Zeugen Jehovas, die stumm ihre Blätter hochhalten, und werden sie noch so beschimpft.
Die Scientologen sind da ganz anderer Auffassung: » Wir sind keine halte-die-andere-Wange-hin-Religion« Im Gegenteil: die Scientologen schlagen zurück und sind bei der Wahl ihrer Mittel nicht zimperlich
Die miesen Geschäfte der falschen Christen So der Titel eines Artikels in der vom Heinrich-Bauer-Verlag herausgegebenen NEUEN REVUE vom 31.7.73. Diese Zeitschrift wird - wie heutzutage alle größeren Verlagsobjekte auch im Ausland verkauft. Dieser Artikel - vom Inhalt her keineswegs besonders sensationell - führte zu der wohl größten Prozeßwelle, welche die Welt je gesehen hat. Die Scientologen hatten darin schon Übung: den SPIEGEL hatten sie wegen zweier Artikel in Los Angeles, London und Hamburg verklagt und der SPIEGEL schloß schließlich zur Beendigung dieser Prozesse einen Vergleich, durch den er sich unter anderem verpflichtete, im Zusammenhang mit der Scientology-Sekte nicht mehr das Wort »profitbringend« zu verwenden. Außerdem verpflichtete sich der Spiegel, eine umfangreiche Gegendarstellung abzudrucken und nur so wird verständlich, daß der Spiegel am 17.8.78 einen umfangreichen Leitartikel veröffentlichte, der sich unter dem Titel »Jugendsekten - die neue Droge« mit den neuen Sekten befaßte, ohne deren Größte - die Scientology-Sekte auch nur mit einem Wort zu erwähnen.
Pressefreiheit bedroht Nach diesem bewährten Muster gingen die Scientologen nun auch gegen den Heinrich-BauerVerlag vor. Prozesse wurden in ,Washington, Los Angeles und New York angestrengt, in Kopenhagen, London, Toronto, Frankfurt, München und Hamburg. In jedem dieser Länder gilt ein anderes Prozeßrecht, jeder Prozeß muß also nach anderen Regeln und von anderen Rechtsanwälten geführt werden. In einem Land ist der Urkundenbeweis das sicherste Beweismittel, in anderen Ländern müssen stattdessen Zeugen vorgeführt werden. Das Kalkül der Scientologen: jeder Verlag scheut diesen Aufwand und letztlich auch das Risiko, welches mit jedem Prozeß verbunden ist. Beim Heinrich-Bauer-Verlag ging dieses Kalkül nicht auf: sein Justitiar begann, mit zähem Fleiß und großer Phantasie ein Informationsnetz zu den zahlreichen Prozeß- Schauplätzen aufzubauen und Informationen zu beschaffen und zu verteilen. Auch der Heinrich-BauerVerlag hat seither nichts wesentliches mehr über die Scientology-Sekte geschrieben, verständlich. Aber: er ist nicht zu Kreuze gekrochen, er hat sich nicht durch gerichtliche Vergleiche die Pressefreiheit beschneiden lassen. Bei den Prozessen in Washington, Los Angeles und New York ging es jeweils um Schadensersatzforderungen der jeweiligen Scientologen-Organisationen in Millionenhöhe. Damit war der Verlag offenbar nicht kleinzukriegen. Deshalb holte die Sekte zu einem großen Schlag aus.
Der Milliarden-Prozeß Am 4.10.1973 geschah etwas bisher nie dagewesenes: der holländische Zweig der Scientology-Sekte reichte eine Klage ein, mit der Schadensersatz in bisher unvorstellbarer
Höhe gefordert wurde. Die Beklagten: Dr. Horst Herold, Chef des Bundeskriminalamtes, der Heinrich-Bauer-Verlag, zwei Journalisten und schließlich der Zeitungs-Großhändler. Schauplatz dieses Prozeß-Monsters: Amsterdam. Auch in dieser Klageschrift beklagen sich die Scientologen über den Artikel »Die miesen Geschäfte der falschen Christen«. Die Sekte und ihre Bosse fühlen sich durch diesen Artikel geschädigt. Das Gericht soll nicht nur feststellen, daß dieser Artikel verleumderisch und beleidigend ist. Es soll die Beklagten auch noch verurteilen, Schadenersatz zu bezahlen und zwar »Hfl. 1.000.000.000.- (eine Milliarde Gulden)« Das ist ca. 1 Milliarde Mark. Zusätzlich soll noch jeder der Sektenbosse für sich 10.000.- DM bekommen. 1 Milliarde Mark: um solch einen Riesen-Betrag wurde wohl noch nie prozessiert. Der Heinrich-Bauer-Verlag beschäftigt einen der am besten bezahlten Manager der Welt: 2 Millionen soll dieser im Jahr bekommen. Er müßte 500 Jahre auf sein Gehalt verzichten, damit die Milliarde an die Scientologen bezahlt werden könnte. Denn 1 Milliarde, das sind tausend Millionen. Vermutlich wären alle hauptberuflichen Scientology-Mitarbeiter schlagartig Millionäre. 1 Milliarde Mark: selbstverständlich könnte der Heinrich-Bauer-Verlag einen solchen Betrag nicht bezahlen. Wohl kaum eine deutsche Firma könnte dies. Der ganze Heinrich-Bauer-Verlag dürfte keine Milliarde wert sein. 1 Milliarde Mark: probieren Sie's auf Ihrem Taschenrechner: der kann einen solchen Betrag nicht verarbeiten. Die Scientologen haben jedoch für den Fall vorgesorgt, daß der HBV diesen Betrag nicht aufbringen kann: dann muß eben Dr. Horst Herold bezahlen, der Chef des BKA. Der verdient zweifellos ein gutes Gehalt, aber er würde wohl einige tausend Jahre abstottern müssen. Das könnte bedeuten, daß die Scientologen nicht Dr. Herold verantwortlich machen, sondern dessen »Thetan« der ja nach der Meinung der Scientologen ewig lebt, weshalb MitarbeiterVerträge bei den Scientologen auch gelegentlich für 1 Milliarde Jahre abgeschlossen werden. Damit wäre Dr. Herolds »Thetan« gut bedient. Eine andere Möglichkeit: wenn Dr. Herold nicht zahlen kann, dann muß es eben sein Arbeitgeber, der Staat, die Bundesrepublik Deutschland, der Steuerzahler. Und der kann diesen Betrag aufbringen.
Kreditwürdigkeitsanfrage Nicht genug damit, daß die Sekte dem Heinrich-Bauer-Verlag einen Monster-Prozeß angehängt hat. Sie griff noch tiefer in die Trick-Kiste, die Sektengründer Hubbard für den Umgang mit Kritikern gezimmert und gefüllt hat: Mit Schreiben v. 4.11.1974 wandte sich der Wiesbadener Rechtsanwalt Kirch an die Hausbank des Verlegers. Er schildert wortreich aber teils falsch den Verlauf der Prozesse und behauptet dann (wahrheitswidrig), der Verlag habe »Vergleichsgespräche« angeboten. Da es sich um Millionenbeträge handele, wird um »Auskunft über die Kreditwürdigkeit des Heinrich-Bauer-Verlages« gebeten. Vier Tage später schreibt dieser Rechtsanwalt Kirch fast gleichlautend an die renommierte Deutsche Zentralstelle zur Bekämpfung von Schwindelfirmen in Hamburg. Auch hier wird um Auskunft über die Kreditwürdigkeit gebeten.
Der Heinrich-Bauer-Verlag ging völlig zu Recht davon aus, daß die Sekte lediglich Unsicherheit verbreiten wolle und erhob Klage. Das Landgericht Hamburg (74 0 629/74) verbot praktisch den Wortlaut des Briefes. Das Gericht: »Beide Schreiben sollten die Kreditwürdigkeit des Verlages in Zweifel ziehen, vor allem aber, diese »Zweifel« bei den Empfängern der Anfragen gewissermaßen aktenkundig machen, dies wiederum in dem Bewußtsein, daß dem Verlag besondere Schwierigkeiten dadurch entstehen könnten, daß Zweifel gerade bei seiner Hausbank einerseits und außerdem andererseits bei einer Institution wie der Zentrale zur Bekämpfung von Schwindelfirmen geweckt werden, die ihrem Vereinszweck nach dazu da ist, Schwindelfirmen zu bekämpfen. « Das Gericht führte weiter aus, daß keinerlei Grund für den Versand eines solchen Schreibens bestanden habe, außer eben der Versuch der Kreditgefährdung.
Maulkorb-Prozesse Eine andere Variante ist sehr viel wahrscheinlicher, dargestellt wieder einmal an einem Prozeß, den die Sektenzentrale in München gegen die ABI geführt hat. Hier muß nun zunächst geschildert werden, was das BKA und Herr Herold mit der Scientology-Sekte zu tun haben: das BKA hat unter dem Aktenzeichen EA III 1/ 4 - B 196 649 am 8.3.73 einen Bericht über die Scientology-Sekte erstellt. Dieser Bericht ist irgendwie an die Öffentlichkeit gelangt und auch die ABI wurde mehrfach wegen angeblicher Verbreitung dieses (eher harmlosen) Berichts verklagt. Den ersten Prozeß dieser Art verloren die Scientologen vor dem Oberlandesgericht in Stuttgart (4 U 132/75). Die zweite Klage wurde in München angestrengt. Das Landgericht sollte der ABI zahlreiche Behauptungen untersagen. In diesem Prozeß beantragte die Scientology-Sekte u.a., den Streitwert mit 100.000.- DM festzusetzen. Nach dem Streitwert berechnen sich die Kosten und wer verliert, muß alles bezahlen; in diesem Fall bei drei Instanzen über 50.000.-DM. Einen solchen Betrag kann keine gemeinnützige Organisation aufbringen. Die Rechnung der Scientologen: die ABI wird sich verpflichten, die Behauptungen nicht zu wiederholen, anstatt den Ruin zu riskieren. Die Rechnung ging nicht auf: die ABI hat sich zu nichts verpflichtet und das Landgericht München wies die Klage am 26.4.1977 unter dem Aktenzeichen 9 0 7372/77 zurück. Und es setzte - wie von den Scientologen beantragt - den Streitwert auf 100.000.- DM fest. Was jetzt geschah, ist unglaublich, aber jederzeit in den Gerichtsakten nachprüfbar: die Scientologen legten gegen die Festsetzung des von ihnen selbst beantragten Streitwertes Beschwerde ein (denn jetzt ging es um ihr Geld). Natürlich wurde die Beschwerde abgelehnt. Damit ist bewiesen: die Sekte hat einen Streitwert beantragt, den sie selbst als überhöht ansieht. Der Platz in dieser Broschüre reicht bei weitem nicht aus um über alle Prozesse zu berichten, die von den Scientologen angestrengt wurden (und der ABI bekannt sind): so wurde die Bundesregierung schon mehrfach verklagt, ebenso das Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit. In einem dieser Prozesse wird eine halbe Million DM Schadenersatz verlangt. Der Schaden soll u.a. dadurch entstanden sein, daß das Ministerium den BKABericht weitergegeben hat, wodurch er in die Hände der ABI gelangt sei, die ihn weiter verbreitet habe, weshalb die Scientology-Sekte (vergeblich) gegen die ABI klagen mußte: dieser Schadensposten wird mit ca. 25.000. - DM veranschlagt. Die Sekte wird auch diesen Prozeß verlieren.
Prozeßkosten-Lotterie
Für den Anwaltsstand sind solche Prozesse natürlich ein Segen. Denn die Gebühren für die Rechtsanwälte sind der mit Abstand größte Brocken bei den Kosten da der Staat die Gerichte nahezu zum Nulltarif zur Verfügung stellt. Die Scientologen müssen inzwischen Millionen in solche verlorenen Prozesse gesteckt haben. Inzwischen scheint es so, als habe selbst diese Sekte nicht mehr genug Geld, um die Prozesse zu finanzieren. Mit einer groß angelegten Werbekampagne hat sie deshalb eine neue Geldbeschaffungs-Aktion gestartet: »Helfen sie mit Bestrebungen gegen die geistige Freiheit zu unterbinden sichere Umgebung - Fonds« Die Lose für diese Tombola sind nicht gerade billig: Stück 20.- DM. Aber es gibt Mengenrabatt: 10 Stück 180.- DM und 100 Stück 1.650.- DM. Zu gewinnen ist allerdings kein Geld, zu gewinnen sind nur Scientologen-Kurse. Auch das kann nicht ganz ernst gemeint sein. Denn im Raum Stuttgart sind nur 8 Preise ausgesetzt, im Raum Hamburg nur 6. Was macht nun eigentlich die Umgebung für Scientologen so unsicher? Seitenweise werden die Gefahren geschildert, denen die Scientology-Sekte auf aller Welt ausgesetzt war und ist. Dann aber kommt man zum Punkt: »Ziel ist es, Unterstützungen für solche Personen zu geben, deren Menschenrechte oder Bürgerrechte, oder deren Religionsfreiheit in Gefahr sind oder verletzt werden, ganz gleich, welcher Nation oder welchem Glauben sie angehören. Einige der wichtigsten Aktionen, deren sich SEF gegenwärtig annimmt sind die Gerichtsverfahren der 11 Scientologen, einschließlich Mary Sue Hubbard und Jane Kember, welche angeklagt wurden, nachdem eine illegale FBI Razzia in den Scientology Kirchen Washington und Los Angeles 1977 durchgeführt wurde. SEF trägt die Kosten für die rechtliche Verteidigung und bringt auch andere notwendige Unterstützung. Die geschätzten Gesamtkosten, die dafür aufzubringen sind, werden auf etwa 3,5 Millionen Dollars geschätzt (ca. 7 Millionen DM). Die Scientologen-Bosse haben das Verfahren bekanntlich dadurch verbilligt, daß sie sich für schuldig im Sinne der Anklage erklärt haben. Auch deutsche Scientologen könnten SEF-Hilfe demnächst nötig haben. In einer mit »Holocaust« betitelten Schrift - in der eine angebliche Scientologen-Verfolgung dargestellt und mit dem Schicksal der Juden im Dritten Reich verglichen wird - heißt es: »Am 5. November 1976 drangen ungefähr 50 Polizisten in die Räume der Scientology-Kirche ein, um nach Unterlagen zu suchen, die sie auch hätten auf Wunsch zugesandt bekommen oder offen kaufen können. Gefunden wurde nichts, da es nichts gab, was irgendwie hätte beanstandet werden können. Der Belästigungscharakter dieser »Nacht- und Nebelaktion« wird evident durch die Tatsache, daß bis jetzt - 2 1/2 Jahre später - keine weiteren Aktionen durch die Behörden erfolgten« »Derartige willkürliche Belästigung aufgrund geringfügiger oder ungerechtfertigter Vorwürfe oder denunziatorischer Informationen waren im Dritten Reich gegenüber jüdischen Mitbürgern an der Tagesordnung.« Eine Strafanzeige ist keine Denunziation. Gerade die Scientologen sollten das wissen, denn sie haben schon häufig Strafanzeigen erstattet. Eine Strafanzeige löst automatisch ein Ermittlungsverfahren aus. So wurden gegen die Verfasser dieser Broschüre bereits
Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Betrugs, der Volksverhetzung u.a. geführt. Das wurde von den Scientologen stets in der Öffentlichkeit verbreitet. Nicht verbreitet wurde hingegen die Tatsache, daß alle von den Scientologen ausgelösten Ermittlungsverfahren bisher eingestellt wurden: die Scientologen praktizieren also genau das, was sie ihren Kritikern vorwerfen. Im übrigen ist ein Ermittlungsverfahren mit einer Dauer von zweieinhalb Jahren nichts Ungewöhnliches. Warten wirs ab.
Verfolgungswahn Die Scientologen lieben es, sich als verfolgte religiöse Minderheit darzustellen. Sie schrecken auch nicht davor zurück, Vergleiche zum Schicksal der Juden während des Dritten Reiches anzustellen. »Holocaust bis 1984« heißt eine ihrer neueren Broschüren. »Holocaust« hieß die US-Filmserie, in der die Ausrottung der Juden an Einzelbeispielen gezeigt wurde und »1984« ist Titel eines visionären Zukunftsromans. Es ist geradezu typisch für den Stil der Scientologen, daß sie das Leiden der Juden für eigene Werbezwecke einsetzen und glauben machen wollen, daß auch sie leiden und befürchten müssen, ermordet zu werden. Das sind durchaus keine Ausrutscher. Dahinter steckt vielmehr System, wie bei allem, was die Scientologen tun. »Endlösungskonferenz« ist der Titel eines Flugblattes, im November 1979 an die Teilnehmer einer Tagung verteilt, wohl unter Anspielung auf die berüchtigte Wannsee-Konferenz, auf der die »Endlösung«, die endgültige Vernichtung des jüdischen Volkes beschlossen wurde.
6.Religionsfreiheit gegen Meinungsfreiheit Religionsfreiheit gegen Meinungsfreiheit Die Scientologen berufen sich stets und immer auf die Religionsfreiheit, einem Grundrecht, das Toleranz gebietet. Die Sektenangehörigen selbst aber sind in einem ungewöhnlich großem Maße intolerant. Hierfür ein Beispiel: Scientology Kirche Deutschland HUBBARD SCIENTOLOGY ORGANISATION MÜNCHEN E.V. Anläßlich der heutigen Veranstaltung im Rathaus Dietzenbach überreichte die Scientology Kirche folgendes Schreiben an Herrn Dr. Keller den Oberbürgermeister der Stadt.20.11. 1978 Sehr geehrter Herr Bürgermeister, gerade ging bei uns die unglaubliche Nachricht ein, daß im Dietzenbacher Rathaus morgen abend um 20 Uhr eine volksgerichtartige Inquisitionsveranstaltung über unsere Kirche stattfinden soll. Wir dürfen Sie ausdrücklich darauf hinweisen, daß wir in dieser Verunglimpfung unserer Religionsgemeinschaft nichts weiter sehen, als die Fortsetzung einer unmoralischen Einbeziehung einer Minorität in Dietzenbach interne Interessenszwiste.
Uns ist bekannt, daß einige Pastoren Ihrer Gegend, deren zweifelhafte Aktionen und fragwürdiger Lebenswandel dem Gros der evangelischen Kirche auf keinen Fall dienlich sind, maßgeblich an der Inszenierung dieser religiösen Hetztirade beteiligt sind. Nicht bekannt ist uns jedoch, warum diese Herren glauben, aus dem Rahmen christlicher Verhaltens- und Toleranznormen fallen zu müssen. Die Intention der für morgen geplanten »öffentlichen Auspeitschung und Kreuzigung« einer von maßgebenden Religionswissenschaftlern anerkannten Glaubensgemeinschaft geht eindeutig aus der Wahl des »lnquisitors« hervor. Ingo Heinemann, von der Stuttgarter ABI, ist bekannt für seine Fähigkeit zur Stimmungsmache und Aufheizung der Gemüter zu sorgen. Daß es ihm lieber ist, den religiösen Intimbereich unserer Gemeindemitglieder auf sträfliche Weise öffentlich zur Schau zu stellen, als zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen, die erst vor kurzem anläßlich einer Pressekonferenz in Frankfurt über seine Organisation bekannt wurden und die laut einer inzwischen vorliegenden Gerichtsentscheidung als berechtigte Schlußfolgerungen anzusehen sind, ist aufgrund der Schwere dieser Anschuldigungen nur allzu verständlich. « (Es folgen längere Ausführungen über angebliche Verfehlungen der ABI - zitiert nach der Scientology-Tarnorganisation ALV - die in dem Vorwurf gipfeln, die ABI werde durch »dunkle Geldgeber« finanziert) Allem Anschein nach wurde Ihre Unkenntnis dieser Tatsachen schändlich mißbraucht, wodurch klar wird, wie es zu einer solchen kristallnachtähnlichen Veranstaltung in Ihrem Rathaus kommen kann. Wir bitten sie nun aber wahrlich zu beachten, wie eine solche Beschimpfungskampagne zustandekommt: Einige Kirchen und Behörden spielen mit abstruser Besessenheit an Minderheitsreligionen herum, und währenddessen beschreitet die moderne Jugend Deutschlands ungehindert einen Pfad in Richtung Kriminalität und Gewalt. Es sieht aus, als ob die Verantwortlichen eine unerbittliche religiöse Auseinandersetzung erschaffen wollen, um eine realistische Analyse der Situation Jugendlicher in der heutigen Gesellschaft zu verhindern. Wir dürfen Sie darauf aufmerksam machen, daß erst letzten Sonntag einer der »Väter des Grundgesetzes«, der ehemalige Bundestagsvizepräsident Carlo Schmid zum Anlaß des Volkstrauertages vor dem Bundestag erklärte: »Friede sei mehr als nur die Abwesenheit von Zorn und Streit und Freiheit kein Naturzustand. Sie seien vielmehr das für alle gleiche Recht, die Welt für immer mehr Menschlichkeit bereitzumachen. Gedacht werden solle aber auch in tiefer Scham der Schmach, daß der Name unseres Volkes durch Unmenschen ohne sittliches Bewußtsein befleckt wurde.« Gerade dieses sittliche Bewußtsein ist es, an das wir hier appellieren. Eine Carlo Schmid's Idealen entsprechende Gesinnung äußerte auch der parlamentarische Referent der sozialdemokratischen Fraktion des Hessischen Landtages, Volker Berger, in einem Schreiben an unsere Kirche. Er bestätigte, daß die Freiheit des religiösen Bekenntnisses (Art. 4GG, Art. 9 Hessische Verfassung) eines der wichtigsten Grundrechte überhaupt war und ist. Die SPD-Fraktion habe sich stets für den Schutz religiöser Minderheiten eingesetzt, etc.
Abschließend dürfen wir Sie ersuchen, im Sinne der Wahrung unserer Verfassung, der Aufrechterhaltung humanitärer und religiöser Werte und somit der freiheitlich demokratischen Grundordnung, den folgenden verständlichen Forderungen nachzukommen: 1. Die Veranstaltung muß aus dem Rathaus der Dietzenbacher Bürger in private Lokalitäten verlegt werden. 2. Jegliche Parteinahme einer oder mehrerer mit öffentlichen Ämtern betrauter Personen sollte durch ein Eildekret vorsichtshalber untersagt werden. 3. Für den Fall, daß es durch die im Zuge solcher Veranstaltungen gewöhnlich stattfindende Pogromhetze zu tätlichen Ausschreitungen oder aber zu unsittlichen und faschistoiden Beschimpfungen gegen evtl. anwesende Mitglieder unserer Religionsgemeinschaft kommt, bitten wir um Bereitstellung von entsprechendem Polizeischutz. In dem Wissen in Ihnen einen Verfechter der Verfassungs- und Menschenrechte zu adressieren, werden wir im Laufe des Nachmittags des 21. November 1978 endgültigen Bescheid zu unserem Ersuchen erbitten. Mit vorzüglicher Hochachtung Bernhard Schmitt (i.A. H. Berrang) Verantw. Leiter des Rechtsamts SCIENTOLOGY KIRCHE DEUTSCHLAND (Hervorhebungen durch den Herausgeber). Zu dieser höchst merkwürdigen Auffassung von Religionsfreiheit ein Kommentar von kompetenter Stelle: »Das Grundrecht der Religionsfreiheit schützt den einzelnen nicht nur gegen die Intoleranz seiner Mitmenschen, sondern verpflichtet ihn auch, ihnen gegenüber die gleiche Duldsamkeit zu erweisen, die er für seine eigene Überzeugung in Anspruch nimmt.« (Bundesverfassungsgericht) Der Stil des Schreibens vom 2O.11.1979 ist bei der Scientology-Sekte durchaus üblich. Es stört sie nicht, daß auch Kritikern das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung zusteht und es stört sie nicht, daß sie das Grundrecht der Religionsfreiheit anderer Religionsgemeinschaften dadurch verletzen, daß sie Kritik an der Scientology-Sekte mit der Zerstörung jüdischen Eigentums (»kristallnachtähnliche Verhältnisse«) vergleichen und damit wohl andeuten wollen, daß man demnächst dazu übergehen werde, Scientologen ins KZ zu stecken und zu ermorden. Die Veranstaltung lief im übrigen fast normal ab: Scientologen besetzten die besten Plätze und versuchten lautstark, den Abend in eine Werbeveranstaltung umzufunktionieren. Dazu die FRANKFURTER RUNDSCHAU vom 22.1.1978: »Doch mit Ingo Heinemann, dem Zweiten Vorsitzenden der Aktion Bildungsinformation (ABI) aus Stuttgart und dem Dietzenbacher Pfarrer Keller saßen den Scientologen Männer gegenüber, die dies nicht zuließen, zumal auch aus den Reihen des Publikums Unmut aufkam . . Nach dem Vortrag Heinemanns entwickelte sich eine hitzige Diskussion, in der er zu Anfang gefragt wurde, ,wieviel Geld' er für diese Veranstaltung erhalte Zu diesem Zeitpunkt wußte der ABI- Mann noch nichts von einem Honorar - erst eine Sammlung am Ende der Veranstaltung sorgte dafür, daß seine Spesen ersetzt wurden. «
Soweit bekannt, wurde noch nie ein Scientologe geschlagen, getreten oder des Saales verwiesen. Die Befürchtung, »die im Zuge solcher Veranstaltungen gewöhnlich (!) stattfindende Pogromhetze (!)« werde zu »tätlichen Ausschreitungen führen«, ist also an den Haaren herbeigezogen. Bisher konnte sich die Scientology- Sekte lediglich über eine Stinkbombe beschweren, die angeblich ein Gegner in ihre Räume befördert haben soll. Der Scientologe, der - nach eigener Angabe - in der VHS »fünf Einführungsabende über Scientology mit praktischen Übungen« durchgeführt hat, beklagte sich höheren Ortes: an den Bundestags-Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit schickte er ein dreiseitiges Schreiben, eng betippt, mit Kopien an den Petitionsausschuß, den Ausschuß für Bildung und Wissenschaft, den Rechtsausschuß und an die Gesundheitsministerin Antje Huber. Originalton: »Versuchen Sie, zu verhindern, daß Menschen verfolgt werden, die nichts weiter tun, als ihre im Grundgesetz verankerten Rechte auf freie Meinungsäußerung und auf die freie Entfaltung der Persönlichkeit zu gebrauchen. « Der Hintergrund: die Presse hatte von ihrem Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch gemacht und die Meinung vertreten, daß dieser Scientologe seine Meinung nicht gerade in einer staatlich geförderten Einrichtung äußern brauche und seine Persönlichkeit wohl auch außerhalb der VHS entfalten könne. Den drei Seiten Scientology-Propaganda folgt ein PS: »Aufgrund möglicher Repressalien bitte ich um vertrauliche Handhabung dieses Schreibens.« Hier die Repressalie: der Mann heißt Winfried Männecke und nennt sich Dipl. rer. pol. (techn.) und Unternehmensberater. Er ist außerdem Gründungsmitglied der Scientology-Tarnorganisation »Kommission zum Schutz des Bürgers gegen Datenmißbrauch«.
Maßlose Übertreibungen Vermutlich merken die Scientologen kaum noch, daß sie bei ihrer massenhaften Korrespondenz häufig in einer Weise übertreiben, die jedes Maß sprengt. Im oben zitierten Schreiben vom 20.11.1979 heißt es: »Ingo Heinemann, von der Stuttgarter ABI, ist bekannt für seine Fähigkeit zur Stimmungsmache und Aufheizung der Gemüter zu sorgen. « Tatsächlich hatte Heinemann zuvor erst ein einziges Mal an einer derartigen Informationsveranstaltung mitgewirkt, auf Einladung der VHS Ulm. Wie ein Tonbandmitschnitt belegt, lief diese Veranstaltung ausgesprochen ruhig ab. Während dieser Veranstaltung wurde die These aufgestellt, die Scientology-Organisationen seien nur durch die Politik der GEZIELTEN DESINFORMATION aufrecht zu erhalten. Als Beispiel wurde angeführt, daß der neue Pressesprecher der Sekte, Kurt Weiland, seine Informationen nicht von der deutschen Sektenzentrale in München, sondern - entsprechend gefiltert - von der englischen Sektenzentrale (»WORLD WIDE«) brieflich empfangen habe. Hierzu Kurt Weiland mit Schreiben vorn 22 10.1978: »Bei mittlerweile zwei Gelegenheiten erwähnten Sie ein angeblich existierendes Schreiben, das - von der Mutterkirche in England ausgehend - irgendwelche Instruktionen oder Angaben für meine Arbeit beinhaltet haben soll. Lieber Herr Heinemann, ich beginne mich wirklich über Sie zu wundern. Was um Himmels willen fällt Ihnen denn ein, solch eine durch und durch haltlose Behauptung einfach so aufzustellen. Sie müßten doch mittlerweile am besten wissen, daß dies nicht so möglich ist. Natürlich erhalte ich ab und zu Briefe von meinen Bekannten und Freunden in England, aber wie Sie auf eine ominöse fünfseitige briefliche Anweisung oder so
kommen, ist mir schleierhaft. Haben Sie etwa ein Schreiben durch einen Einbruch erhalten, oder wurde mein Postgeheimnis verletzt, daß Sie an einen an mich adressierten Brief herankommen? Ich bitte mit äußerstem Nachdruck, mir innerhalb 48 Stunden nach Erhalt dieses Briefes mitzuteilen, auf welche Art und bis zu welchem Grade in meine Intimsphäre eingedrungen wurde. Ein Stillschweigen würde - wie immer und Ihnen sicherlich bekannt - unweigerlich für sich sprechen. Kurt Weiland, Presse- und Informationsamt.« Mit Schreiben vom 30.10.1979 setzt Herr Weiland erneut eine 48-Stunden-Frist, denn es gehe »um den Schutz meiner Privatsphäre ..., um mein grundgesetzlich verbrieftes Postgeheimnis, sowie um die Rechte meiner Person im allgemeinen zu wahren«. Durch Schreiben vom 13.11.1979 setzt Weiland erneut eine 48-Stunden-Frist, vergeblich. Dieses Mal muß also das grundgesetzlich geschützte Briefgeheimnis dazu herhalten, einen Scientology-Kritiker als Kriminellen abzustempeln. Ganz nach den Erkenntnissen des Sektengründers Hubbard: »Jedesmal, wenn wir den Hintergrund eines Scientology-Kritikers ermittelt haben, haben wir Verbrechen gefunden, für welche diese Person oder Gruppe nach bestehenden Gesetzen eingesperrt werden könnte. Wir haben keine ScientologyKritiker ohne kriminelle Vergangenheit gefunden. Wir haben dies noch und noch bewiesen.« Weilands Briefe beweisen, daß Hubbards Anhänger diese dreiste Behauptung durchaus ernst nehmen. Um Weigands Gedächtnis nachzuhelfen: der fragliche Brief (»WORLD WIDE«) datiert vom 5.1.1976, hat nicht nur fünf, sondern neun Seiten und ist von »R.E.B. Boulding Rechtsabteilung WORLD WIDE« unterzeichnet. Weiland selbst hat diesen Brief zusammen mit einer Ergänzung selben Datums und Übersetzungen an einen Dritten weitergegeben. Die Sekten-Bosse haben ihm dies vermutlich böse angekreidet, was ein Engramm bewirkt haben wird, welches wiederum den Gedächtnisverlust erklären könnte. Die Behauptung der gezielten Desinformation beruht u.a. auf der Tatsache, daß an keiner Stelle des ,,WORLD WIDE-Briefes auch nur eine Andeutung darüber gemacht wird, daß Scientology-Deutschland nicht weniger als zehn Prozesse gegen die ABI verloren hatte. So wird verständlich, daß innerhalb der Sektenzentrale offenbar stets behauptet wurde, die ABI habe alle Prozesse verloren. Noch eins an Herrn Weilands Adresse: nach seiner Lesart wurde durch die Veröffentlichung dieser Briefe wiederum das Postgeheimnis verletzt, denn die Briefe wurden durch die Post transportiert. Und in seine Intimsphäre eingedrungen, da Intimes sich bei ihm beruflich abzuspielen scheint. Eine besonders kuriose Auffassung von der Religionsfreiheit vertritt Luise Buhl, Schriftführerin der Scientology-Tarnorganisation »Gesellschaft zur Förderung religiöser Toleranz und zwischenmenschlicher Beziehungen e.V.«. In einem Brief an die FDP-Fraktion in Bonn beschwert sie sich über eine Pressekonferenz, die von zwei FDP-Mitgliedern des Hessischen Landtages veranstaltet wurde und in der es u.a. um die Verunglimpfung der
Psychiatrie durch die Scientology-Sekte ging. Frau Buhl stellt dies als den Kampf der Sektenexperten und der Psychiater dar und folgert: »Mit unserem Schreiben möchten wir die dringende Bitte verbinden, alles zu tun, um die Politiker aus diesem Konflikt herauszuhalten. Wir machen den beiden Politikern noch keinen Vorwurf aus ihrem Verhalten, da sie sicherlich falschen Informationen aufgesessen sind. « Das Grundrecht der Religionsfreiheit umfaßt selbstverständlich auch das Recht, sich mit einer Religion kritisch auseinanderzusetzen. Dieses - jedermann zustehende - Recht soll nun ausgerechnet den gewählten Vertretern des Volkes abgesprochen werden, garniert mit versteckten Drohungen. Eine geradezu groteske Verdrehung der Rechtswirklichkeit in einem demokratischen Staat. Zu ähnlichen Ansinnen äußerte sich der Bundestagsabgeordnete Klaus Immer aus Altenkirchen in einem Schreiben vom 3.7.1978 zugleich abgewogen und deutlich: »Es bleibt das Recht jedes Deutschen, seine religiöse Meinung zu bekennen, die eines anderen jedoch zu bestreiten. Das gilt ja in gleicher Weise für die Parteien in ihrer politischen Auseinandersetzung. Es wäre grundgesetzwidrig, wollte man Gesetze schaffen, die eine solche Auseinandersetzung verhindern könnten. (Anm.: dies war offenbar von den Abgeordneten erwartet worden.) Toleranz kann nicht Gleichgültigkeit oder Indifferenz bedeuten. Die von Ihnen als bedroht bezeichneten Gruppen grenzen sich in ihren Grundsätzen eindeutig und sehr massiv gegen die großen Kirchen ab. Sie führen einen ständigen harten Kampf gegen die Kirchen. Das ist ihr gutes Recht. Aber sie dürfen sich dann nicht beklagen, wenn sich diese Kirchen ebenfalls kritisch, manchmal polemisch mit ihnen auseinandersetzen. « Vermutlich war auch diese Belehrung über das Wesen eines demokratischen Rechtsstaates vergebliche Liebesmüh. Für Scientologen sind Grundrechte nun einmal die Allzweckwaffe gegen die Meinungen Anderer. Dazu Sektengründer Hubbard's Meinung: »Der Demokratie verdanken wir nur die Einkommensteuer und die Inflation.« Des Volkes Meinung ist gelegentlich ähnlich simpel: tagtäglich hört man die Forderung, dergleichen Sekten einfach zu verbieten. Eben das aber verbietet das Grundrecht der Religionsfreiheit.
Missbrauch von Grundrechten Grundrechte können auch mißbraucht werden. Das hat das Bundesverfassungsgericht mehrfach festgestellt. Liegt hier ein solcher Mißbrauch vor? Vom Grundrecht auf Religionsfreiheit machen die Scientologen in außerordentlich exzessiver Weise Gebrauch: mit Hilfe dieses Grundrechts soll verhindert werden, daß Kritiker ihre Meinung frei äußern. Zu diesem Zweck bedient sich die Scientology-Sekte nicht nur zahlreicher Repressalien, sondern sie benutzt auch andere Grundrechte bis zum Exzeß: so das Grundrecht der Meinungsfreiheit. Denn so unbeliebt die Meinungsfreiheit der Kritiker bei den Scientologen ist, so lieb ist ihnen ihre eigene Meinungsfreiheit: sie unterstellen Pastoren einen fragwürdigen Lebenswandel, behaupten eine Pogromhetze, nennen Kritiker Inquisitoren usw.
In diesem Zusammenwirken der verschiedensten Maßnahmen liegt nach unserer Auffassung ein ständiger, planmäßiger Mißbrauch von Grundrechten. Der Mißbrauch von Grundrechten ist nicht strafbar. Allerdings: wer Grundrechte zum Kampf gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung mißbraucht, der verwirkt diese Grundrechte (Artikel 18 Grundgesetz).
Vereinsverbot? Vereine, welche die Vereinsfreiheit mißbrauchen, können nach dem Vereinsgesetz verboten werden. Das gilt aber nicht für Religionsgemeinschaften und solche »Vereinigungen, die sich die gemeinschaftliche Pflege einer Weltanschauung zur Aufgabe machen«. Denn die sind vom Grundrecht der Religionsfreiheit geschützt. Den Mißbrauch der Religionsfreiheit haben die vielzitierten Väter der Verfassung entweder nicht vorausgesehen oder bewußt in Kauf genommen.
7.Das E-Meter Die magische Kiste der Scientologen Das E-Meter ist gleichzeitig wichtigstes Handwerkszeug der Scientologen und Beweismittel für Hubbards kurioses Denkgebäude. Denn mit dem E-Meter will Hubbard entdeckt haben, daß seit unvordenklichen Zeiten die Thetanen existiert haben, die heute in der zweifellos unvollkommenen Hülle des Menschen gefangen sind, und mit dem E-Meter will er die »Engramme« beseitigen und damit die Menschen wieder zu allwissenden, alleskönnenden und unsterblichen Überwesen machen. Das Psychologische Institut der Universität Tübingen hat dieses Gerät untersucht. Der technische Teil: 1. Das E-Meter ist ein Gerät, das elektrische Widerstände und Widerstandsänderungen anzeigen kann. Bei einem gegebenen äußeren Widerstand kann mittels des sog. Tonarms die Anzeigennadel auf den Punkt »set needle here« gebracht werden. Die Nadelanschläge von dieser Stelle aus sind dann in etwa proportional zu der Widerstandsänderung dividiert durch den Widerstand. Geräte dieser Art werden schon seit Beginn unseres Jahrhunderts zur Anzeige von Widerstandswerten und deren Veränderungen in der Haut des Menschen verwendet. 2. Das E-Meter entspricht in der Technologie bei weitem nicht den heute üblichen wissenschaftlichen Geräten zur Messung von Hautwiderständen: a) Die Justierungsmöglichkeit und die Einstellmöglichkeit des sog. Tonarms ist zu ungenau. b) Bei wissenschaftlichen Geräten wird heutzutage entweder der Strom, der durch den Menschen geschickt wird, oder die Spannung, die angelegt wird, konstant gehalten, so daß die Anzeige entweder proportional zum Widerstand oder proportional zur Leitfähigkeit ist. Keine der beiden Möglichkeiten ist im »E-Meter« realisiert. c) Wissenschaftliche Erkenntnisgewinnung setzt eine Dokumentation der Daten durch ein geeignetes Registriergerät voraus. Das »E-Meter« hat keine Anschlußmöglichkeit für ein solches Gerät. Dadurch kann die Deutung der Widerstandsänderungen durch den Benutzer nicht überprüft werden.
3. Die Art der Widerstandsmessung mit dem E-Meter entspricht nicht den heutigen wissenschaftlichen Kriterien: In der Wissenschaft wird der Hautwiderstand zwischen zwei bestimmten Stellen durch Anbringung von Elektroden von genau bestimmter Größe und Verwendung einer wohldefinierten Elektrodenpaste gemessen. Dabei wird durch die Elektrodenpaste ein bestimmter und gleichbleibender Übergangswiderstand zwischen Haut und Elektrode hergestellt. Beim E-Meter entsprechen den Elektroden zwei Konservendosen, die der Proband in den Händen hält. Der Übergangswiderstand zwischen Haut und »Elektrode« hängt damit sehr stark davon ab, wie fest der Proband die Dosen hält. Dadurch können viele Widerstandsänderungen angezeigt werden, die mit den Hautwiderstandsveränderungen nichts zu tun haben: Während in der Wissenschaft das Auftreten solcher »Artefakte« soweit wie möglich vermieden wird, wird das bei »EMeter-Messungen« offensichtlich sogar begünstigt! 4. Das E-Meter entspricht nicht den elektrischen Sicherheitsbestimmungen: Das Gerät ist zwar batteriebetrieben und die dabei auftretenden Spannungen sind auch im Fehlerfalle als ungefährlich zu betrachten, jedoch die Vorrichtung zur Wiederaufladung der Batterien widerspricht (zumindest bei dem zur Begutachtung vorliegenden Gerät) eklatant den Sicherheitsbestimmungen für elektrische Geräte: a) Es besteht kein Schutz gegen Auftreten zu hoher Berührungsspannung im Fehlerfalle durch Verwendung des Schutzleiters (§ 5 VBG 4). b) Das Ladegerät enthält keinen Transformator, der die Netzversorgung von der Elektrodenanschlußbuchse trennt; bei ungünstiger Stellung des Netzsteckers liegen an der Elektroden-Anschlußbuchse über eine Gleichrichterdiode direkt 220 V, wobei die Diode Ströme über 10 mA durchläßt, was als lebensgefährlicher Strom gilt. Weiterhin besteht keine Absicherung des Netzstromkreises. Bei nicht eingestecktem Elektrodenkabel widerspricht das den Bestimmungen gegen den Schutz von unter Spannung stehenden Teilen gegen zufälliges Berühren (§ 5 VBG 4; VDE 0100), bei Anwendung des Gerätes mit angeschlossenem Ladekabel kann für den Probanden Lebensgefahr bestehen. Dieser Sachverhalt hat die ABI seinerzeit bewogen, das E-Meter als lebensgefährlich zu bezeichnen, da die Bedienungsanleitungen keinerlei Hinweis darauf gegeben haben, daß das Gerät nicht mit angeschlossenem Ladekabel verwendet werden darf. Die Scientology-Sekte hat behauptet, das Gerät sei den Sicherheitsbestimmungen angepaßt worden. Das mag sein. Die ABI hat in den Scientologen-Schriften jedoch keinerlei Hinweis auf die Gefährlichkeit der noch in Gebrauch befindlichen alten Geräte gefunden. Da die Adressen aller Käufer bekannt sind, hätten diese auch einzeln angeschrieben und gewarnt werden müssen. Auch von einer solchen Aktion ist nichts bekannt. Zur Anwendung des Gerätes sagt das Gutachten der Universität Tübingen: Wie aus dem Gutachten von Herrn Dr. Lutzenberger hervorgeht, handelt es sich bei dem uns zur Verfügung stehenden Hubbard Electrometer um ein technisch mangelhaftes Gerät zur Ableitung von Hautwiderstandsänderungen.
Änderungen des Hautwiderstandes werden physiologisch durch &electrochemische Erregung der peripheren Schweißdrüsen &ausgelöst. Gesteuert werden diese Erregungen von verschiedenen, z.T. &noch nicht eindeutig lokalisierbaren Hirnregionen, vor allem dem &sogenannten limbischen System und Teilen des Großhirns. &Änderungen des Aktivitätsgrades (in Richtung Erhöhung der &Aktivität) dieser Hirnteile können eine Änderung des &Hautwiderstandes in der Körperperipherie auslösen, wenn sie eine &bestimmte Erregungsstärke überschritten haben (vor allem an der &Handinnenseite oder den Fußsohlen, wo sich besonders viele &Schweißdrüsen befinden). Solche Änderungen können aufgrund der unspezifischen Organisation der beteiligten Hirnregionen von vielen äußeren oder körperinternen Reizen ausgelöst werden: Vor allem Bewegungen (z.B. tiefes Einatmen, schwache, schwer sichtbare Bewegungen der Finger und Hände, oder nicht sichtbare Verspannungen der Muskulatur) führen zu Änderungen des Hautwiderstandes ohne daß psychologische Faktoren daran beteiligt sein müssen. Änderungen des Stoffwechsels beeinflussen den Hautwiderstand auch erheblich, ohne daß damit psychologische Änderungen einhergehen müssen. Jeder äußere (z.B. ein Lichtsignal, eine Frage, Tageszeit, ein Geräusch, Diät, usw.) oder innere Reize (z.B. eine angsterregende Vorstellung, aber auch eine erfreuliche Vorstellung oder Gedanke) kann mit einer Änderung des Hautwiderstandes einhergehen. Aus einer aufgetretenen Änderung des Hautwiderstandes in einer FrageAntwort-Situation (wie z.B. ein »Auditing« der Scientologen) kann nicht auf irgendwelche spezifische Gedanken oder spezifische emotionale Änderungen geschlossen werden. Es ist aber durchaus möglich, durch geschickte Frageformulierungen informierte oder fehlinformierte Personen zur Preisgabe von Informationen zu bringen, die am Beginn der Befragung diese Personen nicht geben wollten. Nur im psychophysiologischen Experiment - und bei »Auditing« handelt es sich nicht um ein psychophysiologisches Experiment - kann unter kontrollierten Reizbedingungen aus Änderungen des Hautwiderstandes auf Änderungen des zentralnervösen Erregungsniveaus geschlossen werden. Nur in den Händen eines entsprechend ausgebildeten Psychologen, Arztes oder Naturwissenschaftlers mit abgeschlossener Hochschulausbildung ist eine sinnvolle Anwendung von Hautwiderstandsgeräten zu diagnostischen Zwecken zu erwarten. Ein therapeutischer Effekt der Anwendung dieses Gerätes oder anderer Geräte zur Messung des Hautwiderstandes ist wissenschaftlich nicht nachgewiesen. gez. Dr. N. Birbaumer Professor für Psychologie an der Universität Tübingen Die Scientologen sind da ganz anderer Meinung. Hier einige Beispiele aus dem Buch der EMeter-Übungen«: E-METER-ÜBUNG NR.22 Nummer: EM-22. Name: Finden verborgener Daten aus diesem Leben mit Hilfe des E-Meters. Zweck: Den Student-Auditor zu trainieren, ein Datum auf der Zeitspur mit Hilfe des E-Meters zu finden, die Realität des Student-Auditors über die tatsächliche Existenz der Zeitspur und über das wirkliche Funktionieren des E-Meters zu erhöhen, und dem
Student-Auditor eine große Vertrautheit mit dem E-Meter und dessen Gebrauch zu vermitteln. Stellung: Student-Auditor und Coach sitzen einander an einem Tisch gegenüber. Der Student-Auditor bedient das E-Meter. Der Coach hält die Dosen in seinen Händen. Anweisungen: Keine festgelegten Anweisungen. » Über und Unter« - Fragen wird dazu benutzt, das richtige Datum zu isolieren. Wichtig im Training: Der Coach wählt sich ein Datum aus, vorzugsweise seinen Geburtstag oder irgendeinen anderen bekannten Jahrestag. Wenn dann der StudentAuditor besser wird, wählt der Coach irgendein Datum (Monat, Tag und Jahr) beliebig aus seinen ersten Lebensjahren (aus diesem Leben) aus. Dabei nennt er dem StudentAuditor das Datum natürlich nicht. Der Student-Auditor muß dann mit Hilfe des EMeters das vom Coach ausgewählte Datum finden. Der Coach darf hierbei außer seinen Anweisungen als Coach nichts sagen oder antworten. Das Datum wird mit Hilfe von Eliminieren herausgefunden. Die Fragen des Student-Autitors sind folgender Art: »Liegt das Datum vor 1940 n. Chr.? . Nach 1940 n. Chr.?« Wenn die Nadel reagiert, lautet die Antwort ja. Wenn die Nadel nicht reagiert, lautet die Antwort nein. Wenn bei der ersten Frage eine Nadelreaktion erfolgt, wird die zweite Frage nicht mehr gestellt. Wenn die Nadel auf keine der beiden Fragen reagiert, dann ist das Jahr, das der Student-Auditor gefragt hat, dem gesuchten Datum nicht nahe genug oder das TR-1 des Student-Auditors war nicht gut genug, als er die Frage stellte. Wenn das Jahr gefunden ist, bestimmt der Student-Auditor den Monat des Jahres: »Liegt es vor Juni 1945 n. Chr.? . . . Nach Juni 1945 n. Chr. ?« Dann wird der Tag gefunden: »Liegt er vor dem 15. März 1945 n. Chr.? ... Nach dem 15. März 1945 n. Chr.?« Sobald der Student-Auditor die Übung besser kann, sollte der Coach den Schwierigkeitsgrad der Übung erhöhen, indem er den Student-Auditor Monat, Jahr, Tag und ebenfalls Minuten und Sekunden herausfinden läßt. Der Student-Auditor kann »vor« und »nach« verwenden, aber für die Daten aus diesem Leben nicht »mehr als« oder »weniger als« verwenden. Der Coach sollte dem Student-Auditor für schlechtes TR 0 bis 2, für unklare und indirekte »Q und A«-artige Fragen und für schlechte Interpretation der E-Meter-Anzeige ein Flunk erteilen; ebenfalls dafür, daß der Student-Auditor beim Fragenstellen übermäßig lange braucht. Der Student-Auditor besteht diese Übung, wenn er leicht, richtig und genau mit dem E-Meter datieren kann. Geschichtliches: Von L. Ron Hubbard als »E-Meter Hidden Body Part« im November 1958 in London entwickelt und im Dezember 1963 überarbeitet. E-METER-ÜBUNG NR.25 Nummer: EM-25. Name: Datieren der Zeitspur. Zweck: Den Student-Auditor darin zu trainieren, Daten auf der Zeitspur genau und schnell festzustellen, zu helfen, eine Realität über die Zeitspur zu erlangen, und zu demonstrieren, daß man mit dem EMeter etwas herausfinden kann, ohne daß der Preclear mit Worten etwas antworten muß.
Stellung: Coach und Student-Auditor sitzen sich an einem Tisch gegenüber. Auf dem Tisch steht ein betriebsbereites E-Meter. Der Coach hält die Dosen in seinen Händen. Anweisungen: Keine festgelegten Anweisungen. Wichtig im Training: Schritt 1. Der Student-Auditor wird zunächst darin trainiert, die richtige Größenordnung eines Datums auf der Zeitspur festzustellen. Hierbei greift der Coach eine Größenordnung eines Datums beliebig heraus und schreibt diese auf ein Blatt Papier. Zum Beispiel nimmt der Coach Jahrzehnte her und schreibt es auf. Der Student-Auditor muß dann unter Verwendung des E-Meters feststellen, was die Größenordnung ist. Der Student-Auditor stellt hierbei folgende Fragen: »Handelt es sich bei der Größenordnung um Sekunden, Minuten, Stunden, Tage, Jahre, Jahrzehnte, Jahrhunderte, Jahrtausende, Zehntausende von Jahren, Hunderttausende von Jahren?« usw., bis er eine klare Anzeige bekommt. Dann nennt der StudentAuditor dem Coach die gefundene Größenordnung. Stimmt diese nicht, erteilt der Coach dem StudentAuditor ein Flunk, und der Student-Auditor beginnt von vorn, bis er die richtige Größenordnung gefunden hat. Wenn der Student-Auditor die richtige Größenordnung gefunden hat, zeigt ihm der Coach das Blatt Papier, auf dem die Größenordnung steht. Dieser Teil der Übung wird so lange gemacht, bis der Student-Auditor gut mit großen Zeitspannen umgehen kann. Schritt 2. Als nächstes schreibt der Coach einen bestimmten Betrag an Jahren auf ein Blatt Papier. Er verwendet dabei eine runde Zahl, wie zum Beispiel »vor 75 Billionen Billionen Jahren«, »vor 150 Milliarden Billionen Jahren«, »vor 89 Milliarden Jahren«, oder etwas in der Art. Der Student-Auditor findet das Datum heraus, indem er als erstes nach der Größenordnung sucht. Nehmen wir als Beispiel eine Größenordnung von Zehntausenden von Billionen von Jahren. Dann bestimmt der Student-Auditor das Datum genauer, indem er »mehr als« oder »weniger als« verwendet. »Liegt das Datum mehr als 50.000 Billionen Jahre zurück, weniger als 50.000 Billionen Jahre zurück?« Der Student-Auditor wird bei einer der beiden Fragen eine Anzeige erhalten. Er nimmt als Antwort das, was anzeigte. Wenn bei keiner der beiden Fragen eine Anzeige erfolgte, dann war entweder das TR-1 des Student-Auditors unzureichend oder das gefragte Datum lag vom eigentlichen Datum zu weit entfernt. In unserem Beispiel reagierte die Nadel auf »weniger als 50.000 Billionen Jahre«. Jetzt geht man folgendermaßen weiter: »Liegt dieses Datum mehr als 25.000 Billionen Jahre zurück? Das zeigt an.« »Liegt dieses Datum mehr als 35.000 Billionen Jahre zurück, weniger als 35.000 Billionen Jahre zurück? Weniger als zeigt an.« »Liegt dieses Datum mehr als 30.000 Billionen Jahre zurück? Das zeigt an.« »Liegt dieses Datum 30.000 Billionen Jahre zurück, 31, 32? Das zeigt an. 32.000 Billionen Jahre zurück. Ist dies ein richtiges Datum? Ist dies ein falsches Datum? Es zeigt als richtiges an.« Beachten Sie, daß die zweite Frage nicht mehr angefügt wird, wenn die erste Frage mit »größer als« anzeigt.
Wenn der Student-Auditor beim Meterablesen gute Arbeit geleistet hat, gutes TR-1 benutzt hat und nicht selbst verwirrt worden ist, wird das Datum richtig sein, und wird mit dem Datum übereinstimmen, das vom Coach auf den Zettel geschrieben worden ist. Wenn der Student-Auditor das falsche Datum bekommt, erhält er ein Flunk. Wenn der Student-Auditor das richtige Datum findet, zeigt ihm der Coach, daß das gefundene Datum genau das ist, das er aufgeschrieben hat. Schritt 3. Im letzten Schritt dieser Übung schreibt der Coach ein vollständiges Datum auf, wie zum Beispiel: 56.276.345.829.100 Jahre zurück, 315 Tage, 42 Stunden, 15 Minuten und 10 Sekunden. Der Student-Auditor muß dieses Datum genau ermitteln, wobei er wie im zweiten Schritt dieser Übung verfährt. Der Coach sollte kein Datum aufschreiben, das mehr als Hunderte von Billionen Jahren zurückliegt. Der Student-Auditor erhält ein Flunk, wenn er nicht das richtige Datum bekommt, und er besteht, wenn er es findet. Zur Klarstellung die folgende Aufstellung: 1 9 Jahre. 10 - 99, Jahrzehnte. 100 - 999, Jahrhunderte. 1000 - 9999, Jahrtausende. 10.000 - 99.999, Zehntausende von Jahren. 100.000 - 999.999, Hunderttausende von Jahren. 1.000.000 - 9.999.999, Millionen von Jahren. 10.000.000 - 99.999.999, Zehnmillionen von Jahren. 100.000.000 - 999.999.999, Hunderte von Millionen von Jahren. 1.000.000.000 - 9.999.999.999, Milliarden von Jahren. 10.000.000.000 - 99.999.999.999, Zehnmilliarden von Jahren. 100.000.000.000 - 999.999.999.999, Hunderte von Milliarden von Jahren. 1.000.000.000.000 - 9.999.999.999.999, Billionen von Jahren. 10.000.000.000.000 - 99.999.999.999.999, Zehn Billionen von Jahren. 100.000.000.000.000 - 999.999.999.999.999, Hunderte von Billionen von Jahren. 1.000.000.000.000.000 - 9.999.999.999.999.999, Tausende von Billionen von Jahren. 10.000.000.000.000.000 - 99.999.999.999.999.999, Zehntausende von Billionen von Jahren. 100.000.000.000.000.000 - 999. 999.999.999.999.999, Hunderttausende von Billionen von Jahren. Und so weiter, wobei es wie folgend geht: Millionen von Billionen von Jahren. Zehnmillionen von Billionen von Jahren. Hunderte von Millionen von Billionen von Jahren. Milliarden von Billionen von Jahren. Zehnmilliarden von Billionen von Jahren. Hunderte von Milliarden von Billionen von Jahren. Billionen von Billionen von Jahren. Zehnbillionen von Billionen von Jahren. Hunderte von Billionen von Billionen von Jahren. Tausende von Billionen von Billionen von Jahren.
Zehntausende von Billionen von Billionen von Jahren. Hunderttausend von Billionen von Billionen von Jahren. Millionen von Billionen von Billionen von Jahren. Zehnmillionen von Billionen von Billionen von Jahren. Hunderte Millionen von Billionen von Billionen von Jahren. Milliarden von Billionen von Billionen von Jahren. Zehnmillarden von Billionen von Billionen von Jahren. Hunderte Milliarden von Billionen von Billionen von Jahren. Billionen von Billionen von Billionen von Jahren. Diese Übung gilt als bestanden, wenn der Student-Auditor genau und schnell ein Datum auf der Zeitspur feststellen kann. Für eine vorangegangene Übung wird dem Student-Auditor ein rosa Zettel gegeben, wenn der Kursleiter merkt, daß diese nicht beherrscht wird. Der Student-Auditor soll diese Übung dann noch einmal machen. Geschichtliches: Ermitteln von Daten auf der Zeitspur wurde zum ersten Mal von L. Ron Hubbard 1951 durchgeführt, als es sich zeigte, daß sich Reclears an Geschehnisse erinnern können, die weiter zurück lagen, als ihr gegenwärtiges Leben zurück reichte. Seitdem wurde Datieren auf den Kursen von Scientology gelehrt. Diese Übung wurde 1963 überarbeitet. In seiner »Geschichte der Menschheit« war Hubbard noch etwas bescheiden gewesen: »Dies ist ein kaltblütiger Bericht über die vergangenen sechzig Billionen Jahre lautet der erste Satz dieses Buches. Zum Zeitvergleich: Wissenschaftler schätzen das Alter unseres Planetensystems auf ca. 5 Milliarden Jahre. Den »Urknall«, dem unser Universum vermutlich sein Entstehen zu verdanken hat, datieren die Wissenschaftler 13 Milliarden Jahre zurück. Man sieht, Hubbard ist inzwischen wesentlich weiter in die Vergangenheit vorgedrungen. Die Thetanen müssen den Urknall (»heller als tausend Sonnen«) vielfach mitgemacht haben. Inder neuesten Ausgabe des »Buches der E-Meter-Übungen« findet sich - rotgedruckt - das folgende Hubbard-Bulletin: HUBBARD-KOMMUNIKATIONSBÜRO Saint Hill Manor, East Grinstead, Sussex HCO-BULLETIN VOM 2. JANUAR 1967 Personal der Qualifikationsabteilung Personal der Technischen Abteilung Studenten des Clearing-Kurses SHSBCStudenten DATIEREN - VERBOTENE WÖRTER Die Wörter »mehr« - »weniger« kommen in der Bank vor, und ihre Verwendung beim Datieren ist verboten. Im Buch der E-Meter-Übungen muß die Formulierungsweise für das Datieren der Zeitspur, E-Meter-Übung 25, in der die Wörter »mehr« - »weniger« enthalten sind, verändert werden zu »größer als« - »kleiner als«. E-Meter-Übung 22, Finden verborgener Daten aus diesem Leben mit Hilfe des E-Meters, bleibt unverändert.
Jeder, der beim Datieren die Wörter »früher« - »später« verwendet, Wörter, die in keiner E-Meter- Übung zu finden sind, ist nicht nur des Alter-is-ness der Technologie schuldig, sondern wird seinen Studenten oder Preclear in die Bank hinein quetschen, da diese Wörter ebenfalls in der Bank vorkommen und daher verboten sind. L. RON HUBBARD Gründer Wir wollen hier gar nicht den Versuch machen, zu erklären, was die Scientologen meinen, wenn sie »Bank« sagen. Denn das wäre bereits der volle Einstieg in das »Wortklären«, dem weit über die Hälfte der Ausbildungszeit gewidmet wird. Dabei hangelt man sich von einem Scientologen-Kunstwort zum anderen. Hier noch ein Beispiel für den ungeheureren Autoritätsanspruch, mit dem die Sektenführung auftritt, ebenfalls aus der neuesten Ausgabe der »E-Meter-Übungen«, ebenfalls rot gedruckt, und - eine Seltenheit - ohne Hubbards Unterschrift: TECHNISCHES BULLETIN DER VORSTÄNDE Vom 18. Januar 1977 R Revidiert am 12. Februar 1977 Wiedervervielfältigen alle Kurse, die das »Buch der E-Meter-Übungen« enthalten. STREICHUNG IM »BUCH DER E-METER-ÜBUNGEN« Schritt 5 der E-Meter-Übung Nr.16, bei dem der Student eine Rockslam-Nadelanzeige erzeugen muß, ist hiermit mit Genehmigung von L. Ron Hubbard aufgehoben. Julie Gillespie Trainings- und Dienstleistungs-Adjutant. Mit Genehmigung von Midshipman (Oberfähnrich) John Eastment, Stabsadjutant des Kommodore 4/5 (CS4/5). Autorisiert durch den Persönlichen Kommunikator von L.RH. Genehmigt durch die Autorisierungs- und Prüfungseinheit (AVU) für die VORSTÄNDE DER SCIENTOLOGYKIRCHEN BDCS: RG: KU: JE: JG: Iflnt Übers.: CK/EJ: bj.rd Englisches Original Copyright 1977, deutsche Übersetzung 1977 by L. Ron Hubbard ALLE RECHTE VORBEHALTEN E-Meter-Übung Nr.16 betrifft »Erzeugen von Nadelverhalten« Der gestrichene Absatz lautet. 5.Ein Rockslam: die Betrachtung, Overt- Taten zu begehen. Dies geht am besten, wenn man Items aus der R2-12 Liste Eins (siehe Anhang) in den Satz »Denken Sie daran, einen Overt gegen . . . zu begehen« einfügt.
8.Gesundheit und Unsterblichkeit Gesundheit und Unsterblichkeit Teilweise wurde bereits beschrieben, mit welchen Methoden die Kritikfähigkeit der Scientology-Anhänger systematisch abgebaut wird, bis sie in der Lage sind, auch Unmögliches für Realität zu halten.
Die Begriffe Technik und Wissenschaft spielen dabei eine ebenso große Rolle, wie die im Gesundheitsbereich inzwischen weit verbreitete Erwartungshaltung: Von Ärzten wird erwartet, daß sie körperliche Funktionsstörung mit Hilfe eines Medikamentes schnell und problemlos beseitigen. Diese Erwartungshaltung wird von vielen Ärzten dadurch gefördert, daß eine Behandlung von in der Regel wenigen Minuten Dauer mit dem Ausstellen eines Rezeptes gekrönt wird. Schließlich lassen nur wenige Ärzte Zweifel daran aufkommen, daß ihre Diagnose richtig ist (wofür es übrigens durchaus gute Gründe geben mag). Diese Erwartungshaltung überträgt sich auf seelische Funktionsstörungen, tatsächliche und vermeintliche. Vom Psychiater und Psychologen wird erwartet, daß er diese Funktionsstörungen schnell und problemlos beseitigen soll, was aber in den seltensten Fällten ohne aktive Mitwirkung des Patienten gelingen kann. Diese Erwartungshaltung benutzen alle diejenigen Psycho-Heiler, die ein vermeintliches Patentrezept anbieten. So beispielsweise Janov, der behauptet, daß alle Störungen auf vorgeburtlichen oder frühkindlichen »Primärerlebnissen« beruhen, die den »Urschmerz« hervorgerufen haben, der seinerseits durch die »Urschrei-Therapie« beseitigt werden kann. (Janov ist übrigens - wie Hubbard - der Meinung, daß die Anwendung seiner Theorien letztlich zu einer Welt ohne Krieg und Verbrechen führen kann) In diesem Zusammenhang wird häufig der Begriff Technik gebraucht: Janov's Technik, den »Urschrei« herbeizuführen, soll so einfach sein, daß ein deutscher Autor wegen der Mißbrauchsmöglichkeiten davon absah, sie in einem RundfunkVortrag zu schildern. Technik und Wissenschaft sind auch Hubbards Zauberworte. Natürlich ruft die Verwendung dieser Begriffe Assoziationen hervor: Technik hat Menschen auf den Mond gebracht und dem Schüler seinen Taschenrechner beschert. Warum also sollte die Technik nicht in der Lage sein, seelische Funktionsstörungen - vermeintliche oder tatsächliche - zu beseitigen? Und ganz besonders dann, wenn Gerät verwendet wird, das E-Meter, und ein technisches Vokabular sowie eine »Studiertechnik«. Technik ist - sehr vereinfachend - die Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse auf praktische Aufgaben. Als wissenschaftlich werden Erkenntnisse dann angesehen, wenn sie beweisbar, also nachvollziehbar sind. In den Naturwissenschaften lassen sich diese wissenschaftlichen Erkenntnisse in Formeln ausdrücken, die jeder nachprüfen kann, der die erforderliche Ausbildung besitzt. In den sogenannten Geisteswissenschaften ist das etwas schwieriger: hier kann man sich überwiegend nur auf Erfahrungen stützen. Deshalb auch »empirische Wissenschaft« im Gegensatz zu den »exakten Wissenschaften«. Als wissenschaftlich gesichert gilt hier nur, was bei stets wiederholten Versuchen unter denselben Versuchsbedingungen stets dieselben Ergebnisse bringt. Beispiel: schlägt man mit einem Gummihammer auf ein locker pendelndes Knie, so schnellt erfahrungsgemäß das Bein vor. Diese Erfahrung ist derart häufig, daß man auf Störungen schließen kann, wenn das Bein nicht vorschnellt. Derartige Erfahrungen sind teils Jahrhunderte alt, teils noch älter. Bei einer sehr neuen Erfahrung kann man zunächst behaupten, die Versuchsanordnung sei nach wissenschaftlichen Kriterien aufgebaut. Das bedeutet: Die Versuchsbeschreibung ist derart, daß der Versuch stets wiederholbar ist. Damit kann aber das so gewonnene Ergebnis noch keineswegs wissenschaftlich genannt werden. Erst die Bestätigung durch andere, wissenschaftlich bereits abgesicherte Erfahrungen kann aus einem durch Versuche
gewonnenen Erfahrungssatz eine Wissenschaft machen, aus dem Glauben oder Hoffen ein Wissen. Erfahrungen, die nicht beweisbar sind oder deren Beweis sich dem individuellen Verständnis entzieht, sollte man deshalb keineswegs als nicht vorhanden betrachten, denn sie gehören in den Bereich des Glaubens und der Glaube ist für einen großen Teil der Menschheit Grundlage des Seelenlebens. Zurück zu Hubbards Scientology-Dianetic. Hubbard selbst scheint sich dieser Grundsätze durchaus bewußt zu sein. Er schreibt: »Um dieses Namens wirklich würdig zu sein, müßte eine Wissenschaft über den Sinn in ihrer experimentellen Genauigkeit mit Physik und Chemie gleichgesetzt werden können. lhre Gesetze dürften keine »Sonderfälle« zulassen. Sie dürfte sich nicht auf Autoritäten stützen. Die Atombombe explodiert, ob Einstein es erlaubt, oder nicht. Naturgesetze regeln die Explosion dieser Bombe.« Irgendwann müßte nun eigentlich eine Beschreibung der Experimente folgen, die Hubbard durchgeführt hat, und die Beschreibung der Bedingungen, unter denen diese Experimente durchgeführt worden sind. Anschließend müßte eine Beschreibung der Erfahrungen erfolgen, die dabei wiederholt gewonnen wurde und wie diese Erfahrungen durch andere wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse bestätigt wurden. Nichts dergleichen ist bei Hubbard zu finden. Er verwirrt den Leser weiter, indem er einen bekannten Begriff einführt und diesem eine falsche Bedeutung unterschiebt: »Obwohl Dianetics so einfach ist, stellt sie folgende Dinge dar und tut sie auch: 1. Sie ist eine organisierte Wissenschaft vom Denken, aufgebaut auf bestimmte Axiome, d.h. auf Feststellungen von Naturgesetzen, die denen der Naturwissenschaften gleichwertig sind. 2. Sie umfaßt eine therapeutische Technik, mit der alle nichtorganischen Geisteskrankheiten und alle organischen psychosomatischen Leiden mit der Gewißheit völliger Heilung in beliebigen Fällen behandelt werden können. 6. Die einzige Ursache geistiger Störungen ist von Dianetics klinisch oder experimentell entdeckt und demonstriert worden. « Ein Axiom ist - so die gängige Definition - ein unbezweifelbarer Grundsatz. So fallen beispielsweise Äpfel grundsätzlich vom Baum. Man kennt aber auch längst die wissenschaftliche Begründung dafür, warum sie vom Baum fallen. Hubbard hingegen sagt, Axiome seien »Feststellungen von Naturgesetzen, die denen der Naturwissenschaften gleichwertig sind.« Mit anderen Worten: Hubbard behauptet, Naturgesetze entdeckt zu haben die so selbstverständlich sind, daß sie nicht bezweifelt werden können und die deshalb des wissenschaftlichen Beweises nicht bedürfen, also als wissenschaftlich bewiesen angesehen werden können. Hier einige von Hubbards Axiomen: »Erfolge heben das Überlebenspotential in Richtung auf unendliches Überleben.«
Jetzt galt es also nur noch, herauszufinden, wie dieses unendliche Überleben aussieht. Das unendliche Überleben ist der Thetan, über den Hubbard schreibt: »Gewöhnlich nimmt der Thetan den Raum innerhalb des Kopfes ein, oder er befindet sich in der Nähe des Körpers ... Im zweiten Zustand befindet er sich in der Nähe des Körpers und kontrolliert diesen wissentlich ... Aus der Sicht des Menschen ist dieser Zustand optimal . . . Tatsache ist, daß sich der Thetan vom Körper trennen kann, ohne daß dadurch das Phänomen des Sterbens eintritt... Es ist eindeutig erwiesen, daß der Thetan unsterblich ist und den Tod nicht wirklich erleben kann. Er täuscht ihn durch Vergessen vor.« Da der Thetan weiterlebt (»Gleichfalls eindeutig erwiesen«) interessiert er sich für Sex: »Für das nächste Leben sollen genügend Körper vorhanden sein«. Und: »Man kann tatsächlich demonstrieren, daß ein Thetan durch Wände gehen, große Hindernisse überwinden, Raum verschwinden lassen, beliebig in Erscheinung treten sowie andere erstaunliche Dinge tun kann.« Man darf sich keineswegs der Gewißheit hingeben, daß einen solchen Unsinn niemand glaube. Die Existenz der Scientology-Sekte beweist das Gegenteil. Ein junger Bäcker war monatelang in der Sektenzentrale in Kopenhagen. Er unternahm mehrere Versuche sich von der Sekte zu trennen, wurde schließlich von Dänemark nach Deutschland abgeschoben und an der Grenze in die nächste psychiatrische Klinik eingeliefert. Von dort haben ihn seine Eltern abgeholt. Der junge Mann war monatelang in psychiatrischer Behandlung und jahrelang arbeitsunfähig. Anfangs litt er vor allem unter großer Schlaflosigkeit: Er hatte Angst, daß Sektengründer Hubbard persönlich seinen Thetan losschicken, und daß der während des Schlafs Besitz von seinem Körper und Geist ergreifen könne. Wir haben ihn darauf hingewiesen, daß Hubbard, wenn er über derartige Fähigkeiten verfüge, sich zunächst seine wirklichen Gegner vornehmen würde. Tagsüber sei ihm dies auch einsichtig, so der junge Bäcker, nicht aber bei Nacht. Es muß hier noch einmal klargestellt werden: Hubbard hat nichts von alldem bewiesen oder demonstriert. Die Regierungen aller Länder geben Riesensummen für Forschung aus. Auch die abseitigsten Behauptungen werden überprüft, notfalls von den Militärs. Ein Thetan wäre eine unglaubliche Allzweckwaffe und Scientology längst zum Staatsgeheimnis erklärt, wäre auch nur das Geringste daran beweisbar. Der Thetan ist nichts anderes als das Hirngespinst eines Phantasten. Sektengründer Hubbard über Sehstörungen und Brillen: Brillen sieht man überall auf den Nasen, selbst bei Kindern. Meistens setzt man sich Brillen auf, um durch Korrektur einen Zustand zu berichtigen, der den Körper aufs neue selber wieder zu stören bestrebt ist. Wenn das Stadium kommt, in dem man Brillen zu tragen beginnt, verschlechtert sich das Augenlicht, nicht wegen der Brillen, sondern wegen des psychosomatischen Prinzips. Und diese Beobachtung ist fast ebenso unverantwortlich wie die Feststellung, daß Äpfel, die vom Baum fallen, gewöhnlich der Schwerkraft folgen. Es wird sich bei einem Clear, wenn auch
nebenbei, eine deutliche Besserung seines Augenlichtes einstellen, sofern es bei ihm im aberrierten Zustand schlecht gewesen ist. Mit ein wenig Aufmerksamkeit wird er sogar im Laufe der Zeit sein volles Sehvermögen wiedererlangen. (Entgegen den Einwänden eines Optikers ergibt das ein recht gutes Geschäft. Es gab Clears, die zum Abschluß ihrer Behandlung gezwungen waren, sich in schneller Folge fünf Paar Brillen zu kaufen, um der Verbesserung der Augen nachzukommen. Und viele aberrierte Personen, die erst spät im Leben geklärt wurden, erhielten am Ende ein maximales Sehvermögen, das dicht unter dem Optimum liegt.)« Gelegentlich wird behauptet, solcher und ähnlicher Unsinn stamme aus der Gründerzeit der Sekte und werde heute nicht mehr vertreten. Das stimmt nicht. Diese Zitate stammen aus Hubbards Buch »Dianetics - Die moderne Wissenschaft der geistigen Gesundheit Dianetics Modern science of mental health«, abgekürzt DMSH. »DMSH-Geburtstag« lautet die Überschrift in einer Scientologen-Zeitschrift neueren Datums. Jahr für Jahr wird der »Geburtstag« dieses Buches mit einer Feier und Vorträgen, mit einem »farbenfrohen, fast riesigen Geburtstagskuchen« und mit anschließender fröhlicher Party begangen. Der kurz gefaßte Inhalt dieses Buches: Der weitaus größte Teil aller Krankheiten sei psychosomatischen Ursprungs, verursacht durch »Engramme«. Die Beseitigung dieser Engramme führe somit nicht nur zu geistiger und körperlicher Gesundheit, sondern auch zur Unsterblichkeit in Form des Thetanen. Diese Behauptung wird tagtäglich in zahllosen Kursen und Auditings praktiziert. Ein Scientology-Mitarbeiter antwortete auf die Frage nach Kranken- und Rentenversicherung: Ein Scientologe wird weder krank noch alt.
Zielgruppen:Kontaktschwache, Einsame, Kranke. Wie die Scientology-Sekte trickreich an die Zielgruppen kommt. Die hohen Preise der Sekte - pro Stunde jetzt über 300. - DM - sind zugleich ihr bestes Werbeinstrument. Da die jüngeren Interessenten nicht in der Lage sind, so viel Geld aufzubringen, werden diese deshalb FSM (in den USA »Free Scientology Member«. In Deutschland als Freier Scientology Mitarbeiter). Der FSM erhält für jedes verkaufte Buch und für jeden Kursabschluß eine Provision. Diese Provision wird jedoch nicht in Geld ausbezahlt: der FSM darf dafür an bestimmten Kursen teilnehmen. Ursprünglich wurde sehr gezielt geworben und angesprochen. Wegen der großen Zahl der FSM's wird jetzt auch gestreut: Fast jeder Stuttgarter Haushalt wird schon einmal den »kostenlosen ARK-Persönlichkeitstest« im Briefkasten gefunden haben, auch als »Oxford Capacity Analyse« bezeichnet. Dieser Test umfaßt 200 Fragen, zum Beispiel: »1. Machen Sie unbesonnene Bemerkungen oder Anschuldigungen, die Ihnen später leid tun? 2. Wenn andere nervös werden, bleiben Sie dann verhältnismäßig ruhig? 3. Blättern sie oft zum Vergnügen in Fahrplänen, Telephon- oder Wörterbüchern?«
Wer Interesse hat, schickt den ausgefüllten Test ein. Kurz darauf wird er von einer freundlichen Stimme angerufen oder - falls ohne Telephon - in einem persönlichen, oft handschriftlichen Brief angeschrieben. Mit ausgesuchter Höflichkeit und sehr persönlichen Redewendungen wird versucht, einen Termin in den Scientology-Büros zu vereinbaren, es kann gern auch nach Dienstschluß sein. Bei diesem Termin wird dem Interessenten routiniert ein Diagramm vorgeführt und erläutert, wo seine Stärken und wo seine Schwächen liegen. Und regelmäßig werden gewisse Schwächen diagnostiziert, die es abzubauen gelte. Die 200 Fragen geben genügend Anhaltspunkte. Dann wird der Kommunikationskurs angeboten, nach dessen Absolvierung alle Probleme beseitigt seien. Im Gespräch wird bereits sehr früh auf persönliche Probleme eingegangen, ggf. auch auf Krankheiten, denn der Test bietet auch hier genügend Anhaltspunkte. Dieser Kommunikationskurs wird von machen Leuten als durchaus angenehm empfunden. Das kann Anreiz für die Teilnahme an weiteren Kursen sein. Andere empfinden es als unangenehm, wenn man ihnen minutenlang in die Augen starrt. Denen wird dann gesagt, daß dieser Kurs noch nicht das gewünschte Ergebnis gezeigt habe, der nächste aber ganz gewiß. Und schon wieder hat die Sekte einige Mitglieder mehr. Auch wenn diese gar nicht wissen, daß sie einer Sekte beigetreten sind. Alle diese Gespräche erfolgen in ausgesprochen freundlicher Manier. Der Interessent fühlt sich persönlich angesprochen und fühlt: Die wollen mich. Wenn die Gespräche nicht ausreichen, aber ein gut gefülltes Portemonnaie vermutet wird, erfolgen weitere Anrufe, auch mehrmals täglich und es kommen weitere Briefe.
Wunderheiler Nur Ärzte und Heilpraktiker dürfen die »Heilkunde« ausüben. Ausübung ohne behördliche Zulassung kann mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr bestraft werden. Ausübung der Heilkunde definiert das Heilpraktikergesetz: »Ausübung der Heilkunde im Sinne dieses Gesetzes ist jede berufs- oder gewerbsmäßig vorgenommene Tätigkeit zur Feststellung, Heilung oder Linderung von Krankheiten, Leiden oder Körperschäden bei Menschen.« Ein Wunderheiler gab vor, 1973 eine religiöse Erscheinung gehabt und seither mit übernatürlichen Heilkräften begabt zu sein. Mit Handauflegen verdiente er rund 20.000.- DM monatlich, an »Spenden«. Er wurde zu 9 Monate Freiheitsstrafe verurteilt. 75.000.- DM »Spenden« wurden vom Gericht eingezogen. Der Bundesgerichtshof bestätigt das Urteil (BGH NJW 78, 599). Die Parallele zu Scientology' ist sehr einfach: Auch Scientology bedient sich übernatürlicher Kräfte. Der Trick: Man tut so, als sei Übernatürliches völlig normal und im übrigen beweisbar. Eine ganze Forschungsrichtung bemüht sich seit langem, übernatürliche Dinge nachzuweisen: die PSI-Forschung. Zum Beispiel Telepathie: Mit umfangreichen Kartenexperimenten wurde versucht, die Übertragung von Gedanken nachzuweisen. Angebliche Erfolge erwiesen sich im
Nachhinein als Schwindel. Oder Psychokinese: Die Bewegung von Dingen allein durch Geisteskraft. Den Scientologen gelingt all dies ohne Mühe, wenigstens nach ihren eigenen Behauptungen. Mehr noch: Sie spüren einem unsichtbaren, geistigen Wesen nach, welches Millionen von Jahren alt sein kann und noch älter. Und sie behaupten, auch damalige seelische Empfindungen dieser »Thetanen« aufspüren zu können: Höchst übernatürlich. Scientology aber stellt dies dar, als sei es alltäglich. Laufend werden unter der Rubrik »OT-Phänomene« solche Wunder geschildert: Beispielsweise wie jemand einen Autounfall verhindert und ein Kind rettet, indem er durch seines Geistes Kraft das Auto ruckartig stoppt. Nach unserer Auffassung bestätigt sich die Scientology-Sekte als der derzeit größte Wunderheiler der Republik. Mehr noch: Die Wunderheiler verweisen im allgemeinen auf den Glauben. Scientology aber verweist schlicht auf das E-Meter. Die Gerichte werden sich damit befassen müssen.
9.Werbung und Propaganda Die Scientology Sekte gleicht einer internationalen Agentur zur Vermarktung von Hubbards geistigen Produkten: Die Werbung nimmt einen sehr großen Raum in diesen Organisationen ein. Unter Werbung verstehen wir dabei nicht nur die direkte Werbung zum Verkauf eines Produktes sondern auch die Eigenwerbung, die Public Relations, kurz PR. Dazu muß man auch die außerordentlich große Zahl von Aktivitäten gegenüber der Presse zählen, sei es zur Abwehr oder zur Förderung von Zeitungs-Artikeln oder sei es, daß eine Zeitung auf Grund eines bestimmten Artikels mit Leserbriefen bombardiert wird. Die von der Scientology-Sekte verbreitete Werbung wäre unter normalen Umständen gar nicht zu finanzieren, selbst das größte Versandhaus würde pleite gehen. Der Trick: Die Mitglieder der Sekte merken gar nicht, daß sie Werbung treiben. Der erste Scientology-Kurs und gleichzeitig der Aufreißer für weitere Kurse ist bekanntlich der Kommunikationskurs. Hier lernen die Teilnehmer, sich gegenseitig in die Augen zu starren und sozusagen als Praktikum werden sie auf die Straße geschickt, um Leute anzusprechen. Hubbards Zauberwort heißt Kommunikation. Kommunikation ist gut, also ist jede Art von Kommunikation gut und ganz besonders, wenn sie nebenher noch Provision oder kostenlose Kurse bringt. Jeder Kunde wird persönlich und intensiv betreut. Da es sich bei diesen Kunden häufig um Einsame und Kontaktschwache handelt, wird dies als persönliche Sorge empfunden, »endlich kümmert sich mal jemand um mich«. Natürlich lohnt es sich, sich intensiv um einen Kunden zu kümmern, dem man nach Möglichkeit einige zehntausend DM abschwatzen will. Auch Telephonanrufe und persönliche Briefe werden von diesem Personenkreis häufig nicht als Werbung erkannt, sondern als persönliche Sorge empfunden. Kein Wunder: Die Scientologen werden einem intensiven Verkäufertraining unterzogen, nur daß dieses anders deklariert ist.
Verbotene Straßenwerbung In den ersten 5 Jahren dürften die weitaus meisten Kontakte durch Ansprechen von Straßenpassanten zustande gekommen sein. Dabei wurden z.T. derselbe simple Trick benutzt, den Schüler gebrauchen, die Mädchen auf der Straße ansprechen: Überraschen und zum Lachen bringen. Zum Beispiel: »Wissen Sie, wieviel Schuhe Sie anhaben?« Natürlich antwortet der Angesprochene. Das gibt Gelegenheit für die Frage, ob man ein paar Minuten Zeit habe: »Ich gehöre zu einer Organisation, die den Kontakt unter den Menschen fördern will«. Ein anderer Scientologe eröffnet das Gespräch mit der Frage »arbeiten Sie?« Das Ansprechen von Straßenpassanten zu Werbezwecken ist in doppelter Hinsicht verboten. 1. Es handelt sich um eine sog. Sondernutzung öffentlicher Verkehrsflächen. Die Stadt München hat der Scientology-Sekte deshalb schon durch Verfügung vom 29.5.79 - AZ: B 32 - 064122 A-38/74-155/72 - den Verkauf von Büchern auf der Straße untersagt. Trotz dieses Verbots wurde weiterverkauft. So durch den Scientologen Georg Stoffel, der auch als Sprecher der »Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte« auftrat und der kürzlich als Autor der Mediziner-Zeitschrift »diagnosen« unter dem Titel »Wiederholung des psychiatrischen Holocaust« über Aktivitäten der »Kommission« berichtete. Georg Stoffel bekam am 9.1.75 eine Untersagungsanordnung zugestellt. Deren sofortige Vollziehbarkeit wurde angeordnet (AZ: B 32 - 0~22 A-6/74). Herr Stoffel hat gegen diese Anordnung Widerspruch eingelegt. Das Verwaltungsgericht München hat diesen Widerspruch zurückgewiesen, ebenso wie in vier anderen Fällen. 2. Das Ansprechen von Straßenpassanten zum Zweck der Anbahnung eines Vertragsabschlusses verstößt gegen das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb. Auf diese Prozesse wurde bereits im Vorwort hingewiesen. Die Scientologen werben nach wie vor auf der Straße. In Stuttgart tut sich dabei insbesondere der Dianetics e.V. hervor, der in teuerster Geschäftslage Stuttgarts ein »Studio mit Galerie« unterhält, in der Königsstraße 10, unmittelbar beim Bahnhof. Dort sprechen nach wie vor Scientologen die Passanten an, zeigen ihnen die Zacken einer Test-Auswertung vor und lotsen sie in ihre Büros. Praktisch ausschließlich junge Leute. Der Dianetic e.V. fühlt sich in einer besonderen Lage: Er hat den bisher einzigen Prozeß gegen die ABI gewonnen. Damals hatte der Dianetic e.V. sein Hauptquartier in einiger Entfernung von der Königsstraße, auf der die Passanten angesprochen wurden. Das Gericht vertrat die Auffassung, daß bei diesem Verein das Ansprechen nicht wettbewerbswidrig sei, weil der Angesprochene sich die Sache auf dem verhältnismäßig langen Weg noch einmal überlegen könne. Jetzt aber hat der Dianetic e.V. sein Büro auf der Königsstraße und die Scientologen sprechen die Passanten unmittelbar davor an. Stoff für einen neuen Prozeß. Im übrigen haben die Scientologen sich durchaus Marktkonform verhalten: Sie haben neue Wege der Werbung erschlossen. So werden beispielsweise Prospekte für das Buch »Dianetics« offenbar flächendeckend in Briefkästen verteilt, nicht per Postwurfsendung, sondern per Scientologen-Wurfsendung. Ein Scientologe beispielsweise ließ die Scientology-
Prospekte zusammen mit seinen eigenen Geschäftsprospekten verteilen und er wird vermutlich die gesamten Kosten dieser Aktion als Betriebsausgaben verbuchen. Auf diese Weise wird inzwischen auch der »Persönlichkeitstest« verteilt: Gelegentlich liegt er massenhaft in Abfallkörben, die in vielen großen Wohnhäusern vor den Briefkästen stehen und der Beseitigung unerwünschter Werbung dienen.
Heiratsanzeigen und Heimarbeit Die Scientologen sind zweifellos Werbe-Profis. Manche von ihnen kennen sich auch in den tiefsten Stellen der Werbetricks aus. So jener, der in einer Kleinanzeige Heimarbeit für 9.DM die Stunde anbot und damit weit über 1000 Adressen erlangt haben soll, denn Heimarbeit wird üblicherweise eben nicht nach Stunden bezahlt, sondern nach Stückzahl oder ähnlich. Vielleicht hat dieser Scientologe den Interessenten Hubbards Buch »Probleme der Arbeit« angeboten. Ein anderer Scientologe suchte Kontakt über eine Heiratsanzeige. Die Inserentin verlor ihre Erbschaft an die Scientologen, überstand die Scientology-Kontakte nur mit einem geistigen Schaden, mußte Monate in einer Psychiatrischen Klinik verbringen und war anschließend jahrelang arbeitsunfähig. Ein anderer schließlich tat sich als Veranstalter rauschender Partys hervor, die insbesondere auf junge grüne Witwen, gelangweilte junge Ehefrauen eine große Anziehungskraft ausgeübt haben. Und all dies dient nur oder vorwiegend der Adressenbeschaffung. Die eigentliche Bearbeitung des potentiellen Kunden folgt erst, Anrufe, Briefe, Prospekte und das alles in einem bisher unbekannten Ausmaß.
10.Die Wucherpreise der Sekte Die Wucherpreise der Sekte Wucher ist ein harter Vorwurf. Er wird begründet werden. Das Oberlandesgericht Stuttgart hat kürzlich in einer aufsehenerregenden Entscheidung festgestellt, dass Zinsen dann wucherisch sind, wenn sie um 100 % über den Marktzinsen liegen. Gemessen an dieser Marge - und es besteht kein Anlaß, diese hier nicht anzuwenden - muß man die ScientologyPreise schon gigantischen Super-Wucher bezeichnen.
Das E-Meter Ende 1976 hat das E-Meter ca. 500.- DM gekostet. Die ABI hat damals unwidersprochen behauptet, daß die Herstellungskosten bei 50. - DM liegen. Ein ähnliches Gerät vertreibt ein Stuttgarter Diplomingenieur für ca. 125.- DM. Nehmen wir diesen Preis einmal als Marktpreis. Bei hundert Prozent Aufschlag dürfte das Gerät also 250. - DM kosten. Tatsächlich kostet es inzwischen über 1.500. - DM. Der Preis liegt also über 1000 % über dem Marktpreis. Zu berücksichtigen ist, daß seit einiger Zeit jeder »Auditor« 2 E-Meter besitzen soll. Zusammen mit der wachsenden Zahl der Scientology-Anhänger dürfte das den Absatz
erheblich gesteigert haben und höhere Produktionsziffern verringern bekanntlich die Produktionskosten. Es kommt noch besser: Seit kurzer Zeit bietet Scientology mit erheblichem Werbeaufwand ein neues E-Meter an (das seitherige wird seither als Arbeitspferd bezeichnet). Dieses neue EMeter unterscheidet sich tatsächlich deutlich vom Vorgänger-Modell: Bisher gab es einen braunen Holzkasten, in den eine Scheibe eingelassen war, auf der sich die Scala und die Einstellknöpfe befanden. Das neue E-Meter ist oval und aus Plastic. Auch die Scala ist oval. Und statt eines mechanischen Zählwerkes findet sich die heute übliche elektronische Leuchtanzeige. Mit anderen Worten: Die alte magische Kiste wurde modisch aufgepäppelt, weder geschmacklich noch herstellungstechnisch irgend eine Besonderheit. Der Werbung ist kein nachprüfbarer Hinweis auf ein verändertes Innenleben zu entnehmen und das Innenleben der alten Kiste war mager genug: Auch die neue magic box dürfte überwiegend leer sein. Und was kostet dieses offenbar für den Sonntagsgebrauch gedachte E-Meter? ca. 3.200. DM für ein simples elektronisches Gerät! (Dezember 79, monatlich 10 % Preissteigerung!) Zum Vergleich: Dafür bekommt man heutzutage einen Kopierautomaten oder eine Kugelkopf-Schreibmaschine oder ein Farbfernsehgerät der absoluten Spitzenklasse oder eine erstklassige Spiegelreflex-Kamera mit Motor und jeder Menge Objektive. Die Staatsanwaltschaften mögen die Verfasser dieses Textes wegen Beleidigung belangen, weil wir die Verkäufer Betrüger und Wucherer nennen. Oder sie mögen die Verkäufer wegen dieser Delikte anklagen.
Preise für Kurse und »Auditing« Die Preise für Kurse werden nach wie vor in höchst irreführender Weise als »Beiträge« und »Spenden« bezeichnet. Beiträge sind im üblichen Sprachgebrauch regelmäßig wiederkehrende Leistungen, mit denen der Grundbedarf des Vereins gedeckt wird. Beiträge können steuerfrei sein: Für das Mitglied, wenn der Verein gemeinnützig ist. Scientology-Vereine sind im allgemeinen nicht als gemeinnützig anerkannt, doch dürfte dies kaum einem Mitglied bekannt sein. Schließlich sind Mitgliedsbeiträge auch für den Verein steuerfrei. Und zwar auch für solche Vereine, die nicht gemeinnützig sind. Solche Vereine müssen 56 % Körperschaftssteuer vom Gewinn abführen. Mitgliedsbeiträge bleiben unter bestimmten Voraussetzungen bei der Gewinnermittlung unberücksichtigt. Für Spenden gilt im Prinzip dasselbe: Der Spender kann sie von der Steuer absetzen und der Empfänger braucht sie nicht zu versteuern. Wir wissen nicht, ob die verschiedenen Scientology-Vereine Steuern bezahlen. Wir wissen allerdings, daß dem Dianetic Stuttgart e.V. die Gemeinnützigkeit aberkannt wurde. Selbstverständlich wissen wir dies nicht vom Finanzamt. Der Verein Dianetic e.V. selbst hat diese Nachricht verbreitet, verbunden mit der Bitte an die Mitglieder, Briefe zu schreiben, um das Finanzamt zu einer Meinungsänderung zu veranlassen. Und wir wissen, daß die Steuerermäßigung für die Scientology-Sekte von derart großem Interesse ist, daß die Sektenbosse, die alle ihre Kritiker zu Kriminellen abstempeln, offenbar selbst schuldig
geworden sind: Sie stehen derzeit in Washington vor Gericht. Sie sollen eingebrochen haben, Wanzen gelegt und Regierungsakten gestohlen. Zurück zu den Preisen, die bei Dienstleistungen dieser Art vom Gesetz Vergütung genannt werden: 1976 betrug der Stundensatz für das »Auditing« höchstens 64.- DM. Die ABI hatte damals diesen Stundensatz mit dem eines akademisch ausgebildeten Psychologen verglichen und für zu hoch befunden. Aber damals konnte man darüber immerhin noch streiten. Jetzt ist jeder Streit überflüssig: ca. 350. DM pro Stunde!! Dieser Stundensatz - monatlich 5 oder 10 % mehr! - wird allerdings nur noch selten oder fast nie ausgewiesen und er ist auch nur schwer errechenbar. 350.- DM pro Stunde! Dieser Preis ist mit nichts mehr vergleichbar. Auch der Hinweis auf die Einkünfte von Chefärzten - so sehr eine Kritik daran berechtigt sein mag - liegt neben der Sache: Chefärzte erhalten ihre Rieseneinkommen, weil sie sich auf ihrem Gebiet einen Namen gemacht haben (und wohl auch aus anderen Gründen). Scientology- »Auditoren« sind Leute ohne jeden Namen, und in der Regel meist ohne fachliche Ausbildung. Das Geld wird dem Markenzeichen Scientology geopfert, wie ein Journalist schrieb: »Altäre für das Geld der Ängstlichen.« Die Sekte mußte natürlich damit rechnen, daß mal jemand nachrechnet und zu dem einzig möglichen Schluß kommt, daß diese Kurse erstens für die Teilnehmer zu teuer sind und zweitens sagenhaften Profit abwerfen müssen. Kurz nach Inkrafttreten der Preiserhöhungs-Automatik wurde unter dem Datum des 17.12.78 »Ron's Journal 30« veröffentlicht: Ron ,5 Journal 30 Hallo! Ich habe ein paar aufregende Neuigkeiten über Dienstleistungen. Das Auditing ist so schnell geworden, daß tatsächlich das Cearing ganzer Gebiete in Sicht ist. 1978 war das Jahr der technischen Durchbrüche! Wenn das Auditing wegen der Inflation teurer werden mußte, mußte es sehr viel schneller und besser gemacht werden. Tatsächlich sind die Auditing-Kosten heute so niedrig wie nie zuvor, und das werden sie bleiben, da die Verbesserungen so großartig gewesen sind. So simpel ist das also.. Dieselbe Autoreparatur, die früher eine Stunde gedauert und 50.- DM gekostet hat, dauert jetzt nur noch eine halbe Stunde und kostet ein paar hundert DM. Die Scientologen werden auch diese Logik schlucken. Tatsache ist immerhin: noch nie hat Scientology so viele »Clears« produziert, wie heute. Im Februar 1979 waren weltweit erst 6.300 Menschen in diesem übermenschlichen Zustand. Ein Jahr später gelang es endlich einigen »Prominenten« deutschen Scientologen Clear zu werden (»Clears« werden numeriert): Helfried Riess 7807 Kurt Weiland 7811 Birgit Schmieder 7824 Paula Preisinger7825 Jörg Stettler7890
Einen Monat später stiegen die Zahlen dann rasant an und wieder war einige deutsche »Prominenz« dabei: Hubert Berrang 11609 Sigi Raitz v. Frentz 11610 Gerd Tjarks 14596 Peter Blum17283 Martin Ostertag17309 Dörte Girschkowski17956 Alles langjährige Scientologen. Ostertag war lange Jahre Pressesprecher der Zentrale in München, ehe er von Weiland abgelöst wurde. Nebenbei: Bisher konnten die sagenhaften Fähigkeiten der »clears« im Verborgenen blühen, weil es davon so wenige gab. So bekommen Clears angeblich keinen Schnupfen, sie brauchen keine Brille, sie haben selten oder nie Unfälle. Und überhaupt: Nach Hubbard beruhen 70 % aller Krankheiten auf somatischen Ursachen und sind damit für einen Clear gegenstandslos. Zurück zu »Ron's Journal 30« und den sagenhaften Fortschritten: »So unglaublich es klingt, stoßen wir manchmal auf Dianetik-Clears, die in ihrem vorigen Leben, 1949 und 1950 Clear gegangen sind... wir machen also nicht nur neue Clears, wir finden auch alte.« Ganz abgesehen davon, daß dies Hubbards früheren Behauptungen über die Natur des Clear widerspricht: erst 1950 stellte Hubbard den ersten »Clear« der staunenden Öffentlichkeit vor: Sonia Bianca, eine hübsche College-Studentin, die auf der Bühne freilich jegliche unerwarteten Fähigkeiten vermissen ließ und sich nicht einmal an die Farbe von Hubbards Krawatte erinnerte, als dieser ihr gerade den Rücken kehrte. Der zweite Clear wurde erst 1952 gefunden. Wenn Sonia Bianca also wiedergeboren wurde, müßte man doch feststellen können, ob sie überhaupt gestorben ist. Noch unglaubwürdiger wird »Rons Journal 30«, wenn man der Hubbard-Biographie des Frankfurter CFAP Glauben schenken darf. Dort heißt es wörtlich: »Im August 1965 erklärte er den Zustand des ,Clear' als erstmals erreicht«. Aber - wie schon erwähnt - die Frankfurter haben sich offenbar ihre eigene Biographie gebastelt. Zu den »technische Durchbrüchen« des Jahres 1978 gehört auch der Neue DrogenrundownDas ist die Antwort auf die Träume eines Drogennehmers. Ohne Entzugserscheinungen kommt er in einer Raketenfahrt ohne Schmerz und Belastung direkt wieder zum Leben zurück. Mit einem gut trainierten NED-Auditor sind die Kosten eines endgültigen, beendeten, abgeschlossenen Drogenrundowns weit unter das geschrumpft, was sie einmal waren und was sie zu sein pflegten. Damit auch niemand auf die Idee kommt, mit Drogen könnten vielleicht nur Arzneimittel gemeint sein: »Die Mafia, Drogen-Durchsetzungsagenturen und andere Kriminelle hassen das, da es sie um die Arbeit bringt. Aufgeklärten ausländischen Regierungen gefiel Narconon, aber Junge! Jetzt lieben sie es.« In der Tat, die Toten werden wieder gehen.
Womit endlich und hoffentlich ein für allemal klargestellt ist: der NARCONON e.V. (vgl. Tarnorganisationen) bietet nichts anderes als den »Drogenrundown« der Sekte.
Buchpreise In einem Punkt darf man den Angaben der Sekte getrost glauben: Sektengründer Hubbards Scientology-Bücher dürften sehr hohe Auflagen erreichen. Hohe Auflagen bedeuten geringe Produktionskosten. Bei Auflagen von einigen Hunderttausend kostet auch ein dickes, gebundenes Buch kaum über zwei oder drei Mark an Herstellungskosten. DIANETIK: DIE MODERNE WISSENSCHAFT DER GEISTIGEN GESUNDHEIT ist ein solches Buch. Preis: 44,- DM. Allerdings werden von den unterschiedlichen Scientology-Organisationen auch unterschiedliche Preislisten verschickt. Die Scientology-Zentrale in München verschickte eine Preisliste, nach der dieses Buch 33,-- DM kosten sollte. Und zwar mit der ausdrücklichen »Anmerkung: Alle Preise sind einer monatlichen Preissteigerung von 10 % unterworfen. « Gleichzeitig verschickte die Sektenzentrale in Kopenhagen die Preisliste, nach der dasselbe Buch 44, - DM kostet. Ob nun 33,- DM oder 44,- DM: Wucher ist das allemal. Selbst wenn das Buch in der Herstellung 5,- DM kosten würde und man einen satten Vertriebszuschlag von 100 % hinzugeben würde, käme ein Preis von lediglich 10,- DM zustande. Trotz dieses schon jetzt überhöhten Preises werden die Preise für Bücher Monat für Monat um 10 % erhöht. Das bedeutet: 314 % Preiserhöhung im Jahr! Da diese Zahl schier unglaublich ist, soll Hubbards diesbezügliche Führungsanweisung hier wiedergegeben werden: L.Ron Hubbard EXECUTIVE DIRECTIVE 8.Mai 1979 LRH ED 284-5 INT An:Commanding Officers Executive Directors Dissemination Secretaries Distribution Secretaries Publikationsorganisationen Missions Buchhändler Bucheinzelhändler FSMs Ausgabe zur allgemeinen öffentlichen Verbreitung Von:Ron Betrifft:ERHÖHUNG DER BUCHPREISE Referenz LRH ED 284, Die Lösung der Inflation Hebt LRH ED 284-1 auf und ergänzt LRH ED 284-4. Vom 1. Juni 1979 an werden die Preise aller Dianetik- und Scientology-Bücher, Kurs-Packs und anderer Materialien, einschließlich E-Meter, monatlich um 10 % steigen, wirksam um Mitternacht eines jeden Monats, am letzten Tag des vorangegangenen Monats. Druckund Papierkosten sind rapide angestiegen und steigen weiterhin an. Bücher und Materialien werden Gefahr laufen, nur mit Verlust geliefert zu werden, und dies könnte Disseminationslinien unterbrechen. Einzelnen Buchverkäufern und Einzelbuchverkaufsstellen wird vorzeitiger Kauf empfohlen, solange bestehende Lagerbestände ausreichen und bis der höhere Preis neue Lagerbestände möglich macht. Das Eingangsdatum der Bestellung bei Pubs oder dem Buch laden, begleitet von einer Zahlung, bestimmt, welcher Verkauf unter die Preissteigerung fällt, nicht das Lieferungsdatum. Jede Anstrengung wird getan und wird getan werden, um alle Titel und Materialien auf Vorrat zu halten. Es sei erwähnt, daß »Dianetik, die moderne Wissenschaft der geistigen Gesundheit« in sein 29. Lebensjahr als ein ständiger Bestseller eintritt und daß Sammlungen von LRH-Büchern und Erzählungen nun bis zu 70.000.-- US-Dollar erbringen, nach Aussage von maßgebenden Sammlern. Die Nachfrage bleibt weiterhin sehr hoch, und es muß alles unternommen werden, um mit
ihr Schritt zu halten. L. RON HUBBARD GRÜNDERAuf Verlangen derVORS TÄNDEderSCIENTOLOGY-KIRCHEN Auch dies ist wieder ein Beweis für den lügenhaften Umgang der Scientology-Sekte mit den Tatsachen: Die jährliche Preissteigerungsrate beträgt in der Bundesrepublik ca. 5 %. Also in jedem Fall 300 % weniger als die Scientology-Preise. »Druck- und Papierkosten steigen rapide« heißt es zur Rechtfertigung dieser Preissteigerung. Diese Behauptung ist in diesem Zusammenhang falsch. Es ist schon zweifelhaft, ob die Druck- und Papierkosten überhaupt steigen. Bei derartigen Großaufträgen dürfte die Steigerung jedoch kaum ins Gewicht fallen und bestimmt nicht mehr ausmachen als die üblichen 5 % im Jahr. Die Scientology-Sekte hat hier eine neue Variante des sogenannten Psychologischen Kaufzwanges erfunden. Sie führt bewußt eine Inflationsmentalität herbei, um den Käufer zu schnellen Bestellungen zu drängen. Die tatsächlichen Gründe für derartige Preiserhöhungen verbunden mit einem starken psychologischen Kaufanreiz kann nur vermutet werden. An der Organisation der Sekte hat sich, so weit ersichtlich, nichts verändert, was einen derart großen Geldbedarf rechtfertigen würde. Auch kaufmännisch ist eine solche Preispolitik weder logisch noch vernünftig. Also müssen entweder die Sekte oder der Copyright-Inhaber und Sektengründer Hubbard aus anderen Gründen einen erhöhten Geldbedarf haben.Eine plausible Antwort: An den Gerüchten, nach denen Hubbard entweder querschnittgelähmt oder tot ist, könnte was dran sein, und Erbauseinandersetzungen stehen bevor oder sind bereits in Gang. Denn das Copyright - und damit der Anspruch auf Vergütung - vererbt sich und währt in Deutschland noch 70 Jahre nach Tod des Urhebers weiter.
Supertrick 1: Vorauszahlungen Nicht genug mit den Super-Wucherpreisen: Scientology-Anhänger werden noch auf andere Art und Weise geschröpft. Am Beispiel der Kurse: Das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) bestimmt:§ 614 BGB: Die Vergütung ist nach der Leistung der Dienste zu entrichten. Ist die Vergütung nach Zeitabschnitten bemessen, so ist sie nach dem Ablauf der einzelnen Zeitabschnitte zu entrichten. Nicht so bei der Scientology-Sekte: hier wird die Vergütung grundsätzlich im voraus verlangt. Der Fall: ein Stuttgarter hatte den 200-Fragen-Test absolviert. Die Auswertung fiel - wie üblich äußerst negativ aus. Wohl deshalb kümmerte sich der Stuttgarter Scientologen»Geistliche« höchst persönlich um den Mann. 200 Stunden »geistliche Beratung« brauche er mindestens, zum Preis von damals 48,-- DM pro Stunde, also solle das Ganze 9.600,-- DM kosten. Der Stuttgarter hatte zwar kein Geld, aber eine krisenfeste Stellung bei einem Versorgungsunternehmen. Also schleppte ihn der Stuttgarter Scientologen-»Geistliche« Helmut Kohl höchstpersönlich zum nächsten Kredithai. Dort wurde ein Kredit aufgenommen, auf den üblichen harmlosen Formularen, in denen die wahren Kreditkosten kunstvoll verschleiert werden. 1 % Zinsen im Monat sind laut Formular zu zahlen, und der Durchschnittsbürger errechnet daraus 12 % im Jahr. Weit gefehlt. 10 % Preissteigerung sind auch nicht 120 % im Jahr, sondern eben 314 %. Tatsächlich entspricht ein Zinssatz von 1 % im Monat einem solchen von 23,41 % im Jahr. Hinzu kommen Kosten für Bearbeitung, Versicherung usw. usw., die den Kreditkosten zuzurechnen sind, so daß man sehr schnell auf einen Zinssatz von ca. 40 % kommt. Die Scientologen-Zentrale hat das Geld kassiert, und der Teilnehmer hat kurz darauf gekündigt. Nach einigem Hin und Her wurde ihm dann das übliche Rückzahlungs-Formular geschickt.
Supertrick 2: Rückzahlungs-Verhinderungs-Antrag
Es ist zweifellos leichter, vom Finanzamt Geld zurückzubekommen, als von der ScientologySekte, wenn man deren Formular benutzt. Daß die Einzahlungs- Quittungen vorgelegt werden müssen, ist gerade noch verständlich, spricht allerdings für eine schlecht geführte Buchhaltung. Dann aber wird es schlimm: »2. Der Antragsteller muß eine von einem Notar beglaubigte Erklärung anheften, daß er in dieser Angelegenheit noch keine Rückzahlung bekommen hat.« Reine Schikane, denn der Notar beglaubigt nur die Echtheit der Unterschrift. »3. Wenn 1. und 2. oben abgeschlossen sind, muß der Antragsteller eine Bestätigung von der Technischen Abteilung bekommen, daß die entsprechende Leistung entweder noch nicht in Anspruch genommen wurde. Diese Bestätigung wird zusammen mit den Papieren von 1. und 2. oben an dieses Formblatt geheftet. 4.Nun bekommt der Antragsteller vom Leiter der Qualifikationsabteilung eine Bestätigung, welche Art korrektiver Leistung er erhalten hat, oder ob er eine solche Leistung verweigert hat. Diese Bestätigung wird an dieses Formblatt angeheftet. 5.Der Antragsteller geht jetzt zum Ethik-Officer der Kirche, wo er folgende Erklärung sowie eine Verzichtserklärung laut HCO PL vom 5. Februar 1970, Ausgabe 11, unterschreibt. 6.Ich, der Antragsteller, verstehe, daß eine Bearbeitungsgebühr für die Bearbeitung einer Rückzahlung erhoben wird. Die Gebühr wird festgelegt, nachdem mein Antrag vom C.B.V. überprüft wurde, da sämtliche Ausgaben, die durch das Bearbeiten dieses Antrages entstanden sind, in der Berechnung aufgeführt werden müssen. 7.Der Antragsteller muß ebenso verstehen, daß sein Antrag zurückgewiesen werden kann, wenn: D)Wenn er/sie Verzichtserklärungen gefälscht hat, die aufgrund einer psychiatrischen Vergangenheit abgegeben wurden, oder die Kirche in anderer Weise hintergangen hat.G)Wenn irgend eine Drohung, Nötigung oder Einschüchterung von Seiten des Antragstellers versucht wurde. K)Wenn es irgend einen anderen Verstoß gegen den ursprünglichen Vertrag gibt.« Damit ist der Spaziergang noch keineswegs zu Ende. Der Antragsteller muß zum dritten Mal unterschreiben und einen weiteren Gang durch die verschrobene Scientology-Bürokratie antreten. Während der »Antragsteller« Zinsen bezahlt und Scientology das Geld auf der Bank liegen hat und Zinsen kassiert, soll der Antragsteller also einen langwierigen Fußmarsch antreten, ohne zu wissen, wieviel »Bearbeitungsgebühr« ihm anschließend abgeknöpft wird.
Juristische Beurteilung Das Ganze ist völliger Unsinn und nichts als Schikane. In Wahrheit liegen die Dinge ganz einfach: Der Vertrag mit der Scientology-Sekte ist ein DIENSTVERTRAG. Jeder Dienstvertrag kann fristlos gekündigt werden. Wenn es sich um Dienstleistungen höherer Art handelt, kann der Vertrag sogar jederzeit und ohne Angabe von Gründen gekündigt werden, § 627 BGB. Um solche Dienstleistungen handelt es sich hier, mögen sie auch wertlos sein. Bereits mit der Kündigung kann die Rückzahlung gefordert werden. Dafür sollte eine Frist gesetzt werden. Gleichzeitig sollte angedroht werden, für den Fall, daß die Zahlung nicht fristgemäß eingeht, einen Mahnbescheid zu beantragen oder Klage zu erheben.
In dem oben geschilderten Fall hat die ABI im Auftrage des Stuttgarters ca. über 10 Monate korrespondiert, ehe sich die Scientology-Sekte bequemte, das Geld zurückzuzahlen. Daraufhin stellte die ABI der Sekte 24 % Zinsen für diesen Zeitraum in Rechnung und die Kosten der Bearbeitung durch die ABI, berechnet nach der Gebührenordnung für Rechtsbeistände. Die Sekte weigerte sich zu zahlen, und die ABI erhob Klage beim Amtsgericht München. Das Amtsgericht München (9 C 836/77) gab der Klage statt. Aus den Entscheidungsgründen: »Der Rückzahlungsantrag enthält für denjenigen, der die Rückzahlung der bezahlten Gebühren beansprucht, nichts anderes als eine Reihe von Erschwernissen, die durch kein gerechtfertigtes Interesse des Beklagten (Scientology-Verein) gedeckt sind. Wenn der Beklagte (Scientology-Verein) darauf hinweist, daß die Formalien des Rückzahlungsantrages dadurch gerechtfertigt seien, daß klargestellt werden soll, daß nach Beendigung des Mitgliedschaftsverhältnisses keinerlei Rechte mehr bestünden, so greift diese Erklärung nicht durch. Den von dem Beklagten (Scientology- Verein) erwünschten Erfolg kann man schlicht und einfach dadurch erreichen, daß man den Austrittswilligen eine Erklärung unterschreiben läßt, in der er auf sämtliche Rechte aus dem Mitgliedschaftsverhältnis verzichtet. Warum hierzu, wie in dem Rückzahlungsantragsformular vorgesehen, zunächst zum Rezeptionisten, dann zum Direktor für Korrektur, schließlich zum Qual, dann zum Direktor für technische Dienstleistungen, schließlich zum Fallüberwacher gegangen werden muß, ist schlechthin unerfindlich, es sei denn, der Austrittswillige soll bei sämtlichen Stationen immer wieder vorn Austritt abgehalten werden. Der Beklagte (Scientology- Verein) kann sich auch nicht auf Artikel 137 der Weimarer Reichs-Verfassung berufen. Denn auch die durch diesen Artikel eingeräumte Regelungsfreiheit für Religionsgemeinschaften steht unter dem Vorbehalt von Treu und Glauben. Schließlich kann sich der Beklagte (Scientology-Verein) nicht darauf beziehen, daß der Kläger die bezeichnete Regelung der Rückzahlung durch die Unterzeichnung der Regeln des Beklagten (Scientology-Verein) anerkannt habe. Einerseits kann nämlich zu einer sittenwidrigen Regelung eine wirksame Zustimmung ohnehin nicht erteilt werden, zum anderen aber ist die Kompliziertheit des Weges beim Austritt aus diesen Regeln nicht zu ersehen.« Gerichte haben also nicht nur die Werbung als sittenwidrig erkannt, sondern auch die Methoden, mit denen die Sekte ehemalige Mitglieder und besonders deren Geld an sich binden will. Die Sekte hat übrigens auch für diesen Prozeß die Kosten für die ABI und beide Rechtsanwälte bezahlt. Und, kaum begreiflich: sie hat gegen dieses Urteil keine Berufung eingelegt. Hat das Urteil die Sekte möglicherweise überzeugt? Leider nein, das sittenwidrige Formular wurde weiter verwendet. WICHTIGER TIP: Kündigungsschreiben immer per Einschreiben mit Rückschein versenden. Nur so kann man sicher nachweisen, daß der Brief auch angekommen ist.
11.Neue Kurse neue Stufe
»Go Clear!« - »Den Planeten Clear machen« so und ähnlich lauteten die Werbesprüche für das erste Traumziel der Scientologen, »Clear« zu werden. (Einige Einzelheiten dazu im Kapitel Biographie.) Ein wahrer Übermensch sollte dieser Clear sein, nahezu frei von Krankheiten, insbesondere auch frei von Schnupfen. Besonders plastische Schilderungen enthält das Buch des Ex-Scientologen Robert Kaufman: »Übermenschen unter uns«. Doch nachdem es die ersten »Clears« gab, war Sektengründer Hubbard dies nicht mehr genug. Kein Wunder: erstens war er den Clears nicht mehr voraus, und zweitens gab es an »Clears« nichts mehr zu verdienen. Also erfand Hubbard den OT, den OPERATING THETAN. Also ein Thetan in Aktion, eine Art Super-Übermensch, SUPERMAN!!! Die Scientologen-Zeitschriften veröffentlichen deren Heldentaten regelmäßig in ihren Zeitschriften, Rubrik OT-PHÄNOMENE: Ich habe die Sitzung soeben beendet. Meine Hand schreibt, doch befinde ich mich, dank meines Willens, über der Erde. Ich bin an einem bestimmten Punkt über dem Mittelmeer und kann von Alaska nach Schweden hinübersehen. Der größte Teil Afrikas ist frei von Nebel und Wolken, Grönland und die Arktis funkeln in der Sonne . . . Ich kann die wunderschönen, grünblauen Eisschichten sehen und wie die Sonne hinter ihnen scheint. Auch der OT reichte eines Tages nicht mehr aus, also erfand Hubbard neue Stufen des OT, zunächst den OT 1, dann OT II, usw. bis (derzeit) OT VII oder VIII, wobei die jeweils höchste Stufe - so heißt es - nur vom Sektengründer erreicht wird. Dann begann die Scientology-Sekte die Preise anzuheben, die schon zuvor nicht gerade kleinlich waren (vgl. Kapitel Wucherpreise). Monatlich um zunächst 5%, dann 10%, was einer jährlichen Steigerungsrate von 314 % entspricht. Um diese irrsinnige Steigerungsrate zu rechtfertigen, mußten wohl neue Kurse her, das »Jahr der technischen Durchbrüche« brach an, 1978. Neue Kurse wurden angekündigt, mit angeblich sensationellen Angeboten, alles enthalten in »RON'S JOURNAL 30« 1978 - DAS JAHR BLITZSCHNELLER NEUER TECHNOLOGIE Hier einige Auszüge aus den 16 DIN A 4-Seiten, die in verschiedenen Übersetzungen verbreitet wurden, die teilweise kurios voneinander abweichen: A. Preassessment Mit der neuen Preassessment-Tech, die für NED entwickelt wurde, wird jede Krankheit oder jeder Zustand, den der PC gehandhabt haben möchte und sollte, mit einer neuen Technik gehandhabt. E. Schwitzprogramm Einige dieser neuen Drogen, wie die Geheimdienstdroge LSD (wurde entwickelt, um ganze Städte zu vergiften und lahmzulegen) oder Angel Dust (Engelsstaub) (wurde von betrügerischen Spielern entwickelt, um Rennpferde zu handhaben und Rennen zu beeinflussen), haben die ekelhafte Angewohnheit, im Körper zu bleiben und unerwartet irgendwann hochzukommen, um Leute auf »Trips« zu schicken. Das »Schwitzprogramm« wurde verfeinert, um das zu handhaben. Das ist ziemlich anstrengend - aber das ist ein Verkehrsunfall auch, wenn ein unerwarteter »Trip«
losgeht. Jeder, der den Mut hat, ein Schwitzprogramm zu machen und dabei zu bleiben, ist strahlend daraus hervorgegangen. G. Erleichterungs-Rundown Er handhabt Verluste, die die Leute in Verzweiflung und Düsternis des Lebens treibt, und er wischt die Tränen der Zeit hinweg. H. Dianetik-Studenten-Rettungs-Intensiv Diejenigen, die das Studieren schwierig finden, werden davon entzückt sein. Der langsame Student nimmt plötzlich neues Wissen blitzartig auf. Seit Jahren ist ein Trend erkennbar: Scientology auf alles und jedes anzuwenden. Das begann 1956 mit dem Hubbard-Buch »Probleme der Arbeit«, die mit Scientology zu beseitigen seien. Die vorläufigen Höhepunkte enthält »Ron' Journal 30«: J. Identitäts-Rundown Freud sagte, daß Leute, die losgelöst sind und denen Dinge unreal sind, nie gehandhabt werden können, dieser RD setzt ihn ins Unrecht und den PC ins Recht. K. Unfähigkeits-Rundown Für einen PC kann Unfähigkeit mehrere Gestalten annehmen alles, angefangen von der Unfähigkeit, Mädchen anzusprechen, bis zur Unfähigkeit, Arabisch zu sprechen. Jetzt haben wir eine Methode, das zu handhaben, und sie funktioniert. Die Zahl der »Clears« hielt sich lange Jahre sehr in Grenzen. 1968 wurde der tausendste »Clear« vorgestellt, 10 Jahre später waren es immer noch nur 6.000, auf die ganze Welt verteilt. Für die Scientology-Sekte brachte das durchaus Probleme mit sich, denn die höheren Weihen dürfen nur an »Clears« verkauft werden und gerade diese bringen Scientology besonders viel Geld. Die Lösung: »Dianetic-Clears Zweifellos war die große Neuigkeit, über die 1978 auf der ganzen Welt sehr viel geredet wurde, die riesige Anzahl von Leuten, von denen entdeckt wurde, daß sie Dianetik-Clear gegangen waren. 1950 und später pflegten die Leute zu fragen: »Wo sind all die Clears?« Sie waren genau da! 1978 entdeckte ich, daß es tödlich war, einen Dianetik-Clear mit Dianetik weiter zu auditieren. Das gab den Anschein von keinem Fallgewinn! (natürlich). Als ich also ankündigte, daß das Auditieren von Dianetik bei Dianetik-Clears verboten ist, begannen sich die Leute umzuschauen, und siehe da, sie hatten mit Dianetik Clears hervorgebracht und einfach weiter gemacht! Der PC, der es geschafft hatte, wurde nicht zum Clear erklärt und weiteres Dianetik wirkte bei ihm nicht (natürlich). Im Jahre 1978, nach meiner Ankündigung, begannen Auditoren es zu überprüfen und auf den PC zu hören und stellten fest, daß es überall Clears gab! NED bringt jetzt viel schneller Gewinne hervor, und viele (nicht alle) NED-PC's begannen, Clear zu gehen.
Und die Zahl der Clears raste weiter, wie bei einem Computer. Indem sie rehabilitiert waren und es erlaubt wurde, sie zu Dianetik-Clears zu erklären, wurden plötzlich die vollen Resultate des Clear erzielt! Lawinen von aufregenden Erfolgsberichten gingen Monate lang zu Tausenden aus der ganzen Welt bei mir ein. Und es ist interessant, daß unter denen, die gefunden wurden, ein paar sind, die mit Dianetik im letzten Leben Clear gegangen sind- in den Fünfziger Jahren! (Das ist eine ganz schöne Arbeit, den Folder aus ihrem letzten Leben und die Daten ausfindig zu machen, so daß sie zu vollem OT weitergehen können!) »Wo sind die Clears?« Da waren sie!« Diese Nachricht wird viele Scientologen hart getroffen haben, galt es doch bisher als absolut sicher, einen »Clear« mit Hilfe des E-Meters zu erkennen. Und die Scientologen haben daran fest geglaubt, denn wie sagt Hubbard: »Das E-Meter irrt nie Es sieht alles. Es weiß alles. Es offenbart alles.« Nun aber soll das E-Meter in tausenden von Fällen den segensreichen »Clear«-Zustand übersehen haben, ohne daß dafür eine Erklärung geliefert wird. Für viele Scientologen mag eine Welt zusammengebrochen sein, auch wenn es nur eine Scheinwelt war. Hubbard geht darüber in seinem »Journal 30« mit einem Nebensatz hinweg: »Falls Sie dem fälschlichen Eindruck erlegen sind, daß Scientology 1978 zu Fall gebracht wurde, sollten Sie wissen, daß die neue Öffentlichkeit Scientology-Schriften auf einem Bestseller-Trend gekauft hat.« Das wird vielen Scientologen wohl nicht genügen, und es wird ebenfalls kaum ausreichen, daß im »Journal 30« zahlreiche neue Kurse vorgestellt werden: »Neu Das Ehe-Intensiv Damit handhaben Ehemänner und -frauen Eheschwierigkeiten, wodurch sie befähigt werden, ein glückliches Eheleben zu führen. Es kann die Blüte der Frühlingsromanze wiederherstellen! Neu Lehrer- oder Uberwacher-Intensiv Dies ist für jede Person, die mit dem Lehren oder Überwachen oder der Erziehung zu tun hat, und befähigt sie, ein bei weitem besserer Lehrer oder Überwacher zu werden. Neu Geld-Prozessing-Intensiv Das handhabt die Unfähigkeit, Geld zu haben und führt zu der Fähigkeit, das Einkommen zu erhöhen. Neu Berufsintensiv Das befähigt Personen, Schwierigkeiten zu überwinden, denen sie in ihrem Beruf oder in irgend einem gegebenen Fachgebiet begegnen mögen. Neu Fixierte Person-Rundown Das befähigt eine Person, den Zustand zu überwinden, ihre Aufmerksamkeit auf eine Person fixiert zu haben.« All diese Kurse sind auch für »Clears« vorgesehen und das ist nun wirklich völlig unverständlich. Denn nach Hubbards eigenen Thesen sollte ein »Clear« genau diese Probleme eigentlich gar nicht mehr haben. Zu den zahllosen neuen Kursen gehört auch der folgende:
»Neu Dianetik-Clear-Rehabilitation Der Zustand des Dianetik-Clear wird überprüft und rehabilitiert, was in den meisten Fällen eine sehr schnelle Aktion ist. Es muß überprüft werden, denn wenn eine Person es nicht erreicht hat, muß sie auf den Clearing-Kurs gehen; und wenn sie wirklich Dianetik-Clear erreicht hat, wäre es verhängnisvoll, den Clearing-Kurs zu machen, denn sie ist natürlich schon Clear. Darum sind AOs jetzt mit einem Projekt beschäftigt, Folder-Archive wiederherzustellen, insbesondere von den wenigen PCs, die in den letzten paar Jahrzehnten gestorben sind. Bringen Sie immer Ihren eigenen Folder oder lassen Sie ihn an die AO schicken, wenn sie gehen.« Man kann es wohl durchaus als bedenklich ansehen, wenn Lebensläufe Verstorbener jetzt Lebenden als früheres Leben angedient werden. In diesem Zusammenhang soll auf das Problem des DATENSCHUTZES hingewiesen werden, vgl. Gesetzesverstöße. Jeder Scientologe, insbesondere aber auch jeder ExScientologe sollte wissen, daß seine Akte noch über seinen Tod hinaus zur Motivierung teurer Kurse verwendet wird. ÄRZTE UNTERLIEGEN DER SCHWEIGEPFLICHT, SCIENTOLOGEN NICHT.
12.Die Tarnorganisationen Tarnorganisationen-Liste ACADEME - Initiative zur Förderung selbständigen Lernens Aktionskommitee für freie religiöse Entfaltung, München ALV - Arbeitskreis für Liberale Bildungsinformation der Verbraucher e.V., Darmstadt CFAP - College für angewandte Philosophie, in mehreren Städten Communication Center, Ulm Dianetic-College, Frankfurt Studierkreis angewandter Philosophie, Gelsenkirchen Deutsche Liga für Menschenrechte, e.V., München Patientenhilfe e.V., München Kommitee Wahres Christentum Kommission für Verstöße des Bürgers gegen Datenmißbrauch, München Kommission für Polizeirefonn, München Institut für angewandte Philosophie, München
Gesellschaft zur Förderung religiöser Toleranz und zwischenmenschlicher Beziehungen e.V., München Aktion Sauberes Ministerium, München ZIEL - Zentrum für Individuelles und effektives Lernen e.V., München
Tarnorganisationen Der Erfolg der Scientology-Sekte wäre kaum denkbar ohne ihre Tarnorganisationen. Selbst der Deutsche Bundestag hat sich bereits mehrfach mit diesen Tarnorganisationen befaßt. So heißt es im Protokoll der Bundestagssitzung vom 12.5.1978: »Die Bundesregierung teilt die Auffassung, daß durch das Wirken der Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte e.V., einer Tarnorganisation der ScientologySekte, psychisch Kranke und ihre Angehörigen verunsichert und Einrichtungen der psychiatrischen Versorgung und ihre Mitarbeiter in Mißkredit gebracht werden.« »Sowohl die Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte als auch die Scientology-Church selbst haben durch breitgestreute Veröffentlichungen unwahre und verleumderische Behauptungen über die Verhältnisse in der deutschen Psychiatrie verbreitet. Hierzu liegen inzwischen gerichtliche Entscheidungen vor, die die Verbreitung derartiger Behauptungen untersagen.« »Die Bundesregierung wird insbesondere durch eine verstärkte Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit auf die bedenklichen Praktiken der Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte e.V. hinweisen. In diesen Bemühungen wird sie schon heute durch das gezielte Engagement gesellschaftlicher Organisationen, insbesondere der Aktion Bildungsinformation e.V. in Stuttgart, tatkräftig unterstützt.« Eine kleine Anfrage zahlreicher Abgeordneter beantwortet die Bundesregierung am 24.7.79 mit der Drucksache 8/2790. Darin werden allein 17 Tarnorganisationen der Scientology-Sekte namentlich genannt. Bestelladresse: Verlag Dr. Heger P. 2008 21 53 Bonn 2
Warum Tarnorganistationen? Die Scientology-Sekte ist vielerorts als höchst berüchtigt bekannt. Auf ihre zahlreichen Presseinformationen erfolgt nur selten auch eine Veröffentlichung in der Presse. Die Scientology-Sekte benötigt die Presse jedoch für ihre weltweite Mitglieder-Werbung sozusagen als Dokument der öffentlichen Anerkennung. Deshalb finden sich Artikel über die Tarnorganisationen sehr häufig in der Scientology-internen Werbung wieder, wo sie Mitglieder den Rücken stärken soll, auch gegenüber Angehörigen. Und da ScientologyAnhänger in der Regel alles glauben, was ihnen die Sekte vorsetzt, stärken solche Artikel wohl auch das Selbstbewußtsein der Anhänger und damit den Zusammenhalt der Organisation. Die Tarnorganisationen sind vielfach untereinander und wiederum mit der verfilzt. Wir können in dieser Broschüre jeweils nur einige Hinweise geben, was allerdings keineswegs bedeutet, daß nicht mehr Informationen vorhanden sind. Die Tarnorganisationen sind meistens eingetragene Vereine, somit also juristische Personen. Etwa nachforschende Journalisten werden feststellen, daß diese Vereine all das beim Registergericht einreichen,
was so üblich ist und manchmal sogar etwas mehr. Aus den Registerunterlagen lassen sich somit keinerlei Rückschlüsse ziehen. Auch der Verein ZIEL gibt nur den Namen des Sektengründers Hubbard an, dessen Markenzeichen Scientology wird nicht erwähnt. Je nach Ziel und Zweck lassen sich verschiedene Gruppen von Tarnorganisationen ausmachen.
Namens-Tarnung: Diese Organisationen verwenden das Markenzeichen Scientology im Namen nicht oder nur an versteckter Stelle. Bei diesen Organisationen kann allerdings relativ einfach ausgemacht werden, daß es sich um Scientology-Organisationen handelt: College für angewandte Philosophie e.V.: Vereine diesen Namens gibt es in einer Reihe von Städten, so in Stuttgart, München, Berlin, Hamburg, Frankfurt. Dianetic-College e.V. oder Dianetic e.V.: Hier gilt dasselbe. Beide Organisationsformen scheinen sehr darauf bedacht zu sein, nicht von Religion oder Kirche zu sprechen. Institut für angewandte Philosophie.: Organisationen solcher oder ähnlicher Bezeichnung werden gelegentlich von ehemaligen Scientologen gegründet.
Dienstleistungs-Tarnorganisation Ein Scientologe sieht sich bekanntlich als eine Art Übermensch. Deshalb ist es nur folgerichtig, daß er Sektengründer Hubbard's »Technologie« auch auf anderen Gebieten anwendet. Narconon e.V. Vereine diesen Namens gibt es (bisher) in München, Berlin und Frankfurt. Diese Vereine behaupten, Drogenentziehung zu betreiben. Es wird mit einer Erfolgsquote von 80 % geworben, eine geradezu unglaublich hohe Zahl. Der Berliner Senat hat diese Zahl offensichtlich geglaubt: Bis 1976 bezahlte er zu Lasten der Sozialhilfe ca. 1.5 Millionen DM für Drogenentzug bei Narconon. Nachdem die Verwandtschaft zu Scientology durch Presseveröffentlichungen und eine Fernsehsendung bekannt wurde, ließ der Senat eine umfangreiche Untersuchung durch Sachverständige vornehmen. Ergebnis dieser Untersuchung: Die sagenhafte Erfolgsquote ist nichts als Bluff. Der Trick ist einfach und typisch für die Scientology-Sekte und deren Umgang mit der Wahrheit: als »Erfolg« wurde jeder gezählt, der den Scientology-Kurs (nichts anders verbirgt sich hinter dem angeblichen Drogenentzug-Programm) beendet haben. Tatsächlich aber kann der Erfolg des Drogenentzugs nur daran gemessen werden, wie viele Probanden dauerhaft vom Rauschgift wegkommen. Die Sachverständigen fanden heraus, daß nach diesen Kriterien allerhöchstens 10 % der von Narconon »behandelten« drogenfrei waren. Auch diese wird man aber kaum als resozialisiert bezeichnen können: Erfolgreich kann der Entzug nur sein, wenn der ehemals Süchtige wieder für sich selbst sorgen kann. Von den 10 % angeblich Drogenfreien aber war ein erheblicher Teil Mitarbeiter bei Narconon und lebte zum Teil sogar im Narconon-Haus. Von der Droge in die Sekte nannte der Berliner Journalist Jochen Maes diesen Tausch von Abhängigkeiten in einer umfangreichen Dokumentation (zu haben beim Zitty-Verlag).
Der Berliner Senat hat die Zahlungen inzwischen eingestellt. Narconon konnte die damalige Situation ausnutzen: Eine ständig wachsende Zahl von Drogen-Toten und fehlende Therapieplätze. Der Senat hat deshalb den angeblichen Narconon Entzug auch noch bezahlt, als die Verbindungen zu Scientology, längst bekannt waren: wenn nämlich der Süchtige jede andere Therapie ablehnte und sich somit in Lebensgefahr befand. Ziel Zentrum für individuelles und effektives Lernen e.V. Dieser Verein machte zuerst in der Schweiz auf sich aufmerksam und erreichte eine erhebliche Presseöffentlichkeit. »Eine Gruppe engagierter Schweizer Lehrer«, so hieß es dann in der deutschen ZIEL, habe sich zusammengetan, um die Lerntechniken des großen amerikanischen »Humanisten« Hubbard zu verbreiten. In Deutschland tauchte ZIEL erstmals in den renommierten »Südwestdeutschen Schulblättern« auf, der Zeitschrift des PhilologenVerbandes von Baden-Württemberg. Viel Überschwengliches wird dort über die »Präzisionstechnologie« des »amerikanischen Humanisten« vermeIdet. So auch, daß »in Mexiko zur Zeit 4500 Lehrer offiziell in dieser Methode ausgebildet« werden, sehr beeindruckend. Mißlich für Scientology und ZIEL ist nur, daß die mexikanische Botschaft dies nachdrücklich dementiert und um »die Verbreitung dieser Richtigstellung« bittet. Autor des ZIEL-Artikels war der Gymnasialprofessor Rainer Pabel aus Stuttgart, der Stuttgarter Zeitung vom 8.6.79 als »Schlepper für zerstörerische Jugendreligion« aufgefallen. Dieser Pädagoge hielt es nicht für nötig, auch nur mit einem Wort darauf hinzuweisen, daß dieser amerikanische Humanist im Hauptberuf Gründer der Scientology-Sekte ist. Mit derselben Logik könnte man den Schülern Hitler als großen Autobahn-Erbauer vorstellen. (Rainer Pabel pflegt übrigens vor den Schulferien die Telephonnummer seines Ferienortes an die Tafel zu schreiben. Er macht in England Ferien und die Nummer ist die der Sektenzentrale Saint Hill. Um nach England hineinzukommen muß Papel übrigens ein falsches Reiseziel angegeben und den Zweck der Reise verschwiegen haben, da ausländischen Scientologen bekanntlich die Einreise verweigert wird). An anderer Stelle seines Aufsatzes - den er der Redaktion sozusagen untergeschmuggelt hatte - wird Pabel deutlicher, wenigstens für den, der sich ein wenig mit Scientology befaßt hat: um Schulschwierigkeiten abzubauen - so Pabel -verwendet der Lehrer »meistens die `Methode des Wortklärens' die nach genauen Regeln aufgebaut ist.« Nämlich nach den Regeln des Sektengründers, nach denen Worten eine Scientology-eigene Bedeutung verpaßt wird oder mindestens werden kann, wie oben dargelegt. Noch zu diesem Zeitpunkt war ZIEL nur in der Schweiz aktiv. Die Zeitschrift FRAU berichtete unter dem ZIEL-Schlagwort »Lernen wie man lernt« ausführlich über die »Studiertechnologie des amerikanischen Erziehers und Humanisten L. Ron Hubbard«. Damit nicht genug, wird auch gleich Hubbards Biographie ausführlich abgehandelt und seine Tätigkeit für die verschiedensten Organisationen vorgestellt, die hier aus Platzgründen nur mit ihren Abkürzungen wiedergegeben werden sollten: NARCONON CCHR
MRA CREO CRIMINON NCLESJ GER US COPHS ASI LIM ITE EEA FEGU GAME ERM EA Und schließlich: »,ZIEL' in der Schweiz und in der Bundesrepublik. Dianetics und Scientology-Organisationen in 38 Ländern auf fünf Kontinenten«. In einem drei volle Seiten füllenden Zeitschriften-Artikel nur ein einziger Hinweis auf Scientology und der in der vorletzten Zeile versteckt: Ein PR-Meisterstück. Die ZIEL-Vereinsgründung für Deutschland erfolgte am 12.10.79 in München. Am 23.2.79 wurde ZIEL unter der Nr. VR 9500 ins Vereinsregister beim Amtsgericht München eingetragen. Dort ist nachzulesen: 2 Zweck des Vereins Zweck des Vereins ist die Entwicklung und Förderung und Anwendung wirksamer Unterrichts- Studier- und Lerntechniken. Der Verein bemüht sich um die Entwicklung und Rehabilitierung der Studier- und Lernfähigkeit bei Studenten, Schülern, Kindern im Vorschulalter, Eltern, Lehrer und sonstigen interessierten Personen. Der Verein verfolgt diese Aufgabe ausschließlich mit Hilfe der Studier- und Lerntechnik, welche von L. Ron Hubbard entwickelt wurde. Kein Wort davon, daß diese »Technik« üblicherweise unter dem Markenzeichen Scientology verkauft wurde. Auch sonst kein Wort über Scientology. Dafür aber der Hinweis, daß der Verein
»Ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke im Sinne des Abschnittes ,steuerbegünstigte Zwecke' der Abgabenordnung ... verfolgt.« Auf gut deutsch: Der Verein will vom Finanzamt als gemeinnützig anerkannt werden und keine Steuern zahlen. 7 Gründungsmitglieder haben das Gründungsprotokoll unterschrieben, wie das Vereinsrecht als Mindest-Mitgliedszahl verlangt. Die Mehrzahl läßt sich mühelos als fleißige Scientologen ausmachen, wie zum Beispiel Christa Stock-Thies, die als 7933ster Scientologe »Clear« geworden ist von angeblich 12 Millionen Mitgliedern. Und Edith v. Thüngen, jetzt auch stellvertretende Vorsitzende der »Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte e.V.«, die als Berufsbezeichnung »Auditorin« angibt. In Stuttgart mietete ZIEL ein heruntergekommenes Wohnhaus. Kennzeichen: Geschlossene Fensterläden und keine Namensschilder am Tor, für diese Gegend höchst ungewöhnlich. Dort wurde Schülern Nachhilfe-Unterricht erteilt und nach Abschluß des Unterrichts wurden einem l3jährigen gelbe Din-A-4 Waschzettel in die Hand gedrückt, die er in der Schule verteilen sollte. Textbeispiel: ZIEL Schülerkurs Schlechte Noten, Schulversagen, Unlust und Langeweile gehören in den heutigen Schulen zur Tagesordnung, es ist eine Tatsache, daß man in der Schule lernen muß, ohne jemals gelernt zu haben. Jeder Beruf setzt eine gründliche Ausbildung voraus, bevor man ihn erfolgreich ausüben kann. Genauso ist das mit dem lernen in der Schule. Der Schüler muß zuerst lernen wie man lernt, bevor er sich mit den einzelnen Fächern beschäftigt. An sich sollte dieses Wissen über das Lernen vor der ersten Unterrichtsstunde überhaupt gelehrt werden. Doch weil dieser grundlegende Unterricht ausbleibt, haben Schüler jetzt Gelegenheit, an einem Schüler-Studierkurs von ZIEL teilzunehmen. Es handelt sich um einen Kurs der schon längere Zeit ausgezeichnete Resultate ergab und den Schüler befähigt, gerne selbständig und ohne Mühe zu lernen. Der als Verteiler vorgesehene Schüler handelte korrekt und fragte seinen Lehrer, ob er die Zettel verteilen dürfe. Den Lehrer störte der Preis: 450.- DM für »max. 4 Wochen« ohne jeden Hinweis darauf, wieviel es im Minimum sein können, ohne jeden Hinweis auf die Zusammensetzung der Gruppe, Kursort, tägliche Kursdauer (nebenbei bemerkt: Ein solcher Vertrag ist nichtig, weil sein Inhalt nicht bestimmbar ist). Der Lehrer wandte sich folgerichtig an die ABI und die ABI veröffentlichte am 6.8.79 eine Presseerklärung mit dem Titel: »Neue Tarnorganisation der berüchtigten Scientology-Sekte. Zielgruppe: Schüler.« Diese Erklärung löste ein erhebliches Presseecho aus, eine Reihe von Zeitungen berichtete großformatig. Die Scientology-Sekte reagierte wie gewöhnlich. Am 22.8.79 verschickte sie -nicht etwa der Ziel-Verein - eine Pressemitteilung. Originalton: »Die Scientology-Kirche bereitet sich gegenwärtig auf umfangreiche rechtliche Schritte gegen die ,ABI' vor. Sie rät aber auf Grund der jüngsten Erfahrungen die ,ABI' nicht mehr als Verbraucher- Vereinigung, sondern als ,Aktion Falschinformation' zu bezeichnen. « ,Aktion Falschinformation' hat die Sekte die ABI bereits in ihrer ersten ,öffentlichen Straßendemonstration genannt, nachdem das ,Landgericht ihr die Straßenwerbung verboten hatte. ,Rechtliche ,Schritte hat sie schon zahlreich durchgeführt, unter hohem ,Kostenaufwand
aber vergeblich. Die Pressemitteilung hatte dasselbe ,Ergebnis, welches ScientologyPressemitteilungen zu haben pflegen, wenn die ,Sekte ihren eigenen Namen verwendet: Keinerlei Reaktion der Presse. Den ,Tarnorganisationen gelingt es hingegen nicht selten, in die Presse zu ,gelangen, wie das Beispiel der schweizerischen Zeitschrift ,Frau' gezeigt ,hat.
Getarnte Kampforganisationen Die Unwichtigste zuerst: Kommission für Polizeireform, München. Man fragt sich, was will die Scientology-Sekte mit einer Kommission für Polizeireform? Ganz einfach: Die Polizei sammelt Informationen und tauscht diese auch über Ländergrenzen hinweg aus. So entstand der Bericht des Bundeskriminalamtes, um den die ScientologySekte noch heute vehement prozessiert. Dazu ein Zitat aus Hubbards Anweisungen über den Umgang mit Gegnern: »Denke daran, Kirchen werden als Reform-Gruppen angesehen. Also müssen wir handeln wie eine Reformgruppe. Wir protestieren gegen Sklaverei, Quälerei, Mord, Perversion, Kriminalität, politische Gründe und alles, was die Menschheit unfrei macht. Der einzige Fehler, den wir machen können ist, unsere Ermittlungen zu verzetteln.« Die Verwendung des Begriffs Kommission ist ebenso geschickt, wie irreführend. Unter einer Kommission versteht die Umgangssprache nämlich einen von offizieller Seite, meist vom Staat eingesetzten Ausschuß, meist unter Beteiligung von Wissenschaftlern und häufig mit einem Vorsitzenden, der »zum Richteramt befähigt« sein muß, also Volljurist mit 2 Staatsexamina ist. Dementsprechend wird einer Kommission ein erhebliches Vertrauen entgegengebracht. Der ,Kommission für Polizeireform' ist es immerhin gelungen, Korrespondenzen mit Politikern und Schriftstellern anzuzetteln. So zum Beispiel mit dem SPD-Bundestagsabgeordneten Peter Conradi aus Stuttgart, dessen Brief dann veröffentlicht wurde, ohne daß Conradi vorher gefragt worden war. Die ABI klärte Conradi über die Zusammenhänge auf. Daraufhin meldete sich die Scientology-Sekte mit Schreiben v. 23.9.1975 bei Conradi: »Wie dringend zum Beispiel das Problem Datenschutz ist, beweist doch eben die von der ABI inszenierte Hetzkampagne und die gezielte Verbreitung von Lügen und Diffamierungen. Es ist eine Schande, daß in unserem Lande die Grundrechte auf diese Art und Weise weiter mit Füßen getreten werden dürfen. Rufmord, wie die von der ABI mit Unterstützung der evangelischen Kirche inszenierten Pressekampagnen gehört zwar zum Alltag in unserer Gesellschaft, wird aber von den Scientology-Kirchen keinesfalls hingenommen, egal wen es trifft oder betrifft.« Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die ABI die Infos 53 und 54 veröffentlicht und verschiedentlich auf Verbindungen zwischen der »Kommission« und der Sekte hingewiesen. Weiter im Text: »Sie als Politiker wissen sehr wohl, wie die Politik gemacht wird, und es dürfte Ihnen auch bekannt sein, daß die ABI mit einer falschen Eidesstattlichen Erklärung vor
Gericht ging, die der Betroffene inzwischen in vielen Punkten als irreführend und falsch und von der ABI beeinflußt widerrufen hat.« Dieser »Widerruf« hat es in sich: Der damalige »Leiter des Rechtsamtes«, Helmut Blöbaum, paßte den Zeugen vor dessen Haustür ab und bewog ihn, eine vorgefertigte eidesstattliche Versicherung zu unterschreiben. Wie Herrn Blöbaum dies gelungen ist, sei dahingestellt. Jedenfalls wurde Herr Blöbaum später vom Stuttgarter Schöffengericht wegen versuchten Prozeßbetruges und Anstiftung zur Abgabe einer falschen eidesstattlichen Versicherung verurteilt, ein Urteil von hohem Seltenheitswert. In der zweiten Instanz wurde das Verfahren dann eingestellt. Blöbaum verzichtete darauf, Freispruch zu beantragen. Weiter im Schreiben an den Bundestagsabgeordneten Conradi: »Für uns stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, wie weit diese Vorkommnisse von Ihnen in Ihrer Eigenschaft als verantwortlicher Politiker für gut geheißen werden, auch wenn sie aus der gleichen politischen Richtung kommen. « Conradis Antwort: »Mit der Scientology-Kirche Deutschland will ich nichts zu tun haben. Bereits Ihr erster Brief erschien mir dubios; inzwischen hat sich dieser Eindruck bestätigt. Ich begrüße deshalb die Schritte der Aktion Bildungsinformation gegen Sie. Ich kenne Herrn Kleinmann seit vielen Jahren gut und stehe voll hinter ihm und seiner Arbeit. Ihre Behauptungen über die ABI weise ich deshalb mit Nachdruck zurück. Ich bitte Sie, mich mit weiteren Briefen der Scientology-Kirche zu verschonen; ich werde solche jedenfalls nicht mehr beantworten.« Kommission zum Schutz des Bürgers gegen Datenmißbrauch e.V. München Die Scientology-Sekte scheint es als Datenmißbrauch anzusehen, wenn Informationen ausgetauscht werden, insbesondere wenn dies international geschieht. Die Scientology-Sekte fürchtet völlig zu recht den Informationsaustausch.
Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte e.V., München und Deutsche Liga für Menschenrechte e.V., München Vorweg: Die Deutsche Liga für Menschenrechte hatte ursprünglich nichts mit der Scientology-Sekte zu tun. Inzwischen haben sich jedoch sehr enge Verflechtungen ergeben Die Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte e.V. ist die mit Abstand aggressivste dieser Scientology-Tarnoganisationen. Sie ist nicht etwa zur Abwehr von Angriffen der Psychiater gegen die Scientology-Sekte entstanden. Sie hat vielmehr von Anfang an mit bisher in der Bundesrepublik unbekannter Härte Verleumdungskampagnen gegen die Psychiatrie geführt. Vorauszuschicken ist, daß die Psychiatrische Versorgung der Bundesrepublik zweifellos Mängel hat, die der Öffentlichkeit auch durchaus bekannt sind. Die Bundesregierung hat eine Untersuchung durchführen lassen. Die aus dieser Untersuchung resultierende »Psychiatrieenquete« hat Aufsehen erregt und zu ersten Verbesserungen geführt. Weitere Konsequenzen wurden erst kürzlich im Bundestag diskutiert.
Warum also hält sich die Scientology-Sekte eine Psychiatrie-Kommission? Vordergründig: Weil die Scientology-Sekte nun einmal der Auffassung ist, daß sie mehr für die Seelische Gesundheit tun kann, als jeder Psychiater. Diese Auffassung allein reicht allerdings kaum aus, um das äußerst aggressive, ja haßerfüllte Vorgehen der Sekte und der Kommission gegen Psychiatrie und Psychiater plausibel zu machen. Zumal sich der Sektengründer Hubbard anfangs offensichtlich als selbst der Psychiatrie zugehörig gefühlt hat. Wie oben dargelegt und zitiert, hat er Scientology zunächst noch als eine Methode der Psychiatrie verstanden wissen wollen. Die Erklärung findet sich möglicherweise in Hubbards Biographie und zwar in dem Teil, den er nicht zu veröffentlichen pflegt: Nach einem Bericht der »Washington Times Herald« v. 24.4.1951 hat Hubbards zweite Ehefrau Sarah, geborene Northrup, ihre Scheidungsklage damit begründet, daß Hubbard hoffnungslos geisteskrank sei. Zuständige medizinische Berater sollen damals empfohlen haben Hubbard zwecks Beobachtung und Behandlung eines als »paranoide Schizophrenie« bekanntes Geistesleidens in ein Privatsanatorium einzuliefern. Hubbard, der sich selbst als Reformator der Psychiatrie verstand, als simpler Geisteskranker in eine Anstalt eingeliefert: Dies könnte tatsächlich eine Erklärung für seinen Privatkrieg gegen die Psychiatrie liefern. Zurück zur Psychiatrie-Kommission: Diese wurde erstmals in der Scientology-Zeitschrift »Freiheit« groß herausgestellt, die sich selbst als »Unabhängige Zeitung für Menschenrechte« bezeichnete. In Nr. 1 dieser Zeitschrift vom August 1972 werden zunächst Vorgänge aus der Nazi-Herrschaft geschildert, bei denen man bekanntlich wirklich kaum übertreiben kann. Zwischenüberschrift: »Die Wahrheit ist, daß die Kinder kaltblütig von deutschen Psychiatern ermordet worden sind!« Schon hier war kaum auszumachen, ob die Nazi-Zeit oder die Gegenwart gemeint war. Dann wird es deutlicher: Die Psychiater haben offensichtlich ohne Unterbrechung ihre Lähmungen durch Elektroschocks, ihre Morde und das Gefangenhalten von unschuldigen, gesunden Menschen fortgesetzt. Sie haben ihre Methoden nicht geändert! Zu diesem Zeitpunkt war die »Kommission« übrigens noch nicht einmal eine »juristische Person«, im Rechtssinne existierte sie also nicht und konnte deshalb auch nicht verklagt werden. In der Zeitschrift heißt es allerdings; »Wer von Verbrechen der Psychiatrie weiß, wird gebeten, über diese an George Mesmer 8 München 15 Lindwurmstr. 29 zu schreiben. Auf Wunsch werden Berichte vertraulich behandelt.« Mit offensichtlichem Interesse fürs Detail werden Nazi-Greuel geschildert: Wie Psychiater »dankbar die einigen hundert Kilogramm von frischen und blutigen Kindergehirnen akzeptiert haben«. Und der Bezug zur Gegenwart? Ganz einfach:
»Diese Greueltaten wurden von Psychiatern ausgeführt, die dabei eine Unterstützung des Kaiser-Wilhelm-Instituts (Psychiatrische Abteilung) erhielten, das inzwischen in Max-Planck Institut um benannt wurde (das die gleichen Theorien und Methoden jedoch anwendet).« Wer derartige Behauptungen in die Welt setzt, muß natürlich damit rechnen, deswegen verklagt zu werden. Offensichtlich um dem vorzubeugen, schreibt die »Freiheit«: »Die Scientology-Kirche kann und will die unbegrenzten finanziellen Quellen der britischen und amerikanischen Kirchen ausnützen, um in ihrer Untersuchung fortfahren zu können.« Unbegrenzte finanzielle Quellen: Nach den seitherigen Erfahrungen trifft dies anscheinend tatsächlich zu. Als Herausgeber der »Freiheit« firmiert die »Scientology-Kirche Deutschland«. Am Ende der Zeitschrift heißt es jedoch: »Copyright 1972 Church of Scientology World Wide, Saint Hill Manor, England. Die für den Inhalt die Verantwortung übernehmen.« Das Max-Planck-Institut machte es sich leichter: Es verklagte denjenigen, den die Scientology-Sekte als Chefredakteur der »Freiheit« bezeichnete: Hermann Brendel. Das Landgericht München erließ am 18.8.79 eine einstweilige Verfügung, durch die Hermann Brendel unter Androhung einer »Geldstrafe in unbeschränkter Höhe oder Haftstrafe bis zu 6 Monaten« verboten wurde, eine Reihe ehrenrühriger Behauptungen zu wiederholen. Am 6.8.73 wurde diese Verfügung durch Urteil bestätigt und auf die Berufung des Herrn Brendel hin bestätigte das Oberlandesgericht München (21U 3811/73) diese Entscheidung. Das Oberlandesgericht stellte u . a. fest: »Der Senat ist aufgrund dieses Zusammenhanges auch der Überzeugung, daß ein durchschnittlicher Leser der Zeitschrift »Freiheit«, auf den insoweit abzustellen ist, den Begriff »psychiatrische Experimente« als psychiatrische Versuche an Menschen, wie sie unter dem NS-Regime vorgekommen sind und die meist psychische oder physische Schäden der Versuchspersonen zur Folge hatte, auffaßt. Daß die entsprechende Behauptung geeignet ist, das damit in Verbindung gebrachte wissenschaftliche Institut in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen, bedarf nach Auffassung des Senats keiner weiteren Darlegung. Dasselbe gilt von der Behauptung, vom KWI sei ein Fünf-Jahres-Experiment mit der miskroskopischen Untersuchung von Gehirnanstrichen frischer Kinderleichen durchgeführt worden und angesehene Wissenschaftler des KWI hätten dankbar einige hundert Kilogramm von frischen und blutigen Gehirnen von Kindern akzeptiert, die von psychiatrischen Kollegen heimtückisch ermordet worden seien. « Das Gericht rügt vor allem, daß Brendel keinerlei Versuche gemacht hat, seine Vorwürfe an die Adresse der Psychiatrie auch nur glaubhaft zu machen. Er habe auch nicht selbst recherchiert, sonder »sich insoweit nur auf eine Zeugin gestützt, die selbst keine entsprechenden Wahrnehmungen gemacht, sondern nur von dritten Personen von den behaupteten Tatsachen gehört haben will. Dies reicht aber nicht aus«. Genau das aber ist häufig Scientology-Methode: Behauptungen werden aufgegriffen und als Tatsachen weiterverbreitet. Inzwischen hatte die »Kommission« sich auch vereinsrechtlich konstituiert, am 2.10.79 wurde sie ins Vereinsregister beim Amtsgericht München eingetragen. Auch »Ehrenmitglieder« hat
die »Kommission« inzwischen: z.B. Friedrich Wilhelm Haugg, Präsident der Deutschen Liga für Menschenrechte e.V. in München, ehemaliger Landrat und Bürgermeister (»Auf ein Kilogramm Recht kommt ein Gramm Gerechtigkeit«). Auf die Zusammenhänge zwischen der Scientology-Sekte und der »Kommission« aufmerksam gemacht, schreibt er am 3.11.1975: »Herr Ostertag (Pressesprecher der Scientology-Sekte - Anm. d. Red.), auf ihren Brief v. 21.10.75 angesprochen behändigte mir Presseberichte aus denen ersichtlich ist, daß Ihnen eine Schweigepflicht über die Scientology-Kirche Deutschland auferlegt ist und ich würde mich freuen, wenn diese Regelung respektiert würde.« Dem Herrn Präsidenten scheint entgangen zu sein, daß mit Gründung der Bundesrepublik das Grundgesetz in Kraft getreten ist und daß dieses - nach gemachten Erfahrungen - jedermann garantiert, seine Meinung frei zu äußern. Niemand kann einem Dritten eine Schweigepflicht auferlegen. Später wurde die Deutsche Liga dann massiver: In einer Presseerklärung v. 31.3.76, gerichtet an die Tagespresse in Baden-Württemberg, verweist sie zunächst auf ihre 6ojährige verdienstvolle Tätigkeit, die auf einer Linie mit derjenigen der »Kommission« liege, woraus sich die Zusammenarbeit ergebe. Weiter heißt es in der Presseerklärung des Liga-Präsidenten: »Wir sind verpflichtet, zu erklären, daß sich die Verlautbarungen der Aktion Bildungsinformation e.V. bedauerlicherweise außerhalb der Erklärung der Vereinten Nationen, dem Europarat (Menschenrechtskonvention) und dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland bewegen.« Der Hintergrund: Die ABI hatte verschiedentlich Einzelpersonen, Abgeordnete und die Öffentlichkeit darüber informiert, daß die »Kommission« eine Tarnorganisation der Scientology-Sekte ist. Der Liga-Präsident scheint die unter Scientologen weit verbreitete Ansicht zu teilen, daß das Grundrecht der Religionsfreiheit verbiete, sich kritisch mit solchen Organisationen auseinanderzusetzen. Die ABI wollte wissen, ob derartige Rundschläge vom Präsidium der Liga abgesegnet sind. Zwei Präsidiumsmitglieder wurden angeschrieben: Ein Nervenarzt aus Haar bei München. Dort ist eine von der »Kommission« wiederholt angegriffene Anstalt. Die Anschriften wurden dem Protokoll der Mitgliederversammlung v. 5.11.73 entnommen. Die Antwort: »Mein Vater war früher tatsächlich Vizepräsident der deutschen Liga für Menschenrechte, die er aber bereits 1963 verlassen hat. Er ist vor 10 Jahren verstorben. Ich selbst war nie Mitglied der Liga und dementsprechend auch kein Vizepräsident« Außerdem wurde der Schriftsteller Bernd Engelmann angeschrieben, laut Protokoll ebenfalls Mitglied der Präsidiums. Antwort: Er sei seit Jahren nicht mehr Mitglied der Liga: »Das ewige Gezänk im Präsidium und in den wenigen Mitgliederversammlungen hat mich dazu bewogen, mich von der Liga, deren Präsident ich beinahe geworden wäre, völlig zurückzuziehen. Ich will damit nichts mehr zu tun haben«. Mit anderen Worten: Das Protokoll der angeblichen Mitgliederversammlung wurde gefälscht, die Versammlung hat vielleicht nie stattgefunden und vielleicht besteht die Liga nur noch aus ihrem Präsidenten, dessen Verdienste, so Engelmanns Einschätzung, »in der Vergangenheit liegen«.
-----------------------------(Streichungen wegen eines Verfahrens) ---- Dr. ----------------------------Dietmar Stutzer, Vorsitzender des Vereins -----------------------------»Patientenhilfe e.V.« mit Postfach-Sitz -----------------------------in München. Vom Vereinsregister war ----------------------------über diesen Verein nichts zu erfahren, da -----------------------------er sich von Mannheim nach München -----------------------------abgemeldet hatte und die Unterlagen deshalb -----------------------------nirgends greifbar waren. Also wurde Dr. Stutzer ----------------------------persönlich gefragt. Antwort mit dem -----------------------------Schreiben v. 30.6.79: »Es war mir weder -----------------------------bekannt, daß die Kommission für ----------------------------Verstöße der Psychiatrie gegen -----------------------------Menschenrecht eine sogenannte Tarnorganisation -----------------------------der Scientology-Sekte ist, noch daß ich ----------------------------in meiner Funktion als 1. Vorsitzender der ----------------------------Patientenhilfe e.V. und als Ehrenmitglied auf -----------------------------dem Briefbogen dieser Kommission -----------------------------aufgeführt bin«. ---------------------------------------------------------------------------- Zur gleichen Zeit bemüht sich die Patientenhilfe e.V. um eine Zusammenarbeit mit der AGV, der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucher e.V. in Bonn, einer Spitzenorganisation der Verbraucherorganisationen, bei der auch die ABI Mitglied ist. Die Gespräche standen kurz vor dem Abschluß, weshalb eine weitere Nachfrage bei ABI erforderlich war. Die Antwort, diesmal auf privatem Briefpapier, welches Dr. Stutzer als Dipl.-Ing. agr., ------------ ausweist und als Journalisten. Antwort vom 24.8.79: »Die Patientenhilfe e.V. wird Ihre Fragen so lange unbeantwortet lassen, solange Sie Ihr rechtliches Interesse an einer Beantwortung dieser Fragen nicht dargetan und schlüssig begründet haben.« Basta. Die Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte e.V. ist weiterhin aktiv. Vorsitzender ist jetzt ein Rechtsanwalt, zweite Vorsitzende ist Edith von Thüngen, die auch zu den Gründungsmitgliedern der Scientology-Tarnorganisation ZIEL zählt. Zuletzt hat die »Kommission« der Presse die rhetorische Frage gestellt: »Werden Kinder unter Drogen gesetzt, um Gehorsam zu erreichen?« Aus der beigefügten »Sachvorlage« konnte man genau dies entnehmen und zahlreiche Zeitungen berichteten in großer Aufmachung über die neue Drogen-Affäre. Von Scientology war kein Wort zu lesen. Der Trick war wieder derselbe: Verarbeitet wurde nur Material, welches von Dritten zusammengetragen wurde. Erst viele Monate später, durch Schreiben v. 3.7.79 wurden Interessenten per Rundschreiben um »Fälle« gebeten.
Subversive Gruppen Zu einigen Organisationen leugnet die Scientology-Sekte schlicht jede Verbindung. Das kann durchaus stimmen, sofern damit eine Mitgliedschaft in einer deutschen ScientologyOrganisation gemeint ist. Denn wenn nicht alles trügt, werden solche Organisationen vom Guardian Office gesteuert, dem Sicherheitsdienst der Sekte, der eine Filiale in Bern in der Schweiz hat. Besonders gut getarnt war der ALV Arbeitskreis für liberale Bildungsinformation der Verbraucher e.V. in Darmstadt. Dieser »Arbeitskreis« hat von Anfang an nur ein Ziel verfolgt: Die ABI zu bekämpfen. Er bestand zunächst nur aus zwei Personen: Thomas Rothfuß aus Hemmingen bei Stuttgart und Helga Schwerer aus Darmstadt. In loser Reihenfolge verbreiteten die Personen Presseinformationen mit Diffamierungen über die ABI. Briefe vergleichbaren Inhalts gingen
auch an Behörden, Schulen und Lehrer, da die ABI sich auch mit Hausaufgabenbetreuung für Schüler befaßt. Am 21.5.1977 erschien in der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten eine Anzeige mit folgendem Text: »Eltern, die von der Hausaufgabenbetreuung der Aktion Bildungsinformation enttäuscht sind. Bitte melden beim Arbeitskreis für liberale Bildungsinformation der Verbraucher, Geschäftsführer Helga Schwerer, Scheppallee 24, 67 Darmstadt. « Dazu das von der ABT angerufene Oberlandesgericht Stuttgart (4 W 19/77): »Der Anzeigentext stellt einen raffinierten Angriff auf die ABI dar, weil er dem Zeitungsleser suggeriert, bei der Hausaufgabenbetreuung der ABI bestünden erhebliche Mißstände, die es zusammenzufassen und zum Schutz der betroffenen Kinder auszuwerten gälte ... Die raffinierte Suggestion zum Nachteil der ABI, die in dem Anzeigentext liegt, läßt darauf schließen, daß die Beklagte mit der Anzeige vorsätzlich schaden wollte.« Das Gericht klassifizierte diese Schädigung als vorsätzlich und sittenwidrig im Sinne des § 826 BGB. Später veröffentlichte der ALV eine Broschüre, in der Vorgänge herausgegriffen wurden, die 10 Jahre zurücklagen und damals zum Hinauswurf eines ABI-Vorsitzenden geführt haben. Der ALV stellte dies so dar, als werde die ABI aus irgend welchen dunklen Quellen gespeist. Auch hier gegen setzte die ABI sich zur Wehr, allerdings vergeblich. Dasselbe Oberlandesgericht meint nun, diese Behauptungen seien durch die Meinungsfreiheit gedeckt. Inzwischen hatte die ABI eindeutige Beweise dafür erlangt, daß Frau Schwerer engsten Umgang zu Scientology-Kreisen pflegte. Gleichzeitig war es beiden gelungen, ihre Tarnorganisation quasi zu legalisieren. Es war ihnen gelungen, für die Vereinsgründung Personen zu finden, die bereits anderweitig mit der ABI befaßt waren. So beispielsweise Klaus Doneit, Inhaber einer Firma Doneit KG, deren Vertreterkolonnen Schreibmaschinenkurse an Eltern schulpflichtiger Kinder verkaufen, nicht selten mit höchst anfechtbaren Methoden. Ebenfalls 1977 meldeten sich zwei Herren namens Christen und Müller bei der Firma IPUInstitut für programmierten Unterricht in Luzern. Sie beriefen sich auf eine Ermächtigung des Thomas Rothfuß vom Arbeitskreis für Liberale Bildungsinformation der Verbraucher e.V. und gaben dessen Telephonnummer in dessen Hemminger Firma an. Die Sekretärin des Herrn Rothfuß gab an, er sei die ganze Woche abwesend. Die Herren Christen und Müller baten um Informationen und Unterlagen über die Gründung einer »Aktion sauberer Fernunterricht«, die sich später als von einer Werbeagentur getragen herausstellte. Zu dem dann folgenden Gespräch liegt der ABI eine eidesstattliche Versicherung vor. Aus dem Inhalt: Eidesstattliche Versicherung, Auszug: 4. Herr »Christen« weise sich uns gegenüber mit einem Studentenausweis der Universität Basel aus. Er legte uns dar, daß er für den erwähnten Arbeitskreis Liberale Bildungsinformation Kopien unserer Prozessakten in Sachen Aktion Sauberer Fernunterricht usw. erhalten möchte. Als wir ihm erklärten, daß wir Herrn Rothfuß nicht hätten erreichen könne, bemerkte er, er hätte vergessen, uns darüber zu informieren, daß sich Herr Rothfuß zu Zeit in München aufhalte. Sodann erschienen zwei Detektive der Kantonspolizei, die sofort feststellen konnten, daß der Studentenausweis »Christens« gefälscht war. Dies führte dazu, daß »Christen« in polizeilichen Gewahrsam genommen wurde.
5. Noch am gleichen Abend teilte uns die Kantonspolizei mit, daß es sich bei dem Herrn »Christen« und dem Herrn »Müller« um Angehörige des Scientology-Zentrums in Bern handle, die in Wirklichkeit Andreas Zbinden und Heinz Stutz heißen würden. Die Polizei orientierte uns ferner darüber, daß Müller alias Stutz absprachegemäß während ca. einer Stunde im Auto auf Christen alias Zbinden gewartet hätte und sich nach Ablauf dieser Frist aus dem Staub gemacht hätte. Schließlich erklärte uns die Polizei, Christen alias Zbinden hätte gestanden, daß sein Studentenausweis im Scientology-Zentrum gefälscht worden sei. 6. Am anderen Tag (13.10.77) meldete sich Müller alias Stutz telefonisch bei uns und erkundigte sich nach dem Verbleib seines Kollegen, der doch am Vorabend bei uns gewesen sei. Wir sprachen ihn dabei bewußt mit seinem wirklichen Namen an, was ihm vorerst nicht auffiel; erst nach einer gewissen Zeit fragte er leicht verunsichert, weshalb wir ihn mit dem Namen Stutz statt Müller benennen würden. Im übrigen sagten wir ihm, er wisse wohl selber am besten, wo sich sein Freund aufhalte. 7. Vier Tage später (17.10.1977) erhielten wir den Anruf von Herrn Rothfuß aus Stuttgart. Dieser verwahrte sich energisch dagegen, die beiden bei uns aufgetauchten Herren zu kennen, geschweige denn, ihnen einen Auftrag erteilt zu haben. Er führte aus, die Angelegenheit sei ihm peinlich, er möchte die Sache nicht auf sich sitzen lassen. Am besten wäre es seines Erachtens, wenn man sich zu einem Gespräch treffen könnte, das er vorerst in Deutschland zu führen vorschlug. Erst als wir kategorisch auf einer Aussprache in unseren Büros beharrten, fand er sich dazu bereit nach Luzern zu kommen.« Daß Rothfuß die Unwahrheit gesagt hat, steht fest. Wenn er die beiden nicht gekannt hat, woher wußte er dann von den fraglichen Vorfällen? Christen alias Zbinden benutzt noch immer den falschen Namen. Er ist für das Guardian Office Schweiz der Scientology-Sekte tätig, dem Scientology-Sicherheitsbüro und dort zuständig für das »Pressebüro der Scientology-Kirche in der Schweiz«. Wie bereits gesagt: Der Umgang mit der Presse ist für die Scientology-Sekte in erster Linie ein Sicherheitsproblem.
Gesellschaft zur Förderung religiöser Toleranz und Zwischenmenschlicher Beziehungen e.V. Johanneskirchner Str. 151, 8 München 81 Motor dieser Gesellschaft ist Luise Buhl, als Schriftführerin bezeichnet, die tatsächlich einen Schriftwechsel von ungeheuren Ausmaßen inszeniert hat. Den Scientology-Hintergrund hat sie geschickt dadurch getarnt, daß sie sich auch für andere angeblich bedrängte Minderheiten eingesetzt hat. Vorsitzender dieses Vereins ist Zivorad Milenkovic, den man nur als ScientologyAktivisten bezeichnen kann. Er hat an einer großen Zahl von Kursen teilgenommen, so am »Drogen rundown«, er ist Gesellschafter der Druckerei, welche die Scientology-Zeitschrift »Freiheit« druckt, in deren Nr.10 vom März 1977 ein Interview mit einem Herrn Milenkovic abgedruckt ist, der dort als Sekretär der serbisch-orthodoxen Kirchengemeinde bezeichnet wird. Zweiter Vorsitzender ist Rolf Schimann, »Clear« Nr. 13303. Kassier ist Rudolf Moyses, der auch dem Präsidium der Deutschen Liga für Menschenrechte angehört (vgl. oben
Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte e.V.) und der Schriftführer der Scientology-Tarnorganisation »Kommission zum Schutz des Bürgers gegen Datenmißbrauch e.V.«, ist. Zivorad Milenkovic arbeitet sich auf der Scientology-Stufenleiter zur Zeit rasch nach oben: Zwischen dem 24.7.79 und dem 26.8.79 hat er die Kurse Grad 0, Grad 1, Grad II und Grad III belegt. An Grad IV hat er sich nicht herangewagt, stattdessen hat er ARK Straight Wire belegt.
13.Berichte ehemaliger Scientologen Vorbemerkung: Hier wurden keineswegs besonders drastische Berichte ausgewählt. Sondern vielmehr eher durchschnittliche.
Bericht 1 In der ersten Novemberwoche 1978 wurde ich auf der Geschäftsstraße in (Stadt) von einem jungen Mann angehalten. »Wollen Sie Ihr Leben verbessern?« Zögernd sagte ich ja. Er führte mich dann in das Büro von Scientology. Der Name und die Organisation waren mir bis dahin unbekannt. Dort unterhielt sich ein anderer junger Mann (Name) mit mir. Während dieses Gesprächs fand er sehr schnell meine Probleme in schulischer Hinsicht heraus. Er machte mir Hoffnungen, daß mit Hilfe von Scientology diese Probleme zu losen seien. Ungefähr eine 1/4 Std. später unterhielt sich eine junge Frau (Name) mit mir. Auch sie machte mir Scientology schmackhaft. Mein erster Eindruck von den Leuten war sehr angenehm. Ich ließ mich dazu überreden, den Scientology 1 Rundown (damaliger Kostenpunkt DM 300.-) mitzumachen. Sie wollte mir auch am ersten Tag das Buch »Dianetics« verkaufen. Als ich an einem der nächsten Tage mir ihr sprach, erfuhr ich zu meinem Erstaunen, daß ich Mitglied der Organisation geworden war. Ich machte mir aber keine weiteren Gedanken darüber. Denn zu diesem Zeitpunkt und in den folgenden Wochen war ich sehr angetan von dieser scheinbar harmonischen Welt. Ich hatte auch selten zuvor so aufmerksame und geduldige Zuhörer. Merkwürdig fand ich von Anfang an das E-Meter. Als ich mal fragte, wie das denn funktioniere, kniff man mich in den Arm und ließ mich die Reaktion der Nadel beobachten. Ungefähr 2 Wochen nach der ersten Begegnung sagte mir der (Name) daß er unbedingt neue Staff-Mitglieder brauche. Dazu entschloß ich mich aber nicht. Ich wurde auch von anderen gefragt, wann ich denn Staff würde. Mitte Dezember fragte mich der (Name). Er legte ein Vertragsformular heraus, das mich für 5 Jahre an Scientology gebunden hätte. Da ich zögerte, holte mich der (Name) in sein Büro und versuchte mir in einem stundenlangen Gespräch die Schlechtigkeiten in der Gesellschaft und dagegen die Welt von Scientology zu zeigen. Ich unterschrieb nicht. Im Dezember 78 belegte ich den HQS-Kurs (Hubbard qualifizierter Scientologe, dam. Kostenpunkt ca. DM 1200.-). Da mir ein angebliches Stipendium gewährt wurde, brauchte ich nur DM 940.- zu bezahlen. Ursprünglich hatte man mir den Student Hut empfohlen (DM 5400.-). Ich hatte bei der Vielzahl der Kurse, den englischen Ausdrücken und fremden Begriffen gar keinen richtigen Durchblick. Mir wurden immer wieder dazu angehalten, Briefe an den Ron zu schreiben. Eines Abends, nach einer Filmvorführung drückte man mir Papier und Kugelschreiber in die Hand und bestimmte, daß ich schreiben sollte. Wenige Tage später wollte man mich als FSM haben (freier Scientology-Mitarbeiter.). Ich hatte angeblich einen Teil der 940. - DM durch eigene Arbeit wieder zurück bekommen können. Auf meinen Einwand, es wäre doch möglich, daß ich mal von Scientology wegginge, antwortete er mir,
dieses gäbe es nicht. »Wenn Du nicht mehr willst, wird man sich solange mit Dir hinsetzen, bis Du wieder willst.« Dieser Satz stimmte mich sehr bedenklich. In der letzten Dezemberwoche war eine Übersicht über Sekten in Deutschland, u.a. auch die ScientologyKirche, im STERN. Ich traute meinen Augen nicht. Als ich beim nächsten mal den STERN vorlegte, verstand man es sehr geschickt, mich zu beruhigen. Meine Meinung war aber getrübt. Einem Klassenkameraden, dem ich einige Zeit vorher noch recht begeistert von Scientology erzählt hatte, teilte ich dies mit. Später wurde ich vom (Name) am E-Meter gezwungen, den Namen zu nennen. Es fanden mehrmals und zu unbestimmten Zeiten sogenannte »Sessions« statt. Das waren »geistliche Beratungen« am E-Meter. Ich mußte Fragen beantworten, wobei immer die Reaktion der Nadel beobachtet wurde. 2 Fragen sind mir besonders in Erinnerung geblieben: 1. Hast Du vorgehabt, ein Gerichtsverfahren gegen Scientology einzuleiten? 2. Gibt es in Deinem Bekannten- und Verwandtenkreis irgendjemanden, der feindlich gegenüber Scientology eingestellt ist, oder es anzweifelt? Der Kurs gefiel mir überhaupt nicht. Er entsprach weder meinen Erwartungen, noch den Versprechungen. Er hatte mit meinen Problemen überhaupt nichts gemein. Ich hatte den Eindruck, - und wenn ich mir heute das Kurspaket durchsehe, verstärkt sich dieser Eindruck daß mir auf diese Art und Weise Scientology eingetrichtert werden sollte. Außerdem herrschte im Kursraum eine strenge Disziplin. 2minütiges Zuspätkommen wurde mit einem Ethikzettel geahndet. Abends mal früher zu gehen war untersagt, ebenso zu sprechen, essen oder trinken. Wenn jemand mal aus dem Fenster schaute, kam gleich der jeweilige Kursleiter auf ihn zu. Ich merkte, daß man immer mehr Besitz von mir ergreifen wollte. Es wurde mehr und mehr über mich bestimmt. Als ich mich traute, zu sagen, daß ich an meinem Geburtstag etwas später kommen würde, kam prompt die Frage: wohin gehst du, wann kommst du? Einige Tage erschien ich nicht. Als ich wieder kam (man hatte versucht, mich zu Hause abzuholen, ich öffnete aber nicht) mußte ich zum Ethik-Officer. Später mußte ich auch mal das Büro saugen. Im Januar war im Lokalteil der WAZ ein Artikel Scientology. An meinem nächsten Termin verlangte man von mir, einen Leserbrief zu schreiben. Da ich mich ebenso oft weigerte, wie man mir bestimmte, einen zu schreiben, mußte ich wieder mal zum EthicOfficer. Ich sagte nun, daß mir der Kurs überhaupt nicht gefiele. Man fragte mich, ob ich das Geld wiederhaben wollte. Ich sagte nein, weil ich eine Änderung erhoffte. An dieser Stelle möchte ich einfügen, daß ich nach diesen Gesprächen mit dem Ethic-Officer immer ein beruhigtes Gefühl hatte. Diese Gespräche, die sich oft über mehrere Stunden hinzogen, verliefen in einer ruhigen Atmosphäre. Er versuchte mir zu erklären, wie glücklich man mit Scientology werden könne. Ich sollte mir doch mal ansehen, wie die Welt wirklich aussieht. Wieviele glückliche Menschen es noch gäbe, und auf jeden kämen mehrere Atombomben. Der Zeitungsreporter sollte fertiggemacht werden. Es würden Dutzende von Klagen beim Gericht eingereicht. Bei einem Pfarrer, der ebenfalls in der Zeitung berichtete, sollten Spitzel in den Verwandten- und Bekanntenkreis eingeschleust werden. Dadurch, daß ich oft fragte und kritisierte, stand ich bald auf »Zweifel« dann »Feindschaft«. Einmal mußte ich jedes der Mitglieder fragen, warum er Scientologe sei. Ich verkaufte auch keine Bücher oder sprach Personen auf der Straße an. Wie wir freien Mitarbeiter Leute zu kommunizieren und an Scientology heranzubringen hatten, wurde uns eingedrillt. Die Bezeichnung hierfür hieß »Verbreitungs-Drill«: Kontaktiere das Individuum, handhabe es, rette es, bringe es zum Verständnis. Beim Bücherverkauf sollte um passendes Geld gebeten und dem Käufer gesagt werden, man könne nicht herausgeben. Die Aufmerksamkeit des Käufers auf das Geld sollte so schnell abgelenkt werden. Mitte Januar war der ausführliche Artikel im STERN. Ich wagte es erst nach einigen Tagen zu fragen, wie es dazu kommen konnte, daß eine Frau nach Scientology-Behandlung glaubte, in einem früheren Leben mit Bismarck verheiratet gewesen zu sein. Die Antworten waren ausweichend. Irgendwann im Januar vermutete man, ich sei ein Spitzel von einer anderen Organisation. Statt das ganz ruhig zu sehen, war ich total fertig. Ich hatte nämlich nie schlechte Absichten gehabt. Etwas später wurde ich dann fotografiert. Vom
16.-18.2.79 war ein Scientologe aus München da. Alle nannten ihn Ali. Nachdem er an einem Abend einen Vortrag gehalten hatte, erhielt jeder die Gelegenheit, sich mit ihm zu unterhalten. Ich fragte auch ihn nach der jungen Frau. Als Antwort erhielt ich, sie sei eben in ihrer reactiven Banc gewesen. (In der reactiven banc sind nach scient. die negativen Einflüsse eines Menschen im Laufe seines Lebens gespeichert.) Obwohl ich mehrmals sagte, daß ich kein Geld mehr zur Verfügung hatte, versuchte er immer wieder, mich zu weiteren Kursen und höherem Auditing zu überreden. Ich ließ mich dann zu einem Co-Auiditing überreden (DM 200.-). Ich habe dieses jedoch nie genossen und auch nicht bezahlt. Mit meinem Kurs kam ich immer schlechter voran. Man bestimmte schließlich, daß ich noch einmal von vorne beginnen sollte. Donnerstag, den 22.2.79, war ich wieder beim Ethic-Officer. Ganz überraschend nahm man mich dann ans E-Meter. Neben den üblichen Fragen wollte man dann wissen, ob es da noch etwas gäbe, was sie wissen müßten. Ich sagte nein. (Dabei war ich sehr unsicher, weil ich vorher den STERN angeschrieben hatte). Ich sagte also: Da ist nichts. Nun mußte ich mehrmals diesen Satz wiederholen, während der (Name) in immer größerer Lautstärke und gehetzter befahl: Wiederhole, da ist nichts, wiederhole, da ist nichts Dabei beobachtete er sehr genau die Nadel des E-Meters. Der Abend endete mit meinem Hinauswurf. Ich war durch diese Wendung und diese Behandlung ziemlich fertig. Als ich am nächsten Tag, Freitag (Datum) wiederkam, um das Geld abzuholen, wie man es mir am Vortag gesagt hatte, hieß es dann, ich hätte 2 Möglichkeiten, die erste war, die Schule aufzugeben, arbeiten zu gehen und möglichst viel Auditing zu bekommen. Die zweite Möglichkeit war, ich sollte nach München fahren. Auf meine Bemerkung hin, daß ich am Tag vorher hinausgeworfen worden war und man mir die Rückgabe des Geldes, wie vorher schon 2mal, angeboten hatte, sagte man mir, es wäre nicht so, daß Scientology von sich aus den Austritt und die Rückgabe des Geldes anböte. Im Falle meines Austritts würde mein Name in sämtlichen Scient.-Büros der Welt bekannt sein, und Scientology verfüge über ein gut funktionierendes Kommunikationssystem. Ich entschied mich für München. Dort sollte ich gleich am nächsten Tag hinfahren. Das war mir zu überstürzt, ich einigte mich dann für den nächsten Samstag. Am nächsten Tag, Samstag, 24.2.79, ging ich wieder hin und wollte endgültig austreten. Man sagte mir, daß ich in der nächsten Woche noch einmal kommen sollte. Bis dahin hätte man dann die Unterlagen für meinen Austritt fertig. Auch das Geld könnte ich nicht sofort bekommen. Am vereinbarten Termin, Dienstag oder Mittwoch, 27.2.79 oder 28.2.79, legte man mir dann ein Schreiben vor, in dem man mir wieder 2 Möglichkeiten anbot. Die eine war mein Austritt, und die andere ein Angebot, womit man auf die 2monatige Unterbrechung, um die ich einige Wochen zuvor gebeten hatte (weil mir kaum noch Zeit für Privates blieb) einging. Obwohl ich mit dem festen Entschluß gekommen war, aufzuhören, stimmte ich dem Angebot zu. Wir einigten uns, daß ich am 16.6.79 wieder erscheinen würde. In diesen 2 Monaten hatte ich nun Zeit, die Bücher zu lesen, die ich mir in den Monaten meiner Mitgliedschaft gekauft hatte. Doch ich muß gestehen, daß ich diese Bücher dann nur teilweise gelesen habe, und mein Interesse daran verging. Vor allem das Buch »Dianetics« ist meiner Meinung nach ein technisches Sammelsurium, in dem mich die grauenhaften Formulierungen von L. Ron Hubbard sehr erschreckt haben. Da ich nun nicht mehr unter der Einflußmöglichkeit der anderen Sektenmitglieder stand, konnte ich nun nüchtern über meine bisherige Mitgliedschaft reflektieren. Es wurde mir klar, wie gefangen ich dort war und daß es bei einer längeren Mitgliedschaft noch schlimmer werden würde. Am Freitag erschien ich dann wieder und sagte, daß ich austreten würde. Da der (Name) mir sagte, daß es nicht möglich sei, mir das Geld sofort auszuzahlen, vereinbarte ich mit ihm den 1.7.79 als Rückgabetermin. Ich sagte ihm auch, daß ich mich nicht mehr ans E-Meter setzen würde. Er fertigte nun eine Liste über die Personen an, die ich aufzusuchen hatte. (Eine Fotokopie habe ich beigelegt). Er begründete es damit, daß Scientology sich rechtlich absichern müsse. Außerdem war ich nun ein Feind der Organisation. Am Mittwoch, erledigte ich einen Teil der Aufgaben. ich wollte meinen Austritt so reibungslos wie möglich machen
und dann in Ruhe gelassen werden. Der (Name) war an diesem Tag nicht da. Aus diesem Grund sollte ich am nächsten Tag wiederkommen. Donnerstag, war er dann da. Er sagte mir aber, daß er etwas anderes zu tun habe, was ihm wichtiger sei. Ich sollte mir Freitag viel Zeit nehmen, damit er alles über meinen Austritt mit mir klären könne. Am Freitag ging dann seine Frau (Name) eine Liste mit mir durch, wobei sie mich alltägliche Wörter und Begriffe aus der Scientology erklären ließ. Man wollte prüfen, ob ich alle Wörter und deren Bedeutungen verstanden hatte, um dann dem (Name) am E-Meter Fragen beantworten zu können. Als der (Name) mich dann ans E-Meter holen wollte, weigerte ich mich. Nach einer kurzen Beratung mit einem anderen Sektenmitglied wollte er mich dann in das Zimmer holen, wo er sich beraten hatte. Ich weigerte mich und wollte nach Hause gehen. Man befahl mir: »Du gehst nicht nach Hause.« Ich zog aber trotzdem meinen Mantel an und wartete dann aber doch ab. Die zwei berieten sich wieder. Mir wurde immer schauerlicher zumute. Nach einiger Zeit wurde ich dann in das Büro gerufen. Dort fragte mich dann das andere Mitglied, auf kameradschaftliche Art, was denn überhaupt los sei. Er versuchte mir nochmals das E-Meter zu erklären. Als er merkte, daß es nichts nützte, sagte er, man solle mich doch ruhig gehen lassen und ich hätte nichts von Scient. begriffen. Während der ganzen Zeit saß der (Name) etwas schräg hinter mir und beobachtete mich mit einem Gesicht, das ich schlecht beschreiben kann. Zorn, Haß, alles schien sich darin widerzuspiegeln. Dann war ich mit ihm allein im Zimmer. Er versuchte herauszufinden, warum ich mich nicht mehr ans E-Meter setzen wollte. Der Grund war für mich sehr einfach, 1. war ich nicht mehr Mitglied und brauchte das E-Meter nicht mehr zum Auffinden eventueller seelischer Spannungen, womit mir die Funktion des E-Meters beschrieben worden war, und 2. hielt und halte ich das EMeter für eine menschenunwürdige Sache. Da ich seiner Meinung nach etwas zu verbergen hätte, wovon ich nicht wollte, daß Scient. oder jemand anders etwas davon erführe, müßte Scientology herausfinden, was das sei. Wenn ich es nicht selbst sagen würde, warum ich austreten bzw. nicht mehr ans E-Meter wolle, würde Scientology Leute in meinen Bekanntenkreis eins chleusen, um mein Leben zu durchleuchten. Ich hatte aber alles über die Gründe meines Austritts bereits gesagt. Seine Behauptungen trafen nicht die Wahrheit, die Wahrheit war, daß ich ganz einfach wegwollte. Er beschuldigte mich, eine unterdrückerische Person zu sein, weil ich ihn daran hindern würde, seine Hilfestellung an mir auszuüben. Wenn ich keine Klarheit schaffen würde, hätte ich keine Möglichkeit, zu Scient. zurückzufinden, und nun ein Zitat: »Und ich möchte Dich dorthin zurückführen.« Er prophezeite mir, daß sich die Unterwelt vor mir auftun und ich in der Gosse landen würde, sobald ich die Tür hinter mir geschlossen hätte. Er vermutete, ich wäre homosexuell, was in Scientology einem Verbrechen gleich ist. Über die Rückgabe meines Geldes machte er vage Bemerkungen. Die könnte in einem Monat geschehen oder in einigen Monaten, man wolle schließlich wegen mir nicht die nächste Miete versäumen. Ich sollte noch einmal anrufen und wiederkommen. Da ich nun starke Zweifel hatte, ob ich jemals das Geld zurückerhalten würde und um denen zu zeigen, daß ich nicht so ganz alleine dastand, bat ich wenige Tage später einen Rechtsanwalt um Hilfe. Nachdem dieser ein Schreiben mit der Bitte um Überweisung des Geldes verschickt hatte, erhielt ich dann einen Brief vom (Name), worin er mir schrieb, daß ich mit ihm den 1.7.79 als Termin vereinbarte. Da ich nun einen Rechtsanwalt beansprucht hätte, habe man die Sache der Rechtsabteilung übergeben. Das war im Juni 79. Seitdem habe ich nichts mehr von Scient. gehört, und auch keinen Pfennig Geld gesehen. Wenn ich mir heute Gedanken über meine Mitgliedschaft in der Scientology-Kirche mache, ist es mir unbegreiflich, weshalb ich meinen Austritt so lange hinauszögerte und mich immer wieder überreden ließ, zu bleiben. Es mag ein Grund gewesen sein, daß ich mich damals in einer schlechten seelischen Verfassung befand und durch die Hoffnungen, die in uns geweckt wurden glaubte, durch Scientology zu einem glücklicheren Leben zu finden. Wenn ich die Sektenmitglieder mit anderen Gleichaltrigen aus meinem Bekanntenkreis verglich, schienen sie tatsächlich glücklicher zu sein. Auch ich fühlte mich ja zunächst sehr gut. Bis ich dann merkte, daß alles
nur eine Scheinwelt war, in der ich nicht mehr viel zu sagen hatte, in der andere über mich bestimmten. Ich finde es erschreckend, mit welcher Kritiklosigkeit sich die Mitglieder, die überwiegend in meinem Alter waren, L. Ron Hubbard und seiner »Erfindung« Scientology ergeben hatten. Eine Organisation, die sehr autoritär und hierarchisch aufgebaut ist, was ich auch in dem Büro in (Ort) merkte. Mr. Hubbard ist in meinen Augen ein Diktator. Während meiner Mitgliedschaft gab es zwei Personen, die »clear« waren, die also zu den »höchsten und glücklichsten Wesen« gehörten. Nach meinem Empfinden waren gerade sie die bedrohlichsten mir gegenüber. Folgendes habe ich im Bericht nicht erwähnt: Die Wände im Büro waren »tapeziert« mit Urkunden und Scientology-Postern. Als ich den Rundown beendet hatte, wurde ich beglückwünscht. Es wurde mir von den einzelnen Mitgliedern immer wieder mitgeteilt, wie glücklich sie seien. Jeden Abend fragte der Kursleiter, wer einen Gewinn hatte. Nachdem mir in den ersten Wochen immer etwas einfiel, überlegte ich zum Schluß krampfhaft, was ich denn sagen sollte. Ich hörte niemanden der Mitglieder etwas kritisches sagen, außer den neuen, die ungefähr zu meiner Zeit eingetreten waren. Wenn es doch mal vorkam, wie bei mir, daß einer etwas sagte, wurde. er aus dem Raum herausgeholt, um so nicht die Atmosphäre der Eintracht zu stören. Es kam auch vor, daß man mich, besonders als ich austreten wollte, mehr als eine Stunde waren ließ. Als ich mal schnell in der Zeit etwas einkaufen wollte, befahl man mir, zu bleiben. Im Büro sind mal 4000.-DM abhanden gekommen. Da ich vorher zu verstehen gegeben hatte, daß ich kein Geld mehr für weitere Kurse hatte, gab man mir zu verstehen, daß nur ich als verdächtig galt. Einmal muß irgendetwas vorgefallen sein. Ich hörte ein Geräusch und Rufe. Hinterher mußte ich aufschreiben, was ich gesehen und gehört hatte., Ich glaube, Scientology besitzt einen Musikverlag in Hamburg. Uwe und Karla Schniering brachten eine Langspielplatte heraus. Es wurde ein altes Zechengebäude gepachtet, und zu einem »Kunstzentrum« und zum Wohnort f. die Mitglieder umgebaut. Es heißt »Clear Galaxy« und ist »Ron gewidmet«. Man entwickelt dort viel Eifer, um das Ziel, bis 1984 die Welt clear zu haben, zu erreichen. Durch die Mißtrauensbezeugungen der anderen mir gegenüber wurde in mir so eine Art Schuldgefühl erweckt. Ich wollte den Kurs zu Ende machen, um zu zeigen, daß ich wirklich keine schlechten Absichten hatte. Leider habe auch ich sogenannte »Erfolgsberichte« geschrieben, die nun gegen mich verwendet werden könnten. Ein anderes Mitglied, das ich einige Wochen nach meinem Austritt traf (er war etwas später als ich eingetreten und wollte auch weg), mußte am E-Meter bestätigen, daß er in Urlaub fuhr. Oktober 1979, Unterschrift, 23 Jahre alt
2. Bericht »Ich wollte Ihr Schreiben schon früher beantworten, wollte jedoch zuvor abwarten, bis die Org in München mir mein Geld zurückbezahlt hat, das sich noch auf meinem Konto dort befindet. Leider ist das bis jetzt noch nicht geschehen und nun will ich Sie nicht länger warten lassen. Ich leide seit Jahren an Schwindelgefühl, was sicher psychosomatisch ist. Da mir Ärzte kaum helfen konnten, suchte ich weiter. So fand ich im August 1975 in der Zeitschrift ESOTERA eine Anzeige über das Buch »Dianetics« - die moderne Wissenschaft der geistigen Gesundheit«. Ich ließ mir das Buch kommen und las es. Da man aber durch die Lektüre des Buches allein nichts erreicht, wurde mir geraten, in Stuttgart in der Neuen Brücke (Straße) den Kommunikationskurs zu machen. Da wurde mir gesagt, das sei Voraussetzung für das Auditing, welches dann meine gesundheitlichen Probleme meistern sollte. Der Kurs in Stuttgart kam mir komisch vor, doch ich machte weiter, denn alles war eifrig dabei und lobte das spätere Auditing in München.
So schloß ich dann den Kurs ab und bekam Auditing in München. Auch dieses Auditing fand ich von Anfang an blöd. Doch da die anderen Leute (meist Personen mit Abitur oder Realschule, meist junge Leute) eifrig bei der Sache waren und ich mir eine Verbesserung meines Gesundheitszustandes erhoffte (was mir auch bei der Einzahlung des Geldes - 7200. DM versprochen wurde) machte ich weiter. Dieses »Gesundsein« ging aber nicht so schnell, ich mußte immer mehr einzahlen und war jedesmal enttäuscht, wenn ich wieder abreiste. Doch die Scientologen machten mir immer wieder Mut. Nun begann ich von anderer Seite etwas über Scientology zu erfahren, außerdem tauschte ich Adressen mit Leuten, die auch von . . . (Ortsname) . . . zum Auditing kamen. Man unterhielt sich. Und siehe da, vielen war es wie mir ergangen, sie hatten Geld eingezahlt, wurden enttäuscht und traten schließlich aus. Meine Kameraden fragten sich, warum sie überhaupt auf so etwas hereingefallen seien, doch sie kamen immer wieder wie ich zum selben Schluß: Meist Probleme psychischer Art oder Krankheiten, welche von Ärzten nicht geheilt werden konnten, waren der Grund, daß man anfing. Bei den Scientologen wurde nun alles gelobt und überall hingen »Erfolgsberichte«, welche aber meist gleichartig lauteten und sehr allgemein gehalten waren. Jeder, der nicht diese Erfolge verspürte, war ruhig und wollte nicht als Versager auffallen, wenn die anderen von ihren »Gewinnen« sprachen. Wenn man wissen wollte, aus was diese »Gewinne« bestehen, bekam man keine vernünftige Antwort. Ich selbst war oft überrascht, daß ich eine Stufe abgeschlossen hatte und dann nach den Gewinnen gefragt wurde. Ich mußte zuerst immer überlegen, was denn ein Gewinn hätte sein können. Ich sagte aber jedesmal, daß mein Hauptübel (Schwindel, Kopfweh, Benommenheit) bisher nicht beseitigt sei, obwohl es im Auditing immer angegangen worden sei. Nun hieß es, es sei eine unterdrückerische Person am Werke. Da eine solche nicht gefunden werden konnte, mußte ich letzten Weihnachten den PTS/SP-Kurs machen (für 1.100 oder 1.400 DM). Außerdem brauchte ich als Voraussetzung für diesen Kurs den BSM und den Mini-Tonbandkurs. Darauf kam man aber erst, als ich schon für den PTS/SP gezahlt hatte. Ich mußte über 10 Tage täglich rund 10-14 Stunden studieren, damit ich mit den Kursen fertig wurde. Erst nach Bestehen der Kurse sollte ich wieder Auditing bekommen, was ich ja wollte, denn ich konnte es nicht erwarten, meine Krankheit loszuwerden. Die Scientologen in meiner Umgebung glaubten alle daran, und sie machten mir Mut, weiter zu machen. Dies war aber mit immer mehr Kosten verbunden, denn schließlich wurden die Preise für Auditing monatlich 5 % teuerer. Nun hieß es außerdem, daß der große Boom komme, man müsse sich schnell auditieren lassen und Geld einbezahlen !, denn sonst könnte man eventuell nicht mehr drankommen, da angeblich immer mehr Leute die »Dienstleistungen« von den Auditoren wollten. Mir wurde dann im Februar gesagt, was ich noch alles machen müsse, bis eventuell mein Gesundheitszustand wieder hergestellt sei. Ich überschlug und siehe da, mindestens nochmals 20.000.- DM hätte ich anlegen müssen. Sie wollten nun, daß ich in den Osterferien 5.000.- DM mitbringe, so würde ich auch Geld sparen, da ja immer alles teuerer würde. Inzwischen hatte ich mich aber bei den Kirchen und bei der ABI erkundigt. So kam ich im April wieder nach München und wollte mein restliches noch nicht verbrauchtes Geld. Dies war jedoch nicht so einfach. Nun gab es endloses Warten und dann wieder Befragungen bei Ethik. Es wurde mir zu dumm, ich fuhr nach Hause und beantragte, schriftlich meinen Austritt und wollte mein restliches Geld. Formulare wurden geschickt, die man noch notariell beglaubigen lassen sollte. Das machte ich nicht, sondern schrieb ihnen, ich wolle nun ohne Umschweife mein Geld zurück. Am 12.3.77 schrieben sie mir, daß der Antrag bearbeitet werde. Bis jetzt habe ich von der Bank noch keine Mitteilung bekommen, daß das Geld eingegangen ist. Ich hoffe, daß Sie aus diesem Brief manches erfahren können. Freundliche Grüße.«
3. Bericht »Hier schreibe ich Ihnen den Brief mit meinen persönlichen Erfahrungen, die ich im DianeticCollege, Stuttgart, Hauptstätter Str. 126 und in der Münchner Scientology Kirche Deutschland gemacht habe. Ich fordere Sie hiermit auf, den Brief und etwaige sonstige Mitteilungen streng vertraulich (Unterstreichung d.Verf.) zu behandeln und nicht ohne meine ausdrückliche Genehmigung in irgend einer Form zu veröffentlichen oder bei Prozessen gegen Dianetics und Scientology zu verwerten. Es wird aber wahrscheinlich der Fall sein, daß Sie durch meine Kenntnisse in einigen Details Neuigkeiten bekommen., Mein Bekanntwerden mit Dianetics fing damit an, daß ich Anfang des Jahres 76 den 200-Fragen Persönlichkeitstest auf der Königsstraße bekam. Ich füllte ihn aus und bekam schneller als erwartet einen Termin. Es fand die Besprechung statt, wo man mir meine persönlichen Schwächen und Stärken zeigte und das anschließende Angebot mit dem Kurs für elementare Kontrolle und Kommunikation machte. Preis: 450.- DM. Mit der Entscheidung ließ ich mir ein paar Monate Zeit, auch um nur Informationen einzuholen. Trotz kritisch-reservierter Meinungen fing ich im (Monat) 76 mit dem obengenannten Kurs an. Zwischen Testbesprechung und Kursbeginn bekam ich regelmäßig Post vom DianeticCollege. Innerhalb von 5 Wochen wurde ich mit dem, kurzgenannt »kommkurs« fertig. Die Erfolge des Kommkurses, der aus mehreren (Verhaltens-) Trainings bestand, taten mir ungeheuer gut. Gegen Ende oder nach Ende des Kurses fuhren wir, d.h. Mitarbeiter und Kursteilnehmer nach München zur sogenannten »Fallanalyse«. Mir und wahrscheinlich den meisten Teilnehmern wurde der Vorschlag gemacht, 100 Stunden Auditing in München in jeweils 50 Stunden »Life-Repair« und 50 Stunden »Drogen-Rundown« zu nehmen. Preis: nicht ganz 6.000.- DM. Ferner wurde das Trainingspaket in Stuttgart angeboten für 3.000.DM, das - aus BSM, HQS und Dianetics besteht. Ich überzeugte mich vorher bei anderen Kursteilnehmern, die bereits auf den oberen Kursen sind, ob das ratsam sei und die Antworten waren immer zustimmend. Auf die Kursteilnehmer komme ich später noch zu sprechen. In München fragte mich die Mitarbeiterin, ob sie mir anrufen könne und ich sagte ihr eindeutig, daß ein Anruf von ihr nicht erwünscht sei. Tatsächlich rief am nächsten Tag zwar nicht sie aber ein Mitarbeiter von Stuttgart an. Wir beschlossen, am nächsten Tag zu einem Kreditinstitut zu gehen. Der Mitarbeiter konnte mich dazu bewegen, als Grund bei der Kreditaufnahme Möbel anzugeben. Glücklicherweise bekam ich jedoch keinen Pfennig weil ich damals vor einem Berufswechsel stand. Von meinen Sparbüchern hob ich dann noch 3.000.- DM ab, um mit dem Trainingspaket beginnen zu können. Bald danach stellte ich immer mehr fest, daß die Methoden, die in Danetics und Scientology herrschen, mehr oder weniger anstößig sind. Ich glaube, man kann sie als faschistisch bezeichnen. Erst einmal mit dem BSM angefangen, erfuhr ich, daß man auch noch einige Materialien benötige, die auch nicht gerade billig sind. Kursbücher für BSM 32.- DM, für HQS 25.- DM und für Dianetics 100.- DM, ganz zu schweigen das E-Meter mit 700.- DM. Hinzu kommt, wenn man das Dianetic im Co-Audit in Stuttgart laufen will, was bisher gar nicht möglich ist, noch unbekannte Unkosten für den Case-Supervisor (Fallüberwacher). Ich stellte den Mitarbeiter Gerd Böhm, mit dem ich bis dahin zu tun hatte, zur Rede. Er stellte sich verwundert, daß ich das nicht erfahren hatte. Auf meine Fragen, ob er das anderen gesagt habe, meinte er ja. Es kam eine leichte Einschränkung »das hänge vom Verlauf des Gespräches ab«. Ich gab mich mit der Antwort nicht zufrieden und forschte bei anderen Kursteilnehmern. Hier gab es kaum einen, der auch nur andeutungsweise beim Abschluß des 3.000.- DM Geschäftes wußte, daß auch weitere Unkosten von wahrscheinlich über 1.000.- DM dazukommen. Manche meinten, das müsse man eben »konfrontieren«. Alle waren über diesen Betrug gleichgültig. Und jetzt
komme ich auf den Geisteszustand der Kursteilnehmer zu sprechen. Hier mögen teilweise durchaus bildungsmäßig hochstehende Personen vertreten sein. In die Kurse kommen jedoch meistens nur Leute mit dauernden oder zeitweisen Schwierigkeiten, oft auch solche, die kurz vor dem Selbstmord stehen. Viele, die hier hereingehen, sind enorm gestört und greifen nach dem Strohhalm Scientology, um vor dem Abgrund gerettet zu werden und damit am Rande eines neuen Unglücks zu stehen. Doch damit nicht genug. Man wird nicht nur finanziell betrogen, man wird auch zeitlich betrogen. Im allgemeinen wird für das Trainingspaket (BSM, HQS und Dianetics) vor Kaufabschluß eine Zeitspanne für ein halbes Jahr gesetzt, oder auch weniger. Ich kenne niemanden, der das geschafft hätte. Ich kenne Leute, die sind schon 3 Jahre bei diesem Paket. Einem Kursteilnehmer, der die ersten 2 Stufen des Pakets belegte, wurde gesagt, sie könne das spielend in 2 Monaten schaffen, danach wollte sie ins Ausland. Zwei Monate reichen gerade aus, um den ersten Kurs abzuschließen. Man wird hier, was das Geld und die Zeit betrifft, belogen. Schon daraus ist zu ersehen, daß es Scientologen mit der Wahrheit nicht sehr genau nehmen. Freilich ist das nicht alles und das wäre wahrhaftig schon genug. Obwohl Staff-Member (Mitarbeiter) in Gesprächen immer wieder betonten, sie hätten mit Politik nichts zu tun, fehlt es doch nicht an weltanschaulichen Aussagen. Interessant erscheinen mir die Bücher von Hubbard, wo fortwährend gegen den Sozialismus gehetzt wird oder er es bedauert, daß es keine Kinderarbeit mehr gibt. Auch steht im HQS-Material ein Satz: Demokratie hat uns bisher nichts anderes gebracht als Einkommenssteuer und Inflation. Bei einer kurzen Diskussion fragte ein Teilnehmer unter anderem, was ein Arbeitsloser dafür könne, wenn er es schon bei 19 Arbeitgebern probiert habe und immer noch keine Arbeit gefunden hätte. Prompte Antwort des überzeugten Scientologen: »Der hat irgendwann einmal in einem früheren Leben eine Tat begangen und hat jetzt Angst, sonst würde er es ein 20. Mal versuchen.« Ein anderer Kursteilnehmer meinte einmal, daß er jemanden tödlich überfahren habe. Antwort des Staff-Mitgliedes: »das ist nicht so schlimm, der Thetan von dem hat sich längst einen neuen Körper gesucht.« (Anm. d. ABI: diese Bemerkung ist kein Einzelfall!) Ich hatte ab und zu den Eindruck, es mit Verrückten zu tun zu haben. Vielleicht ist es auch nur Taktik von Scientology, wenn sie betonen, politisch neutral zu sein, weil man sie ansonsten möglicherweise gleich verbieten würde. Ein paar Mal wurde ich gefragt, ob ich am kommenden Samstag Tests austeilen würde. Das Gespräch spielte sich ungefähr wie folgt ab: »Teilst Du am Samstag Tests aus?« »Nein« - »Warum teilst Du keine Tests aus?« - »Weil ich keine Zeit habe« - »Gut, warum hast Du keine Zeit?« - »Ich muß am Samstag ausschlafen« - »Gut, warum mußt du am Samstag ausschlafen?« - »Weil ich unter der Woche zu wenig schlafe« »Gut, willst Du, daß Baden-Württemberg als erstes Bundesland CLEAR wird?« - »Ja« - (hätte am liebsten Nein gesagt, aber das hätte möglicherweise weitere Komplikationen gegeben). »Gut, bist Du jetzt ein Thetan oder nicht?« - »Ja« - »Gut, was ist Dir lieber, daß Baden-Württemberg CLEAR wird, oder daß Du ausschläfst?« - »Daß ich ausschlafen kann« -»Ja« - »Gut, zuviel schlafen ist ungesund, da rostet zuviel ein. Schau mich an, ich arbeite bis nachts zwei Uhr und sehe so frisch aus« - »Das ist mir egal« - »Gut, hat das noch einen anderen Grund?« - »Nein«. Damit war das Gespräch beendet. Der gleiche Mitarbeiter sagte mir auch, daß es viel zu viele Krankenhäuser und Altenheime gebe. Es ist wahrscheinlich tatsächlich so, daß die meisten Mitarbeiter zu wenig schlafen. Vermutlich dient das dazu, um die ohnehin kaum vorhandene Kritikfähigkeit eines StaffMembers durch chronischen Schlafentzug vollends auszulöschen. Mit Sicherheit können viele Scientologen Wahn und Wirklichkeit nicht mehr auseinanderhalten. Sonst würde nicht im hinteren Kursraum ein Schild mit der Beschriftung hängen: »Unser Ziel: bis zum 13. März 77, Ron's Geburtstag, 50 Class IV Auditors«. Soviel ich weiß, gibt es in Stuttgart gerade einen Class IV Auditor, während einige auf der Akademie zum Class IV Auditor sind, bei weitem
jedoch keine 50, und die sind bis zum 13. März aller Wahrscheinlichkeit noch nicht fertig. Man müßte wohl Ron's Geburtstag ziemlich lange verschieben. Überhaupt dürfte es bei den Mitarbeitern mit dem ARK-Dreieck &(Affinität, Realität, Kommunikation ARK) nicht ganz stimmen, &jedenfalls was die Affinität fehlt, geht wohl bereits daraus hervor, &daß das ganze System auf Lügen, Zwang und Terror aufgebaut ist. Dies möchte ich noch an ein paar weiteren Beispielen verdeutlichen: Freitag (Datum) 1976: Komme 20 Minuten zu spät, stelle mich betrunken (hatte mich geärgert, weil ich ein paar saftige Arbeiten bekam) werde hinauskommandiert. Kursleiterin sagt, es gebe eine Strafe von 1/2 Stunde MEST-Arbeit (MEST Materie-Energie-Raum-Zeit). Muß 1/2 Stunde lang Tische abputzen. Dienstag (Datum) 1976: Bin Kurs-out, muß im zweiten Stock gehen und werde ans E-Meter gesetzt, darf keine Antworten verweigern. Hier werden unter anderem folgende Fragen gestellt: Beabsichtigen Sie oder haben Sie beabsichtigt, geheime Daten den Kommunisten bekanntzugeben? der Regierung dto. einer Partei dto. dem Militär dto. der Polizei dto. einem Journalisten dto. der Presse dto. einem Anwalt dto. einem Angehörigen der geistigen Gesundheit (Arzt oder Psychologen) bekanntzugeben? Haben Sie eine kriminelle Vergangenheit? Sind Sie mit Personen in Verbindung, die Dianetics und Scientology ablehnend gegenüberstehen? Haben Sie vor oder hatten Sie vor, wegen Dianetics oder Scientology vor Gericht zu gehen? Sind Sie in Dianetic, um eine Schwäche zu finden? Sind Sie in Dianetic, nur um die Wirksamkeit zu überprüfen? Manche Fragen werden öfters wiederholt (ca. 6-8 mal). Donnerstag (6 Tage später) 1976 Darf wieder am Kurs teilnehmen, wenn ich mich anständig verhalte. Wenn es nochmals vorkommt, wird es über München gehandhabt. Sonntag (3 Tage später) Muß Aufsatz schreiben, wie verhalte ich mich auf Kurs? Donnerstag (4 Tage später) Kursleiterin fragt einen Kursteilnehmer, warum er lachen würde. Kursteilnehmer sagt, wir hätten uns (er und ich) über etwas unterhalten. Muß mit ihr hinausgehen, fragt mich nach der Ursache, fragt so lange, bis ich antworte. Antworte, ich hätte gesehen, daß ich ein Pink Sheet bekomme (Pink Sheet = Rosa Blatt. Man bekommt es, wenn man auf einem bereits überprüften Text Mißverständnisse hat. Wird jedoch sehr oft auch als Strafarbeit benutzt). Kursleiterin sagt: »Wenn das noch einmal vorkommt, fliegst Du hinaus« Samstag (ca. 3 Wochen später) Kursleiterin:Du machst eine Stunde »MESTArbeit« (Strafarbeit). Begründung: War 14 Tage unentschuldigt nicht auf Kurs. Allerdings hatte ich mich auch nicht eingetragen, weil zu dieser Zeit gar kein Eintragungsblatt an der Wand hing. Sonntag (nächster Tag) Leiste die »MEST-Arbeit« morgens um 10 ab. Muß das Klo putzen einen Raum sauber machen und den Knettisch saubermachen. Tatsächliche Zeit 1,25 Stunden. Freitag (drei Wochen später) Kursleiterin fragt mich, warum ich eine Woche nicht gekommen bin. Sage ihr die Gründe (Arbeit, Feiern, wenig Checkouts). In gewohnter Weise schiebt sie mir die Schuld zu, ich würde dafür die Verantwortung tragen. Sage ihr, daß ich das Training TR 0 für mich alleine machen würde. Sie weist darauf hin, daß das Squirreling sei (Squirreling Abweichen zu seltsamen Praktiken. Bekomme ein Pink-Sheet (Strafarbeit). Man darf also nicht einmal in seiner Freizeit (Unterstr. d. Verf.) machen, was man will, ohne dafür nicht bestraft zu werden! Ich erinnere mich an eine Kursteilnehmerin, eine überzeugte Scientologin, damals auf dem Dianetics-Kurs, heute in München weiterstudierend, der es einmal furchtbar schlecht war. Nachdem ihr die Kursleiterin verbot, deshalb heimzugehen, ging sie ohne Erlaubnis nach Hause. Sie wurde dafür mit Pinksheets bestraft. Heute kann sie es wahrscheinlich besser »konfrontieren« als damals. Da wird auch der Satz vom HQSMaterial verständlich: Wenn wir jemanden zum Auditor ausbilden, dann wollen wir ihn lieber tot als unfähig haben. Einmal war ich in der Pause mit zwei befreundeten Kursstudenten in der Wirtschaft. Die Kursleiterin befahl mir, mit ihr hinauszugehen. Sie fragte mich, ob jemand
von uns Alkohol getrunken habe. Hier mußte ich sie mit einer verneinenden Antwort anschwindeln. Sie glaubte mir. Solche Verhöre, ob mit oder ohne E-Meter, finden in der Regel ohne Zeugen statt und sind deshalb schwer zu beweisen. Mit Sicherheit ersparte ich dem einen Kursteilnehmer damit den Gang zum »Ethik-Officer« oder irgend eine schwere Strafe. Was die Fortschritte oder Gewinne auf den einzelnen Kursen betrifft, so kann das unendlich langsam gehen. In der Regel ist man bemüht, die Leute auf den 1. Kurs, also dem Kommunikationskurs (450.- DM) schnell voranzubringen, was auf den höheren Kursen keineswegs garantiert ist. Insofern muß der Kommunikationskurs als Lockvogel angesehen werden (Anm. d. ABI: es wurden immerhin einige Tausend DM im Voraus bezahlt). Schnell ist man dann nur noch, den Leuten das Geld aus der Tasche herauszuziehen. Im Monat Dezember war das besonders krass. Hier war der Staff unterbesetzt. Mindestens eine Mitarbeiterin, wenn es nicht zwei oder drei waren, traten aus, eine war zu dieser Zeit in München. Ich mußte oft wegen Checkouts (Überprüfungen) mehrere Male (ca 10-20 mal) die Kursleiterin aufsuchen, die dann keine Zeit hatte. Als ich sie darauf ansprach, daß ich keine Fortschritte mache, fragte sie dumm-dreist: »Woran liegt das?« Ich antwortete ihr: »An der Unterbesetzung der Staffs«. Zynisch konterte sie: »Du bist selbst schuld, du trägst die Verantwortung dafür«. Man bezahlt hier also eine Menge Geld, bekommt wegen den geringsten Anlässen dicke Strafen, die Kursleiterin hat wegen der Schlamperei der Organisation keine Zeit und dann ist man noch selber schuld, wenn man keine Fortschritte macht (scientologische Gedankenakrobatik!!) Was es für absurde Anordnungen gibt, bekam ich in der »Kirche« in München Anfang 1977 zu spüren. Ich hatte »Life-Repair« für 2 Intensive, also 25 Stunden bestellt. Die Mitarbeiterin fragte mich, ob ich noch zwei weitere Intensive bezahlen könne. Ich machte sie darauf aufmerksam, daß sie mir Wochen vorher selbst gesagt hätte, daß ich auf keinen Fall 4 Intensive brauche. So mußte ich nochmals die 200 Fragen des Persönlichkeitstest, also wie vor dem Eintritt in den Komm-kurs, ausfüllen. Dann kamen die Interviews. Hier wurde ich unter anderem gefragt, ob ich schon irgendwelche Therapien mitgemacht hätte. Ich sagte, bestimmte Suggestionstherapien, worauf die Mitarbeiterin stutzig wurde und nachhakte. Sie fragte, wer der Autor dieser Therapien sei. Ich nannte den Namen: Tony Gaschler. Hierauf wurde mir gesagt, ich könne, ohne vorher einen Antrag auf Zulassung zum Auditing gestellt zu haben, nicht auditiert werden, da Tony Gaschler ein »Unterdrücker« sei. Auf nähere Fragen hin erklärte die Mitarbeiterin, Tony Gaschler sei ein staff member Blowing, also ein abgehauener Mitarbeiter, der scientologische Daten verdrehte, um andere zu unterdrücken. Ich forderte die Policy Letters, die es angeblich nur auf englisch gibt. Mit Hilfe eines Wörterbuchs übersetzte ich den Text. Hier steht unter anderem, daß jemand, der mit einer »unterdrückerischen Gruppe« Kontakt hatte, nicht am clearing-Kurs, also die Stufe, wo man Clear wird, teilnehmen könne. Der Grund sei darin zu sehen, es »unterdrückerischen Gruppen« schwer zu machen, durch Gewöhnung Daten zu holen. Die Gefahr bestehe immer noch, daß man sich an solche Gruppen erinnere. Wenn ein CLEAR ein so rationales Wesen wäre, wie er in »Dianetics - die moderne Wissenschaft der geistigen Gesundheit« beschrieben ist, so dürfte die Gefahr meiner Ansicht nach gar nicht bestehen, oder irgend etwas stimmt in Scientology nicht. Ich beantragte Zulassung zum Auditing. Man vertröstete mich immer wieder auf spätere Uhrzeiten, bis ich am Sonntag nachmittag erfuhr, daß die zuständige Person zu Bearbeitung des Antrages angeblich nicht da sei. Ich durfte wieder abreisen, die Fahrkarte hat mich 58.- DM gekostet, mit dem Bescheid, ich würde nach ein paar Tagen Nachricht bekommen, was freilich ausblieb. Bisher rief ich schon dreimal an, jedesmal mit der Vertröstung auf eine neue Uhrzeit oder einen neuen Tag. Im Moment ist noch nicht abzusehen, ob überhaupt und wann mein Auditing stattfinden wird. Ansonsten ist mir bekannt, daß Kursteilnehmer, welche unentschuldigt fehlen, öfters Anrufe bekommen oder, wie es neulich einem Studenten erging, der mit dem Kommkurs noch nicht ganz fertig war, sich aber für das 3.000. - DM Trainingspaket nicht entschließen konnte, laufend bearbeitet wurde, bis er schwach wurde. Dies läßt sich sicherlich pauschal sagen, daß
die Mitarbeiter gegenüber Studenten gerade wenns ums Geld geht, einen wahren Psychoterror loslassen, den sie meistens auch gewinnen - dank ihrer Überlegenheit. Die Scientologen sind unermüdlich, sie teilen auf der Königstraße in der Nähe des Hauptbahnhofes immer noch Persönlichkeitstests aus. Zum Schluß möchte ich noch sagen, daß es zwar recht gut ist, wenn fortlaufend Prozesse gegen Scientology gewonnen werden, daß das aber recht wenig nützt, so lange Scientology noch besteht. Hier wäre zu überlegen, ob nicht ein generelles Verbot gegen Dianetics und Scientology das einzig richtige wäre. Wie Sie selbst aus meinem Brief ersehen, geht das, was hier passiert, weit über Betrug hinaus. Dies verletzt auch die Menschenrechte. Da wäre ein Hinwirken auf ein Verbot der »Kirche« dringend wünschenswert, bevor es zu spät ist. Sonst könnte es eines Tages wirklich ein »Auditing mit Erschießen« geben. Ich jedenfalls werde, ob mit oder ohne »Life Repair«, diese faschistische Organisation in den nächsten Wochen verlassen. Hochachtungsvoll« Anfang 1977 forderte der Verfasser dieses Briefes einen Teil des von ihm bezahlten Geldes zurück. Im August 1977 erhielt er mit einem Scheck das folgende Schreiben, datiert vom Februar 77 Scientology Kirche Deutschland MSO München HCO Ethik Order An die, die es betrifft vom HCO München Betreff:Ausschlußschreiben (Name), Mitglied aus (Adresse) ist nicht langer in Übereinstimmung mit den festgesetzten Zielen von Scientology oder bereit, sie zu unterstützen. Dies ist durch die Forderung nach Rückzahlung einer Spende, die er der Kirche vermacht hat, bewiesen. Er ist jetzt ordnungsgemäß von der Scientology Kirche ausgestoßen. Er darf keine geistliche Beratung oder Training von irgend einer Scientology Kirche erhalten, bis er nicht einen Akt der Reue vollbracht hat und Zuflucht bei der Kirche sucht. Die erste derartige Zuflucht ist: Finde heraus, wer du wirklich bist! Walter Sak H.A.S. für Das Direktorium der Scientology Kirche Deutschland Anmerkung der ABI zum »Ausschlußschreiben«: Die Scientologen bezeichnen die Honorare für die Kurse fälschlicherweise als Spenden. Üblicherweise erwartet man für eine Spende keine Gegenleistung. Auf der Quittung ist beispielsweise vermerkt: »Mitgliedsbeitrag für geistiges Training (BSM + HQS + HSDC) 3.000.- DM.« Der Begriff Mitgliedsbeitrag ist in diesem Zusammenhang allerdings genauso irreführend. Abschließend schreibt der nunmehr Exkommunizierte an die ABI: »Sehr geehrte Herren! wie Sie aus dem beigefügten Scientologieschreiben ersehen, bekam ich nun doch das Geld zurück, durch einen Verrechnungsscheck. Abgezogen wurden mir 150.- DM. Damit dürfte der Fall für mich erledigt sein. Wenn es Ihnen gelingt, die Daten derart unkenntlich zu machen, daß ein Rückschluß auf meine Person nicht möglich ist, können Sie selbstverständlich den Bericht oder auch Teile davon veröffentlichen, wenn mein Name nicht genannt wird (das gilt auch für diese Seite). Übrigens mußte ich damals in München wegen meines Austrittes an zwei Nachmittagen von Auditor zu Auditor, von E-Meter zu E-Meter gehen. Keiner dieser Auditoren bemerkte, daß ich des öfteren ziemlich deutlich mit den Händen in die Dosen drückte. (Anm. der ABI: dadurch wird ein Zeigerausschlag und damit nach Meinung der Scientologen eine geistige Regung quasi vorgetäuscht). Ich sagte dies einem befreundeten Scientologen, der dies bei nächster Gelegenheit in Stuttgart bei der Kursleiterin ausprobierte, die natürlich auch nichts bemerkte. Er hatte den Mut, sie darauf hinzuweisen, worauf sie kurz zu zittern begann In München wurde ich noch als Unterdrücker bezeichnet (Begründung: Jeder, der austritt, ist ein Unterdrücker). Für den Fall des Wiedereintritts in Scientology hätte ich mit einer
»Wiedergutmachungsarbeit« zu rechnen, die zwischen 50 und 500 Stunden beträgt, natürlich unentgeltlich. Mit freundlichen Grüßen« Das auf der vorigen Seite wiedergegebene »Ausschlußschreiben« ist keineswegs ein Ausrutscher und bedient sich nur der üblichen Formeln des Sektengründers Hubbard. Wie das folgende Beispiel zeigt, ist eigentlich nur auffällig, daß der Copyright-Vermerk fehlt: College für angewandte Philosophie, Franken e.V. MISSION DER SCIENTOLOGY KIRCHE Ethik-Anordnung vom (Tag, Monat) 1976 An alle, die es betrifft vom Hubbard Kommunikationsbüro, Mission Franken (Name), Student und Mitglied der Scientology Mission Franken, ist am (Tag, Monat) 1976 von der Mission weggegangen und hat seitdem nicht mit der geistigen Ausbildung weitergemacht. Es wurde mehrmals versucht, ihn zu veranlassen, daß er zu der Mission kommt, um die Angelegenheit aufzuklären. Das hat er aber jedesmal abgelehnt zu tun. Er hat am (Tag, Monat) 1976 mitgeteilt, daß er sich von der Mission trennen will. Laut HCO Policy Letter 19. April 1965, »Ethics, Training an Processing Regulations« ist es eine unterdrückerische Handlung, ohne Zustimmung vom Kurs abzuhauen. Seine Kondition ist FEINDSCHAFT. Bevor er mit seiner Ausbildung weitermachen darf, muß er die Angelegenheit mit dem Ethikoffizier der Mission Franken in Ordnung bringen, und die nötigen Wiedergutmachungsschritte durchführen. Der erste Schritt ist: Finden Sie heraus, wer sie WIRKLICH sind. Bruce Hines Hubbard Kommunikationsbüro Bereich Sekretär Sientology Mission Franken Anm. der ABI: Der »Zustand« der Feindschaft ist die vorletzte Stufe der »gleitenden Skala von Erfolg und Mißerfolg« (So: Evans, Kulte des Irrationalen, Rowohlt, S.114). Bereits minder schlimme Zustände werden hart bestraft. Für Feindschaft ist vorgesehen: Man darf ihm Eigentum abnehmen, ihn in jeder Weise verletzen, ohne daß man von einem Scientologen bestraft wird. »Man darf ihm Streiche spielen, ihn verklagen, ihn belügen oder ihn vernichten« (zitiert nach: Kaufman: Übermenschen unter uns. Andere Quellen vorhanden). Die Scientologen behaupten heute, dies alles habe lediglich symbolischen Charakter. Der Berichterstatter jedenfalls hat die Toilette nicht bloß symbolisch geputzt. Die Scientologen selbst scheinen einen gewissen Wert darauf zu legen, daß an die Anwendung dieser Strafen geglaubt wird, vermutlich um Ex-Scientologen den Mund zu stopfen. Noch am 11.7.77 stand in den »Stuttgarter Nachrichten«: FBI-Razzia bei der »Church of Scientology - Denunziant fürchtet Ermordung - Mitglieder angeblich bei der Steuerbehörde eingebrochen« - so die Überschriften eines Berichtes aus den USA. Man sollte diese Science-Fiction Sekte allerdings nicht verharmlosen: Tatsächlich gehen Einbruch und Urkundenfälschung nachweisbar auf das Konto von Scientologen: Nicht aus Eigennutz, sondern zum vermeintlichen Vorteil der Sekte.
4. Bericht Betr.:Scientology-Sekte - dazu ABI-Info's 53, 54, 59 Nachdem ich in früheren Jahren sehr unter Schüchternheit, Hemmungen und Kontaktschwierigkeiten litt, interessierte ich mich bereits im Jahre 1974 für einen Kurs bei Dianetics. Zu dieser Zeit wohnte ich jedoch noch in Tübingen und belegte aus verkehrstechnischen Gründen zu dieser Zeit noch keinen Kurs. Damals wurde ich durch ein Zeitungsinserat auf Dianetics aufmerksam.
Im Dezember 1974 zog ich nach (Wohnort) um. Jedoch erst im Jahre 1976, und zwar Anfang September, kam ich wieder auf Dianetics zurück. Auf der Königstr. erhielt ich 2 mal einen Persönlichkeitstest, jedoch erst einen dritten, den ich später in meinem Briefkasten fand, füllte ich aus und sandte ihn ab. Im September 1976 fand dann die Besprechung des Tests bei Herrn Böhm in der Königstr. lOa in der Zeit von 16.45 - 18.00 Uhr statt. Anhand der Fähigkeitskurse zeigte er mir dann auf, was alles verbessert werden müßte. Eigenartigerweise trafen die Punkte sogar zu. Ich brachte bei ihm dann meine Probleme vor (Konzentrationsschwierigkeiten, Schwierigkeiten in der Unterhaltung in einer Gruppe, Mangel an Durchsetzungsvermögen) und er sagte mir, daß ich mich diesbezüglich durch diesen Kurs wesentlich verbessern könnte. Außerdem stand für mich eine Dienstreise nach (Reiseziel) am (Reisedatum) auf dem Programm, wo ich den Besuchern mit einem elektronischen Blutdruckmeßgerät den Blutdruck zu messen hatte. Dies war dann eigentlich der Hauptgrund, daß ich am selben Tag noch den Vertrag abgeschlossen habe, und zwar in Höhe von DM 450.- DM für den Kurs für elementare Kommunikation und elementare Kontrolle. - Am (Monat) 76 habe ich dann den Kurs begonnen, und zwar jeweils Dienstag bis Freitag von 19 - 22 Uhr und samstags von 14 - 21 Uhr. Nachdem das Studiermaterial nicht im Kurspreis inbegriffen war, kaufte ich mir dieses am (Tag, Monat) 76 zum Preis von DM 20.-, und hoffte, dadurch schneller vorwärts zu kommen. - Nun ja, dann fuhr ich nach (Reiseziel) und tatsächlich, ich war die Ruhe selbst. Ich hatte kein bißchen Herzklopfen oder sonst irgendwelche Störungen zu verzeichnen; es machte mir überhaupt nichts aus, daß eine Menschenmenge (z.T. bis zu 20 Personen) um mich herumstand. Auch konnte ich mich mit den einzelnen Leuten, die sich den Blutdruck messen ließen, wunderbar verständigen. Da war ich also echt überrascht. Ich glaube nicht, daß mir dies ohne die Dianetics-Übungen so leicht von der Hand gegangen wäre. - Also, gegen den Dian.-Kurs habe ich nichts einzuwenden Was mir jedoch beim Dianetics-College nicht gefiel, war, daß dieses Frl. Graf, Renate - die Kursteilnehmer.x-mal zu sich reinholte und versuchte, den Leuten - so auch mir - unbedingt den nächsten Kurs oder Auditing zu verkaufen. Ich habe ihr dann jedesmal gesagt, daß ich erst mal diesen Kurs abschließen wolle. Außerdem hätte ich nicht die Zeit und auch nicht das Geld momentan, um weiterzumachen. Sie konnte oder wollte nicht verstehen, daß man außer Arbeiten auch noch andere Hobbys - wie z.B. Schwimmen, Gymnastik etc. - haben kann. Sie war der Ansicht, daß man durch die weiterführenden Kurse (Studierkurs) sehr viel mehr vom Leben hätte, als wenn man andere Hobbys ausübt. Da würde man eben den Geist trainieren und das wäre sehr viel wichtiger. Und wenn man körperliche Beschwerden hätte, so würde es dafür in der Scientology auch spezielle Übungen (z.B. Berührungshilfe) geben. Das Wichtigste wäre, daß man durch Besuch der Kurse und Auditing anderen Menschen helfen könne. Und was die Bezahlung angeht, so mußte ich immer wieder hören, daß die Gebühr ab nächsten Monat wieder 5% mehr beträgt und ich solle versuche, das Geld irgendwie zu beschaffen. Ich würde doch arbeiten und verdienen und ich hätte doch auch ein Konto, das ich mal überziehen könnte, oder ich könnte einen Kredit aufnehmen oder mir das Geld von Freunden leihen. Auch führte sie immer an, daß ich den Kurs ja nicht gleich beginnen müsse, sie würde mich ja nur darauf aufmerksam machen, daß ich jetzt noch diese 5% weniger bezahlen müsse. (Diese monatliche 5%ige Erhöhung ist natürlich ein ausgezeichnetes Mittel, um Leute unter Druck zu setzen!). Am (Tag, Monat) 76 schloß ich dann den Kurs ab. Kaum hatte ich die letzte Übung hinter mir, mußte ich auch schon den »Erfolgsbericht« schreiben. Als ich damit fertig war, mußte ich ans E-Meter zum Examiner. (Fr. Reindl). Es klappte jedoch nicht. Es wurde mir gesagt, daß die Nadel nicht schwebt. Nun mußte dieser Vorgang am Samstag, den 27.11.76 nochmals wiederholt werden. Dann war alles in Ordnung. Es wurden mir verschiedene Fragen gestellt (leider kann ich mich an den Inhalt nicht mehr erinnern!). Anschließend mußte ich
den zweiten Persönlichkeitstest ausfüllen. Für die Auswertung bekam ich für Montag, (Tag, Monat) 76 um 16.30 Uhr bei Frl. Renate Graf einen Termin. Es war nochmals solch eine Fähigkeitskurve erstellt worden und kam dann mit der ersten zum Vergleich. Außerdem bekam ich für die Fall-Analyse, die nur in München gemacht werden kann, einen Termin für Sonntag, den (Tag, Monat) 76. (Tag, Monat> 76/München: In der Scientology-Org. 10.45 Uhr eingetroffen, dann um ca. 11.30 Uhr zu einem Mitarbeiter ans E-Meter gekommen. Es wurden mir 50 oder 100 Fragen gestellt (z.B. Wie ist das Verhältnis zu Deiner Mutter, Vater, Chef - Bist Du aus eigenem Entschluß hier - Kennst Du jemand, der gegen Scientology ist - welche Krankheiten hattest Du - welches Hobby hast Du -Hast Du schon mal Rauschgift genommen - Hast Du Operationen gehabt, wenn ja, was für welche und in welchem Jahr - was für Medikamente hast Du schon eingenommen - Hast Du einen Freund - Hast Du viele Bekannte und Freunde Trinkst Du Alkohol - warst Du schon in Psychotherapeutischer Behandlung, Behandlung mit Elektroschock oder Hypnose - Hattest Du schon Mord-oder Selbstmordgedanken - ). An mehr kann ich mich augenblicklich nicht erinnern; es waren einfach zu viele Fragen. Von 12.15 bis 13.30 Uhr war Pause. Von ca. 14.00 bis 15.30 Uhr besprach Frl. Simone Wyss die Auswertung der Fragen und Antworten mit mir. Ich machte ihr klar, was ich erreichen möchte, und zwar, daß ich vollends ganz frei werde in Bezug auf Kommunikation in der Gruppe, einfach, daß ich diese Hemmungen vollends ganz abbauen kann. Sie sagte mir, daß dieses Problem durch Life repair bestimmt gelöst werden kann. Diese Schwierigkeiten würden durch den Auditor entsprechend gehandhabt. Dafür würde ich vier Intensive a 12 1/2 Stunden = 50 Stunden benötigt. Sie bereitete sogleich den Vertrag vor. Außerdem nannte sie mir noch die Beiträge, wenn ich noch im Dezember bezahle und dann im Januar 1977 wieder 5% mehr. Mir schien der Betrag in Höhe von DM 3.184.40 schon sehr hoch und ich sagte ihr auch, daß dies ja erst mal verdient werden müßte. Und so viel Geld hätte ich eben auch nicht, daß ich jetzt sagen könne: ja, ich bezahle es morgen. Auch sie sprach davon, das Geld vielleicht irgendwo aufzunehmen (Kredit oder von Freunden); dies mißfiel mir zwar, aber nachdem ich bereits in Stuttgart von verschiedenen Leuten nur positive Urteile über diese Life repair gehört hatte (allerdings Leute, die immer noch bei Scientology Kurse und Auditing machen!) entschloß ich mich, dieses Auditing zu machen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich auch noch die Hoffnung, daß ich dadurch tatsächlich mein Ziel (befreit von sämtlichen Hemmungen und Ängsten) erreichen wurde. Am (Tag, Monat) war Simone Wyss hier in Stuttgart beim Dianetic-College zu Besuch und rief mich von dort aus an. Sie erkundigte sich, wann ich jetzt mit dem Life repair beginnen würde und ob ich das Geld schon hätte. Ich verneinte das und sagte ihr, daß ich ihr im Augenblick noch keinen Termin nennen könne. 6 Tage später rief mich diese Simone Wyss wieder an, um zu fragen, wie es mir geht und wann ich jetzt nach München komme. Auch zu diesem Zeitpunkt konnte ich ihr keine konkreten Angaben machen. Mir kamen plötzlich Zweifel, ob ich den Vertrag vielleicht doch wieder rückgängig machen soll, denn es fiel mir nicht leicht, diesen hohen Betrag einfach zu überweisen. Ich überlegte dann hin und her, ob ich das Geld nun überweisen soll oder nicht. Dann traf ich in der Stadt einen Scientologen (Name), wir unterhielten uns und auch er hatte das Life repair gemacht und machte zu jener Zeit gerade den Drogenrundowns in München. Nun hörte ich von ihm wieder, wie fantastisch dieses Life repair in seiner Wirkung ist. - Dann endlich, wieder 7 Tage später bezahlte ich den o.a. Betrag durch Verrechnungsscheck, den ich an die Simone Wyss sandte, wie es vereinbart war. Dann bekam ich von München Nachricht wenn ich mich richtig erinnere - von Günter Münzloher - für welches Wochenende bzw. Tag er mich einplanen soll. Außerdem wurde mir in diesem, oder in einem kurz darauffolgenden Brief das Buch »Selbstanalyse« empfohlen, das ich zur Vorbereitung auf das Auditing durcharbeiten solle. Am 4.1.77 kaufte ich dann dieses Buch im Info-Centrum bei Herrn Böhm = DM 23.. Ich entschied mich dann für ein Wochenende Anfang 77 für den Beginn des Life
repair. Dann bekam ich nochmals einen Brief - ich glaube von Peter Vogel, darin hieß es, daß ich mir noch die »Axiome« ansehen solle und auch das Dianetic- und ScientologyBilderbuch, da es mir beim Auditing sehr nützlich wäre. Vor Beginn 77 kaufte ich mir dann noch das Heft »Die Axiome der Scientology« = DM 6. in der Hauptstätter Str. bei Frl. Renate Graf. Sie wollte mich dazu überreden, daß ich hier in Stuttgart beim Dianetic-College noch einen Auditing-Vorbereitungskurs absolviere (Preis zwischen 300 und 400 DM!). Sie meinte, daß die Preclears, die diesen Kurs vor dem auditing machen, bessere Erfolge hätten und schneller weiterkommen. Das lehnte ich jedoch ab. Denn in München gibt es diesen Einführungskurs nicht. Dann war sie sauer! Zusammenfassung zu Scientology, München: Der geforderte Beitrag für dieses Life repair ist entschieden zu hoch. 70 - 80% der Zeit mindestens wurde für Wörterklären verwendet. Wenn deutsche Wörter gebraucht würden, wäre es sehr viel vernünftiger. Jedoch sind dies Scientologen-Ausdrücke und Abkürzungen, die in keinem normalen Wörterbuch zu finden sind. Kann man das entsprechende Wort nicht genau deuten, bzw. gefällt es dem Auditor nicht, wie man sich ausdrückt, so muß man das Wort oder den Begriff mit Demo-Material (Bleistift, Tubenverschlüsse, Radiergummi etc.) darstellen. Erst wenn der Auditor dann mit dem Gezeigten zufrieden ist, wird zum nächsten Wort übergewechselt. Dieser Vorgang wurde x-mal wiederholt, und jedesmal kamen neue Wörter hinzu. Die Auditing-Listen bestehen hauptsächlich aus diesen Scientology-Wörtern. Der Auditor liest diese Liste und fischt ein Wort heraus, bei welchem angeblich die Nadel ausgeschlagen hat. (Beispiel: Listingfehler, PTS-Item, einen Tonarm reparieren, der nicht hoch ist, einen Tonarm reparieren, der nicht niedrig ist, übergelistet). Nun muß man diesen Begriff demonstrieren, bzw. erklären. Dies wird so lange wiederholt, bis die Nadel angeblich »schwebt«. Es kommt die nächste Liste. Hier werden Begriffe aufgeführt, wie z.B. Mutter, Vater, Chef, etc. Schlägt nun die Nadel bei »Mutter« aus, so muß man von der Mutter erzählen, und zwar vom jetzigen Zeitpunkt soweit zurück wie man sich erinnern kann. Bei diesem ganzen Frage- und Antwortspiel hat man das Gefühl, als ob man verhört würde. Außerdem kann man auch nicht kontrollieren, ob der Zeiger des E-Meters so ausschlägt, wie es der Auditor sagt. Ich hatte sogar das Gefühl, daß diese Anzeigen z.T. gar nicht stimmten. Vor jeder Sitzung muß man die Hände mit einer Lanolin-Lotion einbalsamieren, dann wird man gefragt: Wieviel Stunden hast Du geschlafen, bist Du müde? Bist Du hungrig? Dann heißt es »Das ist die Sitzung«. Und später dann »Das ist die Liste«. Man darf auch keine Kleidungsstücke tragen, enge Schuhe muß man ausziehen, den Rockoder Hosenbund öffnen, Ringe ablegen. Auch wird kontrolliert, ob man die Dosen richtig in der Hand hält sowie ob die Hände auch warm genug sind. Nach der Sitzung wird man gefragt, ob man noch etwas fragen möchte, bevor Pause gemacht wird. Dann wird man zum Examiner gebracht, bei dem man wieder ans E-Meter gesetzt wird. Seine Aufgabe ist es, festzustellen, ob die Nadel schwebt, also, ob alles in Ordnung ist. Wenn er sagt: »Deine Nadel schwebt«, kann man gehen. Nachdem das Auditing auch mit Wartezeiten verbunden ist, wurde ich darauf hingewiesen, daß ich mich für diese Zeit für einen kleinen Kurs einschreiben solle, dann könnte ich die Wartezeit besser ausnützen und müßte nicht nur herumsitzen. Als ich dann sagte - ich glaube, die Mechthild oder der Peter hatte mich daraufhin angesprochen - daß ich dafür nicht auch noch Geld hätte, wurde mir gesagt, daß dies aber auch gut für das Auditing wäre, ich würde dadurch schneller und besser durchkommen. Ich hatte jedoch den Eindruck, daß es nur darum ging, wieder einen Kurs zu verkaufen. - Einmal wurde ich von einem Mitarbeiter
angesprochen, der mit einer Plastiktüte durch's ganze Haus marschierte, ob ich Vitamine brauche. Ich verneinte dies. Andere Kursteilnehmer, bzw. Scientologen, die sich auch in diesem Pc-Warteraum befanden, kauften z.T. für über 100. DM. Es kommen sämtliche Vitamine in Form von Pillen und Flüssigkeiten zum Verkauf. Eine Dame, die neben mir saß, meinte, das müßte ich auch nehmen, da würde man viel besser durch's Auditing kommen, man würde nicht so müde werden und außerdem könnte man sich viel besser konzentrieren und man würde sich irgendwie richtig glücklich fühlen. - Alle, die ich kennengelernt habe, die diese Vitamine schlucken, kamen mir irgendwie eigenartig vor, und zwar so, als ob sie gar nicht in der Wirklichkeit leben würden. Und man konnte sich mit Ihnen wirklich nur über Scientology unterhalten, alles andere schien für diese Leute gar nicht zu existieren. Mir kam es z.T. so vor, als ob manche von ihnen unter einem hypnotischen Zwang stehen würden. Nachdem ich z.T. längere Wartezeiten hatte, machte ich so meine Beobachtungen. Und wurde bis heute den Verdacht nicht los, daß es sich bei den zum Verkauf kommenden Vitaminen nicht nur um reine Vitamine handelt, sondern daß darin noch irgendein anderer Stoff enthalten ist. Leider habe ich keine Beweise dafür. Denn bei Einnahme normaler Vitaminpräparate zeigt sich kein derartiges Verhalten. Und daß man durch die Trainings und das Auditieren so eigenartig wird, kann ich mir eigentlich auch nicht vorstellen. - Weiter stellte ich fest, daß es in diesem Haus eine Unmenge Mitarbeiter gibt. Da wundert es einen dann nicht, daß die Leistungen so hoch bezahlt werden müssen. Ich kam mir vor wie in einem Bienenhaus; dauernd »schwirrten« andere Gesichter mit irgendwelchem Aktenmaterial unter'm Arm vorüber. Was diese Leute für Funktionen ausüben, ist mir bis heute noch ein Rätsel. Nun noch einmal zu meinem persönlichen Fall: Ich bekam mit der Zeit den Eindruck, daß es nur darum geht, den Interessenten so viel Kurse und Auditing zu verkaufen wie nur irgend möglich. Und ich finde die Geschäftspraktiken, daß man geradezu aufgefordert, besser gesagt, animiert wird, Schulden zu machen, sehr unseriös und gefährlich. Ich kann mir vorstellen, daß, wenn jemand seelisch labil ist, dieser sich das Geld auf die unmöglichste Art und Weise beschafft, nur um bezahlen und weitermachen zu können. Für das Life repair, aus welchem ich überhaupt keinen Nutzen ziehen konnte und das mir in keiner Weise einen bleibenden »Gewinn« brachte, (nur den weiter oben angeführten, und zwar am 18.2.77, daß ich im Laufe eines Prozesses plötzlich besser sehen konnte; dieser Zustand war jedoch von sehr kurzer Dauer. Außerdem dürfte dies darauf zurückzuführen sein, daß ich mich in diesem Augenblick in einem sehr entspannten Zustand befand), habe ich folgende Ausgaben gehabt: Beitrag für Life repairDM3.184.40 Buch »Selbstanalyse«DM23.00 Heft »Die Axiome der Scientology«DM6.00 Fahrtkosten u. ÜFDM290.00 Gesamtkosten DM 3.503.40 Nun, mehr kann ich leider meinem Erinnerungsvermögen nicht mehr entlocken. Womöglich ist eine Auditing-Übung eingebaut, um diese Dinge alle so schnell wie möglich wieder zu vergessen!?! Oder aber, weil die Fragen so unsinnig sind, daß man sie wohl wahrnimmt, aber dann gleich wieder vergißt. - Ende! (Unterschrift)